Der Staat Kentucky und Die Stadt Louisville, mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Elementes


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German Pages 312 Year 1873

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Der Staat Kentucky und Die Stadt Louisville, mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Elementes

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Den

deutſchen Pionieren von Louisville ! Von Friedrich Albert Schmitt. O

Das iſt des Urwalds heil'ge Rieſenpracht, Die nie noch eines Menſchen Fuß durchdrang, Wo nur in ſchauerlicher Waldesnacht Der wilden Thiere Kampfgeſchrei erklang ! Das iſt der „ ſchöne Fluß“, wo niept der Sohn einst Des Weſtens " ſeinen leichten Wigwam baute, Eh noch die gelbe Fluth gedient dem Frohn , Eh noch die ,,neue Welt “ entdeckt des Oſtens Argonaute. Nur ein Jahrhundert iſt ſeitdem entrollt, Daß noch in Wildniß dieſe Stätte lag, Wo nun mit jedem neuen Morgen hold Die Handelsſtadt begrüßt der junge Tag , Wo einſt das rohgefügte Blockhaus ſtand, Steht ein Palaſt nun an des Ufers Saume, Wo das Canoe ſich durch die Fluthen wand, Zieht nun ein Dampfer ſtolz die Furchen in dem Wellenſchaume Da iſt auch einſt in ſeel'ger Freiheitsluſt Des deutſchen Jägers rauhes Lied verhallt, Da iſt er dir geſunken an die Bruſt, Von Feindeshand getroffen , ernſter Wald. Da haſt du laut gerauſcht den Grabgeſang, Und haft der Flut die ernſte Mähr verkündet, Da haben Blumen bei dem Trauerklang. An ſeinem Grab einſam die Todeskerzen angezündet. Und als die Knechtſchaft in dem Vaterland Der Freiheit Kinder ihm vom Buſen trieb Da zogen ſie hinaus an fremden Strand, Deß Volk der Knechtſchaft Bande fühn zerhieb ; Da winkte ihnen aus dem fernen Weſt Ein Land, ſo ſchön als wie die deutſchen Gauen, Wo ſie beglückt im ſchüßenden Geäſt Des ſtolzen Freiheitsbaumes die eig'nen Hütten konnten bauen . Doch hier auch galt es manchen harten Strauß Für euch zu kämpfen ohne Unterlaß, Sie gaben euch in ihrem Staatenhaus Den Sklavenplaß aus – Nationenhaß. Da galt es, fühn den deutſchen Sinn bewahrt, Da galt es, euch als würdig zu beweiſen , Und als das Land zum Kampf auch euch geſchaart, Da bracht ihr mit der Schwarzen Sklavenfeſſeln eure Eiſen . Und nun des Dankes friſcher Eichenkranz Wird euch von uns, den Jungen , dargebracht, Weil ihr den Liedern eures Heimathlands In trüben Zeiten ringend Bahn gemacyt. Wenn wir in unſ'rer neuen Heimath froh Die Melodie'n des Vaterlandes pflegen , Und uns zu deutſdem Sang verſammeln , ſo ,,Soll unſer Lied den Kranz auf eure Siegerſtirne legen !"

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Der

Staat

Kentucky

und

Die

Stadt

Louisville,

mit beſonderer Berückſichtigung des

Deutſchen Elementes ,

von

L. Stierlin.

Dem

Liederkranze

zu ſeinem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum gewidmet von ſeinem Mitgliede G. S. Schuhmann .

Louisville : Gedrudt in der Dffizin des Louisville Anzeigers.

1873 .

Entered according to act of Congress in the year 1873 by G. S. SCHUHMANN in the office of the Librarian of Congress at Washington .

90.9 st5s

Caller

une

Erſte Abtheilung.

Die Pioniergeſchichte Kentucky's. (Die Beſiedelung des Dhiothals und ſpeziell Kentucy's . -- Verdienſte von Deutſchen um dieſelbe. Deutſche als Händler und Jäger ſchon vor Daniel Boone in Kentucky. Deutſche unter den fühnſten Indianerjägern . Ein Deutſcher der erſte Landbauer in Kentucky. — Deutſche die erſten Anſiedler im County Bourbon und die erſten Fabrikanten des berühmten Bourbon-Whisky. — Bemerkenswerthe Thaten von einzelnen Deutſchen vor, während und nach dem Unabhängigkeits Die Diözeſe Kampfe. Berühmte deutſche Bootsmänner auf dem Ohio. Bardstown als älteſte im Weſten .) Kentucky, insbeſondere der weſtliche Theil , war, ehe das Chiothal von den Weißen befiedelt ward, das Jagdgebiet mehrer Indianerſtämme des Weſtens, namentlich der Wyandots (von den Franzoſen Huronen genannt ) und der Schawaneſen, welche Leşteren ihren angeſtammten Jagdgrund mit beſonderer Eiferſucht und mit größerer Hartnädigkeit als irgend ein anderer Stamm gegen die weißen Eindringlinge bis zu Ende des vorigen Jahrhun derts zu vertheidigen ſuchten . Im Jahre 1672 waren ſie nebſt den Wyan dots, Ottawas, Eries (Kaßen), welche ſüdlich am Eriefee wohnten und dieſem ſeinen Namen gaben, und Andaſtes von dem mächtigen Srokeſenbund, dem ſiegreichen Gegner der franzöſiſchen Herrſchaft in Canada, aus dem Dhiothale vertrieben worden, kehrten aber, nachdem die Franzoſen , welche am 9. April 1682 durch den Ritter La Salle in einer feierlichen Proklama : tion das ganze Stromgebiet des Miffiffippi als „ Neufrankreid}" für den „älteſten Sohn der Kirche" in Beſig genommen, in das ſchöne Thal zurück, als der franzöſiſche Gouverneur Frontenac von Canada 1696, Rache für die Einäſderung franzöſiſcher Miſſionsſtätten nehmend, den Jrokeſenbund auf's Haupt ſchlug und im Jahr 1700 zu einem demüthigenden Frieden zwang . Die Macht des auf die fünf Nationen der Mohawks, Oneidas, Onondagas, Cayugas und Senecas beſtehenden Bundes ward vollends gebrochen , als

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4 de la Motte Cadillac im Jahre 1701 die Feſtung Pontchartrain an der Straße vom Erie- zum Huronſee erraute und damit die Grundlage von Detroit in Dhio legte, und als 1726 die Franzoſen am wichtigſten Paſſe des Niagara einen Militärpoſten errichteten . Die fünf Nationen ſtellten ſich von da unter das Protektorat Englands, während die Indianer des Ohio thals, die ſ. g . Miami- Indianer, die natürlichen Waffenbrüder der Fran 30ſen, dieſer Erbfeinde der Engländer, wurden , welche Leßteren in ihrem puri taniſchen Zelotismus die Rothhäute mit Feuer und Schwert zu vertilgen ſuchten, wohingegen die Franzoſen freundlich mit ihnen verkehrten und zum Theil mit ihnen Ehebündniſſe ſchloſſen , deren Frucht die liſtigen und ge ſchmeidigen franzöſiſchen Indianer wurden , welche an den Engländern (dyred liche Rache für die Mißhandlung ihrer Stammverwandten im Oſten nahmen . „ Neu- Frankreich " war in Departements getheilt, deren Vorſteher der höheren Autorität des Generalraths von Louiſiana unterſtanden. Detroit war der Verwaltungsfiß des Gebiets im Nordweſten von Ohio . Vincennes im heutigen Indiana war der erſte Poſten , von dem aus die Franzoſen den Ohio befuhren. Unter der Regentſchaft des liederlichen Herzogs von Orleans wurden 2000 Pfälzer zur Auswanderung nach Neu - Frankreich verleitet. Deſſen Finanzminiſter John Law ſuchte nämlich den zerrütteten franzöſiſchen Finan zen durch Errichtung einer „königlichen Bank “ mit einem Kapital von ſechs Millionen Franken , das aus 12,000 Aktien von je 500 Franken beſtand, aufzuhelfen, und um den Kredit der Bank zu heben, ward die „ Compagnie des Weſtens“ mit einem 25jährigen Monopol des Handels im Miſſiſſippi thale gegründet. Durch die übertriebenſten Schilderungen von dem Gold und Silberreichthum des neuen franzöſiſchen Weſtreiches und unter der Ver heißung freier Ueberfahrt und des Bürgerrechts nach dreijähriger Anſiede lung ließen ſich außer einer Menge franzöſiſcher Abenteurer und Schwindler auch 2000 Pfälzer Bauern zur Ueberfahrt nach New-Drleans, der 1718 mit großem Pomp gegründeten Hauptſtadt von Law's Eldorado, bewegen . Die jenigen von den Leßtern, welche nicht an den Folgen von Krankheiten in den Miſſiſſippi-Mündungen ſtarben, ließen ſich in den Cypreſſenwäldern des heutigen Kirchſpiels St. Bernhard nieder, wo ſie ſpäter mit Erfolg Tabak, Indigo und Reis zogen und Seidenzucht betrieben . An dieſe Gründer der erſten erfolgreichen Bodenkultur im Miſſiſſippithale erinnert noch der See Allemand. Um dieſelbe Zeit kam mit einem Herrn von Aaronburg eine Geſellſchaft Würtemberger und Elfäſſer nach dem Kirchſpiele St. Charles. Pater Vivier nannte in einem Miſſions -Bericht vom 17. November 1750 ,, dieſe deutſchen Colonien zur Zeit noch die bedeutendſten im ganzen Strom gebiet. “

Die auf Sdywintel bafirte Compagnie des Weſtens und die

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,, königliche Bank“ brachen bald zuſammen und ihr Gründer, der ſchottiſche Glücksritter John Law mußte vor der Volkswuth aus Frankreich flüchten . Ganz andere Verdienſte als um die Beſiedelung des Miſſiſſippithals haben aber Deutſche um die Beſiedelung des Dhiothals , um deſſen Beſit mit der Zeit ein Kampf zwiſchen den Romanen und Germanen entbrannte, der, gleich dem Kampfe um den Beſiß des ſchönen Rheinthales ſiegreich für die Leşteren endete. Die Verdienſte derſelben ſind aber leider nicht wie die der Engländer und Amerikaner in Geſchichtswerken verewigt worden, und wir können daher Emil Klauprecht nicht genug dafür danken, daß er die ſelben der Vergeſſenheit entriſſen hat in ſeiner ſchäßenswerthen ,, Deutſchen Chronik in der Geſchichte des Ohiothales ", welche von ihm aus den Geſchich ten und Manuſcripten der alten Pioniere ſelbſt, aus den Tagebüchern Zeis berger's, den Erzählungen Hedewelders, Loskiel's, Rundthaler und Andern, den geſammelten Traditionen in den engliſchen Bezirksgeſchichten der Ufer ſtaaten, aus alten Zeitungen und Monatsſchriften und den ſchriftlichen Sammlungen der Cincinnatier hiſtoriſchen Geſellſchaft mit großem Sammel fleiße zuſammengetragen worden iſt. · Wir haben dieſes von unſern Lands leuten längſt nicht nach Verdienſt gewürdigte Werkchen häufig bei den nach folgenden Mittheilungen benußt. Die Beſißnahme des ganzen Stromgebiets des Miffiffippi, alſo der un geheuren Region zwiſchen den Alleghanies und den Felſengebirgen, für Frankreich durch eine feierliche Proklamation des Ritters La Salle und das bald danach erfolgende Vordringen der Franzoſen im Weſten erregte böſes Blut bei den Provinzialregierungen und im amerikaniſden Volke. England beanſpruchte dieſen Theil des amerikaniſchen Kontinents auf Grund der Ent : dedungen der beiden Cabots, und ſeine Könige hatten mehren Colonien , wie Connecticut, Maſſachuſetts, Virginien das Gebiet zwiſchen den Breitengra den , welches ſie umſchloß, vom atlantiſchen zum ſtillen Dzean, verliehen . Insbeſondere Virginien ſuchte, auf ſeinen königlichen Freibrief geſtüßt, den Franzoſen auf dem Indianergebiet zuvorzukommen. Bereits 1667 hatte der Statthalter William Berkeley ein Erpeditionscorps zur Erforſchung des Weſtens unter Befehl des Hauptmanns Batte ausgeſandt, der auch bis an den Dhio fam , alſo früher ſchon, als der Jeſuitenvater Marquette, dem man im Jahre 1673 die Entdeckung dieſes Fluſſes zuſchrieb. Und als während 1709—1710 an 15,000 Pfälzer und Schwaben, durch eine freie Ueberfahrt verheißende Proklamation der Königin Anna veranlaßt, in die Colonien einwanderten, ſuchte der derzeitige Statthalter von Virginien , Spottswood, dieſelben zur Ausdehnung Virginien's nach Weſten hin zu benußen . Um die Deutſchen vorerſt an einem Außenpoſten zu konzentriren , gründete er die Stadt Germanna am Rapidan in der nach ihm genannten Grafſchaft Spotta fylvanien und erbaute ſich in der Mitte dieſer deutſchen Anſiedelung ein

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prachtvolles Schloß.

Germanna liegt noch an der Dit'eite der blauen Berge. Bald hatten die Deutſchen dieſen Zweig der Alleghanys überſchrit ten und verbreiteten ſich über das fruchtbare Shenandoathal auf beiden Seiten der Peaked Mountains, Wincheſter war der Grenzpoſten der Eng liſchen bis zur Vertreibung der Franzoſen aus dem Dhiothale und bis dahin

und noch weiter bis zum Südzweige des Potomac erſtreckte ſich eine faſt un vermiſchte deutſche Bevölkerung, die 1734 bereits vier lutheriſche Gemeinden , die von Wincheſter, Woodſtock, Straßburg und Staunton zählte . Gleich Virginien betrachtete auch Pennſylvanien das Ohiothal als ein fraft ſeines Freibriefs ihm zuſtehendes Gebiet. Deſſen Statthalter Reith faßte den Plan , die jährlich in großer Zahl in ſeinen Staat einwandernden Deutſchen, militäriſch organiſirt, unter eigenen Hauptleuten Beſitz vom Ohiothal nehmen zu laſſen. Die engliſche Regierung ging aber nicht auf den Plan ein , weil ſie die Zeit zur Anwendung von Gewalt gegen die Fran : zoſen noch nicht gekommen glaubte und verlegte ſich dafür auf's Intriguiren, indem ſie die Natchez- Indianer zur Vernichtung der gefürchteten Nebenbuhler aufheşte. In Folge dieſer Aufheßungen kam es zu langjährigen blutigen und grauſamen Kämpfen und Gemegeln zwiſchen Franzoſen und den auf Seiten Englands ſtehenden Indianerſtä :nmen, und die Franzoſen rächten ſich an den perfiden Engländern dadurch, daß fie förmlich Jagd auf alle das Miſſiſſippi- und Dhiothal bereiſenden engliſchen Händler machten. im Jahre 1742 nahmen ſie einen Deutſchen Namens Johann Salling gefangen, der mit einem gewiſſen John Howard in einem aus Büffelhäuten angefertigten Canoe den Ohio hinabfuhr. Dieſes John Salling erwähnt die Tradition als des erſten Abenteurers, der den Dhio ſeiner ganzen Länge nach befuhr. Er lebte in Williamsburg, der Hauptſtadt Virginiens, als ehrſamer Weber, ward aber eines Tags von einem deutſchen Händler Na mens M e hrlin , der ein Hauſirgeſchäft zwiſchen der Hauptſtadt und den deutſchen Thälern am Shenandoah betrieb und der die verlođendſten Sdil derungen von der Schönheit des Indianergebiets entwarf, bewogen, denſel ben auf ſeiner neuen Spekulationsreiſe nach Südweſten zu begleiten. Dort wurden ſie in der unbekannten Wildniß von Cherokeſen überfallen , Mehrlin entfam, aber Salling ward gepackt und als Gefangener nach den Dörfern des Stammes am oberen Tenneſſee mitgenommen und dort als Indianer naturaliſirt. Nachdem er daſelbſt drei Jahre als ,,Sohn der Wildniß " ver lebt, bemalt, und mit Ringen durch Naſe und Dhren, machte er mit den Cherokeſen eine Büffeljagd am Salt lid in Kentud y mit. Dort geriethen ſie aber in ein Gefecht mit Illinois- Indianern und Salling ward von dieſen gefangen genommen und nach Kaskoskia in Illinois ge bracht, wo eine alte Squaw, deren Gunſt er ſich erwarb, ihn als Sohn adoptirte . Nachdem er zwei Jahre lang mit den Illinois- Indianern Jagds

7 züge in die entfernteſten Gegenden, ſelbſt bis zum merikaniſchen Meerbuſen unternommen hatte, verkaufte ihn ſeine zärtliche Adoptivmutter an eine ſpaniſche Handelskarawane, die eines Dolmetſchers bedurfte. Mit dieſer kam er nach Canada und von dort kehrte er nach Williamsburg zurüd. Doch ließ es ihn daſelbſt nicht lange Ruhe und wie wir geſehn, ward er 1742, als er in einem Canoe den Dhio hinabfuhr, von den Franzoſen als ,, engliſcher Händler" gefangen genommen und bald darauf nahm auch Peter Chartier, ein Dolmetſcher und Händler der Franzoſen , mit 400 Schawaneſen die Bar ken zweier pennſylvaniſchen Kaufleute, des Peter Tiete und Jacob Dimmew, confiscirte die Barken ſammt dem Frachtgut und verbot ihnen unter Todesandrohung je wieder den Dhio zu befahren. Mit Jubel empfingen daher die über ſolche Gewalthandlungen aufge brachten Bewohner der Grenzbezirke die Nachricht von dem Ausbruche des Kriegs zwiſchen England und Frankreich, indem leßteres 1744 den Krieg an Maria Thereſia und den mit derſelben verbündeten Georg II. von England erklärt hatte. Noch im ſelben Jahre ſchloß auch Leşteres durch Vermittlung des deutſchen Conrad Weiſer in Lancaſter, Pennſylvanien, mit den fünf Nationen , die ſich noch immer als rechtmäßige Herren des Ohiothals betrach teten, einen Vertrag ab, der ihm an dem bereits unter ſeinem Protektorat ſtehenden Ländereien des Weſtens das unbeſchränkte Eigenthumsrecht ſichern ſollte. Dieſer Conrad Weiſer, ein geborener Schwarzwälder, war 1710 init ſeinem Vater und ſieben Geſchwiſtern mit den 5000 Deutſchen , die in Folge der Verſprechungen der Königin Anna auswanderten, in New York gelan det, wo ſie bekanntlidy, nachdem ſie blühende Niederlaſſungen am Hudſon und Schoharie gegründet hatten, von den Grundherrn ſchmählich um die Früchte ihres Fleißes betrogen wurden (das Nähere hierüber iſt in Friedrich Rapp's Geſchichte der deutſchen Einwanderung, Band 1 zu finden .) Der junge Conrad erwarb ſich eine genaue Kenntniß der Sprache der fünf Na tionen, die ihn als ihren beſten Freund betrachteten. Die Regierungen Vir giniens und Pennſylvaniens ernannten ihn daher zu ihrem Indianeragen ten . Leider konnte er es nicht verhindern , daß die Indianer in jenem Ver trag von Lancaſter von jenen Regierungen arg beſchwindelt wurden , was 30 Jahre ſpäter zu einem furchtbaren Rachekrieg von Seiten der Leßtern führte. Bald bildeten ſich nun in Virginien und Pennſylvanien Geſellſchaften zur Monopoliſirung des immer einträglicher werdenden Handels mit Pelzen und Häuten im Indianergebiet, unter Andern die ,, Dhio - Compagnie ", ein Verein virginiſcher Kaufleute und Pflanzer, an deren Spiße der Oberſt Thomas Lee, der beim Vertrag von Lancaſter die Indianer beſchwindeln half, ein Vorfahr des durch den jüngſten Bürgerkrieg berühmt gewordenen Generals Lee, Lorenz Waſhington, der Großvater von George Waſhington und andere ſtanden, und die von der engliſchen Krone eine halbe Million

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Ader und das Monopol des Pelzhandels erhielt unter der Bedingung, daß ſie binnen ſieben Jahren hundert Familien anſiedeln und zum Schuße der Anſiedlung ein Fort bauen würde. Alle dieſe Geſellſchaften ſpekulirten auf deutſche Einwanderer. Aber die virginiſden Geſellſchaften, namentlid, für die „ Dhio -Compagnie“, der die Anſiedlung von hundert Familien zur Bedingung für die Realiſirung ihres Grant gemacht war, fanden ein großes Hinderniß an einem in Virginien geltenden Gefeß, das den deutſchen Ge meinden eine drückende Kirchenſteuer zum Beſten der engliſch -biſchöflichen Geiſtlichkeit auferlegte. Lorenz Waſhington, der nad Lee's Tode Präſident der Dhio- Compagnie war, klagt in einem Schreiben an deren Agenten in London , daß ſeine Bemühungen, deutſche Bauern nach dem Dhio-Lande zu bringen, erfolglos geblieben ſeien , da dieſelben keine engliſchen Geiſtlichen, deren Predigten ſie nicht einmal verſtänden , bezahlen wollten , und in einer Nachſchrift bemerkt er, daß Deutſche in Pennſylvanien 50,000 Ader des Dhio-Landes nehmen und mit 200 Familien beſiedeln würden, wenn die Kirchenſteuer nicht wäre. Lorenz Waſhington ſeşte es endlich beim engliſchen Parlament durch, daß, wenn auch nicht die Kirchenſteuer aufgehoben, ſo doch den deutſchen Gemeinden das Verſprechen ertheilt ward, daß 600 Pfund von der Steuer an ihre eigenen Kirchen zurücbezahlt werden ſollten. Tie Franzoſen ſuchten dieſe ihnen ſo gefährlichen Unternehmungen auf jede Weiſe zu durchfreuzen und der Marquis de la Sall foniere, General Gouverneur von Neu - Frankreich, ſandte den Hauptmann Celeron de Bien : ville mit 300 Soldaten von Detroit ab, um Beſiß von dem bisher von den Franzoſen vernachläſſigten obern Theile des Dhio Stromgebiets zu nehmen , und der Nachfolger Gallifoniere's, der Marquis Duquefon, machte ſich ſogar an eine Befeſtigung des Dhiothales vom Erieſee herab bis zur Gabel des Alleghany und Monongahela, um den engliſchen Händlern und Anſiedlern den Weſten zu verſchließen, und es gelang ihm auch 1754 die Virginier von der Gabel des Dhio zu vertreiben . Da bewirkte endlich vier Jahre ſpäter ein einfacher deutſcher Mann, Lehrer unter den Indianern , Chriſtian Fried rid Poſt von der „ Brüder- Unität“ zu Fethlehem in Pennſylvanien, was England mit Gewalt und Intrigue bisher nicht zu bewirfen vermocht hatte : den Sturz der franzöſiſchen Herrſchaft am Dhio . Dieſe „Bruder-Unität" ſpielte überhaupt eine wichtige, man kann ſagen weltgeſchichtliche Role in der Beſiedelung des Weſtens dieſes Kontinents . Sie beſtand aus Herrn hutern, die im Jahre 1735 vom General Dglethorp, vormals Adjutant des Prinzen Eugen, dazu veranlaßt, nach Georgien kamen und dort eine Nieder: laſſung ,, Ebenezer“ gründeten , auch bei der Colonialverwaltung die Ab ſchaffung der Sklaverei daſelbſt erwirkten, durch ein Dekret, welches erklärt : Sklaverei, das Unglück, wenn nicht die Schande der andern Plantagen, iſt in Georgien verbeten. Mag Habſucht und Geiz ſie vertheidigen, es lebt ein

9 ehrlicher Widerwille in der Menſchenbruſt gegen den Kauf und Verkauf unſerer Mitmenſchen als Waare und Eigenthum ." Als ſie aber beim Aus bruch des Krieges mit Spanien in die Miliz treten ſollten, gaben ſie ohne Klage ihre zu ſchönſter Blüthe gediehene Niederlaſſung auf, zogen nach Penn fylvanien und gründeten dort an den Gabeln des Delaware Betlehem, das „ Herrenhut Nordamerika’s “ . Von dort aus widmeten ſie ſich mit heiligem Eifer der Bekehrung der Indianer. Und keine andere Glaubensgenoſſen ſchaft kann ſich ſolcher Erfolge unter den Indianern rühmen, wie die biedern Herrnhuter. Aber gerade ihre Erfolge zogen ihnen Haß und Verfolgung zu , ſowohl von Seiten der Händler, welche bei den durch die Herrnhuter geſitte ter gewordenen Indianern nicht mehr ſo viel Sdnaps und unnüßen Tand anbringen konnten, wie von Seiten der Yankeeprediger, die durch ihren Fa natismus die Indianer mehr abgeſchreckt als angezogen hatten. Die wüthendſten Verfolgungen hatten ſie jedoch in Connecticut und New-York zu erleiden , weil ſie, da ihnen jede Eidesleiſtung verboten iſt, die damals von den Landesgeſeßen vorgeſchriebenen zwei Eide nicht leiſten wollten , von denen der eine dahin ging, „ daß König Georg der geſeßliche Landesfürſt ſei und daß man dem Prätendenten (den Stuarts ) keinen Vorſchub angedeihen laſſen wolle“, und der zweite dahin, daß man die Stoffumwandlung beim Abendmahle, die Anbetung der Jungfrau Maria, die Lehre vom Fegfeuer u. dgl. “ verwerfe. Die Verweigerung dieſer Eidesleiſtungen ward von den Feinden der Herrnhuter dazu benußt, den Pöbel gegen ſie als „Feinde Englands und geheime Papiſten “ aufzuheßen. Die Statthalter von New York und Connecticut verboten ihre Verſammlungen, die Gefeßgebung New York's verfügte die Verbannung „aller verdächtigen Perſonen, welche die Eide verweigerten “ und verbot den Brüdern Bekehrung und Unterrichtung der Indianer. David Zeisberger und Chriſtian Friedrich Poſt, welche in den Dörfern der Jrofeſen die Sprachen der fünf Nationen hatten erlernen wollen, wurden als Landesverräther ergriffen und in's Gefängniß geworfen und ſie konnten froh ſein, als man ſie nach langer Haft nach ihrer Heimath Betlehem entließ. Der edele Graf Zinzendorf, der auf ſeinem Gute Berthelsdorf in der Oberlauſit der in Mähren verfolgten, von dem Zimmer mann Chriſtian David geſtifteten Sekte der Herrnhuter, auch mähriſche Brüder genannt, ein Aſyl gewährt hatte und dann ſelbſt ihr eifrigſter An hänger ward, kam im Jahre 1742 mit ſeiner Tochter Benigna ſelbſt nady Pennſylvanien. Hier ſchloß er , mit Hülfe Weiſer's und Spangenberg's, ein Freundſchaftsbündniß mit den fünf Nationen , aber dieſe wurden bald darauf von den Franzoſen zum Kampf gegen England gewonnen und nun wurden die Herrnhuter wieder als , Papiſten " verdächtigt und verfolgt. Und dieſe Verdächtigung und Verfolgung hörte nicht eher auf, als bis auf Seiten der Franzoſen ſtehende Indianer am 24. November 1755

10 das herrnhutiſche Dorf Gnadenhütten, das jenſeits der blauen Berge im Carbon-Bezirke nahe der Mündung des Mahagonybadhs in den Lehigh lag, 1 in Brand ſteckten, wobei elf Perſonen ihren Tod in den Flammen fanden . Dieſe Gräuelthat rettete übrigens Betlehem vor gleichem Schichſale, indem die Verdächtigung der Herrnhuter als geheimer Papiſten und Franzojen freunde dadurch ſchlagend widerlegt ward . Und zwei Jahre ſpäter gelang es dem Herrnhuter Chriſtian Friedrich Poſt, der auf den Vorſchlag Span genberg's vom Statthalter Pennſylvaniens nach dem Dhio geſandt ward, die England noch feindlichen Indianerſtämme zum Abfall von Frankreich zu bewegen .

Am 15. Juli 1758 verließ Poſt Philadelphia, und am 25 .

Auguſt gelang es ihm, dem franzöſiſchen Fort Duquesne gegenüber, mehre mit den Franzoſen verbündeten Indianerſtämme zum Abſchluß eines Frie denstraktats mit England zu veranlaſſen. Auf der Farmſtätte des Oberſten Johnſon bei Ober-Piqua im Miamibezirk Ohio's ſchlugen die den Franzoſen treu gebliebenen Indianerſtämme die leßte Schlacht unter der franzöſiſchen Fahne, und mit dieſer Schlacht endete der Krieg der Franzoſen im Dhiothale. An der Stelle von Fort Duquesne entſtand nun Fort Pitt, das ſpätere Pittsburg, unter dem Geſange deutſcher Kriegslieder, indem die Beſaßung aus 850 Mann vom deutſchen Regimente royal american unter Oberſt Stanwir und 4,300 pennſylvaniſchen und vir giniſchen Milizen, worunter viele Deutſche, beſtanden. Ter Oberit Heinrid Bouquet, ein Schweizer, der das Commando von Fort Pitt und Umgebung übernahm, commandirte ſeine Truppen auf deutſch. Zu Eaſton ſchloſſen die Engliſchen im Oktober einen Friedensvertrag mit den Jrokeſen und ihren Verbündeten , wovon wiederum Poſt die erſte Kunde an den Ohio brachte. Die Geſchichtſchreiber Berfins und Taylor erkennen an , daß Poſt es war, der der brittiſden Krone Fort Duquesne und damit den Schlüſſel zum Weſten ſicherte. Der Vertrag von Eaſton, der den Indianern das geſammte Land weſt lich von den Alleghanygebirgen als Jagdgrund zuſicherte, ward jedoch von den Weißen als todter Buchſtabe betrachtet. Abenteurer und Spekulanten aller Art durchzogen das Dhiothal und die virginiſche Regierung hatte nicht nur ihren freiwilligen Truppen reidie Landſchenkungen zugeſichert, ſondern auch eigenmächtig den Anſiedlern im Dhiothal ,freie Heimſtätten " zugeſagt . Blutige Conflikte mit den alſo betrogenen Indianern konnten daher nicht ausbleiben und 1763 kam es zu einem allgemeinen Kriege der Indianer gegen die Weißen, in welchem allein im weſtlichen Virginien 20,000 Men îchen von ihren Heimſtätten vertrieben wurden . Im April des folgenden Jahres ſchloß General Johnſon, Agent der indianiſchen Angelegenheiten, einen allgemeinen Friedensvertrag mit den Iridianern des Weſtens. Dieſe wurden dabei wieder wie gewöhnlich beſchwindelt. Sie hatten nämlich zur

11 Bedingung gemacht, daß der Susquehanna, Alleghany oder höchſtens der Dhio die Weſtgrenze für die Weißen ſein ſolle, Johnſon umging dies jedoch, indem er in den Vertrag eine reiche Entſchädigung an Land im Weſten für alle Händler, welche während des Kriegs von 1763 ihre Güter verloren hatten, einſchmuggelte. Eine noch größere Beſchwindelung ward aber mehre Jahre ſpäter verübt, indem die Statthalter der verſchiebenen Provinzen im Oktober 1768 Abgeordnete der durch die Tuscaroras verſtärkten fünf Na tionen, die bekanntlich uſurpatoriſche Rechte auf das Dhiothal geltend mach : ten, in Fort Stamvir zuſammenkommen und eine Akte unterzeichnen ließen, welche den Rechtsanſpruch jener Nationen auf das geſammte Land ſüdlich vom Dhio und Adeghany den Engliſchen übertrug . Dieſer Schwindel- Traktat mußte zum großen Theil die Rechtstitel

Kentucky's und des weſtlichen Virginien und Pennſylvanien an ihr Land liefern . Raſch bildeten ſich nun Geſellſchaften von Landſpekulanten . George Waſhington, der 10,000 Acer Dhio - land für ſeine während des franzöſiſchen Kriegs geleiſteten Dienſte vom engliſchen König zum Geſchenk erhalten hatte, ſtellte ſich an die Spiße einer , Miſſiſſippi- Compagnie “ , welche vom König einen Grant von zwei und einer halben Million Acker Dhio Land erbat, und 1770 fuhr er in Begleitung ſeines Agenten William Craw ford den Ohio hinab und vermaß zwiſchen den beiden Kanawha's 32,337 Ader mit einer Fronte von 134 Meilen am Ohio und 23,216 Acer am großen Kanawha mit einer Flußfront von 40 Meilen , und außerdem erwarb er 15 Meilen unterhalb Wheeling, 587 Acker, mit einer Flußfront von 24 Acker. Auch er ſuchte bei ſeinen Landſpekulationen deutſche Anſiedler für dies Land zu gewinnen . Im Februar 1774 ſchrieb er von Mount Vernon an James Tilghman in Philadelphia, daß ,, Beweggründe des Intereſſe wie der Politik" eine raſche, erfolgreiche und wohlfeile Beſiedelung dieſer Ländereien am Ohio nothwendig machen, daß aber von den ihm dieſerhalb gemachten vielen Vorſchlägen keiner beſſere Ausſicht auf Erfolg gewähre, als „ die Ueberſiedelung von Deutſchen, Pfälzern“ . Er fragte Tilghman, wie dieſe Ueberſiedelung am Beſten zu leiten fei, ob er einen intelligenten Deut idhen nach Deutſchland ſenden folle, um dort die Auswanderung, die Ein ſdiffung in Holland und dergleichen zu leiten . In derſelben Angelegenheit wandte er ſich an den Rheder Henry Riddle in Philadelphia und verſprach den deutſchen Bauern koſtenfreie Reiſe nach dem Potomac und Ohio , Unter ſtüßung an Lebensmitteln bis zur erſten Ernte, vierjährige Befreiung vom Pachtzins, wenn kein Haus auf dem Lande iſt. Allen dieſen Plänen zur Befiedelung des Ohiothales machte jedoch der inzwiſchen ausbrechende Unabhängigkeitskrieg ein Ende . Doch dieſe Beſie delung fand nun von einer andern Seite her ſtatt. Was das Capital und Anſehen von Geſellſchaften und Privaten im Oſten nicht vermocht hatte

12 ſchreibt Klauprecht in ſeiner Chronit - die Beſiedelung der Fort- Stanwir : Ceffion, war unterdeſſen von unbekannten , mittelloſen Abenteurern von einer andern Richtung her unternommen worden . Die erſten Durchforſcher ihres weſtlichen Theils — Rentud y — famen nämlich nicht von Pennſylva nien und Virginien den Dhio herunter, ſondern drangen von Nord- Carolina durch die Cumberland-Schlucht. Es waren verwegene Jäger oder Händler mit den Cherokeſen , von welchen ein gewiſſer McBride die älteſte Spur hin terlaſſen , indem er 1754 ſeinen Namen mit dieſer Jahreszahl in eine Buche an der Mündung des Kentucyfluſſes ſchnitt. Ein Kriegspfad der Indianer führte damals von der Cumberland- Furt, dem Hügellande, am Oſtzweige des Kentudy entlang und über den Lidingfluß nach der Mündung des Scioto. Er ſtellte die Verbindung zwiſchen den Indianern des Südens und denen des Ohiothales her und auf ihm erwarben die Händler von Birginien und Nord- Carolina die auf den Jagdgründen der Leşteren erbeuteten Pelze und Häute. Der Virginier Walker, welcher auf dieſem Pfade 1758 zum Ohio vordrang, gilt als der erſte Entdecker der Cumberland- Gebirge ; er gab ihnen den Namen des tapfern engliſchen Herzogs. In 1767 kam John Finlay mit einem Häuflein Gefährten von Nord- Carolina auf einem Jagds zuge nach Kentudy, ein Name, der damals ſelbſt in Virginien noch unbe kannt war. Unter den tapferſten und wagluſtigſten dieſer Abenteurer erſcheinen in frühſten Zeiten Deutſche, die aus den großentheils von Deutſchen bevölkerten Nord- und Weſt-Bezirken Nord- Carolina's, aus Granville, Stokes, Medlen burg, Lincoln vorgedrungen waren . Georg Jäger , einer der tüd) tigſten Schüßen und Fallenſteller, ward der Lehrer des berühmten Simon Renton, als dieſer ſpätere Held des Dhiothales wegen eines muthmaßlichen Mordes aus Virginien entflohen war. Kenton hatte nämlich einen gewiſſen William Veady, der ihm ſeine Braut entriſſen, auf einem einſamen Wald pfade überfallen , ihn an ſeinem langen Zopfe um einen Baum geſchlungen und dermaßen mißhandelt, daß er für todt auf dem Raſen liegen blieb. Aus Furcht vor dem Gerichte war er nach dem Weſten entflohen , dem damaligen Aſyle ſo vieler in den Provinzen dem Gefeße Berfallenen . Unter dem an genommenen Namen Butler ſtieß er im Jahre 1771 am großen Kanawha zu Jäger.

Dieſer erzählte dem Geächteten zuerſt vom “ Cane-land ” (Rohr

land) , von den Dhio - Indianern Kentudy genannt, und feßte ſeine jugend liche Phantaſie durch ſeine Beſchreibungen von den neuen fruchtbaren Land ſchaften und deren Wildreichthum in Flammen . Jäger war der unzertrenn liche Begleiter Kenton's auf allen ſeinen Jagdzügen während der Jahre 1771 bis 1872 und wurde an ſeiner Seite im folgenden Jahre in einem Lager am großen Kanawha von den Indianern erſchoſſen .

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Ein ihm ähnlicher Waldſohn war Michael Sch ud , der zu gleicher Zeit mit dem berühmten Bärenjäger Boone nach Kentucky vordrang . Seine Eltern waren aus Deutſchland eingewandert und ſammt ſeinen Ge ſwiſtern im Grenzlande Nord - Carolina's von den Indianern getödtet wor: den. Eine achtjährige Waiſe war er im Walde zurückgeblieben und in der einſamen Blochütte, auf ſich ſelbſt und ſeinen Lebensunterhalt angewieſen, mit dem Inſtinkt eines Panthers und dem Blicke eines Adlers großgewach fen . Schneeweiße Haare und eine rieſige Geſtalt zeichneten dieſen deutſchen Indianer aus . deſſen Jagdzüge und Kämpfe mit den Rothhäuten Phantaſie gebilde eines Romanſchriftſtellers zu ſein ſcheinen . (Schuck war Boone nach Miſſouri gefolgt, in deſſen Wildniſſen er den Geiſt ausbauchte. Seine Bio graphie befindet ſich im Missouri Intelligencer vom November 1829) . Nicht minder bekannt machten ſich in dieſem Urwaldsleben die deutſchen Pioniere Kaſpar Manſco, David Link, Chriſtoph Stopf und Georg Hofacker. Der Lestere zeichnete ſich ſpäter in einem Treffen mit den Cherokeſen bei Heaton's Station (20. Juli 1776 ), beſonders aus. Bereits in 1770 hatte auch das Volk vom New - River, Holſtein und Clinch ein Expeditionscorps zur Durchſpähung des Dhiogebietes ausgeſandt. Es beſtand aus vierzig mannhaften Waidleuten unter Anführung des Oberſten James Knor. In Jagdhemde aus Hirſdhäuten, Leggins und Mocaſſins gekleidet, die Büdſe auf der Schulter, folgten dieſe Abenteurer dem Laufe des Cumberland, in deſjen Wäldern es damals an Heerden von Büffeln und Hirſchen wimmelte ; ſie entdeckten an der Stelle des heutigen Naſhville den French Lic. Wegen ihrer mehrjährigen Abweſenheit von Hauſe wurden dieſe vierzig Nimrode die langen Jäger genannt. Auf der Nordſeite des Big Barren; drei Meilen von dem durch das verſchanzte Lager der Seceſſioniſten fo berühmt gewor denen Bowling Green im Bezirk Warren, Kentucky ,ſteht eine Gruppe alter Buchen , welche zum Lagerplaß einer Abtheilung dieſer Abenteurer ge dient haben muß, denn auf dem dickſten dieſer Bäume ſtehen dreizehn Namen eingeſchnitten mit dem Datum des 13. Juni 1775, unter ihnen die folgens den : Johann Jad mann , Valentin Hermann , E. Butge und Nic . Nall. Vorerſt ſahen zwar die Indianer des Dhiothales den Wanderungen der Weißen durch ihre jüdlichen Jagdgründe ruhig zu , aber ſie duldeten keine Anſiedelungen auf denſelben. Ihr Recht auf Kentucy war auch troß des Fort Stanwir -Schwindels von den engliſchen Abenteurern damals allgemein anerkannt. Der berühmte Thomas Bullitt, welcher im Sommer von 1773 den Dhio hinabfuhr, legte vorher an der Mündung des Scioto bei, um fich bei den Schawaneſen die Erlaubniß zur Jagd in Kentucky zu holen , obgleich die virginiſche Regierung dies Gebiet bereits unter dem Namen eines Be zirkes Fincaſtle ihrer Provinz angeſchloſſen hatte .

Unter dem Deck

14 mantel dieſes Jagdzuges vermaßen die Gefährten Bullitt's im ſelben Jahre das anmuthige Thal, in dem heute Frankfort ſteht und entwarfen für John Campbell und John Connolly den Plan von Louisville. Und General Thompſon von Pennſylvanien fuhr verſtohlen den Dhio hinnnter, ſchlich ſich in die Wildniß des Liding und legte an deſſen Nordgabel mit Er laubniß Virginiens die Landſchenkungen für die Soldaten ſeiner Provinz aus, welche im franzöſiſchen Kriege gedient hatten. Gleichzeitig mit dem Eindringen weißer Abenteurer in Weſtvirginien und Kentucky gründeten die deutſchen Herrnhuter Dörfer im Norden des Ohio, 1770 unweit der Mün dung des großen Barren ein Dorf, dem Zeisberger den Namen „ Friedens dorf “ gab, und 1772 am Tuscarawa, dem Oſtarme des Muskingum, das Dorf Schönbrunn. Es waren die erſten von Weißen im Dhiothale gegrün: deten Dörfer. Es würde uns hier zu weit führen , die Geſchichte dieſer merk würdigen Herrnhuter -Niederlaſſungen zu verfolgen und müſſen wir uns hauptſächlich auf das, was unſern Staat ſpeziell betrifft, beſchränken . Erſt vier Jahre nach Gründung des Dorfes Friedensdorf warı in unſerm Staate die erſte Blodhütte erbaut, von James Harrod, der mit dieſer Hütte den Grund zum heutigen Harrodsburg legte. Und wie Poſt und Zeisberger die erſten Weißen waren, welche das erſte Maisforn auf der Nordſeite des Dhiothales anpflanzten , fo war es auf unſerer Seite ebenfalls ein Deutſcher, Johann Herrmann , der das erſte Getraidefeld in unſerm Staate an der Oſt eite von Harrodsburg bebaute, ſo daß man mit Recht ſagen kann, daß Deutſche die erſten Landbauer im Miffiffippi- und in Dhiothale waren . Die jeßt häufiger werdenden Niederlaſſungen der Nachfolger Jäger's, Schud's, Boone's, in Weſtvirginien und Kentucky , ſtachelte die Ohio- India ner, namentlich die Schawaneſen, Cayugas und Senecas zu immer größerer Feindſchaft gegen die Engliſchen an, die aber erſt dann zum offenen Auß bruch kam, als der Statthalter von Virginien, Lord Dunmore, ſich auf den Freibrief der engliſchen Krone und den Vertrag von Lancaſter ſteifend, durch ſeinen Neffen Connolly Pittsburg mit dem Gebiet des Monong ahela für Virginien in Beſiß nehmen ließ und dieſer ſaubere Neffe die Grenzbevöl ferung gegen die Indianer aufhezte, indem er in einer Proklamation gegen die Schawaneſen warnte und zur Vergeltung für jedes ihnen angethane Un recht aufforderte. Die in Folge dieſer Aufheßungen an Indianern verübten Gräuel ſpornte dieſe zu blutiger Rache. Raum hatten Boone und Michael Steiner von den Ufern des Elkhorn und Kentucky die Familien der Feldmeſſer und Pioniere nach den befeſtigten Stationen in Sicherheit brin: gen können, als es an der Mündung des großen Kanawha, am 10. Oktober 1774 zu einer furchtbaren Schlacht zwiſchen den Ohio - Indianern und den Provinzialen unter General Andreas Lewis fam . Die Indianer wurden

15 beſiegt, aber der Sieg war theuer erfauft. Unter denen, die ſich durch be ſondere Tapferkeit in dieſer Schlacht (bei „ Point Pleaſant“) hervorthaten, werden genannt der Hauptmann Johann Nieswanger, ( deſſen Tochter den fühnen Pionier Hamilton Kerr ehelichte ), Heinrich Span, Friedrich Munkel, Sohann Fein, welche Leşteren im Hülfécorps der Schüßencompagnie des Hauptmanns Evan Shelby von Tenneſſee ( Vaters von Ifaac Shelby, nach: maligen Gouverneur von Kentucky) kämpften . Zu einer Verfolgung dieſes Sieges kam es jedoch nicht, denn obgleich unmittelbar nach der Schlacht Oberſt Wilhelm Chriſtian (ein in Staunton erzogener deutſcher Abfömmling, der eine Schweſter Patrick Henry's ehelichte und als Pionier Kentucky's im Kampf mit den Indianern fiel und von dem noch ein Bezirk -County — des Staates ſeinen Namen trägt) mit 300 Mann aus dem noch Fincaſtle Bezirk genannten Kentucky heranrückte, ſchloß Lord Dunmore raſch einen Friedensvertrag mit den Schawaneſen , worin ſich dieſe nur anheiſchig machten, keine Jagdzüge mehr nach dem Süden des Ohio zu unternehmen . Der Anlaß zu dieſem unverhofften Friedensſchluß war der Ausbruch der Revolution im Oſten und der Wunſch des Lord, die Dhio- Indianer den Eng ländern im Kampfe gegen die aufſtändiſchen Colonien geneigt zu erhalten . Nach dem Friedensſchluß kehrten Daniel Boone, James Harrod und die andern Pioniere, die ſich an der Schlacht bei Point Pleaſant betheiligt hatten, in die Wildniſſe Kentucky's zurück, Inzwiſchen bildete ſich in Nord Carolina unter den Auſpizien des Richters Henderſon und unter dem Namen Tranſylvania - Compagnie ein Landverein, der den Cherokeſen für angeblich zehn Tauſend Pfund Sterling zwei Provinzen abgekauft hatte, von der die eine das Gebiet zwiſchen den Flüſſen Kentucky und Cumberland mit der Nordgrenze des Dhio in ſich ſchloß. Daniel Boone trat in die Dienſte dieſer Compagnie, deren Coloniſten er mit ſeiner Art einen Pfad für Padpferde von den Niederungen des Holſtein durch die Wälder gehauen hatte . Lord Dunmore erklärte zwar in einer Proklamation den Ankauf für geſekwidrig, da das angefaufte Land eine Domäne Virginiens fei, aber die Compagnie ließ ſich dadurch nicht beirren und gründete die Stationen Boone 8 borough , Harrodsburg , die Kochquellen -Anſiedlung und St. Aſaph. Die Coloniſten erwählten auch eine geſeßgebende Verſammlung, die von Henderſon höchſt feierlich eröffnet ward und die drei Tage lang unter einer rieſigen Ulme tagte und die Einſeßung von Gerichtshöfen verordncte . Inzwiſchen hatte Virginien den Statthalter Lord Dunmore weggejagt. Die Coloniſten ihrerſeits hatten ſich, von der Habſucht Henderſon's und Genoſſen angewidert, von der Tranſylvania- Compagnie losgeſagt und den Major George Rogers Clark - dieſen ſo berühmt gewordenen Protektor Kentucky's, der ſchon 1774 an der Mündung des kleinen Kanawha eine Geſellſchaft Pioniere zur Beſiedelung Kentucky's geſammelt hatte – und Gabriel Jones

16 als Abgeordnete an die virginiſche Gefeßgebung mit einer Bittſchrift geſandt, worin fie um Anſchluß ihres Gebiets an Virginien baten . Die Geſeßgebung bewilligte 1776 das Geſuch und annektirte das neue Gebiet als County „ Kentucky “ dem Staate Virginien . Auf jener Bittſchrift der Pioniere Kentucky's befinden ſich die Namen der Deutſchen Georg Uhland , Hermann Confoly , Johann Marfeld , Bernhard und Conrad Walther , Peter Paul , Johann und Andreas Haus , Wilhelm Meyers. Der Lektgenannte war ein ſehr unter : nehmender Mann , der erſte Landagent und “ General Locator ” im Ohio: thale , erwarb viele Grundſtücke und einen Antheil an den Salzwerken am Bullit Lid , wo zuerſt im Weſten Salz im Großen fabrizirt wurde. In dieſen Salzwerken waren 500 bis 600 Perſonen beſchäftigt, darunter viele Teutſche, von denen Louis Collins in ſeinen " historical sketches of Ker tucky ” Chriſtian Krebs als „ löwenmuthigen Jäger “ beſonders hervorhebt . Deutſche Anſiedler hatten um jene Zeit auch ſchon im County Maſon eine Station – wie man die zur Vertheidigung gegen die Indianer befeſtigten mit Namen Strode's Station und ſechs Reihen von Blockhütten nannte Meilen von Harrodsburg die „ deutſche Station“ (dutch station) errichtet und in dem Verſammlungshauſe der Leşteren fand die erſte Sigung des Diſtriktsgerichts des Diſtrikts Kentucky " ſtatt. Butler erzählt, daß die angloamerikaniſchen Pioniere fich ſo ſehr an die Klänge der deutſchen Sprache gewohnt hatten, daß wenn man in der Wildniß neben der engliſchen eine andere vernahm, dies als ein Warnungszeichen eines Indianerüberfalles galt. Von den Indianern wurden die Deutſchen gewöhnlich ,,Schoharies " genannt, ein Name, mit dem ſich der Begriff der Genauigkeit und Sparſamkeit verbindet. Als bald nadyher der Unabhängigkeitskrieg ausbrad), ſtanden die In dianer größtentheils auf Seiten der Engländer, welche ſie ſchon vorher für ſich geneigt zu machen und zu werben geſucht hatten . Die Pioniere Ken : tucky's wie des Chiothales überhaupt geriethen nun zwiſchen zwei Feuer. Doch der fühne Virginier George Clark, der inzwiſchen zum Dberſtlieutenant befördert war, ſchüßte ſie durch ſeine Umſicht und Tapferkeit ſo gut er konnte und bradyte mit ihnen den Britten manche herbe Niederlagen bei . Er fuhr am 24. Juni 1778 mit vier Milizcompagnien und einigen Trappers und Jägern, darunter Michael Schuck, Bernhard Helm u. A. ſtromabwärts und entriß den Händen der Britten die beiden Hauptpoſten von Illinois und überrumpelte im Februar 1770 mit 170 Mann Kreolen und Kentuckier Vine cennes, von wo aus der Lord Statthalter Hamilton die Anſiedelungen in Kentudy zu überfallen beabſichtigte, und nahm denſelben gefangen . Leider konnte er es nicht verhindern , daß inzwiſchen die kühnen Führer der in Ren : tucky zurückgebliebenen Pioniere , David Boone und Simon Renton , mit 28

17 Gefährten, als ſie bei den Blue Lids Salz für die Anſiedelungen kochten , von Schawaneſen überfallen und nach dem Dorfe Alt Chillicothe am kleinen Miami geſchleppt wurden. Nach halbjähriger Gefangenſchaft entwiſchten Beide und kamen gerade zur rechten Zeit wieder in Boone's Heimath, Boonesborough, an, um die Angriffe eines Haufens franzöſiſcher Canadier und Wilder, die den ſchwach befeſtigten Ort einer zehntägigen Belagerung unterworfen hatten, zurückſchlagen zu helfen. Ein harter Schlag für die Kentudier war auch die Niederlage eines Erpeditionscorps auf dem Rück wege von Lerington , welches deſſen Gründer Robert Patterſon 1775 hatte vermeſſen laſſen, während ihrer Vorüberfahrt an der Stelle, wo jeßt Weft- Covington ſteht, durch einen Haufen Indianer. Die Verlegenheiten der Anſiedler. mehrten ſich mittlerweile durch An ſprüche, die Spanien an das Dhiothal erhob. Frankreich hatte kurz vor dem . Friedensſchluſſe mit England 1762 das Gebiet Louiſiana an Spanien abge: treten und im Jahre 1780 erklärte Spanien , welches inzwiſchen gleich Frankreich ſich mit den Colonien gegen Großbrittanien alliirt hatte, daß das Gebiet der Per. Staaten ſich nach Weſten nicht über die Adeghanys hinaus erſtrecke, der ungeheuere Landſtrich zwiſchen dieſen Gebirgen und der Oſtſeite des Miſſiſſippi der brittiſchen Krone gehöre und alſo von Spanien bekriegt und in Beſit genommen werden dürfe, die Colonien dagegen ſich nicht auf das Recht Großbrittaniens ſtüßen dürften, deſſen Dberherrlichkeit ja alle Staaten abgeſchworen hätten . Virginien proteſtirte gegen dieſe Anſprüche und reklamirte das Land im Nordweſten des Ohio bis zum Miffiſſippi kraft des Rechts der Eroberungen des Generals Clark, das Land im Süden des Ohio aber fraft ſeines urſprünglichen brittiſchen Freibriefs und der Ankäufe von den Indianern . Alle im Beſiße von Tories befindlichen Ländereien im Be zirke Kentucy hatte es bereits dem Staate verfallen erklärt und 8000 Acker davon ſchon zur Gründung einer Univerſität angewieſen, „weil es im In tereſſe der Republik Virginien liegt, Alles zu fördern, was zur Bereicherung des Gemüths und zur Verbreitung nüßlicher Kenntniſſe dient, ſelbſt unter ihren fernen Bürgern , deren Lage in einer barbariſchen Nachbarſchaft und beim Verkehr mit Wilden ſie ſonſt den Wiſſenſchaften entfrem : den möch te " . Vier virginiſche Commiſſäre hatten ſchon das Jahr zuvor einen Gerichtshof zu St. Aſaphs in Kentucky eröffnet und nicht weniger als drei Tauſend Landanſprüche erledigt, und der Landagent war bereits daran, Kentucky mit der Meßkette in Sektionen zu theilen. Und im Frühjahr deſſelben Jahres 1780 hatten an 300 große Familienboote an den Fällen des Ohio gelandet, und ward noch im nämlichen Jahre Louisville für ein Town erklärt und Kentudy in drei neue Counties , Lincoln , Fayette und Jefferſon getheilt. Det Gouverneur von Virginien, Jefferſon , ließ daher, um den Anmaßungen Spaniens einen Damm entgegenzuſeßen , durch

18 den tapfern Clark im Frühjahr 1780 ein Fort an der Mündung des Dhio errichten , das ,,Fort Jefferſon “ genannt wurde, das aber bald darauf als von den Anſiedelungen zu weit entfernt und weil die Beſaßung deſſelben die Kentudier eine Anzahl waffenfähiger Leute koſtete, deren Dienſte daheim beſſer gegen die Einfälle der Schawaneſen und Wyandots zu verwerthen waren , aufgegeben ward . Im Sommer des nämlichen Jahres überſchritten 600 Canadier und Indianer den Ohio von der Stelle des heutigen Cincin : nati aus, zogen den Liding aufwärts und nahmeu die Stationen Martin und Riddle, die den Geſchüßen des Feindes keinen Widerſtand zu leiſten ver : mochten. Nie waren ſämmtliche Anſiedelungen in Kentudy in größerer Ge fahr, aber unbegreiflicher Weiſe verließ der Führer des feindlichen Heeres, der Oberſt Byrd , das Gebiet Kentudy's eben ſo ſchnell wieder, als er in das : felbe eingebrochen war. Clark eilte auf die Runde von dieſem Einfall nach Harrodsburg , wo der Vermeſſer May im Auftrage Virginiens eben fein amtliches Landbureau eröffnet und eine große Zahl neuer Anſiedler und Spekulanten herbeigelockt hatte, hob ohne Weiteres 1000 Mann aus den verſammelten Kaufluſtigen aus, ſeşte mit ihnen an der Mündung des Liding über den Ohio und verwüſtete die Dörfer und Felder der feindlichen India : ner am kleinen Miami und Madriver. Von nun an blieben die Anſiedelungen in Kentucky eine Zeitlang unbc helligt bis zum Sommer 1782, wo ſie abermals in großer Gefahr ſchweb ten . Der Jrländer Simon Girty, der ſich den Britten als Spion verdur.gen hatte, führte am 16. Auguſt jenes Jahres einen Haufen Wilder unter den Häuptlingen Black Ecgle (Schwarzadler ), Bärenklaue u . a. , gegen Bryant's Station, ein Fort, welches kaum einen halben Büchſenſchuß von der einſamen Straße von Lerington nach Limeſtone (Maysville) am Dhir , ungefähr 5 Stunden von Lerington, auf einem mit Maisfeldern bedeckten Hügel unweit des ſüdlichen Ufers des Elkhorn ſtand und nach dem Erbauer deſſelben , Boone's Schwager Bryant, benamt war, der wenige Jahre vorher auf einer Jagdpartie mit mehren Gefährten von Indianern überfallen und einen tödtlichen Schuß erhalten hatte, an dem er wenige Tage darauf in ſeinem Fort ſtarb. Daſſelbe enthielt gegen vierzig Blochütten, deren Be wohner die umliegenden Felder bebauten und das Wild der angrenzenden Waldungen ſchoſſen. Unter den Bewohnern des Fort and der nächſten Um gebung befanden ſich auch mehrere Deutſche. So der Bauer Jakob Böhler , der 1745 als vierzehnjähriger Knabe mit ſeinen Eltern aus der Rheinpfalz im Hafen von Philadelphia angekommen war, wo die ganze Familie, da ſie in Amſterdam von gewiſſenloſen Rhedern und Seelenverkäu fern um ihre geringe Habe betrogen und mit dem Ueberfahrtsgelde im Rück ſtande war, als ſogenannte Redemptioners, Loskäuflinge, an einen wohl habenden deutſchen Bauern aus der Gegend von Lancaſter als Servants

19 oder Dienſtpflichtige auf eine Reihe von Sahren verkauft worden war .

In

dem Hau e dieſes Pauern lernte der berühmte Herrnhuter:Miffionär Span genberg den jungen Jacob kennen, fand Wohlgefallen an ihm und nahm ihn mit ſich auf ſeinen Reiſen zu den Indianern , und Jacob Böhler ward ein eifriges Mitglied der Herrnhuter und half denſelben die nadimals von Weißen und Indianern ſo meuchlings überfallenen und grauſam gemordeten Herrnhuter-Indianergemeinden gründen. Doch in ſeinem zwanzigſten Jahr zerfiel er mit den Herrnhutern, die ihm nicht freidenkend genug waren und ließ ſich im County Lancaſter, Pa., als Farmer nieder. Im Unabhängig keitskampfe verlor er ſeine Gattin in Folge des Schreckens bei dem unerwar teten Ueberfall eines feindlichen Streifcorps, bald darauf ſeine beiden älteſten Söhne in der Schlacht am Brandywine und ſiedelte dann, ſich vom Schauplaße ſeines ehemaligen Glückes wegſehnend, mit ſeiner Familie, die aus ſeinem Sohne John und zwei Töchtern beſtand, nach Kentucky über, von deſſen Fruchtbarkeit er ſo viel gehört hatte. Außer ihm befanden ſich in jener Niederlaſſung noch zwei deutſche Bauern, Balth. Kurz und Ph . Nie derland, ein aus der heſſiſchen Dülfsarmee deſertirter junger Raſſelaner Namens Philip Claud (ein Vetter Böhler's ), der Capitän Holden und der Lieutenant Müller. Der iriſche Renegat Simon Girty war das Jahr zuvor (1781 ) in jene

Anſiedlung gekommen und hatte in dem von Neal Raynold geführten „ Hotel“ in einem Streit mit mehren Anweſenden, die in ihm den in eng lijchem Solde ſtehenden Spion erkannten, den einzigen Sohn Jakob Böhlers, John, erſtochen . Um ſich für die ihm damals angethane Schmach zu rächen , erſchien er am 16. Auguſt 1782 mit 600 Indianern vor dem Fort und bela : gerte daſſelbe, mußte aber, als den Belagerten Hülfe von Lerington und Boonesborough zu Theil ward und unter den von erſtem Orte Serbeieilen : den auch Boone und Oberſt Todd erſchienen, die Belagerung aufgeben . Nachedurſtend zog Simon Girty nach den Blue Lids am Lidingfluſſe, ver folgt von Boone und ſeinen Gefährten, die ihm den Nückzug über den Ohio . abſchneiden wollten . Leider ließ ſich bei dieſer Verfolgung der das Centrum befehligende Major Hugo McGarty von ſeinem Ungeſtüm verleiten, mit feiner Reiterſchaar fich blindlings in den Lidingfluß zu ſtürzen , um die fliehenden Indianer ſchneller zu erreichen . Dieſe eröffneten nun ein fürchter liches Feuer auf die ſchwimmenden Reiter und zugleich fiel eine Abtheilung, den rechten Flügel durchbrechend, Boone in den Rücken , der ſich nach einem Verluſte von 76 Mann in die Waldungen zurückziehen mußte. Unter den Gefallenen befanden ſich die Oberſten Todd und Trigg, Major Harlan und Boone's Sohn . Beſonders hervor that ſich in dieſer unglüdlichen Schlacht am Blue Lic ein deutſcher Major, Georg M. Bedinger aus Nord- Carolina .

20 Dieſe unglückliche Schlacht brachte tiefe Trauer über die Anſiedelungen in Kentudy und Oberſt Clack zog raſch tauſend berittene Büchſenſchüßen (Riflemen ) an der Mündung des Licking zuſammen , und mit dieſen unter der Führung des Pioniers Sinon Kenton gegen die Indianer - Dörfer im Miamithale, die er nebſt den umliegenden Feldern verwüſtete. Bald nach ſeiner Rückehr, am 30. November 1782 wurden in Paris die Friedensprä liminarien zwiſchen den Commiſſären Englands und der Vereinigten Staa ten und am 3. September 1783 in Berſailles der definitive Friedensſchluß unterzeichnet, der die Unabhängigkeit der Ver. Staaten von Seiten Englands anerkannte. Das Dhiothal beſiedelte ſich nun raſch , namentlich durch die aus der Bundesarmee entlaſſenen Offiziere und Soldaten, die dort haupt ſächlich dem Acerbau und der Jagd oblagen und das gewohnte kriegeriſche Leben im Kampfe mit den Indianern fortſeßen konnten. Schon am 20. Dezember 1781 hatte Virginien ſeine Anſprüche an das Land im Nordweſten des Dhio an die Bundesregierung abgetreten und erließ der Congreß 1787 die berühmte Verordnung für die Regierung des Gebiets der Ver. Staaten im Nordweſten des Dhio ", aus welchem Gebiet die jeßigen Staaten Dhio, Indiana, Illinois, Michigan und Wisconſin hervorgegangen ſind. In Folge dieſer Verordnung wandten ſich Vereine und Spekulanten im Dſten an den Eongreß um Uebertragung von Länderſtrecken zur Beſiedelung derſel ben , unter andern die Neuengland -Geſellſchaft mit General Rufus Putnam und Dr. Cutter an der Spiße, die 750,000 Ader am Dhio, weſtlich von Scioto ; John Cleves Symmes von New - Jerſey, welcher das Land zwiſchen den beiden Miami's erhielt. Der Oberſt Harmar erhielt zugleich vom Kriegsminiſter den Auftrag, die Schawaneſen und Wabaſh- Indianer zum Frieden geneigt zu machen, und wurden, um gegen deren Feindſeligkeiten ge ſichert zu ſein , nach den Forts Pitt und McIntoſh, nach dem Muskingum und Miami, Vincennes und Louisville Truppen verlegt und der Gou verneur von Virginien erſucht, die Miliz des Diſtrikts Rentudy für alle Fälle in Bereitſchaft zu halten. Die ganze geſeßgebende und vollziehende Gewalt für das nordweſtliche Territorium ward in die Hände des Gouver neurs , St. Clair, und dreier Richter gelegt und Marietta in Ohio der Regie rungsſiß. Die Einwanderung über die Alleghanys nach dem Dhiothal nahm nun einen großartigen Maßſtab an . Major Doughty, der Commandant von Fort Harmar ſah allein in den Monaten Februar bis Juni 1788 viertauſend fünfhundert Perſonen an ſeinem Poſten vorüberfahren, die größtentheils nach dem von Landmäklern im Oſten geprieſenen neuen Diſtrikt Kentud y zogen , der ſich von jeßt an ſo raſch bevölkerte, daß ſchon am 18. Auguft des genannten Jahres in Lexington eine Zeitung, die „Rentudy Gazette " erſchien .

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Von Kentucky aus ward bald darauf auch die Stadt Cincinnati gegründet. Der Teutſche Mathias Denmann , der von Symmes unter andern Sektionen auch den Bezirk, auf dem jeßt Cincinnati ſteht, er halten hatte, verkaufte nämlich bei ſeiner Ankunft in dem von Ned Waller gegründeten Limeſtone, nachmaligen Matsville, einen Drittheil jenes Be zirks an den Oberſten Robert Patterſon und den andern Drittheil an einen Sdullehrer in der Wildniß Kentucky's, Namens John Filſon.

Die Drei

verließen am 24. Dezember 1788 Maysville, um auf dem Diſtrikt eine Stadt anzulegen, und kamen im Januar 1789 an Ort und Stelle an, wo der Kentuckyer Schulmeiſter Filſon den Plaß Loſantiville taufte, welches be deuten ſollte : ville : Stadt, anti gegenüber, os der Mündung, L. des Lidking. Am 29. November jenes Jahres ward dort der Bau des Fort Waſhington vollendet, von welchem am 29. Dezember General Harmar mit 300 Mann Beſit nahm. Die erſte amtliche Handlung des Generals war der Erlaß eines Steckbriefs gegen den berühmten Indianerjäger Ludwig Weţel , der ſich um die von dem General mit einzelnen Indianerſtämmen abgeſchloſſenen Friedenstractate nicht kümmerte, ſondern einen Indianer nach dem andern wegſchoß, um ſeine von den Indianern nahe beim Fort Wheeling in Virginien ermordeten Eltern und kleinen Geſchwiſter zu rächen . Weßel, der fich damals auf einer in der Nähe des Forts gelegenen Farm ſeines Freundes Carr aufhielt, ward von den Spähern des Generals, der einen Preis auf ſeinen Kopf gereßt hatte, des Nachts im Schlafe überfallen und gefeſſelt in ein finſteres Loch im Fort Harmar geworfen. Er bat, die Gefan genſchaft mehr haſſend als den Tod, den General um eine Unterredung und bat, als dieſer vor ihm erſchien, denſelben , ihn den Indianern, von denen eine Menge im Fort verſammelt war, auszuliefern . ,,Laßt ſie einen Kreis bilden " , ſagte er, „ und ihre Scalpirmeſſer und Tomahawks zur Hand nehmen, gebt inir einen Tomahawk, ſtellt mich in die Mitte und ich und die Indianer wollen die Sache ausfechten, ſo gut wir können . “ Als der General natürlich auf dieſen wilden Vorſchlag nicht einging, bat Weßel ihn um Erlaubniß, ein wenig ſpazieren zu gehn , da er zu Grunde gehen würde, wenn er nicht Him: mel und Wald ſähe. Der General ließ ihn die Fußichellen abnehmen, aber nicht die Handfeffeln und ließ ihn unter Begleitung eines Poſten aus dem Fort. Kaum aber war Weßel hinaus, als er wie ein wildes Füllen umber ſprang, wiederholt eine kurze Strecke lief und wieder zurüdkehrte und , nach : dem er ſo die Soldaten beluſtigt und getäuſcht hatte, plößlich in das Didicht der Wälder davoneilte. Sein Freund Weismann , bei dem er ſich verbarg , brachte ihn nach Maysville, wo er vor Harmar und ſeinen Spähern ficher war. Hier machte er wieder Jagd auf Wild und Indianer und war bald der Liebling aller Bewohner Maysville's. Leider ward er hier vom Lieute nant Lawler, der auf ſeinem Wege nach Fort Waſhington mit einem Trupp

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Soldaten an Maysville vorbei fam, in einer Schenke gefangen genommen und an Harmar in Cincinnati abgeliefert. Man verwendete ſich bei dieſem um die Freilaſſung des populären Indianerjägers, und als alle Bitten nichts fruchteten , brachen die Pioniere von beiden Seiten des Dhio in Maſſe auf, um Weßel mit Gewalt zu befreien. Da erließ Richter Symmes, um Blut vergießen zu verhüten, einen Writ of Habeas Corpus, John Clayton und andere Jäger leiſteten Bürgſchaft für Wekel, der nun feine Freiheit erhielt und im Triumph vom Volfe nach Columbia geführt ward, wo man ihm zu Ehren ein Feſteſſen und einen Ball veranſtaltete. (Er ſtarb zu Anfang dieſes Jahrhunderts in Texas, an Körper und Geiſt gebrochen, durch langjährige Haft in New - Orleans, die er der falſchen Anklage eines gewiſſen Piatt aus Pittsburg zu verdanken hatte, der wegen eines am obern Dhio verübten Ver brechens nach Louiſiana entflohen war und Ludwig Weßel dort der Falſch münzerei beſchuldigte.) Fortwährend machten die Indianer den Anſiedlern im Dhiothal zu ſchaffen. Ihre Feindſchaft gegen die Weißen ward von Großbrittanien ge nährt, welches ſeine Hoffnung auf Wiedererwerbung dieſes Gebiets noch immer nicht aufgegeben hatte und deshalb auch die Herausgabe der weſtlichen Poſten wegen angeblicher Verlegung des Friedenstractats von 1783 verwei gerte. Es kam noch zu manchen blutigen Kämpfen und Schlachten mit den Indianern und die Weißen erlitten einige furchtbare Niederlagen, fo im Oktober 1790 in einer Schlacht in der Nähe von Chillicothe, Dhio, zu welcher Kentudy ein ſtarkes Contingent geſtellt, von welchem ſich 300 Mann im Fort Steuben , dem heutigen Jefferſonville, Louisville gegenüber, ge ſammelt hatten, bis am 3. Auguſt 1795 der General Fort Wayne zu Fort Greenville mit allen kriegeriſchen Stämmen einen Vertrag abſchloß, der den langjährigen Feindſeligkeiten ein Ende machte. In allen Schlachten mit den ' Indianern zeichnete ſich die Kentucyer Miliz aus, namentlich auch in der jenem Friedenstraktat vorhergehenden Schlacht, in der 1600 Kentuckyer Reiter, die General Scott nach Greenville gebracht hatte, den Indianern in die Flanke fielen und zur Beſiegung derſelben beitrugen . Noch ehe der offene Krieg mit den Indianern beendet und die Leşteren , die nun einmal, ſo lange die Jagd ihr faſt ausſchließlicher Erwerb, nicht friedlich neben den Weißen leben können , auf beſtimmte Bezirke im Ohio thale angewieſen waren , erwudiſen aus den bereits erwähnten Anmaßungen der ſpaniſchen Krone auf das Miffiſſippithal Wirren , die mit einer Los reißung, einer Sezerſion Kentucky's von der Union enden zu wollen drohten. Nachdem im Januar 1781 Spanien nach Erſtürmung des Fort St. Joſeph Beſiß vom Nordweſten jenes Thales ergriffen, war der Congreß auf das Andrängen der öſtlichen und mittleren Staaten zu einem Preisgeben des Rechts der freien Schiffahrt auf dem Miffiſſippi bereit, um dadurch den

23 Abſchluß des mit Spanien ſchwebenden Grenz- und Handelsvertrags zu fichern. Da nun aber für die Bewohner des Dhiothals und vorzugsweiſe für Kentucky der Handel mit New-Orleans eine Lebensfrage war, ſo ergriffen dieſelben feindliche Maßregeln gegen Spanien, ließen Vincennes beſeßen, das Eigenthum ſpaniſcher Kaufleute am Wabaſh und Flinois wegnehmen und die ſpaniſchen Händler aus ihrem Gebiet vertreiben. Die virginiſche Regierung ſchritt gegen dieſes eigenmächtige Auftreten ein , verfügte die Wiedererſtattung des den Spaniern abgenommenen Eigenthums und ließ die Rädelsführer verhaften, und der Congreß ließ die bewaffneten Schaaren der mißvergnügten Grenzbewohner auseinander treiben und Vincennes durch Bundestruppen befeßen .

Dies Verfahren goß aber nur Del in's Feuer.

Der Staatsanwalt Kentucky's, Harry Innis , berichtete an den Gou verneur von Virginien, es ſei unmöglich, gegen die Verhafteten einen Prozeß einzuleiten, und es ſei Gefahr vorhanden, daß das „,weſtliche Land eine unabhängige Regierung “ einſeßen werde. Und da felbft Staatsmän : ner wie Waſhington nichts gegen eine Schließung der Schiffahrt auf dem Miſſiſſippi einzuwenden hatten , ſo darf es nicht befremden , daß die Unzu friedenheit unter den Anſiedlern des Ohiothals immer mehr um ſich griff, und die Rentudier den Anerbietungen des ſpaniſchen Geſandten Gardoqui, ihnen für den Fall einer Lostrennung ihres Gebiets von der Union freie Schiffahrt auf dem Miſſiſſippi zu gewähren, ein williges Dhr liehen . Der Ausbruch der franzöſiſchen Revolution trat zwiſchen dieſe Intri guen Spaniens, aber nun ſuchte, nachdem inzwiſchen 1790 Virginien ſeine Anſprüche an Kentucky aufgegeben und dieſes am 4. Februar 1791 als be ſonderer Staat in den neuen Bund ſandte Ganet die Unzufriedenheit der und unter derſelben Truppen gegen Republik, zur Eroberung Louiſiana's

eingetreten war, der franzöſiſche Ge Bevölkerung des Dhiothals zu benußen Spanien als Feind der franzöſiſchen zu werben. Sein Agent Lachaiſe warb

vom November 1793 an auch ganz offen daſelbſt im Namen der franzöſiſchen Republik und ſogar der General George Rogers Clark trat in deren Dienſt als Generalmajor der Armee Frankreichs und Oberbefehlshaber der Truppen am Miffiffippi. Nun aber erließ der Präſident Waſhington Order an den Gouverneur Shelby von Kentucky, an den Gouverneur St. Clair und an den General Wayne, Truppen gegen die Flibuſtier bereit zu halten, und da er inzwiſchen auch die Abberufung Genet's bei der franzöſiſchen Regierung durchſeßte, ſo unterblieb das abenteuerliche Unternehmen , welches zwei neue franzöſiſche Emiſjäre im Jahre 1796 bei der Wachſamkeit Waſhington's vers gebens abermals zu realiſiren ſuchten . *) *) Der berühmte Reiſende Volnet , der Verfaffer der Ruinen , der 1796 Rentudy zu Fuß durdwan derte, ward bei ſeiner Ankunft in Cincinnati verhaftet, weil man ihn für einen jener Emiſſäre hielt, und fonnte ſich nur mit Mühe von dieſem Verdacht reinigen und vor der Haft in Fort Waſhington retten .

24 Als fomit jene Ausſicht auf eine Vertreibung der Spanier mit fran zöſiſcher Hülfe aus Louiſiana geſchwunden war, tauchte in Kentucky das Pro jekt eines Anſchluſſes an Louiſiana wieder auf und die eifrigſten Be fürworter deſſelben waren der oben erwähnte Staatsanwalt Jennis, der Richter Sebaſtian und der General Wilkinſon, denen der Baron de Caron dolet Unterſtüßung mit Waffen und Geld zuſicherte. Es landete auch ein Engländer, Thomas Powers, von New - Drleans auf einem bewaffneten Fahrzeug dem gegenwärtigen Covington gegenüber, um Truppenwerbungen vorzunehmen. Aber die Bundesregierung und die Kentuckyer Staatsregie rung ſchritten nun ungeſäumt gegen die Seceſſion s bewegung ein. Der Richter Sebaſtian, dem nachgewieſen ward, daß er von Spanien eine Fahrespenſion von zwei Tauſend Dollars erhalten hatte, ward von dem Repräſentantenhaus Kentucky's des ſtaatsverbrecheriſchen Verkehrs mit den Agenten der ſpaniſchen Regierung und des Hochverraths am Vaterlande durch Annahme von Beſtechungsgeldern ſchuldig befunden und der General Wil kinſon unter ähnlicher Anklage vor ein Militärgericht geſtellt, jedoch wegen Beweismangels freigeſprochen. Zu den mancherlei Gründen zur Unzufriedenheit mit der Verwaltung des Präſidenten Waſhington, der verblendet genug war, iu der zeitweiligen Schließung der Schiffahrt auf dem Miſſiſſippi ein die neuen Colonien des Weſtens nur noch feſter an die atlantiſchen Staaten fittendes Bindemittel zu erbliden, kamen nun noch die drückenden Steuerabgaben, die um ſo ſchwerer auf jenen jungen Colonien laſteten, als die Grenzländereien von den India nern verwüſtet und die weſtlichen Poſten noch immer im Beſiße Großbritta niens waren . Und als nun gar 1789 der Congreß auf Anrathen des Finanzminiſters Hamilton eine Steuer auf Branntwein legte , nachdem die Bauern, die ihr Getraide nicht mehr nach New-Drleans auf den Markt brin gen konnten, daſſelbe in Branntwein verwandelten, machte ſich der Unwille in offener Empörung Luft. Insbeſondere in Weſt- Pennſylvanien und hier vorzugsweiſe unter den deutſchen Bauern kam es zu einer förmlichen Revo lution, der bekannten „ Whisky - Rebellion “.

Die Beſteuerung des Brannt

weins war jedoch indirekt von guten Folgen für Kentucky begleitet, inſofern ſie eine große Anzahl deutſch -Pennſylvaniſcher Bauern zur Auswanderung in die Kentucy'ichen Wildniſſe, bis wohin ſich die Steuerbeamten nicht ver: irrten , veranlaßte. Prof. S. Williams in St. Louis , der vor Kurzem im Staatsdepartement die auf die „ pennſylvaniſche Whisky - Rebellion “ bezüga lichen Papiere einjah, hat ſich aus denſelben überzeugt, daß der ſo berühmte „ Bourbon -Whisky “ ſeinen Urſprung Pennſylvanier Deutſchen zu verdanken hat, die nach dem Countp Bourbon auswanderten . Er (dreibt darüber : ,,Unter den in jener Rebellion compromittirten Perſonen findet man die Namen Schankweller, Sdwart und andere deutſdyklingende Namen . Dieſe

25 Teutonen , die Pionier-Einwanderer aus Teutſchland, waren ebenio ſteif nadige Anti-Mucker in der Getränkefrage in der Kindheit unſerer Republik, wie die Deutſchen es noch jeßt ſind, und ahndeten jegliche Einmiſchung der Regierung in die Fabrikation ihres glorreichen alten Monongahela- Whisky eben ſo entſchieden, wie ſie in heutigen Tagen die puritaniſchen Verſuche, ſie am Sonntage des Genuſſes eines Glafes Lager zu berauben , ahnden . Und ſo ward ,, old Bourbon " der Erſtgeborene vom ,, old Monongahela" . Die ge fegneten alten Patrioten, die den Bourbon -Whisky erfanden und deren Namen man noch von ihren Abkömmlingen auf jedes Vor -Kriegs -Faß ein gebrannt finden kann, waren die Spierſe's (Spearſe's), die Kellers, die Kaiſers (Kizers), die Kleiſers, die Lydicks, die Hoffmanns und Andere, welche es für gerathen hielten, aus Pennſylvanien um die Zeit herum zu verſchwin den, wo Bundes -Marſchälle mit Haftbefehlen in ihren Taſchen Jagd auf Hugh Henry Bredinridge, den Verfaſſer der ,,Modernen Ritterſchaft “ mach: ten. Sie waren ein blühender, kräftiger, ſtarker und mannhafter Volks ſtamm , und der Touriſt ſtaunt über die vielen ſchwergewichtigen Menſchen , die man noch heute unter deren Abkömmlingen an jedem Sißungstage des Gerichts des County Bourbon zuſammen ſieht. Sie fuhren auf Flößen mit ihren Weibern und Kindern und mit ihren kupfernen Brennkolben den Ohio hinab bis nach Limeſtone (Maysville ), überſchritten die Liding -Hügel und bauten ihre Hütten und ſtellten ihre Brennkolben in den Rohrgebüſchen des County Bourbon auf, frei von der Beläſtigung der Bundesmarſchälle. Bald ward die Acciſeſteuer wieder aufgehoben. Es war kein Markt für ihre Pro dukte in Kentucky. Vieh mußte Hunderte von Meilen weit durch Wildniſſe und über die Alleghanies getrieben werden , um es verkaufen zu können . Aber wenn ſie das Maiskorn und den Roggen in Whisky und Speck ver wandelten , konnten ſie es aus dem Licking hinaus flößen , Boot und Ladung in dem damaligen ſpaniſchen Hafen New -Orleans verkaufen und durch die Wildniß mit ihren ſpaniſchen Dublonen, die ſie in Segeltuchfäden auf der Schulter trugen , heimkehren. Solcher Art iſt der Urſprung des Bourbon Whisky, der ſeinen Ruf derſelben ehrlichen Prozedur verdankt, welche „ old Monongahela “ ſeiner Zeit berühmt machte.“ Wie es ein Dentſcher war, der in Kentudy das erſte Feld beſtellte, ſo waren es auch wieder Deutſche, welche in demſelben einen der erſten Ader bau - Induſtrie-Artikel einführten. Uebrigens ſind die Nachkommen derſelben inſofern für das Deutſchthum verloren gegangen, als ſie, inmitten einer amerikaniſchen Bevölkerung lebend und in Ermangelung einer nachfolgenden deutſchen Einwanderung ſich mit der Zeit vollſtändig amerikaniſirten. Wie überhaupt bis zu Anfang der 1830er Jahre außer den Bewohnern der ältern Staaten wohl Engländer, Jrländer und Schotten , aber verhältniß: mäßig nur wenige Deutſche in's Dhiothal auswanderten , fo wandten ſich die

26 Leßtern vorzugsweiſe den nördlich vom Ohio gelegenen , vom Fluche der Sklaveret befreiten und daher ungleich raſcher voran kommenden Staaten zu und mieden die ſüdlich vom Dhio gelegenen Sklavenſtaaten . Wenig hätte gefehlt, ſo wäre Deutſchlands größter Staatsmann, zur Zeit der tiefſten Erniedrigung Deutſchlands, unter der napoleoniſchen Fremdherrſchaft, der Freiherr von Stein, nach Kentudy ausgewandert, denn er ſprach und ſchrieb wiederholt von einem ſolchen Plan, doch zum Glück Deutichlauds kam der felbe nicht zur Ausführung. Dagegen wurden von Kentudy aus zu Anfang dieſes Jahrhunderts einzelne Connties im Staate Dhio beſiedelt, ſo nament lich das County Fayette. Unter den Kentudier Anſiedlern in jenem County befand ſich eine durch ihre Verwegenheit berüchtigte deutſche Familie Funk , von der uns die von uns mehrfach erwähnte ,, Deutſche Chronit “ Folgendes berichtet : ,, Die Männer vom alten Adam hinab bis zum jüngſten Sohn Abſalon waren von rieſenbafter Größe, tüchtige Schüßen und wilde Klopffechter, rüdſichtslos im Gebrauche des Jagdmeſſers. Jakob, einer der Söhne, war in Kentucky wegen Ausgebens von falſchen Banknoten verhaftet worden. Sein Freund Trumbo ſtellte Bürgſchaft für ihn. Da er jedoch nicht bei Eröffnung des Prozeſſes im Gerichtszimmer erſchienen war, ſo machte ſich Trumbo mit einem Dußend ſeiner Freunde - alle wohlbewaffnet – auf, den Jakob gewaltſam aufzuheben und ihn nach Kentudy der Behörde zurück Die zubringen , um die geſtellte Bürgſchaftsſumme nicht zu verwirken . Funt's hatten jedoch Nachricht vom beabſichtigten Ueberfall ihrer alten Freunde erhalten und bereiteten ſich zum Widerſtande vor. Die Thüre der Blodhütte wurde verbarrikadirt; der alte Adam nahm ſeinen Siß in der Mitte des Zimmers auf einem alten Tiſche ein , die Büchſe in der Hand, um feinen Söhnen, die ſämmtlich mit Meffern und Piſtolen bewaffnet waren , das Commando zu geben . Als Trumbo mit ſeinen Freunden vor dem Hauſe erſchien, rief er ihnen mit ſeiner heiſeren Stimme zu, abzuſtehen ; aber dieſe ließen ſich nicht ſchrecken, ſprengten die Thüre und drangen in die Stube . Ein Rentuckyer, Namens nun auf beiden Seiten . Jakob hatte den Trumbo durch die Rehle zu jagen,

Wilſon, faßte den Jakob, und das Feuer begann Wilſon und Abſalon Funk fielen tödtlich getroffen. gefaßt und war eben im Begriff, ihm fein Meſſer als der alte Adam ſchrie: „ Laß ihn leben , ſein

Vater hat mir das Leben vor einem Indianer gerettet." So wurde Trumbo losgelaſſen und ſeine Freunde waren froh, mit heiler Haut davonzukommen . Die alte Blockhütte, worin dieſer Kampf vorfiel, ſteht noch heutigen Tages mit den Kugelldchern als Erinnerungszeichen an der Oſtgabel der Paint Creek, ungefähr acht Meilen von der Countyſtadt Waſhington . Sämmtliche Funk's waren große Freunde von Whisky . Eines Tages war der alte Adam mit einigen Waldgefährten in einer benachbarten Sdnapskneipe und

27 manches Glas wurde hier über den Durſt vertilgt . Beim Abſchiebe wollte der Patriarch eine Gallone Whisky mit nach Hauſe nehmen, aber hierzu war kein Krug, ja felbſt kein Waſchbecken zu finden. Da erſpähte Adam ein weidendes Schwein . Er kaufte es für einen Dollar und ſtreifte ihm die Haut ab . Nachdem die Löcher zugebunden , goß er den Whisky hinein und ging mit ſeinen Kameraden nach Hauſe, wo ſich alle am Inhalte der Schweinshaut total betranken ." Auch das war eine der Freuden des Urtvaldlebens. Dem žandelsverkehre des Dhiothals verlieh die im Jahre 1803 erfolgte Abtretung Louiſiana's durch Frankreich, dem Spanien daſſelbe durch den geheimen Vertrag von St. Ildefonſa 1800 überlaſſen hatte, an die Vereinig ten Staaten einen neuen Aufſchwung, indem nun die Produkte des Thales ungehindert nach New - Orleans auf den Markt gebracht werden konnten . Es waren vorzugsweiſe die im fortwährenden Kampfe mit den Indianern auf gewachſenen , an ein abenteuerliches Wanderleben gewöhnten Geſellen, welche nach der Herſtellung des Friedens mit den Indianern den Bootsverkehr zwi ſchen New - Orleans und den Städten am Ohio vermittelten . Und unter dieſen fühnen Bootsmännern ſtanden wieder einige Deutſche obenan . Einer der älteſten war der alte Wittmer von Lancaſter, dem der Richter Symmes den Grund, worauf Cincinnati ſteht, zu einem und einen viertel Dollar angeboten , ehe ihn Denmann gekauft, der es aber vorgezogen hatte, ſich in der Nähe von Buffalo eine Farm zu faufen, auf welcher er Anfangs der 60er Jahre geſtorben iſt. Der berühmteſte Bootsmann war Michel Fink , der 1780 im County Alleghany, Pa , geboren ward und ſchon als Knabe ſich, wie Weßel und Andere einem Corps Späher anſchloß, welche die Indianer in ihrer eigenen Weiſe bekämpften. Als Schüße kam ihm Keiner gleich. Eines Tages ſchoß er, mit ſeinem Flachboot an Wheeling vorüberfahren , aus weiter Entfernung einem Neger ein Blechgefäß vom Kopf ; ſeinem Bruder Albert doß er wiederholt zum Gaudium der Bootsleute in einer Entfer: nung von 30 Klaftern einen Zinnbecher vom Kopf, und einem Neger, der ſich in Louiſiana auf einem Riegelzaune wiegte, ſchnitt ſeine Kugel die Schuhſohle weg . Seine Thaten und Abenteuer auf dem Ohio und Miſſiſſippi ſind von Morgan Neville und Hiram Kaine beſungen worden . Unter den am Flußhandel des Ohiothals nach New -Orleans betheilig ten Deutſchen ſteht ein Kaufmann Vincent Nolte obenan, der ein wechſel volles Leben führte. Er hatte eine Flotte von Flach- und Kielböten erbaut und war zugegen , als Robert Fulton ſein erſtes Dampfſchiff vom Stapel ließ. Er war einer der reichſten Kaufleute in den Ver. Staaten und ſaß dann wieder im Schuldthurm in London ; er hatte mit Napoleon Berträge über ungeheure Anleihen und mit den Indianerhäuptlingen über Handels

28 ſpekulationen , auch eine Anleihe für den Papſt abgeſchloſſen , und dann wie der für die Mönche von St. Lorenzo Aftenſtücke zur Friſtung ſeines Lebens überſeßt oder für amerikaniſche Blätter Artikel geſchrieben, um nicht zu ver hungern. Er ließ ſich ſpäter in Cincinnati nieder. Das erſte katholiſche Bisthum im Dhiothale ward im Jahre 1808 zu Bardstown in unſerm Staate errichtet. Daſſelbe umfaßte damals nicht bloß Kentucky, ſondern auch Tenneſſee, Arkanſas, Miſſouri, Dhio, Indiana, Michigan, Wisconſin , Illinois, Minneſota, Jowa und den Nordweſten bis zu den Felſengebirgen, eine Landesſtrecke, die nicht viel kleiner, als die Hälfte Europa's iſt. Pabſt Pius VII . ernannte den franzöſiſchen Prieſter Flaget, der ſich vor den Stürmen der Revolution von 1789 nach Amerika gerettet hatte, zum Biſchofe der neuen Diözeſe. Flaget reiſte nach Europa zurück, um ſeine Ernennung rückgängig zu machen , doch gelang ihm dies nicht, und • am 4. November 1810 ertheilte der Erzbiſchof Carroll von Baltimore ihm und drei andern, für die neuen Bisthümer Philadelphia, New - York und Boſton ernannten Biſchöfen , die Weihe. Seine erſte Cathedrale war eine Blockfirche, die etwa zehn Meilen von Bardstown entfernt lag, doch ſchon zehn Jahre nach ſeinem Einzuge in Kentucky konnte er eine neue ſchöne Cathes drale in Bardstown einweihen. Im Jahre 1835 ging Flaget abermals nach Europa und kehrte erſt nach vier Jahren in ſeine Diözeſe zurüd . Am 11. Februar 1851 ſtarb er im ſiebenundachtzigſten Jahre ſeines Lebens. Im Jahre 1823 wurden die unter der Vormundſchaft der Herrnhuter ſtehenden Indianeranſiedlungen auf dem Muskingumlande an die Bundes regierung abgetreten . Nach den Beſtimmungen des Landpatents von 1798 vertrat das Direktorium ber Herrnhutergemeinde in Betlehem Vormundſchaft und Verwalterſtelle für alle jene Indianer. Am 4. Auguſt 1823 ſchloß Gouverneur Lewis Caß vom Territorium Michigan im Auftrage der Regie rung mit Ludwig von Schweiniß, Bevollmächtigten des Herrnhuter - Diref toriums , einen Präliminarvertrag zur Zurüdgabe des Landes an die Bun desregierung ab . In dieſem Vertrage verzichteten die Herrnhuter auf ihre Vormundſchaft und erhielten $ 6,654 für ihre Gebäude und Verbeſſerungen , faum die Hälfte deſſen , was ſie während ihrer Verwaltung verausgabt hat ten. Der größere Theil der Muskingum - Indianer zog nach einer Herrn = huter -Miſſionsſtätte am Thamesflufſe in Canada, und gab es fortan feine Indianer im Dhiothale mehr .

Bweite Abtheilung .

Die Stadt Louisville * ) ( Chronik. Lage und Vorzüge der Stadt. Die öffentlichen Bauten. – Die Unter richts- Anſtalten. Das Deutſche Element.) Louisville iſt zwar nicht offiziell, aber der That nady, namentlich in numeriſcher, politiſcher und commerzieller Beziehung, die Hauptſtadt des Staates, und gewiſſermaßen die Haupthandelsſtadt des ganzen Südweſtens der Bereinigten Staaten . Dieſelbe liegt in der Grafſchaft ( County ) Jeffer fon , auf dem füblichen Ufer des Dhio, an den Fällen deſſelben. Gegenüber ihrem weſtlichen Endpunkte (dem ſeit mehren Jahren mit ihr inkorporirten Städtchen Portland) liegt die Stadt New-Albany, und gegenüber ihrem öſtlichen Theile die Stadt Jefferſonville auf dem nördlichen Ufer jenes Fluſſea, – im Staate Indiana – welche beiden Städte in engſter commer zieller Beziehung zu Louisville ſtehen . Man nennt dieſe drei Städte nebſt dem ebenfalls auf dem nördlichen Ufer gelegenen Städtdyen Charlestown die Städte um die Fälle" . Louisville liegt unter dem 38ſten Grate nördlicher Breite und unter dem 854 Grade weſtlicher Länge von Greenwich, daher mit Athen und mit Palermo und Meſſina faſt auf demſelben Breitengrade, das Klima iſt milde und in ſanitätlicher Beziehung iſt Louisville anerkannt eine der geſundeſten Städte nicht nur der Ber. Staaten ſondern des Erd bobens überhaupt . Der erſte Weiße, der den damals nach völlig im Beſit der Indianer befindlichen Boden Kentucky's betrat, war James McBride, welcher im Jahre 1754 hindurchreiſte. Die erſte Anſiedelung hierſelbſt, von der wir Nachricht haben , war die des Capitän Thomas Bullitt, der im Jahre 1773 als Specialbevollmächtigter des , William-and Mary - College" in Virginien hierherfam , un Ländereien in dem damals noch zu Virginien gehörenden *) 3u vorſtehender Stizze fino McMurtry's Sketches of Louisville vom Jahre 1819, Ben. Caſſiday'd 1855 erſchienene History of Louisville, ſo wie der vom Verfaſſer für das Deutſd -Umerika niſche Conſervationslerifon gelteferte Artikel über Louisville und theilweiſe die deutſøe Ausgabe der Bro Qüre ,,Kentudy und Louisville" benußt worden.

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30 Territorium Kentudy zu vermeſſen. Er landete gerade oberhalb der Fälle und ſchlug, als er ſich von den vielen und großen Bortheilen des Plaßes überzeugt hatte, hierſelbſt ſein Lager auf. Nachdem er für ſeine Leute und ſeinen Broviant ein nothdürftiges Dbdach herſtellen laſſen , nahm er Ver meſſungen bis hinunter zum Saltriver (Salzfluß) vor, dem er dieſen Namen gab, weil er dort die berühmte Salt Lidk ( Salzlede) fand, die noch heute unter dem Namen Bullitt's Lick bekannt iſt. Er legte großen Werth auf ſeine neue Anſiedelung und beſchloß, ſofort zu ſeinen Freunden zurückzukeh ren und ſich die Mittel zu einer feſten Begründung derſelben zu verſchaffen. Aber der Tod vereitelte feine Pläne und es war einem Andern beſchieden , dieſelben zur Ausführung zu bringen . Nachdem die Erpedition Bullitt's ſo eine plößliche Unterbrechung erlit: ten hatte, wurden die Fälle eine Zeitlang nur von einigen wenigen Jägern und Händlern beſucht, und erſt im Jahre 1778 ward ein neuer Verſuch zu einer dauernden Niederlaſſung auf dieſer Seite der Fälle gemacht. In jenem Jahre fuhr der Oberft George Rogers Clark im Auftrage der virginiſchen Gefeßgebung mit einem Detachement von dreihundert Mann den Dhio hinab, um die von den Britten beſeßten Forts Raskaskia, Cahofias und Bincennes zu nehmen .

Um den Feind zu täuſchen , feßte Clark ſeine Truppen auf einer

der gegenwärtigen Stadt Louisville gegenüberliegenden Inſel ab und ließ den Boden klären , damit ſechs Familien, welche die Erpedition begleiteten, Korn anpflanzen könnten, was dieſe auch – es war im Frühjahr — thaten. Die Häupter von fünf Familien hießen James Patton, Richard Chenoweth, John Tuel, William Faith , John McManus, der Name des Hauptes der ſechſten Familie läßt ſich nicht mehr ermitteln . Nachdem Clarke ſo den Argwohn des Feindes beſchwichtigt hatte, feßte er ſeinen Marſch fort, jene ſechs Familien zurüdlaſſend, welche im Herbſte 1778 auf das Feſtland, der Inſel unmittelbar gegenüber, überſiedelten und hier ihre Blodhütten, die erſten je in Louisville errichteten Wohnungen, aufſchlugen. Jene Inſel führt von ihrem kleinen Kernfelde her noch heute den Namen Corn Island. Im Frühjahr 1779 geſellten ſich einige wenige Auswanderer aus Virginien zu ihnen und ſiedelten ſich neben ihnen und ein wenig unterhalb derſelben an . Im Herbſte des nämlichen Jahres eröffnete die virginiſche Regierung ein Bureau für den Verkauf ihrer an den weſtlichen Gewäſſern ſüdöſtlich vom Ohio und nördlich vom Green River gelegenen Ländereien „ zu vierzig Pfund per Hundert “ (Ader ), wobei ſie als Zahlung ihr Papiergeld nahm , welches nur einen Schilling (24 Cents ) in Münze das Pfund werth war. Dies veranlaßte einen großen Andrang von Abenteurern, welche ſich in der ganzen Gegend in ,, Forts " oder ,,Stationen " niederließen, einer geſchloſſenen Reihe von Blockhütten, die zur Vertheidigung gegen Angriffe von Indianern einge:

31 richtet waren . Um jene Zeit führten nur zwei Wege nach Kentucky : durch die Wildniß und den Dhio hinab . Die, welche den erſten Weg einſchlugen, ſiedelten ſich in Logan's Station, in Harrodsburg, Boonesborough und Lexington an, und Viele, welche den Fluß hinabkamen , landeten bei Lime ſtone ( ießt Maysville) und ſekten ihren Weg bis Lexington fort. Andere aber, die ſich weder durch Erzählungen von in Louisville herrſchenden Krank heiten noch von den an den Anſiedlern verübten Morden einſchüchtern ließen , wanderten weiter nach jenem Plaße. Im Herbſte des nämlichen Jahres und im Frühjahr 1780 wurden ſieben verſchiedene Stationen am Beargraß Creek bei Louisville angelegt und eine Station, Boon's Station, in der Nähe von Shelbyville. So entſtand die Grundlage zu dieſer gegenwärtig ſo blühenden Stadt. Im Mai 1780 nahm die virginiſche Gefeßgebung eine „Akte behufs Gründung des Town Louisville “ an. Durch dieſe Akte wurden „ John Todd junior, Stephen Trigg, George Slaughter, John Floyd, William Pope, George Merriwether, Andrew Hines, James Sullivan und Marſhall Brashears als Curatoren “ Tauſend Ader Land ,,verliehen , um von ihnen in Bauſtellen von je einem halben Ader mit bequemen Straßen und öffent lichen Pläßen , welche hierdurch als ein Town mit Namen Louisville bez 11 gründet werden, abgeſtedt zu werden ." In Gemäßheit dieſer Akte ward Louisville zuerſt im Jahre 1780 von William Pope abgeſteckt. Später ward eine neue Vermeſſung durch William Payton vorgenommen , aber leider ſind dieſe beiden Vermeſſungen nebſt allen dazu gehörigen Schriftſtücken aus Leichtſinn oder in ſträflicher Abſicht ver nichtet worden , was zu vielen Streitigkeiten und Rechtshändeln in Bezug auf Grenzen Anlaß gegeben hat. Die einzige in den Staatsarchiven depo nirte Karte iſt die im Jahre 1812 deponirte, die nach einer von Jared Brooks vorgenommenen Bermeſſung angefertigt iſt. Dieſe Bermeſſung be gann ,,35 Ruthen oberhalb der Mündung des Beargraß Creet, am Ufer des Ohio, ging füblich 83, weſtlid 35 Ruthen bis zur Mündung des Creek; von dort nördlich 87, weſtlich 120 Ruthen, weiter nördlich 50, weſtlich 110 Ruthen bis zu einem Steinhaufen und einem in den flachen Felſen gehauenen Lauferauge ; von dort ſüdlich 88 Ruthen , öſtlich 769 Ruthen bis zu einer Weißeiche, einem Waidenbaum und einer Buche, nördlich 37 , weſtlich 390 Ruthen bis zum Anfang, keine Abweichung“, wie es in dem Dokumente heißt. Die auf der verzeichneten Strecke angelegten Straßen Main, Market und Jefferſon , die faſt genau öſtlich und weſtlich ſich erſtrecken, find je 90 Fuß breit, alle übrigen 60, mit Ausnahme der Waterſtraße, die nur 30 Fuß breit iſt. Die durch den Durchſchnitt dieſer Straßen gebildeten Quadrate wurden bis zur Greenſtraße in Bauſtellen von einem halben Acker abgeſteckt, aber die ſüdlich von da gelegenen wurden in fünf, zehn und zivanzig Adern

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abgeſtedt, durch welche die Querſtraßen nach Bedürfniß verlängert werden follten. Eine 180 Fuß breite Strecke, die ſüdlich von den Baupläßen der Jefferſonſtraße lag und die ganze Länge des Town durchſchnitt, war als Gemeindeplaß reſervirt, ward jedoch von den Curatoren in Baupläße abge ſtedt und verkauft. Der Querſtraßen waren zwölf an der Zahl und hießen : erſte, zweite, dritte Straße u. ſ. w. , und ſie waren 60 Fuß breit. Inner halb des Town befanden ſich viele Sümpfe, die Jahre lang eine Quelle von Strankheiten waren , ſo daß Louisville damals der Kirchhof des Dhio genannt und als Wohnplaß eben ſo ſehr gefürchtet war wie es jeßt NewOrleans iſt. Die Sümpfe verſchwanden aber mit der Zeit und gibt es jeßt keine geſundere Stadt als Louisville. Der Name Louisville ward dem Plaße zu Ehren Louis XVI. wegen deſſen Adianz mit der ſo eben ſiegreich aus dem Unabhängigkeitskampfe her: vorgegangenen Republik gegeben.

Noch in demſelben Jahre 1780, in

welchem das Town gegründet ward, zogen viele Auswanderer aus Virgi nien dorthin , doch die fortwährenden Kämpfe mit den Indianern hielten eine größere Einwanderung zurüd. Auf Soldaten wurde manchmal in der Nähe des Forts geſchoſſen und gar Mancher entging nur mit genauer Noth der Gefangenſchaft oder einem grauſamen Tode. Ben . Caffiday erzählt in ſeiner History of Louisville folgenden Fal : Bier junge Burſchen, zwei Namens Lirn , unternahmen in Begleitung von Wells und Brashears einen Jagdzug nach einem ungefähr fechs Meilen füdweſtlich von Louisville gelegenen Weiher. Sie machten reiche Beute und erlegten unter andern einen jungen Bären . Während ſie dem älteren Linn halfen, den Bären auf ſeine Schul tern zu laden und dabei ihre Flinten niedergelegt hatten , wurden ſie von einer Anzahl Indianer überrumpelt und nach den Whiteriver - Towns ge bracht, wo ſie mehre Monate in Gefangenſchaft blieben . Einer von ihnen war inzwiſchen nach einem andern Town gebracht worden . Im Spätherbſt beſchloſſen die übrigen Drei zu entfliehen . Nächtlicher Weile erhoben ſie ſich ruhig und nachdem ſie die alte Squaw , in deren Hütte ſie lebten , durch wie derholte Schläge mit einem Beil betäubt hatten, ſtahlen ſie ſich aus der Hütte und machten ſich auf den Weg nach Louisville. Nach Tagesanbruch verbargen ſie ſich in einem hohlen Kloß, an dem häufig Indianer, die überall in der Nähe waren , vorbeikamen , und des Nachts feßten ſie ihren Marſch fort, nur von den Sternen und ihrer Waidmannskunſt geleitet. Nach mehren Tagen, währenddem ſie von dem Wilde, das fie fich zu verſchaffen vermochten , lebten, erreichten ſie bei Jefferſonville den Fluß. Hier riefen ſie laut nach ihren Freunden , konnten ſich aber nicht hörbar machen . Sie hat ten jedoch keine Zeit zu verlieren - die Indianer waren hinter ihnen , und würden ſie wieder eingefangen, ſo wußten ſie, welches Loos ihrer harre. Demnach, da Zwei von ihnen nicht ſchwimmen konnten , machten ſie ſich aus

33 dem am Ufer liegenden Treibholz ein Floß, kanden die Klöße mit Weinreben zuſammen und die Zwei begaben ſich auf das Floß, während Brashears fich in's Waſſer ſtürzte, das Floß mit der einen Hand voranſchiebend, während er die andere zum Schwimmen gebrauchte. Ehe fie am Ufer anlangten und als das Floß, das viel Waſſer gezogen hatte, in ſinkendem Zuſtande war, wurden ſie auf dieſer Seite geſehen, und Nachen wurden ihnen entgegenge ichidt, die ſie ſicher zurüdbrachten . Im Jahre 1781 warb ein neues Fort gebaut, doch von dem Namen und der Lage deſſelben iſt keine Kunde zu uns gekommen. Im folgenden Jahre ward abermals ein Fort, das Fort Nelſon, von den regulären Trup pen unter Beihülfe der ganzen Miliz des Staates gebaut. Daſſelbe lag zwiſchen der ſechſten und achten Straße auf der Nordſeite der Mainſtraße. Es umfaßte ungefahr einen Ader Land und war von einem acht Fuß breiten und zehn Fuß tiefen Graben umgeben, der in der Mitte von einer Reihe ſpißer Pfähle durchkreuzt war. Dieſer Graben war von einem Bruſtwerk von Blodhürden, die mit der aus dem Graben gewonnenen Erde gefüllt waren , überragt und waren auf der Spiße des Bruſtwerks zehn Fuß hohe Pfähle eingerammt. Der inzwiſchen zum General beförderte Oberſt Clarke hatte hier einen doppelt befeſtigten Sechspfünder aufgepflanzt, den er in Vincennes erbeutet hatte. Dies Geſchüt ſpielte eine hervorragende Rolle ſowohl in den frühern wie ſpätern Erpeditionen des Generals . Die ſiebente Straße ging direkt durch das Thor des Fort, dem Hauptquartier des Gen. Clarke gegenüber . Noch während dieſes Jahres war es, daß die berühmte Barkenſchiffahrt nach New - Drleans von den Herren Tardiveau und Honore begründet ward . Ein paar von den größten dieſer Schiffe hatten hundert Tonnen Gewicht, und die ſchnellſten Boote brauchten drei Monate, um von New Orleans nach Louisville zu kommen , die meiſten aber brauchten vier, fünf und ſelbſt ſechs Monate. Im Jahre 1783, wo der Frieden mit Großbrittanien erklärt warb, war keine Armee mehr zur Bewachung der Grenze gegen deſſen Verbün deten, die Indianer, nothwendig, und wurden die Truppen entlaſſen. Gene ral Clark und ſeine Soldaten erhielten von der virginiſchen Gefeßgebung eine Schenkung von 150,000 Acer Land nördlich vom Dhio und durften ſie ſich felbſt das Land auswählen. Sie wählten die den Fällen gegenüber liegende Gegend, und ſo ward das Städtchen Clarksville ( in Indiana ) gegründet, das ſich übrigens ſeit ſeiner Entſtehung nicht ſehr gehoben hat. Es ſteht verzeichnet, daß in dieſem Jahre ,, eine Partie Kaufmannsgüter von Phila delphia an den Fällen anlangte und Daniel Brodhead hier einen Kleinhan del anlegte “. Noch ein anderer Vorfall aus jenem Jahre iſt bemerkens werth. Der berühmte Thomas Paine hatte ein Buch geſchrieben, worin er das Recht Virginieng an Rentucky beſtritt und den Congreß aufforderte,

1 34 Peſiß von Kentudy zu ergreifen.

Zwei Pennſylvanier Namens Galloway

und Pomeroy, Anhänger Payne's, tamen hierher und erzeugten eine große Aufregung unter mehren Landbeſißern, indem ſie einige Leute veranlaßten , die Rechtstitel ihrer Nachbarn nicht zu reſpektiren . Einen ſolchen Fal hatte das Gefeß nicht vorausgeſehen , da man aber unter allen Bedingungen jene Pennſylvanier beſtrafen wollte, ſo ward ein altes Gefeß an's Licht gezogen , welches den Verbreitern falſcher Nachrichtern zur Beunruhigung der guten Reute der Colonie" eine Strafe in Tabat auferlegte.

Auf Grund dieſes Gefeßes ward Pomeroy zur Unterſuchung gezogen und verurtheilt, 2,000 Pfund Tabak zu zahlen und außerdem Bürgſchaft zum Betrage von 3,000 Pfund Sterling für ſein gutes Betragen zu leiſten . Ein ähnliches Schifal erwartete Golloway, doch da ſie einen Wink erhalten hatten, daß wenn ſie ſich aus dem Staube machten , ſie nicht weiter verfolgt werden würden , ſo benußten ſie dieſen Wink und verſchwanden . Im Jahre 1781 enthielt das Town Louisville „ 63 fertige Häuſer, 37 theilweiſe fertige, 22 angefangene aber noch nicht bedachte, und mehr als hundert Blodhütten .“ Im Jahre 1789 ward das erſte Haus von Backſteinen in Louisville aufgeführt. Dieſer Bau ward von Herrn Kaye, einem Vorfahren unſeres bekannten Mitbürgers und frühern Bürgermeiſters, zwiſchen der fünften und ſechſten Straße aufgeführt ; das zweite Badſteingebäude ward von Herrn Eaſtin auf der Nordſeite der Mainſtraße unterhalb der fünften und das dritte von Herrn Reed an der nordweſtlichen Ede von Main- und ſechſter Straße, errichtet. Im Juli 1790 trat die Kentudier Convention zuſammen , und während des Monats Dezember deſſelben Jahres beantragte Gen. Waſhington im Congreſſe die Aufnahme Kentucky's als Staat, und am 14. Februar 1891 ward dieſer Antrag genehmigt. Der folgende Dezember ward als das Tatum der Erwählung von Deputirten für Entwerfung einer Verfaſſung für den neuen Staat feſtgefekt und im April 1792 kam dieſelbe zu Stande, und Kentucky nahm ſeinen Plaß unter den Bruderſtaaten ein - der erſtge borene der Republif. Im Jahre 1797 finden wir die erſte klare Werthabſchäßung im Town Louisville. In den Protokollen des Curatoren -Collegs ( Board of Trustees) tritt uns die Steuerliſte entgegen . Die Steuern wurden am dritten Juli ,,Alen, welche innerhalb der Grenzen der Halbader -Bauſtellen " wohnen " , auferlegt, und ein Dr. Hall ward als Steuer - Tarirer (Aſſeſſor ) und Einneh mer angeſtellt. Hier iſt die Sdazungsliſte :

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50 Pferde zu 6 D. per Stück. 65 Neger zu 1 S. per Kopf... 2 Billards zu je 20 S ... 5 Tavernenlizenſen zu je 6 S ...... 5 Kleinhandlungen zu je 10 S ....... Wagen, 6 Räder, zu je 2 S. per Rad ...... Town -Bauſtellen , zu 6 D. per 100 £ .. 80 Zehntpflichtige zu je 3 S ....... Zuſammen ...

£. S. 1 5 3 5 2 0 1 10 2 10 12 8 13 .12 0

D. 0 0 0 0 0 0 6 0

..31 15 6

In jenem Jahre ward das Amt eines Lootſen (Pilot) für die Fälle creirt und deinſelben eine Gebühr von $2 per Boot für ſeine Dienſtleiſtungen geſtattet. Während des Jahres 1778 hatte die geſeßgebende Verſammlung des Staates ein Gefeß angenommen , welches die Bildung von Feuerlöſchcom pagnien von mindeſtens 40 Mann geſtattete. Im Jahre 1801 ward hier die erſte Freimaurerloge gegründet, eine Loge A. Y. Maſons (Alter York - Freimaurer ), die den Namen Abraham Loge erhielt. Die Clarke-Loge, zu Ehren des Generals George Rogers Clarke ſo genannt, war die zweite Loge, ſie ward 1817 gegründet. Das erſte Königliche Erz-Kapitel (Royal Arch Chapter ) erhielt ſeine Vollmacht 1818. Im Jahre 1800 hatte Louisville 800 Seelen .

Im ſelben Jahre ward

ein Gefeß angenommen, welches die Verwendung von £25 von der Jahres ſteuer für den Bau eines Markthauſes auf dem öffentlichen Grunde im Town geſtattete. Dieſes Gefeß ſtellte auch den Hafen Beargraß gänzlich unter die Direktion der Curatoren, Die Preiſe von Halbader -Bauſtellen an den Hauptſtraßen variirten von ſieben bis vierzehn Hundert Dollars .

Im

nächſten Jahre ward die Markthaus-Akte widerrufen , weil kein öffentlicher Grund , auf dem das Markthaus zu bauen , exiſtirte, indem die Kuratoren jeden Fuß des urſprünglich für Gemeinpläße, Markthäuſer u. f . w . beſtimm ten Landes verkauft hatten. Es ward ein neues Geſeß erlaſſen, welches den Curatoren aufgab ,,einen geeigneten Plaß, der für die inwohner des Town am gelegenſten wäre, auszuſuchen und darauf ein paſſendes Markthaus zu errichten .“ Und was thaten ſie nun ? Sie wählten als Plaß für den Bau eines Markthauſes die Mitte einer der Hauptſtraßen , der Marktſtraße, aus . Und dem erſten Markthaus inmitten jener Straße folgten mit der Zeit viele andere, ſo daß durch dieſe Markthäuſer allmählig die ganze Marktſtraße ver unziert wurde. Und dort ſtanden ſie, ein Schimpf für die Stadt, bis vor einigen Jahren ihr Abbruch beſchloſſen und die Marktſtraße ſich ſelbſt zurück gegeben ward .

Hinlänglich große Pläße für Parke, öffentliche Gebäude,

36 Graspläßz u. . w . waren in der urſprünglichen Vermeſſung reſervirt ge blieben, aber ehe man ſich deſſen vecſah, verſchwanden ſie von der Karte des Town. Als ein Beiſpiel der äußerſten Rückſichtsloſigkeit der Curatoren in Bezug auf das künftige Wohl der Stadt kann man die Thatſache anführen, daß ſie eine Halbader - Bauſtelle an der Mainſtraße nahe der vierten auf öffentlicher Verſteigerung gegen ein zu zwanzig Dollars abgeſchäßtes Pferd veräußern ließen . Als es ſich herausſtellte, daß alle öffentlichen Pläße ver äußert worden waren , gab ſich allgemeine Unzufriedenheit fund, aber es ließ ſich nicht mehr ändern ! Im Jahre 1802 ward das Town Jefferſonville auf der andern Seite des Fluſſes gegründet. Es iſt dies jeßt ein hübſches aufblühendes Städtchen und befindet ſich daſelbſt auch das „ ſüdliche Zuchthaus des Staates Indiana. Im Jahre 1803 ward das Town Shippingport abgeſteckt. Dieſer Play verſprach einſt mit Louisville zu rivalijiren , aber die Deffnung des Kanals nahm ihm ſeine frühere Erwerbsquelle, und er iſt jeßt Louisville inkorporirt. Im Jahre 1804 bevollmächtigte die geſeßgebende Berſammlung des Staates die Curatoren , eine nicht achthundert Dollars überſteigende Summe für Ausbeſſerung der Straßen zu erheben. Während jenes Jahres beſuchte ein engliſcher Reiſender, Herr S. Cumming, Louisville. Er ſchilderte den Eindruck, den das Städtchen auf ihn machte, alſo : „Ich hatte geglaubt, Cincinnati ſei eine der ſchönſten Städte, die ich in Amerika geſehen hatte, aber Louisville, das beinahe eben ſo groß iſt, übertrifft es an Schönheit. Es galt für ungeſund, was ſein Vorſchreiten hemmte, bis vor drei oder vier Jahren, wahrſcheinlich in Folge der Kultivirung der Umgegend, die biliöſen Beſchwerden allmälig nachließen und es jeßt für ſo geſund wie nur irgend ein Town am Fluſſe angeſehen wird . Es hat ein Markthaus, in welchem jeden Mittwody und Samſtag ein guter Markt iſt. Bedeutender Kleinhan del wird hier getrieben und viele Produkte werden nach New- Orleans ver ſchifft.“ Im Jahre 1806 genügten fechs Kielboote und zwei Barken, eine von dreißig Tonnen , die einem Need in Cincinnati gehörte, und eine einem In ſtone in Frankfort gehörende von vierzig Tonnen für den Transporthandel von Louisville und Shippingport. Jin folgenden Jahre 1807 finden wir die erſte Erwähnung einer in Louisville erſcheinenden Zeitung. Sie hieß “ The Farmers Library” (Des Farmers Bibliothek) . Man weiß jedoch nichts Näheres mehr über ihre Entſtehung und über ihren Herausgeber, und ihre Eriſtenz iſt nur noch aus einer Akte der geſeßgebenden Verſammlung be kannt, welche die Veröffentlichung gewiſſer Gefeße in derſelben verfügte .

37

Um das Vorſchreiten des Town ſeit 1797, Zeitraum von zehn Jahren, zu zeigen, theilen wir die Steuerliſte für 1807 mit . Die ganze Steuerliſte des Jahres 1807 belief fich auf 31 £, 15 S. 6 D. Die Liſte für das Jahr 1807 war nach den Büchern des Affeſſors nadi ſtehende : . $ 740.00 $ 74,000 Werth an Bauſtellen zu 10 Prozent .......... 56.50 113 weiße Zehntpflichtige zu 50 C .... 20.50 82 ſchwarze Zehntpflichtige über 16 Jahre zu 25 C .... 10.38 12 : C... zu Jahren 16 unter 83 ſchwarze Zehntpflichtige 55.00 11 Kleinhandlungen zu $ 5 .... 6.00 3 Tavernen-Lizenſen zu $2 ....... 3.75 30 Wagenräder zu 121 C. per Nad .. 5.00 2 Billards zu $ 2.50 ..... 131 Pferde, zu 121 C. per Stück .. 16.37 ) Zuſammen .....

$ 913.50

Das erſte Theater in Louisville ward 1808 erbaut und es ,war wenig beſſer denn eine Scheune“, bis es 1818 in die Hände des Herrn Drake kam, der aus demſelben „ ein hübſches Backſteingebäude von drei Stocwerken machte und es mit einem ihm Ehre machenden Geſchmack ausſtattete ." Das felbe ſtand auf der Nordſeite der Jefferſonſtraße, zwiſchen der dritten und vierten , und ward 1843 durch Feuer zerſtört. Im Oktober oder November 1810 begann Nicholas Clark den Weſtern Courier, ein Wochenblatt, herauszugeben . Ungefähr um dieſelbe Zeit erſchien der Louisville Correſpondent, von Colonel E. C. Barry redigirt . Mann Butler war eine Zeitlang Hülfsredakteur des erſten Blattes. Im nämlichen Jahre 1810, wurden die erſten regulären Polizeibeamten angeſtellt. Es waren zwei an der Zahl, John Ferguſon und Edward Dowler, und ihr Jahresgehalt betrug $ 250. Im ſelben Jahre ward init dem Bau eines Rathhauſes ( Court House) auf einem von der fünften, ſiebenten , Markt- und Jefferſonſtraße begrenzten großen Plaße begonnen . Dies Gebäude war aus Ziegelſteinen , nach einem von John Gwathmey ent worfenen Plane gebaut und ward 1811 fertig. Dr. Murtry ſagt in ſeinen ,,Skizzen von Louisville" vom Jahre 1819 : ,, Es wird allgemein als der ſchönſte derartige Bau im Weſten anerkannt “ . Die gegenwärtige alte Jail nimmt den Plaß ein , auf dem es ſtand. Jin Oktober 1811 trat das größte Ereigniſ für den Weſten ein, welches je ſtattfand. Es war dies der Beginn der Dampfſchiffahrt. Fulton's Dampfichiff, der „ New -Orleans “ genannt, fuhr um jene Zeit von Pittsburg ab und „ſpät in der Nacht, am vierten Tage nach der Abfahrt von Pitts burg , langte es ſicher vor Louisville an, nachdem es an ſiebenhundert Mei : len in nur ſiebenzig Stunden zurückgelegt hatte. Das neue Ausſehen des Schiffes und die furchtbare Geſchwindigkeit, mit der es feine Fahrt über die weiten Räume des Fluſſes machte, brachte ein Gemiſch von Schrecken und

38 Staunen unter vielen Anſiedlern an den Ufern, zu denen das Gerücht von einer ſolchen Erfindung nie gedrungen war, hervor ; und man erzählt ſich. daß bei der unerwarteten Ankunft des Schiffes vor Louisville im Laufe einer ſchönen, ſtillen Mondſcheinnacht das außergewöhnliche Geräuſch, welches die Luft erfüllte, als man den Dampf bei der Anfahrt aus den Ventilen ent weichen ließ, eine allgemeine Beſtürzung hervorrief und die Einwohner ſchaa renweiſe ihre Betten verließen, um die Urſache zu erkunden . „Ich habe ge hört, daß allgemein der Glaube unter den Kentudiern galt, daß der Romet in den Dhio gefallen ſei. Doch iſt dies nicht ſo begründet wie die andern Thatſachen " (Latrobe's Streifzüge in Amerika .) Am 16. Dezember 1811 , fünfzehn Minuten nach zwei Uhr Nachts, fam das erſte von jenen furchtbaren Erdbeben , welche das Town mit Vernichtung bedrohten, und die, mit Zwiſchenpauſen, vier Monate dauerten. Sie erfüllten jedes Herz mit Schrecken und in der ganzen Zeit ſtanden faſt alle Geſchäfte ſtill. Im ſelben Jahre 1811 ward die erſte Kirche gebaut. Es war eine fatholiſche Kirche, die vom Ehrw . Herrn Badin auf einer von Herrn Tares : con geſchenkten , nahe der Ecke von eilfter und Mainſtraße liegenden Bau ſtelle erbaut ward. Dieſe Kirche nebſt einem daran ſtoßenden Friedhof hat Anfangs der vierziger Jahre einem Tabaks -Auktionslokal, dem Pidett Tobacco -Warehouſe, Plaß gemacht. Zu Anfang des Jahres 1812 ward die erſte inkorporirte Bank in Louisville gegründet. Sie war eine Zweigbank der Bank of Kentucky und beſaß ein Kapital von hunderttauſend Dollars . Sie befand ſich auf der Nordſeite der Mainſtraße nahe der fünften und ſtand unter der Leitung von Thomas Prather als Präſidenten und von John Buſtard als Rafſirer. Während deſſelben Jahres errichtete Paul Skidmore die erſte Eiſengießerei. In dieſem Jahre ward auch auf Grund einer Verfügung der Staatsgeſek gebung die Mainſtraße von der dritten bis zur ſechſten auf Koſten der Eigen thümer von Bauſtellen an derſelben gepflaſtert. Dies war das erſte Pflaſter, von dem in den Annalen der Stadt die Rede. In demſelben Jahr ward auch eine zweite Kirche gebaut, das erſte proteſtantiſche Gotteshaus in Louis ville. Es ward auf der Nordſeite der Marktſtraße zwiſchen der ſiebenten und achten errichtet und ſtand unter der Leitung der Methodiſten, ſtand aber ten Geiſtlichen aller Konfeſſionen offen , da die Bürger ohne Unterſchied der Konfeſſion zu demſelben beigeſteuert hatten. Es ward bald zu klein für die zunehmende Bevölkerung und ward deshalb verkauft und in ein Wohnhaus verwandelt, welches noch heute ſteht. Aus dem Erlöſe des Verkaufs und neuen Beiſteuern ward die Methodiſtenkirche an der vierten Straße im Jahre 1815 erbaut. Dieſelbe ſtand an der vierten Straße zwiſchen Markt und Jefferſon, auf der Oſtſeite, und grenzte an daé dortige Gäßchen (Alley .) Der

39 gegenwärtige ſchöne Häuſerbloc, der von Herrn Wm. Love gebaut ward, nimmt den Plaß ein, auf dem jene Kirche ſtand. Im Jahre 1814 ward das Town Portland von Alexander Rolſton für William Lyttle, den Eigenthümer, abgeſteckt. Es hat hübſche, breite Straßen und ſeit ſeiner Inkorporirung in die Stadt Louisville hat es ſich ſehr gehoben. Dort landen alle großen Boote bei ſeichtem Fahrwaſſer. Während deſſelben Jahres ward auch das Town New - Albany, Portland gegenüber in Indiana, von ſeinen Eigenthümern , den Herren Scribner, ab : geſteckt. Es iſt jeßt eine blühende und betriebſame Stadt und namentlich durch ſeine Schiffsbauwerften berühmt. Ein alter Geſchichtsſdreiber rühmte an ihren Bürgern, daß fie „ Ale entweder Methodiſten oder Presbyterianer ſind ." Nun heute ſind alle Confeſſionen daſelbſt vertreten . New -Albany und Louisville ſind in ihren Geſchäftsintereſſen auf's innigſte mit einander verbunden und daſſelbe gilt von Jefferſonville. In der That verſprechen dieſe ſtrebſamen kleinen Städte eines Tags auf dem nördlichen Ufer des Ohio zu werden , was Louisville, Portland und , Shippingport auf dem jüd lichen Ufer bereits geworden ſind. Die Zeit wird kommen , wo die ganze Gegend um die Fälle Eine große, vom Dhio durchfloſſene Stadt ſein wird . Bereits ſind beide Ufer durch eine große Brücke mit einander verbunden und die zweite Brücke wird nicht lange auf ſich warten laſſen . Während deſſelben Jahres 1814 gründeten hier die Herren Jacob und Hikes eine Papiermühle. Der Weſtern Courier erſchien auf Papier, welches aus dieſer Mühle hervorging. Nachſtehende Liſte wird einen genauen Begriff von dem Umfange, dem Handel und den Munufakturen Louisville's zu Anfang des Jahres 1815 gewähren : 24 Handelshäuſer, ein Buchladen , ein Auftions- und Commiſ .ſionsladen , ein Kleiderladen , eine Lederhandlung, eine Droguenhandlung, ein Hobelfabrikant, eine Rarden- und Spinnfaktorei, eine Zinngießerei, vier Bazare, vier Seilſpinnereien, vier Hochſchulen , ein Theater, zwei Tavernen (die keiner im Weſten nachſtanden , und mehre kleinere), fünf „Medizin Werkſtätten “ (medical shops), acht Stiefelfmacher, vier Möbelſchreiner, zwei Kutſchenmacher, ein Büchſenſchafter, zwei Druckereien, eine Seifenſiderei, eine Zugofengießerei (air foundry ), vier Bäcker, zwei Tabaksfabriken, ſechs Ziegelbrennereien, eine Gerberei, drei Hausanſtreicher, vier Stuhlmacher, fünf Schneider, fünf Hutmacher, fünf Sattler, zwei Kupferſchmiede, eine Dampf-Sägemühle, eine Nagelfabrik, ſechs Grobſchmiede, eine Brauerei, eine Sadleinenfabrik, eine Steingutfabrik, eine Methodiſtenkirche, eine katholiſche Rapelle. Am erſten Juni dieſes Jahres 1815 war es, daß der Dampfer Enterpriſe, Capitän Shreve, von New Orleans nach einer Fahrt von 25 Tagen hier anlangte. Dieſe „ ichnelle Fahrt war der Gegenſtand der allgemeinen

40 Unterhaltung und Bewunderung. Jeßt legt man die Fahrt in fünf Tagen zurüc. Am Montag den 3. Juli 1816 ward an der Mündung des Beargraß der elegante neue Dampfer Gouverneur Shelby vom Stapel gelaſſen , das erſte hier gebaute Schiff. Es hatte 122 Tonnen Laſt. Die Herren Desa marie und McClary waren die Schiffsbauer. Im ſelben Jahre ward die große „ Hope Diſtillery ' -Geſellschaft mit einem Rapital von 100,000 Doll. gegründet. Dieſe Geſellſchaft kaufte hundert Acer Land am untern Ende der Mainſtraße und errichtete ungeheure Gebäude auf demſelben . Dieſe Gebäude brannten ſchließlich nieder. Die ,, Louisviller Bibliothekgeſellſchaft" ward ebenfalls in dieſem Jahr inkorporirt. Eine Zweigbank der Bank der Vereinigten Staaten ward 1817 hierher verlegt, Stephen Ormsby war Präſident, William Cochran , Kaſſirer, G. C. Gwathmey, Zähler, Alfred Thruſton erſter Buchhalter derſelben . Sie be fand ſich auf der nordöſtlichen Ede der fünften und Mainſtraße. In dieſem Jahre ward auch die dritte Kirche, eine proteſtantiſche, errichtet. Es war dies die auf der Weſtſeite der vierten Straße zwiſchen Jefferſon und Market gelegene presbyterianiſche Kirche, deren erſter Paſtor der Ehrw. D. C. Banks war. Dieſe Kirche brannte im Jahre 1836 ab . In ihrem Thurm befand ſich die erſte Glode in dieſer Stadt: Ein anderes bemerkenswerthes Ereig niß dieſes Jahres war die Inkorporirung einer Hospitalgeſellſchaft. Herr Thomas Prather ſchenkte fünf und Herr Cuthbert Bullitt zwei Ader Land für die Anſtalt. Sie ward durch eine Steuer von zwei Prozent auf alle ab: gehaltenen Auktionsverkäufe unterhalten . Es iſt ein geräumiges, von einem großen Plaß umgebenes Gebäude, an der Cheſtnutſtraße, zwiſchen Preſton und Eaſton, das noch heute ſteht. Während deſſelben Jahres, am 27. April 1817, ward dem Capitän G. M. Schreve ein Diner gegeben als Zeichen der Achtung, in welcher er als Dampfſchiffahrer ſtand, der eine ſo ſchnelle Fahrt nach New Orleans und zurüd machte. Dieſe Fahrt erfolgte auf dem Dampfer Waſhington , hin und zurück in fünf und vierzig Tagen ! Im Mai 1818 ward eine Zuderraffinerie von den Herren Malß und Fordon errichtet. Sie produzirte ungefähr dreihundert Hut Zucker täglich. Nachſtehender, im Jahre 1818 veröffentlichter Preiscourant hat gewiß für die Leſer Intereſſe : Sackzeug 30 Cents, Baumwolle 33 bis 35 Cents, Weizen 60 bis 75 C., Kaffee 35 bis 37 C. , Thee $2.25 bis $2.50, Whisky 62 bis 75 C., Glas, 8 bei 10 Zoll, 14 bis 15 C., Bleiweiß $6, Korn 42 bis 62 C., Molaſſes $ 1.50, Tabak $4.75 bis $5, Zucker 16 bis 18 C. , Hafer 42 bis 50 C. Fradi ten : Tabak 1 C. per Bfund, Mehl $ 1.50 per Faß, Pork und Whisky $ 2 per Faß, leichte Fracht 6 C. per Pfund, ſchwere Fracht 41 6. per Pfund. In der Steuerſchäßung des Jahres 1818 iſt der Werth von Bauſtellen im Town auf $ 3,131, 463 beredynet. In dem Jahre wurden durch eine

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Gefeßgebungsakte der Präſident und die Direktoren der Louisville

In

ſurance Company " mit einem Kapital von $ 100,000, das nicht über $200 , 000 hinaus erhöht werden durfte, inkorporirt. Thomas Prather war Prä ſident dieſer erſten Berſicherungs- Geſellſchaft. Auch eine neue Bank, die ,,Commercial Bank of Louisville", ward gegründet. Das Kapital derſelben betrug $ 100,000 . Levy Tyler war Präſident, A. Bayles der Kaſſirer, F. C. Blair, Clerk. Am erſten Juli jenes Jahres gab Herr S. Penn “ The Publican Advertiser" heraus, ein Blatt, dem an gediegenen Inhalt ſowohl wie an politiſchem Einfluß nur wenige in den Vereinigten Staaten gleich kamen. Im Jahre 1819 veröffentlichte Dr. Henry McMurtry feine “ Sketches of Louisville ” (Skizzen von Louisville ). Dies Werk, welches viele werth volle Thatſachen enthält, iſt längſt vergriffen . Dieſer Schrift zufolge be fanden ſich in jenem Jahre in Louisville 670 Wohnhäuſer, meiſtentheils aus Ziegelſteinen , von denen manche durch einen Vergleich mit irgend einem der eleganteſten Privatgebäude Philadelphia's oder New - York's nicht leiden würden . “ Die Seelenzahl belief ſich auf 4,500 . Aus der Schrift erſehen wir auch, daß für die Erziehung bereits Etwas gethan warb, indem ein ge räumiges ,,Seminar" aus Ziegelſteinen unter der Leitung der Curatoren des Town ſtand, in welchem , die verſchiedenen Zweige einer regelmäßigen und klaſſiſchen Erziehung gelehrt wurden ." Nachſtehende Liſte wird das Vorſchreiten der Stadt in den vier Jahren ſeit 1815 zeigen : Drei Banken, drei Buchläden , eine Nagelfabrik, zwei Hotels , zehn Grobſchmiede, acht Schneider, drei Uhrmacher, ein Steinmeş, vier Drechsler, dreißig Gypſer, zwölf Advokaten, ſechs Ziegelbrennereien , zwei Brauereien, eine Muſikalienhandlung, fechs und dreißig Groß- und Kleinhandlungen, drei Druckereien , acht und zwanzig Spezereiläden (Groce ries ), vier gute Tavernen, ſechs Sattler, ein Silberplatirer, zehn Möbel ſchreiner, ein Polſterer, fünf Hutmacher, ſechs Schuhmacher, zwei und zwan zig Doktoren , eine Luftofen -Gießerei, zwei Dampf - Sägemühlen, zwei Tabaksfabriken, vierzehn Groß- und Commiſſionshandlungen, drei Dro guenhandlungen, zwei Zuckerbäckereien, ſechs Bäckereien , zwei Wagenmacher , ein Büchſenſchäfter, drei Stuhlfabriken, ein Töpfer, zweihundert Tiſchler, hundert und fünfzig Maurer, eine Meſſinggießerei, eine Dampfmaſchinen werkſtätte, zwei Diſtillerien, eine Zuckerraffinerie. Im Jahre 1820 wurden mehre Feuerlöſchſprißen angeſchafft und ward die Stadt in drei Wards getheilt und Coleman Daniel, Daniel McAdiſter und Peter Woolford reſp. für die erſte, zweite und dritte Ward angeſtellt, um je vierzig Mitglieder zur Bedienung der Sprißen unter ſich heranzu ziehen . Dies war der Urſprung des Feuerdepartement.

42 In den Jahren 1824 und 25 ward die erſte Episcopalkirche an der zweiten Straße, zwiſchen Green und Walnut, gebaut. Der Ehrw . Herr Shaw war Rector derſelben. Es iſt dies die jeßige Chriſt -Church. Am 12. Januar 1825 ward die Louisville -Portland-Kanalcompagnie mit einem Rapital von $600,000 inkorporirt. Da die Fälle nur beim höchſten Waſſerſtande von Schiffen befahren werden konnten, mußten alle Kaufmannsgüter, die vor der Friſtenz der Eiſenbahnen meiſtens auf der großen Waſſerſtraße des Dhio befördert wurden , hier gelöſcht, per Achſe um die Fälle transportirt und dort wieder umgeladen werden. Um nun der Schiffahrt auf dem Dhio ein ſtets offenes Fahrwaſſer zu ſchaffen, ward jener die Fälle umgehende Kanal gebaut. Derſelbe ward 1830 mit einem Kapi talaufwand von $750,000 fertig. Mit der Zeit ward der Kanal jedoch für die großen Dampfſchiffe zu klein und iſt er daher jezt erweitert worden (1. w. u .) Im Jahre 1826 warb ein neues Blatt unter dem Namen ,,Focus" ( Brennpunkt) gegründet, welches vom Dr. Buchanan unter Aſſiſtenz des Herrn W. W. Worsley redigirt und wöchentlich von Morton & Co. Heraus gegeben wurde. Nach dem Tode des Dr. Buchanan ward es an die Herren I. T. Cavins und G. S. Robinſon verkauft. Später ward es mit dem „Louisville Journal" verſchmolzen und unter dem Namen “ The Journal and Focus” ber Redaktion vom George D. Prentice übergeben . Dieſe Aenderung fand im Jahre 1832 ſtatt. Im Cenſus von 1827 finden wir die Seelenzahl auf 7063, faſt das Doppelte der Bevölkerung des Jahres 1821 angegeben. Am 3. November 1827 hielten die Bürger eine Verſammlung, in der beſchloſſen ward, die Geſeßgebung um Inkorporirung Louisville's als City (Stadt) anzugehen . Am 13. Februar 1828 ward die erbetene Inkorpora tion bewilligt und Louisville eine Stadt. Die erſte Wahl in Gemäßheit des ſtädtiſchen Freibriefs ward am 4. März 1828 abgehalten . Herr 3. C. Bucklin ward zum Mayor erwählt, W. A. Cooke zum Marſhal (Gerichts bezirksbeamte ), die Herren John M. Talbott, W. D. Payne, G. W. Merri: weather, Richard Hall , James Harriſon, J. McGilly Cuddy, Joſe Warren, Eliſha Applegate, Daniel McAuiſter und Fred . Turner wurden zu Council Samuel Dickinſon wurde zum Clerk men (Stadtverordneten) erwählt. (Protokollführer) ernannt. Während dieſes Jahres ward auch das erſte ſtädtiſche Schulhaus gebaut. Daſſelbe nahm die ſüdweſtliche Ede von Wal nut und fünfter Straße ein und war für die damalige Zeit ein großes, der Stadt Ehre machendes Gebäude . Es konnte 700 bis 800 Kinder faſſen und war in ein Knaben- und ein Mädchendepartement getheilt. “ Im Jahre 1830 belief ſich die Seelenzahl auf 10,336. Jahre erſchien das „ Journal“ zuerſt täglich .

In jenem

43 Im Jahre 1832 am 27. Mai ward die erſte Unitarierkirche eingeweiht . Sie liegt an der Ecke von Walnut- und fünfter Straße und iſt ein hübſches Gebäude. Der Ehrw . George Chapman aus Maſſachuſetts war deren erſter Paſtor. In jenem Jahre ward das „Louisville Hotel “ gebaut. In dem ſelben erſchien auch der erſte ſtädtiſche Addreßkalender (City Directory ), yon Er enthielt manche werthvolle ſtatiſtiſche R. W. Dtis herausgegeben. Daten , u. a. folgende Tabelle der Importe vom 1. Dezember 1831 bis zum 4. Auguſt 1832 : Mehl 48,470 Faß, Ballentau 26,830 Gewinde, Sadzeug 33 411 Stück, Porzellan u . ſ. w . 1,170 Pakete, Kaffee 18,289 Sad, Baum wolle 4,913 Ballen , Mackerelen 12,037 Faß, Salz 16,729 Faß, Salz von Turk's Island 18,146 Sack, Thee 63,500 Pfund, Häute 19,191 , Eiſen 631 Tonnen, Blei 231 Tonnen, Molaſſes 6,309 Faß, Nägel 10,359 Fäß chen, New-Orleanſer Zucker 7,715 Drthoft, Hutzucker 4,318 Faß, Weißblech 3,108 Riſten . 14,627 Faß Whisky wurden während derſelben Zeit inſpi zirt. Von Manufaktureien befaß Louisville damals 1 Wollfabrik, 1 Baum wollfabrik, 2 Töpfereien, 1 Mahlmühle, 2 Gießereien 16 Ziegelbrennereien , 1 Hobelfabrik, 3 Brauereien, 2 Bleiweißfabriken und 4 Seilſpinnereien . Die Bank of Louisville ward in jenem Jahre gegründet und wurden Auch ein $ 1,500,000 binnen breien Tageu als Rapitalſtod gezeichnet. Muſeum ward von einer Anzahl Privater als Aktionäre unter der Leitung des Herrn J. R. Lambdin eröffnet. Eine Sparbank ward unter der Leitung von Edward Crow als Präſidenten und E. D. Hobbs als Schaßmeiſter ge gründet. Im Jahre 1835 ward das Galt Houſe errichtet, daſſelbe brannte im Jahre 1863 ab und erſtand dann an der Ecke von zweiter und Mainſtraße auf's Neue als eines der prächtigſten Hotels in den Vereinigten Staaten . In jenem Jahre geſchahen die erſten Schritte zur Beleuchtung der Stadt. Eine vorgenommene Zählung ergab 19,967 Seelen, eine Zunahme von faſt bundert Prozent in fünf Jahren . Im Jahre 1836 feßten nach einer offiziellen Nachridit 47 der größten Schnittwaaren (dry goods)- und Spezerei Großhandlungen für $ 12,128 , 666 um . In demſelben Jahre entſtanden zwei neue Blätter : de Louis : ville City Gazette, ein von John J. & Jas. B. Marſhall herausgege benes Tageblatt, und der Weſtern Meſſenger, ein vom Ehrw. I. F. Clark herausgegebenes Monatsblatt. In dieſem Jahre ward auch Por: land in bas Weichbild der Stadt eingeſchloſſen . Ferner ward in dem Jahre eine mediziniſche Fakultät ( das „ Medical - Departement“ der ſogenannten „ Louisville Univerſity“) gegründet. Die Stadt gab vier Ader Grund und die Summe von $50,000 für die Fakultät her. Im Februar 1837 ward der Grundſtein zu dem Fakultätsgebäude gelegt und bald darauf beſuchte Ir. Flint Europa und kaufte dort mit für dieſen Zweck

44 verwilligten Geldern eine hübſche Bibliothek und Apparate für die Anſtalt, die bald zu den beſten in den Ver. Staaten zählte. Die erſten Profeſſoren an derſelben waren die Herren Caldwell, Cook, Cobb, Flint, Yandel, Miller und Lock. Im Jahre 1838 ward die Eiſenbahn nach Portland fertig und dem Verkehr übergeben. Es war dies die erſte mit Dampf betriebene Eiſenbahn im Staate , die hauptſächlich zum Gütertransport diente. Später trat Pferdekraft an die Stelle der Dampfkraft. In dieſem Jahre erſtand die erſte deutſche Kirche, die katholiſche St. Bonifaziuskirche, wenige Jahre darauf die zweite, die proteſtantiſche St. Pauluskirche. (Ueber dieſe und die ſpäteren deutſchen Kirchen weiter unten und unter Abſchnitt III .) Das Hauptereigniß des Jahres 1839 war die Einführung von Gasbe leuchtung in den Straßen . Dieſe ward von einer inkorporirten Geſellſchaft mit einem Kapital von $ 1,200,000 beſorgt. Im Jahre 1840 ward die Stadt von einer großen Feuersbrunſt heim geſucht, welche dreißig Häuſer einäſcherte und einen Werthverluſt von $ 300, 000 nach ſich zog. Im Jahre 1841 ward die erſte Deutide Zeitung gegründet, die Volkstribune “ ( ſiehe über dieſe und die andern deutſchen Zeitungen weiter unten und unter Abſchnitt III.) Im Jahre 1845 gab Herr M. N. Pour einen neuen ſtädtiſchen Addreß kalender (City Directory ) heraus . Aus demſelben erſehen wir, daß im September jenes Jahres die Seelenzahl ſich auf 37,218 belief und zwar auf 32,602 Weiße, 4,056 Sklaven und 560 freie Schwarze. Die Stadt zählte bereits 12 große Gießereien für die Conſtruktion von Dampfmaſchinen, 1 großes Eiſenblechwalzwerk, 2 mit Dampf betriebene Sadfaktoreien, 6 Seil faktoreien , 1 Baumwollenfabrik, 4 Mahlmühlen, 4 Schmalzölfabriken, 1 Bleiweißfabrik, 3 deutſche Töpfereien , 6 Tabaksentſtengelungsfabriken (1 . w. u .) , 2 Glasſdneidereien , 1 Wachstuchyfabrit (von einem Deutſchen Na mens Krenking), 2 ( deutſche) Fabrikanten chirurgiſcher Inſtrumente, 2 Litho graphiſche Anſtalten (1 deutſche), 1 Papiermühle, 1 Stearinkerzenfabrik, 4 „ Porkhäuſer“, welche ungefähr 70,000 Schweine jährlich ſchlachteten und verpadten, 3 Pianofabriken , 3 Brauereien, 8 Ziegelbrennereien, 1 Elfenbein ſchwärzer, 6 Gerbereien , 2 Talggießereien, 8 Seifen- und Lichterſiedereien , 3 Hobelmaſchinenfabriken, 2 Waagenfabriken, 2 Leimſiedereien, 3 Schiffs bauwerften und verſchiedene kleinere Faktoreicn. In jenem Jahre ward auch die Louisville- Frankforter Bahn fertig und dem Verkehr übergeben . Das Unternehmen war ein Gegenſtand hohen Intereſſes ſeit mehren Jahren ; viele Vermeſſungen und Arbeiten waren vorgenommen worden, aber nach vielem , Hangen und Bangen " kam die Stadt durch Zeichnung von einer Million Dollars zu Hülfe, welche durch eine vierjährige Steuer von einem

45 Prozent auf allen Grundwerth gezahlt und die an die Steuerzahler in Stock der Geſellſdaft zurückerſtattet ward . Die Vollendung dieſer wichtigen Bahn bezeichnete den Anfang einer etwas liberaleren und gemeinſinnigeren Politik in der Geſchichte Louisville's . Die Bahn ward ſpäter bis Lexington ver längert und hat eine Länge von 94 Meilen , ſie geht durch die Grafſchaften Jefferſon, Dldham , Henry, Franklin, Woodford, Scott und Fayette. Dieſe Diſtanz von 94 Meilen wird jedoch bald um 14 Meilen verringert werden durch eine Bahn über Shelbyville, ſo daß dann die alte Bahn nur noch dem in jener Gegend ſehr bedeutenden örtlichen Handelsverkehr dienen wird. Im Jahre 1851 ward mit dem Bau einer zweiten Bahn begonnen, einer Bahn vrn hier nach Naſhville in Tenueſſee. Die Stadt zeichnete $500,000 zum Beginn und dann ſpäter noch einmal $ 1,000,000 . Dieſes große Werk ver : gögerte ſich ein paar Jahre, dann aber ward es mit großem Eifer in Angriff genommen und im Dezember 1859 ward es bis Naſhville fertig. Dieſe Louisville-Naſhviller Bahn iſt unſtreitig eine der wichtigſten Bahnen im ganzen Weſten . Abgeſehen davon, daß zwei bedeutende Städte die End : punkte derſelben ſind, durchſchneidet ſie in ihrer ganzen Länge eine höchſt fruchtbare Gegend, in der außer Getraide viel Tabak gezogen und viel Bieh zucht betrieben wird, auch Eiſenerz der beſten Qualität ſich befindet. Ueber dies iſt ſie das wichtigſte Verbindungsglied zwiſchen dem Norden und Süden . Die Hauptbahn iſt bis zur Grenze von Tenneſſee 140 Meilen lang und geht durch die Grafſchaften ( Counties ) Jefferſon, Bullitt, Nelſon, Hardin , Larue, Hart, Edmondſon , Barren , Warren und Simpſon. Mit ihren Zweigbahnen befißt dieſe Bahn innerhalb der Grenzen unſeres Staates eine Geſammt länge von 357 engliſchen Meilen . Im Jahre 1853 ward mit dem Bau der Lebanon -Zweigbahn begonnen, die durch den ſüdöſtlichen Theil des Staates geht und ſich durch die Grafſchaften Nelſon , Marion , Boyle, Lincoln und Rodcaſtle erſtreckt. Bis jeßt beträgt die Länge der dem Verkehr übergebenen Strecke 110 Meilen, ſie ſoll bis an die Grenze von Tenneſſee weitergeführt werden und dort ſich an eine nach Knoxville in Tenneſſee führende Bahn an : ſchließen . Dieſer Zweigbahn, die 1858 bis Lebanon fertig ward, lieh unſere Stadt ihren Kredit zum Betrage von $ 225,000 . Von derſelben ziveigt ſich eine andere, nach Richmond, Ky . , führende ab, welche in einer Länge von 34 Meilen die Grafſchaften Lincoln, Garrard und Madiſon durd ſchneidet und eine der reichſten Eiſenregionen in unſerem Staate berührt. Im Jahre 1858 ward mit dem Bau des Memphiſer Zweig der Bahn begonnen und bewilligte unſere Stadt $ 300,000 für dieſelbe. Ste durch ſchneidet in einer Länge von 46 Meilen die Grafſchaften Warren, Logan und Todd in unſerem Staate . Dieſe Zweigbahn nach Memphis ſteht an Wich tigkeit der Hauptbahn vollkommen gleich und berührt reiche Städte wie Bowling Green und Ruſſelville in unſerm Staate, Clarksville u . a . Pläße

46 in Tenneſſee. Um dieſelbe Zeit ward mit dem Bau eines andern wichtigen Zweiges jener Bahn begonnen, der nach Glasgow, dem Gerichtsſiß der Graf ſchaft Barren führt. Ein anderer Zweig iſt der nach Bardstown in der Grafſchaft Nelſon führende. So iſt die Louisviller-Naſhviller Bahn, na mentlich nach ihrer im vorigen Jahre erfolgten , auf 99 Jahre laufenden Pacht zweier andern , ſie direkt mit Montgomery in Alabama und Altanta in Georgia in Verbindung ſeßenden Bahnen eine der Hauptcentren des Ber : kehrs auf dem ganzen amerikaniſchen Continent . Durch die Uebernahme der einen jener beiden Bahnen, der Naſhville- Decatur- Bahn, die am 1. Septem ber v . J. ſüdlich bis Montgomery in Alabama verlängert ward, 490 Meis len von unſerer Stadt entfernt, hat leştere einen beſſern Zugang zum Herzen der Baumwollregion erhalten, als irgend eine andere Stadt und ſie kann ſich jeßt den Haupthandel mit Alabama, Miſſiſſippi und Georgia ſichern. In Mongomery ſchließt dieſe Bahn ſich an nach Penſacola (ein das ganze Jahr offener Seehafen), New - Drleans und nach allen andern Theilen des Südens und Südweſtens führende Bahnen an. In Elyton, 90 Meilen nördlich von Montgomery, ſchließt ſich die Bahn an die Chattanooga - Alabama-Bahn an . Elyton wird aber das amerikaniſche Birmingham genannt, weil es der Mit telpunkt einer unermeßlichen Mineralregion iſt, deren Manufakturen mit der Zeit eine große Bedcutung erlangen werden . Die Louisville-Naſhviller -Bahn wird auch, einem mit der Atlantic Miſſiſſippi -Ohio -Bahn getroffenen Uebereinkommen zufolge, die 160 Meilen lange Lücke, die an dieſer Bahn zwiſchen Briſtol in Virginien und Livingſton ir unſerm Staate beſteht, ausfüllen . Zu dem Ende hat ſie zunächſt einen Tunnel bei Cumberland in Gemeinſchaft mit der genannten Bahn herzu: ſtellen. Dieſer Tunnel wird 4200 Fuß lang und hat die Louisville-Naſh viller-Bahu die auf dem Kentudier Boden liegende Strede von 3000 Fuß zu bauen, den Reſt des Tunnels dagegen und die Bahnſtrecke von dort bis Briſtol hat die virginiſche Bahngeſellſchaft zu bauen . Dieſe Bahn iſt be fannt unter dem Namen die Norfolkroute oder die Transcontinentalbahn und war die 408 Meilen lange Strecke von Norfolk nach Briſtol bereits im vorigen Jahre fertig. Der fertige Theil der Bahn iſt eingetheilt in die Nor folf-Petersburger Diviſion, die Südſeite - Diviſion und die Virginier- Ten neſſeer- Diviſion und iſt die Bahn eine faſt ſchnurgerade von Norfolk bis Petersburg und möglichſt gerade von Briſtol bis Louisville. Unſere Stadt hat eine Million für dieſe Bahn gezeichnet. Sie iſt die kürzeſte und direkteſte von Louisville nach der Atlantiichen Küſte zu Norfolk ſowohl wie nach New York. Die Vollendung dieſer Bahn nebſt der der Louisville, New -Albany St. Louiſer Airline- Bahn ſtellt die große transcontinentale Eiſenbahn Amerika's her und verbindet in einer ungebrochenen Rette den atlantiſchen Ocean zu Norfolk mit dem ſtillen Meere zu San - Francisco.

47 Aus dem Geſagten geht zur Genüge hervor, von welcher Bedeutung die Louisville - Naſhviller Bahn mit ihren Zweigbahnen und Verbindungen für unſere Stadt iſt. Von großer Bedeutung für Louisville wird auch die neue Elizabethtown: Paducaher -Bahn werden , für welche unſere Stadt bereits zweimal, zuleßt im Spätherbſt vorigen Jahres, eine Million in Obligationen gezeichnet hat. Sie geht von dem 42 Meilen ſüdlich von hier an der Louisville -Naſhviller: Bahn belegenen hübſchen Städtchen Elizabethtown durch die Grafſchaften Hardin , Grayſon , Dhio , Mühlenburg, Hopkins, Caldwell, Lyons, Living ſtone, Marſhall und McCracken nach dem am Ohio unterhalb der Mündung des Tenneſſeefluſſes gelegenen ſchnell aufblühenden Städtchen Paducah. Dieſe 185 Meilen lange Bahn durchſchneidet die reichen Kohlenfelder der Grafſchaften Dhio, Mühlenburg und Hopkins und wird demnächſt in Padu cah ſich den größern Bahnen des Südens und Weſtens anſchließen . Durch eine bereits im Bau begriffene Zweigbahn, für welche unſere Stadt die zweite Million votirt hat, wird ſie unabhängig von der Louisville -Naſhviller Bahn über Cecilia mit Louisville in direkte Verbindung gebracht werden , ſo daß wir dann zwei konkurrirende Bahnen nach dem Süden haben werden . Mit Cincinnati ſteht Louisville ſeit einigen Jahren in direkter Verbin dung durch die Shortline- Bahn, welche bei Lagrange, 28 Meilen öſtlich von hier, von der Louisville- Frankfort- Lexingtoner Bahn abzweigt und durch die Grafichaften Oldham , Henry , Grant, Carroll, Galatin, Boone und Kenton geht. Eine zweite Bahn nach Cincinnati iſt im Projekte, über Weſtport den Dhio entlang . Im Jahre 1852 lieh die Stadt ihren Credit im Betrage von $ 200,000 der Jefferſonville - Indianapolis -Bahn, die ſich durch ihre Verbindung mit dem Innern des Staates Indiana ſehr werthvoll für Louisville erwieſen hat. Um dieſelbe Zeit ward die New-Albany-Salemer-Bahn gebaut, die ſich bis zu den Seen erſtreckend, ebenfalls von großem Vortheil für unſere Stadt erwieſen hat. Im Jahre 1857 ward mit dem Bau von Waſſerwerken begonnen , die Ende 1859 fertig wurden. Dbgleich Louisville an jeder Straßenecke eine Pumpe befißt, die das klarſte Quellwaſſer liefert, und überal in geringer Tiefe Brunnen gegraben werden können , ſo forderten doch die ſich raſch mehrenden Fabrikanlagen fo wie die Waſch- und Badeanſtalten in den Privathäuſern die Anlage von Waſſerwerken.

Die Stadt zeichnete 5,500

Aktien zu 1,000 Dollars für dieſelben, die in 30 Jahren vom 1. Mai 1857 zahlbar und 6 Prozent bringen. Die Waſſerwerke Itegen auf einer Anhöhe, ungefähr 1 : Meile öſtlich von der Stadt in der Nähe des Dhio. Das Waſſer wird aus dem Fluſſe in ein großes Reſervoir gepumpt, von dem aus es vermittels ſeiner eigenen Schwere durch Röhren, die faſt durch jede Straße

48 führen, in die Häuſer und Fabriken bis in die höchſten Stocwerke geleite : wird. Im Jahre 1860 war die Bevölkerung auf 75,085 geſtiegen . Nach dem Cenſus von 1870 betrug dieſelbe in jenem Jahre 100,753, von denen 14,380 in Deutſchland, 560 in der Schweiz geboren waren und zw.rr 2407 Baden ſer, 3250 Baiern , 1667 Heſſen , 1074 Hannoveraner, 299 Naſſauer, 2959 Preußen , 319 Sachſen, 1154 Würtemberger. Redinet man jedoch die von deutſchen Eltern hier Geborenen , die meiſtentheils wieder Deutſche heirathen, hinzu, ſo darf man die Zahl der Deutſchen in jenem Jahre auf ungefähr 30,000 ſchäßen. Nach den Schäßungen im ſtädtiſchen Addreßkalender für 1872, der 36,486 Namen aufführt, beträgt die gegenwärtige Einwohnerzahl etwa 130,000 , während der Beſteuerungswerth des (zu ungefähr zwei Drit theilen des Markswerths veranſchlagten ) Grundeigenthums von 891,188 im Jahre 1800 in dieſem Jahre auf circa $ 78,000,000 geſtiegen iſt. In den Jahren 1861 und 1862, während des Bürgerkrieges, war die Stadt mehr als einmal von den regulären Truppen und Guerillas der ſüdlichen Confö deration bedroht, zuleßt im September 1862, wo der General Bragg von Munfordsville, das ſich ihm nach eintägigem Kampfe ergab, gegen ſie heran: rückte. Die Stadt war bereits vom General Nelſon in Belagerungszuſtand erklärt, und der Abzug der Frauen und Kinder beordert worden, als die Ge fahr durch den in Eilmärſchen herbeigekommenen General Buell abgewendet wurde. Louisville hat ſeine außerordentlich raſche Zunahme ſeit den legten Jahren der Aufhebung der gedeihlichen Fortſchritt hemmenden Sklaverei in Verbindung mit ſeiner günſtigen Lage im Mittelpunkte des Dhiothales als Ein- und Ausgangsthor zum Süden zu verdanken , indem es durch den Ohio und Miſſiſſippi und ein ſich immer mehr ausdehnendes Schienennet, welches es bald zum Eiſenbahncentrum des ganzen Südweſtens machen wird, mit allen Theilen des Landes in Verbindung ſteht. Louisville iſt bereits der größte Tabaksmarkt in den Ver. Staaten , der einen großen Theil des Lan des ſo wie Europa's mit ſog . Blättertabak verſieht. Kentucky iſt überhaupt der größte Tabakbauende Staat in der Union, ſelbſt Virginien nicht ausge nommen, indem in mehr als 70 Grafſchaften dies ,, edle Kraut “ gezogen 'wird . Dieſe mit 25 Grafichaften in Süd-Indiana, 16 bis 18 in Süd Flinois, ungefähr 20 in Mittel - Tenneſſee und einigen in Miſſouri bilden die eigentliche Tabaksregion des Weſtens. Kentudy liefert ungefähr ein Drittel der ganzen Tabakernte der Ver. Staaten. Im lekten Jahre produ zirte es über 90,000 Faß, von denen die Hälfte auf den hieſigen Markt fam . Das hieſige großartige Geſchäft in Blättertabak iſt durch Staatsgeſeße ſo geregelt, daß ſowohl die Intereſſen der Käufer wie der Verkäufer in jeder Beziehung gewahrt ſind. Die Blätter werden von den Pflanzern ſoweit zu :

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49 bereitet, daß ſie verſchifft werden können , und zu dieſem Ende in große, durch ſchnittlich 1400 Pfund haltende, Fäſſer verpackt und an die Tabaka : Auktiosniederlagen ( Tobacco Warehouses) abgeliefert, in denen täglich von 11 Vormittags an Verſteigerungen an die Meiſtbietenden gegen Baarzah lung ſtattfinden . Welchen Aufſchwung der Handel mit Blättertabak in den legten Jahren genommen , geht aus folgender Tabelle der in den Niederlagen verkauften Fäſſer Tabak hervor : 1860 : 17,573 Faß, 1868 : 29,508 Faß, 1869 : 39,420 Faß, 1870 : 40,047 Faß, 1871 : 48,008 Faß, 1872 : Faß. Außer dieſen öffentlichen Verkäufen werden aber noch anſehnliche Ein- und Verkäufe durch Privathändler und Mäkler auf Drbre von Fabri kanten abgeſchloſſen . Um ſowohl den Produzenten wie den Käufern noch größere Vortheile als bisher zu gewähren , iſt neuerdings auch eine Tabaks: börſe mit einem Depot entſtanden , wo bem deponirenden Produzenten Vor idüſſe auf ſeinen Tabak geleiſtet, ſo wie den Kaufluſtigen , die augenblicklich nicht die benöthigte Baarzahlung zu machen im Stande ſind, die ihm fehlen den Summen geliehen werden. Faſt jede größere Stadt der Union läßt hier ihren Bedarf durch Vertreter oder Mäkler ankaufen und von europäiſchen Häuſern oder Regierungen werden entweder eigene Agenten hierhergeſandt oder hieſige Geſchäftshäuſer mit der Agentur betraut. Man darf annehmen , daß die Hälfte des hier verſteigerten Tabaks nach Europa verſchifft wird, (Shipping Leaf) während ein Drittel im Inlande konſumirt und der Reſt von Spekulanten nach den Seehäfen zum Wiederverkauf an dortige Ver ſchiffer konſignirt wird. Eine Menge Tabak wird für die franzöſiſche, ſpa niſche, italieniſche und öſterreichiſche Regierung aufgekauft. Die für Deutſch land beſtimmten Verſchiffungen gehen hauptſächlich nach Bremen . Unter den Käufern und ſpeziell den Erporteuren hierfelbft nehmen Deutſche die her: vorragendſte Stellung ein, während die Fabrikation des Blättertabaks nicht der Cigarren - zum größten Theil in den Händen der Anglo-Ameri faner iſt. Es beſtehen hier 19 Faktoreien für re -drying ( Wiedertrocknung) und stemming (Entſtengelung). In erſtern wird der Tabak nochmals aufge hängt und getrocknet, um zur Fabrikation von feingeſchnittenem Kautabat zu dienen, in leßteren werden die Stengel entfernt. Die ſo entſtengelten Blätter [ strips) ſind lediglich für den engliſchen Markt beſtimmt, da man wegen des hohen Einfuhrzolles in England das Gewicht des Tabaks mög lichſt zu verringern ſuchen muß. In dieſen 19 Faktoreien mit einem An lagekapital von $380,000 ſind 760 Arbeiter beſchäftigt, die Waare zum Be trage von $ 1,900,000 produziren. Außerdem gibt es hier 12 Kautabak Fabriken und zwei Rauchtabak- Fabriken, mit einem Anlagekapital von $550,000, die 1180 Arbeiter gegen einen jährlichen Lohn von $320,900 be ſchäftigten und deren Produktion ſich auf $ 3,925,000 beläuft.

50 Cigarrenmanufakturen beſtehen hier außer einem Dußend größerer etwa 110 kleinere mit einer Capitalanlage von $ 150,000, in denen einige Hun: dert Arbeiter beſchäftigt ſind. Der vorigjährige Bericht des hieſigen Zoll: amts gibt die Zahl der hier fabrizirten Cigarren auf circa zwölf Millionen an. Auch als Pferde- und Viehmarkt iſt Louisville von Bedeutung. Die Pferde und das Kindvieh Kentudy's , namentlich aus der Blaugras-Region, ſind im ganzen Lande berühmt. Mit Maulefeln verſorgt Kentudy faſt den ganzen Süden . Es wurden im Jahre 1871 in unſerer Stadt 24,000 Pferde und Maulefel im Werthe von $ 3,360,000, 110,000 Stück Rindvieh im Werthe von $ 9,930,200, 600,000 Schweine im Werthe von $6,375,000 und 100,000 Schafe im Werthe von $ 225,000 verkauft. In den ſieben großen Schweineſchlachtereien (Pork -houses ) wurden in jenem Jahre 264 , 826 Schweine geſchlachtet und verpackt. Louisville iſt ferner der Hauptplaß für den berühmten Bourbon Whisky, im Jahre 1871 wurden hier 9,853,173 Gallonen Korn - Branntwein verkauft, wovon zwei Drittel ſog. ,, Bourbon “ waren . Iſt aber auch die Hauptbedeutung Louisville's bis jeßt eine commer cielle, ſo beſißt es doch bereits auch viele Fabriken und alle Bedingungen zur größten Entwidlung einer Fabrikinduſtrie, nämlich : Erſtens eine centrale Lage. Louisville liegt thatſächlich im Herzen der Vereinigten Staaten , wenigſtens desjenigen Theiles, der öflich vom Felſengebirge den eigentlichen Kern der Republik bildet. Rings um Louis ville und im Bereiche ſeines commerziellen Einfluſſes liegen , abgeſehen vom Staate Kentudy felbſt, mit 1,257,938 Einwohnern die Staaten : Jllinois mit 2,589,638 Einwohnern , Indiana mit 1,673,046 Einwohnern und Ohio mit 2,664,214 Einwohnern (dieſe Zahlen gibt der Senſus von 1870 an ) und mit einem Geſammtflächenraum von 217,837 engliſchen Quadratmei len .

Dieſe Seelenzahlen nehmen mit jedem Jahre bedeutend zu. 3 weitens bequeme und billige Transportmittel. Durch den Ohio und andere Flüſſe ſteht es mit zwölf der größten und reichſten Staaten in Verbindung und außerdem wird das Eiſenbahnneß, beſſen Centralpunkt Louisville iſt, wenn es erſt vollendet iſt, ſeine Arme nach allen Weltgegenden erſtreden . Schon jeßt ſteht unſere Stadt durch die große Louisville - Naſh viller Bahn und deren Zweige mit den Schienenwegen des ganzen Südens in Verbindung. Die neue, den Ohio überſpannende Brüde ermöglicht eg allen Zügen des großen Eiſenbahnneßes Indiana's, direkt in unſere Stadt hineinzufahren . Drittens : Billige Waſſer- und Dampflraft. Die große Waſſerkraft der Fälle iſt ein Vortheil für Louisville, um welchen das ſelbe ſchon oft von andern Städten beneidet wurde, welcher aber bisher hier

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nur geringe Verwerthung fand .

Hätten unternehmende Yankies ſtatt der ſüdlichen Barone in Louisville gewohnt, die Ufer der Fälle würden heute ge drängt voù von Mühlen und Fabriken ſein , während jeßt nur ein einziges Etabliſſement ſich der Triebkraft der Fälle bedient. Mit der Abſchaffung der Sklaverei kommt aber allmälig ein beſſerer Geiſt in die Bewohner und fie ſuchen das Verſäumte nachzuholen, dod bleibt auf dieſem Felde ' noch viel zu thun . Bereits ſind für die Nußbarmachung der Fälle verſchiedene Pläne entworfen und werden unzweifelhaft dieſelben binnen wenigen Jahren für techniſche Zwecke Verwendung finden. Der deutſche Ingenieur Herr Nettel roth hat ebenfalls bereits verſchiedene Wege zur Nußbarmachung der Fälle angegeben , deren Gefälle beim niedrigſten Stande 254 Fuß beträgt und die in einer Ausdehnung von mehr als 2 Meilen eine fich ſtets gleich bleibende Triebfraft von 100,000 Pferdekraft repräſentiren . Tauſende von Fabriken können ihre Maſdyinen durch Benußung der Fälle in Bewegung feßen . Außerdem iſt durch die Nähe der ungeheuren Kohlenfelder Rentudy's die Unterhaltung von Dampfmaſchinen hier mit weniger Roſten als in den meiſten andern großen Städten des Landes verbunden . Zudem iſt und eine leichte und billige Beſchaffung von Rohmaterial möglich. Die reichen Erz: ablagerungen im öſtlichen und im weſtlichen Theile des Staates, weldie eine große Eiſeninduſtrie aufblühen laſſen , verſorgen unſere Stadt hinreichend mit Eiſen . Auch der Bedarf an Blei wird bereits gänzlich aus Kentucier Gruben befriedigt. Für die Tabaks- und Eigarrenfabriken baut Kentudy Tabak in Ueberfluß. Die Möbelſchreiner und Holzarbeiter finden jede von ihnen geſuchte Holzart in jeder Quantität und Qualität in unſern eigenen Waldern , und für Spinn- und Webereien bauen wir Hanf und Flachs, ja ſegar Baumwolle, und unſere vorzüglichen Schafe liefern Maſſen der feinſten Wolle. ( Vgl. die von den Herren C. Franke und H. Nettelroth beſorgte deutſche Ausgabe der Schrift „ Kentucky und Louisville" S. 52 u. 1. f.) Daß unſere Stadt noch keine größere Bedeutung als Fat rikſtadt hat, iſt lediglich den nachhaltigen Folgen der Trägheit erzeugenden , Unternehmungs geiſt und Einwanderung fernhaltenden ehemaligen Sklaverei zuzuſchreiben . Troß dieſer bis jeßt hemmend einwirkenden , nachtheiligen Folgen befißt Louisville bereits eine Menge Fabriken und Manufakturen. Wir wollen einige der vorzüglichſten Branchen anführen : Louisville hat vier große Fa : briken , von denen ſich zwei mit Anfertigung von Pflügen und zwei mit der Fabrikation von Dreſdh- und Mähmaſchinen und anderer Adergeräthichafteu befaſſen . Das Antagekapital derſelben beträgt $ 1,165,000, ihre jährliche Produktion mehr als anderthalb Millionen und die Zahl der Arbeiter 435, deren Löhne jährlich $376,000 betragen . Dieſe vier Fabriken können aber dem Bet arf des vorzugsweiſe auf Louisville angewieſenen Süden nicht genügen .

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Die Eiſeninduſtrie , ſo jung ſie iſt, entfaltet bereits eine außer: ordentliche Thätigkeit und bald wird ſie der leitende Zweig im hieſigen Ge ſchäftsleben ſein, wozu hauptſächlich der Umſtand beitragen wird , daß mehre von unſern Kohlenbergwerken die nicht zuſammenbackende und nicht zer : fließende zur Bereitung des Beſſemere-Stahl's vorzügliche . g. Blodfohle enthalten. Augenblidlich iſt in 16 Eiſen- und 8 Meſſinggießereien allein ein Kapital von $ 800,000 angelegt, deren jährliche Produktion auf $ 853, 000 geſchäßt wird . Die größte Eiſengießerei, die 300 Arbeiter beſchäfti gende des Herrn Dennis Long liefert Schieneneiſen , Gas- und Waſſerröhren für die Bundesregierung und viele Pläße im Dſten und Weſten bis nach Connecticut. Unſere Walzwerke können ſich den beſten des Landes zur Seite ſtellen. Außerdem beſißen wir fünf Dampfkeſſelfabriken . ' In ausge dehntem Maße wird die Anfertigung aller Arten von Defen betrieben und beläuft ſich die jährliche Produktion in dieſem Geſchäftszweige auf $ 1,075 , 000. Am Meiſten iſt jedoch die Anwendung des Eiſens für Bauzwede auf die Hebung unſerer Eiſeninduſtrie von Einfluß geweſen. Drei große Ge ſchäfte unter denen die des Deutſchen F. W. Merz obenanſteht, befaſſen ſich nur mit der Herſtellung von eiſernen Fronten für Gebäude, ſo wie der übrigen Eiſentheile für architektoniſche Zwecke. Eiſenarbeiter werden hier ſehr geſucht und beſſer bezahlt als irgendwo anders. Majdin e'n werkſtätten befißen wir bereits einige ſehr bedeu tende. Augenblicklich geht man hier damit um, eine große Locomotiv-Bau anſtalt zu errichten, indem nämlich mehre Eiſenbahngeſellſchaften nur unter der Bedingung bedeutende Unterſtüßung von der Stadt erhielten, daß ſie ihre Werkſtätten und Maſchinenſchuppen hierher verlegen und daß auch ihre Locomotiven hier angefertigt und reparirt werden . Auch zum Bau von Eiſenbahnwagen hat ſich vor Kurzem eine Geſellſchaft gebildet. Das zur Produzirung oder Bearbeitung von Eiſen angelegte Kapital beläuft ſich auf ungefähr dritthalb Millionen und die jährliche Produktion repräſentirt einen Werth von wenigſtens fünf Millionen . Die Zahl der in Eiſenwerken beſchäftigten Arbeiter beträgt an 1600. Außer Pennſylvanien kann kein Staat der Union im Eiſengeſchäft mit Louisville konturriren , da in k :inem Eiſenerze und Steinkohlen ſich ſo zuſammenfinden, und Louisville wird daher für den Süden und Südweſten der Haupt-Eiſenmarkt werden. Neben der Eiſeninduſtrie hat ſich in den leßten Jahren die Möbelfabri kation am Meiſten hervorgethan. Gegenwärtig arbeiten verſchiedene bedeu tende Fabriken mit einem Kapital von $700,000, deren jährliche Produktion einen Werth von $ 1,300,000 hat und die 450 Arbeiter mit einem Arbeits lohn von ungefähr $ 404,000 per Jahr beſchäftigen , und doch ſind dieſelben nicht mehr im Stande, den Nachfragen von ſüdlichen und ſüdweſtlichea Pläßen zu genügen . Dieſer Zweig wird hauptſächlich von Deutſchen betrie

53 ben und ſelbſt in den von Amerikanern betriebenen Fabriken haben Deutſche die Hauptleitung in Händen . Mit Gerbereien iſt Louisville reichlich verſehen und betrachten die Gerber, die überwiegend Deutſche ſind, unter allen weſtlich vom Allega hany - Gebirge gelegenen Städte Louisville als die günſtigſte für ihr Geſchäft. Das in Gerbereien angelegte Kapital beläuft ſich auf $840,000 und ihre jährliche Produktion auf $ 1,905,000. Ungefähr 237 Arbeiter ſind in den ſelben beſchäftigt. Ein großer Theil des hier produzirten Leders wird am Orte weiter verarbeitet, theils in den verſchiedenen Sattlereien , die mit Ge ſchirr und Sattelzeug faſt den ganzen Süden verſehen , theils in den Schuh macherwerkſtellen. Spinn- und Webereien hat Louisville bis jeßt nur für Wol lenwaaren. Das in denſelben angelegte Kapital beträgt ungefähr $ 275 , 000, die jährliche Produktion $ 570,000. Von den 240 in denſelben be ſchäftigten Arbeitern ſind die meiſten Frauen und Mädchen. Auffallend iſt es, daß wir noch keine Baumwollfabrik befißen, auch keine Flachs-Spinne reien und Webereien, obgleich wir den Baumwollſtaaten ſo nahe und Flads genug in unſerm Staate gezogen wird. bald abgeholfen werden.

Dieſem Mangel wird jedenfalis

Die Fabrikation von Sadleinen gehört mit zu den erſten indu : ſtriellen Anfängen unſerer Stadt, die in derſelben ſchon früh zu den erſten Märkten zählte. Das Rohmaterial beſteht aus Flachs, Hanf und Jute. Hanf wächſt in Fülle in unſerm Staate, vorzüglich in der Blaugras -Region, da jedoch dieſer als von ausgezeichneter Güte höhere Preiſe als der aus Ohio erzielt und ſich beſſer für Seilereien eignet, ſo wird der Flachs meiſt aus Dhio und die Jute aus Indiana bezogen. Die ausgedehnteſte Verwendung findet das Sad- oder Padleinen im Süden zum Verpacken von Baumwolle. Jeder Ballen Baumwolle erfordert 12 Yards Padleinen, eine Panmwoll ernte von 5 Millionen Ballen alſo 60 Millionen Yards. Die hieſigen Sad: leinfabriken , deren Zahl bald vermehrt werden muß, arbeiten mit einem Kapital von $ 350,000 und ihre Produktion beläuft ſich jährlich auf $ 275 , 000. Sie beſchäftigen ungefähr 225 Männer und Frauen . In Brauereien , von denen mehre ein vorzügliches Lagerbier lie: fern , iſt ein Rapital von $ 134,000 angelegt. Dieſelben beſchäftigen unge fähr 200 Arbeiter und liefern jährlich für $ 686,000 Bier , befriedigen aber kaum ein Drittel des Bedarfs, das Uebrige wird von Cincinnati bezogen . Daß die Brauereien ſich ausſchließlich in Händen von Deutſchen befinden, verſteht ſich von ſelbſt. Hoffentlich wird mit der Zeit hier ſo viel Bier ge : braut werden , daß wir Cincinnati entbehren können . Brennereien beſißen wir 5 mit einer Capacität von 6,830 Gal lonen per Tag .

Zwei dieſer Brennereien gehören Deutſchen , aber auch die

54 übrigen werden von deutſchen Brennern geleitet. Der hier und im ganzen Staate produzirte Whisky iſt der beſte in den Ver. Staaten . Neben den Brennereien beſtehen bedeutende Häuſer, die ſich mit dem An- und Verkauf von Whisky befaſſen , darunter mehre deutſche. Von großer Wichtigkeit für Louisville iſt die Schweineſch läch terei. Die regelmäßige Schlachtſaiſon dauert vom 1. November bis zum 1. März. Mit dem eigentlichen Pork- und Schlachtgeſchäft befaſſen ſich 11 Firmen, die mit einem Kapital von $775,000 arbeiten und zur Schlachtzeit 1,470 Arbeiter beſchäftigen; ihr jährlicher Umſaß beläuft ſich auf $ 8,250, 000. Außerdem haben wir hier nocy 6 Häuſer, die ſich nur mit dem Han del in verpacktem Schweinefleiſch befaſſen. Die Verkäufe der ſämmtlichen 17 1. g . Porkhäuſer beliefen ſich im Jahre 1871 auf die Summe von $ 11, 000,000. Pfund.

Die Maſſe des verkauften Schweinefleiſches betrug 127,000,000

Im Ganzen betrug die Zahl der induſtriellen Etabliſſements, unter denen noch zwei große Papierfabriken, eine Glasfabrik, eine Baumwodpreß fabrik, eine chemiſche Fabrik, drei Pianofortefabriken, von denen zwei Deut ſchen gehören, hervorzuheben wären, im vorigen Jahre 575 mit einem An lagekapital von $ 19,500,000 und einer jährlichen Produktion von $ 56,000 , 000. Die Zahl der in denſelben beſchäftigten Arbeiter belief ſich auf 16,000. Der ungefähre Werth der Waareneinfuhr betrug $ 175,000,000, der Ausfuhr $ 145,000,000. Von beſonderer Bedeutung für Louisville iſt noch der Schiffsbau. Nach dem Zollamtsbericht wurden in dem am 30. Juni 1872 ablaufenden Jahre zwei und zwanzig Dampfer mit einem Geſammttonnengehalt von 9,082 ge baut. Louisville liegt 70 Fuß hoch über dem Waſſerſpiegel des Dhio in einer fruchtbaren Ebene, die ſich von Oſten nach Weſten längs des Fluſſes 30 eng liſche Meilen hinzieht und deren Breite von Norden nach Süden faſt eben ſo viele Meilen beträgt. Die ziemlich parallel mit dem Fluſſe laufenden 60— 100 Fuß breiten Straßen werden von Norden nach Süden im rechten Win kel von andern , gleichförmig 60 Fuß breiten Straßen durchſchnitten . Mit Ausnahme der belebteſten Geſchäftstheile an der Main- , Market- und Jeffer ſonſtraße ſind alle Straßen auf beiden Seiten des Trottoir mit ſchattigen Bäumen bepflanzt und von Hof- und Gartenraum umgeben, ſo daß Louis ville auf den Namen Gartenſtadt Anſpruch machen könnte, und in der That nicht nur eine der geſundeſten, ſondern auch ſchönſten Städte des Landes ift. Fremde machten mit Recht den Bewohnern den Vorwurf, daß ſie zu viel Kapital in elegante Wohnungen mit hübſchen Gärten und zu wenig in Fa brifen und Geſchäfte ſteckten . Ein Theil der Hauptſtraßen befißt Nicholſon pflaſter, während ein anderer mit Kieſelſteinen gepflaſtert iſt; manche

55 Straßen beſtehn noch aus Kalfſteinpflaſter.

Wohl feine Stadt in den Ver .

Staaten erfreut ſich einer ſo ausgedehnten , faſt alle Straßen umfaſſenden Verbindung durdy doppelgeleiſige Pferde: Eiſenbahnen. Auch befißt die Stadt ſeit Kurzem ein vollſtändiges Neß von 10—12 Fuß tief unter der Erde fich hinziehenden ausgemauerten Abzugsgräben. Die Feuerlöſchan ftalten ſind ſeit dem 1856 eingeführten bezahlten Feuerdepartement mit Dampflöſchſprißen vortrefflich. Louisville beſigt 9 folcher Sprißen und zwei Haken- und Leitercompagnien. Die Sprißen , fortwährend geheizt, ſtehn bereit, in wenigen Minuten Waſſer zu ſprißen und ſtehn unter der Auf: ſicht eines Haupt- Ingenieurs. Das elektriſche Feueralarmſpſtem von Ga menel ermöglicht die ſchnellſte Transportation der Löſchapparate nach irgend einem Theile der Stadt. Unter den öffentlichen Bauten Louisville's nimmt der zum Umgehen der Stromſchnellen ( Fälle) des Dhio beſtimmte Louisville -Portland -Ranal, welcher eine nationale Bedeutung hat, den erſten Rang ein . Der alte Kanal ward von einer von der Staatsgeſeßgebung autoriſirten Geſellſchaft im März 1826 in Angriff genommen , und im Dezember 1830 mit einem Koſten aufwand von $ 750,000 vollendet. Derſelbe war zwei Meilen lang und hatte 50 Fuß breite Schleuſen mit einem Fall von 24 Fuß. Dieſe Schleuſen erwieſen ſich mit der Zeit für die immer größere Dimenſionen annehmenden Flußdampfer unzulänglich, und die vom Süden heraufkommenden Schiffe waren gezwungen, vor der Vorſtadt Portland liegen zu bleiben und aus und einzuladen, wenn das Waſſer nicht hoch genug war, die Fälle hinanzu: fahren , während die vom Norden nicht weiter als bis Louisville kommen konnten. Zu verſchiedenen Zeiten, in den Jahren 1844, 1849 und 1853 ließ die Regierung Vermeſſungen vornehmen nnd Unterſuchungen anſtellen , wie dem Uebelſtande abzuhelfen ſei. Im Jahre 1859 nahm endlid, die erwähnte Kanalbaugeſellfdhaft die Sache ernſtlich in die Hand und brachte durch Ausgabe von Obligationen eine hinreichende Summe zur Erweiterung des Kanals auf. Der bald darauf ausbrechende Bürgerkrieg und die dann eintretende hohe Steigerung der Arbeitslöhne wirkten jedoch hemmend, und im Jahr 1866 mußten die Arbeiten wieder eingeſtellt werden, nachdem im Ganzen $ 1,300,000 verausgabt waren. Eine Congreßakte verfügte die Vollendung der angefangenen Arbeiten . General Gottfried Weißel vom Ingenieurcorps ward mit der Vornahme gründlicher Vermeſſungen beauf tragt, und auf Grund ſeines umfaſſenden Berichts an den Congreß wurden in den Jahren 1868 bis 1872 nach und nach $ 963,200 angewieſen . Am 26. Februar 1872 war General Weißel mit den Arbeiten ſo weit gediehen, daß bereits die größten Flußdampfer durch den Kanal paſfiren konnten . Die Schleuſen find 950 Fuß lang und 80 Fuß breit bei einem Fall von 14 Fuß in der erſten , und 12 Fuß in der zweiten Kammer ; der Kanal hat bei

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niedrigſtem Waſſerſtande 6 Fuß Waſſer. Zur Vollendung des ganzen Faues nach dem urſprünglichen Plane waren noch $ 400,000 erforderlich, von welcher Summe der Congreß bereits $ 300,000 bewilligt hat, und wir können der baldigen Vollendung des großen Werkes entgegenſehen . Gleichzeitig werden Dämme angelegt, um einen noch höhern Waſſerſtand zu erzielen . Wie General Weißel, waren und ſind auch die übrigen, von ihm mit der Ausführung der Arbeiten betrauten Ingenieure Deutſche (Oberſt T. I. Schopp und Major Auguſt Stein) . Nach einem vom legten Congreſſe ge nehmigten Vorſchlage der erwähnten Kanalbaugeſellſchaft wird der Kanal jeßt bald in den Befiß der Regierung übergehn, welche ſich zur Uebernahme der Schulden deſſelben verpflichtet. Von welcher Bedeutung dieſer Kanal iſt, beweiſt der Umſtand, daß ſeit Januar 1830 bis Januar 1872 die Ein nahmen aus den Kanalzöllen ſich auf die Summe von $4,500,000 beliefen, obgleich kaum die Hälfte der Dhio-Boote bis dahin denſelben paſſiren konnte. Von nun an ſollen die Zölle jedoch ſo niedrig angeſegt werden , daß ſie nur zur Beſtreitung der Inſtandhaltung des Kanals ausreichen. Ein anderer öffentlicher Bau von nationaler Bedeutung iſt die im Jahre 1870 fertig gewordene Eiſenbahnbrüde über den Dhio. Dieſelbe iſt 24 Meile lang, ruht auf 16 ſteinernen Pfeilern und iſt nach der von Albert Fink, Superintendenten der Louisville-Naſhviller Eiſenbahn, erfundenen Spreng- und Hangwerf-Conſtruktion , die jeßt faſt bei allen im Weſten ge bauten Brüden angewandt wird, gebaut. weiter öſtlich liegend, iſt projektirt.

Eine zweite ähnliche Früde,

Andere nennenswerthe öffentliche Bauten ſind : Die oben erwähnten Waſſerwerke, von denen man eine entzückende An: ſicht der Stadt und Umgebung genießt. Das Court-Houſe (Gerichtshaus ), in welchem ſich die verſchiedenen Ge richtshöfe der Stadt uud des County befinden , ein prächtiger, maſſiver Steinbau, in deſſen Vorhalle ſich die vom Kentucier Bildhauer Şart ausgeführte lebensgroße Statue Henry Clay's in carariſchem Marmor be findet. Das ebenfalls ganz maſſiv aus Steinen aufgeführte Gebäude, in dem ſich das Zollamt und das Poſtamt befindet. Die im Juli d. I. fertig gewordene neue City -Halle mit 68 Zimmern , die von 500 Gasbrennern beleuchtet werden : ein wahres ſteinernes Pracht gebäude mit 200 Fuß Front an der ſechſten und mit 100 Fuß Front an der Jefferſonſtraße. An der ſechſten Straße befindet ſich der den Haupteingang bildende Portikus mit ſechs doriſchen Säulen, der im zweiten Stockwerk von corinthiſchen Säulen überragt wird , über dieſen ein Frontiſpiz mit einem in Stein gehauenen kunſtvollen Basrelief des ſtädtiſchen Wappens. Der an der Ecke der ſechſten und Jefferſonſtraße gelegene elegante Thurm birgt das

57 Feuerdepartement mit dem elektriſchen Feuerallarmtelegraphen und der Feuerglocke. Die Zimmer ſind hoch und luftig und insbeſondere elegant die für die beiden Collegien des Stadtraths beſtimmten Säle, die mit Gale rien für Zuhörer, an den Decken mit Frescomalereien verſehen ſind. Die Dielen ſchmücken koſtbare Brüſſeler Teppiche, die Möbel ſind von der feinſten Sorte. In der City - Halle haben ſämmtliche Branchen der ſtädtiſchen Ver waltung und Exekutive ſo wie das Stadtgericht ihren Sig . Dentſche Kunſt und Geſchicklichkeit machten ſich um dieſen Bau verdient; ein Deutſchruſſe, Herr C. G. Roſenplanter, wirkte als Architekt mit, die Steinfließen lieferte Herr Peter Pfeifer, die Mauerarbeiten Urban Stengel, die Frescomalereien Peter Lieber, die Schlöſſer und ſonſtigen Eiſenarbeiten Georg B. Bahr und die feinen Möbeln wurden von den Herren Wrampelmeier, Keisker & Co. , Herrn Eirich und Herrn Guſtav Bitter geliefert. belaufen ſich auf nngefähr $ 466,000.

Die Koſten dieſes Baues

Ein wahrer Palaft iſt die eben fertig gewordene Mädchenhodſchule an der erſten Straße zwiſchen Cheſtnut und Broadway, ein ſo ſtolzer Bau, wie ihn kein ähnliches Inſtitut in ganz Europa aufzuweiſen hat. Gin ſehenswerthes Gebäude, welches zugleich einen eklatanten Beweis dafür ablegt, was die Bürger Louisville's bei gutem Millen zu leiſten im Stande ſind, iſt das Induſtrieausſtellungsgebäude, das im September 1872 zuerſt eröffnet wurde. Dies zwei Stockwerk hohe Gebäude, das einen Flächenraum von 151,340 Anadratfuß einſchließt, maſſiv aus Badſteinen aufgeführt und mit vier größeren und kleineren Thürmen verſehen , iſt bin nen der unglaublich kurzen Friſt von vierzig Tagen wie durch Zauber erſtan den und zwar unter der Leitung des deutſchen Architekten Herrn Mergel und des deutſchen Bauunternehmers Joh. Hehl. In demſelben wird jährlich im Herbſt ſechs Wochen eine große Induſtrieausſtellung abgehalten , in der Pro dufte der Kunſt und des Gewerbefleißes zur Schau geſtellt werden, während eine neugebildete Central-Ausſtellungsgeſellſchaft außerhalb der Stadt eine Induſtrie- und Agricultur- ſo wie Vieh- und Mineralien -Ausſtellung ver anſtalten will. Sehenswerth iſt ferner das neue Galt-Houſe, ein Hotel erſten Ranges mit circa 800 Zimmern , welches auf's Koſtbarſte ausgeſtattet und mit Allem verſehen iſt, weſſen Gäſte, die das Hotel nicht verlaſſen wollen , möglicher weiſe zur Bequemlichkeit oder Unterhaltung bedürfen können . Eine wahre Zierde der Stadt iſt das neue Liederkranzgebäude, von welchem im Abſchnitt IV. eine ausführliche Beſchreibung zu finden iſt. Auch der 1. g. Weiſiger- Bloc, in welchem ſich jeßt eine der Stadt ge hörende öffentliche Bibliothek nebſt Muſeum befindet, iſt ein ſehenswerthes rieſiges Gebäude.

58 Des Beſuches werth iſt auch die nahe der Stadt gelegene Blindenanſtalt ſo wie das „ Zufluchtshaus ", eine für jugendliche Taugenichtſe beſtimmte Beſſerungsanſtalt, ferner der Freimaurertempel und die neue Freimaurer Wittwen- und Waiſenanſtalt, welche leştere ihre Entſtehung vorzugsweiſe deutſchen Menſchenfreunden , unter denen der Weinhändler Herr Heinrich 6. Find obenanſteht, zu verdanken hat. Die Stadt iſt in 12 Bezirke oder Diſtrikte (Wards ) eingetheilt, von denen jede 2 Councilmen und einen Alderman erwählt, die zuſammen den Stadtrath (General Council) bilden . Der Bürgermeiſter ( Mayor) wird auf 2 Jahre gewählt und übt die erekutive Gewalt aus. Unter feiner direkten Kontrole ſteht namentlich die Polizei- und Löſchmannſchaft, unter der des Stadtraths dagegen der, den Geſundheitszuſtand der Stadt über wachende Sanitätsrath ( Board of Health ), ſo wie der das Hospital, das Armen- und das Arbeitshaus und die Beſſerungsanſtalt für jugendliche Verbrecher (House of Refuge) überwachende Commiſſionsrath. Louisville iſt der Siß eines Bundeszodlamts, Bundespoſtamts, des Bundesſteuer: Diſtriktsamtes, eines Bundesdiſtriktsgerichts ſowie verſchiedener Staatsge richtshöfe und eines Stadtgerichts, außerdem der Siß des General- Com mando des Militärdepartement des Südens. Unterrichts anſtalten , Kirchen und Wohlthätig : teits anſtalten . – Die “ University of Louisville", gegründet 1837 , zu der die Stadt 4 Ader des ſtädtiſchen Areals und $ 50,000 baar hergab, zerfällt in zwei Fakultäten , die juriſtiſche mit 9 Lehrſtühlen und die medizi niſche mit 14 Lehrſtühlen.

Dieſe Lehranſtalt beſißt eine reichhaltige Biblio

thek und eine reiche Sammlung phyſikaliſcher Apparate. Als Klinik wird das Hospital benußt. Im Jahre 1856 brannte das Univerſitätsgebäude ab, ward aber in ſchönerem und größerem Maßſtabe wieder aufgebaut. Außerdem beſteht ein „ Medical College“ mit 15 Lehrſtühlen. Dieſe beiden mediziniſchen Collegien zählen durchſchnittlich 4–500 Studirende. Die von der Stadt unterhaltenen Freiſchulen ſind : zwei Hochſchulen , eine für männliche, die andere für weibliche Schüler, 4 Intermediatichulen , 13 Diſtriktsſchulen und 4 Zweig dulen , davon eine für farbige Kinder. In der Knabenhochſchule beſtehen zwei Curſe, der ſogenannte klaſſiſche, welcher vierjährig, und der für geſchäftliche Ausbildung, welcher zweijährig iſt. In der Mädchenhochſchule beſteht ein vierjähriger Curſus. Erſtere Anſtalt wird durchſchnittlich von 150 Schülern und legtere von 200 Schülerinnen be ſucht. Die Intermediatſchulen haben 2, die Diſtriktſchulen 6 Claſſen. Die Zahl der an dieſen Freiſchulen thätigen Lehrer und Lehrerinnen beträgt gegenwärtig 240. Die Freiſchulen find ſogenannte „graduirte“ (Klaſſen ſchulen ), in 20 Klaſſen wird in der drei unterſten Graden des Elementar: unterrichts unterwieſen , in 19 im vierthöchſten Grade, in 18 im dritthöchſten

59 Grade, in 11 im zweithöchſten und in 5 im erſten Grade. Die leßtern Shulen heißen Intermedialſchulen , Zwiſchenſchulen, da ſie die Vorſchule zu den beiden Hochſchulen bilden. Die deutſche Sprache kann in jeder Schule gelehrt werden und wird faktiſch in 16 Wardſchulen von 29 Speziallehrern ſo wie an den beiden Hochſchulen gelehrt. Durchſchnittlich 4,280 Schüler ſtudiren in den Volksſchulen Deutſch, von welcher Zahl mindeſtens die Hälfte aus Eingebotenen beſteht. Seit 1871 beſteht ſogar ein eigener deuticher Superintendent für die Leitung des deutſchen Unterrichts . Die jährlichen Koſten für die ſtädtiſchen Freiſchulen , 1862 — '63 nur $ 85,000 betragend, waren 1870 - '71 auf $ 213,476 :86 angewachſen und von $ 14.20 im erftern Jahre für jeden Schüler durchſchnittlich auf $20.98, während diefelben in Chicago $ 16.70, in Albany $ 13.11 , in Brooklyn $ 12.30 und in Rocheſter, N. Y., $13.59 für jeden Schüler durchſchnittlich betragen . Der Unterricht in Der deutſchen Sprache iſt ſeit 1862 allgemein eingeführt. Die erſten Verſuche wurden 1852 gemacht, um welche Zeit man in zwei Diſtriktsſchulen (Ward ſchulen ) die deutſche Sprache als Unterrichtsgegenſtand einführte. 1856 arbei tete die Knownothingpartei daran, dieſe Verfügung rückgängig zu machen . Die dadurch hervorgerufene Agitation unter den Deutſchen hatte zur Folge, paß von da ab in vier Diſtriktsſchulen die deutſche Sprache gelehrt ward . Seit 1862 beſteht die Verfügung, daß in jeder Schule, in welcher fich 50 Schüler für den Unterricht in der deutſchen Sprache melden, derſelbe er: theilt werden muß . Die deutſchen Hauptlehrer erhalten $ 1000 , die Hilfe lehrer, die ausſchließlich aus Mädchen beftehen , $ 400— $ 600 Gehalt. Die vorzüglichſte deutſche Privat . Lehranſtalt iſt die im Jahre 1857 vom Lebrer Knapp gegründete Deutſch -engliſche Akademie “, feit 1865 reorganiſirt und unter der Leitung des Lehrers Hail.rann ſtehend. Dieſe Schule zerfällt in 5 Klaſſen und einen Kindergarten . An deutſchen Kir : denſchulen hat Louisville 1 evangeliſche und 6 katholiſche. Die evan geliſch - lutheriſche, zur St. Johannes -Gemeinde gehörig, ſteht unter Leitung des Paſtors Dreſel und hat durchſchnittlich 150 Schüler. Die katholiſchen deutſchen Schulen ſind : St. Bonifacius -Pfarrſchule mit 982 Schülern, St. Marienſchule mit 400 Schülern, St. Martinusſchule mit 800 Sd., St. Petersſchule mit 200 Sch ., St. Joſephsſchule mit 300 Sch ., St. Antonius ſchule mit 160 Schülern. Die übrigen von der katholiſchen Kirche unter haltenen Schulen , deren Lehrer größtentheils Drdensbrüder und Ordens ſchweſtern ſind, umfaſſen folgende Inſtitute : die Miffionsſchule der Domis nicaner, das Gymnaſium und 9 Pfarrſchulen der Franziskaner, die “ Pres entation Academy" der Barmherzigen Schweſtern von Nazareth, mit 4 Pfarrſchulen, die ,, St. Benedicts-Akademie" der Lorettoſchweſtern (Cedar Grove), die Notre- Dame- Pfarrſchule der Lorettoſchweſtern (Portland ), die „ Heil. Roſenkranz- Akademie " der Dominicanerinnen ; Akademie der Urſu :

60 linerinnen ; die St. Marien-, St. Martins , St. Peters: und die St. Joſephsſchule der Urſulinerinnen ; die St. Bonifaciusſchule der Schweſtern von Notre - Dame. Louisville hat 76 Kirchen folgender Confeffionen : 10 Baptiſtenkirchen, darunter 1 deutſche und 3 für Farbige ; 4 der „ Chriſtians “, darunter 1 für Farbige; 5 deutſche evangeliſche Kirchen und eine reformirte ; 13 Metho diſtenkirchen (ſüdl.), darunter 1 deutſche und 1 für Farbige; 11 Presbyte rianerkirchen und 4 Kapellen derſelben Konfeffion, darunter 1 Kirche für Farbige ; 13 katholiſche Kirchen , darunter 6 deutſche, und 3 Kapellen derſel ben Konfeffion ; 1 Swedenborgianerkirche ; 1 Unitarierkirche ; 2 Synago gen. Von den Synagogen iſt die der orthodoxen Gemeinde die ältere. Dieſe Gemeinde wurde 1847 gegründet und zählte etwa 30 Mitglieder. Sie unter: hält keine Religionsſchule. Die neue große Synagoge am Broadway , im ſchönſten Theile der Stadt, mit viel Aufwand erbaut und zu den geſchmad : vollſten Kirchenbauten dieſes Landestheils zählend, ift 1867 errichtet wors den ; ſie gehört der ältern Gemeinde, der im Jahre 1842 gegründeten Res formgemeinde ,,Adath - Israel“ , welche aus 200. beiſteuernden Mitgliedern beſteht und eine, von 250 Kindern beſuchte Religionsſchule von 5 Klaſjen unterhält.

det.

Die katholiſche Diözeſe Louisville wurde 1808 gegrün Damals war Bardstown der Biſchofsſig. Der erſte Biſchof war

Benedict Joſeph Flaget. Gegenwärtig iſt Wm. McClosky Biſchof, geweiht am 24. Mai 1868. Die Kathedrale, ein gothiſches Gebäude, 200 Fuß lang, 90 Fuß breit, mit einem 200 Fuß hohen Thurm , befindet ſich in der 5. Straße, zwiſchen Walnut und Greenſtraße. Die hierzu gehörige Ge meinde zählt 4000 Seelen . Die älteſte deutſche fatholiſche Kirche iſt die in Greenſtraße gelegene St. Bonifaziuskirche ( gegr. 1837), 165 Fuß lang, 80 Fuß hoch, mit 142 Fuß hohem Thurm , Seelenzahl 3000. Die übrigen deutſchen Kirchen ſind : die Marienkirche an - 8 . Straße, 1800 Seelen , Mar tinskirche in Shelbyſtraße, 3000 Seelen , die Peterskirche in Bredinridge: traße, 1000 Seelen, die Joſephskirche in Butchertown, 1200 Seeten , die Antoniuskirche in Marketfraße, 1000 Seelen . Außerdem befinden ſich fol gende katholiſche Kirchen in Louiéville : St. Patrids-, St. John's-, St. Auguftin's-, St. Michaels-, St. Louis-, Bertrands-Kirche und die Notre Dame du Port. Mit allen dieſen Kirchen ſind Pfarrſchulen verbunden . Die 3 katholiſchen Kapellen ſind: im Stift der Loretto dyweſtern , im Krans kenhauſe der Barmherzigen Schweſtern und in der Induſtrieſchule der Schweſtern zum guten Hirten . Die katholiſchen Klöſter , deren Injafjen größtentheils Unterrichts- oder Wohlthätigkeitsanitalten leiten , find : das Dominicanerkloſter (mit eiuem Prior, 6 Patres und 3 Laienbrübern ); das Kloſter der franzöſiſchen „,Brüder vom Herzen Jeſu und Mariae“ ( ein Su

61 pericr und 5 Prüder); das Franziscanerkloſter (ein Superior, 25 Brüder, 18 Novizen ); das Kloſter der Barmherzigen Schweſtern von Nazareth ; das Kloſter der Loretto cweſtern ; das Kloſter der Dominicanerinnen ; das Kloſter der ,,Schweſtern vom guten Hirten ", das Kloſter der Urſulinerinnen , das Kloſter der Schweſtern von Notre Dame. Mehre dieſer Klöſter ſind blos kleine Filiale der ſich in andern Städten Kentucky's befindenden Haupt klöſter. An öffentlichen Wohlthätigkeitsanſtalten beſikt Louisville das 1850 gegründete Armenhaus ; das 1860 gegründete Zufluchtshaus, das 1817 errichtete ftädtiſche Hospital, welches von den zwei mediziniſchen Schu : len als Klinik benußt wird ; 3 Dispenſarien , gleichfalls mit jenen Schulen in Verbindung ; das Blindeninſtitut ( außerhalb der Stadtgrenze) ; tie Wittwen- und Waiſenheimath. Außer den weiter unten genannten 3 katho iiſchen Waiſenhäuſern gibt es noch folgende : daß 1852 gegründete prote: Mantiſche Waiſenhaus ; das Waiſenhaus der Freimaurer (verbunden mit einem Wittwenhospital) ; das Waiſenhaus der Presbyterianer ; das Mäd chenwaiſenhaus der Episcopalen ; das 1869 gegründete Waiſenhaus der Baptiften . Katholiſche Wohlthätigkeitsanſtalten ſind : das St. Thomas Waiſenhaus mit 150 Zöglingen ; das St. Vincent- Waiſenhaus der Barm: herzigen Schweſtern mit 140 Zöglingen ; das St. Joſephs -Krankenhaus der Barmh. Schweſtern ; das Magdalenenſtift und das Zufluchtshaus der Do minicanerinnen ; das deutſche St. Joſephs Waiſenhaus der Schweſtern von Notre Dame mit 100 Zöglingen ; das Findelhaus der Barmh . Sdyweſtern ; das Magdalenenſtift und das Zufluchtshaus der Schweſtern zum Guten Hirten , das St. Vincent-Hospital und das Miſericordia -Hospital der Barmh. Schweſtern. Die beiden jüdiſchen Gemeinden unterhalten einen ge meinſamen Fond zur Unterſtüßung von Wittwen und Hilfsbedürftigen und durch reifenden armen Glaubensgenoſſen . Ein jüdiſcher Frauenverein fer tigt Kleidungsſtücke für Arme an . Von andern jüdiſchen Wohlthätigkeits anſtalten iſt der wirkſamſte der „ Waiſenhaus - Verein " als Zweigverein des das Clevelander jüdiſche Waiſenhaus unterhaltenden Nationalvereins " . In dieſem Waiſenhauſe befanden ſich im Jahr 1871 dreizehn Kinder aus Louisville. Außer den geheimen Geſellſchaften beſtehen noch folgende Wohl thätigkeitsvereine: die Schweizer Unterſtüßungsgeſellſchaft, der deutſche Veteranen -Hilfsverein , 2 deutſche proteſtantiſche Unterſtüßungsvereine, der erſte deutſche Hilfsverein, zwei Hilfsgefellſchaften der Lootſen, die deutſche Gambrinus -Unterſtüßungsgeſellſchaft. logen und Vereine zählt Louisville eine große Menge, u. a. 19 Freimaurerlogen, darunter 3 deutſche und 4 Negerlogen , 13 Odd Fellows: logen, darunter 7 deutſche, 8 Rothmännerlogen, darunter 5 deutſche (welche dem i. g. ,, Verbeſſerten Orden " angehören ), drei Druiden - Gaine und reche

62 Logen des Harugari -Ordens ( bie beiden leşteren ſind rein deutſch ), fünf Logen des Drdens der Pythiasritter, darunter zwei deutſche, zwei iſraelitiſche Logen der „ B'nai B'rith “ u . f. w. Louisville beſißt 33 Banken und Wechſelgeſchäfte, darunter 3 Natio nalbanken und 7 deutſche Banken, von welchen leßtern drei zugleich Ber: ſicherungen gegen Feuersgefahr aufnehmen . Das in dieſen Banken ange legte Kapital beträgt $ 10,000,000 mit 88,450,000 an Depofiten . Der deutſche Theil der Bevölkerung, welcher mit den hier ge borenen Kindern deutſcher Eltern auf 30,000 Röpfe zu ſchäßen iſt, bildet in mehr als einer Beziehung ein hervorragendes Element der Einwohnerſchaft. Nicht nur ruhen die ſchönen Künſte, namentlich Muſik und Malerei, fo wie die Kunſtgewerbe vorzugsweiſe in ihren Händen , ſondern ſie ziehen auch immer mehr den Grundbeſiß und den Handel an ſich. Namentlich ſeit dem Bürgerkrieg, der die Aufhebung der Sklaverei, hohe Zolle und Steuem , fo wie Vertheuerung der Lebensmittel im Gefolge hatte, hat die Wohlhaben: heit und der Einfluß der Deuſchen bedeutend zugenommen . Manche an Wohlleben und zahlreiche Dienerſchaft gewöhnte amerikaniſche Familien mußten , um ihr bisheriges Leben einigermaßen fortſeßen zu können , von ihrem großen Grundbeſiß verkaufen und fanden hauptſädlich unter den Deutſchen Käufer. Die größtentheils mit und nach dem Süden handelnden , an müheloſen Erwerb gewöhnten, leichtlebigen , eingeborenen Geſchäftsleute aber jahen ſich durch die in Folge des Kriegs eingetretene Verarmung des Südens von mancher frühern einträglichen Erwerbsquelle abgeſchnitten , be: ſaßen jedoch nicht Energie genug, ſich ſofort andere Quellen zu eröffnen . Dies kam den ſparſamen und thätigeren Deutſchen ſehr zu Statten, ſie brach: ten ein Geſchäft nach dem andern an fich, ſo daß ganze Geſchäftstheile der Stadt, in denen vor 20 Jahren entweder gar keine oder nur hie und da eine vereinzelte deutſche Firma anzutreffen war, bereits überwiegend deutſch find. Dadurch ſtieg der Einfluß der Deutſchen ſo, daß fie Ende der 60er Jahre zweimal hintereinander die Wahl eines Deutſchen zum Bürgermeiſter durch zuſeßen vermochten. Uebrigens haben ſie ihren gegenwärtigen Einfluß erſt nad ſchweren Kämpfen und Mühen errungen . Der erſte Deutſche wanderte erſt im Jahr 1818 in Louisville ein . Die erſte deutſche Kirche entſtand 1838. Im Jahr 1840 erſchien zuerſt eine deutſche Wochenzeitung, die aber nach kaum einjähriger Friſt wieder einging . Am 16. März 1844 trat aber : mals ein Wochenblatt in's Leben , der ,, Beobachter am Dhio “, der ſich etwa fünf Jahre ſpäter in ein Tageblatt verwandelte. Mit dem Erſcheinen dieſes der demokratiſchen Partei angehörigen Blattes begannen aber auch die polis tiſchen Verfolgungen der Deutſchen , die faſt ohne Ausnahme zur demokrati îchen Partei gehörten , während Staat und Stadt in den Händen der Whigs waren. Bei der Präſidentenwahl im Jahre 1844 fam es zu blutigen

63 Schlägereien , während welcher die Deutſchen von bewaffneten Rowdies von den Stimmkäſten zurückgetrieben wurden . Mittlerweile nahm die Zahl der Deutſchen zu und mit ihren Verfolgungen hatte es längere Zeit ein Ende. Mit den Jahren 1849 und 1850 begann ein neuer Zeitabſchnitt für bas deutſche Element in Louisville. Die mißglüdte Revolution warf eine Menge aus Deutſchland geflohener Patrioten nach Amerifa ; ein unverhält nißmäßig großer Theil derſelben fand fich in Louisville zuſammen und ſuchte von hier aus die in der Heimath vereitelten Reformpläne auf amerikaniſchen Boden zu verpflanzen . Sie entfalteten eine unglaubliche Thätigkeit, grün deten einen Turnverein , einen „ Freimännerverein “, einen „ Verein freier Frauen “ und einen Arbeiterverein ", hielten regelmäßige Zuſammenfünfte, beriefen häufig Maſſenverſammlungen und ſuchten durch Wort und Schrift eine Reform der hieſigen Zuſtände anzubahnen. Ein Theil der ältern Ein wanderung ließ ſich von ihrem Feuereifer mit fortreißen , ein anderer machte entſchieden Dppoſition und gründete, da der ,,Beobachter “ mehr oder minder mit jenen ſympathifirte, der ſeit 1849 gegründete tägliche ,, Anzeiger" fich aber im Ganz: n neutral verhielt, ein conſervatives Tageblatt, den ,,Adler ", der aber nach etwa einjährigem Beſtehen wieder einging . In keiner Stadt der Union war damals eine ſo tief gehende Gährung der Gemüther unter den Deutſchen wie in Louisville. Auch der Communiſt Weitling ſchlug für eine Zeitlang ſeinen Aufenthalt hier auf. Im Jahre 1853 hielt es die Fortſchrittspartei an der Zeit, ein eigenes, tägliches Drgan zu gründen. So entſtand der „Herold des Weſtens“, mit deſſen Redaktion zuerſt der öſter reichiſche Flüchtling Fenner von Fenneberg, dann Kompe und zuleßt Carl Heinzen unter Aſſiſtenz von Bernhard Domſchke betraut wurde. Als 1854 die Offizin des Herold " mit Preſſen und Lettern in Flammen aufging , ließ Heinzen den „ Pionier“ erſcheinen , den er ſpäter in Boſton fortführte. Zu Anfang des genannten Jahres erließen die radikalen Deutſchen , die inzwi ſchen eine „ Union der freien Deutſchen “, welche die ganze Union umfaſſen ſollte, gegründet hatten, ein Manifeſt, das in engliſcher und deutſcher Sprache verbreitet und auch an den Präſidenten der Ver. Staaten und die Congreß mitglieder geſandt wurde, worin ſie „ Freiheit, Wohlſtand und Erziehung für Alle“, Abſchaffung der Sklaverei, politiſche und ſoziale Gleichberechtigung der Neger mit den Weißen, ſowie politiſche und ſoziale Gleichberechtigung der Frauen , Schulzwang u. dgl. forderten , und auch Abſchaffung der ofiziellen Dankſagungsſage, der Eröffnung der Congreßfißungen mit Gebet u. f. w. verlangten. Dies Manifeſt, unter dem Namen ,,Louisviller Plat form " bekannt und von Carl Heinzen, B. Domſchke, Stein und Bürgeler unterzeichnet, erregte als das erſte der Art in Nordamerika großes Aufſehen im ganzen Lande und rief, da es in vielen Städten von gleichgeſinnten Deutſchen , namentlich von Freimänner- und Turnvereinen , adoptirt warb,

64 eine gewaltige Dppoſition unter einem Theile der Eingeborenen gegen die Beſtrebungen der ſogenannten Deutſchen „ Infidels " wadh, ſo daß Manche daſſelbe nebſt der Agitation von Katholiken gegen das Freiſchulenſyſtem für eine der Urſachen der Knownothingbewegung, welche 1855 das ganze Land wie ein Sturmwind durchfegte, hielten. Jene Knownothingbewegung führte auch einen Wendepunkt in der Geſdichte des deutſchen Elements in Louis ville herbei. Bei der Staatswahl am 4. Auguſt 1855 , an dem ſog. „ blu tigen Montag“ , zogen von Knownothings, namentlich von dem Redakteur des „ Louisville Journal“, Geo. D. Prentice, aufgehegte Pöbelhaufen mor dend und ſengend durch die Straßen, trieben die Irländer und Deu : ſchen von den Stimmkäſten, machten Jagd auf dieſelben in den Straßen und in den Häuſern, ſteckten viele Häuſer in Brand, unter andern einen von Jrlän dern bewohnten ganzen Häuſerblod (den ſog . Quinn's Row, den die Erben des Eigenthümers Quinn zum Andenken an jene Gräuel lange Jahre unbe baut ließen ) und trieben die ſich auf die Straße zu retten ſuchenden irländi ichen Frauen und Kinder in die Flammen zurüd. Biele Jrländer und auch mehre Deutſche fielen an dem Tage als Dpfer der beſtialiſchen Wuth jener Pöbelhorden, doch auch Viele von dieſen büßten ihre Frevel mit dem Tode durch die Hand der zur Verzweiflung gebrad) ten Eingewanderten . Die Folgen jener Gräuel, die mit einem für mehre Wocheu anhalten den Pöbelregimente verbunden waren , blieben nicht aus, machten ſich viel mehr in erſchredender Weiſe geltend. Viele Deutſche, und namentlich Jr: länder, welche nicht mit Grund angefeſſen waren , machten ſich fort, Andere verkauften Haus und Hof um jeden Preis, um nur fortzukommen , der Grundwerth fank um Hunderte von Prozenten und alle Geſchäfte ſtodten . Noch ein Jahr ſpäter ſah man in einem einzigen Blod von Geſchäftshäuſern nicht weniger als eilf derſelben verſchloſſen. Die Einwanderung hörte vou ſtändig auf und viele Jahre währte es , ehe Louisville ſich von den Folgen jener Schreckenszeit zu erholen vermochte. Almälig jedoch trat wieder eine Wendung zum Beſſern ein .

Auch die

Deutſchen erholten ſich von dem furchtbaren Schlage, Viele, die ſich fortge macht hatten , kehrten zurück, weil Louisville einmal Annehmlichkeiten bietet und Vorzüge beſikt, wie wenige andere Städte ; die Deutſchen nahmen wie der raſch an Zahl und materiellem Wohlſtande zu und gegenwärtig iſt ihr Einfluß ein ſo großer wie nur in irgend einer Stadt der Vereinigten Staa ten . Dafür ſpricht ſchon der Umſtand, daß ſie zweimal die Wahl eines Deutſchen zum Mayor durchſeßten und die deutſche Sprache zum Gegenſtand des Unterrichts in den öffentlichen Schulen gemacht iſt, daß ſtets unter den gewählten und angeſtellten ſtädtiſchen Beamten , ſowie im Stadt- und im Schulrathe eine verhältnißmäßige Anzahl Deutſcher ſich befinden ; am Schlagendſten aber daraus, daß das von ihnen nach Beendigung des

65 Deutſch - Franzöſiichen Krieges veranſtaltete, mit einem Zuge durch die Stadt verbundene Friedensfeſt offiziell zu einem allgemeinen Feſte der ganzen Bevölkerung gemacht wurde, indem in Folge einer, von dem dazu einſtimmig vom Stadtrath aufgeforderten Bürgermeiſter erlaſſenen Proklamation alle Gerichte und öffentlichen Bureaus ſo wie die öffentlichen Schulen geſchloſſen wurden , und ſämmtliche Behörden, mehre amerikaniſche Milizcompagnien, die ganze Löſchmannſchaft im Galaaufzug und mit feſtlich geſchmückten Sprißen, und außerdem eine Menge eingeborener amerikaniſcher Bürger ſich dem Zuge anſchloſſen . Im Jahre 1871 ward ein Deutſcher Louisville's, Herr W. Krippenſtapel, Herausgeber des , Volksblatts “ , von der republika niſchen Partei des Staates als Candidat für das Amt eines Staats - Auditors aufgeſtellt und erhielt 85,000 Stimmen . Die Deutſchen werden , was nach Auflöſung der Whigpartei nach jener Knownothingbewegung ihre gegenwär: tige politiſche Parteiſtellung betrifft, durch den ſeit 1849 von G. P. Doern herausgegebenen , in einer täglichen , halbwöchentlichen und wöchentlichen Ausgabe erſcheinenden demokratiſchen ,,Anzeiger“, und das von W. Krippen : ſtapel herausgegebene täglich, halbwöchentlich und wöchentlich erſcheinende republikaniſche „ Volksblatt“ vertreten . Außer dieſen beiden politiſchen Blättern erſcheint noch ein von dem Lektgenanntes Sonntagsblatt unter dem Titel „ Omnibus “. Auch erſcheint hier ſeit 1870 die „Amerikaniſche Schul zeitung “, das Organ des , Deutſch-Amerikaniſchen Lehrerbundes “ . Die Katholiken beſißen ein beſonderes kirchliches Drgan in dem von J. Cooper herausgegebenen, wöchentlich erſcheinenden „ Katholiſchen Glaubensboten " . Für die Pflege der Muſik geſchieht viel in Louisville, die meiſten Muſik lehrer ſind Deutſche. Die Deutſchen beſißen vier Geſangvereine. Der älteſte iſt der 1848 gegründete, ſeit länger denn einem Jahre mit der ,, Teu : te nia" verſchmolzene Liederkranz, der 125 aktive Mitglieder und außer dem einen Damenchor von 50 Stimmen ſowie an 1000 paſſive Mitglieder zählt und deſſen neue Vereinshalle auf $ 140,000 zu ſtehen kommt. Der 1849 gegründete „ Orpheus “ zählt 25 Mitglieder, 25 bilden den Männerchor, 30 den Damenchor. Das Vereinseigenthum beſteht in der Ausſtattung einer gemietheten Halle. Die 1856 gegründete Concordia, ein katholiſcher Geſangverein, zählt 100 Mitglieder, darunter 25 aktive. Der am 10. No vember 1871 gegründete „,Quartetclub " zählt 20 aktive und etwa 200 paſſive Mitglieder. Die Amerikaner beſißen ſeit Kurzem einen vierſtimmigen Män nerchor unter dem Namen ,,Arion " , der Dirigent und der Tenorſoliſt ſind Deutiche, ſo wie einen gemiſchten Chor ,,Mendelsſohn Society " , der jährlich ein Dratorium aufführt. Seit 1871 beſteht auch unter dem Namen , Phil harmonic Society " ein Verein der Inſtrnmentalmuſiker ; die Muſiker find wieder vorzugsweiſe Deutſche.

66 Die hieſige Turngemeinde wurde am 2. September 1352 segründet. Urſprünglich aus nur 8 Mitgliedern beſtehend, nahm ſie allmälig an Mit: gliedern zu und konnte 1859 zum Bau einer eigenen Halle ſchreiten . Die ſelbe befindet ſich in Jefferſonftraße nahe Preſtonſtraße und enthält außer den mit Turnapparaten verſehenen Räumlichkeiten einen großen Saal, der ſowohl zu Borleſungen , wie zu geſelligen, namentlich muſikaliſch -beklama: toriſchen Unterhaltungen benußt wird, ein Bibliothekzimmer und ein Clubs zimmer. Die Vereinsbibliothek zählt 530 Bände. Das Vermögen des Bereins, einſchließlich des Grundeigenthums, wird auf $ 14,000 geſchäßt. Die Mitgliederzahl beläuft fich auf 120, nebſt 100 Zöglingen . Beim Aus: bruch des Bürgerkriegs zählte die Gemeinde 108 Mitglieder, von denen bei: nahe 100 in die Bundesarmee traten . Aus dem Borſtehenden ergibt ſich zur Genüge, daß ein reges. deutſches Leben hier beſteht, welches durch den Bau der zum Mittelpunkte des ſozialen, künſtleriſchen und geiſtigen Lebens der hieſigen Deutſchen beſtimmten Lieder: franzhalle ſehr an Intenſivität gewinnen muß.

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Dritte

Das

Abtheilung

deutſche Element in Louisville.

Wie die Stadt damals ausſah. (Die erſten deutſchen Pioniere Louisville's . Verdienſte verſtorbener und noch lebender deutſcher Pioniere. – Die erſten Ver Die Volkstribune. Der ſuche zur Gründung einer deutſchen Preſſe. Beobachter am Ohio. - Politiſche Verfolgungen der Deutſchen .) I. Beſchichte der Einwanderung bis zum Jahre 1848. Wenn der Verfaſſer in Nachſtehendem das Mittheilenswertheſte aus der Geſchichte des deutſchen Elementes der Stadt Louisville zuſammenzuſtellen verſucht, ſo darf er wohl um ſo mehr auf die Nachſicht des Leſers rechnen, als er, ſoweit es die Zeit vor 1849— '50 betrifft, bei dem faſt gänzlichen Mangel an ſchriftlichen Aufzeichnungen und dem ſpurloſen Verſchwinden aller Exemplare der vorher hier herausgegebenen deutſchen Zeitungen beinahe lediglich ſich auf mühſam zuſammengeſuchte mündliche Mittheilungen ver laſſen mußte. Eine direkte Einwanderung aus Deutſchland hierher ſcheint bis in die vierziger Jahre faſt gar nicht beſtanden zu haben. Diejenigen Deut: ſchen , welche vordem hierher kamen , hatten ſich meiſtentheils ſchon längere Zeit an andern Pläßen aufgehalten und erſt dort von Louisville und den Vortheilen, welche die Stadt dem Einwanderer, namentlich dem Handwerker biete, vernommen und ſich dadurch zur Ueberſiedelung þierher bewegen laſſen. 49

68 Noch in den vierziger Jahren war Louisville in Deutichland faſt völlig un befannt, ſo daß die direkte Einwanderung von dort auch dann noch eine ſehr ſpärliche war , während bereits lange vorher eine ftarfe Einwanderung aus Irland hierher vor ſich gegangen war und thatſächlich in den Jahren 1823 bis 1836 der größte Theil der Geſchäfte ſich in den Händen von Jrländern oder deren Abkommen befand und aus jener Zeit noch die Namen Anderſon , Buchanan, Buſtard, Bell, Ferguſon, Forſyth, Garvin , Kelly, Mary u. A. vorragen . Die Frländer beſaßen bereits im Jahre 1811 eine katholiſche Kapelle, das erſte kirchliche Gebäude in dieſer Stadt. Dieſelbe wurde auf einem von einem Herrn Tarascon geſchenkten Plaße in der Nähe der Ede der eilften und Mainſtraße, einer damals noch völlig unbebauten Gegend, errichtet und war der Ehrw. Badin, der 1850 in Cincinnati ſtarb, der erſte Pfarrer an derſelben. Auch wurde bald darauf eine irländiſche Wohlthätig feitsanſtalt mit Dr. Ferguſon als Präſidenten und Wm. Bell als Viceprä : ſidenten gegründet. Erſt 27 Jahre ſpäter erſtand die erſte Deutſche Kirche, gleichfalls eine katholiſche. Wer der erſte Deutſche war, der ſich in Louisville niederließ, iſt nicht mit unumſtößlicher Gewißheit feſtzuſtellen. In ältern Schriften über Louis ville begegnet man nirgends deutſchen Namen , obwohl anzunehmen iſt, daß ichon früh einzelne Deutſche aus andern Theilen dieſes Landes hierher ver ſchlagen wurden . Wie die Leſer aus der erſten Abtheilung dieſer Schrift erſehen haben, gehörten Deutſche zu den erſten Pionieren Kentucky's, ein Deutſcher war der erſte Landbebauer im Staate und das County Bourbon ward hauptſächlich von Deutſchen Pennſylvanien's angeſiedelt, welche wäh rend der „ Whisky - Rebellion “ dorthin zogen, um vor den Bundesſteuerbeam ten ſicher ihren „Monongahela: Whisky " unter dem Namen „ Bourbon Whisky )" fortbrennen zu können . Wahrſcheinlich befanden ſich daher auch unter den älteſten Anſiedlern Louisville's Deutſche, wenn auch nach der frühern übeln Sitte mit amerika niſirten Namen . Mag dem ſein , wie ihm wolle, allgemein gilt jeßt als der erſte deutſche Anſiedler in unſerer Stadt der vor etwa zwölf Jahren geſtor bene Schuhmachermeiſter A. D. Ehrich , der im Jahre 1817 hierherkam und der ſich auch ſelbſt für den erſten deutſchen Bewohner der Stadt ausgab. Er ſchloß fich, da er keine deutſche Kirche hier vorfand, einer amerikaniſchen Methodiſtengemeinde an. Später hing er ſein Handwerk an den Nagel und ward, da er ein hervorragendes Mitglied des Freimaurerordens war, Kaſtel lan der hieſigen Maurerlogen, welche Stellung er bis zu ſeinem Tode beklei dete. Manche von unſern Leſern werden ſich noch des alten Ehrich erinnern , den man faſt nie ohne Regenſchirm auf der Straße ſah. Kätte er den praks tiſchen Scharfblid ſeines Cincinnatier Collegen Nicolaus Longworth beſeſſen, Der ebenfalls ſeine Lauf: ahn als ehrlicher Schuſter begann, aber dieſelbe als

1

S. 69 einer der reichſten Grundbeſißer des Staates Ohio beſchloß, ſo wäre er unb .: dingt der r i hſte Mann in Louisville geworden , denn , wie er ſelbſt häufis erzählte, war ihm einmal die ganze große Strede an der Nordſeite der Mainſtraße, die ſich von der fünften Straße bis zur Brookſtraße hinzieht, für fünfzig Dollars und einen alten in ſeinem Befiß befindlichen Karrengaul angeboten worden, er ließ ſich aber auf den Handel nicht ein, weil er von ſeinen Geſellen ausgelacht ward, als er jenes Angebot für ein annehmbares erklärte. Daß jener Preis damals noch für einen übermäßig hohen galt, obgleich aller Geſchäftsverkehr jener Zeit fich unweit der erwähnten Dertlid;: keit am Fluſſe und von da aufwärts nach der Mainſtraße konzentrirte, iſt ein ſprechender Beweis dafür, daß derzeit überhaupt noch Niemand eine Ahnung von der fünftigen Ausdehnung der Stadt hatte. Bis in die vier: ziger Jahre bildeten übrigens die Flußſtraße von der erſten bis zur ſechien und aufwärts bis zur Mainſtraße, ſo wie dieſe leştere zwiſchen der dritten und fünften Straße, den kommerziellen Mittelpunkt und befanden ſich namentlich auf der vierten Straße, zwiſchen der Fluß- und Mainſtraße, der ſogenannten Walſtraße, die Großhandlungshäuſer, ſo die Buchanan's , New comb's , Reed (ſpäterer Poſtmeiſter) und Andere. Auch die, zum Theil längſt geſtorbenen , zum Theil aber noch lebenden deutſchen Geſchäftsleute hatten ſich in den zwanziger und dreißiger Jahren faſt alle in der erwähnten Gegend niedergelaſſen . An der Flußſtraße befanden ſich namentlich die deutſchen Gaſt- und Wirthshäuſer : fo zwiſchen der 4. und 5. Straße das Chio Haus von Peter Keiling, der 1834 hierherkam ; zwiſchen der 6. und 7. Straße das Miſſiſſippi -Haus von Michael Billing, der 1837 hier landete und nach der höchſten Schäßung nicht mehr als 150 Deutſche vorfand; an der Ede der 5. Straße die Schenkwirthichaft des Muſikers Feldbuſch, und zwiſchen der 5. und 6. Straße eine Schenkwirthſchaft des Herrn Suproth ( deſſen Sohn gegenwärtig Theilhaber am Apothekergeſchäft von Wilh. Springer iſt). zwiſchen der Fluß- und Mainſtraße befanden ſich in damaliger Zeit : an der Bulitſtraße die Schenkwirthſchaft des Herrn Freihofer, an der 6. Straße die des Herrn Glaß (Schwiegervaters des nody lebenden Eiſenwaarenhänd: lers Herrn Georg Hit an der Ecke von Green und Shelbyſtraße). Herr Detchen ſenior, der gegenwärtig eine Engros-Grocery ( Spezereihandlung ) an der Ede von Markt- und Preſtonſtraße beſißt, begann ſein Geſchäft an der Flußſtraße, zwiſchen der 5ten und 6ten , und Herr Reidhar, der gegen wärtige Präſident der deutſchen Verſicherungsbank, fungirte damals als Spezerei- und Kleiderhändler und als Wirth an derſelben Straße. Auch der noch in den dreißiger Jahren hier landende Herr Heinrich Weihe führte damals ein Kleidergeſchäft an der Flußſtraße, und erhielt Herr Dunekake, gegenwärtig Theilhaber in der Wein- und Liqueurhandlung von Henry 6 . Find & Comp . ſeine erſte Condition als Buchführer und Verkäufer in dem

70 ſelben . An der Mainſtraße, zwiſchen der dritten und vierten Straße, befand ſich die erſte deutſche Tuch- und Engros-Kleiderhandlung, die von Somieding (gegenwärtig in St. Louis ), Linden beim und Ett : linger (Erſterer ſeit 1853 todt, Leşterer ſeitdem in Braunſchweig), bei denen der 1843 hier landende Herr Julius Winter , der, nachdem er ſpäter eine Zeitlang am Fluſſe zwiſchen der 4. und 5. Straße mit dem ges nannten Herrn Schmieding, ſeinem Dheim , zuſammen ein kleines Kleiderge ſchäft betrieb, jeßt eine der größten Kleiderhandlungen in der Stadt beſißt, zuerſt conditionirte . Die Nachfolger jener Firma ſind Herr Julius von Borries und Herr Beđurts. Der Fluß war damals noch die Haupt: verkehrsader, denn Eiſenbahnen gab es noch nicht. Zwar wurde im Jahre 1838 eine Eiſenbahn gebaut, aber dieſelbe diente nur zur Verbindung mit dem Schiffsplat Portland, wo die vom Süden heraufkommenden Schiffe der Stromſchnellen des Ohio wegen liegen zu bleiben gezwungen waren , und brachte die für unſere Stadt und einige Pläße im Innern des Staates be: ſtimmten Schiffsfrachten hierher. Dieſe Eiſenbahn fuhr Anfangs bis an die ſechſte und Mainſtraße, ſpäter, als die Stadt mehr angebaut ward , bis an die zwölfte Straße, mußte aber ſchließlich bei der ſtetigen Ausdehnung der Stadt, welche Dampffahrten in belebten Stadttheilen gefährlich erſchei nen ließ, die Fahrten gänzlich einſtellen. Die Verbindung mit dem nun mehr unſerer Stadt einverleibten Portland wird jeßt durch eine ſogenannte Pferdeeiſenbahn bewerkſtelligt, beſchränkt ſich aber faſt nur auf Beförderung von Paſſagieren . Wenn es nun heute faſt unglaublich erſcheint, daß noch in den zwanzi ger Jahren die Nordſeite der Mainſtraße von der fünften Straße an bis zur Brookſtraße, vergeblich für fünfzig Dollars und einen alten Karrengaul an geboten worden war, wie wird man da erſt ſtaunen müſſen , wenn man er: fährt, daß noch viele Jahre ſpäter die Frau des damals in der Gegend des Woodlandgartens in einem Blodhauſe wohnenden Gärtners Birkemeier einen ganzen Acker Land unweit. Phoenix Hill (damals Preſton's Woods) an der nach Bardstown führenden Landſtraße für – ein Pfund Butter in Tauſch erhielt. Der bebaute Theil der Stadt war damals eben noch ſehr klein. Noch zu Ende der dreißiger Jahre ſtanden an der Mainſtraße über die erſte und ſechſte hinaus erſt wenige vereinzelte Häuſer, die Marktſtraße war noch faſt ganz unbebaut ; von der Greenſtraße an begannen ſchon die Commons (Gemeindepläße); im obern Stadttheile ſah man an der jeßigen Walnutſtraße, in der Gegend der Hancodſtraße, die noch im Jahre 1844 ein Sandhügel war, wogende Rornfelder ; der untere Stadttheil war noch in dem erwähnten Jahre von der achten Straße an Sumpf und Buſch. Als in dem gedachten Jahre die bekannte Wilſon'ſche Droguenhandlung in ein neu errichtetes Gebäude an der Nordſeite der Mains, zwiſchen der vierten

71 und Bullitſtraße zog, ſenkte ſich eine Stelle im Keller plößlich um zwei Fuß, was daher fam , daß, wie ſich ein faum fünfzig Jahre alter Amerikaner noch recht gut zu erinnern wußte, der Plaß , auf dem das Gebäude ſtand, zu einer Farm gehört und im Keller ſich der Brunnen der Farm befunden hatte. Noch im Jahre 1848 war, der Front des jeßigen Galthouſe gegenüber, auf der Südſeite der Main- und erſten Straße ein kleiner Teich Pond), in dem ſich ſogar Fiſche befanden. Wir haben uns vergebens nach Aufzeichnungen über die deutſche Ein wanderung aus jener früheren Zeit umgeſehen. Alles was wir fanden, war eine dürftige Notiz im Sonntagsblatte des hieſigen „ Anzeiger“ aus dem Jahre 1869. Diefelbe lautet : „ Im Jahre 1832 betrug die Zahl der deutſchen Familienhäuſer nur 22 und als ältefter deutſcher Ehrenmann tritt uns Herr John Schmidt entge gen, welcher im Jahre 1819 mit dem jeßt verſtorbenen Herrn Emanuel Se bold in Louisville eintraf. In dem verſtorbenen Schuhmachermeiſter A. D. Ehrich , welcher ein hervorragendes -Mitglied der Freimaurer war, fanden die beiden Pioniere bereits einen Landsmann vor. Kurze Zeit darauf etablirten ſich auch die Herren Friedrich Schorch und Chriſtian Schäfer, Erſterer als Apotheker, Leşterer als Zuckerbäder. Ein Bruder Chriſtian Schäfer's, Louis, fing eine Zuckerbäckerei an der 4. Straße, zwiſchen Main- und Markt ſtraße, an. Die drei Leşteren ſind jeßt ebenfalls todt. „,Nach und nach kamen noch an : D. Heinſohn , welcher an der Ecke der Jefferſon- und 3. Straße einen Leihftall hielt und ſich gegenwärtig in New Orleans befindet; John Red und Gottlieb Schöninger, Bäcker an Jefferſon und achten Straße ; Jakob Schneider, Schmied an 9. Straße nahe Main ; John B. Höffer, der eine Thür vom Jefferſonftraße- Theater ein Kaffeehaus hält ( iſt ein Irrthum, er hielt dort einen Leihſtall), und Georg Schneß, Foundryman, welcher ſich ſpäter an den Firmen Day und Schneş, Schne und Baldwin , und Schneß , Hewitt & Co. betheiligte. Ihre Zeitgenoſſen und Mitbürger gaben ihnen das Zeugniß, daß ehrenwerthere und energi ſchere Männer, als ſie, in Louisville nicht gelebt haben . Noch vor Schluß des Jahres 1835 rückten folgende Ehrenmänner nach, auf welche, ihrer viel feitigen Bilding und geſchäftlichen Unternehmungsgeiſtes wegen , die Bürger Louisville's noch heute mit Stolz blicken : Herr 3. Lavall, welcher ſich mit dem ſpäter eingetroffenen Herrn 3. Schrodt aſſociirte. Die Firma Schrodt und Laval , Wholeſale- Liqueur-Händler, erfreute ſich nach innen und außen eines bebeutenden Rufes, und wo es galt, einen guten Zweck zu fördern, ſtand ſie gewiß mit obenan . Ferner : Herr Henry Preißler ; der wohlbe kannte Meßger Wilhelm Kreil ; Franz Reidhar, der allgemein beliebte Prä ſident der deutſchen Verſicherung @ gefellſchaft; die Juweliere J. Werner und Fr. Spiegelhalter ; die renommirten Weinhändler Louis Weyd und Simon

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Graff; Joſeph Wolf, der wohlbekannte, reelle Baſtwirth am Floydſtraße: Markt ; Peter Portmann, Kapitän Kern , F. Schnatterer, Kapitän Feiſt, Michael Kempf, F. Steinauer, Xaver Keller, Sebaſtian Beller, John Frei vogel ; H. Schuhmacher, der wohlbekannte Sattler an der Weſt-Marktſtraße, lauter Namen von gutem Klang. ,,Im Jahre 1836 zog Herr Philipp Tomppert ein, ein Biedermann, auf deſſen Rath bedeutendes Gewicht gelegt wurde und welchen ſeine Landsleute vor einigen Jahren zum erſten deutſchen Mayor erwählten, eine Stelle, die er mit Umſicht und zur Zufriedenheit Aller bis vor Kurzem verwaltete.



,,Dann kamen in kurzen Zwiſchenräumen die Herren John Ropke, Stephan, Jakob und John Schmidt, Henry Deppen , W. Zimmermann , Theodor Schwarş, Ehrman, Sauermann, Sinclair, Major I. H. Stein, . Seng, F. Bauer, Louis Rehm, Jakob Merker , I. und L. Wunſch, H. G. van Seggern, Michael Billing, Georg Dreisbach, H. Wehmhoff, A. Binde wald, 7. H. Schröder, der unter den Louisviller Geſchäftsleuten ſtets eine hervorragende Stellung einnahm und in welchem jedes edle Unternehmen einen eifrigen Unterſtüßer und die ſchönen Künſte einen Protektor fanden ; Jul. von Borries, C. H. Find, A. F. Coldeway, F. Hammer, Apotheker W. Springer, Julius Winter, die Doktoren Donhoff, Caſp. Köhler, Brandeis, Cohn ; Juwelier Hirſchbühl, Georg Nürnberger, und ſo manche Andere, welche bei ihren Landsleuten in gutem , ehrenvollen Andenken ſtehn . ,,Um die Gartenkultur machten ſich beſonders verdient : der Veteran der deutſchen Gärtner in Louisville : Birkenmeier ; Knödler, F. Schmitt, Mayer, die ſämmtlich todt ſind ; Nang, der ſich um die Hortikultur bedeu . tende Verdienſte errungen , ſo wie Stilt, Beringer, Weſtermann, Ellwanger. Ais Meßger aus den 30er Jahren, die ſich großen Ruf und Freundſchaft erwarben, erwähnen wir Kließendorf, Schmidt, Leibold, Bremaker, L. Flens bach, Wilh. und Gottlieb Kreil, E. Kirder, Caſp. und Heinr. Schmidt, F. Butterwek, Weiß, Ulmer, Peter Hartmann, der alte Horniſt und einer der erſten berühmt gewordenen Wurſtmacher, der vor etwa 12 Jahren ſtarb ; aus den 40er Jahren : Conrad Schöffel, Fr. Leib, der jeßt als Befißer eines Porkhauſes in Butchertown einem großartigen Geſchäfte vorſteht; Frank Hammer und Charles Rehm .“ Die in der vorſtehenden Aufzeichnung enthaltene Liſte der deutſchen Pioniere Louisville's iſt nicht bloß zum Theil ungenau - ſo ſind außer Undern der Doktor Brandeis und Herr C. H. Finck, der bekannte Wein- und Liqueurhändler, erſt im Jahre 1851 hierhergekommen , alſo durchaus nicht zu den älteſten deutſchen Pionieren zu rechnen , und hieß der neben Stephan und Jakob Schmidt als John Schmidt Aufgeführte nicht Schmidt, ſondern Smidt und war der Senior der wohlbekannten Firma John Smidt & Co. jene Liſte iſt auch höchſt unvollſtändig und fehlen in derſelben gar viele

73 Pioniere, die fich eine angeſehene Stellung errangen und zum Theil eine Rolle ſpielten . Doch ehe wir eine Ergänzung dieſer Lifte, ſo gut es noch möglich, vor nehmen, wollen wir über mehre in derſelben aufgeführte Perſönlichkeiten, die bereits aus dem Leben geſchieden, noch Einiges mittheilen, was zugleich als Ehrendenkmal für dieſelben dienen mag. Wir müſſen dabei freilich häufig bis in die neueſte Zeit vorgreifen, doch das wird man uns um ſo eher verzeihen, als wir ohnehin hier keine ſyſtematiſch und chronologiſch geordnete Geſchichte der älteſten deutſchen Einwanderung in unſere Stadt liefern kön nen und wollen , es uns vielmehr hauptſächlich darum zu thun iſt, die Erin nerung an die älteſten deutſchen Pioniere Louisville's wachzuhalten , damit das Andenken an ſie und ihre Verdienſte um das hieſige deutſche Gemein weſen den nachfolgenden Generationen nicht gänzlich verloren gehe. Beginnen wir mit dem am 8. Auguſt 1871 in ſeiner Heimath Bremen geſtorbenen John Smidt , der in Berbindung mit dem noch lebenden Herrn Theodor S d w art ſich große Anſprüche auf die Dankbarkeit der hieſigen Deutſchen erworben hat. Wir ſahen uns bereits früher veran laßt, das Wirken dieſer beiden Männer in einer für den ,, Deutſchen Pionier “ gelieferten Skizze zu beleuchten und legen wir dieſe unſern Mittheilungen zum Grunde: John Smidt war ein Sohn des im Frühjahr 1857 geſtorbenen Bremer Bürgermeiſters und Bundestagsgeſandten Dr. Johann Smidt, eines ge wiegten Staatsmannes und Diplomaten , deſſen großem perſönlichen Ein fluſſe allein die Städte Bremen , Hamburg, Lübeck und Frankfurt es zu dan fen hatten , daß man ſie auf dem Wiener Congreſſe nicht andern Staaten zuſchlug, ſondern als freie Städte " mit ihren alten Rechten beſtehen ließ, wobei der ſchlaue Diplomat es durchzuſeßen wußte, daß ſeiner Vaterſtadt im Plenum eine eigene Stimme eingeräumt ward. Er blieb bis zu ſeinem Tode Bundestagsgeſandter der vier freien Städte und zugleich einer der vier Bremer Bürgermeiſter, die unter fich abwechſelnd je ein halbes Jahr mit dem Titel Präſident den Vorſiß führen, und man wußte es ſo einzurichten, daß der Dr. Smidt, wenn er nicht am Bundestage in Frankfurt, ſondern in der Heimath war, gewöhnlich als Präſident fungirte. Metternich fuchte den Alten wiederholt unter dem Verſprechen eines Miniſters oder Statthalter Poſtens zum Eintritt in den öſterreichiſchen Staatsdienſt zu bewegen, doch Smidt zog es vor, ,, ſyn egen Här to ſyn " , wie er ſich in ſeinem Bremer Plattdeutſch ausdrüdte. Unſer John Smidt, welcher der Zweitjüngſte von fünf, außer ihm alle noch lebenden Geſchwiſtern war, fam , nachdem er ſich auf der Bremer Han delsſchule zum Kaufmann ausgebildet hatte und ſchließlich als Comptoiriſt in das Bureau des braſilianiſchen Konſuls Kalten in Bremen getreten war,

74 wo er mit dem in gleicher Eigenſchaft daſelbſt fungirenden Herrn Theodor Schwarß Freundſchaft ſchloß, im Jahre 1838 nad Amerika und im Früh jahre 1839 hier in Louisville an und gründete zuerſt an der Walſtraße ein kleines Geſchäft mit Cigarren , die er durch Vermittelung ſeines Freundes von Bremen importirte. Im Dktober des Jahres 1840 fam Lekterer, Herr Schwarß, ebenfalls hierher und trat als Theilhaber in das Eigarrengeſchäft. Herr Schwart ſiedelte jedoch gegen Ende des Jahres 1841 , nachdem er den kurz zuvor in New -Orleans gelandeten , noch in gutem Andenken bei den Louisvillern ſtehenden , vor mehren Jahren geſtorbenen Herrn Karl Wulkop veranlaßt hatte, hierherzukommen und ſeinen Plaß auszufüllen , auf zwei Jahre nach St. Louis über, kam dann aber, nachdem Herr Wulkop inzwi: ſchen eine einträgliche Stelle als Buchhalter im Geſchäfte von James Low u . Co. ( ſpäter Tompkins u . Co.) angenommen , die er bis zu ſeinem Tode be : kleidete, auf Erſuchen Smidt's hierher zurück und nun eröffneten Beide ein Tabaksgeſchäft, welches den Grund zu dem gegenwärtigen bedeutenden Tabats handel Louisville's legte. Bis dahin war nämlich Kentudier Tabak ſo wie der der angrenzenden Staaten Tenneſſee und Indiana noch völlig unbekannt auf dem europäiſchen Conti nent. John Smidt und Theodor Schwarß exportirten zuerſt dieſe Tabake dorthin , zunächſt nach Deutſchland und Holland und machten dieſelben dort befannt . Mit jedem Jahre ſtieg von dort die Nachfrage nach jenen Tabaken , namentlich nach Kentudier Tabak, und gegenwärtig iſt der Bedarf derſelben in Europa ein ſo großer, daß faſt jeder europäiſche Staat hier Tabaksagen: ten hält und die Zahl der in unſerer Stadt jährlich verkauften Hogshead Tabaf von 4-5000 auf 50-60,000 geſtiegen iſt. Die Tabakbauer unſeres Staates ſo wie auch Indiana's und Tenneſſee's verdanken alſo den beiden genannten Männern unendlich mehr als die Meiſten von ihnen nur entfernt ahnen. Schon im Jahre 1842 war Smidt mit einer Ladung Tabak, die er in Gemeinſchaft mit den Herren Etlinger und Lindenheimer gekauft hatte, über New -Orleans nach England und Deutſchland gegangen , und im Jahre 1844 ging Herr Schwarz mit einer zweiten Ladung, die ihm und ſeinem Partner allein gehörte, dahin ab und knüpfte fo feſte Geſchäftsverbindungen bezüglich der Tabatslieferungen an , daß keine weiteren Reiſen dieſerhalb mehr nöthig waren . Auch für Eröffnung eines europäiſchen Marktes für eingepödeltes Fleiſch von Dchſen aus weſtlichen und füdlichen Staaten dieſes Landes find John Smidt und Theodor Schwarß als die eigentlichen. Pioniere zu betrachten . Eingepödeltes Schweinefleiſch ( Pork) war ſchon zuvor von Cincinnati und Louisville nach Europa exportirt worden , aber die beiden Genannten waren die Erſten , welche eingepöckeltes Ochſenfleiſch auf den europäiſchen Markt brachten. Sie befaßten ſich mit dieſem Geſchäft roin Jahre 1843 bis 1848,

75 wo ſie daſſelbe aufgaben, weil es häufig mit weiten , zeitraubenden Reiſen zur Auswahl der beſten Ochſen von Seiten des einen Compagnon, des Hrn. Echwarş, verbunden war und ſich auch inzwiſchen verſchiedene Andere dieſes Erportzweiges bemächtigt hatten . Dagegen fügten ſie ihrem Tabaksgeſchäft im Jahre 1849 ein Wein Importgeſchäft bei, in welchem der nachmalige · Staatsſekretär Miſſouri's, Franz Rodmann , einige Jahre als Comptoiriſt und Reiſender beſchäftigt war. Im Jahre 1855 ward das Weingeſchäft wieder aufgegeben und dafür eine deutſche Bank gegründet. Es war dies die erſte deutſche Bank in Louisville, das jeßt deren ein halbes Tußend zählt, ſo daß auch in dieſer Beziehung John Smidt und Theodor Schwarß als deutſche Pioniere zu betrachten ſind. Im Jahre 1844 erhielt John Smidt bas baieriſche Conſulat, – das erſte deutſche Conſulat, welches im Dhiothale verliehen wurde - dem bald die Conſulate für die übrigen deutſchen Staaten nachfolgten - bis auf das preußiſche, welches Herr Julius v . Borries im Herbjte 1852, und das Braunſchweigiſche, welches nicht lange nachher Herr Becurts erhielt. Im Jahre 1857, als er nach Bremen zurüdlehrte, gingen alle jene Conſulate auf Ern . Schwarz über, der gegenwärtig die Conſulate des ganzen deutſchen Reiches in ſich vereinigt. John Smidt kehrte in jenem Jahre nach ſeiner Vaterſtadt zurück, weil die Geſundheit ſeiner Gemahlin ſehr gelitten hatte und dieſe eine Kräftigung derſelben in deutſcher Luft“ erwartete. Tieſe Erwartung trog auch nicht, denn ſchon im zweiten Jahre ihres Aufenthaltes in Bremen beſchenkte die bis dahin Kinderloſe ihren Mann mit einem gefun den Knaben , dem ein Jahr darauf ein Mädchen folgte. Im Jahre 1865 tehrte John Smidt nach ſeinem lieben Louisville zurüd und es gefiel ihm hier wieder ſo gut, daß er den feſten Entſchluß faßte, nach Ablauf von fünf Fahren wieder ſeinen dauernden Aufenthalt baſelbſt zu nehmen . Doch das Schidfal vereitelte die Ausführung dieſes Vorhabens. Im Jahre 1869 er: krankte er gefährlich am Blaſenſtein ; von dieſem befreite ihn der berühmte Dr. Chelius jr. in Heidelberg zwar durch eine gelungene Dperation und Smidt trug ſich ſchon wieder mit Gedanken an ſeine Rücküberſiedelung nach Louisville, da aber befiel ihn im Sommer 1871 eine gefährliche Nierenfrant heit, der er am 8. Auguft erlag . Ter Berſtorbene war ein ächter deutſcher Mann, offen und bieder in ſeinem ganzen Weſen. Für Hilfsbedürftige hatte er ſtets ein offenes Herz und eine offene Hand und für Freunde war er aufopferungsfähig bis zum Exceß. Als im Jahre 1857 die Finanzkriſis ausbrad und in Folge bös willig ausgeſprengter Gerüchte ein ſolcher Anlauf auf ſeine noch ſo junge Bank — ſein Compagnon, Herr Schwarz, war gerade in Europa abweſend ſtattfand, daß er einige Tage die Zahlungen einſtellen zu müſſen glaubte, ging ihm das Herz vollſtändig mit dem Ropfe durch, er aß und trant kaum ‫ܙܨܐ ܀‬

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noch, wollte au ſein Silberzeug und überflüſſiges Geräthe verkaufen, nur um die unbemittelteren Depoſitare auf der Stelle befriedigen zu können ; er klärte, er wolle lieber Alles verlieren, als daß Jemand auch nur einen Cent durch ihn verliere, und beruhigte ſich erſt wieder, als eine Unterſuchung der Geſchäftsbücher ergab, daß alle noch ausſtehenden Depoſiten mehr als hin: länglich gedeckt und ſomit ein Verluſt für irgend einen Depofitar gar nicht denkbar ſei. Einen ſchlagenden Contraſt zu dieſer Handlungsweiſe bot da: mals das Verfahren eines hieſigen amerikaniſchen Banfier Namens Culvert. Dieſer ließ ſich von dem verſtorbenen Hon. James Guthrie, ehemaligem Finanzminiſter unter dem Präſidenten Pierce, ſowie mehren bekannten Advo faten und Geſchäftsleuten eine Erklärung ausſtellen , daß ſie ſein Bankge ſchäft für durchaus geſichert hielten, und veröffentlichte dies Zeugniß in allen hieſigen Zeitungen. Dieſes hatte zur Folge, daß viele Leute ihre Erſparniſſe, die ſie in andern Banken , auch in der deutſchen , angelegt hatten , aus benfels ben zurüdnahmen und zu Culvert brachten. Und nachdem dieſer ſo eine Menge Depoſiten erhalten hatte, erklärte er ſich eines ſchönen Morgens banferot. Die Geprellten fluchten und drohten , aber ſie waren und blieben geprellt, und James Guthrie und die Anderen , welche ſie durch ihre Erklärung verleitet hatten , ihre Gelder zu Culvert zu bringen , zudten die Achſeln und ſchüttelten alle moraliſche Berantwortlichkeit mit der Bemer : fung von ſich ab, fie hätten nach beſter Ueberzeugung gehandelt. War das nicht ein ſchneidender Contraſt zwiſchen deutſcher Ehrlichkeit und ameri kaniſcher “ Smartness ?” John Smidt kümmerte ſich nicht viel um die amerikaniſche Partei politik, dagegen war er ein warmer deutſcher Patriot und begeiſterte ſich für die Erfolge des Jahres 1866 und des deutſch -franzöſiſchen Krieges, welche der deutſchen Zerſplitterung ein Ende machten und das deutſche Reich beut: icher Nation herſtellten . Für die deutſchen Verwundeten und Hinterbliebenen gefallener deutſcher Krieger brachte er, ſowie alle ſeine Geſchwiſter, unter denen ſich namentlich der Jüngſte, ein Dekonom, der deshalb ſogar Reiſen nach Frankreich machte, auszeichnete, große Dpfer. Die noch lebenden Brü der des Berſtorbenen nehmen alle geachtete Stellungen ein : der älteſte iſt anerkannt einer der tüchtigſten Richter Bremens, der zweite Senator, der dritte Befißer einer bedeutenden Großhandlung und der jüngſte ein wohlha bender Gutsbefißer. Der Verſtorbene wird ſich noch lange eine dankbare Erinnerung in den Herzen der ältern Deutſchen Louisville's bewahren. Nicht minder ehrende Erwähnung verdient der in der erſten Woche des Oktobers 1870 im Alter von ungefähr 65 Jahren geſtorbene Wein- und Liqueurhändler Herr J. H. Schroeder aus Bremen, der Haupt-Mäcen deutſcher Kunſt und Künſtler in unſerer Stadt und einer der edelſten Men

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ſchen , die wir je kennen gelernt. Derſelbe ſcheint ſchon in den 20er Jahren nach Amerika ausgewandert zu ſein . Im Jahre 1833 kam er ven Cincin : nati aus zum erſten Male durch Louisville, auf einer Reiſe nach Arkanſas begriffen, wo er auch mehre Jahre eine Spezereihandlung betrieb, um dann nach Cincinnati zurückzukehren, wo er 1836 an der Mainſtraße ein Schnitt waarengeſchäft mit einem Herrn Imbuſch zuſammen betrieb und im Jahre 1842 ben ,, Deutſchen Republikaner" als Vertreter der Whigprinzipien in's Leben rief, deſſen Redaction er zugleich übernahm . Bald darauf verkaufte er jedoch jenes Blatt an den Dr. Schmidt, der gegenwärtig im Bundes idaßamt angeſtellt iſt, und ſiedelte nach Louisville über, wo er eine Wein : und Liqueurhandlung an der Wallſtraße gründete. Geiſtig ſehr begabt und von e ner ungemeinen Gemüthstiefe, dabei eine ächt künſtleriſche Natur, ſchwärmte er für alles. Schöne und Edle und fühlte ſich namentlich zur Poeſie, Muſik und Malerei hingezogen. Er verfolgte mit großem Intereſſe alle bedeutenderen neuern Erſcheinungen auf dem Gebiete der ſchönen Lite ratur und verwendete ſeine Mußejtunden mit dem Leſen ſchön wiſſenſchaft: licher und geſchichtlicher Merke, mit Mufiziren (er blies recht brav die Flöte ) oder mit Zeichnen und Malen . Er malte ſehr gut, namentlich in Waſſer farben , und manche von ſeinen in dieſen ausgeführten und nach der Natur aufgenommenen Landſchaften, auf denen insbeſondere der Laumſchlag meiſterhaft war, habın wirklich künſtleriſchen Werth. Wer ihn nicht näher kannte, ahnte gar nicht, welche reiche Schäße in ihm verborgen lagen, denn weder muſizirte noch malte er in Gegenwart von Fremden, es war als ob eine Art jungfräulicher Scheu ihn davon abhielt, als ob er glaubte, die Kunſt, die ihm eine hehre Göttin war, vor profanen Blicken und Dhren zu entweihen. Es mußte Jemand (don ſehr vertrant mit ihm ſein, wenn er ihm ſeine maleriſchen Studien zeigte. Sein Lieblingsdichter war Schiller, den er in anregender Unterhaltung mit Geiſtesverwandten häufig zu zitiren pflegte, namentlich deſſen Wallenſtein, den er faſt vom Anfang bis zum Ende auswendig kannte . Alle Beſtrebungen auf dem Gebiete der Kunſt er: freuten ſich der liberalſten Unterſtüßung von ſeiner Seite und im Stillen ließ er manchen talentvollen jungen Mann , dem es an pekuniären Mitteln fehlte, auf ſeine Koſten ausbilden ; ſo lebt gegenwärtig ein deutſcher Maler in St. Louis , der von ihm die Mittel erhielt, nach Rom zu reiſen, um ſich dort in der Malerei zu vervollkommnen . Schröder erwähnte nie dergleichen gegen Andere, und wenn nicht hie und da einer der Betreffenden felbft Mit : theilungen darüber an einzelne Vertraute gemacht hätte, würde man nie davon erfahren haben . Und ſo iſt denn ſeine Liberalität in dieſer Beziehung den Meiſten ein Geheimniß geblieben und wird es auch wohl nie an den Tag kommen , wie Viele in :olcher uneigennüßigen Weiſe von ihm unterſtüßt wor den ſind.

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Obgleich Schröder in geichäftlicher Beziehung vorzugsweiſe mit Ameri kanern in Berührung kam und ſich ſchriftlich und mündlich im Engliiden mit derſelben Geläufigkeit auszudrüden vermochte wie in ſeiner Mutter ſprache, fo , amerikaniſirte " er ſich doch nie in dem Sinne, wie fo Manche von den ältern Einwanderern , die, ſobald ſie nur einige Brođen Engliſch fauderwelſchen konnten , ihre Mutterſprache zu vergeſſen ſuchten (was ihnen denn auch , da ſie gewöhnlich ſchon vorher mit derſelben in unerbittlicher Feindſchaft gelegen hatten, in unglaublich kurzer Friſt gelang) und ihr Deutſchthum abzuſtreifen und ſich einen amerikaniſchen „ Anſtrich “ zu geben trachteten - ein Verwandlungsprozeß, der den Meiſten von ihnen nicht beſſer gelang, als jenem Efel in der Fabel, der ſich in eine Löwenhaut ſtedte und nun ebenfalls für einen Löwen angeſehen ſein wollte, nicht ahnend, daß aus der Haut die langen Dhren hervorragten und den ächten Eiel verriethen . Ganz das Gegentheil von jener glüdlicherweiſe immer ſeltener werdenden Sorte von Deutſchen , deren höchſter Stolz darin beſtand, für einen ,, Einge Forenen “ zu gelten , war unſer waderer Schröder. Er war und blieb bis zu je nem Ende ächt deutſch in ſeinem ganzen Weſen und bekannte ſich Ameri fanern gegenüber ſtets mit Stolz als Deutſchen , wofür ihn dieſe auch nur um ſo höher achteten.

Mehr als einmal äußerte er ſich uns gegenüber im

vertraulichen Geſpräch, daß er nur als ,,Geſchäftsmann “, nur wenn er ,,mit Zahlen zu thun habe und redne ", Amerikaner ſei, als Menſch aber Teut: icher und daß er nur deutſch zu denken und zu fühlen vermöge. Er hing daher auch mit kindlicher Liebe an der alten Heimath, die er auch wie derholt beſuchte, und die Reſultate des Kriegs von 1866, insbeſondere aber die des jüngſten deutſch - franzöſiſchen Krieges riefen eine jugendliche Begei: ſterung in ihm hervor und kannte ſeine Freude darüber, daß die Deutſchen endlich Eine Nation geworden, teine Gränzen . Bis an ſein Ende bewahrte er ſich trok heftiger rheumatiſcher Leiden einen glüdlichen Humor, und liebte er es auch, ſeine Bemerkungen in ein humoriſtiſches Gewand zu kleiden . Nur einige Pröbchen. Als einmal in einem kleinen Kreiſe die Rede auf die Arbeitsſcheu der Mexikaner kam , wer: theidigte er dieſe folgendermaßen : „Wozu ſollen denn aber die Mexikaner arbeiten, wo die Natur alle Arbeit für ſie verrichtet und die Sonne für ſie kocht! Wenn ſo ein merikaniſcher Vagabund, der ſich des Abends unter freiem Himmel ſchlafen gelegt, des Morgens aufwacht, iſt da , wo er vor dem Ein ſchlafen ſeine Nothdurft verrichtete, über Nacht eine Banana und ihm gerade in's Maul gewachſen , ſo daß er nicht einmal aufzuſtehn braucht, um ſie zu pflücken . Und von Bananen allein fann ſo ein Kerl zur Noth leben . Wozu alſo ſoll er arbeiten ? " A18 wir furz nach der Erwählung Lincoln's zum Präſidenten gegen

Schröder die Befürchtung ausſprachen , daß es zum Kriege zwiſchen dem

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C

Norden und Süden kommen werde, erwiederte er : Ein ſolcher Krieg wäre ja eine Verrücktheit. Wir ſind ein Volk von Kaufleuten, von denen der Eine dem Andern ſchuldet. Denken Sie ſich, wir Louisviller auf dieſer und die New-Albanyer auf der andern Seite des Fluſſes ſtänden ſchlachtfertig einander gegenüber. Plößlich, als es losgehen ſoll, erblicken die Louisviller unter den New-Albanyern und die New -Albanyer unter den Louisvillern eine Anzahl Perſonen , die ihnen noch Geld ſchulden . Natürlich werden ſie den Führern zurufen : ſchießt doch nicht auf die Leute, ſonſt kommen wir um unſer Guthaben. “ Als die Folge zeigte, daß ſeine kaufmänniſche Berech nung“ eine falſche war, äußerte er : Jeßt gehe ich mein Leben lang nicht wieder unter die Propheten , nachdem die einzige Prophezeiung, die ich je ge macht, ſo zu Schanden geworden. Eines Tags kam ein unbedeutender Schauſpieler zu ihm und lud ihn zum Beſuch ſeiner Benefizvorſtellung ein mit dem Bemerken , es werde ein ſehr ſchönes Stück gegeben , das Hrn. Schröder gefallen werde. Was wird denn gegeben ? fragte Leşterer. Als ihm nun zur Antwort ward : ein ſchö nes Trauerſpiel, entgegnete er : Lieber Freund, wie können Sie mir zu: muthen, noch Geld dafür auszugeben , um mich traurig ſtimmen zu laſſen ; wenn ich weinen will, ſo kann ich das viel bequemer und billiger haben , ich brauche bloß in mein Hauptbuch zu bliden . Troßdem nahm er dem armen Teufel einige Karten ab. Sein Geſundheitszuſtand erlaubte ihm in den leßten Jahren nicht mehr, des Abends das Haus zu verlaſſen, aber ſo lange er noch rüſtig war , gab es keinen eifrigern Beſucher von Theater und Concerten, und überhaupt feinen eifrigeren Förderer der Kunſt als ihn unter den hieſigen Deutſchen. Ehre ſeinem Andenken. Sein blühendes Geſchäft wird jeßt von ſeinen bei : den Söhnen fortgefeßt. Auch die Herren lavall und Sdrodt , von denen der Erſtere im April, der Leştere am 25. Auguſt 1871 geſtorben iſt, verdienen eine mehr als vorübergehende Erwähnung. Lavall war der Sohn eines Förſters aus der Nähe von Mainz und hatte die Sattleret erlernt. Im Jahre 1834 kam er hierher und arbeitete zuerſt für den Sattlermeiſter William Stokes, bis er mit dem noch lebenden Herrn Echumacher zuſammen ſelber ein Sattler geſchäft gründete. Später trennte er ſich von Herrn Schumacher und grün : dete eine Spezereihandlung und ſpäter eine Wein- und Liqueurhandlung an der Marktſtraße, zwiſchen der 3. und 4. Straße. Im Jahre 1844 trat Herr Sdrodt in dies Geſchäft, das Beibe dann im Jahre 1856 an Herrn Köpfe verkauften, der ein halbes Jahr darauf Hrn . C. H. Find als Partner zu fich nahm. Herr Lavall gründete darauf eine kurze Strecke ſüdlich von der Stadt eine Deſtillerie, die jeßt von ſeinem älteſten Sohne fortgefeßt wird . Lavall beſaß einen äußerſt glücklichen Humor und war ſtets zu luſtigen

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Er war ſehr belefen und beſaß eine mehr als gewöhn : lidhe Bildung, ſo ſprach und ſchrieb er ein correktes und fließendes Fran zöſiſch. An allen materiellen ſowohl wie geiſtigen Intereſſen der deutſchen Streichen aufgelegt.

