Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien 9781617193576, 1617193577

Demonstration of the inauthenticity of the commentary on the Gospels ascribed to Theophilus of Antioch

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Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien
 9781617193576, 1617193577

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Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien

Analecta Gorgiana

539 Series Editor George Anton Kiraz

Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.

Der angebliche Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien

Adolf Harnack

1 gorgias press 2010

Gorgias Press LLC, 954 River Road, Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in 1883 All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010

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ISBN 978-1-61719-357-6 Reprinted from the 1883 Leipzig edition.

Printed in the United States of America

ISSN 1935-6854

Erstes Capitel. In den „Texten und Untersuchungen'' I, 1. 2 S. 282—298 habe ich die Geschichte der Überlieferung der Schriften des Theophilus von Antiochien in Kürze dargelegt. Auf die Commentare zum Evangelium, welche Hieronymus unter dem Namen dieses Bischofs gelesen und dreimal in seinen Werken erwähnt hat, bin ich dort nicht näher eingegangen, da Zahn bereits eine Untersuchung derselben, resp. der Nachrichten, die wir über sie besitzen, angekündigt hatte, und ich nicht vorgreifen wollte. Ich bemerkte lediglich dies, dass nach dem Zeugniss des Hieronymus den Commentaren des Theophilus eine Evangelienharmonie zu Grunde gelegen hat, und dass die von de la B i g n e unter dem Namen des Theophilus von Antiochien veröffentlichten Evangeliencommentare besten Falls eine lateinische Umarbeitung des Werkes des Antiochenischen Bischofs aus dem 5. Jahrhundert seien.') Diese Annahme war bisher die gewöhnliche und ist zuletzt noch von v. Otto in seiner verdienstvollen Edition der Commentare (Corp. Apolog. T. VIII) mit guten Gründen vertheidigt worden. Die Untersuchung Zalin's über die Commentare des Theophilus ist nun vor wenigen Wochen erschienen.2) Wie alle Arbeiten Z a h n s , so zeichnet auch diese eine seltene Gelehrsamkeit aus. Was irgend aus der altkirchlichen Literatur zur Lösung der Rätlisel. welche hier vorliegen, herbeigezogen werden kann, das wird man — mit einer einzigen Ausnahme — in dem neuen Werke nicht ver1) A. a. 0. S. 298. 2) Z a h n , Forschungen zur Geschichte des NTlichon Kanons und der altchristiichen Literatur. 2. Theil: Der Evangeliencommentar des Theophilus von Antiochien. Erlangen, 18S3, A. Deichert (VI, 302 S. gr. 8°). 7*

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gebens suchen, und Manches wird man finden, was man bisher noch niemals gesucht. Aber seine Bemühungen haben sich auch, wie es scheint, durch die reichsten und überraschendsten Ergebnisse belohnt gemacht: denn, wie er selbst annimmt, ist nun der .Beweis geliefert, dass der von de la B i g u e veröffentlichte Evangelienc-ommentar eine in allem Wesentlichen treue Übersetzung der um d. J . 1.70 verfassten Commentare des Theophilus von Antiochien zum Evangelium ist, und dass die Übersetzung selbst noch vor der Mitte des 3. Jahrhunderts entstanden ist. .Ganz geringfügig und geschichtlich völlig gleichgültig sind die kleinen Zuthateu, welche schon der Ubersetzer sich erlaubte. Sehr erheblich sind auch, die Auslassungen und sonstigen Verderbnisse nicht, welche spätere Abschreiber verschuldet haben". Wenn diese Ergebnisse wirklich probelialtige sind -- und die Beweisführung erscheint auf den ersten Blick als eine ebenso vollständige wie siegreiche —, so hat der Verf. volles Recht, auf die Ausbeute aufmerksam zu machen, welche der nun iclentifieirte und dem zweiten Jahrhundert wiedergeschenkte Commentar für die Geschichte des Kanons, des biblischen Textes, der Schriftauslegung, des kirchlichen Lebens und — fügen wir hinzu — der kirchlichen Lehre und Verfassung gewährt. In der That kann man diese Ausbeute nicht überschätzen. Was so viele ältere Gelehrte — die neueren haben sich nur selten und flüchtig mit dem Werke beschäftigt — bedenklich gemacht hat, an die Echtheit des Commentars zu glauben, war neben Anderem vor allem die Menge der neuen Erkenntnisse, mit welchen derselbe das ihm beschenkte Vertrauen belohnt. Darf man ihn wirklich, wie er O

..

bei de la B i g n e vorliegt, als eine genaue Übersetzung der Arbeit des Antiocheiiischen Theophilus ansehen, so hat man in ihm ohne Zweifel die w i c h t i g s t e Urkunde anzuerkennen, die wir für den Zeitraum zwischen .lustin und Irenaus besitzen, zugleich eine Urkunde, die in einem noch viel höheren Grade als die ignatianischen Briefe — wenn man sie unter Trajan geschrieben sein liisst — zeigt, dass die Entwicklung der kirchlichen Verhältnisse in Antiochien einen rapiden Verlauf genommen hat, und das« die Gemeinde daselbst den Schwestergenieinden im Reiche um mehrere Menschenalter voraus gewesen ist. Um nur Einiges anzuführen, so erfahren wir aus dem Commentare, dass die „Trinität", ihre Einheit und Untheilbarkeit, eine geläufige Formel in

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der antiochenischen Gemeinde um d. -1. 170 gewesen ist; wir erfahren ferner, dass um dieselbe Zeit die christlichen Cleriker bereits den Namen „Priester" führten, dass Ausdrücke wie ,catholica ecclesia", „regnum Christi catholicum". „catholica doctrina", „catholicum dogrna" überaus häufige waren, und dass man schon um d. .1. 171) von dem „humanuni genus originali peccato detentum" gesprochen und über den freien Willen und die Gnade gehandelt hat. Aber noch nicht genug: der in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts lebende Obersetzer hat auch einen Satz bei Theophilus gefunden, den er nicht anders wiederzugeben vermochte als mit folgenden Worten: „Duo in lecto (Lc. 17, 34). In lecto esse m o n a c h o s significat, qui amant quietem, alieni a tumultu generis humani et domino servientes, inter quos sunt boni et mali." Er hat ferner von „pagani" „gentilitas" „saeculares" gesprochen. Er schreibt z. I>. zu Mtth. 3 , 9 : „Lapides pro p a g a n i s ait propter cordis duritiam." Schon diese Beispiele werden ausreichen, um zu beweisen, dass der dem 2. Jahrhundert vindicirte Commentar und seine den Jahren 200 bis 250 zugeschriebene Übersetzung geeignet sind, eine völlige Revolution auf dem Gebiete der alten Kirchen- und Dogmengeschichte hervorzurufen. Indessen eine solche Revolution ist nach der Meinung Zahn's sehr nothwendig, oder vielmehr sie ist in Wahrheit keine Revolution, da wir bisher überhaupt noch nicht« Sicheres liier gewusst haben. Erklärt er doch ausdrücklich (S. 165f.): „Untersuchungen über die Entstehungszeit einer Schrift, welche von der sonderbaren Voraussetzung ausgehen, dass wir die Entstehungsgeschichte der wichtigeren kirchlichen Einrichtungen und christlichen Ideen so ziemlich kennen, sind werthlos." Dieses apodictische Urtlieil ist ja in der That bis zu einem gewissen Grade richtig; für Z a h n ist durch dasselbe die Möglichkeit eröffnet, auch Spuren, die man bisher als Andeutungen des nachconstantinischen Zeitalters aufgefasst hat, als Zeichen des 2, Jahrhunderts zu verstehen. Indessen der Umstand, „dass wir die Entstehungsgeschichte der wichtigeren kirchlichen Einrichtungen und christlichen Ideen noch nicht kennen", wird dem gewissenhaften Forscher die Datirung einer bestimmten, einzelnen Urkunde nicht erleichtern, wildem erschweren. Das weiss auch Z a h n , und Niemand WYTA ihm vorwerfen können, dass er es mit seinein Beweise sich leicht

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gemacht hat. Allein dass er die wichtigen Instanzen, die gegen seine Hypothese sprechen, mit derselben Sorgfalt geltend gemacht und erwogen habe, wie die ihr günstigen, kann man leider nicht behaupten. Im Gegentlieil: in merkwürdiger Verblendung hat er sehr helle und deutliche Punkte übersehen oder verdunkelt, während er einem trügerischen Scheine mit seltener Energie nachstrebte. Die folgende Untersuchung wird zeigen, dass die Annahme, welche Z a h n bewiesen zu haben glaubt, eine irrige ist, dass also auch die überraschenden Geschenke, welche schon die älteren Gelehrten anzunehmen sich geweigert haben, abzulehnen sind. Ich hoffe dies in dem ersten Capitel mit derjenigen Sicherheit nachgewiesen zu haben, welche bei einem negativen Resultate durch die Kritik erreicht werden kann. Meinen Einwürfen gegen die Aufstellungen Z a h n s betreffs des tatianischen Diatessaron hat derselbe die Antwort entgegengestellt (S. 292): „Die Widerlegung würde in einem im wesentlichen unveränderten . . . Abdruck meines Buches bestehen". Ich niuss daher leider erwarten, dass Z a h n auch den folgenden Ausführungen gegenüber sich auf die eigene Unfehlbarkeit zurückziehen und mir etwa dasselbe Urtheil sprechen wird, mit welchem er O v e r b e c k (S. 290) bedacht hat, dass nämlich meine Darstellung „von jeder Spur eigener Kenntnis» der Sachen entblösst sei." Ich lasse es darauf ankommen und werde nicht aufhören, einem so kenntnissreichen Gelehrten trotz alledem die schuldige Achtung zu erweisen, obgleich die neuen überraschenden Entdeckungen, die Z a h n überall zu machen glaubt, wo er die Untersuchung unternimmt — sie haben alle das Gemeinsame, dass durch sie das denkbar höchste Alter des NTlichen Kanons bezeugt wird —, mir nachgerade mehr als bedenklich geworden sind. I. Der Einzige im Alterthum und im Mittelalter, der ausdrücklich einen Evangeliencommentar des Antiochenischen Bischofs Theophilus saec. II. erwähnt und ihn auch benutzt hat, ist Hieronymus. 3 ) Sein Zeugniss ist daher zunächst das allein entscliei3) Dass die xaTrf/jjZixcc ßtßXIa, welche Eusebius dem Theophilus beigelegt h a t , den Evangeliencommentar miteinschlossen, will Z a h n für möglich halten (S. 21'.).

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dende. Drei Stellen in den Werken des Hieron. kommen in Betracht. Er schreibt 1) de vir. ini. 25: „Theophilus, sextus Antiochenae ecclesiae episcopus, sub imperatore M. Antonino Vero libruin contra Marcionem conposuit, qui usque hodie exstat. Feruntur eins et ad A utolycum tria Volumina, et contra haeresim Hermogenis liber unus, et alii breves elegantesque tractatus ad aedificationem ecclesiae pertinentes. L e g i s u b n o m i n e eius in e v a n g e l i u m et in proverbia Saloinonis commentarios, q u i m i h i cum s u p e r i o r u m v o l u i n i n u m e l e g a n t i a et p h r a s i n o n v i d e n t u r c o n g r u e r e . " 2) In der Vorrede zum MatthäusCommentar (Vallarsi VII p. 7) heisst es: „Legisse me fateoir ante annos plurimos in Matthaeuni Origenis XXV volumina . . . et Theophili Antiochenae urbis episcopi commentarios etc." In der ep. 121 ad Algasiam (Vallarsi I p. 860sq.) endlich liest man: „ Theophilus Antiochenae ecclesiae septimus post Petrum apostolum episcopus, qui quattuor evangelistarum in unum opus dieta compingens, ingenii sui nobis uionumenta dimisit, haec super hac parabola in suis commentariis est locutus." Es folgt nun ein längeres, c. 40 Zeilen ilmfassendes Citat, die Erklärung dei- Parabel vom ungerechten Haushalter (Le. 1 ö, 1 f.) enthaltend. Aus diesen Mittheilungen ist folgendes zu entnehmen: 1) Das fragliche Werk führte den Titel „commentarli" (so an allen drei Stellen), resp. einen entsprechenden griechischen Titel. Da aber Hieron. diesen nicht nennt, und da er ein grosses Stück lateinisch citirt, oline anzugeben, dass er übersetze, so ist es bei der sonst bekannten schriftstellerischen Gewohnheit des Hieron. nicht unwahrscheinlich, mindestens möglich, dass er das Werk in lateinischer Uebersetzung gelesen hat. J ) 2) Die Echtheit der Commentare ist dem Hieron. nicht ganz sicher gewesen — das giebt anch Zahn zu"'); denn die Bemerkung, dass dieselben die „elegantia et plirasis" der übrigen Werke des Theophilus vermissen lassen, muss unzweifelhaft in diesem Sinne verstanden werden. Z a h n sucht freilich die Bedenken des Hieronymus kurzer Hand zu entwerthen, indem er behauptet, derselbe habe die übrigen Schriften des Theophilus gar nicht eingesehen, weil seine Angaben über sie ans der Kirclienge4) So auch Zahn, S. 12. 5) S. 9 f.

