Der Kanal mit seinen Küsten und Flottenstützpunkten [Reprint 2021 ed.]
 9783112444801, 9783112444795

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Kriegsgeographische Zeitbilder Land ««- Leute -er Kriegsschauplätze Lerausgegeben von den

Privatdozenten Dr. Han- Gpethmann und Dr. Erwin Scheu Die vorliegende Sammlung will in anregender und anschaulicher Form ein klares Bild der Kriegsschauplätze entwerfen, um es jedem zu ermög­ lichen, den amtlichen Nachrichten von den Vorgängen auf den Kampf­ gebieten mit Verständnis folgen zu können. Die Darstellung wird durch zahlreiche Abbildungen und Skizzen wirkungsvoll unterstützt.

Lest Lest

Lest Lest

Cs liegen vor: 1. Die wirtschaftliche« Grundlagen »er kriegführende« Mächte. Von Professor Dr. A. Oppel-Bremen. 2. Kohlennot «nd Kohlenvorräte im Weltkriege. Von Ge­ heimem Bergrat Professor Dr. Frech-Breslau. 3. Der Kanal mit seine« Küsten- «nd Flottenstützpunkte». Von Privatdozent Dr. L. Spethmann-Berlin. 4. Antwerpen. Geographische Lage «nd wirtschaftliche Bedeutung. Don Dr. Lans Praesent-Greifswald.

In Vorbereitung befinden fich: Lest 5. Der russisch - türkische Kriegsschauplatz. Von Dr. jur. et phil. Lugo Grothe-Leipzig. Lest 6. Die Küste« Englands. Das Kampfgebiet unserer Flotte. Von Privatdozent Dr. L. Spethmann-Berlin. Lest 7. Die Bogesen «nd ihre Kampfstätten. Von Redakteur Adrian Mayer-Straßburg. Lest 8. Der deutsche Kriegsschauplatz zwischen Maas «nd Mosel. Von Dr. Karl Wolff-Leipzig. Lest 9. Japan und die Japaner. Von Dr. Ed. Erkes-Leipzig. Lest 10. Natur und Wirtschaft Polens. Von Professor Dr. F. Lötzsch-Berlin. Lest 11. Natur und Wirtschaft Rußlands. Von Dr. Erwin ScheuLeipzig. Ferner find vorläufig in Aussicht genommen: Flandern «nd seine Küste«. Belgien. Der Snezkanal und sei«e po­ Die Kriegsschauplätze in Ost­ litische Bedeutnng. preußen. Deutschlands Kolonie« im Welt­ Die Kriegsschauplätze in Ser­ kriege. bien.

Jedes Heft im Umfangt von zirka 3 Druckbogen kostet M. —.80

Verlag ho« Beit & Comp. in Leipzig, Marienstr.18

Kriegsgeographische Zeitbilder Land und Leute der Kriegsschauplätze

Herausgeber

Dr. Hans Spethmann und Dr. Erwin Scheu in Berlin

in Leipzig

Lest 3

Der Kanal mit seinen Küsten und Flottenstützpunkten

Leipzig Verlag von Veit & ComP. 1915

Der Kanal mit seinen Küsten und Flottenstützpunkten

Privatdozent Dr. Hans Spethmann in Berlin

Mit 20 Abbildungen im Text

Leipzig Verlag von Veit & ComP. 1915

Copyright 1915 by Veit L Comp. in Leipzig.

Druck von Metzger & Wittig in Leipzig.

Ein Dampfer trägt uns aus der südlichen Nordsee durch die Enge zwischen Dover und Calais.

Nun steuern wir weiter

Phot. L. Deimel.

Abb. 1.

Der Kanal nahe seinem Ostende.

gen Westen durch den Kanal.

Die Küsten treten zurück und

scheinen niedriger und niedriger zu werden, die Wellen wachsen an Löhe und Gleichmäßigkeit, und das Grün des Wassers

5

geht in ein Blauschwarz über. Allmählich verlieren wir das Land fast gänzlich aus unseren Blicken, und nur an einzelnen Bergen findet das Auge noch einen Saltepunkt am Sorizont. Der Widerschein eines Leuchtfeuers sendet uns schließlich die letzte Kunde vom festen Boden. Dann sind wir jenseits vom Kap Land's End und den Scilly-Inseln oder der Ile d'Oueffant

im freien Atlantischen Ozean und sehen in jeder Richtung

tagaus tagein nichts als Wasser und Wasser. Wir haben den Kanal durchfahren. Es war, als ob wir aus einer breiten Strommündung die hohe See gewannen. Die Weite von nur 33 km bei Dover geht auf 200 km bei den Scilly-Inseln. Fahren wir von Dover nach Osten, so gelangen wir zwar aus dem Kanal heraus in den Südwesteingang der Nordsee. Die Wasserstraße als solche aber zieht sich weiter, sie wird

breiter und breiter und findet nicht eher als auf der Sähe

von Barmouth und Selber ihren Abschluß. Erst hier erblicken wir die offene Nordsee. Das Gebilde, das wir Kanal nennen, ist also nur der eine Flügel eines Meereskörpers, der in seiner

Mitte eine Einschnürung besitzt. Noch an einer anderen Stelle erleidet der Kanal eine auf­ fällige Verminderung seiner Ausdehnung. Ungefähr in der Mitte seiner Länge ragt in ihn von Süden aus die Salbinsel Contentin vor. Da sich aber von der englischen Seite ihr kein ähnliches Gebilde entgegenstreckt, sondern sich dort nur die Insel

Wight der Küste anschmiegt, so ist diese Zusammenfassung des Wassers nicht so ausgeprägt wie in dem Engpaß von Dover und Calais. Immerhin ist sie aber doch so deutlich entwickelt, daß man nicht von einem gegenseitigen Spiegelbilde der beiden

Kanalküsten sprechen kann. Nicht nur in dem räumlichen Wachsen gemahnt uns der

Kanal an den Unterlauf eines Stromes, in der Zunahme seiner 7

Wassertiefe wiederholt sich das gleiche Bild.

Von den beiden

Ufern aus senkt sich der Boden zu einer durchgehenden Rinne hinab, die ihrerseits wiederum von Osten gen Westen fällt. Ist sie zwischen Dover und Calais 40—60 m tief, so erreicht

sie schon an der Normandie 100—150 m.

Das Wasser. Eine Reihe von Kräften halten das Kanalwaffer stets in Atem, Kräfte, die in der Enge der Meeresstraße nahe auf­ einander pressen und deshalb ganz besonders lebendig wirken.

Vor allem erregen Ebbe und Flut täglich zahlreiche Strömungen, die außerordentlich heftig sind und die überdies in kurzen Zeit­ abständen ihre Richtung durchgreisend verändern.

Geschwindig­

keiten von 6—7 km in der Stunde (für Meereswasser hohe Werte) sind keine Seltenheiten, ja im Golf von St. Malo sind solche von 15 km des häufigeren wahrgenommen.

Im allge­

meinen kann man sagen, daß die Strömungen aus der fran­

zösischen Seite am kräftigsten sind und von West nach Ost an

Intensität abnehmen.

Im einzelnen gibt es jedoch von dieser

Verteilung zahlreiche Ausnahmen, so namentlich in Buchten,

in denen die Flutwelle sich stark zu heben vermag. reicht sie mitunter ganz erstaunliche Maße.

Äier er­

So geht in der

Normannischen Bucht sogar das Mittel der Flut auf 12 in und erzielt damit einen der größten Werte für Fluthöhen.

Um

diesen Betrag hebt und senkt sich hier zweimal am Tage das Meer!

Aber auch an der freien Küste beträgt das Ausmaß

von Ebbe und Flut immerhin noch 3—7 m. Zu den Gezeiten kommt noch ein anderer Faktor, der das

Wasser im Kanal zu starken Strömungen veranlaßt.

Straße

ein Paß

zwischen

Da die

zwei größeren Wasserflächen ist,

zwischen der Nordsee und jener Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich zwischen Irland und dem nordwestlichen Spanien ein-

8

Wassertiefe wiederholt sich das gleiche Bild.

