Das war Klaus Junge: Partien und Aufzeichnungen [Reprint 2020 ed.] 9783112319277, 9783112308004


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Table of contents :
Ein Wort vorher
Inhaltsverzeichnis
KAPITEL 1. Die ersten Schritte
KAPITEL 2. Der Weg zur deutschen Meisterschaft
KAPITEL 3. Internationale Anerkennung
KAPITEL 4. Großmeister Klaus Junge
KAPITEL 5. Klaus Junge und das Fernschach
Fernschach — Brettschach
Junges Schachlaufbahn
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Das war Klaus Junge: Partien und Aufzeichnungen [Reprint 2020 ed.]
 9783112319277, 9783112308004

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EDMUND

BUDRICH

• DIETMAR

SCHULTE

DAS WAR KLAUS JUNGE Partien und Aufzeichnungen

Gewidmet den jugendlichen in aller

WALTER

DE

Schachspielern Welt

GRUYTER

BERLIN

1956

&

CO.

© Copyright 1956 by Walter de Gruyter & Co., vorm. G. J . Göschen'sdie Verlagshandlung, J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung, Georg Reimer, Karl J . Trübner, Veit & Comp., Berlin W 35 — Alle Rechte, audi die des auszugsweisen Nachdrucks, der photo me chanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen und der Ubersetzung, vorbehalten — A r c h i v - N r . 534756 Printed in Germany — Satz und Druck: Buchdruckerei Franz Spiller, Berlin SO 36. Gestaltung des Umschlages: Rudolf Wiesner, Berlin.

Ein Wort vorher Mit dem Namen Klaus

Junge

verbindet sich die tiefe Tragik eines jungen

Menschen, dem es nicht vergönnt gewesen ist, voll auszureifen und seine außergewöhnlichen Anlagen zu höchster Vollendung zu entwickeln. Wenn heute, zehn Jahre nach seinem Tode, der Versuch gemacht werden soll, ein möglichst umfassendes Bild dieses jungen Meisters zu geben, so schwebte den Verfassern nicht zuletzt der Gedanke vor, ein bescheidenes Stüde schachlicher Zeitgeschichte zu bieten. Durch den Krieg wurden unersetzliche Werte auch auf dem Gebiete des Schachs vernichtet, und gerade über den vorliegenden Zeitabschnitt ist das heute noch vorhandene Material recht dürftig. Kriegsverhältnisse verhinderten eine normale Berichterstattung, und die Vernichtung zahlloser Schachbibliotheken tat ein übriges, um eine empfindliche Lücke aufzureißen. Ein großer Teil der im Rahmen dieser Arbeit vorgelegten Partien ist daher einer breiten Schachöffentlichkeit bis heute unbekannt geblieben, ebenso wie die hier erstmalig veröffentlichte Abhandlung Junges

„Fernschach — Brettschach".

Für wertvolle Anregungen und tatkräftige Unterstützung sind die Verfasser ganz besonders dem Vater des Meisters, Herrn Otto

Junge,

dem Präsidenten

des Deutschen Schachbundes, Herrn Emil Dahme, sowie den Herren Heinicke,

Herzog,

Im Sommer 1956

Rattmann,

Teschner und Wilhelm

Brinkmann,

zu Dank verpflichtet. Die Verfasser

Inhaltsverzeichnis

Seite

3

Ein Wort vorher Kapitel 1 Die ersten Schritte

7

Partie Nr.

1 : Junge

— Protz

Partie Nr.

2 : Junge

— Ahrens

10

9

Partie Nr.

3: Junge

—Wolf

11

Kapitel 2 Der Weg zur deutschen Meisterschaft

12

Partie Nr.

4: Junge

— Breyde

14

Partie Nr.

5: Sahlmann

—• Junge

16

Partie Nr.

6 : Junge

— Heinicke

18

Partie Nr.

7 : Junge

— Normann

20

Partie Nr.

8 : Dr. Rahn

— Junge

21

Partie Nr.

9 : Richter

— Junge

22

Partie Nr. 10: Dr. Lachmann — Junge

23

Partie Nr. 11 : Reilstab

— Junge

25

Partie Nr. 12: Palme

— Junge

27

Kapitel 3 Internationale Anerkennung

30

Partie Nr. 13: Bogoljubow

— Junge

Partie Nr. 14: Junge

— Mroß

34

Partie Nr. 15: Junge

— Dr. Aljechin

35

Partie Nr. 16: Reger

— Junge

38

Partie Nr. 17: Ullrich

— Junge

40

Partie Nr. 18: Junge

— Alf eis

41

Partie Nr. 19:

Lehmann

32

— Junge

42

Parrie Nr. 20: Dr. Aljechin

— Junge

44

Partie Nr. 21 : Junge

— P. Schmidt

46

Partie Nr. 22: Junge

— Stoltz

47

Partie Nr. 23: Junge

— Bogoljubow

50

Kapitel 4

Seite

53

Großmeister Klaus Junge Partie Nr. 24: Junge Partie Nr. 25: Junge Partie Nr. 26: Rellstab Partie Nr. 27: Junge Partie Nr. 28: Zollner Partie Nr. 29: Junge

— Richter

55

— Foltys

57

— Junge — Loose

59

— Junge

60 61

— Kieninger

63

Partie Nr. 30: Junge Partie Nr. 31 : Dr. Müller

— Dr. Weil

64

— Junge

66

Partie Nr. 32: Junge Partie Nr. 33 : Junge

- Rejfii — Kottnauer

67 69

Partie Nr. 34 : Junge

— Sahlmann

70

Kapitel 5 Klaus Junge und das Fernschach Partie Nr. 35: Junge Partie Nr. 36: Junge

— Diemer — Häckel

72 73 75 77

Partie Nr. 37: Starke Partie Nr. 38: Junge

— Junge — Teschner

Partie Nr. 39 : Dr. Engel Partie Nr. 40: Nowarra

— Junge

83

— Junge

85

von Klaus Junge

87

Fernschach — Brettsdiadi Junges Schadilaufbahn

81

92

KAPITEL 1

Die ersten Schritte Klaus Junge wurde am 1. Januar 1924 in Conception in Chile geboren, kam jedoch schon 1928 mit seiner aus den Dithmarschen stammenden Familie nach Deutschland zurück. Er gehörte nicht zu jenen sagenhaften Wunderkindern, deren Schachtalent schon im Alter von vier oder fünf Jahren die Welt in Erstaunen setzt, doch ist uns eine Begebenheit überliefert, die von der ungewöhnlichen Begabung und Frühreife des Knaben zeugt. Als sein Vater mit ihm zum ersten Male in die Schule kam, lagen im Zimmer des Rektors einige Zeitungen auf dem Tisch. Auf die scherzhafte Frage, ob er denn schon lesen könne, nahm Klaus die erste beste Zeitung und las dem Rektor mit vollem Verständnis des Inhaltes einen Abschnitt vor. Er wurde sofort in die 2. Klasse eingestuft. Sein Vater, Otto Junge, hatte als erstklassiger Schachspieler seine Söhne mit Geschick und Hingabe in das königliche Spiel eingeführt. Klaus war als Jüngster zunächst nur stiller Beobachter und eignete sich so die Grundzüge des Spiels fast unbemerkt an. Mit acht Jahren aber war er so weit, daß er gegen seine Brüder antreten konnte und diese in kurzer Zeit überflügelte. Die von seinem Vater geerbte Liebe und Veranlagung zum Schach begann sich zu entfalten und führte zu einem für sein Alter ungewöhnlich ernsten und sorgfältigen Studium der Materie. Mit unendlichem Fleiß erwarb er sich durch genau ausgearbeitete Analysen die wichtigsten Eröffnungs- und Endspielkenntnisse. Anfangs mit Hilfe seines Vaters und später durch eigene Charakterstärke gelang es ihm jedoch, rechtzeitig die Grenzen einer derartigen Beschäftigung zu erkennen und in maßvoller Beschränkung dem Schach und den damit verbundenen theoretischen Studien nur so viel Zeit und Kraft einzuräumen, wie es seine allgemeine Ausbildung gestattete. Bei aller Hinwendung und Begeisterung für die doch letztlich abstrakten Erscheinungsformen des Schachs blieb er immer ein natürlicher Junge, der viel Sport trieb und sich mit jedem seiner Kameraden messen konnte. Mit zwölf Jahren spielte er im Hamburger Schachklub seine ersten Uhrenpartien. Neben einigen Reinfällen, die auch ihm nicht erspart blieben, zeigen doch die meisten Partien dieses Abschnittes bereits ein erstaunliches Einfühlungsvermögen und lassen sein Talent ahnen. Mit 13 Jahren spielte er die Partie 7

gegen Protz (Nr. 1), in der er einen guten Stellungsblick beweist und eine für sein Alter verblüffende Konsequenz an den Tag legt. Wohlgerüstet trat Klaus Junge 1938 zum ersten Male in die Turnierarena und damit in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Der Osterkongreß in Bergedorf bei Hamburg gab ihm Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen, und er stellte es unter Beweis. Auf Anhieb gewann er in der B-Klasse den 1. Preis und tat damit seinen ersten Schritt zu einem einzigartigen schachlichen Aufstieg. 1939 finden wir ihn auf dem Nordmarkkongreß in Lübeck wieder. Dieses Mal sollte eine bedeutend schwerere Aufgabe bewältigt werden. Elf erfahrene Spieler galt es, in einem offiziellen Wertungsturnier zu bezwingen. Der 15jährige Klaus meisterte diese Aufgabe und belegte in der A-Klasse mit klarem Vorsprung den 1. Platz. Damit öffnete sich, ihm das Tor zum Eintritt in die Meisterklasse. Seine Partie gegen Ahrens (Nr. 2) aus diesem Turnier gibt eine Vorstellung seiner temperamentvollen Angriffsführung, bei der kleine Unbedachtsamkeiten durchaus nicht ausgeschlossen waren. Wenige Tage danach traf er in der Vorrunde der deutschen Mannschafts-Meisterschaft erstmalig auf starke auswärtige Gegner. Am 7. Brett des Hamburger Schachklubs blieb er in allen drei Begegnungen mit Halle, Hannover und Berlin siegreich. Dieser Erfolg entschied die Qualifikation seiner Mannschaft für die Endrunde. Mit der Aufstellung Heinicke, Reinhard, Kranki, Esser, Finotti, Junge sen., Dr. Törber und Junge jun. traf sein Klub dann dort auf die stärksten deutschen Vereine. Fünf harte Kämpfe mit erfahrenen, ausgezeichneten Spielern der Meisterklasse aus Berlin, Wien, Leipzig, München und Mannheim standen Klaus an seinem Brett bevor. Doch die vorangegangenen Erfolge hatten sein Selbstvertrauen gewaltig gestärkt und ließen ihn auch diese Probe bestehen. Mit Ax/z Punkten aus 5 Partien wurde er der erfolgreichste Einzelspieler Hamburgs, und sein Verein konnte hinter Berlin und Wien den 3. Platz belegen. Man wurde auf Klaus aufmerksam und schickte ihn im August desselben Jahres im Rahmen einer Jugendschachwoche zu einem Lehrgang nach Fürstenwalde an der Spree. Hier traf er mit einigen Gleichaltrigen zusammen, die sorgfältig ausgewählt waren für eine besondere theoretische und praktische Schulung durch den erfahrenen Berliner Meister Schlage. In diesem Kreise lernte Klaus u. a. die damals 17 jährige Edith Keller aus Dresden und den 14 jährigen Wolf gang Unzicker aus München kennen, die heute eine führende Rolle im deutschen Schach spielen. Derart vorbereitet ging er seinem ersten Meisterturnier entgegen. Hier hatten jedoch auf dem Turnier der Nordmark die alten Routiniers noch unbestritten den Vortritt. Hinter Heinicke, Kordts und Brinckmann landete Junge auf dem 4. Platz und konnte zum ersten Male auf einem Turnier keine Siegeslorbeeren ernten. Doch, gemessen an der teilweise internationalen Klasse seiner Gegnerschaft, dürfte dieses Abschneiden für ihn ein wertvoller Maßstab seines Könnens gewesen sein. Im selben Jahr eroberte sich der 16jährige hinter Finotti den 2. Platz in der Hamburger Meisterschaft vor Dr. Törber, Sahlmann und anderen starken Konkurrenten. 8

In dieser Zeit entdeckte Klaus Junge offensichtlich auch das Problemschach. Wenn er zwar selbst keine Aufgaben komponierte, so fesselte ihn doch die Schönheit dieses besonderen Gebietes der Schachkunst. Bei einem Lösungswettbewerb sandte Klaus einmal der Redaktion der Deutschen Schachzeitung zu einer veröffentlichten Studie über hundert Varianten ein. In zwei Löserwettbewerben placierte er sich. Einmal teilte er hinter E. Zarski zusammen mit Freiherrn v. Maitzahn den 6. bis 7. Platz, ein anderes Mal landete er hinter Dr. Kaiser zusammen mit Dr. Herbs auf dem 5. bis 6. Platz. Mit dem Beginn des Jahres 1941 hatte Junge die ersten Schritte endgültig hinter sich. Sehr bald sollte sich erweisen, daß die Verheißung des Anfangs nicht getrogen hatte. Partie Nr. 1 Junge — Protz (Mannschaftskämpfe der Nordmark, 1937)

winnt mit dieser kleinen Kombination die Dame zwar nur gegen zwei Türme, doch steht der schwarze König sehr schlecht.)

I ¡1 H I # iü ( i•' 4 mi m ¡RS Pf 18 ¡3 11 11 ¡3 • BS §§ B A H ig P

27. e 6 f ! De6: 28. T f l f Df6 29. T f 6 : f Kf6:? (Das führt zwangsläufig zum Verlust. Wesentlich besser war 29. . . . gf, wonach Weiß längst noch nicht gewonnen hat.)

Stellung nach dem 17. Zug von Schwarz. (Weiß hat vor allem in Gestalt seines gewaltigen Zentrums ein bedeutendes Stellungsübergewicht. Nach gewissenhafter Vorbereitung steuert der dreizehnjährige Klaus Junge auf den entscheidenden Durchbruch zu.) 18. Tadl c6 19. Sei Dd7 20. Sc2 Tfd8 21. Se3 Sf8 22. f4 Sfg6. (Schwarz hat keine vernünftigen Züge und wartet ab.) 23. f5 ef 24. Sf5: Sf5: 25. T f 5 : Se7 26. T f 7 : ! (Nachdem er mit beachtlicher Konsequenz sein Ziel, die Öffnung der f-Linie, verfolgt hat, fallen ihm die Früchte in den Schoß; er ge-

26. . . . Kf7: (Schwarz hat nichts Besseres, da Weiß e5—e6 nebst De5 oder Dg4 droht.)

30. d5t Kf7 31. De6f Kf8 32. d6 Sg8 33. d7 Sf6. (Weiß drohte 34. Le5, wogegen es schon keine bessere Verteidigung mehr gab.) 34. Lf6: (Das Einfachste; 34. Le5 hätte nach 34. . . . Se4 noch geringfügige Chancen gelassen.) 3 4 . . . . gf 35. D f 6 : t Kg8 36. De7! (Danach ist Schwarz völlig bewegungsunfähig, und der Vormarsch der Königsflügelbauern entscheidet rasch.) 36. . . . Tf8 37. g4 Kh8 38. h4 c5. (Nichtssagend; aber auf etwa Tg8 folgt einfach Kh2, und Schwarz darf wegen d8D nicht auf g4 schlagen.) 39. g5 hg 40. hg Tg8. (Gegen g 5 - g 6 gab es keine Parade mehr.) 41. D f 6 | Kh7 42. Dh6#. 9

Diese Partie bedeutet f ü r einen Dreizehnjährigen gewiß eine beachtliche Leistung. Bemerkenswert sind an ihr zwei Dinge; zum einen die Konsequenz, mit welcher ein einmal gefaßter Plan befolgt wird, und zum anderen — das rasche Spiel; Junge hat für die ganze Partie 35 Minuten Bedenkzeit verbraucht. Auffallend ist außerdem die Sicherheit, mit welcher die Gegebenheiten der Stellung erfaßt werden, wie z. B. der Zug 36. De7 in Verbindung mit dem Vormarsch der Bauern g und h. Partie N r . 2 Königsindisch Junge —

Ahrens

(Nordmarkkongreß Lübeck 1939) 1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. Sf3 0—0 6. Le2 Sfd7. (Das ist eine der unsachgemäße Interpretation strategischen Idee dieser Eröffnung; der Lg7 kommt bekanntlich immer dazu, einen Druck auf das weiße Zentrum auszuüben, es bedurfte dazu nicht dieses zeitraubenden und die eigene Entwicklung hemmenden Zuges.) 7. Le3 c5 8. Dd2. (Auch nach 8. d5 gerät Schwarz in große Entwicklungsschwierigkeiten.) 8 cd 9. Sd4: Sc6 10. Sc6:! (Nach dieser geradlinigen Fortsetzung ist Schwarz gegen den kommenden Angriff so gut wie ganz ohne Gegenspiel.) 10. . . . bc 11. Lh6 Lb7? (Schwarz ist zwar noch nicht fertig entwickelt, während Weiß bereits angreift, doch hätte er sich gerechterweise diesen passiven Zug nicht mehr leisten dür10

fen. In Frage kam 11. . . . f5 mit taktischen Gegenchancen.) 12. h4 Lh6: 13. Dh6: e6 14. 0—0—0! (Genau gespielt. Nach 14. h5 könnte sich Schwarz mit 14. . . . Df6 verteidigen; nun aber muß auch noch der Bd6 geschützt werden.) 1 4 . . . . De7 15. h5? (Nach diesem unbedachten Zug kann Weiß nur noch mit Hilfe des Gegners gewinnen. Unbedingt erforderlich war zunächst 15. f4, wonach dann Schwarz gegen Linienöffnung machtlos ist.) 15 g5 16. f4 f6 17. fg fg 18. Lg4 Tae8 19. T h f l T f l : 20. T f l : Se5?

¡H l •AB • i • i 1 • fiv;A• I I §f B HÜ 11 fiÖ M ¡¡¡¡¿II Ä'11 1! A

•?

(Danach siegt doch die gerechte Sache. Nach 2 0 . . . . Lc8 wie auch Klaus Junge in seinen Aufzeichnungen vermerkt hat, und dann erst Se5, kommt Weiß nicht mehr weiter, da seine Dame hilflos eingesperrt bleibt.) 21. Le6:f! Kh8. (Falls 21 De6:, so natürlich 22. Tf8f! mit Damengewinn.) 22. Lf5. (Mit dem Besitz der Diagonalen nach h7 ist der Kampf zugunsten von Weiß entschieden. Es droht Lg6! nebst Tf7!.) 22. . . . Tf8 23. T d l . (Nun droht sowohl Td6: als auch Lh7:!.) 23. . . . Tf5: (Schwarz verzichtet resigniert darauf, das nach 23. . . . Sc4: 24. Lh7: Dg7 25. Dg7:f Kg7: 26. Lf5

entstehende Endspiel mit einem Bauern weniger zu verteidigen. In der Tat hat er auch nicht viel zu hoffen, denn der weiße h-Bauer ist sehr gefährlich, außerdem sind die schwarzen Mittelbauern schwach und der Lb7 ohne Spiel.) 24. ef. Schwarz gab auf. Partie Nr. 3 Junge — Wolf (Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, 1939)



n x U Ii IIA A Ä §J ¡Ü 4 8 1 0 ¡¡P 11 Uff £ JUS 1 Bfi a m m W Wolf, ein routinierter Berliner Spieler, hatte sich mit dem gefährlichen Albin-Gegengambit (1. d4 d5 2. c4 e5) verteidigt, und der 15jährige Klaus Junge war durch unsachgemäße Behandlung der Eröffnung in eine fatale Situation geraten. Seine Bauernstellung ist zerfetzt und seine Königsstellung verzweifelt schlecht. Keine Frage, daß bei aufmerksamem Spiel ü I A

§§



des Nachziehenden die Lage kurz über lang unhaltbar werden muß. Junge erkennt, daß mit „normalen" Zügen nichts mehr zu retten ist und ersinnt eine Falle, die seiner taktischen Findigkeit ein gutes Zeugnis ausstellt. 21. Tabl(!) Lbl:? (Schwarz demonstriert eine bezaubernde Arglosigkeit; er mußte 21. . . . Dc5: spielen, wonach er über alle möglichen Drohungen verfügt.) 22. Tb7:t! (Das ist des Pudels Kern!) 22. . . . Kb7:?? (Und das zeigt denn doch zu viel Vertrauen in die eigene Stellung. Freilich ist es verblüffend, innerhalb von zwei Zügen zwei ganze Türme angeboten zu bekommen, doch durfte die Verblüffung nicht so weit gehen, die ganze Aktion des Weißen für einen letzten Scherz zu halten. Es mußte 22. . . . Ka8 geschehen, wonach Weiß mit 23. Ta7:f! Ka7: 24. Da4f nebst Db5f Remis durch Dauerschach erzwingt. Nun aber entscheidet die katastrophale Schwäche der langen weißen Diagonalen.) 23. Dbl:f. Schwarz gab auf, denn er wird, was er erst jetzt erkannte, nach 23. . . . Ka6 mit 24. Db5 früher oder nach 23. . . . Ka8 mit 24. Lg2| etwas später matt gesetzt. Ein amüsanter Schluß.

11

KAPITEL 2

Der Weg zur deutschen Meisterschaft Das Jahr 1941 war für den jungen Meisterspieler ein quantitativ wie qualitativ ungewöhnlich reiches Jahr. Den Auftakt bildete die Hamburger Blitzmeisterschaft, die er mit 32 von 39 möglichen Punkten gewann. Ende März finden wir ihn als Hauptakteur einer Werbewoche zugunsten der Schachhilfe f ü r Soldaten. An 17 Brettern spielte er erstmalig in der Öffentlichkeit simultan. Das hervorragende Ergebnis von + 17 — 0 = 0 war nur noch einmal mehr eine Bestätigung für sein rasdies, sicheres Auffassungsvermögen. In der sogenannten Kampfmeisterklasse Groß-Hamburgs fand Klaus eine Hochform, die ihn von nun an ständig begleiten sollte. Mit 100 °/o aller möglichen Punkte gewann er vor Sahlmann die Hamburger Meisterschaft. Seine Partie gegen Breyde (Nr. 4) aus diesem Turnier zeigt deutlich die große schachliche Reife des jungen Meisters. Nach feiner Eröffnungsbehandlung und sauberem Mittelspiel versteht er es, in ein günstiges Endspiel einzulenken, das mit großem Geschick und Verständnis zum Erfolg geführt wird. Die Partie gegen Sahlmann (Nr. 5) kann als ein Beispiel f ü r das psychologische Einfühlungsvermögen Klaus Junges gelten, mit dem er sich immer wieder auf seinen jeweiligen Partner einzustellen vermochte. Sahlmann ist als ein ausgesprochener „Weißspieler" bekannt, der meist aus der Eröffnung einen Vorteil herausholt. Klaus spielt daher gegen ihn eine wenn auch schlechte, so doch wenig bekannte Eröffnung, erobert einen Bauern und hält diesen eisern fest. Das Endspiel gewinnt er auf sehr schöne Weise. In den Ostertagen traf Klaus in der Nordmark-Meisterschaft wieder auf seine alten Konkurrenten, die ihm im Vorjahr das Nachsehen gegeben hatten. Doch in dem dazwischenliegenden Jahr hat er sehr viel gelernt. V o n Anfang an setzte er sich an die Spitze des Feldes und gewann bis auf eine Panne in der vorletzten Runde gegen Sahlmann sämtliche Partien. Die beiden Rivalen Brinckmann und Heinicke wurden geschlagen. Seine Partie gegen Heinicke (Nr. 6) zeigt eine sehr zielstrebige Eröffnungsbehandlung. Er erlangt nachhaltigen Vorteil und widerlegt den taktischen Überrumpelungsversuch seines erfahrenen Gegenspielers mit einer glänzenden Kombination, wobei zu bemerken ist, daß das entstehende Endspiel mit 4 Bauern gegen eine Figur vorher von ihm mit großer Sicherheit richtig eingeschätzt worden sein mußte. Der Turniersieg schien Klaus sicher zu sein, doch auch Heinicke gewann, abgesehen 12

von der Partie gegen Junge, alle möglichen Punkte, so daß sich ein totes Rennen ergab. Zwar war Klaus nach der Sonneborn-Berger-Wertung wegen seiner Erfolge über Brinckmann und Heinicke Sieger, doch einigten sich beide mit Zustimmung des Verbandsleiters auf einen Stichkampf über 4 Partien. Klaus gewann und brachte damit die erste entscheidende Etappe auf dem Wege zur deutschen Meisterschaft hinter sich. Noch eine andere wichtige Hürde bewältigte damals der 17jährige. Durch das Überspringen der ersten Volksschulklasse war es ihm möglich, schon jetzt seine Abiturprüfung abzulegen und sich an der Hamburger Universität als Student der Mathematik einschreiben zu lassen. Seine große Liebe gehörte neben dem Schach der Mathematik, die ihn unwiderstehlich in ihren Bann zog. Im Mai reiste Klaus Junge nach Bad Elster. Längst war die deutsche Schachwelt auf ihn aufmerksam geworden, und er hatte eine Einladung für das offizielle Wertungsturnier in diesem schönen Kurort erhalten. Seine im „rauhen nördlichen Schachklima" gehärtete und erprobte Spielstärke ließ ihn auch hier nicht im Stich. Als Sieger vor Großmeister Sämisch und Bliimich kehrte er mit der Berechtigung zur Teilnahme an der bevorstehenden deutschen Meisterschaft nach Hamburg zurück. Seine Partie gegen Normann (Nr. 7) aus diesem Turnier zeigt in aller Deutlichkeit einen typischen Zug Klaus Junges. Nach sachlicher Widerlegung eines Eröffnungsfehlers baut er in aller Ruhe einen Angriff auf und verzichtet auf elegante aber schwer durchschaubare Gewinnführung zugunsten des eindeutigen Weges. Für Klaus gab es jetzt kein Halten mehr. Auf der deutschen Meisterschaft 1941 in Bad Oeynhausen riß er zur allgemeinen Überraschung und Bewunderung sofort die Führung an sich, um sie fast ununterbrochen bis zur Schlußrunde zu behalten. Hier konnte ihn jedoch Paul Schmidt, damals noch stud. ehem., einholen. In der Partie gegen Dr. Kahn (Nr. 8) führte Klaus seine ganze inzwischen meisterlich ausgefeilte Technik vor. Nach überlegenem Eröffnungsspiel wird der erhaltene Vorteil ganz sachlich im Turmendspiel ausgenützt. Nicht die kleinste Ungenauigkeit läßt er sich dabei zuschulden kommen. Kurt Richter (Partie Nr. 9) verwirrt Klaus zeitweilig durch seine eigenwillige Eröffnungsbehandlung. Doch läßt sich unser Meister auf die Dauer nicht verblüffen, sondern verteidigt sich taktisch genauestens und kann schließlich den weißen Angriff widerlegen. Ein großes Beharrungsvermögen legte er auch in seiner Partie gegen Dr. Lachmann (Nr. 10) an den Tag. Nach sehr riskanter Eröffnung siegt er durch kaltblütige Verteidigung. Meister Blümich sagte über diese Partie: „Mag sein, daß sich nachweisen läßt, daß Junge vielleicht sogar mehrmals verloren war; seiner Verteidigungskraft stellt diese Partie jedoch das beste Zeugnis aus." Sein ständig wachsendes Selbstvertrauen und seine Konsequenz werden ihm gegen Rellstab (Partie Nr. 11) zum Verhängnis. In zu hartnäckiger Verfolgung einer Idee begeht er eine Ungenauigkeit und muß trotz eiserner Verteidigung die Waffen strecken. Eine kampferfüllte Begegnung erleben wir schließlich noch in der 13

Partie gegen Palme (Nr. 12). Nach verständnisvollem Eröffnungsspiel kommt Klaus in Vorteil, unterschätzt jedoch die Gegenchancen seines starken Partners. Diesem gelingt es, Junge in Schwierigkeiten zu bringen, doch er läßt in Zeitnot seine rettende Chance aus, und der junge Meister kann den Tag für sich entscheiden. In Bad Oeynhausen bewies Klaus Junge seine Prädestination zum Turnierspieler und konnte durch diesen großen Erfolg zur deutschen Spitzenklasse aufsteigen. Partie N r . 4 Damengambit Junge — Breyde (Bezirksturnier, 1941) I. d4 d5 2. c4 e6 3. Sf3 Sf6 4. Lg5 Sbd7 5. e3 a6. (Mit der offenkundigen Absicht, nach dem zu erwartenden Ld3 auf c4 zu schlagen, dann b5 nebst c5 zu spielen und somit den Zug c6 einzusparen, der sonst früher oder später notwendig wäre. Weiß tauscht aber auf d5, bevor er Ld3 zieht, so daß der Zug a6 keinen besonderen Sinn mehr hat. In Anbetracht dieser Möglichkeit ist es besser, a6 erst zu ziehen, wenn Weiß Tacl gespielt hat, denn dann steht nach dem Tausch auf d5 der Turm in der c-Linie ebenfalls nicht mehr sehr wirksam, und Weiß muß das durch a6 gewonnene Tempo mit einem Turmzug wieder verlieren.) 6. cd ed 7. Ld3 Le7 8. Sc3 0—0 9. 0—0 h6? (Dieser unscheinbare Zug ist tatsächlich eine Ungenauigkeit, nach welcher die schwarze Stellung bereits nicht mehr als gleichwertig anzusehen ist. Es mußte 9. . . . c6 10. . . . Te8 I I . . . . Sf8 und danach erst h6 geschehen. Der Unterschied liegt darin, daß Weiß im Text mit dem Läufer über h4 nach g3 gelangt und somit immer die Möglichkeit f2—f4 hat, während er bei der empfohlenen Zugfolge den Weg über f4 nehmen muß. 14

Wir kommen auf diese Feinheit anläßlich der nächsten Züge noch zurück.) 10. Lh4! (Wäre c6 und Te8 und von Weiß etwa Dc2 und Tael bereits geschehen, dann könnte jetzt der befreiende Zug Se4! folgen.) 10. . . . c6 11. Dc2 Te8 12. Lg3! (20 Minuten Bedenkzeit benötigte Schwarz nun f ü r den nächsten Zug. Seine Stellung ist schwierig; 12. . . . Sh5? verbietet sich wegen 13. Sd5:! [13. . . . cd?? 14. Lc7!] er muß also zusehen, wie Weiß den Punkt e5 ausbaut.) 12. . . . Sf8 13. h3 Ld6 14. Se5. (Zu dieser Stellung wäre Weiß in unserer Parallelvariante nicht gelangt, immer stünde der weiße Läufer noch auf f4.) 14 De7 15. Tael! (Ein kraftvoller Zug, der Schwarz durch die Drohung eines Königsangriffes zur Reaktion zwingt.) 15. . . . Se4. (Damit landet Schwarz direkt im schlechten Endspiel. Es war allerdings kaum etwas Besseres zu sehen; nach z. B. 15. . . . c5 dürfte der mit 16. f4 beginnende weiße Angriff rasch überwältigend werden; z. B. 16. . . . b5, 17. Lh4! Lb7 18. g4 usw.) 16. Le4: (nicht 16. Se4:? wegen 16. . . . de 17. Le4: f6.) 16. . . . de 17. De4: (und hier verbot sich 17. Se4:? wegen 17. . . . Lf5!)

