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German Pages 137 Year 1981
RAINER
ZACZYK
Das Strafrecht in der Rechtelehre J. G. Fichtes
Schriften zur R ech t s t h eοr i e Heft 96
Das Strafrecht i n der Rechtslehre J. G. Fichtes
Von
Rainer Zaczyk
DUNCKER
&
HUMBLOT
/
BERLIN
Alle Rechte vorbehalten © 1981 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1981 bei Buchdruckerei Bruno Luck, Berlin 65 Printed in Germany ISBN 3 428 04933 0
Meinen Eltern und M.
Inhaltsverzeichnis Einleitung
9 1. Kapitel Interpersonalität und Recht
I. Formulierung des Problems
14
I I . Der Ausgangspunkt von Fichtes Philosophie
17
I I I . Die Deduktion des Rechtsbegriffs
19
I V . W ü r d i g u n g der Deduktion
31 2. Kapitel
Die Rechtsperson I. Rechtsbegriff u n d Rechtsperson
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I I . Elemente der I n d i v i d u a l i t ä t
36
I I I . Das Urrecht der Person
40
I V . Übergang zur Gemeinschaftlichkeit
46
3. Kapitel Die Lehre vom Staat I. Die Notwendigkeit von Gemeinschaftlichkeit I I . Z w e i Wege zum Staat 1. Der Staat als Garant der V e r m i t t l u n g m i t der (Eigentum) 2. Der Staat als Verwalter des Zwangsrechts I I I . Zusammenfassung
50 51 Endlichkeit
51 63 76
4. Kapitel Fichtes Strafrechtslehre I. Einleitende Bemerkungen I I . Aufgabe u n d Bedeutung des „Zwangsgesetzes" 1. G r u n d der Notwendigkeit eines Zwangsgesetzes 2. Die W i r k u n g des Zwangsgesetzes auf den W i l l e n
79 80 80 84
8
Inhaltsverzeichnis 3. Erläuterung des Prinzips an seinen zwei Anwendungsfällen . . . 4. Die Errichtung des Zwangsgesetzes i m Staat
I I I . Das strafrechtliche Unrecht 1. V o r k l ä r u n g des Begriffs 2. Das Rechtsverhältnis u n d das Unrecht
87 89 90 90 92
I V . Die Begründung der Strafe 1. „Zwangsgesetz" u n d „Strafe" 2. Fichtes Ablehnung der absoluten Theorie 3. Fichtes eigene Begründung der Strafe Exkurs: Der Strafvollzug 4. Der Einfluß des Rechtsverhältnisses auf das Strafrecht (Zwangsgesetz u n d Strafe)
104 104 106 108 113
Zusammenfassung und Ausblick
130
Literaturverzeichnis
133
118
Einleitung Eine Arbeit wie die vorliegende bedarf aus mehreren Gründen einleitender Bemerkungen. Ein enges Verhältnis zwischen der Rechtswissenschaft und dem Rechtsdenken Fichtes hat es nie gegeben. Zwar ist Fichte nicht ganz außer Sichtweite gekommen, sein Name ist noch gegenwärtig und auch sein Anliegen w i r d bisweilen vorgetragen 1 , doch steht er sicher dem Vergessen näher als der Aufmerksamkeit. Ein Blick i n zusammenfassende Darstellungen der Rechtsphilosophie zeigt, daß man sich auch hier angewöhnt hat (wie lange Zeit i n der Philosophie 2 ), den Bogen vom Namen und der Sache Kants zu Hegel zu schlagen3. Und auch für das Spezialgebiet Rechtsphilosophie gilt Dieter Henrichs allgemein formulierter Satz, daß die Leistung Fichtes „durch den gewaltigen Schatten Hegels (...) zu früh und zu Unrecht verdunkelt worden" ist 4 . Es ist ein Anliegen dieser Arbeit, etwas Licht i n das Dunkel, soweit es auf die Rechtsphilosophie fällt, zu bringen. Es geht hier aber nicht darum, Fichte gewaltsam i n die Gegenwart zu reißen. Es w i r d sich vielmehr zeigen, daß Fichtes Rechtsdenken A n t wort auf immer noch aktuelle Fragen nach der Begründung von Recht gibt. Diese Feststellung w i r d nicht jeder widerspruchslos akzeptieren. Die Zweifel dürften überwiegen, daß ein fast 200 Jahre alter Text für die heutige Zeit noch irgendwelche Bedeutung haben kann. Gemeinhin nimmt man an, daß die drängenden Fragen i m Blick nach vorne zu lösen sind. Dem Umwenden i n die Vergangenheit w i r d bestenfalls die Möglichkeit zugesprochen, feststellen zu können, wie es denn einmal 1 Wenigstens k u r z dargestellt w i r d die Lehre Fichtes etwa bei Verdroß, Abendländische Rechtsphilosophie, S. 154—156 u n d bei del Vecchio, Lehrbuch der Rechtsphilosophie, S. 180—183. Jedenfalls der Sache nach übergangen, w e n n auch manchmal i n anderem Zusammenhang dem Namen nach erwähnt bei Welzel, Naturrecht u n d materiale Gerechtigkeit; Coing, Grundzüge der Rechtsphilosophie; Radbruch, Rechtsphilosophie; C. J. Friedrich, Die Philosophie des Rechts i n historischer Perspektive. Diese Belege w i r d m a n f ü r repräsentativ halten können. 2 Vgl. n u r den T i t e l (aber auch den Inhalt) v o n Richard Kroners Werk „ V o n K a n t bis Hegel". Allerdings ist hier i n der neueren Zeit ein Wandel eingetreten; m a n weist Fichte heute eher einen selbständigen Platz zu, vgl. Dieter Henrich, Fichtes ursprüngliche Einsicht, S. 188—190, 195 ff. 5 Vgl. die Nachweise i n A n m , 1. 4 Fichtes ursprüngliche Einsicht, S. 188.
