Der Bär. Illustrierte Berliner Wochenschrift, eine Chronik fürs Haus [11]

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Der Illuster rte Berliner Wochenschrift. eine Chronik

für's vaus.

Unter Mitwirkung von

r. Alfieri.

Vr. Beringuier. R. Vutter. L. Meyer. Oskar Schwebet, A. Trrnius. oermann Vogt.

Paul rindenberg. Dans Gundelin. Carl Neumann -Strela u. herausgegeben von

Lmil Dominik

u..d

Peter walle.

Jahrgang XI. (Cctiikr 1884 bis Ende September 1885.)

Berlin 1SS5. vertag von Gebrüder paetel in Berlin W.

s.

w.

t.

Vorbemerkung.

In

dem nebenstehenden Inhaltsverzeichnis! sind, abweichend von der bisherigen Uebersicht, die Gegenstände sämmtlich alphabetisch geordnet und zwar sind des leichteren Auffindens

halber die Erzählungen und Novellen fett gedruckt, die größeren Artikel aber gesperrt- Alles klebrige sind Miseelleu- Bei den meisten Artikeln ist die Bemerkung, ob Illustrationen zu ihnen gehören, angegeben- Wir beschränken uns daher, bezüglich der Abbildungen, auf die hier folgende Zusammenstellung derjenigen Illustrationen, die im Jnhaltsverzeichniß nicht besonders erwähnt sind.

Amazone von Kiß 437 — Das alte Palais Bismarcks 42 1 — Die beiden Alten von Professor C. Gussow 617 — Altar zu Bernau 576 — Altes Leipziger Thor 541 — An der Kaste (von A. Menzel) 576 — —

Bis¬ 493 — Medizinalrath Barez 452 — Berliner Szenen 643. 685. 701. 720 — marcks Arbeitszimmer 417—Kirche zu Buch 708 — Ehrenhumpen für Prinz Wilhelm 457 — Fagottist 500 Friedrich Wilhelm III. 133. 137 — Friedrich II. (zwölfjährig) 661, bei Lista 576, bei Duhan de Jardun — Die alte Gießerei 632, seine Wiege 564 — O. Fr. von der Groben 413 — In der Galerie zu Dresden 565 — Illumination 1763 zu Berlin 721 — Guineamedaillc 416 — Schloß Haldenstein (getäfeltes Gemach) 433 — Krypta des Domes — 629 — Knobelsdorfs — 137 Louise 668 Königin Kabellegung 529 (Schlafzimmer) — Majoliken im Kunstgewerbemuseum 372 — zu Brandenburg 577 — Lachende Knaben von Fr. Hals 509 — RococcoMauritiuspokal 653 — Mutter Kranzler 485 — Nationalgarde 400 — Potsdam zur Wendenzeit 41 584 — Uhr 505 — Schloßhof zu Dobrilugk 692 — Svarez's Geburtshaus 481 — Steinthor zu Arnswalde — Russische Tabakskollegium 33 — Taufbecken in Tangermünde 588 — Prinz (j. Kaiser) Wilhelm 133. 649 — Der zerbrochen Krug (Szene von Botschaft 177 — Seydlitz 593 — L. v. Taxis 533 — Tischfontäne 373 Alexanderplatz-Hotel

Ad. Menzel) 697.

^ 'i hu^

v 4-A-

Schneiderkünste. Joh. Schönbrunn, altberl. Rathsherr, .

.

Schwebe!.

v. O. Schützengilde zu Neuruppin Schützengilde zu Schützenhaus (altes) mit Schwarzer

Wriezen. Abb.

f.■

Graben.

Schwatlo, Prof,

.

.

.

558 362 335 341 63

458 483

598 616 664 507 459 239 694

Schweden in Treptow Schwebet, Herren v. Schwerin (Lit.) . . . 175 Schwerin s, Otto v., Tagebuch 140. 169. 190 543 Segelsport (Wannsee) 391 Sitten unten Friedrich

P. Walle

Taglioni u. Frau

Tassaert, Bildhauer

652

(m.

25 363 699 160 522 63 462

184

435 384

46 Taufedikt (Zeugen 503 Tavernier, Kammerherr, v. O. Technische Hochschule (Eröffnung) 31. 79. 94. 112 Technische

Teltow-Pferdebahn

Theater

Todtenopferkasse 1754,

v. F.

Meyer.

(verspätete). Topper, Schloß (mit Todtenbeisetzung

Torfgewinnung

Abb.).

unter Friedrich

Trachten (m.

Treptow

Abb.). (Schweden).

657 221. 223

(Lit.). XVII.

a. R.

Trinius, Mark. Streifzüge

Trinkgebräuche

Jahrh. des Uckermark, aus der, v. H. Sundelin

j j

.

. .

Geburtstag. Berlins. .

Varnhagen, 100. Verein für die Geschichte

.... Liedertafel. ittel, Victoriapark.. (Lit.). für

-

deutsches Kunstgewerbe

-

j

I

j

Geschichte der v. H. S. Verkehrsm Vetter, der fürstliche in Schwedt von W. Weyergang, historische Novelle Nr. 38—52

(mod.). ....

Volk in Waffen Volsglaube Voltaire in Sanssouci (mit Abb.) Vossische Zeitung Waagen, Direktor (mit

(Jubiläum).

Abb.). Berlin. Wohlth. Sternbeck. 456). Schwebe!.

Waarenbörse Wadzeck

s.

für

Berl.

Waldungen in Brandenburg Warnicke, Friseur

j

159 335 379 15 395 585 411 519

v.

11.

F. Schröter

471 688 112

177 472 15 62 699 426

v.

(m.

501

638 564 639

Rolle, die

531 711 176

239

Einsturz von P. Walle 316. 354. 385. Mühlendammjubiläum (600jähr.) von F. M. Museum Diuseumsinsel Nachtigal, Dr. (Den km.) Napoleonsburg von A. Löffler Nationalgarde (m. 3lbb.) Naturalstationen (Kr. Franks.). Neander (Aug.) von A. Uhlmann (Por¬

j

647 555 459

Müchler, von F. Meyer (mit Abb.) 687. 709

Rtüggelberge (kl.)

Rochow.

158 158

55 461 616 603

Vater. Jahren.

582 622

112 176 Spreewaldbilder (Abbildungen) 321.349.397. 256 555 Spielschrein f. d. 15. 27. 46. 47 Stadtbahn 532. 544 Ständehaus (neues) in Berlin

Steuern in W. Stier, Prof. (m. Portr.) v. P. Walle Stolpe (hist.

Jnvalidenhaus.

,

Spielkarten.

Berlin.

Carl.

Portrait).

Spandau, jüd. Spandauer Sperre gegen Frankreich 1692

700 423

Kronprinzen.

(Ehrenbürger).

Trinius. (Lit.).

v. A. Löffler

©rite

(Ausbau). ....

1. Abb.

Lavamalerei.

,

l

(Insel). (Rundfahrt).

555 363 668 L'Arronge (mit 46 Leihbibliothek, erste von F. Meyer. 342 319 Lepel, Beruh, von (mit Portrait) . . 483. 531 435 . : Letteverein 699 Liedertafel 152 Lietzen von 31. 700 Literaturblatt, deutsches

Louise, Königin (über den

j

(Abb.).7.

(Abb.). Portrait).

Berlin und Wien von Dr. G. Karpeles Loge Royal Dork (Grundstück).

;

Portraitmaschine.

(Gesch.).. TodtenLandsberg (Wettbackenj.

.573. Begräbnisse. Soolquellen.

v. P.

Sonderlinge

Polizeidienstgebäude.

des Großen,

Beziehungen

Silberschatz des Schlosses zu Berlin

Wilhelm. (Lit.)., ....

Kurfürstendamm.

Literarische

Silberschatz

(Abb.). (Kunkel). ewiger.

Jubiläum.

Kurfürsten, pforte

Siegfried

Abb.). neues. historische. Parkanlagen. S.

. .. (Abb.).

(Johannestisch).

-

362 158 . . . 30 362 30 579 255. 254 616 Oetzthalalpen Ostpreuß. Jnf.-Regt. Nr. I. (Jubil.). 554 362 Opernhaus 635 Ost sternberg von F. 395 Packhof (alter) mit 64 Palais Mendelssohn von P. Walle . 594 287 Palais Albrecht (mit 95 30 699 Palme, 175 234. 244 Parochialkirche von O. Parochialkirche, Jubil., von P. Walle 618 39 Pfaueninsel 192 Pfennig, Pferdebahn, Zoolog. Garten — Teltow . . 335 379 Konzessionsdauer 531 Pokal des Prinzen 603 . . . Plan von Berlin 637 Polizeiwesen von H. Sundelin 568 363 Porzellanfabrikation von A. Heinecke 28. 46 159 Potsdamer Bahnhof 1838 46 Potsdam vor hundert Jahren (Lit.) . . . 127 639 699 Denkmal Fr. W. Pourtales von G. Frisch (m. Portrait) 52 95 Prinz Carl (Palais) mit 16 Prophet (falscher) 1692 675 Rachel (mit Abb.) 434 Ranke, Leop. v. Rathhaus (Ausschmückung).256. 286 Rauch (m. Portrait) 271. Rauchmuseum 718 482 Raumer, Fr. v. (mit 202 Recht (altes) von R. Lutter 159. 175. 288. 362 Reichstagbau 362 Reliquien im 447 Rellstab's 363 Rettungswesen vor 100 Fr. Reuleaux (mit Portrait) von P. W. 711 379 Rixdorf 63 E. v.

(Abb.). Buchholz. Abb. (neuer).

Berlin.

(Zeitschr.). (Brandend.).

Seite

Neger in Neue Markt vor 100 Jahren (Abb.) Neue Neustädter Brücke (Abb.) Nibelungenlied und Friedrich Nikolskoe Nord-Berlin (Rodenberg)

von

545 96 579 722 110 628 318 207 118

von W.

(Portrait

Wasserleitung (alte Berliner)

694 207 300 654 346 423 652 699 660

376 483

von O.

706 Weihnachten in der Mark (mit Abb.) 199. 207 159 Weihnachtsmesse (Arch.-V.) Weinbau in Berlin von H. Vogt. . . 513 335 Weiße Saal (mit Abb.i 543 Weiße Frau 1799 (mit 542 Weltpost, Buch (mit Weltstädte, Zahlen von P. Lindenberg 546 Wenden in der Mark von R. Lutter 683. 694. 707 447 Werner (Zach) in 363 Wettbacken in Landsberg Weyergang W. f. Eph raim und fürstl.

Abb.). Abb.).

Berlin.

Vetter.

Wildpark, H.

»

Prinz.

Wagner.

der und das bair. Haus von

Wilhelm, Wilhelmine,

. Prinzessin (Portrait) . Wissenschaft unter Friedrich I.. . . Wolfsjagd hti Kottbus von W. Radusch Wundärzte (Statut .

1526). /(Unterführung).

Uorkstraße Zeichnungen, alte von Japan. Zeughaus, f. Ruhmeshalle.

Haube

.

.

(Verlängerung).

Zimmerstraße Zoologischer Garten

(Station).

610 239 287 440 311

363 192 639

304 79

St"

im

W

Line Chronik für's Haus.

-

Erscheint wöchentlich am Sonnabend und ist durch alle Buchhandlungen, Zeitung-speditionen und Postanstalten f Im Postzeitungs-Latalog eingetragen (14. Nachtrag) unter Nr. 2278. vierteljährlich zu beziehen. Iahraana.

Nr.

Verlag von Gebrüder Paetel in

1.

Berlin

W.

1884.

Ephraim und EshKowsKy.

Nachdruck vrrboten. Gesetz ».

Historischer Roman in drei Bänden von IB. Iflnjetgang.

Erster Theil.

I. Frühlingstag, und ein ungewöhnlich reges Marktgewühl belebt die Straßen und freien Plätze der ES ist ein klarer

schön

Koinödiam

sehen

will,

Drei Kreuzer, drei Kreuzer nur der Platz!" und

der komm!

in

gebrochenem Deutsch ver¬ heißt er, selbst Molch und

Krokodil ihre Künste machen

angrenzenden Straßen haben Händler und Handwerker ihre Buden aufgerichtet oder bieten auf offenen Tischen,

zu laffen.

Türke mit Turban und dem bauschigen Beinkleid übt Auch

der

denr künstlichen

selbst am Boden ausgebrei¬

wundersame

tet, ihre Waaren feil, suchen wohl auch durch neckischen

kraft; vermißt er kecklich, den

oder freundlichen Zuspruch die Aufmerksamkeit der Vor¬

auf

sich

Jedermann

ihm

nächsten

unter

dem

bauschigen Reifrock, stattlich

vorüberschreitct, der solcher

Zuruf gilt, bald der

ver¬

wundert dreinschauende Bau¬ ersmann, der auch für seine Erzeugniffe lohnenden Absatz zu finden, am Jahrmarkts¬ tage zur

Stadt einwanderte,

oder eine gaffend" Kinder¬

ÄLgust Reandcr.

gruppe, welche, die erbetenen Jahrmarktskreuzer zwischen den Fingern drehend, zögernd über¬ legt, wie solche zu eigenem Fromme.'» und Gefallen ain besten zu verwerthen feien.

Mehr als die bunten Tüchlein und goldgleißenden Kettlein

t

„wie

sich

doch

Zucker zu

tödtlichste aller Gifte", das, jeder Täuschung zu wehren,

zu

Bald ist es die behä¬ bige Bürgersftau, die, mit Geldkatze

Anziehungs¬

erschauenden Arsenikum, das

lenken.

der

VI. 70.

mag sie heute der Thierbändiger locken, der mit grimmigem Knebelbarl und federgeschmücktem Barett unter Pfeifen- und Trompetenklang zum Eintritt in seine Bude lockt: „Wer ein

jungen Königsstadt an der SpreeBvin Schloß- zum Pe¬ triplatze bis hinein in die

übergehenden

11.

