Das Juridicum: Das Bekenntnis der Universität zur Bonner Demokratie [1 ed.] 9783737005548, 9783847105541, 9783847005544


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Das Juridicum: Das Bekenntnis der Universität zur Bonner Demokratie [1 ed.]
 9783737005548, 9783847105541, 9783847005544

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Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte

Band 7

Herausgegeben von Thomas Becker, Dominik Geppert, Mathias Schmoeckel, Joachim Scholtyseck und Heinz Schott

Mathias Schmoeckel

Das Juridicum Das Bekenntnis der Universität zur Bonner Demokratie

Mit 20 Abbildungen

V& R unipress Bonn University Press

®

MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen

www.fsc.org

FSC® C083411

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 2198-5383 ISBN 978-3-8471-0554-1 ISBN 978-3-8470-0554-4 (E-Book) ISBN 978-3-7370-0554-8 (V& R eLibrary) Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Veröffentlichungen der Bonn University Press erscheinen im Verlag V& R unipress GmbH. T 2016, V& R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, D-37079 Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild: T Schafgans Archiv / Hans Schafgans Druck und Bindung: CPI buchbuecher.de GmbH, Zum Alten Berg 24, D-96158 Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Inhalt

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

Vorwort. Ein Rückblick des fast neunzigjährigen Architekten nach einem halben Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9

I.

Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

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13 13 15 16 21 29

III. Baubeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Das Juridicum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Baumängel und Bauerhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

33 33 39

IV. Vasarely . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Kunst am Bau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Erhaltungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47 47 52

II. Baugeschichte . . . . . . . . . . . . 1. Handlungsträger . . . . . . . . . 2. Planungswesen . . . . . . . . . . 3. Erste Anstöße . . . . . . . . . . 4. Die ersten Beschlüsse . . . . . . 5. Vom Richtfest zur Fertigstellung

. . . . . .

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. . . . . .

Qualität des Juridicums . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Funktionalität für Fakultät und Universität . . . . . 2. Städtebauliche Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die »Philosophie« des Juridicum . . . . . . . . . . . 4. Das Juridicum als Gegenstand der Rechtsgeschichte

. . . . . .

. . . . . .

. . . . . .

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53 53 61 63 65

VI. Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

69

VII. Schrifttumsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71

V.

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. . . . .

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. . . . .

Danksagung

Dekan Klaus Sandmann bat mich, bei der Promotionsfeier der Fakultät am 4. Mai 2014 den Festvortrag zu halten und über das Juridicum zu sprechen. Mit mehreren Initiativen, u. a. einem Fotowettbewerb, hat er sich als Dekan für die Würdigung des Gebäudes eingesetzt, für dessen Qualitäten er als Fotograf schon seit längerem ein besonderes Auge besitzt. Ich danke ihm herzlich für diese ehrenvolle Aufgabe, zumal die Würdigung des Bauwerks mir ebenso seit längerem ein Anliegen war. Ich danke ihm schließlich auch für die Aufforderung zur Publikation meiner Forschung. Es geht dabei zunächst um ästhetische Qualitäten, denn gerade wenn zur Abendstunde die heruntergekommene Fassade nicht mehr sichtbar ist und das Gebäude dank seiner Transparenz von innen zu strahlen beginnt, wirkt es offen, einladend und freundlich. Doch darüber hinaus verkörpert Architektur auch Inhalte. Aufgrund meiner kunsthistorischen Neigungen drängte es mich zu erkunden, ob man auch als Rechtshistoriker ein Gebäude als Quelle heranziehen kann. Ich bin Dr. Pierre Friedrich sehr dankbar, dass er mich in dieser Aufgabe in vielerlei Hinsicht unterstützt hat und so mitgeholfen hat, dass dieses Werk überhaupt entstehen konnte. Im Anschluss an seine Dissertation zur Methode einer rechtsgeschichtlichen Analyse von Bildwerken half er mir, sowohl die kunsthistorischen als auch der methodischen Fragen zu erfassen. Er führte auch die hilfreichen Gespräche mit Herrn Himmel. Dr. Thomas Becker, Leiter des Universitätsarchivs, stellte mir in großzügiger Weise das Archivmaterial bereit, das mir erst den Zugang zu den Fakten eröffnete. Die Quellen sind reich, aber unvollständig und ermöglichen allein keinen vollständigen Überblick, auch nicht in Verbindung mit dem Fakultätsarchiv. Einiges musste aus den Zeitungsartikeln erschlossen werden. Doch ohne diese wichtigste aller Informationsmöglichkeiten und den leichten Zugriff hätte ich die Arbeit nicht schreiben können. Ich danke ihm für seine Großzügigkeit und Vertrauen! Herr Schafgans stellte mir Fotos in liebenswürdiger Weise zur Verfügung.

8

Danksagung

Nicht zuletzt hat mich im Lehrstuhl Pascal Förster unterstützt, der mit seinem Spürsinn und guten Gedächtnis immer wieder maßgeblich unterstützte und mich wichtige Präzisierungen vornehmen ließ.

Vorwort. Ein Rückblick des fast neunzigjährigen Architekten nach einem halben Jahrhundert

Anfang der 60er Jahre läuft das »Wirtschaftswunder« noch auf vollen Touren. Der Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard ermahnt in einer Bundestagsrede die Deutschen zum Maßhalten. Wegen Überhitzung der Baukonjunktur wird Anfang der sechziger Jahre ein bundesweiter Baustopp angeordnet. Vorübergehend erteilen die Baubehörden keine Baugenehmigungen mehr. Manch junges Architektenbüro bleibt auf der Strecke. Die Universität Bonn beschließt, für die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät einen Neubau an der Koblenzerstraße errichten zu lassen. Das Raumprogramm wird von einigen für überzogen, von anderen für nicht ausreichend gehalten. Der erste Architektenentwurf im Frühjahr 1960 zeigt, dass auch bei sparsamstem Ansatz der Gebäude-Verkehrsflächen die Grundstücksgröße für das erforderliche Bauvolumen nicht ausreicht. Es gelingt der Universitätsverwaltung, einzelne private Grundstücke an der Lenn8straße zu erwerben und damit die bauplanungsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen. Während der Arbeit an der Bauausführungsplanung wird angefragt, ob eine Großgarage zusätzlich auf dem Gelände geschaffen werden kann. Die vorgesehene Freifläche vor dem Gebäude an der Koblenzerstraße könnte dafür genutzt werden, lässt aber nur den Bau einer Tiefgarage zu. Eine oberirdische Garage müsste außerdem in die anzurechnende Baumasse einbezogen werden und ist daher nicht realisierbar. Für die Zu- und Ausfahrt der Tiefgarage kommt nur die Lenn8straße in Betracht. Durch das Gebäudegefüge ist die Breite und die Lage der Fahrspuren vorgegeben, die quer durch das Bauwerk führen und nicht ideal sein können. Das neue Bauplanungs- und das Bauordnungsrecht bestimmen weitestgehend die städtebauliche Gestaltung der Städte und Gemeinden. Nachträgliche Änderungen eines genehmigten Bebauungsplans könnten wegen der erforderlichen erneuten Bürgerbeteiligung zu erheblichen Bauverzögerungen und entsprechenden Mehrkosten führen. Für den Architekten war es selbstverständliches Ziel, die Summe der be-

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Vorwort

rechneten Baukosten nicht zu überschreiten. Die Schlussabrechnung weist später sogar einen unverbrauchten nennenswerten Betrag aus. Die Gestalt und Gliederung dieses Baus für Lehre und Forschung sollte in der langen Reihe von Wohn- und Bürogebäuden an der Koblenzerstraße seine so anderen Funktionen deutlich erkennbar werden lassen, sich aber andererseits auch in die Maßstäblichkeit der umgebenden Bebauung weitgehend einfügen. Der Architekt hatte als Jugendlicher in Berlin die pompösen und auftrumpfenden Bauten des sogenannten Dritten Reiches entstehen sehen und empfand die schnörkellose, sachliche Bauweise der Bauhaus-Architekten in der Weimarer Republik als vorbildlichen und zeitgemäßen Ausdruck, der ihm auch für die noch junge Bundesrepublik richtig schien. Die Umsetzung des Entwurfsplans in die Praxis auf der Baustelle gestaltete sich als völlig unproblematisch. Von Seiten der Universität war ein Fakultätsassistent (Herr Hünermann) zur schnellen Klärung von Detailfragen jederzeit bereit und auf der Seite der Staatlichen Hochbauverwaltung sorgte ein erfahrener älterer Bauführer (Herr H. Balzer) für einen reibungslosen Bauablauf. Insbesondere waren die Gespräche mit Herrn Hünermann derart interessant, dass ich damals Vorlesungen verschiedener Jura-Professoren gern gehört hätte. Ich denke dankbar an diese Zeit einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Juristen und Bauleuten bei der Errichtung des Neubaus der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät Bonn zurück. Wolfgang Himmel

I.

Fragestellung

Seit bald 50 Jahren dient das Juridicum als zentrales Gebäude der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. Es beherbergt die Hörsäle und die meisten Institute. Unverkennbar kommt das Gebäude von außen in die Jahre, der Sanierungsbedarf ist erheblich. Damit stellt sich die Frage, inwieweit der Bau erhaltenswert ist oder sich eher ein Abriss lohnt. Das hängt davon ab, welche Ansprüche an das Gebäude anlegt werden und wie es diesen Ansprüchen gerecht wird. Dabei wird man folgende Ansprüche voraussetzen können: 1) Der Bau muss den Funktionen der Fakultät entsprechen und die Heimstätte für Lehre, Forschung und Verwaltung bieten. 2) Das Baugelände an der Verkehrsader zwischen Stadtzentrum und Regierungssitz bringt die Universität auch räumlich dem Sitz der Bundesregierung, insbesondere dem Postministerium und dem Auswärtigen Amt, näher. Das Baugelände war daher nicht nur städtebaulich prominent und bedeutete für den Bau eine besondere Herausforderung. Vielmehr stellte sich auch die Frage, wie sich die Universität der neuen Bundesrepublik gegenüber verhalten würde. 3) Eine letzte Frage scheint demgegenüber schon fast ephemerer Natur. Geht man davon aus, wie dies in der Architektur und der Kunstgeschichte allgemein unterstellt wird, dass Gebäude ihre Bewohner und Benutzer prägen, ist zu bestimmen, welche Prägung das Juridicum und seine Schöpfer den Dozenten und Studierenden von Rechts- und Staatswissenschaften vermitteln wollten. Lässt sich eine solche Zielrichtung erkennen? Welche »Philosophie« verfolgt also das Juridicum? Daran schließt sich die Frage, ob diese sich heute noch aufrechterhalten lässt oder eher eine neue Formel zu entwickeln ist. 4) Eine letzte Frage stellt sich bei einem Baukörper einer juristischen Einrichtung: Ist das Juridicum ein Gegenstand der Rechtsgeschichte oder nicht eher der Architektur- und damit Kunstgeschichte? Zur Bewältigung dieser Fragen ist zunächst eine Anamnese des Gebäudes, seiner Geschichte und seinem Zustand erforderlich. Dafür ist zunächst (II.) auf die

12

Fragestellung

Baugeschichte einzugehen, dann auf den Bau selbst (III.). Damit lässt sich eruieren, was erstrebt und was realisiert, was gelungen oder misslungen ist. Getrennt davon will ich auf das von Victor Vasarely über dem Haupteingang gestaltete Kunstwerk eingehen (IV.). Vor dem Hintergrund dieser Informationen ist zu prüfen, inwieweit die genannten Aufgaben erfüllt wurden (V.). Dies ist letztlich der Maßstab dafür, von einer Qualität dieses Bauwerks zu sprechen, die eine Erhaltung rechtfertigt.

II.

Baugeschichte

1.

Handlungsträger

Bevor auf die Entstehung des Juridicums einzugehen ist, sind die allgemeinen Faktoren anzusprechen. Wer betrieb überhaupt solche Pläne? Auf der Seite der Universität war der Kanzler der Bauherr und agierte darin als Vertreter des Kultusministers. Die eigentlich treibende Kraft der Universität war jedoch die Bau- und Grundstückskommission der Universität. Sie wurde schon am Ende des Krieges gebildet und seit 1954 vom Kunsthistoriker Heinrich Lützeler (1902–1988) geleitet, der zugleich auch Vorsitzender der »Ausschmückungskommission« war. Das Hauptgebäude ist heute in seinem äußeren Erscheinungsbild und seiner inneren, teilweise völlig ahistorischen Raumfolge ein Geschöpf dieses souveränen Gestalters der Universität der Nachkriegszeit. Von langer Hand wurden die Bauvorhaben der Universität vorbereitet. Die Baukommission koordinierte die Interessen innerhalb der Universität so geschickt, nicht zuletzt durch Lützelers Verhandlungsgeschick und seine souveräne Art, so dass sich in seiner Zeit kaum ein Widerspruch gegen die Entscheidungen der Kommission ergab. Als Außenposten in der Universität agierte das »Staatshochbauamt der Universität«1 mit einem kleinen Stab an Architekten. Der leitende Regierungsdirektor Albert Wernicke (1911–1973)2 stammte aus Berlin und war oft zufrieden, die Aufgaben an jüngere Mitarbeiter zu übertragen. Er übte insoweit eine väterliche Leitungsfunktion aus. Im Fall des Juridi-

1 Ein Organigramm findet sich bei Heinrich Lützeler, Die Bonner Universität. Bauten und Bildwerke, Bonn 1968, 212. 2 Nachruf General-Anzeiger vom 15./16. 12. 1973. Der gebürtige Potsdamer wurde an der Technischen Hochschule in Potsdam ausgebildet, dann 1938 Leiter des Staatshochbauamtes in Cottbus (Niederlausitz) und nach 1945 in Bad Oldesloe. 1948 bis 1955 arbeitete er bei der Länderregierung Brandenburg in Potsdam. Danach wechselte er zu dem Staatshochbauamt der Universität in Köln, 1959 in der Funktion nach Bonn.

14

Baugeschichte

cums wurde die Aufgabe an Wolfgang Himmel (*1925) übertragen, der allein für die Entwicklung des Plans und dessen Realisierung verantwortlich wurde3. Dieser war ein Schüler von Hans Schwippert (1899–1973), mit dem er zusammen in Düsseldorf das »Haus der Wissenschaften« realisiert hatte4. Am Tag nach seinem Diplomabschluss erhielt Himmel von Schwippert die Aufforderung, in Düsseldorf mitzuwirken. Schwippert war seinerseits ein Schüler von Erich Mendelsohn und ein Freund des in den USA wirkenden Ludwig Mies van der Rohe. Er gilt als einer der bedeutendsten Architekten Deutschlands der Nachkriegszeit5. Das Juridicum wurde im Ergebnis Himmels großes Projekt. Kurz vor der Fertigstellung des Hauses der Wissenschaft in Düsseldorf erhielt er das Angebot vom Staatshochbauamt zur Planung des Juridicums. Da er weiter als Architekt und nicht als Bauverwaltungsbeamter tätig bleiben wollte, zog er die Beschäftigung als angestellter Mitarbeiter vor. So konnte er auch leicht 1967 nach Düsseldorf umsiedeln, um dort an der neuen Universität mitzuwirken. In Bonn war er noch am Bau des Theologicums gegenüber dem Ehrenhof der Residenz sowie am Erweiterungsbau am Martinsplatz beschäftigt. Anschließend wirkte er im Mainzer Ministerium vorwiegend an städtebaulichen Aufgaben. Seit einigen Jahren lebt er überwiegend in Schweden6. In Düsseldorf war neben dem die Entscheidungen treffenden Kultusministerium noch das Wiederaufbauministerium zuständig. Es koordinierte die Kommunikation mit dem Bund gerade auch hinsichtlich der Mittelvergabe. Durch das Baurecht war in vielen Fragen die Zustimmung der Stadt erforderlich. In diesem komplizierten Geflecht der Kompetenzen gelang es nicht, die Pläne zügig voranzutreiben. Die Anschaffung der neuen Grundstücke, die Einholung der verschiedenen Zustimmungen, die Kürzung der Mittel und die fehlende Weitsicht auf die kommenden Entwicklungen begünstigten Fehlentscheidungen7.

3 Lützeler, Die Bonner Universität, 211. Verf. stützt sich hierbei auch auf Korrespondenz und Gespräche zwischen Pierre Friedrich sowie Werner Hoffmann und Wolfgang Himmel. 4 Dazu bereits Agatha Buslei-Wuppermann, Hans Schwippert 1899–1973. Von der Werkkunst zum Design, München 2007, 162ff, der zentrale Gebäudetrakt erinnert an den Flachbau des Juridicum. 5 Zu Schwippert s. Agatha Buslei-Wuppermann, Hans Schwippert 1899–1973. Von der Werkkunst zum Design, München 2007; Gerda Breuer/ Pia Mingels/ Christopher Oestereich (Hg.), Hans Schwippert 1899–1973, Moderation des Wiederaufbaus, Berlin 2010. 6 Mail von Wolfgang Himmel an Pierre Friedrich vom 23. 10. 2014. 7 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn.3), 208.

Planungswesen

2.

15

Planungswesen

Ein weiterer Akteur trat erst nach 1958 auf die Bühne als Vertreter des Bundes bzw. einer deutschen Wissenschaftspolitik. Hinsichtlich der demographischen Entwicklung erwies sich die Planung der Universität als geradezu naiv. Von den zunehmend geburtenstarken Jahrgängen schien man kaum eine Ahnung zu haben; nur diffus wurde die Zunahme wahrgenommen. Doch das war kein Einzelfall, denn auch auf der Bundesebene beschäftigte man sich gerade damit nicht. Vielmehr wurde just in dieser Zeit eine Diskussion geführt über die notwendigen Änderungen der Universitäten im Hinblick auf eine größere soziale Durchlässigkeit. Wie sollten die Hochschulen reagieren, wenn ein wachsender Anteil der Jahrgänge ein Studium beginnt und so die Akademisierung der Bevölkerung vorangebracht würde? Aus einer Tagung der Verfassungsgeschichte in Hofgeismar heraus war eine Publikation entstanden, die es für unerlässlich hielt, die Universitäten durch Lehrprofessuren zu verstärken und eine größere Zahl von Studierenden durch die handwerklichen Elemente der Fächer in einer Grundausbildung zu versorgen und nur einer Elite die weitergehende Vertiefung vorzubehalten. Eine Hochschultagung in Bad Honnef vertrat dagegen die Ansicht, dass die Zahl der Stellen den Studierendenzahlen linear anzupassen seien, aber keine Strukturveränderungen vorgenommen werden sollten. Man rechnete also mit einer wachsenden Quote von Studienanfängern pro Jahrgang. Die ähnliche Problemlage unzureichenden Raumes aufgrund wachsender Studierendenzahlen führte dazu, auf Bundesebene nach planerischen Lösungen zu suchen. Verschiedene Parteien entdeckten seit den 1950er Jahren die Wissenschaftspolitik als Mittel parteipolitischer Profilierung und unterstützten sich gegenseitig in der Auffassung, dass gegen die Landeshoheit ein nationaler Rat geschaffen werden müsse, der übergreifend den Bedarf feststellen und die Planungen koordinieren solle. Seit der Mitte der 1950er Jahre gab es auch Bundeszuschüsse zum Hochschulbau. Das rechtfertigte eine eigenständige Planung des Bundes. So kam es am 5. 9. 1957 zur Gründung des Deutschen Wissenschaftsrats mit Sitz in Köln. Er sollte Bund und Länder in den Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung der Hochschulen beraten8. Die Institutionen und Verbände stritten über Vorschlagsrechte und die Besetzung. Im Ergebnis wurde Helmut Coing (1912–2000), der Chef des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Rechtgeschichte, als erster Vorsitzender gewählt,

8 Hierzu sowie Grundlage im Folgenden ist Olaf Bartz, Der Wissenschaftsrat. Entwicklungslinien der Wissenschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1957–2007, Stuttgart 2007, 11ff, 36ff.

