Das Passiv im Deutschen: Akten des Kolloquiums über das Passiv im Deutschen, Nizza 1986 348430183X, 9783484301832

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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German Pages 268 Year 1987

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Table of contents :
VORWORT
1. DIACHRONISCHES UND ALLGEMEINTHEORETISCHES
PAUL VALENTIN: Zur Geschichte des deutschen Passivs
JOHN OLE ASKEDAL: Syntaktische Symmetrie und Asymmetrie im Bereich der passivischen Fügungen des Deutschen
WERNER ABRAHAM: Was hat sich in "Damit hat sich's"?
HANS-WERNER EROMS: Passiv und Passivfunktionen im Rahmen einer Dependenzgrammatik
2. EINZELUNTERSUCHUNGEN
ODDLEIF LEIRBUKT: Bildungs- und Restriktionsregeln des be- kommen- Passivs
EUGENE FAUCHER: Von den Toden, die da gestorben worden waren
LUDWIG M. EICHINGER: Zum Passiv im althochdeutschen Isidor. Versuch einer valenzsyntaktischen Beschreibung
ROMAN SADZINSKI: Zur valenztheoretischen Wertung des Agensanschlusses im deutschen Passiv
GISELA SCHOENTHAL: Kontextsemantische Analysen zum Passivgebrauch im heutigen Deutsch. Zur Mitteilungsperspektive im Passivsatz
FRITZ HERMANNS: Ist das Zustandspassiv ein Passiv? Versuch, einer terminologischen Ungereimtheit auf die Spur zu kommen
GERHARD HELBIG: Zur Klassifizierung der Konstruktionen mit sein + Partizip II (Was ist ein Zustandspassiv?)
C.R.L.G.: Transformati vität und Intransformativität. Zur Interpretation deutscher Passivsätze
VERZEICHNIS DER AUTOREN
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Das Passiv im Deutschen: Akten des Kolloquiums über das Passiv im Deutschen, Nizza 1986
 348430183X, 9783484301832

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Linguistische Arbeiten

183

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Das Passiv im Deutschen Akten des Kolloquiums über das Passiv im Deutschen, Nizza 1986

Herausgegeben vom Centre de Recherche en Linguistique Germanique (Nice]

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Das Passiv im Deutschen : Akten d. Kolloquiums über d. Passiv im Dt., Nizza 1986 / hrsg. vom Centre de Recherche en Linguistique Germanique (Nice). - Tübingen : Niemeyer, 1987. (Linguistische Arbeiten ; 183) NE: Kolloquium über das Passiv im Deutschen (1986, Nice); Centre de Recherche en Linguistique Germanique {Nice); GT ISBN 3-484-30183-X ISSN 0344-6727 Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALTSVERZEICHNIS

vn

VORWORT 1.

DIACHRONISCHES UND ALLGEMEINTHEORETISCHES

PAUL VALENTIN: Zur Geschichte des deutschen Passivs JOHN OLE ASKEDAL: Syntaktische Symmetrie und Asymmetrie im Bereich der passivischen Fügungen des Deutschen WERNER ABRAHAM: Was hat sich in "Damit hat sich's"? HANS-WERNER EROMS: Passiv und Passivfunktionen im Rahmen einer Dependenzgrammatik

2.

3 17 51 73

EINZELUNTERSUCHUHGEN

ODOLEIF LEIRBUKT: Bildungs- und Restriktionsregeln des bekommen- Passivs EUGENE FAUCHER: Von den Toden, die da gestorben worden waren : LUDWIG M. EICHINGER: Zum Passiv im althochdeutschen Isidor. Versuch einer valenzsyntaktischen Beschreibung ROMAN SADZINSKI: Zur valenztheoretischen Wertung des Agensanschlusses im deutschen Passiv GISELA SCHOENTHAL: Kontextsemantische Analysen zum Passivgebrauch im heutigen Deutsch. Zur Mitteilungsperspektive im Passivsatz

99 117 129 47

161

FRITZ HERMANNS: Ist das Zustandspassiv ein Passiv? Versuch, einer terminologischen Ungereimtheit auf die Spur zu kommen GERHARD HELBIG: Zur Klassifizierung der Konstruktionen mit sein + Partizip II (Was ist ein Zustandspassiv?)

215

C.R.L.G.: Transformativität und Intransformativität. Zur Interpretation deutscher Passivsätze