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Einleitung
gewesen ist. Für die Grundlagen des Denkens und auch des Rechts t r i f f t dies aber nicht zu. Es w i r d i n dieser Haltung weit die Geschwindigkeit überschätzt, m i t der sich Denkformen ändern. Jeder, der sich heute auf die „Rationalität" von Einsicht bei sich und bei anderen beruft und daraus die Gewißheit eines Urteils zieht, steht Kant, Fichte, Hegel wesentlich näher als auf den ersten Blick erkennbar ist. I n seinen Grundlagen ist gegenwärtiges Denken immer noch von der Überzeugung i n die K r a f t der Vernunft und die Einsichtsfähigkeit individuellen Denkens geprägt, und es ist i n keiner Weise ersichtlich, daß und wie diese Stufe i n absehbarer Zeit überstiegen werden könnte. Paradoxerweise macht es gerade ein wesentliches Merkmal dieser Stufe des Denkens aus, daß zu leicht der intellektuelle Autarkismus auf die Spitze getrieben w i r d und i n Überheblichkeit umzuschlagen droht. Es ist dann nicht einfach, sich m i t einer Abhängigkeit von einer Tradition des Denkens abzufinden und sich selbst darin einzuordnen. Den i n diesem Zusammenhang oft vorgebrachten Einwand „So können w i r heute nicht mehr denken" kommentiert Wolfgang Cramer so: „Sollte ausgerechnet i n unserer Zeit das philosophische Denken sich zu solcher Höhe erhoben haben, daß es weit hinaus wäre über die Epoche, da i n Deutschland die philosophischen Genies einander die Hand reichten?" 5 Akzeptiert man die immer noch enge geistige Verbindung des Denkens der Gegenwart m i t dem jener Zeit, dann w i r d auch deutlicher, daß die Frage nach dem Recht i n jenem Kontinuum die gleiche geblieben ist. Das Niveau der A n t w o r t Fichtes auf diese Frage macht es möglich, die Einflüsse des Zeitgebundenen — die i m Recht aus bestimmten Gründen stärker sein müssen als i n der theoretischen Philosophie — ganz außer acht zu lassen und den Text wie einen heute geschriebenen Beitrag zu lesen. Die Arbeit w i r d dann i m einzelnen zeigen, warum er heute noch Aufmerksamkeit verdient. Nun scheint gerade i m Strafrecht die Situation noch um eine Stufe komplizierter. I n noch größerem Umfang als auf anderen Rechtsgebieten w i r d hier die Forderung erhoben, den empirischen Wissenschaften die A n t w o r t auf Fragen der Rechtswissenschaft zu entnehmen. I m Gefolge dieser Haltung verflüchtigen sich die Ansätze ζ. B. des deutschen Idealismus zur „Metaphysik" 6 . Es liegt auf dieser Linie — wenn auch zeitlich vor ihrem Höhepunkt —, wenn in einem Beitrag zur da5
Spinozas Philosophie des Absoluten, S. 7. Allerdings ist darauf hinzuweisen, daß Franz von Liszt, dem man eine Neigung zum „spekulativen" Denken k a u m w i r d nachsagen können, Fichte durchaus f ü r sich i n Anspruch nahm. I n seiner A r b e i t „Der Zweckgedanke i m Strafrecht" bemerkt er, die Strafrechtslehre Fichtes habe weniger Einfluß auf die Strafrechtswissenschaft gehabt, als sie verdiente (Zweckgedanke, S. 154, Fußnote 1), u n d hebt hervor, sie sei eine Bestätigung der eigenen Theorie (a. a. O., S. 153). 6
Einleitung
mais anstehenden Strafrechtsreform Ulrich K l u g einen „Abschied von Kant und Hegel" 7 empfahl. Es ist ein Anliegen dieser Arbeit zu zeigen, warum ein solcher Abschied (auf 5V2 Taschenbuchseiten) so einfach nicht zu vollziehen ist; auf die Gründe hat auch Hellmuth Mayer i n einer kritischen Auseinandersetzung m i t K l u g hingewiesen 8 . Darüber hinaus geht die vorliegende Arbeit aber davon aus, daß in den Grundfragen des Rechts und des Strafrechts die Realität zwar eine eigenständige Stelle i m Begründungszusammenhang hat, sie aber als einfache Empirie verstanden für die Begründung zu wenig liefert. Das hat seinen Grund i m unterschiedlichen Gegenstand der Wissenschaften und der von ihnen geforderten Behandlungsart. Eine jede empirische Wissenschaft operiert m i t der Voraussetzung, die zu erforschende Sache könne vor den Forscher gebracht werden, so daß seine Person für die wissenschaftliche Aussage selbst keine Rolle spielt. Das Recht aber betrifft gerade die praktischen Beziehungen zwischen Menschen, die gleich dem Forscher sind, und die er deshalb i n allen seinen Aussagen immer nur i n einem Gleichheitsverhältnis zu sich selbst haben kann, nie aber i n der Weise vor sich wie etwa einen Gegenstand der Natur, zumal die Herstellung des Gleichheitsverhältnisses eine von i h m selbst jederzeit geforderte Leistung ist. Wird Rechtswissenschaft aber i n einer solchen naturwissenschaftlichen Haltung behandelt, ist i n i h r unausweichlich ein ungleiches Verhältnis zwischen dem Beobachter und den Beobachteten etabliert. Konkrete Folgerungen einer so betriebenen Rechtswissenschaft bergen die Gefahr i n sich, daß dieses ungleiche Verhältnis sich niederschlägt i n dem Gehalt der rechtlichen Regelungen, die den Umgang m i t den anderen bestimmen. — Wie eine Rechtsbegründung aussehen kann, die dies vermeidet, auch das zeigt Fichtes Rechtslehre. Einer Bemerkung bedarf schließlich noch die Methode der Arbeit. Es handelt sich i n erster Linie um eine Interpretation von Fichtes rechtsphilosophischem Hauptwerk, der „Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre" 9 aus dem Jahre 1796. Dies war die Zeit von Fichtes konzentriertester systematischer Arbeit, die auch i n drei großen Werken öffentlich repräsentiert wurde: Vor dem „Naturrecht" war 1794 die „Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre" 10 erschienen, 1798 wurde „Das System der Sittenlehre nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre" 11 veröffentlicht. Seine Rechtslehre hat Fichte i n dieser ausführlichen und konzentrierten Form nicht mehr vorgetragen. Zwar existieren Aufzeichnungen aus dem Jahre 1812, die Vor7
I n : Programm f ü r ein neues Strafgesetzbuch, S. 36—41. Kant, Hegel u n d das Strafrecht, S. 54 f. 9 SW I I I , 1—385. I m folgenden zitiert als „ N R " . 10 SW I, S. 83—328. 11 SW I V , S. 1—365. 8
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Einleitung
lesungen zur Rechtslehre enthalten 12 , doch erreichen sie i n keiner Weise die Geschlossenheit und Gründlichkeit der Rechtslehre von 1796, auch nehmen sie häufig auf diese Bezug. Darunter leidet i n besonderem Maße der Begründungszusammenhang des Strafrechts 13 . Zusätzlich würde eine gemeinsame Behandlung beider Rechtslehren sehr erschwert durch die Tatsache, daß Fichtes Denken zur Zeit der späteren Rechtslehre eine neue Stufe 14 erreicht hat, auf der die Einheit des Ich anders begriffen wird. Dies hätte zur Folge, daß auch bei der Interpretation der Rechtslehre dieser andere Zugang hätte berücksichtigt werden müssen, was für den Gedankengang der Arbeit nicht förderlich gewesen wäre. Die Spätphilosophie Fichtes w i r d daher aus dem Zusammenhang der Diskussion ausgeblendet; das fällt u m so leichter, als m i t Hans Jürgen Verweyens Buch „Recht und Sittlichkeit i n J. G. Fichtes Gesellschaftslehre" ein zusammenhängender Überblick über die Gesamtleistung Fichteschen Rechtsdenkens vorliegt. Die K r i t i k an Fichte, die i n der vorliegenden Arbeit vor allem i m Zusammenhang m i t seiner Bestimmung von Unrecht und Strafe geübt wird, versucht Fichte nur an sich selbst zu messen, bleibt also immanent. Es liegt gerade bei Fichtes Rechtsphilosophie nahe — das schließt an die Bemerkungen oben an —, i h r die Hegeische A n t w o r t auf die Frage nach dem Recht gegenüberzusetzen. Daß dies nicht geschehen ist, hat seinen Grund i n der schon erwähnten Tatsache, daß Hegel i n der rechtsphilosophischen Tradition „präsent" ist, Fichtes Rechtslehre dagegen weithin unbeachtet blieb. So ist es schon deshalb geboten, sie i n ihrer Eigenart vorzustellen und darin auch zu belassen (von notwendigen Korrekturen abgesehen); außerdem würde es sonst scheinen, als sollte Fichte abermals nur aus der Sicht der vermeintlich größeren Leistung Hegels betrachtet werden. Wenn auch thematisch i m Mittelpunkt der Arbeit die Strafrechtslehre Fichtes steht, kann sie doch nicht abgelöst von ihren Grundlagen i m System der Fichteschen Rechtslehre dargestellt werden. Die Arbeit geht daher so vor, daß zunächst i m 1. Kapitel die eigentliche Grundlage von Fichtes Rechtslehre, das Anerkennungsverhältnis, eingeführt wird. Die 12
