238 83 64MB
German Pages 268 Year 1987
Linguistische Arbeiten
183
Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Das Passiv im Deutschen Akten des Kolloquiums über das Passiv im Deutschen, Nizza 1986
Herausgegeben vom Centre de Recherche en Linguistique Germanique (Nice]
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Das Passiv im Deutschen : Akten d. Kolloquiums über d. Passiv im Dt., Nizza 1986 / hrsg. vom Centre de Recherche en Linguistique Germanique (Nice). - Tübingen : Niemeyer, 1987. (Linguistische Arbeiten ; 183) NE: Kolloquium über das Passiv im Deutschen (1986, Nice); Centre de Recherche en Linguistique Germanique {Nice); GT ISBN 3-484-30183-X ISSN 0344-6727 Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.
INHALTSVERZEICHNIS
vn
VORWORT 1.
DIACHRONISCHES UND ALLGEMEINTHEORETISCHES
PAUL VALENTIN: Zur Geschichte des deutschen Passivs JOHN OLE ASKEDAL: Syntaktische Symmetrie und Asymmetrie im Bereich der passivischen Fügungen des Deutschen WERNER ABRAHAM: Was hat sich in "Damit hat sich's"? HANS-WERNER EROMS: Passiv und Passivfunktionen im Rahmen einer Dependenzgrammatik
2.
3 17 51 73
EINZELUNTERSUCHUHGEN
ODOLEIF LEIRBUKT: Bildungs- und Restriktionsregeln des bekommen- Passivs EUGENE FAUCHER: Von den Toden, die da gestorben worden waren : LUDWIG M. EICHINGER: Zum Passiv im althochdeutschen Isidor. Versuch einer valenzsyntaktischen Beschreibung ROMAN SADZINSKI: Zur valenztheoretischen Wertung des Agensanschlusses im deutschen Passiv GISELA SCHOENTHAL: Kontextsemantische Analysen zum Passivgebrauch im heutigen Deutsch. Zur Mitteilungsperspektive im Passivsatz
99 117 129 47
161
FRITZ HERMANNS: Ist das Zustandspassiv ein Passiv? Versuch, einer terminologischen Ungereimtheit auf die Spur zu kommen GERHARD HELBIG: Zur Klassifizierung der Konstruktionen mit sein + Partizip II (Was ist ein Zustandspassiv?)
215
C.R.L.G.: Transformativität und Intransformativität. Zur Interpretation deutscher Passivsätze
235
VERZEICHNIS DER AUTOREN
181
257
VII
VORWORT Der vorliegende Band enthält die schriftliche Fassung der drei2ehn Referate, die im November 1986 auf dem Kolloquium über das Passiv im Deutschen an der Universität Nizza gehalten wurden. An der Tagung nahmen Forscher aus acht europäischen Ländern teil. Für die Wahl des Themas ist das C.R.L.6. (Centre de Recherche en Linguistique Germanique - Nizza) verantwortlich, das sich im Rahmen eines Forschungsauftrags seit 19 4 mit Problemen des deutschen Passivs befaßt. Der erste Teil des Bandes enthält die Beiträge, die sich mit der Entstehungsgeschichte des Passivs oder mit allgemeintheoretischen bzw. grundsätzlichen Problemen befassen. Paul Valentin beschreibt die Grammatikai i sierung und die semantische Umdeutung der ahd. Kombination des Vollverbs uuerdhan + PP in die grammatikalisierte nhd. werden-Passiv-Umschreibung. Vom Begriff "Konversion" ausgehend, bietet John Öle Askedal einen überblick über alle Fügungen der deutschen Sprache, die als mit dem Passiv verwandt angesehen werden können. Ulerner Abrahams Beitrag gilt den deutschen "Mittelkonstruktionen" (wie etwa das stelit sieft leicht vor), vergleicht sie mit ähnlichen Konstruktionen aus anderen Sprachen (dem Niederländischen, Englischen, Spanischen, Italienischen und Französischen) und versucht das Phänomen im Rahmen eines universal grammatischen Modells zu behandeln. Hans Ulerner Eroms zeigt, daß das Passiv im herkömmlichen Sinne nur ein Teil des Diathesenparadigmas (das neben dem Aktiv auch ein Akkusativpassiv und ein Dativpassiv enthält) ist, und befaßt sich mit den Problemen der Behandlung des Passivs in einer Dependenzgrammatik. Der zweite Teil des Bandes enthält Einzel Untersuchungen zu speziellen Aspekten des Passivs. Der Hauptteil von Oddleif Leirbukts Beitrag ist einer kritischen Untersuchung der bisher vorgeschlagenen Erklärungen zu den Restriktionsregeln, die die Bildung des bekommen-Passivs bestimmen, gewidmet, während der zweite Teil eine andere Erklärungsmethode skizziert. Eugene Faucher untersucht das Passiv der Transitiva mit Inhaltsakkusativ ( viele Tode sind da gestorben worden) und deutet die Subjekt werdung dieses Inhaltsakkusativs als das Ergebnis einer Uminterpretierung der ursprünglichen bisententiellen Fügung. Die drei folgenden Beiträge befassen sich mit valenztheoretischen Fragen: Ludwig M. Eichinger untersucht im Rahmen einer nicht-transformationellen Theorie des Passivs die Aktiv- und Passiv-
VIII