235

VERZEICHNIS DER AUTOREN

181

257

VII

VORWORT Der vorliegende Band enthält die schriftliche Fassung der drei2ehn Referate, die im November 1986 auf dem Kolloquium über das Passiv im Deutschen an der Universität Nizza gehalten wurden. An der Tagung nahmen Forscher aus acht europäischen Ländern teil. Für die Wahl des Themas ist das C.R.L.6. (Centre de Recherche en Linguistique Germanique - Nizza) verantwortlich, das sich im Rahmen eines Forschungsauftrags seit 19 4 mit Problemen des deutschen Passivs befaßt. Der erste Teil des Bandes enthält die Beiträge, die sich mit der Entstehungsgeschichte des Passivs oder mit allgemeintheoretischen bzw. grundsätzlichen Problemen befassen. Paul Valentin beschreibt die Grammatikai i sierung und die semantische Umdeutung der ahd. Kombination des Vollverbs uuerdhan + PP in die grammatikalisierte nhd. werden-Passiv-Umschreibung. Vom Begriff "Konversion" ausgehend, bietet John Öle Askedal einen überblick über alle Fügungen der deutschen Sprache, die als mit dem Passiv verwandt angesehen werden können. Ulerner Abrahams Beitrag gilt den deutschen "Mittelkonstruktionen" (wie etwa das stelit sieft leicht vor), vergleicht sie mit ähnlichen Konstruktionen aus anderen Sprachen (dem Niederländischen, Englischen, Spanischen, Italienischen und Französischen) und versucht das Phänomen im Rahmen eines universal grammatischen Modells zu behandeln. Hans Ulerner Eroms zeigt, daß das Passiv im herkömmlichen Sinne nur ein Teil des Diathesenparadigmas (das neben dem Aktiv auch ein Akkusativpassiv und ein Dativpassiv enthält) ist, und befaßt sich mit den Problemen der Behandlung des Passivs in einer Dependenzgrammatik. Der zweite Teil des Bandes enthält Einzel Untersuchungen zu speziellen Aspekten des Passivs. Der Hauptteil von Oddleif Leirbukts Beitrag ist einer kritischen Untersuchung der bisher vorgeschlagenen Erklärungen zu den Restriktionsregeln, die die Bildung des bekommen-Passivs bestimmen, gewidmet, während der zweite Teil eine andere Erklärungsmethode skizziert. Eugene Faucher untersucht das Passiv der Transitiva mit Inhaltsakkusativ ( viele Tode sind da gestorben worden) und deutet die Subjekt werdung dieses Inhaltsakkusativs als das Ergebnis einer Uminterpretierung der ursprünglichen bisententiellen Fügung. Die drei folgenden Beiträge befassen sich mit valenztheoretischen Fragen: Ludwig M. Eichinger untersucht im Rahmen einer nicht-transformationellen Theorie des Passivs die Aktiv- und Passiv-

VIII

Konstruktionen mit den and. Verben araugen t vor Augen steilen?., meinan (meinen) und quedhan (reden) im Hinblick auf ihre Handlungsrollen und syntaktisch-semantischen Eigenschaften. Roman Sadzinski stellt die Frage nach dem Valenzstatus des fakultativ zu setzenden Agens in deutschen Passivsätzen und stellt einen Vergleich zum polnischen Passiv an, das sich bezüglich der Aktantenzahl vom Aktiv nicht unterscheidet. Gisela Schoenthals Beitrag ist eine empirische Untersuchung von (statistisch seltenen) dreigliedrigen werden- Passivsätzen unter dem Gesichtspunkt ihrer Thematisierungs- bzw Rhematisierungsmöglichkeiten. Zum Schluß kommen Beiträge, die sich mit den sein + PP - Konstruktionen befassen. Fritz Hermanns setzt sich mit dem Terminus "Zustandspassiv" auseinander, erwähnt die Vor- und Nachteile der "neuen Begrifflichkeit" und schließt mit einem Abschnitt über die "neue Unübersichtlichkeit", ohne jedoch die Hoffnung auf eine baldige Klärung des Passiv-Begriff s aufzugeben. Ein erster Schritt in diese Richtung ist wohl Gerhard Helbigs Versuch, alle Konstruktionen mit sein + PP zu klassifizieren und das Zustandspassiv im strengen Sinne ( Die Stadt ist zerstört) von der "allgemeinen Zustandsform" ( Die Stadt ist von 2 r/t t fronen Menschen bewohnt) sowie vom "Zustandsreflexiv" < Er ist erholt) zu unterscheiden. Um eine Begriffsklärung - allerdings aus einer anderen Perspektive - ist auch der Gastgeber, das C.R.L.G., bemüht: Ausgehend von einer Klassifizierung der Verben in bezug auf ihre Transformativität bzw. Nicht-Transformativität, untersucht er bei der Interpretation der Passivsätze, die Verben mit beiden Lesarten enthalten, die Rolle satzinterner Faktoren wie Agens- oder Zeitangabe. Last, but not least: Wir möchten uns bei unseren Gästen bedanken, die sich alle aktiv an den Diskussionen beteiligt und somit zum Gelingen und nicht zuletzt zur freundlichen Atmosphäre der Tagung beigetragen haben. C.R.LG. - Nice im Mai 1987 Dieses Kolloquium wurde vom Conseil Regional /Provence Cöte d'Azur finanziell unterstützt.

1) Diachronisches und Allgemeintheoretlsches.

ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN PASSIVS

Paul Valentin Universität Paris-Sorbonne

0. Einleitung Eine Umschreibung vom Typ er wurde getauft ist

im Deutschen

seit den ersten Texten belegt. Wenn die Geschichte ihrer Form nichts Besonderes zu bieten hat, so ist ihre semantische Entwicklung in hohem Maße interessant. Einiges spricht d a f ü r , daß im Ahd. die werdhan-Periphrase keine speziell passivische Ausdrucksweise war; sie hat sich dann allmählich aus einer wohl aspektuellen Umwelt losgelöst, um sich als eine mit anderen Verbformen fast gleichberechtigte Erscheinung ins heutige Verbsystem zu integrieren. Die Geschichte dieser Ent- und Wiedergrammatikalisierung soll hier in groben Zügen verfolgt werden. 1. Überblick über Passivbildungen in einigen Sprachen 1.0. Anhand kurzer'semasiologisch ausgerichteter Beschreibungen der Verhältnisse in einigen germanischen und romanischen Sprachen wollen wir auf ein paar Fragen hinweisen, die sich bei der Erforschung der Geschichte des deutschen Passivs stellen, wie synthetische vs. analytische Ausdrucksweise, Vorgangspassiv vs. Zustandsbezeichnung, Wahl des eventuellen Hilfsverbs, usw. 1.1. Das Gotische. In der uns bekannten Stufe dieser Sprache kommen für unser Thema 4 Erscheinungen in Betracht, die wir kurz darstellen: 1. mit -n- infigierte schwache Verba, die eine besondere Konjugationsklasse, die 4 . , bilden; sie haben teils inchoative, teils aber auch mediopassive Bedeutung: ( 1 ) fullnan (fullnip, fullnoda) "sich füllen,voll werden 1 ; ga-/usfullnan 'sich e r f ü l l e n , e r f ü l l t werden 1 (: f u l J a n " f ü l l e n , voll machen 1 ) (2) gawaknan 'wach werden, erwachen 1 ( : wakan 'wachen'; wakjan 'wecken')

4

Diese Bildung ist

auch im Nordischen vertreten, ohne dort

jedoch einen besonderen Platz in der Morphologie einzunehmen: sie ist

weder ein Konjugationstyp noch ein aktiver Bildungstyp:

(3) a.isl. vakna (: vakia ' w a c h e n ' ) ; n.schw. vakna. Sie kann daher als ein Rest angesehen werden. 2. ein synthetischer Konjugationstyp, der sich eindeutig auf dem Rückzug befindet: (4) daupjada ' g e t a u f t wird' Er ist

( : daupjifa

'tauft')

nur (noch) im Präsens des Indikativs und des Konjunktivs

belegt; im Plural sind die 3 Personen nicht zu unterscheiden. 3. die Kombination von wisan mit dem Partizip Perfekt: (5)

daupipai wesun ' g e t a u f t waren'

(6)

gamelip ist

'geschrieben ist'

(Imperfekt im griech. Text) (Perfekt im griech. Text)

4. die Kombination von wairpan mit dem P . P . : (7)

afdomips warp "er wurde abgeurteilt'

(8) afar patei atgibans warb Johannes liefert

(worden) war'

(Perfekt im gr.

Text)

'als/nachdem J. ausge-

( I n f i n i t i v Passiv im griech. Text)

Es kann keine Rede davon sein, daß die beiden letzten Kombinationen sich so zueinander verhalten wie die scheinbar entsprechenden Umschreibungen im heutigen Deutsch. Wairpan+P.P. kommt nämlich nur im Präteritum vor (im Präsens gibt es (noch) die mutlich älteren synthetischen Formen). Außerdem ist Sicherheit kein "Hilfsverb" ist

ver-

wairpan mit

im heutigen Sinne: im Bibelgotischen

es ein Vollverb mit der Bedeutung 'eine Form/Beschaffenheit

annehmen, entstehen'. Sehr bemerkenswert ist

aber, da ß es im Prä-

sens immer mit einer "futurischen" Bedeutung vorkommt. 1 . 2 . Das Nordische 1 . 2 . 0 . Das Altisländische kennt 3 für uns relevante Bildungen: 1. Ein sog. Medium oder Mediopassiv, offenbar aus Reflexivformen entwickelt: ( 9 ) v e r j a s k "sich verteidigen 1 ( 1 0 ) at saettask vio vor 'sich mit euch versöhnen, mit euch versöhnt werden 1 2. Die Kombination von vera mit dem P . P . : ( 1 1 ) var hann vegenn 'er war erschlagen', 'er. war erschlagen worden'

3. Auch verba mit P . P . kommt vor, jedoch seltener, und mit starker Betonung des Ingressiven: ( 1 2 ) hann vilde hpggua til

Halla, og varp hann stpfauarfa

'er

wollte auf H. hauen, konnte aber zurückgehalten werden 1 1 . 2 . 1 . Das Neuisländische führt das alte Mediopassiv fort: (13)hann klaeddist "er kleidete sich an 1 ( 1 4 ) bokin fannst 'das Buch tauchte

auf

( 1 5 ) b6kin sels vel 'das Buch verkauft sich gut 1 Daneben hat es aber auch beide Periphrasen: ( 1 6 ) bokin var seid af honum 'das Buch wurde von ihm v e r k a u f t 1 ( 1 7 ) bokin var seid pegar eg kom 'das Buch war verkauft,

ich kam

als

1

( 1 8 ) bokin varb seid 'das Buch wurde v e r k a u f t ' 1 . 2 . 2 . Das Neuschwedische

führt auch das Mediopassivum fort;

es

hat aber kaum noch etwas Passivisches an sich: ( 1 9 ) varken vin, sprit eller starköl säljs i livsmedelsaffärer 'weder Wein, noch Schnaps, noch starkes Bier werden in Lebensmittelgeschäften verkauft ( 2 0 ) vis

(verkaufen s i c h ) '

ses _i morgon 'wir sehen uns morgen'

Es gibt aber auch 2 Kombinationen mit dem P . P . , eine mit vara und eine mit bli; ( 2 1 ) jag är bJuden _i kväll 'ich bin heute abend eingeladen 1 ( 2 2 ) vi blir bjudna av vära vänner 'wir sind von unseren Freunden eingeladen 1 1.3.