SW X , S. 493—652. So daß die Annahme v o n Verweyen, Recht u n d Sittlichkeit, S. 128, nicht geteilt werden kann, wonach die Argumentation i n der Rechtslehre von 1812 zum Strafrecht „wesentlich geschlossener" sein soll. H i n z u kommt, daß i n der Rechtslehre von 1812 die wesentlichen Ungenauigkeiten i n Fichtes Begründung der Strafe nicht beseitigt sind, vgl. zu ihnen i. e. das 4. K a p i t e l dieser Arbeit 14 I n der philosophischen Auseinandersetzung m i t Fichte ist umstritten, ob Fichtes Spätphilosophie einen völligen Bruch m i t der früheren Position darstellt oder ihre kontinuierliche Fortentwicklung ist. Vgl. dazu Weischedel, Der frühe Fichte, S. 190 fï. einerseits, Lauth, L e problème de l'interpersonnalité, S. 326, andererseitsw 13
Einleitung
beiden folgenden Kapitel untersuchen es nach seinen weiteren notwendigen Momenten, der einzelnen Rechtsperson und dem Staat. Das letzte Kapitel schließlich wendet sich dem Strafrecht zu, erfaßt also das Anerkennungsverhältnis nach seiner negativen Seite, führt Fichtes Überlegungen hierzu vor und erörtert sie kritisch auf der Grundlage des bis dahin Erarbeiteten.
Erstes Kapitel
Interpersonalität und Recht I . Formulierung des Problems
Sieht man i m Recht nicht etwas von Gott Gegebenes oder von anderen Menschen dem Einzelnen w i l l k ü r l i c h Auferlegtes, stellt sich das Problem seiner Begründung neu. Denn wenn i m Recht das Individuum verpflichtet, aber gleichzeitig als Maß und Schranke bewahrt werden soll, müssen i n i h m wie i n einem Brennpunkt Allgemeines und Einzelnes zusammentreffen. Da ferner das Recht als Regelung menschlichen Zusammenlebens das Individuum immer i n seinem Verhältnis zu anderen trifft, muß auch der Sozialbezug Teil der Begründung sein. N u r wenn diese Seiten i n die Überlegungen m i t einbezogen sind, kann einem bestimmten Individuum X die Frage beantwortet werden, warum es nicht i n seiner Individualität vernichtet wird, wenn ihm vom Recht (in die sinnliche Erfahrung gewendet: von den anderen) ein Zwang auferlegt wird. Denn nur dann ist die Vernünftigkeit des Individuums auch i n der äußerlichen Verpflichtung bewahrt, und es kann durch sie i n seiner Geltung nicht beeinträchtigt werden. Ersichtlich ist hierin die Voraussetzung enthalten, daß das Recht auf die geschilderte Weise für jeden einzelnen begründet werden muß. Dann kann die Fragestellung erweitert und der Grund untersucht werden, ob und weshalb es überhaupt notwendig ist, den einzelnen „recht" zu behandeln. Fichte formuliert das einmal i n einem Brief sehr plastisch: „Ich reite das Pferd, ohne es u m Erlaubnis zu fragen, und ohne von i h m hinwiederum geritten sein zu wollen; warum b i n ich doch bei dem Pferdeverleiher bedenklicher?" 1 Der Grund für die Bedenklichkeit i m letzteren Fall — so kann man vorläufig vermuten — liegt darin, daß ich weiß, daß der andere m i r i n bestimmter Weise gleich ist, und daß sich daraus für den gegenseitigen Umgang gewisse Maßstäbe ergeben müssen. Eine zusätzliche Schwierigkeit ergibt sich jedoch daraus, daß trotz des Wissens von dieser Gleichheit ich doch auch den anderen als einen von m i r unabhängigen, selbständigen weiß, als der er m i r j a auch äußerlich 1 A n Reinhold i m August 1795, Schulz I, 495 ff. (498); vgl. zu diesem Problem auch Oestereich, Freiheitsidee, S. 41.
I. Formulierung des Problems
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erscheint. Unser Verhältnis hat damit zugleich eine Seite von Gemeinsamkeit wie auch von Trennung oder Besonderung. Das Verhältnis ist kein bloß formal aus meiner Individualität gefolgertes, sondern gewinnt i m äußerlichen Vollzug unmittelbar Wirklichkeit. Der andere ist kein Gedankenbild und kein Objekt, sondern Subjekt wie ich. W i r d nach der „Rechtlichkeit" unseres Verhältnisses gefragt, muß diese Wirklichkeit unserer Beziehung aufgenommen werden. Ob ein Handeln „Recht" ist oder nicht, entscheidet dann nicht (nur) das Gewissen (worunter hier die Fähigkeit verstanden wird, eigenes Handeln unter Kriterien allgemeiner Richtigkeit zu stellen), sondern das ergibt sich auch aus den Auswirkungen des Handelns i n der Wirklichkeit des gegenseitigen Verhältnisses. Die hier ins Spiel gebrachte Äußerlichkeit des Verhältnisses soll kurz näher beschrieben werden, u m die Notwendigkeit dieser Dimension zu verdeutlichen. Eine Beziehung zwischen zwei Individuen hat immer auch ein Moment, das i n der sinnlichen Erfahrung angesiedelt ist. Das ist allein schon durch die Körperlichkeit der Individuen bedingt, also durch die Tatsache, daß sie auch Naturwesen sind; zusätzlich aber bedürfen sie schon u m ihrer Lebenshaltung w i l l e n einen Bezug zur Objektwelt, der allerdings wieder nur durch den Körper vermittelt ist. Geht es nun u m das Zusammenstehen mehrerer „endlicher Vernunftwesen", treten sie nicht i n Kontakt als Geisterwesen, sondern gerade i n ihrer Endlichkeit. Ein gegenseitiges Verhältnis bleibt so lange unvollkommen, als dieser letztgenannte Bereich nicht i n i h m seinen Platz hat. Jede Sollensordnung muß i h n aufnehmen, w i r k t j a auch auf ihn zurück. Jedoch beschränkt sie sich nicht auf ihn 2 , sondern hebt ihn auf i n einen größeren, geistigen Zusammenhang, der beide Parteien i n Gleichheit verbindet. Was damit gemeint ist, sei an einem Beispiel verdeutlicht. Wenn ich von einem anderen ein Buch geliehen habe und es m i r sehr gut gefällt, kann ich m i r die Frage stellen, ob ich es wieder zurückgeben soll. Wenn ich nun überlege, welches Verhalten denn richtig ist, geht es nicht nur darum, welches Verhalten für alle i n einer solchen Situation das richtige ist. So hilfreich dieser Gedankengang ist, bezieht er doch nicht ausreichend die Wirklichkeit des anderen m i t ein. Schon aus i h r ergibt sich ein Hinweis auf die Lösung der Frage. Denn ich b i n bei der Leihe des Buches offenbar davon ausgegangen, daß er über seinen Gebrauch bestimmen darf und habe dies i n meiner Bitte um das Buch auch bestätigt. Würde ich es jetzt behalten, nähme ich i h m jene von m i r bestätigte und m i r auch zunutze gemachte Möglichkeit. Die Denkbewe2 Auch aus diesem G r u n d w i r d der Empirie i n der Rechtswissenschaft nie mehr als eine H i l f s f u n k t i o n zukommen können.