16

Baugeschichte

weil Ludwig Raiser, der Tübinger Jurist, der auch als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland galt, auf eine solche Wahl verzichtet hatte. 1958 nahm der Wissenschaftsrat seine Tätigkeit auf und agierte dann vor allem über seine »Wissenschaftliche Kommission«. Bis 1960 kümmerte diese sich vornehmlich um die Fragen des Hochschulbaus. Ludwig Raiser (1904–1980) fungierte hier als Vertreter des Hofgeismarer Kreises. Helmut Coing jedoch übernahm die Position von Bad Honnef und wurde darin von dem DFG-Präsidenten Gerhard Hess sowie dem ehemaligen Heidelberger Rektor und Präsidenten der Westdeutschen Rektorenkonferenz Gerd Tellenbach (1903–1999) unterstützt. Allgemein sah der Wissenschaftsrat damit die Notwendigkeit, die Fakultäten in Deutschland durch zusätzliche Ordinariate zu verstärken. Zu diesem Zweck wurden alle Universitäten aufgefordert, einen Bericht über den Ist- und den geplanten Sollzustand abzugeben, der den Fakultäten für Forschung und Lehre eingeräumt wurde bzw. werden sollte. Die Universitäten sollten für die Fakultäten genau über die Zahl der Lehrstühle, Assistenten und Studenten von 1938 bis 1949 berichten und die erwartete Entwicklung der Studentenzahlen für die nächsten fünf Jahre sowie die ideale Studentenzahl berichten. Daneben sollten die Wünsche für den Ausbau des Lehrkörpers, der vorhandenen Seminare und Institute einschließlich der vorhandenen Arbeitsplätze, Bibliotheksgrößen und Sachmittel jeweils wiederum mit den Ausbauwünschen vorgetragen werden. Die Universitäten sollten schließlich ihre Bauplanung vortragen. Damit wurde die demographische Erfassung vordergründig den Universitäten überlassen, eigentlich aber die zentrale Aufgabe des Wissenschaftsrats ignoriert. Nur ex post nahm man diese Veränderungen wahr. Universität und Wissenschaftsrat stimmten also über die Zunahme der Studierendenzahl überein, doch aus unterschiedlichen Gründen. Sie verkannten so das wahre Ausmaß der künftigen Entwicklung.

3.

Erste Anstöße

Ab den 1950er Jahren begannen in vielen Fächern die Zahlen der Studierenden bedeutend zu wachsen. Schaut man auf die Ordinarien, die im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt wurden, und die gemeldeten Studierenden-Zahlen, ergibt sich folgendes Bild9 : 9 Zahlen der Studierenden aus der Chronik der Universität Bonn, allerdings mit der Einschränkung einer ungenauen Differenzierung zwischen Haupt- und Nebenfachstudierenden; für Professoren aus dem Vorlesungsverzeichnis; mit Asterisk gekennzeichnete (entpflichtete) Ordinarien nicht mitgerechnet; dabei das Verhältnis von Juristen zu Ökonomen angegeben.

17

Erste Anstöße

Jahr 1935/6 1948 1953/4 1959 1969 1979 1989 1999 2013

Lehrstühle 13 (10:3) 4 (2:2) 14 (10:4) 15 (10:5) 28 (17:9) 32 (21:9:2) 49 45 63

Studierende 486 1097 1950 2160 3406 5823 7492 6319 5025

Verhältnis 37 78 122 154 121 181 152 140 79

Dafür mussten neue Professoren und Dozenten gewonnen werden. Auf diese Weise vergrößerte sich nicht nur der Lehrkörper, sondern ebenso die Anzahl der Institute10. Jahr 1952 1957 1960 1962 1964 1965 1967

Studierende 1814 2113 2279 2138 2637 2709 2967

Lehrstühle 15 17 18 21 27 28 28

Bedarf an Nutzfläche 3500 m2 6804 m2 8950 m2 10115 m2 13282 m2 17130 m2 17130 m2

Die neuen Professoren wurden jedoch nicht nur zur Verstärkung der etablierten Lehrfächer gewonnen, sondern sollten auch neue Fächer vertreten. Zu diesem Zweck wurde in den Berufungsverhandlungen oft die Gründung neuer Institute versprochen, welche für ihre eigene Bibliothek natürlich auch Raum benötigten. Dies galt gleichermaßen für die Ökonomen wie die Juristen. Die Probleme waren dabei ganz unmittelbar. So suchte man 1956 vergeblich nach einem Raum für die handelsrechtliche Vorlesung, für die mit 200 Studierenden gerechnet wurde. Es fand sich jedoch nur noch ein Raum mit 100 Sitzplätzen im Hauptgebäude. Der Rektor bat daher in anderen Gebäuden um eine Zuflucht11. Der Platz im Hauptgebäude war offenbar deutlich zu knapp. Überall suchte man noch zusätzliche Kapazitäten zu gewinnen, etwa durch den Ausbau eines Stichflurs zum Arkadenhof. So sollten die Berufungszusagen etwa gegenüber Werner Flume für das neue steuerrechtliche Institut erfüllt werden12. Ganz allgemein begründete das die enorme räumliche Expansion der Universität. Zwischen 1950 und 1970 wurden mehr neue Gebäude errichtet als je10 Heinrich Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 196. 11 Schreiben 3. 8. 1956 des Rektors, RStWF AZ XII 10, Nr. 276 (1953–1958). 12 Schreiben von Werner Flume vom 26. 8. 1954, RStWF AZ XII 10, Nr. 221 (1952–1965). Zu Flume s. jetzt Rainer Hüttemann, Werner Flume, Bonner Rechtsjournal, Sonderausgabe 50 Jahre Juridicum, 01/2014, 27–29.

18

Baugeschichte

mals zuvor in der Geschichte der Universität13 : Ein von dem Kunsthistoriker Heinrich Lützeler angelegtes Verzeichnis nennt 69 Gebäude14. Die enormen Kosten wurden zum Teil vom Land, ab 1959 auch vom Bund übernommen. Der Bund begann mit einem Zuschuss von etwas über 2 Millionen DM und steigerte sich 1966 auf 13 Millionen DM. Die Hälfte der Kosten blieb jedoch in der Regel an der Universität selbst hängen. Für die Ökonomen wurden neben den etablierten vier Lehrstühlen zwischen 1962 und 1965 sechs weitere Lehrstühle geschaffen15. Hier wurde es offensichtlich, dass eine neue Lösung gefunden werden musste. So gab es den Plan, ein neues Gebäude für die Ökonomen zu schaffen. Doch wurde dies nicht realisiert. Tatsächlich wurden nur die neu gegründeten Institute außerhalb des Hauptgebäudes untergebracht, z. T. auch in dem neu gebauten Haus an der Koblenzerstraße 24/26. Die Juristen verfolgten dem gegenüber lange Zeit das Ziel, im Hauptgebäude zu verbleiben. Seit 1818 gab es zwei gute Gründe, in Bonn Jura zu studieren: Die berühmte Aussicht auf den Rhein und die Gewissheit, hier nicht mit radikalen Kräften der Demagogen oder Sozialisten in Berührung zu kommen. Das übrige wie die Qualität der Lehre blieb naturgemäß demgegenüber an Bedeutung weit zurück. Die Zeit des Godesberger Exils von 1945 bis 1951, als das Hauptgebäude erst wieder errichtet werden musste, machte den angestammten Ort der Residenz nur noch wertvoller16. Unter den Juristen herrschte eine allgemeine konservative Einstellung, die das Verharren am Ort nahelegte. Damit wollten sie die Zusammengehörigkeit zu den Geisteswissenschaften nicht aufgeben. So gibt es noch heute Stimmen, die den Auszug aus dem Hauptgebäude als verheerend ansahen; neben der »Marginalisierung der Juristen« im Kontext der Universität ergebe sich daraus die verfehlte Abnabelung von den übrigen Fächern, die bisher als Grundlage der Jurisprudenz betrachtet und betrieben wurden. Die Universitätsleitung bot den Juristen 1950 den Ausbau der Mansarde des Hauptgebäudes an17. Ähnlich willkürlich erfolgte dann tatsächlich durch Lützeler die Umgestaltung des Poppelsdorfer Schlosses. 1952 wurden den Ju-

13 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn.3), 188. 14 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn.3), 189–193; RStWF AZ XII 10, Nr. 276 (1953–1958). 15 Übersicht bei Mathias Ernst Kamp, Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, in: Juristen und Nationalökonomen an der Universität Bonn, Bonn 1970, 74. 16 Gerd Kleinheyer, Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät nach der Stunde Null, in: Th. Becker (Hg.), Zwischen Diktatur und Neubeginn. Die Universität Bonn im »Dritten Reich« und in der Nachkriegszeit, Bonn 2008, 245–252. 17 Noch als Planung 1956 im Protokoll der Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 17. 7. 1956, Universitätsarchiv, Senat 15–15 (2), 5.

Erste Anstöße

19

risten Räume im neu hergerichteten Flügel am Koblenzer Tor angeboten18. Dies lehnte die Fakultät wieder ab, doch nun mit dem Argument, schon ausreichend versorgt zu sein19. Doch natürlich waren die Juristen und Ökonomen zu diesem Zeitpunkt bereits weit verstreut, doch offenbar blieben die Institutsdirektoren lieber am bisherigen Ort. Es war daher vor allem der steigende Raumbedarf, der zu neuen Lösungen zwang20. Mit dem Auszug aller Ökonomen, der 1956 geplant wurde, sollten die Juristen deren Platz übernehmen, doch es blieb beim Plan. Die Juristen verfügten über 3.500 m2 Raum und dieser ließ sich letztlich bis 1967 nicht erweitern. Mit den Ökonomen verfügte die Fakultät über 6800 m2. Doch der Bedarf der Juristen stieg stetig an. Die Übersicht zeigt die Zunahme von Studierenden, Professoren und Instituten. Dies ließ sich eindeutig nicht mehr im Hauptgebäude realisieren. In Bonn war man eigentlich weiter als der Wissenschaftsrat. Schon im WS 1955/56 sowie im Sommersemester 1956 hatte die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät solche Fragebögen erstellt und damit ihren Bedarf ermittelt21. Im Ergebnis wurde 1957 allein der Bedarf der Juristen mit 6.272 m2 sowie Platz für 400 lfm Bücher berechnet22, was das vorhandene Raumangebot um mehr als das Doppelte überstieg. Auf Grund der weiter wachsenden Zahlen musste der Plan von 1957 bereits ab 1958 modifiziert werden23. Eine echte Abhilfe konnte der Raumnot im Hauptgebäude nur geschaffen werden, wenn die zum Massenfach anwachsende Jurisprudenz ausziehen würde. Weil die Aufstockung des Hauptgebäudes um ein Attika-Geschoss zu teuer würde24, wollte die Bau- und Grundstückskommission der »Raumkalamität« im Hauptgebäude genau dadurch abhelfen. Dafür erwog sie im Mai 1957 die Übernahme des Postministeriums nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Alternativ und als noch bessere Lösung, weil das Ministeriumsgebäude nicht dem Bund, sondern der Postsparkasse gehörte, wurde vorgeschlagen, die Ausweitung des universitären Grundbesitzes an der Koblenzerstraße vorzunehmen,

18 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn.3), 195. 19 Protokoll über die Sitzung der Bau und Grundstückskommission vom 27. 5. 1957 mit Hinweisen auf die Beschlüsse des Senats vom 3. 4. 1950 und die Sitzung der Kommission vom 15./ 20. 12. 1952, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.40v. 20 Dazu inzwischen Pascal Förster, Die Raumnot der Juristen im Hauptgebäude in den Nachkriegsjahren, Bonner Rechtsjournal, Sonderausgabe 50 Jahre Juridicum, 01/2014, 5–8. 21 RStWF AZ XII 10, Nr. 276 (1953–1958). 22 Protokoll über die Sitzung der Bau und Grundstückskommission vom 27. 5. 1957, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.15 und 40v. 23 Plan eines neuen Juridicum, Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 24. 11. 1958, Universitätsarchiv, Senat 15–15 (2), 2. 24 Protokoll über die Sitzung der Bau und Grundstückskommission vom 27. 5. 1957, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.40v.

20

Baugeschichte

wo die Universität schon Grundstücke hatte25. Der Kanzler versprach, sich um die Anschaffung der angrenzenden Grundstücke zu kümmern. Der erste Plan von 1957 rechnete bereits mit einem Raumbedarf des »Lehrgebäudes der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät« von 5.500 m2 und mit enormen Kosten. Bei Gesprächen mit der Stadt im Oktober 1957 bestanden die örtlichen Entscheidungsträger zunächst auf die Einrichtung einer Stichstraße von der Koblenzerstraße bis zur Lenn8estraße, um den rückwärtigen Raum zu erschließen und die Lenn8estraße besser anzubinden26. Lützeler stellte sich zwei Baukörper entlang dieser Stichstraße vor, die jeweils die Juristen und die Volkswirte aufnehmen sollten27. Um die erforderliche Größe der Gebäude zu ermöglichen, wollte er vor allem den rückwärtigen Raum der Grundstücke nutzen. Vom November 1957 an sprach man von der »Errichtung eines Juridicums«28. Während man bei der Rede von einem Lehrgebäude für die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät noch von Planungen durch staatliche Behörden ausgehen kann, verrät die keineswegs verbreitete Bezeichnung »Juridicum« eine universitäre Prägung. Auch im Hinblick auf die sonst dominante Stellung Lützelers geht man wohl nicht zu weit, wenn man ihn als treibende Kraft dieser Planung, vielleicht auch als ihren Urheber ausmacht. Im Hinblick auf die Raumnot besonders der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät im Hauptgebäude erschien ihm dieses Projekt von Anfang an als »vorrangig«. Die Universität baute in diesen Jahren an zahlreichen Orten und kaufte viele Grundstücke an. Es war nur die Frage, wie die Mittel auf die Fakultäten verteilt werden sollten. Auch vom Kultusministerium gab es allgemeine Unterstützung für große Neubauten. In diesem Kontext erscheint der Bau eines »Juridicum« weniger singulär29. Ob bei der Auswahl der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät auch inhaltliche Erwägungen eine Rolle spielten, dass etwa Ökonomen und Juristen im Hauptgebäude eher als die Theologen verzichtbar erschienen oder ihnen Wertschätzung damit bezeugt wurde, bleibt Spekulation. Sicher ist jedoch, dass sich gerade die Juristen gegen einen Auszug sträubten. 25 Protokoll über die Sitzung der Bau und Grundstückskommission vom 27. 5. 1957, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.15. 26 Aktenvermerk über eine Besprechung bei der Stadtverwaltung am 24. 10. 1957, Universitätsarchiv, UV 215–241, fol.22; Stadt Bonn vom 22. 11. 1956, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.13. 27 Schreiben von Lützeler an den Kanzler vom 8. 7. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.18. 28 Protokoll über die Sitzung der Bau- und Grundstückskommission vom 11. 11. 1957, Universitätsarchiv, UV 215–241, fol.24; Übernahme des Begriffs durch die Fakultät am 13. 1. 1958 auf der Tagesordnung der engeren Fakultät, Fakultätsarchiv, Nr. 228 II 50 (1955–1958). 29 Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 10. 10. 1957, Universitätsarchiv, UV 215– 241, fol.1; ähnlich Aktenvermerke vom 24.10. und 11. 11. 1957, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.40r.

Die ersten Beschlüsse

21

Die Frage war, wie man es ihnen schmackhaft machen konnte. So schlug die Bauund Grundstückskommission als Kompromiß vor, die Fakultät bzw. ihre Ausbildung aufzuteilen. Der Unterricht der Anfangssemester sollte angeblich weiterhin im Hauptgebäude stattfinden, um so die Verbindung der Grundlagenfächer zu ihren Gegenstücken in den anderen geisteswissenschaftlichen Fakultäten zu erhalten. Die Fakultät griff diesen Plan auf und wollte Unterricht in der Höhe von rund 70 Wochenstunden im Hauptgebäude belassen30. Es leuchtet ein, dass sich etwa der Institutsdirektor sowohl des Römischen Rechts als auch des Steuerrechts Werner Flume kaum auf zwei Orte aufteilen lassen wollte. Die Stellungnahme der Fakultät war wohl eher als Sicherung für weitere Verhandlungen zu verstehen. Auf dieser Grundlage entstand ein erster Plan des neuen Juridicums.

4.

Die ersten Beschlüsse

a.

Der Beschluss vom 29. 3. 1960

Vom Anfang an sollte der Neubau also möglichst an der Koblenzerstraße errichtet werden, denn hier besaß die Universität bereits zwei Grundstücke. In der Koblenzerstraße 24/26 befanden sich einige Institute der Ökonomie, aber auch das Akademische Auslandsamt, das dann 1967 weiteren Instituten der Volkswirtschaft weichen musste31. Auf der Koblenzerstraße 42 befand sich ein internationales Studentenheim. Überwiegend war die Fläche mit verwahrlosten Gärten bedeckt32. Jedoch war es nach dem geltenden Baurecht klar, dass man zusätzliche Grundstücke anschaffen musste, um ein Gebäude von der geplanten Größe errichten zu können. Zu berücksichtigen waren nicht nur die Abstandsflächen, sondern auch die Baumassezahl. Seit 1962 in § 21 BaunutzungsVO NRW geregelt, wird damit das Maximum an umbauten Raums pro Quadratmeter bestimmt. Um die korrekte Baumassezahl wurde im folgenden intensiv gerungen. Daher musste auch noch das Grundstück Koblenzerstraße 44 erworben werden33. Die Sorge über die Stabilität des Grundes konnte dagegen bald ausgeräumt werden. Zwar handelte es sich um altes Schwemmgebiet des Rheins, so dass Lehm und Sand sich mischten. Doch sah der geologische Gutachter bald keine 30 Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 30. 7. 1958, Universitätsarchiv, Senat 15–15 (2), 5. 31 Schreiben des Kanzlers vom 25. 10. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/550, fol.8. 32 So Lützeler, Die Bonner Universität (Fn.3), 220. 33 Schreiben der Stadt vom 25. 11. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.88.

22

Baugeschichte

großen Schwierigkeiten für die Errichtung eines großen und schweren Gebäudes. Mit der Entscheidung über den Bau war jedoch keineswegs auch über die Nutzung befunden worden. Die einzelnen Zahlen der Institute, Hörsäle etc. variierten ebenso wie die Zahlen hinsichtlich des Raumbedarfs, der prognostizierten Studierendenzahl sowie der notwendigen Verkehrsfläche: Größenplanung der Fakultät in m2

3.7.1958

Institute Jura 5000

Ökonomie 2850

Hörsäle Jura 1140

Ökonomie 780

insgesamt 9770

Ab 1958 wurde daher überlegt, der Fakultät mit beiden Fächern ein neues Gebäude zu schaffen und sie dort mit eigenen Hörsälen und Platz für die Seminare auszustatten. Dieser Plan vom 3. 7. 1958 sah dafür 9.380 m2 vor34. Der folgende Ablauf bis zur Errichtung des Baus ist jedoch als konfus zu bezeichnen. Dies lag zum einen daran, dass der Bedarf der Fakultät ständig weiter wuchs. Zum anderen erwies sich die Vielzahl der Kompetenzen von Universität, Land und Stadt als hinderlich. Man kann drei Phasen der Realisierung unterscheiden. Am 9. 7. 1958 wurde der erste Plan leicht modifiziert. Jetzt verlangte man vordergründig nur noch 9.400 bis 9.500 m235, doch mit der erforderlichen Verkehrsfläche waren es bereits 12.500 m2. Wegen des größeren Bedarfs der Fakultät gegenüber den bewilligten realen 8.950 m2 Nutzfläche sah die Bau- und Grundstückskommission am 5. 8. 1958 noch vor, dass die Anfangssemester weiterhin im Hauptgebäude unterrichtet werden sollten36. Das Kultusministerium erkannte am 2. 2. 1959 grundsätzlich den größeren Bedarf an. Doch forderte es die Bonner Fakultät auf, ihre Pläne mit anderen großen Fakultäten, insbesondere Münster zu vergleichen. Vor allem bezweifelte Düsseldorf den gemeldeten Bedarf von 9.380 m2, weil Direktorenzimmer mit 60 m2 zu großzügig angesetzt seien; 35 m2 würden hierfür völlig ausreichen. Auch der korrigierte Ansatz hat dabei nichts mehr mit den heutigen Richtwerten zu tun, die offenbar von der Tierhaltung abgeleitet sind. Soweit das neue Gebäude nicht ausreichen würde, sollte weiterhin auf das Hauptgebäude zurückgegriffen werden. Später wurde noch kritisiert, die Fläche für die Hörsäle sei zu großzügig angesetzt37. 34 Schreiben der Fakultät, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.9ff: 4.610 m2 für die Juristen, 2.850 m2 für die Ökonomen, 1.920 m2 für Hörsäle. 35 Bau- und Grundstückskommission, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.14. 36 Bau- und Grundstückskommission vom 5. 8. 1958, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.20. 37 Vermerk des Dekans vom 08. 08. 1959 über ein Telefonat am 06. 06. 1959 zwischen Dekan und dem Ministerialrat Baumgartner, UV 215/547, fol.61.

Die ersten Beschlüsse

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Der Dekan antwortete am 14. 3. 1959, man habe durchaus das Gebot der Sparsamkeit beachtet und gehe tatsächlich nur von 20 m2 Bedarf bei den Zimmern von Professoren und Assistenten aus38. Allerdings seien mitunter Prüfungsräume mit dem Professorenzimmer verbunden worden. In einem Treffen des Dekans mit Ministerialbeamten einigte man sich am 15. 6. 1959 auf den Vergleich mit Münster, dessen juristische Fakultät aber damals bereits 300 Studenten mehr aufwies. Gemäß dem Münsteraner Programm sollte es 7.000 m2 für die Institute und 1.000 m2 für Hörsäle geben. Im übrigen sollte weiterhin eine Mitnutzung des Hauptgebäudes erfolgen.

Abb. 1: Nicht realisierter Erstentwurf des Juridicums, Bonner Rundschau vom 16. 12. 1959.

Die Bonner Rundschau veröffentlichte am 16. 12. 1959 ein Foto des Modells vom geplanten Neubau (s. Abb. 1)39. Parallel zur Koblenzerstraße sollte ein massiver fünfstöckiger Bau für die Institute gebaut werden. Der rechte Flügel wurde durch einen Korridor markiert, der zu den beiden Seminaren führte, welche in dreigeschossigen Quadern untergebracht werden sollten. Die linke Flanke wurde durch einen großen Hörsaal geschlossen, davor stand noch das alte Gebäude der Adenauerallee 42. Eine gewisse Ähnlichkeit zeigt sich mit dem Bonner Bun38 Schreiben des Dekans, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.38ff. 39 Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.97; Bonner Rundschau Nr. 291, Jg. 14, vom 16. 12. 1959.

24

Baugeschichte

deshaus, das Schwippert 1949 realisiert hatte, insbesondere im Blick vom Rhein. Nur die durchlaufenden Fensterbänder, die mit der weißen Fassade kontrastieren und die Horizontale betonen, erinnern an das heutige Juridicum. Dieses Modell war die Grundlage für den Beschluss des Kultusministers vom 29. 3. 1960, einen Neubau für die Fakultät in der Größe von 8.950 m2 Nutzfläche zu genehmigen.

b.

Empfehlung des Wissenschaftsrats

Ein Umdenken des Kultusministeriums wurde dann jedoch durch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats bewirkt, die Ende 1960 veröffentlicht wurden. Sie wurden oft mit großer Hingabe zitiert und galten daher verbreitet als »blaue Bibel«40. Die Studierendenzahlen im Deutschland der vergangenen Jahrzehnte wurden fleißig zusammengetragen und mit dem Ausland verglichen. Prognosen über künftige Entwicklungen fehlten. Dafür wurden Normgrößen eingeführt. Juristische Fakultäten wurden etwa je nach Größe in vier Gruppen eingeteilt, die größte mit 1500 bis 1700 Studierenden, darüber sollte man nicht gehen, sondern eine neue Fakultät schaffen41. Zwar sei eine Fakultät schon mit 11 Ordinarien arbeitsfähig bei 400 bis 600 Studierenden, doch eine Fakultät der ›Größe IV‹ brauche 23 Ordinarien. Die Rechtswissenschaft sei als Fakultät viel homogener als andere Fächer geblieben, weil ihre Ordinarien in der Regel nur zwei Fächer vertreten und Grundlagenforschung sowie praktische Ausrichtung somit enger verbunden seien. Doch gebe es Spezialisierungen der deutschen Fakultäten, München etwa mit der antiken Rechtsgeschichte und dem Recht der Länder mit kommunistischer Gesellschaftsordnung, Köln mit Luftrecht, Kriminalwissenschaft und Rechtsvergleichung, Bonn dagegen mit dem Energie- und Wasserrecht. Die Hinweise auf die Größe und die besonderen Institute rechtfertigten die Empfehlung für Bonn, ein Juridicum zu bauen42. Das Düsseldorfer Kultusministerium zeigte sich zwar beeindruckt, bewilligte jedoch weder den von der Fakultät beantragten noch ganz jenen vom Wissenschaftsrat geforderten Raum43. Doch billigte es am 7. 11. 1961 die Erweiterung der Pläne um weitere 115 m2. Der Neubau sollte also 10.115 m2 realisieren und 40 Bartz, Der Wissenschaftsrat (Fn. 8), 50. 41 Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum Ausbau der Wissenschaftlichen Einrichtungen, Teil 1: Die Hochschulen, 1960, 93. 42 Empfehlungen des Wissenschaftsrats (Fn.41), 376. 43 Schreiben des Kultusministers an den Kanzler vom 7. 11. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/ 548, fol.12.

Die ersten Beschlüsse

25

damit der Fakultät 8.165 m2 neuen Raums geschaffen werden. Grundsätzlich wollte man damit die ganze Fakultät unterbringen. Immer deutlicher wurde jedoch, dass der für die Fakultät erforderliche Platz nicht auf dem in Aussicht genommenen Gelände realisiert werden konnte. In der Folgezeit ließ sich die Fakultät auf eine schwierige Verhandlungstaktik an. Sie dokumentierte nach außen die Entscheidung, im Hauptgebäude zu verbleiben, sofern das Juridicum nicht von vornherein in der erforderlichen Größe entstünde44. Der Druck, den die Fakultät entwickeln konnte, war gering. Zwar wurde der Bau im Ergebnis größer, doch lange nicht so groß wie benötigt. Trotzdem war die Möglichkeit eines Verbleibs im Hauptgebäude verwirkt. Zu den Schwierigkeiten der Realisierung des Baus trug insbesondere die Stadt Bonn bei. Sie verlangte den Einbau einer Tiefgarage mit 200 Plätzen, bestand weiter auf einer Durchfahrtstraße durch das Gelände und wollte in alle Berechnungen sowohl Keller als auch Hörsäle mit einbeziehen45. Dazu weigerte sie sich, die erforderlichen Ausnahmegenehmigungen hinsichtlich Abstandsflächen und Bauzonenordnung für einen Bau von 9.000 m2 zu gewähren. Der Bauausschuss wollte seine Zustimmung nur geben, wenn neben der Koblenzerstraße 42 auch die Nr. 44 einbezogen würde46. Der Ankauf der Koblenzerstraße 44 war nun erforderlich und wurde am 5. 11. 1959 beschlossen. Doch das Gebäude stand selbst nicht zur Verfügung, denn es wurde von neun Mietparteien genutzt. Nach dem Aufbau des Gebäudes mit Bundesdarlehen bestand die Verpflichtung, fünfzehn Jahre lang nur Bundesbedienstete hier wohnen zu lassen; eine vorzeitige Vertragsauflösung mit dem Bund war nicht möglich47. Damit wollte man dem allgemeinen Mietwohnungsmangel in Bonn abhelfen. Ein Treffen von Repräsentanten der Universität und der Stadt am 20. 11. 1959 brachte die Einigung über einen Baukörper von 9.000 m2. Dafür sollte das Studentenwohnheim der Koblenzerstraße 42 abgerissen und das Gebäude auf der Koblenzerstraße 44 einbezogen werden. Die Universität verpflichtete sich zudem, das neue Gebäude etwas von der Straße abzusetzen und durch eine gärtnerische Gestaltung zu akzentuieren. Der Bauausschuss der Stadt verlangte noch die Einbeziehung der Koblenzerstraße 24/26, damit das Bauvolumen von 3cbm/qm nicht überschritten werde. Doch immer noch würden Neubau und diese Altbauten nicht ausreichen, die Institute auch nur annähernd mit dem angemeldeten Raumbedarf unterzubringen. Im Juni 1959 forderte die Universität daher vom Kultusminister mit 44 Schreiben des Dekans vom 27. 12. 1961 an den Kanzler, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.16. 45 Bau- und Grundstückskommission vom 4. 1. 1962, S.7, Senat 15–7 (1). 46 Vermerk des Dekans vom 8. 10. 1959, UV 215/547, fol.71f. 47 Schreiben des Rektors vom 24. 05. 1961 an den Dekan der Rechts- u. Staatswissenschaftlichen Fakultät, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.141.

26

Baugeschichte

Hinweis auf Münster die Genehmigung eines größeren Gebäudes, da auch dort der Platz zukünftig nicht mehr reichen würde. Insbesondere für die Hörsäle wollte man 1.000 m2 mehr erhalten48. Am 9. 2. 1960 erklärte sich das Kultusministerium damit einverstanden und bewilligte wie bisher 7.000 m2 für die Institute sowie 1.950 m2 für die Hörsäle, wie es die Fakultät gefordert hatte49. Diese nachträgliche Erweiterung war überhaupt nur möglich, weil es eine Haushaltssperre bislang verhindert hatte, dass die angesetzten Baumittel ausgezahlt wurden. Die Fakultät verlangte am 16. 6. 1961 eine weitere Vergrößerung um 1.225 m250. Zunächst lehnte der Rektor dies am 24. 5. 1961 mit dem Argument ab, dass die Pläne nicht weiter verzögert werden dürften und vom Ministerium nicht gebilligt werden würden. Doch die Bauleitung hielt die Realisierung der beantragten Vergrößerung vermöge einer Aufstockung der Türme für unproblematisch51. Im Ergebnis hilfreich war, dass der Bauminister 1961 bereits mit der Zahlung der ersten Rate zögerte unter Verweis auf die verweigerte Ausnahmegenehmigung der Stadt Bonn für die geplante Vergrößerung. Die Fakultät insistierte mit dem Argument, dass die Pläne für den Neubau nunmehr schon drei Jahre alt seien und mit der Entwicklung bald nicht mehr Schritt halten könnten. Damit einher ging eine Kostenexplosion. Anstelle der ursprünglich am 02. 02. 1959 vom Kultusminister geschätzten Kosten in Höhe von 5,5 Mio. DM wurden am 30. 6. 1961 15,6 Mio. DM von der Universität angesetzt52.

c.

Wachstumsphase der Fakultät

Mit 1962 begann zudem der erwähnte Zuwachs an Studierenden der beiden Fächer. Schon im Hinblick auf die Berufungszusagen und die Planungen weiterer Institute musste daher der geplante Bau vergrößert werden. Man kann dies etwa am Beispiel des Strafrechts belegen. Natürlich gab es schon in den ersten Planungen Raum für die Institute der Rechtsphilosophie und der Kriminologie. Da es jedoch kein strafrechtliches Institut gab, wurde dafür auch nichts vorgesehen. Man plante 1962 jedoch die Berufung von Werner Niese, dem in der Berufungsvereinbarung die Gründung eines eigenen Instituts zugesagt wurde. 48 Schreiben des Kanzlers an den Kultusminister vom 09. 01. 1960, UV 215/547, fol.94f. 49 Schreiben des Kultusministers vom 09. 02. 1960, ebenso vom 29. 03. 1960 zur Genehmigung des Raumplans, UV 215/547, fol.95, fol.107. 50 Schreiben der Fakultät vom 16. 6. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/ 547, fol.146. 51 Schreiben der Fakultät vom 19. 6. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/ 547, fol.152. 52 Schreiben des Kultusministers an den Kanzler vom 02. 02. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/ 547, fol.32; Schreiben des Kanzlers an den Minister für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten vom 30. 06. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.150.

Die ersten Beschlüsse

27

Auf Empfehlung des Wissenschaftsrates sollte sogar ein weiteres Ordinariat für Strafrecht eingerichtet werden. Zu diesem Zweck musste der geplante Bau nun wiederum vergrößert und mehr Fläche für Institute und Hörsäle geschaffen werden. Die Bauleitung stellte am 19. 7. 1961 immerhin fest, dass die Erweiterung der Bauplanung möglich sei. 1962/63 wurden weitere Grundstücke u. a. in der Lenn8estraße gekauft, insbesondere, wenn auch nicht vollständig, die Hausnummern 31 bis 3953. Diese Grundstücke erhöhten zum einen die Quadratmeterzahl, so dass der geplante Bau größer konzipiert werden konnte. Zum anderen ermöglichten es die damit angeschafften Gebäude, diejenigen Institute aufzunehmen, die nicht mehr in den Neubau passen würden. Am 31. 2. 1962 teilte die Bauleitung dem Oberstadtdirektor mit, dass der Erwerb der Grundstücke erfolgreich war und nun genügend Platz vorhanden sei, um die Auflagen zu erfüllen. Man bat um einen beschleunigten Bebauungsplan. Der Regierungspräsident präzisierte am 1. 10. 1962 die Pläne. Er ging nun von einem Areal in der Größe von 17.648 m2 aus, auf dem ein Flachbau für die Hörsäle und die Bibliotheken gebaut werden sollte sowie drei Türme54. Dabei handelte es sich um Ost- und Westturm. Mit dem dritten Turm wurde die mittige Erhöhung für die Hörsäle F und G, wie sie heute benannt werden, bezeichnet. Unterhalb sollte eine Tiefgarage gebaut und zwei Luftschutzbunker für 50 und 100 Personen mit Normal- und Gasschutzbelüftung geschaffen werden. Die Kosten wurden nun auf 18 Mio. DM geschätzt. Am 26. 11. 1962 wurde dieser Plan im Ministerium geprüft und gebilligt. Am 20. 12. 1962 billigte auch der Kultusminister die Erweiterung des Bauvorhabens, so dass jetzt insgesamt 11.608 m2 Gesamtfläche ohne Magazinraum entstehen sollten. Auch die im ersten Entwurf vorgesehene Cafeteria wurde im Hinblick auf die nahegelegene Mensa nicht genehmigt55. Das Ministerium monierte zwar, dass der vorliegende Plan den bewilligten Raumbedarf um 1493 m2 überschritt, doch stimmte der Minister trotzdem dem Plan nun zu. Kultusminister war zu diesem Zeitpunkt bereits Paul Mikat (1924–2011), der sich 1956 an dieser Fakultät habilitiert hatte56. Doch für die Realisierung musste man zunächst auf die Verabschiedung des Haushalts im Jahr 1963 warten. Eine Bausperre wurde erst am 21. 5. 1963 aufgehoben. Dann bat der Stadtrat darum, bis zur ersten Sitzung nach der Sommerpause zu warten. 53 Schreiben der staatlichen Bauleitung vom 31. 1. 1962, Universitätsarchiv, UV 215/ 548, fol.22. 54 Vgl. Lageplan des Staatshochbauamts für die Universität Bonn vom Mai 1962, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, vor fol.1. 55 Mail von Wolfgang Himmel an Pierre Friedrich vom 23. 10. 2014. 56 Zu ihm s. H. Hatt/ J. Isensee/ K. Repgen/ A. Schavan/ D. Schwab (Hg.), Paul Mikat zu Ehren, Paderborn usw. 2012.

28

Baugeschichte

Abb. 2: Grundsteinlegung vom 11. 10. 1963, General-Anzeiger vom 12./13. 10. 1963

Daher begann man erst am 13. 09. 1963 mit den Arbeiten. Am 11. 10. 1963 nahm der Kultusminister Paul Mikat dann die Grundsteinlegung vor, wozu sich eine Vielzahl von Gästen in der Baugrube versammelte (Abb. 2):57 Er wurde vom Rektor Hans Welzel, Kanzler Dr.jur.h.c. Eberhard Freiherr von Medem, Dekan Günther Beitzke und dem Oberbürgermeister von Bonn, Dr. Wilhelm Daniels, begleitet. Es war schön, dass ein Schüler dieser Fakultät den Akt vollziehen konnte, doch eine direkte Förderung durch Mikat ist nicht ersichtlich. In den Grundstein wurde von Mikat ein Kupferkassiber mit einer Urkunde gelegt, die den Text: »Justitia fundamentum regnorum« enthält, was auf Abb. 3 zu erkennen ist. Noch waren zehn statt der realisierten neun Hörsäle geplant58.

Abb. 3: Grundsteinlegung vom 11. 10. 1963, General-Anzeiger vom 12./13. 10. 1963: Mikat, Welzel, Frhr.v. Medem, W. Daniels, Dekan Beitzke (v.l.n.r).

57 Die Daten ergeben sich aus der Chronik des Akademischen Jahres 1962/63, 155. 58 Paul Mikat, Bundesrepublik kein geistiges Entwicklungsland, General-Anzeiger vom 12./13. 10. 1963.

Vom Richtfest zur Fertigstellung

5.

29

Vom Richtfest zur Fertigstellung

Das Richtfest konnte am 8. 4. 1965 gefeiert werden59, bis zum Herbst 1966 sollte das Gebäude fertig sein. Doch bereits in dieser Phase wusste man, dass der Neubau zu klein war für die Fakultät60. Zum Zeitpunkt des Umzugs war die Fakultät auf 28 Lehrstühle herangewachsen. Die 18 juristischen Lehrstühle fielen nicht nur auf elf zivil-, vier öffentlich- und drei strafrechtliche Stellen, sondern vor allem auf 14 Institute, die irgendwo untergebracht werden mussten. Der endgültige Raumverteilungsplan vom März 196661 konnte daher nicht mehr alle Institute im Juridicum unterbringen, auch die Gebäude an der Adenauerallee 24/ 26 und 44 reichten nicht. Vielmehr wurden zahlreiche Häuser in der Lenn8estraße zu diesem Zweck erworben. Am 29. 5. 1965 wurde die Diskrepanz zum Raumbedarf offiziell festgestellt. Nochmals genehmigte der Kultusminister weitere 4.000 m2, so dass die Fakultät insgesamt über 15.608 m2 verfügen sollte. Nach den Berechnungen der Fakultät erfüllte der Neubau den Raumbedarf der Fakultät gerade zur Hälfte, die Erweiterung würde den Bedarf zu fast drei Viertel befriedigen62. Dem Wissenschaftsrat wurde am 18. 10. 1966 ein Plan über die weiteren Bauvorhaben vorgelegt. Der Bedarf konnte nicht nur mit dem status quo dokumentiert werden, sondern sogar noch mit einer erwarteten »Springflut« von Studierenden im Jahr 197063. Auch im Hinblick auf eine Änderung der juristischen Studienordnung, die mehr Kleingruppenunterricht vorsah, wuchs die Angst, wie das Programm noch in dem Neubau realisiert werden konnte64. 1966 waren Kosten von 14.540.000,– DM entstanden, die Gesamtkosten wurden weiter und zutreffend mit 18 Mio. DM geschätzt65. Für die Erweiterung forderte man noch weitere 2 Mio. DM. Für den zusätzlichen Raumbedarf gab es dabei zwei Vorschläge. – Zum einen gab es einen Beschluss der Bau- und Grundstückskommission vom 20. 2. 1967, wonach zwei weitere Türme errichtet werden sollten. Unter anderem hätte ein Turm auf der Lenn8estraße 31 an Stelle des Altbaus des heutigen Zivilprozessrechts, ein weiterer im Innenhof des Juridicums stehen

59 Chronik des Akademischen Jahres 1964/65, 193. 60 Ein Platz für drei Seminarbenutzer. Juridicum zu klein geplant?, General-Anzeiger vom 4. 4. 1965. 61 Schreiben des Prodekans an den Kanzler vom 3. 03. 1966, UV 215/549, fol.21. 62 Schreiben der Fakultät vom 14. 10. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/501, (S.12), fol.25. 63 Neuerbautes Juridicum wird in wenigen Jahren zu klein sein, General-Anzeiger vom 19. 4. 1967; Erwartete Springflut von 1970: Neues Juridicum offiziell übergeben: »Auch ein Beitrag zur Studienreform«, General-Anzeiger vom 22. 11. 1967. 64 Ist das Juridicum zu klein?, Bonner Rundschau vom 13. 7. 1967. 65 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 208.

30

Baugeschichte

können66. Doch ergab sich alsbald, dass dies zu teuer sein würde bzw. hierfür kein Geld zu erhalten sei. – Danach erwog man die Aufstockung von Ost- und Westturm. Lützeler favorisierte sogar diese Lösung, weil sie in der Lage sei, die Gleichförmigkeit der Türme aufzulockern und die Modernität des Baus zu betonen. Die Stadt lehnte jedoch diese Änderung ab, was Lützeler als Ausdruck biedermeierlichen Denkens beklagte67. Insgesamt war die Stadt ein zentrales Hemmnis der Planungen. Die damaligen Sorgen um die Höhe der Türme lassen sich heute kaum noch nachvollziehen. Wieder einmal erwies sich der Bauausschuss der Stadt als die zentrale Hürde, welcher die erforderlichen Ausnahmegenehmigungen verweigerte und die Verdichtung der Bebauung nicht gestattete. Im Hinblick hierauf fiel es dem Ministerium leicht, die erforderlichen Gelder schon gar nicht mehr in Aussicht zu stellen68. Damit war der Neubau, noch bevor er bezogen werden konnte, eindeutig viel zu klein für die Fakultät. Man behalf sich damit, noch mehr Häuser in der Lenn8estraße anzukaufen, später auch auf der Adenauerallee. Von diesen Gebäuden ist hier aber nicht weiter zu handeln. Nicht Freude über das Erreichte, sondern Konsternierung über die offensichtlichen Defizite prägten daher die Reaktion der Presse. Die letzte Fertigstellung verzögerte sich, nicht zuletzt auch wegen kleinerer Baumängel. Ab November 1966 wurden allmählich die einzelnen Bauteile fertigstellt. Eine erste Nutzung der Hörsäle ab dem Beginn des WS 1966/67 war noch nicht möglich. Da die Fakultät nur in den Semesterferien umziehen konnte, wurde der Bau erst ab dem Frühjahr 1967 bezogen69. Das juristische Seminar und die meisten Institute zogen im März um. Im folgenden Wintersemester 1967/68 konnte der Bau am 21. 11. 1967 formell eingeweiht werden, indem der Minister dem Dekan Viktor Weidner einen goldenen Schlüssel überreichte70. Die Einweihung fand statt in Anwesenheit des Bundesjustizministers Gustav Heinemann, des Verkehrsministers Hermann Kohlhase, des Oberbürgermeisters Dr. Hans Daniels und der Spitze der Universität, v. a. aber auch mit Ludwig Erhard, der nicht nur ein Honorarprofessor der Fakultät, sondern auch eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Bonner Republik war (s. Abb. 4). Weidner 66 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 220. 67 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 220. 68 Schreiben des Kultusministerium an Kanzler vom 7. 12. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/ 298. 69 Schreiben des Kanzlers vom 4. 8. 1966, Universitätsarchiv, UV 215–552, fol.10. 70 Neues Kapitel einer Fakultät, Bonner Rundschau vom 22./23. 11. 1967; Chronik des Akademischen Jahres 1967/68, 33.

Vom Richtfest zur Fertigstellung

31

berechnete eine Strecke von 200 Kilometer, wenn man den ganzen Aushub der Baugrube des Juridicums in Lastwagen füllen und diese aneinander reihen würde.

Abb. 4: General-Anzeiger vom 22. 11. 1967: bei der Einweihung im Hörsaal D: Rektor Schneemelcher, Fritz Meyer, Ludwig Erhard.

III.

Baubeschreibung

1.

Das Juridicum

Bereits der Plan von 1962 sah die drei wesentlichen Baukörper voraus. Zentral lag parallel zur Koblenzerstraße, der heutigen Adenauerallee, aber etwas zurückgesetzt, ein Flachbau, der in dieser Fassade nur einstöckig wirkt. Durch den Niveauunterschied von 2,3 Metern zur Lenn8estraße71 ergab sich die Möglichkeit, nur aus dieser Perspektive einen zweigeschossigen Bau zu schaffen. Ein mittiger Aufsatz mildert ebenso wie die Sheddächer über dem Hörsaal D die Strenge dieses Baukörpers, welche durch die langgezogenen Fensterbänder und den breiten Eingang betont wird. Aufbau und Sheddächer verraten zugleich nach außen, dass hier große Säle, also Hörsäle, untergebracht sind. (s. hierzu Abb. 5) Links und rechts bzw. im Süd- und Nordflügel liegen in diesem Trakt zwei Innenhöfe, die dem juristischen und staatswissenschaftlichen Seminar zunächst und vor allem Licht zuführen sollen. Den Erfolg dieser Lichtquelle zeigt Abb. 6: Leichte Vegetation und ein Brunnen stellen die Qualität der Luft sicher, welche anschließend im Gebäude zirkulieren wird. Lützeler lobte die Eleganz der darin liegenden Gärten, doch sollten die Springbrunnen zugleich die Luft befeuchten, die hier angesaugt und zur Belüftung des Juridicums verwandt wurde. Große Heizungskeller im Tiefgeschoss, die den meisten nie zugänglich sind, verraten erst, was hier an Technik eingebaut wurde. Wer überlegt, wie tief die zweigeschossige Tiefgarage reicht und dass der gesamte Bau inklusiv Innenhof so unterkellert ist, kann auf die Dimensionen dieses Kellers schließen. Am Rande des Flachbaus befinden sich AG-Räume, denn von vornherein war vorgesehen, dass in diesem Gebäude auch kleinere Gruppen unterrichtet werden oder sich selbst finden können sollten. Auch die Einbeziehung dieser »kommunikativen Räume« ergab sich aus den Empfehlungen des Wissenschaftsrats72. 71 Erläuterungsbericht, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.33. 72 Schreiben der Fakultät vom 14. 10. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/ 501, (S.9), fol.22.

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Baubeschreibung

Abb. 5: Zustand ca. 1967, Schafgans Archiv / Hans Schafgans.

Abb. 6: Innenhof (Staatswissenschaftliches Seminar) mit Brunnen und künstlerischer Gestaltung, Dorothee Rondorf in Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 1), S. 219.

Zwei Türme setzen sich klar von dem Flachbau ab. Gegenüber dem zentralen Bau, der dem großen Ansturm von tausenden von Studierenden und der Öffentlichkeit gewidmet ist, setzen sie auf Ruhe und Intimität. Zwei schmale Korridortrakte verbinden diese Baukörper, ein weiterer Korridor schafft die Verbindung zur Adenauerallee 24/26. Schon die Größe verdeutlicht, dass hier

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Abb. 7: Blick in einen der Räume von Heizung und Frischluftversorgung, Aufnahme M.S.

kein Massenverkehr mehr vorgesehen ist. Auf quadratischem Grundriss wurden fünf bzw. sieben Geschosse geschaffen, von denen jedes zur Aufnahme eines Seminars bzw. Instituts bestimmt ist. Sicherlich gibt es hier – aber leider nicht nur – sinnvolle Zusammenlegungen von thematisch sich ergänzenden Instituten. Doch sichert diese Anlage die thematische Konzentration bzw. die Verbindung von Spezialbibliothek, Seminarräumen, Geschäftszimmer und den Räumen für die Wissenschaftler. Die Raumverteilung von 196473 sah im wesentlichen bereits die spätere Nutzung voraus und erfolgte keineswegs zufällig, sondern nach einem strengen Plan. Der höchste Platz wurde der Rechtsphilosophie eingeräumt, die zusammen mit der ebenfalls strafrechtlich ausgerichteten Kriminologie den obersten Stock des Westturms beziehen sollte. Man kann erkennen, dass im Westturm die Grundlagenfächer wie die rechtshistorischen Institute und das Kirchenrecht untergebracht wurden, dazu das Steuerrecht, weil ihm der Romanist Werner Flume ebenfalls vorstand. Erdgeschoss und erstes Untergeschoss wurden für das Handelsrecht, Wasserrecht und das Dekanat vorgesehen. Demgegenüber diesen Grundlagenfächern wurden im Ostturm die praxisnäheren Fächer untergebracht, also die Lehrstühle des öffentlichen Rechts, das Strafrecht sowie das 73 Schreiben vom 12. 10. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/501, fol.1.

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Baubeschreibung

Abb. 8: Modell von 1966, Aufnahme M.S.

Internationale Privatrecht. Für die beantragte Größe der Institute berief man sich auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrats. Die Größe der Institute ergab sich auch nach den Berechnungen des Wissenschaftsrats74. Jeder juristische Lehrstuhl sollte über zwei Assistentenstellen verfügen, dazu das Geschäftszimmer und ein Seminarraum. Für Institute war eine Bibliothek und Raum für die bibliothekarischen Tätigkeiten erforderlich. Mit den klaren Größenvorgaben konnte auch der konkrete Raumbedarf für Lehrstühle, Seminare und Institute berechnet und nachgewiesen werden. Für die Institute wurden insgesamt 9300 m2, für die Lehre statt der vorhergesehenen 10 immerhin 9 Hörsäle mit 1600 m2 geschaffen, die 50 bis 422 Hörern und insgesamt 1858 Plätze bieten. Einschließlich der 178 Stellplätze in der Tiefgarage, der bereits bezifferten Haupt- und der 6100 m2 Nebenflächen wurden insgesamt 82.000 m3 umbauten Raums geschaffen. Dafür wurden 52.000 m3 Erde ausgehoben und insgesamt 1.152 t Stahl und 14.000 m3 Beton verbaut. Das große Bauprogramm hätte leicht zu einem monumental wirkenden Bau führen können. Der erste Plan mit den mehrstöckigen Riegeln parallel zur Adenauerallee war kleiner und wirkte dennoch wesentlich wuchtiger. Weder die Größe des Gebäudes noch des Grundstücks erschließen sich dem Vorbeifahrenden. Man muss das Gebäude näher untersuchen, um die Dimensionen und seine inneren Zusammenhänge zu erfahren. Das Gebäude wirkt leicht, über74 Schreiben der Fakultät vom 14. 10. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/ 501, (S.6), fol.19.

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sichtlich und maßvoll in dem Verzicht auf jede Monumentalität. Schon Lützeler lobte im verwirklichten Bau die Ausgewogenheit und Harmonie des Juridicums, die Polarität zwischen Horizontale und Vertikale, die Spannung zwischen geschlossenen und mehr oder weniger durch Glasfronten geöffneten Mauern75. Eine nähere Untersuchung ist vor allem dafür nötig, um die innere Logik des Gebäudes zu erfahren. Dann erst erkennt man die verschiedenen Baukörper als praktikable Realisationen verschiedener Funktionen derselben Fakultät, nicht als Ergebnis des Zufalls oder eines allein ästhetischen, etwa Piet Mondrian verpflichteten Prinzips. Diese Bescheidenheit im Gestus und innere Logik haben bisher verhindert, dass das Gebäude ausreichend kunsthistorisch gewürdigt wurde. Der Bau wurde gemäß dem Wunsch der Stadt76 etwas von der Adenauerallee abgerückt und erhielt damit nach vorn einen kleinen Hof, der von dem Ostturm und der Adenauerallee 24/26 sowie ihren Korridoren umfasst wird. Der Verzicht auf einen besonders betonten Eingangsbereich verleiht diesem Hof eine gewisse Leichtigkeit. Er erinnert dadurch in keiner Weise an einen Ehrenhof, durch den man etwa früher den Eingang zum Hauptgebäude, der kurfürstlichen Residenz, fand. Stattdessen antwortet er versetzt dem Grünbereich der ULB. Beide lockern die einheitliche Randbebauung der Straße auf, schaffen Großzügigkeit und Urbanität77. Dabei ist der Hof des Juridicums keineswegs als Liegewiese konzipiert. Er sollte erreichen, dass die Gebäudeteile des Juridicums von der lauten Straße abgeschirmt werden78. Ein Spezialist wurde beim Bau eingeschaltet, um die Lärmbelastung zu bestimmen und eine möglichst effektive Dämmung zu bestimmen. Sogar nach dem Bau wurde in den Türmen zu diesem Zweck noch ein Sachverständiger eingeschaltet79. Man kann sich eigentlich nur wundern, wie selten die Nutzer des Juridicums mitten in der Stadt etwas von dem Lärm einer Hauptverkehrsstraße hören. Ein Innenhof schafft die Verbindung zur Lenn8estraße. Von vornherein wurde hier auf die Verbindung von Raum und Garten geachtet. Für die Gartengestaltung wurde der renommierte Bonner Gartenbauer Heinrich Raderschall (1916–2010) gewonnen80. Sein vorzüglich konserviertes Hauptwerk ist wohl der Park »Am blauen See« in Thomasberg. Die Erhaltung der alten Bäume

Vgl. bereits Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 218. Schreiben des Kanzlers vom 20. 11. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.84. Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 214. So bereits als Ziel des Baus konzipiert durch die Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 18. 2. 1958, Senat 15–15 (2), 6. 79 Vermerk über die Begehung des Juridicums vom 29. 5. 1967, Universitätsarchiv, UV 215/550, fol.66. 80 Gisbert Knopp/ Wilfried Hansmann, Universitätsbauten in Bonn, Bonn 1967, 30.

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Abb. 9: Modell von 1966 mit den Plänen von Raderschall für die Außenanlagen, Aufnahme M.S.

auf den Grundstücken erschienen Stadt und Universität wichtig81. Nur im Modell noch erkennbar ist die qualitätsvolle Gestaltung des Innenhofs in verschiedene Scheiben, die den Weg von der Lenn8estraße zum Eingang zu hemmen scheinen und die eine große Flucht verhindern. Die Gestaltung in helleres und dunkleres Grau sowie die Sitzkreise zeigen Ruhezonen auf. Der Luftschacht zum Bunker wirkt wie ein geplanter Sitzplatz. Die scheußlichen Kettenstränge, die nur den PKW-Verkehr auf dem Hof eindämmen sollen und den Zugang zu den Fahrradabstellplätzen behindern, gehören ebenso verbannt wie die Nutzung des Hofs als Parkplatz. Das Juridicum verwirklichte damit nicht die Verlängerung der Nassestraße zur Adenauerallee. Doch wurde das Bauwerk so konzipiert, dass die Bevölkerung durch das Gebäude und den Hof gehen konnte; weiterhin gibt es einen Weg um das Gebäude herum. Dies war gedacht, um die Öffentlichkeit in das Gebäude zu integrieren und die Fakultät nicht abgeschirmt wirken zu lassen. Dieser Gedanke der Transparenz ist charmant, aber mitunter wenig praktisch: Im Winter gibt es die Obdachlosen, welche die Wärme der Freiflächen schätzen, und der dunkle Park lädt nachts zur Abwicklung zwielichtiger Geschäfte ein.

81 Erläuterungsbericht, Universitätsarchiv, UV 215/ 548, fol.44.

Baumängel und Bauerhaltung

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Abb. 10: Belüftungsschacht des Bunkers/ Sitz des Innenhofs, Aufnahme M.S.

2.

Baumängel und Bauerhaltung

Für manche Mitglieder der Fakultät war es schmerzlich, das Universitätshauptgebäude zu verlassen. Rektor Schneemelcher tröstete in seiner Rede zur Einweihung des Juridicums, dass die Einheit der Wissenschaft so lange erhalten bleibe, wie die Wahrheit allen Wissenschaften als Ziel erhalten bliebe. Der Gewinn an Platz für Bücher und Wissenschaftler war jedoch enorm, die Großzügigkeit der damaligen Verhältnisse heute kaum noch zu erahnen. Sicherlich gab es Eingewöhnungsschwierigkeiten. Werner Flume monierte, dass in seinem Institut die eingespannten Wände zu kurz geraten seien, so dass aufgrund der Fugen zwischen Decke und Wand alle Geräusche durchkämen und keine ruhige Arbeitsatmosphäre insbesondere für seine Assistentin, Fräulein Keuk, gegeben sei82. An bestimmten Orten fehlte ein Waschbecken oder die Klimatisierung. Die Klimatisierung war dabei eines der großen Themen der Bauzeit. Eine vollständige Klimaanlage für den Ostturm wurde als zu luxuriös strikt abgelehnt83. Nur ausnahmsweise wurde der Klimatisierung zugestimmt. Dafür entwickelte Himmel eine originelle Lösung. Da die Institutswände nach dem Wunsch der Fakultät flexibel bleiben sollten, wurden die Zuluftrohre der Klimaanlage durch die fest montierten Arbeitstische und -stühle gelegt. Da das Ziel der flexiblen Aufstellung der Bücher dazu geführt hatte, die Betondecke 38 statt 20 cm auszuführen, konnten die Rohre leicht hierdurch geführt werden, ohne die Trittschallisolierung zu gefährden. Die Klimatisierung erwies sich allerdings in den 1990er Jahren aus zwei 82 Schreiben von Werner Flume an den Kanzler vom 11. 3. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/ 302, fol.31. 83 Mail von Wolfgang Himmel an Pierre Friedrich vom 23. 10. 2014.

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Gründen als Problem. Zum einen gab es Gutachten, die eine Asbestbelastung feststellten. Allerdings wurde nie geklärt, ob diese tatsächlich aus den Baumaterialien herrührte, weswegen das Ministerium sich schwer tat, das Geld zur Reparatur anzuweisen84. Ebenso problematisch war die Belastung mit Schimmel, der durch die feuchte Luft gleichsam kultiviert und gleichmäßig in den Hörsälen und dem klimatisierten Ostturm verbreitet wurde. Der Westturm dagegen entwickelt sich im Sommer zum Glashaus, das für tropische Pflanzen ideal wäre, allerdings weniger der artgerechten Haltung von Wissenschaftlern dient. Die sperrigen Fenster sind kaum in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Die außen angebrachten Rolläden werden leicht Opfer böiger Winde. Dem stehen erhebliche Vorzüge gegenüber. In der Regel wurden geräumige, helle und wirklich ruhige Zimmer realisiert. Schon Lützeler rühmte deren herrliche Aussicht auf das Hauptgebäude der Universität oder das Siebengebirge85. Der Architekt wollte den Institutsdirektoren die Flexibilität gewähren, den Raum nach ihren unterschiedlichen Interessen stets neu aufteilen zu können. So gleicht heute kaum ein Institut dem anderen, obgleich sie mit dem gleichen Grundriss operieren. Zu diesem Zweck wurden keine festen Mauern eingezogen, sondern Pappwände, die auf Metallrahmen gezogen wurden. Konsequent wurde darauf verzichtet, auf diesen Lichtschalter zu montieren; diese gab es nur neben der Eingangstür86. Tatsächlich jedoch gab es kaum je das Geld, die Raumfolge wirklich neu zu gestalten und dementsprechend von den Böden bis zu den Möbeln alles neu zu gestalten. Die meisten Institute erzählen daher heute meist mehr über die ersten Direktoren bzw. Personalsituation als über die Gegenwart. Das größte Zimmer im Institut für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte, das Geschäftszimmer, wurde beispielsweise für die »Fürstin«, ein Fräulein von Fürstenberg, geschaffen, die hier seit dem Einzug für Jahrzehnte residierte. Einen echten Baumangel bilden die beiden Treppen zwischen den beiden Erdgeschossen aus Sicht der Adenauerallee und der Lenn8estraße. Konzipiert für den Massenverkehr erweisen sie sich als echte Nadelöhre, die völlig ausgetretenen Stufen sind schon fast gefährlich. Sind die Treppen die Hauptarterien des Flachkörpers, kann man im Semester hier regelmäßig eine Thrombose diagnostizieren. Geradezu unverständlich ist die Gestaltung der Ausfahrt der Tiefgarage. Schon unmittelbar nach deren Bau wurde diese viel zu eng gestaltete S-Kurve gerügt. Natürlich war dieser Betonguss nicht rückgängig zu machen. Man brauchte wohl einerseits den Raum zwischen den gegenläufigen Fahrbahnen, andererseits 84 Asbest im Juridicum. Uni plant Umzug, Rhein-Zeitung vom 18. 12. 1990. 85 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 220. 86 Schreiben des Dekans vom 3. 2. 1967, Universitätsarchiv, UV 215/550, fol.91.

Baumängel und Bauerhaltung

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Abb. 11: Blick aus dem Seminarraum des Instituts für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte, Westturm, 4. Stock, nach Süden. Mit dem ausgewaschenen und wieder am Fenster getrockneten Beton der Fassade am unteren Teil des Fensters wirkt es immer mehr als Bild, Aufnahme M.S.

konnte man nicht breiter bauen, weil sonst das Nachbargrundstück berührt worden wäre, das nicht erworben werden konnte und heute noch für die Politologie gemietet wird. Eine letzte Entscheidung über diese Gestaltung war von der Stadt vorgegeben worden, die letztlich für diese Fehlleistung verantwortlich ist. Eine Prüfung nach den ersten Beschwerden versuchte zu beschwichtigen: Probleme ergäben sich bei dieser Ausfahrt nur entweder für ungeübte Autofahrer oder bei zu großen Kraftfahrzeugen87. Der geübte Käfer-Fahrer sollte also problemlos durchkommen. Zu den ungeübten Fahrern, davon erzählen verschiedene Anekdoten, gehörten allerdings einige der Koryphäen der Fakultät. Die farbigen Graffiti an der S-Kurve links und rechts dürften sicherlich der Ausdruck von Schäden in einer mittlerweile mindestens 6-stelligen Höhe sein88. Ein kaum vermeidbares Problem stellt die unzureichende Absicherung der Flachdächer gegen Regen dar. Schon in den 1990ern zeigte sich anlässlich der 87 Hochbauamt vom 18. 5. 1967, Universitätsarchiv, UV 215/ 550, fol.53, mit dem Vorschlag, man könnte mit Hinweisschildern auf die Gefahr aufmerksam machen. 88 Für eine kommerzielle Nutzung müsste diese besondere Gefahrgeneigtheit wohl vorher behoben werden.

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Baubeschreibung

Abb. 12: S-Kurve in der Ausfahrt aus der Tiefgarage, Aufnahme M.S.

Asbestsanierung und der Entfernung der abgehängten Decken, dass die Dächer nicht regendicht waren89. Das Bild des Nobelpreisträgers, der in seinen Kellerräumen mit dem durchtropfenden Regenwasser konfrontiert war, half zunächst, die ärgsten Missstände zu beseitigen90. Doch inzwischen regnet es wieder selbst in der Tiefgarage, sowohl auf den Parkplatz des Dekans als auch auf den Platz eine Etage tiefer. Fraglich ist jedoch, ob man das als Baumangel betrachten kann. Flachdächer sind fehleranfällig und erfordern kontinuierlich Nachbesserungen; die sind dann keine Fehler, sondern geplante, laufend notwendige Instandhaltungsmaßnahmen. Das gleiche gilt für Fassaden. Während im Inneren in den letzten Jahren viel renoviert wurde, leidet insbesondere das Äußere an einer Verwahrlosung. Diese ist nicht allein optischer Natur, sondern bedroht den Bau selbst. Die alten Fenster weisen unten Streifen von aus der Fassade ausgewaschenem und an den Fenstern wieder erhärtetem Beton aus. Wie lange kann der Beton ausgewaschen werden, bis der innen liegende Stahl mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, sich ausdehnt und die Wand sprengt? 89 »Decken im Juridicum abgerissen. Dach hat undichte Stellen – Geld für eine Reparatur fehlt«, General-Anzeiger vom 27. 1. 1994. 90 Wasser tropft durch die Decke des Preisträgers, Rhein-Sieg-Anzeiger vom 19. 6. 1996.

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Abb. 13: Hörsaal G mit den blinden Fenstern im linken und mittleren Feld sowie der Neugestaltung im rechten Feld, Aufnahme M.S.

Erhebliche Veränderungen erfolgten im Zuge der Modernisierung des Feuerschutzes in den vergangenen Jahren. Abgesehen von der Manie, mit wenigen Metern Abstand Türen einzurichten, betraf dies auch Gestaltungen einzelner Baukörper, etwa des Verbindungsbaus zum Westturm. Ohne Rücksicht auf die bisherige Gestaltung erfolgte der Einbau von Fluchttüren insbesondere in den Hörsälen F und G. Hier wurde die besondere Gestaltung der Fenster missachtet. Diese greifen das Motiv des Juridicums auf, Quadrate und Rechtecke miteinander zu verbinden. Ähnliches findet man bei der ULB. An den Fensterbändern zur Straße und zum Hof findet man ein Band, das einen Obergaden von einem Feld abgrenzt, in dem ein Quadrat von vier Rechtecken flankiert wird. Die Hörsäle F und G nehmen dieses Motiv auf, stellen es aber auf den Kopf. Die aufwendigen Eisenkonstruktionen der Fenster sind sonst überall noch original; Fragen der Isolierung waren in der Mitte der 1960er Jahre nicht so wichtig wie heute. Dieses Gewerk wurde übrigens ausgeschrieben und für einen besonders billigen Preis vergeben, so dass man den Überschuss hier an anderer Stelle verrechnen konnte91. Immerhin ließ man hier die Paravant-artige, künstlerische Gestaltung der 91 Staatshochbauamt vom 12. 8. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.109.

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Baubeschreibung

Abb. 14: Hörsaal F, künstlerisch gestaltete Glaswand zur Treppe, Aufnahme M.S.

Wand dieser Hörsäle zur Treppe mit einem Mosaik aus Fenstern unterschiedlicher Größen und Holz intakt, während man sie beim Hörsaal »H« zumauerte und so ohne Not einen unbeliebten, tageslichtlosen, bunkerartigen Hörsaal schuf. Von der ursprünglichen Inneneinrichtung ging damit viel verloren. Sie galt als »modern, hell und ansprechend«92. Mit den natürlichen Farben des Beton und des Holzes kombinierte Himmel hellgrüne Türen. In den Instituten wählte er Korklinoleum für den Boden, in den Seminarräumen Teppichboden; für beides wählte er ein gedämpftes Grün. Doch nach einigen Jahren wirkte die Oberfläche des unbearbeiteten Beton bzw. Waschbeton eher verdreckt und dunkel93. Die Wände wurden daher mit willkürlich ausgewählten Farben neu gestaltet. Weiße Wände erhalten zwar die Nüchternheit des abstrakten Raumgefüges, sind für die Massennutzung jedoch nur bedingt geeignet: Schon einen Tag nach dem Malen sind die Wände wieder voller Flecken. Die bunten Farben sind dagegen mehr Ausdruck des sich wandelnden Geschmacks der nachfol92 Bonner Rundschau vom 28. 6. 1967. zu den neuen Farben s. Pierre Friedrich, Wenn Juristen Farbe bekennen, …, Bonner Rechtsjournal, Sonderausgabe 50 Jahre Juridicum, 01/2014, 9– 12. 93 Vgl. die Wand gegenüber dem Eingang zum Fakultätssitzungszimmer, an der sich teilweise noch der originale Waschbeton findet.

Baumängel und Bauerhaltung

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genden Zeit. Einen besonderen Missklang ergeben dabei die einseitig durchgedrückten blauen Spinde vor Hörsaal C vor einer mattroten Wand. Die qualitätsvollen Thonet-Möbel der ursprünglichen Institutsausstattung wurden meist in den letzten Jahren unachtsam durch Billigware ersetzt und entfernt.

IV.

Vasarely

1.

Kunst am Bau

»Kunst am Bau« war ein beliebtes Thema und eine Verpflichtung94. Es war aber ganz offen, wie man das übliche 1 % im Juridicum einsetzen sollte. Es gab die Idee, einen Ideenwettbewerb durchzuführen; sechs benannte Künstler sollten dazu eingeladen werden95. Doch die Entscheidungsträger hatten längst schon eigene Pläne. Lange Zeit gab es eine starke Fraktion, die sich für einen französischen Gobelin stark machte, der im Hörsaal D untergebracht werden sollte. Lützeler favorisierte diese Option so stark, dass der Gobelin nicht nur zunächst geliefert, sondern sogar gekauft wurde, bis man dann vor Ort entdeckte, dass dieser Teppich (320x200 cm) zu groß war. Mit seinen 10.500,–DM wäre er eine billige Lösung gewesen, die sogar noch Platz für weitere Ideen gelassen hätte. Die Fakultät plädierte für eine Skulptur ähnlich der Wolkenschale von Hans Arp vor der ULB und schlug dafür einige damals gerade preisgekrönte, heute allerdings kaum mehr bekannte Künstler vor96. Lützeler verfolgte diesen Gedanken nicht weiter und führte den Teppich nach eigenem Ermessen einer anderen Verwendung zu97. Dagegen musste er sich offen für eine Lösung zeigen, die von einem Dr. Engels, einem Angehörigen des Kultusministeriums, vorgeschlagen wurde98. Er argumentierte, dass an dieser prominenten Stelle ein international bekannter Künstler gewonnen werden sollte und schlug gleich den in Paris lebenden Un94 Dies geht zurück auf einen Erlass vom 22. Mai 1934 über die Beteiligung bildender Künstler und Handwerker an öffentlichen Bauten; Beate Mielsch, Die historischen Hintergründe der ›Kunst-am-Bau‹-Regelung, in: V. Plagemann (Hg.), Kunst im öffentlichen Raum. Anstöße der 80er Jahre, Köln 1989, 21–44. 95 Staatshochbauamt vom 20. 10. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.1. 96 Schreiben der Fakultät vom 16. 11. 1967, Universitätsarchiv, UV 215 303, fol.174f. 97 Friedrich Wurzler an den Kanzler vom 10. 6. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.38. 98 Schreiben des Kanzlers an Lützeler vom 20. 10. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.23.

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Vasarely

garn Victor Vasarely (1906–1997) vor, mit dem er offenbar bekannt war. Im Hinblick auf die üblichen und bekannten Werke erwartete dieser Dr. Engels ein buntes, hervorstechendes Kunstwerk99. Nachdem Lützeler sich beim Gobelin verspekuliert hatte, musste er auf diese Idee eingehen. Vasarely kam anlässlich eines Aufenthalts bei der Kölner Galerie Stünke 1965 sogar nach Bonn, um sich den Platz anzusehen, und formulierte anschließend seine Vorschläge. Die Galerie ließ der Universität eine Übersetzung zukommen100. Entgegen den Erwartungen plädierte Vasarely für eine farblich zurückhaltende Lösung101: »Obwohl ich in der vordersten Linie der heutigen Kunst stehen möchte, habe ich – soweit es möglich war – auf die Atmosphäre der Stadt Rücksicht genommen. Besonnenheit und Kühnheit sind ausgesöhnt, damit sowohl die Professoren wie auch die Jugend, die zur Universität gerufen ist, daran Gefallen finden können. Die sehr nackte Konstruktion der Bauwerke schließt die freie Fantasie aus. Um im Stil der ernsten und notwendigerweise monotonen Bauwerke zu bleiben, habe ich mich gezwungen einen Punkt zu schaffen, der sehr gespannt und innerlich belebt, zugleich, was die Konstruktion anbelangt, sehr zusammengerafft ist. Bei einer eventuellen Wahl, könnten Keramik, Email, reines, oder bemaltes oder bearbeitetes Metall als Material gewählt werden. Das Projekt ist das einfachste in Hinblick auf die Ausführung. Ganze und diagonal zerschnittene Quadrate genügen, um die Komposition wiederzugeben. Für die Projekte AA, B, BB, C ist eine Spezialanfertigung von Keramik-Platten unerlässlich. Meine Arbeiten in Venezuela und Belgien zeigen, dass das leicht möglich ist.«

Vasarely überraschte also mit einem Vorschlag, der sich letztlich auf Schwarz und Weiß beschränkte. Er hielt es allerdings nicht für ausgeschlossen, Metallfarben zu verwenden, etwa Aluminium, Silber, Gold, Kupfer oder dunkle, gebrannte Farben. Wichtig waren ihm nur die Gegensätze, daher schlug er als Alternativen auch die Gegenüberstellung von Marsrot und Altrosa, Erdschatten und Elfenbein, Flaschengrün und Blassblau vor. Damit bewegte er sich konsequent in der Tradition seiner Werke in der Universidad de Venezuela von 1954, und 1976 blieb er bei seiner Fondation Vasarely diesen Grundsatz treu, auch wenn er dort wegen der Fernwirkung größere Formen nutzte. Farbige Gestaltung wollte Vasarely lieber dem Inneren vorbehalten, falls man ihn dazu einladen sollte. Man kann an die Hofseite des Juridicum denken und an die nackte, ungestaltete Wand hinter der Wand des Hörsaals F dort. Doch Vasarelys Werk ist nicht nur Ausschmückung und Bekleidung des nackten Baukörpers. Der Vergleich zwischen dem Zustand des eben fertiggestellten Juridicums und die 99 Fakultät, Protokoll vom 8. 9. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.73. 100 Abschrift und Übersetzung der Galerie, Universitätsarchiv, UV 215 303, fol.77. 101 Abschrift und Übersetzung der Galerie, Universitätsarchiv, UV 215 303, fol.77.

Kunst am Bau

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Abb. 15: Mosaik von Vasarely, wohl um 1970, Schafgans Archiv / Hans Schafgans.

Fassadengestaltung mit dem Vasarely lässt deutlich werden, wieviel belebter die Straßenseite wirkt und dabei die Vorzüge der Architektur sogar noch eher herausstreicht, was Abb. 15 zeigt. Inhaltlich handelt es sich um eine Abwandlung von seinem Kunstwerk namens Riu-Kiu102. Vasarelys Brief weist nach, dass es dazu mehrere Versionen gab. Im weiteren Verlauf suchte sich die Fakultät darunter eine besonders zurückhaltende aus103 und folgte damit jedenfalls dem Vorschlag des Künstlers, in Schwarz und Weiß zu verbleiben. Auch die realisierte Version wird als eigenständiges Werk von Vasarely wahrgenommen104. Seine kleinteiligere Gestaltung lenkt den eiligen Autofahrer auf der Adenauerallee nicht ab, sondern ist vielmehr auf den Betrachter gerichtet, der sich von der Adenauerallee her dem Eingang nähert. Vasarely wollte gerade dem spannungsreichen Baukörper etwas Kleinteiligeres entgegensetzen, das Fantasie ermöglicht und dabei die Spannung der Bauteile aufgreift und belebt. Dabei wollte Vasarely nicht nur dekorieren, sondern mit optischen Täuschungen sowohl Tiefe als auch eine Bewegung der Teile suggerieren. Insoweit verfolgte er durchaus

102 Vgl. Werner Spies, Victor Vasarely, Köln 1969, Abb.78: Riu-Kiu: 1956, 130x195 cm. 103 Dekan Salzwedel an Kanzler vom 20. 12. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.113. 104 Spies, Victor Vasarely (Fn.102), Abb.178.

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Vasarely

eine der Plastik gleichwertige Vorstellung105. Gerade der starke Gegensatz zwischen Weiß und Schwarz ermöglichte dabei diese »Kinetik«106. In dieser »Tiefenkinetik« wird das Auge bzw. Gehirn des Betrachters zum Ort, an dem erst diese Bewegung wahrgenommen wird. Vasarely nahm bewusst diese Mitarbeit des Betrachters in Aussicht, der durch die Veränderung seiner Perspektive unterschiedliche Facetten des Objekts wahrnimmt. Auch er betonte dabei die »Harmonische Ordnung des Universums«, die seine Schöpfung ohne Verwässerung durch Symbole oder Fabeln wiederspiegeln sollte107. Es ging ihm um Rhythmus, um Verbindung zwischen ungleichen Objekten, um Ausgleich zwischen verschiedenen Bewegungen und Strömungen. Die Realisierung des Plans ließ zunächst etwas auf sich warten, Lützeler betrieb das Projekt nicht mit Hingabe. Erst nach dem Scheitern seiner ursprünglichen Idee machte er sich das Projekt zu eigen und konnte es mit seiner seltenen Verhandlungsgabe bei der Fakultät, Universität und den staatlichen Behörden durchsetzen. 1968 ging er noch von einem Marmormosaik aus, das gebaut werden würde108. Dennoch erteilte am 10. 4. 1968 der Regierungspräsident in Köln seine Zustimmung und es wurde eine Kölner Firma mit der Herstellung der Feueremailelemente beauftragt, aus denen dann das Mosaik zusammengesetzt wurde. Das fertige Werk misst 7 x 22 m und kostete 31.500 DM in der Ausführung109 ; 30.000 DM erhielt der Künstler für den Entwurf110. Lützeler beschrieb das Werk als sinnfällige Gestaltung der Wand im Hinblick auf das Gebäude und seine Funktion. Es nehme die Themen von Ordnung und Zuordnung, Richtung in der Breite und nach oben, die Verbindung und den Übergang auf und schaffe Spannung aus der Logik seiner Elemente. Dies war eben nicht nur ein Vorzug des Gebäudes und seiner Bauglieder, sondern auch eine Beschreibung, die einer Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät angemessen ist. Einer »Stätte der Wissenschaft, die das Leben logisch durchdringen und gesetzmäßig ordnen möchte«, seien solche logischen Konstruktionen angemessen. Ein wenig erinnert dieses Mosaik an die zum Teil kunstvollen Gestaltungen der Fenster, welche ihrerseits schon fast Maßwerkcharakter haben (s. Abb. 16). Ist der Ausgleich zwischen verschiedenen Formen, der Versuch Harmonie 105 Würdigend ebenfalls Petra Harenbrock, Das Universum in Schwarz und Weiß, Bonner Rundschau vom 18. 7. 1998. 106 Spieß, Victor Vasarely (Fn.102), 76ff. 107 Harmonische Ordnung des Universums, General-Anzeiger vom 20. 3. 1987. 108 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 218. Die Kosten wären aber mit 39.300 DM wesentlich höher gewesen, vgl. Regierungspräsident vom 10. 4. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.185. 109 Minister für Wohnungsbau an den Regierungspräsidenten vom 24. 9. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.189. 110 Vasarely-Entwurf ziert Juridicum, General-Anzeiger vom 12. 2. 1986.

Kunst am Bau

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Abb. 16: Mosaik von Vasarely mit Juridicum, Ensemble, Zustand wohl um 1970. (Universitätsarchiv Bonn / Schafgans Archiv / Hans Schafgans)

zwischen Verschiedenartigem zu schaffen, das Streben nach Ausgleich zwischen Hochstrebendem und Niederliegendem nicht eine passende Beschreibung für die Rechts- und Staatswissenschaften? Die Stadt entwickelte etwas Stolz auf »ihren« Vasarely, und das Mosaik wurde als eine der bedeutendsten Schöpfungen des Meisters bezeichnet111. Sollen, wie vom Land Nordrhein-Westfalen gefordert, im Idealfall Bau und Kunstwerk eine Einheit bilden, handelt es sich beim Juridicum und Vasarelys Werk um einen Idealfall112. Bei der Gestaltung der Homepage 2004 wählten Studenten ein Logo, dass dem Werk Vasarelys entnommen ist und sie an ein Paragraphenzeichen erinnerte113. Andere Studenten der jüngeren Zeit meinten beim Entwurf von fakultärem Briefpapier etc. damit das vom Universitätsgründer verliehene und vielschichtig lesbare Siegel der Fakultät ersetzen zu können bzw. zu dürfen114. 111 Ohne Titel, General-Anzeiger vom 11. 4. 1988. Als Beispiel gelungener Kunst am Bau bei: Kunst und Bau 1967–1979, (Schriftenreihe des Ministers für Landes- und Stadtentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2), Düsseldorf 1981, 177, Bild 210. 112 Kunst und Bau 1967–1979 (Fn. 111), IV. 113 Daran waren Tobias Bednarz und Dan Bastian Trapp beteiligt. 114 Rolf Knütel, Grußwort, 75-Jahr-Feier der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Reden am 31. Oktober 2003 in der Aula

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Vasarely

Man erkennt daran immerhin, dass dieses Werk akzeptiert wird und von den Studierenden als sinnstiftend angenommen wird. Der Vasarely war eben nicht nur noch eine Skulptur wie die Wolkenschale vor der Universitätsbibliothek. Es gibt kein ähnliches Werk in Bonn, vielleicht nicht einmal in Deutschland, sondern verbindet Bonn eher mit Universitäten in Belgien und Venezuela. Die beiden wichtigsten und gelungensten Gebäude der Universität der Nachkriegszeit zeichnen sich auch durch bedeutende Kunstwerke aus, welche die Stadt in erheblicher Weise bereichern und prägen.

2.

Erhaltungszustand

Der Zustand von Vasarelys Mosaik ist allerdings erschreckend schlecht. Nur auf den zweiten Blick erkennt man zwar erst, dass einige Elemente fehlen. Doch bei näherem Hinsehen zeigen sich Verfärbungen, Lockerungen und drohende Gefahren. Nach Auskunft von Gisbert Knopp fallen die Emailplatten ab, weil die rückwärtigen Montageverschraubungen durch Stau- und Kondensfeuchtigkeit seit Jahrzehnten ungeschützt der Korrosion ausgesetzt sind. In wenigen Jahren wird damit von diesem Kunstwerk kaum noch etwas vorhanden sein. Man müsste also heute die Elemente ablösen und wieder neu, diesmal aber korrosionsbeständig montieren; in einigen Jahren müsste man auch einzelne Mosaikelemente ersetzen und nachfertigen, wenn man das Kunstwerk an der Stelle bewahren möchte. Es kann eigentlich keine Frage sein, dass die Erhaltung dieses für Stadt und Universität gleichermaßen bedeutenden Kunstwerks geboten ist, solange Kultur noch mit einem gewissen Wert verbunden wird.

der Universität, Bonner Akademische Reden Bd. 88, Bonn 2004, 19, 20; Hans Hattenhauer, Sigillum Facultatis Juridicae. Siegel Juristischer Fakultäten im deutschen Sprachraum, Heidelberg 2005, 86.

V.

Qualität des Juridicums

1.

Funktionalität für Fakultät und Universität

a.

Es gibt keinen Bautyp eines ›Juridicum‹

Eingangs wurde auf die notwendige Funktionalität des Juridicums als Kriterium hingewiesen. Es soll immerhin Heimstätte für Lehre, Forschung und Verwaltung bieten. Doch selbstverständlich ist diese Aufgabe keineswegs, weder in historischer Perspektive noch im bundesrepublikanischen Vergleich. Schaut man auf die ersten Universitätsbauten der Frühen Neuzeit in Deutschland, etwa in Wittenberg, waren die Fakultäten wie die Universität insgesamt letztlich nur Schulen und verfügten über einige Hörsäle unterschiedlicher Größen, dazu über einen Festraum für die Disputationen. In den höheren Stockwerken gab es dazu Wohnräume für Professoren, ähnlich wie man es in den englischen Colleges noch heute findet. Im Vergleich wird deutlich, dass das Bonner Juridicum viel unmittelbarer den Aufgaben der Forschung und Lehre verpflichtet ist. Weder dient es zu Wohnzwecken, von der Hausmeisterwohnung in der Adenauerallee 24/26 abgesehen, noch stellt es – leider – Platz für repräsentative Veranstaltungen zur Verfügung. Hierfür muss man nach wie vor auf das Hauptgebäude oder das Poppelsdorfer Schloss zurückgreifen.

b.

Unzureichende Größe

Vom Moment der Bautätigkeit an und über die Realisierung des Bauwerks hinaus war klar, dass das Juridicum nicht die gesamte Fakultät aufnehmen

54

Qualität des Juridicums

konnte. Vor allem die Zunahme der Studierendenzahlen am Beginn der 1980er Jahre führte die eklatante Überbelegung vor Augen115. 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991

6063 6299 6575 6998 7165 7302 7402 7542 7541 7492 7580 6744

Im WS 88/89 lag der Höhepunkt bei 7747 Studierenden

Abb. 17 und 18: Seminarbetrieb im winterlichen Innenhof/ Besuch von Bundespräsident Carstens am 13. 1. 1982, General-Anzeiger vom 14. 1. 1982.

Anfang der 1980er wurde ein erneuter Anlauf für einen Vergrößerungsplan gestartet. Die Fachschaft hatte sich bei einem früheren Besuch des Bundespräsidenten Karl Carstens in der Universität für die inquisitorische Befragung nach seiner Verstrickung im Dritten Reich entschuldigt und dafür das Versprechen erhalten, die Fakultät zu besuchen. Am 13. 1. 1982 begrüßte Dekan Ulrich Huber den Bundespräsidenten im Hörsaal D, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Bundespräsident und Dekan nahmen auf der untersten Stufe Platz und ließen sich so ablichten. Im vereisten Innenhof hatte man Stühle und Tische aufgestellt und simulierte einen Seminarbetrieb116. Nach außen sollte die Botschaft ver115 Nach der Chronik der Universität Bonn für das jeweilige Akademische Jahr, i. d. R. Sommersemester. 116 Ein Treppenplatz für Karl Carstens, Rhein-Sieg-Anzeiger vom 14. 1. 1982; Sitzplätze im vereisten Innenhof: Bundespräsident Professor Carstens besucht das Juridicum, Bonner

Funktionalität für Fakultät und Universität

55

mittelt werden, dass das Juridicum aus allen Nähten platzte, was eindrucksvolle Bilder hervorbrachte (s. Abb. 17 und 18). Die Große Übung im Zivilrecht wurde etwa vierfach abgehalten. Nun wollte man doch einen dritten Turm auf einem Grundstück in Richtung Lenn8estraße realisieren. Doch wiederum sperrte sich Anfang 1982 der Bonner Bauausschuss117. Die Stadt versagte sich weiteren Lösungen, ohne den Platzbedarf der Fakultät zu verkennen, und lehnte es insbesondere ab, alte Häuser abzureißen oder alte Bäume zu fällen118. Man wollte den Bebauungsplan einhalten, schloss aber in widersprüchlicher Weise für die Zukunft mögliche Lockerungen nicht aus. Aber auch die Landesregierung versagte die Hilfe. So gab der Wissenschaftsminister zu, dass ein Ausbau erforderlich sei, konnte jedoch keine Mittel hierfür aufbringen119. Das Juridicum dokumentiert in seiner Entstehungsgeschichte damit zum einen, dass man von Anfang an wusste, dass das entstehende Gebäude im Hinblick auf seine Größe nicht den Anforderungen der Fakultät entsprach. Zum anderen zeigt sich darin auch die übertriebene Vorsicht des deutschen Planungsrechts.

c.

Bonner Spezifika

Die Bonner Fakultät weist einige Besonderheiten auf, die sie von den anderen Fakultäten unterscheidet. Zum einen ist die Struktur als Lehrstätte der Rechtsund Staatswissenschaft zwar weder im Zeitpunkt der Zusammenlegung noch heute eine Besonderheit, allenfalls gehört sie heute zu den ältesten Fakultäten dieses Zuschnitts. Hinzu kommt eine preußische Tradition vom Ende des 19. Jahrhunderts, als die Universitäten Preußens zunehmend mit eigenen Lehrund Forschungszentrum unterhalb der Ebene der Fakultäten ausgestattet wurden. Dahinter verbarg sich meist weniger Beachtung des Fachs, sondern der Ausdruck der Wertschätzung für bestimmte Forscherpersönlichkeiten. Diese erhielten nicht nur mehr Mittel für die Anschaffung von Literatur, sondern auch den dafür erforderlichen Platz. Diesen Ort, das Seminar, konnte man zugleich für die Lehrveranstaltung im kleinen Kreis nutzen, die für die Heranziehung des wissenschaftlichen Nachwuchses gedacht war. Die Studierenden fanden hier den Raum für die eigene wissenschaftliche Aufgabe sowie den Kontakt zum HochUniversitätsblätter 1992; Sichtlich beeindruckt, Bonner Universitätsnachrichten 15 Nr. 146 (1982). 117 Juridicum wird noch nicht erweitert, General-Anzeiger vom 12. 2. 1982. 118 Baurecht widerspricht sich selbst: ›Verstöße‹ sind schon eingeplant, Bonner Rundschau vom 11. 2. 1982. 119 Konfusion, General-Anzeiger vom 22. 1. 1981.

56

Qualität des Juridicums

schullehrer und anderen Kommilitonen, durch die eine wissenschaftliche Schule erst richtig begründet werden konnte. Steffen Wiederhold hat diese Zusammenhänge gerade erst für den Völkerrechtler Philipp Zorn deutlich gemacht. Nicht alle Universitäten verfügen über ein eigenes Juridicum. Die wenigsten Fakultäten sind in einem Gebäude untergebracht, das zu diesem Zweck gebaut wurde. Die Bonner Rechts- und Staatswissenschaft verfügt mit dem Juridicum nun über ein Gebäude, dass allen diesen Bonner Besonderheiten Ausdruck verleiht. – Zentraler Raum wird der Lehre in größeren und kleineren Hörsälen gegeben. Die Studierenden sollen sich hier finden und erhalten dazu noch AG-Räume, eine Cafeteria mit zahlreichen Sitz- und Arbeitsplätzen sowie Freiflächen innerhalb des Flachbaus sowie im Hof, ferner die Grünanlage. Obgleich dieser Raum für tausende von Studierenden bestimmt ist, gibt es sowohl in den Hörsälen als auch in den Seminaren Ruhe. – Von diesem Raum der Lehre grenzen sich die Forschungsstätten der Seminare und Institute deutlich ab. Gerade die Grundfläche der Türme zeigen, dass hier nicht Forscher gesammelt werden sollen, die in Legebatterien nebeneinander gestaltlos gestapelt werden. Vielmehr wurde Raum für kleinere Einrichtungen geschaffen, der nicht nur Arbeitsplätze für eine möglichst große Anzahl von Forschern bietet, sondern darüber hinaus auch über ein Geschäftszimmer, eine eigene spezialisierte Bibliothek sowie einen Seminarraum verfügt, in dem die Kommunikation mit Studierenden und mit den Mitarbeitern im Institut ermöglicht werden soll. Die Institute sind vielleicht nicht zentral wie die Hörsäle, aber markant bilden sie nach außen – ebenso wie die dortige Forschung – das Profil der Fakultät. – Der dritte Funktionsbereich der Fakultät verschwindet demgegenüber fast völlig. Der Selbstverwaltung wurde Raum im Untergeschoss des Westturmes, dem eigentlichen Erdgeschoss dieses Bauteils, zugewiesen. Mit dem Raum in der Südwestecke erhielt der Dekan als primus inter pares keinen hervorgehobenen, sondern nur einen vom Publikumsverkehr abgegrenzten Platz. Dekanszimmer, Vorzimmer und Geschäftszimmer der Fakultät findet eigentlich nur, wer danach sucht. Keiner der Räume ist architektonisch irgendwie repräsentativ angelegt. Sie beanspruchen auch nur so viel Platz wie ein Institut. Dies änderte sich erst im Laufe der letzten zehn Jahre, in denen der Fakultät eine Fülle neuer Verwaltungsaufgaben übertragen und den neuen Mitarbeitern verstreut Platz geschaffen wurde. Dekanszimmer und Sitzungsraum der Fakultät werden zudem auch anderweitig genutzt. Das Sitzungszimmer der Fakultät wurde von vornherein auch als Ersatzhörsaal gerechtfertigt. Weil man den Dekan meist eher in seinem Institut findet, ist das Dekanszimmer in der Regel frei für Kommissionssitzungen. Das Gebäude vermittelt daher gewissermaßen den Eindruck einer

Funktionalität für Fakultät und Universität

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Ordinarienfakultät, also der alten Fakultät, die vornehmlich von den Forschern – unabhängig von ihrer Gehaltsstufe – geprägt wird. Man könnte damit den Vorrang der Forschung betonen, aus der gute Lehre fließt, und auf diese Weise einen Gedanken hervorheben, dem sich die »Forschungsuniversität« seit ihrer Gründung verpflichtet fühlt. Das Gebäude ist damit nicht nur von seinen Baukörpern her einzigartig, sondern ein Ausdruck der spezifischen Gliederungen und Funktionen der Rechtsund Staatswissenschaftlichen Fakultät.

d.

Stil des Juridicums: »Form follows function«

Das Gebäude ist damit geradezu der perfekte Ausdruck seines Inhalts, wenn man seine unzureichende Größe außer Acht lässt. Unter Beachtung der Vorgaben des Wissenschaftsrats ermittelte man die erforderlichen Größen für die verschiedenen Einrichtungen. Wolfgang Himmel bestimmte die Zugehörigkeit der Einrichtungen zueinander120 und gelangte auf dieser Grundlage zu einer geradezu logischen Umsetzung in eine räumliche Form. Man könnte das als Selbstverständlichkeit ansehen, denn für Spielereien hat der öffentliche Bausektor grundsätzlich keine Ressourcen. Doch hinter diesem Ausdruck der Funktionalität steht auch ein Stilempfinden. Schon Lützeler definierte diese Funktionalität des Gebäudes als Ziel. Zentrale Aufgabe der Gestaltung sei es, eine Synthese von Zweck und Form, die Zuordnung mehrerer Bauten zueinander und zugleich die Ordnung von Stadt und Landschaft mit zu gestalten121. Man könnte also sagen, dass genau die Verkörperung der Institution mit einem spezifischen architektonischen Kleid die 1962 gestellte und 1967 realisierte Aufgabe war. Dahinter steht jedoch eine Tradition, der sich schon Lützeler bewusst bedienen wollte und auf die er explizit Bezug nahm, indem er auf die Tradition von Bauhaus, Mies van der Rohe und Le Corbusier verwies. Ausgangspunkt bildet jedoch die berühmte Formulierung von Louis Sullivan aus dem Jahr 1896: »Form follows function«. So kann man mit der Unterscheidung von Lehre und Forschung im Juridicum eine klare Umsetzung dieser Forderung sehen. Weithin erkennt der Betrachter die Widmung der verschie-

120 Schreiben der Bauleitung vom 25. 7. 1960, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.130. 121 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 211.

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Qualität des Juridicums

denen Baukörper. Sullivan rechtfertigte seine Forderung zunächst mit einer Analogie zur Natur122 : »All things in nature have a shape, that is to say, a form, an outward semblance, that tells us what they are, that distinguishes them from ourselves and from each other. unfailingly in nature these shapes express the inner life, the native quality, of the animal, tree, bird, fish, that they present to us; they are so characteristic, so recognizable, that we say, simply, it is »natural« it should be so. […] It is the pervading law of all things organic and inorganic, of all things physical and metaphysical, of all things human and all things superhuman, of all true manifestations of the head, of the heart, of the soul, that the life is recognizable in its expression, that form ever follows function. This is the law.»

Die Individualität der Sache sollte durch dieses Prinzip herausgestellt werden. Hiervon war er so überzeugt, dass er sein Prinzip zum Gesetz der Architektur erhob. Lässt man sich auf diese Gedanken ein und kann man sie so einfach auf das Juridicum übertragen, wird man schon zweifeln können, ob man das Gebäude dem »abstrakten Bauen« zurechnen darf. Doch natürlich steht die strenge Form in der Tradition der Moderne. Damit werden gemeinhin aber ganz unterschiedliche Konzepte verbunden123 : – Für den Schweizer Le Corbusier (Charles-Pdouard Jeanneret-Gris, 1887– 1965) sollte die Geometrie des Baukörpers dem Verständnis der Welt dienen. Der Mensch ordne seine Welt, so dass gerade die Ordnungsleistung als Schöpfung seines Geistes gewürdigt werden müsse. Die harmonische Proportionierung, so lehrte er, könne diesen Sinn vermitteln, und in diesem Sinn bilden. Den Bildungsauftrag der Architektur übertrug er dabei auch auf ethische Fragen, die in einem Bauwerk zum Ausdruck kommen sollten124. – Der Aachener Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) lehrte: »Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig.«125 Bauten seien Ausdruck ihrer Zeit und unpersönlich, das Individuum werde durch die Benutzung des Bauwerks dem Kollektiv untergeordnet. Indem er die Architektur von dem »künstlerischen Spekulantentum befreien« und einen künstlerischen Minimalismus pflegen wollte, wollte er die Vernunft und den Sinn für das Reale vermitteln.

122 Louis H. Sullivan, The Tall Office Building Artistically Considered, Lippincott’s Magazine 1896, 403–409, 407f. 123 Zum folgenden besonders Jörn Köppler, Sinn und Krise moderner Architektur. Zeitgenössisches Bauen zwischen Schönheitserfahrung und Rationalitätsglauben, Berlin 2010, 182. 124 Winfried Nerdinger, Geschichte. Macht. Architektur, W. Oechslin (Hg.), München etc. 2012, 199f. 125 Köppler, Sinn und Krise moderner Architektur (Fn.123), 197.

Funktionalität für Fakultät und Universität

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– Walter Gropius (1883–1969) sah die abstrakte Form des Gebäudes als Mittel, damit der Mensch der Sache Sinn gebe. Er müsse die rohe Form kunstvoll rhetorisieren, um eine Sinndimension zu erreichen126. Wenn der Architekt die Gesetze von Wissenschaft und Geometrie beachte und die Konstruktion von aller Symbolform entkleide, entstehe die nackte Form der physischen Ordnung, in der das Subjekt die ihm eigenen Ideen verwirklicht sehen könne. Ein besonderes Augenmerk widmete Gropius dabei der Materialfrage. In der Kombination von Glas, Beton und Stahl sah er eine Harmonie, denn der Sand im Beton entspreche chemisch dem Glas, der Stahlrahmen der Fenster wiederhole sich im Stahlkorsett des Betons. Auch wenn hier dem abstrakten Bauen gemeinsam ein Erziehungsauftrag zugeschrieben wurde, unterscheiden diese sich doch deutlich. So forderte Le Corbusier den Nutzer auf zu lernen, wie die Welt zu ordnen sei. Mies verlangte die Unterordnung des Individuums unter den allgemeinen Verstand, während Gropius wieder den Einzelnen zur Phantasie aufrief. Mit Le Corbusier kann man am Juridicum die harmonische Proportionierung der Baukörper hervorheben. Die Sinnhaftigkeit seiner Form steht in der Nachfolge dieses Ansatzes. Für die Nähe zu Mies van der Rohe spricht die Entindividualisierung, die Konzentration auf die Funktion des Kollektivs, der Sinn für die reale Aufgabe der Fakultät und der Verzicht auf hohle Gesten. In der Nachfolge von Walter Gropius erscheint das Juridicum von aller Symbolform befreit, als nackte Form der Funktion der in ihm residierenden Fakultät. Auch das ostentative Bekenntnis zu Beton, Stahl und Glas, den sichtbaren Materialien des Gebäudes, scheint diesem Stil zu entsprechen. Es bleibt jedoch müßig zu fragen, welchem dieser Ansätze genau das Juridicum entspricht. Keiner der genannten Architekten war direkt oder indirekt beim Juridicum beteiligt. Vielmehr steht das Juridicum deutlich in der Tradition dieser Ansätze aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, die nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere in der jungen Bundesrepublik wieder aufgenommen wurde. Mies und Gropius waren inzwischen nicht nur international anerkannte Architekten, vielmehr war nach der Ablehnung des Bauhauses durch den Nationalsozialismus mit der Rückkehr zu diesem Stil auch eine politische Aussage verbunden. Die architektonische Moderne stand für Internationalität127, die Ablehnung einer nostalgischen Verklärung der deutschen Geschichte, vor allem die Ablehnung des Nationalsozialismus128. 126 Köppler, Sinn und Krise moderner Architektur (Fn.123), 202. 127 Vgl. Kenneth Frampton, Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte, Stuttgart 1987, 238. 128 Claudia Heitmann, Etablierung des Mythos Bauhaus. Die Rezeption in den 60er Jahren –

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Qualität des Juridicums

Doch der »Mythos Bauhaus« leistete mehr. Glas und Beton konnten nun ganz anders gedeutet werden, nämlich als Verzicht auf Marmor bzw. als Materialechtheit und Transparenz. Das ließ sich als Ausdruck eines demokratischen Baustils deuten. Der Verzicht auf Dekoration durfte dabei nicht wie bei den Bauten des Dritten Reichs grobianisch einschüchternd wirken, sondern sollte die Nüchternheit und Schlichtheit, den Verzicht auf rhetorische Floskeln und Verschwendung von Steuergeldern verdeutlichen. Es gibt verschiedene Stile der klassischen Moderne. Fraglich ist nur, welche Position das Juridicum bezog. Im Hinblick auf die Materialechtheit und -qualität sprechen die Akten für eine große Sensibilität. Der Beton wurde sehr sorgfältig ausgewählt. Dabei spielten nicht nur seine Eigenschaften der Wärmedämmung eine Rolle, sondern auch die Behandlung der Oberfläche und die Farbe129, die sich in den verschiedenen Baugliedern leicht unterscheidet. Bei den Fenstern wurde eine Ausschreibung vorgenommen, um den Preis zu drücken und den Vorschlag einer ordentlichen Gestaltung zu erhalten. Das Juridicum zieht sich von der Adenauerallee zurück und verzichtet beim Haupteingang auf jede Akzentuierung. Jeder Herrschaftsgestus wird vermieden. Es ist einladend, ohne sich aufzudrängen; seine Bauglieder sind eigenartig, ohne imponierend oder emblematisch zu wirken. Deutlich wichtiger als Belehrung scheinen Zurückhaltung, Maßhalten und Transparenz zu sein. Der technische Fortschritt wird versteckt, wichtiger sind Ruhe vor dem Lärm von außen, die Konzentration am Arbeitsplatz und die Entzerrung der Arbeitsbereiche, die sich widersprechen könnten. Die markanten Schöpfungen von Sir Norman Foster in Cambridge, die Squire Law Library, oder von Santiago Calatrava in Zürich, die Bibliothek des rechtswissenschaftlichen Instituts, prägen sich auf den ersten Blick ein. Aber sie fangen jeden Lärm ein, der in sämtliche Bereichen zu hören ist, und erweisen sich so als deutliches Gegenstück, als Ausdruck des Vorrangs der Form vor der Funktion.

Zwischen Erinnerung und Aktualität, in: Chr. Biundo u. a. (Hg.), bauhaus-ideen 1919–1994. bibliogafie und beiträge zur rezeption des bauhausgedankens, Berlin 1994, 51–65, 52. 129 Schreiben des Hochbauamts vom 20. 8. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.81.

Städtebauliche Aspekte

2.

61

Städtebauliche Aspekte

Abb. 19: Blick auf Bonn vom Hauptgebäude bis zum ehemaligen Postministerium (Kartendaten Stadt Bonn)130

Das Baugelände an der Adenauerallee (Koblenzerstraße) besetzte eine städtebaulich prominente Position. Nach dem Neubau der Universitäts- und Landesbibliothek kurz hinter dem Hofgarten näherte sich die Universität dem Regierungssitz der Bundesregierung noch weiter, dessen Auswärtiges Amt und Postministerium sich schon in nächster Nähe befanden. Dabei fragt sich, wie sich die Universität der neuen Bundesrepublik gegenüber verhalten würde. Platz und Baustil sind in diesem Zusammenhang aufschlussreich. Nach 1919 immerhin hatte die Universität den Übergang zur parlamentarischen Demokratie lange Zeit ignoriert; 1922 erst erfolgte der Befehl, die Bilder, Büsten und sonstigen Andenken an die Hohenzollern zu entfernen131. Die ersten Pläne, die sogar die Übernahme des Postministeriums erwogen, zeigen immerhin, dass man bewusst auf den Regierungssitz zugehen wollte. Man kann über die Gründe für den Auszug der Ökonomen und Juristen aus dem Hauptgebäude zwar nur spekulieren. Sicher kann man jedoch sagen, dass mit der Position der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät zwischen Außen- und Postministerium einerseits sowie Universitätsbibliothek und Hauptgebäude andererseits deutlich eine thematische Verbindung geschaffen wurde. Diese inhaltliche Beziehung besteht noch heute: Was brauchen Bundesrechnungshof und Bundesamt für Justiz von der Universität, wenn nicht junge Juristen und Ökonomen? Gerade die Verlegung der Rechts- und Staats130 Kartendaten/Luftbild: Stadt Bonn, Amt 62 (Hrsg.), Luftbild aus dem Jahr 2013. 131 Archiv der Fakultät, RSt-Fak-189, Verfügung vom 15. 7. 1922, dass jetzt beschleunigt »die Hoheitszeichen des früheren Regime, sowie die Bilder und Büsten des früheren Monarchen nunmehr mit grösstmöglicher Beschleunigung aus den Amtsräumen und von den Gebäuden der preussischen Behörden entfernt werden«.

62

Qualität des Juridicums

wissenschaftlichen Fakultät in Richtung Regierungsviertel ist daher als Zeichen der Universität zu interpretieren, in der es diese die neue Regierung wahrnahm und Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisierte. Mit der Übernahme der Bauhaus-Tradition im Juridicum passte sich die Universität zum anderen nicht zufällig dem Zug der Zeit an. Ein Blick auf verschiedene andere Gebäude der Zeit gerade auch in Bonn zeigt bedeutende Ähnlichkeiten132. Wenn es einen Stil der Bonner Republik gab, dann lag er in dieser erneuerten Tradition des Bauhauses, im Verzicht auf Dekor, der Materialehrlichkeit und der Suche nach Transparenz und Funktionalität. So lassen sich etwa auch die unpraktischen Flachdächer erklären. Der Verzicht auf das traditionelle Walmdach sprach sich für die Internationalität, gegen die vom Nationalsozialismus beanspruchte deutsche Tradition aus, so sehr sich Regen auch besser mit schrägen Dachflächen auffangen lässt. Insoweit dies auch durchgehend dem Stil der Bundesregierung seit 1949 entsprach, übernahm die Universität bewusst auch die Formensprache der neuen Regierung. Lützelers Darstellung der Bautätigkeit durch die Bonner Universität in der Nachkriegszeit besticht durch bemerkenswerte Kritik. Zwar zeichne sich die Architektur des 20. Jahrhunderts durch bedeutende gerade auch deutsche Leistungen aus. Doch sei es den Universitäten nicht wirklich gelungen, daran zu partizipieren. Dies gelte mit wenigen Ausnahmen allerdings auch von den Universitäten weltweit133. In Bonn seien die meisten Gebäude durchschnittlich oder sogar schlecht gelungen. Dieser Ausfall lasse sich nicht nur mit dem allgemeinen Ziel eines bloßen Zweckbaus erklären134, sondern auch mit einer gewissen stilistischen Unsicherheit. So habe die Bonner Universität überwiegend drei Stile nach dem Zweiten Weltkrieg genutzt, den der Idylle eines Villenvororts, einen verspäteten Klassizismus sowie die Architektur der Gegenwart135. Insgesamt seien von den Nachkriegsbauten, nach Lützelers Auffassung, nur drei Bauten gelungen, nach der ULB von 1960, dem Institut für Leibesübungen von 1964 nur noch das Juridicum. Die Auswahl des modernen Stils für das Juridicum war also ebenfalls kein Zufall. Mit dem Juridicum übernahm die Bonner Universität also den Stil und die Überzeugungen der jungen Republik. Sie öffnete sich dem neuen Staat nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich. Der Bau und die Funktion waren nicht auf die Anwesenheit von Ministern, Kanzlern und Präsidenten angelegt, sie werden viel häufiger im Festsaal der Universität gewesen sein. Die Verbindung zwischen den Ministerien und den Professoren in dieser Zeit darf aber nicht unterschätzt 132 Ingeborg Flagge, Architektur in Bonn nach 1945, Bonn 1984. 133 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 210f, zu den Ausnahmen zählte er die Universitäten von Mexiko, Fribourg, Ibadan und das Hörsaalgebäude in Aachen. 134 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 217. 135 Lützeler, Die Bonner Universität (Fn. 3), 218.

Die »Philosophie« des Juridicum

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werden. Die Fakultät lieferte eben nur das Material für die Regierungstätigkeit, den Nachwuchs für die Behörden ebenso wie die wissenschaftliche Kompetenz zur Lösung der politischen Probleme. Die Bonner Universität war durch ihre Unterbringung im kurfürstlichen Schloss so zentral und repräsentativ in der Stadt untergebracht wie keine andere Institution. Mit ULB und Juridicum erweiterte sie sich mit zentralen Einrichtungen der Adenauerallee und damit den Ministerien. Die städtebaulich markanten Gebäude waren nicht nur ein Bekenntnis zur Moderne, sondern auch zur neuen Demokratie. Ein kleiner Umstand aus der Bebauungszeit verdeutlicht dies. Universität und Bundesregierung hatten im Vorfeld der Erbauung abgesprochen, dass die Bautätigkeit eine Woche vor einem Staatsbesuch ruhen sollte. Die ungeheuren Mengen an Erdreich, die ab 1963 von einer nicht enden wollenden Kolonne von Lastkraftwagen abgeholt wurden, verschmutzten die Straße. Diese sollte erst wieder sauber werden, bevor die Wagenkolonne mit den »weißen Mäusen« den Weg zum Sitz von Bundeskanzler oder Bundespräsident zurücklegte136. Universitätsbibliothek und Juridicum waren damit Teil der Bonner Repräsentation auf der Strecke zwischen Koblenzer Tor und Regierungsviertel, die der Konvoi mit den Staatsgästen jedes Mal abfuhr.

3.

Die »Philosophie« des Juridicum

Der Überblick über die Philosophie der architektonischen Moderne hat gezeigt, wie sehr sie von der edukativen Funktion von Bauwerken überzeugt waren. Daher ist nun zu bestimmen, welche Prägung das Juridicum und seine Schöpfer den Dozenten und Studierenden von Rechts- und Staatswissenschaften vermitteln wollten. Man kann hier vier Aussagen identifizieren, die teilweise schon angesprochen wurden: 1) Bereits gewürdigt wurde der Verzicht auf hoheitliche Gesten. Der Eingangshof ist weder Ehrenhof noch Liegewiese, sondern schafft Abstand zur Straße, vermittelt mit seinem Grün einen freundlichen, einladenden Eindruck. Das Juridicum schaut damit nicht auf die Straße oder auf die Ministerien, sondern zieht sich zurück. Scheinbar wird der städtebaulich prominente Platz nicht gewürdigt, sondern heruntergespielt oder als Belastung empfunden. 2) Das Spiel zwischen Mauerflächen, Mauern mit Öffnungen und vor allem die großen Fensterbänder zur Adenauerallee und zum Hof schaffen dem Gebäude innen nicht nur Licht, sondern auch nach außen Offenheit und Transparenz. Wer am Gebäude vorbei kommt, kann eintreten oder von außen sehen, wie 136 Niederschrift Staatshochbauamt für die Universität Bonn, vom 04. 09.1963, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.64ff.

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Qualität des Juridicums

Studierende vom Seminar zum Jurishop ziehen. Die Kollegen erkennen abends an den erleuchteten Fenstern der Türme, wer noch in seinem Dienstzimmer arbeitet. Dieser Teil der Universität hat sich nicht wie die alten Gebäude der Universität Warschau in einen Immunitätsbereich zurückgezogen, sondern ist eine öffentliche Einrichtung. Die Universität öffnet sich damit der jungen Demokratie, und vermittelt diese Haltung gegenüber ihren heranwachsenden Juristen und Volkswirten. 3) Die Zurückgezogenheit des Flachbaus und das Bestreben um Ruhe für Lehre und Forschung zeigen, dass man nicht jederzeit und unverzüglich Aussagen abgeben kann. Volkswirtschaftliche und juristische Erkenntnisse sind vielmehr das Ergebnis eines langen, intensiven Studiums. Auch die Dozenten brauchen erst einmal Ruhe, um über die Fragen nachzudenken, bevor Antworten gegeben werden können. Dieser Prozess der Ausbildung fördert gewiss eine Elite, weil nicht jeder für diese Aufgaben geschaffen ist. Aber diese Ausbildung ist notwendig und ihren Erfordernissen wird Raum gegeben. So gibt es keine Kritik an den Elfenbeintürmen, sondern eine geschickte Planung, die den Massenverkehr aus den Instituten fernhält. Wissenschaftsfreiheit bedeutet hier für Studierende und Forscher gleichermaßen die Möglichkeit, sich aus dem Alltag zurückzuziehen und die notwendigen Antworten erst zu erarbeiten. 4) Die Beachtung der Proportionalität wurde bereits mehrfach angesprochen. Man sieht dies in dem Verhältnis der Baukörper, aber auch im »Maßwerk« der Fenster, der kunstvollen Gestaltung der halbtransparenten Wände der Hörsäle F und G zum Treppenhaus sowie schließlich und vor allem im Mosaik von Vasarely. Die Bestimmung des rechten Maßes, der Ausgleich zwischen verschiedenen Prinzipien, und schließlich das Anstreben einer allgemeinen Harmonie sind Aufgaben, die Volkswirten und Juristen wesensgemäß sind. Das Juridicum lädt sie ein, diese Ideale zu verinnerlichen. Der Volksmund gibt gern spöttische oder kritische Bezeichnungen, die sich mitunter sogar einprägen können. Die Presse von 1967 sprach vom Rechtssilo des Juridicums137 oder vom »Juristenbabel«138. Aber weder gewinnt der Betrachter wirklich den Eindruck eines Silos, dafür sind zu viele Öffnungen nach außen vorhanden, noch türmt sich das Gebäude allzu hoch. Stattdessen hat sich Lützelers Bezeichnung »Juridicum« durchgesetzt. Das ist nicht selbstverständlich. Die Universität spricht selten vom »Historikum« des alten Oberbergamts und erst seit 2012 vom »Theologicum« für das Gebäude »An der Schloßkir137 »Rechtssilo« überbrückt die Enge, Bonner Rundschau vom 28. 6. 1967: Warten auf den dritten Turm. 138 Juristenbabel: Ein Platz für drei Seminarbenutzer, General-Anzeiger vom 4. 4. 1965.

Das Juridicum als Gegenstand der Rechtsgeschichte

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che 1«. Auch im Hinblick auf andere Universitäten ist ein solcher Name »Juridicum« durchaus nicht verbreitet. In seiner Prägnanz macht er sogar vergessen, dass auch Ökonomen dieses Gebäude nutzen und wie viele der juristischen Kollegen überhaupt nicht in diesem Gebäude untergebracht sind. Viele fühlten oder fühlen sich in anderen Bauten vielleicht sogar besser untergebracht. Dennoch lädt das Gebäude zur Identifikation mit der Fakultät ein. Vielleicht ist genau dieser unprätentiöse, auf die Funktion verweisende Name der Beweis dafür, dass die genannten Qualitäten des Baus unterschwellig wahrgenommen werden und dieser – trotz seines gegenwärtigen deplorablen äußeren Erscheinungsbildes – dennoch zur Identifikation geeignet ist. 5) Ein ständiger Streitpunkt mit dem Ministerium war die Berechnung der Freiflächen: Wieviel Platz brauchte ein Juridicum außerhalb von Hörsälen und Seminar? Es bietet genügend Platz, um nach der Promotionsfeier den Empfang der Fakultät im Foyer organisieren zu können. Auch um die Hörsäle C, E und K sowie in der Cafeteria, im Innenhof sowie vor dem Eingang gibt es ausreichend Platz für Begegnung. Zu bedenken ist, dass das Juridicum zwischen 3000 und 8000 Studierende aufnehmen muss, die zwischen den Vorlesungen umherschwirren und diesen Platz füllen. Was wie die Treppen nur 1 oder 2 m breit ist, wird schnell viel zu eng. Es geht hier aber nicht nur um Notwendigkeiten, sondern auch um die Bereitstellung von Raum für Gespräche nach den Vorlesungen, für Begegnungen und Kommunikation zwischen Studierenden und Fakultätsmitgliedern. Wer gern an das Studium zurückdenkt, erinnert sich auch an diese Gespräche mit den Kommilitonen. Dafür gewährt das Juridicum großzügig Raum.

4.

Das Juridicum als Gegenstand der Rechtsgeschichte

Ist das Juridicum eine Quelle der Rechtsgeschichte, kann gerade ein Rechtshistoriker daraus etwas für die Geschichte unseres Faches und seiner Ausbildung daraus Aussagen gewinnen? Werke der Kunstgeschichte als Quelle der Rechtsgeschichte heranzuziehen, ist seit einigen Jahren eines meiner Anliegen. Nicht alle Künstler waren so gebildet, auch auf dieser Ebene Aussagen tätigen zu können; Künstler haben nicht notwendigerweise Einblicke in den Staat und seine Rechts- und Gesellschaftsordnung. Dennoch gab und gibt es immer wieder Künstler, die sich solchen Themen verschrieben haben, etwa wenn sie so hochgebildet waren wie Rubens. Der Kunsthistoriker Pierre Friedrich hat in seiner juristischen Dissertation die Wandmalereien im Schwurgerichtssaal des Oberlandesgerichts Düsseldorf gerade auch als Kritik der bestehenden Ordnung, als tendenziöse Aussage der Rechtsgeschichte und als Vorzeichen eines erstarkenden Germanenkults mit politischen Ambitionen gedeutet.

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Qualität des Juridicums

Architektur als rechtshistorische Quelle ist keine Neuentdeckung. Schon lange haben sich Juristen und Rechtshistoriker für historische Gerichtsgebäude interessiert. Zuletzt legte die Londoner Zivilrechtlerin und Prozessualistin, Linda Mulcahy, eine Untersuchung vor, inwieweit Gerichtsgebäude den Gang des Prozesses steuern. Sie bediente sich damit einer ideengeschichtlichen Methode139. Wie die Kunsthistoriker geht sie dabei davon aus, dass Gebäude ihre Nutzer unterschwellig und nonverbal beeinflussen140 : »Public buildings can both inspire and degrade those within them, they can calm or oppress.«

Doch es geht um mehr als um Gemütsschwankungen. Gebäude könnten die Bewohner auf Tradition oder auf Innovation einschwören: »Legal architecture can associate law with tradition and conservatism or can equally well symbolize a commitment to change and innovation.«

Der klassizistische Tempel des US-amerikanischen Supreme Court schwört die Besucher auf die republikanische Tradition Roms ein, gebietet in dieser Hinsicht Ehrfurcht vor der Tradition des Staates und seines Gerichts. Man kann diesen Ansatz sicherlich auch auf Fakultätsgebäude erweitern, in denen auch Juristen unterwiesen werden sollen. Welche Anschauungen vermittelt das Juridicum seinen Dozenten bzw. insbesondere Studierenden? Vieles wurde schon angesprochen. – Das Juridicum passte sich dem Stil der jungen Bundesrepublik an. Nicht zuletzt auch der Verfassungsrichter Ernst Friesenhahn vertrat in der Fakultät mit großem Nachdruck und Ernst die Bedeutung der Demokratie. – Der deutsche Staat wird als Rechtsstaat begriffen, für dessen Instandhaltung junge Juristen ausgebildet werden müssen, ebenso wie für seine Wirtschaft junge Volkswirte. Bildung ist notwendig und muss unterstützt werden, selbst wenn dies teuer ist. Ruhe und großzügige Freiflächen sind Voraussetzung für das Studium. – Es geht dabei nicht um Herrschaft und Macht, sondern um Verantwortung. Die Transparenz nach außen zeigt, dass nichts in Abgeschiedenheit von der Öffentlichkeit geschehen soll, keine abgehobene Elite herangezogen werden soll. Der Verzicht auf Protz und Pose plädiert für eine schnörkellose, auf die Sachprobleme konzentrierte Arbeitsweise des Staates und seiner Bediensteten. Umgekehrt könnte man solch funktionsfreie, platzverschwenderische Bauten der herrschaftlichen Pose wie das neue Kanzleramt in Berlin von Axel 139 Linda Mulcahy, Legal Architecture. Justice, due process and the place of law, Abingdon/ New York 2011, 6. 140 Mulcahy, Legal Architecture (Fn.139), 1.

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Schultes als Ausdruck eines neuen Staatsverständnisses deuten, das mit der Tradition der Bundesrepublik einfach nichts gemein hat. Nur die Materialien Beton und Glas stellen die Verbindung her. Das zackenförmig zerklüftete neue Universitätsgebäude von Lüneburg von Daniel Liebeskind mag originell und unverwechselbar in seiner Form und auf Wiedererkennung angelegt sein. Fraglich ist, ob die damit verbundene Kostensteigerung, der verschenkte Raum dieser unpraktischen Gestalt überhaupt zu rechtfertigen sind Das Juridicum als Bauwerk zielt natürlich nicht auf bestimmte Gesetzesinhalte. Es lehrte und lehrt Juristen und Ökonomen jedoch eine Ethik der Sparsamkeit und Verantwortung, Respekt vor Ausbildung, der Technizität des Staates und Reflektion vor der Aktion. Man kann das auch in Bezug zum pseudobarocken Hauptgebäude setzen, in dem kaum noch ein Detail historisch korrekt ist. Die Idee der Veränderung der Traufhöhe ist nur ein Beispiel für den willkürlichen, geschichtswidrigen und dabei barockisierenden Stil von Lützeler. Das Festhalten an der Idee eines Baus, der 1771 ein Raub der Flammen wurde und danach viel einfacher und klassizistischer ausgeführt wurde, sowohl im barocken Neubau der Weimarer Zeit als vor allem der Nachkriegszeit, ist absurd. Dies schuf ein Bauwerk, das immer noch weitgehend wenig funktional ist, doch letztlich immer mehr zu einem Gebäude des 20. Jahrhunderts mutierte. Allerdings wirkt es gerade in seiner Hofgartenfassade des 20. Jahrhundert mit seinem ebenso ahistorischen wie anheimelnden gelben Farbkleid so einprägsam, dass es wie kaum ein anderer Blick heute für die Stadt und Universität steht und wirbt. Erfährt man jedoch diese Geschichte des Gebäudes und vergleicht man sie mit der Idee der Universität, muss man sich fragen, welcher Aspekt daran wirklich für die Bonner Universität werben soll.

VI.

Schluss

Abb. 20: Blick aus der Luft auf das Juridicum (Kartendaten Stadt Bonn)141.

Mit dem Juridicum wurde ein Gebäude geschaffen, das unverwechselbar der Bonner Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät Gestalt verleiht. Schaute man aus großer Höhe auf das Gebäude und sähe diesen duopolen Flachbau mit Hörsälen in der Mitte, kleineren Einheiten am Rand, müsste man auf eine Lehreinrichtung mit zwei Fächern schließen, die neben der Lehre noch der Forschung dient und dabei in verschiedene Institute gegliedert ist. Trotz der unzureichenden Größe ist das Gebäude der Fakultät mit einer bestechenden Logik derart auf den Leib geschneidert, dass es unvorstellbar ist, es irgendwelchen anderen Einrichtungen zu überlassen. Nicht alle fanden und finden das Gebäude schön. Es wollte sich nie wie die Hofgartenfassade des Hauptgebäudes einschmeicheln. Man muss die Ausgewogenheit der Proportionen, das Vermeiden jeder Massivität und Imponiergehabes, die Suche nach Ausgeglichenheit und Harmonie in den Details erkennen, um den Bau schätzen zu lernen. Erst mit der Erkenntnis der Folgerichtigkeit des Gebäudes, die aus den Plänen des Wissenschaftsrats einerseits sowie den An141 Kartendaten/Luftbild: Stadt Bonn, Amt 62 (Hrsg.), Luftbild aus dem Jahr 2013.

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Schluss

gaben der verschiedenen Funktionen und Zusammenhänge der Fakultät andererseits das eine Gebäude folgen ließ, wird die große Schöpferkraft der Planung deutlich. Nur aus der Nähe erkennt man die durchdachte Gestaltung, die trotz der unzureichenden Größe in den Freiflächen gegebene Großzügigkeit und die Transparenz, die besonders in den Abendstunden einladend und behaglich wirkt. Das alles spricht, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, für die Anerkennung dieses Gebäudes als eines der charakteristischsten und harmonischsten Gebäude der Nachkriegszeit in Bonn. Das Gebäude hat seit seiner Einweihung immer wieder Beziehungen zur Bundesregierung gepflegt, der Besuch von Karl Carstens Anfang 1982 ist ein kleiner Beweis dafür. Es war Teil der Szenerie, mit der sich die junge Regierung am neuen Sitz Staatsgästen gegenüber präsentierte. Bei den Bauarbeiten musste etwa vor jedem Staatsbesuch eine Woche lang auf den Abtransport von Aushub verzichtet werden, damit die Straße wieder bis zum Ereignis sauber wurde142. Das Juridicum gehört damit zum Erscheinungsbild der jungen Bonner Republik. Vielgestaltiger und interessanter in der Komposition seiner Gebäudeteile als die ULB zählt es nicht nur zu den bedeutendsten Bauten der Universität im 20. Jahrhundert. Vergleicht man die Klobigkeit der meisten Ministerien mit der Leichtigkeit und Harmonie, vor allem aber der inneren Logik des Juridicums, wird deutlich, dass es sich hierbei um eines der bedeutendsten und gelungensten Bauwerke der Stadt der Nachkriegszeit handelt. Gealtert bedeutet nicht notwendigerweise ungepflegt. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes wirkt heute jedoch heruntergekommen. Dahinter verbirgt sich ein enormer Sanierungsbedarf. Dabei dürfen die Arbeiten nicht noch solange verzögert werden, dass sogar die Statik gefährdet ist. Wenn die Stadt Erinnerungen behalten will an die Zeit ihrer Stellung als Hauptstadt, ist das Juridicum wesentlich erhaltenswerter als mancher Ministerialbau. Gerade weil die Prinzipien, für die das Juridicum steht, heutzutage in Vergessenheit zu geraten drohen, kann seine Erfassung als Denkmal lehrreich wirken. Große Gesten und einprägsame Formen werden heute architektonisch bevorzugt. Sicherlich haben neue Zeiten und ihre Künstler das Recht, andere Akzente zu setzen. Demgegenüber sind Sparsamkeit der öffentlichen Hand, der Verzicht auf herrschaftliche Posen als Ausdruck einer Demokratie sowie die Suche nach Transparenz Ideale, die den Stil der jungen Bundesrepublik prägten. Die Verantwortlichkeit gegenüber dem Gesetz und dem Steuerzahler bzw. den öffentlichen Haushalten sind dabei Werte, die noch heute aktuell sind. Sind das die Wertungen, für die das Juridicum steht, kann man sich mit dieser scheinbar »nur funktionell« ausgerichteten Architektur bis heute identifizieren. 142 Niederschrift Staatshochbauamt für die Universität Bonn, vom 04. 09.1963, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.64ff.

VII. Schrifttumsverzeichnis

Primärliteratur Akten Universitätsarchiv UV 215/241 Staatshochbauamt für die Universität Bonn vom Mai 1962, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, vor fol.1. Aktenvermerk über eine Besprechung bei der Stadtverwaltung am 24. 10. 1957, Universitätsarchiv, UV 215–241, fol.22; Stadt Bonn vom 22. 11. 1956, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.13. Protokoll über die Sitzung der Bau und Grundstückskommission vom 27. 5. 1957, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.15. Schreiben von Lützeler an den Kanzler vom 8. 7. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.18. Protokoll über die Sitzung der Bau- und Grundstückskommission vom 11. 11. 1957, Universitätsarchiv, UV 215–241, fol.24. Protokoll über die Sitzung der Bau und Grundstückskommission vom 27. 5. 1957 mit Hinweisen auf die Beschlüsse des Senats vom 3. 4. 1950 und die Sitzung der Kommission vom 15./20. 12. 1952, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.40v. Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 10. 10. 1957, Universitätsarchiv, UV 215– 241, fol.1; ähnlich Aktenvermerke vom 24.10. und 11. 11. 1957, Universitätsarchiv, UV 215/ 241, fol.40r.

UV 215/247 Schreiben der Fakultät, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.9ff. Bau- und Grundstückskommission, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.14. Bau- und Grundstückskommission vom 5. 8. 1958, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.20. Schreiben des Dekans, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.38ff. Schreiben der Stadt vom 25. 11. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.88.

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Schrifttumsverzeichnis

UV 215/298 Schreiben des Kultusministeriums an den Kanzler vom 7. 12. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/298.

UV 215/302 Schreiben von Werner Flume an den Kanzler vom 11. 3. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/ 302, fol.31.

UV 215/303 Staatshochbauamt vom 20. 10. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.1. Schreiben des Kanzlers an Lützeler vom 20. 10. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.23. Schreiben von Friedrich Wurzler an den Kanzler vom 10. 6. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.38. Fakultät, Protokoll vom 8. 9. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.73. Vorschläge Vasarelys in der Abschrift und Übersetzung der Galerie Stünke, Universitätsarchiv, UV 215 303, fol.77. Schreiben von Dekan Salzwedel an den Kanzler vom 20. 12. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.113. Schreiben der Fakultät vom 16. 11. 1967, Universitätsarchiv, UV 215 303, fol.174f. Regierungspräsident vom 10. 4. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.185. Minister für Wohnungsbau an den Regierungspräsidenten vom 24. 9. 1968, Universitätsarchiv, UV 215/303, fol.189.

UV 215/547 Schreiben des Kultusministers an den Kanzler vom 02. 02. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.32. Schreiben des Kanzlers vom 20. 11. 1959, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.84. Vermerk des Dekans vom 08. 06. 1959 zu einem Telefonat zwischen dem Dekan und dem Ministerialrat Baumgartner, UV 215/547, fol.61f. Vermerk des Dekans vom 8. 10. 1959, UV 215/547, fol.71f. Schreiben des Kanzlers an den Kultusminister vom 09. Januar 1960, UV 215/547, fol.94f. Schreiben des Kultusministers vom 9. 2. 1960, UV 215/547 fol.95. Schreiben des Kultusministers vom 29. 3. 1960 zur Genehmigung des Raumplans, UV 215/ 547 fol.107. Schreiben der Bauleitung vom 25. 7. 1960, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.130. Schreiben des Rektors vom 24. 05. 1961 an den Dekan der Rechts- u. Staatswissenschaftlichen Fakultät, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.141. Schreiben der Fakultät vom 16. 6. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/ 547, fol.146.

Primärliteratur

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Schreiben des Kanzlers an den Minister für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten vom 30. 06. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/547, fol.150. Schreiben der Fakultät vom 19. 6. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/ 547, fol.152.

UV 215/548 Schreiben des Kultusministers an den Kanzler vom 7. 11. 1961, Universitätsarchiv, UV 215/ 548, fol.12. Schreiben der staatlichen Bauleitung vom 31. 1. 1962, Universitätsarchiv, UV 215/ 548, fol.22. Schreiben des Dekans vom 27. 12. 1961 an den Kanzler, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.16. Erläuterungsbericht, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.33. Lageplan des Erläuterungsberichts, Universitätsarchiv, UV 215/ 548, fol.44. Niederschrift Staatshochbauamt für die Universität Bonn, vom 04. 09.1963, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.64ff. Schreiben des Hochbauamts vom 20. 8. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.81. Staatshochbauamt vom 12. 8. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/548, fol.109.

UV 215/549 Schreiben des Prodekans an den Kanzler vom 3. 03. 1966, UV 215/549, fol.21.

UV 215/501 Raumverteilung der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät vom 12. 10. 1964, Universitätsarchiv, UV 215/501, fol.1. Schreiben der Fakultät vom 14. 10. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/ 501, fol.19ff.

UV 215/550 Schreiben des Kanzlers vom 25. 10. 1965, Universitätsarchiv, UV 215/550, fol.8. Hochbauamt vom 18. 5. 1967, Universitätsarchiv, UV 215/ 550, fol.53, Vermerk über die Begehung des Juridicums vom 29. 5. 1967, Universitätsarchiv, UV 215/ 550, fol.66. Schreiben des Dekans vom 3. 2. 1967, Universitätsarchiv, UV 215/550, fol.91.

UV 215/552 Schreiben des Kanzlers vom 4. 8. 1966, Universitätsarchiv, UV 215–552, fol.10.

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Schrifttumsverzeichnis

Akten Archiv der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät (RStWF) Verfügung vom 15. 7. 1922, RStWF, ohne AZ, Nr. 189. Schreiben von Werner Flume vom 26. 8. 1954, RStWF AZ XII 10, Nr. 221 (1952–1965). Schreiben des Rektors vom 3. 8. 1956, RStWF AZ XII 10, Nr. 276 (1953–1958). Tagesordnung der engeren Fakultät am 13. 1. 1958, RStWF AZ II 50, Nr. 228 (1955–1958).

Akten des Senats Bau- und Grundstückskommission vom 4. 1. 1962, S.7, Senat 15–7 (1). Plan eines neuen Juridicum, Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 24. 11. 1958, Universitätsarchiv, Senat 15–15 (2), 2. Noch als Planung 1956 im Protokoll der Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 17. 7. 1956, Universitätsarchiv, Senat 15–15 (2), 5. Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 30. 7. 1958, Universitätsarchiv, Senat 15– 15 (2), 5. Bau- und Grundstückskommission, Sitzung vom 18. 2. 1958, Senat 15–15 (2), 6.

Gedruckte Quellen Zeitungen, aus dem Bonner Stadtarchiv Generalanzeiger Ein Platz für drei Seminarbenutzer. Juridicum zu klein geplant?, General-Anzeiger vom 4. 4. 1965. Neuerbautes Juridicum wird in wenigen Jahren zu klein sein, General-Anzeiger vom 19. 4. 1967. Erwartete Springflut von 1970: Neues Juridicum offiziell übergeben: »Auch ein Beitrag zur Studienreform«, General-Anzeiger vom 22. 11. 1967. Nachruf auf Wernicke von General-Anzeiger vom 15./16. 12. 1973. Konfusion, General-Anzeiger vom 22. 1. 1981. Juridicum wird noch nicht erweitert, General-Anzeiger vom 12. 2. 1982. Baurecht widerspricht sich selbst: ›Verstöße‹ sind schon eingeplant, Bonner Rundschau vom 11. 2. 1982. Vasarely-Entwurf ziert Juridicum, General-Anzeiger vom 12. 2. 1986. Harmonische Ordnung des Universums, General-Anzeiger vom 20. 3. 1987. Ohne Titel, General-Anzeiger vom 11. 4. 1988. »Decken im Juridicum abgerissen. Dach hat undichte Stellen – Geld für eine Reparatur fehlt«, General-Anzeiger vom 27. 1. 1994.

Sekundärliteratur

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Bonner Rundschau »Rechtssilo« überbrückt die Enge: Warten auf den dritten Turm, Bonner Rundschau vom 28. 6. 1967. Ist das Juridicum zu klein?, Bonner Rundschau vom 13. 7. 1967. Neues Kapitel einer Fakultät, Bonner Rundschau vom 22./23. 11. 1967. Würdigend ebenfalls Petra Harenbrock, Das Universum in Schwarz und Weiß, Bonner Rundschau vom 18. 7. 1998.

Sonstige Zeitungen Ein Treppenplatz für Karl Carstens, Rhein-Sieg-Anzeiger vom 14. 1. 1982. Wasser tropft durch die Decke des Preisträgers, Rhein-Sieg-Anzeiger vom 19. 6. 1996. Asbest im Juridicum. Uni plant Umzug, Rhein-Zeitung vom 18. 12. 1990.

Sekundärliteratur Bartz, Olaf: Der Wissenschaftsrat. Entwicklungslinien der Wissenschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1957–2007, Stuttgart 2007. Breuer, Gerda/Mingels, Pia/Oestereich, Christopher (Hg.): Hans Schwippert 1899–1973, Moderation des Wiederaufbaus, Berlin 2010. Buslei-Wuppermann, Agatha: Hans Schwippert, 1899–1973. Von der Werkkunst zum Design, München 2007. Flagge, Ingeborg: Architektur in Bonn nach 1945, Bonn 1984. Förster, Pascal: Die Raumnot der Juristen im Hauptgebäude in den Nachkriegsjahren, in: Bonner Rechtsjournal, Sonderausgabe 50 Jahre Juridicum 01/2014, 5–8. Friedrich, Pierre: Wenn Juristen Farbe bekennen, …, in: Bonner Rechtsjournal, Sonderausgabe 50 Jahre Juridicum 01/2014, 9–12. Frampton, Kenneth: Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte, Stuttgart 1987. Hansmann, Wilfried/Knopp, Gisbert: Universitätsbauten in Bonn, Bonn 1967. Hatt, Hanns/Isensee, Josef/Repgen, Konrad/Schavan, Annette/Schwab, Dieter (Hg.): Paul Mikat zu Ehren, Paderborn 2012. Hattenhauer, Hans: Sigillum Facultatis Juridicae. Siegel Juristischer Fakultäten im deutschen Sprachraum, Heidelberg 2005. Heitmann, Claudia: Etablierung des Mythos Bauhaus. Die Rezeption in den 60er Jahren – Zwischen Erinnerung und Aktualität; in: Chr. Biundo u. a. (Hg.), bauhaus-ideen 1919– 1994. bibliogafie und beiträge zur rezeption des bauhausgedankens, Berlin 1994, 51–65. Hüttemann, Rainer/Werner Flume, in: Bonner Rechtsjournal, Sonderausgabe 50 Jahre Juridicum, 01/2014, 27–29. Kamp, Mathias Ernst: Nationalökonomen in der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn; in: Juristen und Nationalökonomen an der Universität Bonn, Bonn 1970, 74.

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Reihen Chronik der Universität Bonn. Bonner Universitätsnachrichten. Schriftenreihe des Ministers für Landes- und Stadtentwicklung des Landes NordrheinWestfalen. Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum Ausbau der Wissenschaftlichen Einrichtungen.