So haben f a s t alle germ. Sprachen ein doppeltes System ent-

wickelt zur Bezeichnung eines Zustandes und zur Bezeichnung eines passiv a u f g e f a ß t e n Prozesses. Nur ist

im 2. Fall die Wahl des

Hilfsverbs unterschiedlich, wenn auch werden sehr oft vorkommt. So wird etwa im Lützeburgischen das Verbum geben gebraucht: ( 2 3 ) d ' K a n d get gewäsch a gekämmt 'das Kind wird gewaschen und gekämmt' ( 2 4 ) d ' K a n d äs gewäsch a gekämmt 'das Kind ist

gewaschen...'

1 . 4 . Im Englischen gilt stellenweise to get: ( 2 5 ) he got killed Ansonsten muß bekanntlich auf aspektuelle Bildungen zurückgegriffen werden, die es wohl nur im Englischen gibt: ( 2 6 ) the house ijä being built (: the house i£ built) Dies erklärt sich aber dadurch, daß das Mittelenglische die alte Passivbildung mit weorQan und P . P . im 14. Jahrhundert verloren hat, so daß ein neuer Ausdruck für das Passiv erfunden werden mußte. Dabei konnte die äonst im Entstehen begriffene Aspektopposition zur Anwendung kommen. 1.5. In den romanischen Sprachen gibt es die alte synthetische lateinische Passivbildung (amatur 'geliebt w i r d 1 ) nicht mehr. Das Italienische hat eine reiche Reihe von Umschreibungen mit verschiedenen Verben entwickelt: ( 2 7 ) JJ. libro letto da tutti (sein) ( 2 8 ) il libro viene letto da tutti (kommen) ( 2 9 ) il libro va letto da tutti (gehen) Hinzu kommt eine reflexivische Bildung mit stark mediopassiver Bedeutung: ( 3 0 ) in questa stagione si prende l'influenza "in dieser Jahreszeit erkältet man sich leicht 1 Im Französischen ist auch eine mediopassivische reflexive Umschreibung vorhanden: ( 3 1 ) ce livre se lit schnell'

rapidement 'dieses Buch liest sich

Aber echtes Passiv kann nur mit e"tre (sein) gebildet werden, wobei die ausdrückliche Bezeichnung eines Prozesses ausschließlich im Zusammenhang geschieht; sonst kann nur auf einen Zustand hingewiesen werden: ( 3 2 ) la maison est construite (Zustand) (33) ]_a maison est construite par une entreprise sarieuse (Prozeß) Eine streng vorgangspassivische Interpretation ist sonst mittels

einer anderen Ausdrucksweise: (34) la maison est en construction oder einer als sehr unbeholfen empfundenen Periphrase gewährleistet: ( 3 5 ) la maison est en train d'etre construite 1.6. Das Französische und z . T . das Englische gehören wohl zu den nicht besonders passivfreudigen Sprachen: das dem sog. Vorgangspassiv anhaftende Durative kann dort nur über Umwege zum Ausdruck gebracht werden; dagegen hat das Italienische spezialisierte Ausdrucksweisen entwickelt, und die meisten germ. Sprachen haben offenbar eine alte (gemeingermanische?)

Kombination mit werden

ausgenutzt und ausgebildet.

2. Das Passiv im Althochdeutschen 2 . 0 . Anhand des ahd. Isidor (um 8 7 0 , vermutlich "westfränkisch") sollen die Verhältnisse im ältesten Hochdeutschen beschrieben werden. In diesem Text kommen 2 Erscheinungen in Betracht: die Kombination von siin/uuesan und die Kombination von uuerdhan mit dem P . P . Ihr Vorkommen und ihre Verwendung sind aber im Präsens und im Präteritum sehr verschieden. 2 . 1 . Im Präteritum kommt die uuerdhan-Kombination ziemlich oft

vor: ( 3 6 ) chibodan uuard (constitutum e s t ) ; aruuostit uuardh (in exterminatione fuisse) ( 3 7 ) bihuuiu uuard Christ j_n lihhe chiboran (cur in carne uenit) 28, 16 Besonders auffällig sind die Ausdrücke ( 3 9 ) uuardh uuordan (factus e s t ) ; uuardh chiuuordan

(factum

est) Dagegen ist

im Präteritum die uuesan-Kombination ein einziges

Mal belegt: ( 4 0 ) so huuer so uuanit dhazs izs in Salomone uuari al arf u l l i t (haec omnia quisquis _in Salomone putat fuisse impleta) 38, 6

8

Aber der Z u f a l l will es, daß dasselbe Verb mit uuerdhan kombiniert erscheint, so daß ein direkter Vergleich möglich wird: ( 4 1 ) endi chisiuni joh forasagono spei uuerdhen a r f u l l i t

(et

impleatur uisio et prophetiae) 26, 7 Im ersten Beleg wird eher ein Zustand beschrieben,

oder der Vor-

gang, der zu diesem Zustand geführt hat, während im 2. Beleg zweifellos der Vorgang als solcher anvisiert ist. pretation ist

Eine ähnliche Inter-

auch für die beiden Belege in ( 3 9 ) wahrscheinlich.

