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German Pages [594] Year 1893
(Carl Biefelvctter.
JfaUst in der Geschieht« und Tradition.
'R Sin.
Jatlst. Radierung nach Rcmbrandt von Ian Ioris van Blict. 1630.
Jaust in der (beschichte und Craditioll. Mit- befondcrcr BeriirfsichtignUg des occllltcn Phlinomena־ lisnlllv Und des Ulittclaitcissichcn ZaUberwesenv.
Al§ Anhang:
^ie Wagnersage und das Wagnerbuch. Bon
Tart Kiesewetter.
Leivzlg.
Berlag von Ma).- Spohr. 1893.
Jnhaltsuerleirhnis.
Erstes Buch. ..fallsto geschichtliche Perfoll. Seite
Einleitung.............................. . . .2 Tritl)emius Zeugnis; von Jaust................. .2 Zeuglliß des Mutianus Ruslis . . . . . . 6 Kritik dieser Zeugnisse .................................................... 6 Der Drucker Iohmln Fast ist nicht der Zauberer Jaust ... 7 Dc§ geschichtlichen Faust Promotion zu Heidelberg im Iahre 1509 nach dcu dortigen llniversitcitönkten . 9 Nachweis der Identität von ״Georg Sabellicus, Faustus junior“ de§ Tritljemius, "Georg Faust" dcö Rnstts mit dem "Juljaitn Faust" der Heidelbcrgcr Universitatsakten und der Faustbucher........................... 9 Fausts Aufenthalt in Kloster Maulbronn ... 14 Faust starb nicht daselbst.................................. 14 Rachrichten über Fausts Aufenthalt in Erfurt . . 16 ,, ,, ״ ״ ,, Sechzig . 19 Die Jabel voll ''Auerbachs Keller.......................... .20 Juljailn Gasts Nachrichten von Faust.................................. 22 Bestätigung derselben durch die Zimmer’frl) e Chronik . . 23 Nachricht des Agrippa von Rettcsl)el)1n über Jaust · ■ 24 Begardi's Nachricht über Jaust . . .... 27 Gcßuers ,, .................................................. 28 Mclanchthous Nachricht über Jaust ... 28 Kommentar dazu ... ... . . 30
νιπ Seite
Luther'§ "Tischreden" über Jaust...................................... 35 Vergleichung von Widmann'S "SiIeljlung, was D. Luther V011 D. Fausto gehalten l)ab", mit Lutljer's "Tischreden“ . 36 Iohann Wier's Nachricht über Jaust.................................. 41 Kommentar dazu................................................................ 43 Nachrichten über Faust bei Andreas Hondorss, Heinrich Bullinger, Lconljardt Tljurnehsser und Ludwig Lavater 49 Scrchcintcrs Faustnachrichten............................................... 50 Faustnachrscht bei Martin Delrio . . . . . .... 54 " " Ioachinl Camerarius '·.■■ 54 Nachricht uber Fausts Tod und den Verbleib seines haudschristlichen Nachlasses in der Zinlnler'schen Chronik ... 56 Fausttkonograplüc ................. .... .... 58Resume............................................................................. 60 ׳
(^Weites Bucb. Die volkobiicher von /anst. 1. Abschnitt:
Summarische Übersicht über die älteste Fauftlttteratnr . 67 Das Spicß'sehe Faustbllch von 1587 .............................. 67 Das gereimte Faustbuch von 1588 ....................................... 69 Die niederdeutsche Bearbcltung des Jaustbuches von 1587 . . .70 Die französische Übersetzung desselben von Cal)et..................... 71 Dic englische Übcrsetzuug desselben.......................... . . 71 Second report of Doctor John Faustus.......................... 71 Das vermehrte Faustbllch.................................. ... 71 Die holländische Bearbeitung dc§ Faustbucheo......................... 71 Dog Wagnerbuch von 1593 ............................................... 72 Die holländische Übersetzung desselben...................... . . 72 Da>3 Wagnerbuch von 1714................................................... 72 Das Widmann'sthe Fanstbttch voll 1599 .......................... 76Das Psiher’schc Jaustbuel)..................... 79 Das Jaustbuel) des Christlich Mchnendcn . . . ... 79
IX
2. Abschnitt: Fausts ßcben hi§ jur erste« TeUfelöbeschloornnß
Seite
... 81
Fausts erste Scbensperiode nach dem Fmistbuel) von 1587 . . 81 " ,, " ,, Widmann.............................. 83 Kommentar dazu............................................................86 Fausts Studium der natürlichen Magie lind Divinatiousgatknngen 87 Die Somnambulismus erzeugenden Wahrsagekünste..................... 87 Die mittelalterlichen Zaltberbiicher................. ·....................... 88 Systematische Entwickelung der übersinnlichen Fähigkeiten Fausts im Vergleich mit dem modernen Mediumismli» .... 89 Der mittelalterliche Giallbc, die medillmistische Begabung eines Menschen au§ dessen Rativitat ersehen 311 können. Belegstellen dazu ............................................... 90 Durch dic Knjstallomaittie Wirb Somnambulismus erzeugt, welcher zur seheinbaren Spaltung des transfrelldentalen Subjekts führt, woraus sich die eine Halste de» gespaltenen Ich als Spiritus familiaris (njpostasicrt.................................. 93 Das ״Crepusculum matutinum“...................................... 94 Die Sichtcrseheinimgen bei Faust im Vergleich mit den bei Spuk־ erschciuungen aller Zeiten und spiritistischen Sitzungen vorkommenden Sichtphanonlenen.......................................... 96 Tljeurgisehe Beschwörungen im Vergleich mit Materialisationen . 100 Vergleich der übersinnlichen Vorgänge bei Faust» Teuselsbeschwörtlng mit den bei Spuferscheimlngen und spiritistischen Sitzungen beobachteten Phänomenen . ■............................ 101 3. Abschnitt:
Der Palt Fausts..................................................... 107 Der Abschluß des Pattes nach dem Faustbttch von 1587 . . . 107 Der Wortlaut der Urkunde ,, ,, ,, .. ...................... 108 Der Abschluß des Paktes nachWidmann.............................. 110 · Wortlaut der "Obligation” nach ,, 111 Kommentar................................................................... 112 Geschichte des Glaubens an die Pakte mit dem Teufel . 112 Ursprung der Teuselspakte im altjüdischen Zauberlvesen . . .113 Auö dem jüdischen Zaubcrloesctt gellt der Glaube alt die Pakte ilt das Urchristentum über......................................... 114 Der Pakt des Knechtes deo Senator Protenus........................ 114
X Seite
Der Pakt de» Tl)copl)ilus ................................................. 115 " " Militarius ................... .... 116 " ,, Palumbus........................................................ 117 ,, " Grasen von Maseoll.................. .... 118 ,, voll Robert dem Teufel......................................... 118 Papste als Teuselsbüuducr 118 Jahann XIII. ... ................. ...................... 118 Sylvester II. . .... ................ 119 Jahann XIX.................... lßl Benedikt IX........................................................................ 122 Benedikt X....................................... 122 Jahann XX....................................................................... 122 Gregor VII................... 123 Jahann XXI. . . .... .............................. 123 Gregor XI............................................. . . . . 124 Paul II.............................................................................. 124 Aleiander VI............................. . . . . 125 Ter Pakt des Willsclm de Line ... ...................... 126 " ,, " Valerius Glöckner.................. ... 127 . ............. Studenten Leipziger zu Tübingen . 128 ,, " ,, Pariser Advokaten im Jahr 1571 . . 129 .............. Lollis Gausridl) .... ... . . 129 ,, " " llrbaiu Grmldier.... ......................131 Faksimile dessclbcn............................................... . . 133 Ter Pakt de« Magister Caspar Tnllichins Zu Canlellz . . .136 Ilrtcilssprnch des Leipziger Schöppen st 11 ()1S d. a. 1654 in dieser Angelegenheit.................................. 136 Der Pakt des Abraham Postier..................... ... 137 ,, ,, ,, Marschalls von SllicnlblnP ... ... 138 ,, " ,, Gottfried Heinrich Plirsche .... . . 142 ,, " " Lcipziger Lclwliugs im Jal)1e 1707 . . . .143 Das Tcnsclsgeld.............................................................. 147 Psarrcr Vlumhardt über die böcscsscnc ju Möttlingcn . . . 148 Wnltkc über in der Gegenwart vorkommendc Pakte . . . .150 4. Abschnitt: ,,
et
H
Wie und als lvaö ist der Mephostovtjileö der Jullstbucher altfoufasselt?...................................................... 102
XI
seileDie mythologische Scite des Problem»........................ 152 Mythologische Unrichtigkeit der Auffassung Mephistos Seitens Goeches und der German istell..................................... 1.52 Tiefere Wurzel des Problcms............................................. 152 Die akkadischen Maskinl und Dämonen der Planeten . . . .153 Die Amschaspands und Devs der Perser................................ 156 Die Intelligenzen und Dämonen der Planeten im Indischen Zauberwesen....................................................................... 156 Die lffieltsürsten und Fürsten dcr Materie bet den Rcitplatonikern 156 Dcr Glaube all diese Wesen gcljt in das Chrlstcnttlnt über . .1.57 Die sieben Großfürsten der Höllc im Faustschen Höllenzwang . 158 Rach dem Höllcilzlvang ist — mit der ganzen mythologischen (Sittwicicluug nbereinstimmend — Mcpljostoplstlcs als Damon deö Iupitcr altsgesaßt......................................... 158 Richtige Schreibweise des Namens Mepljostophile»................... 163 Sachliche Seite des Problems.................................... 163 Mepljostopljlle» als dic perschtisieirte eine Halste dc.3 gespaltenen transscendentalcn Subjektes von Jaust........................ 163 Du Prcl's Theorie von der Spaltung des Ja)................... 163 Falle, welche die Richtigkeit der Theorie du Prcl's beweisen . 168 Kleser's Beobachtungen an Anton Arfr................................ 168 Der von Dr. med. Dürr In Baden-Baden bcobachtcte Fall der Marie Wilhelmine Koch............................................. 178 Besprechung dieser Fülle und Anwendung derselben sowie dcr Theorie du Prcl's aus Jaust und Mephostophiled . . 180 Ist die Spaltung des Ja)§ eine hochgradige und dauernde, so tritt Doppelgangcrei und Materialisation ein, wobci sich ein scheinbarer Geisterverfrljr entwickelt. Bel demselben erscheinen die Geister, welche — sonst viellcicht gar nicht ezsistlrend — die Phantasie des Somnambulen bevölkern und settten Sitten und Weltanschauungen ete. entsprechen . 183 Bclegsalle....................................................................... 184 Anwendung des Gesagten aus Jaust und Mcpl)ostopl)ilcs . . . 189 Charakteristik de» Mcpl)ostopl)iles......................................... 190 5. Abschnitt:
Fausts Treiben, Zailbcrschwällfc und Ende. Fausts beabsichtigte Verheiratung
........
. . 197
χπ Seite
Fausts Disputationen mit Mcpljostophites................................ 198 Jaust als Astrolog mit Mephostophileö als Lehrer . . . . 200 Die Obersten der Teufel besuchen Faust..................... . 201 Die Disputationen nach Widmann ... ................. 202 Fausts Reise in die Hölle . .... . . 204 Kommentar dazu.............................................................. 205 Fausts Reise iit's Gestirn................................................. 207 Jaust bereist dcn Erdkreis................................................. 208 Die astrottomisch-mcteorologischcn Disputationen Fausts nach dem altcn Fanstbllch . . . . '......................................... 209 Bcrglctchendc Darstellung der Zauberschwanle bei Spieß und Widmann...................................................... 210 Faust zitiert dcn Geist Alejandcrs des Großen....................... 210 Kommentar dazn.............................................................. 211 Jaust zaubert einem Ritter ein Hirschgeweih ans................... 212 Die Rache de» Ritters............................................... . 213 Kommentar ju diesen Erzählungen......................................... 213 Die Mantelsahrt nach München............................................. 215 Kommentar dazu...................... 216 Jallst und die Grastil voll Anhalt .... 217 Das Zauberschloß.............................................................. 218 Kommentar zlt diesen Erzählungen......................................... 218 Fausts Fastnacht.............................................................. 221 Dic Beschwörung der Helena am weißen Sonntag................... 222 Komnleiltar zu diesen Erzählungen......................................... 223 Faust verzaubert dem groben Bauer dic Wagenräder .... 224 Jallst frißt einen Wagen mit Hell stimmt den Pferden . . . 224 Jaust frißt ein Fuder Hell.............................. ... 225 Kommentar daäll............................................................... 225 Jallst macht eine Wirtsstubc voll betrunkener Bauern verstummen 226 Kommentar dazu.............................................................. 226 Jaust verlaust fünf Strohbündel als gemastcte Schwcille . . . 226 Kommentar dazu........................................... ... 227 Faust betrügt einen Roßtäuscher................. .... 227 Jaust verpfändet einem Illdcn sein Bein . . ................. 227 Faust verchlendct raufende Studenten..................................... 228
XIII
Faust betrügt eitlen Bauer................. Faust verblendet einen Pfaffen in Eöln .... Faust zaubert eine Schüssel gesottener Hechte herbei . . Kommentar zu dem Kapitel "D. Faust ein guter Schütz" . . ,, ,, " ,, ״D. Faust frißt einen Wirtsjungen" Faust köpst einen Hausknecht.......................... . . . Faust tötet einen Gaukler aus der Frankfurter Messe . Kommentar dazu ..... . . . Faust ljebt einctt Schatz . Fausts Zaubergarten . Kommentar dazu............................................... Faust kuppelt durch Zauberei citt Liebespaar zusammen Gin frommer A1It sucht Jaust ztt bekehren ... Die zweite Verschreibung Fausts..................... Faust bannt dem Arzt einen Poltergeist in’» Halts Kommentar dazu................................................... Faust verwandelt die Rasen seiner Zechgenossen in Trauben . . Faust bullit mit sieben Succubis ... Faust zeugt den Justus mit der Helena . Kommentar dozlt ... Fausts Testament............................................................ Faust beklagt sein Geschick und wird von Mepl)ostopl)iles verhöhnt Kommentar dazu ... ... Fausts letzte Lcbensperiode Fausts Ende................. Der Spuk in Fausts Hau» . Kommentar dazu....................................... . . Die Widmann eigentümlichen Faustsagen Der Hund Prlistigiar .... Kommentar dazu.................................. Jaust leitet citt Faß Wein aus einem Keller Faust stillt eine Herde brüllender Kiilje................. Faust kommt durch Zauberei itt eine verschlossene Stadt . Faust ljat einen Teufel geschissen .... Lokalgcschichtlicher Hintergrund dieser Sage . . Jaust ergreift einen Regenbogen mit der Hand .
Seite■ 228. 228 228 228 230■ 230 230 231 2.31 231 232 232 233 233 233 233 236 236 237 238 239 240 240 241 242 243 243 244 245 245 246 246 246 247 248 250
XIV Seite
'Jaust bannt einen Wirt zu Gotha cineu Poltergeist ins Haus . 250 Kommentar dazu................. . 251 Faust verbannt einen Poltergeist ................. . . 256 Fausts Lustjagd ... . . ...................... 256 Das "schöne Gewiilck״...................................................... 256 Faust bannt dem Freiherr ״voll Helpedc bei Gisleben Federwild iu den Wald.......................................................... 257 Jaust siil)rt einen ihm befreundeten Edelmann ans türkischer Gesangensehast zurück...................................................... 257 Jaust siiljrt einen jungen Pfalzgrafen auf eitlem Zauberroß nach Hcidclberg.............................................................. 258 Kommentar dazu . .... . 258 Schluß ... . 258
Drittes Bud?. ..fansto jhollenzivanlj Und verwandte 3anberbiicher. 1. Abteilung.
Die verschiedenen Lluößaheit des HoltcnzlUaugö. Faust» handsehristlicher Nachlaß nach der Zimm er 'scheu Chronik . 263 Die zu Anfang de§ 17. Jahrhunderts cristieroldett, Fausts Namen tragenden Zailberschnsten............................................. 264 Die erste Erwähnung des Höllcnzloango................................ 265 SSciterc noch nicht bekannt gemachte Nachrichten über den Höllenzwang . . 266 Preise, welche für denselben gezahlt wurden............................ 266 Goctljes Beschäftigung mit dem Höllctlzwang....................... 267 Rachwcigdcr Gchcheit der Magia naturalis et innaturalis nigra . 269 Inhaltsangabe desselben ... . .......................... 271 Die höllische Hicrarchic . ... ..................... 272 Die Kunst der Mailtclsalsrt................................................. 274 Die Bcsehwörlmg der Pigmaclt............................................. 276 Deren Jacntitat mit der von H. Heine mitgeteiltcn Sage von Paul Kreutz zu Nürnberg............................................. 280
XV Seite
Kulturgeschichtliche Parallelen............................. l . . . 280 Die Geisterglocke ans dem Electram magicum................... 282 Kulturgeschichtlicher Kommentar............................................. 283 Fausts "Mohrenstern''.......................................................... 287 Das "Miraeul-, Kunst ־nnd Wnnderchttch" von (angcbl.) 1469 . 287 Dessen litteraturgeschichtlich wichtige Einleitung........................ 288 Deren (Sinsluß aus das vermehrte Faustbuch............................ 289 Deren Sinsluß ans die Ulmer, Augsburger lmd Straßburger Puppenspiele von Faust............................................. 290 Lessings Plagiat des Straßburger Pnppcnspiels................... 29.1 Inhaltsangabe de§ Mimen(-, Kunst- und Wunderbltchs . . . 293 Jaltsts Palt nach diesem Buch.......................... . . 296 Der Schlüssel In Fausts dreifachem Höllcnzmaug........................ 298 Der Prager oder Pariser Höllenzwang von (angcbl.)1509 . . 299 Die Beschwörung Aziels.................................. . . 300 Dcr Passauer Höllenzwang von (attgebl.) 1407 . . . 301 Dr. Fausts Gaukeltasche, Originalausgabe von 1607 . . 303 Der Wittenberger Höllenjwang voll 1540 . . 30.5 Die den Jesuiten zugesehricbenen Höllctlzwängc . . 307 Verus Jesuitarum Libellus ... . 307 Wahrhafter Jesuiten Hölletlzlvang . 308 Faust» Vierfacher Höllcnzwaiig.......................... . 310 Fausto Trehsacher Höllenzwang und Geistcrkomntando . .311 Die Tabellae Rabellinae . . .311 D. J. Fausti schwacher Stabe . .312 Praxis magica Faustiana.......................... .312 Fausts Drehsacher Höllettzwang von (angcbl.) 1520 . 312 Fansts großer nnd gewaltiger Meergeist .... .312 Dcr (Schlüssel zmn Zwange der Höllen (von 1609) . 315 2. Abtheilnng.
Die dem Holleuälvauß verloandten Zauberhiicher. Da§ Buch Raziel.............................................................. 316 Die Zauberbücher Sechs . ...317 Das Blich Henoch................. . . 317 Abraljams Zaubcichiicher . .319 • Das Speculum Josephi . .319
XVI Seite
Die Moses zugeschriebenen Zauberbücher . . 319 Das sechste und siebente Buch Mosis . . 319 Vita Mosis und Mors Mosis . .319 Liber precum Mosis..................... . 319 Fons Sapientiae und Cedri Libanon . 319 Salomo, der Faust der Juden..................... . 319 Die talmudische Legende vom Schanlir und Auerljahli . . 320 Flavius Iosephtts über Salomos Zauberchücher . . 321 Salomonis libri de gemmis et daemonibus . . 323 Herbarium Salomonis . . . 323 Hygromantia Salomonis . . 323 Testamentum Salomonis . . . 323 Liber de throno Salomonis. . 324 Dic Clavicula Salomonis . . 324 Literargeschtchtliche Einleitung .... . 324 Das hebräische Original der Clavicula . . . 325 Die erste lateinischc Ausgabe der Clavicula . . 326 Die Zweite lateinische Aitsgabc der Clavicula....................... 330 Die dritte lateinische Ausgabe der' Clavicula nach der italienischen Übersetzung des hebräischen Originals von Abraham Calorno.............................................................. 331 Die deutsche Übersetzung dieser lateinischen Ausgabe . 332 Die crstc frcntzösischc Ausgabe der Clavicula . . 335 Dic zweite französische Ausgabe der Clavicula........................ 335 Die vierte latcinischc Ausgabe der Clavicula des I. de Flczsla von 1435 ................................................................ 336 Die deutsche Allsgabc der Clavicula von 1626 ..................... 337 Die deutschc Ausgabe der Clavicula voll Andreas Supp ins d. a. 1686 ............................................................ 337 Der Nachdruck derselben . 337 Das Buch Arbatcl.................................. .... 340 Der Semiphoras und Schemhamphoras Salo־ monis . . 340 Dic Ars Almadel.......................................................... 341 Die Ars notoria, Ars revelationum, Ars Pla־ netaria.................................................................. .341 Die Ars Paulina . . . . .... 341 "
XVII Scite
Die Beschwörung dcö Erzengel Uriel .... .... 342 Dic Wahrsagung durch dell Cyprianum................ . 342 Die Russung des Gugels Gabrielis................................ 342 Die Russtlllg deö heiligen Christoph................. . . 343 Das Gregorlilsi und Veronikagebet . . 343 Der Grimoir des Papstes Honorius................................ 344 'Die Nachahmung desselben unter dem Namen "der Wahrhaftige feurige Drache".......................................................... 346 Die Zauberbücher des Albertus Magnus............................ 346 De secretis mulierum..................................................... 346 De virtutibus herbarum, lapidum et animalium . . 346 De mirabilibus mundi....................................... . .346 Die Autorschaft des Santipratauus.................................... 346 Die Zauberbücher Roger Baeos...................................... 347 Die Epistola de secretis artis................. .... 347 D0S Opus majus.............................................................. 347 Dic Magia ceremonialis und das Liber de mysteriis secretorum de§ Richardlls Anglu»................................ 347 Die Zauberbücher des Arnald von Villanova................... 347 Dessen Liber Sigillorum................................................. .348 Dic Zauberbücher des Petrus von Abano......................... :348 Der Conciliator Differentiarum......................................... 348 Der Heptamerotl.............................................................. 348 Die Zauberbücher des Michael ׳Seotus................................ 350 Dessen Liber physiognomiae. Tractatus rerum naturalium. De secretis naturae und Compendium magiae nigrae.................................................................. 3.50 Cichlls Asoulus, Attsclm voti Parma und Picatrizs . . 351 Dic Magia amatoria de» Solius Caleagniuus .... 3.51 Uber de magia naturali dco Thomas Vnngel) .... 351 Iohann Tritljcmius von Sponheim................................ 351 TritlIemius Schrift vou dcu acht Fragen................................ 3.5.5 Dcr Antipalus maleficiorum................. 355 Tic Steganographie.......................... 355 Deren Geschichte.............................................................. 3.57 Dic Sntljüllung dcä Geheinluisscs......................................... 359
XVIII Seite
Tic Polygraphie des Trlthemilts......................................... 363 Das vicrtc Buch der Occulta Philosophia des Agrippa von
Rcttcsljchm....................... 36:3 Dic Pseudomonarchia Daemonum de§ Iohann Wier . . 366 Das dem Paracelsus zugeschriebene "Büchlein von olympischer Gcistcr-Ziticrllng"...................................................... 367 Libellus Veneris des Iohll Dce ... ................. 367 Dcr Kornrcuther.................................. . . . . 369 Dcr Herpcntil................. ... ................. 369 Die Pneumatologia occulta.................. · . .... 371
3. Abteilung.
Die Theurgie, Retromauttc Und Knlstatlseherei. 1. Die Theurgie. Crliilltcrnde Einteilung..................................................... 374 Die altestc Form der Theurgie bei Pljilo........................... 378 Plot.illos als Ausbilder dcr Tljenrgic ... ... 380 Porphyrins als Thellrg...................................................... 380 Dcr Inhalt des tl)curgisel)cn Buches De mysteriis Aegyptiorum des Iamblichus......................................... 382 Die Einteilung dcr Dämonen nach Proelus........................ 387 Die Allsblldmlg dieser Sehren von Michael Psellns und Tri־ tljcnliils von Sponheim......................................... 388 Dic chcllrglsehc Tljeoric nach dem vierteil Bud) der Occulta Philosophia............................... ,......................... 390 Dic Herstellung des "Buches der Geister“............................ 3911 Dic chctlrgischc Operation nach dcnl vierten Bilch der Occulta Philosophia.......................................................... 391 Die Beschwörung dcr Glcmcnlargcistcr nach dem vierten Buch der O. Ph. im Vergleich mit der Pignlaeitbesehwörung des Höllcitzwangcs.......................................................... 393 Dic Beschwörung dcr bösen Geister nach dellt vierten Buch der Occulta Philosophia............................................. 394 Das thcnrgische Verfahren im echten Höllenzwang Fausts . 396 Das Abschlicßetl der Pakte nach demHölleitzwang..................... 396 Die Beschwürtlilg und Bindung Mepl)istopl)iels nach dcnl Höllenzloang...................................................................... 412 Dic :)Jolle der Rallchcrllngcn in dcrTljcurgic........................ 419
XIX Seite
Die von Bcnvennto Cellini unternommene Geisterbeschwörung Erespet über die Sibhllenljöhle von Noreia und die dort vorgenommenen Wechtntgen dcr Zauberbücher....................... 42.5 Die Geisterbeschwörlntg des Tljomas Parkes............................ 427 Iohann Georg Schrepser al.3 Thellrg................................ 430 Die Sehrist des Professor Dr·. Crltsilts über Schrepscr . . 4.30 Schrepfers Bcsehwörung des Chevalier de Saxe .... 433 2. Die Rekromantic. Einleitung ............................................................ . . 436 Die Rekromantic bei den Akfadcrn und Babyloniern . . . 436 Die Rekrommltie bet den Iudcn.............................. . . 437 Die Rekronlantle bei den Griechen und Römcrll................... 4.38 Die Rekronlantie bei den Angelsachsen . ... 442 Die Nekromantie im Mittelalter.............................. . 442 Die nekromantisehc Vorschrift des Trithemius.................. 443 Die Ausübung der Rekromantic nach dcnl vierten Buch dcr Occulta Philosophia................................................... 445 Die Todtcnbeschwörliug nach dem echten Höllenzwang . . . 446 Tic Bannung des Spukes nach dem cchten Hollcnzivang . . . 4.52 Die nekwmantischen Ranchcrversitchc des Hofrats Carl von Eekartshailsen.......................... ) Pridcaux: ״Altes und neues Testament."
1725.
4.
Th. I.
S. 221.
ä) Scheible: Kloster) Bd. V.
S. 86.
(Deutsche Übers.)
Berlin
9 dort studierte — was für die Geschichte Fausts nicht ohne Bedeutung ist - , Heidelberg bezeichnet, und die Bezeichnung der Halbgötter als ημίθεοι kommt bereits bei Hesiod 3) und Iso־ spätes 2) vor. Der "Heidelberger Halbgott" ist nun nicht als eine ironische Äußerung des Rufus, sondern analog dem Titel des Faustus bei Drithemius als eine neue bombastische Bereicherung desselben, welche Faust selbst hingugefügt hatte, zu betrachten. Bereits Dilntzer faßt den "Heidelberger Halbgott" in diesem Sinne aus und meint, daß sich Faust wohl eine Zcit laug auf dieser berühmten Universität herumgetrieben haben möge.3) Und diese Bermutung ist eine Thatfachc, denn Faust hat in Heidelberg studiert. Rcichlin-Meldegg hat diese Entdeckung gemacht, ohne deren Tragweite zn crkenncn. Er sagt:4) "Nach
einem Inskriptionsverzeichnis
der
philosophischen
Fakultät
zn
Heidelberg war ein Iohann Faust im Jahre 1509 bei ihr als lernendes Mitglied eingeschrieben.
Ein Iohann Faust kommt in den actis philosoplr.
Hcidelb. Tom. III. Fol. 36,a unter dem Deeanate des Mag. Laurentius
Wolfs von Speier,
Baeealanreus der Theologie int Iahte 1509, als der
erste unter denen vor, die am 15. Iannar 1509 ad lraccalaureatus graduni
de via moderna ordine, quo supra notatum, admissi sunt.
Worten angesiihrl: Johannes Faust ex Simern.
Er ist mit den
Außer ihm stehen in der-
selben Promotion noch 15 andere.
Dies stimmt Völlig zur Angabe des ältesten Faustbuches voll 1587, denn hier heisst es im erstell Kapitel: "Als Di-. Faust eines gautz geleruigeu vnd geschwinden Kopsss, zum
studieren qnalisieiert vud geneigt war, ist er hernach in seinem Examine von den Rectoribus so weit kommen,
daß man j hm in den Magistrat epa-
miniert, vnd neben ihm auch 16 Mngistros, dellen ist er int Ge-
hure, Fragen und Geschicklichkeit obgelegen vnd ge sieg et.
Also
daß er seinen Theil .genugsam studiert hat."
Die Universität, wo diese Promotion stattfand, nennt das alte Faustbuch nicht, fügt aber hiuz11, dass Faust seine Studien in Krakau sortsetzte, womit alle noch ztl llcnllcnden Zeitgenossen übereinstimlnen. Das Manuskript aber, wonach das älteste Bolksbuch über Faust kompiliert wurde. Hat der Frank־ siktrter Buchdrucker Spiest aus Speier ctchaltcll. *) ;) ') 4)
Hesiod: Welte nnd Tage. V. 160. Isokrates: Opera. Busst. 1594. !>. 134. 452. 464 11.480. Scheible: Kloster, Bd. V. S. 37. Scheible: Kloster. Bd. Xl. S. 330.
10
Spieß sagt in seiner zu Frankfurt a. M. vom 4. September 1587 datierten Borrede, daß seit langem nach de» "weitbeschrevten" Zauberers Faust, "der noch bel) Menschen gedechtnuß gelebt," Geschichte große Nachfrage gewesen sei. Gr habe deshalb nicht unterlassen, ״bel) Gelehrten und verständigen nachzufragen, ob vielleicht dise Histon) schon allbcrcit von jemandt beschrieben were, aber nie nichts gewisses erstchrcn können, bist sie mir ncwlich durch einen guten Freund voll Svcter mitgetsteilt und zugeschickt worden." Nach ihr wurde das erste Faustbuch for־ muliert Alls Spcicr aber stammte Fausts Ullivcrsitäts־ lel)rer Laurentius Wolff, und die Annahme ist nicht allsge־ schlossen, dass derfclbc Notizen über seinen berühmten und be־ rüchtigten Schüler gemacht habe, bic sich — da er als katholischer Theologe unverehelicht starb — vielleicht auf in Spcier lebende Berwandtcn vererbten, voll denen sie Spieß erljiclt.1) Spieß arbeitete seine Notizen — ober ließ cs thuu — zu einem Roman aus, der Viele echte Züge, lote den auf die Promotion bezüglichen, enthielt, ohne natürlich in allen biographischen Angaben historische Treue zu beanspruchen. Ja, cs lag sogar in der Natur dcr Sache, daß viele Details verändert werden mllßtcil. So wurde — vielleicht aus Rücksicht auf noch lebende Berwalldte Fausts — sein Geburtsort nach Roda im Altenburgischen vcrlegt, und die allzeit geschäftige Sage wob später ihre Schleier noch bichter, als die geschichtliche Person ganz in Bcrgcssellheit geraten war; daher stammen z. B. die Angaben, als ob Salzlvedel, Anhalt tc. tc. der Gcburtsort Fausts gewesen sei. Ähnlich erging cs mit dcr Uni־ vcrsttät, wo Faust seine ersten Studien machte. Spieß verschweigt Heidelberg diskret, ohne einen anderen Nanlen ztk nennen, wäl)־ rcnd der FWölf Jahre später schreibende Widmann das Studium Fausts, welches naturgemäß in dic Zeit vor dcr Reformation fällt, weil dic Fausttradition einen noch schrofferen, in jenem Zelt־ alter nnvcrmcidlichell, polemisch-protestantischen Charakter, als sie· bis zn Spiest befaßt, erhalten hatte, nach Ingolstadt — dcr Hochburg der katholischen Theologie — verlegt. ’) Ans autobiographische Notizen Fausts komme ick) später zu sprechen.
11 Daß meine Konjektur, Spiest habe Verschiedene biographische־ Datcn aus Rücksicht auf Berwandtc Fausts verändert, keine allzu kühne ist, ergiebt sich aus folgender Thatsache: In den "Historischen Remarquen, Uber D. Ioljann Faustens, de» Schwartz-Künstlers, Geführtes Leben, Und dessen Ausgang. Nebst andern sich hierher) Ereigneten Begeben־ heilen. Auch was sonst von Faustens Büchern ohne Grund ausgestreut worden" (Zwickau, 1722) Heisst es Seite 7: Daß im 16. Jahrhundert "das Faustische Geschlecht im römischen Reich,
in gutem Angedenken und Flor gewesen" und "stehet Dr. Fnnsts als eines Illristen Wappen
in demjenigen Wappeubuch, welches 1579 zu Frankfurt
am Main in 4° heraus gekoinmeu.
Es enthält
im blauen Felde eine zn-
geschlossene Faust (nach dem Geschlechtsnamen) lind über dem osfrncn Helm eilten Adler mit goldener Krone ans dem Kopse, zlveletl allsgestreckteu Flügeln
lind Füßen.“
Auch 1704 lebte ein sehr' geachteter Mediziner Dx. Jahaull Michael Faust in Frankfurt, welcher eine Ausgabe des englischen Alchtjmisten Philalecha (Thomas Baugl)an) veranstaltete.1) Auch der Frankfurter Chronist Sersller nennt eine alte Frankfurter Patrkzierfankilic namens Faust und bildet deren Wappen ab. — Wenn null auch die Frankfurter Familie Faust nicht als Ber־ wandte des Zauberers )־nachgewlesen sind, so ist es doch nicht unmöglich, daß sic solche loarell. Hat doch, da nach dem Bolks־ buch Faust ein Sol)n armer Bauersleute war, ein reicher Bettet den begabten Iüngling studieren lassen. — Sicher aber trug die Frankfurter Fanlilie den Namen des Zauberers, und zlir damaligen Zeit konnte schon dic Rücksicht daraus Spieß bestimmen, diverse biographische Daten der Originalnotizen zn verändern. Aber nicht nur über den Ort, wo Faust studierte, sondern auch über ieillen Geburtsort glebt uns die Notiz der Heidelberger llniverfitätsaktcll Aufschluß. Nach ihr stammt Jahann Faust ״ex Siknexn“. Unter Simmern verstehe ich aber nicht die Stadt Simmern im Regierungsbezirk Koblenz, sondern das frühere Fürstentum Simmern resp. Pfalz-Simmern. Es dürfte vielleicht *) Eckartshansen: Ausschlüsse über Magie. München 1791. Bd. 11. S. 431. )־Auch in Schlesien efrstirte eine adelige Familie Namens Faust. In dem melningenschen Sooibad Salzungen war bis voriges Iahr ein Dr. Iohann Faust Bürgermeister.
12 ■manchem Leser auffallend erscheinen, daß ich annehme, im Uni־ versitatsprotokoll sei Fausts Herkunft nach dem Baterland anstatt nach der Batcrstadt bestimmt. Doch ist diese Sitte, sich nach dem Baterland zn nennen, unter den Gelehrten des Mittelalters sehr gewöhnlich; ich erinnere an die Theologen Richardus Anglus, Petrus L0111 bardus (ch 1164). Alanus ab Insulis (ch 1202), an Duns und Michael Scotus. an die Mathematiker Robertus Linconiensis (ca. 1140), Leopold von Österreich (um 1200), Johannes Saxonicus (um 1380), Henricus de Hassia (Ί1397)־, Johannes Antonius Campanus (f 1477), Cornelius Gemma Frisius (1508—1.5.58), Georgius Joachim Rhäticus (geb. 1514) u. a. m., wodurch meine Annahme belegt und zttkafsifl lvird. — Das Fürstentum Simmern gehörte aber seit 1436 zur Kurpfalz mitsamt dem Städtchen Knittlingen und dem Kloster Maul־ Bronn. Knittlingen ist zuerst im Jahre 835 erwähnt’) und heißt anfänglich Cnndelingen, daun Cnutclingen, Cnuttelingcn. Cnuddelingen und Cludelingcn; Knittlingen zrkerst im Jahre 1295. GS wechselte im Lause der Zeit ost und viel die Herren, gehörte meist dcin Kloster Maulbronn zn und war samt diesem dem Bischofsstithl zu ®peier untergeben. )־Im Fahre 1504 entspann sich der Reichskricg wegen dcs bairischen Erbes gegen die Pfalz, dell Herzog Ulrich voll Württemberg im Frühjahr eröffnete, und am 2. Iuli 1504 wurde zu Knittlingen Herzog Ulrich das Kloster Maulbronn samt dem eroberten Pfälzer Gebiet vertragsgemäß abgetreten. Knittlingen aber ist nach Zeitgenossen Fallsts, die lh» zum Teil persönlich kannten, der Geburtsort Fausts, so nach Zollamt Wicr, Mclanchchon u. a. in., welche wir noch kennen lernen )verbell. Und .zwar herrscht bei dieser Bezcichlulng seines Geburtsortes die entweder mulldartliche oder durch Berschen aus Cnutelingcn entstandene Schreibart Kunblingen vor; erst fierchheimcr h°t die richtige Form Knütlingen.3) C3 bleibt null noch die Frage ztl lösen, warum Trithemius *) Beschreibung des Ober Miltes Maulbronn. Henulsgegeben vom König(, statistischen Bureau. Stuttgart 1870. S. 240—252. ' )'־Beschreib, d. Cberamts Maulbronn. S. 178. :l) "Christlich bedrucken vud erjnnerllng voll Zauberet) 11. s. w. 1585. Abschnitt: "Volt gemeinen gauckelbuben."
13
und Rufus den in Knittlingen geborenen und in Heidelberg stu־ dierendcn Iostann Faust unter dem Namen Georg Sabc llicus Faustus junior, und Georg Faust kennen.-Die Lösung ist nicht, so schwierig. Wenn wir bedenken, daß Faust am 15. Januar 1509 Baecalauretls wird und somit ein junger Mann von etwa zwaltzig Jahren ist, so wird cs wahrscheinlich, daß er 1505, da lhn Trithenllus kennen lernte, als Bacchant umherstrich und zur Bemäntelung seiner schlechten Streiche den Namen Georg Sa־ bellicus1) als noni de guexre führte. Diesem Pseudonym Hängt er verblümt seinen wahren Namen FaUst: an und will durch die Bezeichnung ,.junior“ nicht auf einen älteren berühmten Zauberer hinweisen, sondern nur andelttcn, daß der Georg* 2) Sabellicus in Wuhtcheit ״der junge Faust" ist. Demnach wäre der Zauberer um das Jahr 1490 geboren, womit eine später zll erwähnende An־ gabe eines Bolksbuchcs, dass er 1491 gcboren sei, übcreiilstimmt. Als Bacchant oder älterer fahrender Schüler unterrichtete er wie Tausende seines Gleichen kleine Schlitzen, mit welchen sich der an־ gehende Iüngling, als er in Krellztlach unter Sickingells Schutz eine Schule eufgctl)un hatte, jugendlichen Berirrllngeil hiugegebell haben mag. Dabei war er, wie der ganze Zaubernchthus beweist und woraus wir noch ausführlich zurückkonlnlen werden, gallz. offenbar hervorragend mediulllistisch begabt und wurde deshalb von Freunden des überstnnlichcn Phiinomenalismus, wie Wirdllllg und Sickingcn, aufgcsucht, obschon er die Mangelhaftigkeit seines Wissens und seine unverschämte Prahlerei Mänllcrn Wie Drittle־ mllls und Rufils gegenüber nicht verbergen fonnte.3). Nach der ףMir ist im Gegensatz zn Diiutzer nm so wahrscheinlicher, daß Faust seilt Pseudonym dem oben genannten italiänischen Humanisten entlehnte, weil dieser viel über Magie geschrieben und Faust nach Angabe der alten Volksbücher, wie wir scheu werdeit, mit Vorliebe die Schriften des Sabeliieus stildielt hatte. 2) Den Vornamen Georg entnahm er vielleicht der Georgica Virgils, deren aus Magie bezügliche zahllose Steileu damals allenthalben eitiert wurden. a) Man vergleiche mit meiner Conjectur Widmanus Worte: (Fallstbuch. Th. 111. Cap. 12) ״Im 16 Jahr seines alters studierte er vnd trachtet nach. Zauberen. Im vierdten Iar hernach warbt er Doct. in Medicina, anderthalb Iahr znuor hatte er in Theologia promovlrt." — Wir erhalten da, wenn wir Faust als 1491 geboren annehnlell, das Iahr 1506, wo er sich aiso tvohl in Würzburg umhertrieb und, wenn dies im Sommer geschah, den Anfang des Jahres 1509 als die Zeit seiner theologischen Promotion, was mit obiger Angabe der Universitätsakten übereinstlmmt.
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schlimmen Kreuzliacher Affaire läßt er sein Pseudolchm Sabellicus fallen; er wird in Heidelberg unter seinem wahren Namen inskri־ hiert und gehraucht auf weiteren Zügen nur noch den falschen Bornamen Georg, bis er — durch den Erfolg kul)n gemacht — auch diesen ablegt und der staunenden Mitwelt als der Zauberer Jahann Faust gegenubertritt. Als solcher begegnet er uns im Jahre 1516 im Kloster Maulbronn wiebcr. Darüber Heisst es:1) "Im Jahre 1516 hatte Maulbronn einen Mann beherbergt, den zuerst die Volkssage und hernach eine lange Reihe deutscher Dichter dem Reiche der
Wirklichkeit entrückt hat, der aber doch so gut wie Jeder voll uns Anspruch machen kann, gelebt zu haben:
D. Johannes Faust aus Knittlingen. — Nach
der Erzählung, die in Maulbronn noch geht, hat Faust hier, eine Stunde von
seiner Heimat, zuletzt eilte Freistätte gesunden, und wirtlich bemerkt ein altes Verzeichnis der Äbte von Maulbronn zn dem Namen des Abtes Johannes Entensllß'*2) (1512—1525), daß dieser seinem Landsmann Faust Unterschlaus
gegeben habe.
Entensllß lind seine nnmittelbareil Vorgänger waren gar große
Freunde von prachtvollem Bauwesen; wohl möglich, daß ihm Faust Hoffnung machte, die leeren Geldkisten durch Künste der Geldmachern wieder gefüllt zu
sehen.
Noch vor welligen Jahren befand
sich zwischen dem Rebenthal und
dem jetzigen Oberamtsgerscht ein zugenlauertes Laboratorium, das den Namen Faustkiiche trug, und ans dem östlichen Eckthllrm des Klosterzwingers, der bald
Faustthnrm, bald von dem daraus befindlichen Sommerhaus Lltstthnrm heißt,
soll er ein schreckliches Ende gesunden haben."
Die Nachricht von Fausts Aufenthalt zn Maulbronn soll auch nach Sattler3) auf ״guten Nachrichten" beruhen. Indessen ist nur Fausts Aufenthalt zu Maulbronn während dcr gedachten Zeit, keineswegs sein sagenhaftes Gude, das eine Anzahl Ortc gesehen haben wollen, nachgewicsen. 1 Ganz im Gegenteil taucht Faust nach dem Jahre 1520 in Erfurt wieder auf, oljne daß man jedoch das Jaljr genau bestimmen könnte; ja es bleibt sogar für die Konjektur ein sehr weiter Spielraum, insofern fich die obige Zcitangabc nur aus 8.
') Schott: Beschreibung des Oberamtcs Maulbronn. S. 19.
Vaihingen 1841.
ä) Entensllß war ans Unteröwisheim, 2 Stunden von Knittlingen, und Jugendfreund nnd Schulkamerad Fausts. Reichlin-Meldegg bei Scheible: Kloster. Bd. XI. S. 330. .
ΙΠ.
3) Sattler: 192.
Historische Beschreibung des Herzogthums Wiirtembern
15 ..ז
Ter ö’iuistturin in Kloster ?Jiaulbroini.
16 der Dauer dcr Amtslhätigfeit des Erfurter Guardians des Ftan־ zisfanerklosters und Dompredigers Dr. Klinge, welche in die Zeit von 1520—1556 fällt, und dem ungefähren Todesjahre Fausts, 1539, erraten läßt. Die Nachricht entstammt einer ungenannten Erfurter Chronik und wird von Motschmann in seiner Erfordia literata continuata1) beigebracht. Da das vermehrte älteste Faustbuch fast wörtlich nlit der chronikalischen Nachricht übereinstimmt, so ver־ mutet Düntzer,* 23 ) baß der Berfasscr der Chronik seine Faustanek־ doten dem Bolksbuch entnommen hübe; dem steht aber entgegen, baß das älteste Faustbuch von 1587 fein Wort voll Beziehungen Fausts zu Erfurt weiß, und daß der Berfafser des vermehrten Faustbuches somit aus einer diesbezüglichen Quelle geschöpft haben muß. Die Sache liegt also in Wirklichkeit wohl so, daß die Nachricht des vermehrten Faustbuches saft wörtlich der Erfurter Chronik — und nicht umgekehrt — entnommen wurde. Auch ist die Fausttradition noch heute iu Erfurt so lebendig, wie sic cs, Wohl nimmermehr sein würde, wenn Faust dort nicht wirklich gelebt und Aufsehen gemacht hätte, sondern — so zu sagen — nur hiugedlchtct worden wäre.? Bemerken will ich noch, daß Psttzcr, dem offenbar Viele aus Fausts Zeit hcrrilhrcllde Akten und Briefe zll Gebote standen, sagt, Faust l)abc seinen Freund, dcn Magister Caspar Moir bei seiner Beringung all die Universität Erfurt begleitet.·’) Motschmann sagt also: "Sonst habe ich in vorgedachter Chronik gesunden,
es frl) dieser Dr.
Kling gebraucht worden, den berllsenen Schwarzkünstler Dr. Fausten von frineni
Irrweg zll bringen.
Ich will die Erzählung so, wie ick) sie gesunden habe,
hierherfrtzen lind das Urteil dem Leser überlassen, es ist aber dieselbe folgen-
dermaßen:
Es machte aber der Man der Possen so viel, daß die Stadt lind
das Land von ihm schwatzte, lind manche vom Adel aus dem Lande ihn gen
Erssurth nachzogen,
und
beginne fick) die Sorge zll
finden, es möchte der
Tenssel die zarte Illgend lind andere einfältige verführen,
daß sie auch zur
schwalchen Kunst Lust bekämen und sie vor eine Geschwindigkeit halten mögen4).
>) Zweite Fortsetzung.
S. 373—375.
a) Scheible: Kloster, Bd. V.
S. 78.
3) Widmann-Psitzerffches Faustbild).
Th. I.
Cap. 36.
4) Also schon damals Ivar Geschwindigkeit keine Hexerei!
17 und sich denn der Zauberer im Enker1)
zu einem Iuucker, der ein Papist
war, hielt, als wurde Anleitung gegeben, daß sich doch der benachbarte Mönch
Dr. Klinge an ihm versuchen möchte, kehren könne.
ob er ihn von Teussel reissen, und be-
Dieser Franziseaner thäts, sand sich mit herbei), redete erst
freundlich, sodann hart mit ihm, lind erklärte ihm Gottes Zorn und ewige Verdammnis, so ihm aus solchem wesen stünde, sagte,
er wäre ein sein ge-
lehrtet ־Mann und könnte sich mit Gott lind Ehren wohl sonsten nehren, darum solte er sich von solcher Leichtfertigkeit,
dazu er sich vielleicht in seiner
Iugend den Teussel hätte bereden lassen, abkhltn und Gott seine Sünde abbitten, solte hoffen, er würde also Vergebung seiner Sünde erlangen, die Gott keinem noch verschlossen hätte.
Dr. Faust sagte: Mein lieber Herr, ich erkenne,
daß ihrs gerne gut mit mir sehen möchtet, weist auch das alles wohl was ihr ntir jetzt vorgesaget, ich habe mich aber zu hoch verstiegen und mich mit
meinem eigenen Blute gegelt den Teussel verschrieben, daß ich mit Leib und
Seel ewig seine wil sehn; wie kann ich denn nun znriicke, oder wie kan mir geholssen werden? Dr. Kling sprach: Das kann wohl geschehen, wenn ihr Gott um Gnad und Varmhertzigkeit ernstlich anrilst, wahre Reu und Busse
thut, der Zauberei) und Genteiudfrhast mit dem Teufel euch enthaltet,
niemand ärgert, noch verführet.
und
Wir wollen in unsern Kloster vor euch Messe
halten, daß ihr des Tenssels wohl loß werden
sollet.
Meß hin. Meß (1er,
sprach Dr. Faustus, meine Zusage bindet mich zu hart ; so habe ich Gott mut-
willig verachtet, bin meineydig lind treuloß an ihm worden, hohe dem Teussel mehr geglaubet und getrauet, denn ihm, drllnl ick) zu ihm nicht wieder kommen,
noch seiner Gnade, die ich verscherzet, mich getrosten kan.
Zudem wäre es
nicht ehrlich noch mir rühmlich nachzusageit, daß ich meinen Briefs lind Siegel, so doch mit meinem Blut gestellt,
Teussel redlich gehalten,
was er
wiederlausseu sollte;-) so
hat mir der
mir hat zugestlget und verschriebet:.
Ey,
sagte der Mönch, fahre immer hin, dn verslnchtes Tenssels Kind, wenn du dir
nicht willst helfen lassen und es nicht anders haben.
Giellg darausf von ihme
zum Rectore Magnifico, zeigte es ihm au; hierauf ward der Rath auch hier-
von berichtet und Faust ans Etssurth geschafft.
Biß
hierher gedachtes Chro-
nicon.
In einer aus Seite 372 seines genannten Werkes befindlichen Anmerkung sagt Motschmann noch weiter: "Ilt jener Ehrmtic werden noch viel specialia erzehlet, die sich mit D. Fausten in Erssilrth sollen zugetlngen haben: Alß daß er sich bei dem großen Collegio hier seihst eingemiethet lind mit seinen Großsprechen so viel erlanget,
daß er sich allss össentl. Katheder dörssen hören lassen, da er den Homerum er-
kläret, und die darinne votckommende Kriegshelden ordentlich beschrieben, wie
sie altsgesehetl, weswegen ihn die Studenten ersuchet, es durch seine Kunst *) Eilt ״zum Ancker" gellauntes, noch stehendes Haus in der Schlösser-
gasse■ 2) Aus die mysteriösen Pakte werde ich zurückkommen. Kiesewetter, Sauslbuch.
2
18 dahin zu bringen, daß sie solche wirklich sehen konnten.
Als er nun dieselbige
auss eine Zeit ins Collegium bestimmet, sei) immer einer nach den andern von den gedachten Kriegshelden in’s Auditorium hineingetreten, endlich scy auch
der einäugigte Riese Polyphemus mit einem seueirothen langen Berthe, und
einen Menschen, dessen Schenckel noch zum Maule herausgezottet, fressend, kommen, der mit seinem Anblicke alle sehr erschrecket,
auch nicht wieder fort-
gehen wollen, sondern er habe mit seinem grossen eisernen Spiesse auss den Erdboden gestossen, daß das ganze Auditorium erschüttert, ja er habe ein paar mit seinen Zähnen
anpacken wollen. *)
Dessgleichen wird erzehlet, daß nicht
lange hiernach eine Promotio Magistrorum getvesen, da in Beyseyn der Theo-
logen
und der Abgesandte des Raths der Diseurs vorgesallen, daß so viele
von dellen Comoedien des Plauti und Terentii verlohren gegangen, die man bey der Jagend wohl brauchen fönte, wenn sie noch vorhanden wären. Da habe 11. Faust sich erbothen, wenn es mit Erlaubniß derer Theologorum und
ohne seine Gefahr geschehen könne, wolte er alle verlohnte Comoedien wieder vorlegen aus einige Stllndell lang, daß man sie in Eil durch einige Studiosos
könne abschrelben lassen; (Eine Prahlerei, die genau mit der voll Trithemius bezüglich der platonischen und aristotelischen Schriften gemeldeten
stimmt.)
überein-
Es hätten aber weder die Theologi noch die Ralhsherren solchen
Vorschlag anitehmen wollen.-)
Felmer
wird gemeldet, daß sich D. Faust
*) Dieser Vorgang kamt vollständig historisch und durch die Laterna luaglea erklärbar sein, da an Materialisationen hier nicht zn denken ist. Denn zur Zeit Fausts lvar die Laterna magica ulld Camera obscura Einzelueu bekannt. So schreibt Fausts Zeitgenosse Cornelius Agrippa in seiner Philosophia occulta, Lib. I. Cap. 6 :/"Es giebt gewisse Spiegel, durch die mau in der Lust, auch ziemlich entfernt vou den «Spiegeln, beliebige Bilder hervorbrlngeu kann, welche vou itttersahrenett Seilten für Geister oder die Schatten Verstorbener gehalten werden, während sie doch nichts auderes sind als leere, vou Menschen hervorgebrachte, alles Lebens entbehrende Spiegelbilder־. Auch ist es eine bekannte Sache, daß mau au einem völlig dunkeln Ort, in welchen nur durch eine sehr kleine Cessuuug eiu Sonnenstrahl driugell darf, aus einem iu das Licht dieses Strahls gelegten weißelt Papier oder einem stachelt Spiegel Alles sehen kamt, tuns drallsten im Sonnenlichte vorgeht." -Z Uebrigeus erzählt auch der 1533 gestochene Franz Piro vou Mirand ola iu seinem Buch De rerum praenotione, daß vor etwa 50 Jahren ein Zauberer, welcher einem Fürsten die Belagertlug Trojas und deu Zweikampf zwischen Hector und Achill gezeigt habe, vom Teufel geholt worden sei. ä) Lerch ei mer hat iu seinem "Bedenken von der Zauberet", Cap. 5 eiue ähnliche Stelle, welche mau vielleicht aus Faust beziehen könnte. Er sagt: "Dergleichen gesell war uewlicher zeit einer iu Deutschland, der sollst vucjelehrt auss diese weise bücher dichtete, iu deren einem er bekannt, vud rhilmult er hab etwas aus) bischer!! genommen, die nicht geschrieben sind. Das lautet unglaublich, dauuoch falls seylt, wann maus vou bücheru verstehet die etwa« silrhaudeu geiveseu, uuu aber vmbkomlueu vud vudergaugeu sind, die der teussel iu gedechtuuß hat vud außweudig kan. Der bube war bey eiueul großen Herrn tu besouderm auseheu, deu er betrogen, wie andern offt gescheheu vud geschihet, wann sie solchen ledern glauben vud sie aussbalten. Zum ausang leßt es sich mit jenen alt, als sey es etwas, so es doch nichts ist: weret nicht lauge, trimmt bald eiu beschissen end."
19 öfters bey einem Imlcker zllm Ancker in der Schlösser-Gasse auszuhalten
pflegen, als nun selbiger (Faust) uach Prag verreißet worden, und die bey dem Inncker versammelte Compagnie von thn't gesprochen und gewünschet, daß
■er bet) ihnen seyn möchte, seh er bald geritten gekommen, da denn sein Pserd im Stalle nicht können satt gemacht welchen, er aber habe aus dem Tische allerhand Weine, nach derer Gäste belieben, heransgezapset, biß er gegen
Morgen mit seinem Pferde, welches durch helles Wiehern die Zeit des Abmorsches zn verstehen gegeben, sich gegen Morgen in die Höhe geschwungen
und wieder nach Prag geritten.
So soll er auch in seiner Wohnung bey St.
Michael (der Michaelskirche), da er mit vielen Geschenken von Prag zurück-
gekommen, Gäste zn sich geladen haben, und da bet) ihrer Ankunst nicht die geringste Anstalt zur Bewidhung gewesen, so habe er sie doch mit Hülsse seines Geistes ans das properste mit Essen, Trunken lind Musik tractiret."
Auch das F״ufthuch d°n 1587 kennt diese Gasterei, welche in 1hm jedoch sehr allgemein nach "Düringen" verlegt wird, ohne daß von Crsttrt die Rede ist. Wie bereits gesagt, ist in Erfurt die Faufttradition noch scl)r lebendig. Jades Kind kennt das Wohnhaus Fausts und das von der Schlöfsergafse aus cinmündcnde "Dr. Faustgäsichcn", durch welches kaum drei Just breite Gäßchen Faust mit einem mächtigen, von vier Pferden gezogenen Baumstamm gefahren sein soll. Als aber ein Mönch dazu kam und einen EjorIismus sprach, (es soll der Augustiner Dr. Lttchcr gewesen sein,) verwandelte sich das Blendwerk in einen von vier Hähnen gezogenen Strohhalm. — Noch 1876 sand ich in Erfurt die Sage lebendig, daß Faust im Dr. Fauftgäsichcn uud dem Anker, wo er znm Feuster heraus־ sehe, spute. Sine bcsttnimte Angabe, daß stch Faust im Jahre 1525 in Leipzig culfhieit, begegnen wir bei Mag. Ioljann Iacob Bogel, welcher in feinen Leipziger Annalen ad ann. 1525 fagt:1) "So gehet auch die gemeine Rede, (welcher ein alt geschriebenes Leip-
.zigisches Chronieon beypstichtet) daß der bekandte Schwarzkünstler D. Johann Faust, vermittelst seiner Kunst, ein mit Weill gefülltes Faß, welches die Weißkittel hcrausziehen sollen, aus Auerbachs Keller atlss die Gasse geritten.'׳
Auffallend ist die Jahreszahl 1525, Weil das Widmannfchc Faustbllch diefes Jahr als das Anfangsjahr einer regeren Thötig־ feit Fausts angiebt, insofern es in dem Abschnitt 1714.
*) I. I. Vogel: Leipzigischcs Gefthicht-Buch oder Annales. Fol. S. 111. 2
Leipzig.
20 ״Zu welcher zeit Doetor Faustus feine Schwartzkunst habe bekommen
vnd geübet" heißt: "In dem jar aber nach Christi gebnrt 1025, da er sich schon zullor mit Leib und Seel dem Tellssel ergeben hat, ist er erst recht auss־
getreuen, da er den sich menniglich hat ossenbahrt, auch Lande vnd Städte durchzogen, da man von ihlne überall zn sagen hat gewust."
Bemerkt zu werben verdient, daß das Faustbuch von 1587 keine Silbe von einem Faszritt — weder in ßeiPFig, noch anderswo — weiß. Das vermehrte Faustbuch von 1590 kennt einen FaB־ ritt in Leipzig, aber nicht aus Auerbachs Keller, desgleichen
Widmann 1599 nnd Psitzer 1674. Erst Bogel beruft sich 1714 mit seiner Angabe, baß der Foßritt ans Aucrbachs Keller statt־ gesunden habe, auf eine alte geschriebene SeipzlgcrChrouik.— Sch lasse Bogels Angabe in Ehren, aber deswegen braucht die Tradition von Auerbachs Keller doch keilten geschichtlichen Hintergrund in einem Aufenthalt Fausts daselbst Fu haben. Als beweisend sür die Tradition sollen bekanntlich dort die beiden, dell Faßritt lind das darauf folgende Bacchanal dar־ stellenden Bilder, welche die Jahreszahl 1525 und folgende Unterschriften tragen, gelten: "Doetor Faustus zu dieser Frist, Alls Auerbachs Keller geritten ist.
Aus einem Faß mit Wein geschwind. Welches gesehen viel Mutter Kind.
Solches durch feilte snbtilne Kunst hat gethan Und des Teufels Lohn empfangen davon." *)
nlld das Distichon:
21 ״Vive. bibe, obgraegare. memor. Fausti hujus et hujus Poenae: aderat claudo haec, ast erat ampla, gradu,“
was Düntzer übersetzt. )־ "Trinke und lebe in Lust, doch denke des Faustos uud seiner Strafe, die lahm nachkam, aber gewaltig ihm kanl."a)
Der Umstand, daß die Bilder die Jahreszahl 1525 tragen, soll ihre Entstehung in diesem Jahre beweisen; sie sollen restauriert worben sein in den Jahren 1636, 1707 und 1759.* 4) — Ich aber vermute, daß sie 1636 erst gemalt sind, weil die Tracht
der Studenten auf denselben genau jener Zeit entspricht, nimmermehr aber dem Ialjrc 1525, und ein in dem letzteren Jahre lebender Maler konnte unmöglich eine hundert Jahre später übliche Tracht anticipieren. Aber die Sage von Auerbachs Keller wird durch den genannten Annalisten Bogel selbst wider־ legt, welcher ad ann. 1530 sagt: ,,Dieses Iaht ist Auerbachs Hos von Herrn Heinrich Stromer, sonst
Auerbach geuauut, der Philosophie uud Medieiu Doctore und Dccano, vornehmen Ratsglied, auch Chursürstlich Brandenburgischen, Mainzischen und Ehllrsiirst Friedrich zn Sachsen
gewesenen hochbestellten Leibnledieo erbaut
wordetl, wie Schneider S. 130 bezeuget."
Wenn aber Auerbachs Keller erst 1530 erbaut ist, so kann Faust nicht 1525 in 1hm seine Schwänke getrieben haben. — s) Scheible: Kloster, Bd. V. S. 40. l) u. 3) Wie kamt also die Jahreszahl der Bilder, 1025, echt seilt, wie Stieglitz uud Reichiiu-Meldegg behaupten, da vou Fausts um 1039 fallenden Tod die Rede ist? 4) Scheible: Kloster, Bd. V. S. 40.
22 Dffenbar existierte zu Anfang des 17. Jahrhunderts eine auf Fausts Fasirltt aus Auerbachs Keller — wie aus Bogel ersichtlich — bezügliche, freilich irrige Tradition, welche vielleicht im Jahre 1636 der spekulative Wirt benutzte, um in einer Zeit, wo Fausts Name in aller Mund lebte, und wo man jedes Wort der Bolks־ bücher für bare Münze nahm, seinem Lokal erhöhte Anzlehungs-־ kraft bei Einheimischen und Meßstelnden zu geben. — Die Jahres־ zahl 1525 ist obiger Stelle bei Widmann oder der Tradition entnommen, um das Alter der Bilder glaubwürdiger zu machen, denn keine Ausgabe des Faustbuches sagt, daß der Fasirltk in diesem Iahrc geschehen sei. Bermutlich in dem gleichen Jaljre — 1525 — treffen wir Faust in Basel an, wo dcr protestantische Theologe IolJaun Gast mit ihm speiste. Daß dies im Jaljre 1525 geschah, macht eine Stelle der Dedikation des ״Tomus secundus convivalium sermonum, partim ex probatissimis historiographis, partim exemplis innumeris, quae nostro saeculo acciderunt, congestus, omnibus verarum virtutum studiosis utilissimus“ wahrscheinlich. Denn in dieser Widmung an Conrad .Humprccht sagt Gast, daß er mit demselben bei dem bekannten Baseler Buchdrucker Adam Petri logierte, der 1hm "in dcn kläglichen Zeiten des Bauern־ krieges außerordentlich viel Gutes gechmt habe." — Gast erzählt zunächst eine Faustanekdote, welcher vielleicht ein mediumistischer oder ein Spukvorgang zu Grunde liegt:1) *) Ed. 1048. Tom. II. p. 280 ff. ״De Fausto uccromantieo. Divertitur sub noctem in coenobium quoddam valde dives, pernoctaturus illic. Fraterculus apponit illi vile vinum, pendulum ct nihil gratiae habens. Rogat Faustus, ut ex vase altero hauriat melius vinum, quod nobilibus dare consueverat. Fraterculus mox dixit: Clavem nou habeo. Prior dormit, quem exsuscitare piaculum est. Faustus inquit: Claves jacent, in angulo, has accipe et vas illud ad sinistrum latus aperi et adfer mihi potllm. Fraterculus remist, sibi non osse commissum a Priore aliud vinum hospitibus proponere. Faustus iis auditis iratus dixit: Videbis brevi momento mira, iuhospitalis fratercule. Abiit summo mane insalutato hospite, ira accensus, ac immisit satanam quondam furibundum, dic noctcquc in coenobio perstrepontem omnia moventem tnm in ecclesia, quam iu ipsis habitationibus 1110nardorum adeo, ut quietem nullam habere possint, quodcuuquo negotium attentarent. '1'undcm deliberarunt, an coenobium esset relinquendum, aut omnino pereundum. Palatino itaque scripserunt do infortunio illo, quo tenebantur. Qui coenobium in suam roeepit dckcusiouetn, abjectis monachis, quibus alimenta praestat in singulos annos, reliqua sibi servat. Ajunt quidiuu, etsi adhuc hodie monachi coenobium intrent, tantas turbationes fieri, ut quietem incolentes habere non possint. Hoc novit eatnn iustruere.“
23 ״Vom Nekromanten Faust." ״Einst kehrte er in ein sehr reiches Kloster ein, um dort zu übernachten.
Ein Bruder setzte ihm gewöhnlichen, schwachen, nicht wohlschmeckenden Wein vor.
Faust bittet ihn, ihm ans einem andern Fasse besser schmeckenden Wein
zn geben, den er den Vornehmen zn reichen pflegte.
raus: ,Ich habe die Schlüssel nicht. auswecken.
Der Bruder sagte da-
Der Prior schläft, und ich darf ihn nicht
Faust erwiderte: ,Die Schlüssel liegen in jenem Winkel; nimm
sie und offne jenes Faß ans der linken Seite und bringe mir den Trunk.
Der Bruder weigerte sich; er habe keine Erlaubnis vom Prior, andern Wein zu geben.
den Gästen
Als Faust dies hörte, sprach er: Binnen Kurzem
wirst du Wunderdinge erleben, du ungastsreuudlicher Bruder!
Am srilhesteu
Morgen ging er voll Erbitterung weg, ohne zu grüßen, und sandte in das
Kloster einen wütenden Teufel, der Tag und Nacht lärintc und in der Kirche
wie in den Zellen der Mönche Alles in Bewegung setzte, so daß sie keine Ruhe hatten, was sie auch anfingen.
Endlich berieten sie sich, ob sie das
Kloster verlassen oder es ganz zerstören sollten. grasen ihr Mißgeschick.
Sie meldeten also dem Pfalz-
Dieser nahm das Kloster unter frinen Schutz,
indem
er die Mönche heraustrieb, denen er jährlich, was sie bedürfen, zukommen läßt, indem er das Übrige siir sich behält. Einige behaupten, daß auch jetzt noch, wenn Mönche ins Kloster kommen, ein solcher Tumult sich erhebe, daß
die Einwohner feine Ruhe haben.
Solches weiß der Teusel zu veranstalten."
Ja der Zimmer’schon Chronik (LH 604.) wird derselben Begebelcheit mit folgenden Worten gedacht: "Dell mutschen zu Lllzchaim int Wassichin (Wasgau) hat er (— Jaust ---, voll dessen nach dieser Chronik später noch zn schildernden Ende an dieser Stelle derfrlben die Rede ist,) ain gefpenft in das eloster verbannet, defrn sie in vil jaren irit haben künden abkommett und sie wnnderbarlich bat molestiu,
allain der ursach, das sie ine einsmals ttit haben wellen iibernacht behalten, darumb hat er inen den llnruebigen Gast geschasst, zugleich wie man sagst das
dein vorigen apt von S. Dicfruberg auch aln sollichs gespenst von ainem
neidigen varenden schueler sein zngerust und angehenkt worden."
Auffallend ist, daß im Faustbuch ebenfalls mehrere Erzählungen vorkommcn, wie Faust einem Wirt in Gotha, dessen Frau er ver־ stchrt hatte, und einem alten Mann, welcher chn seines Laster־ lebens wegen zur Rebe setzte, einen Poltergeist ins Halls bannt, und auchMelanchtljon wird—wie wir bald sehen werden — mit einem äl)n־ lichen Borgang in Berbindung gebracht. Wir werben st Z. auf die diesen Nachrichten vielleicht zu Grunde liegenden Th°tst1chen jurückkommen. Die auf Fausts Aufenthalt ilt Basel bezügliche Anekdote, in welcher wir dem Zalkberpfcrd wieder begegnen und die ersten Spuren von Mephisto und Prästigiar antrcffen, lautet bci Gast:1) ■) Gast a. a. O. ״Aliud de Fausto exemplum.
Basileae eum illo coo-
24 ״Esin anderes Beispiel von Faust: Als ich zn Basel mit ihm im großen
Collegium speiste, gab er dem Koch Vögel verschiedener Art, von denen ich
nicht wußte, wo er sie gelaust oder wer sie ihm gegeben hatte, da in Basel damals keine verlaust wurden, und zwar waren es Vögel, wie ich keine in unserer Gegend gesehen habe.
die,
Er hatte einen Hund und ein Pserd bei sich,
ivie ich glaube, Teufel waren, da sie Alles verrichten konnten.
Einige
sagten mir, der Hund habe zuweilen die Gestalt eines Dieners angenommen und ihm Speise gebracht.
Teufel erwürgte ihn;
Der Eckende endete aus schreckliche Weise, denn der
seine Leiche lag aus der Bahre immer aus dem Gesicht
obgleich man sie fünfmal umdrehte.״
Drei Jal)re später — im Jahre 1528 — begegnen wir einer merkwürdigen Nachricht in den Briefen des Heinrich Cornelius Agrippa von Netteshcvm, wo dieser, damals im Dienste der Mutter von Franz I. stehend, erzählt, daß am französischen Hof ein Zauberer aus Deutschland eingetroffen sei, von welchem man sich alle die Zauberkünste versprach, welche die Tradition Faust zuschrcibt. Ich trage kein Bedenken, diese Nachricht aus Faust selbst zu beziehen, umsomehr, «ls eilt Kapitel des ältesten Faust5 buchcs allgiebt, baß Faust 1111 Dienste eines mit Karl V. im Kriege befindlichen Monarchen stand. *) Der Sache mag also irgend ein wirkliches Faktum z ״Grunde liegen. Allerdings hat Faust nach Melanchthons Bericht geprahlt, dem Kaiser sclnc Siege in Italien durch Zauberei verschafft z« haben, allein dicse Aufschneiderei bcweist keineswegs, daß Faust im Dienste Karls V. gestanden hat; tchcr ist angesichts der zuverlässigen Ansicht Agrippas das Gegen־ teil anzunctjnlem GS heißt also in den Briesen des Agrippa)־: uutus sinn ·in collegio magno, qui varii generis aves, nescio ubi, emerat, aut of־Marschalls Pakten oder Berbündnis mit dem Satan und das darauf erfolgte erschröckliche Ende" tc. Gedruckt zu Offenbach. A11S dem Widnlanllschen Fattstbllch und dem ״Marechal de Luxembourg au 11t de la mort“ schmiedete ein Anonymus, in welchem ich wegen dcr so charakteristischen pcdantisch-frömmelndcn Schreibweise den schon genannten Ncul)era1lsgcbcr des Wagnerbnches und Bcrfasser dcr "Ulltcrredungcn vom Reiche dcr Geister" vermute, die "Gespräche im Reiche derer Toten zwischen dem ehemaligen Frantzostfchen General-Feldt-Marschall ·Herlzog Frantz Heinrich von Luxemburg und Doct. Iolsann Fausten zlveher Weltbekannten Ertz-Zauberer unb Schwartz-Künstler" zusammen, in welchen sich dic beidcn alten Sünder de- ulld wehmütig ihre Sünden im "galanten Sttzlo" beichten. Ich teile nun nach dem deutschen Bolksbuch den angeblichen Pakt Lllfelnburgs mit: "Herzog
*) 1659
von Luzrnlburg macht mit
dem Satan ein Bündnis Anno
den 2. Iannarii in der Bastille zu Paris).
*) Diese
Iahreszahl
ist offenbar ein Druckfehler, weil das Volksbuch
140 Sollte ihm der Satan sobalden baar zehn tausend Reichs-Thaler an
1)
Gold’liessern.
also
2)
Alle erste Dienstag eines jeden Monats hundert Reichs-Thaler bringen.
3)
Solle dieses Geld, so er ihm bringen lvürde, geb und gangbar sein,
und dergestalt, daß nicht allein er, sondern auch alle denen es gegeben
würde, solches zu ihrem Nutzen anwenden könnten.
Sollte dieses Geld nicht falsch oder betniglich, noch von einer solchen
4)
Materie sein, welches unter der Hand entweder verschwinde oder zu Steiukohleu
werde, sondern es soll dasselbe von solchem Metall sein, welches von Menschenhandelt geprägt
worden nnd in
allen Orten und Landen, wo es auch hin-
kommen mag, gültig und gangbar sei.’)
Woserne er auch eine Summa Geldes von Nöten haben würde, es
5)
möge auch sein zn ivas für einer Zeih oder was für einem Gebrauch es immer wolle, so
soll der
Satan verpflichtet
sein, ihme verborgene und vergrabene
Schätze einzuhättdigen, und zwar nicht also, daß er selbige au demjenigen Ort,
wo sie verborgen und vergraben sein möchten, selber haben muste; sondern er solle ihm dieselben ohne einstige stiller Mühewaltung an denfrlbigen Ort, wo er sich zu selbiger Zeit aushalten würde zu Händen liefrrn, mit welchen er nach Belieben zu schalten nnd zu walten hab.
6)
Sollte
er ihm weder au seinem Leib, noch an seinen Gliedmassen
beschädigen, noch an seiner Gesundheit angreissell, sondern ihm dieselbe ohne einige menschliche Schwachheit nnd Gebrechen 36 Iahr2 )־lang unversehrt erhalten.
7)
Dasern er aber wider Verhossen in eine Krankheit sauen sollte, nnd
er solches nicht verhindern könnte, so sollte er ihm heilsame und bewährte
Mittel
schassen,
und zn seiner vorigen Gesundheit so bald es möglich seyn
würde, verheissen. 8)
Die Iahr) aus welche sie sich mit einander verglichen, sollen in ztvölss
Monaten, wie es nicht allein in Frankreich, sondern auch iu der gautzen Welt gebräuchlich ist, bestehen, und zwar jeder Monath zu 30 oder 31 Tagen, Tag
und ))lacht zu 24 Stunden gerechnet.
1. Iauuarii dieses
Die Zeit solle sich ansangen heute den
1659. Jahres, und sich endigen diesen Tag des 1695.
Jahres, nnd also und dergestalt, daß im geringsten nichts von dieser Zeil abgehe, und er ihm diefrlbige abkürtze oder eine falsche und verkehrte Rechnung und Andentnllg, wie er wohl ehemals andern gethan, daher mache.3)
wenige Zeiten vorher ans die vor der Chambre ardente verhandelten Giftmordprirzfsse Bezug nimmt. ’) Der Teufel pflegt nämlich wie ans den Herenprozessen bekannt, Geld zn schenken, welches sich 'm Scherben, Kot, Kohlen te. verwandelt. ä) Alls der falschen Jahreszahl 1659 nnd dieser Angabe ergiebt sich die grobe Fiktion des Paktes, der aber trotzdem insosertt von kulturgeschichtkichen Interesse ist, als er so ziemlich alle nach dem Glauben der· Zeit vom Teusel zu erlangenden Herrlichkeiten zusammensaßt. 3) Dies war nämlich eine Lieblingsgewohnheit des Tettsels, wie aus der Geschichte Alexanders VI. zn sehen.
141 9)
Wann nun diese Zeit allerdings verflossen und ansgelaussen, soll er
ihn nach gemeinen Laus der Natur) jedoch ohne grossen Schincrtzen und Quaal,
auch ohne Spott und Schande sterben lassen, auch nicht verhindern, daß sein Leib ehrlich begraben tverde. 10)
Soll er ihn beynt König, ivie auch bei allen vornehmen Herren,
in Summa bet) Grossen nnd Kleinem, Hohen und Niedern, Manns- und Weibs־
Personen beliebt machen, so daß er ihrer Gunst und Gewogenheit allzeitjpersichert sei), und sie ihm in allem, was er an sie begehren werte, willig willfahren möchte.
11)
Soll er ihn selbst an alle Ort und Ende der Welt Ivo er hin ver-
lange sicher führen, nnd ihm selbige Sprache alsbald kund machen, daß er die-
selbige fertig reden könne, auch wenn er seiner Kuriosität ein Genügen gethan, wider unversehrt zurück in seine Wohnung bringen. 12)
Soll Satan verbunden seylt, ihn für allem Geschoß-Stücke, Bomben,
Jouermörfrrtt, Granaten, Musqueten, Pistohlen, Feuerrohren und all andern Gewehr und Waffen, sie mögen Nahmen haben Ivie sie wollen, bewahren, daß
ihn keins berühre, noch ihm an seinem Leib und Glieder keinen Schaden zufügen könne. 13) Soll er ihm behülslich sehn, alle sowohl des Königs öffentliche, als
als seine Partikulier-Feinde zu überwinden heissen. 14)
Soll er ihm einen Ring verschaffen, welcher, so osst er ihn an den
Finger steckte, ihn unsichtbar und unüberwindlich mache.
15)
Soll
er
ihn für allem, was wider ihn in geheim vorgenomtnen
worden, zeitlich warnen, ihm auch mit Mittel und Wege an die Hand gehen, solche wider ihn gemachte Vorschläge zn hintertreiben und zunichte machen.
16)
Soll er ihm
in allen Stücken, so er ihn fragen würde, gewisse,
wahrhasste nnd gründliche, nicht aber
verkehrte, zweisselhasste nnd zweideutige
Nachricht geben. 17)
Soll er ihn alle Sprachen, so er verlangen würde, lesen, reden,
nnd aussprechen lernen, und zwar so gut und perfekt, als ob er derselben von Iltgend aus kundig gewesen.
18)
Soll er ihm Klugheit Witz und Verstand verleihen, in allen Sachen
vernünftig zn dlskllrfrren nnd zn judizieren.
19)
Soll er ihn und sein
Haus verwahren, daß iveder Einheimischer
noch Fremder ihm solches angreisse oder etivas daran entfremde, sondern ihm solches unversehrt erhalten. 20)
Soll er ihm für allen Gerichtsstühielt des Königs, davor er möchte
zitiert werden, wie auch bet) dem Päpstlichen und Calvinischen Rath präsermren und vertretten. 21)
Solte es ihm zugelasseti seyn, daß er dem äusserlichen Schein nach,
als ein guter Christ sein Leben führen, nnd dem öffentlichen GOttes-Dienst
ohne Verhinderung beywohllen möge.
22)
Solte er ihm die Universal-Mediein präpariren lernen, ihm auch
den Gebrauch derselben und Dosin sicher vor eine Person sagen.
142 23)
Wosertl er irgend in eine Aetion, Scharmützel oder Gefecht an seiner
Person attaquiret werten sollte, soll er ihm zllsörcherst und vor allen Dingen Benstatld leisten. 24) Soll er verhinderil, daß niemand, wer er auch seyn möchte, diesen
ihren gemachten Aeeord erfahre, oder zur Hand bekomme. 25)
So ost er seiner begehre, soll er ihm in einer lieblich, freund!schelt,
keineswegs aber erschrecklichen Gestalt erscheinen. 26) Solle er ihm verschaffen das Gedächtnuß zn
erhalten und zn
stärken, auch dieses nicht nllr für seine Person, sonderll, daß solches auch allen
Menschen, dellen ers mittbeilen würde, heissen möchte. 27) Sone er ihm auch sagen und versprechen, daß er alle obangesührcke Pllnkta, nnd einen jeden insonderheit unverbrüchlich hallen, und diesen allen fleißig uachkommen wolle: Solle es aber alt einem im geringsten fehlen, nnd
sich saumlich darin erzeigen, so soll alsdann dieser Paet und Vertrag null und nichtig, und von keinen Knifften sein. 28) Dahingegen gelobe und verspreche ich ihm nicht allein unterschied-
liehe Manns- nnd Weibs-Persollell in frlue Gewalt zu liefern, sondern verleugne auch GOTT, die allerheiligste Drcheinigkeit, und Verkünder derselben diesen Bund, dell er in der Heiligen Tallss mit ihm gemacht, gäntzlich auss, treue hingegen mit ihm dem Satan in eine neue Verbündniß, und ergebe mich ihm mit Leib und Seele, immer ultd ewiglich."
Haben wir es bei dem Pakte ßujcnlburgs mit einer reinen Fiktion ztt thun, so bringt Dr. Carl von Weber aus dem Dresdener Staatsarchiv ein unwiderlegliches Aktenstück bei,1) welches zur Evidenz beweist, baß der Aberglaube der Teufelsperiode die Leute wirklich mit ihrem Blut geschriebene Paste entwerfen ließ, durch welche sic fich mit dem Bösen zn verbinden hofften. So zeigte im Jal)re 1695 der Kauflnallll Junge in Zittau an, cs l)abc seilte Magb, als sic bcs bei il)1n wohnenden Schülers Gottfried Hclilrlch Pur sch c Bett machen wollte, darin ein zugenälstcs ledernes Beutclchen gefullden, in welchem, als man cs geöffnet ein mit Blut geschriebenes Zettelchen, das ein Berhündnis mit dem Satan enthalten, sowie ein Stückchen mit Blut getränktes Brod sich befunden habe. Auf der einen Seite des Zettels stand: "Seegen zum sestmacheu. t t t Satan Gott ·luvn, promittere necessc est et oportet.
Nagel der erste ist mein Schutz.
Gottsried Heinrich Pursche.״
Die andere Seite cnthielt dic Worte: "C Satan, ich will dir dienen, ja ich ivill dich auch lieben bis in Tod. *) "Ans vier Jahrhunderten״.
Leipzig. 1857. Bd. Γ. S. 386 ss.
143 gieb mir, daß ich meine Feinde überwinden möge, hiermit hast du mich selbst, mache mich stark, feste und unüberwindlich."
Putsche gestanb bei seiner Berncl)nunlg, daß cr zmei solcher Zettelchen, das eine mit Tinte, das andere mit Blut gcschrlcbctl. Das zmeitc hatte cr vor das Fenster gelegt damit dcr Tcufcl cs holen sollte. Da dies nun nicht geschah, trug cs Purschc, in ein Beutelcheil genäht, um dell Hals, nahm cs aber) als dic Schüler des Ghlnllastunls sich am grünen Donnerstag 511111 Abendmahl vorbercitctcll, ab unb verbarg cs im Bett, wo cs gefunden wurde.1) Der Schöppenstichl in Leipzig erkannte gegen Purschc auf Staupcnfchlag und fiandcsverweisung. Durch cin Rcskrlpt vom 19. August 1695 an dell Rat zu Zittau wurde er aber begnadigt und anßeordnet, cr solle so lang in gefänglicher Haft bleiben, "bis wahrhasste Erkenntnis über den begangenen schwellrcn Sülldellfall bei) 1hm erfolget, unb er ill feinem Christcntljunle stch z« bessern gewisse Hoffnung fpüllren lasse", ballll solle er aus dcr Stadt verwiesen locrdell. Bon besonderem Interesse ist die nachfolgende C1Iäl)luug, weil nach il)r aus Fausts Hbllellzwang eine schatzgräberlsche Geisterbeschwörung die mit dem Abschluß eines Paktes enden soll, unternommen wird. Dieselbe befindet sich in einer ungemein seltenen, zmei Bogen starfcn Schrift in Duart: "Merkwürdige ulld walfrhafftige Begebenheit, wie selbige mit I. G. E. bei Beschwörung des Teufels aus des sogcilannteil I>. Fa״stells .Höllenzwang stch zrlgctragcn, alles in richtiger Ordnung und wie es von Tag ztl Tag vom 2. Okt. bis den 21. Dez. A. 1707 ergangen 2c. Leipzig bei Alld. Zctjdlcrll 1708" ulld ging daraus ill des Grafen von Stein "Monatliche Unterredungen vom Reiche der Geister", fowic in Koljlcrs "Historisch-kritische Untersuchung über bas Lcbeu und die Thatcll des als Schwarzkünstler vcrschriecilctl Sandfallrers Doetor Jahalm Fausts, des Cagliostro feiner Zeiten", 8. Leipzig, 1791, über. Der wesentliche Inhalt dieses Bcrlchtcs ist folgender: Zur Leipziger Michaelismcssc 1707 ging cin dortiger, bei einem Handelsmann in Kondition stehender Lehrling Jahalm ■) Ein derartiger Falt mag wohl auch bei Valerius Gärtner vorgelegen haben.
144
Georg G. in die Angcr11lül)le vor dem Ranstädtcr Dljor, um daselbst einen ihm bekannten Mschlknappeli aufzusuchclt. Cr traf denselben nicht all, wurde aber mit einem andern Mühlknappcn bekannt, ber ihn mit in ein Wirtshaus llal)m und zum Bezahlen von Wein und Spirituosen anrcgte. Der Scllrliilg clltgcgncte jedoch, daß cr kein Geld habe unb auch nicht wisse, wic cr zn einem Groschen kommen solle. Da meinte der Michlkilappc, zn Geld könne mall leicht kommen, wenn man nur wisse, wo Schätze verborgen lägen und eine Anweisung zn deren Hebung besitze. Sine solche Anweisung aber wolle cr dem Lehrling für acht Dsmler, zahlbar in Irvci Terminen, übcrgcbcll. Dcr von Habgier vcrblendete junge Mensch versprech trotz feiner Armut, zlvel Schaler sofort und dic übrigen sechs zur Ncujahrsmcssc zu zahlen. — Zur fcstgcsetztcn Zeit trafen fich bcldc bei ber Marktschrelcrbude vor dem Petcrstl)or und gingen über den Roßplatz nach dem Großhof’schcn Garten zn. Auf einem in jener Gegend damals befindlichen Zintnlcrpiatz zahne der Lcllrling dic zmel Schaler und erhielt dafür eine Handschrift voll Fausts Höllcllzlvang, einen von dem Mslhlhlappcll geschriebenen magischen Aufsatz unb eine in einem SchJangcnkopf endende Wünschelrute aus Mcssingdraht. Der Lehrling eilte mit seinen Schätzen nach Hause und machte im Keller eine Probe mit der Wünschelrute, nachdem cr dcll vorgcschricbcllcll lateinischen Rlltcnsegcll gesprochen hatte. — Anstatt nach unten, schlug aber die Rute seitwärts. — Sofort eilte dcr Sctjrling wieder ztl dem Mül)ik1lr1ppell und klagte llnn sein Leid. Dieser ermahnte ihn zllnl standhaften Ausllarrcll und riet ihm, dcr Rute z» folgern, bis ste voll selbst noch unten schlage. An dieser Stcllc sttche alsdann dcr Schatz. Der Lehrling begab stch wieder nach Hause und erkundigte sich nun allerorten, wo dem Gerücht nach Schätze vergraben sein sollten. Dabei wurde er u. a. auf den Keller in Zotens — z״ Köhlers Zeit Duallds — Hiof in dcr Nikolaistraße verwiesen, unb cr begab fich mehrere Freitage in dcr Geisterstunde bahiir, um seine Beschwörung oo1Iuuel)mcll, wurde aber jedesmal dabei gestört. Nun ging cr um so ernstlicher daran, dcll im Keller scillc» Hcrrll vcrborgell sein sollenden Schatz ans Licht zu ziehen.
145
In dcr Geisterstundc des 21. Oktobers begab er sich mit einem brennenden Sicht in den Keller, um nach Anleitung des Faust'schcn Höllenzwangs den ersten Prozeß vorzuneljuken. Mittelst eines Fadens bildete er einen Kreis um sich und besteckte eine mit magischen Charakteren bezeichnete Latte mit drei brennenden Lichtern; auf eine andere Satte stützte er den Höllenzwang und las, mit dem rechten Fuß auf der Erde kniecnd, eine Zauberformel vor- und rückwärts, worauf er dic eigentliche Zitation folgen ließ. Bei der dritten Beschwörung rauschte cs in der Nähe, ein Rauch stieg vor il)m auf und bildete fich in eine kleine männliche Gestalt um, welche wie mit einem grauen Flor überzogen ztl sein schien. C. befrachtete das graue Männchen furchtlos und erblickte gleichzeitig FWei Zwcigroschcnstückc auf ber Satte. Dcr Geist fragte ihn mit dumpfer, kaum vernehmlicher Stimme, ob er mit diesem Geschenk zufrieden sei, worauf C. mit Ja dcr Borschrist gcmäß antwortctc. Der zweite Prozeß fallt aln folgenden Freitag, dcn 28. Oktober, in ber Geisterstunde zu Stande. Bel der dritten, jetzt schärferen Zitation erschien Wieder dcr graue Mann und legte ein mit Grünspan bedecktcs brandenburgisches Sechzehngrofchcnftück vom Jahre 1686 auf die Latte, worauf er abermals fragte, ob C. mit dem Gefchcnf Fufricdcn fei. Diefer bejahte, zerstörte bell Kreis, Verlöschte die Lichter und ging nach Borfchrift rückwärts aus dem Keller, wobei er fciner Angabe nach den Schatz in einer Erdspalte gefehen haben wollte. In der Geisterstunde des folgenden Freitags veranstaltete C. dcn dritten Prozeß, bei welchem ber graue Mann unter allerlei fürchterlichen Crfcheinungcn erschien und ein großer Schweufkestcl mit Gold aus dem Boden herVorstieg. Rach deut ■Höllcllzwailg war nun der Augenblick gekommen, in welchem C. std) dem grauen Mann verschreiben mußte. Sr fal) denn auch auf der Latte einen auf beiden Seiten rot beschriebenen und mit fchwarIell Linien eingefaßten halben Bogen mit einer verkehrt gcfchnittcilcll, schwarzen Feder liegen; vom Gewölbe herab fiel ein roter Tropfen auf feine Hand, den er mit dcr Feder auffaßte und den ersten Buch־ staben feines Namens schrieb. In diesem Augenblick war t's rinn, als ob Jemand mit schnellen Schritten die Kellertreppe herabkolnnle, Kiesewetter, faustbllch.
1ll
146
Cr warf deshalb die Feder aus der Hand, die Sichter in ein im Kcller stehendes Wasscrfaß, zerstörte den Kreis und eilte aus dem Keller. Doch nirgends war ein Mensch zu sehen. Am 11. November wollte ®. die Beschwörung abermals vornehmen, aber ein unüberwindlicher Schauer zlvang ihn, auf der Kellertreppe nnlzrikchren. Auch am nächsten Freitag, den 18. Novernber, konnte (5. seine Zitation nicht vornehmen, weil Bußtag war und er dic Kirche besuchen mußte; am 25. November verhinderten im Keller arbeitende Maurer das Werf. Seit dcr dritten Beschwörung war Aussehen und Betragen des C־. verändert. Sein Gesicht war angcschwollen, die Augen standen ilshi voll Wasser und er taumelte wie ein Betrunkener umher. Tag und Nacht hatte cr feine Russe und es kam 1hm vor, als ob er von dem grauen Mann mit dumpfen Ton in einer unbekannten Sprache gerufen werbe; des Nachts war cs il)m, als ob ihn der Teufel zmickc, und im Traume erschienen ihm ganze Rotten böser Geister. Seine Angst nahm stetig z«, sein Blick war starr und wild, und man fürchtete völligen Wahlistlm. Stets trachtete er danach, in dcn Kcller zll gelangen, und machte, wenn die» verhindert wurde, Selbstmordversuche. Gotteslästerliche Reden, welche G. ausstiess machten seinen Herrli auf dessen Geisteszustand aufmerksam; cr befragte il)n scharf, und E. gestand Alles, feinen Höllenzwang ausliefernd. Nun wurde von der Geistlichkeit eine dcr fattsam bekannten Bcfehrunßszcrentoniell und Teuselsaustrcibuugcu vorgellomuicn, worauf E. am 21. Dejcntber ad integrum restituiert zu seinem Bater entlassen wurde. Wir haben bei £, dessen aufgeregte Phantasie durch die Beschwörung znr Hljpostafienmg des grauen Mannes1) angcsporlkt *) Es ist schwer zll sagen, wo in dem bei theurgischen Operationen Geschanlen Subjektives lind Objektives ansängt und aushört. So vergleiche man folgenden Vorsall, welcheil der Professor und Rektor des Stadtgymnasiums zu Magdeburg Elias Caspar Reichard, ein Theologe der Semlerscheu rirtiondlen Richtung, in seinen "Vermischten Beytriigen zu einer näheren Einsicht in das gesamte Gessterrelch", Helmstiidt, 1781, 2. Bd. S. 229 ff. aus seinem eigenen Leben milteilt. Als Reichard 1731 aus die latmtische Schule des Waisenhauses zu Halle a. S. kam, war der aus Wiusheim gebürtige Theologe Georg Wilhelm Stoller, später Adjunkt der fais. Akademie der Wisseuschasteu zu St. Petersburg, sein Stlibenpräeepkor. Derselbe hatte Reicharch dell freien Gebrauch seiner Bücher gestattet, und dieser erzählt mm: ״Eines Abends ergriff und durchblätterte ick) sein Stammbuch, welches voller
147
wurde, einen Fall von Autosonmambulismus (der graue Mann erinnert sehr an den kleinen diabolischen Mann, den der SchneiderIchrling Anton Arft in Jana nach Kiefers Bericht während seiner somnambulen Zustände sah), welcher in Dämonomanie übergeht. Das bei den Beschwörungen gesehene Geld ist visionäres und erinnert au das fich in Kot und Plunder verwandelnde Geld der seltsamer Gemälde und Inschriften war. Weilen mir nun unter den Bildern besonders Eines sehr aussiel, welches eine gar possierlich gekleidete, in einem Zauberkreise stehende Figur eines zerlumpten Kerls vorstellete, mit dem dabel) geschriebenen Symbolum: Bruder! gedenke au deu Lappländer m it den roten Stieseln nnd den gelben Hacken (Absätzen): so drang ich mit anhaltenden Bitten in deu Herrn Stoller, mir eine nähere Erläuterung hierüber zn geben. Schwer ging er drall. Endlich ließ er sich im höchsten Vertrauen, doch zugleich mit innigster Wehmut und mit thränenden Augen, in folgenden Worten gegen mich heraus:" "Niemals erblicke ick) dieses Bild, niemals lese ich diesen Denkfrrnch iu meinem Stambuche ohne Zittern und Abscheu. Ich habe mich während meines Aufenthaltes aus der Universität zll Wittenberg in Verbindung mit mehreren
Studiosis, stark aus die Nekromantie, Chiromantie und Physiognomie gelegt, viele magische Schriften gelesen, alle Zanbersormeln nnd Vefthwörlingscharaktere mir bekannt gemacht, und auch zuweilen mit Geistereitiereu mich abgegeben, und bin dadurch zu mancher Wissenfrhast gelanget, welche ick) jetzt gänziich und aus ewig vergessen zu haben wünschte. Einst gingen wir verbundene Zukunstsforscher in der Christnacht bet) Mondenscheine in ein nahe bey der Stadt liegendes Gebüsche, räumten aus einem bequemen Platze den Schnee aus die Seite, zirkelten in der Mitte einen mit erforderlichen Zeichen bemerkten magischen Kreis ab, nnd singen an, unsere Ezchrcismen herzumurmelu. Plötzlich erschien eitle wnnderbarliche Gestalt in einem bunten zerlappten Kleide, mit schwarzen Strümpfen, rothen Stieseln nnd gelben Absätzen an denselben so, wie sie da im Stamulbllche abgemalet ist. Ick) hatte die Verwegenheit hinterivärts ganz nahe zu dem Kerl hinznzutrelten, ihme den einen Fuß auszuheben, und die Stiesel nebst deu Absätzen genau zu betrachten. Iu dem Augenblick entstand ein gewaltiger Sturm. Wir erschrocken nnd entflohen in der größten Angst und Bestürmung nach der Stadt zu, und wurden bis aus Thor mit tausend Schneebällen, doch ohne Schaden davon zu nehmen, unaushörlich versolget. Seit der Zeit habe ich dies mißliche Handwerk verschworen, nnd bereue meine Thorheit nicht ohne die schmerzlichste Rückerinnerung an diese teuselische Gauckeleyen und schanderhasten Begebenheiten.“ Horst bemerkt in seiner ״Zanberbibliother' (Bd. I S. 284) zu dieser Erzählung: "An der Zuverlässigkeit der dieser Erzählung zu Grunde kiegeudeu That Juch en läßt sich nach allen Gesetzen der historischen Auslegungskunst und Kntii nicht wohl zweifeln. Ein Zweifler möchte vielleicht sagen, der zerlappte wnnderbarliche Kerl mit den roten Stieseln und den gelben Absätzen sei ein verkleideter Student gewesen, der vielleicht von Stollers nnd der übrigen Vorhaben etwas erfahren, nnd die Schneebälle nur Schtteeslockeu. Aber eilt Gläubiger könnte diesem Gedanken auch wieder seine Zweifel mit demselben Rechte entgegensetzen, nnd — wir haben versprochen kein Urteil zu fällen, und überlassen die Sache dein eigenen Ermessen unserer Leser·. — ״Ich habe meinerseits diesen Worten Horsts nichts hinznzltsügen.