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schichte des Eusebius einfach abgeschrieben seien, und weil er nur von den Commentaren ausdrücklich behaupte, dass er sie gelesen habe. Allein trotz alles Misstrauens, welches man dem Hieron. Uberhaupt und speciell als Verfasser des Tractats de vir. inl. schuldet — hier liegt die Sache doch so, dass es mindestens zweifelhaft bleiben muss, ob Hieron. geschwindelt hat. 6 ) Aber selbst dies zugestanden, so bleibt seine Mittheilung auch dann noch werthvoll, ja gewinnt vielleicht an Bedeutung. Unter der Form nämlich, dass der S t i l Bedenken errege, pflegt Hieron. als gebildeter Literarhistoriker dem Publikum, für welches er die Schrift de vir. inl. geschrieben hat, die Zweifel an der Echtheit einer Schrift, die er hegt und mittheilen will, auszudrücken. So schreibt er c. 1: ,Petrus scripsit duas epistulas . . ., quarum secunda a plerisque eius negatur propter stili cum priore dissonantiam." Hieron. wusste aber sehr wohl, dass noch ganz andere und schwerer wiegende Gründe gegen die Echtheit des 2. Petrusbriefes geltend gemacht wurden. C. 5 liest man: „Epistula quae fertur ad Hebraeos non eius [Pauli] creditur propter stili sermonisque dissonantiam.-1 Auch hier steht es nicht anders als beim 2. Petrusbrief. Man wird daher auch annehmen dürfen, dass in unserem Falle c. 257) die Notiz über die Stilverschiedenheit nur die Hülle ist, unter welcher sich andersartige Bedenken betreffs der Echtheit der Evangeliencommentare, die nicht vor das grosse Publikum gehörten, verbergen. Nimmt man mit Zahn an, dass Hieron. keine einzige Schrift des Theophilus sonst noch gelesen hat, als die Cominentare, so ist dieser Schluss geradezu unvermeidlich; denn was in aller Welt sollte den Hieron., der in dem knappen Tractat keinen Satz zuviel niedergeschrieben hat, bewogen haben, die Stilverschiedenheit der Commentare und der von ihm n i c h t g e l e s e n e n Werke des Theophilus zu bemerken, wenn er nicht in jenen Commentaren — sei es nun in 6) Bekanntlich steht er sich in dem Tractat de vir. inl. selbst im Lichte; denn er schreibt an vielen Stellen den Eusebius einfach ab, wo er über selbständige Kenntnisse verfügte und nur zu bequem war, die Vorlage zu verlassen, die er sich einmal gewählt hatte. Dies kann auch hier der Fall sein, ja es wird durch den Wortlaut der Angaben sogar nahe gelegt. 7) Aehnlich ist die Bemerkung in c. 58, auf welche Z a h n S. 10 n. 2 hingewiesen.

D e r a n g e b l i c h e C o m m e n t a i ' fies T h e o p h i l u s .

ior.

ihrer Form, ihrer Anlage oder ihrer Ueberlieferung — Manches gefunden hätte, was ihm an sich auffallend und bedenklich erschienen ist. Keinesfalls ist also, wie man auch interpretiren mag, die Bemerkung des Hieronymus leicht zu nehmen. Im Gegentheil: es bestellt, wie in allen parallelen Fällen, das gerechtfertigte Vorurtheil, dass sehr starke Bedenken betreffs dieser (Jommentare vorhanden waren. Daran kann natürlich auch der Umstand nicht irre machen, dass Hieron. an den beiden anderen Stellen, wo er sie erwähnt, von jenen Bedenken schweigt: er hat ja auch sonst manchesmal seine eigenen Zweifel an der Echtheit von Schriften unterdrückt. 3) Die Anlage der Commentare ist — und das ist das Wichtigste — von Hieron. in Kürze, aber vmmissverstäiidlich geschildert worden. Es waren „commentarii in e v a n g e l i u m " . Dass diese Bezeichnung im strengen Sinne zu nehmen ist, lehrt die Beschreibung in der ep. ad Algasiani. Sie macht es unzweifelhaft, dass den von Hieron. eingesehenen (Kommentaren eine, wenn auch ad hoc vom Verfasser zusammengestellte Evaiigelienliarmonie zu Grunde gelegen hat. Zahn sagt freilich (S. 13): .Es ist als Missverständniss abzuweisen, wenn man den vorliegenden Worten des Hieron. die Nachricht entnommen hat, dass Theopliilus eine Evangelienharmonie verfasst und über diese seinen Ooinmentar geschrieben habe." Aber wie er sicli selbst mit der Beschreibung des Hieron. eigentlich abfinden will, ist mir nicht klar geworden. Gestellt er doch zu, dass man ihr noch nicht gerecht geworden ist durch die Annahme, Theopliiliis habe in einem Werke die vier Evangelien der Reihe nach conimentirt. Mit klaren Worten sagt ja Hieron., dass die .dicta quattuor evangelistarum" zu e i n e m W e r k e verbunden waren. Wenn nun Z a h n (S. 14) selbst einräumt, dass in dem Commentar des Theophilus die Aussprüche der vier Evangelisten „gemischt" gewesen sein müssen8), so aeeeptiren wir diese richtige Einsicht, gestehen aber nicht einzusehen, wie Z a h n es auf der vorhergehenden Seite hat als ein .Missverständniss" bezeichnen können, anzunehmen, dass Theophilus eine Evangelienharmonie verfasst und über diese seinen Commentar geschrieben habe. Soll das S) E r f ü g t h i n z u : „in n n g o w O h n l k - h c r , vielleicht auch W e i s e g e m i s c h t " , wovon hei Uieroii. n i c h t s zu lesen stellt.

ungeordneter

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Missverständniss nur darin bestehen, dass man sich die Evangelienharmonie als eine unabhängig von dem Commentare publicirte Arbeit denkt, so mag Z a h n Recht haben. Aber darauf kommt es überhaupt, nicht an, sondern lediglich auf die Anerkennung, dass in dem Commentare des Theophilus nicht jedes Evangelium für sich, sondern ein irgendwie zusammengestelltes Diatessaron die Grundlage der Auslegungen gebildet hat. Z a h n giebt dies zu und giebt es wiederum nicht zu; der Grund ist hinreichend deutlich. Seine Absicht ist von vornherein darauf gerichtet, zu zeigen, dass der von de la B i g n e veröffentlichte Commeutar seiner Anlage nach dem von Hieron. geschilderten Werke völlig entspricht. Lässt sich das behaupten? Auf die Bejahung dieser Frage wird Alles ankommen. Wird sie verneint, so stürzt das ganze Gebäude ein, welches Z a h n erbaut hat, und man wird zusehen müssen, wieviel man aus den Trümmern noch retten kann. 4) Der einzige Abschnitt, den Hieron. aus den Commentaren des Theophilus abgeschrieben hat, giebt zu erheblichen Bedenken cremen die Echtheit derselben keinen Anlass. Die Parabel vom H S ungerechten Haushaltet- wird durchweg auf den Apostel Paulus gedeutet, resp. auf dessen Bekehrung und Missionsthätigkeit. Auffallend kann es vielleicht scheinen, dass in der Erklärung rund gesagt wird: „Coepit docere legem abolitam' - ; allein die Möglichkeit musfi zugestanden werden, dass man auch schon in O O ältester Zeit, wenn man überhaupt die Paulusbriefe als massgebende Schriften las, sicli so ausgedrückt hat. In diesen vier Punkten ist Alles erschöpft, was uns die Tradition — denn diese ist hier durch den einzigen Hieronymus repräsentirt — über die Commentare des Theophilus zum Evangelium mittheilt. An der Beschreibung des Hieronymus sind daher alle Schriften zu messen, die sich als jene Commentare ausgeben oder für dieselben gehalten werden sollen.

II, 1. Im 5. Bande seiner „Bibliotheca" hat M a r g a r i n u s de l a B i g n e i. J. 1576 einen Evangelienconimentar unter dem Namen des Theophilus von Antiochien (lateinisch) herausgegeben. 9 ) 9) Mir war nur der Cölner Nachdruck v. .T. 1018 (T. I) zugänglich.

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Begleitende Angaben, sowie Bezeichnung der Quelle fehlen gänzlich. Auch ist bisher keine Handschrift bekannt geworden. Alle späteren Drucke, einschliesslich Corp. Apol. Vi II p. 27$—32-1 ed. de O t t o und Z a h n , si. a. (). $. Hl—85, beruhen daher auf der editio princeps. Die Hoffnungen, die M o n t f a u e o n in Bezug auf eine vatikanische Handschrift erregt hat, haben sich als trügerische erwiesen, wie Z a h n S. löf. auf Grund eingehender Forschungen mitzutheilen vermocht, hat; doch ist die Sache noch nicht völlig aufgeklärt. Z a h n s eigene Bemühungen, einer Handschrift habhaft zu werden, sind bis jetzt vergeblich gewesen. Der von de la ß i g n e veröffentlichte Evangetiencommenfar - ich nenne ihn im Folgenden .. I!" -- ist also ohne jeilu-Bezeugung, ja zur Zeit noch immer ohne jede hand&yifiriftlicho Grundlage. Wie die Hypothese nicht von vornherein ausgeschlossen ist, dass er in das 2. Jahrhundert gehört, so hat man auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass VT dem lt>. beizulegen ist; erinnert sei nur an das „Violarimn'- der Eudoxia. Zunächst ist die äussere Anlage desselben ins Auge zu fassen. B zerfallt in v i e r Bücher. Das erste trägt bei de la B i g n e die Aufschrift: S. 1\ nostri Theophili p a t r i a r c h a e A n t i o c h e n i commentariorum sive a l l e g o m n m i in saera quatuor evangelia über priiniis". Das zweite: „S. I1. nostri Theophili, a r c h i e p i s c o p i A l e x a n d r i n i , allegoriaruni in evangelium secundum IVIarcum liber secundus". Die Aufschriften zum .'{. und 4. Buch lauten ebenso wie zum 2., nur dass beziehungsweise „Lueam" „loannem". sowie „tertius" und „quartus" steht. Sehr richtig hat Z a h n bemerkt, dass die Aufschrift des ersten Baches: „patriarchae Antiocheni" als eine Correctur des ersten Herausgebers zu betrachten ist, der die Testimonien des Hieronymus gekannt und das zu pnblicirende W e r k für das des Antiocheners Theophilus gehalten hat. 1 ») Man wird aber noch ("inen Schritt weiter gehen müssen. Das Wort „commentariorum" findet sich nur in dem Titel des ersten Buches. Dagegen nennt Hieronymus au allen drei Stellen, wo er das W e r k des Theophilus erwähnt, dasselbe „commentarii-. 10) Sehr interessant ist, dass der Cölner Nachdruck von 1018 in den Aufschriften zu Buch 2—4 das „Alexandrini' in .Antiocheni« verwandelt hat, aber das „patriarchae" im 1., das „archiepiseopi" in den folgenden Büchern ist, stehen geblieben.

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D a mm de l a B i g n e zugestandenermassen die unmittelbar vorhergehenden Worte („archiepiscopi Alexandrini") nach Hieron. eorrigirt hat, da die Aufschriften des 2.— 4. Buches die Worte „ comrnentariorum sive" nicht bieten, da endlich im Index und im Colunmentitel der editio princeps nur „allegoriae" steht, so kann nicht zweifelhaft sein, dass die ersten Worte der Aufschrift des ersten Buches in der Handschrift gelautet haben: „S. P. nostri Theophili, archiepiscopi Alexandrini, allegoriarum". Aber noch sind wir nicht am Ende. E s fällt auf, dass im Titel des ersten Buches „allegoriarum in sacra quatuor evangelia liber primus" steht, dagegen in den Titeln der folgenden Bücher die einzelnen Si-äögidisten genannt sind. Z a h n entfernt deshalb kurzer Hand das „secu'Kdum Marcuin", „secundum Lucam" etc., indem er bemerkt, es koiilie nicht ursprünglicher Bestandtheil des Titels sein, da es sich mit „l'rber secundus", „tertius" etc. nicht vertrage. Allein so willkommen, vielmehr so nothwendig diese Tilgung für die Hypothese, die Z a h n vertheidigt, sein muss, so gewaltsam und unerlaubt ist sie. Denn 1) ist die Ursprünglichkeit der Aufschriften .liber primus" etc. am wenigsten garantirt, 2) steht die Aufschrift des ersten Buches isolirt gegenüber den gleichlautenden Aufschriften der drei folgenden, 3) ist nachweisbar, wie Z a h n selbst zugiebt, an der Aufschrift des ersten Buches eorrigirt worden, 4) endlich stellt der Inhalt des ersten Buches von B genau genommen — doch in einem gewissen Widerspruch zu dem Titel: „allegoriarum in sacra quatuor evangelia liber primus"; denn, wie gleich im Folgenden bewiesen werden soll, das erste Buch enthält schlechterdings nichts anderes a l s a l l e g o r i s c h e E r k l ä r u n g e n von S t e l l e n d e s M a t t h ä u s e v a n g e l i u m s . Hiernach ist also die Aufschrift: „in evangeliuni secundum Matthaeum" die einzig angemessene, und da dem entsprechend die Aufschriften der drei übrigen Bücher gestaltet sind, und da de l a B i g n e erwiesenermassen an der Aufschrift des ersten Buches eorrigirt hat; um es als das Werk erscheinen zu lassen, von welchem er durch Hieron. wusste. so kann kaum zweifelhaft sein, dass er die Worte „in sacra quatuor evangelia" eigenmächtig s'catt der Worte „in evangelium secundum Matthaeum" eingesetzt hat. Dabei kann man es dahingestellt sein lassen, ob die Worte „Liber primus" etc. von de la B i g n e hinzugesetzt worden sind oder nicht. Die verschiedenen seil)-

Der angebliche Commenter îles Theopbilus.

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.ständigen A b t e i l u n g e n in B konnten immerhin als Tbeile e i n e s Werkes durch Buchziffern bezeichnet gewesen sein, da ja die vier Evangelien der Kirche stets als eine Einheit gegolten haben. Was de la B i g n e in seiner Handschrift oder Quelle eine solche hatte er zweifellos gefunden bat, d a s w a r e n v i e r B ü c h e r „ A l l e g o r i e n " , für j e d e n E v a n g e l i s t e n j e eines. Als s o l c h e ( „ s e c u n d i u n M a t t h a e u n i " etc.) w a r e n sie a l l e v i e r b e z e i c h n e t und zugleich als W e r k e . u n s e r e s heiligen V a t e r s T h e o p b i l u s , des E r z b i s c h o f s von A l e x a n d r i e n " . Nichts erinnerte also in der Aufschrift des Werkes, welches de la B i g n e edirt hat, an die von Hieron. erwähnten „Comruentare zu dem Evangelium", mit Ausnahme des blossen Namens ,, Theopbilus V 1 )

II,

2.

Aufschriften können trügen: oft genug bringen sie Unzusamiuengeböriges zusammen, oft genug zerreissen sie das zu Verbindende; nicht selten täuschen sie über den Inhalt, den sie ankündigen. Aber, wie oben bereits augedeutet, die Aufschriften iu B sind durchaus sacligemäss. Um der entscheidenden Bedeutung willen, welche dieser Einsicht zukommt, soll hier der Tliatbestand genau dargelegt werden. Das erste Buch in B („allegoriarum in evangelium seeunduni Mattliaeum") enthält in 37 Capp. Erklärungen von c. 130 Stellen aus dem Evangelium des Matthäus. In c. 1 3 1 werden Stellen aus Mt,. c. 1—25 besprochen. Für diesen grossen Hauptabschnitt bat Zahn s e c h s - - wirklich nicht mehr als s e c h s - Stellen nachweisen zu können geglaubt, in welchen Verse aus anderen Evangelien behandelt seien. Angenommen, es hätte, mit diesen 11) In der Einleitung zum ersten Bucli werden auf zehn Zeilen die bekannten Thiersymbole der Evangelisten kurz besprochen. Ein Skeptischer könnte vermuthon, dass der Abschnitt eigenmächtig der Erklärung des Matthäusevangeliums vorangestellt sei, um den Schein zu retten, als sei das folgende das erste Buch eines alle vier Evangelien gemeinsam berücksichtigenden Commentars. Doch wird der Abschnitt für ursprünglich zu halten sein; er kann für sieh nichts entscheiden, da, ja aus dem Inhalte der vier Bücher an sich schon hervorgeht, dass sie irgendwie ein einheitliches Werk bilden und daher auch eine gemeinsame. Einleitung haben können.

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6 Stellen seine Richtigkeit, so wäre in der That damit nichts bewiesen; denn dass neben mehr als 100 Stellen aus Matthäus 6 Stellen aus den anderen Evangelien berücksichtigt sind, wäre kein Gegenbeweis gegen die Behauptung, dass hier ein Commentar zu dem Matthäusevangelium, und nichts anderes, vorliegt. Aber wie steht es mit diesen sechs Stellen? Fünf sollen a is dem Lucas-, eine aus dem Johannesevangelium genommen sein. 1) Zwischen Mt, 3 , 3 und 3 , 4 soll 1 , 3 (S. 34 f. der Zahn'sclien Ausgabe) Lc. 3, 5 erklärt sein; allein, wie Zahn selbst (s. S. 190) sehr wohl weiss 12 ), bieten die ältesten Italahandschriften und der lateinische Irenaus den lucanischen Vers im Texte des Matthäus. 13 ) 2) Nach Mt. 12, 1 soll I , 17 (S. 47 f.) ein Stück aus Lc. 6, 1 („confricantes manibus suis spicas") erklärt sein; allein (s. wiederum Z a h n S. 201) die betreffenden Worte stehen im C o l b e r t i n u s und im Syrus Cureton. im Texte des Matthäus. 1 4 ) Nicht anders verhält es sich mit der dritten Stelle. Nach Mt, 24, 40 ist I , 29 (S. 58) „duo in lecto" (s. Lc. 17, 34) eingeschoben und erklärt; aber diese Worte sind in der alten lateinischen Evangelienübersetzung für Matthäus legitim. 15 ) 4) Der Text von M t 17, 1. 2 lautet in B (I,2oS.53): „Iesus ascendit in montem . . . et vultus eius immutatus est". Im Original steht: . . dvacptQEi avrovg de 0Q0g . . . ¡iSTSiWQcpmfir/ t;tjtQO(id-tv avrrnv r.ul lla^npiv xo JTQOÖCOJrov avrov; dagegen im griechischen Lucas (9, 28. 29): avtßrj de ro o{toe . . . xcd iytvaro . . . r o ddoe rov jiQodo'jjtov avrov trtQov. Der Text i n B kann hier allerdings als eine Mischung aus Lucas und Matthäus betrachtet werden; aber 1) der Verfasser hat hier nicht ganze Verse, sondern nur ein paar Stichworte angeführt, 2) der ganze Abschnitt I, 25 ist fast wörtlich mit III, 3 identisch. Es ist also fraglich, ob er überhaupt hierher gehört (s. Z a h n S. 274). 5) Mitten in der Erklärung der Perikope von den Magiern (I, 2 S. 33 f.) steht die Deutung von z w e i W o r t e n aus Lucas („paimis obvolviturS

12) Trotzdem wird die Stelle von Zahn S. "20 zum Beweise angeführt, dass in B eine eigenthiimliche Textmischung vorliege. 13) S. T i s c h e n d o r f , Nov. Testam. Editio octava critica major I p. 9. 14) S. T i s c h e n d o r f , a. a. O. p. 60. 15) S. die Wolke von Zeugen bei T i s c h e n d o r f , a. a. O. p. 166 u. Z a h n S. 206.

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s. Lc. 2, 7); eine höchst auffallende Harmonisirung! Aber die Absicht derselben ist schwerlich zu verkennen. Der Verfasser wollte sich ein sehr unglückliches Wortspiel nicht entgehen lassen. Er schreibt: „Cum ergo natvis esset Iesus in Bethleem civitate Iudae, hoc est in domo p a n i s ; nam Bethleem d o m u s p a n i s . . . Illic natus est Iesus qui dixit: Ego sum p a n i s vivus, qui de coelo descendi. P a n n i s obvolvitur, ut scissam humani corporis unitatem suo redinieret in corpore. Obtuleruut magi ei munera, aurum ut regi, thus ut deo, myrrham ut homini ad sepulturam". Man wird es für wahrscheinlich halten müssen, dass hier eine Erinnerung an Lc. 2. 7 mir desshalb eingeflochten ist, weil der Verf. „panis" und .pannis" zusammenbringen wollte. 6) endlich I, 15 (S. 47) steht, nachdem in c. 13 u. 14 Verse aus Mt. 18 u. 19 erklärt waren und in c. 16f. sich Erläuterungen zu Mt. 11 ff. anschliessen, völlig abrupt folgender Satz: .Dominus Iesus venit hic ad nuptias, ut animam nostram spiritui maritaret, quorum copula spiritali filios procreamus. charitatem scilicet, pacem, gaudium, spein, bonitatem, mansuetudinem. continentiain.* Worauf sich das .hic" bezieht, ist nicht gesagt; ebensowenig ist irgend ein Zusammenhang angedeutet. Das kleine Stück fällt aber überhaupt aus dem Tenor des Ganzen heraus, da kein biblischer Text angeführt ist. Gemeint mag die Perikope von der Hochzeit zu Kana sein; mindestens ebenso gut kann aber auch Mt. 22, 2 zu Grunde liegen (.Simile est regnum coelorum homini regi, qui fecit nuptias filio suo") — was Z a h n ohne Grund bestreitet; aber das Stück befremdet an der Stelle, wo es steht. Es wird sich übrigens zeigen, dass der ganze Abschnitt 1. 11—25 in B in unverkennbarer Unordnung ist. Wir können nun zusammenfassen. In I, 1—31 wird lediglich das Matthäusevangelium (e. I—25) commentirt; denn von den 6 Stellen, die Zahn als anderen Evangelien entnommen glaubte nachweisen zu können, gehören drei dem Matthäusevangelium selber au. Von den drei übrigen ist zu sagen, dass die eine (zwei Worte umfassend) eines Wortspiels wegen eingeführt ist, die andere ein lucanisches Wort enthält, die dritte vielleicht eine abrupte und höchst befremdliche Anspielung auf die Hochzeit zu Kana, wahrscheinlich jedoch eine Anspielung auf Mt. 22, 2 ist. Hiermit ist aber bereits die Hälfte des ganzen Commentares.

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Der angebliche Commentar des Theophilus.

d. Ii. aller 1 Bücher in B /.usammeu, auf .seinen Inhalt, an evangelischen Schrift-steilen untersucht; denn die Erklärung von Mt. I—25 umfasst die Hälfte des ganzen viergetlieilten Werkes. Was nun den Schluss des I. Buches, den Commentar zur Leidensgeschichte (1, 32—37; S. (50—0-1) betrifft, so hat Zahn in demselben 11 Stellen aus anderen Evangelien nachweisen zu können geglaubt, ja er bemerkt sogar S. 20, hier werde eine aus allen 1 Evangelien zusammengesetzte Leidens- und Auferstehuiigsgeschichte erklärt. Allein die fünf Citate Lc. Iii, 30; Mc. 11, 8; 14, 3(>; 15,17: 15, i>6 sind zu streichen, da hier vielmehr der Matthäustext allein die Grundlage ist; zu streichen ist ferner Lc. 24, 5 (S. G4), da diese Stelle nicht erklärt, sondern zur Erklärung herangezogen wird. Ebensowenig können Lc. 22, 7 und Lc. 22, 11 ins Gewicht fallen (S. (50), da der Verfasser hier nur je ein W o r t braucht., welches an den Text des Lucas erinnert. Die Stelle Mt. 26, 51 aber hat der Bearbeiter allerdings mit, Job. 18, 10 verbunden, indem er citirt: - E t percussit P e t r u s servum prineipis sacerdotum et amputavit eins anriculam d e x t e r a m * . Ferner bat er die Worte an den Schacher (Lc. 23, 43) in die E r klärung des Matthäus mitaufgenommen. Diese beiden „Textmischungen", wozu man als dritte noch rechnen kann, dass im kurzen letzten Oapitel von 4 Zeilen Job. 20, 17 (S. (54) besprochen ist, sind in der Tliat die einzigen. W a s will das aber besagen! Man soll doch erst i;-gend einen Commentar aus dem Alterthum zu einem der Evangelien aufweisen, der sich so s t r i c t an das e i n e Evangelium hält, wie B hier in Bezug auf Matthäus. W a s die Anlage der drei folgenden Bücher in B betrifft, so hat man allem zuvor zu constatiren, dass dieselben ein literarhistorisches Iläthsel aufgeben, welches von Zahn nicht gewürdigt worden ist. Zunächst fällt schon der U m f a n g auf. Setzt man nämlich den Umfang des ersten Buches = 25 Seiten, so füllt das 2. (Allegorien zu Marcus) nur v i e r , das 3. (Lucas) elf und das 4. (Johannes) f ü n f Seiten. Welcher Schriftsteller des Alterthums hätte sich solch' eine Eintheilung erlaubt! So wie diese Allegoriensammluiig in der de l a B i g n e ' s c h e u Handschrift vorgelegen, scheint sie überhaupt kein edirt.es Schriftwerk, am wenigsten ein aus dem Alterthum stammendes sein zu können."')' o 16) S. B i r t , Das antike Buchwesen S. 151 f. (über das Gleichmass der Buchgrössen). S. 342f.