Daraus könnte manschließen., daß es keinen allzu großen Unterschied gibt zwischen dem ältesten Hochdeutschen und dem heutigen Sprachgebrauch. Daß dem nicht so ist,

zeigen aber die Verhältnisse

im Präsens. 2 . 2 . Im Präsens übersetzen sehr viele Stellen mit uuesan einen lat. Ausdruck vom Typ sciptum est,

oder sehr oft patet:

( 4 2 ) ist araughit, ist chiscriban, ist Dazu stimmt aber nicht, daß echte lat.

chioffonot...

Passivformen mit der glei-

chen uuesan-Form wiedergegeben werden: (43)

(sindun arzelidiu (numerantur); sindun chichundidiu (pronuntiantur)

( 4 4 ) innan diu chiuuoruan ist

(dum ad earn conuertitur)

41, 3

Bei solchen Stellen handelt es sich sicher nicht um die Beschreibung eines Zustandes. Wie verhält sich aber die uuerdhan-Kombination, wenn sie im Präsens steht? Im Indikativ sind nur 2 solche belegt, die aber einem lateinischen Futur

entsprechen:

( 4 5 ) endi uuirdit siin namo chinemnit uundarliih (et uocabitur nomen eius mirabilis) 22, 10 ( 4 6 ) uuerdhant amnego dheodun chisamnoda zi druhtine (adplicabuntur gentes multae ad dominum)

12, 2

Im Konjunktiv steht eine längere Stelle mit 4 Belegen: ( 4 7 ) dhazs chiendot u u e r d h e . . . e n d i unrehd uuerdhe a r d i l e t . . . endi uuerdhen a r f u l l i t . . . e n d i u u e r d h e chisalbot (ut consummetur... et deleatur unguatur)

... et i m p l e a t u r . . . e t

9

Es sind Finalsätze, die sich also auf einen Vorgang beziehen, noch nicht eingesetzt

hat.

Dazu stimmt die schon oft

gemachte Beobachtung, daß im ahd.

Isidor uuirdit usw. regelmäßig iat. d a f ü r ist

der

erit usw. übersetz t.Typisch

etwa 3 9 , 7 mit der Umschreibung seal riihhison im Kotext,

die ein anderes Futur wiedergibt: ( 4 8 ) ir chuninc seal dhanne riihhison endi uuisi uuirdit (regnauit rex etsapiens erit) Da

uuerdhan mit der Wiedergabe von Zukünftigem zu tun

wird noch durch 2 sehr a u f f ä l l i g e Belege

hat,

bewiesen:

( 4 9 ) huueo auh fona Abrahames samin uuardh quhoman d r u h t i n . . . (quod autemex semine Abraham f u t u r u s esset dominus) 33,1 (50)

. . . C h r i s t chiboran uuerdhan scoldi...

(nasciturus esset

Christus) 36, 11 Da quheman nicht transitiv ist, formen handeln.

kann es sich hier nicht um Passiv-

( 4 9 ) könnte verstanden werden als

'wie er in den

1

Zustand des/eines Angekommenen treten sollte . Diese Interpretation von quheman als

'eintreten' wird nämlich durch andere Stellen

nahegelegt, wie ( 5 1 ) sunto uuerdhe endi (finem accipiat peccatum) 26, 4 oder durch die zahlreichen Übersetzungen von f i e r i / f a c t u s

est

durch uuirdit, uurdi, oder noch durch die schon erwähnten uuardh uuordan. Man vergleiche noch ( 5 2 ) ist

al uuordan (cuncta creta esse) 1 , 1 7

Ahd. uuerdhan kann unmöglich mit dem nhd. Hilfsverb des Passivs werden oder mit 2 . 3 . Wie ist

dem Vollverb werden gleichgesetzt werden.

aber diese angenommene Bedeutung von uuerdhan mit

seinen "futurischen"

Werten in Einklang zu bringen? Man kann

gendes vorschlagen: uuerdhan verhält sich zu uuesan wie ein

folin-

gressives, punktuelles Verb zu einem durativen, kursiven Verb. Beide beziehen sich auf das Sein, aber über eine andere Aktionsart. Wollte man sich unbedingt eines aspektuellen Modells bedienen, würde man uuerdhan als

das Perfektiv zu uuesan a u f f a s s e n . U u e r d h a n

bezeichnet den E i n t r i t t in einen Zustand, wobei dieser Zustand auch das Sein sein kann, während uuesan dem Verweilen in diesem

10

Zustand entspricht. Dies hat mit der angeblichen modernen Opposition zwischen Vorgang und Zustand gar nichts zu tun. Dazu stimmt auch, daß Perfektiva bekanntlich zum Ausdruck von Futurischem geeignet sind, wie dies gerade im Ahd. die

gi-

Verba zeigen. Bei uuesan f ä l l t dagegen im ahd. Isidor die Zahl der Belege in der Kombination mit einem Partizip des Nicht-Perfekts ( ' P r ä s e n s ' ! ) a u f , und zwar im Präteritum: (53) miin zesuua uuas mezssendi h i m i l a . . . . i o h . . . u u a s ih... sprehhendi (dextera mea mensa est caelos. N a m . . . l o c u t u s

sum) 18,5 ( 5 4 ) liudi bidande uarun (populi expectabant) 35, 7 (55) dazs chind uuas gerondi (delectatur quoque infans) 4 1 , 2 1 Dies verträgt sich besonders gut mit der Hypothese eines durativen, kursiven uuesan. Dazu stelle ich noch das Substantiv uuesan, mal belegt mit der Bedeutung 'Dasein'

ein-

(41,13).