Bevölkerung nahm er lebhaften Antheil. Er machte ſich regelmäßig auf dem Poſtamte, das damals an der Marktſtraße zwiſchen der 2. uud 3. Str. ( da , wo jeßt das Sattlergeſchäft des Heren Schumacher ) fich befand, ein Verzeichniß von den für deutſche Bewohner der Stadt angekommenen Brie fen und klebte daſſelbe an den Eden jener Straße an . Als 1836 das ,, Voltsblatt" in Cincinnati unter der Redaktion von Heinrich Roedter als Wochenblatt entſtand, warb Lavall für daſſelbe hier Abonnenten , ließ die deutſche Briefliſte in jenem Blatte veröffentlichen und trug felbſt dasſelbe . das Samſtags hier anfam , zu den Abonnenten . Nach der Gründung der erſten deutſchen Verſicherungsgeſellſchaft (1857) ward er zum Präſidenten derſelben ernannt und bekleidete dies Amt bis zum 1. Januar 1862, wo er es niederlegte. Bon den mancherlei harmloſen Scherzen, welche Herr Lavall ſich mit Andern erlaubte, wollen wir hier nur folgenden mittheilen : An der Dit: Jefferſonſtraße lebte vor länger als zwanzig Jahren ein Bäder , Kamens Meſſer. Derſelbe war ein origineller Kauz. Eines Montags Morgens holte ein kleines amerikaniſches Mädchen einen Laib Brod von ihm, bradyte dieſen aber bald darauf wieder zurüd mit dem Bemerken , ihre Mutter habe geſagt, das Brod ſei nicht friſch. Liebes Kind, erwiederte ihr Meſſer, ſage deiner Mutter nur, daß wir am Sonntage nicht baden und daß deshalb am Montag das Brod, welches am Samſtage gebaden worden , das friſchefte Brod iſt, das wir haben. Als ein anweſender Deutſcher gegen ihn äußerte, das Kind veritehe kein Deutſch, entgegnete Meſſer mit Pathos : Man muß nur ein richtiges Teutſch ſprechen , dann verpeben Einen die Amerikaner don. Dieſem Meſſer ſtellte Herr Lavall vor, daß er, da er in einer über wiegend amerikaniſchen Nachbarſchaft lebe, ſeinen Namen amerikaniſiren und ſich Knife nennen müſſe. Meſſer ließ ſich bereden und ein neues Schild über der Thür anbringen , auf dem ſein Name als Knife prangte. Man kann ſich denken , daß er von allen Bekannten barob aufgezogen und ver Ipottet ward , ſo daß er ſich bald veranlaßt ſah, den amerikaniſirten Namen wieder abzulegen . Schrodt, der aus Frankfurt a. M. gebürtig war, wo er das Schloſſerhandwert erlernt hatte, begab ſich von dort zuerit nach Pittsburg . Im Jahre 1834 fam er hierher und arbeitete hier und in New-Albany zuern als Schloſſer, bis er ſpäter an der Ecke von Jefferſon- und Hancodſtraße hierſelbſt eine Spezereiwaarenhandlung anlegte. Im Jahre 1844 verband er ſich, wie bemerkt, mit Lavall und gründete, nachdem Beide 1856 ihr Se: ſchäft verkauft hatten , ein neues Engros -Spezereiwaaren: und Liqueur-Gi :

81 Ichäft, in das ſpäter Herr Coldewey als Partner eintrat und das jeßt noch als eines der erfen in unſerer Stadt beſteht. Er war ein braver, biederer Mann, und durchaus nicht ohne Bildung. Im Sommer 1871 zog er ſich eine Krankheit in Folge einer heftigen Erkältung zu und ein Rüdfall brachte ihm plößlich den Tod. Nachdem wir hiermit einigen der hervorragendſten heimgegangenen Pioniere des hieſigen Deutſchthums, die in der erwähnten Lifte aufgeführt ſind, ein einfaches Ehrendenkmal geſeßt, wenden wir uns zu Pionieren, die in derſelben übergangen worden und die theils der Erde bereits entrüdt ſind, theils noch unter den Lebenden wandeln . Einer der älteſten Pioniere, der nicht lange nach dem erſten eingewan derten Deutſchen , A. E. Ehrich, hierhergekommen ſein kann, war Jacob Behringer , der im Jahre 1818 mit ſeiner Familie hier eintraf. Er war in New- Drleans gelandet und dort, weil er das Geld zur Ueberfahrt nicht beſtreiten konnte, nach dem damals noch üblichen Hörigkeitsſyſtem an den Meiſtbietenden verbungen worden , um aus ſeinem bedungenen Lohn die Schuld an den Rheder abzutragen . Behringer war Gärtner und ließ ſich als ſolcher hier nieder. Er ward achtzig Jahre alt und ſeine Frau erreichte daſſelbe Alter. Eine Tochter dieſes würdigen Pionierpaars lebt noch unter uns als Gemahlin des Herrn B. Struct. Zu hervorragenden Pionieren ſind ferner die Nachbenannten zu zählen : Johann Schmidt, der mit dem längſt verſtorbenen Emanuel Sebold 1819 auf einem ſogenannten Flatboote in Louisville anlangte. Wie es damals ausgeſehen haben mag, läßt ſich daraus ſchließen, daß ſie nur ein einziges Packſtein -Gebäude vorfanden. Schmidt lebt noch heute in der Nähe des Woodland Garten. Daniel Jacob8 , Bäder , der im Jahre 1827 hier eintraf. Der ſelbe war einer der wenigen Whigs unter den Deutſchen, die derzeit noch ziemlich unklare Begriffe von den politiſchen und nationalökonomiſchen Grundſäßen der Whigpartei hatten und in Folge des Umftandes, daß na mentlich in dieſem Staate faſt alle Nariviſten und Fremdenhaffer zu jener Partei gehörten , ſich unter jedem Whig einen geborenen Ariſtokraten und eingefleiſchten Feind der Ausländer vorſtellten, weshalb ſie bei einer gewiſſen Gelegenheit in einer im Courthauſe abgehaltenen Verſammlung den förm lichen Beſchluß faßten : ,,Beſchloſſen, daß jeder deutſche Whig ein Verräther ift ." Weil nun Herr Jacobs mit den Whigs ſtimmte, wollten eine Anzahl Deutſcher in einer Wahlcampagne allen Ernſtes ſein Haus fürmen und es koſtete große Mühe, ſie von dieſem unſinnigen Vorhaben abzubringen. Jacobs erbaute das erſte Haus von Badſteinen in der obern Stadt und in demſelben wurde der erſte Bad hier abgehalten.

Es war dies im Jahre

82 1834.

Während dieſes Balles, der im erfen Stod gehalten wurde, fiel ein

Stüd von der Decke des unter dem Ballſaale befindlichen Zimmers und in die dort ſtehende Wiege. Hätte der verſtorbene Laval nicht einige Minuten vorher die in der Wiege liegende jüngſte Tochter, die gegenwärtige Gemahlin des Weinhändlers C. H. Find , auf ſeinen Arm genommen , ſo wäre ſie un fehlbar erſchlagen worden, weshalb Lavalle mit Recht gegen Hrn . Find äußern konnte, daß dieſer ohne ihn ſeine gegenwärtige Frau nicht bekommen haben würde. Jenes erſte in der Oberſtadt von Badſtein erbaute Haus be findet ſich auf der Nordſeite der Jefferſonftraße, zwiſchen Clay und Shelby, neben dem Hauſe des Del- und Lichterfabrikanten ørn . Joh Fled. Herr Jacobs ſtarb im Jahre 1859, mit Hinterlaſſung eines bedeutenden Permo: gens ſo wie einer Wittwe und zweier Töchter, die alle Drei noch am Leben ſind . Das Jahr 1832 brachte den Damenſchneider fern hierher, der zuerſt in dieſer ſeiner Profeſſion hier thätig war, ſpäter aber Wirth dhaft betrieb . Derſelbe hegte ſtets große Vorliebe für das Milizweſen und half, nadidern er ſechs Jahre einer Feuerlöſchcompagnie angehört und anderthalb Jahre lang in einer hieſigen amerikaniſchen Milizcompagnie, den „ Waſhington Flues “ geſtanden, 1840 die erſte deutſche Milizcompagnie gründen , zog auch 1846 mit einer von ihm geworbenen deutſchen Milizcompagnie in den Krieg gegen Mexiko. Er gründete auch 1843 den erſten deutſchen Unterſtüßungs verein hierſelbſt und war der Präſident deſſelben bis zum Kriege mit Merito. Dieſer Verein hatte, als Kern in den Krieg zog, $ 1,400 in der Kaſje. bei ſeiner Rüdehr aus Merito aber war vollftändige Ebbe in derſelben ; ein Zeichen, daß ſein Nachfolger im Präſidentenamt kein ſo getreuer Kaſſenver: walter war wie Kern . Der alte „Capitän " Kern lebt noch und iſt für ſein Alter noch ſehr rüſtig. Im Jahre 1832 landeten hier noch die Eltern des Herrn Georg Preuber , der in Gemeinſchaft mit Hrn . Heinrich Wellenvoß ein bedeu : tendes øut- und Kappen- ſowie Belzgeſchäft an der Marktſtraße, zwiſchen der 2. und 3. Straße, beſißt. Dieſelben waren Gärtner und wohnten bis zum Jahre 1852, wo ſie in die Stadt zogen, in der Nähe von Phoenix Hill (damals Preſton's Woods ), einer Gegend, die damals noch lauter Farmland war. Die Eltern des Árn . Wellenvoß kamen erſt im Jahre 1846 hierher, ſtarben aber ſchon 1852 an der Cholera . Im Jahre 1834 ließ ſich der bekannte und noch immer rüſtige Auktio: nator und Grundeigenthumsagent Herr Friedrich Friſche hier nieder, ſo wie Herr Louis Weydt , der mit dem 1837 hier anlangenden Hrn . Simon Graf zuerſt das Wilhelm -Tel - Haus, dann die Wirthſchaft im Elmtree

Garden führte bis Beide vor ungefähr achtzehn Jahren die noch beſtehende

83 blühende Weinwirthſchaft an der Ecke von zehnter und Mainſtraße einrich teten . Außer ihnen brachte das Jahr 1834 noch den Hrn . Peter Reis ling hierher, der lange Jahre Befißer des am Fluſſe liegenden Dhio-Houſe war, dann die an die Ecke von dritter und Marktſtraße befindliche ,,White Manſion “ übernahm und im Jahre 1858 farb ; ſowie Hrn H. van Seg : gern , der gegenwärtig an der Walnutſtraße zwiſchen Hancock und Clay eine mit Dampf betriebene, Thüren, Fenſterrahmen, Blenden u . . w. lie fernde großartige Fabrik beſigt. Das Jahr 1835 brachte u . a. die Herren Heinrich Anton Thiermann, H. Dreisbach, Friedrich Koch und den Maler Müler hierher. Der Erſtgenannte, ein bi:derer Weſtfale, fungirte zuerſt als Rectifizirer in Nod's Branntwein - Deſtillerie, begründete ſpäter eine Groß-Branntwein handlung in Gemeinſchaft mit Hrn . Heinrich Wibben und ſtarb am 13. Ja nuar 1865. Seine Wittwe und mehre Söhne und Töchter leben noch unter uns. Friedrich Koch begründete hier eine Sduhhandlung, ſtarb aber nad einigen Jahren , worauf Herr C. Mühlenſchläger die Wittwe ehelichte und das – noch beſtehende und blühende - Geſchäft fortſeßte. Die älteſte Todyter des Herrn Roch verehelichte ſich im Jahre 1846 an den Hutmader Ernſt Sauermann, der 1867 ſtarb. Der Maler Müller aus Baiern, der in der erſten Hälfte der Fünfziger Jahre ſtarb, war ein recht guter Landſchaftsmaler, ſeine Porträts dagegen waren etwas ſteif. Er war ein außerordentlich angenehmer und gern ge ſehener Geſellſchafter, auch ein leidenſchaftlicher Jäger. Von all jenen im Jahre 1835 Eingewanderten lebt nur noch H. Dreis bach , der lange Jahre eine Engros -Spezereihandlung mit Hrn . Filling be : trieb, dann einen Mehlhandel und gegenwärtig Schänkwirthſchaft. Außerdem brachte das Jahr 1835 noch den Muſiker Daniel Kiſten , der auf Bällen die Geige zu ſpielen pflegte, hierher. Derſelbe führte zu : gleich eine Wirthſchaft in der an der Marktſtraße nahe der fünften Straße gelegenen Kentudy -Hall. Er ſtarb Ende der 50er Jahre. Sein Sohn . Zinngießer, hat das muſikaliſche Talent von ſeinem Vater geerbt und ſpielt in den Mußeſtunden ebenfalls häufig auf Tanzpartien . Im Jahre 1836 ließ ſich der Pianiſt Herr Ernſt Günther , ein ausgezeichneter Muſiker, hier nieder, der ſich um die bis dahin ſehr vernach lä : ſigte Pflege der Muſik ſehr verdient machte und der nicht nur ein gründ: licher Klavierlehrer, ſondern auch ein tüchtiger Dirigent war, uuter deſſen Direktion die erſten Concertaufführungen hier ſtattfanden. Er war zur Lei tung des im Jahre 1866 hier abgehaltenen großen Sängerfeſtes des Nord amerikaniſchen Sängerbundes auserſehen , als leider bei einer Spazierfahrt im Mai jenes Jahres fein Pferd in der Nähe der damals am Broadway *11

84 befindlichen Barraden durch plößliche lärmende Militärmuſit plößlich ſcheu ward, das zweiſißige offene Gefährte umwarf und Herr Günther den Hals brach und auf der Stelle todt blieb. Sein Tod rief eine ſchmerzlich empfun dene Lücke in der hieſigen muſikaliſchen Welt hervor. Daſſelbe Jahr führte uns die noch lebenden Hrn. Georg W. Barth und Karl Meyer zu. Der Erſtgenannte hat ein vielbewegtes Leben geführt. Er begründete zunächſt eine Bäckerei, die dritte hier beſtehende, die beiden andern Bädereien wurden von den ørn . Schöninger und Red betrieben . Herr Barth baute den erſten Brodwagen mit vier Rädern , die bisherigen hatten nur zwei Räder, und ſpannte auch zuerſt ein Dach über den Wagen. Man lachte ihn anfangs über dieſe Neuerung aus, ahmte ſie dann aber nach. Er machte als Päder ſo gute Geſchäfte, daß er zwei ſolcher Wagen durch die Stadt laufen laſſen mußte. Er war auch der erſte Brauer in unſerer Stadt, indem er 1840 die ſogenannte „ Spring Brewery “ errichtete und in derſelben das erſte Sommerbier braute. Die Spekulation war jedoch eine verfehlte, denn da die Zahl der Deutſchen noch ſehr beſchränkt war, die Amerikaner aber noch keinen Geſchmack am Biere fanden, ſondern demſelben dem kräfti ger wirkenden Branntwein vorzogen , ſo ſah ſich Herr Barth ſchon im folgens den Jahre genöthigt, die Brauerei mit Verluſt zu verkaufen. Uebrigens werden noch jeßt die Bierwägen, die man durch die Straßen fahren ſieht, gerade ſo gebaut, wie damals ein Herr Selwids den erſten Bierwagen nach dem von Herrn Barth angegebenen Plane baute . Später finden wir Hrn . Barth als Kaufmann und Farmer wieder, bis wir ihn beim Ausbruch der Sklavenhalterrebellion das Schwert für die Aufrechterhaltung der Union ergreifen ſehen . Er warb eine deutſche Com pagnie für das 28. Kentudier Infanterie - Volontärregiment, deren Haupt: mann er ward. Ueber ſeine und jener Compagnie militäriſche Leiſtungen fönnen wir kein beſſeres Zeugniß anführen, als folgendes vom 16. Oktober 1866 vom Dberſten des Regiments an den Präſidenten Andrew Johnſon ge richtete Schreiben :

,,Als der ehemalige Befehlshaber des 28. Regiments der Volontär: Infanterie wünſche ich eine Pflicht gegen einen tapfern und verdienſtvollen Offizier, den Major Georg W. Barth von meinem Regiment, zu erfüllen, und empfehle ich daher ergebenſt Ew. Ercellenz, ihn zur Belohnung für die patriotiſche Hingebung an ſein Land, die Tüchtigkeit, den Eifer und die Bra: vour, die er als Offizier im Bundesdienſte vom November 1861 bis zum Januar 1866 an den Tag legte, zum Oberſten zu ernennen. . Er iſt jeßt außer Dienſt, aber eine ſolche Anerkennung von der Regie: rung ſeines Adoptivvaterlandes, welchem er ſich in der Zeit der Gefahr ſo

85 treu und nüßlich erwies, würde ein verdientes Compliment ſein , auf das er und ſeine vielen deutſchen Mitbürger in Louisville mit Recht ſtolz ſein würden . » Seine große Bekanntſchaft und Popularität als würdiger deutſcher Kaufmann und Farmer in Kentucky ermöglichten es ihm, im November 1861 eine ſo gute Compagnie, wie ſie der Staat überhaupt lieferte, anzu: werben und dem 28. Kentudier Infanterie-Regiment zuzuführen. Er befeh ligte dieſe Compagnie mit großer Fähigkeit bis zum Mai 1864, wo er zum Major befördert ward . Als Stabsoffizier war er ſtets tüchtig und am 27 . Juni übernahm er das Commando des Regiments , da ich an jenem Tage bei dem Angriff auf die feindlichen Werke bei Renneſaw Mountain in Georgia ſchwer verwundet ward. Er führte das Commando mehre Monate, während ich im Hospital lag und zeichnete ſich in dem Feldzug gegen Atlanta aus . Während jenes beſchwerlichen Feldzuges ward das Regiment unter ihm am 20. Juli am „ Peachtree- Creek “ mit ſeiner unvergleichlichen Waffe, dem ,, Spencer Rifle" durch die Umſtände und ſeine Bravour in Stand geſett , die Brigade, zu welcher es gehörte (2. Diviſion des 4. Armeecorps ) vor gänzlicher Niederlage zu retten . Der Feind ergriff plößlich die Offenſive und überrumpelte unſere Brigade mit einer ſchweren Angriffs Colonne, welche unſere Linien brady und die Regimenter zerſtreute. In dieſer Kriſe eilte das 28. Kentuckier-Regiment (welches erſt eine Stunde zuvor von der Vorpoſtenlinie zurückgezogen und in die Nachhut geſandt wor: den war, um zu raſten und zu kochen ), ohne Order o herbei, warf ſich mit einem Kentudier Feldgeſchrei auf den Feind, und mit ſeinem gut zielen : den Feuer und dann mit dem Beiſtand eines Theiles der zerſprengten Trup pen , der ſich wieder geſammelt hatte, gelang es dem Kegiment, den Feind mit großem Verluſt zurückzuſchlagen. Für dieſe tapfere und zeitige, aber freiwillige Hülfe belobte Col. M, W. Blake vom 40. Indiana- Infanterie Regiment, Befehlshaber der Brigade, das Regiment in ſeinem Bericht an das Departements -Hauptquartier und bemerkte, daß ohne das Eingreifen des Regiments grade um die Zeit ſeine Brigade ſicher in die Flucht geſchla gen ſein würde, und hätte bei der Situation der Armee um jene Zeit der Feind ſich der von ſeiner Brigade eingenommenen Poſition bemächtigt, ſo würde die Cumberland-Armee große Inconvenienzen, wo nicht eine Nieder: lage erlitten haben . Später, während der Schlachten gegen Hood bei ,,Spring Hill“ , Frank lin, Naſhville u. f. w. ſtand mir Major Barth in tapferer und fähiger Weiſe bei. . Am 5. Juli 1864 war er befehligender Obriſtlieutenant, aber das Re giment war durch den leßten Feldzug fo gelichtet worden, daß es nicht mehr

86 als Regiment eingemuſtert werden und er nicht die Beſtallung als Obriſt: lieutenant erhalten konnte. Während der leßten ſieben Monate unſeres Dienſtes befehligte er das Regiment, während ich die Brigade befehligte. Man ſieht, er warb eine ganze Compagnie und befehligte dieſelbe mit Fähigkeit beinahe drei Jahre lang als Hauptmann und diente faſt zwei Jahre als Stabsoffizier. Er war tüchtig und emfig im Lager und tapfer in der Schlacht, erwarb ſich in nobler Weiſe ein An recht auf Beförderung zum Obriſtlieutenant, ward aber durch die damals beſtehenden Drders außer Stand geſeßt, den Vortheil und die Ehre der Be ſtallung zu genießen, weil das Regiment durch die Wechſelfälle des Dienſtes zu ſehr gelichtet worden, um die Einmuſterung eines Dbriſtlieutenant zuzu laſſen . , Iringend und achtungsvoll erſuche ich zu ſeinem Beſten und für ſeine vielen unionsliebenden Deutiden , meine Mitbürger, dieſe Ehren -Beſtallung auszufertigen . Id habe die Ehre u. . w .

I. Row an Boone , Ehem. Oberſt des 28. Kentudy Bet . Vol. Inf. Reg . " Die Beſtallung erfolgte denn auch am 14. Dktober 1868 „ wegen japfern und verdienſtlichen Verhaltens im jüngſten Kriege, vom November 1861 bis zum 4. Januar 1866 " und ſpeziell „wegen Bravour am Beach Tree Creef, Ga . , am 20. Juli 1864, wo unter ſeinem Commando das Regi ment die Brigade und vielleicht die Cumberland - Armee vor Niederlage rettete.“ Die Beförderung zum Brevet- Colonel war unſeres Erachtens ein ſehr geringer Lohn dafür, daß Herr Barth anerkanntermaßen durch ſein unauf: gefordertes Eingreifen in die Schladit am , Peach Tree Creet“ eine Brigade und wahrſcheinlich die ganze Cumberland-Armee vor einer Niederlage rettete. Wir Deutſchen Louisville's aber dürfen auf das Zeugniß, welches der Col. Boone einem unſerer Landsleute ausſtellt, mit Recht ſtolz ſein . Der General- Inſpektor rief dem Major Barth ſogar zu, als er dieſen mit ſeinem Regiment herbeieilen ſah : ,, Sie haben keine Order, zu marſchi ren " , aber der tapfere Major erwiederte: „Ich weiß es , aber ich darf auch ohne Order die Unſerigen retten . " Nachdem Lee bereits kapitulirt hatte, ward das Regiment nach dem Süden von Teras beordert, wo es viele Strapaßen zu erdulden hatte, und wo viele brave Soldaten dem mörderiſchen Klima erlagen . Außer bei Peach Treef Creek zeichnete ſich das Regiment noch beſonders in den Schlachten bei Franklin und bei Naſhville im November und Dezember 1864 aus, welche liştere dem Feldzuge pood's ein Ende machte.

87 Gegenwärtig bekleidet Dbriſt Barth ein Bundesamt als Aicher von Branntweinfäſſern . Im Jahre 1836 ließ fich ferner Herr Karl Meyer hier nieder. Derſelbe hatte in Deutſchland die Papierfabrikation erlernt. Der oben unter den erſten deutſchen Gärtnern unſerer Stadt aufgeführte Birkemeier kam in jenem Jahre auf die Idee, den größten Theil feines Vermögens in einer Papiermühle anzulegen, die er am Harrod's Creef, zwölf Meilen von der Stadt, bauen ließ. Als die Mühle mit vielen Koſten erbaut war, fand es ſich aber, daß die von ihm gedungenen Arbeiter nichts von der Papier fabrikation verſtanden. Da hörte er, daß ein eben hier angekommener Deut ſcher Namens Karl Meyer ſeines Gewerbes ein Papiermacher ſei ; eines Sonntags fuhr er denſelben nach der Papiermühle und als Meyer wirklich ein gutes Papier zu Stande brachte, war Birkemeier, der ſich mit ſeinen Ar: beitern ſchon Monate lang vergeblich abgequält hatte, herzlich froh und ſtellte herrn Meyer als Werkführer an . Zwei Jahre darauf, 1839, ging aber die Mühle in Flammen auf und fand der Ingenieur der Dampfmaſchine in den : felben ſeinen Tod, und da Birkemeier verſäumt hatte, die Mühle zu ver fichern , ſo verlor er mit ſeiner verfehlten Spekulation an 75,000 Dollars, f - in ganzes ſauer erworbenes Vermögen .

Im Jahre 1841 kaufte Meyer in

Gemeinſchaft mit einem Steinader dem vorerwähnten Herrn Barth die Springbrauerei ab und ſie betrieben dieſelbe bis zum Jahre 1846, wo ſie dieſelbe an Jakob Fiſcher, der gegenwärtig noch Inhaber derſelben iſt, rerkauften . Meyer begründete dann ein Eiſenwaarengeſchäft an der Markt ſtraße, zwiſchen der zehnten und eilften Straße, welches er bis zum Früh: jahre 1872 betrieb, wo er an der Marktſtraße zwiſchen der eilften und zwölf ten eine Schenkwirthſchaft errichtete. Auch der Apotheker Herr Heinrich Preißler kam im Jahre 1836 in unſere Stadt. Derſelbe hatte in dieſem Lande bereits manche Schickſale erlebt, ehe er hier eintraf. So hatte er, der von Jugend auf ein leiden ſchaftlicher Muſikliebhaber war und mehre Inſtrumente recht gut ſpielte, einſt, als ſeine Baarſchaft völlig erſchöpft war, in einer Stadt fich einer Cir cusgeſellſchaft (einer meiſtentheils mit einer kleinen Menagerie verbundenen Kunſtreitergeſellſchaft) als Trompeter angeſchloſſen und ritt als ſolcher auf einem Elephanten in eine Stadt ein . Später ſuchte er mit dem vor mehren Jahren als Advokat zu Dayton in Dhio geſtorbenen Herrn Huesmann in jenem Städtchen eine Eſſigfabrik zu gründen. Beide beſaßen nicht das ge ringſte Anlagekapital, ihre Baarſchaft war vielmehr auf der Reiſe ſo einge ſchrumpft, daß als ſie in dem noch 12 engliſche Meilen von Dayton entfern ten Städtchen Miamisburg anlangten, ihre leßten Cents zum Zahlen von Brückengeld draufgingen. Da ſie die Zeche im dortigen Wirthshauſe nicht bezahlen konnte, ſo mußte ihnen die muſikaliſche Fertigkeit des Herrn Preiß

88 ler wieder aus der Roth helfen , derſelbe ſpielte zwei Tage lang im Wirths hauſe, um die Zeche und die Mittel zur Weiterreiſe zu verdienen . Die pro : jeftirte Eſſigfabrik ward übrigens zu Eſſig. Hier in Louisville gelang es Herrn Preißler endlich, in ſeinem erlernten Berufe anzukommen und ſpäter ſelbſt ein einträgliches Apothekergeſchäft zu gründen. Herr Preißler, zwei Brüder Weber, von denen der eine gegenwärtig einer Muſikalienhandlung in St. Louis vorſteht, und der Amerikaner Peters, von der Muſikalienhand lung Peters und Webb waren die Erſten , die in dieſer Stadt im Privatzirfel Kammermuſik aufführten. Das Jahr 1837 brachte außer Andern den Bäcker Joſeph Tie bene, die Herren Billing , Röpke , F. Meſtemaker und Henry Giesle hierher, von denen Ade bis auf Röpke und Gieste noch am Leben ſind. Herr Tiebens, aus Rheine in Weſtfalen, der gegenwärtig eine ausge dehnte und blühende Bäderei an der Marktſtraße nahe der Preſtonſtraße be treibt, hatte zweimal das Unglück, ſein Hab und Gut durch eine Feuerg brunſt zu verlieren , das erſte Mal an der fünften Straße, Fleiß und Spar: ſamkeit (eßten ihn aber in Stand, das Berlorne wieder einzubringen . Herr Johann H. Röpke war bei ſeiner Hierherkunft gezwungen, zuerſt ſein Brod als Wegearbeiter zu verdienen , indem er die Chauſſee von Perington nach Danville bauen half. Danach nahm er eine Stelle als Kelner ( Barkeeper) im Dhio -Houſe des Hrn . Peter Reiling an . In dieſer Stelle blieb er bis zum April 1838, wo er in gleicher Eigenſchaft in die von Mölmann geführte, neben dem alten engliſchen Theater an der Jefferſon ſtraße gelegene Schenkwirthſchaft eintrat. Im Jahre 1840 übernahm er dann die ,, Star Tavern " , die er fechszehn Jahre lang führte. Dieſe Taverne ſtand an der Marktſtraße zwiſchen der dritten und vierten Straße, an derſel ben Stelle, auf der ſich jeßt das Gebäude der deutſchen Weſtern Inſurance Company befindet. Im Jahre 1856 übernahm er mit Herrn Heinrich Find (der im Jahre 1852 als blutjunger Menſch hierher kam und gegen : wärtig mit Hrn . Dunekake das bedeutende Wein- und Liqueur- Engros -Ge: ſchäft an der Marktſtraße zwiſchen der dritten und vierten Straße befißt) das Geſchäft der Herren Schrodt und Lavall. Im Juli 1860 trennte er ſich von Find und widmete fich acht Jahre lang dem Tabaksgeſchäft, zuerſt in Theilhaberſchaft mit Hrn. S. S. Preſton, deſſen Antheil er 21 Jahre ſpäter käuflich übernahm , wo er dann Herrn Locridge zum Partner nahm. Im Jahre 1864 trat er eine Reiſe nach Deutſchland an und bei der Rückkehr von dort, im Jahre 1865 , begründete er mit Hoyt und Flagg eine Kautabak: fabrik, deren Erzeugniſſe, namentlich die feingeſchnittene Sorte Sunny Side, großen Abſaß im ganzen Lande fanden. Im Jahre 1868 gab er das Tabaks geſchäft auf und übernahm mit ſeinem Schwiegerſohne Herrn Harthauſen

89 ein Spezereiwaaren- und Liqueur- Engrosgeſchäft, welches ſich der größten Blüthe erfreut. Nachdem Herr Lavall, welcher der erſte Präſident der erſten deutſchen Verſicherungsgeſellſchaft hierſelbſt war, am 1. Januar 1862 ſeine Stelle niederlegte, ward Herr Röpke an ſeine Stelle erwählt, doch legte auch dieſer nach ſechs Monaten aus Mangel an Zeit die Stelle nieder, worauf die Wahl auf Herrn Reidhar fiel, der noch gegenwärtig Präſident jener Verſicherungs Anſtalt und der jeßt mit derſelben verbundenen Bank iſt. Unter den man cherlei Vertrauenspoſten , mit denen Röpke beehrt warb, war auch der eines Vormannes der Erſten Waſhingtoner Feuercompagnie, deren Mitglied er eine Reihe von Jahren war. Als die Staatslegislatur die Behörde der Schuldentilgungsfond-Commiſjäre ſchuf, ward er von Seiten unſerer Stadt zu einem der Mitglieder derſelben ernannt und er verwaltete dieſen Poſten fo lange, bis Krankheit ihn zwang, denſelben niederzulegen. Eine Reihe von Jahren hindurch war er Vorſtandsmitglied ( Truſtee) und Schaßmeiſter des deutſch -proteſtantiſchen Waiſenhauſes und bis zu ſeinem Ende Vorſtandsmit glied der St. Pauluskirche. Am 29. Auguſt 1872 ſtarb er nach längerer Krankheit im Alter von 57 Jahren (er ward am 10. Februar 1815 im Amt Berſenbrück in Hannover geboren) mit Hinterlaſſung einer Wittwe und acht erwachſener Kinder. Herr Henry Giesle , aus Datnme in Oldenburg, der zugleich mit Herrn Röpfe von Deutſchland nach Amerika kam , blieb bis zum Frühjahre 1838 in New Drleans, wo er an der New -Orleans-Port-Hudſon - Eiſenbahn arbeitete. Eines Tages verbreitete ſich unter den Eiſenbahnarbeitern das Gerücht, die Port -Hudſon -Bank, in deren Noten ihr Lohn ausgezahlt wurde, ſei nicht ſicher und werde bald brechen. Gieske und noch ein anderer Deutſcher wurde von den deutſchen Mitarbeitern beauftragt ,, eine genaue Unterſuchung anzuſtellen .“ Beide begaben ſich nun nach dem Bankgebäude, befahen und „ unterſuchten " daſſelbe von Außen und Innen und berichteten , mit dem ,,Brechen der Bank " habe es keine Gefahr, die fei fo ſolide gebaut, daß fie noch Hunderte von Jahren ſtehen könne. Er hat das ſelbſt hier häufig, über feine damalige Naivetät lachend, erzählt. Im Frühjahr 1838 kam er von New Orleans hierher, logirte ſich bei ſeinem Landsmann Peter Reiling ein und ward bald darauf Barkeeper (Relner) in der von Studenburg (der gegenwärtig in der obern Stadt an der Greenſtraße wohnt) und Möllmann geführten ,' neben dem ehemaligen engliſchen Theater an der Jefferſonſtraße gelegenen Schänkwirthſchaft. Im Jahre 1842 trat Stuckenberg aus dem Geſchäft und nun nahm Mölmann Heinrich Gieske zum Partner. Im Mai des folgenden Jahres brannte das Haus ab, worauf Gieske das Wallſtreet Haus übernahm und bald nachher das an derſelben Straße gelegene Citr Hotel faufte und bedeutend vergrößerte und verſchönerte. Lange Jahre war

90 das City Hotel das renommirteſte deutſche Gaſthaus, in welchem namentlich nach der Revolution von 1848 , wo es das Abſteigequartier und der Sam melplaß der meiſten deutſchen Flüchtlinge war, ein reger Verkehr herrſchte. Otto Ruppius läßt ſeine Novelle „ Geld und Geiſt“ im Geſellſchaftszimmer jenes — vor mehren Jahren abgebrannten Hotels beginnen . Gieske ſelbſt ſtarb im Jahre 1858 an der Waſſerſucht.

Er übte bedeutenden Ein

fluß auf ſeine engeren Landsleute, die ihn in allen Angelegenheiten um Rath fragten, aus und ward deshalb auch der „ plattdeutſche König " genannt. Er war ein offener, biederer Charakter, that im Stillen viel Gutes und ließ nach und nach ſeine Eltern , Geſchwiſter und andere Verwandten herüberkommen . Ein Bruder deſſelben führt gegenwärtig ein Spezereiwaarengeſchäft in tem California benannten Stadttheile, und ein anderer Pruder iit Farmer in Indiana. Die übrigen Geſchwiſter ſind geſtorben . F. M eft e mater aus Weſtfalen , Schloſſer von Profeſſion, beſikt ein blühendes Eiſenwaarengeſchäft an der Ede der Weft- und Greenſtraße, wegen ſeiner Biederkeit und Wohlthätigkeit allgemein geachtet. Das Jahr 1838 brachte unter andern Deutſchen den Klempner Fried: rich Großmann hierher, der ſich als eifriges Mitglied des Kirchen- und Schulvorſtandes der evangeliſchen St. Johanniskirche hervorthat. Derſelbe ſtarb am 27. März 1872. Von den in jenem Jahre hierher Eingewander : ten lebt noch Herr Joſeph Boſſung , der gegenwärtig einer Steinkob lenagentur vorſteht. Im Jahre 1839 landeten hier der Baumeiſter Herr Wedekemper , drr als Agent des reichen Grundbeſißers Colonel Wm . Preſton den Verkauf ſehr vieler Baupläße in der obern Stadt an Deutſche vermittelte, der Litho: graph Friedrid Bauer und der Profeſſor Sied. Der Zweitgenannte, Schwiegervater des erwähnten Muſiklehrers Günther, kam im Oktober 1859 auf einem Floß von Madiſon , Indiana , hier an , da wegen niedrigen Waſſerſtandes kein Dampfer auf dem Fluſſe fuhr . Zuerſt hatte derſelbe mit ſeiner Familie ſich zu Lancaſter in Ohio und dann in Madiſon niedergelaſſen . Hier war er zwei Jahre als Druder in der Offizin des Journal" beſchäftigt, dann arbeitete er in einer kurz zuvor von einem Hrn. Teſchenmacher, deſſen Partner er ſpäter ward, über nommenen lithographiſchen Anſtalt. Nach ſeinem Wiederaustritt aus der ſelben trat 1848 Herr Guſtav Kling, der im Jahre 1852 als Lithograph nach Cincinnati zog, an ſeine Stelle. Herr Teſchenmacher hatte die litho graphiſche Anſtalt von einem Deutſchen Namens Schwaneke übernommen , welcher der erſte Lithograph war, der ſich in dieſer Stadt niederließ. Gegen wärtig wohnt Herr Bauer auf einer Farm einer ſeiner Söhne in Kentucky, der Ingenieur im Dienſte der Regierung iſt.

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91 Ueber der Perſon des Profeſſors Sied ſchwebt ein großes Dunkel . Einige behaupteten , er ſei Regierungsrath in fachſen -meiningiſchen Dienſten geweſen, Andere wollten wiſſen, er jei Erzieher des Erbprinzen und nachma ligem regierenden Fürſten geweſen und bekomme von demſelben noch anſehn liche Geſchenke. So viel iſt ſicher, daß er nicht nur ein ſehr wiſſenſchaft: licher, ſondern ſogar ein gelehrter Mann war, der, wie aus ſeinen eigenen Neußerungen hervorging, Göthe nahe geſtanden und derſelben Freimaurer loge mit demſelben angehört hatte. Sied war der erſte Deutſche hierſelbſt, der als Lehrer an einer öffentlichen Schule fungirte. Er war ein großer Gourmand und veranlaßte Herrn Lavall zuerſt, Rheinweine und einige Delikateſſen aus Deutſchland zu importiren . Er ſtarb im Jahre 1849 an der Cholera, mehre Söhne und eine Tochter hinterlaſſend, welche leştere gegen wärtig Wittwe des im Jahre 1870 hierſelbſt geſtorbenen Goldſchmiedes und ſpätern Farmereibeſißers Wilhelm Vogt iſt. Außer den Genannten kamen im Jahre 1839 der Kleidermacher Herr Hillger , der gegenwärtig in Compagnie mit Hrn . Schildhelm ein blüher: des Merchant- Tailorgeſchäft an der Ecke der dritten und Marktſtraße betreibt , ſowie der „ Capitän Pfalzer“ hierher. Von dieſen wird noch ſpäter die Rede ſein. Der Leßtgenannte brauchte damals von New-York hierher ſo viele Tage wie man jeßt Stunden braucht, nämlich : 2 Tage bis Albar 1), von wo es nach Shenectady ging und dann 5 Tage auf dem Erie Kanal nach Buffalo nahm, von dort gelangte man in 2 Tagen nach Cleveland , von dort fam man auf einem von einem Pferde gezogenen Kanalboot in 21 Tagen nach Portsmouth, Dhio , und von da in 4 Tagen nach Louisville : ein Reiſe von 34 bis 35 Tagen. Unter den früher Eingewanderten verdient noch Ferr Friedrich Straßer aus Steinfeld in der Pfalz erwähnt zu werden, der, nachdem er als Wagenmachergeſelle Frankreich, die Schweiz und Italien durchwandert hatte und 1832 nach Amerika gekommen war und ſich zuerſt in Peunſylva nien niedergelaſſen hatte, 1835 hier anlangte und in ſeinem Geſchäft zuerſt als Geſelle arbeitete, ſpäter aber ſelbſt eine Wagenfabrik gründete und die erſten Bier- und Brodwagen anfertigte. Er iſt einer der älteſten Mitglieder des deutſchen Unterſtüßungsvereins und troß ſeiner 72 Jahre noch rüſtig. Von nun an nahm die deutſche Einwanderung bereits größere Propor: tionen an . Von Denen , welche zu Anfang der vierziger Jahre hierher ein wanderten, nennen wir bloß die noch Lebenden : Heinrich Schiemann, Kleidermacher und gegenwärtig einer der größten deutſchen Grundbeſißer der Stadt. Samuel Subzer , gegenwärtig Inhaber eines einträglichen Elenwaarengeſchäfts ( Beide begannen ihre hieſige Laufbahn mit einer Schänkwirthſchaft am Fluſſe ); Andreas Krämer , Möbelpolirer und ſpäter Schänkwirth ; Kilian Seng , Gärtner an der gegenwärtigen 18. * 12

92 Straße ; Jakob Fiſcher, Inhaber der Spring Brauerei; Nidolaus Sdneider ; Georg Schmidt, Schänkwirth und Präſident der deutſchen Feuerverſicherungsgeſellſchaft in der Unterſtadt. Im Jahre 1840 kam auch der bereits genannte Herr fulius von Borries hierher. Derſelbe conditionirte zuerſt in der Droguenhandlung von Rupert & Lindenberger ( von welchem Leşteren noch ein Bruder als Kaſſirer der Mechanics Bank hier lebt), trat dann als Verkäufer ( Clerk) in das früher erwähnte Tuch -Großhandlungsgeſchäft von Lindenberger u. Ett linger, deſſen alleiniger Eigenthümer er 1853 ward, worauf er dann aber den Buchführer des Geſchäfts, Hrn. Becurts , und deſſen Verkäufer ( Sales Clerk ) Hrn. Helmte (ſeit 1872 wieder ausgetreten und in Deutſch land lebend) zu Partnern nahm. Im Herbſte des Jahres 1852 ward Herr v. Borries preußiſcher und zwei Jahre ſpäter Herr Beckurts braunſchweigi ſcher Conſul. Im ſelben Jahre 1840 langte auch der Toktor v. Donhoff hier an. Er war der vierte deutſche Arzt, der ſich hier niederließ . Der Erſte war ein Elfäſſer Namens Laut, nach ihm kam der Doftor Kafka und als dritter der Doktor Holland. Dieſen deutſchen Aerzten , von denen nur noch Herr Don hoff am Leben , erging es im Anfange herzlich ſchlecht. Herr Donhoff erhielt im erſten Jahre ſeines Hierſeins nur einen Patienten und der – bezahlte ihn nicht, und die Kunſt, fäumige Zahler zu mahnen, hat derſelbe, der als tüchtiger Arzt eine ausgebreitete Praris befißt, bis auf den heutigen Tag noch nicht erlernt. Als er ſich hier niederließ und zuerſt eine auf der Nord feite der Jefferſonſtraße, zwiſchen Brook und Floyd, gelegene Cottage bezog, befand ſich auf jener Straße nur noch an jeder Ede derſelben ein Haus und zwar eine Spezereihandlung (Grocery ), wovon die eine von einem Stein und die andere von einem Schmied geführt ward . Daſſelbe Jahr brachte noch Hrn. Wilh. Krenking hierher, der die erſte Wachstuchfabrik hier anlegte. Krenking war ein genialer, aber unruhiger Kopf, der nie zufrieden mit ſeiner jeweiligen Lage und ſeinem jeweiligen Ge ( chäft war. Vor ſeiner Hierherkunft hatte er bereits im Staate Dhio fich auf Seidenraupenzucht verlegt. Nachdem er ſeine Wachstuchfabrik in guten Betrieb gebracht, verkaufte er dieſelbe und legte mit den Geldern eines ihm verſchwägerten Apothekers eine Dampfmahlmühle zu Bedford in Indiana an , und als dies Unternehmen nicht reuſſirte, kehrte er hierher zurück, um nach einigen Jahren der Wiederaufnahme feiner Thätigkeit als Wachstuch fabrikant ſich wieder nach dem Staate Indiana als — Effigfabrikant zu bea geben . Tort ſtarb er vor etwa zehn Jahren, nachdem er ſeine Mittel und Kräfte in ſeinem Streben nach ſtetem Wechſel erſchöpft hatte. Im Jahre 1840 und zwar am 6. Juni landete hier auch Herr Joſeph Budel aus Gödlingen bei Landau, nachdem er am 22. Oktober 1838 in

93 New -yort angekommen una ahtaufnew D - angewohnt batter gründete het in blühende uđergehäft, word ren aber das noch unter der Firma Budel u. Schäffer beſtehende ausgedehnte Grundeigenthums-, Kaufs- und Berkaufsbureau. Herr Buckel nahm und nimmt noch lets an allen Vorgängen im öffentlichen Leben ein hohes Inter eſſe und hat ſich daher auch manche werthvolle Notizen geſammelt. Um dieſe Zeit war die Zahl der Deutſchen bereits ſo gewachſen, daß fie an den Bau eigener Kirchen denken konnten. Im Jahre 1838 erſtand die erſte Deutide katholiſche Kirche, die St. Bonifaciuskirche an der Greenſtraße, die unter dem Pfarrer Stahlſchmidt begonnen und vom Biſchof Blanc ein geweiht wurde. Herr Stahlſchmidt war ein Convertit aus dem Wupper: thale. Im Jahre 1840 begab er ſich von hier auf Reiſen, um für ſeine Kirche zu kollektiren . Auf dieſer Reiſe muß er aber irgendwo verunglückt fein, denn er iſt von derſelben nie zurückgekehrt, vielmehr ſeitdem ſpurlos verſchwunden geblieben . Nach anderen Angaben iſt er im Auguſtinerkloſter in der Stadt Meriko zu Ende der vierziger Jahre geſtorben, wenigſtens bat Capt. Pfalzer hierſelbſt eine dahin lautende briefliche Nachricht von einem Deutſchen in Mexiko erhalten, Pri hre ſpäter, am 30.eptember 18 watter rundſtein zur erſten deutſchen evangeliſchen Kirche an der Green- und Preſtonſtraße gelegt. Am Tage darauf traf der von der Gemeinde angeſtellte Pfarrer Herr 6. L. Daubert, der ſeit 1826 in Amerika als Geiſtlicher fungirte und vor ſeiner Hierherkunft in Pittsburg lebte, hier ein und iſt dieſer brave Geiſtliche nod) beute wohlbeſtallter Pfarrer an jener Kirche. Sieben Jahre vorher belief fich die Zahl der hier lebenden deutſchen proteſtantiſchen Familien auf nicht mehr als zwanzig . Von der urſprünglichen Gemeinde des Heren Pfarrers Daubert leben jeßt noch Wilhelm Kreil, damals Fleiſcher, jeßt Rentner, deſſen Schwager Herr Mahner, die Hrn . Stepler ſenior, Welder, Seng und Ph. Tomppert ſenior. Im Jahre 1842 langte Herr Georg Philip Dörn als zwölfjähriger Knabe mit ſeinen Eltern und Geſchwiſtern hier an . Derſelbe erlernte die Seßerkunft in der Offizin des zwei Jahre ſpäter gegründeten „Beobachter am Dhio “ und gründete 1849 in Gemeinſchaft mit Herrn Otto Schaeffer, welcher aber ſchon in der erſten Hälfte der Fünfziger Jahre ſeinen Antheil an ihn abtrat, den „ Anzeiger“ , der mit kaum 300 Abonnenten beginnend, ſich gegenwärtig einer ſehr großen Berbreitung erfreut. maht181 Berzutründung eine eigenen Drganes der Deutſchen gemacht. Georg Walker, ein auf der Tübinger Univerſität gebildeter Theolog, der drei Jahre lang Prediger einer armen Gemeinde im County Tuscarawas in Dhio geweſen war, dann in Cincinnati den auf Anlaß der lutheriſchen Synode herausgegebenen Proteſtant", wel

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J cher den propagandiſtiſchen Beſtrebungen des dortigen fatholiſchen „Wahr: heitsfreund " entgegenarbeiten ſollte, redigirte, und nachdem dies Blatt aus

✓ Xv

Mangel an Unterſtüßung zu Grunde gegangen war, fich mit Herrn Auguſt Renz zur Herausgabe des „ Deutſchen Amerikaners “ verbunden hatte, kam , 1 als auch dies Blatt bald einging, im Jahre 1841 von Cincinnati nady Louisville und gründete „ Die Volksbühne.“ Ueber Walter und ſein Blatt gibt uns Herr F. Fiefer in Columbus, Ohio, der im Sommer des Jahres 1841 einen Abſtecher von dort nach Louisville machte, in ſeinen ,, Erinnerun : gen “ eine die damaligen deutſchen Preßzuſtände dharakteriſirende Skizze zum Beften . Er ſchreibt: ,, Durch Louisville gekommen zu ſein, ohne Georg

Walker geſehen zu haben, das wäre damals für Jeden, der ſich für deutſche Zeitungsliteratur intereſſirte, eine unverzeihliche Unterlaſſungsſünde gewe: fen. Herr Walker, von Haus aus Theologe, ſpäter Mitredacteur und Mit: herausgeber des Cincinnatier Volksblattes, hatte ſich durch ſeine fühnen Leitartikel und ſeine politiſchen Reben eine große Berühmtheit erworben . Er verſtand es, populär und intereſſant zu ſdyreiben ; die ,,trockene Gründlich feit " ſtand ihm eben ſo fern , wie die engliſche Sprache, die er niemals recht capirte. Zur Zeit, von welcher ich rede, gab er in Louisville die zwei oder v dreimal wöchentlich erſcheinende „Volksbühne" heraus, und da ich ohnehin von Columbus aus Grüße an ihn auszurichten hatte, ſo verſtand es fich ganz von ſelbſt, daß ich den berühmten Landsmann aufſuchte. Seine Druderei befand fich zu ebener Erde in einem alleinſtehenden Hau e. In meinem ganzen Leben werde ich den Anblick nicht vergeſſen, der ſich mir darbet, als ich in dieſe rußige Schwarzkünſtlerbude trat. Die „ Volfsbühne “ befand ſich eben unter der Preſſe, natürlich einer Handpreſſe. Ein Böhme Namens Fabel ( eigentlich Kaufmann ſeines Geſchäfts ), das Hauptfactotum der Druckerei, handhabte den Preßbengel, während der ge: müthliche Walker, mit der unvermeidlichen langen Pfeife im Munde, die Walze zum Auftragen der Schwärze mit eigenen Händen dirigirte. Der Druckerteufel, der in wohlgeordneten Druckereien dies Geſchäft zu beſorgen pflegt, war vielleicht ſpazieren gegangen , was unter Walker's mildem Regi ment oft pafſirte, oder er war auch vielleicht nach Bier ausgeſchickt worden, denn die Hiße war groß . Genug, Walker trug die Schwärze mit unver droffener Energie auf und war dabei mit ſeinem Druder in ſo eifrigem Ges ſpräche begriffen , daß weder der Eine noch der Andere das Unheil bemerkte, das ſie anrichteten. Die Form war nämlich faſt fingerdid mit Farbe be ſchmiert und die Bogen kamen dermaßen geſchwärzt aus der Preſſe, daß Niemand im Stande war , ten Druck zu leſen . In der New Yorker Staats zeitung ſchrieb Neumann um jene Zeit : „ Im Weſten wird ein Blatt mit Präriedred ſtatt mit Druckerſchwärze gedruckt . " Ich hege keinen Zweifel, daß dieſer Hieb für ( auf) die Volksbühne gemünzt war.

Smally

paine

pokal

Um ſolche Kleinig

386

95 keiten fümmerten ſich indeffen die Philoſophen der „ Volksbühne" durchaus nicht, ſie ſtraften dieſelben vielmehr mit echt philoſophiſcher Verachtung. Walfer empfing mich ſehr freundlich und wir wurden bald gute Freunde. Sein gemüthliches Weſen, ſeine Gutmüthigkeit, die leider oft in Leichtſinn überſchlug, zogen mich an ; er trug ſich nicht bloß mit einer Ber: größerung ſeines Blattes, ſondern mit noch anderen Projekten herum , von denen er ſich goldene Berge verſprach, und ſintemal die Jugend fich leicht an Hoffnungen hängt, ſo bedurfte es keiner großen Ueberredungsgabe, um mich zu beſtimmen, vorläufig Miſſouri aufzugeben und in Louisville eine Rolle auf der Volksbühne" zu ſpielen . Las Blatt wurde vom philoſophiſchen Standpunkte aus gefeßt, gedrudt und geſchrieben . Demokratiſch in ſeiner Tendenz, war es doch in jeder an deren Beziehung unabhängig und ließ ſich von keiner ſklaviſchen Regel mäßigkeit einengen. Selbſt das Format hing von keiner beſtimmten Regel mäßigkeit ab, ſondern richtete ſich oft nach der Papierſorte, die am leichteſten aufzutreiben war. Die Publikationstage ſtanden auf dem Blatte, wurden aber ſelten eingehalten . Fehlte es an einzelnen Buchſtaben , was bei der polniſchen Wirthſchaft in der Druckerei wohl oft paffirte, fo wurden andere Buchſtaben von derſelben Größe auf den Kopf geſtellt, und die Leſer konnten ſich im Buchſtabiren üben . Mit der Correktur nahm man es auch nicht ſehr genau . Zuweilen, wenn alle Stränge riſſen , wurde auch wohl eine Spalte Zwiebelfiſch unter irgend einem pikanten Titel wie z. B. ,,Botſchaft des, Kaiſers von China “ in's Blatt geſchoben. Die nachſichtigen Leſer belachten den Wiß und waren durch einen intereſſanten Artikel leicht wieder verſöhnt ; die Leute waren eben in jenen guten alten Zeiten noch nicht ſo verwöhnt wie heute. Als der größte Zwiebelfiſch- Fabrikant galt damals ein unglücklicher Schweizer, ein wahrer Confuſionsrath , der Alles zuſammenwarf, was ihm unter die Hände fam und der ſpäter in Cincinnati der Schreden aller wohl geordneten Drucereien wurde . Er zertrümmerte eines Abends, nicht aus Ungeſchick, ſondern auß reiner Entrüſtung, die fertige Form der „ Volfstri bune “ , wofür er von Habel, auf Walker's Befehl, zum Tempel hinausge worfen und in der nächſten Nummer des Blattes für „ verrückt“ erklärt wurde. Alle ſolche Zwiſchenfälle ſtörten niemals die Lebensweisheit des guten Hans Georg Walker, der, wie jeder Sterbliche, ſeine Schwächen, aber auch ſeine guten Seiten hatte, und dem der Naſen , der ihn nun ſchon ſeit vielen Jahren bedt, leicht ſein möge ! Von den damaligen Zuſtänden in Louisville läßt ſich nicht viel berich ten. Die Stadt war verhältniſmäßig noch klein , der Einfluß der Deutſchen gering. Es fehlte aber nicht an einer Sorte deutſcher Romantiker, welche die abenteuerlichſten Projekte aushedten . So erinnere ich mich noch dunkel

96 einer wunderlichen Bittſchrift, die in Umlauf geſeßt und worin der Congreß um die Lieferung von ſechszehn Kriegsſchiffen zur Eroberung des brittiſchen Dregon erſucht wurde. Die Eroberung wollten die deutſchen Romantiker ſelbſt beſorgen und dann auf dem Gebiet einen deutſchen Muſterſtaat bilden , der die Welt in Erſtaunen feßen ſollte. Die Conſtitution für den jungen Staat war bereits theilweiſe entworfen , das heißt, man hatte ſich nach vie: len Debatten über den erſten Paragraphen geeinigt, der komiſdy genuy lau: tete und einen auffallenden Mangel an Menſchenfenntniß verrieth.

Auch

gingen die Dregon -Romantiker mit der Gründung einer Zeitung zur Förde rung ihres abenteuerlichen Unternehmens ſchwanger. Das Blatt ſollte nach dem Vorſchlage eines „Gelehrten“ , der „ bis in die Syntar" ſtudirt hatte, den geiſtreichen Titel ,, Die Weltlaterne “ führen. Zum Feil der Welt fam das Unternehmen nie zu Stande, vermuthlich weil es an den nöthigen Mo neten fehlte. Auch war die damalige Regierung zu Waſhington zu ,, kurzſich tig", um ſich auf die Lieferung der verlangten ſechszehn Kriegsſchiffe einzu: laſſen , und ſo kam es, daß der beabſichtigte deutſche Muſterſtaat in die Brüche ging, wie ſo vieles andere Schöne und Edele, Geſcheidte und Dumme auf dieſer ſchnurrigen Welt. Dagegen bildeten ſich Oregon Schüßen - Com : pagnien in Louisville und Cincinnati, und ein Jahr ſpäter ſah ich den guten Walker in Reih und Glied der Cincinnatier Compagnie maridhiren , obgleich er in dieſer Rolle keineswegs Staat machen konnte. Die „Volkstribüne“ war durchaus kein einträgliches Geſchäft. Wie gut oder wie ſchlecht die Rollen auf dieſer Bühne auch immer geſpielt wur: den, die Kaſſe litt fortwährend an einer bedenklichen Ebbe. Wir arbeiteten allerdings nicht für den ſchnöden Mammon , ſondern für den Ruhm , aber mit dieſer Münze konnte weder der Koſtwirth, noch der Schneider oder Schuſter bezahlt werden . Freilich waren unſere Anſprüche ſehr beſcheiden und das Blatt vegetirte fort bis zum Frühjahr ( 1842), als Walker eines Tags mit der Botſchaft in die Druckerei ſtürmte, daß er einen Partner ( Renz) gefunden und ſich entſchloſſen habe, mit Sack und Pac nach Cincinnati aus: zuwandern und dort ſeine Bühne aufzuſchlagen , um mit dem dortigen Volks blatt in Concurrenz zu treten . Dieſe Nachricht erregte große Freude in Troja's Hallen, denn die Geſchichte in Louisville war doch etwas fritiſch ge worden . „ Auf nach Cineinnati ! " lautete das Loſungswort. Die Druckerei war ſchnell eingepadt und bald ſchwamm die ganze „Volksbühne" auf dem ſchönen Strome der ,, Rönigin des Weſtens “ zu ." Daß Herr Walker, wenn er auch ,, Lorberen “ erntete, doch keine ,, Seite hier ſpann “, haben wir auch oft genug aus dem Munde älterer Bürger ge hört. Davon nur ein Pröbchen . Während ſeiner hieſigen editoriellen Lauf: bahn ſtarb ein Clarinetiſt Namens Ziegenhain . Walker war gebeten wors den , die Grabrede zu halten , ſagte aud zu, ließ aber die Leibtragen den ver

97 gebens -am Grabe auf ſich warten. Am Abend erſchien er in der Wirthſchaft des prn . Schnatterer, und als dieſer ihm Vorwürfe über fein Ausbleiben machte, knöpfte er ſeinen Oberrod , den er bis an den Hals zugeknöpft hatte, los und zeigte demſelben , daß er kein Hemde anhatte : ſein einziges Hemde war bei der Wäſcherin. Herr Schnatterer verwies es ihm nun , daß er ihn nicht vorher von dieſem Mangel in Kenntniß gefeßt habe, er würde ihm dann ein bemde geliehen haben . Er ſtarb am 9. Mai 1849 als Redakteur des ,,Hochwächter " in Cincinnati, ohne je auf einen grünen Zweig gekommen zu fein, einer der bahnbrechenden Pioniere der deutſchen Preſſe des Weſtens. An Allem , was deutſche Kultur betraf, ein reges Intereſſe nehmend, finden wir ihn im Jahre 1837 als Vertreter der Deutſchen Cincinnati's und unſerer Stadt auf einer in Pennſylvanien angeregten Convention ,,der Deutſchen von Amerika “ in Pittsburg. In dem zur Beſchickung der Convention ein ladenden Rundſchreiben hieß es : ,, Daß es ſich darum handle, deutſche Sprache, Sitte und Wiſſenſchaft vor drohender Verkrüppelung zu retten , ſie felbſt in ihrer Kraft, Reinheit und Schönheit zu bewahren , die reichen Ge nüſſe der blühenden Literatur des alten Vaterlandes hierher zu verpflanzen, die Rechte und Pflichten der zu Millionen anwachſenden deutſchen Bewohner der Union zu ermitteln und bewahren und den Charakter der deutſchen Be völkerung durch eine ſorgfältige Erziehung auf die Stufe zu bringen , die einem freien Volke geziemt, ſeine Würde und Macht iſt — und fein geſell ſchaftliches Leben und Daſein in ſo hohem Grade veredelt und folgenreich macht .“ Dieſe Convention trat am 18. Oktober 1887 in Pittsburg zuſam men . Es hatten ſich 32 Delegaten aus allen Theilen der Ver. Staaten eingefunden , vieles Treffliche wurde beſprochen und angebahnt, die Errich tung eines deutſchen Lehrerſeminars zu Philippsburg in Pennſylvanien be ſchloſſen. Doch der Erbfehler der Deutſchen, die Uneinigkeit, war Schuld, daß die Convention keine bleibenden Früchte trug. Ueberhaupt begann ſich bereits Ende der dreißiger und Anfang der vierziger Jahre ein reges Leben unter den Deutſchen dieſes Landes , nament lich des Weſtens, kund zu geben , und die Annahme, der man in neueſter Zeit oft begegnet, daß erit in Folge der Revolution von 1848 , die viele politiſche Flüchtlinge in dieſes land trieb, ſich ein geiſtiges Leben unter den hierländi ſchen Deutſchen zu regen begonnen habe, beruht auf einem großen Irrthume . Schon zu Ende der dreißiger Jahre fühlten die Deutſchen, die damals, mit Ausnahme Pennſylvanien's, erſt wenige Preßorgane beſaßen , das Bedürf niß nach einer größeren Bereinigung, nach einer Concentrirung ihrer Kräfte dem damals noch ſehr übermüthig auftretenden Nativismus gegenüber. Die obenerwähnte Convention in Pittsburg, die zunächſt den Zweck der Erhal tung der deutſchen Sprache und der beſſern deutſchen Charaktereigenthümlich feiten zum Zwede hatte, gibt davon ein ehrendes Zeugniß. Auch allerlei

98 deutſche Coloniſationsprojekte tauchten auf .

So ſollte unter dem

Namen

Teutonia eine deutſche Colonie zehn Meilen oberhalb Gallipolis im County Gallia im Staate Dhio am rechten Ufer des Dhio auf Aktien ge gründet werden . Zu dem Ende war ein 18,000 Ader umfaſſender Grund beſiß des General Steenberger von Virginien angekauft. Dies Land ſollte gemeinſchaftlich in Kultur genommen und nach ſieben Jahren an die Aktio näre nach Maßgabe der geleiſteten Arbeit vertheilt werden . Außer dem ge: meinſchaftlichen Anrecht an das Land bekam jeder Aktionär für ſeine Aktie, welche 180 Dollars betrug, nur ein Blodhaus als Wohnſtätte. Leider be: ſtanden die Coloniſten aus zu ungleichem Material, als daß die Colonie te ſtand hätte haben können . Einige waren fleißig, Andere thaten wenig oder nichts und das verdroß bald die Erſteren und es kam zu allerlei Mißhellig keiten und Streitigkeiten. Manchen dünkte auch bald die Friſt ſiebenjähri gen Wartens, bevor ſie ein beſtimmtes Eigenthum angewieſen erhielten, zu lange. Obgleich, wie geſagt, nur ein Theil der Coloniſten arbeitiam war, lieferte die Colonie doch in den Jahren 1841 und 1842 mit nur einer, von einem Pferde in Gang erhaltenen Mahlmühle 500 Faß Mehl nach Cincin: nati . Außerdem warb, da Holz genug vorhanden war und die anlegenden Dämpfer zwei Dollars für das Klafter zahlten , viel Geld mit Holzfällen verdient. Auch der Plan der Errichtung einer deutſchen Stadt auf dem an: gekauften Grunde war im Werke und betrug die Aktie für eine Bauſtellen derſelben 30 Dollars. Doch, wiewohl einige Sanguiniker bereits von einer großen Handelsſtadt träumten , und Einer derſelben (der Bauſchreiner Herr Langenfeld ) mit Pathos ausrief : „ Wir ſchneiden Cincinnati den Paß ab " , warb die Stadt nie gebaut, vielmehr zerfiel 1842 nach etwa zweijährigem Beſtehen die ganze Colonie, als eines Tages der Sekretär des Aktienvereins, Herr Rademacher aus Bremen , mit der Vereinsfaſſe durchbrannte. Der Präſident des Vereins war ein gewiſſer Elzhorn . Nach dem Zerfall der Colonie lenkten Mehre von den Coloniſten ihre Schritte nach unſerer Stadt, von der ſie viel Gutes gehört hatten , ſo der Rärrner Herr W. Preiſun , der oben erwähnte Bauſdreiner Herr F. Langenfeld , und der Ge würzkrämer A. Hill , die noch Ade unter den Lebenden weilen . Daſſelbe Jahr 1843, welches die eben Genannten hierherbrachte, brachte auch noch Hrn . Johann Gieske , Bruder des oben erwähnten Hotelbe fißers Heinrich Gieske, der lange Jahre Wirthſchaft an der Marktſtraße zwis fchen der 3. und 4. Straße betrieb und gegenwärtig einen Gewürzladen in dem .,,California" genannten Stadttheile hält; den ebenfalls bereits erwähn ten Kaufmann Hrn . Julius W inter ; den Polſterer Jakob Rhein länder , den Buchdruđer Heinrich Beutel – welche 2 lle noch am Leben ſind - und den Advokaten Fluſſer , der eine Zeitlang im Staate Miſſiſſippi als Richter fungirt hatte und daher den Titel Judge führte. Ier

93 Leßtgenannte war ein ſehr kenntnißreicher und geiſtroller Mann, der Ende der Fünfziger Jahre ſtarb. Von ſeinen Kindern, drei Söhnen und zwei Töchtern , lebt nur noch eine der leßtern hierſelbſt, an einen Herrn Snead verheirathet; ſeine drei Söhne fielen ſämmtlich im jüngſten Bürgerkriege, der älteſte als Offizier der Bundesarmee, die beiden jüngern im Dienſte der füdlichen Conföderations -Armee, Nach Georg Walker's Ueberſiedelung von hier nad Cincinnati blieben die hieſigen Deutſchen wieder mehre Jahre ohne ein eigenes Drgan. Zu Anfang des Jahres 1844 kam Herr Heinrich Beutel, von Cincinnati, wo er in der Druderei des ,, Bolfsblatt " Obergeſell ( Foreman ) geweſen war, auf den Wunſch mehrer Deutſchen hierher, um ein neues Organ zu gründen . In einer von jenen Deutſchen berufenen Verſammlung ward auf Antrag des Profeſſors Sied beſchloſſen, das zu gründende Blatt ,, Beobachter am Dhio " zu nennen . Die erſte Nummer deſſelben erſchien am 16. März jenes Jahres . Unfangs erſchien das Blatt nur zwei Mal die Woche, nach mehren Jahren aber täglich. Obgleich nun der Herausgeber des „Beobachter" mit demſelben keine Seide ſpann, ſah ſich der Dr. Albers, welcher von Cincinnati hierher über : geſiedelt war, trokdem veranlaßt, im Frühjahr 1846 ein zweites deutſches Blatt unter dem Titel ,,Locomotive" herauszugeben . Die Locomotive fam aber nicht recht vom Fleck ; anfangs erſchien ſie regelmäßig brei Mal die

Wodie, ſpäter nur noch zwei Mal und zuleßt ſogar nur ein Mal, bis der in dem Jahre ausbrechende Krieg dem Dr. Albers willkommene Gelegenheit bot, die Locomot ve ,,explodiren " zu laſſen und mit einem oder zwei von ſeinen Seßern in die Freiwilligencompagnie des Kapitän Kern zu treten . Albers machte den ganzen Krieg als Feldwebel mit. Nach Beendigung deſſelben ließ er ſich wiederum in Cincinnati nieder und redigirte in Gemeinſchaft mit dem „ Kapitän “ Heinrich Rödter das dortige ,,Demokratiſche Tageblatt ". Im Jahre 1852 gerieth er in einen heftigen perſönlichen Federkrieg mit Emil Klauprecht, dem Redakteur des dortigen „Deutſchen Republikaners “; eines Drgans der Whigpartei . Jene Fehde nahm einen immer gehäſſigeren Charakter an und endete damit, daß Klauprecht ſeinen Gegner durch einen Sduß verwundete : Ende 1846 oder Anfangs 1847 erſchien der brave Georg Walker aber: mals auf kurze Zeit in unſerer Stadt und machte, durch ſeine mit der X ,, Volkstribune “ gemachten Erfahrungen noch nicht genug gewißigt, den Ver ſuch, neben dem „Beobachter“ ein zweites Blatt zu gründen. Daſſelbe er: ichien auch wirklich halbwöchentlich unter dem Titel „ Patriot“ , aber nur wenige Monate, wonach es wieder eingehen mußte und Walker zum zweiten Male von hier nach Cincinnati zurüdging. Die Druckerei befand ſich in der Marktſtraße, zwiſchen der zweiten und dritten Straße, im dritten Stod #13



100 eines Gebäudeš, in deſſen unterm Stod Herr Bamberger Damals ſein Ge chäft betrieb . Als Seßer-, Drucker- und Träger - Perſonal des Patrioten " fungirte der Schweizer Rohner, deſſen Frau und Bruder. Rohner, dem Walfer zur Deckung des noch rückſtändigen Seßerlohns die Schriften des ,, Patriot" überlaſſen hatte, glaubte keinen beſſeren Gebrauch von denſelben machen zu können , als daß er nun ebenfalls ein Blatt herausgebe. Er ließ daſſelbe zweimal die Woche unter dem Titel „ Louisviller Bote “ erſcheinen, aber obgleich er ſelbſt das Blatt ſchrieb und mit ſeiner Familie feßte, drudte und umhertrug, machte es ſich doch nicht bezahlt. Nach ungefähr einem halben Jahr mußte der „ Bote “ ſein Erſcheinen einſtellen. Da kam Rohrer, der auch etwas vom Holzſchneiden verſtand, auf die Idee, dieſe Kunſt das durch zu verwerthen, daß er ein illuſtrirtes Blatt unter dem Titel „ Eulen : ſpiegel " herausgab. Daſſelbe erſchien Mittwoch und Samſtags bis zum Februar 1849 , wo es einging und die Schriften durch Kauf an die Herren Doern und Schaeffer, die damals den „ Anzeiger“ gründeten, übergingen. Der ,,Beobachter" beſtand bis zum Jahre 1855 und würde wahrſchein lich noch heute beſtehen, wenn es nicht zuleßt in die Hände der den Deutſchen verhaßten Whigpartei übergegangen wäre. Es iſt ſehr zu bedauern , daß weder von dieſer Zeitung noch von deren Vorläufern Exemplare aufbewahrt worden ſind, da ſie über manche Vorkommniſſe aus ihrer Zeit Auf chluß geben würden . Ier Beobachter gehörte eben ſo wie die ihm vorangezogenen deutſchen Preßorgane in politiſcher Richtung der demokratiſchen Partei an. Damals

bekannten ſich überhaupt nur ſehr wenige Deutſche zur Whigpartei, der man nativiſtiſche und ariſtokratiſche Neigungen zuſchrieb. Namentlich in unſerm Staate war die Whigpartei ziemlich nativiſtiſch gefärbt. Die: zeigte ſich ichlagend in dem Präſidentſchaftswahlkampfe des Jahres 1844, an welch m die Deutſchen Louisville's ſich lebhaft betheiligten . Früher hatten die ame: rifaniſchen Politiker von ihnen, da ſie ſich an den Wahlen nicht aktiv zu be theiligen pflegten, wenig Notiz genommen . Umſo mehr Notiz aber nahmen fie in jenem Präſidentſchaftewahlkampfe von ihnen, nachdem ſie, im Beſite eigener Organe, fich etwas mehr zu fühlen und regeren Antheil an den Wahlkämpfen zu nehmen begannen . George D. Prentice, der geniale aber charakterloſe Chefredacteur des „ Louisville Journal“, des tonangebenden Whigblattes, ſchrieb während jenes Wahlkampfes die heftigſten Schmähs artikel gegen die Fremdgeborenen. In einem dieſer Artikel rieth er der Re gierung der Vereinigten Staaten, bekannt zu machen, daß dieſes Land nicht ferner ein Aſyl für alles bergelaufene Geſindel ſei, daß , deſſen Thore zuge macht, verrammelt und verſchloſſen und der Schlüſſel weggeworfen und über dem Portal die Inſchrift: „ Kein Einlaß " angebracht ſei."

Er entblödete ſich nicht, die Ausländer als eine häßliche Menſchenrace zu bezeichnen, durch

101 eine Vermeidung mit welchen die Amerikaner ſich verunreinigen würden . ,, Sie ſind — drieb er wörtlich - häßlicher als Hyänen , Schakale, Bärer , braſilianiſche Affen und jedes andere Raubthier . " Amerika --- ſchrieb er ein anderes Mal - ſei von , Horden fauler, idmußiger, viehiſcher Lumpen überlaufen " und die Einwandernden ſeien ,, Bettler, Landſtreicher, Lumpen ferle , Schurken " u . . w . Taß ſolche „ Herzensergießungen “ die Deutſchen nur noch feindieliger gegen die Whigpartei ſtimmen mußten, war natürlich, und ſie nahmen nur um jo lebhafter Partei für den demokratiſchen Präſidentſchafts -Candidaten . Tie Nablcampagne jenes Jahres war überhaupt eine ſehr heiße und es fam 1 : iederholt zu Thätlichkeiten zwiſchen Deutſchen und amerikaniſchen Whigs . Einmal waren Letztere nahe daran , die Wirthſchaft des Hrn . Michael Hils ling zu demoliren . Ein deuticher Muſiker Namens Feldbuſch, der zugleich ctite Wirthſchaft an der Ecke der fünften und Flußſtraße hielt, einer der wenigen deutſchen Whigs, hatte nämlich vor ſeinem Hauſe eine hohe Stange ( pole) zu Ehren der Whigs aufgerichtet, und eines Abends hielt dort ein Teutſcher Jude von einem Stuhl herab eine Rede, in der er weidlich auf die Deutiden ſchimpfte. Einer von Biling's Roſtgängern warf den Redner vom Stuhl hinunter, bald geſellten ſich noch Mehre, Deutſche und Amerika ner zu ihm und vertrieben das dort verſammelte Whighäuflein. Nicht lange trährte es aber , ſo zog ein großer Haufe vor Billing's Haus und nur mit Muhe gelang es der Polizei, daſſelbe vor gänzlicher Demolirung zu retter . Das Journal aber denunzirte vierzehn Tage hintereinander Hrn. Biling und einen Deutſchen Namens Breßmeier, welcher eine Wirthſchaft am Fluffe zwiſchen der dritten und vierten Straße hielt, und forderte die Whigs auf, ein wach ames Auge auf die Beiden zu halten. Einer der Hauptſchläger der Whigs war damals ein Deutdyſer Namens Bremaker, welcher einige Jahre ſpäter ertrant. Zu noch tumualtuariſcheren Auftritten kam es in jenem Jahre bei der Wahl ſelbſt. m Morgen des Wahltages wurden mehre deutiche Demokra ten von amerikaniſchen Whig-Rowdies von den Stimmkäſten getrieben. Der damalige Redacteur des Beobachters erließ darauf einen Aufruf an die Deutſchen , bewaffnet an den Stimmfäſten zu erſcheinen und Gewalt mit Ge : walt zu vertreiben . Flugs überſeşte ein Advokat Green, ein Pennſylvanier, der wahrſcheinlich deutſcher Abkunft war und eigentlich Grün hieß, jenen Aufruf in's Engliſche und bracyte bie Ueberſeßung in die Druckerei des Journal, weldies dieſelbe in einem ,,Extra“ mit allerlei aufheßenden Neußer: ungen gegen die Deutſchen verbreitete. Bald zog ein ſtarker Pöbelhaufe vor die Drucerei des ,, Beobachters “ und verlangte die Auslieferung des Redac teurs . Die er hatte ſich aber bereits vor dem nahenden Sturme auf das jinſeitige Ufer des Dhio geflüchtet.

Der Pöbelhaufe verlangte aber irgend

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ein Opfer und ſuchte nun den Dr. Holland und Hrn . Phil . Tomppert fenior, die durch Wahlreden den Haß der Whigs auf ſich gezogen hatten , auf. Doch auch dieſen gelang es, auf das jenſeitige Ufer zu entkommen, wo alle Drei ſich mehre Tage lang verborgen hielten, ehe ſie es wagten, zurüđzukehren . An mehren Stimmfäſten kam es an jenem Tage zu blutigen Schlägereien. Der Fleiſcher Siebold, der erſt vor mehren Jahren ſtarb , erhielt ſo ſchwere Berleßungen, daß er mehre Wochen das Bett hüten mußte . Als Führer des Pöbels that ſich ein gewiſſer Story hervor, der auch in der ſpätern Knownothingzeit eine Rolle ſpielte. Ein gewiſſer David S. Beattie, der im Jahre 1855 einer der ärgſten Heßer gegen die Deutſchen war, erklärte an jenem Wahltage mehren Deutſchen geradezu, daß, wenn ſie nicht binnen fünfzehn Minuten die Stadt verließen, ihr Leben in Gefahr ſein würde. In dem genannten Jahre, 1844, gab der Schweizer, Advokat J. B. Jegli, einen Addreßkalender der Stadt heraus, der intereſſante Aufſchlüſſe über die damalige Zeit gibt. In ſeinem Vorwort prophezeit er, daß Louis ville dereinſt die zweite Stadt in der Union ſein werde. Blidt - ſagt er um fünf und zwanzig Jahre zurüd, wo ein Holzzaun und Baumſtumpen auf der Mainſtraße ſtanden und die Seelenzahl ungefähr 1600 betrug: dann blidt um fünf und zwanzig Jahre weiter in die Zukunft. Sollten wir in demſelben Verhältniſſe zunehmen, ſo wird im Jahre 1870 dieſe Stadt eine Seelenzahl von zwei hundert Tauſend enthalten und Shippingport und Portland werden in unſern verlängerten Straßen aufgegangen ſein. Viele Hinderniſſe mögen jedoch unſerem Größenwachsthum im Wege ſtehen .“ Ja . wäre das große Hinderniß der Knownothingbewegung nicht eingetreten , ſo würde die Seelenzahl gewiß ſchon auf 200,000 geſtiegen ſein . Die Seelen zahl Louisville's in jenem Jahre gibt Jegli alſo an : .32,602 Weiße...... 560 Freie Schwarze. 4.056 Sklaven ...... 37,218 Von den Deutſchen , welche ſich im Jahre 1814 hier niederließen, nen nen wir hier : Hrn. Johan boeke ſen. , der gegenwärtig mit ſeinem jüngeren Bruder ein Engros -Hutgeſchäft und — bie Agentur für Baunſcheidt's ,, Lebensweder " betreibt ; þrn . Dunekate , welcher bei ſeiner Ankunft zuerſt in dem Herrenkleidergeſchäft des jeßigen Rentiers und Geldverleihers Herrn Auguſt Weihe in Condition trat und der gegenwärtig Theilhaber der Firma C. Henry Find u. Co. iſt. Unter den Deutſchen , welche im Jahre 1845 hierher kamen : Hrn. Heinrich Wehmhoff, Matraßenmacher und Bolfter:r, welcher ſofort ein ſich gut rentirendes Geſchäft an der Main ſtraße, zwiſchen dritter und vierter, gründete, das älteſte derartige Geſchäft außer dem des Amerikaneré Wille Gay, das aber ſpäter abbrannte ; ſo wie

103 den Blechſchmied und Gelbgießer Hrn . A uguſt Heinig , deſſen Geſchäft eines der größten der Art in der Stadt iſt. Von den im Jahre 1846 hierher Eingewanderten iſt vor Kurzem, am 28. Juli d. I. der Beſißer der „Clayſtreet-Brauerei“, Conrad Walter aus Hörſtein in Unterfranken , im vier und fünfzigſten Lebensjahre geſtorben. In jenem Jahre war es, wo der Krieg mit Mexiko losbrach, welches dem Tr. Albers willkommene Gelegenheit gab, feine „ Locomotive“ , die ſich ziem lich feſtgefahren " hatte, explodiren zu laſſen. Den Krieg mit Mexiko machten verhältnißmäßig viele Deutſche Louis ville's als Freiwillige mit. f

Schon im Jahre 1840 bildete ſich hier eine deutſche Milizcompagnie unter dem Namen Nationalgarde. Der erſte Hauptmann derſelben war ein Muſiker Namens Helferich, der aber nur drei Monate lang das Commando führte und ſpäter von hier nach dem Staate Indiana zog. Erſter Lieutenant war der Notar Schroeder, der in den ſechziger Jahren ſtarb ; zweiter Lieute nant Florian Kern ; Sergeanten Lavall, Bindewald, Bernard Kriegshaber ( 1850 geſtorben ). Der erſte Feldwebel der Compagnie, der dieſelbe einerer cirte, war ein gewiſſer Wirth, der 1843 von hier nach New -Drleans ging und dort 1846 eine Compagnie bildete, mit der er den merikaniſchen Krieg mitmachte. Jener Wirth ſcheint ſich hier für den berühmten Joh . Georg Auguſt Wirth (der mit Siebenpfeifer eine ſo große Rolle auf dem Hambacher Feſte ſpielte und außer vielen andern Schriften die Geſchichte der Deutſchen 1843 — '45 herausgab und am 26. Juli 1848 als Mitglied des Reichstags in Frankfurt ſtarb ), ausgegeben zu haben, denn wir hörten noch jüngſt einen Deutſchen allen Ernſtes verſichern, jener Feldwebel Wirth ſei wirklich der Revolutionär Wirth geweſen, der doch bekanntlich nie in Amerika war. Drei Mal im Jahre mußte die Compagnie mit der amerikaniſchen Milizcompagnie exerciren , und wer nicht erſchien , ward geſtraft. Oberft des Milizregiments war ein gewiſſer Robard, Oberſtlieutenant der Stadt- Ingenieur Henney . Das Muſifcorps beſtand natürlich lediglich aus deutſchen Muſikern. Kapells meiſter war ein gewiſſer Theis, Tambourmajor Chriſtian Knapp, der in den ſechziger Jahren als Beſißer einer Gaſtwirthſchaft (Knapp's Garden ) ſtarb. Als die bekannteſſen Mitglieder des Muſifcorps hört man noch die Namen Huhn , Ziegenhain, zwei Fiſcher, Kiſten, Hangmann, Tobe, Sutholz und Louis Weydt nennen , die Alle bis auf einen der beiden Fiſcher und Herrn Weydt bereits todt ſind. Herr Weydt, der damals auc einen Omnibus fuhr, brachte im November 1839, wo er ſich verheirathete, die ſämmtlichen Muſiker im Omnibus auf die Hochzeit. Die „ Nationalgarde " theilte ſich nach einem Jahre ihres Beſtehens in zwei Compagnien . Den Anlaß dazu gab ein Zerwürfniß zwiſchen dem No: tar Schroeder, der nach Helferich Hauptmann der Compagnie geworden war

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mit dem zum erſten Lieutenant avancirten Hrn . Kern, der Ferrn Sdroeder Vorwürfe über ſein ſtetes zu ſpät kommen zu den Erercitien machte. Ein Theil der Mannſchaft nahm Partei für den Hauptmann, ein anderer für den Lieutenant, und die Leßteren bildeten mit dieſem als ihren Hauptmann eine neue Compagnie, deren Lieutenants ein gewiſſer Remp, welcher 1847 in Newp -Drleans ſtarb, und der Schuhmacher Louis Beder und deren Sergean: ten die Hrn. Bindewald (Kern's Schwager), Jakob Pfalzer, Loran und der ſpätere ,,Major" Stein waren . Um das Eigenthum der Nationalgarde, deren Arſenal ſich in der Mainſtraße, zwiſchen Broof- und Floydſtraße, be : fand, uub welches Eigenthum die neue Compagnie zu gleichen Theilen bean : ſpruchte, kam es zu einem Prozeß, der zu Gunſten der alten Compagnie aus: fiel. Als der Krieg mit Meriko ausbrach, legten die Hauptleute Sdiroeder und Rern ihre Führerſtelle für die Dauer des Kriegs nieder, um jeder eine Compagnie für dieſen Krieg zu werben, und inzwiſchen ward Herr Steinader zum Hauptmann der Nationalgarde gewählt.

Die Stadt Louisville ſtellte ein Ravallerieregiment unter humphrey Marſhall als Dberſten und ein Infanterieregiment für jenen Krieg. Mehre Deutſche, namentlich Solche, die in Deutſchland bereits bei der Ravallerie gedient hatten , unter andern der Wirth Jakob Rudſtuhl, traten in das Kavallerieregiment, die Meiſten aber in die beiden deutſchen Compagnien des Infanterieregiments. Die Kompagnie des Hauptmannes Rern bildete die vierte, die des Hauptmannes Schroeder die ſiebente Kompagnie deſſelben , die feciſte, die Montgomery Guard unter Hauptmann Fuller, beſtand aus Jr: ländern , die übrigen ſieben Kompagnien überwiegend aus Amerikanern . Oberſt des Regiments war Stephan Drmsby, Dberſtlieutenant Jadjon Ro : gers, Major John B. Shepard, Adjutant William Riddle. Die Kompagnie des Hauptmanns Kern beſtand bei ihrem Ausrücken von hier aus 73 Mann, doch untertvegs deſertirten 15, als untauglich wur den ſpäter 10 entlaſſen, 15 ftarben in Merito, ſo daß bei der Heimkehr die Kompagnie nur noch 30 bis 35 Mann zählte. Von namhaften Deutſchen gehörten zu derſelben Jakob Pfalzer, der nach der Schlacht bei Monterey wegen ſeiner Bravour zum erſten Lieutenant avancirte, Louis Beder als Lieutenant, die Hrn . Hilger, Engelbert Kriegshaber, Johann Ulrid , Wilhelm Kuh als Sergeanten, Georg Baumeiſter, Joſeph Egbert (gegenwärtig Auf ſeher im ſtädtiſchen Hospital), Joſeph Fiſcher ( gegenwärtig Mitglied der Eiſengießerei-Firma Fiſcher, Leaf u. Co.), Cosmer Friedrich (gegenwärtig Deſtilleur in Lawrenceburg, Indiana), Peter Weber. Der Lettere iſt todt, die übrigen Genannten leben alle noch. Am 25. Mai 1846 rückte das In fanterieregiment von hier aus und am 27. Mai 1847 kehrte es zurüd .

105 Nach der Rückkehr aus Meriko bildete Hauptmann Kern auch eine Artil leriekompagnie der Nationalgarbe, deren erſter Lieutenant Herr Roß war, welcher in Pfalzwieſe bei der Artillerie gedient hatte. Gleichzeitig bildete der Schuhmacher Louis Beck eine Compagnie, deren Hauptmann er warb, unter dem Namen " United States Union Guard ”, die ſich aber nach zwei bis drei Jahren wieder auflöſte. Im Jahre 1850 bildete ſich eine Waſhingtoner Garde unter dem oben erwähnten Hrn . Knapp als Hauptmann, ſodann im Jahre 1851 eine Jägerkompagnie unter Herrn Jakob Pfalzer als Hauptmann und Louis Jäger als erſten Lieutenant, die jivei Jahre beſtand, ſowie eine Scharfſchüßenkompagnie, beren Hauptmann zuerſt der Notar Schroeber und dann ber als erſter Lieutenant der Kompag nie fungirende Kaufmann Herr Hilger, nach dieſem aber Herr Alois Hirſch bühl ward. Dicfe deutſchen Milizcompagnien , zu denen ſich noch eine Compagnie deutſcher Dragoner unter dem Wirth Appel als Rittmeiſter geſellte, beſtan den bis zum Hochſommer des Jahres 1855, wo die gegen die Ausländer ge richtete Knownothingbewegung ihre Auflöſung herbeiführte.

Die Zeit voin Iahre 1848 bis zur Knownothingbewegung.

Chronik der Jahre 1848 bis 1856.

Wie man mit dem Jahre 1848 einen neuen Abſchnitt in der Geſchichte der Völker des europäiſchen Kontinents beginnt, ſo kann man mit jenem Jahre auch einen neuen Abſchnitt in der Geſchichte der hieſigen deutſchen Einwanderung datiren . Nicht nur führten die Folgen des Revolutionsjahres 1848 reſp. die ſchon zu Ende deſſelben und noch mehr nach Erwählung Na poleon's zum Präſidenten der franzöſiſchen Republik und nach Niederwerfung der republikaniſchen Bewegungen in Baden und der Rheinpfalz eintretende Reaktion den Beſtandtheilen der bisherigen Einwanderung ganz neue Ele mente zu, ſondern ſtieg auch dieſe ſelbſt ſo, daß allmälig die Einzelnen in der Geſammtheit verſchwanden . Die vor dem Jahre 1848 hierher eingewan derten Deutſchen ſind als die deutſchen Pioniere unſerer Stadt zu betrachten und mußte daher den Einzelnen mehr Beachtung gezout werden . Von nun an können die Einzelnen nur noch in Rüdſicht auf das Ganze oder als Ver treter eines größern oder kleineren Theiles deſſelben Erwähnung finden. Das ,,tolle" Jahr 1848 regte auch unter der hieſigen deutſchen Bevöl kerung die Geiſter gewaltig auf. Es wurden Vereine zur Unterſtüßung der

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106 Revolution in Deutſchland gebildet, wobei ſich der vor einigen Jahren ver: ſtorbene Dr. Caſpari, einer der edelſten und aufopferndſten Menſchen , die es je gegeben , insbeſondere hervorthat, die nur zu bald darauf aber die nad der Beſeitigung der Revolution eintreffenden Flüchtlinge mit offenen Armen empfingen . Ein nicht unbeträchtlicher Theil dieſer Flüchtlinge kam nach Louisville, unter ihnen viele intelligente junge Männer und tüchtige Arbeits kräfte, feurige Köpfe, welche die in der Heimath gewaltſam erſtidten revolu , tionären Beſtrebungen auf dem amerikaniſchen Boden zur Reife zu bringen ſuchten und durch ihren Feuereifer einen großen Theil der älteren Einwan: derung mit ſich fortriſſen , während ein anderer Theil bedenklich die Ropfe ſchüttelte. Mochten dieſe jungen Männer, gewöhnlich die „ Acht und Vier: ziger " genannt, in ihrem Reformeifer mitunter auch zu weit gehen und ſich zu höchſt unpraktiſchen und unreifen Rathſchlägen verleiten laſſen , ſo iſt doch nicht zu leugnen , daß ſie im Ganzen befruchtend und belebend auf das von allmäliger Abſorption durch den Amerikaniſchen Materialismus bedrohte deutſche Element einwirkten , den berechtigten aber in dieſem Lande fo oft verſpotteten , deutſchen Idealismus “ im Gegenſaße zu eben jenem Materia: lismus wieder zu Ehren brachten, und durch Gründung von Sänger- , Turn und andern Vereinen , durch Neubelebung der ſehr im Argen liegenden deut: îchen periodiſchen Preſſe, durch Förderung von Kunſt und Wiſſenſchaft außerordentlich viel Gutes leiſteten und ſelbſt einen heilſamen Einfluß auf die hergebrachte Denk- und Anſchauungsweiſe der Eingeborenen ausubten . Auch hier in Louisville machte ſich dieſer heilſame Einfluß geltend . Ein reges geiſtiges Leben begann ſich hier zu entwickeln , welches in den Jahren 1852 bis 1856 den Kulminationspunkt erreichte, als es im Hochſommer des leßtern Jahres durch die Knownothinggreuel einen gewaltigen Rüdjậlag erhielt. Doch hierauf werden wir noch zurüdkommen . Das Das bemerkenswertheſte Ereigniß des Jahres 1848 war übrigens für die Deutſchen Louisville's die Gründung des Sängervereins „ Liederkranz",

Y und es iſt jenes Ereigniß um ſo bemerkenswerther, als der Liederkranz nicht wie die meiſten deutſchen Sängervereine in dieſem Lande feine Entſtehung den Beſtrebungen der Acht und Vierziger verdankt, ſondern noch vor der franzöſiſchen Revolution, der Mutter aller der nachfolgenden Revolutionen jenes Jahres, nämlich bereits am 12. Februar 1848 entſtand. Gewiß ein ſchönes Zeugniß für die damaligen deutſchen Bewohner Louisville's iſt es , daß die Gründer des Vereins zugleich mit der Pflege des Geſanges die der Kunſt und Wiſſenſchaft zu verbinden trachteten. Sie überzeugten ſich jedoch bald, daß ein Berein nicht beide Ziele zugleich in's Auge faſſen könne und ſo ward für den leşteren Zweck ein beſonderer Verein ,der „ Hermann - Verein " gegründet, ber noch gegenwärtig, jedoch nur noch als Unterſtüßungsverein , beſteht. Doch dem Liederkranze und den übrigen Sängervereinen ſo wie

- 107 der Muſikpflege in unſerer Stadt iſt ein beſonderer Abſchnitt in dieſer Schrift gewidmet, weshalb wir hier nicht näher darauf einzugehen nöthig haben . Auch bildete ſich in dieſem Jahre ein geſelliger Berein unter dem Namen ,, Freies Geſellſchaftsband", der auch eine ,, Geſangſektion" befaß. Das Jahr 1849. Den Ereigniſſen und Folgen des Jahres 1848 war es zu verdanken , daß der am 1. März 1849 von Georg Philipp Doern und Otto Scheefer (Leşterer war zugleich der Redakteur) gegründete und zwei Mal wöchentlich erſcheinende , Anzeiger " vom 8. Mai an täglich erſchien, „ weil" — wie die Herausgeber in der Nummer von jenem Tage erklärten – „die Ereigniſſe in unſerm alten Vaterlande die Gemüther in immerwährender Pufregung erhalten " und daher „ Jeder gern an jedem Morgen die neueſten Berichte wird leſen wollen .“ Einen großen Raum der Geſchäftsanzeigen in jener erſten Nummer der erſten täglichen deutſchen Zeitung Louisville's nahmen Wirthſchaftsanzeigen ein , wie denn überhaupt zu jener Zeit die deutſchen Schenkwirthe eine höchſt wichtige Rolle, namentlich in der Politik hier ſpielten . Wir finden da fol gende Schenfwirthidaften , Hotels und Tavernen angezeigt : Deutſches Bierhaus ,, Die Todten “ von Henry Fiſcher, Bardstownſtreet- Taverne von Friedrich Meyer, Walnutſtreet- Taverne von Daniel Keſten, Deutſches Wein und Bierhaus von Jatob Mathens, „ , Caffeehaus" von F. W. Fels, ,, Baie riſche Bierwirthſchaft“ von Lorenz Bergmann, Deutſches Bier- und Kaffee haus von Jakob Davis . u. Co. , Apollo - Haus von Jeſaias Bößer (einem Muſiker), St. Louis -Haus, Wenzelſtreet- Taverne von John Gardner, Hei delberger Faß von A. Hau (Muſiker ), Travellers Erchange von Charles Heybach , Portland Ercange von Anton Bader, Koſt- und Kaffeehaus von N. I. Basler, Bullitſtreet - Tavern von M. Harmann, Jadſonſtreet- Tavern. City- Hotel von A. Sunkel u. G. Brenner (ward im Juli jenes Jahres von Henry Gieske übernommen ). Fene angezeigten Wirthſchaften bildeten aber immer nur einen Theil der beſtehenden deutſchen Wirthſchaften, woraus man erſehen kann , daß die Deutſchen ihren großen „Durft“ nicht im alten Vaterlande zurückgelaſſen hatten . In derſelben Nummer finden wir eine Anzeige des gegenwärtigen großen Kofferfabrikanten Herrn F. Schaulie, daß er einen neuen und elegan : ten Omnibus gebaut habe und denſelben regelmäßig Sonntags, Montags und Donnerſtags durch die Marktſtraße, von der Preſtonſtraße bis zur eilften Straße und zurück und von der Preſtonſtraße die Jefferſonſtraße hinaus bis zu Schmied's Garten ( einem damals ſehr frequentirten, öſtlich von der Stadt liegenden öffentlichen, jeßt Büchel's Garten ) fahren laſſe. *14

108 Auch eine öffentliche Erklärung von höherem Intereſſe enthält jene erſte tägliche Nummer des Anzeiger, nämlich eine Verwahrung des Herrn Philipp Tomppert ſenior gegen den ihm gemachten Vorwurf, daß er ein Vertheidiger der Sklaverei ſei. Er ſagt im Verlaufe ſeiner Erklärung wörtlich : „ Ich betrachte ſie als ein Uebel, aber nicht ſo groß als die unter dieſer Frage ver ſteckten Uebel gegen unſere Rechte, und würde recht gern unſern Staat von der Sllaverei befreit ſehn. Allein ich febe nicht ein, daß man heißes Fett in kalt Waſſer werfen muß, um den Zweck der Befreiung der Sklaverei zu er reichen, etwas Eſfig mit Waſſer iſt genießbar, und gelinde Mittel ſind mei nes Erachtens beſſer, als allzu ſtrenge." Zum Verſtändniß dieſer Erklärung müſſen wir bemerken , daß damals Kentudy auf dem Punkte ſtand, ſich eine neue Staatsverfaſſung zu geben und daß die brennendſte Frage hierbei die war, ob die Inſtitution der Skla verei ferner beibehalten oder aufgehoben werden ſolle. Auf den 5. Auguſt 1849 war die Wahl von Abgeordneten der nach der Staatehauptſtadt bes ſchiedenen Konvention zur Entwerfung einer neuen Verfaſſung feſtgelegt und da die Entſcheidung jener Frage lediglich davon abhing, ob eine Mehrzahl Sklaverei- oder Emanzipationsfreundlicher Delegaten vom Bolfe gewählt werde, ſo machten beide Parteien große Anßrengungen, die Wahlen in ihrem Sinne zu beeinfluſſen . Die Zahl der Emanzipationsfreunde war damals in Folge des Einflufſes von Henry Clay, des großen Führers der Whigpartei, ziemlich ſtark in Rentudy und es fehlte wenig an ihrem Siege. Leider aber ſiegte die Proſklavereipartei und leider ſtimmte die Maſſe der Deutſchen in dieſer Stadt und im Staate mit dieſer Partei. Nur die Acht und Vierziger und ein kleiner Theil der weiter ſehenden I eutſchen, obenan der edle Dr. Caſpari, in deſſen Offizin fich häufig die deutſchen und amerikaniſchen Eman zipationsfreunde zu verſammeln pflegten, ſtimmte mit der Emanzipations: partei. Zur Entſchuldigung jener Deutſchen , die, obgleich durchſchnittlich prinzipielle Gegner der Sklaverei, dennoch mit der Proſklavereipartei Hand in Hand gingen, müſſen wir anführen, daß die Emanzipationsfreunde ſich hauptſächlich aus den Reihen der Whigpartei rekrutirten , Alles aber, was von der im Ganzen nativiſtiſch gefärbten Whigpartei kam, von vornherein den Deutſchen ſo verhaßt war, daß die Führer der ſklavereifreundlichen demos kratiſchen Partei leichtes Spiel hatten, wenn ſie den Deutſchen einredeten, die ganze Emanzipationsfrage ſei nur von den Whigs angerührt, um im Trüben zu fiſchen und durch billige Negerarbeit die Arbeitspreiſe der Weißen herabzudrücken . Wirklich vertheidigte in einer am 10. Mai anberaumten deutſchen Maſſenverſammlung, in welcher Herr Tomppert äußerte, man dürfe in Bezug auf die Sklaverei nicht „zu raſch " verfahren , und Herr Lins denheimer fich entſchieden gegen die Sllaverei erklärte und nachwies, daß in Sklavenſtaaten Bildung, Handel und Gewerbe zurüdblieben , der Advokat

109 Floffer die Sklaverei und ſtellte, auf ſeine durch 23jährige Anweſenheit im Lande geſammelten Erfahrungen geſtüßt", die Agitation gegen die Sklaverei als einen Whig - kniff bar und behauptete, die Emanzipation der Skla : verei würde die Arbeitspreife ſo brücken , daß weiße Arbeiter nicht beſtehen könnten . Dieſe entſchiedene Vertheidigung der Sklaveret rief zwar große Mißbilligung unter einem Theile der Verſammlung hervor und erregte einen Tumult, der in Thätlichkeiten auszuarten drohte. Aber was er in Bezug auf die Herabdrückung der Arbeitspreiſe äußerte, fand doch unter der Mehr zahl nur zu leichten Glauben. Und ſo kam ea, daß die Mehrzahl der hieſi gen Deutſchen am 5. Auguſt troß ihrer prinzipiellen Abneigung gegen die Sllaverei für die Proſklaverei- Delegaten zur verfaſſunggebenden Convention ( James Guthrie, James Rudd und Wm. Preſton , leßterer ein Whig) ſtimm ten . Dieſe wurden auch mit großer Mehrheit erwählt und wie hier ſo ging es im ganzen Staate, ſo daß die 1850 in Frankfort angenommene neue Ver: faſſung die Inſtitution der Sklaverei wieder in ſich aufnahm . Die von den hieſigen Emanzipationsfreunden am 14. Juni in einer Verſammlung im Rathhauſe aufgeſtellten Kandidaten waren Davis L. Beatty, der leider als ſtarker Nativiſt den Teutſchen verhaßt war, James Speed und Chapman Coleman, lauter Whigs. Am 5. April hatte in Frankfort eine Ronvention der Emanzipations: freunde des Staates ſtattgefunden und in dieſer hatte Herr Schmiß von hier erklärt, er ſei von Jugend auf Sklavenhalter geweſen, aber fein natürliches Gefühl habe ihn dieſelbe ſtets als ein Unrecht erſcheinen laſſen, und er freue fich, einer Stadt anzugehören , deren Bewohner zu vier Fünfteln gegen Sklaverei ſeien. Und doch it immten von dieſen vier Fünfteln faſt drei für die ſklavereifreundlichen Delegaten . Gleichzeitig mit den Delegaten zur Verfaſſunggebenden Konvention wur: den an jenem fünften Auguſt hierſelbſt auch drei Volksvertreter in das Ab : geordnetenhaus der Staatsgeſeßgebung gewählt. Unter den demokratiſcher ſeits aufgeſtellten Kandidaten befand ſich auch Herr Tomppert, aber während die beiden andern demokratiſchen Kandidaten erivählt wurden , ward er von dem Whigkandidaten geſchlagen , was wohl ſeinen Hauptgrund darin hatte, daß er eben ein Deutſcher war und ſelbft viele amerikaniſche Demokraten da: mals noch lieber für einen Eingeborenen , ſelbſt wenn er der Gegenpartei an gehörte, als für einen zu ihrer Partei gehörigen Deutſchen ſtimmten. Die übrigen bemerkenswerthen Begebenheiten und Ereigniſſe des Jahres 1849 wollen wir in chronologiſcher Reihenfolge verzeichnen : Am Sonntag, den 13. Mai, Nachmittags um 2 Uhr, ward der Grunde ſtein zu der in der Grayſonſtraße zwiſchen der 10. und 11. Straße liegenden evangeliſchen St. Peterskirche gelegt. Herr F. Meſtemacher hatte als Prä fident des Kirchenvorſtandes zu der Feier alle ,,Mitchriften und Freunde

110 eingeladen. Die Feier ward durch die Mitwirkung des Lieberfranzes, ber einige Lieder ſang, erhöht. Schon im November aber brachen Streitigkeiten unter der jungen St. Petersgemeinde aus . Die aus dem Präſidenten F. Meſtemacher, dem Sekretär J. Juſti und den Herren V. Grenſenbad) und K. Schäfer beſtehenden Vorſtandsmitglieder, welche ſich perſönlich für Be: zahlung des Kirchenplaßes verbürgt hatten, waren beſchuldigt worden , ſich den Plaß und das Kirchengebäude aneignen zu wollen . Sie verwahrten ſich in einer mit Bibelſprüchen geſchmückten Einſendung gegen dieſen Vorwurf, warnten aber zugleich jede evangeliſche Gemeinde im Oſten und Weſten vor dem geiſtlichen Randidaten Herrn Schend aus Marburg, dem ſie aufgefün digt und der aus Rache jene Gerüchte gegen ſie in Umlauf geſeßt hätte. Dieſe Streitigkeiten hatten zur Folge, daß ein Theil der Gemeinde mit dem Kandidaten Schend eine neue Gemeinde, die St. Markus- Gemeinde, grün dete und eine an der Greenſtraße zwiſchen der neunten und zehnten Straße gelegene leerſtehende amerikaniſche Kirche zur Abhaltung ihres Gottesdienſtes faufte. In der erſten Hälfte der Fünfziger Jahre ward der evangeliſche Kandidat Herr Koch aus Thüringen, ein politiſcher Flüchtling, zum Pfarrer der Markuskirche erwählt und dieſer vereinte die Markus-Gemeinde wieder mit der Peters- Gemeinde, worauf die Markuskirche an Neger verkauft warb, welche aus derſelben eine Episkopalkirche machten . Nicht lange dauerte es jedoch , ſo brach abermals Streit unter den eben erſt wieder zu Einer verein ten beiden Gemeinden aus, ein Theil derfelben trat mit dem Pfarrer Koch aus der Markusgemeinde und gründete die St. Lukas-Gemeinde, welche ihren Gottesdienſt in einer an der Ede von dreizehnter und Cheſtnutſtraße gelegenen Kirche abhielt. Roch blieb Pfarrer an derſelben bis zu ſeinem im November 1859 erfolgten Tode, nach welchem ein Kandidat Namens Hers mann ſein Nachfolger ward, und nach deſſen Abberufung an eine evange liſche Gemeinde in Hamilton im Staate Dhio der Pfarrer Straeter. Der Lettere war zu Anfang der Vierziger Jahre aus Cincinnati hierhergekom : men . Damals beabſichtigte man , nach dem Bau der Pauluskirche im obern Stadttheile, auch in der unteren Stadt eine evangeliſche Gemeinde zu grün: ben . Der Herr Pfaerer Daubert von der Pauluskirche hatte zu dem Ende bereits in einem an der eilften und Walnutſtraße gelegenen Hauſe mehrere Predigten gehalten, als der Herr Pfarrer Sträter kam und die zu bildende Gemeinde zu einer episkopaliſtiſchen umzugeſtalten ſuchte. Gegen dieſen Plan arbeitete aber Walker in ſeiner Volfstribune gar gewaltig und derſelbe kam nicht zur Ausführung, aber auch die Bildung einer evangeliſchen Ges meinde überhaupt im untern Stadttheil unterblieb damals. Herr Sträter ging bald darauf von hier nad Galveſton in Teras , von dort nach Evans ville und andern Pläßen des Staates Indiana, bis er vor einigen Jahren wieber hier erſchien .

111 Im Jahre 1849 begann der Bau einer vierten evangeliſchen Kirche, der an der Marktſtraße in der Nähe der Shelbyſtraße gelegenen St. Johanness firche. Im Mai zeigte der Vorſtand der Gemeinde an, daß auf ein Schrei Ben des Herrn Pfarrers Judt nach Petersburg in Rußland von dort 125 Thaler als Beiſteuer zum Bau der Kirche angekommen ſeien. Zwei Vereine Hatten fich im Jahre 1848 hier zur Unterfügung der Y deutſchen Revolution und deutſchen Revolutionäre gebildet : der ,Patrio tiſche Verein " und der ,, Deutſche republikaniſche Verein " . Der erſtere fand übrigens ſo ſchwache Theilnahme, daß in der Sißung vom 23. Mai, in der Herr Tomppert ſenior als Präſident und Otto Scheffer als Sekretär fun girte, ein förmlicher Antrag auf Auflöſung des Vereins und Vertheilung des Kaſſenbeſtandes unter die Ortsarmen geſtellt ward. Der Antrag ging auch durch, ward aber auf den Proteſt des Dr. Caſpari in Wiedererwägung ge zogen und ward nun eine Vertagung auf unbeſtimmte Zeit beſchloſſen. Der ,, Deutſche republikaniſche Verein“, dem ſich mehre „Acht und Vierziger“ an geſchloſſen hatten, fand eine regere Theilnahme. Im Mai 1849 erhielt der Sekretär deſſelben einen vom 14. April batirten, von Friedrich Heder auf feiner Farm bei Belleville in Jlinois verfaßten Brief, worin er ſchreibt, er habe die ihm vom Berein überſandte Tratte von 21 Dollars 25 Cents er halten und das Geld bem ,,republikaniſchen Unterſtüßungsverein zur Einver: leibung in den Fond überwieſen ." Heder ſprach zugleich die Hoffnung aus, daß der hieſige republikaniſche Berein ,, troß der gegenwärtigen traurigen Lage der öffentlichen Lage in Deutſchland in ſeinen Beſtrebungen nicht nach laſſen und zur Anſammlung von Mitteln wirken werde, welche bei Wieder: erwachung und Erhebung der Nation wirkſame Unterſtüßung zu gewähren im Stande ſind. “

Am 20. Mai ward hier der erſte öffentliche ſozialiſtiſche Vortrag gehal ten , von Herrn Magnus Groß , der damals am hieſigen ,, Beobachter am Ohio" beſchäftigt war und ſpäter an die Redaktion der New - Yorker Staats : • zeitung fam . Der in der „ Kentudy-Halle " gehaltene Vortrag hatte zum Thema : ,, Die ſoziale Frage und ihr Zuſammenhang mit dem Sozialismus und Kommunismus . " Um dieſelbe Zeit famen auch mehre Deutſche hier in Ungelegenheit durch das Falliſſement der hieſigen „ Mechanics und Firemen's " Agentur. Dieſes Falliſſement war eine Folge des großen Brandes in St. Louis, wel ches dreizehn Dämpfer und mehre am Fluſſe gelegene Squares (Straßen gevierte) in Aiche legte und durch welchen jene Agentur 50,000 Dollars einbüßte. Am 27. Mai ſtarb H. D. Gieske, Vater des erwähnten Heinrich Gieske, im Alter von 75 Jahren.

112 Am 2. Juni fand in Cincinnati das erſte deutſche Sängerfeſt im Weſten 7 ſtatt, an welchem der hieſige Liederkranz, der Geſangs- und Bildungsverein und der Schweizerverein von Cincinnati ſo wie der Sängerverein aus Ma diſon in Indiana theilnahmen . Der Liederkranz warb bei ſeiner Rüdkehr von dort um 5 Uhr Morgens von der Geſangſektion des „ freien Geſell ſchaftsbandes" (deſſen Präſident damals 6. B. 6. Ewald und deſſen Sekre: tär S. Rehm war) mit einem Bewillkommnungsgeſange empfangen . Am Sonntag den 17. Juni fand ein Angriff von Rowdies auf Deutſche im Elmtree - Garten, dem damaligen beliebteſten Vergnügungsplaße der Deutſchen, an deſſen Stelle mit der Zeit der Woodlandgarten trat, ſtatt, Die Eigenthümer des Gartens, Frank und Beverbach feuerten auf die Störenfriebe und erſchoſſen Einen derſelben Namens Blad. Sie wurden verhaftet und des Mordes angeklagt, aber gegen Bürgſchaftleiſtung zum Be trage von je $ 1,500 freigelaſſen und im gerichtlichen Termin von der An klage freigeſprochen . Am 20. Juni erließ Magnus Groß von hier aus einen Aufruf an die Deutſchen, zu dem Zwede: ,,mehrere ausgezeichnete Heerführer und fähige Offiziere überhaupt zum umgeſäumten Beiſtande unſerer Stammgenoſſen in Deutſchland einzuladen und dahin zu entſenden und ihre Bedürfniſſe für die Dauer des Krieges zu beſtreiten .“ Der wadere General Shields, heißt es in dem Aufrufe, habe ſich bereit erklärt, einem ſolchen ehrenvollen Rufe zu folgen. Mehre Tage vorher hatten Mitglieder der Turngemeinde in der Stadt New York beſchloſſen , auf eigene Koſten nach Deutſchland zu teiſen , um am Revolutionskampfe theilzunehmen , und ſie hatten Gleichgeſinnte auf gefordert, ſich ihnen anzuſchließen. Am 15. Juni war Heder bereits von St. Louis mit den Herren Schöninger und Richter und dem Amerikaner Capitän Meyer Need nach Baden abgereiſt. Doch ſchon am 1. Auguſt ſchrieb Hecker von Havre aus, daß er bei ſeiner Ankunft in Liverpool die ichmacha volle Niederlage einer Revolution binnen vier Wochen erfahren habe, wels dher 80 Kanonen , 20,000 Mann regulärer Truppen, die Bürgerwehr und zahlreiche Freicorps zu Gebote ſtanden, welche im Beſiße einer wichtigen Feſtung und gefüllter Kaſſen war.“ „Die Revolution ſcheiterte — fügte er hinzu - an der Energieloſigkeit, Schwäche und dem Mangel an Genie ber Führer. -- Die Hyper- Civiliſation, Genußſucht, Berweichlichung und als Folge Mangel an Aufopferungsfähigkeit haben Europa entnervt. " Somit waren alſo wieder alle Anſtrengungen von Seiten Deutſcher und einiger Amerikaner in dieſem Lande, die zweite Erhebung in Baden und der Rheinpfalz zu einem ſiegreichen Ende führen zu helfen , vergeblich gewes ſen. Dem hieſigen Wirthe Hermann hatte es alſo auch nichts geholfen, daß er ſeinen „Frankfurter Hof “ in ,, Deutſche Republik“ umtaufte : der Frank

113 furter Bundestag ward wiederhergeſtellt und die deutſche Republik “ ward begraben. Ende Juni ſtarben hier an der Cholera der Prof. Sieb, die Brüder Reubrecht, dhard, Schloſſer, Frau Fink. Der Vierte Juli jenes Jahres ward von den Deutſchen durch ein Picnic in „ Preſton's Woods" gefeiert, auf welchem der Liederkranz mehre Lieder vortrug, und am Abend ließen Müller und Catoir ein Feuerwerk los, wobei zum Schluß das Bombardement der Feſtung Monterey " aufgeführt wurde. Am 8. Juli fand die Einweihung der zweiten deutſchen katholiſchen Kirche, der Marienkirche, ſtatt. Am 9. Juli fand hier das erſte nennenswerthe Konzert im Saale der Odd Fellows-Halle ſtatt. Es ließen ſich in demſelben der Violinvirtuos Krollmann und der Cellovirtuos Erick hören . Auch ſang in dieſem Konzerte zuerſt Herr Reutlinger öffentlich. Des Leßtern , eines Hanauer Gold arbeiters, der an dem Hanauer Aufſtande betheiligt war und nach demſelben flüchten mußte, und der mit einer prächtigen Baßſtimme begabt war, werden ſich die ältern Deutſchen hierſelbſt gewiß noch mit Vergnügen erinnern . Am 17. Juli gaben die beiden Erſtgenannten in der Apollohale ein zweites Kons zert, in welchem zum erſten Male der Pianiſt Herr Ludwig Faſt öffentlich auftrat, der 1848 hierhergekommen aber ſofort als Muſiklehrer für ein Penſionat in Bardstown engagirt worden war, von wo er um die erwähnte Zeit eben hierher zurücgekehrt war, um ſich hier als Klavier- und Muſik lehrer niederzulaſſen . Am 25. Juli hielt im Saale der ,, Deutſchen Republit“ der Dr. Dues vandre einen Vortrag über Gründung einer Kolonie in Dregon . Es bildete ſich in Folge der Schilderungen deſſelben auch ſofort ein Verein, um durch den Dr. Quevandre in Oregon eine „ Stadt auslegen zu laſſen .“ Zum Präſidenten dieſes Coloniſationsvereins ward der Dr. Cohn, zum Vizepräſi denten Fr. Mayer, zum Sekretär R. A. Wateshoffe erwählt. Jedes Mit glied ſollte für eine Zahlung von $5 einen Bauplaß von 100 Fuß Front und 200 Fuß Tiefe erhalten. Aus dieſem Koloniſationsprojekt iſt jedoch eben ſo wenig wie aus vielen gleichzeitigen und ſpätern ähnlichen Projekten Etwas geworden . Am 12. Juli warb im City Hotel des Herrn H. Gieske der ,,Alphonſus Liebesbund “ gegründet. Am 27. Auguſt ward im Rathhauſe eine Maſſenverſammlung zu Gunſten der Ungarn abgehalten, an der ſich die Deutſchen lebhaft bēthei ligten . Am 12. September zeigte der Sekretär Ewald an , daß die bisherige Geſangſektion des „ Freien Geſellſchaftsbandes “ ſich unter dem Namen Con cordia neu organiſirt habe..

114 Am 20. September fand im Saale der Odd Fellows-Halle auf Antrieb des „ Patriotiſchen Vereins “ ein Konzert zum Beſten der deutſchen Flücht linge in der Schweiz ſtatt. In demſelben fangen der Liederkranz und der etwa ein halbes Jahr vorher gegründete zweite deutſche Sängerverein „ Drpheus “ mehre Chöre. Reutlinger ſang das Lied „die Wolken " von Proch. Auch die Herren Schäfer und Weßler ſangen mehre Solo's und Reutlinger mit ſeinem Freunde Dolfinger zuſammen die „ Barcarole " von Rüden . In jenem Konzerte trat zum erſten Male der Leßtgenannte öffentlich auf. Gleich Reutlinger war er von Profeffion Goldarbeiter reſp. Juwelier, und politiſcher Flüchtling. Wie Reutlinger mit einem herrlichen Baß, ſo war Dolfinger mit einem herrlichen Tenor begabt und es war eine wahre Freude, Beide zuſammen ſingen zu hören. Die Amerikaner waren ſo entzückt von dem Geſange Beider, daß fie fortwährend von denſelben Einla dungen zu „ Geſellſchaften “ erhielten, um ſich in denſelben hören zu laſſen. Herr Dolfinger weilt noch unter uns als gegenwärtiger Inhaber einer bedeus tenden Glas- und Porzellanhandlung, Herr Reutlinger aber, der nach ſeiner Ankunft mit ſeiner verſtorbenen Freunde Wilh. Vogt an der 3. Straße ein Uhren- und Juweliergeſchäft betrieb, am 16. Januar 1850 aber jenes Ge ſchäft allein übernahm , zog icon im Jahre 1853 nach Bardstown . Das oben erwähnte Konzert lieferte eine Reineinnahme von $ 115 . Am 15. Dktober dankte Jakob Uhl, Herausgeber der New - Yorker Staatszeitung, dem hieſigen Patriotiſchen Verein , von dem er bereits $56.50 zur Unterſtüßung der deutſchen Flüchtlinge in der Schweiz erhalten habe, für die weitere Zu: ſendung von $ 120 zu demſelben Zwed. Am 16. Oktober gab der Drpheus ſein erſtes Konzert im Saale der Obd- Fellows-Halle, in welchem Reutlinger und Dolfinger einige Duette vor: trugen . Das Konzert war jedoch ſchlechten Wetters wegen ſchwach beſucht. Wie gemüthlich " es damals hier mitunter noch herging, beweiſt unter andern eine am 9. Dktober in den hieſigen Tagesblättern erſchienene Notiz, daß wegen der Abreiſe des Richters in den nächſten Tagen keine polizeige richtlichen Berichte geliefert werden könnten. Der damalige Richter am Polizei- reſp. Stadtgericht, ein Herr Joyes, der das Amt, obgleich es alle zwei Jahre durch Volkswahl zu befeßen war, bereits ein Dezennium bekleidet hatte, war ein leidenſchaftlicher Liebhaber des Fiſchfangs und trat, von dies fer Liebhaberei getrieben , oft kleine Reifen an , und die armen Gefangenen im Stadtgefängniß ( Fail) mußten bann Tage lang warten , ehe ſie, häufig unſchuldig, meiſtentheils aber nur unbedeutender Polizeivergehen beſchuldigt, zum Verhör zugelaſſen wurden . Daß dies gegen die Bundes- ſowohl wie gegen die Staatsverfaſſung war, welche jeden Inhaftirten binnen 24 Stuns den vor einen Richter zu ſtellen befiehlt, kümmerte den alten gemüthlichen Joyes wenig, und daß nie einer der Gefangenen eine Beſchwerde dieſerhalb

115 wagte, hatte wohl bei den meiſten ſeinen Grund in der Vorausſeßung, daß der Richter, der im Ganzen ſehr gnädig mit allen Delinquenten verfuhr, den Beſchwerdeführer bei der nächſten Gelegenheit auch einmal ſeine Ungnade fühlen laſſen werde. Am 13. Oktober langte hier als politiſcher Flüchtling der Dr. Hupfs auf an. Auf den Univerſitäten Tübingen und München zum Arzt ausge : bildet, war derſelbe 1837 als königlich baieriſcher Bataillonsarzt zum Mit glied der Sanitätskommiſſion für das Landwehrbataillon in Würzburg era nanntworden . Im Jahre 1848 nahm er offen Partei für die Sache des Volkes, warb zum Abgeordneten zum Kongreß der Märzvereine in Frankfurt und dann zum Abgeordneten in der baieriſchen Volkskammer gewählt, als welcher er der Regierung heftig opponirte . Am 11. Auguſt 1849 follte et verhaftet werden, entfloh aber, gewarnt, nach Amerika .

Er ward Hier bald

einer der Hauptagitatoren gegen die Sklaverei . Kurz nach Beendigung des Bürgerkrieges, der ihm ſeinen im 32. Polontär- Infanterieregiment des Staates Indiana unter General Willich als Lieutenant ſtehenden älteſten Sohn raubte, ſtarb er mit Hinterlaſſung einer Wittwe, zweier Töchter und eines jüngern Sohnes, der ſeit einigen Jahren, in Deutſchland ausgebildet, gleichfalls als Arzt hier fungirt. Am 22. Oktober gab der Orpheus im Saale der Odd- Fellows-Halle abermals ein Concert und am 4. Dezember einen Ball, während der Lieder

kranz ( deſſen damaliger Präſident der Schreiner Heſſelbein und Sekretär Fr. Schmidt waren ) am 29. Oktober einen Ball in demſelben Lokale gab. Ende November langte ein an die Herren Schmieding. Jakob Brink meyer und Phil. Tomppert hierſelbſt abbreffirtes Schreiben des Amerikani iden Konfuls Wm . H. Robinſon in Bremen an, welches Originalbelege über die Bertheilung von 1261 Dollars enthielt, welche von hieſigen Deutſchen im Jahre 1847 zur Unterſtüßung der durch Theuerung leidenden Gegenden Deutſchlands hinausgeſandt hatten. Die Amerikaner wunderten ſich nicht wenig über dieſe Schnelligkeit deutſchen Verwaltungsweſens. Am Abend des 1. November ermordeten zwei Deutſche, Wilh . Graf und Karl Göß, die eben aus New -Drleans in unſerm Nachbarſtädtchen Jeffer ſonville angekommen waren , einen alten Holländer Namens Sdmidt, der feit einem Jahr als Gärtner an den dortigen ,,Springs " (Badeplag) beſchäf tigt war, um ihn zu berauben . Sie wurden ergriffen, Graf tarb zum Tode verurtheilt und hingerichtet, Göß zu lebenslänglicher Zuchthausſtrafe ver urtheilt, entſprang aber im Januar 1853 aus dem Zuchthauſe zu Jefferſons ville und iſt nie wieder eingefangen worden. Am 10. November erſchoß hier der 22 Jahre alte Amerikaner den Deut ichen Herr auf der Marktſtraße. * 15

116 Am 1. Dezember hielt in der „ Kentucky -Halle“ der Dr. Ciolini, Redac teur des ,, Arbeiter- Freund " von Cincinnati, einen Bortrag über die euro : päiſche Revolution und die ſozialdemokratiſche Bewegung in Europa ; am 3 . Dezember hielt er einen zweiten Vortrag vor einer zahlreichen Berſammlung, in welcher der Wirth Friedr. Schnatterer als Präſident und der Journaliſt Magnus Groß als Sekretär fungirte . Am 12. Dezember ward ein Bauverein gegründet , der den Mitgliedern gegen geringe monatliche Beiträge Vorſchüſſe zum Bau eines Hauſes liefern follte . Zum Präſidenten des Vereins ward Otto Scheeffer, zum Sekretär Phil. Tomppert erwählt. Am 15. Dezember langte die von Mathias Schwab in Cincinnati ges baute Orgel für die Marienfirche an der 8. Straße hier an . Wie weit Parteiwuth ſchon damals ging , bezeugte ein in der Großhand lung von Emory, Low u . Co. abgegebenes anonymes Schreiben , worin die Herren 6. P. Doern und O. Sdeeffer als Mitglieder einer Diebsbande be zeichnet wurden und die Durchſuchung der Wohnung Scheeffer's ſo wie eines achtbaren Hauſes am Obermarft angerathen ward. Die ro dynachvoll Ber dächtigten ſet en am 15. Dezember eine Belohnung von $50 auf Entdeckung des Schreibers aus, doch leider blieb derſelbe unentbedt. Als ein Curioſum aus dem Jahre 1819 , welches der Vergeſſenheit ent riſſen zu werden verdient, wollen wir noch folgende Thatrache mittheilen, ob wohl ſie nicht in direkter Beziehung zum Deutſchthum unſerer Stadt ſteht. Ein Herr L. A. Limberger in Deutſchland, bot, aufmerkſam darauf gemacht, daß ſidy in Amerika eine Geſellſchaft vereinigt habe, welche Preiſe zu 25,000 Gulden , 20,000 Gulden und 10,000 Gulden „ zu den edelſten Zweden " ausgeſetzt habe, eine Erfindung an, welche , den Feinden der Frei heit durch Vernichtung das Ende beſtimmt“, nämlich einen Brander, „ der als ein Luftſchiff in den höheren Regionen über der Schußhöhe ſowohl zum Refognosziren, Signaliſiren und Rapportiren dient, als auch das größte Kriegsſchiff durch ſein explodirendes chemiſches Feuer demolirt. Mit einer Flotille von zehn ſolcher Brander können auch zu Lande die größten Feſtun gen und alle feindlichen Armeen vernichtet werden, während die Feinde nicht entfliehen, ſondern ſich nur gefangen oder dem Tode ergeben können . “ Falls ihm vorläufig 500 Thaler als Vorſchuß auf ein Handelshaus in Nürnberg angewieſen würden , wolle er binnen drei Monaten die erſte Probefahrt von Nürnberg nach Reading im Staate Pennſylvanien antreten und ,,faktiſch das erſte Schiff oder Haus durch ein chemiſches Feuer außer der Schußhöhe demoliren " und hierauf ſeine weiteren Vorſchläge vorlegen . Dieſe Erfindung zu einem der edelſten Zwecke" blieb ober, wie es fdheint, völlig unbeachtet, wenigſtens iſt aus der angebotenen Probefahrt nad, Reading nichts geworden .

117 Schließlich wollen wir noch bemerken, daß ſich im Jahre 1819 hier au.. eine ,deutſche Jefferſon -Geſellſchaft “ bildete, deren Präſident Herr J. Boſſung und Sekretär Herr 6. Ph . Doern war . Präſident des Hermann -Vereins war in jenem Jahre A. Schildhelm , Sekretär Herr G. P. Doern . Von den in jenem Jahre eingewanderten Deutichen dürfte außer dem vor wenigen Jahren geſtorbenen Hanauer Juwelier und Turner Wilhelm Vogt , der lange Zeit einer der beſten Turner war, insbeſondere noch Herr I. Hirſchbühl zu nennen ſein , feines Gewerbes Uhrmacher und Juwe lier, ein nechaniſches Genie, von dem noch öfter die Rede ſein wird . Gegen : wärtig weilt er mit ſeiner Gemahlin und Adoptivtochter in Baden -Baden , wo am 25. Juli d . J. der Tobacconiſt Herr Robert Meier von hier die Lett: genannte ehelichte. Das Jahr 1830. In jenem Jahre ward der Zuzug von deutſchen Flüchtlingen hierher immer größer und machten ſich namentlid ſozialiſtiſche Bewegungen geltend . Schon am 6. Januar erſdien ein Aufruf zu einer auf den 9ten in der Ken tudy -Halle anberaumten Verſammlung Bebufs Gründung einer Arbeiter Aſſoziation . Unterzeidhnet war der Aufruf von Georg Schneider, Eduard Waſſerbier, Jakob Scheiblin , M. Bille, Joſeph Bender, William Fejlig, Louis Schumann, Lorenz Dietrich , Georg Braun, Friedr. Hanke, Ch. Müh lenſchläger, Magnus Groß.

Ueber das Ergebniß jener Verſammlung haben

wir nichts Genaues zu erfahren vermocht, doch ſcheint es in derſelben zu kei ner Einigung gekommen zu ſein . Es ſpukten damals unter vielen deutſchen Arbeitern noch zu viele unklare franzöſiſche kommuniſtiſche und ſozia liſtiſche Ideen , denen zufolge, wie ja auch in Weitling's Schriften, die Ar beit im Gegenſa ß zum Rapital und Geekyoder Talent gedacht ward , indem man unter Arbeit nur das Wirken mit der phyſiſchen Kraft, unter Kapital den Geldbeutel und unter Geiſt oder Talent gelehrte Bildung oder Erfindungskraft verſtand, während doch im Grunde Arbeit, Kapital und Talent bei jedem Werke entweder in einer Perſon verbunden ſein oder fich gegenſeitig unterſtüßen müſſen . Die damalige Bewegung unter den, na mentlich eben erſt gekommenen , deutſchen Arbeitern in dieſem Lande ſo wie auch in unſerer Stadt verfolgte noch zu unpraktiſche Ziele und ward zudem von Fanatikern, wie Weitling, in eine verkehrte Richtung hineingedrängt oder von halbgebildeten Müſſiggängern für ſich ſelbſt ausgebeutet. Letzteres ſchien ein hieſiger Arbeiter, der während des Hierſeins des Dr. Cialdini von Cincinnati deſſen Vorträgen beigewohnt und auf deſſen Arbeiterfreund " abonnirt hatte, zu ahnen, als er am 1. Februar die öffentliche Anfrage ſtellte, ob die hieſigen Abonnenten die längſt beſtellte Arbeiterzeitung bald bekom men würden , oder ob ,,die Arbeiterfreundſchaft blos darin beſtehe, uns um unſer Geld zu beſchwindeln ."

118 Es war eben damals noch vieles unklar in manchen Köpfen. Ein Be weis hierfür war folgender am 7. Februar erſcheinende föſtliche Aufruf zu „ einem Meeting " : „ Ta nach allen bisherigen Erfahrungen ſich herausgeſtellt hat, daß dieſes Frühjahr eine neue Revolution in Deutſchland losbrechen wird, ſo halten wir es für unſere Pflicht, unſern deutſchen Brüdern zu helfen , die Freiheit zu erfämpfen , Wir haben uns daher entídloffen , ein Regiment reitender Artillerie zu organiſiren und mit demſelben unſerm Vaterland Hülfe zu leiſten. Die deutſchen Bürger ſind daher eingeladen, nächſten Samſtag, am 9. Februar, in der Kentudy-Halle zu erſcheinen. Biele patriotiſche Bürger."