Der angebliche Commentar des Theophilus. Betrachtet m a n nun den Inhalt näher, so enthält das 2. Buch in den ersten 5 Capiteln „ Allegorien 14 zu Versen aus Mc. 1. 2. 4. 5. 6, welche die Reihenfolge der Erzählungen des Marcus innehalten. Die Perikope Mc. 1, 20f. ist an richtiger Stelle behandelt: aber der W o r t l a u t von Mt. 8, 1 1 ist eingesetzt. S o n s t i s t h i e r d u r c h w e g n u r d e r M a r c u s t e x t b e r ü c k s i c h t i g t . N u n folgt im 6. Capitel eine E r k l ä r u n g der Parabel Lc. Ii), 12f., im 7. wird Mc. 7, 35 besprochen, und mit einem Abschnitt, der eine eigene Überschrift f ü h r t : „l)e tribus mortuis a Christo resuscitatis" schliesst das Buch ab, ohne dass die cc. 7—!(i des Marcus mit einem W o r t e berührt werden. Von -Textmischungen* kann hier nicht die Rede sein. W a s vorliegt, ist ein F r a g m e n t einer E r klärung des Marcus mit zwei A n h ä n g e n , von denen der erste vielmehr in das 3. Buch zu gehören scheint, wo er fehlt, der /.weite bei jedem der Evangelien steheu konnte. Nicht weniger seltsam ist der Inhalt des 3. .Buches" (20 Capp. umfassend). Nachdem Lc. 1, 15 u. 3, S. 0 erwähnt sind, springt die Auslegung gleich zu 8, IG über; Herauf wird (!, 28. 29. 33 und 10, 13 erklärt. Es folgen nun Allegorien zum 7. 10. 12, 14. 13. 15. I G. 17. 18. 19. Capitel. In diesem ganzen Tlieile (III, 1—14) wird das Lucasevangelium nur d r e i m a l verlassen: sofern die Verse Mt. 15, 24 (s. S. (>9), 10, 30 (s. S. 72) u. 22, 12 erklärt werden. Dann aber (III, 15 — 20) herrscht wieder die grösste Regellosigkeit. C. 15 wird Mt. 21, 33f.. c, ll> Lc. 8, IS, c. 17 Joh. 3, 13. 34, c. 18 Lc. 13, 6. 11, c, Ii) Mt. 2«, 19 erklärt; den Abschluss bildet (c. 20) eine ausführliche E r k l ä r u n g der Parabel Lc, 16, t f , obgleich dieselbe schon c. 11 besprochen war. In dem 4. Buche endlich (US Capp. umfassend) werden c. 1—1! l e d i g l i c h Verse aus dem Joliannesevangeliuiu allegorisirt, lici der E r k l ä r u n g der Lazarus]>erikope (c. 7) wird — als ein liier Fremdes — der „alius Lazarus Lueae" herbeigezogen. Dagegen ist wiederum der SchJuss in planlosester Unordnung: Mt. 11, 30: Lc. 17, 21; Joh. 8,5«: .loh. 4, 7. Iii. 18: .Tob. 13, 5. 25. 27 werden in wilder Folge, mit kurzen allegorischen Bemerkungen verseilen. Mit dem Satze: . H o r t u s domini est ecclesia catholica. in qua .sunt rosae martyrum, lilia virgiuum, violae viduanmi, hedera coniugiiin : nam illa, quae a e s t i m a b a t e u i n I i o r t u l a n n i n e s s e ^Joli. 20, I.V siguificabat scilicet eum planfcantem diversis virtutibus cmleutiiuu vitam. Amen", schliesst der Comnientar ¡¡b. Teste und Untersuchungen I. 4. s

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Der angebliche Oonimcntar des Theophilus.

Fassen wir zusammen: In d e n 4 B ü c h e r n v o n B s i n d S t e l l e n a u s je e i n e m E v a n g e l i u m b e s p r o c h e n . D a s i s t a m d e u t l i c h s t e n an d e m w i c h t i g s t e n , w e i l u m f a n g r e i c h sten B u c h e , dem ersten. Die d r e i f o l g e n d e n , B ü c h e r " s i n d zu e i n e m T h e i l e f o r m l o s e , u n o r d e n t l i c h e S a m m l u n g e n ; a b e r so w e i t sie d a s n i c h t s i n d , e n t h a l t e n a u c h sie, w i e i h r e U e b e r s c h r i f t e n b e s a g e n , A l l e g o r i e n zu je e i n e m E v a n g e l i u m . F r e m d e s t r i t t in i h n e n in d e r H e g e l n u r da a u f , wo die P e r i k o p e n r e i h e in dem zu Grunde liegenden Evangelium selbst durchbrochen word e n ist. A b e r w e n n m a n a u c h a l l e F ä l l e , wo F r e m d e s in B u c h 2 — 4 h e r b e i g e z o g e n i s t , k r i t i k l o s z u s a m m e n r e c h n e t , w i r d m a n n i c h t m e h r a l s c. 15 f i n d e n . D i e U e b e r s c h r i f t e n in B s i n d a l s o die s a c h g e m ä s s e n . Es l i e g e n in B v i e r B i l c h e r A l l e g o r i e n , je e i n e s f ü r ein E v a n g e l i u m vor. A l s o ist B mit dem von Hieron. b e z e u g t e n T h e o p h i l u s c o m m e n t a r n i c h t i d e n t i s c h ; denn dort waren die „dicta (juattuor evangelistarum in nimm opus" verbunden und in dieser Gestalt cominentirt. Z a h n giebt sich (S. 19—21) vergebliche Mühe nachzuweisen, dass die Beschreibung des Hieron. für B die völlig zutreffende sei. Er beginnt freilich diesen Kacliweis mit der vorsichtigen Behauptung, dass .die Einrichtung von B der von Hieron. gegebenen Beschreibung jedenfalls m e h r entspreche. als diejenige irgend eines anderen Evangeliencommentars aus älterer Zeit" : aber er schliesst sein Beweisverfahren, welches ich zu cliarakterisiren unterlassen muss, mit den zuversichtlichen Worten: „Mau kann dreist fragen: Ist das Verfahren (des Verfassers der Allegoriensammlung) nicht eben das, was Hieron. ein quattuor evangelistarum in nimm opus dicta compingere nennt?" So kann man allerdings f r a g e n : aber Zahn selbst hat unfreiwillig den also Fragenden gekennzeichnet. Die A n t w o r t kann für Jeden, der sich und Ändert1 nicht vor bleu den will, nur verneinend ausfallen: die angeblichen .Beweise" über sind durch die oben von uns gegebene Darlegung bereits widerlegt. Die Untersuchung der A u f s c h r i f t , F o r m und A n l a g e von B zeigt also, dass wir in B den Cominentar des Theophilus zu .dem Evangelium", welchen Hieron. eingesehen hat, n i c h t wiedererkennen dürfen. Damit ist dem Gebäude, welches Zahn auf-

Der angebliche Commentar îles Theophilas,

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geführt hat, das Fundament entzogen. Allein noch haben wir gewisse Eigentümlichkeiten der Anlage von B sowie seines Inhaltes nicht genauer ins Auge gefasst. Zwar vermag kein noch so günstiges Ergebniss der Untersuchung des Inhaltes von B das negative Resultat, wie es oben begründet worden ist, umzustossen: aber es könnte sich doch zeigen, dass B als eine sehr freie lateinische Bearbeitung des Theophilus anzusehen ist. Dies wäre das g ü n s t i g s t e Ergebniss, auf welches nach den bisherigen Nachweisungen noch gerechnet werden könnte.

II, 3. .Es liegen Spuren davon vor, dass Umstellungen in ß stattgefunden haben und dadurch Unordnungen entstanden sind". So hat sich Zahn - beiläufig S. 274 geäussert. Ferner hat er S. 51. 55. 71. 130 auf Defecte in B hingewiesen (I, 21. 27. III, Ii): endlich auch auf ein paar Interpolationen (S. 37. 43. 63. 04. ICO in T, 5. I, 10. I, 30. II, 1). Allein mit diesen Hinweisungen, die z. Th. sehr disputabel sind, ist es nicht getlian. So wie diese _ Allegoriensammlungen" in B vorliegen, befinden sie sich stellenweise in grosser Unordnung, in einer Unordnung, die aber durch einfache Umstellung gar nicht gehoben werden kann. Schon oben wurde darauf hingewiesen, dass im ersten Buche c. 11—25 in Unordnung sind. Während in c. 1 —10 die Reihenfolge der Perikopen im Matthäus (c. 1—10) in den Erklärungen innegehalten wird und ebenso in c. 26—30 die der c. 19—2S des Matthäus ohne erhebliche Ausnahmen, werden in c. 11 u. 12 Verse aus Mt. 13—15, in c. 13 u. 14 Verse aus Mt. IS—20, in c. 16—20 Verse aus Mt. 11 15, in c. 21—24 Verse aus Mt. 17. 13. 14. 18 besprochen. G. 1 5 bezieht sich vielleicht anf,l oh. 2, 2 und c. 25 ist mit III, 3 fast wörtlich identisch (A). Dies ist nicht die einzige Doublette, sondern es finden sich noch andere, freilich zugleich mit wichtigen Abweichungen. B. I, 11 (S. 41) zu Mt. 13, 44. S i m i l e est r e g n u i n coelorum tliesauro abscondito in agro. Thesaurus absconditus in agro gratia est in man do missa, dicente domino: Ager

1. IS (S. 50 Ì zu Mt. Kì, 11. Simile est regnuin coelorum thesauro abscondito in atfro. o Ager hic mundus est; thesaurus Christus est, qui triduana latuit passione; linde vendendum est.

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Der angebliche Commentar des Theophilus.

autem hie ruundus. Ideo autem ait thesaurum absconditum, quia non omnibus datur.

nobis omne, quod habemus in hoc saeculo, ut vitam mereamur aeternam.

C.1,12(S.45)zuMt. 14. I, 19 (S. 50) zuMt. 14. Acceptis Jesus . . . De q u i n q u e q u i n q u e p a n i b u s p a n i b u s , id est de et d u o b u s p i s c i b u s . doctrina Pentateuchi, Per quinque panes et d u o b u s p i s c i b u s , tateuchum signihoc est duobus testa- ficat, id est quinque mentis, vetere et novo. libros Mosis, per duos pisces duo testamenta., vetus et novum, quibus dominus genus humanum pascit . . . Mare significat saeculum, n a v i s ecclesiam.

II, 5 (S. 07) zu Me. 0. Quinque panes quinque libri Mosis intelligendi sunt, duo pis ees duo testameiita sunt,

D. I, 12 (S. 46) zu Mt. 14. I, li) (S. 51) zu Mt. 14. Petrus vero supra petram funTurbatemi autem Petrum visa datus, in quo figurateti" ecclesia, tempestate diabolicae aurae, pasin qua boni et mali sunt iuncti, sioueni indicat Ohristi, cum paene mergebatur, sed domini est dex- subversa est tides negantis apotera sublevatus, quia „novit do- stoli. minus pios de tentatione eripere". Die übrigen Doubletten (Buch II—IV) seien gleich hier hinzugefügt. II, 1 (S. 65) zu Mo. I, 3. E. I, ¡3 (S. 34) zu Mt, 3. Vox c l a m a n t i s in d e s e r t o Vox c l a m a n t i » in d e s e r t o , id est in saeculo, eo quod non Ioannem significat clamasse Inhabentes fidem saeculares de- daeis; nam desertum dicit terrain Iudaeam a saneto spiriti! serunt cui tum dei. derelictam. F. I, 3 (S. 35) zu Mt, 3, 4. C i b u s l o a n n i s e r a u t loc u s t a e et mel s i l v e s t r e . Per locustas populos agrestes significat, mel autem fructum indicat

11. 1 (S. 35 F.) zu Me,. 1, 6. E r a t autem Joannes ipse i u d u t u s p i l i s cameli. Per liabitum eius et cibum gentes significat tortuosas, cameli si-

Der angebliche Commentar des Theophilus.

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credulitatis ipsorum, quibus prophetantis dulcis auditus erat, ut fide sua pascerent praedicantem. Sive per locusta,s gentes, per rael antera significai Iudaeos, credulitate sua fructus deo dulcissimos offerentes.

militudinem habentes, venturas ad baptismum, et per lo e u s t a s Iudaeos, qui non militantes deo sine rege sunt ut locustae, per m e i autem s i l v e s t r e rustico« dicit, qui credentes dulces facti sunt deo.

G. I, 9 (S. 41 f.) zu Mt. 9, 20. Ecce mulier quae profluvio s a n g u i n i s laborabat. Per mulierem haemorrousam ecclesia significatur ex gentibus. O o in cuius imagine ante iugulati sunt Macchabaei caeterique prophetae . . . V e s t i m e n t u m antera salvatoris t e t i g i ss e m u l i e r e m divinas significat scripturas.

II, 4 (S. (36) zu Me. 5, 22 f. Et mulier quaedani erat in p r o f l u v i o s a n g u i n i s a n il is du o d e cira . . . haemorrousa mulier, hoc est gentilis populus, sanguinem idoli,s fundens, tacta f i m b r i a v e s t i m e n t i , id est totius legis minimum praeceptum exsequens scilicet: „ Q u o d t i b i n o n v i s f i e r i , a l t e r i ne f e c e r i s " , vel certe perseverantiam fidei habens, sanata est.

I, 19 (S. 51) zu Mt, 14, 3(>: E t r o g a b a n t eum, ut vel fimbriam vestimenti eius t a n g e r e n t . Vestimentum salvatoris lex est divina, in qua sunt plura mandata, sicut, in vestimento multae sunt fimbriae ; quarum imam si quis contigerit, id est de multi,s vel unum praeceptum salvatoris faciens, remedium percipit salutare.

H. I, 3 (S. 35) zu Mt. 3, 9. 10. III, 1 (S. 68 f.) zu Le. 3, 8. 9. P o t e n s e s t d e u s de l a p i P o t e n s est d e u s de l a p i d i b u s istis s u s c i t a r e fi l i e s d i b u s istis s u s c i t a r e f i l i o s A b r a l i a e . Lapides pro paganis A b r a l i a e . Lapides pro ludaeis ait propter cordis duritiam . . . . posuit ])ro cordis duritia, de E c c e s e c u r i s ad r a d i c e s a r - quibns suscitavit apostolos; vel b o r is p o s i t a e s t , id est prae- quia de gentibus martyres exdicatìo sermonis divini ex utra- stiteruut. lani s e c u r i s ad r a que parte haben,s acutum novi d i c e s a r b o r i u n p o s i t a est.

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Der angebliche Commentar des Theophilus.

ac veteris testamenti . . . Radices vero arboris spes et curas hominuni dixit.

Securem pro cruce ait, cui simili» est per manubrium; nam arbores pro martyribus ait.

I HI, 5 (S. 70) zu Lc. 7, 12f. Ecce e f f e r e b a t u r mortuus fi 1 i u s u n i c u s n i a t r i s s u a e , q u a e e r a t v i d u a , et m u l t a turba civitatis sequebatur earn. . . . per fìlium unicum mortuum exterior homo, id est corpus, accipiendus est, cuius ma treni animam, patrem vero spiritum credimus dei.

II, 8 (S. G8) zu Lc. 7, 14. Per i u v e n e m autem clef miet i m i , quem elatum de domo, sed needum sepultum dominus suscitavit, intelligendi sunt, qui pravum aliquid inox ut publica actione commiserint, divina reverentia compuucti peccare desistunt.

K. IV, 2 zu Joh. 2. Nam per n u p t i a s , coniunctionem Christi et ecclesiae, hoc est veteris et novi testamenti traditionem debemus aceipere.

I, 15 zu Joh. 2. . . ad n u p t i a s , ut animam nostrani spiritui maritare!.

L. IV, 3 (S. 81) zu Joh. 4, 18. Haec mulier Samaritana erat, quam per q u i n q u e v i r o s quinque libros Mosis dominus habuisse significai.

I V, 14 (S. 85) zu Joh. 4, 18. Q u i n q u e v i r o s h a b u i s t i vel Pentateuchum vel quinque corporis seusus significai.

Endlich — Unbedeutenderes sei hier bei Seite gelassen, s. z. I i I, :!1 = II, (i — wird (M) die Parabel Lc. 10, 1 f. zweimal (III, 11. III, 20) erklärt und das erste Mal auf die Bischöfe, sodann auf Paulus gedeutet. Aber die letztere Deutung schliesst auffallender Weise mit den Worten: „Sciendum est auteiu hanc comparatiouem salvatorem n ostrum episcopis posuisse." Einen Theil dieser Doubletten wird man nicht anders erklären können als durch die Annahme, dass ß , so wie er vorliegt, auf z w e i oder mehrere Quellen, die aber in einer gewissen Verwandtschaft zu einander gestanden haben müssen, zurückgeht. Auf Quellen wird man aber auf jeden Fall gewiesen; denn namentlich die Bücher 2—4 enthalten unzweifelhaft formlose Excerpte, mit denen der 'Compilator nicht zu Ende gekommen

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ist, und auch das erste Buch macht mehr den Eindruck einer zusammengestöppelten Allegoriensammlung, als eines planvoll angelegten Buches. Andererseits Iiis,st sich bei aller Regellosigkeit, Unordnung, Unvollständigkeit und Planlosigkeit nicht verkennen, dass das Ganze in H a l t u n g und Art der A u s f ü h r u n g eine O gewisse Einstimmigkeit aufzeigt.. Dieselbe erscheint freilich O an vielen Stellen getrübt, sobald man von der B e t r a c h t u n g der F o r m der Auslegungen zu der .Betrachtung ri die in B vorliegenden Allegorien sich durch innere Merkmale als aus dem 2. Jahrhundert stammend bekunden, und "2), falls diese Frage bejaht werden muss, zusehen, ob nicht vielleicht einige von den Allegorien eine frappante Verwandtschaft mit Stellen in den drei Büchern ad Autolycuni aufweisen. In diesem Falle wäre es möglich, dass sie zum grösseren oder geringeren Theile aus den Commentaren des Theophilns geschöpft sind. Indessen muss von vornherein darauf hingewiesen werden, wie unwahrscheinlich ein solches Ergebniss, und wie aussichtslos daher die Untersuchung ist. Miisste doch, falls es sich so verhielte, das seltsame Spiel des Zufalls gewaltet haben, dass ein unkundiger Schreiber den Excerpten, indem er ihnen willkürlich eine Etiquette gab, den Namen des Autors beigelegt hat, dem sie wirklich das Meiste oder einen Theil verdanken, und müsste doch ferner angenommen werden, dass der CompiVatoï vow mrol\l die Commentare des Theophilus selbst als das Excerpt des Hiero9*

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Der angebliche Commentar des Theophilus.

nymus aus denselben ausgeschrieben hat! Es ist in der That ein opus supererogationis, welches wir hier unternehmen: aber wir dürfen uns demselben nicht entziehen; denn Z a h n hat behauptet und in seinem grossen Werke angeblich bewiesen, dass B sich durch seinen Inhalt zweifellos als ein Werk des 2. Jahrhunderts und zwar als ein Werk des Verfassers der drei Bücher ad Autolycum erweise. Ich stelle dem die Behauptungen gegenüber, dass nicht d r e i zusammenhängende Seiten in B nachgewiesen werden können, die im 2. Jahrhundert auch nur geschrieben sein k ö n n t e n , dass B frühestens am Ende des 5. Jahrhunderts compilirt sein kann, und dass B höchstens zum Theil eine Übersetzung aus dem Griechischen ist. Allerdings kann ich es .mir nicht als Ziel setzen, Z a h n selbst hier zu überzeugen. Unsere methodischen Grundsätze und kritischen Massstäbe sind zu verschiedene, als dass eine Verständigung irgend zu erhoffen wäre. Ich vermag die einschlagenden dogmengeschichtlichen Partieen seines Werkes, in denen er mit grosser IJnbescheidenheit gegen diejenigen auftritt, welche er „gewisse Kritiker" nennt, nur als einen gewaltigen Rückschritt in der Forschung zu bezeichnen, der dieselbe indessen nicht aufhalten wird, weil er selbst den zur ,Umkehr" Bereiten zuviel zumuthen dürfte. In dem Folgenden stelle ich einen Theil der Stücke und Sätze zusammen, die frühestens im 3., resp. in späteren Jahrhunderten geschrieben sein können; sie finden, sich in allen Theilen des Werkes. Zuvor noch eine Bemerkung über den Sprachcharakter. Dass einige, vielleicht nicht wenige, Stücke aufgenommen sind, die dem Oompilator als lateinische Übersetzungen eines griechischen Originals vorlagen, ist zweifellos. Die Nachweisungen von Z a h n S. 157 f., wenn sie auch nicht alle gleich schlagend sind, genügen liierfür. Ist doch auch das von Theophilus durch Vermittelving des Hieron. übernommene Stück wahrscheinlich eine Übersetzung aus dem Griechischen. Andererseits aber ist gewiss, dass das Werk als Ganzes und in seinen Hauptbestandteilen keine Ubersetzung ist. So braucht der Verfasser S. 33,6 das Wortspiel „ p a n i s - p a n n i s " ; S.37,8 liest man: c i v i t a s a c i v i b u s d i c i t u r , id est ab habitatoribus appellatur". S. 37, 17f. heisst es: „Iota nimm v e l u n u s a p e x non p r a e t e r i b i t a l e g e , d o n e c h a e c o m n i a f i a n t . Per iota vetus significat testanventum quo decalogus continetur, i o t a e n i m p r o decem est

Dor angebliche Commentai' dos Thuopbilus.

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a p u d G r a e c o s ; a p e x a u t e m , q u a t t u o r l i t t e r a s h a b e n s , per evangelium quadruplex t e s t a m e n t u m indicat novum". Auch sonst finden sieh noch Stellen, die als Übersetzungen nicht begreiflich sind (vgl. z. B . das „ gentilità«", welches einige Male vorkommt, ferner „saeculum" „saecularis"). Von den angeführten hat Z a h n die erste nicht aufgeführt — weil er sie für kein Wortspiel gehalten — , die zweite für ei.11 griechisches Original zu retten versucht and die dritte für eine spätere Interpolation erklärt. W i r können uns mit dem liier Angeführten begnügen, da Nachweise folgen werden, die es als völlig überflüssig erscheinen lassen, die Frage nach einem eventuellen griechischen Original überhaupt zu behandeln. I) Zum dogmatischen Standpunkt des Verfassers. T r i n i t ä t : 1) I, 11: Margarita pretiosa est trinità,s sancta, quae dividi non potest, nam in imitate consislit (zu Mt. 13, 4(i). 2) I, 25: Per tria tabernacula ostendit trinitatis tiguram (zu Mt. 17, 4; s. auch 111. 3\ 3) III, 7: Antichristus legem veteris testamenti scriptarn in duabus tab ill is praedicabit, Helias autem patrem et filiuin et spiritimi sanctum annuntiabit. Tunc sancii confessuri sunt trinitatem, iinpii vero diaboli sequentur doctrinam (zu Le. 12. 52). 4) III, 9: Mulier aeeepit termentum, id est doctrinam Christi. Sat-a tria signiiicaiit trinitatem (zu Le. 13,21). 5) I Y , 2: Quod vero tenuis dieit, eos demonstrat, qui trinitatis virtute spiritale* effecti sunt (zu -lidi. 2. 6Ì. O h r i s t o l o g i e : 6) I, 29: De die illa autem vel bora nemo seit (zu.Mt. 24, 36). Diem et horam deus se tantum scire, non hominem voluit, et ideo nec (ilium dixit scire, ut improbitateiu humanaui in mdieii divini curiosa inquisitione contunderei:, cum filium homiuis hoc nescire dixisset, Oacteniiu filius dei, qui deus ex deo est, hoc ignorare non poterai, quippe dixit: Omnia patris men. sunt. Si ergo natura patri s ili iilio erat, scieiitiae natura degeiverare aou voterai; ergo divinità« una patris et filii diem et ho-

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Der angebliche Commentar des Theophilus.

ram uoverat, quam ereavit, non poterat autern nosse humana fragilitas quod utiliter ignorabat. 7) III, 17: Aut quomodo in coelo erat, cuna adirne esset in terra? Sciendum est, quod .secundum carnem in terra erat, secundum deitatem in coelo non deerat: ideo et ipse ascendit qui descendit, quia, licet homo iactus sit, non tamen deus esse destitit. Idem est ergo homo et deus, id est Christus una persona est (zu Joh. 3, 13). S) IV, 2: Hoc ideo ait, quia Christus et deus erat de eleo natus, faciens miracula, et homo erat per matreni, lmmana trattando (zu Joh. 2, 4). 9) IV, 4: Veuit ad aegrnm Jesus, qui erat deus et homo (za Joh. .">). 10) IV, 8: Sciendum est, quod Christus dominus noster ita verus homo et verus est deus, de patre deo deus, de matre homine homo (zu Joh. 14, 28). Illic secundum liomiuem, hie secundum deum loquutus creditur; iuxta quam rationem etiam in reliquia, quae aut aequalitatem cuiu patre aut humilitatera eius humanitatis sonant, facile intellectns patebit. 11) 1, 17: jSiam Iesus Christus dominus noster humilitatis studio filium hominis dicebat, cum esset et per patrem deus et per matrem homo (zu Mt. 12, 32). Dazu HI, 13: Index nec deum timens nec hominem reverens (zu Le. 18, 2), Christum scilicet (licit, qui deus erat et homo. K i r che: 12) I, 5: Civitas ecclesia (zu Mt. 5. 14). 13) I, 10: Collimila ecclesia est (zu Mt. 1(1, Ili); s. auch corpus == ecclesia (I, 6 zu Mt. li, 22); Iiahel = ecclesia (1.2 zu Mt. 2,18); mulier infirma = ecclesia (LII, 18 zu Le. 13, 11); stabulimi = ecclesia (III, 6 zu Le. 10, 31) etc., z. B. regina, area, navis, H, 1 : Socrus Petri (zu Me. 1, 29 sq.) synagoga est, fìliaque eius ecclesia, quam regendam Petrus apostolus accepit. 14) IV, l(ì: Hortus domini (zu Joh. 20, In) est ecclesia catholica, in (pia sunt rosue martyrum, lilia virginum, violae vidiiarum, hedera coniugum.

Der angebliche Commentar îles Theopliilus.