2 . 4 . Ob uuesan und uuerdhan Hilfsverben sind, wird nun sehr fraglich. Wenn sie sich wirklich wie die 2 "aspektuellen" Spielarten eines und desselben Verbs zueinander verhalten, ist

es kaum wahr-

scheinlich: gewissermaßen behalten sie doch zuviel an "lexikalischer" Bedeutung. Hinzu kommt, daß die besprochenen Kombinationen offenbar nicht grammatikalisiert sind: an bestimmten Stellen des Konjugationssystems stehen sie in komplementärer Distribution, so vor allem im Präteritum; an anderen Stellen stehen sie aber in relevanter Opposition zueinander. Ich möchte sie deshalb eher als noch volle, unabhängige Verben ansehen, wenn sie auch besonders häufig bestimmte nen mit den Partizipien eingehen.

Kombinatio-

3. Die Entwicklung im Deutschen 3.0. Ein Jahrtausend nach dem ahd. Isidor, im heutigen Hochdeutschen, sieht das Bild völlig anders aus: fast allen Verben (wenn man das unpersönliche Passiv einbezieht) entspricht ein Passiv auf werden, das a. an allen Stellen des Konjugationssystems möglich ist,

und b. den Vorgang, den Hergang in einem Prozeß betont.

11

Werden+P.P. ist mit Sicherheit nicht ingressiv oder punktuell zu deuten; es scheint jedoch vom Vollverb getrennt zu sein, das

sei-

nerseits eine entschieden progressive, durative Bedeutung aufweist Es wären also mindestens 2 Fragen zu beantworten: 1. Wie ist

die semantische Entwicklung von werden vor sich

gegangen? 2. Wie ist

das werden-Passiv Teil des Verbsystems geworden?

D . h . wie ist

die werden-Umschreibung grammatikalisiert

worden? Wir beschäftigen uns fortan nur noch mit werden in der Kombination mit einem P . P . 3.1. Man kann zuerst beobachten, wie die Kombination werden+P.P. ihren ursprünglichen ingressiven Wert verliert. Es ist

ein sehr

langwieriger Vorgang. Bei Notker {Psalmenübersetzung) und im Nibelungenlied sind ein paar Belege a n z u t r e f f e n , wo die Kombination im Präsens keine futurische Bedeutung hat; an einigen Stellen wird dadurch eint allgemein gültige Wahrheit oder ein sich beliebig wiederholender Prozeß zum Ausdruck gebracht: ( 5 6 ) alle sunda uuerdent fertiligot in t o u f f i lefsen ist

(: under iro

ferborgen daz zäligosta eiter)

Ab und zu taucht sogar ein o f f e n b a r kursiver Ausdruck im Präsens: ( 5 7 ) daz ist

diu himelisca Jerusalem, diu in burge-uuis

kezimberot uuirt. uzer checchen unde geistliichen steinen (: so ist

diu bürg kezimberot. so £r die burgara

gesamenot) Ansonsten wird das Präsens auf ausstehende Ereignisse bezogen: ( 5 8 ) so kumet iu der verge, swenne im der name wirt genant Im Präteritum kommt gelegentlich sin vor: ( 5 9 ) do was ouh so gezieret der küneginne

lip

daz da hoher wünsche vil maneger wart verlorn Nach dg ( ' a l s ' ) ist

es sogar die obligatorische Form:

( 6 0 ) do daz was getan ( ' a l s dieser Tatbestand erreicht w a r 1 )

12

3.2. Es sind aber nur erste Ansätze. Im 14. und 15. Jahrhundert nimmt die Entwicklung eine wichtige Wendung. Im Märterbuch ( 1 4 . J h t . ) steht neben vielen futurischen Präsentia von werden ein eindeutig präsentisches, nicht iteratives, stark kursives,

sehr "modern" klingendes Präsens:

( 6 1 ) ez was uns baiden vil laid, daz wirt dir von unz wol gesait Umgekehrt findet man ein Präsens von sein in futurischer Bedeutung: ( 6 2 ) u n t wirt er abe gestochen niht j30 sin wir alle gar enwiht Schließlich steht einmal werden nach dö: ( 6 3 ) do s^ do bestattet wart, der leb wider gen walde chart Sonst steht jedoch sein; ( 6 4 ) do die rede was getan si gingen in den ofenn sann In Texten des 15. Jahrhunderts

(Chronik des Constanzer Con-

z i l s ) , t r e t e n zum ersten Mal passivische Perfektformen a u f : ( 6 5 ) als nun all

sprachen dieser weit zertailt worden sind

(66)

(der Papst) der ze Costenz erwellet was worden

(67)

(ein B r i e f , ) wie die zwen kätzer vertäut wärind worden

Dies ist insofern sehr wichtig, als: 1. diese passivischen Paerfektformen das Vorhandensein von nicht-Perfekt-, also Kursivformen voraussetzen (der Papst wurde e r w ä h l t ) ; und 2. die Grammatikalisierung von werden+P.P. j e t z t in die Wege geleitet worden ist: die Umschreibung bekommt jetzt ein P e r f e k t , d.h. sie verhält sich wie ein normales Verb. 3.3. Selbstverständlich steht nicht auf einmal ein voll ausgerüstetes Perfekt des Passivs da, und es gibt noch viele Unsicherheiten, vor allem im Mitteldeutschen

(der Ackermann aus Böhmen), wo

das Perfekt sich anscheinend langsamer durchsetzt: etwa in präsentischem Kotext

13

( 6 8 ) darin ein stab mir aus den henden ward gerücket ('genommen worden i s t ' ) Erst bei Luther erscheinen in sehr geringer Zahl Belege wie: ( 6 9 ) es ist... vorhyndert und ymmer erger worden oder etwas später (Bericht über Melanchton, Mitte des 16. J h t s . ) (70)

(Christus,) der für uns ans Kreuz gehängt und von den Toten wieder auferweckt worden

Der kursive Wert ist

ist

nicht anzuzweifeln, wie noch ein anderes

Beispiel im Präteritum zeigt: ( 7 1 ) J. Reuchlin, der damals f ü r einen gelehrten Mann gehalten ward Eine große Neuerung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Wickrams Fortunatus) ist

die Kombinierung des werden-Passivs mit dem

noch nicht sehr alten Futurum (oder futurischen Verwendung

des

Modalverbs!): ( 7 2 ) so wirst du gewisslich groß lieh daraus gebessert werden (der Kotext bürgt für eine futurische Interpretation) Aber auch dies setzt voraus, daß das wejrden-Passiv vollkommen kursiv geworden ist.

Dafür können noch 2 sehr klare Beispiele

angeführt werden: ( 7 3 ) du solt nit

gedenken, das dise ding mit unbedachtem

mut gehandelt werden ( 7 4 ) Donnerstag wird ihm sein erster Sohn Philippus geboren (historisches Präsens) 3.4.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts (Simplicissimus)

ist

schließlich ein Sprachzustand erreicht, der im passivischen Bereich dem heutigen sehr nahe steht. Einige Beispiele mögen genügen,

um dies zu veranschaulichen: ( 7 5 ) als die Mägen g e f ü l l t waren (: nachdem obgemeldtes Dorff geplündert und verbrennt w o r d e n , . . . ( 7 6 ) wird gebaut; ist

geschrieben worden; würde verändert

werden; gefunden worden wäre

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Daß alle diese Formen nicht unbedingt denselben Stellenwert im Tempus- und Modussystem haben wie heute, steht auf einem anderen Blatt. Wichtig für unser Thema ist

aber, daß es sie gibt, also

daß das werden-Passiv in allen Tempora (auch im "Futurum") der verschiedenen Modi und der beiden Aspekte oder Phasen vorkommt. Dies ist

der sichere Beweis, daß die werden-Umschreibung j e t z t

voll grammatikalisiert

ist.

4. Schluß Wir haben die sein-Periphrase z . T . außer acht gelassen. In dem M a ß e , wie die werden-Periphrase kursiv wurde, konnte die alte Opposition zwischen werden und sein + P . P . nicht mehr aufrecht erhalten werden, die ja auf dem Gegensatz kursiv vs. ingressiv beruhte. So entwich die sein-UmSchreibung allmählich in die Rolle einer prädikativ a u f g e f a ß t e n Zustandsbeschreibung, während die werden-Periphrase immer stärker dazu benutzt wurde, einen Vorgang wiederzugeben. Verantwortlich für diese Entwicklung sind wahrscheinlich 2 Umstände: 1. Die eigene semantische Entwicklung des Vollverbs werden, die m . W . noch nicht genau erforscht ist. Das Auseinanderleben von uuesan und uuerdhan wäre sicher ein lohnendes Thema. 2. Das Aufkommen eines periphrastischen Perfekts, das

all-

mählich an die Stelle der g_i-Verba in der alten Opposition Null vs. g_i- getreten ist,

ohne jedoch diese genau zu ersetzen.

Das Verschwinden der Aktionsartsopposition mußte sich auf die werden-Periphrase auswirken, die ja an dieser Opposition beteiligt war. Auf der anderen Seite wurde die werden-Periphrase vom neuen Perfekt überrannt. Der Druck des neuen Systems führte zur

all-

mählichen Grammatikalisierung, und ließ jede Spur der alten Ingressivität aus den Werden-Formen verschwinden.

15

LITERATUR Behaghel, Otto., 1 9 2 4 . Deutsche Syntax. Bd. II.

Die Wortklassen

und Wortformen. Heidelberg, Carl Winter. Braune, Wilhelm und Ebbinghaus, Ernst A. 1981, Gotische Grammatik. 19. A u f l . Tübingen, Max Niemeyer. Eggers, Hans, 1960. Vollständiges lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch zur althochdeutschen Isidor-Übersetzung. Berlin, Akademie-Verlag. Heusler, Andreas, 1913. Altisländisches Elementarbuch. Carl Winter. 4 1950.

Heidelberg,

Jansen,Olaf M . W . , 1983. Nochmals altsächsisch warth cuman und Ähnliches.

Festschrift für Laurits Saltveit, hg. von J.O.