Der Gedanke, mit einem „Regiment reitender Artillerie alle deutſchen Jener Throne umzureiten, wollte jedoch den Bürgern nicht einleuchten. Vorſchlag fand bei den Meiſten nur Spott, und ein Spottvogel veröffent lichte am 12. Februar folgenden „Vorſchlag zur Güte :" „ In einem patriotiſchen Gemüthe iſt der Heldenentſchluß reif geworden, mit einem Regiment reitender Artillerie den deutſchen Fürſten und deren $ Handvoll lumpiger Soldaten ohne weitere Ceremenie den Garcus zu machen . Schon dieſer einfache patriotiſche Gedanke verdiente auf einem hohen Plaße, etwa auf einem Plateau im Felſengebirge, oder auf einem freien Plaße in der großen, noch zu gründenden, Stadt Oregon ein Denkmal von Salz. Damit aber das beſagte Regiment gut und bequem hinüberkomme nach Deutſchland, ſchlägt man vor, auf Aktien eine Brüde nach Deutſchland zu bauen , in Zwiſchenräumen von einem Tage werden Wirthshäuſer angelegt, und da ja auch Muſiker eingeladen ſind, ſo könnte jeden Abend ein Tänzchen abgeriſſen – aber poß Tauhind, wo kommen denn die Damen her ? Alſo die Damen müſſen auch eingeladen werden, und es bleibt kein Zweifel, daß Mancher auf einer jolchen Reiſe Dregon mit ſeinen foſtbaren Stadtlots (brei für einen Kuß) vergeſſen werde . Auch möchte man lederne kanonen empfeh len , theils weil ſie leichter ſind, theils weil ſie, wie von den Karawanen in Arabien's Sandwüſte Schläuche mit Waſſer mitgeführt werden , mit einem andern Naß ausgefüllt werden können, wobei man nicht vergeſſen wolle, einen ,, Son of Temperance “ auf's Zündloch zu ſtellen .“ Am 14. Februar fand hier das feierliche Leichenbegängniß des Biſchofs Flaguet, des erſten Biſchofs der Diözeſe, ſtatt. Weitaus das wichtigſte Ereigniß des Jahres war für das hieſige Deutſchthum das im Sommer abgehaltene Sängerfeſt des das Jahr zuvor auf dem Sängerfeſte in Cincinnati gegründeten ,,Erſten Nordamerikaniſchen Sängerbundes" . Da außer Cincinnati fich vorzugsweiſe Louisville reſp. der Liederkranz ſich um das Zuſtandekommen des Sängerbundes verdient ge macht, ſo hatte man nur eine Ehrenſchuld abzutragen geglaubt, wenn man

119 das zweite Sängerfeſt hierher verlegte: Die ganze deutſche Bevölkerung be: theiligte ſich an dem Feſte, welches über Erwarten glänzend ausfiel. Das Nähere über dieſes Feft findet man in der vierten Abtheilung dieſer Schrift. Aber noch in einer andern Beziehung iſt das Jahr 1850 wichtig für das Deutſchthum Louisville's , indem es demſelben nämlich zuerſt ein deut ſches Theater brachte. Auch das verdankte man zunächſt dem Liederkranze, der zuerſt auf die Idee gerieth, hier ein deutſches Theater zu gründen. Der : ſelbe fandte einen Herrn Hermann nach Cincinnati, um mit Herrn Bökow, der damals in Folge von Intriguen ſein. Engagement am dortigen deutſchen Theater verloren hatte, in Unterhandlung zu treten . Die Unterhandlungen zerſchlugen ſich jedoch an zufälligen Umſtänden und nun wandte Hermann fidh an Herrn Straßer, der denn auch mit ſeiner Familie, namentlich ſeinen beiden talentvollen Töcítern, deren eine die Frau Magius war, hierherkam . Die an der fünften Straße, ziviſchen Marktſtraße und Jefferſonſtraße, gele: gene ,,Waſhington -Halle “, in deren zweitem Stoc ſich ein ziemlich geräumi ger Saal befand, ward zum Muſentempel auserkoren , eine, ziemlich einfache, Bühne ward hergeſtellt, und ward dieſelbe im Herbft, unter Mitwirkung von Dilettanten, mit dem Birchpfeiffer'ſchen Schauſpiel ,, Johannes Guttenberg " eröffnet. Die Aufführungen ließen, weil viele Rollen durch Dilettanten be feßt werden mußten, namentlich in Bezug auf ein Enſemble, natürlich viel zu wünſchen übrig, und wir erinnern uns noch mit Grauen der Aufführung von ,,Griſeldis " im Februar 1851 , der wir, eben erſt aus Deutſchland hier eingetroffen, beiwohnten , und die derartig war, daß wir es nach dem erſten Akte nicht mehr „ auszuhalten “ vermochten. Direktion und Publikum ge riethen auch bald in Zerwürfniſſe und im März 1851 ergriff der ,, Direktor" Straßer ſeinen Wanderſtab wieder und beglückte zunächſt St. Louis. Im folgenden Herbſte fam benn Pößow und von da an beſſerten ſich die Theater verhältniſſe zuſehends. Berichtenswerth aus jenem Jahre iſt auch noch die Bildung eines Ver eins unter dem Namen Muſeum, in welchem alle möglichen Meinungsſchat tirungen vertreten waren und in dem auch über alles Mögliche debattirt ward . An einem beſtimmten Abende in der Woche ward ein geſchriebenes und illuſtrirtes Journal ,, Der Eulenſpiegel" vorgeleſen, zu welchem die be gabteſten Mitglieder des Vereins Beiträge lieferten, in Proſa oder in Ver ſen, die größtentheils ſatyriſchen Inhalts waren, zuweilen aber auch wichtige Tagesfragen behandelten . Die Juuſtrationen, die zum Theil ſehr charak teriſch waren , lieferte Herr Wilhelm Stängel , ein politiſcher Flücht ling aus Baden , der Jura ſtudirt hatte, aber hier fich auf die Malerei ver legte, auch in Gemeinſchaft mit Herrn Ernſt Beilſtein Schilder- und Zim mermalerei trieb. Derſelbe war ſehr ſarkaſtiſch und biſſig, was ihn in mandie Ungelegenheiten brachte. Gegenwärtig weilt derſelbe in St. Louis ,

120 wo er ſich abwechſelnd mit Malen und mit Journaliſtik befaßt.

Die hers

vorragendſten Mitglieder des Muſeums waren der Kaufmann Lindenheim , der Lithograph Philipp Kling (der 1848 mit der Familie Beilſtein hier eins traf), der Liqueur- und Cigarrenhändler Joh. Terfloth aus Weſtfalen , der ſeit 1847 hier weilte und der viel Wiß und Humor beſaß ( todt ), der Budy, halter Karl Bütgenbach (todt) , der an allen wichtigen Zeitfragen das höchſte Intereſſe nehmende Buchhalter Karl L. Franke ( gegenwärtig Theilhaber der Firma Theodor Sdwarß u . Co.), der Advokat Floſſer, die als Handlungs : commis ( Clerks) fungirenden Brüder Süß, von denen der Jüngſte gegen : wärtig hier ein einträgliches Spielwaarengeſchäft beſißt und der Nelteſte ein blühendes Liqueurgeſchäft in Chicago ; der Dr. Krauth , ein badiſcher Flücht ling, der wegen ſeiner urradikalen Anſichten den Beinamen Robespierre er hielt (todt); der Dr. Scheller, ein Neffe des berühmten Lericographen , und der Dr. Wulfop, die Beide ſeit vielen Jahren in Evansville, Indiana, an jäſſig ſind ; der Buchhalter Karl Wulfop (todt) , der Muſiker Hoffmann, der ſid 1852 vergiftete ; der ſächſiſche Lieutenant Stanis, ebenfalls ein politi idher Flüchtling ; der Cigarrenfabrikant Kußmaul, der Geometer Berg mann und Andere. Der Verein verſammelte ſich in der an der Markt ſtraße, zwiſchen der driten und vierten Straße, gelegenen Wirthſchaft der Wittwe Freibofer. Der Kellner derſelben war ebenfalls ein politiſcher Flüchtling, ein ruſſiſcher Marineoffizier Namens Friß Bujd . Derſelbe entlief ſpäter mit der Frau eines in Californien weilenden Mannes nach New -York. Nach einiger Zeit trennte er ſich wieder von jener Frau , ging nady Californien und verdingte ſich dort auf ein Schiff, welches in der Nähe eines ſpaniſchen Hafens ſcheiterte ; er ſelbſt ward gerettet und iſt jeßt in jener Hafenſtadt Theilhaber eines Kaufmannsgeſchäfts, deſſen Eigenthüs mer ihm ſeine Tochter gab. Wenn es nicht zu weit für den Zweck dieſer Blätter fuhrte, fpürden wir unſern Leſern einige der bedeutenderen Geiftesprodukte aus dem „ Eulen ſpiegel" mittheilen, um ihnen einen Beweis von dem damaligen regen geiſti gen Treiben eines Theiles der hieſigen Deutſchen zu geben . Wir wollen uns nur auf zwei kleinere Proben beſchränken :

Hymnus auf Simſon . An ſeiner Frucht erkennt man ſchon Den Baum und ſeine Güte, Und eine ganze Nation An ihrer Heldenblüthe : Am Herkules die Griechen ganz, Die Deutſchen an dem Schinderhann's, Die Juden an dem Simſon.

121 Den Leşten will ich - mit Vergunſt, Ihr Chriſten — jeßt befingen : Mit einem Schwert iſt's keine Kunſt, Die Menſchen umzubringen , Der Simſon war ein ganzer Held, Er ſchlug die Feinde aus dem Feld Mit einem Eſelskinnback. Mit allen großen Helden war Es wunderbar beſchaffen , Den Griechen ſchmiedeten ſogar Die Götter ſelbſt die Waffen , Dem Simſon aber gab die Waff ', Womit er die Philiſter traf, Ein todter Eſel ! Erſtaunt ! Ein Räthſel, das ſein Hirn gebar, Glich jenem gord'ichen Knopfe : Die Stärké lag in ſeinem Haar Und nicht in ſeinem Kopfe, Sein Schädel war ſo hart wie Stein, Er rannt' damit die Mauern ein , Und ſtarb mit ſeinen Feinden. D'rum flamme auf! mein Hymnus flamm ', Den Simſon zu beſingen . Nur aus dem auserwählten Stamm Konnt ſolch ein Held entſpringen . Es fliehet ſelbſt die Poeſie, Zum Ziverge ſchrumpft die Phantaſie Vor dieſen Sjelsritter . 8. M(ußmaul) . ( Folgende ,, Aphorismen No. 4" charakteriſiren den rothen Dr. Kraut :) 1. Wenn man im Stande wäre, den Deſpotismus der Autorität zu berechnen , ſo würde man der öffentlichen Wohlfahrt einen unend lichen Dienſt erweiſen. 2. Die größten Sdreier ſind die größten Schurken ; ſelten aber iſt ein Prahlhans im Stande, ſeine Gemeinheit längere Zeit zu verbergen, er treibt's gewöhnlich bis zu dem Augenblid , wo er ſich ſelbſt in ſeiner ganzen Erbärmlichkeit entlarvt. 3. Wenn die Menſchheit burch wahre Bildung zu ihrem Ziele gelangt, kann es weder Staaten nod Kirchen geben, weder Politik noch Religion . Ueber beide nachdenken, heißt über ſtereotyp gewordenen Unſinn grübeln ; beide find bloß Krücken , an denen die gebrochene Menſchheit gehen muß ; findet einſt geiſtige Heilung ſtatt, wirft man die Krüden weg . 4. Die Ehe iſt der praktiſche Communismus im kleinſten Maßſtabe ; wo der eheliche Communismus geſtört wird, iſt die Ehe unglüdlich.

122 5. Der Communismus fordert die größte ſittlidhe Kraft, denn er geht bahin , alle Unſittlichkeit unmöglich zu machen , iſt daher das ideale Chriſten thum . 6. Wer eine Gnade annimmt, willigt in die dargebotene Rechtsloſig keit. 7. Raub, Mord und Betrug iſt der blutige Faden , an dem ſich die bis berige Kulturgeſchichte der Menſdheit hinzieht. 8. Unzucht iſt eine ſoziale Krankheit und ſteté Folge unnatürlicher Zu ſtände. Der Communismus macht aller Unzucht ein Ende. 9. Die ſchönſten Ausſtrahlungen des Menſchengeiſtes ſind in Europa gefeßlich verboten . 10. Die wahre Bildung, die man dem Einzelnen gibt, iſt als Wohlthat für die Geſammtheit beſtimmt. E singulis consistit universum ( Aus Ein zelnen beſteht die Geſammtheit .) Intereſſant waren namentlich die Beilagen zum Eulenſpiegel „ Bilder aus dem Leben der Deutſchen in Deutſchland, abgefaßt in Knittelverſen vom Onkel D " (Herrn Süß in Chicago) . Unter andern ſtellt eine illuſtrirte Bei lage den ſächſiſchen Lieutenant Stanis vor, wie er in Galauniform in einem Hofe vor einem Piano fißt und ſpielt, um ihn her Enten, Gänſe und Hühner, gegenüber in dem Fenſter eines Palais König Ludwig mit der Lola. Herr Stanis hatte ſich nämlich damit gebrüſtet, einmal vor Ludwig Piano geſpielt zu haben und erhielt daher den Beinamen Hofpianiſt. Der Schluß des Gedichtes zu der Fluſtration lautet :

,, Doch an des Schlofies hohen Fenſtern Sieht man gleich blaſſen Nachtgeſpenſtern Den König und die Lola lauſchen, Die ſich an ſeinem Spiel berauſchen . Die Lola neiget Beifall nieder, Laut rauſchend tönt der Höflinge Gefieber ! und ſpielt als Schluß, Der Künſtler dankt Daß Ludwig ſelbſt ſich freuen muß, Das ſchöne Lied „Wenn Muth in der Bruſt“, Drob Ludwig und Lola mit Thränen der Luſt Ihm ſandten als des Spiels Trophäe Den Titel : “ Pianist of the King of Bavaria” . Ein Theil der Deutſchen nahm allerdings Anſtoß an dem Treiben des Muſeum , welches Niemanden ungeſchoren ließ, doch das „ ſcheerte" wieder die Führer des Muſeums nicht. Das Jahr 1851. Zu Anfang des Jahres 1851 , wo der Verfaſſer dieſer Schrift aus Deutſchland hier eintraf, fand er ein reges Leben unter den größtentheils in Folge der Ereigniſſe der Jahre 1848 und 1849 eingewanderten Deutſchen ,

123 denen ſich Viele von der ältern Einwandernng anſchloſſen. Die Hauptſam melpläße derſelben waren bas City -Hotel, in welchem eine große Anzahl jun ger Leute logirten, die Wirthſchaft von Freihöfer, in der allabendlich politi ſirt und über wichtige allgemeine Fragen debattirt ward, ſo wie die in der untern Stadt gelegene Wirthſchaft des Herrn Friß German , in der der Kauf mann John Terfloth, der Lithograph Philip Klug und Andere den Ton an:

ing gaben. Ein ſo reiches, konzentrirtes , deutſches Leben, wie es die Jahre 1851 bis 1855 boten, bot damals keine andere Stadt in den Ver. Staaten und wird unſere Stadt ſo bald nicht wieder bieten. Dem Verfaſſer, der Abend des 10. Februar hier eintraf, ward ſchon am andern Morgen , einem Samſtag, durch Vermittelung des Herr Krenking, die Redaktion des ,, Anzeiger " angeboten . Er bekam einen ſonderbaren Begriff von den hieſi gen Preßverhältniſſen, als er vor dem Frühſtück an jenem Morgen den „ An zeiger “ las und das Erſte, worauf ſein Blick fiel, das Bild eines großen Eſels war, und unter dieſem Bilde die Erklärung ſtand, es ſei dies das Por trät des Herrn Eichhoff, des talentvollen Redakteurs des „Beobachter am Ohio .“ Noch mehr verwunderten wir uns aber, als wir die Offizin des „ Anzeiger“ beſuchten und auf die Frage, wann wir die Redaktion antreten könnten, von Hrn . Otto Scheeffer, der damals die Redaktion führte, zum Beſcheibe erhielten, wir könnten gleich dableiben und zu fdyreiben anfangen . Unſern Einwand, daß wir noch zu wenig von den amerikaniſchen Verhält: niſſen und Zuſtänden wüßten, um ſofort die Redaktion antreten zu können, ſuchte Eerr Scheeffer durch die Erklärung zu entkräften , daß gegenwärtig in dieſem Lande nichts von Bedeutung vorgehe und daß die Lejer weit lieber von den Verhältniſſen in Europa, namentlich in Deutſchland, läſen als von den inländiſden Verhältniſſen . Man merkte es dem guten Scheepfer Gott habe ihn ſelig ! — an, daß er ſich danach ſehnte, ſeiner Redaktionslaſt, die ihm von Hrn. Eichhoff, Dr. Krauth, Wilhelm Stengel und anderen weit ſchriftgewandteren Perſonen, als Hr . Scheeffer war, in biſſigen Angriffen täglich noch ſchwerer gemacht ward, los und ledig zu werden . Uebrigens hatte er darin recht, daß das deutſche Leſepublikum im Allgemeinen weit geſpannter auf die damaligen Vorgänge in dem noch immer nicht beruhigten Europa, als auf die im Ganzen ihren gewöhnlichen Gang nehmenden Vor: gänge im Inlande waren. Die Neußerungen des Herrn Scheeffer ermuthig ten uns, die Redaktion icon am nächſten Montage anzutreten . Wir konnten freilich längere Zeit hindurch nichts Underes thun, als den Leſern von den politiſchen und ſozialen Bewegungen in Deutſchland und Frankreich erzählen und inzwiſchen uns allmählig einige Kenntniß der amerikaniſchen Politik und der Zuſtände dieſes Landes anzueignen zu ſuchen. Der noch keine zwei Jahre alte „ Anzeiger “ befand ſich damals noch nicht in ſo glänzenden Ver hältniſſen, wie einige Jahre ſpäter. *16

Die Offizin , Seßerei und Druckerei

124 befand ſich nur durch Bretterberſchläge von einander geſchieden, in einem langen ſchmudloſen Raume über einer Hufſchmiede und führte eine freie hölzerne Treppe von einem Hofe aus in denſelben. Die Dielen waren nicht ſehr dicht aneinander gefügt, und ſobald der Hufſchmied unten ein Pferd beſchlug, drang durch die Spalten der Dielen ein brenzlicher Geruch und Rauch, dre bald den ganzen Raum erfüllte. Einen Berichterſtatter hatte der Anzeiger damals noch nicht, der Redakteur war eben Alles in Einer Per fon, mußte Leitartikel (dreiben, die während des Tages im Drte vorgekom menen und von irgend einer gefälligen Perſon berichteten Ereigniſſe zuſtußen und die nicht auf ſolche Art berichteten Ereigniſſe am Tage darauf aus den engliſchen Zeitungen nacherzählen. Am Abend zwiſchen 6 und 7 oder 7 und 8 Uhr ward das Blatt ſchon gedruckt. Es verſteht ſich daher von ſelbſt, daß die telegraphiſchen Nachrichten erſt 24 Stunden ſpäter, den eng liſchen Blätter entnommen, mitgetheilt werden konnten. Doch das Publikum war damals ſehr be cheiden und wartete geduldig 24 Stunden auf die wich tigſten Nachrichten, der des Engliſchen kundige Theil freilich zog es aus dies ſem Grunde vor, neben dem ,,Anzeiger“ oder ,, Beobachter" ein engliſches Blatt zu halten. Erſt als der Bürgerkrieg in dieſem Lande ausbrach , konn : ten den deutſchen Leſern die immer wichtiger werdenden telegraphiſchen Nach richten nicht länger vorenthalten werden, und erſt von da an bringen die hieſigen deutſchen Zeitungen dieſelben . Der ,, Beobachter“ war damals der Tummelplaß der Radikalften unter den radikalen Acht und Vierzigern. Von der Maßloſigkeit derſelben ward uns . am 12. März ein ſchlagender Beweis geliefert. An jenem Tage brachte der ,, Beobachter " einen Artikel über die von Weitling herausgegebene ,,Republik der Arbeiter ," worin Weitling zunächſt getabelt ward, daß er nur das Pri vateigenthum

und

nicht

auch

die

Privatehe

abſchaffen

wolle,

da dieſes Inſtitut mächtiger noch als das Privateigenthum der Verwirk lichung „ ſozialer Ideen " im Wege ſtehe. Eine Ehe ſei um ſo unglücklicher, je mehr in ihr der ,, eheliche Rommunismus geſtört “ werde. Sodann wird Weitling wegen ſeiner Angriffe auf den Atheismus gegeißelt und fuhr dann der Artikel, nachdem die ,, ſegensreiche Kraft des Atheismus" geprieſen worden , wörtlich fort : So lange es eine Ehe gibt, ſo lange es Privateigenthum gibt, ſo lange ein ejelhaftes Ungethüm , Bibelgott genannt, exiſtirt, ſo lange noch eine Schurderei geſpeichelleckt wird, die Bibelreligion heißt, ſo lange nicht der leßte Kapitaliſt mit dem legten Pfaffen das Zeitliche geſegnet hat, ſo lange gibt es keine Ruhe." Um keinen Zweifel barüber zu laſſen, wie die Leştern ,,das Zeitliche ſegnen " ſollen, bekannte ſich der Verfaſſer des Artikels am Schluſſe desſelben zur „ Philoſophie der Guilotine und des Galgens .“

125 Daß ſich Viele von ſolchen Anſichten und einer ſolchen „ Galgenphilo ſophie " entſekten, war ihnen gewiß nicht zu verargen. Glücklicherweiſe war die Zahl derer, welche ſich zu derſelben bekannten, nur eine verhältniſmäßig kleine, wenngleich ihre Partei die lautefte war." Von dem deutſchen Theater unter Straßer, welches vom Oktober 1850 bis zum März 1851 ein kümmerliches Daſein friſtete, haben wir bereits erzählt. Der , deutſchen Kunſt" erging recht kümmerlich. So gab Frau Renkel, Oldenburg angeſtellt geweſen war, und Schauſpielerinnen war, am 6. März

es überhaupt damals im Ganzen die eine Zeitlang am Hoftheater in die ſpäter hier eine der beliebteſten unter Mitwirkung des Pianiſten

Hoffmann und der Herrn Reutlinger und Dolfinger ein Konzert, deſſen Ertrag nicht einmal die Koſten deckte. Die Künſtler, die das amerikaniſche Publikum anlocken konnten , wurden dagegen ſchon damals glänzend belohnt, Bon ben beiden Konzerten, welche Jenny Lind am 8. und 10. Apzil in der damals eben fertig gewordenen Mozart-Halle gab , brachte das erſte 10,000, das zweite ſogar 12,000 Dollars ein.

Die Preiſe waren auf 5 und 4 Dol

lars geſeßt. Bald darauf bildete ſich eine „Mozart-Society ," die aus amerikaniſchen nnd einigen deutſchen Muſikliebhabern beſtand. Ein wichtiger Tag für einen Theil der Deutſchen war der 24. März. Ron dieſem datirt fich die Bildung des hieſigen Turnbereins, als deſſen Begründer man die Herrn Wilhelm Stengel, Karl L. Franke, Heinrich Müller, Wilhelm Vogt, Dr. Hupfauf, Albert Jüngſt und Friedr. Steffens anſehen muß. Un jenem Tage ward ein großer Saal an der Floydſtraße als Sammel- und Uebungsplaß der Turner durch Reden von Stengel und Andern eingeweiht. Am 1. Mai hatten wir zuerſt Gelegenheit, die hieſigen deutſchen Miliz Compagnien zu betrachten. Dieſelben hatten ein Maifeſt im Woodland Garten abzuhalten beſchloſſen . Leider mußten ſie in ihren dünnen Uniformen ſehr frieren, denn während es die Tage vorher ſehr warm geweſen war, trat in der Nacht vom leßten April zum 1. Mai plößlich Froſt ein und am erſten Mai wehte ein ſcharfer Nordwind. Die Miliz beſtand aus der Nationals garde und Artillerie " unter Kapitän Kern, der Waſhington -Garde unter Kap. Knapp, der Union -Garde unter Kap . Bed , den Scharfſchüßen unter Kap. Konrad Schröder, den deutſchen Dragonern unter Rittmeiſter Appel. Wenn wir dies ,Soldatensſpiele" eben nicht nach unſerem Geſchmade fanden, ſo mochte das wohl daher rühren, daß uns dasſelbe in Deutſchland zuwider geworden war. Im Auguſt jenes Jahres begannen die beiden deutſchen Revolutions : Vereine in London, von dort aus auch in dieſem Lande für ihre Zwecke zu agitiren . Kinkel, der nebſt Wilich, Hillgärtner u. A. an der Spiße des Revolutionsvereins ſtand, ſchrieb am 1. Auguſt von 1. Kerfridge Villas,

126 St. Johns Wood an uns, der Anzeiger werde von jeßt ar regelmäßig in 8 oder 14 Tagen Zwiſchenräumen , politiſche Artikel, von ihm und ſeinen Freunden verfaßt, erhalten, deren Tendenz „ die Agitation zu Gunſten der Bewegung auf dem europäiſchen Continent, namentlich der Deutſchen iſt .“ Der Verein wollte durch eine Anleihe Gelder erheben, uin die Revolution in Deutſchland in Bewegung zu ſeßen reſp. zu unterſtüßen . Kaum war eine Correſpondenz angelangt, welche das Prinzip der Intervention in Europa, insbeſondere Deutſchland, verfocht, als uns folgendes Schreiben zuging : „Unter dem Namen ,, Deutſcher Agitations -Verein in London " hat ſich ein Verein gebildet, welcher zum Zwecke hat, den Sturz des ſchlechten Regis ments in Deutſchland, das an Grauſamkeit wenigſtens ebenſo reich, an Rechtsverleßungen aber reicher als jenes in Neapel iſt, und das mit derſelben eiſernen Wucht ganz Italien und Ungarn erdrückt, mit allen Mitteln der Agitation vorzubereiten, die innerhalb der Grenzen Gejeßes zu Gebote ſtehen .

des

engliſchen

Dieſer Verein iſt nicht ein bloß discutirender , ſondern ein arbeitender. Jedes der bis jeßt beigetretenen Mitglieder hat die Betheiligung nommen.

an

einem

ſpeziellen Zweige des Agitationsvereins über

Um jeder böswilligen Deutung vorzubeugen, erklärt der Verein, daß ihm jeder Gedanke fern iſt, eine geheime Regierung Deutſchlands ſein zu wollen . Der Verein hat dem Bürger Karl Tauſenau aus Wien die Central leitung anvertraut und ihn zu ſeinem Bevollmächtigten in allen äußern Beziehungen ernannt. London , 15. Auguſt. 1851 . Im Namen des Vereins : Joſeph Fidler aus Conſtanz. Dr. Guſtav Franck aus Wien. Johannes Ronge aus Preußen. Amand Goegg aus Baden . Arnold Ruge aus Preußen . Franz Sigel aus Baden . Daniel Hartle aus der Pfalz. Der obigen Vollmadit gemäß fordere ich alle mit dem Zwecke des deutſchen Agitationsvereins in London einverſtandenen Freunde der deutſchen Volksſache in Europa und Amerika auf, ihre Mittheilungen , Rathſchläge, periodiſchen oder ſonſtigen Geldbeiträge auf ſichern Wegen poſtfrei an mich einzuſenden . Dr. Karl Tauſen a u . 8. Barnar's Inn , Holborn . Beide Vereine, ſieht man , wollten in Europa, vorzugsweiſe in Deutſch land, ,, agitiren", jeder aber durch andere Mittel . Kinkel's Verein wollte ſo viele Gelder zu einer Revolutionsanleihe nach Art der Koſſuth'ſchen

127 ſammeln, als nöthig wären, um die Mittel zur Anſtiftung reſp. Unter ftüßung einer Revolution zu beſchaffen . Dieſer Weg war jedenfalls ein langwieriger, da zu einer Revolution, die erfolgreich gegen Fürſtenmilitär kämpfen ſollte, grade wie zum Kriegführen, viel Geld gehört. Die ,Revo lutionsleihe“ hat in der That auch wenige praktiſche Reſultate geliefert. Der , Agitationsverein “ dagegen wollte ,,den Sturz des ſchlechten Regiments in Deutſchland" auf mehr indirektem Wege, durch geheime Agitation zu befördern ſuchen. Das Schlimmſte jedoch war, daß beide Agitationsvereine gegen einander ſelbſt agitirten und ſo ihre Wirkſamkeit gegenſeitig lähmten . Auch der Agitationsverein fandte Korreſpondenzen, wie nach andern Städten ſo auch hierher, und nach Verlauf einiger Zeit ſahen wir Abgeordnete beider Vereine hier, um perſönlich für die Zwecke derſelben zu wirken : zuerſt Kinkel und dann Gögg. Der hauptſächlichſte Gegner Kinkels und ſeiner Beſtre bungen war in dieſem Lande damals wohl ohne Zweifel Karl Heinzen , der in der von ihm redigirten Neiv - Yorker ,, Schnellpoſt " die heftigſten An griffe gegen Kinkel losließ und ſogar deſſen Motive zu verdächtigen ſuchte. Und da Heinzen großen Anhang unter dem größten Theile der hieſigen Acht und Vierziger und den mit ihnen ſympathiſirenden Deutſchen hatte, ſo ward auch von ihnen Kinkel bald angefeindet. Wie ſehr man damals hier für Heinzen eingenommen war, dafür ſpricht am Beſten, daß als Heinzen im Auguſt jenes Jahres über Mangel an Unterſtüßung feines Blattes von Seiten der Deutſchen zu klagen begann, auf den 20. jenes Monats im hieſi gen Courthauſe eine Maſſenverſammlung die einzige der Art in der gan zen Union — berufen ward, in welcher u . a. der Apotheker 3. G. Stein ( einer der Führer der deutſchen Nadikalen ), Phil. Tomppert ſen . (der am 12. Mai von den Deutſchen der erſten und zweiten Ward zum Friedensrichter er wählt worden war) und Dr. Krauth es als eine Pflicht der Deutſchen her vorhoben, die Heinzen'ſche Schnellpoſt als das unabhängigſte Blatt in dieſem Lande durch Abonnement zn unterſtüßen. Tomppert freilich erklärte dabei, daß er mit der Tendenz der Schnellpoſt nicht einverſtanden ſei, daß es aber auch ganz unabhängige Blätter geben müſſe. És wurden der Schnellpoſt auch eine verhältniſmäßig große Zahl neuer Abonnenten hier geſichert. Da wir in jener Verſammlung Anlaß genommen hatten, dem oft gehörten Vor wurfe, daß Heinzen als Flüchtling in Straßburg von den für die deutſchen Flüchtlinge daſelbſt geſammelten Geldern etwas flott gelebt habe, zu begeg nen und zu bemerken, daß wenn er vielleicht auch manchmal dort ein Glas Wein getrunken habe, dies kein Grund ſein könne, ihn fallen zu laſſen, ſo erhielten wir ein vom 28. Auguſt datirtes Schreiben Heinzen's, welches den ſelben ſo recht charakteriſirt. Er glaubt, gegen unſere Bemerkung Folgendes „ zur Berichtigung“ bemerken zu müſſen :

128 1. Die Erhaltung der Schnellpoſt oder eines an ihre Stelle tretenden unabhängigen Organs des Radikalismus iſt Bedürfniß und Ehren : fache der freiſinnigen Teutſchen Nordamerika's, nicht perſönliche Angeles genheit des Redakteurs, am Allerwenigſten Unterſtüßungsſache für mich als Perſon . 2. Daß ich von den erhaltenen Geldern flott gelebt haben ſolle, iſt, wie Sie aus dem Zeugniß Aller, die mir nahe geſtanden, entnehmen können , nichtswürdige Verläumdung. Ich habe nicht bloß faſt immer mit den bit terſten Nahrungsſorgen für mich und die Meinigen zu kämpfen gehabt, ſon dern auch mehr für revolutionäre Zwecke von meinem früheren Verdienſt ge opfert, als mir je gegeben wurden . Die Gelder, die mir anvertraut wor: den , ſind nach Abzug des Nöthigiten für meine Bedürfniſſe — ſo lange ich nicht ſelbſt etwas verdienen konnte — zu revolutionären Zwecken verwandt worden. Ich habe alſo weder zu danken noch Nachricht in Anſpruch zu neh : men. Am Wenigſten kann es ſich mir gegenüber darum handeln , „mich nicht fallen zu laſſen .“ Ich ſtehe feſt genug, um vor dieſer Gefahr geſichert zu ſein und bedarf weder für meine Ehre noch für meinen Willen eines frem den Haltes ." Der Bericht ſchließt mit der Bitte ,,verſichert zu ſein, daß die Nothwen digkeit, mich gegen jene Auffaſſung meiner Perſon und meines Verhältniſſes zum Publikum zu verwahren, nichts an der Anerkennung der Bemühungen ſchmälert, welchen Sie ſich zum Beſten eines Blatts von der Art der Schnell poſt unterzogen haben “ u. ſ. w. Später war, wie wir bald ſehen werden, Heinzen ſelbſt in unſerer Stadt eine Zeitlang thätig, und half die berühmte „Louisviller Platform“ zims mern , als deren Vorläufer ein im Auguſt 1851 in Baltimore, auf Anregung des ;,Bundes für Aufklärung und ſoziale Refi rm “ , der „ Concordia und dès Turnvereins " von einer Delegation, deren Vorſißer Samuel Ludwigh, Vizes präſident Schnauffer und Sekretär C. Fry war , entworfene Platform betrach tet werden kann , welche u. a. das Eröffnen des Congreſſes und der Staats legislaturen durch Gebet für nuglos und unwürdig eines freien Volkes erklärte.

Am Abend des 12. September fand an der Greenſtraße, zwiſchen der Hans cod- und Clayſtraße, vor der Bonifaziuskirche, eine von wenigſtens 600 deutſchen Katholiken beſuchte Verſammlung ſtatt, die wegen der in derſelben herrſchenden Aufregung gegen den Biſchof Spalding und den Pfarrer Dtto von der genannten Kirche leicht zu Erzeſſen hätte führen können . Der Boni: fazius-Unterſtüßungs- Berein hatte nämlich einen hübſchen Plaß vor der Stadt zu einem Friedhofe angekauft, auf welchem die Leichen armer Katholiken unentgelklich beerdigt werden ſollten , während für einen Begräb nißplåt auf dem unweit Portland gelegenen deutſchen katholiſchen Friedhofe

C

129

ſechs Dollars bezahlt werden mußten . Der Platz ward auf den Namen Heinrich Rißero u. A. als Inkorporatoren übertragen . Die genannten Geiſtlichen weigerten ſich, den Plaß als Begräbnißſtätte einzuweihen , ſo lange der Kaufbrief nicht auf ſie übertragen würde, und der Biſchof bedrohte jeden Katholiken mit dem Banne, der auf dem ungeweihten Plaße einen Katholiken beerdigen laſſe. Große Mißſtimmung gab ſich in jener Verſamm lung auch gegen den Milchereibeſißer Goß kund, der einen anderen , aber feucht gelegenen, Plaß um die Hälfte des von jenem Unterfüßungsverein gezahlten Kaufpreiſes für einen Friedhof anbot und dadurch Anlaß gab, daß fich zwei Parteien in der Bonifazius - Gemeinde bildeten. Auch beſchuldigte man denſelben, den Biſchof gegen den Bonifazius -Unterſüßungsverein auf geheßt zu haben. In der Verſammlung ward übrigens einſtimmig der Beſchluß gefaßt, den Kaufbrief nicht auf die Geiſtlichkeit zu übertragen, da dadurch unentgeltliche Beerdigungen unmöglich gemacht werden würden. Die von der Bonifaziusgemeinde ernannten Kirchenvorſteher nahmen Partei für den Unterſüßungsverein, weshalb der Biſchof dieſelben abſeşte und ſelbſt andere Kirchenvorſteher ernannte. Am Sonntage nach Ernennung der Lektgenannten kam es in der Bonifaziuskirche, nachdem der Jeſuitenmiſs fionär Weninger feine Predigt beendet hatte, zwiſchen den von der Gemeinde und den vom Biſchof ernannten Kirchenvorſtehern zu einem Wortwechſel, der zuleßt in eine Prügelei ausartete. Es ward geiſtlicherſeits eine Klage wegen Gottesdienſtſtörung gegen die vom Biſchof abgelegten Vorſteher ein geleitet, doch endete dieſelbe mit einer Freiſprechung der Angeklagten . Der berpönte Friedhof erhielt den Namen ,, Stephanus-Kirchhof" und die Anhän ger desſelben bildeten einen -- noch beſlehenden - Verein unter dem Namen Stephanus - Verein . Der Erſte, der auf demſelben beerdigt wurde, war der katholiſche Schullehrer P. N. Lorenz, der am 17. Oktober nach nur eintägi ger Krankheit ſtarb. Am 19. Oktober, einem Sonntage, ward die Leiche vom Bonifazius -Unterſtüßungsverein und ſämmtlichen Militärcompagnien ſowie einer großen Anzahl Bürger feierlich zur Erde beſtattet. Wenigſtens 3000 Menſchen folgten der Leiche. Der Präſident und der Sekretär des Vereins (Wilh. Müller und Julius Denner ) leiteten die Ceremonien und hielten Leichenreden. In das Jahr 1851 fällt auch die Gründung des deutſchen proteſtan tiſchen Waiſenhausvereins, der bereits im darauffolgenden Jahre ein ſchönes Haus als Waiſenanſtalt kaufte. Am 29. September fand im Courthauſe die erſte Berſammlung Behufs Gründung des Vereins ſtatt. Dieſelbe war übrigens nur von zwanzig Perſonen beſucht, ſo daß der jetzt ſo blühende Berein alſo von ſehr ſchwachen Anfängen ausging. Am 16. Oktober fand eine zweite Verſammlung ſtatt, in welcher die von einem Comite entworfe nen Statuten angenommen wurden , und am 18. Dezember konſtituirte ſich

130 der Verein definitiv durch Erwählung des Bankiers Hrn. Theodor Schwart des Hrn . Rudolf Scheit (damaligen Redakteurs des ,, Beobachter," der auch die Statuten entwerfen geholfen) zum Sekretär und des Herrn Ludwig Rehm zum Schaßmeiſter. Zu Anfang Oktober erregte der unter eigenthümlichen Umſtän :

zum Präſidenten ,

den vorkommende Selbſtmord des Herrn Richard Hoffmannn aus Baiern, eines Pianiſten und Muſiklehrers, der etwa zwei Jahre vorher nach Louisville ausgewandert war, eine Zeitlang Dirigent des Lieder kranzes geweſen war, und ſeit Kurzem eine feſte Anſtellung an einem Inſtitut in der Nachbarſtadt New-Albany bekleidete, großes Aufſehen . Derſelbe, der mehrere Wochen an der rothen Ruhr, die er ſich bei einem Beſuche. unſerer Stadt zugezogen, im City Hotel frank gelegen, ertränkte ſich am 6 . Dktober vor Tagesanbruch im nahe gelegenen Ohio . Auf ſeinem Zimmer im Hotel fand man einen mit Bleiſtift geſchriebenen Zettel, worin er ſagte, daß „ ſeine Uhr abgelaufen “ ſei, daß er in ſeinem Innern Tag und Nacht keine Ruhe mehr gehabt, weil er ,, den Zweck ſeines Lebens verfehlt“ habe, und daß er deshalb nicht mehr leben könne. Er habe daher Gift genommen. Seine Freunde bat er, ihn nicht zu hart zu beurtheilen, und den allmächtigen Gott, ihn gnädig aufzunehmen. Seiner Mutter, ſeinem Bruder und ſeiner Schweſter (in Baiern) rief er ein lektes Lebewohl zu. Auf dem Zettel, der 31 Nachmittags datirt war, fand ſich noch die charakteriſtiſche Bemerkung, er habe ſich vorgenommen, langſam wirkendes Laudanum zu nehmen, um den reinen Genuß des Sterbens beſſer zu genießen ," ſid raſch tödten , könne jeder Feigling . Nachdem er dieſen Zettel geſchrieben - es war an einem klaren Sonntagnachmittag - , war er ausgegangen und erſt ſpät Abends zurüdgefehrt, wo er in einer Nadſchrift unter jenem Zettel bemerkte, das Gift zerreiße furchtbar ſein Eingeweide. Auf einem ſpäter in ſeinem Zimmer vorgefundenen Papierſtreifen ſtand: „Nachts 11 Uhr. Ich wollte im Walde ſterben , aber das Gift wollte nicht wirken . Herr Gieske ( der Eigenthümer des City Hotel), verzeihen Sie, daß ich ſo ſchwach bin, Ihr Haus zu mißbrauchen ." Des Nachts zwiſchen 1 und 2 Uhr wedte er den Kellner des Hotels und ließ ſich die Thür zur Straße öffnen , mit dem Bemer ken, er ſei krank und wolle zum Apotheker Preißler. Schaum ſtand ihm bereits vor dem Munde. Statt zum Apotheker lief er aber zum Fluß und ſtürzte ſich hinein . Seine Leiche ward noch am ſelben Tage aufgefunden und andern Tags feierlich beerdigt. Seine Hotelredinung hatte er am 5 . bezahlt. In lekterer Zeit war er ſtil in ſich gekehrt geweſen und jedenfalls gemüthskrank. Die Neußerung, er habe den Zweck ſeines Lebens verfehlt und Tag und Nacht keine Ruhe mehr, bezog ſich wahrſcheinlich darauf, daß er großartige Reformpläne in Bezug auf Muſik und Muſikunterricht mit ſich herumtrug und wohl nicht die Kraſt in ſich fühlte, dieſelben zur Ausführung

131 zu bringen.

Hatte dieſer Selbſtmord großes Aufſehen erregt, ſo rief dage

gen der am 18. November von einem Jrländer Namens Howard an Heinrich Driehaus, dem Inhaber der Schankwirthſchaft „White Manſion“ verübte unprovizirte Mord die furchtbarſte Aufregung unter den Deutſchen hervor, Howard, der betrunken war, ſtach Driehaus ohne alle Veranlaſſung ein Mef fer in den Bauch, daß der Magen 14 Zoll weit aufgeriſſen warb , und der Inhalt herausgenommen und die Wunde von den Doktoren Gunn und Groß zugenäht werden mußte. Doch der Verwundete ſtarb bald darauf unter den furchtbarſten Schmerzen. Der Mörder ward verhaftet, am 20. Novem ber 1852 in Lagrange des Nordes ſchuldig befunden und zum Tode ber urtheilt, entfloh aber in der Nacht vom 30. Januar 1853 mit Hülfe des beſtochenen Gefängnißſchließers. Am 5. November fam Weitling zu längerem Aufenthalte hier an und begann unter den Arbeitern für ſeine unpraktiſchen kommuniſtiſchen Ideen, die leider nur auf zu fruchtbaren Boden fielen , zu wirken. Wie unpraktiſch feine Ideen waren, ergab ſich bald aus dem Zerfall der nach denſelben gegründeten kommuniſtiſchen Kolonie ,,Communia “ in Illinois. Weitling, der ſich rühmte, aus keiner Zwangsehe entſproſſen, ſondern ein ächtes Kind freier Liebe, nämlich der uneheliche Sohn eines franzöſiſchen Hauptmanns und

einer deutſchen Predigerstochter Namens Hahn zu ſein, war bei aller affek tirten Beſcheidenheit ſehr eitel. Als wir im November 1848 nach Belgien floben , weil uns die preußiſche Regierung, natürlich aus lauter Liebe, ,,feſt balten " wollte, lernten wir dort einen reichen jungen Mann Namens Eſſelens kennen , der tros ſeines Reichthums Erzkommuniſt war und auf ſeine eigene Koſten ein kommuniſtiſches Blatt herausgab. Derſelbe ließ uns keine Ruhe, bis wir Weitling's Schrift „ Garantien der Harmonie und Freiheit“ aus Deutſchland kommen ließen und ihm zu Liebe den erſten Theil für ſein Blatt in's Franzöſiſche überſegten. Den zweiten Theil, der die Geſellſchaft neu organiſirt, konnte der bei aller Excentrität doch praktiſche Belgier nicht vers dauen und bezeichnete ihn als rêveries allemandes ( deutſche Phan : taſtereien .) Ein Exemplar dieſer Ueberſeßung hatten wir zum Andenken an ben braven Effelens ( der ſpäter wegen ihm angedichteter Verſchwörung zum gewaltſamen Umſturz der belgiſchen Regierung und des Vorhabens die Stadt Brüſſel in die Luft zu ſprengen — Eſſelens war ein tüchtiger Chemiker und beſaß ein koſtbares chemiſches Laboratorium — zum Tode verurtheilt, dann zu lebenslänglicher Haft und endlich, beim 25jährigen Jubiläum des ver ſtorbenen Leopold völlig begnadigt ward), ſo wie an unſern Aufenthalt in Belgien mit hierher nach Louisville gebracht. Als Weitling uns in unſerer Offizin — wir hatten ſeit November mit L. Haud zuſammen den „ Beobach ter " gekauft und die Redaktion desſelben übernommen -- beſuchte und die frans zöſiſche Ueberſeßung fand, eignete er ſich dieſelbe ohne Weiteres zu und hielt *17,

132 bei jeder Gelegenheit ſeinen Gegnern vor, daß während ſie als Deutſche ihn verkannten und anfeinceten, die Franzoſen ſeine Schriften überſeßt hätten, wobei er dann nicht unterließ, aus der von Eſſelens verfaßten Einlei tung zu jener Ueberſeßung alle Lobſprüche auf ihn zu zitiren . Die von den Flüchtlingsvereinen in London ausgehende Agitation hatte zur Folge, daß am 4. Dezember im Saale der Sachtleben'ſchen Wirthſchaft ein Revolutionsverein gegründet ward. Wir hatten die Ehre, zum Präſidenten der Verſammlung erwählt zu werden , während Herr Rudolf Schaidt zum Sekretär erwählt ward. Dr. Krauth und Tomppert ſprachen für einen Anſchluß an den Tauſenau '(den Agitations - Verein und bezeichneten den von Kinkel's Partei befürworteten Ankauf von Waffen als unpraktiſch. In einer am 8. Dezember in der Waſhington- Halle abgehal tenen Maſſenverſammlung ward das Programm des Vereins - Anſchluß an den entſchiedenſten Fortſchritt in politiſcher, religiöſer und ſozialer Bedeutung, Förderung zunächſt der europäiſchen Revolution und dann der amerikaniſchen Reformbeſtrebungen- genehmigt, und beſchloſſen, die zu ſammelnden Unter: ſtüßungsgelder an den Agitationsverein in London zu ſenden . Zu Vors ſtandsmitgliedern wurden Dr. Krauth, unſere Wenigkeit, Hauß, R. Scheidt und W. Stängel erwählt, als Mitglieder des Finanzausſchuſſes F. F. Hirchbühl, Darius, Sachtleben, Reichert und Kriegshaber, Leßtecer als Kaſſirer. Kriegshaber ſtellte die noch in der Kaſſe des ehemaligen ,, Patrio tiſchen Vereins“ reſtirenden Gelder dem Revolutioneverein zur Verfügung. Somit hatten die hieſigen Deutſchen Partei für den Tauſenau'ſchen und gegen den Kinkel'ſchen Verein genommen, und ſie wurden in ihrer Oppoſition gegen den leşteren noch beſtärkt, als zu Ende des Jahres im Ein perſtändniſſe mit dem Revolutionsverein in Boſton und dem demokratiſchen Verein in New -York ein Kongreß auf den 29. Januar 1852 nach Philadel: phia zur Regulirung der deutſchen Nationalanleihe berufen warb, und nun plößlich der inzwiſchen nach Amerika herübergekommene Rinkel, von dem doch die Idee jener Nationalanleihe ausging, ſelbſt auf den 26. Januar 1852 einen Kongreß nach Cincinnati berief, was unmöglich zur Einigung der widerſtreitenden Parteien führen konnte. In dem Aufrufe zur Beſendung des Kongreſſes in Cincinnati hieß, 28 Revolutionäre hätten ihr Erſcheinen zugeſagt, darunter Schlöffel in Philadelphia und W. Schnauffer in Balti more. Kurz nachher hatte Kinkel in einer in St. Louis gehaltenen Rede auf die gegen ihn von Heinrich Börnſtein gemachten Angriffe erklärt, die Garanten der Nationalanleihe ſeien achtzig Erilirte in London , der Schweiz, in Frankreich und hier in Amerika und als Leßtere nannte er Löwe von Kalbe, Willich, Struve, Heder, und alle würden mit ihrer Ehre, mit ihrem Charakter, garantiren . Kinkel feßte ohne Zweifel dem Philadelphier Kon greffe den Cincinnatier aus dem Grunde entgegen, weil der Agitations

133 Verein in London Gögg und Fidler als Abgeordnete nach dem erſteren geſandt hatte und er ſelbſt keine Einigung mit dem Agitationsverein wollte. Jener Rongreß war von 12 Bereinen beſchickt und konſtituirte ſich als ,,Amerikaniſcher Revolutionsbund für Europa ." Fidler und Gögg erklär ten im Namen des Londoner Agitationsvereins deſſen Anſchluß an denſelben . Als Zweck des Bundes ward hingeſtellt: Reelle Befreiung des europäiſchen Continents ( Sturz der Monarchie, Herſtellung der Republik, Aufhebung der ſtehenden Heere u . 1. w . ) Das Jahr 1851 ward ſchließlich noch dadurch wichtig für die deutſche Fevölkerung unſerer Stadt, daß ſich von ihm in der Begründung eines ſtehenden deutſchen Theaters datirte, welches bis zu der für die Deut chen ſo ver: hängnißvollen blutigen Knownothingjeit beſtand und florirte und Kräfte wie die Frau Magius, Kenkel, Benrodt, Stein , die Hrn. Bökow, Benrodt, Adlers berg, Stein u. f. w . zählte. Am 4. Oft . wurde dasſelbe in der Waſhington: Halle mit Raupady's Poſe ,, der Naſenſtüber " und einem Quodlibet aus Till Eulenſpiegel eröffnet. Am 17. Januar 1852 wurde das Theater in die Apollo- Halle verlegt und wurde dasſelbe mit dem Benedik'ichen Luſtſpiel Es erfreute ſich eines guten Peſuches. I/,,das bemoſte Haupt" eröffnet. Später wurden auch kleine Opern aufgeführt, und in ſeiner Glanzzeit, in der Saiſon von 1854 bis 1855 wurden 9 Mal das Donauweibchen , 6 Mal Joſeph in Egypten , 4 Mal Lumpaci Vagabundus bei ſtets gefülltem Hauſe aufgeführt, und im Ganzen 50 Stücke, davon 26 Schauſpiele, 26 Luſtſpiele und Poſſen und 38 in's Bereich der Oper, des Vaudeville und der Geſangs poſſe fallende Stücke. Das Jahr 1852. In dieſem Jahre war wo möglich ein noch regeres deutſches Leben hier als in dem vorhergehenden und dieſe Regſamkeit ſteigerte ſich mit jedem Jahre, bis der ,,blutige Montag " im Auguſt 1855 ſie mit einem Male erſtarren madyte. Ein Deutſcher, der in dem erwähnten Zeitraum hier lebte und nach den Knownothinggräueln nach Cincinnati zog, ſchreibt über jene Zeit : ,,Wie das durcheinander wogte ! Aibeitervereine wurden gegründet, unter andern ein Schreiner- und ein Schuhmacher -Verein. Der Kommunis . mus hatte ſeine Anhänger und Weitling, der auch in Louisville ſeine Treuen beſuchte, war ihr Prophet. Auguſt Willich, der damals noch keine Ahnung davon hatte, in den Ver. Staaten General und im County Hamilton im Stagte Ohio, Auditor zu werden, wurde, bei einem Beſuche, von den Arbei tern enthuſiaſtiſch empfangen und hielt in der Union - Halle, an der Markt ſtraße, vor einer zahlreichen Arbeiter-Verſammlung eine Rede, in welcher er fein Stedenpferd (den Kommunismus ) wader tummelte. Angeregt durch den Cincinnatier Hodwächter entſtand ein Freimännrerverein , ein freier

134 Schulverein, ein Frei - Frauenverein in dem Sklavenſtaate Kentudy . Der Turnverein mit dem braven deutſchen Turner Vogt an der Spiße, wehrte ſich und turnte körperlich und geiſtig, und wo die rothbetücherten „ Weiß jacken “ fich ſehen ließen in deutſchen Kreiſen , gab es ſicher Leben und Bewe: gung, ja ihr Beiſpiel wirkte anſtedend, denn es bildete ſich ſogar ein ameri taniſcher Turnverein und das Alles im Sklavenſtaate Rentudy, und wenn unter den Stod - Amerikanern auch hie und da ein bedenkliches Schütteln des Kopfes entſtand, ſo verhinderte das doch nicht, daß die amerikaniſchen Aemter Candidaten die deutſchen geſelligen Kreiſe gern aufſuchten und man ſah ſie im Magnolia -Garten, bei Julius Schleſinger, im Woodland -Garten , gehals ten von Schad - beide prachtvolle Gärten bildeten beſonders in den Jahren von 52 bis 55 die Reunionspläße des deutſchen Elements – ſich unter die Deutſchen miſchen und mit den " german friends" " hand shaken " und Lagerbier trinken ; ja Schreiber dieſes genoß einmal bei Gelegenheit eines Turnfeſtes, welches in Preſton's Woods abgehalten wurde und faſt das ganze Deutſchthum Louisville's angelodt hatte, das ſeltene Schauſpiel, daß zwei Candidaten für das Amt eines Polizeirichters, nämlich Zooeß, welcher bas Amt bereits über ein Dezennium verwaltet und jeden Sonntag wader der edlen Fiſcherei obgelegen, während die armen Gefangenen in der Jail chwißen mußten, und Johnſon, welchem eine, einem Tabakshändler von Joyes applizirte Dhrfeige zu der Candidatur verhalf, fich freundlich überbo : ten, die Turner und german friends in Bier und Wein zu ertränken . He ſonders ſtrengte ſich Joyes an, aber es half Alles nichts. Johnſon ſpielte den Liberalen und wurde auch ſpäter richtig gewählt. Das damals in Louisville in voller Blühte ſtehende deutſche Theater in der Apollo- Halle, unter der Leitung von Julius Bögow, und die durch denſelben eingeführten ( jonntäglichen ) Kaffeeviſiten brachten die dortigen Deutſchen in noch geſelligeren Verkehr. Es wurden hier in engeren Kreiſen Ibeen angeregt, welche ſpäter in Maſſenverſammlungen weiter ausgeführt wurden . Die Apollo-Halle wurde oft zur politiſchen Arena, und , wenn die Geiſter ſo recht auf einander plaßten , ſchmunzelte Freund Bogow und ſein altera pars, Herr Weßler, welcher jeßt hier in Cincinnati wohl auch noch manchmal an die ſchönen Tage von Aranjuez - Louisville zurüddenkt, denn bei ſolchen Gelegenheiten florirte jederzeit die ,, Bar“ (Schenkwirthſchaft.)" Die erſte der erwähnten „ Kaffeeviſiten “ fand am Sonntag den 11 . Januar 1852 von Nachmittags 2 Uhr an ſtatt. In denſelben wurden von Mitglietern des Theaterperſonals und von Dilettanten, unter denen ſich namentlich die kommuniſtiſchen Schneider Mettlach und Golman hervortha ten, muſikaliſch -deklamatoriſche Vorträge gehalten, komiſche Lieder geſungen und auch wohl vom Liederkranz Männerchöre vorgetragen .

135 Schon am 3. November 1851 war von hier ein Schreiben , mit deſſen Abfaſſung wir betraut wurden, an Kinkel abgegangen, um ihn hierher ein: zuladen. Erß am 15. Februar 1852 leiſtete derſelbe der Einladung Folge. Am Abend jenes Tages, einem Sonntag, traf er von Cincinnati hier ein, wo der Dr. Caſpari ihn als Gaſt bei ſich aufnahm . Am Montagabend hielt Kinkel im größten Saale des Courthauſes zuerſt eine kleine engliſche Anrede an die zahlreich verſammelten Amerikaner und dann eine zweiſtündige ſchwungvolle deutſche Rede, während welcher die Amerikaner fich wider ihre Gewohnheit mäuschenſtill verhielten, ſpäter verſichernd, ſeine Worte feien ihnen wie Muſik erſchienen. Und freilich war nocy nie hier ein Redner auf getreten, der ein fo flangvolles, weiches, jeder Modulation fähiges Organ und dabei einen ſolchen feurigen, padenden Redeſchwung beſaß. Wer Kinkel an jenem Abend hörte, konnte es begreifen, wie er in Bonn Studen : ten und Handwerker zu dem tollen Verſuch einer Erſtürmung des Zeughauſes in Siegburg hatte hinreißen können ; wie er ſpäter, während er bereits auf lebenslänglich zum Wolleſpinnen im Naugarder Zuchthauſe verurtheilt war, wegen jenes Attentats vor die Kölner Aſſiſen geſtellt, in einer zweiſtündigen Vertheidigungsrede eine ſolche zauberiſche Wirkung hervorbrachte, daß nach Verſicherung der katholiſchen Voltshalle der Richter, die Geſchworenen und die Gensdarmen in Thränen zerfloſſen und die an der Thür aufgepflanzte Schildwadhe, wenn Kinfel es ihm geheißen , ihn unangefochten durch die Thür hätte pafſiren laſſen . Seine gewinnende Perſönlichkeit und ſeine, ſeine tiefite Ueberzeugung ausſprechende flammende Rede entwaffnete feine hieſigen Gegner, und es warb am Schluſſe feiner Rede von der Berſamm lung einſtimmig beſchloſſen, dem Revolutionsanlehen beizutreten und, nach dem Beſuche Koſſuth's, für dasſelbe Sammlungen zu veranſtalten. Nach der Verſammlung ward Kinkel zu Freihofer's, wo ſich damals alle ,Achtund vierziger" und die mit ihnen Sympathifirenden faſt allabendlich einfanden , geführt und ward bort noch bis tief in die Nacht hinein , in Revolution" gemacht. Auf unſere Anfrage an Kinkel, weshalb er ſein Meiſterwerk, die Kunſtgeſchichte, nicht vollende, antwortete er mit einem improviſirten Gedicht, deſſen weſentlicher Inhalt der war, daß man in einer Zeit, in der es gelte, die Zwingburgen des Deſpotismus niederzubrechen, ſich nicht mit den Künſten des Friedens befaſſen könne. Wir ſahen, wie beim Vortrage dieſes Gedichts vielen ſchickſalerprobten Männern die Augen feucht wurden . Ueberhaupt hat wohl noch nie Jemand einen ſo magiſchen Einfluß auf die Deutſchen auszuüben vermocht, als wie Gottfried Kinkel, der jeßt von gewiſſer Seite her verdächtigt wird, weil er 1866 gleich Heder und Andern Partei für das Bismard'ſche Einigungswerk nahm. Am 12. März 1852 erließ Kinkel in den deutſchen Zeitungen einen ſpeziellen Aufruf an die deutſchen Frauen Louisville's, ,, an der Erſchaffung der deutſchen Republik

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mitzuarbeiten .“ „,, Treten Treten Sie - rief er ihnen zu -- zu einem Verein zuſam :: men , wählen Sie ſelbſt das beſte Mittel, um eine Summe in Louisville zuſammenzubringen und faufen Sie ſich ins Buch der Geſchichte ein, die es nicht vergeſſen wird, daß im fernen Weſten Amerika's das deutſche Weib ſeiner großen Heimath liebend und helfend gedacht hat.“ Im Auguſt kam auch endlich eine Einigung des Kinkel'ſchen Vereins mit dem Agitationsverein zu Stande. Kinkel und Willich im Namen der Nationalanleihe, und Amand Gögg im Namen des Hevolutionsbundes vereinigten ſich am 11. Auguſt in London dahin, einen einheitlichen Aus ſchuß zur Verwaltung der von beiden Verbindungen aufgebrachten Revolu: tionsgelder zu empfehlen und die Wahl des Aus chuſſes dem Amerikaniſten Revolutionsbunde anheim zu geben. Amand Dögg ſelbſt war kurz nach Kinkel gleichfalls hier eingetroffen und hatte in einer im Courthaus abgehal tenen Maſſenverſammlung in einer Rede für den Agitationsverein zu agiti ren verurſacht. Auf Betreiben des Revolutions -Vereins, der ſeine regelmäßigen Ve .: ſammlungen in der Market -Erchange von Sachtleben abhielt, ſtellte Anfangs Februar das deutſche Mitglied des Rathsmänner-Coleg (common council) den Antrag in einer Sißung desſelben, im Namen der Stadt an Koſſuth und ſein Gefolge eine Einladung zum Beſuche Louisville's zu erlaſſen. Der Antrag ward genehmigt, jedoch im Aldermänner-Colleg verworfen. Nun : mehr ward am 9. Februar eine Verſammlung im Conrthaus ausgeſchrieben und in derſelben der Colonel Preſton und von deutſcher Seite die Herren Tomppert, ſen. , W. Stängel und 3. H. Schröder als Deputation nach Cin : cinnari ernannt, um den dort weilenden Koſſuth hierher einzuladen. Koſſuth nahm die Einladung an und traf am 3. März des Nachts um 1 Uhr mit dem Poſtdampfer Lady Pife von Cincinnati hier ein, vom Colonel Kean und den Kapitänen Knapp und Kern empfangen, und hielt am andern Tage eine engliſche Rede vor dem Courthauſe, am Morgen darauf, wo es regnete, eine zweite engliſche Rede in einem für die Gelegenheit ſchnell hergerichteten Tabaks - Auktionslokal und am Nachmittag gegen Erlegung von einem Dol: lar, für welchen man einen Raſſenſchein der ungariſchen Republik erhielt, in einer amerikaniſchen Kirche eine deutſche Rede an eine zahlreiche deutſche Verſammluug. Wir erinnern uns noch recht gut dieſer Rede, in welcher er ſonnenklar bewies " , daß bald wieder in Europa die Revolution ausbrechen und ,, ſiegen " werde. Er ward von ſämmtlichen deutſchen Milizcompagnien (Scharfſchüßen, Waſhington -Garde, Nationalgarde – Rapt . Schweißer — Dragoner, Garde des Kapt . Pfalzer ), dem Turnverein , dem Unterſtüßungs Verein , dem Jefferſon - Verein, dem Liederkranz, dem Arbeiter- Verein , dem Schweizerverein, dem Revolutions-Verein u . ſ. w . In feierlichem Zuge, als

1.

137 deſſen Chefmarſhal der verſtorbene Notar Konrad Schröder fungirte, nach dem Berſammlungslokale eskortirt. Nach der Abreije Koſſuth's, der hier wie ein Fürſt mit zahlreichem Gefolge, dazu in der ungariſchen Nationaltracht, den Säbel an der Seite aufgetreten und auch von den Deutſchen mit militäriſchem Pomp empfangen worden war, wurden doch in einigen Kreiſen Vergleiche zwiſchen dem pomp haften Auftreten des Magyaren und dem einfachen , vorher nicht auspoſaun ten Erſcheinen des deutſchen Patrioten Rinkel gezogen, und der anglo amerikaniſche hieſige , Courier " widmete dieſem Gegenſtande ſogar einen Leitartikel, in welchem er dem Magyaren alle Eigenſchaften eines demokra tiſchen Republikaners abſprach, dieſelben aber vollſtändig in dem deut den Patrioten anerkannte . Kurz vor dem Erſcheinen dieſer Revolutionäre hatte es eine kleine Revo: lution im Schoße der Bonifaziusgemeinde gegeben. Am 26. Januar erſchien nämlich folgende Bekanntmachung : ,, Im Auftrage des hochwürdigſten Fiſchofs macht der jeßige Vor ſtand der St. Bonifaziuskirche bekannt, daß dem St. Bonifazius: Unter: ſtüßungsverein durchaus nicht mehr geſtattet iſt, ſeine Verſammlungen bei genannter Kirche (im Schulhauſe) zu halten, da der Verein weder ein kirch licher nod, ein katholiſdher iſt. Otto Jair, Pfarrer, Joh. Adam Wöber, Sekretär. – John Peter Spiekermann, Ignaz Dhlmann, Nikolaus Buß, Heinr. Paßlick, Heinr.-Wibben . “ Die Mitglieder des Bonifazius -Unterſtüßungsvereins erließen hierauf eine Erklärung des Inhalts, fie ſeien beim Biſchof verläumdet worden , denn es ſei doch weder unchriſtlich, noch unkatholiſch, einen Friedhof anzukaufen, deſſen Profit urter die der Gemeinde angehörigen Wittwen und Waiſen vers theilt werden ſolle. Viele von unſern Leſern werden gewiß lächeln , wenn wir ihnen mit theilen, daß am Dſtermontage jenes Jahres im Elmtree Garten ein Schei benſchießen „ zum Beſten der unterdrückten Völker Europa's “ ſtattfand: Aber damals hofften und glaubten die meiſten Deutſchen noch, daß in Europa wieder eine Revolution ausbrechen werde und hielten ſie ſich vers pflichtet, in jeder Weiſe den Ausbruch der Revolution fördern zu helfen. Am 5. April jenes Jahres lieferte St. Louis ein Vorſpiel zu dem bluti gen Drama, welches am 5. Auguſt 1855 hier aufgeführt ward. Bei der dortigen Stadtwahl an jenem Tage wurde die meiſtens von Deutſchen bewohnte erſte Ward, nachdem ſie 970 Stimmen für den demokratiſchen Mayors-Candidaten und nur 130 für den derzeitigen Mayor, den Whig Kennet abgegeben , von Rowdies überfallen , Niemeyer's Haus niederge brannt, Xabers Schenkwirthſchaft und Tabaksladen demolirt und noch allers lei Unfug angerichtet.

138 Am fo. März kaufte der deutſche proteſtantiſche Waiſenhausverein, deſſen Präfibent noch immer Theodor Schwarz war, das ſchöne Haus, in welchem ſich gegenwärtig die Waiſenanſtalt befindet, und ward bald darauf der Candidat Hr. I. Schenk als Lehrer der Anſtalt angeſtellt. Im April fand eine Verſammlung, in welcher Frau Schnatterer als Präſidentin und Frau I. Hirſchbühl als Sekretärin fungirte, Behufs Bildung eines Frauen: Vereins des Waiſenhauſes ſtatt, und in einer am 10. Mai abgehaltenen zweiten Verſammlung konſtituirte fich der Frauenverein definitiv durch Erwählung der Frau Louiſe Schnatterer zur Präſidentin, der Frau Julie Simm zur Bizepräſidentin, der Frau Jul a Ķirſdbühl zur Schriftfüherin und der Frau des Apothekers Stein zur Schaßmeiſterin . An freiwilligen Beiträgen gingen in derſelben Verſammlung $107.30 ein. Hatte uns das Jahr 1851 ein ſtehendes deutſdes Theater gebracht, welches bis zur Zeit der Knownothinggreuel florirte, fo brachte uns das Jahr 1852 ein vortreffliches Orcheſter, das zum Theil unter der Direktion des bekannten Volksſchriftſtellers und Novelliſten Dtto Nuppius, zum Theil unter der Direktion von E. Schüß ſtand. Ruppius, der 1850 aus Berlin hatte flüchten müſſen und nach Boſton im Staate Maſſachuſetts gerathen war, erſchien hier plößlich im Frühjahre 1852 mit einem Pianiſten Namens Bernard Plagge. Beide, die keine Ahnung davon hatten , daß hier ein ſtarkes deutſches Element ſei und nicht wußten , daß bereits zwei deutſche Zei: tungen beſtanden , zeigten in den hieſigen engliſchen Zeitungen ein Konzert. von „preußiſden Flüchtlingen“ an, in welchem Ruppius dieV ioline, Plagge Piano ſpielte und Frau Nuppius ſang. Am Tage nach jenem Konzerte, das eben nicht ſtart beſucht war, ſah Ruppius zufällig, als er durch die dritte Straße wandelte, das Schild über der Offizin des damals von uns redigir ten ,, Beobachter am Dhio “ ,trat ſofortin unſer „Sanktum “ und ſprachy fich hocherfreut darüber aus, daß hier eine deutſche Zeitung exiſtire. Er gab nun mit ſeiner Gemahlin und Herrn Plagge - welcher Leştere nicht nur ein faſt alle Inſtrumente ſpielendes muſikaliſches Genie war, ſondern auch ein ſeltenes geſelliges Talent befaß und z. B. die Stimme jeder Perſon, die er einmal gehört, täuſchend nachmachen konnte – mehrere gut beſuchte Konzerte vor einem deutſchen Publikum und machte ſich, da es ihm ſowohl wie Herrn Plagge hier außerordentlich gefiel, daran, im Verein mit Legterem aus den beſten der bereits vorhandenen muſikaliſchen Kräfte, zu denen ſich gerade kurze Zeit vorher eine Anzahl neu eingewanderter ſehr tüchtiger deutſcher Muſiker geſellt hatte, eine „,Muſical Aſſociation“ zu bilden, mit welcher er vom 28 . Mai an auf einem an der zweiten Straße zwiſchen der Walnut- und Cheſt nutſtraße gelegenen , zur Caſpariſchen Waſſerheilanſtalt gehörigen Plaße an zwei Abenden die Woche während des Sommers Promenade > Konzerte gab, die, namentlich von den eingeborenen Ariſtokraten, außerordentlich gut

139 beſucht wurden. Insbeſondere die Blasinſtrumente waren ausgezeichnet befekt. So beſaß dies Orcheſter außer zwei Virtuoſen auf der Poſaune, 6. Büchel und Schüß, vier Hornvirtuoſen , von denen "Einer Namens Sdult, der in Wiesbaden am Theater angeſtellt, 1849 ausgewandert war in dem Glauben , daß es ſeit der Revolution auf lange Jahre um die idöne Künſte, namentlich um Mufit, in Deutſchland geſchehen ſei, eine ſo außerordentliche Virtuoſität beſaß, daß Ruppius einmal gegen uns äußerte , ,, Der Efel ! Wäre der nach Berlin gegangen und hätte ſich bei der Hofoper gemeldet, den hätte man nicht wieder gehen laſſen, und wäre ſein Inſirument noch ſo oft befekt geweſen .“ Wir erinnern uns nody, als wäre es erſt ſeit geſtern , des wahrhaft wilden Entzückens, in das die Amerikaner geriethen, als dieſe vier Hornvirtuoſen eines Abends ein Quartett für Hörner von 6. Kreußer vortrugen. Sie mußten dasſelbe drei Mal hinter einander blaren . Einer derſelben, ein Meißner, deſſen Namen uns entfallen iſt, eridoß ſich im Herbſt jenes Jahres im City -Hotel, weil ſein: Frau fich nicht mit ihm vertragen konnte und andere Männer ihm vorzog. Aus dieſer „Muſical Union " zweigte ſich wieder ein Theil, der aber noch immer aus zwanzig Mann beſtand, ab und gab unter dem Namen „ Union Bande “ unter der Direktion von E. Schüß anfangs im Elmtree Garten und ſpäter im Woodlandgarten jeden Sonntagnachmittag ein öffentliches Konzert, ſpielte auch bei Leichenbe gängniſſen und öffentlichen Aufzügen. Am 23. Auguſt gab die Muſical Aſſociation ein Konzert unter Mitwir: kung der Frau Renkel, die am 13. Juli zum erſten Male in Boßow's Thea ter hier auftrat, und des Sdauſpielers Adlersberg auf dem erwähnten Plaße. E. Büchel trug ein Solo für die Poſaune von Sachſe vor, Frau Kenkel die Gnadenarie aus Robert und das Lied „ Von meinen Bergen muß ich ſcheiden ," mit Waldhornbegleitung von E. Schüß, 3. Fröhling brillante Variationen für Flöte von Böhm, E. Schüß Variationen für Cornet a Piſton von Suppe, E. Schüß ein Waldhornſolo und Adlersberg das Melo: drama „ Der tolle Muſikant“, Text von Löwe, Muſik von Prach. Aus dieſem Programm, das wir nur theilweiſe mittheilen, kann man zur Genüge erſehen, welche reichen muſikaliſchen Genüſſe dem Siefigen Publis kum damals geboten wurden. Am 17. Juni gab die Muſical Aſſociation im Verein mit dem Liederkranz, der ſeit Mai in dem Saale des von Bott übernommenen Sachtleben'ſchen Wirthſchaftslokales hielt, ein Konzert zum Beſten des deutſchen proteſtantiſchen Waiſenhauſes. Leider erfreute ſich Louisville dieſes vortrefflichen Orcheſters, wie es nie wieder ein ſo gut disziplinirtes gehabt, nicht ſehr lange. Mit der Zeit verließ ein Mitglied der ,, Union Bande" nach dem andern unſere Stadt, indem es ihnen hier an Gelegenheit zu reichem Verdienſt fehlte, und ſo mußte denn auch die Aſſociation " zulegt von ſelbſt eingehen . Einer der Flötiſten derſelben, „ Muſical*18

140 ein wahrer Virtuos auf ſeinem Inſtrumente, ein bieberer Weſtfale Namens Fröhling, iſt gegenwärtig einer der reichſten Weinbergbeſißer Californiens . Plagge ward für ein Inſtitut in New: Albany als Muſiker engagirt, iſt aber ſeit achtzehn Jahren ſpurlos verſchwunden. Ruppius blieb noch eine Zeit: lang als Muſiklehrer hier und hatte vollauf zu thun , verfeindete ſich aber bei der Unverträglichkeit ſeines Charakters und bei ſeiner Neigung zum Trunke bald mit mehreren angeſehenen amerikaniſchen Familien, ging nach Milwaukee, wo er den „ Hahn “ herausgab und kehrte Ende der fünfziger Jahre nach Berlin zurüd, wo er einige Jahre darauf im beſten Mannes alter ſtarb . Derſelbe Plaß, auf welchem die Promenade - Conzerte gegeben wurden , diente auch als Turnplaß für die amerikaniſche Jugend. Der unei gennüßige Beſißer des Plaßes, der Dr. Caſpari, der denſelben unentgeltlich für jene Konzerte hergab, gab ihn auch als Turnplat her. Am 20. Mai fand die Einweihung desſelben als Turnplag ſtatt und hatte ſich der deutſche Turnverein in corpore dabei eingefunden .

Die Arbeiter Aſſociation gedieh in dieſem Jahre ſo weit, daß ſie eine eigene , Arbeiter-Halle" , an der Marktſtraße, zwiſchen der erſten und zweiten Straße, beſaß. Ende Mai eröffnete R. Dollmätſch , ein erſt vor Kur zem angelangter badiſcher Flüchtling, der ſich als „ Architekt, Ingenieur und Geometer" ankündigte, in derſelben eine Sonntagsſchule, in der er haupt fächlich im Zeichnen Unterricht ertheilte. Im Juni war er auch nach dem Abgange von R. Scheidt einige Tage lang Redakteur des Anzeigers, länger als einige Tage hielt es aber der Eigenthümer mit ihm, der ein ganz tüchti ger : Ingenteur, aber ein Menſch von den verſchrobenſten Ideen und ein gewaltiger Krakehler war, nicht aus. Eine intereſſante Epiſode aus dem Monat Juni bildete eine Verſchwö: ruug unſerer Schenkwirthe gegen den ,, Beobachter am Dhio ". Die Eigen thümer des Leşteren hatten das unerhörte Verbrechen begangen, ſich einer Privatgeſellſchaft anzuſchließen , welche in einem an der dritten Straße, der jebigen Offizin des ,, Volksblatt " gegenüber gelegenen Lokal, an gewiſſen Abenden zuſammenzukommen und zu debattiren pflegte. Der Miether jenes Lokals , der eine Reſtauration in demſelben eingerichtet hatte, ein Herr Schäfer, der ſpäter von hier nach Cincinnati ging und dort als Daguerep typiſt fungirte und vor zwei Jahren ſich erſchoß, beſaß aber nicht wie jene Schankwirthe eine Scanklizens, die er als Befißer eines bloßen Privat Clublokals nicht für nothwendig hielt . In dem Beſuche eines unlizenſirten Schanklokals erblidten jene Wirthe einen Eingriff in ihre Rechte und da ſie dem Wirth nicht beizukommen vermochten, verſchworen ſie ſich gegen diejenigen Gäſte, denen beizukommen war und ſuchyten ſämmtliche Wirthe der Stadt zu veranlaſſen, den „ Beobachter" abzubeſtellen, weil deſſen Wirth

141 nicht gleich ihnen für eine Lizens bezahlt hatte. Während des Sängerfeſtes im Jahre 1850 hatten mehrere Wirthe eine ähnliche Verſchwörung gegen den Liederkranz angezettelt, weil derſelbe auf dem Feſtballe auf eigene Rech nung Getränke verkaufte. Bei dem großen Einfluſſe, den damals noch die Schankwirthe beſaßen, hätte die Verſchwörung gegen den „ Beobachter“ den ſelben gefährlich werden können, wenn nicht ein Bürger, der Teppichweber Herr Sinclair, die Sache gütlich beigelegt hätte. Wir erwähnen dieſes Vorfalles hier nur, um zu zeigen, wie dieſelben Leute, welche aus Deutſchland auswanderten, weil ſie über Mißbrauch der ,, Gewalt" zu klagen hatten, hier nur zu häufig ſich deſſelben Fehlers ſchuldig machen, der ihnen die Heimath verleidete. Anfangs Juni hatten die Deutſchen auch Gelegenheit, wieder ihren mildthätigen Sinn zu beweiſen. Am vierten Juni landete nämlich der St. Louiſer Dämpfer Midas mit Auswanderern aus der Gegend von Bretten in Baden, welche jener Tämpfer von New -Orleans nach Cincinnati, New Albany und Louisville bringen ſollte, bei New -Albany . Der Dämpfer hatte die armen Auswanderer wie die Häringe im Verdeck zuſammengepakt. 40 waren unterwegs geſtorben und Viele ſtarben noch kurz nach der Landung vor New -Albany . Die hieſigen Deutſchen thaten für die Armen , was in ihren Kräften ſtand. In demſelben Monat, am 28. Juni, fand auf der Farm von Stein und Zink ein großartiges Turnfeſt ſtatt. Dem Zuge zum Feſtplate voran mar ſchirte die ,, Union-Rande", hinter ihr die Nationalgarde - Legion unter dem Kapitän Schweißer, Cincinnatier und hieſige Turner, der Liederkranz, die Scharfſchüßen unter Kapitän Hilger. Jedem Cincinnatier Turner wurde bei der Rückfahrt nady Cincinnati ein Blumenſtrauß von den ,, Turnſchwe ſtern “ überreicht. Da in jenem Jahre das Feſt der Unabhängigkeitserklärung, der Vierte Juli, auf einen Sonntag fiel, und deshalb wegen der unter den Amerikanern herrſchenden altteſtamentariſch -puritaniſch - finſtern Anſichten über den „ Tag des Herrn " die Feier auf den Montag verlegt ward, ſo beſchloß ein Theil der Deutſchen , den Amerikanern zum Troß den Vierten am Vierten zu feiern . Am Abend des 1. Juli fand eine zahlreich beſuchte deutſche Maſſenverſamm lung ſtatt, in welcher nach einer die amerikaniſche Sonntagsmuđerei geißeln den Rede von Wilhelm Stängel beſchloſſen ward, am Sonntag den Vierten Juli einen Zug nach Peter Hartmann in Preſton's Woods zu veranſtalten und dort den Tag gebührend zu feiern . Dieſes Vorgehen von den Deutſchen ward natürlich von den Amerikanern ſehr übel vermerkt und im „ Journal" und „ Courier " zu nativiſtiſchen Angriffen auf die Deutſchen benußt.

142 Am 3. Juli ſtarb in New -York Herr Lindenheim , mit Ettlinger der Begründer der gegenwärtig von den Herrn v. Borries und Becurts betrie benen Tuchhandlung. Am 18. Juli fand die Einweihung der an der Clayſtraße zwiſchen der Jefferſon- und Greenſtraße gelegenen ,, Deutſch - Evangeliſchen Kirche" ſtatt. An demſelben Tage, einem Sonntage, ging auch die Einweihung des dentichen proteſtantiſchen Waiſenhauſes vor ſich. Herr Theodor Schwarg eröffnete die Feier mit einer einleitenden Rede, und nach ihm ſprachen der Pfarrer Badewerber, der episkopaliſtiſche Biſchof Smith und zulegt der Pfarrer Judt über den hohen Zwed der Anſtalt. Herr Schwarß theilte hierauf in engliſcher und deutſcher Sprache in einem kurzen Abriß mit, was bereits geſchehen ſei, und ſchloß der Reverend Zion die Feier mit einer eng liſchen Rede . Der Ertrag des am 17. Juni von der Muſical Union und dem Liederkranz gegebenen Konzerts nebſt einer vorgenommenen Kollekte hatten $ 1,200 für Teckung des Kaufſchillings eingebracht und eine nach der Einweihung vorgenommene Kollekte brachte noch $ 25.75 ein. tember ward mit der Anſtalt eine Koſtichule verbunden .

Vom 1. Sep

Um jene Zeit begannen bereits Mißhelligkeiten im Schoße der eben erſt entſtandenen Arbeitervereine auszubrechen. Die nach dem Cooperativ Syſtem gebildete Schreiner -Aſſociation löſte ſich im Juli auf und verkaufte die der ' elben gehörenden Möbel. Auch der „, Theaterfriede" ward bald geſtört. Am 31. Juli eröffnete Frau Thielemann mit Kunz aus Indianapolis, (Vater und Tochter) Herrn und Frau Schleſinger, Herrn Hafner und einigen Dilettanten ein Theater in der Waſhington -Halle, während Bökow mit Frau Kenkel, Hrn. Adlers berg u. A. in der Apollo - Halle ſpielte. Natürlich ſchadeten die zwei Theater einander nur. Das Oppoſitions- Theater in der Waſhington -Halle hielt ſich übrigens nicht lange und Bökow hatte bald wieder das Reich allein. Am 15. Auguſt trat Herr Theodor Dietſch, ein fächſiſcher Flüchtling, die Redaktion des ,, Anzeiger“ an . Schon vier Tage darauf erſchien eine auf Aktien von einer Anzahl Ratholiken gegründete, von Herrn Neumann redigirte, tägliche deutídye Zeitung unter dem Titel , Der Adler ", der den ,,deſtruktiven Tendenzen“ der Achtundvierziger und der mit ihnen Sympa thiſtrenden entgegenwirken ſollte. Derſelbe ging aber ſchon nach einem Jahre wieder ein . Auf dem Ende September in Cincinnati abgehaltenen Turnfeſte erhielt der Turner Wilhelm Vogt von hier den erſten Preis dafür, daß er einen Salto mortale rückwärts vom Schwingel machte und am Red dreizehn Mal hintereinander die Rieſenwelle ſchlug.

143 Am 11. Oktober veranſtaltete der deutſch - proteſtantiſche Waiſenhaus Verein eine, eine Woche dauernde Ausſtellung, die einen nahmhaften Ertrag lieferte und an der fich Deutſche und Amerikaner ohne Unterſchied der Kons feſſion betheiligten. Auch der damalige Staats-Gouverneur Herr Powell, beſuchte die Ausſtellung. Als ihm durch die von jungen Mädchen verſehene „ Poſtanſtalt“ ein Brief überreicht ward, händigte er den ſchönen Poſtmeiſte rinnen eine Fünfdollarnote ein , ohne den Ueberſchuß - ein Brief koſtete in der Regel 25 Cents — zurückzuverlangen und - zu erhalten. Der vollſte Beutel konnte auf jener Ausſtellung leer werden . Am Sonntag den 17. Dktober zog der Stephanus-Friedhofverein als am Jahrestage, wo die erſte Leidse auf dem verpönten Friedhofe beerdigt worden, in Prozeſſion mit Muſik dorthin , wo Denner , Emig u . Andere Reden hielten. Der Verein zählte bereits 140 Mitglieder. Im ſelben Monat erhielt der Schlöſſerfabrikant Herr Harig ein Patent für ein von ihm erfundenes ſinnreiches Combinationsſchloß an eiſernen Geldſpinden zur Sicherung gegen Diebe. In der Nacht vom 31. jenes Monats fiel auch ein Deutſcher als Opfer der Verfolgung von Sklavereifanatikern. Jener Deutſche, ein Chemiker Namens Dewald von König, der aus dem Innern des Staates hier anges kommen und im Bullitſtreet-Haus abgeſtiegen war, ſchnitt ſich in der erwähn ten Nacht in Hals und Arme und ſtürzte ſich dann aus einem Fenſter des dritten Stocs auf das Straßenpflaſter hinab. In ſeinem Zimmer fand man ein Schreiben an Allen A. Burton in Lancaſter, Ky ., worin er denſel : ben erſucht, ſeine Verwandten von ſeinem Ableben zu benadjrichtigen. Der Schluß des Schreibens lautet : „Meine Brüder und meine Schweſtern find die einzigen Erben. Geſchrieben im Dunkeln in meinem Schlafzimmer. Ich bin beſchuldigt, Freiheit der Neger zu predigen . Ich bin unſchuldig ." Nach dieſer Schlußſtelle muß man annehmen, daß der Unglüdliche in den damals in gewiſſen Dertlichkeiten in den Südſtaaten ſehr gefährlichen Verdacht, ein Abolitioniſt zu ſein gerathen war und dieſerhalb ver folgt ward und vor ſeinen Verfolgern hierher entfloh. Entweder hielt er ſich nun, aus Unkenntniß der Verhältniſſe auch hier nicht ſicher oder aber die Verfolgungen, die er erlitten, waren der Art geweſen, daß ſie feinen Geiſt umnachtet hatten. Der Monat Dktober war auch noch inſofern von Intereſſe für die deutſche Bevölkerung, als in demſelben der „ Beochachter am Dhio“ an den Wirth John I. Felker verkauft ward, der das bisher ziemlich unabhängige Blatt in ein Drgan der Whigpartei verwandelte. Der Verkauf des Beobachters an Felker, der ganz im Geheimen verhandelt worden war und einem Theile der deutſchen Bevölkerung ſehr unerwünſcht fam , fiel gerade in eine Zeit, als die Abonnentenzahl desſelben mit jedem Tage zunahm.

Aber

144 unſer Partner Herr Hock, der uns überredet hatte, in Gemeinſchaft mit ihm den ,, Beobachter " anzukaufen, hatte während der kurzen Zeit unſerer Theil haberſchaft ſo übel gewirthſchaftet, daß nichts Anderes übrig blieb. So • hatte er z. B., obgleich er ſich für einen praktiſchen Drucker ausgab, von einem betrügeriſchen Irländer, der ein wenig geleſenes Sonntagblättchen herausgab eine Cylinderpreſſe für $500 aufichwäßen laſſen , die gar nicht gebraucht werden konnte und deren Werth fich faktiſch auf nicht mehr als ihren Werth in altem Eiſen belief ; außerdem hatte er in der Lettergießerei zu Cincinnati flott darauf losgekauft und als Zahlung Wechſel auf drei Monate ausgeſtellt, ohne zu berechnen, ob das Geſchäft ſolche ſchweren Ausgaben binnen ſo kurzen Friſt tragen könne. Wir ſelbſt reiſten bald darauf nady Dayton, wo wir die Redaktion des dortigen , Journal“ übernahmen , um nach einiger Zeit über Cincinnati nach unſerm geliebten Louisville zurück zukehren . Im November erſchien die Frau Mathilde Franziska Anneke , die mit ihrem Gemahl, einem ſeiner republikaniſchen Geſinnungen wegen durch eine ehrengerichtliche Entſcheidung aus dem Offiziersſtande ausgeſtoßenen preußiſchen Artillerieoffizier, den revolutionären Feldzug in der Rheinpfalz als Adjutantin ihres Gemahls mitgemacht und von demſelben oft mitten im dichteſten Kugelregen zu Pferde mit Depeſchen abgeſandt ward, hier in Louisville und hielt am 23. und am Sonntag den 28. Nove:nber in der Waſhington Halle Vorträge über die Emanzipation der Frauen. Frau Anneke, — deren Gemahl, der während des Bürgerkriegs Oberſt ward, aber wegen ſeiner Gewandtheit und offenen Bekämpfung jedes Humbugs fic viele Feinde unter amerikaniſchen und deutſchen „politiſchen" Dffizieren " machte, bekanntlich im verfloſſenen Winter auf eine elendigliche Weiſe um's Leben kam , indem er in Chicago auf dem Heimwege vom Beſuche einer ver : heiratheten Tochter in ein offenes Kellerloch ſtürzte und das Genic brach wird, wie ſie von Milwaukie, wo ſie einem Penſionat vorſteht, an uns ſchreibt, höchſt wahrſcheinlich Ende November hier eintreffen und abermals einen Vortrag über Frauenemanzipation halten. Das Ende des Jahres ſah auch noch eine dritte tägliche Zeitung ent ſtehen , die am 28. Dezember zum erſten Male erſcheinende, von mehreren 11 Seßern in der Offizin des „Beobachters" herausgegebene „ Freie Zeitung, deren Motto : „Freien Boden , Freie Arbeit, Freie Bildung, Freie Menſchen " war. Dieſe „ Freie Zeitung" beſtand aber nur ſehr kurze Zeit. Der , Freimännerverein ", deſſen zu Eingang des Jahres 1852 erwähnt ward, entſtand bereits im Frühjahr. Der erſte Präſident desſelben war Herr Julius Vordtriede, ein ſehr tüchtiger Philolog, der auch der erſte Lehrer an der Freien Bürgerſchule ward, der erſte Sekretär des Vereins war unſere Wenigkeit. Jeden Sonntagmorgen kam der Verein im Saale der Sacht

145 leben'ſchen Wirthſchaft zuſammen, wo hauptſächlich Fragen aus dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften, an denen vorzugsweiſe der Apotheker Stein ein reges Intereſſe nahm , verhandelt wurden . Der Grund zu der Freien Bürgerſchule oder, wie ihr offizieller Name lautet : ,, Deutſch-Amerikaniſche Bürgerſdule" ward in einer am 26. März im Sachtleben'ichen Saale abgehaltenen Verſammlung, in der man ſich über die Gründung einer fonfeſſionsloſen deutſchen Schule einigte, gelegt. Die Schule beſtand und florirte bis zum Jahre 1863. 136 Bürger bildeten einen Schulverein , der im Jahre 1854 bereits 245 Mitglieder zählte, von denen Mehrere der Schweſterſtadt Jefferſonville angehörten, die ihre Kinder täglich über den Fluß zur Scule hinüberſchicten. Im Jahre 1854 zählte der Verein drei Schulen , in denen von vier Lehrern und einer Lehrerin 216 Kinder Unterricht erhielten . Die Mutterſchule in der Floydſtraße ſtand unter Vordtriebe, Huft und der Lehrerin Braun . Ihr folgte eine Zweigichule in 9. Straße unter dem Pfäfflin , und Ende April 1854 in Butchertown eine zweite unter dem Lehrer Knapp. Als Vordtriede die Redaktion des ,, Toledo Erpreß“ antrat, kamen die Lehrer Wilhelm Müller und Heinrich Knöfel und zulegt Funke und Siebel an die Mutterſchule. Das Schulgeld für Mitglieder des Vereins betrug monatlich für ein Kind 75 Cents und für jedes nachfolgende 50 Cents, Nichtmitglieder zahlten $ 1.25 und $ 1 . Im Jahre 1853 betrugen die Ausgaben des Vereins $ 1,600, die ſich im folgen den Jahre auf $2,600 erhöhten und von denen an $ 2,000 für Lehrergehalte und $ 490 für Miethe der Gebäude verausgabt wurden. Wir dürfen übrigens vom Jahre 1852 nicht Abichied nehmen, ohne der Ankunft der muſikaliſchen Familie 3 öller aus Prozellen in Unterfranken zu erwähnen , die ſo außerordentlich viel zur Hebung der Muſik unſerer Stadt beigetragen hat. Der Vater, Caſpar Joſeph, ein höchſt gemüthlicher und biederer Mann, der ausgezeichnet Cello und Bratſche ſpielte, traf im Sommer, hier ein. Ihm folgten im Herbſt die Söhne Georg und Anton, Erſterer ein Pianiſt und Organiſt, wie es Wenige gibt, lekterer ein Violin virtuos . Die Brüder Ernſt, der Pianovirtuos, und Eduard, folgten mit der Mutter nach, und zuleßt kam der Celliſt Mar im Jahre 1855. Der Vater ſo wie der Bioliniſt Anton ſind bereits tobt, die Andern aber leben noch alle. Ohne die Gebrüder Zöller war hier lange fein Konzert denkbar und auch heute noch ſind ſie faſt in jedem Konzerte unentbehrlich. Unermüdlich in ſeinem Wirken iſt der älteſte der noch lebenden Brüder, der Pianiſt Georg, und man wendet ſich nie vergebens an ihn, wenn man ihn erſucht, in irgend einem Konzerte für einen mildthätigen Zweck mitzuwirken. In der Beglei tung auf dem Piano ift er unübertrefflich und verſicherte uns einſt ein in Berlin ausgebildeter Violiniſt, daß er in jener großen Stadt Reinen wüßte, der beſſer zu begleiten verſtände. Anton war lange der Dirigent des Thea

146 terorcheſters, das unter ſeiner Leitung Bortreffliches leiſtete. muſikaliſchen Familie wird noch öfter die Rede ſein .

Bon dieſer

Das Jahr 1853 . Hatte das freiſinnige Element unter den Deutſchen im vorhergehenden Jahre Arbeitervereine, einen Revolutionsverein, einen Freimännerverein und eine Freie Schule gegründet, ſo fühlte er ſich in dieſem Jahre ſo weit erſtarkt, eine eigene Partei und ein eigenes Drgan zu gründen, nachdem es auf den in die Hände der Whigs übergegangenen „ Beobachter “ nicht mehr rechnen konnte. Ueber die Gründung des neuen Blattes und die Redaktion desſelben durch Fenner von Fenneberg, einem politiſchen Flüchtling und ehemaligen öſterreichiſchen Offizier ſchreibt C. Bürgeler, der damals den „Beochachter“ redigirte und nebenbei als Schauſpieler auftrat, im ,, Deutſchen Pionier" : „ Man fing an , ſich nach einem Herausgeber für die zu gründende Zei tung umzuſehen . Die Wahl fiel auf einen deutſchen Biedermann , Herrn Hollocher, welcher ſich mit ſauerem Schweiß in Californien einige Tau ſende Dollars verdient und nach Louisville zurückgekehrt, am Dbermarkt als Schankwirth etablirt hatte. Mit verlodenden Farben wurde ihm daé Ver dienſtliche und Erhabene geſchildert, Herausgeber einer freiſinnigen Zeitung zu ſein . Der gute aber in dieſem Falle eben nicht ſehr kluge Hillocher biß in den verführeriſchen Apfel. Ady, die Erkenntniß ſollte ihm nur zu bald kommen . Preſſe und Typen wurden gekauft und von Cincinnati ein Redak: teur in der Perſon des Herrn Fenner von Fenneberg verſdırieben , trobtem daß ihn der damalige Herausgeber des Cincinnati deutichen Republikaners, Dr. C. Schmidt, eindringlich gegen das Unternehmen gewarnt hatte. 2n der dritten und Marktfiraße wurde die Offizin eingerichtet und eines ſchönen Morgens wurde Louisville mit der erſten Nummer des „ Herold des Weſtens " — Hollocher, Eigenthümer - F. von Fennekerger, Redakteur beglückt. Louisville hatte ſomit drei tägliche deutſche Zeitungen : den demokra tiſchen Anzeiger, den whigiſtiſchen Beobachter am Ohio und den Herold des Weſtens. Alle drei Blätter kämpften und bekämpften ſich ritterlich . Das Publikum hatte von dieſen geiſtigen Tournieren den Genuß , die Redak: teure die Arbeit und die Herausgeber das Geldzulegen. Im Beobachter war in der Regel Schmalhans Küchenmeiſter, wovon die jeßt in Cincinnati lebenden Herrn Guſtav Hof, derzeit Eigenthümer des Cincinnatier Boltsblatts , der damals eine Zeitlang das nicht erquidliche Geſchäft betrieb, die Außenſtände einzutreiben, und Herr Kleinöhle von Firma Wernert und Göttheim, der forgfältig das Soll und Haben ,, Beobachter" abwog, ein Liedchen zu ſingen wiſſen. Felfer war aber prinzipienfeſter Whig und rettete ſtets die Ehre ſeines Blattes mit Caſh,

der des ein bis

er gegen Anfang des Jahres 1855 ſich ſelbſt ſo ziemlich ausge-,,caſht“ hatte

147 und das Blatt an Karl Dörn verkaufte, unter dem es als „ unabhängiges Blatt“ ſchon nach einigen Monaten ſelig entſchlief. Fenneberg machte es ſich ſehr leicht mit ſeinem Herold und mancher alte Bürger Louisville's erinnert ſich wohl noch lächelnd der klaſſiſchen Altane in der dritten Straße, welche ſich in der Front des Gebäudes befand, worin der

Herold von Herrn Fenneberger redigirt wurde . Jeden Morgen zwiſchen 9 und 11 Uhr, gerade zu der Zeit, wo in der gegenüberliegenden Reſtauration des Herrn Bauer die „Intelligenz“ Louisville's fich verſammelte, um ſich an bem delikaten Lunche der Mutter Bauer“ für neue geiſtige Kämpfe zu ſtärken, ſah man auf dieſer klaſſiſchen Altane in einem Wuſt von Tauſch blättern Herrn Fenner von Fenneberg in Hemdsärmeln – denn es war Sommer – und mit einer großen Scheere bewaffnet, fißen und die ihm beliebenden Artikel mit gränzenloſer Grauſamkeit aus den Blättern aus Nord und Süd , Weſt und Oſt, herausſchneiden. Dieſe Redaktion quafi auf offener Straße erregte allgemeine Aufmerkjamkeit und noch größere Heiter: keit in der gegenüberliegenden Reſtauration. Nun, Fenneberger ſchrieb, wenn er wollte, tüchtige Leitartikel für das Blatt und donnerte nach allen Seiten zu Gunſten der Liberaliſſimi, die Nonchalance aber, mit welcher er die übrige Arbeit der Redaktion beſorgte, war ſo urkomiſch, daß ſie bald das Stadtgeſpräch wurde und auch , natürlich mit in Schalkheit getauchten Refe raten dem biedern ,,Eigenthümer " Hollocher zu Dhren kam . war ein tragikomiſcher Schluß :

Die Folge davon

Eines Morgens fißt, wie gewöhnlich, Fenneberg auf der Altane und ſchneidet nach Herzensluſt die gedruckte Weisheit ſeiner Kollegen aus. Da erſcheint plößlich die kleine unterſeşte Geſtalt Hollocher's auf der Altane, auf der Naſe die große meſſingene Brille, unter dem linken Arm einen Bündel Makulatur-Zeitungen, die rechte bewaffnet mit einer großen Scheere, und feßt ſich ohne Weiteres auf die Altane neben Herrn Fenner von Fenneberg urd fängt an, nach Herzensluſt mit ſeiner Scheere in den Eingeweiden der alten Zeitungen zu wühlen . Herr ! was machen Sie da ? ", fragt Fenne berger verblüfft. ,,, Na ſähen Se," " erw edert trocken Follocher, indem er die große Bride auf die Stirn ſchiebt und Fenneberg pfiffig anſieht ,,,ich will doch a mal jähe, ob ich nicht eine Zeitung red.reichire kann ! " Bom Stuhl aufſpringen , Hollocher beim Arm faſſen und ihn in das Sanktum hineinſd leppen , war das Werk eines Augenblicks. Und was da drinnen in der geheiligten Tiefe vorging, das haben nicht einmal die Druckerteufel erfahren . So viel iſt aber gewiß , daß keine zwanzig Minuten ſpäter Hollo cher aſchgrau vor Zorn bei einem ſeiner Bekannten erſchien und ihn fragte : ,,Sie ! Sie finn ja ooch a Rebraktör, ſagen Sie mir offenherzig, hat der Redraktör das Recht, den „ Proprietor“ aus ſeiner eigenen Office hinauszu werfen ? “ Ueber die ausführliche Antwort, die dem hinausgeworfenen *19

148 „ Proprietor“ zu Theil wurde, wiſſen wir nichts Genaueres, ſo viel aber iſt gewiß, daß vierzehn Tage ſpäter Fenneberg dem ritterlichen Herold den Rüden kehrte." Fenneberg trat am 24. Juli von der Redaktion des Herold zurüd . Nach ihm redigirte Herr Kompe denſelben , ein Doktrinär, bem feine Bekannten den Beinamen Staatshämmoridarius beilegten und der in Freifinn und Nationalökonomie" machte, deſſen doftionäre Artikel ſo wenig nach dem Geſchmad der tonangebenden Liberalen waren , daß ſie Hollocher veranlaßten, in Unterhandlungen mit dem Jupiter tonans Karl Heinzen ſelbſt zu treten , deſſen Felſenherz ſich denn auch erweichen ließ, die Redaktion des Herold zu übernehmen , falls man ihm Bernard Domſchke als Gehülfe- Kedakteur beigebe. Wir haben die Gründung eines radikalen deutſchen Drgans in unſerem Bericht über das Jahr 1853 obenan geſtellt, weil ſie, auch in ihren ſpätern Folgen, wie wir ſehen werden, weitaus das wichtigſte Ereigniß für das hieſige deutſche Element war. Sehen wir jeßt, was ſich ſonſt noch von Wich tigkeit oder beſonderem Intereſſe ereignete : Die Arbeiterführer entwickelten eine ungemeine Thätigkeit. Auf den 4. Juni ſchrieben ſie eine Verſammlung in der Union -Halle aus, zu dem Zweđe, „die Mittel und Wege zu berathen , die Proletarier als Klaſje zu vereinigen , um dadurch ihre politiſche und ſoziale Stellung zu erringen ." In jener Verſammlung wurden die Herrn Roſiol, Start, Frid , Fenneberg und Braunmüller mit der Ausarbeitung eines „ Organiſationsplanes " beauftragt.

Dieſelben entwarfen einen ganz hübſch lautenden Drganija:

tionsplan, der auch angenommen ward, aber —in der Praxis nie zur Auss führung kam . Einen beſſeren Erfolg hatte eine am 10. Juni abgehaltene Verſamm lung der Turngemeinde, in der beſchloſſen ward, eine Bauſtelle zu kaufen und darauf eine Turnhalle zu bauen, zuſammen für 7,000 Dollars, das Rapital durch 6prozentige Aktien von 5, 10 und 25 Dollars zuſammenzu bringen. Es ward noch in derſelben Verſammlung ein mit Sammlungen von Aktienzeichnungen betrautes Comite erwählt, beſtehend aus den Herrn Albert Jüngſt, Jakob Krieger, Wilhelm Vogt, Theodor Dietſch, Herman Conrad, Georg Quaſt, Wilhelm Denhard, Joſeph Roſenzweig, Louis Grün baum , Wilhelm Adams, Heinrich Brenner, Albert Schmidtberger, Heinrich Miller, Mendell Kaufmann und Karl Franke. Das Comite machte fidh mit Eifer an's Werk und ſeine Bemühungen wurden von Erfolg gekrönt. Am 10. Januar warb zuerſt die Liſte der täglich für die Deutſchen unſerer Stadt, welche keine eigenen Briefbehälter beſaßen, auf der Poſt ange langten Briefe veröffentlicht, ein beſonderer Schalter für deutſche Briefe ein : richtet und ein deutſcher Poſtſekretär angeſtellt.

149 Um 9. Januar erſchoß ſich der Sohn des Milchereibeſißers Wendel Cloß zufällig auf der Jagd. Am 15. Januar brannte die Baumwollfabrik des Hrn. Schwing an der Mainſtraße ab. Dieſelbe war für $ 18,000 verſichert. Am 30. Januar, einem Samſtag, rotteten ſich in Lagrange, wohin der Mörder Howard gebracht worden war, der am 5. Februar hingerichtet wer den ſollte, iriſche Eiſenbahnarbeiter zuſammen, rückten vor das Gefängniß, das in Folge der Beſtechung des Schließers völlig unbewacht war und befreiten Howard, der ſeitdem nicht mehr geſehen worden. Die Nachricht hiervon rief große Aufregung unter den hieſigen Deutſchen hervor. Der Schließer ward zur Unterſuchung gezogen. Am 20. und 21. Februar hielt Haſſaurek von Cincinnati in der Apollo Halle gut beſuchte Vorträge über die Uebergriffe des Pfaffenthums in's politiſche und ſoziale Leben ", ſowie über ſoziale Reform . Am 9. April fand im Courthauſe eine Verſammlung der Handwerker ſtatt, in der beſchloſſen ward, daß vom 18. April an der niedrigſte Lohn der in Eifengießereien Arbeitenden ein Dollar täglich, der Lohn der Maurer, Steinſeßer, Pflaſterer, überhaupt aller im Freien Arbeitenden $ 1.25 ſein folle. Die Steinhauer drangen mit ihrer Forderung durch. Am 2. April tauchte hier ein Landauer Gauner Namens Schneider auf, der ſid für einen Bruder des Generals Bem ausgab, aber bald von einem Bekannten entlarvt ward . Am Sonntag den 24. April brangen amerikaniſche Rowdies , darunter der wohlhabende Fleiſcher Kennedy, in den Woodland- Garten und ſdzimpften auf die Deutſchen, wurden aber von Turnern und einigen andern Deutſchen mit einer tüchtigen Tracht Prügel heimgeſchickt. Das Whigblatt ,, Courier " machte daraus einen „ unprovizirten Angriff von 40 bis 50 Deutſchen auf ein paar harmloſe Amerikaner . " Am Sonntag den 1. Mai feierten die hieſigen Turner mit den Mit gliedern des eben in New - Albany gebildeten Turnvereins auf Frank's Farm ein Berbrüderungsfeſt, welchem auch Auguſt Willich beiwohnte. Dieſer ward hier ſehr fetirt. Der hieſige Turnverein bewillkommnete ihn in ſeiner Sißung vom 4. Mai mit Geſang und Hochrufen. Am leßten Tage ſeines Hierſeins ward ihm im Woodlandgarten eine kleine Fete gegeben, an der Turner, Arbeiter und Bürger fich betheiligten.

Am 9. Mai gab die auf einer Kunſtreiſe begriffene ,,Germania - Geſell chaft“ hier ihr erſtes Konzert, in welchem als Soliſten der Pianiſt Alfred Joel und die dreizehnjährige Violinſpielerin Camillo Urſo auftraten . Das Orcheſter der Germania introduzirte hier zuerſt die Ouverture zum Tann häuſer.

150 Am 29., 30. und 31. Mai ward auf der Farin von Stein und Zink das , Turnfeſt für den Weſten Nordamerika's " abgehalten. Turner von Cincinnati, Madiſon, New -Albany nahmen an demſelben Theil . Am Mon tag hielten der Turner Jüngſt und die Redakteure Dietſch und Fenneberg Feſtreden . Von den hieſigen Turnern erhielten Ehret den 7. Preis, Rumer den 11., Denhardt, den 13. , Roſenzweig ten 17., Rum den 18. Die Ein nahme auf dem Fent -Picnic (zu dem der Eintritt 10 Cents betrug) betrug $ 350.40 und die Einnahme auf dem Balle $ 65. Der Deſpotismus der öſterreichiſchen Regierung, welche zu Anfang jenes Jahres alle Teſſiner aus der Lombardei vertrieb, hatte die hieſigen Schweizer und Deutſchen zu Sammlungen für die armen Vertriebenen ver anlaßt und am 13. Juni erhielt der Schweizer Konſul Herr Zulauf, J. Keen German als Stellvertreter des Schweizer Bundeskanzler, ein Dankſchreiben für die zu Gunſten derſelben von hier überſandten Gelder . Am 11. Juli fand hier zuerſt eine Theatervorſtellung unter freiem Himmel ſtatt, indem in Jacob's Woods Schiller's Räuber aufgeführt wur : den . In der betreffenden Anzeige hieß es : ,,Sämmtliche Räuber erſcheinen zu Pferde: Weßlau, Bögow, Hoym , Meier, Schleſinger, Hafner, Metlach u . 1. w ., ſo wie die Damen Straßer (Schweſter der Frau Magius ) und Schleſinger." Die Vorſtellung war außerordentlich gut beſucht. Vom 29 . Juni an hatten in der Apollo Halle, nach dem Schluſſe der Theaterſaiſon unter Bößow's Direktion , unter der Direktion von Otto v. Hoym und J. Weßlau, Ertravorſtellungen ſtattgefunden, in denen die Hrn. Bößow und Schleſinger, Frau Magius, Frl. Joſephine Straßer, Frau Schleſinger u . A. mitwirkten, und da wegen der großen Hiße die Vorſtellungen nicht ſtark beſucht wurden, verſiel man auf das Auskunftsmittel von Vorſtellungen unter freiem Himmel. Zu Anfang " uguſt erregte eine von F. A. Pfaffenfchläger, der damals mit ,, Schweizer Glofenſpielern " umherreiſte, im ,, Indiana Volksblatt" zu Indianapolis veröffentlichte Erklärung, daſt ein ſeit Kurzem in Louisville lebender ſogenannter Dr. Wache ein preußiſcher Spion und zwar kein Anderer als der aus dem Walded'ſchen Prozeſſe bekannte berüchtigte Poſt ſekretär Dhm ſei, große Aufregung unter den hieſigen Deutſchen . Die Auf regung legte ſich aber, als der ſeit 1852 hier wohnende „ Chriſtian Nafſe " verſicherte, Wache bereits 1849 als Regierungsaſſeſſor ( freilich unter einem andern Namen ) in Bielefeld gekannt zu haben , und auch Pfaffenſchläger fich veranlaßt fah, ſeine Denunziation zurückzunehmen . Der erwähnte Serr Naſſe hatte in Bielefeld eine große Rolle geſpielt. Von ſeinen Eltern zum Mediziner beſtimmt, ward ihm das Studium der Medizin. dadurch verleitet, daß er bei ſeinem Dheim, dem berühmten Profeſſor Naſſe an der Bonner Univerſität, wohnen mußte .

Ter aber war ein Erzpietiſt und verlangte, daß

151 ſein Neffe des Abends ſpäteſtens um zehn Uhr zn Hauſe ſein ſolle. Dieſer Zwang brachie unfern ,,Chriſtian " ſo in Verzweiflung, daß er auf und davon und direkt nach München ging , um dort die Bierbrauerei zu lernen . ,,lies ber Bierbrauer werden , als noch länger dieſen Zwang erbulben , " hatte er kurz vorher gegen ſeine Freunde geäußert, und die Folge lehrte, daß ihm jene Aeußerung vollkommen Ernſt geweſen war. Bei ſeiner Rückehr nach Bieles feld legte er dort eine baieriſche Bierbrauerei - die erſte in Weſtfalen - an und hatte großen Zuſpruch. Er blicb auch als Bierbrauer und Bierwirth immer noch ,, der flotte Student “, vertraktirte oft hunderte von Thalern an einem einzigen Abend. In den Jahren 1848 und 1849 machte es ihm ein beſonderes Vergnügen, die ,, Demokraten ", ſo u. a. das demokratiſche Ber liner ( Voigtländer ) Landwehrregiment, das wegen ſeiner ,, iloyalen " Geſin : nungen durch die ganze preußiſche Monarchie gehezt wurde und dabei auch nach Bielefeld gerieth, zu regaliren . Dadurch zog er ſich natürlich den Haß aler „ Loyalen " zu , ſeine Wirthſchaft ward verpönt und – er packte nach Amerika auf und kam 1852 hierher, wo er in ,, Butchertown " eine Brauerei anlegte und ,, Congreßbier" braute. Die Brauerei kam jedoch bald in den alleinigen Beſit ſeines Patners Schmidt (genannt Naſen- Peter) und er ſelbſt ſeşte feinen Wanderſtab weiter nach Californien. Am. 5. Auguſt wäre der Advokat L. Dembiß beinahe ertrunken. Wie gewöhnlich, ſo begab ſich auch an jenem Abend eine Geſellſchaft ausgezeich neter Schwimmer, die aus Fränkel's Keller fam, zum Fluſſe, um dort ein Bad zu nehmen, unter ihnen Herr Dembiş. Dieſer wagte ſich weiter, als gewöhnlich, und plößlich hörten ſeine Freunde, die ſich größtentheils bereits wieder auf's Trockene gebracht hatten, einen Hülferuf aus der Ferne im Waffer. Der Ruf kam von Dembiß. Er war in die reißenden Strom ſchnellen des Ohio hineingerathen. Herr Poſchner, ein politiſcher Flüchtling und ehemaliger öſterreichiſcher Artillerieoffizier, der um jene Zeit als Haus lehrer bei den jüngern Söhnen der Familie Waid fungirte, ſtürzte ſich als der beſte Schwimmer, raſch wieder in die Fluthen und ſchwamm der Stelle zu, von woher der Hülferuf gedrungen war. Er kämpfte mit allec Gewalt gegen die Strömung an, ward aber doch zuleßt von ihr erfaßt und den Stromſchnellen zugetrieben. Die am Ufer harrenden Freunde warteten eine bange Stunde auf Poſchner's Rüdkehr, aber vergebens. Schon verbreitete ſich in der Stadt die Kunde, Dembiß und Poſchner ſeien ertrunken und allgemeine Beflürzung herrſchte. Poſchner war jedoch, als die Noth am höchſten , an einen hervorragenden Felfen gerathen und hatte ſich an demſel ben angeklammert, bis auf ſeinen Hülferuf ein Nachen herbeifam und ihn aus ſeiner gefährlichen Poſition befreite. Von Dembiß aber keine Spur ! Da am andern Morgen erſchien derſelbe in einem Matroſenanzug. Er war von der Strömung zwei Meilen weit unterhalb Jefferſonville getrieben wor

152 den und dort an's Ufer geſtiegen.

Mitten in der Nacht, ſplitternadt, kam

er dort an und ward von dem Kapitän des Fährboots mit Kleidern verſehen . Noch lange bildete dieſe Schwimmpartei den Gegenſtand des Tagesgeſprächs. In demſelben Monat gaſtirte hier zum erſten Male eine Dper, die italieniſche Dper unter der Direktion von Arditi, deren Prima Donna Madame de Vrieß war. Am 15. Augußt überreichte die Scharfihüßen - Compagnie durch ihren Rapitän Hrn . Hirſchbühl dem Lieutenant Hilger auf der Parade einen Degen in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Compagnie. Am 19. Auguſt übernahm Bößow und Sachtleben die Apollo Halle auf eigene Rechnung, und am 22. Auguſt fand die Einweihung derſelben mit einer komiſchen Dper ,,Alles mit Gewalt “ unter der Regie von Benrodt ſtatt. Am 29. Auguſt ſchrieb Karl Heinzen aus New - York an Hollocher, er habe es ſich zwar zum Grundſaße gemacht, „ nie in einem Sklavenſtaate zu wohnen ," wollte aber in Rüdſidyt auf die von Hollocher bereits gebrachten Dpfer nicht an jenem Grundſaße feſthalten und acceptire deſſen Anerbieten, auf die ihm zugeſicherte völlige Unabhängigkeit rechnend, und er hoffe, es werde ihm gelingen, in einer neuen Umgebung mehr für die Humanität und Aufklärung zu thun , als ihm ,,die abgeſtumpfte Berdorbenheit der öſterrei chiſchen Bevölkerung möglich macht .“ Pald nach dieſem Schreiben trafen Heinzen und Domſchke, welcher Leştere früher Sprecher der freien Gemeinde zu Freiberg in Sachſen geweſen war, hier ein. Nicht gar lange dauerte es aber, ſo traten Zerwürfniſſe zwiſchen dem keinen Widerſpruch duldenden Heinzen und Hollocher ein, und bald darauf ging die Offizin des „ Herold " in Flammen auf. Hollocher wurde wegen angeblicher Brandſtiftung zur Unterſuchung gezogen, aus welcher er aber glänzend gerechtfertigt hervorging. Heinzen legte danr, Ende 1854, hier den Grund zu ſeinem Pionier, mit welchem er ſpäter nach Cincinnati und von dort nach Boſton überſiedelte. Holocher aber, der Geſchmack am Zeitungsherausgeben bekommen zu haben ſchien, verfiel auf die tolle Idee, mit dem Neſt der aus dem Brande gerette ten Schriften und ſeiner Preſſe eine Zeitung in Madiſon, Indiana, heraus zugeben, und er fuhr täglich des Nachts von Madiſon hierher, um einen Leitartikel, den er ſich hier ſchreiben ließ, zu holen und denſelben perſönlich nach Madiſon zu bringen und dort ſeßen zu laſſen . Daß dies Unternehmen nur kurzen Beſtand haben konnte, verſteht ſich von ſelbſt. Die Reibungen, die bald nach Heinzen's Ankunft unter den verſchiede nen Parteien ſtattfanden , nahmen mitunter leider einen perſönlichen Charak ter an . So äußerte der Dr. Krauth, Herr Dietís , der Redakteur des Anzeigers beſuche liederliche Häuſer. Dietſch, dem dies zu Dhren kam , begab ſich am 19. September mit zwei Zeugen in Krauth's Wohnung und ver feßte ihm mit einem Dchſenziemer einen Schlag, worauf Beide handgemein

153 wurden . Ueber dem Lärm fam Herr Heinzen, der beim Dr. Krauth wohnte, die Treppe hinunter, riß Hrn . Dietſch, der Krauth unterliegen hatte, von dieſem fort und verſeşte ihm einen Schlag auf den Mund und wurde Dietſch dann von Beiden zur Thür hinausgeſchoben. Der Vorfall erregte großes Aufſehen, um ſo mehr, als er auch in den verſchiedenen Blättern beſprochen ward. Am 25. September legte Herr Dietſch die Redaktion des Anzeiger nie der, um eine Zeitung in Evansville zu redigiren. Herr L. Wittig, früher Mitredakteur des New -Yorker Demokrat und in Deutſchland Redakteur der Dresdener demokratiſchen Zeitung, ward ſein Nachfolger. Am 26. September fand in der Apollo -Halle ein von Turnern beran italtetes Konzert mit gymnaſtiſchen Uebungen zum Beſten der am gelben Fieber leidenden Turnbrüder in New-Orleans ſtatt. Am 11. Dktober ward die erſte Ausſtellung des am 1. April gegrün: deten „Mechanics Inſtituts" in der Halle des an der zweiten Straße liegen den Tabaks - Auktionslokals eröffnet. Unter den deutſchen Ausſtellern zeich neten ſich die Herrn Tienſch und Word, durch ihre phyſikaliſchen und opti idhen Juſtrumente, Herr J. Hirſchbühl durch funftvolle Uhren, Frl. Zimmer: mann und die Frauen Silbermann und v . Dönhoff durch Stickereien , Harig burd Thür -Klopfer und Griffe, Kuchenrath durch gegoſſene Feilen, Vogt und Schachleiter durch Aquavelbilder, Heinr. Wehmhoff durch Federma traßen , Wunſch durch Bürſten. In der Nacht vom 21. Dktober ward faſt ein ganzer Blod von Gebäu den in der fünften Straße, zwiſchen Main- und Waterſtraße, in Aiche gelegt. Unter den durch dies Feuer betroffenen Deutſchen befanden ſich Bach und Herzog, Rahn und Wolf, Techen und Billing. Auch die Offizin des „ Journal " befand fich in dem abgebrannten Blod. Am Sonntag den 30. Oktober eröffnete die „ Union - Bande " im Wood landgarten eine Konzert-Winterſaiſon . Am 1. November, des Morgens um 4 Uhr, brannte Joh . Baſt's Tabadslager an der Mainſtraße, zwiſchen der 2. und 3. Straße, ab . Der Schluß des Jahres warb durch ein Verbrechen gekennzeichnet, welches hier die größte Aufregung und in der ganzen Union Senſation her vorrief : ein Mord an dem Lehrer Buttler. Dieſer, ein feingebildeter Mann, der auch eine Zeitlang in Deutſchland ſtudirt hatte, verbot einem ſeiner Schüler, dem Sohne der ariſtokratiſchen Familie Ward, die Unart, während der Lehrſtunden Kaſtanien zu eſſen und die Schalen auf den Boden zu werfen , und ſtellte denſelben, als er fich an dies Verbot nicht fehrte zur Kede. Warb leugnete und der Lehrer, darüber entrüſtet, nannte ihn einen Lügner und beſtrafte ihn wegen des Ungehorſams und der Lüge.

Der Knabe geht weinend nach Hauſe und beklagt fich über

154 die widerfahrene Behandlung. Sein älterer Bruder Mathew lauft ſporn ſtreichs in die Wohnung des nichts abaenden Lehrers Butler und ſchießt den felben mit den Worten ,, Sie haben meinen Bruder einen Lügner genannt und ihn geſchlagen" , durch die Bruſt. Mit Blißesidinelle verbreitete ſich die Kunde von dieſem Morde durch die Stadt, die Erbitterung war furcht bar und nur mit Mühe konnte man eine Demolirung des Ward'ichen Hauſes verhüten. Die Eiſenbahn - Depots und die Dampfboote wurden bewacht, damit der Mörder nicht entfliehen ſollte. Die Aufregung legte ſich nach und nach, erhielt aber neue Nahrung, als am 25. April 1854 Mathew Ward, deſſen Prozeß wegen der hier gegen ihn herrſchenden Erbitterung, nach dem County Hardin verlegt worden war, von der Jury nicht nur von der Anklage des Mordes ſondern ſogar von der Anklage der Todtſchlags freige: ſprochen wurde. Eine gewaltige Entrüſtung gab ſich im ganzen Staate gegen die zwölf Geſchworenen kund, deren Namen in allen Zeitungen an den Pranger geſtellt wurden , gleich dem ſeines Vertheidigers, des hieſigen Advo: katen Wolfe. Am Abend jenes Tages zog eine Volksmenge vor das Haus Wolfe's und warf 40 Dußend faule Eier hinein, und vor der Dffizin des „ Journal“, welches ſich nicht entblödet hatte, die That Ward's zu entſchul digen ward ein Kaßenſtändchen gebracht. Am 29. April ward in und vor dem Courthauſe eine Maſſenverſamm !ung unter dein Präſidium des General Thomas Strong abgehalten, in welcher das Verdikt der Jury als im Widerſpruch mit Wahrheit und Geredi tigkeit ſtehend erklärt ward . Nach der Verſammlung ward ein Veriudy gemacht, das Haus der Ward's , Ede von Walnut- und 2. Straße, in Brand zu ſtecken , doch ward das Feuer bald wieder gelöſcht und ward von dem in's Haus eindringenden Volkshaufen nur ein Driginalgemälde Raphael's und ein lebensgroßes Porträt des Gen. Scott beſchädigt. Die Strohpuppen der zwölf Geſdhworenen , des Bertheidigers Wolfe, des Senators Crittenden, des Redakteurs Prentice und die des falſchen Zeugen Barby wurden feierlich verbrannt. Der Mörder Mathew Ward ward in Berkleidung von Herrn Poſchner über den Fluß nach Jefferſonville gebracht, von wo er nadı Arkan fas ging. Dort ward er während des Bürgerkrieges zufällig erſchoſſen.de Während des Jahres gaben ſich bereits Anzeichen des nahenden Know nothingsſturmes gegen die Eingewanderten kund . Am 8. Oktober brachte das , Journal" einen Artikel, worin es die „ 18,000 hieſigen Deutſchen " in Katholifen, Proteſtanten und ,,Ungläubige" eintheilte, welche Leştere dem Turnvereine, dem Arbeitervereine und dem Freimänner - Verein angehörten . Das Haupt des Arbeiterbundes ſei ein deutſcher Revolutionär Namens Hein zen , der früher Redakteur in New York gewejen und jeßt am Herold des Weſtens thätig ſei, durch den er ſeine Lehren verbreite. Der Freimänner Berein werde geleitet von dem bekannten Haſjaurek in Cincinnati, einem

155 gläubigen Schüler von Thomas Payne. Er ſei ſehr zahlreich und habe mehrere Preſſen der Stadt unter ſeiner Controle, auch zwei Schulen , von denen eine in blühendem Zuſtande lei. „Wie man uns jagt, lehrt man die Kinder den pantheiſtiſchen Glaubensſaß : die Natur iſt Gott. Die Mitglie der des Turnvereins leugnen die Unſterblichkeit der Seele. Mit ihren gymnaſtiſchen Uebungen verbinden ſie Trinken , Tanzen, Spielen und ſon ſtige Bergnügungen. Sie ſind Sozialiſten und beabſichtigen die Errichtung der ſozialen Republik in Deutſchland und den Vereinigten Staaten ." Dieſe Denunziation eines großen Theils der Deutſchen als Ungläubige hatte zur Folge, daß die puritaniſchen proteſtantiſden Sekten eine „ innere Miffion " zur Bekehrung dieſer modernen Heiden arlordnete. Ein presbyteri ſches Comite ( aus den Reverends W. W. Hill, H. H. Camben u. I. P. Curtis beſtehend) erließ eine förmliche Aufforderung, die hieſigen Deutſchen „ zu retten , ſie durch die verſchiedenen evangeliſchen Kirchen in dieſem Lande zu wahren Chriſten zu machen ," und ſie in Bezug auf ihre religiöſen ſowohl wie adminiſtrativen Anſichten gründlich zu amerikaniſiren . " Tas vorläufig zur Bekehrung der Deutſchen auserwählte Rüſtzeug ſollte der Reverend Dr. Sachſe fein , den man wegen ſeiner deutſchen Abſtammung dazu auserſehen hatte. Ta die von den frommen Reverends zur Bekehrung und „ gründlichen Amerikaniſirung “ der Deutſchen angewandten Mittel wenig fruchteten , ſo wandte man zwei Jahre ſpäter ſchärfere Mittel an . Das Jahr 1854. In dieſem Jahre erreichte das hieſige , deutſche Leben " ſeinen Kulimi: nationspunkt, um im Jahre darauf von einer blutigen ,,Reaktion “ auf län gere Zeit gewaltſam niedergehalten zu werden. Schon in dieſem Jahre gab ſich unter vielen Amerikanern eine Reaktion gegen den Einfluß des fremdgeborenen Elements fund, die ſich zunächſt gegen den Katholizismus richtete. Die Agitation der irländiſchen Katholiken gegen das Freiſchulenſyſtem in Cincinnati waren für die Stadtwahl im Dktober 1853 förmlich entſchiedene Gegner des Freiſdulenſyſtems als Schulraths Kandidaten aufgeſtellt worden, für welche die irländiſchen Katholiken ſtimmten , während die deutſchen Katholiken, ſo namentlich die der deutſchen St. Marien -Gemeinde, für die für Erhaltung des Freiſchulſyſtems ſich erklä : renden Kandidaten ſtimmten - ſo wie die Rundreiſe des Kardinals Bedini, dem man die größten Grauſamkeiten gegen römiſche Revolutionäre ſchuld gab, durch die Ver. Staaten, hatten eine böſe Stimmung unter dem prote : ſtantiſchen Theile der Bevölkerung erzeugt, welcher der früherere katholiſche Prieſter Gavazzi durch Flammende Reden, in denen er „ Krieg mit dem Papismus “ für die einzige Bürgſchaft der Freiheit der Welt erklärte, neue * 20

156 Nahrung gab.

Als Bedini im Dezember 1853 in Cincinnati eintraf, gaben

ſich vielfache Demonſtrationen gegen das Treiben der ,,verhaften “ Ultramon: tanen kund. In den Zeitungen warb er offen beſchuldigt, daß er unter Anderm den Feldpater Garibaldi's, Ugo Baſſi, unter grauſenvollen Umſtänden durch öſterreichiſche Carabiniers habe erſchießen laſſen . Am 21 . Dezember veröffentlichte Friedrich Auguſt Hobelmann, der 1848 Lehrer und Redakteur des „ Frühlingsboten “ in Bremen geweſen und wegen Betheili gung am ,, Todtenbunde“ von dort entflohen war, im Hochwächter eine in den grellſten Farben aufgetragene biographiſche Skizze über Bedini, und forderte die ,, Freimänner“ zu einer Demonſtration gegen den „ Bluthund von Bologna" auf. Die Freimänner-Gemeinde faßte am Sonntag den 25 . Dezember in einer öffentlichen Sißung den Beſchluß, noch am ſelben Abend nach dem erzbiſchöflichen Palais , wo Bedini wohnte, zu ziehen und ihn im Bildniß unter Kaßenmuſik zu verbrennen . Ein 800 bis 1000 Mann ſtarker Zug marſchirte dann auch, einen Strohmann im Kardinalskleid an einem Galgen gehängt, und mehrere Transparenten tragend, worauf die Inſchrif ten , Nieder mit Bedini !" „ Kein Pabilthum ! " „Freiheit , Gleichheit und Brüderlidyfeit “ u . a. w . zu leſen, zunächſt nad der Turnhalle, um die Turner zur Theilnahme am Zuge aufzufordern. Der Vorſtand der Turn -Gemeinde war veritändig genug , jede Betheiligung an dieſer im Grunde doch kindiſchen Temonſtration abzulehnen. Als der Zug fich nun, durch Neugierige verſtärkt, der biſchöflichen Wohnung zu bewegte, fielen plößlich 57 bewaffnete Polizi ſten , meiſtentheils Jrlänter, über den Zug her und der Polizei- Capitän Lufen gab den Befehl zur Verhaftung ſämmtlicher Theilnehmer. Dieſer Befehl wurde in brutaler Weiie vollzogen. Gleich beim erſten Angriff fiel ein Schuß, von welcher Seite blieb unermittelt, dem blikſchnell einige Dußend Schüſſe folgten , der ganze Zug ftob in wildem Geſchrei auseinander, die Pi liziſten aber verfolgten die Flüchtigen und brachten ſie Dußendweiſe unter der brutalſten Mißhandlung nach dem Wachthauſe. Mehrere an der Demonſtration ganz unbetheiligte Perſonen wurden ebenfalls ergriffen, von den Poliziſlen mit Bleiſchlingen niedergeſchlagen und mißhandelt. Karl Eggerlin, ein junger Deutſcher, erhielt einen Schuß in die Lunge und das Bein und ſtarb bald darauf. Mehrere Poliziſten ſchofſen nämlich aus Schrotflinten blindlings in den dichteſten Haufen . Der Prozeß der Freis männer gegen die Polizeibeamten wegen Ermordung Eggerlin's und Miß: handlung der Zugtheilnehmer und Andern endete ohne Reſultat. Dieſer blutige Ueberfall eines freilich kindiſchen Zuges erregte im gan: zen Lande die größte Aufregung und warb zu heftigſten Anklagen gegen die ,, Papiſten " und zu Beſchwerden über den immer gefährlich werdenden Ein : fluß derſelben ausgebeutet.

Dieſe Affaire nebſt der ultramontanen Agita

tion gegen das Freiſchulſyſtem gab den direkten Anlaß zur Bildung des

157 geheimen Drdens der Knownothings, der ſich mit raſender Schnelle durch das ganze Land verbreitete. Anfangs trat der Drden nur in feindlicher Dppoſition gegen den Katholizismus, allmälich aber gegen das geſammte fremdgeborene Element auf. So lange er ſich auf Oppoſition gegen den Katholizismus beſchränkte, leiſteten liberale Teutſche ihm leider in arger Selbſtverblendung ſogar Vorſchub. Der erwähnte Vorfall in Cincinnati rief auch hier große Aufregung hervor. Am 25. Juni ( 1854) ward im Courthaus eine von Amerikanern und Deutſchen ſtark beſuchte Verſammlung abgehalten und folgender, von Mandeid , Thum, S. Bach und C. F. Coppage abgefaßter Beſchluß ange : nommen : ,,Wir ſympathiſiren mit dem Unglüd , das die Freimänner in Cincinnati betroffen , mißbidigen das übereilte Verfahren der Polizei gegen die friedlichen und waffenloſen Freimänner und einigen uns mit ihnen in der Verwünſdung Bedini's wegen ſeines grauſamen Terfahrens als Gouver: neur von Bologna .“ Am 27. Januar fand in der Apollo -Halle eine zweite Indignationsverſammlung unter dem Vorſiße des Generals Pilcher ſtatt, in der die Vornahme einer Geldſammlung für die Opfer jenes Ueberfalls beſchloſ: ſen ward. Derſelbe General Pilcher, everlasting Pilcher, wie er wegen ſeiner Redeſucht geannt ward, welcher 1853 noch mit den freiſinnigen Deut ſchen gegen den Ultramontanismus “ fämpfte, war ſchon im Jahre darauf. einer der Führer der auch gegen die Beſtrebungen der freiſinnigen Deutſchen gerichteten Knownothingpartei. Das ſoziale und geiſtige Leben der Deutſchen erreichte in dieſem Jahre feinen Höhepunkt. Das Theater florirte unter Fökow's Direktion und der Orpheus, der damals in ſeiner Blüthe ſtand, gab unter der Leitung des Hrn . Georg Zoeller Konzerte und Reunions, die jederzeit Glanzpunkte in den Unterhaltungen unſerer Stadt bildeten . Auch der Turnverein, der damals fehr tüchtige Mitglieder zählte, und eine ſehr gute Geſangſektion beſaß, trig durch Abendunterhaltungen , in denen u. a. unter Mitwirkung der Schauſpica lerin Frau Kenkel und der Herrn Staab, Grübner und Fint ſehr hübſche lebende Bilder aufgeführt wurden , zur Hebung der Geſelligkeit bei. Inzwiſchen hielten die freiſinnigen Deutſchen , die eine die ganzen Verei nigten Staaten umfaſſen ſollende ,,Union der freien Deutiden “ anſtrebten, Berſammlungen auf Verſammlungen, um „ eine ſolche Stimmenmacht zu erzielen, daß im Jahre 1856 der Sieg zu Gunſten einer Partei wahrer Reformer entſchieden werden könne. " Jedoch es kam ganz anders, als ſie ſich träumen ließen ! . Am 12. Februar fand in der Apollo-Halle unter dem Vorſiße von Bordtriede eine Maſſenverſammlung zunächſt zur Vereinigung mit den Gleichgeſinnten des Staates Indiana ſtatt. Heinzen, I omſchke, Bürgler, Wittig und Stein wurden als Comite für Ausarbeitung einer Platform

158 (Manifeſt) ernannt. Dieſe Platform wurde in dem Fauſe des Apothekers Stein fertig gezimmert und in einer am 19. Februar in der Apollo - Dalle abgehaltenen Verſammlung unter dem Titel „Bereinigung der Deutſchen " angenommen . Dieſes als ,, Louisviller Platform “ ſo berühmt gewordene Dokument, welches ſo gewaltiges Aufſehen im ganzen Lande erregte und in vielen Städten von gleichgeſinnten Deutſchen adoptirt ward, und welchem Viele die Ausdehnung der Anfangs auf den Ultramontanismus beſchränkten Feindſeligkeit des Knownothingsordens gegen die Fremdgeborenen im Allge meinen zuſchrieben, iſt ein für die damalige Zeitgeſchichte zu wichtiges Doku : ment, um eine bloß flüchtige Erwähnung zu verdienen . In der Einleitung wird „ Freiheit, Wohlſtand, Bildung für Alle “ , als der große Grundlag der deutſchen und der amerikaniichen Unabhängigkeitserklärung und Conſti tution hingeſtellt und auszuführen geſucht, daß das Recht Aller auf dieſe Güter in dieſem Lande durch die Sllaverei, durch Privilegien von Racen und Stände, durch die ,, Spekulation" an Stelle der Pflichterfüllung , " durch ,,Korruption an Stelle der Tugend, “ durch Vertretung des Volfes durdy von Kliquen beherrſchte Parteien , durch „ verrätheriſche Liebäugeleien mit den Häuptern und Agenten des europäiſchen Deſpotismus “, burch offenen Bund der Vertreter des Volkes mit der finſterſten aller Mächte, der Tods feindin aller Freiheit, der Macht des Pabſtes und des Jeſuitismus ", bedroht und vereitelt werde. Nachdem dann darüber geklagt worden , daß im Con greß jede Maßregel zu Gunſten der Priviligirten gefördert und jede Maß: regel zu Gunſten des Volkes gehindert werde ; daß die Mittel der Nation zur Beute habgieriger Betrüger gemacht werden ; daß Rohheit und Verbre chen überhandnehmen , weil die geſeßgebenden und erekutiven Behörden ſich mehr mit eigennüßigen Projekten als mit den wahren Intereſſen des Bolkes befaſſen und man ſidy begnügt, den Mangel an fittlicher Bildung mit einem religiöſen Firniß zu verbecken , u. 1. w. heißt, es dann wörtlich : ,,Dieſem Zuſtand der Dinge muß ein Ende gemacht werden , wenn nicht dasjenige Schidſal die Republik treffen ſoll, wovor Jefferſon „ gezittert“ hat. - - Was pflichtvergeſſene Vertreter deg Volkes verfehlen, das muß das Volk ſelbſt wieder verbeſſern. Als zahlreicher Theil des nordamerikaniſchen Volfes, als treue Anhänger republikaniſcher Freiheiten und als eiferſüchtige Wahrer demokratiſcher Rechte werden die freien Deutiden ihre Pflicht gegen ihr neues Vaterland dadurch erfüllen, daß ſie eine Organiſation zur Durchführung jener großen Grundſäße der Unabhängigkeitserklärung und der Conſtitution ſo wie zur Bekämpfung aller ihrer Feinde bilden . " Nachdem ſodann bemerkt worden, daß ſie dieſe Organiſation vorläufig geſondert für ſich unternehmen, weil die Verſchiedenheit der Sprade noch einer wirkjamen Bereinigung mit allen „ wahren Amerikanern " im Wege ſteht, es ihnen aber um eine ſolche Vereinigung zu thun ſei , ſchließt die lange

-

159 Einleitung mit der Erklärung, daß die freien Deutſchen bei allen Wahlen nur diejenigen Perſonen und Parteien unterſtüßen werden , welche ſich zur Geltendmachung ihrer Prinzipien verpflichten oder für deren Durchführung die meiſte Garantie bieten. Dann folgt die eigentliche ,,Platform der freien Deutſchen “, welche 11 Punkte reſp. Forderungen aufſtellt. Deren 1. , die Sklavenfrage betreffend, können wir als ſeitdem erledigt, übergehen . Selbſt verſtändlich wird die Abſchaffung der Sklaverei gefordert. Der 2. Punkt Betrifft „ Religionsfragen ". Derſelbe iſt ſehr lang, erklärt feden Religions: zwang für ungeſeßlich und daher „ die Sonntagsgeſeße, die „ Thank Givings- Tage", die Gebete im Congreß und in den Legislaturen, ( als ob man den Volksvertretern verbieten fönne, zu beten, wenn ſie beten wollen) den Eid auf der Bibel, die Einführung der Bibel in Freiſchulen, die Aus ſchließung der Atheiſten von gerichtlichen Akten u. ſ. w., für offene Ver leßungen des Menſchenrechtes wie der Conſtitution " und verlangt ihre Beſeitigung. Sodann aber wird die Anerkennung der unter der Leitung eines fremden Potentaten ſtehenden römiſchen Hierarchie in dieſem Lande für antirepublikaniſch, ihre Stellung für antidemokratiſch und ihr Fortbeſtand für höch it gefährlich erklärt, und zum Beweiſe angeführt, daß die katholiſchen Prieſter ,, wegen ihres Subordinationsverhältniſſes zu ihrem römiſchen Oberherrn nicht einmal Bürgerpflichten übernehmen können , dagegen den gefährlichſten Gebrauch von allen Bürgerrechten machen , indem ſie ſogar das ihren Gemeinden und Diözeſen gehörende, mitunter Millionen betragende, Kircheneigenthum auf ihren Namen übertragen laſſen und, hierauf geſtüßt, ihren kirchlichen Einfluß durch den Einfluß des Geldes bis zum gefährlichſten Grabe der Macht verſtärken . “ Es wird dann geradezu behauptet, daß jeder römiſche Prieſter ein Beamter und jeder ihnen gehorchende Katholik ein Unterthan des Pabſtes ſei, der Pabſt aber, „ die ſer Mörder der republikaniſchen Republik, " ein natürlicher Feind der nordamerikaniſchen ſein müſſe , und daß jeder Katholik beim Heil ſeiner Seele verpflichtet ſei, die Verfaſſung der Ver. Staaten umzuſtürzen, wenn der Pabſt es befehle. Daher, heißt es am Schluſſe, „ verlangen wir im Intereſſe der Republik, daß der Machtausübung des Pabſtes durch Vermitt lung von Biſchöfen und andern Agenten in den Ver. Staaten ein Ende gemacht, daß ſeiner Einmiſchung in die Angelegenheiten der hieſigen Bürger energiſch vorgebeugt und der Jeſuitenorden als offener Feind der Republik behandelt werde. Ferner verlangen wir ein Gefeß, wonad Nie: mand ſich länger als fünf Jahre in den Ber, Staaten aufhalten darf, ohne ben Eib auf die Verfaſſung abzulegen (troß der verlangten Abſchaffung des Eides auf die Bibel). Punkt 3 betrifft ,, Maßregeln für die Wohlfahrt bes Volkes “ . Als ſolche Maßregeln werden verlangt Freigebung der öffent lichen Ländereien an Bebauer und Unterſtüßung unbemittelter Koloniſten

160 für die erſte Anlage aus Nationalmitteln ' ſo wie Förderung der Einwande rung und Schaffung eines beſonderen Koloniſations- und Einwanderungs Miniſteriums ; Erleichterung der Erlangung des Bürgerrechts ; Unab hängigmachung ,, der arbeitenden Kraft von dem ſie ausbeutenden Geldbeſiß", wobei ,,der Staat " eventuell als ,,Schiedsrichter aller kollidirenden Inter eſſen in's Mittel treten muß " ; „ er muß dann entweder durch Kreditbanken Arbeiter- Aſſoziationen unterſtüßen, oder er muß die Anſprüche des Arbeiters mit den Anſprüchen des Kapitaliſten vermitteln durch Feſtſeßung eines Lohn Minimums, welches dem Werth der Arbeit entſpricht, und eines Arbeits Maximums, welches den Anforderungen der Humanität Genüge leiſte; die Arbeitszeit ſollte ,, nie länger als 10 Stunden dauern " . (Es iſt die ,, fran zöſiſche" Idee von der Staatshülfe, die dem anglo -germaniſchen Begriffe vom Staate völlig wiederſpricht). Sodann wird der kommuniſtiſche Sat aufgeſtellt: „ Da nur die Arbeit die Schöpferin des Eigenthums iſt, muß das Erbrecht ſo weit modifizirt werden , daß eine nicht arbeitende Geld oder Land-Ariſtokratie unmöglich wird . " Schließlich werden noch verlangt :

Freiſchulen für alle Zweige des

Unterrichts “, in denen bei entſprechender Anzahl Deutſcher ein deutſcher Leh rer nicht fehlen darf ; Herabſeßung des Poſtporto, unentgeltli de Rechtspflege und eine radikale Reform des Rechtsweſens und die Entwertung einfacher Gefeßbücher, „ da gegenwärtig das Rechtsweſen ein Myſterium für das Volt und ein Mittel iſt, dasſelbe auszubeuten . “ Punkt 4, „ Verjaſ ſungsfragen betreffend, verlangt folgende Abänderung und Zuſäße für die Bundesverfaſſung und die Staatsverfaſſungen : 1. Alle Wahlen ohne Ausnahme gehen direkt vom Volfe aus . 2. Jeder wahlfähige Bürger jedes Staates kann von den Bürgern jedes andern Staates als Mitglied des Congreſſes, und ebenſo jeder wahl: fähige Bürger jedes County von den Bürgern jedes andern County des näm lichen Staates als Mitglied der Staatslegislatur gewählt werden . 3. Jeder Abgeordnete und Beamte kann von der Majorität ſeiner Wähler zu jeder Zeit zurüdberufen und durch einen andern erſeßt werden . Der 5. Punkt verlangt „ Freihandel “. Der 6. Ausführung aller öffentlichen Anlagen und Werke, wie z . B. der Eiſenbahn nach dem ſtillen Meere, aus nationalen Mitteln.. Punkt 7. Die „auswärtige Politik“ betreffend, verlangt Aufgeben der bisherigen Neutralitätspolitik und energiſche Wahrung der Rechte Nordaine: rikaniſcher Bürger und ſolcher Einwanderer, welche ihre Intentionserklärung abgegeben haben , um ſo mehr als jeder Nardamerikaner den fürſtlichen Regierungen als ein Repräſentant der Revolution gegen den Deſpotismus erſcheint und die Republik dieſen ihren Standvunkt als den einzig würdigen und berechtigten in Ehren zu halten hat. "

161 Punkt 8, ,,Weiberrechte ", verlangt Gleichſtellung der Weiber mit den Männern, weil die Unabhängigkeitserklärung von allen Menſden als gleich geboren und mit unveräußerliden Rechten begabt“ ſpredje, die Weiber aber zu allen Menſchen" gehören . Punkt 9 verlangt Gleichſtellung der freien Farbigen mit allen Andern , Punkt 10 erklärt, daß alle Strafgeſeße nur den Zweck der Beſſerung, nicht der Sühne haben können und daher die Todesſtrafe vernunftwidrig uub bar bariſch ſei. Punkt 11 , „ Militärgeſet ", verlangt Abſchaffung der Militärjuſtiz, wenigſtens für die Friedenszeit, da der Soldat einer Republik nur ein zum Scut des Landes bewaffneter Bürger ſei. Punkt 12, „ Grenzen der Geſeßgebung “, erklärt die Einmiſchung des Gefeßes in die Sphäre des Individuums, ſofern dieſelbe nicht mit einer andern in Colliſion fommt, für einen ungerechtfertigten Uebergriff, wie z . B. die Temperenzgefeße . Die vorſtehend im Weſentlichen mitgetheilte Platform , die, wie man ſieht, neben manchen zeitgemäßen Forderungen auch manche unvernünftige und unerfüllbare enthält, erregte gewaltiges Aufſehen im ganzen Lande . Drei und zwanzig Zeitungen im Weſten veröffentlichten und adoptirten fie, aber nur vier im Dhen (Anzeiger des Nordens, Long Island Zeitung, Newarker Zeitung , von Anneke redigirt, und die Philadelphier Freie Preſſe ). Sie ward von den ,,freien Deutſchen“ Boſton's im Weſentlichen zur ihrigen gemacht und von den Abgeordneten von ſiebzehn Vereinen Ohio's in der Freimännerhalle zu Cincinnati Ende März unter Porſiß des Hrn . Müller aus Cleveland (gegenwärtig Vice-Gouverneur des Staates) und von Abge ordneten der freiſinnigen Vereine Indiana's in einer in Indianapolis abge haltenen Convention für die zu ſchaffende Organiſation der freien Vereine jener Staaten zu einem Geſammtbunde zu Grunde gelegt. In einer am 30 . April in der Apollo -Halle abgehaltenen Verſammlung warð ein „ Erecutiv Comite “ zur Verwirklichung der Grundfäße der Platform aufgeſtellt. Das ſelbe beſtand aus den Herrn L. Wittig, Apotheker Stein, B. Domſchke, Rucſtuhl und Bürgeler. Die Platform ward auch in's Engliſche überſeßt und ward beſchloſſen, jedem Mitglied der Staatslegislatur, den Congreß mitgliedern, dem Präſidenten der Ver. Staaten und den Mitgliedern feines Kabinets eine Anzahl Eremplare zu überſenden und zwar ward Hr. Wittig vom ,,Anzeiger" mit der Abſendung betraut. Sobald ſie in engliſcher Sprache erſchien , gab es einen gewaltigen Lärmen und viele anglo - ameri: kaniſche Blätter ergingen ſich in den heftigſten Angriffen gegen die „ ungläu bigen Deutſchen “, welche ſich erfrechten, den eingeborenen Amerikanern zu diktiren , was ſie thun und laſſen müßten. Dieſe ,,berühmte Louisviller Platform " brachte eine der beabſichtigten geradezu entgegengeſeßte Wirkung

162 hervor und trug, ſtatt die erhoffte große Stimmenmacht im Jahre 1856 zu zu erzielen , nur dazu bei, die Ausbrüche des Knownothingismus zu beſchleu nigen. Doch, darauf kommen wir bald genug zurüd, theilen wir vorläufig noch die für die hieſigen Deutſchen wichtigſten Ereigniſſe jenes Jahres in chronologiſcher Reihenfolge mit : Am 13. Januar traf die unvergeßliche Henriette Sonntag hier ein, gab am Sonntag den 14. im engliſchen Thetaer ein Konzert zum Neſten der Waiſenanſtalten und der Blindenanſtalt und am 15. in der Mozart - Halle ihr erſtes Konzert für ſich, am Nachmittag des 17. abermals ein Konzert zum Beſten der Waiſenanſtalten und am Abend jenes Tages ihr zweites Konzert für ſich. Am Montagabende nach dem Konzerte brachten die Union: Band, der Liederkranz und die Gefangſektion des Turnvereins der im „,Louisville Hotel“ abgeſtiegenen Sängerin eine Serenade. (Damals machten die Muſiker ſich noch eine Ehre daraus , einer ſo berühmten deutſchen Sängerin eine Serenade zu bringen. Pauline Lucca ward während ihres Hierſeins im Frühjahr eine Serenade vom Liederkran ; gebracht, nicht aber von den Muſikern .) Am 19. Januar erhielt Frau Kenkel als Anerkennung für ihre Leiſtun gen in der Rolle der Regimentstochter von der Turngemeinde ein von Hrn . Autenrieth angefertigtes geſchmadvodes Marketenderfäßchen überreicht. Schon zu Ende des vorhergehenden Jahres war, nachdem der katholiſche Adler am 19. Januar verſchieden war, eine , von Hrn . Leopold Mader redi girte proteſtantiiche Zeitung erſchienen . Dieſelbe machte aber ſo wenig Glüc, wie ihre andersgläubige Vorgängerin . Sie erſchien Anfangs täglich, konnte aber vom 24. Januar 1854 an nur noch zweimal die Woche und gar bald gar nicht mehr erſcheinen . 3m 22. Januar gab die Union - Band im Woodland-Garten ein Ron : zert zum Beſten von 2,000 Einwanderern, die in Cairo, Illinois, feſtlagen und Hunger und Krankheit preisgegeben waren . Das Konzert brachte $68.25 ein . Bald darauf fand auch eine Maſſenverſammlung und Samm lung zum Leſten jener Unglüdlichen ſtatt, die in der Nähe von Cairo um Feuer lagerten und von denen man eines Morgens 106 als Leichen im nahen Walde fand . Am Freitag den 16. März erregte eine tragikomiſche Begebenheit gros Bes Aufſehen und Gelächter uub dasſelb : bildete noch längere Zeit den Gegenſtand des Tagesgeſprächs. Der bereits als ein Mann von barroden Ideen erwähnte Ingenieur Karl Dolmätich, war am Donnerſtagabend mit dem Maler Wilhelm Stängel in Streit gerathen und die Folge war eine Herausforderung zu einem Duel auf Piſtolen, welches am Freitagmorgen in der Nähe der auf der andern Seite des Fluſſes liegenden Schweſterſtadt New Albany vor ſich gehen ſollte. Die Herausforderung fam durch unvor:

163 fichtige Aeußerungen Tolmätích's zu Dhren der Polizei und dieſe wollte Nachts um 114 Hernn Stängel, als er bereits im Bette lag, verhaften, ließ ſich jedoch durch die Erklärung desſelben , die Sache ſei bereets erledigt, beſdwichtigen , beim Weggehen äußerte der Häſcher, der Stängel hatte feſt nehmen wollen , aber in drohendem Tone, er werde es bereuen, wenn er ihn belogen habe und das Duell dennoch ſtattfinden ſollte. In Folge dieſer Drohung hielt Stängel es für gerathen, das Duell zu verſchieben, Dollmätích aber wollte ſich nicht auf eine Verſchiebung einlaſſen. Als nun Stängel's Sekundant, Herr Poſchner, Dolmätſch erklärte, das Duell fönne am Morgen nicht mehr ſtattfinden , nahm der Letztere, ohne eine fernere Entſcheidung abzuwarten, eine große Wirthshausglocke und ſchellte von der Clayſtraße an . bis zur dritten Straße fowohl an der Markt- wie an der Jefferſon- und Greenſtraße die Leute zuſammen und rief in jedem Bloc aus : „ Fürger von Louisville ! In euerer Stadt iſt ein feiger Hund, ein Coward, er heißt Wilhelm Stängel“. Stängel ſelbſt aber befand ſich nicht mehr in der Stadt, ſondern hatte ſich, als Herr Poſdiner ihm die Weigerung Dolmätſd's , das Duell zu ver chieben , hinterbrachte, nach New - Albany begeben, um , wie er Lefterm ſagen ließ, das Duell am Nachmittag ſtattfinden zu laſſen . Dol mätich aber hatte, gleich nachdem Pochner ihm erklärt, das Duell fönne nidt mehr am Morgen ſtattfinden , Stängel für „ ſatisfaktionsunfähig erklärt und zur Schelle gegriffen . Man kann ſich leidyt vorſtellen, welchen Skandal dieſer Borfall erregte. In den Aprilwahlen erwählten die Deutſchen der 1. Hard Hrn . Emig und die der 3. Ward Hrn. Laval zum Stadtverordneten . Es war dies für lange Zeit das leßte Mal, daß ſie die Erwählung eines Deutſchen durchſeß ten, da bald darauf die Knownothingpartei ſiegte. Welcher Gunſt ſich damals das unter Bößow's Leitung fehende deutſde Theater erfreute, mag aus Folgendem hervorgehen : Als Bößow ein Sohn geboren ward, gab dies Anlaß zu einer Feier, an der ſich die angeſehenſten Bürger betheiligten . Am 25. Mai fand in der Apollo-Halle die Feier der Aufnahme des Knaben ,, in den Bund der Menſch heit,' ſtatt. Auf das Blühen und Gedeihen der Louisviller Bühne ward von Herrn Wittig ein Toaſt ausgebracht, aus dem wir folgende, auf die periodiſch auftauchenden Verſuche, neben Bößow's Theater noch ein Dppofi tionstheater zu gründen , zielende Stelle mittheilen : Ganz Amerika iſt ein Tivoli, Vom Hudſon bis zum Miſſiſſippi. Mein herrliches Reich, daß mich's erbarm , Sollte jegt heißen trauriger Arm . Liebhabertheater an allen Orten , Im Weſten und Dſten, Süden und Norden ; Sprechen freilich oftin fremden Zungen , Sind mir aber ſonſt ganz liebe Jungen. Seh' ich auch einmal ein friſchesStreben , Gleich legt der Kukuk ſein Ei daneben, Kaum entfaltet fick Adlerberg's Fittich, Hadt nach den Augen ihm ſchon der Rittig; Und auch hier liegt ,, Genua auf dem Block ." Ich ſehrEuch noch immer , zu ebener Erde" Und hoffte Euch längſt ſchon im erſten Stod ." *21

164 Am 19. Juni ward nach dem Schluſſe der Vorſtellung von Hrn. Vordt riede als Präſident des Freimännervereins Herrn Bößow als „ Pionier einer ſtehenden deutſchen Bühne in Amerika“ und ſowohl wegen ſeiner Verdienſte um die Bühne wie als bewährtem , geachteten Mitgliede des Freimännerbuns des ein filberner Becher überreicht, der die Inſchrift trug : „ Der Freimän nerverein von Louisville dem Julius Bößow am 19. Juni 1854." In der Saiſon 53-54 ſpielte die Bößow'idie Geſellſchaft hier volle neun Monate mit Ausnahme einer kurzen Friſt, während derer ſie im April in Cincinnati Vorſtellungen gab, die ſich aber nicht lohnten . Dann ſchloß Bößow mit Field, dem Beſißer des Varieties - Theaters in St. Louis einen Bertrag für tägliche Vorſtellungen während der Monate Juli und Auguſt ab. Am 26. Junt reiſte die Geſellſchaft mit Bögow dorthin ab, machte aber ſchlechte Geſchäfte. Am 20. September eröffnete dieſelbe wieder hier ihre Vorſtellungen, leider für die leßte Saiſon, denn im folgenden Jahre ſcheuchten die blutigen Knownothings die Muſen aus ihrem Tempel. Auch viele Amerikaner beſuchten damals das deutſche Theater. Im Juni erhielt Bößow ein Schreiben von einem „ amerikaniſchen Freunde des deutſchen Theaters", worin derſelbe ſich über das Cigarrenrauchen , das Mitbringen kleiner Kinder und Hunde und den Lärm im anſtoßenden Buffetzimmer ( Barroom ) beſchwerte. Als die Wahl für die Befeßung der Staatsämter, und für die Legis latur, die diesmal auf den 8. Auguit fiel, herankam , war die Ratholiken- und Fremdenfeindliche Knownothingspartei bereits jo erſtarkt, daß ſie hier und faſt überall im Staate den Sieg davontrug. Die erſte Kundgebung des neuen Knownothinggeiſtes beſtand in einer am 12. Oktober im Stadtrath angenommenen Verordnung, welche das Schließen der Wirthsſtuben von 10 Uhr Abends an gebot. Die „freien Deutſchen“ hofften zwar immer noch auf den Sieg ihrer Prinzipien im Jahre 1856 und beabſichtigten fogar die Gründung eines engliſchen Blattes, welches ihre Grundfäße vertreten ſollte, und 73 Deutſche erklärten ſich mit ihrer Namensunterſchrift bereit, zu den Koſten für die Unterhaltung eines ſolchen Blattes beizutragen. Auch ließ Heinzen , der am 23. Oktober mit ſeinem Pionier nach Cincinnati übergeſiedelt war, vom 19. Dezember an denielben wieder hier als Wochenblatt erſcheinen. Aber die „freien Deutſchen “ ſollten bald bitter enttäuſcht werden. Am 29. Auguſt trat Herr Karl Reich, ein badiſcher Flüchtling, die Redaktion des , Anzeiger“ an und am 4. September legte Herr Bürgler die Redaktion des „ Beobachters “ nieder. Das Knownothing - Jahr 1855 . Das für Louisville ſo verhängnißvolle Jahr 1855 war das legte, in welchem es ſich einer ſtehenden deutſchen Bühne erfreute. Herr Bürgeler,

165 der Mitunterzeichner der ,, berühmten Louisviller Platform , " der gegenwärtig ſeine damaligen ,, Verirrungen " in einem Kloſter in Cincinnati abbüßt, war, ſeitdem er die Redaktion des „ Beobachter " niedergelegt hatte, gleichfalls Mitglied der hieſigen deutſchen Bühne geworden und ſchrieb felbſt Theater ſtüde. So warb am 8. März zu ſeinem Benefiz ein Theaterſtück von ihm ,,die Eingewanderten" aufgeführt. Am 3. Juni fand die leßte deutſche Theatervorſtellung unter Börow's Leitung Hatt. Zwar blieben noch meh rere Mitglieder der Truppe hier, u. a. Frau Magius, die Herrn Ludwig und hafner, für die dann noch Benefizvorſtellungen ſtattfanden und bald darauf gab das Ehepaar Stein , das bereits im April eingetroffen war, unter Mit : wirkung der zurückgebliebenen Mitglieder der Bökow'ſchen Geſellſchaft einige Vorſtellungen in der Mozart-Halle und in der Woodwardhalle, aber nicht lange währte es, ſo machten blutige Tragödien in den Straßen den heiteren Dramen auf den Brettern, welche die Welt bedeuten ," ein Ende. Die Deutſchen, welche das Geſpenſt des Knownothingismus immer näher herankommen ſaben, hielten fleißig ,,Anti -knownothing - Berſamm lungen " mit den der Knownothing bewegung opponirenden Amerikanern , unter andern auch in der Apollo -Halle, allein das Geſpenſt ließ ſich nicht mehr bannen. Bei den ſtädtiſchen Wahlen am 7. April errangen die Know nothings einen vollſtändigen Sieg und wählten auch in der Perſon des Hrn . Barbee einein neuen Mayor, obgleich die Amtszeit des damaligen Mayor

James S. Speed der

ſein

Amt

ſeit April

1851

bekleidete,

noch nicht abgelaufen war. Serr James S. Speed , war ſchon früher in Bezug auf die Dauer ſeiner Amtszeit mit dem Stadtrath in Streit gerathen. Eine zweideutige Wortfaſſung im neuen ſtädtiſchen Freibrief hatte, obgleich der Amtstermin des Mayor auf zwei Jahre feſtgelegt war, folche Zweifel veranlaßt, daß Herr Speed in drei aufeinander folgenden Jahren jedes Jahr als Candidat auftreten mußte. Er war im Jahre 1854 mit dem Stadtrath übereingekommen , die Frage, wann der Termin des Mayor ablaufe, dem Richter der Chancery- Court (Kanzleigericht) zur Ent ſcheibung vorzulegen. Dieſer entſchied, daß der im April 1854 erwählte Mayor auf zwei Jahre erwählt ſei. Troßdem beſchloß der Stadtrath im Februar 1835, im April eine Neuwahl anzuordnen, troß des Veto des Mayor. Als nun im April die Mehrheit der Stimmen auf den Know : nothing, Barbee, fielen, und dieſer fich als Mayor gerirte, klagte Speed gegen denſelben beim Richter des Kanzleigerichts. Der Richter entſchied zu ſeinen Gunſten, Barbee aber appellirte und das Appellationsgericht entſchied am 7. Juni, daß Barbee vom Bolfe gefeßlich erwählt ſei. Der neue Knownothingiſtiſche Stadtrath begann ſeine Proſtription mit der Entlaſſung des Rapitän Schröder. der ſeit drei Jahren das Amt eines Dolmetſchers am Stadtgericht bekleidete und wählte einen Peter Silar,

166 ( deſſen Eltern jedenfalls den ehrlichen deutſchen Namen Seiler geführt hat ten) der weder leſen noch ſchreiben konnte, an ſeine Stelle. Der neue Schul rath bekundete den neuen proſkriptiven Geiſt dadurch, daß er am 10. Juli bei der Wahl von Lehrern für das nächſte Schuljahr feine Katholifen und keine Fremdgeborenen wieder anſtellte. Am 5. Mai, wo Friedensrichter -Wahlen ſtattfanden , fiegten abermals die Knownothings. In den ſtark von Deutſchen beſiedelten Wards wurden die Deutſchen bereits mit Gewalt an der Ausübung ihres Stimmrechts ver hindert. Solche Vorſpiele zur blutigen Tragödie vom 5. Auguſt fanden bald mehrere ſtatt. So machten amerikaniſche Feuerlöſchcompagnien damals beſtanden dieſe Compagnien noch aus Freiwilligen - in der Nacht vom 12. Mai falſchen Feuerlärm, lediglich in der Abſicht, die damals beſte hende deutſche Löſchcompagnie, die ,,Haken- und Leiter- Compagnie" herauszu loden. Die heraneilenden Mitglieder derſelben wurden dann an der Ede der achten und Mainſtraße angefallen, ihr Wagen zertrümmert und in den Fluß geworfen . Und am 18. Juli drang ein Pöbelhaufe unter dem Vorge ben, die Jrländer hätten in ihrer Kirche an der fünften Straße Waffen ver borgen, in die von armen Greiſen und Wittwen bewohnten benachbarten Häuſer und verübten allerlei Greuel . Der Pöbel wirthſchaftete dort volle zwei Stunden, ohne daß ſich die Polizei bliden ließ. Daß ſich unter den Knownothings Dppoſition gegen das Beſtehen beſonderer deutſchen Mili tärcompagnien erhob, verſteht ſich von ſelbſt, und deshalb lieferten bereits im Mai die Waſhingtoner und die Scharfſchüßencompagnie, deren Haupt Leute Harig und Hirſchbühl waren, ihre Waffen ab, aber nicht an die Behör: den der Stadt, ſondern an die des Landes. Iie übrigen Militärcompagnien löften ſich dann ebenfalls auf. Außer der Proſcription von Katholiken und Fremdgeborenen ward auch das Kokettieren mit dem Temperenzhumbug Modeſache. Geo. D. Prentice, der Redakteur des offen zur Knownothingpartei übergegangenen Journals, der wie ein Bürſtenbinder tranf, verfaßte eines Sonntagabends im Beiſein von Humphrey Marſhal, der im Mai von einer in der Odd Fellows-Halle abgehaltenen knownothing-Convention als Candidat für einen Siß im Con greſſe aufgeſtellt war und ſpäter auch erwählt ward, ein Temperenzgedicht. Beide waren total betrunken und wollten ſich ichier todtlachen , als das Gedicht fertig war und zum Drud übergeben ward. Der Stadtrath, deſſen Mit glieder ſammt und ſonders den Whisky liebten, weigerte ſich , die Schanklis zenſen mehrerer deutſchen Wirthe - die immer nur auf ein Jahr gültig ſind zu erneuern , weshalb am 2. Mai die Wirthe $3,000 zeichneten, um gegen den Stadtrath gerichtliche Schritte zu thun. Bald weigerte ſich der Stadt rath, überhaupt noch Schanklizenſen zu ertheilen und am 29. Mai reichten deshalb die Eigenthümer mehrerer Hotels und Schankwirthíchaften in der

167

C

Circuit Court (Kreisgericht) des County Jefferſon eine Klage gegen den Mayor und den Stadtrath ein. Der Richter Bullock entſchied nun am 20. Juli — in Sachen des Herrn Rean vom „ Louisville Hotel “ u. A. - , der Stadtrath ſei nicht befugt, Tavernlizenſen zu verweigern , weil Tavernen für die Bequemlichkeit des Publikums nothwendig ſeien , und eine Tavernlizens ſchließe die Erlaubniß zum Verkauf von Getränken in fich ; dagegen ſei der Stadtrath nicht verpflichtet, Schanklizenſen zu ertheilen. Am 7. Juli beſchloß nun aber der Stadtrath, Niemanden , alſo auch Tavernenbe fißern , eine Lizens zum Verkauf von Getränken zu geben . Darauf hin erließ der Richter Bullock einen Haftbefehl gegen die Stadträthe „ wegen Mißach achtung gerichtlicher Verfügungen " , einige Stadträthe erklärten nun, ſich ſeiner Entſcheidung fügen zu wollen und ſtellten Kaution, andere aber wei gerten ſich, die verlangte Kaution zu ſtellen, und wurden eingeſperrt. Sie wandten ſich an das Appellationsgericht und dieſes ließ die Appellation zu aus dem Grunde, weil die Stadt als Korporation und nicht die einzelnen Stadträthe die Kaution zu ſtellen hätten . Die Stadt folite Raution dafür ſtellen , daß ihre Vertreter perſönlich ſich den Gefeßen fügten ! She jedoch noch das Appellationsgericht über die Appelation ſelbſt entſchieden hatte, ver: warfen die ſtimmberechtigten Bürger, denen die Stadt -Verordnung, welche jede Lizens zum Verkauf geiſtiger Getränke verweigerte, zur nachträglichen Abſtimmung unterbreitet worden war, dieſelbe mit großer Mehrheit, wes : halb im Jahre 1857 der Gouverneur Morehead, obgleich ſelbſt ein Know : nothing, ſich veranlaßt ſah, die den Wirthen, worunter viele Deutſche, wegen Uebertretung jener Verordnung auferlegten Geldſtrafen , die von $ 20 bis zu $500 für den Einzelnen betrugen , ſo weit ſie noch nicht bezahlt waren , zu erlaſſen . Aber Alles , was bisher von den Knownothings den Eingewanderten zum Troß geſchehen war, war Kinderſpiel gegen das, was am 6. Auguſt, bei der Staatswahl gegen dieſelben verübt ward. Die Knownothing, Blad legs und profeſſionellen Spieler hatten große Summen auf das Reſultat der Wahl gefeßt . Um ihre Wette ſelbſt durch Fälſchung und Gewalt gewin nen zu können , waren Hunderte von bewaffneten Bullies importirt worden . Ihre Pläne waren in den Logen der Knownothings gefchmiedet und wurden getreulich ausgeführt. Schon in der Nacht vorher beſeßten ſie die Stimm pläße. Wenige alte bekannte demokratiſche Bürger durften ſtimmen , aber jeder Deutſche und Irländer, der ſich nahte, wurde mit Steinwürfen und Bowiemeſſern zurüdgetrieben. Selbſt Amerikaner, welche die geheimen Zeichen und Signale nicht fannten, wurden zurückgewieſen. Schon früh Morgens ward ein Schreiner Namens Berge, der an der Ecke von 9. und Marktſtraße wohnte, in der Nähe der Hancodſtraße getödtet und ein anderer, Friß, der früher Aufwärter im Galthouſe geweſen, ſo zugerichtet, daß er dem

168 Tode nahe war. Um 10 Uhr Vormittags befand ſich die Stadt bereits voll ſtändig in der Gewalt des aufgeregten und gedungenen Pöbels und weder Leben noch Eigenthum waren ſicher. Der erſte, ernſte Kampf brach um 11 Uhr Vormittags nahe der Ecke der Shelby- und Greenſtraße in der haupt fächlich von Deutſchen bewohnten erſten Ward aus.

Deutſche, Irländer

und Amerikaner nahmen daran Theil. Die erſteren wurden zurückgeſchlagen . Mehrere von ihnen, welche in ein þaus geflüchtet, mußten den Rüdzug mit zerſchlagenen Knochen und gebrochenen Gliedmaßen antreten . Auf der Shelbyſtraße ſteigerte ſich die Wuth der Knownothing -Bande bei jedem Scritte, und als ſie die Greenſtraße erreichten , war ihr Blutburſt unbe : zähmbar. Hier nun , während ſich alle zum Kampfe rüſteten, empfing die Knownothings eine Salve aus mit Schrot geladenen Flinten und das Getümmel entbrannte. Nachdem der Pöbel die Deutſchen verjagt hatte, machte er ſich an die Zertrümmerung der ,, Shelbyſtreet- Halle" von Chriſtian Meier an der Ecke der Straße. Fenſter und Thüren wurden zerbrochen, alle Möbel im Hauſe zerſchlagen und auf die Koſtgänger geſchoffen . In kurzer Zeit hatte dieſe Vandalen horde ſich durch beſtändigen Zuzug von Bewaffneten aus allen Richtungen der Stadt verſtärkt, denn die Nachridt vom Beginn des Rampfes hatte ſich allerwärts verbreitet . Zunädyſt begab ſich die Horde nach dem an der Ede der Walnut- und Shelbyſtraße gelege nen Hauſe von Konrad Kißler. Dieſer ſaß, eine Pfeife ſchmauchend, ruhig bei einem Glaſe Bier, doch das kümmerte die Kannibalen nicht, ſein Eigen thum, das er mit dem Schweiß ſeiner beſten Jahre erworben, wurde zers trümmert und ſeiner Familie Leben bedroht. Dann wurde Rlotter's Spe zereiwaarenhandlung demolirt und geplündert und Klotter ſelbſt mißhandelt ; ferner ward Baßler's Spezereiwaarenladen demolirt und geplündert und ein vor drei Wochen eingewanderter junger Deutſcher ward ſo lange die Treppe hinauf- und hinuntergeworfen, daß er bald darauf verſchied, und dann während der Nacht das Haus niedergebrannt. Der Spezereiladen von Berghold ward in deſſen Abweſenheit erbrochen und Ades zertrümmert. Kurz, in mehreren Blods in der obern Stadt wurden alle Spezereiläden und Wirthſchaften demolirt und geplündert. Während dieſer Vorgänge hatten andere Knownothing: Banden auf der Straße einen Kampf begonnen, in welchem ein an der Ecke von Shelby- und Madiſonſtraße wohnender Deutſcher getödtet ward ; Herr E. M. Saatkamp, ein deutſcher Bäder an der Walnutſtraße, erhielt dabei mehrere Stiche in den Kopf ; außerdem wurden noch mehrere Deutſche verwundet. Ohne die Dazwiſchenkunft des Mayors Barbee würde auch die deutſche katholiſche Kirche an der Shelbyſtraße geplündert und in Brand geſteckt worden ſein. Der Spezereilaben von Curtis an der Ede von Madiſon- und Shelbyſtraße, wurde niedergebrannt, der Spezereiladen von Francis Muney, Ece der

169 Campbell- und Marſhallſtraße demolirt; ein Deutſcher Namens Johann Felder an der Walnut: oberhalb der Campbellfraße, wurde, beim Verſuche, einen Irländer zu beſchüßen, den man ermordete, ſchwer am Kopfe verwun det. Ein Hausſchreiner Namens Hudſon erhielt einen Schuß in den Hinter kopf, ein Zrländer Namens Adiſon wurde von der Rotte ermordet. Schon war die Ruhe in jener Gegend allmälich wieder hergeſtellt, als plößlich ein Geſpann mit einer Ranone, dem fünfzig Mann mit Musketen und Bajonneten folgten , in wüthender Haft die Straße heraufraffelte. Unter Kapitän D. 6. Stone's Anführung zog die Rotte die Mainſtraße hinauf und von da der Jefferſonſtraße zu, wo ſie gleich einer Schaar aus Zucht häuſern losgelaſſener Mordbrenner hauſte. Die an der Jefferſonſtraße zwi ſchen Wenzel- und Campbellſtraße gelegene Brauerei von Armbruſter ward in Brand geſteckt, die Brauknechte wurden mißhandelt und verwundet. Der Vorwand zu dieſer Zerſtörung war, daß irgend Jemand aus einem Fenſter der Brauerei auf einen einen Deutſchen verfolgenden Volkshaufen geſchoſſen habe. Bei dem Angriff auf die Brauerei wurde der Fuhrknecht Saddler ſchwer verwundet und ſein armes Weib über die nahe Brücke über den Bear graß getrieben ; ſie ſuchte vergebens Zuflucht in den dort ſtehenden Häuſern, dieſe waren vor den Kannibalen verriegelt worden . Auf die Zuckerbäckerei von Daniel Schmuck ward ein Angriff gemacht und die im Hauſe befindlichen Frauenzimmer wurden auf den Söller getrieben , wo ſie durch den Rauch aus der brennenden Brauerei faſt erſtickten . Becker's Haus, das nächſte, ward mit Steinen bombardirt und ſchwer beſchädigt. Die Bäckerei von Karl Becker ward demolirt. Das Haus von Karl Heybach ward zerſtört, der Spezereiladen von Curtis , Ecke der Madiſon- und Shelbyſtraße, nieders gebrannt. Während der Pöbel fo feine wilde Zerſtörungsluſt befriedigte, fah man Szenen , die aller Beſchreibungen ſpotten. Arme Frauen, ihre Kinder auf den Armen , flohen, mit theueren Andenken aus der Heimath beladen , nach allen Seiten . Ihre Männer flehten vergebens um Schonung bei dieſer Rotte, über deren Häuptern das Sternenbanner, der Schuß und Schirm ,,aller unterbrückten Völker der Erde , " flatterte. Ein Deutſcher Namens Johann Vogt, der an der Clay- nahe Madiſon ſtraße wohnte, ward erſchoſſen, ſeine Frau, die ihren Säugling auf dem Arm hielt, erhielt einen Stich in die Bruſt, das Kind warb verwundet . Ein an der Marſhallſtraße wohnender Deutſcher Namens Kaiſer ward im Kampf getödtet. Ein deutſcher Seiler ward zu Tode geprügelt. Walter Murphy, ein Frländer, wurde von den Bluthunden verfolgt und niedergeſchoſſen . Tags darauf ſtarb er an ſeinen Wunden . Noch mitten in der Nacht trieben fich dort Mordgefelen in einzelnen Haufen umher ; ſo ward des Nachts um zwölf Uhr ein aus Fachwerk ( Frame) beſtehender Spezereiladen an der Ede

170 der Madiſon- und Shelbyſtraße niedergebrannt, an der Mainſtraße die Küferwerkſtätte von Edward Prim und Nachts zwiſchen 12 und 1 Uhr die an derſelben Straße oberhalb des Woodlandgartens gelegene Küferwerkſtätte von Theodor Garrety, der ſeit mehreren Tagen bettlägerig war, ein : geäſchert. Alle dieſe Schandthaten , deren Verzeichniß noch durch unzählige andere vermehrt werden könnte, wurden am öſtlichen Ende der Stadt verübt. Auch die mittleren, mehr von den Amerikanern bewohnten Stadttheile, blieben nicht völlig verſchont. In der dritten Ward erhielt ein Hausſchrei ner Namens Hudſon, einen Schuß in den Hinterkopf, ein Jrländer Namens Alliſon ward dort getödtet. In der fünften Ward ward Henry M. Smith von der Mordbande überfallen ; kaum daß einige Freunde und fein jammerndes Weib, das ſich mit ihren Kindern zwiſchen ihn und die Mordbuben warf, ihn zu retten vermochten . In der ſechsten ward wurde ein friedlich ſeines Weges wandernder Jrländer überfallen , mit an Schlingen befeſtigten Blei kugeln ( Slungſhots) niedergeſchlagen, mit einer Heugabel geſpießt und dann nach dem Gefängniß geſchleift. Das Schauſal mit der bluttriefenden Heu gabel führte den Zug an. Das Opfer wurde in's Gefängniß geſchleudert, während die Mörder ungeſtört weitere Blutthaten ausüben konnten . Im untern Theile der Stadt begann der Aufruhr in der Nähe der Ecke der Chapel- und Mainſtraße. Um fünf Uhr Nachmittags. verfolgte ein gewiſſer Rhoades einen in ein Haus an der Mainſtraße flüchtenden Irländer. Schüſſe ſtreckten ihn nieder. John Hudſon wurde um dieſelbe Zeit in der 8. Ward erſchoſſen. Wm. Graham, ein Eiſengießer, der Rhoades beiſtehen wollte, erhielt einen Scuß in den Rücken von einem Srländer Namens Barrett. Barrett wurde ergriffen, von Kugeln durchbohrt und aufgehängt, aber ehe er ausgehaucht hatte , nach dem Gefängniß geſchleift, woſelbſt er während der Nacht ſtarb . Um 8 Uhr wurde der von lauter Jrländern bewohnte Block badſtei nerner Gebäube (Quinn's Row) an der Ede der Main- und eilften Straße von einem wohlbewaffneten Pöbelhaufen umringt . Der Kramladen eines gewij ſen Lang vard mit der inzwiſchen aus der Dberſtadt geholten Kanone beſchoſſen und in Brand geſteckt. Seine brei Söhne befanden ſich zur Zeit im Hauſe ; einer derſelben floh, die beiden andern kamen in den Flammen Das Feuer verbreitete ſich nach dem anſtoßenden dreiftöckigen Gebäude, in welchem der Jrländer D. Riordan einen Futterladen hielt, es wurde ein : geäſdert, ebenſo das benadbarte Koſthaus von Chas. Kyan und zwei leer ſtehende Häuſer. Dann erfaßten die Flammen das vom Cigarrenmacher McKinne bewohnte Haus, darauf das von Patrick Flynn gemiethete Haus, worin mehrere Familien wohnten, mehrere andere Häuſer wurden theils niedergebrannt ; auch an der eilften Straße zerſtörte das Feuer zwei Häuſer.

171 Sämmtliche Häuſer, zwölf an der Zahl, waren Eigenthum von Patrick Quinn, Bruder eines katholiſchen Prieſters, der in einem derſelben ein Zim mer bewohnte ; der Unglüdliche wurde niedergeſchoſſen , und getreten und den Flammen zum Dpfer überlaſſen. Auf der entgegengeſekten Seite der Mainſtraße wurden die Häuſer von Ino. Fißgerald und der Frau Trainer niedergebrannt. Nicht der geringſte Löſchverſuch ward gemacht, waren doch die damals noch beſtehenden freiwilligen Löſchycompagnien größtentheils aus Tagedieben und Bummlern zuſammengeſeßt, von denen Manche, ſich ohne Zweifel den Morbbrennerbanden angeſchloſſen hatten . Und es waren in der That Mord - Brennerbanden , die Quinn's Row in Brand geſteckt hatten, denn als die unglücklichen Bewohner der brennenden Häuſer den Flammen zu entrinnen verſuchten, wurden ſie in die Flammen zurückgetrieben oder erſchoſſen . Viele wurden ſchwer verwundet weggeſchleift, andere ſchleppten fich blutend und verſtümmelt in die brennenden Häuſer zurück, um nur nicht dieſer entmentſchten Horde in die Hände zu fallen. Ein Mann ſuchte in Frauenkleidern zu entfliehen, wurde jedoch entdeckt und erſchoſſen. Ein ſchwer Berwundeter, der in eine wollene Dede gehüllt, auf den Arm feines Weibes geſtüßt, über die Thürſchwelle trat, wurde gewaltſam von ſeiner Gefährtin geriſſen und mit faltem Blute erſchoſſen. Unmöglich war es, aus den Häuſern zu entkommen , ohne ermordet zu werden . Wie viele von dieſen Armen, die in ihren brennenden Wohnungen gefangen waren, verbrannten, tann Niemand ſagen. Die beiden Söhne des Futterhändler $ Long, die fid , wie wir oben erwähnten, retteten , als ihr Haus von der Kanone in Brand geſteckt warb, während ihr kranker Bruder in den Flammen umfam , wurden , als man ihrer kurz darauf anſichtig ward, erſchoſſen. George Hubert, ein alter harınloſer Deutſcher, der von ſeinem Geſchäft in Portland Avenue zurüdkehrte, wurde von den Vanbalen umzingelt, die ſich mit dem Rufe : „ Laßt uns den alten verdammten Deutſchen todtſchlagen ,“ auf ihn ſtürzten. Hubert bat um ſein Leben . ,, Les Spaßes halber mußt du frepiren !" erwiederte einer der Bluthunde auf ſein Flehen , und mit durchichoffener Bruft fiel der Unglüdliche zur Erde. Ein anderer deutſcher Greis an der Portland Avenue, der ſich deim Ausbruch des Tumults unter ſein Bett ver krochen hatte, ward von den Mordbuben herausgeſchleift und durch das Ferz geſchoſſen . Es war der alte Geiſt der Barbarei, ererbt von den Grenzanſiedlern,

welcher unter Williamſon die deutſchen Städte am Muskingum einäſcherte, der hier das Werk des Mordes und der Zerſtörung gegen die Ausländer betrieben hatte. Louisville verödete in Folge dieſer Schandthaten. Ueber hundert deutſche und noch mehr irländiſche Familien verließen die Stadt, um nach den Nordſtaaten überzuſiedeln. Ein Fluch ſchien auf der Stadt * 23

172 zu haften, denn die oben aufgezeichneten Greuel wurden an dem ſtrebjamſten und ſchäßbarſten Theile ſeiner Bevölkerung verübt. Kurz vor dieſen Blut tagen war von dem Amerikaner Caffibay hierſelbſt ein Wertchen über unſere Stadt erſchienen, worin ein beſonderes Rapitel den Deutſchen gewidmet iſt, von denen jener Amerikaner u . a. ſagt : ,, Von der gegenwärtigen Bevölkerung Louisville's ſind nicht weniger als 18,000 Deutſche, und dieſe Zahl ſteigt täglich durch Zuwachs aus dem Vaterlande. Es iſt nicht mehr als gerecht, zu ſagen, daß dieſe Ausländer zu den beſten Klaſſen unſerer Bevölkerung gehören. Sie ſind ein bebachtſames, unverdrosſenes und ſtrebjames Volt, von ruhigem , beidheibenem und friedli chem Weſen, das in der Mehrzahl aus Menſchen von Erziehung und Fähig keit beſteht. Die beſſere Klaſſe dieſer Bevölkerung ſteigt mit jedem Tage in der öffentlichen Achtung, und während ſie ſich in einer Beziehung mit den eingeborenen Bürger identifizirt und ſich ſo amerikaniſirt, prägt ſich der Ein fluß ihres philoſophiſchen Geiſtes , ihrer Gemüthstiefe und ihrer Liebe zum Schönen in Kunſt und Natur dem ſozialen Leben der Stadt ein und dadurch werden Jedem die Vorzüge des Andern verliehen. Der deutſche Charakter entfaltet in ſeiner höheren Entwidelung viele ſchönen Eigenſchaften , welche in mehr als einer Beziehung unſerer eingeborenen Bevölkerung fehlen . Von dem gebildeten Deutſchen fönnen wir jene begeiſterte Liebe und Berehrung Des Geiſtigen und Schönen in allen ſeinen Erſcheinungen lernen , welche einen Beſtandtheil ſeines Charakters bildet und dem Leben ſo viel Reiz verleiht ; während er von uns lernen kann, daß die Grundlage ſeiner Philoſphie das Praktiſche ſein muß, und daß ohne eine gewiſſe Beimiſchung des Nüßlichkeits Prinzips ſeine Theorien zu eitlen Luftſchlöſſern werden . So nimmt jede Klaſſe von der andern das an, deſſen ſie am Meiſten bedarf, und die Geſell ſchaft erntet die Früchte der Verſchmelzung .“ Aus der vorſtehenden liebevollen Charakterſchilderung der Deutſchen aus der Feder eines Amerikaners kann man zur Genüge fich ein Urtheil dar über bilden , wie der beſſere Theil der Eingeborenen - und derſelbe bildete immerhin die große Mehrheit - jene an den Deutſchen ſo wie an den arınen Irländern verübten Greuel aufnahm. Aber der Pöbel, der, wenngleich er nur eine verhältnißmäßig geringe Minderheit bildete, doch organiſirt war , hatte das Heft völlig in der Hand und für eine Zeit lang herrſchte hier voll ſtändig und im wahren Sinne des Wortes eine Pöbelherrſchaft. Nur das Eine gute hatte die Pöbelherrſchaft jener Tage zur Folge gehabt, daß ſelba diejenigen Amerikaner, welche mehr oder minder zu den Grundfäßen ber urſprünglich g : gen den Ultramontanismus und den von gewiſſenloſen Dema gogen und Aemterjägern ausgebeuteten Einfluß der Fremden, namentlich ber unwiſſenden Irländer gerichteten - Knownothingpartei hinneigten , vor den Auswüchſen, welche die Beſtrebungen jener Partei erzeugten , ein Entſegen

173 faßte und daß deshalb eine Wiederholung ſolcher Szenen, wie ſie an jenim fogenannten ,, blutigen Montag" fich ereigneten, für immer unmög lich geworden iſt. Die Folgen des ,,blutigen Montag“ zeigten ſich bald. Wer konnte, verkaufte Hab und Gut und wandte der Stadt den Rüden . Handel und Wandel ſtockten völlig. Grundeigenthum ſank um hundert und mehr Pro zente. Noch nach einem Jahre ſah man in einem einziger Block im Geſchäftstheile der Stadt eilf Läden geſchloſſen. Am 14. Auguſt verſammelten ſich in dem , Ede von dritter und Green : ſtraße gelegenen „ Capitol“ an 200 Perſonen , meiſtentheils Deutſcje, um ſich über eine gemeinſchaftliche Auswanderung zu berathen. Gabriel Collins ward zum Vorſißenden , Heinrich Knöfel zum Sekretär gewählt. Herr Armſtrong, ein engliſcher Alebrauer, ſprach ſich für eine Auswanderung nach Kanſas aus. Schon zu Anfang des Jahres hatte ſich in Cincinnati ein ,,Kanſas- Anſiedlungsverein " gebildet, der im damaligen Territorium Ranjas Land anfaufen und auf demſelben eine Stadt Namens Humboldt City gründen wollte. Für die Stadt waren 3,840 Ader beſtimmt und ſollte jede Aktie zu einem Bauplaß berechtigen . Am 15. März war eine Commiſſion jepes Vereins auf der Reiſe nach Kanſas hier eingetroffen, die aus dem Agenten A. Deſterreicher, dem Geometer Hoffmann und zwet Hilfsgeometern beſtand, um das Land für die projektirte Stadt auszuſuchen, die erſten Pionier- Anſiedler, 50 an der Zahl, wollten bald nachfolgen. In der erwähnten Verſammlung vom 14. Auguſt konſtituirte ſich nun eine Geſellſchaft unter dem Namen Amerikaniſcher Auswanderungs - Verein in Louisville“ und ward beſchloſſen , auf Koſten des Vereins ein Comite nach Kanſas zu ſenden, um noch vor Beginn des Winters einen zur Anſiedlung geeigneten Plaß auszuwählen. Am 27. Auguſt ging auch wirklich das Comite, beſtehend aus den Herrn J. A. Eiſert, F. Wagner und einem Ames rikaner Namens Webſter nach dem Territorium ab, um Vorbereitungen für die Ankunft der Geſellſchaft zu treffen, welche im nächſten Frührjahr von hier abreiſen ſollte. Aus der beabſichtigten Maſſenauswanderung nach Kan fas ward jedoch nichts, weil inzwiſchen ſich gewichtige Stimmen gegen eine Beſiedelung des von Abolitioniiten und Miſſourier Grenzſtrolchen , die einan: der blutig befehdeten, heimgeſuchten Territoriums fich ausſprachen. Die metſten Deutſchen, welche unſere Stadt verließen, und darunter namentlich die „ Acht und Bierziger “, wandten ſich nach Milwaukie, Chicago, St. Louis und andern Pläßen im Weſten. Der aus lauter Knownothings zuſammengeſeßte Stadtrath ſuchte natürlich alle Sduld wegen der verübten Greuel auf die Wusländer zu wälzen .

Der ,,Gemeinderath " ( common council) beauftragte das Polizei

Comite, einen Bericht über die Vorgänge am blutigen Montag einzureichen.

174 Am 17. Auguſt überreichte der Vorſißer des Comites, 3. 6. A. Gillis , den verlangten Bericht ein. In dieſem Machwerk, das an Lügenhaftigkeit und Frechheit ſeines Gleichen ſucht, ward verſichert, daß an allen Stimm pläßen Ruhe und gutes Einvernehmen geherrſcht hätten , und daß nur in weiter Entfernung von den Stimmpläßen Friedensſtörungen vorfielen , die von den Fremden veranlaßt worden ſeien. Die Häuſer an Quinn's Row ſeien vollſtändige Arſenale geweſen , ſchon drei Wochen vorher ſeien Waffen und Schießbet arf in dieſelben hineingebracht worden und Quinn habe ſelbſt geäußert, dieſelben ſollten gegen Amerikaner gebraucht werden . Am Wahltage hätten Irländer im Keller von Quinn's Hauſe Kugeln gegoſſen und Biele ſeien bewaffnet ein- und ausgegangen . Dieſe „ vorher bedachte, unprovozirte und rückſichtsloſe Schlächterei (?) war mehr, als Amerikaner vertragen konnten . Den Operationen dieſer Potentaten Rom's " in der achten Ward (in der Quinn's Row lag) bätten die in der erſten (vorzugsweiſe Deutſchen ) Ward geglichen . An der Shelbyſtraße, zwiſchen Walnut und Broadway, feien faſt alle von Fremden bewohnten Häuſer mit Flinten verſehen geweſen und auf vorübergehende ,, harmloſe Leute “ ſei aus faſt jedem Hauſe geſchoſſen worden . In andern Theilen der Stadt wurden von fremden Papiſten mörderiſche Angriffe auf ahnungsloſe Amerikaner gemacht und zweifelsohne von Denjenigen, welche zur Vollbring ung der finſteren Thaten der Katholiken das meiſte Geſchid haben ." Das Comite gelangte dann zu dem Schluſſe, daß alle Störungen am Wahltage durch Fremde und noch dazu durch Anhänger des Babītes von Rom vers urſacht ſeien, und daß Amerifaner, die im Augenblid der Aufregung Nei gung zur Widervergeltung fühlten, nicht zu tadeln ſeien . Zum Beweiſe der abgeſchmadten und lügneriſchen Behauptungen in dieſem Berichte berief ſich das Comite auf den Straßeninſpektor 2. Wm. Griffey , den Stadtrath Beattey und die Zeugniſſe, welche in der Wochenausgabe des verlogenen Journal vom 15. Auguſt enthalten ſeien. Und dieſer ſchmach volle, alle die an Deutſchen und Jrländern verübten Greuel rechtfertis gende Bericht ward wirklich®angenommen . Die Folgen jener Greuel zeigten ſich recht deutlich in einer Erklärung, die der Schauſpieler Stein am 20. Oktober veröffentlichte. Am 20. September hatte er angezeigt, daß er nach der Niederlaſſung des Herrn Bößow in Mil waukie auf mehrfach geäußerten Wunſch die Direktion des Theaters in der Apollo -Halle übernehmen werde. Am 20. Oktober nun erließ er eine Erklä : rung dahin, daß er das Unternehmen aufgeben müſſe, weil kein Sdh a u : ipieler nad Louisville geben wolle. Am 14. Dezembermachte C. Schöne, ehemaliges Mitglied der Bößow'ſchen Geſellſchaft, den Verſud , Vorſtellungen in der „Hiſtrionic - Halle“ zu veranſtalten, er gab aber den Verſuch als ſich nicht lohnend wieder auf.

175 Im Uebrigen iſt aus jenem denkwürdigen Jahre nicht viel von Inter eſie für die deutſche Bevölkerung mitzutheilen . Am 17. März ward unſere Stadt und deren Umgebung von einem furchtbaren Hagelſchlag heimgeſucht. Der Floriſt Nanz erlitt einen Schaden von mindeſtens $500. Am 16. Mai warb die erſte Dampffeuerſpriße, die in Cincinnati anges fertigt war, probirt. Am ſelben Tage feierte Plato's Sarhorn : Band ihr vierjähriges Stiftungsfeſt. fm Auguſt ward Jakob Ruckſtuhl an Stelle des total unfähigen Peter Silar als Dolmetſcher am Stadtgericht angeſtellt. Im 18. September erhielten auf dem Turnfeſt in Cincinnati Herr Gel haar von hier als Preis für körperliches Turnen ein Bild , Patrick Henry , als Redner vor der virginiſchen Gefeßgebung ; Herr Dake ein Por temonnaie, Herr Stephens für Rappierfechten ein Cigarrenetui. Ende September erfand David Hughes aus dieſem Staate eine Ver beſſerung am elektromagnetiſchen Telegraphen, wonach auf demſelben Draht zugleich hin- und zurücktelegraphirt werden kann. Das Inſtrument ward von dem genialen Herrn I. Hirſchbühl angefertigt und vervollkommnet. Am 27. September ward hier eine große Convention der Knowno things Kentucky's und anderer Staaten abgehalten . Die Beſchlüſſe der Convention waren ziemlich nichtsſagend, die Sklavenfrage ward gar nicht berührt, während die Knownothings in den Freiſtaaten Beſchlüſſe gegen dieſelbe annahmen. Der Bruch zwiſchen den Knownothings im Norden und Süden ward auf dieſer Convention bereits ſichtbar. Die Zeit von 1856 bis 1861 . Wenn man die Zeit von 1849 bis 1855 als die Sturm- und Drangperiode des hieſigen Deutſchthums bezeichnen kann, ſo darf man füglich die Zeit nach der vorhin erwähnten Knownothingsgreueln bis zum Ausbruche des Bürger krieges als die Zeit der Abſpannung und Lethargie bezeichnen. Und dieſe Abſpannung und Lethargie waren eben ſo groß, wo nicht noch größer, als vorher die geiſtige Anſpannung und Aufregung geweſen war, In der That bemächtigte ſich eine allgemeine Theilnahm- und Muthloſigkeit der Deut ſchen . Sie nahmen Jahre lang weder an Gemeinde- noch an Staatswahlen mehr Theil, überließen vielmehr das politiſche Feld völlig den Knownothings, zum Leidweſen der großen Zahl der dieſer proſkriptiven Partei feindlich geſinnten Eingeborenen, und führten ſo zu ſagen nur ein noch vegitirendes Leben. Anfänglich wagten ſie kaum noch an Sonntagnachmittagen die öffentlichen Gärten zu beſuchen, aus Furcht vor einem Zuſammenſtoß mit ben Bullies, die von den Knownothings zum blutigen Wahltag importirt, zum Theil in Hoffnung auf fernere, zu bezahlende, Dienſte hier geblieben

176 Auch die Muſen flohen , das deutſche Theater ſtand eine Zeit lang ganz verödet und ward dann von „ verdorbenen Muſenföhnen “, die beſſer ein Handwerk gelernt hätten, in Beſchlag genommen . Das ,,deutſche Leben " beſchränkte ſich lediglich auf das „ Vereinsleben “ und von den Vereinen waren es auch wieder hauptſächlich nur die Sängervereine, die dann und waren .

wann ein öffentliches" Lebenszeichen von ſich gaben. Die auf die Knownothinggreuel folgenden Jahre bieten in der That des allgemeinen Intereſſe fo wenig, daß wir uns auf eine chronologiſche Verzeichnung des Mittheilenéwerthen beſchränken können . Po Das Jahr 1836 . Am Neujahrsabend zwiſchen 7 und 8 Uhr wurden Sdymidtberger und Engelbert Weber an der Ede von Jefferſon- und Hancodſtraße von Rowbies angegriffen, und Weber erſchoſſen, weil er nicht Hurrah für „Dncle Sam “ rufen wollte. Weber war 21 Jahre alt und Schuhmacher.

Am 4. Januar ward dem „Corn-Jsland" gegenüber mitten im Eis die Leiche des Dr. Heidelberg gefunden, eines wiſſenſchaftlich gebildeten Mannes, der aud Dichtertalent befaß, aber durch den Trunt herunterge: kommen war. Bom 11. Januar verſuchte der Schauſpieler Adlersberg unter Beihülfe einiger ,, Dilettanten, und eines , ſpaniſden Balletmeiſters “ Signor Vial Zuſchauer in die „Hiſtrionic Hall" zu locken , aber der Verſuch gelang ſo ſchlecht, daß er am 4. Februar unſichtbar ward, ohne Anzeigen und Zettel bezahlt zu haben . Am . 13. Januar ward Jacob Rudſtuhl als ,, Localreporter " des „,Anzeige: s“ engagirt . . Am ſelben Tage bildete ſich ein ,, deutſcher Auswan derungs - Verein “ unter dem Vorfiß von 3. A. Eifert. Später taufte ſich dieſer Verein in einen „ Kanſas - Verein um , deſſen Seele der Pfarrer Guſtav Roc ward. Am 30. Januar verſchwand der bekannte Meßger Chriſtian Keil. Die Leiche warb am 15. Mai im Ranal gefunden. Zwei Deutſche, John Frank und Karl Ziegenhain wurden als der Ermordung desſelben verdächtig einge zogen , mußten aber ſchließlich wegen Mangels an überführenden Beweiſen freigelaſſen werden . Am 8. Februar ward Georg Huffner, ein Deutſcher, der als Knabe in's Land gekommen war und ſich ſpäter Bennett nannte, wegen Raubmordes hier gehängt. Am 11. Februar gab der Liederkranz einen $ 775.20 Reingewinn ein : bringenden Ball zum Beſten des deutſch-proteſtantiſchen Waiſenhauſes. Vom 1. März an hielt der Lehrer Knapp Vorträge über populäre Aſtronomie.

177 Am 17. März eröffnete Karl Rufer, der bisher Kellner in Walker's Erchange geweſen war, die St. Charles Reſtauration . Am 24. März gab der Turnverein unter Mitwirkung des Lieberkranzes und des Seebach'ſchen Orcheſters ein Konzert zum Beſten der Turner - Kran kenkaſſe, und am ſelben Abend der Orpheus ein Konzert zum Beſten des deutſch - proteſtantiſchen Waiſenhauſes. Am 28. März verſammelten ſich in der Turnhalle die deutſchen Bäder meifter, unter dem Vorfiße von Sebaſtian Spanier und ernannten ein Comite von Fünf, um eine Erwiederung auf die Anſchuldigung von C. Scholz, daß die Brode hier zu leichtes Gewicht hätten, zu veröffentlichen. Zugleich beſchloſſen fie, unter ſich einen Bäderverein zu gründen und ſidy auf ein gere: geltes Gewicht zu vereinigen. Der projektirte Bäckerverein kam jedoch nicht zu Stande. Gegen den 1. Juni zogen von hier hundert Familien , meiſtens Deutſche, nach Kanſas, wo bereits an der Santa - Fe-Straße, 75 Meilen vom Mif ſouri- Fluſſe, ein ,, Town“ unter dem Namen Prairie- City ausgelegt war, beſſen Bauſtellen 50 bis 100 Dollars koſteten . Bei der Wahl am 7. April ſiegten, da die Deutſchen ſich des Stimmens enthielten, die Knownothings wieder volſtändig, und die erſte Handlung des neuerwählten Stadtraths war die Entlaſſung von Alexander Gilmore, dem einzigen Poliziſten, der am 6. Auguſt 1855 die Einwanderer an den Stimm pläßen beſchüßt hatte. Am Pfingſtmontag feierte die deutſch -amerikaniſche Bürgerſchule ein Maifeſt auf der Farm von Stein und Rettig . Am 30. April überreichten dem Knownothingismus feindlich geſinnte Bürger der Stadt, an der Spiße Lithgow von der Firma Wallace u. Lith : gow, Herrn John H. Þarney, Redakteur des ,, Eemocrat", 500 Dollars in Gold und einen ſilbernen Becher mit der Inſchrift: „ Von den Bürgern Louisville's für ſeine wadere Vertheidigung von Geſittung und Ordnung gegen Bigoterie und Geſeßloſigkeit.“ Von Farmern des County erhielt Harney bald darauf eine goldene Uhr. Am Abend des 29. Mai kam Heinrich Roth, der ſchon zweimal wegen Diebſtahls im Zuchthaus geſeſſen hatte, betrunken in die Spezereihandlung von Joſeph Hinkel in der Oberſtadt und warf, da Hinkel ihm nichts mehr zu trinken geben wollte, eine Aleflaſche nach Frau Hinkel, die ſie ſo ſtark der Stirn traf, daß ſie zu Foden ſtürzte ; darauf warf er noch mehrere Fla ſchen nach ihr, von denen eine ein Kind in der Wiege traf.. Nunmehr ergriff Hinkel ein Gewehr und ſchoß Roth nieder. Er ward verhaftet, aber freigeſprochen. Am 9. Juni erntete der hieſige Drpheus auf dem unter Leitung des Herrn Balatka in Cincinnati abgehaltenen Sängerfeſte Lorbeeren im Wett

178 ſingen. Eine deutſche Cincinnatier Zeitung ſchrieb damals : „Nach der im Programm angezeigten Reihenfolge traten jeßt die einzelnen Geſangs vereine auf, nachdem Capt. Seebady's ,, Louisviller Braß Bande“ mit dem ,, Treuröschen " von Raufer den Reigen eröffnet hatte . Mit einer oder zwei Ausnahmen ſangen die Vereine recht brav . Die Palme des Sieges gebührt aber, nach dem einſtimmigen Zeugniß Adler, dem Orpheus von Louisville, deſſen ,, muſikaliſche Burleske " in wahrhaft künſtleriſcher Pollendung gegeten wurde. Herr Jacob Dolfinger hatte die Solopartien, denen er mit ſeinen ausgezeichneten Stimmmitteln volle Gerechtigkeit wiederfahren ließ. Günter iſt Direktor des Orpheus ."

Herr

Am 25. Inni beſchloß der Stadtrath, ſeine Verhandlungen, die ein Jahr lang nicht mehr in deutſcher Sprache erſchienen waren, wieder in dieſer Sprache zu veröffentlichen, aber weniger aus Billigkeitsgründen , als ſich an dem ,, Courier" zu rächen, der ſchon vor den Greueln am Wahltage von der Knownothingpartei abgefallen war und dieſelbe auf's Heftigſte befehdete. In zwei ſtädtiſchen Zeitungen mußten die Verhandlungen veröffentlicht werden und da gab der Stadtrath ſie lieber einem deutſchen Blatte, deſſen Herausgeber und Redakteur prinzipielle Gegner der Knownothings fein mußten, als daß er ſie dem als Renegaten betracyteten Courier ließ. Bei der Stadtwahl am 4. Auguſt ſiegten hier, wo die Eingewanderten fich meiſtentheils des Stimmen ; enthielten, abermals die Knownothings. Aber im Staate ſiegten bereits ihre Gegner mit einer Mehrheit von 12,000 bis 15,000 . In dem genannten Monate errichtete das Direktorium der hieſigen israelitiſchen Elementarſchule neben derjelben eine Realſchule unter der Lei tung des Lehrers knapp. Am 29. Auguſt fiel der katholiſche Prieſter Schaffle ter vom Redemto riſtenorden am Altare der Marienkirche mitten in der Abſingung des Mag nificat nieder und verſchied binnen einer halben Stunde. Am 20. September kaufte Dr. Pirtle, Sohn des Richters Pirtle, aut dem Markte von einem Deutſchen Proviſionen für 55 Cents und erhielt auf eine Dollarnate 45 Cents zurüc, kam bald darauf wieder und behauptete, er babe ihm eine Zweibollarnote gegeben, vergriff ſich an dem leugnenden Deutſchen und ſchoß, als dieſer einen Poliziſten herbeirufen wollte, auf ihn, ohne ihn zu treffen. Beide wurden verhaftet, der Deutſche vor die Grand Jury verwieſen, der amerikaniſche Doktor freigelaſſen . Am 7. September feierten die Turner ihr 7. Stiftungsfeſt mit einem Bal in der Odd Fellows-Halle . bibliothek.

Der Ertrag war zum Beſten der Vereins

Am 1. Dktober übernahmen Joh . Cawein und Joh. Rohlhepp Wal ker's Erchange.

179 Am ſelben Tage ward die Gewerbeausſtellung (Mechanics Fair) in einem an 4. und Broadway gelegenen großen hölzernen Gebäude eröffnet. Von deutſchen Ausſtellern erhielten Preiſe : Joſeph Budel für die beſten Schuhe und Stiefel, H. Nanz für die beſten Blumen, Vogt und Klink für die beſten Goldarbeiten , Reutlinger für die ſchönſte Kutſche, Johannböck für die beſten Hüte und Kappen, Frau Zwick für die beſten Haarflechtereien. Im ſelben Monat erſchien die erſte Spezialkarte des County Jefferſon, vom Geometer K. Bergmann . Im nämlichen Monate bildete ſich ein Schreiner Unterſtüßungsverein, deſſen Präſident H. Appel, Sekretär C. Schulz und Schaßmeiſter E. Del mann waren. Capitän Harig erfand in jenem Monat ein finnreiches Eiſenbahnſdloß, von welchen die in Chicago abgehaltene Convention der Bahndirektoren 4000 Stüd beſtellt. Am 27. Oktober erſchoß ſich ein junger Deutſcher, Lepold Ries. Am 17. November feierte der Stephanus Friedhofverein ſein Stiftungs feſt, durch einen Umzug durch die Stadt und am Abend durch einen Ball in Odd Fellows-Halle . Am 18. November tranken drei Loafers in Adam's Wirthſchaft, woll ten aber nicht bezahlen, und als der anweſende Hr. Feuerabend die Bemer kung machte, daß, wer trinken wolle, auch bezahlen müſſe, brachte ihm einer der Rerle mit einem großen Meſſer einen Stich in den Unterleib, einen in den Schenkel und einen in die Seite bei . In der Nacht vom 21. Dezember ſprengten Diebe die eiſerne Geldſpinde in Jacob Schmitt's Eiſenwaarenhandlung, Markt-, unterhalb der erſten Straße, und entwendeten $98. Bei der Präſidentenwahl im November betrug die Mehrheit Buchana's über den Knownothings-Candidaten Fillmore im Staate 6,118. Der Can didat der neuerſtandenen republikaniſchen Partei erhielt nur ein paar Stim men im Staate. Am 18. Dezember ſtarb Rarl Reich, Redakteur des Anzeigers, nada vierivöchentlichem Leiden . Der Schreiber d . warb fein Nachfolger und führte die Redaktion bis zum 1. September 1870 . Das Jahr 1857. Mit Neujahr eröffneten die Herrn Funke und Knöfel, Lehrer an der deutſch -amerikaniſchen Bürgerſcule, unterſtüßt von den Apothekern E. Scheffer und Stein, Unterricht in den Naturwiſſenſchaften . Am 9. Januar eröffnete Jacobſon mit Hülfe von Dilettanten Theater vorſtellungen in der „ Hiſtrionic Halle“, die übrigens nur ſchlecht beſucht wurden . Vom 1. März an trat eine Schauſpielerin und Sängerin, Frau * 23

.180 Danzi Hausmann, als Regimentstochter" und in ähnlichen Rollen auf, aber auch ſie wollte nicht ziehn . " Und als ſpäter Emil þöchſter, Roſinski u. A. hinzukamen und ſich ſogar an Schiller's Räubern , Uriel Acoſta und andern Tragödien und Dramen vergriffen , war der Beſuch nur ein höchſt ſpärlicher. Am 20. Januar gab der Drpheus ein großes Konzert unter Direktion von Günter und G. Zöller in der Mozarthalle. Am 27. Januar ſtarb Herr Georg W. Dörn , Vater des Eigenthümers des Anzeigers, ein Veteran aus der hannoverſch-britiſchen Legion unter Wel lington, im Alter von 66 Jahren an den Folgen einer Erkältung. In der erſten Hälfte des Jahres verging faſt kein Tag, wo nicht irgendwo in der Stadt ein Feuer ausbrach. Am Schlimmſten aber war es in den Monaten Februar und März. Dampflöſchſprißen beſaß die Stadt noch nicht, außer einer, welche außer Gebranch war . Am 5. März brannte die Bretterſchneidemühle von J. W. Bred u . Co., an Mainſtraße, zwiſchen erſter und Brootſtraße, nebſt vier Häuſern ab. Dieſe Feuer wurden häufig von Mitgliedern der zum Theil aus allerlei Geſindel zuſammengefeßten freiwilli: gen Löſchcompagnien angezündet. So machten am 14. März vier Mitglie der einer ſolchen Compagnie nach Mitternacht den Verſuch , eine Reihe Häu ſer, die an der dritten Straße, in der Nähe des Flufſes liegen , in Brand zu ſteden . Das Unweſen dieſer freiwilligen Compagnien warb ſo arg, daß der Stadtrath am 28. Mai die Einrichtung eines befoldeten Feuerbepartements und die Anſchaffung von drei Dampflöſchſprißen beſchloß, nachdem bereits am 1. Mai die hieſigen Agenten von Verſicherungsgeſellſchaften auf eigene Rechnung eine Dampflöſchſpriße in Cincinnati gekauft hatten . Ende März erhielten Vogt und Klint ein Patent auf unverrüdbar feſt fißende Hemdknöpfe. Vom 31. März an trat die berühmte Lola Montez auf dem hieſigen engliſchen Theater als Schauſpielerin und Tänzerin auf. In dem von ihr mit Beihülfe einiger Freunde verfaßten Stüđe , Lola Montez in Baiern " erſcheint ſie als die gute Fee des Königs Ludwig, die ihn zum Kampf gegen geiſtlichen und weltlichen Deſpotismus anſpornte, und ſchließlich als das Opfer der Ränke ihrer verleumdeten Feinde. Am Abend des 10. April, wo zu ihrem Benefiz ein Drama ,, Margot “ und barad ein Ballet ,, El ola “ und ein ,, Spinnentanz" von Lola aufgeführt warb, gerieth fie in Streit mit dem Theaterdirektor, der nach dem Schluß des Drama nicht den auf der Bühne liegenden Teppich aufnehmen wollte, und alterirte ſich dabei ſo ſehr, daß ſie einen Blutfturz bekam . Bei der ſtädtiſchen Wahl am 5. Auguft ſtimmten außer den Knowno

things vielleicht nur noch hundert Perſonen . Am 7. April übernahm Herr Joh. Rittig die Direktion über die aus der „Hiſtrionic Halle“ in die ,,Konzert-Halle “ (ehemalige Waſhington

181 Halle) übergeſiedelte Schauſpieler: reſp. Tilettantentruppe und ſpielte bis nm Mitte Juni fort, wo er von hier nach Chicago ging. Die Vorſtellungen wurden nur ſchwach beſucht und der Direktor erntete ſtatt Gewinnes und Lorbeeren nur pekuniäre Verluſle. Am 12. April fand man die Leiche des bekannten Milchbauern Heinrich Böhmer im Fluſſe. Er hatte ſidy aus Tiefſinn ertränkt. Am 16. April wurden in der St. Paulskicche Chöre aus Haydn's Schöpfung, Mendelſohn's Elias und Paulus und Händel's Meſſias unter Direktion von Günter aufgeführt.

Die am 27. April von dim von den Knownothings erwählten Mayor Pildyer verleſene Botſchaft, in welcher derſelbe fich über alle Parteien ftellte, ſich für Errichtung eines Gewerbehauſes ausſprach, in welchem Arbeitsloſe mit allem Nöthigen verſehen und ihnen ein angemeſſener Unterricht ertheilt und für ihre Arbeiten ein gerechter Preis gezahlt werden ſollte, und noch andere reformatoriſche und ſozialdemokratiſche Ideen ausſprach, überzeugte die Knownothings bald, daß ſie ſich mit Pilcher eine Ruthe aufgebunden hatten , und es währte auch nicht lange, ſo brachen allerlei Konflikte zwiſchen ihm und dem knownothingiſtiſchen Stadtrajh aus. Anfangs Mai fertigte , Capitän " Harig eine eiſerne Spinde ( Safe) an, an der vermittels zwölf Schlüſſelbärte über vier Millionen verſchiedener Schlußumdrehungen vorgenommen werden konnten . Für dieſe Erfindung wurden ihm auf den Gewerbeausſtellungen verſchiedener Städte, u. a. in Cincinnati, goldene Medaillen zuerkannt . Am Abend des 14. Mai kam es zu einem argen Tumult. Vier Neger hatten eine ganze Familie Namens Joice im County ermordet, da aber der einzige Beweiszeuge einer der angeklagten Neger ſelbſt war, hatte die Jury die Angeklagten freigeſprochen . Ein, von einem Verwandten der ermordeten Familie aufgeſtachelter Pöbelhaufe zog mit der Kanone, welche ſchon in den Knownothinggreueln eine große Rolle geſpielt, vor das Gefängniß, erſtürmte dasſelbe: ſchleppte die Neger heraus, von denen Einer fich übrigens inzwi ſchen mit einem ihm vom Schließer eingehändigten Raſirmeſſer, den Hals abgeſchnitten hatte, hängte ſie im Hofe des Courthouſe auf und zündete dann ein Feuer unter den Leichen an. Dieſer Akt der Pöbelherrſchaft und Lynchjuſtiz brachte unſere Stadt auswärts natürlich nur noch mehr in Verruf, ſo daß die Behörden ſich genöthigt ſaben, eine Unterſuchung eir:zuleiten . Am 26. Mai erließ die Grand Jury eine Anklage gegen vierzehn an dem Tumult betheiligte Perſo nen. In ihrem desfallfigen Bericht erklärte ſie, daß Louisville ,von einem faſt zermalmenden Gewicht der Schande bedrückt“ ſei und daß ein energi deres Auftreten der Behörden gegen den aufrühreriſchen Theil der Bevöl kerung durchaus erforderlich ſei, wenn die Stadt nicht noch mehr leiden folle

182 Es ward auch eine Unterſuchung eröffnet, die ſich aber langſam hinſchleppte und zuleßt im Sande verlief. Zunächſt wurden am 30. Mai neun der Angeklagten und am 1. Juni die übrigen fünf zu Bürgſchaft zugelaſſen . Am 1. Juni, während Herr Rittig noch in der Konzert-Halle dirigirte, Das eröffnete der Wirth Ehrle in ſeinem Gärten ein „ Tivolitheater“. ſelbe hatte aber nicht lange Beſtand. Wegen Uebertretung der Sonntags verordnung in eine hohe Geldſtrafe genommen, entfernte er ſich nach St. Louis, währenddem Herr Magius, der auf dem Tivolitheater geſpielt hatte, mit Frau Ehrle nach Cincinnati ging . Ehrle reiſte, als er das hörte, nach Cincinnati, prügelte Magius durch und nahm ſeine Frau mit Gewalt wieder an fich. Am 15. Juni fand eine Spezialwahl ſtatt, in der die Knownothings abermals ſiegten, aber ſchon mit bedeutend reduzirter Mehrheit. Als um 11 Uhr Bormittags Bullies einen Deutſchen Namens Straßburg, der ſchon fünfzehn Jahre als Pförtner und Schreiber am Poſtamt angeſtellt war, nicht ſtimmen laſſen wollten, trat ihnen Colonel D. Preſton mit gezogenem Piftol entgegen und erklärte ihnen, daß wenn bei der nächſten Wahl wieder die Wahlfreiheit angetaſtet werden ſollte, nicht mehr Einwanderer und Amerikaner einander, ſondern Amerikanern Amerikanern gegenüberſtehen würden . Am 18. Juni entſchied der R dhter Bullod, daß von den drei das Dol metſcheramt im Stadtgericht beanſpruchenden Deutſchen Hr. Rudjuhl das felbe von Rechtswegen bekleide . Der Stadtrath hatte nämlich Herrn Rud : ſtuhl nicht wieder, ſondern an deſſen Stelle einen gewiſſen Hartmann gewählt. Gegen dieſe Wahl hatte der Mayor Pilcher ſein Veto eingelegt, fein Beto darauf ſtüßend, daß nach dem ſtädtiſchen Freibrief das Amt eines Dolmetſchers ein lebenslängliches ſei. Auf Grund dieſes Veto beanſpruchte nun der frühere Dolmetſcher Herr Conrad Schröder das Amt als ihm lebens länglich zukommend, doch verwarf der Richter ſeine Anſprüche, weil er ſich inzwiſchen in die Erwählung Anderer gefügt hatte. Während der Stern der Knownothings bereits merklich zu finken begann, ward denſelben demokratiſcherſeits leider wieder in die Hände gearbeitet. Der im Juli von den Demokraten als Candidat für einen Sitz im Repräſentantenhauſe des Congreſſes aufgeſtellte Herr Thos. H. Þolt ließ ſich nämlich beikommen , in einer von ihm im demokratiſchen Hauptquartier gehaltenen und zum Ueberfluß von ihm im ,, Courier " und im ,, Democrat“ veröffentlichten Rede einen großen Theil der Deutſchen auf's Furchtbarſte zu inſultiren . Er theilte die deutſchen Ein : wanderer in zwei Klaſſen, in deutſche Katholiken und Atheiſten" . Danach zählte er alle nicht katholiſche Deutſche zu Atheiſten, und behauptete, der Grundſaß derſelben ſei : ,, Gleich Beſtien leben wir, gleich Bieh ſterben wir .“

Zugleich ſtrich er die Jrländer in der unverſchämteſten Weiſe heraus

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C

und log, in Waſhington's Armee hätten 25,000 Jrländer gefämpft, obgleich die ganze Armee Waſhington's keine 25,000 Mann zählte. Jener Demagoge wollte offenbar den Irländern auf Koſten der Deutſchen ſchmeicheln, weshalb er auch von den deutſchen Truppen und Führern im Unabhängigkeitskampfe keine Silbe zu ſagen wußte. Dieſe unverantwortliche Beleidigung der deut îchen Bevölkerung zog Herrn Holt natürlich die heftigſten Angriffe, auch von Seiten des Anzeigers, des einzigen damals noch beſtehenden deutſchen Blat tes , zu. Am 10. Juli fand eine große Indignationsverſammlung der frei ſinnigen Deutſchen ſtatt, als deren Präſident Herr S. Schmidt und als def fen Sekretär F. 6. Cofiol fungirte, in welcher die Behauptungen Holt's als verleumderiſch dargethan wurden . Die Berſammlung beſchloß, die Verhand: lungen in ſämmtlichen Zeitungen der Stadt zu veröffentlichen , aber der ,, Courier" und der ,, Democrat“ verweigerten die Aufnahme. Daß jener Demagoge Holt nicht erwählt ward, verſteht ſich von ſelbſt. Am 21. Juni bildete ſich ein jüdiſcher Club, deſſen Zweck war : Unter : haltung und Belehrung durch Vorträge auf dem Gebiete der Religion und Politik Im Juli ſandte der hier ſeit 1852 beſtehende Schweizerverein zum Berner eidgenöſſiſchen Schießen einen ſilbernen Becher mit der Inſchrift: „ Frei wollen wir ſein, wie es unſere Väter waren .“ Bei der Stadtwahl am 4. Auguſt fielen zum erſten Mal keine Wahl ſtörungen vor, dagegen wurden die Eingewanderten durch Einſchüchte řung vom Stimmkaſten ferngehalten. Demokraten in den Congreß erwählt.

Im Staate wurden jedoch acht

Am 11. Auguſt forderte der ,, Democrat" indirekt zu einem Mob gegen den eben hier angekommenen Schriftſteller Sam . Ludvigh auf, der ein Abo litioniſt und Deiſt und eben erſt in einer ſüdlichen Stadt wegen ſeines Abo litionismus getheert und gefedert worden ſei . Auf der am 1. September hier eröffneten Nationalen Ausſtellung erhielten : Vogt und Klink ein Diplom und eine ſilberne Medaille für Geſchmeide von Gold und Juwelen, §. I. Hirſchbühl ein Diplom für Tafel Uhren und eine ſilberne Medaille für eine Chronometeruhr, Jof. Budel eine Bronzmedaille für Stiefel, Capt. B. C. Harig eine filberne Medaille für ein Rombinationsſchloß, M. Yteutlinger ein Diplom für eine Kaleſche, Peter Merkel den erſten Preis für die beiden beſten Zugpferde, H. Nanß ein Diplom für Blumen und einen Preis für die beſten Iſabellentrauben , Serb und Wiljon einen Preis für Blumen. Auf der gleich darauf folgenden Gewerbeausſtellung erhielten Preiſe : Vogt und Klink für Goldarbeiten , Harig für Sicherheitsſchlöſſer, Hirſchbühl für Chronometeruhren, Chriſt Kunz für einen Büchſenſchrank, Miller für eine

184 Kartenpreſſe, Johannböke für feine Hüte, Schrodt und Lavall für Alcohol und ,,kölniſchen Geiſt“ . Am 20. September fand die Einweihung des von den hieſigen deutſchen Baptiſten für $ 3000 gekaufte Bethauſes an der Ede von Cheſtnut- und Han codſtraße ſtatt. Am 1. Oktober ſtellte in Folge der Finanzkriſis die deutſche Sparkaſſe auf einige Tage die Zahlung ein, ein Schritt, der, wie ſich ſpäter heraugs ſtellte, durchaus nicht nöthig geweſen war. ( Vergl. die Biographie des Hrn. Joh. Smidt in der 3. Abth. Kap . 1 ) . Am 25. November organiſirte ſich die ( erſte) deutſche Verſicherungsge fellſchaft. Am 11. November ſtarb in Cincinnati Theodor Dietſch, der frühere Redakteur des hieſigen ,, Anzeiger . " Nur eine für das Deutſchthum dieſer Stadt erfreuliche Thatſache iſt aus dem Jahre 1857 zu berichten, die nämlich, daß der Schulrath, obgleich größtentheils aus Knownothings beſtehend, in mehreren Wardſchulen die deutſche Sprache als Lehrgegenſtand einführte. Man verdankte dies haupt fächlich den eifrigen Bemühungen des Dr. Weatherford. Das Jahr 1858. Am erſten Januar eröffnete der Lehrer Herr Karl Hebel eine Muſik: klaſſe. In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar ward das an der Floydſtraße, zwiſchen Main- und Marktſtraße gelegene Verſammlungslokal der Turner mit ſämmtlichen Turngeräthſchaften ein Opfer der Flammen. Das Lokal, das auf gepachtetem Grunde ſtand, ein hölzernes Gebäude, war Eigenthum der Turngemeinde. Dieſer Verluſt traf die ohnehin burdy den Knownothing ſturm ſtart bezimirte Turngemeinde ſehr ſchwer. Die Verſicherungspolice war gerade den Tag zuvor abgelaufen, weshalb Viele glaubten, daß das Feuer böswillig angelegt war. Am 15. Februar fand unter Mitwirkung des Sängervereins „ Froh ſinn" ein Konzert und Bal ſtatt, deſſen Ertrag für den Neubau einer Turn halle beſtimmt war . Am 9. Februar gab ein unter dem Namen „Muſical Fund Society " im Dezember 1857 gegründeter Orcheſterverein ſein erſtes Konzert im großen Saale des Maſonic Temple. Der erſte muſikaliſche Verein in dieſer Stadt war der im Jahre 1822 gegründete ,, St. Cecilia- Verein " , der rein orcheſtral war und ungefähr zwei Jahre beſtand. Erſt zwanzig Jahre ſpäter, im Jahre 1843, dachte man wieder daran, jenen Verein auf's Neue zu begründen, doch auch diesmal beſtand er nur drei Jahre.

Das Jahr 1848 brachte eine Anzahl tüchtiger

185 muſikaliſcher Kräfte hierher, und ſchon 1849 bildete ſich eine Mozart-Society unter der Direktion des Herrn E. W. Günter. Sie war von allen bisher hier beſtandenen muſikaliſchen Vereinen unbedingt der mit dem größten Erfolg gekrönte, denn der Chor beſtand zu Zeiten aus mehr als hundert Sängern und Sängerinnen , und das Orcheſter abwechſelnd aus vierzig bis fünfzig Muſikern. Der Verein beſtand bis in die Knownothingzeit hinein, wo er an finanziellen Berlegenheiten zu Grunde ging. Ihm folgte nun die eben erwähnte Muſical Fund Society. Die Muſikfreunde der Stadt, die lange gute Drcheſtermuſik hatten entbehren müſſen, gründeten im Dezember 1857 den Verein, der aus ungefähr 40 Muſikern und Dilettanten beſtand. Herr Theodor Schwarz war der Präſident, Herr S. Janſen der Schaßmeiſter und Herr Theodor Whele der Sekretär des Vereins. Außerdem ſtand demſelben ein Direktorium vor, das aus den Herrn Schwarß, Janſen, Peters, Georg Zöller, Günter und Jäger beſtand. Die Muſikdirektoren waren , zuerſt Herr 6. Zöller, dann Herr Günter. Das erſte Konzert fand, wie geſagt, am 9. Februar 1858 ſtatt und wirkten in demſelben die Sängerinnen Frl . Colliere und Scheidler ſowie Hr. Dolfinger mit. Die Konzerte dieſes Vereins erfreuten ſich immer größeren Zuſpruchs und Beifalls. Leider machte der im Jahre 1861 ausbrechende Bürgerkrieg dem blühenden Verein ein Ende und die leßte Zuſammenfunft der Mitglieder erfolgte bei einem Abſchiedsſouper, welches noch lange freudig-wehmüthige Erinnerungen unter denſelben erweckte. Am 10. Februar ſtarb der Adokat Fluſſer und am ſelben Tage ward der Lieberkranz von der Staatslegislatur incorporirt. Am 10. Februar ward in einem vom Muſiklehrer Douglaß im Maſonic Temple gegebenen Konzert, in welchem der Liederfranz mitwirkte, dem lepteren von amerikaniſchen Damen durch Miß Bremaker ein prächtiger Kranz in Anerkennnung ſeiner Verdienſte zur Hebung des Geſanges überreicht. In dieſem Jahre erhielten die Deutſchen zuerſt wieder ein gutes Theater. Dasſelbe ward am 31. März unter der Direktion von Robert A. Wolff in der Mozart-Halle mit der „ Grille “ eröffnet. In der Titelrolle ercellirte Frau Kreß. Das Perſonal zählte Kräfte wie die Frauen Kreß und Wolff und die Herrn Fölger, Großmann, Worrett, Wolff u . 1. w. Die Schluß: vorſtellung fand am 7. Mai mit der Aufführung von Klingmann's ,,Moſes " ſtatt. Nach der Abreiſe der Herrn Wolff und Kreß nach Cincin : nati fanden vom 22. Mai an unter der Direktion von Worrett noch einige Vorſtellungen ſtatt, in denen Frau Kenkel mitwirkte. Lestere reiſte aber ſchon am 1. Juni wieder ab . Am Sonntag den 23. Mai ward zugleich das Sommertheater im Woodland-Garten unter der Direktion von Worrett eröffnet.

Nach der Abreiſe der Frau Kenkel trafen aber die Mitglieder der

186 Wolff-Kreß'ſchen Truppe wieder aus Cincinnati hier ein und eröffneten am 30. Juni das Sommertheater im Woodlandgarten mit zwei Luſtſpielen. Die Herrn Wolff und Kreß übernahmen zugleich die Gartenwirthſchaft, doch nur auf kurze Zeit, wonach ſie die Nol'iche Felſenkellerwirthſchaft für eine Zeit lang übernahmen . Am 1. Juni kauften die Kuratoren ( Truſtees) der deutſchen katholiſchen St. Joſephs- Waiſenanſtalt das Haus an der Ede von Greenſtraße und contraße nebſt zu gehörigen Grundſtüden für den äußerſt digen Preis von $ 10,000 . Bei der Staatswahl am 2. Auguft ſiegten hier abermals die Know: nothings durch ihre bekannten Mittel . Als um Mittag lämmtliche Candi: daten auf dem Anti -Knownothing-Wahlzettel einen bedeutenden Vorſprung batten, mußten Bullies Jeden vom Stimmkaſten treiben , namentlich in der erſten Ward . Aber tropdem war ihr Sieg nur ein ſehr kleiner. Der Advokat L. H. Rouſſeau erhielt von einem Knownothing einen Schuß in den Unterleib, weil er ſich eines mißhandelten Irländers annahm und erklärte, Niemand ſollte denſelben am Stimmen hindern . Aber mit Hülfe des County ward wenigſtens der ,, Jail-Ring" formell geſprengt und der demo kratiſche Candidat Bateman über den Knownothing -Candidaten Thomas zum Biler erwählt, und eben der Demotrat Robkzum Bermetreiber ward Bateman durch Ränke um das Amt gebradit. Von dem zum Ver gleichen der Wahlliſten und zur Ausſtellung der Wahlzertifikate berufenen Kollegium (der Richter der County - Court, der Clerk desſelben und der Sheriff) weigerten ſich zwei, die Vergleiche vorzunehmen , und nun mußten die dem Courthauſe zunächſt wohnenden Friedensrichter Joſiah Clements und Simon Matlad, zwei bekannte Knownothings, nach dem Gefeße an ihre Stelle treten , und dieſe verwarfen eines angeblichen Formfehlers wegen eine Anzahür Batmangegebenemmenabenthoma Zertifikataanze wat natürlich einwenden führen der know nothingpartei, welche den einflußreichen Poſten eines Jailer nicht in den Händen eines Gegners belaſſen wollten , abgekartetes Spiel. Am 23. September ward in der Mozart-Halle das deutſche Theater unter der Direktion des frn . R. A. Wolff und der Regie des Herrn Worrett wieder eröffnet. Das Perſonal ward durch Frl. Meaubert, Frau und Herrn Otto und Herrn Ezmod verſtärkt. Leider ſtarb Herr Otto ſchon am 30. Oktober nach ſiebenzehntägigen Krankenlager am Nervenfieber. Am 2. Oktober gab hier Herr. Karl Formes mit mehreren Künſtlern ein Konzert. Nach demſelben brachten der Drpheus und der Liederkranz demſelben eine Serenade.

Auf der Ende September ſchließenden Staats-Ausſtellung erhielten Preiſe : $. Nang für eine Gruppe von friſchen Blumen, Elwanger für Blu

187 men in Töpfen , Serb und Moore zwei Preiſe für die beſten Tahlien, und einen Preis für das beſte Hand Bouquet, A. C. Harig ein Diplom für ein Patentſchloß, G. P. Reuter ein Diplom für Knochendünger, Vogt und Klink ein Diplom für einen großen Schaukaſten mit Gold und Juwelierarbeiten . Anfangs Dktober ward in Portland dem Schankwirth Kortmann vom Poliziſten Mitchell der Hirnſchädel mit Baciteinen zerſchmettert und ſtarb Jener einige Tage darauf. Die Beranlaſſung zu dieſem Morde war, daß der ungerathene Sohn Mitchell's Kortmann inſultirt, einen ,,damned Dutch man " und Lügner geſcholten hatte und dann zu ſeinem Vater gelaufen war, behauptend, Kortmann habe ihn geſchlagen . Auf der in der zweiten Woche des Jahres ſchließenden Gewerbeausſtel: lung erhielten von 29 deutſchen Ausſtellern 22 Medaillen, Diplome oder eine Ehrenerwähnung. Herr Dolfinger erhielt den erſten Preis für Juwe lierarbeiten, A. G. Harig zwei Preiſe für Schlöſſer und die erſte ſilberne Medaille für Meſſing-Rohguß. Vier Amerikaner hatten Meſſing - Rohguß geliefert, aber nur Harig bekam einen Preis. Bom 13. Dezember an warb das deutſche Theater nach einer Verſtän : digung zwiſchen Wolff und Worret unter der Direktion des Leßteren in der Concert -Halle fortgeſeßt. Am 25. Tezember ward die inzwiſchen erſtandene neue Turnhalle, an der Jefferſonſtraße, zwiſchen Preſton- und Jackſonſtraße, eingeweiht. Ferr Dr. Hupfauf hielt die Feſtrede. Von Cincinnati und New Albany waren Delegaten der dortigen Turnvereine zur Feier, die am Abend mit einem Ball ſchloß , erſdienen . Das Jahr 1859. In dieſem Jahre begann ſich das Deutſchthum almälich von den Rückwirkungen des , blutigen Montag“ zu erholen und wieder friſcher zu regen . Vom 17. bie zum 19. Januar gab Maurice Strakoſch hier Konzerte mit der Gräfin Cora de Milhorſt, Henry Squires, Signor Barili, Signor

Gicole und Signor Amadeo, und vom 26. bis zum 29. Januar drei Opern vorſtellungen mit ſeiner Truppe, beren Prima Donna die erwähnte Wilhorſt war . Am 25. und 26. Februar gab hier, mitten während einer Ueberſchwema mung , Frl. Piccolomini zwei Konzerte ; ſie gefiel nicht beſonders. Im Januar bildete ſich ein ſozialer Arbeiter - Verein , der jeden zweiten und legten Sonntag im Monat ſich im Leſezimmer der Turnhalle verſam melte . Präſident des Pereins war Joſeph Taufkirch, Sekretär J. . Scholz. Am 23. März übernahm Hr. Kreß den Woodlandgarten . **24

188 Am 29. und 30. März fanden unter der Direktion von Carl Anſchüş zwei Konzerte ſtatt, in denen außer Karl Formes die Sängerin Frau Laborbe, der Pianiſt Guſtav Satter und der junge Bioliniſt Theodor Thomas auftraten. Am 1. April fand noch nachträglich ein Konzert ſtatt, zu dem der Eintrittspreis auf einen halben Dollar herabgeſeßt ward. Am 29. März verließ Worrett, unter deffen , wahrſcheinlich in Folge von Kränklichkeit nachläſſig gewordenen Direktion der Beſuch des Theaters in der Concert-Halle immer mehr abnahm, in der Stille Louisville und verabſchie dete ſich in einem Schreiben an den ,,Anzeiger “, worin er die hieſigen Deut fchen mit dem Ehrentitel , Kaffern " belegte. An der ſtädtiſchen Wahl am 2. April betheiligten ſich zum erſten Mal ſeit dem blutigen Montag die Deutſchen wieder in größerer Zahl. Das Reſultat war, daß ſechs Demokraten in den Stadtrath und drei in den Schulrath erwählt wurden . In der erſten und der achten Ward ging es freilich nicht ohne alle Friedensſtörungen ab . Am 4. April hielt Dr. Solger in der Turnhalle einen Vortrag über die Arianiſche Race, und am 21. Sam . Ludvigh einen Vortrag über die Ents widlung des menſchlichen Geiſtes. Am 2. Mai feierte der Sängerverein Frohſinn im großen Saale des Maſonic Temple feine Fahnenweihe . Frl. Funke, Tochter des Dirigenten, überreichte dem Präſidenten des Bereins, Simon Rehm , eine ſchöne Fahne. Am 1. Oktober 1857, während der allgemeinen Finanzkriſe, hatten

James Guthrie, W. B. Caldwell, Jiaac Caldwell und ein Dußend anderer angeſehener Advokaten und Geſchäftsmänner eine öffentliche Erklärung erlaf ſen, daß fie Denen, welche beim Bankier W. E. Culver Gelber deponirt hätten, die Zahlung ihrer Fondirung garantiren. Am 5. Oktober erklärte ſich Culver für zahlungsunfähig, nachdem er auf Grund jener Garantieer: erklärung noch viele Gelder als Depoſiten erhalten hatte. Viele, darunter Wittwen und Waiſen, kamen dadurch um ihr ganzes Vermögen. Der Depo ſitar Samuel Stedman verklagte die Garanten als haftbar, aber am 17. Mai 1859 entſchied der Richter Muire, daß die Depoſitrae ſich an die Garan ten nicht halten fönnten , weil ſie die Garantie nicht förmlich acceptirt hätten ! Wie ſehr ftady gegen dieſe amerikaniſche Kniffigkeit das Benehmer des braven John Smidt ab . ( Vergl. Abthl . 3 im erſten Abſchnitt.) Am Abend des 7. Juni nach einem Taubenſchießen in Schlieder's Gar ten geriethen der Bully Hercules Walker ( der bald darauf als Poliziſt angeſtellt ward), ſein Bruder William und einige Amerikaner unter einander in Streit. Als Schlieder zu vermitteln ſuchte, ſchoß Hercules ihn ohne Weiteres durch die linke Wange. Gegen den Thäter warb eine Unterſuchung eingeleitet, aber da die Knownothings bei den Wahlen auf ihn zählten und ſein Vater zudem Vermögen beſaß, ſo geſchah ihm nichts.

189 Am Pfingſtmontag kam es zu einem Tumult, der als der lekte Akt des Knownothing-Drama angeſehen werden konnte. Der Turnverein hatte hinc ter der etwa zwei engliſche Meilen von der öſtlichen Stadtgrenze liegenden Blindenanſtalt ein Volksfeſt arrangirt, auf welchem Auguſt Willich die Feſt ride hielt. Schon am Morgen trieben ſich Bullies und Loafers auf dem Feſtplate umber. Am Abend kurz vor der Rüdkehr wurden die Turner von der Polizei gewarnt, die mitgenommenen Turngeräthe und Wirthſchafts geräthe vorher in die Stadt zu ſchaffen , da es beabſichtigt werde, Alles, was zurücbleibe, zu zerſtören . Als Herr Chriit Doerr davon hörte, ſtellte er den Turnern zwei Wagen zur Verfügung, um die Gegenſtände auf diefelben zu laden . Inzwiſchen kehrten die Vereine und Bürger, welche am Feſte theil genommen hatten , in die Stadt zurüd , während die Turner noch zurück: blieben. Da gelangte an dieſe plößlich die Nachricht, daß die Heimziehen ben , worunter Frauen und Kinder, mit Steinwürfen und Piſtolenſchüſſen empfangen worden ſeien . Es ward eine Abtheilung Turner zum Schuße der Heimkehrenden beordert. Als dieſelbe eine Anhöhe hinunterſtieg, ergriffen die Bullies und Loafers die Flucht, ſie wurden eine Strede weit verfolgt, aber nur Einer, der zuvor einen Deutſchen durch einen Schuß verwundet hatte, ergriffen . Darauf kehrte jene Turnerabtheilung zu den Jhrigen zurüd. Da es inzwiſchen völlig dunkel geworden, beſchloſſen die Turner gleichfalls den Heimweg anzutreten . Sie marſcirten über die an der Main: ſtraße liegende Brücke über den Beargraß Creek und hatten ſchon um die Ede in die nächſte Straße gebogen , als ein Steinhagel auf ſie regnete und zugleich dreißig bis vierzig Schüſſe von beiden Seiten der Straße von den hinter Fenſtern und Hausgängen verſteckten Bullies fielen. Willich, der an der Spiße des Zuges ſich befand, gab nun , da die Turner unbewaffnet waren , Drber zum Rüdzuge, und erſt ſpäter, als die Bullies fich verzogen hatten, konnten die Turner ungefährdet ihr Verſammlungslokal erreichen. Am 21. Juni fand eine großartige deutſche Feier zu Ehren des kurz

vorher geſtorbenen Alexander von Humboldt ſtatt.

Sämmtliche deutſche

Logen und Vereine zogen, mit ihren Abzeichen und Fahnen, und mit drei Muſifcorps im Zuge, durch die Hauptſtraßen der Stadt und dann nad dem großen Saale des Freimaurertempels, wo auf einer Eſtrade die von tropi ichen Pflanzen und Blumen umgebene Büſte des Verewigten prangte. Herr Hailmann hielt die deutſche, der Pfarrer Heywood die engliſche Feſtrede und der Pfarrer Guſtav Roch noch eine kleine Feſtrede, in der er allerlei charakteriſtiſche Züge

aus dem Leben des Verſtorbenen mittheilte. Die Sängervereine trugen mehrere paſſende Chöre vor. Es ward dann beſchlos: fen, zum bleibenden Andenken an den Verſtorbenen eine „ Humboldt - Stif

tung “ mit einer Jedermann offenſtehenden Bibliothek mit einem Lefekabinet und einem Debattir-Club zu gründen. Zum Präſidenten dieſer Stiftung

190 ward Herr Hailmann, zum Vice- Präſidenten Pfarrer Roch, zum Sekretär der Verfaſſer dieſer Schrift, zum Schaßmeiſter der Rabbi Gotthelf und zum Bibliothekar Herr Wölflin erwählt. Die Deutſchen dieſer Stadt ernteten in der auswärtigen Preſſe großes Lob, weil ſie unter allen Deutſchen des Landes durch jene Stiftung das Andenken Humboldt's bleibend ehrten. Am Sonntag den 27. Juni eröffnete Herr Kreß das Sommertheater im Woodlandgarten .

Am 26. Juni ertrant Thomas Feßler, der 16jährige Sohn des Herrn I. K. Feßler, beim Baden in der Nähe der Fährlandnng. Am Abend des felben Tages verſuchten fünf junge Deutſche Namens Franz Gyſin , Lubiu . Schmidli, Joſ. Jac . Schert und die Brüder Albert und Auguf Hoch, Leştere die beiden einzigen Söhne des Schild- und Dekorationsmalers Hoch, in einem Nachen nach dem jenſeitigen Ufer des Ohio zu fahren, ſie geriethen in die Strömung der Stromſchnellen , der Nachen ſchlug um unb Ale bis auf Schert, der, ein geübter Turner, durch verzweifelte Anſtrengung den Nachen wieder erreichte und bei Portland landete, kamen in den Fluthen um. Bei der Staatswahl am 1. Auguſt gaben die Knolpnothings vor ihrem Verſcheiden noch einmal ein Lebenszeichen von ſich. Schon am Vorabende der Wahl waren mehrere vom blutigen Montag ber berüchtigte Bullies von auswärts erſchienen . Deshalb enthielt ſich faſt die Hälfte der Deutſchen und ein großer Theil der Jrländer des Stimmens. Und ſo fam es , daß außer dem Demokraten (und ſpätern Sezeſſioniſten ) Crorton nur knowno things in die Staatslegislatur gewählt wurden . Nachdem die Abſtimmung bereits vorüber war, wurden der Dr. Schait und deſſen Frau in ihrer Woh nung von Knownothing- Bullies überfaden und die Frau, die noch im Kind bett lag, mißhandelt, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil þerr Dr. Schait für die demokratiſchen Candidaten geſtimmt hatte. Es wurden an jenem Tage hier im Ganzen weniger Stimmen abgegeben, als im Jahre 1852. Ihr Sieg half den hieſigen Knownothings jedoch nicht viel, da im ganzen Staate demokratiſch gewählt worden war.

Jakob Rucſtuhl, dem der knownothingiſtiſche Stadtrath das Dolmet ſcheramt genommen, um es Herrn Schad zu geben, ward am 12. September vom neuen Gouverneur (Magoffin ) , wegen ſeines Patriotismus (er hatte den Krieg gegen Merifo mitgemacht) und ſeiner Fähigkeiten “ zu ſeinem Adjutanten mit Obriilenrang ernannt und daraufhin von den ſich ſeiner Kleinlichkeit ſchämenden Stadtrath am 15. Septemper wieder znm fcher gewählt.

Dolmet

In der Turnhalle hielten im September Sybel und R. Hebel Vorträge, und am 30. und 31. jenes Monats der Advokat Stallo aus Cincinnani Por träge über die Fortſchritte in den Naturwiſſenſchaften.

I

191 Auf der am 1. Oktober ſchließenden Gewerbeausſtellung wurden 22 deutſchen Ausſtellern Preiſe. Diplome oder ehrenvolle Erwähnungen zu Theil. E. Klauber erhielt zwei filberne Medaillen für Chemikalien, A. C. Harig eine ſilberne Medaille für Schlöſſer und eine feuetfeſte Spinde, Frau Helmke zwei filberne Medaillen für gehäckelte Tiſchdecken und geſtickte Kiſſen, Frl. Dora Schulz zwei filberne Medaillen für Stick- und Näharbeiten, Vogt u. Klint eine filberne Medaille für ,, reifartige " Gold- u. für Juwelier arbeiten, Heinrich Martin eine ſilberne Medaille für Rüferwerkzeuge, Olges und Harig ein Diplom für Stühle, 3. Sadſtetter und Comp. eine ehrenvolle Erwähnung für vorzüglichen Firniß. Am 20. Oktober ſtarb urplößlich der Pionier Daniel Jacob. Am 10. November ward Schiller's hundertjähriger Geburtstag im gro Ben Saale des Freimaurertempels gefeiert. Nachdem ein von F. Freiligrath für die Gelegenheit verfaßtes Gedicht vorgetragen, hielt Prof. Schenck die Feſtrede, wonach Szenen aus Laube's Karlsſchülern aufgeführt wurden . Den Schluß der Feier machte ein Ball und in einem Nebenjaale ein Fanket. Am 15. November ſtarb der Pfarrer Guſtav Koch. im Sißungsſaale der Humboldſtiftung aufgehängt.

Sein Bild ward

Vom 7. Dezember 59 bis zum 5. Mai 1860 gab die Muſical Fund Society unter der Direktion von Günter ſehr gut beſuchte Konzerte.

Das Jahr 1860 . Am 3. Januar nahm der amerikaniſche Turnverein ( Louisville Gymna ſtic Aſſociation) einſtimmig einen Beſchluß an , worin ſeinem bisherigen Lehrer Herrn Gelhaar der Dank des Vereins votirt und zugleich das Bebauern ausgeſprochen ward, daß andere Geſchäfte es ihm verböten, länger in ihrer Mitte zu weilen. Die Staatslegislatur vermehrte die Zahl der Stimmpläße in unſerer Stadt, um die Macht der Knownothings zu bredien . Das Drgan der hieſi ſien Knownothings, Prentice's Journal, bezeichnete das betr. Geſek als einen Akt der Impertinenz, der Malice, der Radhe, als einen Inſult und eine Tyrannei. Am 9. oder 10. November kam ein Berliner, der ſich in New - Albany Schwarß genannt hatte und dort abgebrannt war, unter dem Namen Müller hierher, miethete vom Zinngießer Krauth ein Haus und ließ feine Mobilien hoch verſichern. Am Sonntag den 11. ließ er ſich vom Pfarrer Hrn . Daus bert mit einer Engländerin trauen , und auf den nächſten Abend gab er in der Turnhalle einen Hochzeitsball. Während desſelben brannte das Haus ab, in welchem eine Deutſche, angeblich die Frau von Müller's Bruder, der nach Deutſchland gereiſt ſein ſollte, nebſt deren Tochter zurüdgeblieben waren.

Vorher war dieſer Müller in Evansville geweſen und dort, nach

192 hoher Verſicherung ſeiner Mobilien, gleichfalls abgebrannnt. Da er Wind davon bekam , daß er als Brandſtifter eingezogen werden ſollte, machte er ſich aus dem Staube . Der Geheimpoliziſt Bligh entdedte von den angeblich verbrannten, verſicherten Güter viele wieder. Am 22. März gaben die hieſigen Anhänger der neugebildeten republi kaniſchen Partei das erſte öffentliche Lebenszeichen von ſich, indem ſie im Saale der Humboldt-Stiftung eine Verſammtung, in der Herr Edgar Reed ham als Vorſigender und der Advokat Herr 2. Dembiß als Sekretär fungirte, abhielten und zwei Delegaten zu der auf den 16. Mai nach Chicago berufe: nen republikaniſchen National- Convention nominirten. Am 7. April fand ſeit 1855 die erſte freie Wahl flatt. Es wur den durchſchnittlich Gegner der Knownothingpartei gewählt. Eine kleine Prügelei in der 6. Wird abgerechnet, fiel feine Friedensſtörung vor. Am 8. Mai ward im Woodlandgarten ein vom Liederkranz veranſtal tetes Sänger-Maifeſt, an nem auf die Turner Theil nahmen, abgehalten. Am 21. Juni ward die Bibliothek der Humboldtſtiftung nach der Turn hade verlegt. Am 4. September verband die deutſche Verſicherungs- Geſellſchaft ein Wechſelgeſchäft mit dem Verſicherungsgeſchäft. Am 15. September eröffnete die Böttner'ſche Geſellichaft unter Mit wirkung des Herrn und der Frau Renkel, des Herrn und der Frau Fürſt u. A. eine Reihe von Vorſtellungen in der Mozart-Halle. Eröffnet ward das Theater mit Brachvogel's Narciß. Nach der Abreiſe der Familie Bött ner übernahm Chriſt Haupt die Direktion und Herr Ed. Fürſt die Regie des Theaters, das nach der Apollo -Halle verlegt ward. Am 26. Oktober eröff: neten Wolff und Kreß ein deutſches Theater in der Concert Halle, ſo daß zwei Theater neben einander beſtanden, von denen natürlich keines gute Geſchäfte machte. Am 18. November übernahm Herr Haupt die Concert: Halle, aber ſchon am 27. November trat er zurück und übernahm Herr Fürſt dieſelbe auf eigene Rechnung und ſpielte bis zum 3. Februar 1861. Am 1 . April 1861 vereinigten Fürſt und Wolff ſich endlich und ſpielten zuſammen bis zum 10. Juni. Ende September machte ein von Herrn J. Hirſchbühl angefertigtes, durch ein Uhrwerk in Bewegung geſegtes Kunſtwerk großes Aufſehen. Das ſelbe ſtellte eine felfige Landſchaft vor, am Fuße der Berge lagen zwei Gebirgsdörfer einander gegenüber, in dem Felſen , auf dem ſie lagen , war ein Tunnel gehauen, durch den ein Bahnzug fuhr. Im Kirchthurm des einen Dorfes befand ſich die drei Wochen lang gehende, die Stunden ſchla gende Uhr. Am Fuße der Gebirge erblidte man ferner einen See , auf dem ſelben ein mit den Wellen fich hebendes und ſenkendes Segelſchiff, ſo wie einen vor Anker liegenden Fiſchernachen , der gleichfalls mit der Bewegung

193 des Waſſers ſich hob und ſenkte. Im Hintergrund gewahrte man einen fich bewegenden Luftballon, im Vordergrunde Grotten , Landhäuſer, Gärten u. f. w. Das Ganze war aus Pappe angefertigt. Am 20. Oktober feierte der Liederkranz im großen Saale des Freimau rertempels ſeine Fahnenweihe mit einem Konzert und Ball, an welchem die Sängvereine Drpheus, Frohſinn, Concordia, Cacilia und ein ſeit Kurzem beſtehender Männerchor Theil nahmen .

Das Jahr 1861 bis zur Settzeit. Mit dem Jahre 1861, in welchem der Bürgerkrieg zwiſchen dem Nor den und Süden ausbrach , trat eine wirkliche Aenderung zum Beffern für das hieſige deutſche Element ein. Die zur beſſern Klaſſe der Knownothings gehörigen Amerikaner, weldie nur deshalb gegen die Eingewanderten einges nommen waren , weil ſie, durch die vielen , dem Trunk ergebenen und von jedem ſich für einen Demokraten ausgebenden Demagogen leicht zu gewin nenden Jrländer veranlaßt, die Eingewanderten überhaupt im Ganzen für ,, feiles Geſindel " hielten und von denſelben , namentlich nach der irländiſchen Agitation gegen das Freiſchulenſyſtem , die größten Gefahren für den Beſtand der Republik befürchteten , überzeugten ſich in jenem Jahre, daß die Republik der Ver. Staaten feine beſſeren Söhne beſiße, als die Deutiden , daß diefelben weit beſſere Söhne der Republik feien als diejenigen Eingebo renen , welche lediglich um die Erhaltung des fluchwürdigen Inſtituts der Sklaverei willen die Republik zerreißen wollten . Die hieſigen Deutſchen bildeten inmitten des ſezeſſioniſtiſch -geſinnten Theiles der Bevölkerung das mächtigſte Bouwerk gegen die Gelüſte der Sezeſſioniſten im Staate, und der für die Erhaltung der Union und damit der Republik beſtrebte Theil der Knowvnothings - und derſelbe bildete die Mehrzahl jener Partei, während die Sezeſſinoniſten vorzugsweiſe der demokratiſchen Partei angehörten ward, als er ſich von der unerſchütterlichen Unionstreue des Deutſchen über zeugte, aus einem entſchiedenen Gegner ein ebenſo entſchiedener Freund der Deutſchen. Wir ſelbſt hörten einen entſchiedenen Knownothing ſich äußern: Jeßt ſehe er, wie unrecht er den Deutſchen gethan, und daß dieſelben beſſere Amerikaner ſeien als die Eingeborenen, welche die Union zu zerreißen ſuchten . Das „ Journal ", bisher das entſchiedenſte Drgan der Knownothings , ward unter Allen hieſigen anglo -amerikaniſchen Blättern das entſchiedenſte Organ der Unionspartei und lobte nunmehr die Deutſchen eben ſo ſehr, wie es dieſelben bisher geläſtert hatte. Die neue Seitpoche " gab auch Anlaß zur Gründung eines neuen Blattes, welches die neu entſtandene Partei der aus Gegnern der Sklaverei zuſammengeſeßten republikaniſchen Partei vertreten ſollte. Schon ein Jahr zuvor war ein von den Gebrüdern Lange, von denen der Eine, ein Arzt, auch

194 Gedichte machte, die ſpäter in vielen Bänden an's Licht traten , herausgege benes und redigirtes zweites Blatt unter dem Titel ,,Staatszeitung" erichie nen, doch hielten ſie es für gerathen, das Blatt eingehen zu laſſen , nachdem fie es durch heftige Artikel gegen General Fremont' bei dem Theile der Deutſchen, auf den ſie hauptfächlich rechneten , verdorben hatten . Der im Jahre 1862 von den Herrn Edmund Rapp und George S. Schuhmann gemachte Verſuch zur Gründung eines zweiten deutſchen Drgans unter dem Namen ,, Volfsblatt" ward von beſſerem Erfolg gekrönt. Die Redaktion verſah anfangs der Advokat Louis Dembiß und ipäter Julius von Brieſen. Die Tendenz des Blattes war entſchieden zu Gunſten der Union und daſſelbe unterſtüßte zugleich die ſelbſt von manchen Unionsleuten im Staate ange fochtene Politik der Lincoln'ſchen Adminiſtration. Als ſpäter das Volks blatt unumwunden gegen den Congreß- Condidaten Mallory, deſſen Feind ſeligkeit gegen die Adminiſtration befannt war, auftrat, drohten die politi îchen Freunde des Leşteren mit Zerſtörung der Preſſe des „ Volksblatté “, und als bald darauf der Rebellen -General Bragg fich den Thoren unſerer Stadt näherte, hielten ſie ſchon den Zeitpunkt für die Ausführung ihrer Drohnng für gekommen. Als aber die Unionstruppen durch ihr rechtzeitiges Erſchei: nen ihnen einen Strich durch die Rechnung machten, da mußten fie andere Seiten aufziehen und es erſchien bald darauf eine Drdre des Plagcomman : banten , welche den Rücktritt Mallory's und aller andern zweifelhaften Anhänger der Union zur Folge hatte. Von der Zeit an wurde das Bolks: blatt nicht mehr mit Zerſtörung bedroht, Im zweiten Jahre des Beſtehens des Volfsblatts trat Herr Wilh . Krippenſtapel als Miteigen : hümer in dasſelbe ein, er trat jedoch feinen Antheil bald darauf an den als Redakteur am Volfsblatte beſchäftigten Hrn. George Förſter ab. Als die hieſigen Freunde der Lincoln'iden Adminiſtration die Grün . dung eines engliſchen republikaniſchen Tageblattes beſchloſſen, ſtellten fich ihnen mancherlei Hinderniſſe entgegen : Die „ Affociirte Preſſe “, welcher die übrigen hier beſtehenden Tageblätter angehörten und welche eine runde Summe für Benußung der telegraphiſchen Depeſchen zahlten, wofür ſie das Recht beſaßen, neuerſtehende Blätter an der „ Aſſociation " theilnehmen zu laſſen oder von derſelben auszuſchließen reſp. ihnen eine der Aſſociation zu zahlende beliebige Summe für Mitbenußung des Telegraphen aufzuerlegen, verweigerte den Herausgebern die Lieferung der telegraphiſchen Depeſchen , ohne welche ein Morgenblatt gar nicht mehr beſtehen konnte. Es gab nur ein Mittel, dem englichen republikaniſchen Blatte jene Depeſchen zu ſichern, und dieſes beſtand darin, daß die Herausgeber des engliſchen republikaniſchen Blattes zugleid, Eigenthüner des bereits beſtehenden deutſchen repupblifani ſchen Blattes, welches Mitglied der Affociirten Preſſe war, wurden.

Und ſo

195 kam es, daß die amerikaniſchen Republikaner zugleich das Volksblatt an ſich brachten und ſowohl das engliſche wie das das deutſche Organ vom 1. April 1864 an unter dem Titel ,, Louisville National Union Preſſe" herauskam . Die beiden deutſchen Herausgeber des ,,Volksblatt" traten ihren Antheil an die amerikaniſche Geſellſchaft ab und dieſe ernannte Herrn Wilh. Krippen ſtapel zum Geſchäftsführer in Bezug auf die deutſche Ausgabe der ,,National Union Preß. " Später bildete ſich eine deutſche Aktiengeſellſchaft, welche vom 1. Januar 1865 an die Herausgabe des deutſchen Blattes wieder unter dem urſprünglichen Namen fortjekte und þrn . Wilh . Kripbenſtapel an die Spiße desſelben ſtellte.

Der Lettere zog allmälich die ausgegebenen

Aktien ein und wurde alleiniger Eigenthümer des „ Volksblatt“ und brachte es zuleßt durch ſeine Geſchäftstüchtigkeit und ſeine Energie dahin, jener Zei tung nicht nur eine für immer geſicherte Exiſtenz, ſondern auch eine geachtete Stellung unter der Tagespreſſe des Landes zu erobern. Aus der Geſchichte der Jahre 1861 bis 1865 iſt aus unſerer Stadt wenig Anderes als ,, Soldatiſches ," — Bildung von Home Guards ( Bürger wehren) , Truppen -Einquartierung und Durchzügen zu melden, da Louis ville mehr als einmal von den Rebellen , die den ſüdlichen Theil des Staates mit zu ihrem Kriegsidauplaß erkoren hatten und den Staat mit Gewalt in die Sezeſſion hineinzuziehen ſuchten, bedroht ward. Teut dhe das Widytigſte furz zuſammenſtellen.

Wir wollen für uns

Das Jahr 1861. Ám 6. Februar gab die Muſical Fund Aſſociation ein Konzert zum Beſten der Armen . Die deutſchen Sängervereine wirkten in dem Konzerte mit und der Turnverein gab gymnaſtiſche Schauſtücke zum Beſten . Am 22. Februar fand vor dem Court Houſe eine großartige Demon ſtration , an der ſich faſt 30,000 Menſchen betheiligten, zu Gunſten der Union ſtatt. Alle deutſchen Vereine waren mit ausgerüdt. Eine auf den 15 . März in das Court -Haus berufene Verſammlung der jezeſſioniſtiſch Gefinn ten ward von den Unionsleuten geſprengt. Bom 20. März an gab Herr Börnſtein von St. Louis mit ſeiner aus 42 Mitgliedern beſtehenden Truppe in der hieſigen Mozart-Halle zwölf dramatiſche Vorſtellungen, u . A. Göthe's Fauſt und Laube's Montroſe, in welchem leşteren Stück Herr Pfeifer als Cromwell und Frau Lindemann

als Cromwell's Frau ercellirten . Ende März bildete ſich eine Bürger- und Arbeiter- Union, die ſich ver: pflichtete, nur gute und der Erhaltung der Union zugethane Männer zu Aemtern zu erwählen . Am 15. April brachte der die Sezeſſion befürwortende Courier, deſſen Herausgeber und Redakteur ſpäter fliehen mußte, eine von Geo. Bidley von * 25

196 der fezeſſioniſtiſchen „ goldenen Tafelrunde“ unterzeichnete Aufforderung zur gründlichen Organiſation und zur Vorbereitung des Abmarſches der zur Tafelrunde Gehörenden nach dem Süden , mit dem Bemerken, daß die hieſige Milizcompagnie ,, Davis Guards“ ſich bereits nach dem Kriegsſchauplaße eingeſchifft habe und daß Blanton Duncan von hier vom Kriegsdepartement ber conföderirten Staaten in Montgomerty mit der Bildung eines Regiments für den Süden betraut ſei. Gleichzeitig erließen Wm . Preſton Johnſon und Preſton Rogers eine Aufforderung an die Deutſchen, zu den Waffen zu grei fen und zwei Compagnien zur Vertheidigung Kentucky's gegen den Tyrannen Lincoln und deſſen Soldateška zu bilden. Es meldete ſich aber kein Deutſcher. Nunmehr forderten , am 20. April, 2. H. Rouſſeau, W. E. Woodruff und Chas. L. Thomaſſon zur Organiſation eines Bataillons zum Sdıuße des Lebens und Eigenthums und zur Aufrechhaltung der Gefeße des Landes auf. Im folgenden Monate bildete ſich dann auch eine Bürgerwehr (Home Guards) , die viele deutſche Compagnien enthielt. Der Mayor ernannte am 28. Mai den Kapitän L. H. Rouſſeau, der den Krieg gegen Meriko mitge : macht, zum Brigade-General der Bürgerwehr. Am 2. Mai, Abends zwiſchen 9 und 10 Uhr, mißhandelten zwei Sezej: fioniſten in der ,, Schweizer-Halle" einen Deutſchen Namens Coben, weil der: ſelbe nicht Hurrah für Jefferſon Cavis rufen wollte .

Doch die Zeit war

vorbei, wo man ungeſtraft Deutſche mißhandeln konnte ; die Thäter wurden prompt von der Polizei verhaftet. Im Juni traten viele aus der von General Vudner befehligten State Guards ( Staatsmiliz) aus, weil Bugner und viele Mitglieder der Miliz Sezionisten waren . Bei der Congreß-Wahl am 21. Juni ward der fezeſfioniſche Candidat Bruce mit einer Mehrheit von 8,221 Stimmen geſchlagen. ſtimmten für den Unions -Candidaten.

Alle Deutſchen

Um 22. Juni, Morgens um 5. Uhr, beim Wachen an der Leiche eines Hrn. Wigand im Stadttheile ,, Butchertown " gehörenden Kindes entzündete ſich das Leichentuch an einer faſt abgebrannten Kerze und die Kleider der 18jährigen Schwägerin Wigand's und Stieftochter von Joſeph Haarmann , ſie ſtarb nach wenigen Stunden. Am ſelben Tage überreichten die Deutſchen der erſten Ward der vom Kapt. John L. Treanor befehligten Bürgerwehrcompagnie jener Ward eine prachtvolle ſeidene Fahne, wonach 34 weißgekleidete Mädchen patriotiſche Lieder fangen . Ende Juni begann 2. H. Rouſſeau auf der andern Seite des Fluſſes (im Camp Holt) zwei Regimenter für die Union zu bilden.

197 Am 3. Juli brachte der Maſchiniſt Schweißer die von ihm geworbene deutſche Compagnie über den Fluß in's Lager zu Rouſſeau. Durch Vereini gung mit der von John B. Emig rekrutirten Mannſchaft ward ſpäter Schweißer's Compagnie 101 Mann ſtark. Wehrle ward zum erſten , Karl Gütig zum zweiten Lieutenant derſelben erwählt. Am 16. Juli brachte Haupthoff eine von ihm geworbene zweite deutſche Compagnie in's Lager zu Rouſſeau. Am 22. Juli fand im engliſchen Theater eine Ertra - Vorſtellung zum Beſten der Familien der Freiwilligen ſtatt. Die Turner führten plaſtiſche Tableaus auf, der Orpheus trug mehre Geſänge vor und zum Schluß ward ,, Louisville in Freud und Leid “ aufgeführt, ein ,,Charakterbild mit Geſang," nach einem Volfaſlück bearbeitet von 5. Büchler und R. A. Wolff. Am 25. Juli ereilte die Nemeſis einen der Faupturheber des „blutigen Montags“. Als an jenem Tage die Depeſdie von dem für die Unionstrup pen unglücklichen Ausgang der Sdilacht am Bull Run eintraf, verſammelte John Tompkins, der für ſeine den Snownothings geleiſteten Dienſte zum Clerk des Aldermänner-Colleg; erivählt worden war, ungefähr 500 Buben an der Ecke der 4. und Jefferſonſtraße, und ließ dieſelben Hurrahs auf Jef ferſon Davis ausbringen . Als der Poliziſt Green ihn zur Ruhe verwies und, als ſeine Mahnung nichts fruchtete, ihn arretiren wollte, zog Tompkins ein Meſſer und dann ein Piſtol und feuerte auf Green, der jeßt ebenfalls feuerte und Tompkins mitten durch's Herz ſchoß. Am 27. Auguſt ging von hier eine deutſche Compagnie Freiwilliger und am 29. eine zweite, von Turnern gebildete Compagnie unter Kapitän Mank nach Indianapolis, um in das vom Oberſten Willich gebildete erſte deutſche Indiana - Regiment zu treten. Am 30. Auguſt ward Sainuel Harmann, ein alter zänkiſcher Mann , der an der Mainjtraße, zwiſchen der 11. und 12. Straße wohnte, von ſeinem Stiefſohn, dem Kutſcher Konrad Schäfer, erſtochen . Am 2. September zog Herr 6. Netter, der früher Handlungsgehilfe (Clerk) im hieſigen Duval'idhen Handlungshaus und in leşterer Zeit Poſt meiſter zu Cromwell in Kentudy war, mit 30 Mann in's Camp Joe Holt zu Rouſſeau . Mit dem 4. September warb Jacob Ruckſtuhl eine deutſche Compagnie

für ein zu bildendes Kavalerieregiment. Bald waren zwei deutſche Com pagnien zuſammen, die erſte ward am 11. und die zweite am 15. November eingeſchworen. Zum Nittmeiſter für beide Compagnien ward Ruckſtuhl, zum erſten Lieutenant Heinrich A. Schäffer erwählt. Im Dezember war das Regiment, deſſen Lager ſid, auf dem Ausſtellungsplaße befand, gebildet, und bei der nun vor ſich gehenden Regimentswahl ward John Bayles zum Colonel, Jacob Ruckſtuhl zum Lietenant Colonel, Kurfiß und Gilſon zum

198 Majoren erwählt. Ruckſtuhl ward ſpäter Colonel des 4. Kentuckier Raval lerieregiments und Heinrich A. Schäffer unter ihm Rittmeiſter. Mit dem 15. September warb hier Herr Rob . A. Wolff eine dritte deutſche Compagnie für Willich's Regiment . Die militäriſchen Vorbereitungen in und nahe unſerer Stadt waren keinen Augenblick zu früh erfolgt, denn am 17. September, Abends um 8 Uhr, traf die telegraphiſche Nachricht ein, daß die Tenneſſeer Rebellen einen Zug der Louisviller-Naſhviller Bahn angehalten , die Telegraphendrähte der ſüdlichen Linien zerſtört und andere Gewaltmaßregeln ergriffen hätten. Das Sammelzeichen ward gegeben und binnen einer halben Stunde waren 20 Compagnien Bürgerwehr am Court- Houſe verſammelt. Gleichzeitig erſchien Gen. Rouſſeau's Brigade aus dem Camp Joe Holt mit einer Batterie von zehn Ranonen, ſie ward mit donnerndem Jubel empfangen . Sofort rückte Rouſſeau's Brigade ſo wie die Bürgerwehr nach Muldraugh's Hill vor, wo 1700 Tenneſſeer verſammelt waren. Die Leşteren, welche bereits unſerer Stadt einen Beſuch zugedacht hatten, räumten vor den anrückenden Louis villern das Feld, Rouſſeau's Brigade marſchirte weiter vor, die Bürgerwehr trat nach einigen Tagen die Heimreiſe hierher an . Am 24. September traf Hecker mit ſeinem Regiment, dem ein glänzen der Empfang bereitet ward, hier ein, zog aber ſchon am nädyſten Tage weiter nach den bedrohten Gegenden des Staates. Die Ankunft dieſes Regiments befreite die Unioniſten einigermaßen von ihrer Beſorgeniß, denn Buckner, der ( chon längſt offen die Fahne der Sezeſſion ergriffen hatte, ſtand mit 9,000 Mann bei Bowling Green, und noch mehr Rebellen ſtanden unter dem Gene: ral Polk in der Nähe von Paducah, und am 28. hatte man hier auf der Straße ein Blättchen, welches offenbar Jemanden aus der Taſche gefallen war, gefunden, das an Buckner gerichtet war und in welchem demſelben mit getheilt ward , daß in dieſer Stadt und dem County 12,000 Mann bereit ſeien, fobald der Führer eintreffe, über die Unionsleute herzufallen. Man wußłe auch , daß Buckner einer Marſch gegen Louisville beabſichtigt hatte. Für das Hecker-Regiment ward jeßt ebenfalls unter dem hieſigen Deut ſchen geworben. Mit dem 28. September warb der Ingenieur Auguſt Stein im Auf trage des General Anderſon eine Compagnie für den Pionierdienſt. Der Mannichaft ward $ 13 per Monat und für jeden Tag Arbeit an Verſchanzun gen 25 Cents extra per Tag und für Arbeit an Palliſaden- oder Brüden : bauten 40 Cents extra per Tag geſichert. Die Herrn Theodor Schwarg, Jul. von Borries, Louis Helmke, 5. Bedurts, 6. Baurmann , C. H. Find, A. Brandeis, Jacob Laval, 3oſ. Röpke, Ch . Scholz, 3. Winter, Ph . Wint ler verbürgten die Auszahlung von einem Dollar per Woche als Vorſchuß an die Familien der Geworbenen.

199 Ende September ward Geo. F. Barth von hier Hauptmann der fünften Compagnie des Heder -Regiments. Am 1. Dktober beklagte Heder ſich über den Schneckengang der Krieg führung gegen Budner. Das Hederregiment, das keinen Tag Raſt gehabt, hatte ſeit vier Monaten erſt zehn Dollars erhalten . Am Abend desſelben Tages traf hier das 900 Mann ſtarke Regiment Willich's ein . Am Nachmittage des folgenden Tages, um 1 Uhr, wurde dasſelbe nach dem Woodlandgarten eingeladen, aber ſchon um 4 Uhr mar ſchirte es weiter in das hinter dem Bahnhof der Louisville und Naſhville Bahn aufgeſchlagene Lager. Am 3. Oktober zog das Regiment weiter nach Lebanon Innction, nachdem vorher eine Fahnenüberreichung im Lager ſtatt gefunden hatte . Am 6. Oktober fand unter dem Vorſiß des Paſtors Herrn Daubert im Erdgeſchoſſe der Pauluskirche eine Verſammlung von Frauen ſtatt, zu dem Zwede, das ſo ſdmählich von der Adminiſtration vernachläffigte Heckerregi ment mit flanelnen Jaden und Leibbinden zu verſehen . Am 7. Oktober gab das Muſikcorps des Heckerregiments (Great Weſtern Band) hier ein Konzert ; ſpäter gab dasſelbe noch mehrere Konzerte. Am 10. Oktober erhielten die Herrn W. Elwanger und M. Billing vom General Anderſon die Vollmacht, ein deutſches Regiment für den Dienſt im Staate zu bilden . Autoriſirt, Rekruten für die zehn Compagnien des Regis ments anzuwerben, wurden : 1. Bernard Hund n . G. Sensbach, 2. A. Stein, 3. E. Luce, 4. H. Canning , 5. P. Emge, 6. E. Beilſtein, 7. H. Vetter. Das Rekrutirungslager ward vorläufig auf Schlieder's Farm auf geſdlagen . Ende Oktober waren drei Compagnien faſt vollzählig, und war ben die Rekrutirungsoffiziere Karl E. Fechte und Georg Eger noch einige Mann für dieſelben. Eine Artillerie - Compagnie ward noch von Hrn . Martin Bijur geworben, welcher als Kapitän fungirte, während ſeine Lieutenants die Herrn Ed. Fürft und Joj. W. Haug waren . Am 30. Oktober kam das Geſchüß für die Batterie an , mit deren Zuſtandekommen es noch immer haperte. Am 9. November fand die Offizierswahl in dem Camp Sigel getauften Lager ſtatt. Kapitän der 1. Compagnie ward Peter Emge , erſter Lieutenant Peter Merker, zweiter Peter Merkel ; Kapitän der 2. Compagnie Auguſt Stein, erſter Lieutenant Wilhelm Frank, zweiter Dietrich Heſſelbein ; Kapitän der 3. Compagnie Bernard Hund, erſter Lieutenant Joſ. Sensbach, zweiter Anton Hund . Zum Major wurde Herr W. Hailmann erwählt, der ſeine Stelle als Lehrer an der Knabenhochſchule niedergelegt hatte. Der Lehrer Kentſchler ward zum proviſoriſchen Feldprediger erwählt, ward aber fpäter Hauptmann. Am 11. November wurden dieſe Compagnien einge ichworen .

200 Am Abend des 2. November befand ſich Herr 6. W : Elwang, der den Poſten eines Sekretärs der deutſchen Berficherungsgeſellſchaft bekleidete , in Geſellſchaft mehrerer Freunde in Hrn . Zöller's Salon, Jefferſonfiraße, ziviſchen 3. und 4. Straße. Etwas nach 11 Uhr erhob er ſich vom Tiſch, feinen Hut zurüdlaſſend, und ging vor die Thür, um, wie er ſagte, ſogleich zurückzukehren. Man ſah ihn nicht wieder, und am 21. November fand man ſeine Leiche nahe der achten Straße im Fluſſe.

Am 14. November ward im Freimaurer-Tempel ein großes Konzert zum Beſten des Soldaten - Fond gegeben . Am November hatte der Staat Indiana bereits 19 Infanterieregimen ter, drei Kavellieregimenter und zwei Batterien Artillerie, der Staat Ohio 19 Infanterieregi nenter Freiwilliger in Kentucky ſtehen. Vom 20. bis zum 30. November wurden von dem Wohlthätigkeits Comite, welches aus loyalen Frauen und Mädchen der Stadt beſtand, 2,292 Paar Unterbeinkle der, 1,357 Unterhemden, 744 Armeehemden , 2,767 Paar geſtrideer Socken , 628 Paar Handſchuhe, 155 Baar Oberjacken , 886 Decken , 265 Bettdecken u . 1. w . u . 1. w. nebſt einer Menge Tabac, Cigarren , ein gemachter Früdyte und dgl. gejammelt. Am Sylveſterabend gab der Liederkranz einen Ball zum Solbaten - Fond.

Beſten des

Am 4. Dezember traf der Oberſt Anneke hier ein, der bei der Nachricht von dem Ausbruch der Rebellion , wo er ſich in der Schweiz befand, ſeine Dienſte der Regierung anbot und den amerikaniſchen Geſandten in der Schweiz erſuchte, ihm die Reiſekoſten nach den Ver. Staaten vorzuſchießen. Der Geſandte erwiederte, es hätten ſich bereits Amerikaner genug mit einem ſolchen Geſuche an ihr gewandt . Ein Amerikaner, der nie eine Muskete in der Hand gehabt, galt alſo mehr als ein tüchtiger deutſcher Offizier. Den : ſelben Beſcheid gab der amerikaniſche Geſandte in Paris, an den ſich Anneke dann wandte . Terſelbe kam ſchließlich mit einem Tarlehen aus dem Kin kel'ichen Revolutionsfond herüber. Der Gouverneur von Wisconſin ernannte ihn zum Oberſten eines Freiwilligen - Artillerieregiments. Da Anneke jedoch nur Placereien und Hemniſſe jeder Art erfuhr, reſignirte er und nahm eine Ernennung in gleicher Eigenſchaft vom Gouverneur Morton von Indiana an . Vier Batterien feines Regiments ſtanden bereits in Kentucky. As Anneke am 4. Dezember hier eintraf, um jene Batterien, denen es noch an Allerlei mangelte, zu inſpiziren, verweigerte ihm der hier den Oberbefehl über die Truppen in Kentucky führende General Don Carlos Buell die Abhaltung der Inpektion unter dem Vorwande, daß er noch nicht als Offi: zier der Ver. Staaten eingeſchworen ſei . Dagegen geſtattete er einem Untergebenen Anneke's, dem Obriſtlieutenant Gilman, einem Eingeborenen, jene Batterien zu inſpiziren. Buell beorderte darauf Anneke in ein Uebungs

201 lager bei Indianapolis, ließ jede Batterie desſelben , ſo wie ſie eingeübt war, nach Kentucky kommen, zwang jedoch den Oberſten Anneke, im Lager zu bleia

ben.

Und als Anneke ſeine zwölf Batterien vollzählig hatte, bis wohin er

nach der Verſicherung Buell's nicht eingeſchworen werden könne, da erklärte der Kriegsminiſter, man wolle keine Organiſation von Artillerie : Freiwilligen -Regimentern und folglich auch keine Volontär-Artillerie -Ober ſten. Nunmehr zog Anneke als „ Freiwilliger " mit dem von ihm gebildeten Regiment in's Feld. Später ernannte ihn der Voluntar- General McClel land in Illinois zu ſeinem Adjutanten. Da ward dem General vom Kriegsminiſter bedeutet, er habe nicht das Recht, einen Adjutanten zu ernens Sdließlich ward Anneke vom Gouverneur von Juionis zum Oberſten eines Regiments ernannt, weil aber Anneke feine Leute vor einem geheimen Verein, der ſich unter Offizieren zum Zweck gegenſeitiger Beförderurg gebil det hatte, warnte, ward er von jenen Offizieren fälſchlich angeklagt und auf jede Weiſe verfolgt. Wohl kein deutſcher Offizier hat in jenem Kriege ſo viele bittere Erfahrungen machen und ſo viele Verfolgungen erdulden müſſen, wie Anneke, der ſich durch ſein ſtarres Auflehnen gegen Tyrannei und Unrecht in jeder Form und fein unbeugſames Feſthalten an dem, was er für recht hielt, das Mißfallen der Machthaber und die Feindſchaft der Kriecher und Heuchler zuzog . Im vecfloſſenen Winter kam dieſer ſo tüchtige Artille rieoffizier in Chicago durch einen Sturz in ein unbedeckt gelaſſenes Kellerloch elendiglich um's Leben . Am 18. Dezember ſchlugen vier Compagnien des Willich'ſchen Regi ments bei Munfordsville ein 8,500 Mann ſtarkes Rebellencorps, das Caval : lerie und 6 Geſchüße hatte. Unter den 6 Todten, welche jene tapfern Com pagnien verloren , befand ſich Lieutenant Mar Sachs von hier, von der 6 . Compagnie, und Theodor Schmidt, jüngerer Bruder des hieſigen Apothekers G. A. Schmidt. Die 9. Compagnie unter Kapitän N. Sievers von hier zeichnete ſich beſonders aus. Die Legislatur unſerer Staates votirte ein Denkmal für die Gefallenen . Das Jahr 1862. lor Am 6. Januar ward der Rebellen - General Humphrey Marſhall von hier bei Bath geſchlagen, wobei ſich die Compagnie des Kapitän Schweißer auszeichnete, dem von hieſigen Freunden ein Ehrendegen verehrt ward . Math. 3. Vetter, welcher eine einträgliche Stelle an der hieſigen Hoch ſchule niedergelegt und ſich Colonel Crider’s 9. Kentuckier Regiment ange ſchloſſen hatte, ward wegen ſeiner Bravour zum Kapitän ernannt. M. Billing von hier ward zum Quartiermeiſter für das 6. Kentuckier Regiment ernannt. Am 26. März 1861 hatte die hieſige und am 9. März 1861 die Indiana Staatslegislatur ein Geſeß erlaſſen , welches in jenen Staaten nicht anſäf

202 ſige Ausländer berechtigt, durch Erbſchaft oder Vermächtniß Realvermögen zu erwerben . Die badiſche Regierung gewährte nun am 3. Auguſt 1861 den Angehörigen der Staaten Kentudy und Indiana gleiche Rechte bezüglich der ihnen in Baden zufallenen Liegenſchaften , was im Januar hier durch Hrn . John Smidt bekannt gemacht ward . Am 1. April ward in der hieſigen Turnhalle eine Verſammlung abges halten, in welcher beſchloſſen ward, den Präſidenten zu erſuchen , dem Oberſt Sigel ein unabhängiges Commando zu geben , und zugleich dahin zu wirken, daß im ganzen Lande ein Sigel-Fond geſammelt werde, der zunächſt dazu dienen ſollte, Wittwen und Waiſen gefallener deutſcher Soldaten zu unter ſtüßen . Die Verſammlung ward durch Wilh . Stängel, der inzwiſchen Kapitän im 1. deutſchen Dhio- Regiment geworden, veranlaßt worden . Am 9. Aprill ward in einer im Court-Houſe abgehaltenen Verſamm lung beſchloſſen, in jeder Ward Gelder für die in der Schlacht bei Pittsburg Landing verwundeten Unionsſoldaten zu ſammeln. In den Sammel: Comites wurden meiſtentheils Deutſche ernannt, und am 10. waren ſchon $ 3000 beiſammen . In jener Schladit wurden u. a . Kapt . 9. Stein und die Lieutenants Detweiler und Hund im 6. Kentudier Regiment verwundet . Im April ward auch R. A. Wolff von hier zum Kapitän der 4. Com pagnie des Willidh'ichen Regiments ernannt. Dr. Krauth von hier ſtarb'Anfangs Juli plößlich als Arzt des Wil lich'ſchen Regiments in Indianapolis, von wo er nach Seymour zu reiſen im Begriffe war. Am 14. Juli ward hier in einer Verſammlung die Neubildung einer Bürgerwehr zur Vertheidigung der Stadt beſchloſſen, nachdem bei Mur: frosboro 19. Compagnien, worunter vier vom 4. Kentucky Kavalerieregiment unter General Crittenden ſich an die Rebellen ergeben hatten. Am 15. Juli erſchoß der Gärtner Phil . Rupp, der nahe der Ede von Bredinridgeſtraße und Shelbyſtraße wohnte, ſeine Frau und dann ſich ſelbſt. Bei der Wahl am 4. Auguſt ward Phil. Tomppert jun . zum Sekretär des Stadtgerichts erwählt, obgleich zwei Amerikaner ſich um dieſelbe Stelle bewarben . Am 1. September trafen hier die Mitglieder der vor den Rebellen flüch: tigen Legislatur und die Erekutivbeamten des Staats mit dem Staatsarchiv und einer Million Dollars aus den Banken von Richmond, Lexington und Frankfort hier ein . Am ſelben Tage wurde in einer Maſſenverſammlung Bewaffnung der Bürger beſchloſſen und erließ der Mayor Delph eine zu ſolcher Bewaffnung auffordernde Proklamation . Der Gouverneur J. F. Robinſon autoriſirte Thomas W. Gibſon, alle waffenfähigen Männer des County und der Stadt

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203

zu organiſiren uns in's Feld zu bringen . Von 4 Uhr Nachmittags an waren alle Werkſtätten, Läden und Geſchäftspläße geſchloſſen , um allen loyalen Bürgern Zeit und Gelegenheit zum Ererciren zu geben . Um die Stadt wurden Gräben gezogen . Am 19. September langte der tapfere General Nelſon hier an. Am 22. September erließ der Gouverneur eine Proklamation an die Einwohner der Stadt. Dieſelbe zu vertheidigen und ſich den Truppen unter dem tapfern Nelſon anzuſchließen ; zugleich erſchien eine Generalorder, daß Kinder und Frauen ſich ohne Verzug vorbereiten ſollten, die Stadt zu ver laſſen. Eine Proklamation des Mayors ordnete die Schließung aller Geſchäfte an . Viele Frauen verließen die Stadt, die deutſchen Frauen aber waren größtentheils entidloſſen , bet ihren Männern auszubarren . Das Gros von Bragg's Armee ſtand am 19. September , 60,000 Mann ſtark, zwiſchen Mumfordsville und Elizabethtown und rüdte am 21. gegen Bardstown vor . Bragg ließ von dort aus Nelſon zur Uebergabe Louis ville's auffordern. Nelſon hätte aber eher ſich ſelbſt mit Mann und Maus unter den Trümmern der Stadt begraben laſſen , als daß er jener Aufforde rung Folge geleiſtet. Da rettete am 24. der in Eilmärſchen heranrückende General Buell die Stadt, indem er am 24. Bragg ſchlug, Mumfordsville wieder nahm und hierher marſchirte, ſo daß am 25. der Belagerungszuſtand wieder aufgehoben werden konnte. Am 19. September fiel der inzwiſchen zum Colonel vorgerüdte deutſche Vetter von hier bei Dwensboro. Am 29. September ward General Nelſon im Galt-Houſe vom Brigade General Jeff. C. Davis, der ſich von ihm beleidigt glaubte, erſchoſſen. Vor den Rebellen war die Stadt jeßt vorläufig gerettet, aber unter den nun in und in der Nähe der Stadt ſtationirten Truppen war, wie nicht

anders zu erwarten , auch vieles Geſindel und dieſes ſtahl und plünderte, mißhandelte Bürger und wirthſchaftete ſo, daß noch immer hier Leben und Eigenthum ſehr unſicher waren . Eine der blutigſten Schlachten , die in die em Jahre auf dem Boden Kentucky's gefochten wurde, fand am 8. Oktober in der Nähe des 34 bis 35 Meilen von Bardstown entfernten Städtchen Perryville ſtatt. Das 18,000 Mann ſtarke Corps des Generals McCook ſtand der 40,000 Mann ſtarken Armee Braggs gegenüber. Der Kampf dauerte bis zur Nacht und endete damit, daß Bragg's Armee 7 bis 8 Meilen weit zurückgetrieben ward. Das 1. Rentudier Ravallerieregiment, die 1. Kentudier Artillerie und das 15 . Kentuckier Infanterie Regiment zeichneten ſich durch Tapferkeit aus, von der zweiten Compagnie des leßtgenannten Regiments wurden Alle bis auf 12 Mann getödtet oder verwundet ; ferner verlor die erwähnte Artillerie Companie mehrere Todte und Verwundete, unter den erſteren befand ſich 2626

204 auch Sergeant Jakob Knecht von hier. Die dem 15. Kentudier Infans terie Regiment von den Damen unſerer Stadt geſchenkte Fahne ward, nach: dem der Fähndrich ſchwer verivundet war, vom Kapitän Foreman gerettet. Die Generäle Jackſon und Terrill fielen in jener Schlacht und Gen. Rouſſeau ward verwundet.

Das Jahr 1863. Im Januar wurden in einem Gefecht bei Murfreesboro von der Louis viller Legion unter General Rouſſeau 19 Mann getödtet und 81 verwnndet; 21 wurden vermißt . Unter den Getödteten befanden ſich in der 6. Compa gnie, deren Kapitän nach Schweißer's Reſignation Herr Lindenfelſer gewor: den war : Lieutenant Franz Diffel, die Korporale Adam Neukirch und 2 . Seiver, der Sergeant F. Krämer, Jof. Gottſchalk, Georg Baumeiſter, T. Arent, B. Kiel und Ph . Schneider von hier ; von der 4. Eompagnie wurden George Pfeifer und Auguſt Brenner von hier getödtet. In der Louisviller Legion , die bekanntlich vier deutſche Compagnien zählte, diente ein deutſcher Knabe von hier Namens Kung, als Roch. In der blutigen Schlacht bei Shiloh half er die Verwundeten auf dem Schlachtfelde verpflegen . Wäh rend des Gefechts bei Murfreesboro fuhr er mit einer einſpännigen Ambu lanz auf dem Schlachtfeld umher, um Verwundete aufzuladen, dabei traf eine Kugel ſein Pferd, aber er verſchaffte ſich ein neues Pferd und ſeşte im dicha teſten Kugelregen ſein Werk fort. Am 6. März überbrachte der Feldprediger Breſtow von der tapfern, leider auf 320 Mann zuſammengeſchmolzenen Louisviller Legion $ 13,000 hierher zur Vertheilung unter die Angehörigen der Soldaten . Am 13. März gab der ,, Beethoven Muſikverein " unter Direktion von Eichhorn ein Konzert im Freimaurertempel. Am 16. April entwenbete eine jugendliche Diebesbande, nach einem Drama „ Die vierzig Diebe “ genannt, aus dem Spezereiladen von Jof. Vogt, Ecke von Cheſtnut und Jadſonſtraße, 900 Dollars. Am 22. April fand im Woodlandgarten ein Banket des aus der Gefangenſchaft erlöſten und zum Beſuch beim Dr. Hupfauf hier anweſenden, inzwiſchen zum Brigadegeneral avancirten Willich ſtatt. Am 23. April begann auf's Neue hier die Werbung für neue Freiwil ligenregimenter. Am 8. Juli, wo es hieß, Budner und Morgan ſeien im Anzuge, ward von einer Bürgerverſammlung und vom Stadtrath beſchloſſen, von 5 Uhr Nachmittags an die waffenfähigen Bürger ererciren zu laſſen . Die Deut fchen bildeten ein Bataillon. Zugleich mußten auf Befehl des Generals Boyle von 5 Uhr Abends an alle Wirthſchaften geſchloſſen ſein.

205 Eichhorn's „ Louisviller Silberbande“ und Valentin Schüß's „ Ken tudier Silberbande" vereinigten ſich unter dem Namen ,, Louisviller Miliz Muſikbande" .

Die drohende Gefahr ging glüdlich vorüber.

Am 14. September ward im Woodlandgarten dem am 28. November 1848 geſtifteten Hermann-Verein imn Namen deutſcher Frauen von Frau Stoll eine Fahne an den Präſidenten des Vereins, Árn . Schildhelm , über reicht. Die „ Concordia" ſang „ die Fahnenwacht“ und Schmidt Bürgeler hielt die Feſtrede. Am 18. September, am Schluſſe der hieſigen Staatsausſtellung erhiel ten Prämien : Frl. Bettger für Haarflechterei, Sackſtedter u. Co. für Trau ben und Heinr. Nanz für Blumen. Am 20. traf die Nachricht ein , daß in der Schlacht am Chicamauga, in ter Willich's altes Regiment und das 6. Kentuckier Inf. Reg . ſehr litten, Kapitän Merker von der 7. Compagnie des legteren Regiments getödtet ward . Verwundet von jenem Regiment wurden Lieutenant Dirks von der 3ten, Sergeant Felir Krämer von der 9. Compagnie, ſo wie Kapitän Feinr. Schmidt, alle von hier . Leşterer war im Juli 1861 als Gemeiner in Rap. Haupthoff's Corripagnie eingetreten, ſpäter Sergeant geworden , hatte in der Schlacht bei Schiloh die Regimentsfahne gerettet und in Abweienheit aller Compagnieoffiziere ( Lieutenant Dettweiler war verwundet) den Befehl über die Coinpagnie übernommen, wofür er nach der Reſignation des Kapitän Haupthoff zum zweiten Lieutenant befördert wurde. In der Schlacht am Stone River ward er wegen ſeiner Prauour Kapitän. (Die deutichen Com pagnien in jenem Regiment waren die 3., 5. , 7. und 9.) Am 26. September ve.lor das 4. Kentudier Kavallerieregiment 20. Meilen diesſeit Chattanooga bei einem Ueberfall 150 Mann, die 7. Com pagnie 8 Mann an Todten, nämlich : Sergeant Nothichild, Sakob Saftig, Joh . Rolb, Breining , Fritſch, H. Walter, Karl Leiter, Flum (Bruder des

Kapitän Blum) ; die 5. Compagnie verlor den Lieutenant May Cohen und den Quartiermeiſter-Sergeant Iavid Weihing . Am. Oktober erließ der Gouverneur durch den General Boyle eine Drder, binnen 14 Tagen in jedem County eine Militärcompagnie zu errich ten, um den Staat von den Guerillas zu befreien, widrigenfalls eine Ziehung eintreten werde. • Am 27. Oktober ſtarb Emmanuel Siebolt, der älteſte hier lebende Deutſche, der 1819 hierher gekommen war und ſich als Meßger ein hübſches Vermögen erworben hatte. Tags vorher war der Dr. Joſeph Hupfauf im 57. Lebensjahre am Nervenfieber geſtorben . Im November fiel bei Erſtürmung des Lookout Mountain, von einer Bombe getroffen, Jakob Bauer von hier, der beim Aufbruch der Rebellion

206 fich ſofort Willich's Regiment angeſchloſſen hatte , im Alter von fünfund zwanzig Jahren. Das Jahr 1861. Am 21. Januar und 9. Februar gab Frau Braunold von hier, frühere Prima Donna (als Frl. Scheibler) bei der italieniſchen Dper in Havana ein Ronzert, worin der Pianiſt Kunfel und der Flötift Ballenberger von Cin. cinnati mitwirkten .

Am 25. Januar gab der Drpheus einen Maskenball, auf welchem F. Schidedanz den Preis für die beſte Charaktermaste und Frau R. A. Wolff den Preis für die beſte komiſche Maske erhielt. Am 4. Februar gab der Liederkranz ſeinen Maekenball. Am 8. Februar farb der Notar ,,Kapitän “ Konrad Schröder, Am 9. Februar fand in der Apollo -Halle eine Verſammlung der Gegner der Sklaverei Ratt, in welcher James Speed als Borſißer und Georg Förſter vom Volksblatt als Sekretär fungirte, und wurden auf Antrag von 2. Dembiß 5. Delegaten zu der auf den 22. Februar hierher berufenen Anti Sklaverei -Convention ernannt. In der in Beds -Halle abgehaltenen Convention vom 22. Februar waren Telegaten aus Kentudy, Arkanſas, Miſſouri und Tenneſſee anweſend, von Miſſouri u. a. Colonel Moß und Colonel Krefel. Die Miſſourier waren meiſtens radikale Fremontmänner, die Uebrigen conſervative Lincolnmänner. Die Miſſourier beantragten Berufung einer Convention der radikalen Partei nach St. Louis, um die Präſidentſchaftsfrage feſtzuſtellen.

Die Annahme

dieſes Antrags wäre einer Nominirung Fremont's zum Präſidentſchafts Candidaten gleich geweſen . Der Antrag ward nach ſtürmiſcher Debatte mit einer Mehrheit von 20 Štimmen verworfen und wurden dann bloß Beſchlüſſe zu Gunſten einer Emanzipation angenommen. Am Abend des 23. hielt Kaſpar Buß, der ein Delegat aus Miſſouri war, in Bed's Halle einen Vortrag über die Männer von 1793, zum Beſten des Fond für Errichtung eines Monuments für die auf Cave Hil beerdigten Unionsfoldaten . Am Nachmittag desſelben Tages, an dem hier die erwähnte Convention des Vormittags abgehalten worden, fand die von patriotiſchen Deutſchen angeregte Grundſteinlegung zu einem Denkmal für die auf Cave Hill beer: digten Unionsſoldaten ſtatt. Das geſammte anweſende Militär, der Turn und der Arbeiter - Verein ſowie der Geſangverein Frohſinn bildeten ben Zug zum Friedhofe. Die Führung des Zugs. hatten die deutſchen ,, Louisviller Dragoner" unter dem Capitän Conrad übernommen . An der Friedhofs pforte empfingen Damen (meiſtens Deutſche) den Zug. Die Damen über: nahmen hierauf die Führung des Zuges nach der Bauſtelle, wo der Präſident des Denkmal- Vereins, Dr. Hillmann, die Feier der Grundſteinlegung durch

207 eine kurze Rede eröffnete. Die Feſtrede hielt der Pfarrer J. A. Heywood, der beſonders hervorhob, daß den Deutſchen die Ehre gebühre, den Impuls zur Errichtung des noch zu ſeßenden Denkmals gegeben zu haben. Nachdem der Grundſtein in die 16 Quadratfuß haltende Grube geſenkt war, ſprach noch Caſpar Buß über den Zwed des Denkmals . Am 1. März ward von der ,,deutſchen Organiſation " auf den 7. Juni eine Convention der radikalen Deutſchen nach Cleveland berufen, weil die Louisviller Convention die Hoffnung auf ein geſchloſſenes Auftreten der Radikalen nicht erfüllt habe . Am 14. März überreichte der Lieberfranz bei Gelegenheit ſeines ſechs zehnjährigen Stiftungsfeſtes ſeinem Dirigenten Herrn George Zöller einen init Gold ausgelegten Taktſtock und ſeinem älteſten Mitgliede Hrn. Schulß eine ſilberne Schnupftabaktoſe. Am 24. März ward der Deutſche Heubach , der hier die Pauluskirche und die Peterskirche gebaut hatte, ſo wie auch die Kirche, die jeßt als Waiſenan ſtalt der deutſchen Episkopalen , an der Clayſtraße, bient, und der ſpäter zu Lavinia , 7 Meilen von hier, auf einer Farm wohnte, vom Tagelöhner Frank, der früher bei ihm gearbeitet hatte, der Hals abgeſchnitten, weil er deſſen Forderung von 800 Dollars nicht in Gold, ſondern in damals etwas niedrig ſtehenden Greenbads auszahlen wollte. Der Mörder ward mit durchſchnit: tener Rehle in der Nähe der Facm gefunden ; er hatte ſich ſelbſt entleibt. Vom 28. März an gab eine von Grau engagirte italieniſche Truppe, bei der ſich auch Karl Formes befand, zwölf Dpernvorſtellungen. Bei der Wahl am dritten April wurden drei Deutſche erwählt : Herr Raminers zum Steuererheber für den öſtlichen Diſtrikt, Herr A. Modenbach zum Straßeninſpektor für den öſtlichen Diſtrikt, und Herr Phil. Tomppert zum Rathsmann ( Councilman ) in der 4. Ward. Am 26. April ward A. Zorn, Beſißer eines an der 2. Straße nahe dem Fluſſe gelegenen Schubladens, von dem Bruder eines Deſerteurs Namens Heinrich Schneider, mit einer Flaſche ſo am Kopfe verwundet, daß er am 30. ſtarb. Die Urſache des mörderiſchen Angriffs war die, daß Zorn, als der Deſerteur ihm vorgeführt und er gefragt ward, ob er denſelben fenne, in demſelben jenen Heinrich Schneider rekognoszirte. Am 9. Mai gab der eben aus dem Leipziger Conſervatorium zurüdges kehrte Pianiſt Ernſt Zeller ſein erſtes Conzert, in welchem die Flötenvirtuoſin Frau Siminski zuerſt öffentlich auftrat.

Am 16. Mai gab der Schauſpieler Bandmann mehre Vorſtellungen in der Mozart -Halle. Am 16. Mai fand in Schlieder's Garten ein Picnic, an dem ſich mehre deutſche Vereine betheiligten , zum Beſten des Soldaten - Denkmal- Fond ſtatt.

208

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Im Mai traf hier die Nachricht ein, daß in der Schlacht am Stone River vom 6. Kentucky - Regiment Conrad Wittig von der 3. Compagnie, E. Joh. Deſinger von der 5. Compagnie, ſowie J. Auguſt Nold von der 7. Com pagnie, und J. Michael Prutt von der 9. Compagnie; alle vier in die Bruſt geſchoſſen, Franz Zange von der 5. Compagnie durch den Kopf, Conrad Wittig von der 3. durch den Leib geſchoſſen und getödtet wurden. Und An: fangs Juni traf die Nachricht ein, daß der Premierlieutenant May Hupfauf von hier nebſt dem Capitän Seifert vom alten Willich'ſchen Regiment in Georgia gefallen waren. Am 7. Juni erhängte ſich Joh. Seiler, früher Capitän im 4. Kentuckier Cavallerieregiment und ſeit zehn Tagen Befißer des St. Charles Hotels, deja ſen früherer Beſißer Rob . Smith w.gen Ermordung des Kellners Friß Lan dauer zum Tode verurtheilt war. In der Nacht vom 1. Juli brad, auf der Nordſeite der 8. und Mainſtraße ein großes Feuer aus, welches einen Verluſt von $ 1,454,800 , wovon nur $ 160,500 durch Verſicherung gedeckt waren, zur Folge hatte . Den größten Berluſt erlitt die Regierung an aufgeſpeicherten Vorräthen . Bon Deutſchen erlitten Verluſte : Der Möbelfabrikant Joh . Simm von $ 175,000, wovon nur $ 15,000 durch Verſicherung gededt waren ; Brandeis und Crawford von $ 7,000, gedect. In der Nacht vom 17. Juli fiel Joh. Schleicher, ſeit 25 Jahren hier als Zuſchneider beſchäftigt, im Schlaf aus dem Fenſter des zweiten Stocks feiner Wohnung und verſchied binnen zehn Minuten . Am 27. Mai in der Schlacht bei Reſaca in Georgia war, wovon die Nach richt erſt Mitte Juli hier eintraf, Heinrich Sauer von hier, der im 5. Ren : tudier Regiment ( der Louisviller Legion) diente, und einer der erſten Deut Ichen war, die von hier in den Krieg zogen, gefallen. Er hinterließ eine Frau und zwei unmündige Kinder. Die Erceſiedes unter dem hier liegenden Militär ſteckenden Gefindels wur: den immer unerträglicher. Täglich fielen Straßenräubereien vor. So wurde um Mitte Juli

einem

deutſchen Händler,

Hermann Ernſt, von meh

ren Soldaten mit Gewalt ſeine Baarſchaft und danach ſogar ſeine Kutſche und ſeine Pferde weggenommen. Die Kutſche fand ſich ſpäter wieder, die Pferde aber erhielt er nie zurüc. Manche Soldaten machten ſich auch das Vergnügen, in Civilanzug bei einem Wirth zu trinken und ihn dann wegen Uebertretung des Verbotes, an Soldaten auszuſchänken, zu denunziren . Und folche Uebertretungen wurden damals militärgerichtlich abgeurtheilt. So kamen im Auguſt in Civil gekleideten Soldaten in den Spezereiladen des Herrn Rheinhardt, Ede von Walnut und 12. Straße, ließen ſich Brantwein geben und denunzirten ihn dann, an ſie als Soldaten Getränke verabreicht zu haben . Und Rheinhardt ward darauf hin von der Militärbehörde zu

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209 mehrtägigen Arreſt verurtheilt und wurde ſein Getränkewerth confiszirt. In jenen Tagen bekamen die Bürger dieſes Landes einen Begriff von Militär willkürherrſchaft. Am 14. Oktober gab ſich große Aufregung in der Stadt kund. Früh Mor gens waren Guerillas der Stadt bis auf eine engliſche Meile nahe gekom men, hatten alle Zugänge zur Stadt von der Bardstowner und Taylorsviller Landſtraße aus beſeßt, alle zur Stadt ziehenden Marktleute und Kaufleute ſo wie an jenen Straßen liegende Häufer geplündert und den nach der Stadt fahrenden Marktleuten und Farmern ſogar die Pferde ausgeſpannt. Am 18. Oktober ſtarb in St. Louis der früher hier anſäſſige geniale Lithograph Hyppolit Robin aus Kaſſel. Die Umgegend wurde mit jedem Tage unſicherer durch Guerillas. So wurden am 8. Dezember des Morgens um 9 Uhr auf der Bardstowner Land ſtraße, brei engliſche Meilen von der Stadt, die Herren Wettſtein und Diehl von neun in Bundesuniform gekleideten Guerillas angefallen, Erſterer um $200, Lekterer um $ 10 und eine Uhr im Werthe von $70 beraubt. Vom 3. Dezember bis zum 29. gab eine tüchtige deutſche Operntruppe unter der Direktion des Kapellmeiſters Anſchüß und der geſchäftlichen Leitung des Amerikaners Grover hier Opernvorſtellungen, die ſich des allgemeinſten Beifalls erfreuten. Um unſeren jüngeren Leſern einen Begriff zu geben, wie ein Theil der hier ſtationirten Soldaten hauſte, wollen wir nur folgende Schandthaten anführen, die in der kurzen Friſt von zehn Tagen bloß an Deutſchen verübt wurden : Am 13. Dezember gingen Soldaten in den Juwelierladen der Wittwe Eha, nahmen zwei Uhren und andere Werthſachen und liefen dann davon . Am ſelben Tage wollte Herr von Martels, ein 60 Jahre alter Deutſcher, früher Redakteur des Cincinnatier Volksfreundes, feinen Sohn im 1. Dhio Cavallerieregimente, welches in der Nähe des Löwengartens kampirte, beſu ſuchen. Auf dem Wege dorthin ſah er , wie drei Soldaten eine deutſche Frau plünderten und mißhandelten. Als er ſich der Feau annehmen wollte und den Kerlen erklärte, er werde Anzeige von dem Vorfalle machen, fielen ſie über ihn her und mißhandelten ihn, verlangten ,, Geld oder Whisky " von ihm und ließen ihn dann, als er ihnen eine Flaſche mit Whisky reichte, frei, mit der Warnung, daß, wenn er ſich wieder ſehen laſſe, er nicht lebendig davon kommen werde. Am 15. Dezember ward der Meßger Johann Burchardt von zwei Solda ten in Civilkleidern um $250 beraubt und dann mit einem Revolver in's Geficht geſchlagen, bis er beſinnungslos niederſtürzte. Am 17. Dezember ward Herr Amis, während er im Hauſe des Herrn Rothſchild, Marktſtraße zwiſchen 2. und 3. Straße, Unterricht ertheilte, fein

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vor der Thür ſtehendes Buggy nebſt Pferd von Soldaten entführt und er be tam Beibe8 nie wieder zu Geficit. In der Nacht vom 18. Dezember tamen fünf Soldaten in das Haus des

Herrn Martin Kaſtelhuhn, eines bei Portland wohnenden armen Farmers und plünderten das ganze Haus aus, ſogar das Butterfaß und alle Butter nahmen ſie mit. Am Abend des 21. Dezember drangen Soldaten in den an der Markt Straße, zwiſchen Preſtonſtraße und Jadjonſtraße gelegenen Laden des Herrn Joſeph Reiter und nahmen mehrere Stiefel fort, ſich den Ausgang mit vor gehaltenem Revolver erzwingend. Am ſelben Tage ſtahlen Soldaten aus dem Laden des Herrn Kooper, Marktſtraße zwiſchen Floydſtraße und Preſton ſtraße einen feinen Hut und Pelze aus dem Laden des Herrn Reidhar zwei Paar Stiefel, aus dem Laden des Herrn Kluber drei Paar Stiefel. Am 22. Dezember nahmen Soldaten aus dem an der 4. Straße, zwi ſchen Main- und Marktſtraße gelegenen Laden des Herrn Steiner Tabak und am Abend jenes Tages kamen fünf Soldaten in den eben erwähnten Laden des Herrn Reiter und nahmen alle an den Wänden hängenden Stiefel fort. Ade Achtung vor den Soldaten , welche wirklich in's Feld zogen , um die Zerreißung der Union zu verhindern, aber Schande tem Geſindel, das ſich nur in Ausſicht auf Beute anwerben ließ und am liebſten fern vom Feinde in Städten weilte und nächtlicher Weile Bürger und Bauern anfiel und plünderte. Leider hatten wir von dieſem Geſindel nur zu viel hier. Am Sonntag den 18. Dezember ward der Malzkeller des Herrn Engeln von den zur deutſchen Dper gehörenden Kölnern und Bonnern mit Geſang und dramatiſchen Aufführnngen , und beſonders mit Nachahmungen des Kölner Puppentheaters Henneschen “ eingeiveiht. gemüthliche Kölner Anton Graff.

Den Vorſit dabei führte der

Am 21. Dezember verſchwand hier Hr. Adolph Davis, Buchführer der Firma Lichten und Co. Tags darauf fand man ſeine Leiche in einem kleinen Hotel der Oberſtadt, neben derſelben lag eine geleerte Flaſche, die Laudanum enthalten hatte. Anch farb in jenem Jahre und zwar am 18. September, in Califor nien , Herr Georg Fiſcher, der 30 Jahre als Wirth hier anfäffig geweſen war. Endlich iſt aus jenem Jahre noch mitzutheilen , daß um die Mitte des: felben fich ein „ Evangeliſch- Chriſtlicher Schulverein “ bildete, deſſen Schule an der Hancodſtraße, zwiſchen Jefferſonſtraße und Greenſtraße ſich befand. Der Verein verdankte der Liberalität des Herrn Heinr. Wehmhoff ſehr viel. Die deutſchen Theatervorſtellungen während des Jahres hatten ſich auf Aufführung kleiner Poſſen unter Laroche, Reiß u . A. beſchränkt.

211 Einer tragi-komiſchen Epiſode aus jenem Jahre wollen wir ſchließlich noch erwähnen , da ſie ein Bild der damals hier herrſchenden Zuſtände gibt . Am 11. Dezember gab der Profoß -Marſchall Befehl zur Auſhebung mehrer Spielhäuſer. Neben der Wirthſchaft in „ Did 66 “ , 3. Straße zwiſchen Markt und Mainſtraße, in welcher der Club ,,Germania “ ſeine Verſammlungen hielt, befand ſich eines jener Spielhäuſer. Als die Profoßwache am Abend gegen 5 Uhr gegen dies Spielhaus anrüdte, ward ihr von einem vor der Hausthür auf der Straße ſtehenden Spieler, einem Deutſchen , das Clublo kal der „ Germania“ als die fragliche Spielhölle bezeichnet und die Wache arretirte auch wirklich, trot aller Gegenvorſtellungen , die anweſenden Club Mitglieder, 22 an der Zahl, unter denen ſich ſogar der als zeitwei liger Staatsanwalt fungirende Advokat, Herr Bijur, befand und führte die ſelben in's Gefängniß ab . Und ſo ſtreng war damals das Militärregiment, unter welchem unſere Stadt ſtand, daß, wenn einer der Arreſtanten ſich auf einen Augenblick aus dem Haftlokal entfernen mußte , um ein Bedürfniß zu befriedigen, ihm eine 50 Pfund ſchwere Kugel an's Bein geſchnallt ward. Erſt gegen 2 Uhr Nachts gelang es den Bemühungen des Herrn Bijur, dem man in Begleitung einer Wache zu verſchiedenen Perſonen in der Stadt zu gehen geſtattete, das Mißverſtändniß aufzulöſen und die Freilaſſung der Arreſtanten zu bewirken. Die Begebenheit ward von dem „, Merchant Tailer" Herrn Conrad in einem komiſchen Gedicht beſungen, zu welchem der Maler Schulz Juſtrationen lieferte. Das Jahr 1865 . Am 2. Januar traf das 6. Kentudier Kavallerieregiment hier nach beendigter Dienſtzeit ein, es ward feſtlich empfangen und am Abend in der Turnhalle bewirthet. Vom 7. Februar an gab die unter der Direktion der Herrn Weßler und Mork ſtehende Cincinnatier deutſche Theatergeſellſchaft ( Frl. Clauſſen, die Frauen Dito und Lindemann, die Herrn Aſcher, Biermann, Föllger u . a.) in Beck's Halle fechs Vorſtellrungen . Am 15. Februar konſtituirte ſich die Delcompagnie „ Germania “ auf Auktien, um auf gepachteten „ Delländereien “ nadı Del zu bohren. Die Aktien ſtiegen nachdem am 10. Mai eine Depeſche eintraf, daß auf den Län dereien eine fließende Quelle entdeckt worden ſei, bis auf 20 Dollars, fanken aber, als bald darauf jene Quelle als ,,verſtopft" gemeldet ward, wieder auf und ſogar unter pari. Bis auf den heutigen Tag haben die Aktionäre noch keinen Cent Dividenden erhalten, ſollen vielmehr noch nachzahlen. Jenes Jahr war überhaupt ein Jahr des Aktienſchwindels, indem Jeder durch den Verkauf raſd in die Höhe getriebener Aktien reich zu werden hoffte. In dem ſelben Jahre bildeten ſich noch drei Aktienunternehmen, die alle mit Banke rot endeten . Das eine betraf eine angebliche Erfindung eines Mechanifers * 27

212 Adam Huß, durch comprimirte Luft Waſſerkraft die Stelle von Dampfkraft erſeßen zu laſſen . Im Juli erhielt derſelbe wirklich in Waſhingtou ein Patent für ſeine ſ. g . Hydrauliſche Luftmaſchine und ward in der Gießerei von Davies u. Co. eine ſolche Maſchine gebaut, die ſich, als ſie fertig war, natürlich als werthlos erwies. Die Aktien waren aber von 50 auf 250 und 300 Dollars in die Höhe getrieben worden und eine Geſellſchaft Deutſcher kaufte ihm die Erfindnng für die Staaten Maſſachuſetts, Rhode Island und Connecticut ab . Man berechnete, daß allein unſere Stadt jährlich über eine Million an Kohlen durch dieſe Erfindung erſparen würde. Ein anderes Aktienunternehmen betraf die Errichtung einer mit der Poſtdämpferlinie zwiſchen hier und Cincinnati konkurrirenden Dämpferlinie ,, People's" Linie genannt. Auch dies Unternehmen verfiel dem Bankerot. Das vierte Aktienunternehmen ward am 8. September hierſelbſt von Herrn L. Arnold gegründet : eine Patentcompagnie, welche die Erfindungen unbemittelter Männer gegen einen Antheil am Gewinn fördern oder käuflich an ſich brin gen ſollte. Nach etwa einem Jahre war auch dies Unternehmen bankerot. Viele Deutſchen büßten durch jene Aktienunternehmungen Geld ein. Im Februar bildete ſich eine Geſellſchaft zur Gründung einer ,, Deutſch engliſchen Akademie,“ die $ 25,000 zuſammenbrachte und einen an der Ecke der Gray- und 2. Straße gelegenen Plaß für $ 10,000 kaufte. Die Direk toren waren die Herrn Th. Schwart, I. v . Borries, C. H. Finck, Julius Winter und A. Brandeis. Dieſe Akademie blüht jeßt unter der Leitung des Herrn W. Hailmann und iſt ſeit ungefähr zwei Jahren mit einem Kinder garten, dem Frl. Vidahl vorſteht, verbunden . Am 6. März traf die Nachricht von dem Tode des Apothekers Herrn Stein hier ein. Derſelbe hatte ſich kurz vorher Kapitän Walkers Compagnie angeſchloſſen und war mit derſelben nach Covington in's Lager gezogen. Er wollte Abends die Wache paſſiren und ward von derſelben, als er auf deren Halteruf nicht achtete, erſchoſſen. So endete ein Mann, der in der bewegten Zeit der Jahre 1849 bis 1856 hier eine Führerrolle geſpielt hatte und einer der Verfaſſer der „ Louisviller Platform“ war. Colonel Jakob Ruckſtuhl erhielt Anfangs März Volmacht, eine oder mehrere Compagnien für das in Ruſſelville ſtationirte 17. Kentuckier Kaval lerieregiment, das am 15. eingeſchworen werden ſollte, zu werben. Doch glücklicherweiſe trat bald der Frieden ein und fehrten auch Ruhe und Frie den wieder in unſere bedrängte Stadt zurüd . In jenem Jahre ward die Knownothingpartei, die ſchon längſt eine Leiche war, hier feierlich zu Grabe getragen, indem bei der Wahl am 1. April ein Deutſdyer, Herr Phil . Tomppert, zum Mayor der Stadt erwählt wurde. Er ſchlug den Gegen - Sandidaten Thirton mit 1,143 Stimmen . Zum Steuerempfänger für die ganze Stadt ward ebenfalls ein Deutſcher,

213 Herr Rammers, erwählt, der ſeitdem jährlich für dieſes Amt wiedererwählt iſt. Zum Straßeninſpektor für den öſtlichen Diſtrikt ward ein Deutſcher, Herr Modenbach, ebenfalls wieder erwählt. In den Stadtrath wurden die Vißmann und Ehrich , in den Schulrath die Deutſchen Hebel, Eichert und B. Moſer erwählt. Mit dieſem Reſultat fonnten die Deutſchen jedenfalls zufrieden ſein . Für die Meiſten dieſer Candidaten hatten ebenſowohl Ame : rikaner wie Deutſche geſtimmt. Am 5. April gab's große Illumination zur Feier des Falles von Richa mond. Am 8. Mai ward die Tagjakung des Turnbezirks Cincinnati hier abgehalten . Am 22. Mai ward im Shelby - Garten des Kapitäns Haupthoff das Stiftungsfeſt des „ Sängerbundes “ gefeiert, den der Liederkranz, der Drpheus, die Turner-Geſangſektion und der Frohſinn unter ſich gebildet hatteu . Herr W. Hailmann hielt die Feſtrede. Bis zum Sängerfeſt im nächſten Jahre beſtand dieſer „ Sängerbund“ nominell, dann aber löſte er ſich „ von felbſt“ auf. Am 21. Mai wurden drei vom Frauen- und Jungfrauen-Verein der Pauluskirche angeſchaffte Gloden eingeweiht . In Heſer's Garten eröffnete am 21. Mai die bereits erwähnte Weßler' ſche Truppe von Cincinnati ein Sommertheater. Am 23. Mai feierten Friedr. Johannböfe und ſeine Frau, die am 23 . Mai zu Diffen im Hannover'ſchen den Bund der Ehe geſchloſſen hatten , und die 1847 hierher gekommen waren , ihre goldene Hochzeit. Am Abend des 23. Mai fand im Lokale der Geſellſchaft Germania die Enthüllung des Bildes von Lincoln ſtatt, wobei von Dembiß , A. Brandeis, Bijur und dem Mayor Tomppert Reden gehalten wurden und der Drpheus mehrere Lieder vortrug. Am 1. Juni fand in der Turnhalle eine Maſſenverſammlung ſtatt, in der beſchloſſen warb, nur ſolche Amts - Candidaten zu uuterſtüßen, welche das die Neger frei machende Amendement zur Bundesverfaſſung unterſtüßen wollten . Zugleich ward beſchloſſen, daß das von unſerer Staatslegislatur angenommene Geſetz, welches alle Kentudier, die mit den Waffen in der Hand gegen die Bundesregierung aufgetreten, expatrirt, ſtreng durchzuführen ſei. Die Beſchlüſſe wurden dem ſeit einiger Zeit hierſelbſt mit dem Trup pencommando betrauten deutſchenfreundlichen General Palmer überreicht. Am Abend des 6. Juli ward nach einer Geſchäftsverſammlung der Kuratoren des deutſch -proteſtantiſchen Waiſenhauſes dem Herrn Georg Dreisbach in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Anſtalt ein ſchwarzer Stock von Elfenbein mit ciſelirtem goldenen Knopf verehrt.

214 Am 10. Juli verehrten deutſche Bürger dem Profoßmarſdall, Kapitän Swope, wegen ſeines humanen Benehmens gegen die Deutſchen ein ſchönes Pferd und ein Buggy. Herr Julius Winter hielt dabei die Anrede an den Beſchenkten. Am 13. Auguſt ward der Grundſtein zur deutſchen katholiſchen Joſephs Kirche im Stadttheil „Butchertown“ gelegt, wobei die Concordia mehrere Lieder ſang. Am 27. Auguſt reiſten von hier viele Mitglieder des Liederkranzes nach Columbus, O., zum dortigen Bundes -Sängerfeſt ab . Um 18. September ſchloſſen ſich, nachdem dort unſere Stadt als nächſtjähriger Feſtort auser ſehen war, der Orpheus, der Frohſinn und die Concordia dem erſten nord amerikaniſchen Sängerbunde an und wurden dann in das Centralcomite, das hier bis zum nächſten Sängerfeſt zu fungiren hatte, A. Stein zum Prä ſidenten , H. W. Reisfer zum Vicepräſidenten, 6. S. Schuhmann zum Sekretär und A. B. Mittler zum Schaßmeiſter erwählt. Am 23. September ward in Folge eines Aufrufs im „ Volksblatt" in der Turnhalle eine Verſammlung zur Gründung einer deutſchen Einwande rungs-Geſellſchaft abgehalten. In einer am 30. September abgehaltenen Verſammlung ward die Geſellſchaft durch Erwählung eines Direktoriums organiſirt, welches aus den Herrn Theodor Sdwarß ( Präſident), Julius v . Borries ( Vicepräſident), A. Brandeis (Sekretär, an deſſen Stelle ſpäter U. Stein trat ), G. Baurmann (Schaßmeiſter), Jacob Schrodt, P. Reidhar, L. N. Dembiß, C. A. Kollman , L. Rehm , M. Billing, M. Wölflin, T. Schmidt und M. Eller beſtand. Mitglied ward man durch Zahlung von fünf Dol lars . Viele Deutſche traten der Geſellſchaft bei, welche ein Bureau einrich tete und ſpäter eine Deputation an die Legislatur nach Frankfort ſandte, um die dem Staate aus einer ſtarken Einwandernng ewachſenden Vortheile zu ſchildern und um Staatshülfe zum Zwed der Förderung einer Einwanderung in Kentucky zu erſuchen, aber troß der Befürwortung des Geſuchs durch die Louisviller Mitglieder der Legislatur, unter denen ſich der Deutſche M. Bijur befand, nichts ausrichtete, weshalb ſich die Geſellſchaft nach ungefähr einem Jahr auflöſte. Am 23. September, Nadymittags um 5 Uhr, explodirte der Dampfefſel der Preſſe des ,, Voltsblatts “ . Ein 200 Pfund ſchweres Stück wurde durch das Dach des gegenüberliegenden Hauſes in das von einer Familie bewohnte Zimmer der dritten Stods geſchleudert. Die Mauer und das Dach des Hintergebäudes, in welchem der Dampfkeſſel ſich befand, wurden zerſtört, die Badſteine haushoch und 30 bis 40 Sdiritte weit in die angrenzenden Hof räume und durch die Fenſter in die angeenzenden Häuſer geſchleudert. Die Erſchütterung zerſchmetterte die Fenſter der Nachbarſchaft, u. a. alle Schei ben des Schaufenſters der Knöfel'ſchen Buchhandlung.

215 Am 24. September ward der Prieſter Lavialle in der Kathedrale zum Biſchof geweiht. Am 5. Oktober fand das 1. Konzert des von Hrn . L. Haft unter ſeinen beſten Schülerinnen geſtifteten ,, Beethoven - Piano -Club “, deſſen Ertrag für Anſchaffung eines Steinway'ichen Flügels beſtimmt war, am 11. Dezember das zweite Konzert zum Beſten der verſchiedenen Waiſenanſtalten ſtatt. Am 16. November entſpann ſich ein folgenreicher Streit zwiſchen dem Mayor Tomppert und dem Stadtrath. Leßterem waren zwei Anerbietun gen in Betreff einer über die Marktſtraße zu legenden Eiſenbahn gemacht ; das eine ſchloß eine Offerte von $ 25,000 für Ertheilung des Wegerechts in ſich, das andere, von Jiham Henderſon , Präſident der Portland Eiſenbahn Geſellſchaft, u. Andern, offerirte keinen Cent für das Wegerecht, ſondern machte der Stadt nur einige geringe Konzeſſionen . Der Stadtrath bewil ligte troßdem Henderſon und Compagnie das Wegerecht. Dagegen legte der Mayor am Abend des genannten Tages ſein Veto ein, dasſelbe darauf ſtüßend, daß die Bewilligung die Intereſen der Stadt benachtheilige und zudem das die Konzeſſionen an die Stadt machende Dokument nur von Hender fon, nicht zugleich von den Mitgliedern der Compagnie unterzeichnet ſei . Der Stadtrath, reſp . das Rathsmännerkolleg verwarf das Veto des Mayor mit genau zwei Drittel Stimmenmehrheit und forderte den Mayor zur Unter : zeichnung des Kontrakts mit Henderſon auf. Am 5. Dezember fandte der Mayor eine Botſchaft an das Rathsmännerkolleg, worin er mittheilte, er babe den Kontrakt nicht unterzeichnet, weil er erfahren habe, daß minde ſtens ein Mitglied (A. Glore) , das ſein Beto verwerfen geholfen, Geld für feine Stimme bekommen habe, ſomit nach Abrechnung dieſer einen ungül tigen Stimme nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit zur Wiederan nahme des mit dem Veto belegten Beſchluſſes vorhanden geweſen ſei. Statt nun die Sache zu urterſuchen, ignorirte das Rath &männerkolleg die Anklage gegen eines ſeiner Mitglieder und verſeşte den Mayor wegen ſeiner Weige rung , den Kontrakt mit Henderſon unbedingt zu unterzeichnen , in Anklageſtand, und zwar entwarf der Stadtanwalt Elliott, der ſelbſt dem Mayor erklärt hatte, er dürfe den Kontrakt nicht unterzeichnen, die Anklage punkte. Das Volk war über dies Verfahren entrüſtet und hielt am 9 . Dezember eine Maſſenverſammlung ab, worin es ſich entſchieden auf Seite des Mayor ſtellte. Aber das Aldermännerkolleg beſchloß am 22. Dezember nrch fünftägigen aufgeregten Verhandlungen mit 10 Stimmen gegen 2 die Abſeßung des Mayor. Und hinterher ward das beſtochere Mitglied Glore ausgeſtoßen. Dieſer Abſeßungsbeſchluß hatte zur nächſten Folge, daß ſieben Mitglieder des Rathsmännerkollegs reſignirten. Am 28. Dezember ernannte der Stadtrath in Plenarſißung den Herrn Lithgow zum Mayor bis zum Ablauf des Amtstermins des Herrn Phil. Tomppert.

216 Das Jahr 1866 . Am 5. Januar 1866 reichte Tomppert bei der Court of Common Pleas Klage gegen die Anſtellung Lithgow's zum Mayor und eine Petition um Enthebung desſelben von dem von ihm uſurpirten Amte ein . Erſt am 8 . Dktober entſchied das Gericht die Klage und Petition ohne Jury und Zeugen verhör und der Richter Muir wies den Kläger ab, weil der Mayor Lithgow, der inzwiſchen in der Aprilwahl 1866 vom Volk zum Mayor erwählt wor den , wegen dieſer Erwählung zu ſeinem Amte nicht als Uſurpator betrachtet werden könne. Tomppert legte gegen dieſe Entſcheidung das Rechts mitttel der Appellation ein und das Appellationsgericht entſchied am 8. Januar 1867, daß das Verfahren des zu Gericht über Tomppert ſißenden Aldermännerkollegs null und nichtig geweſen, weil die Vereidung, die das Kolleg als Gericht konſtituirte, von keiner dazu kompetenten Perſon (der Sekretär des Kollegs hatte die Mitglieder vereidigt) vorgenommen worden ſei. In den Entſcheidungsgründen wird dann des Weiteren ausgeführt, daß Tomppert nicht ungeſeßlich gehandelt, vielmehr ſeine Pflicht gethan habe, weshalb alſo das Mayorsamt als nicht vakant und Herr Lithgow als unrechtmäßiger Inhaber desſelben zu betrachten ſei. Am 4. Februar erließ das Appellationsgericht ein Mandat. daß Herr Lithgow ſein Amt an Herrn Tomppert abzutreten habe und am 14. Februar trat der Leştere unter allge meinem Jubel ſein Amt wieder an. Vom 27. Februar an trat Ottilie Genee in mehreren Theatervorſtellun gen hier auf . Am 1. März gab der Concordia: Club in der von ihm gepachteten Odds Fellow -Halle einen glänzenden Maskenball. Am 11. März fand die Einweihung der deutſchen katholiſchen Peters Kirche im Stadttheile „ Neu -California “ ſtatt. Am 20. März richtete ein heftiger Wirbelwind arge Verwüſtungen am deutſch -proteſtantiſchen Waiſenhauſe an . Im Frühjahre verſuchten die profeſſionellen Muſiker, die Muſical Fund Society unter der Direktion des Herrn Haſt wieder in's Leben zu rufen . Man verſuchte es mit Nachmittagskonzerten. Am 12. April fand das erſte Konzert ſtatt, war aber ſo ſchlecht beſucht, daß man den Weg der Subſkrip tion zu betreten für nothwendig fand . Am 26. April fand das erſte Abonne mentskonzert ſtatt. Da aber auch dieſes ſchlecht beſucht war und außerdem bald Konzerte zum Beſten eines Fond für das im Juli hier abzuhaltende Sängerfeſt gegeben wurden, ſo ward mit dieſem einen Konzerte zugleich die zweite „Muſical Fund Society “ zu Grabe getragen. Am 12. April erſchien hier die erſte Nummer des „Katholiſchen Glau bensboten, deſſen gegenwärtiger Eigenthümer der Hutmacher Hr. Rooper iſt.

217 In der Nacht vom 14. April ſtarb an einer Lungenlähmung der Dr. Joh. Biſchof, Vater der hier ſehr beliebten Sängerin Frau Biſchof-Schmidt und des Muſikers Biſchof. Am 4. Mai gab Herr Leopold Friedmann im Saal des Harmonia - Clubs unter Mitwirkung des Concordia - Clubs und mehrerer Muſiker ein Konzert , für Anſchaffung einer Orgel in der Synagoge an der 4. Straße. Am 30. April fand im Woodlandgarten das Stiftungsfeſt des bereits 300 Mitglieder, die den Bürgerkrieg mitgemacht, zählenden Veteranen -Unter ftüßungs-Verein ſtatt. Am 6. Mai ward unter Direktion des Herrn Biermann in Heſer's ( Beck's ) Garten ein deutſches Sommertheater eröffnet. In der Turnhalle ward bald darauf ein zweites Sommertheater eröffnet. Am 14. Mai Morgens zwiſchen 4 und 5 Uhr brannte das Hotel ab .

City

Auf dem zu Hamilton, Ohio, im Mai abgehaltenen Bezirksturnfeſt erhielt P. Luß von hier den 1. Preis für Turnen und Val. Uhrig den 2. für Deklamation . Am 13. Juni verunglückte Prof. E. W. Günther, indem bei einer Spazierfahrt in einem Phanton das durch Militärmuſik ſcheu werdende Pferd das Gefährt umwarf und Herr Günther dabei das Genic brach. Der: ſelbe war zum Dirigenten des Sängerfeſtes erwählt geweſen. Am 13. Juni erhielt die in Heſer’s Garten ſpielende Schauſpielerin Frau Rudolph als an ihrem Benefizabende vom Club Concordia ein Bouquet, in welchem 50 künſtlich aufgerollte „ Greenbacks" den Blätterſchmuck bildeten. Am 5. Juli ging das erſte Piano aus der jungen Pianofabrik von Hinzen und Roſen hervor. Am 5. Juli bewilligte das Rathsmännerkolleg $2000 für das Sänger feſt und am 12. Juli trat das Aldermännerkolleg dem Bewilligungsbeſchluſſe bei. Die hieſigen Militärbehörden erboten fich, 100 Fahnen zur Dekoration der Halle zu leihen . Am 17. Juli überreichte im „Hanauer Garten “ Frl. Schulz dem Drpheus eine Fahne, die Herrn Mittler dankend in Empfang nahm . Vom 24. bis 27. Juli fand das ſo glänzend ausfallende Sängerfeſt in der eigens für dasſelbe erbauten prachtvollen Feſthalle ſtatt, Am 28. ward das Feſtpicnic auf dem Ausſtellungsplaße abgehalten. Herr Pfarrer Hay wood hielt die Feſtrede, wonach noch der General Jeff. 6. Davis, der Gen. Willich und der Dr. Wißner ſprachen . Hierauf fand die Preisvertheilung ſtatt und am Abend ſchloß das Feſt mit einem Ball in der Feſthalle. Am nächſten Tage trat ein großer Theil der Sänger eine Fahrt nach dem Mam muth - Cave an .

218 Am 7. Auguſt Nachts 1 Uhr ſtarb am Herzſchlag der Schlöſſerfabrikant Kapitän A. 6. Harig. Bei der Wahl am 7r Auguſt erhielt der deutſche Candidat für das Amt eines Jailers, Heinrich Wibben, in der Stadt 2,248, der amerikaniſche, Hr. Thomas nur 2,492 Stimmen , doch das County, in welchem Thomas am Wahltage ein „ Barbecue“ veranſtaltet hatte, wog die Mehrheit Wibben's in der Stadt wieder auf, ſo daß Thomas mit geringer Mehrheit erwählt ward. Im Monat Auguſt bildete ſich die „ philharmoniſche Geſellſchaft, die lediglich aus Dilettanten beſtand. Nach einigen Proben ward beſchloſſen,, unter jenem Namen einen Inſtrumental- und Vokal - Verein zu gründen, der auch zwei Jahre lang unter der Direktion des Herrn Hait mit Erfolg wirkte . Am 1. September ſtarb Colonell Ruckſtuhl im Hoſpital, wohin er Tags vorher gebracht war. In der Nacht vom 3. September brannte die hochverſicherte Bäckerei der Brüder Pfiſter, Ecke von Broadway und Centerſtraße, ab. Sie wurden der Brandſtiftung angeklagt und ſdhuldig befunden. Auf der am 12. September auf dem County -Ausſtellungsplaß begin nenden Staatsausſtellung erhielten Preiſe : Dswald Endlich für ſelbſt gefertigten Flann : I, Johanna Kraft für eine geſtricte Bettoberdecke und für Blumenſtickereien, C. Sauer u . Sohn für Stiefel, J. M. Saciteder für Wein und Weinefſig, Caroline Kohlhepp für Waſchſeife, H. Nanz 4 Preiſe für Roſen und Daşlien . Am 13. September überreichten die Herrn K. L. Schickedanz, Jof. A. Meyer, A. B. Mittler und M. I. Eller von hier dem Liederkranz in New York im Namen hieſiger Bürger einen von Vogt u . Klinf angefertigten filbernen Lorbeerkranz im Werth von $ 150 und im Namen des Herrn 6. H. Find einen von Karl Nieß kunſtvoll gefertigten Pokal aus Elfenbein im Werthe von $ 175 . In einer der drei Niſchen des Pokals befand ſich die Inſchrift: Dem New Yorker Liedeakranz zur Erinnerung an den 27. Juli 1866 von C. H. Find, Louisville, Ky. Am 1. Oktober ſtarb, 47 Jahre alt, Herr Karl Wulkop, Buchhalter en Chef im Großhandlungshauſe James Low u . Co., einer unſerer begabteſten und beſten Deutſchen . Am 7. Dktober feierte der würdige Paſtor Hr. C. L. Daubert ſein 25jähriges Jubiläum als Pfarrer der hieſigen Paulus -Gemeide. Während der 25 Jahre taufte Herr Daubert 5,583 Kinder, konfirmirte 1,400 , kopu : lirte 1,999 Paare und hielt mehr als 2,500 Leichenreden. Van Seggern , als Präſident der Gemeinde, überreichte ihm eine werthvolle goldene Uhr und einen Stock mit goldenem Knopf. Am 12. Dktober brannte das engliſche Theater und die anſtoßende

Synagoge an der 4. Straße ab. Die Mitglieder des Theaterorcheſters büß ten viele Inſtrumente und Muſikalien ein .

219 Am 28. Dktober fand die Grundſteinlegung zur deutſchen katholiſchen Antoniuskirche, Markt, zwiſchen der 22. und 23. Straße ſtatt.

Das Jahr 1867. Unter der Direktion von Mar Wenzel fanden Theater - Vorſtellungen in der ,, Concordia-Halle “ ſtatt. Die Mitwirkenden waren Wenzel, Frl. Neu mann, M. Huhn u. a. Am 25. , 27. und 29. März gab D. v . Hoym Gaſtvorſtellungen und am 17. April eine Vorſtellung zum Beſten des deutſch -proteſtantiſchen Wai ſenhauſes. Am 20. März und den folgenden Abenden trat die berühmte Tragödin Riſtorie hier auf. Bei der Wahl am 6. April erwählte das Volk mit einer Stimmenmehr: heit von 2,020 Stimmen Tomppert wiederum auf zwei Jahre zum Mayor, obgleich die demokratiſche Partei- Convention den Amerikaner Morris aufge ſtellt hatte. Am 7. April erlitt die hieſige muſikaliſche Welt einen Verluſt durch das Ableben von Bernard Teupe, der ſeit 1851 hier wohnte, Bioline und Drgel ſpielte und die Chöre der Bonifaziuß- und der Martinskirche dirigirte . Am 5. Mai ward in Heſer's Garten ein Sommertheater und bald darauf in der Turnhalle unter der Direktion von M. Hahn ein zweites eröffnet. Am 11. ſtarb der Biſchof Lavialle. Am 19. Mai ward die Schule der deutſchen evangeliſch -reformirten Zionsgemeinde in ,, New California " eingeweiht. Am 26. Mai ſtarb in Folge eines Blutſturzes als Mayor von North Vernon, Indiana, Otto Scheefer, Mitbegründer des hieſigen , Anzeiger“ . Um 27. Auguſt fand eine Maſſenverſammlung der Deutſchen unter dem Borſiße des Apothekers Emil Scheffer ſtatt, um dagegen zu proteſtiren , daß der Schulrath die deutſchen Hülfslehrer abgeſchafft hatte. Das Jahr zuvor war in allen Wardſchulen, mit Ausnahme der 7. Ward, die deutfche Sprache gelehrt worden. Im Jahre 1867 ſchaffte der Schulrath die deutſche Sprache in der Knabenhochſchule ab, dann in der 5. und 9. Ward und end lich in allen Elementarklaſſen der öffentlichen Schulen. Im Jahre zuvor waren in allen Schulen 3 bis 4 Lehrer angeſtellt, im Jahr 1867 war nur einer angeitellt und der durfte in den Elementarklaſſen fein Deutſch lehren . 1866 wurden für den deutſchen Unterricht $ 12,000 verausgabt, 1867 ward dieſe Summe auf $5,000 reduzirt. Das energiſche Auftreten der Deutſchen hatte zur Folge, daß nach längerem Sträuben wieder die deutſche Sprache in allen Schulen gelehrt ward, und gegenwärtig find ſolche Knownothing: Attentate gegen den deutſchen Unterricht nicht mehr zu befürchten . (Vgl. ,,Die deutſche Sprache" in Abtheilung 4.) * 28

220 Am 15., 16. und 17. September fand hier das Bezirks - Turnfeſt ſtatt. Am zweiten Tage ward dem hieſigen Turnverein im Woodlandgarten von Frl. Ehrmann eine von Frau Fuldner zu Milwaukie angefertigte Fahne überreicht, die Kapitän Ahrens dankend in Empfang nahm . Am 3. Feſttage, auf Phoenix- Hill, erhielten von hieſigen Turnern Preiſe : Kinkel für Hoch ſprung, Elfers und Kinkel für Weitſprung, Geiſinger für reguläre Turn Uebungen Am 2. Oktober ward in der Academy of Muſic (frühere Mozart-Halle)

das , deutſche Stadttheater" mit den Karlsſchülern eröffnet. Am 20. Oktober ward die Johanniskirche, Ede von Markt- und Clay : ſtraße, eingeweiht. Adolf Balzer, Präſes der Generalſynode der deutſchen evangeliſchen Kirche in den Ver . Staaten, hielt die Einweihungspredigt. Der Liederkranz ſang unter der Direktion des Hrn . Glagau Haydn's Ton ſchöpfung „ Es jauchzen die Himmel." Am 30. Oktober ſtarb Ernſt Sauermann, der 24 Jahre hier gelebt und ein Hut-, Pelz- und Rappengeſchäft begründet hatte, beim Ausbruch des Kriegs als ,,Sutler" in die Union -Armee trat, aber ſchon nach acht Monaten eine tödtliche Krankheit mitbrachte. Er war erſt wenige Monate vorher zum Sdaßmeiſter des deutich -proteſt. Waiſenhauſes erwählt worden und einer der aufopferndſten Deutichen unſerer Stadt . Am 1. November ſtarb im 42. Jahre der Dr. Roß aus Rehl, in Baden , der ſeit 1849 hier wohnte, ein allgemein geachteter Deutſcher. Um 3. November ward die neue deutſche katholiſche Antoniuskirche ein geweiht. Am 14. November, Morgens gegen 10 Uhr, entſtand Feuer in dem Pferdeleihſtall von Field, auf der Nordſeite der Markt-, zwiſchen 5. und 6 . Straße, welches 29 Häuſer in Aſche legte. Von Deutſchen erlitten Schaden : M. Kraft, C. Bamberger, Heinr . Schöning, Bohn u . Cohn, Lichten u . Co. , Danneker u . Clark. Am 29. November ſtarb zu Vevay in Indiana, wohin ſie wegen Krank heit zur Verpflegung gebracht war, die brave Frau Louiſe Schnatterer, 50 Jahre alt, durch deren Bemühungen der ſo ſegensreich wirkende Frauen Verein des deutſch proteſtantiſchen Waiſenhauſes in's Leben gerufen ward. Am 6. Dezember ſtarb an der Schwindſucht John C. Terfloth, der eine ſo große Rolle unter den hieſigen Deutſchen geſpielt hatte. Sein weit verbreitetes Eliyir zur Verlängerung des Lebens hatte ſich an ihm ſelbſt nicht bewährt.

Das Jahr 1868. Vom 14. Januar an 6 Vorſtellungen der Lotti'ſchen deutſchen Dper. Vom 27. Januar an 3 Vorſtellungen des Frl. Janauſchek.



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221 Am 7. März erſchoß der Meßger Wilhelm Kreil , der ſich ſeit längerer Zeit dem Trunk ergeben, ſeine Frau, eine geborene Ervans, die ſich von ihm getrennt hatte. Er ward deshalb im folgenden Jahre gehängt. Am 23. und 25. März fanden zum Beſten des deutſchen proteſtantiſchen Waiſenhauſes dramatiſche Vorſtellungen unter Mitwirkung von Ignaß Wolf und Frau Willibald Winkler aus Baltimore ſtatt. Am 20. Mai eröffnete der Baß -Buffo Anton Graff in Heſer's Garten das deutſche Sommertheater. Es wurden hauptſächlich Gejangsſtücke, u. a. Czar und Zimmermann , aufgeführt . Am 2. Auguſt ward dem Mayor Tomppert in Anerkennung ſeiner tüch tigen und ehrlichen Verwaltung ein Silberſervice überreicht. Auf der Staatsausſtellung im September erhielten Preiſe : Serb und Kung ſowie H. Nanz für Blumen , Hinzen und Roſen für Pianos, Karl Nieße für Arbeiten in Elfenbein, Louiſe Cawein für Nadelarbeiten , Emilie Wit genſtein und L. Lafebre für Wachs- und Stickarbeiten . Am 24. September ward Bernard Olges, der 8 engliſche Meilen von hier eine Sägemühle betrieb und früher mit Harig im Stuhlmachergeſchäft war, von einem Neger im Streit getödtet. Am 10. November ſchob der Wirth und jeßige Bierbrauer Otto Brohm den Tapetenhändler Samuel Lapp, weil dieſer die Wette, daß Horatio Sey mour die Stimmen von wenigſtens fieben Staaten erhalten werde, gewon nen hatte, auf einem Schubkarren durch die Straßen, kam aber nicht bis zum Woodlandgarten, dem geſteckten Ziel, weil der neugebackene Lieutenant Tracy Beide wegen „ Ruheſtörung “ verhaftete. Tracy erhielt am andern Morgen vom Polizeirichter einen Rüffel wegen ſeiner unbefugten Einmiſch ung, und am Nachmittag des 11. November fand die Beförderung per Schub karren von der 3. Straße aus bis zum Woodlandgarten unter Vorantritt eines Muſikcorps unter allgemeinem Jubel ſtatt. Am 15. November ward vom Liederkranz der Bau einer zum Mittel punkt des Deutſchthums beſtimmten Halle agitirt. (Vgl. in Abtheilung 4 unter " Liederkranz." Am 29. November fand die Einweihung der neuen Orgel in der St. Johanniskirche mit einem Konzert ſtatt. Vom 30. November an 6 Opernaufführungen der deutſchen Dpern truppe unter Direktion von Frl. Friderici (Frau Himmer ). In der Nacht vom 4. auf den 5. Dezember fand unweit Madiſon auf dem Ohio die furchtbare Colliſion und Verbrennung der beiden Poſtdämpfer „ America " und „11 United States " ſtatt, wobei 80 Perſonen um's Leben famen . Auf dem von hier abgefahrenen Dämpfer America befand ſich Dle Bull, der ſich durch Schwimmen an's Ufer rettete, mit ſeiner Konzert truppe, auf dem andern , von Cincinnati abgefahrenen Dämpfer u . a . ter

222 Deutſche A. Spiegelberg von hier, der damals als Deputy -Sheriff fungirte, und der elendiglich verbrannte. Zu Ende des Jahres bildete ſich unter dem Namen „ Minerva“ ein deutſcher Lehr- und Literaturverein, der unter der Direktion des Hrn . Flegner recht gute dramatiſche Vorſtellungen gab. Das Jahr 1869. Am Neujahrstage ward Herrn C. Hebel als „ Waiſenvater “ von den Kuratoren des deutſch - proteſtantiſchen Waiſenhauſes ein koſtbarer Stock init goldenem Knopfe verehrt. Vom 11. Januar an gab Frl . Janauſchek ſechs Borſtellungen. Am 13. Januar ward Joſeph Boſſung in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die am 11. Dezember 1848 gegründete ,, Jefferſon -Geſellichaft" ein Stod mit goldenem Knopf verehrt. Bon den Stiftern des Vereins leben außer Boſſung nur noch Jof. Buckel, Jakob Hunzicker und Heinr. Nägle. Am 25. Januar und an den folgenden Tagen fand hier eine Conven tion des Alten deutſchen und des Unabhängigen deutichen Harugari-Ordens des Landes ſtatt und vereinigten ſich die beiden Zweige unter dem Namen ,, Deutſcher Orden der Harugari “ wieder. Am 10. Februar las Oscar Gutmann König Rene's Tocyter, am 12 . den Fauſt in der Turnhalle vor und am 15. im Saale der Harmonia Minna ton Barnhelm . Am 4. Mai gab Ole Bull hier wieder ein Konzert, vom 17. Mai an gab Brignoli's italieniſche Operntruppe eine Reihe von Vorſtellungen . Am 22. Mai ſtarb Wilhelm Schnüßen, ſeit länger als 30 Jahre hier arjäſiig, der erſte deutſche Zeitungsträger hierſelbſt und ſeit den leßten 20 Jahren Beſiber einer Taverne im Stadttheile Butchertown. Um dieſe Zeit traf hier ein Blinder, Namens Großkopf, mit ſeiner Schweſter ein . Dbgleidy blindgeboren, beſaß er eine gründliche muſikaliſche Bildung, war ein Virtuos auf der Violine und ſpielte außerdem Piano , Drgel, Flöte und Guitarre. Er ward mit ſeiner von ihm zu einer tüchtigen Pianiſtin ausgebildeten Schweſter anfänglich im Blindeninſtitut als Muſik Lehrer angeſtellt, dann aber gaben Beide Unterricht, Hr. G. auf der Violine, Frl. G. auf dem Piano. Am 8. Juni feierten in der Bonifaziuskirdie Johann Ochsger und Ka tharine Dchager, geb. Pepel, aus Taubenritterheim in Baiern ihre goldene Hochzeit. Am 13. Juli fand die Einweihung der renovirten Turnhalle ſtatt. ( Feſtreden von Herrn Hailmann, Turnübungen und Aufführung lebender Bilder von Seiten der Turner, Geſangvorträge der Teutonia, des Lieder: kranzes und der Turner-Geſangſektion .)

223 Am 18. Juli ward in der Turnhalle unter Leitung des Herrn Hail mann eine Sonntagsſchule eröffnet, in der Unterricht in der engliſchen Sprache, im Zeichnen, in Mathematik und Technik ertheilt ward. Am 20. Juli ſtarb einer der älteſten deutſchen Pioniere, der 96 Jahre und 27 Tage alte Herr Albrecht Ehrman, Vater der ſich in geachteten Stel lungen befindenden Brüder Ehrman, der in Herrenthiersbach in Würtem berg geboren war und ſeit 1847 hier wohnte. Am 23. Auguſt ſtarb plößlich Julius Schleſinger, ſeit 17 Jahren Mit glied der hieſigen deutſchen Bühne . Er hatte den Krieg gegen Meriko mit gemacht. Am 30. Auguſt ward im Woodland Garten von allen deutſchen fathos

liſchen Vereinen unſerer Stadt und der Nachbarſtädte New Albany und Jef ferſonville ein großes Volksfeſt abgehalten, deſſen Ertrag zur Befireitung der Koſten für die im Jahre 1870 hier abzuhaltende Generalverſammlung des deutſchen katholiſchen Centralvereins beſtimmt war. Am 12. September fand eine muſikaliſche Vorfeier des Hundertjährigen Geburtstages Alexander v . Humboldt's in Weiſiger's Halle ſtatt. Am eigentlichen Feſttage den 14. Septeinber, fanden zwei Feier ſtatt: eine im Cedarhill- Park und eine im Woodland Garten . Das urſprüngliche Felico mite hatte beſchloſſen, die Feier am Nachmittage durch Reden und Muſik zu verherrlichen und am Abend im Galt-Houſe ein Banquet zum Zweck der Anſchaffung einer ,,Humboldt-Bibliothek “ zu geben. Eine Anzahl Deutſcher hielt das Feſtprogramm nicht für volksmäßig genug und verlangte namentlich einen imponirenden Feſtzug nach einem populären Plaße. Da keine Ver ſtändigung zu erzielen war, fand eine Feier in genanntem Bark und eine an dere mit einem vorhergehenden Feſtzuge im Woodland Garten ſtatt. Im Park hielten Dr. S. P. Breckinridge die engliſche und Dr. Ruſchhaupt und Prof. Hailmann deutſche Feſtreden , und ward dort die Gründung eines mit einer öffentlichen Bibliothek und Leſehalle verbundenen Humboldt- Inſtitutes beſchloſſen . Im Woodland Garten hielten Herr Tomppert, ſowie der Pfar rer Beder von New-Albany Reden und ſpielte auch Orcheſtermuſik. Die Leştere Feier war jedenfalls, wenn auch nicht zivecentſprechender, dod, volks thümlicher. Am 19. September ſtarb in New York Emanuel Bamberger von hier, einer der älteſten Deutſchen unſerer Stadt und Chef des bedeutenden Hand lungshauſes Bamberger, Blum und Co. Am 7. Oktober beſchloß der Stadtrath, der Wittwe des Bierbrauers Armbruſter die Summe von $ 20,000 als Erſaß für den Berluſt, den ihr verſtorbener Gatte im Auguſt durch einen geſeßloſen Mob " erlitten, zu zah. len . Dieſer Beſchluß war ein abermaliger ſprechender Beweis von dem völligen Umſchwung der Dinge ſeit den Knownothingjahren .

224 Am 13. , 14. und 15. Oktober tagte hier eine von Delegaten faſt aller Staaten beſchickte Handelsconvention unter dem Vorſiße des Er -Präſidenten Fillmore, um dacüber zu berathen , was dein großen Weſten und Süden zu ſeiner materiellen Entwickelung noththue. Am Abend des erſten Tages fand zu Ehren der auswärtigen Delegaten ein großes Banquet ſtatt und am Vor mittag des 14. ein großartiger Umzug aller Gewerbe, Gewerke und Künſte, der eine Länge von ſechs Meilen in Anſpruch nahm und die Erzeugniſſe der hieſigen Induſtrie in ſchön geſchmüdten Wagen vorführte. Am Abend des 15. gab die Stadt jenen Delegaten ein Banquet im gros Ben „ Ring“, die meiſten Mitglieder des Banquet-Comites waren Deutſche. Am 19. Oktober fand die Grundſteinlegung zu einer Freimaurer Wittwen- und Waiſenheimath flatt. Die Idee zu derſelben war von Hrn. C. Heinrich Finck ausgegangen, der auch große Summen für die Ausführung derſelben hergab. In der Nacht vom 28. November wurden aus dem Juwelier laden des Herrn S. L. Bieſenthal, nach deſſen Angabe, Waaren im Werthe von 7,000 bis 8,000 Dollars vermittelſt Einbruches entwendet. Das Jahr 1870. Aus dem Jahresbericht des Präſidenten des deutſds -proteſtantiſchen Waiſenhauſes, des Hrn . St. Schmidt, ging hervor, daß die Anſtalt ein Reins vermögen von $ 40,520.20 beſaß und $ 1,172.25 in der Kaſſe hatte. Vom 6. Januar an gab eine deutſche Operntruppe unter Grau ſechs Vorſtellungen . Am 5. Januar eröffnete Prof. Şailmann eine Reihe von Vorleſungen zur Erläuterung von Humboldt's Kosmos . Am 22. Januar gab das berühmte Mendelsſon'ideQuartett von Boſton ein Conzert . Am ſelben Tage ſtarb Geo . D. Prentice, der frühere Chef -Redakteur des hieſigen Journals . Am 27. und 28. Januar gab Carlotta Patti Conzerte unter Mitwirkung des Violiniſten Prume, des Pianiſten Ritter, des Baffiften Hermanns und des Tenoriſten Shears . Am 29. Januar langte von New York die Leiche des in New Drleans geſtorbenen Gen. Rouſſeau hier an und ward von dem anweſenden Militär, den früheren Soldaten, beſtattet.

dem

Turn- und dem Arbeiter - Verein zur Erde

Am 4. März erhielt Wilhelm Vogt, der Mitbeſißer der Phönix-Braue rei geworden war, ein Patent auf eine von ihm erfundene Faßverpichungs Maſchine, mit der drei Mann in zwei Stunden 800 Fäſſer verpichen und abkühlen können .

225 Am 5. März fand die Einweihung des neuen Lokals des Drpheus ſtatt. Am ſelben Tage verſchied in Bewvee Valley der edle Dr. Ed . Caspari . Am 21. März fand ein Ronzert zum Beſten des emeritirten und ſeit eini ger Zeit an Geiſtesſtörungen leidenden verdienſtvollen Lehrers Carl Funke

ſtatt. Am ſelben Tage bildete ſich ein Verein chriſtlicher Frauen zur Grün dung eines Aſyls für eriſtenzloſe und ichußbedürftige Frauen , welchem die Mitwirkung der proteſtantiſchen Vereine zugeſagt war . Am 17. März eröffnete Prof. Hailmann eine Reihe von Vorle ungen über Wärme und Bewegung, denen ſpäter Vorleſungen über Electro : Mag netismus folgten . Zu Ende jenes Monats machte ein Kunſtwerk der Herren F. W. Merz und Karl Brenner großes Aufſehen . Es war ein auf Beſtellung des Herzogs Ernſt von Sachſen Coburg - Gotha von dem ,, Eiſenfonig " Hrn . F. W. Merz, der 1845 ohne einen Dollar als blutjunger Mann hierher gekommen und durch ſeine Energie und Geſchidlichkeit der bed utendſte Fabrikant von ardi tektoniſchen und ornamentalen Eiſenbauten geworden war und Beſtellungen aus vielen Staaten erhielt . angefertigtes diebs- und Feuerfeſtes Spinde, das aus polirten Eiſen- und Stahlplatten zuſammengeſeßt und mit zwei Thüren , einer diebs- und einer feuerfeſten , verſehen war. Thürangeln, Griffe und Handhaben waren ſilberplatirt. An den Inſeiten der Thüren waren prächtige Schweizer Landichaften von Karl Brenner gemalt, von dem auch die Lacarbeiten an dem Spinde herrührten . Ein ähnlides, nur nicht ſo koſtbares Spinde war zwei Wochen vorher auf Beſtellung nach Baden abge gangen. Bald nachher erhielt Herr Merz vier Diplome und eine goldene Medaille von der Mechanical und Agricultural Fair Aſſociation des Staa : tes Louiſiana für das beſte Sortiment eiſerner Geländer, Thür- und Fenſter Auffäße und Laden - Säulen . m 20. Mai ward in Bed's Halle ein deutſches Sommertheater eröff

net und bald darauf im Hofe der Turnhalle ein von Hrn . Anton Huber mit einem Koſtenaufwand von $ 1,200 erbautes Sommertheater . Am 5. Juni ward die General - Verſammlung des deutſchen katholiſchen Centralvereins, dem alle deutſchen katholiſchen Unterſtüßungs- und Ein wanderungs - Vereine im Lande angehören, eröffnet. Am Morgen jenes Tages bewegte ſich ein großartiger Zug, an dem alle deutſchen katholiſchen Vereine dieſer Stadt und der Schweſterſtädte, ſowie die hieſigen irländi ſchen katholiſchen Vereine ſich betheiligten, und in dem auch die auswärtigen Delegaten ſich befanden, zur Bonifaziuskirche. Der Zug zählte 8,000 bis 10,000 Perſonen und fungirten nicht weniger als 56 deutſche und 12 irlän diſche Marſchälle zu Pferde. Den Zug der Delegaten führte Hr. A. Kerger aus Chicago an, der in der einen Hand eine Fahne und in der anderen ſei

226 nen neun Fuß langen Bart hielt. Nach dem Hochamt hielt Dr. Salzmann, Direktor des Prieſterſeminars Salajanium bei Milwaukee die Feſtrede. Am Abend eröffnete der Mayor Philipps von Milwaukee die Geſchäftsverſamm lung . Am Abend des 7. fand zu Ehren der Delegaten ein Konzert in Wei ſiger's Halle ſtatt. Am 8. war die Sdylußfißung. Am 23. Juni ward H. J. Monſch zum Mitglied des vom katholiſchen deutſchen Central - Verein hier gegründeten Einwanderungsausſchuſſes er : nannt. Auf dem vom 16. bis 20. Juni in Cincinnati abgehaltenen Bundes Sängerfeſte errang ſich der junge und kleine Sängerverein Frohſinn von hier unter der tüchtigen Direktion des Herrn Paul Eitel beneidenswerthe Lorbeeren beim Wettſingen . Es herrſchte nur Eine Stimme darüber, daß deſſen Vortrag des Liedes vom Vater Rhein entſchieden zu den beſten Leiſtun gen des Abends gehörte . Die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen erweckte unter den hieſigen Deutſchen, die mit geringen Ausnahmen den Reſultaten des Krieges des Jahres 1866 zugejubelt hatten, eine fieberhafte deutſch-patriotiſche Begeiſte tung . Am 18. Juli ward eine ſtark beſuchte Perſamınlung in Bed's Gar: ten abgehalten, in der Bismarck die höchſte Anerkennung für ſein feſtes und patriotiſches Auftreten ausgeſprochen und die Sammlung von Geldern für verwundete deutſche Krieger und die Wittwen und Waiſen der in dem Kampfe fallenden Krieger beſchloſſen ward. Bis zum 18. Auguſt waren bereits an 6,000 Dollars geſammelt und die Sammlungen wurden noch immer fortge feßt. Der Liederfranz gab am 5. Auguſt im Woodland Garten ein Konzert und am 3. September der Verein ,, Minerva " im Freimaurertempel eine dra matiſche Vorſtellung, zu der die Lichterin Frau Minna Kleeberg einen Pro log „ Germania an ihre Kinder“ gedichtet hatte, für denſelben Zweck, und am 12. September fand in Woodland Garten ein großes Volksfeſt für eben denſelben Zweck, ſtatt. Am 26. Jnli ſtarb Joſeph Schachner, ſeit einer Reihe von Jahren Bes fißer des , Miſſiſſippi-Hauſes" und ſeit 32 Jahren hier anſäſſig . Am 1. Auguſt und den folgenden Tagen ward hier der erſte deutſch amerikaniſche Lehrertag abgehalten, auf dem u . A. die Gründung einer Schul Zeitung als Organ des Lehrerbundes beſchloſſen ward . Am 1. September erſchien die erſte Nummer deefelben unter der Redaktion des Prof. Hailmann hierſelbſt im Knöfel'idhen Verlage . Am Nachmittag, den 3. September, wo die Kunde von der Capitula tion der franzöſiſchen Armee bei Sedan hier eintraf, gab ſich großer Jubel unter den Deutſchen kund. Viele Häuſer, namentlich an der Jefferſonftraße zwiſchen der erſten und zweiten, die Dffizinen der deutſchen Zeitungen, die Orpheus - Halle, Beck's - Halle u . 1. w . flaggten und illuminirten am Abend

227 und am 5. – der 4. fiel auf einen Sonntag — waren faſt alle Wohn- und Geſchäftshäuſer von Deutſchen mit deutſchen und amerikaniſchen Flaggen geziert. Das erwähnte „ Volksverbrüderungsfeſt“ am 12 September war ein wirklid, großartiges Feſt. Ein Zug, in welchem ſich 200 Wagen und 4000 bis 5000 Perſonen befanden - darunter ein Wagen , auf dem die Germania in goldgeſchupptem Panzer inmitten 24 in die deutſchen Farben gekleideter Mädchen ſtand, ein Wagen, auf dem die ,,Columbia " mit 24 in die ameri kaniſchen Farben gekleideter Mädchen u . ſ. w . war, der Damencor des Liederkranzes in ſieben Kutſchen, voran zehn gepanzerte Reiter – bewegte ſich durch die feitlich geſchmückten Straßen dem Woodland Garten zu, wo, nach dem ein von der Dichterin Minna Kleeberg verfaßtes Gedicht vorgetragen und Herr Ferniß, Chef- Redakteur des Volksblattes, und Prof Hailmann die Feſtreden gehalten und die Sängervereine zuſammen ,,Was iſt das Deut: ſche Baterland " und ,, Das deutſche Schwert“ geſungen, ein wahres Volksfeſt begann. Leider trat gegen Abend Regen ein , ſo daß das Feuerwerk nicht abgebrannt werden konnte und viele zu dem Feſt geſchenkte und gekaufte Ge genſtände nicht zur Verlooſung und zum Verkauf gebracht werden konnten . Troßdem trug das Feſt $ 7,327.60 ein und blieb nach Abzug der ſich auf $ 2,360.70 belaufenden Koſten ein Reinertrag von $5,036.90 . Am 13 . Oktober fand ein Nachfeſt ſtatt, auf dem das Feuerwerk abgebrannt und die übrig gebliebenen, nicht dem Verderben ausgeſeßten Artikel verlooſt und ver tauft wurden . Am 3. Oktober ſtarb der brave I. H. Schröder. Am 18. Oktober fand die Einweihung des nördlichen Flügels der Frei maurer Waiſen- und Wittwenheimath ſtatt. Am 22. November ſtarb Jacob Lavall im 59. Lebensjahre . Am 28. , 29. und 30. November gab Thomas drei Conzerte, in denen auch die Pianiſtin Mehlig auftrat. Am 16. Dezember fand ein großes Konzert zur Feier des Fundertjähri gen Geburtstages Beethovens unter Direktion von Plato ſtatt. Zur Auf führung kamen : Die Sinfonie eroica , ah perfido, von Frau Daviſon mit Orcheſterbegleitung geſungen, Kyrie Eleiſon und Gloria aus der Miſſa solemnis, Sonate pathetique und als Zugabe ein Terzett aus Don Juan . Am 21. , 22. und 23. Dezember trat Frau Seebach als Maria Stuart, Jane Eyre und als Gretchen auf. Das Jahr 1871. Am 24. und 25. Januar trat hier Chriſtine Nilſon mit Vieuxtemps auf, welcher Leßtere bei dieſer Gelegenheit die Gemahlin des Tabacconiſten 2. Franke beſuchte, welche er als vierjähriges Mädchen bei ſeinem Aufent halt in Frankfurt zufällig auf einer Kindergeige ſpielen hörte und von der er * 29

228 ſo entzüdt war, daß er nicht eher ruhte, als bis ihr Vater ſie im Pariſer Con ſervatorium ausbilden ließ. În einem am 30. Januar zum Beſten des ſchwer erkrankten Muſiker Anton Zöller gegebenen Konzerte trat Frau Franke hier zum erſten Male öffentlich auf und ſpielte eine Sonate von Rhode mei ſterhaft. Schon am 9. Februar aber verſchied der brave Zöller im 34. Le bensjahre. Um dieſe Zeit wurden zum zweiten Male Sammlungen von Geldern für verwundete deutſche Krieger und Wittwen und Waiſen gefallener Krieger veranſtaltet. Am 4. März ſtarb einer der älteſten und geachtetſten Deutſchen , Hr. W. Quaſt, hierſelbſt. Am 13., 14. und 15. März gab Herr Thomas hier wieder Conzerte. Am 1. Mai , als am Dſtermontage, feierten die Deutſchen , nach dem glücklich beendigten deutſch - franzöſiſchen Kriege, ein großartiges Friedensfeſt, an welchem ſich auch die Amerikaner maſſenhaft betheiligten. In dem Feſt zuge, der eine Länge von fünf engliſchen Meilen bildete und in dem alle Gewerke und Handwerke, alle Induſtriezweige und Künſte vertreten waren, befanden ſid 688 Wagen . Zur Charakteriſirung dieſes großartigen Feſtes wiederholen wir, was wir damals in der Einleitung unſeres Beridytes über daſſelbe für das ,, Boltsblatt " ſdrieben : ,,Der leßte Montag verdient von den hieſigen Deutſchen mit unvergäng: lichen Lettern als ein ſtolzer Ehren- und Gedenktag in die Geſchichtstafeln dieſer Stadt und dieſes Staates eingetragen zu werden . Ja, als ein Ehren tag, der ihnen die glänzendſte Genugthuung für alle bisher erduldeten Un ehren und Unbilden bietet . Wer ihnen vor ſechzehn Jahren , wo ſie lediglich wegen ihrer Abſtammung gleich beutefreiem Wild durch die Straßen dieſer Stadt geheşt wurden , vorausgeſagt hätte, daß ſchon nach ſo wenigen Jahren die hieſigen Amerikaner es ſich zur Ehre anrechnen würden, mit ihnen zuſam men ein Feſt zu feiern, das nicht nur in ſeinem Charakter, ſondern ſpeziell in ſeiner Tendenz ein vorzugsweiſe deutſches ſei, wäre als unverbeſſerlicher Phantaſt ausgelacht worden . Und doch iſt es die buchſtäbliche Wahrheit. Während damals die Deutſchen ſdon froh ſein mußten, wenn man ſo wenig wie möglich Notiz von ihnen nahm, beeifert man ſich jeßt, ihnen ihre Freundſchaft zu bezeigen , und die höchiten Behörden des Staates und der Stadt nehmen unter Proklamirung des Feſttages als eines allgemeinen Fei ertages, an dem alle offiziellen und kommerziellen Geſchäfte ruhen und alle Amts : Bureaus und öffentlichen Schulen geſchloſſen ſein ſollten , Theil an einem Feſte, welches, wie das verbreitetſte hieſige anglo-amerikaniſche Tage blatt noch in ſeiner Samstagnummer bemerkte, „nicht bloß der Wiederkehr des Friedens, ſondern auch der völligen Herſtellung der deutſchen Ein heit gilt" .

229 Wir bedauern , daß es uns an Raum gebricht, über dieſes Feſt, an dem offiziell alle hieſigen Behörden, amerikaniſche Militär-Compagnien und eine Maſſe amerikaniſcher Bürger theilnahmen, und insbeſondere über den groß artigen Feſtzug durch die von Deutſchen und Amerikanern decorirten Stra ßen mehr mitzutheilen. Bloß zwei Sinnſprüche an den Wagen der Gewerke wollen wir als charakteriſtiſch nicht unerwähnt laſſen. Der Sinnſpruch an dem das Schuhmacherhandwerk repräſentirenden Wagen lautete : Wie FHM , ſo ergeht es den Meiſten, Die nicht bleiben bei ihrem Leiſten , Jeßt weiß ER, wo der Schuh ihn drückt, Jedoch ſein Pech hat uns beglüdt. Und der Sinnſpruch an einem der die Kunſt des Bierbrauens repräſentiren den Wagen lautete :

Gambrinus weicht dem neuen Meiſter, Otto Bismarck ſo heißt er , Der hat dies Meiſterſtück nur ſchaut ! Das ganze Deutſchland zuſammengebraut. Auf dem Feſtplaße hielt Herr Ferniß die deutſche, Pfarrer Haywood die engliſche Feſtrede. Die Sängervereine ſangen und die Drdyeſter ſpielten patriotiſche Weiſen und das ſchöne Feit währte bis tief in die Nacht . Das felbe wird immer im Gedächtniß der Teutſchen hier fortleben . Eine neue ehrende Anerkennung ward bald darauf den Deutſchen das durch zu Theil, daß die republikaniſche Staats- Convention am 15. Mai Hrn. Krippenſtapel, den Herausgeber des Volksblatttes , als Candidaten für den wichtigen und ehrenvollen Poſten eines Staatsauditors aufſtellte. In Bed's Garten ward am 15. Mai das deutſche Sommertheater unter der Direktion von Laßwiß eröffnet. Am 25. Auguſt ſtarb Jakob Schrodt.

Am Abend des 10. September bildete ſich hier ein neuer Sängerverein unter dem Namen Quartett-Club, der aus ſehr tüchtigen Kräften beſteht, und der, obgleichy er im Anfang unter einem Unglücksſtern zu ſtehen ſchien, indem ſeine erſten Konzerte verregneten und er dadurch ſowie durch Verun treuung eines ſeiner Beamten im erſten Jahre einen Schaden von ungefähr 500 Dollars erlitt, gegenwärtig florirt, ſeit einiger Zeit auch einen gemiſch ten Chor beſigt und im Spätherbſte d. I. mehre Lorking'ſche Opern aufzu führen beabſichtigt. Ende September ſtarb der Uhrmacher Johann Friedrich Dorn im Alter von 72 Jahren, ein hier ſeit lange anſäſſiger und wegen ſeiner Bonhommie allgemein beliebter Deutſcher. Am 13. und 14. Oktober gab das Wiener Damen - Orcheſter hier Kon zerte.

230 Am 12. Oktober fand auf Beranſtaltung des Drpheus zum Beſten der abgebrannten Chicagoer ein gut beſuchtes Konzert ſtatt, in welchem außer dem Orpheus der Liederkranz und der Teutonia -Männerchor mitwirften und deſſen Ertrag der Liederkranz noch durch eine freiwillige Gabe von 200 Dol lars erhöhte. Am 27. , 28. und 29. gab das auf 60 Mann verſtärkte Thomas'ſche Orcheſter drei Konzerte, in denen die Pianiſtin Frl. Krebs mitwirkte. Am 31. Oktober ward ein unter der Direktion des Prof. L. Haſt vom Münchener Conſervatorium ſtehende ,,Muſikakademie" von vier Klaſſen eröffnet. Am 3. November ward der Saal über der neuen Wedekind'ſchen Markt Halle durch die Feier des Stiftungsfeſtes des Teutonia -Männerchors mit Ge fang und Tanz eingeweiht . Am 6. November hielt Oberſt Heder in der Turnhalle einen Vortrag, in welchem er eine Parallele zwiſchen Cromwell und Lincoln, dem Charakter beider Männer, dem Charakter der damaligen und heutigen Zeit und Zu ſtände und dem Charakter einer monarchiſchen und einer Volksregierung zog . Am 20. November gab die Concordia unter Direktion des Hrn . Römele ein Konzert zum Beſten der abgebrannten Chicagoer. Am 9. Dezember ward das vorzugsweiſe von Deutſchen gegründete ſchöne ,, Eclipſe-Markthaus “ an der Ede der 13. und Walnutſtraße, einge weiht . Am 24. Dezember erſchlug die durch Leſen ſchlechter Romane wahnſins nig gewordene Frau des Fleiſchers Karl Weiſert ihre 65 Jahre alte Schwie germutter, Namens Klauner, mit einem Beil. Am 26. Dezember vereinigte ſich die Teutonia mit dem Liederkranz. Am 27. hielt Oberſt Hecker einen Vortrag über „Weiblichkeit und Wei berrecytelei. "

Das Jahr 1872. Am 14. Januar ward die durch deutſchen Unternehmungsgeiſt zu Stande gekommene prachtvolle ,, Falls- City -Markt-Halle" eingeweiht. Am 4. Februar ſtarb Joh . Kohlhepp, Beſißer von Rohlhepp's Erchange, ein ſeit lange hier anſäſſiger Deutſcher. Am 10. und 11. März feierten die hieſigen Logen des Drdens der Ha rugari unter Theilnahme der Ordensmitglieder der Schweſterſtädte New Albany und Jefferſonville das Feſt des 25 -jährigen Beſtehens ihres Ordens. Am 4. April gab die ,,philharmoniſche Geſellſchaft" ihr erſtes Konzert unter der Direktion des Prof. L. Haft. Nachdem inzwiſchen die Mendelsſon

Society entſtanden war, die vorzugsweiſe Dratorien aufführt, aber mit nur ſchwacher Inſtrumentalbegleitung, ward ſchon zu Ende des Jahres 1870 von Muſikfreunden , die mit Vergnügen an die Erfolge der erſten Muſicula

231 Fund- Society zurüdbachten, beſchloſſen, dieſelbe unter dem Namen ,,Phil harmoniſche Geſellſchaft“ wieder in's Leben zu rufen. Der Beſchluß ward auch ausgeführt . Aber die Abſicht, im Frühjahr 1871 Konzerte zu geben, ſcheiterte an der Forderung der profeſſionellen Muſifer, ſich für alle Proben bezahlen zu laſſen , und erſt am 4. Februar 1872 konnte das erſte Konzert aufgeführt werden. Präſident des Vereins war wieder der Conſul Theodor Sdywarg, Vice - Präſident Prof. M. Clain, Sekretär J. M. Byers, Schat meiſter Chriſt. Haupt, Bibliothekar Henry Preißler. Als Konzertmeiſter ſtellte der Verein den Virtuoſen Herrn Möbius, der im Thomas'ichen Orche ſter die erſte Violine geſpielt hatte und der ſich ſeit Kurzem hier niedergelaſ 1en hatte, an . Der Verein beſteht aus 47 aktiven Mitgliedern , von denen etwa 12 profeſſionelle Muſiker find. Ter Verein gab im Frühjahr noch mehre gut beſuchte Konzerte. Am 19. Mai und den folgenden Tagen fand hier die Tagfaßung des nord -amerikaniſchen Turnerbundes ſtatt, zu der Delegaten von ſämmtlichen Turn - Vereinen im Lande erſchienen. Am 7. Juni traf der Componiſt Franz Abt hier ein, am Bahnhof von einem aus Deutſchen und Amerikanern beſtehenden Ehrencomite empfangen und nach der Drpheus -Halle geleitet, wo er vom Schreiber dieſes in einer kurzen Anrede willkommen geheißen ward, und dann nach dem Galt-Houſe eskortirt. Am Abend fand unter Abt's Direktion eine Probe des am näch ſten Tage ihm zu Ehren zu gebenden Konzerts ſtatt. Das Konzert ſelbſt, in welchem Abt ſeinen von ſämmtlichen Vereinen geſungenen Chor „ Ein Lied im friſchen Wald “ dirigirte, war ſehr gut beſucht, die Einnahme war für Herrn Abt beſtimmt. Am Morgen jenes Tages beſuchte Herr Abt die County Ausſtellung, wo er Vollblutpferde der berühmten Kentudier Zucht bewundern konnte und wo er mit den ausgezeichnetſten Ehren empfangen ward . Auf dem am 25. Juni beginnenden Bundes - Sängerfeſt, zu dem der Liederkranz mit 80 aktiven Mitgliedern erſchienen war, errang dieſer die Palme beim Wettſingen. Am 17. Juli fand die Grundſteinlegung zur Liederkranz-Halle unter großen Feierlichkeiten ſtatt. Am 22. Juli ward der in der 4. und Cheſinutſtraße liegende 339 Fuß lange und 250 Fuß breite zwei Stod hohe Induſtrie - Ausſtellungs - Palaſt eingeweiht. Dies rieſige Gebäude war in 40 Tagen fertig geworden, wohl der raſcheſte, ſolide derartige Bau, der je erſtanden . Deutſche, Mergel und Struby , waren die Architekten, ein Deutſcher, Joh . Hehl, war der Baumei fter und die Bauhandwerker waren ebenfalls meiſtens Deutſche . Am 3. September ward die große nationale Induſtrie - Ausſtellung in jenem Gebäude eröffnet und währte bis zum 12. Oktober, jeden Tag und Abend von Zehntauſenden beſucht. Auswärtige Beſucher verbrachten meiſt den ganzen Tag im Gebäude, in dem zugleich eine Reſtauration und ein

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Bierkeller, und vom Gebäude aus konnten ſie direkt in die vor der Thüre haltenden Omnibuſſe zur Heimfahrt auf der Eiſenbahn beſteigen . Es war anerkannt die geſchmackvollſte Induſtrie - Ausſtellung in den Ver. Staaten und auch auf keiner war ſo für die Bequemlichkeit der auswärtigen Beſucher geſorgt.

Hunderte von Deutſchen befanden ſich unter den Ausſtellern.

Am Abend des 11. Oktober ward die Stadt in Trauer verſeßt durch die Nachricht, daß der Pettitiche Neubau , Markt-, zwiſchen 3. und 4. Straße, eingeſtürzt war und das nebenanliegende Haus des Kleidermachers H. Nolte eingedrüdt und die ganze Familie, aus Mann und Frau und - zwei Kindern beſtehend, ſo wie einen zufällig im Hauſe anweſenden Arbeiter Johns erſchlagen hatte. Am 29. Oktober gab der Liederkranz auf Erſuchen des Direktoriums des Induſtrieausſtellungsgebäudes in demſelben im Verein mit dem Möbius: ichen Orcheſter ein Monſter-Konzert. Das Jahr 1873. Am 24. Februar gab der Liederkranz im Verein mit dem Direktorium ein großes Masken feſt im Induſtrieausſtellungsgebäude, an welchem an 10,000 Perſonen Theil nahmen . Am 23. April und den drei folgenden Abenden trat hier Pauline Lucca mit der amerikaniſchen Prima Donna Clara Rellogg auf, ſie ſelbſt als Gret den in Fauſt und als Favorita . Nach der Darſtellung der leßtern Rolle brachte ihr der Liederkranz ein Ständchen . Am 1. Mai ward der untere Saal, der Konzertſaal der Liederkranz. halle , durch ein Vokal- und Inſtrumental-Konzert eingeweiht. Am 5. Mai feierte der deutſche Caſino - Club ſein Maifeſt bei Gelegen heit ſeines Einzugs in ſein neues Clublokal in der Liederkranzhalle. Am 1. Juni ward in Bed's Garten das deutſche Theater unter der Di rektion von Julius Collmer eröffnet. Daſſelbe ward ſehr gut beſucht und fchloß am 8. September. Der St. Johannestag war ein allgemeiner Feſttag für unſere Stadt, indem im Centralpark ein großartiges Volksfeſt zum Beſten der Freimaurer Wittwen- und Waiſenheimath arrangirt war. Am 3. September hielten die ſtädtiſchen Beamten ihren Einzug in die an der Jefferſonſtraße, zwiſchen der 6. und 7. Straße gelegene neue Stadt Halle, ein Prachtgebäude mit nicht weniger als 68 Räumen, um welches ſich namentlich deutſche Kunſt und Geſchicklichkeit verdient gemacht. Am 12. Juli traf hier das Muſikcorps des 108. ſächſiſchen Regiments, eines Jäger Regiments, ein und gab am Nachmittag und Abend jenes Abends im Ausſtellungsgebäude und am Sonntag den 13. Nachmittags und Abends im Woodland Garten ein Konzert unter der Direktion ſeines Kapellmeiſters Girod. Den beiden leßten Konzerten wohnten im Ganzen an 12,000 Per

233 fonen bei . Die Muſiker hatten ihr Hauptquartier in der Liederkranz-Halle, wo alle hier lebenden Sachſen ſie aufſuchten . Der Präſident des Lieder franzes, Herr Fiſcher, führ dieſelben nach den ſchönſten Pläßen der Umgegend ſpazieren und machte ſich überhaupt ſehr verdient um dieſe biederen Sachſen, welche auch erklärten , daß es ihnen nirgendwo in dieſem Lande ſo gut gefal len habe, wie hier. Am 15. Juli brad hier des Abends an drei verſchiedenen Stellen Feuer aus und waren ſämmtliche Sprißen der Stadt in Thätigkeit, um des Feuers endlich Meiſter zu werden . Am 5. Auguſt ſtarb Ernſt Wedekind, einer der Geſchäftstheilhaber der bekannten Firma H. Wedekind und Co. Derſelbe war 1850 im Alter von 13 Jahren aus dem Hannoveriſchen hierher gekommen und brachte es mit ſeinen noch lebenden drei Brüdern bald dahin, jene Firma zu einer der be deutendſten im Weſten zu machen. Am 18. Auguſt fand im Woodland Garten ein Pic-Nic zum Beſten der Hinterbliebenen des kurz zuvor geſtorbenen Lehrers Müller ſtatt, welches einen Reinertrag von 700 Dollars lieferte. Einiger Tage ſpäter traf hier die frohe Nachricht ein, daß ſämmtliche Deutſche, welche Artikel auf die Wiener Ausſtellung geliefert, Preiſe davon getragen hatten : Der Apotheker und Chemiker Emil Scheffer einen Preis für den beſten Bepſin , die Firma Conrad und Fabel und die Firma Frank und Sohn Preiſe für das beſte Sohlleder, Hinzen und Roſen ein Diplom für ihr Piano und 6. H. Find ein Diplom für den beſten Branntwein (Bourbon Whiskey ).

Der Maler Karl Brenner, der ein prächtiges Glas

ſchild im Werthe von $2,000 hin geſandt hatte, würde jedenfalls einen Preis davon getragen haben, wenn das Schild nicht in tau end Splittern ange langt wäre . Am 2. September fand die Eröffnung der zweiten Induſtrie-Ausſtellung

ſtatt, welche die vorigjährige noch in Schatten ſtellt. Diele deutſche Aus ſteller haben ſich wieder an derſelben betheiligt. Beſondere Anziehungspunkte bilden die Gemäldegallerie und das naturgeſchichtliche Departement. Unter den von Deutſchen ausgeſtellten Zeichnungen erregen Bewunde rung die von Herrn A. Schaeffer, einem ehemaligen Schüler der Stuttgarter polytechniſchen Schule, nach Angaben des Superintendenten der Louisville Naſhviller- Eiſenbahn, Herin Albert Fink, hödyſt ſauber und wirklich meiſter haft ausgeführten Maſchinenzeichnungen , ſo wie eine vom Architekten von Fiſcherz ausgeführte Zeichnung einer zu bauenden Baptiſtenkirche. Unter den von Deutſchen ausgeſtellten Malereien ſind zu nennen : Das große hiſto riſche Bild „ Pocahontas " (wie ſie den von den Indianern gefangen genom menen Capitän Smith von der Wuth ihrer Stammesgenoſſen ſchüßt), von Victor Nehlig, mehre Delgemälde und ein mit Arabesken und Landſchaften

234 in den ſchönſten Farben geziertes Glasſchild von Karl Brenner, und mehre Bilder in Waſſer- und Delfarben von J. K. Schulz, ſo wie vortrefflide Photographien in Lebensgröße von D. v . Köniß und E. Klauber. Am 7. September trafen hier 75 Mitglieder des deutſchen Kegel- Clubs von Indianapolis ein und kegelten an jenem und dem darauf folgenden Tage um die Wette mit dem hieſigen Regel - Club auf Phönir Hill , wurden aber von den Louisvillern, denen der Preis, ein ſilberner Becher, zufiel, geſchlagen. Am 28. September wird der bis dahin fertig gewordene große Saal der Liederkranz-Halle durch ein großes Vokal- und Inſtrumental-Konzert und einen Bau eingeweiht werden . Der Cincinnati Orpheus, Indianopolis Männerchor, Evansville Liederkranz, St. Louis Liederkranz, ſowie die hieſigen und die Vereine der Nachbarſtädte, haben ihre Mitwirkung zugeſagt, ſo daß die Feier einen impoſanten Anſtrich erhalten wird . Schon jeßt bildet die Liederkranz-Halle den Mittelpunkt des deutſchen geſelligen Lebens und wird dies mit der Zeit in noch viel größerem Maße. Für die nächſte Saiſon wird eine deutſche Oper in dem einzuweihenden Saale auftreten . Die deut ſche Operntruppe, welche drei Jahre lang in St. Louis mit Beifall geſpielt, er : ot ſich vor einiger Zeit, unter gewiſſen Garantien in der Liederkranz Halle für eine Saijon von ſechs Monaten Vorſtellungen zu geben . Es ward ein Bürger-Comite zur Anregung der Angelegenheit ernannt und am Abend des 11. September ward von dieſem ein vom Liederkranz mit dem Direktor, Herrn Franoidy, abgeſchloſſenes Uebereinkommen genehmigt , wonach dieſer mit ſeiner 30 Perſonen zählenden Truppe in der erſten Woche des Oktober hier eintreffen und vom 8. Oktober an drei Abenden jede Woche Vorſtellungen geben wird . Obgleich wir die lezten Jahre ſehr ſtiefmütterlich zu behandeln gezwun gen waren, wird der auswärtige Leſer dennoch einen genügenden Begriff von der Großartigkeit des hieſigen deutſchen Lebens und der wichtigen Stel lung , welche das deutſche Element hier einnimmt, erhalten haben . In weni gen Städten dieſes Landes erfreuen ſich die Deutſchen eines ſo ſoliden Wohl ſtandes und genießen eine ſolche Achtung wie hier, und die hieſigen anglo amerikaniſche Blätter, namentlich das viel verbreitete und ausgezeichnet redigirte ,,Courier- Journal" ſowie der ,,Commercial" , welcher unter ſeinem energiſchen Geſdhäftsführer, Hrn. S. L. Ewing, einen neuen Aufſchwung geivonnnen , preiſen fortwährend die Deutſchen als die beſte Klaſſe unſerer Bürger. Auch das Abendblatt, „,Ledger ' , trägt viel dazu bei, daß das Verhältniß zwiſchen den deutſchen und anglo-amerikaniſchen Bürgern ſo freundidaftlicher Art iſt.

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TONEN ISLSED

Liederkranz - Halle . Nad einer Photographie von Daniel Stuber, 172 Dit -Marktſtraße."

WATCHES

Vierte

Deutſches

Abtheilung .

Vereinsleben .

I.

Sängervereine.

Die Liedertafeln, wie ſie gegenwärtig nicht nur in ganz Deutſchland ſelbſt in den kleinſten Städten, ſondern auch überall auf dem Erdenrunde, wo Deutſche bei einan: der wohnen, beſtehen, ſind weſentlich eine Schöpfung der neueren Zeit, hervorgegan gen aus dem almälig erwachten nationalen Bewußtſein des deutſchen Volkes, in welchem ſich, je empfindlicher der Druck von Oben fühlbar wurde, und je mehr das freie Wort verpönt war, um ſo unabweislicher der Drang geltend machte, das was man nicht in Wort und Schrift äußern durfte, die Sehnſucht nach Freiheit und na tionaler Einigung, in Tönen anzudeuten. Und welche Macht die Töne, das Lied, auf das deutſche Gemüth üben, davon zeugte die elektriſche Wirkung, welche das zuerſt auf einem deutſchen Sängerfeſte geſungene Lied ,,Schleswig - Holſtein meerumſchlungen " in ganz Deutſchland hervorrief, und das bald zum Volksliede ward, das nationale Bes wußtſein mit Zauberkraft aus langem Schlummer wedenb. Die erſte eigentliche Liedertafel entſtand um 1809 in Berlin unter 3 elter , dem ebenbaſelbſt eine zweite unter Bernhard Rlein folgte. Nad der Schlacht bei Leipzig vermehrten ſich die Liedertafeln raſch und ſeit 1818 wurden ſie ganz allge: mein. Es fanden ſich allmälig überall Männer zuſammen , welche den lebendigen Drang empfanden, das auch zu ſingen, was ſie — fühlten, und kaum waren zwei Dezennien ſeit der Begründung der erſten Liebertafel verfloffen , als ber vierſtimmige Männergeſang zum Gemeingute des deutſchen Volkes geworden war. Nur in dem ſangesreichen Deſterreich, das noch unfreier war als das unfreie Deutſchland, währte es bei dem ſyſtematiſchen Niederhalten jeder freiern Geiſtesregung lange, ehe die er ſt e - Liedertafel entſtand. Erſt im Oktober des Jahres 1843 wagte es in Wien der Dr. Auguſt Schmidt, nach langen vorherigen fruchtloſen Verſuchen , eine Liedertafel nach dem Muſter der in Deutſchland blühenden derartigen Geſangs vereine in's Leben zu rufen. Aber dieſe unter dem Namen „Wiener-Männergeſang Verein " gegründete Liedertafel ward von den Behörden mit ſolchem Argwohn und Mißtrauen betrachtet, daß nicht Jeder den Muth hatte, fich an einem ſo beargwöhn ten Unternehmen zu betheiligen, und Manche, die ſich Anfangs mit Liebe daran be: theiligten , wieder zurückzogen. Es war nahe daran ſich wieder aufzulöſen und ohne

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die Energie und Ausdauer des Dr. Schmidt, der zugleich Redacteur der von ihm ge gründeten „ allgemeinen Wiener Muſifzeitung “ war, würde es auch unfehlbar ſich wie der aufgelöſt haben. Am 24. Februar 1844 wurden die Statuten des Vereins der niederöſterreichiſchen Landesregierung mit dem Geſuch um Conceſſionirung derſelben überreicht. Aber die Conceſſion kam nicht, man duldete eben nur den Verein , weil man den Eklat eines offenen Verbots fürchtete. Fortwährend hing das Da moklesíchwert über dem Vereine, und nachdem der Staatskanzler Metternich im Jahre 1845 gegen den Polizei - Präſidenten, als dieſer von den ſchon ein Jahr lang einges reichten Statuten des Vereins ſprach, äußerte : „Suchen Sie dieſe Beſt Deutſchlands mit aller Macht zu unterdrüđen “, wurden Veröffent lichungen , den Verein betreffend, entweder ganz geſtrichen oder erhielten, durch die zenſorliche Petorte getrieben, eine von ihrer urſprünglichen Faſſung ganz abweichende Form ; die Texte der Geſangſtüde bei den öffentlichen Aufführungen mußten vorgelegt werden und wurden einer ſcharfen Beurtheilung unterworfen, was die Zuſammen: ſeßung der Konzertprogramme ungemein erſchwerte. Korreſpondenzen mit auswärti: gen Liedertafeln waren auf's Strengſte unterſagt. Die Uebungen ſollten nicht mehr in einem Gaſthauslokale ſtattfinden , kurz, man ſuchte in indirekter Weiſe die Exiſtenz des Vereins zu vernichten . Aber troß aller ſolcher Maßregeln blieb derſelbe beſtehen, und ſein Beiſpiel wirkte jo fruchtbringend, daß im Jahre 1845 bereits zehn Männer: geſangvereine in Deſterreich beſtanden . Im Juni 1845 ſchlug Schmidt im Vereine Sängerfahrten vor, dieſer Vorſchlag erregte Entſeßen , doch es ward wirklich eine Sängerfahrt angetreten . Erſt nach hartem Kampfe legte er es durch, daß der Polizei von der Sängerfahrt keine Voranzeige erſtattet ward, da der Anzeige das Verbot auf dem Fuße folgen werde. Die Polizei ignorirte wirklich die Sängerfahrt, zog aber hinterher Schmidt zur Verantwortung, weil die vier Stimmgattungen je mit einem andersfarbigen Bändchen bezeichnet waren, „ſolche Abzeichen aber Polizeiwidrig ſeien.“ Auf dieſer Sängerfahrt ward zum erſten Male in Deſterreich Arndt's Lied „ Was iſt des Deutſchen Vaterland " geſungen, und erſt am 9. April 1848, nach der Revolution, durfte der Verein es wagen, in Wien Arndt's Lied öffentlich zu fin gen . Daſſelbe kam unter demonſtrativem Eflat zur Aufführung. Das Publikum ließ es nicht bei den gewöhnlichen Kundgebungen des Beifalls bewenden, man beſtieg die Stühle und Bänke, wie ein wilder Orkan durchtobte der ſtürmiſche Jubel die Räume des großen Redoutenſaales ; wieder ein Beweis der zündenden Macht des Liedes auf das deutſche Gemüth und ein Beiveis des erwachten nationalen Bewußtſeins. Das erſte deutſche Sängerfeſt fand am 4ten, 5ten und 6ten Auguſt 1845 in Würzburg ſtatt. Baiern betheiligte ſich mit 1243, Preußen mit 88, Würtemberg mit 165, Großherzogthum Heſſen mit 41 , Frankfurt mit 45, Königreich Sachſen mit 153, Schleswig -Holſtein mit 30 , Wien mit 8 Sängern . Und die Wiener Sänger waren nebſt den Schleswig-Holſteinern die am Freudigſten begrüßten Gäſte, da Beide von der äußerſten Süd- und Nord-Gränze des Vaterlandes kamen . Auf dieſem erſten deutſchen Sängerfeſte ward auch zuerſt der Grund zur geiſtigen Einigung aller Söhne des großen Vaterlandes gelegt. An dem am 6. und 7. Juli 1851 in Paſſau ſtattfindenden zweiten deutſchen Sän gerfeſt betheiligten ſich 74 Geſangvereine mit 1,100 Sängern. Ein Theilnehmer an jenem Sängerfeſte ſchrieb am Schluſſe eines Berichtes über daſſelbe : ,, Die Erinnerung an Paſſau, an all das Erlebte, an all die frohen Stunden , die Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme und für die bis zum Abſchiede dauernde Aufopferung der gaſt

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freundlichen Bürger wird als ein heller Punkt in der Erinnerung Zener fortleben , welche ſo glücklich waren, an dem Feſte theilgenommen zu haben, der Geiſt und die Miſſion dieſes Sängerfeſtes aber verkündeten ſich am lauteſten in den Reden und Sängergrüßen, die da gewechſelt wurden. Es war ein Feſt der deut . îchen Einigkeit. " Noch weit großartiger fiel das große deutſche Sängerfeſt in Nürnberg vom Jahre 1861 aus, an dem Sängervereine aus ganz Deutſchland, ja ſelbſt aus England, Frankreich, Rußland, der Türkei, Amerika und Auſtralien dabei betheiligt waren . Kein þaus, von dem nicht die deutſchen Trikoloren wallten, das nicht mit Kränzen und Inſchriften geziert die Sänger willkommen geheißen hatte. In der Feſthalle, die init 400 Fahnen und Bannern geſchmückt war, groß genug, um 15,000 Zuhörer zu faſſen, beſtiegen nach dem Einzuge am Tage der Ankunft 5600 Sänger die rieſige Tribüne und 70 Vorträge reihten ſich wie an einer Perlenſchnur aneinander, bis es um Mitternacht im Rieſenchore erbrauſte: „ Was iſt des Deutſchen Vaterland ?" Die erſte Haupt -Aufführung am 21. Juli wurde von dem Feſtſpruche „Deutſches Banner, Lieb und Wort Eint in Liebe Süd und Nord ! " eingeleitet, der von allen Sängern vorgetragen, mit einer überwältigenden Kraft durch die weiten Räume der rieſigen Halle mächtig dahinzog. Darauf folgte die Aufführung von 16 für dieſes Feſt komponirten Tonwerken. Die allgemeine Stimmung charak: teriſirend war der Schlußchor, C. M. Weber's „Schwertlied“, das eine berauſchende Wirkung auf das Publikum, aber auch auf die Sänger hervorbrachte. Höher hob ſich jede Bruſt, das Auge glühte, und ein kriegeriſcher Geiſt war in die Seelen der fried ſamen deutſchen Brüder eingezogen , als gelte es in der That, das Palladium der Frei heit mit dem Leben zu erkämpfen. Nach der Räumung der Halle fand das Preisſingen von den einzelnen Liedertafeln ſtatt, an welchem ſich 9 Vereine betheiligten. Der zweiten Haupt-Aufführung am folgenden Tage ging ein Feſtzug voran, an welchem fich 284 Sängervereine, vertreten durch 5683 Sänger, betheiligten. Die muſikaliſche Aufführung beſtand aus 8 Chornummern, von welchen zwei, insbeſondere der Chor von A. M. Storch „Ermanne dich, Deutſchland“ wiederholt werden mußten. Und wieder begann der Wettgeſang, an welchem ſich diesmal 12 Vereine betheiligten. Der Ehrenpreis, ein von Bern geſandter ſilberner Becher, ward über den Antrag dis Hof kapellmeiſters Abt und des Muſikdirektor Hiller mit Aklamation dem Wiener Män: ner -Geſang- Vereine zuerkannt. Am 15. November 1861 ſandte der ſchwäbiſche Sängerbund an alle Liedertafeln in Deutſchland Beſchlüſſe, die auf die Gründung eines allgemeinen deutſchen Sänger bundes zielten. Und am 21. September 1862 ward in Coburg die Gründung eines folchen beſchloſſen. Es war von nun an keine Phraſe mehr, daß die deutſchen Sänger einen „ feſtgeſchloſſenen Bund" unter fich bilden. Als einen Theil deſſelben gründeten die Sängervereine Niederöſterreichs einen niederöſterreichiſchen Sängerbund. Ende Oktober 1863 erfolgte die Statthalterei-Genehmigung der Bundesjakungen deſſelben , jedoch mit einer Einſchränkung in dem wichtigſten Punkte, nämlich in der organiſchen Verbindung beffelben mit dem deutſchen Sängerbunde. Es lieferte dies den Beweis, daß die ängſtliche Beſorgniß vor einem engern Anſchluſſe der öſterreichiſchen Vereine an die des deutſchen Mutterlandes bei den damaligen Regierungsgewalten noch eben ſo vorwaltete, wie in den Zeiten des Metternich 'ichen Regime.

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Das vierte deutſche Sängerfeſt fand im Juli 1865 in Dresden ſtatt. Ein erha: bener Aft, der bei dieſem Feſte begangen wurde und es von den frühern unterſchied, war die feierliche Fahnen we i he des deutſchen Sängerbundes, die dem erſten Feſtkonzerte am 23. Juli voranging. Das Konzert ſelbſt bekam durch die Mit: wirkung von 6000 bis 8000 Sängern einen monſtröſen Charakter. Dieſe ungewöhn liche Anzahl, welche die Tribune füllte, that jedoch auch der Wirkung der Einzelvor: träge nicht geringen Eintrag und im Auf- und Niederwogen der Menge verſchwanden die feinern Nuancirungen des Vortrages beinahe ohne Wirkung. Nach einer feier: lichen Begrüßung des damaligen Premierminiſters Baron von Beuſt endete das Kon : zert um Mitternacht mit Bellmann's „ Schleswig -Holſtein - Lied ". Den Mittelpunkt des Feſtes bildete offenbar der impoſante Feſtzug am 24. Juli, den ein Berichterſtatter bezeichnend „ eine Völkerwanderung, eine Heerſchar von Sängern" nannte. Auch das giveite Feſttonzert geſtaltete ſich zu einer ſehr genußreichen Produktion und es errangen ſich namentlich die beim Wettſingen beider von Harbeck dirigirten Vokalchöre Schu: bert's „ Nacht“ und „ Wanderers Abendlied" von Reißiger ſtürmiſchen Beifall. Die kriegeriſchen Ereigniſſe der Jahre 1866 und 1870 haben bis jeßt das ſechſte allgemeine deutſche Sängerfeſt verzögert. Das Liedertafelnweſen in dieſem Lande datirt, mit Ausnahme der 1847 in New York gegründeten Liedertafel, aus dem Jahre 1848. Die älteſten Liedertafeln ſind außer der New -Yorker die im genannten Jahre in Cincinnati gegründete Liedertafel und der in unſerer Stadt gegründete Liederkranz. Aber während jeßt bereits drei verſchiedene Sängerbunde beſtehen , gebührt die Ehre der Gründung des „ Erſten deutſchen Sängerbundes von Nordamerika“ den beiden Städten Cincinnati und Louisville. Nachdem der hieſige Liederkranz etwa drei Monate beſtanden hatte, wur: den ſchon zwiſchen ihm und der Liedertafel in Cincinnati, ſowie den Sängervereinen in Newark (Ohio) und Pittsburg, die ſich bald nach ihm gebildet hatten, Unterhand lungen wegen Gründung eines amerikaniſchen Sängerbundes angeknüpft, insbeſondere mit der Cincinnatier Liedertafel eine lebhafte Korreſpondenz geführt. Man erſieht daraus, daß kaum als die Sängervereine entſtanden , in dieſem Lande der freien Aſſo ziation auch ſchon der Gedanke an einen Bund zwiſchen denſelben wach ward, während er in Deutſchland durch die Ungunſt der politiſchen Verhältniſſe erſt nach vier Dezen : nien in's Leben trat. Dem hieſigen Liederkranz lag die Sache ſo ſehr am Herzen, daß er in einer am 14. Dezember 1848 abgehaltenen Sißung beſchloß, die Sängervereine Pittsburg's und Cincinnati's ſchriftlich zu dem von ihm am Sylveſterabend in der Odd- Fellows-Halle veranſtalteten Balle einzuladen, um über die Gründung eines Sängerbundes auf dem Wege des mündlichen Austauſches ſich raſcher einigen zu kön nen. Leider waren die Eingeladenen durch allerlei Umſtände verhindert, der Einla dung Folge zu leiſten, allein ſchon im nächſten Jahre kam der erſtrebte Bund zu Stande. In Cincinnati beſtanden in jenem Jahre, 1849, ſchon drei Sängervereine, neben der Liedertafel der „ Gefangs- und Bildungs-Verein“ und der , Schweizerverein “, und Anfangs April 1849 vereinigten ſich dieſelben, um in Gemeinſchaft am 1ten, 2ten und 3ten Juni ein großes Geſangsfeſt in jener Stadt abzuhalten. Um das Feſt ſo glänzend wie möglich zu machen , wurde beſchloſſen, alle deutſchen Sängervereine in den Ver. Staaten dazu einzuladen, zu welchem Zweck das Feſtcomite einen Aufruf zur Theilnahme in den deutſchen Zeitungen des Landes ergehen ließ. Der hieſige Lieder: tranz und der in Madiſon, Indiana, inzwiſchen entſtandene „ Geſangverein " ſagten freudig zu und betheiligten ſich zahlreich bei dem Feſte. Das große Konzert wurde am

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1. Juni zu Cincinnati in der Armory Halle, das allgemeine Feſt aber auf dem nahe der Stadt gelegenen Ball -Hill abgehalten. Am nächſten Tage verſammelten fich ſämmtliche Sänger in Fortmann's Halle zu einer allgemeinen Berathung. Hier. wurde ſodann beſchloſſen , unter dem Namen „ Deutſcher Sängerbund von Nordames rika“ einen Verein zu gründen, „ deſſen Zweck und Aufgabe ſein ſoll, eine Korreſpon denz mit allen ſchon beſtehenden und noch zu gründenden Geſangvereinen in Nordames rika anzuknüpfen , ſo viel wie möglich einen gegenſeitigen Liederaustauſch zu bewert: ſtelligen zu ſuchen , ſo wie allen neu zu gründenden Vereinen in der Anſchaffung von Liedern behülflich zu ſein.“ Aljährlich ſollte an einem von den Vereinen zu beſtim menden Drte ein Bundes - Sängerfeſt abgehalten werden, und ward für das ziveite ( 1850 ) Louisville auserwählt. Dieſem Bund traten ſofort die genannten fünf Vereine bei. Es wurde von den Cincinnatier Vereinen ein aus ſechs Mitgliedern beſtehendes Centralcomite für ein Jahr erwählt, nämlich die Herren Peter Ruhl und Sevenig von der Liebertafel, Varwig und Hanſemann vom Geſang- und Bildungsverein, und Dr. Z. Peyer und G. Eſchmann vom Schweizer -Verein. Dies Comite hielt ſeine erſte Sißung ab am 6. Juli 1850 im Lokale der Liedertafel und organiſirte ſich als Cen: tralausſchuß, indem es Herrn Grönland zum Präſidenten und Herrn Sanſemann zum Sdaßmeiſter erwählte. Im Dezember 1849 ſchloß fich der ,,Sängerbund" von St. Louis und im März 1850 die ,, Germania “ von Indianapolis dem Sängerbunde an, welcher ſomit nun aus fieben Vereinen beſtand. Mitte Mai 1850 fand das zweite Sängerfeſt des Bundes hier in Louisville ſtatt. In der Geſchäftsverſammlung wurde berichtet, daß 27 Sängervereine in Nordamerika beſtänden, an welche Einladungen zum Anſchluß an den Bund ergangen, aber nur von wenigen angenommen worden wären. Folgende Geſammtchöre wurden hier auf geführt : Im Haupt-Konzert : 1. Wacht auf, ihr Lieder, von Babler. 2. D Sanctiſſima . 3. Laut tönet durch Berg u. f. w., von Winter. 4. Was iſt des Deutſchen Vaterland ? 5. Pſalm von Schnabel. Auf dem Picnic : 1. Þoch und hehr, von Otto. 2. Hörſt du das mächtige Klingen ? 3. Herz voll Muth, von Schneider. 4. Schon die Abendgloden klingen , von C. Kreußer. Als Feſtplaß für das nächſte Jahr wurde wieder Cincinnati gewählt und der Siß des Centralcomite für das folgende Jahr ebendahin verlegt. Ein Antrag, das Feft in Madiſon abzuhalten , mußte zurücgenommen werden , da es dort an einem paſſenden Konzertlokale mangelte. Im Jahre 1850 traten noch folgende Vereine dem Bunde bei : Männerchor von Columbus , Socialer Sängerverein von St. Louis, Liedertafel von Lafayette und Sängerkranz von Hamilton . Bei dem im Juni 1851 zu Cincinnati abgehaltenen dritten Bundes -Sängerfeſt war der hieſige Liederkranz 30 Mann ſtart, der Männerchor von Columbus mit 14

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Mann, und Delegaten von Detroit, Hamilton und Madiſon erſchienen. Auf Antrag Herrn Ewald von Louisville wurde das nächſtjährige Sängerfeſt nachy Columbus verlegt. In der Generalverſammlung wurde der Name des Bundes zur Unterſchei: dung von etwa andern ſich nod bildenden in „Erſter deutſcher Sängerbund von Nordamerika " umgetauft. Zum vierten Sängerfeſt CozurColumbus (1852) fanden ſich Vereine und Delegaten s i Eaſlon und Chillicothe ein. von Cincinnati, Dayton, Mt. Als nächſter Feſtort wars Dayton beſtimmt, das Centralcomite behielt jedoch wie bisher ſeinen Siß in Cincinnati, wo es unter dem Präſidium Grönland's ſein Wirken fortſeşte. Beim fünften Sängerfeſt in Dayton (1853) waren blos 8 Vereine vertreten . In der dortigen Generalverſammlung wurden auf Antrag Grönland's zwei ſilberne Pokale als Ehrenpreiſe ausgeſeßt, einer für das binnen einer beſtimmten Friſt einge ſendete beſte Gedicht und einer für die beſte Kompoſition deſſelben. Die beſte Rom poſition des Preisgedichts ſollte beim nächſten Sängerfeſt zur Aufführung kommen . Das Schiedsgericht beſtand : für die Preisdichtung aus E. Klauprecht, H. M. Grön: land, L. Stierlin , Dr. Langſtedt, 3. Falkenbach und D. Dreſel; für die Preis-Rom : poſition aus : W. Klausmann, R. T. Hölterhoff, C. Barus, L. Huesmann, D. Dreſel und G. Rudolph. Den Preis für die Dichtung erhielt Wilhelm Schnauffer von Bal timore. Für die Kompoſition hatten ſich 22 Bewerber gemeldet ; da nun bei der Entſcheidung jedes Comitemitglied für eine andere Kompoſition ſtimmte, wurde unter den fünf bevorzugten Kompoſitionen durch das Loos entſchieden, welches auf Carl Lenſchow von Baltimore fiel. Die Verfaſſer der übrigen drei konkurrirenden Kompo: ſitionen, Joh. Fr. Königsberg von St. Louis, C. F. Wilhelm Müller und Fr. J. Krieger von New - York, wurden zu Ehrenmitgliedern des Bundes ernannt. Unter den Ehrenmitgliedern finden wir ferner noch folgende Namen berühmter Romponiſten : A. Zöller in Meiningen, F. Abt, Otto , Rüden , Reiſſiger, Methfeſſel, Marſchner, Spohr, Schubert, Nägele, Maurer, Eiſenhofer, Ralliwoda, Kung , Möh: ring, Krüger, Becker, þ. Balatka. Am 3ten , 4ten und 5ten Juni 1854 fand zu Canton in Dhio das ſechſte Sänger: feſt des Bundes ſtatt, bei welchem 11 Vereine anweſend waren und die oben erwähnte Preisсompoſition Lenſchow's zur Aufführung kam. Dort wurde der Siß des Cen: tralcomite für das nächſtjährige Sängerfeſt nach Columbus verlegt. ALS Feſtplaß für 1855 wurde Cleveland auserkoren. Das ſiebente Feſt zu Cleveland im Mai 1855 war von nahezu 200 Sängern von 15 verſchiedenen Vereinen beſucht. Nach demſelben war der Siß des Centralcomite wieder in Cincinnati. Für die beſte Kompoſition eines Männerchors war ein Preis ausgeſeßt, aber keine Kompoſition preiswürdig befunden worden. Das achte Sängerfeſt feierten 17 Vereine im Juni 1856 abermals in Cincinnati. H. Balatka’s Doppelchor ,,Die Macht des Geſanges “ wurde daſelbſt aufgeführt und erhielt den Ehrenpreis , einen ſilbernen Becher. Beim Wettſingen ward dem hieſigen Orpheus die Balme zuerkannt (vgl. 1856 in Abth . III).

Das neunte Sängerfeſt ward im Juni 1857 unter der Leitung von S. Balatka und Betheiligung von 12 Vereinen zu Detroit in Michigan abgehalten . Hier wurde das Centralcomite nad Pittsburg, dem Feſtplaß für 1858, verlegt. Das zehnte Feſt ward im Juni 1858 zu Pittsburg von 16 Vereinen beſchidt.

9 Von Pittsburg kam das Centralcomite nach Cleveland. wo im Juni 1859 das eilfte Feft abgehalten wurde. Damals zählte der Bund bereits 24 Vereine. Do zwölfte Feſt ward im Juni 1860 in Buffalo abgehalten, wo auch das Centralcomite ſeinen Siß aufſchlug. Das dreizehnte Geſangfeſt ( 1860 ) ward wieder nebſt dem Centralcomite nach Columbus verlegt. Der im Jahre 1861 ausbrechende Bürgerkrieg veranlaßte jedoch das Centralcomite, das dreizehnte Sängerfeſt auf unbeſtimmte Zeit zu vertagen. Daſſelbe fand erſt nach beendigtem Kriege, am 29., 30. und 31. Auguſt und 1. Sep tember 1865 ſtatt. Von hier aus betheiligte ſich der Liederkranz zahlreich an demſel ben, was zur Folge hatte, daß für das vierzehnte Sängerfeſt unſere Stadt auserkoren ward. Dieſes vierzehnte Sängerfeſt, das vom 24. bis zum 29. Juli 1866 währte und mit einer Fahrt nach der Mammuthhöhle endete, fiel über alle Erwartung glänzend aus. Nicht weniger als 42 Vereine und Delegationen von Vereinen, die zum Theil dem Bunde nicht angehörten , betheiligten ſich an dem Feſte, zu deffen möglichſt groß artiger Geſtaltung fich alle Klaſſen und zwar Deutſche ſowohl wie Amerikaner unſerer Stadt vereinigt hatten. Es war, wie Herr J. I. Fiſcher, der geehrte Präſident des hieſigen Liederkranzes in ſeiner bei Gelegenheit des zwei und zwanzigjährigen Stif tungsfeſtes jenes Vereins gehaltenen Rede mit Recht Hervorhob – das erſte Sän gerfeſt in großem Maßſtabe, welches im Weſten abgehalten ward : das erſte , zu welchem die Eingeborenen, die man in jeder Weiſe für daſſelbe zu intereſſiven und zu gewinnen wußte, in großer Zahl herangezogen wurden ; das erſte, für welches eine eigene Feſthalle erbaut ward ; das erſte, das ſich eines, aus den Mitgliedern der deutſchen und amerikaniſchen Preſſe beſtehenden, beſondern Preßcomite und eines be: ſonderen Lokales für die das Feſt beſuchenden Mitglieder der auswärtigen Preſſe, das erſte, das ſich ferner der Theilnahme von Sängervereinen des Oſtens wie z. B. des Arion und des Liederfranzes von New-York — zu erfreuen hatte. Auf den ſpä teren Sängerfeſten brauchte man nur auf der Grundlage, die wir hier mit vieler Mühe geſchaffen , weiter zu bauen ." Es war das erſte Sängerfeſt, welches in vollem Sinne auf den Namen deutſch amerikaniſch Anſpruch machen konnte, indem die Betheiligung der Amerikaner an demſelben eine ebenſo große, in finanzieller “ Beziehung noch größere als die der Deutſchen war und der Mayor der Stadt die Gäſte im Namen derſelben offiziell will: kommen hieß, auch die amerikaniſche Preſſe eben ſo ausführliche Berichte über das und darauf dürfen die Deutſchen Feſt brachte wie die deutſche. Hier aber ward unſerer Stadt mit Recht ſtolz ſein – der Grund zur Umwandelung der bisher rein deutſchen Sängerfeſte in deutſch -amerikaniſche Feſte gelegt. Auch in muſikaliſcher Beziehung war jenes Sängerfeſt ein glänzender Erfolg. Das aus 69 Mann beſtehende ausgewählte Orcheſter ſo wie die mindeſtens 1,000 Mann zählenden Sänger ſtanden unter der tüchtigen und energiſchen Leitung des geiſtvollen, als Komponiſten und muſikaliſchen Schriftſtellers bekannten E. Sobo : lewski , der im vorigen Jahre in St. Louis ſtarb. Das Programm des Haupt= Concertes beſtand aus folgenden Nummern : Egmont- Ouverture von Beethoven. Esdur- Concert von Beethoven, vom Pianiſten Carl Wolfſohn meiſterhaft vorge tragen . *II.

10 Tondichtung „ An die Künſtler“ von Mendelsſohn, Solo's und Chöre ſehr brav. Jubel-Ouverture von Weber. Schöpfungs- ymnus von Mohr. Duverture zur „ Fingalshöhle“ von Mendelsſohn. Die Geiſterſchlacht von Kretſchmar. Duverture zu Robespierre von Litolf. Das deutſche Schwert von Schubard. Noch heute ſprechen alle auswärtigen Theilnehmer an dem vierzehnten Sängerfeſte mit Begeiſterung von der allgemeinen Theilnahme der hieſigen Bevölkerung, deutſcher wie amerikaniſcher, an demſelben , und von der außerordentlichen Gaſtfreundſchaft, die ſie hier genoffen. In dem Preis - Concert, an welchem ſich 14 Vereine betheiligten, ward der Ehren preis, ein koſtbares Notenpult mit Taftſtock, durch das Loos zwiſchen dem Cincin natier Männerchor und dem St. Louiſer Arion des Weſtens entſchieden ; das Loos entſchied für den leşteren. Außerdem wurden 17 Vereinen Ehrengaben zuerkannt. Die preisrichterliche Entſcheidung erregte aber ſo viel Eiferſucht unter verſchie denen Vereinen, daß in der am leßten Tage des Feſtes abgehaltenen Generalverſamm lung beſchloſſen ward, die Ausſeßung von Preiſen vollſtändig abzuſchaffen. Das fünfzehnte Sängerfeſt fand in Indianapolis Anfangs September 1867 ſtatt, das ſechszehnte im Juni 1868 in Chicago. Auf dieſem , welches unter der Di: rektion von Þans Balatka ſtattfand und in muſikaliſcher Beziehung ein glänzender Erfolg war, ward in Anbetracht der durch die Ausdehnung, welche die Sängerfeſte in Folge der in unſerer Stadt begonnenen großartigen Neugeſtaltung derſelben genom men, erwachſenden bedeutenden Koſten beſchloſſen, daß nur alle zwei Jahre ein Sän gerfeſt veranſtaltet werden ſollte. Somit fand denn das ſiebenzehnte Sängerfeſt 1870 in Cincinnati ſtatt und daſſelbe geſtaltete ſich durch die allgemeine Betheiligung der ganzen Bevölkerung zu einem wahren Volksfeſte. An dem Feſtzuge nahmen faſt eben ſo viele Amerikaner wie Deutſche Theil. Das achtzehnte Feſt endlich fand im verfloſſenen Jahre in St. Louis ſtatt, wo man eine, jeßt zum Abbruch verkaufte, Sängerhalle für circa 50,000 Dollars hergeſtellt hatte und wo auch in muſikaliſcher Beziehung Großes geleiſtet ward. Der Liederkranz war durch achtzig aktive Mitglieder dort vertreten und errang in dem Witt: ( nicht Preis-) Singen einzelner Vereine die Palme wegen der Präziſion , mit der er unter ſeinem Dirigenten Herrn Paul Eitel ſang. Beginnen wir jeßt mit einer furzen Geſchichte der hieſigen Sängervereine.

1.

Der Liederkranz.

Der gegenwärtig ſo impoſante hieſige „Liederkranz", der älteſte Sängerverein unſerer Stadt und überhaupt einer der älteſten im ganzen Lande, iſt auf ſehr beſchei dene Anfänge zurüđzuführen. Nach Außen hin in's Leben trat er in dem für Viele ſo verhängnißvollen Jahre 1848, aber nicht als Frucht der in jenem Jahre ſo reichlich ausgeſtreuten Geiſtesſaaten, von denen der nach kurzer Friſt ausbrechende Reaktions fturm viele Samenkörner in dieſes Land, wo ſie reiche Blüthen trieben, hinüberwehte, ſondern aus eigenem Drange hieſiger Deutſchen hervorgegangen, noch ehe die fran

11 zöſiſche Februarrevolution, die Mutter aller der ganz Europa in Konvulſionen ſtür zenden Revolutionen jenes Jahres, ausgebrochen war. Am 12. Februar des genann: ten Jahres war es, wo unter dem Namen Liederkranz ein kleines Reis gepflanzt ward, welches jeßt zu einem mächtigen Baume erſtarkt iſt, der ſeine Zweige weithin erſtreckt und immer weiter und weiter ausdehnt. Der Keim zu demſelben ward aber ſchon mehre Jahre vorher gepflanzt. Im Jahre 1846 verbanden ſich vier geſangliebende Männer - Frig Volkmar ( der ſeit etwa einem Jahre als Frescomaler in Memphis weilt), Walter, Adam Denhard und Bernhard Denhard — zu einem Quartett- Verein . Derſelbe hielt regelmäßige Probeabende unter der Direktion eines Violiniſten Namens Kiſten , der damals auf Bällen zu ſpielen pflegte und auch eine Wirthſchaft zum „ Ren: tucky - pauſe" an der Marktſtraße, zwiſchen der zweiten und dritten Straße, betrieb. Die Proben wurden in einem im zweiten Stoc jenes Hauſes gelegenen Zimmer abge : halten. Leider aber ward der gute Kiſten während der Proben ſo oft hinuntergerufen , weil ſein Stellvertreter allein nicht mit der Bedienung der Gäſte fertig werden konnte, daß die Sänger die meiſte Zeit ſich ſelbſt überlaſſen blieben. Das erſte und einzige vierſtimmige Lied, welches der Quartett- Verein unter ihm einübte, war : „ Freiheit, die ich meine" . Allein die „ Freiheit“, die ſich der Geſanglehrer nahm , jeden Augen : blick einiger Gäſte wegen den Unterricht zu unterbrechen, war nicht diejenige, welche die Sangesluſtigen ,meinten “ , und der Verein löfte ſich nach kurzer Friſt wieder auf. Ein Jahr ſpäter, 1847, machten F. Volkmar, Walter, Bruder und Krimms einen neuen Verſuch zur Gründung eines Duartetts. In einem ron Volkmar bewohnten Zimmer im Hauſe des Herrn Schaulie, an der Jefferſonſtraße, hielten die Sänger Proben, unter der Direktion des erwähnten Krimms, eines Klavierſpielers, der ein dem Herrn Günther abgemiethetes Klavier zu den Proben benutte. Die Miethe für das Klavier erſchien jedoch dieſen, gerade nicht mit Glüdsgütern geſegneten, jungen Leuten als eine exorbitante Ausgabe, und als einft für dieſelbe auf einem Brett zehn Dollars zu bezahlen waren, löfte, nachdem Volkmar das Geld zuſammengebracht hatte, auch dieſer zweite Quartettverein ſich in Wohlgefallen auf. Da kam zu Anfang des Jahres 1848 ein muſikaliſch gebildeter Seßer Namens Benzon von St. Louis hierher an den Beobachter. Dieſer fragte eines Tages Herrn Volkmar, ob man denn nicht hier einen Sängerverein gründen könne. Auf deſſen Erwiederung, es fehle an einem geeigneten Dirigenten , entgegnete Benzon, es ſei mit ihm von St. Louis ein tüchtiger Muſiker Namens Schäfer hierhergekommen, der be: reits in einem Städtchen im Staate New-York einen Duartett- Club dirigirt habe. Es ward darauf nach Rüdſprache mit dem Herrn Pfarrer Daubert und einigen andern Männern beſchloſſen, im „ Beobachter am Dhio “, dem damaligen einzigen deutſchen Organe der Stadt, einen Aufruf zu einer am Sonntag den 12. Februar in dem neben der Kirche des Herrn Pfarrers A. Baregas an der Ecke der fünften und Walnutſtraße gelegenen Schulzimmer abzuhaltenden Verſammlung zur Gründung eines Sänger : vereines zu erlaffen. An dieſer unter Herrn Michael Billing als Vorſißenden und Herrn C. Benzon als Sekretär abgehaltenen Verſammlung betheiligten ſich außer den zwei Genannten und ſind als die Gründer des Vereins, deſſen Bildung einſtimmig beſchloffen ward, zu betrachten : W. Friđ, H. A. Schiller, Adam Denhard, May Petri, Friedrich Volkmar, S. Graf, B. Denhard, Johann Kuhbauch, H. Jacobs, Johann Fiſcher, V. Kirchherr, Rampp , Schulz, Bächle, F. Stumpfnagel, Jacob Flach , Stephan Sowind, . Denhard, Karl Weiß, H. Schäffer, M. Reichsſtätter, A. Baregas, þ . þagemann, Stephan Schmidt, David Warth, Ø . Brachmann. In dieſer Verſamm :

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12

lung ward beſchloſſen , auf den 15. Februar eine zweite Verſammlung anzuberaumen und alle Geſangfreunde aufzufordern, in derſelben zu erſcheinen und ihren Beitritt zu erklären. In der zweiten Verſammlung ſtieg die Zahl der Mitglieder ſchon auf 45, ſo daß zur förmlichen Konſtituirung und zur „ Taufe" des Vereins geſchritten werden konnte. Zum Dirigenten ward Herr Schäfer, zum Präſidenten Herr Billing und zum Vizepräſidenten Herr Friedrich Schäfer erwählt. An Stelle des Herrn Schäfer trat bald darauf der Muſiklehrer Herr Weiß. Als es ſich darum handelte, dem neugebo : renen Kinde einen Namen zu geben, wurden manche beliebte hochtönende griechiſche Namen wie Euterpa, Euphroſine u. a. in Vorſchlag gebracht, doch Herr Stephan Schwind, der gegen Beilegung jedes ausländiſchen Namens in die Schranken trat, den Reichthum der deutſchen Sprache pries, die nicht nöthig habe, andern Völkern Worte und Namen zu ſtehlen , drang mit ſeinem Antrage durd ), den Verein ,, Lieder kranz “ zu taufen, um anzubeuten, daß das deutſche Lied gleichſam der Kranz ſein ſolle, der die Deutſchen aller Klaſſen innig unter einander verbinden jolle. In jener konſtituirenden Verſammlung traten u. a . 6. Ederle, Johann Gaßell, N. Bolender, H. Dreisbach, H. Nolte, I. Buttermiller, L. Strauß, I. H. Schroeder und Pfarrrer Daubert bei, die ſomit gleichfalls als Gründer deſſelben zu betrachten ſind. Den Anklang und die Theilnahme, welche die Gründung eines ſolchen Sänger vereins fand, iſt, wie Herr Fiſcher in der bereits erwähnten Rede hervorhob : „ ein ſchönes Ehrenzeugniß für das hieſige deutſche ältere Element, das damals noch ſehr geringem Maße durch friſchen Zuwachs aus der alten Heimath rekrutirt ward, und daher faſt ganz auf ſich angewieſen war : es iſt das ein Zeugniß, daß es damals unter den hieſigen Deutſchen bereits Viele gab, deren Sinn auf etwas Höheres als die Be: friedigung leiblicher Bedürfniſſe gerichtet war ; Männer, die ſich inmitten des ameri kaniſchen materiellen Treibens ein deutſches Herz und ein deutſches Gemüth bewahrt hatten und ſich danach ſehnten, aus dem reichen Borne des deutſchen Gemüthslebens, der ſo lebendig und unverſiegbar im deutſchen Liede quillt, auch hier zu ſchöpfen , in: dem ſie auch dem hieſigen ſterilen Boden einen immer fluthenden Duell abzuloden verſuchten .“ Der junge Verein legte mit ſolchem Eifer Sand an's Werk, daß er anfänglich jede Woche z w e i Singproben hielt. Heut zu Tage dünkt Manchem ſchon eine Probe wöchentlich zu viel. Die Gründer des Vereins beabſichtigten ſogar, mit der Pflege des Gejanges zugleich die von Kunſt und Wiſſenſchaft zu verbinden, überzeugten fich aber bald, daß beide Ziele fich durch einen Verein nicht füglich erſtreben ließen , wes halb für den legtern Zweck ein beſonderer Verein ſich bildete : der Hermann - Verein, der noch heute beſteht, aber nur noch als Unterſtüßungsverein . Was damals zu den „Requiſiten" eines Sängervereins gehörte, geht aus folgen der in den Büchern befindlichen Rechnung hervor : $ 85 Ein Wafferfrug . 25 Zwei Trinkgläſer. 20 Ein Schwamm 3.00 Eine Lanze... 10 Ein Steinkrug für Spiritus ... Ein Blechtännchen ..... 10

$ 4.50

13 Wozu die kriegeriſche Lanze gebraucht ward ? Einfach, um dem am Schaft be: feſtigten bunten Lappen eine entfernte Aehnlichkeit mit einer Fahne zu geben. Wie es aber mit den finanziellen Verhältniſſen des Vereins ſtand, geht am Beſten daraus hers vor, daß nach Tilgung der oben erwähnten Rechnung von $ 4.50 der ganze Kaffenbe ſtand noch gerade dieſelbe Summe aufzuweiſen hatte, dieſes Vermögen aber ſchon am Schluſſe des erſten Halbjahres ſich in ein Defizit von $ 6.35 verwandelte, ſo daß zur Deđung dieſer großen Schuld zu der außerordentlichen Maßregel der Vorausbe zahlung eines Monatsbeitrages gegriffen werden mußte. Zudem verurſachte der erſte Rechnungsabſchluß viel Ropfzerbrechen , da im Buche des Rechnungsführers der Aus : weis über die Einnahme von ganzen 20 Cents fehlte, und es fiel der Geſellſchaft ein großer Stein vom Herzen , als der Rechnungsführer die unvermuthete Entdeckung machte, daß er die 20 Cents noch in Händen und dieſelben nur einzutragen vergeſſen hatte. Welch ein Kontraſt zwiſchen damals und heute, wo der Verein ſein fünfundzwan : zigjähriges Stiftungsfeſt in einem eigenen ſtolzen Gebäude, einem der ſchönſten Ge bäude der Stadt, welches mit dem Grunde auf hundert und vierzig Tauſend Dollars zu ſtehen kommt, zu begehen vermag ! Schon am vierten Juli jenes Jahres veranſtaltete der junge Liederkranz ein Feſt im Freien , in dem jegt der „vernichtenden Civiliſation “ anheimgefallenen und theil: weiſe einer Brauerei und einem Vergnügungsgarten dienenden „ Preſton's Woods " und daſſelbe verlief ohne alle Störung von Seiten der Serren Rowdies, was für die damalige Zeit, wo jeder Deutſche noch ein ,, Dutchman " war und man ſich noch nicht recht getraute, auf der Straße ſich laut in deutſcher Sprache zu unterhalten, gewiß beachtenswerth war. Der Verein nahm nun raſch an Mitgliedern zu. In der Sißung vom 22. Juni traten Jacob Schrodt, Laval, Freihöfer, Zimmermann, Stein und Kapeler bei. *) Nachdem der Liederkranz etwa drei Monate beſtanden hatte, fanden zwiſchen ihm und der Liedertafel in Cincinnati, die ſich ebenfalls in jenem Jahre gebildet hatte, lebhafte Unterhandlungen wegen Gründung eines Sängerbundes ſtatt, der denn auch im nächſten Jahre gegründet ward, worüber im Eingange dieſer Abtheilung bereits berichtet worden. Das erſte größere öffentliche Konzert gab der Liederkranz zu Anfang des Jahres 1849, aber nicht für ſich, obgleich ſeine Kaffe recht gut einen Zuſchuß hätte brauchen können, ſondern zum Beſten der Hinterbliebenen des von habsburgiſchen Schergen ge meuchelten Volkstribunen Robert Blum . Am 30. Mai fand das zweite öffentliche Konzert des Vereins ſtatt, deſſen Ertrag die Mittel zur Beſtreitung der Reiſekoſten zum erſten Sängerfeſt in Cincinnati liefern ſollte, jedoch nach Abzug der Unkoſten ſo wenig übrig ließ, daß die Reiſe größtentheils „ auf eigene Koſten “ unternommen wer: den mußte. Ein Konzert gab der Liederkranz in jenem Jahre nicht weiter, doch ließ er ſich bei verſchiedenen Feſtlichkeiten, ſo bei der Grundſteinlegung der St. Peters: kirche, hören, und wirkte im September in einem Konzerte zum Beſten der deutſchen Flüchtlinge in der Schweiz mit. Am 25. September erhielt er einen Zuwachs durch die kurz vorher unter dem Namen ,, Concordia " gebildete Geſangſektion des „ Freien Geſellſchaftsbandes " . *) Die meiſten dieſer Daten ſind ber erwähnten Rede des Herrn I. fiſcher aus dem Jahre 1869 ent nommen.

14 Im Frühjahre verlegte ſich der Verein auf's Spekuliren, indem er die, ſpäter ab gebrannte, „ Apollo-Halle“ miethete, um ſie wieder zur Abhaltung von „ Kränzchen “, Verſammlungen u. ſ. w. zu vermiethen . Dies Unternehmen rentirte ſich jedoch nicht und ward deshalb bald wieder aufgegeben. Einen wichtigen Zeitabſchnitt in der Geſchichte des Vereins bildete das Jahr 1850, wo ſeinetwegen das zweite Sängerfeſt des das Jahr zuvor in Cincinnati be: gründeten Sängerbundes hierher verlegt worden war. Da der ebenfalls im vorher: gehenden Jahre hier gegründete zweite deutſche Sängerverein ,,Orpheus " die Mitwir : kung am Feſte ablehnte, ſo blieb dem Liederkranz allein alle vorbereitende Thätigkeit überlaſſen. Doch das Feſt, von welchem bereits oben berichtet worden, fiel glänzend aus. Die Glanzpunkte deſſelben waren das in der Brookſtraße-Kirche abgehaltene Konzert, das Picnic am Harrods -Creek und der Ball in der Odd Fellows-Halle. Trok der bedeutenden Unkoſten wurde ein Ueberſchuß von $ 105.30 erzielt, und würde der : ſelbe noch weit größer geweſen ſein, wenn die Schiffsverbindung mit dem Picnicplaže beſſer geweſen wäre und noch mehr Bürgern die Betheiligung geſtattet hätte. Daß der Liederkranz auch in muſikaliſcher Beziehung auf jenem Sängerfeſte die Probe be ſtand, verdankte er in nicht geringem Grade der Tüchtigkeit und Energie ſeines dama ligen Dirigenten Herrn Hoffmann , eines genialen Muſikers, dem der Verein in Aner: kennung ſeiner großen Verdienſte um die Hebung deſſelben kurz vor dem Feſte einen ſilbernen Becher verehrte. Daß dieſer brave Mann im Sommer des nächſten Jahres ein tragiſches Ende in den Fluthen des Dhio fand, findet der Leſer in der dritten Ab theilung dieſer Schrift (das Jahr 1851) ausführlich berichtet. Nach ihm .fiel der Dirigentenſtab nach der Reihe an Herrn Jacob Dolfinger , Lehrer Funke, die Herren Plato, Bott, Georg Zöller, Verner, wiederum Plato und ſchließlich nach der im vorigen Jahre erfolgten Vereinigung mit der „,Teutonia " an ſeinen gegenwärtigen tüchtigen Dirigenten Herrn Paul Eitel. Der beſte Beweis für die allgemeine Anerkennung des Eifers, mit welchem der Liederkranz fich ſeiner das Sängerfeſt betreffenden Aufgabe unterzogen hatte, war wohl der, daß nunmehr Männer wie A. Günther, Dr. Caſpari, der ſchon während des Feſtes demſelben ſeine Thätigkeit gewidmet hatte, Dr. Krauth und noch manche Andere unter den angeſehenſten Deutſchen ſich dem Vereine anſchloſſen. Dagegen ſuchten einige deutſche Wirthe, welche doch von dem Feſte nur Nußen gezogen hatten, in uner: hörter Niedertracht dem Verein ſeine Feſtfreude dadurch zu vergälten, daß fie denſel ben, der u. a. zur Deckung der Feſtkoſten Getränke auf eigene Rechnung angeſchafft und auf dem Feſtballe Flaſchen- und Glasweiſe verkauft hatte, wegen unerlaubten Schänkens verklagten. Der Liederkranz ward auch in eine Geldſtrafe von $ 40 ge nommen, doch erließ der Staatsgouverneur, ſo wie ihm der Sachverhalt bekannt ward, ohne Weiteres die Strafe. Nachdem der Liederkranz auf dem Sängerfeſte ſo gut die „ Probe" beſtanden hatte, war ſein Beſtehen für die Dauer geſichert. Nur ein Mal, in der furchtbaren Know nothingzeit, die für das Deutſchthum unſerer Stadt überhaupt ſo verhängnißvoll war, wurde ſeine Exiſtenz gefährdet. Damals hielt der Verein ſeine Proben in dem Ge bäude, in welchem zugleid die Turner ihre Uebungen abhielten. Eines Abends waren nur fünf aktive Mitglieder erſchienen. Da legten der damalige Dirigent, der Lehrer Funke, und der Sekretär des Vereins, Herr Heinrich Knöfel, ihre Poſten nieder, und Beide erklärten bereits den „ liederkranz “ für „ todt und begraben “ . Die Herren Fr. Volkmar und A. Denhardt waren jedoch mit dieſem „ Coroners:Verdict" nicht zufrie:

15 den und der Erſtere begab ſich am nächſten Morgen zum Muſiker Herrn Plato, der ſo eben aus dem Süden zurücgefehrt war und fragte ihn, ob er die Direktion des Lieder : franzes übernehmen wolle. Dieſer, obgleich er am Fieber barniederlag, erklärte ſich auf der Stelle dazu bereit, und nach zwei Wochen war die Zahl der aktiven Mitglieder ſchon wieder auf achtzehn geſtiegen, und von da an nahm die Zahl derſelben beſtändig wieder zu . Die Verſammlungslokale des Vereins waren der Reihe nach : zuerſt in der er: wähnten Schule des Pfarrers Baregas, dann in einem Saale an der dritten Straße, zwiſchen Mainſtraße und Marktſtraße, über einer Kutſchenfabrik (wo auch der „ Orpheus“ entſtand), darauf in Schäfer's Stuhlfabrik an der Bullitſtraße, ſodann in dem alten Turngebäude, hierauf in Denhardt's und ſpäter Bott's „ Sänger- Halle" (die auf dem Plaße ſtand, auf dem ſich gegenwärtig das Gebäude der deutſchen Ver: ſicherungsbank befindet), dann in ,, Bed's Balle“ und jeßt endlich in der eigenen ſtol: zen ,,Lieberkrang-balle". Einzelnes den Liederkranz in den erſten Jahren ſeines Beſtehens Betreffende fin : det der Leſer in der dritten Abtheilung dieſer Schrift in den Berichten über jene Jahre und glauben wir uns hier auf folgendes Reſume beſchränken zu können, welches der Präſident des Vereins, Herr Fiſcher, über die Jahre 1853 bis 1866 in ſeiner mehrer: wähnten Rede gab : „ Der Liederkranz befeſtigte ſich dadurch, daß er ſtets da, wo es einem edeln oder gemeinnüßigen Zweck galt, nie ſeine Mitwirkung verſagte, vielmehr ſtets obenan ſtand, immermehr in der Gunſt des Publikums. Wollte man alle die Konzerte her: zählen , in denen der Liederfranz allein oder mit andern Vereinen zuſammen für milde oder gemeinnüßige Zwecke wirkte, ſo würde man ein ziemlich langes Regiſter bekom : mnen. Beiſpielsweiſe wil ich nur anführen, daß ein mit einem Balle verbundenes Konzert, welches der Liederkranz in den erſten Jahren ſeines Beſtehens ganz allein zum Beſten des kurz vorher gegründeten deutſch -proteſtantiſchen Waiſenhaus-Vereins gab , den für die damalige Zeit erkledlichen Reinertrag von $ 898.00 gab ; eine Summe, die mit der von $ 600, welche bald nachher ein zu demſelben Zwecke vom Orpheus ver: anſtaltetes Konzert, und dem Ertrage von mehr als $ 1,000, den ein von beiden Vereinen zuſammen arrangirtes Konzert nebſt Ball lieferte, das Inſtitut aufrecht erhielt. Die ſchönſte Anerkennung für dieſes ſein löbliches Streben ward ihm durch 3weimalige Ueberreichung einer ſchönen Fahne von ſchönen Händen zu Theil. „In der dunkeln Prüfungszeit, die mit der Sezeſſion des Südens über unſer Adoptiv- Vaterland hereinbrach , bewieß der Liederkranz ſeinen Gemeinſinn nicht mit Worten und Liedern , ſondern durch die That : er zeigte, daß ſeine Mitglieder nicht bloß patriotiſche Lieder zu ſingen, ſondern auch patriotiſche Thaten zu vollfüh ren verſtehen . Der Verein beſchloß, in der auf das Land drückenden Gewitterſchwüle, die Laier, die ſo oft zu fröhlichen Geſängen erklungen, vor der Hand an den Nagel zu hängen und ſich auf unbeſtimmte Zeit zu vertagen. Mehre von ſeinen Mitgliedern gelobten , mit in den Kampf für die Aufrechterhaltung der Union und für Freiheit und Recht zu ziehen. „Wer von uns “ , äußerte ein Mitglied in der Sißung, in der jene Vertagung beſchloſſen warb, „wird wohl das Glüd haben , beim Wiederzuſammentre: ten des Vereins zugegen zu ſein ? " Sämmtliche Mitglieder unterzeichneten damals den Vertagungsbeſchluß, damit ihre Namen bei der nächſten Sißung verleſen und man er : ſehen fönne, welche Namen fehlen würden.

16 „ Das Glüđ begünſtigte die in den Krieg gezogenen Mitglieder des Vereins inſo : fern , als derſelbe nur einen Todten zu beklagen hatte. Richmann, dem eine Kanonen: kugel in der Schlacht bei Chicamauga den Kopf wegriß ; ein Anderer, Hermann Braun, gerieth in Gefangenſchaft und erlitt zwei Jahre lang die größten Leiden und Entbehrungen ; die Uebrigen, mit Ausnahme des Majors Auguſt Stein, der Kapitäne F. Wilkens und Wilh. Frank, die nach dem Kriege nebſt Vraun hierher zurückkehrten , führte das Geſchid nach andern Pläßen .“ Als nach beendigtem Kriege das durch denſelben verſchobene Sängerfeſt in Co lumbu3 im Sommer 1865 abgehalten ward, betheiligte ſich der Liederkranz zahlreich an demſelben und dieſer „ bundesgetreuen " Betheiligung verdankte man es , daß das nächſtjährige Sängerfeſt einſtimmig hierher verlegt warb. Ueber jenes großartige Feſt haben wir bereits zur Genüge berichtet. Den Bundesvorſtand bildeten in der Zwiſchenzeit zwiſchen dem Bundesſängerfeſte in Columbus und dem hier abgehaltenen die Herren Auguſt Stein als Präſident, G. S. Schuhmann als Setretär und Robert A. Wolff als Feſtpräſident, die in einer im September 1865 hier abgehaltenen Generalverſammlung der zum Bunde gehörigen Vereine erwählt wurden . Seit dem Juli jenes Jahres fungirte Herr Oscar Berner, ein feingebildeter Muſiker, als Dirigent des Vereins. Dieſer machte große Fortſchritte unter dem neuen Dirigenten, doch wirkte bald die durch Kränklichkeit hervorgerufene Reizbarkeit und Unverträglichkeit des Leßtern hemmend auf ein erſprießlicheres Wirken deſſelben . Im Jahre 1869 trat der Liederkranz mit dem Plan zum Bau einer großen Halle vor, welche den Sammel- und Mittelpunkt des hieſigen deutſchen Elementes bilden follte, und wählte in das Erekutiv -Comite Männer aus allen Sängervereinen . Hätte er nach dem urſprünglichen Plane gehandelt, ſo wäre dieſer ſchon damals zur Auß: führung gekommen. So aber ließ er ſich von dem Geſchrei, daß ein ſolcher Bau zu einer „ allgemeinen deutſchen Sache“ gemacht werden müſſe, verleiten , ſämmtliche deutſche Vereine zuzuziehen . Sofort zeigte ſich als Folge der gerühmten , deutſchen Einigkeit“, daß wo vier Deutſche zuſammen ſind, fünferlei verſchiedene Meinungen auftauchen, Jeder hatte ſeinen beſondern Plan und beſtand auf demſelben, und das Reſultat war, daß nachdem das Grundſtüc, auf welchem gegenwärtig das Induſtries ausſtellungsgebäude ſteht, für $ 40,000 angekauft war, nach länger als Jahresfriſt mit Schaden wieder losgeſchlagen werden mußte. Durch dieſe traurige Erfahrung gewißigt, beſchloß nun der Verein , auf eigene Ver antwortung hin den Bau einer ſolchen Halle, deren Nothwendigkeit ſich immer ſtärker fühlbar machte, zu unternehmen , und da das Publikum Vertrauen zum Liederkranz hatte und überzeugt war, daß derſelbe die Sache zum glüdlichen Ende führen werde, zudem die Lorbeeren, welche derſelbe auf dem vorigjährigen Sängerfeſte in St. Louis durch den meiſterhaften Vortrag des Liedes „ Abſchied “ von Schuppert beim Wettſin: gen errungen , auch ein rühmliches Zeugniß für ſein künſtleriſches Beſtreben ablegte, ſo fanden ſich bald nicht nur Deutſche, ſondern auch Amerikaner genug zu Aktienzeich nungen bereit, um dem Unternehmen einen ſicheren Erfolg zu gewährleiſten . Wie dringend die hieſigen Deutſchen längſt die Nothwendigkeit eines ſolchen Sammel- und Mittelpunktes gefühlt hatten, das ging deutlich aus dem Eifer hervor, mit welchem ſie die erſte Idee zur Beſchaffung eines ſolchen ergriffen . Kaum waren in der Sißung vom 2. Mai 1869 mehre von Herrn G. S. Schuhmann eingereichte Anträge, die darauf hinausgingen, den Verein innerlich und äußerlich mehr zu kräf=

17 tigen und durch Gewinnung einer größern Zahl von Mitgliedern in den Stand zu ſeßen, eine Deutſche Halle zu errichten, angenommen worden und kaum hatte ein mit der Ausführung jener Beſchlußanträge betrauter Spezialausſchuß einen Proſpektus, worin das Vorhaben des Vereins beleuchtet ward, an alle hervorragenden Deutſchen gefandt, als die Zahl der Vereinsmitglieder in's Mieſige wuchs. In der kurzen Frift von nur zwei Wochen ſtieg die Zahl der paſſiven Mitglieder von 60 auf 480 und dieſe Zahl ſchwoll mit jeder Woche mehr an, ſo daß der Verein ſich bald ſtark genug fühlte, um den Plan zum Bau einer deutſchen Halle zur Ausführung zu bringen. Das Projekt ſcheiterte zwar diesmal an der nachträglichen Zuziehung ſämmtlicher deutſchen Vereine, weil es unter denen gar zu viele „ Baumeiſter“ gab, aber nur, um bald darauf wie ein Phönig aus der Aſche unverjüngt wieder zu erſtehen. Am 20. Auguſt 1869 erlitt der Verein einen herben Verluſt durch den Tod eines ſeiner älteſten Mitglieder, des Herrn Guſtav Schulz, der ſich in einem Anfall von Schwermuth im Fluſſe ertränkte. Und am 24. deſſelben Monates verlor der Verein ſeinen bisherigen Dirigenten , der an jenem Tage ſeine Stelle niederlegte. Bis zur An: kunft des aus Altenburg erwarteten, vom (Wind-) Müller von der Werra als Meiſter auf allen Inſtrumenten empfohlenen Herrn Focke ward der blinde Violiniſt Herr Groß kopf mit der Führung des Dirigentenſtabes betraut. Als der ſehnlichſt Erwartete ein : traf, merkte man gar bald, daß Herr Müller von der Werra geglaubt hatte, die Deut: ſchen in dieſem Lande ſeien nod halbe Barbaren , für welche der unwiſſendſte deutſche Schulmeiſter noch ein Muſter von Weisheit ſei. Durch den Humbug, den ſich jener Dichter und Herausgeber eines kleinen Muſikblättchens mit dem Liederkranz erlaubte, gerieth dieſer in die größte Verlegenheit. Herr Fođe ſelbſt ſah ein, daß er hier nicht an ſeinem Plaße ſei und war ſehr zufrieden, als der Verein ihm die Mittel zur Rückkehr nach ſeinem kleinen Heimathländchen gab. Aus dem auf die großartigen Lobpreiſungen der muſikaliſchen Verdienſte Fode's hin beabſichtigten großartigen Empfangskonzerte ward natürlich nichts. Nach der „glüdlichen“ Abreiſe Focke's ward Herr Predigam, der an Stelle des bisherigen Dirigenten des Orcheſters des hieſigen engliſchen Theaters, des braven Anton Zöller, erwählt worden war, zugleich zum Dirigenten des Lieder : kranzes genommen . Doch ſchon im Frühjahr 1870 ward Herr W. Plato wieder zum Dirigenten erwählt. Im Januar 1870 ward zuerſt beſchloſſen , dem Männerchor einen Damenchor hin : zuzufügen und bald darauf ein gemiſchter Chor gebildet, der ſchon im November bei der Feier zum hundertjährigen Geburtsfeſte Beethoven's mitwirken konnte. Zu Ende des Jahres 1871 mußte der Verein, um den Plan zum Bau ciner eigenen Şalle durchzuführen, ſich neu organiſiten, um den Staatsgeſegen gemäß die Bedingun gen zur Erlangung eines Freibriefs mit ausgedehnteren Korporationsrechten zu erfül len . Es wurden deshalb ganz neue Statuten entworfen und angenommen und nun fuchte Herr G.S. Schuhmann als damaliger Präſident des Liederkranzes eine Vereini gung deſſelben mit der Teutonia zu erzielen und ſandte auf eigene Verantwortung an den Teutonia -Männerchor Vorſchläge zu einer Verſchmelzung beider Vereine unter dem Namen Liederkranz auf Grund des neuen Freibriefs und der neuen Statuten des ge: nannten Vereins. Dieſe Vorſchläge fielen auf günſtigen Boden ſowohl in der Teutonia wie gleich darauf im Liederkranze, und nachdem die Vereinigung beſchloſſen worden war, fand am 29. Dezember eine gemeinſchaftliche Sißung beider Vereine ſtatt, in welcher die förmliche Vereinigung und die Wahl neuer Beamten erfolgte, wobei der Liederkranz mit Freuden auf den Wunſch der Teutonia einging, ihren bisherigen erfolgreichen Dirigen : ** III.

18 ten, Herrn Paul Eitel, als Dirigenten der nun Eins gewordenen beiden Vereine zu übernehmen . Das ſchon im Mai 1871 vom Liederkranz wieder aufgenommene Projekt des Baues einer Halle konnte nun mit erneutem Eifer zur Ausführung gebracht werden. Noch in jenem Monate ernannte der Verein einen Ausſchuß, mit der Vollmacht, in der Sache ſo zu handeln, wie es die Intereſſen und die Ehre des Vereins erheiſchen. Dieſer Aus ſchuß erwählte Herrn J. I. Fiſcher zum Präſidenten, Herrn J. Wurach zum Vizepräſi denten , Herrn A. Stein zum Sekretär, Herrn Jof. Iſert zum Finanzſekretär und Herrn W. Ehrman zum Schafmeiſter. Der Ausſchuß ſeşte fich mit den Erben von ,,Beck's Halle “, in welcher der Lieder kranz ſein Verſammlungslokal beſaß, in Verbindung, und auf Betreiben der Anwälte der Erben ward bald darauf jene Halle durch die hieſige Chancery -Court verſteigert und dieſelbe vom Liederkranz erſtanden. Nun ſollte der projektirte Umbau der Halle ſofort in Angriff genommen werden und wurden die Herren Schuhmann, Heſer, Wram: pelmeier, Struck und Eſchmann als ,,Bauplan -Comite “, die Herren Goepper, Spöhr, Coldewey, Kufer und Mühlenſchläger als ,, Bau -Comite“ und die Herren Wurach, Gel har und Harthauſen als Finanzcomite ernannt. Glüdlicherweiſe war erſt die im Hinterhofe von Beck's Halle befindliche Sommer bühne abgetragen, als Zweifel darüber laut wurden, ob die Chancery-Court den Ver kauf im Namen der minderjährigen Erben abzuſchließen berechtigt war. Der Lieder: kranz weigerte ſich daher, die Kauffumme zu zahlen, und als die Chancery -Court ihn zur Zahlung verurtheilte, legte er gegen dieſe Entſcheidung durch ſeinen Anwalt Herrn P. A. Gärtner Appellation ein. Im März 1872 entſchied denn auch das Appellations gericht in Frankfort, daß der Verkauf ungültig ſei. Jeßt galt es, ſich raſch nach einem andern gelegenen Bauplaße umzuſehen, und bald fand ſich ein ſolcher in dem auf der Nordſeite der Marktſtraße, zwiſchen der erſten und zweiten Straße gelegenen , 90 Fuß breiten und 210 Fuß tiefen Grundbeſig des Dr. U. E. Ewing. Noch im ſelben Monat März ward der Verkauf abgeſchloſſen. Im Mai ward der Contrakt für die Maurerarbeiten an den Baumeiſter Herrn Hehl um den Preis von $ 45,525 ausgegeben, für die Steinfront an Schwab u. Schuber um $8,985, Chas. Snead u. Co. für ſämmtliche Gußeiſenarbeiten um $ 11,350. Am 19. September wur den dann die weiteren Contrakte ausgegeben : an Caspar Grimm für Anſtreicher- und Glaſerarbeit, an Ahrens u. Ott für Bleiarbeiten und Gaseinrichtung um $ 2,975, an Rautenbuſch u. Co. für Gypſung um $ 3,344, an R. Zahner für Klempnerarbeit um $1,997, an Ad. Bourlier für galvaniſirte Eiſenarbeit um $ 415 . Im November erhiel: ten dann Ahrens u. Co. den Contrakt für Dampfheizung um $ 8,260, Greve u. Buhrlage für Tiſche und Harig, Koop u. Co. für Stühle. Die Herren Struby und Mergell wurden als Architekten mit einem Salär von $ 3,000 angeſtellt. Am Donnerſtag, den 18. Juli, Nachmittags um 5 Uhr fand die feierliche Grund ſteinlegung ſtatt, bei welcher der Mayor Herr Bagter eine den Unternehmungsgeiſt der Deutſchen preiſende engliſche und Herr G. Ferniß eine die Macht des deutſchen Liedes hervorhebende deutſche Rede hielt, und der Liederkranz einige Lieder ſang, worauf dann am Abend ein Concert im Woodlandgarten ſtattfand. Am Dienſtag den 29. April 1873 war das Gebäude bereits ſo weit fertig, daß der Liederkranz ſeinen Umzug aus Beck's Halle in die neue Halle bewerkſtelligen konnte, was zu einer bis tief in die Nacht hinein dauernden improviſirten Feier Anlaß gab. Am 31. April hielt das Erecutiv-Comite für den Bau der Halle ſeine erſte Sißung im neuen

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Gebäude, und am 1. Mai ward der im erſten Stock befindliche Concertſaal durch ein Inſtrumental- und Vocal -Konzert, in welchem die als Sängerin wie als Pianiſtin gleich ausgezeichnete Künſtlerin Frl. Cath. Schmidt aus Covington aus Gefälligkeit mitwirkte, und am Abend darauf durch einen Ball, zu welchem jedoch nur die Mitglieder und Aktionäre ſowie eingeladene Gäſte Zutritt hatten, eingeweiht. Bei der Einweihung am Abend des 1. Mai hielt der gegenwärtige Präſident des Vereins, Herr J. J. Fiſcher, eine kurze vortreffliche Rede, in welcher er hervorhob, daß dies ein Feſttag nicht etwa bloß für den Liederkranz, nein für das ganze hieſige Deutſch thum ſei, welches ſich in dem Bau der Halle ein ſtolzes Monument geſeßt habe, und am · Schluſſe es als eine glückliche Vorbedeutung bezeichnete, daß dieſes Feſt zugleich mit dem altdeutſchen Maifeſte, dem Feſte des Erwachens der Natur aus langem Winterſchlafe, zuſammenfalle, und die Hoffnung ausſprach , daß nun auch für uns ein neuer Geiſtes: frühling anbrechen werde. Das eigentliche Einweihungsfeſt, welches bis zum Fertigbau des großen Konzert: und Opernjaales im obern Stock verſchoben werden mußte und das auf den 29. Sep tember d. J. feſtgeſeßt iſt, wird eines der großartigſten Feſte werden, die noch je hier und überhaupt im Weſten ſtattgefunden . Für die auswärtigen Leſer geben wir hier eine genaue Beſchreibung

der Liederkranz - Halle.

Das Gebäude, das auf der Nordſeite der Marktſtraße zwiſchen der erſten und zwei: ten Straße liegt, hat eine neunzig Fuß breite Front und eine Tiefe von zweihundert und zehn Fuß. Nach der Straße hin hat das Gebäude außer einem, zum Theil unter dem Trotoir liegenden Kellergeſchoß drei Stocwerke, auf der Rückſeite einen Keller und drei Stockwerke, im zentralen Theile jedoch nur zwei Stockrrerke. Der Raum unter dem Trotoir iſt längs der ganzen Front zu einem Kohlengewölbe 1 eingerichtet. Die Front, mit Ausnahme des erſten Sto & s, der nebſt dem Balkon, von Eiſen, iſt aus im Staate Indiana gewonnenen Kalkſteinen erbaut und in der Höhe von drei und fechzig Fuß vom Trotoir aus mit einem Karnieß von galvaniſchem Eiſen gekrönt, mit ſpiß zulaufenden Giebeln an dem öſtlichen und dem weſtlichen Ende und einem offenen kreisförmigen Giebel mit Lyra und Fahnenſchaft in der Mitte. Das ganze Gebäude gewährt von der Front aus einen prachtvollen Anblik, wozu die rieſigen Scheiben im erſten Stod nicht wenig beitragen. Das Kellergeſchoß enthält die Reſtauration und die Weinkeller, nebſt Küchenräu men und Vorrathskellern in der Front, und Heizofen und Kohlenräumen im hintern Theile. Eine Maſchinerie ( dumb waiter ) befördert Getränke und Speiſen aus der Reſtau ration bis in den dritten Stod. Der erſte Stock enthält : Im Vordergebäude, die in der Mitte gelegene Haupt Eingangs- Halle und dreizehn Fuß breite Treppen für den Eintritt des größern Publi kums ; ſo wie am weſtlichen Ende der Front den eilf Fuß breiten Seiteneingang für die Sänger und Muſiker und andere im Hauſe Angeſtellte; einen Salon mit einer Gallerie, und zwei Kaufmannsläden mit Halbgeſchoſſen darüber. Im Centrum Sprech und Garderobezimmer für Damen und Herren ; das Bureau des Superintendenten und einen fünf und ſechzig Fuß breiten und zwei und ſiebenzig Fuß tiefen und zwanzig Fuß hohen Concertſaal mit einer aditzehn Fuß breiten und neun und zwanzig Fuß tieſen,

20 und mit Vorhang und allen Requiſiten zu Theatervorſtellungen verſehenen Bühne ; außerdem Ankleidezimmer und Billetur. Der Concertſaal, der bei Gelegenheit von Bällen, die im obern Hauptſaale gegeben werden, als Speiſeſaal benußt wird, da er mit einem vollſtändigen Küchendepartement in Verbindung ſteht, faßt 700 bis 800 Per fonen und eignet ſich ſehr gut für muſikaliſche und dramatiſche Aufführungen und klei: nere Bälle. Der hintere Theil dieſes Stockwerkes theilt ſich in verſchieden hohe Abtheilungen und wird von der Hausküche, der Speiſekammer, der Porzellankammer und den Vor: rathsräumen im Erdgeſchoß eingenommen und darüber von einem großen Garderobe zimmer ſo wie Ankleidezimmern, Falthürs und Garderobiers - Zimmern , die durch zwei Treppen mit der obern Hauptbühne in Verbindung ſtehen . Der zweite Stock enthält: In der Front das ſechszehn Fuß breite und vier und dreißig Fuß lange Damen - Sprechzimmer ; das zwei und fünfzig Fuß lange und drei und vierzig Fuß breite allgemeine Verſammlungslokal, ſo wie das vier und dreißig Fuß lange und achtzehn Fuß breite Bibliothek- und Leſezimmer, nebſt Waſchzimmern und Cloſets ; die Haupt- Treppenhalle, welche fünf und ſiebenzig Fuß lang und vierzehn Fuß breit iſt. Im Centrum deu neun und neunzig Fuß langen und zwei und ſiebenzig Fuß breiten Hauptſaal mit der Hauptbühne von achtzig Fuß Länge und vierzig Fuß Breite im Lichte im Hintergrunde. Alle dieſe Räume ſtehn in bequemer Verbindung mit einander und gewähren ſo einen verfügbaren Flächenraum von faſt 15,000 Qua: dratfuß in dieſem Geſchoß allein . Der Hauptſaal iſt ſechs und dreißig Fuß im Lichte und beſißt, in der Höhe von achtzehn Fuß von der Flur, eine von eiſernem Dachhänge werk gehaltene große Gallerie. Der dritte Stock des Fronttheils enthält zwei Club- oder Logenſäle von je drei und vierzig Fuß Länge und fünf und dreißig Fuß Breite, mit Vor- und Comitezim : mern . Der Hauptſaal, der urſprünglich dem lange gefühlten Bedürfniſſe eines geräumi geren Ballſaales als die Stadt ihn bisher beſaß, abhelfen ſollte, iſt durch die Hinzu fügung einer Bühne und einer Gallerie ſo wie einer Reihe erhöhter Plattformen und Stufen, ohne dabei den urſprünglichen Plan zu beeinträchtigen, in die geräumigſte und comfortabelſte Salle für muſikaliſche und dramatiſche Aufführungen in der Stadt ver : wandelt worden . Die Bühne, welche geräumig genug für die Aufführung der größten Schauſtüde, iſt mit einem ſchönen Vorhang, ſiebenzehn vollſtändigen Scenerien nebſt dazu gehörigen Seitencouliſſen ſo wie den neueſten und beſten Bühnenmaſchinerien verſehen . 3m þauptſaal haben bequem 1600 bis 1800 Perſonen Plaß. Zwei große Privat logen ſind auf jeder Seite der Bühne angebracht, aus welchen man einen vollſtändigen Ueberblick über die Bühne und den größten Theil des Zuſchauerraumes hat. Das Gebäude iſt durchaus im eleganteſten Style aufgeführt, mit den modernſten Bequemlichkeiten verſehen, gut erhellt und ventilirt und wird durch Dampf geheizt: Und was in den meiſten derartigen Gebäuden in dieſem Lande ſo ſehr vermißt wird, Gelegenheit zu raſchem Entkommen der größten Zuſchauermenge im Falle von Feuers : gefahr, iſt in hinlänglichſtem Maße vorhanden. In der That können die Deutſchen Louisville's ſtolz ſein auf ein ſolches Gebäude und auf einen Verein, der die Aufführung deſſelben ermöglicht hat. Nicht wenig Verdienſt hierfür gebührt dem jetigen Präſidenten des Bereins, ørn . 3. 3. Filder, der ſich keine Mühe verdrießen läßt und kein Dpfer ſcheut, wo es gilt, allgemein

21 deutſche Intereffen zu fördern und der es ſich insbeſondere angelegen ſein läßt, ſeinen ihm an's Herz gelegenen Verein auf die möglichſt hohe Stufe zu heben . Es war daher nur ein pflichtſchuldiger Tribut der Dankbarkeit, daß der Verein in ſeiner Sißung vom 27. Auguſt d. J. beſchloß, das Bildniß ſeines Präſidenten im Sißungslokale aufzuhängen und ihm bort den erſten Plaß anzuweiſen . Schließlich theilen wir die Namen der Mitglieder der verſchiedenen zur Förderung des Baues, der Liederkranz-Halle ernannten Comitez mit : Egelutiv : Comite : 3. 3. Fiſcher, Präſident; 3. Wuracy, Vizepräſident ; Ed. Rapp, prot. Sekretär ; 3. 3fert, Finanzſekretär ; Wilh. Ehrman, Schaßmeiſter ; ferner die Herren A. Coldewey , L. Eæſtenkemper, G. S. Schuhmann, C. C. Rufer , Wilh. Spöhr, Karl 2. Güppner, C. Winkler , Wilh. Kriegshaber, Georg Ehrman , Ph. Jacob, Wilh. Göpper , 3. A. Zimmermann, Joh. Helmus, Georg Sculer, C. Mühlen fchläger, Ad. Struck, H. Wellenboß, Paul Eitel, Jul. Eſchmann, Jac. Gelhaar, Louis Däuble, J. F. Wrampelmeier, N. Mansfeld, Phil. I. German . Bühnenbau - Comite : G. S. Schuhmann , Eb. Happ, 3. 8. Wrampel meier . Die jeßigen Beamten des Liederkranz ſind : f. J. Fiſcher, Präſident; Robert Mansfeld, Vize- Präſident; Louis Däuble, prot. Sekretär ; A. Wunderlich, correſp. Sekretär ; 301. Sfert, Finanzſekretär ; Wm. Ehrman, Schaßmeiſter. Vereins - Executive : G. S. Schuhmann , Vorſißer ; Robert Mansfeld, Sekretär ; Chas. Winkler, Schaßmeiſter ; Ed. Rapp, Louis Däuble, F. H. Schwend, Wm. Ehrman, Fred. Miller, A. Reeſe, I. I. Fiſcher, Jof. Jſert, Albin Wunderlich, Oscar Stuß, Paul Eitel. Dirigent : C. Paul Eitel. Fahrtenträger : bermann Baumgard. Arcivar : Peter Frid .

2.

Der Orpheus.

Nachdern der Liederkranz ungefähr fünfzehn Monate beſtanden hatte, am 8. Juni 1849, ward ein zweiter Sängerverein unter dem Namen „ Drpheus“ gegründet. Ge ſtiftet wurde derſelbe von der Herren : Philipp Kling, H. Oberndorfer, J. W. Kuhlen: kamp, Clemens Ederle, H. Sachtleben , I. Stein , T. Franke, I. H. Schroeder, Harry Peters, Joh. Terfloth . 3. Hirſchbühl, M. Bad , 3. Winter, J. Reutlinger, Wilhelm Vogt, 3. von Borries , $. Krauß, Theodor Schwart, $ . Preißler, Ed. Saipari, Joſ. Spieht, $. Lindenheim , C. Rieke, Rohen, G. Ehrman, Ernſt Günther, Gebrüder Denhardt. Da unter den Genannten ſich nicht nur manche muſikaliſch gebildete Männer, ſondern auch einige vortreffliche Sänger wir erinnern nur an den Tenoriſten Dol finger und den Baſſiſten Reutlinger — befanden, ſo war der junge Verein bereits am 15. Oktober beffelben Jahres im Stande, in einem Konzert öffentlich aufzutreten . Dies Konzert ward am 22. jenes Monats in der Odd- Fellows-Halle wiederholt. Db gleich jedoch in zwei engliſchen und einer deutſchen Zeitung und außerdem in 200

22 Anſchlagzetteln zum Beſuche dieſes Konzertes aufgefordert worden war, wurde nur eine Einnahme von 17 Dollars erzielt, wohingegen allein die Druckkoſten - es waren auch 2000 Programme gedruct worden — ſich auf 30 Dollars beliefen . Der junge Verein ließ ſich jedoch durch dieſen petuniären Mißerfolg nicht abſchreden , und ein Ball, den er zwei Monate ſpäter veranſtaltete, lieferte auch wieder 27 Dollars in ſeine Raffe. Zur Charakteriſtik der Verhältniſſe der damaligen Zeit dienen zwei quittirte Rechnungen des „Anzeiger“ und des „ Beobachter “ aus dem Dezember 1849. Der Anzeiger berechnet dem „Wohlöblichen Orpheus- Verein " $ 1.50 für zwei Wochen lan ges Einrücken einer Ballanzeige, der Herausgeber des Beobachter berechnet dem „ reſpec tiven “ Orpheusverein für eine Ballanzeige vom 23. November bis 3. Dezember $ 1.50 und „für die zwei Konzerte vom 15. und 22. Oktober , weil die Geſellſchaft nicht viel gemacht hat, nur $1.00 ." Neben den vorſtehenden Rechnungen , die fich noch in den alten Akten des Orpheus befinden, exiſtirt auch folgende Quittung : „ Einen Dollar für meinen Trubel in der Ballnacht erhalten.—Miß . Caroline.“ Welcher Art dieſe „ Trubel“ waren, hat die „ Miß Caroline “ nicht näher zu erörtern für nöthig befunden . Der Kurioſität halber theilen wir auch noch folgende Rechnung für den Orpheus aus dem Jahre 1850 mit, die, ohne Tag und Datum , wörtlich lautet : $ 4.00 Vor ungefähr 6 Monaten Kuchen zu ..... 80 Für Transport eines Piano ... 50 Für Zucker 25 Cts. , für Leinons 25 Cts. , . 50 Für } Gallone.Syrub.. $ 5.50 Aus dieſer leßtern Rechnung ſollte man ſchließen, daß der Orpheus in ſeiner Jugend ziemlich nachhaft war. Der erſte Dirigent des Vereins war Herr Carl Proç. Dieſer verließ jedoch im nächſten Jahre Louisville, in Folge deſſen der Verein in's Stocken gerieth und ſeine regelmäßigen Verſammlungen bald gänzlich einſtellte. Erſt im Jahre 1853 organi ſirte ſich der Verein auf's Neue, ftellte Herrn L. Haſt als Dirigenten und Herrn G. Zöller als Vice-Dirigenten an und hielt ſeine Proben im Parlor des Herrn Schad, an der Marktſtraße zwiſchen der 3ten und 4. Straße ab. Dieſelben wurden jedoch ſpär lich beſucht und machte der Verein wenig Fortſchritte, bis im Winter 1854 — '55 die Direktion auf Herrn Ernſt Günter überging, deſſen Tüchtigkeit und Energie es ge lang, das Intereſſe unter den Mitgliedern wieder auf's Neue anzuregen , und den Verein auf eine ſolche Höhe zu heben, daß ihm auf dem im Juni 1856 in Cincinnati abgehaltenen Sängerfeſte im Wettſingen die Palme zuerkannt wurde. ( Bergl. unter Abth. III . ) Von nun an nahm der Verein raſch an Mitgliederzahl zu. Im Januar 1857 gab der Verein der Mozart-Halle ein Konzert zur theilweiſen: Deckung der Koſten der Reiſe zum Sängerfeſt in Detroit. Der Reinertrag belief fich auf nur $ 30. Die Reiſe unterblieb. Im Januar 1858 gab derſelbe einen Ball, um einen Fond zur Reiſe nach dein Sängerfeſt in Pittsburg zu gründen . Der Verein übernahm ſelbſt den Getränkever: kauf auf dem Ball, es wurde aber ſo wenig Wein verkauft, daß zur Deckung der Un: koſten , incluſive der Weinrechnungen, der ,,Fond für Detroit “ herhalten mußte. So blieben zwar keine Dollars, aber circa 150 Flaſchen Wein als Fond für die Reiſe nachy

23 Pittsburg übrig. Dieſe wurden ſpäter auf einem vom Liederkranz und Orpheus ges meinſchaftlich veranſtalteten Balle angebracht, und der Ertrag des Balles incl. des Weines belief ſich auf $115. Die Reiſe nach Pittsburg unterblieb jedoch wiederuin. Es waren ſchlechte Zeiten eingetreten ; auch wurden die Verſammlungen ſchlecht beſucht, und ſchon im Frühſommer vertagte ſich der Verein auf unbeſtimmte Zeit. Jedoch im September ward mit den Singproben wieder begonnen und Herr Georg Zöller zum Dirigenten erwählt. Am 7. März gab der Drpheus ſeinen erſten öffentlichen Maskenball. Es war dies der erſte öffentliche Maskenball in dieſer Stadt. Derſelbe war ein glänzender Erfolg auch in pefuniärer Beziehung, weshalb der Verein mehre Jahre nach der Reihe einen ſolchen Ball gab. Der Ertrag variirte von $10 bis zu $260. Der Erlös des Maskenballes vom Januar 1861, der $225 betrug, wurde zur Reiſe nach dem in jenem Jahre angefeßten Sängerfeſte in Columbus beſtimmt; da jedoch daſſelbe wegen des inzwiſchen ausgebrochenen Bürgerkriegs auf unbeſtimmte Zeit verſchoben warb , ſo wurde für das Geld ein Piano gekauft. Am 4. Juli 1860 unternahm der Verein eine Vergnügungstour nach der Mam moth -Höhle. Durch die Eigenthümer der Höhle war auf den Abend jenes Tages in vielen auswärtigen Zeitungen ein Konzert des Orpheus angekündigt worden . Hun: derte von Fremden hatten ſich eingefunden und das „ Cave -Hotel“ war überfüllt. Doch laſſen wir Herrn $. W. Reisker in ſeiner bei Gelegenheit der Einweihung der jeßigen , Orpheus- Halle" gehaltenen Rede – der wir auch manche der vorſtehenden Daten entnommen haben — ſelbſt über jenes ,,Mammoth-Konzert“ reden : ,,Der Abend des Konzerts rückte heran, und Alles bereitete ſich vor, nur nicht die Sänger, welche von den Strapazen der Reiſe ſich kaum erholt hatten. Doch unſer Ruf ſtand auf dem Spiele, das Konzert war angekündigt und mußte gegeben werden . In fünfzehn Minuten warfen ſich die Sänger in's Ballcoſtüm , mit ſchwarzem Frack und weißer Weſte. Unſer Mitglied A. F. Coldewey war ſo freundlich, den Verkauf der Konzertbillets zu $ 1.00 das Stück für uns zu beſorgen, und nachdem der Saal ziemlich gefüllt war, fing das Konzert an. Der Drpheus hatte ſchon in manchem Konzert geſungen, aber niemals gehörte mehr Heroismus dazu , als bei jener Gelegen heit. Der Saal bildete die zweite Etage eines langen hölzernen Gebäudes, das unten als Speiſeſaal benußt wurde, und war von allen Seiten der Sonnenhiße ausgefeßt. Das Thermometer ſtand zwiſchen 90 und 100 Grad Fahrenheit; und rechnet man hinzu, daß der Theil des Saales , der den Sängern als Bühne diente, unmittelbar über der Küche lag, ſo kann man ſich einen Begriff machen von dem, was wir duldeten. Wir hätten nicht verduften, aber verdunſten mögen. Am zweiten Abend fand ein Konzert in der Höhle ſelbſt ſtatt und war dieſe zu dem Ende glänzend illuminirt mit Talglichtern, die ein mattes, unheimliches Lidyt verbreiteten und überall Koboldge ſtalten erblicken ließen. Das Konzert war der JŲumination gleich. Aus heiſern Kehlen drangen dumpfe Melodien, womit man Geiſter hätte beſchwören können uſw." Im Herbſte jenes Jahres wagte ſich der Orpheus zuerſt an die Einſtudirung von Operetten , die für Männerchöre geſchrieben ſind. Zuerſt tam zur Aufführung ,, Der Haifiſch " auf einem Maskenballe. Im Frühjahre 1861 vertagte ſich der Orpheus auf Grund der unruhigen Zeiten , und wurden die regelmäßigen Verſammlungen erſt im Herbſte 1862 wieder eröffnet. Am 12. Februar 1863 führte er die Operette „ In Schilda" in Bed's Salle in einem ſeiner ,,Krängchen " auf, und gab diefelbe dann, ba fie vielen Beifall fand, öffentlich

24 am 19. März in der großen Halle des Freimaurertempels vor einem zahlreichen Publikum . Zur Feier des Erfolgs dieſer, einen Ertrag von $ 117.60 liefernden , Auf: führung veranſtaltete der Verein am 25. deſſelben Monats ein Souper und wurde bei dieſer Gelegenheit eine Vergnügungsreiſe nach Indianapolis auf den kommenden Mai beſchloſſen. Dieſe Reiſe ſollte ſich zu einer Art Kunſtreiſe geſtalten, indem der Verein im engliſchen Theater in Indianapolis die Dperette „ In Schilda" gegen ein Honorar von $ 100 aufführte. Der Pächter des Theaters hatte große Anſchlagzettel drucken laſſen, auf denen man las : " Grand German Opera “ In Schilda" by the Orpheus Society of Louisville ." Acht Wochen ſpäter wurde bei einem Kränzhen im Woodlandgarten die Operette ,,Die Gerichtsſiķung " aufgeführt, und am 17. März 1864 im Freimaurertempel öffent: lich wiederholt. Im Januar 1866 bezog der Verein das Local des Clubs „ Germania ." Nach dem großen Sängerfeſte in jenem Jahre, im Oktober, ward auch ein gemiſchter Chor gegründet, der für die kurze Dauer ſeines Beſtehens recht Erfreuliches leiſtete. Der: ſelbe ward jedoch nach dem Ablauf des Winters wieder aufgegeben. Zu Anfang des Jahres 1870 miethete der Verein ein an der Jefferſonſtraße zwi îchen erſter und zweiter Straße gelegenes Saus und er bezog, nach bem er verſchiedene Einrichtungen in demſelben hatte vornehmen laſſen , das Gebäude am 5. März. Es werden dort regelmäßig während der Winterſaiſon ,,Kränzchen " veranſtaltet, während der Verein in der Sommerſaiſon von Zeit zu Zeit ein Promenade -Concert in einem öffentlichen Garten oder Park zu geben pflegt. Nur in der gegenwärtigen Sommer ſaijon unterblieben dieſe Promenaden -Konzerte. In der leßten Winterſaiſon betrug die Anzahl der aktiven Mitglieder 24, denen ſich ein Damenchor von 20 Mitgliedern anſchloß. Si verfloſſenen Frühjahr führten dieſelben unter der im vorigen Jahre angetretenen Direktion des Herrn Carl Bergſtein , eines frühern Dpèrn- und Konzert: fängers, in der Weiſiger - Halle ,, Das Nachtlager von Granada " auf, jedoch nicht als Oper, ſondern als Konzert, da die meiſten Damen nicht zu bewegen waren , handelnd und im Coſtüme aufzutreten. Der Drpheus hat in leßter Zeit durch den Austritt mehrer ſehr tüchtiger Mit: glieder, die einen neuen Sängerverein , den „Quartett-Club" gründeten , ſo wie durch den Weggang anderer von hier einige Einbuße erlitten, und es bedarf ſeinerſeits eini ger Anſtrengungen , um ſeine Blüthezeit wieder einzuholen. Die Präſidenten des Vereins ſeit Gründung deſſelben waren die Herren : Theodor Schwart, F. 8. Borries , J. Dolfinger, H. Reister, F. Keisfer, W. Reisker, A. B. Mittler, J. Winter, C. Schickedanz. Gegenwärtig iſt Herr C. Henry Find Präſident des Vereins ; Vicepräſident iſt Herr Wilhelm Reisker, Sekretär Herr May Harten, Schaßmeiſter Herr Heinrich Murter, Bibliothekar Herr Carl Grau. Dirigent Herr Carl Bergſtein .

3.

Die Concordia.

Der Geſangverein „ Concordia “ wurde am 28. Dezember 1856 gegründet von Caspar Aug. Friedel, Jacob Pfalzer, Blaſius Stoll, Jacob Eich , Jacob Berb, Michael Wirth, Nik. Boes, Joh. Boes, Nit. Burg, Nit. Tonelje, Amand Kern und Heinreich Gohman. Die Herren Urban Stengel und Joſeph Roth ſchloffen ſich in der erſten

25 Verſammlung nach der Gründung des Vereins demſelben an. Die erſten Beamten des Vereins waren Caspar Aug. Frieckel, Präſident und Dirigent, und Jacob Pfalzer Sekretär und Rechnungsführer. Später wurde das Amt eines Schaßmeiſters creirt, und im Jahre 1863 das Amt eines Vize - Präſidenten. Herr Joh. Ign. Ren war der erſte Vize -Präſident. Der Verein iſt ein katholiſcher und hat zum Zweck : Hebung und Unterſtüßung des fatholiſchen Kirchengefanges und geſellſchaftliche Unterhaltung. Die Beamten zur Zeit ſind folgende Herren : Fridolin Schrimpf, Dirigent ; Joh. B. Nurre, Präſident ; Anton Schmitt, Vize Präſident; Heinrich Kindermann, Sekretär; Joſeph Rüther, Schaßmeiſter ; David Stengel, Archivar. Der Verein zählt 24 aktive und 120 paſſive Mitglieder.

4.

Quartettclub.

Am 10. September 1871 bildete ſich, zum Theil aus ehemaligen Mitgliedern des Drpheus, ein neuer Sängerverein unter dem Namen Quartett - Club, der für ſeine Jugend ichon recht Erfreuliches geleiſtet hat und ſchäßenswerthe Kräfte beſigt. Der junge Verein hat bereits mehre Konzerte und Promenade -Konzerte, auch ſchon einen Maskenball gegeben, und in der neueſten Zeit auch einen gemiſchten Chor gegründet. Der erſte Dirigent des Vereins war der Lehrer Herr Carl Braun, der jetzige iſt Herr W. Plato. Die Statuten des Vereins unterſcheiden ſich von denen aller übrigen Sänger: vereine dadurch, daß ſie neben dem Präſidenten und Sekretär noch einen 1. g. General: Präſidenten und General-Sekretär aufführen , welche als Präſident und Sekretär des aus den paſſiven Mitgliedern beſtehenden Theils des Vereins zu betrachten ſind. Die Hauptgründer des Vereins ſind : A. B. Mittler, Dr. E. Hupfauf, Karl Koch , H. Siebel, A. Lauber, F. Langenhan, A. Hodapp, E. Mortenſen, R. Schmitt und Rarı Braun. Die erſten Beamten waren : G. Baurman , F. A. Gerſt, A. B. Mittler, Dr. E. þupfauf, A. Hodapp, Dr. F. Eller und E. Mortenſen. Die jeßigen Beamten ſind: G. Baurman , General- Präſident; L. Franke, Gene: ral -Sekretär ; A. B. Mittler, Präſident; $. Siebel, Vice- Präſident; Wm. G. Steinle, Sekretär ; Carl Nüßel, Finanzſekretär ; E. C. Bohne, Schaßmeiſter ; 5. Glagau , Bibliothekar. Die Zahl der aktiven und paſſiven Mitglieder beträgt 136. Das Verſammlungs lokal befindet ſich im zweiten Stod der an der Marktſtraße zwiſchen der 11ten und 12ten Straße gelegenen neuen ſchönen Markthalle.

5.

Martinus -Celangverein.

Erſt ſeit Auguſt gegründet, unter der Direktion von Ad. Becker. ***IV .

26

Louisville Turngemeinde.

Schon im Anfange des Jahres 1849 war in Louisville ein Turnverein in's Leben getreten, hervorgerufen durch einige eingewanderte Mitglieder deutſcher Turner. Derſelbe hatte ſich aber bereits am Ende deſſelben Jahres aus Mangel an Theilnahme aufgelöſt. Die jeßige Turngemeinde wurde am 2.September 1850 gegründet und waren die übriggebliebenen Turner, die früher dem älteren Verein angehörten, verſtärkt durch die maſſenhafte Einwanderung junger Leute aus Deutſchland in den Jahren 1849 und 1850 wieder mit bei der Gründung betheiligt. Die Blüthe des jungen Deutſchlands war damals nach dem Kampfe von 1848 vernichtet. Die Reaktion hatte geſiegt und das Element der Revolution, welches nicht auf den Barrikaden gefallen, ſtandrechtlich hingerichtet oder in den Kaſematten ſchmachtete, mußte nach der Schweiz, Frankreich oder Amerika flüchtig werden, und beſonders die mehr oder minder betheiligten Mitglieder der damaligen Turnvereine waren es, auf welche man fahndete und denen man auf alle mögliche Weiſe zuſeşte. Dieſe Zuſtände veranlaßten eine Maſſe Turner den Wanderſtab zu ergreifen und nach Ame: rika auszuwandern und dieſe Eingewanderte waren meiſtentheils die Gründer und Verbreiter der Turnerei in dieſem Lande. Hier in Louisville war es beſonders der tüchtige biedere Turner Wm. Vogt aus Hanau, der nicht allein in dem jungen deutſchen Vereine, ſondern auch als Turnlehrer in einer von Dr. Guenß gehaltenen deutſch -engliſchen Privatſchule die Kunſt der Tur nerei zur Geltung brachte. Ihm zur Seite ſtanden Karl Franke und Wm. Staen gel durch Wort und That ermunternd und helfend, und um dieſe ſchaarten ſich am obengenannten Tage ungefähr 40 junge Männer, die Gründer der jeßigen Gemeinde, in dem damals von der Wittwe M. Freihofer gehaltenen Gaſthauſe an der Markt: ſtraße, zwiſchen der 3ten und 4ten Straße, und nach einem ſolennen Abendeſſen wurde von Wm. Staengel den Anweſenden die Sache an's Herz gelegt, die Namen entgegen: genommen und die Beamten erwählt. Die Organiſation war geſchehen, nur fehlte es an einem geeigneten Turnplaße ; ein ernanntes Comite hatte die Aufgabe dieſen zu beſchaffen, aber da fehlte es wieder vor allem an Geld , ein Ding für welches eine ,,Safe" anzuſchaffen der erſte Schaßmeiſter gerade keine Gründe hatte. Aber da hat die gutherzige Frau Freihofer Rath geſchafft und ließ auf dem unbenußten Plaße hin: ter ihrem Lokale mit $149 den erſten bedeckten Turnplaß aus Brettern aufbauen, welche Auslagen ihr denn nach und nach abbezahlt wurden. Ein ſchönes freundſchaftliches Verhältniß kennzeichnete den jungen Verein , der die ihm geſtellte Aufgabe, fich förperlich und geiſtig auszubilden , nach beſten Kräf ten zu löſen ſuchte und in kurzer Zeit war die Zahl der Mitglieder auf 72 geſtiegen ; auf dem Turnplaße war ein reges Leben, alle Niegen vollzählig und ſelten fehlte ein Mitglied ; es wurden Turnfahrten unternommen , Ausflüge gemacht (ge jöhnlich in Turnkleidern) und auch hier waren es wieder beſonders die drei obenge nannten Turner, die mit Scherz und Ernſt immer belehrend etwaige Unregelmäßig keiten ordneten. Bei den Turnfahrten am Plaße angekommen , vertrieb man ſich die Zeit mit Turnen, Singen, Turnſpielen u. ſ. w. , auch wurden öfters dabei zeitgemäße Fragen erörtert und beſprochen . Daß ſich dieſes Leben und Treiben bemerkbar machte, iſt nicht zu verwundern und beſonders von den meiſten ſchon länger hier anſäſſigen behäbigen deutſchen Bürgern,

27 die das Springen und Schwingen nicht verſtehen konnten, wurde der junge Turn verein und ſeine Mitglieder gerade nicht mit den günſtigſten Augen angeſehen und das bezeichnete Stichwort für dieſelben, „ Achtundvierziger“, wurde nur zu oft gebraucht; zu gleicher Zeit hatten ſehr viele Amerikaner, die die höchſte Beſtimmung eines Sprin genden nur in ihrer damaligen Feuerwehr erkannten und durch die, meiſt ſonntäg lichen , Turnfahrten veranlaßt, auch keinen ſehr günſtigen Begriff von den „White Jackets“ und nur zu oft wurden von rohen Geſellen Streitigkeiten geſucht, die manchmal abgewieſen wurden, einigemal aber gerade nicht den angenehmſten Verlauf hatten . In dieſe Zeit fiel das dritte Sängerfeſt, welches auf Pfingſten im Jahre 1851 in Cincinnati abgehalten wurde und die Cincinnatier Turngemeinde, die von der Exiſtenz des Louisviller Vereines erfahren hatte, ließ eine Einladung an denſelben ergehen , mit den hieſigen Sängern gleichzeitig das dortige Sängerfeſt zu beſuchen , welchem Wunſche 14 Mitglieder des hieſigen Vereins Folge leiſteten . Sänger und Turner von Louisville wurden in der zuvorkommendſten Weiſe von dem Cincinnatier Turnverein empfangen und beſonders den 14 Turnern wurde von der dortigen Gemeinde die freundlichſte Aufnahme zu Theil, und nach einigen Tagen der Luſt und des Vergnügens wurde beim Scheiden das Verſprechen gegeben, ſich nunmehr in Turnſachen gegenſeitig zu unterſtüßen, und ebenſo wurde von den Cincinnatiern ein. ähnlicher Feſtbeſuch in Ausſicht geſtellt. Bald darauf wurde der hieſigen Turngemeinde von einem Verein deutſcher Jung: frauen eine Fahne verehrt, welche in der Waſhington þalle (jekt Rufer's Hotel) überreicht und welche Feierlichkeit mit einem großen Balle abgeſchloſſen wurde. Bez merkenswerth war zu dieſer Zeit die in's Leben gerufene Turner- Geſangſektion, die nicht wenig dazu beitrug, das geiſtige Leben des Vereins zu heben und zu fördern. Dem in Cincinnati gegebenen Verſprechen wurde auch von der hieſigen Gc meinde Rechnung getragen und am 28. Juni 1852 wurde das erſte Turnfeſt der: Hauptquartier war Frau ſelben auf Stein und Zink's Farm abgehalten . Freihofer's Gaſthaus. Mit den näher liegenden Turnvereinen war eine bedeutende Zahl von Cincinnatier Turnern angekommen und die meiſten der damaligen deutſchen Vereine und beſonders der Liederkranz, welcher die freundſchaftliche Aufnahme ſeitens der Cincinnatier Turner bei dem vorjährigen Sängerfeſt vergelten wollte, unter: ſtüßten die Turngemeinde, um dem Feſte den ſchönſten Verlauf zu ſichern . Die an: weſenden fremden Turner waren höchſt zufrieden und herzlich klang beim Abſchiede ein dreifaches ,, Gut Heil !" und fröhliches Wiederſehen bei dem Turnfeſte im Septem : ber deſſelben Jahres. Bis zum Schluſſe des Jahres 1852 und im Anfange 1853 hatte der Turnplaß idon verſchiedene Mal gewechſelt. Der erſte Umzug war zu dem zweiten Stod der nordöſtlichen Eđe der Adley ziviſchen Markt und Mainſtraße und 4ten und 5ten Straße, ſodann nach der ſchon vorher genannten Waſhington Hall und von dort nach der 2ten und Cheſtnutſtraße, wo von Dr. Caſpari ein ſehr ſchöner Turnplaß eingerichtet war, auf welchem auch Amerikaner turnten. Am 29. Mai des Jahres 1853 wurde in Louisville das zweite Turnfeſt gefeiert und zwar wiederum auf Stein u. Zink's Farm . Eine ſehr ſtarke Anzahl Turner von Cincinnati, von Madiſon, Indiana, und New-Albany, Indiana, waren hier zum Schau- und Preisturnen verſammelt und der Geſangverein Liederkranz ſowie der Schul-, der Arbeiter-, der Schweizer- und der Freimänner-Verein nebſt der National garde (Capt. Schweißer), der Waſhington- Garde (Capt. Knapp), der Scharfſchüßen

28 Company ( Capt. Hirſchbühl) und deutſche Artillerie waren mit im Zuge und ſuchten das Feſt zu verherrlichen . Ende Auguſt deſſelben Jahres wurde von 14 Mitgliedern der hieſigen Turnge meinde eine der größten und ſchönſten Turnfahrten unternommen und ausgeführt, es war nämlich eine Feſtreiſe nach Madiſon, Indiana, eine Strecke von 45 Meilen, um dem dortigen Turnverein einen Beſuch abzuſtatten, welcher zur gegenſeitigen Befriedi gung ausfiel. Im Frühlinge des Jahres 1854 miethete der Verein ein Haus an der Floydſtraße zwiſchen der Market: und Mainſtraße und richtete daſſelbe zu einer Turnhalle ein . Das Haus beſtand in einem Wirthſchaftslokale zu ebener Erde und in einem Verſammlungsſaal im zweiten Stock, und der dritte Stock wurde für Comite zimmer und dergleichen verwendet. Die eigentliche Turnhalle wurde auf einem unbenußten Bauplaße ungefähr 30 Fuß unterhalb des Wirthſchaftslokales mit Bret tern errichtet. Der Verein hatte die Freude, ſehr tüchtige Mitglieder in ſeinen Reihen zu zählen und nicht allein daß fleißig geturnt wurde, auch in pekuniärer Hinſicht war nichts zu wünſchen übrig. Da tam die Zeit des blutigen Montages und obgleich man in Folge von Droh ungen auf einen Sturm ſeitens des Pöbels gefaßt war, ſo wurde doch damals die Turnhalle verſchont, aber die Antipathie und der Haß gegen den Verein gedieh immer weiter und was man an jenem für Louisville jo denkwürdigen Tage erwartete, das geſchah zwei Jahre ſpäter. Die Turnhalle wurde angeſteckt und • brannte mit Geräthſchaften bis auf den Grund nieder und bei dieſer Gelegenheit gingen alle alten Protokolle und Schriften der Turngemeinde, welche in einem Schranke in der Halle aufbewahrt wurden , in Flammen auf. Die Thäter aber blieben bis zum heutigen Tage unentbedt und die Stadtbehörden haben ſich auch nie darum gekümmert enn die damalige Knownothingpartei, zu der die meiſten derſelben gehörten , ſtand in höchſter Blüthe und es war einfach ein Racheatt des deutſchhaffenden Elements . Obſchon nun dieſer Verluſt einerſeits ſehr empfindlich für die Turngemeinde war, denn die Salle war nicht verſichert, ſo verlor man doch nicht den Muth , ſondern beſchloß, ſich nach einem andern Plag umzuſehen. Dieſer fand ſich auch nicht lange darauf und im Jahre 1858 wurde der Bauplaß an der Jefferſonſtraße, zwiſchen der Preſton : und Jadſonſtraße angekauft und das Gebäude, eine frühere fath. Kirche, durch den Baumeiſter Schon zu der jeßigen Turnhalle umgebaut und Ende Dezember deſſelben Jahres eingeweiht. Die Kämpfe und Mühen, denen die Turngemeinde ſpäter ausgeſetzt war, hier zu berichten würde zu weit führen, jedoch werden noch vielen unſeren Mitbürgern die ſtörenden Tumulte eines iriſchen und deutſchamerikaniſchen Rowdythums jener Zeit im Gedächtniffe ſein ; nur ein Fall möge als Erinnerung hier ſtehen : Es war ein Picnic in der Gegend der heutigen Waſſerwerke im Jahre 1859, der Liederkranz war dazu eingeladen und hatte durch Geſangvorträge nicht wenig zur Unterhaltung beige tragen . Das Element der Störenfriede hatte ſich wie gewöhnlich auch da wieder ziem lich vollzählig eingefunden und nachdem man durch dieſe Geſellen den ganzen Tag über beläſtigt war, wurden die Turner und deren Gäſte bei der Heimkehr mit Flinten ſchüffen und einem Steinhagel, unvorbereitet und unbewaffnet, überfallen und der Uebermacht weichend und geſprengt, mußte man froh ſein , auf Umwegen die Stadt zu erreichen. Am folgenden Morgen- fand man auf dem Picnicplaße alle dem Turnverein gehörigen zurückgelaſſenen Geräthſchaften zerſtört, und daß die Bande es nur auf die

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Turner abgeſehen hatte, geht daraus hervor, daß die Liederbücher des Liederkranz un verſehrt und gut verwahrt aufgefunden wurden. Die gewaltigen politiſchen Gährungen hatten ſich um dieſe Zeit mehr förmlich ge ſtaltet und jede Partei, Knownothings, Republikaner und Demokraten machte die äußerſten Anſtrengungen, den Sieg in der Wahlſchlacht von 1860 auf ihre Seite zu bringen . Die meiſten Turner, welche ſeit dem Entſtehen der republikaniſchen Partei in deren Reihen ſtanden, unterſtüßten auch hier mit einer kleinen Stimmenzahl die Wahl ihrer Partei und als Abraham Lincoln erwählt war, ſo wurde jener kleinen Zahl Turner und Turnerfreunden ſchriftlich bedeutet, die Stadt zu verlaffen, widrigenfalls man ſich ihrer auf andere Weiſe entledigen würde. Dieſe Drohung wurde nun nicht weiter beachtet und war dieſes überhaupt das Leßte, was nativiſtiſche Elemente den hieſigen Turnern in den Weg legten .

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Mit der Erwählung von Lincoln zum Präſidenten war bekanntlich die Flamme des Bürgerkrieges ausgebrochen und im April 1861 erfolgte der Aufruf zur Fahne der Union, und ſchon als kaum der Kanonendonner bei Fort Sumpter verhalt war und die Kunde davon allgemeine Entrüſtung unter der republikaniſchen Bevölkerung her: vorrief, war in der hieſigen Turngemeinde eine denkwürdige Verſammlung, in der man über die gefahrvolle Lage des Adoptivvaterlandes verhandelte und die Aufforderung ergehen ließ, der Welt zu zeigen, daß man nicht umſonſt das Motto „Durch Uebung zur Kraft und durch Kampf zum Licht!" auf die Fahne geſchrieben habe, und das Re ſultat war, daß 35 ihrer Mitglieder, die Hälfte des damaligen Vereins, in die Reihen der Union traten, um in dem ernſten großen Kampfe für die Erhaltung der Freiheit einzuſtehen. Die Jahre des Krieges von 1861 bis 1864 waren die dun kelſten Tage in der Geſchichte der hieſigen Turngemeinde. Die Blüthe derſelben war im Felde, ihre Halle war als Lazareth benußt und die daheim gebliebenen friſteten die Exiſtenz des Vereins in kleinen gemietheten Lokalen an der Preſtonſtraße zwiſchen Jefferſon und Green und ſpäter an der Jefferſonſtraße, zwiſchen Jacfon und Hancod ſtraße und ſehr oft waren es nur 3 Mitglieder, die auf dem meiſtens ſehr ſchlecht an gebrachten Turnplaße ſich einfanden . Im Jahre 1864 wurde die Turnhalle wieder von dem Verein bezogen und dieſelbe ihrem früheren Zwede übergeben. Die Kriegsjahre waren beendigt und die ſiegge krönten Kämpfer zogen wieder in ihre Heimath ein ; aber von den fünfunddreißig hieſigen Turnern , die ausgezogen waren, kehrte kaum ein Drittheil, und von dieſen einige verftümmelt wieder zurüd. Bald nach Beendigung des Krieges ward die Turnertagſaßung in Waſhington abgehalten, woſelbſt ſich alle Vereine Nordamerika's zu einem großen Bunde unter dem Namen „ Nordamerikaniſcher Turnerbund “ organiſirten und die Errichtung von Bezirken beſtimmten. Die Louisville Turngemeinde hatte ſich dem Cincinnati Turn bezirk angeſchloſſen und wirkte in demſelben ſo befriedigend als es die damaligen Zu : ſtände zuließen . Ein weiteres Mißgeſchick das einer Brandſtiftung ſehr ähnlich ſah, zerſtörte im Jahre 1866 einen Theil der Bibliothek und Muſikalien und beſchädigte die alte Fahne , welche aber ſpäter durch eine neue ſchöne Fahne erſekt wurde, ein Geſchenk der frei ſinnigen deutſchen Frauen und Jungfrauen von Louisville. Im Jahre 1867 wurde mit reger Theilnahme der Bezirks - Vereine das Bezirks Turnfeſt in Louisville abgehalten.

30 Die lekteren Jahre verwendete der Verein mit Eifer für die Errichtung einer ausgezeichneten Turnſchule unter dem tüchtigen Lehrer C. Anthes und ebenſo für eine gutgeleitete Zeichnenſchule für die Turnſchüler. Am 20. Mai 1872 wurde hier die Tagſaßung des Nordamerikaniſchen Turner bundes abgehalten . Die Turngemeinde gehört jegt zum Bezirksverbande des Dhio Valley Turnbezirks.

Dieſes iſt in kurzer Skizze die Geſchichte der Louisville Turngemeinde. Von der erſten Entſtehung an hatten ſich die Gründer das ſchöne Ziel geſtellt, ihre Mitglieder zu Menſchen von kräftigem Körper und freiem Geiſte heranzubilden, aber trot de3 jahrelangen Wirkens war die Theilnahme und Unterſtüßung ſeitens einer zahlreichen hieſigen deutſchen Bevölkerung eine ſehr geringe und die Turnerei hat ſich noch nicht die Geltung verſchafft, die ihr gebührt. Die politiſchen Verhältniſſe haben unſtreitig in hieſiger Stadt ſehr viel dazu bei : getragen, daß die Turnerei nicht hier ſo blüht, wie ſie ſollte ; dann ſind auch viele tüchtige Mitglieder von hier gezogen . Leider aber ſind auch eine nicht geringe Anzahl einſtiger Turnſchüler auf die der Verein Hoffnungen ſeşte, heute der Sache entfremdet und ein Zuwachs tüchtiger Kräfte von außen iſt wohl für’s Erſte nicht zu erwarten, wo ſelbſt die Staatsbehörde von Kentucky bis jeßt die Einwanderung ignorirte. Die jeßigen Vorſtandsmitglieder ſind : F. C. Leber, erſter Sprecher ; H. Kramer, zweiter Sprecher ; H. Dinkelader, Smaßmeiſter; T. S. Müller, Rechnungsführer ; Anton Kußleb, prot. Schriftwart ; Pirmin Juş, 1. Turnwart ; øy. Dehlmann, 2ter M. Turnwart ; Fr. Siebold, Zeugwart ; 8. Uhrig, Bibliothekar.

1843 Deutſches Caſino.

Das deutſche Caſino“ wurde am 1. Oktober 1872 gegründet. Präſident deffel ben iſt Henry S. Cohn, Vicepräſident C. B. Shickedang, Sekretär Theo. Mauch, Schaßmeiſter 3. 3. Fiſcher, Bibliothekar A. Armbruſt. Dieſe Vereinigung zur Beför: derung des geſelligen Lebens unter unſerer deutſchen Bevölkerung zählte bei der Grün dung 113 Mitglieder, jeßt bereits über 200, und hat als Verſammlungs- und Club Lokal den Saal im dritten Stocwerk der Liederkranzhalle gemiethet. Auch eine Biblio: thet iſt zur freien Benußung der Mitglieder errichtet worden und befördert die geiſtige Bildung derſelben, nebſt einer großen Anzahl deutſcher und engliſcher Zeitſchriften, welche in dem elegant eingerichteten Verſammlungslokale offen liegen. Gründer des ,,Deutſchen Caſino“ waren außer den obengenannten Herren : May Brandecer, F. Fiſcher, W. Meinicke, A. Schmiedeknecht, W. Schöne, Karl Kempf, Leos pold Cohn, Carl Schäfer jun., G. Schleſinger. Die von dem Deutſchen Caſino während des leßten Winters veranſtalteten Ber: gnügungen erfreuten ſich eines zahlreichen Beſuchs und eines guten finanziellen Erfol ges. Ein von Herrn C. C. Brenner dem Verein geſchenktes Landſchaftsgemälde, wel : ches verlooſt ward, ſeşte den Verein in den Stand, eine 2300 Bände umfaſſende und die neueſten Erzeugniſſe der deutſchen Literatur enthaltende Bibliothek anzuſchaffen. Dieſe Bibliothek ſteht den Mitgliedern des Caſino zur freien Verfügung.

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Deutſche Banken .

Die Geldgeſchäfte der Stadt Louisville werden durch eine große Anzahl von Bank inſtituten und Bankgeſchäften vermittelt, worunter die von Deutſchen gegrün : deten und geleiteten einen großen Kang einnehmen. Pompöſe Gebäude an den Hauptverkehrsſtraßen der Stadt, wie an Main- und Marktſtraße, find die Ge ſchäftslokale dieſer merkantilen Inſtitute. Wir führen dieſelben hier nach der Zeit ihres Entſtehens in der Reihenfolge auf : Theo . Schwarg & Co. , Geſchäftslokal an Ede der 5ten und Mainſtraße. John Smidt , Sohn des verſtorbenen Bürgermeiſters Dr. Johann Smidt in Bremen , kam nach Louisville zu Anfang des Jahres 1839 und begründete ein Impor: tations -Geſchäft von Cigarren und Tabafen und ein Export-Geſchäft von Kentucky Blätter - Tabaken mit Theodor Schwart , Sohn des verſtorbenen Dr. Med. F. Schwarz in Syke d. 3. Königreich þannover, der erſterem im Oktober 1840 hierher folgte. Im Jahre 1843 vereinigten ſie mit obigem Betrieb das erſte Schlacht- und Pöckel geſchäft von Ochſenfleiſch zum Erport nach London, Antwerpen , Hamburg und Bremen . Im Jahre 1844 wurden an John Smidt das königlich Bayeriſche Conſulat und einige Jahre ſpäter an Theod. Schwarß das königlich Hannoveriſche Conſulat und großherzoglich Oldenburgiſche Conſulat übertragen, denen ſpäter das königlich Würt tembergiſche und großherzoglich Badiſche für Erſteren und das königlich Sächſiſche für Leşteren folgten. Im Jahre 1849 ging deren Geſchäft unter Beibehaltung des europäiſchen Wechſel geſchäftes und dem Erport von Kentucky Blätter-Tabaken in ein regelmäßiges Wein und Liqueur -Geſchäft über. Im Juli 1855 etablirten ſie das erſte hieſige deutſche Bank- und Wechſel-Geſchäft unter der Firma von John Smidt u. Co., welches von ihnen noch heute neben ihrein Europ. Wechſelgeſchäft und Export von Tabaken betrieben wird. Im September 1857 wurde von ihnen an C. Franke, Sohn des verſtorbenen Pfarrers Georg Franke in Oberrieden, Hepen , und ſeit dem Jahre 1849 in ihrem Geſchäfte thätig, die Procura deffelben ertheilt und am 1. Januar 1858 nebſt F. Janſſen, Sohn des verſtorbenen Regierungsbeamten $. C. Janſſen in Oldenburg und ſeit dem Jahre 1852 im Hauſe thätig, und am 1. Januar 1862 Columbus Brockenbrough , Sohn des verſtorbenen Majors von der Vereinigten Staaten Armee Auſtin Brodenbrough in Virginien und ſeit dem Jahre 1858 im Sauſe thätig, Theil haber im Geſchäft. Am 1. Januar 1869 wurde die Firma von John Smidt u. Co. in die von John Smidt, Schwarg u. Co. umgeändert und in Folge des Todes von John Smidt, der am 8ten Auguſt 1871 in Bremen erfolgte, ging der Firma-Name in Theod. Schwark u . Co. über. Bei Errichtung des Norddeutſchen Bundes wurde Theod. Schwarß mit dem Conſulat des Norddeutſchen Bundes betraut und ſeit Errichtung des deutſchen Raiſerreichs iſt derſelbe zum kaiſerlichen Conſul des Deutſchen Reiches und etwa um dieſelbe Zeit auch zum kaiſerlich königlich Deſterreichiſch -Ungariſchen - Conſul ernannt worden.

32 Die German Inſurance Compant), inkorporirt am 9ten März 1854, wurde gegründet durch Rob. Erneſt, L. Eiſenmann , Phil. Tomppert, Geo . Ph. Doern, Louis Rehm, G. Stein, Jacob Laval, Joh. Durkee, Conr. Schroeder, Elias Hall, J. F. Felker, Sam. W. Stone, Herm . Juſti, N. C. Morſe, Friedr. Schmidt, D. Turman. 3hr Grundkapital, Anfangs $ 100,000, beträgt jeßt $ 200,000. Das Geſchäfts: lokal liegt an der Nordſeite der Marktſtraße, zwiſchen 2ter und Ster Straße. Die jeßigen Beamten derſelben ſind : F. Reidhar, Präſident; I. J. Fiſcher, Sekretär. Direktoren : F. Reidhar, Jacob Schmitt, Geo. P. Doern , L. Eæſtenfemper, I. von Borries, Ph. Winkler, Henry Wellenvoß. In Verbindung mit der German Inſurance Company unter denſelben Direktoren mit den Herren F. Reidhar als Präſident und I. J. Fiſcher als Kaſſirer iſt die German Inſurance Bank , mit einem Baar- Kapital von $ 300,000 , welche am 14. März 1872 von den Herren Franz Heidhar, Geo. P. Doern, Phil. Winkler, Jacob Schmitt, J. H. Ropke, Jul. v . Borries und J. J. Fiſcher ge: gründet wurde. Georg Ehrman, Verſicherungs -Agent. Die Weſtern Bank, an der Nordſeite der Marktſtraße, zwiſchen 3ter und 4ter Straße. Kapital $ 250,000. Gegründet am 12. März 1865. Beamte : A. F. Coldewey , Präſident; Henry Hurter, Kaſſirer. Direktoren ſind : A. F. Coldewey, C. H. Finck, Jacob Dolfinger, Wm. Springer, Jul. Winter, Chr. Stege, Martin Bijur, C. F. Raible, Chr. Jenne. In Verbindung mit der Weſtern Bank iſt unt:r demſelben Direktorium die am 1 . Mai 1872 unter den Verficherungsgeſeßen des Staates Kentuch eröffnete Weſtern Inſurance Company. 5. Müller , Agent. Maſonic Savings Bank an der Nordſeite der Mainſtraße nahe vierter, gegründet im Oktober 1863, reorganiſirt im Juni 1868. Grundkapital $ 300,000. Beamte ſind zur Zeit : Jacob Krieger ſen., Präſident; W. Egelhoff, Caſſirer. Diret toren : N. Miller, W. H. Smith, H. Verhoeff jun., Henry Peter. German Security Bank an Ecke der Markt- und Preſtonſtraße. Gegrün det im April 1867 mit einem Kapital von $ 200,000. Beamte : Johann H. Detchen , Präſident; J. S. Barret, Kaſſirer. Direktoren : Wm . F. Rubel, Wm . Ehrman, F. B. Stoll, L. Eiſenmann, 3. H. Detchen . Die German Bank, an Markt- und 5ter Straße gelegen , wurde 1869 ge: gründet. Ihr Grundkapital beträgt $ 300,000. Präſident derſelben iſt Herr Henry Deppen , Caſſirer Herr Pierre Viglini. Direktoren : Henry Deppen, Joh. Hehl, H. Goldbach, W. F. Pragoff, Georg Rißero, Job. Franzmann, Joh. Schulten . In Verbindung hiermit iſt die ,,Germania Inſurance Company", deren Präſident Herr H. Deppen und deren Sekretär Þ. Viglini ift. Ihr Kaſſa -Kapital beträgt $ 100,000. 3. W. Spöhr, Agent. Die Weſtern German Savings Bank, gegründet im Juli 1872 mit einem Kapital von $ 200,000, davon $ 100,000 eingezahlt, hat ihr Geſchäftslokal an der Ecke der Markt und neunten Straße. Beamte : S. Ulmann, Präſident; E. C. Bohne, Caſſirer. Direktoren : Wm . G. Schmidt, H. W. Reeſe, Theox Sonrad, D. Ferguſon, H. B. Henry , A. B. Mittler, J. H. Wrampelmeier, C. H. Winter, S. Ullmann. Die German National Bank of Louisville wurde gegründet am 5. November 1872. Ihr Geſchäftslokal iſt in dem neuerbauten Hauſe an der erſten und Marktſtraße. Das priviligirte Kapital beträgt $ 300,000, davon ſind eingezahlt $ 237,000 . Beamte : A. N. Struck, Präſident; Nic. Boes, Vicepräſident; Adolph Reutlinger, Kafficer. Direktoren : Ad. Rammers, Jacob Steller, H. W. Kohnhorſt, A. H. Rademacher, G. H. Lampe, Leop. Schuſter, Herm . Wirth.

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Deutſche Kirchen .

(2aptiften .) Die Kirche der ,,deutſchen Baptiſtengemeinde" an Broadway nahe Campbellſtraße, wurde am 24. September 1869 bezogen . Reorganiſation der Gemeinde im Juli 1869 ; dieſelbe zählt etwa 70 Mitglieder und hat drei Sonntagsſchulen in verſchiedenen Stadttheilen mit über 200 Schülern. Grundſaß der Sekte : Perſönliche Freiheit des Menſchen und ſelbſtſtändige Wahl des Bekenntniſſes , (ſogar die Kinder werden nicht . gezwungen , das Bekenntniß ihrer Eltern anzunehmen, es iſt ihnen vielmehr freie Ent ſchließung zu deſſen Wahl gelaſſen ). Paſtor A. Henrich , geb. 1819, kam 1869 nach Louisville, iſt Verfaſſer mehrerer Schriften, war von 1862 bis 1866 Medakteur des „ Seeboten “ (Organ des Baptiſten Bethesda Vereins). In Verbindung mit der Kirche ſteht eine Verſorgungsanſtalt für Waiſen (Bethesda); dieſelbe befindet ſich in No. 232 und 234 Clayſtraße. Vorſteherin derſelben iſt Frau M. Weimar. Herr J. T. Burg hard gab das betr. Haus dem Verein zur freien Venußung. Die Einnahmen beliefen ſich im erſten Vereinsjahr bis Auguſt 1872 auf $ 1781.82, die Ausgaben auf $ 1702.17 .

(Evangeliſche Gemeinden .) St. Paulus Kirche, an Ede der Preſton und Greenſtraße, wurde erbaut im Jahre 1840, abgebrochen und neuerbaut im Jahre 1860. Der Pfarrer der St. Paulus Gemeinde feit deren Gründung iſt Carl Ludwig Daubert, geboren am 16ten Dezember 1800 in Hirzenhain , Heſſen - Darmſtadt, nach Amerika eingewandert 1826 und in Louisville ſeit 1840 thätig. Die Namen der Vorſteher im Jahr der Gründung waren : Gottlieb Kreil, Wilh. Kreil, John Freivogel, John Zubrot, G. Schumacher, Henry Seng , John Lang, Phil . Tomppert, D. Ulmer. Die gegenwärtigen Vorſteher ſind: Henry van Seggern, Wilhelm Schneider, I. H. Richterkeſſing, Jacob Weiſert, H. Gode, Wm. Wacker , Kroell, Joh. Koch, F. Scholl, Manderſchied, F. Molter, F. W. Johanboeke, Heinrich Wellenvoß, G. Doell. Truſtees ſind : H. Seng, F. Wedekemper, Chr. Doerr, John Detchen und Conrad Schöffel. St. Johannes Gemeinde . Gegründet durch Dr. Fiſcher im Jahre 1840, hielt ihren Gottesdienſt bis 1866 in einer Kirche an Hancock nahe der Marktſtraße. Erbaute 1866 eine ſchöne neue Kirche nebſt Schulhaus an der Clay- und Marktſtraße. Prediger ſeit 1857 iſt Herr Theo. Dreſel aus Altena in Weſtfalen, ſeit 1848 in Louis ville. St. Peters Kirche an der Grayſon und 11ten Straße. Die Gemeinde wurde im Jahre 1848 auf Anregung von Pfarrer Daubert gegründet, und zählt jeßt ungefähr 2000 Seelen . Jeßiger Pfarrer iſt Herr H. Waldmann, geboren zu Mühl hofen in Rheinbaiern, ſeit 1862 in Amerika . Mit der St. Peters Gemeinde ſteht ein Unterſtüßungs - Verein in Verbindung. Deutſch evangeliſche St. Lukas Gemeinde, am 5. Mai 1873 aus der St. Lufas Gemeinde, deren Kirche an der 13ten und Greenſtraße lag, neuorgani ſirt. Die Gemeinde hat jegt eine neue Kirche erbaut an der Jefferſonſtraße, zwiſchen **V

34 der 18ten und 19ten Straße. Pfarrer derſelben iſt Chr. F. Keller aus Oberquembacy, kam 1852 nach Amerika, 1870 nach Louisville, ſeitdem Prediger der alten und ſpäter Begründer und Pfarrer der D. E. St. Lukas Gemeinde. Ehemaliger Pfarrer der St. Lukas Gemeinde war Pfarrer Strater aus Altena und vor dieſem der verſtorbene Pfarrer Guſtav Koch. Zionskirche, an der Walnutſtraße nahe Wenzel ( früher ſüdliche Methodiſten : kirche). Die Gemeinde wurde gegründet im September 1865 durch Melchior Mayer, Prediger derſelben bis 1867. Jepiger Pfarrer iſt Herr Conrad Tramer aus Hembach am Weinheim in Baden, ſeit 1847 in Amerika. Zionskirche, reformirte Gemeinde, an der Þancodſtraße, zwiſchen Madiſon und Cheſtnutſtraße, wurde gegründet am 2. Dezember 1849 unter Pfarrer C. Kuß. Erſte Vorſteher waren : Heinrich Kruſe, Wilhelm Stienider, Gerhard Kaldemeyer , Friedrich Harte, F. J. Viſſing, Heinrich Ritter, Friedrich Börnſtrup. Jeßige Vorſteher: H. Markus, Wilhelm Wohlfahrt, Wilhelm Bierbaum , W. Stienicker, W. Toſtrick, W. Harlammert, W. Zabel. Jeßiger Pfarrer iſt Herr Johann Heinrich Klein aus Weingarten bei Karlsruhe in Baden.

(Methodiften .) Methodiſtenkirche an der Clayſtraße nahe Jefferſonſtraße. Dieſelbe wurde gegründet in 1841 von P. Schmucker, welcher bis 1843 Prediger war. Jepiger Pfarrer iſt Verr Carl Bozenhard, gebürtig aus Reutlingen in Würtemberg, kam 1850 nach Amerika. Die Gemeinde zählt 350 Mitglieder. Zweite deutſche Methodiſtenkirche, an der Madiſonſtraße. Gemeinde der biſchöflichen Methodiſten, organiſirt 1848 unter Rev. Jacob Rothweiler ; dieſelbe erbaute im Jahre 1849 eine Kirche. Jeßiger Pfarrer iſt Herr Hermann Herzer aus Neuſtadt a. d. Orla, Großherzogthum Weimar. Die Gemeinde zählt 160 Mitglieder.

( Katholiſche Gemeinden .) St. Bonifacius Kirche . Zu Anfang der dreißiger Jahre gab es dies ſeits des Ohio weſtlich von Cincinnati noch ſehr wenige deutſche Prieſter. Selbſt Louisville hatte noch keinen aufzuweiſen. Um den katholiſchen Einwanderern deut ſcher Zunge Gelegenheit zu geben, ihren Pflichten als Katholiten nachzukommen , machte der verſtorbene Prieſter Ferneding von Cincinnati alljährlich eine Tour nach den Cincinnati nahe gelegenen größeren Pläßen und beſuchte ſo auch Louisville, bis 1836 der erſte deutſche Prieſter Namens Stahlſchmitt von Pittsburg ſich hier nieder ließ und von dem damaligen Biſchof Chabrat, welcher ſeinen Sitz noch in Bardstown hatte, mit der Gründung der erſten deutſchen katholiſden Gemeinde bevollmächtigt wurde. Im Jahre 1837 wurde die St. Bonifaziusgemeinde in's Leben gerufen und erwarb ſich von der Familie Preſton ein Grundſtück zur Erbauung einer Kirche. Der Grundſtein wurde von dem in dieſem Jahre verſtorbenen Prieſter Robert Abell gelegt und die Kirche am 1. November 1838 durch Biſchof Chabrat eingeweiht. Stahlſchmitt, der Prieſter der Gemeinde, unternahm eine Collectionsreiſe, um durch Beiträge die Mittel zur Ausſtattung der Kirche zu erſchwingen, kam aber nie wieder. Er ſtarb in der Stadt Mexiko. Sein Nachfolger ward Karl Blanc, welcher bis zu ſeinem Tode am 30. Juni 1846 der Pfarrei vorſtand und an der Seite der Kirche begraben liegt.

35 Im Jahre 1819, nachdem die Stelle der Pfarrei wiederholt vakant geworden , über nahm der Franziskaner-Orden die arrei und ſandte P. Otto Jair als Pfarreiver: weſer. Im Jahre 1850 wurde die Kirche einer Vergrößerung unterworfen. 960 Kin der beſuchen jeßt die Pfarrſchule. An der Kirche fungiren jeßt drei Prieſter: P. An ſelm Koch, Guardian, P. Venanz Arnold und P. Stephan Sailer, alle von vorge nanntem Drden. In Verbindung mit der Gemeinde ſtehen folgende Vereine : Der Frauenverein, ſeit 1838 an der Verſchönerung der Kirche thätig ; der zweite Verein wurde unter dem Namen St. Bonifazius -Schulverein von dem Prieſter Theo. Heimann geſtiftet, zum Zwecke der Schulbildung armer Kinder, jegt unter dem Namen Erlöſer- Verein zur Verſchönerung der Kirche wirkend ; der St. Philomenia : Jung: frauen- Verein und die Sodalität. Marien Kirche. Gegen Ende des Jahres 1845 ertheilte Biſchof Flaſchuet Vollmacht zur Gründung einer zweiten deutſchen katholiſchen Gemeinde, um im weſt lichen Theile der Stadt eine Kirche und Schule zu errichten. Zu dem Ende ernannte derſelbe vier Vertrauensmänner, deren Aufgabe es war, die weſtlich von der dritten Straße wohnenden deutſchen Katholiken für die Sache zu gewinnen . Die vier dazu be ſtimmten Vertrauensmänner waren : Simon Graf, Heinrich Gieske, Joſeph Huber und Heinrich Interieden. welche aus der biſchöflichen Raſſe tauſend Dollars und den unte ren Theil der damaligen St. Louis Kirche an der fünften Straße zur Benußung zuge: wieſen erhielten. Ein junger Prieſter, Carl Joj. Boeswald, der gerade aus Weinding, Baiern , ankam, wurde als Pfarrer der neuen Gemeinde zugetheilt. Am 8. Februar 1846 wurde das erſte Kind, Conrad Joſeph Jung, getauft. Die erſte Trauung zwiſchen B. Straſſel aus Bitterſchütt in Lothringen und Maria Anna Zeller aus Saſchbach in Haden wurde von Pfarrer Blanc vollzogen und fungirten als Zeugen Andreas Frig und Andreas Grenzenbach. Unter den ſpätern Kirchenvorſtänden Louis Weyd, Joſ. Budel, Wilhelm Nold, Martin Seng, Heinrich Drehaus, Joh. Pulsford, Johann Schulten u . A. wurde die jeßige Kirche an der achten und Grayſonſtraße erbaut. Als die Kirche vollendet war, entſtand zwiſchen den Vorſtehern und dem die Stukatur- Arbeit liefernden Longafer eine Rechtsfrage, die lekterer dadurch zur ſchnellen Entſcheidung zu bringen glaubte, daß er die Eingänge vernageln ließ und ſelbſt durch ein Fenſter die Kirche verließ, vor welchem die von ihm angeſtellten Arbeiter Wache hielten. Die Vorſteher verwieſen die Frage an die Behörden der Stadt und erhielten einen Verhaftsbefehl gegen den beſag ten Longaker , der auch Gelegenheit hatte, im Stadtgefängniß das Unſinnige ſeines Benehmens zu bereuen . Ein Vergleich kam fofort zu Stande und beide Thüren, die der Kirche und die des Gefängniſfes, öffneten ſich. Jin Jahre 1849 wurde die Kirche“eingeweiht. Erſter Organiſt wurde der jeßt noch die Stelle bekleidende Prof. Karl Weiß. Am 8. November 1855 ſtarb Pfarrer Carl Jof. Boeswald im Alter von 35 Jah ren und Franz Xaver Vandeutekom aus Herzogenbuſch, Holland, erhielt die Pfarrſtelle. Die ſtets zunehmende Körperſchwäche des lekteren veranlaßte ihn, im Oktober 1872 ſeinen noch in Holland lebenden Eltern einen Beſuch abzuſtatten, und durch Reiſe und Erholung die verlorenen Kräfte wieder zu erlangen. Eine ihm in Holland angebotene Profeſſur an einem theologiſchen Inſtitute veranlaßten ihn, um ſeine Entlaſſung aus dem Verbande der hieſigen Diözeſe einzukommen, welche ihm Biſchof McCloskey auch bewilligte. Martin Ludwig Brand aus Eupen bei Aachen, ſeit dem 1. März 1871 aſſiſtirender Prieſter, verſieht ſeitdem die Pfarrſtelle als Nachfolger.

36 St. Martinus Kirche an Shelbyſtraße, erbaut 1853 bis 1854. Schönes Innere, namentlich der in München angefertigte Hochaltar. Dieſelbe iſt 193 Fuß tief, am Eingange 53, im Schiff 80 Fuß breit. Dleander Streber aus Engelbrechtsmün ſter in Baiern iſt Pfarrer und Gründer der Gemeinde, nebſt 6 Vorſtehern Verwalter derſelben, lam 1846 nach Louisville, fungirte bis 1853 an verſchiedenen Kirchen als Kaplan. Hülfegeiſtlicher Rev. Beyhorſt aus Sand in Elſaß, ſeit 1863 in Louisville. In Verbindung hiermit das Urſuliner - Kloſter. Kirche zur Unbefleckten Empfängniß an der Shelby- und Cheſtnut ſtraße, gehört zu dem Kloſter der Urſulinerinnen , welches auf demſelben Grundſtücke liegt. Das Kloſter nebſt Kirche wurde im Jahre 1858 unter deſſen erſter Oberin Se leſia Reutmeier gegründet, und haben die Ordensſchweſtern die Erziehung katholiſcher Kinder zur Aufgabe. Sie unterhalten in dem Kloſter eine Erziehungsanſtalt nebſt Schule, und unterrichten ebenfalls in den Pfarrſchulen der St. Martins Gemeinde. Die jeßige Oberin des Kloſters iſt Martina Nicklas aus Falkenſtein in Baiern, ſeit 1860 in Louisville, und nach dem Ableben der erſten Oberin Selefia Reutmeier ſeit 1867 Vorſteherin der Anſtalt. St. Peters Kirche, an Californiaſtraße nahe achtzehnter, erbaut unter Pater Bonaventura Reller 1866. Gegenwärtiger Pfarrprieſter der St. Peters Ge meinde iſt Pater Anton Müller aus Düſſeldorf, welcher in 1860 nach Louisville kam. In Verbindung mit der Gemeinde ſtehen der St. Franziskus-Unterſtüßungsverein und der St. Peters Frauenverein ſo wie die Jünglings- und Jungfrauen- Sodalität. Truſtees ſind zur Zeit die Herren Clemens Cramer, Bernh. Hillerich, Geo . Berger, Emeran Mittel, Heinrich Lucken, Johann Hegewald. St. Antonius Kirche an Markt- und 23ſter Straße. Erbaut 1867. Der erſte Pfarrer derſelben war Pater Bonaventura aus dem Minoritenorden der Franzis kaner. Der gegenwärtige Pfarrer iſt Pater Bernard ( Ettensberger) aus Ellwangen in Würtemberg, derſelbe fam 1869 nach Amerika, 1872 nach Louisville. Die Kirche enthält in ihrem unteren Theile das Schulzimmer. St. Joſephskirche in Butchertown, gegründet und Organiſation der Ge meinde 1865 durch Rev. Leopold Walterſpiel, ſtarb 1870. Jeßiger Geiſtlicher iſt Rev. Wilhelm Van der vagen aus dem Bisthum øerzogenbuſch (Holland) ſeit 1868 in Louis ville. In Verbindung mit der etwa 100 Familien zählenden Kirche ſtehen : Leopold Unterſtüßungsverein , St. Joſephs Verein, St. Aloyſius Jünglings - Verein und Jung frauen Sodalität. ( Israelitiſche Gemeinden .) Der Tempel an Ece von Broadway und fecyſter Straße, wurde am 4. Sep tember 1868 eingeweiht. Die Gemeinde wurde 1813 gegründet und hielt ihre erſten Verſammlungen in einem kleinen Hauſe an der Main oberhalb der Vrookſtraße. 1849 zählte ſie 57 Mitglieder und erbaute den ſpäter abgebrannten Tempel an der vierten Straße für $ 15,000 . - Zur Zeit der Erbauung des neuen Tempels beſtand die Ge meinde aus circa 200 Mitgliedern, deren Präſident Herr Jac. Bamberger war. Dr. L. Kleeberg iſt zur Zeit Rabbiner der Gemeinde. Die Gemeinde der orthodoxen Juden wurde im Jahre 1857 gegrün det und beſteht zur Zeit aus 62 Mitgliedern. Die Namen der Beamten ſind: Harris Levi, Präſident ; Louis Marcuſon , Vice- Präſident; A. Steinhardt, Sekretär ; L. N. Dembiß, Schaßmeiſter ; S. Fromholz, Warden. Der Board der Truſtees beſteht aus folgenden Herren : A. Woolner, I. Salomon, M. Abel, M. Cohn. Rabbiner iſt Rev. Dr. Spiß und Cantor M. Goldberg. Im Mai wurde von der kleinen Gemeinde die jeßige Synagoge an Greenſtraße, nahe 2ter Straße, für $ 8000 gekauft.

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Schulen.

Deutſch - engliſche Akademie . Die deutſch -amerikaniſche Akademie wurde durch Profeſſor H. Knapp aus Freudenberg in Baden im Jahre 1859 gegründet, und lag ihr Schullokal an der Oſtſeite der erſten Straße zwiſchen Walnut und Cheſtnut. 1863 vereinigte fich mit Genanntem zur Fortführung dieſes Inſtituts der frühere Lehrer an der engliſchen Hochſchule Prof. Wilhelm N. Hailmann, gebürtig aus Zürich (Schweiz ). Die Prinzipien dieſer Schule ſind identiſch mit denen der Freien Deutſch Amerikaniſchen Schulen : Anwendung und Verbreitung der „ entwickelnden Methode" und Pflege des deutſchen Geiſtes in den heranwachſenden Generationen . Im Jahre 1865 erbaute eine Aktien -Geſellſchaft das jeßige Schulgebäude an der Ecke der zweiten und Grayſtraße. Herr Sailmann übernahm 1868 die Leitung des Inſtitutes allein , und wurde auf deſſen Veranlaſſung 1870 ein Kindergarten errichtet, der ſeitdem in Verbindung mit dem Inſtitut fortbeſteht. Anfangs zählte er 5, jeßt 50 Zöglinge. Unten den Auſpizien des Prinzipals wurde auch ein engliſcher Kindergar ten für Kinder der Amerikaner in hieſiger Stadt gegründet. Die Reſultate der Aka demie ſind ſchon daraus erſichtlich, daß mehrere unſerer jeßigen hervorragenden deutſch amerikaniſchen Bürger und Bürgerinnen aus ihr hervorgegangen ſind. Herr Hail : mann hat in ſeiner literariſchen Thätigkeit als Redakteur der „Schulzeitung“ , des Organes des 1870 gegründeten Deutſch -Amerikaniſchen Lehrerbundes, und als Ver faffer verſchiedener Broſchüren über Schulweſen ſo wie bedeutenderer Werfe über ,,Entwidelnde Methode" und Kindergärten, welche in engliſcher Sprache erfdie nen ſind ( Outlines of object teaching und Kindergarden culture ) ſich ver: dient gemacht. Von den hieſigen deutſchen Lehrern , Herr Þailmann an der Spike, ging die Initiative zur Begründung des Deutſch-Amerikaniſchen Lehrerbundes " aus , deſſen erſte Zuſammenkunft (Lehrertag) vom erſten bis fünften Auguſt 1870 in Louis: ville ſtattfand. Die Direktoren der Deutſch - Engliſchen Akademie ſind: Theo. Schwark, Präſident ſeit 1865, C. Henry Finck, Julius von Borries, Jul. Winter, Adolph Brandeis, an deſſen Stelle bei ſeinem Ausſcheiden 1872 in Folge einer Reiſe nach Europa verr Frank P. Schmitt getreten iſt. Lehrer an dem Inſtitut waren bis 1873 außer W. N. Hailmann die Herren Wm . Müller und Wilhelm Steffen und Frl. Anna Kean, Lina Böhme, Eliſe Vidahl. Deutſche Sprache in den öffentlichen Schulen . Dieſelbe wurde bis zum Jahre 1854 nur in Kirchen- und Privatſchulen gelehrt. In dem angeführten Jahre wurde ſie auf Erſuchen mehrerer achtbaren Bürger, durch das Schulrathsmit: glied Dr. Krad als Unterrichtsgegenſtand in der zweiten ( heute vierten ) Wardſchule eingeführt und ein in Deutſchland gebildeter Lehrer, Namens Karl Groß, für dieſes Fach angeſtellt. 1855 wurden auch für die erſte Gießt zweite) Ward in der Perſon von Ad. Frey ein und für die zweite Ward zwei deutſche Lehrer berufen. 1856 fand der deutſche Unterricht Aufnahme in der ſiebenten ( jekt neunten) und in der achten (ießt zehnten) Ward. (In erſterer Ward hörte er mit dem Schuljahre 1856 — '57 wieder auf, wahrſcheinlich aus Mangel an einem fähigen Lehrer.) Im Jahre 1864 wurde eine neue, die heute noch beſtehende Ward - Eintheilung vorgenommen, und auch in der erſten Ward ( Butchertown) ein deutſcher Lehrer angeſtellt. Die deutſche Sprache wurde in den Schuljahren 1865—71 in der dritten, fünften, ſiebenten, achten und

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neunten Ward, und außerdem in der in der Duncan- und in der in der Madiſonſtraße gelegenen Schule, in California , der 22ſten und Montgomeryſtraße ſowie in Portland erfolgreich eingeführt. Für denſelben Unterrichtsgegenſtand wurde 1861 — '62 in der Anaben -Hochſchule eine Profeſſur (D. Ernſt) und in der Mädchen -Hochſchule 1871–72 (Michels ) errich tet. Dieſe Sprache wird heute in zwanzig von den hier beſtehenden 23 öffentlichen Schulen gelehrt. In den Intermediate- und Diſtriktsſchulen ſind 30 und in den bei: den Hochſchulen je ein deutſcher Lehrer wirkſam. ( Der Profeſſor in der Knaben-Hoch ſchule unterrichtet auch im Franzöſiſchen .) Jn erſteren Schulen lernen 5197 Schüler deutſch, worunter 1019 Amerikaner und 4178 Deutſche ſind ; in der Knaben -Hochſchule 117, worunter 87 Amerikaner und 30 Deutſche, und in der Mädchen -Hochſchule 66 , darunter 33 Amerikanerinnen und ebenſo viele Deutſche. Die Ausgaben für den Un terricht im Deutſchen pro 1872–73 belaufen ſich in den Intermediate- und Diſtrikts ſchulen auf $ 19,250.40 und in den beiden Hochſchulen auf $ 2,572.90, zuſammen auf $ 21,823.30. Die nächſte Aufſichtsbehörde über das deutſche Departement iſt ein Comite, wel: ches vom Präſidenten des Schulraths jährlich ernannt wird. Bis zum Jahre 1868 beſtand dasſelbe aus drei Mitgliedern , und wurde dann ausgedehnt auf fünf. Die bisherigen Vorſißer dieſes Comites waren : L. Eichrodt ( 1864 — '65 ), Chas. Hebel, B. Stoll, P. Pfeiffer, Dr. C. Leber, welcher leßtere mehrere Jahre nacheinander Vorſißer war und ſich um den deutſchen Unterricht beſonders verdient machte. Während ſeines Vorſiges ſandte der Schulrath auf einen angenommenen Vorſchlag im Monat Juni 1870 ein aus ihm, dem Dr. F. C. Leber, Profeſſor A. Kuſian und W. H. Bartholomew beſtehendes Comite mit dem Auftrage nach Cincinnati, fich dort bezüglich des deutſchen Unterrichts alle mögliche Auskunft zu verſchaffen, namentlich über Bücher, Lehrpläne, Claffeneintheilung u . ſ. w. Dieſes Comite reichte nach ſeiner Hüdkehr einen ſorgfäl: tig ausgearbeiteten Bericht ein und empfahl darin 1. Reviſion der im Gebrauche be: findlichen Schulbücher; 2. hundert und fünfzig Schüler für einen Lehrer ; 3. fünf und vierzig Minuten täglich für eine Klaſſe ; 4. beſſere d. h. geräumigere Schulzimmer ; 5. zweckentſprechende Tiſche, Wandtafeln 2c. und 6., daß ein deutſcher Hilfs- Superin: tendent angeſtellt werde, um alle dieſe und die von dem Comite für den deutſchen Unterricht gemachten Vorſchläge 2c. wie vorgeſchrieben , praktiſch auszuführen . Vom Schulrathe wurden ſowohl die Vorſchläge jenes Comites als auch die wohl durchdachten Verbeſſerungs -Anträge des Comite's für den deutſchen Unterricht ange nommen . Auf Vorſchlag wurde Herr Ph. Michels als deutſcher Aff. Superintendent vom Schulrath erwählt und iſt bis heute in dieſer Stellung verblieben . Herr W. H. Meffert war nicht minder begeiſtert und eifrigſt bemüht, dem Deutſchen allgemeine Verbreitung in den öffentlichen Schulen zu verſchaffen. Herr E. C. Bohne, gegenwärtig Vorſißer dieſes Comite's, iſt mit den übrigen Mitgliedern unermüdlich tätig, dieſem Unterrichte allen nur möglichen Vorſchub zu leiſten . Das gegenwärtige Comite für den deutſchen Unterricht beſteht aus folgenden Mit gliedern : E. C. Bohne, Vorſiger, Dr. F. C. Leber, J. W. Gans, W. O. Williams, Dr. D. P. Middleton. Die Namen der deutſchen Lehrer für das Jahr 1872—°73 ſind : die Herren S. R. Trauth, G. A. Baerfer. Ph . Hebel, Ad. Frey, M. Miller, J. Cohen , S. J. Büch :

39 ler, W. Dreier, H. Schwankhaus, H. Wahlde, G. Hallwachs, E. Graefenhan , und die Damen C. Ropmeier, Frederika Schruff, S. Armbruſter, H. Wittgenſtein, S. Smith, M. Bartels, D. Koehler, A. Glockenbring, Meſſer, E. Sträter, E. Schenk, A. Heinſohn, M. Paslic , E. Elwang, E. Bourgard, M. Loran, F. Sensbach , P. Vogel. Knaben: Hochſchule : Prof. A. Kuſian ; Mädchen - Hochſchule : Prof. Ch. Strad .

Deutſche Waiſenhäuſer.

Deutſch -proteſtantiſches Waiſenhaus . Die erſte Anregung zur Gründung eines proteſtantiſchen Waiſenhauſes ging von der Daubert'ſchen Gemeinde im Jahre 1851 aus, und wurde in dieſem Jahre noch der Verein konſtituirt und das Gebäude an der Jefferſonſtraße zwiſchen 18ter und 19ter Straße gekauft ; am 9ten Januar 1852. erhielt das Inſtitut den Freibrief, und war Herr Theo. Schwarß der erſte Präſident. Das Waiſenhaus hatte in den erſten zehn Jahren mit vielen peku niären Schwierigkeiten zu kämpfen bis Herr Wm. Göpper, der etwa 5 Jahre Präſident war, ſich desſeiben eifrig annahm und durch Veranſtaltung von Picnics die Schulden: laſt glücklich hob. Seitdem wirkten in deinſelben Sinn die Herren Stephan Schmitt, Chr. Mühlenſchläger und Joh. Kaufmann. Eine Vergrößerung der Anſtalt wurde im Sommer 1873 durch Errichtung eines Anbaues in Angriff genommen , und wird nach Vollendung deſſelben für etwa 150 Zöglinge ein Heimatliches Unterkommen geſchaffen ſein . Zur Zeit find 63 Kinder in der Anſtalt untergebracht. Präſident des Waiſenhauſes iſt Joh. Kaufmann, Vice- Präſident: Geo. P. Doern; Sekretär : W. Egelhoff ; Schaßmeiſter : F. Prante. Beamte des Frauen -Vereins , der es ſich zur Aufgabe macht, für die Bekleidnng der Waiſen zu ſorgen, ſind : Frau Joh. Cawein, Präſidentin ; Frau L. Eiſenmann, Vize -Präſidentin ; Frau Wm . Balmer, Schaßmeiſterin ; Frau Henry Seng, Sekretärin. Waiſenvater iſt ſeit 1869 Chr. Leonhardt aus Sindelfingen in Würtemberg, welcher 1854 nach Louisville kam . St. Joſephs Waiſen - Berein . Am 3. Auguſt 1849 verſammelten ſich, in Folge einer Bekanntmachung in den damaligen beiden deutſchen katholiſchen Kirchen, eine Anzahl Katholiken im Schulhauſe bei der Kirche zur Unbefleckten Empfängniß Mariä, um einen Verein zur Unterſtüßung und Erziehung der Waiſen zu gründen . Der hochw. Pfarrer Karl Böswald eröffnete die Verſammlung, erklärte den Zweck derſelben und legte in eindringlichen Worten den Anweſenden die Nothwendigkeit, be ſonders in damaliger Zeit, wo die epidemiſch aufgetretene Cholera auch in dieſer Stadt zahlreiche Opfer forderte, dar, ſich der armen verlaſſenen Waiſen anzunehmen und eine Anſtalt zu gründen, in welcher ſolche untergebracht und in der katholiſchen Religion erzogen werden könnten . Die Verſammlung beſchloß darauf einſtimmig, einen Waiſen -Verein zu gründen , und erwählte den Hochw . Pfarrer Böswald zum Präſidenten und Jakob Pfalzer zum Sekretär der Verſammlung. Sofort ließen die Anweſenden ihre Namen als Mitglie der aufſchreiben und ein Comite wurde ernannt, um eine Conſtitution zu entwerfen, welches aus folgenden Herren beſtand : Hochw . Pfarrer Böswald, Jakob Pfalzer, Jof. Buckel, Anton Geher, Joſeph Tiebens, Johann Schulten und Martin Seng.

40 Eine weitere Verſammlung wurde am 19. Auguſt im Schulhauſe bei der St. Bonifazius- Kirche gehalten, in welcher der Hochw . P. Otto Jair, Prieſter an genann ter Kirche, den Vorſiß führte. Die von obengenanntem Comite entworfene Conſtitu tion wurde vorgeleſen, und dann ein proviſoriſcher Sekretär, Herr Jakob Pfalzer, und proviſoriſcher Schaßmeiſter, Herr Joſeph Tiebens, erwählt, welche bis zur vollſtändi: gen Organiſation des Vereins und der Beamtenwahl dienen ſollten. Eine Anzahl neuer Mitglieder traten in dieſer Verſammlung dem Verein bei. In der am 26. Auguſt abgehaltenen Wahl wurden ſodann folgende Beamte für das erſte Jahr erwählt : Joſeph Boſſung, Präſident ; Nikolaus Vorndran, Vize- Prä: ſident; Jakob Pfalzer, Sekretär; Bernhard Reiling, Scațmeiſter. In einer Verſammlung am 11. November 1849 wurden Bernhard Reiling, Jof. Tiebens, Werner Inderieden und Georg Heitgor als Comite ernannt, um paſſende Pläße für ein Waiſenhaus auszuſuchen . Dies Comite berichtete am 9. Dezember fol: gende Offerten für Baupläße : Ecke der Jadſon- und Walnutſtraße, Front nach Belieben und 204 Fuß tief, zu $25 per Fuß. Ecke der Campbell- und Walnutſtraße, 200 Fuß Front bei 204 Fuß Tiefe, zu $15 per Fuß. Greenſtraße, zwiſchen Clay und Shelby, Front nach Belieben und 204 Fuß tief, zu $20 per Fuß. Haus und Grund an der ſüdöſtlichen Ede von Jadſon- und Marktſtraße für $ 10,000. Von dieſen Offerten wurden jedoch keine acceptirt, ſondern im März des Jahres 1850 ein Haus mit Grund neben der Kirche zur unbefleckten Empfängniß Mariä an der achten Straße zu dem Preis von $ 3250 angekauft. Die Bedingungen waren : $ 200 baar, $ 300 in 30 Tagen und den Reſt in vier jährlichen Terminen mit Intereſſen zahlbar. Am 24. März 1850 erklärte ſich der Verein zur Aufnahme von Waiſen in die Anſtalt bereit und ernannte einen Verwaltungs -Ausſchuß, beſtehend aus den Herren Joſeph Tieberis , Jojeph Steltenkamp, Johann Schulten und Gottfried Kindermann, um die nöthige Einrichtung für das Waiſenhaus zu treffen und ein geeignetes Auf ſeher- Perſonal anzuſtellen. Da jedoch durch den Ankauf und die Einrichtung des Waiſenhauſes die Kaſſe des im Anfange noch ſchwachen Vereins erſchöpft wurde, mußte derſelbe die Aufnahme von Waiſen verſchieben , bis wieder Mittel zur Beſtreitung der Unkoſten vorhanden waren . In dieſer Lage kam dem Verein ein Vermächtniß des Hochw . P. Badin im Betrage von $ 266.50 ſehr zu ſtatten, mit welchem es ihm ermöglicht wurde, die fälli: gen $ 300 des Kaufpreiſes des Eigenthums abzubezahlen. Das Haus wurde inzwiſchen als Familienwohnung vermiethet und brachte als ſolche $12 per Monat ein. P. Badin wurde als ein Zeichen der Dankbarkeit für ſein ſchönes Geſchenk zum Ehren: mitgliede des Vereins auf Lebenszeit ernannt. Im Auguſt 1850 wurden folgende Mitglieder als Beamte für das zweite Jahr erwählt : Johann Sackſteder, Präſident; Wilhelm Nord, Vize- Präſident; Anton Geher, Sekretär; Peter Kremer, Schaßmeiſter. Nikolaus Boes, Ignag Dllmann, Johann Bruns und Wendelin Rampp als Verwaltungsrath. Nachdem ſich die finanzielle Lage des Vereins wieder genügend gebeſſert hatte, wurde im Oktober 1850' der Schuhmacher Ferdinand Berg als Waiſenvater angeſtellt

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und innerhalb eines Monats darnach bereits vier Waiſen in die Anſtalt aufgenom men, womit dieſes Werk der Wohlthätigkeit in praktiſche Wirkſamkeit trat. Der junge Verein nahm ſtets an Mitgliedern zu, ſo daß nach zweijährigem Be ſtehen deſſelben ihre Zahl ſich bereits auf 165 belief. Als im März 1851 der erſte Jahrestermin der Kaufſumme des Waiſenhauſes fällig wurde, die Vereinskaſſe zur Zahlung deſſelben aber nicht ausreichte, kam der Verein auf die glückliche Idee, eine Ausſtellung ( Fair) zum Beſten der Anſtalt abzu halten, und dieſelbe war ſo erfolgreich, daß der Verein in den Stand geſeßt wurde, ebenfalls den zweiten und dritten Termin abzutragen. Der Reinertrag belief ſich auf $ 1293.95, gewiß eine anſehnliche Summe für die damalige Zeit. Der Liederkranz hatte mit gewohnter Bereitwilligkeit den Waiſenverein in ſeinem Unternehmen unter: ſtüßt und wurde ihm für ſeine geleiſteten Dienſte in den Tagesblättern öffentlich der Dank deſſelben abgeſtattet. Im Jahre 1853 veranſtaltete der Waiſenverein abermals eine Fair, welche einen Reinertrag von $ 1,880 ergab. Jin ſelben Jahre wurde der Verein durch eine Akte der Staatslegislatur von Kentucky inkorporirt und der Beſigtitel des Waiſenhauſes, wel cher urſprünglich proviſoriſch an ein Comite bis zur Inkorporation des Vereins ausge ſtellt war, ihm übertragen. Im Laufe der folgenden Jahre, während welcher der Verein zwar ſtets an Bei träge zahlenden Mitgliedern zunahm und auch von der geſammten Bevölkerung der Stadt vielſeitige Unterſtüßung fand, vergrößerte ſich aber auch allmälig die Zahl der Pfleglinge der Anſtalt, und es war augenſcheinlich, daß die Räumlichkeiten derſelben in nicht ferner Zeit nicht mehr ausreichen würden. Da bewerkſtelligte der Verein im Jahre 1858 den Ankauf des ſchönen und für eine Waijenanſtalt höchſt paſſenden Beſik thums von Preſton Rogers an der ſüdöſtlichen Ecke der Green- und Jackſonſtraße, in welchem ſich die Anſtalt heute noch befindet, für den Preis von $ 10,000. Das Grund ſtück hat eine Front von 1311 Fuß bei einer Tiefe von 204 Fuß, und befand ſich auf demſelben, ungefähr 30 Fuß von der Straße zurück und von allen Seiten frei ſtehend, ein geräumiges, im Styl der comfortablen Landſiße gebautes einſtödiges Badſtein Wohnhaus mit einem Erdgeſchoß. Daß der Ankauf dieſes Eigenthums für den Verein als ein ſehr vortheilhafter erkannt wurde, zeigte ſich am deutlichſten bei der Abſtim mung über denſelben im Verein , indem 90 Mitglieder dafür und blos 3 dagegen ſtimm ten . Schon die bequeme Lage, gegenüber der St. Bonifazius-Kirche und Schule, in welcher die Waiſen in anerkennenswerth aufopfernder Weiſe von der St. Bonifazius Gemeinde unentgeltlich herangebildet und in der Religion unterrichtet werden, machte den Ankauf des Eigenthums für die Anſtalt höchſt wünſchensiverth . Das bisher als Waiſenhaus benüßte Gebäude neben der Kirche zur unbefleckten Empfängniß wurde ſodann von der Gemeinde genannter Kirche vom Waiſenverein erſtanden. Das neue Waiſenhaus wurde ſpäter noch bedeutend vergrößert, indem es nach einer Seite hin verlängert und auf das Ganze noch ein Stockwerk geſeßt wurde. Die Anzahl der gegenwärtig ſich darin befindlichen Waiſen variirt zwiſchen 90 und 100, und ſollte ſich mit der Zeit dieſe Zahl verdoppeln oder verdreifachen , ſo würde es an Raum zur entſprechenden Vergrößerung des Gebäudes nicht fehlen. Und ſoeben, während dieſe Zeilen geſchrieben werden, geht auf dem Hintern Ende des Plages, getrennt vom Hauptgebäude, ein Neubau von 100 Fuß Länge ſeiner Vollendung entgegen, in welchem ſich geräumige Stallungen für die die Anſtalt mit ****VI.

42 reichlicher Milch und Butter verſehenden Kühe und Ziegen, Holz- und Kohlenſchuppen, Waſch- und Badſtuben und im zweiten Stoc luftige Krankenzimmer befinden , in welch Leßteren bei anſteckenden Krankheiten die kranken von den geſunden Kindern abgeſon: dert werden können, gewiß eine ſehr zweckmäßige Einrichtung. Zwiſchen dieſem Neu: bau und dem Hauptgebäude und rings um lekteres herum liegt der ſorgſam gepflegte Gemüſe- und Blumengarten , durch welchen ſich als Verbindung zwiſchen beiden Ge: bäuden eine ſchattige mit Reben bepflanzte Laube hinzieht, welche den Kindern als Spielplaß dient. Ein ſprechendes Zeugniß für die umſichtige und ökonomiſche Verwaltung der An ſtalt ſowohl wie für die Dpferwilligkeit der Mitglieder und Freunde des Vereins iſt die Thatſache, daß das Eigenthum deſſelben gänzlich ſchuldenfrei iſt, und nebenbei geſagt, iſt auch ſchon von competenten Autoritäten dem St. Joſephs Waiſenhauſe das ſchmei: chelhafte Compliment gemacht worden, daß es in Bezug auf ökonomiſche Verwaltung ſowohl wie die innere Einrichtung und Leitung eines der beſten derartigen Inſtitute des Landes iſt. An Stelle des früheren Waiſenvaters ſind nun ſeit einigen Jahren Schweſtern aus der Geſellſchaft von Notre Dame als Erzieherinnen der Waifen getre ten, welche mit mütterlicher Sorgfalt über die Kleinen wachen und denſelben eine gute und liebevolle Erziehung angedeihen laſſen. Die Unterhaltungskoſten der Anſtalt werden beſtritten durch die monatlichen Bei träge der Vereinsmitglieder, welche 25 Cents per Mitglied betragen , durch die dem Verein von gutgeſinnten Perſonen zufließenden Geſchenke an Geld und Lebensmitteln , durch den Ertrag einer jährlich veranſtalteten Haus -Collekte, einer Weihnachts -Cols lekte in den katholiſchen Kirchen und gelegentlich von wohlthätigen Geſellſchaften zum Beſten der Geſellſchaft abgehaltenen Unterhaltungen. Da die Mitglieder des Vereins, deren Anzahl ſich auf ſieben bis achthundert be: läuft, Angehörige der verſchiedenen deutſchen katholiſchen Kirchengemeinden der Stadt ſind, ſo wurden, um allen Mitgliedern geeignete Gelegenheit zum Beſuch der regel mäßigen monatlichen Verſammlungen zu geben, in früheren Jahren die Verſammlun gen abwechſelnd in den drei centralen und größten Gemeinden abgehalten. Seit dein Jahre 1866 iſt jedoch hierin eine Aenderung eingetreten . Es wurden nämlich in den verſchiedenen Gemeinden Zweigvereine organiſirt, welche nun ihre monatlichen Ver: ſammlungen am ſelben Tage in ihren reſp. Gemeinden ſeparat abhalten. Dieſe Zweigvereine bilden zuſammen den Centralverein. Derſelbe hält jährlich zwei Gene ralverſammlungen , im April und September, im Schulſaale bei der St. Bonifazius: Kirche, in welcher der halbjährliche Rechnungsabſchluß dem Verein vorgelegt wird. Die Beamten der Zweigvereine ſowie des Centralvereins werden jährlich im Auguſt in den Zweigvereinen gewählt und beſtehen aus einem Präſidenten , Vize - Präſidenten , Sekretär und Schaßmeiſter für jeden Zweig- und den Central - Verein . Außerdem werden von jedem Zweigverein zwei Mitglieder als Verwalter gewählt. Dieſe bilden mit den Central- Beamten den Verwaltungs-Rath, welcher mit der geſchäftlichen Lei tung der Anſtalt betraut iſt. Folgende ſind die gegenwärtigen Beamten des Vereins, welche in der am 10. Auguſt 1873 abgehaltenen Wahl erwählt wurden : Central- Präſident, Geo. D. Deuſer. *) Central - Vizepräſident, Iſidor Weber. Cen : tral-Sekretär, Edmund Rapp. Central-Schaßmeiſter, Georg Fleckenſtein. St. Bonifazius - 3wei g. - Franz Bundſchu, Präſident; M. Müller, Vizepräſident; J. B. Nurre, Sekretär: Anton Schneiderhahn ,Schaßmeiſter ; Clemens Schildt und Ludwig Wunſch , Verwaltungsrath.

43 St. Marien : 3weig. - John Saurer, Präſident; Joſeph Richmer, Vize Präſident ; Valentin Hodapp, Sekretär ; Wm. Voß, Schaßmeiſter ; John Rautenbuſch und Hein. Kolle, Verwaltungsrath . St. Martinus - 3 wei g. - H. Hölsker, Präſident ; Hermann Diden , Vize Präſident ; Auguſt Kremer, Sekretär ; Peter Hofmann, Schaßmeiſter ; Lucas Jung und Leopold Schuſter, Verwaltungsrath. St. Peter 8 - 3 w eig. — Clemens Kramer, Präſident ; J. Hollenkamp, Vize Präſident; Clemens Eveslage, Sekretär ; E. Halbleib, Schaßmeiſter ; $. Sedmann und Louis Weyd, Verwaltungsrath. St. Joſep 58-3wei g. – Wm. Fauſt, Präſident; Adam Prozeller, Vizeprä: fident ; Burkhard Zoeller, Sekretär ; Peter Lieber, Schaßmeiſter ; Ludwig Kiffel und Moriß Schneider, Verwaltungsrath. Anton Nortmeier, Präſident ; Chriſt. Gramig, St. Antonius - 3 weig . Vizepräſident; Joſeph Hubbuch , Sekretär; Joh. Weber, Schaßmeiſter; Sebaſtian pubbud und Georg puber, Berwaltungsrath.

“) Refignirte ſeit der Wahl.

Vereine und BeleMchaften.

Unabhängige Unterſtüßungs - Vereine. Arbeiterverein . Gründer : W. Braunmüller. Erſte Beamten : W. Brann: müller, Präſident ; L. Mayer, Sekretär. Jeßige Beamten : A. Heimerdinger, Präſi dent ; Karl Beyerle, Sekretär; M. Stods, Schaßmeiſter. Der Verein wurde am 26. Juni 1850 gegründet und zählt 111 Mitglieder. Ziedt: Gegenſeitige Unterſtüßung. Grútli Verein , Glied des Nordamerikaniſchen Grütli - Bundes. Gründer : Sam. Sulzer, Lorenz Adly, Alexander Schöne, A. Walzburger, Peter Akly. Beamten : $. Chriſt. Balmer, Präſident; 3of. Uebelhart, Bicepräſident; Lorenz Baumann, Sekretär ; Val. Buechel, Schaßmeiſter. Zweck : Krankenunterſtüßung. Ferner iſt in der Organiſation begriffen „ eine fd weizeriſche Hilføgefellſchaft ", welche vom Helvetia- und Grütli- Verein angeregt, die hieſigen Schweizer im Auge: meinen zur Beihilfe heranzuziehen ſuchen wird. Helvetia Verein . Gründer : Wm. Geißel, Ed. Raiſer, J. C. Baumberger, Peter Portmann, Conrad Schoettlin, Francis Reidhar, Louis Michot, Wm. Müler, I. Kipfer und J. Burge. Erſte Beamten : Wm. Geißel, Präſident; Peter Portmann, Bizepräſident; Eb. Kaiſer, Sekretär; 3. C. Baumberger, Schafmeiſter ; Conrad Schoetlin, Bibliothekar. Jeßige Beamten : Wm . Geißel, Präſident; Peter Portmann, Bizepräſident ; Ed. Raiſer, Sekretär ; 3. C. Baumberger, Schaumeiſter ; 3. Burge, Bibliothekar. Der Verein wurde in 1870 gegründet und zählt 45 Mitglieder. Zweck: Bildung, Sozialität und Beförderung der Einwanderung in den Staat Kentucky. Erſter deutſcher Schüßen Unterſtüßungs -Verein . Saupt-Grün der : Franz Walz. Erſte Beamten : Wendel Spinner, M. Maier, Friedrich Bartſch , Franz Walz. Die jeßigen Beamten ſind dieſelben. Der Verein wurde im Jahre 1873 gegründet und zählt 106 Mitglieder. Der Zweck desſelben iſt: Gegenſeitige Unter : ſtüßung.

44 Unterſtüßungs - Verein der Schreiner von Louisville . Haupt Gründer : Joh jäfer, Georg Mitchel, Joſeph Bittner, Robert Mansfeld. rſte Beamten : Joh. Berger, Präſident ; R. Mansfeld, Sekretär ; Aug. Nuto, Schaß . meiſter. Jeßige Beamten : Leonhard Denhardt, Präſident ; A. Nolte, Vizepräſident ; Friß Stein, Sekretär ; Wm. Steilberg, 2ter Sekretär ; Karl Grane, Schaßmeiſter. Der Verein wurde in 1860 gegründet und zählt 105 Mitglieder. Zweck : Hebung und Aufrechterhaltung der Intereſſen des Schreiner -Geſchäfts und Unterſtüßung der Kran fen und Nothleidenden. Barbier Unterſtüßungs -Verein No. 1. Gründer : A. Gutteſe, M. Deßel, W. Stüßel, A. Schnell, 3. Raupp. Erſte Beamten : A. Gutkeſe, Präſident; M. Deßel, Vicepräſident; A.Schnell, 1. Sekretär ; M. Fids, 2. Sekretär ; W. Stüßel, Schaßmeiſter ; John Kaupp, Thürhüter. Jeßige Beamten : N. Geißler , Präſident ; Paul Gambert, Vizepräſident; Jacob Bollinger, 1. Sekretär ; Ph. Erther, 2. Sekre: tär ; A. Gutteſe, Schaßmeiſter ; G. Did, Führer ; F. Barthels, Thürſteher. Der Verein wurde gegründet am 30. November 1869 und zählt 35 Mitglieder. Zweck des: felben iſt: Unterſtüßung franker und nothleidender Mitglieder. Gambrinus Unterſtüßungs - Verein . Gründer : Jacob Bauer, Jcſ. Schidel, Otto Brohm und Franz Brohm. Erſte Beamten : Jacob Bauer, Präſident ; Joſeph Schickel, Vizepräſident; Otto Brohm, Sekretär ; Isſeph Zöller, Schaßmeiſter ; Jacob Wahl, Thürſteher. Jeßige Beamten : Otto Brohm, Präſident; Nic. Bohn, Vizepräſident; Franz Brohm, Sekretär ; Heinrich Walter, Schaßmeiſter ; Ulrich Gerſt ner, Thürſteher. Der Verein wurde gegründet am 26. November 1865, zählt 32 Mit glieder und hat zum Zweck : Beförderung der Intereſſen der Arbeiter in den verſchie denen Brauereien, ſowie gegenſeitige Unterſtüßung in Unglücksfällen . Teutonia Vruderbund . Gründer : Karl Strudmann, Phil. Rönigsſtein , Andreas Löfer, Karl Geißler, Friedrich Schwarz, Peter Hamm, V. Knapp, Stephan Diehlmann, Auguſt Balman, Gottfried Neff, 3. B. Meier, A. Reis . Erſte Beamten : C. Stuckmann, Phil. Rönigsſtein , I. B. Meier, Andreas Loeſer. Jepige Beamten : I. B. Meier, C. Geisler, Carl Struckmann, Phil. Rönigsſtein . Jahr. der Gründung : 1871. Mitgliederzahl 65. Zwed : Gegenſeitige Unterſtüßung. Bismark Bund . Dieſer Verein wurde am 1. Auguſt 1872 gegründet und zählt 248 Milglieder ; Zweck deſſelben iſt : Lebensverſicherung und Krankenunter: ſtüßung. Die Beamten ſind : Sektion 71-Heinr. Koch, Heinr. Hub, Chriſt. Müller, P. Bithorn, R. Wartman. Sektion 86 — Wm . Goepper, H. Beddiges, Georg B. Bahr, Joh. Koppe, A. Kremer. Sektion 118—Phil. Schillinger, Georg Werner, Joh. Hel mus, C. Yoſt, L. Keidel. Deutſcher Waſhington Unterſtütungs - Verein . Þaupt-Gründer : Joſeph Ludwig Maier. Erſte Beamten : Engelbert Bächer, Jakob Seibert, Wilhelm Gaul, Jof. Ludwig Maier. Jepige Beamten : Karl Schläfer, Georg Eichhorn, Hein : rich Feldkamp, Philip Heb. Der Verein wurde in 1872 gegründet und zählt 112 Mit glieder. Zweck deſſelben iſt: Unterſtüßung der Mitglieder und deren Wittwen und Waiſen . Germania Kranken unterſtüßungs - Verein . Gründer : Michael Emge, Joſeph Ludwig Maier. Erſte Beamten : M. Emge, Chas. Struckman, J. L. Mayer, Johann Sattig. Jebige Beamten : I. L. Mayer, Xaver Schnabel, G. H. Wegner, N. Rehkopf. Der Verein wurde im Februar 1870 gegründet, zählt 104 Mit glieder und hat zum Zweck : Gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheitsfällen .

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Deutſcher Steinhauer Unterſtüßungs - Verein . Gründer : Auguſt Beyemann, Georg Schuler, Louis Hutte, Iſaac Meiſter, Florian Baur. Erſte Beam Martin Kuhn, B. Buch, Joſeph Völkle, Georg Schuler. Verwaltungsrath : Louis Hutte, Heinrich Dickmann, Auguſt Beyemann. Jeßige Beamten : Joh. Sauer, Tob. Haller, Heinrich Hemming, Ch. Gebhard. Jepiger Verwaltungsrath : Jof. Glaſer, Joſeph Schwab, Andreas Krebs. Jahr der Gründung : 1860. Mitgliederzahl 50 . Zwedt: Gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheitsfällen, ſowie auch unterſtügung der Wittwen und Waiſen . Zweiter deutſcher Unterſtüßungs - Verein . Gründer : Valentin Leitſch , Anton Schneider, Heinrich Scharf, Franz Herbet. Beamten - Valentin Leitſch, Franz Herbet, Heinrich Weber, Heinrich Scharf. Der Verein wurde im Dezember 1872 gegründet, zählt 75 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtüßung zum Zweck.

Kirchliche Unterſtütungs - Vereine. ( Proteftantiſme). Kranken , - Wittwen- und Waiſen Unterſtüßungs - Verein der Evang . St. Petri Gemeinde. Haupt-Gründer : I. H. Graff, Heinr. Koch und F. Prante. Erſte Beamten : Fr. Meſtermacher, H. Kleier. J. H. Graff, Erhart Huehlein. Jeßige Beamten : Joh. Boecher, Jacob Boerner, I. H. Graff, Heinr. Koch. Der Verein wurde am 6. Juni 1863 gegründet, zählt 94 Mitglieder und hat gegenſei: tige Unterſtüßung zum Zweck. Johann Huß Loge No. 8 , A. P. A. Haupt- Gründer : I. Findeling , H. Meyer, M. Dumeger. Erſte Beamten : I. Findeling, W. Dumeyer, F. Konrad, O. Palmer, W. Findeling, H. Koch, H. Meyer, Ch. Jung . Ch. Müller, I. Spreşel, I. Sußmann. Jeßige Beamten : K. Hüchtker, I. Sußmann, A. Sieboldt, F. Sie boldt, H. Sieboldt, H. Stockhauſen, H. Jodel, F. Bronner, Þ. Schmiedtknecht, W. Ziely, G. Henkel. Der Verein wurde am 1. Mai 1867 gegründet, zählt 54 Mitglieder und hat die Beförderung des Proteſtantismus zum Zweck. Deutſcher chriſtlicher Jünglings -Verein . Gründer : Paſtor W. Behrendt. Erſte Beamten : W. Behrendt, Präſident ; I. W. Sievert, Vizepräſident ; F. W. Marcus, Sekretär ; A. L. Johanboeke, Schaßmeiſter ; F. Gorbandt, Biblio thekar. Jeßige Beamten : Paſtor J. H. Klein, D. D. , Präſident; W. C. Kornfeld, Vizepräſident; H. R. Johanboeke, correſp. Sekretär ; F. W. Markus, prot. Sekretär ; A. L. Johanboeke, Schaßmeiſter ; 3. W. Sievers , Bibliothekar. Am 17. Juli 1870 wurde der Verein gegründet und zählt jeßt 50 Mitglieder. Zweck : 1 ) Förderung chriſtlicher Erkenntniß ; 2) Förderung chriſtlichen Wandels ; 3 ) Ausbildung des Verſtandes und Herzens. ( Katholiſde.)

St. Bonifazius Unterſtüßungs - Verein . Gründer : Georg Win terheld. Erſte Beamten : Jacob Pfalzer, Heinrich Kohlenberger, Julius Denner, A. Hehemann. Jegige Beamten : Burkhardt Hofmann, Gerhard Luker, Heinrich Hölsker, Franz Nieder. Der Verein wurde am 8. Oktober 1848 gegründet und zählt 210 Mit glieder. Die noch lebenden Mitglieder bei der Gründung des Vereins ſind: Georg Winterheld, Anton Sehemann, Wenziślaus Wiesmann, Ferdinand Hermann, Johann Becht, Joſeph Steltenkamp und Anton Bünker.

46 St. Antonius unterſtüßungs - Verein . Haupt-Gründer : Jacob Eich, Heinrich Brumleve, Franz F. Wieſemann , Aloſius Dürr. Dieſelben waren auch die erſten Beamten . Jeßige Beamten : Clemens Schildt, Johann Buhl, Eduard Neu haus, N. Boes. Der Verein wurde in 1866 gegründet und zählt 261 Mitglieder. Der Zwed deſſelben iſt: Gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheits- und Todesfällen. St. Franziskus Xaverius Unterſtütungs -Verein . Gründer : J. Roſe, F. Feihage, Studenberger, W. H. Dicken , Joh. Krone, Joh. Wilhelm Kopp, J. W. Gräfet, H. Hölsker. Erſte Beamten : C. Schildt, Ferdinand Lamke, C. Rade maker , Ferdinand Kreſig. Jeßige Beamten : St. Göbel, $. Hölster, W. Joſeph Bock hoft, Gerhard Hübers. Der Verein wurde am 6. September 1866 gegründet, zählt 207 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheits- und Sterbefällen zum Zweck. St. Leopolds Unterſtütungs - Verein . Derſelbe wurde im Jahre 1868 von folgenden Herren gegründet: Urban Stengel, Johann Boes, Franz Wieſe mann, Ludwig Kieffel, welche ebenfalls als erſte Beamten fungirten. Jeßige Beam ten : Clemens Schildt, Baldwin Kremer, Conftantin Kieffel, Johann Boeg. Die Zahl der Mitglieder beträgt 160 und iſt gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheits- und Sterbefällen Zweck derſelben. St. Andreas Unterſtüßungs - Verein . Haupt- Gründer : Ch. Riedle, Iſidor Weber, Jakob End. H. Rempper, Michael Leng. Erſte Beamten : Ch. Riedle, Jakob End, H. Kempper, Anton App. Jeßige Beamten : M. 6. Brinkmann, Georg Huber, C. Riedle, Thomas Graff. Der Verein wurde im Juli 1871 gegründet, zählt 80 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheits- und Sterbefällen zum Zwed . Verein zum hl . Erlöſer . Gründer : Pfarrer Theodor Heihmann, P. Johannes Märty, Georg Härty, Johannes Bahsler, Johannes Preis. Jeßige Beam : ten : P. Johannes Berger, Stephan Schädle, Simon Hirth, Johann M. Rothmann. Am 1. April 1847 wurde dieſer Verein bereits gegründet und zählt 125 Mitglieder. Sweck deſſelben : Unterſtüßung der Bonifaziuskirche. St. Johannes Jünglings - Verein . Gründer : Sochw . Pfarrer Brandt. Erſte Beamten : B. Ausdenmor, Ed. Nold, Karl Lorenz, Joſ. Hutti. Jeßige Beam ten : H. Schwarzwälder, John Hill, Heinrich Lorenz, Karl Weiß. Der Verein wurde am 14. April 1872 gegründet, zählt 37 Mitglieder und hat die Verzierung der Pfarr kirche zum Zweck. St. Martinus Bruder - Bund . Haupt-Gründer : Euftachius Reiß, K. Wißler, B. Heil. Erſte Beamten : Franz Schmitt, F. Malkmus, Karl Wißler, Ben. Heil. Jeßige Beamten : Chriſtian Glunck, F. Malkmus, Karl Wißler, Karl Oswald. Der Verein wurde im Juni 1872 gegründet und zählt 80 Mitglieder. Der Zweck des: felben iſt: Gegenſeitige Unterſtüßung in Krankheits- und Sterbefällen ſowie auch Unterſtüßung der Wittwen und Waiſen. St. Michaels Verein . Erſte Beamten : Urban Stengel, Nid. Plaggen: borg, Franz Wiffemann, Joh. Schäfer. Jeßige Beamten : 3of. Liebens ſen ., Johann Berger, Franz Lammers jr., 2. Eiſenman. Der Verein zählt 300 Mitglieder und hat zum Zweck : Unterſtüßung des hl. Vaters Papſt Pius IX. Karl der Große Unterſtütungs - Verein . Gründer - Franz Röber, Franz Löſer, Joſeph Adelberger, Leonhard Heil. Erſte Beamten - Franz Röder, Ing. Sebach, Franz Löſer, Joſeph Adelberger. Jegige Beamten -- Valentin Leitjc , Peter Schönmann, Heinrich Weber, Anton Maier, Euſtach Reis. Der Verein wurde in 1866 gegründet, zählt 150 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtügung zum Zwed .

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Vereine verſchiedenen Sweckes. Great Weſtern Star Band “ . Þaupt-Gründer : Eichhorn, þaupt und Bruder. Erſte Beamten : Eichhorn, Haupt und Bruder. Jeßige Beamten : Chriſt. Haupt, Geſchäftsführer ; A. Stuebling, Sekretär. Dieſelbe wurde in 1866 gegründet und zählt 18 Mitglieder. Zweck : Durch kräftiges Zuſammenwirken der Förderung der Muſik in hieſiger Stadt Vorſchub zu leiſten . Philharmonic Orcheſter . -- W. Plato, Dirigent. Kentucky Market Company . Haupt-Gründer: Charles Rehm, Heinr. Kraft, Jacob Weiſert, Ch. H. Fuſt, D. Abraham, Wm . Schid , Ch. Fritſch, Th. Dyrne, Wm . Mitchell, Edward Brierly, Robert Mitchell, Ch. Holzheimer, James Tomlinſon. Erſte Beamten : Chas. Rehm, Präſident ; Henry Kraft, Vicepräſident ; Ch. H. Fuſt, Sekretär ; Thomas Byrne, Erſaßmann ; Edward Brierly, Schaßmeiſter. Die jeßi gen Beamten ſind dieſelben. Der Verein wurde in 1873 gegründet und zählt zivanzig Mitglieder. Jefferſon County Rifle Club . Der Verein wurde am 7. Juni 1868 von folgenden Herren gegründet : C. $. Merhoff, Joh. Korfhage, Joſ. Stein , Johann Ullrich , Herm. Glanford, G. Kalıney, Joh. Molter, Joh. Wurſter, Nic. Derther, Jakob Klotter, P. Kunglee, Herm. Willy. Erſte Beamten waren : Jof. Stein, Präſident; Joh. Horfhage, Vizepräſident; I. Auer, Schüßenmeiſter; I. H. Merhoff, Schat meiſter ; $ . Wattermann, Sekretär. Jeßige Beamten : Jof. Stein, Präſident ; I. H. Richterkeffing, Vizepräſident ; John Korfhage, Schaßmeiſter ; Wm. Stey, Sekretär ; Nik. Derther und John Molter, Schüßenmeiſter. Die Zahl der Mitglieder beträgt 46 . Der Zweck des Vereins iſt: Durch öftere Uebung mit Schießwaffen den Arm und das Auge zu ſtärken , um nöthigenfalls mit kräftigen Armen der Ausführung der Landeg geſete Vorſdub zu leiſten . Louisville Deutſcher Bau- und Leihverein . Gründer : Urban Stengel, Henry Becker, F. F. Wieſſeman, Conrad Schaefer, F. Bundjchu, G. Alber ding, Theo. Droppelmann, F. Schönlaub, Fr. Weiß. Erſte Beamten : Urban Stert : gel, Präſident; Fr. Schoenlaub, Vizepräſident; Henry Beder, Sekretär ; Nik. Boes, Schaßmeiſter. Die jeßigen Beamten ſind dieſelben. Direktoren : F. F. Wieſſeman, Frant Bundidu, Theo. Droppelmann , Conrad Schäfer, Joſeph Schwab, Guſtav Alberding, Friedrich Weiß, Alois Duerr, Clemens Schildt. Der Verein wurde am 5. Februar 1872 gegründet und zählt 375 Mitglieder. Jefferſon County Bau- und Leih - Geſellſchaft. Gründer : John Boes, F. Fabel, Wm. Brigman, F. Humbert, Jacob Krauth, M. Layer, G. Layer, F. W. Meyer, John Ehrman , Jacob Hartman, Wendel Kraß, 4. F. Herman. Dieſe waren zugleich das erſte Direktorium , und bilden das gegenwärtige, mit Ausnahme des Herrn Leonhardt anſtatt A. F. Herman. Erſte Beamten : Joh. Boes, Präſident ; F. Fabel, Vizepräſident; Wm. Brigman, Sekretär ; F. Humbert, Schafmeiſter. Die jeßigen Beamten ſind dieſelben . Der Verein wurde am 27. Mai 1872 gegründet und zählt 345 Mitglieder. Zwed : Durch monatliche Beiträge, Zinſen uſw. einen Fond zu bilden , um den Mitgliedern zu ermöglichen , ſich Baupläße, reſp. Wohnhäuſer zu er : werben . Kapital-Stock $ 500,000. Benevolent Dramatic Club . Erſte Beamten - Wm . Nold, Heinr. Seng , E. C. Nold, I. J. Budel. Jeßige Beamten - Wm . Nold, Präſident; B. Ausdenmoor, Vizepräſident; Ed. C. Nold, Sekretär ; 6. .. Lorenz, Schafmeiſter. Der Verein wurde am 4. Mai 1868 gegründet und zählt 13 Mitglieder.

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Logen. Willis Stewart Loge No 224 , F. A. M. Gründer : Sylveſter Thomas, E. Gieſe, H. R. Schröder, I. F. Baſt, Ad. Zimmermann. Erſte Beamten : Sylveſter Thomas, Ernſt Gieſe, H. H. Schröder, F. Meſtermacher, J. F. Baſt, Ad. Zimmermann, J. C. Peery, A. D. Ehrig . Jeßige Beamten : Phil. Michels, C. H. Find, Fred. Keister, J. Doll, L. Daeuble, J. Hinzen, H. Miller, F. T. Schulte, M. Harden , G. A. Lippold, F. Langenfeld, H. Hudſon. Dieſe Loge wurde am 4. Juni 1851 gegründet und zählt 72 Mitglieder. Louisville Loge No. 81 , J. D. D. F. Gründer : Georg Nürnber ger , Joh. Kaufmann , F. Beck, Franz Storch , Joh. Fiſcher. Erſte Beamten : Franz Storch , Joh. Kaufmann, F. Beck, Georg Nürnberger. Jeßige Beamten : A. Fiſcher, Alexander Ruh, Albert Strümpel, John Schnetter, H. Beder. Gegründet wurde die Loge am 15. April 1851 und zählt 195 Mitglieder. Zweck derſelben iſt Unterſtüßung ihrer Mitglieder in Krankheitsfällen. Mozart Loge No. 149 , J. D. D. F. Gründer : Adolph Rammers, J. Laufer, Adolph Reutlinger, Erwin Halbleib, F. Doll, J. C. Fink, I. J. Fiſcher, I. H. Hingen. J. B. Kramer, F. Fenſterer. Erſte Beamten : Erwin Halbleib, Johann Laufer, Joh. B. Kramer, Adolph Reutlinger, J. C. Fint. Jeßige Beamten : Conrad Schildger, Phil. Schneider, Conrad Roth, Joh. Laufer, Carl Leyerle. Am 10. Auguſt 1865 wurde dieſe Loge gegründet, zählt 108 Mitglieder und iſt der Zweck derſelben ge genſeitige Hilfeleiſtung. Teutonia Loge , J. D. 0. F. Haupt-Gründer : Chriſt. Kung, Johann Pfleiderer, D. F. Brand, Joh. Reih. Erſte Beamten : J. Mader, Chriſtian Kunt, Jakob Koch, Wm . Kiefer, D. J. Brand, Ch. Hefendörfer . Jeßige Beamten : Wm. Kiefer, C. Werner, Simon Eichert, R. H. Dorn, D. F. Braad, John Raih. Die Loge wurde im Jahre 1872 gegründet und zählt 46 Mitglieder. Zweck derſelben iſt Wohl thätigkeit. Göthe Encampment No. 37 , I. D. D. F. Haupt- Gründer : C. H. L. Meyer, E. H. Kurkamp, L. S. G. Schmitt, Joh. Reih, Anton Werner, Louis Halbach. Erſte Beamten : Louis Simm, Georg Schmitt, C. H. L. Meyer, E. H. Kur: kamp, Hein. Strube, Joh. Raih, Louis Halbach . Jeßige Beamten : F. J. Shoen, S. Eichert, W. Haberer, Joh. Mader, Jakob Eicher, Louis Helm. Gegründet wurde das Encampment am 2. Mai 1868 und zählt 60 Mitglieder. Zweck deſſelben iſt Wohl thätigkeit. Humboldt Loge No. 141 , n . 3. S. B. Gründer - 2. Raiſer, G. Smith, L. Simm, E. H. Kurkamp, H. Bertelkamp, N. Schneider, P. Weber, F. Schweißer, 3. Franzmann , C. H. L. Meyer, J. Raih, 3. F. Schid . Erſte Beamten P. Weber, N. Schneider, Louis Simm, Louis Raiſer, I. Franzmann, E. H. Kurkamp. Seßige Beamten - A . Beuther, Johann Niehl, 5. Harbsmeyer , E. H. Rurkamp, Philip Haas, E. Glocen, G. Strobe. Dieſe Loge wurde am 11. Juli 1859 gegründet, zählt 148 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtügung zum Zwed . Louisville Loge No. 71 , D. D. H. Gründer - Konrad Kolb, Peter Herbſt, B. Roffenberg, Georg Tomas, Joſeph Böffer. Erſte Beamten - Joſeph Böffer, B. Roſſenberg, Georg Tomas, R. Rolb , Peter Herbſt. Jepige Beamten - Georg Wolenſchläger, C. Aronmüller, W. S. Goezmann, F. Dalheimer. Gegründet wurde dieſe Loge in 1858, zählt 69 Mitglieder und hat zum Zweck : Unterſtüßung der Brü : der, deren Wittwen und Waiſen.

49 Louisville Hain No. 3 , B. A. D. D. Dieſe Loge wurde am 2ten Januar 1863 von folgenden Herren gegründet : Georg Dehler, Phil. Schillinger, Joh. Trebing, Joh. I. Hempel, Joh. Hempel, Georg Kilgus, W. Exerle, A. Muckelbauer, Gottfried Müller, Ph. Fauſt. Erſte Beamten : Ph. Schillinger, Geo. Kilgus, G. Müller, W. Eckerle, A. Mudelbauer . Jepige Beamten : Jacob Lang, H. Herold, F. Steiner, F. Fenſterer, N. Moſche, S. Alheim. Die Loge zählt 83 Mitglieder und hat zum Zweck : Verbreitung geſelligen und geiſtigen Verkehrs ſowie Unterſtüßung in Krankheitsfällen. Kentucky Hain No. 1 , V. A. D. D. Gründer : Peter Noll, Louis Schuckman, Jakob Schmitt, Conrad Schrodt, Peter Kuhl. Erſte Beamten : Peter Noll, Jacob Schmitt, Conrad Schröder. Jeßige Beamten : G. Baumgärtner, Karl Moliß , V. P. Kreiſcher, Karl Veth. Gegründet wurde dieſe Loge am 18. Mai 1855, zählt 65 Mitglieder und hat zum Zweck : Verbreitung geſelligen und geiſtigen Verkehrs ſowie Unterſtüßung in Krankheitsfällen. Tecumſeh Stamm No. 136 , u . D. N. M. Haupt-Gründer : Jeff. B. Davies, Peter Ruhl, Joh. Emig, Capt. Haarig, Ed. Merkel, Doktor Schmidt. Erſte Beamten : Jeff. B. Davies, Peter Ruhl, Ed. Merkel. Jeßige Beamten : Adam Degen, Theo. Damm, Franz A. Brohm, Leopold Schneider. Gegründet wurde dieſe Loge in 1855, zählt 69 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtüßung zum Zweck. Uhland Loge No. 4 , K. of P. Gründer-J. I. Fiſcher, H. Hinßen, G. Thomas, H. Kinkel, J. G. Ruckſtuhl, Adolph Rammers, C. H. Dorn, G. Fritſchner, Johann Haus, H. W. Preisler, A. Reutlinger, L. Muffehl, P. Brenner. Erſte Beam : ten-I. J. Fiſcher, Philip Brenner, L. Muſſehr, A. Reutlinger. Jeßige Beamten F. H. Doerr, J. Helmus, Oscar A. Meßner, J. I. Fiſcher. Die Loge wurde am 26. Juni 1869 gegründet, zählt 123 Mitglieder und iſt gegenſeitige Unterſtüßung Zweck derſelben . Ercelſtor Loge No. 12 , K. of Þ . Gründer-F. Fenſterer, L. Urban, St. Lauer, C. C. Will, J. B. Cramer, C. P. Will, M. Fehder. Erſte Beamten-F. Fenſterer, L. L. Hammers, L. Urban, C. C. Will, C. P. Will. Jepige Beamten - I. Hempel, Ph. Hamm, W. Geipel, C. C. Will. Die Loge wurde in 1870 gegründet, zählt 101 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtüßung zum Zweck. Barbaroſſa Loge No. 23 , R. of P. Gründer - Conrad Roch, Martin Merkle, Phil. Leonhard, Chriſt. Mayflor, Jacob Leszinsky, Iſaac Lieber, A. Altmann, F. Fiehe, H. Klein , A. Netowsky , G. F. Shur, Johann Kramer, Jacob Mohr, F. Kilgdies, Stephan Kern , Johann Weiſenſtein . Erſte Beamten - Martin Merkle, J. Kramer, Chriſt. Mayflor, F. Fiehe, Phil. Leonhard, C. Koch . Jeßige Beamten—A. Altmann, J. A. Iſert. Franz Leonhard, F. Fiehe, C. Koch, Chriſt. Davers. Die Loge wurde am 28. November 1872 gegründet, zählt 42 Mitglieder und hat gegenſeitige Unterſtüßung zum Zwed .

Verſicherungs- Geſellſchaften. Falls City Deutſche gegenſeitige Feuerverſicherungs -Geſell ſchaft . Erſte Beamten - L. Ecſtenkemper, Johann C. Gies, Ph. Gernert, C. Hebel. Jebige Beamten-Karl Mehler, H. Strube, Georg Hill, A. J. Meyer. Dieſelbe wurde am 20. Rovember 1868 gegründet und zählt 432 Mitglieder.

50 Deutſche Waſhington gegenſeitige Feuerverſicherungs - Ge ſellſchaft . Haupt-Gründer - Joſeph Schwab, Conrad Schäfer 26. Erſte Beamten -Conrad Schäfer, Prodaſius Mürb, Joſeph Schwab, Nicolaus Plaggenburg. Jeßige Beamten - Conrad Schäfer, Peter Hoffmann, Joſeph Schwab, Leopold Schuſter. Die Geſellſchaft wurde im Januar 1870 gegründet und zählt 917 Mitglieder. Der Zweck derſelben iſt gegenſeitige Verſicherung ihres Eigenthums gegen Zerſtörung durch Feuer. Das Verſicherungs- Capital beträgt $ 1,804,000. Erſte Deutſche Louisville gegenſeitige Lebensverſicherungs : Geſellſchaft. Gründer - Joſeph Feldhaus, Hermann Rademaker, Joſeph Möll mann, Wilhelm Viſſing, Peter Hoffmann, Franz Nieder, Caspar Kölz, Karl Rade maker, Heinrich Kişero, Hermann Paslic, Egid Leitſch, Albert Sondergild, Johann Eichhorn , Heinrich Hölster. Erſte Beamten - Joſeph Feldhaus, Heinrich Hölster, Hermann Rademaker, Franz Nieder , Wilhelm Viſſing, Albert Sondergild, Joſeph Rohmann. Jeßige Beamten - Franz F. Wieſemann, Heinrich Boſſe, Hermann Rade maker, Eonrad Schäfer, Georg Rickert, Anton Pracht, Johann E. Saurer. Die Ge: ſellſchaft wurde am 26. Auguſt 1869 gegründet und zählt 1000 Mitgliedern. Zweck derſelben iſt Unterſtüßung der Wittwen und Kinder in Todesfällen von Mitgliedern, nach den Vorſchriften und Beſchränkungen der von den Mitgliedern angenommenen Gefeße. Arzt der Geſellſchaft iſt C. J. Rademaker, M. D. Zweite Deutſche Louisville gegenſeitige Lebensverſicherungs: Geſellſchaft. Haupt- Gründer - Geo. P. Doern , Martin Bornträger, G. S. Schuhmann, V. S. Cohn, 5. A. Schäffer, 2. þagman , F. Zwißler, Julius P. Pannes, Hermann Braun, C. Schmelz, Wm. J. Weber, H. Eberling, Joh. D. Schüß, H. Anecht, Friedrich W. Pank, G. F. Munk, Wm . E. Loran, Johann Heubach. Johann Schenc, Johann Loran ſen. , Auguſt Weidling, Erſte Beamten - Martin Bornträger, Johann Heubach, H. S. Cohn, Auguſt Weidling. Jegige Beamten - Martin Bornträger, Johann Boecher, H. S. Cohn, Auguſt Weidling. Dieſe Geſellſchaft wurde in 1872 gegründet und zählt 272 Mitglieder. Der Hauptzweck dieſer Geſellſchaft beſteht darin, daß die Mitglieder durch ſogleiche Eintrittsgelder und jährliche Beiträge ſich eine ge meinſchaftliche Kaſſe bilden, zur Unterſtüßung der Wittwen , Kinder und ſonſtiger Erben in Todesfällen von Mitgliedern, nach den Vorſchriften und den Beſchränkungen der von den Mitgliedern angenommenen Gefeße. Deſtliche gegenſeitige Lebens - Verſicherungs - Geſellſchaft. Haupt- Gründer : Joſeph Tiebens ſen. , Nikolaus Boes, Ludwig Kiffell, Joſeph Fihe, Clemens Schepper, H. H. Rademaker, Johann Buſchmeyer. Johann Sackſteder, Joh. Stockhoff. Erſte Beamten- Johann Stockhoff, Johann Sackſteder, Nikolaus Boes, Joſeph Tiebens jr. Direktoren- Joſeph Tiebens ſen ., N. Boes, J. Stockhoff, I. Sack: ſteder, J. Fihe, L. Riffell, H. . Rademaker, J. Buſchmeyer, C. Schepper. Die jeßigen Beamten ſind dieſelben. Dieſe Geſellſchaft wurde am 18. September 1872 gegründet und zählt 117 Mitglieder. Der Zweck der Geſellſchaft beſteht darin, den Verwandten, Wittiven und Waiſen verſtorbener Mitglieder durch Geld Beiſtand zu leiſten .

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• Nadwort ftatt

Vorworts.

Niemand weiß beſſer die einzelnen Mängel und Lücken, welche dieſem Werke anhaften, zu würdigen, als der Verfaſſer. Aber es ſind eben Mängel und Lüden, denen ſich beim beſten Willen nicht abhelfen ließ . Einmal fehlte es an genauen Quellen und dann hauptſächlich an Zeit. Zwar ward der Plan zu dieſem Werke ſchon vor länger als einem Jahre gefaßt, dann aber aus Gründen, die zu erörtern hier zu weit führen würden, halb fallen gelaſſen , ſo daß, als der Verfaſſer fidh wieder an die lange unterbrochene Arbeit machte, ihm nur wenige Monate zur Abfaſſung der zweiten Abtheilung, der weit aus größeren Hälfte der dritten und des nicht von Anderen gelieferten Theiles der vierten Abtheilung blieben . Was in dieſer kurzen Friſt einem Einzelnen zu leiſten möglich war, iſt geleiſtet worden . Wäre dem Verfaffer mehr Zeit vergönnt geweſen, ſo hätte er manche die Deutſchen dieſer Stadt berührende Ereigniſſe und Begebenheiten der leşteren Jahre erſchöpfender und ſyſtema tiſcher behandeln können , während er fich jeßt mit einer trockenen Aufführung im Lapidarſtyl begnügen mußte. Troßdem aber iſt er überzeugt, daß das Werk jedem Leſer genug des Intereſſanten bieten werde. Schließlich ſpricht er dem Herrn Superintendenten Michels, den Herrn Edmund Rapp, Heinrich Miller, Jakob Pfalzer u. A. ſeinen Dank für ihre Beiträge zur vierten Abtheilung aus, und will hier nur noch bemerken , daß wenn die Berichte über einzelne Vereine ( fo leider der Bericht über das deutſch -proteſtantiſche Waiſenhaus) weniger gut ausgefallen ſind, als andere Vereinsberichte, die Schuld weder am Herauê geber noch am Verfaſſer liegt, ſondern an den Herren , welche um Einſendung von Berichten über Vereine, deren Beamten ſie ſind, erſucht worden waren . Louisville , 12. September 1873.

I.

Mitglieder des Liederkranzes . Name.

Geburtsort.

Aktive. 3. Hugo Alben ... Verden, Hannover.... Theodor Ahrens. Hamburg . Adolph Armbruſt Warburg, Preußen ...... Ältenſtadt, Baiern .... Mayer Bach ... A. Barthels.. Nordhauſen, Preußen .. Zwiefalten, Würtemberg .. Mar Brandegger ... Hermann Baumgart.. Krotoſchin, Provinz Poſen ... Š . Berle Louisville, Kentucky... Henry Bock. Hannover Oberhauſen, Rheinpfalz. Louis Becker. Otto Baum Herzberg, Prov. Sachſen , Preußen .. Glücksſtadt, Holſtein .. Chriſt. Breul .. Hermann Bitter.. Louisville Auguſt Bender... vieſelbach, Rheinpreußen . Niederbrechen , Amt Limburg, Naſjau. Heinrich Becker ... M. J. Canegieſer .. Dresden, Sachſen ..... Louis Däuble.... Mühlheim am Bach , Würtemberg ... Val. Dahlen ..... Frechtingshauſen, Preußen ... Louisville Jacob Doerr .. Hermann Dreismann ..... Voerla, Weſtfalen, Preußen . Carl PaulEitel........... Najjach, Bezirk Marbach, Würtemberg. Wm. Ehrman ..... Herrnthierbach, Würtemberg .. Louis Eckſtenkemper ſr ... Steele, Preußen ... Louis Eckſtenkemper jr ... Louisville Adolf Eitel ... Rajjad , Würtemberg . Wolflinswihl, Schweiz ... Bernhard Erb . Louis Faas. Stühlingen, Baden... J. J. Fiſcher. Biebrich , Prov. Heſſen -Naſſau, Preußen . Trier, Preußen ... Peter Frick.. Steinau, Heſſen .. I. F. Gelhaar. Hastowsky .. Geſeke, Weſtfalen, Preußen ... Louisville Čarl Hach . Phil. Hubbuch . Freiburg, Baden ...... Dr. E.Hupfauf. Gürzburg, Baiern J. Helmus Louisville ... Eiterfeld, Kurheſſen ..... Joſeph Jſert .. Louisville ...... H. Ernſt Roch . Guſtav Kugleb . Frankenhauſen , Thüringen .. J. Kuhbauch .. Louisville Auguſt Kremer .. Anzefahr, Kurheſſen .... Baldwin Kremer .. Heinrich Kramer... Potsdam , Preußen. Louisville, Kentucky . Julius Kramer .... 11 H. Lorenz.. Louis Laib .. Jacob Lohr . Cincinnati, Ohio .... Auguſt 6. Lindemuth... Briga, Provinz Sachſen , Preußen . G. Lambert Neuſaß, Baden ...... Heinrich Martin .... Landau, Rheinpfalz....

An funft.

1861 1859 1867 1846 1871 1857 1869 1865 1855 1866 1866 1866 1850 1871 1857 1866

1866 1865 1841 1849 1866 1853 1864 1854 1852 1853 1871 1866 1850 1857 1865 1856 1859 1869

1869 1870 1855

4

II. Name.

Geburtsort.

Mühlhauſen an der Enz, Würtemberg . F. Müller ....... Kirchberg, Kurheſſen Johann Martin.... Robert Mansfeld ... Altenburg, Herzogthum Sachſen .. Louisville ............ E. C. Nold ... A. Plaut... Friedrich Wm . Pant...... Quafenbrück, Hannover ... L. A. Reeſe .. Lorſtedt, Hannover ..... Aug. Reibert .. Affenheim , Heffen - Darmſtadt. G. Röhm ..... Gödlingen, Rheinpfalz. Guttenberg, Würtemberg .. Jacob Raslert.. Elzach , Baden ....... & dmnnd Rapp .. Rodenbach, Baiern . Joj. Roth . Victor Stein . Melle, Hannover .. Georg Sauer . Elm , Heſſen ..... Ullrich Sauer ... Louisville, Ky ..... F. P. Seiler ..... Wilhelm Schmitt.. Hitchenbuch, Weſtfalen ...... Friedrich Albert Schmitt Göppingen, Würtemberg . J. W. Spöhr... G. S. Schuhmann .. Hörſtein , Baiern ..... Oscar Stuş . Freiburg, Baden ... Beilſtein , Würtemberg ... G. A. Schaffer. Ad. Schnyder jr.. Sarſen , Canton Lucern, Schweiz. Magdeburg, Preußen . Karl Schaefer....... Seehauſen , Preußen .... Carl H. 6. Schaefer . Harriſon County, Indiana . Henry Smith Aug. Stein ..... Homberg, Kurheſſen ...... Ad. Schnyder fr .. Šurſen , Canton Luzern, Schweiz. Carl Springer. Backnang, Würtemberg.... Carl I. Tienſch . voya, Hannover ... Theo. Trauernicht ... Magdeburg, Preußen ..... .. Val. Uhrig ... Bensheim , veffen - Darmſtadt .. Karl Vesper .. Marburg, Rurbeſjen .. Emil Winſtel .. Lobenthal, Rhein -Baiern. C. Winkler Louisville I. H. Wrampelmeier. Venne bei Osnabrück. Goplis bei Leipzig .... Guſtav Weidler .. Albin Wunderlich . Falkenſtein, Sachſen . Franz Walter ..... Hörſtein, Baiern ..... Paffive. Louisville, Ky : W. G. Anderſon .... ........ G. Alberding.. verſtelle, Weſtfalen . Moſes Abraham ... Rheni, Preußen .. Simon Abraham Niederorf, Rurheſſen M. Aarons .... Malchen , Mecklenburg -Schwerin ....... B. H. Allen .. Wincheſter, Clark County, Ky .. Breckenridge County, Ky R. B. Alexander ... F. Apel .. Groſtettau, Sachſen -Meiningen . V. P. Armſtrong. Waſhington City , D. C ..... Emil Alt... Ottenburg, Heſſen -Darmſtadt ... Fallsburg, Lothringen .... Maurice Aron... H. Ahrens.... Osnabrück, Hannover.... Barmscke, Hannover. Wm . Buhrlage.. Bleichenbach, Großherzogthum Heſſen .. Jacob Bickel......

An kunft. 1859 1870 1858

1865 1867 1852 1870 1867 1854 1847 1856 1857 1855 1870 1872 1864 1853 1854 1869 1869 1855 1855 1847 1860 1869 1859 1868 1862 1855 1866 1852

1858 1873 1857

1856 1866 1853 1851 1865

1844

1866 1860 1866

1854

III. Name .

Geburtsort.

A. H. Biſſinger ..... Ichenhauſen, Baiern ....... John Baren .... Louisville, Ky .... N. F. Block ... Schopfloch, Baiern ...... Joſeph Bloc .... Louisvite, Ky..... F. W. Buſchmann . W. A. Borden... Canton St. Gallen , Schweiz . Val. Buechel.... 7. W. Batchelor .. Frankfort, Ky .... A. Baumgärtner .. Oberbergen, Baden .. Bremen .. Boſchen Geo. .... D. F. Brandt... Dürdheim , Baiern .... Neuſcarrel, Oldenburg ....... Theodor Bobljen .... Dr. Richard Brandeis ... Madiſon, Ind ...... Louisville, Ay...... Adolf Brandeis jr . Louis Butterweck . W. N. Bryan .... Didham County , Ry . I. Bechtold .. Ternat, Belgien Erfurt, Provinz Sachſen ... Ë. A. Bornſchein .. New - York City ...... L. Brekſelder .... Ernſt Bils...... Knittlingen, Würtemberg .. Louis Bills . 1 Louisville , Ky.... Frank Benz. Scharrel, Didenburg. H, W. Borgmann . Š . Bitter... Münſter, Weſtfalen.. Louiſenburg, Weſtfalen ....... Heinrich Birkelbach . Louisville, Ry .... W. L. Bridgeford . Alf. Bourlier .... E. Bourlier ... A. Barth .... Ralmbach, Würtemberg... Albert Bienſtiel . Thüringen , Sachſen .... Karl Brrier.. Zernheim, Darmſtadt.. Karl Beh ... Bingen , Baden ...... Carl Bismeier . Niemsloh, Hannover .. G. Berle .. Oberbergen , Baden .. Hohenſtein, Sachſen ..... C. M. Beboldt... Canton Bern , Schweiz... Wm. Balmer .... Louisville, Ky ...... I. M. Boſſung. G. P. Beutel.... Steinbach, Rhein - Pfalz Wm. Bohrmann St. Louis, Mo. Nic. Beſch .. Bryon Bacon .... New - York State . R. Buchanan .... Louisville, Ky. W. J. Bullock jun . Wm . Beck Babenhauſen, Hefſen -Darmſtadt Gottlob Beck . Oberleningen, Würtemberg .. 6. 9. 9. Brief... Marburg, Rurheſſen ... F. Blume... Lindau, Hannover .. Freiburg, Baden.... A. Buſath Chalmbach, Würtemberg. G. F. Barth J. H. Backer. Emſtetten , Weſtfalen . Rud. Brincke . Bramſche, Hannover ... Jof. Buckel.. Gödlingen, Hhein-Pfalz .. Žeo. Brell ..... Louisville, Ky ....... J. G. Berger .... Nürnberg, Baiern .

kunft. 1850

1853 1853 1858 1865 1866 1867 1851 1853 1851

1865 1852 1864 1853 1832 1868 1850 1867

1860 1869 1861 1856 1870 1847 1868 1842

1845 1872

1846 1851 1864 1850 1855 1847 1849 1863 1840 1869

IV. Name. H. Bachmann ... F. Bender ... Geo. Bender. J. S. Barrett Adam Broſt... Nic. Bosler.. Julius Bergreen ...... P. B. Bate... G. Baurmann . Johann Bayer. E. C. Bohne . F. A. Brohm . Otto Brohm ... Hermann Bueſcher ... F. Braun .... Hermann Braun ..... H Buſchmeyer.. Jul. Barthouſe. Louis Barthouſe . Wm. Bangerth ... Wm. F. Blum ... A. Bindewald . F. Bron ....... Sfidor Bronner.. 2. Bronner.. H. Bronner . Jsrael Bronner ... 3. Bauer ..... Joh . Bauer... Jacob Bollinger ... J. A. Benninger.. Chriſt Bag.. C. C. Brenner . C. G. Block ... ......... M Bandkart F. H Buſchmeyer Š . . Bahr... I. J. Burkel. Louis Baſtian . J. M Beatty .. Nellis Borden .. M Billing. Johann Boes ... Ádam Bez ... H. Baaß ... Jacob Breitmeier ... Frank Bake ... Ch. Cruſh ... Aug. Coldewey .. J. Cawein ...... 9. H. Clemens . Š . Š Cohn .... Dh. Conrad .. Louis Cohn .......

Geburtsort.

Dermſtein , Rhein - Pfalz ...... Marburg, Kurheſſen ...... Gernsheim , Heffen -Darmſtadt ....... Hart County, Ky... Großſteinheim , Heſſen -Darmſtadt. Burbach, Elſaß.. Hamburg ..... Jefferſon County , Kentucky .. Solingen , Rhein Preußen Lappbach, Baiern ..... Caſſe :, Kurheſſen .. Großheubach, Baiern .. Diffen Bei Dsnabrück, þannover. Pfeffelbach, Rheinpreußen .... Königſtein , Sachſen ... Stiftborſtel, Hannover... Stadt Lengsfeld, Sachſen -Weimar... Ingenheim , Rhein Baiern. Haslach , Badén ... Louisville Canton Bern ,Schweiz. Pappenheim , Baiern ...

An kunft. 1868 1856 1847 1852

1854 1852 1858 1852 1854 1852 1864 1852 1860 1849 1853 1865 1854 1853

1858 1865 1870 1863

Butbach , Großherzogthum Heſſen . Blighauſen , Würtemberg Rohrbach , Rheinpfalz ... Großmannsdorf, Baiern ... Neckarreins, Würtemberg .. Lauterecen, Rheinpfalz .. Werneuchen, Preußen . Louisville

1866 1856 1854 1860 1854 1854 1850

Göælingen, Rheinpfalz. St. Louis, Mo ......... Michelbach, Baden ....... Mancheſter, England.... Jefferſon County, N. Y .. Gonebach , Würtemberg. Liefengrüben, Kurheffen ... Mezingen , Würtemberg. Süberau, Holſtein ....... Langenkandel, Rheinpfalz.. Cincinnati, Ohio ......... Oberufhauſen , Kurheffen. Bracke, Dldenburg ...... Ingenheim , Rheinpfalz. Schrodbach, Rheinpfalz .. Hamburg. Štraßburg, Elſaß ..... Laudenburg, Weſt. Preußen ........

1850 1863 1855 1864 1870 1836 1855 1868 1866 1864 1860 1855 1866 1844 1862 1866 1853 1868

V. Name.

Ocburtsort.

Caſſel, Kurheſſen .... theo Simiotti ... Columbus, Ga ....... S. T. Chipley .... A. Cerf Meß, Lothringen .... H. C. Courtney Independence. Mo ... John S Cain .. Madiſon , Ind.. Bruncke, Provinz Poſen ... 8. Cohen ........ Hull, England..... John Á. Cood .... Ingenheim , Rheinpfalz .. Wm. Cawein ..... Brookland, Long Island . J. N. Coope: Šam . K. Cohn . Löbau, Weſt:Preußen .. Maſon County , Ky ... Frank Cannon .. Sjaac Cromie .... Belfaſt, Jrland.. Šam . P. Cary .. Jefferſon County, Ry ... Canada ..... Wm . Clark ... E. R. Condit.. Orange, New Jerſey .. Bracke, Oldenburg ... A. F. Coldewey .. Louisville .... G. Dinkelſpiel. Otto Dahm ... Bietigheim , Würtemberg.. Wm Dempf Louisville G A. Dempf.. John M. Davis .. Berkweiler, Rheinpfalz.. Jacob Doll ....... Theo. Droppelmann ...... Ankum, þannover .... I. L. Deppen .... Hobſten, Weſtfalen ... H. J. Date.. Berlin. Preußen . Š . Š. Dake.... Geo. Doernhoefer. Wonlees, Baiérn ..... Trieſt, Deſterreich C. H. Dorn ..... Stadt Weil, Würtemberg. Jacob Dolfinger. õtto Dolfinger Louisville Eb. Dolfinger.. Dunekake Borſtel, Hannover.. theo . Đabio ..... Meiſenheim, Heſſen -Homburg .. Einbeck, Hannover .. G. H. Duder ..... Bloomfield, N. J .... J. R Del Vecchio .. Roßbach, Kurheſſen .. Šeo. Dehler.... Medard, Heſſen -Homburg. S. Dinkelſpiel ......... Pirmaſens, Rheinpfalz ... F. Diehl... Č. 2. Diehl Neuſtadt, M. Degel ........ Merrheim , L. Diehlmann .... Schweighofen, I. H. Dewermann Berſenbrück, Hannover.. Šam . David ..... Ellenhauſen, Kurheſſen . 6. Dettweiler ... Riegel, Baden ....... 9. B. Davies ... Wales, England.... Áler Daniels ... Uerdingen , Rhein - Preußen . Difenbach. 3. B. Louisville Nauheim, Naſſau ........ Geo. P. Doern . Abr. Davis...... Bromberg, Provinz Boſen . Birkenfehl, Weſtfalen .. Geo . Dreisbach . J. M. Duncan . Muhlenburg County, Kentudy. Wm. Dumeyer . Effern , Hannover ............... Louisville John Duerr Altsbach, Heſſen -Darmſtadt... Jacob Draudt ...

An funft. 1863 1843 1846 1849 1836 1848 1858 1852 1864 1870 1839

1867 1848

1866

1854 1849 1842 1849 1849 1850 1853 1848 1850 1845 1848 1853 1863 1852 1842 1867 1865 1851 1853 1844 1867 1859 1844 1465 1842 1844 1871 1846 1860

1860

VI. Name.

Geburtsort.

Genbach, Baiern .... J H. Doerr ..... Čeo . Duell ſen ..... Oberuzenn . Baiern . Geo. Dahl .. Oberotterbach, Rheinpfalz ..... Schweinheim , Großherzogthum veffen . Geo. Diefenbach. Rottenburg, Würtemberg ..... H Dinkelaker .. Kirchenbolanden, Rheinpfalz. F G Dannecker . Oberpetichdorf, Elſaß . F Dangler .... Minchweiler , Rheinpfalz. Chriſt. Doerr ſen ... Charlestown, Clark County , Indiana . G D. Deuſer . Schlichtern, Kurheſſen ... H. Denhard ſen ... 2. Denhard .. 11 Louisville H. Denhard jun..... & L. Denhard. Melbacher Höh, Weſtfalen. Geo . Dickel .. H. Degner... Jackſon County ,Ind .. ............ Trieſt, Deſterreich .. R. H Dorn ........ M. S. Dippold . Pittsburg, Pa ...... Dr. D. A. Drene ... Clinton, La .... John Dohn ..... Louisville Č. W. F Duſch .. Geo Diemer .. Rhein Dirkheim , Heſſen - Darmſtadt Leipzig, Sachſen ..... E Dietmann . Ferd. Drapnick .. 3demy, Boſen Col Blanton Duncan ... Anton Ehret .. Zuſenhofen, Baden ....... Aug. Ehret. C. L. Ehret . Louisville J. H. Egelhoff : ........ I. M. Egelhoff : ........ Á. J. Egelhoff Nachen ...... J. Engeln ..... Martin Eggers .... Lüneburg, Hannover .. Herrnthierbach, Würtemberg. Geo. A. Ehrman.... Louis Ehrman .... 11 Johann Ehrman .. 11 Ehrman G. . G. Baltimore, MD... Wm . Ehrman jun .. Louisville Geo. H. Ehrman ... Jof. Elble... Oberſchopfheim , Baden ... Creuznach, Rheinpreußen .... Joj. Eckenroth . Warren County , Pa .... James Eddy .. Phil. Ewald . Bleichenbach, Heſſen - Darmſtadt. A. Engelhard. Corbach , Waldeck . J. N. Eggers . Louisville Geo. Ebert. Creuznach, Rhein - Preußen Wm. Eckerle . Bühl , Baden .. M. Eirich . Oberſchwabbach), Baiern .... Meiningen , Sachſen -Meiningen .. Richard Eierman . Michael Emge..... Hörſtein , Baiern ... Genbach, Rheinpfalz. Jacob Eiler .... Georg Fleckenſtein Wieſen , Baiern .. Jefferſon County , Kentucky . E. F. Finley .. Louisville D. Ferguſon .. Phil. Fabel ........

Ans kunft. 1852 1852 1858 1852 1865 1863 1854 1844 1863 1842 1849

1858 1850 1853 1871 1838

1850 1851 1856 1852

1848 1860 1850 1850 1844 1842 1850 1853 1871 1867 1857 1852 1870 1864 1852 1869 1856 1861 1854

VII . Name.

Geburtsort.

Louisville .. R. Fabel..... F. Fabel jun .. berrl esbeim . Elſaß ...... Mathias Fehder...... Königsberg Guſtav Fernig Wm. Fretton .. Philadelphia , Pa .... A. Furſt .. Nadaſch , Ungarn .......... Louisville Bernhard Freſe .. Aug. Fabel.. Merrbeim , Rhein - Preußen L. For .. Darmſtadt M. For: Detlingen, Baiern .. S. J. Freudenheimer..... Albany , N. Y .. Geo. Fritſchner Dſterote, Hannover .. Wilhelmshauſen , Rurheffen . Geo. Floether . Wm . Floether II Aljenbrück, Rheinpfalz... F. Frank Wm . Franß. Sonneberg, Sachſen -Meiningen... Canton Bern, Schweiz... Jacob J. Frey .. Louisville Louis Frederick .. Appenhofen , Rhein - Pfalz.. Daniel Fiſcher . Wollenberg, Baden .. C. Freudenberger. Louisville Zach. Forſt... Peter Froes .. Bechenheim , Heſſen - Darmſtadt. Neumark, Alt- Baiern .... Jac. A. Flerner... John Flerner Meßling, Böhmen .. Frank Fehr...... Zinsweiller, Élſaß .. Louisville ......... Emil Fleiſchacker .. Wm. Fric jun .... Steuben County, N. ... Mife Funk.... Münchweiler , Rheinpfalz.. M. Felſenthal........ Johann Fankhauſen .. Insbruck, Tyrol..... J. Finzer .. Kappelen, Canton Bern, Schweiz... H. Fleck. Walsheim, Rheinpfalz... Joh. Fiſcher .. Langenſchwarz, Rurheffen Å. Forſter .... Wolmsdorf, Preußen .. Verden, Hannover .. H. Fruechytenicht. Baden, Hannover...... Fruechtenicht .. H. Marburg, Kurheſſen ........ Geo. Fiſcher ... Wattenweiler, Würtemberg ... Joh . Fichtner .. F. Finkbeiner .. F. Gaertner Bensheim , Heſſen - Darmſtadt... H. Grote ....... Ankum , Þannover ... Graff .... H. Jefferſon County, Kentucy. Hermann Gehlich Oſtrowo, Poſen ..... Álbert Gehlich Jul. Gehlich ..... H. Gallman .. Niederroedern, Elſaß Butler County , Pa .. Chas. Guepner .. Ed. Grauman . Straßburg Oldham County , Kentucky Wm. Scott Glore .. Mansbach, Kurheſſen ... Geo. Gensler ..... Gus. Goffinet... Belgic, Frankreich .. N. G. Gray ... Louisville , Ky J. G. Gohlke. Nebbruch bei Dreeſen, Preußen ...... Nußdorf, Rheinpfalz .... Phil. Günthert ..

An kunfts

1849 1866 1856 1869 1855 1865 1844 1871 1866 1852 1852 1850 1853 1869 1843 1852

1866 1859 1855 1868

1851 1866 1850 1846 1839 1864 1867 1853 1839 1853 1866 1866 1861 1866 1866 1870 1858 1850

1854 1853 1860 1853

VIII.

Name.

Geo . Günthert ..... 2. Grauman .. S.J. Grauman .. Wm. Goepper C. Goepper . Geo. Gelfius .. F. A. Gerſt ... Ben . Gerſt. Carl Grau . J. Gottſchalk .... Wm. F. Soebel .. Phil. T. German .. Chas. W. German ... H. Glagau....... H. Greenebaum .. C. E. Graff. G. Gentner . E, A. Goddard . A. Graf. H. Groß ......... Wm. Gabler.... Louis Goebel ...... Ayg. H. Gebhard ..... c. Glaſer..... H. Greve Č . Greth Wm. G. Gray .. A. Gerſtle.... Ernſt Gabriel .. Kaſpar Krimm ..... S. Grabfelder ... 6. W. Göttinger . Jac. H. Graff ..... P. A. Gaertner .. Theo. Groß .. Ino. T. Gray .. John Hensler.. John Will .. C. Hartmez . I. Hartmeß . F. Huber .... 8. Doeger ........ Samuel Henle . Jul. Hinzen .. Phil. Haag .. Seo. Haag .. Aug. Heß.... Frank Humbert . I. G. Hunt...... G. A. Herms. John Harß ... Joj. Hornung Jof. Hubbuch .. Aug. Horſtmann ....

Geburtsort. Nußdorf, Rheinpfalz. Raſenberg, Weſtpreußen .. Löbau , Korf, Baden ......

Därmſtadt, Heſſen - Darmſtadt .. Frieſoythe, Oldenburg .... Kirchheim , Kurheffen . Mühlhauſen , Thüringen ... Preußen Louisville, Ky ...... Terre Haute, Indiana .. Stettin, Pommern ........ Minstapel, Baiern ........ Kittaming , Pa .......... Sulzbach , Würtemberg .. Louisville , Ky.....: Wernersberg , Rheinpfalz Darmſtadt , Geffen ...... Boenigheim , Würtemberg . Dreiſcha, Sachſen ...... Louisville Rhein - Dirkheim bei Worms, Heſſen- Darmſtadt ... Schwerde, Weſtfalen .. Willſtätt, Raden ... Louisville, Ky ........ Chemnit, Sachſen ..... Eltmann, Baiern ... Rehweiler, Baiern ......... Heidelberg, Baden . Doſenheim , Elſaß ..... Louisville . Darmſtadt, Heſſen ..... Louisville New - York City . Louisville, Ky Mindenheim , Rheinpfalz. 11 baigerloch, Hohenzollern -Sichmaringen . Bielefeld , Weſtfalen ..... Stuttgart, Würtemberg Magdeburg, Preußen ....... Schlierbach , Heſſen - Tarmſtadt. Offenbach, Hagenau, Elſaß.. Burgſchwalbach, Naſſau . Lang, Brandenburg .... , Allzette, Lourembourg . Hauſe, Würtemberg.... Freyburg, Baden ....... Weſterſtede, Oldenburg....

An kunft. 1852 1864 1866 1850 1861 1851 1864 1864 1860

1866 1841 1852 1853

1851 1868 1852 1861 1867 1853 1869

1872 1847 1860 1866 1852

1859 1866 1855 1859 185+ 1862 1872 1857 1854 1854 1857 1852 1836 1849 1857 1853 1867 1865

IX . Name.

Herm . Hirſch F. Harig . Theo. Hollenkamp. Ferd. Hoedt .. F. Helder .. Ferd. Heiſen . D. E. Hughes... 6. E. Heinig ... F. Mar Hackman .. H. Herold ..... Bertin Herm ...... Geo. Hill... 3. 3. Hirſchbühl.. Geo. Hörz. Rud. Hoffeld .. John Hehl... H. Hill ... Č. Hotopp Johann Heubach .. H. 2. Hupe ..... Louis Hooge ...... Joj. Harthauſen .. Geo. Herrmann ... F. Hauck ...... F. Heſer...... Chas. Hebel ſen .. Chas. Hebel jun ... I. Heſſe........ C. E. Hueper. Geo. Hueper . Aug. Henne .. B. Heß W. N. Henderſon ... Sam. Harris .... Hermann Harris R. G. Hays....... Dan . Hallenberg.. W. N. Hailmann . M. M. Hubbard. S. Helburn ....... F. Hartman ..... Johann Held Frank Henry .... Jacob Hoermann . Thos. Hackett... Frank Hagan .... Chriſt Herrmann. Leonhard Hagmann .. Aug. Jungbluth . S. N. Jones ... C. Jenne... Wm . Israel. I. T. Jſert.... F. Illig .......

Geburtsort.

An funft.

Guntersblum, Heſſen - Darmſtadt. Damme, Oldenburg . Ankum . Hannover .. Heidelberg , Baden ......... Louisville...... Schmalkalden , Kurheffen Louisville ...... Schnelle, Sachſen . Eggermühlen bei Ankum , Hannover . Landau, Rheinpfalz.. Michelbach, Baden.. Karlsruhe, Baden ...

1845 1859 1852 1866 1843

Bei Landau , Rhein-Pfalz..... Bramſche , Hannover ......

1849

Rasborf, Rurheffen Lengede, Hannover ... Beinſtein , Würtemberg . Hemeringen , Hannover.. Offenburg, Baden .... Altenherſe, Weſtfalen .... Grgersheim , Elſaß . Mühlhoffen, Rhein - Pfalz.. Neilburg, Naſſau..... Rothſelberg, Rhein - Pfalz. Auf dem Ozean ..... Meijenheim , Seffen - yomburg. ..... Varel, Oldenburg ....

1856 1855 1857 1870 1865 1855 1854 1851 1863 1852 1852 1860 1850

, Frankreich... Putlelange Reweiler, Bayern ..... New-Orleans, La .... Löbau , Weſt- Breußen ... ............ Harden County, Ky. Sachſenberg , Walbeck Unterſtraß , Kanton Zürich, Schweiz Nelſon County , Ky .... Burghaslach, Baiern . Charlestown, Ind .... Oberotterbad ), Rhein -Pfalz. Moßbach, Heſſen - Darmſtadt.. Niederhofen, Würtemberg... Dublin, Irland....... Paris, Mo.. Knielingen , Baden ... Hachtel, Würtemberg .. Bourtſcheid, Rhein - Preußen . Louisville..... Kippenheim, Baden ..... Louisville .. Louisville Mergentheim , Würtemberg......

1861 1849 1871 1849 1855 1866 1855 1852 1850 1847 1844 1854 1846 1868 1856 1855 1870 1843 1871

1849 1845 1857 1868 1853

1854

1861

---

X. Name.

H. Israel ... Jul. Jahn . Laf. Joſeph .. Phil. Jacobs . Nic. Jaeger. Aler. Jacob .. G. Iſenberg ... S. Iſenberg , J. C. Johnſton .. Wm . Johnſton Iſaac Joſeph .. H. D. Junker . Michael Jacob. Geo. Jung ... F Jlje ... H. Knoefel... Wm . Krippenſtapel. F. Konhorſt... É . H. Kurkamp Ed. Klauber ... Dr. H. W. Koehler .. Andreas Kremer ..... Jacob Krieger ſen ... Jacob Krieger . B. T. Kluth. Wm. Kooper. Jacob Kooper .. H. W. Konborſt. F. Krummreich . I. H. Kuttner... H. Kraft .... H. Klein... Louis P. Koch Jof. Kern Leonhard Keidel. A. Kreußer ... John Kuhlman .. Ges . Kolb Conrad Kolb . Anton Kußleb ... Ferd. Kahnt... Č. Kreß ... H. Knecht. F. Reisker. H. P. Reisker. Åler. Klaß ... Conrad Koch . H. Koch... Couis Kiefer .... Wm. Kuemmel .... I. P. Kreiſcher John Kraemer . Phil. Kroeger. I. M. Krim ..

Geburtsort. Caſſel, Kurheſſen .. Meerane, Sachſen .. Sallatin County , Ky ... Schlichtern, Kurheſſen ...... Heubach, Hefſen.Darmſtadt .. Fienetinger, Elſaß .. Giljerberg Kurheffen . Louiäville.. Louisville ..... Drumſtadt, Baiern ...... Louisville... Lampertheim , Heſſen -Darmſtadt.. Langenhain, Heſſen - Darmſtadt. Schoningen , Hannover.... Mittweita, Sachſen ....... Herzogthum Lauenburg.. čouisville .. Bielefeld, Weſtfalen .. Neumark, Böhmen..... Wißenhauſen , Kurheſſen.. Mainz, Heſſen - Darmſtadt. Wolfſtein ," Rhein - Pfalz. Goldberg , Mecklenburg Schwerin .... Ankum , Hannover.... Ladbergen , Breußen ... Berlin , Preußen .. Witkowd, Poſen .. Marburg, Kurheſſen . Meiſenheim , Heffen -Homburg ........ .. Louisville Neukirch, Baden Barlenſtein, Würtemberg .. Wertha, Kurheſſen ... Lauisville... Aufennau, Baiern ......

Frankenhauſen , Schwarzburg, Rudolſtadt .. Medewit, Sachſen ...... Bruchenbricken , Heſſen ....... Kanton Thurgau, Schweiz .. Diſſen, Hannover ..... Osnabrück, Hannover.. Zempbelburg, Preußen .. Niederweiſel, Heſſen - Darmſtadt. Erbenhauſen , Wittelsberg, Kurheffen ......... Herzberg, Hannover .... Rappeln, Rhein - Preußen .... Mehring, Leimersheim , Rhein -Pfalz. Würzburg, Baiern .......

An kunft. 1849 1858 1852 1854 1852 1848 1864 1865 1849 1859 1852 1858 1852 1853

1853 1848 1865 1850 1857 1854 1864 1853 1846 1849 1870 1859 1852

1870 1870 1846 1852 1851 1858 1859 1858 1853 1849 1859 1866 1849 1846 1855 1854 1849 1852 1853 1843

XI .

Name. J. F. Kellner ... Nic . Roertner .. D. J. Kelly .. Wm . Kriegshaber . G. H. Knapper . Jacoll Krausgill. Šerhard Kuepers. A. Knoechelmann .. Chas. König .... C. König ...... Wm. Kesler ...... J. W. Kearney . Dr. V. Kern .. Aug. Koop .. John Kiefer .... Wm . C. Kaiſer . H. Kaiſer ſen ... H. Kaiſer jun .... É. W. Kennedy . Wendel Kraş .. Paul Krak . C. Rollros .. G. H. Kopmeyer . Dr. J. M. Keller H. Kindermann . J. Kun . J. G. Kilgus Č . F. Kilgus . Chriſt. Kilgus . Jacob Kipfer .. Wm. Kopp . H. Krupp. Joi. Keßler ...... Anton Kleeſpies ...... Joh. Kirchgeßner. J. M. Liebert . C. P. Lieber . H. Lion ..... F. G. Lentſch . Iſaac Lieber. Z. A. Levi.. Gottlieb Layer . Mat. Layer ..... F Leib .... H. Lazarus. M. Lazarus .. L. Lazarus ... C. W. Long. A. C. Layer .. S. Lieberman ... John C. Loran . W. C. Loran ..... J. A Lindſay .. Phil . E. V. Lotich.

Geburte ort. Windiſchenlaibach, Baiern ..... Oberotterbach, Rhein - Pfalz. Quens County , Írland. Mannheim , Baden ... Ober -Kieringen, Würtemberg .. Niederweiſel, Großherzogthum Heſſen ...... Emsbüren, Hannover.. Camberg, Naſſau ... Louisville .... Wolfſtein, Rhein - Pfalz... Röddenau, Kurheſſen .. Staat New -York.... Louisville.. Dreeke, Hannorer. Mansfield, Dhio .. Kiſſenbrück, Braunſchweig... Bruchmachterſen, Braunſchweig. Hamilton County, Chio...... Florence, Alabama .. Dudenhofen . Heſſen - Darmſtadt. Schorndorf, Würtemberg... Saſpach , Baden .... Louisville ...... Tušcumbia , Alabama ... Louisville ... Louisville.. Roethenbach, Würtemberg. Kanton Bern , Schweiz... Schramberg, Würtemberg Lanzfeld, Rhein -Pfalz..... Lohr, a. M , Baiern .. Mainz, Heſſen - Darmſtadt... Großheubach, Baiern ... Mittelkalbach , Kurheſſen . Mensfelden , Naſſau .. Göttingen, Hannover. Preußen Bechtolsheim , Heſſen -Darmſtadt.. London , England........ Aichelbach, Würtemberg...... borchheim, Heſſen Darmſtadt. Pfungsſtadt , Großherzogthum Heſſen .. 11 11 Louisville. Aichelbach , Würtemberg .. Biſchberg, Baiern .... Louisvile . 11

Schlichtern, Kurheſſen .....

An kunft. 1868 1858 1853 1848 1853 1865 1867 1865

1869 1861 1852 1856 1865 1854 1854 1865 1851 1869 1852 1850 1849 1853 1860 1867 1864 1850 1865 1849 1868 1854 1854 1860 1852 1854 1866 1859 1838 1848 1868 1868 1850 1860 1842

1852

XII.

Name.

Geburtsort.

Ch. Lotich ... Schlichtern , Kurheſſen ..... J. Lobred... Sembad ), Rhein -Pfalz. Gottlieb Laufer . Louisville... solzgerlingen , Würtemberg... Jacob Laib ..... Fr. Lang .... Oberweiler, Rhein -Pfalz. Dr. F. C. Leber ..... Bremsberg, Naſſau .... H. Link. Mittelpetſchbach, Rhein - Pfalz Louisville... John M. Letterle M. Levy ... Schab, Ungarn ..... Lang Joh. Klingen , bei Landau, Rhein -Pfalz .. Alf. Langenfeldt.. Louisville.... S. Loewenthal.. Bütyow , Mecklenburg Schwerin . Jacob J Lehman ... Landeck, Baden ...... Dr. W. T. Leachman ..... Boyd County , Ky ...... Lembach, Elſaß .. I L. Lehman ..... Phil . Leonhard. Rothſelberg, Rhein -Pfalz. 6. Levy: Weidenthal, Rhein - Pfalz. Phil . Lieber Bechtolsheim, Großherzogthum Heſſen ..... H. Loß... Gramberg , Naſſau .... H. H. Ludwig Heinichen, Sachſen Lorenz Louisville... Č . Č. H. M. Littell . Harriſon County, Ind...... G. A. Lehnert.... Poſen, Preußen ....... C. Leonhardt... Sindelfingen, Würtemberg . D. Luerding Menslage, Hannover . Gallus Laemle . I. Fry Lawrence . G. H. Laib ... Sindelfingen, Würtemberg ......... John Lorſch F. Mohns.. vagenburg, Schaumburg Lippe.. C. Moeller ... Altenſchlief, beffen - Darmſtadt Jacob Mayer .. Bönigheim , Würtemberg. C. Martin ... Lieb, Baden...... Modlau, Provinz Schleſien .. Eduard Müller . C. Mehler. Rhein Dirtheim ,Heſſen - Darmſtadt. Frank Maguire . Camden, N.- J... F. W. Merz. Neuſaß, Großherzogthum Baden .. I. W. McMichael. Louisville ... Wm. Mig Jefferſon County , Kentucky. Hanau, Kurheſſen ...... C. S. Mergell . B. Melter .. Steinlager , Hannover .. F. Meinecke Altenbruch bei Hamburg .. Geo . Meß: Walldorf, Sachſen Meiningen ... F. C. Meyer . Schaffhauſen, Schweiz Phil. C. Miller ... bei Lemberg, a. d. Lahn, Naſſau ... L. Marcoſſon .... Löbau, Weſt-Preußen . Wiesbaden , Naſſau... Geo. W. Menz... H. Marcus. Ladbergen , Weſtfalen ..... ť. Moſes ... Eppershauſen, Darmſtadt .. Wm Mendel . Chilicothe, Dhio .... Weſtrum , Hannover ... F. Meyer . F. Müller . Biegelberg ,Rhein - Pfalz. Meiſenheim , Heſſen -Homberg. Louis Mendel .. Stadt New - York........ H. A. Meyer.......

An funft. 1866 1865 1863 1872 1851 1866 1873 1852

1867 1866 1855 1854 1851 1853 1856 1867 1869 1863 1851 1854 1853

1853 1861 1854 1854 1867 1865 1852 1859 1853

1853 1854 1867 1840 1853 1855 1871 1853 1849 1850 1858 1831 1845 1869

XIII. Name.

John Martin .... James Martin .. H. J. Monſch . H. Miller ..... Marſhall Morris . C. Miller E Mortenſen ...... I B. Meyer .... Jacob Medbach .. Joſ. Mendel 3. J. Mendel.......... James Mitchell........ Aler. Mitchell... Geo. Moriz . S. Maas.. Gus Myers ... Wm . Müller . Julius Mendel Čeo. Mühl..... Chas. A. ' Miller .. Wm . Minrath Theobald Mauch .. Gottfried Miller ... Chas. Miller ..... A. E. Miller.... G. Münzesheimer . Clinton McClarty . C. Müllenſchläger. F. Müller Chriſt. Müller Jacob Müller . C. Manck .... Ed. Merkley .. A. I. Meyer .. Aler Myers . Phil. Meyer . Auguſt Moſch . A. M. Meglemery . Wm. G. Meier. Nob . Meier .... F. W. Meyer . F. B. Maſon John C. Nauts .. C. 'Niedringhaus W. F. Norten .. H. Nettelroth .. Geo. W. Newman F. M. Nold . T. J. Nowadi Wm. J. Nold .... F. Neş.. S. S. Nicholas .. Daniel Noe .. H. Radorff ........

Geburtsort. Louisville ..... Bedford, Pa ..... New - Albany, Ind... Eppertshauſen , Großh. Heſſen ... Louisville.. Boenigheim , Würtemberg. Chriſtiana, Norwegen ...

An funft.

1849 1855 1865

Wertha, Kurheſſen ..... Meiſenheim, veſien Homburg ... Louisville...... Petershead Schottland.....

1867 1849

Trappſtadt Baiern . Heinsheim , Baden ............ Richmond, Virginia Plittersdorf, Baden ... Meiſenheim , Heffen -Homburg. Merrheim , Rhein -Preußen .... New -Albany, Ind...... Winnshain, bei Worms, Heſſen Darmſtadt.. Dunningen, Würtemberg..... Jungingen , Hohenzollern Hechingen .. Pittsburg, Pa........

1847 1846 1852 1866 1847 1866

Neckarbiſchofsheim , Baden .. Sredinridge County, Ky ... Lichtenberg, Hraunſchweig . Wolfſtein, Rhein - Pfalz .. Wies'imer, Medienburg ..... Deuslingen, Würtemberg .. Holzminden , Braunſchweig .. Baltimore, MD ...... Frankfurt a. M ..... Wartenberg, bei Breslau, Schleſien . Louisville..... Kiel, Schleswig. Kiel, Schleswig . Zweihauſen, Weſtfalen. Taylorsville, Ky Louisville Oberbauerſchaft Weſtfalen ... Louisville Nettelrode, Hannover. Jefferſon County, Kentucky. Louisville Poſen , Preußen .. Louisville..... Fehra, Sachſen Weimar .. Louisville. Marietta , Ohio ... Neuenhauſen , Hannover .

1864 1869 1852 1855 1863 1850 1866 1848 1868 1866 1855 1863 1842 1857 1850 1853 1871 1860 1866 1866

1855 1867

1859 1866 1869 1869

XIV. Name.

Geburtsort.

S. W Newberger ......... Stadt New -York...... C. Nolling ... Berleburg, Weſtfalen ... Andreas Nolte Detigheim , Baden .. H. Neb .... Hamburg ... Prag, Böhmen ... Ádolf Novy ...... N. Dppenheimer ........ Redelheiim , Darmſtadtu . Lendorf, Darmſtadt...... L. Oppenheim C. Obſt Pilgramsdorf, Schleſien ... David Oswald . Gaisbutg, Würtemberg . Dberdorfer E. . Heinsfurt, Baiern ...... Wm Osborne .. Louisbille . Wm. Plato Toellniß. Preußen .... M. Plaut Eſchwege, Kurheſſen. M. Perrman .... Wirth, Rhein -Pfalz. I. Speed Peay Jefferſon County, Ky ... Peter Pfeiffer Moerlheim . Rhein -Pfalz. Martin Pfeiffer II Ettmann, Rhein -Pfalz Joh. N. Pfeiffer .. P. Louis Pfeiffer . Louisville .. Bm Prins Pippen, wannover ....... Louisville ... H. 6. Prenger .. H. A. Pfingſt Hofgeišinar, Kurheſſen .. Bm Pinkert .. Goelkja, Sachſen ..... Jacob Pfalzer . Offenbach, Rhein -Pfalz. Marburg, Kurhefien ... H. Pfeffer Zwingenburg, Heſſen - Darmſtadt. Jacob Pfaffinger Louisville... Č. C. Pepper ... Waldſachſen , Sadjen ... F. Porzig Peter Pfieſter Rohrbach, Rhein- Pfalz ... Geo. Pearce ..... Giles County, Tenn .... Joh. Pfleiterer Böningheim , Würtemberg. Álf. T. Pope ......... Louisville ... Nic . Plaggenborg jun ... Lewes Packham ...... Lewes, England.... Quakenbrück, Hannover . H. Pank. Preuſer Šeo. .... Louisville ...... Chas. R. Peaslee W. A. Peter Waſhington County, Kentucky .. C. Plohn Prag, Böhmen .. Louisville.. James S. Pirtle . John W. Pfaff... Waterford , Irland ......... Mike Poland ... Odjtrup, Weſtfalen ..... H. Pašlick. Louisville.... Š. $. Quaſt .. Robt. Rowell . Canada ......... S. Neis Haumeberſtein, Baden ....... C. I. Raible Ergenzingen, Würtemberg C. Roſenheim Biebergau, Baiern ...... D. Roggenburger ......... Fichenhauſen , Baiern ...... Hamburg C. Rohiffs Joh . Rapp Stetten, Hohenzollers-Sigmaringen ... M.' Rapp Elbernburg , Nhein -Pfalz. Fippenheim , Baden Aug. Rees . Aug. Raidt .. Badlangenſchwalbach, Najjau ..

An kunft. 1866 1866 1867 1872 1870 1854 1855 1845 1865 1852 1850 1851 1845 1847 1847 1846

1869 1855 1852 1839 1855 1852 1867 1852 1865 1854

1871 1865 1855 1863

1843 1843

1865 1853 1848 1864 1841 1867 1848 1845 1858 1866

XV .

Name.

C. Rueff: G. F. Rein . W. J. Rubel .. Phil. Rißberger .. S. H. Leppel .. Å Roſenbaum S. Rojenbaum J. Geo . Rucjtuhl. Jacob Reinhardt Johann Richter ...... Heinrich Rompel... Dr. M. Rhorer Johann Rob Š C. Rufer . Gus. Reinhäckel .. Geo . Raht....... H. H. Rademaker Š . Š Rademaker Johann Raih .... H 'I. Recken ...... Heinrich Reverman Karl Roehr .. Ernſt Noſen....... Eduard Roſen ... Win. Ruby F. Nuvy Nic . Ruby Johann Nuby .. H. C Reinken ... Wm . Kueff F. Reidhar D. F Heidhar Adeli Reutlinger.. Simon Nothichildt.. Sam. Nothſchild.. Nic. Roſche .... Dr. H Ruſchhaupt .. S. Roberts Ino . M. Noberts . Ád. Raſſinier ..... A. Roſenthal J. J. Nilling B. H. Ruſſel.. H. Reiling Johann Rohrmann .. Jacob Rehm Karl Rehm .. F. Rehm Wm. Reinecke .. . tau .... F. Niedeman Adolf Rammers .. Phil. Rammers...... .. W. Roſenberg

Geburtsort,

Winnweiler , Rhein - Pfalz. Erligheim Würtemberg . Louisville. Horchheim, beſjen Darmſtadt Flerburg, Elſaß . Raiſerslautern, Rhein - Pfalz. Münchweiler, Klingenmünſter, Rhein- Pfalz... Gomaringen, Würtemberg Kaliſch, Rußland. Berleburg, Weſtfalen Louisville Kehl, Großh. Baden ..... Schlichtern , Kurheſſen ... Zeiß, bei Leipzig , Sachſen ... Camenz, Schleſien ..... Lengerich , Hannover ......... Kuilingen, Baben ........... Amt Frehren , Hannover Weimar, Sachſen Weimar Altenburg, Sachſen -Altenburg .... Neukirchen, Rhein -Pfalz 11 11 Bremen ..... Louisville Baar, Canton Zug, Schweiz. Louisville ...... Frankfurt, a. M. Neuſtadt, Baiern ... Loebenhahn, Baiern...... Schrollbach, RheinP-falz .. Bielefeld, Weſtfalen . Pittsburg, Pa ....... Linsburg , Virginia ......... Bourogne, Oberrhein , Elſaß ... Laupheim , Würtemberg ...... Shelby County, Ky. Menslage, Hannover. Sarloui, Rhein - Provinz.. Niederotterbach, Baiern .. Calro, Würtemberg ..... Pfullingen, Würtemberg. Hildesheim , Hannover . Ermeshauſen, Baiern ... Hannover Versfeld, Kurheſſen .... Louisville . Neudenau, Baden ...

An funft.

1838 1853 1867 1870 1855 1855 1850 1858 1869 1866 1849 1851 1858 1867 1852 1852 1852

1855 1851 1849 1849 1855 Il I! 1862 1834

1851 1850 1847 1865 1868 1861 1865 1871 1867

1848 1864 1852 1845 1848 1864 1843 1871 1834

1854

XVI. Name.

Geburtsort.

C. Rußmann ...... Roſtock, Mecklenburg, Schwerin ..... Hermann Niebow . Altmart, Provinz Sachſen .. Louisville .... I. W. Roth & . W. Roth Neutershauſen, Kurbeſjen . Conrad Roth Martin Koth Appenweier, Baden ." .. Weiler, Rhein -Preußen . H. Rautenbuſch Johann Rautenbuſch ..... J. H. Ruewe Bei Vechla, Oldenburg ... Ålias Schwind. Louisville. Cincinnati, Ohio .. John E. Sadſteder ... Deſſau, Hannover. Čarl Sommerkamp G. A Schimpff Speyer, Rhein-Pfalz .. Wm Straſſel Cincinnati, Ohio .. Klein - Nſpac ), Würtemberg. Adam Schuſter .... Rehden, Hannover ..... Wilhelm Steilberg Bieſten, Khein - Provinz... Johann Sackſteder... Cincinnati, Ohio ...... John P. Sacjteder .. Louižville ... Peter Sacſteder .. Cramberg, Naſſau. Jacob Scheurer ... C. S. Snead . Lerington, Ky .... ud Snead . Louisville... Wm . Simin Römershauſen , P O. Heſſen .. Orb, Heſſen-Naſſau ..... Phil. 6. Schopp A. W Struck ... Vamburg ..... Crawford County , Ind ... I. C. Steward Hopkinsville , Ky Č . V. Shepherd .... Cincinnati, Ohio ... Fas. Smith ... Vouisvilla John Staab J. V. Schwanniger .. Rüdenau, Baiern ...... Č. Schildger Stodheim, Heſſen - Darmſtadt......... S. Schoninger Oberlauringen , Baiern.. Adam Schardein ..... Louisville .. Berleburg, Weſtfalen Karl L. Sauer .... Anton Sauer Steinau , Ober -Schleſien ...... Dr. E. D. Standiford... Jefferſon County, Ky... Cemniş, Sachſen Joſeph Scheffler .... W. H. Slaughter Nelſon County , Ky ..... Wm. Senf. Saulhein , Großherzogthum Heſſen .. Louisville ...... F. S. Siegel.... Johann Schiphorſt... Mensloge, Hannover . . Sincere Bartfeld , Ungarn ...... Kanton Thurgau, Schweiz.. Jacob Þ . Singer Harme, Didenburg č. Schildt Phil . Steller ... Šrfenbach, Rhein - Pfalz. Jacob Steller 11 Louisville ...... I. C. Steller Joſ. T. Steller Aug. Schweißer ...... Kißingen, Baiern ..... Louisville.... John Sdweiber .. I. T. Stier .. Stettin, Hohenzollern -Sigmaringem ... Ürban Stengel ...... Johann Stengel M. A. Sachs Cincinnati,Ohiố.....

An kunft. 1863 1857 1858 1866 1854 1853 1853 1851

1850 1866 1854 1851 1853 1859 1836 1845 1854

1848 1868 1852 1861 1863 1834 1865 1863 1868

1865 1856

1858 1866 1866 1849 1858 1850 1848 1849 1840

1838 1852 1854 1855

XVII .

Name.

Geburtsort. funft.

Cincinnati , Ohio.. D. A. Sachs. C. Scheper. Dinklage, Oldenburg Joſ. Schwab Pfaffeuweiler, Baden Jof. Steil. St. Louis, Mo....... J. F. Stokes Louisville.... Joj. Stein Freiburg, i. P. Baden . Scheer .... G. F. Yonhorſt, Baden .. Adolf Schwarş ... Delmenhorſt, Didenburg ... Billigheim , Rhein -Pfalz .. Adam Schwary Conrad Schöffel . Sickenhofen , Heſſen -Darmſtadt .. Adam Schöffel .. Louisville .. C. Schulthek Stuttgart, Würeemberg . Hildburg Schumann Johann N. ... , Sachſen - Meinihgen .. Kohrbach, Rhein -Pfalz . Louis Spelger .. Philadelphia, Pa .... H. D. Schlenk.... Louisville T. Satterwhite . Wm . G. Steinle... Stuttgart, Würtemberg . C. Spies .. Urbac) , Sachen ..... JP Seibert.... Langenbergheim , Großh. Heſſen - Darmſtadt. Ferd. Seidel Pfaſſendorf, Schleſieu ... Bhil . Schillinger Kippenheim , Baden . Phil. Schembs Herensheim , Hrſſen - Darmſtadt.. Stephan Schwind Lohr, Baiern ..... Thos. H. Sherler Louisville ... Cincinnati , Ohio .. A. V Schroeder .. Stege [ . Livern. Weſtfalen Cincinnati, Ohia .... S. S. Stratton.. Mar Sales Löbau, Weſt: Preußen ...... H. Sanford Laer Hannover ... Schweiz, Rhein - Pfalz . M. F. Schalda . A. Steinau ... Oberinurſchel, Rhein - Pfalz. Jof. Steinau Louisville ... Stiegelmeyer Wm . Venne, Hannover .. .. Harry Stucky Jefferſon County, Kentucky). Peter Schueler Scroeck, Kurheſſen ... H. Schuler Frieſenheim, Nhein .Pfalz. auguſt Schuler. Rottweil, Würtemberg. Georg Scuter Oppau, Rhein- Pfalz.... Louisville J. J. Schulten ..... Chas. Schulten A. Salanger Gueffen, Pojen ........ F. Scheppelman .. Bremen .... Lee Shryock Louisville F Stüffel Menslage, Hannover... M. Sabel Rens, bei Coblenz, Preußen .. Abr. Starr Kaiſerslautern, Rhein - Pfalz. Leo. Starr ..... Louisville E. Sauermann E. Scheffer Stuttgart, Würtemberg .... Johann Stockhoif. Gehrde, þannover . Heinrich Stockhoff Daniel Stuber ... Mackenbach, Khein Pfalz. M. Stuber Johann Sensbad Rohrbach. Baden ....

1855 1844 1853 1872 1849 1851 1863 1857 1837

1849 1852 1854 1862 1864 1840 1837 1859 1853 1866

1845 1847 1870 1860 1867 1859 1840 1866

1858 1840 1860 1851

1862 1871 1860 1854 1850 1851

1850 1845 1842 1847 1848 1849

XVIII.

Name.

Geburtsort.

1871 1869 1851 1849

1847 1860 1865 1856 1851 11

Steinfeld, Oldenburg ... F. B. Sahlfeld Wm . Schoeni. Berlin , Preußen ..... H. C. Struß New-Albany, Indiana. H. Struby Altſtatten, Kanton Zürich, Schweiz. Čarl Struby . Altſtatten, Kanton Zürich, Schweiz. Georg Schweiß .. Statelhofen, Baden .. H. C. Schmid Marbueg, Kurheſſen .... Andreas Schaich. Kohlberg, Würtemberg. Joſ. Schaich .... Č. J. Schwend .. Wiesbaden, Naffau. H. Štrohman .. Rittershauſen, Naſſau ... I! Jacob Strohman ......... Joſ. Schimpeler .. Rodman, Baden .... X. Schimpeler Wölfſtein, Rhein - PfalzF. P. Schmitt .. Jacob Schmitt ... Neunkirch, bei Cuſel, Rhein -Pſalz .. Jacob Schmidt ..... Vembnrg , Rhein - Baiern. Grießen, Baden .. Anton Sdmitt.... Gieſel, Kurheſſen . Adolf Scinitt .. Stephan Schmitt Rohrbach, Rhein - Pfalz. C. H. Schmidt ...... Stetin, Provinz Pommern . Chas. Schad Waſhington , Diſtrikt Columbia .. Jacob Schanzenbacher Tiefenthal, Rhein - Pfalz. Wm. Schenk Marburg, Kurheffen Ed. Schenk . 9. Streng Ottenjoos , Baiern . Hen . Schipper Liegen , Hannover .. John Steginann Bremen ... Bremen .... H. Stegmann Neujalza, Sachſen Åarl Schulz ...... Johann Schulz Reinbeck, Weſtfalen . &. ' A. Schulz Ebingen, Würtemberg ... Garrett County , Ky.... Wm. Sowders .. S. Schönfeld St. Avold, Lothringen ... Herrnberg, Würtemberg . Wm . Springer . Walberg, Ba.ern .. Geo. Schneider . Altweiler, Elſaß . Aug. Schneider . Romelshauſen, Würtemberg .. J. D. Schneider ..... Duernkirchen, Kurheſſen .. Wm . G. Schmidt .. Jacob Sduct. Niederaula, Baden , Hannover ... H. Seekamp... P. W. Schwenck Mensfeld. Naſſau ... F. Senning Wertha, Kurheffen . B. Scholian .... F. W. Strelow Weuenkirchen, bei Meile, Hannoverð ..... Prof. Wm . Steffen .. Fedele Sumſer Louisville ......... Wm. G. Sauer Bamberg, Baiern ...... L. Stoll..... Chas. Schlachter .. Louisville..... Ferguſon Smith Frankenburg, Sachſen . Chas. T. Thum Louisville .. Jſaac H. Tyler ..... H. A. Thierman ........... Lohe, Amt Nethe, vannover.

An tunft.

1861 1853 1814 1865 1870 1836 1842 1865 1854 1853 1847 1864 1845 1851 1864 1863 1871 1853 1864 1833 1850 1848 1845 1865 1852 1855 1848 1854 1852 1870

1849

1849

1863 1855

XIX.

Name.

Geburteort.

J. Trager .... Riga, Rußlaud.... Č. Tafel .... Stuttgart, Würtemberg. Louisville....... Ch. M. Thruſton .... Glasgow, Ky . Jno. M. Trigg .. Breitenborn, Kurheſſen . John Trebing . Ben . Traut Herbſtein , Heſſen - Darmſtadt..... Schwerin , Diecklenburg Schwerin ... Ernſt H. Thomas Albersbach, Würtemberg .... C. Trautwein ..... Jno. Throcmorten Louisville.. Joſeph Tauffirch . Fiſchbach, Baiern ... Louisville ... H. Š . Tyler ... Š. H. Tingley ... S. Ulman Rehweiler, Baiern ... Louisville Jacob Ulrich .. Louisville. John Unz Louisville Jacob Unz Neßlau, Kanton St. Gallen , Schweiz ... John Ulrich Anton Volz Dahn, Rhein-Pfalz .... F. Van Haaren Wiedenzahl, Hannover ... H. F. Vißman ſen ....... Anfum , Geo. Vißman ..... Louisville ..... 6. 23ipmun ............ Louisville.. b. 8. 23ijntan.. Louisville. 8. D. Vongries .. Aſchaffenburg, Baiern. Bielefeld, Weſtfalen ... H. Vormbroc .... Münſter, Jul. Von Borries Louisville.. F. Von Korries .. Á. A. Vangries Bensheim, Darmſtadt .. Carl · Voß .. Wagenfeld, þannover .. Wm. Voß Lahr, bei Dsnabrück, vannover . Louisville.... Wm Vogd Borſch, Sachſen - Weimar Ferd. Volfmar Schwarzbach, Kurbeſſen ..... Johann Voelker . John Walace Harriſon County, Ay ..... X. Wernet berliederbach, Baden . Louisville .... H. Walter . Leopold Wolf Doermoechel. Rhein - Pfalz. Martin Woelflin Marburg, Kurheſſen . Vouisville Geo. Woelflin Geo. Winter Appenhofen, Rhein -Rfalz ... Bannbeſcheid, Naſſau .... Johann Wolf ...... Jacob Walter Neuenkirchen , Rhein -Pfalz. Cincinnati, Ohio ..... Jacob Weinant H. Weinedel.. Stadt New - York ... F. Weis . Duttweiler, Rhein - Pfalz. Hermann Wirth Hilchenbach, Weſtfalen ..... Wolff Rob . A. Elſterberg, Sachjen ..... Val. Weber.. Niederwirra, Sadſen Altenburg.. Jacob Weißmann Rothzellberg, Rhein - Pfalz..... J. Phil. Will .... Mensfeld, Naſjau.... Wm . Wrampelmeier Cintinnati, Ohio ...... Louisville ... Ed. Vedekemper .. Uelzen, Hannover . H. Weſch Joſeph Wolf jun ......... Hemsbach, Baden .....

An kunft. 1863 1861 1860 1851 1844 1848

1849 1810

1850 1857 1850 1839

1866 1867 1841 1857 1872 1846

1851 1852 1852 1850 1867 1852

1853 1854 1852 1866 1851 1853 1849 1858 1866 1871 1848 1858

1852

XX . Name.

Geburtsort.

Oberndorf, Baden .... Ludwig Wunſch ... Heinrich Wellenvoß Diſſen, Hannover. Saverne, Elſaß . veinrich Wolff Deinrich Wehmhoff Gehrde, Hannover... Louisville, Georg Wehmhoff Georg Woerner. Hagenau , Elſaß. Georg Weßel ... Worms, Heſſen - Darmſtadt.. Botman , Baden A. Wegman Louis Weber . Altweiler, Elſaß . Peter Weber ... Schönſtein, Rurheffen ......... E. Wilhelmi C. F. Weiske Geidheim, Sachſen Obernheim , Würtemberg .. Joſeph Waſchle Č. Waſchle .... Osnabrüc, þannover .. H. Weilage ......... Louisville H. C. Walbeck. I. T. Wiſotsfi .. Frankweiler, Rhein - Pfalz. F. Weijenberger... Urnshauſen, Sachſen -Weimar.. H. Wolf Stockheim, bei Frankfurt a. M ...... Jacob Wertheimer.. Louisville .. Ed. Winkler Jacob Weber ... Rothſenberg, Rhein - Pfalz H. C. Wolters . Grasdorf, bei Hannover. Alt-Breisach, Baden... Auguſt Wehrle. Baltimore, MD .... Chas. Weinman m . Wittgenſtein ... Hörter, Weſtfalen . Čincinnati, Ohio . Jacob Wahl F. E Winkler Pegau, Sachſen .. J. W. Woerner... Iffingen, Baden . J. G. Woerner Alpersbach, Würtemberg.. Nelſon County, Ky .. Ben J. Webb.. Heinrich Young . Langenhain , beſjen -Darmſtadt. Nelſon County , Ky ..... I. H. Yager .. Rothenbach, Bayern ..... L. Zapp .... Stadt Prozelten, Bayern .. George Zoeller ... .. Louisville .. Geo. Zubrod . AdamZimmermann Andreas Zorn J. S. Zorn .... Ed. Zoeller Stadt Prozelten, Baiern .... Monheim , Baiern ...... G. Å . Zauſinger .. Zulauf Geo. . Eberſtadt, Heſſen - Darmſtadt.... Ferd. Zwißler .. Altenbach, Bayern ...... Emil Zeller Ulm , Amt Oberkirdy, Baden ... Carl Zahn Caſſel, Kurheffen . (Louisville... J. A. Zanoni.. John F. Smut.... Kanton Bern, Sdweiz .. Hörſtein , Baiern ..... John Zeller........ Nachtrag. Marcus Cohen .... 2. Frande. F. Leisman W. H. Meffert

An kunft. 1846 1846 1855 1845

1847 1870 1854 1862 1863 1858 1861 1868 1863

1850 1852 1861

1859 1871 1858 1836 1860 1865 1867 1849 1832 1853 1872 1869 1852

1854 1853 1850 1869 1855 1866 1852 1854

Oberyepko, Boſen ......

1849

Rhein, Weſtfalen ......... Louisville

1867

XXI. Name. Phil. Michels ..... 9. 3. F. Murray .

Geburtsort.

Veckweiler bei Birkenfeld

Nachtrag. (Uttive.Mitglieder.) Paul Bithorn ........... Reichenbach, Provinz Schleſien ....... É. Bachſtein ..... Wm . Franf..... Magdeburg, Preußen .... Louisville Julius . Aleier . H. Klein ...... Chas. Koch A. Kretſchmar . Jul. Lehnert...... Gunbinnen, Preußen ......... Franz Leonhard ...... F. Rothenburger.. F. H. Schwenck .. Wiesbaden , Naſſau ....... Aug. Schmiedeknecht Sachſen H. Seib ......... Kurbeſſen .. Chas. B. Schickedang ... H. Schwankhaus ... J. B. Wurach . Königreich Sachſen ..... J. Weidekamp..... ........Louisville .... F. Wilkins Louisville Chas. Weis

An funft 1858

1866

1853

1837

1852 1858 1856

Ehrenmitglieder . M. Billing, E. C. Bohne, C. Doerr ſen ., H. Glagau , W. N. Hailmaan, C. Müllenſchläger, Wm. Plato, Stephan Schwind, Wm . G. Schmidt, Geo. Zoeller, Wm. Ehrman, Wm . Frank, I. I. Fiſcher, Ferd. Volkmar (Memphis) , Otto Dreſel (Columbus, Ohio), Joſeph Falkenbach (Columbus, Ohio), Wm. Grönland (Cin: cinnati). Ferner treten mit dem fünfundzwanzigſten Jubiläum in dieſe Klaſſe ein : G. S. Schuhmann, R. Mansfeld, H. Seib, L. Eæſtenkemper und Franz Walter.

! XXII.

Abonnenten ( Nichtmitglieder ).

Name.

Geburtsort.

Hermann H. Büter.. Kütenbrock, Kreis Meppen , Hannover.. Louiſe Bächler ... Hoffweier, Amt Offenburg, Baden . Bruemack, Eljaß .... J. Bald.... Lauterecten, Rhein - Pfalz. P. Brenner...... H. C. Becker... Großh. Oldenburg ....... Baden ... John Burkhardt.. H. Bediges . Nicholas Boes .. Sarroth, Kurheſſen ....... Heinrich Boſſe.. Laer, Amt Dieſen bei Jburg . Joſeph Bofie Chienz,Kreis Bilburg,' bei Trier. Nicholaus Biſchof. Vincens Dettweiler . Rothenfels, Baden ..... Joſeph Doub .... Louisville.... Phil. Dahlheimer. Fürſtenthum Birkenfeld .. Heidenheim , Würtemberg ...... G. F. Engelhardt. Victor Erdmann . Pirmaſens , Rheinpfalz, Baiern .. Freiburg, Baden .. H. Eckert..... Fred. Eiſenmenger Ehrſtädt, Baden .. Baden .... Šimon Eichert W. Carl Ernſt ... Amt Bühl, Baden ...... Nußdorf, bei Landau .. H. Fecler..... F. H. Grünberg. Rudolſtadt, Thüringen .. Mellingen , Sachſen Weimar . L. Glaſer .. Quakenbrück, Hannover .... Anton Geiſtlich) Muggenſturm , Baden ..... Sigm. Goeßmann .. L. Gamp.... Bernard Glasfort,.. Linden, Hannover Halverde, Weſtfalen ... Herman Gocke Peter Hofmann . Roſdorf Kurheſſen Å . Hilger ..... Würzweiler, Rheinpfalz Nordheim , Heſſen -Darmſtadt Chriſt. Haupt. Chr.F. Hartmann. Iges, Kanton Graubünden ..... 5 Hell..... Dķingen, Naſſau ... Nieder-Neunform Canton Thurgau Schweiz. H. C. Hoerni .. Schwöping, Baden ...... H. Henn ...... Franz vänlein ..... Kuhardt, Rhein - Pfalz.. Å . L. Johannböcke. Louisville.. Ad. Koſtſchau ..... Mellingen, Sachſen .... Joh. Heinrich Kişero ..... Ankum Hannover .. Neuarenberg. Hannover . Joh Wm . Koop ..... Conrad Kolb .. Stufenau, Baiern .... Oberottenbach, Baiern ...... G. Kaßner . Limburg J. Kremer .. ......... Peter Klein Sonerbac ), Darmſtadt.. Ober -Elbert Naſſau ...... Chr. Kung .... Chriſt Kronmiller . Heiningen , Würtemberg ..... Hörſtein, Unterfranken , Baiern ... Joh . Löſer .. Adam Löſer .. I! 11 Andreas Löſer .. Sab, Ungarn...... M. Levy .. Oscar Á. Meßner Groß Gandern , Frankfort, a. d . Oder, Preußen ...

An kunft.

1872 1853 1850 1853 1849 1852 1845 1853 1856 1857 1854 1847 1866 1854 1852 1846 1851 1869 1852 1869 1868 1867 1859 1864 1867 1854 1839 1848 1846 1867 1852 1849

1873 1835 1856 1850 1860 1852 1871 1853 1846

1849 1873 1865

XXIII . Name.

An kun ft.

Geburtsort.

Gottlieb Menger . Lommigheim , Würtemberg... Sicinati, bic ... Chriſt Neumeiſtar .. Mrs. Regina Nidlies ..... Sochſtein , Rhein -Pfalz Michelbach, Würtemberg. John Oberndörfer .. Neuenburg, Würtemberg ... EF. Pfrommer. Ohrte, Amt Fürſtenau, Hannover . J. H. Richterfefſing ... Altenbruch, Hannover ...... C. W. Bon Noenn .. Walz Kaimund .. Ruppenheim , Baden ..... George Ridert, Barbier.. Bruchſai, Baden ...... John Schenk. Dietersweiler, Würtemberg ... Magdeburg, Preußen ...... Albert Strümpel.. Dedingen , RegierungsbezirkWirth ...... Wm . H. Schaefer Medebac , Kreis Brilon, Bezirk Arnsberg Conrad Schäfer.. Niederaula, Kreis Ebersfeld, Kurheſſen .. Jacob Schmuck .. ...... Killianſteten, Kurheſſen ..... Jacob Ullrich .. John Vogel..... Þorchheim, Darmſtadt...... Heinrich Vonderheide..... Eſſen , Oldenburg, ... Peter Vierling ... Mainz, Heſſen .... Pfarrer H. Waldmann .. Mühlhofen, Rhein -Baiern. Georg Winterheld . Darſtadt, Baiern ... Johann Wilms .. Scarrel, Olbenburg ....... Urnshauſen , Sachſen Weimar Eiſenach . A. Wolf ... Weiſe, Gebr. F. und W .. Sulzer, Sachſen -Altenburg .. A. Wilhelmi.. Nauheim , Kurheſſen......... Birkenfeld Jacob Womer... Georg Wollenſchläger..... Eſſingen , Rheinpfalz. F. Fabian Wieſemann ... Brakel , Bezirk Minden,. Würtemberg .. W. Zeiher ..

1852 1849 1856 1865 1843 1841 1854 1852 1853 1853 1868 1851 1848 1858 1851 1854 1849 1867 1845 1868 1852 1870 1851

1865 1854 1871

Nachtrag. Eberhard Gildehaus..... Johann Schäle ... F. Weihe. Georg H. Wolf

1854 1854 1846 1867

Remſede, Hannover Allach), Landger. München Baiern Bleicherode, Preußen Urnshauſen, Sachſen-Weimar

.