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Hejen, welches diese in ihren Bisionen vom Teufel zu erhalten glaubten.1) Noch in unserem Jahrhundert kennt man die Teufclsvcrschreibungen. Dem Pfarrer Blumhard in Mottlingen rufen *) Derartiges kommt auch noch in unserer Zeit vor. So berichtet der bekannte Pfarrer Blumhard, daß die von ihm behandelte besessene G. D.zu Mottlingen im Iahre 1840 von unsichtbarer Hand Geld geschenkt erhielt. Wenn sie allein war, so lag um sie herum der ganze Fußboden der Kammer voller Thaler. Sie erschrack und stieß sie mit deu Füßen an, ob es wirklich Thaler wären. Sie hörte den Klang, sah die Gestalk der Thaler lind glaubte nicht anders, als es sei wirkliches Geid. Der berühmteste hierhergehörige Fall ist der der besessenen Magd aus Lebus, welchen der bekannte Theologe Andreas Ebert an Luther berichtete. Ich gebe die Erzählung desselben nach Dr. Wolfgang Io bst: "Kurze Beschreibung der Stadt Frankfurt a. d. O. Anno 1536 unter Kaiser Carolo V. ist in dieser Stadt durch GOttes Schickung eine wunderbarliche, seltsame, unerhörte lind doch wahrljasstige Gesthicht geschehen, also, daß mitten im Sommer eine Magd, Gertraud genant, eines armen Mannes mit Namen Matzke, Fischer zn Lebus, Tochter, erstlich bei ihrem Vater im Haupte schwach worden und gen Frankfurt kommen, da sie von einem Bürger) Georg Rulisch genarrt, aussgenomulen, welcher ihr nach Notdurft hat pflegen lassen, und zum Teil wiederum gesulld worden, und. zum ersten viel seltsame Reden gesiihreh daraus man genrieilet, daß sie mit dem Feind der Wahrheit, dem eatan, besessen, denn wann diese Magd etwa« einen an den Roch Barett, Wamms, Händen, Erntet, oder an einen Tisch, Holtz, Banck, Stein, Erchen, Mauer oder sonst etwas angegriffen, hat sie allwege Geld erwischet und flugs damit zu dem Maul gefahren und darein gebissen, es gefallet, daß es zwischen den Zähnen geknarret, und im Maule die Mülltze blicken lassen, daß maus eigentlich gesichelt, und endlich eingeschlungen, daß sie osstmals vom Einschlucken im Antlitz sich entfärbet. Desgleichen hat sie des Nachts im Bette, vom Federbeite, Lacken, Bette-Brett lind worauss sie mit der Hand gegriffen, Geld erwischt nnd damit geränschet, das Mali! voligestopsst, daß sie auch gräuiich davon geröchelt und wollen daran ersticken, daß man hat müssen Lichte anziindell lind ihr zu Hülsse kommen, da sie sie am Halse braun lind blan gesärbet gewesen." "Es haben aber die Leute, wenn sie eilten Griff etwan ans ein Ding gethall, eilenns die Hand, ehe sie die zum Mund gebracht, erwischet, uud ihr dieselbe mit Gewait allssgebrochen und das Geid daraus genommen. Etlichen ehrlichen Männern und Weibern hat sie auch wohl das Geid von selbst gereichet wann sie einen Griff gethan, vnd zuweilen mit der Hand das Maui gantz voll gestopsfrt, im Munde damit gerauscht nnd mit den Zähnen dasfribige gebissen." "Es ist aber allerlei) ganghasstige Miintze geivesen, als Märkische Groschen Pfennige, Stettinische, Meißnische, Polnische nnd Böhmische Miintze, item Preussische Groschen, darunter auch etliche böse, rote Miintze gewesen.״ "Sie hat auch aus eine Zeit einen Thaler erwischet nnd eingeschlltnqen, daran sie gar nahe ersticket und sich selbst erwürget hätte, nnd ist rechtschaffene Miintze geivesen und also geblieben." "Zum letzten hat sie auch Stecknadeln erwischet, welche sie gefallet und auch eingesessen. Hat sonsiell, wann man sie gesroget, seltsame wunderliche Reden getrieben."
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1840 die die G. D. besitzenden unseligen Menschengeister zu, daß sie sich bei Lebzeiten dem Teufel mit Blut verschrieben hätten, ,,Und wiewohl ein papistischer Psass von Crossen damals sie beschworen, in Hoffnung, den Teussel auszlltreiben, und sie in eilte Wanne voll geweihet Wasser gesellet und andere viel mehr Zeremonien mit ihr vorgenommen, aber er richtete nichts aus, sondern sie verlachte es Alles nnd trieb das Gespött daraus." "Demnach ist zu der Zeit ein evangelischer Prediger Andreas Ebertus zu Frankfurt gewesen, der da dieselbige wunderbarliche Geschichte dem Dr. Luthero kund gethan und schriftlich gebeten, ihm in dieser Sache seinen guten Rat aus Gottes Wort mitzuteileu, daraus er unter andern geantwortet, wie denn sein Schreiben noch vorhanden, es wäre ihm ein seltzam unerhört Ding, hat aber endlichen, nachdeme er seine Gedanken angezeiget, geralhen, daß man die Magd in die Predigt führen, lind Gott für sie hüten solle, so tvürde es mit der Zeit mit ihr besser werten." Als sie nun in die Predigten geführt, hat der Teussel durch sie denselbigen Prädieallten osstmals Lügen gestrasset, wenn er aber den Teussel geboten, er solte schweigen, so hat er geschwiegen, ist auch endlich ihr durch das gemeine christliche Gebet geholssen tvorden, daß sie der Teussel verlassen, darnach sic vlei Fahre lang bet) gesunder Vernunft frisch nnd gesandt noch bei) Leuthen itt Frankfurt für eilte Magd gedienet, nicht gewust, wie ihr geschehen, gleichwohl letztlich zn Falle gebracht, nnd von dannen' kommen." Wenn tuln auch bei diesem Fall sogenannte ,,spiritistische Apporte" zu Grund gelegen zu hobelt scheinen, so ist doch die Sache augenscheinlich iveit übertrieben und ansgebauscht worden. In der Mehrzahl der erzählten Fälle, daß Hejen, Besessene te. von unsichtbarer Hand oder vom Teufel Geld erhalten haben, mögen visionäre Zustände obgeivaltet haben. Ein lehrreiches Beispiel davon giebt uns E. L. Reichard in seinen ״Vermischten Beyträgell zn einer näheren Einsicht in das gejammte Geisterreich." Helmstedt 1781. Bd. 2. von den am 5. August 1687 aus dem Köppenberg bei Arendsee hingenchteten Heien Susanna Neiinlanns, Ilsabe Verendts nnd Katharina Niemanns. Itt den von Reichard veröffentlichten Akten heißt es: ״Es geben diese unglücklichen nnd betrogenen Weibsleute bey der Untersuchung zum Zeichen der Wahrheit ihrer Verschuldung lind ihres Bekenntnisses unter andern mit an, daß in Hillgen- oder Heyligcnselde da nnd da ein verschlossener Kasten heimlich wohlverwahret stehe, worin vieles kostbare Silbergeschirr von Bechern, Leuchtern, Löffeln te. läge, welches ihnen der dienstfertige nnd freigebige Teufel nach und nach zugeschleppt habe. Die Gerichte lassen den Kasten holen, und wie sie solchen ohne Vorwissen dieser Leute össnen, so finden sie nichts weiter darin als lauter Knochen, Gebeine nnd Gerippe von der Abdeckerei;. Man verschliesset den Kasten wieder, lässet solchen denen Inquisiten vor Angen stellen nnd fragt: Ob dies der Kasten sei)? —, Ia, ja, das ist er. Nun werden die Herren sehen, daß wir wahr geredet haben! (Die Hexen hatten nämlich ein freiwilliges Geständnis abgelegt.) — Noch einmal, was sagt Ihr, was soll darin seyn? — Lauter köstliche silberne Geschenke des wohlthätigen Geistes. — Herr Amtsaktnarins Anton Werncecius beobachtete dabey auss Genaueste ihre Gesichter und findet solche voll des gräßlichsten Staunens, als derselbe geöffnet wird und sie die schöne Musik, die herrlichen Raritäten, darin erblickten. — Sieh! sieh! — ruft die Eine voller Verwunderung ans — ,wat doch de Düvel vör'u Schelt» is! dc hat uns recht was angelnt!‘ (vorgelogen)." Da die Katharina Niemanns den Akten nach ihre — zur Zeit des Prozesses verheiratete — Tochter Ilsabe Verendts nnd diese wieder die Susanna Neilmanns ״zur Hejerel) verführet ״hatte, so haben wir hier ein Beispiel der
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unb dieser Borgang soll stch oft wiederholt haben.1) — Wuttke sagt in seinem "Bolksaberglauben ber Gegenwart" über die Pakte: psychischen Ansteckung, eines magnetischen Rapportes oder eiuer hypnotischen Suggestion, welche von der die Zauberei lehrenden Hexe aus ihre Schülerin übertragen wurde. Aus diese Weise erklären sich auch die Visionen des Sabbaths und namentlich des Teuselsgcldes, welches sich in Kot, Scherben, Kohlen Je. verwandelte, ohne daß wir heut zu Tage leider saget! können, wv die einzelnen zu erklärenden Thatsachen ansingen und endeten. Ein interessantes Beispiel des visionären Schaltens erträumter Schätze aus der Neuzeit und eigener Ersahrting giebt uns der Redaktionssekretär der ״Psychischen Studien" Cs. E. Wittig, in diesem Journal (Iahrg. XII. Heft 7, S. 316). Als derselbe 1855 im Hansi: Nees von Esenbecks in Breslau lebte, hatte er das Netwensieber überstanden und in seinen Delirien geglaubt, in Konstantinopel zu sein, wo er mit einer Tochter des Padtschah eine Liebschalst unterhalte lind deren Vater ungezählte Beutel voll Gold und Edelsteinen aus der Schatzkammer entwende. In der Rekonvaleseenz spann sich dieser Traum bei Wittig auch lange Zeit in seinem Tagesbewußtsein fort. Er glaubte mit seiner Prinzessin lind den ungezählten Schätzen nach Breslau in seine Dachkammer bei Nees von Esenbeck geflohen zu frin und pflegte täglich seine Milliouen visionären Goldstücke zu zählen und sich am Anblick fritier Diamanten, Smaragden und Rubinen zn berauschen. ״Dies geschah — sagt Wittig a. a. O. — Wochenlang, während welcher Zeit meine Genesung unter der sorgfältigen Behandlung des als Arzt hochgeschätzten Pros. Dr. Pinoss in Breslau, welcher meinen ihm geschilderten Fall für eine interessante Pubertäts-Erscheinung erklärte, allmählich sortschrin, aber nur selten lichte Augenblicke über mich kamen. Selbst am hellen Tage glaubte ich meine Schätze um mich herstehen zu sehen, so daß ich sie mit steter Eifersucht bewachen zu müssen glaubte. Da geschah es an einem schönen Sommermorgen, daß ich mich noch immer schwach, nach meinem späten Erwachen in den Garten begab, nachdem ich soeben erst neue Schätze iu meiner Bodenkammer durchgezählt und richtig befunden zu haben glaubte. Ich saß iu der großen Sommertaube inmitten des Gartens itn warmen Scheine der Sonne, ais plötzlich der Gedanke iu mir ausblitzte: Besitzest du auch wirklich so viel Gold und Edelsteine? — Ich glaubte, eine Anzahl derselben zu mir gesteckt zu haben, und griff sofort nach meinem Portemonnaie." ״Als ich es im Scheine der hellen Sonne öffnete, lag nicht einmal ein einziges Goldstück statt vieler darin, sondern mir — ein einziger Böhme oder Silbergrwschen! Diese Erkenntnis war gerade zn niederschmetternd für mich! Ich konnte es aber noch nicht glauben. So zerschlagen und schwach ich mich K, schleppte ich mich doch mühselig die drei Treppen hinaus in meine Kammer, nm meine Schätze zu suchen, die ich nun nirgends sand. Ich setzte mich weinend ans meinen Vettrand. Ich fühlte mich ganz arm nnd beranbt! Die Vision meiner Prinzessin Ivar in letzter Zeit gegen die meiner Schätze znrückgetreteu, — von nun an kant sie nur noch nachts zu mir und tröstete mich in meinem Kummmer um sie uud unfern gemeinsamen Verlust, den sie leicht wieder ersetzen zll können erklärte, indem ihr Vater sie so sehr liebe, daß er ihr sicher ans ihre briefliche Bitte den Rest nachsenden und ihr verzeihen werde. Aber nnn tvar der Bann meiner visionären Traumbesangenheit gebrochen, und ick) kehrte ins nüchterne Leben zurück." Die Vision Wittigs ist wegen der in ihr vorkommenden erotischen Momente von besonderem Interesse, denn die türkische Prinzessin würde sich in der Teufels- nnd Hrpmperiode in einen regulären Succubus nnd das dem Padischal) geraubte Geld iu geschenktes Tcuselsgeid verwandelt haben. ’) Vgl. Dr. R. A. Berthelen. ״Die Klops- nnd Spnkgeister zu Oderwitz uud Herwigsdors." Großenhain 1865. Anhang, S. 33.
151 Solche Frevel gehören nicht nur der Vergangenheit an, sondern kommen
auch jetzt immer uoch vor. Aus Würtemberg schreibt uus ein erfahrener und bewährter Seelsorger: Unterschreibnngen mit Vlut kommen vor, wiewohl ein Geheimnis darüber liegt, welches nur schwer zll ergriiuden ist.
Personen,
welche die Anfechtung haben, als hätten sie sich mit Blut verschrieben, giebt es
hie und da; aber ich konnte nicht recht daraus kommen, wie weit sie sich täuschten, wie weit sie sich mit hellen Bewußtsein sich in dergleichen einließen.
Daß es Korporationen giebt, welche Junger für ihre Geheimkunst suchen und sie durch schauerliche Zeremonien einweihen, die auch Unerhörtes zu Stande zu
bringen scheinen, in den weitesten Entfernungen töten und jeden Einslnß ausüben zu können wenigstells vorgeben, davon habe ich vor einigen Monaten die
Kunde bekommen von einem jungen Mann, der bereits die niederen Stufen durchgemacht hatte, und ais es zllm Äußersten kommen sollte, plötzlich vom Gewissen geschreckt, fromme Worte aussprach, durch welche alle Künste vereitelt wurden,
weit
Bestürzung
aus
sämtliche
Anwesende
siel.
In
panischem
Schrecken verließ der junge Mann die Gesellschaft, hatte aber viel Mühe, von allen Banden sich loszuwinden, llnd mußte selbst sür sein Leben besorgt sein. Derselbe ist nnn gründlich bekehrt.
Aber kein Mensch vermag die Gräuel zu
ahnen, von welchen er zu erzählen weil).‘
—
Eine ähnliche Kunde von einer
solchen Gesellschaft ist uns aus Frankreich zugekommen." *)
l) Ein sehr bekannter Pester Maler versicherte mich, daß in der Gegeltivart gieiche Korporationen in Ungarn beständen.
4. Abschnitt.
Wie Und als IUa§ ist der Mephostophiles der Faust־ tradition allfzUfassen? er gcbildcte Sefer des Goethe’fchcn FuUstse welcher keine ciligchenderen Sittcrmllrstudieu gemacht hat, kann nach dem nach dem Buch Hlob gedichteten Borfpicl im Himmel und der ganzen Fißur des Mephistos nicht anders an־ nehmen, als daß derselbe der Hierr der Htölle sclbst ist und unter angenommener falscher Maske und falschem Der tiefer in dic Faustlittcratur Namen Fanft vcrfilhrt. Eillgcdrnngcne weiß dagegen, daß die alte Fausttradition il)rcn Mephostophiles keineswegs mit dem Höllenfürsten idcntistzlcrt, fondcrtl daß dcrsclbe ein Teufel untergeordneten Ranges, ein Spiritus fakniliaris mit halkskoboldartigcn Zügen ist, dessen Bild der altgermanifchcn Mythologie entstammt und in der Teufelsperiode des 16. Jahrhunderts christlich ־dogmatische Züge angcnominell l)at. Ift die Goetl)c)chc Auffassung des Mephistopheles bei aller Großartigkeit bcr Konzeption eine durchaus nicht der Gcfchichtc des Zaubergiallbens entsprechende, S0 rst die germanistische Auffafsuuß Mephistos nur fel)r bedingt richtig ztl nennen. Mephisto» mtsthologlsdjer Ursprung must ganz wo anders gefucht werden, nämlich im Gcstirndienft der ältesten Bölker. Schon das vorgeschichtliche Bolk der Akkad er, die Ureinwohner Mefopotamicns, ließen die stehen Planeten von Gottheiten befcelt fein. Der Gott der Sonne war Utll, der des Mondes Uru-kl, der Gott des
153
Saturn war Nin-dara, der Gott des Jupiter Amar-utuki, der Gott des Mars Nirßah der Gott der Bemls Suhls und der des Merkur Ak. Die Erben ber Afkader, die Babylonier, Affiner und Chaldäer nannten ihre in gleicher Reitze folgenden Planetengötter: Sanins, Sin, Adar) Maruduh Nergas Istar und Nebo.1) — Diefen Göttern ber Planeten standen die Dämonen der Planeten, die stehen Masst in gegenüber, welche ״sieben böse Geister, sieben Flammengespenster, stcben Dämonen ber feurigen Sphären" aufs Genaueste den Widerpart der sieben mit ber Leitung des Weltalls bekleideten Planetcngöttcr bilden. Diese sieben Masfilu, welche stch durch alle Mtsthologien ziehen und als Borbildcr der stcben "Kurfürsten" ber Teufel des Höllenzwangs noch deutlich erkennbar find, find die Söl)ne des Ana, des Gottes und Königs der finstern Welt der Akkadcr; fie stören dic Ordnung des Planetenlaufc's, erregen Sonnen- und Mondfinsternisse; sie führten gleich den griechischen Ditollen und den Naphcltm oder Nephllim des Buches Hcnoch kurz nach dcr Schöpfung erbitterte Kämpfe gegen Gott. Sie thronen gleich dell Teufeln im Innern der Erde und verursachen Unheil und Umsturz im Himmel und auf Crdell. Glue akfadische Inschrift schildert ihr Treiben in lebhaften Farben: ״Die Sieben, sie werden im Gebirge des Westens geboren; Die Sieben, sie werden groß int Gebirge des Ostens:
. I
Sie thronen in den Tiefen der Erde;
Sie lassen ihre Stimme erschallen aus der Höhe der Erde; Sie lagert! im uneriueßlicheu Raum im Himmel uud aus Elchen.
Einen guten Namen im Himmel lind aus Elchen besitzen sie nicht.
Sie, die Sieben, erheben sich im Gebirge des Westens; Sie, die Sieben, legen sich im Gebirge des Ostens zur Ruh." —
— — ,,Sieben sind es! Sieben sind es: Sieben sind es in des
Cceans
tiefsten Gründen, 1 ־aus dem verborgenen Schlupsivinkel.
Sie sind nicht männlich, sind nicht weiblich. Sie breiten sich aus gleich Fesseln.
Sie haben kein Weib, zeugen nicht Kinder:
*) Über die akkadisch-babylonisch-assyrisch-chaldäisthe Mythologie verill. Lenormant: "Die Geheinlwissenschasten Asiens". Jena 1878. 2) Ein Faust zugeschrkbenes Zauberbuch, worin der Teufel aus dem Meere zitiert wird, heißt "der große, gewaltige.Meergeist".
154 Ersurcht und Wohlthun kennen sie nicht. Gebet und Flehen erhören sie nicht.
Ungezieser, das dem Gebirge entsprossen,
Feinde des Em,1) Sie sind die Werkzeuge des Zornes der Götter.
Die Landstraße störend, lassen sie aus dem Wege sich nieder. Die Feinde, die Feinde; Sieben sind sie! Sieben sind sie! Sieben sind sie! Geht des Himmels, daß sie beschworen seien!
Geist der Elche, daß sie beschworen seien. ״---------
"Sie sind der Tag der Trauer, der schädlichen Winde; Sie sind der verhängnißvolle Tag, der verheerende Wind, der ihm vorausgeht.
Sie sind die Kinder der Rache, die Söhne der Rache; Sie sind die Vorboten der Pest; Sie sind die Werkzeuge des Zorns der Nin-kigat;
Sie sind die stammende Wettcrsänle, welche arg hauset aus Erteil. Sie sind dic sieben Götter des unermeßlichen Himmels;
Sie sind die sieben Götter der unermeßlichen Erde. Sie sind die sieben Gotter der sinnigen Sphären, Die sieben Götter) sie sind sieben an der Zahl;
Sie sind die sieben schädlichen Götter; Sie sind die sieben Schreckgeister; Sie sind die sieben bösen Flammengespenster, Sieben im Himmel, sieben ans der Elche, Der böse Dämon, der böfr alal, der böse gigim, der böse telal, der böse Gott, der böse maskim.2)
Geist des Himmels beschwöre sie! Geist der Erde beschwöre sic!
Geist der Nin-gelal, Herrin der Länder, beschwöre sie! Geist des Nin-dara, Sohn des Jouechimmels, beschwöre sie! Geist der Sukus, Herrin der Länder) die zur Nachtzeit erglänzt, beschwöre siet"
Dic akkadischcn Beschwörungen ber Maskiln erhalten zuweilen eine noch größere Ausdehnung und nehmen dann stets eine dramansche Form an. Eine Schilderung dcr von dcn Dämonen verursachten Bcrhccrullgcn bildet die Einleitung, wobei vorausgesetzt wirb, daß dic Klage voll dem wohlwollenden Silik muhl-khi, dcr über dcn Menschen wacht und zwischen ihnen und dcn obern Gottern als Bcrmiltlcr dient, erhört worden sei. Aber Macht und Weisheit sind nicht derart, daß sic dic übcrmächtigen Geister, deren Einstust beschworen werden soll, zu überwinden vermögen. *) Ea ist der oberste der atkadischen Götter·. 2) In diesem Vers werden aiso vier Eigennamen der
geteilt.
MaSkim mit-
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Silik 1nulu־kl)i wendet stch daher an seinen Bater Sa, den Dräger der göttlichen das Weltall durchdringendcn Intelligenz, den Herrn der ewigen Geheimnisse, dcr dic theurgischen Handlungen leitet, und diescr offenbart endlich den nchsteriösen Ritus, die Zauberformet ober den "allmächtigen, geheimnisvollen Namen," der im Stande ist, alle Anschläge dcr furchlbarstcn Höllenmächte zu vereiteln. CS wird, wie wir sahen, nach Leuorlnant in den akkadlschcn Beschwörungen von einem allmächtigen magischen Namen gesprochen, ״mittelst dessen Ca im Innern seines Herzens die Zukunft bewacht und beschirmt;" dieser Name aber, der alle höllischen Mächte zu Boden streckt, wird nicht genannt: cr wird in geheimnisvoller Welse vom Bater aus den Sohn übermittelt.1) Sa erteilt noch eine Reche Borsschriften ztml Behuf der Beschützung und Heilung dcr von den Maskim Besefscncn, worauf endlich mehrere göttliche Wesen, wie die Höllcugöttill Nin-kigal und Nin־afka־quddu, deren Eigenschaften weniger bekannt find, unter Cas Anführung in die Handlung eingreifen und zusammen mit dem Feuergott zur völligen Unterwerfung und Bindung dcr Maskim schrcitcn. Noch ist ztl bemerken, baß dicsc soeben besprochenen Dämonen, deren Thätigkeit eine allgemeine und kosmische ist, nicht selten die Menschen angrclfcn, deren Mißgeschick sie hcrbciführen. Il)re Einwirkung kann aber auch wie die dcr Teufel des Mittelalters und der Rcformatiouszeit in Fulste der Bezauberung durch Schwarzkünstler eintreten und fie gilt daher als Urquellc alles menschlichen Unglücks, sowie als Ursache aller tcllllrischcn Kotastrophell. Wir sel)en also in dem akkadlschcn Beschwöruugsritual den ganzen Modus dcr mittelalterlichen Teltfelsbcschwörungen vorgebildet, lind wie dort die Maskim durch Silik-mulu-khi, den Sohn des Sa, und den "allmächtigen, geheimnisvollen Namen" Cas heschworen werden, so werden hier die sieben Großfürsten der Hülle durch Jasum Christum, Gottes Sohlt, u״d die gehcimnisvollen, kabbalistischen Namen Gottes, die wir spätcr noch näher *) Ich erinnere hier an die geheimnißvolle Vererbung der ivahren Ausspräche des וה. ·דbei deu Iudeu von Hohepriester zu Hohepriester.
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kennen werden, zitiert und wieder entlassen. Ja, dcr "allmächtige, gchelmnisvolle Namen" dcr Afkadcr erinnert sogar an die Worte Goetlses, mit welcher diesen den in Pudelsgestalt hinter dem Ofen hockenden Mephisto apostrophiert: ״Verworfenes Wefrlt,
Kannst du ihn lesim. Den nie entsprossenen, ll n a n s g e s p r o ch n e n,
Durch alle Himmel gegoßnelt,
Freventlich durchstochenen?"
Die akfadischcn Planetengötter und Maskim wurden bei beu Anhängern Zoroaster» zu den Alnschaspands und Dcvs, bei den Inden in der kabbalistischen Geheimlcl)re zu den dic Planeten als Intelligenzen regierenden Erzengeln und den dicselt entgegengesetzten Dämonen dcr Planeten umgcwandelt. So heißt in dcr Kabbalal) die Illtclligcllz des Saturn Agiel, dessen Dämon Zazel; die IlltclligcllzIhes Iupitcr Japhkch dcsselFDämolr Hismacl; die Intelligenz de's Mars Grapfitel, dessen Dämon Barzabcl; die Intelligctlz dcr SonncNachicl, fieren Dämon Sorätl); dic Intelligenz dcr Benns .Hagiel, dcrcn Dämon Kedcmclj'die Intelligenz des Merkur TiriclJuchcssen Dämon Daphflsarcharatl); die Intelligenz des Mondes Hasmodai und endlich dessen Dämon Schcdbarschemotl) Scharingtlsalt.1) Andere hebräische ober hebräischen Ursprung zeigende Zauberbüchcr, wie das Buch Raziel, das Buch Arbatcl und die Clavicula Salomonis haben, dic gleiche Ordnung der Planeten innchaltend, andere Namen für dcrcn Intelligenzen, nämlich: Zaplskiel, Zadkicl, Camacl, Raphael, Hanicl, Michael, Gabricl; oder Driphlcl, Zacharicl, Samuel, Michael, Anacl, Raphael, Gabriel; oder ?lratron, Bethor, Phalcg, Dg, Hagitl), Cphlel, Phul; oder endlich: Sahbatl)icl, Zedckicl, Madimiel, Scmcliel, Nogaheh Cochabicl und Lcvanacl. Mit den Dämonen dcr Planeten bcfasten stch dic letztgenannten Bücher nicht. Den Piallctcllßottcrn und Maskim begegnen wir auch hei . den Ncuplatollikcrn wieder, und zmar nennt Iamhltchuä die ' ersteren Wcltfürsten und dic letzteren Fürsten der Materie9).—*2 I
*) Cornel ins Agrippa: Occulta Philosophia, Lib. II. cap. 22, 2) Do mysteriis Aegyptiorum L. Π. cap. 5 ff.
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Beide beschreibt er ganz analog den Intelligenzen oder olympischen Geistern, sowie den Planetendämonen der genannten jüdischcn Zauberbüchcr. Die Erscheinungen der Weltfürsten find deutlich, die der Fürsten der Matcric verworren, beide aber gebieterisch. Die Erscheinungen der Fürsten der Materie umschwärmt, gerade wie die in mittelalterlichen Zaubcrbüchcrn, als im Heptameron des Petrus von Abano, geschilderten Gcistcrcrschcinungen, auf eine dcn Beschwörern fast unerträgliche Weisc ein Gewühl von weltlichen und irdischen Bildern. (Man Vergleiche auch den Zaubcrsplck, welchen Faust nach der ersten Beschwörung in seinem Zimmer sah.) Dic Weltfürsten geben, wie bie olympischen Geister der jüdischcn Zaubcrbüchcr, glänzende Gcistcsgabcn, hohe Wissenschaft 1t. st w., dic Fürsten dcr Materie jedoch, gleich Mephostophiles und Azid inl Höllenzlvang, materielle und irdische Güter, Schätze, Geld, Künste 2c.; auch werden die letzteren bei ihren Erscheinungen von wilden, grauscncrregenden, schädlichen, häßlichen odcr blutgierigen Tieren bcgleitct, ein Zug, dcr sich bekanntlich durch die ganze Geschichte dcr Magie zieht. Wie ich hier nachträglich bcmerke, erscheint schon einer der Maskim als Kcltclchund, cill anderer als Leopard, ein dritter als Schlange k. ’) Wir werden noch auf zahlreiche Analogien im mittelalterlichen Zauberwesen begegnen. Hier sei vorläufig nur bemerkt, baß nach dem Hiollcnzwang der höllische Großfürst Ariel als schwarzer großer Hund mit feurigen Augen erscheint; dcr höllische Pfalzgraf Camnicl erscheint in Lcopardengcstalt, der Erdgeist Buriel und dic Stammgeistcr der verstorbenen Menschen Jazariel und Bazarachicl endlich in Schlangcngcstalt. Auch die Kirchenväter D rigeiles2) und Tat lau8) hielten die Gestirne für bcscclt, und so dürfen wir uns denn nicht wundern, wenn dic uraltc Lehre von den Intelligenzen und Dämonen dcr Gestirne 111 die mittelalterlichen Zauberbüchcr übergcl)t. Aul deutlichsten ist sie in der relativ echten, Faust zugeschrlebcncn ״Magia naturalis et Janaturalis odcr drei) facher *) Western Asia Inscriptious. -) Dc prine. VIII. cap. § 66.
■)י
L. 1. cap. 7.
Oratio ad Graccos.
IV. 5.
Contra Celsum Lib. V. § 10, 11.
p. 150.
Lib.
158
Hölleilzivang"J) ausgesprochen. In demselben handeln dic ersten einundvierzig Kapitel von dcr Bcfchwörung der stehen Großfürsten der Hölle, und hier heißt es nun: Der Cbnster aller Tensid und König über das gantze höllische Heer heißt Nadanniel, welcher von Gott verslnchet, gebunden und verstoßen worden; Er
heißt auch Lucitdr, Bludoho (sic!), Beelzebub.
Unter ihm gehören die sieben
Ehllrsiirsten der Tenssel, welche mit ihren Namen nach Ordnung der Planeten
also heißen: 1., Barbiel h 4., Aciel O
0., Anacl 9
2., Mephistophiei 2t 6., Ariel
3., Camael seu Apadiel Z
7., ilarbuel C.״i)
Über diese einzelnen Kurfürsten wird nun gesagt: "Bnrbiel ist der erste Großfürst der Höllen, er stehet unter dem Planeten
Saturnus I) Sein über ihn herrschender Regent heißt Zaphkiel, ein ThronEngel des Heiligen Jehovae.
Dieser erscheint Sonnabends früh um 1, 3,
8 Uhr, iu der Nacht um 9 und 12 Uhr in einer menschlichen Gestalt mit vielen Geistern umgeben."3) —
Die Abbildung im Höllenzwang stellt Barbiel als einen kleinen Mann mit brauner) gegürteter Bluse mit weiten Ärmeln, braunen, bis Z11 bcn Füßen reichenden Pumphosen und Schnürschuhen dar. Seine Gesichtszüge find chincsenartig, die Dlsrelk ungeheuer groß, die Finßer bestallt. Auf dem Kopf trägt cr einen liegenden Halbmond. Sein Bild ist mit tierischen Tcufelslarven umgeben. Bon den im Hbllenzwang Meph1stopl)iel genannten Mcphvstophkles der Fatlstbücher heisst es: ״Mcpliistophicl ist der andere Großfürst der Höllen, er stehet unter dem
Planeten Jupiter 2|.
Jehovae.
sein Siegeln heißt Zadkiel, ein Thronengel des heiligen
Dieser erscheinet an der Mittwoche frühe nm 1, 6, 10 Uhr, des
Nachts aber um 10 und 12 Uhr, auch Montag früh um 3 uud 6 Uhr uud um 10 Uhr, des Abends aber um 10 und 12 Uhr·.
Seine Gestalt und Er-
scheinnng ist erstlich als ein feuriger Bär, die andere und gelinde Erscheinung aber ist tvie ein kleiner Manu iu einer schwarzell Kappe uud kahlem Kopse." 4)
Mcphlstophicl wird denn nun auch als Bär und in folgender Gestalt abgebildct, welche freilich von dem Mephistopheles der Bül)ne sonderbar genug absticht.s) *) Gedruckt bei Scheible, Stlutgart, 1849. 86 Sie führt auch deu Titel: Praxis cabulac nigrae doctoris Johannis Fausti, magi celeberrimi,“ oder "Uuersorschlicher Hölleuzwallg" und soll zu Passau 1612 gedruckt worden sein. ףA. n. C. cap. 1. 3) Cap. 2. 4) Cap. 8. 3) Der Rock Mephistophiels ist schwarz, Hosen und Gurt rot.
159
Mephistopheles noch del« Hollenzlvang.
160
In dem int Hiöllcnzlvailg nun folgenden Kapitel heißt c§ weiter: ״Dieser höllische Groß-Fürst Mephistopb. ist mir Fausten zum
ersten
mahle erschienen auss einem Erelltz-Wege nnd zwar sehr grausam wie ein
Bär, darnach bald sittsam als ein Löwe, aber durch vieles Anhalten meiner Conjuration brachte ich ihn zu stande, daß er mir versprach auss meine StudirStube zu kommen, und er kam wie ein alter grauer Mann.
Dieser Geist
machte gleich einen Pact mit mir auss 24 Iahr und versprach, mich so ge-
schwinde an einen Ort zu bringen als ich gedachte.
Auch solte ich von ihm
lernen alle heimliche Künste der Nigromantia, auch wolle er mir die Magiam recht lernen und sagte weiter:
In mir liegen alle hohen Künste der Natur
verborgen, nnd ist die Jupiter-Stunde1) meine Regierllng, daher bin ich dem Menschen sehr zugethan,
ich warne ihn vor dem Pacta machen, will er sich
aber nicht warnen lassen, so ist nach der Zeit seines Pacts keine Gnade bey
mir, auch löst es meines Principals, als des Lucifers seilt Stern nicht zu, der Ccrumephitin, )־
heißet
Hertzen.
welcher
deu Menschen
verstockt
machet
in
seinem
Wenn ich als grauer Mann erscheine bin ich am freundlichstem"
So vier hier über Mephiftophicl, auf dessen Beschwörullgs« ritlls u. s. w. ich in einem späteren Abschnitt ztlrückkommcn werbe. Bon dem dritten höllischen Großfürsten heißt es im Höllen־ zwang: "Apadiel ist der dritte Groß-Fürst der Höllen, er stehet unter dem Pianeten Mars cj hovae.
Sein Regent heißt Camael, ein Thronengel des heiligen Je-
Dieser erscheint des Dienstags früh nntb 1, 3 und 8 Uhr, des Nachts
aber von 9 bis 12 Uhr als ein feuriger Mann mit einer Tiger-Hanth umgeben nnd einen Slreitkolbcn in der Hand haltend.3)״
Über den im Faust’fchelt Zaubcrwescn eine ähnliche Rolle wie Mephostophiles spielenden Aztel Wird gesagt: "Aeicl ist der vierdte Groß-Fürst der Höllen, er stehet unter dem Pla-
neten O
Sein Regent heißt Raphael.
Dieser erscheinet des Sonntags frühe
1l Nach den Regeln der Astrologie und Magie begann die Woche mit dem Sonneiiallsgang am Sallunde)sd;- der ׳Tag währte bis Sonnenuntergang und die Nacht von da wieder bis Sonnenaufgang. Diese natürlichen Tage und Nächte wurden je in zwölf Stunden geteilt, welche natürlich je nach der Jahreszeit bald kürzer bald länger ivaren. Die erste Sutnde des Sonnabends nach Sonnenausgang war dem Saturn geweiht, !voraus die übrigen Planeten der Reihe nach folgten. Dies wiederholte sich durch alle Stunden der Woche, woher es kam, daß die erste Stunde des Sonntags der Sonne, des Montags dem Mond, des Dienstags dem March dein Mittwochs dem Merkur,- des Donnerstag dem Iupiter und des Freitags der Venus geweiht ist. Auch diese Einteilung entstammt der Urzeit Mesopotamiens. ףIch habe diesen Namen sonst in keinem astrologischen oder magischen Werk finden können. 3) Cap. 13.
161 nm 1, 6 und 10 Uhr) des Nachts aber um 10 und 12 Uhr, in unterirdischer Gestalt, als ein großer rother Ochße mit abscheulichen großen seilrügen Allgen,
bisweilen auch als ein großer schloartzbrauner Hund mit obigen großen Feuer-
Augen. Man muß ihn aber durch Conjuration zwingen, daß er sich in mettschlicher Gestalt stellen muß."’)
Aziel ist denn mm auch 111 Öchscngcstalt abgcbildct. Die kunstgemäße Beschwörung Azids Wirb im Höllcnzlvang in scchzchn Kapiteln abgehandclt, dann folgt die Beschreibung Anaels: "Annel ist der fünfte Großfürst der Höllen und stehet derselbe unter dem Planeten J, sein Regent heißt Haniel, ein Thron-Engel des heiligen Jehovac.
Er erscheinet des Freitags sriih in der 1., 3. und 8. Stunde, iu der Nacht
aber um 12 uud 3 Uhr, als eine schöne Jungfrau mit einem Diener begleitet, weicher ihr die Schleppe trägt."-)
Anael ist auf der Abbildung im Höllctlzwang als schöne Jungfrau 111 die Phantüstetracht gekleidet, in welche man im 16. und 17. Jalstchundcrt z. B. Semirmnis, die Königin von Saba und andere orientalische weibliche Berühmtheiten barzustellen pflegte. Kleid und Gürtel find goldgelb, die Tunika himmelblau, dic weiten Ärmel weiß. Auf dem Kopf trägt Anael einen phan־ taktischen Goldschmuck, voll welchcm ein großer roter Schleier hcrabwallt, den cin dienstbarer Teufel nachträgt Derselbe ist ein hochorlgincllcr kleiner buckeliger Kerl, in eine am Hinterteil zer־ rissene weite schwarze Kniehose, zerlumpte grüne Jacke mit kurzen Ärmeln, spanische Halskrause unb cin wunderliches schwarzes Barett mit rotem hufarenartigcn Beutel und gelbem Federstutz geneidet. Das Gesicht ist eine scheußliche braune Fratze mit roten Augen, riesiger Nasch Schlappmaul und langgespitztcn Ohren. Dic Arme find vom Ellenbogen an nackt, die Finger bestallt. Der eine Unterschenkel ist menschlich, mit grauem Strumpf und schwarzem Schuh mit roter Rosette und Khiicschleise hckleidct; der linke Unterschenkel ist eine nackte haarige Grcisellflaue. Aus dem dcscktcn Hinterteil der Hose ragt ein roter Schweif, wie der eines glatthaarigcu Jagdhundes gestaltet, hervor. Die Beschreibung des sechsten höllischen Großfürsten lautet: "Ariel ist der 6te Groß-Fürst der Höllen, er stehet unter dem Planeten § ') Eap. 15.
ä) Eap. 30. Kiesewetter, ganstbnch
11
162 Sein :)legent heißt Michael, ein Thron-Engel des heiligen Jebovac.
Dieser
erscheinet Donnerstags frühe um 1, 3, 5 Uhr, des Nachts um 10 und 12 uhr
erstlich in Gestalt eines großen feurigen Hundes, und dann in Gestalt eines
grauen Mannes."1,
Ariel ist im Hblleilzloallg abgebildct als schwarzer, langhaariger §und mit weißen Fleeten und feurigen Augen, Maul, Klauen, Schweif und membrum virile; sodann als ein kleiner brauner Mann mit freundlich grinsender Fratze, mit einem bis auf auf die Bocksfüsie reichenden grauen Röcklein angethan. Sn der rechten .Hand trägt er ein kurzes Schwert mit geflammter Klinge, in der linken ein rätselhaftes Ding, welches wahrscheinlich sein Siegel oder Wappen darstcllcn soll. Der letzte Großfürst wird endlich folgendermaßen geschildert: "ülarbucl ist der Siebende Groß-Fürst der Höllen, er stehet unter dem
Planeten (C
sein Regent heißt Gabriel, ein Thron-Engel des heiligen Jeliovae.
Dieser erscheinet Montag frühe um 1, 4 und 9 Uhr, in der Nacht aber um
10 und 12 Uhr, in menschlicher Gestalt mit grauer Kutte, einen Schlüssel iu der Hand haltend."3)
Marbuels bildliche Darstellung ähnelt der zmelten Ariels; auch er ist ein freundlicher kleiner brauner Mann mit Spltzohrcli und Bocksfüsien, auf welche die graue Kutte ljcwbfällt. In dcr rechten Hand trägt er einen groszcll altertümlichen Schlüssel, die Krallen der linken sind ausgesprctzl. Ich habe also — absichtlich sehr ausführlich — den Nachweis gebracht, daß die Faust'schc Magie”) dic Großfürsten dcr Hölle als dic Dämonen dcr sieben Planeten auffaßt und sie deren kabbalistisch völlig korrekt bezeichneten Intelligenzen entgegensetzt, so daß wir also in ihnen leicht die uralten akkadischell sieben Maskinl wieberkenuen. — MlPl)istopl)icl ist also der Dämon de» Jupiter, des leuchtendsten dcr sieben Plauetell. Die uralt-mesvpotamischc Intelligenz des Jupiter ljcisit ober Maruduk, "der Herr des Lichtes ;״folglich ist der Maruduk entgcgcllgcsetzte Dämon als .Herr dcr Finsternis eufzllfasscii. Wir erhalten also 1j Eap. 32.
2) Cap. 36. “) Eilte kritische Besprechung des hier benutzten Hiiltenzwangs folgt weiter
unten.
163
einen klaren Fingerzeig zur richtigen Ctvmologie und Bedeutung des Namens voll Fallsts Familiargeist. Nicht die Schreibweise Mephistopheles, wie Goethe, Mcpl)1stopl)ilus, wie Shakespeare oder Mephlstophilis, wie Marlowe und einige Zauberbücher schreiben, ist die richtige, sondern dic Schrcibweisc ber alten Bolksbücher Mcphostophtlcs, "der das Licht nicht Siebende",1) ist richtig, und die Ableitung bcs Namens von Mcpl)itis, "ber mephktischc Gerüche Liebende" oder vom hebräischen mephiz, Zerstörer, und tophel, Lügner, wird hinfällig. — So viel über dcn mythologischen Ursprung des Mepi)ostophllcs. Wo aber ist der sachliche Ursprung des Mephostophklcs zu suchen? denn daß derselbe — trotz des Lächelns der Leser — für Faust zum wenigsten eine subjektive Realität besaß, müssen wir nach dcm oben mitgeteiltcn Zeugnis Wiers annchmen. — Ich suche den sachlichen Ursprung des Mephostophiles im Innern Fausts selbst unb erkläre denselben für eine Hchpostasierilllg des eigenen Ichs Fausts, für eine Objektivierung seiner innem Stimme, die in dcr dramatischen Spaltung des transcendcntalen Subjektes wurzelt. SS entwickelt sich bei Faust derselbe, gleichzeitig alle magischen Fähigkeiten des Menschen aus ihrer Latenz bespeiende Borgang, wie wir ihn bei dem Auftreten der Genien, Dämonen, Paredros, Spiritus familiares, Schutzgelster und Fiihr'er von den mythischen Anfängen der Geschichte an bis herab ztl unfern Som־ namhulen sich abspielen sehen. Du Prel gicbt in seiner Abhandlung über den "Dämon des Sokrates" folgende Erklärung dieses Borgangs: Wenn es richtig ist, was ich in der "Philosophie der Mystik ״auszusührell suchte, daß der Traum die Eingangspforte zur Metaphysik ist, soweit cs sich
um des Menschenrätsek handelt, iveil wir im Traum den transcendal-psychologischen Phänomenen in ihrer eiusachsten Gestalt begegnen; wenn ferner das
Dämonion offenbar
ebenfalls der transeendentalen Psychologie angehört, so
müssen wir seine Erklärung aus dem Traumleben holen."
)יWir hätten also all die Ableitung voll μη nicht; Ul)r kam dcr Alte von Neuem nnd sagte ztl Anton, dic Knopfe seien dcr Possen, er (der Altc) habe sic Kicser abgeschnittcll, doch solle' man demselben nichts davon sagen. Noch cl)e Kiescr von Antons Mutter diese Borgältgc erfuljr, erschien dcr Knabe bei Ersterem um 8;)/4 Uhr, brachte den Brief und dic mündliche Antwort des Alten, schwicg aber von dessen zweiten Erscheinung. — Als Kiefer den Brief hetrcichtctc, fand cr das Siegel erbrochen, mit anderen! Siegellack wieder verschlossen unb mit cillcm fünf erhabene Punkte in folgender Form zeigenden Siegel Versiegelt:
177
Kleser glaubte null, der Knabe habe 1hm in tagwachen Zu־ stand einen absichtlichen Betrug gespielt, und fuhr 1hn deshalb heftig an, ob er den Brief nicht selbst geöffnet habe und jetzt Sügcn vorbringe. Der Knabe entgegnete, vor Unwillen über diese Beschuldigung fast weinend, er könne nichts dafür, weint 1hm der Alte etwas auftrage und wollc Kiefer lieber 111 Zukunft nichts mehr sagen. Kieser kam nunmehr zur Überzeugung, dass Anton den Schabernack im somnambulen Zustand begangen habe, und schickte 1l)l1 vorläufig wieder nach Hause. Um 9 Uhr kam Antons Mutter voller Besorgnis, daß Kiefer dcn Possen übel nehmen könne, zu diesem und erzählte dic Geschichte von den gefundenen Knöpfen und der zweiten Erscheinung des Alten um 71/., uhr. Kiefer erklärte ihr nun den wahren Zusammenhang der Sache und befahl ihr, den Knaben sogleich samt den Knöpfen zu ihm zn schicken. Als Anton foul, erzählte il)u1 Klcser, dass er gesehen, wie Anton gestern im somnambulen Zustand dic Beinkleider 111 der Hand gehabt habe und die Knöpfe Vermutlich selbst abgcschnitten habe, und daß mithin der Alte, der sogenannte .Herr von Traum, nur Anton selbst im somnambulen Zustand, d. h. leine gespaltene Persönlichkeit, sei und einen sich dunkel vorgcnommencn Possen im Somnambulismus selbst ausgeführt habe. Der Knabe sah dies ein, und Kieser setzte chm wciter auseinander: da er im somnambulen Zustand als ein anderer Mensch handle und von diesen Handlungen im Wachen nichts wisse; so sei der 1hm im Wachen erscheinende Alte nur das Abbild seines schlafenden Zustandes, welches 1hm, dem Wachenden, gleich einer Traunlerscheiuung entgcgentrete. — Mit dem Brief müsse es nun eine ähnliche Bewandtnis haben. CS könne nicht anders sein, als daß er chn selbst im Schlafe geöffnet, gclescn und wieder ver־ fiegelt habe. Sr möge fich also besinnen, ob er gestern nicht dnch geschlafen habe. — Anton rntfailll sich, daß er gestern Abend, als er zwischen 8 und 10 Ulst allein zu Hause gewesen, bei cinem brenncnbcn Sichte eingeschlafen sei; auf Weiteres konnte es fich jedoch nicht erinnern. Kiefer zeigte 1hm nun das Siegel mit dcn fünf erhabenen Punkten und fragte il)n, ob seine Eltern ein der־ artiges Petschaft hätten, oder ob ein einen solchen Abdruck er־ Kiesewetter, Janstbnch.
12
178
zeugender Gegenstand im Hause sei; zugleich solle er das Siegel־ lack initbringen, dessen stch seine Eltern bedienten. Nach kurzer Zelt brachte Anton das völlig dem gebrauchten entsprechende Siegellack seiner Eltern und als corpus delicti des Geisterpctschafts einen genau auf das Siegel paffenden — knöcher־ neu Hwsenknopst Um 10 Ustr desselben Tages setzte Kiefer Anton unb Fritz Grelllnanll ans Baquet, worauf letzterer somnambul wurde, ersterer dagegen tagwach blieb. Der somnambule Juch wurde nun in Gegenwart des wachenden Anton von Kiefer über die Borgänge des gestrigen Tages inquiriert und sagte nach einigen Sträuben, Anton habe ihm gestern ja ins öl)r gesagt: Setzt habe ich dem Hlofrat die Knöpfe abgesäbclt; das ist ja der Possen! — Anton der wachend dic Erinnerung an den somnambulen Zustand vcr־ loren hatte, war es ein Rätsel, womit er die Knöpsc abgeschnitten haben könnt', da er weder Messer, noch Scheere bei sich geführt; indessen bezweifelte er seine Thal nicht unb erklärte fich so die ihm bisher rätselhafte Entstehung einer Schnittwunde an seinem Finger. Der somnambule Knabe löste auch dieses Rätsel, indem er aussagtc, er habe ja Anton sein Messer borgen müssen. Am nächsten Morgen legte Anton 1111 somnambulen Zustand das Geständnis ab, daß ihn der Alte aus dem Schlaf erweckt und 1hm befol)lcn habe, dic Knöpfe abztsschueiden, das sei eben der Possen. — Nun hatte der ganze Geisterspuk seine pshcholo־ gische Erklärung gesundem und Klcser befreite den Knaben, der fortan — von einem durch Erkältung herbei geführten Rückfall abgesehen — durch suggestive Behandlung von dem Gespenst des dämonischen Schneiders.J) Che ich zur Besprechung dieses Borgongs übergehe, will ich noch ein zweites hierher gehöriges, in gewissem Sinn mit dem ersten zusammenhängendes Beispiel von höchstem psychologischen Interesse mitteilen. )־Der Dr. med. et phil. Franz Dürr zu Baden-Baden behandelte seit dem 23. Oktober 1819 die an vcits־ *) Kiefers ausführlicher Bericht steht: Archiv, Band VI. Heft 1. S. 58—88. Derartige dämonische Männchen, welche aber mit Blut geschriebene Namen der Somnambulen fordern, kommen auch bei der Wiener Seherin Selma uud bei dem Medium des Dr. Berthelen vor. 2) Dürrs Relation befindet sich: Archiv Bd. X. Heft 3. S. 1—65.
179
tanzartigen Krämpfen leidende zwölfjährige Marie Wilhelmine Koch magnetisch am Baquct. Sie wurde somnambul, l)ell ־Und fernsehend, machte Angaben über künftige Krisen, gab sich selbst Hieilvcrorbuungen und zeigte — wie viele Somnambulen — eine besondere Borliebe für Eisen, ländlich trat am 4. Januar 1820 bei chr ein Gcisterverkehr ä la Anton Arst ein, dessen Geschichte Dr. Dürr in Kieser-3 Archiv gelesen hatte, und welcher daher in seinen Ursprüngen wohl aus Gedankenübertragung zurückzuführen ist. — Die Koch äußerte fich nämlich an diesem Tag: "GS kommt ein Geist aus Iena zu mir. Morgen sag' ich Dir alles. Morgen von lP/e bis 1 Ul)r muß ich aln Baquet sitzen; er kommt ganz still einhergeschiichert, und wie ich fertig bin, geht er mit mir zur Thure humus." Auf die Frage, ob fie auch den Geist sehen werde, antwortete sie: "vielleicht." — Ob sie früher einen Geist bei sich gehabt habe, wisse sie nicht gewiß; aus den nächsten Tag freue sie sich sehr. — Als sie am nächsten Tag früh gegen 8 llhr fomnambul am Baquet saß, sagtc fie, nachdem ste erft einige andere Zeiten angegeben hatte, daß ihr altes Männchen nachmittags um halb drei llhr ztl ihr kommen werde. Gegen 2 lchr verfiel ste in Somnambulismus, unb um Punkt halb drei verkündete sie die Ankunft des diesmal in ein eisernes — später auch einmal in ein kupfernes — Röckleln gekleideten Geistes, welchen fie Meskusi1) nennt. Sie bietet demselben einen Stuhl an, unb cr bleibt bis 33/4 Uhr. Am folgenden Tag, den 6. Januar verkündet die Koch früh frohlockend, daß ihr Mesfufj nachmittags um 1/-,3 Uhr wieder von Jana zu ihr herüber kommen werde, und wirklich stellte sich der־ selbe zur genannten Zeit eill. Cr zeigte chr — wie schon am Tag vorher — ein eisernes Täfelchen, aus welchem ber Beginn ihrer nächsten Krise oder kommenden Hellsehens, auch Hieilverord־ nungen geschrieben waren. Dies ging mit wenig Abwechselung bis zum 19. Januar in ber angegebenen Weise fort. — Alt dem ’) Dürr sand folgende Derivation des WortesMeskllß im Dictionarium universale Latino-Gallicum. Paris 1780. ad us. Ludov. Borbou. ״Mesodicns (per contracturam Mescus, a ,eeooe, graece medium) Gallis audit mediateur, avocat du Roy.“ — Begeisterte Spiritisten würden in diesem merkwürdigen Zusammentreffen vielleicht eine prophetische Anspielung ans den Medillmssmlls frhetl.
12
180 letztgenannten Tag schrieb sie somnambul an Meskuß und erhielt von demselben eine — natürlich unbewußt selbst geschriebene 3lnt= wort. Die beiden Schreiben lauteten: "Lieber Engel!
Dn wirst ja dock) nicht böse scylt.
Der Doktor hat dich nur probirt,
Cb du nicht böse bist!
Dein gutes Herz, das weiß er wohl.
Daß es nicht böfr wird. Wilhelmine an Meskllß.
1820.״ "Liebe Wilhelmine!
Verzeih mir, liebe Wilhelmine, So hab' ich nicht gedacht. Du bist ja eine Somnambule,
Dn wirst ja wissen, Ivie ichs mach."
Die Besuche des Meskllß währell in dieser Gestalt bis Fuln dritten März; stets trägt er sein eisernes Röcklein, welches 2öil־ hclmine klingen l)ört; einmal hat cr Ftiigel. Sm Übrigen wirb Wilhelmine in gleicher Welse ljellseheud wie Allton Arst, von dcsscli Fall der chrige sich im Wesentlichen durch die zahlreichen Heilverordnungen unterscheidet, welche Mcskusj dcr Koch giebt. — Am 4. März erscheint Meskuß in weißen Rock und schwarzen ßedcrhofen, also in der Tracht der einheimischen Schwarzwaldbauern. Am 15. März schreibt Wilhelmine noch einmal: "Lieber Meskllß! Überall und immerdar Find ich deine Stelle,
Die Natllr ist dein Altar Und die Welt Kapelle."
Damit schließen die bemerkenswerten Punkte in dem scheinbaren, bis znm ersten April währenden und stch im Oktober vorübergehend wiederholenden Geistcrverkeljr dcr Koch mit Meskuß. Alt der Gcichichte Anton Arfts zeigt cs sich mit klarster Anfchaulichkcit, wie stch dic höheren foninambulcn Zustände einer aus dem anderen nach und nach entwickeln und schließlich in einer Dämonophanie gipfeln, d. h. iu einer dramatischen Spaltung das Ich, welche wie zur Bestätigung der Theorie hu Preli geschaffen
181
erscheint, so daß wir unsererseits kein Wort hinjuzufügen haben. Auch das bekannte Kriterium des Geistervcrfehrs der Solnnambulen trifft zu, daß die zum Borschcln kommenden "Geister" den Sitten, Lebens ־und Religionsanschauungen, kurz der ganzen intellektuellen und moralischen Sphäre des Geistersehers entsprechen. Der Schneidersohn Anton, dessen Lebensanschauungen an die väterliche Werkstatt geknüpft sind, hlspostastert den Geist in Gestals eines Schneidergcscllen aus sich hinaus und nennt ihn im dunkeln Bewußtsein, daß cr nur eine Tranlnfigur ist, Hierr von Traum. Dem Herrn von Traum legt er die im eigenen Innern schlummernden Wünsche nach einigen Groschen Geld, einem Glas Wein und einem Geschenk von Kiefer in den Mund und schiebt ihm, da fich das Geschenk nicht realisiert, die Schuld au dem Kieser gespielten Schabernack in die Schlchc. Der Schabernack selbst bewegt stch wieder in der Schneideratmosphäre und besteht im Abschneiden der Hosenknöpfe. Trotz allem Trivialen treten aber auch die dem Somnambulismus anhaftenden höheren Züge, wenn auch vcrIcrrt, in Erscheinung. Die HHPostasierte Figttr des gespaltenen Ich giebt stch, iwie fast alle sogenannten Ffchrer dcr Solnnambulcn, für einen Abgesandten Gottes aus, und Anton hätte nur anstatt des kritischen Professor Klescr einen unkritischen Geistlichen der .Hejenprozeßperiode, welcher alle Fafcleien des gött־ lichen Gesandten für haare Münze nahm, z1״n Beobachter haben müssen, so hätte stch infolge der verschiedenen Beschuldigungen des somnambulen Knabcn gegen eine chn bezaubert haben sollende Berwandte der schönste .Herellprozefj entsponnen. Sin jeder Kenner dcr Hcjcnprozesse weiss welch ׳entsetzliches Unheil solche Aussagen Somnambuler infolge' des kritiklosen Glaubens an ihre Tl)at־ sächlichfeit angerichtet haben. Aber nicht nur in ber Geschichte dcr .Hejenprozessc, sondern in der ganzen heiligen lind profanen Gcschichte — namentlich des Altertums nnd des Mittelalters — ist die Gläubigkeit an den göttlichen Ursprung somnambuhmediu־ mistlscher Mitteilungen diejenige Erscheinung, welche das meiste Blutvergießen im Gefolge hatten. Das zmeite Phänomen höherer Art ist das Boraussagen von Kranksein und Gefahren, also eine Erscheinung, welche du Prel ■/.ατέξοχψ zu den dem Dämonion eigentümlichen rechnet.
182
Der Eigensinn der Somnambulen giebt fich auch recht deut־ lich in dem Widerstreben kund, welche» Anton seiner Mutter ent־ gegensetzt, als diese Kiefer gegelt das Berbot des Alten außer dem Hause Mitteilung machen will. Das innere Unbehagen über die wirklich geschehene Mitteilung ruft bei Anton alpartigc Beklemmungen hervor, bei welchen ihn der Alte aufs Heftigste drückt. Merkwürdiger Weise spielt ein Druck, welchen die beschworenen Geister aus die Beschwörer allsüben, gerade in den Faust äuge־ schriebenen Zaubcrbüchern eine große Rolle; der Thcurg muß fich bei der Beschwörung hüten, daß der Geist ihn nicht drückt, eine besondere Räucherung anwenden und mit einer besonderen Rute nach dem Geist schlagen. Wir hohen hier einen Beweis, daß der Geisterverkehr der alten Theurgcn gleicher Natur ist mit dem Berkehr zlvlfchen Anton und dem Herrn von Traum. — Auch im Wagnerbuch kommt dies gespenstige Drücken vor, denn da Wagner den Geist Auerhahn beschwört, brückt il)n eine Kröte von Cle־ phantengröße derart, daß er Blut speit und eilte halbe Stunde besinnungslos liegen bleibt. — Das gigantische Anwachsen der Geister und wieder ihr Zusammenschrumpfen, wie auch der Herr von Traum tljat, zieht fich durch das Zauberwesen aller Zeiten und Bölker und spricht wicdcruln für scill Wurzeln im Somnam־ bulismus. Der Umstand, daß der Alte verschwindet, wenn sich Leute Anton nähern, ist auf den Übergang von somnambulen Zustand zlkm tagwachelt zurückzllfül)ren, das Drunkcnsein Antons nach dem Geisterbacchanal aus Autosuggestion. Das Berstummen des somnambulen Anton, dessen Geist, seiner Lebenssphäre entsprechend, als Schneidcrgeselle erscheint, ist pssschvlogisch ein Seitenstück zum Bcrstulnlncn des Priester Zacharias,1) dessen "kontrollierender Geist" dcr Scbcnsstellilng und religiösen Anschauung des Priesters gemäß ein jüdischer Erzengel ist In dem somnambulen Schreiben Antons, ber sich bei ber Wahl des Petschafts wiedcrum nicht von seinen Schlleidergewohn־ heilen logreisien kann, haben wir eine Annäherung an den eigcnt־ lichen Mcdiunlislllus Fit sehen, lllld gerade dieses Schreiben des *) Evang. Lurae eap. 1.
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somnambulen Knaben ist sowohl für Gelstersporter, welche jebe Handlung der somnambulen Medien objektiven Geistern zuschreiben, als auch voreiligen unb unkundigen "Entlarvern" moderner Medien für die richtige Auffrlsstmg mediumistischer Erscheinungen von höchster Wichtigkeit In erster Linie ist ein Medium als ein Somnambuler zn betrachten, welcher schlafwach alles selbst th1lt, was er glaubt, daß es von seinem kontrollierenden Geist, seinem gespaltenen Ich — sobald diese Spaltung sich zur Genüge aus־ gebildet —, gechan werde. Was stch hieraus nun im Mediumislluls noch weiter entwickelt, haben wir an dieser Stelle nicht zn untersuchen. Dafür, daß Anton auf der Bahn weiterer mediumistischer Entwickelung fortgeschritten wäre, bürgt 1111S der Umstand, daß der Alte Anton mit Pfeifen und Klopfen weckt Würde Kiefer — anstatt seine Crperimcnte eingustellen — mit ihnen fortgefahren sein, so hillte stch sicher aus Anton ein Klopfinedium entwickelt, um so mehr, als das sogenannte Geisterklopfen eine Erscheinung so alt als dic Menschheit ist. Die Erscheinung des Mcskusi läuft völlig mit dcr dcs Herrn von Traum parallel. Interessant und wichtig ist, daß die Koch ihren "kontrollierenden Geist" Mescus, Bcrmittlcr, nennt ulld ii)n jedesmal von Jana nach ihrem Wohnort kommen läßt, wofür die Erklärung einzig ulld allein in dem Umstand zu suchen ist, daß Dr. Dürr — gleichviel ob die Somnambule dies wußte oder nicht wußte — die Geschichte des jenenscr Somnambulen in Kiefers Archiv ge־ lesen hatte. Dieser Full erklärt, warum ill ben modernen Splri־ tistcnzlrkeln plötzlich aller Orten und Enden so fragwürdige Geisterindividualitäten wie Jal)n King, Katie King, Jaü, Peter, Öwassoo, Geist der Wahrbelt te. tc. umherspukcn können, nachdem das gespaltene Ich eines somnambulen Medium il)r Bild einmal gefchaffen hat. Diefer FQll erklärt aber auch, warum die Me־ phostophlles, Aziel ec. der Faustfchen Zauberbücher den Theutgen erscheinen mußten, ?0 lange man eben lhcurgtsche Künste trieb unb an deren Wirksamkeit glaubte. Die höchste Form des ,Dänlonions vom Standpunkt der moniftlichen Seelenlehre ist nach du Prcl1) das Auftreten des *) Du Prel: Der Dämon des Sokrates.
184 Doppelgängers, welches häufig mit den spiritistischen Materiali־ sationell identisch ist. Wie nun bei einer Materialisation sich ber Astralkörper eines Mediums entwickelt und sich für den Geist der Phantafiegestalt eines Dichters, für welchen ein Teilnehmer an der Sitzung eine besondere Borlicbe besitzt, ausglebt, wie also ein Gedanke eine plastische Persönlichkeit annimmt, zeigen die 1892 in Leipzig er־ schlcncnen "Psychischen Untersuchungen" des kaiscrl. russischen Kammercherrn Constantin von Bodisko. Derselbe scheint vor־ wiegend mit einem weiblichen Medium gearbeitet z« haben, und wenn die Darstellungen seiner Experimente auch nichts weniger als ejakt genannt werden können, so ist ihnen doch, soweit — anderweitig tauscndfach scstgestellte — Thatfachen in Fraße kommen, zu trauen, wenn auch sein trostloses theoretisches Gesalhader, ein unverdautes Gemisch kardckistischer und thcosopljifcher Anschauungen, sowie seine unglaubliche Kritiklosigkeit unerträg־ lich sind. Bodisko sogt also über eine "partielle Materalisierung"1) "Im Dunkeln.
Sichtbares Erscheinen des Astralkörpers in’ivcißlichcn
Wolken; dieselben nehmen die Form leuchtender — oft verschiedenfarbiger — Kugeln an;2)
rllngen fühlbar.
fie verschwinden in Spiralen; gleichzeitig loerden (elfe Beruh-
Ich fühle, daß Fänger durch mein Haupthaar gehen.
Meili
Ring wirb mir vorsichtig vom Fänger gestreift, die fillldlfche Hand legt ihn
auf den Tifch, indem sie schreibt:" "In einem Jahre nehme ich deinen Ring wieder."
"Allch von andern Personen wurden Ringe genommen und an meiner
Fänger gesteckt.
Ich fühle, wie fick) eine kleine, galtz warme l.Hand in die
meine legt, diefelbe ruft in mir ein Gefühl des Glücks lind der Ekstafe hervor und lüft fick) beim Verschwinden aus', ohne daß ich auch nur die geringste Bewegllng verfpürte, obgleich ich die Geisterhand mit meinen beiden Händen hielt."
Hierauf hielt ber "Geist" eine direkte Anrede an Bodisko, erzählte ihm einen ganzen erotischen übersinnlich-idealen Roman und *) Bodisko: "Pfychische Unterfllchungem" S. 49 ss. -) Ich erinnere an die Lichterfcheinnngen bei Fausts erster Geisterbe־ schwörung. Wie sich übrigens eine astrale Gestalt aus dem Körper eines Mediunls eutwieken, davon giebt folgende Abbildung ein anschauliches Bild. Der Vorgang spielte fick) mit dem Medinin Eglinton int Atelier des bekannten Malers Tissot ab.
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Entwickelung einer Materialisation.
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schrieb ihm auch in sogenannter direkter Schrift in englischer Sprache einen langen Liebesbrief. Am 16. Januar 1891 erhielt Bodisko folgende von der Hand des "Geistes" mit Tinte geschriebene Bcrse: ״Je suis llinneääb, soeur äme de 1a tienne,
Qui t’aime et qui soupire t'attendant toujours. Ne scns-tu pas tout pres ma caressante halcine Qui te serrc et t'entrcint du plus brillant amour?
Tu me fais trop souffrir . . . alors que tu pourrais Materialiscr ton inutile flamme
Et donner un beau corps ä celle. ä rollt jamais Qui................. “
Der Geist gab sich Bodisfo gegenüber für bie verstorbene Indianerin Minnehaha, die Heldin von Songfellows Gedicht "Hiawatha״, aus und berichtete dem ihr jedes Wort glaubenden russischen Kaninicrhcrrn, daß sie in früherer Inkarnation Senacherib eine Sklavin Ncbukadnezars gewesen sci. Minnchalja materiali־ sterte sich öfter, drückte Bodisfo dic Hand, streichelte ihm das Haar und koste zärtlich mit 1hm. Bodisfo berichtet leider gar nichts näheres über dic exakten Borgänge bei den Sitzungen, doch dürfen wir vielleicht annehmcn, daß cs fich um cillc echte Materialisation haltdclt. Auf jeden Fall sehen wir an diesem Beispiel, wie eine rein fingierte dich־ terlschc Figur im wahrsten Sinne des Wortes plastische Formen annehmcn lind für ein wirklich existierendes Wesen gehalten werden kann. Ja Bodisko l)ält "Minnehaha" dafür, obschon lhm ber Umstand, daß sic seine aus Kardcc geschöpften rein־ farnationistischeu Theorien nachbetet und sich als altasshrische Sklavin dcn männlichen Namen Senacherib beilegt, selbst bei ber inästigsten kritischen Bermllagltng die Augen darüber hätte öffnen müssen, baß sich 111 "Mil1ncl)aha" nur ein Teil seines Ichs reflektiert. Noch mehr trifft dies zu auf dcn "Gcistcrverkchr", welchen Bodisfo mit einem "Ritter Eduard Blaufcdcr (Edouard λ la plume bleue), Ritter aus dcr Zcit Georgs von England (sic!)," unterhält. Derselbe ciIahlt chm, daß er dcn Mörder seiner Frau getötet habe und deshalb zlvclhnudcrt Jahre oes Lichtes beraubt worden sei. Endlich zeichnet ihm Eduard Blanfedcr mit Blaustift
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Eduard Blattfeder niitter ans der Zelt Georgs von Eltgland.
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sein in die Tracht des 13. Jahrhunderts gekleidetes Portrat, welches Bodisko bona fide für echt hält, während er bei den. nur oberflächlichsten geschichtlichen Kenntnisse stch hätte sagen muffen, baß vor dem Iahre 1714 kein König Georg in England regierte. Trotzdem aber hat Herr von Bodisko zweifelsohne mit einem übersinnlichen Etwas in Beringr gestanden, welches fich für den besagten Edouard a la plume bleue ausgab, nämlich mit der anderen Hälfte seines romantisch veranlagten, wenig kritt־ schen Ich. Die ältere Pneumatologic kannte diese eigentümliche Cr= scheiuung wohl, schrieb sie aber nicht ihrer wahren Ursache, der Spaltung der menschlichen Persönlichkeit, zu, sondern schob sie einer eigentümlichen Klasse von Clemcntargeistern ill die Schuhe, welche Paracelsus Flagae nennt. Dicse Flagae erscheinen in Spiegeln, Kristallen u. s. w. und die begleiten die Menschen als Spiritus familiares. "Darnach so lehren sie selbst jhre Namen dazu aussprechen, die nichts
sehn vud heissen auch nit so.
Vud wietvol das ist, das sie alle Nahmen haben,
unterschieden von einander, so sagt oft einer des andern Nahmen an, vnd ist
nit der seine." —’)
Mit anderen Worten: die aus dem eigenen Inneren hinaus hljpostasierte Gestalt nimmt eine Form an, wie sie dem intellektilell-ethlschen Charakter, den Welt ־lind Rcligtonsanschauungen des psl)chisch־dramatisch gespaltenen Menschen entspricht, geriert und nennt sich dementsprechend. — Dies gilt von den.Genien Und Familiargcistcrn historisch bekannter Leute, wie Sokrates, Plo־ tinos, die Jungfrau von Orleans, Cardanus, Drithelnius, Iol)n Dee2), Dasso, Campanella, Scaliger und Carrera, worüber Näheres bei Schindler3) oder Pertl)4) nachzulescn ist. 3) Paracelsus: De occulta Philosophia. 2) Der Genius von John Dec soll sogar für diesen studiert und seinem Meister Platz gemacht haben, wenn dieser ihn aus die Schulter klopfte. Es liegt hier vielleicht von der Sage verzerrte Doppelgängern zn Grund, denn Dee war tief in das Nachtleben der Seele versnnkell. Trotzdem habe ich nichts von obiger Sage finden können, als ich vor drei Iahten die ganze alte Litteratnr über Dee und dessen eigene Schriflen, Tagebücher ete. durchstlldierte und bearbeitete. Diese Sage ist wohl sehr neuen Ursprungs. )״Schindler: Magisches Geistesleben.
4) Perth: Die mystischen Erscheinungen.
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Nicht zum Wenigsten gilt aber das Gesagte vom Mepljosto־ phtles Fausts. CS ist notwendig, daß wir uns zur Bestätigung des Gesagten, nochmals den Gang der magischen Entwickelung Fausts vcr־ gegenwärtigen. Der, wie stch aus allen ergiebt, mediumistisch veranlagte Iüngling brennt vor Berlangetl, die Tiefen der Zau־ berel ztt ergründen oder — modern gesprochen — die in seinem Innern liegenden 1nl)stisch111־agischen Fähigkeiten ztt entwickeln, um fich ihrer mit bewußtem Willen bedienen ztl können. Cr geht völlig im Übersinnlichen auf, sein Dichten unb Trachten erfüllt das theoretische Studium der Geheimloissenschastcn, und Praktisch übt er die zahlreichen Borschriften ztlr Entwickelung magischer Kräfte, welche z» jener Zeit iu dell beteiligten Kreisen weit be־ kannter waren als jetzt; denn — offen gesagt — verstehen die Spiritisten davon gar nichts ulld die deutschen Buddhisten, alias Theosophen, trotz aller alpelchohen Sufslsaucc, herzlich wellig. Mit dem cnglisch-anlcrikauischcn Begctarlsnuls und Teetotatislnlls fowic mit einigen anderen Schnurrpfcifcrclcn will man alles er־ zwingen uud bedenkt nicht, daß die überwältigendste Fülle über־ sinnlicher Erscheinungen unb Kraftentloickclllng gerade da vorfanl, wo man an diese Schrullen nicht dachte! Faust geht zur praktischen Übung der Hypnose erzeugenden Wahrsagefilnstc, der Hvdrolnantie, Kchstallomantic und Katoptrolnantie über, wobei die mystischen Seelensunftionell vollends aus ihrer Latenj befreit werden. Wie bei Anton Arst durch das ähnlich wirfende Sitzen am Baquet sich §ellschen ausbildet und endlich die Spal־ tllng der Persönlichkcit eintritt, so geschieht dies auf höherer Stufe bei Faust, bei welchem ein Zustand des larviertcn Som־ nambulismus erzeugt wirb, was die Fatlstbücher naiv mit dem Ausdruck bezcichnen, daß Faust den Geist des Krhstalls er־ halten habe. Durch den Beschwörnngsakt wird die dramatische Spaltung des transccndentalen Subjekts von· Faust vollendet; die zmeite Hälfte des Doppel-Ich nimmt bestimmte Konturen unb eine dauernde Gestalt an in ähnlicher Weise, wie wir den Entwichlungsgang der Hhpostasierung des Herrn von Traum bei Anton Arst verfolgten. — Die bei der Beschwörung auftretenden Sicht
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Schall2 ־c. ־Erscheinungen sind — wic wir gesehen haben — völlig identisch mit den im modernen Mediunlismus beobachteten unb vielleicht subjektiv־hallucinatorischer Natur, ähnlich dem ent־ setzlichen Lärm bei dem Butscher'schen uud anderem Spuk, dem Heranstiegcn und Zusammcnschrumpfen des riesengroßen Herrn von Traum bei Anton Arst, den Sichterschelnungell bei Aksakow u. st w. u. st w. Mephostophiles ist also die Objektivierung ber einen Hälfte des transcendentalen Subjekts von Faust, welche fich, — wie bei den angeführten historischen Parallelsällen — als Fomiltardämon lundgicbt. Mephostophiles nennt sich auch, wie wir oben sahen, ausdrücklich einen Spiritus familiaris. Daß Fanst selbst ans diesem Phänomen einen Teufel macht, ist 111 den Anschauungen und dem theologischen Charakter der Zeit gegründet, in welcher man jedes transccndentale Phänomen als einen Teufel oder als vom Teufel herrichrclch ansah, insofern man sich — namentlich bei den Protestanten, und die Faustsage ist κατ’εξοχήν protestantisch — kein anderes als ein vom Teufel herrlchrendcs übersinnliches Wirken vorstcllen konnte. Die Dradition spann den diabolischen Charakter des Mephostophiles weiter aus, er blieb ber leibhaftige Satanas, so lange man an einen realen Teufel glaubte, und wurde, als der Tcufelsglaube gefallen war, zur dichterischen Fiftlon. Gr ist weder das eine noch das andere, sondern vom Standpunkt der monistischen Seelenlchre du Press und den Erfahrungen des modernen Dkkultismus aus die Fiveltc .Hälfte des gcspaltcnclt transcendentalen Subjekts von Faust. Dieser meiner Auffassung ganz entsprechend, ist Mephbfto־ phtlcs auch niemand als dem larviert־somnambulen Faust unb dem mit letzterem in magisch ־magnetischen Rapport stehenden Wagner sichtbar, gleich Wie ber ebenfalls dämonische Züge tragende Herr von Traum nur dem somnambulen Anton Arst und dem mit diesem 111 Rapport stehenden Fritz Grcllnlanli sichtbar war. — Nach den Failstbüchcrn waltet Mephostophiles unsichtbar im Hause Fallsts 1111d wird nur von Faust und Wagner erblickt. Wie wir oben sal)en, hatte bei dem geschichtlichen Jaust das
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Äußere von dessen Familiargeist bestimmte Konturen angenommen, denn nach Wier halt Faust einen Mann mit auffallend dunkler Gesichtsfarbe für seinen Geist und steht 1hm nach den Händen, ob er Klauen chabe. Daß, wie die Fatlstbücher wollen, Faust den Mepljostophllcs als Mönch — eine der populärsten Figuren dcr damaligen Zeit. — aus sich hiuaus hvpostastert habe, (die Faustbücher brücken stch natürlich aus, M. habe F· als Mönch begleitet,) ist sehr naheliegend und wahrscheinlich- ohne daß man deshalb in diesem Zug eine Polemik gegen die katholische Kirche Z11 erblicken nötig hätte; spuken ja doch noch heutzutage allem־ halben bei Protestanten und Katholiken in der Bolfssage gc־ spcnstige Mönche. Der psychologische Kern der Figur des Mephostophiles trägt aber in ber darüber gesponnenen Tradition nicht nur die Züge dcr im Zeitbewusisein liegenden Diabologie, sondern auch der im Bo« — diesem freilich unbewußt — noch sehr lebendigen germa־ nischen Mythologie zlir Schau. Cr wird znm Hausfobold, zum Hieinzelmann. Cr waltet, wie wir sahen, unsichtbar im Haus, schafft Faust Gelb, Essen, Trinken und Kleidung, er bestellt das Feld 1n1d chut, was 111 der deutschen Bolfssage die Unter־ irdischen tl)1m. Sin der deutschen Koboldsage angehöriger Zug und nicht eine Ironisierung der katholischen Kirche ist auch das von der Tradition Faust angedichtete Berlangen, daß Mephostophiles eine Schelle am Kleide tragen soll, um sein unsichtbares Nahen an־ zukündigen. So erzählt Luther in seinen Tischreden1) eine alte Sage von einem in einem Kloster hausenden Kobold, dem die Mönche einen Winkel in dcr Küche zum Aufenthalt angewiesen haben und eine Mönchskappe mit einer Schelle angezogen hatten, damit sie das Nahen des Unsichtbaren hörten. Der Kobold besorgte das Einljolen der Bedürfnisse der Mönche und klingelte dabei luftig in ber Stadt uncher, bis cr vom Guardian aus dem Kloster hinaus cjorzlficrt wurde, weil er einen chn verspottenden Küchen־ jungen arg gcmißhandelt hatte. — Auch der Kobold Pück im ’) Ech. Förstdmanu, Bd. ITI. S. 61.
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Schweriner Fralniskanerfloster, dessen Luther gleichfalls1) Erwähllung chut, verlangt für dreißigjährige dem Kloster geleistete Dienste einen mit Schellen besetzten Rock von allerlei Farben, den er anzkchl, sich "mit großen Getön" in bie Lust erhebt und ver־ schwindet.2) — Dic Bolkssage archaisiert gern, und wie man jetzt spukende Geizhälse, böse Amtmänner 2c. gerne in bie Tracht des vorigen Jahrhunderts kleidet, gespenstige Ritter, LlhnfraUen, Mönche und Nonnen umgehen läßt, so kleidete die Renaissancc־ zeit ihre Kobolde mit Borllcbe in die damals bereits langst ver־ altete, dereinst sehr beliebt gewesene Zattel ־und Schelleiltracht. — Das wunderliche Bcrlangcn Fausts, Mephostophiles solle eine Schelle tragen, findet also auf dicsc Art eine ungezwungene Erklärung. Da jedoch durch die ganze (beschichte des übersinnlichen Phaktontenalismus mit Gcistercrschcilulngcn ein wie Schellenklang lautendcs Tönen in Berblndung gebracht wirb, so muß auch noch ein anderer und zwar phljsiologischcr Grund für diesen sagenhaften Zug vorhanden sein. Ich will nur ciiligc hietchergchbrigc Bei־ spiele anführcn. Nach dcr Fischartfchcn Übersetzung voll Bodin's Daemonomania hat der Engel vor Manolja (Buch der Richter, 13) wie mit einem Glöcklcin geläutet. Mohamed und Cardanus hören ein gespenstiges Glockenläuten. Bel dem Sekretär Heinrichs ΠΙ. voll Frankreich, von dessen Klopfgeist Bodin in seinem eben ge־ nannten Buch erzählt, klingelt dcr Geist, als ob er an ein gläsernes Geschirr schlage. Den ztt Ansang des 18. Jahchlknderts lebenden englischen Geisterseher Beaumont verfolgten drci Monate lang zmei etwa drei Fuß Hohe Geister von brauner Gesichts־ farbe in phantastischer FTauentrlrcht. Sic trugen schwarze, netz־ artig gewebte, in ber Taille mit einer schwarzen Schärpe zn= samnlcllgehaltene öbertlcidei·, unter welchen goldglänzende Unter־ gcwällder hiudurchichimmertell. Alls dem Kopf hatten fie weiße *) Tischreden a. a. O. Vgl. Wahrhaftiger Bericht von einem Gelst-Knecht, genannt Pück, welcher in dem Schiverillischen Frantziseaner-Kloster gedienet vnd zum Gedächmuß vnd augenscheinlichen Zehchen dieser Geschichte im Eloster eine grosse kupsserne Kanne hinterlassen hat, welche von den Einwohnern der Stadt biß anss den heutigen Tag noch genannt wird: der "Pück" iu des Schweriner Schulreetors Bernhard Hederich "Schwennischer Chronik". Schwerin 1598.
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Hauben mit etwa drei Finger breiten Spitzen, unb über denselben einen schwarzen, weiten, netzartig gewebten Aufsatz. I11 ber Hand trugen sie kleine Glocken und schellten, indem sie sich an Beaumonts Stubenthür stellten, unaufhörlich bei Tag unb Nacht, chn dabei beim Namen rufend. Siner dieser Geister nannte stch Artel’). — Auch bei ber Wilhelmine Koch klingelt, wie wir oben sahen, ihr Meskuß mit seinem eisernen unb kupfernen Röckchen. — Die phtzstologisch-pathologische Ursache dieses Klingens haben wir aller Wahrscheinlichkeit nach in kongestiven Zuständen zll suchen, wie sie bei dem Geister selscnden Nicolai vorhanden warcn und auch bei den Schamanen nachgewiescn find. Erwählten will ich bei־ läustg, daß mein die letzten Jal)re seines Lebens von öfteren Schlaganfällen ljeimgefuchter ®ater einst einige Stunden vor einem Schlaganfall gespenstige Spinnerinnen sah und dazu ein lebhaftes Läuten hörte. — Etwas Ähnliches ist wohl auch bei chcurgischen Beschwörungen im Spiel, bei welchen durch die Cr־ regullg, narkotische Rauchwerke tc. das Blut nach dem Htrtt ge־ trieben wirb. — So viel über diesen Punkt. Der Charakter der Mephostophlles ist im Großen und Ganzen der eines deutschen Hauskobolds. Dämonische Züge treten nur dann hervor, wenn Fauft seinen Willen nicht thut, oder gegen den Pakt verstößt; so, als Faust die Bibel liest, l)ei־ raten will u. f. w. Im übrigen aber entspricht der Charakter des Mepljostophilcs ganz dem Fausts als der Charakter eines leidlich gutmütigen Bruder Liederlich, dcr aber iel)r unangenehm und selbst bösartig werben kann, wenn chm etwas wider den Strich geht. Auf dic Einzelheiten werde ich im nächsten Abschnitt zurückkolnmcn. Man steht, daß aho auch hier meine Auffassung des Nie־ phostophlles als Doppel-Ich'2) von Fauft stichhaltig ift. Mit feinem Takt bringen auch die Fallstbücher die Schwankungen in >) Vgl. John Beaumont: Historien], physiological aud Theologieal Track of Spirits, Apparitions und Witcllcraft. London. 170.5. 4'( -> Um Mißverständnissen vorzubeugell, bemerke ick), daß ich das Wort "Doppel-Ich" nicht in dem physiologischen Sinn des Dr. Mar Dessoir, ion dern als kürzere Bezeichnung des Dn Pre!'schell gespaltenen transeendentaten Subjektes gebrauche. Kieieioelter, gaustbnck).
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Fausts Charakter unb Gemütsstimmung in Mephostophiles, als in seinem Doppcl־Ich sich wiederspiegelnd, zur Geltung. Cr dispu-tiert, wenn Faust wissenschaftliche Anwandlungen hat; er reizt il)n z ״allen Ausschweifungen, wenn sich Fausts nngebändigtc Sinnlichkeit geltend macht, und predigt chm Moral, wenn dcr katzen jämmerliche Rückschlag kommt; er redet dem Berzwcifekten Drost ein loie ein alter Kapuziner, wenn er verzagt ist, und ver= höhnt lh ״mit diabolischem Spott, wenn cr sich trotzig verstockt. Stets aber reflektiert sich inl Doppel ־Ich Fausts, in Mephosto־ philes, dessen im Unbewußten wurzelndcr eigenster Wille. Dem von du Prcl als für das in der Spaltung des Ich wurzelnden Dämonion äußerst charakteristisch hervorgehobenen Zug des durch dcn larviertcn Somilambalismus begründeten zeit־ lichen Fernenlpstndclls begegncn wir auch bci Faust־Mephofto־ philes. Wir trafen dasselbe schon in den Berichten Melanchthvns und Hondorffs über den geschichtlichen Faust au und begegnen ihm auch in den Faustbüchern als den Prophezeiungen Faust, welche als Ausflüsse somnambuler Ekstase betrachtet werben können. Spieß und Widmann schreiben sie natürlich ber teuflischen Natur des Mephostophiles ztl, welcher als ein von der Schöpfung der Welt an schon existierender Geist große Erfahrung in weltlichen Dingen wie in der Astrologie gesammelt habe unb somit die Zukunft überschauen könne, soweit sic von Gottes selbständigen Rcgicrunßsalten und dem freien Willen des Menschen unabhängig sei. Wenn endlich die alten Bolfsbüchcr ihren Helden am Schluß seiner Laufbahn Kämpfe mit dem Teufel bestel)cn lind chm schließ־ lich von diesem das Genick brechen lassen, so finden wir auch für diesen anscheinend völlig legendenhaften Zug eine Erklärung aus dem Thatsachengebiet des modernen Okkultismus. Fausts Koustitutiolk wird wie die der Medien durch die stete gewaltige Kraftaltsgabe bci mebtuinistischen Borgängctl je länger je mehr zer־ rlittet, er gerät immer tiefer in das seelische Nachtleben, und die Spaltung seiner Psljche wird immer klaffender. "Die Schrecken des Mediumismus" machen fich bei Faust geltcnb loie bei den SchnUlanen, Fakiren, Geisterbeschwörcrn — ich werde später ein dcrartiges Beispiel anfichrclt — und den modernen Medien. Bisionen quälendster Art, in welchen dic gesehenen Geister den
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Ein Medium in Krampfen
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Bistonär auf das Entsetzlichste plagen, werden ein bleibender Zu־ stand, Krämpfe fürchterlichster Art werfen den Körper des Mediums schlimmer als den eines Epileptischen uncher, (vgh Abhil־ dung) bis endlich eine allgemeine körperliche und geistige Zerrüttung dem Sebell des Mediums oder Zauberers ein Ende macht. Dcrartig mag auch das Ende des geschichtlichen Faust gewesen sein. Dcr Geist der Zeit jedoch wußte dasselbe nicht psychologisch ju deuten und half sich mit dem damals alles vermögenden Teufel, welcher dem Zauberer, als sein Pakt abgelaufen war, das Genick brach unb dell Hials umdrehte.
-5. Abschnitt.
FaUst'v DreibcU, Zaliberschluänie Und Ende. achdem dic alten Faustbücher das Walten des Mephostophiles als Hausgeist in der Wohnung Fausts geschildert haben, gehen sic Iu den Disputatioilen übcr, wclche Faust zur Stillung seines Wissensdurstes mit seinem gelehrten Spiritus familiaris abhält. Jadoch schiebt das Faustbuch V011 1587 die von Widmann 111 eine spätere Zeit verlegte Episode von der beabsichtigten Verheiratung Fausts Vorher ein. Da Faust "!eine Aphrodisia tag vnnd nacht stach", ge־ dachte er sich zu verheiraten und fragte Mephostophiles um seine Meinung. Mephostophiles erinnert ihn an sein Besprechen, allen Menschen feind sein Fit wollen, und sagt, er könne unmög־ lich durch das Werk der ®l)e Gott und durch seinen Pakt dem Teufel gleichzeitig dienen. Wolle er stch aber trotzdcm vereise־ lichen, so werde cr von dcn Teufeln in kleine Stücke zerrissen werden. Kurz Mephostophiles sucht als Mönch Faust nach Kräften von der Che abFikhnlten, "da ohne das der Mönchen vnd Nonnen art ist, stch nit zu verehelichen, sondern verbieten vielmehr dicselbige." Jadoch Faust will stch nicht abhalten lassen. Aber "in solchem siirhaben gehet ein Sturmwindt friltem Hauß zll, als wolt es alles zn grllnde gehen. Es sprangen alle Thüren allß den Angeln, in dem wirt sein Hauß voller bnlnst, als ob es zu lauter Aschen verbrennen wolte.
D. Fallstils gab das Ferfrngelt die stiegen hinab, da erhaschet jhn ein Mann, der wirfst ihn wieder in die Stuben hinein, daß er weder Hände noch Füsse
198 regen kundt, vntb ihn gieug allenthalben das Fcuwer nun, als ob er verbrennen wolte, er schrey seinen Geist vnlb hilft an, er wolte nach allem seinen
wünsch, raht vnd that leben.
Da erschiene jm der Teussel Leibhafftig, doch so
grawstun vud erschrecklich, daß er jhn nicht ansehelt kundt, Ihm antwortet der Teussel, sagende: Nun sage an, was sinns bistu noch?"
Hierauf gicbt Faust klein bei, und Mephostophkles verspricht 1hm dafür ״alle tag vnudt nacht
ein Weib zu bett führen, welche du iu dieser
Statt, oder auderßwo ansichtig, vnd die du nach deinem willen zur vnkeuschfreit begehren wirst, in solcher gestalt vnnd form soll sie bet) dir wohnen."
Faust "geriethe auch in eine solche brlinst vnnd vnzucht, daß er tag vnnd
nacht nach Gestalt der schönen Weiber trachtete, daß, so er hellt mit dem Teussel vnzucht triebe, morgen eillell andern im sinn hatte."
Diese Stelle läßt unklar, ob der Bcrfasser meint, daß — wie ja derartige Erzählungen mehrfach vorkommen — wirkliche Frauen durch Zauberei vor Fausts Bett zu kommen gezwungen werden, oder ob die Teufel als Succubi in angenommener Ge־ statt mit Funst Unzucht treiben. Daß Derartiges chatsächlich vor־ komme, wurde im 16. Jahrhundert nnd während dcr ganzen Hejsenprozeßpertodc bekanntlich nicht im Geringsten bezweifelt, unb wir werden Gelegenheit haben, auf den Incubus ־unb Suc־ cubilsglaubeu jurückzlckomnken. Im alten Faustbuch toird also Faust erst durch den Teufel zu seinem Lasterleben verführt, während lhlt ursprünglich Wissen־ durst in dic Klauen des Bösen trieb; bei Widmann dagegen beginnt cr gleich sein Sudcrlebcn, so baß ihn Mcphostophlles deshalb zllr Rede setzt und sich ferner Geld zn schaffen weigert, weshalb denn ״D. Faustus auch mit feiner kllnst vnd Zaubere!) etwas ausirichten muß." Offenbar hat hier das alte Faustbuch idealifiert, während Widmann die Züge des geschichtlichen Cüdrians Faust getreuer wiedergegcben hat. Nachdem nun F־auft ״fchändtliche und greuwlichc vnzucht mit dem Deuffel triebe", gab 1hm Mephostophllcs nach Spieß ״ein grosses Buch von allerlei) Zauberet) vnnd Nigiomantia", welches man nach Fatlsts Tod bei Wagner fand, womit er sich erlusügt. Darauf bcginnt Faust seine Disputationen mit Mepljostophlles und fragt chll: ״Was Geists bistu?" worauf dieser ent־ gegnet: ״Mein Herr Fauste, Ich bin cin Geist vnd ein fliegender
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Geist, unter dem Hümmel regierend." Dann erfahren wir, daß ßucifer ursprünglich ein schöner Cngcl aus der Ordnung der Seraphim war und eigentlich Raphael hiess1) Dann fragt Fünft Mephostophiles nach der l)cll vnd ihrer Spelunck", nach dem "Regiment dcr Deuffeln vnd ihrem Principat", nach der "Gestalt der verstossenen Engeln", nach der ,,gemalt dcß Deuffels", nach der hell, Gelienna genandt, wie ste erschaffen vnd gestalt fetze, auch von der Pein darinnen. Dieie Disputationen find felst nichtssagend, ganz in denk aus jüdischen, heidnischen und christlichen Traditionen zuianlmen־ geleimten Glauben jener Zeit gehalten, wobei Mepljoftophiles wie ein Prädikant der Refornlatiollszeit ialbadert. Bon der Hölle erfahren wir, daß "darinnen nichts anders zu finden als Nebel, Feuwet) Schwefel, Becl),
vnnd ander Gestank, so können wir Teussel auch nicht wissen, was gestalt vnd weiß die Heile erschossen ist, noch wie sie von Gott gegründet vnd erbanwet
fry, den sie hat weder end noch grund, vnnd diß ist mein kurtzer bericht."
Ill der Hölle giebt es Fehn ״Regiment" oder Königreiche, welchen die Obersten ber Teufel vorgcfetzt find, nämlich: 1. Lacus mortis, 2. Stagnum ignis, 3. Terra tenebrosa, 4. Tartarus, ■5. Terra oblivionis, 6. Gehenna, 7. Herebus (Erebos), 8. Barathrum, 9. Styx, 10. Acheron. Diefelben find — wie man steht — teils der klassischen ,Mljthologie, teils kabbalistischen Spekulationen nachgebildet, wie denn z. ®- der Rabbi Iofeph Gikatalia folgende flehen Abteilungen ber Unterwelt unter־ scheidet: H>ölle, Todespforten, Todesfchotten, Todesbrunnen, Kot־ grube, Berderben, Abgrund.2) — Im Acheron regieren "die" Teufel Phlegethon und in den vier Enden der Welt: gen lösten ßucifer, gen Norden Beelzebub, gen Süden Belial und gen Westen Astaroll). Nach langen, langen moralischen ®).Pcktorationell antwortet der fromme Mephostophiles Faust auf die Frage, was er wohl an feiner Stelle gechan habe: "Mein Herr Fauste, wann ich ein Mensch erschossen were, wie du, woite
ick) mich biegen gegen Gott, allweii ich einen menschlichen Athen! heue, vnnd 3) Nach dem Sohar tvar Lneifer oder Samuel vor dem Fall ein Seraph mit sechs Flügeln wie Michael. ä) Joseph Gikatalia: Hortus nucum. Hanov. 1615.
200 mich befleissen, daß ich Gott nicht wider mich zu Zorn bewegte, sein Lehr, Ge-
setz vnnd Geholt, so viel mir möglich, halten, jhn alleine anrnssen, loben, ehren vnnd preifrn, darum ich Gott gesellig vnd angeneme were, vnd wüste, das ich nach meinem absterbeu, die ewige Frewde, Glon) vnd Herrligkeit erlangte.״
Und so liest Mephostophiles noch weiterhin Faust den Dejt, wie es dcr spater zu erwähnende "fromme Theologus" nicht besser könnte. — Damit schließt der erste Teil des alten FaustbuchS. Im "andern Theil dieser Historien" wird nun zuerst Faust als großer Astrolog vorgeführt. Seine Praktiken, welche er Fürsten und großen Herren debitierte, trafen sicher ein, weil er sich nach dell Weissagungen seines Geistes richtete, und "lobte man auch seine Ealender vnnd Allmanach vor andern, denn er
setzte nichts in Ealender, es war jhm also, als wenn er setzte Nebel, Wind,
Schnee, Feucht, Warm, Donner, Hagel 3e. hat sichs also verlosten.
Es waren
seine Ealender nicht, als etlicher vnersahrnen Astrologen, so im Winter kalt
vnd gefroren oder
Schnee vnnd im Sommer in den Hundstagen, Warm,
Donner oder Vngewilter setzen.
Er machte auch in seine Practiueu zelt vnd
stunde, wann was kiuisinges geschehen sott, warllete eine jede Herrschaft besonder, ais die jetzt mit Thellwrung, die ander mit Krieg, die dritte mit Sterben, vnd also sorthan, solte angegriffen werden."
CS war denn nun freilich kein Wunder, daß Faust ein fürtrcfslicher Astrolog wurde, blies lhm doch Mephostophiles ein, der nach seiner Angabe schon seit mehreren Tausend Jahren beobachtet hattc, welche irdischen Beränderllngcn den himmlischen folgten. Bon dieser Kunst will Faust null profitieren und läßt fich von Mephostophiles Unterricht in dcr Astronomie und Astrologie er־ teilen. Dieser fällt natürlich ganz im Sinne des Ptorenläischcn Systems und der soliden Sphären aus: ״der Himmel ist Kuglecht vnnd Scheiblechh auch beweglich, der vom
Wasser geschassen, zusammen gesüget, vnd also befestiget ist, wie Cristall, da-
rinnen ist gehesst das Gestirn, vud durch solche Runde des Himmels, wird die weit iu vier theil getheilt, als uemlich, iu Aussgaug, Nidergang, Mittag vud Mittuacht, vud wirt der Himmel so schnell vmbgewcltzt, daß die Welt zerbreche,
wo es die Planeten mit jrenl gang nicht verhinderten."
Dann werden die sieben Sphären ber Planeten beschrieben, auf welche der Fil'sternhsmmel und das Clnptjreum folgt, während im Innern der Erde ein ״tunckelcr, kalter fiufst" ist, worin die Teufel regieren und Ungcwittcr tc. erregen. Als Faust dcn Mephostophiles nach der Erschaffung der Welt und des Menschen fragte, gab 1hm derselbe den "Gottlosen
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vnd falschen bericht", baß Beide nicht geschaffen, sondern von Ewigkeit her wären, und hätte sich die Crdc "selbsten neljjren müssen." Füust Will dies in Hinblick auf die Gencfis nicht recht glauben, "sagte aber nicht viel darwider." Hierauf besucht Belial, der Oberste ber Teufel, FQUst und verbreitet, obwohl es Sommer ist, eine solche Kälte, daß Faust glaubte, er müsse erfrieren.1) Belial erschien in Gestalt eines "zotteten vud gantz koischwartzen Bären,'2) alleine, daß seine Ohren ober sich
stunden, vnd waren die ohreu vnd rüffel gantz brennend roht, mit hohen schneeweissen
zänen, vnd einem langen schwantz, tret) Elen lang ungefährlich,
am Halß hatte der treu fliegender Flügel."
Belial stellt nun die sieben vornehmsten Teufel1' )׳Jaust vor, nämlich: ״Lueiser, Doetor Fausti rechter Herr) dem er sich verschrieben, in gestalt
eines mannes hoch, vnd war härig vud zottig,
iu
eiuer sarch wie die roten
Eychhörnlein seynd, den schwantz gantz vber sich habend, wie die Eichhörnlein. Darnach
der Beelzebub,
der hat ein leibsarbs Haar vnnd einen Ochsenkopss
mit zweyen erschrecklichen ohreu, auch gautz zottig
vud
härig,
mit zweiten
grossen Flügel», vud so scharpss, wie die Disteln im selbe, halb grün vud gelb, allein daß vber deu Flügeln sewerstromen hermlßslugen, hatte einen Kühschwantz. Astervth, dieser kann hiueyu iu gestalt eines Wurmes, vnnd gienge aussnt schwantz achsrecht hiueyu, hatte keinen fuß, der schwantz hatte ein färb wie die
Blindschleichen, der Bauch war gar dich oben hat er zweeu kurtzer süß, gar gälb, vnd der Bauch ein wellig weiß vnnd gälblich, der rücke gautz festeubrauu,
eines singers laug spitzige stachel, vnnd borsten daran, wie ein Igel.4)
Dar-
nach kam Satanas, gantz weiß vnnd graw, zottig, vnd hatte einen Esclskopss, vud ·doch der schwantz ivie ein Katzenschwalltz, vnnd klauwen, einer elenlang.
Aiulbis,5) dieser hatte einen Hlllldskopss, schwach vnnd iveisz, im schwalchen weisse täpsslen, vnd weissen schwartze, sonsten hat er süß vnnd hangende ohwn, wie ein Hllnd, er war vier eien lang.
Nach diesem Dythieanns war auch bey
eiuer eleu laug, sonsten gestalt ivie eilt Vogel vnnd Rephlul, allein der hals war grün vnnd schattier Der lellte Ivar Drachus mit vier knrtzen Füssen, gelb vnd grün, der Leib oben braun, wie btaiv sewr, vud der Schwantz röthlicht."
*) Iu Daute's Hölle stecken der Teufel und die schlimmsten Verdammten im tiefsten Höllenschluud im Ecks Gesang 34. ä) Nach Dngenes: "Contra Celsum“, VI. 30 erscheint der fünfte Fürst der Teufel Thautabaoth nach gnostischer Annahme als Bär. Überhaupt scheint die ganze Stelle nach Crigenes gebildet zu sein. Siehe deu Nachtrag. 3) Die Namen mehrerer derselben sind Erfindung des alteu Verfassers des Faustbuches. 4) Der italieuiäuifthe Priester und Teitselsbeschworer des mit ihm zugleich am 27. Cetober 1440 zu Nantes hillgerichteteu Marschalls vou Frankreich Gilles de Rais, Francesco Prelati, sagte in der berüchtigten Verhandlung über die zauberischen Kindcsmorgc der Beiden aus', daß ihm der Teufel als grüne Schlauge mit einem Hundskops erschienen sei. 6) Hier spukt sogar ägyptische Mythologie herein.
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Mit diesen Oberstcu ber Teufel erscheint noch ein ganjer Schwarm niederer böser Geister in Gestalt von Schweinen, Rehen, Hirschen, Baren, Wölfen, Affen, Bibern, Büffeln, Böcken, Geißen, Sseln und Ebern, mit denen fich Jaust lustig macht, und die ihm ein Zauberbuch schenken. Faust fragt fie nach dem Ursprung des Ungeziefers. Hieraus verwandeln sich dic nledcrn Teufel in allerlei) Ungeziefer und plagen Faust: ״als die Omdsselt beseichten jn, die Bienen stachen in. die Mücken fuhren ihm vnter das angesicht, die Flöh bissen jn, die Immen die flogen vmb ju, dz
er zll wehren hat, die Länß vefirten jn auss den kopsj vnd henlbd, die spinnen suhren auss jn herab, die Raupen krochen auss ju, die Wespen stachelt jhll.
In
summa er warbt allenthalben genug mit vttziser geplagt, als dz er recht sagte, Ich glaube dz jr alle junge Tcussel selch" *)
und ztlr Stube ljinaklsstüchtete. Sobald Faust das Zimmer verlassen hatte, war aller Spuk verschwunden. Mit dieser bizarren Erzählung schließt die unglücklich er־ fluldcne Periode des alten Faustbuchs, welche bcn Drang Fausts nach übersinnlicher Erkenntnis z״m Ausdruck bringen soll und dabei sowohl die Unkenntnis des Bcrfassers in dell magischen Traditionen, als allch seine Befangenheit in dem cnghctFigen stocktheologischen Zeitgeist kundgicbt. Widmann nimmt diesen Teil des alten Fuustbuchcs in seine Neubearbeitung desselben hinüber, erweitert ihn jedoch, indem er nach dcr Schilderung von Jullsts liederlichem fieben in Witten־ berg denselben zehn Disputationen e) mit Mephostophiles halten läßt. Schon in ber Einleitung derselben3) kommt ber lutherischpolemische Geist Widmanns Fullt Borschcin, welcher, nachdem cr Mephostophiles dem Faust die Lektüre vom Jahnnuisevangelium, der paulinischen und andern Episteln verbieten lässt, von dem־ selben aber gestatten läßt, daß Faust über "Cercmonien, Meß, Fegfewcr, Sophisterei), Legenden, Concilicn vnd Schultheologeh" disputiere, 1lm sein noch reges religiöses Bedürfnis zu befriedigen. Hierauf disputiert Junst mit Mephostophiles über bie Fraße was derselbe für ein Geist sei. Die Antwort ist bie gleiche wie *) Luther sagt: "Desgleichen glaube ick), daß die Assen lauter Teussel sind." Tischreden, Ed. Förstemann. 111. S. 34. ü) Buch l. Cap. 15—24. 3) Buch I. Eap. 15.
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bei Spieß. Ferner fragt Faust, wie vielerlei Geister seien, wo־ rauf Mephostophlles entgegnet: "unser ist gewiß so viel, als der grossen Hürnetjsel nicht sel)n kam" Die dritte Frage bezieht stch auf die Ursache, weshalb die Teufel aus dem Himmel verstoßen wurden. Der Grund ist Hochmut. In der vierten Disputation vom Fall der Teufel, erfahren wir, daß Lucifer vor dem Fall Nathanael hieß,') womit der von mir im nächsten Buch unter Nr. 1 beschriebene Höllenzwang übercinstllnnlt, wo jedoch der Name — vermutlich infolge fehlerhafter Abschrift — Nadanniel geschrieben ist. Die fünfte Disputation handelt von der himm * fischen Hierarchie; die sechste vom Paradies; die siebente von der Ordnung der Tcusel, welche der belesene Widmann nach Cor־ neliits Agrippa* 23) und dcr Tradition in falsche Götter, Lügengeister, Gefäße der Ungerechtigkeit, Rächer der Bcrbrcchen, Zoll־ derer, Gewalten der Luft, Fllrlen, Lästerer, Bersucher oder Nachsteller und böse Genien, ihre Fürsten aber Phchon, Belial, ASnlodells, Satan, Mcririnl, Abbabon, Astarotl) und Mammon nennt. Dies find jedoch nur acht Fürsten, da Widmann vcr־ gißt, die Namen der Fürsten von der ersten und zelsutcn Dich־ nung 1t1itFuteile1r, welche Beelzebub und Apollyon sind.8) — Die achte Disputation handelt von dem seligen und unseligen Zustand; die neunte von dcr Frage, ob die Teufel selig werden, und dic zehnte non der H)öllc. Alle Disputationen sind bei Widmann wcitläuftigcr als bei Spieß, unb mit unerträglichem 1 theologischen Gewäsch ungefüllt, welches sich im Munde eines Teufels urkomisch ausnimnlt. Bon jetzt an gehen die beiden Funsibücher so weit alls־ einander, so daß cs fich empfehlen wird, zuerst den Inhalt des Spieß'schen Faustbuches zusammenhängend darzustellen nnd zu kommentieren ulld dann eine Darstellung dcr vielen von Widmann hinäugesligten Zusätze und Bariallten zu geben. Der ®erfasset' des alten F°nstbuches gebietet offenbar nur über ein ziemlich dürftiges traditionelles Material und sucht diesen Mangel dadurch zu ersetzen, daß er den zweiten Teil seines *) Dieser Name wird von Philo nlltgeteilt. 2) Occulta Philosophie, Lid. II. cap. 13. 3) Eornel. Agrippa. OceuU. Phil. Lib. III. cap. 18.
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Buches mit phantastischen Darstellungen ber Reisen, die er Faust machen läßt, und mit Disputationen über astrologische unb meteorologische Fragen, wie ste die Zeit besonders beschäftigten, ausfüllt. Im achten Jaljre seines Bundes empfindet Faust ein Grauen vor der Hölle und fragt den Teufel ״Beelzebub vnter dem Himmel'', ob er chli nicht in die Hölle führen könne, damit er deren "qualitet, fundament vnnd eigenschaft auch substantz" möchte sehen unb abnchlncn. Beelzebub bejaht und kommt zn Mitternacht, um Fnust abzuholeu; er hat aus dem Rücken einen rings geschlossenen beinernen Sessel, in den sich Faust setzt und durch dic Lust davon fahrt.1) Beelzcbub verblendet nun Fault und macht ihm ein Affenspiel vor, als ob cr all einen hohen Berg auf einer Insel komme, 2) aus welchem Schwefel, Pech und Feuer־ strahlen mit solchem Ungestüm schlugen, daß Faust darob er־ wachte. Nun schwang sich ber tcusiischc Wurm mit Faust in dell Krater Hinein, in welchem aber keine Hitze spürbar war; die Luft loar angenehm mie int Mai, und man hörte ein liebliches Getön voll allerlei unsichtbaren Instrumentell. Zu Beelzebub gesellten sich noch drei andere fliegende teuflische Würmer, welche einen großen fliegenden .*pirsch mit mächtigem Gewech, dcr Faust in eine tiefe Kluft hilmbstürzen wollte, vertrieben. In dieser Killst flogen eine Unzahl riesiger Drachen illlcher und griffen Faust an; aber fliegende Bären kamen chm zu Hülse und be־ siegten dic Schlangen. Endlich aber stürzte fich aus einem alten Thor heraus ein mächtiger geflügelter Stier auf die ”) Höllenfaljrer und stieß so heftig auf Beelzebub, daß dieser auf dell Rücken siel, und F0״ft in den tiefsten Höllenabgrund hinabftülIt Dort greift ihn "ein alter runtzlechter Aff" bci ber Hand und setzt ihn auf eilten mit zmei Drachen bespannten, aus einem dichten Nebel hcraneilcuden Wagen, dcr Faust eine Biertelstunde lang durch die dickste Finsternis führt, worauf fie in eine Luft voll Flickender Blitze und endlich über ein heißes, turmhohe Wellen schlagenbeö Wafser kommen. Diesc Wellen spülen Fa״st von feinem Wagen *) Diese Fahrt ist der im Talmud von Salomo erzählten nachgebildet. -) Im Mittelalter galten der Hekla und Aetna als Eingänge zur Hölle. 3 )׳Auch diese Teuselssratzeu sind guostisch. S. Nachtrag.
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herab; er fällt in eine tiefe Kluft und stürzt vor Entsetzen in den Höllenschlund. In diesem traf er "viel stattlicher Leut, Kehfer, Könige, Fürsten und H>erre11:Stem viel tausend geharnischte Kriegsleut". Faust will eine verdammte Seele ergreifen, aber sie entschwindet seiner Hiand. Indem kommt Beelzebub mit seinem beinernen Stuhl wieder, und Faust, der es ohnehin vor "Donner, Bngestümm, Schwefel, Rauch, Fcmer, Frost vnnd Hiitz, Zettergeschrel), Wehe, Gristgrammen, Jammer vnd Pein" nicht aushalten konnte, fitzt auf und fährt nach seiner Behaufmkg z1t־ rück, wo chn sein Famulus Wagner (den er nach dem alten Faustbuch gleich zn Anfang seiner Laufbahn als Zauberer an־ nimmt) erwartet. Wagner hatte bereits Angst empfunden und gemeint, daß Faust, "weil er die hell hQt begert zu feilen, er werbe mehr gefeljen haben, bann ihm lieb fel), vnnb ewig aussen bleiben." Hiicr wirft Beelzebub den mittlerweile wieder eittgefchlafenen Fauft auf sein Bett, wo derselbe fortfchläft und nach feinem Erwachen am nächsten Morgen nicht recht weiß, ob er wirklich in der Hiölle gewefen ist, oder ob in ber Teufel nur verblendet habe. Wie das alte Fausthuch ganz bestimmt sagt, ״hat er, Doc. Faustus, (biefe Bifloll) selbs auffgcfchrieben, vnd ift nach seinem todt folchs schreiben in einem Zettel, seiner eigenen handichrifft, vnd in einem Buch verschloffcn llegcndt, Hilider jm gefunden worden." Ganz unmöglich fit diese Angabe nicht, da somnambule Personen — und der geschichtliche Faust war entschieden ein Somnambuler — sehr häufig Bistonen vom Iienseits haben, welches ste uach ihrer Religion und Weltanschauung gestalten, und well Fausts Iittcrarischer Nachlaß, wie wir oben iahen, an den Grafen Anton von Staufen Jam. Das Pljantastischc Bich־ zeug jedoch, welches Faust in der Hölle ficht, und welches dem bei Gelegenheit ber Disputationen von dem Berfast'cr des Faust־ buche» erdichteten völlig gleicht, machen es wahrscheinlicher, daß wir es mit einer stümperhaften Umbildung der Erzählungen Berzlickter von jener Welt zu chtlu haben, wie fle fo vielfach existieren und auch besonders bei ben Gnostikern vorfameil. Schon bei Homer und Birgil machen Odtjfieus und
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Aneas Reisen in bie Unterwelt, wie außerdem noch im klassischen Altertum Cmpcdokles, Arlstäus, Achcus, Gros von Pamphllien, Dl)espestus von Sales und Hcrmochtjmlls von Clazomene. Die Kirche kcilnt die .1Höllenfahrt Christi. Der heilige Allguftiu will aus der Bision, welche Cumla f)at, die Wahtcheit seiner Anschauungen von Himmel und Hölle darchum Sin Mann zll nzal in Afrika stndet unter einer cingeftiirIten Mauer feinen Tod; er kommt ins Paradies, und der heilige Stephanus sagt ihm: Gicb das wieder, was du empfangen hast. — Cr sagt das Svmboluin her, der Diakon bezeichnet sein Herz mit dem Kreuz, und cr erwacht vollkommen gesund. Sin Mönch zu Reichenau, Namens Betin, wandert nach Gregor von Tours im Jahre 824 durch Himmel und Hölle, sieht die von Sicht umstrahlten ®erklärten und in der Hiölle die Qualen dcr Berdanllnten, worunter Prälaten, unenthaltsame Priester, welche an Pfähle gebunden find und mit den Genossinnen ihrer Sünden Feuer־ pein leiden; auch Bischöfe, Abte und Kaiser — sogar Karl der Große — braten wie im Faustbuch in der Hülle. — Wie Hlnkmar von Rheims erzählt, sah ein gewisser Bartfjold, als er vier Tage wie tot lag, in dcr Hjölle 49 teils im Feuer hrennende, teils vor Kälte starrende Bischöfe, worunter ein gewisser Ebbo, ßeopardelius und Aenäus. Ebbo sagte Fu Berthold: Gehe zu meinen Freunden und sage ihnen, sie sollen für uns das heilige Meßopfer bringen. Und als dies geschieht, findet fie Berthold schön gekleidet, gebadet und voll Freude. Auch der von Würmern zernagte Karl der Kahle bittet um Erlösung und wird erlöst, als Hinemar das Meßopfer darbringt. Im Jahre 1144 durchwanbelt der Ritter Timdalus nach Bütccnz von Beauvais das Ienscits in Himmel und Hölle, und der Bruder Alberich zll Monte Casfino hat bie gleiche Bifion, welche Dante als Unterlage zur Ausarbeitung seiner göttlichen Komödic diente. Alls der Refornmtionszcit und dem 17. Jahrhundert giebt Arnold in seiner Kirchen ־und Ketzerhistorie eine ganze Samin־ lung dieser Bisionen, welche auch bei den neuzeitlichen Somnam־ bulen in Mengen vorkommen. Ich selbst kannte die Magd eines Schneiders in Meiningen, welche vor etwa 15 Jahren in zahl־ reichen Anfällen von Somnambulismus bie Hülle mit allen De־
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talis sal) und beschrieb u. s. w. — Der Berfasser des Fatlstbuches hatte also bereits lnl 16. Jahrhundert genügendes Material, nach welchem er Fartsts Höllenfahrt bearbeiten konnte. Nachdem Faust seine Höllenfahrt beendet hatte ftchr er ms Gestirn hinauf. ,.Diese Geschuht
hat
man
auch bet) ihm gesunden, so mit seiner■ eigen
Hand coircipicrt vnd allsigezeichnet worden, welches er seinem guten Gesellen einem, Jonac Victori, Medico zu Leiptzig zugeschrieben.״
einem angeblichen Wittenberger Studiengenofsen Fausts. In diesem Bries erzählt nun Faust, wie er einmal des Nachts nicht schlafen konnte und über seine Kalender und Praktifen nachdachte. Da hbrtc er einen großen Sturmwind, und eine brüllende Stimme ries chm z״: "Wollauff deins lsertzens lust, sinn vnd begierlichkeit wirstu sehen." Faust öffnet den Fensterladen und iah im Mondenschein einen mit zlvei Drachen bespannten Wagen vom Himmel herab fahren. Die Drachen waren "an Flügeln braun unb schwach, mit weissen gesprengleten tüpflen, der Ruck auch also, der Bauch, Kopfs vnd .Halst grün־ recht, gelb vnd weist gesprengt;" vom Wagen gingen Strahlen höllischen Feuers aus. Faust saß mit Mephostophiles aus und Beide fuhren in das Weltall hinein, das um so finsterer wird, je weiter sic fonllueu. Aln nächsten Morgen sind sie siebellundvierzig ®teilen hoch über der Erde, und Mephostophiles zeigt Faust die Länder der Welt, wobei er sehr wunderliche geographische Kenntnisse entwickelt. So geht die Reise fort, bis sie den Feuechimmel mit rasender Schnelle sich drehen und die Planeten mit sich reißen sehen; es ist dort so heiß, daß Faust fast ver־ brannt wäre, wenn Mephostophiles nicht für Kühlung gesorgt hätte. Faust steht die Sonne, den Mond und die Planeten. Die Sonne, welche aus der Erde kaum "eines Fasibodens groß" erscheint, ist jetzt "grösser dann die gantze Welt, dann ich kondte kein end daran sehen", und fein Planet ist so groß als die Welt, ein Stern aber so groß als bie halbe Welt. Im Herabfahren steht Faust bie von chm Welt genannte Erde "loie eilt Dotter im Etz, und gedauchte mich die Welt were nicht einer Spannen lang, vnd das Wasser war zmeh mal breiter allzusehen". Diese wunderliche ekstatische Reise dauert acht Tage, und nach
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ihrer Beendigung schliess Faust drei Tage hinter einander und richtet dann seine "Calcnder vnd Practicka darnach." Auch diese Gestirnfahrt Fausts hat ihre Antecefforen: Schon Lucian beschreibt im I carolnenippus eine Fahrt in den Mond und den Öltjmp. Zoroaster und Gregor VTt. fahren nach uralten, von Widmann mitgetciltenl) Zaubersagen in das Ge־ ftirn, und bei Ar 10st reist Astolf auf dem Wagen des Slias in den Mond. Im sechzehnten Iahre seines Paktes bereist Faust alle Länder der Welt, auf Mephostopl)iles reitend, der fich in ein Pferd mit Fllißeln ״lvie ein Dromedari" verwandelt hat.2) In Rom speist er unstillbar an des Papstes Tafel, raubt diefem fein Silbergcfchirr unb treibt solchen Zauberunfilg, daß dcr Papst in dem Glauben, "es were ein verdampte Seel", — natür־ lich vergeblich — einen feierlichen Cforcismus anstellt. Bon Rom fährt Fallft 111 ber Gestalt des Papftes nach Konstantinopel au den Hlof Kaiser Solimans, wo cr fich für Mahomed allsgiebt und alle Nacht die Weiber unb Huren des türkischen Kaisers fcchsmal beschläft. Soliman fühlt fich sehr geehrt, baß Mahomed 1hm diese Ehre erweist, aber die türkischen Priester wollen es nicht zugeben, sondern sagen, der angebliche Mahomed sei ein Gespenst. Dagegen opponieren nun wieder die Weiber des Sul־ talis, welche aussagcn, daß ihr unsichtbarer Liebhaber "fein Prob meisterlich bewiesen unb wäre in summa wohl gestafstcrt." Diese LReise dauert anderthalb Jalfrc, unb Faust besucht folgende Länder: Italien, die Türkei, England, Spanien, Frank * reich, Schweden, Polen, Dänemark, Indien, Afrika und Perftelk. Bon Städten werden Trier, Paris, Mainz, Neapel, Bcnedig, Padua, Rollt, Mailand, Florenz, schon, Köln, Aachen, Basel, Konstanz, Ulm, Würzburg, Nürnberg, Augsburg, Regensbnrlg, München, Salzburg, Wien, Prag, Krakau, KollstautiIloptf, Kairo, Ösen, Magdeburg, Lübeck unb Crfilrt genannt, und wunderliche ») Fanstbiich, in. 18. ־-) Der Damilkar, habe. — Er Zanber-Bibl.
mit Pbilo gleichzeitige Indier Na gar sagt voll frinein Schutzgeist daß ihn derselbe durch die Lust nach Ouianse in Ebina getragen spricht auch von eitlem heiligen ״Venz der Versammlung. Horst 1. 29.
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geographische Weisheit dabei ausgekralnt. Endlich gelingt es Faust vom Kaukasus aus, der ״höchsten Insul zwischen Sclsthla und India", einen Blick in’s Paradies zu werfen, wo er stehl, wag darüber in dcr Bibel stehl und was man im 16. Jahrhundert buchstäblich glaubte. Auch die Fsshtst ill's Paradies finden wir beim falschen Kallifchenes, bei Montevllla und Ariost vorgebildet. Den Schluß des FWeiten Teils des Spieß’schen Fallstbuches bilden Gespräche Fausts mit seinen Freunden über allerlei astrologische tc. Fragen. Dabei erfahren wir wieder höchst furiose Dinge. Cin Komet stand am Himmel,1) und Faust wird ztt Eisleben gefragt, "wie dz zUgieng." Hierauf entwickelt er folgende Kometentheorie: "Es geschieht offt, daß sich der Mond am Himmel verwandelt, vnnd die Sonn vnterhalb der Erchen ist.
Wann dann der Mond nahe hinzu kombt, ist
die Sonu so ki’ässtig vud ftnrck, daß sie dem Mond seinen schein, nimpt, das er
aller roht wirt, wann auch der Mond wiederltmb tn die Höhe steigt, verwandelt
er sich ill maucherley salben, vud springt ein Prodigium vom höchsten drallß,
wirt als denn ein Eomet, vnd sind der Figur vud bedeutung, so Gott verhengt, maucherley."
Gin andermal war Faust bei einem Dostor U. B. W. in Halberstabt, einem "guten Astrologen" zu Gast, der ihn nach der Größe der Sterne fragt. Faust entgegnet: "Mein Herr vnnd lieber Bruder, jhr wist zuvor, daß der kleine)) steril am Himmel, so vns hierllnden kaum tvie unsere grosse Wachsliechter gedltncket,
grösser ist als eilt Fürsteuthuulb.
So ist es gewiß, wie ichs auch gesehen hab,
daß die weite vnd breite deß Himmels grösser ist, dann zwiilss Erdboden, ivie
dann am Himmel kein Erden zu sehen ist, so ist mancher stern grösser,
denn
diß Land, einer so groß als die Statt, jenseits ist einer so groß, als dz gezircke deß Römischen Reichs, dieser so groß als die Tiirfrl), nnd die Planeten, da ist
einer so groß als die gantze Welt.
Weiterhin unterhält sich Faust mit seinen Freunden von den die Menschen plagenden Geistern ill sehr nichtssagcllder Weise, dann voll dcll Sternschnuppen und Meteoren, welche int Geiste der Zeit als identisch mit der Tremella Nostoc dargestellt werden, ulld vom Donner', welcher entsteht, wenn die Vier Winde auf einander treffen ulld die Teufel mit ihnen streiten. ') Dies geschah zur Fanstzeit in den Ialncn 1527, 1530, 1.531, 1532, 1533, 1536, 1518 und 1539. Kiesewetter, sjanstbnch.
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Im drittcn Teil des alten Faustbuches werben dic F°Ust zugeschrtebcnen Zauberschwänke mitgcteilt. Der erste ist bie Be־ schwörung Alcranders des Großen und seiner Gemahlin am kaiserlichen Hoflager zu Innsbruck. Faust hatte daselbst mit einigen Cdelleuten gespeist und war von Kaiser Karl V. bemerkt worden. Der Kaiser, welcher wußte, daß Faust ,,ein erfahrner in der schwachen Kunst were, vnd einen Wahrsager Geist hette," verlangte von 1hm Alexander den Großen als "ein Lucern vnd zierd aller Kelsser" zu.sehen. Faust sagt — im gut protestan־ tischen Sinn des Bcrsasscr» des Faustbuches — baß er mit nichten die Geister Beworbener zitieren könne; "aber die vhralte Geister) welche Alejundrnnt vnd seine Gemahlin gescheit, die können solche form vnd gestalt an fich nemen, vnd fich darein
wandelen, durch dieselbige wil ich
ver-
jhr. Maj. Alexandrum warhasstig fehen
lassen."
Darauf besprach sich Faust mit seinem Geist, gebot dem Kaiser strenges Stillschweigen und tl)at die Thiir auf: "Bald gieng Keyser Alejander hinein, in aller formt vnd gestalt, wie er im
leben gesichelt.
Nemlich, ein wohlgefetztes dickes Männlin, rohten oder
gleichsalben vnnd dicken Barts, roht Backen, vud eines strengen Angestchts, als
ob er Bafiliscken Augen hett.
Er trat hinein iu einem gantzen vollkommen
harnisch, zum Keyser Carolo, vud neigt sich mit einer treffen reuerentz.
Der
Keyser wolt auch vsfstehen, vnd jn empsangen, aber D. Faustus wolle ihm
solches nicht gestatten.
Bald darauss, nach dem sich Alejander wieder neiget,
vnd zn der Thür hinauß gieng, gehet gleich sein Gemahl gegen jm herein, die thet dem Keyser auch reuerentz, sie gieng in einem gautz blawen Sammat, mit
gülden stückelt vud Peden gezieret, si war auch vberauß schön, und rothbacket, wie Milch vnd Blut, lenglecht, vnd eines milden Angesichts.
In dem ge=
dachte der Keyser) niln hab ich zwo Personen gesehen, die ick) lang begert hab, vnd kan riit wol fehlen, der Geist wicht fich in solche gestalt verwandelt haben vnd mich irit betdegeu, gleich wie das Weib den Propheten Samnel erweckt
hau. Vud damit der Keyfer folchs desto gewisser erfahren möchte, gedachte er bet) ihm, Nuu hab ich offt gehört, daß sie hinden im Nacken ein grosse Wartzen
gehabt, vnnd gieng hinzu zu besehen, ob solche auch in d.efrin Vild zn finden, vnd fandt also die Warben, denn sie jm wie ein Stock still hielte, und her
nackter widerumb verfchwaudt, hiermit wart dem Keyser fein begeren erfüllt."
Diese Zauberanekdote wird ebenfalls von Trlthemius von Sponheim erzählt, wie denn Luther in den Tischreden sagt:1) "Der Abt von Spanheim hatte zu wegeu gebracht, daß Keyfer Mazst־ *) Tischreden, Ed. Förstemann III. 72.
211 milian alle verstorbene Keyser vnn grosse Heyden, die Neien Besten, so man also heißt, in seinem gemach, nach einander gehend gesehen hatte, wie ein jeg-
licher gestalt, vnd beklehdet Ivar gewest, da er gelebt, vnter welchen auch ge-
west war der grosse Alexander, Inlius Cäsar, Item, deß Keysers Maximiliani Braut, welche der König in Frankreich Carolus Gibbossus ihnte genominell hatte."
Der Zug des Faustbuches, baß dcr Kaiser durch das schwarze Mal im Nacken der Rojsane von deren Identität überzeugt wirb, wird auch von der Erscheinung der Maria von Burgund vor Kaiser Maximilian berichtet, von welcher Luther und Lercheimer erzahlen. Letzterer sagt:x) "Keyser Maximilian
der erste, der
hochlöbliche,
hatte zllm ehegemahl
Mariam Carols von Burgundien tochter) die jm herzlich lieb war) vnd er sich hesstig vmb ihren tvdt bekümmerte.
Diß wllßte der Abt tvol, erbeut sich, er
wil sie jm wider sür angen bringen, daß er sich an jrem angesichte ergetze, so
es jm gefalle.
Er läßt sich vberreden, willigt in diesen gesehrlichen sürwitz.
Gehen mit einander in ein besonder gemach, nemmen noch einen zll sich, daß jrer dreh waren: vnd verbeut jueu der zauberet) daß jrer keiner bei) leibe kein
wort rede, so lange das gespenst werete.
Maria kommt herein gegangen, wie
der gestorbene Samuel zum Saul, spotzirt sein seuberlich sür jnen vber, der
lebendigen wahren Marien so einlich, daß gar kein unterscheid war vnd nicht das geringste daralln mangelte.
Jo in anmerckung vnd verwunderung der
gleichheit wird der Keyser eingedenk, daß sie ein schwartz slecklein zu hin-
derst am halß gehabt, auss das hat cr acht vnd besinds auch also, da sie
zum andern mal siirvber gieng. — Da ist dem Keyser ein grawen ankommen hat dem Abt gewinckeh er sol das gespenst wegthun: vnd dartlach mit zittern
vnd zvrn zll jm gesprochen: Münd), mache mir der poßen keine mehr: vnd hat bekannt wie schwerlich vnd kaum er sich habe enthalten, daß er jr nicht zuredete. Wann das geschehen were, so hette jn der böse geist vmbbracht."
Ähnliche Sagen werden von Robert dem Teufel erzählt, welcher den Geist Karl des Großen erscheinen ließ, und von dem nach Drithenllus um 964 lebend Bulgarenfürsten Bajanus, auf deffctl Befehl alle bis daljin verstorbenen Kaiser, Papste und Könige voll Frankreich erschienen; auch hüt sich, wie Düntzer uachwies,2) die englische vor shakespcaresche Bühnendichtung dieses Stoffes bemächtigt. Man vergleiche auch bie im ersten Buch mit־ geteilte Erzählung Wiers von dem magus infamis. Widmann erzählt diese Anekdote dem alten Faustbuche konform, nur nennt er, sich an Luther und Sercheimer und *) Bedenken vou Zauberet). Cap. V1LL ' )־Scheible: Kloster V. S. 162. 14*
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vielleicht auch an Wier1) anlehnend, anstatt Karl V.2) Majimilian. Düntzcr macht ihm dies znm Borwurf, indem cr sagt, er widerspreche damit seiner eigenen Angabe, daß Faust sein Treiben erst 1525 begonnen habe. Das sagt Widmann nicht, sondern nur, daß Faust in diesem "erst recht aufgetretten" sei; unmittelbar zuvor sagt er sogar, daß Faust den Mephostophiles seit 1521 besessen habe. Auch ist ztl bemerken, baß der geschicht־ liche Faust sowohl unter MaEkiniliall, als unter Karl V. sein Wesen trieb, was ich bemerke, weil, nach ber Übereinstimmung der Zeitgenossen zu schließen, dieser Anekdote irgend eine TchaJu fache — vielleicht ein mit Zauberlaterne (Bgl. das im ersten Buch über bie Erfindung der Zauberlatcrne Gesagte) ljervorgebrachteg Bild — zu Grund gelegen haben mag. Ob Faust ober Trithcmius die Gaukelei trieben, ist natürlich nicht zu entscheiden. Im alten FaUstbuch folgt nun dic Erzählung, wic Faust cinen schlafenden Ritter ein Hirschgeweih ailfzaklbert. Dcr Ritter, nach Pfitzer cin Freiherr’ von Hiard3) — Spieß will seinen Namen aus Diskretion nicht ncnnell, — war eingeschlafen, während er zum Zimmersenstcr hiuaussas), und bot so einen komlschcn An-blick dar. Als nun der Kaiser zux Tafel blasen ließ, zaubert Faust dem Frelherrn eilt Hirschgeweih an, so daß er den Kopf nicht zurückzkchen hum, und erlöst ihn erst, nachdem sich dcr Kaiser samt sciilcm Hofe weidlich an dem Anblick ergötzt haben. Im folgenden Kapitel wird dann ausgefschrt, wie dcr crboste Ritter Faust aus dcr Heimreise mit sieben Knappen auflauert, um lhlt nicdcrzlinlachen. Faust flüchtet sich in ein Wäldlcin und sprengt aus diesem mit einem Heer gespenstiger Reiter heraus, welchem sich dcr Ritter ergeben muß. Faust zaubert nun ztlr Strafe Ritter und Knappen Ziegen-, den Pferden aber Kill)־ horiier an, welche fie einen Monat lang tragen müfscli. Widmann hat Frvei damit übereinstimmende Kapitel.4) Bci Spieß folgt nun noch ein weiteres Kapitel, wo — wahrschcinlich nach einer andern Bariantc dcr Sage --- dic Rache des ') Verizl. die im ersten Buch mitgeteilte Erzählung. Widmanns Fanstbuch, Buch Π. cnp. 11. ■') Psitzer: Fnnstbilct), V. 111. Cap. 13. 4) Faustbllch: V. II. Eap. 15 n. 16.
ף
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Ritters noch einmal erzählt wirb. Nach dieser Berfion soll fich die Begebenheit in ber Nähe von ®!sieben zugetragen unb Faust den Entwaffneten verzauberte Pferde und Schwerter gegeben haben. Als fie nun auf ber Heimreise durch ein Wasser ritten, verschwanden die Pferde, so dass Ritter und Knappen in's Wasser stclen, und die Schwerter verwandelten stch in weiße Stecken. Das schon im Mtzchus von Aktäon vorkommende Anzaubern von Hiörnern kommt auch im Mittelalter vor. Der Bischof Dubravins von ölmütz erzählt 111 seiner Historia Bohemiao1) von Ztzto, dem Hwfzauberer Kaiser Wenzels, wie dieser auf des Kaisers Hochzeit die §ände der Gäste beim Mahle in Stier־ klauen verwandelt und chnen, wenn sie zum Feltster htitaussahen, Hirschgeweihe ausgezaubert habe. Gleiches erzählt Luther von Kaiser Friedrich HL in seinen Tischreden,*2) wie nämlich derselbe bei Tafel einem Zauberer die Hände in Klauen verwandelt und dieser hinwiederum dem Kaiser, als er zllm Fenster hlnaussah, ein Hirschgeweih anzaubert. Das Hervorzaubern gespenstiger Reiter ist eine im Mittel־ alter sehr viel geübte Kunst. Nach Tritt)emius zauberte der oben genannte Bulgarenfürst Bajanus ein großes .Speer gel)ar־ nischter Reiter hervor, als iljit sein Bruder Peter mit Krieg über־ zog, unb jagte diesen dadurch in die Flucht. — Robert der Teufel, Herzog von der Normandie, zaubert gespenstige Reiter um fich her, um den Nachstellungen seines Baters zu entgehen. — Dcr unter Manuel Comnemls lebende Michael Sichdites gerät im Bad in Streit und zaubert aus den Röhren zur Leitung des warmen Wassers schwarze Männer hervor, welche seine Gegner auf den Hintern treten und so verjagen.3) — Wid־ mann sagt in seinen Anmerkungen zu diesem Kapitel des Faust־ buches: "Solche kllnstrellter in das seldt zn machen, hat Iohan Wehger, Doetor Faustus Famulus, auch gekondt. Item der Wildtsewer zu Nordhausen, ein Abt von Spauheim, Anthonlus Morus zu Halberstadt, Johannes Teutonicus, vnd andere."
*) Ed. 1667. ΧΧΙΠ. 611.
) Ed. Förstemann III. S. 100. 3) Nicetas: De Manuele Comneno,· Γ7. 7.
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Zur Zeit des drcisjigjährigen Krieges war diese Kunst be־ sonders berühmt und ihre Erlernung begehrt. U. a. beschäftigte sich mit chr der wegen seiner Zauberei eingckerkcrte unglückliche Herzog Jahalm Friedrich VI. von Weimar, welcher in dcr Nacht des 17. Oktober 1628 im Kor11hause zu Weimar auf rätselhafte Weise um's Leben kam. Ich möchte annehmen, baß derartigen Sagen ein durch Hhnotlsmlls erklärbarer Kern zu Grund liegt, denn jedem H1)p־ notiseur ist es eiu Seichtes, einem Bersuchsobjest derartige Ianstonen eillzupsiailzen; es fragt fich nur, wie damals Ähnliches st> rasch und ohne Borbereitungen geschehen konnte. Der Grund für diese auffallende Erscheinung liegt meines Erachtens in der so außerordentlich großen Psychischen Empfänglichkeit und Reizbarreit der früheren Geschlechter, welche z. B. die zahllosen großen ״imitatorischen Pandemien", wic die Kinderlreuzzüge, Tanz ־und Geißelwut, Tarantismus ulld Llskanthropislluls 2c. erzeugte und — als Produkt der sozialcn und intellektuellen Berljältnisse — im Zauber ־unb Hejenwcscn auf Schritt und Tritt anzutreffen ist. Die Gegenwart begreift eben jene Zeit nicht mehr. Ich will hier, um endlose Wiederholungen Fu ersparen, bemerken, daß eine ganze Anzahl der über Faust kursierenden Zaubersagen auf diese Weise ihre Erklärung finden, so namentlich die von dem verpfändeten Bein, den verblcndctcn Schweinen und Pferdcn, vom gefressenen Wirtsjungen und Fuder Heu, vom Wintergarten, dem "schönen gcwülck'׳, dem Zauberschloß1), der Fu Ehren des Cardinal Campegglus angestellten Snstjagd 2c. — Der Einwand, daß derartige von dcr Sage ausgeschmückte Sug־ geftionen wohl einzelnen Personen, schwerlich aber einer ganzen Zuschauermengc cinzupstanzen seien, dürste vielleicht für die Gegenwart seine Berechtigung hüben, schwerlich aber für jene psychisch so erregbaren und sensitiven Jahrhunderte. Ja die den Massen eingepsianztc hhnotifche Suggcsüon ist in zahlreichen Bolkssagen unverkennbar geschildert. Wie z. B. in dcr von Wier und ßercheimer mitgctciltcn Erzählung von dem Zauberer, der *) Ein dem Zauberschloß zn Anhalt ganz analoges Experiment führte Carl Hansen Anfang August 1892 hier in Meiningen den Zuschauern vor.
21.5
in Magdeburg ein langes Seil in bie Wolken warf und daran samt seiner Frau, seinem Zungen und seinem kleinen Pferdchen in die Hinge kletterte, bis er dell Augen der Zuschauer entschwand; oder in der — auch vom Bolf von Faust erzählten — Thüringer Sage von dem Magus, welcher auf dem Anger in Crfikrt einen Hahn an einem schweren Balken spannte und diesen zur größten Berwunderung des Bolkes umhcrfahren ließ. In beiden Fällen kommen Mägde mit frischgeschnittenem Klee unter dem sich ein vierblätteriges, den Zauber brechendes Blatt befindet, dazu und sichen, daß im ersten Fall der Zauberer mit seinen Angehörigen in's Wirtshaus geht, während im zmeiten der Hahn einen Stroh)־ halm an einem Zwirnsfaden hinter fich herschlcppt. Der dich־ tende Bolfsgeist webte hier seine Schleier um die psychologische Thutiache der Unempfänglichkeit (der Mägde) für hlspnvtifche Suggestionen. Auf Rechnung dcr hhPnotifchen Massensuggestionen möchte ich auch die Gespensterschlachten schreiben, welche ztl allen Zeiten der Geschichte so massenhaft vorkommen, daß ihnen notwendig Dljatsachen zu Grund liegen müssen; Lustspiegelung erklärt sie nicht. Gallz unzweifelhaft gehört auch, wie ich noch bemerken will, das — ebenfalls bei Faust vorkomnlende — berühmte Unsichtbarmachen, von dem alle Zaubcrbücher voll sind, in das Gebiet ber posthhpilotischcn Suggestion, wie experimentell genügend ilachgewiesen ist. Aber auch hier hat leider die Tradition die wirklichen Thal־ fachen so ausgeschmückt, daß man nicht mehr sagen kann, wo dieselben anfangen und elldcii. Im alten Faustbuch folgt nun bie Erzählung, wie Faust mit drei in Wittenberg studierenden jungen Grasel! nach München auf die Hochzeit des Herzogs von Bayern fährt. Dic drei Grafen batten Lust gezeigt, dcn Festlichkeiten belzuwohllcn, worauf fich Faust mit ihnen auf feinen Mantel stellt, Beschwörungen murmelt und durch die Luft nach München fährt. Auf Fausts Gebot sprechen Alle kein Wort, bis einer ber jungen Grafen beim Reichen des Handwasscrs das gelobte Schweigen bricht. Sofort ruft Faust: Wohlauf! und ergreift mit dcn beidcn andcrn Grafen den Mantel, worauf sic im Moment nach Wittenberg zurück * versetzt werben. Dcr zurückblcibendc dritte Graf soll über das
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seltsame Thun Rechenschaft ablcgcn unb seine Genossen nennen. Da er sich dies ztl chun weigert, wird er in dcn Turm gelegt und für dell nächsten Tag mit dcr Folter bedroht. Nachts kommt jedoch Faust auf feinem Mantel gefahren, betäubt die Sinne der Wächter, befreit bcn Grafen und bringt ihn nach Wittenberg zurück. Widmann hat diefe Erzählung gleichlautend;1) nur fetzt chr hingu, daß fie in das Jal)r 1525 falle, und beruft stch auf Fausts eigenhändige Aufzcichnungelt. Auch Godelmann fagt in seinem Buch De magis, veneficis et lamiis, Franeost 1601. 4°., daß der zu ßllthers Zeit in Wittenberg lebenbe Faust mit seinen Freunden auf dem Mantel in weit entfernte Länder gefahren fei. A. a. D. Sib. Π. cap. 4. Das Fahren durch dic Luft wird im Altertum von Abaris, Birgit, Simon, Magus unb dem mit Apollonius von Ttjana gieichFcitigcll Indier Nagar erzählt. Im Mittelalter ist das Fahren dcr Hcjcn durch dic Luft allbekannt. Aber auch von einzelnen männlichen zauberischen Lllftfal)rern wird erzählt: Hcrlnogenes bindet den Teufel und führt ihn durch die Luft nach Sankt Jakob von Conlpostclla: Hcdloll erzählt, daß Erzherzog Leopold von Öftcn'cich mit einem Zaubcrcr ein Abkommen traf, welcher versprach, den gcfangcncn Friedrich dell Schönen durch Zauberet Z11 befreien unb durch die Luft nach Haufe ztl bringen. — In den Gesta Romanorum2) kommt das Urbild von Fausts Mantel, ein Stück Tuch, vor, welches Jadeit, der stch darauf fetzt, an dcn ■Ort bringt, wohin er will. Im nächsten Buch bringe ich aus dem ■Höllcnzwallg Näheres über die Mantcifal)rt. — Carius Baptista Mofea fäl)rt mit der edcln Bcllctlanerln Ferieitaö in einem Schiff durch die 2uft,:l) und her Chorherr Iohaml Teutonicus zll Halberstadt fährt gleich Faust mit feinen Zechgenoffell auf dem Mantel Fit Schmaus und Gelage. Auch Lercheimcr kennt die Mantclfalfrcr und Jagt über dieselben:4) "Ich habs von einem zauberet' gehöret, daß er samml andern von M.
auß Sachsen gen Parhß mehr als hundert meile zur Hochzeit vttgeladett gefahren sind auss eim mantel, haben sich aber bald wieder davon gemacht, da
sie gemerckt, daß man int Saal mummelte, tvas das sür geske loerell, lvo die ') 4) 6) 4)
Faustbuch, B. I. Cap. 33. Cap. 120. Widytanns Anylerk. zu ob. Cap. Bedenken von Zauberei, Cap. 13.
> tch.
278 Stelle in Heinrich. Heines im Jahre 1834 geschriebener Ab־־ handlung über die Clementargeister besitzt: "Laße dir in einem indischen Zeichen, als ul’, 8 oder Z ein kleines vier-
eckigtes Tischlein von lindenen
oder eichenen Holtze machen
nicht gar einer
Ellen hoch, ungleichen zwei) Stiihlgen mit Geländern bei einer 1/o Elle hoch, 2 neue Teller, 3 neue Lössel subtil lind nicht groß, von seinen Silber, oder
lindenem Holtze, 2 Meßedeiti, 3 irdene und silberne Schaalen oder Schüßlem, eine neue irdene Rauch-Psnnlle, ein neues Tifth-Tuck), 2 neue Gläslern, oder
sonst reine Trinck-Geschirre, in Summa altes neu und weder vor noch nach der Operation von jemanden gebrauchet sind noch gebrauchet werden dürften, sondern
allein zu diesen Dingen aussbehalteu
werden müßen.
Sie müßen auch im
Einkaussell, so wie es gebothen wird, bezahlet und nichts abgebrochen werden.
Erwehle dir denn einen gewißen schönen Tag,1) wenn es sehr heiter und dabey■ stille Lusst ist, und zwar an einem Montage, Mittwochen oder Donnerstage, in der Stunde Q, J oder 8.
Siehe dir aber einen schönen grillten Berg ans,
da du frei), sicher bist und die 4 Gegenden der Welt sehetr, auch einig und alleine von andern Lelithen ungehindert auch nnbeschlichen sinnt und bleibeit mögest." ״Stelle alsdann das Tischlein mit der obersten Stelle gegen Ausgang der Sonnen, decke es denn mit dem Tuche, lege aus die Teller, Messer und Lössel,*2)·
2 neugebackene ungesäuerte Brodte nnd die 3 Schiißelgen, lind thue dann itt einer reines Jungfer Honig, in der andern ein schönes frisches Butter Weckgeit
mit Zucker wohl bestreuet, in der dritten eine gute vohmigte frische Milch auch
mit Zucker wohl bestreuet; iu einem Triuck-Geschirre thue eitlen, süßen Spanischen oder Ungarischen Weilt, in deut andern reines frisches Bninnen-Waßer,
das Glas mit dem Weine setze an die oberste Stelle, das mit dem Waßer aber an die unterste Stelle." "Ist nun alles bereit, so must du haben ein Kohl-Feuer, so unter dem
Tischlein stehen muß, und müßen glühende Kohlen darinnen seyn, als denn nimm eine schwalche junge Henne oder Taube,3) halte sie über das Kohl-Fetter nnd zerreiße sie in zwei) Stück, daß das Blnth ans die Kohlen salle, und wenn der Rauch von dem Blnthe aussteiget, so wirst die zwei) Theile der Heulten
oder Tauben, eines gegen Ausgang, das andere gegen Niedergang der Sonne, und rrlsse mit lauter Stimme drrymahl: Venite, Venite Principes Piglueorum!
Als denn wirss ein gutes Rauch-Pulver aus Weyrauch, Benzoe lind Storax,
gemacht, aus das Kohlen-Feller,
daß der Rauch sich überall um den Tisch
herumziehe, und rilsse denn abermals gegen Ausgang der Sonnen:
Kommt,
kommt ihr edeln Fürsten der Pigmcer ztl dieser meiner Mahlzeit, die ich euch bereitet habe im Nahmen und zll Ehren eures Königs Urinaphton, kommt.
*) Die erste Vorschrift will einen Tag im Mai oder Illlli.
ףDaß keine Gabeln genannt werden, beweist, daß die Vorschrift älter als der Schluß des 16. Jahrhunderts ist. 3) Die erste Vorschrift will eine tveiße Henne oder Taube.
279 omnlt nnd verschmähet diese meine Mahlzeit nicht, und das thlle auch drei)mahl. AlS denn brich von einem jeden Bißen, tunke damit in die drei Speißett,
iß dasselbe nnd trinke ans jedem Gläßlein ein wenig Wein." "Denn
lege dein Begehren auss rein Jungfer Pergament mit blauer
Dlnte geschrieben, ans das Tischlein, stelle dazu in einem Gläßlein eine blatte
Dinte nnd lege eine nette Feder darztl, denn tritt bei) frits von dem Tische, so
wirstu sehen zwei) kleine Männlein kommen, die werden sich zn Tische setzen, werden eßen nnd trincken, nnd sie werden dein Begehren lesen, lind wenn sie wiederum ausstehen und weggehen wollen, so sprich zn ihnen allfr:" "Habt Danck ihr edeln Fairsten der Pigiueer, daß ihr mich nicht ver-
schmähet, sondern zn dieser meiner Mahlzeit kommen send, die ich euch bereitet habe im Nahmen und zu Ehren Eures Königs Urinapbton,
gehet hin
in
Frieden lind seyd meiner zllr andern Zeit wieder zn erscheinen willig."
"Ans dieses mahl werden sie nicht reden, schreiben, noch antworten, sottdem wenn du es zum andern mahle an eben diesen Orth (indem es zn dreyelt
mahlen geschehen muß) gefordert haben wirst, so werden sie dick) hinnlssen nnd
mit dir reden, dir auch versprechen zn dienen, nnd das Zeichen mitbrmgeit,
welches denn in der dritten Ersorderllng geschieht; Wenn dn nun dasselbe hast, so kaust dn sie hinrussen wohin dn ivilt, wenn dn nur das Zeichen in deiner
Hand nimmst nnd in die Höhe hebest, nnd sie bet) ihren Nahmen (den sie dir
in der dritten Erscheinung altdenlen welchen) russest, so erscheinen sie dir gar willig.
Jo bet) deinen Tisch in deinem Hause nnd wo dn bist werden sie dir
erscheinen, sie werden auch sehr gemein nnd conteriretl von allerhand Sachen
mit dir, ivie ein Mensch mit den andern, bringen dir auch, so sie anders dein
nnärgerliches Leben ssnlhren werden, Gold, Silber, Edeigesteine, doch von sich selbsten, ungebethen, nnd viel eher, als wetln dn sie deßwegen ansprächest, sie
ossenbahren dir die Natur,
die Art uud Eigeusihasst vieler Wurtzeln
Kräuther uud anderer Dinge mehr.
lind
Sie bringen dir altss dein Begehren alles
Wild zusammen, wohin dn es ,haben will.. Doch sch geivarnet, daß du Gott die
Ehren nicht entziehest, und ihnen was gebest noch dich ihnen verpfändest.
Dn
must auch dahin beflißen seljn, daß dn sie nicht erzürnest, oder wieder sie halt-
delft, sonst werden sie müde und dir gar gehässig.
Liebest dn sie aber gebiih-
render Weise, so lieben sie dich wieder von Hertzell; das lturst dn auch wohl mercken, daß dn ihre Geheimnisse und tuns dn mit ihnen handelst, niemanden ossenbahren, weil sie es nicht leiden und ihre Sache gern stille und verschwiegen
haben mögen.
Sie holen auch nicht gerne sluchen oder den Teussel nennen,
noch voll andern ungebührlichen Dingen reden.
Hiermit hast du allso deu
ivahrhasstigen Weg dieser Geister (voll denen man großen Nutzen, wenn man nemlich recht nnd gehöriger Maßen mit ihnen umgeht, haben kann) sie zu
deiner Dienstbarkeit zll bringen, beliebst der treuherzigen Warnung, ohne Falsch nnd Hinterlist dabei zn sei)« und einen erbaren Wandei zn führen."
Diese Beschwörungsart der Erdgeister muß sehr populär gewesen.fein, denn Heinrich Heine erzählt in seiner 1834 geschrlebenell Abhandlung über die ®lementargeister folgendes:
280 "Mall kann übrigens durch Beschwörung die Zwerge sichtbar machen."
"In Nürnberg lebte ein Mann, Namen Paul Kreutz, der eine wnnderbare Beschwörung anwandte.
Er stellte an eine gewisse Stelle einen kleinen
ganz neuen Tisch, mit einem weißen Tuche bedeckt, daraus zwei Schüsselchm
Milch, ferner zwei Schüsselchen Honig, zwei Tellerchen und neue Messerchen. Daun nahm er ein schwarzes Huhn und schnitt denselben über einer Küchen-
psattne dell Hals ab, so daß das Blut in die Speise tröpfelte.
Dann warf er
das eine Stück gelt Sonnenausgang nnd das andere gen Sonnenuntergang nnd begann sinne Beschwörung. Darnach stellte er ick) schleunigst hinter einen großen
Baum und sah, daß zwei Zwerglein aus der Erde hevvorgekommen, sich zu Tische gefitzt und aus der kostbaren Räucherpsanne gegessen, die er gleichfalls dort hingestellt.
Nun richtete er Fragen an sie, die sie beantworteten, nnd als
er dies ost wiederholt hatte, wurden sie so vertraut mit ihm, daß sie wie friue Gäste in sein Haus kamen.
Wenn er nicht die gehörigen Anstalten getroffen,
erschienen sie nicht oder entflohen fast aus der Stelle. Er ließ endlich auch ihren König erscheinen, der allein in einem Scharlachmäntelchen anlam, worunter er ein Buch trug, das er aus deu Tisch warf, und er gestattete seinem
Beschwörer darin zu leset!, so viel und so lange er wollte.
Auch schöpfte der
Mann daraus große Weisheit und Geheimnisse besonderer Art."
Wenn nun auch manche kleine Einzelheiten verschieben sind, so kann doch nicht der mindeste Zweifel obloalten, baß die Pl)g־ nläcnbeschwöruilg des .Höllenzwangs zur Sage von Paul Kreitz Modell gestanden hat, um so mehr, als in den Worten Hieiucs die Abbildung des Urinaplston im Höllenzwang ganz unverkcltnbar hiudurchschinilnert. Wenn sich aber solche kleine mythologische Züge so lange und so treu im Bolksbewusjtseiil crchalten, so müssen sie scl)r fest darin wurzeln, und auf fie bezügliche ursprüng־ lich religiöse, später magische Gebräuche müssen sehr häufig geübt worden sein. " ----Bei der Beschwörung dcr Pljgmäcn ist der altgermanischc Kultus der Unterirdischem, Trollen tc. mit dcn antiken Toten־ opfern verschmolzen, bei denen man — wie bei ber Ausübung dcr Ncfrolnantic — Milch, Weill, ·Honig, Blut, Wasser, Kuchen 2c. ' darzklbringen pflegte. Dass die Dotenopfer oder llefronlantlschell Gebräuche überhaupt mit dcm Kultus dcr Unterirdischen thatsach״ ' (ich zufammenhängen, crgiebt sich aus folgender Borschrlft meines Wagllcrmanusfrlpts: ’) ’) Wie ich schott Jagle, ist mir das Cngiiialmaiutsknpk bei einem BrandUnglück im Fahre 1871 zu Grund gegangen, jedoch besitze ich Auszüge aus demselben.
281 ״Ein Wünzschhütleiu von einem Zwerglein zn bekommen."
,,Nimb drei) Hansskörner, khue sie ill einen Todten-Kopsf, vnd (ege sie Unter die erden, so wachsten lange Stengel darauß, davon mache einen kraiitz, vnd setze den auss, so siehestu viele kleine Leithelein vnlb dich, da ninlb einem
dz Hüllein, das trage stets vnter deinem rechten arm, vnd so du dich alt einen orth wündschen wilst, so setze cs atlff, so kombstll hin wo dll hin wilst."
Die Erinnerung an den unterirdischen Göttern dargebrachte Cpfer1) spricht fich bei ber Ptjgmaeltbeschwörikng in der Opferung einer schwarzen Taube ober Hsenne aus. Schon dcr Hekate lvur:den schwarze Dpfertiere geschlachtet, und dieser Zug zieht stch durch die Magie aller Bölfer bis zmn Opfer von Hekatomben schwarzer Katzen bei den furchtbaren schottischen Talgheirm. )־Dcr Ge*) Den unterirdischen Göttern geweihte Opfer waren noch in Hälfte unseres Jahrhunderts iu Griechenland üblich. Esin geivisfer erzählt in Nr·. 243 des Morgenblattes von 1819: "Als ich nahe die Änsicht einer altgriechischen Totellkammer zeichnete, nahten sich
der ersten Dodwell bei Athen zwei tirr-
tische Weiber, welche vou meiner Gegenwart sehr belästigt schienen. Nach einigem Nachsinnen und Beraten baten sie mich fortzugehen, weil sie ein wichtiges Geschäft in der Höhle zu verrichten hätten. Wie ich mich ihnen zu willfahren weigerte, schimpften sie mich Hund uud Ungläubiger־. Eilte der Weiber stellte sich daraus, iudeß die andere hineinging, an den Eingang der Höhle aus Furcht, ich möchte mich eindrängen. Nach einigen Minuten begaben sie sich Beide hinweg, wobei sie mich aus meine Gefahr warnten, nicht in das Gewölbe zu gehen. Mein griechischer — also christlicher — Begleiter meinte, sie hätten ohne Zweifel heilige und gottesdienstliche Gebräuche beobachtet, indem diese Höhle voll den Moiren oder Schicksalsgöttinnen bewohnt würde, nnd daß auch er nicht nm alle Welt hliletiigehen möchte. Wie ich mich dahin zn gehen anschickte, bat er mich knieend, den furchtbaren Schwestern nicht Trotz zu bieten, denn sicher genossen sie jetzt von dem Mahle oder Opfer, das ihnen die türkischen Weiber gebracht hätten. Ich sand in dem inneril Gemach der Höhle ein kleines Gasttnahi ans einer Schale voll Honig, weißen Mandeln nnd einem kleinen Kuchen bestehend; das Ganze war nebst einem Kohlengesäß, ans welchem wohlriechende Kräuter einen angenehmen Dnst durch die Höhle verbreiteten, aus einem weißen Tuche geordnet. (Also ganz ähnlich der Pygmäenmahlzeit.) Diese Cpsergabe stand ans einem stachen Stein, ivelcher nrspränglick) wohl ein Altar geivefrll frin mochte, aus welchem iu der Vorzeit deu unterirdischen Mächten Totenopser dargebracht wurden". Dodivell gab den Kuchen seinem Esel zu fressen. Als derselbe nun aus dein Rückweg stockig wurde und Dodwells Camera obscura zerbrach, schrieb der griechische Führer dies der Rache der Moiren zn. )־Der Talgheirm ivar ein ursprünglich den Schwarzelfen geweihtes Opfer schwarzer Katzen, wobei der Opferet· mindestens drei Tage lind Nächte lang bis zu seiner völligen Erschöpfung ohne Speise nnd Trank zu sich zu nehmen, schwarze Katzen lebendig spießen nnd braten mußte. Ehe noch eilte Katze tot war) mußte schon die andere gespießt werden. Während dieses Aktes erschienen alle Höllengeister und gewährten dem Beschwörer die drei Wünsche, welche er vor seiner völligen Erschöpfung noch stammeln konnte. Das secood sigbt erhielt er als Dreingabe. Der Taigheirm wurde thatsächlich bis ins vorige Jahrhundert hinein häufig gefeiert. Das letzte Katzenopser brachten Allan Mae Lean und Lachlain Oer nm das Jahr 1710 ans der Insel Mull dar׳. Vgl. G. C. Horst: Dellteroseopie. Franksuri, 1830. 2. Bd. S. 184 ff.
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brauch des Blutes, der Federn 2c. schwarzer Tiere bei Geister-beschworungen und magischen Künsten überhaupt ist zu bekannt,, als daß ich Belege nötig hätte. Anstatt derselben gebe ich alsBeweis für meine Behauptung, daß zu Zauberbräuchen geschlachtete schwarze Tiere ursprünglich den Unterirdischen geweihte Opfer waren, folgende meinem Wagnernlanuskript entnommene, noch unbekannte, aber höchst interessante Borschriften: ,,Zur vnsichtbarkeit. Einem schwalchen nlben hawe auss der schwellen den kopss abe, setze jtztt in die eichte in einen garten, da wachstet in 9 tagen oder in knrtzen eineschöne Vluljme hevallß, so sie völlig anßgeblühet hat, brich sie ab vnd trage sie
del) dir." ״Oder: Am grünen Donnerstag zwischen 11 vnd 12 Vhren mittags erdroßle eine
schwalbe Katze, stich ihr die Angen anß, vnd nimb zwei) schwalche Bollen, vud lege es jhr in die Augen löcher, daranff iverdelt Botten herauß wachsten, wenn dieselben reiss werden, so nimb sie in deine rechte Handl, so siechet dich Nie-
mandt." *) "Oder:
Nimb am grünen Donnerstag zwischen
11 lind 12 Vhtrli einen gantz
schwalchen Hundt, mache denselben todt, stich jhneit die Angen anß, vnd lege in die ?lugen löcher Erbißen, vnd vergrabe jhn, so toerden schotten
daraus
wachsten, von denselben schollen nimb Erläßen in deine rechte Hand 7 oder 9,-
so siehet dick) Nieinandt."
Die den altheidnifchcn Göttern gebrachten Cpfer werben dem Christentum jum Trotz und zur Schmach am grünen Donners־ tag dargebracht, welcher, wie ber Charfrcitag, erste Cfterfeieriag, Drinitatissonntag, Johannistag, FTonleichnamstag, die Christ־ nacht 2c. so recht eigentlich die Zeit aller finstern Zauberei war. Im HöllcnzIvang Wirb nun weiter gelehrt, wie man aus dem Electrum magicum eine "Fünde-Kugcl'' 311111 Aussuchen von Metalladern und vergrabenen Schätzen, einen magischen Spiegel, und eine Glocke gießen soll, durch deren Läuten Geister herbei־ gerufen weichem Das Electrum magicum ist eine Mischung ber sieben alten Metalle, in ber Weise bereitet, baß man jedes Metall einzeln unter gewisscn Zeremonien schmolz, wenn der 1hm vorstehende Planet in seinc astrologische Behausung trat. Wenn dies ge־ )׳Vgl. das oben von Psitlzgras Dimchiel Gesagte.
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schefjcn war und zmei beliebige Planeten Zusammenkunft hotten,, schmolz man die ihnen geweihten Metalle zusammen und setzte ein drittes hinzu, wenn der 1hm entsprechende Planet mit einem der ersten in Konjunktion kam. So fuhr man fort, bis alle Metalle zusamlnengcschnlolzen waren. Die so erhaltene Metallmischung war das Electrum magicum, aus welchem man magische Spiegel, Glocken, Kugeln, Ringe, Schwertgrisse, Planetenbilder u. s. w. 1l. st w. goß. Der Gebrauch des Electrum magicum entstammt denk Orient und spielt dasselbe bereits in der Kabbala eine Rolle.1) Besonders viel beschäftigte man sich mit 1hm, seitdem ein erneuertes Studium der Kabbala betrieben wurde und die Schriften des Paracelsus■ in umlauf kamen. Paracelsus erzählt nämlich in seinem Buch De compositione metallorum, er habe in Spanien einen Magier kennen lernen, welcher eine aus dem ״Electrum nostrum'‘ (inagicunl) gegossene zmei Pfund schwere Glocke besaß, in die er ge־ wisse Worte und Charaktere schrieb. Wenn er dann die Glocke läutete, seien die gcwünschtcn Geister in allen möglichclt Gcstaltl'lt — manchmal gal1zö"Scharen — crschietten. Paracelsus behauptet, dies sehr ost bei dem Nekromanten gesehen zll ljflhcn, Welcher ihm aber ängstlichIciiilTKilitst verheimlichte. Paracelsus habe sich nun selbst aus das Studium gelegt und das Geheimnis ergründet; er schreibt die Wirksamkeit der Glocke mtchr der Metallmischung, als den gebrauchten Worten und Charakteren zu■ Auch lebende Menschen soll der Spanier durch diese Glocke zitiert haben. CS existiert auch handschriftlich ein Paracelsus äugeschriebette "Büchlein von Olympischer Geister Beschwörung" durch diese Glocke, auf welches ich später zlkrückfommen werde. Der gelehrte Pater Athallasilts Kircher erztihlt, )־daß er von cillem damals als Theologen bcrilhmtcn Iesuitellpater Thonlas de Leon eine solche magische Glocke geschickt bekommen habe, welche dem Marchese de Billena, eiitenl berühmten spanischen Zauberei', gehört hatte. Kircher beschreibt diese Glocke ausführ'־ ') Vgl. Moses Maimonides: More Nebuchiln, Th. III.
Abschit. 29.
2) Ath. Kircher: Dissertatio dc Lapide Philosophico in Manget's. Bibliotbccu ebcmicn curiosa, Gcuev. 1702. F01. Tom. 1. p. 78.
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lich in seinem Oedipus aegyptiacus. Tom. Π. Pars. Π. Syntagma de Magia Aegyptiaca. 3) Auch Kaiser Rudolph ll■ besaß eine solche aus dem Electrum magicum gcgossene Glocke und einen dergleichen Zauber־ spiegel, welche ber oben als Berfasser der "Monatlichen Unter־ redungen vom Reiche dcr Geister" genannte Graf von StcinMorgenstern um 1730 auf dcr Kaiserlichen Bibliothek zu Wien sah, wo sie nebst den ebenfalls in Rudolphs Besitz gewesenen Alraunen noch gezeigt wurde.)־ Daß eine ganze magische, aus das Electrum magicum gegründete Industrie bestand, beweisen drei sehr seltene Bücher, nämlich die 1745 ohne Ortsangabe in Kleinoktav gebrückte Magia divina, oder gründ- nnd deutlicher Unterricht von denen sürnemsteil
Kabbalistischen Kunststücken derer alten Israeliten, Weltwelsen und Ersten, auch noch einigen heutigen wahren Christen vorsteltende, wie selbe voll jenen zubereitet nnd gebraucht warte», und anjetzo auch von einigen, allein sehr wenigen
Menschen lverdeu.
in
der Stille
lind Furcht
des HErrit verfertiget und gebrauchet
Zum Druck befördert und mit Figuren gezleret, der Welt mitgetheilet
von L. V. H., der Göttlichen Weisheit Liebhabern
sodann das nur handschriftlich vorJanllnelldc Trithemins von Sponheim zugeschriebene "Himmlische und übernatürliche Geheimnis) des Geistes und der Seele der Welt und von der natürlichen Magia,"
sowie endlich ■ das ebenfalls nur handschriftlich vorkommende "Lux Mundi Eleaznr Hacklier, des großen
Cnbalisten Arthnscha ein
Sohn Cyri inl Jahn.· der Wett MLXXX.“3) ') Der von Pater Tt)omas de Leon all Kircher geschriebene lateinische Bries ist zll lang, nm hier mitgeteilt werden zn können. Ich will daraus entnehmen, daß die Glocke die Gestalt einer Monstranz hatte, von vier Schlangen umgebeii und innen mit den eiugrirviertell Bildern des Tierkreises sowie vielen magischen Charakteren geziert war. Alls dem Bilde des Widders hing der Klöppel herunter׳. Die Glocke hatte Thomas de Leon vom Herzog von Äieala,
dem Vicwkiinig von Neapel, erhalten, welcher sie frineljeits wieder voll seinem Großvater, dem Marchese de Tarlsa ererbt, und dieser hatte sie wiederum ans dem Hallsrot des nm die Mitte des 15. Jahrhunderts lebenden Marchese Heinrlch de Villena überkommen. Dieser Marchese de Villena war ein in ganz Spanien berüchtigter Zauberer, welcher alle Zauberbücher besaß, die Köllig Johann II. von Eastilien (1412—14581 sorgsam sammeln und verbrennen ließ. In an Mariana soll in seirieir Historiae de rebus Hispaniae libri XXX. Lib. X1X. cap. 8. von Heinrich de Villen« handeln.
ף
U. v. R. d. G. Bd. n. S. 287. 3) Alle drei Bücher besitze ich handschristlich. Eill Druck des erstell befindet sich aus der Herzoglichen Bibliothek zll Memitlgett.
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Daß also magische, aus das Electrum magicum gegründete Künste in diesem Hiöllenzwang ausführlich erwähnt werden, spricht für seine relative Echtheit. Das 69. Kapitel des Hiöllenzwangs lehrt also die Bereitung des Electrum magicum, wie wir sie oben mitteilten, unb wie sie — mehr oder minder übereinstimmend — auch andere magische Bücher lehren. — Wenn die Metalle sämmtlich zusammengeschmolzen sind, soll man die Glocke gießen und dazu sprechen:: "Judices Regni infernalis, conjuro vos per potentiam ac singulares (?), ut semper mortali obedientiam praestetis, quod vobis per hoc mandabitur.“
Wenn die Glocke aus der F°rm genommen wordcn ist, soll man sie mit Weihrauch und Bernstein beräuchern unb — vor profanen Augen verborgen — unter einem weißen Tuch ausbe־ wahren. Der Magier soll keusch leben und, wenn cr die Glocke gebrauchen will, an einem Sonnabend Bormittag zwischen 9 und II uhr mit seinem Blut unter freiem Himmel folgende Charaktere III die Glocke schreiben: err über Meer unb alle Wafser". Der sechste Großsürst AFiabel ist ״der große Geist, welcher wie ein kleines Kind erscheint", und über die Rechtshändel herrscht. Bonk siebenten Großfürsten wirb nur das Siegel abgebildet und gesagt, daß er Anifel heiße. Nun folgt dic Rangliste des höllischen Reiches, nämlich: 1. Lucifer. 2. Belial.
Der König.
Vice-Roy.
3. Satan. 4. Bclzebub. 5. Astaroth.
Gubernatores.
6. Pluto.
1. Aziel. 2. Jlepliistophiles.
3. Marbuel. 4. Ariel.
Grossfürsten.
ö. Aniguel.
6. Anifel. 7. Bartael.
1. Abbadou. 2. Chamus. 3. Milea.
4. Lapasis.
Graud-Ministrcs Geheimbde höllische Räthe.
ö. Merapis. 1. Milpeza. Geh. Reichs-Secretarius. 1. Chinichaur.
2. Pimpatn. 3. Ma.sa.
4. Lissa. 5. Dromckrom. 6. Louiba. 7. Palnsft. 8. Naufa.
Spiritus Familiares.
295 9. Lima.
10. Pora.
Spiritus Familiares.
11. Saya.
12. Wunsolay.
Im vierten Kapitel folgen die Beschwörungen von Azlel, Ariel und Marhueh darauf im 5. Kapitel die Bindung, Auf־ lösung und Geißelung und Abdankung der Geister. Als Rauch־ werk zur Beschwörung "nigrischer Geister" wird Knoblauch, Schwefel, Pech, Christtraut (Heltcb. nig.) unb Pur'zelkraut (Portulaca 01er. und sativ.) genannt. — Wenn die Geister nicht erscheinen oder gehorchen wollen, so muß man ihre Sigille lnit einer Wachholderrute peitschen, welche an einem Donnerstag früh vor Sonnenaufgang geschnitten wurde und auf die man schrieb: "Des Weibes Same soll ber Schlange den Kopf zertreten." Auch dcr vorige Höllenzwang kennt diese Geißelung. Nur soll hier die Rute an einem Dienstag oder Freitag in der MartisStunde geschnitten und außer obigen Worten noch darauf geschrieben werden: "Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?" Der Glaube, den Geistern durch Peitschen ihrer Siegel tc. körperliche Schmerzen Fufügen Iu können, ist uralt und kommt schon bei Lucanus1) vor. Im Mirakel־, Kunst ־unb Wunderbuch" folgen llun weiter eine Sammlung von Sigillen zum Schatzgraben tc. von denen es heißt: "Mit diesen vorhergehenden Figuren kann man Wunderdinge ausrichten, man ist vor allen Feinden sicher, niemand kann einem schaden. Feuer und Wasser müssen sich vor dir fürchten, alle bösen Geister weichen, gegeu alle '
Kraukheiten ist diesem bewährt, du brauchest überdies keine Arznei, niemand wird dir eine Bitte versagen, was dn ansängst, geht alles glücklich voll statten,
alle müssen dich lieben und dich fürchten, du hast Glück bei Geistlichen uud vor Gerüchte."
Solche Glücksgüter zu erhalten, ist allerdings feine Kleinig־ kelt. Deshalb darf eg uns nicht befremden, wenn der bekanntc Geisterbanncr Schrepfer für vier solche Siegel 8000 Dukaten bezahlte. Dberkirchenrat Dr. Hiorst hatte von einem Gönner eine im Besitz Schrepfers gewesene Handschrift des ״Mirakel־, Kunstund Wunderbuchs" erhalten, welche er in seiner ״Zauberbibliothek“ ') Pharsalia.
296
abbruckcn ließ. In dieses Manusfript hatte Schrepfer mehrere eigenhändige Anmerkungen geschrieben. Cille derselbe lautet: "Diese vorherstehenden letzten 4 Figuren habe ich in Holland für 8000
Dueatelt gekauft und bei allen Begebenheiten für gut befunden, sonderlich aber
sind sie mir im Schatz-graben toohi zu statten gekommen, habe auch alles damit allsgerichtet."1)
Daß Schrepfer diesen Preis wirklich gezahlt hat, dürfen wir ihm, der zeitweise über große Summen gebot, wohl glauben, denn er war ein Medium, ein Gläubiger, kein Schwindler im ge= wohnlichen Sinn. Ich werde im Abschnitt über die Theurßie auf ihn zurütifommen. Den zlveiten Teil des "Mirakel־, Kunst und Wunderhuches'' bildet ,.Dr. Faustens letztes Testament1', welches Faust, da seine "Zeit und Stunde" bald vorhanden — einem jeden Opensten wohlmchnend hinterlassen wollen." Das erste Kapitel handelt von Fausts ״Accorde". Derselbe lautet: 1. Sollst du mir Luciser zwo Tonnen O )־schassen.
2. Soll dieses Gold alle Wege gültig sein und alle diejenigen,
denen
ich
davon geben werde, zn ihrem Nutzen solches allwelldeil.
3. Besagtes Gold soll nicht falsch sein, noch voll einer solchen Materie, welche getadelt wird, verschwinden oder zu Steinkohlen werden kann und dergl. mehr;
sondern es soll von solchen Metall sehn, welches voll Menschenhänden ist ge-
braucht worden und in allen Orten und Landen gültig. 4. Sollen mir alte Schätze offen stehen, daß ich nicht Hand anlegett darf, sondern dlt sollst mir dieselben ohne einige meine Mühe nnd Hülse hinschassen, wo ich sie hin haben will.
5. Sollst dn mich nicht weder am Leibe noch an Gliedmaßen beschädigen,
noch an meiner Gesundheit angrdsen, sondern dieselbe ohne einige menschliche Schwachheit so lange erhalten, bis ich meine gesetzte Lebenszeit vollendet habe. 6. Sollst dn nicht allein so geschwind Ivie der Menschen Gedanken sein, mich von einem Ort zu dem andern, sie mögen sein so weit entlegen als sie wollen, zn versitzen, sondern mich auch jeder örtlichen Sprache kundig machen, ’) Horst: Zauberchibliotheh Bd. 4, S. 150. -) Altes chemisches Zeichen für Gold.
297 damit ich selbige fertig reden kann und mich auch, wenn ich mich genugsam
belustigt habe, unversehrt wieder zurück an meinen vorigen Ort bringen. 7. Sollst du mir einen Ring verschaffen, daß, sobald ich denselben an meinen
Finger stecke, ich unsichtbar und unüberwindlich wäre. 8. Sollst dn mir die Universal-Mcdicin zllnchten lehren, ivie auch den rechten Gebrauch und Gewalt und auch Gewichte, wie viel man einer Person glebt, sagen und zeigen."
9. Sollst du mir zusagen und versprechen, daß du allen angeführten Punkten fleißig nachkommen willst, woserll dn aber an einem der geringsten fehlest und du dich hier sännt igesh so sonst du alle Tage keinen Frieden vor diesem Buche
haben und soll auch keine Ruhe in Ewigkeit dir gelassen wecheli."
Wie man sieht, hüt dieser Pakt große Ähnlichkeit mit dem Lupelnburgs, 3) welch’ letzterer wahrscheinlich .nach diesem zusammen־ geschmiedet wurde. Die Erwähnung der Universalmedizin, welche erst in der Schriften der Paracelsisten und Rosenkreuzer ztt Ende des 16. ulld Anfang des 17. Iahtchunderts eine Rolle zu spielen anfillg, glebt Anhalt dafür, daß unser vorliegendes Buch nicht eher entstand. Hieraus folgt die "Auslegung des Kreises" und "der General־ Zwang aller Geister", daß fie so viel tausend Dukaten gültige Münze bringen, als der Beschwörer will. Nun kommt wieder ein Anklang an uralten Bolksglauben, nach welchem es wunderbare Schlangen giebt, deren Genuß die Sprache der Tiere verstehen lehrt oder deren Zunge 2c. als Amulett bei sich getragen, allerlei zauberische Gaben verleiht. Sine solche Schlange wirb hier die Haselschlange genannt. Sie ist "zn vielen freyen Künsten dienlich, ist zu bekommen unter denen HaselStauden und mag nicht mit den Händen angegriffen werden; so du sie ansichtig
wirst, so nimm einen Hasel-Stock nnd schlage nach ihr, so wirst dn sie gleich alsobald erlegen.
Den Kops und die Hallt trage bei) dir) so wirst du vor allen
deinen Feinden sicher frin nnd kannst allezeit obsiegen, kannst auch bel) grossen
Herren Gunst erlangen."
Hierauf wird wieder eine Anweisung zur Mantelfahrt mitgeteilt: *) Vgl. oben S.
298 ״Erstlich wird eilt großer rother Mantel aus die Erde geleget,
in die
Runde aus den Mantel wird folgendes Zeichen gelegt ins Mittel, wie mit 33 bezeichnet, in die Hand aber wird das Zeichen genommen, so mit 34 bezeichnet,
alsdann gehe rücklings aus den Mantel, daß aber der Operist ja in Mitte des Zeichens zn stehen kommt nnd nicht mit den Füßen fortgeschritten, sonst wirst
dn unglücklich ans der Fahrt sein, wenn du nun recht stehest, so lange folgende
Citatiou an, und melde, wohin dn fahren willst so du aus der Stube fahren willst, so mache ja die Feilster aus, sonst fährt der Geist nicht hinaus, sondern
gehet durch die Mallerlt lind ist ein großes Unglück zn befürchten, daß merke tvohl, daß dn allezeit auch das Siegel in der Hand fest behaltest.
Citatio. Ick) rufe dir Geist Aziel memomui nnd fahre mit mir nach N. ich richte
mit dir ans, was ich haben will. Dieses sage drei mal. Wenn dieses geschehen, wird sich der Mantel von selbst altsheben mit dir nnd wirst hiltsiihren, wohin
Zum Schluß folgt noch ״der Pfahl, vor welchem alle Geister crschrccken". Derselbe besteht in einer kurzen, aus unverstanblichen Worten bestehenden Beschwörung und einem Doppelkreuz, auf dessen oberen — kürzeren — öuerarm J. N. K. ch und auf dessen unteren — längeren — Tetragrammaton geschrieben steht. Biel neuer als bie ersten beiden Abteilungen des ״Mirakel־, Kunst ־und Wundcrblkchcs" ist seine letzte, "der Schlüssel Fu Fausts drel)fachem Höllenzwang", obschon sie nach einer Fußnote 1575 gedruckt und 1738 extrahiert worden sein soll. Wahrscheinlich ist sic in dcm Ictztgenallutcn Iaht ־von einem der bereits erwähnten Industrieritter zusammengestoppelt worden. Die .Jnlprecationes Fausti '־betitelte Einleitung lautet: ״Zwang und Haupt-Beschwörnltg, ivordurch Ick) Doctor Faustus, alter
Welt bekanndt, Teussel und Geister bezwungen lind beschwohren, mir zu bringen,
was ich gewolt, und gethan, was ich begehrt habe; sieben gedrückte Bücher von meiner Beschwöhrung werden nach mir gesunden werden, der aber eins von meinen Büchern bekommt nnd ein Liebhaber ist von Gold, Silber und Edelgesteine, der kann durch meine Beschwöhrung, soviel, als er in diesem Buch
verzeichnet finden wird, bekommen, er muß aber ans meinem weitläustigeit
299 Blich die Kraft und Wörter der Beschwöhnlng zusammen ziehen, daß sie in drei) mal drei) Stunden gelesen oder auswendig gesprochen werden, und die
runden Kreis mit dem silbernen Dwysusl wohl ein segnen, mit den umstehenden Namen, Worten und Buchstaben, nnd das an eitlem tüchtigen Ort, wo dich
niemand verstört; und nach Standesgebiihl) daß überlaß ich dir."
Nun folgt der zlvei Druckbogen starke LPtJug aus den an־ geblichen sieben von Faust hinterlassenen Büchern, ein Gemisch von herzbrechenden Gebeten unb Beschwörungen der Erzengel Uricl, Raphael, Gabriel nnd Michael, des Apostel Petrus und ' der Evangelisten; die heilige Drcisaltigkeit, das Lamm Gottes, Leib und Blut Christi, Taufe und Abendmahl wie alle Sakra־ mente werden beschworen, "die Geister, die in Ungnade stehen" aus dem Orkus herauf zufenden. Dazwischen Wird Lucifer be־ schworen, "in schöner menschlicher Gestalt ohne einigen Tumult/’ und Geräusch, ja ohne einigen Schrecken zu erscheinen" und nicht weniger als "17 Zentner orientalisch Gold" vor dcn Kreis zu bringet!. Bon diesem Gold aber muß ber Beschwörer "ein gut Teil den Armen geben", wenn cr nicht in Lucifers Stricke ver־ fallen will. Dieser "Schlüssel zu Fausts dreifachem Höllenzwang" bildet mit seinem unsinnigen frommen Geplärr den Übergang zu einer Gruppe Höllenzwang genannter Bücher, welche ihren Titeln zu־ folge im 16. und 17. Jahrhundert, ja sogar im 15., in Iesuiten־ lollegien gedruckt worden sein sollen. Das älteste und seiner Zeit berühmteste dieser Bücher ist: Doetor Fausts großer lind gewalt iger
Höllettzwan g. Mächtige Beschwörungen der höllischen Geister besonders des
Azlcls, daß dieser Schätze und Güter von allerhand Arten gehorsamvoll, ohne allen AusruhP, Schreckensetzuug und Schaden vor den gestellten Kreys seiner Be־
schwöret bringen und znriicklassen müsse. Prag, in Böhmen, Gedruckt im Iesuiten-Eollegio
1509."
Sine andere Handschrift ljut: Paris 1508. Schon diese Zahlen beweisen die dumme Fillfchnußs indessen ljnt das Buch
300
in ber ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts handschriftlich existiert, und I. Scheible besaß ein zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gedrucktes Cjemplar. War schon der geldgierige Wahnwitz, welcher, da Gott Glücksgüter verweigert, die Hölle durch Gott zu ihrer Herbei־ schaffunß beschwört, im vorigen Höllcilzwang fast unglaublich, so überschreitet er in dem vorliegenden alle Grenzen. In der Gin־ leitung wird gesagt, daß man den Aziel beschwören, sich aber vor dem Abschließen eines Paktes Hüten solle. Man soll AzIelse der durch die Kraft des Beschwörers bezwungen wird, List verachten und sich an Gott halten, "durch dessen höchste llnd allermächtige Namen Er dir das Befohlene zitterlld überliefern muß: und dir, deiner Seele als den Leib, Schaden zuzu-
bringen sich kraftlos besiitdeil wird."
Che der Cjorcist sein Werk unternimmt, soll cr drei, Tage vorher [fasten, beten, Almosen reichen, kommunizieren ltlio andere gute, heilige Werke ausüben; auch soll cr drei Messen lesen lassen, damit 1hl1 die göttliche Gnade erleuchte, den Geist ju bezwingen. — Der Kreis unb dcr Hiöllellzwang must vor jeder Beschwörung durch einen geweihten Priester cingcscgnct werden; auch must der Beschwörer "eine heilige Partikel" auf der Brust tragen. Der Geist wird aufgefordcrt, in dcr Gestalt eines schönen zmölfjährigen Iünglings zu erscheinen. Hierauf wird das Siegel Azicls nlitgeteilt, welches der Cjorcist bei ber Beschwörung unter seinen linken Frtfz legen muß. Dann werden die Himmelszeichen und Stunden mitgeteilt, während welcher Aziel beschworen werden must. Weiter folgt "der große und gewaltige Höllenzloaug", die Hlauptzitatiolb dcr ewige Fluch über Lucifer unb seinen Allhang, wieder eine Anzahl von Zita־ tlonell und ein Gebet zu Gott, welches im Kreis nach den vier Weitgegenden hiit gesprochen werden muß. Erscheint endlich Rztel ohne Rumor und Gestank, so wirb er mit einer herzbrechenden Formel empfangen, worauf er fragt: "Was verlangst du, das ich dir geben soll?" Darauf antwortet dcr Beschwörer: "Ich verlange Gottes Gnade, Huld lind Barmherzigkeit; dick) aber, ,Geist Aziel beschwöre ick) durch die heiligsten Namen Tetragrnnunatoll, Adonai, Agla, Jesu Christi.
Durch die Kraft dieser heiligen Namen begehre ich von dir zwei
.301 hundert neun und neunzig Tausend Dncaten, in unveränderlicher, gangbarer Münze, an Gold, ohne Verblendung, zu Gottes Ehre und unserer Seelen Heil..
Amen."
Nun wird sich zmar Aziel weigern, diese nicht ganz unbenächtliche Summe herzugeben; aber der Sjsorcist soll nicht eher mit Beschwörungen nachlassen, als bis er sie vor den Kreis ge־ bracht hat, bann soll er chn mit freundlicher "Abdankung" ent־ lassen. Damit schließt dieser Höllenzwang, an seinem Ende noch dem Leser zurufend; "Die Geister zu bezwingen
Daß sie uns Schätze bringen: Das lehre ich. Wer reich will sein aus Erchell,
Kanns dllrch dies Buch leicht werden : Das wurde ich."
®in ähnliches Buch voll gotteslästerlicher Frömmelei ist der angeblich zu Passau 1407 gedruckte Höllenzwang, der Handschrift־ lich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts 1111 Umlauf war. Derselbe führt den Titel: ״Doctor Faustens drcyfacher
IlOELLENZWANG.
+ J. .·■
T i 1 Dieses ist das rechte Wunderbuch, von Doctor Faustens.
Schrifften, genannt: Der rechte Höllenzwang, mit welchem Er die Geister gezwungen bat, dass sielhm haben bringen müssen,
was er bat begehrt: Es sei Silber oder Gold, an Schätzen gross
nnd klein, vor seinen Creys: wann es recht exorzirt wird.
Mit
diesem Mlracul- lind Wunderbuch hab ich Bischof Albrecht, es
oft und viel mal versucht und hab es wahrhaftig befunden, ch. Brauch es zll Gottes Ehren Lj^VS DEO!
und
vergiss der Armen
nicht.
Dieses Buch ist gedruckt zu Passau; im Jahre 1407.
Bischof Albrecht und die Jahreszahl 1407 stud natürtich grobe Fiktionen. Übrigens legen die mehrfachen Angaben, daß Ausgaben des Höllenzwanges in Passau gedruckt worden sciell, die Annahme nahe, daß ihre Abfassung in der jetzt vorliegenden Gestalt in die Zeit zu fetzen fit, wo die "Passauer Kunst" im höchsten Anstchcll stand, also in die Zeit nach dem Jahre 16H,
302 111 wclchcr sic voll den Truppen des spätem Kaisers Matthias zum ersten Mal ailsgeübt wurde. Damit stimmt die Dljatsache gallz gut zusammen, daß diese Ausgaben des Hiöllenzwangcs iu der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorhanden waren. In diefenl Hiöllenzwang wird null zuerst Unterricht erteilt, wie stch der Cjorclst verhalten foll. ®r foll alich gebetet, gebeichtet, kommuniziert, geschlafen 1c. haben. Die Beschwörung muß an einem heitern, windstillen Tag an einem fichern, ruhigen Ort vorgenommcn werben. Anfangs werden stch die Geister zu erscheinen weigcrn, aber der Ejorcift muß mit der Beschwörung anhalten, bis· Geister erscheinen, welche jedoch nicht die rechten, sondern Truggeister unter der Maske der richtigen iein werden.1) Der Gjsorcift muß ste daher schweifen und mit feinen Gcfellen starkmütig ausharren, bis die rechten Geister kommen. Hierauf wird gelehrt, wie der Kreis und die geweihten Kerzen zrr machen find, dann folgen ein Gebet und die Charaktere von Aziel, hier AiFicl genannt, Aziabel, Barbuel und Astarothe hier Baruel und Asteroth genannt. Aziels Amt wird nicht erwähnt; Aziabel dient Flir Erregung von Siebe, Barbuel zum Erlangen weltlicher Ccha'n und Astarotl) zum Spiclen. Nächft diesem wird die Zeit gelehrt, wann die Beschwörungen allzustellell stud, wobei ausdrücklich gefugt wird, daß "die alte Zeit" gcmelllt ist; ein schlagender Beweis dafür, daß dicfer Höllellzloang nach Gregors XIV. Kalcuderverbest'erung entstand. In einer Allmerfllng Jagt ein Jah«11” Alexander Hermann Miller, daß er "dieses probiert und wahrhaftig alfo befunden habe". Hierauf folgt eine lange Beschwörung Ariels, bann Be־ schwörullgcn dcr guten Engel dcr ficben auf die Wochentage vcrteilten Planeten. Charakteristisch für diefc Zitationcn ist die falsche Schreibweise bekannter in der Magie gebräuchlicher Worte, S0 anstatt Athanatos Atltomatos, anstatt Paracletus Barocletus je. Hierauf folgen noch 21 kleinere und 7 Hmtptbefchwörmlgen. Dann erscheint Ariel lind wird gezwmlgcll, einen Schatz vor dem 1j Ich werde alls dielen sich in der Thellrgle aller Zeiten wiederholenden Punkt im nächsten Abschnitt znrückkomnten.
303
Kreis uiedeiIulegen; cine Summe wird anstandshalber nicht ge־ nannt. Darauf folgt endlich die Abdankung, womit dieser Höllen־ zwang schließt. Sin Buch von ganz anderem Charakter ist die zu Anfang des 17. Jahrhunderts handschriftlich und gedruckt existierende Gaukeltasche Fatlsts, deren voller Titel lautet: 5. ״Dr. Johann Fausten Gauckel-Tasche, von allerlei unerhörten, verborgenen, lustigen Kunststücken, Geheimnussen vnd Erfindungen, dadurch ein Mensch Tränme auslegen, weissagen, verschlossene Thüren öfsuen, Podagra vertreiben, Ehebrecher vnd Hurer erkennen, Weiber vnd Inngsrauen zur Liebe bewegen,
sich selbst auss etliche Ehleu grösser,
unsichtbar vud
eyßern zu machen, in andere Gestalten verwandeln, Donner vnd
Blitz erwecken, Schlangen versammeln vnd vertreiben, Tauben, Fische vnd Vögel mit Händen sahen, Feinde überwinden, vnd an-
dere vnzelige, unglaubliche vnd sonderbahre, beydes lustige vud
nützliche stücke zu Werke richten kallu, beineben noch fünf andern sonderbahrwn,
bewerten
vnd vortrefflichen
Kunststücken.
Ietzo
erstlich aus seinem D. Fausten mit eigener Hand geschriebenen Crüginai allen Künstlern zu sonderlichen Gesallen an Tag geben durch Iohann Luna,
Christoph Wagners gewesenen Discipulo
vud der magischen Künste wol Erfarnen.
Gedruckt bei Carolo
Siegmund Spies im Iar 1607." 4°.
Der Herausgeber, wahrscheinlich ein Sohn des .Herausgebers des ersten Faustbuches, sagt, daß dieses Buch ein Auszug aus einem großem lateinischen Werke des Johannes de Luna sei, was wohl möglich ist. CS ist cine Sammlung von Kunststücken der natürlichen Magie, wie sie stch von dcn naturgcschichtlichen Fabeleien des Plinius u. a. m. an durch die fich mit dcr sog. natür־ lichen Magic beschäftigenden Bücher des Pseudo-Albcrtus Mag־ mls, Wilhelm von Paris, Michael Seotlls, Cornelius Agrippa, Giatnbattifta Porta, Hkeronhnuts Cardanus, Levinus Lemnius, Anton Mtzaldus, Leonhard Thumehffcr, Nikolaus Martins und Vieler anderer bis in bie Synlpathlebücher unserer Tage hindurch־ ziehen. CS ist nicht unmöglich, daß dieses Buch aus Kollektanen entstand, welche Faust in Krakau anlegtc.
Folgende Kunststücke mögen beweisen, baß sie wäljreud des Mittelalters allgemein bekannt waren:
304
Bon ber — hier Odermenig Jovis — genannten Ddcrmennigwurzel heißt es in der Gaukeltasche:1) "Ist auch gut für die, die da wollen lieb gehabt werden von den Frauen, daß sie es bet) ihnen tragen; denn das macht den Tragenden fröhlich vnd lustig
vnd wolgesallen.“
Bon der Odermennige (Agrimonia eupatoria) sagt Leonhard Tljurneljßer in seinen 1575 in Berlin gedruckten ״Achidoxa": Verben, agrimonielt, Modelgeer*2)
charsrehtag graben hillsst dich sehr,
daß dir die frawen werden hold.
Doch brauch keilt Elfsen, grabs mit Gold."
Weiterhin heißt es in dcr Gaukeltasche vom Tausendgülden־ kraut:3) "Es sprechen die Weisen, daß dieses Kraut wunderliche Tugenden habe. Denn so es wirbt zugericht mit dem Blut eines Wiedehopfweiblins, vnd wird
gethan in eine Ampel, alle, so darumb stehen, die gläuben, daß sie so groß sind, daß einer von dem Andern meynet, oder gläubek, daß fein Haubt im
Himmel, die Fiiß ans erden seyen."
Dieses Kunststück kommt schon bei dem Pseudo-Alhertus Magnus und in der Magia naturalis (Ausgabe in Vier Büchern) Portas vor. Boni Salbci heißt es:4) "Dieses Kranth, so es gesteltet wird vnter den Mist in einem Glas, so
gebiert es einen Vogel oder Wltrmb,
der da einen Schwantz hat, als eine
Trostel, von welches Blm, so einer berühret wird, verlenret er die Sinne anss einen Monat vnd mehr·.“
Das gleiche angebliche Kunststück wirb erwähnt von Anton Mizaldlks in seinen Memorabilien, Caspar Schott in seiner Physica curiosa, Robert Flltdd unb noch mehreren Andern. Boni Alectorius oder Hahllenstein heißt es:5) "Der Hanensteitt ist weiß, durchscheinend, gleichsam als ein Kristall.
Er
wird anßgezogen ans des Hanen Band) oder Kapaunen, nachdem er geschnitten
ist, vber das vierdte jar; als etliche sagen, so wlrcht er vber ein jar außgenominell; der beste ist von einem prallen Han, vud der einer Bone groß ist.
*) Fol. 6. ' )־Kreuzblätteriger Enzian, Gentiana cruciata. diese drei Kräuter erst im Hochsommer vorkoulmetl. )״Fol. 7 b. 4) A. a. O. · )'־Fol. 11b.
Es ist nur schade, daß
— 305 — Erwecket Venerem, und machst einen angenehm vnd standhasstig; und, so man
ihn vllter die Zunge nimmt, als dann, so löschet er den Durst, vud dien letzte ist in vnserer Zeit erfahren worden, vnd ich selbst habe es also besnnden." —
Der Hahnenstein spielt im Zauberglauben aller Zeiten eine große Rolle: Dioskoridcs widmet il)m in seiner Materia medica ein besonderes Kapitel, de alectorio betitelt; Plinius spricht in seiner Historia naturalis 11b. XXXVLl cap. 10 und Sollnus im seinem Polyhistor cap. 4.. auch erwähnen ihn alle hierher־ gehörigen Schriftsteller des Mittelalters und der Renaissance. Nach den gegebenen Nachweisen haben wir die Gaukeltasche als ein relativ echtes Faustfches Zauberbuch zu betrachten, um so mehr, als 1hm derbe Schwänke beigemengt find, welche ganz den von den Faustbüchern erzählten gleichen. Nach der Gaukeltasche wurde gauz offenbar die s. Z. berühmte Magia naturalis des Schlcusinger Arztes G. Hildebrandt gearbeitet, welche im Fahre 1635 zu Schleusingen deutsch in Du art erschien. Sin merkwürdiger Hiöllenzwang ist der folgende: 6. ״Fnust i Hölleu-Zwang oder
Mimkul-Kunst- vnd Wunder-Buch Wodurch die Liebhaber der magischen Kunst (durch Hülse der Geister) zn Reich-
thum. Ehr und Herrlichkeit, Kunst vnd Weißheit gelangen können. Von mir in Deutscher vud Ealdeischer Sprache
beschrieben vnd hinterlassen.
Wittenberg im Iar JIDXXXX."
Wie höir Herr Scheible jun. brieflich nlitteilt, hat sein Batet diesen Höllenzwang nach einer aus dem 16. Jahrhundert stammendcn Handschrift abdrucken lasten. Woher aber Scheible sen. die Handschrift hatte, und wo sie sich jetzt bestndet, weiß Herr Scheible jun. nicht. — Doch scheint eine Fälschung vorzuliegen, obschon zugegeben werden muß, daß Sprache und Orthographie des 16. Jahrhunderts nicht schlecht nachgeahmt sind, und daß der Inhalt dieses .Höllenzwanges — besonders der Borrede — gatlz dem gottlosen Charakter des geschichtlichen Fallsts entspricht. Im Übrigen hängt er mit einem Michael Seouls zugeschriebenen Zauberbuch und dem sogenannten "Kornreuthcr" oder "Herpentil" zusammen; ich werde darauf z»r1lckfomnletl. Kiesewetter. Faust buch.
20
306
Da bie Borrede äußerst charakteristisch ist, lasse ich sie hier ganz folgen: ״Von mir Fauste au alle Magos meinen Gruß!
Wolt ihr rechte Magi werden, vnd meine thaten verrichten must jhr um Gott sowohl als andern Ereaturen wissen, aber denselben doch nit anders, als
es den Fürsten der Welt gefallet, verehren, geht euch dieses nit ein:
so lasset
nach euch hinter meine sdzrifsten zu machen, wo ihr anders ewres Fiirwizes halber keine tödliche Straffen voll den Geistern erdulten wollet.
Mein Leser,
ich schreibe dir kurz aber deutlich.
Was ich aber einem
sage, das sag ich allen; wer meine Kunst treiben will, der liebe die Geister der
Höllen vnd dic in der Lusfr herrschen, denn diese sind es allein, die
vns in
diesem leben glücklich machen können; wer weißheit wil, suche sie ben
dem
Deussel, dann was ist wol sür eine Sache in der Welt, derer bester außleger
nicht der Denssel als ein Fürst derselben ist. In Summa verlange was dn wilst, Reichlhum, Ehr vnnd Herrlichkeit,
durch jhn kannst dn es haben, vnd was du mich deinem Todtes gutes erwartest,
darin betreugst du dich. Ich ermatte dich also nochnialeu, mein Leser, wer du auch bist, wann du dich unterstehest, hinter meine dir hinterlaßenen fdjrtfften zu machen, so bedencke den ansang vnd das end, daun wann dn solches nit verstehest, so lasse ab, von
deinem siirwitz, dann du wirst dir nur dardnrch nur grosses vnglück ober deu
Hals ziehen, ja leib vnd Leben dabel) vediehreil, dann ich sage dir, die Geister
lassen nicht mit ihnen schertzen.
Dann sie sind Fürstenil der Welt.
Sie können
dir zwar heissen zu Reichlhum, Ehr vnd Herrlichkeit, dn must aber wissen mit ihnen unlzngehen. Ich Fauste sage dir, wo du in dieser weit, dir nicht Reichtlmm,
Ehr,
Herrlichkeit, vnd Wollust verschaffest tu der andern Welt du nichts zu hoffen hast, dann nach unser Todt ist alles ans. Ich habe dir also mein Leser,
in diesem Viichlein solch Arcana hinter-
lassen, wenn du solche verstehest vnd zll traetiren wissen wirst, so wird es dir
an Reichthum, und was dick) vergnügen sol nit fehlen.
Gellab dich 1vol."
Nun folgt die Anweisung, ״Was ein Magus oder Meister bei der Operation ztl lhun, oder 111 acht zu nehmen". Cr soll von Iungfraupergalnent einen sicbcn Fuh int Durchmesser haltcn־ bcn Kreis formieren und mit dem Blut einer schwarzen Katze bie vorgeschriebcnen Charaktere einzeichnen. Dann soll er vor Sonnenaufgang einen fünf Ftlst langen Hlasclstock schneiden und abermals gewisse Charaktere darauf schreiben. Hierauf foll cr ein Stirn־ unb ßcibfchild in vorgeschriehencr Form von Iungfernpergalnent schneiden und abermals gewisse Charaktere darauf schreiben. Dicie Charaktere müssen wic dic der zu zitierenden Geister,
307
welch' letztere vor den Kreis zu legen sind, mit dcm Blute einer schwarzen Katze auf Jangfernpergament geschrieben werben. CS folgen nun die Siegel und Beschwörungen des Fürsten Pluto und der Geister Baltttzaratz, welcher Schätze offenbart und verschafft; Ahirilasch, welcher Cl)re, Herrlichkeit und großes Ansehen verleiht; KJapulipl), welcher Kunst und Weisheit giebt, und Almischak, welcher den Beschwörer von einem Ort zum andern bringt. Weiterhin wird gelehrt, wie der Magus den Fürsten der Lust, Aratron, samt seinem Hieer ju einem Gespräch bringe und einen Spiritus familiaris von chm erlange. Zum Schluß folgt das Kunststück, gespenstige Reiterscharen in Feld zu stellen, und zlvar je eine Legion in "weißer, melierter, grüner und roter Kleidung". Damit schließt das nur wenige Seiten starke Büchlein. Eine besondere Gruppe bilden Fivei den Iesuiten zugeschriehenc, Höllenzlvang genannte Bücher. )יDas erste, welches angeblich gu Paris 1508 gedruckt ist, ist der zu Anfang des vorigen Iaht־־ hunderts gedruckten Prager Ausgabe des Höllenzlvangs bcigebunden. Sein Titel lautet: 7.
״Verns
JES UITARL'M LIBELLUS. SEU fortissima coactio et constrictio omuium malorum Spirituum cujuscuuque generis, conditionis, status vel officii sint.
Et CONJURATIO
fortissima et probatissima iu
USIELEM Huic est annixa
CYPRIANI CITATIO ANGELORUM,
ejusque conjuratio Spiritus,
qui thesaurum abscondidit, una cum illorum Dimissione.
Parisiis 1508. ‘) Nach Scheible's 1892 erschieueiieu Lagcrkatalag No. 229 ezistireu noch folgende magische Handschristen: "Der wahrhasste Jesuitische Venus-Beutel oder der rechte Erdenztvang aller Geister״, sowie ״Der geistliche Dr. Faust."
* 20
30S
Das ganze, einen Druckbogen starke Büchlein ist lateinisch geschrieben und wahrscheinlich voll einem gelehrten Betrüger zu Ende des 17. Jahrhunderts abgefaßt. Da die Iesulten, wie die Bolkssagen beweisen, 1111 17. und 18. Jahrhundert als besonders kundige Geister- und Deufelsbanncr galten, setzte man diese aus frömmelnden Gewäsch zusammcngestoppelten Machwerke mit ihren Namen in Berblndung, um ihnen einen guten Absatz zn sichern. Daran, daß sie — wie Rcichlin-Meldegg meint — von den Ja־ sintert selbst ausgegangen seien, ist nicht zu denken. In ilnsernt ,,Jasuiteichüchlcin" beginnt ber Beschwörer seine Zitation in pfäfstschcr Demut mit dell Worten: "Ich N., die
unwürdigste Creatur unseres Herrn Jesu Christus uud
Knecht Gottes, verlange, rufe und ezorcisire dick) Geist durch Wasser 7, Lust ch,
Feuer ■k und Erde und was iu denselben lebt und webt, sich bewegt oder be-
wegt wird, und durch die heiligsten Namen Jesu Ehrüsti —, daß du mir in schöner menschlicher Gestalt erscheinst und mir aus dem Abgrund des Meeres N. Millionen des besten und in spanischer Münze überall ausgebbaren Goldes
ohne irgendwelchen Tumult nnd Schaden
des Leibes und der Seele,
ohne
Nachtheil und Geräusch, Blitz und Sturm, ohne Schrecken und Zittern
in
diesen Kreis legest'1 ete.
So folgen noch sechs Zitationell und die Beschwörung eines sollst unbekannten Usiel genannten Geistes, welcher 29000 Du־ katen unb Dublonen ill gültiger Münze in den Kreis bringen soll. Wenn Usiel fich weigert, dieses bescheidene Bedangen zu erstillen, so wird Cisprialls Beschwörung der Engel Almazicl, Ariel, Ltnathamia, Czebul, Abiul, Czea, AlJeiiu und Salizabin allgewendct. Dann bringt Usiel das Geld gewiß. Sollte er trotzdem noch zbgenl, so muß man noch einige mitgeteilte Zwangzltationen ulld eine Beschwörung des menschlichen Gcifte.3, wclchcr den Schatz verborgcn hat, anwelldcn. Zum Schluß folgt dic Entlassung dcr Geister. Das zlvclte hierljcrgchbrigc Buch trägt dell Titel: 8.
״Wahrhafter
Iestli teil ־Höll ritz wallst, Generalzwang aller Geister, wo sie immer senil, nnd den Menschen nach ihrem Begehren thlln nnd gehorchen nlüifrn, gestellt durch Pater Eberhard, Priester der Gefrllschafr Jesu in Ingollstadt."
Besagter Pater Eberhard schwört vor Gott und dem himnl־ ltschcn .Heere, dass, wenn dieser Hbllcilzwailg recht gebraucht wirb.
309
dcr Mensch alles Gewünschte erlangt, wenn sein .He1I von Sünden rein ist, er sein Gebet zu Gott unb den Heiligen verrichtet. Meß־ Opfer, Almosen ec. 2c. dargehracht hat. Die Beschwörung muß an einem Dienstag oder Donnerstag nachts zmischeu 11 und 12 Uhr, drei Tage vor dem Neu- und Bollmond angestellt werden und zmar in einem reinen Zimmer. Auf dem Disch müssen ein geweihtes Kruzlstj ־und drei geweihte Wachskerzen stellem Dem Geist wird befohlen, in freundlicher Menschengestalt zu erscheinen und die vom Beschwörer gewünschte Summe in der von diesem beliebten'Münze aus nutzlos im Meer ober in der Erde liegenden Schätzen gu bringen. Weiß man, wo bestimmt einen Schatz vergraben, so braucht man von dieser Stelle nur drei §ände voll Erde auf den Höllenzwang zn legen nnd drei Tage liegen zu lassen; dann läßt mall drei Messen dar־ über lesen, 1lnd der Schatz ist frei. "NB. Dieses Buch ist nicht für den gemeinen Mann llllter die
Hände zll kommen, sondern den in Arnlllth nnd Noth etiva gerat hell en Klöstern."
Zuerst wird eine "offene Schuld" gebetet, bann folgen neun an Darafael — nun wissen wir, wer der Geist ist, — gerichtete Beschwörungen, aus dem Meere 50000 Gulden im ganzen oder halben Kronenlhalern und Bierundzwanzigireklzerstücken ztl bringen. Ist dies geschehen, so wird der Geist abgedanft. Dieser "Icsulten־Höllellzwallg ist wohl der neueste und entstammt eist dem vorigen Jahrhundert. Alter, obschon ebenfalls plumpe Fälfchung, ift folgende aus fünf Büchern bestehende Gruppe. Diefe Büchcr zeichnen stch dadurch aus, daß ste im Vatikan gedruckt und von Papst Alexander VI. approbiert worben fein sollen. Da sich rhx Ursprung an die an diefen Papst anknupfende Zallberfage anlehnt, fo ift er wohl nicht früher als in das Ende des 16. Jahrhunderts zu fetzen. Da ste größtenteils aus hehrä־ ifchen Worten, Amuletten und Sigillen mit hebräischen Buchstaben bestehen, io mögen ste wohl nach irgend welchen jüdischen Zauber־ hüchcrn zuiammengcftoppelt worben lein. Das erste dieser fünf Bücher führt den Titel:
310 D. Faustus vierfacher
Höllcnzrvung■ Aller vier Elementen (NB) wahrer (ch) Geister-Zwang. Aus
der Traditione Mosis des VI. lind V1l. Buches Bibliae Arcano-Magicae nnd Tabella Kabellina Salomonis.
Primo gedruckt Romae M.D.I. Secundo MDCLXXX.
Nebst andern erbaulichen Berschen stehl das folgende auf dem Titelblatt: Omuis Homo Meudax David Propheta fatetur ast optts hoc Verum est. Experto crede Johanni D. F.
Die lateinische Borredc ist eine eben so steche als plumpe Fälschung, in welcher Wiers Nachricht von Fausts Aufenthalt zu Batenberg an der Maaß, die von Wier gegebene Jahreszahl von Fausts Tod und die fich an Alexander VI. knüpfende Zaubersage benutzt werden, um dem Machwerk einen historischen Hintergrund ztl geben. ES heißt also in dieser Praefatio: Dcr Graf Arnold von Bentheim, Tecklenburg und Stcinfilrt, Herr Fu Rljoed und Wiveli־ hofen, habe die originale dieser von Faust aus Kundlingen stallt־ menden magischen Geheimnisse denk Baron und Bischof Hermann von Batcllberg am Ufer dcr Maaß und an den Grenzen von Geldern1) geschenkt, welcher fic iln Ial)rel540 dem Batikan geschenkt habe. Papst Aingallder VI. befehle nun, baß fic dort aufbewaljrt und außerhalb des Batikalls nicht ge» druckt würden. ,,Gegeben im zweiten (!) Jahre unseres Bikariats zu Rom iln Fahre des steischgcloordcnen Wortes 1501 (!!!) Sllej;־ ander VI. B. G. G. Papst." CS folgt eilt Unterricht, wie fich der Beschwörer verhalten solle 3c., welcher nichts Nelles bietet. Dann werden die Namen her Geister dcr Luft, dcr Erde, des Feuers und des Wassers mit־ geteilt, ferner die der sieben höllischen Großfilrstcn, welche denen im Mkrafel־, Kunst und Wunderbuch follforln sind, weiterhin die ’) Das hier Hervorgehobene stammt bis aus dem "Bischos" aus Wier.
wörtlich
311
Namen ber Spiritus familiares und Pygmäen. .Hieraus folgen eine hebräische Hiauptzttation, ber Gcisterruf und die Tabella Rabellina oder Abdankung der Geister. Den Schluß machen die Abbildungen des Zauberkreises und sieben magischer Siegel. — Dieser Höllenzwang soll aus dem Wiener Iesuitenkloster stammen. Der nun folgende H>öllel1zwang ist offenbar nach diesem Machwerk zlisammcngesndeit. Gr führt den Titel: 10.
..11. J. FAUSTI dreyfacbcr
HOELIEN-ZWANG und Magische (Geister-Coinmando), nebst den schwarzen Raben.
Komac ad Arcanum Pontificatus unter Papst Alexander VI. gedruckt Anno (Christi)
Die Borrede ist wörtlich der vorigen gleich, worauf ein ganz ähnlicher "Unterricht" folgt. Abweichend vom vorigen Buch folgen hier die Zitationen der fieben nach dem Mirakel־, Kunst ־und Wunderbuch benannten höllischen Grossfürsten und deren Siegel; Aziel erscheint in Gestalt eines wilden Ochsen, Ariel in Gestalt eines rasenden .Hundes, Marbuel in ber eines alten Löwen, Me־ phtstophtles als Iilngling, Barbltct als wildes Schwein, Azlabel mit einer Perlenkrone geschmückt und Aniguel als "Paradies־ Schlang". Das dritte hlerhergehörigc Buch heißt: 11.
״TABELLAE RABELL1NAE
GEISTER COMMANDO id est
MAGIAE ALBAE ct NIGRAE CITATIO Geucrnlis auf alle Geister gute und böse B.OJIAE
Vaticano ad Arcanum Pontificatus unter Papst Alexander VI. gedruckt 11.D.I.“
Zunächst kommt eine in unverständlichen Worten abgcfaßte, von Alcrander VI. kanonisierte Gencralzitation der Geister, wie sic Moses, Aaron und Salomo gebrauchten. Dann folgt eine sehr problematische himmlische und höllische Monarchie, die Anweisung, dic bösen Geister )nährend einer Mondfinsternis zn beschwören.
312 und dic "Abdankung dcr Geistcr". Das ganze Machwerk ist drei Seiten stark. Weiterhin folgt: 12. D. J. FAUSTI SCHWARZER RABE oder
Guter und Böser
GEISTER ERSCHEINUNG IN RABER GESTALT.
Dasselbe enthält die Zitation, welche der CiIengel Raphael denk jungen Tobias gelehrt hatte, aus welche alle Geister in Rabengestalt erscheinen. Cs werden die Namen der Planeten־ und Astralgeister, dcr Phgmäcn und Glcmentargeister angeführt, worauf eine Altzahl Siegel, eine furze Beschwörung und die Ab־ dankung folgen. Das letzte dieser Bücher ist die 13.
PRAXIS MAGICA PA USTI-.4.NA oder
der vou
Doct. Johann FAUST Practieirte und beschwornc Höllen Zwang
Passau Anno 1527.
ein ganz uilzusanlntclingngendes Machwerk voll Bildern, Siegeln, Geisterltamen und Beschworungcn ohne Sinn und Berstand. Das gleiche gilt voll seinem Allhang. . 14. "Fausts Dreysacher Höllenzwang." Derselbe soll von Konstantin dem Großen im Fahre 320 dem Papst Svlvester übergeben unb von Papst Julius Π. im Iahte 1.520 (!!!) im Batifan gedruckt worden sein. Eine von diesen ganz verschiedene interessante Schrift ist: 1.5. ,,Dortor Jalust'o großer und gewaltiger Meergeist worinn Lueiser und drei; Meergeister
nm Schätze ans den Gewässern zu holen beschworen werden. Amsterdam, bei; Holbeck Böcker Verkällffer in dem Kohlsteg
Anno 1692.
313
Dieses Buch stand s. Z. bei den Schatzgräbern in ganz gewolligem Ansehen. In Wirklichkeit wurde es jedoch voll einem nicht ungelehrten Spaßvogel zufammengeschrieben, weicher sich unter ber Maske eines großen Magiers in uitgeHeuerlicheln Bom־ hast über seine gläubigen Leser lustig macht. Zuerst wirb gesagt, wie männiglich bekannt, sei Faust ber größte "Nigromantiker" aller Zeiten gcloefen. Borurteilsvolle Weltfinder wollten jedoch nicht mehr recht an sein Teuselsbliudnis glauben. Der wahre Gelehrte verachte jedoch diese» Geschwätz, denn er besitze ja die von Faust hinterlassenen Bücher, wofern ste nur echt und nicht untergeschoben seien. Die echten Bücher treffe man meist in Klöstern an, und so sei denn unlängst im Prager Iesuitenkollegium der nicht hoch genug ztl schätzende Höllenzlvang gedruckt worden, nach welchem Aziel gezwungen werde, ungezählte Millionen an Geld zll bringen. Das beste unb echteste Zauberbuch, welches auch die wenigste Mühe mache, sei aber ber Meergeist, Welchen Faust seinem FU־ mulus ,,Werner" hiuterlassen habe. Derselbe habe aber solchen Unfug damit getrieben, baß cs von ihm und von einer Hand in die andere gekommen sei, bis es ein dadurch reich gewordener Mann im Iahre 15.32 vergraben habe. Ja1 Iahre 1661 sei es "schicksalsweise'' wiedergefunden worden. Über das Buch selbst heißt es: ״Der Meergeist ist das allergesährlichsic Buch der Nekromantie, aber auch
das einträglichste.
Denn es lehret, ivie sich vier gereinigte und herllach beei-
digte Personen bei das Meer begeben, oder bei ein ander Gewässer, weiches gleichviel ist, und daselbst die Beschwörungen anstellen müssen."
״Sie haben es nicht mit einem oder nur etlichen Geistern zu thllll. Die
ganze Schaar der Hölle wird in ihren gräßlichsten Bildern erscheinen. Lllciser in einer schwarzen Wolke über den Wasser füllet dasselbe mit Schwefel an, daß
es brennet.
Aus seinem Throne sitzend, mitten in den Flammen, in der ab-
schenlichsten Gestalt eines Ungeheuers,
dampfet er bialles lind grünes Feller
aus seinem verfluchten Rachen, das bis an den Kreis seiner Beschwörer rollt, woraus Tköpsigte Schlangen entspringen, die beständig die Schatzbegehrer allzu-
beißen Milte machen, aber ihnen doch keinen Schaden zusügen können." Nun kommen die drei Meergeister Lueisers, nämlich:
"Foruells, nnd
dieser erscheinet als ein Meerwunder, Vepar, wie eitle Snretw, und Zaleus, wie ein Krokodil, die alle mit vielen Millionen Geistern in Ungeheuern Bildern, schwarz, deren Haare Schlangen sind nnd deren Zunge das Feuer ist, schrecklich
314 anzusehen, hersürwimmeln.
Da kann man nun so viel Golt und Silber und
Edelgesteine, nnd überhaupt alle noch brauchbare Kostbarkeiten, die im Meere liegen, wachsen, oder durch Schiffbruch untergegangen sind, vom Llleifer ver-
langen, als man will, so wirt er sogleich seinen Meergeistern befehlen, alles
herbei) zu schassen.
Nun durchstreichen sie mit allen schwarzen Geistern den
Ozean und die Gewässer der Erde, und nur der einzige Geist, der Paymon,
bedienet den Lueiser." "Welch ein Brausen aus dem Meere oder im Wasser; weich ein Donnern und Blitzen in der Lusft, und
welch ein Heulen und Wehklagen der Meer-
wunder, und der Thiere im Wasser höret malt nicht da!
Denn auch diese er-
zittern über die Besolgsamkeit der höllischen Geister, die wie der Blitz von ihrem Christen anssareli.
Die ganze Reise währet drei) Minuten.
Alsdann kommt
der Formens in einer schönen Gestalt aus einem seuerglühenden Phaeton, der
von dem Cerberus gezogen wird, dahergejaget.
Er kommt, nnd sein surmann
Flirsllr zügelt den Cerberus, der ·vor Grim sich zur Größe eitles Elephanten ansblähet und vor dem Throne Lltcifers Halt macht.
Und Amaymon, abge-
ordnet vom Lnciser, redet ihn also atu" "Besolgsmner Diener des Beelzebub, ullsers Obristen,
foulst du mit
Giithern ans dem Reiche der Wasser vor unfrrn Herrn bestirnt, znrick?■ Das ist recht.
Dn sollt auch mit einer hebern Charge heimgehen an deinem Ort
Llleifer deelarln dich durch meinen Mund zitm Cberschnzmeister aller Meerkleinodien und verordnet dir 29 Legionen weiser Geister mit Mohrenlopsen.
Komme nun vor dem Schemel
hergebrachten Giithet·.
nnfrres gebiters.
Biber antworte ihm deine
Er wird dir hold seyn nnd dich seinen geliebten Ober-
schazmeister nennen; ein Titel, den dn dir durch die Besolgsamkeit seiner Gesetze erworben hast."
Im gleichen Kaspcrlthcaterpachos folgt nun ein Gespräch zwischen F°rlteus und ßucifcr, welcher mit Amaljmon die Kleidllilg voll "Kauffleutcn aus Persien" ailnimlnt und den vier ®);orclsten Beschwerlichkeiten zn machen sucht. Sr wird aber durch deutsche, griechische, hebräische und — russische Beschwörungen gezwungen, seine Schätze herauszurücken. Der Meister der Bc־ schwöret ist blau, seine Gesellen schwarz, Weife und rot gekleidet; sie stehen in einem aus Blech geschmiedeten Kreis und einem Triangel, welches aus Galgcnkettell und Radnägellt gefertigt ist, aus welche Schädel Gerichteter gespießt waren. Dcr Meister hat als Gürtel ein Wischtuch um, mit welchen der Henkcr das Richt־ schwort abwäscht ec. 2c. So viel über den Mccrgeist. Das letzte dcr mit Fausts Namen in Berbindung gebrachten Bücher ist
315 16.
"Der
Schlüssel
von dem
Zwange der Hollen oder Beschwörungen und Processe des
Doetor Iohannts Fnustne
(sic!)
von der öfters pritetieirten göttlichen
Zauder-Kunst ex Originalibus. Franksilrt 1609."
Auch diese Jahreszahl ist falsch, denn die am Schluß des Machwerkes mitgeteilte Anweisung ztlm Schatzgraben ist aus ber zwanzig Jahre später gedruckten Magia naturalis Hildebrandsentnommen. Im Übrigen ist das fünf Bogen starke Schriftchen aus der Occulta Philosophia des Paracelsus und Agrippa, dem noch zu erwähnenden Kornrcuther, deut zuerst besprochenen .Höllen־ zwang unb einigen unbedeutenden magischen Schriften zusammen־ gestoppelt und keines Auszugs wert.
2. Abteilung. Die belli Höiicllzlvallg verwandten ZaUbcrbiichcr. elm wir dell talmudistischen Berichten Glauben schenken wollten, hätten wir keinen Geringeren als dcn Cr'zcngcl Raphael oder Razlcl als dcn Bcrfasser des ältesten, den Höllellzlvang verwandten Zauberbilches, des Sepher Eaziel anzusehen, welcher dasselbe auf göttlichem Befehl dem Adam übergab. Bom Buche Razlel ist in ber ältern occultistischen Litteratur viel die Rede, doch findet man nirgends irgendwie zulängliche Nachrichten über dasselbe, nur Cornelius Agrippa sagt1): "Allch voll Raziel und Raphael sollen Adam uud Tobias Bücher übergeben worden sein; jedoch geben sich dieselben dem schärfer Hinblickeuden bezüglich des Canons ihrer Vorschriften, ihrer rituellen Gebräuche, der Art ihrer Worte und Charmiere, ihrer ganzen Anordnung und geschmacklosen Phrasen
offen als reine Nichtigkeiten und Betrügereien kllltd. Sie scheinen in späterer Zeit von nichtswürdigen und aller Verbrechen vollen, der alten Magie gänzlich unkundigen Schmierern aus profanen, mit solchen ans unserer Religion ent-
nommenen Gebrauchen zusammengestoppelt zu fein, wobei viele
unbekannte
Namen und Zeichen darunter gemischt wurdet!, um Rohe und Einfältige zu
erschrecken."
*) Cornel. Agrippa: De vanitate Scientiarum, cap. 45. ״Sed et libros a Kaziele ct Rnphaeli Adami ct Tobiae au״clis traditos ostentant, qui libri tamen acutius inspicienti suorum praeceptorum canonem, rituum consuetudinem, verborum ct characterum genus, extructiouis ordinem, insulsam phrasin, aperte sese produnt nonnisi meras nugas ac imposturas continere, ac posterioribus temporibus esse confictos et profanis quibusdam observationibus nostrae religionis permixtis, insitisque ignotis multis nominibus et signaculis, ut perterreant rudes cs simplices.“
317 Wie Fabricius in seinem Codex pscudepigraphus veteris Testamenti1) sagt, soll das Buch Razkel 1701 zu Amsterdam unter dem Titel חן לו לרזיא השלך:ספרת ראדם קרסאה ש
auf 96 Blattern in Quart ljcrausgckommen sein. Auch wird nach Fabricius* 2) dem Engel Razkel ein Liber Prophetiarum Evae jugeschrtehcll. Bon Adam soll dic magische Tradition auf Setl), welcher den Sternen Namen gab und fieben — nach Andern fünfzig — magische Bücher schrieb, übcrgegangcll sein. Dcr iin Jal)re 319 auf Ctzpern gestorbene Bischof Cp1pl)an1us giebt diesen im Mittelalter in scl)r l)ol)em Ansehen stehenden Zauberbüchern jedoch einen gnostischen Ursprung.34 ) Nach Fabricius waren diese Bücher bei den Arabern, Actl)iopiern, Samaritanern verboten; jedoch scheinen sic sich bei den spanischen Juden erhalten zll haben, beim dcr 1459 schreibendc spanische Inquisitor Alphons de Spina sagt in seinem Fort alitium Fidei, ein Toledaner Jade habe sie im Jahre 1243 beim Anlegen eines Weinberges in einer Höhle wicdcrgesunden und dcn König Ferdinand von Castilicn übergeben, der sie hinwiederum dem Papst Hiotwruts übersandte.)‘׳ Diese Erjählung Spinas ist eine Fabel, da Hionorius Hl. im Jahre 1227 starb und Honorius IV. 1285 zllr Regierung kam, während endlich in Castilicn Alpljons IX. von 1218—1247 regierte. Bon Seth ging dcr Tradition zufolge die Kenntnis dic Magie auf He 11 och über, von welchem das berühmteste dcr vorchristlichen Zoubcrbücher, das Buch Hcnoch, herstammcn soll, deffcn Gutstchung jedoch wahrscheinlich in die letzten vorchristlichen Jahtchundcrte fällt. Daß cs überhaupt vorchristlichen Ursprung ist, crglcbt sich außer der Cpistcl Iudae auch aus zahlreichen Stellen bei den Kirchenvätern wic Iustiillls Martlsr, Irenäus, Tcrtullian, Ortßcnes^lcnicns von Alcrandria, Hieronymus, Allgustl 11 11S ilsw., welche man bei Fabricius gesammelt findet. >) -t 3) 4)
S. 101. Psendepigrapbns v. T. p. 102. Haeres. XXVI. Guost. in Pannriou. Psendep. p. 11.5.
318
Das Buch Hcnoch kann man ein antikes Mysterium (im Sinne der mittelalterlichen geistlichen Schauspiele) nennen. In dcr Einleitung wird gesagt, wie eine Cngelschaar, dic Egregori, gegen die Töchter dcr Menschen in Liebe entbrannte unb beschloß, fich Frauen zu erküren. — )נAll der Spitze dieser Schaar stand ihr Fürst Semiaza, dessen Untergebene die Engel Atarcupl), Arazieh Chobabicl, Horanlamntc, Nalniel, Sampstch, Zapid, BalFiel, Azuel (auch 31zazel), Pljarmarus, Amarich Anagemas, Tl)ausael, Samiel, Sarinas, Cumicl, Dhriel, Iumiel und Saricl sind. Dieselben sind Meister in allerlei Künsten: so ist Llzacl, aus welchem dcr Aziel de» Höllcnzloangs wurdc, cin Meistcr in Erz und Eisenwerk, ill der Goldschmiedefunst, dcr Mctallgicsicrci, in der Kunst Edelsteine herFurichtell und weiblichen Schmuck Ilt fcrtigern, auch ist er Hierr über alle edlen Metalle und Gesteine. Semiaza lehrt die Ge1nütl)er zum Zorn zu erregen und mit Wurzeln und Kräutern Unheil zu stiften. Pharmarils lel)rt die Zauberei, Baliel die Astronomie, Chobabiel dic Astrologie, Zazicl die Acronlantie, Arazlel die Geomantie, Sampstch die Wahrsagung aus den Sonnenstrahlen, Sariel lehrt die Deutung der Zeichen des Mondes uskv. Diese Künste lehrten die Cgtegori die Töchter der Menschen, um sie Iu berücken, und zeugten mit ihnen die Nephilim, die Giganten. — Empört über diese Frevel traten die Erzengel Michael, Gabriel, Raphael und Uriel vor den .Herrn uud baten ihn — iu clller ähnlichen Scene wie im Borspiel bei Goetlse — die Egregori zn bestrafen, die Giganten durch dic Sündsiut allszurottcll und Noah mit deu Seinen z11 erretten etc. Dies ist der silnlmarische Inhaltes des Buches Hcnoch, wie il)n Georg Sljncelhi» in seiner Chronographie übcrliefcrt. Das Buch Hcnoch ist wichtig als erster deutlich erkennbarer Borläufcr des Höllenzwanges, denn — abgesehen davon, daß aus Azael der Farrstfche Azlel wurde — ist l)ier zm» erstenmal eine Monarchie der bösen Geister gescklaffeii, deren Mitgliedern wir — wie wir sehen werden — noch in berühmten Zaubcrbücherll ber llcneren Zeit begegnen, und werden zuerst dell bösen Engeln bestimmte Ämter beigclcgt *) Vgl. Genesis V1. l—6. nnd 1. Korinth. XI. 10.
319
Dcr nächste in der homerischen Kette ist Abraham, welchem die Sage das von Iosepl) bcn Akiba l)erstamlnendc Buch Icztral) zuschreibt: Fabricius berichtet, baß man außerdem dem Abraham eine Astrologia apotelesmatica unb ein Buch über die Drau 111־ dcutung zuschrteb. Endlich heiszt cs im Nischmatl) Chajlm:1) ,,Unser Vater Abraham verfaßte die Mass ichta,
in welcher er alte
Arten der Magie und ihre Wirkungen durch die Macht der böfru Geister be־
schreibt, iu ähnlicher Weise, ivie er im Bilche Jeziral) von den heiligen Namen schrieb."
Auch der Erzvater Iosepl) wird wegen seines Wahrsagens aus dem Becher, zn den Magiern gezählt. Wie Dritl)cnli1ts und Gabriel Naude* 2) berichten, ejistierte auch ein dem Iosepl) FugeschricbeneS magisches Buch Speculum Josephi. ®ine große Rolle im Bolfsaberglaubeu spielt das sog. sechste und siebente Buch Mosis, welches noch heute ber gemeine Mann für den Queabrlnm aller magischen Weisheit hält. Dasselbe bestelst aus einer Sammlung von einigen dreißig mit sinn־ losen hebräischen Buchstaben beschriebenen Amuletten unb ist sel)r neueren Ursprungs, wahrscheinlich in dcr ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts verfertigt, da cs Fabricius noch nicht kennt. Derselbe nennt eine Vita und Mors Moysis, ein stimaritanlsches Liber precum Moysis, cine dem Moses zugeschrlebcne Fons Sapientiae und ein Cedri Libanon betiteltes Buch. Allerdings sagt er3), "daß cs noch mchrcrc armenische, dem Moses zugeschricbenc Bücher gebe," aus welchem das sechstc und siebente Blich Mosis vielleicht jufammengestcllt sein dürfte. — In dcr Nellzcit hat dic buchhändlcrischc Spekulation eine Sammlung von sympathischen Borschriftcil das "Sechstc und ficbcnte Buch Mosis" betitelt. Dcr .Hauptl)elb ber hebräischclr Zaubcrsage ist Salomo und die Zahl dcr von ihm ej*istie1 ־cl1dell Zaubersage ist Legion. Ihre Aufzählung würbe viel ztl weit führen, weshalb wir nur die Se־ gcnden bcrichtcn können, Welche Bczicl)ungcn zllr Fausttradition haben. Salomon wurde nach der Tradition voll dcll Teufeln Azrt und Singel4) in dcr Zauberei unterrichtet und fuhr täglich von ‘) )־ )״ 4)
Ovat. III. cap. 29. Apologie ponr les grands frommes cte. cap. 15. Pseudepigr. pag. 835. Also vom Aziel des Höllenzwangs.
320
einem Adler gctragcucll Sticht’) in ihre Berge, um ihre Geheimllisse z1l ersahrcn'2). Dadurch erhielt er Gewalt über die Bögcl lind dic wilden Tiere uud verstand ihre Sprache. Als cr einst durch dell Wein erregt war, gebot cr, daß die gailze Tierwelt, Geister und Nachtgcspcnstcr zli Ihm kommen sollten. Und seine Schreiber riefen sic mit Namen3), unb sic verfammlten sich alle und kamen zn ihm. Ru1' der Auerhahn■1) fehlte. Als il)n Salomo holen ließ, entschuldigte cr stch, daß cr in Saba, einem entfernten Sande gewescn, wo ein Weib regiere. Jal Talmud5) wird erzählt, Salomo I)abc dcn König dcr Tcufcl befragt, wo ber Wurm Schanlir ztl finden sei, durch dessen Kraft mall dic härtesten Steine spalten könne, um dic Steine äum Tempel zu spaltcn, weil es verboten war, eiserne Werkzeuge dabei zu gcbrauchcll. Dic Antwort lautete, auf einem Berge sei eine mit Wasser gefüllte lind mit einem Stein bedeckte Grube, die auch mit einem Siegelring vcrsicgclt sei. Cr steigt alle Tage hinauf ins Firmament uud lernt dort in dcr !)ohell Schulc, dann stcigt cr herab unb lernt in dcr hohen Schule auf Erden. Dann kommt cr und bestellt fein Siegel öffnet bie Grube unb trinkt, und wenn cr fie wieder zllgtcheckt hat, versiegelt cr sic unb gcl)t fort. Darauf gab Salomo dem Bcnaja, Sohn Zojadas, cinc Kette, auf weicher das Tclragrammatou cingcgmbcll war, auch cluetl Ring, auf welchem ebenfalls der Name Gottes ciilgcfchliitten war, samt einigen Bündeln Wolle uud etlichen Schläuchen Wein. Du er nun zll dcr Grube Astttobais kam, grub er eine Grube unter derselben, ließ das Waffcx herailslailfen und stopfte die Öffnung mit dem Wollbündcl wieder zli. Darauf grub cr cinc Grube übcr des Asmodal Grube, schüttelte den Wein hinein, machte stc wieder Z11, damit dcr ״Teufel nichts merke, und setzte stch auf einen Baum. Als nun Asmodal kam, fein Siegel besichtigte, die Grube geöffnet und dcn Weill gesehen hatte, fo trank cr nicht, weil cr il)m nicht traute. Da cr aber grosicll Dicht hatte, konnte cr stch nicht lange *) Wie wir sahen, wiederholt sich dieser Zug im ältesten Fanstbnch. Hier haben wir also die erste Sour der Tensetsichnlen. 3) ־:)ccrcl) Poltet konnte der Meitsck; nrsprünglict) durch sein Wort die ganze Natur beherrschen. 4) Auerhahn beißt der iveist Wagners. '1’ 'ן ׳r u r■ t a t G i t t i n, Fol. 68.
ף
.321
enthalten, sondern trank und wurde trunken, legte sich nieder und schlief ein. Jatzt stieg Bcnaja vom Baum herab, warf bie Kette über il)n und schloß ste um seinen Hals, daß er’den Kops nicht herausbekommen konnte. In diesem Zustand ward er vor Salomo geführt, um Bescheid zu geben, wo ber Wurm Schamir ztl finden sei. Als er später von Salomo gefragt wurde: Worin seid ihr Teufel bester als wir? antwortete er: Nimm bie Kette von mir und gieb mir deinen Ring, so Will ich dich meine Borzüge kennen lernen. Als nun Salomo dies gethan, verschlang er den König und setzte sich in seiner Gestalt auf dcn Thron. Ja diefer bizarren talmudistischen Legende bcgegllen Wir dcm ersten erkennbaren Borbild des Dcufelsbannc's, wobei allerdings das magifche Siegel des Tetragralumaton und der magische Ring gegen die zwingende Kraft des Weines zurücktritt, den Asmodai trinkt; der Asmodetts der späteren Dämonologie, ist eben Ja derbsinnlich aufgefaßt wie bie Abraham besuchenden Elohim, welche sich an Kalbsbraten delektieren. Salomo, der Teufelsbezwitlger, wird endlich — wie Faust — vom Tcusel überlistet und, der dcrbsichllichen Natur des Asmodai entsprechend, gefressen. Siltercssant ist, daß Asmodai erst dann Macht über Salomo besitzt, nachdem er ihm den Ring abgelistct bat, ebenso wie im Klingenlannschen Faust dcr Teufel fich Fausts erst dann bemächtigen kann, als er ihm den Höllenzwang genommen hatte. Bekannt ist auch die Legende des Talmud, daß Salomo viele tausend Teufel in einen kupfernen Kessel bannte, den er vergrub.. Später fanden bie Babtjloitier diesen Kessel und zerschlugen ihn, weil sie Schätze in il)m Vermuteten; dadurch wurden die Teufel befreit. Flavius Iosepl)1ls erzählt in seinen ״Iüdischetl Altertiimern" viel von Salonko, u. a. baß er dic Söhne Hemaous, Athmlus, ?lcmamls. Chalceus und Dadanlls, damals die berühmtesten jüdischen Magier, iu ihrer Kunst übertraf. Bei ihm finden wir auch zum erstenmal, ausgesprochen, daß Salomo Zauberbücher hinterlassen habe. Iosepl)1ts sagt nämlich1), daß der weise Sa־ 1j Ant. Juck. Lib. VIII. cap. 2: ״Quin ct eatu rem divinitus consecutus est ad utilitatem et medelam hominum, quae adversus daemoues est efficax. Incantationes enim composuit, quibus morbi pelluntur ct conjurationum Kiesewetter, Jansibuch.
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lonto, durch göttliche Eingebung die Kenntnis erlangt habe, durch) gewisse Mittel zum Nutzen und Heil dcr Menschen Dämonen zu Vertreiben. Cr־l)abc Beschwörungen zur Bertreihunß von Krankhelfen crflmdcn und ausgeschriebene Zauberformeln hinterlassen, vor welchen die Dämonen fliehet! und nie wiederkehren. Diese Hellart dcr Besessenen, sagt Jaseplfrls, sei bet seinen jüdischen Zeitgenossen ungeheuer iln Schwang. So habe er seinen Landsmann Cleazar in Gegenwart dcs Kaisers Bespasian seiner Söhne und Militärtrihlmen sowie anderer Soldaten viele Besessene heilen schell. Elcazar verfuhr folgcnderulaßeu: Cr näherte den Nafenlöchern der Besessenen einen Ring, unter dessen Stein eine von Salomo angczcigtc Wurzel eingelassen war, durch deren Geruch er den Dämon austrich. Als der Besessene daraufhin zusammengestürzt war, beschwor Elcazar den Teufel, daß er nicht wiederkcl)rc, wohin er Salomon erwähnte und voll diesem erfundene Beschwörungen rezitierte. Hieraus wollte Cleazar den Anwesenden einen Beweis voll dcr Wirksamkeit seiner Kunst zeigen und stellte nicht Weit davon cincn mit Wasser gefüllten Kelch oder ein solches Becken auf und befahl dem aus dem Menschen ausfal)renden Dciifcl, durch das Umstürzen desselben den Zuschauern den Bcweis seiner Ausfahrt z« liefern. Als dies gcschehen war, z'veifeste niemand ulcl)r an dcr Wissenschaft und Weisheit Salomos. Dies ist die crstc aus dem Altertum stammende Erwähnung von Salomo hlntcrlasseller Zallbcrschriftcll; wir werden noch mehreren derartigen Nachrichten begegnen. GS cjisticrcn nun eine ganze Anzahl dem Salomo z״ge־ modo scriptos reliquit, quibus cedentes daemones ita fugantur, ut iu posterum nunquam reverti audeant. Atque hoc sanationis gcuus usque plurimum apud nostrates pollet. Vidi enim cx popularibus meis quondam EIenzarum in praesentia Vespasiani et liliorum ct tribunorum aliquorumque militum multos arreptitios percurantem. Jlodus vero curationis erat hic. Admoto naribus daemoniaci annulo, sub inljus sigillo inclusa erat radicis species a. Salomone indicatae, ad ejus olfactum per nasum extrahebatur daemonium, ct collapso mox homine, adjurabat id, uc amplius rediret, Salomonis iterum mentionem faciens ct incantationes ab illo inventas recitans. VoIeus dein Elcnznrus his, qui aderant, ostendere suae artis efficaciam, non longe inde ponebat poculum aut polubrum aqua plenum, ilnpcrabatililc daemonio horninem c.xeunti. ut. his subversis signum daret spectantibus, quod reliquisset hominem. Quo facto nemini dubium crtit, quanta fuisset .Salomonis scientia «t sapientia.*'
32.3
schriebenen Zauberbücher, so z. B. ״Salomonis libri de gemmis et daemonibus“ welches nach Michael Gltjcas1) von den magischen Kräften der Steine, der Beschwörung und Bcrtreibung der Dämonen handelte. Morhof erwähnt*23) cin arabisch gcschriehenes ״Herbarium Salomonis“. Dicse Bücher dürften vielleicht mit den von Iofephns erwähnten Aufzeichnungen identisch sein. Auch existiert eine ..Hygromantia Salonlonis“, welche Jakob Greiser in einer baltischen Bibliothek fal).s) Interessant ist das nach Guilbcrt Gaulminus aus dcr letzten nessoplatonischen Periode stammende ״Testamentum Salomonis“. Welches in einem 1483 geschriebenen Code); in dcr föniglichen Bibliothek zu Paris vorhanden war; ein andercs Cjemplar hefond fich in dcr Bibliothek Colberts. — Aus dem ersteren entnahm Gaulminus eine Anzahl Stellcn, welche er als Parallelen 2c. feiner Ausgabe von Pscllus De operatione Daemonum beifügte. Für die Fausttradition find die folgendcn wichtig, weil in ihnen dic Borrede zu Fausts Mirakel- Kunst- und Wunderbuch, das Geben von Schätzen unb das Herbeizaubcrn der Helena — hier allerdings dcr leicht erkennbaren Enlpuse — vorgebildet find. Die Stellen lauten:4) "Und ich befahl, mir einen andern Dämon zn bringen. Ulld siehe, sofort waren Dämonen in schöner Gestalt vor mir versammelt, und ick), Salomo, habe
sie verwundert gefragt und gesagt: Und ihr, wer seid ihr? Und sie antworteten einstimmig und elnmüthig:
Wir sind die, welche die Elemente und Fürsten
dieser Welt genannt werden, nämlich: der Betrug, die Zwietracht, der Zivaltg, die Unruhe, der Irrthum, die Gewalt" usw. ״Wir sind mit Fiusterniß erfüllt, während lvir sonst hell waren.״
*) Anna!. P. ΙΓ. pag. 183. )־Polyhistor lib. I. cap. 6.
3) Pseudcpigr. pag. 1040. 4) ״Et jussi ego sisti mihi alintn daemouetn, atque ccee aderant spiritus colligati invicem pulchraquc forma et elro Salomo hos miratus interrogavi dixique: Et vos, quinam estis? Atque illi una voce unanimiter responderant: nos sumus, qui vocamur elementa et principes mundi hujus, fraus, discordia, necessitas, turba, error, vis ctc. Caligine opplcti sumus, cum prius essemus Iucidi. Daemon bic indicat tbesauros, tfrcitquc, ut clui illo utitur, invisibilis sit et a nemine coospicintiir. ,h". Rogavi daemonem, vumquid darentur etiam dnemonse-Teininac? illoque affirmanto cupiebam videre. Itaque abiens, ille adduxit ad nie daemonem eum crure asinino, cctcrum forma perpulchra et cittg bella feminea.“ 21*
324 ״Dieser Teusel hier zeigt die Schätze an und macht den, der sich seiner
bedient, unsichtbar, daß er von Niemand gesehen werden kann." "Ich fragte den Teusel, ob die Dämonen auch Frauen gäben, und als
er es bejahte, verlangte ich es zn sehen. einen Dämon mit einem Eselssuß,
Er verschwand nnd brachte zu mir
im übrigen von sehr schöner Gestalt mit
der zarten Haut einer Frau."
CS existiert auch ein ״Liber de Throno Salomonis“, aus welchem Gaulminus in seiner Ausgabe des apogrhpljen ,,Liber de morte Moysis“ folgende charakteristische Stelle anführt, die uns Auskunft über den Ursprung dcr Bezeichnung "Höllcnzwang“ giebt: "Es giebt bei den Magiern eine "Zwang der Götter oder Dämonen"
genannte Beschwörtlngsart, für deren Urheber die Inden den Salomo ausgeben."l)
Wir find also völlig berechtigt, Salomo den Faust der Jaden Z11 nennen, um so mehr, als sein il)m zugeschricbenes berühmtestes Zauberbuch, die Clavicula Salomonis in direkter Beziehung zum Höllcnzwang und ztlm Goctl)eschen Faust stcl)t. Bon ,,Salomonis Schlüssel" ist nun viel zu sagen. Wie Fladius Iosepljus, gedenkt auch örigenes der von Salomo hiutcrlasscncn Beschwörungsformeln und verwirft ihren Gebrauch an fich nicht, sondern tadelt nur den Mißbrauch falschcr Formeln, indem er sagt:‘2) ״Hoc (Daemonum adjurationes) etsi aliquando a nostris tale aliquid
flat, simile fit ei a Salomone scriptis adjurationibus solent Daemones adjurare.
Sed ipsi, clui utuntur adjurationibus illis, aliquoties vcc idoneis
constitutis libris utuntur, quibusdam nutem de Hebraeo acceptis adjurant daemonia.“
CS müssen also schon damals Barianten einer vielleicht 1tralten und ans Salomo wirklich jurilckfschrbarcn magi|chcn Traditioll bestanden haben. In ber Tl)at existiert auch nach Pet. Fxicdr. Arpe”) ein sehr seltenes hebräisches ■Original der Clavicula Salomonis, welches vielleicht dcr Zeit dos Iosepl)us cnt1j G. Gau Im in us: Liber de morte Moysis. Paris 1629. 8°. Lib. Π. cap. 9. pag. 339: ״Est apud Magos (neeoedsc iucantatationis species ctichuöi Dtnii· seu yiueulum Deorum seu Daemonum dicta, enjus auctorem "Salomonem .Tudäi perbibent.
)־Origencs: Tractatus XXXV ad Matthaei XXVI. 63.
·)י
P. F. Arpe: De Talismanibus et Amuletis pag. 56.
325
stammt. Nach Wolf1) ist der Titel dieser achtundvierzla Eluartselten starken ohne £>rt und Titel gedruckten Schrift: '"למה,·ספתך Nach diesem Original wurden Vielleicht das später zu ncnnendc Buch Arbatel und die von Supplus besorgte Ausgabe dcr Clavicula gearbeitet. Daß in dcr Tl)at zu Ausgang des Mittelalters eine von dcn Jaden eingefschrte Clavicula in Spanien cjistiert hat, wird durch die Worte Delrios2) verbürgt: ״Die Magier schützen auch die Autorität Salomos vor, von welchem sie
eine gewisse Clavicula (welche Baptista Segnius in seinem Buch vom wahren christlichen Eifer, Eap. 7, glänzend widerlegt) und ein anderes mächtiges in sieben Theile getheiltes Buch, voll von Opfern nnd Beschwörungen der Dä-
nlonen zu besitzen vorgeben.
Dieses Buch hinterließen die Jodelt in Spanien
den Arabern als Erbe und wirkten dadurch Wunderbares und Unglaubliches. Aber soviel Ejemplare dieses Buches die Inquisitoren anssinden konnten, so
viel weihten sie mit vollem Recht den Flammen.
O daß sie sich doch auch des
letzten Exemplares bemächtigt hättell.“
Welter cinsticren cine spanische Bcrfion der Clavicula unter dem Namen des Picatrij3) eine italienische voll Abraham Calorno, mehrere lateinische, französische und deutsche. Arpe erzählt, daß ein Exemplar manchmal für tausend Thaler verkauft wurde, und Adelung4) ist Zeuge, daß ein Sjscmplar der von Luppiils besorgten Ausgabe ber Clavicula für hundert ThUler wegglng. GS cristiercn also verschiedene Redaktionen der Clavicula von verschiedenen Alter, deren mehrere sehr neuen Ursprungs
1j Bibliothca hebraica.
Tom. I. pag. 1047 u. 1048.
2) Delrio: Disqu. mag. Lib. II. Quaest. II.: ״Praetexunt (Magi) etiam Salomonis auctoritatem, cujus guandam Claviculam (quam cgTCgic refutat Baptista Segnius lib. de vero Studio christiano, cap. 7.) et aliud ingens voturnen in septem partes distinctum obtrudunt, plenum sacrificiis et incantationibus daemonum. Hunc librum Judaei in Arabes in Hispania suis posteris hereditario jure relinquebant, et per eum mira quaedam ct incredibilia operantur. Sed quotquot inveniri potuerunt exemplaria, justissimi flammis Inquisitores fidei concreuaruut; ct utinam ultimum exemplar nacti fuissent.“ 3) Pieatrij war ein von Agrippa, Delrio u. A. 111. erwähnter berühmter spanischer Magier des Mittelalters, über welchen man jedoch nirgends biographlsche Notizen findet. In Marchands Dictionuaire soll sich ein Artikel über ihn befinden, doch habe ich dasselbe nicht anstreiben können. 4) Adelung: Geschichte der menschlichen Narrheit.
Bd. 6, S. 344.
326
sind. Adelung selbst besaß stcben verschiedene Ausgaben,1) nämlich: 1) Eine lateinische Handschrift aus dem Ende des 17. Ial)rhunderts, 152 Seiten stark, welche die älteste Redaktion zn enthalten scheint. Ihr Titel lautet einfach Clavicula Salomonis worauf eine Einleitung folgt, die mit dcn Worten beginnt:*2) ״Schlüssel zll den Geheimnissen des allerweisesten Salomo.
Adonai, Tetragrammaton, Aphrilch, Exbranon
Im Namen
Es beginnt die Clavicula
Salomonis, welche der allerweiseste Salomo, der Sohn Davids, einst selbst ver-
faßte, damit er seine Söhne in der Kunst Rabimadar unterrichte.
Sie enthält
aber im ersten Theil die allernützlichsten und tiessteu Geheimnisse zu allen Endzwecken, deren Verzeichniß dn nachfolgend erblickst" etc.
Nach Aufzählung dcs Inhaltes ber drei Teile folgt in der Einleitung eine für die Geschichte des Hbllcnzwangs wichtige Abhandlung ״De Spiritibus“, worin dieselben ihren Namen, Rang, Gestalt tc. nach beschrieben werben. CS heißt daselbst:3) "Die Geister sind gewisse verborgene Mächte, welche mir ihren Vertunbeten und mit ihnen durch die Strast eines Partes (yeeiittctt mit Hülse eines
gewissen Eharncters aus Sigambach (?) oder nach dem Willen voll dessen Se*) Der anonyme Versasser der "Hllndertachtunddreißlg neu-emdeckten Geheimnisse" ete. Frankfurt lind Leipzig, 1729, ein zur Zeit des 30jährigett Krieges lebender süddeutscher Aristokrat, spricht sogar von 72 verschiedenen Ausgaben, welche mystische Zahl natürlich eine arge Übertreibung ist. Immerhin beweist der Ausspruch, daß viele Ausgaben ezistierten. Nach unserem Autor (a. a. O. S. 91 uud 92) soll die Clavicula "mit vielen seltsamen Creysen, auch vielfältige» und unbekannten Figuren begabte" (also nach unserer Zählung No. 3) die rechte seilt. — An ihrem Aufbewahrungsort sollen "die Geister über Nacht abscheulich turnieren, daß kein Mensch in derer Nähe bleiben kam" 2) "De sceretis sapientissimi Salomonis Clavicula. Iu nomine Adouay, Tetragrammaton, Apyrucb, Exbranor. Clavicula Salomonis, quluu olim composuit ipse sapientissimns Salomon, filius Davidis, ut filios suos institueret in arte Rabimadar incipit. Continet autem in prima parte utilissima ad omnes eventus secreta secretissima, quorum catalogum in ipsius perspicies fronte“ etc. 3) ״Occultae quaedam potentiae sunt spiritus, quae nonnisi confoederatis et vi pacti unitis mediante certo quodam charactere ex Sigambach, nut ejus Secretarii Rubimadar voluntate serviunt. Puctum duplex est, spiritus autem sunt quam plures .quidam superiores, quidam inferiores. Superiores sunt Imperator, Princeps, Comes. Nomina sunt Lucifer, Beelzebub, Elestor. Inferiores sunt subditi Lucifero, ct tales Europam et Asiam incolunt; tundem subditi Elestor, et tales Americam incolunt, et omnes habent duos duces, qui subditis imperant, quae Imperator, Princeps et Comes decrevcrunt. Hi enim tres omnimodum sibi vcndicant potentiam, de toto orbe deliberant, et quaeeunque facienda sunt ducibus praecipiunt subditis euirn et inferioribus non apparent propria forma nec alicui alio, sed modo formo equi in circo ambulantis, modo fonna hirci cum ingenti proboscide.“
327 crctär Rabimadar dienen. — Der Part ist ein doppelter,1) der Geister aber giebt es sehr viele, nämlich obere und untere.
Die obern sind: der Kaiser, die
Fürsten und Grasen. Die Namen derselben sind: Llleifer, Beelzebub, Elestor.'2)
Die untern Geister sind dem Lucifer untergeben und
bewohnen Europa und
Asien; die dem Elestor untergebenen Geister endlich bewohnen Amerika,3) nnd alle haben zwei Herzöge, welche ihnen als Unterthanen besohlen und welche der
Kaiser, der Fürst und der Gras ernannte.
Denn diese drei erheben Anspruch
an alle Macht, sie berathschlagen über den ganzen Erdkreis und schreiben vor, was ihre Herzöge thun sollen. Ihren Untergebenen aber oder jemand Anderem
erscheinen sie nicht in ihrer eigenen Gestalt, sondern
in der Gestalt eines im
Kreise herum lausenden Pferdes oder in Gestalt eines gehörnten Wolfes oder öfter in Gestalt eines Bockes mit ungeheurer Schnauze."
Darauf folgt die Schilderung der Macht und des Einflusses dcr Teufet GS heißt:4) "Folgende sind ihre Kräfte.
Clauuch herrscht über die Reichthünler,
welche er geben und nehmen kann; Reschin über die Wissenschasten, welche er
den Menschen einfiößen und sortnehmen kann.
Auch ist zu wissen, daß er zn
Allem zur Politik Gehörigen geeignet ist, lind zwar erklärt er Alles seinem
Bifrager, wenn dn fragst, aus welche Weise irgend etwas geschehen kann.
Beschard herrscht über Winde, Stürme, Reiß Schalter, Blitze, Schnee, Hagel, nnd Platzregen aller Art und hat Gewalt, sie mit Kröten, Blut und Steinen zu erregen oder zu stillen.
Irimodoh hat die Herrschaft über das weibliche
Geschlecht hinsichtlich der Liebe und kann alle menschlichen Leidenschaften erregen und stillen, so kann er die Liebc’eines geliebten Mädchens anslöschen und bis
zum Beischlaf erregen; er kann machen, das; eine Fran schwanger wird, lind die Schwangerschaft verhindern" etc.
3) In der mittelalterlichen Dämonologie unterscheidet man allgemein ein Pactum explicitum, bei welchem sich der Zauberer nach aller Form dem Teufel verschreibt, und ein Pactum implicit)silm, bei welchem dies zwar nicht geschieht, der Magier aber dock) durch annbiLisch( HuJlWu1Im.il sdlw teuflische Vasallenschast beweist. jJua/tMTl'rtwstna/ii.te. ,adu-tsls-t
2) Hier spuken die griechischen Ala sturen, die Rachedämonen, herein. 3) Also stammt diese Clavicula, wenigstens in dieser Fassung, frühestens aus dem 16. Jahrhundert. 4) ״Tales eorum sunt potentiae: Claunch in divitius, quas dare et tollere potest. Reschin in scientias, quas hominibus infundere et auferre potest. Item ad omnia quae in Regnis et rebus pergerentur sciendum est accomodatus; quippo qui omnia interroganti declarat, quovis modo id fleri expostules. Beschard in ventos tempestates, pruinos, hyemes, fulmina, nives, grandines, pluvios omnismodi, sive cum bufonibus, sive cum sanguine, sive cum Iapidibus ciendas, vel compescendas imperium habet. Irimodoh in mulieres imperium habet in amorem, et omnes humanas passiones, sive coercere, sive excitare jubeat, amorem quippe 'amatae puellae restinguere, ▼el augere usque ad coitum valet, mulierem gravidare, gravidam abeire saepius cogit“ etc.
328
Die Geistcr Claunch, Rcschin, Bescharb und Irmodoh der Clavicula Salomonis haben also eine große Familienähnlichkeit mit den Geistern Aziel, Mcphistophich Casstel und Nestorat des Höllcllzwangs, ganz abgesehen davon, daß wir hicr einer ganz ähnlichen ״Pseudomonarchia Dacmonum“ begegnen. Diese Einleitung umfaßt zlvanztg Seiten. Darauf folgt ber magische Künste enthaltende erste Teil der Clavicula:1) "daß es regnet, daß es schneit, daß es blitzt, daß wir nicht frieren, daß
wir nicht von übergroßer Hitze gequält werden; daß wir Schlösser öffnen, die Liebe eines Mädchens gewinnen nnd des Beischlafs der Geliebten theilhastig
werten können; daß wir Geld nach Belieben haben, daß wir uns unsichtbar.zll machen vermögen, daß unser Feind sterbe, daß wir die schönste Musik hören,
das! uns die Tobten erscheinen und reden" etc.
Bei dem auf das Geld bezüglichen Kunststück kommt auch ein magisches Papiergeld vor. )־CS heißt:3) ') ״Ut pluat, ut ningat, ut fulguret, ut non frigeamus, ut nimio cu. lorc uoo torqueamur, ut aperiamus claraturas, ut amorem puellae conciliomus, ut amatae puellae concubitu potiamur, ut nummos quoties libuerit habeamus, ut simus invisibiles, ut inimicus emoriatur, ut musica audiatur dulcissima, ut demortui nobis appareant et eloquantur“ etc. 2) uud !l) "Ut nummos quoties libuerit lurbeamus. Quot nummos habere volueris, sive cupreos, sive aureos, sive argenteos, sive aeneas, tot circulos roinudos seca ex pergameno duplicato et simul conglutinato, ot-in utraque parte signum describe monetae, quam cupis, fac deinde circulum supra tabulam ct tot fac characteres CIaunch, quot sunt numini, quos habere cupis, ct deinde oinucs InilgauiejJiQfis. nummos in altum tanquam cylindrum erige, ct hoc cnirmeo prouuncia: CIaunch feras catibam Pichuugh uenlcheranoth rcgan Scrvimn ferunt cricbrcn CIcbanoch ncclrin trebrero. Deinde haec iterum caue ad Iyrameter. et dormi per horam supra Icelo de numinis non cogitaus, ct post horam loco nummorum pergamenieorum invenies nummos tot. quales volueras.“ Dieses Papiergeld erinnert ait die Schaffung des Papiergeldes int zweiten Teil des Goetheschen Fausts Doch hatte Goethe die Idee zu seiner Scene wohl nicht ans der Clnviciila, sondern aus dem s. Z. sehr viel gelesenen ״Leben des sogenaunten Königs derer Eorsen, Theodori L, welcher sich Baron von Neuhofs statt Syburg geileuuet, worintleu seilte Ankunft uud seltsame Aussührullg sammt denen Corsischen Häudelu aussilhrckich beschrieben voll W. D. verlegts W. D. 1742." — Bar oll Syburg, weichen der anonyme Verfasser übrigens mit Netlhos verwechselt, lvar eilt bekannter betrügerischer Alchymist und Schatzgräber des vorigen Jahrhunderts. Er prahlte im Iahre 1734 zu Memmingen, er wisse einen großen Schatz von 8 Millionen zn Möbisburg, einem jetzt preußische)! Dorse im Kreist Elstun, zu heben, uud gründete eine Lotterie ohne Nieten zu dessen Hebung, ivobei er jedem Abnehmer eines Loses 166 000 Kaiserguldeu binnen Iahressrist von dem zu gewillueudetl Schatz zusicherte. Es gelang ihm eine Menge Menschen zu täuschen, deu Rat von
329 "Damit wir nach Belieben Geld haben mögen.
So viel Geldstücke du
haben willst, seien es kupferne, goldene, silberne oder eherne, so viel Kreise schneide aus einem doppelten und zusammengeklebten Pergament und schreibe
aus jeden Theil desselben die aus der Münze, welche du begehrst, befindlichen Zeichen. Daraus mache einen Kreis aus deinen Tisch und mache so viel Eha-
ractere des Elannch, als du Münzen begehrst, und darauf errichte von allen Pergamentmünzen einen Cylinder und sprich folgende ־BW^pic/nyivxett/ t Clauncli feras catibam
Pignugcli nemcheranot agan Pervima ferunt erichren
Clebanoch nechin trebrero. Daraus singe dies wiederum zu einem Saiteninstrument und schlafe eine
Stunde ans deinem Bett nicht all die Münzen denkend, ulld nach einer Stunde sindest du an jünem Ost anstatt der perganlentnenen so viel ivahre Münzen,
als du gewünscht hattest."
Dieses Ejperinlent, dessen Beschwörung übrigens eher keltisch als hebräisch klingt, erscheint auf den ersten Blick als ungeheurer Blödsinn, und doch hat es einen Psychologischen Hintergrund. Der gläuhige, geistig sehr erreghare Experimentator wird in eine Art Autolchpnose oder schlafwandelnden Zustand versetzt, iu welchem er ein visionäres, fich später in Quark verwandelndes Tcufelsgeld erhält, von welchem wir früher ausführlich sprachen. Heute würde das Experiment natürlich erfolglos sein, aber in den früheren Jahrhunderten mit ihrem niedcrn intellektuellen Standpunkt und ihrer hohen, sich zu den bekannten geistigen Epidemien stcigcrnden geistigen Erregbarkeit mag cs ulitcr Umständen recht wohl doli Erfolg begleitet gewesen sein. Das zmeitc Buch der Clavicula ljandclt von den Pcntakeln und Geistererscheinungen und soll von einem gewissen Isaak Abenarah1) aus dem Hebräischen 111S Lateinische übersetzt worben sein. ES handelt von der Citatlon der sogenannten olympischen Geister der sieben Planeten unb hängt sowohl mit dem nach demselben genannten, denk Paracelsus zugeschriebcncn Bilch, dem Buche Memmingen sowie dell Flirstabk voll Kempten für seine Pläne zn gewinnen und eine Summe vou über 16000 Thaleru iu wenigen Monaten zu erschwindeln. Als Syburg 1724 iu Hannover verhaftet wurde, fand man unter seinen Sachen u. a. Fausts Höllenzwang und einen mit Blut beschriebenen Zettel. (Weber: Aus vier Jahrhunderten. Leipzig, 1861. II. Bd. S. 154.) 3) Sollte dieser Mann vielleicht ein Verwandter des nm 1145 in Spanien lebenden berühmten jüdischen Astromen Abraham Ave nares sein?
330
Arbatel, der Sltppius’schen Ausgabe der Clavicula sind dem im vorigen Abschnitt sub. No. 1 beschriebenen Hlöllenzwaltg zusammen. Doch heißen bie fieben Ölljmpischen Geister hier nicht: Antron, Betljor, Phaleg, Sch, Hagitf), Cphlel, Phull sondern Driphtel, Magriel, ChararlelJ) ec. hingegen wirb ihre Macht hier wie dort übereinstimmend beschrieben. — An den Hbllcltzwang erinnern die Beschwörungsartelk dieser Geister in dieser Ausgabe der Clavicula illsosern, als — von Arbatel ?c. ganz abwesend — Weihwasser, Menstrualblut, ein geopferter Hahn, Iungstmapergamcnt und Für Bildung des Kreises ganz dieselben Worte wie im Höllenzwang, angelvcndet werden, als: Vehujah, Jeliel, Sitael, Elemiali, Mahasiah, Lelacl, Achaiah, Cachetel. Haziel'2) etc. Dcr drittc Teil dieser Clavicula cutljält eine Menge astro־ logischer und magischer Borschristen, Gebets- und Bcschwörungssonne ln. 2) Dic zmcite lateinische ohne Crt und Iaht’ um 1700 gedruckte Ausgabe der Clavicula Salomonis ist 48 Seiten in Quart stark, führt dell Titel ״Clavicula Salomonis Filii David ‘־und ist mit Bibelsprüchen in holländischer Sprache durchschossen. Sic ist cin christlich frömmelndes Machnlerk, dessen dcr Übersetzung, nicht bedürfender Anfang lautet: ״Clavicula Salomonis, fllii David.
Benedictio Libri ־;־.
Benedicat te
liber (!) Pater ch, benedicat te liber Filius 4, Benedicat te liber Spiritus
Sanctus ch, benedicat te muter Jesus Christi ch Domini nostri ■k et bene-
dieat te venerandum corpus nostri Josu Christi ch omnes sancti et electi
Dei te bcncdicaut ch et te reforment omnes angeli ct archangeli 4 virtutes׳ potestates, dominationes ch“ etc.
Nach diesem Segen werden die glücklichen und unglücklichen Tage und Stunden bcschrlcbcll, in denen die magischen Operationen *) Diese Plaueteniutettigenzeu finde ich zum ersteumale in dem Liber rationum des eben genannten Avenares vor. Er nennt sie: Eaphiel, Zadkiel, Eamael, Michael Anael, Raphael, Gabriel. Esin jeder regiert die Welt 354 Iahre 4 Monate. Die Lehre von diesen Genien scheint von den alten Aegypterii herzustammelt, denn auch die Kopten kennen sie und nennen sie nach Athanasius Kircher (Oedipus aegyptiucus. Tom. II. paa. 237. Komae, 1654, Fol.) Typhouiel, Piseustel, Rephauiel, PirleI, Surotiel, Anubiel, Piosiel.
ä) Diese und 63 audere Nämelt bilden den großen aus 72 göttlichen Namen bestehenden Sch em ha m p ho ras, welcher aus dem hebräischen Text von 2. Mos. cap. 14, v. 19—21 durch Buchstabenversetzung ausgezogen wirb. Vgl. Cornel. Agrippa: Occulta Philosophie, L. III, enp. 24.
331 vorzunehmen sind; so das Unfichtbarnlachcn am Tage des Mars von der ersten bis znr achten Stunde und in der Nacht des Mars von der ersten bis znr fünften Stunde ec. Das Buch zerfallt in z'vet Teile, deren erster die Beschwörungsformeln und deren zmeiter dic magischen Ccremonien ec. enthält. 3) ®ine dritte latcinische, bis ztl einem gewissen Grab mit der zmelten zusammenhängende Ausgabe der Clavicula kennt der unter dem Pseudonym Theophilus Sincerus schreibende Nürnberger Prediger Georg Iakob Schwindel1), welcher dieselbe in einem sehr schön mit roten, blakten 2e. Buchstaben geschriebenen Gjemplar bei einem Gönner gesehen hatte.2) Sie führt den Titel: ״Clavicula Salomoois Regis Hebraeorum, translatum in Latinum idioma
ex Hebraeo, ex mandato Serenissimi suae Celsitudinis Mantuae Ducis.“3)
Wir haben also cinc latcinische Bersion ber italienischen Übersetzung des Abraham Calorno vor uns, wic wir weiter unten sehen werben. Auch diese Clavicula hat zwei Teile, deren Iilhaltsvtwzeich־ nis folgendermaßen lautetet) *) "Nachrichten voll lauter alten uud raren Büchern."
S. 74.
2) Dieses Ejemplar wurde im Sommer 1892 im Lagerckatalog No. 229 von Je Scheible unter No. 1257 zum Preise voll 60 Mk. angezeigl. a) Im Zigeuner-Puppenspiel ist Faust verliebt.
iu eine Prinzessin voll Mantua
4) Tabula primi libri: De amore divino quid ad addiscendam scientiam praecedere debet. Cap. I. de diebus, horis planetarumque virtutibus. Cap. Π. de artibus. Cap. 111. Forma circuli. Confessio ab Exorcitatore facienda, l'ap. IV. Oratio et Conjurationes. Cap. V. Conjuratio fortior. Cap. VI. Conjuratio validissima. Cap. V1I. De Cantheriis 11. Pcutaculis faciendis. Cap. VII1. Experimentum Furti, et. quomodo in hoc operandum. Cap. 1X. De experimentis invisibilitatis. Cap. X. De experimento amoris. Cap. XI. De experimento pomi. Cap. X1I. De experimento amoris in somno. Cap. X1Ll. Dc experimentis, quae ad odium fiunt ct ad inimicorum destruetionem. Cap. XIV. Quomodo praeparentur Ludorum, irrisionum experimenta; quomodo quis disparere valeat, aliosqui decipere. Cup. XV. quomodo extraordinaria experimenta praeparentur. Cap. XVI. de pentaculis sacris et eorum materia. Cap. XV1I. Sacra pentacula expressa cum propriis figuris, coloribus, characteribus et litteris Hebraicis vel Chaldaicis. Tabula secunda libri. Prooemium. Qua horu praeparatis prius omnidus praeparandis artis istius exercitii perfectio dari debeat. Cap. 1. quomodo se gerere debeat Exorcizator. Cap. II. quomodo se gerere et gubcrnare debeant socii et discipuli. Cap. III. de jejunio, observatione et custodia. Cap. IV. de balneis quomodo fieri debeant. Cap. V. dc vestimentis, tibieIicus et caIceis. Cap. VI. de Locis, in quibus artes fieri possunt. Cap. VII.
332 "Inhalt des ersten Buches: Volt der göttlichen Liebe, 'und wie man znr
Erlernung der Weisheit vorgehen soll. Eap. 1. Von den Tagen, Stunden und Kräften der Planeten. Kreises.
Cap. 2. Voll den Künsten.
Eap. III. die Form des
Die von dem Ejoreisten abzn legende Beichte.
Beschwörllngen.
Eap. V. Stärkere Beschwörung.
Cap. VIl.
schwörung.
Eap. IV. Gebet und
Eap. VI. Allerstärkste Be-
Von den Zauberstäben und Peutakeln.
Efperiment zum Diebstahl und tvie dabei zu verfahren.1)
Ez-perimenten zur Unsichtbarkeit. Experiment
des Apfels. *23 ) 4
Eap. X. Ezcherimeilt zur Liebe.
Cap. XII.
Cap. VTlL
Eap. IX. Von den Cap. XI.
Ejperimente zur Liebe im Schlaf')
Cap. 13. Voll dell aus den Haß bezüglichen Experimenten und ivle man seinen
Feind zu Grund Achten soll.
Eap. XIV. Wie man zu Spiel und Scherz die-
ncnde Experimente anstellen soll, Ivie jemand verschwinde, nnd wie man andere täusche. 4)
Cap. XV. Wie man außerordentliche Experimente vorbereiten soll.
Eap. XV1. Von den
heiligen Pentakeln und den Stossen, woraus sie zu
Eap. XVII.
Heilige Peutakel mit besondern Figuren, Farben, Eha-
machen.
rattere und hebräischen Vuchstaben."
"Inhalt des zweiten Buches: Vorwort.
alles znr Kunst Nöthige vorbereitet ist,
Zn welcher Stunde man, wenn
znr Vollettdnng des Werkes schreiten
soll. Cap. I. Wie sich der Ejorcist zu benehmen hau Eap. II. Wie sich dessen
Genossen und Schüler zu benehmen haben.
Eap. III.
Vom Fasten, Wachen
und sonstigen Observanzen. Cap. IV. Wie die Bäder zu machen sind. Cap. V.
Von den Kleidern und Schuhen.
Eap. VI.
Von den Orten, an welchen die
Kunst ansgeübt werden kann. Eap. VIl. Vom Messer) Schwert, Dolch, Lanze, Ruthe, Stab und andern Instrumenten.
Eap. VIII. Von der Form der In-
strnmente, dem Weihrauch, Rauchwerk und den verschiedenen Abänderungen der
zu
magischen Operationen
nnd Künsten nöthigen Dinge.
Eap. IX.
Vom
de cultro, ense, artavo, pugione, ferreo, lanceola, virga, baculo et aliis instrumentis. Cap. V111. Instrumentorum forma, de suffitu thuris, suffutnigatione ct moderationibus earum rerum, quae ad operationem ct praxin in artibus magicis faciuut. Cap. IX. De aqua ct hysopo. Cap. X. De lumine et igne. Cap. XL Dc calamo, atramento aliisve coloribus. Cap. XII. de penna hyrundinis ct corvi. Cap. XIII. cke sangime vespertilionis vel eoluinbae vel aliorum animalium. Cap. XIV. dc charta virginea, quomodo iu ea operandum sit. Cap. XV. De cora vel terra virginea. Cap. XVI. Dc acu ct aliis instrumentis. Cap. XVII. De panno sericeo. Cap. XVIII. De characteribus. Cup. XIX. De sacrificiis, quae offeruntur spiritibus, quomodo fieri debeant. >) Die hinsichtlich des Diebstahls altsznsiihrenden Experimente beziehen sich daraus, den Dieb zu bannen, ihn zllriichznsiihren oder zn zwingen, das Gestohiene wiederznbringelt, ihm den Durchsall zn machen, oder ihm ein Auge auszuschlagen. 2) Es handelt sich darum, jemand in einem Apfel "die Liebe zn essen zn geben." 3) Man suchte entweder die Liebe einer schlafenden Person zu erwecken, indem man ihr seinen Namen ins Ohr slüsterte, oder geliebte Personen im Traum sich erscheinen zu lassen. Dieses Experiment wie das unter 4) genannte scheinen aus Hypnotismus zn beruhen.
333 Wasser und shsop.
Cap. X. vom Licht und Feuer. Cap. Xl. Volt der Feder, Cap. Xll. Von der Tauben- und■
der Tinte uud deu verschiedenen Farben.
Rabenseder.
Cap. XIII. Vom Fledcrmausblnt oder dem Vlnte der Tauben
oder anderer Thiere.
Eap. XlV. Vom Illngserpenjament,
Weise malt mit demselben verfahren soll.
jungfräulichen Erde.
und ans welche
Cap. XV. Vom Wachs und der
Cap. XVI. Von der Nadel und anderen Instrumenten.
Eap. XVII. Von dem seidenen Tuch.
Eap. XVIII.
Von den Eharacteren.
Cap. XIX. Von den Opfern, welche den Geistern dargebracht werden müssen, und wie dies geschehen soll."
Sine ber Schreibweise nach aus Süddeutschland stammende Übersetzung des zmeiten Buches dieser Clavicula, welcher anscheinend das Kapital von den zn den magischen öpcrationcn gehörenden Stunden aus No. 2 hmzugefügt wurde, in der Stärke von vier Bogen in Du ort und zwanzig Kapiteln, besaß Reichard tl) der ein mit dem obigen lateinischen Inhaltsverzeichnis vollständig übereinstimmendes deutsches glebt. Aus demselben — cr führt den sachlichen Inhalt der Kapitel auszugsweise an — ist crstcht!ich, daß das Prooemium voll deu Clcmcntargeistcrn haltdclt. Die Borchereitung Für Beschwörung geschieht durch Fasten, Wachcn, Beichten, Buden und dsttte öftere«-Sprechen vorgcschricbener Gebetsformcln während neun Tagen vor dcr Beschwörung. Der Meister muß 3, 5, 7 oder 9 Begleiter haben, welche fänuntlich Kleiber nach "Weise dcr Leviten mit Seide cingcstickten besondern Charakteren und ferner geweihte Pentakel auf der Brust trugen müssen. Auch müssen sie einen Hund, einen unbefleckten Knaben oder cin kleines Kind bei stch führen; — unklar bleibt, ob als Schutzmittel ober als Opfer. Dic Beschwörung muß auf einem Kreuzweg vorgenommen werden. Auf dem Hinweg trägt der Meister den magischen Stab und das geweihte Wasser, die Gesellen die übrigen Utensilien. Bor ber Beschwörung muß der Meister mit eincm hölzernen Sprachrohr in alle vier Weltgcgeilden rufen,2) um die Geister auf die Stimme des großen Gottes aufmerksam zu machcn. Die zmei magischen Messer müssen einen weißen und einen schwarzen Griff haben; das mit dem schwarzen *) E. E. Reichardt: ״Vermischte Behträge zur Besördernng einer näheren Einsicht in das gesammle Geisterreicl). Helmstädt, 1781. 8°. B. 1. S. 518 ff. '-) Dasselbe geschieht in Io hu Dee's ״Libellus Veneris,“ auf das ich näher zuriickkomuten werde.
334 Griff muß iu Katzeikblut und Schierlingssaft getaucht sein. — Nötig ist ein wohlriechendes Rauchwerk für dic guten und ein stinkendcs für die bösen Geister; beide müssen konsekriert sein. Das Wasser wird durch eine besondere Jurmel geweiht, desgleichen dcr aus Eiscllkraut, Fenchel, Lavendel, Salbei, Baldrian, Münze, Dulnlnkraut (die in Gärten gezogene große Dürrwurz) Basilienkraut, Rosmarin und ?)sop von einer Jungfrau zufammen־ gebundene Wechwedcl Für Bertteibltng der Geister. — Die geweihte und mit Charakteren Vcrsehene Kerze ist von Jungfernwachs gegossen und il)r Docht von einer Jangfrau gemacht. Auch müssen dic Beschwörer eine gute Laterne mitneljnten, um das Sicht darein zu setzen. — Die Fcdem müssen aus dem linken Flügel einer wilden Gans, einer Daube und eines Raben genonunen unb ebenso wie das zllm Schreiben benutzte Fledermausblut, Iungfernpcrgamcnt, Jungfernwachs, Iungfcrncrdc, die Nadel, die Waffen und das seidene Tuch mit besondcrn Formeln konsckrlcrt fein. Das seidene Tuch darf von beliebiger Farbe, nur nicht schwarz 0der grau sein. — Das Iungfernpcrgamcnt wird voll der Hiant cilles noch llngcsprungcncn Lammes gemacht, und das ״ullgeborcne Pergament" 4von dcr eines Sommes, welches aus dem Mutterleib geschnitten wurde.1) — Dcn guten Geistern lvcrden weiße, (dem bösen schwarze· Tiere, auch Blut unb Fleisch vierfüßiger Tiere geopfert, auch frisches Brot, auserlesener Wein und Wasser. Rcichardt hatte, wie er a. a. Ό. erzählt, noch folgende zu dicscr Clavicula gehörende Beilagen gekauft: 1) Sine Zubereitung dcr drei salomonischen Spiegcl. 2) Sine Anwcistmg zur Geistcrbcfchwörlulm znr Anfertigung des Fdreises, dcs aus dem Electrum nlagicunn gießenden saiolltonifchcn Ringes und dreier "göttlicher Pcntakcl". 3) Dic stcbell Thron- oder F'irftellcllgel und dic A11־ wcisung zur Anfertigung eines Amuletts aus Blei oder Jungfernpcrganlent, mit welchem man dic Siebc dcr Frauen und dic fchmcrZIofe Geburt Schwangerer bewirkt, wenn man dieselben da1j Der wegen Zauberei von seinen Brühern gesaiigen gesetzte nnd am 17. Oktober 1628 im Gefängnis zn Weimar ans rätselhafte Weise gestorbene Herzog Iohann Friedrich VI. von Weimar batte zn diesem Zweck ein lebendiges tlächtiges Schaf mit einem hölzernen Messer allsgeschnittell.
B3ö
mit auf der bloßen Haut berührt. 4) Fausti Doctoris Manuale ober der fogenannte Geistcrzwang Wichclm,1) Fausti Doctoris, probatum est a viris fide dignis et magnis (l1/. Bogen). 5) Cin Auszug aus demselben unter dem Titel: "Sine Kunst, wie du die Geister mit großer Gewalt und Macht kannst bezwingen". 6) Die Bereitung des Rauchwcrks, der Glutpfannc, des Feuers, des Messers, der Feder, der Tinte und des Papiers. 4) Adelung besaß viertens eine 276 Quartseitcn starke aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts stammende französische Überfetzung ber soeben besprochenen lateinischen Clavicula, weiche den Titel führt: "Livre de la clavicnle de Salomon,
Roy des Hebreux,
traduit de la langue Hebraigue en Italicnue par Abraham Calorno, par ordre de S. A. S. de Mantoue.
Mise nouvellemeut
en Franyais.“
Da die Kapitalüberschriften der beiden Delle dicser Clavicula nur die französischen Übersetzungen der eben angeführten lateinischen sind, können wir dieselben füglich übergehen. 5) Mit dicscr Redaktion hängt die folgende, ebenfalls iu Besitz Adelungs gewesene, aus 282 weitläufig beschriebenen chlartblättern mit bunt gemalten Figuren bestehende französische Clavicula insofern zniammeil, als Auszüge aus den beiden Büchern der vorigen in einem Buch vereinigt wurden. Il)r Titel lautet: ״La Clavicule magique et cabbaiistique du sage Roy Salomon.“
In der Borrede wird gesagt, daß Cornelius Agrippa diese Schrift aus dem Hebräischen ins Lateinische und Rabbi Nazar, Ches der Gesellschaft der großen Kabbala zu Aachen, ins Fran־ zösifche übersetzt !)ehe. Diese französische Drigi1lall)a11dschrift befinbe sich auf dcr Bibliothek zu Florenz. Bon ihr wurde 1731 die in Adelungs Besitz befindliche Abschrift genommen. _Sle ist wie schon gesagt, nicht in vcrschltchcnc Bücher eillgeteilt, sondern bestellt 011S sechzehn Kapiteln killt folgenden Übetschriftcn: J.1., Iutroductioo ä
la Clavicnle magique du sage Roy Salomon.
3) Es ist der 1249 gestorbene berühmte Scholastiker Wilhelm von Paris gemeint, welcher in der mittelalterlichen Magie keine unbedeutende Rolle spielt.
336 2., Des IntcIIigenses et Genies gui dominent snr tont ce que existe, sous la. nature, et sous les cieux.
3., De lieux propres, qui lou doit choisir, pour
vaquer aux affaires dli gründ art cabalistique.
4., Des nieubles et usten-
cillcs, dont les lieux domiciliers doivent etre garnis, pour servir aux opera-
tions de l’art.
5., Concernant la maniere methodique de Composer les
Peutacules, les Talismans, les Figures et Caracteres magiques avec leur
consccrations, generales et particuliers.
6., Touchant les proprietes et effets
mervcilleux des Peutacules de sept jours do la scmaine.
7., Dans lequel
oo donne plusieurs secrets qui semblent surpasser l'ordre de la nature.
8., Des Talismans et figures cabalisticlues et magiques, que l’on peut former sous les auspices des Esprits du dcuxleme ordre, et leur vertu et proprietcz.
9., Des Jours heureux, et des Jours iufortuues, extrait du grand Calendrier uaiverscl rnagique du graud Koy Salomon. 10., De Ja mausere de composer
Ies Parfums, pour servir aux operations et autres ceremonies.
11., Des
Sacrifices et oblations que l’on fttit aux Esprits daas les plus importantes
operations du grand art, et des matteres que Von y doit employer. 12., Des
Esprits du troisiemc ordre, des Talismans ct misterieuses Figures, que Von peut faire sous leurs aspectes et proprietes.
13 ״Des formes ou figures,
sous Iesciuelles Ies Genies se tont voir plus orcliuairement dans leurs operations pour repondre invoeations.
14., Des Pactes et Pronlesses que I'on
peut faire en faveur des Genies cn reconaissance de leur pllissant ministere, et faveurs que l’on reyoit.
15., La maniere de faire Ie Parchemiu vierge
ä l’usage du grand art magique.
16., DcsJalalites fortunes ct infortuues
des PIauetes pour connaitre Ies Coustcllations fovorables.“
6) Wenn Delrio, wie wir oben sahen, von einer siehcnfachen Eintelluug der Clavicula spricht, so paßt dies völlig auf dcn Titel der Clavicula, welchen Fabricius mit folgenden Worten anführt:1) ״CIavicu la Salomonis seu Occulta Occultorum, orationes Scmipboros (ScheinIiamphorascli) Liber de Secretis secretorum,
septem altitudines et de duodecim
altitudinibus Salomonis.“
Am Schluffe dieser Clavicula stcljctt nach Fabricius die Worte: ״E.xpIicit sanctum AImadcl Salomonis Regis de secretis secretorum et de XII. altitudinibus coeli, datis ab Angelo Salomoni Begi Jerusalem,
scriptum et completum per inc J. de FIcxia sub Anno Dom. MCCCCXXXV. XXIII.
Mensis Februarii.“
Fabricius meins daß diese Clavicula unter dem Schein der Magie eigentlich dic Steganographie behandeln, e) nnd nennt mehrere Gelehrte, welche aus diesem Werk die genannte Kunst, ’) Pseudepig. pag. 1052. -) O. a. C.
337
nämlich mit Zahlen oder geheimen Worten zu schreiben, gelernt hätten. Zu dieser Bermutung brachte Fabricius die Thatiachc, daß Drithemlus von Sponheim diefe Clavicula kennt und in feiner Steganographie fich fast wörtlich gleich über die stebeu oltzln־ pischen Geister ausspricht. Was für Trithemius gilt, gilt, wie der Augenfchein lehrt, nicht für diese Clavicula, weiche mit der von fiuppius herausgcgcbenen identisch ist. Auch behandelt Avenares,’) weicher nicht an Stcganograplstc denkt, die sieben olljmpifchen Geister ganz in der Art dieser Clavicula. Nach Fnbricllts2) erfchien 1626 eine deutfche Übersetzung dieser Clavicula unter dem Titel "Tiieosophia pneumatica" in Entart, was Relchardt”) jedoch in Zweifel zieht. Ja) erinnere mich aber, derfelben irgendwo begegnet zu fein; fie ist, wen» ich nicht sehr irre, in Erfurt gedruckt. 7) ®ine neue Ausgabe diefcr Schrift veranstaltete der als Berleger magischer Schriften vielfach verfolgte Buchhändler Andreas Suppius in Wefel, Duisburg und Frankfurt in Quart im Jahre 1686 unter dem Titel: ״Clavicula Salomonis et Tlieosophia pneumatica, das ist: Die warhnss-
tige Erkäuntniiß Gottes, und seiner sichtigen und nnsichtigen Gesihüpssen, die heii.Geist-Kunst genannt, darinnen der gründliche einfältige Weg altgezeigt wird, tvie man zu der rechten und wahren Erkänntiiüß Gottes, auch alter sichtigen nnd unsichtigen Geschöpsfrn, alter Künsten, Wisfrnschassten nnd Handtvercken kommen
soll. Wesel, Duisburg und Francksurth, drlickts und verkgls Andreas Lltppius. privil. Buchhändler daselbst, 1686."
Int gleichen Jal)r veranstaltete Luppitts noch eitle fünf Bogen starke Dftaoausgabe dieser Clavicula in Amsterdam, weicher mit fortlaufender Signatur aber neuer Paginierung das Buch Arbatcl und der ״Semiphoras et Schcnlhamphoras Salomonis Regis“ bcigcbundcn war. Nach Adelung, welcher wie Scheible diefe Ausgabe abdrutfte,4) war dieselbe als echteste in Deutschland am meisten geschätzt. 5) Nach Reichardt' ףexistiert ein fünf Bogen starker Nachdruck *) Liber rationum. Vscudcpsch patt. 1052. )״Vermischte Beiträge etc. Vd. T. S. 501. ■) Scheible: Kloster, Vd. 111. S. l!11 ss. ·■') Adelung: Geschichte der menschlichen Narrheit, Vd. Vl. S. 360 ss. ' )׳Vermischte Beiträge etc. Vd. l. S. 501. Slieieloetter, Fauilbuch.
22
338 der Duartausgabe, ber zmar die Jahreszahl 1686 trägt, aber — wie aus dem Papier, dem bessern Druck und der verbesserten Schreibweise ersichtlich, neuern Datums ist. Der Titel lautet auch’ abweichend: ״Clavicula Salomonis et theosophia pneumatica, oder die wahre Be-
schassenheit vou deu Geheimnissen der Geister, worin der Weg, alle sichtige uud unsichtige Geschöpfe zu erlaugeu, angezeigt wird.
Mit Vergünstigung des Geistes Aratron.
Aus eitler atteu Urschrift.
1686."
Die sieben olympischen Geister geben denn auch dieser Clavicula auf dcr erstcn Seite folgendes Privilegium mit auf den Weg: "Wir, Aratron, Bethor, Phaleg, Sch, Hagith, Cphiel und Phul, regierende Geister über uud unter der Erden, wirkliche Besitzer des Relchthums, gebieten hierdurch Alieu uud Jeden, dieses unser entdecktes Geheimuiß, bey Vermeidung unserer Ungnade aus keine Weise zu verändern, zu verfälschen oder weiter durch
deu Druck auszubreiteu. Die Hebernder dieses unseres Gesetzes hingegen sollen in Plutonis Reich verbannt werden.
Hieran geschieht unser Wille."
Zunächst locrden in der von Suppius hetausgegebencn Clavicula dic Geheimnisse mitgeteilt, deren man mit .Hülfe der sieben olympischen Geister teilhaftig werben kann. Diefe zerfallen in fiebert höchste, fieben mittlere unb fieben kleinere Geheimniffe. Die fieben höchsten Geheimnisse find folgende: "1., Daß mau iu 7 Tagen entweder durch Charakteres oder durch uatür-
liehe Dinge, oder durch die oberli Geister alle Kraukheiteu heile.
2., Das) mau das Leben verlängern kau, auss welches Alter mau will.
3., Daß einem gehorchen müssen die Geschöpfs iu den Elementen, die da sind iu Gestalt Persöhnlicher Geister, als Zwerglein, Bergmäuuleiu, WasserFrauen, Ench-Frauelt, Waid-Mäuuleiu.
4., Daß mau mit den Geislern Reden aller sichtbaren lind unsichtbaren
Dingen uud vou einer Jeglichen, solche, deren eiu Geist verständig ist, hören,
zu was Ding dieselbe nutzt.
5., Daß eitler wahre Erkenntniß haben mag, GOttes des Vatters, Sohnes uud Heiligen Geistes.
6., Daß einer sich selbst möge walten uud regieren biß auss sein vou GOtt vorgesetztes Ziel.
7., Daß eitler wiedergeboreu werde."
Die fieben mittleren Geheimnisse slud: "l., Alchimie oder Verwandlung der Metalle, wird aber welligen gegeben,
auch nicht anders als alls sonderbahrer Gnade GOttes.
2.,
Daß man Leibes-Krmlckheiten heilen fall mit Metaltisiher Artzeilen,
339 entiveder durch Wunderkhaten
der Edelgeskeinen
oder
per Lapidem Philo-
sophicum.
3., Daß man möge Gestirnkünstige und srehkünstige Wunderwercke thun, als da sehn die Wasserwerke, und daß man möge Handlung verrichten nach Einsliessung des Himmels und dergleichen.
4., Daß einer möge Natürliche Knnstwercke verrichten, ivie die immer erdacht oder sehn mögen.
5., Daß man möge alle natürlichen Zufälle wissen. 6., Daß man möge alle Handwercks-Künste gründlich wissen, 7., Alle Künste erkennen, die durch die Englische Natur des Menschen
verrichtet oder gewürcket werden."
Die sieben kleineren Geheimnisse find: 1״., Einen Ding fleißig nachzusorschen, viel Geldes und Guts zusammen bringen.
2., Daß einer möge von einem niedern Staude zu hohen Ehren und Würden ausssteigen und ein ')Jenes Geschlecht aussrichten, das da ist erleuchtet und möge große Dinge verrichten.
3., Daß Jemand möge in Kriegs-Sachen hoch kommen. 4., Daß einer möge ein guter Hauß-Vatter seyn, auss dem Lande und
in der Stadt.
o.. Eilt geschwinder nnd glücklicher Kaussmann seyn. 6., Ein tveiser und verständiger Mann seyn in allen Künsten, sie haben
Namen, wie sie wollen.
7., Zu seyn eiu Schrisftgelehrcker, Biblist, Student, der da alle alte uud neue Seribenteu der H. Schufst ausgelernet habe und gründlich verstehet."
Nun folgt eine wenig charakteristische siebenfache Einteilung ber Magie, welche zu einem guten oder einem bösen Endzweck, durch Gott oder den Teusel, durch gute oder böse Geister, durch Engel, Clementargeistcr, mit sichtbarem ober unstchtbareln Werkzeug Verrichtet werben kann. Die Geister dienen den Menschen freiwillig oder werden gezwungen; malt verkehrt mit ihnen von Angesicht zu Angesicht oder durch Traume, Zeichen je. Alsdann wird Anweisung gegeben, wie stch ein Geistkundigcr verhallen soll. Cr soll Gott stets z»r Richtschnur seines Handelns machen, sich vor groben Sünden hüten, vcrschwiegcll, keusch, ein־ sank, mäßig, wol)ltl)ätig, beständig in Worten und Werken, fest 1111 Glauben tc. leben. Hierauf werden die schon mehrfach genannten flehen ostjm־ pischell Geister mit ihren Wappen und Ämtern angeführt und die Welse ihrer Beschwörung gelehrt. Die Ämter dcr olympischen * 22
340
Geister beziehen sich auf bie Dinge, welchen nach astrologischer Lehre die sieben Planeten vorstehen. Den Schluß bcs Buches macht eine ziemlich nichtssagcnde Spekulation über Fleisch, Seibcnschaftcn unb Bcrnunft. Wie die Spekulation über bie Heilung der Krankheiten durch metallische Arzneien und den Lapis Philosophorum beweist, wurde die Clavicula in dieser Fassung in nachparacelstschcr Zelt geschrieben. Das Gleiche gilt von dem Buche Arbatcl, dessen Titel lautet AKBATEL
.
ארבעתאל
Dc Magia Veterum. Wesel, Dnlßbnrg und Francksurth.
Drllcfts und verlegts
Andreas Luppins, privil. Buchhändler daselbst, 1686."
Bon diesem Buch läßt sich sogar mit Bestimmtheit behaupten, baß t's erst nach 1536 geschrieben ist, weil in ihm aus bcn auch von uns obcn erwähnten Fall von der Geld fressenden besessenen Magd ztl Lehns resp. Frankfurt a. C., welcher sich in dem gegenannten Jal)r Futrug, Bezug genommen wird. Bom Arbatcl cristicrt auch eine lateinische Ausgabe, welcher dem zweiten Sand der in Lyon in Cftav ol)ne Jal)r crschicncncn Gesamtausgabe dcr Werke des Cornelius Agrippa beigefügt ist. Da das Buch Arbatcl nichts als cinc in 49 Aphorismen abgefasite Piapl)ase obiger davicula ist, können wir von einer ausführlichen Inhaltsangabe abscl)cn. Das letzte dcr dem Salomo zugeschriebcn Zauhcrbücher ist dcr "Scmiphoras vud Schcmllaniphoras Salomonis Regis
Wesel, Duißbnrg und Francksurth, Drllcfts und verlegts Andreus Luppius, privil. Buchhändler daselbst, 1686."
Der Titel ist nach dem kabbalistischen Scheml)an1pl)orasch gebildet, mit welchem Ausdruck man die schon oben erwähnten zweiunbsiebcnzlg, Heiligen Namen Gottes, von denen jeder ein Cngcl ist, 111 ihrer Gesamtheit zu bezeichnen pflegt. Dieses Buch ist ein Machwerk stchr ncucn Ursprungs, welches, da Cornelius Agrippa und Paracelsus darin erwähnt Werden, srsthestclls alts der zweiten Hälfte des löten Jahrhunderts stammt.
341
In diesem Schenchamphorasch werden zunächst eine Anzahl göttlicher kabbalistischer Namen, jedoch nicht die erwähnten zmeiundfiebenzlg, genannt und die Wunder aufgezählt, welche der Kabbalist mit ihrer Hnilfe tljun kann. Dann folgt eine Darstelluug der himmlischen Hierarchie nach Diolchstus Areopagita und eine Schilderung der Dinge, über welche die Engel in den FWölf Himmelszeichcn Macht haben. Den Schluß macht die Aufzählung der Cngel der flehen Planeten, ber Clemente und der fieben Hiimmel und Hibhen. Dem Salomo wird auch die '
Ars Almadel
zugefchrieben, welche man in älteren occultistifchen Werken ohne nähere Angaben sehr häufig erwähnt findet. Sie scheint in der Erzeugung von Hiellfehcn durch anhaltendes Anblicken von glän־ zenden Gegenständen bestanden zu haben, denn der Bcrfasier der schon erwähnten Hmndertachtunddreißig Kunststücke sagt1): "Das Almadel ist eilt Stück der Onimantia,2) durch welche vermittelst gewisser Beschwörungen und Gebether) ein Engel, von eitel Diamenten gläntzend,
erscheinen muß.
So viel mir die Erfahrung davon wissend gemacht, ist: daß
einer diesem Werck practicirt hat, und darüber blind worden."
Der erwähnte Berstlst’er will diese Kunst in Hamburg erhalten und einem vornehmen Geistlichen geschenkt haben. — Nach Io־ hann von Salis hur l) verlieren alle Dnimanten infolge ber mit ihrer Kunst verknüpften Überreizung ber Augen in höherem Alter das Sehvermögen3). Ähnliche Künste waren die Ars notoria, Ars revelationum, .Ars Planetaria, welche fich um in Metall gegrabene Planeten־ amulette drehte und von Alcuin Carl dem Großen mitgcteilt worden sein soll, und die Ars Paulina. Bon allen diesen Künsten waren magische Manuskripte gleichen Namens im Umlauf. Adam von fiebcnwald sagt über die Ars Paulina:4) 1j A. a. O. S. 94. 2) Onimantie Wahrtagilngsart.
ist
die
durch Betrachtung
spiegelnder ־Flächen ----------
erzeugte
:l) Policraticus, Lib. II. eap. 8. 4) Adam von Lebenwald: "Drittes Tradätel von des Tenfsels List in dell Elementen. Salzburg, 1680. 12". png. 83. A. v. L. lvar bischöflich Salzburgscher Leibarzt.
342 "welche dein heiligen Paulo iu seiner Verzuckung nritgetheslt worden, wie
diese Pauliner melden, durch welche alle Wissenschassten, mit Hülss und inspiration der Engel (welchen sie iu gewissen Sachen gehorsamen irtiiffen) entweder
per viam elevationis, raptus vel extasis, wann sie verzückt werdet:, oder ivann die Engel in leiblicher Gestalt erscheinen,
und
mit ihnen reden, erlanget
werden. — Vor diesen Engeln behüt uns Gott, das seynd die rechte Menschen
betrügerische Teussel, welche sich in Engel Gestalt verkehren können, juxta D.
Paul. Corinth. 2 cap. 11.
Dahero entspringen osst geschwindt hochgelehrte
Baurett, Ealender-Macher, Philosophi, Poetelt, Aertzte; ich habe selbst ein
nasenwitziges Bäuerlein gefallt, welches alle Schäden, Wunden, Geschwür) BeinBrüche, Ansköglung, ohne eintzige Einrichtung mit einer Salben zurecht ge-
bracht. Ich fragte ihn: woher er diese künstlichen Salben hätte? Er antwortete:
Es frl) ihm von einem Engel in dem Schlafs gelernt wotchell. Ding der Obrigkeit als eine suspecte Sache an.
halben verschonet.
Ich zeigte solches
Aber er wurde seiner Kunst
Wüste auch wol andere Historien von Engel-Gespräch und
Freundschaft zn erzählen; Verschone aber der Art nnd Orten."
Cine ähnliche Kunst war: ״Die Beschwörung des Erzengel Uriel." Gin reines Zimmer wurde weiß verhängt und in dasselbe ein unschuldiger Knabe oder eine keusche Jungfrau, deren rechte innere Handfläche mit Baumöl bestrichen war, an einem Disch gesetzt. Darauf that ber Beschwörer ein Gebet zu Gott und beschwor den Uriel bei des zmeiulldsiebenzig Namen Gottes zu er־ scheinen. — Derselbe erscheint bann in der Ölstäche als kleiner Knabe ober Bogel und giebt Antwort, treibt auch wol)l scinen Spaß mit dem Beschwörer. Der Berfasser der 138 Kunststücke kannte einen vcnetianischcn Nobili, welcher mehrere Jahre zmei Jungfrauen nur ztlm Zweck ber Beschwörung des Uriel in feinem Hause hielt1). H1erl)er gehört auch die: ״WahxsagUug durch den Cyprianum", auf welche ich im Abschnitt von ber Thellrgic austlhrlich zurück־ komlnen werde. Waren die letzten drei magischen Künste aus das Erlangen von Wissen gerichtet, so bezwecken die Beschwörung des Crz־ engels Gabriel, das Chrisivhh’ ׳Gregorius- und Beronica־ gebet bie Habhaftwerdusig von Schätzen. Die ״Ruffung des Engels Gabrielis" 3) 138 Kunststücke.
S. 107 ss.
343
bestehl aus FWei Weihungen des Beschwörungsorts, einer Anzahl herzbrechender Beschwörungsgebete, für jeden dcr flehen Wochentage berechnete Auflöfungsworte und den ,,Machtworten des Heylands Jesu Christs damit er die Hölle anfgeschlosfrtl, bestürmet, besieget, und einen Trinmps aus sich selbst gemacht."
"Die Ruffllng des heiligen Christoph" oder das sogenannte Christopheles־Gebet" bedarf ziemlich umständlicher Borbereitungen. Bevor man das Gebet verrichtet, muß man beichten, fasten, keusch leben und Almosen geben. CS müssen entweder ein oder drei Bcschwörcr sein. Das Zimmer muß ein nach Osten gehendes Fenster haben, welches offen bleibt. Die Beschwörer müssen ein KrilzistE, ein Marienbild und ein Bild des heiligen Christoph haben, ferner eine ßichtmeßkerze unb einen zn Kohle gebrannten 0ster־Palmcl1zweig, womit drei Kreise gezeichnet werden, endlich eine neue Gelte oder Schaff mit drei Reifen, in welcher St. Christoph den Schatz abladet. Ist dies geschehen, so must man von einem Teil des Schatzes Seelenmessen lesen lassen, Almosen geben, drei Dukaten an drei arme Leute verteilen und drei Arme neu kleiden, sonst stirbt einer der Beschwöret noch in demselben Iahr. Die Beschwörung muß an einen Neumond, zu einer heiligen Zeit, an einem Dienstag, Donnerstag oder Sonnabend von Abends 9 bis 12 Uljr verrichtet werben; der Beschwörer muß harschst sein, reirle Kleider allhaben unb in dem mit Weif) ־und Daufwasser besprengten Kreis knieend beten unb sich durch nichts beirren lassen, was er auch sehe unb hbre/denn dic Geistcr können ihm nichts thrtn.
Nun folgen herzbrechende Gebete mit — wie bei ber Rikfung Gabriels — zum Teil den Hiöllenzwang cntllolllmencn Formeln, durch welche St. Christoph mit dem "schärpffsten Zwang" genötigt wird, nicht weniger als 99000 Dukaten vor dem Kreis nieder־ zulegen. Ganz ähnlich find dic Gregorius ־und Bcronicagebete, welche wie das Chtiftohhelesgebet noch heute beim gemeinen Mann in Süddeutschland in hohem Ansehen stehen. Der Berfafser der
344
138 Kullststückc beschreibt recht drastisch, welcher Köhlerglaube an diese Gebete vor 200 Jahren herrschte1): "In den verschiedeiten Orlen, insonderheit aber in Unter-Oesterreich, sind sehr viele mit dieser Tborheit behautest daß sie bald den Heil. Christophorum,
bald den Heil. Gregorium, bald die Heil. Veronicam zwingen wollen, dell
Himmel zn verlassen, nnd herab zn kommen, um ihnen grosse Säcke Geld zn
bringen, damit sie ihren Wollüsten und !Üppigkeiten besser nnd vergnüglicher obliegen können.
O Lappen, solche sind unter diejenige zn zählen, von denen
der Königliche Prophet Daniel spricht:
Sunt sicut equus ct mulus, quibus
non est intellectus: Sie sind gleich denen Eseln nnd Rossen, die keinen Verstand In der Kaiserlichen Residentz-Stadt Wien ersuchte mich ein guter
haben.
Freund,
ick) möchte ihm doch mein Zimmer erlauben, nm den Heil. Christo-
phorum zn beschwören, welches ich ihm gerne gestattete, mich aber zu Bette legte; nachmals aber, wie er ein Schass Wasser ins Zimmer brachte, davor niederkniete, nnd mit höchster Andacht sein Gebet und Ceremonieo verrichtete, llluste
ich nothwendig lachen, insonderheit, da der arme Tropfs Trostlos) muste davon gehen. Dergleichen Eiempel weiß ich gar viel von denen, die dell Heil. Clrristophorum zu einer grossen Libertät haben zwingen wollen, aber niemahls weder
ihn, noch den Heil. Gregorinm, auch nicht die Heil. Veronieam zu solcher Complaisance bereden können."
Bon den Erzengeln und Heiligen springt die Zaubcrtraditloll auf den Papst Hionorius über, unter welchem, wie wir oben sahen, Hionoriils Hl. (1216—1227) zu verstehen ist. Dell Anlaß dazll gab die angebliche Übersendung dcr Zauberbücher Sechs durch Ferdinand von Castilicn an diesen Papst. Honorius soll nun im Jahre 1220 ein Griniorium, Grimoir, oder der große Grimoir genanntes Zauberbuch geschrieben haben. Dies ist natürlich Fabel, aber Thatfache ist, daß dieses dem Honorius zugeschriebene Zauberbuch in der ersten Hlälfte des 16. Jahlchundcrts bereits cjrtstierte, denn Delrio sogt darüber1): ') A. a. c. S. 96.
)־Pisst. mag. Lib. II. Quacst. 111. ״Liber artis Grimoriae, qui Patrnin uostrorum aetate circumferebatur, doceus mortuorum evocationes.“ Bel dieser Gelegenheit will ich bemerken, daß es nur den Päpsten erlaubt war Zallberchücher zu lesen, denn bei Delrio (Disqii. mag. Lib. V. Sect. 17.) heißt es, "daß nach dem Gebrauch der alten Kirche, den Edietcn von Pins 1V. und Clemens Vlll., sowie der Bulle Julins III., ,cum meditatione cordis‘ nur die Päpste Zallberbiicher lesen dursten.' ׳Die Bischöse waren von Amtswegen nicht dazu berechtigt, sondern bedurften besonderer Erkallbniß des Papstes. Auch dursten sie diese Bücher nicht selbst verbrennen, sondern mußten sie den Inquisitoren überliefern. Wer Zanbelchücher, die er besaß, nicht ablieserte, erhielt keine Absokntion.
345 "Das Buch von der Kunst Grtmorin, welches zll unser Väter Zeit im Umlaut war) lehrt die Todtenbeschwörlmg."
Ja Delrio nennt die Nckromantie geradezu Grimoyria. Nun enthält allerdings der von Scheible1) abgedrucktc Grimoir nichts von Totenbeschwörung, sondern — ähnlich dem Hijlleilzloang — die Beschwörung böser Geister; allein das will noch nichts gegen dessen Echtheit besagen, weil Delrio mit dem Wort Nekromantie bald die eigentliche Dotenbeschwörung, bald die Schwarzhknst überhaupt bezeichnet. — Auch Iohann Wier kennt den Grimoir* 2). CS ist schade, daß Scheible bei seinem Abdruck des Grimoir nur eine einen total verdorbenen Deist enthaltende Handschrist aus dem Besitz eines schwäbischen Bauern benutzen konnte, denn der Grimoir ist offenbar ber direkte Borläufer des Höllenzwangs. Zuerst wird in ihm gesagt, daß dcr Beschwörer die üblichen asketischen Borbereltungen treffen, sich mit einer Stola bekleiden und geweihte Kerzen brennen soll. Dann folgen Beschwörungen des Ariel und der Luftgeister, welche Michael, Gabriel, Gamacl, Raphael, Seraphkel, Anael unb Capl)iel genannt werden. Hierauf werden die Geister Lucifer, Beelzebub, Astarolh, Asmobai, Levia־ than, Barbuit, Berbigot, Genap, Darlston ullb Acol genannt, dann folgt die Beschwörung Astarotljs, woraus die Erscheinungen der Geister Astarotl), Naema, Agarus, Saos, Gamoet, Ampheroll, Neront, Siviant, Nclnon, Baal, Agerol, Hieneral, Arfts, Machill, Iilbagor, Sibos, Geblepl. Zomal, Canpl), Margolas, Sargas, Gezerv und Gewar samt ihren Ämtern beschrieben werden3). Hier l)ängt der Grimoir mit der später altzusüljrenden Pseudomonarchia Daemonum zusammen, denn, wenn auch die Namen im Grimoir entstellt sind, so begegnen wir doch denselben Geistern mit dem gleichen Habitus in der Pselldolnonarchia. Darauf wird gelehrt, welche Geister au den verschiedenen Wochentagen beschworen werden müssen, nämlich am Sonntag Aziel, am Montag Lucifer, am Dienstag Nimrod, am Mittwoch 1j Scheible: Kloster, Vd. 111. S. 634 st’.
ä) Wier: De praestigiis Daemonum. öllel1zwong ist cin drei Blätter Jterfer .Herpeiltii enthalten, in welchem ein ungenannter Geist beschworen wird, Geld zu bringen. — Das Rauchwerk besteht alls Weihrauch, Storaj' liqu. und Pech, von jedem eine Ullzc, ein Lot Rosischwcfcl, und Aloe-, wic Rhodifcr Holz, von jedem ein halbes Lot. Das letzte dcr hier ailzllfiihrelldcn Zauberbüchtw ist die Knilch Iamblichus Dc mysteriis Acgytiorum Lib. II. cap. 6 glanble mau durch solche Manipulalioneu deu Geistern physische Schmerzen zuzusiigeu. Vd. 111. S. 626.
371
Pneumatologia occulta et vera, welche aus dem Schemhampl)oras, der Clavicula, der Occulta Philosophia Agrippas und der natürlichen Magie Hildebrands zusammengestoppelt ist. Bermutlich geschah dies um das Jahr 1660, weil in der Borrede gesagt wird, daß diese Pneumatologie noch vor 180 Jahren zu Salamanca vorgetragen worden sei. Die Zauberschule zu Salamanka ging aber nach Delrio um das Iaht 1480 ein.
Die Pneumatologia hebt mit hochstiegender Theofohhie an und hbrt mit Schatzgräberei auf. Nachdem in der Borrede die klassischen Schriftsteller und Kirchenväter über Magie abgehört wurden, wird gesagt, daß alle übersinnliche Eigenschaften Gaben der Geister seien, welche man — ganz im Sinne Agrippas — aus dreierlei Welse binden könne. Das erste Band werde aus der Clementarwelt hergenomlncn und bestehe in den Geistern sympathischen oder antipathischen Kräutern, Blüten, Steinen, Tieren tc. Das zmeite Band stamme aus der himmlischen Welt und sei im Gestirneinstitß, den Aspekten tc. zll suchen. Das dritte Band sei aus der geistigen Welt hergenommen und bestehe in religiösen Ceremonien, Gebeten, kabbalistischen Namen Gottes 2c., womit man auch bie Clemente, Tiere, Menschen, Waffen usw. binden könne. Hierauf folgt ein langes, herzbrechendes Gcbet und eine der Clavicula entnommene ·Lehre von den Planetenintelligenzen, in deren ®erlauf gesagt wird, daß dcr Carmeliter Albert Baser vom Kloster Maria Magdalena de stella nova in Italien am 18. Februar 1568 den Geist des Merkur beschworen und von diesem Unterricht 111 dcr Alchljmie erhalten habe. — Hier haben wir es entwcdcr mit einer grobcn FKlfchutlg ober eincr ilnglaublichen Dummheit zll thlln. Bon diesem Bajer, welcher Adcpt gcwefen und seiner Tinktur wegen nach 1570 in Augsburg er־ mordet worden sein soll, berichtet zuerst Matthias Crbc von Brendan, ein Leibarzt Kaiser Rudolphs Π. Cr hinterließ ein Gespräch des Alchl)mistcl1, der Natur und des Spiritus Mercurii über bcn Stein der Weisen, welches von Scndivogiils heraus־ * 24
372
gegeben1) unb der Anlaß zn obiger Fabel wurde. So viel beiläufig. Dann folgt eine Belehrung in ber Pneumatologia, wie man mit den Geistern in Beringt kommen könne, welche angeblich dem Buche Sophnat Panaach des Rabbi Abraham ben Moses Aaron entnommen ist. Darin finbct sich folgende, für die Geschichte des Spiritismus interessante Stelle: "Eure Wiirckllng muß alleine semi, daß ihr euch össter aus Gebiirgen allein besprechet; das Besprechen aber bestehet im Verlangen, welches die Wilr-
cknug des Genliiths ist; denn mit der leiblichen Zunge könnt ihr euch mit den Geistern nicht
besprechen.
Darum muß einer euer Gespräche im Gemiithe
haben, mit Verlangen und menschlichen innerlichen Vitten, alles desjetligen, was ihr begehrt, so wird es geschehen.
Denn es wird sich der Geist ganz mit
enertl Gedanken vereinigen, und end) in dem, was ihr verlanget, unterrichten.
Dannhero ihr wohl aus die Abwechselung eurer Gedancken und auf die Träume, die ihr in eurer Extasi gewahr werdet, Achtung geben müsset.
Denn so viel
mal die Geister euer Verlangen wollen ersiillet wissen, so geben sie ein Getböne, gleich einer ehernen Schelle von sich. Derowegen dn auch ein gewisses Glöcklein bey Handelt haben mußt, damit dn, sobald du des Geistes Gethiin hörest, mit
deinem Glöcklein mögest die Losung geben, daß dn zn hören bereit seyest Hier-
nächst ivird dick) alsobald die Extasis iibersaliett, in weicher dir alles ivird vor-
kommen, was du wachend begehrt hast, es frien Schätze, Weißheft, Gesundheit nnd andere Güter, welche dn für dich nnd andere verlangst, nnd wirst sie auch gewiß, wenn dn allswachest, alls die Art nnd Weist, wie dich der Geist gelehrm,
finden.
Nur mußt dn Alles zum Preise Jchovae vor dich nehmen.''
Der Bcrfasser spricht nun noch Einiges über die von uns schon mehrfach erwähnte magische Glocke aus dem Elcctrmn,. ohne deren Bereitung zn lehren, und geht dann zur Schatzgräberei über, wobei er dic Bereitung eines Schatzlichts, Grdspicgcls und einer Wünschelrute aus Messing lehrt. .Hierauf folgen nun Regeln, wie fich ein Schatzgräber verhalten soll, die Charaktere der Intelligenzen und Dämonen der Planeten samt der Geister־ hrerarchie nach dem zweiten und dritten Buch dcr Occulta Philosophia des Agrippa. Dabei wirb außerdem gesagt: "Böse Geister, erscheinen ill Gestalt eines brüllenden Löwens oder auch eines Bährens, Elephantens, Assens, Hundes, Drachens, und was! dergleichen schöne Figuren mehr stund,"
*) Paris, 1608, 8° ll. öfter.
373
auch als schwarze ober feurige Hunde, Kröten und Nachteulen, Raben, Kamee le usw. Sodann werden die Geister der Wochentage nach dcm Hep־ tameron angeführt, worauf eine lange Anweisung zum Schatzgraben den Schluß macht, wobei bie Räucherung jur Anlockung der guten Geister aus gleichviel Weihrauch, Msirchen, Mastijl, Raute, Paradlesholz, Aloe und Wallrath, die zur Bertreibung der bösen Geister jedoch aus gleichviel Schwefel, Asafoctida, Biebergeil und Raute besteht. Damit schließt bie nur handschriftlich vorfomlnende und von Horst in der Zauberbibliothef abgedruckte PneUmatologia occulta und unser Abschnitt über die Zauberbücher.
w
3. Abteilung.
Die TbcUrtjic, Rckroniantic und Krpstaliseherei. 1. Die Theurgie. lles von der Tradition Fauft zllgeschriebelie magifche Wissen und Können beruht auf ber Theurgie, Nekro־ malltie und Kchstallfeherei; deshalb dürfte es wohl am Platze fein, diefe Künste nach chrcr Geschichte und Prajls darzustcllcn, um ein volles Bcrftändnis dafür Z11 erhalten, wie die in dcr Tradition lebende Gcftalt des Zauberers Faust, der fich übermütig int Bollbcfitz feiner magifchen Macht tummelt und nach himmelstürmcnder Erkenntnis herzlich wellig fragt, überhaupt möglich wurde. Nach uralter Allfchauullg ist dic Grundlage aller magifchen Macht die Theurgie, welche man kurzweg als "Geisterbann" bezeichnen kann. Sie bericht auf dem Grundgedanken, daß Alles t. Int Universum in einem natürlichen Zusammenhang steht und das I Ganze eine Mannigfaltigkeit von Kräften ist, die einander auf I verschiedene Weife anIiehen oder abftoßcn und vermittelst der Wahlverwandtschaft (συμττάϋαα^ durch eine Kraft zu einem Leben vereinigt werden.1) — Nichts im Universum ift unbcseclt, sondern Alles 1S1: mit einem chm eigentümlichen geistigen Leben erfüllt, die Himmelskörper wie der Weltraum, die Clemente wie die Naturförper, und vom Menfchen breitet stch auf- und abwärts nach den anthropomorpl) gedachten Prinzipien des Guten und 3) Plot in: Enncad. IV. Lib. IV. cap. 40.
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Bösen ein unerlneßlichcr Geistcrfchwarin aus, welcher wohl von den verschiedenen Kulturvölkern verschieden, aber doch nach cillent überall durchschimmernben Grundschema klassifiziert wird. Das Gesetz der Wcltl)armonie umschlingt die Gcisterwelt, welche einer zmifchen dem absolut Guten und Bbien atlsgcspallnten Seite ver־ gleichbar ist, die von oben bis unten Vibriert, wenn sie von dcr Mitte, dem Menschengcist, aus angeschlagen wird.’) Dcr Meitich wird auch, seiner hichern oder ulederlt Natur folgend, mit den Geistern der H>öl)e oder des Abgrundes anknüpfen können, zu welchem Belmse er fich ihnen in erster Linie möglichst assimilieren muß, wodurch die absolute Notwendigkeit einer reinen oder unreinen Askeic gegeben ist, wie wir sie auf ihrer höchsten Stufe bei den indischen, jüdischen und alexandrinischen Weifen, auf ihrer niedrigsten aber bei verschiedenen Ketzersekten, den Zauberern in dämonischem Sinn und den .*pesrcn stndelt. Die Askese allein schärft jedoch nur das überstnnlichc Wahrnehmungs־ vermögen des Menschen und bringt die in il)nt schlummernden magischen Fähigkeiten zum Reifen, nicht aber zur selbständigen Thätigfeit, weshalb ein nur die Slöfcse übender und dcr kommenden Dinge Passiv harrender Erforscher des Überstlmlichclt wohl ein "Medium", nicht aber ein Magus, XHeitrg ober ״Adept" werden wird. Ilm diefes zu werden, um die Gcisterwelt zu beherrschen lind mit deren Hülfe Zauber wirfen zu können, '12) bedarf es der Schulung des möglichen Willens, was jum Teil allerdings mit der Askefe zniammensällt, fowie gewisser, auf diesen Zweck abzielender Handlungen, welche die Theurgie lehrt und deren Zahl Seglon ist. Durch diese Handlungen werden die ihrer Natur entsprechenden foßniifchen Intelligenzen angereizt und ge־ zwungen, mit dem transcendentalcn Subjekt des Menfchen in Berkehr zu treten und denselben unter Umständen dienstbar zlt ieill. — Dies ist die Theorie der Thellrgie in nuce. CS kommt mir hier nicht darauf all, den philosophischen Wert oder Unwert dieser Theorie zu beleuchten und die Fragen Z11 erörtern, ob wir zu einem Glauben an die ®!־istenj kosmischer 1i Ein z. B. von Robert Fludd sehr viel gebrauchtes Bild. 2) Im Sinne der Theorie gesprochen.
376
Lebewesen bcrcchtigt sind, ob wir durch lheurgische Handlungen mit ihnen in Beringt ־treten und sie anlocken oder zwingen rönnen; das Alles läßt sich heute weder bejahend noch verneinend entscheiden. Ich will vielmehr versuchen, die lheurgische Handlung selbst vom Standpunkt dcr modernen Forschung F11 ! erklären, und gelange dabei zu dem Resultat, daß Hljpnotislnus, Somnambulismus und Dclcpathlc das Jahrtaufende alte Rätsel des Gcifterbannes, soweit dasselbe den Menschen angeht, lösen. Außerdem aber wirb mir persönlich die (Sjistcuz kosmischer ^Lebewesen sehr wahrscheinlich; ich halte die alte Dl)eurgie in ihrem ןKern für wissenschaftlich diskutierbarer — wenn dieser Ausdruck I hier gebraucht werden darf — und, weil er ungeahnte Perspektiven ' eröffnet, auch für weit eittwickclungsfählgcr als dcn Spiritismus, welcher, dcm ptolcmäischen System vergleichbar, den Menscheilgeist Ζ1ηη Mittelpunkt der Welt macht und 11)11 in die Krtzstallsphäre eines "Sommerlandes" eutschlieszt. — Sind wir einmal zur Annahmc intelligenter Planctenbewohuer gelangt, loic sie z· B. notwendiger Weise auf dem Mars existieren müssen,1) aber ebenso־ wenig als andere hypothetische kosmische Wesen a11tl)ropomo1chher Natur z« sein brauchen, so erscheint ein Berkelst unseres transcendcntalen Subjckts mit dem ihrigen wohl anscheinend paradoH aber nicht mehr absurd. 2) Die .Telepathie oder Telcncrgie, welche ja nicht vom Zellcnorganislllus abhängig ist, würbe einen solchen freilich nur in dcn seltensten Fällen eintretcndcn Berfcl)r erklären, die TheitUjic aber wäre das Mittel, den Menschengeist in solche Schwingungen zn versetzen, daß sie bis ztl jenen Fernen wahrnchlnbar sind.. Dafür, daß die Dl)ettrgie nur das Mittel znm Zweck der telepathischen und telcncrgischen Dl)ätigfeit des Menschengeistes ist, spricht dcr Umstand, daß dcr cheurgische Ritus in der ältesten j Zcit am einfachsten war und nm so komplizierter wurde, je welliger eindrucksfähig die Natur des Menschen sich gestaltete. So würde z· B. heute auch dcr vcrwickeltste thcnrglsche Ritus dcr Rcllaissancc- nnd Rokokozeit nur in sehr seltenen Fällen von ף
Man denke an die bekannten Entdeckungen Schiaparekkis. ' )־Vgl. Dn Prel: Die Planetenbewohner. Leipzig, 1880.
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Wirkung sein, weil ein moderner Tsicurg nicht au dic Wirkung der gebrauchten religiösen Formen glauben unb auf so manches damals mit heiligem Grauen angcstauntes Beiwerk mit verächtlicheni Lächeln herabsehen würbe. Die "cheurgische Hülfe" — wie der Kunstausdruck lautet — soll den Glauben, die Imagination, furz, die gesamte magische Thätigkeik^lmseres transcendentalcn Subjektes zur Entfaltung bringen ullb zunächst Autohllpnose und Ailtosonlnambulismlls hervornlfen. Deshalb must fie sowohl phhiiologisch als Psncho־ logifch begründet sein; Phnfiologisch nämlich, wenn ste nur in einer äußern .Handlung besteht, durch welche unbewußt die Cmpstlldllngsschwelle des Theurgell verschoben wird, und Psncho־־ loglich, lvenn der Prozeß dcr Beischiebung ein reill geistiger ist und bewußt, obwohl auf magifchc Art, vor stch geht; die "thellrßische Hülfe" loird stch also in letzterem Fall fowohl dem zeitweilig allgemein herrschenden, als auch dem individuellen KUltutIuftalld des Befchwörers anpafsell müssen. In der Regel werden beide Methoden zusammen angewandt, und zlvar in der Art, daß nach einer vorhergegallgenell Pir)cho1ogisch־nlr)stischelr Borbereltullg eine physiologische Operation — Räucherung tc. — die Pforte des Übersinnlichen sprengt. Dabei läßt stch vermuten, daß das Wahrnehmungsvermögen unseres transcendcntalen Sub־ jeftcs gleichsam in die Ferne tastet und auf übersinnliche Potenzen stößt, die cs nach feiner Eigenheit empfindet und stch danach zur Beranschaulichullg bringt; denn nach Poiret1) erkennt der Geht die Dinge außer stch nicht anders, als durch Aussendung seiner Kräfte oder durch Cillstrahlung derselben in die Cbjefte. Aus solche Welse würde sich dcr durch dic Thcurgie hervorgerufene Geisterverfichr aller Böller und Individuen erklären und die Widersprüche in dell objektiven Dffellbarungell bei Induviduen und Bölkern verschiedenen Glaubens lind verschiedener Kultur, welche jedes nach seiner ■verschiedenen Art mit den Geistern umgehen, lösen. Die Psychologische Crregungslnethode der Theurglc ist die höher geartete und gehört fast ganz in das Gebiet ber reinen
‘"י׳
*) Göltlichc Hallsordnung.
Tb. 5.
—
378
—
Mhstik. Sic bestehl 111 ber Zurücksetzung weltlicher Geschäfte, Mäßigkeit ill allen Gekniffen — manchmal in der gänzlichen Enthaltung von Fleisch. Wein und Weib — und in der Betrach־ tllng des Borhabens, aus dessen Gelingen die feste .Hoffnung gesetzt werden muß. So vorbereitet, sucht ber Dljeurg einen einsamen Ort auf und erwartet iu tiefer Kontemplation die Erschließung des innern Sinnes, das Übergehen 111 den ekstatischen Zustand, in welchem 1hm fein Schauen zur subjektiven Gewißheit wirb. Der zmcite wichtige Punkt in dcr Theurgie ist das Gebet und die geheimnisvolle Kraft des Worte», welchem die Kraft beigelegt wird, "sclbst die Götter auf die Glche herabzuzwingen." Treffend sagt Schubert über die Sehre von der Kraft des Wortes:1) "Die echte Magie und Theurgte ist nur jene, welcher die Wesen aus ein
gegebenes gutes Wort zu gehorchen pflegen, nämlich aus jenes lebendige aus dem innern Leben kommende, das seiner Natur nach immer zugleich aus That Erfiillnng und Gewährltng zu seilt pflegt, auf das gute Wort des Herzens, nicht der Lippen etc. Aber auch bei deu höchsten ulld scheinbar reinsten Erscheinungen der Art find
immer zunächst untergeordnete Attraetlonskriifte
thätig, welche
felbft noch in den höheren Regionen der Natur walten nnd welche die niedern
Adbäfions- nnd Eohäsionskräfte des Elementes blos auf einige Zeit nnwirksam,
wenigstens nnnlerkiich machen, dnrchans nicht aufheben."
Auf den Glauben an die gcheinulisvolle Macht des Wortes ist der Glaube an die Allgewalt der Beschwörung gebaut, welche das Wichtigste der thcurgischcn Operation während des Mittel־ alters und in dcr neueren Zelt ist. Der älteste tljeurgische Philofoph oder philosophische Tcheurg Philo von Alcj'andria (20 v. — 54 n. Chr.), faßt die Thellrgie noch mehr' im Sinne der praktischen Mystik, als cin innerliches, subjektives Erlebnis auf, obschon er eine durchaus reale Geisterwclt anniuunt. Gott ist il)m die Serie des Weltalls, über welche man nichts anderes Jagen darf, als daß ste sei. Aus 1hm emanierten unzählige Kräfte und Geister, welche die intclligible Wclt als Urbild und Ideal dcr sichtbaren Körperwelt hervorbrachten. Unter dtcfen höheren himmlischen Geistern ftcljt eine unermeßliche Menge niederer, welche Engel genannt werden. ') "Die Nachtfrite der Naturwissenschaft."
Dresden 1818.
S. 108.
379
Diesc Geister haben verschiedene Geschäfte; sic dienen dem Allmächtigen und hüben so tiefe (.Einsichten, daß ihnen nichts vcrborgen ist. Sie find Bcrkünder dcr göttlichen Befehle und Überbringer ber Gebete vor den Thron Gottes. Ihre Cjistenz ist geboten, denn es ist notwendig, daß die ganze Schöpfung be־ lebt sei unb daß jeder Teil der Welt die chm angcnkcfseucn Bewohner habe. Bon den Geistern, welche dic Lust bewohnen,1) find einige den Menschen gefährlich durch Cinslösimlg sündlicher Be־ gierden und Leidenschaften, andere jcdoch dienen dazu, in der Seelc des Menschen den Trieb zur Unstcrblichkeit unb Berachtlnlg alles Irdischen zu erwecken. Und diesen muß man durch ihre unmittelbare Einwirkuug auf die menschliche Seele das Geschäft dcr Inspiration zueignen. 2) Die Geister aller Klassen und Ordnungen find Mittelwcscn und Mittelspersonen zwischen Gott und den Menschen, Gefährten und Aufseher der Menschen, Berkündiger der über sie ergangenen göttlichen Ratschlüsse usw.; mit einem Wort, die Gcistcrwelt ist nach Philo ein intclligibler Staat, worin dic Angelegenheiten des sichtbaren Universum und namentlich des Menschen betrieben werden. , Dcn obersten Rang in dieser Gcistcrwelt nimmt der Logos ein, das Triebrad im innen! Wesen der Gottheit und der Geister־ weit, dem Gott bei der Schöpfung der Welt sein allmächtiges ״Werde" anvertrautc. Der Mensch ist eines unmittelbaren vertrauten Umganges mit dcr Gcistcrwelt und dem Logos durch eigene Kraft fähig, wozu chr die durch die Askese vermittelte höchste Erkenntnis des Wahren und Guten verhilft. Ist dann dic menschliche Seele in Bcrbindung mit der Geifterwelt — und namentlich durch dcn Einfluß des Logos — zur Erkenntnis der eigentlichen Grundideen dcr Dinge gelangt, wovon Wir durch die Sinne nur eine ober־ flächlichc Kenntnis crhalten, so ersteht sie sich über sich selbst, tritt mit dem Logos in Gemeinschaft; ste ljut den höchsten Gipfel ף
Vgl. Epheser, 6, 12. )־Philo: Dc eonfus. ling. 271. De Profug. 359. De Abraham. 287. De Somniis. 405. De Gigant. 222—224 etc. Ed. Colon. Allobr. 1713.
380
der reinsten Erkenntnis erstiegen, und ihr Flug ist fortan himmel־ wärts gerichtet. Dies ist der Kern der tljeurgischen Spekulationen Phllo's. Die eigentlichen Ausbildner der Theurgie find die Neuplatonikcr, von welchen wir zuerst Plotin (205—270) mit der von ihm cntwickclten Theorie der Wcltharmonic nennen müssen, welche die erste Boraussetzultg der Möglichkeit dcr Theurgie ist. Nach Plotin ist dic Welt als ein großes lebendige» Wesen, Tier, z« betrachten, in welchem Suchest und Zusammenhang ist, wo auch das Entfernte einander nal)e ist, kein Teil wirken kann, ol)ne daß auch die entfernteren Teile in Mitlcidcn־ schäft gezogen werden, weil in dem Ganzen eine Seele ist, welche ihre Dl)ätigfeit auf alle einzelne, das Ganze ausmachende Teile erstreckt. Deshalb, fährt Plotin fort, giebt cs eine natür־ lichc Magie, Mantik und Theurgie, insofern Alles in einer natürlichen Wechselwirkung sich befindet und das Ganze eine Mannigfaltigkeit von Kräften ist, welche einander unaufhörlich auf mannigfaltige Welse anziehen und abstosien und durch eine Kraft zli ein em Sehen vereinigt werden.1) Bei Plotin, wie bei Pljilo ist, wie wir sehen die Theurgie mel)r praktische Mhstih deren Ziel die Hcllosts — die Einslverdung mit der Gottheit bildet —, als die Sehre von den Geistern und den praktischen Mitteln, mit ihnen in Berstchr zu kommen. Diesen Charakter sing sie jedoch bei Porphhrlus (233—304) an zll ver־ licren, wclcher seine Dämonologie in der Schrift ״De abstinentia ab esu carnis“ entwickelt.2) Porphljrius teilt dic Dämonen in mcnschcnsreundlichc, gute, und mcnschcnfcindlichc, böse. Beide find mit einem feinen geistigen, aber veränderlichen und vergänglichen Körper bekleidet, und unter־ scheiden fich noch dadurch, daß die guten Dämonen stets Meister ihres Körpers bleiben, während die bösen von ihm beherrscht werden. Erstere find als die Beschützer von Menschen, Tieren und Gewächsen, als die Regierer der Jahreszeiten, die Lehrer ’) Enncad. IV. Lib. 1V. cap. 10.
s) ΙΓ. cap. 37 bis zum Schluß.
381
nützlicher Künste unb Beschäftigungen, als Berfi'lnder der Zukunst und Geber aller irdischer! Güter ju verehren. Die Letzteren hin * gegen sind die Ursachen aller Unfälle, welche dcn Menschen und Tieren begegnen. Sie verursachen Erdbeben, Überschwemmungen, Seuchen, Hungersnot unb suchen die Menschen zu überreden, daß alle diese Übel von den guten, aber erzürnten Göttern herrlchren. Sic entzünden inl Menschen alle unmäßigen, gehässigen Begierden und Leidenschaften, reizen ihn zu Atlsschweisungen, Aufruhr und Krieg und verführen ihn zu Dlcxopfern,--von deren fetten Dämpfen fie sich masten Darum muß fich auch ein weiser Munn vor dem Schlachten und Opfern empfindender Geschöpfe hüten, damit er nicht böse Dämonen herbeilocke. Porphyrins ist nicht konsequent. Denn wenn er sich hier in einer Weise über die Dämonen äußert, welche an die Worte Wagners während des Osterspaziergangs gemahnt: "Sie hören gern, zllm Schaden froh gewandt. Gehorchen gern, weil sie uns gern betriigeil,"
so kann er in seinem Brief an den Phthahriestcr Ancbo seine Zweifel an die Wirksamkeit der Tl)eurgic nicht bergen, insofern er cs nicht Begreifen kann, daß fich die mächtigen Götter und Dämonen durch magische Künste jwingcn lassen sollten, den Menschen zn manchmal recht nichtigen und sündlichctl Zwecken bel)ülflich zrt fein. Cr sagt: ,Mick) bringt vorzüglich das iu Verlegenheit, ivie die Götter nnd Geister,
welche als mächtigere Wesen herbeigerusen werden, sich doch wie schwächere befehlen lassen. — Sind die Götter von alten Leiden frei, so sind ihre Attru-
snngeil, Beschwörungen ete. eitel nnd vergeblich; noch mehr aber die thenrgisthen Mittel, durch welche
mau sie zwingt.
Was keinem Leiden (Assieiruverdetl)
nnterworsen ist, kann auch nicht gezwungen weichem
Wie vieles geschieht nun
nicht bei den theurgischen Eeremonien, loas die Götter und Dämonen als leidend durcheilt?"
Diesen Zweifel sucht er durch dic Annahme zu heben, daß niedere Druggeistcr die Rolle der Götter und erhabenen Dämonen !i.', bei den theurgischen Beschwörungen spielen, indem er in dem־ selben Bries sagt: "Einige behaupten, außer uns sei eine Gattung von Wesen, welche unsere Wünsche erhören nnd von betrügerischer Natur sind, alle Gestalten und
Formen annehmcn, die Rolle der Götter, Dämonen nnd abgeschiedenen Seelen
382 spielen unb dadurch
lnzd alle scheinbaren Güter
und Uebel
hervorbringen
können."
Diese bis in den modernen Spiritismus htneinspukende Lehre wurde zuerst von Iamblichus (t 333), dem Schüler des Por־ plsrius ausgenommen, welcher die Einmischung der Truggeister von theurgischen Kunstfehlcrn abhängig macht, indem er in seiner den Brief an Anebo beantwortenden Schrift "De mysteriis Aegyptiorum“ sagt:1) "Götter, Engel lind gute Dämonen erscheinen nur unter angenommenen
wahren Bildern; denn so wesentlich das Licht mit der Sonne vereinigt ist, so wesentlich ist mit ihnen Wahrheit, Güte und Vollkommenheit verbunden.
Die
bösen Dämonen bedienen sich aber öfter falscher Bilder, um in höherem Rang
zu erscheinen und die Thenrgen zu täuschen. — Wenn etwas in der theurgischen Kunst versehen worden nnd anstatt der verlangten wahren Erscheinungen falsche zum Vorschein kommen, so nehmen in diesem Fall die untern und ult-
vollkommenen Geister leicht die Gestalt der höheren an.
So entstehen oft eine
Menge großer nnd gefährlicher Irrthiimer beim Citiren der Geisten
Wer
solchen falschen Erscheinungen traut, wird in Irrthiimer nnd Täuschungen gestürzt und von der wahren Erkenlltniß Gottes abgesührt. scheinen sie?
Denn warum er-
Etwa nm denen, die sie citiren, einen Vorthcil zu gewähren?
Nein, sondern nm sie zll hintergehen und ihnen zu schaden, denn aus einer Lüge kann kein Nutzen erwartet werden. Die göttliche Natur, als die ewige
ötlelle des Seins uud der Wahrheit, läßt iu kein anderes Object ein täuschendes Bild von sich übergehen."2)
Im Übrigen ist die Schrift des Iamblichus De mysteriis Aegyptiorum nur eine Beantwortung der von Porphvrins in seinem Brief an Ancbo aufgeworfenen Zweifelsfragen, worin dic ’) Sect. Π. cap. 10. ä) Die Theorie der Truggeister finden wir bereits bei Paulus vor, welcher (2. Cor. 11. 14) vom Satan spricht, der sich in einen Engel des Lichto verstellt. Angustin sagt in der Civitas Dei, L. XIX. cap. 9: "Es ist gewiß, daß jene Philosophen, welche dic Götter zn ihren Vertrauten zn haben glaubten, unter böse Geister geraten waren, von denen sie betrogen wurden. — Psellus sagt in seiner Schrift ״Dc operatione Daemonum“: ״Ante adventum boni spiritus frequens daemonum coetus affluat, ct varii goueris variaeque formae spectra dacnlouiaea praecurrant et. nppiirenut, ab otnuibus partitu clementis excitata, partim ac omnibus lunaris cursus portionibus composita etc., imo cum laetitia et gratia quadam blanditiae saepius occureutia, specicur bonitatis Initiato prnebont.‘' — Renchlin fürchtet (De verbo inirifleo Lib. II. cap. 1) nichts mehr als diesen Betrug der Geister, uud Luther sagt iu seinen Tischreden, er wisse nicht, ob er dem lieben Gott dafür danken solle, wenn er ihm einen Engel ins Haus schickte, denn er würde sich kaum des Gedankens enthalten köunelt, ob es nicht vielleicht der Teufel sei, uud so erzählt er denn auch bet dieser Gelegeuheil einige diesbrIiigliche erbauliche Anckdoteii.
383
Theurgie nicht als Ausfluß philosophischer Spekulation) sondern als Grfahrungswissenschaft, welche die "drastische Bereinigung" mit Gott und der Gcisterwelt ljervorbringt und direktes Erkennen im Gefolge hüt, dargestellt wird: "Es giebt eine reale, innige, wirksame Vereinigung mit Gott und der gesammten ihm unterworfenen oder
von ihm aussließenden Geisterwelt der
Untergottheiten, Dämonen, Engel Heroen und Seelen, welche durch keine Ver-
nunfterkennkniß erlangt werden kann, sondern allein durch gewisse geheinluiß-
volle theurgische Handlungen, Cerlnonien und Worte, die eben deshalb, weil
diese Wirklingen aus keiner Vernunsterkenntniß benlhen, Symbole und Sl)nthemata (also magische Charactere ete.) genannt werden,
deren Kenntniß und
Anwendung durch die Theurgie den Priestern allein als Vorrecht zukommt, ein göttliches Geschenk uud Osseubarllttg ist und deshalb deu Menschen weiter
auswärts führt als alle Erkenntnis) durch Vernunft und Philosophie." 1j
Die Götter bilden die höchste und dic menschlichen Seelen die niedrigste Stufe in der Geisterhierarchle des Iamblichus; die Mittelstufe nehmen die Dämonen ein. Die Dämonen sind von dcn Göttern abhängig und ihrer Natur nach viel geringer und unvollkommener; sie sind Diener dcr Götter und Bollstrecker chres Willens. Sie haben einen weiten Wirkungskreis unb stellen das Unsichtbare unb Unaus־ sprechliche der Götter in Worten und Werken dar, gestalten das Formlose in Formen und offenbaren in Begriffen das alle Begriffe Übcrstclgende. Sie empfangen alles Gute, dessen ste teilhastig oder ihrer Natur nach fähig find, von den Göttern und teilen es wieder den unter 'chnen stehenden Geschlechtern der Dinge mit. Somit erfüllen die Dämonen samt den Heroen den Zwischenraum zwischen dcn Gottern und Menschen und verbinden sic mit einander.)־ Die verschiedenen Geisterweltcll offenbaren stch dem Menschen, welcher im Besitz der wahren Praxis dcr rechten Theurgie ist, und ihre Erscheinungen sind ihrem Rang nach verschieden.123) — Sic cnt־ sprechen denk Wesen, dcn Kräften und Wirkungen dcr verschiedenen Götter ־und Geistcrartelt, wonach sich die Art und Weise richtet, wic sic durch Beschwörungen sichtbar werden, Wirkungen äußern 11 De mysteriis Acptyptioruin.
Scct. T. cap. 21.
2) A. a. £.
Scct. I. cap. 9.
)״A. a. O.
.Scct. II. cap. 3 ll. 4.
384
unb dic ihnen angemessenen Gestalten, sowie die ihnen eigcntümlichen Unterscheidungsmerkmale erblicken lassen. Dic Mitteilung dicscr charaftcristischcn Kelmzeichcil der verschiedetlell Gcisterklassen ist nun das Prachtstück der cheurgischcn Weisheit des Iamblichus: Die Erscheinungen der Götter sind in ihrer Art homogen, dic dcr Dämonen mannigfaltig, die dcr Engel cillartiger als dic der Dämonen, jedoch unvollkommener als dic der Götter. Dic Erscheinungen der (singeugcl kommen denen der Götter am nächstcu. Die Erscheinungen dcr Fürsten der Clemente unter dem Mond sind zlvar mannigfaltig, aber doch einer gewissen Bestimmtheit und Ordnung nicht entbehrend; die Erscheinungen der Fürsten dcr Materie jedoch sind mannigfaltiger als jene; die der Seelen sind die mannigfaltigsten. Die Erscheinungen der Götter beftrahlen das Gestcht mit cincin wohlthätigen Sicht; die dcr Erzengel stlld Fugleich kraftvoll und mild, lieblich die der Engel, furchtbar die dcr Dämoncn, milder dic dcr Hcroelk. Die Erscheinungen der Fürsten der Clemente betäuben, die der Fiirsten der Materie find widrig und öfter den ste Schallenden gefährlich;1) die Erscheinungen der Seelen find denen der Heroen ähnlich, aber schwächer. Die Götter zeigen ill chrell Grschcinullgctl eine gewisse Stätigkeit und Ordnung, die Erzengel dabei noch eine gewisse Kraft, die Engel Anmut und Rul)e mit einiger Beweglichkeit ver־ einigt; die Dämoncn zeigen stürmische Bewegung und Unordnung, dic Weltfürstcn (Fürsten der Clemente) eine in stch richcnde Stätigkeit, die Fürsten der Materie Tumult, die der Heroen Nachgiebigkeit gegen die Bewegung, während die der Seelen noch beweglicher sind. Die Erscheinungen der Götter find zuweilen fo groß, daß fie Sonnc und Mond verhüllen, und bei ihrem H)erobsteigen ruht die Erde nicht mehr fest. Wenn dic Crzcngcl erscheinen, fo werden einige Teile der Welt bewegt, unb ein Sicht geht als Borläufer vor ihnen her. Kleiner lind beschränkter ift die die Engel be’) Die Fürsten der Materie bei Iamblichus gleichen völlig dell sieben höllischen Großsürsteu des Höllenzwangs.
380
gleitendc Lichterscheinung, noch kleiner stufenweise die der Fürsten der Welt und der Materie, der Heroen und Seelen. Die Bilder der Weltsürsten find unermeßlich groß, die der Fürsten der Materie prahlerisch und aufgeblasen; die Bilder der Seelen sind ungleich groß, jedoch kleiner als die dcr .Heroen. Überhaupt richtet sich die Größe und Beschaffenheit dcr Crschei־ nungen stets nach der Größe der Kräfte oder Gewalten, welche ste repräsentieren. An den Erscheinungen der Götter zeigen sich die Bilder der Wahrheit deutlich, glänzend und bestimmt ausgcprägt. Die Bilder der Erzengel sind wahr und erhaben. Dic Engel behalten zmar immer die bestimmte Gestalt, welcher jedoch vollständige Bestimmtheit mangelt. Die Bilder der Dämonen sind undeutlich und noch unbestimmter die der Hieroen. Die Bilder der Weltsürsten find deutlich, die der Fürsten der Materie dunkel und verworren, beide aber gebieterisch. Die Bilder der Seelen sind schatteilartig. In den Göttererschelnuugen liegt die Kraft, die Seele vollkommen z« reinigen. Die Erzengel erheben die Seelen, die Engel lösen sie von dell Banden der Materie, die Dämonen ziehen sie in das Naturgctrlebe herab, die Heroen verwickeln sie in Sorgen und zeitliche Dinge, die Weltfürsten Verhelfen ihr zur Herrschaft über die weltlichen und dic ®lementarfürstcn zn der über dic materiellen Dinge.’) Die erscheinenden Seelen streben zur Crzeugung und Fortbildung. (Also z«r Relnearnation.) Die Götter besitzen die Kraft, die Materie auf einmal Fu verzehren; die Erzengel, solche nach und nach aufztlgehren; die Gugel, von derselben loszmuachcn und die Menschen davon abzuziehen; die Dämonen, sie täuschend auszuschmückcn; die Heroen, ihr das rechte Masi anzupassen; die Weltfürsten zeigen sie in il)rcr Cchabeicheit; die Fürsten dcr Matcrie sind ganz mit Materie erfüllt. Die reinen Seelen kommen von aller Materie rein und die unreinen als von Materie erfüllt zur Anschauung 4)׳ Die Gegenwart der Götter schenkt unfern Körper Gesundheit, dcr Secle Tugend, der Bernunft Reinheit, hoßere Kräfte, gött') Ganz wie im Hötlenzwang. -) Dc myst. Acg. Sect. ll. cap. 3—5.
386
lichc Siebe, überschwängliche Freude; sie stellt das, was nicht Körper ist, den Augen der Seele durch die Augen des Körpers dar, als wäre cs Körper. Die Erscheinungen der Erzengel gewähren dasselbe, jedoch nicht jedesmal und nicht Allen, ebenso lticht Allen in gleichcm Grade. Weiter geben sie intellektuelle Betrachtung und ausdauernde Kraft. — Die Erscheinung der Engel ist von beschränkterer Wirkung, denn dic Kraft, womit sie crschciticlt, steht noch weiter von dcm vollkommenen Sicht ah, welches alle Kraft ill ·.sich enthält. Iedoch gewährt ste 1ms Weisheit, Forschungstrieb, Tugend, Ordnung und Ebenmaß. Dic Erscheinung der Dämmten beschwert den Körper, plagt ihn mit Krankheiten, zieht die Seele in dic Natur herab, reißt ste nicht vom Körper und der lhm allhängcndcn Sinnlichkeit los und befreit nicht von den Banden des Fatum. — Die Erscheinung der Heroen erweckt zn einzelnen großen und edeln Thateu. Die Weltfürsten geben bei il)rcm Crschcillell dic Güter der Welt1) und die glänzenden Auszeichnungen dieses Lebens; bie Fürsten dcr Materie dagegen materielle und irdische Güter, Schätze, Geld usw.s) — Das Allschauen der reinen und in die Ordnung dcr Engel aufgenonlnlcncll Seelen ist für den Geist erchebend und heilfam, cs erweckt die heilige Hoffllullg und schenkt Alles, wonach diese strebt. Dic Erscheinung ber unreinen Seele dagegen zieht zum Bergänglichen herab, verdirbt die Kräfte der Hoffnung und erfüllt mit Leidenschaften, welche an dcn Körper fesseln.3) Das Gcfolgc dcr Geistcrl)icnlrchie richtet sich bei den Erschcinungen nach dem Rang und der Würde der erscheinenden Geister. Die Götter erschciikcll in der Umgebung ber Gotter und Erzengel; die Erzengel ill dcr Begleitung von Engeln, welche ihnen als Borläufer, Diener nnd Trabanten bclgegcben sind. Die guten Dämonen stellen uns die weltlichen Güter dar, mit denen ■ste uns begabcll; die bösen unb rächenden Dämonen jedoch dic verschlcdenell Arten dcr Übel und Strafen. Außerdem werden
') De niystcr. Ace. Seck. 1l. cap. 6 11. 9.
)־A. a. O. Scct. II. cnp. 7.
')י
Ganz wie inl Höllenzwang.
Die gleiche Idee lievrschl noch int modernen Spiritismus.
387 sie noch von einem Gewimmel wilder, grausenerregendetz schädlicher und blutsangcnder Tiere umgeben.1) Das Licht, welches die Götter bei ihren Erscheinungen umstießt, ist so fein, daß die Tljeurgen bei ber Anschauung dieses göttlichen Feuers gewöhnlich in Ohnmacht fallen. Auch die Erzenge! strahlen ein so feines Licht aus, daß es dem dasselbe Gin־ atmenden beschwerlich fällt. Die Engel dagegen teilen der Lust reine beschwerlichen Eigenschaften mehr mit. Bei ber Erscheinung der Dämonen wird die Luft nicht verändert, auch begleitet sie nur soviel Licht, als nötig ist, chr Bild zur Darstellung zn bringen. Bei ber Erscheinung der Heroen werden zuweilen einzelne Erdstriche erschüttert, jedoch wird die Luft nicht dünner und sür den Tljeurgen nicht atembar. Die Erscheinung ber Wcltsürsten umschwärmt aus eine dem Theurgen fast unerträgliche Weise ein Gewühl von weltlichen und irdischen Bildern, ohne daß jedoch die Luft eine merkliche Beränderung erlitte. Bei der Erscheinung der Seelen ist die sie umfließende sichtbare Lust mit ihnen ver־ wandt und nimmt, indem sie sich an sie anschlniegt, gleichsam chre Umrisse an, weshalb sie denn auch luft- und schattenartig er־ scheinen. 2) Dies ist der Kem des thcurgisch-dämonologischcn Systems von Iamblichus, in welchem alle späteren Systeme bis auf Allan Kardecs ״Echelle spirite“ in nuce vorhanden find. Ist bei den älteren Tcheurgen das Streben nach nchstischer Hcnosts vorherrschend, so tritt bei Iamblichus der eigentliche Gcistcrvcrkel)r lebhaft l)ervor, unb auch der Bcrktchr mit den bösen Dämonen wirb eingehend besprochen, welcher von jetzt an in aller späteren Theurgie der vorherrschende bleibt. Bereits ber letzte bcdeutcnde Platonikcr, Proklos (412—485), teilt in cincr für das Mittelalter maßgebenden Weise die immer meljr spezifisch teuflische Züge annchmeilden Dämonen in fünf Klassen, nämlich iu Feller-, Lust-, Wasser־, Grd- und unter,irdische Geister und macht überdies noch nach urcht-oricntalischer Welse cillen Geschlcchtsllntcrschied bei den Dämonen. *) Wie inl Höllenzwang. -) De mysteriis Acer. Scct. TI. cap. 8.
25*
388 Diese Klassifikation der Dämonen behtelt ber byzantinische Poltjhistor Michael Psellns (f 1106) bei, nur vermehrte er diese fünf Gattungen noch um dic der lichtscheuen Dämonen.1) Trithemlus nimmt die gleiche Klassifikation an und schildert dic sechs Dänlonengättungcn in seiner Schrift von den acht Fragen ausführlich. Cr sagt:‘2) "Die erste Gattung der Dämonen sind die Feuergeister, so genannt, weil sie in der oberen Lust schweben nnd vor dem Tage des Gerichts niemals
zur Diese hinabgezogen werden, sondern, beständig unter der Region des Mondes verweilend, keinen Verkehr mit den Menschen aus Erden haben." —
"Die zweite Dämouengattung sind die Lustgeister, die — in der Lust umherschweiseltd — iu unserer Nähe verweilen.
Sie können zur Erde herab-
steigen und, indem sie einen Körper aus verdichteter Lust annehmen,3) manchmal den Menschen sichtbar erscheinen.
Lust öster iu
Sie
bringen unter Zulassung Gottes die
stürmische Betvegung, errege« Donner und Gewitter ulld ver-
schwören sich zum Verderben des Menschengeschlechtes. Nach Art der Menschen
lassen sie sich auch vou Leidenschaften leiten, besonders von Stolz nnd Neid, nnd sind in beständiger Aufregung. Sie bleiben nicht an einem Ort und haben
auch nicht alle ein und dieselbe Gestalt, sondern sehr viele und wechseln dieselbe
öster nach der Verschiedenheit ihrer Leidenschaften. — Sie haben einen höchst grimmigen und heftigen Charaeter,
weshalb sie sogleich alls Unheil
sinnen,
wenn sie durch etwas gestört uud erzürnt werden; während sie ihre Angriffe auSsiihren, wollen sie theils verborgen bleiben, theils treten sie mit offener
Gewalt aus. — Die Platouiker behaupten, daß die wie der dichteste seurlge Schnee iu der Lust fliegenden Dämonen sich denen, welche sie zu sehen wüu-
scheu, schon gezeigt haben, weint sie bei Sonnenschein eine Zeit lang mit tut-
verwandten Augen zum Himmel auchlicken. Ich weiß jedoch nicht, ob sich dabei
iu der Luft eiu Gegenstand voll wirklicher Eonsistenz bildet, oder ob die uuunterbrochene Anstrengung der Angen falsche Bilder vorspiegeit.
Nicht ohne
einen — obwohl unbedeutenden — Nachtheil für mein Gesicht habe ich dieses Eicheriment angestelit."
"Die dritte Dämonengattnng nennt man Erdgeister. — Von diesen
Geistern halten sich die einen in Wäldern und Hainen ans nnd steilen den Iägern
nach; andere weilen ans dem stachen Land und machen, daß sich die Reisenden des Nachts verirren; wieder andere bewohnen abgelegene Orte und Höhlen: die
übrigen endlich, weiche weniger böse nnd stürmisch sind, lieben es, int Geheimen
bei den Menschen zu verweilen.
Sie haben nicht einerlei Gesinnung, sondern
eine verschiedene, da dic einen weniger schlimm sind als die andern, obwohl sie alle voll böser Leidenschaften stecken.
Von diesen lieben es die einen, durch
bloße Täuschungen die Menschen zn erschrecken; andere wünschen durch Vorher-
*) Psellns: De operatione Daemonum. Ed. Gaulniin. Puris 1615. 8°. 4) Trithemius: Liber octo quaestionum etc. Quaest. VI. a) Trithemius kennt also die spiritistischen Materialisationen.
389 verkündlgung der Zukunst sie zur Beivuuderuug hinzureißen ; einige aber geben
sich alle Mühe, die Menschen mit einer nnvernüllstigen Wnth zn erfüllen oder sie in Anfällen von Trübsinn zu erschrecken, zu schädigen oder zu tödteil. —
Bisweilen jedoch halten sie sich in einem Glas oder in einem Krystall oder Spiegel aus uud geben, durch Zauberformeln beschworen, den Heien Anlworten
und sagen ihnen auch, wenn Jemand übel von ihnen redet." — "Die vierte Dämonengattung sind die Wassergeister. Nasse nnd wohnen deshalb an Seen und Flüssen.
Sie lieben das
Sie sind voll Zorn und
Leidenschaften, unruhig und hinterlistig; sie erregen Stürme aus dem Meere,
versenken Schisse und nehmen vielen Menschen das Leben in den Wellen.
So
ost diese Dämonen einen sichtbaren Körper ailuehnlen, erscheinen sie meistens
in weiblicher Gestalt, seltener in männlicher, weil sie an fruchten Orten tvohnen
und ein weichliches Leben führen. Daher hat das Alterthum den Najaden und
Nereiden oder Wassernymphen nicht das männliche, sondern das weibliche Geschlecht beigelegt.
Bei uns aber werden dieselben gewöhnlich Wassersrauen oder
Wassernixen genannt.
Diejenigen dagegen, welche an trocknereu Orten wohnen,
treten, so ost sie den Menschen körperlich erscheinen, in männlicher Gestalt aus. Auch nehmen sie die Gestalten verschiedener Thiere an, je"nachdem sie von
Leidenschaften bescherrscht werden.
—
Schon öfter hat man alt Flüssen und
Olnellen Dämonen in weiblicher Gestalt gesehen,
die bald Tänze aussührten,
bald nach Frauenart ihre Haare ordneten, bisweilen allch mit Menschen sprachen und verschiedene Spiele spielten."
"Die fünfte Gattung bilden die unterirdischen Geister, K lüsten, Höhlen nnd dem Innern der Berge tvohnen.
welche in
Diese sind nach ihrer
Sinnesart die schlimmsten und verfolgen hauptsächlich Bergleute und Schatzgrabet·.
Immer zur Schädigung der Menschen bereit, erregen sie Erdspalten,
feurige Schwaden nnd erschüttern die Fundamente der Gebäude.
Sie kommen
nächtlicher Weise aus dell Bergen hervor und führen ans dell Feldern wunder-
bare Reigen ans, verschwinden aber, gleich als ständen sie unter dem Befehl eines Führes, plötzlich nnd kehren in ihre Höhlen zurück.
Bisweilen hört man
Glockeuklang bei ihnen, nnd manchmal geben sie sich auch sür die Geister verstorchener Menschen aus.
All ihr Streben geht dahin,
den Menschen Furcht
einznjagen oder sie zn verblüffen. Man tveiß, daß sie schon einfältige Leute in ihre Berge geführt nnd ihnen dort erstallniiche Dinge gezeigt haben unter dem
Vorgeben, daß dies die Wohnungen der Seelen und sie selbst Freunde der
Menschen seien.
Von diesen Dämonen sitzen einige als Wächter
aus
deu
Schätzen, welche der menschliche Geist in die Erde vergraben hat; sie ergreifen und bewachen dieselben, damit sie nicht wieder in die Hände der Menschen
kommen, und schassen sie manchmal von einem Ort an einen andern." "Die sechste Dämonengattung endlich heißt die lichtscheue, weil sie das Licht fliehen nnd verabscheuen, nie bei Tag erscheinen und nur bei Nacht einen Körper annehmen können.
Dies ist eilt Werl das in der Finsteriliß wandelt,
eilte räthselhaste, durchaus finstere, von kalten Leidenschaften getriebene,
bös-
artige, unrtthevolle und stürmische Dämonenart, welche die Menschen in nächt-
390 lichen Stunden heftig drückt und öfter, wenn Gott es zutäßt, durch Anblasen
oder Berührung tödtet״
Soviel über die Entwickelung der Dämonenlel)re, wobei wir natürlich als bekannt voratlssetzcn, baß die Kirche seit altersljer eine — namentlich von dem Pseudo־Dlontjsius Areopagita aus־ gebildetc himmlische und hblliiche Hierarchie annahm. Befaßten sich die bisherigen Dl)eurgen hauptsächlich mit der Theorie, so beschäftigt stch das vierte Büch dcr Occulta Philosophia mit der Praxis der Theurgie. Das Wichtigste derselben ist die Herstellung eines echten und gerechten Höllenzwanges. Darüber heißt es: "Jene Magier, welche sich des Beistandes der Dämonen zn ihren Verrlchtungen bedienen, haben eine eigene Weise, dieselben anzllrttsen. Sie besitzen
ein Blich, ,das Buch der Geister‘ genannt, welches geweiht ist; darin sind die Namen der Geister verzeichnet, welche darin mit einem Eide dem Magier zelt-
lichen Gehorsam geloben.
Das Papier zu diesem Buch muß aus reinem Stoss
verfertigt sein und darf früher zn keinem andern Gebrauch gedient haben. Aus der linken Seite des Buches sieht
man das Vild des Geistes,
auf der
rechten den ihn bezeichnenden Charakter, über welchem die Eidesforlnel, durch die der Geist sich zum Gehorsam verpflichtete, geschrieben ist. Sie enthält seinen Namen, den Rang, welchen er im Geisterreiche einnimmt, die Verrichmngen,
denen er vorsteht llsw. ’) Manche lassen entweder die Charactere oder das Bild weg, doch ist es besser, nichts von dem, was zur Wirksamkeit beitragen kann,
Zeiten und Stunden, denen der
zn vernachlässigen.
Auch werden die Orte,
Geist vorgesetzt ist,
bei der Anrufung derselben berücksichtigt.
Das Buch ist
sorgfältig gebunden und verschlossen, weil es dem Beschwörer zum Nachthell gereichen würde, es bei anderer Gelegenheit zu össnelt.
Auch würde sich die
Wirksamkeit des Buches durch prosanen Gebrauch, oder wenn der Beschwörer
eine befleckte Phantasie hat, verlieren." "Znr Confreratioll des Buches schlägt man zwei Wege ein.'*2)
Der eine
ist, datz, nachdem die Geister) deren Namen das Bild) enthält angerusen worden sind, das Buch
in ein außerhalb des Kreises befindliches Dreieck gelegt wird
nnd zwar unter Gebräuchen,
welche wir weiter
unten
beschreiben
werden.
Nachdem zuvor schon die Eidesformeln, wodurch die Geister sich gebunden, verlesen worden sind, werden sie jetzt mit einem allgemeinen und für jeden einzelnen besondere Eid gezwungen, zu erscheinen lind mit ihren Händen in dell außerhalb des Kreises im Dreieck befindlichen Buch die Stelle zn berühren, wo
ihr Bild enthalten ist.
Nach dieser Weihe wird das Buch, wie schon erinnert,
geschlossen und die Geister unter besondern Gebräuchen wieder entlassen.
Der
’) Also ganz wie in dem oben unter Nr. 1 beschriebenen Höllenzwang. 2) Den Beweis dafür, daß man thatsächlich solche Bücher herstellte und conseerirte, bringe ick) iveiter unten.
391 andere Weg zur Conseeration ist weit leichter, auch voll
großer WirJanlkeit,
obschon bei der Oessnung des Buches die Geister nicht immer zum Vorschein
kommen. Das Verfahren ist folgendes: nachdem — wie im ersten Fall — die
Namen, Bilder und Charactere in das Buch eingetragen worden sind, werden am Ende des Buche Anrnsungs- und Bannsormeln saulmt den stärksten Be-
schwörungen, wodurch die Geister gebunden werden, eingeschrieben.
Daun wird
dieses Buch zwischen zwei Tafeln gelegt, ans deren Innenseite die heiligen Pen-
takel der göttlichen Majestät, die wir oben ans der Apokalypse eitirten, verzeichnet sind,
Bilches.
und zwar das eine zn Ansang und das andere zn Ende des
Hieraus wird in einer klaren sternenhellen Nacht, wenn die Winde
schweigen, das Buch vor Anbruch der Mitternacht in einen Kreis gelegt, weicher ans einem Kreuzweg gemacht lvurde.
Hier wird das Blich zum erstenmal ge-
öffnet nnd nach dem oben beschriebenen Ritus eingeweiht.1)
Dann lverden die
Namen der darin verzeichneten Geister angerissen, indem man die darin enthaltenen Beschwörnngssormeln dreimal laut abliest, daß die Geister innerhalb
drei Tagen an Ort nnd Stelle kommen nnd Gehorsam ans das heilige Bnch geloben sollen.
Das Buch wirt dann in reine Leinwand gewickelt nnd in die
Mitte des Kreises eingegraben.
Der Kreis tvird zerstört und der Beschwörer
entfernt sich vor Sonnenausgang,
ohne die Geister zu entlassen.
Aber in der
Nacht, welche aus den dritten Tag folgt, tvird der Kreis wieder hergerichtet nnd voll dem Beschwörer, nachdem er knieend ein Gebet an die Gottheit gerichtet
nnd kostbares Rauchwerk verbrannt hat,
die Grube wieder geöffnet das Buch
hervorgeholt, diesmal jedoch nicht geöffnet.
Dallu wird der Kreis wieder zer-
stört, und der Ejoreist geht vor Sonnenaufgang heim, nachdem er die Geister
vorher entlassen hat.
Dieser Conseerationsritlls eignet sich, für alle Schriften
und Gegenstände, welche zur Geisterbeschwörung gebraucht werden, indem man die Schrift zwischen die beiden Tafeln mit den Pentateln legt, toie oben gesagt
wurde." ״Wenn der Eroreist von dem Zauberbllch Gebrauch machen will, so warte
er klares und ruhiges Wetter ab und stelle sich bei dem Beschworen der Geister mit dem Gesicht gegen jene Weltgegeud, welcher der zn eitirende Geist angehört. Dieser wird erscheinen, sobald die im Buche enthaltene Eidesformel und der
Name des Geistes verlesen wird.
Nur in dringenden Fällen mache man von
der am Ende des Bilches befindlichen Bannsormel Gebrauch.
Nach Erfüllung
seines Verlangens soll der Beschwörer den Geist jedesmal wieder entlassen". ״Was das Rusen der bösen Ivie der guten Geister betrifft, so lverden
letztere aus manuigsache Art eitirt, und sie erscheinen uns auch aus verschiedene
Weise.
Denn mit den Wachenden eonversieren sie wie mit ihres Gleichen, zu
den Träumenden sprechen sie in Orakeln.
Wer einen guten Geist eltiren loiii,
hat zweierlei zu beachten: er bereite sich mehrere Tage durch keuschen frommen
Wandel vor, nm die nöthige Disposition zn erhalten, einen Geist zu sehen und dessen Gedanken in sich ausnehmen zu können.
Zn den Vorbereihlngsmittelu
’) Dies wird in Iohlt Dee’s Libellus Veneris ausgesührt.
392 gehören außer der Beichte und Rene über begangene Sünden, außer Fasten und Enthaltung vom Beischlaf auch tägliche Waschungen mit Weihwasser, Ent-
haltung von allen Dingen, welche die Seele in Unruhe und Aufregung versetzen, von Gemüthsbewegungen und — lvetln möglich — auch von weltlichen Geschäften; er stehe täglich von Sonnenaufgang bis zu Sonnelulutergang im
Gebet begriffen, nach gewissen Pausen stets siebenmal Gott und die Engel an-
rufend; sein Kleid sei von weißen Linnen.
Die erforderliche Zeit zu seiner
Vorbereitung ist ein votier Monat, und die Kabbalisten verlangen sogar vierzig Tage." *) "Der Ort der Beschwörung sei still nnd rein, abgeschieden vom Getriebe der Welt, fremden Blicken unzugänglich, kein Geräusch vou Menschen und
Thleren dringe dorthin, und fein Gegenstand der Zerstreuung biete sich dar. Auch muß dieser Ort vor der Benutzung
croreisirt und eonseerirt werden.
Nach Osten zu stehe eilt mit weißem und reinem Linnen bedeckter Tisch oder
Altar, ans dessen beiden Selten geweihte Kerzen brennen, welche während der
ganzen Vorbereitilngszeit nicht erlöschen dürfen. Mitten ans dem Altar müssen die nuten zll beschreibenden Tafeln liegen, welche mit reinem Linnen zu be-
decken und während der Vorchereitnng.szelt nicht zu entblößen sind. Conseerirtes kostbares Ranchwerk und reines Salböl müssen vorriilhig sein, nnd eine Weibrauchpfmnle stehe am ober» Ende des Altars; während der Gebetszeit muß nach vorallsgegangener Weihung des Feuers fortwährend geräuchert werden.
Das weiße Linneukleld des Beschwörers darf nach keiner Seite hin eine Oefi-
nlntg haben und muß Füße sammt ■Oberleib bedeckeu. Etu weißer Gürtel hält das Kleid zusammen. an
Der Beschwörer trägt eine Mitra von reiner Leinwand,
deren Vorderseite ein goldenes oder vergoldetes Bleck) mit dem Namen
Telmgrammaton befestigt ist, lind Alles sei nach gehöriger Weise geweiht. Der Beschwörer darf dell heftigen Ort mir nach
vorausgegangener Waschung, mit
dem heiligen Gewand bekleidet nnd mit bloßen Füßen betreten.
An jedem
Tage der Vorchereitungszeit wird das Räuchern aus dem Altar, das Sprengen
um denseiben mit Weihwasser und das Beten in knieender Stellung fortgesetzt. Am letzten Tag derselben nehme mau gar keine Nahrung zn sich und bringe ihn im Gebet und strengen Fasten zll.
Am folgenden Tag begebe man sich
mit Solttlenausgallg nüchtern au den geheiligten Ort, besprenge sich mit Weih-
wasser, bezeichne sich die Stirn mit dem
damit auch die Augen und
heiligen Ehrisam uud bestreiche sich
time Alles unter fortwährendem Gebet.
Dann
decke mau die Taselu aus dem Altar auf, vor dessen Stnsen mall niedercknieend
Gott lind die Engelschaaren allrllse,
so werden die gewünschten Geister er-
scheinen, welche nach gepflogener Unterredung mit dem Beschwörer nach vorge-
schricbenem Ritus wieder zu entlassen sind."
Wird bci diesem Beschwörultgsntodus ein somnambuler Zu־ )׳Diese Vorbereitung gleicht ganz der großen )))oga der indischen Asketell; auch denke man an das viepzigtägische Firsten Christi mit der Teufelsund Engclerscheiuung.
393
stand durch asketische und religiöse Überreizung herbeigeführt, so geschieht dies bei dem zweiten angeführten Ritus unseres Buches hauptsächlich durch schamanistisches Drehen, denn es l)eißt daselbst weiter: "Ein anderer, weit einfacherer Gebrauch ist folgender:
Wer vou guten
Geistern ein ■Orakel zn vernehmen wünscht, sei feilsch, rein und habe zuvor ge-
beichtet.
Hat er einen reinen Ort auserwählt, so begebe er sich in einem nach
allen Seiten geschlossenen, reinen, weißen Leinengewaud an einem Sonntag am Neumond nach der vorher ejoreisirten Stätte, beschreibe mit geweihter Kohle einen Kreis und schreibe an dessen Rand die Eilgelnamen, in das Innere hin-
gegen die erhabenen Namen Gottes, und nach den vier Weltgegenden stelle er Räucherpsannen ans.
Dann beginne er gegen Osten gewendet, das Gebet mit
dem Psalm: Selig sind die Reinen etc., räuchere dann, rufe die Engel bei den
göttlichen Namen an, daß sie ihn der Erleuchtung toürdigen und ihm das Gewünschte offenbaren möchten.
So fahre er sieben Tage sou, und an jedem er-
scheine er gebadet nnd nüchtern.
Am siebenten Tage, welcher ein Sabbath sei,
trete er in den Kreis, räuchere und bezeichne sich Stinte und Augeilbraunen
mit dem heiligen Salböl nebst den Handflächen und Füßen; dann kttice er nieder und bete deu obenerwähnten Psalm, wobei er die Gottes- und Engels-
uamen anruse.
Dann stehe er aus und gehe vou Osten nach Westen im Kreis
herum, bis er vom Schwindel besaiten in demselben niederstürzt und nach
kurzer Pause iu Ekstase übergeht. ’) — Dauir wird ihm ein Geist erscheinen, der ihn von allem llnterrschtet.
Allch darf er nicht vergessen, daß im Kreise nach
den vier Weltgegenden hin vier geweihte Lichter brennen müssen, welche die
ganze Woche hindurch nicht verlöschen dürfen.
Der Beschwörer enthalte sich
aller von lebenden Wesen kommender Speise, trinke nur klares Ouellwasscr nnd
nehme überhaupt vor Sonnenuntergang keine Nahrung zu sich.
Die .Ab-
waschllng geschehe dergestalt, daß er morgens vor Sonnenausgang seinen ganzen Körper nackt in fließendes Wasfrr taucht. Allch das Räuchern und das Salben
mit dem heiligen Oel geschehe aus die im zweiten Bilch Mosis vorgeschriebem!
Weise.
Noch ist zll beobachten, daß der Ejoreist, während er im Kreise steht,
ein Goldblech vor der Stirne trage, aus weichem, wie oben erwähnt, das Tetragralllmaton eingezeichnet ist."
Höchst interessant ist, was das vierte Buch dcr Occulta Philosophia über die Beschwörung der Glcntentargeister in einer Weise lehrt, welche vollkommen mit der~Pigu1äc־nbeschwörung dcs Höllenzwangs harmoniert und somit für dessen Echtheit spricht: ״Einige derselben (der Elementargeisterj bewohnen Wälder nnd Haine, r) Die Schamanen betäuben sich durch das Schlagen der Zaubertrwulnlel, stützen dann die Stirn aus ihre« gegen den Boden gestemmten Bogen und drehen sich wie rasend im Kreis, bis sie niederstiirzen. Ähnlich ist auch das schottische Deasilgehen.
394 andere die Ouellen nnd Wiesen; manche von ihnen haben Freude am Verkehr mit Haus- und Waldthiereu.
Diese Geister muß man da, wo sie sich gewöhn-
(ich anshalten, unter wohlriechenden Räucherungen mit sanfter Stimme, eigens
dazu
eomponirter Musik, lustigem Gesang, Lobsprüchen
citiren.
Diejenigen, welche zn erscheinen sich
nnd Verheißungen
weigern, uberchätlfe man
mit
Schmähungen und bedrohe sie besonders mit der Vernichtung ihres Wohnsitzes.
Notlügen Falles schreite man zu Eroreismen.
Auch hier kommt es daraus au,
daß der Beschwörer standhaft sei und keine Furcht sich ankommen lasse.
Am
Orte der Beschwörung stehe ein mit reinem Linnen bedeckter Tisch mit frischem
Brod und klarem Wasser oder Milch in nenen irdenen Gesäßen, neben denen
neue Messer liegeu.
Dann zünde der Beschwörer Rallchwerck an nm am obern
Ende des Tisches Plan zu nehmen; rings herum müssen Sitze für die Geister
stehen, die zur Mahlzeit eingeladen sind. Befürchtet matt etwa die Erscheinung eines bösen Geistes, so mache man einen Kreis, in welchem der Theil des
Tisches steht, wo der Beschwörer sitzt, während der übrige Theil sich außerhalb des Kreises befindet."
Über die Beschwörung der bösen Geister hciszt es im vierten Buch der Occulta Philosophia: "Will inan einen bösen Geist vor den Kreis rufen,
so ersorsche man
zuvor die Natur desselben, welchem Planeten er angehöit und welcherlei Ver-
nchhlngeu ihm übertragen sind.1)
Weiß man dieses, so suche mau einem zur
Beschwörung geeigneten Ort, welcher der Natllr der Planeten und den Verrich-
tungen des Geistes entsprscht. )־Hat z. V. ein solcher Geist Macht über Meere,
Duellen nnd Flüsse, so wähle mau den Beschwörungsort an einem User llsiv Dann snche man auch die rechte Zeit, welche den Geistern die Annahme einer
körperlichen Gestalt erleichtert; stürmische nnd regnerische Witterung ist hitlderlick).3)
Außerdem muß man aus die Beschaffenheit nnd Namr des Geistes wie
desPlaneteu Rücksicht nehmen, d. h. eine Zeit wählen, wo der betreffende Planet herrscht, glücklich bestrahlt ist, bei Tag oder bei Nacht über der Erde ist, je
nach der Art des Planeten nnd Geistes." ״Hierauf beschreibe man den Kreis zum Schutze des Beschwörers und zeichne die heiligen Namen ein, welche den Eivreisten vor einer Beschädigung
durch den Geist schützen, auch jene göttlichen Namen, · welche dem betreffenden
Planeten nnd den Verachtungen des Planetengeistes vorstehen. Auch die Namen der guten Geister, welche in der gewählten Stunde regieren, müssen eingeschrieben
werden,*3 4) weil man durch diese dell zu eitirenden Geist bändigen kann.
Will
mau deu Kreis noch mehr gegen übelwollende Geister schützen, so schreibe man
auch solche Charactere und Pentakel hin, welche zur Beschwörung in Beziehung
stehen.
Innerhalb oder ansierhalb des Kreises kann man serner noch eine
*) u. s) Über diese Punkte läßt sich Agrippa weitläufig im ersten und dritten Buch seiner Occulta Philosophin aus.
3) Ganz wie im modernen Spiritismus. 4) Vgl. den Heptameron.
395 eckige Figur anbringen
mit dem
beabsichtigten Werk entsprechenden Zahlen.
Zahlen- nnd Figurenverhältnisse wurde im zweiten Buch der
Ueber solche
Occulta Philosophia das Notlüge gesagt.
Sodann sorge man für Lichter,
Räucherungen und Salben, die nach der Natur des Geistes und Planeten zn-
sammengesetzt sind, nnd welche theils in Folge einer natürlichen nnd himmlischen Kraft mit dem Geiste harnloniren, theils ans Superstition ihm geweiht werden.
Auch dürfen heilige und geweihte Gegenstände nicht fehlen, da sie
sowohl zum Schutze des Beschwörers und seiner Genossen, als auch znnt Bannen
der Geister nöthig
sind;
hierzu gehören heilige Tafrln,
Bilder,
Penlakel,
Schwerter, Seepter, Kleider aus einem geeigneten Stoss nnd von der rechten Farbe" ete.
"Wenn Alles vorbereitet ist, so betrete der Meister mit seinen Genossen dett Kreis nnd weihe zuerst denselben sowie stimmtliche Gegenstände, deren er
sich bedient.
Ist dies geschehen, so beginne er sein Gebet mit lauter Stimme,
und zwar zuerst zu Gott, hierauf zu den guten Geistern. Will er zn seinem Schutz einige Gebete, Psalmen und Evangelien lesen, so muß dies vorher ge-
schehen.
Sind die Gebete beendigt, so rufe er deu Geist,
dett cr zu sprechen
wünscht, nnd wende sich mit sanfter nnd freundlicher Beschwörung nach allen Weltgegenden unter Erinnerung an frine Autorität und Kraft.
Nun halte er
ein wenig inne, blicke aber rings umher, ob nicht ein Geist erscheine: derselbe zögern, so wiederholt er dreimal seine Beschwörung.
Sollte
Weigert sich der
Geist auch dann noch, so beginne cr die Beschwörung abermals uud zwar wieder
drei Mal, indem er zu immer stärkeren Worten fortschreiket, und selbst Schmähungen und Verwünschungen anwendet und dem Geiste mit Strafe iisw. droht, tvobei zwischen jeder Beschwörung eine kleine Panse zn machen ist.
Erscheint der
Geist, so wende er sich zn ihm und behandle ihn freundlich. Zuerst frage malt ihn nach seinen Namen.
Sollte er sich halsstarrig nnd lügnerisch erweisen, so
bändige man ihn durch passende Beschwörungen; auch kann man außerhalb des
Kreises mit einem geweihten Schwerte ein Dreieck oder Fünfeck machen den Geist zwingen,
in dasselbe zn treten.
und
Giebt er nun sein Versprechen, so
lasse man es ihn beschwören, wobei er die Hand aus das hingehaltene Schwert
legen muß."1) "Hat man von dein Geiste das Gewünschte erlangt, so entlasse man ihn
freundlich nnd ermahne ihn, daß er Niemanden schaden wolle.
Will er aber
nicht weichen, so zwinge man ihn durch kräftige Ezchreisationssorinclu und räuchere mit solchen Dingen, deren Geruch dem Geist widerwärtig ist. Hat er
sich entserm, so trete man doch erst nach einiger Zeit aus dem Kreise, nachdem man zuvor zu seinem Schutz gebetet und Gott nebst den
guten Engeln ge-
dankt hat."
"Sollten gar keine Geister erscheinen, so ist dies noch kein Grund, die Hoffnung auszugeben, sondern man nehme die Beschwörung ein andermal wieder
vor, wo man alsdann auch vorher begangene Fehler verbessern kann.
’) Wir welchen diesen Zug im Wagnerbnch wiederbegegnen.
Beharr-.
396 lichkeit vermehrt meist die Autorität und Kraft des Beschwörers, flößt den Geistern Furcht ein und macht sie uuterthänig.
Es pflegen deshalb Manche
am Kreis eine mit heiligen Namen und Pentakeln geschützte Thür anzubringen, durch die sie ein- und ausgehen, und sie nach Belieben schließen und össtiett
können.
Auch ist noch zll bemerken, daß, wenn kein Geist erscheinen sollte, der
Beschwörer doch nicht aus dem Kreise treten darf, ohne den Geist noch Vorschrift entlassen zu haben, denn schon Viele, welche dies nicht beachteten, sind dadurch beschädigt worden,1) wenn’sie nicht unter höherem Schutze standen. Sehr häusig
kommen nämlich die Geister) ohne dem Beschwörer sichtbar zu sein, entweder weil ihn der Schrecken mit Blindheit schlägt, oder weil der Fehler an den Dingen liegt,
deren er sich bei seiner Beschwörung bedient. Die Entlassung wird den Geistern nicht einfach gegeben, sondern unter der Bedingung, daß sie sich das nächstemal
gehorsam und willig elnstellen.
■Ohne eitlen Kreis kann man sie ans die Art
berufen, wie oben bei der Weihung des, Buches der Geister‘ augegebeu wurde."
Die von uns oben unter N. 1 dcr F'aust’schen Zauberbücher beschriebene Magia naturalis et innatiuralis ist nun al» eill von Agrippa im SSorstehcndell geschildertes "Buch der Geister" auszufassen, welches deren Bilder) Namen und Charaktere enthalt und nach dem zmeitcll von Agrippa angeführten Modus (fiel)e oben) geweiht ivird. Dieser Modus wird aber in dem vorliegenden Hollenzwanß folgendermaßen ausgeführt: "Von dem
Pacto mit allen Gelstevti. Null will ich dich lehren, wie du einen Pact mit denen Geistern machen sollst, daß sie dir aus das Buck) schwören,-) nnd alldann in allen Stücken
deinen Willen ohne alle Gefahr und Beschädigung Leibes nnd der Seele voll-
bringen müssen.
Vor allen Dingen mußt dn das Vnch vorhero von einem Meßpriester aus dich consccrireu und drel) heylige Meßen darüber sprechen lassen,3) damit
die Geister dir das Blich nicht tadeln können.
*) Wir werden diesem Zug inl Wagnerbilche begegnen. Man vergleiche ■auch folgende Stelle in der Daetnouologia des König Iakob 1. von England, Hanov. 1604, 8°, pag. 49: ״eo inquam comparante, si qui ceremoniarum apex neglectus sit, aut ejus praesentia pavidi vel latum unguem circulum transierint, continuo de vita eorum conclamatum est.*‘ -. eta-iivwd (' ן. 2) Vorausgesetzt ist, daß die Magia naturalis mit allen Geisterportraits und Charakteren, Beschwörungen ete. in der von Agrippa angegebenen Weise gefertigt wurde. 6) Daß cs thatsächlich Priester gab, welche derartige Dinge trieben, werden :vir weiter unten sehen. Ich erinnere auch an den ltaliänisihen Priester Franzeseo Prelati,
397 Ehe dn aber deinen Ereyß legest, must du nachstehende Sachen ernstlich
anschassen uud alles behöng darzu praepariren, uud darzll gehöret die Versertigung der Lichter, so du mit iu dem Creyße nehmen must, deßgletchen die
Rauchwercke, und ihre Weyhuitgen wie auch die Weyhung des Kohlenscners und des Ereyßes, nun folgt allso:
I. Die Verfertigung der Lichter. Die Sichler, welche dn in dem Creyse gebrauchest, deren müssen 5 Stück
gemacht werden, deren 4 Stück in alle 4 Theile der Welt in dem Creyße ansgesteckt werden müssen, und das öte muß der Exorciste iu der Hand haben, daß er dabei) sehen und lesen kann.
Es sollen von
rechts wegen geweyhte
Wachslichter seyn, so aus einem Altar gebrannt haben, iu Ermangelung derer sind die Lichter, so aus folgende Art gemacht werden, auch gut, und diese
mache also: Nimm also
In der Christ-Nacht wenn es seyn kann
1., Unschlitt von einem schwachen Böcfiein, 2., ein wenig Ziegeloel.
3., Weyhrauch. 4., Myrrhen (rothe). 5., Ein wenig Schwefel (Inngfer-Schwesel). 6., Wehßes Iungser-Wachß. Wenn dn nun die Lichter in der Christ-Nacht machest, so zerlaße alles in
der 12. Stunde, machest du sie außer diefrn, so müssen sie in der Martis-Stnnde gemacht werden, aber den Docht dazu muß ein Knabe von 7 Jahren spinnen.
Wenn dn nun die Liechter fertig hast, so must dn sie auch in eben derselbigen Stunde, da sie gemacht lvorden, geweyhet werdet!, damit sie kein Geist untüchtig
machen kann.
Die Weyhung der Lichter. Wenn deine Lichter fertig sind, so sprich gleich in der Stunde folgende
Weyhung drüber: 0 Jesus ch dn Licht der Erde ch 0 (Ariste 4 dn Licht des Himmel fr
o Heyland 4 dn Licht ch das in
der Finsierniß scheinet
·k gieb doch
deinen
Segen ch über dieses Licht f o Jesus ch sprich du selber den Segen f über
dieses Licht ch daß es von denen bösen Geistent nicht könne verlöscht, noch tlntüchtig kann gemacht werden ch 0 Jesus ch dein heiliger Nähme f fei) in dem Lichte ■k 0 Jesus ch dein heiliger Nähme ch sei) bet) dem Lichte ch o Jesus f
hslut (fr
*’־
welcher, als Teuselsbeschivörer von dem Marschall Gilles de Rayz in seine Dienste genommen, in dessen scheußlichen Kindermord-Prozeß verwickelt und mit ihm am 27. Oktober 1449 zll Nantes hingerschtet wurde. Prelati sagte ans, der Teufel sei ihm in Gestalt eines schönen jungen Mannes, eines Leoparden und einer Schlange mit Hundskops erschienen. Pgl. Semmig: Die Jungfrau von Orleans und ihre Zeitgenossen. S. 158.
398 dein heiliger Nehme ch sei) über dem Lichte ■k so ist das Licht geweyhet ewig-
lick) f Amen. NB. Diese Weyhung wird drey mahl gesprochen.
II.
Die Zubereitungen der Räucherungen. Diese Räucherungen, so bet) denen Geistern und ihren Auslösungen gcbraucht werden, sind dreyerlel) Gattung, als:
I. Räucherung: Kausse des Sonntags um 12 Uhr folgende Species darzu: 1., Wehrauch,
2., Myrrhen.
3., Mastfr.
4., Aloes.
Stoße Alles zu Pulver und räuchere
damit bey der erstell Auslösung nnd ließ darzu den Pfahl atls der Beschreibung des Ariclis, uud stoße das Rauchfaß nach dem Geist zu, doch daß du damit nicht
über den Crayß laugest; der Pfahl heißet also.der unter währendem Räuchern
muß gesprochen werden: 0 Jehova ch Mementum 4 Hischacos ■k Moascheolas ■k Adonay ch
Jcliovasch 4 Calamis ch Mementum ch Hischacos ch Mischen 4 Aglam ch
Miscbca ch Gabriclis ch Audie ·k Mischaelis 4 Hischacos ch Adonay 4 Jehova ch Jlischa f Colymy ch K.yrie ■k Oschca ·j. Incic ·J. Kyrie 4 Olnminy f la
Essentia, ch II. Räucherung: Nimm Faßpech nnd Schwefel, mache daraus ein Pulver, lege es aus
laß dem Geiste deu Rauch entgegen gehen nnd sprich: 0 Jehova f Ascliog ·s. Adonay ch Aschatü ·k Elvi ch 0 Agla f Mescha-
gam ch Iuschekyrie ch III. Räucherung:
Dieses Räucherwerck ist auch eilte starke Geißlung der Geister, damit man sie zwingen kann, nimm hierzu also:
1., Knoblauch.
2., Christwurzel') und 3., ungenützten gelben Schwefel,
mache daraus ein Pulver, thne es aus die Kohlen, uud wenn der Rauch aus-
gehet, so räuchere dem Geist entgegen, doch so, daß dn mit dem Kohlfeuer lischt ,über den Crayß langest, damit dich der Geist nicht drückt 1\tnd sprich darzu folgende Conjuration: 0 Adonay f precis ch Christe 4 Attischen k vel Ohischam ch 0 miserere
Jehova ch Mischcarc f o Vovores 4 Miscbcadeschcay ch Adonay 4 Firtnaschec ־,־ Padas ch .Hica nie Jehova + 0 Jesu ch 0 Adonay ch .Te pasea f non cana ch
ct dis ca ch Via ocea ch Clclo pouasebki otnisch ch 0 Dens f Maay k eam noes vel Kyrie 0 Hisehocos mey ■f mey γ Oposca via omnes oltica meus conclusus f 0 Terra f Feiumus 0 Adouay f Jeo feum popores
ץ
vel po-
Pore f o meum Diisce f Cade vel cadis ·f Rclveis f Eloy f Adonay ch
Jehova f Hiscbaeom -f isclte ch o Jscho γ Jehova ch Podacis f Amcnisch τ Dieses wird 3 mahl gesprochen.
*) Nack) Barth. Jaril: Botauologin mcdica, Berlin 1704. 4". S. 27ö, die Wurzel vou HelIeborus triger. (>,611 L■■■.. -
399 Als denn ließ auch die Worte: 0 Jehova f a Adonay t Paralimldatc t Jesus lorate pacem f. Aus solche Art hast du null den Geist mit denen Räucherungen völlig ׳ausgelöst, und nun trage deine Worte mit Bescheidenheit vor) in allen Dingen laß dir die Bescheidenheit bestens recommandiret seytl. Wenn dn nun deine
Räucherungen also vorbeschriebener Maaßen nngeschaffet und bereitet hast, so lege sie aus weißes Papier und jedes besonders und welche sie zum künsstigcn Ge-
brauch folgender Gestalt, wie folget: Die Weyhuug der Räucherung: ö du Gott Abraham f du Gott Isaac ץdu Gott Jacob ch segne noch deine Creatur diese Speaereyell des Räucherwercks f daß dieselbigen ihre Kraft und Würckung durch dick) erfüllen damit kein Geist sie ässen nnd in sie dringen
könne, und dieses geschehe durch unfern Herrn Jesum Christum. |. Amen.
Not. Nunmehro ist auch nöthig,
daß
du wißest,
wie dein Kohlseller
beschaffen sehn soll, und daß du solches auch welchen must. Du must ein gantz neues Kohlbecken, entweder ein eisernes oder thönernes .Köhlen-Becken und zwar
unbedungen, wie es geboten wird, bezahlen nnd kaufen und darein ungenützte
Kohlen thun, bei) welchen nichts gekocht noch zn sonst etwas gebraucht worden, ulld ehe du nun in den Ereyß gehest, mllst du solches anziinden und denn mit
folgender Weyhuug auch cousccrireu.
Die Consecratlou des Kohlseuers.
Ich N. beschwöre dich Creatur des Feuers durch denjenigen, durch welchen alle Dinge gemacht sind,
daß
dn alsobald aller Geister Blendungen von dir
austreibeft, daß sie uns keinen Schaden thun können.
Gott segne diese Creatur
des Feuers f und heilige es ch daß es gesegnet frl) ch zn deines heiligen Namens
Ehre, daß es weder denen,
die es tragen, noch denen die es sehen einigen
Schaden ztlsügen könne, durch unsern Herrn Jesum Christum ch Anten. Nunmehro folget die Beschreibttng des Creyßes: Wenn dn nun deinen Creyß verfertigen
willst, so mllst dn drei) Lagen
machen, nnd jede Lage 3 Finger breit, von guten holländischen Papiere und
solche Lagen ans Leiinyand pappen, oder du faust sie auch, welches besser ist, aus Jungfer Pergament machen, und als denn schreibe singendes daraus:
Die äuserste Lage oder der
1. Creyiz. Ans dieser ällsersten Lage oder Creyß wird mit blauer Tinte der Schern-
hamphoras oder die 72 Namen Gottes geschrieben, welche also lauten:1) Vehubjab ch Jelicl ch Sitael ch Elcmjah ־, ־Jtahasjah ch Leiahel ■; ־Acbn-
jab f Kalleiel ch Hnziol ■; ־Alachjah f Lavijah ch Hahajah f Jczalel ch Mcbahel ch Hariel ch Hnktunjnb ch Leaviah ch Calicl ch Levujab
ך-
l'abaljab ch
Nelchael f Jqjicl ch Melabcl ch Hahvijall ch Nithajali ch H.iajah ch Jcrathcl ch
Scebjah ch Rejiel f Oinuel ch Lckubel ch Vasarjnb ch .lebujah ch Lehahjali j·
Cavakjah ch Jf.anadel ch Aniel f Haamjah f Iicliacl ch Jejazel f Hahael ch
*) Diese Namen sind im Höllenzivang durch unwissende Abschreiber viel sack) entstellt; ich gebe sie richtig.
400 :Mikael ·j. Vcvaljah f Jelabjah ·j. Saaljah 4 Ariel 4 Asaljali ch Mihacl ch
Vehuel f Daniel ch Habasjah ch Imamjah ch Nanael ch Nithael 4 Mebajah ch Poiel ch Netnamjah ch Jejas/el ■k Harabel ·k Mizrael 4 Umabel ch Jachhel ch Anavel ch Mehiel f Damabjah ch Menakel PTssael ch .Häbujah f Bqghel ch
Jabnmjah ■; ־Hajajel f Mutnjak ch.
Die andere Lage oder der
11. Creylj: Alls dieser andern Lage oder miltlern Ereyße wird
mit rother Zinober
Tinte oder bester mit weißen Lamms- oder Tauben-Blut, so beydes ein Mann-
lein ohne Fehler sein muß, folgendes geschrieben: Das Evangelium Johannis, nenllich: In Principio erat verbum, et
verbum erat apud Deum, et Deus erat verbum, hoc erat in Principio apud Deum, omnia per hoc facta sunt etc. und wird dieses Evangelium so fort ausgeschrieben bis zum Ende, nämlich plenum gratia et veritatis.
Ist null auf dieser Lage noch Platz, so schreibe noch die Nahmen der
7 Trohn-Eugel hin, als: St. Michael ch, St. Gabriel ■k, St. Raphael ch,
St.
Slrmael ־,־, St. Anicl 4, St. Sachiel ch, St. Uriel ch.
Die dritte Lage oder der
ΙΠ. Creysj: Aus dieser dritten oder inwendigsten Lage werden nachfolgende biblische Spruche aus dem A. und N. Testamente geschrieben, als welche denen Geistern ein Schrecken seyn: griln geschrieben.
Semen mulieris conteret caput Scr-
)»entis ch Sanguis Jesu Christi elnuudat nos ab omnibus peccatis ch. Langen nun diese wenige Worte aus dieser Lage nicht aus, so können die Namen der heiligen Patriarebcn und zwar auch mit
grüner Tinte noch (ungeschrieben
werden, als: Abrnbnm ch Ifnac ch Jacob ch Noah ch David f und Samuel ch, auch so noch mehr Platz übrig ist die Nahmen der vier Kvauuclisten als St.
Matthaeus ch St. Marcus ch St. Lucas ch und 8t. Johannes ch noch mit hinge-
schrieben werden. Nun folget,
mein lieber Nachfolger, der .Abriß des Ereyßes damit du
sichest wie er zusammengesetzet und gemacht werden muß und wie er gelegt werden soll.1)
- Wenn du null deinen Creysj also verferttiget hast nach diesen gegebenen
Vorschriften,
so ist er doch noch nicht tüchtig und kann ein Geist dir ihn
dennoch tadeln, daher» damit er untadelich wird und die Geister sich davor sürchteu müssen, so nlllstn nach Versercktlgung desselben solchen auch tveyhen.
Wenn du nun also deinen Creyß befestigen will, daß dir kein Geist in demfrlbigen
schaden sol, so nlllstn ihn von einem geweyhten Meßpriester consecriren nnd mit Weyhwasser besprengen lassen, mit diesen Worten:
Besprenge mich mein
Gott mit Isop daß ich rein werde, wasche mich daß ich schneeweiß werde, im
Nahmen Gottes des Vaters γ, Gottes des Sohnes y, lind Gottes des heiligen Geistes y. anien.2) >) (Siehe folgende Seite.) -) Diese Weihung ist — wie die anderit — ans dem Heptanleron des Pietro d'Abano entnommen.
—
401
—
Abri/s des Cwdfses. OriefM
weidens.
402 Oder welche ihn selber mit folgender Weyhllug des Ereyses.
Lege deinen gesamten Ereyß aus die Erde oder in deine Stube, und nimm einen Degen in deine rechte Hand, womit einer oder mehrere entleibt worden, oder nimm ein Scharsrichter Schwerdt, womit einige arme Sünder
enthauptet worden, nnd gehe recht nm den Ereyß herum und schick) darzn diese folgende Worte oder Gebet:
Das gebe Deus Pater ch Filius ch ct Spiritus Sanctus ·k Amen.
Gott
Vater halte dein heyliges Wort über diesen Ereyß damit mich kein böser Geist
in demselben antasten könne 0 ץJesus dn Welt Heyland γ frl) dn in diesem Ereyß γ lind mit dem Cretjß f und über den Ereyß t daß dafür alle Teussel
erzittern, erschrocken
und verzagt werden.
O heyliger Geist ch heylige diesen
Ereyß γ daß er heilig seh nnd ohne Tadel ץÖ heiliger Tetragrammaton fr sch du mit dem Ereyß γ 11m und um von Anfang bis zu Ende ch das gebe
Deus Pater ch Filius ch ct Spiritus Sanctus ch Amen. Nota.
Diese Weyhnng wird dreymal gesprochen, allemahl den Degen
oder Schwerdt darüber gehalten nnd allemahl
rechts nm den Ereyß
herum
gegangen. Wenn dn lrirn diese Weihung mit inbrünstiger Andacht verrichtet nnd
solche nach dieser Vorschrift drehmahl gesprochen, alsdenn besprenge ihn dreymahl übers Crentz mit Weyhwasser, nnd sprich wieder die vorigen Worte: Das gebe
Deus Pater ch Filius ch ct Spiritus Sanctus ch Anreu bet jedesmaliger Besprengung darzn, so wird dein Ereyß tüchtig nnd vor allen Tensseln fest.
Ende
Aller Vorbereitung. Anfang der
Operation. Wenn du nun deine Operation und Citntion ansangen willst, so gehe
mit deinem Ereyß des Nacht zwischen 12 nnd 1 Uhr altss einen Elrntzweg, lege denselbe wie sich gehöret, nnd wenn dn ihn geleget hast, so besprenge ihn
nochmals dreymahl ·f weife mit Weyhwasser im Nahmen Gottes des Vaters
ץ
Gottes des Sohnes ץnnd Gottes des heiligen Geistes γ. Alsdenn mache dein Kohlseller an, nnd roiiscerirc es loie vorbeschnebeir, nimm deine geweichten Lichter nnd geweyhtes Räncherwerck in deine Hände nnd tritt alsdann anff folgende Art in den Ereyß:
Tritt mit dem rechten Fils; von der Sonnell-Aussgang her in den änsfrrsten Ereyß nnd sprich: Inl Namen Gottes des Vaters ch Alsdann tritt mit dem linken Filsz in den andern nnd folgenden Ereyß
nnd sprich darzn diese Worte: Im Namen Gottes des Sohnes ch Nunmehr tritt mit dem· rechten nnd linken Fuß zugleich mit in den
dritten odcr inwendigen Ereyß nnd sprich alsdenn die folgenden Worte: Itn Namen Gottes des heiligen Geistes ch, Amen.
403 Alsdann bezeichne deinen Creyß mit dem Erelltz, zünde deine Lichter an
und sprich folgendes Gebet:
Seegne dich ersUich auch mit dem heul Crelltz uud sprich also: Das Zeichen des f sel) aus meiner Stinte ch die Worte Christi t sehn iu
meinem Mnnde ·f die Waffen Christi γ seyn ans meiner Brilst f durch das Zeichen
des t bestehe mich
Feinden mein Gott.
von allen meinen sichtbaren nnd
unsichtbaren
Die Gewalt des Vatters beschirme mich N., dies Weis-
·freit des Sohchnes lehre mich N., die Liebe Gottes des heiligens-Geistes erleuchte mich N.
Gesegnet sey der Tag und die Nacht und die Stunde, in welcher
unser Herr Christus vou der heiligen Jungfrau Maria ist gebohreu worden,
in dem Namen des Vatters und des Sohfues und dies hciligenkGeistes. ?(mell. Mich N. und die Meinigen gesegne die heutige Iungsrall Maria. Amen.
Hernach bete hieraus folgendes Gebet:
Hel ψ Helohiin ·k Helva f Ebcye ch Tetragrammaton ch Adonay ch
Saday 4 Sabaoth 4 Sother 4 Emmanuel ־, ־Alpha ch ct Omega ch Primus et Novissimus ch Principium et Finis ch Hagios ch Ischyros ch 0 Theos ch Athanatos ch Agla ch Jehova f Homousiou1) ch Ya ch Messias -; ־Ascher Elteye ch
Christus vincit ch Christus ch regnat ch Cliristus ch imperat ch Increatus ch .Spiritus Sanctus ch per signum crucis ch de inimicis libera me N. Deus meus.
Amen.2) Nunmehr zünde deine Lichter au und sprich nachfolgende Gebete nach eingezülldeten Lichtern:
Im Nahmen des der Himmel uud Erden
ivie auch alle sichtbare uud
unsichtbare Dinge erschaffen, bedinge ick) N. heute diesen Tag uud Stunde mir
)י
Das Wort Homousiou entstammt dem Gnostleismus. )־Bezüglich der Gebete uud der dem Kirchendienst entlehnten Gebräuche der Theurgie bemerkte ich, daß mau die ״Superstition", d. h. die dem Eultus ■entlehnten Gebräuche als eitle Hauptstütze der Theurgie betrachtete. Agrippa sagt inernber in letlser Occulta Phüosoplüa Lib. 111. cap. 4: "Indessen ist die Superstition, obgleich der wahren Religion fremd, doch nicht ganz und in jeder Hinsicht verworfen, denn sie wird in vielen Dingen sogar geduldet uud von den Dienern der Religion beobachtet. Ich meine aber hier hauptsächlich ·jene Superstition, die eine Ähnlichkeit mit der Religion hat, insofern sie tmchahmt, was es au Wundern, Sakramenten, Gebräuchen, Observanzen und Ähniicheul in der Religion giebt, und keine kleine Geivait dadurch erlangt, wie sie auch eine nicht geringere Kraft ans der Gläubigkeit des Operierenden zieht. Denn wieviel eine standhajte Gläubigkeit vermöge, wurde im ersten Bild) gezeigt nnd ist überall im Volke bekannt. Die Superstition erfordert daher Giäubigkeit, wie die Religion Glauben. Und zwar vermag eine standhafte Gläubigkeit so viel, daß sie selbst bei frischen Meinungen und Operationen Wunder wirkt; Denn Jeder erhebt auch bei eiuer frischen Religion, wenn er nur unerschütterlich an ihre Wahrheit glaubt, gerade vermöge der Gläubigkeit seinen Geist in so weit, daß er sich jenen Geistern ähnlich macht, welche die Führer nnd Fürsten dieser Religion sind, nnd Dinge wirkt, welche die Vernunft nnd Natur nicht beizreisen. Ein Wanken in der Gläubigkeit aber und Mißtrauen entkräften jedes Werk, nicht blos bei der Superstition, sondern auch bei der 'wahren Religion, nnd machen den gewünschten Erfolg selbst bei den stärkfielt Experimenten unsicher."
26'
404 Gottes Gnade meinen heiligen Tallss-Bllnd nnd alle gethane Confessiones und>
jedes genossene Nachtmahl mit ein, daß sie nebst allen
nm mich liegenden.
Worten wollen meine Beschirmnng sehn, gleich als hätte ich sie ausgesprochen rein nnd sein.
Amen.
Darum daß so weit nnd breit dieser Ercyß eitlen Raum hat, also hoch
und tief allch in der That Alles von des Teuffels Gewalt befreit sei), in der
That bei) Gottes Allmacht und seinen Rath, nnd wüßte ich, daß dieses mein Vorhaben nicht gereiche zu Gottes sonderbaren Ehren, absonderlich aber zum
Verdruß des Teuffels, zusammt allem seinem Anhänge, hingegen zu mein und
meines Nächsten Nutzen nnd Bestell, so wolle ich dies Alles sogleich unterlassen;, denn so wenig Christus Jesus Gottes Sohn noch einmal ins Fleisch kommen
wirt, so wenig soltu Satan meiner Person nnd diesem meinem Crajß einigen Schade» oder Leid thuil, welches ich dir verbiethe im Nahmen Gottes des-
Vaters fr Gottes des Sohnes f uud Gottes des heiligen Geistes ch denn die Höhe, Tiesse, Vreite und Länge gehöret alleine dem Höchsten Gott Zebaoth zu. Hieraus bethe in stiller Andacht das Evangelium Johannis völlig aus, 1).
uud folgendes Gebete: alts alle höllischen Geister: 0 Jehova, dich bitte ich durch Jesum Christum, deinen
lieben Sohu,
weil alle Macht, alle Hülse, alle Stärcke, alle Gewalt, alle Ueberwiltduug und·
aller Seegen von dir kömmt.
So demüthige ich mich vor dir, 0 Jehova, da
tch jetzt meinen Anfang machen will in deinem Nahmen die Engel nnd Geister
zll rüffelt und vor mich zu fordern. So gieb, o Jesu, der du der Teussel uud
Geist ihr Reich bei) deiner siegreichen Höllellsiihrt hast zerstöhretz so hast du mir, der ich rechtschassen alt dich glaube, eillell rechten Vorschmack gegeben, daß wir allch durch dick), die Teusfrl und Geister zwingen und binden allch lins unter!halt machen mögen. Aber o Jesus gieb, daß wir uns über dieses nicht freuen,
sondern frisch, stein und beständig glauben,
daß ich möge überwinden durch
deine grosse Macht-Worte, da dn bist zur Hölle gefahren:
Coclnui ch et Firmamentum ch ct Planetarum
Tanno Jchovah ch
f ct Terra f qui Filii ch
Saucti ch Ego Filius ch Dei ch amen.2)
Nunutehro sauge mit gutem Bedacht uud lauter Stimme diese solgeude Hanpteitation au und wende dein Angesicht beständig, gegen Morgen.
HaUpt-CItutlon. Im Nahmen des Allmächtigen Vaters und im Nahmen Jesu Christi
Gottes Sohnes unseres Herrn und in der Krasst des Heyliges Geistes beschwöre
ich N. euch 4 Könige der 4 Theile der Welt, dich König Orions von Anssgang, dich König [Paymon von Untergang,
dick) König von Egyn von Mitternacht,
1j Es ist gemeint bis zn den Worten: et habitavit in nobis plenum, gratiae et veritatis. ףHier haben wir es wohl mit einem durch die Abschreiber verdorbenen Teil zu thun, welcher ursprünglich vielleicht heißt: Tanquam Coelum et Firmomentum et Planetae ct Terra .Filii Jehovae Sancti, ego Filius Dei. Amen..
—
405
—
Vlitsa q dich König Amaymon von Millentachr;1) dich Fürsteit Samael des Feuers, Azazel der Lust, dich Fürsteit Azael des Wassers uud dich Fürsten Ilehazael
der Erden,2) nnd alle die iHlS-vy. aus den 4 Elementen gemacht sind, und in
■euch uud vou euch leben und durch euch beständig dauern’) durch die Allerheiligsten Nahmen Gottes Elieye Ascher Eheye,4) durch seine Zahl Kether Elion, durch die Ordnung Hajoth Hakadosch, durch deu Fürsten Metatron,
durch durch Primum Mobile Reschith HagalaIini. Durch Jod Tetragrammaton,
durch seine Zahl Chochma, durch die Sphaeram Maslotlt, durch den Fürsten
Jophiel und durch seilten Diener RazieI.
Durch Tetragrammaton EIshim,
durch seine Zahl Binah, durch die Ordnung Aralitu, durch die Sphaeram
Sabbatbai und durch den Fürsten Zaplikiel.
Durch El, durch seine Zahl
Chescck, durch die Ordnung Hasmalim, durch die Sphaeram Zedek und durch
deu Fairsten ZadkicI.
Durch Elobim Gibbor, durch die Zahl Geburab, ver-
knüpfet mit Pachad, durch die ■Ordnung Seraphim, durch die Sphaeram Sladiin und durch den Fürsten CatnaeI.
Durch Elolia, verbunden mit Vedaath, durch
die Zahl Tiphcrcth, durch die Drdnuug Jllalachim, durch die Sphaeram Scheines und den Fürsten Raphael.
Durch Tetragrammaton Sabaoth, Adonay Sabaoth,
durch seine Zahl Nezaeh, durch die Ordnung der EIohim, durch die Sphaeram Nogalr uud dem Fürstet! Haniel.
Durch EIohim Sabaoth, durch die Zahl
Hod, durch die Ordnung B’ne EIohim, durch die Sphaeram Cocltab uud durch den Fürsten Michael.
Durch Sadai EIchai, durch die Zahl Jesod, durch die
Crdnnng Cherubim, durch die Sphaeram Levanalt und durch den Fürsten Gabriel. Durch Adonay Mclech, durch die Zahl Malchuth, durch die Ordnung . Issim, durch deu Sphaeram Holoin Jcsodoth, durch die Seele des Messias. -) Nach kabbalistischer Lehre die Fürsten der vier Weltgegenden. ä) Nach kabbalistischer Lehre die Fürsten der vier Elemente. 3) Also der Elementargeistcr. 4) Eheie Ascher Ehcie, Jod Tetragrammaton, Tetragrammaton Elohitn, El, EIohim Gibbor, Eloha Vedaath, Tetragrammaton Sabaoth, Adonay .Sabaoth, EIohim Sabaoth, Sadai Elchai nnd Adonay Melccli sind in der Kabbala die zehn allerheiligsten Namen Gottes, welchen dic zehn Sephiroth: Kether, Chocbina, Binah, Chescd, Geburah, Ttpbereth, Nezaeh, Hod, Jesod, Illalcliuth entsprechen. Diesen entsprechen die zehn Etigelklassen der Kabbala, nämlich die Hajotb Hakadosch, Öphaniln, Araliw, Hasmalitu, Seraphim, Malacliim, Elobim, Bne EIohim, Cherubim und Issim oder Seligen sammt ihren zehn Engelsürsten: Metatron, Jophiel, Zaphkicl, ZadkicI, CatnaeI, Rauhad, Haniel. Michael, Gabriel lind die Seele des Messias. Sie beeinslnsseni die zehn Sphären, nämlich das erste Bewegliche Rescliith HagaIalim, diel Sphäre des Tierkreises MasIotli, d. S. des Saturn Sabbathai, die S. des Jupiter Zedek, die S. des Mars Madim, die S. der Sonne Semes oder Scheines, die S. der Venus Nogalr, die S. des Merkur Cochab, die S. des Mondes Levanalt und die S. der Elemente Holorn Jesodoth. — Der Van der Beschwörung nnd die ganze theurgische Technik dieses Höllenzwangs kenn.zeichnet dessen Verfrlfser als einen gelehrten, in seiner Kunst erfahrenen Meister der Magie nnd spricht somit fiir seine relative Echtheit. Dieser Höllenzwang ist, wenn auch durch spätere Zusätze nnd unwissende 'Abschreiber entstellt, bona fldc geschrieben nnd nicht — ivie alle andern — betrügerisch untergeschobene Machwerke.
406 Daß ihr Groß-Fürsten Lueifer, Beelzebub, Satan, Astarotb, Beritb und alle Könige, Ehursiirsten, Fürsten,
Grasen,
Barones, Adelige, Bürgerliche,
Bäuerliche, Kluge, Dumme, Feuer- und Frey-Geister euch
nicht aushaltet,
sondern daß die Hölle euch ausstoße, gleichwie die heylige Jungfrau Maria den
Unslath der Sünde von sich gelingen hat. Nun ruffe ich N. dich Hölle,
Amen.
das Höllische Feuer und alle höllischen
Ouahlen und Martern, und euch vorgesetzten der Hölle Behemoth und Le-
viatban und euch Furien Alecto, Megära, Tisiphone, dich Cerberus euch höllischen Richter Minos, Aeaeus, Radamantbus, und euch 4 Höllischen Flüsse Phlegethon, Cocythus, Styx, Acheron und euch sechs Stifter alles Unglücks
Actaeus, Meglrlesius, Ormenus, Lyons, Nicon und Mimon! Höret an die Rede
meines Mundes, ich N. beschwöre, ich N. ritsfc, ich N. nehme euch zu Zeugen nnd befehle euch fräsftig, und ich N. beschwöre hiermit dich Obersten aller
Teussel, dich Lueifer, dich Beelzebub, dich Satan, dich Astarotb, dick) Behemoth, dich Beritb; und dich König Orlens, von Aussgang, dich König Paylnon von Niedergang, dick) König Egyn von Mitterilacht,
dich König Amaymon von
Mittag; dich Fürsten Samacl des Feuers, dich Fürsten Aztrzcl der Lust, die
Fürsten Azael des Wassers, dich Fürsten SIcbazael der Erde.
Euch sieben
Großfürsten der Hölle Barbiel, Jlcphistophiel, Apadiel, Aeicl. Anacl, Ariel, Marbuel.
Euch 7 Falsgvafen Ahisdophicl, Camniel, Padiel, Coradicl Ospha-
diel, Adadicl, Casphiel. Euch 7 Grasen Radiel, Dirachiel, Paradiel, Amodiel, lschcabadiel, Jazaricl, Casadicl.
Erich 7 Baronen Germicicl, Adicl, Craffiel..
Paradiel. Assardiel, Knicdadlel, AmnieI.
Ellch 7 adelige Geister AmutieI,
Kiricl, Bethuuaeh Pcliel, Requicl, Abrinel, Titgricl. ,Euch 7 bürgerlichen
Geister Alchemiel, Atnnixiel, Egibiel, Achtel, Azeruel. Ergediel, Abdizuel. Ellch 7 Bauer-Geister: AcerucI, Amndiel, Coradicl, Sumnidiel, Coachtiel,
Kirotiel, Apatiel.
Euch 7 kluge Geister: Jlephistophiel, Barbiel, Murbuel.
Ariel, Aciel, Apadiel, Camniel
Euch 7 dumme Geister Padiel Casphiel,
Paradiel, Casdiel, Kniedutiel, AmnieI, Tagriel.
Ellch 4 Frey-Geister Asmo-
diel, DiscerdieI, AmodieI, Damuicl durch die Allerheiligsten Nahmen Christi Hagios ch Soter ch Messias ch Sabaoth γ Emmanuel f Adonay ch o TIleos f Athanntos ־;־Tctragrammaton f Jesus Christus ch EIohim ch Homousiou ■j. Salvator ■k Alpha et Omega ch Primogenitus ch Principium et Finin ch Vita ch
Virtus ·k Paracletus ch Sapientia f Mediator ch Agnus ch Ovis ■; ־Leo ־, ־Os ch Verbum ch Imago ch Dux
■ן
Lux f Gloria ■k Sol ■k Splendor f Panis ch
leons -f Ostiuni ch Sponsus f Pastor f Poutifex ■k Propheta 4 Sanctus ch Praeceptor ch Omnipotens ch Misericors 4 Deus ch Immortalis ch Rex paci-
ticus ch Judex f Legifer f Orions f Caritas ch Mons f Aeteruus f Creator ch
Kedemptor ch Vitis 4 Clavis ch Stella ■j. Matutina ch Petrn ■k Substantia 4 Bonitas ch Summum Bonum ch S;1cs ch Fides 'ch Honor f Spiritus ch Ischkyros ch Flos ch Filius ch Primus f et Novissimus ch.1)
Daß ihr alsobald ohne eure Diener und ohne Sturm, und Gewitter, gautz.
3) Mystische Namen Ehrlstl.
407 friedlich und sansstmüthig, in freundlicher und menschlicher Gestalt, vor meinem
Creyße erscheinet, nnd eure Fulger aus dieses außer meinem Ereyße gelegtes Buch und Pentacula leget, und mit lauter und menschlicher Stimme diesen folgenden Echdschtvur mir deutlich nachsprechet und mir auch noch über dieses treulich angeiobet, voll allem was ich von euch fordern und verlangen werde, ohne allen Lng und Betrug reine Wahrheit zu geben und mir Alles zll ver-
schassen, nnd dieses ohne alle Verletzung meines N. Leibes und der Seelen, und hiermit seit ihr von mir N. allerseits ihr Geister gegrüßt friu
Apompis f Firginas ch Pescheciua ■k Pocketvia fr. Ich setze euch hiermit den Pfahl des Allerheiligsten: 0 Jehova 4 Hementum ch Hischaeos ch Moaschelas
hovasch ch Calamis ch Momentum
ch Hischaeos f Mischen
Aclonay ch Jof Aglatn ch
Mischen f Gabrielis f Audic ch Michaelis ch Hischaeos ch Adonay ch Jehova f Mischka ch Colimmy ch Kyrie Osebka ch Incie ch Kyrie ch Oinminy ch In
Essentia ־;־. Nult folgt die Bindung:
Deus f Pator ch binde Sancta ch behalte
ץ
ץ
Jesus ch behalte f Dens f Spiritus ch binde ־!־
Michael ch pars binde ch 0 Anael durch pars binde ch
0 Gabrielis ch durch Krasst Ehristi
ץ
kniipsse ch behalte ch schließe γ den Lucifer,
Beelzebub, Satanam, Astaroth, Behemoth, Bcritb, Orientem, Paymon, Egyn und Amaymou, Samuel, Azazel, Azacl, Mehazacl, Barbiel, Meplüstophicl,
Apadiel, Aciel, Anael, Ariel, Marbuel, Ahisckophiel, Camnicl, Padicl, Coradiel
Osphadiel, Adadicl,
Casphiel, Radiel, Diraehiel, Paradies Amodiel,
Ischcabadicl, Jazariel, Casadiel, Gcrmicicl, Adid, Craftiel, Paradicl, Assardiel,
Kniedatiel, Amniel, Amuticl, KirieI, Bethanael, Pcliel, Requies Abrinel, Tagriel, Alchemiel, Amtrtixicl, Egibiel, Adriel, Azeruel, Ergediel, Abckizucl, Acerucl,
Amodiel,
Coradicl,
Kirotiel,
Apnctiel,
Mcphistophicl,
Barbicl,
MarbueI, Ariel, Aeicl, Apadiel, Cainniel, Padiel, Casphiel, Paradiei, Casdiel,
Kuiedatiel, Amniel, TagricI, Asinodicl, Diseerdiel, Ainodid, Datnuicl.
Diese Biltdllng wird dreymahl gesprochen. Nunmehr must du sie auslöfrn mit denen drei) Räucherungen, wie sie in der Vorbereitung stehen.
Null müssen sie ans das Buch und die Pentacula schwöre■!, sage ihnen
also laut und vornehmlich vor folgenden
E l) d s ch w lt r Wir Lucifer und alle vorbesagte nnd alle nachfolgende Geister schworen
dir N. zu Gott dem Allmächtigen durch Jcsum Cliristuni Nazarenum deu Ge-
kreutzigten, unsere Ueberwinder, daß wir alles dasjenige, was in diesem Buck) geschrieben ist, treulich vollziehen und erfüllen, auch dir niemals au deiner
Seele oder deinem Leibe keinen Schaden thun und alles, was dn uns jedesmahl
befehlen wirst, augenblicklich nnd unweigerlich verwichten wollen, so wahr als Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, und so wahr wir glauben noch
Gnade zn erlangen. Wenn sie nun geschworen, so räilrfjcre mit der andern Räucherung, die
408 vorne beschrieben ist und'scheide sie mit einer von denen 7 Scheidungen, wie
sie folgen:
I. Sonntags: Jischka ch Asebcaly ch Jchoosalms -!־. II. Montags:
Hiciicol scbamile ch Omascaliis f Emyliis amma cordes ch. III. Dienstags: Coam mascliclctn ch Naosic 4 Ucadascbienl ch. IV. Mittwochs:
Himalescii ■k Onacoschilcr f Aaramadamliscbiem f. V. Donnerstags: Abacoscblies ch Amacoscbalii f Comesiscbahs ch. VI. Freitags:
Elobitn
mylischcolatu
ch
Hiecosehai ch 0
Jehova
Christo
Jesus
Hischacos ch.
VII. Sonnabends: Adonay Jesus liischaly ch Schaläm Jehoschaly ·f Christo eortaschina ch.
Notandum: Eine jede Scheidung wird dreymahl gesprochen, dn darfst aber nur eine Scheidung sagen, nemlich die, aus welchen Tag dn citlrst, und wenn dn dann die Scheidung dreymahl gesprochen hast, so sprich auch dreymahl die Worte:
Ite Paripacli.
Nunmehr danke die Geister mit der folgenden
Abdankung: Dieiveil du Lucifer etc. sammt allen deinen Königen, Churtursten, FallsGrasen, Grasen, Baronen, Echelleuten, Bürgerlichen,
Bäuerlichen,
Klugen,
Dummen und Frey-Geistern meinen Willen vollbracht und erfüllet hast, nnd
ihr iusgesammt aus mein Begehren gekommen und nach meinem Verlanget! erschienen sehd, so gebiete ich euch samt meinen Gesellen,
iu denen 72 vorge-
sagten Namen Gottes, Jesu Christi, daß ihr wollet gehorsam sehn zll allen Zeilen, wenn ich euch fordern welche.
Ich N. gebiete dir Lucifer, sammt allen
deinen Königen, Chnrsürsten, Falls-Gntsen,
Grasen,
Baronen,
Edelleuteu,
Bürgerlichen, BätlerUchen, Klugem dummen und srt'yen Geistern, euer»Urlaub, fahret hin in Frieden,
ttnd warum ich euch mit diesen Macht-Worten nnd
Nahmen gefordert habe, das gebiethe ich dir Lucifer, sammt allen deinen Kötligen und von mir vorgenannten übrigen Geistern im Nahmen Jesu Christi
euren
Ueberwinder
meinen
Heyland,
daß
ihr
alles
unverbrüchlich haltet.
Fahret also hin ohne allen Wetter und Schauer, ohne alle Beschädigung, sowohl
meiner Persohn nnd meiner Mitgeselleu, und zwar ohne allen auch den geringslen Rumor, Weicht also im Nahmen Gottes des Vaters ץGottes des Sohnes ■f nnd Gottes des heyligen Geistes ch weicht, weicht von hinnen im Nahmen der heyligen Inngsrait Maria, der Mutter Gottes Jesu Christi f Virgo f Flos ch Nutzes ■k Regina ch Theotocos f Imperatrix 4 Domina ch Aurora t Ancilla f Hortus f Fons ch Putcus ch Luna ·k Sol 4 Porta ch
409 sOomus ch Beata ch gloriosa ch pia ch Aula f Rubus ch Scala f Stella ch 'Turris f Auxiliatrix ch Area 4 Tlialamus ch Margarita f Tabernaculum f
Amica ch Vellus ch Pulcra f Mater 4 Alma ch Speciosa ch Formosa ch Bene■dicta f Sponsa ch Maria ch.1)
Alsdann segne deinen Creyß wieder auf und bethe nachstehendes Gebethe mit Andacht:
Gebet ehe mau aus dem Eretjse gehet: O Herr, allmächtiger Gott) gehe du mit mir aus dem Creyse uud sen mein Beschützer alle Tage und Stunden nnd sey mir gnädig, behüte mich für
allem Hebel und Betrug der Feinde, aus daß ich durch deine Gnade vor allem liebel, wie auch teusslischen Beschwerungen uud Anfechtung sicher seyn möge: Behüte mich für allem Uebel nnd Schaden auch Schrecken aus
diesen meinen
Wegen nnd für aller Boßheit der bösen Geister, daß sie mir weder mit Donner noch Blitz noch Feiler und Waßer oder andern Ungemach schaden oder hiuderlich sehn mögen, auch mich nicht erschröcken können, nnd das verleihe mir Gott der Vater s Gott der Sohn ·f und Gott der heylige Geist.
Amen.
Ende des Paoti die Consecrirung des Buches voll dem gautzen höllische» Heere
betresseud.
Nachdem uuu nach vorstehender Anweisung gelehrt wurde, deu Höllen-
zwang als ״Buch der Geister"
im Sinne Agrippas zu fertiget! uud nach deu
in der Theurgie gelteudeu Grundsätzen ganz regelrecht zll lveiheu, geht der Versasser des echten Höllettzwangs — also aller Wahrscheinlichkeit schichtlichc Faust — zur Schilderung
der Art
und Welse,
nach der ge-
einen Paet zu
schließen, über, welche wir deu Lesern dieses vorzugsweise der Fmlst'schen Magie ■gewidmeten Buches nicht vorenthalten diirsell.
Es heißt also weiter: "Nllnmehre folget das Pactum,
wie mau
in specie verbindet aus gewiße Zeit uud schreibet:
sich mit eitlem Geist alleine
sich ihm
mit Leib uud Seele ver-
Pactum Mit einem Geiste insbesondere aus gewiße Zelten. Willt du einen Pact machen mit einem höllischen Geiste, daß dich Gott ■aber iu Gnaden dafür behüten wolle, so mache es iu folgender Gestalt.
Citire
cirrcit Geist aus waß ?(rt uud Weiße du ihn haben wilt, als ex. gr. dn wolltest
Geld haben, so must deu Acicl citiren, Oder du wilt Künste machen, so must du
meinen lieben Mepliistopbolus-) oder den Jazaricl, auch den Marbuel
kommen lassen, da ist Kunst zu erlangen; Schicke dich aber zuerst recht darzu,
daß du vor das erste auch wieder los; kommen kaust. Gehe zu Gottes Tische, daß du keinen Vorwurfs hast, wenn du wieder loß semi wiltst, auch trage bet)
’) Mystische Namen der Maria. ä) Offenbar durch deu Abschreiber verdorbene Schreibweise.
410 dir Aaronis- auch Ehristwnrtzei, 4) so kann er dich nicht vertiefen noch ein־nehmen.2)
Und wenn dn nun einen Contract mit ihm schließen wilt,
so.
schreibe deinen Punöta alls einen großen Regal Bogen Papier tvas dn von
ihm verlangst, woraus er dir dienen soll, als 10. 12. 16. 20. 24. 28. 30. oder mehr Puncta, so viel wie dir beliebt; Und wenn dn das verfertiget hast,
lege sie vor den Creyß nnd citire ihn,
so.
mit fritier Citation wie sie aus ,den
Geist, den du verlangst, beschrieben ist. Wenn der Geist nun kömmt, so gebiethe ihm, daß er deinen Contract mit sich nehmen soll, und daß er dir mit und
nebst Lucifern alle Puncta unterschreiben soll,0)
auch sage zn ihm;
er und.
Lueiser sollen schwören bet) deinem Erlöser, daß er dir die gesetzte Zeit auch, alle Puncta, alls so und so lange, als 20, 30, 40 und mehr Iahre, richtig
halten wolte, uud wenn es also eingerichtet ist, so fordere es iu 2, 3
oder־
4 Tagen !nieder von ihm, das behältst dn so lange bet) dir, bis die Zeit verstossen, die er dir in dem Contracte setzen wirt; Wenn dn nun den Contract wieder voll dem Geiste hast, so gieb denselben nicht eher ans den Händen, mit der Untcrschreibung deines Rahmens. Denn wenn du die Puncta vou dir■ giebest, darfst du das erste Mahl deinen Namen ja nicht drein schreiben, sondern■
das audere mahl, wenn er dir das versprochene Geld vor den Creyß geliefert hat; Aber dieses ist darben zu beobachten, daß keilt Pact unter 3 bis 4 Wochen richtig wird.
Aber nimm dich nm Gottes willen in Acht, daß du ja ja nichts-
thust, als tuns in deinem Contracte steht, sollst hast du es au einem Übeln
Orte, halte aber auch deu Geist scharss, daß er richtig hallen muß was er dir־
zllgesaget hat.
Die Loßmachullg von Pacto. 4) Wilt dn nun von dem mit dem Geiste gemachten Pacto wieljer loß seyit,. so kaufte dir eiu Lamm, einen Erstling ulld schlachte es au einem Freytag im
Nahmen Gottes selbfren.
Alsdann nimm des Lammes Bluth und schreibe·
damit einen Circul oder Creyß so groß dn wilt, sein rund nm dich herum, uud■
schreibe iu die erste Lage folgendes: 1., Also hat Gott die Welt geliebct, dass er seinen etc. Ans der andern Lage schreibe folgendes:
’) Es ist hier das "Christushändcheu", Palma Christi, die Wurzel von.. Gymnandeuia couopsca, gemeint.
-) Darunter wird sowohl eiu körperliches Ouäleu, wie wir im Wagner-, buch scheu werden, als auch das "Besessenmachen ״verstanden. aj Vgl. den Anhang über die Geisterschristen.
4) Diese Losmachung vom Pakt ist unecht und in späterer Zeit untergeschoben, denn erstens widerspricht sie der ganzen Fallsttrndition: zweitens ist,, ivie alls dem deutschen Iohannisevangelium lind dem Lied ,,Gott der Vater wohn' lins bei" hervorgeht, der Ritus protestantisch, während der echte katholisch ist, denn Faust ist bekanntlich "in aller Abgötterei) des Papstthumbs,. im Segellfrtrechen ete. ersossen." Ia es läßt sich sogar sagen, daß Luthers■ Kernlied "Gott der Vater wohn’ uns beb' ein sicheres Charakteristieum fürdie früheste Grenze der Entstehung dieses Passus abgiebt. Im 17. Jahrhundert ejistirte diese ״Losmachung'' bereits handschriftlich.
411 2., Das gantze Evangelium Johannis.
Das Wort ward Fleisch oder־
Im Anfang war das Wort und das zVort war bei Gott etc. Dieses wird alles gantz ausgeschrieben.
3., Das Bluth Jesu Christi des Sohnes Gottes machet uns rein vorr allen Sünden und. Wieviel euer getan fft sind die haben Christumangezogen, auch so noch Platz ist das Lied:
Gott der Vater wohn uns bey und lass uns etc.
Wenn du nun diesen Creyß serticz hast, must du ihn auch ebenfalls mit der Hanpt-Creyß-Weyhung weihen, so ist er für allen Teusseln fest, und kann
dir kein Leid begegnen von den Geistern, es ■muß aber ivie gesagt der völlige Creyß mit vorgedachteu Lamlnesbiuthe geschrieben werden, alle Creutze und■
Pnncta. Also ist der Creyß zu machen wer den Pact wieder abdanket. Darnach citire deu Geist mit der atlff diesen Geist mit dem du in Pacto stehest gerichteten Citation, und sordere deine Handschrisst wieder zurücke.
Darnach sprich in dem Creysse vor dein Geiste: 0 Deus f Pater ch Dens ■j. Filius ch Deus ch Spiritus f Ü Sauet
Michael dich bitte ich daß du mir streiten heissest mit dem Satan dem ich, oder der mir so lind so lauge hat gedieuet anss so und so viele Jahre,
Dieses sprich dreymahl.
Und bethe alsdann wie folget:
Ick) armer Sünder stehe hier vor dir heyligem Jehova f mit grossen und schweren Sünden beladeu,
dieweyl ich mich habe gelüsten lassen, meiner
erstell Mutter Arth uachzuthllu — und nach Geld und Gut getrachtet von dem
Satan.
Also bitte ich dich ewiger Jehova ch Adouay ch 0 Adonam 0
·ך
Ado-
nam ch 0 Agla ch 0 Aglam f o Agly ch est ct Eloltitn f Elay ch et Jesus ch Nazarenus 4 Rex Judaeorum ch et Deus ch Filius f Komm heyliger Jehova ch
hilff mir ch Ego N. Deus Pater ch hilff mir ch Ego. N. Deus Filius ch hink
mir ch Ego N. Deus Spiritus ch hilff mir f dass der Geist weichet.
0 Na-
zarenus ch hilft' mir ch Fax masday ch schaday f Sahldam ch in nomine ch
Dei 4 Patris ch Dei ־;־Filii ch Dei f Spiritus Sancti ch.
Amen.
Der Geist mag uuu hievaufs sagen, was er nur immer tvil, kehre dich alt nichts, er kau dir nichts thllu, im Circul sage dieses Gebethe, so weichet der
Geist voll dir, so bist» wiederum frei).
Und wenn du es voll dem Geiste
wieder hast, so vergrabe daßelbe drei) Iahte laug in einer Kirche, so bistu los!
und frei) nnd kauft auch selig welchen. die Stunde ausskündigen und sagen:
Auch must du ihm seine Dienste gleich
Er wüste daß seine Zeit nllnulehrv um
wäre und du möchtest seilte Dienste nicht mehr haben, du woltest dich also mit
ihm abfinden, und dick) hiermit voll ihm los; sagen, im Nahmen Gottes des
Vaters
ץ
Geistes fr
im Nahmen Jesu Christi ch und im Nahmen GCttes des heiligen Amen. Hierauf danke ihn ab mit der General-Abdankung, und ließ die
heyligen Erössnlnlg-Wortte: Jesu Christo 4 Eloschy f Maamado ·j. Agla doca ·k Jesus ch Mansch f Kezazerenum ■k Christo ch Rex
■ך
412 Jehovam ch Judaeorum ch 0 Hiliischi 4 Pohily ch Hischaeos ch
Jehova ch 0 Hisehacolam ch Elohim ch.
Denn diese heylige Eröff-
nungswortte sind dcr Zwang aller Geister, darvor auch keiner bestehen kann,
sondern
weichen müssen.
Nunmehro ließ auch die
7 Hauptscheidungen Jiisohc ch Asobcaly ch ete. und so weiter, und bete Tag nnd Nacht daß dir Gott deine Abtrünnigkeit und aller-
größte Sünde vergeben möge. So viel sind der Worte und Weise wie mail den
Pact wieder ausskündiget und deu Geist wieder abdaukeu kau. Amen.
.Haben wir nun gesehen, welche lheurgische Technik im Höllen־ .jwang z״r Consecration des ,,Buches der Geister", zur Geisterbcschwörung iln allgemeinen und zum Abschluß ber Pakte vor־ , geschrieben ist, so müssen wir uns jetzt zur Beschwörung des Mcphlstophkel des Hölleltzwaltges im hesondern wenden. Iln zweiten Buch hübe ich bereits des ״Mepliistophielis Be־ känntniß" enthaltende neunte Kapitel des Höllenzwangs mitgetcilt. 3) — Das nun folgende "Eap. X. Handelt von Mephistophiels Partieular-Conjnratioti. Ehe du ausängst zu oitireu, so bethe zuvor das Gebeth vor der Opera-
tion aller Geisten welches allso lautet: O allmächtiger Golt, ewiger Adonay ch der du Alles erschaffen hast, was im Himmel, aus Erden und nuter der Erden ist, auch gute und böse Geister,
dich Jehova ch bitte ick), als ein sündiger Mensch, du wollest mir meine Sünden vergeben, damit ich Gewalt von dir allmächtigen Agla bekomme, über dell Geist N.; daß ick) ihn durch dich Gott von Ewigkeit, binden und überwinden möge, durch Jesunl ch von Nazareth ch deu Gekrentzigteu f damit du Geist N,
mellten Willen must vollbnugcti, durch der Heiden Trost, welcher ist Filius ch Jehova ch Filius ch Adonay ch Filius ch Agla ch Prolnontc Fix f Haut in
Forma sancta, propter habite ch -) durch Jesum ch der da ist Gottes Sohu von ·Ewigkeit gebohreu ch der allen Teussel ihr Reich und Gewalt hat zerstöret, und
einen Triumph gemacht aus sich selbsten, aus daß, die wir Sünder sinnt, durch
ihn körnten alle höllischen Geister überwinden, und zunichte macheu, durch Jesum, ja sogar, daß sie durch Christum deu Welt-Heylaud. unfern Wslleu
vollbringen müßen. Wenn du Geist diesen meinen Willen )licht IhUst, so sei) die Strasse Gottes aus dir, thust du es aber noch nicht, so seh sie sieben mahl
*) Vgl. S. 160. 2) Hier ist der Tert wiederum ganz offenbar durch den Abschreiber ver־ dorbeit. Vielleicht lautete er: Promien bnud iu forma diabolica sed in formn sacru, properu toi (Erscheine nicht iu diabolischer, sondern in heiliger Form, beeile dich!)
413 grösser ans dir, als Höllen-Fürsten, dir gebiethe ich durch die sieben MachtWortte Jesu Christi ch, daß dn den Geist N. jetzo sichtbadich vor meinem Circul sendest f Amen.
Conjuratio:
Ich N. citire dick) Geist Mephistophiel durch Jesum f deu triumphircndeu
Christum und bei seinen grossen Macht-Wortten Elohyin f Escha ch Eloha f Apsadahii ch Angieius und durch deinen Stern, welcher heißet Penothot1) nnd ausgehet im 6. Grad und 3 Minuten des Stieres der Sonnen , welches auch, dein Zeichen’ist. Ich N. beschwöre dich Geist Mephistophiel durch Rolamicou ch Hipite f Agla f Elobym ■s. Reremisch 4 Jehova ך-. Ich N. beschwöre dich Geist Mephistophiel durch Koreipse 4 Loisant et Dortam ch Bolaimy ch Acorn ch Coelum ch Quiavitit ch Sammas Kestacia f 0 Adonay ch 0 Jehova ch prasa
Deus f uud bet) denen himmlischen Heerschaaren, daß du mir augenblicklich erscheinest, vor meinem Circul, nnd glebst mir Rede nnd Antwort in tentscher
Sprache.
Komm! Komm! Komm!
Amen.
Cap. XL Handelt von der Haupt-Coujuration ans MephistophiIes. Ich russe dich Geist MephistophiIes durch Schehostia ch Schelam ch Jehova ch
Votemehaschla ch Sberock f Adonay ch Praemischka ch Avit f o Agla f
Schaffort f 0 Spiritus Jehova ch Podascbcia f effta ch Ama ch Fela f Adonay ch Pcdasch ch Amavy ch Pervis ch Jehova f Illaffis ch Partili ch.
Ich N. russe
dich Geist MephistophiIes f durch Rolamicou ch Hipite ch Agla ch Elohim ·k
Reremisch ch Jehova ch.
Ich N. beschwöre dich Geist MephistophiIes durch
Roreipsc ■f Loisant ■k ct Dortam ch Bolaimy ch Acorn ch Coelum f Quiavitit f Sammas ch Kestacia ch o Adonay ch 0 Jehova ch prasa Deus ct praesant
Deus ch 0 Mtilfus f per Dectunischi ch Helfe ch Aracniscb. ΙΓ. Hauplcitation. 0 Jehovah ch Scbaffroth mihi f Eloy ch Amsabbath 4 Vockcschca ch Mihi ch 0 Spiritus Mephistopliilcs Camvasta mihi ■k Allagiista f Bodeschcir milla ch o Effta ch Jcfft ·k Soll ch Luna f Mefesta ch Adonay f Ylon f
Joa ch Mistalcnt f 0 Spiritus MephistophiIes Deusbca f Voiberda f Jlera f Saturny ch Beca sanle f Braecaima f Infofccte ־, ־praestanto 4 ElohjTn 4
in Jehova ■f Capes Adaseh ch Mellast ץAdonay ch Iyii ·k in Forna f praeca Aglam f Mihi jaan Anaeschei ch Fefora mihi f Amo f Aclo ch Patriarchy fr et Prophetae ch et Evangelistae ch et sJunye Jesu ch 0 Christe Sleschca fr
0 Spiritus MephistophiIes ch Illicbasty ch Paody ch Jesus ch Hiscbacos f Fista ch
Alamame f Infosentem ch Moastefia f pro ama f in Foas ■k mihy ch pro ama ch Fedac ־, ־Jehova f Anna Jehovis ■j. Arnia ch Adonay ch Amia Aglam ch
’) Nach Athanasius Kircher: Oedipus aegyptincus, .Romae. 1657. Fol. Tom Π. pag. 209 und desselben Pantheon Hebraeorum pag. 354 war der hebräische Name der Plejaden Succoth Benotli oder Benathot. Mit Beuicksichtignng der Präzession befanden sich die Plejaden um 284 tt. Ehr. iu der angegebenen Gegend des Tierkreises. Wahrscheinlich ist diese obige Angabe Ptolemäns entnommen.
414 .Amia Jehova ch Amia Adonaiscltolam f Amuia Agimicolam 4 0 Elai f 0 Acilam f 0 Immanuel ■k o Kyrie ch 0 Kvrias ch Eleyson ch Amenisch.
III. Hauptconjuration. 0 Jesus ■k Arach ch Milli f Suemeschlam ch 0 Immanuel ·k Verseh 4
Alliima ch Suscuma ch I. Jehova f Astas mihy ch o Anaschci 4 Presvolas ch Jafet f Soljas fla ch Hischacos ch AIlesmicos f Fclschcicam f Potmeassnal ch
0 Adonay f 0 Jehova ch o Aglain ch o Johel ■k 0 Adeuo 4 0 Ajela ·k Fela-
golis f o Hischacos ch meos a Kyrie ch vel Kyra f et Solanay f Ylams ch Madeschca ch Diabola f Mondcstia ch Pordaschea ch sua Audüsbio ch Somfia ch 0 Abis Sondeschca ■k Momlea ch Porjäs ch 0 Elohynl f o Kyrie f Pomdescbce ch
Jehova ch a precis Diabolam ch o Spiritus Mephistophiel ch Spia cum Cusci 4 a praesca lnia ch Hischacos ch praecadest ch hicos mihi ch Obdesca mihi Aglam .}. Adonay ch 0 Yii 4 Firca Jehova ch Bismia ane Diabolae ch Solle deschea ch
Eloy ch Amesta Jensis ch Amalevott Mensis f 0 Jesus benedictus in nomine Christi ch 0 Kyrie ch 0 Kyras ch 0 Kyrie f Eleysin ■k Jellova f Amenisch. Slephistophiles Bindung,
wenn er sichtbarckich erscheinet. Dei ch Filius ch Jesus ch Christus f biude γ Angielus ch binde ■f o Sanct Michaelis ch biude f o Sanct Raphael ch biude
ץ
biude durch das Batld
ץ
Deus ch Jesus ch damit er den Hischacos in der Finsterniß gebunden hat ch was Christus ch Jesus 4 durch die Krasst seines Vaters ץgebunden ch hat f das sei) gebunden t das Baud t setz aus dir ) ־Mepbistophiles ■k Ameuisoh. Diese Bindung wich dreymal gesprochen.
Seilte Auslösung ist wie bei) dem Aciel, nemlich:
I. A u s 1 ö s u n g: 0 Jehova ch Mementum 4 Hischacos ch Mouscheolas ch Adonay 4
Jehovasch f Calamis ch Mementum ch Hischacos ch Mischca ch Aglam ch
Mischca f Gabriclis f Andic ch Michaelis ch Hischacos ch Adonay f Jehova ch Mischen f Coliintny ch Kyrie 4 Oselica ch Incic ch Kyrie f Ointnny ■k in Essentia.
II. ?1 lt s l ö s lt n g: Nimm Knoblauch, Schwefel uud Ehrisiwurzel, mache daraus ein Pulver,
Ivie vorne beschrieben ist, thue es aus die Kohlen, und wenn der Rauch ausgeht, so nimm dich iu Acht, daß dick) der Geist nicht drückt, uud sprich folgende Worte dazu: 0 Jehova ch 0 Adonay f Paralünedate ch Jesus lorate paccul f. 3 mahl gesprochen.
ΙΙΓ. Ausliisuug: Nimm Faßpech uud gelben ungenützten Schwefel uud mache einen Rauch, daß der Rauch dem Geiste entgegen geht, uud sprich darzu diese Worte:
0 Jehova f Aschog ch Adonay ch Ascham ch Eloy ch 0 Agla ·k Mescha-
gant ch lnschekirie ch.
So hast du ihn völlig alle dreymahl aufgelöst.2)
Bei
Mepbistopbiels
Citation muß dieses Sigillum gegelt das Gesicht geleget werden.
>) Wenn bei der sog. Auslösung die Geister zu erscheinen zögerten, so suchten die Theurgen ihnen sogar physischen Schmerz zu bereiten, indem sie
415
Figur A.
416 lind folgende Zeichen, nämlich sein Name, vor dem Ereyß geleget werden, so■ ist seine Erscheinung desto bester.
Figur B.
417
Steleioetter, Faustbuch.
27
418 Cap. xir. Handelt von Mcphistophielis Abdanckung. Wenn dn nun Alles, was du von dem Geiste zu wissen verlangt hast, -erhalten, so danke ihm folgender Gestalt ab.
Mepbistoph. Particular-Abdanckung:
Ego N. ja jay, 0 Spiritus Mcphistophielis f Deogratias f Ruay ch Bons 4· Jesus 4 ct Filii f Amen. Denen Hallpt-Abdanckllng:
0 Jlepbistophilcs ch Deogratias ch Jesus ch bene benedictam f Portam f
Ilcpbistophiles ch Qua sua f Diabolam ch Hocas sisä) ch Jesus f Amen. ND. Eine jede voll dieser Abdanckung wirt 3 mahl gelesen, wenn er
aber noch nicht weichen will, so ließ die heutigen Ewöfsnungs-Worue: Eloschy f Maamado f Agla ■k doca ch Jesus γ mansch f Rezazere-
nutn ch Christe f Kes t Jebovam t Judaeorum t o Masclialem f Htscbacos f
deren Siegel an die feurigen Kohlen hielten oder peitschten. So handelt z. B. das 20. Kapitel des Höllenzwangs "von der Geißlung der Geister". Hier heißt es: "Gehe an eitlem Dienstag oder Freylag in der Martis-Stunde hinaus in ein Hotz, da Wachholder-Holtz flehet, und wann du es findest, sollst du es nicht mit bloßer Hand sondern mit angezogenen Handschuhen allgreissen, und schneide dir im Nahmen der hehl. Dreyfaltmkeit eine seine gerade Ruthe davon ab, und zwar ilt drei) Schnitten über sich, lind wenn du sie hast abgeschnitteu, so trage sie uach Hause und lege sie au einen heimlichen Orth oder Stätte 3 Stunden lang, danach nimm sie wieder weg, schneide sie aus beiden Seiten
gaul: glatt, dal) du die folgenden Wortte darauff schneiden kannst, wie die Figur zeigt, als aus einer Seite schneide folgende Worte: Des Weibes Samen soll der Schlangen den Kopfs zertreten. Und aus die andere Seite schneide ebenfalls und zwar diese nachstehende Worte: Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg? Dic Ruthe gebrauche im Exorcismo, wenn der Geist nicht pariren tvil, nnd du wilt ihn peinigen, so sprich noch folgende Wortte, mercke aber dabei), wenn dn ein Wort bis an das γ gesagt hast, so haue nach dem Geiste EKlltziveifr in dic Lnsst, ja aber nicht über deinen Creyß weg, und sprich die folgenden Worte dreymahl: Deus Harum ץJesus Haram s Deus Spiritus Haram k. Alsdann lege wieder Rauchwerck vou Knoblauch, Schwefel und Christwurtzel aufs, und sprich während der Räucherung folgende Coujuration dazu: O Adonay s Precis f Christo ץAhischca f vel Ohischcam f 0 Miseroro Jehova f Mischcnre ch 0 Vovores f Micadescay ch Adonay ·f Firmaschce s ־Pndas ץHielt me Jehova f 0 Jesu f Adonay s Je pasca non cana ■f it des ea f Via occa f Aelo ponashki ־!־Otnirsch ■f 0 Deus f ilaay f cam noes vd kyrie o Hischacos mev f Moy ch Oposia via omnes obica meus Comclusus f 0 Terra ץFcninrus j ־o Adonay f Jeo Seum Poporos ·f vel Popore f 0 meum Dilsce ch Cade vel Cadis ץRcloeis f Eloy ץAdonay f Jehova ch Hischacom ch Ische ·f o Ische f Jehova ch Podaois f Amcuiseh. *) Wieder durch den Abschreiber verdorbenes Latein.
419 Tetragrammaton ץo Hiliyschi ■0 Hischacolam ץElohym fr
ץ
Poliily ch Hisellacos ch Tctragammaton f
Denn die heutige Erössnnngsworte find der Zwang aller Geister, davor keiner bestehen kann.
Weicht er noch lischt, so ließ auch die 7 Hanpt-Scheldllitgen. ?tun folget des Groß-Fürsten Mephistophielis sein Creyß."
Ende von Illepliis10pliiel.“
Figur D.
27*
420
So viel über die Technik der Tljeurgic im allgemeinen und■ dic de» Faust 'schen Hiöllcnzwanges iln bcsondern. — Nebenbei sei bemerkt, daß — entgegengesetzt dcr im Hlöllcnzwung gelehrten Beschwörung der "Fürsten dcr Materie" — auch die Beschwörung, der "Wcltfürstcn" gelehrt wurde. Dieselbe ist beschrieben in der handschristlich vorkommcnden, angeblich 1515 von ParacelsusZ11 Schaffhausen dem Kaiser Maximilian I. übergebenen: Magia Divina seu Praxis Cabulae Albae et Naturalis, welche fich fchvn im Titel als Gegenstück der weißen Magie zurrt Höllenzwang, künd giebt. Die Schilderung der Beschwörung des Sachicl als des dcm Mcphlstophlel entsprechenden Wcltsiirstcn nach dieser Magia Divina übergehe ich der Kurze halber mit dem Hinweis auf die zäl)c Lebensdauer dcr lhcurgischcn Prinzipien des Iamblichus. Der Leset', welcher die verschiedenen Stadien dcr thcurgischen Kunst aufmerksam verfolgt hat, wird mit mir z>l der Ansicht gekommen sein, dass die thatsächlichc Ausübung dieser Künste auf dic künstliche Erzeugung von Hellingen abziclt, wodurch der Magier in den Stand gesetzt wird, übersinnliche Wahrnehmungen. Z11 machen. Wie weit dieselben subjektiver unb wic wett sie vielleicht objektiver Natur sind, muß unentschieden bleiben.· Sines dcr wichtigsten die Nerven erregenden ?lgenticn war dic Räucherung, welche auch bei der von Benvenuto Ccllini in seiner Sclbstbiographlc geschilderten,') in das Jahr 15.33 oder 1534 fallenden Geisterbeschwörung, bie ganz den obigen Bor־ schriftcn entspricht, eine .Hauptrolle spielt. Dieser berühmte Künstler hatte sich 111 eine sieilianische Surüsanc, Namens Angelica, verliebt und war, nachdem sic ibn verlassen hatte, aus BetIwciflung in Ausschweifungen versunken. Cr erzählt null: Unter solchen Ausschweifungen hatte ich gelegentlich mit einem gewissen
siellianisthen Geistlichen Franldschast gemacht; er Ivar von erhabenstem Geiste lind wohl inl Griechischen bewandert. Einstmals, durch eine besondere Äkndllng des Gesprächs, kamen wir ans die Zauberei zll reden, und ich sagte, tvie sehr
ich mein ganzes Leben durch verlangt hätte, ivigend etwas von dieser Kunst zu sehen und zu szpkim.
Daraus versetzte der Priester: Zu einem solche» Unter-
nehmen gehört eill starkes nnd sicheres Gemisch. Ich erwiderte, daß ich Stärke.
’) Übers, von Goethe.
11. Blich, Eap. 1 ll. 2.
421 ־und Sicherheit wohl zeigen wolle, wenn sich nur die Art nnd Weise fände, ein solches Werk zu unternehmen.
Daraus antwortete der Priester: Wenn dir
am Anschauen solcher Dinge genug ist, so will ich deine Neugierde sättigen. Wir wurden eins, das Werk zu unternehmen, nnd eines Abends machte sich der Priester bereit, indem er mir sagte, ich solle einen, auch zwei Gefährten
suchen.
Da ries ich Vineettzio Romoli, meinem bestell Freund, welcher einen
Pistojeser mit
sich nahm,
der sich auch aus die Schwarzkünstelei gelegt hatte.
Wir gingen zusammen ins Eolisee; dort kleidete sich der Priester nach Art der
Zauberer1) zeichnete Citckel aus die Erde mit deu schönsten Ceremonien, ivelche
malt sich alls der Welt nur denken kann. Er hatte uns Zaffetiea (Asa foetida) mitbringen lassen, kostbares Räucherwerk uud Feuer, auch böses Räucherwed. ף Das Alles iu Drdnllug war, machte er das Thor iu dell Cirkel*34 ) und führte uns bei der Hand hinein, dem andern Schwarzkünstler befahl er, das
Räucherwerk und) Bedarf ins Feuer zu weisen; uns überließ er die Sorge,
das Feller zn unterhalten und die Spezereien darzureichen; dann sing er die Beschwörungen an, ivelche über anderthalb Stunden dauerten. Daraus erschienen manche Legionen Teufel, so daß das Eolisee voll ward.4)
Ich war mit den
köstlichen Spezereien beschäftigt, und als der Priester eine große Menge Geister bemerkte, wandte er sich zn mir5) ulld sagte:
Verlange was vou ihnen!
Ich
versetzte: Sie sollen machen, daß ich wieder mit meiner Sieilianerin zusmnmen-
komme.
Diese Nacht erhielten wir keine Antwort, ob ich gleich sehr zufrieden über
diese Begebenheit war.
Der Nekromant behauptete,
wir müßten noch ein
andermal hingehen, nnd ick) würde in allem, was ich verlangte vollständig be-
friedigt werden; aber ich müßte einen unschuldigen Knaben mitbringen.
Ich
nahm einen Lehrknaben, ungefähr zivöls Iahre alt, nnd beites von Nettem
Vineettzio Romoli, und da ein gewisser Agnoliuo Gaddi unser Hausfreund war,
nahm ich auch diesen mit zn unserer Unteriiehmimg.
Wir kamen an dell
vorigen Ort, der Nekromant machte wieder seine Vorbereitung, und mit derfrkben, ja mit einer noch wundersamerit Ordnung brachte er llns in den Eitckek,
den er von Neuem mit mehr Kunst uud Ceremonien bereitet hatte.
־Vincenz
und Agnoliuo besorgten das Rancherwerk uud das Feuer, mir gab er eiu
Pentatei iu die Hand und sagte, er würde mir die Gegenden zeigen, wohin
’) Vgl. die verschiedenen oben mitgeteilteii Vorschriften. s) Man vergleiche die oben gegebenen Vorschriften des Höllenzwangs.
3) Vgl. das aus dem viertelt Buch der Occulta Philosopha Mitgeteilte.
4) Wir haben also eine ähnliche Beschwörllng der ganzen infernalischen Monarchie vor uns wie die oben aus dem Höllenzwang mitgeteilte. 3) Demnach sah Cellini selbst nichts, und auch das übersinnliche Wahrnehmllllgsverlllögen des Priesters muß nicht gerade hoch entwickelt geivesen sein, weil er, ivie ans dem Folgenden hervorgsht, zum bessern Schauen sich des reizbaren Nervensystems eines Kindes bediente, wie man solche so ost — wie lvir noch sehen werden — zu seherischen Experimenten benutzte.
422 ich’s zu wenden hätte. Nun sing der Nekromant die schrecklichsten Beschwörungen
an; er ries beim Namen eine Menge solcher Teusel, die Häupter der Legionen waren, nnd beschwur sie im Namen und Gewalt Gottes, des unerschassenen lebendigen nnd ewigen, und das in hebräischen Worten,1) auch mitunter in
genügsamen griechischen und lateinischen, so daß in kurzer Zeit bei einhundertmal mehr erschienen und das Eolisee erfüllten. Vincenz Romoli nnd Gaddi unter-hielten das Feuer und sparten das kostbare Rauchwerk nicht; tnir aber gab der
Nekromant den Rath, abermals zn verlangen, sein möchte.
daß ich mit meiner Angelica
Ich that es, und er wendete sich zu mir und sagte:
Hörst du,
tvas sie sprachen? In Zeit eines Monats soll sie bei dir sein. Darauf bat er mich voll neuem, ich möge nur sesthalten, denn es wären ivohl eintausend Legionen mehl) als er verlangt habe, und sie seien von der gefährlichsten Art;
da sie aber doch mein Begehren erfüllt hätten, so müßte man ihnen freundlich thlln und sie geduldig entlassen.
Nun sing das Kind, das unter dem Peutakel war, zu jammeru an und
sagte,
es seien eintausend der tapfersten Männer beisammen, die uns alle
drohten; dann sah es noch vier ungeheuere Riesen, bewaffnet, und mit der Ge-
bärde, in den Kreis einbrechen zn wollen.
Indessen suchte der Nekromant, der
vor Furcht zitterte, sie aus die sanfteste nnd gesälligste Weise, so gut er konnte,
zu entlassen.
Vineenzio Romoli, der über lind über zitterte, hörte nicht aus
zu räuchern; ich fürchtete mich so sehr als die andern, ließ es mich aber weniger merken und sprach ihnen allen Mllth zu.
Gewiß, ich war halb todt, als ich
deu Nekromanten in so großer Angst sah.
Das Kind hatte den Kops zwischen
die Kniee gesteckt nnd sagte:
alle zusammen. uns,
So will ick) sterben! denn wir alle kommen um,
Da sagte ich zum Knaben:
Diese Creaturen sind alle unter
nnd was dn siehst, ist Rauch und Schatten:
Furcht ans.
hebe nur die Angen ohne
Das Kind blickte hin nnd sagte von neuem: das ganze Eolisee
brennt, nnd das Jener kommt ans uns los.
Es hielt die Hände vors Gesicht
ries, es sei todt, nnd wolle nichts mehr sehen.
Der Nekromant empfahl sich
mir, bat, ick) möchte nur festhalten nnd stark mit Zrtffcttecr räucherii.
Ich
wendete mich zn Vineenzio und sagte, er möge schnell Zassetiea allsstreuen. Indem so betrachtete ich den Agnolino, der so erschrocken war, daß ihm die
Altgen in die Cuere standen und er halb todt schien.
Aguolo! ries ich, hier
ist nicht Zelt, sich zll fürchten; mache dir was zn thlln, rühre dich und streite schnell die Zassetiea!
Aguolo, indem er sich bewegen wollte, verunreinigte sich
mit so heftigen Getöse, daß die Krast der Zassetiea nur gering dagegen war; das Kind erhob bei diesem Schall nnd Gestank ein wenig das Gesicht, und da es mich lächeln sah, erholte es sich eilt wenig von seiner Furcht nnd sagte, sie
zögen sich mit Macht zurück. So blieben wir, bis die Morgenglocke zn läuten ansing, nnd das Kind sagte, nur wenige seien znrückgeblieben, nnd sie stünden von ferne.
Der Ne
*) Vgl. die ans dem Höllenzwang mitgeteilten Beschwörungsformeln.
423 kromant vollbrachte nun feilte Ceremonien, zog sich aus, nahm seinen großen
Pack Bücher zusammen, und wir verließen mit ihm aus einmal den Kreis; Einer drückte sich an den andern, besonders hatte sich das Kind in die Mitte gedrängt, indem es den Nekromanten bei der Weste und mich beim Ueberkleid hielt. Beständig, bis wir zn unsern Häusern unter den Bänken gelangt waren,
versicherte es uns, ztoei von denen, die es im Eolisec gesehen habe, spazierten mit großen Sprüngen vor nns her nnd liefen bald über die Dächer, bald über die Straßen. Der Nekromant sagte, so ost er auch schon in dem Kreis getvesen,
sei ihm doch niemals so etwas Außerordentliches begegnet, er bat mich, daß ich ihm beistehen solle, ein Buch zn weihen, *) daß uns unendliche Reichthümer bringen sollte, denn die Teufel müßten uns die Schätze zeigen, deren die Erde
voll sei, nnd aus diese Weise müßten wir die reichsten Lente werden.
Die
Liebeshändel seien Eitelkeit und Narrheit, wobei nichts herauskomme. Ich ver-
setzte daraus, daß ich ihm gern beistehelt wollte, wenn ich nur Latein verstünde; er aber versicherte mich, daß mir das Latein gar nichts helfen könne: er habe gar manchen vertresflichen Lateiner angetrossen, aber Niemand von so gesetztem
Genüith, wie ich, nnd ich solle mich nur nach seinem Rath haltett.
So kamen
wir nach Hallst nnd träumten die folgende Nacht Alle von Tenselu. Sobald der Nekromant des Tags daraus mich wieder sah, sprach er mir zn, ich möchte dock) aus jenes Unternehmen eingehen.
Daraus fragte ich ihn,
wieviel Zeit wir dazu brauchen würden, nnd an welchen Ort wir zn gehen hätten? Er sagte mir, in weniger als einem Monat würden wir fertig frül, nnd der geschickteste Ort wäre in den Bergen von Noreim Zwar habe sein
Meister auch hier in der Nähe, iu den Gebirgen der Llblei Farm, eine solche Weihe vorgenommen, es hätten sich aber doch solche Schwierigkeiten gesunden, die in den Bergen von Noreia wegsielen; allch seien die Bauern daselbst in der Nachbarschaft zuverlässige Leute, nicht ganz unerfahren in diesen Dingen, nnd
könnten uns im Iiothsall wichtige Dienste leisten.
So überredete mich der Priester-Nekromant um so leichter, als ich zu
solchen Dingen schon geneigt war; aber ich sagte ihm, ich wollte zuerst die Medaille für deu Papst fertig machen; denn er und Niemand anders wußte
um diese geheime Arbeit.
Auch fragte ich ihn immer, ob ich nicht in der be-
stimmten Zeit meine Sizilianerin sehen würde? denn der Termin kam immer näher heran, und es schien mir wunderbar, daß ich nichts von ihr hörte. Der
Nekromant versicherte mich, daß ick) gewiß mit ihr zusammentressen würde; denn Jene hielten Wort, wenn sie ans solche Weise versprächen; ich sollte aber ansmerken und mich vor Händeln in Acht nehmen, die sich dabei ereignen könnten;
ich sollte lieber etlvas gegen meine Natur erdulden, denn es läge eine große
Gefahr nicht weit; es wäre besser sür mich, wenn ich mit ihm ginge, das Bilch zn weihen; ans diese Weise würde die Gefahr vorübergehen, nnd wir würden
beide die glücklichsten Menschen werden."
') Hier haben wir abermals die magische Bücherweihe.
424
Bald daraus kam Cellini mit einem Notar Bendetto in Streit und verwundete denselben so gefährlich, baß iljn der Papst hängen lassen wollte. Unser Künstler floh nach Neapel und traf dort zufällig seine Angelica wieder, die chn mit tausend Siebkosungell empfing: "mitten in diesem Gewisse — erzählt er weiter — siel mir ein, daß an diesem Tag der Monat um sei, und daß ich nach dem Versprechen
der bösen Geister meine Angelika nun besitze.
Da bedenke uuu eilt
Jeder, der sich mit ihnen entläßt, die großen Gefahren, durch die ich hatte gehen müssen."
So wichtig dieser Bericht in vieler Hinsicht — namentlich bezüglich der thatsächlichcn Ausübung der von Agrippa unb Faust vorgeschricbencn theurgischen Künste — ist, so läßt er leider, wie alle magische Räucherungen betreffende Erzählungen, unentschieden, ob cs sich um ein subjektives, durch Telepathie übertragenes Schauem welches die verbrennenden Nalsbtica ciIcugtcn, oder um eine Art Materialisation handelt; ja cs ist sogar noch dcr dritte Fall dcnlbar, daß das Rauchwerk in Bcrbindung mit dcn übrigen theurgischen Manipulationen das Wahrnehmungsvermögen des Beschwörers für übersinnliche Eindrücke empfänglich macht, wie ich schon oben annahm. Entscheidung könnten nur mit Sorgfalt aiigestclltc Ejpcrimcntc bringen, und es wäre zu wünschen, das; die heutige psychologische * Forschung sich dcr Probleme, welche noch von älterer Zcit her der Lösung harren, mit dem gleichen Eifer bemächtigte wie ber modernen. Dass mau übrigens schon in älterer Zelt cine Art Materialisatloll anllahm, gehl au« folgenden Worten Agrippa's hervor;1) Räucherungen, Opfer uud Salbungen durchdringen
überdies Alles und
erschließen die Psorteu der Elemente und der Himmel, daß der Mensch durch dieselben hindurch die Gehellunisfr des Schöpfers, die himmlischen Diuge, uud
tuns über deu Himmeln ist, sehen und erkennen kann, desgleichen Alles, was von deu Himmeln herabkommt,
wie die Engel, die Geister der Hoheit und
Tiefen uud die Geister der Elnödeil, welche dadurch zum Erscheinen und
Gehorsam veranlaßt und mit den Elementen verbunden lverden, daß
sie
eitlen Körper
annehmeti.
nämlich dichter, indem er sich von
Ihr geistiger Körper wird
deut Rauche uud deu Opfer-
düusteu uährt." ’) Occulta Philosophia. Lib. III. cap. 64.
42.5
In diesem Sinn ist auch wol)l der Ausspruch de» Psellus aufzufassen, daß sich dic Dämonen von deut Rauche der Opfer näl)rte11 und zum Teil berührbare, dichte Körper hätten. Nach uraltem Glauben ist das menschliche Blut das beste Materialisationsmittcl, ein Glaube, welcher vom fernstell Altertum an zll den furchtbarsten Gräuelthaten Anlaß gab. Als den Schluß der Erzählung Ccllinis erläuternd will ich bemerken, daß dic Gegend von Noreia wegen dcr Sibyllenhöhle sehr berühmt war’) und anscheinend ost z« magischen Operationen benutzt wurde. So erzählt Delrio:2) ErJact (lib. de odio Satauac, disc. 6) erzählt von der Höhle zu Noreia, daß ein gewisser Dominicus Mirabellius aus Arpiuo mit seiner Stiefmutter Margarethe Garnier lind andern Mitschuldigen zu Nantes in Frankreich ge־
fangen und zugleich mit ihren magischen Büchern, welche sie den Sibyllen ats
Cberpriesterinnen der Magie darbringen und weihen wollten, nach Paris gebracht
wurdet!.
Dominicus bekannte int Verhör, daß einer ihrer Eoniptieen namens
Scottus,0) welcher lange in Frankreich gelebt hatte lind bei vielen Fürsten
’) -getreuer ch) 4)
Vgl. Goethe’s: "Der Nekromant von Noreia, der Sabiner, ist dein ehrenwerter Diener. Uber den Zauberer Seouls vgl. Anhang 3. Delrio: Disqnis. Magicar. L. II. Quaest. 27. Soct. II.
De .Specu Nursino — refert Crespctus lib. de odio Satanae disc. ö quendam Dominicum MirabeUiuin natione Arpinatem cum Noverca sua Margaretha -Garnier et aliis complicibus Jlantae in b'raneia captos ct Lutetiam adductos una cum libris magicis, quos deferebant Sibyllis Magiae praesidibus consecrandos. Dominicum hunc in judicio confessum, quod quidam ejus socius nomine Seottus, qui diu iu Francia vixisset, fumosus Necromantieus et qui coram variis Principibus artis suae mira experimenta patrarat et ex iis non paucos discipulos habuerat, quos uibil rei bonae docuisset, hunc inquam Scottum accessisse et convenisse Sibyllam illam nobilem, quam in Specu Nursino Itali ferunt habiture; retulisse baue exiguae esse Staturae, in sella humili sedere, capillitio soluto ct in terram dependente: a qua acceperit librum consecratum et digito adhaerenti annulo d.lclnoncm inclusum, cujus libri et daemonis opera posset transferri ad qucmeuuque vellet Iocum, dummodo ventus ci ad cum locum profecturo adversus nou flaret. Dixit praeterea, custodes n summo Pontifice locatos, qui summa cura specum custodiunt, ne quis eo possit sese conferre adire et consulere Sibyllam: nec ullos ud eam pervenire posso ex epoptis Magiae mystis, qui se noriut invisibiles praestare idque, quia quando quis cum ca loquitur, sive sit magus, sive non sit, per omnia circumquaque vicina loca horre, ndac tempestates ct fulgura excitantur, quod iusiuuarc voluerit Stellatus lib 2 Iris versibus: Hos ventos vel Dii aerei vel sidera mittunt. Saepe etenim cum thesauros tellure latentes Vult auferre magus, vel conseerarc libellum.
426 wunderbare EJperimente seiner Kunst vollbrachte nnd Unter ihnen viele Schuler hatte, denen er nichts Gutes lehrte; — daß er diesen Seottus besticht habe nnd.
mit jener edeln Sibylle zusammengekommen sei, welche, wie die Italiäner sagen, in der Höhle zu Noreia wohnt.
Er habe erzählt, sie sei von kleiner Gestalt,
sitze aus einem niedrigen Sessel nnd trage das ausgelöste Haar aus die Erde
herabhängend. Von dieser habe er ein geloeihtes Buch und ein in einem Fingerring gebannten Teufel erhalten und sich mit beider Hülse an jeden beliebigen Ort versetzen können, wenn ihm nur nicht der Wind entgegen gegangen
sei, wenn er nach dem betreffenden Ort fahren wollte. Er sagte außerdem, daß. vom Papste Wachen ausgestellt worden frien, welche mit größter Sorgfalt die
Höhle bewachten, damit sich ihr Niemand nahen und die Sibylle besuchen undbefragen könne, damit kein Epopt nnd Priester der Magie, welche sich unsichtbar machen können, dorthin gelangen könne, und zwar deshalb: weil, wenn Jemand■
mit ihr sprächt, sei er nun Magier oder nicht, in der ganzen Umgegend furchtbare Stürme uud Gewitter entständen, was Stellatus im zweiten Buch mit folgenden Versen sagen will: Hos ventos vel Dii aeri vel sidera mittunt.
Saepe etenim cum thesauros tellure Intentes Vult auferre magus, vel consecrare libellum.
Vel magico ritu czucnquanl sibi subdere divling
Audivi exortum ,ventum subitamque procellam. Erespet fügt hinzu, daß diese Sibyllen gerne die ::Schafherden bewachten
nnd mit dem Vieh umgingen; deshalb machten auch die Hirten öster ihre Bekamltschast als Andere.
Aber es ist nicht diese Ursache,
sondern
weil Schäfer
nnd Hirten dümmer nnd stllmpssinlliger sind lind lleberslnß an Zeit haben."
In einem späten! Abschnitt seines Buches sagt Crcspet, obige Magier hätten gcbctcll, die SibHllcll möchten sic würdigen, dieseihre magischen Bücher zli weihen, damit thltclt die bösen Geister 111 Allem zn Willen wären iu Folge ber darin enthaltenen Beschworuugcll. Sic sollten ihnen dabei auf ihren Ruf ohne alle Gefährde erscheinen in dcr Gestalt eines schönen Menschen, ol)ue daß ste nötig hätten, einen Kreis in Feld oder Haus nm sich zu machen. )־Zwcitclls sollten die Sibyllen diefen ihren drei Büchern ihre Sigel oder Zeichen aufprägcu, damit sie mehr Kraft undVel magico ritu quentjuam sibi subdere dirum 1 Audivi exortum )stotuin subitamque procellam.' Addit Crespetus has Sibynas libenter custodire greges ovium et inter■ armenta versari: ideo pastores citius ad eurum cognitionem venire quam alios, non haec causa est, sed quia opiliones et armentarii solent simpli-ciores ct hebetiores esso et ocio abundant. *) Discursus XV. 2) Also ganz wie bei Agrippa und Faust.
427
Herrschaft über die Geister gewännen. Drittens möchten sieihnen Sicherheit vor dcn Nachstellungen und Strafen der Richter gewähren. Biertens sollten sie ihnen auslnachen, daß alle ihre Unternehmungen an den Höfen der Fürsten und chre Anschläge auf die Huld derselben gut gelängen, unb daß sie im Spiel, gewännen, so oft ste wollten. Fünftens sollten ihre Feinde ihnen nimmermel)r Schaden gitfügerl können. Dafür versprachen die Magier, die Sibyllen auf ewige Zelten als ihre Herrinnen lind Meiftcrinnen ztl ehren und anzllerfennell, und il)nen jährlich entweder durch Opferung oder Einweihung in ihre Mysterien eine Seele am Tag der Bücherwcilje darzklbringcn, und zlvar auf Lebenszeit, falls die Sibyllen ihren Bertrag getreu erfüllten. Dcr Kontrakt scheint aber nicht perfekt geworden ztl feilt, denn die Zauberer wurden fault ihren Büchern zll Paris verbrannt. — Man ersteht auch ans dicfcm, einen historischen Hintergrund bcsttzcndcn Bericht, welch großer Wert dcr magischen Bücherweche beigelegt wurde. Alls dem Cude des siebeilzehntcn Jal)1chunde14s chat sich ein Bericht über die Ausübung theurgilchcr Künfte erhalten, in welchem dic vor dein Kreis spselcndcn Pcnusgcistcr des viertelt Buches dcr Occulta Philosophia zltm Borscheln konlnlcll, obschon aller Wahrscheinlichkeit nach weder dcr Thcurg noch dcr Bericht־ erstattet' das genannte Buch tallntcll. Dcr Borgallg wird voll Arthur Bedford, Milustrant der Templepfarrci in Bristol, au dic Bifchöfc von Hereford und Gloucester berichtet.1) Bedford war ztl der Zelt, als cr noch Curat eines Dr. Read, Pfarrer zu ©t. Nicolas, war, mit einem jungen Manu, Namens Thomas Parkes, bekannt geworben war, der — etwa zmallzlg Satfre alt und von gutem Charakter — bei seinem Batcr, einem ®robschntieb z ״Maugotsteld in Gloueeftcishlre lebtc. Cr war mit Mathematik und Astronomie woljl Vertrant, legte stch später auf die Astrologie und stellte Horoffope. Cbwolst dieselben oft cilitrascil, war er doch ullzu') Vgl. The Spectrc: or, 1836. S. 242—248.
News front the iuvisible Wnrld.
London.
428
:frieden mit der ganzen Kunst, weil dieselbe — nach seinem 'Ausdruck — keine mathematischen Definitionen zulafse. ״Lange hatte er (--- Bedford — heißt es weiter —) den jungen Menschen nicht gesehen; endlich als er im Tempel Padsh sich befand, kam er wieder zu 4hm und befragte ihn ernstlich, ob es erlaubt sei, mit Geistern umzugehen.
Da der Befragte diese Frage vermüllte,
erwiderte Parkes:
alle diese Griiude
seien nur gegelt die Beschwörung gültig; aber es gäbe eilte unschuldige Gemein-
schlaft mit ihnen, ohne Paet und Fürwitz und Absicht zu schaden, die man sich wohl gestatten könne. Alls weiteres Befragen sagte er) er habe eilt Buch, dessen Vorschrift folgend er zur Nachtzeit aus eilten Kreuzweg gehe, dort mit geweihter, aus verschiedenen Substanzen gemischter Kreide er einen Kreis ziehe und dann
mit allerhand zum Theil aus der heiligen Schickst genommenen Formeln die Geister beschwöre. Diese erschienen ihm dann iu Gestalt kleiner Mädchen, etwa
-anderlhalbFuß hoch, spielend außerhalb des Kreises.1) Anfangs sei er einigermaßen
davor erschrocken, nach kurzer Bekanntschaft sei ihm aber ihre Gesellschaft augenehm gewordelr.
Sie redeten nuter einander mit einer quäkenden Stimme
■gleich einem alten Weibe.
Aus die Frage,
ob eilt Gott, ein Himmel, eine
Hölle wäre, erwiderten sie: der Himmel sei ein Ort der Freude, von der Hölle wollten sie nicht gerne reden, es sei eine furchtbare Sache, aber sie bestehe. 'Aus die audere Frage, welche Ordnung sie unter sich hätten, entgegnete sie: sie
seien iu drei Ordnungen getheilt; ihr Fürst wohne in der Lust, viele Räthe seien iu kugelförmigen Hausen um ihn iu der Mitte hergestellt.
Eine Ordnung
sei mit Ab- und Zugehen von dannen nach der Erde beschäftigt, nm nach Anweisullg von denen in der Höhe Verständlich mit den niedern Geistern, die in der Erde leben, zu uuterhalteu.
Habe er sie singen geheißen, so hätten sie sich
hinter einen Busch gezogen, und von da aus sei daun eine liebliche Harmonie
·erklungen von der Art, lvie er sie noch nie gehört. In der Höhe war der Sang gar rauh und scharf gleich einem Rohr; wenn der Tou aber gemäßigt wurde, kam er mit besonderer Annulth heraus. Bedford legte ihm elu Problem aus der Astronomie vor, um sich vou der Unversehertheit seiner Geisteskräfte
"zu überzeugen; er löste es vollkommen und denlonstrirte es dann auss Beste. Er erbot sich dann gegelt ihn uud alle andern; wenn sie seine Geister sehen,
reden nnd singen hören wollten, so dürsten
sie ihn nur zur Nachtzeit nach
Kingswood sonst begleiten; keiner aber hatte das Herz, dergleicheu zu thun.
Wie sehr ihm Bedsord abrathen lnochie,
ihn warnend, wie so ost der Teufel
dic Larve eines Emgels angenommen; er wollte es nicht glauben, daß es der Teufel wäre.
Etwa eilt Vierteljahr später kam er indessen zurück uud sagte,
er wollte wünschen, daß er dem gegebenen Rath gefolgt, denn er fürchte, sich in etwas eingelassen zu haben, das ihm das Leben kosten könne nnd was er herzlich bereite. Er schien dabei iu eitler großen Ausregllug zu sein, nnd seilt Aussehen war gänzlich verändert.
Aus Vesrageu, was er vorgenommen, be-
richtete er: da seine Bekanntschaft ihn bezaubert,
habe er sich vorgeuomuteit.
’) Vgl. die Venusgeister des vierten Buches der Occulta Philosophia.
429 weiter in dieser Kunst sortzuschlriten, und nach Anweisung seines Bilches einem eigenen dienstbaren Geist sich anzuschassen: und er habe nun einen solchen" Malach genannt, aus diesem Weg sich gewonnen.
Dieser Name .mein König‘
war aber von übler Vorbedeutung fiir ihn, denn von mm an erschienen ihm die Geister schneller als er wünschte, nnd zwar in den gräßlichsten Gestalten I als Schlangen, Löwen, Bären, die ihn anbliesen, was ihn in großen Schrecken I setzte, nnd zwar um so mehr, da er sich bald überzeugte, daß es nicht in seiner 1 Macht stehe, sie wieder wegznballnen, so daß er jeden Augenblick fürchten müsse,
in Stücke zerrissen zn lverden.
Das fri
int December nm Mitternacht ge-
schehen, da er dann mit großem Angstschweiß bis Tagesanbruch habe verweilen, müssen. Von der Zeit an war er nimmer gesund, so lange er noch am Leben
war.
Er suchte dann Hülse beim Arzt,
erstatter
und
bestätigte Alles,
was er
kam auch fritdem öfter zum Verichtfrüher erzählt,
als
wohlbegründete
Thalsache.״
Iedem Leser wirb auffallcn, daß die Erzählung des Parkesgroße Ähnlichkeit 111lt dcn in England überall gang und gäben Feensagetl hat, welche in so großer Zahl und zum Teil so wohl, verbürgt existieren, bass kein Unbefangener zmeifeln kann, es liegc nicht irgend etwas Reales, sei cs, was es wolle, hinter demselben, verborgen. In Großbritannien ist das zmeite Gesicht wie überhaupt das Hellingen endemisch, und so wäre cs vielleicht das.Sin־ fachste, die so merkwürdig übereinstimmenden englisch-schottischen Slfensagcn dadurch Iu erklären, daß britannische Scher ber ver־ schicdcnstcn Zelten übcrsinnlichc Wesen der betreffenden Art — deren Cflsteilz einmal zugegeben — übereinstimmend wahrnahlnen, woraus dann der dichtende Bolfsgcist die Sagen von den Feen schuf. Biellelcht war dieses Wahrnehmungsvermögen bei Parkes durch seine theurgischen Künste geweckt und nach und nach 111 einem so hosten Grade geschärft worden, daß die auf ihn einstürmende Überfülle übersinnlicher Wahrnehmungen, welche denen von Pordagc und der philadclplüschcn Gesellschaft, die ebenfalls von furchtbaren Dicrgesichten heimgcsucht wurden, wie ein El dcm andern gleichen, ihn endlich aufrleb. Will man fich an dic letzten Worte der Erzählung !)alten und vielleicht die Gesichte des Parkes für durch Krankheit erzeugte subjcftivc Gebilde halten, wofür man z. B. auch die Bistonen Baczfos und Nicolais ansicht- so sehen wir 1ms vor die Juagc gestellt: Ist das in abnormen Nervenjuftanden, bei gewissen Krankheiten, im Wahnsinn und Somnambulismus Geschaute wirk־
430
lich immer nur eine Halluzination, oder können auch Fülle vor־ kommen, wo solche abnorme Zustände uns Objekte wahrnchmeu lassen, die wir im sogenanten normalen Zustand nicht erkennen können? — Bis jetzt haben wir keine entscheidende Antwort daraus, aber die fortschreitende Forschung wird sie geben unb die alten Rätsel der Scheurgie lösen. Der namhafteste Tl)eltrg der neueren Zeit ist der berühmte und berüchtigte Iol)anl1 Georg Schrcpfer, geb. zn Nürnbcrg 1730, welcher fich bekanntlich am 8. Cftobcr 1774 im Rosenthal Z11 Leipzig erschoß. Seine Geschichte ist noch sehr wenig aufgeklärt, sowohl lvas sein abenteuerliches Sehen, als was seine thcurgischell Künste anlangt. Die beste Auskunft über seine magischen Eajerimente giebtmls eine äußerst selten gewordene kleine Schrift des Leipziger ProfessorsdcrTheologie Christian August Crusilts (1715—1775), nämlich die "Frage, was von denen von den berufenen Schrepfcr verbreltctcll Gerüchten Fu halten, als ob berselbe l)ättc Geister erscheinen lassen, 1111b wie die gantze Sache a11zuscl)e11 seh?" Diese kleine Schrift wurde von ihrem Bcrfasscr anläßlich des Selbstmordes Schrcpfers nach den A11Ssagen gelehrter und vornehmer Augcnjcugell, welche der auf Befehl des Prinzen Carl angcstclltcn Beschwörung beigcwohlkt hatten, geschrieben und bietet — obschon vom Standpunkt eine» Theologen des 18. Jahrhunderts cibgcfciszt — mancherlei Nelles von Interesse, woraus zn ersehen ist, daß die Schrcpser'schen Geistercitatloncn allerdings mit gewissell spiritistischen Phänomenen eine große Ähnlichkeit haben, aber doch eher chl das Gebiet ber activen Magie, als des passiven Mcdlulnislnus gehören. Dies scheint fich schon im allgemeinen Glauben ber Zeit ausgeprägt ztl haben, welche Schrcpfer eine magische Gewalt über die Geister der Abgeschiedenen ztlschrcibt. Crusius, dcr Schrcpfcrs Künste ״cille Hochfliegende Theurgic" nennt, und die Ursache der von Schrepfcr hervorgerlifenen Erscheinungen in der Wirkung guter und böser Engel sielst, sagt über diesen Punkt: "Sehr Viele wissen die Mittelstraße nicht zn tressell, sondern sie leugnen entweder die Facta schlechthin oder machen falsche Auslegungen davon.
Wie
denn bekannt ist, daß sich Einige viel daraus zn Gute thun, gute und böse ■Emgel zn leugnen, dafür aber geheime Naturkräste, die in leeren Worten be
431 stehen, gerne anuehmen, viele aber von denen Seelen der Verstorbenen nicht nach der Schrift, sondern aus gut heydnisch denken, inglei-
chen einige ägyptische, chaldäischc und cabbalistische Geheimnisse
statuireu, wodurch man Macht über dic Geister haben könnte, und deren Gebrauch auch Christen wohl erlaubt sel), ja daß sie die
Gewalt über die Geister als ein Privilegium
der Gläubigen
ausehen, von welcher Art Schrepfer selbst gewesen ist."
Das ®erfahren Schrepfers entspricht vollständig dem theurgischen Ritual, wobei er auch noch überdies von vorn herein auf die Sinne der Zuschauer durch mlsstische Borhcrcitunßen, dic Berabrcichung eincs starken Theepmssches usw. zu Wirken suchte. Über seine "Arbeiten" sagt Crusilts: "Schrepfer unterschied zweyerley magische Arbeiten, Ivie er sie nannte:
in pneumatische, wie Geistererscheinen und eleineutarische, da
z. B. in sehr finstern Zimmern aus seilte Formel jede Person sogleich
in einem wunderschönen, doch jede
in einem andern Licht stunde,
worilnlen ihnen sehr wohl ivar) oder da ein beschworener Steril am
Himmel so gleich ungewöhnliche große und dichte Strahlen tvars,
ingleichen in Wäldern, da er ein Wetter, große Knalle1) etc. hören ließ, welch letztere aber mein Reserent nicht hat antworten wollen. Er sing ferne Arbeiten mit sehr frommen Scheine an, mit Ausziehen der Schuhe, Niederfrtllen ans die Kniee (welches die Anwesenden beydes thun mußten), legte zwei) Finger ans das ausgeschlagene Evangelium Matthäi, er sprach den
Fluch über allen Mißbrauch des göttlichen Namens, rhat daraus ein langes, rührendes lautes Gebet mit öfterer Anrnstlng der heyl. Dreysaltigkeit und des
Namens Jesu Christi; er fundirte sich daraus, daß im Namen Jesu denen Gläubigen Macht, auch über die bösen Geister gegeben sei), daher er Gott an-
rüste, ihre Arbeit genehm zn halten, die sie zu seiner Ehre und gemeinem Besten vornehmen wollten, und deswegen die Geister erscheinen zn lassen, nnd
wider die Wuth derer Bösen (welches in den geschehenen Processen nur ver־
dannnte Seelen waren)
seine Schntzgeister zuzusenden.
bet) einzelnen Handlungen gewisse Sprüche z. E.
Er recitirte auch oste
Das Blut Jesu Ehrlstl ete.;
er veränderte sich bei) seiner Arbeit so, daß Würckungeu eines
fremden Geistes aus ihn zu geschehen schienen.*2) Bei diesem Scheine einer christlichen Frömmigkeit wurden aber auch Dinge nach der Analogie des
Pabstthllmes gebraucht z. E. ein Cruciftx, welches er allezeit in Händen hatte,
geweyhte Lichter (er weyhete selbst, und gegen meinen Referenten hak er ver־ sichert, daß er würcklich ein geweyheter Katholischer Priester sey) Räuchern, Krautze machen nnd ausschreiben ete.
Denen wischenden Geistern hat er das
*) Vgl. Fausts erste Teuselsbescksivörllng und die andern über ihn nmlausenden Zanbersagen. 2) Dieses damals nnbekanllte mediunliftifrhe Kennzeichen spricht dafür, daß Schrepfer in derartigen Fallen nicht schwindelte.
432 Crucifix entgegengehalten nnd sie davor niederzllknieen genöthigt. Jedoch waren
dabel) nicht weniger Cerenlonien aus der heydnischen Magie, welche hernach mit einer Mischling unter die Iudett als Cabala und aus böse Ehristen gekommen ist z. E. bestimmte Linien und Crayse zn signiren, einen magischen ehernen
Spiegel unter einem Winckel einem gläsernen gegenüber ausgestellt, in welchen cr znweylen sahe, als richte er sich nach dem Gesehenen (nämlich im eheren, obgleich andere nichts darinnen sahen) im gläsernen aber nur das Gewöhnliche. Die Arbeiten theilte cs ein
in präparatorische und reelle,
und jede hatte eigene Regeln.
Bel gewissen Arbeiten, die nun seine Macht über die Geister beweisen sollten, ließ er drei Seelen erscheinen, eine in gutem, eine iu mittlerem und eine in verdammtem Zustande.
Die erste erschien in einem weißen, die andere
in mattweißen Habite und die dritte sah häßlich braun und fast schwarz.
Im
Gesichte konnte mau die Glieder unterscheiden, doch sahe es nicht wie Fleisch,, sondern wie geformter Dunst, doch bey denen Guten angenehm. Hände trugen sie kreutzweise über die Brust geschlagen.
Arme und
Die Sprache, womit
sie aus seyne Frage antworteten, klang hohl, wie bei einem, der keinen Zapfen
hat, welches er die Geistersprache nannte.
Hallptaetion in Dresden,
Bei vielen Processen und bey einer
da der Evooirte mit brüllendem Geheul kommend"
sehr wüthete, war keine menschliche Gestalt zll sehen, sondern wie ein schwebender Klumpen Dunst,1) ans welcher aber die denen Anwefrnden bekannte ehemalige Stimme des Todten völlig gehöret ward.
Dieser bat auch um Ercharmung"
daß man ihn nicht fo quälen möchte nach der Analogie der alten heydnifchett. Magie.
Vor der Todtenbefchwörnng ging die Beschwörung der Schntzgeister
vorher, und deren sogenannte Anmeldung war damals, als mein Referent
dabei wat)
in einem Klange, dem ähnlich, wie wenn mau au ein Glas fchlägt"
wodurch das ganze Zimmer gleichfaul zn beben schien, und welche fortdauerten, auch bisweilen stärker lvorden int während des gantzen Protestes, ivohl etliche
Stunden
lang.
Bel) feinen Dresdener Arbeiten
hatten Einige, welche diefe
Kunst auch können wollen, genrtheilet: fo wie er es treibe, würde er es nicht lange treiben.
Schrepser aber hat felbst geäußert, er glaube, er werde einmal
über der Arbeit bleiben, daher er ein geladen Terzerol bei fich führte, um"
wenn er nicht weiter könnte, den Lauf iu deu Mund zu nehmen und fick) zll erschiessen.
So ist er auch am 8. Dekoder iu dem Rofrnthale iu dem Busche,
darein er nach angefangener Arbeit nach gehörten Knall2) gegangen, er voll
feinen auf grosse Dillge gewüsteten Begleiter bald darauf nach gehörtem Schutz, todt gefunden lvorden.
gut und rühmlich.
Esin solcher Selbstmord war in feinen Gedanken sehr
Viel mehreres habe ich von vielen andern zuverlässig ver-
>) Also Materialifationsuebel. Ich mache darauf aufmerksam, daß bei Spukvorgängen fahr oft derartige Duustkugeln vorkommen. 2) Alfo ein magischer Lallt, wie bei Fausts Beschwörllug ete., nicht der׳ Pistolenschuß.
433 nominell, wovon einige voll sichern Augenzeugen unmittelbar oder mittelbar
hatten, einige anch nur nicht gestehen zu wollen schienen, daß sie selbst dabei)
gewefrn." —
So weit Crusius. Die von Crusius erwähnte "Hauptaktion in Dresden" bestand in der von Schrepfcr auf Bcfelji des Prinzen Carl von Sachsen angestellten Beschwörung des Geistes des Chevaliers Georg von Sachsen, des Sohnes August’s des Starken und der Fürstin Subomisfa. Dcr Chevalier de Sarc hatte nicht allein große Güter in Sachsen und seiner polnischen Heimat besessen, sondern auch große Bcspldtntgen, welche chm lange Jaljre hindurch aus seinen Staats־ ämtcrn ztigcsiosscn waren. Als cr unverehelicht starb, hinterließ er nur wenige Tausend Tinglet bares Gelb, was um so auffallender war, als Chevalier Georg in dem Rufe eines Geizhalses gestanden hatte. Die Fama ging, cr habe seine Schätze vergraben, wcsljalb Prinz Carl Schrepfcr anging, dcn Geist des Chevalier Z11 bcfchwören, damit cr chm Auskunft über den Berbleib des Geldes gebe. Als aber Schrepfcr stch weigerte, ließ chm Prinz @arl aus dieser Ursachc — nicht, weil Schrepfcr usurpierte, Freimaurer zn sein, — auf der Hauptwache die historische Tracht Priigcl aufzählen, über welche Schrepfcr quittieren iltusite. Endlich söhnte sich Prillz Carl wieder mit dem Magier aus und besuchte iljn sogar in seinem Zimmer im Hwtel de Polognc, wo ihm Schrepfcr "erstaunenswerte Proben von seiner Kunst" gab unb — was auch Crusius erwähnt — ans Wunsch des Prinzen am lscllcn Tage jede beliebige Blume, welche Prinz ®arl nannte, alts dem Teppich des Zimmers hervorwachsen ließ. )נJadoch weigerte cr sich abermals, bcn Geist dcs Chevaliers Flt beschwören. Endlich aber wurde die Beschwörung im Palais des PrinFeil Carl in Dresden in Gesellschaft von neunzehn Personen vor־ genommen. Nach den von Grusilts charofterifiertcn Borberci־ tungell meldete der gleichfalls erwähnte durchdringende Ton die Anwesenheit der Schutzgclster, während die ganze Natur in Ausrichr ztl sein schien. Endlich sprang die Thur dcr Galerie fra*) Dieselbe auch Faust und Wagner zltgeschriebene Kunst ist vielleicht nur eine hypnotische Suggestion.
434
chcllb aus unb eine große, aus schwarzen Dampfwolken gebildete Kugel Wälzte fich vor die Beschwörer, aus welcher die bekannte Stimme des Chevaliers heraussprach: .Carl, was willst du von mir? Warum beunruhigst du mich?' Die Anwesenden waren außer sich von Entsetzen und beschworen Schrepscr, ber selbst vor Angst zitterte, den Geist zn entlassen: aber dieser erklärte, daß dies seine Kräfte übersteige. So blieb das Gespenst über eine Stunde feltchcnd und ächzend in der Galerie, rollte dann jur Thiire hinaus und kehrte wieder, wobei es SchmetIenslaute au.s־ stieß, bis cs endlich verschwand. Die halb toten Beschwörer bliebell noch bis Firui hellen Morgen beisammen, ehe sic sich trennten. Als dcr Kurfürst den Borfall erfuhr, ließ er Schrcpfcr sofort bei schwerer Strafe im Falle der Rückkehr aus Dresden auswclsen. Alls dicscn Schilderungen dcr "pneumatischen Arbeiten" Schröpfet» könnte man, weil in dem Dlurstgcbiide nur das Gesicht Unterscheidbar war, auf eine Unvollkommene Materialisation schrie« sicn, welche jedoch nicht medluntlstisdl zn Stande kam, sondern durch dic magische Kraft des "sich crafchcrltden' ׳Schrcpfer» vielleicht mit .Hülfe von Materialifatiollsräuchcrullgell erzeugt wurde. — Hol)!״ spiegel und ähnliche Appcrate konnte Schrcpfer wenigstens bei der Befchw willig des Chevaliers de Sajse nicht all bringen, weil er das Palais des Prinzen Carl bei dicfer Gelegenheit zllln erstenmal betreten hatte. Die dumpfe Sprache, wie überhaupt ber ganze Habitus dcr Erscheinungen erinnert auffallend an die Ageneres Allan Kardccs, welchcs ja nichts anderes find als Materlallfatlollsphällonlenc. Wir bitten dcn Seser, mit der Schilderung voll Crufills die Beschreibung Vergfcichen zu wollen, welch Karbcc von den Ageneres giebt: ’) 11 ya, cI’aillcur.s, dans tonte leur personne, cktlus leurs ldhircs, qucl-
que cliosc d’ctrangc ct cliusolide qlii tient de la luatcrinIite et dc la spiri-
tualitc: leur regnrd, vaporciix ct peuetraut tonte ä la fuis,
u'n Ims Iu
nettete du regartl par les ycux de Ja chnir: leur laugage bres ct Irresquc tonjours scutcneicllx, u'aricu dc l'eelat ct de Iavolubilite
du laugage 1111111 ai 11; leur npproehe filit epraurer uue Sensation partlculicrc indefiutssabIc dc surprise qui inspiro uue solle de erniute.-j
'-') Al lau Karcher:
La genese. Cup. 14. £ 36.
435
Endlich sei noch erwähnt, daß der eigentümliche Klang, als ob auf ein Glas geschlagen werbe, cin bei spiritistischen Sitzungen häufig vorkommendes Phänomen ist. GS ist zu bedauern, daß Crusius über die von Schrepfcr "elementarische Arbeiten" genannten Phvsnatischen Manifestationen, wie wir sie bei Faust unb Wagner, dell Fmfireil und modernen Medien so häufig antreffen, so kurz hinlveggeht, sodaß man stch über dieselben kein sicheres Urteil bilden kann. Crusius ist von der Realität der magischen Künste Schrcpfers überzeugt, wenn cr auch — obwohl Jur bcliebten Diabologic hlnneigend — fich sehr unklar über die von ihm vorausgesetzte causa movens derselben ansspricht. Immerhin sind seine Wort in mehr als einer Hinsicht von Interesse: "Daß er wiirclliche Gestalten, ivelche Seelen verstorbener Lente sehn sollten
sehen lassen, daß gleichermassen dieselben geredet, sich beivegt, jedoch ohne einen Fuß zu regelt und als schwebend, znm Theil auch sehr gewüthet, gräßliches
Geheul hören lassen, ist zuverlässig nnd gewiß. — Es sind aber durchaus keine Todten ansgerusen worden oder erschienen, das ist so gewiß als die heilige
Schrift selbst, und deren Göttlichkeit ist gewiß und die Beweise unumstößlich uud unendlich.
Aus dem, was aber gesehen ist und empfunden worden, folgt
es auch nicht,
sondern dies würde nur folgen, wenn keine (andern) Geister
sind, welche ans das Nervensystem der Menschen würcfen, und die nächsten
Conditiones der Empfindungen nachahmen, und hierdurch scheinbare sinnliche ■Empfindlingen verursachen können. Aber dies zn thun, ist denen Engeln, als Engel eine Kleinigkeit. Wenn lvir einen Marckt voll Leute sehen, so ist es nur eine gantz
kleine Veränderung im Nervensystem und Gehirne, welches das von ihnen auffallende Licht macht, und davon hängt doch das Sehen ab.
-ein fremder Geist nachahmen
Wenn diese
kann, so bekommen lvir eben die
Verbinbnngsidecn. Die Wilreknng kann aus die Gehörnerven oder
andere eben so leichte, als aus die Sehnerven geschehen, lind so
:werden andere Sensationen für das Gehör."
Crusius sagt nicht bestimmt, ob cr unter dem fremden Geist einen ,,Engel" oder den Geist eines Menschen, also hier Schrcpfers, versteht. Wäre das Letztere der Full ׳f° hätten wir die Thevrle Eduards von Hartmann voll dcr Übcrtragllng der Hallueination des Mediums auf die Sitzungtcilllehmer in nuce hundert nnd zehn Jahre vor dem Erscheinen dcr Hartmannschen Broschüre über den Spiritismus. Die Beschwörung des Chevalier de Sajsc leitet uns voll der Thenrgle hinüber zrrr: 28*
'2. Rckrolllantic. cr Spiritismus will, wie allbekannt, den Berkchr mit dcn Gcistcrn vcrstorbcner Menschen anbahnen 1111b ist in Folge dessen vielfach als cinc ״moderne Nestonlantic" bezeichnet worden, allcin mit Unrecht, denn bei ber Nckromantic wie bei ber Theurgie findet ein aktives Eingreifen des Magiers in die übersinnliche Welt statt, !nährend beim Spiritismus das Medium passiv erwartet, was überfiinnlichc Einflüsse wohl mit ihm als Werkzeug anfangen werden.1) Ja cs fragt stch sogar) ob Menschcllgcistcr oder andere kosmische Intelligenzen dic Ursache nicht-animistischer spiritistischer Manifestationen find. Bei dem Eingehen auf diese Fragc wird U11S die gewonnene Kenntnis des Hchpnotismlts und Mesmerismus nnd dcr Willensmagic.zum Prüfstein dienen, ob und wie weit die Nefromantic, Welche bis zu de» Ursprüngen des Menschengeschlechtes hinaufreicht, mit dem Spiritismus verwandt oder identisch ist. Nach dem Reiigionssljstem des prähistorischen Bolfes dcr Akfadcr,2) wclchcs die Scheiten Mesopotamiens hcwohntc, waren ’) Dr. Hiibbe-Schleiden sucht mich (Spbinp V. 27. S. 179) dieser meiner wohl begründeten Ansicht gegenüber in seiner bekannten, ebenso bescheideneil, als sachkundigen und klaren Weise zn belehren, daß Nekrnnlantie nnd Spiritismus identisch nnd das beim Spiritismus beobachtete Verfahren nur das "moderne" und ״ausgeklärtere" sm. Der Vortoilrs, weicher den Spiritismus trcssc, sei weniger der der Nekromantie als der des Schamanismus. — Wie Recht er hat, mag der Leser ans meinen Allssührnngen erfrhen. -h Ich folge hier der klassischen Schrift von Franeois Lcnormant über "Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer." Deutsch. Iana. 1878. 11. Buch. 9. Kap.
437
die Menschen unsterblich, und das 200S ihres Utuq genannten transeendentalcn Subjektes war nach Maßgabe der Geneigtheit dcr Götter ein günstiges oder ungünstiges. Bevorzugte Seelen, Helden und fromme Fürsten fanden Eingang in den Himmel, weichen fie in Gemeinschaft der Götter bewohnten. Das 200S der großen Mel)rl)eit dcr Menschen war jedoch ein weit ungünstigeres, weil deren Utuq in das "Sand ohne Heimkehr", das Totenreich hinabstieg, wo er wie iln Scheol der Hebräer ohne Empfindung und Willenskraft, von Finsternis umgeben, fortlebt. Sein Zustand ist weder völlige Bernichtung, noch Unsterblichkeit, sondern eher eine Art Erstarrung oder Schlummer zu nennen. Aus dem ״Lande ol)ne Heimkehr" treten die Utuq auf Befehl der Götter zeitweise und vorübergehend auf die Erde zurück; aber -auch der Schwarzkünstler vermag fic zu berufen und als Bamplsrc oder andere Schreckgeistcr auf dic Menschen zu l)ctzen. Du mall sonach an eine Beschwörung Berstorbcller glaubte, so suchte man natürlich durch Befragung dersclben die Zukunft z« erfahren, indem mau allnahnt, daß für dic nicht au Zelt und Raum gebnndcnen Geister Alles beständige Gegenwart fei. Iamblichus berichtet ausdrücklich,1) daß dic Crbeil dcr Afkader, die Babnionicr, Nehwmantie5) trieben und mittelst ihrer .Σηζχούρας 3) die Geister dcr Toten über zukünftige Dinge befragten. Dicfc -az/o(׳e«g werden im altcll Testament Oboth genannt, vom akJadifchen ..ubi" strafwürdigen Künsten obliegen. Dcr biblische Ob ist ein unfaubrer Geist, ein Toten־ gcist,*234) welcher iln Körper eines Mannes ober cillcr Frau wohllt5) und von hier aus die Zukunft locisfagt.0) Die Oboth waren also keine Nekromanten, sondern Traiicercdner. ’) Iamblichus ap. Pbot. Bibliotb. eod. 94. S. 75 cd. Becken 2) Eigentlich Skyomautie, Schattenbefchivörtntg, ivie sich auch aus dem Folgendell ergiebt, denn die wahre Nekroniantie ries durch Anwendung von Blut den Geist in den Leichnam zurück, was wohl aus Materialisationen zu deutelt seilt wird, welche durch diese Operationell erzielt wurden. 3) Vom syrischen Zainro, Zauberer, Beschwöret) Wahrsager, abgeleitet·, dem gleichen Stamm entspringt das aritbisch-spanische "Zahnre', Metailsühler. Rutheugänger. 4) Deuteronom. 18. 10. Iesciias 8. 19. 3) Levit. 20. 27. 1. Sam. 58. 8. )״Deuteronom. 18. 10. 1. Sam. 28. 8.
438
I Dell Oboth entsprechen die Iidonim, dic "Wissenden" oder "Belehrenden", und beide Namen werden auch zur Bezeichnung dcr 1 bescssencn Wahrsager1) gebraucht. Dies crgicbt sich nicht nur aus der Besprechung der Hlcje von Cndor durch Iosepljus,1 2) sondern auch daraus, daß die Septuaginta mcljrfach Obotli mit -;';׳aaret'/ttiioi übersetzt, unb aus dcn charakteristischer! Aus1 drücken, deren sich dic Propheten bei dcr Schilderung der Oboth j bcdiellcn.3* ) Derartige Weissager wurden in Achen Curtzklidcn unb ! ihre Kunst "die Mantik des Curtzklcs" genannt, weil dcr Sage znlolge Eurhkles die erste Perfon war־, in deren Clngeweidcn cin Gcist gehaust und gesprochen hatte, s) Allgemein hießen sie I jedoch Pl)tl)o1kcn (TTriitoric), ein Name, wclchcr urspriinglich dem innewohncndcn Geist oder "Belchrcr" zutank,5) später aber auf bcn Wahrsager selbst übertragen wurde. Beliebte Aufklärern, welche von bcn Bczlclsungen der Unter-׳ lcibsncrvcn und dcr H>e1Igrubc ztl magnetischen Zuständen nichts wußte, hielt die ίγγαοτςίμιΟ-οι sür Bauchredner, während dic Crchodojie Bcsesscllc in ihnen sal). Da jedoch z. B. in der ' C1Iäl)luttg von dcr Here von Cndor und auch anderswo die Allzcicheu der wahren Besessenheit selllcn, so werden wir, wenn wir alle oben hervorgehobcitcn Stellen bedenken, nicht falsch schließen, wenn wir — wie schon oben gesagt — bie Oboth als Tranccredncr anstchetl, deren Trancczustand allerdings leicht in Besessenheit , iinkschlagcii konnte. Für den passiven Trancczustand spricht endlich die fehlende Erwähnung all und jeder Beschwörungen und Ccrcmonicil, auf welche das Altertum so hohe» Wert legte. Bon dcr eigentlichen Nckromantic des Altertums wissen wir wenig, und c3 scheint stch ursprünglich auch wohl nur lull cinc Art Schattcnbcschwörullg gehandelt z» haben, wie uns bie klassische Stelle bei Homer beweist:'1) 1j Levit. 20. 6. l. Sam. 28. 3. erF und die innerste Natur hat ljchMnsehen können." Eine der befaunWen auf obiger Bafis beruhenden Entwiekelungsmetl)oden des Hellschclls war die KJatoptromantic, die Wahrsagung durch Spiegel, welche nach Pausanias Achaica schon ill Ägypten ausgcübt wurde. Wie Spartianus
') Dieselbe lautete: ״Et ideo praestigiator ille Mirabiliarius Caesarius Maltes» clui Antwerplnc anno 1099 sortilegas quasdam divinationes sic palliabat: quasi spiritus sui efficacia prucdomiuautis spiritui alterius, alter ad eligendum quod ipse volebut, cogeretur praeclare mentiebatur.“ L. c. Lib. I. cap. 3.
-) L. e. Lib. I. eap. 40. 3) 1. Mose cap. 44.
462
berichtet, wurde die Katoptromantie auch durch die Kaiser Septi־ nlills Severus und Julianus Apostata ausgeübt. Iln Mittelalter war die Katoptromalltle allgemein gebräuchlich, und es existieren Dutzende von Borschrlften, gläserne oder metallene Spiegel zur‘ Weissagung Iu verfertigen, was der Annahme entsprang, daß dic Bereitung und Masse der Spiegel und nicht das übersinnliche Bermögen des Menschen das Maßgebende sei. Eine gewisse Wahrheit dürste dieser Annahme insofern zn Grunde liegen, als nach der übereinstimmenden Behauptung aller Schriftsteller über גDivinatlon unb Mantil eine Mischung dcr stehen alten Metalle z1l magischen Spiegeln kräftiger wirkt, als ein aus einem einzigen Metall oder aus Glas hcrgestellter magischer Spiegel Cinc Parallele dürften wir darin finden, daß nach Dr. Gregorvs in Cdinburg angestellten Beglichen die Hchptwsc und das H>ellsehcl1 am leichtesten beim Anblick eines doppelt konvej'en Stückchcn Zinks eintritt, in dessen Mitte ein poliertes Kupfcrplättchen eilige־ lassen ist. Die berüchtigtc Katharina von Medicho übte bie Katop ןtromantie vielfach aus und soll, wic Bodlllus in seiner Daenionomania und Frommann iu seinem Werk de Fascinatione1) er־ ziihlen, ihren Spiegel über bie künftigen Regenten Frankreichs befragt haben. Dic Söhne Katharinas erschienen sovielmal, als sie Fahre rcgierten, dann ging der Herzog Heinrich von Guifc wic ein Blitz vorüber, worauf stch endlich Heinrich voll Navarra 11lel)r als zWaitgig Mal Präsentierte. Nach einer Überlieferung soll der Katharinen afststicrendc Magier dcr bekannte Bifchof von Civitavecchia, Lukas Gauriclls, gewcfen fein. Doch ist es wahrscheinlicher, daß der als Hofmagier Katharinas bekannte Michael Nostradamus (1503—1566) das ®).Periment allftellte. Allch Fauft übt, wie wir int zmeiten Buche sahen, alle der־ artigen Wahtssagekünste und wird durch ste zur eigentlichen Magie geführt. Wir dürfen deshalb hier nicht übergehen, was sich int Höllenzlvang über dieselben findet. Über bie Katoptromantie ergeht stch der H>öllellzwal1g ill zmei Kapiteln. Zunächst heißt es:
1j Noritnb. 4° 1675, p. 727.
463 Kapitel LXVII
handelt., lote man einen Erdspiegel macht, alles iu der Erden verborgene Gut darinnen zn sehen. Ich Faust,
fragte meinen lieben Mephistophiles,
ob man denn nicht
eine Materiam machen oder zubereyten könnte von Stahl, Metall oder Glaß,
daß man die Schätze in der Erde sehen könne, auch des Menschen Kranckheit,
worbt sie ihren Ursprung genommen oder berühret, auch was mau sonsten in :der Welt zu scheu verlangt ans Art und Weise, wie man will. Mephistophiles antwortete:
Ach ja lieber Faust, du mußt au einem Freytage einen neuen Spiegel iu deinen Namen kaussen, auch deu Spiegel bezahlen, wie sie dir ihn bieten,
damit dir ihn
kein Geist tadeln
kann, denselben nimm und grabe ihn aus
einen Gottes-Acker in der Martis-Stunde, in eines Mannes Grab in deinem
Nahmen, gerade miss des Verstorbenen sein Angesicht, nnd laß ihn dafrlbsten 9 Freylage liegen. Am 9. Freytag gehe hin und nimm ihn in deinem Nahmen wieder heraus und gehe damit auss einen Crentz-Weg, und lege ihn recht mitten in den Ereutzweg in dreyer Geister Nahmen, worauf du ihn haben wilt, als
du wollest sehen alle Schätze in der Erden, oder in dem Gemäuer; so must du haben den Ariel und MarbueI. Diese zwei) werden dir aussthlln alle
■Grundveste der Erden durch
ihre große Behendigkeit:
Darnach
auch Acicl,
der wird dir den Schatz zeigen, auch alle Stammgeister davon abtreiben und ■wird dir zeigen, wie und ans was Arth und Weise dn zu dem Schatz kommen sollst, auch zeigt er dir, wieviel es ist, fluch und wieviel es in Summa macht.
ob cs Gold, Silber oder Echelgesteine Darnach las! ihn 9 Freitage liegen.
An dem Nentldten Freitag gehe hin nnd nimm ihn wieder heraus in deinem
Nahmen, nnd banne mit diesen Warnen die drei) Geister in den Spiegel. Siehe aber nicht, weder vor noch nach der Bannnllg hinein. Bann n n g. Ick) N. 'banne dick) Geist Ariel, dick) Geist Acicl, dich Geist MarbueI in
meinen
Spiegel
durch Rorc ch ipso ch Loisant f ct Dollarn f Bolailny ch
Acorn f Coelum f Quiavitit f Saurinas 4· Restncia 4 0 Adonay ch o Jehova ch prasa Deus ch.
Ich N. beschwöre dich Geist Ariel, dich Geist MarbueI, dich
Geist Acicl durch Eolamicon ch Hipitc f Agla ch EIohim ch Reremisch ch.
Ich N. beschwöre dich Geist Ariel, dich Geist MarbueI, dich Geist Aciel durch Schum Schmaclladay ch Maaschmay ch Ischalam’ f Ischaylam ch, daß ihr drei)
Fürsten ill diesem Spiegel bleibe) und mir anzeiget alles verborgene Guth, es
sei Silber, Gold oder Echelgefteine.
Ich N. baltne dich Geist Ariel,
dich Geist
Ilajbuel, dich Geist Aciel aus meinen Namen in diesen Spiegel durch Adonay ch Agla f Paaschilatu f o Aglatu ch Ischailaa ■J. Cassrielis ch 0 Jehova ch
Scbailis ch o'Amisielis f o Sadalachia f o Ariclis -k 0 Cassrielis ■k 0 Gnbrielis ch ameniseb.
Und wenn du diese Wortte gesprochen hast, lieber Faust, so welchen dir
diese drei) Geister und Groß-Fürstat augenblicklich in den Spiegel fahren und
464 dir darinnen erscheinen: aber er ist noch nicht richtig genug, sondern siehe zu,,
daß du ihn aus eitlen Altar bringst, daß die Geister voll einer ordivirten· Person consecriret weroeit, damit sie dir die Wahrheit auzeigen. Dieser Spiegel
muß daselbsten drei Sonntage liegen bleiben. Aber nimm dich ja, lieber Faust in Acht, daß ja keine Leichen-Consecration darüber gesprochen wird, sonst ist alle Mühe vergebens und verloren.
Alls diese Wortte, lieber Faust ist der
Spiegel sertig, aber unter dem Spiegel mußt du diesen folgenden Character־ legen, wie hier die Figur zeiget:
Wenn dieser Spiegel nun allso zum Gebrauch sertig ist, mußt du zuerst einen Hund oder Katze hinein sehen lassen, ehe du hinein flehest.
Eilt Experiment von einem stählernen Spiegel seu Divinatio· Specularis.
Laße dir einen stählenleit Spiegel machen, nemlich ein rundes Blechlein,, ivie einen Spiegel und laß es poliren, daß es gautz glänzend wich, und wenn dies geschehen, must du eineu anderen stählernen Spiegel haben, oder der-
gleichen Blech in der Größe des ersten Spiegels, das aber nicht polirt sein daß du es allss die andere Seite legen kannst lind must,
muß,
da du nicht
hiueinsichest: Hiermls habe auch ein Holtz, damit du die Spiegel aus einander ordnest, oder so du es nicht haben kannst, Papier, und das Johannes Evangeliunl
laße einen Priester darüber lesen, der Priester aber muß sich wenig-
stens 3 Tage vom Weibe enthalten haben1), nnd laß auch das Papier mit
Weyrauch berältchern lind mit Weywasser besprengen und mache darnach runde Scheiben daraus aus die Weise und Größe
des obbemeldeten Spiegels,
des
polirten und auch des uupolirten, und das Scheiblern, so ans deu polieren
Spiegel geordnet wird, soll haben in den denmchelt Umkreiß diese Nahmen: In den ersten Umkreis; schreib:
Alpha et Omega, Adonay.
Alls den anderen Umkreiß schreibe: Tetnigrammaton, Sabaoth, Emanuel. Aus den dritten Umkreiß schreibe: Verbum caro factum est.
Der schwache Cireul oder
Umkreis aber soll haben eben diese Nahmen
in einem Uulkreiße durch das Widerspiel, als nämlich in dem eritero: Verbum earo factum est. In dem andern Tetragrnmmnton, Sabaoth, Emmanuel, und in dem dritten: Alpha et Omega, Adonay, und so dieses geschehen, muß ein Priester,. 1 u. -) Diese Naivität spricht recht deutlich für den Ursprung dieser Vorschrist in der der Reformation vorherijehetldelt sittenlosen Zeit.
465 so
sich wenigstens 3 Tage vom Weibe
enthalten,
die unten geschriebenen
Messen sprechen, und dieser, welchem der Spiegel gehöret muß allezeit frlbsieu mit daben seilt.
Die erste Messe von der heiligen Dreysaltigkeit.
Bei dieser
müssen allezeit drei) angeziiudete Kelchen, aus welcher jedweder Deus Pater Filius uud Spiritus Sanctus geschrieben, brennen sollen; zu Ende derfrlbigeu
soll er das Johannis Evangelium über deu Spiegel sprechen, uud wenn er au die Wollte: Das Wort wach Fleisch kömiuet, auss beyde Seiten des Spiegels
ein Ereutz machen, uud hieraus folgende Beschwörung sagen:
B e sck) w ö r u u g.
C allmächtiger Goth wir bitten dich, du wollest diesen Spiegel benechdeyelr uud auch f klar machen, daß er gut fry deinem Diener N., zu frheu alle Heimlichkeiten uud verborgenen Dinge, die ich denn wünschen uud begehren
will, zu sehen, zu der Ehre deines Namens uud meines Nächstem Amen. Hernach solieu 3 Meßen gelesen werden, als die 1. voll der heil.Iungsrnneu
Maria, dic 2. voll Johanne dem Täusel) und die 3. von denen heiligen Aposteln, uud dieser, welcher deu Spiegel consecriren laßet, soll zllsehen, daß kein anderer
hiueiusehe, deuu er würde uureitl, und wenn er iu diesem Spiegel scheit will soll er reine Kleider auhabeu uud unbefleckt sein, uud ailso wieder durch die göttliche Guade iu dem Spiegel frheu, was er verlanget.
sehen will,
soll er erstlich ein Vater unser,
Spiritus beicu uud sagen:
Uud ivetln er hinein
den Glauben und Veni Creator
Ich beschwöre dick) Spiegel durch den Vater, Sohn
und heiligen Geist, daß du dich klar machest, aus daß ich möge dieses oder jenes sehelt im Nahmen des Vaters, des Sohnes uud des heiligen Geistes.
Anteil.
Und wenn dieses vollbracht ist, sollt du wißen, daß du alte dein Begehren ersahlru wirst."
Man Pflegte auch den Metallglanz mit dem des Wassers z» verbinden, indem mau mit Charakteren bezeichnete Gold- und Silbcrplättchcn in mit Wasser gefüllte Becken warf und stch durch das Anschaucil derselben in einen hellsel)cnden Zustand oersetztc. Diese Wahrsagungsart hieß Sckaltomantie oder ״Beckindeitclei", wie sich der Wortspiele liebende Fischart in seiner Übersetzung der Bodinischen Daemonomania ausdrlickt. Nach Kallisthenes und Pselins war sic besonders bei den Assljrern und Aglspterlt, nach Ccdrenlts auch am hrjjairtinischen Hofe int Gebrauche. Da man die Erfahrung machte, daß schon dcr Anblick des Wassers zur Entwickelung des Hjellschens hinreichend sci, so war dadurch eine nette Wahrsagungsart, die H>1)dr0111911 tie, gegeben, welche durch im Wasser erscheinende Bilder Grafel erteilte. So soll nach M. Barro das Bild des Merkur im Wasser erschienen seilt und Barro den Bcrlauf des mithrldatlschen Krieges vorausKiesewetter, JJansibnch.
30
466
gesagt haben. Auch Numa Pompilius und Pythagoras füllen nach Plutarch die Hchdromantie durch Citation von'Götter־ ■gestalten im Wastcr geübt haben. Als wahrsagende Gemässer galten iln Altertume die Lluellen der Pallzl auf Stellten, jil Paträ in Achaja und das Iunowaffer in Epidaurus. Nur dadurch, daß das benutzte Wast'er in bauchige Gefäße gefaßt wurde, ist die Gastromantic von der Hchdronlantic unterschieden. Cardanus') beschreibt gaftromantliche Cjperlmente nach Ioicph1ls Niger und eigener Anschauung sehr ausführlich: Mall stellte eine mit Welhwast'cr gefüllte Flasche auf einen weiß gedeckten Disch in dic Sonne. Über den Mund der Fsaiche wurden kreuz־ weise zwei Dlivcnblätter gelegt, drei brennende Wachskerzen um diesclbc gestellt und mit Weihrauch geräuchert, worauf man ein an die heilige .Helena gerichtetes Gebet sprach. Bald darauf sahen die iln Schatten stehenden Malltiker (einige Mädchen, eine schwangere Fran und ein Knabe2) Gestalten im Waffel', und ,;war einmal einen Mann mit kahlem, vorwärts gcbcugtcln Haupt, cin andermal einen rot gekleideten Mann. Cardanils frasst konnte nichts als eine Bewegung im Wast'er wie von Sonnenftäubchcn und ein eigentümliches Blusenwerfen beobachten. Das clste Phänomen bauerte steben Minuten und das zweite drci Stunden all. Auch dcr Höllcilzlvang kennt dieses Berfahrcll, denn c» heißt im 72. Kapitel: ״Noch eine Art, Erscheinungen in der ('hrystall zu haben.
Wende dein Angesicht gegen Morgen und mache mit Oliveu-Ocl ein Erentz ans die Chrvstull lind schreibe unter dem Erentz die Worte: Sancta Helena.
Als denn muß ein reiner, keuscher, unschuldiger Knabe, der aus einem reinen Ehebette erzeuget worden,
nnd ungefähr 10 bis 11 Jahre alt ist, die Cliry-
stalle in frine rechte Hand nehmen.
Hinter denen Rücken mußt dn nieder
’) Dc varietate, Lib. XVI. cup. 1)3.
ä) Bei diesen Divinationsgaunngen pflegten stets keusche Jungfrauen, schwangere Fronen oder reine Knaben als ״Medien" zn dienen. Hieraus spielt auch der Kirchenvater Instinns (Apolog nd Anton) an, wenn er sagt: ״Credite vel Nccromautiris vestris et pucrosum nondum Venerem expertorum visionibus cvocationibusgue ctc." Ähnliches haben Augustinus ״Dc civitate dei,“ Lib. 1. c. 11 nnd Thomas Agninas "Qilncstin de tnulo,“ Art. I.
467 knyeii und folgendes Gebethe dreymahl mit großer Andacht uud Ehrerbietigkeit
bethen: Ich bitte dich Frau, du heilige Helena, du Mutter des Kaisers Con-
stantin, die du das Creutz unseres Herrn Jesu Christi wiedergesilnden hast;
durch deine heilige Andacht nun und Erfindung des Creutzes und durch das
heilige Ereutz um der Freude willen, die du gehabt hast, als du das heilige Creutz gesundeu, und durch die Liebe, die du zu deinem Sohne Constantinum
gehabt hast, und durch all das Gute, so dn beständig genießest, daß dn mir in
dieser Chrystallen anzeigesh was ich bitte nnd gerne wißen will, Amen. wenn der Knabe den Engel
Uud
in der Cbrystallc sehen wird, so magst du ihn
fragen, was dn wißen will, und der Engel wird dir antworten.
Dn must
aber diese Operation vornehmen, gleich wenn die Sonne anssgegangen,
nnd
der Himmel bereits klar nnd helle scheint."
"Noch eine andere Art, wodurch man einen Dieb, der etivas gestöhlen hat, erfahren und sehen kann.
Nimm eine sehr reine gläserne Schale, so etwas einen Halß hat, fülle sie mit geweihtem Wasser,
setze alsdann solche aus eine Baus worauf du zuvor
eilt geweihtes Tuch (linteum expiatum) hingebreitet gehabt, auf dieses Tuch setze das Glas und zünde drei) geweyhte Wachslichter alt,
Mund des Glases zwei Oel-Blätter über Creutz;
und lege über den
alsdenn bethe das Vater
unser und den englischen Grrtß mit gebogenen Kityen dreymahl, und solches
müssen auch die thun,
so zugegen sind, und wenn es einmal gebethet wolcheit,
müßen sie mit dem Nagel des rechten Daumens eilt Kreutz über deu Mund der
Schale machen, aber alle müssen im Finstern stehen. Gebethe:
Alsdenn bethe dieses
Heiliger Engel, reiner glänzender Engel, durch deine Heiligkeit uud
meine Keuschheit zeige mir den Dieb, und dieses must du gautz leise über deu
Mund der Schaale sagen.
So wird man den gantzen Menschen sehen mit
seinen Kleidern in dem Halse des Glases aus und aussteigen wie ein Schatten und Sonnen - Ständlein, und ihn genau erkennen.
Uud dieses gautze Werk
kann man drei) Stunden lang sehen.1)״
Noch ein weiteres derartiges ®).Periment kennt der Höllenzwang: CAP. LXXI handelt von einem Esperimeute, daß einer Alles, was man begehrt, in einem Glase sehen kann. NB. Dieses Experiment muß au einem einsamen Orte, wo kein Glockenschlag, noch mich ein Hahn-Geschrei) gehört wird, gemacht werden.
An einem Freytage, wenn der Mond zunimmt, so ziehe reine Kleider
1j Diese beiden Vorschriften finden sich wörtlich noch in Iohanu Wier: De praestigiis Daemonum. Lib. I. cnp. ö und in Hier. Eardanus: Dc rerum varietate, Lib. XVI. cap. 93. 30*
468 alt, auch sieh zu, daß du sonsten rein bist, als denn nimm ein schönes reines weißes Glas, fülle solches mit schönen, lauterlt Waßer, und bedecke es mit einem weißen leinenen Tuche, setze es aus einen Marmor-Stein, danach seufze emsig
mit andächtigem Hertzen folgende Beschwörung:
Besch wörung: Zoyma, Zoplay, Pastorem, Coronem, Primonem, bet) Gott dem Vater, Söhn und heiligen Geist ich beschwöre euch bet) der Gerechtigkeit, durch welche sie
das Waßer aus dem Felsen gebracht, bet) alle dem, so über dem Himmel
ist, und bet) dem das aus Erden nnd in dem Erdreich ist, nnd bei dem allen, so ans und ill dem Meere ist, nnd bei den höllischen Dingen und was in der Höllen ist. Ich N. beschwöre euch bei der Güte, mit welcher Gott deu Menschen
nach seinem Ebenbiide erschaffen hat, lind bet) der Gerechtigkeit, mit welcher er
euch verdammet hat, und bet) der Barmherzigkeit, mit welcher er gereinigt uud erlöset hat das menschliche Geschlechte durch Jesum Christum.
Ich beschwöre
euch durch die 12 Apostel Christi uud bei ihren Verdiensten und bet) den drei) Patriarchen, bet) allen Propheten, bet) ihrem Glauben und Gebell), bet) den 21
Alt-Vättern, bey ihren Kronen, bei) deu Harsfen uud Geigen, bet) Ueberwindung. und Sieg Christi, bei aller Zier und den 144 Märtyrern, die vor Gott singen
ein neues Lied, daß ihr bald kommt von allen 4 Crtheil, wo ihr fryd, ohne alles Schrecken nnd Grausamkeit, sondenr in Gestalt eines schönen Mannes und gehet iu diß Waßer und machet es dermaßen lauter uud klar, daß ich euch
sehen möge. Wenn dn ihn nun siebest, so mache das Glas mit Iungser-Wachs ans das beste zu als dn kannst Notandum.
Diese votchemeidte Beschwörung sage 6 mahl, nnd ivelln
sie noch nicht
kommen, so sprich alsdann nachfolgendes Gebethe: O Herr Jesu Cllristc, der du hast gegeben dellen Aposteln dic Gewalt,
alle Kranken gesund zn machen, die Todten lebendig, die Aussätzigen rein, nnd die Teussel auszntreiben, sei) bei) mir, auch deine göttliche Gewalt, daß ich die
Geister, so ich genant uud brauchen will, möge zwinget!, daß sie thun, was ich sordere nltd begehre,
denn alle Dinge sind ja durch dich gemacht, und dn hast
zn deinen Iüngern gesagt: schreye
ich zu dir,
Vittet, so werdet ihr eutpsaugelt.
ich klopssc au und bitte dich Herr,
Nun Herr, so
der du uns verheißen
hast, was wir iu deinem Nahmen begehren werten, das wollest dn uns geben. Derohaiben so laße diese Geister bald kommen, aus daß ich sie bezwingen möge, zn thun,
was ich von ihnen begehre.
Pastorem,
Coronem,
Primorem,
Ich beschwöre euch Zoyma,
Zuypltry,
bet) der Verkündigung unseres Herrn Jesu
Ehnsti, bet) seiner Geburth, bet) seinem Josten, bey allen seinen Tugenden, bey seniler Kraft, bei) seiner Mächtigkeit, mit welcher er die Todten anserwecket und
die Kranken
gesund gemacht hat,
bet) seinem Leiden nnd Geißelung,
bey der
Dortlen-Krone, so er ans seinem Haupte getrogen, nnd bet) seinen Nägeln, so
ihm durch Hände nnd Füße sind geschlagen worden, lind bet) dem Essig, so er am
Ercutze getrunken hat und bei dem Waßer und Viuth, so ihm ans der Seiten
469 gefloßen, und bey seiner Unschuld als die Menschheit Gott aitgerilsselt, bey seiner Ausfahrt gen Himmel, bey der Sendung des heiligen Geistes, bel) Zerspaltung des Tempels, bel) der Finsterniß der Sonnen, bel) der Krafft, davon das Erd-
bel) dem Schweißtuchc, so er aus seinem Haupte getragen,
reich erzittert hat,
bey der Strafst des heilige« Geistes.
Ich beschwöre euch bel) allen ))Jfrhuleli
Gottes, unseres Herrn Jesu Christi, uud bei dem unaussprcchlicheu, deu niemand nennen darf,1) daß ihr euch auss das allerchaldeste aussmacheh und mir
in diesem Wasser erscheinet, damit ich euch sehen möge ohne allen Opfer und in
einer
schönen
Gesichtes
Gestalt,
bel) Verbindung
des Gerichtes Gottes.
Amen.
Notandum.
Kömmt er auss das erste, andere, dritte und vierte mahl nicht, so lviederhole das Gebethe eine gantze Stunde lang,
dann
wird er dir erscheinen in
eines schönen Menschen oder Weibes Gestalt, und wird dir wahrhaftig zeigen, und von allen dem, so du fragest, Antwort geben. Item du magst ihm schassen und gebtethen, daß er dir etwas hohle, auch Manns- und Weibs-Persohnen,
oder tuns du sonst
begehrest,
das ihm er ohne Zweiffel.
eiuem Laude in das andere verreisen, so führet er dich hin,
Wilt du aber aus
bringet dich auch
wieder iu dem Haus ohne Schaden uud Gefährlichkeit deines Leibes und der Seelen. Hernach gieb ihm aus diese Arth Urlaub:
Zoyma, Zoplay, Pastorem, Coronem, Primonem, gehet und fahret hin ohne alle Verletzung meines Leibes und der Seelen an den Orth, der euch von Gott verordnet ist, weichet in Friede und verletzet oder verbrennet oder be-
schädiget Niemanden,
weder am Leibe noch an der Seelen,
es sei),
aus was
Arthes nur )volle, und seid bereit, wieder zu mir zu kontmeu, e wnit icheuch bernffen tverde.
Gehet hin im Frieden Christi; der Friede Ehrlsti sel) mit mir
und euch, im Nahmen Gottes des Vaters γ, Gottes des Sohnes f und Gottes des heiligen Geistes ch.
Amen, amen, ninoii.
Folgende Erzählung bictct cin gntcs Beispiel der praktischen Ausübung der Gastronkantic während der Revolutionszeit Die Handelnden find der Astronom und frühere Präsident dcr Nationalversammlung Baillt), der General de la Marliere, der Conventsdeputlerte Buikcl Beugnot uud ein :Oberst, welcher als Adjutant des Grafen d'Cstaillg dcn amerikanischen Befreiungskrieg mitgcnkacht hatte. Dic Genannten unterhielten fich oft über mhstischc Dinge, wobei ber Oberst fich ber übrigen nach gut *) Vgi. Goethes: ,,Verworfenes Wesen, kannst du ihn lesen, dell nie entsproßneil, uuallsgesprochnen, durch alle Himmel gegoßueu, freventlich durchstochlten'?״
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französischer Sitte des Zeitalters von Boltairc skeptischen Gesell־ schäft gegenüber als deren Bertctdiger bewies. Sines Abends, als das Gespräch um den Magnetismus, Somnambulismus unb dergleichen ilchstische Dinge mehr sich gc־ dreht hatte, sagte der General zuletzt zu dem Oberst: ,,Sic glauben also an Mesmer, Cagliostro unb tutti quanti?" "Gewiß", erwiderte dcr Gefragte kaltblütig. "Ci, ich wäre doch schr begierig, vor meinem Tode einmal dic Darstellung einer Scene von Hellsichtigkeit (une representation d’une scene voyante) mital1zuscl)cl1." ״Das macht sich an dem 014c, wo wir uns befinden, nicht so leicht; indessen will ich thixn, was ich kann." Dcr äDberst hielt sein Besprechen und wußte fich nach und nach den nötigen Apparat zn verschaffen. Cille Hellseherin aufztltreibcll und in die Concicrgeric cillzuschmuggein gelang nicht, aber mall konnte dieselbe im Notfall durch einen Knaben von zwölf bis vierzehn Fahren ersetzen; nur durfte derselbe nicht im Zeichen des Bogenschützen, dcr Zwillinge oder der Jungfrau gc־ borcn und mußte von zweifelloser Unschuld fein. Cin solcher Knabe warb in dem Sohn cilles dcr Schließer entdeckt und der Oberst richtete dic Zelle Bunel's ztl dem somnambulistlichen Cjche־ rimente her. Alles ift und wird a la (Sagliostro gemacht und der Knabe (die sogenannte "Waifc'') killet vor der mit Wasser gefüllten Glaskugel. "General", fagt der Oberst in fehler Rolle als Beschwörer, ״geben Sie in ber Bergangenljcit oder in der Zukunft eine Tl)at= lache an, welche Sie fcllnen zu lernen verlangen.'' "Dcn Urtcilsipruch, Welcher mich erwartet." ״General, wählen Sie einen andern Gegenstand; ich wäre in Bezweiflung, wenn die Antwort schlimm lautete." "Ich bcstehc darauf nnd gebe Ihnen bic Bcrstcherung, daß die Antwort, laute ste fu oder fo, mich durchaus nicht erschrecken wird." "Dann wollen wir auf dic Beschwörung verzichten Und an liniere Whistpartie gehen." "Was, Sie bekennen stch geichlagcn, bevor ste begonnen haben? Ich wußte wohl, daß das Alles nur eine Kinderei fei.“
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"Sie wollen cs also schlechterdings, General? Null wohl, ich beginne." Nach einer halöen Stunde eifriger magnetischer Mantpulatlonen von Seiten des Beschwörers war dieser und war der Knabe über unb über mit Schweiß bedeckt, während die drei Zuschauer ihrerseits eine unerträgliche Beklemmung empfanden. Endlich geriet das Wafser in der Glaskugel in sichtbare Bewegung unb der Knabe rief aus:
,,Sch sehe!" "Was?'' "Zwei Männer, die sich raufen." "Wer find sic?" "Ich weist nicht.״ "Wer sind sie?" "Ich weist nicht." "Wer sind sie?" "Ach Gott! Ein Natiollalgardist und ein Cfstzier mit einem Gencralshut." "Welcher ist der Stärkere?" ,,C, mein Gott! Der Nationalgardist wirft deu Cfstzler zll Boden und schlägt chm dell Kopf ab." Dies gesagt, fiel ber Knabe ohnmächtig zu Boden. Buncl und Beugnot waren bestürzt, la Marliere zitterte am ganzen Leibe. Die beiden Ersteren bemühten stch, dem Letzteren cil1z1lrcdcll, cs sei doch wohl z'nilcheu dem Urtellsfpruch, der chm bevorstaud, und dem Kampfe IiVifcherr einem Nationalgardisten und cincm Offizier feilt Zusammenhang denkbar. Dcr General blieb still und seine beiden Mitzlifchauer bereuten cs bitter, dieser Beschwörungsscene angewohnt zu haben. Dieselbe sand am 20. Dezcnlbcr 1793 statt. Am Abend des 21. kam dem General die Borladung vor das Tribunal zu, am 23. wurde cr verurteilt und noch an dcmsclbcn Tage hingerichtet. Samson aber tl)at cr.l diesem Tage seinen schrecklichen Dienst in der Uniform cilles Grenadiers dcr Natlonalgarde . . . Beugnot versichert hoch uud heilig, daß der Obe1st durch und durch ein Manu von Ehre gelocscn, dem gar nicht zuzutrauen, daß er einen frevelhaften Spaß gemacht habe, demzufolge bie ganze Bcfchwörungsfcene nur eine
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zwischen 1hm und dcr "Waise" verabredete Mtzstistfation gewesen wäre. Cardanus und Pcucer erzählen, wie ich noch hingufügen will, daß dic Gastromanten das Hiaupt mit einem weißen Tuche verhüllten und gewisse Worte über das Gefäß murmelten, worauf das Wasser auswallte und verschwand, so daß also mit dem magischen Scheu auch phhstfaliichc Manifestationen verbunden sind. Sine dcr Gastromantie eng verwandte Wahrsagegattung ist dic uralte Krljstallomantic, die nach den alten Faustbüchern von Fault S0 viel geübt wurde, und bei welcher StutohHPnose 1111b daraus folgendes Hellfeljen durch anhaltendes Anblicken eines Krhftallcs, einer Glaskugel, ja sogar einer glänzenden Steinkohle hclcheigcführt wird. Auch im .Höllenzlvang finden sich einige auf die Krlsstallontantie bezügliche Borschrlfteli. So heißt cs: "CAP. LXX. Handelt, wie man ('liristullcu aus Metall oder Glatze
verfertigen kann. Ich Faust fragte meinen Mcpbostophiles, vb dentl nicht Christallen aus Metall oder Glase könnten gemacht nnd bereitet werdet». Mein Mcpbostophiles
antwortete: Ach ja, lieber Faust, sei) an lind gehe an einem Dienstag zn eitlem Glaß־
manne oder ans eine Glaßbiilte, laß dir ein Glaß sorminm, lieber Faust, gleich in der Mnrtis-Stnnde. wie ein Urin - Glaß,
Dn kannst cs nun zweyerley Art beteilten lassen, eins das andere Ivie ein Stein, wie dn ibn nach der Forme
nnd Gestalt zn haben verlangst Bezahle es, Ivie sie es dir bieten. Das nimm nnd vergrabe es, wie dick) die Sieden vom Spiegel lehren; Nur das ist zn beobachten, wenn eine Weibs-Person eilten Cbristall machen will daß sie solchen
auch ans eines Weibsens Grab eingrirben (lltristnll müssen andere Geister seyn;
nlns).
Aber lieber Fmlst, zn der
aber mit der Cliristallc kanstll nicht so
viel ansrtchleuals mit dem Spiegel, als worinnen dn der Cbristnllc
Aclndiel.
Von
must du
mehr sehen kaust
Zu
mich McpbistopliiIcm haben, auch den Azerucl und
lins dnyen kanstll sichen des Menschen seinen gantzen Zustand,
ans was Art dn es, lieber Fmlst, nur wißen will, auch wenn einem etwas gestöhlen ist, auch loas einen Patienten fehlet, auch wann einem was Böses in das Hans gethan ist,
das stellen wir dir alles in dem Glaße vor, auch seyn
noch zwei) Charactere, die zn der ChristnUc gehören, die welchen also gemacht nnd verfertigt, wie diese nachsolgenden Figuren zeigen: (Siehe Abbildung S.4731
Die Geister müßen eben auch in die Cliristallc beschworen iverdetl, wie bet; dem Spiegel miss dem CKlltzwege geschehen, aber diese Beschwörung tautet
nur anders wie jene, darum sprich folgender Gestalt:
Ich N. gebiente dir Geist Mcpbostophiles, dir Geist Azcnlel, dir Geist
473 ihr augenblicklich
in meiner Christalle
Adadiel,
daß
Nahmen
durch Aschalam f θ Mephostophiles f (> Christo ch ό Adadiel τ ό
erscheinet aus meinen
Ascbai f ό Azeruel t erscheinet ihr Fürsten.
NB.
Aus was du null dein Absehen gerichtet hast, das must du darzn
sage», das ist die Kunst."
Noch eine andere Art, einen Cliristall oder Spiegel zll bereiten.
Diese Art oder Manier die Cliristall oder Spiegel zu bereiten, darinnen’ man alles sehen kann, ist also:
Kanne ein Chrystalleu Glaß und lege es in Tauss - Waßer, womit ein erstgeborener Knabe gewusst wardell, laß es 3 Wochen darinnen liegen, hernach
gieße das Waßer auss einen Kirchhofs und ließ das 6te Capitel aus der Cssen-
bahrllng St. Johannis darzn, hernach ließ solgende gleichsam Beschwörung: Chrystalleu-Stein, du bist einer zarten Jungfrau rein, dn stehest unter einer Himmels-Thür daß nichts bleibet verborgen für dir, du stehest unter einer Himmels-Wolke, daß nichts bleibet vor dir verborgen, es sei) gleich crilff ?lecker
oder Wiesen, es sei) gleich Herr oder Knecht, es sei) gleich Frau oder Magd, das sey dir zur Buße gesagt im Nahmen Gottes des Vaters v, Gottes des Sohnes
ץ
und Gottes des heilgen Geistes T, alsdann siehe darein nnd darfst
dich nicht weiter schellen."
Der berühmteste K1chstallsel)er des 16. Jahrhunderts war der englische Mathematiker Ioljn Dee (1025—1(507), dessen Gcschlchte ich in den Münchener ״Akademischen Monatsheften''1) aussichtlich behandelt habe. Wie fich aus seinem noch Vorhandenen Private Diary crgiebt, beschäftigte sich Dee seit 1581 lnit dem Krl)stallscl)cl1 unb hatte am 25. Mal des genannten Jahres zum erstenmal ein Gesicht ill dem Kchstall, wobei als Begleiterschclnungell spiritistische Klopslautc vorJammcil. Ausführliches über die voll 1581—1583 allgestelltell Sjsperlmcntc enthalten die von Dec geschriebenen, leider noch nicht .veröffentlichten ,.Libri ■) Jahrgang 1890.
Heft 78—82, sowie inl Spohrschen Verlag.
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quinque mysten orum';, welche Clias Ashmole nach dem großen Londoner Brande vom 2. September 1666 durch Zufall in einer altcn Kiste entdeckte ulld seinem Muscklm cinvcrlcibtc, wo sie noch jetzt aufbewahrt werden. Sic umfassen dic Protokolle über die vom 22. Dezember 1581 bis zum 23. Mai 1583 veranstaltctcn krhstallomantischeil ,.Actions ״uud schildern die gebrauchten Krhstalle, den "heiligen Tisch", das "Siegel Gottes" nsw.1) Dec gebrauchte, wie sein Biograph Smith ausdrücklich sagt, )־mehrere größere' und kieinere Krhstalle, von denen er jedoch nicht sagen könne ob ste natürliche ober künstliche gewesen wären, und wie Dee ztt ihnen gekommen sei. Dcr hcriihmtefte von De cs Knjstallcn ist scill ..Shcw-storw ״oder "SkrystoncI auch .;Lapis Manifestationis״, ,,Lapis sacer ct mysticus, prinlo sanctificatus 0t praecipuus' ־und ..Receptaculum“ genannt.* 23) Dee behauptet, diesen Stein in dcr ..Action“ vom 21. November 1582 voll einem Cilgel, welcher am westlichen Fettster sclne.3 Studierzimmers in dcr Größe eines vierjährigen Knaben crschicnen sei, erhalten zu haben. Cr ließ einen goldenen Fuß all denselben machen und hielt if)n lebenslänglich in den höchsten Ehren.4) In welche Hände der Stein nach Dce's Tod kam, ist nicht bekannt; jedoch befand cr sich nach Berfellhont") zn Ende des vorigen Jahrhunderts in denen des Hjorm'e Walpolc. Dcr Krtjstall sott aus glänzender schottischer Steinkohle bestanden haben.)״ Dieses Instrument stand auf dem "heiligen Tisch," der ') Vgl.: Vita Joiiuuis Dec, Jlnthcniiitici Angli, Scriptore Thoma Smitho, S. Tlieologinc Doetore ct Ecdcsinc Auglicaunc Presbytero, in .,Vitae clllonindtrm eruditissimorum ct illustrium Virorum Scriptore Thoma Smitho, Loudin.
2) A. a. O. S. 15. :)) Smith, S. 44.
4) Smith, S. 24.
■') Biograpbical History. Th. I. S. 427. ") Vgl. Paracelsus: Philosophin snanx. Lib. 1. ״Was Neetromantia seif' ;e.: "Also folget auss das die Kunst Neetromantia, daß diefrlbige Flagtt (eine Art Elememarczeister) dieser Knnstkrasst müssen gehorsam seytt, vnd auss dasfrlbig sichtbar machen, durch eiu Spiegel Prillen, Kolu je." — Also müglich ists auch die Fckaga zu zwingen, daß sie sich müssen offenbar machen in piegeln, Bacillen, Kolen, Nägeln ;e." —
475 ,,Mensa Foederis, League Table, ״odcr "Tadle of (Javenant," welcher stch noch in der Cotton’schen Bibliothek befindet. Nach der diplomatisch genauen Abbildung, welche Casaubonus in seinem bald naher zn besprechendem Werk giebt, ist bie Platte quadratisch, eine jede Seite 29 Centimeter lang und von einem 1 Centimeter breiten 111 je 23 Felder geteilten Rand umgeben; in die einzelnen Felder find Charaktere cingezcichnet, welche zwischen Hebräischen Buchstaben und astronomischen Zeichen in dcr Mitte stehen. In dem vom Rand umschlossenen Raum ist ein .Helsa־ gramma elngczeichnet. dessen Winkel und Seiten magische mit Zahlen und Buchstaben allsgefülltc Kreise unb Quadrate enthalten. In der Mitte des Hcyagranuns befindet sich ein längliches Rechteck, Welches in zmblf mit Charakteren bezeichnete Felder geteilt wirb. Dieses Rechteck ist das "Siegel Gottes." — Z11 diesem Apparat gehörte noch ein Futteral, verschiedene meist aus weißer Lcinwand gefertigte und mit roten Kreuzen bezeichnete Decken, Candelabcr, Wachskerzen usw. Alles zusammen wurde 111 einer Art .Haltskapcllc ausbewahrt, welche Dec so !)eilig hielt, und so vor profanen Augen hütete, daß er einst einem Diener des bald zll erwähnenden Grasen Lasch, welcher zufällig iu das Tabernakel trat, voll Zorn weissagte, er werbe wegen seines Frevels nach wenigen Monaten ertrinken,1) was denn Adelung dahin entstellt, daß Dec und dcr gleich z» erwähnende Keilet) dcn Diener z» crträukcik gedroht hätten.2) Am 22. Novcmbcr 1582 wurde Dee mit dem früheren Apotheker Eduard Kcllct) (1555 —1597) bekannt, welcher chm neun Jahre Hinbitrch als Medium bei seinen krhstallomantischcn Ei'ptwilnentclt diente. Am 28. Mal 1573 hieitcn sic die erste Sitzung Jab, deren Protokoll noch erhalten ist und in meine oben genannte Abhandlung ausgenommen wurde. Dabei findet meine oben im Ftveitcil Buch ausgesprochene Ansicht, daß sich aus der voll Faust getriebenen Krtzstallomantie spiritistische unb magische Phänomene ganz voll selbst entwickelten, ihre volle Bestätigung. Gleich lll dieser erstell in Gegenwart des Woiwoden Albert Lasst), >) Smith, S. 45. )־Adelung: ,,Geschichte der menschlichen Narrheit," Vd. 7.
476
dctt Dee im Hause Leicesters kennen gelernt hatte, abgehaltenen Sitzung hattet! sic die Materialisation eines ein etwa neunjährigen, 11l ein rot und grün schillerndes Seidenkleid gekleidctcn, sich Madilli nennenden Mädchens. Dann erschienen eine ganz Anzahl anderer ®elfter im Krljstach nämlich cin alter Mann mit weißem Haar und mit langem grauen Bart, cin junger Mann, cill sich Elhulcr llcllneudcr Geist und ein weiblicher Geist Namens Galval), welche Dee cin Buch Iu dikticrell versprachen, mit dessen Hülfe er eine Gellemlreforntation der ganzen Welt inscenteren sollte; dann cin befondcrs mächtiger Geist Namens Iuballladacc, ein fich II nennender Engel, cin gigantischer Mann uflo. Dicsc Geister prophezelhtcn große Ereignisse, Staatsumwälzungcn und dergl. nicht־, weslsalb stch Dec unb Kcllch mit Lasst) nach Polen begaben, um dort auf dcn Besttznllgcn des Letzteren ungestört arbeiten zu können. Später lebten Dce unb .Steller) am Hofe Kaiftw Rudolpl) n. zu Prag und Köllig Stephans voll Polen, fowic auf der dem ©berchurggraf Wilhelm voll Rosenberg gehörigen Burg Tr'zbon, überall emsig e).Pcrimentiercllb. Die Aufzählung Dieser hochinteressanten Borgängc würde Viel ztl weit führen, und muß ich bezüglich ihrer auf meine genannte Abhandlung verwesten; ich will nur erwählten, daß bei bell krljftollomantlschcn Ejperinlenten Dees alle Allen von spiritistischen Kundgebungen vom Trance־ reden bis zur direftell Schrift, dcn Materialisationen und dcll Apporten vorkommcn, und daß somit, wie an diesem geschichtlichen Parallclfall nachzllwclscn, der occulte Entwickelungsgang der magifch oeianlagtcli Persönlichkeit Faust's iu den alten Faustbüchern ganz richtig dargcstcllt ist. Dce fetzte Jollle Efpcrimcntc mit verfchiedeilen Medien bis zllm Jaljre 1607 fort und hinterließ stimnltlichc eigenhändig über diefclbcn geführten Protokolle, welche Mcricus Cafanbonils unter dem Titel ljerausgab: ..Truc und faithfull Isolation of wtlat passccl for nlany f^fl'0 between Dr. Jobn .Dec und sonle dpirits. Tending bad it Succedcd To a General Alteration of moste STATES and KINGDÜMES 111 the World. His private Conferences will! Rodolpbc Elnperor of Gcrmany. Stephen K. of Poland. and diverses othcr Prlnccs about it.'· London. 1659. Fol.
477
Dieses Buch ist eines ber scltenstcn, merkwürdigstcn und am teuersten bezahlten Bücher, welches nach Bruuet schon am Ende des vorigen Jahrhunderts 111 einem Preise von 100 bis 120 Franks staub und gegenwärtig mit 150 Reichsmark bezahlt wird; es hat mir bei meiner Abhandlung über Dec mit als Hlauptquellc gedient. Eine dcr Gcgcnwart cntstammende Darstellung krljstalloman־ tischer Künste gicbt Gustav Geßmann in seinem "Katechismus der Wahrsagekünste.''’) Auf ganz gleichem Prinzip wie die Vorigen Wahrsttgefütlfte beruht bie Onimalltle oder Dntzchomantie, bei welcher einem Sensitiven dcr Danmennagel oder die innere Handfläche mit Öl und Ruß gesalbt wurde, worauf die Bilder in der von der Sonne beglänzten oder von einer Kerze beschienenen spiegelnden Fläche zum Borschein kamen. Martin Delrio erzählte) von einem alten spanischen Soldaten, welcher ztl Brüssel auf diese Weift die Abfahrt des Herzogs von Mcdilla Soll alls dcm Hafen von Calais uud die Gefahren beschrieb, welche diefer auf feiner Seereise erdulden mußte. Nach Iol)ann von Salisburl) ::) war im 12. Jahrfjundcrt die Magia specularia, wie obige Künste mit Cinfchlusi ber Cllimalttie genannt wurden, allgemein üblich unb er fclbst füllte als Kind in dicfelbe cingeweiht werdcll. ®in Priester, welchem er ztlr Erlernung der Pfalnleil übcrgcljen worden war, befahl lhm und einem etwas älteren Knaben, daß ste fich zll feinen Fußen hmietzen sollten. Gr bestrich ihre Nägel mit einem geweihten Öl, f^'ach unbekannte Rainen unb Beschwörungen aus und fragte dann die Knaben, was ste auf ilsren Nägeln ober in einem polierten Becken fähcli. Der Mitschüler Johannes entdeckte allerlei zarte aber dunkle Bilder; er Hingegen nahm gar nichts, als die äusseren fich darin spiegelnden Gegenstände wahr. ' Jahanll wurde null als zn magischen Unterncljmilngeu untüchtig betrachtet llild voll feinen( ’) Berlin, Earl Sigismund, 1892.
ף
Disquts. mag. Lib. II. Qnaest. 11. S.vtagm. Nr. 4. ;l) Polieraticus, Lib. 11. cap. 28.
478
Scl)rcr nicht weiter zUgeiassen, wenn cr dic magia specularia übcn wollte. — Interessant ist dic Beobachtung Iol)a11nes von Salisbury, baß alle magi specularii im späteren Alter chr Gesicht verloren mit Ausnahme des obigen Priesters und noch eines Geistlichen, die aber aus Reue über ihre Berlrrungen in geistliche Häuser zll Clugnt) gingen. Bei der Magia specularia stoßen wir aus höchst merkwürdige Analogien. Bor mir liegen z. B. eine Anzahl von einander ganz unabhängigen Berichten aus verschiedenen Jahrhunderten über kaloptroinantifche bei Böltern von sehr verschiedener Kultur augcstcllte C'jperllncnte, die einen so auffallenden getncinsamen Charakterzug besitzell, dass cs sehr schwer hält, denselben — welcher in ber Erscheinung eines von Jills oben schon beachteten, dic Bistonen einleitenden und fchlieszendcn Mannes besteht, — durch die dramatische Spaltung des trallsccndcntalcn Subjekts allein befriedigend zn erflären, obschon sich ein solcher Borgang hier offenbar abspielt. Aber ebcn die besondern Eigentümlichkeiten dcr gleich anzufilhreliden Erzählungen schcincn mir ztl beweisen, daß irgend welche übersinnliche * Wesen in bie Bistonen Hineinspielen und ein durch dell KilitutIustand des betreffenden Bolkcs modistclertes wunderliches Schauspiel aufführelt. Den ersten, dem Anfang des Iß. Jahrhunderts entstammenden Fall erzählt der s. Z. berüljulte Kirchellliedeichichtcr Spengler,1) ju welchem ein Nürnberger Patrketcr kam und einen in ein Tuch gewickelten Krlsstall lnitbrachtc, von dem cr sagte, daß er chn vor vielen Jal)rcl1 von einem zufällig auf dem Markt getroffenen und *) In der Vorrede zu fritier Ausgabe von Plntarch: Dc defeetuorneulorum. Vgl. Görres. Christliche Mystik. ΠΓ. S. 601. '־־ Lazarus Spengler Ivar zll Nürnberg 1479 geboren, studierte die Rechte und lebte seit 1507 als Ratsschrelber in seiner Vaterstadt. Er that viel für die Einsührllng der Reformation in Nürnberg, welches er aus den Reichstagen von Worms und Augsburg vertrat; auch dichtete er eine Anzahl von Kirchenliedern, tvie ״Durch Adams Fall ist ganz verderbt", "Vergebens ist all Müh nnd Kunst'' tlsiv. Er start' am 7. September 1534. Mit obiger Geschichte hängt vermutlich auch die von Melanchthou (Progyinn. physic. Lib. II.) und nach ihm von Eardanlls und Bodiuus er־ zählte Begebenheit zusammen, daß zn Nürnberg inl Jahre 1530 ein Priester nach einem Gesicht im Krystali einen Schatz in einer in der Nähe der Stadt gelegenen Ruine habe graben wollen und dabei von dem eiustürzeudeu Gemäuer erschlagen worden sei. — Ich erinnere daran, daß Fall st um diese Zeit lu Nürtlberg wellte.
479
gastfrei beherbergten Fremden erhalten habe. Belin Abschied habe der Fremde il)m zum Dank' den Krljstall zurückgelassen und gesagt, cr solle. Wenn er einmal etwas Berborgclles zn wissen wünsche, einen unschuldigen Knaben In denselben sehen lassen; dieser Knabe werde־־iljm dann auf Befragen alles Gewünschte anzeigen und offenbarem Der Patricier bezeugte Spengler, baß cr in dieser Sache nie betrogen worden sei, sondern viel Wunderbares durch die Bermittclung des Knaben erfahren habe, während andere Leute — mit Ausnahme seiner mit einem Knaben schwängern Frau — nichts als das durchsichtige Glas gesehen hätten. Zuerst sei immer dic Gestalt eines Mannes in dcr damals gebräuch־ lichen Kleidung erschienen,1) ,,dann habe das Übrige sich sichthariich hiuäugesundcn, nachdem man gefragt; zuletzt, wenn alles abgethan gewefen, sei die Gestalt des Mannes davollgcgangen und dann das Übrige verschwunden. Dic bcsagte Gestalt sei) übrigens oftmals gesehen worden, wie sie die Stadt durchwandelt und in die Kirchen elilgctreten sch.2) Die Sache war bald 111 Nürnberg aus־ gekommen, so daß, wenn jemand die Wahrheit leugnete oder ein Berbrcchen VerHcHtte, man ihn mit dem Manne 1m Krljstall zti bedrohen pflegte. Auch wurde einmal von den Gelehrten ein Zweifel in ihrer Wissenschaft vor den Krhstall gebracht und die Antwort 111 dem Krchstall gelesen." Der Patrlcier, welcher ganz in1 Telifclsglaubcn seiner Zelt befangcn war, empfand nach längerer Ausübung seiner Kunst Gcwissensscrupel und brachte seinen Krhstall z» Spengler, der 1l)n zerschlug und samt dem il)11 umhüllenden seidenen Tüchlein in den Abort warf. Wenn 111111 auch Spengler den modus operandi bei diesem K1chstnllscl)cu nicht allgicbt, so werden wir doch nicht mit dcr Annahme fehl gehen, das dcrselbc analog dcn oben mitgctheiltclt 1j Man denke an den ״Geist des Knjstalls", den Fmlst von Hayllinger überkommen hatte. -) Dies sott offenbar nicht heißen, daß der mystertöse Mann in den Straßen Nürnbergs umherspukte, sondern daß in dem Krnstall die Straßen er schienen nnd der Mann durch das Betreten bekannter Hänser, die Frage z. V. nach dem Urheber eines Diebstahls, beantwortete.
480
Cjchcrinlenlen vor sich gegangen sci, um so mehr, als Wicr, das mit dem Gebet an dic heilige Helena verbundene krhstallomantischc ®).Periment wörtlich mit dem Höllenzwang übereinstimmend beschreibt unb z1l״l Schluß sagt: "und wenn darauf der Knabe einen Gugel im Krystall sehen wird, und du fragst, was dlt willst, so wird der Engel antworten. Dieses aber tlluc nicht früher als nach Sonnenaufgang bei reiner Luft." 3) Sin Analogon findet diese Beschwörung in dem ontmantischclt Experiment der "Beschwbhrullg des Grtz-Cngcls Uriels,"2) worin es heiszt: ״Man muß aber allhie verstehen, daß nicht ein jeder Mensch den Emgel
beschwöhrdi kann, sondern muß durch einen jungen, keuschen Knaben oder eine Jungfrau, die noch rein ist, geschehen.
Das Zimmer muß alles rein sein, die
Mauer und Fenster weiß verhängt, wie auch die Tafrl, )voraus (woran‘?) die
keusche Person sitzt.
Bei) der Beschwöhntug wird immerdar vorbehalten, daß
er in keiner entfrtzlicheu Gestalt wolle erscheinen.
Wann nun die Beschwöhrungen
vollbracht sind, wozu dem Knaben oder der Iilngsran, welche solche verrichtet, der Daumen von der rechten Hand mit Baum-Oel müssen geschmieret werden,
so erscheinet er bißweilen bald, auch wohl
einigen
das
erste mahl gar nicht.
Zeiten (ässet er sich scheu wie ein kleiner Knabe,
Zu
ein
ander mahl wie eiu kleiner Vogel, treibet auch wohl dann und wann
feinen Spaß, aber nur mit dem Beschwöhrer."
Das Problem, um dessen Sösunß cs sich hier handelt, wird also schon schwieriger: kni ersten Fall mar die fragliche Crscheinug, welche die Antwort crtcist, eilt Mann in dcr damals getragenen Tracht, im zweiten cin Engel, im dritten ein Knabe ober ein Bogel; dic dramatische Cntwlckclung dcr Handlung ist also sortgeschritten und wird in der in genanntem Werk sich gleich anschließenden "Wahrfagerci) durch den Cyprianum'' noch komplizierter. .Hier heißt es: "Zu der Zeit eines glorwütchigsren damals regierenden Monarchen3) faule ein Italiäner zn einem Cammer-Diener desjelbigen nnd osserirte denselbigen seinem Priucipnlcu ein Arcanum, durch welches Ihro Majestät täglich lvißelt
fönten, was der König von Frankreich
in
seinem geheimsten Eabiuette ver-
* j) Vgl oben S. 467 nnd folgende · Stelle ans Wier: Dc praestigiis Daemonum, Lib. V, cap. 5: ״Et cum nugelum in crystallo videbit puer, rolrabis quttceuucjuc volucris et respondebit nngelus. Hoe autem facies iu solis ortu, cum jum emtrscrit et ner acrcnus clarusgue extiterit. -) Kunstücke. S. 107. ’) Es ist Kaiser Rudolph 11. und Hieronymus Seouls gemeint. Val. Anhang 111.
481 nchtete.
Sein Anbringen aber ward nicht angenommen, sondern ihme wurden
1000 Rthlr. geschencket, uud der Author damit abgedanckt.
Der Cantmerdiener
hingegen, welcher bet) weitem so gewißenhast nicht wate, als sein hoher Prin-
cipal, nahm die Kunst für sich und verführte nachmahls Andere damit.
Sie
bestehet darinnen, daß man einen jungen, keuschen Knaben oder reine Inngsrmt
habe, die den heil. Cyprianum beschwöhret, daß er ihr in der Hand den Sulo-
monem
sehen lasse;
alsdettn erscheinet der rothbärtige Salomon
mitten iu der Hand1) auss seinem Throne, mit dem Seepter in einer Hand und den Dolchen iu der anderen, und an jeder Seite
sitzet ein Minister:
Wann solche Erscheinung vorhanden ist, so haltet der
Iiingling oder die Jungfrau die Hand vor das Ohr, und fragt, was verlangt wird, so antwortet der Geist oder -Salomon.“
Die Erzählung von dem rotbärtigen Geist Salomon klingt recht abcntheucrlich, findet aber doch ein Analogon in dcr Neuzeit, dessen Tbatsächlichfeit zweifellos dargethan ist, nur daß die dranta־ tische Handlung noch weiter ausgeschlmickt ist und einen orientalischlnuhamcdanischen Charakter trägt, in ihren Grundzügen aber genau derselbe Borgang ist, wie er stch in den bisher mitgctciltcn C1Iählungen ahsPicit. Das Ereignis wirb voll William Lane mitgeteilt*23) und von Lord Prndlson, Major Felit- dem englischen Residenten Salt in Cairo Und einer fünften ungenannten hochgestellten Persönlichkeit bezeugt. Diese Engländer und dcr Franzose Delaborde hatten gchört, der Scheich Abd־cl־Kadcr el Moghrebl' *) sei ein Meister in ber Ausübung ber Dnimantic und habe durch dieselbe schon einen Dieb im Hause Saits entdeckt, weshalb sie sich mit dem Magier verständigten und mit chm gemeinsam oder auch einzeln zu verschiedener Zelt und an verschiedenen örten operierten. Sein Berstchrcn war das folgende: "Ein noch nicht mannbarer Knabe, eine Jilngsran, eine schwangere Fran,
') Die natürlich mit £1 nnd Rttß bestrichen ist. 2) Vgl. Lanes Darstellung in: Annaccou etot'the manners and Customs of the modern Egyptians, written in Egypt duriug the years 1833—34 aud 35, partly from notes made during a former visit to that country in the years 1825, 26, 27, 28, by Edward William Lane. 2 Vol. Lond. 1837. Ferner: Quaterly Revierv Nr. 117. .Iuly. 1837. S. 203 und Görres. Ehristl. Mystik. III. S. 603. Da der Bericht unvollständig in viele andere hierhergehörige Werke überging, so dürfte es am Platze sein, ihn einmal vollzu geben. 3) Offenbar haben wir in diesem Abd-el Kader (el Moghrebi, d. h. dem Westländer), den aus Mascara stammenden berühmten Gegner der Fran■zofrlt zu sehen, der sich zn Ende der zwanziger Iahre in Cairo aushielt und 1830 in seine Heimat zuriickkehrte; derselbe galt als Wnnderthatet׳.
482 oder eine schwarze Sclavin, wie sie sich eben bieten, werden gewählt, nm die Gesichte zn schauen lind die Geschallten auszusprechen. Dem Gewählten zeichnet der Magier mit der Rohrseder in die rechte flache Hand mit schwarzer Tinte
ein Viereck in dieser .Form,
indem
er in die
kleineren Quadrate die neun
Zahlenzissern in der vorgestelltell Ordnung eingeschrieben, gießt er in die Mitte des größten etwa einen halben Theclössel voll derselben Tinte, so daß sie einen
Ball voll der Dicke einer Pistolenkngel und in ihr einen Spiegel bildet, in dem
er das Indlvidium zuerst sich selbst beschallen läßt.
Zuvor hat er aus einen
schmalen Streifen Papier einen arabischen Zauber ausgeschrieben, einen Theil
2
9
7
3
9
6
5
1
8
4
des 21teu Verses des 50. Eapitels vom Koran, lautend: ,Und dies ist die Enlsernung, nnd wir haben entfernt von dir deinen Schleier, und deinjfllesicht ist
heilte scharf. Wahrheit! Wahrheit!‘ — Ein anderes Papier nimmt dann die gleichfalls arabische Anrusungssormel aus: ,Tarschuu! Tarzuschuu! kommt herab! kommt herab! seid zugegen! wohin sind gegangen der Fürst und seirt Heer! wo istEl-Ahmar? Der Fürst nnd sein Heer? Erscheinet ihr Diener dieser Namen’1 — Tarschuu lind Tarzuschuu sind nach der Deutung
des Magiers, die ihm
die ihm dienstbaren Geister; El-Ahmar ist also der Geistersürst; die Formel
483 wird aus
in sechs Streifen zerschnitten. einen
Stuhl
gesetzt,
in
die
Der Knabe wird nun vor dem Magier
Mitte
der
Gesellschaft,
die
beide ein
Kreis nmgiebt; eilt Becken mit glühenden Kohlen wird zwischen den Knaben
und den Meister gestellt, der von einem zwiefachen Weihrauch, Takel) mabachi
und Konsonbra Diaon genannt, zu gleichen Theilen in das Kohlenbecken wirst,
von Zeit zn Zeit indische Ambra beifügend, so daß ein dicker Rauch das Zimmer erfüllt und unangenehm aus die Augen wirkt. Er steckt das Papier mit den Worten aus dem Koran dann in das Vordertheil der Mütze des Knaben, wirst einen der mit der Anrusungssormel beschriebenen Papierstreisen in die Kohlen,
indem er nun die arabischen Wortte: Anziln aiuha el Dschemiona el Dschennum Anzilu betakki matalahontonhon aleikum
Taricki, Anzilu, Taricki.1)
2. 3. 2. mit einer gewissen noktoendig inne zu haltenden Kadenz, die letzte Hälfte meist in der bezifferten Ordnung wiederholend, murmelt und singt, unterbricht er dieses Recitiv nur)
indem er den Knaben,
dessen Hand er immerfort in der
seinen hält, fragt, ob er etwas in dem Tintenspiegel sehe. Der Antwort ,Nein‘
ans die erste Frage folgt eine Minute später ein Zittern des Knaben, der nnu
ausrllft:
,Ich sehe einen Mault, der mit einem Besen den Boden fegt.‘ —
,Sage mir wenn er sertig ist *,
fort.
erwidert der Magier und fährt in der Beschwörung
,Jetzt ist er zu Ende‘, ruft der Knabe, nnd jener unterbricht wieder feilt
Murmeln mit der Frage: ob er wisst, was eilte Johne sei, nnd da die Autwort bejahend aussällt, so erwidert jener: .So sprich denn, bring eine Flagge!‘
— Der Knabe that so nnd sagte bald:
,Er hat eine gebracht!‘ — ,Welcher
Farbe?‘ — ,Rot.‘ — So ließ er ihn nach einander eine schwarze, weiße, grüne,
blaue fordern, bis er sieben vor sich sah.-) Während dessen hatte der Magier
den zweiten und dritten Papierstreisen mit Anrufungen in das Feuerchecken ge-,
tvorsen, dabei neues Rauchwetck aufgelegt lind sang mit steigender Stimme au der Befthwöruilg fort,
Nun hieß er den Knaben fordern, daß des Sultans
Zelt ausgeschlagen werde; es geschah; Truppen wurden dann verlangt; sie kamen und schlugen daun ihr Lager um das grüne Zelt ihres Herrn auf; sie mußten
iu Reil) und Glied treten, und der vierte und stillste Streisen wurde ins Feuer geworfen.
Eine Ochse mußte herbeigeschafft werden; vier Männer brachten ihn
*) De la borde giebt iln Allgusthest der Kerne des deux mondes vom Jahre 1832 eine mit Obigem übereinstimmende, nur abgekürzte Erzählung dieser Vorgänge, worin er die Worte der Gebetssorinel mit "Anzilu, Alhuha, el Djenni, Ajuha, el Djeunllu, Anzilu, Betakki, Matalahutuhu, Aleikum, Tarikfr Anzilu, Tarife' und die Namen des Rauchwerks mit "Takeh Mabachi, Anlbar Indi und Kusombra Djen" lviedergiebt. -) Die sieben Fahnen entsprechen demnach den sieben Farben, welche die Astrologie den sieben Planeten zuerteilt. Rot ist die Fache des Mars, Schwarz die des Saturn, weiß die des Mondes, grün die der Venns und blau die des Jupiters; demzufolge tnlgelr die beiden letzte» Fahnen die graue Farbe des Mereur und die goldgelbe der Sonne.
31*
484 aus Begehren des Knaben geschleppt; drei andere schlugen ihn; er wurde geteilt, in Stückelt ans Feuer gesetzt, und als alles bereitet war, wurde es deu Soldaten vorgefrtzt; sie aßen und wuschen dann ihre Hände. Das alles beschrieb der Knabe, als ob er es vor sich sähe.
Das alles kehrte ultveränderlid) bei jeder einzelnen solchen Handlung nnd bei jedem Knaben wieder nnd endete damit, daß der Magier ihm gebot, den
Sultan zll holen, der sofort mit schwarzem Barte, grünem Banisch nnd einer
hohen rothen Kappe bedeckt, aus einem Braunen zn seinem Zelte ritt, niedersaß, Kaffee trank und die Aufwartung seines Hofes allnahm.
Nun sagte er
(der Magier) zu der Gefrllschast: ,welche Frage irgend jemand thnn möchte, jetzt ist es an der Zeit.‘ Lane forderte nnn Lord Nelson; der Magier gebot dem
Knaben zu
eilig!“)
sagen:
,'))lein Meister grüßt dich uud begehrt, daß ich ihn sehe,
Der Knabe that dies und sagte allsosort:
,Ein Bote ist abgegangen
und bringt jetzt einen Mann in schwarzer (dunkelblan ist bei den Orientalen
schwarz) europäischer Kleidung, der Mann hat seinen linken Arm verloren.‘ Er hielt einen Augenblick inne: daraus tiefer und angestrengter in die Tinte sehend,
sagte er: ״Nein, er hat den linken Arm nicht verloren.‘ Er hielt dann einige Augenblicke inne: ,Er hat ihn vor der Brust.‘ Nelson pflegte den Ärmel des verlorenen Armes vor der Britst zn befestigen;
linken, sondern den rechten Arm verloren.
sagen, fragte Lane den Magier,
aber er hatte nicht den
Ohne von dem Mißgriff etwas zll
ob die Gegenstände in der Tinte erschienen,
als wenn sic vor Augen ständen oder wie in einem Spiegel.
Wie in einem
Spiegel, war die Antwort, und das erklärte den Irrulm des Knaben vollkommen, 2) der übrigens von Nelson nie etwas gehört zll haben schien, da er nur nach mehreren Versuchen den Namen allssprechetl lernte. Der andere, den er forderte, ivar eilt Ägypter) der lange als Resident in England sich ausge-
halten
war.
nnd,
als Latte sich eingeschisst,
an langwieriger Krankheit bettlägerig
Der Knabe sagte: ,Hier wich ein Mann ans einer Bahre herbeigebracht,
der in ein Betttuch eingehiillt ist; er beschrieb dabei sein Gesicht als bedeckt, uud
ihm wurde gesagt, er solle verlaugeu, daß es enthüllt welche.
Er that es nnd
sagte dann: ,Sein Gesicht ist blaß und er hat einen Schnurrbart, aber keinen Bart‘, was richtig
wat־.
Bei dieser Gelegenheit war ein Engländer zugegen,
der die Sache lächerlich machte und sagte:
,Nichts werde ihm Genüge leisten
als eine völlig ähnliche Erscheinung frines Vaters, von dem er sicher wußte, daß keiner der Anwesenden
ihn kenne.
Nachdem
der Knahe ihn bei seinem
Namen gerufen, beschrieb er einen Mann in fränkischer Kleidung, eine Brille tragend, die Hand aus Haupt gelegt, mit dem einen Fuß aus dem Boden ausstehend, deu anderen aber hinten aufgehoben, als ob er vou einem Stuhle aus-
3) Es ist zu bemerken, daß Nelson am 31. Oktober 1805 bei Trafalgar siel und wohl weder Abd-el Kader noch der Knabe etwas vom Aeußeren seiner Person wußten. s) Vgl. hierüber du Prel’S Studie ״Die räumliche Umkehr bei mystischen Vorgäugetr" iu seinen ״Studien aus dem Gebiete der Geheimwissenschafteu." Leipzig 1891. 2. Baud, S. 179 ff.
485 stehe. Diese Beschreibung war genau in jeder Beziehung, die Lage der Haud wurde durch ein anhaltendes Kopfweh herbeigesührck, die des Fußes aber durch einen Stur); vom Pferde aus der Iagd veranlaßt worden.
Delaborche seinerseits verlangte deu Herzog de la Riviere.
Der Bote
wurde abgefrndet, und ein Offizier vor den Sultan gebracht, in Uniform, mit
Silberborden um deu Kragen,
Ausschlägen und einem Hut.
Dclaborde war
verwundert, denn der Herzog ist der einzige in Frankreich der als Oberjägermeister solche Borden trägt. Er fragte bei dieser Gelegenheit den Knaben, woran
er den Sultan erkenne.
Dieser erwiderte:
,Seine Kleidung ist prächtig, seine
Hoskellte stehen vor ihm, die Arme gekreuzt vor der Brust uud bedienen ihn;
er hat einen Ehrenplatz ans dem Divan,
glänzen von Diamanten.‘
nnd seine Pfeife nnd Kaffeekanne
Aus die weitere Frage, woher er denn erkenne, daß
der Sultan nach dem Herzog gesendet, erwiderte er: ,Ick) hörte seine Worte in
meinen Ohren und sah feine Lippen sich dazu bewegen.‘ langte jemand voll der Gesellschaft Shakespeare.
Ein andermal ver-
Als der Knabe, ein Nubier)
die Gestalt vor sich sah, brach er in Lachen aus und sagte: ,Hier ist ein Mann, der hat einen Bau unter seiner Lippe und nicht am Kinn und hat etwas aus seinem Kops wie einen umgestülpten Becher.‘1)
Anderer.
—
,Wo lebte er?‘ fragte ein
,Alls einer Insee, tvar die Antwort.
Das war der Verlaus der Handlung, die indessen nicht zn jeder Zeit und tnik gleichem Erfolg gelang, tvo das Fehlschlagen dann in der Regel dem Wetter, der Dummheit des Knaben und seinem nicht gehörigen Alter zugeschrieben
wurde.
Zeigte er Furcht oder Unruhe bei den Gesichtern, so wurde er eilt-
lassen uud ein anderer sür ihn eingestellt.
War er ermüdet,
oder sollte die
Sache zu Ende gehen, dann legte der Magier ihm die Daumen ans frine Augen, einige Beschwörungen hersagend nnd nahm ihn dann von seinem Stuhle weg. -)
Der Knabe versuchte dann wohl noch einmal in die Tinte zll sehen, nm die Er kam dann bald zu sich uud wurde sehr
schönen Dinge wieder zll erblicken.
fröhlich iu Erinnerung dessen, was er gesehen, gesiei sich darin es wiederzner-
zählen, 3) immer neue Umstände hinzufügend, sodaß man nicht zweifeln konnte, daß er die Erinnerungen wirklich geschaut.
Statt
des Kltabeus
hatte
er einst eilt
junges englisches Mädchen ge-
tlommen, und als er ihre Hand bereitet, sah das Kind, nachdem es eine Zeit lang in die Tinte geschallt, einen Besim, der kehrte, ohne daß ihn ein Mann
geführt,
nnd
erschrak darüber so sehr, daß es nicht länger hinblicken mochte.
Der Magier hatte bei einem dieser Versuche des anwesenden Leo Dekaborde gespannte
Ausmerksamkeit
des Europäers übte,
und
die
wohl bemerkt,
Macht,
die
sein
und sagte ihm,
Blick
aus
die
Persou
als er deu Knaben ent־
lassen, er sei sicher, durch ihn den gleichen Erfolg wie mit dem Eittlassenen zll ") Bekanntlich trug Shakespeare iu seilten letzten Lebensjahren Schnurrbart und Unterlippebart, eine sogenannte "Mücke“: der "umgestülpke Becher" ist der steife, etwas ausgebanchte konische spaulsche Hnt mit schmaler Krämpe. -) Also das bekannte Erwecken aus hypnotischem Schlaf; dagegen läßt :l) nicht aus hypnotische Suggestion schließen.
486 erzielen.
Die Gcfrllfthast drang in ihn,
den Versuch zu wageu;
nur ungern
gab er der Aufforderung nach und sah in kurzer Zeit seine Gestalt, seine Angen
sich trüben im Schwanken der Flüssigkeit, sah auch bald etwas; aber ein Granen
wandelte ihn an nnd er brach ab, vorwendend, es sei vergebens, er siche nichts. Er fauste ihm (Abd-ek Kader) indessen später um 30 Piaster das Geheimniß ab und übte das Gelernte sogleich au seiner Seite mit Erfolg am Knaben desselben aus. Schnell nach Ajezandrta berufen, setzte er die Versuche um so eisriger
fort, weil er dort ein Einverständnis des Magiers mit dem Knaben, den er überdcm in den entlegensten Ouartteren der Stadt aussuchte, nicht fürchten durfte, uud es gelang ihm damit, wie er sagte, wunderbar. Unter andern liest
er eines Tags Lorch Priidholl,
der in Cairo war, erscheinen, uud der Knabe,
in der Beschreibung seines Anzugs, andern:
deu er ganz genau angab,
sagte unter
,Sieh, das ist sonderbar) cr hat einen Säbel von Silber.‘
In der
That war der Lord wohl der Einzige in Afrika, der einen Säbel in silberner Scheide krttg.
Ein andermal sollte er einen Dieb im Hause des Dragoman
Msara in Kairo entdecken; aber der Vote wollte trotz vielen Rauches und starker
Beschwörungen nicht erscheinen.
Endlich aber kam er doch lind gab die Be-
jchreibllng fritier Gestalt nnd von Bau und Turbati, daß man nicht zweifeln
durfte, er stehe vor ihm."
Auch ein Engländer, dcr lange ill Ägypten gewohnt, lernte die Kunst vom Magier. Dcr anonyme Berichterstatter im Reviezv wollte eine Probe damit anstellen und sandte nach einem Knaben. Der Prozeß wurde durchgcmacht ulld gelang vollkommen. Begierig Z11 erfahren, worin das Geheimnis bestehe, erfuhr cr, daß e» 1hm nur durch genaue Wiederholung dcr Formeln, die ihm der Magier gelehrt, gelungen fei. Cr fei übrigens keiner Art von Gewalt oder Einfluß auf das Kind stch bewußt, und cs finde durchaus fein gehclmes Cinvcrftändllis von dieser Seite statt; und obgleich cr fpäter den gleichen Bcrfnch noch mcljrmal mit dem gleichen ®!'folg wiederholte, fagte cr doch immer, cr wisse durchaus nicht, wie das Alles alfo vor fich gel)e. Angelsscheiillich bericht dieses interessante EjPerilncnt ursprünglich auf hhpnotlfchcr Grilndlagc, indem stch aus Hljpnofc Hellingen entwickelt. Abd־el Kader bestätigt dies selbst, indem cr sagt:1) "Ich habe außerdem die Gewalt, Jemand aus der Stelle eiuschlasen ztt leisten oder zu bewirken, daß er niederstiirzt, sich ans der Erde wälzt, in Wnth
gerath und dock) mitten in diefrtl Ansälleu mir Rede stehn und seilte Geheimnisse enthüllen muß. Gefällt es mir noch, so lasse ich irgend eilte Person ans einem Tabllrett sich niedersetzen, nnd indem ich mit besonder« Manipulationen mich ’) A. a. Crt.
487 um dieselbe bewege, bewirke ich, daß sie aus der Stelle eiuschläst, so jedoch, daß
sie mit offenen Augen spricht und sich benimmt, als sei sie ganz und gar wach, was denn zu den wunderbarsten Ergebnissen führt."
Daß aber die geschaute Bision nur eine hvpllotische Suggestion sei, wird dadurch widerlegt, daß die benutzten Medien die Erinnerung an das Geschaute behalten; wir haben cs offenbar mit einem durch Hchpnotislnils erzeugten Hellingen zu lhnn, ’) welches so lebhaft ist, daß die Erinnerung all die Biston in das Tagesbewusitseln herübergenommen wirb. Auch in Indien kennt man diesen hier Sarwa anjoun genannten Tintenspiegel, welcher auf eine höchst merkwürdige Art mit dem Cjperiment Delabordes übcreinstimmt. Die indische öperatiollsweise ist folgende: "Man nimmt eine Hand voll von Dolichos lablab, welche man über dcnt Feuer Verkohlen läßt, zu Pulver verreibt und dann mit Bieberöl befeuchtet. Hierauf läßt man dieses Präparat in einem neuen irdenen Gefäß, Lota genannt, verbrennen unb drückt diese Masst', nachdem mau eine gewisse Formel gesprochen hat, in die Hand eines Knaben, ber bald darauf in chr geheimnisvolle Gestalten und Geister erblickt. — Höchst beachtenswert ist, baß eine der ersten Gestalten, wclchc das Kind erblickt, gewöhnlich die des fourach oder Straßenkehrers ist, dem cin Wasserträger folgt; hierauf kehrt dcr fourach zurück, breitct einen Teppich aus, und cs erscheint eine grofjc Schaar von guten und bösen Geistern, bis stch ihr Führer auf einem Throne zeigt, und dadurch die Erscheinung zn Cude gcl)t." (Bgl. Jaffilr Shurrees or the customs of the mosutmans oi India. Txanslat. by Herklots London 1832, p. 378.) Selbst bei dcll oben angeführten krlsstallomantischell Grperlmellten Iol)1l Dee's unb Cduard Keiley's, welche nlit denen Salle'S und Delaborde's nicht im Geringsten in Zusammenhang stehen, begegnen wir der kehrenden, die Bisloncn einleitenden Gestalt, denn es heißt in Dee’s eigenhändig englisch und lateinisch über die am Mittwoch den 26. Iunl 1583 vormittags 91/ ״Uhr in Gegenwart Lascls's stattgefllndclle Sitzung nieder־ geschriebenem Protokoll wörtlich:(־ )גEigene diesbezügliche Ersilhrilngen werde ich inl Anhang über die Geistcrsthristen mitteilen. ' )־Easaubonns: True aud faithfull Relation etc. pag. 24.
488 "Wir waren in meinem Sitzungszimmer bei einander, und ich stand an
meinem Tisch, als E. K. *) eine runde Kugel von weißem Dampf über meinem Haupt erscheinen sah.
Sogleich empfand ich die Gegenwart eines guten geistigen
Wesens, und sofort erschien der gute Engel II." 2) (Von Dee englisch geschrieben.
Der Vers.). Δ·3) ״Ja) sagte: Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn, nnd so ist Uns die Ankunft des Lobes angenehm."
״Il (zu E. K·): lind was sagst du?״ "E. K. Wenn du ein guter Geist, ein Geist des Lichtes bist, so sei will-
kommen, III" "II: Und Gutes möge dir begegnen!"
(Diese Reden wurden lateinisch
gesprochen. Der Vers.). ״E. K. Er hat einen Besen in seiner Hand. mit dem Besen?"
(Englisch.
Was willst dn
Der Vers’.).
Was willst dn mit diesen Besen thun?״ ״Il:
zeichnet.
Nack) Gottes Gebot."
(Diese beiden Reden sind
lateinisch altsge-
Der Vers).
״E. K.
Hier kommt ein riesiges Wesen von menschlicher Form, die sich
jedoch nicht leicht erkennen läßt. Seine Angelt scheinen zwei leuchtende und wunderbar blitzende Carsuukel zu frilt. Sein Haupt erscheint golden, der Mund sehr breit; das Haupt erscheint sehr beweglich und von den Schultern trennbar. Der übrige Körper scheint von Marmor zu friu."
(Halb englisch, halb lateinisch.
Der Vers.).
Und nun folgt eine an die Nebnkadnczarä erinnernde Biflon, welche weiter nicht hielcher gehört. Wuildcrbarcr Weise begegnen wir dem 2anc־Delaborde'fchen Gjperimclit auch im Höllenzwang, wo eine Borschrift gegeben wirb, wie man neun Luftgeister, darunter ein König, in einem Wafscrglasc oder kn dcr Hand erscheinen läßt. Wenn cs null auch nicht ausdrücklich im Höllenzlvang gesagt ist, so liegt es doch aus dcr .Hand, das; dic acht allster dem König erscheinenden Gclstcr der Straßenkehrer lind die sieben Geister mit den Fahnen find. Das ganze Czchcrllncnt ist nur den Anschauungen des Abendlandes angepaßt und vielleicht durch dic Mauren und Inden oder durch die Kreuzzüge nach Europa gebracht worben. Offenbar ist dies eine dcr uralten magischen Traditionen, wie sie in den ') ־-) Fluiden :l)
Es ist Edward Kellen gemeint. Demnach hätten wir eine sich aus deu aus dem Medium nusströmenden bildende ״Materialisation". Mit dem Delta bezeichnet sich Dee selbst.
489
alten Zauberschulen gelehrt wurden, und vielleicht hat Faust diese Kunst von seinem Aufenthalt in Krakau mitgebracht. Das 72. Kapitel bes .Höllenzwangs lautet: CAP. LXXII.
Handelt vou deu lusstigeu 9 Geistern, wie man mit ihnen
in
einem Glase Wasser handeln nnd sie zur Erscheinung bringen kaum Die Nahmen dieser 9 (lustigen Geister heißen also: Nector, Goelne, Monto, Cassesi, Hassica, Mentanta, Husro, Fos, Fabassur.
Nun handle mit ihnen folgender Gestalt: Nimm ein reines Cbrvstallen Glaß mit reinen fließenden Cuellwaßer, so
eine keusche und reine Person geholt und darein gethan, uud gieße etwas wohlriechendes Waßer darunter, das thlle, welche Zeit, welchen Tag uud Stunde
du tollst (doch au keinem Sonnabende oder Sonntag) nur bet) hellen uud schönen
nnd stillen Wetter, und wenn der Mond in einem lusstigen Zeichen1) ist,
Znnehinen,
tut
da es besser ist; verfahre allso: Schreibe ihre Nahmen mit Gold
oder mit gelber Farbe, oder bester mit schwarzer Heulten oder Lammes Blulhe
auss ein Imlgser-Pergamente, so überzwerg liegen muß, siehe aber zu, daß der Orth, da du die Vision haben wilt, sauber uud rein und auch wohl bewuchert
sel).
Kannst du und dein Gesell der mit dir ist, lieblich tnusicircn, dann unter־
laß es nicht, denn desto lieber erscheinen sie2).
Stelle dich nnd das Glas gegen
Orient, bestreiche deine Hände und auch dein Angesicht mit Roßen-Waßer) halte das Glaß mit dem Waßer an den Mund, wende dich gegen den Orient, sprich obige Nahmen drei) mahl mit lauter Stimme an das Glaß, setze es wieder nieder nnd wende das Auge alsdann nicht von dem Glase,
so werden sie er-
scheinen, erstlich die 8 nach und nach,3) zuletzt besieh! ihnen, daß sie auch ihren Konig hohlen sollen in aller Form nnd Gestalt, wie er von Gott dem Allmächtigen in seinem Elemente erschaffen worden.
So werden sie ihn hohlen,
und wenn sie sammt dem König beysammen sind, so empsahe sie alsdenn mit
diesen Wortten: Herr König, Etv. König(. Majestät wollen mir mit Gott willkommen seyn,
sammt dero lieben angehörigen Dienern, alsdenn sprich noch weiter: Herr König, es ist mein Begehren, daß ihr wollet laßen holen den Königlichen Stuhl, wie auch das güldene Buch Salomonis des Hochioeisen,4) sich in
den Stuhl niederfrtzen, das Buch vornehmen, die rechte Hand daraus legen, und
mir einen End schwören, mir alles dasjenige mit Wahrheit anzuzeigen, tvas ich *) Die luftigen Zeigen sind: Zwillinge- Wage, Wassermann. )־Gerade wie bei den spiritistischen Sitzungen. 3) Genau Ivie bei Lane nnd Delaborde. 4) Dieses Bilch muß in der magischen Tradition eine große Rolle gespielt haben, denn im Buche Arbatel heißt es; "Er (der Engelsürst) würde gezwllngen werden, die ans den magischen Schätzen genommenen Kleinodien wieher heranszugebett, nämlich das Buch, dell Edelstein nnd das Horn, durch deren Besitz sich leicht Jemand, wenn er wollte, zum Herrn der Weit machen könnte".
490 euch fragen werde; ihr sollet über enre gebührliche Zeit der gefitzten Stunde
nicht ausgehalten werde. So du nun gesehen, daß er geschworen mit Aushebung der Hand itt’s Bud),') so frage alsdenn, was dn zn fragen gesonnen gewesen bist, so wird er
dir alsdenn alles sein lauter mit guten, verständigen Buchstaben srirschreiben. Er stellt dir die Person, so du zn sehen begehrest, nnd andere Geheimnisse mehr
Wenn dn ihn nun lange genug ansgehalten,
vor·.
nnd deine Frage voll ihm
expediret worden, so sprich alsdenn folgendes zu ihm: Herr König, ans euere
gethane und erwiesene Gutwilligkeit und sattsames Berichten, thue ich mich gegen
euch freundlich bedanken.
So es euch geliebet uud begehret euer Opsser und
Königliche Mahlzeit zn halten, so gebet ein Zeichen.
So er tutn ein Zeichen
giebt oder das Wort ja schreibet, so sprich: Herr König, laßt euch belieben, etliche eure Diener hinzuschickett, und euch aus des Königes in X. N. Küche, Speise-Cammer und Keiler, hohlen zu laßen, was euch beliebt, von Speise nnd
Tranche) auch euch dabet) lustig und fröhlich und gutes Muthes zu zeigen, so
soll ench von mir und meinem Gesellen lieblich darzn tnusicirct werden.
So
dies null geschieht (wie sie es denn gerne haben, so sie es nentlich an der Zeit
haben), welches er dir schon andeuten wird, und nach eingenommener Mahlzeit auss stehet, so sprich zu ihm:
Herr König, daß Eio. König Majestät aus mein
Begehre» so gutwillig erschienen, und mir aus meine gethane Frage so aus-
sührlieh geantwortet, und geniigsamen Bericht mir verstauet, dieserhalben thue
ich mich gegen euch freundlich und höchlich bedanken, ziehet also vor dießmahl wieder hin im Nahmen des Friedens, und send mir zn einer andern Zeit anss
mein ferneres Begehren, zu gehorsamen nnd zn erscheinen willig und bereit: Der Friede Gottes sei) zwischen mir nlld euch jetzt uud zu allen Zettelt. Anteil. Amen.
Alsdenn wird er fich allgemach aus dem Glase verlieren.
Nimm als-
denn das Glaß mit Waßer, gieße es an einen sanbern Orth, nnd halte das Glaß sein rein nnd sauber·.
Solcher Gestalt magst du sie in einem reinen
CLirystall oder Spiegel sordern, ebener Maßen auch in der Hand, wie hier folget:
Erscheinungen in der Hand zn machen: Nmrm ein schönes reines Oel und Ruß aus der Küche, schmiere die Hand
inwendig damit, nimm ein Wachs-Licht in die Hand, sonst kannst du nichts,
sehen, uud je dunkler der Orth , je bester ist es, alsdenn wirstn Erscheinungen haben.
Wilt dn es aber einem Knaben in die Hand machen, so mußtu ihm
die Nahmen der Geister drdjntahl in das rechte Ohr sagen, die Nahmen müssen
auch auf Iungser-Pergament geschrieben uud um Arm uud Pulß herum geblinden werden, und heißen Garcliab, Fnrdian Ipodliar."
So weit der Höllenzlvallg. Wir kommen nun zu dem Kern unseres Problems: Alle ’) Vgl. das Schwöratlassen Philosophia.
der Geister im vierten Buch der Occulta
2) Vgl. das Schlachten und Verzehren des Ochsen bei Lane.
491
Berichte stimmen darin überein, baß irgend cine Persönlichkeit, ein Mann in — wahrscheinlich spanischer — Modetracht, ein klciner Knabe, Engel oder rotbärtiger Salomon mit zwei Begleitern, ein Sultan ober König mit seinem Hofstaat, ein Engel oder Mann mit einem Besen erscheint und entweder durch geflüsterte Worte oder — öfter — durch Bilder unb Schrift Antwort giebt. öffenbar find alle diese wechselnden Erscheinungen dieselbe Wcfen־ heit in wechselnder Tracht. Haben wir dicfelbe nun als unser transsccndcntalcs Subjekt zu betrachten ober nicht? Die dramatische Spaltung unseres transscendentalcn Subjekte» im Traum und bei den mannigfachsten mystischen Erscheinungen ist bekannt genug, aber — meines Wissens — kommt nie der Fall vor, daß unser gespaltenes Ich auf diese Weise fich selbst, erscheint unb auf seinen Befehl durch wiederum stch selbst die geschilderten Schaikspicle aufführen läßt. Außerdem ist das überall, durchschimmernbe Grundschema doch zu besonders gearteter Natur, als daß cs in den pshchologisch־pl)l)siologischen Gesetzen unserer Person z« suchell sein sollte'. Woher kommt das stch stets wiederholende Scremolliell der Bistollen vom Kehrbesen bis zmu Sultan, und warum, nach welchem psychologischen Gesetz muß stch je nach der Nationalität das transftelldentaien Subjekt als Mann in Mobetracht, als Salomo, als Sultan, als König ufw. rtchräscn־ ticrell, dic trotzdem offenbar bicsclbe Wesenheit ill wechselnder Maske sind? Wer ist also dieser Mann? Fast möchte man dic Ftagac oder Flaga des Paracelsus denken, voll dellen er sagt:1) "Also verstehet auch die Neetromantiam, daß die Heimlichkeit der Menschen, lind dasjellig, so sie verbergen, auch die seirrd so solchs wissen, nicht allein, daß einer vermein, darumb daß uiemandt bey jm ist, dasselbig allein wisset, Soudern
es ist uod) etwas das wir Menschen nicht sehen, das bel) vns ist in vnsern verborgenen Wortten, vndt Wercken, der mit demfrlbigen reden kau, vud weist
mit jm zu handeln, der erforschet alles das, so der Mensch gar verschlossen zu sehn vernleiut.
Vnd diefrlbigell, die also des Menschen Heimlichkeit wissen, die
heissen Flagae, der sie überwinden kan, vnd dahin bringen, daß sie gehorsam vnd willig werden, und solchs ossellbahren, wie ein Diener, der vberwunden
wird, derselbige fall Neetromantiam vnd ist ein Neelrnntantiens.
Nuhn sind mancherlei) weg durch die verstanden wirt die Flaga zn er *) Philosophia, sagax, Lib. I. cap. .5.
492 kundigen, jedoch ist allein der Proceß.
Nichts ist so heimlich, das nit offenbar
welche’; Sollen nun die heimlichkeiten also offenbar werden, so ist vonnöthen, daß derselbig der das geredt hat, ein weg gemacht hab, durch welchen es offen-
bar mag gemacht werden.
Also folget aus daß die Kunst Neetronlantia, daß
dieselbige Flaga dieser Kunftkrafft müssen gehorsam seyn, vnd aus dasfelbig
sichtbar machen, durch ein Spiegel, Prillen, *) Kolu 2) 3c., vnd nit allein sich selbs, sondern auch dasjenig, das der verborgen hat, des Flagum es ist.a)
Vud
wo solchs nicht sichtbar durch die Kunst erfordert wicht, so muß es doch vnsicht-
bar geschehen jrer Figur halben, durch deutelt, zeicheu vnd dergleichen.
Also
werden gesunden die verborgenen Schätz, also werden verschlossen Brieff gelesen,
also ivivdt nackend und bloß gesehen ivas verdeckt ist. Also wird gezeigt die Statt, da das verborgen liegt, vud wird hinzu bracht, was entferirdt ist.
Vud
was mit Güte nit geschehen mag, das geschehe mit gewalt,1) tvie ein Oberfrit mit gewalt dahin zu eröffnen treibt.
gewalt zu handeln.
Also ist Neetromantia Kunst in gute oder
Dann Ivie ein Mensch dem Kaiser unterworfen muß seyn,
vnn vnter seinem Schwerst geregleret tvirdt, Also möglich ists auch die Flaga
zu zivingell,
daß sie
Näglen6) ;c.
Auch daß sie zeigen vndt deutelt durch Ruthen,
durch Stein7) te.
sich offenbar machen
in Spiegeln,
Barillen, Koten, durch Bley,)״
Auch daß sie Kelchen ausleschens) und dergleichen, aufs daß
das heimlich offenbar werde."
Doch seien nun auch die im Krljstall 2c. erscheinenden rätsclhaften Wefcn, was fic loollcli, so ergiebt sich gerade aus den an־ geführten Cjcherimcnten, daß du Prcl ein waljrcs Wort sprach, als cr sagte: Der Hypnotismus führt zum Spiritismus. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: Der Hypnotismus führt mitten in die Magie hinein. Den Beweis führen die obigen Ejpcrtmente, und die alten Faustbücher lasten mit feinem Takt Füllst atts einem Krljstallschcr zum Magier und Tl)curgen fich entwickeln. ’) "Beryllum ost speculum crystallinum superstitiose consecratum ab auguristis: ein enjstallisiher eoufeerierter Spiegel, Süll, Benll. BcriUistiea est ars in ciustuodi specillis visiones observandi, die Kunst, wie man durch Brillen oder Ensstallen sehen soll". Martin Rulnnd: Lc.xicou Alcbcmiae. Prngae. 1612. 4. png. 101. ä) Vgl. Dees aus Steinkohle gefertigter Knsstali. :1) Demnach wären der Mann, Salomo, Sultan etc. als Flaga zu betrachten. s 4) Alfo entweder freiwillig bei Medien oder von Theurgen gezwungen. ■■') Mit £1 und Ruß bestrichene Fingernägel. “) Durch Bleigießett. 7) Durch Krlistalle. 6) Es sind die über vergrabenen Schätzen erlöschenden ,,Schatzlichter" gemeint, die aus Wachs, Schwefel, Weihrauch und einem von einem nnschnldigen Mädchen gesponnenen Docht gemacht wurdell.
D. Christophorus Waegnaer Nlgroma ft tlcllsr Vkm reaoalliciatdoto atq; fraude x^Hümani generis malignus hostis
Profanos homines. Deo relido Qiii vero Sathanz malis magistris Horilmque anibus impijs adhzrcnt; Et quae praemia servitutis ergo Tandem retribuat libi obsecutis^ Exemplo tibi sit benigne Lallor laullidifciDulus. cm Beati
Gallos, Teutonas, Italos, Iberos, Multos prfter&hos Americanos, Ad quos obsequio übi obligati Spiritus subito auolalle lertur. At, quicunque piä colit lehovatn Mente, ubi leiern furore quanto Discerptus Cacodlrmonis suprema Vitae hora fuerit, Deum ad supremum clamabit; Deuso Pater benigne
Das noch nicht veröffentlichte Origiual ist 22 em hoch und 17 cm breit.
i. AUhallg. Die Wagncrfagc Und das Wagncrbnch. ereits im ersten Abschnitt des zmeilen Buches wurden einige literarische Nachweise über bie Waguersage und das Wagnerbuch gegeben; cs erübrigt also noch eine eingehende Behandlung derselben. Zunächst fällt auf, daß der Bcrfasser des Wagncrbuches seilte Person und seine Quellen ängstlich zll verstecken sucht, während Spiest sowohl als Widmann in dicser Hinsicht mit dcr grositen Dsfelcheit Iu Werf gel)elt. Der Berfasscr des Wagilerbuches nennt nur dell pselldolchmcn Namen Friederlclls Scotus Told lind bezcichllct seinen Aufenthaltsort mit dem bioszell Buchstaben P; ber Druckort des Buches und dcr Berleger wird nicht angegeben. Weiterhin fällt das Bcstrebcn auf, dcr durch und durch deutschen Sage einen spanischen Ursprung zu vindiclercn, denn der Heraus־ gcbcr des Wagucrbuchcs sagt, er habe dasselbe nach einem vor siebcllzig Jahren1)—also 1523 — gedruckten spanischen Original übersetzt, welches er von eineilt "Bruder Martino St. Benedicti Ordens empfangen." Diese Angabe trägt dell Stempel der Unwahrheit auf der Stirne, denn Faust selbst war 1.52.3 noch ziemlich unbekannt, so daß t's ein Unding wäre, wenn ein vielleicht damals noch nicht cristicrendcr Schüler eines wcnigbekcuiiltcn Mannes scholl der Held eillcs Sagencljklus, einer ausgebildeten' Tradition geworden wäre. Die Sache liegt vermutlich folgendermaßen: Die Fault· ') Die Ausgabe von 1714 spricht sogar von einem vor mehr als 150 Iahrdl gedruckten spanischen Original.
496
1 tradition hatte sich 111 den zmischen den Tod dc» Zauberers und die Herausgabe des Fatistbuches fallenden Jahren entwickelt, und Spieß hatte ein glänzendes Geschäft gemacht, andererseits aber auch aus den im zweiten Buch geschilderten Gründen manchen Anstoß gegeben. CS schien also ein lohnendes Unternehmen, die über Faust’s Famulus umlaufenden Sagen zll sammeln und herauszugebcn, wobei aber möglichst wenig Anlaß zn Ärgernissen gegeben werden durste. Deshalb Wirb der Schauplatz vorwicgcnd nach Spanien, dem Sitze dcr damals führenden Macht, Vcrlegt, wobci sich jedoch dcr Berfasser sehr oft durch Anachronismen und Naivi־ täten als ehrlicher Deutscher verrät. Ferner wird, um dic katljo־ tischen Leier nicht abzuichrccken, das antirömische Polcmistcrcn, wie cs im Faustbuch hervortritt, thunlichst vermieden, und dcr Heraus־ gebet sagt ausdrücklich: "Ich hab es also gemacht, damit darinnen nichts gesunden, weiches erstlich Gott und stillem Wort zuwider und der römischen Kirche zum Nachtheil, auch aller Iligeud ein Aergernnß sciztr möchte."
Demungeachtet bricht bie protestantische Kampfthcologic hin lntd wieder durch), und auch manch kräftig Zötlcin findet seinen Platz. Was nun die Wagileriagc felbst anlangt, fo ift ste im Wefentlichen eine Paraphrase ber Faustsage und wohl auf ziemlich dürftige Traditionell vom Leben und Treiben des geschichtlichen Wagner, wie ste noch iln Munde des Boltes umlaufen mochten, gegründet. Wagner ist das Zerrbild Fausts, der in vielen Stücken täppische, unglückliche Zauberlcl)rling. — Um dem Buche eine besondere Würze zn geben, läßt ber Berfasser den Wagner große Reifcn nach dem ncuciltdcekteli Amerika, nach China tc. machen und fügt lange Abhandlungen über magifchc Künste und aus magischen, damals noch fehr geheim gehaltenen Büchern l)inz1t, wie ich S. Z. nachweilcn werde. Die erste Ausgabe des Wagncrbllchcs führt dcn Titel: "Ander Theil D. Io ha iln Fan st i Historien, da rinn be schriebell
ist:
Ehristophori
Wagners
aussgerichteter
Part
mit
dem
Tensel, so sich genannt Auerhahn vnd jhm in eines Assen Gestellt erschienen, auch seine abenteuerliche Zoten und Possen, so er
durch Beförderung des Teufels geübt, vnd was es mit ihm zuletzt für ein schrecklich Ende genommen.
Nebelt einer
seinen Beschreibung
der nenwetl Insuln, was für Leut daritln wohnen, was für Früchte darmlt
497 wachseit, was sie für Religion und Götzendienst haben, vnd tote sie von den
Spaniern eingenommen worden.
Alles aus seinen verlassenen Schrstssten, vnd
weilen es gantz kurzweilig zu lesen, in Druck verfertiget durch Frideruum
Schot um Tolet.
Jetzt zu P. 1593." 86
Schon ein Jahr später — 1594 — erschienen, bis auf weniges Unwesentliche übereinstimmend, FWei Neualtsgabcn des Wagnerbuches in Quart unb öftav mit dem Zusatz: ,,Gcrapoli bei Constantinum Iosephum." Spätere Hauptausgaben des Wagnerbuches kamen in den Jahren 1681, 1712, 1714 und 1717 heraus. Dic bekannteste, auch voll Scheible seincm Kloster cinverleibtc Ausgabe ist die von 1714, welche dell Titel führt: "Des durch seine Zauberkunst bekannten
Christoph Wagners (Weyland gewesenen Fiunuli des Ertz-Zanberers
D. Johann Faustens), Leben und Thaten, zum Spiegel und Warnung allen denen, die mit
dergleichen verbot he nett Künsten nm bg chen, von Gott ab־
weichen, und dem Satan sich ergeben.
Weyland von Friderich
Schotus Tolet, in Deutscher Sprach beschrieben, und nunmehro
mit einer Vorrede, von
dem abschenlicheti Laster der Zauberet)
vermehrt von P. 1. M. Mg. d. K. P. S. d. W. Verlitt 1714."
Cbcn diese auf dem Ditcl erwähnte Borredc spricht für meine schon 1111 zweiten Buch ausgesprochene Annahme, dass nicht Marpergcr, sondern der Graf von Stein der Beranstalter dieser Ausgabe sei, beim dcr pcdalltisch-gelcl)14e srömmclude Don der Bor־ rede gleicht der Sprache der vom Grafen von Stein herausgegebenen ״Monatlichen Unterredungen vom Reiche dcr Gcistcr" wie ein Ci dem andern, und auch der Ausdruck zu Eingang der Borrede: ״Eben als diese Borredc sollte geschrieben werden, celebxirte die christliche Kirche den Sonntag Invocavit" läßt auf den ehemaligen Katholiken schlicßcn, welcher dcr Graf von Stein war. Derselbe war nämlich ursprünglich ein Tiroler Mönch, welcher den eigentümlichen Namen ״Graben vom Stein" führte unb zllm Protestantismus übertrat. Um den Folgen dieses Übertrittes zn entgehen, war cr nach Berlin geflüchtet, wo er als gelehrter Sonderling dic Aufmerksamkeit Friedrich Wilhelms I. erregte und von diesem — gleich Gundling — im Tabakskollcgium Ζ111η Stichblatt grobschlächtiger Witze gemacht wurde. A11S dem ״Graben vom Stein" machte die ausgclasscne Gesellschaft einen Kiesewetter, 'Jaiistbiuli.
32
498 "Grafen von Stein," welche Würbe der König in einem Anfall toller Launc durch ein Diplom bestätigte unb den voll vom dicksten Aberglauben feiner Zeit steckenden neugebackenen Grafen als Sathrc auf bcn Gclchrtenstand durch die im zweiten Buch mitgetciltc Urkunde zum Präsidenten der töniglichcn Afadelnie dcr Wissenschaften erhob. Aus ber Österreicher Zelt des Mönchs "Graben vom Stein" stammen bie zahllosen österreichischen Lokal־ sagen und dic örtlichen Gcspeustcrgefchlchten, welche in des "Grafen von Stein" "Monatlichen Unterredungen vom Reiche der Geister" ciIählt werden, und deren auch die Borrede des Wagnerbuchcs von 1714 eine Anzahl in ganz derselben Weife enthält. — Hatte außerdem der protestantische Theologe Marperger die Borredc geschrieben, resp. das Wagnerbuch uellherallsgegeben, fo würde cr null uud nimmermehr den Ausdruck " celebxirte,,, sondern anstatt dcsfcn "beging" ober "feierte" gebraucht l)aben. So viel hierüber. Jal ersten Kapitel des Wagnerbuchcs wird fulI das Hcrkolnnleli und dcr Entwickelungsgang voll Faust’s Famulus erzählt, und zwar wird, während dic Faustbücher ganz genau wissen, daß
wird berichtet, cr Habe als eine Art Wichsier den Studenten z« Wittenberg Bier geholt, etngcHeizt, junge Weiber zrtgeführt und vor den Thuren gebettelt, cbc stch Jaust feiner annahm. Dieser "instituirtc" nun feinen Famulus in ber ■luhilosoPHic und Schwarzkunst, cr' "vcrtostirte ״chm fein H>ab und Gut und lehrte ihn dic Geister in jeder Gestalt, die cr wünschte, zur Erscheinung Fu zwingen. So lernte Wagner zu Wege bringen, was sein «Herr füll ule; cr ging ihm mich in mancherlei Possierlichen, abenteuerlichen Geschichten billig vor, wurde abcr doch schließlich clcndiglich vom Teufel betrogen unb erhielt feinen gebührlichen Lol)ll.') Als 111111 Faust's Part zu Ende ging, bat Wagner seinen Herrn unb Meister, daß cr il)m dell Mepl)ostopl)iles als dienstbaren Geist verschaffen folle; allein Faust ltchute dies ?hlsilmcn mit dem Bemerken ab, daß cs im Belieben des Mephostophiles ■) Wagnetchllch, Cap. 1.
499
stehe, ob derselbe Wagner dienen wolle. Da er nun keine Macht mehr über diesen Geist besitze, so wolle er il)m einen andern verschaffen, und fragte Wagner, wie sein Spiritus familiaris gestaltet sein solle. Wagner entgegnete: wie ein Affe. Nach kurzer Zeit kam ein Affe zur Stube hereingesprungen, machte ein wunderbarlichcs Gaukelspiel unb verschwand. Darauf bedeutete Faust den Famulus, dics werde sein — Wagller’s — Geist sein, der den Namen Auerhahn führe, chm aber erst nach des Meisters Tod dienen werde.1) Dies dauert jedoch Wagner zu lang. Nach drei Tagen geht er heimlich in Faust'S Stube und versteht stch mit dem ganzen magischen Apparat, dcn Zauberbüchern, Kreisen, Pentafcln, Sigillen usw. desselben. Damit begab er sich in eine alte Scheuer auf Faust'S vor Wittenberg gelegenem Landgut und begann ztl Mitternacht seine Beschwörung, wobei er in ber rechten §and ein Schwert, mit welchem scholl einer umgebracht worden war, und in der linken eine geweihte Wachskerze trug. So sprach er die erste Beschwörung. Du nach derselben nichts erschien, wiederholte sie Wagner. Nun erschien Auerhahn in Afscngestalt und suchte den Zauberlehrling aus dem Kreise zu locken. Da jedoch Wagner nicht dcn Auerhahn, solidem eine sechshundert Geister starkc Legion Teufel beschworen hatte, traute er der Sache nicht uud begann die Beschwörung jnln dritten Mal. Da verschwand Ailerljahti, uud es erhob sich ein Krachen, als ob die Welt untergehen wollte, und rings um den Kreis schien die ganze Scheune in Flammen Iu stechen.e) Dies dauerte drei Stunden, während welcher dem Wagner die Haare ztl Berge standen. Endlich tanzten in den Flammen eine Nnzcrhi Teufel umher; ste hatten: "eines theils feine Kopsse, eines thcils grössere Augen denn die Kopsse,
etliche hatten vier Vein, etliche 3, etliche 5, 6, 7, 8, vnd nur Vein und Kopsse, etliche waren ivie Drachen vnd Lindwürmer, etliche hatten Schwerster, Hacken vnd grosse Beil, Spies, vnd drmveten damit Christoph Wagner zu ermorden."
Nachdem derselbe nun lang genug 111 diesen Nöten gesteckt hatte. Hörte er eine Simme, welche fragte: "Was bcgchrestu?" Wagner antwortete zitternd: "Daß du mir dienest!" und fragte ’) Wagnerbnch, Eap. 2. -h Diese Scene ist ans Ehr. von Sichelns Bild rechts im Hintergrllnd dargestellt. 32*
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den Geist nach dessen Namen. Als dieser sich "Abadon, den Fürst in Septentrione" nennt, crfcnnt Wagner, daß anstatt der geforderten Geister falsche erschienen, und harrt, ·nachdem diese verschwanden, voller Angst auf dic Morgcnsonnc. Beim Aufgang dcrsclbcn versucht Wagner den Kreis zn verlassen; aber sofort wirb 1hm von den Geistern die vordere Hälfte des Fusses, welche cr aus dem Kreis gesetzt hatte, abgehauen. Cr sinkt zurück und verbindet sich die Wunde mit einem Tuch und Wachs von der geweihten Kerze. Dabei war dem unglücklichen Geistcrbanner das Schwert mit dcr vorchcrn Hälfte über den Kreis hilkausgcfallen, worauf dieselbe sofort zermürbt und 111 Kol)lc verwandelt wurdc. Bor Angst, Schmerz, Hunger und Durst halb tot, verweilt nun Wagner drei Tage in dem Kreis, bis z« Hause Nachfragens nach il)m wird, und Fallst den Mcpbostophiles um Rat angelst. Dieser teilt seinem Herrn den Thatbestand lachend mit, worauf Faust hinauseilt und seinen Famulus befreit, indem cr die Geister ordnungsgemäß entläßt, welche in Gestalt von Raben Iu Tausenden auf dem Scheuncudach gesessen hatten.’) Nach Hause geschafft, schlief Wagner vierundzwanzlg Stunden Hinter einander; dann stärkte ihn sein Herr mit Nahrung und brachte ihn wieder jurecht. "Also geriet() dem Wagner sein erst Meisterstück sehr übel, vnd toilrh jhm noch übler geralhen seyn, ivo
nicht sein Herr tuen· dazu kommen vnd jhlt
erlöset hätte."*2)
Ich erinnere gelegentlich dieser Wagilcrschcn Tcufelsbcschwörung an dic oben ntitgctciltc Cr(;äl)(ung Benvenuto Ccllinis, wo cbcnfalls Legionen von Teufeln beschworen wurden und das ganze Kolosseum in Flammen z ״steHcrr schien. Aber auch eine gewisse Acl)nlichkcit mit dem gleichfalls schon oben erwähnten schottischen Taighclrm tritt z» Tage, insofern bei dem von Lachlaiu Cer und Allan Maclean um 1740 aus dcr Insel Mull abgeljaltcncn Taig־ hcirnl, dic Scheune, in welcher das Katzenopfcr abgehalten wurde, — wie bei Wagner — in Flammen ztl stehen schien, worauf die bösen Geister sich in Gestalt schwarzer Katzen, anstatt in der von Raben, ciustelltcn.3) Da diese Beschwörung Wagner so schlecht bekommen war. *) Ein solcher Rabe sitzt aus dem Bild hinter Wagner. 2) Wagtierbnch, Eap. 3. °) Vgl. Horst: Denterofropie. Bd. II. S. 194 ss.
501
daß er sich einen Stelzfuß hatte machen lassen müssen, beschloß er, der Magie Balet Fu sagen, und sich lieber ber Medizin und Al־ chhmie zu widtllen. Aber kaum hatte er in diesen Disziplinen einige Fortschritte gemacht, so erschien ihm Auerhahn in Affengestatt mit einer Pfeife, hatte ein Säcklein mit Kronen1) am Halse hängen, tanjtc eine Galliarde und trieb so viel Kurzweil, baß Wagner ztt Faust ging und diesen bat, il)m bie letzten Geheimnisse der Magie zu enthüllen. Dies chat Faust unter der Bedingung, daß Wagncr vor seinem — FQust's — Tod keine Geisterbeschwörung wieder unternehme.*2) Nachdem nun furz darauf Faust sein schreckliches Ende ge־ fundcn, machte dieses einen solchen Eindruck auf Wagncr, daß er dem Einreden guter Freunde nachgab unb von der Nelromantie abließ. Cr wurde Arzt, kurierte alle unheilbaren Krankheiten mit bestem Erfolg, ohne Honorar anzunehmen, geriet aber, weil cr Fausts ganze Hinterlassenschaft verschlemmte, in bie größte Armut, in welcher alle Freunde ihn verließen.3*) Da cr nun seine Kuren auch vorwiegend mit magischen Mitteln ausführte, untersagten il)m die theologische, medizinische und juristische Fakultät zll Witten־ berg bie Prai'is. Diesen magischen Künsten widmet der Berfasser des Wagnerbllches ein ganzes Kapitel,1) unb dafür, daß cr ein Kenner war, bürgt uns ber Umstand, daß er schon 1593 die Borschrift zu dem, Ileuejton genannten, Pestamulet des Paracelsus mittcilt, während cs dcr anhcrltische Sciba1־It Oswald Croll dcr Gelel)rte1lwelt in seincr Basilica Chymica erst 1608 als großes Geheimnis offenbart. Ill seiner Not gel)t Wagner von Wittenberg fort, hinaus in das Land Sachsen und kommt — nach dcm Wagllerbuch von 1593 — au cincn großen Berg, ״nit senk voll Halberstadt gelegen, da man sagt, daß die Zäuberilllleil zusammenkommen".5) Dort gedachte cr seines Auerljahlls und beschloß ihn ztl beschwören. ■) D. h. so genannte Goldmünzen. -) Wagnerbuch, Eap. 4. !J) A. a. O. Eap. 5. 4) A. a. O. Eap. 6. 3) Es ist hier offenbar der bei Halberstadt liegende Huiberg gemeint, welcher nach Ennemoser ,,Geschichte der Magie" S. 841 als Heztenberg galt. Erst die späteren Ausgaben des Wagnerbuchs nennen den "grossen Blocksberg".
502
Gr verband sich mit dem Barbiergesellen Claus Müller unb ging mit diesem, mit allem magischen Apparat ausgerüstet, auf den Berg. Dort machte jeder nach Sonnenuntergang einen Kreis, beschrieb chll mit den nötigen magischen Namen und machte mit Kilhhörnern ulld Teufelsdreck*) einen "mächtig grossen Stanck." Um 9 Ulsr Abends begann Wagner feine Beschwörung. Ahn־ lich wie bei Faust entstand eine starke Windsbraut; der Berg bebte, spaltete sich und spie Fetter und Rauch aus. Alles schien iu Feuer zu stehen, iu welchem schwarze Raben und Greise umherstogcn, welche nach dem Beschwörer schnappten. Sin ricstger Drache, dessen Schweif viermal den Kreis umrulgeltc, drohte Wag־ ller z1l verschlingen, aber dieser sprach eine neue Beschwörung, worauf dcr Drache verschwand. Als dies kaum geschehen war, kroch eine riesige .Heerde Kröten heran, worunter eine Kröte von Clephanten־ große, welche über den Kreis kroch und Wagner fo drückte,'2) daß cr Blut fpic und eine halbe Stunde ohnmächtig da lag. Dann kroch die Kröte3) zn Klaus Müller ulld spie demselben Feiler 1lnb Gestank entgegen, sodaß cr bcinlchc erstickte. Unterbesten war Wagner wieder zn stch gekommen und hatte die dritte Bcfchwönlng begonnen. Das Krachen unb Tosen wiederholte sich noch grauscncrrcgcndcr, die Erde ״HüPffete vnd gierig mich," dic Sterne fielen vom Himmel ulld wurden zn Feucrstammen, feurigen Schlangen ulld Drachen. Alls der Erde fuhren große Flammen, die uml)erstackertcn, kleiner wurden, sich in feltrige Kugeln, Schwerter ec. verwandelten ulld verschloandell. CS entstand ein dichter Rauch; Sartenspiei, lieblicher Gesang wurde gclsört, und alls dem Rauch tauchte der Kopf eines Kmnecls l)ervor, welcher fragte: "was wiltu?" Dicfc Erscheinung war Auerhabil, dcr fich auf Wagners Begehren erst ill einen viercköpstgen uud fchlieszlich in einen cinköpsigen Affen verwandelte. Dieser pfiff die Üuerpfeife, schlug das Hackbrett ulld tallztc Galliardc. Wagner fragte nun den Auerhahn, oh er ihm dienen wollte und jener sagte zll unter dcr Bedingung, baß Wagner nach dem Tode ’) Mau vergleiche das oben über die Räucherungen Gesagte. 2) Vgl. die vom "Drücken" der Geister handelnden Stellen des Höllenzivallgs. J) In den älter» Hepenprozesfrn erscheint der Teufel als Kröte.
503
in Ewigkeit dem Teufel verfallen sei, und verblüffte den Zaudernden damit, daß er il)m Furief, die Beschwörung allein bedinge ohnehin schon die ewige Höllcnstrase. Zur Besiegelung des Bündnisses reicht Auerhahn dem Wagner die linke Pfote;1) Wagner schlägt mit der Linken über den Kreis hinaus ein und wird vom Geist dermaßen gedruckt, "daß das Blnt hoch in die Höhe swang, als were es mit einer Sprützen
gespriitzet vnd die Hand gar zerquetscht worden, als were sie mit grosser Gewalt
zwischen Mühlsteinen zertnalmet und zerstossen.''
. Darauf hob der Geist Wagner an den Haaren haushoch in die Luft und warf ihn auf die Siche, daß 1hm die Rippen knackten. "Des Zugemüses war der Wagner nit gewonet," er bat um Gnade und schrieb mit dem der linken Hand entströmenden Blute folgenden Pakt: "Ich
Christoph Wagner Studiosus, bekenne mit dieser meiner eignen
handschrisst, vnd thue kund allen Tensseln,
so
iu
und ausserhalb der Höllell
gesunden werdet!, hiermit in Krafft dieser Verschreibung öffentlich, nach dem ich etliche Zeit die sreyen Künste gestudiveh vud darum nichts sillden kiiunell, das
mir zu fernerer Forderung und Ersättigung meiner Begierde erfrnßlicher seyn möchte, denn es Alles nur gemeine Opiniones, geringe Kinderwerck vud ein
betrügerischer, verführerischer Wahn ist, als bin ich dabei) nie zll bleiben bedacht; sondern vielmehr etwas höherch subtilers nicht allein von Natürlichen, sondern auch von überuatiirckichen, heimlichen und vorborgeneil Magischen Künsten, auch voll des Gestirns Laush Inslueutz uud Neigung, sonderlich auch von den sieben Planeten zll lernen, in massen, denn mein Herr D. Johann auch gewusst lind
weil ich dis bei) Menschen nicht erfahren kan, so hab ich solches bey den höllischen Geistern suchen müssen, wie ich mir denn hierauss einen sehr kunstreichen ans-
erlesen, der mir dis alles warhasstig, gründlich und gewiß lehren nnd zll
erkennen geben wil, nnd erstlich, so sol bemeldter Geist, der sich Auerhan nennt,
mir zll Dienst und Willen seyn, zll welcher Stunde nnd Zeit, es fry bet) Tag oder Rackst, nnd selber persöhnlich erscheinen, oder da die Sach genug, seiner Diener einen senden in Gestalt eines Armadilli." )־
"Zum andern, daß er mir sage und anzeige alles dasjenige, so ich ihn in höllischen und irdischen Sachen von Geistern uud ihrem Zustande, ivie viel
deren seyn und wie sie heissen, fragen werde."
״Zum Dritten, daß er mir verleihe Knust und Wissenschasst aller natiirlichen Dinge,
daß ich gelehrt werde und mich niemand mit disputiren über-
winden kan, lind daß er mich in allen Künsten in der Geometria, Astronomin,
*) Wagnerbllch, Cap. 8. Vgl. auch die Abbildung, welche den Vorgang allerdings modifiziert wieder giebt. )־Hier treten zum erstell Mal die so gesuchten Beziehungen des Wagnerbnches zll Südamerika zll Tage.
504 Astrologia, Alchytnia und Medicina fleissig unterrichte, aus daß ich bet) jeder-
mau iu grossen Ansehen seyn und in Ehren gehalten werden möchte." "Zum Vierdten, wo ick) mit meiner Kunst nicht genug Geld verdienen
und bekommen würde, daß er mir denn selber Geld genug, so viel ich zu meinen Pracht nnd Hoffart zn treiben bcnöthiget, alle Zeit, wenn ichs begehren werde,
verschaffe." ,.Zum Funsten, daß er, wenn ichs begehre, sich zn einem fliegenden Roß,
tvie der Pegasus gewest, verändere, und mit mir in srembde Land, da ich Lust
habe, geschwind ohn einigen Schaden hin und wieder hersuhre.״
"Zltnl Sechsten, daß er mir Jungfrauen nnd Frauen, welche ich haben nnd begehren werde, zu Eoneubillen verschaffe." "Zllm Siebenden, daß ich alle verborgene
und heimliche Schätze unter
der Erden wissen lind überkommen möge."
"Zum Achten, daß er allerlei) Thier,
im Wasser und Lnsst, auch auss
Erden, wenn ich deren eine sehe schwimmen, fliegen oder lanssen, überkommen möge."
,,Zllm Neundten, daß mich Niemand an meinem Leibe, verletzen oder sonst Schaden znsilgen könne." "Zllm 10., daß er mir allerlei) frltzame und wnnderbarliche Possen, so zn Kurtzweil, Lust, Schimpfs und Ernst dienlich seyn können, lernen sol, und daß cr mir 30 Johr solche gelernele Kunst zn üben und zll treiben zusage
und vergönne."
"Dagegen sage ich zu und erbiete mich ivillkührnch, daß ich mit Leib und
Seel ivil frin seyn in Ewigkeit, uud er sol nach verflossener Zeit mit mir zu 1111121 Macht haben, wie es ihm gelüstet, mein Fleisch und Blut, Haut uud Haar)
Marck und Bein beseh! ich ihm in seilten Schutz, daß er frines Gefallens damit gebären soll. Entsage hiermlss erstlich GOues Barinhertzigkeit, der verzeihe ich
mich, begehre auch keinen Theil im Himmelreich in Ewigkeit, sondern wil mit Allerhan in dem höllischen Feuer)
da nichts denn Elend, Jammer und Noth,
ohne Allsshören zu gewarten, Gefrllschasst halten.
Zur Bekrässtigung dessen,
hab ich solches mit meiner eignen Hand geschrieben nnd allch mit eignen Blut desto gewisser bestätiget und confirmiret, ete."
So stellt das Wagnerbuch den Abschluß von Wagners Patt bar. Gallz anders mein schon mehrfach erwähntes Wagnernlanuskript. Da diese Lesart der Sage nach völlig unbekannt ist, so sci mir die Mitteilung des betr. Teils meines Wagncrmanusfriptes an gegenwärtiger Stelle gestattet. Mein Manuskript bringt nämlich bcn Pakt Wagtlcrs mit denk mythischen Farrenkrautsamen in Berührung, mit welchem bekanntlich das Mittelalter so mannigfachen Aberglauben trieb. CS heißt also:’
505 "Farren-Samen Iohann1) Ehristoph Wagners,
Ao. 1535. Wie Er zn holen. Solcher ist miss dreyerley arth zu hohlen."
Die beiden ersten Arten können uns nicht interessieren, da sic mit Hilfe der zmittechaften sogenannten christlichen Magie ausgeübt werben. Aber von der dritten recht eigentlich nigromantischen Art heißt cs: ״Ausf diese arth vnd weisse ist der Farrensamen one gesar der Seelen schwörlich zu bekommen. Massen ich Christoph Wagner vom Auerlian bin über-
iväldiget vnd zum frlaven wolchetl. Die Christnacht fanst du jhn auch bekommen unter eim galgen, wo ein dieb hängt oder vnter eint rat() wo ein dieb oder ntörder lieget, deu Abend aber vor Johannistag die 11te stnndte gehe aufs
einen Creutzweg ins Tensfrts namen vnd nimb mit dir ein Degen, wie du
geleit bist2) und nimb eine seder von einem gantz schwartzen hahn aus dem
linken Flügel, daraus schneid eine feder, nimb alsdann das messet ־vnd ritze dich in den goldtsinger deiner lincken halldt, drücke einen tropften bluth aus;, darmit schreibe nachfolgende worthe miss die Klinge des Degens, loie hernach folgen wicht vnd gehe darmit recht miss einen Creutzweg, recht in das Erentz
vnd mach umb dich einen eireul oder crayß. Den ersten drall mach umb dich im namen des erschassers Himmels vnd der Erden, den andern crayß mache im namen GCttes des schiech der das gantze Menschengeschlecht mit seinem
thewren bluthe erlöset hat, dell dritten crayß mache im namen des heyl. Geistes, der uns all gehailiget hat, amen.
Wenn es 11 vhr geschlagen
hat, so sprich
mit frischem ttiuth die folgenden worthe mit lauter Stimm: Citatio: Ich N.N. citire nnd beschwere euch drey geister aller wissenschasten vnd kilnsten in der gautzen weit, dich Geist MephistophiIis, dich gelst Aucrhan vnd dich geht Kameeh bet) dem vnsterblichen Gott, Schöpsser Himmels vnd der Erchen vnd
bel) Gott dem son Jesu Ehrlsto vnd bei) Gott dem heul. Geist, bei) allen thronen des himmlischen Heeres, bey allen Heyligen vnd außerwehlten, ja bey allen
nnanßfrrechlichen heyl. Nahmen Gottes der hochlöbl. Dreysaltigkeit. Ich N. N. ■citire, lade, sordere vnd heische euch drei) geister durch Fcschay f Elohiin ch
Acllmascb γ paraties γ vnd durch Saday rex t Daschatnba f Aesha
ץFrnui,
Cornim ץJesu γ Sitma · ץJehovah γ Macaschcamin ץptümiel fr Ich X. N. beschwöre euch drei) geister, dich Mophistopbilis, dich Aucrhan, vud dich Ramecii
durch Roro f ipsam ch loysant
ץ
ץ
dortam f Bolaitny
quiavit. ch Snmlis γ Kestascia ch Adonay
ץ
Jehova
ץ
Acoin f Coelum ch
Prasadeus ch iigyma f
iloiseba ch super Coelum Jloischa Mec fr So du diese Beschwerung vollbracht nnd vollendet
hast, so werden die
’) Ausfallender Weise lautet hier Wagners Vorname Iohann Christoph.
ä) Nämlich ein Degen, mit weichem ein Mensch geiödtet wurde
506 geister mit grossen sturm vnd gepoldter erscheinen vnd dir scharpss zufrtzell, in einen aceord vnd Pact mit jhnen einzugehen,
dessen du dich
schwerlich wirst
enthalten können, denn es ist mir anfangs auch so wiedersahreil, alsdann recke deinen huth vber den erayß, *) fr wird dir Mephistophilis etliche wenige könler in den huth weissen, wenn solches geschehen so sprich zll jhnen, saret hin jhr
willigen geister zll ctvern orth vnd wonllng in frieden durch diejenigen namen darin ich euch jetzund eitiret.
Der friede Gottes sei) zwischen mir vnd euch allen.
Int namen G. d. V., G. d. S. v. G. d. h. G. Amen.
NB.
Dieses sind die ivorthe, so dn mit deinem blnthe atlff den Degen
schreiben must:
Erste Seite:
Ξ □ V 3( X Die andere Seite: S f A t I f A f E t T fr
So weit mein Manuskript. Da die Bcschwornng ganz zweifellosder Faustschcn Magie entspricht, so habe ich dicscs noch nicht vor־ öffcntlichte, kulturgeschichtlich interessante Dokument hier cingc־ schaldct. Ich wende mich wieder zklm Wagnerhuch. Das nächste2) Kapitel desselben ist eine Herzbrcchelldc "Bernkahnung an den guthcrtzigcn Leser, daß sich Niemand der Zaubere!)׳ gebrauchen solle," worin jedoch ausdrücklich die natürliche Magie, Astrologie und Alchtjmie empfohlen wird lind aller naturwisfen־ schaftlichc Aberglaube des 16. Jahlchundcrts aufmarichicrt. Ich übergehe dasselbe als nicht äur Sache gehörig. Im folgenden Kapitel:1) weigert sich Auerhahn dem Wagner dreißig Jahre zu dienen und zmingt lhm einen auf fünf Jal)rc lautenden Pakt ab. Dann hält er Wagner cine Japilzlnadc über dessen fündhafte Berworfcllhelt, welche offenbar eine ungeschickte Nachbildung dcr letztcn Kapitel des Fausthuches ist. Nach Abschluß des Paktes bcgiebt stch Wagner mit Claus Müller nach Halbcrftadt und kehrt int vornehmsten Wirtshaus eill, wo viele Junker zechen.* 4) ■Hier falwsstcrte die altc Wirlljsmagd zärtlich ihr Schooschündchcn und wies Wagner, dcr Fnttcr für feilt Pferd verlangte, mit groben Worten ab. Alls Rache ver־ ’) Man vergleiche damit die Stelle des Wagnerbuches, wo Wagner den Fuß über den Kreis hinansfrtzt. -) Eap. 9. ףEap, 10. 4) Eap. 11.
507
wandelte Wagner das Hündchen in einen ״garstigen abschewlichen psui dich an,"1) worüber die Gäste in lautes Gelächter aushrachcn. Die Magd merkte jedoch nichts, sondern faresfierte den "Pfnidichan" ruhrg weiter. Endlich öffnet ihr Wagner dic Augen. Entsetzt wirst die Magd den ״Pfllidichan" aus den Fußboden, wo er wie ein geschlagener Hund heult, und flüchtet unter dem Jabel ber Zecher in die Küche. Dcr ״Pfuidichan" lief ihr jedoch nach und erregte dort noch das Gelächter der Mägde. Am nächsten Morgen reist Wagner ab und läßt das Hündchen bis zum dritten Tage in seiner fragwürdigen Gestalt. Das armc Tier starb bald darauf. Auf chrcr von Halberstadt aus unternommenen weiteren Wanderschaft kamen Wagner und Claus Müller in «ein an der Saale gelegenes Dors2) Da Wagner eine — den Disputationen Fausts mit Mcphostopsjiles nachgebildete — Unterredung mit Auelchahn halten will, so schlüpft er in eine vor denk Dorf ge־ legene verlassene Badcstube und läßt Müller Wache stehen. Die Bauernwelbcr jedoch schlugen Lärm, und bald kamen die Bäuerlein mit Mistgabeln und Hunden, um die Spitzbuben zu fahcn. Als null Müller Lärm schlug, eilte Wagner aus der Badestube und wurde voll Alleichah» auf das jenseitige User dcr Saale versetzt. Dic nacheilendell Bauern Verblendete der Geist, daß sie das Wasser nicht sahen, sondern hlneinpatschtcn und um ein Haar elendiglich ertrunken wären. Mit Mühe ulld Not kamen sie wieder ans Land, wo sie Claus Müller singen und ins Gefängnis führen wollten. Aber Auerl)al)11 lies in Affcngcstalt vor ihnen her und machte solche Kapriolen, daß die Bauern den Affen fangen wollten, und darüber den Gefangenen entschlüpfen ließen. Bei dieser Gelegcnheit nahmen sic wieder ein unfreiwilliges Bad in dcr Saalc. Wagner aber und sein Schüler wanderten guter Dinge in das Land Böhmen. In Prag angelangt, waren Wagner die Mittel ailsgcgangeii.;f) Auerhahn wollte nichts schaffen und riet seinem Herrn, stch durch ') Nämlich Phallus. Priapus. Auch Godclmaun ..De magis, venoficis et lamiis. Francof. 1591. 4. erzählt Lib. 1, Cap. 3, png. 29. vou einem Magier, welcher deu Jungfrauen Rosen in deu Schooß wirst, die sich in Phalli verwandeln. ') Eap. 12. )״Eap. 13.
508 seine Künste ,;u ernähren. Gr vcrwatldelte sich aso in einen Papagei unb ließ sich voll Wagner auf dell Markt tragen. Dort sprach er einen reichen Rabbi hebräisch all unb sagte dem verwunderten Jaden, daß er auch Griechisch und Lateinisch könne, ja sogar deutsch lernen wolle. Schließlich verkauft Wagner dem Rabbi den gelehrten Papagei für Γ200 Kronen. Cin anderer Jude aber, ber dcn Handel mit angesehen hatte, stahl dem Rabbi den gelehrten Bogel aus dem Bauer und setzte cin ganz gewöhn־ liches, für 30 Dljaler gekauftes Biel) hinein. Als der Dieb nun feine Bellte nach Hause tragen wollte, erhob Auerhahn ein solches Gekreisch, daß die Leute zufammcnlicscn; dann sprengte er, sich ricscnßros machend, seinen Käfig, verwandelte sich in Affcngcstalt, trieb allerlei Schalkspossen unb verschwand. So fallt der Diebstahl heraus; der Iude mußte dem Rabbi die 1200 Kronen ersetzen und hatte obellcill seine 30 Schaler zum Fenster hinausgcworfcn. Wagner aber lachte sich ins Fäustchen lmd ging nach Wien. Diese Sage ist eine Nachbildung dcr betrügerischen Zauber־ fchwänkc Faust«, ebenso wie die folgende dic Nachbildung dcr C1Iählu1lg ist, wie Faust den Wagen voll Grummet frißt und dcn Schweuikcsfel allsiccrt In Wien war nämlich Wagner mit einem Wirt handelseins geworden, für ein gewisses Geld Abends so viel trinken F11 dürfen, als er wolle. Da cr aber ganz unmenschlich soff, forderte il)n der Wirt znm Weggehen aus Wagner aber bat, aus einem grossen vollen Fass noch einen Trunk thlln ztk bür'fcn. Dcr Wirt ·gestattete dies und Wagner soff das ganze Fast aus,, "wischte das Maul, vnd gieng davon, ließ den Wirch wundern, fo lang cr wollte." Bon Wien aus fuhr Wagncr mit einer stattlichen Anzahl munterer Gefcllen, Studenten llflo. auf einem Donauschiff nach Regensburg.') Als null eine Menge Pferde elllgefpannt wurden, welche das Schiff stromaufwärts zitchen sollten, lachte Wagner höhnisch und meinte, das wolle cr ol)ne Pferde tl)un. Der ·Schiffer erzürnte fich ob dicfcr Rede; aber Wagner wettete fünfzig )י
Eap. 15.
509
Thaler, baß sein Affe das Schiff dic Donau hinauf ziehen würde.. Die Pferde wurden aus ־und der Affe eingcspannt. Derselbe geberdet sich aber so kläglich, daß Alles in ein lautes Gelächter ausbricht, unb ein Kaufmann hundert Thaler wettet, das Äfflcilr könne so Wunderbares nicht verrichten. Nachdem null Wagner die Wette gehalten hatte, begann der Affe mit einer steigenden Geschwindigkeit das Schiff die Donau hinaus zu ziehen, so daß dcn Insassen angst und bang wurde und dcr Schiffmanll dcn unheimlichen Fuhrgast, der seine hundert Thaler cingesackt hatte, mit guter Manier vom Schiss brachte. Cin Student aber, cs soll Paracelsus gewesen scin, disputierte sehr gelahrt, daß das Afflcin etwas von dcr Natur dcr Remora odcr Echeneis an sich gehabt habe, eines kleinen Füfchleins, das durch seine bloße Berührung große Schisse im schnellsten Sauf anhält. Wagner ging nun wieder nach Wicn zurück und lud etliche gute Schlucker zu sich Ζ® ״ast mit dem Bemerken, daß er wol)l ein schönes Borwerk, wo sic nächtigen könnten, vor dcr Stadt, jedoch fein Driukgcschirr besitze; sie möchten deshalb Geschirre zur Gasterei mitbringen.') Als nun dic Geladenen mit silbernen unb vergoldeten Bechern ankamen, führte fie Wagner in ein wunderschönes Landhaus, wo eine Herrlichc Tafel mit köstlichen Spellen und Weinen bereitet war. Dort schmausten und Pokulicrtcn sie, während schöne Jungfrauen musizierten, zlvölf Affcll französische Ballets und eine Schur Pl)gnläcn־männlein und ־wciblcin ilnzüchtigc Tänze tanzten und drei Bären sich railftell. Nach dem Essen tallztc die Gesellschaft auf einer schönen Wiese und vergnügte sich mit Allgeln. Dabei fingen sic wundcrscltsame Fische, die mitFu־ nehnlcn Wagner jedoch verbot. Als es dunkelte, ging das Frauenzimmer nach Hause, die Männer jedoch zechten im Garten tapfer weiter, bis fie wohl bezecht in cillent lustigen Gartenhäuslein eilt־ ichliefen. Als fie am nächsten Morgen mit wüsten Köpfen unb lecren Mägen erwachten, lagen fie unter dem Galgen; über lhllen baumenen die gehängten Schelme, um fie lagen abgcfaultc Knochen, und die kostbaren Pokale waren zerbrochene Topfscherbcn. Da. )׳Eap. 16.
510
rafften sie sich auf ulld trollten nach .Hause. Manche aber hatten trotz bes Berbotcs Fische zu sich gesteckt und fallen diese zu ihrem Entsetzen in hässliche Kröten verwandelt. Boll Abscheu warfen fie dieselben zlim Fenster hinaus auf die Straße; aber die Kröten kehrten wieder. Sie gruben ste in die Erde; aber die Kröten kehrten wieder'. Sic trugen sie in dic Donau, und die Kröten kcl)rten dennoch wieder. Endlich trugen sie sic unter den Galgen, worauf die Kröten wegblicben. Diefc Sagc gehört in mehrfacher Beziehung zrt den interes־ santcsten des Waguerbuches. Erstens lassen sic in il)r germanisch mythologische Elemente nachweiscn, wie dcr Tailz dcr Zwerge und die spukhafte Wledcrtechr der Kröten. Diese erinnert an den Mythus vom wilden Jager. Wenn derselbe nämlich mit Saus und Braus jagt, und Jemand sein Jagdgcschrei nachahmt, so flicgt diesem eilte übelduftelldc Pfcrdckeule oder das Bicrtel eines Moosweibleills vor die Fuhr- Das wird cr nimmer los, mag cr es vergraben oder ins Wasser werfen; immer kehrt cs wicdcr lind stinkt mehr als zuvor. Erst wenn dcr wildc Jager wieder alt derselben Stelle jagt unb sein Jagdgast die unliebsame Beutc in die Luft wirft, verschwindet sic. Zweitens erinnert unsere Wagllcrsagc au den Hcjscnsabbatl), dessen Speisen nicht sättigen und nicht nähren, und iu Walfrcheit Unflat (Krötcu etc.) sind. Dic kostbaren Gefäße sind in Wahl'־ l)cit Kllhflaucn, alte Scherben usw., lind die Mustkinstrumentc Schindcrknocheli, Pfcrdchlochen, Katzcnschwäilzc ulld ähnliche lieb־ saure Gegenstände. Drittens ist unsere Wagllersage einer ältcrn deutschen Sage nachgcbildct, die ich in Wcbers schon niehrerwählktem Bilch,"7Llu§ vier Jahrhunderten auffand. Hier heißt cs: "Geschichten ans der großen tbiiringischen Chronik, die zn Hose im Ge-
wölbe ist.
Ein seltsam vnd wunderlich Geschieht hat mir meines Verwandten Frmrnd Eyner gesagt, welcher noch am Leben ist vnd Jene dasseckbig Eyner bezeuget,
dellte es neben Jene widerfahren , auch dasfrtb ungezwungen bel) Irer Seelen Helstt zu erhalten erchotig.
Es bat sich begeben, daß sie einstmahls nach Kalo
(Kalanj gerytten vnd daß sie nicht weist von derselben Stadt gewesen,
hat sie
der abetldt überfallen, da es etwas dnnckel geworden, alßo daß eyner den andern
') Bd. 2. S. 466.
511 in der Dämmerung cygentlich nicht hat erkennen können, lndeme krimpt ein anderer uff eyuem Beywege nebenher an sie gerynett, beuth inen guten Abend,
reyth auch mit Ihnen vollends zur Stadt vnd alß sie wullen eynreytten, fragt sie darinnen bekannt feint vnd bet) welchem toirthe sie einziehn
ehr sie,
ob
wullen.
Alß sie solches verneinen vnd sagen, daß sie vnbekannt, spricht ehr zu
Ihnen, Ehr wisse einen guthen witsch, wo sie mit Im bei) denselben einzfchu wullen, sol Ihnen
vmb gleich geldt gute ausrelchunge geschehen.
Solches
nehmen sie an vnd rehten Ime nach, vnd alß Ehr sie durch etliche Gassen vnd
gäßlein in der Stadt herumbgesürt, kommen sie letzlich sirr ein Hauß, da sie alle drei) absitzen, Ire Pferde in den Stall zieh», nach Lichtern rufen, die man gebracht, die pferche anhalstern vnd dariiach in das gemach oder stuben aufs-
fteygen,
alda sich den auch der Haußknecht gefunden,
sie abgezogen vnd in
summa alle ding tvie in einer guten herberge pflege zu gefcheheu, begeben vnd anßgerlcht wurden,
haben auch itrs Bedünckeus fromme vnd gute Lente in
solchem Hallße befunden von jungksrawen vnd andern, mit welchen sie über
Tische gesessen, gesseii, getrnncken vnd geschwätzt, auch darltach getantzt vnd fast bis nach halber1) gesessen, bis sie alle wull bezecht zn Betthe gegangen vud sich niedergelegt haben.
Us den morgen
aber,
da
die
obgedachten
Zweett
erwachen, finden sie ■sich behde ohne den dritten, außer der Stadt mitten unter dem Galgen, angezogen, gestiefelt, gespornet vnd alle dinge zum rennen fertig
gemacht, auch ire pferdc mit deu Hosziigelu an die galgeusäulen augehesstet, gesattelt vud gezellmt, daß sie uff den heutigen tag noch nicht wissen können, ivie es mit inen zugegaugen, ob es ein Gespenst oder irflihrdl gewesen, als wehreit
sie in der stabt vnd sie vielleicht nie darein kommen, derohalben sie ein formt überkommen, daß sie aussgesessen vnd davon geritzten, können sich auch auss heutigen Tag noch nicht entsinnen, tvo oder in weicher gaffen das Hauß, da-
rinnen sie ihres Bedünckeus geherbergt gelegen.
Solches ist wunderlich vnd
gleichwnli geschehen, tvie ander mehr widersahren ist.״
Endlich kommt dic gleiche Sage mit verschiedenen Modistka־ Ikonen als Wandcrsagc vor, wie iu Frankreich und Italien. Zu Lyon ging nämlich Nachts zwischen 11 und 12 Uhr der Liciitellant La Jaquiere mit einigen Freunden auf dcn Strasicn umher,'2) um ״Wilbret vor bie Knie'^lzu suchen. Ihnen begegnet eine vornehme-Kurtisane, chchT'von -"!Lakaien mit Laternen nach Hiause begleitet wirb. Sie bieten derselben ihre Begleitung an unb lverden in cill vor der Stadt gelegenes prächtiges Susthalls geführt, wo ste ill dem herrlich ausgestattctcll Schlafzimmer ihre Lust weidlich büßen. Als nun die drei Wüstlinge die Reize der Dame nicht genug zn loben wissen, fragt dieselbe voller Hohn: 1j Nämlich Mitternacht, d. h. halber Nacht. -) Vgl Martin Zeiier: Theatrum tragium. Hist. I.
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Wer glaubt ihr wohl, daß ich sich? "f)1lb ihr Gcwanb auf, und liefe diefe drcl) das crllerabschcuiichftc hefllichste Aas sehen." Darauf verschwand Alles wie ein Blitz, und die unglücklichen Buhler stürzten ohnmächtig zu Boden. Als sie am nächsten Morgen wiedcr zu sich konlmcll, licgcn sie in einer vor dcr Stadt gelegenen Ruine auf dem Mist. Im Anhang zur Hamburger Ausgabe der Dämonolatria des Remigius von 1695 wird erzählt, daß ein in Italicn reisender Edelmann voll einem unbekannten Reisegefährten eines Abends in ein vor dcr Stadt gclegcncs fcenHaft eingerichtetes und fürstlich beleuchtetes Schloß geführt wird. Hiier empfängt dic Dame des Hauses den Edelmann aufs beste, bewirtet chn mit bell auserlc־ feilsten Speisen und Weinen und zeigt ihm allerlei magische Kunststücke. Als sich aber der Edelmann zur Riche begeben hatte, plagten ihn teuflische Erscheinungen so entsetzlich, daß cr aus dem Schlosse fliehen mußte, wobei il)m jedoch eine Schar Gerippe, durch die er fich mit dem Schwert Balm brechen mußte, mit gc־ schwuligcnen Dolchen und Knochen zu tobten drohten. — Als am nächsten Morgen dcr Edelmann das Schloß misslichen wollte, fand cr dessen Stelle die Ruinen eines Rabeilstellls. ') Wir kehren nun zklm Wagllcrbllch zurück. Wagner bcgicbt sich auf dic hohe Schule ztl Padua, e) mietet dort ein eignes .Haus und studiert außer den Schriften seines Meisters die Bücher von Albertus Magnus, Zoroastcr, Aristoteles, Iamblichus, Crphells, Apollonius von Tl)ana und Hermes Drismeglstos. Auch wollte cr cinnlal — wic Faust — in der Bibel lesen; er Hatte aber kaum die drei ersten Kapitel dcr Gcllesls gc־ lesen, als Auerhahn erschien und ihn so lang würgte, bis cr schwor, dcr Bibcl zn entsagen. Darauf verließ ihn dcr Geist und liest fich acht Tage nicht sehen. Als jedoch Wagner seines Geistes zu weiterem Unterricht in dcr Magie bedurfte und chn beschwor, fagtc Auerhahn, er würde nur dann wieder crschcincll, wenn iHlll Wagner Alraun und das Blut kleiner Knaben opfere. Wagner wollte denn auch ein aus der Straße spiclendcs Knäblcin durch Zauberei töten, aber Gott ') Prinz Georg von Preußen benutzte diesen — voll ihm allerdings sehr modifizierten — Stoss zu stillem Trauerspiel "Elfriede voll Monte-Salerno." 2j Eap. 17.
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schützte es, daß cs sich nur cin Loch 111 den Kopf siel. Das rinnende Blut fing Wagner auf und räucherte damit sowie mit Alraun dein Auechahn. Rach einer lieblichen Musik erschien beim derselbe als Löwe, dem vorn und hinten Fellcrstrome entquollen und dessen glühende Krallen tiefe Löcher kn den Boden brannten. Mit Auerhahn erschienen die Geister Bilet als ein riesiger fett־ riger Hallshahn und Abuzalla als eine wunderschöne nackte Jungfrau, die nur die Scham mit Straußenfedern bedeckt trug. Bilet, geschwinder als der Menschen Gedanken, füllte Wagner an den Ort feiner Wünfchc, iei es nun im Himmel, auf der Siche oder in der Hölle, führen, während Abttzaha ihn lehren follte, ׳ die FTaucn uud Jungfrauen zu seinen Diensten zu bringen. Wagner hatte nun zwar seilt "liebes Anglein" auf Abuzaba selbft geworfen, beschloß aber auf Anraten Aileichah'״-', fich nist anderen Frauen und Mädchen zu begnügen, und befahl Abllzaha, ihm für den Abend die schönste F־ralt von Padua belzulegcn. Untcrdeffell machte cr auf dem Bilet einen Spazierritt. Der Fcllerl)al)1l ichwang stch mit ungeheuren Braus und Ungestüm in die Lüfte') und trug Wagner auf eine wüste Infd, wo "wilde vnd rauche lcut" wohnten, vor denen letzterer (Sntfetzen empfand. Nachdem der Zauberer noch am Meercsstrand Perlen und Cdclftcine aufgelefen hatte, ritt cr auf feinem Höllenvogel hciut und fand in feinem Schlafzimmer die schönste Frau voll Padua vor. Cr nachn sie in den Arm, küßte und hallete sie und trieb seilten schändlichen Mutwillen etliche Wochen lang mit il)r. Die Flau war aber in Wahtchcit nicht die Begehrte, foudcrn ein Sueeubus. Alfo war Wagner abermals vom Teufel betrogen. Diefcs Kapitel ift im Wcfenlichen eine Nachahmung ber Parallclftellen dcr Faustbücher und bedarf nach allem Gefagtell keines Kommentars. Neu und völlig echt ist dagegen der den Gebrauch von Menfchenblut ztl finstern magischen Künsten betreffcnde Zug. Wie stch durch dic ganze Geschichte nachwelfen läßt, — ich habe darüber schon Genügendes gcfagt — gebrauchte man Menfchenblut — von andern Zwecken abgefehen — namentlich zu Matcnalichtioilslchucherungeil, deren eine wir auch hier im Wagnerbllch vor uns haben. Für die Thatfache, daß dcr wal)n1j Vgl. die Abbildung.
514 witzige Hang zn magischen Künsten deren Liebhaber Wirklich Fu Bcrbrechcn gegen das Menschenleben verleitete, bürgt uns das Beispiel des Marschalls von Frankreich, Gilles de| Ralz, welcher auf fcillcn Schlössern mehrere hundert Kindern ermordet halte, um durch ihr Blut mit Bechülfe des italiänifchcn Priesters Prelati den Teufel zu beschwören. Beide Unholde wurden 1440 311 Nantes verbrannt. Dic Akten des Prozesses find noch vorhanden. Auch dic Ermordung dcr Kinder durch Hejen gehört hierher. Einen beglaubigten derartigen Fall, welcher stch 1552 zu Berlin zlltrug, erzählt Manlius. Auch die am 6. Oktober 1629 hier in Meiningen verbrannte "alt Melfenwirajin" hatte nach den bis zllm großen Brand von 1874 vorhandenen Akten chatsächlich Kinder in den Keller des noch stehenden Gasthofes "zur Meise" gelockt und sic dort ermordet, tun stch ihres Blutes und Fette» zn magischen Zwecken zu bedienen. Derartige Beispiele würden sich wohl noch viele bcibringcii lassen. Dic beiden folgenden Kapitel') find wieder ungeschickte Nachahmutlgetl dcr Faust’schen Disputationen. Im ersten derselben bestehlt Wagner Abttzaha, Ihn1 die Helena herauf zu bringen, was dieser binnen acht Tagen zn chun verspricht. Dann beruft cr den Auerhahn, unk sich von chm über bie Einrichtung der Geisterweit bcleffrcn zu lassen. Auerhahn l)ält denn auch eine dlesbe־ äügliche Borlesimg, zu welcher dcr Berfasser dcs Wagnerbuchcs dic Clavicula Salomonis lind das Bilch Arbatel fleißig ejscerpierte. Da wir dicsc Bücher oben ausführlich behandeltem, können wir dell Ilchalt der Unterrcdllllg übergehen. Scheust das neunzehnte Kapitel, in welchem Wagner nach dem wahren Crt der Hölle fragt und von Aucrchahll nach dem Semiphoras und Schcmhampl)oU1s Salomonis über alle möglichen pneumatologischen Gegen־ stände belehn wird. Dabei läßt ber gelehrte Bcrfaffer alle mittelalterlichen geistlichen und Weltlichen Autoritätcll allfmarfchierell und displl iert namentlich fcl)r eingehend voll der Seiblichfeit derDämoncn. Auch die nächsten drei Kapitel2) enthalten wieder Rachal)mllllgcll dcr Fmlistfchwänkc. Bei eillcnt Gaftmal)(, welches ein vornehmer Hierr zu Padua angerichtct hatte, unterhielt Wagner dic Gäste mit allerlei wunder־ *) Eap. 18 11. 19. -) Eap. 20—22.
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barer Musik, die sein Affe machte. Dann mußte sich Auerhahn in einen Ssel, einen Papagei, ein Schwein nnd einen Hiund verwandeln. Als nun dic andern Hiunde herzrr liefen, ,,vnd wollen fundschafften, wie mancher mit dcr Magd auff dem Hiew thm," verwandelte fich Aitctchah» in eine Katze und zerkratzte die Hnlnde so, daß das Blut auf den Erdboden floß. Dann verwalk־ delte Wagner alle Hunde in Affen und ließ ste zum Ergötzen der Anwesenden Galliarden tanzen. — Als nun die anwesenden Damen um eine Belustigung baten, zauberte Wagner einen Haufen Mäuse hervor, die den Damen unter die Röcke krochen. Weil nun die Mäuse ungeachtet alles Schüttelns, Schlagens etc. nicht wichen, liefen die Damen mit aufgehobenen Röcken ztt den Männcrn unb baten diese, dic Mäuse wegzuneljmem Die Männer sal)en jedoch keine Mäuse, aber die Damm zeigten den Herren die Stellen, wo die Mäuse saßen, und als dic Männer dahin gegriffen hatten, waren die Mäuse weg. Da die Damen über diesen Possen nicht ganz mit Unrecht sehr entrüstet waren, versprach Wagner, sie mit einer andern Gaukelei zn besänftigen. Er ließ mitten im Zimmer einen Apfelbaum aufwachsen, an welchem herrliche Früchte' hingen. Den Damen gefielen die Äpfelcin sehr wohl, und sie fragten Wagner, ob sic dieselben pflücken dürften. Wagner gab die Crlaubniß; die Dalncn pflückten die Äpfel, wickelten sie in ihre Schnupftücher, rochen daran und hatten ihre Lust darüber. Als sie aber genauer hinsahen, hatten sich die Äpfel in das "seltzamc Wunderchier, welches den Weibern wol befandt," verwandelt. Entsetzt warfen sie "die Dinger" weg, und "war also dic Gasterei) mit Freuden und Wollust beschlossen." Für den nächsten Tag lud Wagner die Herren, denn dic Damen wollten nicht kommen, zn sich in scinc Wohnung. Als sic ankamcll, war das Speisezimmer öde und leer; lull' aus den Bänken lagen einige leere Firner und Holzklötze, in welche Häl)11e gesteckt waren. Cin Fechter war zurechtgemacht, als ob es eine Schransthtirc sei. Aus diesem Fenster holle Wagner Deller voll der köstlichsten Speisen heraus, so daß dic Tafel reichlich besetzt war. Dann klopfte cr au die Wand, worauf cin auf deutsche Art gekleideter Iullge herallstrat; dcr trug in dcr Hand jWei güldene Becher mit dem Namellszllg ulld Wappen des türkischen * 33
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Kaisers, darein schenkte cr aus dcn leeren Fässern und Holzklötzen köstlichen welschen Wein und kredenzte 1hll den Gästen. Wagner schlug abermals all die Wand, und heraus trat ein schönes Jung־ fräulein, welches einen Korb voll köstlicher Pokale mit fürstlichen Wappen, namentlich mit denen dcr Könige voll Spanien und Frankreich, geschmückt trug. Auch diese wurden aus den Klötzen und leeren Fitstem voll Malvasier geschenkt. Wenn jemand Wasser trinken wollte, so hielt cr dcn Becher an ein dürres Rohr, welches an einem Zwirnsfaden über dem Tisch hing, worauf fich dcr Pokal sofort mit frlsstallklarcm Wasser füllte. — Als dic Lust am größten war, erschien Auerhahn als Affe mit einer Schaar lustiger Geister, dic auf alten Fiedeln Bauern- nnd Schlumperliedlein schnarrten. Zum Schluß begehrte cin Gast von Wagner einen SchalksPossen als Schlaftrunk und im Nil war chm ein Öchscnfopf aufgezaubert. Als nun der erzürnte Gast schelten wollte, brummte er wie ein Ochse, und als cr trinken wollte, waren die Lappen seines Maules für dcn Becher Iu groß. Da brachte Claus Müller dem Berzallberten ein Faß voll Wein, und dieser tsjat "einen guten Snfst" Diese ooidischc Metamorphose hatte die Juan des Ber־ zauberten gehört und kam nun voller Zorn an, nm Wagner zllr Rede zu stellen. Derselbe gebot ihr Schweigen nnd zauberte ihr, als ste den Mund nicht hielt, einen Klchfopf auf. So mußten alsdann die Beiden zum großen Gelächter des Gassenvolks nach Hanse gehen nnd ihre gehörnten ■Häupter bis zuul nächsten Tag behalten. Als Wagner einstmals in Florenz war. ging chm das Geld aus.1) Cr machte sich deshalb an einen Roßkamm und feilschte mit diesem nm zmei Maultiere, silchüTaber dabei Streit, in dessen Berlauf dcr Roßtäuscher Wagner an das Bein trat. Dasselbe ging entzwei und Wagner lag jämmerlich schreiend aus dcr Gasse. Wohl oder übel mußte der Roßfanlm dem Zauberer die zmei Maultiere als Schadenersatz geben. Wagner, dem in Wahrheit feine Ader weh that, verwandelte cin Maultier in cin prächtigesPferd nnd verkaufte cs dem ·HelIog für dreihundert Kronen; am nächsten Tag aber war das Pferd wieder ein Maultier. )׳Eap. 22.
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In Padua gab Wagner gegen Honorar den Studenten Unterricht in der Schwarzfilnst und lehrte sie auch das Mantel־ fahren.1) . Unter diesen waren drei, die alle Johannes hießen, die wollten aus dem Mantel nach Stellten fahren. Zwei aber, dic nicht bedachten, daß bei der Mantelfahrt das strengste Stillschweigen beobachtct werden muß, sprachen. Sie wurden deshalb vom Geist ins Meer geworfen und ertranken elendiglich..Der dritte, Iohanlles de Luna geheißen, kam glücklich nach Hause2) und wurde, weil er ein großes Belieben zur Magie trug, von Wagner mit Auerhahns Einwilligung zum Famulus angenommen.3) In den nächsten beiden Kapiteln unterrichtet Auerhahn den Wagner und Johannes de Luna in den verschiedenen Walfrsagungs־ arten. CS ist zu bemerken, daß der Berfasser des Wagnerbuches die von uns schon mehrfach erwähnte Schrift des Georg Pictorius von Billingcn über die Verschiedenen Wahrsagungsarten dabei Plagiirte und sogar die Aufeinanderfolge der einzelnen Künste bis zlkr vorletzten unverändert liest. Diese beiden Kapitel des Wagner־ buches sind — wie so manche andere — als ein Bcrstrch des Bcrfassers aufzufassen, durch seine Gelehrsamkeit zu glänzen und den scnsatiollsbedürftigen Lesern willkommenes Futter z« bieten. — Wir 1ibergel)en deren Inhalt als nicht zur Sache gehörig. Auch Wagners Schüler Iohanlles de Luna macht feine Streiche. Als einst in einem Wirtshaus z« Padua zmei Zinstnbläser "ein lahmes Pfeissen daher dreheten" gebot ihnen Jahaltncs zll schweigen und zauberte ihnen, da sie nicht auf chn hörten, beim Trinken die Becher an deu Mund, so daß sie schweigen und die Gefchirre bis Film dritten Tag an den Lippen herumschleppelt mußten.4) — Wie man sieht, ist diese *Erzählung der Sage Hochgebildet, wic Faust im Wirtshaus die vollen Bauern stillt. Als Wagner einmal in den Straßen Paduas lustwandelte, schalt lhil ein junger Edelmann einen Zauberer. Aus Rache schickte )׳Eap. 23. )־Vgl. die Abbildung. — Die Sagen von den drei, sieben und ,zwölf Iohallnes variiren vielsach. — Vgl. וו. a. Dau mer: Geheimnisse d. christl. Aiterthllms, Cap. 31. :l) Eap. 24. 4) Eap. 27.
518 dieser lhm einen in eine Curtlfane verwandelten Teufel auf den Weg, welcher den Edelmann in das prächtige Schlafgemach eines lustigen Gartenhäusleins lockte: "Die Madonna zoge sich aus, der Edelmann thät auch also und wollen nun zufammen. Da sähet er all und springet vor frewden ins Bett hinein, daß es patschet vnd sprühet so tief bis an den Hals. Da dies geschehen, verschwand die Hmr und ward nit mehr gesehen; er aber stack 111 cim Pfuhl vnd saß tief darinnen, halt’ sich beschissen unb kunte sich nit wiebcr herausbringen.1) Diese Sage ist offenbar eine Nachbildung dcr oben von dem ßicuteuallt La Jaquierc mitgeteiltcn. In Neapel bot Wegner bell Schell eines anscheinend auf dem Meer ermordeten und beraubten Kaufmanns an, ihnen den Mörder im Krhstall zu zeigen, und wies ihnen das Bild eines wohlbekannten reichen Kaufmanns in Neapel.2) Da derselbe tijatsächlich mit dem Obigen ausgefaljren war, wurde er ins Gefällgnis gclcgt und gefoltert. Du gestand cr denn, daß er seinen Kollegen ermordet und beraubt habe. Cr wurde nun ztlm Tode verurteilt. Cche aber das Urteil vollzogen wurde, kehrte der anscheinend Ermordete frisch und gesund heim. Null ließ dic ©brig־ leit Wagner sahen, und einer dcr Schergen hatte ihn schon fest am Arm gepackt. Da l)ob Ailechahn feinen Herrn mit dem Schergen in die Luft, warf Letzteren dailll zu Boden, daß er ein Bein brach, und ful)r mit Wagner davon. — Auch diese Sage ist eine Nachbildung dcr zahlreichen llmlallfcnden Erzählungen über die betrügerische Kichstallftchcrci. Einstmals ging Wagner zu Padua mit Nilcrhahil an einem Garten voller Ponlcranzcnbälime vorüber und fragte dell Gärtner, was er verlange, wcnn dcr Asse sich satt Ponlermlzcn fresse.3) Der Gärtner verlangte scchs Pfennige. Da ließ Wagner dcn Assen in den Garten, wo derselbe alle Bäume leer fraß. Außer fich vor Wut begann dcr Gärtner mit einer Stange auf den Affen loszllfchiagcn; aber diefcr fetzte fich zur Wehr ullb zerkratzte feillen Bcrfolger derart, daß er über und über mit Blut bedeckt ') Eap. 28. ä) Eap. 29. :1) Eap. 30.
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war. Als nun ber geplagte Mann Wagner sein Seid klagte, fing der Affe auf Italiänisch an zu reden: "Warum schlugstu mich, hattest du mich 111t geschlagen, so wärest wol)l vngckratzt blieben." Da nahm Wagner seinen Affen unb ging davon. Auch diese Sage ist eine Nachbildung dcr Erzählung "wic Faust ein Fuder Hicn frißt." Weil zu Toledo die schwarze Kunst öffentlich gelehrt wurde, fuhr Wagner mit Ioljannes de Luna auf zmei höllischen ofmusifus F. ׳ein feines, hellblondes Kind. Bei ihr wurde, wie oben, Hypnose konstatiert, ich verband ihr ebenfalls noch die Augen, und nun las fie in ihrem Schltlkinderton die erste Seite des Bernstein'schen Protokolle^ vom 21. August, mit dem Finger über die Zeilen fahrend, und Freutdwortc, wie "hllpnotisch," "suggerierte" tc. auslassend, vollkommen richtig. Auch hierüber wurde Protokoll ausgenommen und an Dr. Hübbe-Schicidcn gesandt. Derselbe nahm c.3 wohl au» persönlichen Gründen nicht aus weil cr alle ״schwaiIc Magie" pechorrcsciert. Am 31. August faul S. mit den beiden Herren Bernstein wieder. Cr schien etwas aufgeregt und rief mir mehrmals lachend ulld erregt z״: "Ne, heute hvPUotisteren Sie mich nicht!" Ja) hielt dies für Rcnomniage ulld entgegnete lachend: "I, das wäre doch noch schöner! Mir gegenüber haben Sie gar keinen Willen usw.!" Doch !)alte ich alle Kraft nötig, S. in Hljpnose zu bringen. Als diese cillgetretcn war, erzählte mir C’and. Bcrllstein, dem S. sei von zmei jungen Ärzten Angst gemacht worden, wes
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halb derselbe 111 eiuc Weinstube gegangen sei, um sich Courage zu trinken und gegen meine Beeinflussung zn stählen. Sofort verzichtete ich auf- weitere Ejperimente und erweckte S. Im Saufe der nun folgenden Unterhaltung wurde S. schlafwandelnd und nahm ganz spontan cine Reihe eben so komischer als unsinniger Dinge vor, worüber ich Protokoll aufnahm, das aber nicht für ein größeres Publikum geeignet ist. Um nun etwaige schlimme Folgen zu paralvsieren, stellte ich S. das Thbrigte und Inkonsequente seines Benehmens vor, bat ihn, mir zn vertrauen unb sich vor den etwaigen Folgen feines Thuns durch eine mit seinem Willen herbeiczcfiihrte Hypnose schützen zu lasten. Cr ging darauf ein, worauf ich il)m suggerierte, vor ollen Dingen niemals nachlzuloandeln und zweitens, ohne noch cine Restauration aufzufuchen, nach Haufe zu gehen und stch nicdcrzulcgell. Cr werde dann gut nnd ununterbrochen schlafen unb am nächsten Morgen keine Nachwchell haben. Dic beiden Herren Bernstein erzählten mir später, S. habe auf dem Heimweg einigemal ßust gezeigt, wieder iu dic Weinstube Z11 gcljcn, (Nachwirkung feines ursprünglichen böfen Willens,) jedoch schließlich gemeint, cr habe heute eine Abneigung gegen alle Getränke und wollc stch Z11 Bett legem — Wie mir S. später erzählte, hat er nicht dic mindesten Nachwtchcn gehabt. Nachdem ich abstchtlich eitle größere LPausc hatte eintreten lafsen, kam S. am Abend des 18. September zll mir. Wir waren allein unb ich war Willens, zlt vcrfuchen, ob Sänger wohl voll ber ielnen verschiedene ■Htalldschriftell schreiben würde, wenn ich lhm suggerierte, die odcr jene — auch Verstorbene — Perfon Z11 sein, unb ob event. die fo entstandenen Handschriften Ähnlich־ fcit mit den historischen haben würden. ') Ich fagtc jedoch S. davon nichts, sondern hypnotisierte il)n durch einige Worte und Striche. Hierauf legte ich ihm Schreibmaterialien vor ullb sprach zll 1hm: "CS ist ein Geist im Zimmer, welcher Ih”eu etwas diktiert. Schreiben Sie dies nach!" )׳Ich hatte eine Woche vorher einen derartige Experimente behandelnden Aussatz in "Schorers Jomilicnblatt" gelesen.
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Nun schrieb S., ohne daß ich eine Stzlbe sprach mit seiner normalen Handschrift:1)
Da dies nun so schön gelungen war, kam mir, weil ich an meinem Buch: ״Faust in der Geschichte und Tradition" arbeitete, der Gedanfc, S. zu suggerieren, er sei Faust, und ihm den ungefähren Wortlaut seines Paetcs nach dem Faustbuch von 1587 zu diktieren. Ich diktierte, und der in tiefster Hchpnose vor meinem Sekretär sitzende S. schrieb: ״Ich, Doktor Iohann Faust, ber in den Elementen erfahrene, verschreibe unb Verpflichte mich, meinem Geist Mephistophiel nach meinem Abscheiden in alle Ewigkeit ztt dienen, so er mir 24 Iahre lang Gehorsam leistet. Dies zur Urkunde mit meinem Blut bcsiegelt. Dr. Johann Faust
der in dcn Slcnlentcil erfahrene." Dabei ist zn bemerken, daß die .Handschrift ansängt, eitlen altertümlichen Charakter anzunehmen, und daß S. in der Weise des 16. Jahrhunderts das Substantiv "der Erfahrene" klein schreibt. Setzt legte ich einen Stein aus dem Fallstülrm in Kloster Maulbronn, welchen ich von einem Stuttgarter Freund zllm Geschenk erhielt, vor S. aus die Platte meines Sekretärs nnd fragte S. in Gegenwart meiner unterdessen Herbeigerufencn Mutter: "Kennen Sic diesen Sicin?" S. antwortet in tiefster ") Hier haben wir die bei Traneemedien sehr häufige sog. Ohjcctivation des Types ohne individuelle Kennzeichen.
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Hhpnose: "Ia!" Ich diktierte chm nun: "Ich bin im Jahre 1516 in Klostcr Maulbronn im sogenannten Faustturm" unb wollte fortfahren "gewesen," aber Sänger setzt mit energischem Zug in der Schreibweise um 1500 ein unb fahrt spontan fort: ..Czu Maulbronn gestorben bei meinem Freund dein Abt Johannes Entenfuss aus Untcröwishcinl. gestorben zu Staufen 1111 Brasgäuw.1) Ich Johann Faust der in Elementen Erfahrene und mein lieber Geist Mephistophiei aus dem Hause des Jupiter.“
Um dcn Unterschied zmifcheu dcr 1111 Banne der Hypnose beeinflußten unb der normalen Handschrift zu konstatieren, liest ich S., allerdings noch in Htzpilofc, aber nicht mehr unter Suggestion stehend; seinen gewöhnlichen Namenszug nebst Datum unter das Blatt setzen. Ja) füge diesen nicht bei, weil ich oben S's normale .^)alibichrist mittelste. .Hieraus suggerierte ich S. wieder den Fatkstcharakter, worauf cr fpontan schrieb:
') Ich bemerfr hierzu, daß nach der einen Tradition Fanst 1516 zn Maulbronn gestorben ist, als er Entensnß besuchte, Nach der "Zimmerschen
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Nun erweckte ich S. und sagte zu ihm: ״Das haben Sic geschrieben!" — Cr lachte naiv und entgegnete nichts als: "Ach ne!" Auf meine Bitte schrieb er tagwach unter das Blatt: "Ich bestätige hiermit, daß Herr Kiesewetter obige Äußerungen des Dr. Faust nicht beeinflußt hat, was ich hiermit auf öchren־ wort bestätige. De dato ut supra.
Meiningen, den 18. September abends 10 Uhr. Auf Ehrenwort: "Bruno Sänger." Nach diesem suggerierte ich S., cr sci die Königin Marie Antoinette, woraus er schrieb: ..Ne cxoyez pas ä la chance de nla vie eile a ete si malheureusement ä Trianon q’ailleurs Maria Antoinette Reine de France.“
Thatsache ist, dass die vorüegcne Handschrift der von Marie Antoinette sehr ähnelt, obschon statt mallleureuse fälschlich malheureusement steht, und in q’ailleurs. das U fehlt. S. schrieb nun noch in den suggestierten Charakteren: ..Wenzeslaus Eusebius Albertus Dux Mecklenburgiae. Comes Bohemiae־־.
Also Wallenstein'S Namen mit einer höchst merkwürdigen Abbriviatur und sehr ähnlich ;ferner Maria Stuart, nochmals— und zwar vom vorigen abweichend — Maria Antoinette, Gräfin du Barrl), Marquise de Pompadour, Louise de Savalliere und Dktaviamls?) — Alles höchst markante und graphologisch verschiedene Hand־ schriftcn. Da mittlerweile Mitternacht vorüber war, entließ ich S. Chronik" hingegen ist er zu Staufen in Breisgau gestorben. — Das wußte ich, S. nicht. Hat er es nun — nach der Theorie Eduards von Hartmann — hellsehend in meinem latenten Bewußtsein gelesen, so hat er beide Daten iu einander geworfrn. — Zll der Objectivatiou des types kommt hier noch die S.'s normales Können überschreitende Veränderung der Schrift. s) Ich eollstatirw aus meiner Taschenuhr, die S. nicht scheu konnte, die völlige Richtigkeit dieser Zeitangabe. Eine andere llbr war nicht im Zimmer. 3) Vorlagen oder Aehnliches tag weder an diesem, noch am nächsten Abend vor) obschon Giildenstnbbe’s Pnelllnatologle, worin obiger Ausspruch Maria Antoinettes steht, geschlossen in einem Fach meiner Bibliothek stand.
554 Alu 21 Septcnlber, abends 8 Uhr, kam S. samt den beiden Herren Bernstein wieder ztt mir, und es stellte fich heraus, daß cr dic Borgängc vom Sonntag ganz vergeffcn hatte. Ich fragte ihn, ob er eine Llhltunß voll ber um 1500 geschriebenen Schrift habe. Cr lachte und meinte, woher er denn dic wohl haben sollte. — Ich fragte ihn weiter, ob er Details aus dem fieben dcr Marie Antoinette kenne uud wisse, daß diese angeblich chre glücklichsten Sabre ill Triallon verlebt habe. Cl)ne den Zweck der Frage ztt schnell, meinte cr gallz harmlos, daß er davon feine Idee habe, unb entgegnete auch Herrn Cand. Bernstein auf eine diesbezügliche Juge, cr sek auf ber Schule ein schlechter Fra«zvse gewesen. Als ich il)1u nun die Handschriften verlegte, wollte er nicht glauben, baß cr fie geschrieben habe. Später fingen wir an zu hhpnotifiercn. S. war im Nu in Hypnose, welche auf oben erwähnte Art konstatiert wurde; dann verband ich ihm noch dic Augen, und S. las mit dem rechten Zeigefinger fast eine ganze gedruckte lateinische Q-nartseite. Leider schloß ich später im Elfer das Bilch, fo daß ich dcn Dcjst nicht mehr konstatieren kann. Doch bezeugen ich und die beiden H errett Bernstein, — alle lateinfllndig, — daß S. richtig las, nnd weder Täilfchuilg, Irrtum oder gar Betrug vorfrlg. Jadoch tonnte S. in einem doppelten Kouvcrt vcrsschloficne Handschriften nicht leien. Überhaupt crisiclt ich nicht fo gute Resultate, wie anr 18. September, obschon ste immer noch fjöchft merkwürdig waren. Der Grund mag wohl lei», daß ich nicht recht disponiert, oder daß die Luft fcl)r gewittcisschwül war — wir hatten nach Schluß der ®);perimente noch Gewitter mit heftigem Regen, was bekanntlich st'hr stört. S. schrieb an jenem Abend nicht spontan, folldcrn stets erst auf erfolgte Suggestion, ja er verjagte fogar manchmal den Gehorfam. Trotzdem schrieb cr ezraPhoiogifch fehr interessant die Namen des 1882 vcrftorbellen Herzog Bernhard Erich Freund; dcr Crbprinzcifill Charlotte, geb: Prinz Albrecht gcst. 1856, und der .Herzogin Feodore voll Meinigen, geb. Prillz. von ξ)0ϊ)εηί01)ε־ Langenburg, geft. 1872; der Clliabctl) von England, des 1535 Verstorbenen Agrippa voll Nettesheim, des 1.516 gcitorbenen Trithemius von Sponheim, meines in März 1892 verstorbenen
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Baters (scl)r ähnlich), des Götz von Berlichillgen, des valr Helmont, Friedrichs des Großen, der Königin Louise, des Para־
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