Askedal u . a . . O s l o , Universitetsforlaget.137-144. Mosse, Fernand, 1938. Histoire de la forme periphrastique etre + participe präsent en germanique. Paris, Klincksieck. 2 1 9 4 2 . Manuel de la langue gotique. Paris, Aubier. 1956 Oubouzar, Erika, 1 9 7 4 . Über die Ausbildung der zusammengesetzten Verbformen im deutschen Verbalsystem. PBB (Halle) 95.5-96 Ramat, Paolo, 1981. Einführung in das Germanische. Tübingen, Max Niemeyer V a l l f e l l s , Sigridur, 1970. Middle Voice in Icelandic. The Nordic Languages and Modern Linguistics, ed. by H. Benediktsson. Reykjavik, visindafelag Islendiga. 551-571.

SYNTAKTISCHE

SYMMETRIE

UND

ASYMMETRIE

IM

BEREICH

DER

PASSIVISCHEN FUGUNGEN DES DEUTSCHEN John Öle Askedal / Oslo

1. EINLEITUNG 1.1. Das Verhältnis von Aktiv- und PassivstruKturen wird gemeinhin als eine Art "Umkehrung" (o.dgl.) aufgefaßt. Dem liegt die Einsicht zugrunde, daß Aktiv- und lexematisch entsprechende Passivkonstruktionen unterschiedliche syntagmatische Realisationsformen des gleichen propositionalen Inhalts und demnach am häufigsten synonym sind, vgl.: (1) 1645 verlor der dänische König Christian IV. grobe Gebiete im Osten Norwegens an Schueden. Die Norueger eroberten diese Gebiete nie uieder zurück. (D Diese Gebiete uurden von den Noruegern nie uieder zurückerobert. Dabei kann ein durch die Serialisierung bedingter Unterschied in bezug auf kommunikative Perspektive erung vorliegen (vgl. Heibig 1968:132), der aber den wahrheitsfunktionalen Inhalt generell nicht betrifft. Dafür kann die semantische Gleichwertigkeit von Aktiv und Passiv gestört werden durch besondere linear gesteuerte Interpretationsregeln, z.B. zum Skopus von Quantoren (2) Nomi nati vsubjektp^ggjy

Die systematische Abhängigkeit der beiden Konversionen voneinander geht daraus hervor, daß im sog. "unpersönlichen" Passiv nur die Agenskonversion in Kraft tritt (Askedal 1980:1 f.), vgl. C5)- ff Die Agenstilgung operiert sowohl im persönlichen als auch im unpersönlichen Passiv und bewirkt, daß diese beiden Haupttypen des Passivs in einer agens-

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haltigen und einer nicht-agenshaltigen Konstruktionsvariante auftreten, vgl (1) und Cf) bzw. (5) und (5"): (l") Diese Gebiete uurden nie uieder zurückerobert. (5") Um diese Gebiete uurde nie uieder gekämpft. Für den Argumentbereich ergibt sich die Hierarchie passivkonstituierender Prozesse in (9): (9) I. Die Agenskonversion, die ein Merkmal aller Passivkonstruktionen ist und die durch ihr Operieren II. die Akkusativkonveraion in Kraft treten laftt, die uegen der Akkusativrestriktion als syntaktisch-funktional er Niederherstellungsmechanismus obligatorisch operiert, uenn die Bedingung für ihr Operieren erfüllt ist, während III. die Agenstilgung, die gleich uieder uiie die Akkusativkonversion auch erst durch die Agenskonversion ermöglicht uird, in einigen Passivkonstruktionen fakultativ, in anderen aber obligatorisch operiert (zu den Details vgl. ueiter unten) und somit nicht-agenshaltige Subtypen der beiden Haupttypen des persönlichen und unpersönlichen Passivs schafft. 1.3. In der sog. "Relationsgrammatik" wird das Passiv prozessual beschrieben durch Bezugnahme auf die beiden Prozesse der "Subjekt-Degradierung" ("Subjekt Demotion") und "Objekt-Beförderung" ("Object Promotion"), die auf einer Hierarchie syntaktischer Relations- (Funktions-)kategorien operieren (Johnson 1977:153 f., 159 ff.). Dieser Konzeption entspricht in wichtigen Zügen die Konversionsanalyse in 1.2. Die Agenskonversion ist weitgehend mit der Subjekt-Degradierung identifizierbar, und die Akkusativkonversion hat mit der Objekt-Beförderung Grundlegendes gemeinsam. Jedoch sind ein paar grundsätzliche Vorbehalte zu machen: (i) Die Konversionsanalyse setzt anders als die relationsgrammatische nicht voraus, daß syntaktische Relationskategorien axiomatische Primitive sind. (ii) Die syntaktische Relation "direktes Objekt" ist weder eine hinreichende noch eine notwendige Bedingung für das Operieren der deutschen Akkusativkonversion. Nan wird z.B. nicht behaupten können, daß beim zweiwertigen Verb unterstützen in (10) das Akkusativobjekt ein direktes, beim gleichfalls zweiwertigen helfen in (11) aber das Dativobjekt kein direktes, sondern ein relational unterschiedliches indirektes Objekt wäre: (10) Die Freunde unterstützen ihn. (11) Die Freunde halfen ihm. Jedoch ist nur das Akkusativobjekt in (10) einer Objekt-Beförderung im Sinne

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der Akkusativkonversion zugänglich; dem Aktivsatz (11) entspricht ein unpersönliches Passiv mit nur Agenskonversion: