Das litauische Präteritum: Ein Beitrag zur Verbalflexion der indogermanischen Sprachen 9783111520339, 9783111152240


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German Pages 245 [248] Year 1891

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Abkürzungen Der Benutzten Literatur
Einleitung
Erster Teil. Zum Litauischen Vokalismus
Zweiter Teil: Übersicht Der Litauischen Präsensbildungen
Dritter Teil. Der Vokalismus Des Litauischen Präteritums
Vierter Teil. Stammbildung Und Flexion Des Litauischen Präteritums
Anhang. Die Präterita Der Unabgeleiteten Verba Mit Einem Sekundären Infinitivstamm Und Der Abgeleiteten Verba
Nachträge Und Berichtigungen
Sachverzeichnis
Wörterverzeichnis
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Das litauische Präteritum: Ein Beitrag zur Verbalflexion der indogermanischen Sprachen
 9783111520339, 9783111152240

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DAS

LITAUISCHE PRÄTKBITUM.

DAS

LITAUISCHE PRÄTERITUM. Ii IN lì K I T HAG ZUR

VEHBALFLEXION DEH INDOGERMANISCHEN SPRACHEN

VON

OSKAR WIEDEMANN.

8TRASSBURG.

VKItl.AG VON KAHL J. TR Ü BN KU. 1891.

DEM ANDENKEN AUGUST

SCHLEICHER'S.

VORWORT. Indem ich vorliegende Untersuchung, deren druck sich leider in die länge gezogen hat, der öffentlichkeit übergebe, will ich nur bemerken,

dass ich in betreff der laute der

einzelnen sprachen die allgemein übliche Umschreibung angewandt habe.

In der bezeichung der laute der eranischen

sprachen habe ich mich der von

Bartholomae

„handbuch"

befolgten' Umschreibung

abweichung

von der

ich mir nur beim

üblichen

lettischen

in seinem

angeschlossen.

Eine

bezeichnung der laute habe erlaubt, dessen

laute ich in

derselben weise wiedergegeben habe, wie im allgemeinen die gleichen laute des litauischen bezeichnet werden; ich hoffe, in dieser beziehung nicht auf Widerspruch seitens der mitforscher zu stossen. den

beiden

Die für die idg. Ursprache anzusetzen-

gutturalreihen

bezeichne ich im

anschluss an

Joh. Schmidt (ztschr. X X V 123) durch k, g, gh, bez. x, y, yh. Von den während habe

ich

Joh. Schmidt

des druckes erschienenen pluralbildungen

und

werken

Osthoff

und

Brugmann morphologische Untersuchungen bd. V noch für die nachtrage benutzen können; die 2. aufl. der griech. gramm. von Brugmann, die ebenfalls während des druckes erschien, bietet an den von mir angeführten stellen keine Veränderungen. 21. juli 1890.

Oskar Wiedemann.

I N H A L T .

Seite I

Einleitung EKSTEII TEIL: ZUM LITAUISCHEN VOKALISMUS. Einleitende bemerkungen

5

I. Die i-reihe. A. Wurzeln von der form pet, es B. Wurzeln von der form hher, der*, yhrehh . . C. Wurzeln von der form tleix, vjeilh D. Wurzeln von der form bhemllt, svep . . . . II. Dio ¿'-reihe III. Die «-reihe IV. Die ö-reihe Bemerkungen zur e-, a- und ö-reihe. Einleitende bemerkungen Idg. ei Idg. äi Idg. öi Idg. ai Idg. i Idg. en Idg. äu Idg. öu Idg. uu Idg. ü D i e V e r t r e t u n g d e s i d g . 0 im l i t a u i s c h e n

.

.

.

.

.

.

Schluss TEIL: ÜBERSICHT DER LITAUISCHEN PRÄSENSBILDUNGEN. Einleitende bemerkungen Klasse I : Wurzelklasse Klasse I I : Reduplizirende klasse Klasse I I I : Präsenssuffix -na-

(> 9 14 17 19 21 23 24 25 29 29 30 31 32 32 33 44 45 45

51

ZWEITEK

53 53 5i 55

X

Klasse I V : PräBensstamm mit innerem nusal Klasse V : Präsenssuffix -staKlasse V I : Präsenssuffix -daKlasse V I I : Präsenssuffix -aEinleitende bemerkungen A. Die Wurzelsilbe steht auf der hochstufe B. Die Wurzelsilbe steht auf der tiefstufe

. . . .

. . . .

Klasse V I I I : Präsenssuffix -jaDRITTE«

TF.U,:

56 60 67 67 68 70 74

DER VOKALISMUS DES LITAUISCHEN P R Ä -

TERITUMS

85

T I M , : STAMM BILDUNG UND F L E X I O N DES LITAUISCHEN PRÄTERITUMS.

VIKUTEK

Einleitende bemerkungen A. Die prätorita auf -au, -ai, -o usw B. Die prätorita auf -in«, -et, -e usw Seliluss : DIE P R Ä T E R I T A DER UNABGELEITETEN VERBA MIT EINEM SEKUNDÄREN INFINITIVSTAMM UND DER A B G E L E I T E T E N VERBA

14-1 115 177 I!lt;

AXIIANU

Nachträge und berichtigungcn

1!>7 200

Siichverzeichniss

20Ü

Wörterverzeichnis^

210

A B K Ü R Z U N G E N DER BENUTZTEN LITERATUR. nfda. — A n z e i g e r für deutsches alterthum und deutsche litteratur herausgegeben von Elias Steinmeyer. anier. journ. of phil. =

Basil L . Gildersleeve. archiv =

Berlin 1875 ff.

V o l . I sqq.

edited

by

Baltimore 1880 ff.

A r c h i v für slavisclie P h i l o l o g i e herausgegeben von Y . Jagie.

Bd. I Ascoli

Bd. I ff.

T h e American Journal of P h i l o l o g y

una

ff.

Berlin 1876 ff.

lett.

glott.

=

Una

lettera glottologica

di

Q.

I.

Ascoli

T o r i n o 1881. beitr. =

Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem gebiete

der arischen, celtischen

und slawischen sprachen herausgegeben

von A . Kuhn und A . Schleicher.

Bd. I - V I I I .

Berlin 1858-1876.

boitr. z. abulg. konjug. — Beiträge zur altbulgarischen Conjugation von Oskar Wiedemann.

St. Petersburg 1886.

Benfey kurze skrgr. (skr.-gramm.) — Kurze Grammatik sprache von Th. Benfey.

bcr. d. sächs. ges. d. wiss. phil.-hist. kl. = Gesellschaft der "Wissenschaften Bersa gutt. =

Die

Gutturalen

=

Beiträge

zur

Sanskrit-

Berichte der K . Sächsischen

philologisch-historische Classe.

und ihre V e r b i n d u n g

nischen von Dr. P h i l i p p Bersu. Bezz. beitr.

der

Leipzig 1855.

mit i' im

Latei-

Berlin 1885.

künde

der

indogermanischen

herausgegeben von Adalbert Bezzenberger.

Bd. I

ff.

sprachen Göttingen

1877 ff. Bezzenberger =

Beiträge zur Geschichte

Grund litauischer T e x t e

des X V I

von Dr. Adalbert Bezzenberger. Bezzenberger lett. dial.-stud. = Bezzenberger. Bezzenberger

lit.

der und

litauischen Sprache des X V I I .

auf

Jahrhunderts

Göttingen 1871.

Lettische Dialekt-Studien

von A d a l b e r t

Göttingen 1885.

forsch.



Kenntniss der Sprache A d a l b e r t Bezzenberger.

Litauische

Forschungen.

und des Volkstumes

der

Beiträge Litauer.

zur Von

Göttingen 1882.

Bezzenberger spr. d. preuss. letten =

Über die Sprache der preussischen

Letten von Adalbert Bezzenberger.

Göttingen 1888.



XII



Bielenstein = Die lettische Sprache nach ihren Lauten und Formen erklärend und vergleichend dargestellt von A. Bielenstein. 2 bde. Berlin 1863, 1864. Bopp vcrgl. gramm.' = Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Send, Armenischen, Griechischen, Lateinischen, Litauischen, Altslavischen, Gothischen und Deutschen von Franz Bopp. 3. aufl. 3 bde. Berlin 1869-71. Brugmann grdr. = Grundriss der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. I. bd. Strassburg 1886, II. bd., 1 liälfte Strassburg 1888. Brugmann griech. gramm. — Griechische Grammatik (in dem Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft herausgegeben von Dr. Iwan Müller, bd. II). Nördlingen 1885 (die 2. aufl. Nürdlingcn 1889 hat dieselbe paragraplienzählung wie die erste). Corssen 2 - Über Aussprache, Vocalismus und Betonung der lateinischen Sprache von W. Corssen. 2. aufl. 2 bde. Leipzig 1868, 1870. Curtius grdz. 5 = Grundzüge der griechischen Etymologie von Georg Curtius. 5. aufl. Leipzig 1879. Curtius temp. u. modi = Die Bildung der Tempora und Modi im Griechischen und Lateinischen Sprachvergleich end dargestellt von Georg Curtius (a. u. d. t.: Sprachvergleichende Beiträge zur griechischen und lateinischen Grammatik. I. teil). Berlin 18+6. Curtius verb. 2 = Das Verbum der griechischen Sprache seinem Baue nach dargestellt von Georg Curtius. 2. aufl. 2 bde. Leipzig 1877, 1880. Delbrück = Das altindische Verbum aus den Hymnen des Rigveda seinem Baue nach dargestellt von B. Delbrück. Halle 1874. Delbrück SF. = Syntaktische Forschungen von B. Delbrück. 5 bde Halle 1871—88. Fick 8 = Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen von August Fick. 3. aufl. 4 bde. Güttingen 1874 — 76. GGA. = Göttingische gelehrte Anzeigen. Graff — Althochdeutscher Sprachschatz von E. G. Graff. 6 bde. Berlin 1834-42. Hirzel z. beurt. d. äol. dial. — Zur Beurtlieilung des äolischen Dialekts von L. Hirzel. Leipzig 1862. Hübschmann — Das indogermanische Vocalsystem von H. Hübschmann. Strassburg 1885. Jen. lit.-ztg. -- Jenaer Literatur-Zeitung. Johansson = De derivatis verbis contractis linguae graecae quaestiones scripsit Karl Ferdinand Johansson (Upsala Univcrsitets Arsskrift 1886). Upsaliae 1886. JSV. (od. Job. Schmidt vok.) - Zur geschichte des indogermanischen vocalismus von Johannes Schmidt. 2 teile. Weimar 1871, 1875. Kirchhoff got. runrnalph.* — Das gothisclie Bunenolphabct von A. ICirclihoff. 2. aufl. Berlin 1854.

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der

slavischen



XIV



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Wilna 1713.



XV



Tliurneysen lat. verba auf -io = Über Herkunft und Bildung der lateinischen Yerba auf -io der dritten und vierten Conjugation und über ihr gegenseitiges Yerhältniss von Ed. Rudolf Tliurneysen. Leipzig 1879. ULD. = Lettisch-deutsches Wörterbuch von Bischof Dr. Carl Christian Ulmann. Riga 1872 Whitney = Indische Grammatik von William Dwight Whitney (a. u. d. t.: Bibliothek indogermanischer Grammatiken bd. II). Aus dem Englischen übersetzt von Heinrich Zimmer. Leipzig 1879. ztschr. = Zeitschrift für vergleichende sprachforscung auf dem gebiete der indogermanischen sprachen. Herausgegeben (begründet) von A. Kuhn. Bd. I ff. Berlin 1852 ff. ztschr. f. gymn. = Zeitschrift für das Gymnasialwesen. Bd. I ff. Berlin 1847 ff. ztschr. f. österr. gymn. = Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. Bd. 1 ff. Wien 1850 ff.

EINLEITUNG.

Wol nirgends haben die einzelnen indogermanischen sprachen so starke einbusse an altererbten formen erlitten wie innerhalb der verbalflexion u n d , da jede spräche mehr oder minder bestrebt ist, für die verlorenen formen durch neubildungen ersatz zu schaffen, so sind neubildungen auf keinem gebiet in so grosser anzahl vorhanden wie auf dem der verbalflexion. In keiner sprachfamilie jedoch ist der Verlust altüberkominener verbalformen ein so grosser wie in der litauischen: sie besitzt nur ein altererbtes tempus, das präsens (das lit. futurum stimmt weder mit dem aind. noch mit dem griech. futurum genau überein), und von den modi nur wenige trümmer, hat jedoch das verbum infinitum ziemlich treu bewahrt, darunter auch das part. perf. act. Yon den neubildungen, die das litauische zum ersatz für die verlorenen verbalformen geschaffen hat, ist die wichtigste das von Schleicher „präteritum", von Kurschat „aorist" genannte tempus, dessen ursprung aufzuklären in folgendem versucht werden soll. Die bildung des litauischen Präteritums (ich gebe dieser benennung den Vorzug, weil sie für jedes tempus der Vergangenheit ohne rücksicht auf seinen ursprung angewandt werden kann und daher den ergebnissen der vorliegenden Untersuchung in keiner weise vorgreift) ist bis jetzt noch nicht genügend aufgehellt. Schleicher (lit. gramm. 224) führt die endungen des präteritums -au, -ai, -o usw. auf. *-aju. bez. *-aji, *-aja usw. zurück und nimmt an, dass die präterita auf -iau, -ei, -è usw. zwischen stamm und endung ein j hatten: ariaü, arei, ciré usw. aus *ar-j-au, bez. *ar-j-ai, Wiedi'llinim,

d:is l i t . P r ä t e r i t u m .

1



2



*ar-j-o usw. Weiter geht Schleicher hier auf eine erklärung nicht ein, jedoch hat er später (komp.4 794 f.) eine solche versucht: das lit. präteritum werde in derselben weise gebildet wie die lat. imperfekta *erüm (daraus er am) und *-fuäm (daraus -bam), d. h. die präsensform der abgel. verba wie lit. zinaü, lat. amo werde dazu benutzt, die funktion des Präteritums, bez. des imperfektums auszudrücken; aus der Übereinstimmung zwischen litauisch und italisch dürfe man jedoch nicht auf ein höheres alter dieser bildung schliessen, fehle sie doch den nächstverwandten sprachen des litauischen und italischen. Kurschat §§ 1076, 1077 trägt zur erklärung des lit. Präteritums nichts neues bei. Einen wesentlich anderen weg als Schleicher hat Osthoff (MU. IY 258 f. anm.) eingeschlagen: an die 1. sg. urlit. *likq (d. i. gesprochen *lika) — griech. Xbov sei die partikel u getreten und so das historische likaii entstanden; die flexion likaii, likal, l\ko usw. habe sich dann entwickelt, indem likuti „in die bahnen des präsens der denominativen 1 au (va), u.

"Wie hochtonigem ei (je), oi (jo) tieftoniges i, hochtonigen eu (ve), ou (vo) tieftoniges u entspricht, so steht hochtonigem ei (je), öi (jö) tieftoniges 1, hochtonigem eu (ve), öu (vöj tieftoniges w gegenüber; l, ü erscheinen in denselben fällen wie ai (ja), bez. au (va), d. h. überall da, wo bei monophthongen in der e-, rt-, ö-reihe als tiefstufenvokal a erscheint, unter welchen bedingungen jedoch in der tiefstufe bald ai (ja), au (va), bald i, bez. ü steht, ist noch nicht ermittelt; i, bez. u hingegen erscheinen in den fällen, wo bei monophthongen die tiefstufe vokallos ist (Joli. Schmidt ztschr. XXV 35, XXVI 382, ders. bei Bersu gutt. 7 anm. 1). Die tiefstufen ai, au haben als hochstufen stets diphthonge mit langem erstem vokal neben sich. "Während die wurzeln, in denen dem vokal j, v vorangeht, die ursprünglichen ablautsverhältnisse treu bewahrt haben, sind bei wurzeln, in denen dem vokal i, bez. u folgt, die also in ihren hochtonigen formen i-, bez. w-diphthonge mit langem vokal als erstem bestandteil enthalten, in weitem umfang Störungen des alten ablauts eingetreten, so dass die hierher gehörigen wurzeln lange verkannt worden sind. Erst neuerdings hat "Willi. Schulze (ztschr. XXVII 420 ff.) nachgewiesen, dass es wurzeln gibt, die auf langen vokal + i, u ausgehen, z. b. pai, däu. Wilh. Schulze lässt bei den von ihm erschlossenen wurzeln die qualität des langen vokals unbestimmt und es

ist in der tat in den meisten fällen unmöglich, zu entscheiden, ob eine solche wurzel der e-, ä- oder ö-reihe angehört. Dass diphthonge mit langem erstem vokal nicht nur im wurzelauslaut, sondern auch im wurzelinlaut vorkommen, braucht wol nicht besonders hervorgehoben zu werden; derartig gestaltete wurzeln sind noch schwerer zu erkennen als die von Wilh. Schulze besprochenen. Die grösste Schwierigkeit bei den diphthonge mit langem erstem vokal enthaltenden wurzeln besteht darin, dass i, u vor folgendem konsonanten unter noch nicht ermittelten bedingungen schwindet, die diphthoDge also zu langen monophthongen werden. Dass dieser schwund des i, tt bereits in der idg. Ursprache stattgefunden hat, darf aus aind. ras, räm - lat. res, bez. *rSm (daraus rSm), aind. dt/dm = griech. Zt]v — lat. *diem (daraus diSm), aind. gdm = griech. dor. [imv nicht gefolgert werden, denn hier kann der schwund des i, bez. u darauf beruhen, dass der folgende konsonant im wortauslaut steht. Aus den genannten beispielen folgt daher nur, dass bereits in der idg. Ursprache -eis zu -es, -eim zu -im, -cum zu -em, -öum zu -öm wurde; wo sonst nach langem vokal i, u vor folgendem konsonanten geschwunden ist, hat dieser schwund erst im sonderleben der einzelsprachen stattgefunden. Wenden wir uns nunmehr der frage zu, wie die ablautsreihen mit ci, di, öi, eu, du, öu in den hochstufen im litauischen vertreten sind, so lässt sich im litauischen noch viel weniger als in den übrigen idg. sprachen bei den hierher gehörigen wurzeln feststellen, ob sie der e-, cL- oder ö-reihe zuzuzählen sind; ich bespreche daher jeden der zu diesen reihen gehörigen vokale einzeln ohne rücksicht auf die ablautsreihen. Idg. Si. Vor folgendem vokal erscheint idg. ei (cjj als ej; es kommen hier namentlich die präsentia nach der ind. I. klasse in betracht. Hierher gehören: spej-u habe müsse, räum, lett. spej'-u vermag, kann = abulg. spij-q habe erfolg — aind. sphdy-ami gedeihe (Wilh. Schulze a. a. o. 426); vom präsens aus, das dem Sprachgefühl



26



nach ein präsens nach der ind. IY. klasse ist (spe-ju, lett. spS-ju, abulg. sp6-jq), ist im litauischen und slavischen die analogie von se-ju : inf. se-ti, lett. se-ju : inf. se-t, abulg. si-jq : inf. sS-ti eingetreten : inf. spe-ti, lett. spe-t, abulg. spi-ti; auch ausserhalb des verbums erscheint in diesen beiden Sprachfamilien nur spe, bez. spl als wurzel. rej-u schichte auf: lat. rSor (aus *rej-or) glaube, meine; die urspr. bedeutung dieser wurzel ist „reihen", „ordnen" und tritt am deutlichsten hervor in ahd. rl-m reihe, reikenfolge, zahl, (andere zugehörige Wörter bei Fick I 3 736 f.); wie speju folgt auch reju der analogie von s'eju: daher inf. re-ti, ferner re-kles (pl. tant.) stangen hinter dem ofen zum holztrocknen. rej-u schreie heftig los; dass hier eine wurzel auf idg. Si vorliegt, ergibt sich aus lett. rei-ju belle, beisse; auch dies riju folgt der analogie von seju : daher inf. re-ti. lett. dSj-u sauge; es ist in seiner flexion mit lett. de-ju lege, setze — abulg. de-jq lege zusammengefallen und auch ausserhalb des verbums erscheint de als wurzel, z. b. de-U, lett. dS-le blutegel, lett. de-ls söhn; daneben hat sich aber die tiefstufe idg. dhl erhalten in lett. dl-le saugendes kalb = lat. fl-lia tochter, lett. di-ltt säugen; die hochstufe idg. dhei liegt ausser in lett. dSj-u vielleicht noch vor in de-na trächtig, dessen $ nicht gesichert ist (KLD. hat neben d'ena auch dena und dina); zugehörige Wörter aus den verwandton sprachen bei Wilh. Schulze a. a. o. 425. Das litauische bietet von wurzeln auf idg. ei weiter keine präsentia nach der ind. I. klasse, wol aber das slavische: abulg. Uj-q giesse, abulg. -röj-q stosse, abulg. smij-q lache, abulg. zSj-q gähne; diese präsentia habe ich früher (beitr. z. abulg. konjug. 70) als präsentia nach der ind. IY. klasse aufgefasst, es sind jedoch präsentia nach der ind. I. klasse von wurzeln auf idg. Si, wie die zugehörigen infinitive Ibj-ati, bez. smbj-ati ri-nqti, zi-nqti zeigen; das i der beiden letzteren ist idg. i, das bj der beiden ersteren ist idg. ij, d. h. auflösung von idg. i vor folgendem vokal. Ferner gehört hierher abulg. ¿aj-q (aus urslav. *kZj-q) harre, hoffe, warte, das der analogie von abulg. la-jq : inf. la-jati folgt:



27



daher inf. cu-juti; die tiefstufe idg. kl liegt vor iii abulg. po-ci-ti ruhen, aisl. hvl-la ruhestätte, bett, lat. qui-es ruhe; die ursrpr. bedeutung dieser wurzel ist „ruhig verweilen", woraus sich einerseits die bedeutung „warten", „hoffen", andererseits die bedeutung „wohnen" entwickelt hat. Von diesen fünf wurzeln sind zwei, idg. lei und idg. smei, auch im litauischen als unabgeleitete verba erhalten: l'e-ti, lett. le-t giessen und lett. sme-t lachen; als präsentia zu diesen infinitiven sind auf grund von abulg. Ifj-q, bez. abulg. smij-q anzusetzen : urlit. *lej-u, bez. *smej-u. Da im litauischen vokalisch auslautende wurzeln im infinitiv dieselbe vokalisation zeigen wie im präsens (z. b. ei-mi : el-ti, se-ju : se-ti), darf man als infinitive zu *lej-u, *smSj-u urlit. *lei-tijai, bez. *smei-tijai (zum suffix vgl. Joh. Schmidt ztschr, X X Y I 3 6 1 ) ansetzen. Wenn nun die tatsächlich vorliegenden infinitive l'e-ti, lett. le-t, bez. lett. sme-t lauten, so folgt aus diesen infinitiven, dass idg. ei vor folgendem konsonanten im litauischen lautgesetzlich durch e vertreten wird. Anzunehmen, dass auch im präs. leju e lautgesetzlich auf urlit. ei zurückgeht, verbietet das ei des lett. präs. leiju; denn, wie sich aus der Übereinstimmung von lit. l'e'ti und lett. l'et ergibt, ist idg. Ii bereits zur zeit der lit.-lett. Spracheinheit, vor folgendem konsonanten zu e geworden, so dass einem urlit. *Uiju, auf das ja leju zurückgeführt werden müsste, ein lett. *leju entsprechen würde. Aus letzterem aber kann das tatsächlich vorliegende lett. leiju weder lautgesetzlich noch auf analogischem wege entstanden sein: ersteres nicht, weil eine spräche, die altererbtes ei in e wandelt (z. b. lett. emu : lit. eiml = griech. ti/i«), nicht auch umgekehrt e in ei wandeln kann, letzteres nicht, weil im ganzen verbum ausserhalb des präsens kein ei begegnet. Zur zeit der lit.-lett. Spracheinheit kann es mithin noch kein präs. *lSi-ju (nach der ind. IV. klasse) gegeben haben, sondern nur ein dem abulg. lij-q entsprechendes *llj-u (nach der ind. I. klasse). Dafür, dass zur zeit der lit.-lett. Spracheinheit noch dieses präsens bestanden hat und erst im sonderleben des litauischen und lettischen leju, bez. leiju an seine stelle getreten sind, spricht auch reju, inf. reti heftig losschreien gegenüber lett. reiju,



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inf. r e t bellen, beissen; denn da das litauische das altererbte präsens nach der ind. I. klasse erhalten hat, muss es auch im lettischen ursprünglich vorhanden gewesen, folglich erst im sonderleben des lettischen durch r t i j u ersetzt worden sein. W a s sich für lett. r e i j u beweisen lässt, darf auch für die übrigen lettischen präsentia auf - e i j u von wurzeln auf idg. ei angenommen werden. Eine • erklärung dieser lettischen präsentia sowie der ihnen gegenüberstehenden litauischen auf - e j u wird im zweiten teil dieser abhandlung versucht werden; hier will ich nur noch einige sichere beispiele für e — idg. ei anführen, wobei ich die unabgeleiteten verba von wurzeln auf idg. e i voranstelle. lett. d e - t tanzen, eig. sich drehen, sich rasch bewegen : aind. d t - y ä m i fliege, eile, griech. Si-vy wirbel, Strudel. lett. d z ' e - t hervorblühen, hervorragen : got. lcei-na keime (urspr. ein präsens nach der ind. IX. klasse, weshalb e i hier als idg. X anzusehen ist); ausserhalb des litauischen liegt idg. e i vor in aind. j d y - e werde geboren, das allgemein als präsensbildung nach der IY. klasse angesehen und etymologisch zu aind. j ä n - O - m i erzeuge, bringe hervor gestellt wird. g ' e - d u , lett. d z ' e - d u singe : aind. g i - t i - gesang (Wilh. Schulze a. a. o. 425). lett. s e - t binden : griech. t - f i r i g riemen, ags. s i - m a = as. s l - m o strick, seil (Wilh. Schulze a. a. o. 426). anlehnen : griech. * \ t - v « i (lesb. xAm-m . s z l e - t i , lett. sl'e-t ist eine andere präsensbildung) lehne, lat. -cll-nCLre neigen. Konsonantisch schliessende wurzeln mit e = idg. £ i liegen vor in folgenden zwei unabgeleiteten verba: d e g - t i , lett. d'eg-t stechen : d y g - t i keimen, eig. hervorstechen, mit der spitze herauskommen (andere wurzelverwandte lit. wörter mit e und l bei Leskien 271 f.), lat. f i g e r e heften (s. 15 f.). s k e s - t i verdünnen, trennen, scheiden, lett. s z ü e s - t zerstreuen, vergeuden, vertun : s k i j s - t i dünn werden, lett. s z ü i s - t zergehen (andere wurzelverwandte lit. Wörter mit e und i bei Leskien 282); in den verwandten sprachen haben wir bei dieser wurzel tiefstufenformen mit idg. a i (lat. c a e d e r e hauen, niederhauen, got. s k a i d a n scheiden) und idg. i (aind.



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chid, präs. chi-na-d-mi spalte, schneide ab, trenne, griech. is (aus *svesör); instr. sg. der o-stämme: vilku (ger&'-jn, tu); vgl. ved. yajrid u. a. (Lanman 334 ff.), griech. NO>, OVTM U. a. (Mahlow 86), got. pe, hve u. a., ahd. tag», lat. modo u. a., abulg. -gda (Mahlow 87 f.); 1.sg. ind. p r ä s . : rezh (vezu-s) — griech. */f/f>> = vehö = got. -viga aus urgerm. *vi%ö. aind. vdha-mi. Nicht hierher gehört der nom.-akk.-vok. dual, o-stämme (s. 34 f.).

lat. der

2. Idg. -öt wird zu -o, lett. -öl; $>< las, lett. siils bank; dazu lat. sölmti. Vor palatalem/ jedoch steht o (lett. «), /.. b. zole, lett. zäh gras, kraut; scheinbare ausnahmen sind ]>rät. pfi'/iau, wo ü aus dem präsons übertragen ist (vgl. lett. prät. puln) und gfi'lis lagerstätte, lett. gül'a bett, wo ii auf sekundärem ablaut zu ii in gulti sich legen beruht. /um schluss orwälme ich noch die von Mahlow 119 angeführten Wörter, in denen fi einem ö der reihen I A, I Ii entsprechen soll. Von diesen ist bfi'ze, lett. hüze keule etymologisch dunkel, ü in lett. slfigs last (ein entsprechendes litauisches wort mit ü kommt überhaupt nicht vor) beruht auf sekundärem ablaut zu v in lett. shir/n last und dasselbe gilt von ü in ttü'mas, nüma, lett. numa zins und lett. lums, lüma mal, fischzug (ein lit. *lumas, *luma fehlt), falls hierin überhaupt die wurzeln mm, bez. lern zu suchen sind; iu lett. lüms, lüma ist vielmehr das m suffixal, so dass Iii-ms, Ifi-ma zu abul£. lov-% fang, got. lan-ii lohn, griech. A



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beute gehören, also ü = idg. öu enthalten; bei irä'mas, nümä, lett. nüma lässt sich, die Zugehörigkeit zu griech. vi»fxäv austeilen, handhaben vorausgesetzt, eine wurzelform mit u (num, vgl. grumenti leise und dumpf donnern gegenüber abulg. grbmöti donnern) vermuten, zu dem ü sekundärer ablaut wäre.

F ü r das verhältniss des litauischen vokalismus zum indogermanischen ergibt sich mithin folgendes (ich berücksichtige nur Wurzelsilben):

1. lit. e = a) idg. e, z. b. sekit, genii; b) es steht in formen, die ursprünglich keinen

wurzelvokal enthielten, z. b. bezdeti;

2. lit. umpstu (linse auf, lett. pampstv schwelle; nur litauisch: gastü erschrecke intr., alpstü verschmachte, werde ohnmächtig, jxirpstü dinse a u f , kärsztu werde alt; nur lettisch : kalstv trockne, verdorre, mtistu erwache, karstu (auch kürstii) werde erhitzt. Yerba der reihe 1 C. Mit d e r t i e f s t u f e i: misztü mische mich, lett. su-mistu werde verwirrt; nur litauisch: driztu werde matt, schlaff; nur lettisch: snigst es schneit. Mit d e r h o c h s t u f e ei. Nur das lettische bietet beispiele: keipstn bringe das leben kaum durch, reibst es schwindelt. Mit d e r h o c h s t u f e e. Ebenfalls nur lettisch: meztu werde stumpf (von den zahnen), nezt es juckt. Mit d e r h o c h s t u f e oi: kaipstu kränkle. 4. Yerba der reihe I D . Mit d e r t i e f s t u f e u. Ein dem litauischen und lettischen gemeinsames beispiel fehlt; nur litauisch sind: zlugstü werde durch und durch nass, triefe, kustü erhole mich, pra-tiirstu komme in besitz, dustü komme

ins keuchen, pa-klustü gehorche; nur lettisch: kukstit lasse die flügel hangen, szukstu werde schartig, pl'upstu sprudle, gubstu krümme mich. Mit der tiefstufc ü (s. 61): bugstu erschrecke intr. 5. Yerba der reihen II, III, 1Y. Mit der tiefstufe i : nykstü verschwinde, lett. mkstu werde zu nichte, pykstü, lett. plkstu werde böse, zornig, dygstu, lett. dlgstu keime, plysztu, lett. ptlstu berste, platze, zerreisse intr., vystu, lett. vTstu welke, klystu, lett. klistu verirre mich, skystu werde dünn, lett. szklstu zergehe, lystu, lett. Itstu werde mager; nur litauisch : blyksztü erbleiche, drykstü ziehe mich lang herab (von halmen), szmyksztu verkümmere, tryksztu spritze intr., \-vykstu lange an, treffe ein, slygstu schlummere, gyztü werde herb, sauer, pra-gystu hebe an zu singen, slystu gleite, pra-trystu bekomme durchfall, vystu werde gewahr, pra-zystu blühe auf, klypstü gehe mit krummen füssen, krypstii wende mich, iypstü erhole mich (nach einer krankheit); nur lettisch: vfkstu werde geschmeidig, mkstu gedeihe, Tgstu empfinde innerlich schmerz, glTstu werde schleimig, nistu werfe liass auf jemand, svlstu schwitze, svTst es tagt, gibstu werde schwindlig. Mit der tiefstufe ü: trükstu, lett. trükstu reisse intr., lett. auch gebreche, fehle, rügstn, lett. rügstu werde sauer, gähre, lüztu, lett. lüztu breche intr., plüstu gerate ins schwimmen, lett. plüstu ströme über, sprüstu dringe heraus (aus einer klemme), lett. sprüstu werde eingeklemmt; nur litauisch: dükstü werde toll, nükstü rausche, plüksztu falle zusammen, werde dünn, üksta es bezieht sich, dzagstii werde froh, slügstu setze mich, nehme ab (von geschwulst), sprügstu entwische, stügstu werde steif, su-czüstu breche in niesen aus, liüstü werde traurig, pa-nustu gelüste, sehne mich, rüstu ergrimme , snüstu schlummere ein; nur lettisch: ap-küpstu werde beräuchert. Mit der tiefstufe ai: gaisztu, lett. gaistu verschwinde. Mit der tiefstufe au: aüszta, lett. aust es tagt. Mit der hochstufe e. Ein dem litauischen und lettischen gemeinsames beispiel fehlt; nur litauisch sind: brekszta bricht an (vom tag), drekstu werde feucht, plekstu werde modrig, megstu gefalle wohl; nur lettisch: spregstu platze, berste, kvSpstu qualme. Mit der hochstufe o (lett. ö):



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sprögstu prassele, spriesse, lett. sprägstu platze, berste; nur litauisch : isz-mökstu erlerne, nökstu reife, Usztu tobe, treibe mutwillen, tröksztu dürste; nur lettisch: släpstu dürste, sticke, at-skürstu werde gewahr. Mit der hochstufe ü: bü'$tu (KLD. böstu) bekomme ekel. 6. Verba, die nicht mit Sicherheit zu einer der vier vokalreihen gezogen werden können. Mit a: lett. salstu werde kalt. Mit ai: svaigstü bekomme Schwindel. Mit au: dusztu werde kühl, kiaustü verkümmere (im Wachstum). Bei vokalisch schliessenden wurzeln ist, wie bereits erwähnt , die präsensbildung durch -sta- fast nur auf das lettische beschränkt; ferner handelt es sich hier nur um wurzeln mit tieftonigem % oder w. Mit der t i e f s t u f e l. Nur das lettische bietet hergehörige beispiele: blstü-s fürchte mich, dztstu heile intr., cistü-s ringe, llst es regnet. Mit der t i e f s t u f e ü: dzüstu, lett. züstu werde trocken, griüstu Sz. (jetzt griüvu), lett. gfüstu stürze ein; nur litauisch ist züstu Sz. (jetzt züvü) komme um; nur lettisch: güstu hasche, kl'üstu gelange, püstu faule. Auf diese präsentia kommen wir weiter unten bei besprechung der a-klasse noch zurück. In allen bisher erwähnten beispielen ist das präsenssuffix auf den präsensstamm beschränkt; dass es in ausserpräsentische formen verschleppt ist, lässt sich nur durch szvirksztu pfeife, prät. szvlrkszczau, inf. szvlrkszti gegenüber lett. svirkstu, prät. svirku, inf. svirkt belegen. Mehrfach haben wir doppelbildungen, d. h. der präsensstamm hat ausser dem suffix -sta- noch ein anderes präsensbildendes element, wobei es sich fast nur um den infigirten nasal handelt; ich führe zunächst doppelbildungen dieser art an. Hierher gehören aus dem litauischen: drykstü (zunächst für *dryskstü, das als *dr\skstü aufzufassen ist) zerreisse intr., gr[stü werde überdrüssig, vystü (= *vistü, wie Leskien 396 mit recht vermutet) vermehre mich; aus dem lettischen: büstu erwache, küstu schmelze intr.,werde müde, ristu (neben dem bereits erwähnten ristu) füge mich an. Alle diese verba haben beide präsenszeichen nur im präsens. Eine doppelbildung anderer art ist lett. ginstu vergehe, gehe zu gründe, das, wie sich aus dem prät. gindu und inf. gint ergibt, als *gin-d-stu aufzuW i e d e m a n n , d a s lit. P r ä t e r i t u m .

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B e -

fassen ist; hier ist also das präsensbildende d in das Präteritum gedrungen, während im infinitiv die ursprüngliche wurzel noch deutlich erkennbar ist. In anderen fällen kann man nicht von doppelbildungen, wol aber von umbildungen ursprünglich einer anderen klasse angehörender präsentia nach der s