17 f6 18. Sc4 L g 3 : 1 9 . De7: L f 2 : f 20. T f 2 : Te7:

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B n&11 X0 B -1

(Das entstandene Endspiel sieht Weiß klar im Vorteil. Schwarz ist schlecht entwickelt, während Weiß über zwei sehr aktive Springer verfügt, die den blockierten schwarzen Damenflügel unter Druck setzen. Außerdem besitzt Weiß ein sehr bewegliches Zentrum, aus dem er nach Belieben entweder in der d- oder in der e-Linie einen Freibauern machen kann.) 21. Sb6 Tb8 22. e4 Ld7? (Nach diesem passiven Zug ist die schwarze Stellung kaum mehr haltbar. Es mußte unbedingt 22. . . . Sd7 geschehen, um wenigstens einen der starken weißen Springer zu beseitigen. Weiß steht zwar nach 23. Sd7: Ld7: immer noch weitaus besser, doch kann Schwarz noch zähen Widerstand leisten.) 23. Sca4 Le8 24. Sc5 Sd7 25. Sbd7: Ld7: 26. Td2 Tbe8. (Statt dieses gewaltsamen Unternehmens, bei dem zwar die weiße Mitte zerstört, der schwarze Damenflügel aber entscheidend geschwächt wird, kam lediglich noch 26. . . . a5 in Frage, um b6 spielen zu können. Hierauf sind die folgenden interessanten Varianten möglich: 27. e5! fe. [27. . . . b6 28. Sd7: Td7: 29. ef gf 30. Te6 mit Bauerngewinn.] 28. Te5:! Te5: [28. . . . Tf7

29. Tf2!] 29. de und nun a) Lf5 oder b) Le8: a) 30. g4 L b l 31. e6 La2: [31 b6 32. Sa6! Tc8 33. Td7 Lg6 34. e7 Te8 35. Sc7 gewinnt.] 32. b3 L b l [32 b6 33. Sa6 usw.] 33. Td7 nebst Sb7: mit Gewinnstellung. b) 29. . . . Le8 30. e6 b6 31. Sd7 Tb7 [31. Ld7: 32. Td7: mit überlegenem Turmendspiel], und Weiß gewinnt durch das Vordringen seines Königs.) 27. Sb7: Lh3. (27. . . . Te4: kostete wegen 28. Te4: Te4: 29. Sc5 einen Bauern.) 28. Sc5 Lc8 29. Kf2 a5 30. Te3! f5. (Der schwarzen Stellung dürfte zwar kaum mehr zu helfen sein, doch ist nach diesem Zuge die Aufgabe des Weißen erleichtert, da er der Sorge um den Be4 für immer enthoben ist.) 31. e5 Le6 32. Ta3 Ta8 33. b4 Ld5. (Schwarz kann Bauernverlust immer gerade noch vermeiden, doch führt Weiß unter ständigen Drohungen den Tausch der Türme herbei, wonach die Partie zu Ende ist.) 34. Ta5: Ta5: 35. ba Ta7 36. a6 Lc4 37. Tb2 La6: 38. a4 Lc4 39. T b 8 t Kf7 40. T b 7 f Tb7: 41. Sb7: Ke7 42. a5 Kd7 43. Sd6 Ld5 (oder 43. . . . Ld3 44. Ke3). 44. Sf5: c5 45. Se3 La8 46. de Kc6 47. e6 Kc5: 48. e7 Lc6 49. Sf5 g6 50. Sg7 Kb5 51. e8D Le8: 52. Se8: Ka5: 53. Ke3 Kb6 54. Ke4 Kc6 55. Ke5 Kd7 56. Sf6f Ke7 57. Sg8| Kf7 58. S h 6 : | Kg7 59. Sg4. Schwarz gab auf. Eine exakte Partie, in welcher Junge die Schwächen in der Spielführung seines Gegners energisch ausnützte. 15

Partie Nr. 5

10. . . . Db6 11. 0—0. (11. Se4: war wegen 11. . . . D e 3 : f natürlich nicht möglich.)

Sizilianisch Sahlmann



Junge

(Bezirksturnier 1941) 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cd 4. Sd4: d5?! (Ein objektiv sehr bedenklicher Zug, der jedoch den psychologischen Vorzug besitzt, auf kaum begangenes Gelände zu führen, so daß der Gegner bei dem Versuch, ihn zu widerlegen, gänzlich auf die eigene Findigkeit angewiesen ist.) 5. Lb5. (Dieser Zug ist nicht schlecht, doch kann Weiß stärker 5. Sc6: spielen, wonach ihm die Folge 5. . . . bc 6. ed Dd5: 7. Sd2 nebst Le2 und Lf3 das bessere Spiel verschafft.) 5. — de!. (Die notwendige sequenz des 4. Zuges.)

Kon-

6. Sc3. (6. Sc6: D d l : f 7. K d l : a6! führt weder nach 8. Sd4f ab 9. Sb5: Lg4f noch nach 8. La4 Ld7! zu besonders günstigen Ergebnissen.) 6. . . . Ld7 7. Sc6: bc. (Nach 7. ... Lc6: 8. L c 6 : f gewinnt Weiß seinen Bauern zurück und erhält wegen der Schwäche des schwarzen Damenflügels das bessere Endspiel.) 8. Lc4 Sf6 9. De2(?). (Danach kann Schwarz nicht nur den Bauern behaupten, sondern erlangt auch ein zufriedenstellendes Spiel. Wesentlich stärker war einfach 9. 0—0, und Schwarz kann nach 9. . . . e6 oder e5 den Be4 nicht halten, während das Endspiel nach 9. . . . Lg4 10. D d 8 : f Td8: 11. Le3 trotz des Mehrbauern für ihn unerfreulich ist.) 9 Lg4! 10. De3. (Von dem Bauernopfer 10. f3 ef 11. gf Lh5 ist nicht viel zu erwarten.) 16

11. . . . De3: 12. Le3: e6 13. La6. (Weiß hat einen gewissen Entwicklungsvorsprung, der jedoch zum Rückgewinn des Bauern nicht auszureichen scheint. Statt des Textzuges kam vielleicht 13. Lb3 in Frage, doch kann Schwarz mit 13. . . . Ld6! 14. La4 Kd7! hinreichend verteidigen.) 13. . . . Tb8 14. Lc4. (14. La7: ging wegen 14. . . . Ta8 nicht an.) 14 Tb7 15. Ld4 Lf5 16. Lb3 Ld6 17. Tadl Ke7 18. Tfel Td8! (Es ist geradezu erstaunlich, wie Junge immer wieder eine Möglichkeit findet, die bedrohten Punkte seiner Stellung zu verteidigen; so scheitert hier 19. L f 6 : f gf 20. Se4:? an 20 Le4: 21. Te4: Lh2:f!) 19. Sa4 e5! 20. Lc3 Tbd7. (Die Angriffsmöglichkeiten des Weißen sind im wesentlichen erschöpft, Schwarz darf aufatmen.) 21. h3. (Die Kombination 21. Td6: mit anschließendem Rückgewinn der Qualität durch Lb4 würde eine für Weiß kaum ergiebige Vereinfachung bedeuten.) 21 Le6 22. La5 Tb8 23. Le6: Ke6: 24. c4 T8b7. (Um nach etwa 25. c5 Le7 26. Td7: mit dem Turm auf d7 wiederschlagen zu können.) 25. b3 Le7. (Schritt für Schritt geht Junge an die Verwertung des materiellen Vorteils. In Anbetracht der geschlossenen Stellung fehlt es den schwarzen Türmen an Wirksamkeit, während die weißen in den Mittellinien einen gewissen Druck ausüben. Daher wird zunächst der Tausch der

Türme offeriert, dem Weiß nicht ausweichen kann, ohne die d-Linie aufzugeben.) 26. Lc3 T d l : 27. T d l : Td7 28. Td7: Sd7: 29. Kfl Sc5 30. Sc5: (Dem Tausch der Springer war mit 30. Sb2 nicht auszuweichen, denn es folgt 30. . . . Sd3 31. Sdì? Sei.) 30. . . . Lc5:.

§§§ B u ¡1 11 ¡¡¡¡A |FI A IH B AB H M ÜP H Bm H ¡3 H &11 •&B B • ¡3 w N

*

[droht b5] Kd6, und Schwarz gewinnt mit c5!, wonach er entweder drei verbundene Freibauern erhält, gegen die der König sich nicht verteidigen kann oder der weiße c-Bauer kurz über lang fällt; baut sich Weiß, ohne etwas zu unternehmen, mit g3 und h4 auf, so ist gegen die Aufrollung h6, g5 und f7—f5—f4 keine Verteidigung möglich.) 32. . . . Kd6 33. Ke2 f5 34. g3 a6 35. a4 Ke6 36. h4 Lb6 37. Le3 Ld4 38. Ld2 Kd7. (Nach einigen abwartenden Zügen entschließt sich Junge nun zur Sprengung der weißen Bauernfront am Damenflügel, wobei Weiß allerdings einen gedeckten Freibauern erhält.) 39. Kel Kc7 40. Ke2 Kb6 41. Le3.

(Dieses Endspiel ist für Schwarz noch nicht gewonnen, dazu ist der Doppelbauer in der Mitte zu schlecht verwertbar, es bietet aber ausgezeichnete Gewinnchancen, die Junge mit Sicherheit wahrnimmt.) 31. b4. (Vielleicht ist diese Auflockerung der Bauernstellung ein Fehler; durch sie wird es dem Schwarzen später möglich, für den König Einbruchsfelder zu gewinnen. Allerdings bietet auch bloßes Abwarten dem Nachziehenden genügend Möglichkeiten, so z. B. die Aufrollung des weißen Damenflügels mit a5—a4.) 31 Ld4 32.Ld2. (Der Übergang ins Bauernendspiel mit 32. Ld4: ed wäre hier der direkte Weg zum Verlust: z. B. a) 33. a4 d3!, und der schwarze König gelangt nach d4, von wo aus er die weißen Bauern des Damenflügels erobert; [34. f4 e3 35. g4 g5!] oder b) 33. Ke2 Ke5 34. f3 f5 [droht d3f] 35. fe fe 36. a4 d3f 37. Ke3 a6 38. a5 2 Budrich-Schulte

41

a5! 42. b5 cb 43. cb Kc5 44.

Kd2. (Weiß befand sich hier in höchster Zeitnot, so daß er die komplizierten Varianten nach 44. Ld4:f(!) unmöglich berechnen konnte. An dieser Stelle bot nämlich der Übergang ins Bauernendspiel gewisse Remischancen, die nach dem Textzug nicht mehr wiederkehren; man sehe: 44. Ld4:f ed 45. f3! und nun: a) 45. . . . eff 46. Kf3: g6 [nicht sofort h6 wegen h5!] 47. Ke2 h6 48. Kd3 g5 49. hg hg 50. b6! Kb6: 51. Kd4: f4. [51. . . . Kc6 52. Ke5, und Weiß hält 17

sowohl nach 52. . . . Kc5 53. Kf5 usw. als auch nach 52. . . . f4 53. gf g4 — 53. . . . gf = Hauptvariante — 54. f5 remis.] 52. gf gf 53. Kf4: Kc5 54. Ke3 Kb4 55. Kd2, und der weiße König erreicht die rettende Ecke al. b) 45. . . . g6 46. fe. [46. f4 Kd5 47. Kd2 e3f 48. Kd3 Kd6 49. Ke2 Kc5 50. Kd3 Kd5 51. Ke2 Ke4 52. b6 d3f 53. K e l ! Kf3 54. b7 d2f 55. Kdl Kf2 56. b8D e2f 57. Kd2: e l D f 58. Kc2 Kg3: mit kaum haltbarem Damenendspiel.] 46. . . . fe 47. g4, und das hieraus in ähnlicher Weise wie in der eckigen Klammer entstehende Damenendspiel bietet wegen des reduzierten Bauernmaterials Remischancen.) 44 Kd5 45. Kc2. (Hier darf Weiß nicht mehr tauschen, denn er muß ein Tempo verlieren, um zu f3 zu gelangen; Schwarz spielt Variante „a" mit einem Tempo mehr und gewinnt.) 45 g6 46. Kd2 Lb2 47. Kc2. (Auf 47. Lb6 folgt 47. . . . Ld4 48. La5 Lf2: 49. Lc7 Lg3: 50. a5 [50. Ke2, um den schwarzen Läufer nicht mehr nach f2 zu lassen, wird mit f4 beantwortet, und die Bauern e und f entscheiden.] 50. . . . Lf2, und Schwarz hält die weißen Freibauern auf.) 47. . . . La3 48. Kb3 Le7 49. Kc3 Ld6 50. Kb3. (Auf 50. Lb6 konnte folgen: 50 L b 4 f 51. Kc2 f4, und falls nun 52. Lc7, [52. gf entspricht dem Text], so gewinnt 52. . . . e3! 53 fe fg 54. e4f Kd4! 55. b6 [Lb6|—Lc5] g2 56. b7 glD, und Weiß wird matt.) 50. . . . f4 51. Lb6 Lb4 52. gf ef 53. Kc2. (Falls 53. Lc7, so gewinnt 53. . . . f3 mit der Drohung e3; z. B. 54. Lb6 Lc5; oder 54. Lg3 L e i ; oder 54. Lf4 Lc5 55. Lg3 e3 56. fe Le3: nebst f2.) 53 Kc4 54. La7 Le7 55. f3. (Weiß ist verloren, es drohte einfach 55. . . . 18

Lh4:, und auf 56. Lb8 Lb6: und Schwarz auch noch der

55. b6 wäre 55. . . . Lc5 57. Lf4: Lf2: gefolgt, gewinnt mühelos, da weiße a-Bauer fällt.)

55 ef 56. Lf2 Lc5! (Damit beginnt ein sehr hübsches und genau berechnetes Schlußspiel.) 57. Lc5: Kc5: 58. Kd2 h6 59. Kel g5 60. hg hg 61. Kfl g4 62. Kf2 Kb6 63. Kgl g3 64. Khl f2 65. Kg2 f3f!



Ami• 8 1 H Hü Hü ®

Weiß gab auf; der Schluß lautet: 66. K f l Kc5 67. b6 Kd4! 68. b7 Ke3 69. b8D g2+. Partie Nr. 6 Damengambit Junge



Heinicke

(Nordmarkkongreß, 1941) 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 e6 5. Lg5 Sbd7 6. cd. (Sehr früh schon zeigt sich bei Klaus Junge eine Vorliebe für klare, strategische Zielsetzungen. Mit dem Textzug plant Weiß den „Minoritätsangriff" mit T b l nebst b2—b4—b5 und der Schaffung von Schwächen am gegnerischen Damenflügel.) 6 ed 7. e3 Le7 8. Dc2 0—0 9. Ld3 Te8 10. 0—0 Sf8 11. Tabl. (Beide Parteien haben in etwa die Ausgangsposition ihrer Operationen erreicht.

Der geringe Bedenkzeitverbrauch, dessen Stand Junge gewissenhaft von Zeit zu Zeit notierte, weist darauf hin, daß den Spielern der Weg bis hier geläufig war.) 11. . . . Se4 12. Le7: De7:. (Schwarz hat nun zwar den Vorposten e4 fest in Besitz, doch ist es für ihn trotzdem schwer, dem kommenden Sturm am Damenflügel ein ausgleichendes Spiel auf der anderen Seite entgegenzusetzen. In dieser Partie beschränkt sich Schwarz auf bloße Verteidigung und gerät durch Junges zielstrebiges Vorgehen bald in eine aussichtslose Lage). 13. b4 a6 14. Sa4 Lf5 15. Sc5 Lg6 16. a4 Sd6 17. Tfcl Sc4? (Ein nutzloser Zug, der wichtige Zeit verschwendet. Eine gute Möglichkeit, zu Gegenspiel zu kommen, bestand in 17. . . . Le4! Nach 18. Sd2 geht sehr gut 18 f5, und Weiß hat nach 19. Tb3 Sg6 20. f3 Ld3: 21. Dd3: nur geringen Vorteil. Nach 18. Le4: de 19. Se5 ist 19. . . . Sg6! eine ausreichende Verteidigung.) 18. Lg6: hg. (Nach 1 8 . . . . Sg6: könnte Weiß stark 19. Df5 spielen.) 19. Dc3. (Nicht sofort 19. Dd3 wegen 19. . . . b6!) 19 Sd6 20. Dd3! (Damit droht 21. Se5, wonach der Springer durch f7—f6 wegen der Schwäche von g6 nicht mehr zu vertreiben wäre. Deshalb muß Schwarz seine Stellung sofort lockern.) 20. . . . f6 21. Sd2 g5 22. Tb2 Kf7? (Dieser wie die folgenden beiden Züge von Schwarz deuten auf ein Verkennen der Sachlage; nach 22. . . . Df7 hätte Weiß zwar weiterhin das Heft in der Hand, doch der stellungs2*

gemäße Durchbruch b4—b5 läge noch in einiger Ferne.) 23. Sbl f5 24. Sc3 b6? (Darauf hatte sich Schwarz offenbar verlassen. Das folgende Opfer aber deckt schlagartig alle Schwächen der schwarzen Stellung auf. Nach einer kurzen Abwicklung befindet sich Schwarz plötzlich in einem völlig hoffnungslosen Endspiel.) 25. Sa6:! Sc4. (Das war die Pointe des Nachziehenden; nach 26. Df5:f? würde 26. . . . Df6! den Weißen vor unlösbare Probleme stellen.)

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26. Sd5:! (Das aber widerlegt alles!) 26 de 27. Df5:t Kg8 28. Dd5:f De6 29. Dc4: Dc4: 30. Tc4: Ta6: 31. b5 Ta7. (Vier Bauern hat Weiß für die Figur, und die restlichen schwarzen Bauern sind schwach. Der Schluß wird von Junge mit aller Ruhe und Genauigkeit gespielt und bedarf keines weiteren Kommentars.) 32. h3 Tea8 33. Tbb4 Kf7 34. Kh2 Sd7 35. e4 Sf6 36. f3 Se8 37. Kg3 Ke7 38. Tc6 Ta4: 39. Ta4: Ta4: 40. d5 Sf6 41. Tb6: Sd7 42. Tg6 Kf7 43. Tg5: Tb4 44. d6 Td4 45. Td5 Td5: 46. ed Sb6 47. Kf4 Sd5:f 48. Ke5 Sb6 49. h4 Ke8 50. Ke6 Sd7 51. g4 Sf8f 52. Kd5 Kd7 53. b6 Kc8 54. Kc6 Se6 55. d7f Kb8 56. Kd6 Sd8 57. Ke7 Sc6f 58. Ke8. Schwarz gab auf. 19

Partie Nr. 7 Damengambit Junge —

Normann

(Bad Elster, 1941) I. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 d5 4. Lg5 Sbd7 5. e3 c6 6. cd. (Damit durchkreuzt Junge die Pläne seines Gegners, auf 6. Sf3 mit 6. . . . Da5 in die Cambridge-Springs-Variante einzulenken und wählt seinerseits einen Aufbau, der durch den Tausch auf d5, die lange Rochade, sowie die Entwicklung des Königsspringers nach e2 charakterisiert und direkt auf Königsangriff angelegt ist.) 6. . . . ed 7. Ld3 Le7 8. Dc2 0—0 9. Sge2 Te8 10. 0—0—0 Se4? (Erst mußte h6 geschehen, um nach 11. Lh4 Se4 12. Le4: auf h4 schlagen zu können, ohne daß h7 hängt. Der Opferangriff 11. h4 [nach 10. . . . h6] dringt nicht durch.) I I . Le4: de 12. h4! (Nun muß Schwarz, um nicht einen Bauern zu verlieren, entweder f5 ziehen oder dem Gegner die h-Linie öffnen. Nach 1 2 . . . . f5 hat er allerdings nicht mehr viel zu hoffen; es könnte folgen: 13. Db3f Kf8 14. Sf4 Sf6 15. h5 Sd5 16. Le7: Se7: 17. h6 g6 18. d5! mit entscheidendem Angriff. Schwarz entschließt sich daher für die andere Möglichkeit.) 12 Lg5: 13. hg Dg5: 14. Se4: De7 15. S4g3 Sf8 16. Th2. (Weiß geht nun in aller Ruhe daran, am Königsflügel ein Druckspiel aufzubauen. Er hat viel Zeit dazu, denn Schwarz verfügt über kein ausreichendes Gegenspiel.) 16 Le6 17. Tdhl h6 18. Sh5 Lg4. (Schwarz beeilt sich, einen der gefährlichen Springer zu tauschen. Auf etwa 18. . . . La2: wäre das Opfer 19. 20

Sg7: verfrüht, würde aber nach der Vorbereitung 19. Seg3! als unparierbare Drohung den Kampf entscheiden.) 19. Seg3 Lh5: 20. Th5: Tad8 21. Sf5 De4 22. Dc3 Sh7(?). (Bessere Verteidigungsaussichten bot sofort 22. . . . f6, doch steht Schwarz auch dann nach 23. f3 De6 24. Kbl hilflos.) 23. d5 f6. (23. . . . Sf6 wird mit dem einleitenden stillen Zug 24. f3! Da4 und dann 25. Th6:! widerlegt.) 24. f3 Da4. IIP? H X ü * H II B s H • #'|jf H H B • Ü B ® s • p

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25. Sg7:! (Diese Opferwendung überrascht nicht mehr sehr, erhält aber ihren besonderen Charakter gerade als Höhepunkt des restlos konsequenten weißen Spiels.) 25 Kg7: 26. Th6: Th8 27. Dd3! Tdg8. (Weder hier noch einen Zug vorher durfte der Springer wegziehen.) 28. Th7:f Th7: 29. Th7:t Kf8, 30. Dc3 Tg6 31. de Da2: 32. Da3f(?). (Es ist sehr schade, aber es ist wahr: Weiß durfte hier 33. c7ü spielen. Man sehe die Hauptvarianten: 33. c7 D a l f 34. Kc2 Tg2:f 35. Kb3 D d l f 36. Kc4 D f l f 37. Kb4 a5f 38. Ka4 D d l f 39. Db3 b5f 40. Ka5:!, und Weiß gewinnt; oder 3 6 . . . . b5f 37. Kb5: Tg5f 38. Ka6 Da4f 39. Kb7 Db5f 40. Ka8 Dd5f 41. Ka7:, Weiß gewinnt; oder

schließlich in der letzten Variante 37. . . . a6f 38. Ka6: Da4f 39. Kb6, und die Schachs haben ein Ende. Immerhin kann niemand es dem Führer der weißen Steine verdenken, daß er kurz vor der Zeitkontrolle darauf verzichtete, mit derartig komplizierten und langzügigen Varianten einen „schönen" Schluß zu komponieren. So wählt er das klar gewonnnene Turmendspiel.) 32 Da3: 33. ba bc 34. g4 f5. (Auch diese Befreiung des Turmes hilft nichts mehr.) 35. gf Tg3 36. Ta7: Tf3: 37. e4 Te3 38. Ta4 Ke7 39. Kd2 Th3 40. Ta5 Kf6 41. Tc5 Ta3: 42. Tc6:t Ke5. (Wenn der König zurückweicht, bahnt 43. Tc3 dem weißen König sofort den Weg zu dem Bauern.) 43. Te6f Kf4 44. f6 Kg5 45. e5 Kg6 46. Te7 Tf3 47. Ke2. Schwarz gab auf. Partie Nr. 8 Sizilianisch Dr. Rahn — Junge (Bad Oeynhausen, 1941) 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cd 4. Sd4: Sf6 5. Sc3 d6 6. g3. (Der Fianchettoläufer soll das weiße Druckspiel gegen d5 verstärken; eine Fortsetzung, die dem Spiel von vornherein positioneilen Charakter verleiht.) 6. . . . Sc6 7. Lg2 Ld7. (Schwarz kommt nach der modernen Theorie einfacher zum Ausgleich, wenn er den starken Sd4 beseitigt: 7. . . . Sd4: 8. Dd4: Le7 9. 0—0 0—0 nebst Lc8 —d7—c6 und Dc7.) 8. 0—0 a6 9. b3. (Der Wert dieses Manövers hängt weitgehend davon ab, ob und unter welchen Umständen Weiß zu c2—c4 komt. Gelingt der

Vorstoß c4, dann ist d6—d5 verhindert, und Weiß wird eine dauerhafte Initiative entwickeln. Andernfalls wird der Bc2 zu einer Schwäche und zu einem Angriffsobjekt für Schwarz. Besser ist sicher 9. Le3, wonach Weiß ein gutes Spiel hat.) 9. . . . Tc8 10. Lb2 Le7 11. Sde2 b5 12. Sf4 Db6 13. Sce2 0—0 14. Dd2 Tfd8. (Die Eröffnung ist unbedingt günstig für Schwarz verlaufen. Der Aufbau des Weißen hat sich als zu zeitraubend erwiesen, der Bc2 ist schwach, und die Initiative liegt bei Schwarz.) 15. Tfdl. (Falls 15. c4, so 15. . . . bc 16. bc Se5, und der Bc4 geht verloren.) 15. . . . Se5 16. Tacl Lc6. (Mit ganz einfachen Zügen, fast möchte man sagen, bedächtig, wickelt Junge nun den Faden seines Spiels ab. Von Zug zu Zug wird deutlicher, wie zusammenhanglos die Figuren des Weißen stehen und wieviel Schwächen seine Stellung aufweist.) 17. Ld4. (Um den Be4 überhaupt decken zu können.) 17 Db8 18. f3 Sed7 19. Lf2.

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19. . . . d5! (Dagegen war Weiß seit 16. . . . Lc6 machtlos.) 20. ed Sd5: 21. Sd5: Ld5: 22. Da5? (Ein unzureichender Versuch, aktiv

21

zu werden. Weiß hatte aber auch keine guten Züge mehr. Auf z. B. 22. Sf4 wäre einfach 22. . . . Lc6 gefolgt, und Weiß hätte sich gegen die Drohung Se5 und Db7 zu verteidigen. Ganz schlecht wäre 22. f4? wegen 22. . . . Lg2: 23. Kg2: D b 7 f nebst Se5.) 2 2 . . . . Da8! 23. Sf4 Lf3: 24. Lf3: D f 3 : (Vielleicht hatte Weiß bei der Vorausberechnung nun 25. Da6: geplant; darauf aber hat Schwarz die starke Fortsetzung 25. . . . Tc2:! 26. Lb6? Sc5ü und gewinnt sofort; oder 26. Da7 Tdc8! 27. Sd3 Lc5ü gewinnt; deshalb muß Weiß 26. T f l spielen, doch folgt dann 26 T e l : , 27. T e l : g5! 28. Sg2 Se5 mit entscheidendem Angriff.) 25. Td3 Da8, 26. Del Sc5 27. Te3 Lf6 28. Sd3. (Weiß versucht, den Tausch der Türme möglich zu machen. In einem Endspiel mit nur Dame und Läufer auf beiden Seiten, wie es nach 28. . . . Sd3: 29. Td3: Td3: 30. T e l : D e l : entstehen würde, könnte er noch lange kämpfen. Schwarz aber erzwingt in gewandter Weise den Tausch gerade der leichten Figuren und verdoppelt fast unauffällig seine Türme in der d-Linie.) 28. . . . Lg5 29. Sc5: T c 5 : 30. Te2. (Nicht 30. Td3? wegen 30. . . . Td3: 31. Lc5: Td5! 32. Le3 Te5.) 30 Tcd5 31. Le3 L e 3 : t 32. Te3: Da7 33. Df2 T d l f 34. T d l : T d l : f 35. Kg2 D b 7 t 36. Kh3 Dd5. (Schwarz hat die Stellung weitgehend vereinfacht und droht nun u. a. 37. . . . Td2 mit Übergang in ein gewonnenes Turmendspiel, da sich darauf 38. Te2 wegen D h 5 f verbietet.) 37. Tc3 g6 38. Tc7 D f 5 t 39. Df5: gf. (Dieses Turmendspiel ist vor allem wegen der schlechten Stellung des 22

weißen Königs hoffnungslos. Um den König überhaupt ziehen zu können, muß Weiß den Gegner von dem Doppelbauern befreien und ihm zwei verbundene Freibauern überlassen.) 40. Tc6 Td2 41. Ta6: T c 2 : 42. a3 Kg7 43. Ta5 Ta2, 44. Tb5: Ta3: 45. g4. (Falls 45. Kg2, so 4 5 . . . Ta2f, und der König muß zurück nach h3 oder auf die Grundlinie; immerhin bot die abwartende Verteidigung mit dem König auf gl die Möglichkeit, den Kampf noch etwas länger fortzusetzen.) 45. . . . fgf 46. Kg4: Ta2 47. h3 f 5 f 48. Kf4 Kf6 49. Tc5 Tb2 50. Tc3 e5f 51. Kg3 f 4 | 52. Kh4 Kf5 53. Kh5 Tg2 54. Kh4 Tg6. Weiß gibt auf; nach 55. Kh5 folgt 55. Tg3. Partie Nr. 9 Unregelmäßig Richter — Junge (Bad Oeynhausen, 1941) 1. d4 Sf6 2. Lg5. {Klans Junge traf in dieser Partie zum erstenmal auf Kurt Richter, den vom Stil her wohl eigenwilligsten deutschen Meister der Zeit. Es ist interessant, zu sehen, wie Junge zunächst befangen spielt und rasch in eine bedrängte Lage gerät. Dann aber trifft er durchweg die richtige Verteidigung, und nach einigen schwachen Zügen des Gegners ist die scharfe Partie schon zu Ende.) 2.... g6. (Läßt die Verdoppelung des f-Bauern zu, wonach am Königsflügel ein unbeweglicher Bauernblock entsteht. Heute spielt man gern scharf 2. . . . Se4 3. Lh4 g5 4. f3 mit verwickelten und für Schwarz aussichtsreichem Spiel.) 3. Lf6: ef 4. e3 Lg7 5. c4 De7? (Das Fragezeichen stammt von Junge selbst.

Abgesehen aber davon, daß dieser Zug nutzlos ist und zu Tempoverlusten führt, ist es in der Tat schwierig, einen vernünftigen Entwicklungsplan für Schwarz zu finden. Am besten war zunächst einfach 5. . . . b6.) 6. Sc3 b6 7. Df3 Sc6 8. Sd5 Dd8 9. De4| Kf8. (Bis hier reichen die Folgen von 5. . . . De7. Der weiße Vorteil besteht vor allem darin, daß Schwarz nicht mehr rochieren kann, Weiß also einen Vorsprung in der Entwicklung erringt.) 10. Ld3(?). (Ungenau; weit besser war 10. Df4!, womit Weiß zum Angriff auf f6 ein Tempo gewinnt, da Schwarz erst noch d7—d6 ziehen muß.) 10. . . . Lb7 11. Df4 Se7! (Dieser starke Zug, der Weiß vor eine wichtige Entscheidung stellt, wäre bei 10. Df4 jetzt nicht möglich gewesen.) 12. Sf6: (Damit entschließt sich Richter zu einem in dieser Stellung bereits zweifelhaften Angriffsunternehmen. Die solide Fortsetzung 12. Le4 hätte nach 12. . . . Sd5: 13. cd nur einen bescheidenen Vorteil erbracht. Die Folge hätte sein können: 1 3 . . . . De7! 14. a3. [Nicht 14. Dc7:? wegen 14. . . . La6 mit günstigem Spiel für Schwarz.] 14 Dd6, 15. D d 6 : f cd mit ungefähr gleichem Spiel.) 12 Lg2: 13. Sf3.

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13. . . . Sc6! (Daß die Situation für Schwarz keineswegs ungefährlich ist, zeigt z. B. 13. . . . L h l : ? 14. Sg5!, wonach Schwarz mit 14. . . . Lf6: 15. Df6: De8 gerade noch das Matt decken kann, den Turm jedoch zurückverliert und nach 16. D h 8 : t Sg8 17. Dh7:! weiterhin schlecht steht. Der von Junge gewählte Springerzug aber bedeutet praktisch die Entscheidung.) 14. Sd5(?). (Nach 14. T g l Lf3:! 15. Sh7:|! Th7: 16. Lg6: Df6 17. Df6: Lf6: 18. Lh7: hätte er mit Turm und zwei Bauern gegen zwei Figuren noch gewisse Chancen gehabt.) 14. . . . L h l : 15. Sg5 Ld5: 16. cd Df6(?). (Sofort entschieden hätte 16. . . . Lf6.) 17. de Df4: 18. ef T e 8 t 19. Kd2 de 20. T e l Ld4: 21. T c 6 : Lf2: 22. T c 7 : Te7. (Den Rest der Partie spielten beide Partner, wie aus den Bedenkzeitnotierungen Junges hervorgeht, in 20 Minuten herunter.) 23. Tc4 Le3t 24. Kc2 Kg7 25. Sf3 Td8 26. f5 Tdd7 27. Th4 T c 7 | 28. Kb3 Lf2 29. Tf4 Te3. (Damit erzwingt Schwarz die Abwicklung ins gewonnene Bauernendspiel, was den kürzesten Weg zum Sieg bedeutet.) 30. f 6 f Kh6 31. Se5 Te5: 32. Tf2: Te3 33. Td2 Td7 34. Kc2 Ted3:! 35. Td3: Td3: 36. Kd3: Kg5 37. Kc4 Kf6: 38. Kb5 Ke5. Weiß gab auf. Partie Nr. 10 Dr. Lachmann



Junge

SlawischesDamengambit (Bad Oeynhausen, 1941) 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 c6 4. Sf3 de. (Diese Variante des Slawischen Damengambits durchzieht wie ein roter 23

Faden die gesamte schachliche Produktion Klaus Junges vom Anfang seiner Laufbahn an bis zu ihrem Ende. Von seinen ersten Turnierpartien an bis zu der Zeit, da er Weltklassespieler war, feilte er in Untersuchungen und in ständiger praktischer Erprobung an seiner Behandlungsweise dieses komplizierten und spannungsgeladenen Systems.) 5. a4 Lb4 6. e3 b5 7. Ld2 Db6. Junges eigener Zug, der von der Theorie kaum beachtet worden ist. Er verfolgt den Zweck, den Gambitbauern zu behaupten, indem der Punkt b5 gedeckt und die sonst übliche Sprengung b3 verhindert wird. [8. ab Lc3: 9. Lc3: ab 10. b3? b4!] Wie auch diese Partie zeigt, erhält Weiß dafür jedoch äußerst gefährlichen Angriff. 8. Se5 Db7. (Kein gutes Zeugnis für diese Spielweise, daß der natürliche Zug Lb7 nicht ausreicht. Auf 8 . . . . Lb7 könnte folgen: 9. Se4 Le7 10. ab cb 11. La5 Lb4f 12. Lb4: Le4: 13. Dg4.) 9. Se4 Le7. (Auf d2 zu tauschen, würde eine zu große Schwächung der schwarzen Felder bedeuten.) 10. Dg4! g6 11. Df4 f6 12. Sg4 g5. (Die Lage des Schwarzen ist kritisch, und es ist nicht ganz klar, ob der weiße Angriff nicht durchdringen sollte. Immerhin muß Weiß, wenn er opfert, die Verpflichtung zu kompromißlosem Angriff auf sich nehmen, und das ist nicht zuletzt der Zweck, den Junge mit der Wahl der Eröffnung verfolgte.) 13. Sg5:! (Nicht 13. Sf6:f Sf6: 14. Sf6:f wegen 1 4 . . . . Kf7.) 1 3 . . . . h5. ( 1 3 . . . . fg verbietet sich wegen 14. De5.) 14. Se5 Sh6. (Wieder darf Schwarz 24

keinen der Springer schlagen wegen 15. Df7f und La5|.) 15. Le2 Sf5 16. Sgf3 fe 17. Se5: Ld6 18. ab cb 19. Lf3.

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1 9 . . . . Sc6! (Vielleicht schon der erste Schock für den Angreifer; dieser Verteidigungszug war wirklich nicht leicht zu sehen.) 20. Dg5. (Weiß verzichtet zugunsten des Angriffs auf den Rückgewinn der Figur. Allerdings bot die Fortsetzung 20. Df5: ef 21. Lc6:f Dc6: 22. Sc6: Lb7 23. d5 Kd7 eher dem Nachziehenden die besseren Endspielaussichten.) 2 0 . . . . Le5: 21. de Sfe7 22. Dg7 Tg8 23. Dh7 Tf8 24. Tdl. (Nach 24. La5 drohend Lh5:f nebst T d l + kann Sdiwarz 2 4 . . . . Tf3: spielen, stärker ist aber 2 4 . . . . Sa5:! 25. Lb7: Sb7, und Schwarz hat mit den drei Leichtfiguren für die Dame gute Chancen. Die von Dr. Lachmann statt des Textzuges empfohlene 0—0 ermöglicht starkes Gegenspiel mit 2 4 . . . . Tf3:! 25. gf Se5: 26. Dh5:f S7g6 27. Tfdl Df3.) 2 4 . . . . Ld7 25. Dh5:f Kd8 26. Dh6 Te8 27. Lb4 Kc8 28. Ld6 a5! (Dient im Augenblick weniger dem Gegenangriff als dazu, einen gegen Turmangriffe geschützten Raum zu schaffen, wo Schwarz seine Figuren umgruppieren kann.)

29. Df4 Sf5 30. h4. (Die Freibauern am Königsflügel sind der eigentliche Trumpf des Weißen; deshalb braucht er keineswegs, wie vorgeschlagen wurde, zu rochieren, denn der Thl steht zur Unterstützung des h-Bauern genau auf dem richtigen Platz.) 30 Sd6: 31. ed e5 32. De4 a4 33. h5 Da6! (Schwarz nutzt seinen engen Spielraum ökonomisch aus.) 34. h6. (Etwas stärker war 34. Dh7, um Schwarz die Herstellung der Turmverbindung zu erschweren. Auch dann aber hätte Schwarz nach etwa 3 4 . . . . Td8 35. h6 Kb7 36. Lg4 Da7! sein Ziel schließlich erreicht.) 34 Kb7 35. Dh7? (Das leistet nun überhaupt nichts mehr. Weiß verpaßt hier seine größte Chance; mit 35. g4!, womit einfach der Vormarsch bis g7 nebst h6—h7 droKt, hätte er den Gegner vor äußerst schwierige Probleme stellen können. U. E. muß Schwarz darauf sofort 3 5 . . . . a3! ziehen, wonach große taktische Verwicklungen entstehen, deren Ausgang nicht klar abzusehen ist, wobei die größten Chancen aber auf selten von Weiß zu liegen scheinen.) 3 5 . . . . Tad8 36. Lg4 Kc8 37. Ld7:f Td7: 38. De4 Sd8 39. h7 Sf7 40. f4. (Noch immer ist Schwarz in Gefahr, doch dürfte ihm das Remis bereits sicher sein.) 40 Db7 41. Td5. (Statt dessen empfiehlt Blümich 41. Db7:f Kb7: 42. fe, doch läßt Schwarz sich dann keineswegs auf die von ihm angegebene mühsame Verteidigung mit 4 2 . . . . Tdd8 ein, sondern führt mit 4 2 . . . . Te5: 43. h8D Sh8: 44. Th8: Te3 : f nebst Te6 ein gewonnenes Turmendspiel herbei.)

4 1 . . . . Td6:! 42. Tc5:f Kb8 43. Db7:t Kb7: 44. Tb5:f Kc6 45. Te5:? (Eine fast komisch anmutende Verrechnung; Weiß hatte mit 41. Td5 direkt darauf gespielt. Es dürfte der weißen Stellung aber ohnehin nicht mehr zu helfen gewesen sein. Auf das von Blümich empfohlene 45. Tb4 Kc5 46. Tb7 folgt 4 6 . . . . Th6!, und Schwarz müßte trotz der vielen weißen Bauern das Endspiel gewinnen.) 4 5 . . . . Se5: 46. fe Tdd8. (Das hatte Weiß übersehen, daß damit beide schwarzen Türme sich retten. Nun ist ihm nicht mehr zu helfen; es folgte noch:) 47. e4 Th8 48. Ke2 Td7 49. Ke3 T8h7 50. Tgl Tb7 51. Kd4 Tb2: 52. Kc4: a3 53. g4 a2. Weiß gab auf. Partie Nr. 11 Königsindisch Rellstab — Junge (Bad Oeynhausen, 1941) 1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. f3 (Weiß strebt einen scharfen, auf Königsangriff gerichteten Aufbau an: f3, e4, Lg5 und u. U. 0—0—0. Da Schwarz jedoch die sehr starke Antwort 3 . . . . d5! zur Verfügung hat, ist es besser, f3 erst nach der Vorbereitung Sc3 und e2—e4 zu spielen.) 3 . . . . Lg7. (Junge nutzt seine Möglichkeit nicht. Es ist indes angesichts seiner umfassenden theoretischen Kenntnisse nicht anzunehmen, daß er über die Konsequenzen von 3 d5 nicht informiert war. Nach 3 d5 erhält Schwarz rasch ein unternehmendes Spiel gegen das weiße Zentrum. Zur Skizzierung des Weges, den das Spiel nehmen kann, seien hier die ersten Züge der bekannten Partie Euwe—Reshevski aus dem AVRO25

Turnier 1938 angegeben: 3 d5 4. cd Sd5: 5. e4 Sb6 6. Sc3 Lg7 7. Le3 0—0 8. f4 Sc6, und der mit 9. d5 vertriebene Springer kehrte nach b8 zurück, wonach Schwarz dann mit c7— c6 das weiße Zentrum sprengte und besseres Spiel erhielt.) 4. e4 d6 5. Sc3 0—0 6. Lg5 h6. (Diese Schwächung wird allgemein für notwendig gehalten, um dem drohenden Abtausch des Verteidigungsläufers mittels Dd2 und Lh6 entgegenzutreten. Zu erwägen ist aber doch das System energischen Gegenspiels mit Sbd7, c5 und Da5.) 7. Le3 e5 8 Sge2 Sbd7 9. Dd2 Kh7 10. b3 c6 11. d5. (Beide Partner „lagen auf der Lauer"; Weiß mochte nicht g4 ziehen, bevor die Mitte nicht festliegt, denn auf 11. g4 wäre z. B. 1 1 . . . . ed 12. Sd4: Se5 13. Le2 d5! möglich; Schwarz aber wollte nicht sofort auf d4 schlagen, weil Weiß dann auf g4 zunächst verzichtet und vorerst die Mitte sichert.) 11 De7 12. g4 cd 13. cd. (Der Versuch, mit 13. Sd5: Sd5: 14. Dd5: ein Druckspiel gegen den rückständigen d-Bauern einzuleiten, wäre ein Schlag ins Wasser, denn Schwarz erhält mit 1 4 . . . ,f5! ausgezeichnetes Gegenspiel.) 1 3 . . . . Sg8. (Um f7—f5 durchzusetzen.) 14. Sg3. (Um es zu verhindern.) 1 4 . . . . Sb6? (Hier erweist sich einer der wesentlichsten und fruchtbarsten Züge des /««gesehen Stils als schädigend; die außerordentliche Konsequenz, mit welcher Junge in dieser Partie wie im allgemeinen seinen Plan verfolgt, läßt ihn diesmal gegen die Erfordernisse der Position blind sein. Das Gleichgewicht der Stellung war, wie Junge selbst in seinen Auf26

zeichnungen vermerkt, mit 1 4 . . . . Lf6! zu halten, wonach dann mit 15 Lg5 dem weißen Angriff aller Wind aus den Segeln genommen wird. Als Illustration dessen, daß Weiß nach 14 Lf6 wirklich nicht in Vorteil kommen kann, diene folgende interessante Variante: 15. Sb5 a6! 16. Sc7 Tb8 17. La7 Lg5! 18. Dc2. [18. Da5—b6 nebst Tb7.] 1 8 . . . . b5 19. Lb8: Sb8: 20. a4 b4!, und Weiß ist gegen Lb7 nebst Tc8 machtlos, so daß Schwarz für den Turm zwei Figuren erhält.) 15. T e l ! Dd8. (Er bleibt bei seinem Plan; der Springer g8 soll nach e7, um f7—f5 zu unterstützen.) 16. h4 Se7 17. h5! (Damit haben die Befreiungsversuche von Schwarz ein Ende. Nach der erzwungenen Antwort, die h-Linie darf dem Weißen natürlich nicht überlassen werden, bleibt Schwarz in einer entsetzlich beengten Stellung zurück, in der für ein Gegenspiel nicht die geringsten Aussichten bestehen. Junge setzt unter diesen deprimierenden Voraussetzungen den Kampf noch über 40 Züge fort und zieht alle Register seiner Verteidigungskraft; sein unerschütterlicher Gegner aber läßt ihn nicht mehr aus der Umklammerung. Diese Partie ist in höherem Maße als manche Gewinnpartie geeignet, die Qualitäten Junges als Turnierspieler zu charakterisieren.) 1 7 . . . . g5 18. Sb5 f5 (!) 19. gf Tf7. (Dazu das Bauernopfer, um den Turm zur Verteidigung zu aktivieren.) 20. Lh3 Sg8 21. Db4 Lf8 22. a4 a6! (Die einzige Verteidigung gegen die Drohung a5.) 23. Da5. (23. Sd6:? gewann keinen Bauern wegen 2 3 . . . . Sd5:)

23 ab 24. Lb6: Ta5: 25. Ld8: Ta8 26. a5! (Er läßt dem Gegner keine Chance.) 2 6 . . . . Le7 27. Lb6 Tf8 28. Th2 Ld8 29. Ld8: Td8: 30. T c 7 f Ld7. (Auch wieder das einzige; nach 3 0 . . . . Td7 wäre der Kampf rasch zu Ende: 31. Thc2 Se7 32. Td7: Ld7: 33. Tc7 Td8 34. f6 Lh3: 35. fe Te8 36. Sf5 Lf5: 37. ef nebst Tb7:, und der a-Bauer ist nicht mehr aufzuhalten.) 31. b4 Tac8 32. Thc2 Sf6 33. L f l Kg8 34. T c 8 : T c 8 : 35. T c 8 : f Lc8: 36. Lb5: (Weiß hat nun zwar zwei Bauern mehr, doch ist der Sieg keinesfalls leicht, da der Bh5 zunächst verteidigt und das Eindringen des schwarzen Springers verhindert werden muß.) 3 6 . . . . Kf8 37. Kd2 Ke7 38. La4 Kd8 39. Kc3 Ke7 40. Kc4 Kd8 41. Kc3. (Der Abgabezug; Weiß möchte vor der häuslichen Analyse die Stellung nicht verändern und wiederholte daher die Züge.) 41 Kc7 42. Kc4 Kd8 43. b5 b6! (Immer wieder findet Junge neue Probleme für den Gegner. Weiß drohte b5—b6 nebst a5—a6 und dann Lc6. Nun aber muß Weiß sehr genau spielen, nach etwa a5—a6 wäre seine Aufgabe schon kaum mehr lösbar.) 44. ab Lb7 45. Kb4 Kc8 46. Ldl Kb8 47. Sfl Kc8.

(Ein psychologisch sehr interessanter Augenblick; Schwarz leistet verzweifelten Widerstand, obwohl seine Niederlage nur noch eine Frage der Zeit ist. Trotzdem aber verzichtet er nun auf 47. . . . Sh5:, einen Zug, der das Spiel verwickeln würde [Weiß zieht 48. f4! und dringt mit seinen Figuren ein.] und offensichtlich die einzige Chance wäre, wenn von solchen überhaupt die Rede sein kann. Hier zeigt sich wieder einmal, daß es selbst dem Objektivsten mitunter zu schwer fällt, einer sich aufdrängenden Erkenntnis zu folgen; Schwarz meidet eine Entscheidung, deren schlimmste Folge doch nur die ohnehin zu erwartende Niederlage sein kann und verzichtet zugunsten einer aussichtslosen Verteidigung darauf, dem Gegner Probleme zu stellen. 48. Sg3. (Nun bleibt Weiß doch auf dem Wege der Sicherheit und bereitet in Ruhe seine Schlußaktionen vor.) 4 8 . . . . Kb8 49. Le2 Kc8 50. L f l Kb8 51. Lh3 Kc8 52. Sfl Kd8 53. Se3 Sh5: (Das hat jetzt auf das Geschehen keinerlei Einfluß mehr; der Schluß war leicht im voraus zu berechnen.) 54. Sc4 Sf4. (Auf 5 4 . . . . Ke7 folgt 55. Sa5.) 55. Sd6: Ld5: 56. ed Sh3: 57. Sf7| Kc8 58. d6. Schwarz gab auf. Partie Nr. 12 Sizilianisch Palme — Junge (Bad Oeynhausen, 1941) 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cd 4. Sd4: Sf6 5. Sc3 d6 6. Le2 a6 7. a4 Dc7 8. 0—0 Sc6 9. K h l Le7 10. f4 Ld7. (In der von ihm mit Vorliebe angewandten 27

Scheveninger Variante der Sizilianischen Verteidigung pflegte Junge die Rochade so lange wie möglich hinauszuzögern, um abzuwarten, ob der Gegner am Königsflügel einen Bauernsturm unternehmen werde. Ohne kurz rochiert zu haben, bieten sich dem Schwarzen in diesem Falle sehr gute Möglichkeiten, selbst am Königsflügel zu Gegenspiel zu kommen.) 11. Lf3 Tc8 12. g4. (Im Sinne des oben Gesagten ist dies als verfrüht anzusehen. Besser war auf jeden Fall 12. Sb3, um den schwarzen Sc6 nicht über a5 nach c4 zu lassen.) 1 2 . . . . h6 13. Le3 Sa5 14. De2 g6! (Damit bereitet Schwarz den Gegenstoß im Zentrum vor, mit welchem er die Initiative an sich reißt. Sehr deutlich ist auch in dieser Partie der Kontrast zwischen dem zielbewußten Spiel Junges und dem unentschlossenen „Figurenziehen" des Gegners.) 15. Df2.

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1 5 . . . . e5! (Dazu geschah g7—g6, um den weißen Springer nicht nach f5 zu lassen.) 16. Sde2. (Auf 16. fe, um eventuell aus der Öffnung der f-Linie Vorteil zu ziehen, könnte folgen: 1 6 . . . . de 17. Sde2 Sc4 18. Lei Dc5! 19. Dg3. [Der Damentausch ist nur für Schwarz 28

günstig, da er die taktischen Gegenchancen des Weißen beträchtlich vermindert.] 1 9 . . . . h5! mit aussichtsreichem Spiel für Schwarz.) 16 Sc4 17. g5. (Weiß verliert auf jeden Fall einen Bauern; die mit dem Textzug angestrebte radikale Öffnung der Stellung bietet noch die besten Chancen wegen des in der Mitte befindlichen schwarzen Königs. 17. f5 beantwortet Schwarz einfach mit 17. . . . gf; falls dann 18. gf, so 1 8 . . . . Sb2:, falls aber 18. ef, so 1 8 . . . . Lc6! 17. h3 ist wegen 1 7 . . . . h5! äußerst gefährlich.) 1 7 . . . . Se3: 18. De3: ef 19. Sf4: (Bei 19. Df4: hg darf Weiß doch nicht 20. Dg5:? spielen wegen 20 Sg4!) 1 9 . . . . hg 20. Sfd5 Sd5: 21. ed (!) (Auf 21. Sd5: folgt 2 1 . . . . Dc5, und Weiß ist gänzlich ohne Gegenspiel; so aber muß Schwarz wegen der unsicheren Stellung seines Königs sehr aufmerksam verfahren.) 2 1 . . . . Lh3 22. Tf2 Dc5 23. De2 g4 (?) (Ein leichtsinniger Zug, der dem Weißen plötzlich große Chancen einräumt. Allerdings vergibt dieser in Zeitnot seine beste Möglichkeit durch ungenaues Spiel. Richtig war 23 0—0, wonach Schwarz seine Position allmählich konsolidieren und dann zum Gegenangriff übergehen kann.) 24. T e l ! Tc7 25. Se4! gf 26. Tf3:! Das ist stärker als 26. Df3: Db6 27. a5 Da5: 28. Sd6:| Kd7!, und das Opfer auf e7 reicht nicht einmal zum Remis.) 2 6 . . . . Db6 27. Tb3? (Mit 27. a5! konnte die schwarze Dame von der Deckung des Feldes d6 abgedrängt werden, ohne dabei die Bedrohung

von f7 aufzugeben. Nach 27. a5 könnte folgen: 2 7 . . . . Dd4 28. Sd6:f Kf8! [Nadi 2 8 . . . . Kd8 gewinnt Weiß mit 29. S f 7 : f Kc8 30. d6! Ld6: 31. T d l . ] 29. T f 7 : f Kg8 30. Te7: Te7: 31. De7: D d 5 : f 32. Se4 Th5!, und Schwarz kann die Stellung gerade noch halten. Nach seinem schwachen Zug aber ist Weiß verloren.) 2 7 . . . . Dd4 28. Sd6:| Kf8 29. Td3 Dh4. (Gegen die Drohungen Tc2: und Ld6: ist Weiß machtlos.) 30. De5 T c 2 : 31. Tf3. (Nach den

Bedenkzeitnotierungen Junges muß Weiß diesen Zug unmittelbar vor dem Fallen seines Blättchens ausgeführt haben. Bei etwas mehr Zeit hätte er vielleicht mit der „Kombination" 31. Th3: den hübschen Schluß 3 1 . . . . D e l : f ! 32. D e l : Th3: 33. De5 T h h 2 : f 34. Kgl Te2! ermöglicht.) 31 Lg2f. Weiß gab auf. Eine nicht fehlerlose Partie, die jedoch ein schönes Beispiel für Junges Mut zum Risiko darstellt.

29

KAPITEL

3

Internationale Anerkennung Im Oktober 1941 ging endlich der große Wunsch Junges in Erfüllung. Er durfte gegen internationale Spitzenklasse antreten. Im damals sogenannten Generalgouvernement konnte er erstmalig mit Weltmeister Aljechin und anderen führenden Meistern die Klingen kreuzen. Einzelne Schwächen ließen ihn jedoch zu keinem vollen Erfolg kommen. Eine Partie gegen Kieninger wurde trotz zweier Mehrbauern nur remis, und die unternehmend und stark gespielte Stellung gegen Nowarra verdarb er noch durch einen schwachen Zug. Seine Begegnung mit Bogoljubow (Partie Nr. 13) bringt ihn nach ungenauer Eröffnung in Schwierigkeiten, die erst ein kaltblütiges Bauernopfer zu bannen vermag. Durch gutes Abwägen der Chancen erkämpft er so noch ein verdientes Remis. Unwiderstehlich dagegen ist Junges Spiel gegen Mross (Partie Nr. 14). Der vorgefaßte, eigenwillige Eröffnungsplan wird von ihm konsequent und ohne Rücksicht auf eventuell mögliche Gegenchancen verfolgt und der Sieg durch eine verblüffende Schlußwendung erfochten. Für diese Leistung erhält Junge einen Schönheitspreis. Sehr gewandt zeigt er sich in seiner ersten Begegnung mit Aljechin (Partie Nr. 15). Zwar gelingt es dem Weltmeister, Junge im Endspiel schließlich doch noch zu verwirren und zu gefährden; eine Ungenauigkeit wird indes zur Rettung ausgenutzt und das Remis sichergestellt. Eine große Leistung des 1/jährigen. Durch einen zweifelhaften Zug in der Eröffnung gegen Reger (Partie Nr. 16), der offenbar den Partner aus dem Konzept bringt, erlangt Klaus das bessere Endspiel, welches sicher und eindrucksvoll zum Erfolg geführt wird. Wenn ihm auch ein Turniersieg in diesem Elitefeld noch nicht beschieden sein konnte, so bekundete das Spiel des jungen Meisters doch eine imponierende Sicherheit, die ihn auch nicht eine einzige Partie verlieren ließ. Sein 4. Platz reihte ihn einwandfrei in die Spitzengruppe dieses an klangvollen Namen nicht gerade armen Feldes ein. Unmittelbar im Anschluß an dieses schwere Turnier wartete auf Klaus in Bromberg eine neue Aufgabe, die seine physischen Kräfte übersteigen sollte. Mit Paul Schmidt hatte er in Bad Oeynhausen den 1. Platz um die deutsche Meisterschaft geteilt. Ein Stichkampf über 4 Partien sollte nun über den Titel entscheiden. In der ersten Partie kam Schmidt durch gesundheitliche Indisposition in Zeitnot. Klaus verschmähte es jedoch, diese „Chance" zu nützen und nahm das Remis-Angebot seines Partners an. Eine charakteristische Episode für das sport30

lieh ritterliche Verhalten junges, der stets allein im Kampf die Entscheidung herbeiführen wollte. Die zweite und dritte Partie und damit der gesamte Wettkampf wurden eine verhältnismäßig leidite Beute Paul Schmidts. Die Objektivität Klaus Junges diesem Wettkampf gegenüber wurde in ganz besonderer Weise dadurch hervorgehoben, daß sämtliche Partien dieser Begegnung von ihm glossiert in der Deutschen Schachzeitung erschienen. Ein sympathisches Bekenntnis eines Schachmeisters zur eigenen Niederlage! Um diese Zeit war Klaus Junge weit über die Grenzen Hamburgs zu einem Symbol für die deutsche Schachwelt und zu einem Vorbild für die aufstrebende Schachjugend geworden. In einer Plauderei von Dr. H. Seger in der „Schlesischen Zeitung" jener Tage wird unter der Überschrift „Schachmeisteraspiranten" in amüsanter Weise eine Bahnfahrt geschildert, auf welcher 17jährige Schach spielen. Das überzeugendste Argument eines gleichaltrigen, mit dem Geschehen auf dem Brett nicht einverstandenen Zuschauers wird dabei mit den Worten wiedergegeben: „Junge, Junge, das würde Klaus Junge nicht gemacht haben." Im Januar 1942 sehen wir Junge in Dresden. Als Gast der Dresdener Schachgesellschaft spielte er dort ein gut besetztes Turnier mit. Trotz der Teilnahme von Meistern, wie Rudolf Keller und Kopetzky, war Junges Gesamtsieg niemals gefährdet. Ohne Verlust ging er mit IV2 Punkten Vorsprung durchs Ziel. In seiner Partie (Nr. 16) gegen Ullrich gelang es Klaus, eine seiner eröffnungstheoretischen Spezialwaffen zu einem glänzenden Sieg zu führen. Schon seit längerer Zeit wie auch später hatte er sich einer eingehenden theoretischen und praktischen Erforschung der Variante 1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sf3 Sf6 4. Sc3 e6 5. Lg5 de 6. e4 b5 7. e5 h6 8. Lh4 g5 9. Sg5: hg 10. Lg5: Sd7 11. Df3 Lb7 12. Le2 Db6 gewidmet, worauf sich eigentlich der Anspruch auf die Bezeichnung Junge-Variante begründen dürfte. Leider hat sich durch die Zeitverhältnisse dieser Terminus international nicht einbürgern können. Nach Hamburg zurückgekehrt, holte sich Junge quasi in einem Zwischenspurt die Hamburger Meisterschaft. In der Partie gegen Alf eis (Nr. 18) demonstriert er die unnachgiebige Widerlegung unzureichenden Eröffnungsspiels. Ende März finden wir Junge auf einem Wertungsturnier in Rostock wieder. Eine geschickte Regie führte die beiden Favoriten, den Altmeister Carls und Klaus Junge, erst in der letzten Runde zusamen. Klaus war durch einige Remisen mit einem Punkt im Rückstand und mußte um jeden Preis gewinnen. Diese psychologische Belastung wurde jedoch von seinem erfahrenen Partner, der nur ein Remis zum Gesamtsieg benötigte, gut ausgespielt, und Klaus verlor. Mit 2 Punkten Abstand mußte er sich mit dem zweiten Platz begnügen. Gegen Heinz Lehmann, damals noch Student der Jurisprudenz in Königsberg, gelang es Klaus, in einer hinreißenden Partie (Nr. 19) die Gefährlichkeit des Antimeraner Gambits zu demonstrieren. Beide Seiten gingen dabei Risiken ein, in deren Verlauf Klaus das taktische Duell mit Hilfe größerer Erfahrung gewinnen konnte. Der Schluß wird durch ein bildschönes „Pseudodamenopfer" bestimmt, 31

welches Lehmann vor die Wahl zwischen Matt oder Materialverlust stellte. Der Königsberger Student entschied sidi für das effektvollere Matt. Im Juni 1942 erreichte die Erfolgskurve Klaus Junges einen neuen Höhepunkt. Für den verhinderten Exweltmeister Dr. Euwe durfte er einspringen und an einem sonst reinen Großmeisterturnier teilnehmen. In dem herrlichen Salzburg hatte sich die damalige absolute Elite des Schachs in Mitteleuropa versammelt. Neben dem Klaus schon bekannten Weltmeister Aljecbin, den Großmeistern Paul Schmidt und Bogoljubow, hatten sich der estnische Großmeister Keres und aus Schweden Großmeister Stoltz eingefunden. Fünf gewaltige Gegner, mit denen jeweils 2 Partien zu spielen waren. In der ersten Begegnung mit Aljechin (Partie Nr. 20) weist Klaus verschiedene „Nadelstichangriffe" des Weltmeisters zurück, um dann mit einem sehr schönen Bauernopfer das Heft in die Hand zu nehmen. Aljechin gibt in dem nun entbrennenden Kampf um die Initiative eine Qualität, was sich jedoch als nicht ausreichend erweist. In sauberer Spielweise zwingt Klaus den Weltmeister zur Aufgabe. Eine sehr genaue Spielweise von beiden Seiten zeichnet die Begegnung mit Paul Schmidt (Partie Nr. 21) aus. Vor lauter taktischen Plänkeleien kann sich kein spezifischer Positionskampf entwickeln. Ein verdientes Remis ist das Ergebnis dieser Auseinandersetzung. Stoltz (Partie Nr. 22) gerät nach einer Eröffnungskombination in ein schwieriges Endspiel und zieht dort gegen ganz hervorragende Spielführung den kürzeren. Dramatisch gestaltete sich die Begegnung mit Bogoljubow (Partie Nr. 23). Nach schwieriger Eröffnung läßt sich Junge durch eine Ungenauigkeit auf starken Angriff von Bogoljubow ein und kann sich nur noch in ein schlechter stehendes Endspiel retten, nachdem er sich vorher in großer Zeitnot sehr geschickt verteidigt hatte. Hier kann Klaus seinem großen Gegner nach hartem Kampf die Initiative entreißen und ihn trotz seines Mehrbauern in schwierige Stellung bringen. Diesen Vorteil baut er dann systematisch aus und besiegt seinen demoralisierten Partner. Mit 50°/o aller möglichen Punkte zeigte sich Klaus Junge dem Feld der Großmeister als ebenbürtig. Hinter Aljechin und Keres gelangte er zusammen mit Paul Schmidt auf den 3. bis 4. Platz vor Bogoljubow und Stoltz. In Würdigung dieser gewaltigen Leistung erhielt Klaus die goldene Ehrennadel des Deutschen Schachbundes. Seine internationale Anerkennung war nun bis in die Großmeisterklasse hinein unbestritten. Partie Nr. 13 Sizilianisch Bogoljubow — Junge (Warschau, 1941) 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cd 4. Sd4: Sf6 5. Sc3 d6 6. Le2 a6. (Junges Vorliebe für diese Eröffnung entspringt seiner Neigung zu Systemen, deren positio32

nelle Grundidee stark ausgeprägt ist und konsequentes Spiel verlangt.) 7. a4 Sc6 10. f4 Ld7 Eröffnung Palme —

8. 0—0 De7 9. Khl Le7 11. Lf3 Tc8. (Bezüglich der siehe auch Partie Nr. 12, Junge.)

12. Sb3. (Als verfrüht erwies sich in der erwähnten Partie 12. g4, wonach

Schwarz mit Sc6—a5—c4 zu starkem Gegenspiel kam.) 12 Sa5 (?) (Eine Ungenauigkeit; der Springer stand besser auf b4, von wo aus er den Vorstoß d6—d5 unterstützt hätte.) 13. Sa5: Da5: 14. De2 Lc6 15. Ld2 De7 16. b4! (Schwarz hat nach seinem schwachen 12. Zug mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Weiß droht nun, mit b4—b5 weiteren Raum zu gewinnen. Junge entschließt sich daher, einen Bauern zu opfern, um diesen materiellen Nachteil durch Druckspiel gegen den gelockerten weißen Damenflügel zu kompensieren.)

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1 rn'mm" H B w w w A B B Ä B 11 ¡¡¡f ' ' s m m S B ^^ s lH 4 1 6 . . . . d5! 17. e5. (Wie Junge bei seinem letzten Zug, so überlegte hier Großmeister Bogoljubow länger als eine Stunde. Uns will aber trotzdem scheinen, als sei seine Entscheidung nicht die beste gewesen. Für aussichtsreicher erachten wir, unter Verzicht auf den unmittelbaren Bauerngewinn, Linien zu öffnen, wonach die Stellung des schwarzen Königs kritisch werden dürfte. Nach 17. ed! Sd5: [Falls 1 7 . . . . ed, so 18. b5 ab 19. ab Ld7 20. Tael Le6 21. f5 mit gewaltigem Angriff.] 18. Sd5: Ld5: 19. Ld5: ed, 20. Tael Kf8 21. Lc3!, und der weiße Angriff dürfte schwerlich erfolgreich abzuwehren sein.) 3 Budridi-Sdiulte

17 Se4 18 Se4: de 19. Le4: Le4: 20. De4: 0—0. (Nun hat Weiß zwar einen Bauern mehr, doch stellen sich der Umsetzung dieses Materialvorteils große Schwierigkeiten entgegen; der c-Bauer ist rückständig und daher ein bequemes Angriffsobjekt für den Nachziehenden, der außerdem sofort die d-Linie in Besitz nimmt, wonach Weiß kaum mehr Möglichkeiten hat, aggressiv zu spielen.) 21. c3. (Auf den stark aussehenden Zug 21. c4 antwortet Schwarz nicht 21 Dc4:?, weil Weiß dann mit 22. Db7: Tc7 23. Df3 Td7 24. T f c l sein materielles Übergewicht unter wesentlich verbesserten Umständen behauptet, sondern er spielt zunächst 21 Tfd8!, womit er alle Kräfte mobilisiert und nach der Antwort 22. Tfdl [Besseres ist nicht zu sehen] mit 22 Dc4: seinen Bauern mit besserem Spiel zurückgewinnt: 23. Db7: Tc7 24. Df3 Tcd7!. Der Versuch, mit 21. T f c l doch zu dem Vorstoß c4 zu gelangen, bietet zunächst gar keine Aussichten auf Erfolg.) 2 1 . . . . Tfd8 22. Tf2 Td5! 23. g3 Tcd8 24. Lei T d l 25. T d l : T d l : 26. Kg2. (Der Kampf geht still, aber zäh um den Vorstoß c4. Soeben verbot sich c4, weil b4 „hing".) 2 6 . . . . Dd7! 27. Te2 g6 28. a5. (Wieder war 28. c4 nicht möglich; diesmal wegen 2 8 . . . . Td4 29. Dc2 D c 6 f ; 28. a5 aber war noch nicht notwendig, Schwarz gewinnt dadurch das Feld b5.) 28 Kg7 29. Lf2 Db5 30. L e i . (Denn das beabsichtigte 30. Ld4, womit der Damenflügel gesichert und die Möglichkeit eines Königsangriffs mittels g3—g4 und f4—f5 aufgetan würde, ging wegen 3 0 . . . . Lb4:!, 33

31 cb Td4:! nicht an. Es ist ein interessantes Beispiel zum Thema „Denken in der Schachpartie", daß Großmeister Bogoljubow diese Wendung später in Zeitnot übersieht, d. h. sie vom 30. bis zum 39. Zug restlos vergessen hat.) 3 0 . . . . Dd7 31. Kh3 h6! (Ein teuflischer Zug, der sich wieder gegen c3—c4 wendet; man sehe: 32. c4? Td4 33. Dc2 Dc6 34. c5 Tf4:! 35. gf Df3| 36. Lg3 g5! mit unparierbarem Matt.) 32. Kg2 h5 33. h3 Ld8 34. g4. (Weiß versucht nun, am Königsflügel etwas zu erreichen, doch das aufmerksame Gegenspiel Junges macht alle Bemühungen vergeblich.) 34. . . . hg 35. hg Le7 36. Df3 Db5 37. De4 Dd7 38. Lf2 Db5 39. Ld4. (Da ist es! Schwarz gewinnt nun seinen Bauern zurück. Sollte aber vielleicht Bogoljubow die Absicht gehabt haben, unter dem täuschenden Vorwand eines Versehens den Bauern zu opfern, um den Ld4 gegen den schwarzen König ins Feld zu führen? Auf jeden Fall jedoch kommt nichts dabei heraus; Schwarz verteidigt sich taktisch gewandt und erkämpft das verdiente Remis.) 3 9 . . . . Lb4: 40. f5 gf 41. gf ef 42. Df3. (Der Abgabezug. Schwarz hatte also genügend Gelegenheit, Maßnahmen gegen die weißen Drohungen durchzudenken.) 4 2 . . . . Dc6. (Danach ist der Sturm vorbei, der Großmeister „läßt sich noch einige Züge zeigen" und gibt dann remis.) 43. e6f Kf8 44. Dc6: bc 45. Te5 fe 46. Te6: Remis. Eine ausgezeichnete Verteidigungsleistung Junges. 34

Partie Nr. 14 Nimzoindisch Junge — Mroß (Krakau, 1941) 1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. e3 0—0 5. Ld3 b6 6. Sge2 Lb7 7. 0—0 d5 8. f3 c5 9. a3 La5. (Schwarz vermeidet es zunächst, durch den Tausch auf c3 das weiße Zentrum zu stärken. Wenn man sich bei diesem Rückzug auch eines unbehaglichen Gefühls nicht zu erwehren vermag, so ist doch nach den bisherigen Erfahrungen der Praxis dem exponierten Läufer nichts anzuhaben.) 10. Sa2. (Weiß macht aus der Läuferstellung doch ein Problem, und es ist interessant, daß sein Gegner mit der ihm daraus erwachsenden Aufgabe nicht fertig wird. Sicherer erscheint aber doch 9 . . . . cd, um auf jede Antwort des Weißen auch noch auf c4 zwischenzutauschen, wonach der weiße Zentrumsdruck aufgehoben ist, und dann den Lb4 entweder nach e7 zurückzuziehen oder auch, falls Weiß mit einem Bauern wiederschlagen muß, auf c3 abzutauschen. 1 0 . . . . Sc6 11. cd ed 12. b3 De7 13. Tbl a6. (Bereitet gelegentliches b5 vor und wendet sich gleichzeitig dagegen, daß Weiß mit Lb5 und Lc6: einen der Verteidiger des wichtigen Feldes b4 abtauscht.) 14. Sg3 Tfe8 15. Tf2! (Ein feiner Zug, mit welchem Weiß seinen Raum sehr geschickt ausnützt; er droht Tfb2 und auch Dfl. Der Zug 15. Sf5 wäre kraftlos wegen der Antwort 1 5 . . . . Df8 nebst g7—g6.) 15 Tad8? (Damit greift Schwarz fehl! 1 5 . . . . g6 sicherte die Damen-

Stellung und bot die Möglichkeit, nach etwa 16. Tfb2 mit 16 b5! 17. de Lc7 das eben doch etwas einseitig ausgerichtete Spiel des "Weißen als fragwürdig hinzustellen. Behauptet Weiß mit 18. b4 konsequent den gewonnenen Bauern, so folgt 1 8 . . . . Lg3: 19. hg Sh5 20. Del [20. g4 Sg3 nebst Dh4] Se5 mit gewaltigem Angriff.) 16. D f l ! cd. (Nun bot 1 6 . . . . b5 keine Chancen, da Weiß 17. Sf5 und dann erst 18. de spielt. Schwarz gibt daher eine Figur auf in der Hoffnung, in den entstehenden taktischen Verwicklungen Gegenchancen zu finden.) 17. Sf5. (Ein wichtiger Zwischenzug; nach sofort 17. b4 erhielte Schwarz zwei gewaltige verbundene Freibauern auf d4 und e3.) 1 7 . . . . De6 18. b4 de 19. Se3: b5 20. ba d4 21. Sf5 Sa5: 22. Lg5 h6 23. Lh4 Ld5. (Mit zwei Bauern für den Läufer bei aktiver Figurenstellung macht das schwarze Spiel noch gar keinen schlechten Eindruck. Allmählich aber entwirrt sich das Knäuel der ungünstig postierten weißen Figuren, und es beginnt mit dem Kampf gegen den Bd4 die Schlußphase der Partie.) 24. Te2! Db6 25. Sb4 Lc4 26. Te8:t Te8: 27. Lf2 Sb3 28. Tdl Le6 29. Sc2 Td8. (Der Bd4 ist damit scheinbar ausreichend verteidigt, denn nach beiderseits zweimaligem Schlagen auf d4 nimmt die schwarze Dame mit Schach auf d4, so daß sie durch Abzüge des Ld3 nicht gefährdet ist. Weiß hat jedoch eine reizende Feinheit vorausberechnet.) 30. Sfd4: Sd4: 31. Sd4: Td4: 32. Khl Kf8. 3*

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(Das pariert die Drohung 33. Ld4: Dd4: 34. Lh7f.) 33. Dglü (Die Pointe der Kombination; Weiß gewinnt einen ganzen Turm.) Schwarz gab auf. Sehr merkwürdig und in der Praxis gewiß selten, wie hier Dame und König im Zuge eines sinnvollen Manövers „zur Seite traten". Klaus Junge erhielt für diese Partie einen Schönheitspreis. Partie Nr. 15 Damengambit Junge — Dr. Aljechin (Warschau, 1941) 1. Sf3 d5 2. d4 c5. (Objektiv bedeutet dieser Zug nichts als eine etwas sehr direkte Einleitung der Tarrasch-Verteidigung; subjektiv gesehen aber, welch herrische Geste! Welche seelische Belastung für einen 17jährigen Schachspieler, der zum ersten Male dem Weltmeister, und zwar d e m Weltmeister, denn das war Aljechin, gegenübersteht.) 3. c4 e6 4. e3. (Charakteristischerweise verzichtet Junge auf die aggressive Form der Tarrasch-Verteidigung, bei welcher auf d5 getauscht und der Lfl fianchettiert wird; Weiß leitet damit ein Druckspiel gegen den isolier35

ten Bd5 ein, muß dem Gegner aber mit der Befreiung des Lc8 ein dynamisches Figurenspiel gestatten. Dieses Figurenspiel aber ist es, dem Klaus Junge ausweicht, denn hier ist Aljechin fast ein Zauberer, der die verborgensten Möglichkeiten aufspürt und dem kaum jemand gewachsen ist.) 4 Sf6 5. Sc3 Le7 6. Ld3 0—0 7. 0—0 Sc6 8. b3 b6 9. cd ed 10. Sa4. (Dieser Zug in Verbindung mit dem vorausgegangenen Bauerntausch stellt Schwarz vor die Entscheidung, entweder die Verpflichtung der „Hängebauern" auf sich zu nehmen oder mit dem Tausch auf d4 die Stellung weiter zu entspannen. Aljechin entschließt sich zum Tausch wahrscheinlich in der Erwägung, daß danach der Springer auf a4 ungünstig steht.) 10. . . . cd 11. Lb5! (Ein geschickter Zwischenzug, der nach 1 1 . . . . Lb7? 12. Sd4: möglich macht, wonach Weiß starkes Spiel gegen den Bd5 hat.) 1 1 . . . . Ld7! (Und danach muß Weiß mit dem Bauern wiederschlagen.) 12. ed Se4 13. Lb2 Tc8 14. T e l Sb4 15. Ld7: D d 7 : 1 6 . Se5 De6 17. f3 T e l : 18. L e i : b5! (Mit diesem Zuge leitet Aljechin eine Abwicklung ein, mit welcher es ihm gelingt, einen allerdings minimalen Endspielvorteil herauszuarbeiten. Den Se4 zurückzuziehen, wäre nicht günstig wegen 19. T e l , wonach die schwarze Dame die e-Linie räumen muß.) 19. fe ba 20. a3! (Das beste; der schwarze Springer wird aus seiner starken Stellung vertrieben. Falls dagegen 20. ed, so 20 Dd5: 21. a3 Sa2!; oder 20. ba de, und Schwarz hält den Be4, der mit Unterstützung 36

des nach d5 gehenden Springers eine gefährliche Macht darstellt.) 2 0 . . . . f6! (Auch Schwarz tut gut daran, den direkten Weg zu meiden; nach 2 0 . . . . Sc6 21. ed Dd5: 22. Sc6: Dc6: 23. ba steht eher Weiß besser.) 21. ab. (Es ist ersichtlich, daß der weiße Springer keine vernünftigen Rückzüge hat.) 2 1 . . . . fe 22. T f 8 : f Lf8:

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• Am&m AQm. (Nachdem auf diesem gewiß nicht alltäglichen Wege der größte Teil des Materials vom Brett verschwunden ist, muß sich nun noch die reizvolle Hängestellung der Bauern auflösen, um endlich einem „normalen" Endspiel Platz zu machen. Auch hierbei müssen beide Parteien sorgfältig verfahren.) 23. ba. (Schlecht ist natürlich 23. ed, wonach Schwarz einen Bauern gewinnt, während nach 23. de De5: 24. ba De4: Schwarz wegen der aktiveren Figurenstellung gleichfalls die etwas besseren Chancen hat.) 23 de. (Nicht 23 Lb4: wegen 24. Db3! und nicht 23. . . . ed wegen 24. Dd4:, und nach Damentausch hätte Weiß das bessere Endspiel, während nach 24. . . . de 25. Da7:! Lb4: 26. D b 8 f Lf8 27. La3 Weiß zu einem gewonnenen Bauernendspiel ab-

wickeln könnte. Wirklich eine gefährliche Stellung.) 24. de. (Ohne die Möglichkeit D b 6 f für Schwarz wäre der Zug 24. d5 stark.) 2 4 . . . . D b 6 t 25. K h l Db4:

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(Die taktischen Verwicklungen sind vorüber. Das entstandene Endspiel ist, wie gesagt, etwas günstiger für Schwarz und stellt überhaupt das bestmögliche Resultat dar, das aus der schwarzen Stellung zu erzielen war. Der Vorteil des Nachziehenden stützt sich vor allem auf die ungünstige Position des weißen Königs, der selbst nach geschehenem h2—h3 nur auf ein schwarzes Feld ziehen kann und daher immer Angriffen des schwarzen Läufers ausgesetzt ist. Außerdem ist der weiße a-Bauer schwächer als der schwarze, und die schwarze Dame steht im Augenblick bedeutend aktiver.) 26. Le3 a6 27. h3. (Junge tadelt selbst diesen Zug, vermutlich, weil er ihm nicht genügend aktiv erschien, und er möchte ihn durch die Folge 27. Dd5f Kh8 28. Da8 ersetzt sehen. Audi danach aber ist die weiße Stellung nicht ungefährdet; es könnte z. B. folgen: 2 8 . . . . h6, und nun darf Weiß nicht auf a6 schlagen, weil nach 29 Delf 30. Lgl e3 der Freibauer eine gewal-

tige Macht würde. Angebracht wäre daher 29. h3.) 27. . . . h6 28. D d 5 t Kh8 29. Kh2. (Mit 29. Da8 konnte Weiß immer noch in die angegebene Variante einlenken, die nunmehr gegenüber dem Text vorzuziehen ist. Nach dem Fall des weißen a-Bauern wird der schwarze Randbauer sehr gefährlich.) 2 9 . . . . Da4: 30. Da8 Da3 31. De4: a5 32. Lf4. (Es zeigt sich, daß der weiße e-Bauer schwer zu verwerten ist; um ihn nach e6 zu bringen, muß zuvor die Diagonale b8—h2 geschützt werden, und über das Feld e7 dürfte er überhaupt nicht hinwegkommen.) 3 2 . . . . Db4 33. De3. (Die Damen durfte Weiß natürlich auf keinen Fall tauschen; nach 33. Db4: Lb4: gewinnt Schwarz, indem er den a-Bauern nach a3 vorrückt und dann seinen Läufer über d2, cl nach b2 führt. Sollte Weiß sofort den e-Bauern ziehen, so spielt Schwarz zunächst Kg8 und dann Lb4—e7—f6 [bei Stellung des a-Bauern auf a3].) 33. . . . Lc5 34. Del Kg8 35. Ld2 Dd4 36. Lc3. (Natürlich nicht 36. La5:? wegen 36. . . . De5:f 37. K h l Ld6. Nun aber steht der weiße Läufer zur Verteidigung richtig; er beherrscht das Umwandlungsfeld des schwarzen Bauern und deckt zugleich e5. Es ist außerordentlich interessant zu sehen, wie Aljechin trotzdem immer neue Angriffsmöglichkeiten findet.) 36. . . . Dc4 37. Dd2 a4 38. Dd8f Kh7 39. Dd2 a3 40. Lal De4. (Damit beginnt ein Angriff gegen den weißen König, der eigentlich hätte Erfolg haben müssen; der Läufer soll über e3 nach f4. Zunächst jedoch ist diese Drohung noch nicht entscheidend, 37

denn Weiß kontrolliert die Felder c2 und e2, so daß er auf L f 4 f — g3 ziehen darf, ohne ein Damenschach fürchten zu müssen.) 41. Ddl Le3 42. Lc3 a2. (Der Be5 ist zwar zu gewinnen, doch erhält Weiß nach L f 4 f und Abtausch der Läufer auf e5 mit Dd3f den a-Bauern dafür. Bei Stellung des a-Bauern auf a2 erfolgt in diesem Falle statt Dd3f — Dc2f.) 43. Lal D b l 44. De2. (Gegen D b l genügt dieser Zug als Verteidigung, denn im Falle von D a l : hat Weiß durch D d 3 f und D d 8 f Dauerschach. Gegen das nun folgende Manöver des Weltmeisters aber sollte es kein Mittel mehr geben; hier indes rettet eine Ungenauigkeit Aljechins. 4 4 . . . . Lg5! 45. Db2 h5! 46. g3.

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4 6 . . . . Le3? (Der Weltmeister war sich seiner Sache anscheinend allzu sicher. Nach den Aufzeichnungen Junges verbrauchte er vom 35. bis zum 46. Zuge 11 Minuten Bedenkzeit, für eine solche Stellung gewiß nicht viel. Gegen das Matt auf gl kann Weiß sich verteidigen, nach 4 6 . . . . h4! aber hätte die offene weiße Königsstellung die Entscheidung gebracht.) 47. Kg2 h4 48. Kf3. (Das entscheidende Tempo zur Rettung des Königs.) 38

48 Lc5 49. gh Kg8 50. Dc3. (Die größte Gefahr für Weiß ist vorüber, der Kampf aber nicht; Aljechin legt immer wieder Fallstricke, doch erweist sich Junge mit außergewöhnlicher Aufmerksamkeit allen Situationen gewachsen.) 50. . . . D f l t 51. Ke4 D g 2 t 52. Kf4 D f 2 f 53. Ke4 Dg2f 54. Kf4 D f 2 f 55. Ke4 D h 4 : f 56. Kd5 Lf8 57. Db3 Df2 58. Ke4f Kh7 59. Dd3 g6 60. Dc3 Lg7 61. Kd5 D f 7 t 62. Kc6. (Weiß kann sich mit dem König nicht in der Mitte behaupten, da er grundsätzlich die schwarzen Felder meiden muß, um dem gegnerischen Läufer keine Gelegenheit zum Eingreifen zu bieten.) 62. . . . D e 6 f 63. Kb5 D d 5 f 64. Ka4 g5 65. Ka3 Kh6. (Weiß drohte Dc2f.) 66. Dd4 De6 67. Dg4 L f 8 | 68. Ka4!. (Das war die letzte Klippe. Weiß durfte nicht 68. Kb2 spielen wegen 68. . . . D e 5 : f 69. Ka2: D d 5 f ! 70. Kbl Dd3f 71. Ka2 D c 2 f 72. Lb2 Lg7, und nach Abtausch aller Figuren auf b2 gewinnt Schwarz das Bauernendspiel.) 68. . . . D c 6 f 69. Kb3 Dd5| 70. Dc4 D c 4 : | 71. Kc4: Kh5 72. Kb3 Kh4 73. Ka2: Kh3: 74. e6 Le7 75. Lb2 Kg3 76. La3 Lf6 77. e7 Le7: 78. Le7:. Remis.

Partie Nr. 16 Damengambit (Meraner Variante) (Warschau, 1941) Reger



Junge

1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 c6 4. e3 Sf6 5. Sf3 Sbd7 6. Ld3 de. (Damit leitet Schwarz die Meraner Variante ein, in der ebenso wie im angenommenen

Slawisch in scharfer Form das Stellungsproblem Flügelangriff gegen Zentrumsangriff zur Sprache kommt. Beide Eröffnungen wandte Klaus Junge entsprechend seiner Neigung zu klaren strategischen Zielsetzungen gern an.) 7. Lc4: b5 8. Ld3 a6 9. e4 c5 10. e5 cd. (Die hiermit beginnenden taktischen Verwicklungen sind längst fester Bestandteil der Eröffnungstheorie und hinsichtlich ihres positionellen Resultats weitgehend untersucht. Wenn also wie in dieser Partie beide Partner einer so langzügigen theoretischen Variante folgen, dann gibt es im allgemeinen nur zwei Erklärungen dafür: Entweder — sie steuern einem frühzeitigen Remis zu oder aber — einer von beiden, wenn nicht beide, haben die Absicht, den Gegner mit einer Neuerung bzw. einem weniger bekannten Zug zu überraschen. So wählt Junge hier im 15. Zug eine eigentlich als wenig günstig geltende Fortsetzung, stellt aber dem Gegner damit die Aufgabe, sich selbständig mit der entstandenen Situation auseinanderzusetzen. Die psychologische Taktik bewährt sich, Reger findet sich mit der Stellung nicht mehr zurecht und gerät rasch in entscheidenden Nachteil.) 11. Sb5: Se5: 12. Se5: ab 13. Df3. (Andere Möglichkeiten bestehen in 13. 0—0 oder 13. L b 5 : t , womit Weiß aber ebensowenig wie mit dem Textzug das Gleichgewicht der Stellung zu stören vermag.) 1 3 . . . . L b 4 t 14. Ke2 Dd5. (Dies ist die Abweichung vom üblichen Wege, der in 15. . . . Tb8 mit raschem Ausgleich besteht.)

15. Dd5: Sd5: 16. L b 5 : t Ke7(?) 17. Sc6"("?. (Das ist eine Übereilung, die Weiß in Schwierigkeiten bringt. In einer neueren Partie hat Dr. Euwe den letzten schwarzen Zug als schwach nachgewiesen. Er zog 17. T d l ! und gewann nach 17. . . . Lc5 18. Sc6f Kd6 19. Sd4: Ld4: 20. Td4: Kc5 21. Ta4! einen Bauern.) 1 7 . . . . Kd6 18. Sb4:?. (Weiß verkennt den Charakter der Stellung. Zwar hat er nun zwei verbundene Freibauern am Damenflügel und dazu das Läuferpaar, doch wiegen die aktive Figurenstellung und das schon weit vorgerückte Zentrum des Schwarzen weit schwerer. Allein richtig war 18. Sd4: Kc5 19. a3, wonach Schwarz mit 19. . . . Lc3! den Ausgleich sicherstellt.) 18 Sb4: 19. a3. (Mit 19. Ld2 ist kein Tempo zu sparen, denn Schwarz darf auf a2 schlagen. Der „Figurgewinn" 19. Ld2 Sa2:! 20. L b 4 f Kd5 21. La3? entpuppt sich nach 21. . . . Ta3:! nebst Sc3f als Fehler.) 19 Sd5 20. Ld2?. (Wenn es auch schwerfällt, einen vernünftigen Zug für Weiß zu empfehlen, so steht doch fest, daß dieser Zug schlecht ist. Denn nun legt Junge mit einfachen und energischen Zügen den weißen Damenflügel völlig lahm und geht dann, nachdem er diese Aktion mit Bauerngewinn abgeschlossen hat, an die Verwertung seiner eigenen Mittelbauern. Besser war für Weiß wahrscheinlich 20. Ld3, und falls 20. . . . Tb8, so 21. T b l ; 21. . . . Tb3 wäre darauf wegen Lc4 zwecklos, so daß Weiß zu b2—b4 kommt.) 2 0 . . . . Tb8 21. a4 Ld7! 22. Ld7: Kd7: 23. T h b l . 39

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(Ganz aussichtslos wäre 17. Sc5: Dc5:, wonach von Angriffschancen für Weiß nichts mehr zu sehen ist.) 17. . . . Kd7!. (Darum 16. . . . Sc5, um das Feld d7 für den König zu gewinnen. Schlecht wäre 16. . . . Kf7: 17. Lg5|! [17. Ld8|? ist kein Damengewinn, denn Schwarz droht immer noch Sd3|.] 17 Ke8 18. Sf6f Kd8 19. Sg8:f, und Weiß hat zu der gewonnenen Qualität auch noch gute Angriffsaussichten.) 18. Sc5:f. (Etwas Besseres gibt es nicht.) 18 Lc5: 19. 0—0—0. (Weiß sieht von sofortigem Lg8: ab, um nicht durch das Zwischenschach D a 5 f an der Rochade gehindert zu werden.) 19. . . . Ld5!. (Es wäre sinnlos, die Qualität retten zu wollen, da der Tg8 nur schlechte Felder zum Ausweichen hat. 19. . . . Tg2:? verbietet sich außerdem wegen 20. Td4:|! Ld4: 21. Tdl mit gefährlichem Gegenspiel.) 20. Lg8: Tg8: 21. h4. (Weiß ist verloren; um Qualität und Bauer im Vorteil, hat er doch der gewaltigen Zentrumsfront des Schwarzen nichts entgegenzusetzen.) 21. . . . c3!. (Die Stellung ist bereits „nebenlösig". An Stelle dieses Zuges, der einen brillanten Schluß einleitet, 62

gewann mindestens genau so schnell, aber ruhiger 21. . . . d3, wonach Weiß vor allem gegen die Drohung Da5 [Da6] machtlos ist.) 22. bc Da5 23. Td2. (Nach 23. cd wird Weiß durch 23. . . . D a 3 f 24. Kc2 D a 2 : f 25. Kd3 D b 3 f 26. Ke2 L c 4 f 27. Kel Lb4f usw. matt gesetzt; auch 23. Dd2 verliert zwangsläufig nach 23 Le4!, z. B. 24. Del Da3f 25. Kd2 D a 2 : t ; oder 24. Tdel La3f 25. Kdl Da4f 26. Ke2 D c 4 f 27. Kdl Ld3! nebst de; oder 24. Tdg(f)l Da4ü. Mit dem Textzug beläßt Weiß seine Dame in aktiver Position.)



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2 3 . . . . de!! 24. T d 5 : f . (Der letzte Versuch des Weißen, den Schwarz vorher bis in seine letzte Konsequenzen berechnet haben mußte. Auf 24. Te2 La2:! 25. T d l f Kc8! wird Weiß unweigerlich matt gesetzt.) 2 4 . . . . ed 25. D f 5 f Kc7!. (Danach hat Weiß nur noch ein einziges Schach.) 26. D h 7 t Kb6 27. Dc2. (Die glänzende Pointe des 23. Zuges von Schwarz ist, daß Weiß den Tg8 nicht schlagen durfte: 27. Dg8: D a 3 f 28. Kdl Da4f 29. Kel De4f 30. K f l D b l | 31. Ke2 D c 2 | 32. Kf3 D f 2 : | 33. Kg4 Dg2:f, und Schwarz gewinnt die Dame. Alle Königszüge waren wegen drohenden Matts erzwungen.) 27. . . . Db4 28. g3. (Um den Tg8 nicht eingreifen zu lassen.)

2 8 . . . . Dd4!. (Wieder eine sehr schöne Idee; der weiße König wird am Damenflügel festgehalten, so daß die schwarzen Freibauern rasch entscheiden.) 29. h5. (Weiß hält still, es kann ihn aber auch nichts mehr retten. Auf z. B. 29. Tdl schließt die Partie ähnlich wie im Text mit 29. . . . La3f 30. Kbl Db4f 31. Kai [31. Db3 — 31. . . . Tc8!] Tc8! 32. e6. [Oder 32. Tbl Lb2f 33. Tb2: cbf 34. Db2: D e l f usw.] 32. . . . D b 2 | 33. Db2: Lb2:f! 34. Kbl c2f!) 29. . . . La3t 30. Kbl Db4f 31. Kai d4 32. Tdl Tc8 33. Lg5. (Es drohte Db2f nebst cb| und Tel f.) 33. . . . d3(?). (Rascher entschied 33. . . . Db2f 34. Db2: Lb2:f 35. Kbl c2|.) 34. Db3. (Auf 34. Td3: folgt wieder Db2f.) 34 Lb2f 35. Kbl Db3: 36. ab c2f. Weiß gab auf. Eine sehr schöne Partie. Die Schlußstellung zeigt eindrucksvoll den Sieg der Eröffnungsidee, der behauptete c-Bauer gibt das entscheidende Schach. Partie Nr. 29 Endspiel Junge — Kieninger (Krakau, 1942)

(Weiß steht in diesem Endspiel um ein geringes besser; seine Figuren sind aktiv postiert, und er hat die Möglichkeit, mit gelegentlichem e4—e5 einen Freibauern zu bilden. Die schwarzen Springer verfügen über wenig Spielraum, und die schwarze Majorität am Damenflügel bietet wegen des Druckes der weißen Figuren kaum Aussichten auf Realisierung. Auf jeden Fall aber sollte Schwarz nicht verlieren, wenn es ihm gelingt, rechtzeitig c6—c5 durchzusetzen.) 36. . . . Sd7. (Sofort 36. . . . c5 wird mit 37. e5f! fe 38. Se4f Kd5 39. Sc5: eff 40. gf beantwortet, wonach der schwarze Damenflügel weiterhin schwach bleibt.) 37. Lc2. (Um den Läufer auch auf der Diagonalen b3—g8 verwenden zu können.) 37. . . . Sf8. (Schwarz verhält sich abwartend. Hier aber war c6—c5 angebracht, um im Falle von 38. a3 mit 38 ab 39. cb Sb8! und Sc6 Gegenspiel zu erhalten.) 38. Lb3 Sfe6 39. h4 Sf8?. (Schwarz unterschätzt die Gefahr, welche ihm von einem weißen Freibauern auf e drohen kann. Unbedingt mußte hier c5 geschehen, wonach für Weiß noch kein greifbarer Vorteil ersichtlich ist.)

63

40. e5|! fe 41. S e 4 f Ke7 42. fe. (Nun ist der schwarze König zurückgedrängt und der Gegenstoß c5 vorläufig verhindert.) 42. . . . Sfe6 43. Sg5! Sf8. (Schwarz darf den Springer nicht tauschen und muß ihn daher erneut schlecht stellen. Nach 43. . . . Sg5:? 44. hg könnte Schwarz das Eindringen des weißen Königs nicht verhindern.)

Partie N r . 30 Endspiel

Junge — Dr. Weil (Warschau, 1942)

44. Ke4 h6 45. Sf3 Sd7. (Nicht 4 5 . . . . Sfe6 wegen 46. Sd4, und Weiß gewinnt ein weiteres Tempo.) 46. Sd4 c5 47. S c 6 f ! (Das ist genauer als S f 5 f , da der weiße Läufer später die Diagonale c2—g6 benötigt.) 47 K f 8 48. e6! S f 6 f . (Etwas Besseres gab es nicht. N u n aber dringt der weiße König weiter ein.) 49. Ke5 c4 50. L c 2 Scd5. (Auf 50 Sce8 könnte folgen: 51. Lg6 Sc7 [bzw. 51. . . . S g 4 | 52. K f 4 Sgf6 mit ähnlicher Folge wie im T e x t ] 52. e 7 f Kg8 53. g4! Sfe8 54. g5 hg 55. hg Kh8 56. Sd4 nebst Se6 und gewinnt.) 51. Kd6 Se3 52. e 7 f Kg8 53. Lg6 c3. (Der schwarze Freibauer wird mit Hilfe des ideal postierten Läufers mühelos aufgehalten. Gegen die U m wandlung des weißen e-Bauern aber sind die verstreut stehenden schwarzen Figuren machtlos.) 54. Sd4 S c 4 | 55. Ke6 Se3 56. Sc2. (Natürlich war auch schon 56. e 8 D f Se8: 57. Le8: c2 58. Sb3 möglich.) 56 S c 2 : 57. L c 2 : Se8 58. Lg6 Sf6 59. h5!. (Zugzwang!) 59 K h 8 60. K f 7 a5 61. ba. Schwarz gab auf. 64

Stellung nach Schwarz.

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30. Zug

von

Man möchte dieses Endspiel auf den ersten Blick für aussichtslos remis erklären; eine fast lückenlose Bauernfront ohne Durchbruchsmöglichkeiten, im schwarzen Lager ist eigentlich nur der Punkt d6 schwach, der dazu von den weißen Figuren kaum angegriffen, von Schwarz aber mühelos verteidigt werden kann; wie soll hier Weiß gewinnen? Die nähere Betrachtung der Lage zeigt allerdings doch einiges mehr: Die schwarzen Figuren verfügen auch nicht über die geringste Möglichkeit aktiven, d. h. aggressiven Spiels und sind gezwungen, hinter ihren Bauern mit kurzen Schritten auf und ab zu gehen. Für die weißen Springer aber bieten sich doch gelegentliche Möglichkeiten, über die Felder b3, f5 und g5 in das schwarze Spiel einzudringen. Hinzu kommt als wichtige Eventualität, daß z. B. ein Springeropfer auf c5 mit anschließendem L c 5 : dem Weißen zumindest zwei, vielleicht sogar drei Bauern einbringt und die danach entstehenden verbundenen Freibauern

auf c4 und d5 angesichts der Enge der schwarzen Stellung eine große Gefahr wären. Außerdem aber gibt es doch eine Durchbruchsmöglichkeit! Nämlich: a3, ba, Sa3:, Sc2 nebst b4. Alle diese Momente allein genommen, können indes den Schwarzen kaum beunruhigen. Eine Spielführung aber, die sie zusammenfaßt und so den Gegner sein Augenmerk ständig auf alle diese Möglichkeiten zu richten zwingt, hätte eher Aussicht auf Erfolg, junge gewinnt das Endspiel. Ob sein Sieg zwangsläufig aus der Diagrammstellung sich ergab, diese Frage ist schwer zu beantworten, sie verstummt aber auch angesichts der Art und Weise, w i e Junge, Zug um Zug seine Position ausbauend, seine Steine zum Siege führt. 31. Sgf3 Sf8. (Schwarz könnte versuchen, mit 3 1 . . . . a5 die Bauernfront gänzlich zu schließen, doch folgt darauf 32. Sb3, und falls 32. . . . a4, so 33. Sc5:! de 34. L c 5 : , und Schwarz dürfte es schwer haben, sich gegen die weißen Freibauern zu verteidigen.) 32. g4 Le7 33. Kg3 Lc8 34. Sb3!. (Nun dringt der Springer über a5 ein, ohne daß Schwarz dies mit Ld8 zu verhindern suchen darf, denn jetzt fiele nach L d 8 — S c 5 : ! und auch noch der Be5, und Weiß käme zu drei verbundenen Freibauern.) 34 Sd7 35. Sa5 Sb8 36. Lg5!. (Mit dem Abtausch der Läufer wird der Sa5 unvertreibbar. Schwarz kann sich den Läufer aber auch nicht mit 36. . . . Lf 8 erhalten, weil der weiße Läufer dann über d8 ebenfalls eindringt.) 36. . . . L g 5 : 37. S g 5 : | Kg6 38. Sf3 K f 6 39. Sd2. (Der Springer wird nach c2 dirigiert, von wo aus er die Sprengung a3 ermöglicht.) 5 Budridi-Schulte

39. . . . Ke7 40. S f l Kf7 41. Se3 g6 42. Sc2 Sd7 43. a3! ba 44. Sa3: Sf6 45. K f 3 h6. (Es muß für Schwarz deprimierend sein, ohne etwas unternehmen zu können, der Tätigkeit des Gegners zusehen zu müssen. Die schwarzen Figuren haben aber auch gar keine Felder.) 46. Sc2. (Bereitet b 2 — b 4 vor.) 4 6 . . . . Sh7 47. h4. (Um den Springer nicht nach g5 zu lassen.) 47. . . . Sf6 48. Se3. (Weiß hat viel Zeit, da Schwarz über keine Drohungen verfügt.) 48. . . . h5. (Wenn Schwarz die Stellung erhalten läßt, um durch Druck gegen g4 den Se3 zu binden, so geht nach etwa 48. . . . Kg7 49. Sc6 Kf7. [Oder 49. . . . Ld7 50. b4! L c 6 : 51. de!, und Weiß gewinnt.] 50. b4 cb 51. Sb4: a5 52. Sd3 mit der Drohung c4—c5.) 49. g5 L g 4 f . (Nach 49. . . . Sg4, 50. Sg4: L g 4 : f [nach 50. . . . h g f ist der Bg4 nicht lange zu verteidigen], 51. Ke3 kann Weiß seine Schwächen mit dem König bequem verteidigen und erlangt dann wieder mit Hilfe des Durchbruchs b4 Gewinnstellung.) 50. Sg4: h g f . (Nidit 5 0 . . . . Sg4:, denn dann bleiben dem Springer nur noch die Felder g4 und h2.) 51. Ke3. (Das entstandene Springerendspiel ist klar, wenn auch nicht mühelos, gewonnen. Schwarz wird den g-Bauern verlieren, wonach als neue und entscheidende Drohung der Durchbruch h 4 - h 5 auftaucht. Außerdem hat Weiß weiterhin die Möglichkeit des Angriffs gegen den schwachen Bd6. Beide Aktionen verknüpft erzwingen den Sieg.) 65

51 Sh5 52. Kf2 Ke7 53. Sb3 g3|. (Dieser Zug wäre zu tadeln, wenn Schwarz während der für Weiß notwendigen Springerwanderung Sb3— d2—fl—e3 etwas Vernünftiges unternehmen könnte. Dem ist aber nicht so, denn sobald der schwarze Springer zieht, folgt Kg3, mit Königszügen aber ist für Schwarz schon gar nichts zu erreichen.) 54. Kf3 Sf4 55. Kg3: Sd3.

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56. h5!. (Das entscheidet; der schwarze König muß, um den g-Bauern zu halten, die Verteidigung der Schwäche d6 aufgeben.) 56 gh 57. Kh4 Sb2: 58. Sa5 Kf7 59. Kh5: Kg7 60. g6. (Schwarz ist im Zugzwang; er muß die Bedrohung von c4 aufgeben, da auf etwa 60. . . . Kg8 61. Kh6 der g-Bauer kurz über lang den Springer kostet.) 60 Sd3 61. Sb7 Sf4f 62. Kg5 Sg6: 63. Sd6: Se7. (Wenn der weiße König nach f5 gelangt, ist er dem Ziel einen wesentlichen Schritt näher. Z. B. 63. . . . a5 64. Kf5 a4 65. Sb5 Kf7 66. d6!, und Schwarz verliert den Be5.) 64. Sb7 Sc8 65. Kf5. (Der schwarze Springer könnte von d6 aus noch verteidigen, daher verzichtet Weiß auf den Bc5.) 6 5 . . . . Sb6 66. Sa5! Kf7 67. Ke5: Ke7 68. Kf5 Kd7 69. e5. (Der Kampf ist 66

praktisch entschieden, denn die weißen Freibauern sind nicht mehr aufzuhalten.) 69 Sc8 70. Kf6 Kc7 71. Ke6 Kb6 72. Kd7 Sa7 73. e6! Ka5: 74. e7 Kb4 75. e8D Kc4: 76. De4f Kb5, und Schwarz gab gleichzeitig auf. Partie Nr. 31 Sizilianisch Dr. Müller — Junge (Leipzig, 1942) In der folgenden Partie widerlegt Junge zunächst ganz sachlich die positioneilen Fehler seines Gegners. Ihren Reiz aber erhält die Partie durdi das wunderhübsche Schlußspiel, in dem das Problemmotiv der „Unterverwandlung", d. h. der Verwandlung eines Bauern nicht in die Dame, sondern in eine kleinere Figur, die entscheidende Rolle spielt. 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. Sc3 a6 4. d4 cd 5. Sd4: d6 6. Le2 Sf6 7. Le3 Sbd7 8. 0—0 b5 9. a3 Lb7 10. f3. (Weiß hat die Eröffnung schwach behandelt und den Gegner zu einer für diese Variante idealen Position kommen lassen. Da Weiß jetzt nicht einmal f4 spielen kann, ist dem Schwarzen jederzeit der Vorstoß d6—d5 möglich, ohne die Einengung e4—e5 fürchten zu müssen.) 10 Sb6 11. Del Le7 12. Df2 Sc4 13. Lc4: bc 14. T f d l Dc7 15. Tabl 0—0 16. K h l d5 17. ed Sd5: 18. Sd5: Ld5:. (Das Resultat der damit abgeschlossenen Eröffnung zeigt eindeutig positioneilen Vorteil für Schwarz, der mit der freieren Stellung und dem Läuferpaar auch bei stärkerem Gegenspiel gute Erfolgsaussichten gehabt hätte.)

19. c3 Tfd8 20. Se2 Tab8 21. Lf4 e5 22. Le3 Le6 23. Td8:f. (Danach gelangt Schwarz in den Besitz der dLinie. Besser, wenn auch nicht schön, war daher 23. Sg3.) 23 Dd8: 24. Del Dd3 25. Sgl Dc2. (Natürlich nicht 25. . . . La3:? wegen 26. Tdl nebst ba.) 26. g4. (Es drohte Lf5.) 26. . . . La3: 27. La7!. (Schwarz drohte, einfach auf b2 und c3 zu schlagen; mit dem Läuferzug vermeidet Weiß zunächst weiteren Materialverlust, da sich nun 27. . . . Tb2: wegen 28. Tb2: nebst De5: verbietet, denn Weiß erhielte Gegenspiel.) 27 Tb7 28. Tdl Le7 29. Td2 Db3 30. De3 Db5 31. Df2 Dc6!. (Damit setzt eine plötzliche Schwenkung der schwarzen Kräfte gegen den gelockerten weißen Königsflügel ein.) 32. h3. (Es drohte Lg4:.) 32. . . . h5 33. gh e4!. (Das zerreißt den Bauernschutz des weißen Königs gänzlich und bahnt außerdem dem Tb7 den Weg zum Königsflügel.) 34. Ld4 Tb5 35. h6. (Auf 35. fe entschiede am raschesten 35. . . . Lf5.) 35. . . . ef 36. hg. (Und hier verbot sich 36. Sf3: wegen 36. . . . Tf5 37. Kg2 oder T f l — 37. . . . Tf3:! nebst Ld5.) H

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37. Dh4:. (Möglicherweise glaubte Weiß hier, auf Gewinn zu stehen, da Schwarz ja auf f l ohne Schach in die Dame zieht, oder auf gl mit Schach schlagen kann, dann aber gegen die Drohungen Dd8f bzw. D h 8 f machtlos ist. Es folgte aber 37. . . . f2f 38. Kh2 f l S + ü Partie Nr. 32 Endspiel Junge — Rejfir (Prag, 1942)

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(An dem Zustandekommen dieses Endspiels zeigt sich sehr schön der positionelle Weitblick Junges, der vielleicht in der Art mit dem Capablancas vergleichbar ist. Ein ausgeglichenes und wenig lebhaftes Mittelspiel wird weitgehend vereinfacht, und plötzlich stellt sich heraus, daß Weiß durchaus noch keine Veranlassung hat, das Spiel remis zu geben. Die Bauernstruktur in Verbindung mit der Figurenverteilung bietet ihm gute Siegesaussichten; der weiße Läufer fixiert zugleich die Punkte b5 und g6 im gegnerischen Lager, während der schwarze Springer im Moment keine Möglichkeit aktiven Spiels hat. Überhaupt erweist sich ein Springer in Endspielen mit Bauern auf beiden Flügeln bei relativ offener Stellung wegen seiner Kurzschrittigkeit als dem Läufer unterlegen. Hinzu 67

kommt, daß Schwarz wegen des starren Bauernblockes am Königsflügel den Übergang ins reine Bauernendspiel meiden muß. Die Remischance des Schwarzen kurz vor Ende der Partie zeigt allerdings, daß diese Vorteile nicht überschätzt werden dürfen. Auf jeden Fall aber ist im Turnierkampf die etwas schwächere Partei einem gewissen psychologischen Druck ausgesetzt, der im allgemeinen wächst, wenn sie vom Gegner vor immer neue Probleme gestellt wird. Von diesem psychologischen Druck her sind viele Fehler zu verstehen, die in ungefähr ausgeglichenen Stellungen begangen werden. So ist der Sieg Junges in dieser Partie als eine außergewöhnliche kämpferische Leistung anzusehen, die er außerdem noch mit einer fabelhaften Vorausberechnung krönt. 39. b3 Sc8. (Vielleicht war es besser, mit 39. . . . g5 die völlige Festlegung der Schwächen am Königsflügel zu vermeiden. Die Chance des Weißen liegt dann jedoch in der Möglichkeit K—e3, f4, Kf4:, und er erhält in der h-Linie einen Freibauern.) 40. h4 Se7 41. Kd2. (Der König wird zur Unterstützung der Aktionen am anderen Flügel herübergespielt, während der schwarze König zunächst noch an den Bb5 gebunden bleibt.) 41. . . . Kb6 42. g4 Sc6 43. Ke3 Se7 44. Kf4 Sc6. (Schwarz hat eine vorläufig ausreichende Verteidigung gefunden; solange der Springer den Bd4 angreift, ist der weiße König unbeweglich.) 45. Ke3 Se7 46. g5 b4. (Schwarz entschließt sich endlich doch zur Festlegung des Damenflügels, um den König zur Verteidigung in die Mitte führen zu können.) 68

47. ab ab 48. f4!. (Damit leitet Weiß ein starkes Manöver ein, das die Bildung eines Freibauern in der h-Linie zum Ziel hat und das sich darauf stützt, daß Schwarz nicht auf f5 schlagen darf.) 48 Kc6 49. f5! Kd6. (Auf 49 gf? entscheidet 50. h5 Sg8 51. Lf5: nebst Lh7 und h5—h6.) 50. Lc2!. (Das bedeutet den Beginn eines Zugzwangspiels, mit dem Weiß eine für den geplanten Vorstoß f5—f6 günstige Figurenkonstellation herbeiführen will.) 50 Kd7 51. Kf4 Kd6 52. Ld3 Sc6 53. Ke3. (Steht der schwarze König auf d6, dann führt der Versuch 53. fg fg! 54. Lg6: Sd4: zu nichts; anders wäre es, wenn der schwarze König auf d7 steht; dann nämlich kann auf Sd4: — Ke5 geschehen, und Schwarz darf weder b3 schlagen, weil dann der weiße h-Bauer nicht mehr aufzuhalten ist, noch aber S f 3 f — Kd5: Sh4: ziehen, weil Weiß mit Le4! den Springer vorläufig einsperrt und den b-Bauern und damit die Partie gewinnt.) 53 Se7 54. Lbl Kd7 55. Kf4 Kd6 56. Lc2 Sc6 57. Ke3 Se7 58. Ld3! Kd7.

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59. f6! gf 60. gf Sc6?. (Das ist der entscheidende Fehler, nach welchem Junge mit einer sehr langen Voraus-

berechnung ins gewonnene Bauernendspiel übergeht. Mit 60. . . . Sg8! 61. Lg6:! Sh6! 62. Lh5 Ke6! konnte Sdiwarz remis halten.) 61. Lb5! Kd6 62. Lc6:! Kc6: 63. Kf4 Kd6 64. Kg4 Kd7(!). (Um 65. Kg5? mit Ke6 beantworten zu können.)

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Hü ü ü 65. h5!. Danach ist der Kampf entschieden. Schwarz gab hier, etwas frühzeitig auf; vermutlich hatte ihm Junge in der Spielpause seine Gewinnvarianten gezeigt. Die wesentlichste Verteidigung für Sdiwarz besteht in 65 Ke6. [Falls 65 gh, so 66. Kh5: Ke6 67. Kg5, und Weiß erobert den Bf7, indem er mit dem König bis nach g8 läuft, ohne aber das Feld g7 zu betreten, denn darauf gewinnt Schwarz mit Ke6.] Auf 65. . . . Ke6 aber folgt der Problemzug 66. h6ü als eigentliche Pointe der ganzen Abwicklung; es geht weiter mit 66. . . . Kf6: 67. Kh4!. [Nicht 67. Kf4? wegen 67. . . . g5f, und Schwarz gewinnt.] 67. . . . g5f 68. Kh5 g4 69. Kg4: Kg6 70. h7 Kh7: 71. Kf5 Kg7 72. Ke5 Kf8. [ 7 2 . . . . Kg6 73. Kd5: f5 74. Ke5! Kg5, und Weiß zieht mit Schach ein!] 73. Kd5: Ke7 74. Kc4 f5 75. Kb4: f4. [75. . . . Kd6 76. Kc4! f4 77. b4! f3 78. Kd3 und gewinnt, da Sdiwarz bekanntlich keinen der beiden weißen Bauern angreifen darf.] 76. Kc3 f3 77. Kd3 Kd6 78. b4!, und Weiß gewinnt.

Partie Nr. 33 Damengambit Junge



Kottnauer

(Prag, 1942) I. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 c6 4. e3 Sd7 5. Ld3 Sgf6 6. Sf3 Le7 7. 0—0 0—0 8. b3 b6 9. Lb2 Lb7 10. De2 c5 11. Tadl. (Nachdem die Eröffnung sehr ruhig verlaufen ist, verrät dieser Turmzug so gut wie alles über die weiteren Absichten von Weiß. Anstatt in gewöhnter Weise den T a l nach cl zu spielen, führt Junge ihn nach dl, wo er das Zentrum stützen soll, während der f-Turm auf seinem Platz bleibt, um bei Aktionen gegen den schwarzen Königsflügel mitzuwirken.) I I . . . . Dc7 12. Se5 Tad8?. (Hier mußte 1 2 . . . . Tfd8 geschehen, um den Sd7 zur Verteidigung des Königsflügels nach f8 führen zu können. 12. . . . Se5: wäre ungünstig; so scheitert z . B . nach 13. de — Se4? an 14. Sb5 Db8 15. f3 Sg5 16. h4.) 13. f4 Se4?.

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ü (Die schwarze Stellung kann nicht mehr ganz befriedigen, denn es ist kein Gegenspiel zu sehen, das den positioneilen Druck des Weißen am Königsflügel aufwiegen könnte. Wer aber kann glauben, daß der letzte schwarze Zug, durch den der Nachziehende sicherlich das positionelle 69

Gleichgewicht zu halten hoffte, bereits der entscheidende Fehler ist? Junge weist dies mit einer zwingenden Zugfolge nach, an der nicht so sehr der Umfang des im voraus Berechneten als vielmehr das Erkennen der verborgenen Möglichkeiten das ungemein Erstaunliche ist.) 14. Sb5! Db8. (Schwarz scheint hier noch nichts geahnt zu haben. Sollte er aber mit 14. . . . Dc8 ohne weiteres den a-Bauern aufgeben?) 15. Sd7:! Td7:. (Auf der ungedeckten Stellung des Td7 baut die ganze Linienöffnungskombination des Weißen auf.) 16. de Sc5:. (Schwarz muß mit dem Springer schlagen, da Weiß andernfalls mit Le4: eine Figur gewinnt.) 17. Lh7:"(•!. (Das war die Pointe der im 14. Zug begonnenen Abwicklung; die Schutzlosigkeit des schwarzen Königs wird in vorbildlicher Weise ausgenutzt, die schwarzen Figuren sind in dem kommenden Drama nur Statisten.) 17. . . . Kh7:. (Erzwungen.) 18. D h 5 t Kg8.

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19. Lg7:ü (Aus! Gegen das drohende Matt hat Schwarz nur eine Verteidigung, er muß die Dame aufgeben.) 19. . . . f5. (Denn auf 19. . . . Kg7: folgt 20. Dg4f Kh7 21. Tf3, und T h 3 + ist unparierbar.) 70

20. Le5. (Das gewinnt wegen der Drohung Dg6+ die Dame.) 20. . . . Lf6. (Auf 20. . . . De8 wird Schwarz mit 21. D h 8 f und Dh7 matt gesetzt.) 21. Lb8: Th7. (Schwarz ist verloren. Es bedarf nur noch weniger Züge, bis sich das Materialübergewicht von Weiß auswirkt.) 22. De2 Tb8: 23. Sd6 La6 24. b4. (Das bedeutet ein Qualitätsopfer, zu welchem sich Weiß leicht entschließen kann, da die Aktivität der restlichen schwarzen Figuren gleich Null ist.) 24. . . . Sa4 25. b5 Sc3 26. Dc2 S d l : 27. T d l : Td8. (Oder 27. . . . Lb7 28. Sb7: Thb7: 29. cd, und Schwarz verliert noch zwei Bauern.) 28. Sf5: Lb7 29. Sd4 de 30. Dg6f Lg7 31. D e 6 : t Kh8 32. De7. Schwarz gab auf. (32. . . . Tb8 — 33. Dc7.) Partie Nr. 34 Sizilianisch Junge — Sahlmann (Mannschaftskampf, 1944) 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cd 4. Sd4: Sf6 5. Sc3 d6 6. Le2 a6 7. 0—0 Dc7 8. f4 b5?. (Das ist verfrüht, wie Junge zwingend nachweist. Angebracht ist 8. . . . Sc6 mit der üblichen Folge der Scheveninger Variante.) 9. Lf3 Lb7.

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10. e5!. (Weiß öffnet, wenn nötig unter Bauernopfer, Linien, um zum Angriff gegen den in der Mitte befindlichen schwarzen König zu gelangen.) 10. . . . de. (Die damit verbundene Öffnung auch noch der f-Linie bietet dem Weißen alles, was er sich nur wünschen kann. Etwas besser war sof o r t 10. . . . Sfd7, wonach Weiß außer der ruhigen Fortsetzung 11. Le3 auch den scharfen Zug 11. f4—f5 ?! zur Verfügung hat. Die danach entstehenden Verwicklungen sind für Schwarz wegen seiner unsicheren Königsstellung äußerst gefährlich.)

Tael mit Gewinnstellung, es droht Sf5 und Se6:.) 16. Sf3 Db6f 17. K h l Lg7 18. Le3!. (Bahnt mit Tempogewinn dem Tal den Weg zum Eingreifen. Schwarz darf natürlich wegen Sd6f und Dd8+ nicht auf f4 schlagen.)

11. fe Sd7 12. Lb7: Db7: 13. Dh5! g6 14. Dh4 Lg7. (Nach 14. . . . Se5: kann natürlich 15. Df6 mit Materialgewinn folgen. Dabei ist jedoch zu beachten, daß Schwarz mit der abenteuerlichen Variante 15. . . . Sbd7 (!) 16. Dh8: 0—0—0 eine Figur zurückgewinnt, z.B. 17. Sce2 Lc5 18. Dh7: De4! und mit der Qualität weniger noch zähen Widerstand leisten kann. Stärker erscheint daher 15. Se4, wonach der weiße Angriff durchschlagen dürfte.)

1 8 . . . . Dc7. (Danach ist es sofort aus. Etwas hartnäckiger war 18. . . . Dc6, womit der Punkt e6 gedeckt und so gelegentlich f7—f6 ermöglicht wird. Der weiße Angriff wird aber auch danach entscheidend: 19. Sfg5! f6 20. Tadl!; falls hierauf 20. . . . fg, so 21. Lg5: Le5 22. Ld8!.) 19. Sfg5. (Schwarz hat keine Verteidigung mehr; auf den einzig möglichen Zug 19 Tf8 kann 20. Tadl Le5 21. Dh7:! folgen, und die Drohungen Sf7: und Se6: sind nicht zu parieren.) 19. . . . h5. (Statt dessen konnte Schwarz auch aufgeben. Seine einzige Hoffnung bestand vielleicht in 20. Sf7:? 0—0 (!), und der Kampf dauert einige Züge länger.)

15. Se4 Le5:. (Oder 15. . . . 0—0 16. Sf6f Sf6: 17. ef Lh8 18. Lh6 Te8 19.

20. Tf7: De5 21. Lf4 De4: 22. Se4: Kf7: 23. Sg5f. Schwarz gab auf.

71

KAPITEL

5

Klaus Junge und das Fernschach Das Bild der Leistungen Klaus Junges bliebe unvollständig, wenn nicht auch sein bedeutendes Wirken im Rahmen des Fernschachs eine gebührende Würdigung fände. Diese Seite seiner Schachbegabung und Schachtätigkeit zu überschlagen, hieße einen ganz wesentlichen Teil seiner Schadilaufbahn übersehen. Etwa vom Frühjahr 1942 an begann sich Klaus Junge für das Fernschach zu interessieren. Trotz seiner großen Erfolge im Brettschach schien ihn die unvergleichliche Möglichkeit zu reizen, im Fernschach bis in die tiefsten Geheimnisse einer Stellung vorzustoßen und ihre letzten Konsequenzen ohne Rücksicht auf Uhr und andere Faktoren des Turnierspiels zu ergründen. Dazu kam, daß seine Verpflichtungen im Wehrmachtseinsatz es ihm seit 1943 praktisch unmöglich machten, sich dem Turnierspiel zu widmen. So gab er beim Turnierleiter der Deutschen Schachzeitung Wilhelm gleichzeitig drei Turniermeldungen ab. (XVI., X V I I . und X V I I I . Fernturnier; die letztere Meldung wurde später zurückgezogen.) Durch seine Erfolge am Brett selbstsicher geworden, hatte sich Klaus damit offensichtlich übernommen. Auch das Fernschach erfordert zu seiner vollen Beherrschung immerhin eine gewisse Anlaufzeit, bei der es nicht ratsam erscheint, eine größere Anzahl von Partien gleichzeitig zu beginnen. Als Brettmeister konnte Klaus die Erfahrung machen, daß er gegenüber routinierten Fernschachmeistern einen schweren Stand hatte. Anfangs mußte er gegen Partner, die ihm am Brett keinesfalls gewachsen waren, einige recht unerwartete Niederlagen einstecken. So traf er in der Meistergruppe X V I auf eine Elite erfahrener Fernschachmeister, wie B. Koch, Dr. Dyckhoff, Dr. M. Schäfer, M. Seibold u. a., die ihm sehr zu schaffen machten. Gegen die ersten Drei mußte er glatte Niederlagen einstecken. Nach Abschätzung von drei unbeendeten Partien, die übrigens erst 1948 stattfand, kam Klaus Junge jedoch noch hinter dem Dreigespann auf den 4. Platz. In dem gleichzeitig begonnenen Riesenturnier X V I I mit 31 Teilnehmern mußten gar 6 unbeendete Partien Junges 1948 abgeschätzt werden. Fünf dieser unbeendet gebliebenen Partien wurden remis gegeben, wobei die Frage offenbleibt, ob nicht Junge vermöge seiner phänomenalen Endspielkenntnisse nicht noch diese oder jene Partie hätte gewinnen können. So landete er hier auf dem 6. Platz hinter Nonnenmacher, Flad, Popp, Seibold und Dr. Ch. Meyer. So sehr enttäuschend auch diese Resultate gemessen an Junges Erfolgen im Brettschach aussehen mögen, so sehr dürfte die Qualität seiner Fernschachpartien, 72

unter denen sich wahre Juwelen der Schachkunst befinden, über diesen scheinbaren Mangel hinweghelfen. Noch kurz vor seinem Tode war es Klaus möglich, einige seiner Fernpartien sehr ausführlich und instruktiv zu glossieren. Besonders die Anmerkungen zu dem eröffnungstheoretisch hoch interessanten Königsgambit gegen Diemer (Nr. 35) mit der Verstärkung 8. Dg2!, die eine wesentliche Verbesserung gegenüber der berühmten Partie Keres—Aljechin, Salzburg 1942, darstellt, verdienen größte Beachtung. Auch die Glossierung der Begegnung mit Starke (Partie Nr. 37) stellt ein Meisterwerk dar und dürfte besonders eröffnungstheoretisch von großem Wert sein. Besonders eindrucksvoll schon wegen ihrer tragischen Umstände dürfte Junges Fernpartie gegen Nowarra (Nr. 40) sein, die später als Remis abgeschätzt wurde. Während Klaus sein Leben im Westen lassen mußte, ereilte Nowarra etwa zur gleichen Zeit im Osten das Schicksal. Für beide Meister bedeutete diese Partie daher höchstwahrscheinlich die letzte Begegnung mit dem Schach überhaupt. Ebenso wie diese bisher unveröffentlichten Partieanalysen Junges, blieb bis heute seine größere Abhandlung über das Thema „Fernschach — Brettschach" weiteren Kreisen unbekannt. Gleichsam als sein Vermächtnis an die Schachwelt soll diese Arbeit Junges hiermit etwas gekürzt der Öffentlichkeit vorgelegt werden. Dieser Aufsatz, der den früher manchmal so hell auflodernden „Bewertungs-Streit" endgültig zu begraben geeignet sein dürfte, wurde noch Anfang 1945 von ihm im Reservelazarett Naunhof bei Leipzig kurz vor seinem letzten erneuten Einsatz geschrieben und war für ein damals geplantes Fernschadi-Sonderheft bestimmt, das in den Wirren des Kriegsendes nicht mehr erscheinen konnte. Unverkennbar ist in diesem Aufsatz die auch sein Schachspiel kennzeichnende streng objektive Weise, mit der er die so verschiedenen Erscheinungsformen des Brett- und des Fernschachs analysiert. Partie Nr. 35 Königsgambit Junge — Diemer (17. Fernturnier der Deutschen Schachzeitung, Dezember 1942 bis September 1943) (Anmerkungen von Klaus Junge) 1. e4 e5 2. f4. (Das Königsgambit ist, nachdem es lange Zeit fast ganz verschollen war, in den letzten Jahren wieder ab und zu angewandt worden. Die Ursache für diese steigende Beliebtheit liegt wohl hauptsächlich in den Erfolgen, die Keres damit erzielt hat. Dabei muß aber berücksichtigt werden, daß die Gegner von Keres

meist die Annahme des Gambits und damit die stärkste Erwiderung wegen der damit verbundenen unübersichtlichen Verwicklungen zugunsten des Falkbeer-Ge gengambits (3. . . . d5) verwarfen. In diesem Gegengambit hatte Keres jedoch eine bedeutsame Verbesserung für Weiß gefunden (3. ed e4 4. d3 Sf6 5. Sd2!), die ihm stets ein sehr aussichtsvolles Spiel einbrachte. Als Keres dann das Königsgambit audi in der Entscheidungspartie des Salzburger Turniers, 1942, gegen den Weltmeister Dr. Aljechin anwandte, nahm dieser das Gambit an, und es gelang Keres nicht, obwohl er auch hier mehrere Neuerungen vorbereitet 73

hatte, mit seinem Angriff durchzudringen. Nachträglich fand man jedoch eine Verstärkung der Spielweise von Keres, die dem Weißen tatsächlich einen starken Angriff zu verschaffen scheint.

7. . . . fg (ep) 8. Dg2!. (Das ist die erwähnte Verstärkung. Keres spielte statt dessen 8. Sc3.)

Da Diemer sich in der vorliegenden Partie fest an das Vorbild Dr.Aljechins klammerte, bekam ich Gelegenheit, diese Verstärkung anzuwenden und ihren Wert zu erproben. Daher ist diese Partie auch von eröffnungstheöretischer Bedeutung.)

9. hg Lg4 10. Ld3. (Auf das verlockende 10. Sh2 kann Schwarz sehr stark 10. . . . Sg3:! 11. Sg4: S h l : 12. D h l : L h 4 f mit vorteilhaftem Spiel erwidern. Die Verwicklungen, die der Partiezug herbeiführt, sind kaum zu übersehen; hier bietet sich ein dankbares Feld für analytische Betätigung.) 10. . . . Sc6. (Ungenügend ist 10. de 11. Se5: Dd4: wegen 12. Lf4!.)

2. . . . ef 3. Sf3 Sf6. (Hier steht Schwarz eine große Zahl vollwertiger Züge zur Verfügung: 3. . . . Le7, 3. . . . Sc6, 3 d5, 3 d6, 3 f5, 3. . . . g5, 3. . . . h6 und schließlich auch die Partiefortsetzung. Am sichersten sind davon wohl 3. . . . d5 mit der Folge 4. ed Sf6 5. Sc3 [oder c4 b5!] Sd5: 6. Sd5: Dd5: 7. d4 Le7 und 3. . . . Le7 mit der Folge 4. Lc4 Sf6! 5. e5 Sg4. Für die Beurteilung von 3. . . . Sf6 ist die in der Partie angewandte Fortsetzung von großer Bedeutung.) 4. e5. (Nach 4. Sc3 d5 5. ed Sd5: ergibt sich eine in der vorigen Anmerkung erwähnte Spielweise, die Schwarz nicht zu fürchten braucht.)

8. . . . d6. (Am besten. Schlecht wäre 8. . . . gh wegen 9. Th2:, und der Springer geht verloren.)

11. Sc3 Sb4. (Das dürfte wohl ein Fehler sein; aber es ist schwer zu sagen, was das beste ist. Auf 11. . . . de war jetzt 12. d5 Sb4 13. L h 7 : f Kh7: 14. Se5: beabsichtigt.) 12. Le4 d5. (Interessant sind auch die Wendungen nach 12. . . . f5; z. B. 13. Lb7: Tb8 14. a3 Tb7: 15. ab oder vielleicht noch besser 14. Ld5f Sd5: 15. Sd5: mit für Weiß aussichtsreichen Verwicklungen.) 13. Sh2I.

5 Le7 6. d4 0—0. (6. . . . d6 oder d5 scheitert an 7. ed (ep) Dd6: 8. D b 5 f nebst Dh5:.)

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7. g4!. (Dieser überraschende Zug bildet die Hauptpointe der ganzen Spielweise. Auf andere Züge würde Schwarz mit 7. . . . d6 ungefährdet seinen Mehrbauern behaupten.)

(In diesem Augenblick sehr stark, da jetzt 13. . . . Sg3: an 14. L h 7 : f ! scheitert: 14. . . . Kh8 [nach 14. . . . Kh7: 15. Dg3: geht Lh4 nicht wegen 16. Sg4:] 15. Sg4: S h l : 16. D h l : Lh4f

4. ... Sh5 5. De2. (Hiermit beginnt die Spielweise von Keres. Weiß versucht, solange wie möglich den Vorstoß des feindlichen d-Bauern zu verhindern.)

74

17. Ke2 Kh7: 18. Sf6f! gf 19. D h 4 : f Kg6 20. D g 4 | Kh7 21. Le3 nebst matt.) 13. . . . de 14. Sg4: g6 15. Le3 Lg5. (In dem Bestreben, sich durch Abtausch der Läufer eine gewisse Erleichterung zu schaffen, übersieht Schwarz den entscheidenden Gegenzug. Besser war 15. . . . f5; doch nach 16. ef (ep) Sf6: 17. S f 6 : f Lf6: 18. 0—0—0 dürfte der weiße Angriff ebenfalls durchdringen.) 16. Se4:! f5?. (Das ist jetzt natürlich völlig aussichtslos. Schwarz hätte sich wenigstens noch die Gewinnführung nach 16. . . . Le3: zeigen lassen sollen, nämlich 17. Th5:! gh 18. Sef6| Kg7 [18. . . . Kh8 19. De4 und gewinnt] 19. Se3: mit baldiger Vernichtung. Nach dem Textzug folgt nur noch ein grausiges Abschlachten.) 17. Lg5: D d 4 : 1 8 . Sef6| T f 6 : 1 9 . Sf6:f Kf7 20. Sh5:. (In Verbindung mit den folgenden Zügen am einfachsten, da die Lage sofort völlig geklärt wird.) 20. . . . D e 5 : t 21. De2 Sc2:t 22. K f l D e 2 : f 23. Ke2: S a l : 24. Sf4. Schwarz gab auf. 24. . . . Sc2 25. T h 7 : f Kg8 26. Tc7: läßt sich beim besten Willen nicht mehr spielen. Partie Nr. 36 Französisch Junge — Häckel (17. Fernturnier der Deutschen Schachzeitung, Dezember 1942 bis Mai 1943.) (Anmerkungen von Klaus Junge) 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 Le7 5. e5. (Die gebräuchlichste und wahrscheinlich auch die beste Fortsetzung. Für Spieler, die gern ihre eigenen Wege gehen, kommt hier

außer der Rieht ersehen Angriffsweise 5. Lf6: Lf6: 6. e5 Le7 7. Dg4, die aber schon viel von ihrem Schrecken verloren hat, noch das bisher völlig unbeachtet gebliebene 5. Ld3 in Betracht. Nach 5. . . . de 6. Se4: Se4: 7. Le7: kann Schwarz zwar sowohl mit 7. . . . Sf2: 8. Ld8: S d l : 9. Lc7: Sb2: als auch mit 7. . . . De7: 8. Le4: D b 4 | 9. c3 Db2: einen Bauern gewinnen, doch erlangt Weiß in beiden Fällen eine sehr aussichtsreiche Stellung.) 5. . . . Se4. (Dieser kecke Springerzug wird als nicht ganz vollwertig angesehen, und wohl mit Recht. Wie eben Weiß mit 5. Ld3, so kann jetzt Schwarz mit 5. . . . Sg8 das Spiel aus durchforschtem Bereich in unbekanntes Gebiet führen. Nach 6. Le7: Se7: steht Schwarz dann sicher nicht schlechter als nach dem üblichen 5. . . . Sfd7 6. Le7: De7:, da der Springer e7 von f5 oder g6 aus in den Kampf ums Zentrum schnell eingreifen kann. Entzieht Weiß jedoch mit 6. Le3 seinen Damenläufer dem Abtausch, so erzwingt Schwarz mit 6. . . . b6 nebst La6 den Tausch der weißfeldrigen Läufer und verbleibt dann mit „gutem" Le7 gegenüber dem „schlechten" Le3. Ob dies den Raumvorteil des Weißen ausgleicht, oder gar überwiegt, sei dahingestellt. Jedenfalls ergibt sich ein volles, für beide Seiten schwierig zu behandelndes Positionsspiel.) 6. Se4:. (Wohl am genauesten, da Schwarz auf 6. Le7: sehr gut 6 . . . . Sc3: antworten könnte; z. B. 7. Ld8: S d l : 8. Lc7: Sb2: mit Ausgleich oder 7. Dg4 De7: 8. Dg7: Db4! 9. D h 8 : f Kd7, und der schwarze Angriff genügt zum Ausgleich. Dagegen ist die Stellung nach 6 . . . . De7: 7. Se4: de, 75

die sich übrigens auch nach 6. Se4: de 7. Le7: De7: ergeben kann, wegen des vereinzelten Be4 wohl doch ein wenig verdächtig für Schwarz.) 6 . . . . Lg5:. (Wegen 6 de 7. Le7: De7: siehe vorige Anmerkung.) 7. Sg5: Dg5:. (Daß Weiß jetzt besser steht, ist offensichtlich. Der R a u m vorteil durch den vorgeschobenen Be5, der Entwicklungsvorsprung, den Weiß durch Angriff auf die feindliche Dame erlangt, die Überlegenheit des L f l gegenüber dem Lc8, alles dies sind Posten, die dem Weißen einen nachhaltigen Angriff sichern. Weiß entwickelt sich daher so schnell wie möglich und leitet, ohne sich um Bauernverlust zu kümmern, einen heftigen Angriff ein.) 8. Sf3 De7 9. Ld3. (Weiß kann natürlich mit 9. c3 erst seinen Damenflügel sichern; aber der Gegner soll keine Zeit bekommen, sich zur Verteidigung einzurichten.) 9 . . . . D b 4 t 10. Dd2 Db2:. (Die Annahme des Bauernopfers ist natürlich sehr riskant, da nun der weiße Entwicklungsvorsprung überwältigend wird, aber das Endspiel nach 1 0 . . . . D d 2 : f 11. K d 2 : ist für Schwarz auch nicht besonders erfreulich. Schwarz hoffte wohl, den weißen Ansturm abschlagen und dann seinen Mehrbauern verwerten zu können.) 11. 0—0 Da3. (Es drohte bereits 12. a4 nebst 13. T f b l mit Damengewinn. D a 1 1 . . . . c5 wegen 12. T f b l Da3 13. Tb3 ebenfalls die Dame kostete, ist der Partiezug noch das beste, da die D a m e gleich zur Verteidigung des bedrohten Königsflügels herangeführt wird.) 12. D g 5 Df8. (Der sechste Zug mit der Dame hintereinander, während 76

Weiß in derselben Zeit lauter Entwicklungs- und Angriffszüge gemacht hat, das kann kein gutes Ende nehmen! Aber die Rochade führte wegen des Läuferopfers auf h7 zur sofortigen Katastrophe, und 12 g6 sieht auch nicht sehr verlockend aus.) 13. T a e l . (Verhindert das befreiende 1 3 . . . . f6, da nach 14. ef D f 6 : der Bd5 fällt.) 1 3 . . . . Sbd7 14. Sh4. (Weiß macht den f-Bauern frei, dessen Vorstoß bis f5 nun die entscheidende Linienöffnung erzwingen soll.) 1 4 . . . . Sb6. (Deckt den Bd5, um nun doch den Vorstoß f6 durchsetzen zu können, doch k o m m t er bei dem großen weißen Entwicklungsvorsprung schon zu spät.) 15. f4 f6 16. ef D f 6 : 1 7 . D g 3 !

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(Das kann Weiß sich jetzt nämlich schon erlauben, er opfert einen zweiten Bauern; aber der Angriff wird unwiderstehlich.) 17 D d 4 : t - (Auch nach 1 7 . . . . 0—0 18. Te5 Sd7 19. Th5 dringt der weiße Angriff rasch durch.) 18. K h l . (Jetzt steht Schwarz vor der unlösbaren Aufgabe, eine ausreichende Verteidigung gegen die Drohung f5 zu erfinden. Auf die kurze Rochade entscheidet wieder 19. Te5 [19 Sd7 20. c3!], da der König dann fast

ganz schutzlos dem konzentrischen Angriff aller weißen Figuren ausgesetzt ist. Daher entschließt sich Schwarz endlich zur Entwicklung seines Damenflügels.) 1 8 . . . . Ld7 19. f5 0—0. (Auf die lange Rochade f ü h r t 20. fe nebst 21. Tf7 zu raschem Gewinn.) 20. fe T f l r f 21. Tf 1 :!. (Entschieden stärker als 21. L f l : , obwohl jetzt der Be6 fällt.) 21 Le6: 22. L h 7 : | . (Das ist nämlich die Pointe; die Annahme des Läuferopfers verliert jetzt sofort; 2 2 . . . . Kh7: 23. Dg6f Kg8 [oder 2 3 . . . . Kh8 24. Dh5f Kg8 25. Sg6.] 24. De6:f nebst 25. Dh3.) 2 2 . . . . Kh8 23. Ld3 Dg4. (Wegen der Drohung 24. Dg6 erzwungen.) 24. Sg6f Kg8 25. Dc7: d4. (Etwas besser war 25 Sd7, doch nach 26. Dd6 [droht 27. h3] Te8 27. Se7f Kh8 28. Tf4! Dg5 [oder 2 8 . . . . D d l f 29. L f l ] 29. De6: ist es auch aus: 2 9 . . . . De7: 30. Th4:f oder 2 9 . . . . Te7: 30. Dd7:! T e l f 31. T f l oder 2 9 . . . . Df4: 30. Sg6f.) 26. De7. Sdiwarz gab auf. Auf 26 Sd7 entscheidet sofort 27. h3. Partie N r . 37 S l a w i s c h (Antimeraner Gambit) Starke — Junge (17. Fernturnier der Deutschen Schachzeitung, Dezember 1942 bis Mai 1944) (Anmerkungen von Klaus Junge) 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 c6 4. Sf3 Sf6. (Hier kann auch schon sofort 4 de geschehen. Nach 5. a4 Lb4 6. e3 b5 7. Ld2 Lb7! kann Weiß zwar mit 8. ab Lc3: 9. Lc3: cb 10. b3 den geopferten Bauern zurückgewinnen,

doch erlangt Schwarz mit 10 a5 11. bc b4 zwei starke verbundene Freibauern und damit vollwertiges Gegenspiel.) 5. Lg5. (Hiermit gibt Weiß zu verstehen, daß er die nachträgliche Annahme des Damengambits nicht fürchtet. Mit 5. e3 konnte er immer noch in die Meraner Variante einlenken; und das war wohl auch das Beste, denn vor den Verwicklungen, die 5. Lg5 heraufbeschwört, braucht Schwarz keine Angst zu haben.) 5 . . . . de. (An dieser Stelle ist das Schlagen wohl am aussichtsreichsten. Es ist aber auch die letzte Gelegenheit dazu, da Weiß auf andere Züge, wie 5 Sbd7 oder 5 . . . . Le7 seinen Bauern deckt und in die Varianten des Orthodoxen Damengambits einlenkt.) 6. e4. (Durch die Doppeldrohung 7. Lc4: und 7. e5 gewinnt Weiß nun seinen Gambitbauern zurück.) 6 . . . . b5 7. e5 h6 8. Lh4 g5 9. Sg5: hg. (Die natürliche Fortsetzung, doch kommt auch 9 . . . . Sd5 stark in Betracht. Danach wäre es nämlich verfehlt f ü r Weiß, mit 10. Sf7: Dh4: 11. Sh8: auf Qualitätsgewinn zu spielen. Der Versuch, durch 1 1 . . . . Sc3: 12. bc Lg7 13. Sg6: De4f 14.Le2 Kd8! den Springer zu erobern, der mitunter als Widerlegung von 10. Sf7: angegeben wird, ist zwar wegen 13.Dc2! [statt 13.Sg6:] Lh8: 14.Dh7! unzureichend; Schwarz kann jedoch mit 1 1 . . . . Lb4 12. Dd2 c5! 13. de Sc6 günstige Verwicklungen herbeiführen. Richtig ist deswegen auf 9 Sd5 der Rückzug 10. Sf3 mit der Folge 1 0 . . . . Da5 11. Dd2 Lb4 12. Tel Sd7 nebst S7b6 und Sa4 mit schwer zu beurteilender Stellung.) 77

10. Lg5: Sbd7. (Rellstab empfiehlt hier die sofortige Aufhebung der Fesselung mit 10 Le7. Nach 11. ef Lf6: 12. Lf6: D f 6 : herrscht dann wieder Materialgleichheit. Immerhin werden durch den Abtausch des schwarzen Königsläufers die dunklen Felder c5, d6, e5 und f6 stark geschwächt, und wenn auch keine sofortige Ausnützung dieser Schwächen möglich ist, so erscheint doch die Erhaltung des Läufers, die durch 1 0 . . . . Sbd7 erreicht wird, wünschenswert.) 11. Df3. (Hiermit verzichtet Weiß auf die sofortige Rüdeeroberung der Figur, u m sich die A r t des Schlagens noch offen zu lassen. Nach 11. ef scheitert Sf6:? an 12. Df3. Schwarz m u ß also genau wie in der Partie 11. . . . Lb7 ziehen mit der etwaigen Folge 12. Le2 [12. Df3! f ü h r t zu einer Stellung, die sich in der Partie auch hätte ergeben können, wenn Weiß 12. ef gezogen hätte] 12. . . . Sf6: [Audi der Verzicht auf den Rückgewinn des Bauern mit 1 2 . . . . Dc7 oder 12 Db6 ist gut möglich.] 13. Lf3 Le7: 14. Lf6: Lf6: 15. Sb5: cb 16. Lb7: Tb8 17. Lc6f Ke7 oder Kf8, und Schwarz gewinnt den Bauern mit gutem Spiel zurück.) 1 1 . . . . Lb7 12. Le2 Db6. (Dies ist zweifellos die schärfste Entgegnung. Gut ist auch 1 2 . . . . Tg8 13. h4! [13. Lf6: Sf6: 14. ef Dd4: oder D b 6 wäre f ü r Schwarz recht erfreulich.] 1 3 . . . . Db6 [Aber nicht 1 3 . . . . Tg5:? 14. hg Sd5: wegen 15. Th7! De7 16. g6, und Weiß gewinnt.], worauf Weiß am besten mit dem Bauern schlägt*). Nach 14. ef c5 können sich *) Besser ist nach dem heutigen Stand der Theorie doch 14. Lf6:. (E. B.) 78

dann wieder unübersehbare Verwicklungen ergeben, z. B. 15. d5 b4 16. Lc4:! bc 17. de! cb. [Besser wohl gleich 1 7 . . . . Tg5:!] 18. T b l Tg5:! 19. edf Kd8 20. Dc3 Tg2: 21. Tb2: Dc7, wie in einer Partie Lehmann— Junge, Rostock, 1942. [s. Partie N r . 19].) 13. Lf6:. (Auf 13. ef bietet sowohl 13 Dd4: als auch 1 3 . . . . c5 dem Schwarzen gute Aussichten. Mit dem Partiezug zwingt Weiß seinen Gegner durch Angriff auf den Turm, seine T r ü m p f e auszuspielen, da auf 13 Tg8 jetzt 14. 0—0—0 oder 14. T d l folgt, wonach c5 jederzeit mit d5 beantwortet werden kann.) 1 3 . . . . c5! 14. d5. (Wohl am besten; sowohl nach 14. de Lc5: 15. D f 4 Tg8 als auch nach 14. Se4 Tg8 15. Df4! cd 16. Lh5 Sc5! 17. Lf7:f Kd7! 18. Sc5: Lc5: 19. Lg8: Tg8: erlangt Schwarz überwältigenden Angriff. [Partie Zollner—Junge, Warschau, 1942; s. Partie N r . 28].) 1 4 . . . . Sf6: 15. Df6:. (Jetzt wäre ef natürlich ungünstig wegen b4.) 15. . . . Th6. (Hiermit gewinnt Sdiwarz das Tempo, um die Schwebestellung der weißen Bauern im Zent r u m ausnützen zu können.) 16. Df4. (Weiß gibt also den Bauern gutwillig auf. Ich hatte eigentlich 16. D f 3 erwartet, war mir aber noch nicht ganz klar geworden, welche der mir dann zur Verfügung stehenden Fortsetzungen ich wählen sollte: I. 1 6 . . . . b4 17. Se4 ed 18. Sf6f Tf6: II. 1 6 . . . . 0—0—0 17. D f 7 : ed oder III. 16 Td8 (wohl etwas schwächer), 17. T d l b4 18. Se4 ed, 19. Sf6f Tf6.\ In allen drei Fällen ist Schwarz zwar, rein materiell gesehen, im

Nachteil, hat jedoch in seiner gewaltigen Bauernübermacht auf dem Damenflügel eine furchtbare Waffe, die bei der rückständigen weißen Entwicklung einen mehr als ausreichenden Ersatz dafür bietet.) 1 6 . . . . ed.

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(Die Eröffnungsplänkeleien sind hiermit beendet. Wenn es Schwarz gelingt, seine zur Zeit noch unwirksam und zerstreut stehenden Figuren zusammenzufassen, dann muß die Bauernwalze auf dem Damenflügel die Entscheidung bringen. Deshalb muß Weiß versuchen, die schwarzen Bauern anzugreifen und möglichst zu entwerten oder die unsichere Stellung des schwarzen Königs auszunützen, bevor Schwarz zum Zusammenspiel aller Steine kommt.) 17. Lf3. (Weiß will den Bd5 zum Vorgehen zwingen und dann nach Abtausch der weißen Läufer mit dem Springer über e4 nach d6 oder f6 eindringen.) 1 7 . . . . Tad8. (Ich habe hier lange geschwankt, ob nicht vielleicht sofort 1 7 . . . . d4 besser wäre. Die sich daraus ergebenden Verwicklungen sind nämlich ebenfalls sehr aussichtsreich für Schwarz, z. B. 18. Lb7: D b 7 : 19. Se4 0—0—0 20. Sd6f Ld6: 21. D h 6 : D g 2 : 22. 0—0—0 Le5:; oder 2 0 . . . .

Tdd6: 21. ed Te6f 22. K f l L d 6 : ; oder 18. Sd5 D a 5 t 19. K f l L d 5 : 20. L d 5 : 0—0—0 21. D f 7 : Dc7. Schließlich war auch die lange Rochade möglich, z. B. 1 7 . . . . 0—0—0 18. L g 4 f Kb8 19. e6f Ka8! oder 19. D f 7 : d4. Alle diese Möglichkeiten bei beschränkter Bedenkzeit am Brett gründlich durchzurechnen, ist natürlich völlig ausgeschlossen; aber selbst in einer Fernpartie kann man nicht alle Tiefen dieser Stellung voll ausschöpfen. Einen eindeutig besten Zug gibt es in solchen Fällen wohl kaum, so daß der persönliche Geschmack entscheiden muß. Ich habe den Textzug gewählt, weil er dem Gegner am wenigsten Wahl läßt, wenn er sein in der vorigen Anmerkung angegebenes Ziel weiterverfolgen will.) 18. T a d l d4. (Das ist jetzt so gut wie erzwungen.) 19. L b 7 : Db7:. (Den Springer zu schlagen, bringt nichts ein, da Weiß nach 1 9 . . . . de 20. T d 8 : f D d 8 : [ 2 0 . . . . K d 8 : 21. D f 7 : ] 21. bc Dd3 22. D d 2 D a l f 23. D d l alles abdecken kann und dann die offene schwarze Königsstellung sehr bedenklich erscheint.) 20. Se4. (Das droht sehr unangenehm 21. S f 6 f , doch kann Schwarz ausreichend parieren.) 2 0 . . . . L g 7 ! 21. 0—0. (Weiß erkennt, daß er erst seinen König in Sicherheit bringen muß, bevor er seine Angriffspläne weiterverfolgen kann, denn die Fortsetzung des Angriffs würde jetzt zur sofortigen Katastrophe führen: 21. S d 6 f ? T d d 6 : 22. ed D g 2 : 23. Kd2. [23. d7f K d 7 : 24. D f 7 f Kd6! 25. Kd2 Tf6.] 2 3 . . . . Tf6 24. T d e l f . [24. D e 5 f Te6; 24. T h e l f K d 8 ; 24. d7f K d 7 : ; 24. T h g l Dd5.j 2 4 . . . . Kd8 25. T h g l 79

Dd5, in allen Fällen mit siegreichem Angriff f ü r Schwarz.) 2 1 . . . . De7. (Damit sind alle wichtigen Punkte gedeckt, und Schwarz beginnt selber wieder zu drohen. Es zeigt sich nun, daß der Be5 schwach wird.) 22. T f e l . (Daß das Endspiel nach 22. Sd6f Kf8 23. Sb5 De5: 24. De5: Le5: 25. f4 Lb8 26. Sa3 c6 27. bc Ta6 Weiß nicht gefällt, ist verständlich. Der Anziehende muß nun einsehen, daß der Be5 und damit die Partie auf normale Art und Weise nicht mehr zu halten ist. Deshalb leitet er mit dem Textzug eine sehr interessante Wendung ein, die aber letztlich doch zu seinen Ungunsten ausschlägt. Aber auch andere Züge waren unerfreulich, z. B. 22. Tdel Te6 23. Dd2. [23. Sd6f Kf8 24. Sb5: Le5:.] 2 3 . . . . Le5: 24. Sg5. [24. f4 Lc7 25. f5 Te5 26. f6 Df8.] 2 4 . . . . Lf4f! 25. Se6: Ld2: 26. Sc7f Kf8 27. Te7: Ke7: 28. Sb5: Tb8.) 22. . . . Te6 23. Dd2. (Jetzt wäre 23. S d 6 | wegen Tdd6: natürlich ein grober Fehler. Nach dem Partiezug muß Schwarz seinem Gegner die e-Linie öffnen, da dieser sonst den Be5 durch f4 mit gutem Spiel decken könnte. Aus der Figurenansammlung in der e-Linie hofft Weiß nun, Kapital schlagen zu können.) 23. . . . Te5:. (Ungünstig wäre das Nehmen mit dem Läufer wegen Sg5 mit Qualitätsgewinn.) 24. f4. (Das Vorstürmen des weißen f-Bauern sieht gefährlich aus, doch kann Schwarz mit einigen feinen Zwischenzügen seinen Vorteil sichern.) 2 4 . . . . Te6. (Verlockend war auch das Damenopfer 24. . . . Te4: 25. Te4: 80

De4: 26. Tel D e l : f 27. D e l : t Kf8, wonach es fast so aussieht, als ob die schwarzen Bauern nicht mehr aufzuhalten seien. Mit 28. Da5 erlangt Weiß jedoch ausreichendes Gegenspiel.) 25. f5.



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2 5 . . . . Lh6!. (Nach 2 5 . . . . Te5 26. f6 wäre Weiß in der Tat am Ziel seiner Wünsche. Schwarz beseitigt daher erst einmal die Gabeldrohung mit einem Angriff auf die weiße Dame.) 26. f6!. (Das war die Absicht des Weißen. 26. Dc2 d3 oder 26. fe Ld2: 27. eff Kf7: war ganz aussichtslos. Jetzt aber scheint 26. . . . Df8 erzwungen zu sein, wonach Weiß mit 27. Da5 wegen der unglücklichen Stellung der schwarzen Figuren noch recht gute Aussichten erhielte, denn 26 Ld2:? kostet nach 27. fe eine Figur. Es folgt jedoch eine Überraschung:) 2 6 . . . . Le3f!. (Damit wird der weiße Angriff widerlegt, da nun die gefährliche e-Linie geschlossen wird.) 27. Te3:. (Auch andere Züge helfen nicht mehr, z. B. 27. Kfl? Tf6:f 28. Sf6:f Df6:f nebst Matt, oder 27. K h l Dc7 28. Dc2 d3, oder 27. De3: de 28. fe T d l : 29. T d l : Te4: mit gewonnenem Endspiel.)

2 7 . . . . de 28. fe Td2: 29. Sd2: Td6!. (Der letzte Witz; während das T u r m endspiel nach 29. . . . ed 30. T d 2 : kaum zu gewinnen wäre, ergibt sich jetzt zwangsläufig ein gewonnenes Bauernendspiel.) 30. K f l ed. (Nicht 3 0 . . . . K e 7 : wegen 31. T e l ! ) 31. Ke2 b4 32. Td2:. (Wegen der Drohung c3 erzwungen.) 3 2 . . . . T d 2 : f 33. Kd2: Ke7:. (Durch die Versuche des Weißen, das Spiel zu verwickeln, hat sich fast zwangsläufig dieses Endspiel ergeben. Bei näherer Betrachtung erkennt man sofort, daß es für Weiß nicht zu halten ist. Die schwarze Bauernübermacht bindet den weißen König an den Damenflügel. So kann Schwarz ungestört den f-Bauern vorstoßen und mit Unterstützung seines Königs gegen den weißen g-Bauern abtauschen. Dann fällt auch noch der h-Bauer, und der Rest ist Schweigen.) 34. Ke3 a5 35. a4 f5 36. Kd2 f4. Weiß gab auf. Es hätte noch geschehen können: 37. Ke2 Ke6 38. Kd2 Ke5 39. K e l Ke4 40. Ke2 c3 41. bc [oder 41. b3 c4 42. bc b3 43. K d l Kd3 44. K c l c2] 4 1 . . . . b3 42. Kd2 c4 43. K c l f3 44. g f f K f 3 : 45. Kb2 Kg4 46. K b l Kh3 47. Kb2 K h 2 : 48. K b l Kg3 49. Kb2 Kf3 50. K b l Ke3 51. K c l Kd3 52. Kb2 Kd2 53. Ka3 b2! 54. K b 2 : Kd3 und gewinnt. Diese Partie macht dadurch einen besonders einheitlichen Eindruck, daß in ihr der von Schwarz bereits in den ersten Zügen gefaßte Plan, die Bauernmehrheit auf dem Damenflügel zu erringen und siegreich zu verwerten, trotz aller Verwicklungsversuche des Gegners im Endspiel zum Erfolg kommt. 6 Budrich-Schulte

Partie N r . 38 Spanisch Junge — T eschner (16. Fernturnier der Deutschen Schachzeitung, Dezember 1942 bis April 1944) 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0 — 0 Se4: 6. d4 b5 7. Lb3 d5 8. de Le6 9. c3 Le7 10. Le3. (Die offene Verteidigung der Spanischen Partie, die mit 5. . . . Se4: ihren Anfang nimmt, ist wohl der Komplex in der Theorie der Schacheröffnungen, der am tiefsten und breitesten durchanalysiert ist. Es hieße, ein eröffnungstheoretisches Kolleg halten, wollte man allein die Möglichkeiten und einiges über ihre Entwicklung andeuten, welche vom 9. bis zum 10. Zug Weiß wie Schwarz zur Verfügung stehen. Begnügen wir uns daher mit dem Hinweis, daß der Textzug sicher der schlichteste, keineswegs aber der für Schwarz ungefährlichste ist. Weiß strebt rasche Figurenentwicklung an und sichert sich durch die Kontrolle der Felder d4 und c5 einen gewissen positionellen Druck. Die Aufgabe des Schwarzen besteht wie immer in diesen Stellungen vor allem darin, den Vorstoß c7—c5 durchzusetzen, um seine Bauernmehrheit am Damenflügel zu einem Äquivalent gegen die weißen Angriffschancen am Königsflügel zu machen.) 10. . . . 0 — 0 11. Sbd2 Sd2:. (Auch Schwarz bedient sich der einfachsten Fortsetzung. Daneben k o m m t 1 1 . . . . Lg4 in Betracht, was nach der Folge 12. Se4: de 13. Dd5 D d 5 : 14. L d 5 : ef 15. L c 6 : fg 16. K g 2 : zu einem schwierigen Endspiel führt. Der Versuch, den Vorposten e4 mit 11. . . . f5 zu 81

stützen, zeitigt nach 12. ef (ep) lediglich eine Schwächung der Stellung.) 12. D d 2 : Dd7. (12. . . . Sa5 wird häufiger gespielt und dürfte auch im Hinblick auf das beabsichtigte c7—c5 zweckentsprechender sein.) 13. Tadl Tad8. (Es ist fraglich, ob nicht besser der f-Turm nach d8 gegangen wäre; abgesehen davon, daß Weiß dann mit seinem späteren Zug Lh6 kein Tempo gewinnt, dürfte die Anwesenheit beider Türme am Damenflügel für die Realisierung der Mehrheit dienlicher sein.) 14. T f e l Sa5 15. Lc2 c5 16. Dd3 g6 17. Lh6 Tfe8 18. Sg5. (Wie so oft in dieser Variante hat Weiß alle Angriffsvorbereitungen abgeschlossen, bevor Schwarz dazu kommt, am anderen Flügel ein Gegenspiel zu inszenieren. Von nun ab bleibt Schwarz im wesentlichen Verteidiger.) 18. . . . Sc6. (Schwarz könnte zwar mit Lf5 den gefährlichen Lc2 abtauschen, doch müßte er nach 18. . . . Lf5 19. Dd2 L c 2 : 20. D c 2 : immer mit der unter Umständen gefährlichen Möglichkeit e5—e6 rechnen.) 19. Se6: De6:. (19. . . . fe würde die Königsstellung schwächen und die schwarze Dame vom Spiel absperren.) 20. f4. (Das ist eine kleine Ungenauigkeit, die den folgenden starken Ausfall ermöglicht. Besser war deshalb zunächst 20. Dg3 mit guten Angriffsaussichten.) 20 Dg4! 21. Dg3. (Die kaum zu vertreibende schwarze Dame behindert die Unternehmungen des Weißen am Königsflügel sehr. Junge bietet deshalb Damentausch an, nach welchem Schwarz allerdings ein zufriedenstellendes Spiel erhielte.) 21. . . . Dh5?. (Schwarz tauscht nicht 82

und erzwingt geradezu die Einsperrung seiner Dame! Vielleicht hatte er von der nachfolgenden Vereinzelung des weißen e-Bauern etwas erwartet, doch ist diese Hoffnung illusorisch. Die ständige Bedrohung der schwarzen Dame, die während der nächsten Züge dauernd auf irgendwelche Art verlorenzugehen droht sowie die sich öffnende f-Linie sichern dem Weißen das überlegene Spiel.)

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22. Lg5 Lg5:. (Es drohte Td3 nebst L d l . Auf 22. . . . h6 tauscht Weiß nicht auf e7, wonach der schwarze Springer nach f5 käme, sondern zieht 23. Lf6!, wonach für Schwarz Nehmen oder Nichtnehmen lediglich einen Unterschied in der Todesart bedeuten würde.) 23. fg Te6. (Blockiert den e-Bauern und verteidigt das Feld f6.) 24. Df4. (Von nun an droht mit Td3 nicht nur L d l , sondern auch Th3. Schwarz kann seine Dame gerade noch rechtzeitig befreien, doch erobert Weiß dadurch die h-Linie, wodurch sein Angriff entscheidende Formen annimmt.) 24. . . . Kg7 25. Td3 h6 26 h4 hg 27. hg Dh8 28. Th3 Dg8 29. L d l Se7 30. T f l ! . (Die Möglichkeit, Lg4, die den Schwarzen wegen der Notwendigkeit, f6 zu schützen, immer zwingt, mit Sf5 einen Bauern zu opfern, läuft

nicht davon. Weiß verstärkt daher zunächst den Drude gegen f7, wonach Schwarz z. B. nicht den Versuch unternehmen darf, mit 30. . . . Kf8 den König aus der Gefahrenzone zu führen, weil Weiß darauf mit 31.Th8! die Dame gewinnt.) 30. . . . De8 31. Lg4 Sf5 32. Dh2!. (Weiß verzichtet mit Recht zunächst auf 32. Lf5:, weil Schwarz sich nach 32. . . . gf 33. Df5: Tg6 noch zäh verteidigen kann. Nach dem Textzug dagegen entscheidet die h-Linie.) 32 Dg8 33. Lf5: gf 34. Tf5: Td7. (Es drohte 35. T h 7 f ! Dh7: 36. T f 7 : f ! Kf7: 37. D h 7 : f Ke8 38. g6!) 35. Th6! Schwarz gab auf. Der Th6 darf wegen Matt nicht geschlagen werden; es droht indes Te6: nebst D h 6 + . Auf 35. . . . Tde7 aber folgt 36. Thf6!, und falls 36 Kf8, so 37. g6!, falls jedoch 36. . . . Dh8, so 37. T f 7 : t ! usw. Partie Nr. 39 Preußisch Dr. Engel — Junge (17. Fernturnier der Deutschen Schachzeitung, 1942—1944) Die nachfolgende Partie bedeutet das beste Zeugnis für die Möglichkeiten des Fernschachs. Ein derartiger Kombinationswirbel, bei welchem keine Partei der anderen etwas nachgibt, bei welchem die feinsten Feinheiten vom Gegner immer wieder durchschaut und mit dem besten Zug beantwortet werden, ist beim „normalen" Turnierschach überhaupt nicht denkbar. Dr. Dyckhof} spricht von einer „leidenschaftlichen Wildheit der Spielführung", und es ist in der Tat keine bessere Charakteristik für diese Partie zu finden. 6*

Der Leser lasse das bunte Geschehen vor seinem Auge sich abwickeln und sei sich dabei dessen bewußt, daß das Schachspiel in kombinatorischer Richtung eigentlich mehr als hier nicht zu bieten hat, oder besser, daß es Schachspielern unserer Zeit kaum möglich sein dürfte, tiefer in die taktischen Feinheiten einer Stellung einzudringen.) 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. Sg5!. (Die Preußische Partie ist im Turnierkampf heute kaum mehr anzutreffen. Die „moderne Sachlichkeit" hat auch in der Wahl der Schacheröffnungen ein wesentliches Wort mitgesprochen; man verzichtet als Weißer darauf, in taktisch verwickelten Eröffnungen dem Gegner zu große Chancen einzuräumen, wo doch mit ruhigeren Systemen größere Aussichten bestehen, einen wenn auch geringen Eröffnungsvorteil zu behalten. Im Fernschach ist das anders; der Punktgewinn ist hier noch nicht so ausschließlich zum Ziel der Partie geworden, daß man nicht auch einmal wagen dürfte, in einer kombinationsfreudigen Partie „in Schönheit zu sterben" oder mit Glanz zu siegen.) 4 . . . . d5 5. ed Sa5 6. Lb5f c6 7. de bc 8. Le2 h6 9. Sf3 e4 10. Se5 Ld6 11. d4 ed (ep) 12. Sd3: Dc7 13. Sd2. (Ein selten anzutreffender Zug, der wohl auch schwächer ist als das übliche 13. h3 oder auch 13. f4. Sein Ziel besteht vor allem in der Kontrolle des Feldes c4, er bietet außerdem gelegentlich die Möglichkeit Sdf3. Bedenklich aber erscheint die Verzögerung der Rochade.) 13. . . . 0—0 14. b3. (Auf 14. b4 gewinnt Schwarz mit 14. . . . Sd5! seinen Bauern mit besserem Spiel zurück.) 83

14. . . . Te8 15. Lb2 Lg4!. (Schwarz beginnt mit den Feindseligkeiten; er ist voll entwickelt, während sich der weiße König noch in der Brettmitte befindet.) 16. f3.

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16. . . . Sd5ü. (Eine peinliche Überraschung. O b Weiß den nach 17. fg Se3 oder auch sofort 17. . . . Lg3j"! einsetzenden Angriff überstehen kann, ist zweifelhaft. Es könnte z. B. folgen: 17. fg L g 3 f 18. hg D g 3 : f 19. Sf2 Se3 20. D e l Tad8!, und man weiß nicht, was Weiß noch ziehen soll. Besser ist daher vielleicht auf 17. . . . L g 3 f sofort 18. Sf2, um unter Verzicht auf den Gewinn einer zweiten Figur der schwarzen Dame die Möglichkeit des Eingreifens zu nehmen.) 17. Se4 Se3 18. Dd2 S g 2 : | 19. K d l Lf4 20. D c 3 ! . (Weiß denkt natürlich nicht daran, den Sd3 durch Abtausch herzugeben, wonach den schwarzen Türmen in der d-Linie nichts mehr entgegenzusetzen wäre.) 20. . . . f6 21. S f 6 : f ! ! . (Nun aber ist Weiß daran, zu drohen. Den Springer muß Schwarz natürlich schlagen.) 21. . . . gf 22. D f 6 : . (Es droht nun 23. D h 8 f Kf7 24. D g 7 f Ke6 25. S c S f ! , und nun wird Schwarz nach 24. . . . Kd5 mit Dd4, nach 24. . . . Kd6 mit 25. D d 4 | nebst D f 6 und nach 24. . . . Kf5 mit 25. fg mattgesetzt.) 84

22 Kh7 23. fg S e 3 f 24. K e l Lg5!. (Die weißen Angriffsmöglichkeiten sind vorläufig erschöpft, so daß nun Schwarz wieder aktiv werden kann.) 25. D f 3 .

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25. . . . Sac4ü. (Das ist wirklich ein Problemzug mit einer ebenfalls problematischen Pointe. Der Kommentator hat lange gebraucht, um den Witz dieser Kombination zu durchschauen, obwohl ihre Hauptvariante relativ kurz ist: 26. b c D a 5 f ! . [Der Springer wurde geopfert, um das Eingreifen der Dame möglich zu machen.] 27. c3. [Diese Öffnung der Diagonalen d l — a4 ist erzwungen, da der weiße König wegen T f 8 die f-Linie nicht betreten darf.] 27. . . . S c 2 f 28. K d l Sd4ü [Das war der Zug, der gefunden werden mußte. Alles Weitere ist nun einfacher.] 29. D f 7 f K h 8 30. Sf4. [Dies scheint noch die beste Verteidigung zu sein.] 30. . . . D a 4 f 31. K e l S f 3 f 32. Kf2 oder K f l Se5! 33. S g 6 f . [Wie anders soll Weiß die Drohungen L f 4 : bzw. T f 8 parieren?] 33. . . . Sg6: 34. D g 6 : T e 2 : ( f ) ü [Das erst bedeutet in dieser Variante die endgültige E n t scheidung.] 35. K e 2 : [Wenn Weiß nicht schlägt, ist seine Lage ebenfalls hoffnungslos.] 35. . . . D c 4 : f , und Weiß wird zwangsläufig in wenigen Zügen matt. Es ist wirklich erstaunlich, was im Schach alles möglich ist.)

26. h4! Sg2t!. (Wieder ein verblüffender Zug, der die Position des Lg5 sichert. Ob Weiß den Springer schlagen darf? Eine zwangsläufige Gewinnführung für Schwarz ist nicht zu finden. Wohl aber zeigen alle Varianten nach 27. Dg2:, daß Weiß ständig in größten Gefahren schwebt und und daß dem Schwarzen das Remis jederzeit sicher ist. 27. Dg2: wird mit 27. . . . Ld2f beantwortet, wonach der weiße König nur nach f2 darf. Angriffswege gibt es danach für Schwarz viele: auf 27. . . . Se3 z. B. muß die weiße Dame nach h3 gehen, da andernfalls Db6 mit der Abzugsdrohung entscheidet; 27. . . . Sb2: bietet die Möglichkeit, mit gelegentlichem Dd4 oder, wenn möglich, De5 oder auch Dg7 die Fesselung des Sb2 auszunützen und danach mit Dc3 in die weiße Stellung einzudringen; am wenigsten aussichtsreich scheint 27.... T f 8 f zu sein, wonach Weiß Lf3 spielen kann; dagegen kommt auch 27 D b 6 f in Betracht.) 27. Kdl Sce3t 28. K c l Sh4:. (Abzüge des Se3 sind wegen der Antwort hg natürlich witzlos.) 29. Th4:. (Das Qualitätsopfer bannt endlich die ärgsten Gefahren für den weißen König.) 29. . . . Sg2| 30. K b l Sh4: 31. Df2 Tf 8. (Man sollte meinen, daß Weiß in Anbetracht seines Materialnachteils sowie seines eingesperrten Turmes rasch verlieren müßte, doch steht nun wieder der schwarze König gefährdet; das Schachgebot einer weißen Figur könnte zu den unangenehmsten Folgen führen.) 32. Dc5 Tae8 33. S e i ! Sg6. (Nach 33. L e i : hätte Weiß den Le2 mit einem Schachgebot von d3 aus dem

Angriff entzogen und dann erst auf c l zurückgeschlagen.) 34. Ld3 Df7 35. a4 Lf6 36. Se2 Lb2: 37. Kb2: Kh8 38. T h l . (Es ist Schwarz zwar gelungen, den gefährlichen Lb2 abzutauschen, doch konnte Weiß inzwischen seine restlichen Kräfte mobilisieren, so daß deren Druck weiterhin das positionelle Gleichgewicht sichert.) 38. . . . Dg7f 39. Ka2 Se5 40. Lf5 Sg4:!. (Eine kurze, aber scharfe und von beiden Seiten gesteuerte Abwicklung beschließt den Kampf.) 41. Lg4: Dg4: 42. Dc6:!. (Keineswegs aber 42. Th6:t?, denn Weiß stünde nach 42. . . . Kg7 vor unlösbaren Problemen. Nun aber ist Dh6 : f eine tödliche Drohung.) 4 2 . . . . Te6 43. T h 6 : f ! Th6: 4 4 . D h 6 : t Kg8 45. Dh2. Hier wurde die Partie remis gegeben. Materiell stehen die Spiele gleich, während Schwarz wegen seiner offenen Königsstellung nie dazu kommen wird, die Kraft seiner schweren Figuren zum Angriff auf den weißen König auszunützen. Partie Nr. 40 Katalanisch Nowarra — Junge (16. Fernturnier der Deutschen Schachzeitung; Dez. 1942—Dez. 1944) 1. d4 d5 2. c4 e6 3 Sf3 Sf6 4. Sbd2 Le7 5. Dc2. (Weiß behandelt die Eröffnung ungewöhnlich, und zwar nicht gerade zu seinem Vorteil. Dank des passiven weißen Aufbaues gelangt Schwarz zu raschem Ausgleich und im weiteren Verlauf zur Initiative.) 5. . . . Sbd7 6. g3 0—0 7. Lg2 c5! 8. 0—0 b6 9. b3 Lb7 10. Lb2 Tc8! (7. . . . c5 in Verbindung mit diesem 85

Zug bietet die besten Möglichkeiten, die Mängel der weißen Stellung, vor allem die der Position der Dame auf c2, nachzuweisen.) 11. Tacl de 12. bc. (Der erste Erfolg der schwarzen Strategie; Weiß muß die Vereinzelung des c-Bauern zulassen, da sich 12. Sc4: wegen der A n t w o r t 12. . . . b5 nebst cd verbietet; 12. D c 4 : ist zwar nicht so riskant, wie es aussieht, bietet Schwarz jedoch die Möglichkeit, mit etwa 12. . . . Sd5 ein nachhaltiges Figurenspiel einzuleiten.)

1 2 . . . . cd 13. Sd4: Lg2: 14. Kg2: Dc7.

(Nun hat Schwarz in Gestalt des weißen Bc4 ein klares Angriffsziel.) 15. f3 Tfd8 16. Tfdl Db7!. (Ein vielseitiger Zug; die Fesselung des Bc4 wird damit zu einer echten; die schwarze Dame kann gelegentlich von a6 aus in den Kampf gegen c4 eingreifen, und schließlich droht direkt Sg4, und falls darauf S f l , so Lg5.) 17. S f l . (Der Vorstoß 17. e4 sieht gut aus, wird indes durch die weiße Stellung nicht mehr völlig gerechtfertigt; Schwarz antwortet 17. . . . a6, wonach sich 18. S f l wegen 18. . . . b5 verbietet. 19. Se3 bc 20. Sc4:? T c 4 : . )

1 7 . . . . Se5. (Damit erzwingt Schwarz eine Abwicklung, welche ihm den 86

kleinen, aber eindeutigen Vorteil der Bauernmehrheit am Damenflügel verschafft. In Betracht kam auch die Fortsetzung des Druckspiels gegen c4 mit zunächst a7—a6, um gelegentlich b5 zu ziehen.) 18. Se6:. (Weiß hat kaum eine bessere Möglichkeit, denn auf etwa 18. D b 3 kann 18. . . . Sfd7 folgen, wonach Schwarz mit Sc5 und D a 6 zu starkem Figurenspiel käme, während 18. Se3? in 18. . . . Sd5! eine direkte Widerlegung fände.)