Konstruktionen mit den and. Verben araugen t vor Augen steilen?., meinan (meinen) und quedhan (reden) im Hinblick auf ihre Handlungsrollen und syntaktisch-semantischen Eigenschaften. Roman Sadzinski stellt die Frage nach dem Valenzstatus des fakultativ zu setzenden Agens in deutschen Passivsätzen und stellt einen Vergleich zum polnischen Passiv an, das sich bezüglich der Aktantenzahl vom Aktiv nicht unterscheidet. Gisela Schoenthals Beitrag ist eine empirische Untersuchung von (statistisch seltenen) dreigliedrigen werden- Passivsätzen unter dem Gesichtspunkt ihrer Thematisierungs- bzw Rhematisierungsmöglichkeiten. Zum Schluß kommen Beiträge, die sich mit den sein + PP - Konstruktionen befassen. Fritz Hermanns setzt sich mit dem Terminus "Zustandspassiv" auseinander, erwähnt die Vor- und Nachteile der "neuen Begrifflichkeit" und schließt mit einem Abschnitt über die "neue Unübersichtlichkeit", ohne jedoch die Hoffnung auf eine baldige Klärung des Passiv-Begriff s aufzugeben. Ein erster Schritt in diese Richtung ist wohl Gerhard Helbigs Versuch, alle Konstruktionen mit sein + PP zu klassifizieren und das Zustandspassiv im strengen Sinne ( Die Stadt ist zerstört) von der "allgemeinen Zustandsform" ( Die Stadt ist von 2 r/t t fronen Menschen bewohnt) sowie vom "Zustandsreflexiv" < Er ist erholt) zu unterscheiden. Um eine Begriffsklärung - allerdings aus einer anderen Perspektive - ist auch der Gastgeber, das C.R.L.G., bemüht: Ausgehend von einer Klassifizierung der Verben in bezug auf ihre Transformativität bzw. Nicht-Transformativität, untersucht er bei der Interpretation der Passivsätze, die Verben mit beiden Lesarten enthalten, die Rolle satzinterner Faktoren wie Agens- oder Zeitangabe. Last, but not least: Wir möchten uns bei unseren Gästen bedanken, die sich alle aktiv an den Diskussionen beteiligt und somit zum Gelingen und nicht zuletzt zur freundlichen Atmosphäre der Tagung beigetragen haben. C.R.LG. - Nice im Mai 1987 Dieses Kolloquium wurde vom Conseil Regional /Provence Cöte d'Azur finanziell unterstützt.
1) Diachronisches und Allgemeintheoretlsches.
ZUR GESCHICHTE DES DEUTSCHEN PASSIVS
Paul Valentin Universität Paris-Sorbonne
0. Einleitung Eine Umschreibung vom Typ er wurde getauft ist
im Deutschen
seit den ersten Texten belegt. Wenn die Geschichte ihrer Form nichts Besonderes zu bieten hat, so ist ihre semantische Entwicklung in hohem Maße interessant. Einiges spricht d a f ü r , daß im Ahd. die werdhan-Periphrase keine speziell passivische Ausdrucksweise war; sie hat sich dann allmählich aus einer wohl aspektuellen Umwelt losgelöst, um sich als eine mit anderen Verbformen fast gleichberechtigte Erscheinung ins heutige Verbsystem zu integrieren. Die Geschichte dieser Ent- und Wiedergrammatikalisierung soll hier in groben Zügen verfolgt werden. 1. Überblick über Passivbildungen in einigen Sprachen 1.0. Anhand kurzer'semasiologisch ausgerichteter Beschreibungen der Verhältnisse in einigen germanischen und romanischen Sprachen wollen wir auf ein paar Fragen hinweisen, die sich bei der Erforschung der Geschichte des deutschen Passivs stellen, wie synthetische vs. analytische Ausdrucksweise, Vorgangspassiv vs. Zustandsbezeichnung, Wahl des eventuellen Hilfsverbs, usw. 1.1. Das Gotische. In der uns bekannten Stufe dieser Sprache kommen für unser Thema 4 Erscheinungen in Betracht, die wir kurz darstellen: 1. mit -n- infigierte schwache Verba, die eine besondere Konjugationsklasse, die 4 . , bilden; sie haben teils inchoative, teils aber auch mediopassive Bedeutung: ( 1 ) fullnan (fullnip, fullnoda) "sich füllen,voll werden 1 ; ga-/usfullnan 'sich e r f ü l l e n , e r f ü l l t werden 1 (: f u l J a n " f ü l l e n , voll machen 1 ) (2) gawaknan 'wach werden, erwachen 1 ( : wakan 'wachen'; wakjan 'wecken')
4
Diese Bildung ist
auch im Nordischen vertreten, ohne dort
jedoch einen besonderen Platz in der Morphologie einzunehmen: sie ist
weder ein Konjugationstyp noch ein aktiver Bildungstyp:
(3) a.isl. vakna (: vakia ' w a c h e n ' ) ; n.schw. vakna. Sie kann daher als ein Rest angesehen werden. 2. ein synthetischer Konjugationstyp, der sich eindeutig auf dem Rückzug befindet: (4) daupjada ' g e t a u f t wird' Er ist
( : daupjifa
'tauft')
nur (noch) im Präsens des Indikativs und des Konjunktivs
belegt; im Plural sind die 3 Personen nicht zu unterscheiden. 3. die Kombination von wisan mit dem Partizip Perfekt: (5)
daupipai wesun ' g e t a u f t waren'
(6)
gamelip ist
'geschrieben ist'
(Imperfekt im griech. Text) (Perfekt im griech. Text)
4. die Kombination von wairpan mit dem P . P . : (7)
afdomips warp "er wurde abgeurteilt'
(8) afar patei atgibans warb Johannes liefert
(worden) war'
(Perfekt im gr.