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. K a p . : Interpersonalität u n d Recht
gung, die so zur Rückgabe des Buches führt, n i m m t die Verankerung des allgemein Richtigen i n der Wirklichkeit auf. Erstmals bei Fichte w i r d das Rechtsproblem i n diesem Umfang behandelt. Noch bei Kant bleibt die Wirklichkeit der Beziehung zwischen den Individuen außerhalb der Rechtsbegründung 3 . I n der „Metaphysik der Sitten" nennt K a n t als allgemeines Prinzip des Rechts den Satz: „Eine jede Handlung ist Recht, die oder nach deren Maxime die Freiheit der W i l l k ü r eines jeden m i t jedermanns Freiheit nach einem allgemeinen Gesetz zusammen bestehen kann" 4 . I n diesem Prinzip ist zwar — wie sich auch aus dem Textzusammenhang ergibt — die Äußerlichkeit durchaus miteinbezogen. Aber K a n t trennt die Materie des Wirkens doch von der Beurteilung der Rechtmäßigkeit ab. W i l l ich wissen, ob eine Handlung Recht ist, b i n ich nach K a n t gewissermaßen eingleisig m i t einem K r i t e r i u m allgemeiner Richtigkeit verbunden. N u n stellt sich das Rechtsproblem — wie bemerkt — gerade i n der Verbindung des einen m i t dem anderen, nur i n diesem Berührungsfall gewinnt es Leben. Kant legt das Schwergewicht der Beurteilung auf die allgemeine Richtigkeit der äußeren Handlung. Da es jedoch darum geht, die Allgemeinheit der gegenseitigen Behandlung i m konkreten Fall herzustellen, muß das gegenseitige Verhältnis i n seiner Äußerlichkeit bei der Begründung des allgemeinen Gesetzes einbezogen werden. Bei K a n t fehlt dieser letzte Schritt. Bei i h m sind beide Teile des Verhältnisses zwar m i t dem Allgemeinen verbunden, untereinander aber isoliert gesetzt. Der andere kommt gar nicht i n seiner eigenen endlichen Freiheit ins Spiel, sondern w i r d lediglich i n seiner — insofern meiner völlig gleichen — Allgemeinheit gefaßt. Da er sich i n dieser Bestimmung von m i r nicht unterscheidet, bezieht sich etwa die Lösung eines Konflikts zwischen uns — bei Kant — nicht auf i h n i n seiner endlichen Wirklichkeit, sondern auf mich i n meiner Verallgemeinerung. Besonders deutlich läßt sich das Gesagte an Kants Begründung der m i t dem Recht verbundenen Zwangsbefugnis zeigen 5 . Nach K a n t darf das Recht deswegen die Befugnis zu zwingen aussprechen, w e i l durch das Unrecht etwas Erstrebenswertem — der Freiheit — ein Hindernis entgegengesetzt w i r d ; die Beseitigung des Hindernisses — der Zwang — führt zur Wiederherstellung der Freiheit und ist daher Recht. Das Unbefriedigende dieser lediglich schlußfolgernden Ableitung liegt darin, 3 Die folgende K r i t i k an K a n t ist thesenhaft-verkürzt u n d behält so ein T e i l Unbegründetheit. Da Fichtes Rechtslehre auf die gekennzeichnete Stelle zielt u n d bei i h r ansetzt, diese Lehre aber i m M i t t e l p u n k t der A r b e i t steht, mag dieses Vorgehen hingenommen werden. 4 Kant, Werke, Bd, 7, Metaphysik der Sitten, Einleitung i n die Rechtslehre, § C, S. 337. 5 Kant, a. a. O. (Anm. 4), § D, S. 338.