18 Tdl: 19. Ddl: Sc4: 20. Lf6: Lf6: 21. Sf4 Lg5 22. Tc3 Lf4: 23. Tc4: Lg5 24. Tc8:f Dc8: 25. Dd5 Le7

26. Se3 D e 6 ! . (Die Schwäche des nach e6 schlagenden Bauern braucht Schwarz nicht zu beunruhigen, denn der König kann ihn nach Erfordernis bequem verteidigen.)

27. De6: fe 28. Sc4 Kf7 29. Se5f Ke8

30. Kf2 L c 5 f 31. e3. Hier wurde die Partie ganz ohne jeden Zweifel nur infolge der äußeren Umstände remis gegeben. Zu diesem Zeitpunkt, es war Dezember 1944, stand Klaus Junge unmittelbar vor seinem letzten Einsatz, und auch sein Gegner, von dem bis heute jede Nachricht fehlt, ist wohl ein Opfer des Krieges geworden. Es war also beider letzte Fernpartie. In der Schlußstellung der Partie liegen, wie gesagt, die besseren Aussichten bei Schwarz; er verfügt über eine bewegliche Bauernmehrheit und außerdem über einen Läufer, der in einer offenen Position wie dieser dem Springer überlegen ist. Bestimmt hätte der Endspielkönner Junge unter normalen Umständen versucht, diesen Vorteil zu verwerten.

Fernschach — Brettschach von Klaus Junge Über die Vorzüge und Nachteile des Fernschachs gegenüber dem Brettschach ist schon sehr viel geschrieben worden. Leider wurde dabei das Thema meist einseitig behandelt, indem entweder von der einen Seite versucht wurde, das Fernschach als „Idealschach" zu begründen 1 ) oder von der anderen Seite, dem Brettschach als dem eigentlichen „Kampfschach" alleinige Berechtigung zukommen zu lassen2). Im Folgenden soll daher nicht der alte Streit neu aufgewärmt, sondern es soll versucht werden, auf die Ursachen für die Verschiedenheit dieser beiden Spielarten einzugehen, die Vor- und Nachteile festzustellen und gegeneinander abzuwägen. Daß das Fernschach sich vom Brettschach so weitgehend unterscheidet, hat zwei Hauptursachen. Einmal entfällt die Einschränkung der Bedenkzeit; zum andern kann sich der Fernspieler aller nur denkbarer Hilfsmittel bedienen. Der Bedenkzeitfrage kommt beim Spiel am Brett zweifellos eine sehr bedeutende Rolle zu, die den Verlauf der Partie wesentlich beeinflußt, sei es in der Uhrenpartie durch die Verpflichtung des Spielers, eine gewisse Zügezahl innerhalb einer bestimmten Zeit zu erledigen, sei es in der freien Partie durch die moralische Verpflichtung, den Gegner nicht allzu lange warten zu lassen. Bei der Fernpartie wird diese Beschränkung der Bedenkzeit aufgehoben oder jedenfalls entscheidend gelockert. Hier kann man sich nicht nur seinen Zug stundenlang überlegen, man kann auch, wenn man fühlt, daß die Konzentration nachläßt, die Wahl des Antwortzuges auf später verschieben. Der zweite wesentliche Punkt, der das Fernschach vom Brettschach unterscheidet, ist die Möglichkeit des Fernspielers, sich der verschiedensten Hilfsmittel zu bedienen. Der Wert der Schachliteratur für den Fernspieler liegt auf der Hand. Natürlich kann auch der Brettspieler die Schachliteratur auswerten und seine Kenntnisse ständig erweitern; aber im entscheidenden Augenblick, bei Beginn der Partie, ist er doch lediglich auf das angewiesen, was er im Kopf hat. Ganz anders ist es bei der Fernpartie. Hier kann einen der Gegner mit den ausgefallensten Eröffnungen überraschen, man hat Zeit und Muße, um aus Büchern und Notizen das Material über diesen Fall zusammenzustellen und die beste Entgegnung herauszusuchen. Ebenso kommt man bei der Fernpartie nicht leicht 2

Vgl .Dr.Dyckhoff, „Fernschach, das Idealschach", Deutsche Schachzeitung 1929, S. 129. ) Besonders Kurt Richter an mehreren Stellen. 87

in Gefahr, eine bestimmte Eröffnungsvariante mit einer ähnlichen zu verwechseln, ein Umstand, der am Brett oft genug eingetreten ist und katastrophale Folgen nach sich ziehen kann. Ähnlich steht es im Endspiel. Hierbei ergibt sich allerdings beim Brettschach die Erleichterung, daß man nach dem Abbruch der Partie, der ja bei längeren Partien unvermeidlich ist, die betreffende Endspielstellung gründlich aus Endspielbüchern bearbeiten kann. Leider läßt es sich jedoch selten so einrichten, den Abbruch gerade in dem Augenblick herbeizuführen, in dem eine Untersuchung der Stellung wünschenswert wäre. Muß man dann zunächst auf eigene Faust an das Endspiel herangehen, so wird man später nach Abbruch oft erkennen, daß man gerade in den letzten Zügen den entscheidenden Fehler gemacht hat. In der Fernpartie k a n n man dagegen sowohl bei der Herbeiführung eines E n d spiels als auch bei dessen Behandlung die Literatur zu Rate ziehen und so seine Spielführung möglichst fehlerlos gestalten. Das wichtigste Hilfsmittel ist aber, daß man nicht wie beim Brettschach alle Überlegungen und Analysen im Kopfe durchführen muß, sondern daß man jeden Zug auf dem Brett tatsächlich ausführen kann. Dadurch wird die Möglichkeit, die Folgen eines Zuges gründlich zu untersuchen, gegenüber dem Brettschach ganz erheblich erweitert, u n d viele Wendungen, die sich am Brett beim besten Willen nur gefühlsmäßig beurteilen lassen, können nun exakt durchgerechnet werden. Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daß das Fernschach weit mehr ist, als etwa ein Aushilfsmittel f ü r Spieler, die zufällig das Unglück haben, keinen gleichwertigen Brettpartner finden zu können. Es scheint sogar, als ob dem Fernschach der Vorzug vor dem Brettschach gebühren müßte; denn zweifellos wird ein Spieler, der das Bestreben hat, nur gutes Schach zu spielen, dieses Ziel beim Fernschach viel eher erreichen als beim Brettschach. Dadurch, daß es dem Fernspieler möglich ist, bei jedem Zug die Stellung gründlich zu untersuchen, wird vor allem die Zahl der mehr oder weniger groben Versehen, die so viele Brettpartien in ihrem Wert beeinträchtigen, wesentlich eingeschränkt. Es wird aber auch das allgemeine Niveau der Spielführung entscheidend gehoben, da ein Spieler, der am Brett meist nur das Nächstliegende überblickt, nun in den Stand gesetzt wird, auch die weiteren Folgen seiner Züge ins Auge zu fassen. N u n ist es aber nicht der Sinn des Schachspiels, in jeder Stellung unter Inanspruchnahme sämtlicher Hilfsmittel den besten Zug zu finden. Wenn das der Fall wäre, dann hätte sich das Schachspiel sicherlich schon erschöpft. Die Idee des Spiels besteht vielmehr im geistigen Kampf zweier Gegner, die bei Beginn völlig gleich ausgerüstet sind, so daß nur die größere Tüchtigkeit den Ausschlag geben kann. In bezug auf diesen Kampfgedanken ist aber zweifellos das Brettschach vorzuziehen. Einmal ist beim Brettschach die Gleichheit beider Spieler, die ja Grundvoraussetzung f ü r das Spiel ist, viel sicherer gewährleistet als beim Fernschach. Hier 88

hat jeder die gleiche Bedenkzeit und die gleichen Hilfsmittel und kann sich ganz auf den Kampf mit seinem Gegner konzentrieren. Beim Fernschach dagegen ist es doch so, daß der eine Spieler eine große Sammlung von Schachbüchern und Schachzeitschriften zu H i l f e ziehen kann, während sein Gegner vielleicht völlig auf sich selbst angewiesen ist; daß ein Spieler stundenlang über einen Zug nachdenken kann, während sein Gegner nach anstrengender Beschäftigung nur wenig Zeit aufzubringen imstande ist; daß der eine n u r 10 Partien gleichzeitig im Gange hat, sein Gegner dagegen 50. Die Bedeutung dieser Ungleichheiten darf natürlich nicht überschätzt werden. Schließlich k a n n man ja auch beim Brettschach nicht alle Unterschiede, z. B. der körperlichen Verfassung, ausschalten, aber jedenfalls läßt sich nicht darüber streiten, daß sie beim Brettschach auf ein Mindestmaß herabgesetzt sind 3 ). Weiter ist eben dadurch, daß beim Fernschach Hilfsmittel angewendet werden können, der geistige Kampf auf eine andere Ebene gedrängt. Während es beim Fernschach hauptsächlich auf das schachliche Können ankommt, das Wissen dagegen bis zu einem gewissen Grade zurücktreten kann, ist es beim Brettschach die gleichzeitige Beanspruchung von Können und Wissen, die dem Kampf seinen besonderen Reiz verleiht. O b es nun ein Vorzug oder ein Nachteil ist, daß beim Fernschach auf einen großen Teil des Wissens verzichtet werden kann, ist eine Streitfrage, über die eine einheitliche Auffassung kaum zustande kommen wird. Sicher ist jedenfalls, daß die K a m p f aufgabe, die dem Brettspieler gestellt wird, schwieriger ist als die des Fernspielers 4 ). Außerdem fällt beim Fernschach ein Gebiet fast völlig fort, das beim Brettschach eine sehr wesentliche Rolle spielt, nämlich die psychologische Partiebehandlung. Es leuchtet ein, welche Bedeutung es hat, wenn man den Gegner durch einen unerwarteten Zug, der gar nicht einmal stark zu sein braucht, plötzlich in eine Lage bringen kann, in der er sich nicht wohl fühlt und die er nun bei beschränkter Bedenkzeit selbständig meistern muß. D a ß man es sich aber in einer Fernpartie nur selten wird leisten können, auf den stärksten Zug zu verzichten, um den Gegner auf ein ungewohntes Gebiet zu zwingen und daß man sich leicht dabei eine gehörige A b f u h r holen kann, liegt auf der H a n d . Bisher war immer nur von der einzelnen Partie die Rede. Wenn man nun den Verlauf eines Turniers beim Fernschach und beim Brettschach betrachtet, so erkennt man hier weitere Vorzüge des Brettschachs. Bei einem Fernturnier beginnen alle Partien zum gleichen Zeitpunkt und laufen gleichzeitig nebeneinander her. Damit entfällt ein Moment, das bei den Brett-Turnieren von besonderem Reiz ist, nämlich die Entwicklung des Turnierstandes von Runde zu Runde. Dieses Fortschreiten verleiht dem Brett-Turnier die eigentliche Spannung, die den ganzen Turnierverlauf bestimmt. Beim Fernturnier erfährt man 3

) Dies w i r d von Dr. Dyckhoff entschieden unter Hinweis auf die vielfachen Störungen beim Brettschach durch Indisposition, Raumverhältnisse, Verhalten des Gegners, der Zuschauer usw. bestritten. 4

) Dr. Dyckhoff bemerkt hierzu: „Schwieriger (im geistigen Sinne) sicher nicht, aber härter (im körperlichen Sinne). Er m u ß den bekannten „Variantenkoffer" mit sich schleppen." 89

zwar auch von Zeit zu Zeit die Ergebnisse der Konkurrenten, aber durch die ungleichmäßige Beendigung der Partien läßt sich der Stand der Spieler doch nie richtig vergleichen; vor allem weiß man ja auch nicht, wie die noch unbeendeten Partien stehen. So entfällt hier die Möglichkeit, bei jeder Partie den Turnierstand zu berücksichtigen und die ganze Anlage der Partie danach einzurichten 5 ). Welche Bedeutung dieser Möglichkeit beim Brettschach zukommt, ergibt sich schon daraus, daß bei jedem Turnier vor Beginn der Schlußrunde alle Partien beendet sein müssen, da diese sonst den Turnierstand verschleiern. Zum Schluß soll hier noch zwei Einwänden begegnet werden, die oft, allerdings meist von Nichtfernspielern, gegen das Fernschach erhoben werden. Einmal wird behauptet, daß so eine Fernpartie, die sich eventuell über mehrere Jahre hinziehen kann, doch schrecklich langweilig sein muß. Das trifft jedoch nur für den Fall zu, daß man tatsächlich nur eine einzige Fernpartie spielt und auf die Antwort des Gegners lange warten muß. Sobald man aber mehrere Partien mit verschiedenen Gegnern gleichzeitig im Gange hat, ergibt es sich ganz von selbst, daß die Zeiträume zwischen dem Eintreffen der einzelnen Züge recht kurz, ja häufig genug eher zu kurz werden. Die Frage, welche Zahl von Partien am zweckmäßigsten ist, um einerseits die Spannung aufrechtzuerhalten, andererseits sich nicht zu überlasten, ist natürlich von den zeitweiligen Umständen abhängig und läßt sich nicht einheitlich beantworten 6 ). Der andere Einwand ist der, daß bei einer Fernpartie zwischen starken Spielern die Remis-Gefahr erheblich größer sein müsse als bei einer Brettpartie. Wenn beiden Spielern so viel Zeit zur Verfügung stehe, daß sie die Folgen jedes Zuges genau ausrechnen können — so wird argumentiert —, so wird keiner dem Gegner eine Gelegenheit geben, irgendeinen erfolgversprechenden Angriff einleiten zu können. Diese Folgerung ist aber gänzlich unzutreffend; denn abgesehen davon, daß sich auch bei Fernpartien Rechenfehler nie werden völlig vermeiden lassen, verkennt dieser Gedankengang das Wesen der Spielstärke. Es ist doch nicht so, daß der Meisterspieler dadurch seine Erfolge erringt, daß er bei jedem Zuge — sagen wir — sechs Züge im voraus rechnet, während es der gewöhnliche Sterbliche vielleicht nur auf vier bringt. Die wesentliche Ursache für die Unterschiede in der Spielstärke ist vielmehr der Unterschied in der Fähigkeit, eine vorausberechnete Stellung richtig zu beurteilen oder noch genauer, mehrere solcher Stellungen zu beurteilen, die Ergebnisse dieser Beurteilungen miteinander zu vergleichen und daraus dann die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Natürlich ist auch die exakte Berechnung von großer Wichtigkeit, aber die Unterschiede in der Spielstärke der Meister sind überwiegend durch das unterschiedliche Beurteilungsvermögen bedingt. Dieses Stellungsgefühl ist aber in der Fernpartie von genau so großer Wichtigkeit wie bei der Brettpartie. 5 ) Bei der Bundesmeisterschaft 1932 des Intern. Fernschachbundes (IFSB) wurden auf Vorschlag von Dr. Dyckhof} in jeder Nummer der Zeitschrift „Fernschach" die inzwischen geschehenen Züge sämtlicher Partien mitgeteilt. 6 ) Dr. Dyckhof} ist der Meinung, daß bei mehr als etwa 12 Partien der Charakter des Fernschachs verwischt wird. Einzelne Meister wie z. B. Grob haben es jedoch auf weit über 100 (!) gleichzeitig laufende Fernpartien gebracht.

90

Zusammenfassend glaube ich feststellen zu können, daß es falsch wäre, unter allen Umständen eine von den beiden Spielarten Brettschach oder Fernschach als einzig „richtiges" Sdiadi zu bezeichnen und die andere gering zu schätzen. Sowohl das Fernschach als auch das Brettschach haben ihre Vorzüge wie auch ihre Nachteile, und damit ist eigentlich erwiesen, daß beide sehr gut friedlich nebeneinander existieren und sich ergänzen können. Wer das rein Schachliche bevorzugt, wird sich dem Fernschach zuwenden; wem es dagegen mehr auf das Kämpferische ankommt, der wird mehr Gefallen am Brettschach finden. So werden beide Spielarten ihre Anhänger haben. U n d wenn auch das Brettschach schon aus rein äußerlichen Gründen immer über den größeren Anhängerkreis verfügen wird, so wird auch das Fernschach stets seine Freunde behalten und neue dazu gewinnen.

91

Junges Schachlaufbahn 1938

Bergedorf:

Nordmark-Osterkongreß, B-Klasse: 1. Junge.

1939

Lübeck:

Nordmark-Osterkongreß, A-Klasse: 1. Junge 9, 2. Menke 71/2, 3. Kaak 7, 4./5. Ahrens, Hohnes je 6V2, 6./7. Heinsohn, Heibig 6, 8. Harms 4V2, 9.—11. Gottschalk, Wilhelms und Windzik je 372, 12. Braasch 272.

1940

Hamburg:

Nordmark-Osterkongreß, Meisterklasse: 1. Heinicke 6, 2. Kordts 5V2, 3. Brinckmann 4V2, 4. Junge 3V2, 5. Sahlmann 3, 6./7. Finotti und Henning 27z, 8. Behrens V2. Stadtmeisterschaft: 1. Finotti 9, 2. Junge 872, 3. Dr. Törber 8, 4. Sahlmann 7, 5. Poll 6V2.

1941

Hamburg:

Stadtmeisterschaft: 1. Junge 9, 2. Sahlmann, 3. Donath vor Maitzahn, Breyde, Pohl, Tomreil, Woehl, Grünsdieidt und Gräßler. Nordmark-Osterkongreß, Meisterklasse: 1./2. Junge, Heinicke je 6, 3./4. Brinckmann, Lehmitz 4, 5. Springe 372, 6. Sahlmann 2V2, 7. Dr. Röhlk. Stichkampf mit Heinicke + 1 — 0 = 2 gewonnen.

Bad Elster:

1. Junge 5, 2./3. Palme, Weinitschke 4V2, 4. Habermann 4, 5. N o r m a n n 3V2, 6. Sämisch 3V2, 7. Blümich 2V2, 8. Herzog V2.

Bad Oeynhausen:

1./2. Junge, Schmidt je 1072, 3. Richter 10, 4. Müller 9, 5 . - 7 . Kieninger, Palme, Pfeiffer 8V2, 8.—11. Ernst, Lokvenc, Dr. Rahn, Rellstab 71/2, 12. Nürnberg 7, 13.—14. Dr. Lachmann, Weinitschke 5, 15. Brunöhler 4, 16. Kranki 37s.

Krakau, Warschau:

1./2. Aljechin, Schmidt 8V2, 3. Bogoljubow 71/2, 4. Junge 7, 5. Lokvenc 572, 6. Reger-Regedzinski 5, 7 . - 9 . Blümich, Hahn, Kieninger je 4V2, 10.—12. Carls, Mross, Nowarra je 3V2.

Bromberg:

Stichkampf mit Schmidt + 0 — 2 = 2 verloren.

92

1942

Dresden:

1. Junge 77a, 2. Keller 6, 3. Kopetzky 572, 4. Engel 5, 5.—7. Eberl, Ullrich, Zimmer 4, 8.—9. Oeser, Schäfer 3 und 10. Kösler 272.

Hamburg:

Stadtmeisterschaft: 1. Junge.

Rostock:

1. Carls 8V2, 2. Junge 6V2, 3. Schmahl 6, 4. Dr. Lange 5 1 /a, 5. Halosar 472, 6 . — 7 . Elm, Möhler je 372, 8 . - 9 . Lehmann, Menke je 3, 10. Dr. Boneß 1.

Salzburg:

1. Aljechin 7i/2, 2. Keres 6, 3.—4. Junge, Schmidt je 5, 5. Bogoljubow 372, 6. Stoltz 3.

München:

1. Aljechin 8V2, 2. Keres 7 1 /2, 3.—5. Bogoljubow, Foltys, Richter 7, 6. Barcza 5V2, 7. Junge 5, 8. Rellstab 472, 9./10. Rohacek, Stoltz 4, 11. Napolitano 372, 12. Rabar 2V2.

Warschau, Lublin, Krakau:

1. Aljechin 772, 2. Junge 6V2, 3. Bogoljubow 6, 4./5. Keller, Sämisch 572, 6. Kieninger 5 , 7 . Brinckmann 4V2, 8./10. Kunerth, Röpsdorfi, Dr. Weil je 4, 11. Zollner 2Va.

Dresden:

1. Niephaus 6, 2. Junge 5V2, 3. Kopetzky 5, 4./7. Engert, Oeser, Rellstab, Dr. Schäfer 4 7 2 , 8./10. Großner, Hering, Sämisch 4, 11./15. Benkner, Dr. Engel, Grammatikoff, Roth, Schiffer 37a, 16./17. Halosar, Dr. Müller 3, 18./20. Grosse, Frl. Keller, Peperle 272, 21./23. Eilers, Riemann, Ungeheuer 2, 24. Elkershausen 72.

Prag:

1./2. Aljechin, Junge 872, 3. Foltys 7, 4./5. Opocensky, Zita 672, 6. Kottnauer 6, 7. Rejfir 572, 8./10. Hromadka, Podgorny, Thelen 4, 11. Sämisch 3, 12. Prokop 27ä.

93

Nordmark Ostern 1940 1 1. K.Junge .

. . —

2. Brinkmann

. . !4

3. Finocti . . . . . 14

4

5

6

7

8 Punkte Platz

14 14 14

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1

0

0

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0

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1 —

1

1

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0

0

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III.

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0

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1

0

214

VI./VII.

1

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0

0

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1

0

14

VI./VII.

0

0

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II.

6

I.

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0

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0

1

0

0

14 0

7. Kordts . . . . .

1

1

0

1

1

1

8. Heinicke . . . .

1

1

1

1

14

1

4. Sahlmann

5. Henning . . 6. Behrens

. . . .

IV.



0



0





14

14

V. VIII.

Nordmark Ostern 1941 l

. . —

1. Brinckmann 2. Springe

2

3

4

5

6

7

8 Punkte Platz

1

1

1

0

1

1

0

1

0

0

1

0

0

0

0

0

1 1

. . . .

0

3. Woehl . . . . .

0

0

. . . .

0

0

1

5. Heinicke . . . .

1

1

1

1

6. Sahlmann

. .

0

1

1

0

0

7. Lehmitz . . . .

0

0

1

1

0

1

8. K. Junge . . . .

1

1

1

1

1

0

4. Röhlck

1









5

III.

0

3

IV./VI.

0

0

VIII.

0

0

2

VII.

1

0

6

I./II.

1

3

IV./Vl.

0

3

IV./VI.

6

I./II.

0 —

1



Bad Elster 1941 1 1. Junge

. . . .

2. Palme

. . . .

0

2

3

4

5

6

7

8 Punkte

1

0

14

1

14

1

1

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0

1

14

1

1

1

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0

14

414

1

1

14

1

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1

1

1

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3. Weinitschke

.

1

1

4. Habermann

.

14

0

0

14 0

0

5. Normann

12.—18. 5.



0





. . . .

14

0

1

0

7. Blümich . . . .

0

0

1

14 0

0

. . . .

0

0

14

0

0

6. Sämisch 8. Herzog

0 0



1 —

0

1

314

1

214



14

Oeynhausen 1941 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkt 1. K. Junge . . 2. P. Schmidt . 3. K. Richter . 4. Hans Müller 5. G. Kieninger 6. Palme . . . 7. G.Pfeiffer . 8. W.Ernst . . 9. Lokvenc . . 10. Dr.Rahn 11. Reilstab . . 12. Nürnberg . 13. Dr. Lachmann 14. Weinitschke 15. Brunöhler . 16. Kranki . .



1 0 14 14 0 14 14 0 0 1 0 0 14 0 0

0 1 14 14 0 14 14 14 14 14 1 0 14 0 14 0 0 14 14 % 0 0 0 14 14 14 0 0 0 0





14 14 1 14 1 14 14 0 14 14 14 1 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 0 14 1 14 14 14 0 14 14 0 14 0 0 0 14 1 0 1 0 1 14 1 0 0 14 0 0 0 0 0 14 0









14 14 1 14 14 14 14 —

0 14 1 1 0 1 0 0

1 1 14 % 14 1 14 14 1

1 14 1 1 14 0 14 1 —

0 0 1 0 0 14 14

0 14 14 14 1 14 1 0 1 1



0 14 0 14 0 0

1 1 1 1 1 14 0 0 0 14 14



Vi 0 0 14 14



1 0 14 0

1 1 14 1 0 1 0 1 1 1 1 0

1 1014 1 1014 1 10 1 9 1 814 14 814 1 814 1 714 14 714 1 714 14 714 7 1 14 5 0 14 5 4 1 1 0 314 V4 14 1









2. Turnier im „Generalgouvernement" 1941 1

1. 2. 3. 4. 5.

3

4

5

6

7

8

9

5.—19. 10. 10

11

12

Punkte

Aljechin . . . . — 1 1 % % 1 1 % 1 % 1 14 P. Schmidt . . . 0 — 1 1 4 1 1 1 1 0 1 1 1 Bogojubow . . . 0 0 — 1 4 1 4 1 1 1 1 4 1 11 K. Junge . . . . 1 4 1 4 1 4 — 14 1 1 1 4 1 4 1 4 1 1 4 J. Lokvenc . . . 1 4 0 1 4 1 4 — 0 1 4 1 4 1 4 1 4 1 1

6 . T . R e g e r (Regedzinskil 0

7. 8. 9. 10. 11. 12.

2

1 1 1 14 1 1 1 1 14 1 14 14 0 0

14 14 14 14 0 1 1 0 1 14 1 1 1

0

0

0

1



0

1

0

1

1

1

M. Blümich . . . 0 0 0 0 1 4 1 — 0 1 1 4 1 4 1 Hahn 1 4 0 0 1 4 1 4 0 1 — 141 014 G. Kieninger . . 0 1 1 4 1 4 1 4 1 0 1 4 — 1 4 0 0 C.Carls . . . . 1 4 0 0 1 4 1 4 0 1 4 0 14. — 0 1 Mroß 0 0 0 0 0 0 1 4 1 1 1 — 0 H. Nowarra . . 1 4 0 0 1 4 0 0 0 1 4 1 0 1 — 95

Dresden 1942 1 1.

K. Junge

.

.

.

3 . - 8 . 1.

2

3

4

5

6

7

8

9

10

1

14

1

1

1

%

1

1

%

14

14

1

1

14

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1

0

1

1

1

1

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0

1

1

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0

14

1

1

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4

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0

14

1

4

14

1

1

4

1

V,

3%

%

3



R . Keller

.

.

0

3.

Kopetzky

.

.

14

0

4.

Dr. Engel

.

.

0

14

1

5.

Ebert

.

0

14

0

14

6.

Ullrich

.

.

0

0

0

1

1

7.

Dr. Zimmer

.

V2

0

0

0

14

14

8.

R . Oeser

.

0

14

0

0

0

1

14

9.

Dr. M.

Schäfer

0

14

%

14

>k

14

0

0

14

0

40

10

10



00

314

140

00

11



3

.

140

00

München 1942 1 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Alj ediin . Keres . . . Bogoljubow Foltys . . K. Richter . Barcza . . K. Junge . Reilstab . . Rohaiek . G. Stoltz . Napolitano Rabar . .

. . . . . . . . . . . .



0 14 14 0 0 0 1 14 0 0 0

2

3

1

14 14 % 1 — 0 1 — 0 14 1 0 0 1 0 14 0 0 14 0 14 14 0 0



14 0 1 0 14 0 0 14 0 0

4

6

5

14.9. —28.9.

7

1 1 0 1 1 0 14 1 — 14 14 — 14 14 0 1 0 14 14 0 0 0 0 0

8

10 11 12 Punkte

9

1 1 1 14 1 1 14 14 1 1 14 1 % 1 1 1 1 1 14 0 1 0 1 14 — 1 14 0 0 1 0 — 0 14 1 — 1 0 1 —

1 0 14 1 1 1 0 14 14 1 14 0 — 1 0 — 1 14 14 1 1 0 0 14

14 1 1 1 1 14 0 14

714 7 7 7 514 5 4% 4 4 314 214

3. Turnier im ehem. „Generalgouvernement" 1942 11.—28. 10. 1 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Aljediin . K. Junge . Bogoljubow R.Keller . Sämisdi . . G. Kieninger Brinckmann Kunerth . Röpsdorff . Dr. Weil . Zollner • .

. . . . . . . . . . .

2

3

4

1

0 14

% \ fc 1 % 1 % 1 1

. —

. 0 . 1 . 14 . 14 . 14 . 0 . 0 . 0 . 0 . 0



14 0 14 0 1 14 0 0 0



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5

1 0

0



1 0 1 0 0

6



1 0



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0 1 0

7

8

9

10 11 Punkte

1 0 1 0 1 1

1

1 1 0 1 1 1 1 0

1 1

1 1

1

1 1

% 0 1

% 0

%



%



0



0

Prag 1942 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Aljediin . Junge . . Foltys . . Opocensky Zita Kottnauer Rejfif . . Hromadka Podgorny Thelen . Sämisdi . Prokop .

. . . . . . . . . . .

1

2

3

. . — . . 0 . . 14 . . 0 . 14 . . 0 . . 14 . . 0 . . 0 . . 14 . . 14 . . 0

1

14 1 14 14 — 0 1 — 14 1 0 1 14 0 0 0 14 0 0 14 14 14 0 0



14 14 0 0 0 0 14 0 0 0

4

5

6

14 1 1 1 14 1 0 0 — 14 14 — 1 1 14 0 14 0 0 0 0 14 0 0

6\ 6 514 514 5 414 4 4 4 214

% % % 1 % % % 1 % % % 0

1 — 14 0 1 0