Text)
'als/nachdem J. ausge-
( I n f i n i t i v Passiv im griech. Text)
Es kann keine Rede davon sein, daß die beiden letzten Kombinationen sich so zueinander verhalten wie die scheinbar entsprechenden Umschreibungen im heutigen Deutsch. Wairpan+P.P. kommt nämlich nur im Präteritum vor (im Präsens gibt es (noch) die mutlich älteren synthetischen Formen). Außerdem ist Sicherheit kein "Hilfsverb" ist
ver-
wairpan mit
im heutigen Sinne: im Bibelgotischen
es ein Vollverb mit der Bedeutung 'eine Form/Beschaffenheit
annehmen, entstehen'. Sehr bemerkenswert ist
aber, da ß es im Prä-
sens immer mit einer "futurischen" Bedeutung vorkommt. 1 . 2 . Das Nordische 1 . 2 . 0 . Das Altisländische kennt 3 für uns relevante Bildungen: 1. Ein sog. Medium oder Mediopassiv, offenbar aus Reflexivformen entwickelt: ( 9 ) v e r j a s k "sich verteidigen 1 ( 1 0 ) at saettask vio vor 'sich mit euch versöhnen, mit euch versöhnt werden 1 2. Die Kombination von vera mit dem P . P . : ( 1 1 ) var hann vegenn 'er war erschlagen', 'er. war erschlagen worden'
3. Auch verba mit P . P . kommt vor, jedoch seltener, und mit starker Betonung des Ingressiven: ( 1 2 ) hann vilde hpggua til
Halla, og varp hann stpfauarfa
'er
wollte auf H. hauen, konnte aber zurückgehalten werden 1 1 . 2 . 1 . Das Neuisländische führt das alte Mediopassiv fort: (13)hann klaeddist "er kleidete sich an 1 ( 1 4 ) bokin fannst 'das Buch tauchte
auf
( 1 5 ) b6kin sels vel 'das Buch verkauft sich gut 1 Daneben hat es aber auch beide Periphrasen: ( 1 6 ) bokin var seid af honum 'das Buch wurde von ihm v e r k a u f t 1 ( 1 7 ) bokin var seid pegar eg kom 'das Buch war verkauft,
ich kam
als
1
( 1 8 ) bokin varb seid 'das Buch wurde v e r k a u f t ' 1 . 2 . 2 . Das Neuschwedische
führt auch das Mediopassivum fort;
es
hat aber kaum noch etwas Passivisches an sich: ( 1 9 ) varken vin, sprit eller starköl säljs i livsmedelsaffärer 'weder Wein, noch Schnaps, noch starkes Bier werden in Lebensmittelgeschäften verkauft ( 2 0 ) vis
(verkaufen s i c h ) '
ses _i morgon 'wir sehen uns morgen'
Es gibt aber auch 2 Kombinationen mit dem P . P . , eine mit vara und eine mit bli; ( 2 1 ) jag är bJuden _i kväll 'ich bin heute abend eingeladen 1 ( 2 2 ) vi blir bjudna av vära vänner 'wir sind von unseren Freunden eingeladen 1 1.3.
So haben f a s t alle germ. Sprachen ein doppeltes System ent-
wickelt zur Bezeichnung eines Zustandes und zur Bezeichnung eines passiv a u f g e f a ß t e n Prozesses. Nur ist
im 2. Fall die Wahl des
Hilfsverbs unterschiedlich, wenn auch werden sehr oft vorkommt. So wird etwa im Lützeburgischen das Verbum geben gebraucht: ( 2 3 ) d ' K a n d get gewäsch a gekämmt 'das Kind wird gewaschen und gekämmt' ( 2 4 ) d ' K a n d äs gewäsch a gekämmt 'das Kind ist
gewaschen...'
1 . 4 . Im Englischen gilt stellenweise to get: ( 2 5 ) he got killed Ansonsten muß bekanntlich auf aspektuelle Bildungen zurückgegriffen werden, die es wohl nur im Englischen gibt: ( 2 6 ) the house ijä being built (: the house i£ built) Dies erklärt sich aber dadurch, daß das Mittelenglische die alte Passivbildung mit weorQan und P . P . im 14. Jahrhundert verloren hat, so daß ein neuer Ausdruck für das Passiv erfunden werden mußte. Dabei konnte die äonst im Entstehen begriffene Aspektopposition zur Anwendung kommen. 1.5. In den romanischen Sprachen gibt es die alte synthetische lateinische Passivbildung (amatur 'geliebt w i r d 1 ) nicht mehr. Das Italienische hat eine reiche Reihe von Umschreibungen mit verschiedenen Verben entwickelt: ( 2 7 ) JJ. libro letto da tutti (sein) ( 2 8 ) il libro viene letto da tutti (kommen) ( 2 9 ) il libro va letto da tutti (gehen) Hinzu kommt eine reflexivische Bildung mit stark mediopassiver Bedeutung: ( 3 0 ) in questa stagione si prende l'influenza "in dieser Jahreszeit erkältet man sich leicht 1 Im Französischen ist auch eine mediopassivische reflexive Umschreibung vorhanden: ( 3 1 ) ce livre se lit schnell'
rapidement 'dieses Buch liest sich
Aber echtes Passiv kann nur mit e"tre (sein) gebildet werden, wobei die ausdrückliche Bezeichnung eines Prozesses ausschließlich im Zusammenhang geschieht; sonst kann nur auf einen Zustand hingewiesen werden: ( 3 2 ) la maison est construite (Zustand) (33) ]_a maison est construite par une entreprise sarieuse (Prozeß) Eine streng vorgangspassivische Interpretation ist sonst mittels
einer anderen Ausdrucksweise: (34) la maison est en construction oder einer als sehr unbeholfen empfundenen Periphrase gewährleistet: ( 3 5 ) la maison est en train d'etre construite 1.6. Das Französische und z . T . das Englische gehören wohl zu den nicht besonders passivfreudigen Sprachen: das dem sog. Vorgangspassiv anhaftende Durative kann dort nur über Umwege zum Ausdruck gebracht werden; dagegen hat das Italienische spezialisierte Ausdrucksweisen entwickelt, und die meisten germ. Sprachen haben offenbar eine alte (gemeingermanische?)
Kombination mit werden
ausgenutzt und ausgebildet.
2. Das Passiv im Althochdeutschen 2 . 0 . Anhand des ahd. Isidor (um 8 7 0 , vermutlich "westfränkisch") sollen die Verhältnisse im ältesten Hochdeutschen beschrieben werden. In diesem Text kommen 2 Erscheinungen in Betracht: die Kombination von siin/uuesan und die Kombination von uuerdhan mit dem P . P . Ihr Vorkommen und ihre Verwendung sind aber im Präsens und im Präteritum sehr verschieden. 2 . 1 . Im Präteritum kommt die uuerdhan-Kombination ziemlich oft
vor: ( 3 6 ) chibodan uuard (constitutum e s t ) ; aruuostit uuardh (in exterminatione fuisse) ( 3 7 ) bihuuiu uuard Christ j_n lihhe chiboran (cur in carne uenit) 28, 16 Besonders auffällig sind die Ausdrücke ( 3 9 ) uuardh uuordan (factus e s t ) ; uuardh chiuuordan
(factum
est) Dagegen ist
im Präteritum die uuesan-Kombination ein einziges
Mal belegt: ( 4 0 ) so huuer so uuanit dhazs izs in Salomone uuari al arf u l l i t (haec omnia quisquis _in Salomone putat fuisse impleta) 38, 6
8
Aber der Z u f a l l will es, daß dasselbe Verb mit uuerdhan kombiniert erscheint, so daß ein direkter Vergleich möglich wird: ( 4 1 ) endi chisiuni joh forasagono spei uuerdhen a r f u l l i t
(et
impleatur uisio et prophetiae) 26, 7 Im ersten Beleg wird eher ein Zustand beschrieben,
oder der Vor-
gang, der zu diesem Zustand geführt hat, während im 2. Beleg zweifellos der Vorgang als solcher anvisiert ist. pretation ist
Eine ähnliche Inter-
auch für die beiden Belege in ( 3 9 ) wahrscheinlich.
Daraus könnte manschließen., daß es keinen allzu großen Unterschied gibt zwischen dem ältesten Hochdeutschen und dem heutigen Sprachgebrauch. Daß dem nicht so ist,
zeigen aber die Verhältnisse
im Präsens. 2 . 2 . Im Präsens übersetzen sehr viele Stellen mit uuesan einen lat. Ausdruck vom Typ sciptum est,
oder sehr oft patet:
( 4 2 ) ist araughit, ist chiscriban, ist Dazu stimmt aber nicht, daß echte lat.
chioffonot...
Passivformen mit der glei-
chen uuesan-Form wiedergegeben werden: (43)
(sindun arzelidiu (numerantur); sindun chichundidiu (pronuntiantur)
( 4 4 ) innan diu chiuuoruan ist
(dum ad earn conuertitur)
41, 3
Bei solchen Stellen handelt es sich sicher nicht um die Beschreibung eines Zustandes. Wie verhält sich aber die uuerdhan-Kombination, wenn sie im Präsens steht? Im Indikativ sind nur 2 solche belegt, die aber einem lateinischen Futur
entsprechen:
( 4 5 ) endi uuirdit siin namo chinemnit uundarliih (et uocabitur nomen eius mirabilis) 22, 10 ( 4 6 ) uuerdhant amnego dheodun chisamnoda zi druhtine (adplicabuntur gentes multae ad dominum)
12, 2
Im Konjunktiv steht eine längere Stelle mit 4 Belegen: ( 4 7 ) dhazs chiendot u u e r d h e . . . e n d i unrehd uuerdhe a r d i l e t . . . endi uuerdhen a r f u l l i t . . . e n d i u u e r d h e chisalbot (ut consummetur... et deleatur unguatur)
... et i m p l e a t u r . . . e t
9
Es sind Finalsätze, die sich also auf einen Vorgang beziehen, noch nicht eingesetzt
hat.
Dazu stimmt die schon oft
gemachte Beobachtung, daß im ahd.
Isidor uuirdit usw. regelmäßig iat. d a f ü r ist
der
erit usw. übersetz t.Typisch
etwa 3 9 , 7 mit der Umschreibung seal riihhison im Kotext,
die ein anderes Futur wiedergibt: ( 4 8 ) ir chuninc seal dhanne riihhison endi uuisi uuirdit (regnauit rex etsapiens erit) Da
uuerdhan mit der Wiedergabe von Zukünftigem zu tun
wird noch durch 2 sehr a u f f ä l l i g e Belege
hat,
bewiesen:
( 4 9 ) huueo auh fona Abrahames samin uuardh quhoman d r u h t i n . . . (quod autemex semine Abraham f u t u r u s esset dominus) 33,1 (50)
. . . C h r i s t chiboran uuerdhan scoldi...
(nasciturus esset
Christus) 36, 11 Da quheman nicht transitiv ist, formen handeln.
kann es sich hier nicht um Passiv-
( 4 9 ) könnte verstanden werden als
'wie er in den
1
Zustand des/eines Angekommenen treten sollte . Diese Interpretation von quheman als
'eintreten' wird nämlich durch andere Stellen
nahegelegt, wie ( 5 1 ) sunto uuerdhe endi (finem accipiat peccatum) 26, 4 oder durch die zahlreichen Übersetzungen von f i e r i / f a c t u s
est
durch uuirdit, uurdi, oder noch durch die schon erwähnten uuardh uuordan. Man vergleiche noch ( 5 2 ) ist
al uuordan (cuncta creta esse) 1 , 1 7
Ahd. uuerdhan kann unmöglich mit dem nhd. Hilfsverb des Passivs werden oder mit 2 . 3 . Wie ist
dem Vollverb werden gleichgesetzt werden.
aber diese angenommene Bedeutung von uuerdhan mit
seinen "futurischen"
Werten in Einklang zu bringen? Man kann
gendes vorschlagen: uuerdhan verhält sich zu uuesan wie ein
folin-
gressives, punktuelles Verb zu einem durativen, kursiven Verb. Beide beziehen sich auf das Sein, aber über eine andere Aktionsart. Wollte man sich unbedingt eines aspektuellen Modells bedienen, würde man uuerdhan als
das Perfektiv zu uuesan a u f f a s s e n . U u e r d h a n
bezeichnet den E i n t r i t t in einen Zustand, wobei dieser Zustand auch das Sein sein kann, während uuesan dem Verweilen in diesem
10
Zustand entspricht. Dies hat mit der angeblichen modernen Opposition zwischen Vorgang und Zustand gar nichts zu tun. Dazu stimmt auch, daß Perfektiva bekanntlich zum Ausdruck von Futurischem geeignet sind, wie dies gerade im Ahd. die
gi-
Verba zeigen. Bei uuesan f ä l l t dagegen im ahd. Isidor die Zahl der Belege in der Kombination mit einem Partizip des Nicht-Perfekts ( ' P r ä s e n s ' ! ) a u f , und zwar im Präteritum: (53) miin zesuua uuas mezssendi h i m i l a . . . . i o h . . . u u a s ih... sprehhendi (dextera mea mensa est caelos. N a m . . . l o c u t u s
sum) 18,5 ( 5 4 ) liudi bidande uarun (populi expectabant) 35, 7 (55) dazs chind uuas gerondi (delectatur quoque infans) 4 1 , 2 1 Dies verträgt sich besonders gut mit der Hypothese eines durativen, kursiven uuesan. Dazu stelle ich noch das Substantiv uuesan, mal belegt mit der Bedeutung 'Dasein'
ein-
(41,13).
2 . 4 . Ob uuesan und uuerdhan Hilfsverben sind, wird nun sehr fraglich. Wenn sie sich wirklich wie die 2 "aspektuellen" Spielarten eines und desselben Verbs zueinander verhalten, ist
es kaum wahr-
scheinlich: gewissermaßen behalten sie doch zuviel an "lexikalischer" Bedeutung. Hinzu kommt, daß die besprochenen Kombinationen offenbar nicht grammatikalisiert sind: an bestimmten Stellen des Konjugationssystems stehen sie in komplementärer Distribution, so vor allem im Präteritum; an anderen Stellen stehen sie aber in relevanter Opposition zueinander. Ich möchte sie deshalb eher als noch volle, unabhängige Verben ansehen, wenn sie auch besonders häufig bestimmte nen mit den Partizipien eingehen.
Kombinatio-
3. Die Entwicklung im Deutschen 3.0. Ein Jahrtausend nach dem ahd. Isidor, im heutigen Hochdeutschen, sieht das Bild völlig anders aus: fast allen Verben (wenn man das unpersönliche Passiv einbezieht) entspricht ein Passiv auf werden, das a. an allen Stellen des Konjugationssystems möglich ist,
und b. den Vorgang, den Hergang in einem Prozeß betont.
11
Werden+P.P. ist mit Sicherheit nicht ingressiv oder punktuell zu deuten; es scheint jedoch vom Vollverb getrennt zu sein, das
sei-
nerseits eine entschieden progressive, durative Bedeutung aufweist Es wären also mindestens 2 Fragen zu beantworten: 1. Wie ist
die semantische Entwicklung von werden vor sich
gegangen? 2. Wie ist
das werden-Passiv Teil des Verbsystems geworden?
D . h . wie ist
die werden-Umschreibung grammatikalisiert
worden? Wir beschäftigen uns fortan nur noch mit werden in der Kombination mit einem P . P . 3.1. Man kann zuerst beobachten, wie die Kombination werden+P.P. ihren ursprünglichen ingressiven Wert verliert. Es ist
ein sehr
langwieriger Vorgang. Bei Notker {Psalmenübersetzung) und im Nibelungenlied sind ein paar Belege a n z u t r e f f e n , wo die Kombination im Präsens keine futurische Bedeutung hat; an einigen Stellen wird dadurch eint allgemein gültige Wahrheit oder ein sich beliebig wiederholender Prozeß zum Ausdruck gebracht: ( 5 6 ) alle sunda uuerdent fertiligot in t o u f f i lefsen ist
(: under iro
ferborgen daz zäligosta eiter)
Ab und zu taucht sogar ein o f f e n b a r kursiver Ausdruck im Präsens: ( 5 7 ) daz ist
diu himelisca Jerusalem, diu in burge-uuis
kezimberot uuirt. uzer checchen unde geistliichen steinen (: so ist
diu bürg kezimberot. so £r die burgara
gesamenot) Ansonsten wird das Präsens auf ausstehende Ereignisse bezogen: ( 5 8 ) so kumet iu der verge, swenne im der name wirt genant Im Präteritum kommt gelegentlich sin vor: ( 5 9 ) do was ouh so gezieret der küneginne
lip
daz da hoher wünsche vil maneger wart verlorn Nach dg ( ' a l s ' ) ist
es sogar die obligatorische Form:
( 6 0 ) do daz was getan ( ' a l s dieser Tatbestand erreicht w a r 1 )
12
3.2. Es sind aber nur erste Ansätze. Im 14. und 15. Jahrhundert nimmt die Entwicklung eine wichtige Wendung. Im Märterbuch ( 1 4 . J h t . ) steht neben vielen futurischen Präsentia von werden ein eindeutig präsentisches, nicht iteratives, stark kursives,
sehr "modern" klingendes Präsens:
( 6 1 ) ez was uns baiden vil laid, daz wirt dir von unz wol gesait Umgekehrt findet man ein Präsens von sein in futurischer Bedeutung: ( 6 2 ) u n t wirt er abe gestochen niht j30 sin wir alle gar enwiht Schließlich steht einmal werden nach dö: ( 6 3 ) do s^ do bestattet wart, der leb wider gen walde chart Sonst steht jedoch sein; ( 6 4 ) do die rede was getan si gingen in den ofenn sann In Texten des 15. Jahrhunderts
(Chronik des Constanzer Con-
z i l s ) , t r e t e n zum ersten Mal passivische Perfektformen a u f : ( 6 5 ) als nun all
sprachen dieser weit zertailt worden sind
(66)
(der Papst) der ze Costenz erwellet was worden
(67)
(ein B r i e f , ) wie die zwen kätzer vertäut wärind worden
Dies ist insofern sehr wichtig, als: 1. diese passivischen Paerfektformen das Vorhandensein von nicht-Perfekt-, also Kursivformen voraussetzen (der Papst wurde e r w ä h l t ) ; und 2. die Grammatikalisierung von werden+P.P. j e t z t in die Wege geleitet worden ist: die Umschreibung bekommt jetzt ein P e r f e k t , d.h. sie verhält sich wie ein normales Verb. 3.3. Selbstverständlich steht nicht auf einmal ein voll ausgerüstetes Perfekt des Passivs da, und es gibt noch viele Unsicherheiten, vor allem im Mitteldeutschen
(der Ackermann aus Böhmen), wo
das Perfekt sich anscheinend langsamer durchsetzt: etwa in präsentischem Kotext
13
( 6 8 ) darin ein stab mir aus den henden ward gerücket ('genommen worden i s t ' ) Erst bei Luther erscheinen in sehr geringer Zahl Belege wie: ( 6 9 ) es ist... vorhyndert und ymmer erger worden oder etwas später (Bericht über Melanchton, Mitte des 16. J h t s . ) (70)
(Christus,) der für uns ans Kreuz gehängt und von den Toten wieder auferweckt worden
Der kursive Wert ist
ist
nicht anzuzweifeln, wie noch ein anderes
Beispiel im Präteritum zeigt: ( 7 1 ) J. Reuchlin, der damals f ü r einen gelehrten Mann gehalten ward Eine große Neuerung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Wickrams Fortunatus) ist
die Kombinierung des werden-Passivs mit dem
noch nicht sehr alten Futurum (oder futurischen Verwendung
des
Modalverbs!): ( 7 2 ) so wirst du gewisslich groß lieh daraus gebessert werden (der Kotext bürgt für eine futurische Interpretation) Aber auch dies setzt voraus, daß das wejrden-Passiv vollkommen kursiv geworden ist.
Dafür können noch 2 sehr klare Beispiele
angeführt werden: ( 7 3 ) du solt nit
gedenken, das dise ding mit unbedachtem
mut gehandelt werden ( 7 4 ) Donnerstag wird ihm sein erster Sohn Philippus geboren (historisches Präsens) 3.4.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts (Simplicissimus)
ist
schließlich ein Sprachzustand erreicht, der im passivischen Bereich dem heutigen sehr nahe steht. Einige Beispiele mögen genügen,
um dies zu veranschaulichen: ( 7 5 ) als die Mägen g e f ü l l t waren (: nachdem obgemeldtes Dorff geplündert und verbrennt w o r d e n , . . . ( 7 6 ) wird gebaut; ist
geschrieben worden; würde verändert
werden; gefunden worden wäre
14
Daß alle diese Formen nicht unbedingt denselben Stellenwert im Tempus- und Modussystem haben wie heute, steht auf einem anderen Blatt. Wichtig für unser Thema ist
aber, daß es sie gibt, also
daß das werden-Passiv in allen Tempora (auch im "Futurum") der verschiedenen Modi und der beiden Aspekte oder Phasen vorkommt. Dies ist
der sichere Beweis, daß die werden-Umschreibung j e t z t
voll grammatikalisiert
ist.
4. Schluß Wir haben die sein-Periphrase z . T . außer acht gelassen. In dem M a ß e , wie die werden-Periphrase kursiv wurde, konnte die alte Opposition zwischen werden und sein + P . P . nicht mehr aufrecht erhalten werden, die ja auf dem Gegensatz kursiv vs. ingressiv beruhte. So entwich die sein-UmSchreibung allmählich in die Rolle einer prädikativ a u f g e f a ß t e n Zustandsbeschreibung, während die werden-Periphrase immer stärker dazu benutzt wurde, einen Vorgang wiederzugeben. Verantwortlich für diese Entwicklung sind wahrscheinlich 2 Umstände: 1. Die eigene semantische Entwicklung des Vollverbs werden, die m . W . noch nicht genau erforscht ist. Das Auseinanderleben von uuesan und uuerdhan wäre sicher ein lohnendes Thema. 2. Das Aufkommen eines periphrastischen Perfekts, das
all-
mählich an die Stelle der g_i-Verba in der alten Opposition Null vs. g_i- getreten ist,
ohne jedoch diese genau zu ersetzen.
Das Verschwinden der Aktionsartsopposition mußte sich auf die werden-Periphrase auswirken, die ja an dieser Opposition beteiligt war. Auf der anderen Seite wurde die werden-Periphrase vom neuen Perfekt überrannt. Der Druck des neuen Systems führte zur
all-
mählichen Grammatikalisierung, und ließ jede Spur der alten Ingressivität aus den Werden-Formen verschwinden.
15
LITERATUR Behaghel, Otto., 1 9 2 4 . Deutsche Syntax. Bd. II.
Die Wortklassen
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SYNTAKTISCHE
SYMMETRIE
UND
ASYMMETRIE
IM
BEREICH
DER
PASSIVISCHEN FUGUNGEN DES DEUTSCHEN John Öle Askedal / Oslo
1. EINLEITUNG 1.1. Das Verhältnis von Aktiv- und PassivstruKturen wird gemeinhin als eine Art "Umkehrung" (o.dgl.) aufgefaßt. Dem liegt die Einsicht zugrunde, daß Aktiv- und lexematisch entsprechende Passivkonstruktionen unterschiedliche syntagmatische Realisationsformen des gleichen propositionalen Inhalts und demnach am häufigsten synonym sind, vgl.: (1) 1645 verlor der dänische König Christian IV. grobe Gebiete im Osten Norwegens an Schueden. Die Norueger eroberten diese Gebiete nie uieder zurück. (D Diese Gebiete uurden von den Noruegern nie uieder zurückerobert. Dabei kann ein durch die Serialisierung bedingter Unterschied in bezug auf kommunikative Perspektive erung vorliegen (vgl. Heibig 1968:132), der aber den wahrheitsfunktionalen Inhalt generell nicht betrifft. Dafür kann die semantische Gleichwertigkeit von Aktiv und Passiv gestört werden durch besondere linear gesteuerte Interpretationsregeln, z.B. zum Skopus von Quantoren (2) Nomi nati vsubjektp^ggjy
Die systematische Abhängigkeit der beiden Konversionen voneinander geht daraus hervor, daß im sog. "unpersönlichen" Passiv nur die Agenskonversion in Kraft tritt (Askedal 1980:1 f.), vgl. C5)- ff Die Agenstilgung operiert sowohl im persönlichen als auch im unpersönlichen Passiv und bewirkt, daß diese beiden Haupttypen des Passivs in einer agens-
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haltigen und einer nicht-agenshaltigen Konstruktionsvariante auftreten, vgl (1) und Cf) bzw. (5) und (5"): (l") Diese Gebiete uurden nie uieder zurückerobert. (5") Um diese Gebiete uurde nie uieder gekämpft. Für den Argumentbereich ergibt sich die Hierarchie passivkonstituierender Prozesse in (9): (9) I. Die Agenskonversion, die ein Merkmal aller Passivkonstruktionen ist und die durch ihr Operieren II. die Akkusativkonveraion in Kraft treten laftt, die uegen der Akkusativrestriktion als syntaktisch-funktional er Niederherstellungsmechanismus obligatorisch operiert, uenn die Bedingung für ihr Operieren erfüllt ist, während III. die Agenstilgung, die gleich uieder uiie die Akkusativkonversion auch erst durch die Agenskonversion ermöglicht uird, in einigen Passivkonstruktionen fakultativ, in anderen aber obligatorisch operiert (zu den Details vgl. ueiter unten) und somit nicht-agenshaltige Subtypen der beiden Haupttypen des persönlichen und unpersönlichen Passivs schafft. 1.3. In der sog. "Relationsgrammatik" wird das Passiv prozessual beschrieben durch Bezugnahme auf die beiden Prozesse der "Subjekt-Degradierung" ("Subjekt Demotion") und "Objekt-Beförderung" ("Object Promotion"), die auf einer Hierarchie syntaktischer Relations- (Funktions-)kategorien operieren (Johnson 1977:153 f., 159 ff.). Dieser Konzeption entspricht in wichtigen Zügen die Konversionsanalyse in 1.2. Die Agenskonversion ist weitgehend mit der Subjekt-Degradierung identifizierbar, und die Akkusativkonversion hat mit der Objekt-Beförderung Grundlegendes gemeinsam. Jedoch sind ein paar grundsätzliche Vorbehalte zu machen: (i) Die Konversionsanalyse setzt anders als die relationsgrammatische nicht voraus, daß syntaktische Relationskategorien axiomatische Primitive sind. (ii) Die syntaktische Relation "direktes Objekt" ist weder eine hinreichende noch eine notwendige Bedingung für das Operieren der deutschen Akkusativkonversion. Nan wird z.B. nicht behaupten können, daß beim zweiwertigen Verb unterstützen in (10) das Akkusativobjekt ein direktes, beim gleichfalls zweiwertigen helfen in (11) aber das Dativobjekt kein direktes, sondern ein relational unterschiedliches indirektes Objekt wäre: (10) Die Freunde unterstützen ihn. (11) Die Freunde halfen ihm. Jedoch ist nur das Akkusativobjekt in (10) einer Objekt-Beförderung im Sinne
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der Akkusativkonversion zugänglich; dem Aktivsatz (11) entspricht ein unpersönliches Passiv mit nur Agenskonversion: