Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche
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Markus Hofelich

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020 Status quo und Ausblick REIHEW HITE PAPER

CARs Invest P F L E G E M A C H T M A R KT

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Vorwort Die weltweite Coronakrise hat den Blick der Gesellschaft auf das Thema Pflege schlagartig verändert: Gesundheitsberufe rücken unter dem Stichwort „systemrelevant“ in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Mediziner und Pfleger retten Leben. Sie halten uns allen den Rücken frei und werden als Helden des Alltags gefeiert.

Dr. Katja Neubauer Chief Digital Officer Vincentz Network GmbH & Co. KG T 0511 / 9910 – 140 E [email protected]

Matthias Ehbrecht Chefredakteur Care Invest T 0511 / 9910 – 190 E [email protected]

Plötzlich hat die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen in den Gesundheitsberufen heute gearbeitet wird, dramatisch an Bedeutung gewonnen. Wie sieht die personelle und technische Ausstattung dieser Unternehmen aus? Wie können die Unternehmen und ihre Mitarbeiter entlastet werden? Vincentz Network hat sich Ende 2019 – zugegeben unter völlig anderen Vorzeichen – die Frage gestellt, wie Unternehmen im Bereich Altenpflege heute technisch ausgestattet sind. Wie weit sind sie in Sachen Digitalisierung? Wo können neue Technologien helfen, Prozesse zu vereinfachen? Dabei wird deutlich: viele Unternehmen der Pflegewirtschaft sind technisch auf einem Entwicklungsstand, der deutlich hinter dem anderer Branchen liegt. Die meisten wünschen sich zwar vereinfachende Lösungen für Dokumentation und Abrechnung, für Kommunikation im Team und effizientere Dienstplanung. Dass sich gleichzeitig die Hälfte der Unternehmen aber schlicht eine bessere WLAN- und Internetausstattung und eine Versorgung der Mitarbeiter mit mobilen Geräten wünscht, zeigt schmerzhaft die Schieflage auf. Mitarbeiter arbeiten heute unter Rahmenbedingungen, die in keiner Weise zu den technischen Möglichkeiten und ihren eigenen Gewohnheiten im privaten Umgang mit Smartphone, Netflix und Co. passen. Vincentz setzt sich zum Ziel, mit der neu aufgesetzten Studie „Der digitale Reifegrad der deutschen Altenpflege-Branche“ jährlich den Finger in die Wunde zu legen und Empfehlungen für eine digitale Förderung der Altenpflege in Deutschland zu geben. Wenn beispielsweise deutlich wird, dass sich die Unternehmen trotz der aktuellen technischen Versorgungslage nur teilweise mit der bundeseinheitlichen Digitalisierungsförderung nach dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz auseinandersetzen, stellt sich die Frage nach der Transparenz und Einfachheit des Antragsverfahrens. Wir freuen uns über Ihr Feedback und Anregungen zur Weiterentwicklung der neuen Studie.

Dr. Katja Neubauer

Matthias Ehbrecht

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

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Inhalt Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020 1. Einführung • Herausforderungen der Pflegebranche • Mehr Effizienz durch Digitalisierung

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2. Executive Summary

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3. Studiendesign: Befragung und Teilnehmer • Art der Pflegeeinrichtung, Trägertyp und Zahl der Mitarbeiter • Berufliche Stellung und Funktionsbereiche • Altersstruktur und digitale Aufgeschlossenheit

6

4. Status Quo der Digitalisierung in der Pflegeeinrichtung • Bedeutung der Digitalisierung für das eigene Unternehmen • Aktuelle Medien-Ausstattung für Mitarbeiter und Pflegebedürftige • Einsatz technologischer Medien im Pflegebereich • Anwendung digitaler Lösungen nach Aufgabenbereichen • Konkreter Nutzen der eingesetzten digitalen Lösungen

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5. Investitionsbereitschaft und Förderung durch das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz • Investitionsbereitschaft in digitale Lösungen • Nutzung der Digitalisierungsförderung

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6. Die Zukunft der Digitalisierung in der Pflegeeinrichtung • Erwarteter Nutzen digitaler Technologien in der Verwaltung • Künftige Vorteile der Digitalisierung im Pflegebereich • Die größten „freien Wünsche“ der Befragten

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7. Fazit und Handlungsempfehlung

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

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1. Einführung Die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft schreitet unaufhaltsam voran. Ziel ist es, die Effizienz und Produktivität in den Unternehmen zu erhöhen. Allerdings fällt der Umsetzungsgrad der digitalen Transformation je nach Branche äußerst unterschiedlich aus. Gerade die Pflege gilt häufig als Beispiel für einen rückständigen Bereich. Wie sich der digitale Reifegrad des Pflegesektors in Deutschland tatsächlich darstellt, haben Vincentz Network und CARE Invest in dieser Studie untersucht. Dabei wurde im September 2019 eine Online-Befragung unter 444 Fach- und Führungskräften aus der Pflegebranche durchgeführt, von ambulanten Pflegediensten bis hin zu stationären Pflegeeinrichtungen. Die Studie „Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020“ analysiert den Status quo der aktuellen Medien-Ausstattung sowie den bisherigen Einsatz und Nutzen digitaler Lösungen in diesem Sektor des Gesundheitswesens. Zudem wirft der Report einen Blick in die Zukunft und beleuchtet die geplante Anwendung innovativer Technologien. Ein weiterer Fokus liegt auf der Inanspruchnahme des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes, das Einrichtungen mit finanziellen Zuschüssen bei der Digitalisierung unterstützt.

Herausforderungen der Pflegebranche Zweifelsohne steht der Pflegesektor aktuell stark unter Druck. Zu den größten Herausforderungen zählt der Fachkräftemangel und die damit verbundene Überlastung der Pflegekräfte. Dieses Problem wird sich künftig weiter verschärfen. Schließlich nimmt die Lebenserwartung der Menschen aufgrund der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts immer mehr zu. Da sich mit fortschreitendem Alter auch das Risiko schwerer Erkrankungen erhöht, wird die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen in den nächsten Jahren stark ansteigen. Gleichzeitig sinkt mit dem demografischen Wandel jedoch auch das Arbeitskräftepotenzial, aus dem der wachsende Bedarf an Pflegefachkräften gedeckt werden kann. Nach dem Pflegereport der Bertelsmann Stiftung wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent zulegen, während die Zahl der Pflegekräfte zurückgeht. Wenn sich die aktuellen Trends unverändert fortsetzen, werden bis 2050 fast 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen, so der Report.

Mehr Effizienz durch Digitalisierung Um die Herausforderungen eines sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels

und eines drohenden Pflegenotstandes zu entschärfen, kann die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag leisten. Sie bietet gerade im Pflegebereich großes Potenzial, aufwendige Prozesse und Arbeitsabläufe zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen sowie insbesondere die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Patientenversorgung deutlich zu verbessern. Die damit verbundenen Effizienzsteigerungen in ambulanten und stationären Einrichtungen sorgen nicht nur dafür, Pflegekräfte und Patienten erheblich zu entlasten, sondern helfen auch signifikant Kosten zu sparen. Konkrete Vorteile ergeben sich vor allem aus digitalen Lösungen für die bisher sehr aufwendige Pflegedokumentation, die die Erfassung vereinfachen und doppelte Datenerfassungen vermeiden können. Zudem kann eine bessere digitale Vernetzung und Kommunikation den automatisierten Datenaustausch zwischen Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Ärzten, Physiotherapeuten, Krankenkassen und weiteren an der Behandlung beteiligten Akteuren erheblich verbessern. Sie hilft, eine durchgängige und interdisziplinäre Pflege- und Betreuungsdokumentation sicherzustellen und Schnittstellenprobleme zu vermeiden. Besonders in der ambulanten Pflege gibt es bereits zahlreiche innovative Technologien, die die Betreuung aus der Distanz optimie-

ren können. Dazu zählen etwa Notfallsysteme, Telemonitoring, Geräte zur digitalen Überprüfung von Vitaldaten oder sensorgestütztes Aktivitäts-Monitoring, wie beispielsweise intelligente Fußmatten oder Matratzen zur Sturzerkennung. Für deutliche Effizienzsteigerungen im ambulanten Bereich sorgen auch automatisierte Personal- und Tourenplanungen. Darüber hinaus können technologische Lösungen die gegenseitige Erreichbarkeit, den fachlichen Austausch und die Verfügbarkeit von Informationen für alle im Pflegeprozess involvierten Personen fördern. Durch die Entlastung von Kontroll- und Routinetätigkeiten gewinnen die Fachkräfte auch mehr wertvolle Zeit für die alltägliche Pflege und für eine intensivere Zuwendung zu den Pflegebedürftigen. Die Studie „Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020“ beleuchtet die aktuelle Situation dieses Gesundheitssektors und wirft einen Blick in die Zukunft. Im Zentrum stehen fundamentale Fragen nach der aktuellen und künftig geplanten Medienausstattung für Mitarbeiter in Pflege und Verwaltung sowie für Pflegebedürftige. Zudem analysiert der Report den Einsatz und Nutzen digitaler Lösungen nach Aufgabenbereichen, die Investitionsneigung sowie die Anwendung des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

2. Executive Summary Der Pflegesektor hat bei der digitalen Transformation noch einen großen Nachholbedarf und hinkt anderen Branchen weit hinterher. Zwar hat der Großteil der Entscheider und Fachkräfte die Chancen der Digitalisierung bereits erkannt, aber die Umsetzung in konkrete Maßnahmen verläuft viel zu langsam. Dabei schätzen die Manager und Mitarbeiter ihre eigene digitale Aufgeschlossen-

heit wesentlich höher ein, als den digitalen Stand ihres Unternehmens. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020“ von Vincentz Network und CARE Invest, für die im September 2019 444 Fach- und Führungskräfte aus diesem Bereich des Gesundheitswesens befragt wurden.

Zentrale Ergebnisse der Studie im Überblick: •



Die Chancen der Digitalisierung werden erkannt: Knapp jeder zweite Studienteilnehmer ist davon überzeugt, dass seine Arbeit in der stationären oder ambulanten Pflege durch digitale Technologien effizienter wird und das eigene Unternehmen in neue Technologien investieren muss. Ungenügende technische Ausstattung: Nur 63 Prozent der befragten Pflegeeinrichtungen verfügen über einen WLANAnschluss und stellen ihren Mitarbeitern Laptops oder Notebooks zur Verfügung. Noch weniger Betriebe setzen FirmenSmart-Phones (rund 41 Prozent) sowie Tablets (rund 39 Prozent) ein. Im Kerngeschäft der Pflege und Betreuung nutzen lediglich 38 Prozent der Einrichtungen digitale Assistenten – etwa zur Medikationsplanung. Auch andere mobile Geräte zum Monitoring von Gesundheitsda-

ten sind Mangelware und nur bei rund 23 Prozent der Befragten im Einsatz. •



Pflegepersonal-Stärkungsgesetz wird zu wenig genutzt: Nur rund 45 Prozent der Institutionen nehmen die vom Pflegepersonal-Stärkungsgesetz vorgesehene Digitalisierungsförderung in Höhe von bis zu 12.000 Euro pro Einrichtung bereits in Anspruch oder planen deren Beantragung. Künftige Digitalisierungsbereiche mit dem größten Nutzen: Rund 83 Prozent der Befragten sehen die in Zukunft größten positiven Effekte digitaler Lösungen im Verwaltungs-Bereich von Pflegeeinrichtungen bei der Dokumentation, rund 73 Prozent bei der Dienstplanung sowie 67 Prozent beim Informationsaustausch im Team. Im Bereich der operativen Pflege erwarten rund 77 Prozent der Studienteil-

nehmer die stärksten Vorteile beim Datenaustausch mit Krankenhäusern, Arztpraxen oder Reha-Einrichtungen.

Conclusio Die Pflegeeinrichtungen in Deutschland sind dringend gefordert, ihre digitale Transformation mit dem erforderlichen Schwung in Gang zu setzen. Schließlich ist die Digitalisierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die Produktivität und Effizienz in den Betrieben zu erhöhen. Sie kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Pflegekräfte und das Management von aufwendigen Routine-Tätigkeiten zu entlasten und mehr Zeitfenster für die Betreuung der Patienten und Bewohner schaffen. Ohne einen effektiven Einsatz digitaler Lösungen lassen sich die drängendsten Herausforderungen der Branche wie Fachkräftemangel und drohender Pflegenotstand kaum in den Griff kriegen.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

3. Studiendesign: Befragung und Teilnehmer Für die Studie „Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020“ haben Vincentz Network und CARE Invest im September 2019 eine Online-Befragung unter Fach- und Führungskräften aus der Pflegebranche in Deutschland durchgeführt. Insgesamt wurden die Antworten von 444 Teilnehmern analysiert. Im Großen und Ganzen bildet die Grundgesamtheit der befragten Teilnehmer einen Querschnitt der deutschen Pflegelandschaft ab.

Art der Pflegeeinrichtung, Trägertyp und Zahl der Mitarbeiter Rund die Hälfte der Befragten arbeitet in der stationären Pflege (52 Prozent), knapp ein Drittel in der ambulanten Pflege (27 Prozent). Der Rest verteilt sich auf die Sektoren Komplexanbieter, Tagespflege, Betreutes Wohnen und weitere Einrichtungen. Dabei gehört jede zweite Pflegeeinrichtung einem freigemeinnützigen Trägertyp (52 Prozent) an, 38 Prozent sind privat und knapp acht Prozent in kommunaler Hand. Was die Größe betrifft, so sind rund 65 Prozent der Befragten in Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern tätig, rund 35 Prozent arbeiten in Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern.

Berufliche Stellung und Funktionsbereiche Ein wichtiger Aspekt für die Aussagekraft der Studie ist, dass der größte Teil der Befragten aus Führungskräften der Pflege-

branche besteht, die letztendlich auch die Budgetverantwortung und Entscheidungshoheit über die Digitalstrategie ihres Unternehmens mittragen. So nimmt bei der Stellung im Unternehmen mehr als jeder zweite Studien-Teilnehmer eine Führungsposition ein: Rund 26 Prozent sind Bereichsleiter, 19 Prozent Geschäftsleiter, Vorstände oder Behördenleiter sowie zwölf Prozent Abteilungsleiter. Knapp zehn Prozent entfallen auf selbstständige Unternehmer, Mitinhaber und Freiberufler, die Übrigen verteilen sich vor allem auf Fachkräfte und Teamleiter. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch bei der Frage nach den Funktionsbereichen der Studien-Teilnehmer wider. Auch hier dominieren die Entscheider: Rund 33 Prozent gehören der Pflegedienstleitung an sowie jeweils rund 16 Prozent der Einrichtungs- oder Geschäftsleitung. Arbeitskräfte im Pflegedienst (12 Prozent) spielen unter den Befragten eher eine untergeordnete Rolle, genauso wie mit jeweils rund drei Prozent Mitarbeiter in der sozialen Betreuung, im Qualitätsmanagement oder Wohnbereichsleiter.

Welche berufliche Stellung haben Sie? 28,57 %

25,78 % 17,08 % 9,32 % 0,62 %

Geschäftsleitung oder Selbständige/r Unternehmer/in

Bereichsleitung

Abteilungsoder Teamleitung

Fach-, Hilfsoder Lehrkraft

Studenten/in oder Auszubildender/-e

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Altersstruktur und digitale Aufgeschlossenheit Im Hinblick auf die Altersstruktur gehört der überwiegende Teil der Befragten dem fortgeschrittenen Lebensabschnitt an. Rund 58 Prozent sind über 50 Jahre alt, ein gutes Drittel liegt zwischen 35-50 Jahren und lediglich neun Prozent sind jünger als 35. Bei der Geschlechterverteilung dominieren die Frauen, die unter den Befragten insgesamt 67 Prozent ausmachen.

wiegend digital aufgeschlossen. Immerhin hält sich knapp jeder Vierte sogar für sehr digital (zehn). Etwas anders fällt die Bewertung des digitalen Status quo im Unternehmen aus. Hier stufen die Teilnehmer ihre Pflegeeinrichtung auf einer Skala von eins (überwiegend analog) bis

Digitale Aufgeschlossenheit der Befragten

zehn (sehr digital) nur mit einem Durchschnittswert im mittleren Bereich von rund sechs ein. Das zeigt, dass die handelnden Personen ihre digitale Versiertheit deutlich höher einschätzen als die digitale Aufgeschlossenheit ihres Unternehmens.

Digitale Aufgeschlossenheit des Unternehmens

„Es zeigt sich eindeutig, dass die handelnden Personen ihre digitale Versiertheit deutlich höher einschätzen als die Digitalkompetenz ihres Unternehmens.“ Ein äußerst interessanter Aspekt ist auch, wie die Studienteilnehmer ihre eigene digitale Aufgeschlossenheit sowie den digitalen Stand des Unternehmens bewerten. Bei der Selbsteinschätzung halten sich die Befragten auf einer Skala von eins (eher analog) bis zehn (sehr digital) mit einem Durchschnittswert von rund acht für über-

7

,52

6

,24

Auf einer Skala von 1 (eher analog) bis 10 (sehr digital) schätzen sich die Befragten mit durchschnittlich 7,52 für digital aufgeschlossen ein. Ihr Unternehmen hingegen stufen sie mit durchschnittlich 6,24 als digital aufgeschlossen ein.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

4. Status Quo der Digitalisierung in der Pflegeeinrichtung In einem ersten Schritt beleuchtet die Studie die Bedeutung der Digitalisierung für das eigene Unternehmen und untersucht die aktuelle digitale Ausstattung für Mitarbeiter und Pflegebedürftige in der Verwaltung sowie im Pflegebereich. Zudem analysiert der Report die Anwendung digitaler Lösungen nach Aufgabenbereichen und untersucht den konkreten Nutzen der eingesetzten Technologien.

Bedeutung der Digitalisierung für das eigene Unternehmen Digitalisierung ist in aller Munde. Was heißt das konkret für Sie und Ihr Unternehmen?

49,49 %

30,46 %

44,67 % 38,32 %

41,37 %

31,73 % 23,60 %

21,83 %

18,27 %

22,84 %

50 % der Befragten sagen, ihre Arbeit wird durch digitale Technologien effizienter. Diese Antwort nimmt damit den Spitzenplatz ein.

Ein allgemeines Stimmungsbild zum aktuellen Status Quo in der Pflegebranche zeichnen die Ergebnisse der Frage: „Digitalisierung ist in aller Munde. Was heißt das konkret für Sie und Ihr Unternehmen?“. Den Spitzenplatz unter den meist genannten Antworten belegt mit knapp 50 Prozent die Aussage „Unsere Arbeit wird durch digitale Technologien effizienter“, gefolgt von

Sonstige

Wir haben zu wenig Budget für digitale Lösungen

Wir vernetzen uns mit unseren Kunden / Lieferanten

Wir müssen in neue Technologien investieren

Durch Digitalisierung verschmelzen Berufsund Privatleben

Digitalisierung hilft uns, wirtschaftlich erfolgreicher zu sein

Uns fehlen digitale Kompetenzen im Unternehmen

Wir können neue, innovative digitale Services anbieten

Unsere Arbeit wird durch digitale Technologien effizienter

Meine Mitarbeiter / Kollegen werden immer digitaler

Unsere Kunden / Bewohner nutzen immer häufiger digitale Technologien

6,85 %

„Wir müssen in neue Technologien investieren“ (rund 45 Prozent) und „Meine Mitarbeiter / Kollegen werden immer digitaler“ (rund 41 Prozent). Hier wird deutlich, dass sich die Pflegebranche durchaus der Vorteile innovativer Technologien bewusst ist und die Notwendigkeit sieht, dafür Geld auszugeben. Auch den Mitarbeitern wird eine gewisse Digitalkompetenz zugesprochen.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Dabei zeigen die Befragten auch ein Bewusstsein für den Nutzen neuer Technologien. So nimmt das Statement „Digitalisierung hilft uns, wirtschaftlich erfolgreicher zu sein“ mit rund 38 Prozent den vierten Platz im Ranking der häufigsten Antworten ein, an fünfter Stelle steht „Wir vernetzen uns mit unseren Kunden /  Lieferanten“ (32 Prozent) sowie auf Platz sechs „Unsere Kunden  /Bewohner nutzen immer häufiger digitale Technologien“ (30 Prozent). Die Antworten auf den Plätzen sieben bis zehn beschäftigen sich vor allem mit den Herausforderungen der digitalen Trans-

formation. Die Platzierung auf den hinteren Rängen weist jedoch darauf hin, dass dieser Aspekt nur eine geringe Bedeutung für die Studien-Teilnehmer zu haben scheint. So geben nur rund 24 Prozent der Befragten an, dass ihnen digitale Kompetenzen im Unternehmen fehlen und nur knapp 23 Prozent haben zu wenig Budget für digitale Lösungen. Diese Angaben dürften jedoch weit an der Realität vorbeigehen. Am wenigsten Zustimmung fanden die Aussagen „Durch Digitalisierung verschmelzen Berufs- und Privatleben“ (22 Prozent) sowie „Wir können neue, innovative digitale Services anbieten“ (18 Prozent).

Aktuelle Medien-Ausstattung für Mitarbeiter und Pflegebedürftige Wie sieht die Medien-Ausstattung in Ihrem Unternehmen aktuell aus?

83,90 %

63,38 %

63,12 % 56,62%

52,47 % 38,96 %

41,04 %

22,86 % 15,06 %

37,87 % 28,80 % 23,20 % 17,07 %

15,73 %

15,47 %

Sonstige

Digitale Visitenwagen

Sensorik-gesteuerte Assistenten

0,27 % Wearables

1,60 % Service-Roboter

SnoezeleAusstattung

Video-Geräte

Mobile Geräte zum Monitoring von Gesundheitsdaten

Digitale Assistenten

8,00 %

VR-Brillen

Fernseher

Neuere AudioTechnologien

Klassische AudioGeräte

Firmen-Smart Phones für Mitarbeiter

Tablets

WLAN

Laptop / Notebook

PC‘s und Bildschirm Aktivierung / Gemeinschaftsräume

PC‘s mit Internetanschluss für Mitarbeiter

0,52 %

10

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

63 % der Befragten verfügen über WLAN in ihrem Unternehmen.

38 % der Einrichtungen setzen derzeit digitale Assistenten ein.

Sehr viel konkreter wird das Bild, wenn es um die aktuelle Medien-Ausstattung im Unternehmen geht. Hier wird zunächst untersucht, welche Geräte in der eigenen Einrichtung bereits für die Mitarbeiter und auch für die Pflegebedürftigen zur Verfügung stehen.

knapp 23 Prozent PCs mit Bildschirm zur Aktivierung in Gemeinschaftsräumen. Kaum eine Rolle spielen neuere AudioTechnologien wie Bluetooth Lautsprecher oder Streaming-Dienste. Sie kommen bisher lediglich bei 15 Prozent der Einrichtungen zum Einsatz.

Bei der Ausstattung der Mitarbeiter sind PCs mit Internetanschluss am weitesten verbreitet. Sie finden sich in rund 84 Prozent der Einrichtungen. Weit weniger eingesetzt werden Laptops und Notebooks (63 Prozent). Auch die WLAN-Abdeckung ist mit 63 Prozent noch ausbaufähig. Großen Nachholbedarf gibt es bei mobilen Endgeräten, die eine wichtige Grundlage für digitale Lösungen bilden. So stellen nur rund 41 Prozent der Pflegeeinrichtungen ihren Mitarbeitern Firmen-Smart Phones und lediglich rund 39 Prozent Tablets zur Verfügung.

Doch wie sieht die Medienausstattung im operativen Kerngeschäft der Pflege und Betreuung aus? Hier ergibt sich ein Bild, das den technologischen Rückstand der Pflegebranche deutlich macht. Lediglich 38 Prozent der Einrichtungen setzen digitale Assistenten – etwa zur Medikationsplanung – ein. Mobile Geräte zum Monitoring von Gesundheitsdaten finden sich nur bei rund 23 Prozent der Befragten, Video-Geräte bei 17 Prozent, Sensorik-gesteuerte Assistenten (Sturz, Bewegung, Vitaldaten) bei rund 16 Prozent sowie eine Snoezele-Ausstattung bei 15 Prozent. Kaum von Bedeutung sind Wearables (acht Prozent) – tragbare Geräte, die etwa Vitaldaten erfassen können – oder Service-Roboter (zwei Prozent). Dabei hätten gerade diese digitalen Geräte das größte Potenzial, die Pflegekräfte zu entlasten und Routineaufgaben wesentlich zu erleichtern.

Noch stärker zu wünschen übrig lässt die Medien-Ausstattung für die Unterhaltung der Pflegebedürftigen. Nur etwa 57 Prozent der Unternehmen bieten Fernseher an, rund 52 Prozent klassische Audio-Geräte wie Radios oder Stereo-Anlagen sowie

Anwendung digitaler Lösungen nach Aufgabenbereichen Für welche Aufgabenbereiche setzen Sie heute schon digitale Lösungen in Ihrem Unternehmen ein? 81,37 % 70,14 % 52,88 % 44,66 %

42,74 %

43,01 % 34,52 %

33,70 % 24,66 %

24,11 % 18,08 %

Sonstige

Koordination über mehrere Einrichtungen

Kommunikation und Marketing

Transport / Logistik

Dokumentation und Abrechnung mit Pflegekassen

Durchführung soziale Betreuung

Durchführung Grundpflege

Durchführung medizinische Pflege

Beschaffung externer Produkte und Dienstleistungen

Gewinnung neuer Kunden

Aus- und Weiterbildung

Personal

4,38 %

11

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Nach der kritischen Bestandsaufnahme der Medienausstattung wirft die nächste Frage einen entscheidenden Blick darauf, in welchen Aufgabenbereichen diese digitalen Lösungen nun konkret eingesetzt werden. Hier wird mehr als deutlich, dass die Verwaltung klar im Vordergrund steht, während der Pflegebereich noch eine untergeordnete Rolle spielt. Die meisten Einrichtungen nutzen die Digitalisierung vor allem bei der Dokumentation und Abrechnung mit Pflegekassen (81 Prozent), in der Personalabteilung bei Beschaffung, Einsatzplanung und der Gehaltsabrech-

nung (70 Prozent) sowie bei Kommunikation und Marketing (53 Prozent). Das Mittelfeld belegen Aus- und Weiterbildung (45 Prozent) sowie die Beschaffung exter„Im Kerngeschäft der Pflege besteht noch ein erheblicher Nachholbedarf.“ ner Produkte und Dienstleistungen wie etwa Reinigung oder Catering (rund 43 Prozent). Hinzu kommen weitere Verwaltungstätigkeiten wie die Gewinnung

neuer Kunden und Bewohner (43 Prozent) und die Koordination über mehrere Einrichtungen hinweg (35 Prozent). Erst ab der achten Stelle in der Ranking-Skala taucht der Einsatz digitaler Lösungen in der praktischen Pflege auf: bei der sozialen Betreuung (34 Prozent), der medizinischen Pflege (25 Prozent) sowie bei der Grundversorgung wie Körperpflege oder Verpflegung (24 Prozent). Das heißt, dass im Kerngeschäft der Pflege also noch ein erheblicher Nachholbedarf beim Einsatz digitaler Lösungen in den befragten Einrichtungen besteht.

Konkreter Nutzen der eingesetzten digitalen Lösungen Wenn Sie heute bereits digitale Lösungen einsetzen: Welchen Nutzen erfüllen diese Lösungen für Ihr Haus?

23 % 61 %

Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Anbietern

Neue Qualifikationskonzepte

23 % Neue Pflege- und Betreuungskonzepte

Kostenreduktion

49 %

Entlastung der Pflegekräfte

26 %

34 %

37 %

Effizienzsteigerung

Mitarbeitergewinnung und -bindung

10 % Steigende Zahl der Bewohner

51 % Modernisierung unserer technischen Ausstattung

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Die Digitalisierung ist bei weitem kein Selbstzweck. Ihr Erfolg zeigt sich erst im konkreten Nutzen, den der Einsatz digitaler Lösungen im Arbeitsalltag bringt. So können rund 61 Prozent der Studienteilnehmer bereits eine Entlastung der Pflegekräfte durch digitale Maßnahmen feststellen. Dieser Aspekt steht auf der Top-Ten-Liste der positiven Digitalisierungs- Effekte an erster Stelle. Auf Platz

zwei folgt mit einer Zustimmung von mehr als jedem zweiten Befragten die Modernisierung der technischen Ausstattung. Gefolgt von Effizienzsteigerungen (49 Prozent), Vorteilen bei der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern (37 Prozent) sowie einer Reduktion der Kosten (34 Prozent). Dagegen spielen derzeit neue Qualifikationskonzepte (26 Prozent), Wettbewerbsvorteile gegenüber

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anderen Anbietern (23 Prozent) und neue Pflege- und Betreuungskonzepte (23 Prozent) noch keine große Rolle. Diese Werte sind ernüchternd, denn schließlich könnte gerade der intelligente Einsatz von Digitalisierungs-Lösungen den Pflegeeinrichtungen dabei helfen, sich über neue Konzepte in Betreuung und Pflege positiv von der Konkurrenz abzuheben.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

5. Investitionsbereitschaft und Förderung durch das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz Am Anfang der Digitalisierung stehen natürlich zunächst Investitionen in neue Geräte, Software und Applikationen in einer nicht unerheblichen Größenordnung. So muss erst einmal Geld ausgegeben werden, bis sich die Vorteile digitaler Lösungen mittelfristig in Form von spürbaren Entlastungen, Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen auszahlen. Deswegen ist eine entscheidende Frage, wie es um die aktuelle Investitionsbereitschaft der befragten Pflegeeinrichtungen bestellt ist.

Eine gewisse Kosten-Entlastung bietet das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, das zum 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist. Es sieht für jede ambulante und stationäre Pflegeeinrichtung einen einmaligen Zuschuss zur Digitalisierung in Höhe von insgesamt 12.000 Euro vor. Mit dieser Co-Finanzierung können bis zu 40 Prozent der von einer Pfle-

geeinrichtung getätigten Investition bezuschusst werden. Wer die Zuwendung in vollem Umfang ausschöpfen möchte, muss also wenigstens 30.000 Euro in digitale Lösungen investieren. Insgesamt hat sich bereits mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer aktiv mit dieser Fördermöglichkeit auseinandergesetzt.

„Bereits mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer hat sich aktiv mit dieser Fördermöglichkeit auseinandergesetzt.“

Wissen Sie heute schon, ob Sie in digitale Lösungen investieren?

Investitionsbereitschaft in digitale Lösungen So haben knapp 20 Prozent bereits entsprechende Investitionen durchgeführt, knapp sechs Prozent zumindest die Planung dafür abgeschlossen und rund 34 Prozent befinden sich aktuell in der Planungsphase. Dagegen steht dieses Thema bei etwa 40 Prozent der Befragten überhaupt nicht auf der Agenda: Rund 21 Prozent sind nicht in die Planung eingebunden, bei knapp 15 Prozent hat die Planung noch nicht begonnen und rund fünf Prozent kennen die Regelung überhaupt nicht.

15 % 34 % 26 %

sagen, die Planung ist noch nicht gestartet.

sagen, die Planung läuft aktuell.

sagen, die Plaung ist bereits abgeschlossen bzw. Investionen wurden bereits getätigt.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Nutzung der Digitalisierungsförderung Werden Sie die Digitalisierungsförderung beantragen? 31,90 % 18,10 %

27,91 % 16,87 %

dazu habe ich keine Informationen

nein, das ist nicht geplant

es ist noch nicht entscheiden

ja, auf jeden Fall

5,21 %

ja, wir haben die Förderung bereits beantragt

Auch auf die Frage „Werden Sie die Digitalisierungsförderung beantragen?“ ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Die eine Hälfte der befragten Einrichtungen will den Zuschuss auf jeden Fall in Anspruch nehmen. So beantworten knapp 28 Prozent diese Frage mit einem klaren „Ja“ und rund 17 Prozent haben die Förderung bereits beantragt. Für die andere Hälfte ist die Digitalisierungsförderung bisher gar kein Thema: Sie haben dazu entweder keine Informationen (28 Prozent), eine Inanspruchnahme der Förderung ist noch nicht entschieden (17 Prozent) oder nicht geplant (fünf Prozent). Unterm Strich wäre es ein enttäuschendes Ergebnis, wenn jede zweite Pflegeeinrichtung auf staatliche Zuschüsse zur Digitalisierung verzichtet – sei es aus Unkenntnis, Überlastung oder anderen Gründen.

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Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

6. Die Zukunft der Digitalisierung in der Pflegeeinrichtung Wie die Ergebnisse zeigen, weist der aktuelle Digitalisierungsgrad in der Pflegebranche bisher ein relativ niedriges Niveau auf. Nun wirft die Studie einen Blick in die Zukunft und beleuchtet, in welchen Bereichen digitale Technologien für die Teilnehmer künftig von größtem Nutzen sein werden – sowohl in der Verwaltung, als auch in der operativen Pflegetätigkeit. Dabei hat der administrative Bereich unterm Strich eindeutig die Nase vorn.

Erwarteter Nutzen digitaler Technologien in der Verwaltung Im Verwaltungs-Bereich von Pflegeeinrichtungen sehen die Befragten den größten künftigen Nutzen in der Dokumentation (83 Prozent), bei der Dienstplanung (73 Prozent) sowie beim Informationsaustausch im Team (67 Prozent). Hier zeigt sich, dass die Pflegebranche künftige Vorteile vor allem in Bereichen sieht, in denen es bereits seit Jahren innovative Lösungen gibt. Die Angebote sind längst auf dem Markt verfügbar, werden aber bisher zu wenig eingesetzt. Auch in der Abrech-

nung von Leistungen (64 Prozent), bei der Aus- und Weiterbildung (58 Prozent) und dem Finden oder dem Gewinnen neuer Mitarbeiter (48 Prozent) messen die Teilnehmer künftig digitalen Lösungen einen Mehrwert zu. Von Nutzen wird die Digitalsierung zudem bei der Planung von Aktivierungstätigkeiten wie dem Erstellen von Wochenplänen (47 Prozent), bei der Materialbeschaffung, Entsorgung und Logistik (46 Prozent), bei der Durchführung von Aktivierung, wie Spielen, Übungen und

83 % der Befragten sehen im VerwaltungsBereich von Pflegeeinrichtungen den größten künftigen Nutzen in der Dokumentation.

Biografie-Arbeit (42 Prozent) sowie bei der Führung von Mitarbeitern und Teams (39 Prozent) sein.

Und in Zukunft? In welchen Bereichen hätten digitale Technologien für Sie den größten Nutzen? (1. Verwaltung) 82,54 % 73,08 % 66,86 %

64,20 %

57,69 % 42,31%

Abrechnung von Leistungen

Materialbeschaffung / Entsorgung / Logistik

Informationsaustausch im Team

Dienstplanung

Dokumentation

Aus- und Weiterbildug

Führung von Mitarbeitern / Teams

Finden / Gewinnen neuer Mitarbeier

47,04 %

Planung von Aktivierungstätigkeiten

46,45 % 39,35 %

Durchführung von Aktivierung

47,93 %

16

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Künftige Vorteile der Digitalisierung im Pflegebereich Im Kerngeschäft der operativen Pflege bescheinigen rund 77 Prozent der Studienteilnehmer dem Datenaustausch mit Krankenhäusern, Arztpraxen oder Reha-Einrichtungen den größten künftigen Nutzen. Dieser Punkt steht eindeutig im Vordergrund. Platz zwei, die Vernetzung mit Angehörigen, folgt erst mit erheblichem Abstand und einer Zustimmung von rund

47 Prozent. Weitere Vorteile durch die Digitalisierung erwarten die Befragten beim Screening von Vitaldaten (43 Prozent), der technischen Ausstattung für Bewohner (43 Prozent), bei der Kommunikation mit Kunden und Bewohnern (42 Prozent) sowie der Koordination mehrerer Einrichtungen (41 Prozent). Hinzu kommen Notfallmelder (39 Prozent), Routenplanung bei der ambu-

lanten Pflege (38 Prozent), die Gewinnung neuer Kunden und Bewohner (30 Prozent) sowie Self-Assistance-Lösungen für Pflegebedürftige (18 Prozent). Auch hier spiegelt sich ein enormer Nachholbedarf an grundlegenden digitalen Lösungen wider, die in anderen Wirtschaftszweigen längst im Einsatz sind.

77,31 %

47,46 % 40,60 %

37,91 %

43,28 %

Und in Zukunft? In welchen Bereichen hätten digitale Technologien für Sie den größten Nutzen? (2. Pflegebereich)

Sonstige

Screening von Vitaldaten

Koordination mehrerer Einrichtungen

Datenaustausch mit Krankenhäusern und Praxen

Routenplanung

Vernetzung mit Angehörigen

3,28 %

17

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

Die größten „freien Wünsche“ der Befragten Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, in welche Lösung sollte Ihr Unternehmen investieren, um Ihre Arbeit besser zu unterstützen? Die Top-3-Antworten:

30 %

17 %

15 %

der Befragten wünschen sich eine bessere mobile Ausstattung für Mitarbeiter.

der Befragten wünschen sich Fort- und Weiterbildungslösungen wie eLearning oder Wissensdatenbanken.

der Befragten wünschen sich eine bessere Internetund WLAN-Ausstattung.

Die Gründe für den großen Rückstand der Pflegebranche bei der digitalen Transformation dürften vielschichtig sein. Sei es fehlendes Budget, Überlastung bei Führungskräften und Mitarbeitern sowie die fehlende Bereitschaft und Zeit, sich mit technologischen Innovationen auseinanderzusetzen. Oder schlicht und einfach das Fehlen eines zentralen IT-Ansprechpartners, der das Thema mit Nachdruck vorantreibt. Doch wie würde sich die Situation darstellen, wenn es diese Hindernisse nicht gäbe? Diesem Aspekt geht die Studie in folgender Frage auf den Grund: „Wenn Sie einen Wunsch frei hätten – in welche Lösung sollte Ihr Unternehmen investieren, um Ihre Arbeit besser zu unterstützen?“ Die Antworten verteilen sich hier breit gefächert auf verschiedenste Bereiche. „Die Gründe für den großen Rückstand der Pflegebranche bei der digitalen Transformation sind vielschichtig.“ Ganz oben auf der Wunschliste steht die mobile Ausstattung für Mitarbeiter – wie Tablets oder Geräte zur mobilen Diagnos-

tik – mit einer Zustimmung von einem Drittel der Befragten (30 Prozent). Mit großem Abstand folgen Fort- und Weiterbildungslösungen wie eLearning oder Wissensdatenbanken (17 Prozent), Platz drei belegt die Internet- und WLAN-Ausstattung (15 Prozent). Weitere Lösungen werden nur von weniger als jeder zehnten Pflegeinrichtung favorisiert: Das Spektrum umfasst Software für zentrale Geschäftsprozesse wie Abrechnungen oder Dokumentation (neun Prozent), eine digital vernetzte Pflegeausstattung (sechs Prozent), Kommunikationstools für die Vernetzung im Unternehmen und mit Fachkollegen (sechs Prozent). Ganz unten auf der Wunschliste finden sich Tools für die Aktivierung und soziale Betreuung der Pflegebedürftigen wie digitale Spiele oder Übungen (fünf Prozent) sowie Tools für Unternehmenspräsentationen und die Kundengewinnung rund um die Website, eMail-Programme und Social-Media-Kanäle (vier Prozent).

Der digitale Reifegrad der deutschen Pflegebranche 2020

7. Fazit und Handlungsempfehlung Wie die Studienergebnisse zeigen, besteht in der deutschen Pflegebranche noch ein erheblicher Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Die bisherige Ausstattung der stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen mit innovativen Geräten und Anwendungen bescheinigt diesem Sektor einen geringen digitalen Reifegrad. Immerhin ist das Bewusstsein für die Notwendigkeit der digitalen Transformation und deren Vorteile bei den Befragten vorhanden. Doch die Umsetzung verläuft noch viel zu schleppend. Um künftig erfolgreich zu sein, führt kein Weg an digitalen Lösungen vorbei, die die Produktivität und Effizienz in der Pflege steigern. Nur so lassen sich die drängendsten Probleme der Zukunft wie ein zunehmender Fachkräftemangel und eine drastisch steigende Zahl an Pflegebedürftigen entschärfen. Dabei sorgt die Digitalisierung vor allem dafür, die Pflegequalität zu verbessern und die Fach- und Führungskräfte zu entlasten.

Um den Rückstand aufzuholen liegt ein entscheidender Erfolgsfaktor darin, die Digitalisierung im Unternehmen strukturiert anzugehen. Dafür ist es essentiell, eine neue Position im Sinne eines Chief Digital Officer (CDO) zu schaffen, der die digitale Transformation in enger Abstimmung mit der Geschäftsleitung federführend vorantreibt und letztendlich dafür verantwortlich ist. Je nach Unternehmensgröße kann das ein externer Dienstleister sein, eine dafür neu eingestellte IT-Fachkraft oder ein bestehender Mitarbeiter mit digitaler Affinität und Kompetenz, der für diese Aufgaben freigestellt wird. Nur so kann es gelingen, dass dieses Thema mit der nötigen Konsequenz umgesetzt wird und nicht im Tagesgeschäft untergeht. Parallel dazu sollte in die Fortbildung der Mitarbeiter investiert werden, um Vorbehalte gegenüber neuen technologischen Anwendungen abzubauen, diese mit der Technik vertraut zu machen und praktisches digitales Know-how zu vermitteln. Und schließlich bedarf es auch einer größeren Offenheit aller Beteiligten gegen-

über Servicerobotern, die in Zukunft einfache, aber aufwendige Routinetätigkeiten in der Pflege übernehmen können. Nur wenn diese Punkte berücksichtigt werden kann es der Pflegebranche gelingen, ihren Rückstand im digitalen Reifegrad gegenüber anderen Sektoren aufzuholen.

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