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15) I, 23: Puella, id est ecclesia, accepit caput (¡liristi (zu Mt. 14. 3. 11), quod obtulit matri. scilicet synagogae. 16) I, 29: Siciit mola (zu Mt. 24, 41) dnobus lapidibus constat, ita alter populus invisus deo. alter catliolicae ecclesiae orl)em in terris compleut. 17) IV, 9: Per palmitem (zu Job. 15, 1) vero fructiferuni catholicum populum significai ubique diffusum: per infructuosum autem haereticos n o t a i 18) I, 18: Arborei» (zu Mt, 13, 32) ecclesìam. quae post passiouem et resurrectioneui domini nata, est. ostendit. 19) IV, 4: Ideo autem ad motum aquae unus eurabatiir (zu Job. 5), quia unica est ecclesia, 20) I, 11: Capti sunt pisces (zu Mt. 13. 47). id est conveneruiit- ad ecclesiali! boni et mali; sed mali ruperunt retia, schismata tacient.es. et multi infideles exierunt de congregation e catbolica. 21) I, 12: Ecclesia, in qua boni et mali sunt iuncti. 22) I, 29: Exsurget regnimi super regnimi, id est adversus reguum Christi catholicum (zu Mt, 24. 7 \ 23) I, 13: Cum ab'quia saeerdotum de catbolico clogmate in aliquam liaeresini declinaverit, abiciendus est (zu Mt. 18, 9). 24) I, 18: Spirit-ales sunt, qui in apostolorum catbolica doctrina requiescunt. S ü n d e u n d S ü n d e n v e r g e b u n g : 25) IV, 0: Per caecum naturaliter non videntein et illuminatimi signitìcat liuuianum genus originali peccato detent um ÌZU .Ioli. 9, 1). Aneli das Folgende ist zu beachten, wo gesagt wird: „ut illuminationem nostrani auetori imputemus potius quam naturae". Dazu dann III, 10 (zu Lc. 15, 23): Per vitulum occisum Christum pro Adam, scilicet jiro gent-ibus, significati passimi. 26) I, 21: . . . unde debitum. id est peccatimi. generis Immani possit absolví, quia passione ('liristi liberan di eranius a debitis peccatorum. 27) 1, 17: Ergo sicut quemeunque filiuiu kouiinis humana meditantein impune contemnimus. ¡tu dicenti

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Dei- angebliche Commentar des Thcophilus.

agentique spiritalia ut filio dei non resalutare perpetuus est reatus, nisi poenitentiae remedio consequamur (zu Mt. 12, 32). 28) III, 11: Episcopi non omnia peccata ulcisci debent, sed locum poenitentiae reservare eos convenit (zu Lc. 16, 11) . . . Ideo autem laudavit dominus Iesus fraudatorem domini sui, ut eius sequentes exemplum non omnia debita exigamus. 29) I, 19: Si quis de multis vel unum praeceptum salvatoris fecerit, remedium percipit salutare (zu Mt. 14, 36). 30) HI, 16: Qui habet dabitur illi (zu Lc, 8, 18). Verbi gratia, si fidem habens charitatem noil habet, etiam cadet a tide, quam se habere credebat. Dazu IV, 7 : Martha et Maria ecclesiae fides et opera intelliguntur. S a c r a m e n t u n d K a n o n : 31) I, 7: Per porcos illos vult intelligi, qui necduni evangelio crediderunt et in luto incredulitatis suae vitiisque versantur; quibus ait margaritas, id est mystica sacramenta fidei non debere committi (zu Mt. 7, 6). 32) I, 35: Velum templi scissum significabat populum ad videnda sacramentorum inysteria conversum ad deum ex gentibus, quas credidisse noscitur (zu Mt. 27, 51). 33) I, 3: Ecce securis ad radices arboris posita est, id est praedicatio sermonis divini, ex utraque parte habens acutum novi ac veteris testamenti (zu Mt. 3, 10). 34) I, 5: Apex autem, quattuor litteras habens, per evangelium quadruplex testament-um indicat novum (zu Mt. 5, 18). 35) I, 12: De duobus piscibus, hoc est duobus testamentis, vetere et novo (zu Mt. 14, 17); s. auch 1,19: Per duos pisces duo testamenta, vetus et novum, quibus dominus genus humanum pascit. II, 5. I, 31: Et uni dedit quinque talenta, i. e. Pentateuchum, quem accipiens fidelis servus decalogi praecepta complevit. Alii dedit duo talenta, hoc est duo

Der angebliche Commentar ile» Thcophilus.

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testamenta, vetus et novum, de quibvis fidelis servus evangelia virtutum opere coaequavit. 36) I, 21 : Der Fisch mit dem Stater im Munde ist der Mensch, habens in ore suo staterem, id est didragma, quattuor continens dragmas, quibus intelligenda sunt quattuor evangelia. 37) I, 33: Vestis (zu Mt. 21, 7) est apostolica scripturarum expositio divinarum. 38) IV, 7: Per quartum diem resurrectionis Lazari (zu J o h . 11, 39) quattuor evangeliorum demonstrafc figuram, quorum praedicatio duritiam a nobis aufert cordis. 39) III, 3: Nam dixerat s a n e t o Petro: Modicae fidei, quare dubitasti (zu Mt. 14,31). I, 25. M y s t i k : 40) I, 15: Dominus lesus venit hic ad nuptias, ut, animam uostram spiritili maritare!, quorum copula spiritali fìlios procreamus, charitatem scilicet, pacem gaudium, spem, bonitatem, mansuetudiuem, continentiam. E s c h a t o l o g i e : 41) IV, 7: In hoc quoque, quod apud internum Abrahamum videt, hic subesse a quibusdam ratio putatur, quod omnes saneti ante adventum domini Iesu Christi etiam ad interna, licet in refrigerii locum, descendisse clicuntur. A.Iii opinantur locum illuni, in quo Abraham erat, at illis inferni locis seorsim in superioribus fuisse constitutum. II. Geschichtliche Zustände zur Zeit des Verfassers. H e i d e n : 42) I, 3: Per locustas populos a g r e s t e s significat. mei autem fruetum indicat credulitatis ipsorum . . . sive per locustas g e n t e s , per mei autem significat Iudaeos (zu Mt. 3, 4). 43) II, 1: Per locustas Iudaeos. qui non miJitantes deo sine rege sunt ut locustae, per mei autem silvestre r u s t i c o s dicit, qui credente» du Ices facti sunt deo (zu Me. 1, 6). 44) I, 3: Lapides (zu Mt. 3, 9) pro p a g a n i s ait p o p t e : cordis duritiam.

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Dei- angeliche Commentar dea Tbeophilus. 45) I, 10: Celeriter ite ad gentes, hoc est p a g a n o s (zu Mt. 10, 23). 46) I, 29: Orate ne fiat fuga vestra hieme Tel sabbato (Mt. 24, 20), id est ne refrigescente charitate ad g e n t i l i t a t e m reTertaris. *47) IV, 6: Mittitur in Siloa («Toh. 9, 7); id est in baptismatis fonte a g e n t i l i t a t i s sacrilegio detentus liberatur.

C l e r u s : 48) I, 6: Lucerna corporis tui est oculus tuus (Mt. 6, 22). Lucernam, oculum, lumen pro episcopo Tel his, qui in ecclesia clari sunt, dixit : corpus pro ecclesia posuit. 49) T, 10: E t quod in aure auditis, praedicate super tecta (Mt. 10, 27). Aurexn populum ait propter auditum, si oculi principes intelliguntur, eo qxiod caeteros illuminent praedicatione divina. 50) 1, 13: Oculus scandalizat (zu Mt, 18, 9), cuius sacerdos tantum dictor est et non factor, dicente domino apostolis: Vos estis lux mundi. E t quid est: Erue eum abs te? nam cum aliquis sacerdotum de catholico dogmate in aliquam haeresim cleclinaverit. abiciendus est, ne cum ilio plebs in gehennam mittatur. 51) I. 29: In agro sunt (zu Mt. 24,24), qui gubernant ecclesiam. 52) III, 6 : Stabularii episcopi sunt- (zu Le. 10, 34). Quod autem dixit: ReTertam reddens tibi, in futuro adTentu mercedem medicinae ac praedicationis suae daturum se pollicetur episcopis. 53) III, 11: Zur ParabePLc, 16, 1lt'.: Hanc comparationem salTator villico iustitiae, id est episcopis dedit, ut episcopi non omnia peccata ulcisci debeant etc.; s. III, 20,fin. 54) II, i : Ecdesiam regendam Petrus apostolus accepit; s. I, 12: In'Petro figuratili: ecclesia. W e l t c h r i s t e n , r G e i s t l i c h e " , M o n c h e : 55) I, 3: Vox clamantis in deserto (Mt, 3, 3), id est in saeculo, eo quod non habentes fidem s a e c u l a r e s deserunt cultum dei.

Der angebliche Commentar dea Thoophilu«.

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56) I I I , 10: Zu den „ T r a b e r n " (Le. j 5 , HS) wird bem e r k t : id est s a e c u l a r i u m cibis uti delectabatur. 57) I , 5: Die Stelle, dass man sein A u g e unter Uiuständen ansreissen soll, wird so erklärt, d a s s man auf W e i b , B r ü d e r , Kinder u. s. w. verzichten soll, wenn sie , a d c o n t e m p l a n d a m verain hicem" uns hinderlich sind. 58) A u s d r ü c k e wie . p a b u l u m spiritale" (I, Ili) . c o p u l a spiritalis" (I, 15) .spiritali« pecunia" (II. 0), finden sich hie und da. W i c h t i g e r ist. dass der V e r f a s s e r zwischen gewöhnlichen Christen und . s p i r i t a l e s " unterscheidet. Die ersteren nennt er auch .indevoti 14 , die letzteren sind die, welche in . v i r g i n i t à « 4 und „devotio" leben, die fünf S i n n e 2 i n asketischer Zucht halten und einmal geradezu .monachi"' genannt werden. Im Folgenden die B e l e g e : 59) I, 18: Volncres autein coeli (Mt. 13. 32), habitantes in r a m i s , homines significant s p i r i t a l e « , qui in apostolorvmi catholica doctrina, r e q u i e s c n n t ; qui ideo volncres appellanti ir. quoniam s a n c t a e e o n v e r s a t i o n i s s t u d i o volare videntur ad coelum. ¡i t e r r e n i s o p e r i b u s recedente«. 60) I , 18: Propterea regnimi dei grano sinapis adaeq u a t u r . quia ita difficilia i n d e v o t i « praecepta divina, sicut, veheinens est ac ìiLolestum sinaj)i illud sumentibus; vgl. 1, 30: v i r g i u i t a t i s d e v o t i o n i s q u e ipsius corruptor est diabolus: 1. 29: ne in sabbati o tio d e v o t i o n i s timorem minime servare possiti«. I l i , 15: torcular patientiam v o l u n t a t i s et d e v o t i o n i s perseverantiam. 61) I, 27 zur P a r a b e l von den Arbeitern im Weinberg: Primae horae operarii v i r g i n e s sunt, qui se laboren! corporis et calorem primae aetatis tolerasse dixerunt. per caetera autem aetatis a u g m e n t a i n c o n t i n e n t e s accipiendi sunt. 62) I, 30 die P a r a b e l von den 10 J u n g f r a u e n wird so 23) Mit den fünf Sinnen macht sich der Ver£ vielfach zu .-¡chatlen.

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Der angebliehe Commentili' des Theophilus.

ausgelegt, class die Klugen die Menschen sind, welche ihre fünf Sinne in asketischer Zucht halten, als Lampen r opera bona" haben und „yirginitatem devotionenique14 bewahren. 63) II, 3 zur Parabel vom Säemann: tricesimum, quod ad c o n i u g e s pertinet; aliud sexagesimum, hoc ad v i d u a s respiciens dicit; aliud centesimum, v i r g i n i b u s fructus iste convenit (s. Hieron. adv. Jovin.). 64) IV, 2 : Quod autem dicit scriptura capientes metretas binas vel ternas (Joh. 2, 6), binae cos significant, qui m a t r i i n o i i i i s c o n i u n g u n t u r ; quod vero ternas dicit, eos demonstrat, qui trinitatis virtute s p i r i t a l es effect-i sunt. 65) IV, I i : Per pisces magnos (Joh. 2.1, 11) a n i m a s s a n e t a s signiticat, quia ideo CLIII esse evangelista commemorali, quoniam qui decalogi praecepta custodiunt accepto spiriti! septiformi, saneti esse noscuntur . . . S p i r i t ales ergo, legunt evangeliuni, qui servantes numero et merito apostoli eliguntur. 66) IV, 16: Ilortus domini est ecclesia catbolica, in qua sunt rosae n i a r t y r u m , lilia v i r g i n u m , violae v i d u a r u m , hedera c o n i u g u m . 67) I, 29: Duo in lecto (Le. 17, 34): In lecto esse m on a eli os signiticat, qui ainant quietem, alieni a tunuiltu generis humani et domino servientes, inter quos sunt boni et mali. Schliesslich sei noch eine charakteristische Stelle angeführt: 68) III, 18: In inuliere infirma (Le. 13, 11: Ecce mulier, quae liabebat spiritimi infirmitatis annis X et VIII) est figura ecclesiae, quae cum meiisuram legis, in qua est d e c a l o g u s , et resurrection em Christi, iu qua oct-o b e a t i t u d i n e « sunt, impleverit, tunc sabbato, id est cpiieteperpetua, pert'ruetur . . . in decern v e r b i s l e g i s perfectio est, in octavo numero resurrectionis est pletiitudo. Die hier aufgeführten Stellen, die, wie mau sieht, aus allen Theilen der Allegoriensammlung genommen sind, müssen vor allem in Betracht gezogen werden, wenn man die Zeit des Com-

Der angebliche Commentar ries ïheophilus.

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pilators bestimmen will 24 ). Nach Z a h n weisen sie sämmtlich — eine Interpolation (Nr. 45) ausgenommen - auf das 2. Jahrhundert oder schliessen es doch nicht aus. Manches ist ihm freilich unter dieser Voraussetzung „interessant", was in dem Buche zu lesen steht. Aber .wenn wir aus dem bisher vernachlässigten Buch gar nichts Neues lernten, würde ich mich nicht so anhaltend um dasselbe bemüht haben" (S. 193). Die SS. 132 bis 193 sind dem Nachweise gewidmet, dass man auf den antiochenischen Theophilus als Verfasser fest bauen darf. Nach dem, was bisher auf dem Gebiete der Dogmengeschichte für sicher gegolten hat, wird man ohne Schwanken urtheilen: Diese Compilation ist zu einer Zeit zusammengestellt, in w e l c h e r die a u g u s t i n i s c h e T e r m i n o l o g i e im A b e n d l a n d e b e r e i t s v u l g ä r g e w o r d e n w a r , in welcher ferner das Mönchthum sich schon völlig eingebürgert und das freiere Asketenthum verdrängt hatte, und in welcher endlich das Heidenthum nur noch unter der bäuerischen Bevölkerung, resp. bei wilden Völkern, zu linden war. Darnach ist der terminus a quo der Abfassung frühestens auf das Ende des 5. Jahrhunderts anzusetzen. Auf das Abendland weisen alle Spuren, vor allem auch die christologischen Formeln mit ihrem kurzen und unreflectirten Bekenntniss zu den zwei Naturen und zur Einheit der Person. Das Gewicht der Gründe, welche für die Abfassungszeit dieser Compilation nach der Mitte des 5. Jahrb. sprechen, ist ein so überwältigendes, dass kein Einsichtiger sich angesichts dieses Schriftwerkes zu Untersuchungen über den älteren Gebrauch solcher theologischer Termini, die erst im 4. und ,">. Jahrhundert officielle Geltung erhalten haben, veranlasst sehen wird. Die Wichtigkeit solcher Untersuchungen ist gewiss nicht zu unterschätzen. Aber wo die Stichworte einer späteren Zeit in solcher Fülle auftreten, wie in diesem Oommentar, da sind dieselben nicht am Platze. Daher soll auch hier das Material, welches Zah n recht kritiklos av'

o

sammelt hat, weder gesichtet, noch beurtheilt, noch vermehrt werden. Selbst wenn für jeden einzelnen Terminus eine versteckte Stelle in der Literatur des 2. Jahrhunderts aufgewiesen werden k ö n n t e , 24) Es giebt noch viele andere nicht minder charakteristische, die ich nur deshalb nicht mitgetbeilt habe, weil diese ihre Eigenschaft nicht auf den ersten Blick deutlich sein würde.

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Der angebliche Commentar des Theojihilus.

so wäre damit doch noch nichts erreicht, da das Ensemble in diesem Evangeliencommentar unerklärt wäre. Allein diese Urtheile können für Z a h n nichts Uberzeugendes haben; denn da er sich die Zustände der christlichen Kirche um d. J. 170 so denkt, wie wir uns die Zustände derselben um d. J. 470 vorstellen, so macht ihm weder „die eine und ungetheilte Triuität", noch die Formel, „dass Christus Gott und Mensch zugleich uud als solcher eine Person ist", noch die Anschauung, dass Petrus die Kirche, welche die Tochter der Synagoge ist, zur Regierung überkommen habe, noch das „peccatum originale", noch die Priester, die Mönche, die Spiritalen und die Devoten etc. etc. Schwierigkeit. indessen es giebt noch einen Weg, um selbst diejenigen zu überzeugen, denen man mit dogmen- und kirchenhistorischen Erwägungen nicht bei/.iikomnien vermag; es giebt einen Beweis, der an Evidenz nichts zu wünschen übrig lässt. Um ihn zu führen, rnuss ich etwas vorgreifen. Z a h n hat nach dem Vorgang Anderer nachgewiesen, dass ein sehr grosser Theil — nach meiner Berechnung mehr als die Hälfte — der in B enthaltenen allegorischen Erklärungen sich entweder wörtlich oder mit sachlichen Varianten, in erweiterter Gestalt, bei Hieronymus und Arnobius Junior, resp. auch bei Ambrosius und Hilarius wiederfindet. Zahn nimmt in allen diesen Fällen an und muss es annehmen, dass die genannten Schriftsteller eben B, und zwar gerade so wie er uns vorliegt, d. h. in lateinischer Übersetzung, grösstentheils wörtlich ausgeschrieben haben. Liesse sich nun vielmehr der umgekehrte Fall nachweisen, so wäre damit unabhängig von dogmengeschichtliclieii Vorurtheilen bewiesen, dass B nicht vor der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts geschrieben sein kann, da Arnobius Junior frühestens der Mitte dieses Jahrhunderts (c. 400) angehört. Unsere oben gegebene Zusammenstellung von c. 80 Stellen in 68 Nummern ist nun der geeignetste Prüfstein, um die Prioritätsfrage zu entscheiden. Sie enthalten die Bestandtheile der Allegoriensammlung, welche, wie Zahn selbst zugestehen wird, dem Geschmack einer späteren Zeit besonders zusagen mussten. Man wird also erwarten, dass bei den angeblichen Plagiatoren, Hieronymus, Arnobius, Ambrosius u. s. w., sich ein gutes Theil gerade jener Stellen wiederfinden wird. Diese Erwartung täuscht aber. Von jenen c. 80 Stellen

Der angebliche Commentar des Tlieophilus.

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finden sich bei den angeblichen Plagiatoren nur 23 wieder (nicht, wie man erwarten niüsste, c. 40). Von diesen 23 aber sind lediglich 6 wörtlich oder nahezu wörtlich identisch (Nr. 5. 35. 37. 38. 57. 62); bei den 17 übrigen finden sich charakteristische Varianten. Es soll nun im Folgenden der Leser urtheilen, ob die ältere Form bei B zu suchen ist, oder bei den angeblichen Plagiatoren. Er braucht dabei kein ürtheil darüber zu fällen, ob die Form, welche B bietet, eine ist, die im 2. Jalirh. m ö g l i c h gewesen ist oder nicht; sondern nur darauf kommt es an, ob im Vergleich mit den angeblichen Plagiatoren der Ausdruck in B als der altertliüiulichere oder als der jüngere erscheint. Nr.2) Hieron. Conim.inMt.p.13(1. Fac t r i a t a b e r n a c u l a , i m i n o unum patri et filio et spiritui sancto.

B, 1, 25. Per t r i a t a b e r u a e u i a ostendit trinitatis ligurani.

Nr. 4) Hieron. Comm. in ¡Vit. p. 94. . . . s a t i s t r i b u s eomuiiscuerit credulitati patri,s et filii et taten i. spiritus sancti. Was ist wahrscheinlicher, dass der Ausdruck „trimtas" das Ursprünglichere ist. oder die Nennung der drei Personen der Gottheit? Nr. 17) Arnob. in Joli. c. fi. P a l m i t e m vero quod dixit fructiferum, nostrum populuni significat; infructnosum autem haereticorum fignra est, quam ignis exspectat.

1!. IV, 0. Per p a l m i t e m vero t'ructiferuni catholicum populum signiticat ubique diffusum; per infructuosum antem haeretico* uotat, quos . . . gehennae ignis exspectat. Z a h n muss hier annehmen, dass Arnobius das „catholicum" und das „ubique diffusum" aus seiner Vorlagt' getilgt hat. Aber es ist evident, dass das Umgekehrte das allein Wahrscheinliche ist.

Nr. 22) Arnob. in Mt. c. 25. B, 1. 29. Regnum super regnimi E x s u r g e t regnimi super quod dicitur, hoc est, quod super r e g n u m ; id est adversus regregnum Christi audet diabolus mim Christi catlioliciun audebit haereses suscitare. diabolus haereses concitare. Ygl. die Bemerkung zur vorigen Nummer.

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Der angebliche Commentar des Theophilus.

Nr. 25) u. 47) Arnob. in Joh. c. Ii. B, iy, 6. Caecum quod dixit, genus Per c a e c u m naturaliter non hominum gentilium demonstrat, videntem et illuminatum signiquique a nativitate in caecitu- ficat humanuni genus originali dine errabamus. S il o am ant em peccato detentum. M i t t i t u r in fontem luminis interpretantur, S i l o a, id est in baptismatis quod est baptisma, unde cordis fonte a gentilitatis sacrilegio oculos illuminamus. detentus liberatur. Nach Z a h n hat Arnobius, ein kirchlicher Schriftsteller um d. J. 460, das „humanuni genus originali peccato detentum" gelesen, aber gestrichen; ebenso das „gentilitas" vorgefunden, aber nicht aufgenommen. Das Umgekehrte, dass B aus Arnobius geschöpft hat, ist hier nicht nur das Wahrscheinliche, sondern das einzig Mögliche. B, IV, 7. Nr. 30*>) Arnob. in Joh. c. 4. Per Lazarum humanuni genus Nam Lazarus genus humanuni demonstrat, qui in morte con- ostenditur, quod ante adventuni dormiebat, priusquam Christus Christi in saeculi noctibus dorveniret, Martha autem et Maria miebat. I n s t i t i s autem conecclesia et fides intelliguntur s t r i c t u s significat peccatis prorogantes Christum, ut Lazarum priis obvolutuni. Martha vero suscitaret. et Maria ecclesiae fides et opera intelliguntur, rogantes Christum, ut Lazarum, id est humanuni genus, vivificet. Die Unterscheidung von „peccata propria" und allgemeinem Sündenverhängniss hat erst B eingesetzt. Ebenso hat er den ungelenken Ausdruck „ecclesia et Ildes" in den gemeinen dogmatischen „ecclesiae fides et opera" umgewandelt. Arnobius ist hier also unzweifelhaft nicht der Plagiator, sondern die Quelle. Nr. 31) Hieron., I. c. p. 3S sq. . . . porcos autem eos, qui necdum evangelio crediderimt et in luto increclulitatis vitiisque versantur. Non convenit igitur istiusmodi hominibus cito evangelicam credere margaritam.

B, 1, 7. Per porcos illos vult intelligi, qui necdum evangelio crediderunt et in luto incredulitatis suae vitiisque versantur; quibus ait margaritas, id est mystica sacramenta fidei,non debere committi.

Der angebliche Commentar des Theophilus,

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Zahn hat die Parallele aus Hieronymus (S. 10 s. Ausgabe) nur bis „versantur" angegeben. Aber gerade das Folgende beweist, dass Hieronymus die Quelle ist; denn ihm ist die Perle einfach das Evangelium, Ii dagegen hat daraus „mvstica sacramenta fidei" gemaclit. Nr. 33) Hier oll., I. c. p. 18. Praedicatio sermonis evangelici, qui ex utracjue parte acutus est gladius, s e c u r i s appellatur.

B, 1, 3. H e c u r i s , id est. praedicatio sermonis divini, es utraqne parte habens acutum novi ac veteris testamenti.

Dass das zweischneidige Schwert das Alte und Neue Testament bedeute, hat erst B zugesetzt; nach Z a h n freilich hat Hierein, diese Worte aus Li weggelassen! Nr. 42) Arnob. in Joh. c. 3. L o c u s t a s quas dixit, populornra. multorum demonstrant tiguram, qui ad [oannem veniebaut. M e l autem fruetmn dulcedinis eoriun (lemonstr.it, quorum credulitate et tide loannes saturabatur.

B. I. 3. Per l o c u s t a s populos agrestos signiiieat, luel auteni fructum indicat credulitatis ipsorum, quibus prophetantis dulcis auditus erat, ut tide sua pascerent praedicantem.

Aus den „populi niulti" des Arnobius hat B .populi agrestes" gemacht, weil zu seiner Zeit die Heiden bei den uncultivirten Völkern zu suchen waren. Nach Z a h n freilich (S. 178f.) sind die „populi agrestes" harmlose Bauern des 2. Jahrhunderts, die erst Arnobius in „populi multi" verwandelt hat! Nr. 44) Hieron. 1. c. p. 18. L a p i d e s ethnicos vocatpropter cordis duritiam.

B, 1, 3. L a p i d e s pro paganis ait propter cordis (luritiam.

Auch diese „pagani" soll man nach Z a h n als harmlose Bauern deuten, die mit den pagani seit dem Ausgang des 4. Jahrhunderts nichts zu thun haben, und die erst Hieron. in „ethnici" verwandelt hat. W a s soll man zu solcher Kritik sagen! Nr. 46) Arnobius in Mt. c. 2h stimmt liier — soweit der verderbte Text desselben ein Urtheil zulässt — im Allgemeinen mit B, I, 29: aber das spiitlateinisehe W o r t „gentilitas" Texte um! Uutei-sucliujifjüii I, 4.