I I . Der Ausgangspunkt von Fichtes Philosophie
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daß das Moment der Äußerlichkeit, das den Zwang kennzeichnet, gar nicht als notwendig dargetan ist. Es w i r d nicht deutlich, weshalb das Recht (und das sind hier konkret: die anderen) den einzelnen an seiner äußerlichen Seite — etwa seinem Vermögen — unvermittelt erfaßt und nicht etwa i m Sinne einer moralischen Erziehung i h m Kriterien der Richtigkeit vermittelt, die i h n schließlich wieder recht handeln lassen. Ein Zwang, der dem einzelnen zum Nutzen eines anderen auferlegt wird, ist nur dann begründbar, wenn das (wieder-)herzustellende Verhältnis selbst ein Moment der Äußerlichkeit besitzt und das Recht dies einbezieht. So gesehen, muß der Ansatz für eine Begründung des Rechts tiefer liegen und i n dem Gang der Reflexion auch die endliche Festlegung des Menschen i n seinem Verhältnis zu anderen ihren Platz haben. Fichte unternimmt einen solchen Versuch i n seiner „Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre" aus dem Jahre 1796e. I I . Der Ausgangspunkt von Fichtes Philosophie U m Fichtes Gedankengang bei der Bestimmung des Rechts verfolgen zu können, muß zunächst kurz dargestellt werden, was das Anliegen seiner Philosophie i m ganzen ist. I n der Wissenschaftslehre von 1794 hatte Fichte versucht, einen absolut letzten Grund allen menschlichen Wissens, sowohl des theoretischen wie des praktischen Vermögens, ausfindig zu machen 7 . Er findet i h n i n der ursprünglichen Selbstsetzung des Ich: „Das Ich setzt ursprünglich schlechthin sein eigenes Sein" 8 , „Ich b i n ich" 9 . Dieser Satz ist selbst nicht „Gegenstand" möglichen Wissens, sondern kann — gleichsam i n sich selbst kreisend — nur i m Vollzug erfahren werden (Fichte nennt i h n * Dieses W e r k ist die erste systematische Darstellung der Rechtslehre durch Fichte. Sie übersteigt an Sorgfalt u n d Gründlichkeit w e i t alle seine früheren Ausführungen zum Recht. Es ist deshalb für die K l ä r u n g v o n Fichtes Lösung des Rechtsproblems nicht ratsam, diese Schriften heranzuziehen, denn sie behandeln das Recht entweder a m Rande oder aber nicht i n begründender Absicht. So ist beispielsweise w e n i g sinnvoll, den sog. Revolutionsschriften Fichtes (Zurückforderung der Denkfreiheit; Beiträge zur Berichtigung der Urteile über die Französische Revolution; vgl. SW V I , S. 1—288) die konstitut i v e n Prinzipien f ü r Fichtes Denken entnehmen zu wollen; ganz verkürzend ist der Versuch von B. W i l l m s (Totale Freiheit, S. 13), Fichte auf diesem Niveau festzuhalten. Denn dort schreibt Fichte gegen eine bestimmte Ordnung; indem er deren Negativität zeichnet, ist der Raum f ü r das eigene Positive so groß, daß darüber die — eventuell korrigierende — Begründung nachrangig w i r d . 7 Vgl. SW I, S. 91 : „ W i r haben den absolut-ersten, schlechthin unbedingten Grundsatz alles menschlichen Wissens aufzusuchen." 8 SW I, S. 98. 9 SW I, S. 94 ff. 2 Zaczyk
. K a p . : Interpersonalität u n d Recht
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„Tathandlung" 1 0 ). Dieser subjektiven selbstreflexiven Einheit gegenüber besitzt das Sein der umgebenden Welt nur abgeleiteten Charakter: Es ist nur für (und durch) das Ich; ein i h m Unterlegenes: Nicht-Ich. Die Wissenschaftslehre ist der Versuch, das Allgemeine des (theoretischen und praktischen) Vorstellens zu erfassen; i n i h r w i r d die Struktur des Wissens als Denkendem — i n — der — Welt — Sein einsichtig gemacht. Die Wissenschaftslehre verbleibt völlig i n dieser Allgemeinheit, und es geht ihr auch u m nicht mehr als diese Grundeinsicht. Durch die Verwendung des Wortes „Ich" legt sie allerdings die Deutung nahe, hier gehe es um das Selbstbewußtsein eines Individuums. Aber Fichte selbst hat immer wieder darauf hingewiesen, daß dies nicht zutrifft: „Mein absolutes Ich ist offenbar nicht das Individuum; (...). Aber das Individuum muß aus dem absoluten Ich deduziert werden. Dazu w i r d die Wissenschaftslehre i m Naturrecht ungesäumt schreiten." 11 I n der Wissenschaftslehre selbst kann deswegen auch noch nichts über die Frage der Interpersonalität ausgesagt sein, wie C. K . Hunter annimmt. 1 2 Denn dies setzte voraus, daß i n der Wissenschaftslehre ein Maß an Konkretheit erreicht wäre, das die Rede von Person ermöglicht. 13 Die fehlende Erkenntnis dieses Unterschieds hat i n der Literatur über Fichte bisweilen zu der Annahme geführt, es müsse Fichte ganz besondere Anstrengungen kosten, die „Existenz" eines anderen Vernunftwesens zu deduzieren 14 — und dies geschehe i m „Naturrecht". Willms dokumentiert das Mißverständnis besonders deutlich, wenn er — um Fichtes vermeintliche Schwierigkeit zu beleuchten — aus der Wissenschaftslehre zitiert, daß „die ganze Wissenschaftslehre, als transzendentale Wissenschaft, nicht über das Ich hinausgehen kann" 1 5 . W i r d auf diese Weise das „Ich" der Wissenschaftslehre m i t dem Individuum identifiziert, ist für ein anderes Individuum überhaupt kein Platz, denn es 10
Vgl. SW I, S. 98. Aus dem bereits zitierten Brief an Reinhold, Schulz I, S. 501. 12 Interpersonalitätsbeweis, S. 15 f. 13 Über das Verhältnis von Wissenschaftslehre u n d Naturrecht finden sich i n der L i t e r a t u r — soweit ich sie überblicke — k a u m Ausführungen, die exakt die Nahtstelle beider Schriften angeben. Dabei ist deren Erfassung aber von besonderer Wichtigkeit f ü r das zutreffende Verständnis von Fichtes Rechts- u n d Sittenlehre. — Allerdings geht R. L a u t h (Le problème de l ' i n t e r personnalité) auf dièse Frage ein (S. 334), jedoch i m Rahmen einer Gesamtinterpretation v o n Fichtes Werk, i n der die Wissenschaftslehre von 1794 selbst n u r Baustein zu einer „Synthesis der Geisterwelt" ist (siehe S. 326 f. des genannten Aufsatzes). 14 Etwa Metzger, Gesellschaft, Recht u n d Staat, S. 119/120; Willms, Totale Freiheit, S. 68, 85; kritisch zu diesem Standpunkt auch Hahn, Staat u n d Wissenschaft, S. 10 f. m. Anm. 54 u. 55. 15 SW I, S. 247; bei Willms, Totale Freiheit, S. 68; die dort i m Z i t a t v o r handenen — nicht sinnentstellenden — Fehler w u r d e n hier berichtigt. 11
I I I . Die Deduktion des Rechtsbegriffs
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ist n i c h t „ I c h " , daß es aber „ N i c h t - I c h " ist, k a n n auch schlecht b e h a u p t e t w e r d e n . I n W a h r h e i t s t e l l t e so das „ N a t u r r e c h t " e i n e n W i d e r s p r u c h z u r Wissenschaftslehre d a r . W i e gezeigt, v e r k e n n t diese D e u t u n g aber F i c h tes A n s a t z . F ü r F i c h t e g e w i n n e n die a l l g e m e i n e n Gesetze d e r V e r n u n f t i m „ e n d l i c h e n V e r n u n f t s w e s e n " 1 6 W i r k l i c h k e i t , u n d erst a n dieser S t e l l e t a u c h t d a n n auch die F r a g e nach d e m I n d i v i d u u m auf. Es n i m m t so eine M i t t l e r r o l l e zwischen N a t u r u n d r e i n e m S e l b s t b e w u ß t s e i n e i n u n d h a t dad u r c h e i n e n B e z u g s o w o h l z u r E n d l i c h k e i t als auch z u r U n e n d l i c h k e i t . A l l e r d i n g s d a r f m a n F i c h t e n i c h t so verstehen, als „ z e r r e i ß e " e r d e n Menschen, w a s i h m i m m e r v o r g e w o r f e n w u r d e 1 7 . V i e l m e h r s i n d m i t „ E n d l i c h k e i t - U n e n d l i c h k e i t " i m m e r g l e i c h z e i t i g anwesende M o m e n t e gemeint, die jeweils aufeinander verweisen. I n der Darstellung hat Fichte sie g e t r e n n t . E r e x p l i z i e r t das G r u n d v e r h ä l t n i s i n R i c h t u n g a u f d i e e n d liche Seite i m „ N a t u r r e c h t " v o n 1796, i n R i c h t u n g a u f die u n e n d l i c h e Seite i n d e r S i t t e n l e h r e v o n 1798 18 . I I I . D i e D e d u k t i o n des Rechtsbegriffs W e n n menschliches D e n k e n j e n e r a l l g e m e i n e n , i n d e r Wissenschaftsl e h r e aufgezeigten S t r u k t u r f o l g t , d a n n m a c h t es d e n Menschen aus, daß er j e n e B e w e g u n g d e r V e r n ü n f t i g k e i t v o l l z i e h t , „ I c h " z u sich sagen k a n n le Vgl. Zweite Einl. i n die Wissenschaftslehre, SW I, S. 505: „Die V e r n u n f t (ist) das einige an sich, u n d die I n d i v i d u a l i t ä t n u r akzidentiell", die Persönlichkeit ist „eine besondere Weise, die V e r n u n f t auszudrücken." Siehe auch Manfred Buhr, Geschichte u n d Gesellschaft, S. 165: „ I m Naturrecht w i r d das absolute Ich, das i n der Wissenschaftslehre i n der intelligiblen W e l t verbleibt, zu einem Sinnenwesen, das an der N a t u r (und an der Gesellschaft) seine Schranke findet." 17 Pesonders v o n Hegel, ζ. B. „Differenz des Fichteschen u n d Schellingschen Systems", S. 70, siehe auch Nicolai Hartmann, Philosophie des deutschen Idealismus, S. 93 f. 18 Bei diesem Interpretationsansatz w i r d deutlicher, w o r i n das M i ß v e r ständnis der Rechtslehre i n der philosophischen L i t e r a t u r zu Fichte liegt. Dort w i r d fast allgemein die Eigenständigkeit der Rechtslehre verkannt u n d sie als eine A r t „verschmutzter" Sittlichkeit behandelt (etwa Weischedel, Der frühe Fichte, S. 154, u n d N. Hartmann, Philosophie des deutschen Idealismus, S. 95; s. auch Oestereich, Freiheitsidee, S. 58; Hahn, Staat u n d Wissenschaft, S. 94 ff.; Duesberg, Person u n d Gemeinschaft, S. 68 ff.); zumindest glaubt man, der Sittenlehre die eigentliche Bestimmung des Menschen entnehmen zu müssen. Dies entspricht nicht der Auffassung des frühen Fichte. Denn unbeschadet der Hinweise i n der Sittenlehre, wonach die Sittlichkeit „höher (liegt) als irgendeine besondere philosophische Wissenschaft (also auch als die Rechtslehre)" (Sittenlehre, SW I V , S. 218), betont er doch immer wieder, daß die Endlichkeit notwendig u n d unverlierbar zum Menschen gehört (etwa Sittenlehre, SW I V , S. 253, wo der Wegfall des Staates als zwingender Macht als unerreichbares Z i e l dargestellt wird). Die absolute Übereinstimmung z w i schen Vernunft u n d N a t u r muß zwar angestrebt, aber als i n keiner Zeit erreichbar angesehen werden.
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und damit Selbstbewußtsein hat. Er kann durch Distanzierung von der Welt Selbstbezug herstellen. Fichte beginnt nun die Deduktion des Rechtsbegriffs m i t einer Untersuchung dessen, was notwendig geschieht, wenn ein „endliches Vernunftwesen" (ein Mensch) über sich selbst reflektiert 19 » 20 . 1. Wenn ein Vernunftwesen „Ich" zu sich sagt, dann stellt es sich i n einem inneren Vorgang vor. Es lenkt seine Betrachtung von der äußeren Welt ab und macht sich selbst zum Gegenstand. Nun soll der „Gegenstand" gerade ein Vernunftwesen sein (und eben nicht ein Baum oder ein Stuhl), so daß das Objekt der Reflexion nicht anders beschaffen sein kann als diese Reflexion selbst 21 : nämlich ebenfalls i n sich zurückgehende Tätigkeit (Fichte nennt sie kurz „B"). Wenn es sich aber beim Reflektierenden um ein endliches Vernunftwesen handelt, dann kann der Gegenstand seiner Reflexion nicht unbegrenzt sein (sonst würde er sich dem Fassungsvermögen eines endlichen Wesens entziehen), sondern muß selbst Grenzen haben. Diese Grenze bildet die umgebende Welt, die allerdings auch nicht als schroff dem Ich gegenübergestellt gedacht werden kann, sondern erst durch eine Tätigkeit (Leistung) des Ich — die Weltanschauung — m i t ihm verknüpft wird. N u n kann allerdings auch die Weltanschauung die gesuchte Tätigkeit „ B " nicht sein, denn die Weltanschauung geht nach außen und ist durch die Objekte gebunden. „ B " enthält aber gerade die Fähigkeit, sich von den Objekten zu lösen und damit — zunächst — sie zu übersteigen; die Tätigkeit ist frei ihrem Inhalt nach: „Wirksamkeit". — I n diesem Begriff liegt allerdings noch 19 NR, § 1, S. 17—23. — Das ist der Beginn der Deduktion, nicht aber i h r einziger, beziehungsweise ein v o n den anderen losgelöster, Schritt. Es ist daher nicht haltbar, w e n n man schon aus diesem Ansatz — wie H. Oestereich, Freiheitsidee, S. 48 ff. — die Folgerung zieht, Fichtes Rechtslehre sei „ i n d i v i dualistisch". 20 I n der n u n folgenden Darstellung der Deduktion w i r d auf die w o h l ausführlichste A b h a n d l u n g zu diesem Problemkreis, die Schrift C. K . Hunters „Der Interpersonalitätsbeweis i n Fichtes früher angewandter Philosophie", nicht i m einzelnen eingegangen. Denn diese A r b e i t ist leider so unglücklich formuliert, daß das Gemeinte n u r überhaupt, nicht aber i n einzelnen Sätzen durchscheint (siehe dazu den resigniert abgebrochenen Rezensionsversuch dieser Schrift bei Lautemann, Transzendentalphilosophie usw., S. 229). So wäre es wenig förderlich, den Leser auf einzelne Stellen dieses Buches zu verweisen. 21 Diese Aussagen als z i r k u l ä r zu kennzeichnen, heißt den Charakter der Selbstreflexion zu verkennen. M i t Argumenten der L o g i k k a n n ich n u r Aussagen beurteilen, i n denen ich bereits etwas v o r mich gebracht u n d betrachtet (oder verknüpft) habe. Geht es u m mich selbst, muß ein Kreis (und damit ein T e i l Unaufklärbarkeit) notwendig entstehen. N u r bedeutet dies nicht, daß ich i n i h m immer herumgehe; seine Herstellung selbst ist Ergebnis u n d Ziel der Reflexion u n d damit bereits eine Leistung. Siehe den Beginn der Wissenschaftslehre: „ W i r haben den absolut-ersten schlechthin unbedingten G r u n d satz alles menschlichen Wissens aufzusuchen. Beweisen oder bestimmen läßt er sich nicht, w e n n er absolut-erster Grundsatz sein soll." (SW I, S. 91; Hervorhebung von Fichte).