(S. Seite 10.)

aus

Apotheke

der

herbei¬

bringen möge, ohne schnell¬ sten Todes daran zu erblaffen, vor aller Augen zu verzehren: und rühmt sich, ein unfehlbar Mittel gegen jeglich Gift, wie im Bilsen¬ samen ein Mttel gegen alles Zahnweh und in seiner selbst erfundenen Wundersalbe ein Mittel, auch das schwächste Gedächtniß ;u stärken, zu be¬ und zum Beweise

sitzen;

in den Mund, um feurige Flammen auszuspeien und wäscht die Hände in geschmolzenem Blei, ohne nur die Haut zu verletzen. Vor dem Eckhause der Poststraße und des Mühlendammes seiner Wunderkraft stopft der Gaukler Haufen Wergs

hat ein „Leinentänzer", wie das Volk ihn nennt, „mit aller¬ gnädigster königlicher und hoher obrigkeitlicher Bewilligung", wie er durch große Anschläge bereits kund und zu wissen gethan hat, sein Seil über die Straße gespannt und schickte sich soeben an, seine „hier nie zuvor gezeigte Kunst" in luftiger Höhe zu üben. Dicht gedrängte Schaaren umstehen den abgesteckten Kreis; neben Kindern und Mägden steht wohl auch der ehrsame Bürger und schaut kopfschüttelnd von dem riesigen Gardisten neben sich, einem jener blauen Lieblingskindcr seines gestrengen Königs, hinauf zu dem schmächtigen Männlein, wie cs, die schwere Stange in den Händen balancirend, aus dem schwankenden Seil das Gleichgewicht zu halten sucht. Auf die Stufen eines der unfern gelegenen größeren

Kaufmannshäuser sind die Bediensteten des Hauses heraus¬ getreten. Für den Augenblick mag es im Geschäfte nichts zu thun geben; Niemand, der gerade Lust hätte, an Reis, Zucker oder sonstigen Materialbedarf zu denken, und sie in der Lust

Ein einziger der jungen Leute nur,

umherstehenden Waaren vom Ladentische hat räumen helfen, hat, die kurze Ruhepause zu benutzen, sich hinter sein Komtoirpult zurückgezogen, um hinter den Kontobüchern ver¬ steckt sich in seine Privatlektüre zu vertiefen. „Guck den Prinzen, wie er wieder über seinen Büchern

hockt!" raunt mit derbem Rippenstöße einer der Ladendiener dem neben ihm vor der Thür stehenden Kollegen zu. „He da! Hergesehen! Oder meint der verwünschte Prinz, da aus seinen Büchern herauszutifteln, was den König bewogen haben mag, — wider alle sonstige Gewohnheit dies Jahr all solchem Vagantenvolk den Eintritt in unsere ehrsame Hauptstadt zu verstattend — He! — Weiß ja mit dem königlichen Hause sonst so prächtig Bescheid, daß er wohl gar auf den (einstigen)

H oslieferanten hinausstudirt!" Der junge Mann, den das Necken der Kameraden so wenig wie das Straßeng'etrcibe um ihn her zu kümmern scheint, hat nur widerstrebend den Kopf aus der aufgestützten Hand gehoben. Sein Pult steht zu nahe am Fenster, das nicht der flüchtigste Aufblick durch die gittergeschützten kleinen Scheiben ihn das buntbewegte Treiben überblicken lasten müßte.

ruhig, wohl mehr

den eigenen

Gedanken Ausdruck zu geben, als dem Spötter zu antworten, „daß Se. Majestät in besonders gnädiger Stimmung gewesen sind! Die endliche Aussöhnung mit dem kronprinzlichcn Sohne

— wie ja

lockcn, neben dem Kästchen, das er am ledernen Riemen über

der Schulter trägt, den jüdischen Handelsmann erkennen. „Fort da! Hier wird nichts gekauft und nichts gereicht!"

„Vielleicht hat er gar ein Risrabriefcheil, das er, weil's gar zu oft vorkomint und die eigenen Glaubensgenossen nicht mehr dran glauben wollen, nun uns präsentiren möcht! Hahaha! Warum brennt nur immer den Juden ihre Bude ab und uns nicht? Pack dich, Polack, und trag dein Pries und deine Schubbeze wo anders hin! — Fort Bursche!" „Drei Tage nur sollt Ihr Fremden in unserer Jahr¬ marktswoche ausstehen dürfen," zürnt ein Anderer, „der dritte

Tag ist gleich zu Ende. Tummle dich, Jude, daß dich der Marktvogt nicht in Straf' nimmt!" Ein zweiter israelitischer Händler hatte sich schlau lächelnd

„Der Moses Hirsch!"

nachdem er schnell

die

sagte er

Alten leicht den Polen, wie der lange Bart und die Seiten-

zu dem stumm und scheu Dastehenden gesellt.

des Schauens zu stören.

„Mag sein",

einem blassen, verwachsenen Judenknaben, sich schüchtern an den jungen Leuten vorüber in den Laden zu schieben sucht. Der Schnitt des Gesichtes und der Kleidung lasten in dem

in seiner nunmehrigen Ver¬ Braunschweig - Bevern sie von Prinzeß mählung mit — mögen unsern königlichen Herrn besonders gnädig beweist gestimmt haben, daß er auch den Bewohnern seiner Hauptund Residenzstadt das bischen Jahrmarktssreude nicht stören und all diesem fahrenden Volk sein bischen Einnahme nicht schmälern mag. Der König weiß überdies gut zu rechnen besten Nachgiebigkeit

der

und weiß, daß solche Jahrmarktstage immerhin mehr Geld in die Stadt hinein- als hinaustragen." „Hahaha! Was der Prinz nicht Alles weiß! Laßt den langweiligen Burschen!" lacht ein Anderer; „mag er in seine Bücher gucken, wir gucken nach dem Seilspringer! — Platz da!" herrschte er einen Eintretenden an, der bisher unfern des Hauses seine Waaren feilgeboten hat und nun, gefolgt von

lachen

die jungen Leute,

„was

will denn der?"

„Nur Herrn!"

eine kleine Courtage

mir ausbitten von

den jungen

schmunzelte der Hirsch.

„Courtage? Für was?" Es scheint, der Neuhinzugetretene ist im Geschäfte schon bekannt, und um seiner munteren Laune willen eher gelitten, als andere seiner Glaubens¬ genoffen.

„Nu, — hab' des

ich doch gezeigt dem Fremden den Weg in cs soll

großen Herrn Sprögcls großes Geschäft, daß

gewinnen die neue Kundschaft, und . . . ." „Schöne Kundschaft! Hahaha!" „Und hätt' er nichts wollen kaufen, selber nur ver¬ kaufen

.

.

.

."

„Oder betteln . . . ." „Und die Herren hätten ihm gemacht ein klein Geschenk, hätt' ich — wie's Brauch — gekriegt die Courtage von ihm; nun haben ihm nichts gegeben die Herren; haben also geinacht ein gutes Geschäft; erbitt ich nun die Courtage von den jungen Herren!" Ein lautes Lachen der Ladendiener lohnt den harmlosen Scherz, während ein vorwurfsvoller Blick und eine abwehrende Handbewegung des Polen den unerbetenen Begleiter zurück¬ bleiben heißt. „Hab weder ein Nizrabrieflein, noch bin ich gekommen zu bitten", sagt er in fremdländischem Aecent und weichem, müden Klang der Stimme; „möcht lieber den Herren selber etwas abkaufen, wenn's die Herren möchten billig mit mir

und auch mir," setzte er leiser hinzu, „vielleicht ab¬ kaufen eine Kleinigkeit . . . ." „Wir? — Nichts da! — Vielleicht thut's der Prinz? — He, Gotzkowskp, ein Landsmann von Ihm!" ruft der frühere Spötter laut in den Laden zurück. „Hat Er nicht Lust, an dem Juden sich einen Kunden oder Kompagnon zu gewinnen für das große Geschäft, das Er doch bald zu etabliren denkt?" und wieder suchen die Uebermüthige:. den Fremden von der Thür fort zu scheuchen. Auch der Knabe zupft ihn ängstlich

machen,

am Rocke, um ihn zur Umkehr zu bewegen. Der junge Mann am Pulte hatte unwillig sein Buch geschlossen. „Wann wird endlich dies engherzige Vorurtheil

3 gegen Andersgläubige aufhören?" sagt er sinnend; Handel hat es doch wahrhaftig nichts zu schaffen!

„mit

dem

— Mag

man sonst an ihnen zu tadeln finden; aber dem deutschen Handel haben die Israeliten die besten Verkehrswege geöffnet,

und das zu einer Zeit, als noch schlechte Wege und schlechte Zölle nebst einer unwissenden Gesetzgebung dem Verkehr die Arme Schacher, fahrende größten Schranken auferlegten. Bettler sind sie als treue Agenten zwischen Amsterdam und

Frankfurt, Prag und Warschau hin- und hergelaufen, Wechsel und Juwelen unter ihren Lumpen, ja dem eigenen Leibe ber¬ gend; hier Spitzen und reiche Kirchengewänder für ihre Geg¬ ner, die hohen geistlichen Herrn, zu erhandeln, dort für einen Landesherrn, der zum Dank ihnen kaum den nöthigen Schutz und die nöthige Freiheit der Bewegung gewährte, Waffen lind Kriegsgeräth dlirch feindliche Gebiete zu schmuggeln; zu¬ frieden mit jedem Gewinn und dankbar für jede Duldung, die

ihnen ward!"

„Und das wollen nun künftige Kaufherrn sein?" zürnt er, „Abhängige, armselige Krämer bleiben sie ihr Leben lang; nur gründliches Wiffen der offenen Ladenthüre zuschreitend.

schafft freieren Blick, und dieser allein ist es, der den Kauf¬ herrn macht, ihm Muth und Kraft giebt, indem er für sich

selber schafft, auch seinem Land und Fürsten zu nützen!" „Weg da!" herrschte er den Genoffen zu; „gebt den

Eingang frei! Geld ist Geld und übel wär's in unseres Prinzipals Jntereffe gehandelt, wollten wir seine Waaren nicht verkaufen an Jeden, der sie begehrt!" „Und sie redlich bezahlt!" ist die spottlustige Antwort. „Hahaha! Auf den Kopf stellen könnt Er die Beiden da, und kein Kreuzer fällt zur Erde." „Mögen die jungen Herren haben Recht," sagte der Fremde verlegen, indem er, dem Winke Gotzkowskh's gehorsam, an den Ladentisch tritt, in polnischer Sprache. „Der Beutel ist leer und der Brodsack noch mehr! — Der Weg war lang und weit und der Markt war schlecht! Dazu der Zoll am Thore und die Steuer, die der Marktvogt jeden .

Tag auf's neue gefordert . . . ." „Und doch wollt Ihr Einkäufe machen, und das gerade jetzt, wo alle Welt dem Seilspringer zuschaut?" „Soll mich der Gott Israels bewahren, daß ich Gefallen fänd' an so halsbrechenden Künsten! Unter Gefahren und Kränkungen heißt es auch für uns unserem Brodcrwerb nach¬ gehen; aber fest muß sein der Boden unter unseren Füßen . .." „Recht so! Aber nun sagt was ihr begehrt!" „Wenn der gnädige Herr nur auch ein Weniges von meinen Waaren kaufen möchten, könnt' ich leichter einhandeln, was ich zur Nothdurft gebrauch' für den Abend und den morgenden Tag. Gleich bricht unser Schabbes an, an dem weder dürfen kaufen noch verkaufen . . . ." „Auch nicht, wenn ich Euch für morgen herbestellte, um mir von Euren Waaren etwas auszusuchen?" lacht der junge

wir

Mann.

„Thut's heut, lieber Herr, thut's heute! Ihr thut gutes Werk daran!" und mit hellerem Blick setzt er hir „Stoch ist die Sonne nicht untergegangen; aber in ei halben Stund' schon mag der erste Stern aufgehen und . . .

„Für volle vierundzwanzig Stunden hört aller Har Euch auf! Wie ihr das nur crtra

und Wandel für

sollt?!"

Den traurig unwilligen Blick des Knaben bemerkend, Mann begütigend hinzu: „Aber, Ihr scheint Handelsmann; und unbillig wär's, wenn Ihr kein von Haus an Eurem Ruhetage auch unfreiwillig Fasttag halten solltet!

setzt

der junge

— Gehört der Bursch zu Euch?" „Nein, Herr; er fragt mich ain Thor um den Weg zum Rabbi Fränkel; doch ich bin selbst fremd . . . ." „So wißt Ihr auch Niemand, der für Euch gutsagen könnt?" „Keinen, Herr, den ich darum bitten möcht!"

„Nun, das ist wenigstens grad ehrlich, wie man's bei Euren Leuten sonst nicht findet." Ein zweiter, gleich vorwurfsvoller Ausblick aus den großen Kinderaugen des blaffen verivachsenen Knaben macht den Kaufmann sich unwillkürlich zu ihm herabbeugen. „Und du? Woher kommst du, Bursch?" „Bon Dessau kommt er, Herr, wo sein Vater ein armer Lehrer und Abschreiber unserer Thorarollen ist, wie er mir sagte," antwortete der Pole. „Von Dessau, den weiten Weg — allein zu Fuße? Mich wundert, daß sie dich durch's Thor hereingelaffen haben."

„Ich lief dem — Wächter fort, eh — er mich zurück¬ rufen konnt'," sagt der Knabe mühsam stotternd, doch frei von der hebräisch und deutsch gemischten unschönen Sprech¬ weise seines Stammes. „Und was willst bn bei

dem

Rabbiner?"

„Lernen will

der Moses Mendel," ist unter hohem Ergelispelte, halb gestotterte Antwort. „Ich

röthen die balb lernte schon bei ihm — in Deffau; — und als er fort¬ ging da. . . ." „Mußtest du statt zu studiren, vermuthlich mit dem

Bündel Hausiren gehen?" Der Knabe nickt unter Thränen. „Wenn der Rabbiner dich nun aber nicht aufnehmen

will?" „Hab's ihm auch schon gesagt, Herr!" sagt mitleidig der Pole, „und ihn gemahnt an unsere Sage von der „Dalles" — das ist die Armuth, Herr! Wo die anklopft, da läßt der Kluge sie gar nimmer ein". „Aber solche Weltklugheit will erst gelernt sein; auch der alte Ben Abraham, der vor Euch steht, hat sie nicht besessen . . .

."

Gotzkowsky winkte dem Zögernden fortzufahren.

.... „Einst

hat es auch an seine Thüre geklopft, und Mann herein, der um ein Nachtmahl

er ließ den wegcmüden

und ein Lager bat.

„Am nächsten Morgen aber setzte der den Stab nicht weiter; er trank aus unserem Becher und aß die besten Bissen uns vorweg aus unserer Schüssel, Wochen um Wochen, bis es endlich meinem Weibe Zeit schien, ihn zum Aufbruch zu mahnen. „Da aber dehnte er sich nur bequem auf seinem Lager ad meint: Sein Gewand sei gar so verschlissen; wenn wir m ein besser Gewand machen lassen wollten, wollt' er bei nderen um Hilfe bitten gehen." „Und das Gewand . . . .?" „Ward ihm gefertigt, wir sagten gut dafür und darbten lbst

darum." „Und dennoch ging

er nicht?"

MW | MW -

WMWM

Frledrb Begegnung der vertriebenen Salzburger Protestanten und des Königs Fritz von Gemälde Nach dem

i hauS.

o-u Preußen unweit Zehlendorf bei Scrliii am 25. Juni 1732. (S. Seite 15 .)

6

eng." sprach er. Gewand, das weiteren und längeren Aber auch aus dem Augen schnell unseren wir ihm machen ließen, wuchs er vor

„Sieh, das Gewand

ist

mir

zu kurz und

heraus.

du?" fragt ihn voll Angst mein Weib„Der Dalles bin ich, die Armuth!" sprach er. „Wer

„Wer

bist

unvorsichtig mich beherbergt, von dessen Haus scheid' ich so wachs' ich schnell heran leicht nicht wieder. Zu einem Riesen werden." und Riesenkräfte braucht's, mich los zu dem Kampf erlegen, Weib, mein wie „Fast bin ich, und ich — Jerusalem ewigen droben im Herr! Sic ist nun — ich such' umsonst nach einem neuen Heim . . . „Und ihr meint, so möchte auch der Knabe vergeblich an des Rabbiners

Auch

bei

unserem Volk

hält

Arm ohn' äußeren Zwang nicht so zusammen, wie Ihr meint- Doch nichts für ungut, Herr, denkt an die Sage . . von dem Dalles, auch Ihr scheint mitleidig und gerecht. Kauf¬ „Daß ich nun gar für Euch gut sag'," lacht der die der mann. „Da nehmt!" Er hat die geringen Waaren, Reich und

Pole erbeten, für ihn zusammengepackt. „Ihr werdet mir am Montag bringen, was Ihr heut schuldig bleibt." „Da nimm! schiebt er dem Knaben sein kaum berührtes Vesperbrod hin; „du wirst Huuger haben, Bursch!" Ohne das Gebotene zu berühren, blickt der Knabe dank¬ bar zu ihm auf. „Ich darf nichts essen, als was bereitet ist nach dem Gesetz," stotterte er verlegen. Die entsagende Willenskraft des Kindes überrascht den Kaufmann sichtlich- „Um den dürft Ihr nicht sorgen, der wird sein

Ziel erreichen," wendete

er sich an den Polen, „doch nun

geht und vergeht das Wiederkommen nicht!" „Der Ben Abraham ist Niemand schuldig geblieben; er — kommt, es müßt denn sein, daß er nicht könnt kommen, daß sie

ihn

Stadt.

-

schon hätten gewiesen

„Unsinn; nachdem

sie

vor dem Montag aus Eurer

Euch eingelassen, schützen Euch die

gut, wie uns." „Nicht so! Nicht eine Stunde sind wir unser sicher," vertraut und seufzt er- „Aber Ihr habt dem Ben Abraham auch Schuldner, Euer bleibt Er das vergißt er Euch nichtSchuld!" wenn er hätt längst bezahlt die heutige Die hohe Gestalt gleichsam in sich zusammengekauert, tritt der Pole gesenkte» Hauptes, wie er gekommen, aus dem mit dem Hause, vor dessen Thüre die Ladendiener noch immer Gesetze so

Moses Hirsch ihre Scherze treiben. „Nu, habt Ihr gemacht ein gutes Geschäftche?" trollt dieser hinter ihm drein. „Soll Euch der Moses nu zeigen, wo's giebt die Billetche, daß Ihr für ganz umsonst Euch

mögt

zum Schabbes an der Reichen Tisch?" „Nein; aber dem kleinen Mendel hier könntet setzen

der Straße hinabblickt. Es ist ein stattliches Haus und doch scheint die Frau, die unverkennbar demselben Stamme angehört, wie er, des

Hauses Herrin. Eine zierliche gefaltete Krause und das eng anschließende

Häubchen mit Brabanter Spitzen und Goldfäden durchwoben, das sorgfältig jedes Haar verbirgt, umrahmen ein freundliches,

wohlgebildetcs Gesicht. Um den vollen Nacken schlingen sich Perlenketten und breite Goldspangen um die rundlichen Arme. Alles verräth, daß ihr die Noth des Lebens fern geblieben sein mag-

Thür klopfen?"

„Wohl möglich, Herr!

stumm grüßend, zu einem geöffneten Fenster emporgehalten. Erschreckt weicht er zurück, als er die Frau erblickt, die, ein Kindlein auf dem Arm, von dort auf das bewegte Treiben

Ihr

den

Weg zum Rabbi Fränkel zeigen." „Zum Fränkel? Hei, wird er doch glauben, daß ihm in den Schooß fällt das große Loos, wenn ich ihm bring ins Haus den Schnorrer!" Dennoch nimmt er des Knaben Hand, ihm den Weg zu zeigen, während der Pole, wortlos, wie er zuvor gethan, den Inhalt seines Kästchens in der kurzen, ihm noch vergönnten Frist den Vorübergehenden feil zu bieten geht. Auch in einer der Nächstliegenden Straßen hat er es.

Nur einen kurzen Augenblick hat auch ihr Auge fragend Dann tritt sie schnell zu ihm auf ans dem Polen geruht. die Straße hinaus. „Ben Abraham! Gott Israels, Ihr seid's? Hat Euer Weg Euch endlich einmal in unsere Stadt geführt?" Der Pole, bei dem altbekannten Klang der Stimme zu¬ sammenschreckend, verneigt sich fast ehrfurchtsvoll vor der Frau. „Schließt Euer Kästlein und tretet ein," legt sie die Der Tag ist nicht allzulang zur Hand auf seinen Arm. Frühlingszeit. Gleich wird die Marktglocke läuten, die allen Fremden weiteren Handel verbietet, — der Marktvogt, der mit dem blanken Schilde auf der Brust, späht schon umher, — und überdies bricht gleich unser Schabbes an." „Wahre mich der Gott Israels, daß ich je des Schabbes vergäße! Weiß wohl, das er gesetzt ist zu einem Zeichen des Bundes zwischen unserem Volk und Gott, und daß, wer ihn entheiligt, soll des Todes sterben. „Nur daß ich kein Heim mehr habe, den Meinen das Kaddischgcbet zu sprechen, der unsern Sabath von der Woche scheidet, ihnen die Habelallahkerze nicht anzünden, — das Brot und Wein nicht segnen kann zum Sabbathmahl, schmerzt! Es ist ein schwer Ding, ein Fremdling sein überall, nirgend ein Recht und ein Heim haben!" „Im Hause des Chajim Ben Ephraim solltet Ihr kein Fremder sein! Am Schabbesabend geht überall kein Fremd¬

ling

ungespeist von unserer

Thür."

Herrin jetzt im Hause des reichen Chajim „Ihr Ephraim?" ruht der Blick des Polen fast traurig fragend auf „O, ich weiß, daß wer, wie er, von der stattlichen Frau. Mutterseit stammt von den edlen Mardechi Mirels aus Wien, die dort die Synagoge haben bauen helfen und ein Betha¬ nicht midrasch errichtet, daß das Studium unseres Talmud seid die

werd', wird auch in der jungen Königsstadt der erzählt armen Glaubensgenossen nicht vergessen wollen," und er Mendel. von seiner Begegnung mit dem armen Moses „Vielleicht kann ihn mein Mann berathen und ihm Kinder helfen. Aber auch Ihr solltet hier bleiben und unsere — erklären; es fehlt Mischma die lehren, hebräisch lesen und vergessen

hier zu Land an Lehrern für unser Volk." „Dem Armen wird so leicht kein bleibend Heim," ist die ausweichende Antwort. „Aber das Kindlein auf Eurem Arm, Sarah, wär's möglich, daß es wär' . . . .?" Das arme Waislein, das Ihr uns zugewiesen, das

nun schon, das mein Mann, der Ephraim, von armen übten in sein Haus genommen, und das wir groß

7 ziehen und cs halten, wie unser eigenes. Ja, so kommt man zu Kindlein," lachte sie; „ohne Euch wüßten wir nicht einmal,

Wolff gestorben, und daß er verheirathet gewesen. — Wir haben ja nur unser einziges in dem Beitel, und der ist eilt großer Bursch, der schon Bar mizwe gefeiert. „Komm, Beitel," winkt sie zum Hause zurück; „das ist der Ben Abraham, ein Jugendfreund aus deiner Mutter Heimath. So recht, gieb ihm die Hand! Magst ihn hernach daß der

mitnehmen zur Synagoge. Ich komm' heut nicht zur Frauenschul", entschuldigte sie sich; „die Kindsmagd ist nicht vom Jahrmarkt zurück, da muß ich selber unseres Waisleins warten. Es ist ein herzig Kindlein, die kleine Jrie," liebkost sie die Kleine, und sie schlägt den weißen Schleier zurück, den sie beim Heraustreten zum Schutze um des Kindes Kopf gehüllt hat.

„O, Ihr dürft's scherzt sie

Herr," einem Vorübergehenden, der unwillkürlich vor der Euch schon einmal anschauen,

Gruppe seine Schritte gehemmt hat, „es ist ein sauber wohl¬ nur," setzt sie, den warnenden Blick Ben Abrahams bemerkend, zögernd hinzu, — „eine von unserem verachteten Stamm!" „Verloren ist Ihrer keines! Ein jedes kann dem Himmel gewonnen tverden!" ist des Mannes ruhige Antwort; und ehe der Pole ihm wehren kann, hat er, leise die Lippen be¬ wegend, über das Kindlein das Zeichen des heiligen Kreuzes gestaltet Mägdlein, wenn auch

geschlagen. (Fortsetzung folgt.)

Die Geschichte der Derlinrr porMansabrikation. Von Dr. Klb. üfliiftstp.

(Mit Illustrationen.) Jahre 1750 errichtete der Kaufman Wegely die erste Porzellan-Manufaktur zu Berlin. Die Baulichkeiten dieser Fabrik standen auf dem Grundstücke der Neuen Friedrichstrabe, auf welchem sich jetzt das Sedanpanorama befindet. Wegely hatte sich die Recepte zu der Porzellanbereitung, das Arcanum, wie der allge¬ meine Ausduck dieser Zeit dafür ist, und die von den Besitzern streng geheim gehalten wurden, durch Arbeiter Ringler's verschafft, des Begründers mehrerer Porzellan-Manufakturen in Deutschland. (Höchst 1740, Frankcnthal 1755 u. s. w.) Indirekt war die Kö¬ niglich Sächsische Manufaktur zu Meißen auch die Mutter dieser Fabrik, wie der meisten anderen in Europa, mit Ausnahme einiger Thüringer Fabriken, die ihre Porzellane nach Recepten des Chemikers Macheleid fertigten, der 1758 zu Rudolstadt, abweichend von der Erfindung Böttchers (1709) Porzellan aus Thüringer Sand und anderen Materialien herstellte. Ringler hatte das Arcanum aus der Wiener Manufaktur an sich gebracht, die im Jahre 1720 von dem Obermeister Stütze! gegründet wurde, welcher von der Meißener Fabrik entwichen war. Dem Ringler, der dem Weine gern zusprach, nahmen seine Ar¬ beiter und Zechgenossen, während seiner Trunkenheit, seine Recepte

Im

ab, die

er stets bei sich trug, schrieben sie ab und verbreiteten das Arcanum zu ihrem Vortheil weiter in der Welt. Auf diese Weise kam das Arcanum auch nach Sevres. Wegely verwandte in seiner Fabrik Porzellan-Erde von Aue im Erzgebirge; eine Erde von rein weißer Farbe, die in jener Zeit zur Puderfabrikation verwendet wurde, und von Böttcher zu seinen

Versuchen auch gebraucht wurde.

Die Gruben von Aue, wc von Schnorr (von Carolsfeld) entdeckt und ausgebeutet würd

sind jetzr erschöpft. — Die Masse, die Glasur und die Blaumalerei unter Glasur der Wegelyschen Fabrikate sind gut; die Malerei aus Glasur hat Manches Unvollkommene, da die Farben nicht richtig Die Fabrikate sind durch ein großes la¬ zusammengesetzt waren. 1755 hatte Wegely soviel teinisches W. am Boden kenntlich.

Porzellan fertig, daß er davon verkaufen konnte. Doch schon 1757 gab Wegely die Porzellanfabrikation wieder auf und legte an ihrer Stelle eine Wollenzeug-Manufaktur an. Sehr wahrscheinlich war Wegely die Anlage seines Kapitals in einer Porzellan-Fabrik nicht rentabel genug, da die technischen Hilfsmittel nicht

so ent¬

wickelt waren, wie heute, war das Risiko des Gelingens der Fa¬ brikate groß, die heute noch die größte Aufmerksamkeit und Sorg¬ falt in den verschiedenen Fabrckationsstadien erfordern. Kleine Er¬ habenheiten (Pocken genannt,) die sich an vielen der niedlichen Wegelyschen Figuren befinden und die durch mangelhaft geleiteten Brennprozeß verursacht werden, zeigen, daß er großen Ausfall

beim Brennen gehabt haben muß.

Zudem war der Absatz deS

noch ein beschränkter; die Kriegsunruhen und der hohe

Porzellans Preis machten dieses neue Material beim großen Publikum als Gebrauchsgeschirr noch nicht verwendbar. Mehrere hundert Centner Kaolin und Porzellanmasse, die damals wegen ihrer Selten¬ heit und durch die großen Transportkosten einen hohen Werth repräscntirten, hatte Wegely auf seinem Grundstücke vergraben, wohl in der Absicht, diese Schätze in ruhigeren Zeiten zu ver¬ werthen. Beim Bau des Sedanpanoramas wurden die Materialien aufgefunden, die zum Theil in den Besitz der Königlichen Por¬ Die Wegely'fche Porzcllanmasse zellan Manufaktur übergingen. hat im Verhältniß zu den Porzellanmassen, die jetzt in Deutsch¬ land verwandt werden, eine so geringe Plastizität, daß man sich wundert, wie eine Fabrik mit diesem Material hat arbeiten können. Nach Engelhardt's Biographie Böttchers, soll die erste Por¬ zellan-Fabrik in Preußen schon 1713 von dem Geheimen Rath und Kammerpräsidenten Görne zu Plaue an der Havel errichtet sein durch Kempe, einen der ersten Arbeiter Böttchers. Dieselbe soll braunes, später mit Sächsischer Erde weißes Porzellan gemacht haben, welches schwer, theuer und schlecht gewesen sei; 1729 soll Fabrik wieder eingegangen sein. Ein Theil der Formen und der Porzellanvorräthe ging in den Besitz des Bildhauers Reichard über, der in der Wegely'schen Fabrik als Modelleur beschäftigt war. Derselbe sing ebenfalls in Berlin eine kleine Porzellanfabrik an, nachdem er sich das Arcanum von einem Sachsen, Namens Paul, erhandelt hatte. Dem Reichard fehlten bald die Mittel, seine Fabrik weiter zu führen; er verkaufte sie daher an den Banquier Gotzkowsky (1761); die technische Leitung seiner neuen Fabrik übertrug Gotzkowsky dem Reichard gegen ein hohes Jahresgehalt, der ihm gegen die Summe von 4000 Thaler auch das Arcanum überlassen hatte; außerdem engagirte er die tüchtigsten Kräfte, die er bekommen konnte, den berühmten Einailmaler Jaques Clauce zum Leiter seiner Malerei, und den tüchtigen Elias Meyer aus Meißen als Modellmeistcr und Leiter der plastischen Abtheilung. Die Kriegsunruhen, die beständige Furcht und Gefahr ließen außerdem manchen tüchtigen Mann die Meißener Fabrik verlaffen, unter anderen die geschickten Maler Boehme, Borrmann, Klipfel; zumal da Gotzkowsky für diese Zeit verhältnißmäßig hohe Jahresgehalte (1000 — 1500 Thaler) an die Ge¬ nannten zahlte. Das Geld zog also diese tüchtigen Männer von der Meißener Fabrik fort, und nicht die Gewalt der Bajonette Fried¬ rich des Großen während des siebenjährigen Krieges, wie einige Schriftsteller behaupten (unter anderen Wraxall, Denkwürdigkeiten des Berliner Hofes; und*Engelhardt, Biographie Böttchers); Fried¬ rich der Große hatte um diese Zeit mit der Fabrik noch Nichts zu "un. Die gesammte Oberleitung der Fabrik übertrug Gotzkowsky, er seiner ausgedehnten Geschäfte wegen sich nicht spezieller um >lbe bekümmern konnte, im November 1761 dem Kommissionsdiese

-

rath Grieninger. — Grieninger hatte im Anfang mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, weil ihm die Fabrikation fremd war und richtige Grundsätze sowohl in der Verwaltung als bei der Preis- und Lohnberechnung fehlten. Die technische Abtheilung bedurfte vor Allem der Verbesserungen. Der von Reichard konstruirte Porzellanofen ergab zu viel Ausfall, da feine Verhältnisse nicht richtig gewählt waren, und dadurch, daß Reichard drei ver¬ schiedene Piaffen und Glasuren in demselben Ofen verwandte, leichter und strengerflüssige, je nachdem die Waare weiter von dem An¬ griffspunkte des Feuers im Ofen stand. Ein Arbeiter der Wegelyschen Fabrik baute dann einen Ofen, der beffere Resultate lieferte. Die damals zur Porzellanfabrikation üblichen Oefen waren liegende, von halbcilinderischem Querschnitte, mit den Feuerungen au? der einen und dem Schornsteine aus der anderen geraden Seite; ähnliche Besondere Oefen werden heute noch von Töpfern verwendet. Schwierigkeiten machte die Herstellung der Farben; bald hatten nach Ansicht der Laboranten das Wetter, bald die Zuthaten die Schuld, daß die Farben mißriethen. Im Winter konnte wegen

8 aus dieser Zeit, kleinere, figürliche Gegenstände, die sehr sauber ausgeführt sind. Gotzkowsky fehlte es durch seine weitverzweigten Geschäfte während des Krieges öfter an baaren Mitteln, sowohl die Löhne und Gehalte, als die Lieferanten rechtzeitig zn bezahlen; nach und nach kam er in seinen Vermögensverhältnisien zurück; die neue Anlage kostete viel Geld und brachte Anfangs verhältnißmäßig wenig ein; außerdem verbrauchte Gotzkowsky für seine Person viel, Im August da er einen außergewöhnlichen Aufwand machte. 1763 stellte Gotzkowsky seine Zahlungen ein, und bot die Fabrik Friedrich dem Großen zu Kauf an, der sie an, 8. September 1763 als sein Eigenthum für die Summe von 225 000 Rthlr. erwarb, welche im Depositorium des Kammergerichts niedergelegt wurde. Nach den Aufzeichnungen Grieningers ist der wirkliche Werth der Fabrik inclusive der Materialien und Waarenvorräthe ungefähr ein

Drittheil

dieser

Summe gewesen, die Friedrich der Große

wohl nur aus dem Grunde bezahlt hat, um den Gotz¬ kowsky, der sich sehr verdient gemacht hatte, in den Stand zu auch

Verpflich¬ tungen gegen seine

setzen, den

der Kälte kein Pur¬

pur und im Sommer

Gläubiger

wegen der Wärme keine hochrothe Farbe hergestellt werden.

Die

der Kö¬ nig der persönlich Gefallen an guten Porzellanen und der

chemische Lite¬

ratur, aus

der die

Porzellanfabrikation hatte, wollte auch wohl die Fabrikation

Rath Laboranten holen konnten, war damals gering; die Farbenrezepte und Anleitungen, die zu

eines

eingehen laflen.

Gotzkowsky rich¬ tete hierauf in seinem Hause ein Labora¬

allgemeine noch Vorschriften heute sind, da die verschiedenen Mate¬ rialien nach ihrer solche

hältniffe in der Zu¬

torium zu alchimisti¬ schen

Qas Schlemmen der Erde. Bilder aus der Königlichen Porzellan - Manufaktur.

ver¬

Porzellanmaffe von Meißen nach Berlin habe schaffen lassen, so übertreibt er. Grieninger sagt in seinen Aufzeichnungen, die über alle Vorgänge während seines Direktoriums genau berichten, er habe einmal ein kleines Fäßchen Erde als Probe aus Sachsen er¬ halten, die ein viel weißeres Porzellan geliefert habe, als das der Gotzkowskhschen Fabrik. Die Porzellan - Erde bezog die Fabrik über Regensburg aus Paffau, wie außer Meißen die meisten Fabriken Deutschlands. Die übrigen Zuthaten, Feldspath, Sand, Gyps u. s. w. lieferte die Umgegend; der Kapselthon kam aus der Nähe von Halle. Die Porzellane dieser Periode sind grau oder gelblich, da der verwendete Kaolin nicht rein sondern eisenhaltig

sind zum Theil durch ein großes lateinisches 6 am jedoch hat ein großer Theil nachweislich aus der kenntlich; Boden Gotzkowsky'schen Fabrik stammender Sachen kein Fabrikzeichen. Es existiren auf der Königlichen Porzellan-Manufaktur noch Modelle sie

Zwecken

ein

und kam durch Mit¬

langen, um brauch¬ Durch angestrengten Fleiß hatten bare Resultate zu erzielen. die Laboranten es aber doch bald so weit gebracht,^ daß Gotz¬ kowsky Friedrich dem Großen in seinem derzeitigen Haupt¬ quartiere zu Leipzig ein paar geschickt gemalte Taffen überreichen konnte, die deffen Beifall und den anderer Sachkenner fanden. Wenn Engelhardt sagt, daß Friedrich II. mehrere Wagenladungen

war;

wichtigen

Landen nicht wieder

waren, waren da¬ mals auch ebenso wenig werth, als

sammensetzung

so

Artikels wie echtes Porzellan in seinen

der Zeit zu kaufen

Art abweichende Ver-

nachzu¬

kommen;

1.

hülfe von Betrügern, die den Stein der Weisen zu besitzen vorgaben, um den

Rest seines einst glänzenden Vermögens. Schon am 11. September kam der König in seine neue Fabrik,

Uebergabe ein Personal von 146 Köpfen inclusive 11 Beamte beschäftigte; er besichtigte sie eingehend und ließ sich die Materialien und Apparate zur Porzellanbereitung genau er¬ klären und zeigte ein reges Jnterresse für Alles. Die übernommenen die bei

der

Beamten beließ der König in ihren Funktionen; Grieninger behielt die Direktion mit der Bestimmung, seine Berichte und Anträge an den König selbst zu richten, der somit oberster Chef der Manufak¬ tur in Allerhöchsteigener Person war. Um die Fabrik zu ver¬ größern, neue Arbeitsräume und Brennöfen anzulegen, ließ der König bei der Kurmärkischen Landschaft eine Anleihe von 140 000 Thaler aufnehmen, die aber von der Generalpostkaffe in lauter Zweigroschenstücken gezahlt ist, und von den Ueberschüffen der spä¬ teren Jahre zurückgezahlt wurde. Im Jahre 1771 beschäftigte die Fabrik schon ein Personal von 400 Personen und hatte zehn Oefen zum Porzellanbrrnnen im Betrieb. Der Absatz 3 des Kaufkontraktes sagt über diesen Punkt: Das Arcanum wurde auch jetzt noch streng geheim gehalten. Alle Geheimniffe, Wiffenschaften, Künste und Handgriffe, worauf Majestät sich diese Fabrique gegründet, müffen Sr. König!.

von dem p. Gotzkowsky getreulich entdecket, beschrieben und aus¬ geantwortet, nicht minder von demselben eidlich angelobet werden, daß er davon weder für sich noch die Seinigen etwas zurückbehalten und verschweigen, auch für sich und die Seinigen von nun an keinen ferneren Gebrauch mache, noch viel weniger das Geringste davon an einen Dritten, er sei Wer er wolle, offenbaren, sondern diese Geheimnisse, Wissenschaften und Künste gegen Jedermann außer gegen Sr. König!. Majestät und diejenigen, welche von Allerhöchstdenselben hierzu legitimirt werden mögten, verschwiegen halten und mit in seine Grube nehmen wolle. Die mit der Masse und Glasurbereitung, und dem Brennen beschäftigten Personen waren ebenfalls in Eid und Pflicht genommen,

eingeschmuggelt, und von den Juden, um bald wieder zu Gelde zu kommen, um jeden Preis losgeschlagen wurde. Der König hatte bis an sein Lebensende großes Interesse für seine

Fabrik:

er besuchte

sie

häufig und machte persönlich Be¬

stellungen und Ankäufe. Wie er öfters seine Zufriedenheit über hervorragende Leistungen zu erkennen gab, so zögerte er auch nicht, über Dinge, die ihm nicht gefielen, sein Mißfallen auszudrücken. Die Besuche Friedrichs und die hoher und höchster Herschaften hat Grieninger in seiner hinterlaffenen Chronik genau verzeichnet.

„Sieht er,"

sagte der König bei einem Besuche,

„das ist

schön,

und schöner als ich es zu Meißen gesehen habe; aber ich kanns nicht kaufen; ich habe kein Geld."

Jeder¬

Friedrich war, außer¬

mann zu verschweigen. Wenn der König die Ma¬ nufaktur besuchte, ging er mit dem Direktor und dem betreffenden Beamten allein in die Fabrikräume, wäh¬ rend sein Gefolge in den Verkaufslokalitäten sich auf¬ halten mußte. Die Fabrik bekam fol¬

dem daß die Fabrik seinem Schönheitssinn zusagende

ihr Wissen

gende

gegen

Produkte fertigte, auch das materielle Ergebniß der Manufaktur nicht gleich¬ gültig. Um den Absatz der

Porzellane zu fördern, ließ der König Zweignieder¬ lagen zu Königsberg, Bres¬

lau, Magdeburg, Stettin, Halle, Emmerich und Min¬ den einrichten, die aber im Verhältniß zur Hauptverkaussstelle Berlin wenig ein¬ brachten. Vom 24. August 1763 bis ultimo Mai 1787 eine hatte die Fabrik von Brutto - Einnahme 2 188 339 Thaler 23 Sil¬ bergroschen 6 Pfennige mit einem Reingewinne von 464 050 Thaler 7 Silber¬ groschen 6 Pfennige, der in die Königliche Kasse floß. Die früher erwähnte Anleihe von 140 000 Tha¬ ler ist in der Einnahme nicht enthalten; ebenso sind die jährlichen Zinsen dieser Summe mit 7000 Thaler vom Reingewinn abge¬

Privilegien:

1. Die kostenfreie Lie¬ ferung des Brennholzes aus

Rüdersdorfer,

der

später

der Köpnicker Forst; dieses

wurde gleich nach Frie¬ drichs Tode wieder auf¬ gehoben.

2. Die Accise- und Abgabcnfreiheit, auf ihre Fabrikate sowohl als auf die erforderlichen Rohma¬

terialien. 3. Eine eigene Ge¬ einem richtsbarkeit mit Gerichtshalter und zwei

Schöffen. 4. Das

Recht,

ein

eigenes Siegel zu führen; welches

Privileg allein bis

auf den heutigen Tag blieben ist.

ge¬

rechnet.

In

Außerdem wurde den

Juden die Verpflichtung auferlegt (1.769) bei wichti¬ gen Anlässen des bürger¬

Das Älumrnmachrn. Bilder aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur.

lichen Lebens, zu denen sie eine obrigkeitliche Licenz nöthig hatten, für eine gewisie Summe Por¬ zellan, gewöhnlich nicht unter 300 Thaler zu kaufen und dieses im

Auslande abzusetzen. Diese Pflicht der „benefizirten" Juden wurde 1787 von der Judenschast abgelöst, da die restirenden Beträge sich zu sehr häuften. Ebenso mußte die Lotteriepachtsozietät (1769) ein gewiffes Quantum Porzellan jährlich, anfangs für 6000 Thaler für 9600 Thaler im Auslande absetzen; diese Pflicht wurde 1787 gegen eine von der Sozietät jährlich zu zahlende Summe

später

abgelöst, welche vom Jahre 1794 nicht mehr gezahlt wurde, da die Verpachtung der Lotterie aufhörte, und deren Erträge in die Gcneralinvalidenkasse floffen. Die Zwangsverkäufe dienten nicht dazu, das Renommü und den Absatz der Fabrik zu heben. Das

L,,^udenporzellan" war bei Privaten oft billiger zu kaufen als in Hder Fabrik; da es, offen über die Grenze geschafft, heimlich wieder

2.

dieser Periode ist

die Geschmacksrichtung in der Form und Dekoration

der Porzellane in Berlin wie in Meißen dem Rococo zugewendet, das sich an dem prunkliebendem Hofe August des Starken besonders entwickelte. Das Rococo eignet sich beson¬ ders gut zu Porzellangegenständen; da es ihm an jeder Gliede¬

rung fehlt, gestattet es dem Modelleur, den Gesäßen Formen zu geben, die im starken Porzellanfeuer gut stehen, und hinter nied¬ lichen Verzierungen Stützen anzubringen, die erforderlich sind, um den Gegenständen die nöthige Stabilität während des Brennens zu geben. Sodann gewährt das Rococo die Freiheit, die glän¬ zende und bunte Palette der Porzellanfarben zur vollen Geltung zu bringen. Die meisten Porzellane dieser Periode sind mit solcher Vollendung gearbeitet und gemalt, daß sie noch heute die Be¬ wunderung des Sammlers und Kunstkenners und das Lob' des Technikers erregen. Das zeigen die Porzellane in den Potsdamer Schlöffcrn; die zierlichen Figürchen, Vasen, Schmuckstücke und Ge-

brauchsgeschirr, mit Motiven nach Watteau und Lancret bemalt, mit Rococo-Ornamenten, die in den Sammlungen existiren. Als besonders bemerkenswerth sind hervorzuheben: die beiden großen

Spiegelrahme aus weißem Porzellan in Sanssouci und ein großer Tafelaufsatz, den der König als Geschenk für die Kaiserin Katharina von Rußland anfertigen ließ. — Das Mittelstück des Tafelauf¬ satzes stellte die Kaiserin Katharina dar, auf einem Thron sitzend und um sie herum gruppirt die Völkerschaften in Nationalkostümen, die

ihr Unterthan waren.

Dazu gehören noch eine Reihe mytho¬

logischer Figuren und Trophäen zur Ausschmückung des Ganzen, und ein reich mit Reliefs dekorirtes, den Namenszug der Kaiserin

führendes Desiertservice, mit Scenen aus den Kriegen zwischen Rusien und Türken, bemalt. Wie in Berlin wurden diese Porzellane auch in Petersburg öffentlich ausgestellt, und erregten durch ihre künstlerische und technische

Vollendung den Beifall der Sachkenner.

(Fortsetzung folgt.)

August Ntundcr. Eine Erinnerung von K. UIUiiumii.

(Hierzu die Illustration S. 1.)

Einst, — in den dreißiger und vierziger Jahren dieses Jahr¬ hunderts, — kannte sicher jedes der Kinder, die auf dem früheren Gensd'armen-Markte, dem jetzigen Schillerplatze, spielten, das, wie ich glaube, vierte Haus in der Markgrafenstraße, nicht weit von der Behrenstraßenecke, links, wenn man vom Opernhausplatze kommt, als die Wohnung Ne anders. Keine Gedenktafel ziert es, aber im Gedächtniß Aller, welche da einst, namentlich als Studenten, die nicht sehr hellen Treppen zum dritten Stock emporstiegen und irgend ein Anliegen bei dem oben Genannten hatten, wird es unauslöschlich eingezeichnet stehen. Vor diesem, wie ich glaube, noch unveränderten Hause, wurde ja der Fackelständchcn und selbst Fackelzüge am Geburtstage des Berühmtesten seiner Bewohner so viele gebracht, daß es jedem „Berliner Kinde" hinlänglich als das „Neanderhaus" bezeichnet war. Man erzählte sich dann wieder

einmal längere Zeit hindurch in Berlin, wie der dort Gefeierte aus dem einen der mit grünen Holzjalousieen versehenen Fenster herunter eine Anrede an die da auf der Straße im Wichse ver¬ sammelten Studenten gehalten habe. Gleichzeitig schnurrte dann das nun einmal in Bewegung gesetzte Mundwerk der Erzähler wohl auch einige Schnurren aus dem Leben des berühmten Gottesge¬ lehrten ab, des „Professor" auch „ollen" Neander, wie er zum Unterschiede von dem nicht zu weit von ihm in der Breitenstraße Kamen Ver¬ wohnenden „Bischof Neander" genannt wurde. wechselungen mit diesem seinen Namensvetter doch häufig vor, sogar, wie die Fama sagt, von Seiten eines der königlichen Leib¬ jäger, welcher statt des „Professors" den „Bischof einmal zur königlichen Tafel befahl. Den jeder

„alte Berliner" auf

richtigen Neander

aber erkannte

den ersten Blick an seiner äußeren, so

originellen Erscheinung. Jetzt ist dieser einst vielgenannte Name, bei dessen Klange hoch das Herz des Jünglings, hoch auch noch die Brust des Greises schwoll, fast verklungen in dem Geräusche der großen Kaiserstadt Berlin. Nur am theologischen Himmel strahlt er noch, neben den Namen der Begründer des Glanzes der neugestifteten Friedrich - Wilhelms - Universität, neben einem Schleiermacher, Schelling u. A. als ein Stern erster Größe. Um so anerkennenswerther und verdienstvoller möchte es sein, wieder das Andenken an einen der berühmtesten Bürger Berlins aufzufrischen und diesen Stern in sein Wappen- beziehungsweise Journal-Schild erscheinen zu lasten. Möchten diese Zeilen eines Schülers, der zu den Füßen

höchst

als Mensch wie als Gelehrter gleich herrlichen Lehrers gcseffen hat, dazu etwas beitragen! August Neander wurde als Sohn jüdischer Eltern (sein Vater war der in Hamburg wohnende David Mendel) in Göttingen am 16. Januar 1789 geboren, in Hamburg aber erzogen. Frühe schon, durch das Hören der christlichen Predigten besonders aber durch das Lesen des in seine Hände gekom¬ menen Neuen Testamentes, lernte er die christlichen Heilsivahrheiten kennen. Diese Erkenntniß reifte in ihm den Entschluß, ganz zum Christenthum überzutreten, welchen er denn auch ausführte. Bei seiner Taufe nahm er nun den Namen „Neander" an, d. h. „neuer Mensch", weil er das als Christ geworden sei. Wie einst Saulus, der von Christo selbst zu einem neuen Leben und zum Apostelamte berufene Schriftgelehrte, beschloß er nun, sein ganzes Leben dem Dienste dieses Herrn zu widmen. Jedoch nicht im eigentlichen Dienste an seinem Worte und in seiner Kirche, sondern auf dem wissenschaftlichen Lehrstuhle, indem er als ein Meister im neutestamentlichen Zion, Jünglinge für jenen spezielleren Dienst ausbildete. Und wie herrlich hat er diese Aufgabe seines Lebens erfüllt und erreicht! Mit einem gewaltigen Eifer lag er den dazu erforderlichen Studien ob. Er gehörte zu jenen Wiffensdurstigen, von denen sich später ihre Schüler staunend ins Ohr flüsterten: „daß sie sogar die Nächte ihrem Lerneifer aufopferten und sich dazu durch „kalte Fußbäder" und den Genuß starken, schwarzen Kaffees munter zu erhalten suchten." Aber wir wollen des

ja nicht eine Lebensbeschreibung, sondern nur ein Lebensbild Neanders entwerfen. Es würde dem Zwecke und Raume unseres Blattes nicht entsprechen, hier ein Mehreres über Anfang, Fort¬ gang und Ausgang des wissenschaftlichen Lebens und Strebens Die Hauptabsicht ist, eines solchen Geistes-Herocn zu schreiben. zu zeigen, welche Bedeutung derselbe für Berlin gerade hatte. Da kann man ja sagen: Neander war, wenn auch kein Berliner Kind, doch eine Berliner Größe, ja in vieler und edelster Be¬ deutung des Wortes: ein Berliner Original. Einst, wenn der Reisende aus der Provinz nach der damaligen preußischen Königsstadt kam, war eine der ersten Fragen, welche man an ih» richtete: „Haben Sie schon den Professor Neander gesehen:" Aber man frägt eben in dem heutigen Berlin mehr nach sehenswerthen Dingen, als nach sehenswerthen Personen. Das war in dem alten Berlin anders. Da herrschte ein lebendigeres In¬ teresse für die Träger der Kunst und Wiffenschaft, der Literatur und Kirche. Die Helden und Heldinnen der Bühne z. B. waren, wie eine Crelinger, wie Devrient, Seidelmann u. A. auch Helden des Tages und Lieblinge des Publikums. Von ihnen, — für sie, — auch wohl wider sie, sprach man in den Privatgesellschaften und in öffentlichen Lokalen.

Jetzt haben Politik und Parlamen¬

tarismus dort den Vorrang und machen zumeist die Helden des letzteren von sich reden. Solch ein Liebling und Tagesheld der alten Berliner war und ward immer mehr Neander. Weshalb: Was ging, könnte inan sagen, die Berliner Weißbierphilister da bn Klausing und Josty der große Kirchenhistoriker an? Sehr viel, muß man sagen. Denn er machte mit seinen Geistcsgaben, so äußerten sie, „unsere neue Universität berühmt." Auf diese und die übrigen Kunstinstitute seiner Vaterstadt, z. B. das Theater auch, gab aber der Berliner von einst vielleicht mehr, als der von heute. Zur Zeit, aus der heraus ich dieses schreibe, waren fast in jedem Keller-

laden, in dem Porzellansachen seil geboten wurden, neben den kleinen, weißen Porzellanbüsten von den Mitgliedern des könig¬ lichen Hauses, der Oper und von anderen der oben genannten Größen, auch die des Professor Neander zu sehen. Da blickte auch durch die Scheiben der Schaufenster mancher Gipsfigurenhandlung Kopfes sein eigenthümliches, von der gewohnten Haltung seines Augenbrauen buschigen etwas „schiefes" Gesicht mit den starken, jüdischen und zeigte in dem Profefforen-Talare seinen unverkennbaren

11

Typus. Da hing an den Schaufenstern fast jeder Buchhandlung, jene kleine lithographirte Skizze von Neander, welche ihn auf seinem Katheder zeigt, mit der Feder in seiner Hand. Und diese beiden

>

erfüllte, mußte er auch etwas haben, womit sich der Leib beschäftigte, aber was ihn von seinen Gedanken nicht ab¬ zog, sondern diese gleichsam um so mehr auf sich konzcntrirte, so seine ganze Seele

Gegenstände wurden nicht etwa nur von Gelehrten oder von Stu¬ denten der Theologie gekauft, sondern auch von vielen Anderen.

daß sie sich frei entwickelten. Der Blick in das oft gedrängt volle Auditorium hätte ihn abgezogen, vielleicht verwirrt. Daher wurde

Wenigstens hat der Berfasser sie in den Zimmern vieler Bürger¬ und Beamten-Familien gesehen. War doch die Person, welche sie darstellten, so auffallend, daß man eben auch ein Bild von ihr haben wollte. Die oben erwähnte Frage: „Haben Sie schon

ihm jedesmal von einem seiner Studenten jene bekannte Feder auf's Katheder gelegt, die er denn auch gründlich zerzupfte. In den exegetischen Vorträgen bedurfte er ihrer weniger. Da nahm er das griechische Neue Testament in die Linke. Ab und zu wen¬ dete er sich dann wohl mit einem plötzlichen Rucke nach der Wand hinter ihm und schien statt zu den Studenten, zu dieser zu sprechen, wobei er sich dann mit seinem Körper oft niederduckte. Es sah dies höchst komisch aus. Man konnte auf den Gedanken kommen, er schneide der Mauer Komplimente. Mitunter, wenn er den Namen eines in der Theologie als Nationalist bekannten Gottesgelehrten, z. B. den von David Strauß oder Bauer in Tübingen aussprach, mit welchen er in seiner strenge und doch auch mild-gläubigen Richtung nicht harmonirte, hielt er in seiner Rede inne, und pflückte heftig an der Feder. Es kam uns da immer vor, als wollte er den in ihm aufsteigenden Widerwillen gegen den Genannten unterdrücken, mit dem er dann in seiner gründ¬ Schallte der Stundenschlag lichen Weise ein Hühnchen pflückte. Korridore der weiten Universität, so verließ er mit nach durch die oben gehaltenem Haupte, in der Linken das neue Testament oder die zerzupfte Feder haltend, und mit der Rechten sich öfter an die von Gedanken schwere Stirn greifend, den Hörsaal. Vom Kon¬ ferenzzimmer holte ihn dann sein Famulus, — ein Student der Theologie, dem er wie so vielen, ein geistiger Vater war, — ab, um ihn nach Hause zu führen. Beiden schauten dann die Leute, welche oft am Gitterthore der Universität sich mit der Absicht: Neander zu sehen, versammelt hatten, verwundert, aber pietätsvoll nach, und mancher Hut wurde da vor dem einfachen Manne mit dem schief in den Nacken gesetz¬ ten Hute ehrfurchtsvoll abgezogen. Allein durfte man aber auch Oleander in den Straßen Ber¬

Neander gesehen?" ward auch nicht bloß in den höheren, sondern oft in ganz schlichten Kreisen gethan. Mit lautem Lachen und dem Ausrufe: „Aber Mann! Du bist ja heut wie (nämlich so zer¬ streut) der Professor Neander!" machte manche Gattin ihren Mann auf diese von ihm gerade an den Tag gelegte Gelehrteneigenschaft aufmerksam. Mit den Worten: „Der reene Neander!" rückte mancher der Schwärmer in den Kneipen einem Zechgenossen, der

Hut schief, d. h. ganz ins Genick, aufgesetzt hatte, den¬ zurecht, oder trieb ihm diesen wohl auch mit einem Denn in der derben Schlage tiefer über Stirn und Nase. That waren diese beiden Eigenschaften, die Zerstreutheit und der schief aufgesetzte Hut, zwei Original - Kennzeichen unseres sich

den

selben

Charakteristische Zeichen darf man sie an ihm Helden. Charakteristisch war bei diesem Manne, ja nicht nennen. auch noch in seinem Alter, die einfache, reine, wunderbare, wenn auch mitunter sich wunderlich genug äußernde Kindlichkeit des Herzens. Sie ries in und an ihm wohl so manche eckige Außen¬ seite hervor, ließ aber um so lieblicher und liebenswürdiger sein

Bild auf

der Innenseite der Herzen zurück.

Gewiß hat er auch

durch diese Eigenschaft, seine warme Liebe für alle Menschen, welche sich in seiner großen Wohlthätigkeit kund gab, sich die Liebe der durch ihre Mildthätigkeit ja bekannten Berliner erworben. Wie viele von ihren studirenden Söhnen, namentlich der armen Theo¬ logen, hatte er durch Erlaß der Kollegiengelder für seine Vor¬ lesungen unterstützt! Wie viele von diesen Jünglingen fanden in dem von Neander gegründeten akademischen Krankenvereine Pflege, so daß sie und ihre Eltern seinen Namen mit Rührung und Dank¬ barkeit aussprachen! Diese „Kinderseele" war auch auf den ersten Blick an dem Manne wahrzunehmen. Sie blickte und blitzte Einen aus seinen dann unter den buschigen schwarzen Augenbraunen tief

an, wenn man so als bittender Student vor ihn hinttat. Und diese Bicke drangen schon wohl¬ thuend bis in das tiefste Herz. Aber selbst dann konnte diese mittelgroße, in dem mit Büchern überfüllten Gelehrtenstübchen so vor einem stehende Gestalt, nicht ihre angewöhnten, eigenthümlichen Manieren, Körper- und Hand-Bewegungen unterlaßen. So z. B. das eigenthümliche Spiel mit den Händen, die Neander besonders beim Sprechen, selbst vor dem Altare einer Anstaltskirche, beständig versteckt liegenden dunklen Augen

nach

seinen

nicht ganz scharfen Augen emporhob, und an deren

Fingern er die Nägel betrachtete. Das waren ja auch die Merk¬ male, welche ihn in seinem Auditorium allen Besuchern und Zu¬ hörern in demselben zu einer so auffallenden Erscheinung machten. Als Schreiber dieses ihn zum erstenmale in jenem größesten Hör¬ saale der Universität (Nr. 6.) in seinem kirchengeschichtlichen Vor¬ trage hörte, ging es ihm, wie wohl schon vielen Kommilitionen vor- und nachher, er vergaß über den Lehrer dessen Lehre, über dem Treiben des Mannes da auf dem Katheder das Nachschreiben. Man war, wenn man Neander zum erstenmale hötte, eben mehr Auge als Ohr. Sein Vortrag hatte ja, wie allseitig bekannt, äußerlich nichts Gewinnendes und Anziehendes. Seine Stimme klang hart und rauh. Dazu kam in den letzten Jahren bei ihm das Uebel eines Speichelfluffes, weshalb man ihm immer ein gewisses Näpfchen neben das Katheder stellen mußte. Ebenso störend waren auf den ersten Anblick seine seltsamen Körperbewe¬ gungen. In der steten, geistigen Beschäftigung mit dem, was

lins, in

welchen stets ein solches Menschengedränge wogte, nicht Er hätte sich sonst sicher verlaufen, oder wäre bei seiner Zerstteutheit zu Schaden gekommen. Ging es ihm doch einmal nach einem Wechsel seiner Wohnung, als sein Famu¬ lus sich verspätet hatte und er deshalb allem die Universität ver¬ gehen

lassen.

ließ, so, daß er wieder nach der alten Behausung zurück wanderte. Da er nun hier ftemde Leute fand, welche ihn nicht zurecht weisen wollten oder konnten, sah er sich rathlos wieder „auf die Straße gesetzt." Hier wendete er sich nun aber an einen anständig ge¬ kleideten Mann mit der Frage: „Ob er ihm nicht sagen könne, wo der Profeffor Neander wohne?" Dieser, der ihn kannte, lächelte, führte aber fteundlich den Verirrten nach seiner Wohnung zurück. Diese wurde Neander stets in möglichster Nähe der Universität ausgesucht, also z. B. dort in der Markgrafenstraße. Dabei passirte es ihm aber wieder, als er der Kürze des Weges halber

abermals allein ging, daß er mit einem Fuße auf dem Trottoir längs der Königlichen Bibliothek mit dem andern auf das Straßen¬ pflaster trat und so in einem fort humpeln mußte. Nach Hause gekommen, setzte er diesen seiner treuen, schwesterlichen

hinkenden Gang fort, und sprach zu Haushälterin ganz bekümmert die Be-

sorgniß aus, wie er fürchte, hinkend zu werden. Seinen Haushalt und die Pflege des theuren Bruders, der niemals verheirathet war, besorgte, wie schon angedeutet, seine von ihm zärtlich geliebte Schwester Johanna, sein: „Hannchcn" wie

er,

— die „Neanderine" wie die Studenten sie scherzweis nannten. Sie hatte mit dem gelehrten, aber so sehr zerstreuten Bruder manch¬ mal ihre „liebe Noth", auch wenn er nicht gerade krank war.

Neanders „Kinder" waren, außer seinen Studenten, seine geliebten seine „Familie" bildeten die alten Kirchenväter. Ueber

„Bücher";

12 deren Schriften gebeugt, verbrachte er schier Tag und Nacht. Er ließ die Welt außer sich ihren Gang gehen, wie sie wollte, und lebte in seiner Geisteswelt. Im Verkehr mit den hohen, herrlichen Geistesheroen der ersten Christenzeit namentlich fand er reichen Er¬ Von einem Umgänge satz für allen sonstigen geselligen Verkehr.

!

heilige Christabend kam und die Bescheerung stattfinden sollte, da hatte Neander nun die Bescheerung, d. h. nichts in Händen, höchster Verlegenheit stand der was er hätte schenken können. Aerinste da, stotternd: Ach — Hannchen, — ich hatte Dir doch etwas schenken wollen — und nun — weiß ich nicht, — ob es

Universität, einem wechselseitigen Be¬ Als zur Zeit, wo suchen u. s. w. war bei ihm nicht die Rede. Verfasser in Berlin studirte, die Universitäts-Bälle auskamen, und der Erste derselben stattfinden sollte, war ganz Berlin gespannt darauf, ob auch mit den übrigen Profesioren Neander dieses Fest

mit

seinen Kollegen an der

besuchen werde?

Ausschließen konnte er sich

nicht

gut,

In

!

am Arme seiner Schwester tritt er ein. Aber ein allgemeines: „Ah!" zieht murmelnd durch die Versammlung, denn Neander kommt eben als: Neander, d. h. zwar ohne seinen schiefgetragenen Hut, wohl aber in seinem langen Rock und Halbstiefeln. Die ein¬ zigen Erholungsstunden in seinem Hause bildeten nur die alle Woche stattfindenden und allen „Neandrinischen Studenten" sicher noch in angenehmer Erinnerung stehenden Thee-Abende. Schwester

tiefte sich nun aber sofort dermaßen in dessen Inhalt, daß er dar¬ über das Herabsteigen vergaß und auf den Ofen sitzen blieb. Vergeblich erwartet ihn die Schwester zum Nachmittags-Kaffee. Besorgt eilt sie in des Bruders Studirstube, sieht ihn aber nicht in derselben, wohl aber die Leiter da am Ofen lehnen. Da sie das nicht in der Ordnung fand, stellt sie dieselbe fort an ihren gewohnten Platz. Sie beruhigte sich zunächst, und dachte: „Er

„Hannchen", ab und zu unter Assistenz einer ihrer wenigen, aber vertrauten Freundinnen, machte in diesen Kreisen die: „Honneurs". Gesprochen aber wurde zumeist nur von theologischen Gegenständen.

Für alles Andere war Neander zwar nicht unempfänglich, aber einem

oder dem

Indessen interessirte er sich doch auch so bei anderen seiner besonderen Lieblinge unter den

Als aber die Schatten des Sommer¬ wurden, und Neander sich nicht länger länger und immer abends einfand, ergriff sie wieder eine tödtliche Besorgniß um seinetwillen. Denn was konnte ihm nicht alles passirt sein! Indessen, als dem so schmerzlich Vermißten da oben auf seinem Ofen auch das Tages¬ licht ausgegangen war, so daß er nicht mehr in seinem Buche wird ausgegangen sein."

Studenten für dessen Lieblingsneigungen. So hatte er einmal eine förmliche „Liebschaft", d. h. er hatte einen jungen, äußerst be¬ gabten und hoffnungsvollen Theologen, Herrmann Rossel hieß er,

in sein Herz geschlossen. Derselbe dichtete auch, und trug Neander mitunter an jenen Gesellschafts Abenden seine gar nicht üblen Poesien vor. Da zeigte es sich denn, daß der ganz

besonders

fühlte er sich bewogen, seinen hohen Standpunkt zu Aber o weh! Der Rückzug war ihm abgeschnitten! Mit ängstlicher Stimme rief er da nach seinem nebenan wohnenden, allezeit hilfsbereiten „Hannchen." Und wer war froher als sie, da sie nur wieder die Stimme des „verloren" geglaubten Bruders lesen konnte,

nicht bloß wisienschaftlich gelehrte Abhand¬ lungen zu würdigen verstand, sondern auch einen ganz empfäng¬ lichen Sinn und sehr richtiges Urtheil für solche poetische Arbeiten besaß. Als dieser sein Liebling frühe verstarb, war Neander einige große Gottesgelehrte

Tage lang ganz schwermüthig. Dieses Gelehrten-Daheim nun in der Markgrasen-Straße hat denn auch der Zerstreutheiten seines Bewohners gar viele gesehen von denen die Kunde hinausdrang nicht nur in die Residenz, Aber man muß sagen: alle diese sondern fast in die Welt. von Neander, welche unter den Geschichtchen und Anekdoten vielen wenn sie dieselben er¬ Gesichtern, deren riesen auf kursirten, Leuten Lächeln hervor. Die harmloses heiteres ein nur hörten, zählen gewaltige Achtung, welche man vor dem kleinen und doch so großen Manne hatte, ließ es nie zu einem unziemlichen Lachen oder wohl gar zu rohem Spotte als Gegenäußerung auf diese Anekdoten kommen. Sie sind allen „alten

Berlinern" ja bekannt genug, aber wir

wollen für viele Neuere, die nichts von ihnen wissen, hier doch einige der einst bekanntesten erzählen. Unter diesen möchte die berühmte „Hosengeschichte" wohl oben an stehen, die kürzlich in diesem Blatte erzählt wurde. Wie die Schwester in Bezug auf die Kleidung des Bruders

In

der Regel wegen Sorge trug, so auch Letzterer für Erstere. Weihnachten ein oder zu Geburtstagen zu den ihr so er schenkte Kleid, oder was sonst für sie eine dieserhalb zu Rathe gezogene

besorgt ist."

Die Schwester mochte ihren Bruder verstehen, und ahnen, was wohl wieder passirt war. Sie beruhigte ihn und dachte: „Das Kleid ist sicher „besorgt und aufgehoben." Erst nach langer Zeit fand sie bei einer gründlichen Untersuchung des Lagers ihres Bruders das verlorene Schäflein und zeigte es sich so wie es Fritz Reuter auch in einem der launigsten seiner humoristischen 'ne Oewerraschung Gedichte der Lesewelt gezeigt hat: „Wat uut ruut kommt." Nicht immer aber war die Zerstreutheit des Bruders, unter welcher die Schwester zu leiden hatte, so ganz harmloser Natur. Er jagte ihr doch so mitunter einen großen Schreck ein. Einst war Neander z. B., um einen großen „Kirchenvater" von seinem hohen Büchergestell herunter zu holen, weil die zu solchem Zwecke im Zimmer befindliche Stehleiter nicht ausreichte, mit Hülfe der¬ selben zunächst auf den nicht zu hohen Ofen gestiegen, und hatte von diesem Standpunkte aus seinen Liebling herabgeholt. Er ver¬

denn es

sollten diese Bälle ein Vereinigungspunkt werden für die Pro¬ fesioren mit ihren Familien und den Studenten. Es hätte einer Mißachtung dieses löblichen Zweckes gleich gesehen, wenn Neander fort blieb. Aber Neander auf einem Balle! Neander in schwarzem Fracke und weißer Weste! Diese Vorstellung versetzte Tage lang vor jenem ersten Balle fast ganz Berlin in „ungeheure Heiterkeit". Alan kann sich also denken, wie besucht jenes Universitätsfest war; mit welcher Spannung man nach der Thür des Saales blickte, — er kommt. durch welche Neander eintreten mußte. Und richtig

meist unzugänglich.

Freundin rieth. So hatte Neander nun einmal ein solches präch¬ tiges, seidenes Kleid zum Christfeste, wo er „Hannchen" damit überraschen wollte, damit sic vorher nichts davon merke, unter die Matratze seines Bettes versteckt und — rein vergessen. Als der

verlassen.

!

vernahm? Eines Winterabends machte er aber der Schwester wiederum schreckliche Angst. Er hatte seine kleine Studirlampe, bei der er an seinem durch eine Trommel zu verschließenden Schreibsekretär gearbeitet hatte, beim Herunterlasien der Ersteren mit eingeschlosien. Tiefe Finsterniß umgab ihn mit einem Male. Die Sache kam so plötzlich, daß der Aermste glaubte, er sei erblindet. Mit lautem Jammerton rief er wieder: „Ach mein Gott, Hannchen! Hannchen, ich bin ja blind geworden!" Den Schrecken der also Gerufenen kann man sich denken. Doch als sie in des Bruders finstere Stube trat, ging ihr wohl wieder ein Licht auf über besten Lage, und als sie bald darauf mit ihrer Lampe kam, erklärte sich das Räthsel

zur allgemeinsten Heiterkeit Und in diesem seinem lieben Daheim in der Markgrafenstraße ist Neander denn nun im Jahre 1851 an der damals in Berlin herrschenden Cholera gestorben. Treu haben da den geliebten Lehrer seine Schüler gepflegt. Aber alle ihre Liebe und ihre Ge¬ bete konnten das theure Leben nicht retten. Unvergeßlich werden ihnen allen, welche da an dem Sterbebette des geliebten Meisters weilten, besten letzte Augenblicke sein. Bis in die tiefste Seele

13 drang ihnen allen das immer matter werdende: „Gute Nacht!" — seines Mundes, mit welchem er Abends die Treuen entließ, bis die Todesnacht für ihn kam. Da bewegte sich am Tage des Begräbnisses ein ungeheurer Leichenzug über den Gendarmen Markt, die Friedrichsstraßc hinunter und durch das Hallesche Thor nach diesem Zuge schritten oder dem Kirchhofe der Friedrichsstadt. fuhren die Koryphäen der Wissenschaft und Kunst, sowie die höchsten Staats-Würdenträger, voran der königliche und die prinzlichen Gala-Wagen. Eine ungeheure Volksmenge geleitete nebst den

In

Studenten den Sarg, in welchem einer der Lieblinge des Berliner Publikums seiner letzten Ruhestätte entgegengeführt ward, über welcher nun das schlichte Denkmal mit seiner Büste steht. Die größeste Trauer aber empfanden doch vor Allem die theologischen Studenten. Denn wie es Friedrich Wilhelm Krummacher, einer der vielen Freunde des unvergeßlichen Heimgegangenen in seiner ihm gehaltenen herrlichen Grabrede gleich zu Anfang trauernd

Beginnen wir mit dem für unsere Spreestädte wichtigsten aller Thore und mit den davor liegenden Handelsstraßen. Wor dem Hderverger Hhore. * mit wirklichem geschichtlichen Hintergründe Sagen Uralte von den reichen Handelsplätzen Jahrhunderte die klingen durch einst den Verkehr auf der Ostsee die Odermündungen, den an zwischen Dänemark und Schweden sowie dem fernen Rußland mit den Wendenländern vermittelten. Vineta und Julin beherrschten einst alle Handelsbeziehungen des sich weit nach Süden erstrecken¬ den Oderlandes.

Als ihre Zeit mit

vorbei, trat Stettin an ihre Stelle und in stetem Zunehmen wurde es bald die Beherrscherin des Oderhandels, wenn es auch in seinen überseeischen Beziehungen gegen Lübeck zurücktreten mußte. Nun zog eine alte Handelsstraße, vielleicht schon vor der Zeit daß die Markgrafen Besitz von den Spreelandschaften nahmen, über den Barnim von Berlin zur Oder, wo sich bei Oderberg der Wasserweg nach

ausrief: Der letzte der Kirchenväter ist nicht mehr!

scheinen

der

£t. £utter.

oder

Stadt, jedes Land hatte

schaffen.

fast alle das

Eigenthümlichkeiten, denen der Kaufmann sich fügen mußte, in den Städten Zunftzwang und Sonderinteressen allerwärts und zog er auf der Landstraße mit seinen Waaren, so mußte er ganz bestimmte Wege innehalten und an den landesherrlichen Zollstätten und Niederlagen vorbeipassiren, denn Zolldestaudationen auf standen verhältnißmäßig sehr

derselben.

Von Heckeiberg

ganze

Mittelalter

ihre Wichtigkeit und werden uns als Städtchen ge¬ nannt, ein Charakter, den aller¬ dings heute nur noch Werneuchen, das alte Warnow, mühsam auf¬ recht erhält. Es ist oft die Frage aufge¬ worfen worden, ob die Deutschen schon vor der Brandenburgischen Herrschaft a. 1225 in den Barnim hindurch

Das Ausschneiden der in der Presse ausgedrückten Porzellanerde. Bilder aus der Königlichen Porzellan-Manufactur. 3.

Die Straßen gehörten dem Landesherren, gestattete auch

den

er be¬

großen mächtigen

Städten nicht, die Wege beliebig zu bestimmen oder zu verändern. So war es auch in den Marken und es gehörte zu den Aus¬ nahmen, wenn der Markgraf wie 1297 bei Gründung der Neu¬ märkischen Stadt Dramburg derselben das Recht gab, nach Be¬ lieben Straßen anzulegen. Berlin war im Mittelalter eine sehr angesehene Handelsstadt. Zu seiner Vortheilhaften Lage an der Wasserstraße und zwischen zwei großen verkehrsreichen Strömen Elbe und Oder, waren große landesherrliche Begünstigungen gekommen, die den Aufschwung begründeten. So besaß es Zollsreiheit, durch alle märkischen Lande. Vorzugsweise können wir drei Handelsregionen unterscheiden. Die

Stettin,

an

Oderberg und mehr östlich über Dannenberg nach Freienwalde. Die Orte behielten denn auch

seine

stimmte ihren Zug und

Ortschaften

führte dieselbe über Finow nach

genoß durchaus nicht der heutigen Freiheit: überall gab es Hemm¬

strenge Strafen.

anschloß.

diese

Es erhielten Blumberg, Warnow, Schönfeld, Beiersdorf, Hechel¬ berg bei der Einrichtung zu deutschen Orten eine viel größere Hufenzahl als die benachbarten Wohnstätten. Man wollte hier eine wichtige Straße festhalten

Wer vor fünfhundert Jahren Handel treiben und seine Waaren nach auswärts führen wollte,

nisse, jede

Stettin

Straße er¬ mußte, zeigt die Anlage

Wie wichtig

Berlins Handelsstraßen im Mittelalter. Von

dem sinkenden Slaventhum

eingedrungen seien und von dem fast herrenlosen Lande Besitz er¬ griffen. Bei einer anderen Gelegenheit haben wir darauf hinge¬ deutet, daß die Meissni'sche Urkunde von 1200, die eines Ortes Borlin Erwähnung thut, wohl auf unsere Spreestadt zu beziehen sein dürfte und wir damit die früheste Erwähnung unserer Gegend gewönnen. Andererseits aber können wir wohl auch eine Zeit be¬ stimmen, in der unsere Gegend noch nicht dem größeren Verkehr er¬ schlossen war. Als zur Zeit Heinrichs des Löwen im Herbst 1179 seine Verbündeten, die Pommern und Wenden, wahrscheinlich unter Führung ihres Herzogs Kasimir, in die Lausitz einfielen, Jüterbogk bedrängten und Kloster Zinna niederbrannten, wird uns erzählt, daß sie von Lübben aus gekommen seien. Sie hatten da¬ her die Wasserstraße die Oder aufwärts benutzt, um nach der Lausitz zu gelangen — eine Heerstraße über den

die dritte den Binnenhandel nach Süden: Erfurt. Den Verkehr nach diesen Regionen zu schildern ist der Zweck unserer Aufgabe. Der Berlin-Kölner Kaufmann konnte fünf Thore zur Handelsausfahrt benutzen; das Spandow'sche, Oderbergische und

Barnim, die einen weit näheren Weg nach Süden geboten hätte, scheint daher also damals noch nicht bestanden zu haben. Daß aber die Markgrafen nachher darauf Bedacht nahmen, ihre neu erworbenen Spreelandschaften mit Pommern in engen

Stralow'sche Thor aus Berlin, das nach Köpnick und nach Teltow Außerdem stand ihm die Wasserstraße auf- lind ab¬ wärts die Spree zur Verfügung.

Verkehr zu bringen, ist erklärlich, da sie auf dieses Land schon über ein Jahrhundert alte oberherrliche d. h. Lehnsansprüche er¬ hoben. Von solcher Abhänglichkeit Pommerns finden sich schon

eine betraf den Ostseehandel: es:

die andere den der Nord¬

Hamburg,

aus Köln.

14 1136 Spuren, als Kaiser Lothar den Tribut der Hommerschen um Anklam und Wolgast dem Bischof Otto von Baniberg überweist, mit Zustimmung des Markgrafen Albrecht, zu Markgraf dessen Markgrasschast jene Landschaften gehörten. Otto 11. und nach ihm sein Bruder Albrecht 11. übten dann 1199 bis 1211 in der That die Oberherrschaft über Pommern aus, bis es 1211 unter dänische Hoheit gelangte. Die Mark¬ grafen aber gaben ihre Ansprüche nicht auf und Albrecht 11. er¬ oberte 1214 vorübergehend Pasewalk und Stettin, mußte aber ungünstigen Umständen weichen, während seine Rechte doch vom

Pasiow), 1274 Buchholz, 1283 Molcnbeke, auch ein Heckelberg liegt in dieser Gegend und wenn wir diese Namen als aus dem Barnim übertragen ansehen möchten, so hat gerade die nördliche Umgegend Berlins dabei mitgewirkt. Ein solch reger Verkehr zwischen der Odermündung und dem Barnim belebte hinfort noch im Laufe zweier Jahrhunderte die Straße über Oderberg nach Stettin oder Berlin. Ganz besonders Waren es nun Handelsbeziehungen, die hier sich einwirkten. Zu den Zeiten der Hansa gehörten beide Städte dieser großen Ver¬ bindung an, die die Erzeugnisse des Nordens in geregelter Weise dem Süden vermittelten und dabei eine politische Macht gewann, die auch auf die einzelnen Mitglieder zurückwirkte. Das Haupt¬ handelsobjekt war aber der Hering. Dieser Fisch hat bekanntlich seine früheren Züge allmählich geändert. Im 12. und 13. Jahr¬

Landschaften

Kaiser anerkannt wurden. Auch unsere ersten Besitzer der Spree¬ landschaften, Johann I. und Otto 111., erhielten im Dezember 1231 vom Hohenstaufen Friedrich 11. die Belehnung ihrer eigenen Lande mit der des Herzogthums Pommern. Nun hatte Albrecht 11. zur Sicherung einer neu gewonnenen

hundert aber ging sein Zug nach der Pommerschen Küste und er fand sich hier so zahlreich ein, daß man die Thiere mit Händen greifen konnte. Gegen den Monat November versammelten sich daher hier eine Menge von Fahrzeugen, die Fische zu fangen, und man gelangte oft in so großem Ueberfluß in den Besitz derselben, daß frische, geräucherte*), getrocknete und gesalzene Heringe nach allen Gegenden ausgeführt werden konnten. Oft reichte die Aus¬

Gegend 1215 das Schloß Oderberg angelegt, als er von Zehdenick und Liebenwalde, also vom Havellande aus, eingedrungen war. Seit dieser Zeit daher, wenn der Barnim auch noch nicht recht¬ mäßig zu Brandenburg gehörte, konnte eine Einwanderung in größerer Ausdehnung stattgefunden haben und die Waldwüste von Nach einem Jahrzehnt 1225—1232 traten dann geordnete Verhältnisse ein und als 1250 auch die der deutschen Axt gelichtet sein.

in brandenburgische Hände gekommen war, da ent¬ wickelte sich hier auf der Straße zwischen Berlin und Stettin all¬ Uckermark

mählich ein außerordentlich lebhafter Verkehr, der hauptsächlich das Aufblühen der Sprecstädte bewirkte. Ja, andererseits können wir auch mit Sicherheit behaupten, daß die Gegend von Stettin nun erst dem Deutschthum erschlossen wurde und daß der Barnim mit Berlin nicht Geringes dazu beitrugen, die Odermündungen dem geregelten deutschen Handel zu erschließen. Das Verhältniß Pommerns zur Mark war damals wenig anders, als das einer schnelle

entfernten Provinz zum Hauptlande; die wieder siegreichen Mark¬ grafen übten ihre Lehnshoheit in aller Strenge und betrachteten Pommern gewissermaßen schon als ihr Eigen; sie hinderten daher auch nicht die Einwanderung direkt aus ihren eigenen Landen und diese Einwanderung geschah zum großen Theile auch aus dem Barnim. Wie in der Mark waren auch in Pommern die Städte

Im Jahre 1243 er¬ Stadtrecht Magdeburger Art, wie auch nach hielt Stettin die märkischen Städte cs empfangen hatten und um Kloster Colbatz südöstlich nahe der Stadt bildeten sich um 1240 die ersten deutschen und Klöster die Träger des Deutschthums. deutsches

Landgemeinden in dieser Odergegend. Nach deutsch-märkischer Art standen sie hinfort unter der Gerichtsbarkeit der Schulzen und

in ihren überall das Deutschthum ungehindert

nachdem 1242 die Markgrafen das Kloster bestätigt und

Schutz

genommen, fand

Eingang. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts müssen die Branden¬ burgischen Fürsten noch einmal die Pommerschen Herzoge sehr gedemüthigt haben, denn bald nachher war das Land Colbatz lange Zeit in thatsächlichem Besitze der Markgrafen, und sie übten auch über Pyritz und Stargard die unmittelbare Hoheit aus. So kann es denn kaum ein Zufall sein, daß in dieser Gegend zwischen Stettin und Stargard so viele Dörfer erscheinen, die Namen aus dem Barim führen. Da wird uns 1235 Gr. Schönfeld genannt, das noch 1208 den slavischen Namen Wobrita führte, 1241 Brunick (Börnike), 1242 Reinikendorf bei Stettin, 1248 Sefelde, 1249 Kl. Schönfeld, 1249 Woltersdorf (noch 1243 slavisch Zibberose), 1264 Falkenberg (1244 slavisch Cabow), 1274 Wardenberge (1255 noch slavisch

j

fuhr nicht hin, die Massen zu verringern, dann kochte man sie aus und gewann einen neuen Ausfuhrartikel in Tonnen — einen sehr verwendbaren und begehrten Fischthran. So wurde Berlin Station für den Heringshandel im deutschen Osten. auch

Die Oder aufwärts, von Stettin aus, gingen außer Heringen Stockfische und große Berger (Stockfische die von Bergen in

Norwegen kamen), Thierhäute, gegerbtes Leder aus Rußland, Ge¬ wand (feine Tücher), Oel, Feigen, Mandeln, Rosinen, Pfeffer und Ingwer aus den Niederlanden. Mit dem Strome gingen Wein, Waidasche, Kupfer, Honig, Pech, Theer, Hopfen, Fleisch, Schmeer, Wachs, Seife, Talg, Schieneneisen, Zinn, Blei, Stahl, Wolle, Hanf, Leinwand, Salz, Getreide, Hülsenfrüchte, Mühl- und Schleifsteine. Vieles davon kam von Frankfurt a. O. Oderberg wurden die Waaren umgeladen, die nach Berlin bestimmten kamen auf Wagen, die nach Stettin zu sendenden, von Oderberg bestand das Nieder¬ den Wagen auf die Schiffe. mußten eine gewisse Zeit Waaren lagsrecht, d. h. die eingeführten lang zum Verkaufe ausgelegt werden, oder wenn die Besitzer darauf verzichteten, eine Abgabe zahlen. Berlin aber war von diesem Wahrscheinlich hatten die Hemmniß besonders befreit worden. Berliner Kaufleute auch zu Oderberg eine Station eigener Pferde, da man Steuer zahlen mußte, wenn gemiethete Zugthiere benutzt

In

In

wurden.

Das Berliner Stadtbuch giebt oft lebhafte Schilderungen von den Fährlichkeiten die die Kaufleute auf der Landstraße zu erdulden hatten. Besonders war die Zeit eine bedrängnißvolle, ehe die Hohenzollernschen Kurfürsten in das Land kamen. Die Un¬ sicherheit war allgemein. Der auf die erblühenden Städte eifer¬ süchtige Adel sah dort allen Reichthum zusammenfließen, während es mit dem flachen Lande und ihm selbst immer mehr zurückging. Zum Landadel fand sich räuberisches, herrenloses Gesindel oder handelte allein auf eigene Faust.

*) Bukkinge in der alten Sprache,

also von „backen" herzuleiten

heute Bücklinge genannt.

(Fortsetzung folgt.)



Miscellcn. Die Salzkurger Protestanten. (Hierzu die Illustration S. 4 u. 5.) Einen Lichtpunkt in der Regierung Friedrich Wilhelnis bildet die freund¬ liche Aufnahme, welche er, dem Vorbilde seines Großvaters nacheifernd, den ihrer Religion wegen aus ihrem Vaterlande vertriebenen lutherischen Salzburgern in Preußen gewährte. Aus der königlichen Kasse wurden auf die Kolonisirung Litthauens durch die Salzburger gegen 6 Millionen Thaler verwendet und das Re¬ sultat dieser großartigen Einwanderung war, daß in einer früher wüsten Gegend 335 neue Dörfer und 3 Städte entstanden, daß ein fruchtbares, aber bis dahin wenig angebautes Land eine Kornkammer für Preußen wurde. Auf der weiten Reise von der Heimath bis nach Litthauen wurden die Salzburger theils auf königliche Kosten verpflegt, theils fanden sie liebreiche Aufnahme in den Städten und Dörfern, durch welche sie zogen. Berlin zeichnete sich besonders durch die offene Gastfreundschaft aus, mit welcher die Residenz die Flüchtigen aufnahm. Am 30. Ilpril 1732, Nachmittags 4 Uhr, langte der erste Zug der Salzburger in Berlin an. Die halbe Stadt war ihm entgegengezogen. Jeder bemühte sich, durch die liebevollste Aufnahme den Flüchtigen die neue Heimath angenehin zu machen. Da sah man junge, fein gekleidete Mädchen den alten Bauern ihre schweren Ranzen abnehmen und nach¬ tragen, hier zog ein reicher Bürger mit seiner Frau einen Wagen, in welchem eine Kranke lag. Jeder ivollte Helsen und trösten, jeder einen Antheil an dem Liebeswcrk nehmen. Die ihres spöttelnden Witzes wegen schon damals verschrieenen Berliner zeigten bei dieser Gelegen¬ heit, wie häufig auch später, daß sie für ivahre Noth ein ivarm fühlendes Herz hatten. Die Ankunft jedes Zuges der Salzburger war immer ein öffentliches Fest. Friedrich Wilhelm ging gewöhnlich den Einivanderern bis zum Leipziger Thore entgegen, einige Kandidaten der Theologie geleiteten die Fremden in die Stadt und iviesen ihnen die gastfreundlich gewährten Quartiere an. Die Bürger überboten sich in der zuvorkommendsten Bewirthung und auch die Königin folgte dem Beispiel der Bürger. Sie ließ in ihrem Schlosse Monbijou die Armen speisen und beschenkte sie.

„Die Sohenzollcrn und

das deutsche Hinterland" von Di-. R. Graf und Professor lir. Bernhard Kugler. Foliosormat. Wohlfeile Ausgabe. 32 Lieferungen ä 50 Pf. Verlags¬ anstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann in München. Von der bereits wiederholt in unserem Blatte empfohlenen wohl¬ seilen Ausgabe des vaterländischen Prachtwerkes „Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland" von vr. R. Graf Stillfried-Alcüntara und Professor vr. Bernhard Kugler sind seit unserer letzte» Be¬ sprechung in rascher Folge die Lieferungen 11- 18 erschienen, welche die Geschichte des Hoheuzollerngeschlechtes von dem ersten preußischem König bis zum siebenjährigen Kriege führen. Eine glorreiche Periode preußischer Geschichte entrollt Professor Kugler, von dem der Text im Wesentlichen herrührt, vor unseren Augen. Wir sehen Friedrich den Ersten am 18. Januar 1701, diesem in der Geschichte Preußens ewig denkwürdigen Tage, die Königskrone auf sein Haupt setzen, verfolgen mit Spannung die entsetzlich nüchterne und doch so unendlich segensreiche Regierungszeit Friedrich Wilhelms I., um unter dessen Sohn, dem „Großen Fritz", eine Erhebung der preußischen Monarchie mitzuempfinden, wie sie glanzvoller kaum je ein Staat erlebt hat. Eine reiche Fülle trefflicher Illustrationen erster Meister, wir nennen nur Camphausen, Menzel, H. Kaulbach, Schräder, F. Hiddemann, H. Kretschmer, begleiten Seile für Seite den Text und geben uns ein anschauliches Bild vergangener Zeilen. Fügen wir noch hinzu, daß die wohlfeile Ausgabe der „Hohenzollern" zu einem fast überaus niedrigen Preise — die 3 Bogen und 1 Vollbild umfassende Foliolieferuug kostet nur 50 Pf. — erscheint, so glauben wir unserer Pflicht, ein so schönes und dabei so wohlfeiles Prachtwerk einer deutsch gesinnten Fa¬ milie dringend empfehlen zu müssen, genügt zu haben.

Stillfried-Alcäntara

I.

-

Ausliau der Stadtbahn. Es verlautet nach der „Schles. Ztg." glaubwürdig, daß im Cisenbahnministerium die Ausdehnung des Berliner Stadtbahnverkehrs und die anderweite Verwendung des Lehrter, des Hamburger und des Stettiner Bahnhofs beschlossen sei. Es sei dazu eine Kreditforderung von etwa 8 Millionen nothwendig. Ob dieselbe schon in den nächstjährigen Etat wird eingestellt werden, muß einstweilen dahin¬ gestellt bleiben.

Kerr und Diener.

Wilhelm zu ihr, „iß den Zwieback dort: wenn dann Bärbaum wieder hereinkommt, so glaubt er, daß ich den Zwieback gegessen habe und daö wird ihn freuen."

Eine PeUungsnachricht. Im Jahre 1853 las man im Hamburger Korrespondenten unter Berlin vom 3. Dezember: „Heute ist der auch als Ingenieur - Geograph und vortrefflicher Kartenzeichner sehr rühmlich be¬ kannte Oberst-Lieutenant Vogel von Falkenstein zum Chef des Generalstabes des Generals von Wränget ernannt worden." — An dem Tage, wo die betreffende Nummer jener Zeitung in Berlin angekommen >var, fuhr der König, von Charlottenburg kominend, durch die Linden nach dem Schlosse. Da sah er zufällig den fraglichen Oberst - Lieutenant vorüber¬ gehen. Er ließ sogleich halten und denselben zu sich rufen. „Sie sind Chef vom Generalstabe des Generals von Wrangel geworden," sagte der König, „ich gratulire." — „Majestät," antwortete Vogel von Falkenstein, „jetzt, nachdem ich es von dieser Stelle erfahren, kann ich nicht mehr an der vollständigen Wahrheit der Nachricht zweifeln; bisher wußte ich diese Ernennung nur durch den Hamburger Korrespondenten." — „Vortrefflich," sagte lächelnd Friedrich Wilhelm, „da haben wir sie aus ein und der¬

Quelle." — Einige Tage später enthielten die Berliner Zeitungen folgenden Ar¬ tikel: Nach dem Militärwochenblatt haben Se. Majestät unter dem 3. De¬ zember den Oberst - Lieutenant und Kommandeur des Garde - SchützenBataillons Vogel von Falkenstcin zum Chef des Gcneralstabes des kommandircnden Generals in den Starken von Wrangel zu ernennen M. M. geruht. selben

Berliner Theater von ehedem. Der Abend des 30. Juni 1782 war in Doebbelin's Theater in der Behrenstraße ein äußerst bewegter Gegeben wurde „Der Deserteur aus Kindesliebe" und denkwürdiger. und Demoiscllc Maximiliane Caroline Doebbelin, welche Alle ersten tra¬ gischen Liebhaberinnen und „verkleidete Männerrollen" spielte und ein Liebling des Berliner Publikums war, hatte in diese,« Stücke den „Kadet" gespielt. Dies sollte für längere Zeit ihr letztes Auftreten sein, da sie Nun war sich genöthigt sah, die Bühne — mehrere Monate zu meide». es damals Sitte, und ist es noch lange geblieben, daß nach Schluß des Stückes der Direktor oder Regisseur vor den Vorhang trat, und die nächste Vorstellung, sowie Alles dem Publikum sonst noch Wissens¬ werthe, ankündigte. Dies that auch an diesem Abende Doebbelin, und beabsichtigte zugleich anzuzeigen, daß seine Tochter nicht auftreten werde. Ob er sich nun bei der Ankündigung versprach, oder ob ihn irgend etwas vorher verwirrt hatte, kurz er sagte: Anderer Umstände wegen kann u. s. w. Sofort rief eine laute Stimme höhnisch aus dem Parterre: „Ach so, der andern Umstände der Demoiselle Doebbelin wegen?!" Ein furchtbares Ge¬ lächter und Halloh brach los! Das Publikum blieb auf seinen Plätzen, die „andern Umstünde" gingen in allen Variationen von Bland zu Munde, kurz, ein ungeheurer Theaterskandal erfolgte, dessen Heldin die arme Maximiliane Caroline war. Und damit nicht genug. Der Theaterrezensent von Bonin machte in seinem Blatte darüber höchst bedenkliche Witze, und Demoiselle Doebbelin durch Scham, Zorn und Ehrverlust völlig außer sich, erklärte feierlich, dem Theater gänzlich zu entsagen, und verließ Berlin. Diesen Schwur hielt sie nur gerade neun Monate. Das Publikum, dessen Lieb¬ ling sie war, hatte sich oft und laut nach ihr gesehnt, sie selbst mochte wohl auch die heißgeliebten Bretter nicht entbehren können — kurz am 24. März 1783 trat sie in „Emilia Galotti" als Gräfin Orsina zum Ihr braver Vater spielte oder „schmetterte" ersten Male wieder auf. den Odoardo. Das Haus war brechend voll und eine laut und stürmisch bewegte Stimmung beherrschte das Publikum. Da rollte der Vorhang auf, und Maximiliane Caroline, im weißen griechischen Gewände, einen Kranz von Blumen auf dem Haupte, trat vor, vom Publikmil rauschend und betäubend empfangen! Sie verbeugte sich tief gerührt nach allen Seiten und sprach mit bewegter Stimme folgenden Herzenserguß wahr¬ scheinlich aus der Feder ihres Vaters: „Nicht nur rnit aller Welt, nein mit mir selbst entzweit.

Verließ ich Euch, erhabne Gönner, Und seufzte in der Einsamkeit Euch Lebewohl! — der Herzenskenner Sey Zeuge; Heil mir, Eure Huld Und Großmuth ruft mich wieder Jn's väterliche Haus zurück, Woraus ein trauriges Geschick Mich reisen hieß — von Euch, von Vater und von Brüder! Zu voll ist meine Brust, die Freude macht mich stumm! Hab Dank, leb' stets beglückt! huldreiches Publikum!" —

diesen Worten, und Maximiliane blieb von Stunde an dreißig Jahre lang der Liebling des Berliner Publikums. Ihre Kunstbcgabung wuchs nach ihrem Xiebertritt in's ältere komische Fach in einer neuen, ungeahnte,, Weise und sie wurde, als Urbild aller berühmten „komischen Akten" eine für die Theatergeschichte unvergängliche Bühnengröße.

Ein Jubel sondergleichen folgte

In

der letzten Krankheit Friedrich Wilhelm III. brachte diesem sein alter, treuer Kammerdiener „Bärbaum", den es sehr ^trübte, daß sein Herr nichts zu sich nehmen wollte, eines Morgens -Kaffee und einen Zwieback dabei. Der König nahm den Kaffee, aber den ^Zwieback nicht. „Aber Ew. Majestät sollten doch den Zwieback essen," treue Diener einzuwenden. — „Ich kann es nicht". — „Aber les!*?* reS Leibarzt) hat es gesagt, es sei nöthig, daß Ew. r? Honigs — "3ch kann nicht," sagte der König in einem etwas -

rauhen Tone"'" er a te 3liann Sing weinend hinaus. Bald darauf trat die Fürstin