Von den beiden

Ufern aus senkt sich der Boden zu einer durchgehenden Rinne hinab, die ihrerseits wiederum von Osten gen Westen fällt. Ist sie zwischen Dover und Calais 40—60 m tief, so erreicht

sie schon an der Normandie 100—150 m.

Das Wasser. Eine Reihe von Kräften halten das Kanalwaffer stets in Atem, Kräfte, die in der Enge der Meeresstraße nahe auf­ einander pressen und deshalb ganz besonders lebendig wirken.

Vor allem erregen Ebbe und Flut täglich zahlreiche Strömungen, die außerordentlich heftig sind und die überdies in kurzen Zeit­ abständen ihre Richtung durchgreisend verändern.

Geschwindig­

keiten von 6—7 km in der Stunde (für Meereswasser hohe Werte) sind keine Seltenheiten, ja im Golf von St. Malo sind solche von 15 km des häufigeren wahrgenommen.

Im allge­

meinen kann man sagen, daß die Strömungen aus der fran­

zösischen Seite am kräftigsten sind und von West nach Ost an

Intensität abnehmen.

Im einzelnen gibt es jedoch von dieser

Verteilung zahlreiche Ausnahmen, so namentlich in Buchten,

in denen die Flutwelle sich stark zu heben vermag. reicht sie mitunter ganz erstaunliche Maße.

Äier er­

So geht in der

Normannischen Bucht sogar das Mittel der Flut auf 12 in und erzielt damit einen der größten Werte für Fluthöhen.

Um

diesen Betrag hebt und senkt sich hier zweimal am Tage das Meer!

Aber auch an der freien Küste beträgt das Ausmaß

von Ebbe und Flut immerhin noch 3—7 m. Zu den Gezeiten kommt noch ein anderer Faktor, der das

Wasser im Kanal zu starken Strömungen veranlaßt.

Straße

ein Paß

zwischen

Da die

zwei größeren Wasserflächen ist,

zwischen der Nordsee und jener Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich zwischen Irland und dem nordwestlichen Spanien ein-

8

schaltet, so muß er häufig einen Ausgleich zwischen verschiedenen

Wasserständen vermitteln. Beispielsweise wird bei westlichen Stürmen das Wasser im Kanal ostwärts getrieben und vor der Enge zwischen Dover und Calais aufgestaut, während gleich­ zeitig in der Nordsee das Wasser auch von Westen nach Osten geblasen wird, wodurch hier aber ein Sinken des Spiegels an der südenglischen Ostküste entsteht. Starke Wasserbewegungen

Phot. E). Lpethmann.

Abb. 3.

Küste bei Ebbe unweit Fowey in Devonshire.

suchen alsdann die Anterschiede in den Wasserständen zu be­

heben.

Treten noch schnelle Veränderungen in den Wind­

richtungen hinzu, wie fie bei Stürmen nicht selten sind, so

vollzieht sich dieser Ausgleich bei großer Geschwindigkeit des Wassers oft ganz unberechenbar in der Stromrichtung. Ein gut Teil der zahlreichen Schiffsverluste im Kanal ist gerade auf derartige Einwirkungen zurückzuführen. Die lebhaften Strömungen vermischen das Wasser ganz

und gar.

Am deutlichsten läßt sich dieser Prozeß in der Ein9

heitlichkeit des Salzgehaltes erkennen.

Von der Oberfläche bis

zu seinem Boden besitzt er in der Regel 35,0—35,5°/00 und

erreicht damit ungefähr jenen Wert, der dem freien Ozean eigen ist. Der Salzgehalt des Kanalwaffers ist demnach nur wenig höher als der an der deutschen Nordseeküste.

Die Temperatur

des Wassers wird hingegen nicht so stark ausgeglichen. Freilich

sind des öfteren dieselben Wärmegrade in der ganzen Löhe

'Abb. 4.

Phot. t). dperhmann. Brandungsspritzer an granitischem Gestein bei vergleichsweise

ruhiger See.

der Wassersäule gemessen worden, aber die klimatischen Anterschiede in den einzelnen Jahreszeiten sind zu groß, als daß sie

sich nicht auch im Meerwaffer in Veränderungen von Monat zu Monat bemerkbar machten. Jedoch sind diese Verschiebungen

im Kanal nur ganz gering. Sie nehmen an Ausmaß von Ost nach West wie vom Land zum Meere ab. Über ihre Größe mögen Messungen südlich des Kap Lizard orientieren, wo an

der Oberfläche des Wassers im August 1904 17,6° beobachtet wurden, im November 1904 13,5°, im Februar 1905 10,4° und im Mai 1905 10,7°.

Wir ersehen hieraus, wie das

Wasser im Winter verhältnismäßig warm, im Sommer dagegen

vergleichsweise kühl ist.

Das Wasser des Kanals wird an seinen Flanken von festen Landmaffen eingeengt.

Wird hierdurch die freie Ent-

pqot. H. Spethmann.

Abb. 5.

Wicklung

Brandungsnischen bei Kap Land's End.

großzügiger Gesetze

der Wasserbewegung ungemein

erschwert und das Bild der Strömungen außerordentlich ver­ wickelt, so übt andererseits doch auch das Wasser einen Einfluß

auf sein Amland aus.

Die Küsten werden von ihm wirksam

bearbeitet.

Die Küsten. Mag die Oberfläche des Kanals auch noch so regungslos ausschauen, am Llfer bricht sich beinahe stets eine Woge. Das 11

der Oberfläche des Wassers im August 1904 17,6° beobachtet wurden, im November 1904 13,5°, im Februar 1905 10,4° und im Mai 1905 10,7°.

Wir ersehen hieraus, wie das

Wasser im Winter verhältnismäßig warm, im Sommer dagegen

vergleichsweise kühl ist.

Das Wasser des Kanals wird an seinen Flanken von festen Landmaffen eingeengt.

Wird hierdurch die freie Ent-

pqot. H. Spethmann.

Abb. 5.

Wicklung

Brandungsnischen bei Kap Land's End.

großzügiger Gesetze

der Wasserbewegung ungemein

erschwert und das Bild der Strömungen außerordentlich ver­ wickelt, so übt andererseits doch auch das Wasser einen Einfluß

auf sein Amland aus.

Die Küsten werden von ihm wirksam

bearbeitet.

Die Küsten. Mag die Oberfläche des Kanals auch noch so regungslos ausschauen, am Llfer bricht sich beinahe stets eine Woge. Das 11

nur noch schwache Ausklingen längst überlebter stürmischer

Bewegungen genügt, um an den Wänden haushohe Spritzer

emporzusenden oder um in kleinen Buchten und Nischen das Wasser wirbelnd zusammenzutreiben. Streicht der Wind aber

lebhaft dahin, eilen Wellen unregelmäßig mit kleinen Gischt­ köpfen schnell hintereinander her, so ist die Grenze des Wassers

Phot. Ej. präsent.

Abb. 6.

Granitküste der Kanalinsel Jersey.

von einem lichten Saum eingefaßt. Mit sprühenden Kämmen, denen seiner Schaum voranweht, prallen die Wogen gegen die

Felsen, hoch zischt das Weißwaffer des Gischtes an den senk­ rechten Abstürzen empor oder leckt sich gierig an schrägen Wänden

in die Äöhe. Ein Augenblick der Ruhe, die Wand trieft von rieselndem Wasser, und das gleiche Schauspiel beginnt von neuem. So mühelos der Fels die Brandung abzuwehren scheint,

jede Woge arbeitet doch an seiner Zerstörung und an seinem 12

Untergang.

Überall begegnen uns an der Küste des Kanals

beredte Anzeichen dieser Vorgänge. Am Fuße der Kliffe liegen

ungefüge Blöcke, die herabgestürzten Trümmer der Wände. Bei hohem Seegang werden sie im Verein mit viel kleinerem Geröll hin und her geworfen, die Kanten sind ihnen bereits abgestoßen, im Laufe der Zeit werden sie kleiner und kleiner und schließlich sind sie zu Grus und Sand zerrieben.

