Der Freischütz: [Oper in 3 Aufzügen] [In Musik gesetzt von Carl Maria von Weber. Reprint 2018 ed.] 9783111516349, 9783111148472


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Der Freischütz. Oper in drei Aufzügen
Personen
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Nachwort des Verfassers
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Der Freischütz: [Oper in 3 Aufzügen] [In Musik gesetzt von Carl Maria von Weber. Reprint 2018 ed.]
 9783111516349, 9783111148472

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D e r Freischütz.

Von

Friedrich Kind.

Leipzig,

bei Georg Joachim Gisch

Der

Freischütz.

Oper in drei Aufzügen. Zn Musik ge setze von

Carl Maria von Weber.

Personen.

Ottokar, böhmischer Fürst. Cuno, fürstlicher Erbförster. Agathe, seine Tochter. Annchen, eine junge Verwandte.

Samiel, der schwarze Jager. Ein Eremit. Kilian, ein reicher Bauer. Brautjungfern. Jager und Gefolge. Landleute und Musikanten. Erscheinungen.

l Die Zert: Kurz nach Beendigung des dreißig rührigen Krieges.)

Erster

Aufzug.

Erster Auftritt. Waldgegend mit einer Eremiten - Wohnung. Keben dieser ein Altar von Nasen. Hinter ihm ein Kreuz oder Heiligenbild, ganz von weißen Nasen umblüht.

Eremit, vor dem Altar knieend.

Allerbarmer!

Herr dort oBm!

Dir, den Sonn' und Stern« loben. Sey auch in der Einsamkeit Deines Knechtes Herz geweiht! Cr faltet die Hände und stützt hetend fein Erficht auf den Altar. Pause, von Mufik ausgefüllt Dann richtet et sich, wie aus einer Entzückung, erschrocken in die Höhe.

Welch ein Gesicht! — O Herr der Welt, gestatt' es nicht! —

Ich

sah



noch

jetzt

ergreift

mich

Schauern — Zch sah den Feind im Dunkeln lauern, Mit tückisch - frend'gem Angesicht. Er streckte — ha! wie mir das Her) noch graust! — Er streckte seine Ricscnfaust Nach rinein unbefleckten Lamm. Agathe war's.' — Nach ihrem Bräutigam Lauscht' er mit gier'gen, wilden Blicken, Als woll' er seinen Fuß umstricken; Zm düstern Antlitz Spott und Hohn, Erfaßt' er seine Rechte schon-------Mit brünstiger Andacht.

Herr! vernimm des Greises Flehen! Laß den Frevel nicht geschehen! Schirm', o Herr, der ewig wacht. Vor des Bösen Trug und Macht! Er sieht auf und geht einige Schritte vorwärts.

Was war das?

Ist mir doch, als war

ich begraben gewesen und nun zurückgegeben dem Lichte!

Ich lebe einfach und mein Lager

ist hart; kalt schleicht das Blut in den Ader»

des Greises — dann kommen Gesichte von Gott! —

All' ihr Heiligen! seit drei Tagen

sah ich Agathen nicht, und schon zeichnet daGlöckchen der Clause sich auf jenen Büschen ab, und verkündet das Herannahen des Abends. — Dort — täuschen mich nicht die Augen — ja, sie ists!

Zweiter Auftritt. Der Eremit.

Agathe mit einem Milchkruge,

ANNcheN trägt ihr ein Körbchen nach und giebt es ihr beim Auftreten.

Agathe, zu Änlichen.

Hab' Dank! Annchen ak.

Eremit. Sey mir gesegnet, mein- Tochter!

Du

bliebst lange aus — Agathe. Ihr seyd doch wohl, ehrwürdiger Vater?

Zch wär schon gestern oder vorgestern gekommen; aber dieses Obst, da« ich für euch aufbewahrt hakte, wollte nicht früher reifen. Da nehmt es, und dieß Brot »nd dieß Krüglein Milch. Andere Labung darf ich Euch ja nicht bringen. Eremit. Die Früchte sind auserlesen. für mich, wie eine Tochter.

Du sorgst

Agathe. Zch liebe Euch auch nach meinem Vater am meisten. Eremit.

Wär' daS wahr, was würde dein Max dazu sagen? Agathe. Ei — das ist etwas Andres — ich sprach von kind licher Liebe. Zhr scherzt mit mir; Ihr seyd ungewöhnlich heiter.

Eremit, vor ach. Wie sehr irrt sie! — $uut.

Dein Max ist

doch wohl?

Agathe. Vollkommen — nur daß ihm vor dem Pro­ beschusse bange ist, den er morgen ablege» soll.

Eremit. Zch habe davon gehört.

Hass du keine

trübe Ahnung? Agathe. Zu Zeiten wohl — wenn mich Max so schwermürhig ansieht! Eremit. Es thut meinem Herzen weh, deine Heiter­ keit auch nur auf Augenblicke zu verscheuchen. Dennoch kann ich dir nicht verhehlen —

Agathe. 0 sprecht, ehrwürdiger Vater!

Was von

Euch kommt, wird stets zu meinem Heil dienen.

Eremit. Ich kenne die eigentliche Gefahr nicht, die dir und deinem Verlobten droht; doch hat mich ein Gesicht besorgt gemacht. Agathe, ingstlich.

Was erschien Euch?

Eremit. Gesichte deuten gewöhnlich die Zukunft nur in ungewissem Halbdunkel an; auch das meinige war dieser Art. Doch fühle ich mein Herz, wenn ich dich ansehe, beklommen.

Agathe. So laßt mein und Maxens Glück doppelt Eurem frommen Gebete empfohlen seyn. Nicht wahr, Ihr erfüllt diesen Wunsch? Eremit.

Ich bin nur ein schwacher Mensch, aber meiner Vorbitte könnt Ihr gewiß seyn.

Agathe. So bin ich voll Hoffnung — Eremit. Bewahre treu die Reinheit deines Herzens, so wird der Allmächtige d i ch bewahren! Agathe. Lebt Venn wohl, ehrwürdiger Vater! und vergeht unserer nicht in Eurer Andacht. Eremit.

Gott mit dir, meine Tochter'. Agathe geht. Er ruft ihr nach. Agathe! Agathe.

Habt Ihr mir noch etwas zu sagen? Eremit. Eine innre Stimme ruft mir zu, dich heute nicht ohne Gegengabe zu entlassen. Die­ ser Roscnstock, dessen erstes Rcißlein meinem Vorgänger ein Pilger aus Palästina mitbrachte,

ist wunderlioblich empor gewachsen. Frühling blüht er aufs reichste; und presse die Blatter,

und

Jeden

ich sammle

die Landleute

schreiben dem Nosenwasser wunderbare Schutzund Heilkräfte zu.

Nimm denn einige dieser

Rosen als Brautgeschenk meiner väterlichen Liebe! Er bricht Rosen c6, fügt sie in einen Strauß zusammen, und üborgicbt sie ihr am Schluffe des folgenden Zwei Gesangs.

Nimm hin des Freundes Gabe, Eeweihet, keusch und rein!

Agathe. Vor aller meiner Habe Soll sie mir theuer seyn!

Eremit. Wird sich die Blüthe senken, Sollst du dabei gedenken: Was irdisch ist, vergeht!

Agathe. Hch will der Blatter wahren.

Daß noch in späten Zähren Erinnerung mich umweht! Eremit. Auch sollst tm nicht vergesse«: Man muß die Rose pressen, LH Heilung ste gewährt —

Agathe. So wird zu reinern Freuden Das Mrnschenherz durch Leiden Gelautert und geklärt! Eremit. Nimm hin, des Freundes Gabe, Gewcihet, keusch und rein! AgatheDer aller meiner Habe Soll sie mir theuer seyn! Der Eremit in Gebüsch ab. *)

Einstedlerwohnung, Agathe durchs

V) Diese zwei Einleitunasseericn sind hier für, die Leser aus der ersten Handschrift hergestellt und nicht mit componirt. Die Aufführung beginnt mit der folgen­ den Scene.

H

Dritter Auftritt. Platz vor einer Waldschenke, die geräumig, doch blos mit Schoben gedeckt ist. M a x sitzt allein im Vorgrunde an einem Tische, vor sich den Krug. Im Hintergründe eine Vogelstange, von Volksgetümmel umgeben. Böhmische Bergmusik. In dem Augenblicke, als die Gardine aufgeht, fällt ein Schuf;, und das letzte Stück einer Sternscheibe fliegt in Splittern herunter.

Volk. Ah! ah! — brav!

Herrlich getroffen!

Jubel und Geklatsch.

Max, bis jetzt die geballte Faust vor der Stirn, schlägt heftig ans den Tisch.

Glück zu, Dauer! Chor der Landleute, unter rauschender Musik, indem dieStange herabgelassen wird.

Victoria! Victoria! der Meister soll leben. Der wacker dem Slernlein den Rest hat gegeben! Ihm gleichet kein Schütz' von fern und von nah! Victoria! Victoria! Victoria!

Maje.

Immer frisch! Schreit! schreit! stampft mit bet Büchse auf den Boden und legt sie qn einen Daum. War ich denn blind? Sind die Sennen dieser Faust erschlafft? Es hat sich ein Zug geordnet. Voran die Musikanten, einen Marsch spielend. Dann Banerknaben, die das letzte Stück der Scheibe auf einem Degen, und mancherlei neues Zinngeräth als Gewinn tragen. Hierauf KiliZN, als Schützen - König, mit Blumenstrauß und Ordensbande, ivorüuf die von ihm getroffenen Sterne befestigt- sind. Schützen mit Büchsen , mehre mit Sternen auf Mützen und Hüten, Weiber und Mädchen folgen. Oer Zug geht herum und alle, die bei

vorbeikommen, deuten höhnisch

auf ihn, verneigen sich, flüstern Und lachen. Zuletzt bleibt

Kilian

vor ihm stehen, wirft sich in die Brust und

sing-t:

Schau' der Herr mich an als König! Dünkt Ihm meine Macht zu wenig? Gleich zieh' Cr den Hut, Mosje? Wird er? frag' ich — He? He? He? Chor wiederholt die letzte Zeile.

Kilian.

Stern und Strauß trag' ich vorm Leibe,

Cantors Seph er l trägt die Scheibe; Hat Er Augen nun, Mosje? Was traf Er denn? — He? He? He? Chor,

rote oben.

Kilian.

Darf ich etwa Türe Gnaden 's nächste Mal zum Schießen laden? Er gönnt andern was, Mosje l Nun, Er kommt doch? — He? He? He? Chor, wie oben.

Max, springt auf, zieht den Hirschfänger und sehr Kilian bei der Brust.

Laßt mich zufrieden oder! — Äetürl.'.ttel, auf Max einfrvmgcnfr.

Die

Vorigen.

C un o,

Caspar tm»

mehre Zäg « k mit Büchsen und Jagdspicßen.

C » n o. Was giebt's hier?

Pfui, dreißig über

«inen! Wer untersteht sich, meinen Purfchen anzutasten ?

Kilian, von Max losgelassen, ofrct noch furchtsam.

Alles in Güte tinb Liebe, werther Herr Erbfirster! Gar nicht böse gemeint! Es ist Herkominen bei uns, daß, wer stets gefehlt hat,

vom Königsschuße ausgeschloßen und

dann ein wenig gehänselt wird — alles in Güte und Liebe. Cuno, h-sti». Stets gefehlt? Wer? wer hat das?

Kilian. Es ist freilich arg, wenn der Dauer einFreischütz.

2

i5

--------

Mal über den Zager kommt — aber fragt Ihn nur selbst.

Max, beschämt und verzweifelnd.

Zch kann's nicht läugnen; ich habe nie getroffen. Caspar, »ot sich.

Dank, Samiel! Max l Max! der beste Schütze Wochen hast du bracht, und auch

C u n o. ist 's möglich? Du, sonst weit und breit! Seit vier keine Feder nach Hause ge­ jetzt — pfui der Schande!

Caspar. Glaube mir, Camerad! es ist, wie ich gesagt habe. Cs hat dir Zemand einen Waid­ mann gesetzt, und den mußt du lösen, oder du trifft keine Klaue. C u ii o. Possen!

Caspar. Das meine ich eben. gemacht.

So etwas ist leicht

Laß dir rathen, Camerad!

Geh

nächsten Freitag auf einen Kreuzweg, zieh' mit dem Ladestocke oder einem blutigen Degen «inen Kreis um dich und rufe dreimal de» großen Zäger---------

Kilian. Gott bewahr' uns!

Einen von de- Teu»

felS Heerfchaarrn! C u n o, su Caspar. Schweig, vorlauter Bube! Ich kenne dich längst.

Du bist ein Tagedieb, ein Schlem­

mer, ein falscher Wirrster— hüte dich, daß ich nicht noch Aergeces von dir denke.

Caspar

macht eine kriechende Bewegung, als wolle er sich entschul«

eigen.

Kein Wort, oder du hast auf der Stelle

den Abschied! — Aber auch du, Max! siehe dich vor! Zch bin dir wie ein Vater gewogen; es freut mich, daß der Herr Fürst SohnesRecht auf den Eidam übertragen will — aber — wenn du morgen beim Prvbeschuße fehltest,

müßt' ich dir doch das Mädchen versagen. Wollt Ihr in der Irre herumlaufen? M ax. Morgen! morgen schon! Einige Jäger. Was ist das eigentlich mit dem Probefchuße? Schon oft haben wir davon gehört. —

Kilian. Ja, auch wir, aber noch hat uns Nie­ mand die rechte Dewandniß ju sagen gewußt. Andere.

0 erzählt's uns, Herr Cuno! C u n o. Meinetwegen! Zum Hoflager kommen wir noch Zeit genug. Seht sich. Mein Urältervater, der noch im Forsthause abgebildet steht, hieß Cuno, wie ich, und war fürstlicher Lribschütz. Einst trieben die Hunde 'einen Hirsch heran, auf den ein Mensch angeschmiedet war; so

bestrafte man in alten Zeiten die Waldfrevler. Dieser Anblick erregte das Mitleid des damali­ gen Fürsten. Er versprach demjenigen, wel­ cher den Hirsch erlege, ohne den Missethäter zu verwunden, eine Ecbförsterei, und zur Wohnung das nah gelegene Waldschlbßchen. Der wackere Leibschütz, mehr aus eigenem Erbarmen, als wegen der großen Verheißung, besann sich nicht lange. Er legte an und befahl die Kugel den heiligen Engel». Der Hirsch stürzte, und der Wilddieb war, obwohl im Gesicht vom Dorngebüsch derb zerkratzt, doch im übrigen unversehrt. Weiber. Gott sey Dank! der arme Wildschütze!

Männer. Dra»! brav! — das war ein Meisterschuß.

Caspar. Oder ein Glücksfall, wenn nicht vielleicht gar —

Max. Ich möchte der Cuno gewesen seyn! Starrt -u Boden und versinkt in sich selbst.

Cuno. Auch

mein Urvater freute sich sehr über

die Rettung des Unglücklichen und der Fürst erfüllte in Allem seine Zusage.

Kilian. So? also davon schreibt sich der Probeschuß her, Nachbar» und Freunde! Nun weiß man 's doch auch! Cuno. Hört noch das Ende! wie seht,

Es ging damals

mit einem Blick auf Caspar daß der böse

Feind immer Unkraut unter den Waizen säet. Cuno'S Neider wußten es an den Fürsten zu bringen/ der Schuß sey mit Zauberei geschehen, Cuno

habe nicht gezielt, sondern eine frei*

luget geladen. Caspar. Dacht' ich's doch! — Bor sich. Hilf zu, Samiel!

Kilian,

»U

einig«» Bauern.

Eine Freikugel! — das

sind Schlingen

des bisen Feinds; meine Großmutter hat mir es erklärt.

Sechse treffen, aber die siebente

gehört dem Dösen;

der kann sie hinführen,

wohin ihm's beliebt.

Caspar. Alfanzerei! Nichts als Naturkräfte i Cuno. Aus diesem Grunde machte der Fürst bei der Stiftung den Zusatz, daß jeder von Cuno's Nachfolgern zuvor einen Probeschuß ablege, schwer oder leicht, wie es der regierende Fürst oder sein Abgeordneter anzubefehlen geruht. Auch will es das Herkommen, daß der jung« Förster an demselben Tage mit seiner Erwähl­ ten getraut wird, die aber völlig unbescholten seyn

und im

erscheinen muß.

jungfräulichen Ehrenkränzlein Doch genug nun! Zu den 2L-

gern, di« mit ihm gekommen

Wir wollen uns wie­

der auf de» Weg machen! btt aber, Max!

n magst noch einmal zu Hause nachsehen, ob sämmtliche

Treibleute

angelangt

sind.



Nimm dich zusammen! — der Waidmann, der dir gesetzt ist,

mag die Liebe seyn. —

Noch vor Sonnenaufgang erwarte ich dich beim Hvflager. Max, frtv rost bei Cunov Anrede aus seiner Zerstreuung »tmufgr kommen ist.

0! diese Sonne, Furchtbar steigt fi« mir empor!

Cuno. Leid oder Wonne, Beides ruht in deinem Rohr! Max. Ach, ich muß verzagen Daß der Schuß gelingt! Cu» o. Dann mußt du entsagen —-

Caspar, zu SteoF, mit bedeutungsvoll«» Heimlichfkit.

Nur ein keckes Wagen Jsts, was Glück erringt!

Max. Agathen entsagen. Wie könnt ich'S ertragen? Doch verfolgt mich Mißgeschick — Chor. Seht, wie düster ist sein Blick! Ahnung scheint ihn zu durchbeben — Zu Max.

O laß Hoffnung dich beleben. Und vertraue dem Geschick! Max. Weh mit! mich verließ das Glück! Unsichtbare Mächte grollen, Dange Ahnung füllt die Brust!

Caspar. Mag Fortuna's Kugel rollen;

Wer sich höh'rer Kraft bewußt, Trotzt dem Wechsel und Verlust! C u n v. So 'S des «Himmels Mächte wollen. Dann — trag' männlich den Verlust Chor. Nein! er trüg nicht den Verlust! Cun o faßt Max bet der Hand.

Mein Sohn, nur Muth! Wer Gott vertraut, baut gut. Zu den Jägern.

Jetzt auf! In Bergen und Klüften Tobt morgen der freudige Krieg. Chor der Zäg er. Das Wild in Fluren und Triften, Der Aar in Wolken und Lüften Ist unser, und unser der Sieg! Chor der Landleute. Laßt lustig die Hörner erschallen —

Chor der Zäger. Wir lassen die Hörner erschalle» — Alle

außer Max.

Wenn wiederum Abend ergraut, Soll Echo und Felsenwand hallen: Sa! Hussah, dem Dräut'gam! der Braut! Cuno mit Caspar und den Jägern ab.

Fünfter Auftritt. Die Vorigen

ohne Cuno und sein Gefolge.

Kilian. Ein braver Mann,

der Herr Förster!

Aber nun kommt auch in den Schenkgiebel; es wird schon recht dämmrig und schaurig. Zu Max.

Wir wollen gute Freunde bleiben,

wackerer Pursch! Zch gönne Ihm morgen das beste Glück! Jetzt schlag' Er sich die Grillen aus dem Kopfe, nehm' Cr ein Mädchen und tanze Er mit hinein!

Max. Za, es wär mir, wie tanzen!

Kilian. Nun, wie 's beliebt! Er nimmt eine der Frauen; die Andern eben so. Böl).bischer Walzer. Die mef) testen drehen sich tanzepd in den Schenkgiebel; die übrigen zerstreuen sich. Es ist düster worden.

Sechster Auftritt. Max allein. Späterhin Samiel, von beinah kiderincnschlichcr Größe, dunkelgrün und feuerfarb mit Golde gekleidet. Der große, mit einer Hahnfeder verzierte Hut bedeckt fast da« ganze schwarze Gesicht.

Max. Nein, länger trag' ich nicht die Qualen, Die Angst, die jede Hoffnung raubt! Für welche Schuld muß ich bezahlen? Was iveiht dem falschen Glück mein Haupt? — Durch die Wälder, durch die Auen Zog ich leichten Muths dahin;

Alles, was ich konnt' erschauen. War des sichern Rohrs Gewinn. Abends bracht' ich reiche Deute, Und als über eignes Glück, Drohend wohl dem Mörder, freute Sich Agathe's Liebesblick. — Hat denn der Himmel mich verlassen? Sam iel (fast ganz unbeweglich) tritt im Hintergrunde einen Schritt aüs dem Gebüsche.

Die Vorsicht ganz ihr Aug' gewandt? Soll das Verderben mich erfassen? Verfiel ich in des Zufalls Hand? — Jetzt ist wohl ihr Fenster offen. Und sie horcht auf meinen Schritt, Läßt nicht ab vom treuen Hoffen: Max bringt gute Zeichen mit! Wenn sich rauschend Blätter regen. Wähnt sie wohl, es sey mein Fuß; Hüpft vor Freuden, winkt entgegen — Nur dem Laub' — den Lkebesgrnß. — Doch mich umgarnen finstre Mächte; Samiel schreitet mit großen Schritten im Hi»tergrunde über die Bühne.

Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott! O dringt kein Strahl durch diese Nächte? Herrscht blind das Schicksal? Lebt kein Gott? Samiel schon ganz an der entgegengesetzten Seite, macht bei dem letzten Worte eine zuckende Bewegung und ist ver­ schwunden.

Siebenter Auftritt. Max.

Caspar, herb-ts-hl-ichend. Samiel, grüßtentheilS unsichtbar. Ein Schenkmädchen.

Caspar, sobald Max ihn gewahr wird.

Da bist du ja noch, Camerad. ich dich finde.

Gut, daß

Max. Horchst btt schon wieder herum? Caspar. Ist das mein Dank? Cs fiel mir unter«

wegs ein guter Rach für dich ein; aus treu­ meinendem Herzen stehle ich Mich fort, lauft mich fast außer Athem!— Zch kann's, kann's nicht verschmerzen,

daß du hier zum Spott

der Bauern worden bist.

Teufel! die mögen

gelacht haben! ha ha ha! Aber, was Hilsts? Schlag' dirs aus de» Gedanken, Bruderherz! Wie? was?

Greift nach dem Kruge.

Bier hast

du? das taugt nicht zum Sorgenbrecher! in Wein!

den Schenkgiebel rufend.

Wein!

Zwei

Paßgläser! — Camerad! und kostete es mich den letzten Heller, ich kann dich nicht so traurig sehen! du mußt Mit Mir trinken!

Das Geforderte

ist indeß von einem Schenkmädchen gebracht worden.

Max. Damit verschone mich! ohnedies

wüst

genug,

Mein Kops ist

r-gt den Kopf auf die Hände.

Caspar, tropft geschwind aus einem Fläschchen etwas in bas für Max bestimmte Glas.

Vor

brauchst du wenig! Samiel!

sich. So Freundchen! bft

Gießt schnell Wein ein.

Hilf,

Samiel schaut mit dem Kopfe aus dem Gebüsch,

Z2 an welchem sie sitzen.

Caspar erschrocken.

Du bA?

Samiel verschwindet. Max, auffahrend.

Mit wem sprachst du? Caspar. Zch? mit Niemand.

Ich sagte:

„So,

Freundchen!" weil ich dir einschenkte.

Mar. Zch mag aber nichts.

Caspar. Der Herr Förster soll leben! die Gesund, heit

deines Lehrherrn

wirst

du

doch mit«

trinken? Mar. So sey's.

Sie stoßen an und trinken.

Caspar. Nun laß uns eins singen! — „Semper fröhlich,

nur halb selig,

immerhin!" —

Max bezeigt seine» Unwillen.

Das gefällt dir Nicht?

Nun denn, ein andres! Hier im ird'schen Jammerthal War' doch nichts, als Plack uhb Qual, Trüg der Stock nicht Trauben; Darum bis zum letzten Hauch Setz' ich auf Gott Pachus Bauch Meinen festen Glauben! Ei, du mußt auch mitsingen! Trinkt. M a x. Laß mich!

Caspar. Jungfer Agathe soll leben! Wer die Ge» sundheit seiner Braut ausschlüg,

wär' doch

warlich ein Schuft.

Max. Du wirst unverschämt.

Sit stoßen an lind

trinken.

Caspar. Eins ist Eins und Drei sind Drei! Freischütz.

Drum addirt noch Zweierlei Zu dem Saft der Neben; Kartenspiel und Würfellust Und ein Kind mit runder Brust Hilft zum ew'gen Leben! Mit dir ist aber auch gar nichts

anzufan-

gen! Trinkt.

M a x. Wie kannst du mir zumuthen, iy so etwas einzustimmen?

Caspar. Unser Herr Fürst soll leben!

Wer nicht

dabei ist, ist ein Zudas! M ax. Nun denn, aber dann auch keinen Tropfen tuefyv !

Sie stoßen an und trinken.

Max weht sich mit

dem Hute Luft zu, und giebt sonst zu erkennen, daß ihm heiß sey.

Caspar. Ohne dieß Trifolium

Giebt'S kein wahres Gaudium Seil dem ersten Uebel. Fläschchen, sey mein A. D. C, Mein Gebetbuch, Catherle, Karte, meine Bibel! *) Max, aufspnnzent.

Bube! Agathe hat recht,, wenn sie mich immer vor dir warnt,

scui

sott.

Man meist >h»>

von jetzt eine gewisse Heftigkeit an, einem leichten, aber dösen Rausche gleich.

Caspar. Wie kannst du auch gleich so in Harnisch gerathen, Bruderherz? Zch diente noch als Milchbart unter dem Altringer und Tilly, und war mit beim Magdeburger Tanze; unterm Kriegsvplke lernt man solche Schelmliedlein. Die Dvrfnhr schlägt-, Max steht auf.

nach Hause? *) Für das Theater: Würfel, Karte, Catherle Meine Bilder« Fibel!

Willst d» schon

S6

Max. Za, es wird Zeit. Das schlug Sieben!

Caspar. Zu Agathen? — Da weiß ich doch nicht — du könntest sie erschrecken! Weißt du nicht, daß sie auf einen Gewinn als gute Vorbedeu­ tung für morgen hofft? Max.

Ach, die Arme! Und ich selbst! Morgen!

Caspar. Bleib' noch und laß dir rathen! Deshalb hab' ich dich eigentlich aufgesucht. Dir könnte gar wohl geholfen werden! Max. Mir geholfen? Caspar, geh«im»>ßvoli. Um dir ganz meine Freundschaft zu bewei­ sen, könnte ich dir unter vier Augen------

Nicht umsonst habe ich gegen dich zuweilen ein Wort fallen lassen------ Es giebt allerdings gewisse geheime Kräfte der Natur, gewisse unschuldige Zagd-Künste — Diese Nacht, wo sich die Mondscheibe verfinstert, ist zu großen Dingen geschickt! — Ein alter Bergjäger hat mir einmal vertraut — Man sieht Samiel von Zeit zu Z^it lauschen, ohne daß ihn die Sprechenden bemerken.

Max. Du missest mir das Gift tropfenweiß zu —

Caspar. Wie wär's, Camerad, wenn ich dir noch heute zu einem recht glücklichen Schusse ver» hülfe, der Agathen beruhigte und zugleich Euer morgendes Glück verbürgte? Max. Du fragst wunderbar. Zst dar möglich? Caspar.

Muth! Muth! Was die Augen sehen, glaubt das Herz. Da, nimm meine Büchse k

SS

Max. WaS soll ich damit?

Caspar. Geduld ! denn nichts?

Er sieht nach dem Himmel.

Da!

Siehst du den Stößer dort?

da!

Zeigt sich

Schnell, indem er ihm das Gewehr giebt.

Schieß!

Max. Bist du ein Narr, oder glaubst du, ich -ins? Cs ist ganz düster, der Vogel schwebt wie ein schwarzer Punkt in der Luft, wol­ kenhoch über der Schußweite!

Caspar. Schieß ins T — SchelloberS Namen! ha ha! Max berührt wie im Zweifel dev Stecher; das Gewehr geht los. demselben Augenblicke hört man ein gellendes Gelächter, so daß sich Max erschrocken nach Caspar umsieht.

lachst du?

Was

Wie Fittige der Unterwelt

kreißt's dort oben — Ein mächtiger Steinadler schwebt einen Augenblick wirbelnd in der Lust, e«dt zu Maxens Füßen. —

und stürzt dann

Was ist das?

Caspar, der ihn

aufhebt.

Der größte Steinadler, den es giebt! Was für Fänge! Und wie herrlich getroffen! Gleich unterm Flügel, sonst nichts verletzt!

Kannst

ihn ausstopfen lassen, Bruder, für ein Nauralien-Kabinet! Mar. Aber ich begreife nicht-------- diese Büchse ist doch, wie jede andere---------

Caspar. Viktoria! das wird dich bei den Dauern in Respect sehen! das wird Agathen erfreuen! Staust einige der größten Federn aus und steckt sie auf Maxens Hut.

So, Camerad! dieß als Siegs­

zeichen.

Max. Was machst du? —

Wird mir doch ganz

schauerlich!— Was hast btt geladen? Was war bas für eine Kugel? Caspar. Gar keine Kugel, Närrchen! Eine träch­ tige Blindschleiche! die trifft allemal. Max. Träum' ich bettn, ober bin ich berauscht? Sa etwas ist mir noch nie begegnet! — Cas­ par ! ich bitte dich, ich beschwöre dich — Faßt >h». Caspar! ich bringe dich um — Sag', was war bas für eine Kugel? Caspar. Bist btt verwirrt vor Freuden? Zch theile sie mit dir! umarmt ihn. Nicht, Freunbchen! baS war ein Schuß? — Laß mich los! Max läßt ihn los. Do hast du die Kugel her? — Caspar. Nun, wenn du Vernunft annimmst —

— so sag' mir — du,

der wackerste Jäger,

bist du, oder stellst du dich nur so uner­ fahren?

Wüßtest du wirklich nicht, was eine

Freikugcl sagen will?

Max. Albernes Geschwätz! Caspar. Da lernt man's doch besser unter dem Kriegsvolke. Ha, ha! wie kämen die Scharf­ schützen zurecht, die ihren Mann aus dem dicksten Pulverdampfe herausschießen?

Oder

hast du nie nachgedacht, wie der Schwedenkönig, trotz seines Gollers von Elendshaut, bei Lützen gefallen ist? hieß es.

Zwei silberne Kugeln

Ja, ja, der Gescheidte kennt das!

Doch zu so etwas bedarfs anderer Künste, als blos zu zielen und loszudrücken. Max, den Adler betrachtend.

Der Schuß ist unglaublich — in trüber

Dämmerung — aus den Wolken herabgrholtl So wäre es doch wahr? Caspar. Zudem ist'- wohl zweierlei, einem armen Erdensohne aus dem Hinterhalte das Lebens­ licht ausblasen, und sich eine Erbförsterei und ein allerliebstes Mädchen erschießen!

Max, vor sich selbst brütend.

Hast du noch mehr solche Kugeln?

Caspar. Es war die letzte —

sie haben gerade

ausgereicht. Pause.

Max. Bist du doch auf einmal so wortkarg! — Ausgereicht!

Wie verstehst du das?

Caspar. Weil sie in dieser Nacht zu bekommen sind.

Max. Zn dieser Nacht? Caspar. Za doch! Drei Tage hintereinander steht jetzt die Sonne im Schützen, und heut ist der mittelste; heut', wenn sich die Tage scheiden, giebt'S eine totale Mondfinsterniß. — Max! Camerad! Dein Schicksal steht unter dem Einflüsse günstiger Gestirne! Du bist zu hohen Dingen ersehen! Heute, gerade in der Nacht zuvor, ehe du den Probeschuß thun, Amt und Braut dir gewinnen sollst, wo du der Hülfe unsichtbarer Machte so sehr bedarfst, beut die Natur selbst sich zu deinem Dienste!

Max. Wohl! Mein Geschick will's! — Schaff' mir so eine Kugel! — Caöpar. Mehr, als du brauchst! Aber bedarf der Mann eines Vormunds?

Max.

Wie erlangt man sie? C a sp ar. Das will ich dich lehren. — Sey Punct zwölf Uhr in der Wolfsschlucht!

Max. Um Mitternacht — in der Wolfsschlucht? — Nein! die Schlucht ist verrufen, und um Mitternacht öffnen sich die Pforten der Hölle.

Caspar. Pah! — Wie du denkst! — Und doch kann ich dich deinem Unstern nicht überlassen — ich bin dein Freund! ich will dir gießen helfen.

Max. Auch das nicht! Caspar.

So mach' dich morgen zum LandeZgespött! Verlier' die Försterei und Agathen! -------

3d) bin dein Freund, ich will selbst für dich gießen; aber dabei mußt du seyn!

Max. Deine Zunge ist glatt. — Nein, an solche Dinge muß «in frommer Jager nicht denken!

Caspar. Feigling l Also nur durch fremde Gefahr, gäb's anders dergleichen, möchtest du dein Glück erkaufen? Glaubst du, dann wär deine Schuld, gäb'es dergleichen, geringer? Glaubst du, diese Schuld, gäb' es dergleichen, laste nicht schon auf dir? De» Adler an den Fittige» «ussprcihcnd. Glaubst du, dieser Adler sep dir geschenkt? Max. Furchtbar, wenn du recht hättest;

Caspar. Sonderbar, wie du fragst! — Doch Un­ dank ist der Welt Lohn. Ich will mir hier

thun Flederwisch abhauen, daß ich wenigstenetwas davon trage. Haut einen Flügel ab. Drol­ lig! um Agathen zu trösten, wagtest du den Schuß; sie zu erwerben, fehlt es dir an Herzhaftigkeit! Das würde sich das Wachs« püppchen, das mich um deinetwillen verwarf, schwerlich einbilden! $oe m- Es soll gerochen werden!

Max. Elender! Muth hab' ich-----Caspar. So bewähr' ihn! Brauchtest du schon eine Freikugel, so ist's ja ein Kinderspiel, welche zu gießen. Was dir bevorsteht ohne diese Hülfe, kannst du aus deinen bisherigen Fehlschüssen leicht abnehmen. Das Mädchen ist auf dich versessen, kann nicht ohne. dich leben; sie wird verzweifeln! Du wirst, allen Menschen ein Spott, herumschleichen, viel­ leicht aus Verzweiflung — Drückt sich die Faust in die Augen, als träte das Wasser hinein. Schäme

dich, rauher Waidmann,

daß bn ihn mehr

liebst, als-er sich selbst! Siet fi*.

Hilf zu,

Samiel! Max. Agathe sterben!

Zch in einen Abgrund

springen! Za, das w§r' das Ende! —Giebt easpar die Hand.

Bei

Agalhe's

Leben!

ich

komme!

Sam iel,

der bet den letzte» Worten tzervorge-

lauscht hat, nickt und verschwindet.

Caspar. Schweig gegen Jedermann! dir und mir Gefahr bringen.

Es könnte Ich erwarte

dich! Glock zwölf!

Max. Zch dich verrathen? — Glock zwölf! Ich komm«!

Ach rer Auftritt. Caspar «Kein, höhnisch ihm nachsehend. ES ist indessen ganz dunkel worden.

Schweig, schweig — damit dich Niemand warnt! Der Hölle Netz hat dich umgarnt, Nichrs kann vom tiefen Fall dich retten! Umgebt ihn, ihr Geister mit Dunkel be­ schwingt ! Schon trägt er knirschend eure Ketten! Triumph! die Rache, die Rache gelingt-! Auf der entgegengesetzten (Beite ab.

Zweiter Aufzug. Erster Auftritt. Dorsaal mit zwei Seitenelngängen im Forsthause. Hirsch­ geweihe und düstre Tapeten mit Iagdftücken geben ihm ein alterthümliches Ansehen und bezeichnen ein ehemaliges fürst­ liches Waldschloß.

In der Mitte ein mit Vorhängen be­

deckter Ausgang, der zu einem Altan führt. Annchens Spinnrad,

Auf einer Seite

auf der andern ein großer Tisch,

worauf ein Lämpchen brennt und ein weißes Kleid mit grü» nein Band liegt.

An n ch en, steht auf einer Leiter, hat das Bild des ersten Cuno'S wie­ der aufgehängt und hämmert den Nagel fest.

Agathe, im Nachtkleid, bindet einen Verband von der Stirn.

A n n ch e n. Schelm! halt fest! Zch will btr’d lehren! Spukerein kann man entbehre» Zn solch altem Eulen-Nest. Freischütz.

4

Agathe. Laß das Ahnenbild in Ehren! Annche n. Ei, dem alten Herrn Zoll' ich Achtung gern; Doch dem Knechte Sitte lehren. Kann Respect nicht wehren — Agathe. Sprich, wen meinst du? welchem Knecht? A n n ch e n. Nun, dem Nagel!

Kannst du fragen?

Sollt' er seinen Herrn nicht tragen. Ließ ihn fall'n? war das nicht schlecht?

Agathe. 2a, gewiß, das war nicht recht. zugleich.

A n n ch e nDas war warlich mehr, als schlecht! Steigt herunter und setzt die Leiter weg.

Agathe. Alles wird dir zum Feste, Alles beut dir Lachen und Scherz — O wie anders fühlt mein Herz! Annchen. Grillen sind mir böse Gäste. Immer mit leichtem Sinn Tanzen durchs Leben hin. Das nur ist Hochgewinn — Sorg' und Gram muß man verjagen!

Agathe. Wer bezwingt des Busens Schlagen? Wer der Liebe süßen Schmerz?

Annchen. Die bezwingen Lust und Scherz!

Agathe. Stets um den Geliebten zagen Muß dieß ahnungsvolle Herz!

Annchen, besteht sich das Bild.

So! nun wird der Altvater wohl wieder ein Zahrhundertchen festhängen. Da oben Mag ich ihn recht gern leiden! Zu Agathen gekehrt. Aber du hast das Tuch schon abgebunden? Das Blut ist doch völlig gestillt?

Agathe. Sey ohne Sorgen, liebes Annchen! Der Schreck war das Schlimmste! — Wo nur Max bleibt? Annchen. Nun kommt er gewiß bald. Herr Cuno sagte ja bestimmt, daß er ihn noch einmal heimsenden werde.

Agathe. Es ist recht still und einsam hier-----Annchen.

Unangenehm ist's freilich, in einem sol-

chen verwünschten Schloße am Polterabende fast mutterscelen allein zu wenn

sich

seyn,

zumal —

so ehrwürdige langst vermoderte

Herrschaften, mir nichts, dir nichts, von den Wänden herabbemühen.

Da lob' ich mir die

lebendigen und jungen! singt mit Icbljcftet Pantomine.

Kommt ein schlanker Pnrsch gegangen, Blond von Locken oder braun. Hell von Aug' und roth von Wangen, Ei, nach dem kann man wohl schaun. Zwar schlägt man das Aug' aufs Mieder, Tief verschämt, nach Mädchen-Art; Doch verstohlen hebt man's wieder, Wenn's das Pürschchen nicht gewahrt. Sollten ja sich Blicke finden. Nun, was hat anch das für Noth? Man wird drum nicht gleich erblinden. Wird man auch ein wenig roth. Dlickchen hin und Blick herüberDis der Mund sich auch was traut!

Er seufzt: Schönste! Sie spricht: Lieber! Bald heißt's Bräutigam und Braut. Immer näher, liebe Leutchen! Wollt ihr mich im Kranze seh'n? Nicht, das ist ein nettes Bräutchen, Und der Pursch nicht minder schön? Agathe, die während des Liedchens angefangen hat, das Äleid mit Bande zu besehen, fällt mit ein.

Und der Pursch nicht minder schön! Annchen. So recht!

So gefällst du mir, Agathe!

So bist du doch, wie ich seyn werde, — wichtig,

wenn ich einmal Braut bin. Agathe.

Wer weiß!

Doch ich gönne dir's von

Herzen, ist auch mein Brautstand nicht ganz kummerlos.

Besonders seit ich heute von dem

Eremiten zurückkam, hat mir's wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. um vieles leichter.

Jetzt fühle ich mich

Aniiche it. Wie so? Erzähle doch'. Noch weif; ich gar. nicht,

wie dein Besuch abgelaufen ist,

außer daß dir der fromme Greis geweihete Rosen geschenkt hat. Agath e. Er warnte mich vor einer unbekannten, großen Gefahr, welch« ihm ein Gesicht offen­ bart habe. Erfüllung

Nun ist seine Warnung ja in gegangen.

Das

herabstürzende

Bild konnte mich tödten! Annchen. Gut erklärt!

So muß man bife Vorbe­

deutungen nehmen!

Mein Vater war einst

ein tapferer Degen

und

sehr

daß ichs nicht auch werden konnte.

unzufrieden, Er meinte,

man müsse die Furcht nur verspotten, dann fliehe sie, und das wahre Sprüchlein, sich fest zu machen, bestehe in den Worten: Hund«, sott, wehre dich!

Agathe. Die Rosen sind mir nun doppelt theuer, und ich will ihrer auf das treueste pflegen. A n n ch e n. Wie wär's, wenn ich sie in die Nacht­ frische vor's Fenster sehte? Es wird ohnedieß Zeit, mich auszukleiden.

Agathe. Thue daS, liebes Annchen! A n n ch e n. Aber, dann laß uns auch zu Bette gehen!

Agathe. Nicht eher, bis Max da ist! A n n ch e ii. Hat man nicht feine Noth mit Euch LieVeSleutchen!

Zweiter Auftritt. Agathe »fleht. Wie nahte mir der Schlummer, Bevor ich ihn geseh'n? — Za, Liebe pflegt mit Kummer Stets Hand in Hand zu geh'n! Ob Mond' auf seinen Pfad wohl lacht? Sie öffnet den Ausgang zum Altan und man sieht in eine sternenhelle Landschaft hinaus.

Welch schöne Nacht! Sie tritt in den Altan und erhebt in frommer Rührung die Hände.

Leise, leise. Fromme Weise! Schwing' dich auf zum Sternenkreise. Lied, erschalle! Feiernd walle Mein Gebet zur Himmelshalle! — Hinausschauend.

O wie hell die goldnen Sterne, Mit wie reinem Glanz' sie glüh'»! Nur dort in der Berge Ferne, Scheint ein Wetter aufzuzieh'n.

5S Dort am Wald auch schwebt ein Heer Düstrer Wolken dumpf und schwer. — Zu dir wende Zch die Hände, Herr ohn' Anfang und ohn' Ende! Vor Gefahren Uns zu wahren. Sende deine Engel -Schaaren!— Wieder hinausschauend.

Alles pflegt schon längst der Ruh; Trauter Freund! was weilest du? Ob mein Ohr auch ängstlich lauscht. Nur der Tannen Wipfel rauscht. Nur das Birkrnlaub im Hain Flüstert durch die bange Stille; Nur die N chtigall und Grille Scheint der Nachtluft flch zu freu'n. — Doch wie? Trügt mich mein Ohr? Dort klingt's wie Schritte — Dort aus der Tannen Mitte Kommt was hervor — — Cr ist'S! er ist'S!

Die Flagge der Liebe mag wehen! Sie winkt ihm mit einem weißen Tuche.

Dein Mädchen wacht Noch in der Nacht — Er scheint mich noch nicht zu sehen — Gott! täuscht das Licht Des Mondes nicht, So

schmückt

ein Blumenstrauß

den

Hut. — Gewiß, er halben besten Schuß gethan! Das kündet Glück für morgen an! 0 süßeHoffnung! Neu belebter Muth!— Alle meine Pulse schlagen, Und das Herz wallt ungestüm. Süß entzückt entgegen ihm! Konnt' ich das zu hoffen wagen? Za, es wandte sich das Glück Zu dem theuern Freund zurück. Will sich morgen treu bewähren! Jst's nicht Täuschung, ist's nicht Wahn?— Himmel, nimm des Dankes Zähren Für dieß Pfand der Hoffnung an!

6o

Dritter Auftritt. Agathe. Mar, verstört und Gleich nach ihm A N N dj C tl in

heftig eintretend. Nachtkleidern.

Agathe. Bist du endlich da, lieber Max!

Max. Meine Agathe! Sie umarmen sich. Agathe tritt still zurück, als sie statt des gehoften Straußes den Feder­ busch erblickt.

Max. Verjeiht, wenn Ihr meinetwegen aufge­ blieben seyd! Leider komm' ich nur auf wenig Augenblicke —

Agathe. Du willst doch nicht wieder fort? Es sind Gewitter im Anzüge.

Max. 2ch muß! —

Wirst den Hut auf den Tisch, daß

6i Sas Lämpchen von dem Federbusche ausgelöscht wird. Die Gegend, in die man'aus dem Altan hinaussieht, zeigt sich schon in dunklerer Beleuchtung.

Aiinchen.

Gut, daß der Mond scheint; sonst säßen wir im Finstern. Schlägt Feuer und brennt daskämpchen wieder an. Zu Max. Wir (!nb ja recht lebhaft? Vermuthlich getanzt? Max.

Za! ja! Vermuthlich! Agathe, furchtsam, mit allen Zeichen getäuschter Hoffnung.

Du scheinst übel gelaunt. Wieder unglück­ lich gewesen?

Max. Nein! nein! Zm Gegentheil! Agathe. Nicht? gechiß nicht?

Annchen, IM Max.

Was hast du gewonnen ? Wenn's ein Band ist, Vetter! mußt du mir's schenken. Bitte, bitte! Agathe hat schon Bändrrkram genug von dir! Agathe. Was hast du getroffen, Max? Heute ist mir's von Wichtigkeit. Max, mit.ängstlicher Verlegenheit.

Zch habe — ich war gar nicht beim Stern­ schießen ! Agathe. Und sagst doch, du seyst glücklich gewesen? Max.

Za doch! wunderbar, unglaublich glücklich. Sieh! Zeigt ihr mit solcher Heftigkeit den Fcderbnsch

Den größten Raub­ vogel hab' ich aus den Wolken geholt!

üufdei:t HUte, do.ß sie 3«rückfährt.

-ds Agathe. Sey doch nicht so hastig! du fährst mir in die Augen-------M fl x. Dergieb! öemetrt

Blut

«» ii>i«v

Stirn.

Aber

was ist das? du bist verwundet, deine Locken sind blutig — Um aller Heiligen willen, war ist dir begegnet? Agathe. Nichts! so viel als nichts! Es heilt noch vorm Drautgang.

S>» sanft a» it;n schmiegend.

Du sollst dich drum deines Dräutchens nicht schämen!

Max. Aber so sagt doch nur-------A n n ch e n. Das Bild dort fiel herunter — —

Max. Dort, der Urvater Cuno?

Agathe. Wie bist du? Es ist sonst kein Bild hier.

Max. Der wackere, gottesfürchtige Cuno? Annchen. Halb und halb war Agathe selbst Schuld. Wer hieß ihr auch, schon nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen! Da ließ sich doch kaum erwarten, daß du schon Heim kämst. M a x. Um sieben Uhr?

Annchen. Du hbrst's ja! die Thurmuhr drüben im Dorfe hatte kaum ausgeschlagen. Max. Seltsam! den Bergadler.

ii$. Um diese Zeit schoß ich

Agathe. Du sprichst mit dir selbst.

Was hast du?

Max. Nichts! nichts auf der Welt!

Agathe. Bist du unzufrieden mit mir? Max, mit steigender Verlegenheit.

Nein! wie könnt ich? —

Za denn! ich

bringe dir eine Bürgschaft meines wiederkeh­ renden Glücks — sie hat mich viel gekostet, und du — du freust dich nicht einmal darüber. Zstdas auch Liebe?

Agathe. Sey nicht ungerecht, Max!

Noch weiß

ich ja nicht — so große Raubvögel, wie ich diesen mir denken muß,

haben immer was

Furchtbares. A n n ch e n. Das dücht' ich nicht!

Mir seh'n sie recht

stattlich aus. Freischütz.

5

Aga th e,

zn Max.

0 steh' nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig.

Solltest du morgen nicht

glücklich seyn, würdest du mir, ich dir ent­ rissen, o gewiß, der Gram tbdtete mich! Max. Druin — eben darum — muß ich wieder fort!

Agathe. Aber was treibt dich? M a x. Ich habe — ich bin noch ein Mal glücklich gewesen —

A gathe. Noch ein Mal? M a x. Ja doch! ja!

ohne Agathen ansehe» jit können.

Ich hab' in der Dammrung einen Sechjehnend-

net geschossen! 6er muß noch hereingeschafft werden, sonst stehlen ihn des Nachts die Dauern. Agath e» Wo liegt der Hirsch? Max. Ziemlich weit — im tiefen Walde — 6ei der Wolfsschlucht!

Agathe. Wie? was? Entsetzen! Dort in der Schreckensschlucht? Annchen. Der wilde Jäger soll dort hetzen. Und wer ihn hört, ergreift die Flucht.

Max. Darf Furcht im Hirn des Waidmann« hausen?

Agathe. Doch sündigt der, wer Gott versucht!

Max. Ich bin vertraut mit jenem Grausen, Das Mitternacht im Walde webt. Wenn sturmbewegt die Eichen sausen. Der Häher krächzt, die Eule schwebt — Nimmt Hut, Jagdtasche und Büchse.

Agathe. Mir ist so bang! o bleibe! 0 eile, eile nicht so schnell. Annchen. Ihr ist so bang! o bleibe! 0 eile, eile nicht so schnell!

Max, nach dem Altan schauend, düster vor sich.

Noch birgt sich nicht die Mondenscheibe, Noch strahlt ihr Schimmer dammerhell; Doch bald wird sie den Schein verlieren — Annchen. Willst du den Himmel observiren? Das wär' nun meine Sache nicht!

6g Agathe» 0, kann dich meine Angst nicht rühren? —

Max. Mich ruft von hinnen — Wort und Pflicht! Zsgathe und Annchen ' Leb wohl! > zugleich.

Max Leb wohl!

J

er geht hastig fort und kehrt in der Thür noch einmal zurück. Mit Wehmuth.

Doch hast du auch vergeben. Den Vorwurf? den Verdacht?

Agathe. Nichts fühlt mein Herz, als Bebe»! Nimm meiner Warnung Acht! A n n ch e n. So ist das Zägerleben! Nicht Ruh' bei Tag und Nacht!

Agathe. Weh' mir! Zch muß dich lassen! Anuchen. Such', Best«, dich zu fassen! Max,

düster.

Bald wird der Mond erblassen! —> Agathe und Annchen. Denk an Agathe'- Wort! Max, den Hnt tief in die Augen drückend.

Mein Schicksal reißt mich fort! Zu verschiedenen Thüren ab.

Vierter Furchtbare Schlucht,

Au stritt.

größtentheils mit Schwarzholz be­

wachsen, von hohen Gebirgen ring!? umgeben. derselben stürzt ein Wasserfall.

Von einem

Der Vollmond scheint bleich.

Zwei Gewitter von entgegen gesetzter Richtung sind im Anzuge.

Weiter vorwärts ein vom Blitz zerschmetterter,

ganz verdorrter Baum, inwendig faul, so daß er zu glim­ men scheint.

Auf der andern Seite,

.Aste eine große Eule

auf einem knorrigen

mit feurig rädernden Augen.

Auf

andern Bäumen Raben und anderes Waldgevögel.

Caspar, ohne Hut und Oberklcid, doch mit Jagdtasche und Hirsch­ fänger,

ist beschäftigt,

mit schwarzen Feldsteinen einen

Kreis zu legen, in dessen Mitte ein Todtenkoxf liegt.

Einige

Schritte davon der abgehauene AdlerSsiügel, Eießkelle und Kugelform.

Stimmen unsichtbarer Geister von verschiedenen Seiten.

Milch des Mondes fiel anfs Kraut — Uhui' Spinnweb' ist mit Blut bethaut —» Uhui! Eh' noch wieder Abend graut ■— Uhui!

3ft sie tobt, die zarte Braut! Uhui! Eh' noch wieder sinkt die Nacht, 3ft das Opfer dargebracht. Uhui! Uhui! Uhui!

Fünfter Auftritt. Die Uhr schlägt ganz in der Ferne dumpf Zwölf. Kreis von Steinen ist vollendet. fällt, reißt

Der

Als der zwölfte Schlag

Cltspnv den Hirschfänger heftig heraus

und stößt ihn in den Todtenschädel — Bald darauf

S a m i e l.

Caspar erhebt den Hirschfänger mit dem Todtenkopfe und rüst:

Sännet! Sännet! erschein'! Bei des Zaub'rers Hirngebein! Sännet! Sännet! erschein'! er stellt beides wieder in die Mitte des Kreises. sches Getös. dem Felsen.

S N M i e t tritt (Efl $ p flV wirft

Unterirdi?

in einiger Entfernung aus sich vor ihm nieder.

Samiel. Was rufst du mich! Caspar,

kriechend.

Du weißt, daß meine Frist Schier abgelaufen ist —

Samiel. Morgen! Caspar.

Werlängre sie noch einmal mir —

Samiel. Nein! Caspar. Ich bringe neue Opfer dir —

Samiel. Welche?

Caspar.

Mei» Zagdgescll, er naht — Er, der noch nie dein dunkles Reich betrat! S a m i e l. Was fein Begehr? — Caspar. Freikugeln sind's, auf die er Hoffnung baut —

Samiel. Sechse treffen, sieben äffen.

Caspar. Die siebente sey dein.' Aus seinem Rohr lenk' sie nach seiner Braut; Dieß wird ihn der Verjweislung weih'n, Zhn und den Vater — Samiel. Noch habe ich keinen Theil an ihr!

Caspar, bange. Gnügt er dir allein? Samiel. Da- findet fich!

Caspar. Doch schenkst du Frist? und wieder auf drei Zahr, Dring' ich ihn dir zur Deute dar? Samiel. Es sey.

Bei den Pforten der Hille! Morgen — Er oder du! Dumpfer Donner vom Ccho wiederholt. schwindet.

Samiel ver­

Auch der Todtenköpf mit dem Hirschfänger ist

verschwunden und an dessen Stelle sieht man einen kleinen Heerd mit glimmenden Kohlen, dabei einige Reißbunde.

Sechster Auftritt. Easpar steht ouf und trocknet sich den Schweiß von der Stirn.

Bald darauf wird Ma £ auf einem der Fel­

sen, dem Wasserfall gegenüber, sichtbar. schein t! n g e n,

Späterhin

Er­

die jedoch sämmtlich den Zauberkreis

nicht berühren. Zuletzt Samiel.

Caspars als er sich umsieht und die Kohlen erblickt.

Trefflich bedient! flasche.

Thut einen Zug aus der Jagd-

Gesegn' es Samiel! Er hat mir warm

gemacht! —

Aber wo bleibt Max?

Sollt'

er wortbrüchig werden?— Samiel, hilf! — Er geht, nicht ohne Beängstigung, im Kreise hin und her.

Die Kohlen drohen zu verlöschen.

nieder, legt Reiß ouf und bläset an.

Er knieet zu ihnen

Die Eule und andere

Vögel heben dabei die Flügel, als wollten sie anfachen. Das Feuer raucht und knistert.

Max beugt sich von einer Felsenspitze nach der Schlucht herunter.

Ha! —

Furchtbar gähnt

Der düstre Abgrund! — welches Graun! Das Auge wahnb Sn. einen Höllenpfuhl zu schau'» Wie dort sich Wetterwolken ballen! Der Mond verlkert von seinem Schein! Grspenst'ge NebelVilder wallen! Belebt ist das Gestein, Und hier — husch! husch! Fliegt Nachtgevögel auf im Busch! Nothgraue, narb'ge Zweige strecken Nach mir die Riesenfaust! — Nein, ob das Herz auch graust, Zch muß! Ich trotze allen Schrecken! Er klettert auf dem Felsenpfade einige Schritte herab.

Caspar richtet sich auf und erblickt ihn.

Dank, Samiel! die Frist ist gewonnen! Z» Max.

Kommst du endlich, Camerad?

das auch recht, mich allein zu lassen? du nicht, wie mir's sauer wird!

Ist

Siehst

Hat das Feuer mit

dem Adlerflügel angefacht, und erhebt diesen im Gespräch gegen Max.

Mar, nach dem Ablerflügel starrend, die Hand vor der Stirn.

Zch schoß den Adler au« hoher Luft; Ich kann nicht rückwärts — mein Schicksal ruft!--------Bleibt wieder stehen und blickt starr nachdem gegen über stehenden Felsen.

Weh mir! Caspar. So komm doch! die Zeit eilt--------

Max. Zch kann nicht h-mab!

Caspar. Hasenherz!

Klimmst ja sonst wie eine

Gemse! Max. Sich dorthin! Sieh! Er deutet nach dem Felsen, welcher noch vom Mandlichl beleuchtet ist.

Man erblickt eine weißverschleierte Gestalt,

welche die Hände erhebt.

Was dort sich weißt, Ist meiner Mutter Geist 1 Sv lag sie im Sarg,

so ruht sie im

Grab! — Sie fleht mit warnendem Blick, Sir winkt mir zurück. Caspar, vor sich. Hilf, Sainiel! Laut. Alberne Fratzen! Ho haho! Sieh noch einmal hin, damit du die Folgen deiner feigen Thorheit erkennest. Die verschleierte Gestalt ist verschwunden. Man erblickt Agathe'ö Gestalt, mit aufgelösten Locken un& wunderlich mit Laub und Stroh aufgeputzt. Sie gleicht völlig einer Wahnsinnigen, und scheint im Begriff, sich in den Was­ serfall herunter zu stürzen.

Max. Agathe! —

Sie springt in den Fluß!

Hinab! ich muß! Die Gestalt ist verschwunden. Map klimmt vollends herab. Der Mond fängt an sich zu verfinstern.

Caspar, höhnisch vor sich. Ich denke wohl auch!

Max, hcstig zu CaSpar.

Hier bin ich! Was hab ich zu thun? Caspar wirft ihm die Iagdflasche zu, die Max weglegt.

Zuerst trink'! die Nachtluft ist kühl und feucht. —

Willst du selbst gießen?

Max. Nein! das ist wider die Abrede. Caspar. Fasse Muth! Tritt in de» Kreis! Er ist eine eherne Mauer gegen Gcistergewalt vom Firmamente bis zum unterstell Abgrund. — Was du auch hören und sehen magst, verhalte dich ruhig.

Mit eigenem heimlichen ©rauen.

Käm'

vielleicht ein Unbekannter, uns zu helfen, wär' cs auch ein schwarzer Reuter auf schwarzem funkensprühenden Roß, was kümmert's dich? Kömmt Andres, was thut's! So etwas sieht ein Gescheidter gar nicht!

Max tritt «in. O! wie wird das enden!

Caspar. Umsonst ist der Tod! Nicht ohne Wider­ stand schenken verborgene Naturen den Sterb­ lichen ihre Schätze.

Nur wann du mich selbst

zittern siehst, dann komm mir zu Hülfe und rufe, was ich rufen werde. verloren.

Sonst find wir

Max macht «Ine Bewegung des Einwurfs.

Still! Die Augenblicke sind kostbar! —

Der

Mond ist bis auf einen schmalen Strich verfinstert, Caspar nimmt die Gießkelle.

Kunst lernst.

Merk' auf, damit du die

Er nimmt die Ingredienzien aus der

Jagdtasche und wirft sie nach und nach hinein.

das Blei. —

Etwas gestoßenes

Hier erst

Glas von

zerbrochenen Kirchfenstern; das findet sich! — Etwas

Quecksilber! —

Drei Kugeln,

die

schon einmal getroffen! — Das rechte Auge eines Wiedehopfs ! Das linke eines Luchses! — Probatum est!

Und nun den Kugelsegen!

Zn drei Pausen sich mit dem Kopfe gegen die Erde neigend.

Schütze, der im Dunkeln wacht! Samiel, Samiel! hab' Acht! Freischütz.

6

Steh' mir bei in dieser Nacht, Dis der Zauber ist vollbracht! Salbe mir so Kraut, als Blei, Segn' es sieben, neun und drei. Daß die Kugel tüchtig sey! Samiet! Samiel! herbei! Die Masse in der Eießkelle fängt an zu gähren und zu zischen und giebt einen grünlich weißen Schein.

Eine Wolke

läuft über den Mondstreif, daß die ganze Gegend nur noch von dem Heerdseuer, den Augen der Eule und dem faulen Holze des Baums beleuchtet ist.

Caspar gießt, läßt die

Kugel aus der Form fallen und ruft: Eins! Das Echo wiederholt:

Eins! Waldvögel kommen herunter, setzen

fiel) um den Kreis, hüpfen und flattern.

Zwei!

Gebüsch und jagt schnaubend vorüber. zählt:

Caspar zählt

Echo wiederholt. Ein schwarzer Eber raschelt durchs

Drei! Echo wie oben.

Caspar stutzt und

Ein Sturm erhebt sich,

braust, bricht Wipfel der Bäume, jagt Funken vom Feuer

Vier! Echo wie oben.

Man

hört Rasseln, Pcitschengeknall und Pferdegctrappel.

Vier

— Caspar zählt ängstlich:

feurige funkenwerfende Rüder rollen über die Bühne, ohne daß man wegen der Schnelligkeit ihre eigentliche Gestalt oder den Wagen gewahr werden kann.

Caspar, immer

ängstlicher, zählt: Fünf!

Echo wiederholt. Hundegebell

und Wiehern in der Lust.

Nebclgestalten von Jägern zu

Fuß und zu Neß, Hirschen und Hunden, ziehen in der Hohe vorüber.

Wehe! Das wilde Heer!

Furchtbarer Gesang:

Durch Berg und That, durch Schlund und Schacht, Durch Thau und Wolken, Sturm und Nacht! Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft! Durch Feuer, Erde, See und Luft! Jaho! Zaho! Wau! Wau! Caspar:

Wehe!

Sechs!

Wehe!



Echo.

Sechs!

Der ganze Himmel wird schwarze Nacht, dir

vorher mit einander kämpfenden Gewitter treffen zusammen und entladen sich mit furchtbaren Blitzen und Donnern. Platzregen

fällt;

dunkelblaue Flammen schlagen aus der

Erde; Irrlichter zeigen sich auf den Bergen. den prasselnd aus den Wurzeln gerissen;

Bäume wer» der Wasserfall

schäumt und tobt; Felsenftücke stürzen herab.

Man hört

von allen Seiten Wettergeläut. Die Erde scheint zu wanken. Caspar, zuckend und schreiend:

Samiel!

Samiel!

Samiel, hilf!— Sieben! — Samiel! Echo Sieben! — Samiel! werfen.

Caspar wird iu Boden ge-

Max, Aleichfalls vom Sturm hin - und hergeschleudert, springt aus dem Kreise, faßt einen Ast des verdorrten Baums und schreit:

SamLel!

In demselben Augenblicke fängt das Ungewitter sich' zu beruhigen,

an,

an der Stelle deö verdorrten Baums

steht der schwarze Jäger, Maxens Hand fassend.

©amtet, mit furchtbarer Stimme.

Hier bin ich!

Max stürzt su Boden.

Es schlägt Eins.

Samiel ist verschwunden. sicht zu Boden.

Plötzliche Stille. —

Caspar liegt noch mit dem Ge­

Max richtet, sich konvulsivisch auf. (Der Vorhang fällt.)

Dritter

Aufzug.

Erster Auftritt. Tag.

Kurze Waldscene.

Man hört hinter der Gardine

von Zeit zu Zeit Iagdmusik. Zwei «nd

fürstliche Jager. Späterhin Max C a s p a r. Zuletzt noch e i n f ü r st l i ch e r Zager. Erster Jager.

Es ist herrliches Zagdwctterl Zweiter Zäger. Nimmermehr hätt' ich das geglaubt; bis gegen Morgen war ein Mordlärm! Erster Jäger. Besonders" in der Waldschlucht soll ganz und gar der böse Feind gehaust haben.

Zweiter Jäger. Das ist ein für allemal seiner Großmut? ter Lustwäldchen. Erster Jäger. Dort

giebts

Windbrüche!

Mannsdicke

Stämme sind zersplittert wie Rohrstäbe, Ricsentannen strecken die Wurzeln gen Himmel. Zweiter Jäger. Za, ja,

man weiß schon, wer dort sein

Wesen treibt. Erster Jäger. Mit deinen Frühen! laß uns gehen! Max, etwas erhitzt, kommt mit Caspar.

Erster Jäger, zu ihnen tun Vorübergehn.

Guten Tag! Zweiter Jäger zieht vor Max den Hut.

Glück zu, Herr Expectant!

Max. Gute Zagd! Zweiter Zäger, den ersten noch zurückhaltend und auf Maxen deutend.

Hör', sey höflich gegen den! Das ist ein Mordkerl! Er hat drei Schüsse gethan — unser einer kann nicht so weit sehen, ge­ schweige denn treffen! Die Durchlaucht ist ganz versessen auf ihn. Das Glücksrädchen dreht sich wunderlich. Läuft's so fort, kann er noch Landjägermeister werden. Erster Jäger. Meinethalben! Komm! Sie gehen.

Max,

r» Caspar.

Gut, daß wir allein sind! — Hast du noch von den Glücks-Kugeln? Gieb! Caspar. Das wär' mir! Bedenk! Drei nahm ich,

vier für dich! theilen?

Kann ein Drudcr redlicher

Max. Aber ich habe nur noch eine! Der Fürst hatte mich ins Auge gefaßt. hob ich gethan zuin Erstaunen.

Drei Schüsse Was hast

du denn mit den Kugeln angefangen? Caspar nimmt zwei Elstern aus der Jagdtasche und wirft sie hinter einen Busch.

Da sieh, nach den Elstern hab' ich Zweie verschossen.

Max. Bist du toll?

Caspar. Es macht mir Spaß, so einen Galgen­ vogel herunterzulangen! Was kümmert mich die ganze fürstliche Jagd? Max. So hast du noch Line; gieb mir sie!

Caspar. Daß ich feilt Narr wär'! Ich noch eine — du noch eine! Die heb' dir fein ans zu dem Probeschuffe. Max.

Gieb mir deine Dritte!

Caspar. Ich mag nicht------M fl je. Caspar! Dritter Jäger »tut ein; zu Max.

Der Fürst verlangt Euch, aber augen­ blicklich! Es ist ein Streit entstanden, wie weit Euer Gewehr trifft. Ab.

Max. Sogleich! Dritte!

Zu Caspar, dringend.

Gieb mir die

Caspar.

Nein, und wenn du mir zu Fuße fielst —!

9o Max. Schuft! $16.

Easpar. Immerhin! — Jetzt geschwind di« sechste Kugel verbraucht. Er lädt. Die siebente, die Teufelskugel, hebt er mir schon zum Probe­ schusse auf!

Hahaha!

Das Exempel ist

richtig. Wohl bekomm's der schönen Braut! — dort läuft ein Füchslein; dem die sechste in den Pelz! Legt im Abgehen an; man härt alsbald außerhalb den Schuß fallen.

Zweiter Auftritt. Agathens Stübchen, alterthümlich, doch niedlich verziert. An einer Seite ein kleiner Hansaltar, worauf in einem Blumentöpfe ein Strauß weißer Rosen.

Agathe allein. bräutlich und blendend weiß, mit grünem Bande, gekleidet, kniet an dem Altar, steht auf und wendet sich dann vor­ wärts. Mit wehmüthiger Andacht:

Und ob die Wolke sie verhülle. Die Sonne bleibt am Himmelszelt! Es waltet dort ein heil'ger Wille; Nicht blindem Zufall dient die Welt! Das Auge, rein und ewig klar. Nimmt aller Wesen liebend wahr! Für mich auch wird der Höchste sorgen. Dem kindlich Herz und Sinn vertraut! Und wär' dieß auch mein letzter Morgen, Rief mich sein Vaterwort als Braut; Sein Auge, rein und ewig klar. Nimmt aller seiner Kinder wahr!

Dritter Auftritt. A n n ch e n, gleichfallr geschmückte

Agathe.

Ann ch en. Ei, bu hast dich dazu gehalten!

Aber

d» bist ja so wehmüthig; ich glaube gar, du hast geweint?

Brautthränen und Frühregen,

sagt das Sprüchwort,

währen nicht lange.

Nun, das weiß der Himmel, Regen genug hat's gegeben!

Oft dacht' ich, der Sturm

würde das alte Zagdschlößchen ganz über den Haufen blasen! Agathe. Und Max war in diesem schrecklichen Wetter im Walde! —

Zudem habe ich so quälende

Traume gehabt. A nnchen. Träume?

Zch habe immer gehört, was

«inen vor dem Hochzeittage träumt, muß man sich merken.

Solche Träume sollen, wie Laub-

frösche, das ganze liebe Ehestandswctter ver­ kündigen. Was träumtest du denn? Agathe. Es klingt wunderbar. Mich träumte, ich sey in eine weiße Taube verwandelt und fliege von Ast zu Aste. Max zielte nach mir, ich stürzte, aber nun war die weiße Taube ver­ schwunden, ich war wieder Agathe, und ein großer schwarzer Raubvogel walzte sich im Dlute. A n n ch e n klatscht in die Hände.

Allerliebst! allerliebst! Agathe. Wie kannst du dich nur über so etwa« freuen? Annch ey. Nun, der schwarze Raubvogel — da hast du ja die ganze Descheerung! du arbeitetest noch spät an dem weißen Brautkleid« und dachtest

gewiß vor dem Einschlafen an deinen heutigen Staat; da hast du die weiße Taube! du er­ schrakst vor den Adlcrfedern auf Maxens Hute, es schauert dir überhaupt vor Raubvögeln; da hast du den schwarzen IZvgel!

Din ich nicht

eine geschickte Traumdeurerin? Agathe.

Deine Liebe zu mir macht dich dazu, liebe-, fröhliches Kind!

Gleichwohl — hast du nie

gehört, daß Träume in Erfüllung gingen?

A N N ch e N, vor sich. Fällt mir denn nichts ein, sie zu zerstreuen? saut, mit

Criischastizrkit lind Furcht. Freilich,

Alles kann man nicht verwerfen!

Zch selbst

weiß da ein Grause» erregendes Beispiel. Einst träumte meiner sel'gcn Base, Die Kammcrthür' eröffne sich. Und — kreideweiß ward ihre Nase; Denn näher, furchtbar näher schltch Ein Ungeheuer, Mit Augen, wie Feuer,

Mit klirrender Kette------Ls nahte 6etil Bette, In welchem sie schlief — Ich meine die Base Mit kreidiger Nase — Und stöhnte, ach! so hohl! und ächzte, ach! so tief! Sie kreuzte flcl), rief, Nach manchem Angst-und Stoßgebet: Susanne! Margreth! Und sie kamen mit Licht — Und — denke nur? — und — Erschrick mir nur nicht! — Und — graust mir doch! — und — Der Geist war— Nero — der Kettenhund! Agathe wendet sich unwillig ab. Zärtlich.

Du zürnest mir? — Doch kannst du wähnen. Ich fühle nicht mit dir? — Nur ziemen einer Braut nicht Thränen! Trübe Augen, Liebchen, taugen Einem holden Dräutchen nicht.

Daß durch Blicke Sie bestricke Und erquicke, Alles um sich her entzücke, Das ist ihre schönste Pflicht. — Laß in öden Mauern Büßerinnen trauern. Dir winkt ros'ger Hoffnung Licht! Schon entzündet sind die Kerzen Zum Verein getreuer Herzen — Holde Freundin, zage nicht! *) Nun muß ich aber auch geschwind den Kranz holen.

Die alte Elsbeth hat ihn eben aus der

Stadt mitgebracht und ich vergeßliches Ding ließ ihn unten.

Horch, da kommen die Braut­

jungfern schon! *) Diese Stoma tue und Arie befand sich nicht in der Urschrift, sondern ward vom Dichter und Componisten für Fräul. Eu nicke in Berlin eingelegt.

Vierter Auftritt. Die Vorigen. A n n ch e n,

Brautjungfern. im Abzehrn.

Guten Tag, liebe Mädchen! Da, fingt immer die Braut an. Ich komme gleich wieder. Eine Brautjungfer. Wir winden dir den Jungfern -Kranz Mit veilchenblauer Seide. Wir führen dich zu Spiel und Tanz, Zu Glück und Liebesfreudr! Alle. Schöner, grüner Zungfernkranz! Veilchenblaue Seide! Eine Brautjungfer. Lavendel, Mirt' und Thymian, Das wächst in meinem Garten; Freischütz.

7

Wie lang bleibt doch der Freiersmann? Ich kann es kaum erwarten. Alle. Schöner, grüner Jungfcrnkranz tu s. w. Eine Brautjungfer. Sie hat gesponnen sieben Jahr Den goldnen Flachs am Rocken, Die Schleier sind wie Spinnweb' klar, Und grün der Kranz der Locken. Alle. Schöner, grüner Jungfernkranz u. s. w. Eine Brautjungfer. Und als der schmucke Freier kam, War'n sieben Jahr verronnen; Und weil sie der Herzliebsie nahm, Hat sie den Kranz gewonnen. Alle. Schöner, grüner Jungfernkranz u. s.-w.

Fünfter Auftritt. D ie Vorigen.

Änlichen mit einer jugebim-

denen runden Schachtel eintretend.

A n n ch e n fällt mit ein, indem sie die Schachtel in der Höhe hält.

Schöner, grüner Zungfernkranz u. s. w. Nun, da bin ich wieder! Aber fast wär' ich auf die Nase gefallen.

Kannst du dir