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keine genügende Beschreibung der gesuchten Tätigkeit selbst, die ja i n das Vernunftwesen zurückkehren soll; als Wirksamkeit ist sie selbst noch nach außen bestimmt i n Form und Inhalt. Denkt man sie als i n das Vernunftwesen zurücklaufende Tätigkeit, dann kann sie beschrieben werden als „freie Selbstbestimmung zur Wirksamkeit": „Sie w i r d daher durch sich selbst bestimmt, ist bestimmt und bestimmend zugleich" 22 . Dies ist die praktische Seite des Menschen, zu der er nur Zugang hat, wenn er sich aus dem Eingebundensein i n natürliche Zusammenhänge löst (in dem er gar nicht i n diesem Sinne — reflektiert — „Ich" ist). Z u sich selbst finden kann er nur, wenn er gewiß wird, nicht ein Ding zu sein oder sich i n einem Ding zu verlieren. Eine solche Gewißheit kann er nur erlangen, wenn er eine die festgelegte Welt übersteigende Fähigkeit besitzt, die ihm das Erlebnis der Distanz ermöglicht, denn sonst würde er immer an die jeweilige Besonderheit des Objekts gefesselt sein. I n der praktischen Fähigkeit übersteigt das Ich die Welt 2 3 und begründet sich nur durch sich selbst; nur auf diese Weise kann es Selbstbewußtsein gewinnen. Da Selbstbewußtsein nichts anderes ist als das Ergebnis des Vollzugs der ursprünglichen „Tathandlung", m i t h i n Ausdruck der Vernünftigkeit des sich selbst Setzenden, sind Selbstbewußtsein und Vernunft identisch. Die geschilderte Denkbewegung muß m i t samt ihren Einzelmomenten erfolgen, wenn ein „endliches Vernunftwesen" bestehen soll. So heißt der erste Lehrsatz des Naturrechts: „ E i n endliches vernünftiges Wesen kann sich selbst nicht setzen, ohne sich eine freie Wirksamkeit zuzuschreiben" 24 . 2. Wenn diese freie Tätigkeit wie das Individuum überhaupt endlich sein soll, so folgt daraus notwendig die Setzung einer der Tätigkeit entgegengesetzten, sie begrenzenden Objektwelt. Sie bildet die Materie der freien Tätigkeit und ist gerade nicht durch sie hervorgebracht, sondern liegt außerhalb ihrer, ist „da". Das Dasein einer solchen Objektwelt w i r d i n § 2 des Naturrechts als Folgesatz (nach dem ersten Lehrsatz) einbezogen: „Durch dieses Setzen seines Vermögens zur freien Wirksamkeit setzt und bestimmt das Vernunftwesen eine Sinnenwelt außer sich." 25 A n dieser Stelle ist für das Verständnis des folgenden hervorzuheben, daß „Zuschreiben einer freien Wirksamkeit" und „Vorstellung der Objektwelt" nicht als beliebig zu trennende Vorgänge gedacht werden können, sondern als zwei Seiten zusammengehören: Ich kann mich reflektierend nur aus einem Zusammenhang lösen, wenn ich i n diesem 22
NR, S. 19. Daß dies nicht bedeutet, daß das Ich ohne jeden Bezug zur W e l t vorgestellt w i r d , ergibt sich schon aus der Deduktion, sei hier aber nochmals betont. 24 NR, S. 17. 25 NR, S. 23. 23
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echt
Zusammenhang mich schon befinde; umgekehrt kann ich meiner W i r k samkeit als Wirksamkeit nur bewußt werden, wenn ich etwas habe, worauf sie w i r k t . Ein Wollen ohne Vorstellen ist ebenso undenkbar, wie eine willenlose Vorstellung. Beide Elemente also sind für die Selbstreflexion nötig (hierin liegt dann die sachliche Priorität des Praktischen 28 ). 3. Behält man dies i m Blick, w i r d die jetzt auftauchende Schwierigkeit deutlich, die Möglichkeit der Entstehung von Selbstbewußtsein zu klären. Denn um mich aus einem Zusammenhang zu lösen und meiner freien Wirksamkeit bewußt zu werden, muß ich zunächst m i r des Zusammenhanges (d.h. der Objektwelt bzw. wenigstens eines Objekts) bewußt werden, was aber voraussetzt, daß ich mich schon kenne, d. h. Selbstbewußtsein habe. U m jedoch Selbstbewußtsein zu erlangen, muß ich meine freie Wirksamkeit erfahren haben, die immer ein Objekt voraussetzt, auf das sie geht (sie wäre sonst Nichts oder Alles). Ein Beispiel soll das erläutern. Wenn ein Individuum sagt: „Ich sehe einen Baum", dann hat es bereits eine Leistung dahingehend erbracht, daß es sich als getrennt vom Objekt „Baum" begreift. Die Aussage „Ich sehe einen Baum" ist gar nicht möglich i n einer (erdachten) Situation der A r t , daß ich immer darauf beschränkt bin, diesen Baum zu sehen; es gäbe dann gar keine Möglichkeit der Distanzierung meines Seins von seinem Sein. Es wäre ζ. B. i n einer solchen Verbindimg nicht klärbar, ob nicht Ich eine Vorstellung des Baumes b i n — und nicht er eine von mir. I n der Aussage „Ich sehe einen Baum" ist also ein eigenständiges Ich schon vorausgesetzt, was bedeutet, daß der Betrachter sich schon mehrerer Möglichkeiten einer Zuwendung zur Welt gewiß ist, d. h. Zwecke setzen kann. Dies wiederum bedeutet, daß die von Fichte beschriebene Findung einer freien Wirksamkeit (im Sinne der Selbstbestimmung zur W i r k samkeit) bereits stattgefunden hat. Wie bereits gesagt, setzt sie aber das Objekt als Bedingung ihrer Erfahrbarkeit voraus. So w i r d der Satz Fichtes verständlich 27 : „Also ist jeder mögliche Moment des Bewußtseins, durch einen vorhergehenden Moment desselben, bedingt, und das Bewußtsein w i r d i n der Erklärung seiner Möglichkeit schon als w i r k lich vorausgesetzt." Hier liegt der Einwand nahe, es sei ein solches Zurückgehen i n der Zeit gar nicht notwendig, wenn man sich das Selbstbewußtsein so denkt, daß es gewissermaßen wie m i t einem Blitz entsteht: Indem freie W i r k samkeit und Objekt i m gleichen Moment i m Individuum gesetzt werden, das Objekt bloß Objekt der Wirksamkeit ist. Aber Fichte weist zu Recht 26 „Das praktische Vermögen ist die innigste Wurzel des Ich, auf dieses w i r d erst alles andere aufgetragen, u n d daran angeheftet" (NR, S.21). 27 A m Beginn des zweiten Lehrsatzes, § 3 (NR, S. 30).
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darauf hin, daß das Objekt zunächst nur Objekt sein muß, bevor sich eine freie Wirksamkeit darauf beziehen kann 2 8 . Denn sonst würde außer acht gelassen, daß freie Wirksamkeit immer der Verfestigung im Objekt bedarf, es zwar übersteigt, aber nicht ohne es zu denken ist. Daher muß das Objekt seine „Selbständigkeit" behalten, kann also nicht so gedacht werden, als würde es von der freien Wirksamkeit gewissermaßen hinweggespült. Diese eigenständige Rolle verlöre es, wenn es i n einem Moment mit der freien Wirksamkeit gedacht würde. Ich muß also immer etwas vorstellen, bevor ich es als meine Vorstellung begreifen kann; umgekehrt kann ich nur über die Vorstellung von etwas begreifen, daß ich es bin, der vorstellt. Somit ist kein Moment der Erlangung des Selbstbewußtseins zu begreifen ohne einen vorhergehenden, i n dem es schon erlangt sein muß: „ W i r finden keinen möglichen Punkt, i n welchem w i r den Faden des Selbstbewußtseins, durch den alles Bewußtsein erst möglich wird, anknüpfen könnten . . ." 2 9 . N u n könnte man ja vorbringen, daß dann eben das Selbstbewußtsein eine A r t natürlicher Anlage des Menschen ist und bei m i r genauso entsteht wie die Fähigkeit zu greifen oder zu laufen. Doch ist dieser Einwand leicht zu widerlegen. Denn das Selbstbewußtsein ist es gerade, das die Distanz ermöglicht zwischen kausal festgelegten Abläufen und ihrer Betrachtung. Fasse ich das Selbstbewußtsein für sich wieder als Ergebnis eines Kausalprozesses auf, setze ich es i m gleichen Moment i m Hintergrund schon wieder voraus; das ist eine Erscheinungsform des Z i r kels, den Fichte beschreibt. Die Lösung muß also auf andere Weise gefunden werden. 4. Fichte setzt dazu nochmals an dem aufgezeigten Problem für die Begründung des Selbstbewußtseins an: Es w i r d bei jeder Begründung immer schon als Zentrum des Wissens vorausgesetzt. Ein Ausweg ist — nach Fichte — nur so denkbar, daß i n ein- und demselben Moment „Wirksamkeit des Subjekts" und „Objekt" verknüpft seien: „Die W i r k samkeit des Subjekts sei selbst das wahrgenommene und begriffene Objekt, das Objekt sei kein anderes, als diese Wirksamkeit des Subjekts . . ." s o Fichte weiß, was er dem Leser da zumutet („es scheint, daß die vorgenommene Synthesis, statt der bloßen Unbegreiflichkeit, die sie heben wollte, uns einen vollkommenen Widerspruch anmutet" 3 1 ): Man soll sich ein Objekt vorstellen, das „freie Wirksamkeit" ist, d. h. das zusammendenken, was Fichte i n den ersten beiden Paragraphen des Naturrechts so reinlich geschieden hat. — Er vereinigt es i n dem von außen 28 29 80 31
NR, NR, NR, NR,
S. S. S. S.
31. 31. 32. 32.
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1. Kap.: Interpersonalität u n d Recht
kommenden „Bestimmtsein des Subjekts zur Selbstbestimmung", einer „Aufforderung an dasselbe, sich zu einer Wirksamkeit zu entschließen." 32 I n einer so gedachten Aufforderung sind auf eine eigentümliche Weise Freiheit und Fixierung verbunden. Äußerlich fixiert ist die Form: sie ist festgelegt als eine das (zukünftige) Vernunftwesen ansprechende Aufforderung, etwas Gegenstehendes. „Inhalt" dieses „Objekts" aber ist die Freiheit des Angesprochenen i n einer A r t Entwurf: Eine Wirksamkeit, die sein soll. Das Subjekt, das noch nicht Selbstbewußtsein hat, kann nur durch eine solche Aufforderung den „Begriff seiner freien Wirksamkeit" bekommen: „nicht als etwas, das i m gegenwärtigen Momente ist, denn das wäre ein wahrer Widerspruch, sondern als etwas, das i m künftigen sein soll" 3 8 . Diese Ableitung ist formal stimmig, offenbart aber eine entscheidende Schwäche. Fichte zeigt nicht, welche Bewußtseinsform das aufgeforderte Subjekt haben muß, um die Aufforderung als Aufforderung (als Entw u r f von sich selbst) zu begreifen 34 . Ein bloß festgelegtes Wesen ist es nicht; es muß einen wenigstens problematischen Zugang zum Verstehen besitzen; als „Ich" kann es sich aber auch noch nicht gefunden haben, das betont Fichte selbst. So bleibt ein Zwischenbereich, den Fichte nicht aufklärt, und dessen Nichtbeachtung dazu führt, daß Fichte den Regreß vom Innern des Subjekts — den er auflösen w i l l — nach außen legen muß und zu einem unendlichen Regreß der auffordernden Vernunftwesen kommt (dazu gleich i m folgenden). 5. Sieht man über diese Schwierigkeit i n der Begründung hinweg, so läuft der Beweisgang nach dem Begreifen der Aufforderung durch das Subjekt schlüssig weiter, denn nach diesem ursprünglichen Sich-finden ist das Vernunftwesen vollendet. Wenn nämlich das aufgeforderte Subjekt die Aufforderung i m Begriff ergreift, dann muß es i m folgenden diesen Begriff realisieren, i n dem es i n freier Bestimmung handelt (oder auch nicht handelt). Entscheidend ist nur, daß es i m Erfassen dieses Begriffs sich selbst i n seiner Eigenart (als freies Wesen) erkennt und i n allem künftigen Handeln oder Unterlassen hinter diese Erkenntnis nicht mehr zurückfallen kann. Die Frage: „Was w a r ich wohl, ehe ich zum Selbstbewußtsein kam?" 3 5 kann nach dieser Betrachtung i n der Tat nicht mehr gestellt werden: vor dem Vollzug des Selbstbewußtseins nicht, weil ich mich selbst noch nicht als Gegenstand der Reflexion habe, nach der Erlangung des Selbstbewußtseins nicht, da dann klar wird, daß sie — so gestellt — jedenfalls nicht beantwortet werden kann, da die A n t 32 83 34 35
NR, S. 33. NR, S. 33; Hervorhebungen von Fichte. Vgl. dazu auch D. Henrich, Fichtes ursprüngliche Einsicht, S. 201 f. Wissenschaftslehre, SW I, S. 97; Hervorhebung v o n Fichte.
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wort ja nur für ein Ich gegeben werden kann. (Ungeklärt bleibt, wie gesagt, bei Fichte allerdings die Frage: Was brauche ich zur Erfassung der Aufforderung?) Stellt sich das Subjekt einmal als freiwirkendes vor, dann gelangt es auch zur Vorstellung der gegenstehenden Welt: „ U n d jetzt gehen alle Geschäfte des menschlichen Geistes ohne Anstand nach den Gesetzen desselben von S t a t t e n . . .