Abb. 7.

Kap Land's End, die Südwestspitze Englands.

Auch an dem Kliff selber vermögen wir vielerorts die ge­

staltende Kraft des Kanalwassers zu erkennen. Der Abfall ist kein einheitlicher. Er besitzt, soweit er aus Granit aufgebaut wird, wie im Westen in Devonshire, Cornwall und auf den Seilly-Znseln, sowie auf der gegenüberliegenden Seite in der Bretagne und Normandie eine außerordentlich dichte vertikale

Gliederung in Gestalt zahlreicher Klüfte.

Sie sind teilweise

so engmaschig und regelmäßig, daß das feste Gestein in eine

Anmenge schmaler Säulen zerlegt ist.

Gerade diese Zierden

der Landschaft bieten dem Meere willkommene Angriffspunkte.

Denn in die feinen Fugen, mögen fie auch noch so winzig sein, ist gar bald das Wasser eingedrungen. Jeder Wellendruck preßt die Wände der kleinen Spalten etwas auseinander und lockert so lange das Gefüge, bis die Säule den ihr nötigen Äalt

Phot. H. praefent.

Abb. 8.

Kreidekliff bei Seaton.

verliert und in die Tiefe stürzt, um dort von den Wellen ver­

schlungen zu werden.

Der starke Zerstörungsprozeß hat eine

Reihe wechselvoller Bilder geschaffen, gerade auf ihn geht die landschaftliche Schönheit zurück, die wir an den Küsten der Bretagne und von Cornwall so sehr bewundern. An der Ostküste des Kanals vollzieht sich dieser Rückgang in dem weichen Kreidegestein, das sich hier zu beiden Seiten

von Dover bis über Wight hinaus und von Calais bis zur 14

Seinebucht erhebt, in etwas anderer Form.

tritt uns stets in sich geschlossen entgegen. gelaugt und unterwaschen.

Die Aferwand

Ihr Fuß wird aus­

Er vermag den Lang über sich

nicht mehr zu tragen, zumal der Verband des Gesteins durch Regen und Grundwasser schon stark gelockert ist.

Die Steilwand

stürzt hinab und bildet am Fuße der Küste ein große Schutt­

halde, die die Farbe des Wassers weithin trübt.

Jedoch nicht

Phot. D. w. Johnson.

Abb. 9.

Shakespearekliff bei Dover.

lange bleiben die Trümmer liegen, sie werden fortgeschwemmt,

und von neuem kann die Anterspülung des Kliffes beginnen. Wenn das Kanalwaffer in so weitgehendem Maße seine

Äser zerstört, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wohin die großen Quantitäten losgelösten Erdreichs gelangen.

Ein

Teil von ihnen wird durch Strömungen wohl in die Tiefe be­ fördert, ein anderer Teil aber wandert am Afer entlang.

Soweit

er sich am Fuße einer Steilküste bewegen muß, bietet sich ihm

kein Platz dauernder Ruhe.

Wo diese aber fehlt, wie an den 15

Mündungen von Bächen und kleinen Flüssen, läßt das Meer

den Transport zu Boden sinken.

Er häuft sich allmählich an,

wächst zu einer Antiefe unter dem Meeresspiegel, um nach und

nach bei niedrigem Wafferstande als Sandbank zutage zu treten.

Bald liegt sie auch schon bei Lochwasser trocken und schließlich wird sie zu einer Barre, die sich dauernd quer vor die Mün-

Phot. H. Spethmann.

Abb. 10.

Die durch einen großen Abrutsch von Kreide aufgerissene Schlucht bei Axmouth.

düngen kleiner Gerinne legt.

Alle Stadien dieser Verbauung

kann man an den Küsten des Kanals verfolgen, besonders schön

an den Äsern von Devonshire.

Ja sogar in das Meer streben

die Anschwemmungen vor, wie im großen Maßstabe in der Nähe von Lastings durch Gerölle geschehen ist.

Immerhin muß man aber sagen, daß Barren von Geröll

und Sand an der Küste des Kanals nicht allzu häufig sind.

16

Nur kleinere Flächen sind angelagert, so daß es auch nicht zur Entwicklung von Küstendünen gekommen ist.

Gelegentlich sind

sie an kurzen Strandwällen aufgeweht, einmal, bei Boulogne,

sogar auf die Kliffe hinaufgefördert, aber jene großen Dünen­

landschaften, wie sie sich im Osten von Calais einstellen, fehlen am Kanal gänzlich.

Phot. k). praesent.

Abb. 11.

Erdrisse in der rutschenden Kreide von Axmouth.

Die Vorgänge, die wir bislang an den Küsten des Kanals

kennen lernten, sind an einer Anzahl von Stellen unterbunden oder stark geändert.

Schon auf einer Landkarte kleinen Maß­

stabes ist zu erkennen, daß eine Reihe von Buchten weit ins

Land hineindringt, so an der englischen Küste bei Falmouth,

Plymouth oder Southampton, an der französischen Küste be­ gegnen sie uns namentlich an der Bretagne.

ten kehrt das gleiche Bild wieder. Lpethmann, Der Kanal.

Bei allen Buch­

Fahren wir von der See 2

17

aus in sie hinein, meinen wir in die Mündung eines größeren

Stromes zu gelangen.

Statt dessen merken wir gar bald, daß

aus dem Linterlande ein verhältnismäßig kleines Gerinne dem Meere in einem ausgesprochenen Tale zueilt.

Da dies ein

Grundzug an den gesamten Küsten des Kanals ist, so dürfte

er nur durch

eine gemeinsame Arsache,

durch eine geringe

Senkung des Landes zu erklären sein.

Phot. H. Zpethmann.

Abb. 12.

Der große Geröllwall der Chesil Beach bei Portland.

Nicht immer sind diese Buchten in ihrer ursprünglich recht beträchtlichen Tiefe erhalten geblieben.

Jede Flut trägt

in sie von der See aus feine Sinkstoffe hinein, die bei Eintritt der Ebbe auf den Grund fallen.

So häuft sich in den Mün­

dungen Schlick und Schlamm an, zwischen denen der Fluß bei Niedrigwasser als schmales Band dahineilt.

Zu seiner Rechten

und Linken stehen charakterlose Lachen und Pfützen auf einer grauweißen Fläche, ein Bild, das namentlich auf der eng­ lischen Seite an Walten erinnert.

Das Klima. So tritt uns an den Küsten des Kanals überall der Ein­ fluß seiner Wogen und Strömungen entgegen.

Sie werden

lebhaft von den vorherrschenden westlichen Winden bestimmt, die im Jahresmittel deutlich überwiegen.

So hat man, um

zwei Beispiele von der Nord- und Südküste des Kanals zu bieten, für Falmouth in Cornwall und für Jersey, einer der

normannischen Inseln, auf Grund fünfzehnjähriger Beobach­ tungen folgende Anzahl von Tagen für die einzelnen Winde

während eines Jahres gefunden. Falmouth Jersey

N

NO 0

SO

43 15

24 34 53 20

27 51 32 39

S

SW

W

NW SM

55 71

71 71

60 — 29 35

Wir ersehen aus der Tabelle, daß die Vetteilung der Winde über die Flächen des Kanals nicht ganz gleichartig ist, was zum Teil jedoch nur scheinbar infolge verschiedener Art

Aber deutlich ist doch wahr­

des Beobachtens sein dürfte.

zunehmen,

daß

die

Winde

westlicher

Lerkunft

während der Äälfte eines Jahres vorwalten.

ungefähr

Freilich darf

nicht verkannt werden, daß auch andere Windrichtungen, so die östlichen, einige Bedeutung erreichen,

was noch schärfer

hervortritt, wenn wir die Zahlen nach ihrer monatlichen Ver­

teilung auflösen.

Dann zeigt sich, daß zur Zeit des Frühjahrs

die nordöstlichen Winde vorherrschen.

An den bringen, sind

Stürmen,

sie

die so

viele

Gefahren im Kanal

dagegen fast gar nicht beteiligt, sondem

diese brausen fast ausschließlich aus Westen heran. Vom Spätherbst bis zum Frühjahr stellen sie sich am häufigsten ein.

„Von Anfang Oktober bis Ende März muß der Seemann in diesen Gewässern stets auf Stürme gefaßt sein", so mahnt das Segelhandbuch den Schiffer.

Am gefährlichsten sind die

südwestlichen Stürme, und diese namentlich in der östlichen 19

Lälfte des Kanals, weil sie mit Regen und schweren Böen

zu wehen Pflegen und nicht selten, ohne an Stärke abzunehmen, schnell in eine andere Richtung umspringen.

Demgegenüber

sind Windstillen seltene Erscheinungen.

Die westlichen Winde stoßen mit ihrer Wärme auf ein kühles Land, was häufige Nebelbildungen zur Folge hat.

So

hat man in dreißigjährigen Beobachtungen gefunden, daß die

Straße von Dover-Calais im Durchschnitt die Zahl der Nebel­

tage derart hoch hat, daß auf den Januar etwa 6 fallen, auf Februar, März, April und^Mai 9, auf Juni und Juli mehr

als 10, auf August und September etwa 4, »as Oktober und November 5 und auf Dezember 10.

Die Regenmenge ist

dementsprechend gleichfalls hoch und beträgt etwa 60 bis 70 cm.

Sommer und Lerbst bringen am meisten Niederschlag, Februar,

März und April am wenigsten.

Entsprechend ihrer Herkunft

nimmt die Regenmenge von Westen nach Osten ab. Zu der jFeuchtigkeit gesellt sich im Winter Wärme und

im Sommer Kühle.

Weithin ist die Luft über den Golfstrom

gestrichen und vermag deshalb dem Kanal und seinen Land­ schaften ein ausgeglichenes, mildes Klima zu bescheren, das

naturgemäß um so schärfer entwickelt ist, je weiter wir nach Westen gehen.

So ist es geradezu erstaunlich, wie warm die

Winter auf den Scilly-Inseln sind; hier beträgt die mittlere Januar-Temperatur 7,7 °!

Im Sommer ist aber unter dem

Einfluß des Meeres die Temperatur relativ niedrig.

Wir

geben hier eine mittlere Iahresreihe, der wir -ine aus dem Osten des Kanals hinzusetzen, um zugleich die Abnahme des Seeklimas in dieser Richtung darzutun. Monat I II III [IV V VI VII VIII IX X XI XII Nordküste der Bre­ tagne, 1851-1900 7,2 7,1 7,9 10,0 11,9 14,3 16,3 16,7 15,2 12,9 9,6 7,7 Ventnor, Wight, 1871-1900 ... 5,2 5,8 6,4 8,9 11,6 14,8 16,4 16,8 15,2 11,6 8,8 6,3

20

Die hohen Wintertemperaturen haben im Gefolge, daß Frost sich nur selten seinstellt.

Auf den Scilly-Jnseln ist er

fast unbekannt, und zwischen Kap Land's End und Kap Lizard hat 'man sich in den letzten dreißig Jahren nur dreimal den Freuden des Eissportes hingeben können.

Gesamtheit des

Die

benachbarten Atlantischen

Ozeans

übt diesen Einfluß des Seeklimas aus, nicht der Kanal allein.

Er begünstigt ihn nur, indem er ihn wie einen Keil in den

Norden unseres Kontinents gebendes Land

hineinschiebt und auf das um­

seitwärts einwirken läßt.

Freilich wird diese

Übertragung etwas unklar, indem das so viel größere Becken der Nordsee auch

dem Westen und Südwesten seiner Ein­

fassung einen maritimen Stempel aufprägt.

Daher rührt es,

daß wir so vielen Zügen der englischen Kanallandschaften an

der südlichen Ostküste der Insel wieder begegnen.

Von der

französischen Seite des Kanals nimmt'man dagegen in Belgien

und Lolland nur wenig Anklänge wahr; hier sind in der Ge­ samtheit des Aufbaues und in der Physiognomie der Küsten­

zone zu große Unterschiede mit der weiter westlichen entwickelt,

als daß sich ausgeprägte landschaftliche und damit auch wirt­ schaftliche Ähnlichkeiten auf weite Erstreckungen östlich und westlich Calais wiederfinden.

Das Amland. Das gesamte Ltmland erweckt einen einheitlichen Eindruck.

Es ist im allgemeinen niedrig und pflegt mit einer Kante an das Meer zu stoßen.

100 m.

Seine mittlere Löhe beträgt nur etwa

Nirgends ist ein überragender Gipfel von der Wasser­

straße aus

zu sehen, keine Gebirge grüßen

aus der Ferne

zu ihr hinunter.

Das Wasser wechselnde

hat eine nur

wenig

Berührung mit dem Llmland.

weit reichende und Lediglich von der 21

Die hohen Wintertemperaturen haben im Gefolge, daß Frost sich nur selten seinstellt.

Auf den Scilly-Jnseln ist er

fast unbekannt, und zwischen Kap Land's End und Kap Lizard hat 'man sich in den letzten dreißig Jahren nur dreimal den Freuden des Eissportes hingeben können.

Gesamtheit des

Die

benachbarten Atlantischen

Ozeans

übt diesen Einfluß des Seeklimas aus, nicht der Kanal allein.

Er begünstigt ihn nur, indem er ihn wie einen Keil in den

Norden unseres Kontinents gebendes Land

hineinschiebt und auf das um­

seitwärts einwirken läßt.

Freilich wird diese

Übertragung etwas unklar, indem das so viel größere Becken der Nordsee auch

dem Westen und Südwesten seiner Ein­

fassung einen maritimen Stempel aufprägt.

Daher rührt es,

daß wir so vielen Zügen der englischen Kanallandschaften an

der südlichen Ostküste der Insel wieder begegnen.

Von der

französischen Seite des Kanals nimmt'man dagegen in Belgien

und Lolland nur wenig Anklänge wahr; hier sind in der Ge­ samtheit des Aufbaues und in der Physiognomie der Küsten­

zone zu große Unterschiede mit der weiter westlichen entwickelt,

als daß sich ausgeprägte landschaftliche und damit auch wirt­ schaftliche Ähnlichkeiten auf weite Erstreckungen östlich und westlich Calais wiederfinden.

Das Amland. Das gesamte Ltmland erweckt einen einheitlichen Eindruck.

Es ist im allgemeinen niedrig und pflegt mit einer Kante an das Meer zu stoßen.

100 m.

Seine mittlere Löhe beträgt nur etwa

Nirgends ist ein überragender Gipfel von der Wasser­

straße aus

zu sehen, keine Gebirge grüßen

aus der Ferne

zu ihr hinunter.

Das Wasser wechselnde

hat eine nur

wenig

Berührung mit dem Llmland.

weit reichende und Lediglich von der 21

Seinebucht aus

dringen.

kann man von ihm tief landeinwärts Vor­

Auch die Somme eröffnet hierfür eine nicht un­

günstige Gelegenheit, aber sonst gelangt man von der See aus

nur in kleine Gerinne, die bald enden und sich auch nicht auf künstlichem Wege namhaft verlängern

mittelbarer Nachbarschaft des Ufers Buchten Meer und Land

lassen.

Nur in un­

sind infolge zahlreicher

öfter innig

durchdrungen, so in

der Bretagne, in Devonshire und in der weiteren Umgebung von Wight.

In der Abdachung des Landes wiederholt sich der gleiche Zug. Wohl neigt sich das dem Wasser nächste Land zum Kanal, sonst stößt es aber in seiner Löhenverteilung unvermittelt an die

See, ja weite Strecken im Osten fallen sogar von ihr fort, um sich den beiden großen Becken von London und Paris zu­ zuwenden.

Das eine von ihnen ist durch die Seine unmittel­

bar dem Kanal erschlossen, zu dem anderen gestattet ihm nur

ein Umweg durch die südwestliche Nordsee den Zutritt.

Das

ist ein sundamentaler Unterschied im Kontakt des Kanals mit seinen beidenseitigen Ländern I

Bei schärferem Zusehen ist eine Zweiteilung der Kanal­ landschaften zu erkennen.

Dort, wo uns im Osten die weißen

Kreidewände entgegenleuchten, schaut des Land anders aus als im

Westen,

säumen.

wo

die

gestaltenreichen Granitkliffe das Meer

Die Grenzlinie ist nicht scharf zu ziehen, sie läuft

ungefähr aus der Bucht von Torquay südöstlich in die Seine­ bucht, so daß die Halbinsel Contentin noch ganz dem zum

Atlantik zugewandten Abschnitt anheimfällt.

Eine reiche Gliederung der Oberfläche erfreut uns im Osten, mag sie auch nur im kleinen entwickelt sein.

und Höhen wechseln regellos

Täler

einander ab, hier ein flacher

Lang, dort ein steiler Abfall, bald ein leicht vermoortes Ge­

lände, dann wieder das lustige Plaudern eines eilenden Bäch22

(eins, das sich aus der Löhe in das Meer ergießt. Das ist das

gleiche Bild in den Küstenregionen von Artois und der Picardie, wie von Kent bis Dorsetshire. Die Lebhaftigkeit der Szenerie verliert sich nach Westen. Große Ebenen begleiten eintönig

das Wasser. Eingeschnittene Täler gliedern sie in Abschnitte, häufiger und tiefer in der Bretagne als in Cornwall und Devonshire. Über die Ebenen erheben sich sanfte Gehänge mit runden Gipfeln.

Nur die Scilly-Inseln mit ihrem Klippen­

reichtum machen eine ^Ausnahme; erreicht doch ihre größte Insel nur 6,5 qkm Fläche, die bei den beiden nächstfolgenden

schon auf 2,4 qkm und 2,1 qkm zusammenschrumpft.

Das Pflanzenkleid. Der landschaftliche Gegensatz wird durch das Pflanzen­

kleid verschleiert, da es auf beiden Seiten des Kanals verschieden entwickelt ist.

Das milde Winterklima läßt an den Küsten,

insbesondere an den westlichen, Gewächse im Freien gedeihen,

die wir in gleicher Breite in Europa vergeblich suchen; erst an den Gestaden des Mittelmeers treffen wir sie wieder. Sie werden hier wie bort im Winter vor dem Tode des Erfrierens bewahrt. Kamelien und Feigenbäume kommen in der Bretagne vortrefflich fort, Myrten und Magnolien schmücken die nor­ mannischen Inseln. Freilich läßt die See diese Gunst nur dann den Gewächsen zuteil werden, wenn sie vor den rauhen Winden

geschützt sind, was gerade an den Abfällen der Küste in der Regel nicht der Fall ist. Sie sind deshalb kahl und nackt oder

dünn von einer Grasdecke überzogen. Nur versteckt in Tälchen

oder im Schuhe von Anhöhen finden wir die Vegetation, die diesen Gebieten sonst fremd ist. Im Sommer kann anderseits die verhältnismäßig geringe Wärme so manche Frucht nicht zum Reifen bringen, wie die der Aprikosen und Mandeln. Selbst die Kirsche färbt sich 23

(eins, das sich aus der Löhe in das Meer ergießt. Das ist das

gleiche Bild in den Küstenregionen von Artois und der Picardie, wie von Kent bis Dorsetshire. Die Lebhaftigkeit der Szenerie verliert sich nach Westen. Große Ebenen begleiten eintönig

das Wasser. Eingeschnittene Täler gliedern sie in Abschnitte, häufiger und tiefer in der Bretagne als in Cornwall und Devonshire. Über die Ebenen erheben sich sanfte Gehänge mit runden Gipfeln.

Nur die Scilly-Inseln mit ihrem Klippen­

reichtum machen eine ^Ausnahme; erreicht doch ihre größte Insel nur 6,5 qkm Fläche, die bei den beiden nächstfolgenden

schon auf 2,4 qkm und 2,1 qkm zusammenschrumpft.

Das Pflanzenkleid. Der landschaftliche Gegensatz wird durch das Pflanzen­

kleid verschleiert, da es auf beiden Seiten des Kanals verschieden entwickelt ist.

Das milde Winterklima läßt an den Küsten,

insbesondere an den westlichen, Gewächse im Freien gedeihen,

die wir in gleicher Breite in Europa vergeblich suchen; erst an den Gestaden des Mittelmeers treffen wir sie wieder. Sie werden hier wie bort im Winter vor dem Tode des Erfrierens bewahrt. Kamelien und Feigenbäume kommen in der Bretagne vortrefflich fort, Myrten und Magnolien schmücken die nor­ mannischen Inseln. Freilich läßt die See diese Gunst nur dann den Gewächsen zuteil werden, wenn sie vor den rauhen Winden

geschützt sind, was gerade an den Abfällen der Küste in der Regel nicht der Fall ist. Sie sind deshalb kahl und nackt oder

dünn von einer Grasdecke überzogen. Nur versteckt in Tälchen

oder im Schuhe von Anhöhen finden wir die Vegetation, die diesen Gebieten sonst fremd ist. Im Sommer kann anderseits die verhältnismäßig geringe Wärme so manche Frucht nicht zum Reifen bringen, wie die der Aprikosen und Mandeln. Selbst die Kirsche färbt sich 23

nicht immer, und der Wein erreicht fast nie volle Trauben. Es

hat nicht an Versuchen gemangelt, die Rebe hier dauernd zu kultivieren, namentlich auf der nach Süden gewandten eng­ lischen Küste, sie sind jedoch alle fehlgeschlagen. Liegt der Kanal auch in der Breite zwischen Düsseldorf und Straßburg, so ist doch das im Sommer kühlende Meer zu nahe. Das feuchte Seeklima begünstigt den Waldwuchs. Als

Abb. 13.

Terrassenbau an der Südküste des Landes End Distriktes,

bei der angelsächsischen Invasion große Flächen des Pflanzen­ kleides künstlich noch nicht stark umgestaltet waren, sind weite

Teile des südlichen England dicht von Bäumen bestanden ge­ wesen.

Nur wo ihr Wuchs durch heftige Windschur unter­

bunden wird, vermögen sie von jeher nicht recht sortzukommen. So vermissen wir noch heute in den frei dem Atlantischen

Ozean ausgesetzten Gebieten der Bretagne und Cornwalls die Waldungen. 24

Lediglich dann, wenn sich in Tälern genügend

Windschutz bietet, gedeihen sie hier, sonst finden Bäume nur in vereinzelten kleinen Gruppen im Schutze von Gehöften ein

Fortkommen. Noch heute sind in der Baumarmut die beiden äußersten Kanalseiten einander gleich.

Gehen wir von ihnen aus an der

englischen Küste nach Osten, so treffen wir schnell auf eine

Zunahme, und schon bald sehen wir landeinwärts die Äöhe des Dartmoor fast ganz von Forsten bestanden.

Nur die oberste

Fläche der Kuppe ragt aus der Grenze des Baumwuchses Dann nimmt der geschloffene Waldbestand etwas ab,

heraus.

und nach und nach tritt an seine Stelle die offene Vertei­ lung der

Bäume.

auf saftig artige

Äecken

einfaffen. die

grüne

Stattliche Kronen werfen ihre Schatten

Rasen und Wiesen oder sind in strauch­

eingestreut,

sind

Das

die

die

die

einzelnen

Kultursiächen

großen Parklandschaften,

nördliche Küstenzone des

östlichen Kanals

so

die für charakte­

ristisch sind. Vergeblich suchen wir nach einem ähnlichen Bild im fran­

zösischen Amland.

Das waldarme Frankreich besitzt gerade hier

seine waldärmsten Flächen, namentlich von der Straße von Calais bis zur Sommemündung.

Nur in kleinen, versteckten

Partien begegnen wir gelegentlich Baumgruppen in kleinen Forsten, oder der unwiriliche Kamm eines Rückens wird von

ihnen

bestanden,

sonst

treffen wir lediglich

Ackerfelder und

Weiden.

Die wirtschaftlichen Werte. Es spiegelt sich in dem Gegensatz des Vegetationsbildes

auf beiden Seiten des Kanals die verschiedenartige Nutzung

der Bodenoberfläche wider.

Der Franzose beutet den Boden

auf das Intensivste zur Ackerwirtschaft aus. mittelbarer Nachbarschaft des

Er baut in un­

östlichen Kanals Äafer

und

25

Windschutz bietet, gedeihen sie hier, sonst finden Bäume nur in vereinzelten kleinen Gruppen im Schutze von Gehöften ein

Fortkommen. Noch heute sind in der Baumarmut die beiden äußersten Kanalseiten einander gleich.

Gehen wir von ihnen aus an der

englischen Küste nach Osten, so treffen wir schnell auf eine

Zunahme, und schon bald sehen wir landeinwärts die Äöhe des Dartmoor fast ganz von Forsten bestanden.

Nur die oberste

Fläche der Kuppe ragt aus der Grenze des Baumwuchses Dann nimmt der geschloffene Waldbestand etwas ab,

heraus.

und nach und nach tritt an seine Stelle die offene Vertei­ lung der

Bäume.

auf saftig artige

Äecken

einfaffen. die

grüne

Stattliche Kronen werfen ihre Schatten

Rasen und Wiesen oder sind in strauch­

eingestreut,

sind

Das

die

die

die

einzelnen

Kultursiächen

großen Parklandschaften,

nördliche Küstenzone des

östlichen Kanals

so

die für charakte­

ristisch sind. Vergeblich suchen wir nach einem ähnlichen Bild im fran­

zösischen Amland.

Das waldarme Frankreich besitzt gerade hier

seine waldärmsten Flächen, namentlich von der Straße von Calais bis zur Sommemündung.

Nur in kleinen, versteckten

Partien begegnen wir gelegentlich Baumgruppen in kleinen Forsten, oder der unwiriliche Kamm eines Rückens wird von

ihnen

bestanden,

sonst

treffen wir lediglich

Ackerfelder und

Weiden.

Die wirtschaftlichen Werte. Es spiegelt sich in dem Gegensatz des Vegetationsbildes

auf beiden Seiten des Kanals die verschiedenartige Nutzung

der Bodenoberfläche wider.

Der Franzose beutet den Boden

auf das Intensivste zur Ackerwirtschaft aus. mittelbarer Nachbarschaft des

Er baut in un­

östlichen Kanals Äafer

und

25

namentlich Weizen, i|t doch das Gebiet östlich der Somme die

Weizenkammer seines

Landes.

Im

Westen wertet er den

Boden durch Buchweizen aus, zu dem sich in der Bretagne

eine hochentwickelte Garten- und Gemüsekultur gesellt, nicht nur inselhaft im Amkreis der Gehöfte, sondern weithin über aus­

gedehnte Flächen.

Auf den Scilly-Inseln finden wir sie wieder.

Auf ihnen gestattet das milde Winterklima ein üppiges und

vor allen Dingen zeitiges Aufblühen von Frühjahrsblumen. Vom Januar ab wandern sie in ungezählten Mengen auf den

Markt der englischen Hauptstadt, so daß man sagen kann, die

Scilly-Inseln sind der Frühlingsgarten von London.

Aber auf

dem übrigen Saum der englischen Küste, d. h. fast in seiner Gesamheit, vermissen wir jegliche bodenwirtschaftliche Äberein-

stimmung mit dem französischen.

Wiese und Weide herrschen

hier vor, teils hervorgerufen durch die etwas nördlichere Lage,

die überdies den frischen Seewinden mehr ausgesetzt ist als der Süden des Kanals, teils aber auch durch die anderen kulturellen Grundsätze und Notwendigkeiten, mit denen Großbritannien an die agrarische Ausnutzung seiner Bodenkrume geht. Muß man die Oberfläche des Amlandes im allgemeinen

als fruchtbar bezeichnen, so birgt die Tiefe ihrer Erde nicht allzu viel Güter.

Lediglich unter der südwestlichen Küstenzone

Englands lagern Schätze; es sind jedoch nicht Kohle und Eisen, wie weiter nordwärts an den Küsten von Wales, aber immer­ hin

doch

das

seltene Zinn und die kostbare Porzellanerde.

Schon Lomer besang Cornwalls Reichtum an Zinn.

Es

lockte die Phönizier und Römer zur Schiffahrt nach dem nord­ westlichen Eingang des Kanals.

Noch gegenwärtig wird es

aus Adern im granitischen und schiefrigen Gestein mittels zahl­ reicher Minen herausgeholt, und jedes Fleckchen ist im Laufe

der Zeit nach dem Edelmetall abgesucht worden.

Sogar auf

steilen Kliffen erheben sich die tzTürme der Minen, und im

26

Land's End-Distrikt

haben

mehrere

ihre Stollen unter das

Meer vorgetrieben, so daß man über ihnen die Brandung ver­

nehmen kann.

Bei dem intensiven Abbau hat aber gar manche

Mine ihre Tätigkeit einstellen müssen, nachdem der Erzvorrat in ihrem Bereich erschöpft war.

Diese Erscheinung blieb nicht

vereinzelt, ja man muß sagen, daß die Zinnausbeute im süd­

westlichen England langsam zurückgeht, ein Rückschlag, an dem weniger die Produktion an Ort und Stelle schuld ist als die

Inangriffnahme anderer, gegenwärtig weit ertragfähigerer Zinn­ lager, namentlich jener von Malacca und Südaustralien. Die Porzellanerde wird gleichfalls dem granitischen Gestein,

das die englische Seite des Kanals säumt, entnommen.

Wo

dieses stark zersetzt ist, hat sich das weiße Kaolin gebildet.

Seine großen Lager werden namentlich bei St. Austell aus­ gebeutet.

Schon von weitem erblickt man von der See aus

Helle Wände in der Landschaft, die an Kreidegestein erinnern, aber aus den Schutthalden der Kaolingruben bestehen. Weitere nennenswerte Bodenschätze weist die unmittelbare Nachbarschaft der Küste nicht aus.

Die großen industriellen

Werke und Werte, die das nordöstliche Frankreich birgt, sind vom Kanal schon zu weit entfernt, als daß dieser wirtschaftlich

durch sie beeinflußt wird, oder daß sich eine umgekehrte Ein­ wirkung fühlbar macht. Die Armut an mineralischen Erzeugnissen wird für die Küstenbevölkerung durch den Fischreichtum des Wassers wett gemacht.

Die Wasserflächen vor der nördlichen mittleren Küste

des Kanals und die Bucht von St. Malo sind die besten Fisch­

gründe.

Lier liefern Steinbutte und Makrelen mit ertragreichen

Austernbänken gute Fänge.

Außerdem wird noch der westliche

Eingang viel von Netzen durchfurcht, sowohl an der Küste von

Cornwall wie an der der Bretagne; an der letzteren hat ja der Sardinenfang Weltruf erlangt. Am intensivsten ist die Fischerei 27

auf den Scilly-Inseln entwickelt, wo sie die einzige Erwerbs­

möglichkeit bot, ehe der Blumenhandel nach London in Schwung kam.

Der Berufszweig ist auf dem hier so stürmischen Meere

inmitten

zahlreicher Klippen

ganz

besonders gefahrvoll und

fordert alljährlich viele Opfer an Gut und Blut.

Von zehn

Männern erreicht einen der natürliche Tod, die übrigen er­

trinken, so sagt ein Sprichwort auf der Inselgruppe.

Leider

läßt der Gewinn in der Ausbeute der Fische einen Rückgang

erkennen, was teilweise auf unrationelles Vorgehen der Ländler zurückzuführen ist, wie in der Bretagne, wo der Sardinenfang

gegenwärtig stark daniederliegt.

Lierzu gesellt sich, daß neue

Fanggründe erschlossen wurden, die, obwohl weit abgelegen, doch für die Versorgung Mitteleuropas von großer Wichtig­ keit geworden sind.

Sie werden zum Teil auch von Fischern

des Kanals aufgesucht, so geht alljährlich eine Gruppe von

Bretonen bei Island seinem herben Erwerb nach.

Das Badeleben. Das Unsichere und Angewisse des Lebensunterhaltes auf der See hat im letzten Jahrzehnt auch an diesen Küsten in

gleicher Weise wie an so vielen Gestaden Europas die Bevölke­ rung eine andere Erwerbsquelle ausnutzen lassen, die des Bade­

lebens.

Der landschaftliche Reiz der Kanalküsten hat sowohl

Engländer wie Franzosen zu ihnen gelockt.

Lier brachte die

Milde des Winters und die erfrischende Kühle des Sommers so vielen Stärkung und Kräftigung.

Am meisten wurden natür­

lich jene Afer aufgesucht, die von den beiden großen Mittel­ punkten, Paris und London, am schnellsten zu erreichen sind.

Von der Seinebucht bis nach Boulogne und von Wight bis nach Lastings wechseln vielfach ein Bad mit dem andern ab. Lier leben Weltbäder, wie Trouville und Eastbourne, Treport

oder Brighton, oder blühen im Stillen und im Verborgenen 28

auf den Scilly-Inseln entwickelt, wo sie die einzige Erwerbs­

möglichkeit bot, ehe der Blumenhandel nach London in Schwung kam.

Der Berufszweig ist auf dem hier so stürmischen Meere

inmitten

zahlreicher Klippen

ganz

besonders gefahrvoll und

fordert alljährlich viele Opfer an Gut und Blut.

Von zehn

Männern erreicht einen der natürliche Tod, die übrigen er­

trinken, so sagt ein Sprichwort auf der Inselgruppe.

Leider

läßt der Gewinn in der Ausbeute der Fische einen Rückgang

erkennen, was teilweise auf unrationelles Vorgehen der Ländler zurückzuführen ist, wie in der Bretagne, wo der Sardinenfang

gegenwärtig stark daniederliegt.

Lierzu gesellt sich, daß neue

Fanggründe erschlossen wurden, die, obwohl weit abgelegen, doch für die Versorgung Mitteleuropas von großer Wichtig­ keit geworden sind.

Sie werden zum Teil auch von Fischern

des Kanals aufgesucht, so geht alljährlich eine Gruppe von

Bretonen bei Island seinem herben Erwerb nach.

Das Badeleben. Das Unsichere und Angewisse des Lebensunterhaltes auf der See hat im letzten Jahrzehnt auch an diesen Küsten in

gleicher Weise wie an so vielen Gestaden Europas die Bevölke­ rung eine andere Erwerbsquelle ausnutzen lassen, die des Bade­

lebens.

Der landschaftliche Reiz der Kanalküsten hat sowohl

Engländer wie Franzosen zu ihnen gelockt.

Lier brachte die

Milde des Winters und die erfrischende Kühle des Sommers so vielen Stärkung und Kräftigung.

Am meisten wurden natür­

lich jene Afer aufgesucht, die von den beiden großen Mittel­ punkten, Paris und London, am schnellsten zu erreichen sind.

Von der Seinebucht bis nach Boulogne und von Wight bis nach Lastings wechseln vielfach ein Bad mit dem andern ab. Lier leben Weltbäder, wie Trouville und Eastbourne, Treport

oder Brighton, oder blühen im Stillen und im Verborgenen 28

kleine Stätten der Erholung.

Im allgemeinen vermindert sich

die Grüße und Dichte der Bäder nach Westen, aber auch hier sind, namentlich in den letzten Jahren, Plätze in schnellem Auf­

blühen, wie z. B. Torquay. Fast allen diesen Bädern ist ein Zug gemeinsam, der

ihren Wert herabdrückt.

Der Strand ist, wie wir bei der

Küstenzerstörung bereits sahen, in der Regel außerordentlich

Phot. HL Spethmann.

Abb. 14. Promenade von Eastbourne.

steinig.

Die Natur bietet keine stachen Sande zum bequemen

Ausruhen.

Nur bei Ebbe laufen größere Flächen trocken, aber

sie sind infolge ihres Tongehaltes alsdann derart, durchfeuchtet, daß sie zum Einsetzen wenig einladen.

Der Adelstand hat in

vielen Bädern zur Folge, daß das Leben und Treiben in den Bädern sich in der Hauptsache anstatt am Wasser oben auf der Strandpromenade abspielt.

Äier ist für Ruheplätze ge29

sorgt, während am eigentlichen Strande nur die Badekarren stehen, die mit Ebbe und Flut vorgeschoben oder aufgeholt

werden.

Die Häfen. Fischerei und Badeleben haben mitgewirkt, die Bewohner des Landes

an

das Wasser zu locken.

Die Küsten geben

Phot. m. Speth mann.

Abb. 15.

Pier von Eastbourne.

mehr Menschen Unterhalt als lediglich das Land schon in nur

geringer Entfernung von der See vermag, der beste Ausdruck dafür, daß der Kanal seine Ufer befruchtet.

Fast überall ist

diese Verdichtung der Bevölkerung wahrzunehmen.

Wohnen

landeinwärts der französischen Küste durchgehends 60—80 Ein­ wohner auf den Quadratkilometer, so steigt die Zahl am Wasser mit Ausnahme einer Strecke von Boulogne bis nach Dieppe

auf 80—150 Einwohner. 30

Das gleiche Bild bietet die englische

sorgt, während am eigentlichen Strande nur die Badekarren stehen, die mit Ebbe und Flut vorgeschoben oder aufgeholt

werden.

Die Häfen. Fischerei und Badeleben haben mitgewirkt, die Bewohner des Landes

an

das Wasser zu locken.

Die Küsten geben

Phot. m. Speth mann.

Abb. 15.

Pier von Eastbourne.

mehr Menschen Unterhalt als lediglich das Land schon in nur

geringer Entfernung von der See vermag, der beste Ausdruck dafür, daß der Kanal seine Ufer befruchtet.

Fast überall ist

diese Verdichtung der Bevölkerung wahrzunehmen.

Wohnen

landeinwärts der französischen Küste durchgehends 60—80 Ein­ wohner auf den Quadratkilometer, so steigt die Zahl am Wasser mit Ausnahme einer Strecke von Boulogne bis nach Dieppe

auf 80—150 Einwohner. 30

Das gleiche Bild bietet die englische

Küste, die etwas stärker besiedelt ist.

Nur in ihrem Osten

liegt die großstädtische Einflußzone von London schon zu nahe dem Meere, als daß landeinwärts eine Abnahme der Bevölke­

rungsdichte einträte, vielmehr nimmt diese hier zu.

Stet sitzt

die Bevölkerung am dichtesten, insbesondere zwischen Folkestone und^Dover, wenn man von der örtlichen Verdichtung in den

Säfen absieht.

Beide Küsten sind reich mit ihnen besetzt, von Falmouth bis Dover und von Morlaix bis Calais.

Der Kanal liefert

durch die zahllosen verschiedenartigen Buchten, die er ins Land greifen läßt, die Vorbedinguitg zur Anlage und Entwicklung

derartig guter Sandelsplätze.

Man kann ihre Bedeutung an

unserer Wasserstraße nicht aus ihrer Einwohnerzahl ermessen, auch nicht aus ihrem Warenverkehr, sondern auch Interessen

der Marine bestimmen ihren Wert.

So birgt Dover noch

nicht 50000k Einwohner und ist zweifellos doch einer der be­

deutendsten Säfen des Kanals. Die Säfen sondern sich in drei Größengruppen.

Einmal

in kleine Säfen, von denen jedes Fischerstädtchen seinen eigenen besitzt.

Sie reichen mit ihrem Wirkungskreis kaum über die

Nachbarschaft hinaus, sondern entsprechen lediglich den örtlichen Bedürfnissen der Fischerei und weisen deshalb nur wenig künst­ liche Bauten auf.

Ihnen stehen die Großhäfen gegenüber, von

denen die französische Küste nur zwei besitzt, Le Savre und

Cherbourg, während auf der englischen Seite nicht weniger als

fünf hierher zu zählen sind, Plymouth, Portland, Southampton, Portsmouth und Dover.

Sie setzen sich aus Welthäfen für

Sandel- und Kriegsflotten zusammen.

Für ihre Existenz sind

ihre natürlichen Vorbedingungen stark verändert, und mit Aus­

nahme von Dover stehen sie mit Großstädten in engster Ver­ bindung.

Zwischen den beiden Klassen schalten sich Mittelhäfen

ein, wie Falmouth, Calais und Boulogne.

Sie bergen eine 31

kleine Leimatflotte oder vermitteln einen größeren Durchgangs­

verkehr von einer Seite des Kanals zur anderen.

Ihrer Größe

entsprechend lehnen sie sich nur an Mittelstädte an.

In der ersten Anlage gehen alle Läsen des Kanals auf eine örtliche Begünstigung der Küste zurück.

Das Vordringen

des Wassers in kleinen Tälchen oder der Schutz hinter einem

Phot. k). Ipethmann.

Abb. 16.

Primitive Lafenanlage in St. Loy's Cove im Land's End Distrikt.

vorspringenden Kliff boten Sicherheit gegen die gesahrvollen Elemente der offenen See.

Das Ausführen einer Mole zur

Erhöhung der Sicherheit ist die einfachste Veränderung von Menschenhand.

Der Damm

ist eine Schutzwehr,

er sorgt

dafür, daß aus keiner Richtung der Wind den Seegang gegen den Port vorzuschicken vermag. Lediglich eine schmale Öffnung

auf der einen Seite der Mole oder irgend eine Unterbrechung

in ihrem Verlauf bietet die Einfahrt. 32

Linker ihr gelangt man

in ein kleines Becken, das nur bei Flut zu erreichen ist; bei

Ebbe läuft es größtenteils trocken, die Schiffe stehen alsdann

auf schlickigem Grunde.

Das ist der gleiche Grundzug der

Läsen am Kanal, der uns in seiner ursprünglichen Reinheit noch heute in fast sämtlichen kleinen Fischereihäfen begegnet,

namentlich in Cornwall und in der Bretagne.

In dem Ausbau der Läsen hat das hohe Ausmaß von Ebbe und Flut eine hervorragende Rolle gespielt.

Es war klar,

daß jene Plätze besonders leistungsfähig sind, die jederzeit der Schiffahrt Tür und Tor zu öffnen vermögen, und zwar nicht

nur kleinen Fahrzeugen, sondern auch überseeischen Dampfern mit hohen Tonnenziffern.

Es führte zur Anlage von Docks,

die wir jetzt in allen mittleren und größeren Läsen treffen,

jedoch in ganz verschiedener Entwicklung.

Ihr Grundplan ist, in einem geschloffenen Becken, das nur durch ein Schleusentor eine Verbindung mit dem Meere gestattet, lediglich bei Flutzeit Schiffe aufzunehmen oder aus­ fahren zu lassen.

Dieses System bietet den Vorteil, daß die

Fahrzeuge im Lasen unbehindert um das Fallen oder Steigen

des Wassers zu jeder Zeit laden und löschen können.

Je größer

die Läsen sind, um so komplizierter sind naturgemäß die Dock­

anlagen im allgemeinen entwickelt.

Die Becken werden ver­

mehrt und vergrößert, und aus einfachen Schleusentoren sind große Schleusenkammern geworden.

Le Lavre bietet ein gutes

Beispiel der allmählichen Entwicklung derartiger Anlagen.

Jedoch nur für Landelshäfen ist der Dockbau charakteristisch. Für die Kriegshäfen hat man Becken weit größerer Dimen­ sionen ohne Schleusen gebaut, damit sie fähig sind, bei jeg­

lichem Wasserstande eine Flotte aufnehmen und beherbergen zu können.

Bei dieser Sachlage blieb am Kanal nichts anderes

übrig, als durch ausgedehnte Molenbauten weite Wasserflächen mit hinreichendem Tiefgang von dem freien Meere abzutrennen. 33 Spettymann, Der Kanal.

3

Zuerst geschah es bei Cherbourg, in größerem Maße dann

später bei Dover und Portland.

Der beigegebene Plan von

Dover zeigt recht deutlich das Wesen der Kriegshafenanlage

gegenüber der eines Handelshafens. Lediglich bei Plymouth waren derartig umfassende Kunstbauten nicht notwendig, da hier im Rahmen einer guten natürlichen Bucht bereits genügend Schutz vorhanden war.

Nur ein Wellenbrecher mußte an der Ein­

fahrt aufgeführt werden als Gegenstück zu dem von Cherbourg.

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Portsmouth, bei dem sich

Abb. 17.

Äafenplan von Cherbourg nach O. Schulze.

hinter einer schmalen Öffnung von der See aus ein weites Wasserbecken ausdehnt, das allerdings von wattenartigem Cha­ rakter ist, aber für Lafenbauten leicht umzugestalten war.

In der seeseitigen Weltlage sind die Läsen des Kanals so nahe einander benachbart, daß man von diesem Gesichtspunkte

aus

kaum Unterschiede in ihren Funktionen erwarten sollte.

And doch haben sich solche in der heutigen Zeit des Lastens und Eilens entwickelt, namentlich bei den Landelshäfen.

Dieses

ist weniger auf der französischen Seite der Fall gewesen, weil 34

hier nur ein einziger bedeutender Platz emporgewachsen ist,

nämlich Le Savre, sondern viel mehr auf der englischen, wo

mehrere miteinander wetteifern.

Anter ihnen hat jene große

Stadt, die der von Westen kommende Seefahrer zuerst . Spethmann und Dr. E. Scheu Lest 1 | 2 I 3 i 4 I 5 | 6 | 7 | 8 I 9 | 10111 u. Fortsetzung —|—|------ 1—j----- 1—|—I—|—|—j— Jedes Lest 80 Pfennig

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Schmid, Kriegswirtschaftslehre.

Geheftet M. 2.50.

Spethmann, Islands größter Vulkan die Dyngjufjöll mit der Askja. j

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Geb. in Ganzleinen M. 7.—, geh. M. 6.—.

Lowell, Die englische Verfassung.

Geb. in Ganzleinen M. 23.—, geh. M. 20.—.

Betrag ist nachzunehmen — folgt gleichzeitig durch die Post. (Nichtgewünschtes ist durchzustreichen.) Unterschrift:

Ort und Datum:

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Soeben ist erschienen:

Kriegswirtfchaftslehre von

Dr. Ferdinand Schmid o. ö. Professor an der Universität Leipzig

Gr.-Oktav. Preis geheftet M. 2.50 3n dem vorliegenden Buche, das auS einem Zyklus von Vorträgen entstanden ist, die im Januar 1915 im Auftrage des Ausschusses für volkstümliche Lochschulkurse in der Leip­ ziger Universität gehalten wurden, sind die durch den gegen­ wärtigen Krieg ausgelösten wirtschaftlichen Maßnahmen und Erscheinungen unter einheitlichen Gesichtspunkten zusammen­

gestellt.

Der berühmte Volkswirtschastler hat in den Kapiteln:

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wirtschaftspolitik

einen reichen und hochinteressanten Stoff zusammengetragen, so daß dieses aktuelle billige Werk von jedermann mit großem Nutzen gelesen werden wird.

Verlag von Veit & Comp. in Leipzig, Marienstr. 18