III

146

Der angebliche Commentar dos Thoophiliu.

findet sich bei ihm nicht.. Nach Zahn hätte er es vorgefunden, aber weggelassen. Nr. 52) Die E r k l ä r u n g der Parabel vom barmherzigen Samariter (B, Iii, (i) findet sieh ähnlich wie in B auch bei Ambrosius, Origenes und Titas von Bost.ra. Aber keiner von diesen sagt „stabularii episcopi sunt."; vielmehr begnügt sich Origenes mit der Deutung der „Herberge" auf die Kirche; Ambrosius verstellt unter dem Wiriii den Apostel Paulas und die übrigen ersten Lehrer, ähnlich Titus. Die clerikale Deutung steht also allein in B. Nach Z a h n freilich ist sie die älteste; die Plagiatoren haben sie durch eine historisch-allegorische ersetzt! Nr. f>9) Wie 13 (I, IS) deutet auch Hilarius (Comm. in Mt. ]). 676) in der Parabel vom Senfkorn die Zweige auf die Apostel; aber die Vogel des Himmels deutet er auf die „gentes": „ . . . in quos gentes in spcni vitae advolabunt et . . . t a m q u a m in ramis arboris acquieseent*. 11 dagegen deutet die Vögel des Himmels auf die r lioinines spiritalcs, qui in apostoloram catholica doctrina requiescunt', und die desshalb „Vogel" genannt werden, »quoniam, a terrenis operibus recedentes. sanetae conversationis studio volare videntur ad coeluin1". Nach Zahn ist diese Kassunii die ältere! Nr. 61) Aniob. in Mt. c. 20. Paterfamilias Christus est. qui operarios conducit, hoc est. qui eredentes colligit, ut lnercedem aeeipiant. Vinea autem cultiira legis est; denarius autem vita aeterna est. (¿nod autem dixit ad horani primain operatos esse, virgines sunt, qui se laborem corporis et calorem carnis sustinuisse dicunt; qui autem sero ad opus accesserunt, abstinentes sunt. Quod autem dixit . v e s pere mercedem aeeeper n n t " , hoc est, .79(.)sq. B I, 1 p. 32, 6—33, 2. j Hieron. in Mt, p. 11. ! — B I, 2 p. 33, 3 7. — B I , 2 p. 33, 8 — 3 4 , 3 . — .Arnob. in Mi. e. J. B I , 2 p. 34, 3—10. — B I, 2 p. 34, 10—14. Hierou. in Mt. p. 16. 1 --B I, 2 p. 34, 14—25. j— B I, 3 p. 34, 26—27. B I, 3 p. 35, 1— 2. ! Hieron. in Mt. p. 17. 1 Arnob. e. 2. B I, 3 p. 35, 2— 5. j— B I, 3 p. 35, 5— 8. i— ! Arnob. e. 3. B I , 3 p. 35, 8—10. j — B I, 3 p. 35, 10—15. ! Hieron. in Mt. p. 18. ; - B I, 3 p. 35, 15—36, 2. — ;- B I, 3 p. 36, 2— 7. Hierou. in Mt. p. 18.' — B I, 3 p. 36. 7—11. j | Amol), c. 4. B I , 4 p. 36, 12—16. ; Arnob. c. 5. B I, 4 p. 36, 16—18. |— B I, 4 p. 36, 1 8 - 3 7 , 2.! Hieron. in Mt, p. 21.; B I, 5 p. 37, 3— 6. ! Hieron. in Mt, p. 21. B I, 5 p. 37, 6—38. I. B I, 5 p. 38, 1 — 7 . ;— A rnob. e. 6. B I, 5 p. 38, 7— 8. .— B I, 5 p. 38, 9—14. ! Hieron. in Mt. p. 29. - B I , 6 p. 39, 1 — 5 . Arnob. c. 7, ! Arnob. c. 8. B I , 6 p. 39, 5 - 9 . B I , 6 p . 39, 9—12. j— B I, 6 p. 39. 12—18. i Hieron. in Mt. p. 36. B I, 7 p. 39, 19—40, 1.; — Arnob. c. 9. B I, 7 p. 40, 1— 6. ! Hieron. in Mi. p. 3Ssq.: B I, 7 p. 40, 7—12. Arnob. c. ID. B I, 7 p. 41, 13—17. '; Arnob. c. | |. B I , 8 p. 41, 1—11. ;— B I . 9 p. 4 1 , 1 2 - 2 4 . Amol), c. 12. B I, 9 p. 41, 25—42. 6. 1 Arnob. c. 13.

Der angebliche Commentar des Theophilus.

15(1 B I, B I, B I, B I, B I, BI,

Dp. 9 p. 10 p. 10 p. 10 p. 10 p.

42, 6—13. : Hieron. in Mt, p. 53. 42, 13—15. ; — Arnob. c. 14. 42, 1 6 - 43, 5. 43, 5—44, 2. Arnob. c. 15. 44, 3 - S. 44, 8 - I S ,

Von den 41 Abschnitten, in welche hier die 10 ersten Capitel zerlegt sind, .finden sich 11 bei Hieronymus, 15 bei Arnobius Junior wieder. K e i n e r d e r A b s c h n i t t e i s t a b e r v o n b e i d e n b e z e u g t . »Sie sollen aber nach Zahn die Plagiatoren sein. Wie unwahrscheinlich diese Annahme ist, ist leicht zu zeigen. Sie kommt etwa der Unwahrscheinlichkeit gleich, die sich für den Fall ergiebt, dass man aus einer Urne mit 41 Kugeln erst 11, dann — nachdem diese wieder in das Gef'iiss gelegt worden sind — 15 Kugeln herauszieht, und dass dabei keine einzige Kugel doppelt gezogen wird. Die Wahrscheinlichkeit nämlich, dass eine Kugel zweimal gezogen wird, beträgt 407 i40!( , der umgekehrte Fall hat also nur ' ; 4 0 s Wahrscheinlichkeit für sich, ist mithin höchst unwahrscheinlich. Diese Berechnung darf hier in Anwendung gebracht werden. Sind Hieronymus und Arnobius wirklich die Plagiatoren, so hat der Zufall hier eine Arbeitstheilung seltsamste]- Art gefügt; umgekehrt darf man aber 408 gegen Eins einsetzen, dass nicht sie B ausgeschrieben haben, sondern vielmehr 1.5 aus ihren Arbeiten componirt ist. Beachtet man aber ferner, dass in dem Abschnitte 1, 1—10 ein grosses Stück gleichlautend mit einer Stelle bei Ambrosius ist, welches sich bei Hieronymus und Arnobius wiederum nicht findet, so sinkt die Wahrscheinlichkeit der Z a h n ' s c h e n Hypothese auf ^ o o Es kommt aber hinzu, dass überall, wo wirklich, wichtige Varianten in den sonst parallelen Stücken sich finden, stets die jüngere Fassung bei B und nicht bei Arnobius und Hieronymus hervortritt. Einige wichtige Belege dafür sind bereits oben S. 143 ff. gegeben worden. Sie können leicht auf das dreifache vermehrt n werden-''). Ferner ergiebt sich, dass B die Ausführungen bei 25) Noch einige Beispiele mögen hier in Bezug auf das Verhältnis,s von 1) zu Arnobius folgen. Arnob. in Joh. e. 2 sehreibt: ,,novae legis traditio"; B IV, 2 dagegen „Veteris et Novi Testamenti traditio".

Der angebliche („Viunienlnr des Tbi-ophilii». A r n o b k s öfter« menziehungen kürzt hat.

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Hieronymus

Arnob. in Mt. c. 8 : „populi inulti"; li 1, 3: „populi agreste*--. Arnob. in Mt. c. 4: „Area introdurli i,strini intelligit": li 1, 8: „Aieuui scilicet, mundum vel ecelesiam suam". Arnob. in Mt. c. 9: „Hoc ad huoreW««)» dixit, «jui audent, cui.i ludaeis altercari" ; B I, 7: „Hoc ad cos ait, qui male vivente« audent enei simple cioribus de lego contendere". Arnob. in Mt 18: Hier wird die Kin b e , das bluttìiissige U eib und die „Machabaea" zusammengestellt: in B 1, i) dagegen steht dafür völlig sinnlos — „Macchaljaei caeterique prophetae". Arnob. in Mt. c, 13: „Vestimentiun autem eius quod t e t i g i t , corpus Christi est"; B i, 9 : „Vestimentum autem salvatoris tetig'iss" n.ulierem divinas significai scriptnras--. Z a h n bat diese Parallele weggelassen. Arnob. in Mt. c. 17: Hier giebt A. zu Mt. 13, 44 zwei Erklärungen; Ii hat beide 1 18 zusammengezogen und dadurch eine.n sinnlosen T e s t gegeben. Das „unde vendendum est- erklärt sirh nur, wenn man den T e x t des Arnobius zu Hülfe nimmt.. Arnob. in Mt. e. 18: „quarta vigilia noctis . . . quod luceni evungelii nobis attulit"; B I, 19: „quarta vigilia evangelia designai, quae . . . nobis detulit Christus". Arnob. in Mt. c. 19: „(Jamelns autem nos fuinius, ()—(>2 über die von D e l i , s i e beschriebene alte H a n d s c h r i f t der Brüsseler Bibliothek Nr. ) Uber das ..e*' ist ein „o" gesehrieben.

Der angebliche (/nnnneiilar des Tlieo|>hiiu.s.

Hi7

detloralis opusculn spiritale com 10 posui quod ecclesiasticiun gijjuat examen inuidom amara c.onlijquia uelut gryueas taxos etfiigiens liectiir quoqne est in eo diuina adspi ratione dulcissimum. hoc si quis 15 audebit reprehendere spienla sen tiet propriis operata uulneribus quia obtrectaus propositi .sui polest, aifectn prodere nou taiuen studiu deuotionis auferre. 20 QÜATTUOR EIJANGEL1A."') ihm xprii quattuor aui malibus figurata demons tränt. K. Mattheus eniui »salua torem nostru natu passtique lio 25 mini cöparauit, K. Marcus leonis Dies wird also zu übersetzen sein: „Die B i e n e b e r e i t e t ; aus a l l e r l e i B l u m e n W a b e n und f ü l l t sie mit Honig, d e r v o m H i m m e l g e f l o s s e n , u n d b r i n g t m i t dein M u n d e in d e n d u f t i g e n W a c h s z e l l e n d i e B r u t h e r v o r zum z w e i t e n M a l e : n i c h t an d e r s h a b e i c k . ein D i e n e r G o t t e s , a u f e u e r e n A n t r i e b h i n z u r E r k l ä r im g des E v a n g e l i u us ein g e i s t l i c h e s W e r k z u s a m m e n g e s t e l l t , n a c h d e m ich die A u s l e g e r a b g e s u c h t habe. Dasselbe soll einen kirchl i c h e n B i e n e n s c h w a r m h e r v o r b r i n g e n , der die b i t t e r n R e d e n d e r M i s s g ü u s t i g e n g l e i c h w i e g r y n ä i s c h c Taxiit»b ä u m e v e r m e i d e t . A u c h N e c t a r i s t in i h m e n t h a l t e n , d u r c h g ö t t l i c h e W i r k u n g h o e h s i i s s e r . W i r d - J e m a n d es zu t a d e l n w a g e n , so w i r d er S t a c h e l n f ü h l e n , w e l c h e d a u e r n d e W u n d e n v e r u r s a c h e n : weil der N e i d e r seine l e i d e n s c h a f t l i c h e A b s i c h t w o h l v e r r a t h e n . j e d o c h die B e m ü h u n g um recht e F r ö m m i g k e i t nicht w e g s c h a f f e n kann". D e r A u t o r b e k e n n t a l s o in d e m P r o l o g e a u s d r ü c k l i c h u n d u n m i s s v e r s t ä n d i i e h . d a s s sein W e r k e i n e f ' o u i p i l a t i o n a u s ä l t e r e n A r b e i t e n ist. Er tliut dies in einem 4) Hier beginnt der von de 1h Bio-ll(. veröffentlichte Text.

168

Dei' angebliche Commentar des Thcophilus.

Prolog, der ganz und gar aus poetischen Gedanken und Worten gewoben ist; namentlich Y e r g i l ist stark benutzt 47 ). Somit 47) Selbst für die Textkritik Vergil's ist der Prolog dieses Nachahmers nicht ohne Werth. Ich gebe daher eine vollständige Ubersicht der Parallclstellen, so weit ich solche habe auffinden können. Kundigere werden vielleicht noch manches nachtragen können. Lucret. III, 11: „Floriferis u t apes in saltibus omnia libant, Omnia nos itidem depaseimur aurea dicta". Clemens, Strom. 1 , 1 , 11 p. 322 über P a n t ä n u s : „Sixelixlj zip ovxi ij /AtXirra, TtQmpijtixov re xai änoatoXtxov XtLßiövog %a av&i] ¿(XTto/ifvnq ¿xt'jQazöv XL yvLoöiajq X