Das Interesse am Mittelalter im Deutschen Nationaldenkmal [Reprint 2014 ed.] 9783110840674, 9783110047820


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German Pages 210 [212] Year 1975

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Table of contents :
EINLEITUNG
I. DAS MITTELALTER ALS TRADITIONSQUELLE DES NATIONALEN ERNEUERUNGSSTREBENS
1. Der Kölner Dom als Zeichen der Sehnsucht nach nationaler Größe
2. Der Kölner Dom als Säkularisierungsphänomen
3. Der Kölner Dom als Sinnbild des ersehnten deutschen Reiches
4. Der Kölner Dom als Heimstätte der Kunst
5. Der Kölner Dom als Kirche der Nation
II. DAS MITTELALTER ALS TRADITIONSQUELLE EINER FÜRSTLICHEN SELBSTDARSTELLUNG
1. Die Wartburg als Denkmal fürstlichen Mäzenatentums und dynastischer Rühmung
2. Die Wartburg als Phänomen der Säkularisierung und Sakralisierung
3. Das pseudohistorische Mittelalterbild in der Wartburg als einem Denkmal der Geschichte, Kunst und Religion
III. DAS INTERESSE AM MITTELALTER IM DENKMAL DER REICHSEINIGUNG
1. Die Interpretation des Kaisertums von 1871 als Erfüllung nationaler Hoffnungen
2. Das Hermannsdenkmal als Ausdruck der Anknüpfung an den Cheruskerfürsten Armin
3. Die karolingische Reichstradition im Kaiser- Wilhelm- Denkmal auf der Hohensyburg - ein Vergleich mit dem Denkmal der Porta Westfalica
4. Barbarossamythos und Kyffhäuserdenkmal
5. Die wiederhergestellte Goslarer Pfalz als Zeichen des Interesses des Hohenzollernkaisertums an der mittelalterlichen Reichstradition
IV. DIE AUSEINANDERSETZUNG UM DAS MITTELALTER VOR DEM HINTERGRUND DES NATUR- UND NATIONALDENKMALS DER EXTERNSTEINE
1. Die emotionale Faszination durch das Naturdenkmal Externsteine
2. Wissenschaftlich vertretbare Aussagen über die Externsteine
3. Die germanisch-heidnische Mystifizierung der Felsengruppe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
4. Die Externsteine als germanisches Heiligtum und die Ablehnung der Christianisierung in den Spekulationen von G. A. B. Schierenberg
5. Die Gegenposition: Die Externsteine als Denkmal des christlichen Mittelalters
V. DIE GERMANISCH-CHRISTLICHE FRÜHZEIT IN DER WALHALLA LUDWIGS VON BAYERN
1. Die Errichtung der Walhalla im Stile eines griechischen Tempels
2. Die Walhalla als Pantheon der Nation
3. Die Darstellung der germanischen Frühzeit und des christlichen Mittelalters in der Walhalla
SCHLUSS
LITERATURVERZEICHNIS
REGISTER
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Das Interesse am Mittelalter im Deutschen Nationaldenkmal [Reprint 2014 ed.]
 9783110840674, 9783110047820

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ARBEITEN ZUR FRÜHMITTELALTERFORSCHUNG

ARBEITEN ZUR FRÜHMITTELALTERFORSCHUNG Schriftenreihe des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster In Zusammenarbeit mit

Hans Belting, Hugo Borger, Dietrich Hofmann, Karl Josef Narr, Friedrich Ohly, Karl Schmid, Rudolf Schützeichel und Joachim Wollasch herausgegeben von

KARL HAUCK

8. BAND

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1975

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

DAS INTERESSE AM MITTELALTER IM DEUTSCHEN NATIONALDENKMAL

LUDGER KERSSEN

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1975

WALTER DE GRUYTER • BERLIN · NEW YORK

CIP-Kur^titeiaufnahme dir Deutschen Bibliothek

Kerssen, Ludger Das Interesse am Mittelalter im deutschen Nationaldenkmal. (Arbeiten zur Frühmittekiterforschung; Bd. 8) ISBN 3-11-004782-9

D6 © Copyright 1975 by Walter de Gruyter ¿c Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp. — Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten. Druck: Werner Hildebrand OHG, Berlin Buchbinder: Lüderitt & Bauer, Berlin

VORWORT

Die vorliegende Arbeit wurde im November 1972 von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster als Dissertation angenommen. Für den Druck wurde sie überarbeitet und um das Kapitel über die Walhalla Ludwigs I. ergänzt. An dieser Stelle möchte ich all denen danken, die mit ihrem Rat und ihrer Hilfe die Entstehung der vorliegenden Studie begleitet haben. Mein Dank gebührt vor allen Herrn Professor Dr. Karl Hauck für unentwegte Anregung und Förderung. Herr Professor Dr. Heinz Gollwitzer übernahm das Korreferat und gab in mehreren Gesprächen wertvolle Hinweise. Dem Doktorandenkolloquium von Herrn Prof. Hauck verdanke ich hilfreiche Kritik. Ständige Unterstützung wurde mir durch Herrn Jürgen Ahrendts und Herrn Dr. Hans Peter Lagua zuteil. Mein Dank gilt auch Herrn Oberstudiendirektor i.R. Dr. Fritz Haeger, Lennestadt-Altenhundem, der es mir durch großzügige Stundenplangestaltung ermöglichte, die Dissertation von einem entlegenen Winkel Westfalens aus fertigzustellen. Den Herausgebern der "Arbeiten zur Frühmittelalterforschung" danke ich für die Übernahme dieser Arbeit in ihre Reihe. Wichtige Literatur ist bis 1974 eingearbeitet. Hingewiesen sei noch auf die Ausstellung "Das malerische und romantische Westfalen" vom 1. 12. 1974 - 19. 1. 1975 im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster (Katalog Münster 1974). Münster, im Juni 1975

Ludger Kerssen

INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG

Seite 1

I. DAS MITTELALTER ALS TRADITIONSQUELLE DES NATIONALEN ERNEUERUNGSSTREBENS

16

1. Der Kölner Dom als Zeichen der Sehnsucht nach nationaler Größe

16

2. Der Kölner Dom als Säkularisierungsphänomen

23

3. Der Kölner Dom als Sinnbild des ersehnten deutschen Reiches

30

4. Der Kölner Dom als Heimstätte der Kunst

35

5. Der Kölner Dom als Kirche der Nation

39

II. DAS MITTELALTER ALS TRADITIONSQUELLE EINER FÜRSTLICHEN SELBSTDARSTELLUNG

49

1. Die Wartburg als Denkmal fürstlichen Mäzenatentums und dynastischer Rühmung

49

2. Die Wartburg als Phänomen der Säkularisierung und Sakralisierung

55

3. Das pseudohistorische Mittelalterbild in der Wartburg als einem Denkmal der Geschichte, Kunst und Religion

60

III. DAS INTERESSE AM MITTELALTER IM DENKMAL DER REICHSEINIGUNG

72

1. Die Interpretation des Kaisertums von 1871 als Erfüllung nationaler Hoffnungen

72

2. Das Hermannsdenkmal als Ausdruck der Anknüpfung an den Cheruskerfürsten Armin

78

3. Die karolingische Reichstradition im KaiserWilhelm- Denkmal auf der Hohensyburg - ein Vergleich mit dem Denkmal der Porta Westfalica ...

85

4. Barbarossamythos und Kyffhäuserdenkmal

97

Inhaltsverzeichnis

Vili

5. Die wiederhergestellte Goslarer Pfalz als Zeichen des Interesses des Hohenzollernkaisertums an der mittelalterlichen Reichstradition IV. DIE AUSEINANDERSETZUNG UM DAS MITTELALTER VOR DEM HINTERGRUND DES NATUR- UND NATIONALDENKMALS DER EXTERNSTEINE

·

105

112

1. Die emotionale Faszination durch das Naturdenkmal Externsteine

112

2. Wissenschaftlich Externsteine

116

vertretbare Aussagen über die

3. Die germanisch-heidnische Mystifizierung der Felsengruppe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

119

4. Die Externsteine als germanisches Heiligtum und die Ablehnung der Christianisierung in den Spekulationen von G. A. B. Schierenberg

123

5. Die Gegenposition: Die Externsteine als Denkmal des christlichen Mittelalters

132

V. DIE GERMANISCH-CHRISTLICHE FRÜHZEIT IN DER WALHALLA LUDWIGS VON BAYERN

136

1 . Die Errichtung der Walhalla im Stile eines griechischen Tempels 2. Die Walhalla als Pantheon der Nation

136 140

3. Die Darstellung der germanischen Frühzeit und des christlichen Mittelalters in der Walhalla

145

SCHLUSS

154

LITERATURVERZEICHNIS

169

REGISTER

189

EINLEITUNG

Zu den Erscheinungen, in denen sich die nationale Idee und Leidenschaft des 19. Jahrhunderts äußerte, zählt die monumentale Form des Denkmals : das Nationaldenkmal. Eine Untersuchung dieses Phänomens ist demnach ein Beitrag zur Sozial- und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts. Solange das Nationaldenkmal als geheiligtes Symbol des Vaterlandes betrachtet und erlebt wurde, beeinträchtigte das dadurch bedingte emotionale Verhältnis das Bemühen um wissenschaftliche Distanz. Die durch die Katastrophe des zweiten Weltkrieges ausgelöste Ernüchterung ermöglicht daher die unvoreingenommenere Beschäftigung mit diesem Gegenstand deutscher Geschichte; historische Erscheinungen werden erst dann objektiv faßbar, wenn ihre Zeit abgelaufen ist. Will man dem Nationaldenkmal des 19. Jahrhunderts gerecht werden, so muß man sich um jene Vorstellungswelt bemühen, die ihm seine Gestalt und seine Funktion verlieh. Es verdankt seine Existenz dem nationalen Selbst- und Eigenbewußtsein, das von der Wende zum 19. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit das Schicksal Deutschlands entscheidend mitbestimmte. Die sich wandelnden Formen dieses Nationalgefühls und die wechselnde Intensität, mit der es sich durchsetzte, die geschichtsmächtigen Ereignisse und Personen der erlebten Gegenwart und der bewußten Vergangenheit, sie alle nahmen Einfluß auf Idee und Gestalt des deutschen Nationaldenkmals. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Literatur zu diesem historischen Phänomen. Die im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfaßten Publikationen haben entweder den Charakter einer Denkschrift oder den eines Kataloges, wie die um die Jahrhundertwende erschienenen Veröffentlichungen von H. Maertens^, 0. Kuntze2)

müller ' und M. Ehrhardt

3)

. Sie stellen das Denkmal im Bild vor,

1) H. MAERTENS, Die deutschen Bildsäulen-Denkmale des XIX. Jahrhunderts (Stuttgart 1892). 2) 0. KUNTZEMÜLLER, Die Denkmäler Kaiser Wilhelms des Großen (Bremen 1902). 3) M. EHRHARDT, Bismarck im Denkmal (Eisenach und Leipzig 1903).

2

Einleitung

nennen die Anreger, Künstler und Träger des jeweiligen Denkmalplanes, geben Auskunft über Größenverhältnisse, Materialienwahl, Gruppierung, Aufstellungsweise und Kosten dieser Monumente und halten das Grundsteinlegungs- und Einweihungsdatum fest. Sie sehen das Denkmal als Standbild in der Funktion, der dargestellten geschichtlichen Persönlichkeit ein Ehren-, Erinnerungs- und Dankesmal zu setzen. Der besonderen Stellung des Nationaldenkmals innerhalb der Denkmalsbauten des 19. Jahrhunderts werden die Verfasser nicht gerecht. Im Jahre 1934 erschien die Untersuchung des Kunsthistorikers Hubert Schrade, in der er sich die Frage stellte, "was denn das Wesen eines Nationaldenkmals ausmache, ob ihm ein Sinn eigne, der 4) sich von dem gewöhnlicher Denkmäler unterscheide" . Den Anstoß zu diesen Betrachtungen gab die Errichtung des Schlageterdenkmals und dessen "Erhebung ... zu der Würde eines N a t i o n a l denkmals"^. Da Schrades Sprache nicht frei ist von der nationalen Erregung, die diesen Vorgang begleitete, wird die Zeitgebundenheit seines Ansatzes sichtbar; das nationale Engagement der dreißiger Jahre erschwerte die distanzierte Unvoreingenommenheit. Schrades Untersuchungen werden bestimmt von der Antithese Individual· und Nationaldenkmal. Er hat das Wesen des letzteren als überindividuelle Form nationaler Selbstdarstellung und seine Funktion als Wallfahrtsort der Nation erkannt, wenngleich seine kunstgeschichtliche Blickrichtung nicht alle Quellenbereiche ausschöpfte. Mit dem Standpunkt des Kunsthistorikers hängt es zusammen, daß die Diskussion des Stiles im Vordergrund steht und daß das Gewicht, das der Erörterung einzelner Objekte zugebilligt wurde, eher ästhetischer, weniger historischer Wertung unterlag. Zu den für die vorliegende Arbeit wegweisenden Kapiteln, auf denen aufgebaut werden konnte, gehören im besonderen Maße Schrades Ausführungen über Volkstum und Nationaldenkmal, den Nationaldom und die Feiern der nationalen Erhebung von 1813. Demgegenüber gab er dem Denkmal der 1871 vollzogenen Reichseinigung einen zu geringen Raum. In dem 1944 veröffentlichten umfassenden Werk "Das neunzehnte Jahrhundert in der deutschen Kunst" von H. Beenken*^ wird der kunstgeschichtliche Bereich durch Untersuchungen des geistigen und politischen Lebens erweitert. Das bedeutet, daß der Verfasser 4) H. SCHRADE, Das Deutsche Nationaldenkmal, Idee, Geschichte, Aufgabe (München 1934) S. 5. 5) SCHRADE (wie Anm. 4) S. 5. - Hervorhebung im Original. 6) H. BEENKEN, Das neunzehnte Jahrhundert in der deutschen Kunst (München 1944).

3

Einleitung

bei der Behandlung deutscher Nationaldenkmäler auch für den Historiker gültige Aussagen getroffen hat. Am eindringlichsten wird das in den Ausführungen über das Phänomen eines romantischen Nationaldomes greifbar, den Beenken als Denkmal der Befreiungskriege, Heiligtum Gottes, Tempel der Nation und Tempel neuer deutscher Kunst charakterisiert. 1968 publizierte Th. Nipperdey einen Aufsatz über "Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert"^. Indem er darauf verzichtet, chronologisch vorzugehen, erarbeitet er Idealtypen einzelner Nationaldenkmäler als Ausdruck der unterschiedlichen und auch gegensätzlichen Gestaltungen und Formen des deutschen Nationalbewußtseins: das national-monarchische oder national-dynastische Denkmal, die Denkmalskirche, das Denkmal der Bildungs- und Kulturnation, das der demokratisch konstituierten Nation und das der nationalen Sammlung. Mit dieser Differenzierung erfaßt Nipperdey die unterschiedlichen Nationalideen und -traditionen, die verschiedenen Reichseinigungsbewegungen und Formen des ideologischen Kompromisses, wie sie in den von ihm charakterisierten Typen des Nationaldenkmals greifbar werden. Darüber hinaus leistet Nipperdey einen weiteren wichtigen Beitrag, indem er Personen und Gruppen als Träger der Denkmalsidee vorstellt. Gleichzeitig erschien ein "Führer durch die vaterländischen 8) Souvenirs" , der nur deshalb genannt werden soll, weil mit ihm die Satire auf das deutsche Nationaldenkmal zu Wort kommt. In diesem knappen Bändchen wird eine Reihe nationaler Stätten des 19. Jahrhunderts, die heute als Ziele des Tourismus gelten, vorgestellt. Neben echten Nationaldenkmälern rangieren die Orte deutscher Bierund Weinseligkeit, wie das Heidelberger Faß, die Drosselgasse in Rüdesheim und das Hofbräuhaus in München: Denkmäler werden zum Kuriositätenkabinett. Bei dieser Schrift wird das Unvermögen des Verfassers greifbar, historische Phänomene aus ihrer Zeitbedingtheit heraus zu betrachten und die historische Individualität zu Wort kommen zu lassen. Diese Parodie kann man nur als Produkt einer geschichtsfeindlichen Welt bezeichnen. Noch deutlicher wird diese HaltungQ ^in einem Taschenbuch mit dem Titel "Wallfahrtsstätten der Nation"

, das im Jahre 1971 in der

"Reihe Fischer" erschien. Ein Autorenkollektiv - bezeichnenderweise 7) TH. NIPPERDEY, Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert (Historische Zeitschrift 206, 1968) S. 529585. 8) F. GRASNARBE, Am Busen der Nation, Ein Führer durch die vaterländischen Souvenirs (Bergisch Gladbach 1968). 9) Wallfahrtsstätten der Nation, Vom Völkerschlachtdenkmal zur Bavaria (Reihe Fischer 19, Frankfurt 1971).

4

Einleitung

ist nur einer der Verfasser Historiker - stellt in willkürlicher Auswahl eine Reihe deutscher Nationaldenkmäler vor. Eine einheitliche Konzeption ist nicht zu erkennen, eine Einführung fehlt. Bei dieser journalistischen Schrift besteht gar nicht die Absicht, ein historisches Phänomen vorurteilslos zu analysieren. Es ist vielmehr von einem sozialistischen Telos her eine ideologische Vorentscheidung gegen das nationale Bewußtsein gefallen. Nationaldenkmäler sind daher willkommene Objekte für den Versuch, das nationale Empfinden der Lächerlichkeit preiszugeben. Das wird bestätigt durch einen Blick auf jene Denkmäler, die nicht untersucht werden, wie ζ. B. der Kölner Dom oder die Wartburg. Sie eignen sich nicht für die Satire. Die von H.-E. Mittig und V. Plagemann herausgegebene Sammlung von Diskussionsbeiträgen und Vorträgen zum Denkmal des 19. Jahrhunderts^0^ geht auf eine Münchener Tagung von Historikern und Kunsthistorikern im Juli 1970 zurück. Im Vordergrund der Ausführungen steht nicht so sehr die künstlerische Gestaltung der Denkmäler als weitgehend ihr Bezug, den sie zur Gesellschaft haben. Die Intentionen der Urheber, ihr Appell an die Gesellschaft und deren Situation bestimmen die Untersuchungen. Eine kultursoziologische Studie leitet die Sammlung ein. Es folgen Beiträge zur Denkmalsgeschichte in Deutschland, Hamburg und der Schweiz. Mehrere Aufsätze widmen sich dem monarchischen Denkmal in München. Das Hauptgewicht wird auf eine Analyse bürgerlicher Denkmäler gelegt: Goethe-, Schiller-, Dürer-, Luther- und Bismarckdenkmäler. Zwei Beiträge über "Denkmäler der Arbeit" und "Denkmalkritik" schliessen die Sammlung ab. Das Motiv des Mittelalterinteresses klingt nur sporadisch an. Der Begriff "Nationaldenkmal" taucht zwar wiederholt auf - besonders in den Verbindungen "Bismarck-Nationaldenkmal" und "KaiserWilhelm-Nationaldenkmal" - , ein besonderer Stellenwert wird ihm jedoch nicht gegeben. In der vorliegenden Arbeit widmen wir uns der Aufgabe, jenes mit der Nationalidee eng verknüpfte Interesse am Mittelalter zu untersuchen, das im deutschen Nationaldenkmal des 19. Jahrhunderts zum Ausdruck kam. Damit können die folgenden Ausführungen jenen Darstellungen zugeordnet werden, die den Begriff und die Bewertung des Mittelalters, ihm benachbarter oder als dem Mittelalter fremd empfundener Epochen zum Thema haben.

10) Denkmäler im 19. Jahrhundert, Deutung und Kritik, hg. von H.-E. MITTIG und V. PLAGEMANN (Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts 20, München 1972).

Einleitung

5

In einem kurzen Aufsatz aus dem Jahre 196 9 bietet F. Vercauteren einige Überlegungen zum Begriff "Mittelalter"^^. Nachdem er zunächst das Problem der Periodisierung diskutiert und die Entstehung und Entwicklung des Wortes "Mittelalter" darlegt, wendet er sich seinem eigentlichen Anliegen zu: auf die Frage der Wertung, den chronologischen und räumlichen Aspekt des Begriffes "Mittelalter" hinzuweisen. In seiner 1972 erschienenen Arbeit untersucht J. Voss das Mit1

2)

telalter im historischen Denken Frankreichs . Im ersten Teil behandelt er die Geschichte des Terminus' "Mittelalter" und die Rolle, die die humanistische Trias in der Periodisierung der französischen Vergangenheit spielte. Im zweiten Teil stellt der Verfasser die Bewertung des Mittelalters dar, und zwar von der Ablehnung dieser Epoche im 16. Jahrhundert bis hin zur romantischen Begeisterung für diese Zeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei die Revolution durch den Bruch mit nationalen Traditionen eine Katastrophe für die Mediävistik bedeutete. Voss weist nach, daß nicht erst die französische Romantik das Mittelalter entdeckte, sondern die Aufwertung bereits im 18. Jahrhundert vorbereitet wurde. Jedoch ist es das späte Mittelalter, das die Franzosen in erster Linie mit patriotischem Stolz erfüllte. Auf die Möglichkeit und Gefahr der Ideologisierung des Mittelalters verweist P. von Moos in einem Forschungsbericht, der den Gelehrtenstreit um den Briefwechsel zwischen Abälard und Héloise untersucht^'. In einer gewollt esoterischen Sprache analysiert von Moos die bisherigen wissenschaftlichen Bemühungen zur Lösung des Authentiaitätsproblems dieser Korrespondenz. Die Forschungshypothesen und Echtheitsbeweise wurden mitbestimmt durch implizite Wertvorstellungen; das gilt besonders für die unterschiedlichen Ideen "wahrer Frauengröße", an deren Héloise gemessen wurde. Nach von Moos besteht gerade für den Mediävisten die Gefahr einer Vergangenheitsidealisierung. Von Bedeutung für das Mittelalterbild und -interesse der Deutschen sind die Vorstellungen, die sie mit der Welt und dem Wesen der Germanen verknüpfen. Zu diesem Komplex sind aus den letzten Jahren zwei Arbeiten zu nennen. 11) F. VERCAUTEPEN, Le Moyen Age (Les catégories en histoire, hg. von C. PERELMAN, Bruxelles 1969) S. 28-39. 12) J. VOSS, Das Mittelalter im historischen Denken Frankreichs, Untersuchungen zur Geschichte des Mittelalterbegriffes und der Mittelalterbewertung von der zweiten Hälfte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Historischen Instituts der Universität Mannheim 3, München 1972). 13) P. VON MOOS, Mittelalterforschung und Ideologiekritik, Der Gelehrtenstreit um Héloise (München 1974).

6

Einleitung

Κ. von See verfolgt die Entwicklung des Germanenbildes, das für ihn ein ideologisches Phänomen ist, vom Humanismus bis zum ras1 4) sisch orientierten nordischen Mythos des Dritten Reiches . Nach der Darlegung des Verfassers ist die Vorstellung vom Germanen zunächst auf das Gegenbild des Römers, später des Juden fixiert. Auch bezeichnet er den angenommenen Tugendkatalog des Germanen als Ausdruck einer primitiveren und unterentwickelten Gesellschaftsform. Dieser Schrift haftet etwas Klischeeartiges an; der Verfasser vereinfacht und vergröbert das Phänomen. Auch wertet er die Germanenvorstellung der Deutschen weitgehend ab. Die Germanenideologie wird durchweg als ressentimentgeladenes Anti-Denken dargestellt. In seinem Beitrag zur Heimpel-Festschrift analysiert H. Gollwitzer den politischen Germanismus im 19. Jahrhundert^'. Er geht dabei aus von der patriotischen Erneuerungsbewegung eines kulturellen und wissenschaftsbezogenen Germanismus, wie er sich in der Literatur, der Rechts- und Geschichtswissenschaft äußerte, bevor er sich der eigentlich politischen Komponente dieses Phänomens zuwendet. Unterschiedliche historische und gesellschaftliche Gruppierungen beriefen sich in Verteidigung ihrer Rechte und zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen auf das Germanentum und sein Weiterwirken. Neben den Deutschen entwickelten auch die Skandinavier, Engländer und Amerikaner ein Sendungsbewußtsein, das auf ihrer germanischen Abstammung beruhte, jedoch zum deutschen Germanismus in Widerspruch geraten konnte. Besonders für die Deutschen war die Vorstellung eines gemeinsamen germanischen Ursprungs ein nationales Konsolidierungsmoment. Dieser Germanismus weitete sich schließlich im 19. Jahrhundert zur Panbewegung. Für die vorliegende Arbeit sind Gollwitzers Ausführungen in den Kapiteln 1,3 "Historie" und 11,4 "Religions- und konfessionspolitische Aspekte des Germanismus" von Bedeutung. Unsere Aufgabe ist, das Interesse am Mittelalter im deutschen Nationaldenkmal zu untersuchen. Das Mittelalter als Epoche deutscher Geschichte bekommt im 19. Jahrhundert eine über das rein historische Interesse hinausgehende Aktualität, die durch das Medium des Nationaldenkmals faßbar wird. Damit deutlich wird.

14) K. VON SEE, Deutsche Germanen-Ideologie, Vom Humanismus bis zur Gegenwart (Frankfurt 1970). 15) H. GOLLWITZER, Zum politischen Germanismus des 19. Jahrhunderts (festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971 1, Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 36,1, Göttingen 1971) S. 282-356.

Einleitung

7

welchen historischen Aussagewert das deutsche Nationaldenkmal hat, soll hier zunächst der Versuch gemacht werden, dieses Phänomen in wenigen Sätzen zu charakterisieren. Es diente zur Verherrlichung der Nation, die sich in ihm ein Zeichen setzte oder für die es als Vermächtnis errichtet wurde. In diesem Symbol glaubten die Deutschen die Chiffre und die Stätte ihrer nationalen Selbstdarstellung, den Ort und das Sinnbild ihrer Hoffnungen, ihrer Ziele und ihres Selbstbewußtseins zu finden. Das Nationaldenkmal war mit der deutschen Geschichte eng verbunden, in ihm sollte sich das Wesen des Volkes symbolhaft verdichten. Der Gedanke, ein Nationaldenkmal zu errichten, konnte die gesamte Nation erfassen, er konnte sich jedoch auch auf nationale Verbände oder territorial bedingte Gruppierungen oder gar auf das Mäzenatentum des einzelnen beschränken. Eine Definition des Nationaldenkmals und seine Abgrenzung zu anderen Denkmalsformen ist schwierig. Nipperdeys im ganzen zutreffende nominalistische Definition, "Nationaldenkmal ist, was als Nationaldenkmal gilt"^^, muß insofern behutsam verwendet werden, als der nationale Uberschwang mit diesem Begriff oft vorschnell zur Hand war und ihn selbst auf Werke der Musik und Dichtung übertrug. Die religiöse Kraft, mit der das Nationalbewußtsein zum Durchbruch gelangte und mit der es sich Geltung verschaffte, übertrug sich auch auf das Zeichen, das es sich setzte. Religiöse Grundvorstellungen sind es also, die das Nationaldenkmal prägten. Um 1800 trat es an jene Stelle, die bis dahin Kirche und Palast innegehabt hatten, als gleichsam sakrale und ideale Stätte des Vaterlandes kam ihm die Bezeichnung "Heiligtum" zu, es wurde der "Wallfahrtsort" einer säkularisierten Zeit. Davon gibt zunächst die religiöse Grundbedeutung jener Synonyme und Benennungen Zeugnis, mit denen das Nationaldenkmal bedacht wurde: "Nationalheiligtum", "Pilgerstätte", "Hochaltar des gemeinsamen Vaterlandes" , "Tempel der Nation", "Walhalla", "Pantheon", "deutsches Zion", "Mekka", "Rom" und "Olympia". Seiner Funktion nach sollte das deutsche Nationaldenkmal nicht nur Wahrzeichen und Sinnbild, sondern darüber hinaus Stätte eines nationalen Kultes sein. Die Berichte von Grundsteinlegungs- und Einweihungsakten und die Nachrichten über nationale Gedenktage geben Einblick in ein quasi-religiöses Zeremoniell, das der "vaterländische Pilger" am Nationaldenkmal erlebte, besonders dann, wenn sich die nationale mit der kirchlichen Feier verband.

16) NIPPERDEY (wie Anm. 7) S. 532.

8

Einleitung

Es gab Pläne und Vorstellungen, in Verbindung mit solchen Gedenkfeiern periodisch wiederkehrende Festspiele mit literarischen und künstlerischen Darbietungen und Wettkämpfen sportlicher Art abzuhalten. Von daher weitet sich der Begriff Nationaldenkmal zu einem Idealgelände von Tempeln, Kultgebäuden, Statuen, Hallen, Rennbahnen, Schwimmbecken und Versammlungsplätzen, wo sich das kultische, kulturelle, geistige und sportliche Leben der Nation abspielen sollte. Nach dem Vorbild des französischen Pantheon und der englischen Westminster Abtei wurde einigen Nationaldenkmälern die Aufgabe zugedacht, als säkularisierte Kirche berühmten Deutschen zur Grablege zu dienen und damit jene Rolle zu übernehmen, die die mittelalterlichen Dome für die Kaiser und Fürsten u. a. spielten. Nach dem ersten Weltkrieg wandelte sich diese Idee zu der Forderung, den Gefallenen ein Nationaldenkmal in Form eines Reichsehrenhaines 1 7) oder Reichsehrenmales zu errichten Wirft man einen Blick auf die architektonische Gestaltung der in Deutschland geplanten, propagierten oder gebauten Nationaldenkmäler, so wird deutlich, wie sehr Vorbilder aus dem Bereich des Religiösen den Plan des Künstlers bestimmten: so die antike Tempelhalle, der germanische Götterhain in Verbindung mit dem christlichen Kreuz, der mittelalterliche Dom oder die Segensgebärde einer Kolossalfigur. Das zum Nationaldenkmal erhobene Naturdenkmal erhielt seine Weihe von dem Erlebnis, das die Begegnung mit der Natur bereitete. Der Wald, der Strom und der Berg bestimmten in der Regel den Ort des Nationaldenkmals. Was den Stil der nationalen Monumente betrifft, so dominieren drei Richtungen: der sich an die Antike anlehnende Klassizismus und die Wiederbelebung mittelalterlicher Sakralkunst in der Neugotik und Neuromanik. Es wurde erwartet, daß vom Nationaldenkmal als heroischer Chiffre einer neuen Religiosität die Sammlung nationaler Kräfte zur Wiedergeburt Deutschlands, zur nationalen Erneuerung, Stärkung und Gesundung ausgehen werde. Entsprechend der ihm zugewiesenen Bedeutung und Funktion steht das deutsche Nationaldenkmal an Orten, die durch ihre Singularität ausgezeichnet sind. Es wurde errichtet auf von der Vergangen-

17) Siehe dazu: W. RIBBE, Flaggenstreit und Heiliger Hain, Bemerkungen zur nationalen Symbolik in der Weimarer Republik (Aus Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft, Festschrift für Hans Herzfeld zum 80. Geburtstag, hg. von D. KURZE, Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 37, Berlin, New York 1972) S. 175-188.

Einleitung

9

heit "geheiligtem" Boden, der Ereignisse gesehen hatte oder gesehen haben sollte, die den Lauf der deutschen Geschichte bestimmten und das Gesicht der Gegenwart prägten. Diese Verbindung von Geschichte und nationalem Symbol beeinflußte nicht nur den Vorstellungskreis um das Denkmal, sondern intensivierte andererseits die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und führte das Interesse an ihr in den Bereich des Irrationalen. Nationaldenkmäler befinden sich oft an Orten, die bereits im Mittelalter Wallfahrtsstätten waren und deren Tradition als Kultplätze man bis in die germanisch-heidnische Vorzeit zurückzuverfolgen suchte. Als weiteres Charakteristikum für die Platzwahl eines Monuments ist die landschaftliche Schönheit zu nennen. Das Denkmal als nationale Chiffre und Ausdruck deutscher Kultur sollte umrahmt werden von eindrucksvoller, emotional stimulierender Natur. Dabei spielte der Wald als ein dem Alltag entrückter Raum, als Stätte der Andacht und Sammlung im Bewußtsein der Deutschen eine besondere Rolle, wovon die Metaphern "Dom des Waldes" oder "Säulenwald des Domes" Zeugnis ablegen. Bevorzugt wurde ferner der "waldumrauschte Bergaltar", der als ragende Höhe das Denkmal weithin sichtbar machte, seine Gültigkeit ins Absolute steigern und ihm gleichsam Ewigkeitswert geben sollte. Ähnliche Wirkungen wurden von der Weite und Symbolträchtigkeit einer Flußlandschaft erwartet. Wenngleich die deutschen Nationaldenkmäler über das gesamte Reichsgebiet verstreut sind, wurde ihre Lage jedoch - wenigstens was ihre Propagierung angeht - von zwei exemplarischen Möglichkeiten bestimmt: Sie konnten in der Mitte Deutschlands oder eines partikular bestimmten Reichsteils errichtet werden, wobei diese geographische Lokalisierung implizierte, daß unter Mitte etwas Kraftspendendes und Bewahrendes verstanden wurde. Es konnte jedoch auch die Randlage ausschlaggebend sein: sie sollte dem Nationaldenkmal Bollwerkcharakter und Schutzfunktion verleihen, an der bedrohten Grenze sollte es trotzen und seine Aufgabe als Ausstrahlungszentrum und Bastion des Deutschtums erfüllen. Die Wirkung des Phänomens Nationaldenkmal erklärt sich jedoch nicht nur aus seiner Beziehung zu religiösen und emotional bedingten Grundvorstellungen, sondern darüber hinaus aus dem Schlagwortcharakter dieses Begriffes. Der ihm innewohnende Gefühlswert und seine Einprägsamkeit ermöglichten es, die Massen zu beeinflussen. Er erklärt die Spontaneität, mit der Zeugen deutscher Vergangenheit, errichtete Gedenksteine oder erbaute Denkmäler als

10

Einleitung

Nationaldenkmäler bezeichnet wurden. Die gefühlsbeladene Kraft dieses Schlagwortes erleichterte es den Initiatoren einer Denkmalsidee, für ihr Vorhaben zu werben und GeldSammlungen durchzuführen. Sie entzündete das politische und historische Wunschdenken, führte zu irrationalen Geschichtsvorstellungen und zu nationaler Mythenbildung, die zum Teil ihren Niederschlag in literarischen und künstlerischen Erzeugnissen fanden, die einer ästhetischen Wer1 8Ì tung nicht standhalten '. Um das Schlagwort Nationaldenkmal gruppierte sich eine ganze Schlagwortfamilie, aus der nur folgende assoziationsreiche Begriffe genannt seien: Nation, Volk, Vaterland, Idee, Opfer, Friede, Kaiser und Reich, Kaiserherrlichkeit, Reichsherrlichkeit, römisch und welsch. Von daher wird deutlich, daß die dieser Untersuchung zugrundeliegenden Quellen nicht nur dem Bereich der seriösen Literatur entnommen werden durften. Der historische Wert der Quelle wird nicht von ihrem wissenschaftlichen oder literarischen Rang bestimmt, sondern von ihrer möglichen oder tatsächlichen Wirkung auf den Zeitgenossen und die Massen. Ein Großteil der aussageträchtigen Literatur besteht aus populärwissenschaftlichen Darstellungen, journalistischen Erzeugnissen, Festschriften, Festreden und -gesängen, Broschüren, Pamphleten, Zeitschriften und Zeitungsartikeln, Schriften zur Kunst, politischer Lyrik und Abhandlungen zur Kaisersage. Es sind überwiegend Literaturgattungen, denen die Intention innewohnt, auf den Leser oder Hörer einzuwirken, nicht um sach-, sondern um personalbezogene Literatur und Kunstschöpfungen. Von daher erklärt sich auch die emotional gesteigerte Sprache dieser Quellen, die oft unerträgliche Steigerung in die Emphase, die ständige Wiederholung und das variationsreiche Schriftbild, das Kernpositionen der Aussage durch fette Lettern, Großbuchstaben, Sperrdruck, Schriftbildversetzung und syntaktische Anordnung hervorzuheben sucht. Das deutsche Nationaldenkmal wurde weiterhin durch die Aussagebereiche und intellektuellen Erlebnisformen der Kunst, der Sage, des Märchens und der Poesie geprägt.

18) Vgl. zum Schlagwortbegriff: 0. LADENDORF, Historisches Schlagwörterbuch (Straßburg und Berlin 1906) Einleitung. W. BAUER, Das Schlagwort als sozialpsychische und geistesgeschichtliche Erscheinung (Historische Zeitschrift 122, 1920) S. 189-240. H. GOLLWITZER, Die Gelbe Gefahr, Geschichte eines Schlagworts, Studien zum imperalistischen Denken (Göttingen 1962) Einführung.

Einleitung

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Im deutschen Nationaldenkmal suchte die Kunst, die nach Gottfried Schadow (1764-1850) ihren Ursprung im Vaterländischen hat19) te , nach einem Betätigungsfeld und einer Heimstatt, von wo aus sie in bemerkenswertem Gegensatz zu dem tatsächlichen Stilpluralismus einen neuen nationalen Stil verkünden und eine neue Blütezeit nationaler Kunst heraufführen konnte, von wo aus sie das Vaterland national, geistig und sittlich zu erneuern hoffte. Indem die Sage historische Orte oder Personen umwob, wurde sie mit Wunschvorstellungen und politischen Hoffnungen durchsetzt, die in der Einigungs- und Reichssehnsucht des 19. Jahrhunderts von großer Bedeutung waren. So entwickelte sich etwa der BarbarossaMythos nicht so sehr aus der Gestalt des historischen Barbarossa als vielmehr aus der Kyffhäusersage. Durch seine Unabhängigkeit von den Bedingungen der realen Welt, denen die Sage noch durchaus unterworfen ist, gibt das Märchen der wunschgeborenen nationalen Phantasie noch mehr Raum. Eine beliebte Metapher für das Schicksal Deutschlands bot das Dornröschenmärchen mittelalterlicher Provenienz. Das unerlöste Deutschland wurde gleichgesetzt mit dem unerlösten Dornröschen; vor dem Hintergrund der Märchenwelt erhielt die Reichseinigung für den Zeitgenossen somit Züge des Wunderbaren. Die Sehnsucht nach einem starken und geeinten Deutschland und die Bereitschaft zum Kampf gegen äußere und innere Feinde schlug sich u. a. in der Poesie und der politischen Lyrik nieder. Bevorzugter Gegenstand solcher dichterischen Ausschmückung, vaterländischer Lieder und Verse war das deutsche Nationaldenkmal. Die Idee des deutschen Nationaldenkmals war vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten Weltkrieges lebendig. Besondere Aktualität gewann sie nach den Befreiungskriegen, den Reichseinigungskriegen und dem ersten Weltkrieg. Nach 1813 erschien sie als Ausdruck nationaler Hoffnung, nach 1870 stand sie im Zeichen nationaler Erfüllung und nach 1918 wurde sie geprägt vom Aufbegehren gegen die Niederlage. Als Träger der Denkmalsidee kann man grundsätzlich den staatsund geschichtsbejahenden Teil des gesamten deutschen Volkes bezeichnen, wenngleich die Teilhabe an den einzelnen Denkmalsplänen recht unterschiedlich war. Exponiert waren dabei jene Gruppen, die sich selbst als staatstragend betrachteten: Fürsten und Adel und das gehobene und gebildete Bürgertum. Abseits stand die sozialistisch orientierte Schicht der Bevölkerung, die sich auf 19) H. SCHRADE, Schicksal und Notwendigkeit der Kunst (Weltanschauung und Wissenschaft 4, hg. von E. KRIECK, Leipzig 1936) S. 100ff.

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Grund einer staats- und geschichtsfeindlichen Gesellschaftskonzeption der nationalen Idee gegenüber ablehnend verhielt, deren Opposition jedoch kaum in Zeugnissen zu fassen ist. Der Widerstand von Anarchisten wurde auf spektakuläre Weise bei der Einweihung des Niederwalddenkmals am 28. 9. 1883 deutlich. Ihr Plan, die versammelten Fürsten und das Denkmal mit Dynamit in die Luft zu sprengen, scheiterte am schlechten Wetter. Wenn mit diesen Bemerkungen versucht wurde, Wesensmerkmale des deutschen Nationaldenkmals aufzuführen, so sei darauf hingewiesen, daß keineswegs jedes der später im einzelnen besprochenen Denkmäler all diese Züge auf sich vereinigt. Es sollte vielmehr aus wiederkehrenden Charakteristika die Idee des deutschen Nationaldenkmals abstrahiert werden. Was aber ist mit dem Interesse am Mittelalter gemeint? In einer im Jahre 1958 publizierten Vorlesungsreihe wendet sich Reinhard Wittram dem Phänomen des Geschichtsinteresses zu, dessen verschiedene Erscheinungsweisen, unterschiedliche geistige und existentielle Ausgangssituationen und von daher bedingte konkurrierende und einander ablösende Geschichtskonzeptionen er zu erklären 2o) sucht und diskutiert Entscheidend für seine Analyse ist die Feststellung, daß neben dem Geschichtsinteresse des Forschers, der das Einst um seiner selbst willen gelten läßt, der Griff nach der Vergangenheit aus dem Gegenwartserlebnis und dem Existenzbezug der Gegenwart besteht. Dieser zweiten Form des Gesichtsinteresses sind auch Thema und Fragenkreis der vorliegenden Arbeit zuzurechnen. Das historische Bewußtsein und der Blick auf die Vergangenheit sind konstituierende Bestandteile des deutschen Nationalgefühls. Bei dieser Rückerinnerung spielte das deutsche Mittelalter, das in seiner zeitlichen Dimension durch die Christianisierung der Germanen und durch die Reformation Luthers bestimmt wurde, eine zentrale Rolle. Es wurde idealisiert als Zeit religiöser Bindung, konfessioneller Einheit, opferbereiter Glaubenskraft und als Entfaltung christlich-germanischen Geistes, als Blütezeit deutscher Kunst und Dichtung und als Epoche deutscher Kaiser- und Reichsherrlichkeit. Nationale Hoffnungen und Erwartungen entzündeten sich am Mittelalter, Erscheinungen der Gegenwart wurden an ihm gemessen. Als angebliche Blütezeit deutscher Geschichte wirkte es auf das Selbstbewußtsein

20) R. WITTRAM, Das Interesse an der Geschichte, Zwölf Vorlesungen über Fragen des zeitgenössischen Geschichtsverständnisses (Kleine Vandenhoeck-Reihe 59-61, Göttingen 1958).

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der Nation, Existenzformen und Leistungen dieser Zeit wurden als wiederholbar betrachtet. Wer den nationalen Neuanfang und die Erfüllung nationaler Wünsche mit der mittelalterlichen Vergangenheit verknüpfte, schuf Traditionen, gab der Nation die Weihe des Alters und historische Tiefe. Die Berufung auf das Mittelalter ließ die nationale Wiedergeburt als Vollzug einer Verpflichtung und als Antritt eines Erbes erscheinen. Das Bekenntnis zur Nation äußerte sich als Bekenntnis zur Geschichte. Die Versenkung in die mittelalterliche Vergangenheit konnte sowohl aus dem Gefühl des Ungenügens an der Gegenwart als auch dem Gefühl nationalen Triumphes erfolgen. Die Identifizierung mit den Erscheinungen des Mittelalters oder der Verklärung dieser Zeit reichte vom echten Bekenntnis bis zur nationalen Propaganda, von sentimentaler Rückerinnerung bis zur exaltierten Gebärde, zum nationalen Pathos und zur übertriebenen Phrase. Immer aber handelte es sich bei diesem Interesse am Mittelalter eigentlich um ein verschleiertes Gegenwartsinteresse, zumindest wurde es davon geprägt. Da es durch das nationale Bewußtsein ausgelöst wurde, verband es sich mit der Idee des deutschen Nationaldenkmals. Dieses Interesse am Mittelalter im deutschen Nationaldenkmal ist ein Phänomen des 19. Jahrhunderts, während es sich in vergleichbarer Verbreitung und Gültigkeit für das 20. Jahrhundert nicht mehr nachweisen läßt. Von daher ist die zeitliche Begrenzung dieser Arbeit auf das 19. Jahrhundert gegeben. Im ersten Kapitel der folgenden Arbeit wird am Beispiel des Kölner Domes dargelegt, wie mittelalterliche Traditionen die nationalen Erwartungen des deutschen Volkes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägten. Mit der Kölner Kathedrale verband sich die Hoffnung auf Reichseinheit, auf konfessionellen Frieden und auf innere Erneuerung im Zeichen der Gotik. Das zweite Kapitel wendet sich der Wartburg zu. Kann der Kölner Dom als Denkmal des Volkes bezeichnet werden, sc sollte die Wartburg, die als Denkmal der Geschichte, Kunst und Religion propagiert wurde, der fürstlichen Selbstdarstellung dienen. Die im 19. Jahrhundert restaurierte thüringische Feste wirkt jedoch lebensfern; echte Traditionen verflüchtigen sich in eine pseudomittelalterliche Welt romantischer Schwärmerei. Im folgenden Teil wird eine Gruppe von Denkmälern untersucht, die die Reichseinigung von 1871 als Erfüllung nationaler Wünsche feiern und bei denen im Zeichen der neo-ghibellinischen Reichsidee das Interesse am Mittelalter greifbar wird. Es handelt sich

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dabei um das Hermannsdenkmal bei Detmold, die Kaiser-Wilhelm-Statuen auf der Hohensyburg und dem Wittekindsberg an der Porta Westfalica, das Kyffhäuserdenkmal und die wiederhergestellte Goslarer Pfalz. Eine besondere Rolle unter den deutschen Nationaldenkmälern spielen die Externsteine, die als Naturdenkmal eine starke Faszination ausüben. Ihnen ist der vierte Hauptteil gewidmet. Das Geschichtsinteresse wandte sich besonders der germanisch-sächsischen Frühzeit dieser Felsen zu, über die wir keine Zeugnisse besitzen. Das Wunschdenken, das sich in diesem Vakuum entfaltete, glorifizierte das heidnische Germanentum. Als Reaktion darauf ist ein verstärktes Interesse an der christlich-mittelalterlichen Zeit dieser Felsengruppe faßbar. Ihre sichtbare Gestaltung fanden nordische Mythologie, deutsche Geschichte und germanisch-christliche Kontinuität in der Walhalla Ludwigs I., der sich der folgende Abschnitt zuwendet. Dieses in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Stile eines griechischen Tempels erbaute deutsche Pantheon bot der bayeÄsche König der Nation zum Geschenk dar. Im Innern dieser Ruhmeshalle befinden sich die Namenstafeln und Büsten berühmter Deutscher von der germanischen Urzeit bis zur Gegenwart, wobei Ludwig den Begriff "deutsch" über den engeren nationalen Rahmen hinaus faßte. Das Schlußkapitel geht der Frage nach, welche Rolle die untersuchten Denkmäler im Bewußtsein der Gegenwart spielen. Der exemplarischen Auswahl der hier betrachteten Nationaldenkmäler ließe sich noch die Marienburg an der Nogat einfügen. Doch die Untersuchung dieses Bauwerks als eines politischen Denkmals 21 )

hat bereits H. Boockmann geleistet . In der Restauration der Marienburg vollzogen sich Wiederbelebung des Mittelalters und Deutung der Ordensgeschichte. Sie sollte die Erinnerung an die Freiheitskriege wachhalten und zur Fortsetzung der preußischen Staatsreform aufrufen. Wie der Kölner Dom im Westen so sollte das Ordensschloß im Osten des Reiches als Bollwerk des Deutschtums dienen. Dieser Arbeit liegt ein Quellenmaterial zugrunde, für das eine engagierte und emotional bestimmte Ausdrucksweise kennzeichnend ist. Es ist daher nicht einfach, die innere Distanz zu diesen Zeugnissen mit der nötigen sprachlichen Nüchternheit zum Ausdruck zu 21) H. BOOCKMANN, Das ehemalige Deutschordensschloß Marienburg 1772-1945, Die Geschichte eines politischen Denkmals (Geschichtswissenschaft und Vereinswesen im 19. Jahrhundert, Beiträge zur Geschichte historischer Forschung in Deutschland, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 1, Göttingen 1972) S. 99-162.

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bringen. Daher sei an dieser Stelle auf die grundsätzliche Reserve des Verfassers gegenüber der Leidenschaft und dem Pathos, das die Sprache der Quellen prägt, hingewiesen.

I. DAS MITTELALTER ALS TRADITIONSQUELLE DES NATIONALEN ERNEUERUNGSSTREBENS 1. Der Kölner Dom als Zeichen der Sehnsucht nach nationaler Größe

In den Befreiungskämpfen von 1813 hatte ein Großteil der Deutschen zum ersten Mal das Gefühl, als Volk in einer allgemeinen Erhebung dem Feind widerstanden und ihn bezwungen zu haben. Diesem Sieg waren die Leiden unter der französischen Fremdherrschaft und dem drückenden napoleonischen Joch vorausgegangen. Das Erlebnis der Erniedrigung und Demütigung schlug nun um in das Bewußtsein nationalen Triumphes, in das Gefühl, eine nationale Großtat vollbracht zu haben. Der Kampf gegen Napoleon hatte durch die Erhebung der Massen den Charakter eines Volkskrieges erhalten^'. Von daher ist das Aufbruchsphänomen der durch die Befreiung geweckten nationalen Wünsche und Erwartungen massenpsychologisch erklärbar. Der Sieg über Frankreich wurde als Einschnitt und Neuanfang deutscher Geschichte empfunden; als Lohn seines Blutopfers und seiner Kampfesleistung erwartete das deutsche Volk eine Neugestaltung des Reiches. Das gilt auch angesichts der Einschränkung, daß die französische Besetzung in Teilen Deutschlands zunächst als Befreiung empfunden worden war und nachträgliche Propaganda die Herrschaft Napoleons verteufelte. Der historischen Bedeutung des Sieges ein Zeichen zu setzen und der nationalen Hoffnung auf künftige Größe monumentalen Ausdruck zu verleihen, galt die Suche nach einem Denkmal der Nation, das in Form und Aufgabe der Befreiungstat und dem Selbstverständnis des deutschen Volkes entsprechen konnte. Die Denkmalsidee war so sehr verbreitet und so allgemein, daß nicht nur Architekten und Kunstschaffende, sondern Männer verschiedenster Berufsgruppen spontan ihre Vorschläge machten. Hatte bereits die Denkmalsidee während der napoleonischen Fremdherrschaft

1) Vgl. F. dert 1, "In den sischen te: das

SCHNABEL, Deutsche Geschichte im neunzehnten JahrhunDie Grundlagen (Freiburg, 5. Aufl., 1959) S. 498: hellen Frühlingstagen des Jahres 1813 hatten die preusReformer erreicht, wonach schon lange ihr Herz strebVolk stand auf, der Sturm brach los!"

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von dem Kronprinzen Ludwig von Bayern (1786-1868) Besitz ergrif2) fen , so entstanden nach der Leipziger Schlacht Entwürfe u. a. von dem politischen Schriftsteller und Dichter Ernst Moritz Arndt (1769-1860), dem Bildhauer Dannecker (1758-1841), dem Berliner Oberbaurat Schinkel (1781-1841), dem Dichter Kotzebue (1761-1819), dem Architekten Weinbrenner (1766-1826), dem russischen Generalkonsul Staatsrat von Freygang, dem Ratsherren Stieglitz und dem Geschichtsschreiber der Leipziger Schlacht Major Aster (1772-1855). Bei Adolph von Seckendorff, der im Jahre 1814 einen Aufruf zur Errichtung eines Völkerschlachtsdenkmals erließ, traf eine große 3) Zahl von Anregungen ein Bei diesen Vorschlägen handelte es sich zum Teil um konventionelle Gedenksäulen und von der Idee her um anspruchslose und wunderliche Entwürfe, die dem nationalen Selbstgefühl nicht gerecht werden konnten, zum Teil jedoch um Denkmalspläne, denen die Konzeption zugrundelag, einer als groß empfundenen Nation ein zentrales Heiligtum zu schaffen. So verband Ludwig von Bayern die Idee einer nationalen Ehrenhalle, die normative Kraft ausstrahlen sollte, mit der Vorstellung von der Beispielhaftigkeit des Griechentums und der moralischen Qualität der Antike, als er die Walhalla bei Regensburg im Stile eines dorischen Tempels errichten ließ. Als eindrucksvolles Zeugnis einer Besinnung auf die Leistung und das Wesen des eigenen Volkes, das er als germanisch-deutsch und christlich empfand, ist der Denkmalsaufruf Ernst Moritz Arndts 4) zu werten, den er im Jahre 1814 verfaßte . Die erste Forderung, die Arndt an das Denkmal der Befreiungskriege stellte, war die alles überragender, weithin sichtbarer Größe: "Ein kleines unscheinbares Denkmal, das sich gegen die Natur umher in nichts

2) P. HERRE, Deutsche Walhall, Eine Auseinandersetzung und ein Programm zu einem Ehrenmal des Deutschen Volkes (Potsdam o. J. (1930)) S. 11ff. 3) Ein Denkmal der Leipziger Völkerschlacht (Die Grenzboten, Zeitschrift für Politik, Litteratur und Kunst 47, Leipzig 1888) S. 181-191, S. 182ff. A. SPITZNER, Das Völkerschlacht-Nationaldenkmal, das Denkmal der Befreiung und der nationalen Wiedergeburt Deutschlands, Denkschrift des Deutschen Patrioten-Bundes (Leipzig 1897) S. 24ff. H. SCHRADE, Das Deutsche Nationaldenkmal, Idee, Geschichte, Aufgabe (München 1934) S. 59ff. 4) Siehe zu E. M. Arndt: G. OTT, Ernst Moritz Arndt, Religion, Christentum und Kirche in der Entwicklung des deutschen Publizisten und Patrioten (Bonn 1966). Siehe zu Arndts Verhältnis zur christlich-germanischen Bewegung seiner Zeit: I. IBBEKEN, Ernst Moritz Arndt und die christlichgermanische Bewegung seiner Zeit, Phil. Diss. (Gießen 1937).

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gleichen kann, thut es nicht; ein zierliches und blankes, etwa in Leipzig selbst auf irgend einem Platz hingestellt, würde in seiner Armseligkeit von der großen That, wodurch die Welt von dem abscheulichsten aller Tyrannen und dem tückischesten aller Tyrannenvölker befreit ward, zu sehr beschämt werden. Das Denkmal muß draussen stehen, wo so viel Blut floß; es muß so stehen, daß es ringsum von allen Straßen gesehen werden kann, auf welchen die verbündeten Heere zur blutigen Schlacht der Entscheidung herangezogen". Er orientierte sich dabei an Bauwerken der Antike, die den sieben Wundern der Welt zugerechnet werden, und an dem Torso der Kölner Kathedrale: "Soll es gesehen werden, so muß es groß und herrlich seyn, wie ein Koloß, eine Pyramide, ein Dom in Köln"^. In Erinnerung an das Blutopfer des Volkskrieges bestimmte Arndt als Ort des Denkmals das Leipziger Schlachtfeld, dessen Mitte zur Wallfahrtsstätte der Volksmassen, zum vaterländischen Ehrenhain und Gefallenenfriedhof gestaltet werden sollte. Germanisches und christliches Traditionsbewußtsein, hinter dem das romantische Mittelalterinteresse spürbar wird, ließ Arndt als äußere Form des Denkmals Hügel und Kreuz vorschlagen^. Die Sehnsucht nach künftiger Größe lenkte den Blick auf die Epochen historischer Größe und verband sich mit dem Interesse an der deutschen Vergangenheit. Als Blütezeit deutscher Geschichte Ί )

erschien das Mittelalter , und der geistige Rückgriff auf dieses Zeitalter gab dem nationalen Erneuerungsstreben existentiellen Gehalt und verdichtete sich zu einem Programm, das sich in seinem Werte-Katalog an Strukturen der mittelalterlichen Welt, wie ζ. B. dem Reich, der Kirche und der Kunst, orientierte. Das Mittelalter wurde zur Traditionsquelle für das 19. Jahrhundert und bildete den historischen Hintergrund für die Hoffnung auf nationale Erneuerung. Das Denkmal, das aus diesem Mittelalterinteresse erwuchs, ist der gotische Nationaldom.

5) Ε. M. ARNDT, Ueber ein Denkmal bei Leipzig (Ein Wort über die Feier der Leipziger Schlacht, Frankfurt a. M. 1814) S. 20-22, S. 20f. 6) Nipperdey ordnet den Arndtschen Plan dem Typus des nationaldemokratischen Denkmals zu: "Das Denkmal ist Denkmal des Volkes, das jenseits der bestehenden Staaten durch Tat und Bewußtsein der Freiheitskriege politisch konstituiert ist". TH. NIPPERDEY, Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert (Historische Zeitschrift 206, 1968) S. 529-585, S. 560. 7) Vgl. H. HEIMPEL, Europa und seine mittelalterliche Grundlegung (Der Mensch in seiner Gegenwart, Göttingen 1954) S. 67-86, S. 76: "Die Größe, Macht und Einheit, die man vermißte und ersehnte, fand man im mittelalterlichen deutschen Kaiserreich, in der Geschichte der deutschen Kaiserzeit".

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Aus den Jahren 1814/1815 datieren die Entwürfe Schinkels z.u einer gotischen Kathedrale, die er auf dem Leipziger Platz in Berlin gebaut wissen wollte. In seiner Denkschrift vom Januar 1815 wies ihr der preußische Oberbaurat drei Aufgaben zu: ein religiöses, ein historisches und ein eine neue Kunstfertigkeit begrün8) dendes Denkmal zu sein . Zwanzig Jahre später, im Jahre 1835, entwarf Schinkel den Plan zu einer idealischen Landeshauptstadt, in dem verwandte Vorstellungen greifbar werden. Diese Idealresidenz sollte neben den repräsentativen Staatsgebäuden u. a. Museen und Galerien, Stätten für Gelehrte und Künstler, Plätze und Bauten für Volks- und Nationalfeste und eine gotische Kathedrale enthalten^ . Fast gleichzeitig und in auffälliger gedanklicher Ubereinstimmung mit Schinkel machte Joseph Görres (1776-1848) seine Vorschläge zu einem Siegesmal. Am 20. November 1814 veröffentlichte er im "Rheinischen Merkur" einen Aufruf, der am 26. und 30. Januar 1815 durch weitere ergänzt wurde. Hierin lenkte er die Suche nach einem Befreiungsdenkmal auf den Kölner Dom, dessen Torso seit Jahrhunderten am Rhein der Vollendung harrte. Bei diesem Bauwerk galt es fortzuführen, was im Mittelalter begonnen worden war, als Symbol kennzeichnete es den nationalen Neubeginn als Anknüpfung an das Mittelalter und Wiederbelebung der mittelalterlichen Vergangenheit. Die geistige Anlehnung an diese Epoche deutscher Geschichte wurde in Görres' Vorschlag noch deutlicher als in Schinkels, und allein die Tatsache, daß der Kölner Dom vollendet wurde und in sichtbarer Monumentalität wuchs, gibt ihm gegenüber dem Schinkelschen Projekt das größere Gewicht. Den Bau des Domes begleitete eine Fülle von Schriften, in denen das Interesse am Mittelalter in einem dreifachen Erneuerungsgedanken seinen Niederschlag fand: durch die Wiedererweckung der Reichsidee, durch den Rückgriff auf das Kunstschaffen des Mittelalters und durch die Kraft der christlichen Religion sollte das deutsche Volk zu jener herrschenden Stellung zurückfinden, die es schon im Mittelalter besessen hatte. Die Hoffnung, die Nation im Geiste dieser Epoche deutscher Geschichte zu erneuern, fand ihren Ausdruck in der Vollendung des Kölner Domes, dessen dreifache Funktion als Symbol des Reiches, Heimstätte der Kunst und Kirche der Nation sichtbar wird. Nationalität, Kunst und Sakralität -

8) Hierüber eingehend H. SCHRADE (wie Anm. 3) S. 71ff. und H. BEENKEN, Das neunzehnte Jahrhundert in der deutschen Kunst (München 1944) S. 60f. 9) Siehe dazu: BEENKEN (wie Anm. 8) S. 19f. P. 0. RAVE, Karl Friedrich Schinkel (o. 0. o. J.) S. 40f:

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mit dieser Formel wird das Wesen des Kölner Domes als Zeuge des Mittelalters, als deutschesNationaldenkmal und als Zeichen der Sehnsucht nach Größe am besten bestimmt^. In der exaltierten Sprache nationalen Selbstgefühls faßte J. H. K. Schäffer im Jahre 1842 die vielfältigen Erwartungen, die sich an die wachsenden Türme der Kathedrale knüpften, und die Aufgabe, die man dem Kölner Torso zuwies, in folgenden Sätzen zusammen: "Der Kölner Dom ist das erhabene Denkmal, in dem sich der Gesanmtgsdanke Deutschlands verkörpert, ein Gedanke, den die deutsche Nation voll Begeisterung zur Fülle seiner Größe, zur Verherrlichung seiner Weihe angenommen hat ·.. Politischer innerer Friede Deutschlands, Centralisation der Kraft des großen Vaterlandes, Stärkung derselben im großen Verbände zum möglichen Kampf gegen das Ausland, Begeisterung der Gläubigen für die Religion, Begeisterung der Ungläubigen für deutsche Kunst, Stolz der Philosophie wegen der siegenden Kraft des geistigen Elementes über den starren Materialismus, Triumph des deutschen Genius über seine bindende Himmelsgewalt bei der politischen Zerrissenheit des großen Vaterlandes, Verschmelzung aller, selbst der sich schroff gegenüberstehenden Parteien zum Geiste dessen, der sein Leben aus Liebe dahin gab: sie alle diese erhabenen Zwecke vereinigt das große deutsche Denkmal zu Köln"^^. "A toutes les gloires de la France" ließ der französische König Louis Philippe im Jahre 1833 das historische Nationalmuseum im Schloß zu Versailles einrichten. In Analogie zu dieser Inschrift könnte man die Intentionen beim Bau des Kölner Domes mit der For-

10) Zu dieser Formel folgende Beispiele: Ε. H. PFEILSCHMIDT, Geschichte des Doms zu Köln für gebildete Freunde der Kirche, des Vaterlandes und der Kunst (Halle a.S. 1842) . M. CARRIERE, Der Kölner Dom als freie deutsche Kirche, Gedanken über Nationalität, Kunst und Religion beim Wiederbeginn des Baues (Stuttgart 1843). Aufruf des Dombauvereins vom 31. III. 1842 (L. ENNEN, Der Dom zu Köln von seinem Beginne bis zu seiner Vollendung, Köln 1880) S. 142: "Unser erlauchter Herrscher geht uns voran, laßt uns alle ihm folgenl Es gilt ja das Heiligste und Schönste: Religion, Vaterland, Kunst, sie rufen mit vereinter Stimme". 11) J. H. K. SCHÄFFER, Der Kölner Dom und seine Vollendung in ihren Beziehungen zum deutschen Vaterland, resp. zum Protestantismus (Magdeburg 1842) S. 2. - Hervorhebung im Original.

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1 21 mei kennzeichnen: "Zur höchsten Ehre der Nation" . Von den Denkmalsentwürfen der napoleonischen Zeit und der Befreiungskriege wurden nur wenige ausgeführt, und bei diesen wenigen darf die Zeitspanne zwischen Plan und Vollendung nicht übersehen werden. 1841 erfolgte die Grundsteinlegung zu von Bändels Hermannsdenkmal, 1842 die zur Kelheimer Befreiungshalle, und im gleichen Jahre ertönten die Hammerschläge zum Weiterbau des Kölner Domes. 1842 wurde die Walhalla bei Regensburg eingeweiht, das Hermannsdenkmal jedoch erst 1876, die vollendete Kölner Kathedrale 1880 und das Völkerschlachtsdenkmal 100 Jahre nach der Leipziger Schlacht im Jahre 1913. Diese Jahreszahlen stehen in engem Zusammenhang mit der nationalen Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrhundert. Der nationale Erneuerungsgedanke, den die Ereignisse von 1813 auslösten, wurde durch die nachfolgende Zeit der Reaktion verdunkelt und unterdrückt. In den Jahren 1840-1849 gewann er neues Leben. Das Jahr 1840 ist durch zwei Ereignisse gekennzeichnet: einmal durch die Drohung eines Krieges mit Frankreich und die damit verbundene Rheinkrise, in deren Verlauf die leidenschaftlichen Rheinlieder entstanden, zum anderen durch die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen. Dieser Monarch galt als Romantiker, seit frühester Jugend war sein Interesse dem Mittelalter und der mittelalterlichen Kunst zugewandt. Christlich-germanisches Sendungsbewußtsein prägte sein Denken, und die Förderung des Religiösen fand ihren Niederschlag in zahlreichen von Friedrich Wilhelm initiierten Kirchenbauten. Die Nation erhoffte von ihm ein liberales Regiment, das Ende der konfessionellen Gegensätze und die Einigung Deutschlands. Im Zusammenhang mit der Kölner Dombau-Rede Friedrich Wilhelms IV. aus dem Jahre 1842 urteilte der preußische Diplomat C. C. J. von Bunsen (1791-1860) über die nationale Hochstimmung, die der Regierungsantritt dieses Monarchen ausgelöst hatte: "Die Jahre von 1820 bis 1840 werden in der Geschichte trübe erscheinen, manche Gestalten darin schwarz; 1840 war ein Jubiläums-

12) Siehe dazu: Rede des Kölner Coadjutors Johannes von Geissei am 4. IX. 1842, ENNEN (wie Anm. 10) S. 307-311, S. 310: "Der alte, gewaltige Dom zu Köln, das Werk der rheinischen Vorfahren, ist ein kostbarer Schatz für alle Stämme deutscher Nation, ein Werk der Ehre und des Ruhmes für das Gesammtvaterland". Rede des Kölner Erzbischofs Johannes von Geissei am 15. VIII. 1848, ENNEN (wie Anm. 10) S. 318-324, S. 322: "So möge denn dieser so gewaltige und herrliche Bau ... auch ein Vorbild und Unterpfand sein der Größe, des Ruhmes und der Herrlichkeit deutscher Nation".

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Lichtpunkt, nicht allein für Preußen, sondern für ganz Deutschland. Vierzig Millionen fühlten, daß die Deutschen das erste und größte Volk der Erde sind, wenn sie als Brüder dastehen. Alle schauten auf Friedrich Wilhelm IV." 13) . Das Wiederaufleben nationaler Hoffnungen in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, die Grundsteinlegung zur Vollendung des Kölner Torsos 1842 und die 600-Jahr-Feier des Domes 1848 führten zu einer Fülle von Aufrufen, Plänen, Schriften und Reden, die man als wichtigste Zeugnisse für jenes nationale Erneuerungsstreben bezeichnen kann, das sich den Kölner Dom als Zeichen setzte. Die Idee und Geschichte des deutschen Nationaldenkmals in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, also auch die des Kölner Domes, ist bestimmt durch die Bismarcksche Reichseinigung und deren politische Interpretation und zeitgenössische Würdigung. Dem Denkmal der Reichseinigung ist unten ein eigenes Kapitel gewidmet. Es ist durchaus berechtigt, den Kölner Dom, das Zeichen der Sehnsucht nach Größe, als Denkmal der Massen und Volksdom zu bezeichnen. Daß dieses Werk Förderer in ganz Deutschland fand, beweist ein Blick auf die Verlagsorte der zum Dombau erschienenen Schriften, deren Autoren in allen Schichten der Gebildeten zu finden sind und verschiedenen konfessionellen und politischen Lagern angehörten. Das demokratische Moment wird deutlich in den Finanzierung splänen, die als Stifter des Domes das deutsche Volk in seiner Gesamtheit sahen, die Opferbereitschaft jedes einzelnen ansprachen und nach biblischem Gleichnis auch nicht das "Scherf14) lein der Witwe" als zu gering betrachteten Wenngleich das preußische Königshaus und der preußische Staat einen Großteil der finanziellen Lasten trugen, so wird doch der Anteil weiter Volkskreise relevant. Die Aufstellung der Kosten aus dem Jahre 1880 gibt Aufschluß über die große Summe, die allein der Dombauverein beisteuerte^'. Diese Körperschaft hatte sich im Jahre 1840 in Köln konstituiert, um in Nachfolge der mittelalterlichen St. Petersbruderschaft daran mitzuwirken, das zum Dombau benötigte Geld aufzubringen. Neben der Kölner Zentrale bildeten sich in den deutschen Ländern und im Ausland etwa 200 Hilfsvereine. 13) C. C. J. VON BUNSEN, Aus seinen Briefen und nach eigener Erinnerung geschildert von seiner Witwe, Deutsche Ausgabe, durch neue Mittheilungen vermehrt von FRIEDRICH NIPPOLD, 2 (Leipzig 1869) S. 290. 14) Die Vollendung des Kölner Doms, Stimme aus England (Beilage zur Allgemeinen Zeitung 103, 13. IV. 1842, 104, 14. IV. 1842, 105, 15. IV. 1842) 13. IV. 1842, S. 818. 15) ENNEN (wie Anm. 10) S. 264f.

Säkularisierungsphänomen

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Die Zugehörigkeit war nicht an Stand und Besitz gebunden; ein Mindestbeitrag von einem Thaler im Jahr sollte es jedem ermöglichen, Mitglied zu werden^®^. Der vom Volk zu stiftende Dom sollte auf das Volk zurückwirken. Die Integrationskraft, die man ihm zutraute, wird in der Vorrede erkennbar, mit der N. Hocker eine Sammlung von Domgedichten einleitet: "Einzelne Bauwerke sind oft Träger eines ganzen Volkes. Im Tempel zu Jerusalem verkörperte sich Juda, Rom im Kapitol, und im Baue zu Mekka findet der Islam seinen lebendigen Mittelpunkt. Der Dom zu Köln, als die Peterskirche Deutschlands, hat eine ähnliehe Bedeutung für das deutsche Vaterland, ..." 17)

2. Der Kölner Dom als Säkularisierungsphänomen

Der im Jahre 1813 aufbrechende deutsche Nationalismus ist ein 18) Säkularisierungsphänomen ; daher ist es erlaubt, sich ihm mit Vorstellungskategorien und Begriffen des Christentums zu nähern. In seiner christlich eingekleideten Diesseitsreligiosität wurde 1 9) das Nationale zum absoluten Wert erhoben ; in ihm verschmolzen religiöse, nationale und demokratische Antriebe; es trat mit religiösem Unbedingtheitsanspruch auf. Der Feldzug von 1813 wurde als "heiliger Krieg" empfunden; Kriegsprediger bezeichneten ihn als Kampf gegen das Reich des Antichristen 20) . Der Sieg über Napoleon 21 ) wurde als Gottesgericht gefeiert und religiös begangen . Man interpretierte die militärische Überlegenheit als Erfolg deutscher Auserwähltheit über einen sittlich-kulturell unterlegenen Feind. 16) Statuten des Dombauvereins, L. ENNEN (wie Anm. 10) S. 302-305, S. 302, § 3. Es ist jedoch fraglich, ob die Unterschicht Zugang zu Vereinen fand, in denen die Oberschicht und die gebildete Mittelschicht tonangebend war. 17) N. HOCKER, Dom-Album oder der Kölner Dom im Munde der deutschen Dichter, Ein Erinnerungsbuch an die Feier der 600jährigen Grundsteinlegung am 14., 15. und 16. August 1848 (Köln o.J.) Vorrede. 18) Vgl. R. WITTRAM, Nationalismus und Säkularisation, Beiträge zur Geschichte und Problematik des Nationalgeistes (Lüneburg 1949). 19) W. CONZE, Die deutsche Nation, Ergebnis der Geschichte (Göttingen 1963) S. 43. 20) WITTRAM (wie Anm. 18) S. 39 u. 41. 21) H. HERMELINK, Das Christentum in der Menschheitsgeschichte, Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart 1, Revolution und Restauration, 1789-1835 (Tübingen und Stuttgart 1951) S. 294.

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Die Gegnerschaft gegen den westlichen Nachbarn steigerte sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zur Kreuzzugsidee 22) ' , an die Stelle der Religionskriege traten die des ethnisch begründeten 23) Nationalismus '. Das Geschehen der Jahre 1813-1815 wurde begleitet von einer Welle religiös-patriotischer Begeisterung; der aufbrechende Nationalismus erfuhr die emotionale Kraft "nationaler Religion" und äußerte sich in der Sprache des Christentums und der Bibel. Die Umsetzung chiliastischer Erwartung in nationalen Optimismus bestimmte die Hoffnung auf ein einiges, starkes und freies Deutschland. Der Unbedingtheitsanspruch des Nationalismus setzte sich die Aufgabe, die Gesamtheit des nationalen und staatlichen Lebens zu durchdringen. Dieser Säkularisierungsprozeß bestimmte auch Wesen und Funktion des deutschen Nationaldenkmals. Wie der Kirchenbau im Bereich des Christentums Ort und Zeichen des Glaubens war, so sollte das Nationaldenkmal die Kirche des Nationalismus werden. Daß es im 19. Jahrhundert die Nachfolge des Sakral- und Kirchenbaues antrat, wird nirgendwo so deutlich wie beim Kölner Dom, denn er war beides: Kirche und Denkmal, und aus dieser Spannung resultierte eine leidenschaftliche Diskussion. Der Dom als Stätte katholischen Gottesdienstes und als Metropolitansitz Mittelpunkt katholischen Glaubenslebens wurde von der Gesamtnation als Heiligtum beansprucht. Es handelte sich bei diesem Prozeß um jenen Säkularisierungsvorgang, den H. Lübbe als "Einsetzung nicht-religiöser Gehalte in religiös präformierte Aussagen bzw. Aussagensysteme" definiert 24) ' und den H. Beenken, der dieses Phänomen am Beispiel des Schinkelschen Nationaldoms diskutiert, die "Entpro25) fanierung des Nicht-Kirchlichen" nennt , wobei die Säkularisie26)

rung in die Sakralisierung umschlägt . Es war also nicht ein Absterben des Religiösen, sondern eine Verlagerung religiösen 22) Vgl. A. HEGER, Evangelische Verkündigung und deutsches Nationalbewußtsein, Zur Geschichte der Predigt von 1806-1848 (Berlin 1939) . W. PRESSEL, Die Kriegspredigt 1914-1918 in der evangelischen Kirche Deutschlands (Arbeiten zur Pastoraltheologie 5, Göttingen 1967). 23) E. LEMBERG, Nationalismus 2, Soziologie und politische Pädagogik (Rowohlts deutsche Enzyklopädie 199, Hamburg 1964) S. 121. 24) H. LÜBBE, Säkularisierung, Geschichte eines ideenpolitischen Begriffs (München 1965) S. 133. 25) BEENKEN (wie Anm. 8) S. 61. 26) LÜBBE (wie Anm. 24) S. 124. Siehe dazu auch E. FEHRENBACH, Über die Bedeutung der politischen Symbole im Nationalstaat (Historische Zeitschrift 213, 1971) S. 296-357) S. 302ff.

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Empfindens auf bisher profane Bereiche, wobei sich die Wandlung zur Diesseitsreligiosität durchaus im christlichen Gewände vollzog. Hier kann nicht der Frage nachgegangen werden, ob es sich bei den Erscheinungen eines säkularisierten Christentums um echte Religionsformen oder um pseudoreligiöse Ersatzwerte handelte. Für den Historiker ist nur die emotionale Kraft und damit die geschichtliche Wirkmöglichkeit von Bedeutung. In Analogie zu A. Schöne, der die "Säkularisation als sprach27) bildende Kraft" untersucht hat , könnte man von Säkularisation als denkmalgestaltender Kraft sprechen, um das Phänomen zu kennzeichnen, daß die religiöse Architektursprache der mittelalterlichen Gotik dazu dienen sollte, der nationalen Sehnsucht des 19. Jahrhunderts monumentalen Ausdruck zu verleihen. Dabei muß man sich die Mißachtung vor Augen führen, die der Kölner Dom im 18. Jahrhundert erfuhr. Im Jahre 1738 bezeichnete ihn der Begründer des englischen Methodismus, John Wesley (17031791), als "Ruinenhaufen", als "riesiges, mißgestaltetes Ding, dem weder Symmetrie noch Anmut zukommt" 2Q\ , 1796 diente er den französischen Truppen als Fouragemagazin und 1797 österreichi29) sehen Kriegsgefangenen als Quartier . Schließlich empfahl der Aachener Bischof Berdolet, das Bauwerk, an dem die dringendsten Unterhaltungsmaßnahmen unterblieben waren, abzutragen"*0^. Der Umschwung in der ästhetischen Wertung der Gotik und dem historischen Urteil über das Mittelalter, die Suche nach Traditionen und die Ablösung eines Nützlichkeitsdenkens durch das Geschichtsinteresse ließen den Kölner Dom zu einem Nationalheiligtum werden. An ihm wird gemäß der Ambivalenz des Phänomens eine Kette von Säkularisierungserscheinungen faßbar. Den Torso zeichnete zunächst seine exponierte Lage in Köln und am Rhein aus. Köln, eine der ältesten Städte Deutschlands und seit Jahrtausenden Kulturmittelpunkt, galt als durch Alter und Geschichte geheiligter Ort, der auf eine lange Sakraltradition zurückblickte: Stätte der Ara Ublorum und gedacht als zentrales Heilig-

27) A. SCHÖNE, Säkularisation als sprachbildende Kraft, Studien zur Dichtung deutscher Pfarrerssöhne, zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage (Göttingen 1968). 28) J. GIESEN, Köln im Spiegel englischer Reiseschriftsteller vom Mittelalter bis zur Romantik (Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 18, Köln 1936) S. 201-237, S. 235. 29) 125 Jahre Zentral-Dombauverein, Fortbau und Erhaltung des Kölner Domes 1841-1966, hg. von H. RODE und A. WOLFF (Kölner Domblatt 25, 1965/66) S. 13. 30) Der Dom zu Köln, Ein geschichtlicher Abriß zur Feier der Dombauvollendung am 15. October 1880, hg. von der Redaction des "Kölner Sonntags-Anzeigers" (Köln 1880) S. 20f.

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tum für die neu zu schaffende Provinz Germanien, war Köln zur römischen Blütezeit bekannt durch seine zahlreichen Tempel 3 ^. Im Mittelalter wurde die Stadt der Kirchen und Heiligtümer durch die im Dom aufbewahrten Gebeine der Heiligen Drei Könige eine der er32) sten Wallfahrtsstätten Deutschlands '. In der Vorstellungswelt des 19. Jahrhunderts galt daher Köln als Stätte römischer Uberlieferung, Zentrum abendländischer Reichstradition und Hauptort mittelalterlichen Glaubenslebens als die mittelalterliche Stadt 33) Deutschlands. Sie erfuhr die Bezeichnung "das teutsche Rom" , "die heilige Stadt"34^ . Diese Sakral- und Heiligtumstraditionen 31) Siehe "Köln" in: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands 3, Nordrhein-Westfalen (Stuttgart 1963) S. 350-370, S. 351f. 32) L. DIETZE, Das Pilgerwesen und die Wallfahrtsorte des Mittelalters, Phil. Diss. (Jena 1957) S. 145-147. 33) J. VON GÖRRES, Der Dom von Köln und das Münster von Strasburg (Regensburg 1842) S. 94. 34) ΡRISAC, über die Hindernisse, welche der Vollendung des Kölner Domes im Mittelalter und gegen Anfang der neueren Zeit entgegengetreten sind (Katholische Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst 1,1, 1844) S. 335-354, S. 339. Siehe dazu auch: B. G. BAYERLE, Der Kölner Dom in seiner Bedeutung für die Erzdiöcese, für das christliche Deutschland und für die ganze christliche Welt (Düsseldorf 1846) S. 17. Rede des Kölner Coadjutors Johannes von Geissei (wie Anm. 12) S. 307. GOTTLIEB, d. i. TILMANN PESCH, Im Dom zu Köln, Eindrücke auf einen Protestanten, geschildert im 'Reichsboten', mit Glossen versehen (Berlin, 10. Aufl., o. J. (1891)) (Katholische Flugschriften zur Wehr und Lehr 13) S. 7. In ironischer Spiegelung bei H. HEINE, Buch der Lieder, Lyrisches Intermezzo, 1822-1823, 9 (H. HEINE, Sämtliche Schriften 1, hg. von K. BRIEGLEB, München 1968) S. 79: "Im Rhein, im schönen Strome, Da spiegelt sich in den Welln, Mit seinem großen Dome, Das große, heilige Köln". Zum Dom und Dombau nimmt Heine in seinem zeitkritischen Werk "Deutschland. Ein Wintermärchen" aus dem Jahre 1844 Stellung. Im IV. Kapitel stellt er den Dom mit den Worten vor: "Doch siehe! dort im Mondenschein Den kolossalen Gesellen! Er ragt verteufelt schwarz empor, Das ist der Dom von Collen". In den folgenden Strophen nennt Heine den Dom des "Geistes Bastille", deren Bau Luthers Auftreten unterbrochen habe. Dem Kölner Dombauverein kündigt er an: "Er wird nicht vollendet, der Cölner Dom, Obgleich die Narren in Schwaben Zu seinem Fortbau ein ganzes Schiff Voll Steine gesendet haben". H. HEINE, Deutschland. Ein Wintermärchen (H. HEINE, Sämtliche Schriften 4, hg. von K. BRIEGLEB, München 1971) S. 571-646, S. 584f. Siehe dazu auch: E. GALLEY, Heine und der Kölner Dom (Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 32, 1958) S. 99-110.

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wurden durch den Wallfahrtsgedanken des Nationalismus übernommen und fortgesetzt. Der Dom blickte in seiner die Stadt überragenden Monumentalität, die die suggestive Wirkung des Massenhaft-Großen ausübte, 35) auf "grandiose Landschaftsbilder" . Zwar stand er nicht auf ragender Bergeshöhe, aber als großer Dom - dem man sich als Rheinpilger näherte, den man schon von weitem sah - am großen Strom. Reiseliteratur und Rheinromantik hatten diesem lied-, poesie- und sagenumkränzten Fluß seinen Platz im Bewußtsein der Deutschen geschaffen3®' . Dieser größte und landschaftlich schönste Strom Deutschlands wurde durch antifranzösische Aufrufe und die politische Lyrik des 19. Jahrhunderts ein Gegenstand nationaler Propaganda. "Der Rhein mit dem Systeme seiner Zuflüsse war die Lebensader des mittelalterlichen Reiches und seines Kaisertums gewesen ... In seinem Bil37) de und Schicksal erkannte das deutsche Volk sich wieder, ..." Er fand auf Nationaldenkmälern und in der historischen Malerei seine allegorische Darstellung. Der Dom an seinem Ufer wurde in seiner Randlage als Bollwerk des 3 8) Deutschtums gegenüber dem romanischen Frankreich betrachtet . Das emotionale Erlebnis der Landschaft als religiöses Ersatzphänomen und die Kreuzzugsstimmung gegenüber dem westlichen Nachbarn ließen den Rhein zum "heiligen Strom" werden.

35) J. M. SCHOTTKY, Der Dom von Köln, als Sinnbild der deutschen Einheit, Ein treu ergebenes Wort, gerichtet am Tage des DombauFestes an den Durchlauchtigsten Reichsverweser Deutschland's (Köln 1848) S. 7. 36) H. STEPHAN, Die Entstehung der Rheinromantik (Rheinische Sammlung 3, Köln 1922). über die Rolle, die der Rhein in Deutschland spielte, gibt die im Jahre 1858 erschienene "Bibliotheca geographica" Auskunft. Sie verzeichnet für die Zeit von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1856 allein 120 Rheinreisebücher, gegenüber 40 Donau- und 25 Elbreisedarstellungen. H. STEPHAN, S. 5. 37) SCHNABEL (wie Anm. 1) S. 536. 38) Der Cölner Dom und Deutschlands Einheit (Magdeburg, 2. Aufl., o. J.) S. 40: "So werde nun endlich der Cölner Dom der Tempel des langersehnten Glaubensfriedens Deutschlands, aber auch zugleich politisch das wichtigste Bollwerk, das Deutschland nur sterbend läßt, das erst dann fällt, wenn der vaterländische Strom das Blut des letzten Germanen aufgenommen hati" - Hervorhebung im Original. In A. MAYENBURô, Die Volkssage vom Cölner Dom, poetisch bearbeitet, Mit topographisch-historischen Vorbemerkungen begleitet und herausgegeben von TH. HEINSIUS (Berlin 1842) S. 27 wird der Kölner Dom als "Wächter am deutschen Rhein" bezeichnet.

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Wie um fast alle Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts rankten um den Kölner Dom Prophetie und Erfüllungssage, die den nationalen 39) Hoffnungen chiliastische Züge gaben Der Kölner Dom als Nationaldenkmal sollte eine Stätte des Volkes für das Volk, die sakrale Mitte für die Massen werden. Der Verbindung von Nationaldenkmal und Massendemokratie entsprach der Charakter der Dombaufeste als Volksfeste. Sie waren eine Synthese von kirchlicher und nationaler Feier, von katholischem Zeremoniell und nationaler Selbstdarstellung: priesterliche Gewandung und soldatische Uniform, Prozession und Parade, Glockengeläut und Kanonendonner, Predigt und Festrede, Hymnus und Fanfare, bischöflicher Segen und königlicher Hammerschlag wirkten zusammen, das Bild vom christlichen Vaterland entstehen zu lassen. Das Außerordentliche und die Einzigartigkeit des religiösen, auch außerchristlichen Sprachgutes liehen der Sprache des Nationalismus ihre übersteigerte Kraft. Der Dom erfuhr Bezeichnungen 40 wie "der heilige Bau", "ein Tempel deutscher 41 )Eintracht" ^, "das heiligste Ehrendenkmal auf deutscher Erde" ', "Deutschlands Glaubensschild", "deutsche Pyramide" 42) und " D e u t s c h e 43\ G o t t e s b u r g " '. Viktor von Strauß nannte ihn "ein Zion" 44) N. Hocker rief das deutsche Volk auf, "zum heil'gen 45)

Werk" des Dombaus einander die Hände zu reichen , und Karl Simrock bezeichnete die Kölner Kathedrale als das "achte Wunder"4*^ . Levin Schücking verglich den Chor des Domes mit "des

39) MAYENBURG (wie Anm. 38) S. 29ff. W. KLEE, Der Dombau zu Köln und die deutsche Einheit, Eine Weissagung (Berlin 1849). J. GÖRRES, Der Dom in Köln, Rheinischer Merkur 151, 20. XI. 1814 (J. GÖRRES, Gesammelte Schriften 6-8, hg. von W. SCHELLBERG, Köln 1928). 40) Ansprache des Vereinspräsidenten von Wittgenstein im Jahre 1842, ENNEN (wie Anm. 10) S. 311f., S. 312. 41) Festrede des Advocat-Anwalts Blömer im Jahre 1842, ENNEN (wie Anm. 10) S. 315-317, S. 315. 42) "Der Dom", J. G. NIEDENHOFF, Der Kölner Dom, Gedenkbuch der Grundsteinlegung des heiligen Deutschen Kaiserdomes durch Se. Majestät König Friedrich Wilhelm IV ... (Köln 1871) S. 1. 43) A. VON BINZER, Der Kölner Dom ein Denkmal deutscher Baukunst, in vier Stahlstichen (Köln o. J.) S. 28. - Hervorhebung im Original. 44) V. VON STRAUSS, Der Dom zu Köln (J. THEELE, Der Kölner Dom in der deutschen Dichtung, Strom-Bücher, Kultur-Dokumente des deutschen Westens, hg. von D. H. SARNETZKI, Köln 1923) S. 43f., S. 44. 45) N. HOCKER, An das deutsche Volk, THEELE (wie Anm. 44) S. 46f., S. 47. 46) K. SIMROCK, Der Kölner Dom, 16 Oktober 1863, THEELE (wie Anm. 44) S. 76.

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47) Grales sagenhafter Schale" , und L. Braunfels sang "Christi Tempeltrümmer bau'n sich dir zum Altar, Vaterland"48*. Diesen Beispielen aus der politischen Lyrik des 19. Jahrhunderts, die sich durch weitere Zeugnisse aus anderen Quellengattungen ergänzen ließen, sollen nur noch jene Worte zugefügt werden, mit denen der junge Jacob Burckhardt (1818-1897) seinem Domerlebnis Ausdruck verlieh. Unter dem Datum vom 15. April 1841 schrieb er aus "Sancta Colonia" an seinen Freund Eduard Schauenburg: "Schnell machte ich die Ankunft ab und lief dann ganz wütend in den Dom. Das Innere des Chores war schon ziemlich mit Gerüsten angefüllt, doch Gottlob noch nicht so, daß mains nicht vollständig hätte überschauen können. Lieber, teurer Junge; was soll ich Dir schreiben? Mich füllt ganz das Eine Gefühl: Du bist nicht wert, diesen Boden zu betreten, denn es ist heiliges Land! - Drückender als je liegt 49) auf meiner Seele die Schuld, in der ich gegen Deutschland stehe" Der aus einem Pfarrhaus stammende Burckhardt, der einige Jahre Theologie studiert hatte, konnte seiner seelischen Erregung nur durch die Sprache der Bibel (Exodus 3,5) Herr werden. Der Dom erinnerte ihn an seine Schuld gegenüber Deutschland, nicht gegenüber dem Christentum. Die ernste und feierliche Erregung, die sich der Stadt Köln angesichts der bevorstehenden Grundsteinlegung bemächtigt hatte, ergriff auch Burckhardt. In seinem Brief heißt es weiter: "Du hast gar keine Idee von der sonderbaren Luft, die jetzt hier weht. Vorgestern wurde in feierlicher Sitzung beschlossen, man wolle es 'in Gottes Namen* wagen, zum Ausbau des Domes zu schreiten; die ganze Stadt ist voll davon; ... Es ist aber auch ein großes Gefühl, an der Vollendung solch eines Baues zu arbeiten. Ich wußte es schon und doch ist es mir mit aller Wucht eines großen Eindrucks auf die Seele gefallen, daß diese Kirche kein Gebäude ist wie alle andern auf der Welt, sondern die unerklärliche Offenbarung eines himmlisch großen Genius ohne Gleichen"50*.

47) L. SCHÜCKING, Nachts im Dome (N. HOCKER - C. ARENZ, Dom-Album, Der Dom zu Köln im Kranze deutscher Dichtung, Köln und Leipzig ow J. (1880)) S. 90. 48) L. BRAUNFELS, Der Dom des Vaterlandes, HOCKER - ARENZ (wie Anm. 47) S. 32-34, S. 34. 49) J. BURCKHARDT, An Eduard Schauenburg (J. BURCKHARDT, Briefe 1, hg. von M. BURCKHARDT, Basel 1949) S. 172-175, S. 174f. Vgl. zu der Situation auch W. KAEGI, Jacob Burckhardt 2, Das Erlebnis der geschichtlichen Welt (Basel 1950) S. 110f. 50) BURCKHARDT (wie Anm. 49) S. 175.

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Burckhardts Interesse am Kölner Dom, "den Triumph der ganzen heidnischen und christlichen, östlichen und westlichen Architektur"^' wird darüber hinaus in seiner Schrift "Conrad von Hochstaden", an der er ein Jahr später arbeitete, greifbar. Kaegi kommt zu dem Urteil: "Ausschlaggebend für die Wahl dieses Stoffes war aber offenbar die Tatsache, daß in Konrads Gestalt derjenige Erzbischof zu schildern war, unter dessen Stab der Kölner Dombau begonnen wurde, daß in diesem Stoff ein kunstgeschichtliches Thema sich mit einem politischen und einem kulturgeschichtlichen verschmolz"52 * .

3. Der Kölner Dom als Sinnbild des ersehnten deutschen Reiches

Die durch die Freiheitskriege entzündete nationale Begeisterung, die Hoffnung auf staatliche Einigung und die Sehnsucht nach einem starken Deutschland äußerten sich im 19. Jahrhundert als Sehnsucht nach Kaiser und Reich^' . In Erinnerung an die alte "Reichsherrlichkeit" und in dem stolzen Bewußtsein, daß das einst Europa beherrschende mittelalterliche Reich von deutscher Nation gewesen war, stellte man sich die staatliche Konsolidierung als Wiederherstellung vor. Es kann hier nicht der Versuch unternommen werden, auf die verfassungsrechtlichen Schwierigkeiten, die die Übertragung des mittelalterlichen Reichsbegriffs auf die staatsrechtliche Situation des 19. Jahrhunderts ergab, näher einzugehen. Hier kann nur der Frage nachgegangen werden, wie sich die Reichsidee in ihrer emotional bedingten Faszination als Interesse am Mittelalter im Kölner Dom niederschlug. Es sei darauf hingewiesen, daß der Begriff "Reich" in seiner Schlagwortqualität immer die Erinnerung an das Mittelalter implizierte, denn nur im Mittelalter hatte das Reich in seiner "Größe" und "Herrlichkeit" Europa überragt und war zu einer Sendungsidee geworden. Das nachreformatorische, verfassungs-

51) J. BURCKHARDT, Conrad von Hochstaden (J. BURCKHARDT, Frühe Schriften, Jacob Burckhardt-Gesamtausgabe 1, hg. von H. TROG und E. DÜRR, Berlin und Leipzig 1930) S. 199-282, S. 205. 52) KAEGI (wie Anm. 49) S. 158. 53) P. JOACHIMSEN, Vom deutschen Volk zum deutschen Staat, Eine Geschichte des deutschen Nationalbewußtseins, Bearbeitet und bis in die Gegenwart fortgesetzt von J. LEUSCHNER (Göttingen, 3. Aufl., 1956) S. 59f.

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rechtlich bis 1806 bestehende deutsche Reich strahlte in seinem Niedergang keine Anziehungskraft mehr aus. Ungeachtet dessen wurde das Reich immer als ein heiliges verstanden. Im Mittelalter war es in der Drei-, Vier- und Sechs-Reiche-Theorie in dem als Heilsgeschichte betrachteten, eschatologisch interpretierten Weltgeschehen integriert. Die Verlagerung des Reichsbegriffs auf den Nationalstaat ist ebenfalls als Säkularisierungsprozeß anzusehen. Mag auch die 54)Formel "heiliges Reich" in einer Hitler-Rede pervertiert werden , so wird doch deutlich, daß noch der Nationalsozialismus die emotionale Wirkung dieses Begriffes propagandistisch zu nutzen verstand. Die Reichsidee äußerte sich zunächst ganz allgemein als Sehnsucht nach neuer Größe in der Gestalt von Kaiser und Reich. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts kam es dann durch die Bedürfnisse des modernen Nationalstaates, die realen Machtverhältnisse, den Wechsel politischer Konstellationen, die Inkongruenz von Reichsund Volkstumsgrenzen, die konfessionellen Gegensätze und das Konkurrieren der Forderungen, die mit den Begriffen Volk, Nation, Staat und Reich zusammenhingen, zu sich einander befehdenden und sich ablösenden Formen der Reichsidee^^.

54) A. HITLER, Der Zusammenbruch der Novemberrepublik und die Mission unserer Bewegung, Rede vom 12. November 1923 (E. BOEPPLE, Adolf Hitlers Reden, München 1934) S. 88-95, S. 94: "Wir "wissen, daß das Schicksal uns mit Recht zerschlagen würde, wenn nicht die Kraft aus uns herauswächst, dem Widerstand entgegenzusetzen! Das ist die M i s s i o n u n s e r e r B e w e g u n g ! H a k e n k r e u z oder S o w j e t s t e r n l I n t e r n a t i o n a le W e l t d e s p o t i e oder das H e i l i ge R e i c h d e u t s c h e r N a t i o n ! " - Hervorhebung im Original. 55) Vgl. dazu: R. WITTRAM, Das Reich als Vergangenheit (Das Nationale als europäisches Problem, Göttingen 1954) S. 95-108. E. KLEBEL, Reich und Reichsidee (Gibt es ein deutsches Geschichtsbild?, Jahrbuch der Ranke-Gesellschaft 1954) S. 67-86. JOACHIMSEN (wie Anm. 53). H. PLESSNER, Die verspätete Nation, Uber die politische Verführbarkeit bürgerlichen Geistes (Stuttgart 1959). W. BUSSMANN, Volk, Reich und Nation der Deutschen im 19. und 20. Jahrhundert (Was bedeuten uns heute Volk, Nation, Reich?, Stuttgart 1961) S. 91-117. G. LEIBHOLZ, Volk, Nation, Reich - Wandlung der Begriffe und Deutung für die heutige Zeit (Was bedeuten uns heute Volk, Nation, Reich?, Stuttgart 1961) S. 151-184. TH. SCHIEDER, Das Deutsche Kaiserreich von 1871 als Nationalstaat (Köln und Opladen 1961). E. FEHRENBACH, Wandlungen des deutschen Kaisergedankens 1871-1918 (Studien zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, Abhandlung der Forschungsabteilung des Historischen Seminars der Universität Köln 1, München - Wien 1969).

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Mit seinem Aufruf vom 20. November 1814 im "Rheinischen Merkur", den er im Jahre 1842 in seiner Schrift "Der Dom von Köln und das Münster von Strasburg" wiederholte, führte J. Görres den Kölner Dom als Nationaldenkmal und Symbol des deutschen Reiches in das Bewußtsein seiner Zeit ein. Dem deutschen Wesen entspreche es, zunächst die innere Erneuerung zu vollziehen, um dann aus der Kraft der Wiedergeburt den Kölner Dom als Zeichen des erstarkten und gesundeten Deutschland zu bauen und fortzuführen, was "ein Geschlecht, dem wir wieder gleich werden wollen", angefangen. Ein "heiliges Vermächtnis" der mittelalterlichen Vergangenheit, das die "anarchische Zeit" der letzten Jahrhunderte mißachtet habe, gelte es zu vollenden. Die Gegenwart erschien als Erbe des Mittelalters, der Weiterbau am Dome als Anknüpfung an die Zeit, die ihn begonnen. Für Görres war das Unvollendete nicht Ruine oder Resignation, sondern Verpflichtung. Die Kölner Kathedrale, dieses in "höchster Künstlichkeit einfachste Werk", wurde zum Symbol für das künftige deutsche Reich: "In seiner trümmerhaften Unvollendung, in seiner Verlassenheit ist es ein Bild gewesen von Teutschland, seit der Sprach- und Gedankenverwirrung; so werde es denn auch ein Symbol des neuen Reiches, das wir bauen w o l l e n " . Bei Levin Schücking (1814-1883) gewann die an den Kölner Dom geknüpfte Reichssehnsucht in Anlehnung an den Barbarossa-Mythos Gestalt. Er schrieb im Jahre 1842: "Der deutsche Kaiser steht nicht mehr wie ein leuchtender Hort auf der Höhe unsrer Geschichte, einigend, bindend und in herrschender Kraft; aber noch immer lebt, wenn auch schlummergefesselt in der dunklen Felsenkammer, der träumende Barbarossa, der Schutzgeist des deutschen Volkes ... dieser Schutzgeist regt und reckt sich und will erwachen, um wieder der wache Herr der That zu sein, wie er es einst war im Morgen- und im Abendlande" 57 ) Mit den Worten, mit denen der Prophet Isaias das Friedensreich 58) des Messias und die Erlösung seines Volkes ankündigte , fuhr Schücking fort: "Er ist der Geist des Nationalgefühls und des Nationalstolzes, der Geist der Religiosität und der Poesie; der Freiheit und der 56) GÖRRES (wie Anm. 39). 57) L. SCHÜCKING, Der Dom zu Köln und seine Vollendung (Köln 1842) S. 80. 58) ISAIAS 11, 1-2: "Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isaias und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen, auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn".

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Einheit. Es ist eine starke, eine heroische Gestalt, reckenhoch, Teutonischer Bildung; er trägt um das blonde Haar einen Kranz, den ihm Jahrhunderte aus unverwelkenden Zweigen, aus der Palme, des Lorbeers und der Eiche Grün zusammengeflochten. - Und hat Kaiser Heinrich Huffeholz den Bamberger Dom gebaut, Kaiser Karol Magnus das Aachener Münster, weshalb sollte nicht dieser Kaiser des heiligen Deutschen Reiches die Kölner Kathedrale ausbauen können?" Als "Dichtergabe zum Kölner Dombau" verfaßte Ludwig Bauer im gleichen Jahre ein Barbarossadrama, in dem er den Dombau mit der 59 ) Kyffhäusersage verband . Kaiser Friedrich wird dargestellt als Deutschlands Einiger, als Kämpfer gegen Welschtum, Fürstenzwietracht und - als zeitgenössische Komponente - störende Zölle. Der Kölner Dom erscheint als Barbarossas Werk. Nach der Regieanweisung führt das letzte Bild in das Innere der Kyffhäuser-Burg. Der Kaiser sitzt mit langem Bart an einem steinernen Tisch. Im Hintergrund steigt das Bild des Kölner Domes auf. Als Hoffnung auf ein geeintes deutsches Reich darf auch die freudige Erregung gelten, mit der die Grundsteinlegungsrede Friedrich Wilhelms IV. aus dem Jahre 1842 aufgenommen wurde. Deren Worte tönten nach dem Eindruck Bunsens "durch ganz Europa wider"®0'. Nach dem späteren Urteil Bismarcks hätten die politischen Gemütsbewegungen dieser Dombaurede "eine gewaltige Wirkung" hervorrufen können, wenn der König ihr hätte "thatkräftige Entschließungen" folgen lassen®^. Der "Romantiker auf dem Thron" stellte den Bau 62) des Domes zu dem des Vaterlandes in Parallele . Das " g r o s se W e r k " sollte späteren Geschlechtern " v o n einem d u r c h die E i n i g k e i t s e i n e r F ü r s t e n und V ö l k e r g r o ß e n , m ä c h t i g e n , ja, den F r i e d e n der W e l t u n b l u t i g e r z w i n g e n d e n D e u t s c h l a n d ' verkünden, wobei Friedrich Wilhelm IV. unterschied zwischen der "Herrlichkeit des großen Vaterlandes" und dem "durch eigenes Gedeihen glücklichen Preußen". 59) L. BAUER, Kaiser Barbarossa, Dichtergabe zum kölner Dombau (Stuttgart und Tübingen 1842). 60) VON BUNSEN (wie Anm. 13) S. 290. Bunsen datiert die Rede jedoch falsch. 61) BISMARCK, Erinnerung und Gedanke (Die gesammelten Werke 15, hg. von G. RITTER und R. STADELMANN, Berlin, 2. Aufl., 1932) S. 546. 62) Allerhöchste Rede bei der Grundsteinlegung zum Kölner Dom (So sprach der König. Reden, Trinksprüche, Proclamationen, Botschaften, Kabinets-Ordres, Erlasse u. s. w. Friedrich Wilhelms IV., Königs von Preußenr Neue, sehr vermehrte und vervollständigte, wohlfeilere Ausgabe (Stuttgart 1861) S. 3032. - Hervorhebung im Original.

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Kölner Dom

Der Kölner Dom erschien als Symbol für die Geschichte, das Geschick, die Zukunft, die Sendung und das Wesen des deutschen Volkes. Begonnen während der Blütezeit des Reiches, unvollendet geblieben, als der Verfall der politischen und religiösen Einheit den Niedergang des Reiches einleitete, durch die französische Fremdherrschaft profaniert und geschändet, galt er als Zeichen eines neuen Aufbruchs zu nationaler Größe. In seiner Ambivalenz als "Denkmal des erhabensten Geistes, des beharrlichsten Willens und kunstreichsten Vermögens, und zugleich der Alles störenden Zwietracht" war der Dom für Sulpiz Boisserée (1783-1854) "ein Sinnbild der gesanmten Geschichte des deutschen 63) Väterlandes" . Die Parallelität vom Schicksal des Domes und des Reiches sei besonders in der Erniedrigung sichtbar geworden, die beiden während der französischen Revolution zuteil ward6^'. Das Kölner Bauwerk wurde als Symbol der deutschen Einheit 6 ^ und der Größe des deutschen Vaterlandes66' empfunden. An dieser "Urkunde deutscher Herrlichkeit" sollte der Deutsche "die Größe Deutschlands, den hochstrebenden Sinn seiner Fürsten, die Blüthe seiner Städte, die gläubige, aufopfernde Begeisterung seines Volkes" erleben 67) . 6 8) Der Kölner Dom, "das erhabenste Symbol der Unendlichkeit" ', "der strahlendste Edelstein im reichen Schmucke des Mittelalters"6®' , "ein Nationaldenkmal im vollsten Sinne des Wortes"70' sollte jedoch nicht nur Sinnbild des Reiches sein, sondern auch die Größe des deutschen Geistes und die Kraft des deutschen Wesens widerspiegeln. Denn daß "dieser Riesenbau, in welchen: der d e u t s c h e G e i s t des M i t t e l a l t e r s dem erhabensten und größten Gedanken, den er ahnungsvoll ergrifì den "der fen, ein Denkmal setzen wollte" 71 ', deutsche Geist", 72) "von Gott begeistert und geheiligt" , gegründet habe, vollendet werde, zeuge vom Weiterwirken deutscher Kraft.

63) S. BOISSERÉE, Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln (München, 2. Aufl., 1842) S. 24. 64) VON BINZER (wie Anm. 43) S. 13. 65) SCHOTTKY (wie Anm. 35) Titelblatt. 66) KLEE (wie Anm. 39) S. 1. 67) Die Gründung des Domes von Cöln, Zum Neuen Jahr (Historischpolitische Blätter für das katholische Deutschland 17, 1846) S. 4-35, S. 9. 68) A. REICHENSPERGER, Vermischte Schriften über christliche Kunst (Leipzig 1856) S. 9. 69) REICHENSPERGER (wie Anm. 68) S. 14. 70) REICHENSPERGER (wie Anm. 68) S. 19. 71) KLEE (wie Anm. 39) S. 1. - Hervorhebung im Original. 72) Die Gründung des Domes von Cöln (wie Anm. 67) S. 35.

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Der christlich-germanischen Reichs- und Sendungsidee entsprach die Gotik als künstlerische Aussage. Der spitzbogige, himmelragende gotische Dom galt als Ausdruck deutschen Wesens.

4. Der Kölner Dom als Heimstätte der Kunst

Nach H. Sedlmayr gehörte zu jenen Aufgabenträgern der Kunst, die im 19. Jahrhundert den Kirchenbau und den Bau des Palast13)

Schlosses ablösten, das Museum . Es spielte um 1820 eine "fast sakrale Rolle"; als "ästhetische Kirche" sollte es der Kunst, die von der Generation um 1820 als etwas Heiliges empfunden wurde, eine Heimstatt gewähren und als "Tempel der Kunst" der Ort einer "neuen ästhetischen Allreligion" sein. Die Beispiele, an denen Sedlmayr dieses Phänomen diskutiert, lassen sich um den Kölner Dom vermehren. Indem Görres 1814/15 die Kölner Kathedrale ein Symbol des deutschen Reiches nannte und den Vorschlag machte, diesen Torso als Siegesmal auszubauen, gedachte er damit auch 74)der deutschen Kunst einen Mittelpunkt, eine Heimat zu schaffen . Ihm schwebte dabei der Bau der Peterskirche in Rom vor Augen, an dem 3 5 Päpste und ganze Geschlechter von Baumeistern drei Jahrhunderte geschafft hätten und der den kommenden Jahrtausenden von der Macht und Herrlichkeit der Kirche erzählen werde. "Es bedarf die teutsche Kunst eines solchen Mittelpunktes, an den sie ihre Gebilde anknüpfen, und in dem sie die Werke ihres sinnig strebsamen Bildungstriebes niederlegen mag, denn die Kunst ist mehr wie die Wissenschaft bedürftig einer Heimath, eines Tempels, einer sonnenwarmen, lichtbeschienenen Stelle, wo sie der Begeisterung pflegen, und ihrer Schöpfung obliegen kann". Um darzustellen, welche Integrationskraft er dem Kölner Dom als Bauaufgabe zutraute, wählte Görres ein Bild aus dem mittelalterlichen Glaubensleben: "Wie um die Kirchen des Mittelalters die Städte sich gesammelt haben, so würde die teutsche Kunstschule um dies Mal sich zusammenfinden". Dabei wies er auf die Gemeinde 73) H. SEDLMAYR, Verlust der Mitte (Salzburg 1948) S. Hervorhebung im Original. Siehe auch H. BEENKEN, Schöpferische Bauideen der Romantik (Mainz 1952) S. 47ff. 74) J. GÖRRES, Siegesmal (Rheinischer Merkur 184, 26. 186, 30, I. 1815; J. GÖRRES, Gesammelte Schriften von W. SCHELLBERG, Köln 1928).

31ff. deutschen I. 1815; 9-11, hg.

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deutscher Künstler in Rom hin, die er bezeichnenderweise eine "kleine Kirche teutscher Kunst" nannte, und er verwandte Begriffe aus der christlichen Theologie, wenn er forderte, diese Gemeinschaft müsse "aus dem Zustand der ecclesia pressa heraustreten", vim "eine ecclesia triumphans darzustellen". Die Bezeichnung "Kirche" für eine Gemeinschaft von Künstlern zu verwenden, ist ein Säkularisierungsvorgang. Als erster hat Goethe das Wort "Kirche" auf die Welt und die Kunst übertragen. Damit war dieser Begriff aus dem Bereich des Christentums heraus75) gelöst und der Welt zur Verfügung gestellt . Allerdings hat sich diese Übertragung auf die Dauer nicht durchgesetzt. Den Mitgliedern der deutschen Künstlergemeinde in Rom würde nach Görres' Meinung "das Siegesmal geben, was einzig fehlt, und was Fürsten ihnen nie gewähren können; ein großes Heiligthum, und eine Stiftung, der sich ihre Kraft und ihr Trieb hingeben, und wo die Kunst eines Jahrhunderts sich in eine Blüthe zusammenschließen könnte". Bei dem Vorschlag des rheinischen Publizisten war von Bedeutung, daß es sich bei dem Kölner Dom um ein gotisches Bauwerk handelte. Die Wiederentdeckung der Gotik als Blüte deutscher Kunst und des Mittelalters erfolgte durch die Romantik, die dem humanitären Idealismus eine neue Wendung auf Geschichte und Religion, Volk und Vaterland gegeben hatte^'. Die Gotik und das Mittelalter waren von den Zeitaltern der Renaissance, des Barock und besonders der Aufklärung als "barbarisch" verworfen worden. Während um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Abneigung gegen alles Gotische ihren Höhepunkt erreichte, ging bereits von England die Bewegung der Neugotik aus, erfuhr das Mittelalter auf der britischen Insel bereits neue Wertschätzung. War jedoch der Beginn der englischen Hinwendung zur Gotik bestimmt durch eine sentimentalmelancholische Freude am Verfallenen und Vergänglichen gotischer Ruinen, ein heimliches Grauen vor dem Dunkel mittelalterlicher 77 ) Kathedralen und Klöster , so wurde in Deutschland um die Wende zum 19. Jahrundert der Kölner Dom zu dem Symbol, in dem man die "Größe" und "Herrlichkeit" mittelalterlicher Kunst und ihre "Geistigkeit" feierte. Die Gotik, die im Mittelalter keinen höheren Ruhm gekannt hatte, als in ihren Schöpfungen das Heilige Gestalt 75) A. KUHN, Die Kirche im Ringen mit dem Sozialismus 1803-1848 (München 1965) S. 112. 76) HERMELINK (wie Anm. 21) S. 204. 77) BEENKEN (wie Anm. 8) S. 52f. A. KAMPENHAUSEN, Gotik ohne Gott (Tübingen 1952) S. 19. A. MANN, Die Neuromanik, Eine rheinische Komponente im Historismus des 19. Jahrhunderts (Köln 1966) S. 54.

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werden zu lassen, fand Eingang in eine allgemeinere, profane Vorstellungswelt. Angesichts des Kölner Torsos war "die Gotik bei vielen Leuten nicht mehr nur der Name für eine Weise, christliche Kirchen zu bauen, sondern ein Lebensstil, eine Welt- und Gottesanschauung, ein Stück Urkraft der Natur, die das Mathematische, Krystallinische und Pflanzenhafte der gotischen Dome hervorgebracht hat" 78) . Unter den Romantikern, die den Kölner Dom als Bauwerk des Mittelalters neu entdeckten und interpretierten, waren von besonderer Bedeutung: G. Forster (1754-1794), F. Schlegel (1772-1829), S. Boisserée, Ε. M. Arndt, H. Steffens (1773-1845) und J. Görres79'. Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, daß es Boisserée gelang, den zunächst skeptischen Goethe von dem Kunstwert des Domes zu überzeugen und in dem überwiegend von der antiken Klassik bestimmten Goethe auch das Interesse an der mittelalterlichen Kunst wachzuAls sich im Jahre 184 2 das deutsche Volk mit der Grundsteinlegung anschickte, den Dom zu vollenden, wurde von diesem Ereignis der Neubeginn deutschen Kunstschaffens und die geistig-sittliche Erneuerung der Nation im Zeichen der mittelalterlichen Kunst, der Gotik, erwartet. Die "künstlerische und lebendige Herstellung eines großen Kunstdenkmals des Mittelalters" kommentierte ein Anonymus aus England mit den Worten: "Das Verständniß der alten Kunst und die Herstellung einer großen lebendigen historischen Kunstschule ist ein organisch aus dem Innersten des deutschen Lebens in schweren Kämpfen und unter den Geburtswehen einer neuen geistigen Welt hervorgegangenes Eigenthum des Deutschen und hat Theil an Deutschlands Rettung und Ruhm" 81) 78) E. MÜLHAUPT, Der Kölner Dom im Zwielicht der Kirchen- und Geistesgeschichte, Eine geschichtliche Betrachtung anläßlich des evangelischen Kirchentages in Köln 1965 (Düsseldorf 1965) S. 23. 79) Siehe dazu: F. BLÖMER, Zur Literatur des Kölner Doms (Berlin 1857). H. ROSENAU, Der Kölner Dom, Seine Baugeschichte und historische Stellung (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins 7, Köln 1931) S. 164ff. H. LÜTZELER, Der Kölner Dom in der deutschen Geistesgeschichte (Der Kölner Dom, Festschrift zur Siebenhundertjahrfeier 1248-1948, Köln 1948) S. 195-250, S. 197-218. 80) LÜTZELER (wie Anm. 79) S. 203ff. R. BENZ, Goethes Anteil am Wiederaufbau des Kölner Doms (Goethe, Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft N.F. 7, 1942) S. 226-256. K. VON RAUMER, Der Freiherr vom Stein und Goethe (Schriften der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft 6, 1965) bes. S. 22f. 81) Die Vollendung des Kölner Doms (wie Anm. 14) 105, 15. IV.1842, S. 834.

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J. H. K. Schäffer glaubte, mit dem Dombau schwinge sich die deutsche Kunst ihrer Krönung entgegen, erhebe sie sich "vor dem 82 )

staunenden Europa auf den Zenith" . In der Sprache eines nicht mehr zu steigernden Enthusiasmus verkündete er: "Begeistert sehen wir im Kölner Dom die menschliche Kunst, die deutsche Kunst, auf das Herrlichste vergegenwärtigt, und sein wunderbarer Bau ist ein verkörperter Aushauch Gottes, der in der Menschenbrust sein Ebenbild abgedruckt hat. Unvergleichlich steht er unter den Bauwerken alter und neuer Zeit da, und er, ein nach seinem ursprünglichen Plan Vollendeter, ist der ungeheuerste, erhabenste Bau, der im Laufe der Zeit entstand"83'. Der Kaplan an der Lambertus-Pfarrkirche in Düsseldorf, G. B. Bayerle, drückte in seiner Predigt die Erwartung aus, daß der vollendete Dom alle Werke der menschlichen Kunst überragen und mit Ausnahme der Petersbasilika in Rom alle Kirchen der Welt übertreffen werde und daß er dadurch nicht nur nationale, 84) sondern geradezu weltgeschichtliche Bedeutung erringen werde . Als Vorbild, an dem die nationale Architektur erstarken solle, betrachtete J. M. Schottky die Kathedrale 85) , und A. Reichensperger (1808-1895), einer der führenden Köpfe des deutschen Katholizis86 )

mus im 19. Jahrhundert und Mitbegründer der Zentrumspartei , erhoffte vom Dombau "einen Impuls zu einer wahrhaft lebendigen, in unserem vaterländischen Boden wurzelnden Kunstübung", wodurch "eine neue Ära in der Baukunst" begründet werde 87 ) und der Kunst ein mächtiger Damm "gegen die von allen Seiten her drohende Uber88)

schwemmung der Flachheit und Gemeinheit" gesetzt werde '. Die Gotik wurde in nationalem Sinne mit dem eigentlich Deutschen in Verbindung gebracht; man nannte sie germanisch, altdeutsch, urdeutsch. Als ihr sichtbarster Ausdruck galt der Kölner Dom. Diese Baukunst die gotische zu nennen, hielten Boisserée und Schäffer 89) für grundlos, sie müsse als die deutsche bezeichnet werden 1842 entdeckte der Bauinspektor von Lassaulx die Verwandtschaft des Kölner Doms mit dem von Amiens. Jedoch kennzeichnete es den Prozeß nationaler Ideologisierung, daß man Deutungen und Erklärungen suchte, die dem französischen Anteil an der Entwicklung 82) 83) 84) 85) 86)

SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 2. SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 16. BAYERLE (wie Anm. 34) S. 16. SCHOTTKY (wie Anm. 35) S. 11. Siehe zu Reichensperger L. PASTOR, August Reichensperger 18081895, 2 Bde. (Freiburg 1899). 87) REICHENSPERGER (wie Anm. 68) S. 5. 88) REICHENSPERGER (wie Anm. 68) S. 24. 89) BOISSERÊE (wie Anm. 63) S. VIII; SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 25.

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Kirche der Nation 90) der Gotik sein Gewicht nehmen sollten

Die Gotik galt als deutsch und christlich, der Kölner Dom als Zeichen dieser Verbindung. Das sich an Tacitus' "Germania" orientierende Bild ließ die Germanen als besonders befähigt erscheinen, das Christentum zu übernehmen, zu reinigen und umzuprägen. Sie schienen prädestiniert und prädisponiert, dem Evangelium eine neue Wiege zu geben. "Die Kirche in ihrer Verbreitung hatte im germanischen Stamme erst den rechten Grund und Boden vorgefunden" urteilte Görres im Jahre 1842 91 ) L. Schücking verglich die "Germanen des Mittelalters" mit dem Volke der Juden. In ihrer Auserwähltheit 92)

gehörten sie "mit ihrem Wirken dem Himmel an" "Die gotischen Dome aber sind eine Geburt des Deutschen Geistes, der sich in seiner Innerlichkeit und Gemütstiefe erfaßt und im Christentum den religiösen Ausdruck für sein Selbstbewußtsein gefunden hat" 93) . Das Säulendach deutscher Eichen im heiligen Hain der Germanen habe im Gewölbe des Kölner Domes seine Fortsetzung 94) und künstlerische Vollendung erfahren Im christlich-germanischen Sendungsbewußtsein des 19. Jahrhunderts verschmolz die Idee mittelalterlich-sakraler Kunst mit der Idee des Reiches. Symbol dieser Selbstinterpretation war der Kölner Dom. Darüber hinaus stand er als Zeichen für die religiösen Kräfte der Nation.

5. Der Kölner Dom als Kirche der Nation

Der Plan, den Kölner Torso zu einer Kirche der Nation zu machen, begegnet uns zunächst in dem Vorschlag, die Kölner Kathedrale zu einem Pantheon der Deutschen zu gestalten. Bei dieser Säkularisierung des Domgedankens diente das Pantheon in Paris als Vorbild. 1764-1790 nach den Plänen Soufflots errichtet, war es zunächst als Kirche der heiligen Genoveva gedacht und stand von 1806-1830 und von 1851-1885 dem Gottesdienst zur Verfügung. Während der großen französischen Revolution wurde es dem Staatskult berühmter Franzosen gewidmet, wobei die staatliche Kanonisation

90) 91) 92) 93) 94)

LÜTZELER (wie Anm. 79) S. 232f. GÖRRES (wie Anm. 33) S. 93. SCHÜCKING (wie Anm. 57) S. 46f. CARRIERE (wie Anm. 10) S. 22. SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 25; ähnlich PFEILSCHMIDT (wie Anm. 10) S. 14f.

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an die Stelle kirchlicher trat. 1885 dieser Bestimmung zurückgegeben, erhielt das Pantheon als Gemäldeschmuck u. a. Darstellungen aus dem Leben der heiligen Genoveva, des heiligen Ludwig und der Johanna von Orleans. In den Gruftgewölben dieses Ehrentempels ruhen neben anderen großen Franzosen Voltaire, Rousseau und Victor Hugo. Dem entsprachen die Vorschläge Boisserées, Schiickings und Carrieres aus den Jahren 1842 und 1843. Boisserée plädierte für die "Errichtung von Ehrengedächtnissen für hochverdiente deutsche Männer" im Kölner Dom. Ein "Ehrengericht" solle über eine solche 95) Auszeichnung befinden . M. Carriere - und einen ähnlichen Vorschlag machte L. Schücking - regte an, den Kölner Dom zum deutschen Pantheon, zur Westminster Abtei zu machen, "allen großen Männern des Vaterlands, den Helden der Schlacht, wie den Meistern des Lieds oder den Weisen, dort ihre Bilder zu errichten", ihn im Sinne einer freien deutschen Religionsgemeinschaft zu einer "Kirche a l l e r H e i l i g e n " zu weihen und damit die christliche Kanonisation auf den nationalen Bereich zu übertragen 96) In ihren großen Staatsfesten hatte die französische Revolution 97) die Menschenmassen "um den Kubus des Altars" zusammengefaßt Das Deutschland des 19. Jahrhunderts feierte seine großen Staatsfeste an seinen Nationaldenkmälern. Die Einweihungs- und Vollendungsfeiern am Kölner Dom, besonders die der Jahre 1842, 1848 und 1880, fanden über ihren kirchlichen Rahmen hinaus Interesse und Teilnahme in ganz Deutschland. Den Kölner Dom zu einem säkularisierten, dauernden Kultort der Nation zu machen, schlug im Jahre 98) 1842 die schon wiederholt zitierte "Stimme aus England" vor . Ein " n a t i o n a l e s E h r e n s p i e l " solle den Ausbau des Domes fördern. Als Vorbild für solche Feste nannte der anonyme Verfasser die olympischen und pythischen Spiele der Griechen und die Feste des deutschen Mittelalters: "... die Ansätze zu gleich Großem, ja gewissermaßen zu Höherem, fehlten auch hiefür nicht im germanischen Heroenalter, ja sie begannen besonders kräftig zu treiben in jener Zeit wo die schwäbischen Kaiser alle wahrhaft deutsche Herrlichkeit in großartigen Krönungsfeiern und andern Festen vereinig-

95) BOISSERÉE (wie Anm. 63) S. 98. 96) CARRIERE (wie Anm. 10) S. 207, - Hervorhebung im Original; ähnlich SCHÜCKING (wie Anm. 57) S. 106f. 97) SEDLMAYR (wie Anm. 73) S. 27. 98) Die Vollendung des Kölner Doms (wie Anm. 14). - Hervorhebung im Original.

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ten, wo Waffenfeste mit Gesang und Dichtung abwechselten, wo Ritter, Bürger und Sänger Hand in Hand gingen und die Dichter in Sangfesten kämpften wie die Helden in ihren Turnieren, um wie sie den Ehrenpreis zu gewinnen und den Glanz des deutschen Namens zu erhöhen" . In den "schweren Zeiten der innern Zerrüttung" seien diese Keime verdorrt, die Hoffeste Ludwigs XIV. hätten die völlige Trennung von Fürst und Volk demonstriert. Aber seit einigen Jahrzehnten rege sich das Volksleben wieder, der Dombau biete die Veranlassung zu regelmäßig wiederkehrenden nationalen Feiern, die als Verbindung von Sänger-, Dichter- und Turnfest, von Ausstellung und Heerschau alle vier Jahre zu begehen seien. Sie könnten abwechselnd im Kölner Dom und in der Regensburger Walhalla stattfinden. Der Verfasser erwartete von solchen Festen die Kraft, die Geschichte Europas zu prägen: "Deutsche Ehrenspiele und Feiern dieser Art würden einen neuen Lebenspunkt in der Entwicklung der europäischen Menschheit begründen". Bemerkenswert an diesem Vorschlag ist der Bezug auf die Gesamtheit des Volkes und das Leben des Volkes. Der Staat des hohen Mittelalters wird als eine harmonische Gemeinschaft von Fürsten und Volk dargestellt, die vorbildlich sein soll für das politische und gesellschaftliche Leben des 19. Jahrhunderts. Die Wechselbeziehung von Kölner Dom als Nationaldenkmal und der Massendemokratie als politischer Forderung wird deutlich. Neben der Konzeption, die nationale Neugestaltung in Form eines neuen nationalen Kultes im deutschen Pantheon, dem Kölner Dom, zu vollziehen, stand immer noch die Vorstellung von der christlichen Religion in ihrer Kraft zur Regeneration, stand die Hoffnung auf eine Wiedergeburt Deutschlands und die aller Völker im Zeichen Christi. Die Erneuerung der Nation im Geiste christlicher Religion lieô sich jedoch nur durchführen, wenn der Hader der Konfessionen beendet und das Nebeneinander der Religionsgemeinschaften durch die Einheit im Glauben abgelöst würde. Diese Einheit hatte es im Mittelalter gegeben, im Zeichen dieser Einheit hatte das Reich seine Blüte erlebt, war der Kölner Dom begonnen worden. Der Zerfall der mittelalterlichen christlichen Gemeinschaft hatte den Niedergang des Reiches und die blutigen Religionskriege verursacht. Das Problem einer deutschen Kirche bedeutete also immer eine Auseinandersetzung mit der Reformation, mit der Reformation als Ende des Mittelalters. Im Jahre 1843 redete Moritz Carriere in seiner schon wiederholt zitierten Schrift zum Wiederaufbau des Kölner Domes einer freien deutschen Kirche das Wort, die das christliche Leben ohne

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dogmatischen Zwang und konfessionellen Streit erneuern und auf der Grundlage des Deutschtums den nationalen Zusammenhalt stärken 99) sollte . Er forderte jeden auf, dazu beizutragen, "daß der Kölner Dom, von allen Deutschen gebaut, eine D e u t s c h e Kirche, der erste T e m p e l der E i n e n f r e i e n D e u t s c h e n K i r c h e werde! Die Glaubenstrennung ging mit der politischen Zerstücklung des Vaterlandes Hand in Hand: auch die Vereinigung soll gleichmäßig und gleichzeitig sein! Dann ist in Wahrheit die große Bedeutung des Werks erfüllt, und wir können stolz den großen Ahnen die Hand bieten und vertrauensvoll einer schönern Nachwelt entgegensehn" ^ ^ . Der Anteil, den das protestantische Deutschland am Wiederaufbau des Kölner Doms nahm, ließ den Wunsch wach werden, dieses Gotteshaus beiden großen Konfessionen als Tempel des Glaubensfriedens zu errichten. Die Hilfe von Protestanten wird besonders deutlich in der Förderung des Projektes durch das Königshaus der Hohenzollern und in den finanziellen Beiträgen, die von Dombauvereinen in überwiegend evangelischen Städten entrichtet wurden. Seit der Einverleibung des Rheinlandes in das Land Preußen fühlte sich der preußische Staat für den Torso des Kölner Domes verantwortlich. Als ihm mit der Wiederherstellung des Erzbistums Köln im Jahre 1821 die Fürsorgepflicht für den Dom zufiel, kam er dieser Aufgabe durch bedeutende Geldzuweisungen und die Erlaubnis einer Kathedralsteuer nach^ 0 ^. Ein mächtiger persönlicher Förderer 99) CARRIERE (wie Anm. 10): S. 163: "Darum sei nicht das unser Augenmerk, wie wir dem Volk seine Religion rauben, sondern wie wir sie zum besten auslegen, daß sie das ganze Leben heiligend durchdringe und beseligend erhebe". S. 165: "Was ich zu raten habe, das zielt auf T r e n nung der K i r c h e vom S t a a t , auf A s s o c i a t i o n s r e c h t der G e m e i n d e n in Bezug auf Religion, auf Gründung einer f r e i e n D e u t s c h e n K i r c h e als höchster Form des D e u t s c h e n G e i s t e s " . S. 192: "..., um so großartiger kann und muß sich eine sichtbare a l l g e m e i n e D e u t s c h e Kirche als das Einheitsband aller besondern Religionsgenossenschaften erheben. Die Geschichte lehrt uns ja bis auf den heutigen Tag, wie das Volk immer mit seiner Religion identisch ist, und das Christentum, ein anderes in Italien, ein anderes in Frankreich, in Deutschland durch die Reformation Sache der Überzeugung geworden, kann bei uns nicht mehr durch äußere Autorität gehalten werden, sondern wird sich in der Selbstbestimmung des Geistes ohne bindendes Dogma zum höchsten Ausdruck des Bewußtseins herausbilden ...". - Hervorhebung im Original. 100) CARRIERE (wie Anm. 10) S. 206. - Hervorhebung im Original. 101) Vgl. dazu die Zeittafel in 125 Jahre Zentral-Dombauverein (wie Anm. 29) S. 15f.

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erwuchs dem Kölner Dom in dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der seit frühester Jugend im Banne des germanisch-deutschen Mittelalters stand und sich nach 1815 gemeinsam mit Schinkel Plänen zu einem gotischen Befreiungsdom widmete^ . Zwar löste bei den folgenden Domprojekten Friedrich Wilhelms der altchristliche - "dieser führte gleichsam hinab in den dunklen Wurzelschoß jener christlich europäischen Völker- und Staatenwelt, mit deren Erneuerung Kongresse und Konferenzen sich abmühten"^03^ - den altdeutschen Stil ab, dem gotischen Kölner Dom aber brachte der Hohenzoller weiterhin hohes Interesse entgegen. So war es kein Wunder, daß bereits zwei Jahre, nachdem er seinem Vater auf den preussischen Königsthron gefolgt war, die Grundsteinlegung zum Weiterbau des Kölner Torsos stattfand. Die Dombaufeste, besonders die von 1842 und 1880, waren überhaupt der sichtbarste Ausdruck für die Anteilnahme der Hohenzollern an der Vollendung der Kathedrale. Der Doppelcharakter dieser Feste als nationale Kundgebung auf dem Boden christlichen Staatsbewußtseins und als Weihe eines katholischen Gotteshauses ließen auch den Doppelcharakter des Domes als Nationaldenkmal und Diözesanmutterkirche sichtbar werden. Das Wartburgfest von 1817 und das Hambacher Fest von 1832 waren "weltliche Gottesdienste, in denen die nationale und revolutionäre Idee an die Stelle des Allerhöchsten zu treten sich anschickte" , gewesen. Friedrich Wilhelm IV. wollte diesen "Staatsfesten der Revolution" in der Grundsteinlegung zum Kölner Dom eine christliche Feier entgegensetzen, deren Kernstück der katholische Kult war und die der Einheit von christlichem und nationalem Gedanken Ausdruck verleihen sollte. Der König trug dem Anliegen beider Konfessionen Rechnung. Er wohnte zunächst dem protestantischen Gottesdienste bei, dann nahm er an der Messe im Dom teil, die das Fest eröffnete. In der bereits zitierten Rede, in der er den "Bau dieses Gotteshauses" mit dem "Bau des Vaterlandes" verglich, sprach er vom "Frieden der Confessionen und der Stände", dem "Brudersinn verschiedener Bekenntnisse, der inne geworden, daß sie Eines sind in dem einigen, göttlichen H a u p t e ! " . Die Teilnahme von Protestanten aim Bau des Domes macht auch ein Blick auf die Dombauvereine deutlich. Sieht man das von L. Ennen

102) L. DEHIO, Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Ein Baukünstler der Romantik (o. 0. 1961) S. 18. 103) DEHIO (wie Anm. 102) S. 38. 104) F. SCHNABEL, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert 4, Die religiösen Kräfte (Freiburg, 3. Aufl., 1955) S. 157. 105) Allerhöchste Rede bei der Grundsteinlegung zum Kölner Dom (wie Anm. 62) S. 30-32.

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aufgestellte Verzeichnis durch, so fällt auf, daß sie auch an überwiegend protestantischen Orten b e s t a n d e n ^ . Daß auch Magdeburg bereit war, am Bau des Domes zu Köln mitzuhelfen, schien J. H. K. Schäffer von besonderer Symbolträchtigkeit zu sein: "Und welche Stadt Deutschlands könnte wohl dem Dombau ein Opfer bringen, das eine tiefere Bedeutung hätte, als M a g d e b u r g , Magdeburg, die alte Kaiserstadt des 17ten (sie!) Jahrhunderts, das Ilium der neueren Geschichte, Magdeburg, das durch katholischen Fanatismus blutig und grauenvoll zerstörte Magdeburg?" deutsche Geschichte schien dem Verfasser bestimmt t durch Unduldsamkeit und Glaubenskriege. Angesichts des Domes sah er den "göttlichen Augenblick" herannahen, "wo Katholik und Protestant, unter dem Kreuze des erhabenen Propheten der Liebe sich brüderlich die Hand reichend, sich zu Einem Glauben vereinen und die hohe Weissagung von E i n e r Heerde und E i n e m 0 Hirten verwirklichen"^ ®^. Denn "empor aus dem Boden, der das Blut der Glaubenskriege reichlich trank, ist vor grauen Jahren ein Baum gewachsen, an dessen uralten Wurzeln Deutschland die religiöse Streitaxt endlich verscharren will ... Sein Name ist: K ö l n e r D o m i "109). Aber im Zeichen des Domes werde sich nicht nur die Verbrüderung der beiden Konfessionen, sondern auch die Versöhnung der Deutschen mit ihrer Geschichte vollziehen. In einer emotional bestimmten Vision ließ Schäffer die großen Gegner und Parteien der deutschen Geschichte herannahen, die als Geisterchöre mit den Lebenden den großen Dank- und Versöhnungsgottesdienst feiern. In dieser Vision fallen die Vollendung des Kölner Torsos, die Einigung des Vaterlandes, der Frieden der Konfessionen und die Erfüllung der deutschen Geschichte zusammen. Als "Mitglied des Centraldombauvereins zu Köln" nahm auch der Diakon der Annenkirche in Dresden, E. H. Pfeilschmidt, zum Dombau S t e l l u n g ^ . Der Einigungsfunktion dieses Bauwerkes entspräche es, den alten Haß der Konfessionen in unergründliche Tiefen zu begraben, den Geist der Unduldsamkeit auf ewig in den Mauern des Domes zu fesseln. Deshalb habe Magdeburg dem Berliner Dombauverein ein merkwürdiges Geschenk zukommen lassen: den Verlobungsring Luthers 111) . "Luther selbst also sollte am Kölner Dome bauen" 112) 106) Verzeichnis der Hilfs-Dombauvereine, ENNEN (wie Anm. 10) S. 329f. 107) SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 37. - Hervorhebung im Original. 108) SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 1. - Hervorhebung im Original. 109) SCHÄFFER (wie Anm. 11) S. 5. - Hervorhebung im Original. 110) PFEILSCHMIDT (wie Anm. 10). 111) Er erwies sich als unecht. 112) PFEILSCHMIDT (wie Anm. 10) S. 104.

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Dem Vorwurf, mit der Loslösung vom mittelalterlichen Katholizismus die Glaubenseinheit zerstört und den Weiterbau des Kölner Domes unterbrochen zu haben, begegneten protestantische Stimmen, indem sie die Reformation als Reinigung der mittelalterlichen Kirche vom römischen Wesen interpretierten. Römisch oder romanisch wurde gleichsam zum Synonym für undeutsch, wurde mit dem Begriff welsch auf Italien und besonders Frankreich ausgedehnt. Im Protestantismus sei das unverfälschte deutsche Wesen zum Durchbruch ge113) langt, er sei die Fortführung des Christlich-Germanischen "Die K i r c h e der R e f o r m a t i o n war es, die in dem Kampfe mit dem R ö m i s c h e n W e s e n zur Befreiung des Geistes Bahn brach, und nach allen Landen hin, wo irgend deutsches Leben sich regte, denselben freien Geist, die Elemente seiner Organisation verpflanzte, überall an das Germ a n i s c h e die W i e d e r g e b u r t eines neuen Lebens in S t a a t und K i r c h e anknüpfend - die Auferstehung des Z e i t a l t e r s des B o n i f a114) c i u s in einer v e r k l ä r t e n G e s t a l t l " Die "Schläge des Hammers zu Wittenberg" hätten zwar den Bau des Domes in Köln beendet, es seien aber "die e r s t e n H a m m e r s c h l ä g e zum W e i t e r b a u e des Doms e v a n g e l i s c h e r A n b e t u n g Gottes im G e i s t e und in der W a h r h e i t " gewesen^ 1 ^. Von dem sich christlich-germanisch-protestantisch verstehenden Sendungsbewußtsein her konnte der gotische, der christlich-germanische Baustil, der protestantische, ja, der antirömische werden? von daher war es möglich, evangelische Kirchen im Stile der Neugotik zu errichten. Einer von Rom gelösten katholischen Kirche Deutschlands sollte der Eintritt in eine Kirche protestantischer Freiheit, als deren Stätte und Symbol der Kölner Dom zu gelten habe, nicht verwehrt werden. Auch für das Selbstbewußtsein und die Selbstinterpretation des Katholizismus spielte das Mittelalter eine bedeutende Rolle; war es doch die Zeit eines Hirten, einer Herde, eines Reiches und 113) Zu der Vorstellung, "der Protestantismus sei die dem germanischen Geist und Wesen besonders angemessene Form des Christentums" , siehe H. GOLLWITZER, Zum politischen Germanismus des 19. Jahrhunderts (Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971 1, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 36,1, Göttingen 1971) S. 282-356, S. 312ff., Zitat: S. 313. 114) KLEE (wie Anm. 39) S. 2f. - Hervorhebung im Original. 115) PFEILSCHMIDT (wie Anm. 10) S. 63. - Hervorhebung im Original.

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eines Kaisers gewesen. Die Reformation, die dem ein Ende gesetzt habe, erschien als historisches Unrecht. Die durch die Romantik eingeleitete Neuinterpretation des Mittelalters empfanden Katholiken als Aufwertung ihrer Kirche, denn die Vorwürfe gegen diese Epoche der Geschichte waren in erster Linie Urteile über die Glaubenswelt gewesen. Die religiöse Kraft des Mittelalters erschien als vorbildlich: "Und doch hat damals, in dem so vielfach verschrieenen und verlästerten Mittelalter ein Glaubenseifer, und eine Abhänglichkeit an die Religion, und eine aufopfernde Hingabe für alles Große und Edle, besonders für die Verherrlichung Gottes und Seiner Kirche die Herzen der Christgläubigen beseelt, wovon unser kalt berechnendes Zeitalter sich gar keinen Begriff machen kann; damals kannten die Menschen kein höheres Ziel, als die Verherrlichung Gottes und die Sorge für das ewige Heil ihrer Seele"^ Die katholische Kirche, die es als ihre Aufgabe ansah, das Glaubensgut des Mittelalters und Formen ihrer Selbstdarstellung zu bewahren, setzte den Vorschlägen zur Profanierung, Säkularisierung oder Simultanisierung des Kölner Domes leidenschaftlichen Widerstand entgegen. In ihrem Selbstverständnis und ihrer Romverbundenheit hatte eine Nationalkirche oder eine Vermischung der Bekenntnisse keinen Raum. Eine Aachener R e d e ^ ^ feierte die aus toten Steinen erbaute Kölner Kathedrale als Sinnbild der aus lebendigen Steinen bestehenden Gemeinschaft der Gläubigen, als Mutterkirche der Provinzen Westfalen und Rheinland, als Zeichen für die Einheit mit der Urmutterkirche des apostolischen Stuhles zu Rom, "der Mutter und 118 i Lehrerin aller Kirchen" . Die Vollendung des Domes trage die zur Zeit der Kirchenspaltung gemachte "heilige Schuld" der Väter ab. Ähnlich argumentierte eine Düsseldorfer 119) Predigt, die mit kirchlicher Druckerlaubnis veröffentlicht wurde . Nach einer Rühmung des Mittelalters als einer Zeit "der Verherrlichung Gottes und seiner Kirche" setzte der Verfasser den Bau des Kölner Domes zu dem der Peterskirche in Beziehung. Damals hätten Männer, "schon längst in ihrem Herzen dem alten Glauben entfremdet", die "dem Geiste des Christenthums so ganz entsprechende" Ablaßverfügung des

116) BAYERLE (wie Anm. 34) S. 11. 117) W. SMETS, Wir bauen mit am Kölner Dom, Eine Rede, vor der am 6. November 1845 Statt gefundenen Vorstandswahl des Aachener Filial-Dombau-Vereins, in der Münsterkirche gehalten (Aachen 1846). 118) SMETS (wie Anm. 117) S. 10. 119) BAYERLE (wie Anm. 34).

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Papstes zum Anlaß genommen, Millionen von Menschen zum Abfall zu verleiten^ 0 ^ . Deutschland, das sich beim Bau der Peterskirche so sehr versündigt habe, baue jetzt als "Sühneopfer" den Kölner Dom. Jedoch bleibe diese Geste unvollkommen, wenn ihr nicht die Wiedervereinigung im Glauben folge, die im katholischen Sinne nur als 121) "Rückkehr der von der Kirche getrennten Glieder" gedacht wurde Bei Domfesten bestanden kirchliche Stellen darauf, daß der Kern der Einweihungsfeiern geistlicher Art sei. Die 122) Zeremonie von 1842 wurde nach dem "Pontificale romanum" vollzogen . Bischof Geissei, nicht Friedrich Wilhelm IV. legte den Grundstein. Die eingemauerte Urkunde, nach mittelalterlichem Vorbild stilisiert, nannte 123) den Papst vor dem König . Erst nach Beendigung des kirchlichen Aktes nahm Friedrich Wilhelm IV. die Hammerschläge vor. 1848 sorgte die Anwesenheit von acht Bischöfen und des päpstlichen Nuntius Viale Prela dafür, den geistlichen Charakter der Erinnerungsfeier an die erste Grundsteinlegung zu wahren. Daß katholische Stimmen die Säkularisierungsphänomene der Begeisterung für Vaterland und Kunst durchaus als religiöse Konkurrenzerscheinungen werteten und fürchteten, kommt in einer Schrift zum Ausdruck» die den kirchlichen Standpunkt zur DombauSache festlegen wollte 124) . Der Verfasser, der den Kölner Dom mit 1 25) dem Tempel zu Jerusalem verglich , betrachtete ihn unter dreifachem Aspekt: "I. als ehrwürdiges Denkmal des Frommsinnes unserer Vorfahren, II. als erhabenes Symbol von der Herrlichkeit unseres kirchlichen Glaubens und III, als gemeinsame Mutterkirche unseres erzbischöflichen SprenDen vaterländischen und künstlerischen Interessen am Dom wies er nur untergeordnete Bedeutung zu. Dennoch äußerte er seine Befürchtung mit den Worten: "Wie beschämend wäre es nun, wenn ein Kunstfreund, der etwa nur die Kunst an dem majestätischen Bauwerke in's Auge faßte und der mit derselben Begeisterung sie auch an den heidnischen Göttergebilden Griechenlands bewundern würde, zu g r ö ß e r n und f r e u d i g e r n Opfern sich dafür bereitwillig finden

120) 121) 122) 123) 124)

BAYERLE (wie Anm. 34) S. 19. BAYERLE (wie Anm. 34) S. 22. NIEDENHOFF (wie Anm. 42) S. 11. NIEDENHOFF (wie Anm. 42) S. 15. F. A. NEUKIRCHEN, Die Dombau-Sache, betrachtet aus dem reinkirchlichen Gesichtspunkte (Aachen 1843). 125) NEUKIRCHEN (wie Anm. 124) S. 3ff. 126) NEUKIRCHEN (wie Anm. 124) S. 6. - Hervorhebung im Original.

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ließe, als w i r , d i e wir auch d i e Kunst e h r e n , s i e aber im Bunde mit der R e l i g i o n a l s c h r i s t l i c h e Kunst doppelt ehren und v e r e h r e n . . . Und wie n i c h t minder beschämend wäre e s f ü r u n s , wenn D e r j e n i g e , der v o r z ü g l i c h n u r die vaterländische I d e e b e i dem von ganz Deutschland bewirkten Unternehmen b e r ü c k s i c h t i g t und f e s t h ä l t , h i e r e i n e i n n i g e r e und w ä r m e r e Theilnahme an den Tag l e g t e , a l s w i r , d i e wir a l s gute Bürger gewiß auch unser V a t e r l a n d l i e b e n . . . , d i e wir aber a l s g u t e C h r i s t e n unser himmlisches V a t e r l a n d m e h r lieben müssen, a l s das i r d i s c h e , d i e wir unsern Glauben und u n s e r e K i r c h e , d i e s i c h e r s t e n Wegweiser nach Oben, h ö h e r schätzen s o l l e n , a l s a l l e s Andere auf E r d e n , s e i e s auch, was e s s e i ! Bekennen wir uns daher auch g e r n e zu der Wahrheit des hohen F ü r s t e n w o r t e s , daß der Ausbau u n s e r e s g r o ß a r t i g e n E r z e u g n i s s e s v a t e r l ä n d i s c h e r Kunst ' e i n e E h r e n s a c h e f ü r D e u t s c h l a n d " geworden, daß e s e i n t r e u e s S y m b o l w i e d e r e r w a c h t e r v a t e r l ä n d i s c h e r K r a f t und E i n h e i t werden müsse: so s o l l e n wir doch von u n s e rem r e l i g i ö s e n Standpunkte aus eben so gerne und noch f r e u d i g e r auch zu d e r andern Wahrheit uns bekennen, daß j e t z t , wo das Werk u n t e r G o t t e s s i c h t b a r e m Schutze so l e b e n d i g i n Anregung gekommen, d i e Vollendung d i e s e s e r h a b e n e n S y m b o l e s u n s e r e s k i r c h l i c h e n G l a u b e n s mehr noch E h r e n s a c h e a l l e r K a t h o l i k e n D e u t s c h l a n d s geworden, und daß e s e i n e S c h m a c h f ü r s i e s e i n würde, h i e r i r g e n d J e m a n d e n an r e i n e m E i f e r u n d a u f o p f e r n d e r L i e b e nachzustehen" ^ 7 ) . Darüber hinaus wird i n d i e s e n Worten d i e F u r c h t s p ü r b a r , den Kölner Dom a l s k a t h o l i s c h e K a t h e d r a l e an d i e Gesamtnation zu v e r l i e r e n . J e d o c h z e i g t e n d i e n ä c h s t e n J a h r z e h n t e , daß der Kölner Dom b e i a l l e m n a t i o n a l e n I n t e r e s s e , das ihm e n t g e g e n g e b r a c h t wurde, i n e r s t e r L i n i e e i n k a t h o l i s c h e s Gotteshaus b l i e b .

127) NEUKIRCHEN (wie Anm. 124) S . 1 8 f . - Hervorhebung im O r i g i n a l .

II. DAS MITTELALTER ALS TRADITIONSQUELLE EINER FÜRSTLICHEN SELBSTDARSTELLUNG 1. Die Wartburg als Denkmal fürstlichen Mäzenatentums und dynastischer Rühmung

Während an der westlichen Grenze Deutschlands der gotische Kölner Dom als nationales Symbol entstand, wurde in Thüringen die romanische Wartburg - in der Mitte des Reiches gelegen und im Herzen Deutschlands empfunden - restauriert. Diese Wiederherstellung erfolgte in der Absicht, ein deutsches Nationaldenkmal zu schaffen^. Wie der Kölner Dom war die Wartburg ein Bauwerk des Mittelalters; in ihren Mauern hatte sich ein vielfältiges mittelalterliches Burgleben abgespielt. Als Ort bedeutenden historischen Geschehens war sie mit der kulturellen, geistigen und politischen Entwicklung Deutschlands verbunden. Unter Landgraf Hermann I. von Thüringen (1190-1217) wurde dieser Fürstensitz neben dem Babenberger Hof in Wien der Mittelpunkt mittelalterlicher Dichtung, an dem Heinrich von Veldeke, Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide als Gäste weilten. Wenige Jahre später machte die heilige Elisabeth (1207-1231) die Wartburg zu einer Stätte beispielhafter Nächstenliebe und Armenfürsorge. Wegen ihrer Mildtätigkeit wurde Elisabeth im Laufe der Zeit zu einer der volkstümlichsten Heiligen. In den Jahren 1521/ 22 hielt sich Martin Luther (1483-1546) auf der Burg verborgen, wobei er seinen Aufenthalt dazu nutzte, das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Wenngleich die Erinnerung an Martin Luther und Elisabeth von Thüringen wach blieb, erlosch das allgemeine Interesse an der 1) Der Begriff 'Denkmal Wartburg' wird bereits verwandt in S. ASCHE, Die Wartburg, Geschichte und Gestalt (Berlin 1962) S. 70. Der Verfasser unterscheidet zwischen "einem Denkmal, welches der Heroisierung der einmaligen Persönlichkeit gilt und dem, welches der Erinnerung an die Vergangenheit gewidmet ist". Dieser zweiten Gruppe, für die er als Beispiele die Walhalla, das Germanische Nationalmuseum und Schinkels Museumsbauten nennt, ordnet er die im 19. Jahrhundert restaurierte Wartburg zu. In den dieser Arbeit zugrundeliegenden Quellen zur Wartburgrestaüration wird jedoch immer wieder der Begriff "Nationaldenkmal" verwandt.

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Wartburg. Durch das Nützlichkeitsdenken der Aufklärung dem Verfall preisgegeben und teilweise als Heuschober benutzt - ähnlich erging es dem Kölner Dom - , wurde sie durch die Romantik, die Gegenbewegung zum Zeitalter des Rationalismus, wiederentdeckt. Um 1800 setzte das erneute Interesse an der Wartburg ein und schlug sich in Restaurationsplänen nieder. Der von J. C. S. Thon herausgegebene 21

Wartburgführer erlebte von 1792-1826 vier Auflagen . Als die Burschenschafter im Jahre 1817 der Reformation durch Martin Luther und der Völkerschlacht bei Leipzig gedenken wollten, bestimmten sie als Ort dieser nationalen Feier die Wartburg. Während also Görres den Kölner Dom als Zeichen des Sieges über Napoleon propagierte, schlug die Burschenschaft die Wartburg als Versammlungsstätte einer solchen Siegesfeier vor. Dabei waren die Traditionen dieser thüringischen Feste - auch die mittelalterlichen - von Bedeutung. In seiner Beschreibung des Wartburgfestes nannte H. F. Maßmann (1797-1874) den Rittersaal, Stätte der bedeutenden Wartburgreden, "berühmt und hohem Andenken geweiht durch den Lieder- und Sangeskampf auf Wartburg und durch die Helden und Herren, die in ihm gewandelt, zumal den Mann, dessen Fest gefeiert 3) ward, L u t h e r , den Mann Gottes" . Und Riemann sprach von der Wartburg als 4)einem der "Erinnerung einer großen Vergangenheit geweihten Orte" '. Während Görres den Kölner Dom als Symbol des neuen Reiches feierte, artikulierte sich auf dem Wartburgfest ebenfalls die Hoffnung auf Kaiser und Reich. Bereits im Jahre 1814 hatte Turnvater Jahn (1778-1852), Vorbild der studentischen Jugend seiner Zeit und später ein Opfer der Demagogenverfolgung, bei einem Besuch auf der Wartburg seiner fast religiösen Sehnsucht nach dem "Reich" Ausdruck verliehen. In dem Bewußtsein, auf traditionsreichem Boden zu stehen, schrieb er in das dort ausliegende Fremdenbuch die Worte: 'Großes ist geschehen, Größeres wird kommen. Der Morgen der neuen deutschen Welt hat begonnen. Wir haben Unglaubliches erlebt und erlitten und Riesenschlachten geschlagen, wie sie keine Geschichte kennt. So werden wir nun endlich einmal an die Herrlichkeit des deutschen Gemüts glauben, die Ausländerei verdammen und unsere Volkstümlichkeit verstehen lernen, überall, wo die deutsche Zunge redet, sehnt man sich nach einem Deutschen Reiche. Darum 2) P. WEBER, Baugeschichte der Wartburg (Die Wartburg, Ein Denkmal Deutscher Geschichte und Kunst, Dem deutschen Volke gewidmet von Großherzog Carl Alexander von Sachsen, hg. von M. BAUMGÄRTEL, Berlin 1907) S. 49-165, S. 163. 3) H. F. MASSMANN, Das Wartburgfest am 18. Oktober 1817, Kurze und wahrhaftige Beschreibung des großen Burschenfestes auf der Wartburg bei Eisenach, hg. von R. STEINERT (Leipzig 1917) S. 36. Hervorhebung im Original. 4) MASSMANN (wie Anm. 3) S. 55.

Fürstliches Mäzenatentum und dynastische Rühmung

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wollen wir mit freudigem Mute beten: 'Unser Reich komme!' und für das deutsche Vaterland keinen Gedanken zu hoch halten, keine Arbeit zu langsam und mühevoll, keine Unternehmung zu kleinlich, keine Tat zu gewagt und kein Opfer zu groß . Die Sehnsucht nach dem Reich äußert sich in der Gebetsformel der Vaterunserbitte, die religiöse Endzeiterwartung wird übertragen auf die Vorstellung vom Vaterland, der Begriff "Reich" erscheint als religiöses Sendungsphänomen. Bei dem Wartburgfest von 1817 bestimmte zwar das Gedenken an Luther, die Reformation und an den Krieg von 1813 den Charakter der burschenschaftlichen Feiern. Darüber hinaus jedoch weckte die Hoffnung auf die Macht eines geeinten Vaterlandes die Erinnerung an den Glanz des mittelalterlichen Reiches, das man zu erneuern trachtete. Dem Bekenntnis zum Deutschtum, zur Vaterlandsliebe und zum lutherischen, antirömischen Christentum mit dem Ziel einer Nationalkirche gesellte sich die Schwärmerei für Kaiser und Reich zu. Ludwig Rödiger, einer der Redner des Wartburgfestes, verkündete, das "Reich des Lichtes" werde kommen, wenn der "ächte und heilige Geist" die Herzen der Deutschen erfülle®'. Und Carové erinnerte in der gedruckten Fassung der 1817 gehaltenen Rede an die einigende Kreuzzugsbegeisterung der Deutschen des Mittelalters^'. In seinen Erinnerungen an das Wartburgfest erzählt Riemann von seinem Kommilitonen Müller: "Mit mir, und allen, auf welche Jahn und Luden eingewirkt hatten, schwärmte er für Kaiser und Reich, dessen Krone wir selbstverständlich auf dem Haupte des Königs von Preußen, als des mächtigsten deutschen Fürsten, des Vorfechters und Beschützers der deutschen Glaubensfreiheit und äußern Unab8) hängigkeit, zu sehen wünschten" Und in den burschenschaftlichen "Grundsätzen und Beschlüssen" lautete der Artikel 12: "Die Sehnsucht nach Kaiser und Reich bleibt ungeschwächt in der Brust jedes deutschen Mannes und Jünglings, so ) lange es eine Erinnerung an eine schönere Zeit geben wird" 9'. 5) Zitiert nach A. TRINIUS, Im Zauber der Wartburg, Eine Wanderung durch ihre Sage und Geschichte, hg. von A. RICHTER-HEIMBACH (Leipzig, 2. Aufl., 1921) S. 183f. 6) Ein deutsches Wort an Deutschland1 s Burschen gesprochen vor dem Feuer auf dem Wartenberg bei Eisenach am achtzehnten des Siegesmondes im Jahr 1817 dem dritten Jubeljahr der Geistesfreiheit von LUDWIG RÖDIGER (Jena 1817) S. 21. 7) F. W. CAROVÊ, Rede, gehalten am 19ten October 1817 zu denen, auf der Wartburg versammelten deutschen Burschen (Eisenach o. J. (1817)) S. 7. 8) R. und R. KEIL, Die burschenschaftlichen Wartburgfeste von 1817 und 1867 (Jena 1868) S. 48. 9) KEIL (wie Anm. 8) S. 55.

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Schließlich sei daran erinnert, daß die burschenschaftlichen Farben schwarz-rot-gold später als die Farben des alten deutschen Reiches interpretiert wurden. Beim Burschenschaftsfest war die Wartburg ein nationaler Versammlungsort gewesen; sie wurde noch nicht als Nationaldenkmal betrachtet. Den Plan zu einem solchen Unternehmen faßte Großherzog Carl Alexander von Weimar (1818-1901) im Jahre 1838. Indem er sich auf die geschichtlichen Traditionen der Burg berief und dabei die nationale Demonstration der Burschenschafter bewußt einbezog, wollte er durch die Restauration und Ausgestaltung der Wartburg ihrer Bedeutung für die "Religion, Geschichte, Litteratur und bildende Kunst" gerecht w e r d e n ^ D i e s e s Programm erinnert durchaus an jene Formel, die der Vollendung des Kölner Domes ihren Sinn geben soll111 te: "Nationalität, Kunst und Religion" ' . Der Anspruch, der das Werk Carl Alexanders begleitete, wird deutlich in dem Vergleich der Wartburg mit dem Kölner Dom. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verfaßte der Schriftsteller und Märchensammler Ludwig Bechstein (1801-1860) die Verse: 'Wartburg, eine Burg und Wehre Deutschen Ruhmes wirst du sein, Deutschen Sinnes, deutscher Ehre, 12) Gleich dem heiligen Dom am Rhein1 Paul Weber, ein Mitarbeiter des 1907 erschienenen Wartburg-Werkes, schrieb gegen Ende seines Beitrages zur "Baugeschichte der Wartburg": "Während ganz Deutschland seit einem Jahrzehnt (1827) eifrig an der Herstellung und dem Ausbau des Kölner Domes arbeitete, unternahm hier ein einzelner junger Fürst eines kleinen Landes das bedeutende Werk, die Burg wiederherzustellen, die mindestens denselben Anspruch darauf hat, als ein Heiligtum der ganzen deutschen Nation zu gelten, wie der stolze hochragende Dom am Rheine"^"^. Aber es gibt tiefgreifende Unterschiede zwischen dem Kölner Dom als Nationaldenkmal und der Wartburg. Während das Kölner Bauwerk 10) CARL ALEXANDER VON SACHSEN, Erinnerungen an die Wiederherstellung der Wartburg, Die Wartburg (wie Anm. 2) S. 3-14, S. 7. In einem Schreiben an den Großherzog aus dem Jahre 1838 vertritt der Maler Simon die Ansicht, daß die Restauration der. Wartburg 'für den Ruhm Eurer Königlichen Hoheit, für das Wohl der Nazion, für Religion, Geschichte, Litteratur' von Bedeutung sein werde. Zitiert nach M. BAUMGÄRTEL, Vorgeschichte der Wiederherstellung der Wartburg, Die Wartburg (wie Anm. 2) S. 281-318, S. 291f. 11) Siehe dazu Kap. I, Anm. 10. 12) Zitiert nach A. TRINIUS, Neues Wartburg-Leben, Die Wartburg (wie Anm. 2) S. 661-694, S. 663. 13) WEBER (wie Anm. 2) S. 164.

Fürstliches Mäzenatentum und dynastische Rühmung als Volksdom, als Denkmal des Volkes für das Volk, errichtet wurde, muß man die Wartburg als Fürstenburg bezeichnen. Der Plan, sie zu einem Nationaldenkmal des deutschen Volkes zu gestalten, hat keine publizistische Vorgeschichte. Er entsprang fürstlicher Initiative. Bei einem Besuch der Wartburg im Jahre 1838 legte die russische Kaisertochter Maria Paulowna ihrem Sohn Carl Alexander die Restauration der Thüringer Stammburg mit den Worten nahe: 1 4) 'Du solltest einmal daran denken, dies wieder herzustellen' Seither widmete sich der junge Fürst mit aller Kraft diesem Werk. Er bestimmte die Architekten und Künstler, er überwachte die Ausführungen bis in die Einzelheiten^^. An dem Ausbau hatte nicht die Masse des Volkes Anteil, sondern er ist das Ergebnis fürstlichen Mäzenatentums. Die Restauration wurde auch keineswegs von der Fülle von Veröffentlichungen begleitet wie die Vollendung des Kölner Domes. Die Feiern zur Grundsteinlegung und Verfertigung von Bauabschnitten hatten nicht den Öffentlichkeitscharakter und waren keine Volksfeste wie bei dem Denkmal am Rhein. Ihm gegenüber war die Wartburg das intimere Bauwerk, die fürstliche Förderung bedingte eine stetige Restauration, die nicht so sehr den politischen Schwankungen und dem Auf und Ab nationaler Begeisterung unterlag . Die Wiederherstellung der Wartburg führte auch keineswegs zu jener leidenschaftlichen Auseinandersetzung, wie sie in der Literatur zum Kölner Dom sichtbar wird. Ein Großteil der schriftlichen Äußerungen und Zeugnisse verdient die Bezeichnung Hofliteratur; bei ihr wird die Verneigung vor dem Weimarer Fürstenhaus sichtbar. Das gilt besonders für jene Autoren, die am Wartburg-Werk mitarbeiteten, einem in seiner bezeichnenden Monumentalität für den Benutzer unhandlichen Prachtband, der die restaurierte Wartburg in Wort und Bild vorstellen soll, in Wirklichkeit jedoch das Lebenswerk des Weimarer Großherzogs Carl Alexander demonstriert. Der letzte Beitrag schließt mit einem dreistrophigen Hymnus von Peter Cornelius (1824-1874), dessen Refrain lautet: 'Möge Gott Dich stets erhalten, Weimars edles Fürstenhaus! 1 ^'. Denn das eigentliche Anliegen bei der Wiederherstellung der Burg war der Ruhm der fürstlichen Familie. Hinter dem vordergründigen Anliegen, der Nation ein Denkmal schenken zu wollen, verbarg 14) CARL ALEXANDER VON SACHSEN (wie Anm. 10) S. 3. 15) Siehe dazu CARL ALEXANDER VON SACHSEN (wie Anm. 10); Carl Alexander und die Wartburg in Briefen an Hugo von Ritgen, Moritz von Schwind und Hans Lucas von Cranach (Wartburg-Jahrbuch 2, 1924) S. 1-68. 16) Zitiert nach TRINIUS (wie Anm. 12) S. 694.

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sich im Grunde dynastische Propaganda. Das Fürstendenkmal sollte von der Idee des Nationaldenkmals profitieren. Sein Interesse an der Selbstdarstellung des eigenen Hauses sprach Großfürst Carl Alexander in einer eigenhändigen Niederschrift aus dem Jahre 1841 aus : 'Meine Idee ist nemlich, nach und nach die Wartburg zu einer Art Museum für die Geschichte unseres Hauses, unseres Landes, ja 1 7) von ganz Deutschland zu gestalten' '. In der Wartburg sollte das fürstliche Geschlecht in seinen geschichtlichen Leistungen sichtbar werden. Im Bewußtsein der historischen Traditionen, die mit der Wartburg verbunden sind, nannte Carl Alexander sein Restaurationswerk "eine Verkörperung großer 18) erhebender Augenblicke der deutschen Geschichte" . Als Träger dieser Uberlieferungen jedoch bezeichnete er die Weimarer Fürsten: "Dem Hause Weimar aber ist in ihr (seil, der Wartburg) eine Erbschaft zu teil geworden, für die es dem Himmel nicht genug dankbar sein kann. Seinen Fürsten steht ... die Wartburg vor Augen als eine unablässige ernste Mahnung an die idealen Aufgaben, deren Erfüllung das Vaterland und die ganze gebildete Welt von ihnen, den Trägern so großer Überlieferungen, erwarten". Bei der Restauration der Wartburg ist eine einseitige Verlagerung des Geschichtsinteresses auf die mittelalterliche Zeit feststellbar. Das entsprach durchaus den romantisch-nationalen Strömungen, andererseits jedoch ließ es gerade diese Epoche zu, den Fürsten als Träger der deutschen Geschichte zu deklarieren. Die mittelalterlich-höfische Adelswelt sollte zur Darstellung gelangen. Im Bildprogramm der Fresken stehen Gestalten der fürstlichen Dynastie im Mittelpunkt. Der bürgerliche Reformator Luther wird von der heiligen Elisabeth überstrahlt. Der Rückgriff auf echte mittelalterliche Traditionen diente also dazu, die Fürsten durch die Geschichte zu legitimieren. Das Nationaldenkmal Wartburg, als 1 9) Geschenk des Fürsten an die Nation gefeiert , ist in Wahrheit eine Selbstdarstellung des Fürsten vor der Nation.

17) Zitiert nach BAUMGÄRTEL (wie Anm. 10) S. 294. 18) CARL ALEXANDER VON SACHSEN (wie Anm. 10) S. 14. 19) A. TRINIUS, Thüringer Wanderbuch 3 (Minden 1889) S. 371: "Mit der Wiederherstellung der Wartburg hat Großherzog Karl Alexander der ganzen deutschen Nation ein Geschenk gemacht".

Säkularisierung und Sakralisierung

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2. Die Wartburg als Phänomen der Säkularisierung und Sakralisierung

Ähnliche Säkularisierungserscheinungen, wie sie den Bau des Kölner Domes begleiteten, sind auch bei der Wartburg feststellbar. Durch das Wirken der heiligen Elisabeth war die thüringische Burg im 14. und 15. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort geworden. Die Reformation setzte hier wie auch anderorts der mit dem Reliquienkult verbundenen Heiligenverehrung ein Ende, begründete jedoch an dieser Stätte, wo Luther zwei Jahre verweilt und die Bibel in die deutsche Sprache übertragen hatte, eine protestantische Pilgertradition, deren Höhepunkte die Lutherfeiern von 1617 und 1717 waren. Das Reformationsfest von 1817 und der Zug der Burschenschafter hinauf zur Wartburg demonstrieren augenfällig die Verbindung von christlich-protestantischem und national-vaterländischem Denken; sie zeigen, wie der nationale Gedanke durch seine Teilhabe an christlicher Religiosität an emotionaler Kraft gewann. Andererseits war die Wartburg als ehemals fürstlicher Wohnsitz ein durchaus profanes Bauwerk, das im 19. Jahrhundert zu einem neuen Zentrum religiöser Vorstellungen wurde. Unter diesem Gesichtspunkt ist sie als Sakralisierungsphänomen zu bezeichnen. Für die Redner des Burschenschaftsfestes rührten die Heiligkeit des Ortes und die Heiligkeit der Verpflichtungen, die er ausstrahlte, in erster Linie von dem Aufenthalt Luthers her. Die Deutung des Reformators als eines religiösen, politischen und deutschen Mannes, die Parallelisierung der Reformation als religiöser und des Kampfes gegen Napoleon als politischer Befreiungstat, die Verquickung beider Haltungen, der politischen und religiösen, miteinander führten zu einer Häufung der Begriffe "heilig" und "Weihe". So verwandte H. F. Maßmann bei der Beschreibung des Wartburgfestes ein durchaus religiöses Vokabular, wenn er von den "geweihten, geheiligten Hallen der Burg" sprach, den 18. Oktober "Gottes20) tag" nannte . Riemann entbot seinen Zuhörern den Willkomm in den "heiligen Mauern"21*, und Jakob Fries (1773-1843) mahnte die

20) MASSMANN (wie Anm. 3) S. 36. 21) MASSMANN (wie Anm. 3) S. 56.

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versammelten Burschen, eingedenk zu sein, daß sie auf dem "Boden 22)

der Weihe" ständen . Indem Rödiger den Geist Luthers beschwor, mahnte er seine Zuhörer an die Stunde des "heiligen Gedächtnisses" 2 ^ und den Sinn der "Wallfahrt der Weihe" 24 '. Nachdem die Großfürstin Maria Paulowna im Jahre 1838 ihren Sohn Carl Alexander aufgefordert hatte, die Thüringer Stammburg zu restaurieren, erteilte sie dem Maler C. Alexander Simon aus Weimar den Auftrag, ein Bild des Sängerkrieges fertigzustellen. Simon nutzte die Erlaubnis zu Untersuchungen auf der Burg und faßte die Ergebnisse in einer Zeichnung des angeblich ursprünglichen Palas zusammen. Der Hoffnung, daß die Wartburg wiederhergestellt werde, gab er in einem beigefügten Brief Ausdruck, in dem die Grundideen eines am Mittelalter orientierten Nationaldenkmals angeschlagen werden: 'Wenn ich mithin von der Erhaltung der Wartburg, ja von ihrer Wiedergeburt durch die Kunst rede, so verstehe ich darunter einen Tempel der Geschichte, in welchem die 25)Nazion sich an den Beispielen seiner Altvordern sammeln kann' Nach Simon löst das Nationaldenkmal, bei ihm noch historisches Denkmal genannt, die bisherige Kirche ab. Das Religiöse wird aus dem Bereich der alten Kirche emanzipiert und findet in einem durch Kunst und Geschichte bestimmten neuen Kirchenbegriff seine Wiedererweckung. Das Interesse an der Geschichte wird zu einer neuen religiösen Bindung führen. Nach dem Beispiel der Antike werden die 'Tugendhaften' des Volkes an die Stelle kirchlicher Heiliger treten, die bildende Kunst wird dem Volke den Tugendkatalog seiner historischen Helden vor Augen führen: 'Aber des Volkes Schule, die Kirche, ist verödet, der Geist der Religion ausgewiesen. Ein erstarrender Indifferentismus verwüstet das menschliche Herz. Es ist kein Zweifel, daß die Kirche wieder erstehen muß; aber sie wird eine andre sein als die des Bonifacius. Die Geschichte vieleicht wird, wenn auch nicht sie entwickeln doch ihrer Bildung behülflich sein. Das Volk wird in den Handlungen der Tugendhaften die Hand Gottes finden, obschon hierdurch wie in Rom die Menschheit groß, die Götter aber klein werden. Genug! Hellas Größe und Roms Helden hatten ihren Grund in den Tugenden welche die bildende Kunst zur unwiderstehlichen Mah22) H. KÜHN, Das Wartburgfest am 18. Oktober 1817, Mit einem Anhang: Die Feier des dritten evangelischen Jubelfestes auf der Wartburg, Zeitgenössische Darstellungen, archivalische Akten und Urkunden (Weimar 1913) S. 50. 23) KÜHN (wie Anm. 22) S. 70. 24) KÜHN (wie Anm. 22) S. 82. 25) Zitiert nach BAUMGÄRTEL (wie Anm. 10) S. 291.

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nung vor der flüchtigen Erinnerung des Volkes festzauberte. Darum sind historische Denkmale die heiligsten nach der Offenbarung und ihre Verachtung führt ins Verderben'. Dem historischen Denkmal Wartburg soll eine Aufgabe zuteil werden, die bisher die christliche Kirche wahrnahm: die Moral des Volkes zu fördern und die Verbindung von Fürst und Volk zu festigen: 'Wenn ich von der Wiedergeburt der Wartburg rede, so verstehe ich ferner darunter ein Heiligthum, in welchem des Volkes Liebe und Achtung für seinen Fürsten erstarke ... Die Ehre also des Fürstenhauses und die Moral des Volkes sind die eigentlichen Motive meiner Bestrebungen, in denen alle kleinern, deren kleinstes jedoch groß genug ist, die Erhaltung der Wartburg zu bedingen, sich auflösen1. Bildete bei der Grundsteinlegung des Kölner Domes im Jahre 1842 der katholische Kult den Kern der Weihehandlung, so bei der Wartburg im Jahre 1853 - dem Jahre, da Carl Alexander als regierender Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach die Nachfolge seines Vaters 26) antrat - die Form des lutherischen Gottesdienstes . In einer stark mit Bibelzitaten durchsetzten Rede, in der er die BurgMetapher des Alten und Neuen Testamentes auf die Wartburg bezog, trug Kirchenrat Trautvetter aus Eisenach der Verbindung von Christlichem und Nationalem Rechnung. Mit den Worten, mit denen der Prophet Isaias die zukünftige Herrlichkeit Zions ankündigte, pries Trautvetter die Wartburg: 'Und du Burg des Vaterlandes wirst sein eine schöne Krone in der Hand 27 ) des Herrn, und ein königlicher Hut in der Hand deines Gottes' . Und er schloß mit einem Gebet, in dem die Wartburg als christliches Bauwerk erscheint: 'Ach Herr! ... Hier liegt der Grund in Mitte eines Baues, dem Du seit grauer Vorzeit schcm hast Deine Hand und ihren Schirm gezeigt. Eines Werkes, was Jahrhunderte bereits gestanden vor Deinem Auge und zu Deines Namens Ehre zu unserer Fürsten und ihres Volkes Heil ... Seegne den Grund und seinen Bau! Seegne die Burg und ihre kommenden Tage. Seegne das Land und seine Bewohner1. Es ist hier der Ort, auf den Assoziationsreichtum und die Mehrschichtigkeit des Begriffes "Burg" einen Blick zu werfen. Burg bedeutet in unserem Zusammenhang zunächst ganz vordergründig den adligen Wohnsitz, darüberhinaus den Ort einer durch die Romantik 26) Siehe dazu M. BAUMGÄRTEL und 0. VON RITGEN, Die Wiederherstellung der Wartburg, Ein Beitrag zur deutschen Kultur- und Kunstgeschichte, Die Wartburg (wie Anm. 2) S. 319-590, S. 342ff. 27) ISAIAS 62, 3: "Und du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des Herrn und ein königlicher Hut in der Hand deines Gottes".

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idealisierten Welt des Helden- und Rittertums. Als Metapher, bekannt durch das reformatorische Lied "Eine feste Burg ist unser Gott", steht das Wort für die bergende Hand Gottes. Ihre allegorische Darstellung hat diese Gebetsformel über dem sechsten Fenster an der Ostwand des Wartburgfestsaales gefunden. Eine Gestalt in mittelalterlicher Mönchstracht trägt in der linken Hand das Modell einer Burg. Daneben steht die lateinische Inschrift: "TURRIS FORTISSIMA DEUS MEUS". In der Wartburg gingen diese Bedeutungsweisen ineinander über und gaben dem Begriff "Burg" einen ähnlichen religiösen Gehalt wie dem Begriff "Dom". Dom und Burg sind Architektur- und Bauformen, bei denen die Erinnerung an das Mittelalter immer mitschwingt und deren Wiederbelebung als große Architektur in der Regel das Interesse am Mittelalter voraussetzt, während beim Tempel eher das Interesse an der Antike greifbar wird. Kurz bevor Jacob Burckhardt im Jahre 1841 dem Kölner Dom einen Besuch abstattete, war er auf der Wartburg zu Gast gewesen. Die Frühlingsreise hatte den Geschichtswanderer, "die Szenen des Mittelalters im Herzen tragend", in "Gedanken an Kaiser und Landgra281 fen" zum Kyffhäuser geführt '. über Erfurt, Gotha und Eisenach erreichte er die Wartburg. In einem Brief an seine Schwester Louise vom 5. IV. 1841 beschrieb er seine Begegnung mit dieser Burg : "Und nun ging's aus dem malerischen Städtchen hinaus, Bergan gegen die Wartburg. Der Weg ist sehr steil und romantisch; in einer Viertelstunde rannte ich hinauf. - In drei große Gruppen theilen sich die Erinnerungen dieses wunderbaren Schlosses: die Blüthe des Minnegesanges am Hofe Landgraf Hermanns um 1220 Luthers Gefangenschaft - und das große, unheilschwangere Burschenfest 1819 ... Denke nun noch die einzig schöne Lage und eine Aussicht hinzu, die unendlich schöner ist als die des Brockens und du wirst begreifen, daß mir wirr zu Muthe wurde". Nach der historischen Begegnung mit dem Mittelalter gelangte Burckhardt schließlich in das Lutherzimmer: "Ein fideler Jenenser Mediciner, den ich hier traf, konnte sich von dem fossilen Knochenschemel nicht trennen und machte immerfort anatomische Glossen. Auf einmal sah er mich verwundert an: 'Gott, warum nehmen Sie in dieser kalten Luft die Mütze ab?1 - 'Ich habe es unwillkürlich gethan', sagte ich und nun nahm er die seinige auch vom 28) W. KAEGI, Jacob Burckhardt 2, Das Erlebnis der geschichtlichen Welt (Basel 1950) S. 107. 29) J. BURCKHARDT, Briefe 1, hg. von M. BURCKHARDT (Basel 1949) S. 168f. - Hervorhebung im Original.

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Hatte Burckhardt im Kölner Dom seiner Ehrfurcht vor der historischen Stätte durch das biblische Zitat der mosaischen Fußentblößung Ausdruck verliehen, so hier durch das Entblößen des Kopfes. In Burckhardts Brief ist angeklungen, wie sehr das Landschaftserlebnis die Begegnung mit der mittelalterlichen Burg und dem historischen Denkmal intensivierte. Wald-, Natur- und Geschichtserlebnis gingen ineinander über. Die landschaftliche Schönheit, die die Wartburg umgibt, konnte religiöse Empfindungen auslösen. Als Beispiel dafür soll das Stimmungsbild gelten, das ein Besucher "dieser feierlichen Gralsburg des holdseligen Thüringerlandes" entwarf : "Dort stieg sie vor mir auf! Der braune Fels, der sie trug, erhob sich über die dichten Baumkronen gleich einem zu einem großen Kirchenfest geschmückten Altar, darauf für die anrückenden Pilgerscharen ein Wunder wirkendes Heiligtum ausgestellt war. Der Herbst hatte mit seinem farbigen Glanz alle Tiefen gefüllt, mit seinem bunten Zauber alle Höhen umsponnen. Mit goldigem Wogenschlag legte sich die Laubflut des Waldes leise um den schönen Berg" 31 ^. Schließlich wurden wie beim Kölner Dom Bezeichnungen für die Wartburg dem religiösen Sprachgut entnommen. Der Kommandant der Wartburg K. A. B. von Arnswald (1807-1877) nannte sie 'Ideal-1 und •Gralsburg'31'. K. F. Dräxler-Manfred (1806-1879), der im Jahre 32) 1857 die Burg besuchte, pries sie als 'Walhalla Thüringens' Die Anregung zu diesem Wort gab ihm gewiß die im griechischen Stil als Nationaldenkmal· errichtete Ruhmeshalle König Ludwigs I. von Bayern, aber gewiß auch die Vorstellung von einem germanischen Götter- und Heldenhimmel. J. Feller grüßte die 331 Wartburg in einem Lied als 'Du aller Deutschen Wallfahrtsort!' , und für A. Trinius war sie "ein Hort des Glaubens und Hoffens, ein Altar deut3 schen Idealismus" 3 ^ und die "Burg des Lichtes o c \ und der Wahrheit" ^} P. H. Welcker rief ihr zu 'Du Götterburg' ', und C. Göpel richtete an sie die Verse: 'Als Denkmal sollst du ragen, Der Väter Herrlichkeit,

30) R. VOSS, Ein Die Wartburg 31) Zitiert nach 32) Zitiert nach 33) Zitiert nach Die Wartburg 34) TRINIUS (wie 35) TRINIUS (wie 36) Zitiert nach

Gang durch die heutige Wartburg, Stimmungsbild, (wie Anm. 2) S. 15-26, S. 18. BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 413. BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 4-32. A. TRINIUS, Die Wartburg in Sage und Dichtung, (wie Anm. 2) S. 637-660, S. 656. Anm. 33) S. 639. Anm. 12) S. 672. TRINIUS (wie Anm. 33) S. 653.

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Und kommender Zeiten Größe Seist du zum Tempel geweiht'

37 ) '.

F. Hofmanns (1813-1888) endlich nannte sie in einem 'Wartburgfestlied' zum Burschenschaftsjubiläum von 1867 'Des deutschen Geistes Hochaltar' 38) .

3. Das pseudohistorische Mittelalterbild in der Wartburg als einem Denkmal der Geschichte, Kunst und Religion

Die Wiederherstellung der Wartburg erfolgte unter dem Anspruch, damit dem deutschen Volke ein nationales Heiligtum zu schaffen, ein Denkmal der Geschichte, Kunst und Religion. Den Restaurationsabsichten Carl Alexanders begegnete der Maler Simon, dem gestattet worden war, die ersten bautechnischen Untersuchungen vorzunehmen, sogleich mit Anregungen, die darauf zielten, die Wartburg zu einem vaterländischen Denkmal zu machen. Von ihr werde 'Deutschland das schöne Märchen vernehmen, daß Deutschland eine Geschichte und eine Litteratur, Helden und Dichter hatte, und von der Erbauung der Wartburg wird der Deutsche einst die schöne Epoche seiner Selbst3 9) erkennung datiren' . Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auch Simons Vorschlag, am südlichen Ende der Burg eine Ruhestätte für 'die Fürsten, die Dichter und Weisen' zu errichten. Die Absicht, die Carl Alexander mit seinem Wiederherstellungsplan verband, teilt uns Arnswald, der Kommandant der Wartburg, in einem Brief mit: "... Mein gnädigster Herr knüpft immer an sein großes Wartburgwerk die hohe Idee, daß solches ein ächtes deutsches Monument für vaterländische Kunst sein soll, in welcher Religion, Poesie und Kunst in harmonischen Dreiklang vertreten. Wer in diesem Sinn zu dem Denkmal beitragen hilft, in dem ehrt Er den ächten deutschen 40) Geist und sucht solches thatsächlichst auszuzeichnen' Seine Denkschrift aus dem Jahre 1847, betitelt 'Gedanken über die Restauration der Wartburg', beginnt Hugo von Ritgen (18111889), der die Bauleitung übernommen hatte, mit den Worten: 37) 38) 39) 40)

Zitiert nach TRINIUS (wie Anm. 33) S. 654. Zitiert nach TRINIUS (wie Anm. 33) S. 641. Zitiert nach BAUMGÄRTEL (wie Anm. 10) S. 292. Zitiert nach H. VON DER GABELENTZ, Wartburgschicksal, Aus dem Leben eines deutschen Romantikers (Hamburg 1934) S. 57.

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'Die Wartburg, welche Fülle von Erinnerungen knüpft sich für jeden Deutschen an diesen Namen! Wo steht die Burg, die ihr gleich käme an geschichtlicher Bedeutung, an poetischer Weihe? Noch stehn die gewaltigen Mauern, noch ragen ernst und ehrwürdig das hohe Haus und das Ritterhaus weit empor über Thüringens Gaue und mahnen als treue Zeugen, uns an deutsche Heldengröße, deutsche Kraft und deut41 ) sehe Poesie' Die Bautätigkeit auf der Wartburg sollte mehr sein als bloße Wiederherstellung. Man wollte nicht an die Vergangenheit erinnern, sondern sie vergegenwärtigen, damit durch dieses Geschichtserlebnis die Gegenwart gesteigert werde. Das kommt zum Ausdruck, wenn es in Ritgens Denkschrift weiter heißt: "Was aber muß Deutschland hoffen und wünschen? Eine Restauration der Wartburg, die mehr sei als alle jene jetzt Mode gewordenen sogenannten Restaurationen von Ritterburgen, selbst die großartigeren nicht ausgeschlossen, welche uns höchstens in angenehmer Täuschung einen Augenblick von der Vorzeit träumen lassen. - Die Restauration der Wartburg soll mehr sein, sie soll uns nicht bloß in das Ritterleben früherer Jahrhunderte versetzen. Nein, sie thue mehr, sie vergegenwärtige uns ihre eigene Geschichte, die Geschichte eines der edelsten Fürstenhäuser und damit zugleich zwei große Momente in der Geschichte der geistigen Bildung Deutschlands. Diese sind: der deutsche Minnesang, der mit der Verehrung der Frauen die Sitten milderte, die Reinigung der Seele erstrebte und durch die Freude des Frauenverkehrs die echt deutsche Poesie des häuslichen Glückes herbeiführte; und dann später der große Glaubenskampf, der von der Wartburg ausging'. Im Jahre 1847 wurde die Restauration, die bis 1891 währte, ernstlich in Angriff genommen. Der Großherzog hatte die Absicht, die Burg in ihrem alten Glänze zu erneuern und sie so zu gestalten, daß sie von den Zeiten ihrer stärksten Ausstrahlungskraft Zeugnis ablege. In der Grundsteinlegungsurkunde verkündete er die vier Leitgedanken, an denen die Wiederherstellung festzuhalten habe: "1. die historisch- und politisch-faktische Bedeutung der Wartburg, 2. ihre Bedeutung für die Entfaltung des Geistes und namentlich der Poesie, 3. ihre Bedeutung für die Reformation und 42) 4. ihre katholisch-religiöse Bedeutung"

41) Zitiert nach BAUMGÄRTEL (wie Anm. 10) S. 304. 42) Aus der Urkunde vom 10. Dezember 1853 im Grundstein des Turmes (Wartburg-Jahrbuch 2, 1924) S. 3.

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Der überragende Gedanke bei der Restauration der Wartburg war, sie zu einer Stätte der Kunst zu machen, wobei die historischen, geistigen und religiösen Traditionen dieser Burg - wie sie in der Grundsteinlegungsurkunde genannt sind - Form und Inhalt der künstlerischen Darbietungen und musealen Ausstattung bestimmen sollten. Die gleichsam religiöse Auffassung vom künstlerischen Schaffen, die diesem Bestreben zugrundelag, kommt in dem bereits oben zitierten Brief des Malers Simon zum Ausdruck: 'Der flüchtige Blick über vorliegende Zeichnung wird Eure Excellenz in der Architektur einen würdigen, reichen, heiligen Charakter finden lassen, der, wie das Gesicht eines Tugendhaften, Weisen ein treues Bild von dem Geschlecht und der Geschichte seines Innern giebt ... Alles Wesen der Kunst, der Historie hat nur Bedeutung für mich, in so fern es Theil an der Offenbarung hat, 43 \

zur Religion wird - die Religion selber ist1 Es war ursprünglich beabsichtigt, in Baustil und Ausschmückung zwei Epochen gerecht zu werden: dem 12. und 13. Jahrhundert als der Blüte des Mittelalters und dem 16. Jahrhundert als dem Zeitalter der Reformation. Das Interesse am Mittelalter jedoch überwog, so daß die Wartburg schließlich überwiegend als Denkmal dieser Zeit empfunden wurde. Die Gestaltung der Lutherzimmer, die erst 1870 begann, nahm einen recht geringen Raum im Restaurationsprogramm ein. Luther wurde gleichsam in die mittelalterliche Welt integriert. Das wird besonders deutlich bei der Wartburg-Kapelle. Sie war als Zentrum des Protestantismus 44) gedacht, wurde jedoch im Geiste des Mittelalters ausgestattet Die Restauration der Wartburg läßt das Bemühen deutlich werden, den bedeutendsten und augenfälligsten Erscheinungsformen der Kunst eine Heimstatt zu gewähren. Architektur, Skulptur, Malerei, Dichtung und Musik sollten sich hier zu einer künstlerischen Totalität zusammenfinden und eine große deutsche Kunstepoche einleiten. Die Kulturtradition Weimars, begründet durch Herzog Karl August (1757-1828), Goethe (1749-1832), Schiller (1759-1805) und Herder (1744-1803), wurde als Vermächtnis empfunden. Im Vorwort zum Wartburg-Werk heißt es dazu: "Die Wiederherstellung der Wartburg knüpft an die große klassische Zeit Weimars an. Ihr Geist ist wirksam in den Kräften, welche die Erneuerung des alten Palladiums herbeiführen. Die großen Traditionen des Weimarschen Fürstenhauses pflanzen sich von Goethe aus lebendig fort in der vom höchsten idealen Standpunkt erfaßten 43) Zitiert nach BAUMGÄRTEL (wie Anm. 10) S. 291. 44) Siehe dazu BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 350ff.

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Aufgabe der Wartburg-Wiederherstellung. Sie war eine Tat von Bedeutung für das ganze Kunstsinn und historische Interessén pfle45) gende Europa" '. Was Weimar für die deutsche Klassik gewesen war, sollte die Wartburg für die romantische Kunstepoche werden, die sich am Mittelalter orientierte. Die aufgeführten Gattungen richteten sich in Form und Inhalt, in künstlerischer Aussage und zugrundegelegtem Stoff am Mittelalter aus oder besser an dem, was man für mittelalterlich hielt. Durch das Medium der Kunst sollte die Wartburg ein Denkmal der Geschichte werden. In Wahrheit jedoch vermittelt sie ein Geschichtsbild, das der mittelalterlichen Wirklichkeit nicht entspricht, im Grunde also unhistorisch ist. Denn nicht die Mediävistik und das eigentlich historische Geschehen auf der Wartburg bestimmten den Bau und die Gestaltung dieses Nationaldenkmals als Spiegel und Zeuge des Mittelalters, sondern das durch die Heiligenverehrung geprägte Elisabethbild, die Legende vom Sängerwettstreit, die Idealvorstellung vom Minnesang, ritterlichem Burgleben und mittelalterlichem Tugendsystem, schließlich der Sagen- und Legendenkreis, der die Wartburg umwob. Poesie und Sage wurden vorstellungsbestimmende Kräfte und erhielten damit Geschichtswirksamkeit. Dazu folgende Beispiele: Als Vorarbeit zur Restauration wurden 1845/46 Ausgrabungen durchgeführt, um damit Bauteile zu gewinnen und Fundamente aufzudecken. Dabei fand man nach den Grabungsberichten 13 eiserne Schwertklingen, die die romantische Phantasie des 19. Jahrhunderts sogleich als SchwurSchwerter Ludwigs des Springers (Landgraf von 1076-1123) interpretierte. Spätere Untersuchungen jedoch ergaben, daß es sich um elf keltische Geldbarren handelte, die man, wohl um dem Großherzog eine Freude zu bereiten, auf 13 ergänzt hatte^®'. A. Trinius berichtet, mit welch heimlichem Triumph den Großherzog der Besitz dieser "SchwurSchwerter" erfüllt habe, und kommt zu dem Ergebnis: "Poesie erschien ihm als Wahrheit. Aus ihr hatte er denn auch immer wieder neue Kraft geschöpft, sein Lebenswerk glän47 \

zend zur Vollendung zu führen" Wie stark Wunschdenken und Vorstellungswelt waren, welch eine Kraft das, was geglaubt wurde, gegenüber dem hatte, was wissen45) Die Wartburg (wie Anm. 2) S. VI. 46) A. GOETZE, Die "SchwurSchwerter" der Wartburg - Taleae ferreae (Festgabe für den 70jährigen Gustaf Kossinna,Mannus-Ergänzungsband 6, 1928) S. 138-144. 47) TRINIUS (wie Anm. 5) S. 25f.

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schaftlich zu vertreten war, beweist die Sage vom Sängerkrieg auf der Wartburg. Sie fand ihre Darstellung innerhalb der Schwindschen Fresken, sie veranlaßte u. a. Scheffel zu dichterischen Versuchen und hat ihren Anteil an der Entstehungsgeschichte von Wagners "Tannhäuser". Die Faszination, die von dieser Legende ausging, konnte selbst die Forschung nicht beeinträchtigen, die erklärte, den Sängerkrieg habe es nie gegeben. August Trinius fand darauf die Entgegnung: "Ob nun eine Sage oder nicht, es gibt poetische Nothwendigkeiten, und so wird es wohl den gelehrtesten Forschern schwer werden, uns Deutschen den Zauber zu verwischen, welchen gerade diese mittelalterlichen Sangeskämpfe um die hehre thüringer Sangesveste gewoben h a b e n " . Ein von der Poesie geprägtes Interesse am Mittelalter bestimmte den Freskenzyklus Moritz von Schwinds (1804-1871). Damit kam der Märchenmaler der Aufforderung des Großherzogs nach: 'Dichte mir in meiner lieben Wartburg die Legende der heiligen Elisabeth, den Sängerkrieg und aus dem Leben der ersten Landgrafen, lieber Meister Moritz! Denn du, grade du, gehörst auf die Wartburg, wie der grüne 49) Kranz ihrer Waldberge zu ihr gehört' '. F. Haack kommentiert in seiner Biographie Schwinds die Wahl des Großherzogs mit den Worten: "Auf diese deutscheste Burg gehörte der deutscheste Maler seines Jahrhunderts!"^0^. Am Beispiel der Fresken, die im Jahre 1854 im Landgrafenzimmer des Landgrafenhauses entstanden, läßt sich am deutlichsten demonstrieren, welches Mittelalter-Bild seine künstlerische Verwirklichung fand. Bei diesem Zyklus, der der Geschichte der ersten Thüringer Landgrafen gerecht werden sollte, stellt man fest, daß Sagen und Anekdoten, nicht aber Ereignisse von historischem Gewicht und politischer Relevanz die Auswahl bestimmten, daß Schwind ein legendäres Bilderbuch, nicht aber historische Illustration bot. Sein Katalog hat etwas Willkürliches. Die geschichtliche Bedeutung seiner Gestalten oder ihre Leistungen werden nicht sichtbar. Der Künstler wollte das treffen, was im Volksbewußtsein lebendig war. Das bringt er in einem Brief an Franz von Schober vom 6. II. 1853 zum Ausdruck: "Uber das verwünschte Bücherlesen ist übrigens ... der einfache Blick verloren gegangen für das, was sich von den Wartburg-Geschichten lebendig erhalten und was im Schweinsleder modert. Ein größeres Glück, eine günstigere Stellung ist einer monumentalen 48) TRINIUS (wie Anm. 19) S. 354f. 49) Zitiert nach VOSS (wie Anm. 30) S. 22. 50) F. HAACK, M. v. Schwind (Bielefeld und Leipzig, 6. Aufl., 1924) S. 110.

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Arbeit gar nicht zu wünschen, als wenn jeder Besuchende gleich fragt: 'Hier also war der Sängerkrieg? hier lebte die hl. Elisabeth? hier wohnte Dr. Luther?' Das muß denn auch in erster Reihe zu sehen sein, sonst ist der Haupthebel gebrochen"^'. Ein Jahrzehnt zuvor hatte Alfred Rethel (1816-1859) in Aachen an seinem Karls-Zyklus gearbeitet, dabei auf alle übergeordneten Bezüge verzichtet und sich im Bemühen um die 'Erhöhung des tatsächlich Gegebenen zum idealen Ausdruck ohne sinnbildliche Zutat' 52) auf den Bereich der Geschichte beschränkt Schwind jedoch wandelte die Geschichte zu einer Welt der Sagen, der Legenden und der Wunder. Historische Gestalten wurden bei ihm zu Märchenhelden. "Märchenstimmung liegt über allem, was er geschaffen hat" 53 '. 54) Gleich das erste Bild des Zyklus stellt jenes sagenhafte Geschehen dar, von dem die Wartburg angeblich ihren Namen erhielt. Ludwig der Springer, begleitet von seinem Gefolge, hat eine felsige Höhe erklommen, die er mit den Worten "Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden" als Burgberg wählt. Die gebieterische Geste des adligen Jagdherrn drückt Tatkraft und Entschlossenheit aus. Die beiden folgenden Fresken sind Ludwig II. (Landgraf von 11401172) gewidmet. Mit den Worten "Landgraf werde hart" weist der Schmied von Ruhla seinen fürstlichen Gast auf die Unterdrücker der Bauern hin. Der Hintergrund zeigt das Strafgericht über die unbarmherzigen Vasallen. Der Fürst erscheint als Schutzherr seines Volkes gegen Unterdrückung und Knechtschaft. Das nächste Gemälde ist unterschrieben "Treue Mannen sind die beste Mauer". Ludwig II. zeigt dem Kaiser Barbarossa eine über Nacht gebildete Mauer seiner Ritter. Das auf gegenseitige Treue gegründete Verhältnis zwischen Lehnsträger und Lehnsherrn wird sichtbar. Die vierte und fünfte Szene sind der Legende entnommen, die sich an das Leben Ludwigs des Heiligen (Landgraf von 1217-1227) knüpft. In dem Fresko "Er ging mit Löwen um, als scherzte er" unterwirft sich ein Löwe, vor dem alle fliehen, der befehlenden Gebärde Ludwigs. Der Fürst erscheint hier in einer Haltung, als ge51) M. VON SCHWIND, Briefe, hg. und eri. von 0. STOESSL (Leipzig o. J. (1925)) S. 307. 52) H. VON EINEM, Die Tragödie der Karlsfresken Alfred Rethels (Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben 4, Das Nachleben, hg. von W. BRAUNFELS und P. E. SCHRAMM, Düsseldorf 1967) S. 306-325, S. 310. 53) WEBER, Alte und neue Kunstwerke auf der Wartburg, Die Wartburg (wie Anm. 2) S. 591-636, S. 633. 54) Siehe dazu die Farbtafeln (Wartburg-Jahrbuch 7, 1929); H. NEBE, Die Thüringer Landgrafen in den Fresken Moritz von Schwinds (Wartburg-Jahrbuch 7, 1929) S. 31-48.

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biete er über die Kräfte der Natur. Unerschrockenheit und Mut kennzeichnen ihn. Die folgende Darstellung "Ich suche meinen Esel" spielt vor den Toren Würzburgs. Der Gemahl der heiligen Elisabeth ist mit Heeresmacht herangezogen und verlangt, daß ihm ein Esel zurückgegeben werde, der einem seiner Händler geraubt wurde. Der Fürst demonstriert seinen Sinn für Gerechtigkeit und seine Bereitschaft, Schwachen zu helfen. Mit dem sechsten Bild hat Schwind ein düsteres Ereignis aus der Geschichte der Landgrafen gewählt. Albrecht der Entartete (Landgraf von 1265-1308) wird durch die schöne Kunigunde von Eisenberg betört. Die Unterschrift "Frau Venus hier viel Leiden bringt" weist auf kommendes Unheil hin. Obgleich hier eine unrühmliche Seite der thüringischen Geschichte aufgeschlagen wird, erscheint die Szene selbst in höfischem Glanz. Auf eine Begebenheit aus dem Leben Friedrichs des Freidigen (Landgraf von 1308-1323) spielt die letzte Komposition "Meine Tochter soll trinken und ob das Thüringer Land verloren geht" an. Mit erhobener Lanze trotzt der Fürst seinen Feinden, damit sein soeben getauftes Töchterchen in seinem Schutz die notwendige Nahrung zu sich nehmen kann. Im Mittelpunkt dieser mittelalterlichen Märchenwelt, die Moritz von Schwind in seinem Freskenzyklus dem Betrachter vor Augen führt, steht der Fürst. Die idealisierte, der Wirklichkeit enthobene Herrschergestalt in ihrer adlig-höfischen Umgebung scheint Schwinds Hauptanliegen gewesen zu sein. Zum Ruhme der Dynastie wurden die ritterlichen Tugenden der Treue, des Mutes, der Gerechtigkeit, der Strenge und der Tapferkeit dargestellt. Das Mittelalter erscheint als die Zeit eines heroischen Geschlechtes. Bemerkenswert ist auch die soziale und demokratische Komponente: der Fürst tritt auf als Helfer der Unterdrückten und Armen; die Verbindung Fürst und Volk wird sichtbar. In der Wartburg sollte bewußt das poetisch verklärte Mittelalter seine Darstellung finden, nicht das historische, sondern das geglaubte. In Schwinds Fresken verläßt die Historienmalerei den Boden der Geschichte, die in der Wartburg dargestellte Epoche wird zu einer Traumwelt, dem Besucher und Betrachter begegnet ein Pseudo-Mittelalter. Der Sängersaal der Wartburg wurde in Erinnerung an die großen Dichter des Mittelalters restauriert und von Schwind mit einer Darstellung des historisch nicht glaubhaft überlieferten Sängerkrieges geschmückt. Mag dieser Streit auf der Wartburg auch nie stattgefunden haben, so erinnert die Darstellung doch an das fürstliche Mäzenatentum des Landgrafen Hermann, das Walther von

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der Vogelweide besungen hat. Dieser Fürst hatte in seiner Burg Gesang und Dichtung eine Heimstatt gewährt. In der Sage vom Sängerkrieg verdichtete sich die historische Wahrheit von der bedeutenden Funktion, die der Thüringer Hof in dieser Phase der ersten deutschen Literaturblüte ausübte. Der romantische Zauber, der von diesem mittelalterlichen Sangeskampf ausging, bewirkte, daß sich nicht nur Architektur und Malerei, sondern auch Musik und Dichtung dieses Stoffes annahmen. Richard Wagner (1813-1883), der die Wartburg wiederholt besuchte, gestaltete den Sängerkriegsmythos in seiner Oper "Tannhäuser", wobei er Ofterdingen und Tannhäuser zu einer Gestalt verdichtete. Auch Wagner wertete die Kunst nicht nur aesthetisch, sondern vor allem als Ausdruck religiösen Empfindens. Der Kult des Mittelalters spielte in seinem Schaffen eine große Rolle, denn er sah im Mittelalter jene Epoche, in der "Kunst und Religion, Mensch und Gott noch einig waren"^'. An Wagners "Tannhäuser" knüpfte sich die Hoffnung auf eine deutsche Oper, Franz von Liszt (1811-1886) stellte ihn an die Spitze seines Planes zur Aufführung deutscher Werke und verband mit ihm ein neues Kunstideal^6^. Durch Wagners "Tannhäuser" übertrug sich die opernhafte Verklärung des Mittelalters, wie sie Wagners Schaffen kennzeichnet, auf die Wartburg; sie wurde zu einer Opernburg. Zwischen ihr und Bayreuth entwickelte sich eine geistige Verwandtschaft, die ihren Ausdruck u. a. darin fand, daß Besucher der Festspiele anschliessend die Wartburg besichtigten"*^ ^ . Schließlich sei als letztes das Bemühen des Großherzogs genannt, durch einen groß angelegten Wartburgroman auch die Dichtkunst mit dem Thüringer Schloß zu verbinden. Er wählte Viktor von Scheffel (1826-1886), der mit seinem "Ekkehardt" dem Mittelalter58 ) interesse seiner Zeit Nahrung gegeben hatte . Es erwies sich jedoch, daß der Künstler dieser Aufgabe nicht gewachsen war. In der Folgezeit trug eine Reihe von 59) Schriftstellern dem Gedanken einer Wartburg-Dichtung Rechnung . Was sie jedoch schufen, kann keinen Anspruch auf literarischen Wert erheben, kann sich mit den Werken der Weimarer Klassik nicht messen.

55) P. A. LOOS, Richard Wagner, Vollendung und Tragik der deutschen Romantik (München 1952) S. 178. 56) M. BAUMGÄRTEL, Vorgeschichte der Wiederherstellung der Wartburg, Die Wartburg (wie Anm. 2) S. 281-318, S. 315. 57) TRINIUS (wie Anm. 12) S. 687. 58) C. HOEFER, über Joseph Viktor von Scheffels Plan eines Wartburg-Romans (Wartburg-Jahrbuch 14, 1936) S. 9-24. 59) TRINIUS (wie Anm. 33) S. 656ff.

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Carl Alexander hatte beabsichtigt, mit der Wartburg dem deutschen Volke ein nationales Denkmal der Geschichte und Kunst zu widmen. Doch der Mangel an historischer Echtheit und geschichtlicher Wirklichkeit läßt das Mißverhältnis sichtbar werden, das zwischen hohem Anspruch und enttäuschender Verwirklichung besteht. Zu den Leitgedanken der Restauration gehörte, die Wartburg zu einem Denkmal der Religion zu machen und dabei auf ihre protestantischen und katholischen Traditionen zurückzugreifen. Anders als beim Burschenschaftsfest des Jahres 1817, zu dem die katholischen Studenten nicht eingeladen worden waren, sollte die Burg, schon vom Programm der Grundsteinlegung her, auch eine Stätte des Katholizismus werden. Die Hoffnung auf konfessionellen Frieden, beim Bau des Kölner Domes ein Hauptanliegen, ist auch hier spürbar. Der Reformation trug Carl Alexander in dem Denkmal Wartburg Rechnung, indem er Vorburg und Ritterhaus im Stile des 16. Jahrhunderts restaurierte, die Lutherstube zu einem kleinen Heiligtum ausgestalten ließ und die Reformationszimmer mit Bildern schmückte, die Lebensstationen des Erneuerers darstellen sollten. Als Zeichen für die Versöhnung der Konfessionen trat an die Seite Luthers die Landgräfin Elisabeth, von der Kirche bereits im Jahre 1235 kanonisiert. Daß sie keineswegs nur als katholische, sondern auch als protestantische Heilige empfunden wurde, wird in den Worten von A. Trinius deutlich: "Als im Sommer 1907 die Christenheit die Siebenhundertjahrfeier der Geburt der heiligen Elisabeth beging, da war es nicht nur die katholische Kirche, welche der thüringischen Landgräfin den Zoll ehrfürchtiger Bewunderung entrichtete; auch wir, die wir in Luthers Wort und Lehre hineingewachsen, wir nahten in Liebe der unvergeßlichen Frau, voran wir Thüringer, die wir stolz darauf bleiben, daß diese seltene Fürstin in unserem Lande gelebt und g e w i r k t " . Die Aufgabe, das christliche Mittelalter darzustellen, wurde wiederum dem Künstler zuteil. In der Galerie, die dem Sängersaal westlich vorgelagert ist, faßte Moritz von Schwind sechs Lebensstationen der heiligen Elisabeth zu einem Fresken-Zyklus zusammen , und zwar : die Ankunft Elisabeths auf der Burg, das Rosenwunder, den Abschied von ihrem Gatten, ihre Flucht von der Wartburg, ihren Tod und ihre Grablegung durch Kaiser Friedrich II. in Marburg. 60) TRINIUS (wie Anm. 5) S. 71.

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Verbunden wurden die einzelnen Bilder durch dekorativ angeordnete Medaillons mit den sieben Werken der Barmherzigkeit, die jeweils Elisabeth vollbringt: die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Gefangenen trösten, die Kranken besuchen und 61) die Toten begraben Schwind stellte nicht die geschichtliche, sondern die im Volke bekannte heilige Elisabeth dar. Eine kritische, historische Auffassung von dieser Gestalt lag ihm fern. Das wird besonders deutlich in dem Rosen-Brot-Verwandlungswunder. Der Zyklus ist stilisiert nach der literarischen Form der ursprünglich mittelalterlich-katholischen Legende. Das exemplarische Heiligenleben, das Wunder und die tätige Tugend sind Kompositionsprinzipien. Gotisierendes, ornamentales Blattwerk stilisiert die Bilder. Auf den Darstellungen von Tod und Grablegung nimmt die göttliche und himmlische Uberwelt am Geschehen teil und soll Zeugnis geben von dem paradiesischen Weiterleben der Toten. Elisabeth begegnet dem Betrachter als Gattin, Mutter und asketische Heilige, in fürstlicher Höhe und tiefster Verlassenheit. Die Darstellung konzentriert sich jedoch auf Elisabeth als soziale Heilige der Tat. Die sieben Medaillons, die die Hauptbilder erläutern, erhöhen sie zum Ideal der Barmherzigkeit. Das Christentum wird in diesem Zyklus reduziert auf die soziale Haltung, Religion erscheint als Sozialphänomen. Nicht zu übersehen ist in diesem Zusammenhang die fürstliche Propaganda. Es ist die Landesherrin - nach Carl Alexander "das Muster christlicher, fürst62\ licher und weiblicher Tugend" -,die Armen und Notleidenden hilft. Auf die dringenden Fragen der Industriegesellschaft, die sozialen Probleme des 19. Jahrhunderts konnte der Schwindsche Bilderzyklus jedoch keine Antwort geben. Den sechs Fresken in der Elisabeth-Galerie schloß sich Roquette in seiner "Kantate von der heiligen Elisabeth" an, die wiederum als Textbuch für ein Oratorium Liszts diente. Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 800jährigen Bestehen der Wartburg im Jahre 1867 leitete Liszt die Aufführung seines Musikdramas "Die heilige

61) Siehe dazu die Farbtafeln (Wartburg-Jahrbuch 6, 1928). 62) Carl Alexander und die Wartburg in Briefen an Hugo von Ritgen, Moritz von Schwind und Hans Lucas von Cranach (wie Anm. 15)S.54.

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Elisabeth", mit dem die christliche Legende Eingang in die Kirchenmusik fand, selbst6·*' . In den Jahren 1901-1906 entstand ein zweiter Zyklus, der das Leben der Heiligen darstellen sollte. Kaiser Wilhelm II. ließ die Wände der Elisabeth-Kemenate im Landgrafenhaus mit Mosaiken schmükken, die jedoch auf den Betrachter fremdartig-byzantinistisch wiru ken 64) Als Verherrlichung des christlichen Mittelalters war der große Festsaal, der Hauptraum der Wartburg, gedacht6^'. "Die christliche Idee und ihr siegreicher Entwicklungsgang, verwoben mit der Erinnerung an die Landgrafen, die zum Ruhme der Christenheit Heldenthaten vollbrachten" 66 ', sollte! nach Hugo von Ritgen Gestaltung und Ausschmückung bestimmen. Die Giebelwände wurden mit lebensgroßen Bildnissen der alten Landgrafen, angeführt von ihrem angeblichen Stammvater Karl dem Großen, dem Verbreiter des Christentums in Sachsen, versehen. Eine Fülle von lateinischen biblischen Inschriften sollte die Glaubenswelt des Mittelalters repräsentieren. Weiterhin wurde der reich ornamentierte Raum mit allegorischen Figuren und symbolischen Tierdarstellungen geschmückt, wie wir sie aus dem mittelalterlichen Physiologus als Bedeutungsträger im vierfachen Wortsinn, als moralische Forderungen und jenseitige Heilsverheißungen kennen. Sollte im Festsaal des Landgrafenhauses die religiöse Weltanschauung des 12. und 13. Jahrhunderts ihren Niederschlag finden, so in der Kemenate, dem neuen Hause, die sittliche. Der Schmuck dieses Gebäudes wollte mit seinen Ornamenten und Bildnissen, seinen Allegorien und seiner Tiersymbolik dem Zeitalter einen Spiegel von der Verehrung der Frau im Mittelalter und der Treue zwischen Vasall und Lehnsherrn entgegenhalten6"'' . Die künstlerische Ausgestaltung dieser Räume wirkt überladen, gewollt und konstruiert. Dem Besucher begegnet ein künstliches, unechtes Mittelalter, zu dessen Symbolwelt er - vielleicht mit Ausnahme des Gebildeten - keinen Zugang hat und die ihm esoterisch, verschlüsselt und rätselhaft erscheinen muß. Der Versuch, auf der Wartburg das Mittelalter und seine religiös-sittliche Ordnung erneut zum Leben zu erwecken, muß als gescheitert betrachtet werden.

63) BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 480ff.; W. GOLTHER, Franz Liszt, Weimar-Wartburg-Wahnfried (Wartburg-Jahrbuch 14, 1936) S. 27-47, S. 40. 64) Siehe dazu TRINIUS (wie Anm. 12) S. 675ff. 65) Siehe dazu BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 386ff. 66) BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 386. 67) Siehe dazu BAUMGÄRTEL und VON RITGEN (wie Anm. 26) S. 415ff.

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Das Nationaldenkmal Wartburg mit seinen nationalpädagogischen Illustrationen zum Ruhme der fürstlichen Familie ist lebensfern. Echte und geschichtsmächtige Traditionen verflüchtigen sich in ein pseudomittelalterliches Traumreich, exaltierte Schwärmerei schafft eine sentimentale Märchenwelt. Damit rückt Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar neben den Bayernkönig Ludwig II. (184 5-1886), der sein Schloß Neuschwanstein nach der Wartburg stilisieren ließ.

III. DAS INTERESSE AM MITTELALTER IM DENKMAL DER REICHSEINIGUNG 1. Die Interpretation des Kaisertums von 1871 als Erfüllung nationaler Hoffnungen

Die Denkmäler der nationalen Einigung von 1871 gehören zu den triumphalen Selbstzeugnissen des Deutschen Reiches. Unter ihnen ragen einige hervor, die das neue Kaisertum und das wiedererstandene Reich als Erfüllung dessen feierten, was seit Jahrhunderten in der Hoffnung des Volkes gelegen habe, was besonders seit 1813 erwartet worden sei. Diese Interpretation entsprach zwar nicht der staatlichen Wirklichkeit und der verfassungsrechtlichen Situation, in ihr äußerte sich jedoch eine Überzeugung, die auf das Volksbewußtsein wirkte und das Hohenzollernkaisertum als Erfüllung nationaler Hoffnungen propagierte. Ausdruck dieses Denkens, wie es sich in der monumentalen Darstellung spiegelte, ist zunächst die Interpretation der Hohenzollernmonarchie als Volks- und Heerkaisertum. Die deutsche Einigung, 1813 von dem Volk in Waffen als historischer Lohn erwartet, wurde nach einem neuen Krieg mit Frankreich Wirklichkeit. Der Kampf von 1870/71 wurde als Volkskrieg empfunden; Reichseinigung und Kaisertum erschienen dem Zeitgenossen als Folge des Sieges. Den Kaiser machte nach dieser idealisierenden Selbstbestätigung das Heer. Das wird beispielhaft sichtbar an den Relieftafeln des Niederwalddenkmals, das am 28. September 1883, dem Jahrestag der Eroberung Straßburgs, enthüllt wurde. Der Denkmalssockel trägt die Riesengestalt der Germania, die in der erhobenen Rechten die Kaiserkrone hält. Neben allegorischen Figuren und Symbolen schmücken drei Reliefs den Unterbau des Monuments. Zwei von ihnen stellen Abschied und Rückkehr des Kriegers dar, der Hauptfries mit mehr als 200 lebensgroßen Figuren Wilhelm I., umgeben von der "Wehrkraft" des Reiches. Unter diesem Bild steht in großen Buchstaben der Text der "Wacht am Rhein". Schneckenburger (1819-1849) hatte dieses Lied 1840 verfaßt; in der Komposition von Karl Wilhelm war es im Kriege 1870/71 zum Nationalgesang geworden.

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In der Mitte des Reliefs, das von einem Rundbogen gekrönt wird, der wiederum den aufsteigenden Reichsadler trägt, sitzt Kaiser Wilhelm I. zu Pferde, um ihn herum die deutschen Fürsten und Heerführer. Als Hintergrund dient ein Flaggenwald, den die Fahnen deutscher Städte bilden. Uber dem Reichsadler prangt das Eiserne Kreuz, jener 1813 gestiftete Orden, zu dessen Erlangung lediglich die Tapferkeit, nicht aber militärischer Rang oder Stand Voraussetzung war, mit dem also jeder Krieger ausgezeichnet werden konnte^'. Vergleicht man die monumentale Darstellung des kriegerisch begründeten Volkskaisertums mit dem exklusiven Staatsakt der Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles, so wird eine Uminterpretation sichtbar, die jedoch in der damaligen Gegenwart die Glaubwürdigkeit der Denkmalsidee keineswegs beeinträchtigte . Die Interpretation des neuen Kaisertums als Erfüllung nationaler Hoffnungen wird darüber hinaus in der Dankbarkeit spürbar, die Wilhelm I., seinen Heerführern und Staatsmännern von einem Teil des Volkes, besonders dem deutschen Besitz- und Bildungsbürgertum, entgegengebracht wurde. Sie äußerte sich u. a. in einer Fülle von kleineren und größeren Denkmalsbauten und Personenstandbildern, 2)

die die Erinnerung an Wilhelm I. und Bismarck wachhalten sollten Für unsere Themenstellung jedoch entscheidend ist die Frage und sie bestimmt auch die Auswahl der zu betrachtenden Monumente -, wie sich in den Denkmälern der Reichseinigung das Interesse am Mittelalter niederschlug und die Anknüpfung an die mittelalterliche

1) Siehe zum Niederwalddenkmal: J. SCHRATTENHOLZ, Das National-Denkmal am Niederwald (Europäische Wanderbilder 83, Zürich o. J. (1885)). H. MAERTENS, Die deutschen Bildsäulen-Denkmale des XIX. Jahrhunderts (Stuttgart 1892) Tafel 59. Die Verbindung von Kaisertum und Volkskriegertum kommt noch in weiteren Siegesdenkmälern zum Ausdruck. Als Beispiele seien genannt : Das 1881 enthüllte Siegesdenkmal auf dem Lessingplatz in Braunschweig trägt als Hauptfigur die mit der Kaiserkrone geschmückte Gestalt der Germania, das Relief der Sockelrückseite stellt die Rückkehr des sieggekrönten Kriegers dar. (MAERTENS, Tafel 16). Das 1893 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Elberfeld mit der Reiterfigur Wilhelms I. und der Sockelfigur der Germania hat zwei Reliefs, die Auszug und Rückkehr der Krieger von 1870/ 71 darstellen. (MAERTENS, Tafel 39). Auf die "cäsaristisch heerkaiserlichen Tendenzen" von 1870/71 weist auch E. FEHRENBACH, Wandlungen des deutschen Kaisergedankens 1871-1918 (Studien zur Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, Abhandlung der Forschungsabteilung des Historischen Seminars der Universität Köln 1, München-Wien 1969) S. 65 und S. 79 hin. 2) Siehe dazu MAERTENS (wie Anm. 1) und 0. KUNTZEMÜLLER, Die Denkmäler Kaiser Wilhelms des Großen (Bremen 1902).

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Geschichte vollzog. Als geistige Triebkraft bei den monumentalen Idealbildern wirkte, daß die Begriffe Kaiser und Reich die Erinnerung an das mittelalterliche Reich implizierten. Ihm wandte sich daher die deutsche Bildungsschicht mit lebhaftem Interesse zu. Das neue Kaisertum erschien als Erfüllung jahrhundertealter Hoffnungen auf die Wiederkehr des Reiches. In seiner Untersuchung zur Auffassung mittelalterlicher Kaiserpolitik im 19. Jahrhundert geht Heinz Gollwitzer der Frage nach, ob neben den beiden mit den Namen Sybel und Ficker markierten gegensätzlichen Würdigungen des älteren Kaisertums noch eine dritte Interpretation Bedeutung erlangt habe, und unterscheidet: a) die gothaische Sicht unserer mittelalterlichen Vergangenheit mit der Ablehnung der Kaiserpolitik, b) den großdeutsch-katholischen Universalismus, 3) c) die ghibellinische Reichsidee Die Wurzeln der ghibellinischen Reichsidee seien "Wiederbelebung der Erinnerung an das mittelalterliche Kaisertum durch die Romantik, deutschnationale Begeisterung der Freiheitskriege, burschenschaftliche und ihnen verwandte Konzeptionen der Geschichte und der Zukunft Deutschlands, nationalstaatlicher Unitarismus, der die Vielstaaterei zu überwinden hoffte". Politisch bedeute sie "Parteinahme für die Einigung Deutschlands durch die Hohenzollern als Bekenntnis zu einer antiultramontanen Sendung des neuen Kaisertums". Historisch inspiriere sie sich "an den Höhepunkten der mittelalterlichen Kaiserpolitik" '. Man kann die ghibellinische Reichsidee - die man, um sie von der mittelalterlichen Konzeption abzusetzen, vielleicht besser neo-ghibellinisch nennen sollte5' - als das Bewußtsein werten, das Kaiserreich von 1871 habe die nationalen Hoffnungen des deutschen Volkes erfüllt. Ihre antiultramontane Konzeption jedoch wirft ein bezeichnendes Licht auf jene religiösen Spannungen, die den ersehnten Frieden der Konfessionen verhinderten. Beim Kölner Dom und der Wartburg ist sichtbar geworden, wie sich im Nationaldenkmal des 19. Jahrhunderts die Hoffnung auf religiöse Eintracht verdichtete. Die Erwartung verkehrte sich in ihr Gegenteil. Nationaldenkmäler wurden zum Ausdruck konfessio3) H. GOLLWITZER, Zur Auffassung der mittelalterlichen Kaiserpolitik im 19. Jahrhundert, Eine ideologie- und wissenschaftsgeschichtliche Nachlese (Dauer und Wandel der Geschichte, Aspekte europäischer Vergangenheit, Festgabe für Kurt von Raumer, Neue Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung 9, Münster 1966) S. 483-512. 4) GOLLWITZER (wie Anm. 3) S. 502. 5) Diese Anregung verdanke ich Professor Norbert Kamp, Braunschweig.

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nellen Zwiespalts. Das lag zum Teil daran, daß die Planung, Einweihung oder Vollendung nationaler Gedenkstätten in die Zeit des Kulturkampfes oder seiner Nachwehen fiel und somit diese Auseinandersetzung ein nationales Interpretationsmoment wurde. Mit der Hoffnung auf Versöhnung der Konfessionen war die auf eine Natio— nalkirche verbunden gewesen. Doch gerade der Katholizismus des 19. Jahrhunderts wurde vom römischen Zentralisationsprozeß geprägt, der seinen Höhepunkt im Vaticanum I und der Steigerung der päpstlichen monarchischen Gewalt im Infallibilitätsdogma fand. Die Ausrichtung deutscher Katholiken auf Rom, der Ultramontanismus, schien die nationale Einheit zu bedrohen. Das Problem religiöser Zerrissenheit wird paradoxerweise beim Kölner Dom besonders greifbar. Die Vollendung der Kathedrale fiel in die Zeit des Kulturkampfes, die Vollendungsfeier spiegelte die gespannte Situation. Was Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1842 mit dem Hinweis auf den Brudersinn verschiedener Bekenntnisse eingeleitet hatte, wurde vollendet im Zeichen innenpolitischen und konfessionellen Unfriedens. Das ist umso bedeutsamer, da der Kölner Dom zu den Reichseinigungsdenkmälern gehört und das neu entstandene Kaisertum in Verbindung zu ihm trat. 1867 soll König Wilhelm I. von Preußen in einem Gespräch mit dem Kronprinzen Humbert von Italien geäußert haben, er beschleunige die Vollendung des Kölner Domes, um sich dort zum Kaiser von Deutschland krönen zu lassen^'. Angesichts des Widerstrebens, das Wilhelm I. 1870/71 dem deutschen Kaisertum entgegenbrachte, nennt Hampe diese Vorstellung 7) "ein flüchtig auftauchendes Wunschbild" . Er kennzeichnet die Situation von 1867 mit den Worten: "1867 konnte für Wilhelms I. Vorstellungskreis weder Aachen in Betracht kommen, da es zu sehr an eine Wiedererweckung des 'heiligen römischen Reiches1 unseligen Andenkens gemahnte, noch Frankfurt, die nur mit äußerstem Widerwillen soeben preußisch gewordene Reichsstadt, die 8 )ihren Mißmut über Annexion und Behandlung deutlich genug zeigte" . Mag dieses Wunschbild auch nur eine Augenblicksidee des Hohenzollern gewesen sein, so ist doch entscheidend, daß es überhaupt möglich war. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang auch die Gegenüberstellung der Titel, die Niedenhoff seinen Aufzeichnungen gab. Die 6) Originalbericht des belgischen Gesandten im Haag Baron de Beaulieu an König Leopold II. über eine Audienz beim Kronprinzen Humbert von Italien von Ende Juli 1868 (K. HAMPE, Wilhelm I., Kaiserfrage und Kölner Dom, Stuttgart 1936) Anhang, S. 174179. 7) Originalbericht (wie Anm. 6) S. 137. 8) Originalbericht (wie Anm. 6) S. 136.

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1842 erschienene Schrift hieß: "Gedenkbuch der durch Se. Majestät unsern König am 4. September 1842 feierlichst vollzogenen Grundsteinlegung zum Ausbau des hohen Domes in Köln . .. " . Die erweiterte Neuauflage von 1871 wurde bezeichnet als: "Gedenkbuch der Grundsteinlegung des heiligen Deutschen Kaiserdœies durch Se. Majestät König Friedrich Wilhelm IV. ...". 1842 war der Grundstein zum Weiterbau des Kölner Domes gelegt worden, 1880 erfolgte unter Kaiser Wilhelm I. die Vollendungsfeier. Sie war eher eine nationale als eine kirchliche Demonstration, sie war ein Fest der Reichseinigung. Diesen Charakter spiegelte z. B. der historische Festzug. In dem Programm dazu heißt es: "Was der große Meister Gerard von Rile in den Tagen der Hohenstaufen kühn erdacht und muthig begonnen, was für Religion und Vaterland begeisterte Dichter in ihren seligsten Stunden geträumt und alle Kölner, ja, alle Deutschen heiss ersehnt und erharrt, was zwanzig Generationen erhofft, steht jetzt endlich, nach jahrhundertelangem Stillstand, in den glorreichen Tagen des greisen Zollernkaisers, zum Staunen der Welt als das erhabenste Werk deutscher Einigkeit da, von einem der kunstsinnigsten und hochherzigsten Könige Preußens mächtig gefördert, vom deutschen Kaiser und dem ganzen deutschen Volke vollendet, zur Ehre Gottes, zum Ruhm 9) der deutschen Kunst, zum Preis deutscher Ausdauer und Kraft!" . Der äußere Glanz dieses Festes konnte jedoch über die inneren, durch konfessionelle Streitigkeiten und die Kulturkampfsituation bedingten Zerwürfnisse nicht hinwegtäuschen. Schon das Datum der Vollendungsfeier war ein Problem. Die Mehrheit der Vorstandsmitglieder des Dombau-Vereins wollte sie auf den 4. September gelegt sehen, den Jahrestag der Grundsteinlegung zum Weiterbau. Die Minderheit war der Ansicht, es sei mit dem Fest zu warten, bis der konfessionelle Frieden wiederhergestellt sei. Schließlich bestimmte 9) Programm und Festschrift des zur Feier der Vollendung des Kölner Domes am 16. October 1880 veranstalteten historischen Zuges, herausgegeben vom Comité (Köln o. J. (1880)) S. 9. Der Oberpräsident der Rheinprovinz von Bardeleben richtete bei der Vollendungsfeier an Kaiser Wilhelm I. die Worte: "Der Dom, begonnen unter der Herrschaft eines deutschen Kaisers aus dem gewaltigen Geschlechte der Hohenstaufen, versank und verfiel mit dem Verfall des deutschen Reiches. Jetzt aber, nachdem das deutsche Reich in seiner Kraft und Herrlichkeit unter dem mächtigen Scepter Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät glorreich wieder aufgerichtet ist, jetzt gelangt auch der deutsche Dom unter den Augen Euerer Majestät, des ersten deutschen Kaisers aus dem Hause der Hohenzollern, zu seiner Vollendung". Sämmtliche Reden gehalten bei Gelegenheit der Feier zur Vollendung des Kölner Domes am 15. und 16. October 1880 (Köln 1880) S. 13.

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der Kaiser als Tag der Einweihung den 15. Oktober, den Tag der Ge10) burt Friedrich WilhelmsIV. . Das Domkapitel wurde zur Ausarbeitung des Programms nicht hinzugezogen. Es verweigerte die Unterschrift unter die Urkunde 11 und ) nahm an den Veranstaltungen außerhalb des Domes nicht teil . Das Fehlen des verbannten Erzbischofs lieB viele Katholiken, die im Kölner Dom vor allem ein Gotteshaus sahen, würdige Zurückhaltung üben. Was das für einen Mann wie August Reichensperger, dessen Lebenswerk der Ausbau der Kathedrale gewesen war und der dieses Werk mit einer Fülle von Publikationen 12)

begleitet hatte ', bedeutete,wird in seinen schmerzhaften Worten deutlich: "Die Vollendung des Kölner Domes war der Traum meiner Jugend; wie schmerzlich ich es empfand, dieselbe 1nicht mitfeiern 3) zu können, brauche ich wohl nicht erst zu sagen" Eine große Kölner Katholikenversammlung vom 26. September 1880 begründete in einer Eingabe an den Kaiser diese Zurückhaltung bei den Feierlichkeiten und verband damit die Bitte um Abbau der Kulturkampfgesetze. Reichensperger berichtet von dem Pressefeldzug, der daraufhin gegen die "'kleine, verbissene, vaterlandslose Partei', die in den Festjubel nicht einstimmenden Katholiken" einsetzte. Den 'vaterlandslosen Ultramontanen' sei jedes Recht auf den Dom, jedes Verdienst um dessen Vollendung abgesprochen worden. Reichensperger zitiert die "Deutsche Vereins-Correspondenz": 'Was haben die Sklaven Rom's in einem deutschen Gotteshause zu thun? - Dafür wird der Geist Gottes schon sorgen, daß dieser Prachtbau nicht auf die Dauer zu einer dumpfen 1 4) Stätte jesuitischer Verdummung und Verlogenheit herabsinkt' Reichensperger verweist auf einen 'Gothik und Katholicismus' überschriebenen Leitartikel der 'Augsburger Allgemeinen Zeitung'. In ihm wurde der Dom geradezu zum anti-katholischen Bauwerk deklariert. Reichensperger zitiert: 'Zur Zeit Friedrich Wilhelm's IV. wardder F o r t b a u des Domes als ein r o m a n t i s c h e s , diesmal als ein n a t i o n a l e s Fest gefeiert. Alle w a h r e n Deutschen feierten mit Jubel und frommem Dank in dem vollendeten Dom ein Symbol der nationalen Größe. - Der Dom zu Köln ist das Werk eines religiösen Geistes, der in 10) A. REICHENSPERGER, Zur neuern Geschichte des Dombaues in Köln (Köln 1881) S. 50. 11) 125 Jahre Zentral-Dombauverein, Fortbau und Erhaltung des Kölner Domes 1841-1966, hg. von H. RODE und A. WOLFF (Köner Domblatt 25, 1965/66) S. 48. 12) J. W. KOCH, August Reichenspergers künstlerische Bestrebungen (Der Kölner Dom, Festschrift zur Siebenhundertjahrfeier 12481948, hg. vom Zentral-Dombau-Verein, Köln 1948) S. 268-296. 13) REICHENSPERGER (wie Anm. 10) S. 51. 14) REICHENSPERGER (wie Anm. 10) S. 52.

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Deutschland lebte und dessen wahrer Erbe n i c h t die Kirche ist, die ihn heute besitzt, sondern der Geist, der die Reformation gebar und den wir auch heute noch am liebsten den wahren Protestantismus nennen. Darum haben mit Recht die Kinder d i e s e s Geistes das Fest der Vollendung des Domes gefeiert'^^. An den Vollendungsfeierlichkeiten des Kölner Domes ist beispielhaft sichtbar geworden, daß das neue Kaisertum zwar wohl die staatliche Einigung, nicht aber den konfessionellen Frieden gebracht hatte. Der antiultramontane Grundzug det neo-ghibellinischen Reichsidee dokumentiert, daß sich die nationalen Hoffnungen nur zum Teil erfüllt hatten. Im folgenden sollen vier Denkmäler der neo-ghibellinischen Reichsidee vorgestellt werden: das Hermannsdenkmal, das Denkmal auf der Hohensyburg, das Kyffhäuserdenkmal und die erneuerte Kaiserpfalz zu Goslar. In dieser Gruppe wird auch die Vorstellung von einem Volks- und Heerkaisertum und die demonstrierte Dankbarkeit dem deutschen Kaiser gegenüber greifbar. Die Anknüpfung an das Mittelalter ist bei diesen Denkmälern jedoch nicht nur durch die neo-ghibellinische Reichsidee gegeben, sondern kann vom Besucher unmittelbar vollzogen werden. Die Hohensyburg ist eine Stätte bedeutsamer geschichtlicher Entscheidung; die Reichsburg Kyffhausen gehörte im 11./12. Jahrhundert zu den größten deutschen Burgen; in Goslar wurde das Bauwerk des Mittelalters übernommen und restauriert. Es handelt sich bei diesen Denkmälern also um die Integration historischer Substanz.

2. Das Hermannsdenkmal als Ausdruck der Anknüpfung an den Cheruskerfürsten Armin

Es mag zunächst verwunderlich erscheinen, daß die Hermannsstatue im Teutoburger Wald als Denkmal der neo-ghibellinischen Reichsidee gelten soll. Gerechtfertigt wird diese Zuordnung durch jene Geschichtsdeutung, in der die mittelalterliche Reichsgeschichte als Fortsetzung der germanischen Frühzeit interpretiert wird. So beginnt Wilhelm von Giesebrecht (1814-1889) seine romantisch ver15) REICHENSPERGER (wie Anm. 10) S. 53. - Hervorhebung im Original.

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klärte "Geschichte der deutschen Kaiserzeit" (1. Auflage 1855), die das historische Bewußtsein seiner Zeitgenossen maßgeblich beeinflußte, mit einer Darstellung der "deutschen Völkerschaften in der Urzeit" und dem "Freiheitskampfder Deutschen gegen Roms Weltmacht" . Das Interesse am Mittelalter entsprang nach Giesebrecht der "heißesten Sehnsucht nach jener Zeit eines einigen, großen, mächtigen Deutschlands"^^, die "christlich-heroischen Tugenden unserer Vorfahren" seien es gewesen, "die sie frei, mächtig und 171 groß machten" ' . Da Arminius germanische Stämme zum Kampf gegen Rom geeint und damit eine geschichtliche Großtat vollbracht hatte, konnte er als Vorläufer der mittelalterlichen Kaiser gelten. In seiner archaischheroischen Reckenhaftigkeit verkörperte er bereits jene Kraft, die nach der Vorstellung des 19. Jahrhunderts die mittelalterlichen Kaiser zu Herren Europas gemacht hatte. Seit den Tagen des Humanismus und der Entdeckung Taciteischer Schriften hatte sich an Arminius-Hermann der Stolz auf deutschen Eigenwert entzündet. Als sich im 18. Jahrhundert dieses Selbstbewußtsein auf die Gestalt Friedrichs II. von Preußen richtete, entwickelte sich aus dem Gedanken, dem König ein Denkmal zu bauen, die Idee des Nationaldenkmals. Im Jahre 1782 arbeitete F. G. Klopstock (1724-1803), der Dichter der Hermanns-Trilogie, an einer Inschrift für ein Arminiusdenkmal mit einer Irminsäule, das Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg (1748-1820) auf dem in Η Ο Winefeld \ der Nähe der Externsteine errichten lassen wollte . Der siegreiche Kampf gegen Napoleon ließ E. M. Arndt zum Anwalt eines Befreiungsdenkmals auf dem Leipziger Schlachtfeld und einer Armin1 9) säule in Westfalen werden Die Eindrücke der französischen Besetzung und der napoleonischen Kriege riefen in dem Bildhauer Ernst von Bändel (1800-1876) den Plan wach, der Nation ein Ehrenmal zu errichten. 20) Seit 1819 trug er sich mit dem Gedanken eines Hermannsdenkmals 1825 wurde der erste Entwurf ausgeführt, 1838 der zweite. 1833 brach der in 16) W. VON GIESEBRECHT, Geschichte der deutschen Kaiserzeit 1 (Braunschweig, 4. Aufl., 1873) Vorrede zur ersten Auflage, S. VIII. 17) GIESEBRECHT (wie Anm. 16) S. XVII. 18) H. KRAEGER, Klopstock und das Hermannsdenkmal (Germanien, Monatshefte für Vorgeschichte zur Erkenntnis deutschen Wesens 6, 1934) S. 39-42. 19) F. CASTELLE, Zum Gedächtnis der Grundsteinlegung des Hermannsdenkmals (Heimat und Reich, Monatshefte für westfälisches Volkstum 1938) S. 127-132, S. 127. 20) E. ANEMÜLLER, Ernst von Bändel und sein Hermannsdenkmal (50 Jahre Hermannsdenkmal, amtliche Festschrift, Detmold 1925) S. 60-70, S. 60ff.

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München wohnende Künstler mit Ludwig I., um sein Vorhaben im Sinne gotisch-deutscher Kunst, wie er sie sich vorstellte, auszuführen. 1836 durchstreifte Bändel den Teutoburger Wald, um seiner Statue auf historischem Boden einen Platz zu geben. Nachdem er zunächst "einen der Externsteine als Postament einer Arminiusfigur" ins Auge gefaßt hatte, entschied er sich für die Grotenburg als Denk21 )

malsort . "Dem Vernehmen nach plante Bändel ursprünglich ein Nationaldenkmal im Mittelpunkte einer größeren Anlage: eine Riesentreppe sollte vom Tale zum Denkmale führen, die Treppenwangen mit Reliefs aus der altgermanischen Geschichte geschmückt werden und 22) oben eine Halle im Halbkreis hinter dem Standbild herumführen" Wie der Kölner Dom sollte die Hermannsstatue ein Denkmal des Volkes für das Volk sein. Bereits im Jahre 1836 forderte Bändel, "daß das Denkmal für das gesamte deutsche Volk und von demselben errichtet werden solle" 231'. Wie der Kölner Dom wurde das Hermannsdenkmal mit der Unterstützung der Hohenzollernmonarchie vollendet 24) Wie bei fast allen Denkmälern wirkten sich außen- und innenpolitische Ereignisse, nationale Begeisterung und Enttäuschung auf den Bau des Ehrenmales aus. Als im Jahre 1840 ein Krieg gegen Frankreich drohte, flammte mit der Abwehrbereitschaft und der Einheitssehnsucht das Interesse für das Denkmal allgemein auf, so daß schon 1841 die Grundsteinlegung stattfinden konnte. In der Festrede nannte -Kanzleirat Petri die Stätte "geweiht und heilig". "Da gieng an zweien Enden der Welt das zwiefache Gestirn auf, welches fortan den Völkern der Erde leuchten sollte statt der untergehenden Sonne Roms. Dort an Syriens Küste das eine, hier in Teutoburgs Wäldern das andere. Der Aufgang des letzten Gestirns, des Germanischen Volksbewußtseyns Erwachen ist es, welches wir heute an die25 ) ser Stelle feiern" . Deutscher Geist sollte die fernere Entwicklung des Menschengeschlechtes bestimmen. Petri schloß mit einem Appell an die Eintracht zwischen Fürsten, Volk und Stämmen. 21) J. E. VON BÄNDEL, Erinnerungen aus meinem Leben, herausgegeben, mit Erläuterungen versehen und bis zum Tode des Meisters fortgeführt von A. GREGORIUS (Detmold 1937) S. 267. 22) F. SCHNABEL, Die Denkmalskunst und der Geist des 19. Jahrhunderts (F. SCHNABEL, Abhandlungen und Vorträge 1914-1965, hg. von H. LUTZ, Freiburg-Basel-Wien 1970) S. 134-150, S. 144. 23) VON BÄNDEL (wie Anm. 21) S. 266. 24) T. NIPPERDEY, Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert (Historische Zeitschrift 206, 1968) S. 529585, S. 568ff. analysiert in seiner Denkmalstypologie die demokratischen und monarchischen Intentionen beim Bau des Hermannsdenkmals. 25) M. L. PETRI, Festrede bei der Schließung des Grundsteingewölbes zum Hermanns-Denkmale im Teutoburger Walde, am 8ten September 1841 (Lemgo 1841) S. 4f.

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E n t h u s i a s t i s c h e Töne fand F. J. Schwanke in s e i n e r

Broschüre,

zu der ihn d i e F e i e r s t u n d e v e r a n l a ß t e . Das Grundsteingewölbe war ihm der

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G e s i n n u n g ,

d e r

F e l s e n D e u t s c h e r S t ä r k e und G r ö s 26) s e " , wo der Barbarossa vom K y f f h ä u s e r und Hermann sich d e r e i n s t begrüßen würden. Barbarossa und Hermann t r e t e n a l s

Reichs-

gründungsheroen nebeneinander, Kyffhäusermythos und -sehnsucht wer den auf Hermann ü b e r t r a g e n . Folgende p r o p h e t i s c h e Worte tragen geradezu d i e Züge eines liastischen

Reichsadventus;

"Da wird d i e Z e i t kommen, wo der w a c h t

chi-

,

a l t e

K a i s e r

e r

der im K y f f h ä u s e r oder Desenberge s c h l ä f t , dem v o r

langen S c h l a f e n der Bart durch den Felsen gewachsen i s t .

Wenn d i e

Husaren in d i e Trompete b l a s e n , und d i e Trommelwirbel durch a l l e Gauen tönen, daß v o r l a u t e r Lärmen d i e F e l s e n erdröhnen; da wird der a l t e K a i s e r s i c h r e g e n , und aus dem Schlummer erwachend und s i c h besinnend wird er ' W a s

i s t

m e i n e n a u s

fragen!

d a s

f ü r

D e u t s c h e n

dem

l a n g e n

e i n

L ä r m e n

L a n d e n ,

in

d e r

S c h l u m m e r

m i c h

e r w e c k t ?

- Und s e i n e Dienstmannen werden ihm antworten müssen: D e u t s c h e

V o l k

D e u t s c h l a n d z u r

G r ö ß e l

' I s t es

i s t

g e w a l t i g e n

t i g e n s e n

i s t

d a s

w i e d e r

e r s t a n d e n

E i n h e i t ,

z u r d a s

E i n i g e

s e s

fragen:

z e r r i s 1

Ν e i η !

D e u t s c h l a n d ! '

Und f r e u d i g sich ermannend wird der Kaiser sagen: w i e d e r

m ä c h -

Und der K a i s e r wird e r s t a u n t

Und s i e werden ihm antworten:

d a s

' D a s

B e w e g u n g .

D e u t s c h l a n d ,

w a r ? ' i s t

'

i n

' D a s

i s

M e i n

D e u t s c h l a n d !

M e i n

s c h ö n e s

D e u t s c h l a n d !

Die Z e i t i s t um.

Ich habe den langen Schlaf

g r o

a u s g e s c h l a f e n . Wohlan! b r i n g t mir mein

Roß, daß i c h es b e s t e i g e ,

daß i c h durch a l l e Deutschen Gauen r e i t e 271 und Mein Volk mustere. Wo i s t d e r F e i n d ? ' " . "Und e r s c h ü t t e r t von dem g e w a l t i g e n Jauchzen des V o l k s , und e r weckt durch d i e Deutschen Töne, wird

H e r m a n n

v o n

26) F. J . SCHWANKE, Hermann der Cherusker, und s e i n Denkmal von Deutscher Nation im neunzehnten Jahrhundert ihm e r r i c h t e t , Broschüre v e r a n l a ß t b e i G e l e g e n h e i t der F e i e r d e r Schließung des Grundsteingewölbes am 8. September 1841, Zur Würdigung des Nationaldenkmals im Teutoburger Walde (Lemgo o. J . (1841)) S. 37. - Hervorhebung im O r i g i n a l . 27) SCHWANKE (wie Anm. 26) S. 41. - Hervorhebung im O r i g i n a l .

Reichseinigungsdenkmal

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s e i n e

λ

F e l s e n

h e r a b s t e i g t ;

γ.

und unter

das Volk treten. Und der alte Kaiser und die Fürsten und Könige werden ihm entgegenschreiten, und ihn in ihre Mitte nehmen. Sie werden ihn als den

e r s t e n

D e u t s c h e n

H e l d e n

begrüßen, dem das Vaterland seine Freiheit und Selbständigkeit verdankt, und der der erste Begründer seiner jetzigen Größe gewesen ist" 28 ). Ein Teilnehmer am Festakt feierte E. von Bändel als "Barbarossa der Neuzeit, der die Raben verscheucht und die Kyffhäuser Sage ver29 ) wirklicht" habe . Er erhoffte für Lippe dieselben Wallfahrten, wie sie auch die "Cathedrale des Deutschen Roms" (sc. der Kölner Dom) sehe^0'. Die von Friedrich Wilhelm IV. für 1843 angeordnete merkwürdige Tausendjahrfeier Deutschlands - in Erinnerung an den Vertrag von 31) Verdun - möchte Friedrich Steinmann mit der Enthüllung des vollendeten Hermannsdenkmals verbinden. In seinen Worten klingt schon die antlultramontane Haltung an: "Das wäre ein stolzes, herrliches Fest, die Enthüllunsfeier des v o l l e n d e t e n Hermannsdenkmals am tausendjährigen Jahrestage der Begründung der politischen Selbständigkeit Deutschland1 s , eine Feier, schöner und ergreifender, als das D o m b a u f e s t am R h e i n , in Miterinnerung an H e r m a n n , d e n e r s t e n B e f r e i e r des Vaterlandes von römischer Zwingherrschaft, herrlicher und D e u t s c h e r , als die W a l h a l l a f e i e r an der D o n a u , d i e L u t h e r , dem z w e i t e n B e f r e i e r des Vaterlandes von Rom's g e i s t i g e r Zwingherrschaft, 32) eine Stelle versagte" Bis zum Jahre 1846 ging die Arbeit am Hermannsdenkmal zügig voran. Doch dann ließen die politische Enttäuschung der Jahre

28) SCHWANKE (wie Anm. 26) S. 43. - Hervorhebung im Original. 29) Die feierliche Schließung des Grundsteingewölbes am Hermannsdenkmale, Erzählung eines Festgenossen vom 8ten September (Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl 7, 25, 22. 9. 1841, Lemgo 1842) Sp. 429-440; (Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl 7, 26, 29. 9. 1841, Lemgo 1842) Sp. 449-458, Sp. 433. 30) Die feierliche Schließung des Grundsteingewölbes am Hermannsdenkmale (wie Anm. 29) Sp. 430. 31) In Erinnerung an eben dieses Ereignis stiftete König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen am 18. VI. 1844 den Verdun-Preis, dessen Träger im Jahre 1859 der in Anmerkung 16 genannte Wilhelm von Giesebrecht wurde. 32) F. STEINMANN, Deutschland's 1000jähriges Jubeljahr (Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl. 8, 42, 18. I. 1843) Sp. 821-824, Sp. 823f. - Hervorhebung im Original.

Hermannsdenkmal

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1849/50 und der Sieg der Reaktion in Deutschland das Interesse erlahmen^' . Das Fortschreiten des deutschen Einigungswerkes in den 60er Jahren, der deutsch-französische Krieg von 1870/71 und die Reichsgründung bewirkten erhöhte kaiserliche Unterstützung und brachten neuen Aufschwung. Da das Denkmal zur Zeit des erbittertsten Kulturkampfes fertiggestellt und eingeweiht wurde, erschienen die Varusschlacht und der gegenwärtige Kirchenkamptgegen Rom, der Investiturstreit und die Auseinandersetzung mit dem Ultramontanismus als Parallelen, nur daß 34 ) der Gang nach Canossa diesmal nicht erfolgen würde . Das Gedenken an den Sieg Hermanns im Teutoburger Walde schuf ein Gefühl der Genugtuung angesichts der Bannung Heinrichs IV. und der Hinrichtung Konradins. Das drohend gegen Rom erhobene Schwert Armins rief gleichsam auf zum neuen Kampf des Kaisertums gegen das Papsttum^' . Die starke Anteilnahme der Bevölkerung am Bau des Denkmals wäre undenkbar ohne den Antiultramontanismus in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts . Am 16. VIII. 1875 fand in Anwesenheit des von Goslar kommenden Kaisers die Einweihung des Hermannsdenkmals statt. Von den bei dem Festakt gehaltenen Reden ist uns die des Generalsuperintendenten Koppen erhalten. Maßvoll nannte dieser die Arminiusstatue ein Denkmal der im Kriege gegen Frankreich errungenen Einheit Deutschlands, dessen heiligste Güter "die Gottesfurcht, der christliche Glaube, 36) die evangelische Freiheit" seien . Maßvoll im Vergleich mit anderen Stimmen der Zeit war auch W. E. Giefers in seiner dem Einweihungstage gewidmeten Schrift, worin er Hermanns Sieg über die Römer mit dem Wilhelms I. über den gallischen "Erbfeind" verglich. Er nannte die Gestalt des Cheruskerfürsten "ein ehernes Wahrzeichen" dessen, "was deutsche Kraft und deutscher Freiheitssinn über fremde Zwingherrschaft und Unter^ochungsgelüste vermag" 37).

33) VON BÄNDEL (wie Anm. 21) S. 346-365. 34) In der Reichstagsrede vom 14. 5. 1872 hatte Bismarck geäußert: "Nach Canossa, meine Herren, gehen wir nicht!" In ihrem Tagebuch bezeichnet sich die Baronin Spitzemberg als "moralische Veranlassung" dieses Wortes. Nach der Lektüre von Giesebrechts Kaisergeschichte, bei der sie besonders das Schicksal Kaiser Heinrichs IV. erregt hatte, hatte sie mit Bismarck über die Szene zu Canossa gesprochen. Das Tagebuch der Baronin Spitzemberg, Ausgewählt und herausgegeben von R. VIERHAUS (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts 43, Göttingen, 3. Aufl., 1963) S. 135. 35) Bismarck-Album des Kladderadatsch, Mit dreihundert Zeichnungen von W. SCHOLZ (Berlin, 25. Aufl., 1893) S. 69. 36) A. KOPPEN, Rede gehalten bei der Einweihung des Hermannsdenkmals am 16. August 1875 (Detmold o. J. (1875)) S. 6. 37) W. E. GIEFERS, Hermann, Deutschland's Befeier vom Römerjoche und sein Standbild im Teutoburger Walde (Paderborn 1875) S. 35.

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Reichseinigungsdenkmal

Die zweite Einweihungsfestschrift von H. Thorbecke (Gymnasiallehrer in Detmold) läßt die antiultramontane Komponente des Hermannsdenkmals deutlich werden. Diese Broschüre brachte den Sieg, den "germanische Kraft über die Macht des K a i s e r l i c h e n R o m s " errungen habe, in Zusammenhang mit dem Kampf des "neuen Deutschlands" gegen die "Anstrengungen des p ä p s t l i chen R o m s " und ließ Armins Schwert erhoben sein gegen "jede Macht der Finsternis"38). Maßlos jedoch und von konfessionellem Haß geprägt waren die Invektiven, mit denen die Kriegspredigt in den Kriegs- und Friedensbetrachtungen des Pastors G. Schmidt zu Wort kam. "Dem verderblichen civilisatorischen Einfluß Roms auf die Gallier gegenüber"·habe Hermann die Germanen vor den römischen Einflüssen bewahrt. "Wenn auch unsere Nation im reifern Alter durch Aufrichtung des römischen Kaiserthums deutscher Nation und durch die Römerzüge, sowie namentlich durch das kirchliche Römerthum, zeitweilig in Verfassung und Gesetzgebung, vorübergehend selbst in Sitte und Sprache inficirt wurde; so hat doch das römische Unwesen nie im Kern des Volkes Eingang gefunden und das nationale 39) Wesen wirklich verdrängen können" . Die Sendung des Germanentums gehe auf "die ursprünglich gegebenen sittlich-religiösen Berüh- 40) rungspunkte des germanischen mit dem urchristlichen Wesen zurück" . In den romanischen Ländern dagegen herrsche "das mit heidnisch- 41 ) jüdischem ... Geiste versetzte römisch-katholische Christenthum" Zu den Verführern Frankreichs gehörten "die Jesuiten und die diplomatischen katholischen Pfaffen, welche im Dienste des entarteten päbstlichen Stuhles das Volk in Aberglauben und Finsterniß hielten 42) und zum Fanatismus stachelten" . Die zur Hohenstaufenzeit erschollenen Rufe '"Hie Weif!' 'Hie Waibling!' d. h. 'Hier Pabst!' 'Hier Kaiserl'" seien jetzt eins mit dem Rufe "'Hier Frankreich!' 'Hier Deutschland!'"43*. Den Kulturkampf sah Schmidt als innenpolitische Fortsetzung des deutsch-französischen Krieges: "Denn der Kampf zwischen Staat und Kirche ist in der That eine Fortsetzung des deutsch-französischen Krieges, nur mit dem Unter38) H. THORBECKE, Zur Geschichte des Hermannsdenkmals, Festschrift für den Tag der Uebergabe des Denkmals an das deutsche Volk (Detmold 1875) S. 76f. - Hervorhebung im Original. 39) G. SCHMIDT, Vom Teutoburger Walde, Kriegs- und Friedensbetrachtungen, herausgegeben zur Feier der Einweihung des Hermannsdenkmals (Lemgo 1875) S. 6. 40) SCHMIDT (wie Anm. 39) S. 11. 41) SCHMIDT (wie Anm. 39) S. 12. 42) SCHMIDT (wie Anm. 39) S. 51. 43) SCHMIDT (wie Anm. 39) S. 13.

Hohensyburg und Porta Westfalica

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schiede, daß er auf deutschem Boden geführt wird. Siegt Rom, so siegt das Druidenthum mit dem Krummstab und der Tiara, und also das Wälschthum, und mit diesem Frankreich! Siegt Frankreich, so siegt Rom! In beiden Fällen ist in Deutschland politische und Gewissensfreiheit, Licht, Wahrheit, Tugend, Gottesfurcht, Vaterlandsliebe, Wissenschaft, Bildung, Recht, Ruhe, Sicherheit, sind die 44) höchsten Güter eines Volkes, der Menschheit gefährdet" Das drohend gegen Rom erhobene Schwert Armins enthält die Inschrift: "Deutschlands Einigkeit meine Stärke, meine Stärke Deutschlands Macht". Infolge seiner Entstehungsgeschichte und seiner Deutungen trug jedoch das Hermannsdenkmal dazu bei, in der Zeit des Kulturkampfes den konfessionellen Haß zu schüren und den innenpolitischen Zwist anzufachen.

3. Die karolingische Reichstradition im Kaiser-WilhelmDenkmal auf der Hohensyburg - ein Vergleich mit dem Denkmal der Porta Westfalica

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Hohensyburg ist ein sichtbares Zeichen für die Anknüpfung der neo-ghibellinischen Reichsidee an Karl den Großen. Daß diese geistige Beziehung jedoch nicht unproblematisch war, beweist ein Blick auf das KaiserStandbild der Porta Westfalica. Daher empfiehlt es sich, diese beiden Denkmäler miteinander zu vergleichen. 0m die Hohensyburg fanden in den Jahren 775 und 776 entscheidende Kämpfe zwischen den Franken und den 45) Sachsen statt ', der Wittekindsberg der Porta ist nach dem sächsischen Gegner Karls, Widukind, benannt. Bei der Diskussion um das Verhältnis zwischen Karl und Widukind, die sich angesichts dieser beiden Berge entzündete, darf jedoch nicht übersehen werden, daß Wittekind mit den großen Burgenkämpfen der Jahre 774-776 nichts zu tun hatte und erst 777/778 aktiv in Erscheinung trat. In den Quellen wird er erst 777 erwähnt 46) '. Widukind auf der Hohensyburg 44) SCHMIDT (wie Anm. 39) S. 13. 45) K. BRANDIr Karls des Großen Sachsenkriege (Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 10, 1933) S. 29-52; Wiederabdruck (Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. von W. LAMMERS, Wege der Forschung 185, 1970) S. 3-28, S. 8ff. 46) K. HAMPE, Karl der Große und Widukind (Vergangenheit und Gegenwart 24, 1934) S. 313-325; Wiederabdruck (Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. von W. LAMMERS, Wege der Forschung 185, 1970) S. 61-74, S. 68f.

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existiert nur in der historischen Phantasie. Der Wittekindsberg der Porta Westfalica hat seinen Namen aufgrund der Widukindsage. Die fränkisch-sächsische Auseinandersetzung wurde im 19. Jahrhundert als nationaler und religiöser Freiheitskampf betrachtet: die eigene Situation bestimmte die Interpretation und die Denkkategorien. Das erste und achte nachchristliche Jahrhundert erschienen als Parallelen. Wie sich Friedrich I. und Friedrich II. im Barbarossa-Mythos zu einer Gestalt verdichteten, erhielten Arminius und Widukind die gleichen Züge, das Bild des Sachsenkriegers wurde mitgeprägt von dem an Tacitus' Germania sich orientierenden Germanenideal. War die römisch-germanische Auseinandersetzung im historischen Bewußtsein des 19. Jahrhunderts verhältnismäßig unproblematisch, so bereitete das Verhältnis Widukind-Karl weitaus größere Schwierigkeiten. Widukind war einerseits der Held des sächsischen Freiheitskampfes, andererseits der christliche Heilige, der als Saulus-Paulus das Christentum schließlich bejah47) te und somit dessen Sieg im Sachsentum begünstigte . Karl erfuhr Bezeichnungen und Bewertungen, die vom Heiligen über den Sachsenbekehrer bis zum fremden Eroberer reichten, vom Gründer des fränkischen Kaiserreiches, der Voraussetzung des deutschen, bis zum Versklaver des Sachsenstammes. Beide, Widukind und Karl, wurden als Nationalhelden verehrt, die Skala zwiespältiger Beurteilungen und Empfindungen ihnen gegenüber ist reich an Nuancen. Angesichts des Porta-Denkmals wurde eine Traditionskette lebendig, die von Arminius über Widukind und Heinrich den Löwen bis zum König von Preußen und deutschen Kaiser reichte. Die Hohensyburg sollte zwar auch die Erinnerung an Widukind wachhalten, darüber hinaus jedoch die Beziehung zwischen karolingischem und wiedererstandenem deutschen Kaisertum demonstrieren. Der Errichtung von Kaiserstandbildern auf den beiden westfälischen Höhen hatte das Interesse des 19. Jahrhunderts an historischen Stätten des Mittelalters bereits vorgearbeitet. Am 18. Oktober 1829, dem 16. Jahrestag der Leipziger Schlacht, wurde auf dem westlichen Portaberg unterhalb der Wittekindsburg 48) im Rahmen eines Festaktes der "Wedigenstein" aufgestellt . Diese

47) Siehe dazu K. KOCH, Widukind, Heide und Heiliger (Köln 1936). E. RUNDNAGEL, Der Mythos vom Herzog Widukind (Historische Zeitschrift 155, 1937) S. 233-277, S. 475-505. K. SCHMID, Die Nachfahren Widukinds (Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 20, 1964) S. 1-47, S. 43f. 48) L. KOCH, Wittekinds Denkstein (Westphälische Provinzial-Blätter, Verhandlungen der Westphälischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1,4, 1830) S. 124-132. - Hervorhebung im Original.

Hohensyburg und Porta Westfalica

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viereckige Spitzsäule aus Sandstein wurde dem Gedächtnis Wittekinds geweiht. "Den Nachkommen heilig", erbaut "auf einer historisch höchst bedeutsamen und wahrhaft heiligen Stelle" sollte der "heilige W i t t e k i n d s s t e i n " an die Kämpfe Armins und Widukinds für "Freiheit und Nationalunabhängigkeit" erinnern. Gleich " M e m n o n s s ä u l e n " sollte er durch "der Denkmäler magische Kraft" dem Wanderer tönen, auf die Treue der Sachsen zu ihrem "Herzog" Widukind verweisen und die Begeisterung der Westfalen " f ü r K ö n i g und V a t e r l a n d " nähren. Im Jahre 1864 setzt der Reiseschriftsteller J. G. Kohl angesichts der Porta Westfalica, deren höchster Gipfel zur Zeit Widukinds und Karls eine Wodanssäule getragen habe, die Helden deut49) scher Urzeit, des Mittelalters und der Neuzeit einander gleich So wird ein "heroischer und patriotischer Herzog Wittekind" der "Arminius der Sachsen"50^. Der "große Niedersachse Heinrich der Löwe" wird "ein anderer Wittekind", den seine Kriege mit Kaiser Rotbart wiederholt zur Westfälischen Pforte geführt hätten^'. Und 1759 schlug "ein zweiter Arminius, der gepriesene Herzog Ferdinand von Braunschweig, ein Nachfolger Heinrichs des Löwen, auf dem alten Kampfplatze von Idistavisus die berühmte Schlacht von Minden, die er gegen einen zweiten Germanicus, den Gallier ' Mar52) schall von Contades1 glorreich gewann" Bei der Hohensyburg ist als Vorform der Denkmalsidee die Tatsache zu werten, daß man die Ruinen dem Wanderer zugängig machte. Im Jahre 1819 ließ der Herdecker Brückenbaumeister das die Burg53) trümmer umgebende Dickicht lichten und ein Treppchen anlegen Um die Wende zum 19. Jahrhundert trat der Pfarrer von Elsey, Johann Friedrich Möller (1750-1807), bekannt durch seine leidenschaftliche Ablehnung der französischen Fremdherrschaft, mit seiner Schrift über die Hohensyburg, unter deren Trümmern54) er sich oft wehmütigen Betrachtungen hingegeben hatte, hervor . Ange49) J. G. KOHL, Nordwestdeutsche Skizzen, Fahrten zu Wasser und zu Lande in den untern Gegenden der Weser, Elbe und Ems, I, Kap. I: Die Porta Westphalica (Bremen 1864) S. 1-57. 50) KOHL (wie Anm. 49) S. 24f. 51) KOHL (wie Anm. 49) S. 37f. 52) KOHL (wie Anm. 49) S. 38. 53) C. BROCKSIEPER, Das alte westphälische Sachsenland, die Ruine Hohensyburg a. d. Ruhr und der Heerführer Wittekind, im Zusammenhange ihrer Geschichte dargestellt, Nebst einer historischpittoresken Uebersieht aller denkwürdigen Orte der Ruhrgegend, Ein Buch für das westphälische Volk und die' Besucher Hohensyburgs (Hagen 1853) S. 151. 54) J. F. MÖLLER, Ueber Hohensyberg, die altsächsische Feste, das nachmalige Schloß, dessen Trümmer und andere Alterthümer daselbst (Dortmund 1804).

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sichts der Burgru ine klagte er in sentimentalischer Rückerinnerung an die vermeintliche mittelalterliche Glanzzeit: "Wo vormals des Kaisers Männer wohnten, da hausen setzt Dachse und Füchse. Wo einst die Becher der Freude und Helden-Lieder klangen, da ist jetzt Stille des Grabes, die nur das Geschrei der Krähen und Nachtvögel unterbricht"5 5 ) . Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab C. Brocksieper, der als Haus- und Privatlehrer in der Nähe der Burg gelebt hatte, dem Besucher dieses Ruinenberges in Form einer umfangreichen Zusammenfassung einen Führer an die Hand^®'. Da der Verfasser in seiner Geschichte des Sachsenvolkes, der Hohensyburg und Wittekinds neben " h i s t o r i s c h e r G e w i ß h e i t " auch Sage und Tradition zu Worte kommen ließ, glaubte er kein " t r o c k e n e s G e s c h i c h t s w e r k , sondern auch eine in Beziehung auf v a t e r l ä n d i s c h e R o m a n t i k wohl 57) lesenswerthe Schrift" anzubieten . In seinem Vorwort bezeichnete er Deutschland als "Herz der sich stets verjüngenden Jungfrau Europa" , als "Schöpfer und späterhin als Pulsader aller gegenwärtigen kultivirten Staatenvereine" 581 , denn auf westfälischem Boden hätten die "deutschen Urväter" für Freiheit, Religion und Recht 59) gestritten '. Der "hohe Syberg" sei daher als Ort und Zeuge dieser Kämpfe "ein ewiger Mahner an F r e i h e i t , R e l i g i o s i t ä t und L i c h t Brocksieper bezeichnete ihn als einen der "wichtigsten Orte für den vaterländischen Geschichtsfreund" , der jeden "sinnigen Naturliebhaber" mit Interesse erfülle. Er faßte zusammen: "Aus dieser doppelten Rücksicht ist denn auch diese Höhenkrone gleichsam zu einem Wallfahrtsorte geworden, woselbst es zur schönen Sommerzeit selten lange an Besuchern fehlt ... Kurz, wessen Herz für alles Wahre und Schöne noch nicht erstorben, der wird sich auf S y b u r g s H ö h e n in Betrachtungen aller Art versenken und einen bleibenden G e i s t e s g e n u ß mit nach Hause nehmen können!"^' . Historisch Gesichertes und Tradiertes, Sage und Geschichte verquickte K. Richter in seiner Geschichte62) Hohensyburgs, in der er vorgibt, "historisch treu" zu erzählen . Indem er zunächst die

55) 56) 57) 58) 59) 60) 61) 62)

MÖLLER (wie Anm. 54) S. 43. BROCKSIEPER (wie Anm. 53). BROCKSIEPER (wie Anm. 53) S. VIII. - Hervorhebung im Original. BROCKSIEPER (wie Anm. 53) S. XIII. BROCKSIEPER (wie Anm. 53) S. XIV. BROCKSIEPER (wie Anm. 53) S. XV. - Hervorhebung im Original. BROCKSIEPER (wie Anm. 53) S. 152. - Hervorhebung im Original. K. RICHTER, Hohensyburg1 s Geschichte historisch treu erzählt (Schwerte 1878), (Schwerte, 3. Aufl., 1884).

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"romantische Schönheit", "graue Vorzeit" und "historische Luft" der Berghöhe pries, entwarf er mit einem Hinweis auf "die alten 63} Urkunden und die Geschichtsforschung" ein Bild, das man-nur als Produkt der historischen Phantasie bezeichnen kann und das der geschichtlichen Wirklichkeit nicht entspricht. Nach der Vorstellung Richters ist im Jahre 775 angesichts der nahenden Frankengefahr eine Versammlung aller Westsachsen nach Hohensyburg einberufen worden. Blonde, blauäugige, urkräftige Gestalten beherrschen die Szenerie. Ein Priester leitet die Herzogswahl, die auf Widukind fällt und die eine Schilderhebung abschließt. Einer Prozession zum Götzenbilde des Krodo, der höchsten VerehrungsStätte Wodans in Westfalen, folgen Pferdeopfer, Runenwurf, Festspiele und ein Schwerttanz der Jünglinge. Damit sind die Kampfesvorbereitungen der Sachsen beendet. Die Tapferkeit der Sachsen unterliegt der fränkischen Kriegskunst. Karl zerstört mit eigener Hand das 641 Krodo-Götzenbild und gelobt den Bau einer christlichen Kapelle Das zweite Gemälde bezieht sich auf das Jahr 799. Mit großem Gefolge und blendender Pracht weiht Papst Leo III. die Kapelle, verleiht Reliquien und stiftet einen Ablaß, wodurch er die Wallfahrtstradition des Ortes begründet^'. Diese Bilder wurden in den Jahren 1897 und 1899 von K. Lamprecht®^' und H. Lemberg^^ wieder aufgegriffen und phantasievoll ergänzt. Inzwischen aber hatte man mit dem Bau eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf der Hohensyburg begonnen, und der Glaube, einem Volk von Helden anzugehören, prägte denn auch Geschichtsbild und Gegenwartsbewußtsein der Verfasser. Bald nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. regte sich in ganz Deutschland der Wunsch, dem ersten Kaiser des neuen Reiches als Zeichen der Dankbarkeit ein Denkmal zu setzen. In der Regel wurden in Städten Standbilder errichtet, die die Funktion des Personendenkmals erfüllten. Entstand in Berlin, der Hauptstadt des neuen Reiches, ein Denkmal für das ganze deutsche Volk, so bemühte sich die Pro-

63) RICHTER (wie Anm. 62) S. 4f. 64) RICHTER (wie Anm. 62) S. 5-13. 65) RICHTER (wie Anm. 62) S. 17f. Siehe zum angeblichen Besuch des Papstes auf Hohensyburg W. LEVISON, Analecta Pontificia: Zum angeblichen Aufenthalt Leos III. in Hohensyburg (Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit, Düsseldorf 1948) S. 484-488. 66) K. LAMPRECHT, Bilder von der roten Erde, Kap. V: Die Hohensyburg (Hamm 1897) S. 50-79, S. 52-55. 67) H. LEMBERG, Hohensyburg in Vergangenheit und Gegenwart (Annen in Westfalen, 2. Aufl., o. J. (1899)) S. 20-26.

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vinz Westfalen um eine eigene Stätte, den toten Monarchen und das go\ lebende Reich zu ehren , Auch sollte derjenige, dem es nicht vergönnt war, in die Reichshauptstadt zu pilgern, im Lande sein Denkmal besuchen können, ein Nachwirken jener Wallfahrtsidee, die als Ersatz für das Hauptheiligtum Nebenheiligtümer schuf. Es tauchte der Plan auf, den provinzialen Rahmen auszuweiten, Hannover hineinzunehmen, und damit einen Volksteil zu erfassen, als dessen Stammväter Arminius und Widukind galten - jedoch das scheiterte am Eigenbewußtsein der Westfalen. Lokale Komitees, deren Mitglieder dem gehobenen und gebildeten Bürgertum entstammten, warben in Zeitungsartikeln oder eigenen Denkschriften dafür, das Kaiser-Ehrenmal auf der von ihnen empfohlenen Stätte zu errichten. Es wurden als Standorte unter anderem vorgeschlagen : der Wartenberg bei Witten, der Nackenberg bei Herdecke, die Hohensyburg, der Schnee bei Herdecke, die Wilhelmshöhe bei Unna, die Stadt Dortmund, der Schloßberg bei Arnsberg, der Neuplatz in Münster, die Tecklenburg, die Iburg bei Driburg 69) und die Porta Westfalica . Diese Aufzählung bezeugt eindringlich die Fülle der Anregungen und die rege Teilnahme, welche dem geplanten Werk in allen Teilen der Provinz Westfalen entgegengebracht wurden. Schwerlich jemals zuvor sind die Berge Westfalens so begeistert gepriesen oder - aus der Konkurrenzsituation heraus - so abschrekkend geschildert worden wie im Winter 1888/89. Die aussichtsreichsten Vorschläge bezogen sich auf die Hohensyburg und die Porta Westfalica. Der 30. Westfälische Provinziallandtag entschied sich für die Westfälische Pforte als Denkmalsort. 1896 wurde hier das

68) Siehe dazu G. ENGELBERT, Die Errichtung des Kaiser-WilhelmDenkmals auf der Porta Westfalica (Westfalen, Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 51, 1973) S. 322-345, bes. S. 322ff. Engelbert behandelt in seinem Aufsatz die Anregungen zur Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals in Westfalen, die Auseinandersetzungen um den Standort, die Entscheidung für die Porta Westfalica, Bau, Gestaltung und Einweihung des Denkmals. 69) Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf dem Wittekindsberge der Porta Westfalica (Münster 1911) S. 6. ENGELBERT (wie Anm. 68) S. 327ff.

Hohensyburg und Porta Westfalica

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Bauwerk enthüllt. Der Entschluß des Landtages rief im südlichen und westlichen Westfalen starke Enttäuschung hervor, und aus dem Empfinden heraus, 'wir müssen unsern geliebten alten Kaiser bei uns haben, mitten im Herzen Westfalens, wo wir zu Füßen seiner greisen Heldengestalt den Gefühlen unserer unverbrüchlichen Treue, unserer Vaterlandsliebe Ausdruck geben k ö n n e n ' w a r b eine Gruppe von Honoratioren erneut, diesmal um ein eigenes Denkmal auf der Hohensyburg. Man kann die Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmäler auf dem Wittekindsberg der Porta und auf der Hohensyburg als Zwillingsdenkmäler bezeichnen: Aufrufe, Denkschriften, Festschriften und Einweihungsfeiern zeigen viele Parallelen, aber auch bedeutsame Unterschiede. Drei Gesichtspunkte lassen sich der Argumentation entnehmen: a) die Vorstellung von einem Volks- und Kriegerkaisertum Wilhelrrel., b) der Hinweis auf die Eignung des Ortes für Massenveranstaltungen und auf seine landschaftliche Schönheit und c) das Bewußtsein der Zeitgenossen, auf historisch traditionsreichem Boden zu stehen. Das Porta-Monument wurde als ein Denkmal empfunden, "welches das westfälische Volk als herrliches Zeichen seiner Liebe und Ver71 ) ehrung dem verewigten Kaiser Wilhelm I. gesetzt" habe . Durch die Westfälische Pforte sei 'König Wilhelm mit seinen waffenfrohen Schaaren zum Kampf gegen jenen Erbfeind des deutschen Volkes hinausgezogen, um als ruhmgekrönter Deutscher Kaiser heimzukehren' 72 ) Auch auf der Hohensyburg sollte "ein Denkmal des Volkes für das Volk" errichtet werden 73 ), dem " M a n n e aus dem Volke... in Gottes freier Natur auf ragender Bergeskuppe, 74) wo ihn erquickende Himmelsluft umweht" . Der Besuch dieser Statte sollte für den Deutschen ein dem Alltag entrückendes, festliches, kultisches und nationales Ereignis sein: " H i e r h e r p i l g e r t er thatsächlich am Sonn- und Festtage in gehobener Stimmung, hier erzählt er seinen Kindern von den - vielleicht selbst mitausgeführten - Thaten des geliebten Kaisers, 70) J. BALTZ, Festgabe zur Einweihungsfeier am 30. Juni 1902 (Neheim o. J. (1902)) S. 6. 71) Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf dem Wittekindsberge der Porta Westfalica (wie Anm. 69) S. 14. 7 2) Das Nieder-Sächsische Kaiser-Wilhelm-Denkmal und die Porta Westfalica (Minden 1889) S. 14. 73) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf der Hohensyburg, Denkschrift, herausgegeben von dem geschäftsführenden Ausschuß des Komitees zur Errichtung des Kaiser Wilhelm-Denkmals auf Hohensyburg (Dortmund 1889) S. 6. - Hervorhebung im Original. 74) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf der Hohensyburg (wie Anm. 73) S. 7. - Hervorhebung im Original.

Reichseinigungsdenkmal

92 h i e r

erfreut sich sein Herz an dem unwillkürlich angestimm-

ten Vaterlandsliede,

h i e r

v e r s e n k t

er sich wirk-

lich in liebevolle Betrachtung einer arbeite- und ruhmreichen Zeit ,,75) . Das Nationaldenkmal sollte als Stätte des Geschichtserlebnisses dem verständnisvollen Erfassen der Vergangenheit und Gegenwart dienen und von nachhaltigerer Wirkung sein als "das Bild in der Stube und der Gesang in der Schule"7®^. Es entsprach dem Tenor der Denkschrift, daß sie nicht den Touristen, sondern den 771 Wallfahrer ins Auge faßte . Ein Aufruf aus dem Jahre 1890 wies der Hohensyburg als Stätte eines Denkmals die Aufgabe zu, jene Schichten national zu integrieren, die dem Staate reserviert gegenüberstanden: die Arbeiter. Es heißt darin: 'Ein Platz, der zum Standort eines vaterländischen Denkmals für eine volkreiche Nachbarschaft in so hohem Maße geschaffen ist, wie die Hohensyburg, der sich für einen solchen ehernen Mahnruf zum Gemeinsinn geradezu als vorbestimmt erweist, legt der uns in unseren Gegenden mit ihrer zahllosen A r b e i t e r b e v ö l k e r u n g nicht gerade im Hinblick auf die Vorgänge des letzten Jahres den Gedanken nahe, hier der vaterländischen Begeisterung des umwohnenden Volkes eine Heimstätte zu berel, ,78) ten ' Die Porta Westfalica sei die geeignete Stätte, die Massen des Volkes zusammenzuführen. Die verkehrstechnische Mittelpunktsläge sei gegeben durch die Weser, den 'Hauptstrom im Nordwesten des Reiches - deutsch von der Quelle bis zur Mündung -' und den Schienenweg, der die Verbindung zur Reichshauptstadt darstelle: 'beides gleichsam ein Band der politischen Zusammengehörigkeit des Nordens und Südens, des Ostens und Westens, - dort, wo

das mächtige Fel79) senthor sich erhebt mit seinen landschaftlichen Schönheiten' Ähnlich argumentierten die Befürworter der Hohensyburg. Ihre Lage im Herzen der Provinz mache sie für die Massen leicht erreich7 5) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf der Hohensyburg (wie Anm. 73) S. 7. - Hervorhebung im Original. 76) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf der Hohensyburg (wie Anm. 73) S. 8. 77) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf der Hohensyburg (wie Anm. 73) S. 8: "So werde das Kaiserdenkmal auf einen Berg gesetzt für das V o l k , nicht für den 'Touristen', am wenigsten für den, der die großen Mühseligkeiten des Bergsteigens scheut; der mag zu Hause bleiben". - Hervorhebung im Original. 78) E. J. BROICHER, Geschichte und Beschreibung des Denkmals (Das Kaiser Wilhelm-Denkmal auf Hohensyburg, Festschrift aus Anlaß der Enthüllung dieses Denkmals, hg. von E. J. BROICHER, Essen 1901) S. 7-74, S. 31. 79) E. HEIN, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen an der Porta Westfalica bei Minden (Minden 1896) S. 16.

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bar. Der Bergrücken biete Tausenden von Menschen Raum, er ermögliche einen "tempelartigen Bau", der die Besucher an festlichen OQ\ Tagen aufnehmen könne . Der Aufruf des Jahres 1890 spricht davon, daß 'ein k ü n s t l e r i s c h g e s c h m ü c k t e r , mit H a l l e n u m g e b e n e r P l a t z für die v a t e r l ä n d i s c h e n F e s t e der 81) dicht gedrängten Bevölkerung' gegeben werden solle . Die landschaftliche Schönheit intensiviere das Erlebnis; emotionale Wirkung wurde der ragenden Bergeshöhe zugeschrieben. In der Diskussion um den Ort des Denkmals trafen zwei entgegengesetzte historische Traditionen aufeinander, bei der Porta Westfalica eine antiromanische, bei der Hohensyburg eine prokarolingische. Die "freundliche Gegenwart" der Portaberge gehe mit einer "wei82) hevollen Helden-Vergangenheit Hand in Hand" . Hier habe Arminius den Germanicus zurückgeschlagen. Neben der Varusschlacht gehöre dieses Treffen zu jenen Kämpfen, in denen "zum ersten Male deutsche Kraft verjüngend in die Weltgeschichte eingegriffen" habe. Die Stätte dieses Geschehens sei der geeignete Ort, "für die kommenden Jahrhunderte das Standbild des Helden zu errichten, der jene Uranfänge der deutschen Kraft zum Ziele geführt und das herrliche Deutsche Reich, diesen Hort des Friedens und 83 )der Abwehr gegen die auswärtigen Friedensstörer", erbaut habe Auf dem Wittekindsberg habe der Sachsenherzog Widukind den eindringenden Franken Widerstand geleistet und von hier aus die christliche Kultur verbreitet. Im Siebenjährigen Kriege sei an dieser Stelle den Franzosen eine entscheidende Niederlage bereitet worden, und im Jahre 1870 habe König Wilhelm I. seine 84)Truppen durch die Westfälische Pforte gegen Frankreich geführt Kennzeichnend jedoch ist die Stellung zu Karl dem Großen, der aus dem deutschen Geschichtsbewußtsein ausgeklammert und in das Lager des französischen "Erbfeindes" verwiesen wird. Aus dieser Sicht mußte Hohensyburg als unwürdig erscheinen, ein Kaiserdenkmal zu tragen: "Der Berg von H o h e n s y b u r g 80) Das Kaiser Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf der Hohensyburg (wie Anm. 73) S. 9. 81) BROICHER (wie Anm. 78) S. 31. - Hervorhebung im Original. 82) Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal und die Porta Westfalica (Minden 1888) S. 7. 83) Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal und die Porta Westfalica (wie Anm. 82) S. 8. 84) Das Nieder-Sächsische Kaiser-Wilhelm-Denkmal und die Porta Westfalica (wie Anm. 72) S. 14. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf dem Wittekindsberge der Porta Westfalica (wie Anm. 69) S. 20f.

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Reichseinigungsdenkmal

e r z ä h l t von den N i e d e r l a g e n der Deutschen gegen den f r ä n k i s c h e n über den Rhein vorgedrungenen Unterdrücker. Der unbefangene S i n n s t r ä u b t s i c h , dem H e l d e n und S i e g e r e i n D e n k m a l a u f d e r S t ä t t e zu e r r i c h t e n , wo d i e A l t v o r d e r e n v o n den j e t z t b e s i e g t e n F e i n d e n e h e m a l s N i e d e r l a g e n e r l i t t e n h a b e n . S o l l d i e s e s V ö l k e r f e i n g e f ü h l h i e r n i c h t g e l t e n d ü r f e n ? Bei der E r r i c h t u n g e i n e s Kaiserdenkmals f ü r J a h r hunderte und b e i der Prüfung und Wahl unter v e r s c h i e d e n e n Denkmals t ä t t e n haben wir v o r w ä r t s und rückwärts in d i e J a h r h u n d e r t e zu schauen. Wollen wir d i e Verantwortung übernehmen, von unsern Nachkommen g e f r a g t zu werden: Gab e s f ü r d a s K a i s e r - D e n k m a l in W e s t f a l e n k e i n e n B e r g , d e r a u f d e u t s c h e S i e g e s f e l 8 5 ) d e r h e r a b s a h ? - " . Die V e r f e c h t e r der Hohensyburg a l s Denkmalsort b e r i e f e n s i c h auf d i e Eroberung d i e s e r F e s t e durch K a r l den Großen. Die h i s t o r i s c h bezeugten Kämpfe zwischen Franken und Sachsen auf der Burg i n den J a h r e n 775 und 776 waren der Ausgangspunkt f ü r B e t r a c h t u n g e n , d i e d i e G e g n e r s c h a f t K a r l s und Widukindsbetrafen. Die V e r f a s 86 )

s e r der b e r e i t s z i t i e r t e n D e n k s c h r i f t empfanden s i c h i n ihrem Heimatbewußtsein a l s Nachkommen der a l t e n Sachsen und b r a c h t e n ihnen Sympathien e n t g e g e n , i n ihrem Reichsbewußtsein jedoch b e j a h t e n s i e K a r l s Großreich, a l s C h r i s t e n d i e M i s s i o n i e r u n g . Wenng l e i c h s i e annahmen, daß " h e u t e ausnahmslos jedermann i n seinem U r t e i l über d i e s t a a t s - und k u l t u r g e s c h i c h t l i c h e Bedeutung j e n e r Vorgänge auf K a r l s , n i c h t auf der Sachsen S e i t e " s t e h e , so w o l l t e n s i e i h r e "menschliche Z u n e i g u n g den i n dem t h ö r i c h t e n Versuch, das Christentum mit dem r e i c h e n F ü l l h o r n s e i n e s Segens von ihrem Lande f e r n z u h a l t e n , u n t e r l i e g e n d e n L a n d s l e u t e n und i h r e r 87 r) e k k e n h a f t e n E i g e n a r t " nicht versagen Nach den V o r s t e l l u n g e n der V e r f a s s e r v e r b i n d e t d i e Analogie der Einung das triumphale Hohenzollernkaisertum mit K a r l dem Großen. Dem S e l b s t v e r s t ä n d n i s des H o h e n z o l l e r n z e i t a l t e r s gemäß, konnte K a r l a l s der m ä c h t i g s t e Herrscher Europas i n t e r e s s i e r e n . 85) Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal und d i e P o r t a W e s t f a l i c a (wie Anm. 82) S . 4 f . - Hervorhebung im O r i g i n a l . 86) Das K a i s e r Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen (wie Anm. 7 3 ) . 87) Das K a i s e r Wilhelm-Denkmal der Provinz W e s t f a l e n (wie Anm. 73) S . 29. - Hervorhebung im O r i g i n a l .

Hohensyburg und Porta Westfalica

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D a s k o m m t in d e m A u f r u f zum A u s d r u c k , m i t d e m d i e D e n k s c h r i f t

zur

Errichtung dieses Monuments schließt. Das Pathos der Sprache wird 88) u n t e r s t r i c h e n d u r c h d i e A n o r d n u n g d e r S ä t z e im S c h r i f t b i l d :

>lt gelMMtgr $«|tKftlart, ««f b« bet ßavotinfler Äarl ber ©rojje [¡φ bie Sln»artiaft erftritten, «ΙβrôinifàerÄaifer ber ©φίνιη-Ijerr ju werben ber ganjen abenblânbifàeu 6§riften^eit, —

»iefe getaeltige f&»ï|ettft)b«re »erbe «(tloür&iflt, al« i tiren fdjfofte« Stimai! j» tragen bastt>e(tf8lifil)eJJromnjtaUHtnkinal

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ta

îles (jforteirfieii ákíieiyolleniftóiiígs, ber Deutfcfylairò beiwaljrt Ijat por àem €Ienì> franjöftfdjcr l>crgen>a(tigimeuifd)en iteidje ßeeinien unò tu ütnfperfji uít>6nní>entn öcutfdjeit ^ í t r f l e n

unì)

"gSöfUer!

88) D a s K a i s e r W i l h e l m - D e n k m a l d e r P r o v i n z W e s t f a l e n S. 3 0 f .

(wie A n m .

73)

Reichseinigungsdenkmal

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Die Einweihung des Porta-Denkmals erfolgte am 18. Oktober 1896, dem Gedenktag der Leipziger Völkerschlacht. Das Monument wurde von Bruno Schmitz als steinerner sechseckiger Baldachin entworfen, unter dem die Bronzestatue Wilhelms I. steht: "Es stellt den verewigten Kaiser dar: gepanzert unter dem Hermelinmantel, mit der Linken auf den Pallasch gestützt, und die Rechte wie segnend über die Ihm zu Füßen liegenden Westfälischen Lande ausstreckend, barhaupt, jedoch mit dem Siegeslorbeer geO Q \

schmückt, stehend '. Mit dem Blick auf die Entstehungsbedingungen der neu gewonnenen Reichseinheit fand am 18. Oktober 1890 auf der Hohensyburg die Versammlung der Freunde und Förderer des Denkmals statt, die den Denk90) maisplatz in Augenschein nehmen wollten . Die Feier der Grundsteinlegung erfolgte im Jahre 1893, am 30. Juni 1902 das Fest der Einweihung. Das Denkmal erhebt sich über Terrassen, die der festfeiernden Menge und den betrachtenden Besuchern Raum gewähren sollen. Für den Bau selbst wie für Unterbauten wählte man bewußt Formen des gotischen Stiles, allerdings in modernisierender Umbildung. "Das Denkmal sollte dadurch nicht nur einen e i g e n a r t i g e n , sondern auch einen d e u t s c h e n C h a r a k t e r erhalten, der seine vaterländische Bestimmung 91 zum) Ausdruck bringt und dem Boden, auf dem es steht, entspricht" . Zwischen den Eckpfeilern eines rechteckigen, gegliederten Mittelturmes erhebt sich das Reiterstandbild des Kaisers, der Monarch in triumphaler Grußund Adventusgebärde. Um ihn gruppieren sich die Prinzen Friedrich Wilhelm und Friedrich Karl, sowie Bismarck und Moltke. Die Eckpfeiler des Turmes endigen in erkerartigen Ausbauten, auf denen vier Reichsadler sitzen. Zwischen den beiden vorderen bekundet das Westfalenwappen, wo das Denkmal beheimatet ist. Der viereckige Mittelturm mündet in einen achteckigen Aufbau, eine Turmkrone, den die Eisernen Kreuze der Kriege von 1813 und 1870/71 schmücken. Dieser Denkmalsbau erhält jedoch im Jahre 1934 eine schlichtere Form. Durch neue Stilideale bedingt, wird das Pathos gemildert 92)

89) Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Provinz Westfalen auf dem Wittekindsberge der Porta Westfalica (wie Anm. 69) S. 23. 90) BROICHER (wie Anm. 78) S. 32. 91) BROICHER (wie Anm. 78) S. 68. - Hervorhebung im Original. 92) Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 3, NordrheinWestfalen (Stuttgart 1963) S. 291.

Kyffhäuserdenkmal

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4. Barbarossamythos und Kyffhäuserdenkmal

Ihren sichtbarsten Ausdruck fand die neo-ghibellinische Reichsidee im Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal auf dem Kyffhäuser, denn ihr eigentlicher Held war Friedrich Barbarossa, ihr Lieblingsgeschlecht das der Staufer. Der tragische Untergang dieses einst mächtigen Hauses in dem jugendlichen Konradin bot dem Groll gegen Papsttum und "Welsche" neue Nahrung, diente dazu, den Anti-Ultramontanismus und die Vorstellung von der französischen Erbfeindschaft zu rechtfertigen. An die staufischen Friedriche hatten sich in Kaiserprophetie und -sage seit Jahrhunderten verschiedene Arten der Reichs93 ) sehnsucht geknüpft , bis hin zu sozialen und chiliastischen Hoffnungen. Die archetypischen Elemente dieser ins Mythologische gesteigerten Gestalten ließen Beziehungen zur germanischen Götterwelt, insbesondere zu Gottvater Wodan zu. Die Sage von Barbarossa als wiederkehrendem Kaiser war in erster Linie an den Kyffhäuser geknüpft und wurde im 19. Jahrhundert durch Lied, Poesie und Schrifttum noch fester mit dem thüringischen Berg verbunden. Bereits im Mittelalter richteten sich die Hoffnungen der sibyllinisch-endzeitlich geprägten Kaisersage auf diese Stätte. Das Auftreten falscher Friedriche führte wiederholt dazu, daß die verfallene Burg Schauplatz großer Volksaufläufe wurde. Nicht ohne Grund versammelten sich die Bauernscharen Thomas Müntzers (1490-1525) mit ihren Erwartungen der Reichserneuerung und sozialer Gerechtigkeit am Kyffhäuser. Im aufgeklärten 18. Jahrhundert war der Sinn für diese Endzeitund Reichshoffnung erloschen. D. G. H. Behrens verfaßte im Jahre 1703 eine Beschreibung des Harzes, die er bezeichnenderweise "Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz-Wald" nannte und die er als Verzeichnis von "Denckwürdigen Sachen" ankündigte, "Liebhabern sol94 ) eher Curiositäten zur Lust heraus gegeben" . Im vierten Kapitel widmete er dem "wüsten Schlosse, Kieffhausen genannt",einige Zeilen. Die Barbarossasage tat er als Fabelei des gemeinen Volkes, als Unwahrheit, ab.

93) Siehe dazu F. KAMPERS, Die deutsche Kaiseridee in Prophetie und Sage (München 1896). 94) D. G. H. BEHRENS, Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz-Wald, Das ist Sonderbahre Beschreibung u. Verzeichnis Derer Curiösen Holen, Seen, Brunnen, Bergen, und vielen andern an- und auff dem Hartz vorhandenen Denckwürdigen Sachen mit unterschiedenen Nützlichen und Ergetzlichen Medicinischen, Physicalischen und Historischen Anmerckungen denen Liebhabern solcher Curiositäten zur Lust heraus gegeben (Nordhausen 1703).

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Reichseinigungsdenkmal In der Tat, die Ruine Kyffhausen war ein Ort geworden, der be-

sonders Abenteurer und Schatzsucher anlockte. Ein Kranz von Sagen, der um die mit wildem Buschwerk bewachsene Stätte sproß, sah in Barbarossa nicht den Wiederhersteller mittelalterlicher Reichsherrlichkeit, sondern einen gutmütigen Greis, der Gute belohnte und Schlechte bestrafte. Erst die in den napoleonischen Kriegen aufflackernde Einheitssehnsucht des deutschen Volkes erweckte den Barbarossamythos neu und verwob ihn mit den nationalstaatlichen Hoffnungen des 19. Jahr95) hunderts . Seit der Entstehung des bekannten Rückertschen Gedichtes "Barbarossa" aus dem Jahre 1817 nahm sich besonders die politische Lyrik der Sage an und behandelte in zahllosen Liedern das 96) Thema immer wieder neu Als Stätte spontaner patriotischer Kundgebungen spielte der Kyffhäuser im 19. Jahrhundert wiederholt eine Rolle. Im Jahre 1810 unternahm Louis Spohr (1784-1859) - er berichtet darüber in seiner Selbstbiographie - nach der Teilnahme an einem Musikfest in Frankenhausen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten einen Ausflug zum Kyffhäuser. Auf der Spitze des Burgberges besang einer der Wanderer den Kaiser Barbarossa und forderte ihn zu bal97) digem Erwachen auf . In den Revolutionstagen des Jahres 1848 befestigte eine Gruppe thüringischer Patrioten 98) eine mächtige schwarzrot-goldene Fahne auf dem Barbarossaturm . Am 13. VIII. 1862 hielt der deutsche Nationalverein auf dem Rathsfelde des Kyffhäuser s eine Versammlung ab. Mehrere Ansprachen 99) brachten die Hoffnung auf eine große deutsche Zukunft zum Ausdruck . Im Sommer 1870, kurz vor der Versailler Reichsgründung, flatterten die preußischen Farben schwarz-weiß vom Kyffhäuser und zeigten die Verbindung von Kyffhäuser-Barbarossa-Mythos, Reichsidee und Preußentum an: die neo-ghibellinische Reichsidee. Die Einigung Deutschlands rief eine Fülle von Publikationen hervor, die sich mit der Barbarossasage, dem Kyffhäuser und der Reichsgründung befaßten. Nicht nur der spätere Denkmalsbau, son95) A. TIMM, Der Kyffhäuser im deutschen Geschichtsbild (Historisch-Politische Hefte der Ranke-Gesellschaft 3, Göttingen o.J.). Zum Einfluß der Barbarossasage auf die Kaiseridee des Hohenzollernreiches siehe FEHRENBACH (wie Anm. 1) S. 14f., S. 33ff., S. 113f. , S. 162 und S. 221ff. 96) P. LEMCKE, Der Deutsche Kaiserträum und der Kyffhäuser (Magdeburg 1887). S. 75-158 gibt Lemcke eine Anthologie solcher patriotischer Gesänge. 97) LOUIS SPOHR'S Selbstbiographie I (Cassel und Göttingen 1860) S. 159f. 98) A. TRINIUS, Durch's Unstrutthal, Eine Wanderung von Naumburg a. d. Saale bis zum Kyffhäuser (Minden 1892) S. 378. 99) TRINIUS (wie Anm. 98) S. 378.

Kyffhäuserdenkmal

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dern auch und gerade die literarischen Äußerungen geben Einblick in jene Vorstellungswelt, die den Kyffhäuser zu einer der wichtigsten Gedenkstätten und nach der Errichtung des Monuments zum Träger eines Nationaldenkmals werden ließ. Zunächst war es wieder der landschaftliche Reiz Thüringens, der es ermöglichte, daß "des Kyffhäusers waldumrauschte S t ä t t e " z u einem Ort solcher Einkehr werden konnte. Die scheinbar unberührte Natur, ihre ürwüchsigkeit und die Vorstellung, der Harz habe seine "Waldung aus der alten Germanenzeit" bis heute bewahrt und stehe da wie "zur Zeit unserer sächsischen und salischen Könige" 101 ^, weckten in den Betrachtern die Bereitschaft, sich der Vergangenheit zu öffnen. Das wäre unmöglich gewesen ohne das Bewußtsein, auf von der Geschichte geheiligtem Boden zu stehen. Daß der Kyffhäuser kein Ort bedeutender geschichtlicher Ereignisse war und seine Berühmtheit nicht der Geschichte, sondern der Sage verdankte, war dabei von geringer Bedeutung. Der Kyffhäuserberg, der nun ein Wallfahrtsort der Nation werden sollte, war zu Ende des Mittelalters eine vielbesuchte christliche Pilgerstätte gewesen und sollte in vorchristlich-germanischer Zeit ein bedeutendes germanisches Heiligtum gewesen sein, so daß dem Besucher der Kyffhäuser als Ort erscheinen mußte, der seit 2000 Jahren dem Dienst des Heiligen geweiht war und den Pilger anzog. In einer für uns wunderlichen Mischung wurden demgemäß die um diesen Burgberg gewobenen Barbarossasagen mit dem germanischen Götterhimmel verquickt . Die heidnisch-christliche-nationale Sakraltradition verknüpfte die Gestalten der Barbarossawelt mit germanischen Göttern und christlichen Heiligen. In der mythisch-geschichtlichen Deutung der Gegenwart verschmolzen der Wettergott Donar, der Lichtgott Wodan und Barbarossa miteinander. Wodans Begleiter, die Raben Huginn und Muninn, wurden zu Barbarossas Raben, Frau Holle (Frigga) zu des Kaisers Tochter Ute, die zwölf göttlichen Asen zu den zwölf Rittern aus der Begleitung des Kaisers. Ja, man wollte wissen: Als Donar-Wotan dem siegreichen Christengotte seine Himmelsburg überlassen mußte und

100) TRINIUS (wie Anm. 98) S. VI. 101) A. KIRCHHOFF, Etwas vom Kiffhäuser (Archiv für Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen 6, 1896) S. 60-64, S. 63. 102) Siehe dazu auch FEHRENBACH (wie Anm. 1) S. 109.

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Reichseinigungsdenkmal

sich in das Innere des Berges zurückzog, sei an seine Stelle St. Peter getreten103^. Darüber hinaus wurde die am Kyffhäuser lokalisierte Barbarossasage mit der über ganz Deutschland verbreiteten archetypischen Prophezeiung von der Endschlacht am dürren Baum, die ein bergentrückter Kaiser siegreich bestehen werde, verknüpft^ . Dazu trug die Nähe des Ratsfeldes, das in dieser Weissagung als Endschlachtgefilde auftritt, bei. Die Gleichsetzung des dürren Baumes mit der Weltesche Yggdrasil und der Endschlacht mit der Götterdämme-

103) Siehe dazu die das Thema leicht variierenden Darstellungen: A. FULDA, Die Kiffhäusersage, hg. von J. SCHMIDT und E. GNAU (Sangerhausen und Leipzig 1889) S. 25ff. ZSCHIESCHE, Heidnische Kultusstätten in Thüringen, Vortrag gehalten in der ordentlichen Sitzung der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt am 20. März 1895 (Jahrbücher der Königlichen Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt, N. F. 22, Erfurt 1896) S. 51-87, S.63f. KARL MEYER'S Führer über das Kyffhäuser-Gebirge, VI. vermehrte und verbesserte Auflage des Buches "Die ehemal. Reichsburg Kyffhausen", Der einzigen auf selbstständigen urkundlichen Forschungen beruhenden Geschichte derselben (Nordhausen 1896) S. 81ff . E. GNAU, Mythologie und Kiffhäusersage, Beilage zum 25. Programm des Gymnasiums zu Sangerhausen (Sangerhausen 1896). P. SCHNEIDER, Kyffhäusergebirge und Unstruttal (Deutsche Wanderungen, Landschaft und Volkstum in Mitteleuropa 2, hg. von der Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege zu Berlin, Hamburg, Braunschweig, Berlin 1914) S. 22. F. BRATHER-K. LÜTGE, Harz und Kyffhäuser, Ein Heimatbuch (Leipzig o. J. (1926)) S. 226f. und S. 232ff. E. L. SCHELLENBERG, Barbarossa-Land, Skizzen und Bilder um Frankenhausen (Bad Frankenhausen o. J. (1930)) S. 12ff. Bei diesen beiden letzteren Darstellungen wird die Verquikkung von Göttermythologie, Barbarossasage und Enschlachtprophetie nicht so sehr mit Blickrichtung auf die Reichsgründung von 1871 vollzogen als vielmehr in dem Bewußtsein einer zerrütteten Gegenwart, eines darniederliegenden Reiches und in "dem Harren auf die Stunde der Erlösung". 104) Siehe zum Komplex dieser Prophezeiung: H. BÄCHTOLD-STÄUBLI, Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 1-10 (Berlin und Leipzig 1927-1942). S. s. v. "Bergentrückt", 1, Sp. 1056ff., "dürrer Baum", 2, Sp. 505ff., "Schlachtenbaum", 9, Sp. 199ff., "Endschlacht", 2, Sp. 815ff. F. PANZER, Sage und Märchen in ihrer Bedeutung für das Leben der Nation (Von deutscher Art in Sprache und Dichtung 5, Stuttgart und Berlin 1941) S. 203-246, S. 222: "Nationaler Gehalt erfüllt dagegen lebhaft den Sagenkreis vom bergentrückten Herrscher. In ihm haben sich vielfach nationale Hoffnungen und Prophezeiungen mit dem Wissen um einstige Grösse verbunden. Unter den mancherlei Spielarten, die hier auftreten, hat die Kyffhäusersage sich die größte Verbreitung zu sichern vermocht".

Kyf fhäus erdenkmal

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rung (Ragnarök) spannte wieder den Bogen zur germanischen Götterwelt105). Der Versuch, die Kyffhäusersage durch den Rückgriff auf die germanische Götterwelt und die Prophezeiung von der Endschlacht am dürren Baum zu erhellen, darf nicht nur als wissenschaftliches Bemühen um Klärung der Sagenschichten betrachtet werden, vielmehr steigerte die Archaisierung der Sage das Wunschdenken in den Träumen vom Erfüllungskaisertum, das man der Reichseinigung der Hohenzollern zu verdanken glaubte. So konnte Wilhelm I. als wiedergekehrter Barbarossa, als Barbablanca, als Erbe des Staufers und Erretter gefeiert werden. Die Reichseinigung Wilhelms I. erhielt durch die Verbindung mit dem Endschlachtmotiv den Charakter einer erfüllten Prophezeiung, und dem Kaiser verlieh man so die Gloriole des Friedensbringers mit Erlösercharisma. Voni Kriegerkaisertum - so glaubte man - werde ein neues goldenes Zeitalter des Friedens ausgehen. Die neo-ghibellinische Reichsidee verband sich mit Elementen religiöser Tradition. Als weiterer Grundzug der neo-ghibellinischen Reichsidee ist die antiklerikale und antipäpstliche Grundstimmung, wie sie in der Literatur zum Kyffhäuserphänomen auftritt, zu nennen. Diese Schriften heben zum Teil die antipäpstliche Komponente der Sage stark hervor. Zwar wird die historische Entwicklung referiert, aber die affektgeladene Sprache der Darstellung zeugt davon, daß man die gegenwärtige Situation mittreffen will. Bei einigen dieser Broschüren kann man geradezu von politisch-religiösen Kampfschriften sprechen. Dazu zwei Beispiele: In seiner Schrift zur Kyffhäusersage aus dem Jahre 1849 sieht A. Müller den Grund für den Niedergang Deutschlands in der römischen Kirche: "Seit Rudolf von Habsburg, der den Hohenstaufen auf dem Kaiserthrone folgte, war Deutschland geistig todt, oder es war durch die geistlichen Beschwörungsformeln der römischen Kirche in Schlaf gebracht worden, in welchem Schlafe die Einbildungskraft das ungebundenste Spiel trieb mit Reliquienwesen, Ablaßkram, Hexerei und Aberglauben jeder Art.

105) J. W. 0. RICHTER, Deutsches Kyffhäuserbuch, Natur, Geschichte, Sage und Volksleben des Kyffhäusergebirges, Dem deutschen Volke dargestellt (Eisleben o. J. (1876)) S. 83ff. FULDA (wie Anm. 103) S. 38f. ΖSCHIESCHE (wie Anm. 103) S. 63. KARL MEYER'S Führer (wie Anm. 103) S. 81 und S. 84. BRATHER-LÜTGE (wie Anm. 103) S. 234. SCHELLENBERG (wie Anm. 103) S. 12f.

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Der Repräsentant dieses entschlafenen und verzauberten Deutschlands ist aber Friedrich Barbarossa: er sitzt im Kiffhäuser und harrt der Zeit seiner Erlösung. So lange nun die ultramontanen, die römischen Bestrebungen in Deutschland noch vorherrschend sind, so lange noch römisches Wesen deutsche Denk- und Gefühlsweise gefangen hält: so lange wird der Vertreter des urdeutschen Geistes aus seinem Zauberschlafe nicht erwachen. Dieser Zustand, den die Volkssage tiefsinnig als Traumleben bezeichnet, dauert von dem Untergange der Hohenstaufen bis jetzt, nun bald 600 Jahre f ort" ^ ^ . Seine Hoffnungen richtete Müller auf den brandenburgisch-preussischen Staat, "welcher sich als Träger des protestantischen und antirömischen Geistes geltend machte, welcher den Kampf der Hohenstaufen gegen das usurpatorische Rom wieder aufnahm" J. W. 0. Richter greift das Bild vom dürren Baum auf, um den seiner Meinung nach schädlichen Einfluß Roms auf die Geschicke des deutschen Reiches zu demonstrieren: "Zum d ü r r e n , b l ä t t e r l o s e n Baume hatten Papst und Klerus das Reich gemacht; durch des wiederauferstehenden Kaisers Heldenschild sollte dieser Baum neu e r g r ü n e n . Ja wohl, die Klerisei ist dem verderblichen G e w ü r m e vergleichbar, das die Wurzeln der deutschen Eiche heimtükkisch benagt - um sie zum V e r d o r r e n zu b r i n g e n " . Dem alten Reich stellt Richter das neue mit den Worten gegenüber: "Wunderbar, das neue deutsche Reich, dessen wonnigen Aufgang wir in diesen Tagen erlebt haben, hat als eine der ersten Aufgaben diejenige übernommen, das r ö m i s c h e P f a f f e n t u m niederzuschlagen - und damit wenigstens in bildlicher Weise 'auf römischer Erde gewaltig zu werden'. Und in der That muß jeder, der die Geschichte unseres Vaterlandes kennt, der Wahrheit zustimmen, daß die 'deutsche Eiche', der Baum deutscher Macht und Herrlichkeit, nur 'grünen' kann, wenn das römische Pfaffentum gehindert wird, s e i n e W u r z e l n zu benagenl" . Diese antiklerikale Haltung wird auch im Kaiserdrama faßbar. In dem Festspiel zur Friedensfeier von 1871 "Das Kaisermärchen" von Julius Grosse^ 0 ^ sind die schwarzen Raben, die den Kyffhäuser umkreisen, katholische Priester und Jesuiten, die eigentlich

106) 107) 108) 109) 110)

A. MÜLLER, Die Kiffhäuser-Sage (Berlin 1849) S. 19. MÜLLER (wie Anm. 106) S. 21. RICHTER (wie Anm. 105) S. 85. - Hervorhebung im Original. RICHTER (wie Anm. 105) S. 88. - Hervorhebung im Original. J. GROSSE, Das Kaisermärchen, Festspiel zur Friedensfeier von 1871 (Weimar o. J.).

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ins Lager der Gallia, d. h. Frankreichs, gehörten. Kyffhäusertraum, Erfüllungsmythos und die Vorstellung vom wiedererstandenen Reich fanden nicht nur ihren literarischen Niederschlag, sondern auch ihren künstlerisch-monumentalen Ausdruck. Wenige Tage nach dem Tode Wilhelms I. unterbreitete der Schriftführer des "Deutschen Kriegerbundes" Professor Westphal dem Bundesvorstand dieser Vereinigung den Vorschlag, dem verstorbenen Kaiser ein Denkmal zu setzen. Sein Plan fand begeisterte Zustimmung; der Ausschuß entschied sich für den Kyffhäuser als Aufstellungsort. Von den eingehenden Denkmalsentwürfen erkannte ein Preisgericht dem des Architekten Bruno Schmitz den ersten Preis zu. In der Urkunde der am 10. Mai 1892 erfolgten Grundsteinlegung heißt es: "Das Denkmal soll sich erheben auf freier Bergeshöhe, auf Schwarzburgs Erde, auf dem Kyffhäuser, an welchem die Volkssage die Hoffnungen auf die Wiedergeburt des Vaterlandes geknüpft hatte. - Auf dem Kyffhäuser, in welchem nach der Sage Kaiser Friedrich der Rotbart der Erneuerung des Reiches harrte, soll Kaiser Wilhelm der Weißbart erstehen, der die Sage erfüllt hat" 111 Die Vorstellung von einem Kriegerkaisertum und die volks- und nationalpädagogische Komponente kommen in den Sätzen zum Ausdruck: "Das Denkmal soll die Erinnerung an den ersten Kaiser des neuen deutschen Reiches wach erhalten. Das Denkmal soll künden von der Mitwirkung der deutschen Krieger an der Wiederaufrichtung des Reiches und es soll eine Mahnung sein für die kommenden Geschlechter, fest zu halten an der Treue zu Kaiser und Reich, an der Vaterlandsliebe und an Einrichtungen des monarchischen Staates, des112) sen Segnungen die neue Größe des Reiches zu verdanken ist" 1896 wurde das Riesenmonument in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II., der deutschen Fürsten und der Vertreter der freien Städte eingeweiht. Man hatte den 18. Juni als Tag der Schlachten von Fehrbellin (1675) und Waterloo (1815) gewählt. Die Verbindung von Einweihungsdatum und Kampfjubiläum weist erneut auf die Vorstellung von einem kriegerisch begründeten Kaisertum hin. Das schloß jedoch nicht aus, daß es sich selbst als Friedenskaisertum interpretieren wollte. Der Unterbau des Denkmals besteht aus mehreren Terrassen. Auf der zweiten Terrasse, an der Rückseite eines viereckigen Hofes, findet der Besucher in einer Rundbogennische die steinerne Gestalt des sitzenden Barbarossas. Auf der obersten Terrasse erhebt sich

111) H. FERSCHKE, Der Kyffhäuser und das Kaiser Wilhelm-Denkmal, Ein Wanderbüchlein (Frankenhausen am Kyffhäuser 1897) S. 31. 112) FERSCHKE (wie Anm. 111) S. 31.

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ein kolossaler vierseitiger Turm, dessen Spitze die Kaiserkrone bildet. Aus diesem Turm reitet, gerade über dem Standbild Friedrich Barbarossas, Wilhelm I. hervor. Damit hatte der thüringische Burgberg eine Ausgestaltung erfahren, die ihm die Bezeichnung "nationales Mekka" e i n t r u g t . Es gab jedoch Pläne, die darüber hinausgingen. Am 31. Januar 1897 hielten W. Böckmann und B. Schmitz im Reichshause zu Berlin Vorträge über deutsche Nationalfeste und schlugen den Kyffhäuser als Feststätte 114) vor . Als Vorbild schwebten den Rednern die olympischen Spiele vor Augen; eine Verbindung von sportlichem Wettkampf und nationaler Feier sollte dazu dienen, das nationale Bewußtsein der Jugend zu stärken. Die Mittelpunktsläge zwischen Ost und West und Nord und Süd des Reiches schien den Ort zu prädestinieren, die stadtentrückte Bergwelt halte Neugierige und Müßiggänger fern: "Wer unsere Feier mitmachen will, soll bereit sein, dafür 115) ein Opfer zu bringen, d. h. eine Art Wallfahrt zu unternehmen!" . Von der gewaltigen Größe, die der Festplatz mit seinem Amphitheater und Saalbau, seinen Viadukten, Wasserflächen und Brücken haben sollte, zeugt die in den Plänen veranschlagte Festmenge von 300 000 bis 400 OOO Menschen. Den Sinn einer solchen Anlage faßte der Redner in den Worten zusammen: "Wir würden durch den von uns zu schaffenden Festplatz an dieser Stelle das Werk der Kriegervereine trefflich heben und ergänzen und damit der deutschen Jugend und dem deutschen Volke einen ' Wallfahrts-Ort schaffen, zu dem es nicht nur in den Tagen unserer Festveranstaltungen, sondern allezeit freudig hinziehen wird. Es wird dabei unser schönes Vaterland und dessen glorreiche Geschichte immer mehr schätzen und lieben lernen" Obgleich ein meteorologisches Gutachten und Ausführungsskizzen mitgeliefert wurden, kam es nicht zur Verwirklichung dieses Planes, er blieb Utopie. Dennoch wurde der Kyffhäuser gern- und vielbesuchte Feststätte vaterländischer Vereine. A. Timm stellt dar, daß es gerade Studen-

113) FERSCHKE (wie Arn. 111) S. 1. 114) Die deutschen Nationalfeste und der Kyffhäuser als Feststätte, Vorträge gehalten in der konstituirenden Versammlung des Ausschusses für deutsche Nationalfeste am 31. Januar 1897 im Reichshause zu Berlin von W. BÖCKMANN, Königlicher Baurath und BRUNO SCHMITZ, Professor und Mitglied der Kgl. Preuß. Akademie der Künste (Berlin 1897). 115) Die deutschen Nationalfeste (wie Anm. 114) S. 7. 116) Die deutschen Nationalfeste (wie Anm. 114) S. 8. - Hervorhebung im Original.

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ten, Akademiker und Krieger waren, die ihr Geschichtsbild am 11 7) "Kyffhäusergeist" orientierten . Der Kyffhäuser wurde geradezu 1181 zur Chiffre für ein nationalpädagogisches Programm . Im Jahre 1905 beschwor Pfarrer Werner in den "Akademischen Blättern" die "Ideale vom Kyffhäuser": "Laßt uns lieben echtes deutsches Wesen, lieben unser Vaterland, seine Geschichte und seine gegenwärtigen Aufgaben, seine Berge und Burgen, seine Wälder und Ströme, seine Städte und Denkmäler, seine Kunst und Wissenschaft - dann bleibt unsere Losung: deutsch - kein leerer Klang!" Sein Kampf galt dem "römischen, undeutschen, unduldsamen Geist". Sein Ziel war, die Jugend zum Handeln in "christlich-deutscher Gesinnung" zu bewe119) gen Die Kyffhäuseridee überdauerte den Niedergang des Kaiserreiches. Nach dem verlorenen Weltkrieg und in den Krisenjähren der Weimarer Republik suchte der Besucher und Betrachter des Kyffhäuserdenkmals an dieser Stätte nationalen Trost. Die im Barbarossamythos liegende Sehnsucht nach einem politischen Erlöserkaiser sollte noch in die Emotionen des "Führer"-Mythos eingehen.

5. Die wiederhergestellte Goslarer Pfalz als Zeichen des Interesses des Hohenzollernkaisertums an der mittelalterlichen Reichstradition

Der Wiederaufbau der Stätten mittelalterlicher Reichsgeschichte in Goslar ist auf das engste mit der Neugründung und dem Wiedererstarken des Reiches im 19. Jahrhundert verknüpft. Die finanzielle Schwäche der Reichsstadt Goslar und der mangelnde Sinn für die Zeugen des Mittelalters führten dazu, daß der Kaisersaal im 18. Jahrhundert als Speicher und die Ulricikapelle als

117) TIMM (wie Anm. 95) S. 23ff. 118) Daß der Kyffhäuser auch im Unterricht der Volks-, Mittel- und Oberschulen des zweiten Kaiserreiches seinen Platz hatte, beschreibt H. SCHALLENBERGER, Untersuchungen zum Geschichtsbild der Wilhelminischen Ära und der Weimarer Zeit, Eine vergleichende Schulbuchanalyse deutscher Schulgeschichtsbücher aus der Zeit von 1888 bis 1933 (Ratingen bei Düsseldorf 1964) S. 114ff. 119) J. WERNER, Die Ideale vom Kyffhäuser in Vergangenheit und Zukunft (Akademische Blätter 20, 10, 16. 8. 1905).

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Gefängnis dienten120^. 1818-1821 wurde der Kaiserdom, der noch unter der kurzen preußischen Verwaltung ausgebessert worden war, ab121) gebrochen . Nur die nördliche Vorhalle blieb erhalten, um wertvollen Kunstwerken aus dem alten Dom als Magazin zu dienen. Kennzeichnend ist auch das Geschick, das dem salischen Kaiserthron widerfuhr. Er stand bis 1811 im Mittelschiff des alten Domes neben dem Altar. 1811 wurde er mit anderen Domschätzen versteigert, wurde schließlich von dem Prinzen Karl von Preußen erworben und kam 1883 aus dessen Nachlaß nach Goslar zurück. Bei der Eröffnungssitzung des ersten deutschen Reichstages erinnerte der sali1 22) sehe Kaiserthron an das mittelalterliche Reich '. Als Goslar 1866 preußisch wurde und als mit der deutschen Einigung von 1871 das neo-ghibellinische Reichsbewußtsein das Interesse auf die bedeutendsten Stätten mittelalterlicher Reichsgeschichte lenkte, erfuhr die Pfalz von Goslar eine glänzende Wiedererstehung. Durch den preußischen Staat erfolgte in den Jahren 1873-1879 die Restauration des Kaiser-Hauses 1 23). Diesem Unternehmen billigte 1 24) auch der Reichstag eine namhafte Summe zu . Von Bedeutung jedoch war das Interesse, das Wilhelm I. diesem Gebäude entgegenbrachte. Unter seinem Schutz und mit seiner Förderung war bereits im Jahre 1867 mit den ersten Herstellungsarbeiten begonnen worden.

120) P. J. MEIER, Die Stadt Goslar (Historische Stadtbilder 7, Stuttgart und Berlin 1926) S. 89. C. BORCHERS, Kunst und Kultur der alten Reichsstadt Goslar (GÖRGES-SPEHR, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Lande Braunschweig und Hannover 2,1, neu herausgegeben von F. FUHSE, Hannover, Braunschweig 1927) S. 417-455, S. 422. 121) TH. ERDMANN, Die alte Kaiserstadt Goslar und ihre Umgebung in Geschichte, Sage und Bild (Goslar o. J. (1891)) S. 33. Als Abbruchdatum wird auch hin und wieder das Jahr 1819 angegeben. 122) Siehe zum Goslarer Kaiserstuhl: E. MEYER, Der Kaiserstuhl in Goslar (Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 10, 1943) S. 183-208, S. 185f. P. E. SCHRAMM, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Beiträge zu ihrer Geschichte vom dritten bis zum sechzehnten Jahrhundert 1 (Schriften der Monumenta Germaniae histórica 13/1, Stuttgart 1954) S. 351ff. P. E. SCHRAMM - F. MÜTHERICH, Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, Ein Beitrag zur Herrschergeschichte von Karl dem Großen bis Friedrich II., 768-1250 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 2, München 1962) S. 176. Goslar am Harz, Die tausendjährige Kaiser-, Reichs- und Hansestadt, Ein Führer durch Goslar und Umgebung, Geschichte Kunst und Kultur - Wirtschaft (Goslar, 8. Aufl., 1962) S. 37. 123) MEIER (wie Anm. 120) S. 89. 124) ERDMANN (wie Anm. 121) S. 35.

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Am 15. August 1875 statteten Wilhelm I. und sein Sohn, der Kron1 255 prinz, dem Bauwerk einen Besuch ab . Die Goslarer Pfalz ist also keineswegs ein Denkmal des Volkes, wie es ζ. B. der Kölner Dom ist, sondern ihr Wiederaufbau wurde bestimmt durch das Interesse des monarchischen Staates an historischer Tradition und geschichtlicher Verklärung. Ihre Prägung im Sinne der neo-ghibellinischen Reichsidee bekam die Pfalz jedoch durch die Ausschmückung des Kaisersaales mit den Fresken von Hermann Wislicenus (1825-1899) und die Errichtung der Standbilder Kaiser Friedrichs I. und Kaiser Wilhelms I. auf der Kaiserbleek. Gerade in Goslar springt die legendäre Heroisierung des Kaisertums der Hohenstaufen ins Auge, da diese Reichsstadt ihre Glanzzeit unter den Saliern erlebte. In welchem Umfang die Geschichte als Wunschbild und im Licht der Verklärung in Erscheinung trat, erhellt der Zyklus von Hermann Wislicenus, der Geschichte, Märchen und Sage mit der politischen Gegenwart romantisch verband. Um die Form des Mittelalter-Interesses studieren zu können, mustern wir die elf Hauptbilder; sie sind 126) wie folgt angeordnet ': Der Zyklus beginnt mit einer Darstellung des Dornröschenmärchens als Allegorie für das lange schlummernde und endlich wiedererwachende deutsche Reich auf der Südwand des Kaisersaales und endet auf der Nordwand mit einem Bild des erwachten Barbarossa, wie er im kaiserlichen Ornat die Kyffhäuser-Höhle verläßt und mit gezücktem Schwert die Raben deutscher Zwietracht vertreibt. Weiterhin stehen sich als Prolog und Epilog der Kaisergeschichte (Bilder Nr. 2 und 10) die "Zerstörung der Irmensäule durch Karl den Großen", welche den Anfang der christlich-fränkisch-deutschen Kaiserzeit darstellen soll, und "Karl V. und Luther auf dem Reichstag in Worms", welches das Ende der kaiserlichen Machtentfaltung vorführt, gegenüber. Allein in dieser Abgrenzung wird deutlich, daß die Vorstellung von der "Herrlichkeit" des Reiches an das Mittelalter geknüpft war, daß das nachreformatorische Reich keinen Anteil daran hatte. Die dazwischenliegende westliche Langwand bietet in der linken Hälfte Hauptmotive der salisch-fränkischen Kaiserzeit, und zwar "Kaiser Heinrich II. empfängt die Kaiserkrone in der alten Peterskirche zu Rom", "Heinrich III. führt Papst

125) H. CUNO - C. LEIMBACH, Das Kaiserhaus zu Goslar, Kurze Angaben über seine Geschichte, Wiederherstellung und Ausschmükkung (ο. Ο., 2. Aufl., 1895) S. 5. 126) Siehe zu diesem Zyklus H. CUNO - C. LEIMBACH (wie Anm. 125) und M. JORDAN, Die Wandgemälde im Kaiserhaus zu Goslar von Hermann Wislicenus (Goslar o. J. (1901)).

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Gregor VI. gefangen nach Deutschland" und "Die Bürger von Mainz nehmen den gebannten Heinrich IV. auf". In der rechten Hälfte finden wir Szenen aus der hohenstaufischen Kaiserzeit, und zwar "Barbarossa demütigt sich vor Heinrich dem Löwen", "Barbarossa als Sieger in der Schlacht bei Ikonium" und "Friedrichs II. Hofhalt in Palermo". Mitten zwischen diesen beiden Flügeln befindet sich, als Hauptgemälde alle anderen überragend, die mit Symbolen und Allegorien reich ausgeschmückte Darstellung der Wiedererstehung des deutschen Reiches. Was das Dornröschenmärchen und die Barbarossasage verheißen, das schien sich gleichsam durch Gottes Fügung in Wilhelm I. zu erfüllen. Die Erhöhung des Hohenzollernkaisers steht in thematischem Gegensatz zu den beiden wesentlich kleineren Nachbarbildern, von denen das linke Heinrich IV. im Bann des Papstes, das rechte Barbarossa, gedemütigt durch Heinrich den Löwen, darstellt. Die römische Kirche und die Eigeninteressen der deutschen Fürsten erscheinen als Gefährdung Deutschlands. Wilhelm I. naht, hoch zu Roß, begleitet vom Kronprinzen, und wird als Triumphator verherrlicht. Ihm zur Seite stehen Bismarck, der mit einem Hammerschlag den Grundstein zu einer neuen Rechtsordnung legt, und Moltke. Ihnen gegenüber steht Prinz Friedrich Karl mit den allegorischen Frauengestalten Elsaß und Lothringen, die die Abbilder des Münsters zu Straßburg und des Domes zu Metz in Händen tragen. Zu Häupten Wilhelms I. schwebt seine Mutter Luise, in ihren Händen ruht die ottonische Reichskrone. Luise wird umgeben von den visionären Gestalten der alten deutschen Kaiser, welche in der Funktion von Sieghelfern einen triumphalen himmlischen Geleitzug bilden: Karl der Große, Ludwig der Deutsche, Otto der Große, Heinrich I., Heinrich III. und Heinrich IV., Barbarossa, auf seinen Nachfolger Wilhelm I. hinabdeutend, hinter ihm der unglückliche Konradin, neben ihm die Habsburger Rudolf und Maximilian. Im Bogenfeld über dem Triumphator sind Wilhelms Vorgänger auf dem Hohenzollernthron als Zeugen seines Ruhmes versammelt. Rechts und links der Triumphsäulen huldigen die deutschen Fürsten ihrem Kaiser. Auf dem Sockel vorn, in dessen Mitte der salische 127) Kaiserthron stand , prangt der Reichsadler, umgeben von den 128) allegorischen Gestalten der Sage und des Rheines Bemerkenswert ist, daß die Kaiserkrone in den Händen der Königin Luise, nicht einer Germania oder Barbarossas runt. In der ver127) Er befindet sich heute in der nördlichen Vorhalle, der sogenannten Domkapelie. 128) Interpretiert nach JORDAN (wie Anra. 126) S. 30f. und ERDMANN (wie Anm. 121) S. 148.

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letzenden Abfuhr, die Napoleon I. dieser preußischen Königin widerfahren ließ, hatte man eine tiefe Demütigung Preußens und Deutschlands empfunden. Nun triumphiert Luise, eine Gestalt des Widerstandes gegen Napoleon, jedoch monarchischer Provenienz, mit der Kaiserkrone, deren Erneuerung das Reich dem Sieg über Frankreich verdankte. Mit Wilhelm I. wird das gesamte Königshaus der Hohenzollern erhöht und das monarchische Erbprinzip betont. Er hat gleichsam zwei Ahnenreihen: eine natürliche, die seine Vorgänger auf dem preußischen Königsthron bilden, und eine geistige, die aus den Trägern der mittelalterlichen deutschen Kaiserkrone besteht. Das alte fränkisch-deutsche Kaisertum knüpfte seine Leistung an die Exempla-Reihe der antiken Caesaren. Für den Hohenzollernruhm wurden dagegen spätromantisch die Herrscher des Sacrum Imperium zu Repräsentanten des ersten Reiches als eines neuen Leitbildes, das sich auf die Kraft des eigenen Volkes berief. In welcher Weise dieser Zyklus der neo-ghibellinischen Reichsidee diente, bekundeten die Worte, mit denen M. Jordan die Beschreibung des Triumphalbildes einleitete: "Preussen, das einst in den Tagen des letzten grossen Staufenkaisers Friedrich II. den Heiden entrissen worden war, wurde der Eckstein des Reichs. Das grosse Jahr 1870 bringt die endgiltige Abrechnung mit Frankreich, dem letzten und mächtigsten Gegner der deutschen Einheit. Unter Führung des greisen Königs Wilhelm werfen die deutschen Stämme waffenbrüderlich verbunden den alten Feind zu Boden und gründen das neue deutsche Kaiserreich. Kaiser Wilhelm, von allen Fürsten Deutschlands einmüthig gewählt, wird erbliches Haupt des Vaterlandes, die Zwietracht und Eifersucht wird für immer gebannt, denn das gesammte Reich schützt alle seine Glieder, die unheilvolle Beziehung des Reiches zum Papstthum ist abgethan, denn die Kaiser sind Protestanten und das Volk ver1 29) ehrt in ihnen den Hort seiner Freiheit" Die thematische und räumliche Anordnung des Goslarer Zyklus zielt auf die triumphale Erhöhung des Hohenzollernkaisertums in der Gestalt Wilhelms !.. Die Historienmalerei als Form der Panegyrik erscheint als Interesse an der mittelalterlichen Geschichte. Wie sehr sie das wilhelminische Kaisertum als Sendungs- und Erfüllungskaisertum darstellen will, also eine gegenwartsbezogene Interpretation in historisierender Gewandung ist, wird deutlich bei einem Vergleich mit der Retheifresken, die drei Jahrzehnte

129) JORDAN (wie Anm. 126) S. 29f.

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vor der Reichseinigung im katholischen und bürgerlichen Aachen entstanden130'. Das Jahr 1844 leitete die Restauration der Aachener Pfalz ein. Den wiederhergestellten Kaisersaal schmückte Alfred Rethel (18161859) in den Jahren 1847-1851 mit den Karlsfresken, wobei er durch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen unterstützt wurde. Rethels Schüler Josef Kehren vollendete in den Jahren 1854-1861 das Werk seines Lehrers. Die acht Kompositionen stellen folgende historische Ereignisse dar: den Besuch Ottos III. im Grabe Karls des Großen, den Sturz der Irminsul, die Schlacht bei Cordoba, den Einzug in Pavia, die Taufe Wittekinds, die Kaiserkrönung in Rom, den Bau des Münsters zu Aachen und die Krönung Ludwigs des Frommen. Es handelt sich also um einen Karlszyklus, der bei aller ideellen Überhöhung der Geschichte und der Darstellung eines exemplarischen Herrschers keinen unmittelbaren Gegenwartsbezug enthält. Dennoch war er geeignet, die weite Macht des Imperiums zu veranschaulichen, das einst mit Aachen als Mitte blühte. Hier konnte der Betrachter leichter im Bereich der Geschichte bleiben. Rethel stellte seinen Zyklus unter das Leitthema: 'Durchdringung des Staates mit christlichen Prinzipien, Ausrottung und Umgestaltung der heidnischen Natur und Verhältnisse, bewerkstelligt durch Einführung des Christentums. Karl erscheint überall als ein christlicher Kaiser'131'. Diese Auffassung korrespondiert durchaus mit der Vorstellung vom Beginn des Reiches, den Wislicenus in das Bild von der "Zerstörung der Irmensäule durch Karl den Großen" faßte. Der Retheische Zyklus wird eingeleitet mit dem Besuch Ottos III. im Grabe Karls des Großen. Der Glaube an die Kontinuität und Wie-

130) Siehe zu den Karlsfresken: A. BAUR - W. KEHREN, Alfred Rethels Fresko-Gemälde im Kaisersaal des Rathauses in Aachen, Ein Sonettenkranz von W. HERMANNS (Aachen 1929). K. KOETSCHAU, Alfred Rethels Kunst vor dem Hintergrund der Historienmalerei seiner Zeit (Düsseldorf 1929) S. 165-199. H. VON EINEM, Die Tragödie der Karlsfresken Alfred Rethels (Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben 4, Das Nachleben, hg. von W. BRAUNFELS und P. E. SCHRAMM, Düsseldorf 1967) S. 306-325. 131) VON EINEM (wie Anm. 130) S. 310.

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derkehr des Reiches und des Kaisers 1st hier an die Person des Karolingers geknüpft, wie er im Goslarer Zyklus mit der Gestalt des Staufers verbunden wurde. Was jedoch in den Aachener Fresken historisch getönte idealisierte Sehnsucht blieb, konnte, bedingt durch die Zeitsituation, in den Goslarer Gemälden zur gegenwartsbezogenen Darstellung des Erfüllungskaisertums werden. Um diese Einsicht zu vertiefen, lohnt sich ein Blick auf die Fresken im Rathaussaal zu Hildesheim, die Hermann Prell (1854-1922) in den Jahren 1888-1891 fertigstellte. Sie konkretisieren die bürgerliche Anteilnahme an der Verbindung von Reichsgründung und mittelalterlicher Geschichte. Auch der Hildesheimer Zyklus verquickt Sage und Geschichte miteinander. Sechs Darstellungen füllen die Längswände des Rathaussaales. Den Anfang macht der Cheruskerfürst Hermann, wie er den erbeuteten Silberschätz am Galgenberge der Priesterschaft übergibt. In der zweiten Darstellung verleiht Ludwig der Fromme das Bistum Hildesheim dem Bischof Gunthar, in der dritten zeigt Bischof Bernward seinem kaiserlichen Herrn Heinrich II. die unter seinem Mäzenat geschaffenen Kunstwerke. Es folgt die Verherrlichung der städtischen Selbständigkeit und Kraft in der Hilfe, die Hildesheim im Jahre 1493 der Stadt Braunschweig leistete. Die Reichsgeschichte endet mit der Einführung der Reformation, die das fünfte Gemälde darbietet. Den Schluß des Zyklus bildet die Gründung des neuen 132) deutschen Kaiserreiches als Erfüllung deutscher Geschichte Doch zurück zu Goslar! Die Wiederherstellung der Pfalz im Sinne der neo-ghibellinischen Reichsidee fand ihren Abschluß im Jahre 1900. Auf der Kaiserbleek wurden die Reiterstandbilder Kaiser Friedrich Barbarossas und Kaiser Wilhelms I. errichtet.

132) 0. DOERING, Goslar und Hildesheim (Leipzig 1926) S. 198ff.

IV. DIE AUSEINANDERSETZUNG UM DAS MITTELALTER VOR DEM HINTERGRUND DES NATUR- UND NATIONALDENKMALS DER EXTERNSTEINE 1. Die emotionale Faszination durch das Naturdenkmal Externsteine

Es ist bisher deutlich geworden, wie sehr nationales Wunschdenken, nationale Erwartungen und die Bedürfnisse der Gegenwart das Interesse an der Geschichte, wie es sich angesichts deutscher Nationaldenkmäler äußerte, bestimmten. Bei den Externsteinen als Nationaldenkmal wird diese geistige Haltung in extremer Ausformung sichtbar. Wenn der Kölner Dom, die Wartburg oder die Goslarer Pfalz Denkmäler wurden, für die das Interesse am Mittelalter konstituierend war, so handelte es sich bei aller Verklärung einer historischen Epoche um Stätten, an denen, historisch bezeugt, Höhepunkte mittelalterlichen Lebens Wirklichkeit wurden. Von den Externsteinen wissen wir, daß sie mit ihren Wallfahrtseinrichtungen in den Frömmigkeitsübungen und der religiösen Vorstellungswelt des Mittelalters eine Rolle spielten. Das nationale Interesse des 19. Jahrhunderts wandte sich jedoch in erster Linie ihrer vorchristlichen, heidnisch-germanischen Frühzeit zu, über die wir keine wie auch immer geartete Quelle oder Nachricht besitzen. Das Geschichtsinteresse bewegte sich also im zeugnisleeren Raum. Das Fehlen von Geschichtsquellen bedingte, daß sich das historische Vakuum mit nationalen Wunschbildern und historischer Phantasie füllte. So konnte als Ausfluß nationaler Leidenschaft ein Geschichtsbild entstehen, das in den existentiellen Bereich des Glaubens, nicht des Wissens oder der Wissenschaft gehört. Von daher erklärt sich der fanatische Eifer, mit dem seine Vertreter ihre Thesen wie Dogmen propagierten und gläubige Anhänger fanden. Zwar wurden die Aussagen zu der germanisch-heidnischen Frühzeit der Externsteine als Ergebnisse historischer, archäologischer oder philologischer Forschung erklärt, hinter ihnen stand jedoch nicht die Suche nach der historischen Wahrheit, sondern das nationale Wunschdenken unter dem Deckmantel des Geschichtsinteresses.

Emotionale Faszination

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Dieser pseudowissenschaftlichen Haltung mit dem Hinweis auf die Ouellensituation, auf historische Methode und mit kritischer Distanz zu begegnen, kann nicht zum erwünschten Ziele führen und wird den literarischen Gegner nicht überzeugen, da sich wissenschaftliche Argumentation und nationale Gläubigkeit nicht auf einer Gesprächsbasis vereinen lassen. Die Existenz nationaler und historischer Wunschbilder bei den Externsteinen als "Schwarmgeisterei" ^ abzutun, wird dem eigentlichen Anliegen, durch die Suche nach historische Größe dem Vaterland zu dienen, nicht gerecht. Weiterhin wird mit der Bezeichnung "Schwarmgeisterei" die Kraft bagatellisiert, mit der sich das nationale Wunschdenken bei den Externsteinen durchsetzte. Ein Verhalten, das zwar von Unwissenschaftlichkeit geprägt ist und zu Irrtümern führt, aber als Ausfluß nationaler Sehnsucht zu werten ist, verdient ein nachdenklicheres Urteil. Es ist heute, nachdem wir die Exzesse eines rassisch übersteigerten Nationalismus erlebt haben, einfach, die Verirrungen eines emotional bedingten Nationalismus zu verurteilen. Bei den Externsteinen tritt uns ein Geschichtsinteresse entgegen, bei dem das zeitliche Schwergewicht auf die germanische und sächsische Frühzeit verlagert ist. Die Auseinandersetzung der Germanen mit dem römischen Weltreich und die sächsisch-fränkischen Kriege stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Wie bei den Denkmälern auf der Hohensyburg und an der Porta Westfalica kommt der Erinnerung an Arminius, Wittekind und Karl den Großen die entscheidende Bedeutung zu. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts treten dann jene geistig - ideologischen Kräfte immer mehr in den Vordergrund, die statt der germanisch-mittelalterlichen Kontinuität den heidnisch-christlichen Gegensatz betonen. Als Reaktion darauf ist die Rechtfertigung des christlichen Mittelalters zu vierten. Bei den Externsteinen verband sich die Suche nach einem Nationaldenkmal mit dem Interesse an heidnischen, germanisch-sächsischen Religions- und Kultformen. Hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die religiöse Sehnsucht der Zeit in der Hoffnung auf den Frieden der Konfessionen und auf eine deutsche Nationalkirche ihren Ausdruck gefunden, so kann das verstärkte Interesse, das

1) E. KITTEL, Die Externsteine als Tummelplatz der Schwarmgeister (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 33, 1964) S. 5-68. Im Titel der 3., überarbeiteten Auflage dieses Aufsatzes fehlt der Hinweis auf die Schwarmgeister: E. KITTEL, Die Externsteine, Ein kritischer Bericht zu ihrer Erforschung und Deutung (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe 18, 3. überarbeitete Auflage, Detmold 1969).

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Externsteine

am Ende des 19. Jahrhunderts den Externsteinen als angeblichem vorchristlichen Heiligtum zuteil wurde, als Ausdruck des Ungenügens an den christlichen Religionsformen und als Suche nach einem Ersatzheiligtum verstanden werden. Das Ende des 19. Jahrhunderts und die Jahrhundertwende sind ge2) kennzeichnet durch "Religionsersatze in allen denkbaren Formen" '. Wenn das Bedürfnis nach außerkirchlicher Frömmigkeit dem Wagnerkult, der 'Religion des Gral*, in dem Bayreuther Festspielhaus ein Heiligtum erbaute, so wird darin eine Haltung offenbar, wie sie in verwandter Weise auch bei den Externsteinen ihren Niederschlag fand. Die Verquickung von Religionsersatz und Mythos, Geschichtsinteresse und Nationalstolz ließen die Externsteine zu einem Nationaldenkmal werden. In ihnen kündigte sich bereits die nationale Religion des Volkstums und der Rasse an. Bei allen bisher untersuchten Nationaldenkmälern ist deutlich geworden, wie sehr Natur und Landschaft dazu beitrugen, das Erlebnis bei der Begegnung mit den Stätten nationalen Gedenkens zu steigern. Bei den Externsteinen sind diese Landschaftsbezogenheit und die Qualität der lippischen Felsengruppe als eindrucksvolles Naturdenkmal die Voraussetzung für ihre Existenz als Nationaldenkmal. Die bizarre Monumentalität und das düster-drohende Aussehen dieser Steine erregten die Phantasie und Leidenschaft der Menschen, setzten religiöse Energien frei und weckten das nationale Interesse. Einige literarische Beispiele sollen darlegen, wie sehr der äußere Eindruck dieser Felsen dazu verführte, hier die Stätte für bedeutsames Geschehen zu sehen. Dorow, der die Externsteine zum ersten Male ein Nationaldenkmal nannte, begann die Beschreibung dieser Felsen mit den Worten: "Gleich gewaltigen Riesen erheben sich einzeln die sogenannten 3) Externsteine über die Landstraße ..." . Der lippische Archivrat Clostermeier, der sich streng gegen die Deutschtümelei seiner Zeit wandte, konnte nicht umhin, die Externsteine als "höchst ausge- 4) zeichnetes, außerordentliches Werk der Natur" zu charakterisieren . In der Beschreibung des Lipper Landes, die der Hof- und Medizinal2) H. HERMELINK, Das Christentum in der Menschheitsgeschichte, VON der französischen Revolution bi s zur Gegenwart 3, Nationalismus und Sozialismus 1870-1914 (Stuttgart und Tübingen 1955) S. 442. 3) W. DOROW, Die Denkmale germanischer und römischer Zeit in den Rheinisch-Westfälischen Provinzen (Stuttgart und Tübingen 1823) S. 71 . 4) CHR. G. CLOSTERMEIER, Der Eggesterstein im Fürstenthum Lippe (Lemgo 1824) S. IV.

Emotionale Faszination

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rat R. Brandes verfaßte, lesen wir: "Wer es irgend vermag, der wird nicht unterlassen, die berühmten Externsteine zu besuchen. Von Meinberg führt der Weg dahin über Horn, eine gute Viertelstunde von da und - wir stehen vor dieser merkwürdigen Felsenreihe, welche Ehrfurcht gebietend, den Eingang zum Gebirge bewacht. Ein imposanter Anblick! Eine ungeheure Vergangenheit stellt in den unbeweglichen starren Giganten, neben den umherragenden hundertjährigen und neben jenen doch nur jugendlichen Eichen und in dem ganzen steilen und hohen Gebirge sich dar"^. Im gleichen Jahre veröffentlichte ein gewisser F. Rautert im "Sprecher" einen Reisebericht, in dem er die Externsteine mit folgenden Worten pries: "Wer die Externsteine noch nicht gesehen, der kennt, nach meiner Meinung, das merkwürdigste Natur- und Kunstwunder, das merkwürdigste Alterthum nicht, welches in media germania der Zeit und ihrem Einflüsse trotzend steht, sie erscheinen mir als ein von der Natur den Völkern der Vor- und Nachwelt erbauter großer Altar, großartig, wie je ein Altar sich erheben kann"®'. Daß das Aussehen der Felsen auch den Menschen der Gegenwart zu phantastischen Vermutungen veranlassen kann, beweist eine der letzten größeren Veröffentlichungen, die im Herbst 1964 zu den Externsteinen erschien. H. Gsänger erklärt, was ihn veranlaßt habe, sein Buch zu schreiben, mit den Worten: "Der erste Eindruck ist immer der bedeutendste. Dies gilt sowohl für die Begegnung mit Personen als auch mit Landschaften. Es gilt vor allem aber für die Art, wie alte geweihte Plätze auf uns wirken. Ich werde nie die Stimmung vergessen, die mich überkam, als ich im Jahre 1935 zum ersten Kaie vor den Externsteinen stand. Dieser Ort muß der Schauplatz ganz besonderer Ereignisse gewesen sein ... Der Anblick der Steine erinnerte mich an das Bild der Brückenpfeiler. Es war eine Brücke, die vom Diesseits ins Jenseits führte, von Midgard nach Asgard. Seitdem hat mich das Externstein-Problem nicht mehr losgelassen"

Ί)

5) R. BRANDES, Die Externsteine (Die Mineralquellen und Schwefelschlammbäder zu Meinberg, nebst Beiträgen zur Kenntniss der Vegetation und der klimatischen und mineralogisch-geognostischen Beschaffenheit des Fürstenthums Lippe-Detmold, Lemgo 1832) S. 257-269, S. 257. 6) F. RAUTERT, Der Teutoburger Wald, die Hermannsschlacht und die Externsteine, oder in drei Tagen in dreier Herren Ländern und in drei Bädern. Humoristisch-kursorisch-historisches Fragment (Der Sprecher oder Rheinisch-Westphälischer Anzeiger 1832, Nr. 80-83) Sp. 1383-1389, 1411-1416, 1433-1437, 1449-1451, Sp. 1386. 7) H. GSÄNGER, Mysterienstätten der Menschheit, Die Externsteine (Freiburg 1964) S. 7; (Freiburg, 2. Aufl., 1968) S. 9.

Externsteine

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Die Externsteine werden ihre faszinierende Kraft nicht verlieren. Ihre Fähigkeit, Emotionen zu wecken und Wunschbilder zu stützen, ist eine der Ursachen für die nicht abreißende Flut phantastischer und phantasievoller Publikationen zum Problem der Externsteine.

2. Wissenschaftlich

vertretbare Aussagen

über die Externsteine

Bevor wir uns jenem Bild von den Externsteinen, das als Ausfluß nationalen Wunschdenkens bezeichnet werden kann, zuwenden, soll zunächst ein kurzer Abriß dessen gegeben werden, was sich als wissenschaftliche Aussage über die Geschichte dieser Felsen vertreten läßt. Diesen Ausführungen liegen die Arbeiten von A. Q\ QΛ 10) Fuchs , F. Focke , 0. Gaul und die im Externstein-Faltblatt zusammengefaßten Ergebnisse, die in dem oben zitierten Aufsatz von E. Kittel wiederabgedruckt w u r d e n ^ z u g r u n d e . In der Kette der Externsteine kann man 13 einzelne Felsen zählen, von denen jedoch nur die ersten vier - zählt man vom Stausee aus - in der Literatur eine Rolle spielen. Der erste, äußerste Felsen gegen Westen enthält die untere Kapelle, das Kreuzabnahmerelief, die Reklusenzelle, die Petrusfigur und vorgelagert den Sargstein. Der schmale zweite Felsen von eigenartiger Form, der sich nach oben zu einem Kopf erweitert, überragt die Gruppe. Auf seinem Gipfel befindet sich die obere Kapelle. Der folgende Block steht dicht neben dem zweiten, den man von ihm aus mit Hilfe einer Brükke erreichen kann. Auf der Spitze des vierten Felsens liegt der sogenannte Wackelstein, der lediglich sagengeschichtliche Bedeutung hat.

8) A. FUCHS, Im Streit um die Externsteine, Ihre Bedeutung als christliche Kultstätte (Paderborn 1934). 9) F. FOCKE, Beiträge zur Geschichte der Externsteine (Stuttgart und Berlin 1943) . 10) 0. GAUL, Neue Forschungen zum Problem der Externsteine (Westfalen, Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 32, 1954) S. 141-164. 11) KITTEL, Die Externsteine, Ein kritischer Bericht (wie Anm. 1) S. 38-46. Kittel fügt diesen Ausführungen und Erklärungen des Faltblattes die Stellungnahmen führender Vor- und Frühgeschichtler bei (Jacob-Friesen, Tackenberg, Schwabedissen, Jankuhn, Dehn und Sprockhoff), die alle zustimmend sind.

Wissenschaftlich vertretbare Aussagen

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Die älteste schriftliche Nachricht über die Externsteine stammt aus dem Jahre 1093. Es handelt sich um eine Kaufurkunde, die den Erwerb der Steine durch das Kloster Abdinghof in Paderborn bezeugt. Es ist daher anzunehmen, daß diese Abtei die christlichen Einrichtungen an den Felsen geschaffen hat. Das Kloster wollte die heiligen Stätten in Jerusalem nachbilden, um damit einen Wallfahrtsort für diejenigen zu schaffen, denen eine Pilgerfahrt ins Heilige Land nicht möglich war. Diese Idee stand im Zusammenhang mit der Kreuz12) Zugsbegeisterung am Ende des 11. Jahrhunderts . In der Busdorfkirche in Paderborn war ein ähnlicher Gedanke verwirklicht. An das Felsengrab Christi in Jerusalem erinnert das Arcosolgrab am Fuße des Felsens I 1 3 ). Die untere Kapelle sieht Fuchs als Hele14) nakrypta mit der Kreuzauffindungsgrotte , während Gaul die Adamskapelle am Fuße des Golgathafelsens als Vorbild annimmt^'. Neben dem Eingang zu dieser Grotte steht außen links eine aus der Wand hervortretende Steingestalt mit einem Schlüssel in der Hand, die als Petrusfigur gedeutet wird. Für die Funktion der kesselartigen Vertiefung im Boden der Kapelle hat man bis heute noch keine überzeugende Erklärung gefunden; Gaul vermutet eine Abfallgrube für geweihte Stoffe1®', Fuchs glaubt an eine natürliche Sandsteinbla17) 18) se und Focke an ein Wasserbecken Rechts von der Tür im Innern entdeckte von Bändel 1838 die Weihinschrift, an der viel gedeutelt wurde. Das Faltblatt gibt als Übersetzung: "Im Jahre nach der Geburt des Herrn 1115, am 4. Tag vor dem 1. [September (?) wurde diese Kapelle] geweiht [von Bischof] Heinrich [von Pader] born ..." 19) . Es handelt sich dabei um jenen Bischof Heinrich II. von Paderborn (1084-1127), der im Jahre 1126 die Johanniskapelle auf der Krukenburg über Helmarshausen einweihte, die wie die Busdorfkirche 20) in Paderborn ebenfalls an die Grabkirche Christi erinnern sollte

12) G. WAGNER, Volksfromme Kreuzverehrung in Westfalen von den Anfängen bis zum Bruch der mittelalterlichen Glaubenseinheit (Münster 1960) S. 107ff. 13) FUCHS (wie Anm. 8) S. 10. 14) FUCHS (wie Anm. 8) S. 21. 15) GAUL (wie Anm. 10) S. 153ff. 16) GAUL (wie Anm. 10) S. 156. 17) FUCHS (wie Anm. 8) S. 30. 18) FOCKE (wie Anm. 9) S. 54ff. 19) KITTEL, Die Externsteine, Ein kritischer Bericht (wie Anm. 1) S. 44. 20) H. THÜMMLER, Mittelalterliche Baukunst im Weserraum (Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600, Ausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, 1, Beiträge zu Geschichte und Kunst, Münster 1966) S. 166-191, S. 169 u. S. 180.

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Externsteine dessen

Links vom Fenster befindet sich ein Zeichen

rechte Hälfte erst 1929 unter dem Putz entdeckt wurde. Seine Interpretation als Rune hat großes Aufsehen erregt und in der Deutung der Externsteine als germanisches Heiligtum eine Hauptrolle gespielt. In der Wissenschaft gilt es als Galgenzeichen 2 1 ) In die Außenseite dieser unteren Grotte ist das berühmte Kreuzabnahmerelief in den Felsen gemeißelt. Dem Künstler hat wahrscheinlich ein Werk der Kleinkunst - Elfenbeinschnitzerei oder Miniaturmalerei - des byzantinischen Kulturkreises als Vorlage gedient. Diese älteste deutsche aus dem Felsen gehauene Großplastik läßt 22)

sich aus stilistischen Gründen um 1130 datieren . Das Relief umfaßt zwei Teile: die Kreuzabnahme im oberen, Adam und Eva im unteren. In der Mitte der oberen Gruppe steht das Kreuz. Zur Linken sieht man Nikodemus auf einem gebeugten, palmartigen Baum mit stilisierten Blattornamenten. Er läßt den Leichnam Christi herab, den Joseph von Arimathia aufnimmt. Hinter Joseph steht Maria, mit beiden Händen das Haupt Christi umfangend, hinter Nikodemus der Jünger Johannes. Uber dem Kreuzbalken schwebt Gott Vater, dessen Kopf dem des Sohnes gleichgebildet ist - was zu unterschiedlichen Deutungen geführt hat. Er hält die Siegesfahne in der Hand und trägt in den Armen die als Kind dargestellte Seele Christi. Am Ende der Kreuzquerbalken verhüllen Sonne und Mond ihr Antlitz. Im unteren Teil sehen wir Adam und Eva mit flehend erhobenen Armen, umwunden von einem vogelartigen Drachen. Wenden wir uns nun der oberen Kapelle zu. Sie befindet sich auf dem Gipfel des zweiten Felsens und gilt als Nachahmung der Golgatha oder Kalvarienkapelle24^. Südostwand und Decke dieses Sacellums fehlen, es ist anzunehmen, daß natürlicher Absturz von 25) Felsteilen diese Zerstörung bewirkt hat . in einer Nische sieht man den aus dem Fels gemeißelten Ständer eines Tischaltars, darüber ein kreisrundes Fenster. "Die sogenannte Kanzel vor dem zweiten Felsen und der ebenfalls durch Treppenstufen zugängliche sogenannte Predigerstand auf dem Felsengrab werden für Predigten vor größeren Mengen von Gläubigen 21) KITTEL, Die Externsteine, Ein kritischer Bericht (wie Anm. 1) S. 45. 22) GAUL (wie Anm. 10) S. 161. Siehe zu den verschiedenen Datierungen dieses Reliefs: Relief mit der Kreuzabnahme von den Externsteinen bei Horn (Abguß) (Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600, Ausstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, 2, Katalog, Münster, 2. Aufl., 1966) S. 332f., S. 332. 23) FUCHS (wie Anm. 8) S. 36. 24) GAUL (wie Anm. 10) S. 151ff. 25) FUCHS (wie Anm. 8) S. 37.

Germanisch-heidnische Mystifizierung

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gedient haben" 26 '. Diese Einrichtungen sind in der mittelalterlichen Blütezeit der Felsen im 11. und 12. Jahrhundert entstanden. Die weitere, aus Urkunden und Briefmaterial erschließbare Geschichte der Externsteine bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts ist für unsere Fragestellung unwichtig. Was die vorchristliche Zeit der Felsen angeht, so ist es möglich, daß hier eine germanische Kultstätte bestanden hat. Jedoch hat diese Möglichkeit nichts Wahrscheinliches. Sie vermag sich nur auf allgemeine Vermutungen zu berufen wie die, die von der Missionspraxis ausgeht, christliche Heiligtümer an ehemals heidnischen einzurichten.

3. Die germanisch-heidnische Mystifizierung der Felsengruppe in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Neben der Naturbezogenheit wird der hohe Anteil des Geschichtsinteresses am deutschen Nationaldenkmal paradoxerweise nirgendwo so deutlich wie bei den Externsteinen. Da sie im 19. Jahrhundert keine künstlerische oder emblematische Gestaltung erfuhren, waren sie als Nationaldenkmal einzig durch ihre angebliche Teilhabe an der fränkisch-deutschen Geschichte legitimiert. Erkannte man dem Kölner Dom und der Wartburg die Eigenschaft zu, seit dem Hochmittelalter Zeugen historischen Geschehens gewesen zu sein, so wurden die Externsteine bereits mit der Schlacht im Teutoburger Walde und dem Cheruskerfürsten Arminius in Verbindung gebracht. Ihre Existenz als Nationaldenkmal verdanken die Externsteine der durch die Freiheitskriege geweckten Liebe zum Vaterland, die sich als Interesse an der Geschichte äußerte. Diese Liebe zum Vaterland ließ Jacob Grimm (1785-1863) seine "Deutsche Mythologie" schreiben, der "sanctus amor patriae" wurde die Leitidee der 1819 gegründeten "Monumenta Germaniae Histórica" und einer Reihe von Geschichtsvereinen. "Durch eine genauere Bekanntschaft mit der Vergangenheit die Liebe zum vaterländischen Boden noch zu vermehren und die gelehrte Welt mit diesen schätzbaren Ueberresten des Alterthums näher bekannt zu machen", veranlaßte der preußische

26) KITTEL, Die Externsteine, Ein kritischer Bericht (wie Anm. 1) S. 46.

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Externsteine

Staatskanzler Hardenberg (1750-1822) den Archäologen W. Dorow (1790-1846), die Denkmale germanischer und römischer Zeit in den rheinisch-westfälischen Provinzen zu sammeln 27 ) In dem Vorwort zu seinem Werk bekundet W. Dorow sein Anliegen: "Und so werden wir durch die hehren Denkmäler der kraftvollen Vorfahren in der festen Ueberzeugung gestärkt, daß an deutscher Treue zu den angestammten Fürsten, und an kraftvoller Ausdauer, des Auslandes bösliches Beginnen stets gescheitert ist und scheitern 28) wird!" . Der Verfasser gliederte seinen Band in zwei Abteilungen, "wovon die erste die Darstellung der bei Bonn ausgegrabenen römischen Gebäude enthält, die zweite zum größten und bewunderungswürdigsten National-Denkmal unseres Vaterlandes nach Westen führt, einem Lande, wo Sitten, Gebräuche und Cultur noch jetzt so viel Ähnlichkeit mit dem Deutschland haben, wovon uns Tacitus ein 29) so erhebendes Bild giebt" '. Das Neue an der Interpretation von Dorow war, daß er die Externsteine zum Nationaldenkmal, und zwar zum berühmtesten des Vaterlandes, erklärte. Bisher hatte man in ihnen etwas Merkwürdiges gesehen, was in Reise- und Länderbeschreibungen nicht fehlen durfte, durch Hinweis auf das Relief oder den angeblichen uralten Gottesdienst das Interesse an ihnen gesteigert, jetzt aber sollten sie in der geistigen, politisch-nationalen Situation der Gegenwart eine Funktion als Mahnmal erfüllen, den Sinn für das Vaterland wecken, das es als restaurativen Fürstenbund gegen die Ideen des Westens, die Ideen von 1789, zu verteidigen gelte. Dorow hat die Externsteine zum ersten Mal eingehend beschrieben, Einzelheiten genau ausgemessen, das Kreuzabnahmerelief reinigen lassen und es somit zur Besichtigung zugänglich gemacht. Er glaubte in den Felsen ein germanisch-mittelalterliches, ein heidnisch-christliches Heiligtum vor sich zu haben. Bei den künstlichen Flächen auf dem Felsen III - nach seiner Zählung Felsen I verwies er darauf, daß man sie noch immer Opferstellen nenne^ 0 ', die Petrusfigur war ihm ein heidnischer Priester^', bei der muldenartigen Vertiefung in der unteren Grotte schloß er sich der Bezeichnung " B l u t k e s s e l " oder " T a u f l o c h " 32) an , und die Höhlen glaubte er in altgermanischer Zeit entstan-

27) Verfügung Hardenbergs an die Ober-Präsidenten der rheinischwestfälischen Provinzen, DOROW (wie Anm. 3) S. Xllf., S. XII. 28) DOROW (wie Anm. 3) S. XVI. 29) DOROW (wie Anm. 3) S. XVf. 30) DOROW (wie Anm. 3) S. 73. 31) DOROW (wie Anm. 3) S. 75. 32) DOROW (wie Anm. 3) S. 75. - Hervorhebung im Original.

Germanisch-heidnische Mystifizierung den und in christlicher Zeit umgeformt

33)

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. Diese Einrichtungen

veranlaßten ihn, hier den "Haupt-Götzensitz der Deutschen" zu ver34) muten . Deshalb habe man entsprechend dem Rat Gregors des Großen an dieser Stelle christliche Anlagen geschaffen. Damit wandte sich Dorow dem Kreuzabnahmerelief zu, von dem er annahm, es dürfe "wohl das älteste und gewiß merkwürdigste Bildhauerwerk sein, das wir aus christlicher Zeit in Deutschland in Stein besitzen"^^. Er interpretierte dieses Bild als Darstellung von Kampf und Sieg des Christentums über das Heidentum. Die Vorstellung von Sonne und Mond als Genien erinnerte ihn an Mithrasmonumente. Bei einer in der Nähe der Externsteine gefundenen Münze stimmte Dorow jenen Altertumskennern zu, die auf ihr das Bild des phrygischen Gottes Lunus zu 36) erkennen glaubten

Später führte die Münze zu der These, die

Externsteine seien vor ihrer Christianisierung im Mittelalter ein germanisch-keltisches Heiligtum gewesen. Wie versessen der Zeitgeist inzwischen auf alles war, was er mit germanischer Frühe in Verbindung bringen konnte, beweist die Bemerkung eines durchreisenden Studenten. In der Nacht vom 3. auf den 4. August des Jahres 1823 beobachtete er durch die kreisrunde Öffnung der oberen Kapelle den Mondaufgang und legte seine Eindrücke im Fremdenbuche bei den Externsteinen nieder, wobei er die Vermutung aussprach, den Hauptsitz des deutschen Lichtdienstes entdeckt zu haben. Ein Ungenannter diese Bemerkung 37 ), veröffentlichte im Lippischen Intelligenzblatt und 38) zwei Jahre später wurde sie im Mindener Sonntagsblatt diskutiert . Der Badearzt von Bad Pyrmont, K. Th. Menke, nahm sie in seine im gleichen Jahr erschienene Beschreibung der Felsen auf 39) , und für Chr. G. Clostermeier war sie der Anlaß, gegen die germanisch-heidnische Mystifizierung der 40) Steine zu Felde zu ziehen , wobei ihn der lippische Pharmazeut 41 ) und Reiseschriftsteller Rudolph Brandes 1832 unterstützte Etwa hundert Jahre später sollte sie in Teudts These von den Ex33) 34) 35) 36) 37)

38) 39) 40) 41)

DOROW (wie Anm. 3) S. 76. DOROW (wie Anm. 3) S. 76. DOROW (wie Anm. 3) S. 77. DOROW (wie Anm. 3) S. 80. G. 0.VON BENNIGSEN, Bemerkung eines Reisenden in dem Fremdenbuch an dem Externstein (Fürstlich Lippisches Intelligenzblatt 34, 23. VIII. 1823 in: Fürstlich Lippische Intelligenzblätter vom Jahr 1823) S. 245-252, S. 252. G. 0.VON BENNIGSEN, Über den alten Lichtdienst der Deutschen (Das Sonntagsblatt (Minden) Jg. 9, 1825, Stück 36, 4. IX. 1825) S. 281-287. K. TH. MENKE, Lage, Ursprung, Namen, Beschreibung, Alterthum, Mythus und Geschichte der Externsteine(Münster o. J. (1823)) S. 80. CLOSTERMEIER (wie Anm. 4) S. 1-5. BRANDES (wie Anm. 5).

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Externsteine

ternsteinen als Stätte germanischer Astronomie ihre Wiedergeburt feiern. Die Fülle der Arminius-Dramen in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts lenkte erneut den Blick auf jene Gegenden Westfalens, wo schon seit Jahrhunderten der Ort der Varusschlacht gesucht wurde. Die Externsteine hatten nun durchaus die Chance, als nationales Denkmal der germanischen Befreiungskämpfe gegen Rom allgemein anerkannt zu werden und damit jene Rolle zu spielen, die später das Hermannsdenkmal übernahm. "Endlich, endlich schien mein so lange genährter sehnlicher Wunsch erfüllt werden zu können, selbst auf einem, wenn auch nur kleinen Theile des Schlachtfeldes zu stehen, wo der Cherusker Fürst den stolzen Römer besiegte und die Freiheit des Vaterlandes von fremdem Joche erkämpfte" schrieb 42) ein Wanderer des Teutoburger Waldes angesichts der Externsteine Die Denkmalsqualität dieser Felsen maß er an dem Kölner Dom, wobei er dem von der Natur geschaffenen Denkmal eine höhere Monumentalität zuerkannte als dem Ergebnis künstlerischer Bautätigkeit: "Was ist der Riesenbau des Kölner Doms gegen diesen Naturriesen? der von der Gottheit hingepflanzt scheint, um gerade dort, wo unsere Väter die große Schlacht schlugen und dann ihren Göttern oder ihrem Gotte ihren Dank und ihre Opfer hier brachten, das Andenken an eine große Vergangenheit 43)den Nachkommen und den folgenden Jahrtausenden zu erhalten! -" Wenige Jahre später stand Ernst von Bändel, dessen Name für die Zukunft mit dem Teutoburger Walde verbunden bleiben sollte, vor den Felsen. Er suchte den Ort, wo er sein geplantes Hermannsdenkmal errichten konnte. Auf seinen Wanderungen besuchte er auch die Externsteine und erwog, hier sein Vorhaben auszuführen: "Neben der Kuppe des Teutberges, der Grotenburg, schlug ich einen der Externsteine als Postament einer Arminfigur vor, welche Idee ich aber sofort aufgab, nachdem ich den historischen Wert dieser Felsengruppe näher erkannt, und hielt nun fest an dem Punkt auf der Gro44) tenburg"

. Fortan richteten sich die Blicke der Deutschen, die

in Einheit und Freiheit leben wollten, ein starkes Deutschland wünschten und in der Varusschlacht den ersten größeren Sieg der Deutschen sahen, auf die Höhe bei Detmold. Damit aber gerieten die Externsteine als Nationaldenkmal in den Schatten der Grotenburg. Erst der Horner Kaufmann G. A. B. Schierenberg lenkte erneut die Aufmerksamkeit auf sie. 42) RAUTERT (wie Anm. 6) Sp. 1384. 43) RAUTERT (wie Anm. 6) Sp. 1386. 44) J. E. VON BÄNDEL, Erinnerungen aus meinem Leben, herausgegeben, mit Erläuterungen versehen und bis zum Tode des Meisters fortgeführt von A. GREGORXUS (Detmold 1937) S. 267.

G. Α. Β. Schierenberg

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4. Die Externsteine als germanisches Heiligtum und die Ablehnung der Christianisierung in den Spekulationen von G. Α. B. Schierenberg

Unter den Festschriften, die im Jahre 1875 die Einweihung des Hermannsdenkmals feierten, trug eine der Titel "Deutschlands Olympia, (Secretiora Germaniae) oder: Vom Gottesgericht über Roms Sieg45 ) götter" von G. A. B. Schierenberg . Der Verfasser wollte den"patriotischen Hermanns-Pilger" in jene Gegend lenken, wo er den politischen und religiösen Schwerpunkt des deutschen Volkes sah, "wo Carl der Große die Irminsäule und die heiligen Haine der Sachsen zerstörte, und wo fast 8 Jahrhunderte 46) früher Varus mit seinen Legionen den erzürnten Cheruskern erlag" . Als diesen Schwerpunkt aber bezeichnete Schierenberg die Externsteine, die er damit als Nationaldenkmal und Mahnmal der Reichseinigung aus dem Schatten der Arminiusstatue löste. Eine Lithographie der Externsteine überschrieb der Horner Kaufmann mit den Versen: "Heilige Steine! Aus euch ergossen sich Pflanzer der Menschheit, Fernen Inseln des Meers sandtet ihr Sitt' und Gesetz; Weise sprachen das Recht an diesen geheiligten Thoren, Helden stürzten zum Kampf für die Penaten heraus. I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I » r I I I I I I I I Ihrer Thaten Verdienst meldet der schweigende Stein". In einer Fülle von Schriften, die immer wieder dieselben Thesen propagierten, trug Schierenberg seine Theorien zu den Externsteinen vor 47) . Wenngleich ihn die Forschung ablehnte, war er von

45) G. Α. B. SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia, (Secretiora Germaniae) oder: Vom Gottesgericht über Roms Sieggötter, Vermuthungen und Untersuchungen über die deutsche Götter- und Heldensage, die wahre Heimat der Eddalieder, ihren Ursprung und ihre Bedeutung (Frankfurt o. J. (1875)). 46) SCHIERENBERG (wie Anm. 45) S. A. 47) G. Α. B. SCHIERENBERG, Die Römer im Cheruskerlande nach den unverfälschten Quellen dargestellt nebst beigefügter Übersetzung jener Quellen und der Germania des Tacitus (Frankfurt 1862). G. Α. B. SCHIERENBERG, Secretiora Germaniae oder Deutschlands Heilige Berge, Fragmentarische Beiträge zur (sogenannten) nordischen Göttersage und zur deutschen Heldensage (Detmold 1872). SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia (wie Anm. 45). G. Α. B. SCHIERENBERG, Der Externstein zur Zeit des Heidenthums in Westfalen, Dargestellt von einem Dilettanten (Detmold 1879) . G. Α. B. SCHIERENBERG, Die Götterdämmrung und die Goldtafeln des Idafelds oder die Teutoburger Schlacht in den Liedern der Edda, Eine Streitschrift über die Heimat und Bedeutung der Eddalieder (Detmold 1881).

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Externsteine

nachhaltiger Wirkung. Bis in die Gegenwart läßt sich sein Einfluß feststellen. Als Motor für sein Interesse an der deutschen Frühzeit und dem Mittelalter nannte Schierenberg die Liebe zu Volk und Vaterland und den Wunsch, das Vaterland zu erheben. Um seinen Standpunkt zu kennzeichnen, berief er sich auf die Worte Jacob Grimms aus dessen Vorrede zur "Deutschen Mythologie": 'Ich wollte das Vaterland erheben, weil ich lernte, daß sein Alterthum viel zu niedrig gestellt 48) sei' . Schierenberg erlebte die durch den "heiligen Krieg" mit Frankreich ermöglichte Reichseinigung als nationalen Höhepunkt, und er erhoffte von der Hochstimmung seiner Zeit ein verstärktes Interesse für die eigene Vergangenheit: "Die große Zeit in der wir das Glück haben zu leben, ist hoffentlich günstig für die richtige Auffassung und Würdigung der grauen Vorzeit und ältesten Geschichte unsers Volks, und seiner großen Thaten, von denen in dunklen Sagen und Mythen nur verworrene Kunde zu uns herübertönt ... ich bin mir bewußt, der Wahrheit redlich nachzustreben, um die Herrlichkeit unsers Volks auch aus den schon entschwundenen Jahrtausenden herüberstrahlen zu lassen, damit die 49) Gegenwart sich daran immer mehr erhebe, kräftige und befestige" Doch bevor wir uns dem Geschichtsbild Schierenbergs und seinen propagandistischen Thesen, mit denen er die Externsteine zum Nationaldenkmal erklärte, zuwenden, wollen wir zunächst einen Blick auf die eigentümliche Persönlichkeit dieses Mannes werfen. Schierenberg wurde am 18. März 1808 in Horn als Sohn eines Ratsherrn und Kaufmanns geboren, dessen Geschäft er übernahm. 1845 wurde er Bürgermeister seiner Vaterstadt; er war mehrfach Mitglied des Landtags und wurde später wegen seiner kommunalpolitischen Verdienste Ehrenbürger Horns. Geschäfts- und Bildungsreisen führten

G- Α. B. SCHIERENBERG, Die schamlose Lüge, daß Arminius römischer Soldat, Bürger und Ritter gewesen sei, vor dem Richterstuhle des gesunden Menschenverstandes (Frankfurt 1884). G. Α. B. SCHIERENBERG, Ehrenrettung für den Liberator Germaniae, Arminius den Befreier Deutschlands gegen die Römlinge und die Papiernen Tyrannen des Modernen Augurentums (Detmold 1 884) . G. Α. B. SCHIERENBERG, Die Kriege der Römer zwischen Rhein und Elbe unter Augustus und Tiberius (Detmold 1885). G. Α. B. SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden für das Labyrinth der Edda oder Die Edda eine Tochter des Teutoburger Waldes (Frankfurt 1889). G. Α. B. SCHIERENBERG, Die Götter der Germanen oder Vom Eddarausch der Skandinavier und ihrem Katzenjammer (eine Stimme vom Teutoburger Walde) (Detmold o. J. (1894)). 48) SCHIERENBERG, Secretiora Germaniae (wie Anm. 47) S. VI und S. 67. 49) SCHIERENBERG, Secretiora Germaniae (wie Anm. 47) S. Vf.

G. Α. Β. Schierenberg

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ihn in die USA, nach Rußland, Schweden, Dänemark und Ägypten. Bis 1890 lebte er in Frankfurt, zog dann nach Luzern, wo er 1894 im Alter von 86 Jahren starb. Seine Heimat hat ihm ein ehrendes Andenken bewahrt, in Horn erinnert die Schierenberg-Straße an Schon als 15jähriger hatte sich Schierenberg in Latein und Griechisch geübt, und als er 1852 unter den Büchern seines Bruders einen Tacitus und Veliejus fand, begann er, Ereignisse und Orte aus der Zeit der römisch-germanischen Kämpfe in seiner engeren Heimat anzusiedeln. Seine erste Schrift zu diesem Thema lautete: "Der Taunus an den Lippequellen" und erschien 1852. Zehn Jahre später, 1862, folgte die Broschüre "Die Römer im Cheruskerlande". Von Anfang an spielten die Externsteine eine bedeutende Rolle, nur mußten sie sich den Ruhm, Germaniens Nationalheiligtum gewesen zu sein, vorerst mit noch anderen Orten des Lipper Landes teilen. In Schierenbergs Veröffentlichungen der folgenden Jahre rückten sie jedoch immer mehr in den Vordergrund. Schierenbergs Geschichtsinteresse richtete sich auf zwei Zeiträume: auf die germanische Frühzeit der Römerkämpfe und des Arminius und das fränkisch-sächsische Mittelalter der Heroen Widukind und Karl. Die Vorstellung von der Kontinuität germanischer Heiligtümer, germanischer Religiosität und germanischen Freiheitswillens bis hin zu den Sachsen verband in Schierenbergs Sicht beide Epochen miteinander und war von großem Gewicht für das Urteil, das er über Karl fällte. Folgendes spekulatives Vorstellungsbild ergibt sich endgültig aus Schierenbergs Schriften, auf das wir deswegen ausführlicher eingehen, weil seine Wunschprojektionen archetypische Elemente des Horizontes der Nationaldenkmäler veranschaulichen, auch wenn sie die Externstein-Ideologie mit kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Überlieferungsbruchstücken ausschmücken. Seit grauer Vorzeit seien die Externsteine ein Heiligtum der norddeutschen Stämme^^. Dorthin legten sie die Teutoburg, den 52) Ursitz ihres sagenhaften Stammvaters Teut . Hier sei Deutsch53) lands Olymp , und diese Steine hätten eine ähnliche Rolle wie Dodona bei den Pelasgern und Delphi und Olympia bei den Griechen gespielt^' . Auf einem der Felsen habe die Irminsul gestanden^^

50) Vgl.: G. A. B. Schierenberg (Lippische Landeszeitung Nr. 287, 7. XII. 1894; Nr. 288a, 8. XII. 1894 in: Lippische Landeszeitung Nr. 104, 6. V. 1953). 51) SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. IV. 52) SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. V. 53) SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. IV. 54) SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. 5. 55) SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. V; S. XVII.

126

Externsteine

und hier dürfe man den Sitz der Velleda vermuten

5 61

. Sonne, Mond

und Sterne hätten wahrscheinlich an den Externsteinen ihre Altäre 57 ) gehabt , Odin und die Göttin Ostara seien hier im Lichtkult ver58) ehrt worden . In diesen politischen und religiösen Mittelpunkt germanischen Lebens, wo das Volk sein Thing abhielt, seine gemeinsamen Angelegenheiten beriet, über wichtige Rechtsfragen entschied, seine Feste feierte, alle fünf oder mehr Jahre 59) Spiele abhielt, die den delphischen oder olympischen entsprächen

, vielleicht seine

Zeitrechnung ordnete®1^ , sei Varus gezogen, um von hier aus Germanien zu romanisieren. Im heiligen Bereich der Steine habe er Bäume fällen und Pferde tränken®^, schließlich in der Grotte des ersten Felsens einen Mithrastempel für den Kult römischer Legionen 62) einrichten lassen . Diese Frevel hätten seinen Untergang eingeleitet, denn Armin erregte den Zorn des Volkes gegen die "römischen Tempelschänder"^^, predigte einen "Kreuzzug"® ' gegen Varus und schlug ihn vernichtend in der Nähe des Felsen, wobei der tosende Ausbruch des Bullerborns bei Altenbeken als das verabredete Zeichen gegolten habe®^'. Der monomanen Lokalisierungstheorie entsprach eine ähnlich spekulative Datierung des Geschehens an Baldurs Todestag im Jahre 9 nach Christus. Nach dem Sieg der germanischen Götter über die Roms habe man die römischen66) Hauptleute an den barbarischen Altären der Externsteine geopfert Auf demselben Boden, wo Armin gegen Rom für den germanischen Glauben gekämpft hätte, suchte Schierenberg auch den Widerstand Wittekinds gegen Karl den Großen®^. Karl habe deshalb 772 an den Steinen die Irminsul, 66) das Götterheiligtum und Siegesmal der Varusniederlage, zerstören und das Kreuzabnahmerelief einmeißeln lassen, das den Triumph des Christentums über das germanische Heidentum darstellen sollte^^ . Die Sachsen aber hätten den silbernen Tempelschatz der Irminsul in die Nähe von Hildesheim geflüchtet

SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. 19f. SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. XVIII. SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia (wie Anm. 47) S. IIb. SCHIERENBERG, Die Götterdämmrung (wie Anm. 47) S. 10. SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. 15. SCHIERENBERG, Die Götterdämmrung (wie Anm. 47) S. 10. SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia (wie Anm. 47), S. IIb; Der Externstein (wie Anm. 47) S. IV, S. 17. SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. VII. SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. 16. SCHIERENBERG, Secretiora Germaniae (wie Anm. 47) S. XVII. SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia (wie Anm. 47) S. 117 (Anhang) SCHIERENBERG, Secretiora Germaniae (wie Anm. 47) S. X. SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. IV. SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. 29.

G. Α. Β. Scheerenberg

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und ihn dort vergraben 70 ^. Damit nicht genug: Auch das Geschehen der germanischen Götterund Heldensage verlegte Schierenberg an die Externsteine und in deren Umgebung. Er betrachtete die Lieder der Edda als Nachklang jener Carmina, von denen Tacitus behauptet hatte, daß sie Armins Taten feierten. Er kam zu dem "Ergebnis", "daß der s t e i n

bei Horn und der

B u l l e r b o r n

E x t e r n bei Altenbe-

ken, als die Haupt-Cultusstätten in Norddeutschland, vorzugsweise die Gegenstände sind, auf welche sich jene Lieder beziehen, indem dort

A s g a r d

und das

I d a f e 1 d

war, und der Schau-

platz jener Begebenheiten, die den Inhalt der Lieder bilden". Schierenberg behauptete weiterhin, "daß die Kriege, welche die Römer unter den ersten Kaisern in Deutschland, namentlich im Cheruskerlande, führten, die geschichtliche Grundlage sind, aus der diese Lieder und Sagen erwuchsen, aus welchen dann durch mehrmalige Umgestaltung das deutsche Nibelungenlied entstand"^^ . Er faßte die Anschauungen älterer Beobachter wie Adolf Giesebrecht dahingehend zusammen, "daß Sigurd, der den Drachen Fafnir tötet, eben nur ein andrer Name für Arminius ist; daß im Drachen Fafnir die römische Macht personificirt ist, die Sigurd vernichtet hat; daß die Gnitaheide wo dies geschah, daher eben das s c h e

S c h l a c h t f e l d

gewesen sein

v a r i a n i m u ß ,

daß

in Brunhilde das Vaterland, in Kriemhilde (die in der Edda Gudrun heißt) die Königsgewalt personificirt ist, die Arminius erstrebte, und deshalb von den Patrioten, gleich Caesar ermordet wurde; daß in Loki Segestes, in Etzel oder Attila der Neffe des Arminius, der von den Römern eingesetzte spätere König der Cherusker, uns 72) vorgeführt wird" Dieses Sagengeschehen glaubte Schierenberg auch im unteren Teil des Kreuzabnahmereliefs wiederzuerkennen. Die vom Drachen umschlun-

70) 1868 wurde auf dem Galgenberge bei Hildesheim ein Schatz von antikem Tafelsilber ausgegraben. Wo immer wieder die Rede von ihm war, wurde er mit der Schlacht im Teutoburger Walde in Zusammenhang gebracht, als ehemaliges Eigentum des Varus angesehen, das dann in die Hände Armins oder eines anderen Germanenfürsten gelangt sei. Das erste Bild des Hildesheimer Freskenzyklus stellt dar, wie der Cheruskerfürst Arminius den erbeuteten Silberschatz am Galgenberge der germanischen Priesterschaft übergibt. 71) SCHIERENBERG,Die Götterdämmrung (wie Anm. 47) S. 89. - Hervorhebung im Original. 72) SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. III. - Hervorhebung im Original. Siehe zu dem von Schierenberg angesprochenen Komplex 0. HÖFLER, Siegfried, Arminius und die Symbolik, Mit einem historischen Anhang über die Varusschlacht (Heidelberg 1961).

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Externsteine

genen menschlichen Figuren waren für ihn nicht Adam und Eva, sondern Sigurd und Brunhilde, die nach seiner Meinung das sächsische Volk symbolisierten, während der Drache Fafnir die römische Macht verkörpere. Schierenberg sah mit dieser Gruppe auch einen Pfau verquickt: für ihn ein Hinweis auf den Sternenkult, der an den 73 ) Externsteinen geherrscht habe '. Nach Scheerenbergs These erklangen die Lieder bis zum Jahre 772 zu Füßen der Irminsul. Während der Christianisierung seien sie durch die christlich-römische Kirche vernichtet worden, die in den besungenen Helden Konkurrenten christlicher Heiliger erblickt habe, die in dem germanischen Sieg über Rom den Sieg über 74) die Macht gesehen habe, mit der sie sich selbst identifizierte . Deshalb seien die Lieder der Edda am Anfang des 12. Jahrhunderts in Island von einem Geistlichen sächsischen Stammes in die isländische Sprache übertragen worden, um der Nachwelt Kunde zu geben von dem, was sich an den Externsteinen und in ihrer nächsten Umgebung zugetraw 75) gen u habe Werfen wir einen Blick auf die "Methode", mit deren Hilfe Schierenberg zu seinen "Ergebnissen" gelangte, da sie noch heute kennzeichnend ist für den Dilettanten. Die in den Schriften römischer Historiker und in der Edda vorkommenden Landschafts- und Gegenstandsbeschreibungen lokalisierte Schierenberg einheitlich in der Gegend der Externsteine, wobei er sich einer Etymologie bediente, in der Lautgesetze keine Rolle spielten, sondern die Ähnlichkeit von Namensteilen ausreichte, um Beziehungen herzustellen. Die zugrundeliegenden Quellen übersetzte er neu, wobei er seinen "gesunden Menschenverstand" der philologischen Gelehrsamkeit gegenüberstellte und davon überzeugt war, "daß die vorhandenen Übersetzungen der Eddalieder unbrauchbar sind, weil sie auf vorgefaßten f a l s c h e n Ansichten beruhen, wobei man oft völlig mit der G r a m m a t i k in Widerspruch gerathen ist, und den Wörtern falsche Bedeutung unterlegte, um sie v o r g e f a ß t e n Ansichten anzupassen"'®'. So weise der Ncime "Eghesterenstein" durch den Wortteil "steren" auf die altsächsische Gottheit Ostara hin 77 ) Sigurd oder Helgi seien nur andere Namen für Arminius, da 78) dieser "Arminius der H e i l i g e " geheißen habe . Da sich 73) 74) 75) 76)

SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. XVII. SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. 53. SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. IV. SCHIERENBERG, Die Götterdämmrung (wie Anm. 47) S. 89f. Hervorhebung im Original. 77) SCHIERENBERG, Der Externstein (wie Anm. 47) S. 4. 78) SCHIERENBERG, Der Ariadnefaden (wie Anm. 47) S. 53. - Hervorhebung im Original.

G. Α. Β. Schierenberg

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in der Nähe des Ortes Feldrom der Name "Markberg" findet, vermutete Schierenberg hier den aus der Vita Lebuini bekannten Versammlungs79)

platz der Sachsen Markloh Mit der wissenschaftlichen Welt lag Schierenberg im Streit. Sie erschien ihm dogmatisch erstarrt, autoritär geführt und vernünftigen Einsichten unzugänglich. Sein Ton war militant. Er kämpfte nach eigenen Worten gegen den "gelehrten Pöbel" und gab vor, gegen "Schlendrian", "Trägheit", "Autoritätsglauben", "Dünkel" und "Denkfaulheit" zu Felde ziehen zu müssen . Da die Redaktion mancher Verlage und Zeitschriften es ablehnte, seine Beiträge zu veröffentlichen, besorgte er die Drucklegung des öfteren auf eigene Kosten. Man kann ihm aber bei all seiner Polemik ein gewisses Maß an Ehrlichkeit und Lauterkeit nicht absprechen, denn die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, auch die persönlicher Art, verschwieg er in seinen Schriften nicht. Das Wunschbild geistigen und religiösen Lebens, das Schierenberg von den Externsteinen entwarf, und der ständige Vergleich mit Olympia, Delphi, Dodona, Rom und Jerusalem sollten die kulturelle Gleichrangigkeit der germanisch-sächsischen Welt mit der antiken darlegen und vor Augen führen, welche Zeit geistig-religiöser Blüte durch das römisch-christliche Mittelalter beendet worden sei. Den Zweck seiner Schriften faßte Schierenberg in den Worten zusammen: "Von dem Schatze des Priamus, den Schliemann glaubt bereits gefunden zu haben, und von Tempelschätzen Olympias, die ihrer Erschließung noch harren, möchte ich inzwischen die Aufmerksamkeit des deutschen Volks auf seine eignen Götterhaine lenken, in denen einst der Grund gelegt wurde zur jetzigen Gestaltung der Welt" 81 '. Wir haben oben als Grundzüge der neo-ghibellinischen Reichsidee die antiultramontane Sendung des neuen Kaisertums und die Orientierung an den Höhepunkten mittelalterlicher Kaiserpolitik und germanischer Frühzeit kennengelernt. In die historische Exemplakette der neo-ghibellinischen Reichsidee haben wir Arminius und

79) SCHIERENBERG, Secretiora Germaniae (wie Anm. 47) S. 45. Vgl. zur Lebuin-Marklô-Uberlieferung K. HAUCK, Ein Utrechter Missionar auf der altsächsischen Stammesversammlung (Das erste Jahrtausend, Kultur und Kunst im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr, Textband 2, hg. von V. H. ELBERN, Düsseldorf 1964) S. 734-745. 80) SCHIERENBERG, Die Kriege der Römer (wie Anm. 47) S. I und S.XIa. Vgl. dazu auch Schierenbergs Streit mit dem Frankfurter Stadtarchivar Grotefend über die Frage, ob Arminius römischer Bürger gewesen sei und im römischen Heere gedient habe: SCHIERENBERG, Die schamlose Lüge (wie Anm. 47) S. 7 u. S. 11. 81) SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia (wie Anm. 47) S. F.

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Externsteine

seinen Waffengang gegen das Rom des Augustus, der als Parallele zu den Kulturkampfauseinandersetzungen mit dem päpstlichen Rom empfunden wurde, einbezogen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Arminiusstatue auf der Grotenburg und die Externsteine als Zwillingsdenkmäler: diese nach den Thesen Schierenbergs als germanisches Zentralheiligtum das Andenken des Cheruskerfürsten bewahrend, jene im 19. Jahrhundert zum Gedächtnis des deutschen Nationalhelden errichtet. In historischer Erinnerung an die Gestalt des Arminius interpretierte Schierenberg die Aufgabe des neuen Reiches. Er sah die Gegenwart erfüllt vom Streit mit Rom. Zwar habe Deutschland den "heiligen Krieg" gegen Frankreich siegreich beendet, wie Varus seien Napoleon III. und seine Nation durch Selbstüberhebung gefallen, was Arminius erstrebt habe, ein deutsches Reich, sei Wirklichkeit geworden. Aber der Kampf im Reiche des Geistes tobe noch: "Und noch ein Decennium mag darüber hingehn, ehe der Gegner sich für überwunden bekennen muß, aber die Zeichen der Zeit verkünden schon, daß die Welt durch Priesterherrschaft nicht länger geknechtet sein will, und daß einem Reiche, das die Geistesfreiheit auf sein Banner schrieb, der Sieg zufallen m u ß ... Diese Blätter möchten aber darauf hinweisen, daß schon Arminius und seine Cherusker den von Rom ihnen aufgedrungenen Glaubenszwang bekämpften, damit das lebende Geschlecht, das zu gleichem Kampfe berufen ist, an ihrem Beispiel sich kräftigen und stärken möge, und daß es nicht ermüden möge in der schweren Arbeit, worin es eben begriffen ist, im Kampfe gegen den Drachen der in die Zwangsjacke des Glaubens und Gewissens die Menschheit einzuschnüren sucht, um sie seiner Herrschaft unterthan zu machen. Steht doch das Hermannsdenkmal zwar auf protestantischem Boden, aber westwärts schaut es noch auf jene Gaue des Vaterlands herab, wo der Ultramontanismus noch am festesten seine Herrschaft begründet 82 )

hat, auf das Land von Paderborn und Münster" '. Wir haben uns hier sehr ausführlich mit Schierenbergs Thesen, seiner Person und seiner "Methode" beschäftigt, weil seine Vorstellungen bis in die Gegenwart nachwirken und immer wieder auftauchen. Wilhelm Teudt (1860-1942), der eine weit stärkere Anerkennung als Schierenberg erfuhr, baute nur dessen Thesen weiter aus. Auch ist der Horner Kaufmann in der Verguickung von Dilettantismus, Patriotismus, Enthusiasmus, Heimatverbundenheit und Zähigkeit ein typischer Vertreter jener Schicht, die die Externsteine als Nationaldenkmal zu propagieren trachtete. 82) SCHIERENBERG, Deutschlands Olympia (wie Anm. 47) S. D. - Hervorhebung im Original

G. Α. Β. Schierenberg

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Was für die Externsteine in besonderer Weise gilt, ist jedoch bei vielen nationalen Monumenten feststellbar. Die Denkmalsidee wurde jeweils mitgeprägt und verbreitet von eigenwilligen, engagierten, nationalbewußten Zeitgenossen, die soziologisch dem mittleren und gehobenen Bildungsbürgertum angehörten, in autodidaktischer Weise historischen, landschaftskundlichen und archäologischen Neigungen nachgingen. Sie veröffentlichten die mit nationalen Forderungen verquickten Ergebnisse ihrer Untersuchungen in Broschüren oder Zeitschriften und fanden eine regional begrenzte Leserschaft. Wissenschaftliche Anerkennung wurde ihnen in der 83 ) Regel nicht zuteil. Aus der Gruppe der Schriften, die in den nächsten Jahren in Anlehnung an Schierenberg entstanden, soll hier nur kurz die 84 ) Broschüre eines gewissen Stein-Gröpperhof gestreift werden , der das Gebiet um die Externsteine als jene Gegend bezeichnete, in der das preußische Königtum sich die Anwartschaft auf die deutsche Kaiserkrone erstritten habe. Der Verfasser nannte die Externsteine "All-Deutschlands teuerstes Heiligtum" und ließ sie nicht nur Zeugen der Varusschlacht und der Sachsenkriege sein, sondern nun auch noch des Siebenjährigen Krieges: "Der siebenjährige Krieg wütet hier wieder in dem Toyt und fränkische Scharen suchen wiederum in Deutschland - im Trüben zu fischen, vereint wiederum mit den RÖmlingen, denen es gelang, den doppelköpfigen alternden Kaiseraar des Hauses Habsburg in der Ostmark gegen den einköpfigen, jungen Königsadler des Hauses Hohenzollern in der Nordmark aufzuhetzen, der den mächtigen Flug begann, auf daß die Zeiten Hermanns wiederkehren konnten und - Deutschland neu zu erstehen vermochte -" 85 ). Zum Schutze des neuen Reiches, "geeint nun unter dem schwarz-weiß-roten Banner, welches der mächtige einköpfige 86 )

Kaiseraar des Hauses Hohenzollern" ziere , stehe heute das Denkmal Hermanns im Teutoburger Walde. "Wenn aber zahllos deutsche Volksscharen nach dem neuen heiligen Haine im Toyt, zu dem hehren Bilde Armins ... wallen, dann 87 lenken sie die Schritte auch heut' ) noch stets to dem Egersteyne" Ähnlich wie bei dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta West-

83) Verwandte Gruppierungen charakterisiert H. GOLLWITZER, Zum politischen Germanismus des 19. Jahrhunderts (Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971 1, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 36,1, Göttingen 1971) S. 282-356, S. 342ff. 84) STEIN-GRÖPPERHOF, Externstein, All-Deutschlands teuerstes Heiligtum im Teutoburger Walde (Herford 1884). 85) STEIN-GRÖPPERHOF (wie Anm. 84) S. 29f. 86) STEIN-GRÖPPERHOF (wie Anm. 84) S. 31. 87) STEIN-GRÖPPERHOF (wie Anm. 84) S. 31.

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Externsteine

falica sollte die angebliche Identität von Schlachtfeldern die Verbindung zwischen germanisch-sächsischer Frühzeit und dem Hohenzollern-Kaisertum herstellen. Allerdings wird der Hinweis auf historische Parallelen zur Geschichtsfälschung, wenn versucht wird, das Entstehen des deutschen Dualismus als Folge päpstlich-französischer Konspiration darzustellen.

5. Die Gegenposition: Die Externsteine als Denkmal des christlichen Mittelalters

Die durch das nationale und historische Wunschdenken des 19. Jahrhunderts bewirkte germanophile Mystifizierung der Externsteine rief von Anfang an Gegenstimmen auf den Plan, die aus wissenschaftlicher und geschichtlicher Verantwortung heraus die Aussagen auf das beschränken wollten, was beweisbar war: den christlichen Charakter der Einrichtungen an den Felsen. Verbunden damit war das Bemühen, die Externsteine als Denkmal mittelalterlich-christlicher Frömmigkeit vorzustellen. Als erster erhob der lippische Archivrat Christian Gottlieb Clostermeier (1755-1829) seine Stimme gegen den Germanenkult, der an den Steinen betrieben wurde. Im Jahre 1822 hatte er dem durch seiner Meinung nach "historischen Patriotismus" hervorgerufenen Streit um den Ort der römischen Niederlage mit seiner Schrift "Wo Hermann den Varus schlug" ein Ende bereiten wollen. Die oben diskutierte Bemerkung G. von Bennigsens, die Externsteine seien der Hauptsitz des deutschen Lichtdienstes gewesen, und das Echo, das diese Notiz hervorrief, veranlaßten Clostermeier im Jahre 1824 zu der Untersuchung "Der Eggesterstein im Fürstenthum Lip88) pe" . Sie war gegen den "durch die neuesten Zeitereignisse so mächtig aufgeregte(n) Sinn für alles, was zum deutschen Alter89 ) thume gehört" gerichtet und sollte den "historischen Patriotismus, welcher stets instinctartig glaubt" in seine Schranken weisen 90) . Der lippische Archivrat lehnte die Behauptungen, die sich auf die germanische Frühzeit der Felsen bezogen, als unbeweisbare Hypothesen ab, um sich dann der "wahren Geschichte des Eggester91 ) steines" , d. h. seiner mittelalterlich-christlichen Vergangen-

88) 89) 90) 91)

CLOSTERMEIER CLOSTERMEIER CLOSTERMEIER CLOSTERMEIER

(wie (wie (wie (wie

Anm. Anm. Anm. Anm.

4). 4) S. 3. 4) S. 4. 4) S. 49ff.

Christliches Mittelalter

133

heit zuzuwenden. Als Zeugen dieser Zeit trügen die schon durch die Natur ausgezeichneten Felsen "das höchste Symbol des Glaubens und der Hofnung der Christen", ein Zeichen, das den Externsteinen einen weit höheren Glanz verleihe als "der heidnische Dienst des Lichts und einer Göttinn Eostra, wovon wir nicht einmal eine verlaßbare Kunde haben, die blutigen Opfer Germanischer Grausamkeit, die außerdem auch nicht einmal am Eggestersteine gefallen sind, und der erträumte Wohnsitz einer Deutschen Wahrsagerinn zu geben 92 ) vermögen" . Denn die "Andacht am Eggestersteine galt ... dem höchsten und würdigsten, das der Christ in Demuth verehren kann, der eigenen Aufopferung des Sohnes Gottes für die Sünden 93 )der Welt durch seinen Tod zur Versöhnung der Menschen mit Gott" Am Beispiel des Kölner Domes ist deutlich geworden, wie sehr Vertreter des Christentums die religiöse Kraft, mit der sich der Nationalismus im 19. Jahrhundert äußerte» als Konkurrenzphänomen fürchteten. Besonders der Katholizismus sah in dem Streben nach dem Nationaldenkmal Kölner Dom die Bedrohung der seit dem Mittelalter katholischen Kathedralkirche Kölner Dom und wehrte sich gegen die Simultanisierung und Säkularisierung dieses Gotteshauses. Ein ähnlicher Prozeß fand auch angesichts der Externsteine statt, die im Mittelalter eine bedeutsame Wallfahrtsstätte gewesen waren und die Erinnerung an diese Zeit als steinernes Zeugnis bewahrt hatten. Wenngleich die Reformation der Wallfahrtstradition ein Ende gesetzt hatte, machten katholische Stimmen im 19. Jahrhundert ihr geistiges Eigentumsrecht an der Geschichte dieser Felsen als christlichen Heiligtums geltend und zogen gegen die Bestrebungen zu Felde, die Externsteine zum Nationaldenkmal und heidnischen Heiligtum zu erklären. Sie verteidigten mit der christlichen Wallfahrtsstätte gleichzeitig das römisch-christliche Mittelalter, das sie schuf. Der Paderborner Professor und Leiter des dortigen Westfälischen Geschichtsvereins Engelbert Giefers stellte sich die Aufgabe, die an den Externsteinen "befindlichen Denkmäler der alten christlichen Kunst zu beschreiben und vom katholischen Standpunkte aus zu 94) erklären" . Der Vorstellung, die Externsteine seien ein vorchristliches Heiligtum gewesen, begegnete er mit den Worten: "Von der Bedeutung der Externsteine im heidnischen Alterthume ist Vieles gefabelt, aber nichts bewiesen oder auch nur wahrscheinlich gemacht worden" 95) . Giefers sah in den Felsen und ihren christ92) CLOSTERMEIER (wie Anm. 4) S. 50f. 93) CLOSTERMEIER (wie Anm. 4) S. 61. 94) W. E. GIEFERS, Die Externsteine im Fürstenthum Lippe-Detmold (Paderborn 1851) S. 7. 95) GIEFERS (wie Anm. 94) S. 17.

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Externsteine

liehen Einrichtungen einen bevorzugten Ort der Gottesbegegnung. Wenn der Priester an den Externsteinen das Opfer des neuen Bundes feierte, so erlebte der mittelalterliche Pilger in der Stille der Natur das Mysterium des Evangeliums. Dann "ward sein Glaube zur Himmelsflamme und brachte wunderbare, nie geahnte Wirkungen her96) vor" . Doch die Felsen hätten ihren Charakter als Stätte christlichen Glaubenslebens verloren, "als sich die Bewohner 97 ) des Lippisehen Landes von der katholischen Kirche lossagten" und es verschmähten, "einen Ort der Andacht wegen zu besuchen, wo so viele ihrer Väter Trost und Hülfe im Gebete gesucht und gefunden hatten" 98 >. Daß Giefers mit seiner katholischen Blickrichtung nicht allein dastand, soll die Erörterung zweier weiterer Stimmen aus Köln und Paderborn erläutern. Als achte Fortsetzung der Reihe "Abermals an Weser, Elbe und Trave" erschien am 15. VIII. und 10. IX. 1869 im "Kölner Domblatt" ein Artikel "Paderborn und die Externsteine". Der Verfasser Prisac - es ist der nämliche rheinische Publizist, der auch über den Kölner Dom geschrieben hat - bewunderte an den Felsen die Kräfte der Natur und bezeichnete die Steine von daher schon als "Gegenstand einer besonderen Sehnsucht". Im Kreuzabnahmerelief trügen sie "den Stempel der Religion und 99)die Erinnerung an eines der größten Geheimnisse der Schöpfung" '. Prisac erkannte, daß hier ein Ersatzheiligtum für die Jerusalemer Wallfahrtsstätten geschaffen worden sei. Er nannte die Religion "nicht bloß die natürliche Erzeugerin aller Kunst, sondern auch ihre beste Pflegerin". In der Petrusfigur sah er "die katholische Lehre von der Schlüsselgewalt des Stellvertreters Christi" dargestellt. Aber "mittels allerlei Truges", womit Prisac auf die Reformation zielte, sei die religiöse Idee in jenen Gegenden verschwunden und mit ihr die Teilnahme an den Bildwerken der Externstéine^^' . An Giefers erinnert eine Paderborner Broschüre aus dem Jahre 1892^°^. Natur und Kunst, "und zwar die rechte und wahre Kunst, welche ihre Schöpfungen in den heiligen Dienst Gottes stellte", hätten im Mittelalter jahrhundertelang auf das Gemüt des Pilgers

96) 97) 98) 99)

GIEFERS (wie Anm. 94) S. 25. GIEFERS (wie Anm. 94) S. 25. GIEFERS (wie Anm. 94) S. 30. PRISAC, Abermals an Weser, Elbe und Trave, 8. Paderborn und die Externsteine (Kölner Domblatt 280, 15. VIII. 1869f 281, 10. IX. 1869) 280. 100) PRISAC (wie Anm. 99) 281. 101) Die Externsteine im Lippeschen (Broschüren-Cyclus für das katholische Deutschland 27, 8, Paderborn 1892).

Christliches Mittelalter

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eingewirkt, "bis die Stürme der unseligen Reformation auch über dieses liebliche Stück Erde und ihren wetterharten Steinobelisken dahinbrausten und jene Andachten und Wallfahrten unmöglich machten" 1 0 2 >. Der Lemgoer Zeichenlehrer Carl Dewitz verwies in seiner Interpretation der Externsteine in erster Linie auf die "Segnungen des Christenthums und der Kultur", die das Mittelalter jenen kampfdurchtobten Gegenden bereitet habe 10 ^'. Daß Schierenbergs Ausführungen selbst bei Forschern Anklang gefunden hätten, erklärte er damit, daß sie die "patriotischen Gefühle vieler Leser sehr sympathisch b e r ü h r e n " . Dewitz sah die Bedeutung des Lipper Landes für die deutsche Geschichte durch die Hermannsstatue auf der Grotenburg als Denkmal des Krieges und durch die Externsteine als Gedenkstätte des Friedens dargestellt 105 ^: "Wie sich in jenen Befreiungskämpfen (sc. der Hermannsschlacht) zum ersten Mal deutsche Kraft und Muth - es waren Kämpfe gegen das weltherrschende Rom - offenbart, so in dem berühmten Skulpturwerke an den Externsteinen deutsche Tiefe des Empfindens, denn dieses Bild hat auf deutschem Boden nicht seines Gleichen in so früher Zeit. Darum wendet sich die Forschung immer wieder von neuem diesen Gegenden zu, um das tiefe Dunkel, welches über den Kriegsthaten sowohl als auch über den Arbeiten des Friedens lagert, zu erhellen, um den Schleier, in den Deutschlands Jugendzeit gehüllt ist, zu lüften"1®? Auch für Dewitz sind die Externsteine und die Hermannsstatue Denkmäler, die zusammengehören, auch wenn sie an gegensätzliche historische Leistungen erinnern.

102) Die Externsteine (wie Anm. 101) S. 151. 103) C. DEWITZ, Die Externsteine im Teutoburger Walde (Breslau 1886) S. 1. 104) DEWITZ (wie Anm. 103) S. 32. 105) Daß diese beiden Denkmale auch heute noch für das Selbstbewußtsein des Lipper Landes konstituierend sind, beweist der Einband des Bildbandes "Landkreis Detmold, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, hg. von K. BRAND (Oldenburg 1964)". Der Vorderdeckel zeigt das Hermannsdenkmal, der hintere das Kreuzabnahmerelief der Externsteine. 106) DEWITZ (wie Anm. 103) S. 1.

V. DIE GERMANISCH-CHRISTLICHE FRÜHZEIT IN DER WALHALLA LUDWIGS VON BAYERN 1. Die Errichtung der Walhalla im Stile eines griechischen Tempels

Die Einordnung der Walhalla in die exemplarische Auswahl der untersuchten Monumente läßt verschiedene Möglichkeiten zu. Dieses Denkmal des Nationalstolzes und der erstrebten deutschen Einheit, das im griechischen Stil errichtet wurde, könnte man dem Kölner Dom gegenüberstellen. Als Bauwerk königlichen Mäzenatentums und Geschenk eines einzelnen Monarchen an die Nation ließe sich die Walhalla der Wartburg zuordnen. Die geschichtliche Dimension und die Thematik der historischen Darstellung in der deutschen Ruhmeshalle rechtfertigen einen geistigen Stellenwert in der Nähe der Externsteine. Die geheimnisvolle Faszination, die von dieser lippischen Felsengruppe ausgeht, und Spuren menschlicher Bearbeitung haben den Zeitgenossen immer wieder verführt, in diesen Steinen Ort und Zeugen bedeutenden historischen Geschehens zu sehen. Je dürftiger die Quellen und je tiefer der Rückgriff in die Vergangenheit waren, desto farbenprächtiger wurde das historische Gemälde. So paradox es klingen mag: Die Externsteine wurden ein Denkmal der Geschichte. Diese Verbindung von Geschichtsinteresse und Nationalbewußtsein wird bei keinem deutschen Denkmal so deutlich wie der Walhalla bei Regensburg, jenem Bauwerk, das Ludwig I. (1786-1868) der deutschen Nation als Geschenk anbot. Hier wird greifbar, wie konstitutiv die Vorstellung von der Vergangenheit für das nationale Bewußtsein war: Ein Tempel der Geschichte als Heiligtum der Nation. Bei beiden Denkmälern, den Externsteinen und der Walhalla, spielen die germanische Mythologie und die germanisch-christliche Frühgeschichte eine entscheidende Rolle. Namensdeutung und Namengebung lassen ein gleiches Interesse erkennen: Externsteine = Ostarasteine bezeichnen angeblich den Ort germanisch-heidnischen Götzendienstes; Walhalla ist das germanische Heldenparadies. Die geistigen Ursprünge beider Denkmäler gehen auf das patriotische Bewußtsein

Griechisches Stilideal

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zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Ludwig I. und Dorow, der die Externsteine zum ersten Male als Nationaldenkmal bezeichnete, waren Zeitgenossen. Doch die Unterschiede dürfen nicht übersehen werden. Dem Naturdenkmal steht ein Bauwerk gegenüber, bei dem Fragen des Stils und der künstlerischen Gestaltung von entscheidender Bedeutung waren. Am Mythos um die Externsteine wirkten viele, die Walhalla ist das Werk eines einzelnen Monarchen. Sie ist als Nationaldenkmal bekannt und anerkannt. Die Externsteine gelten als Sehenswürdigkeit, als germanisches oder christliches Heiligtum, als Nationaldenkmal sind sie weniger im öffentlichen Bewußtsein; auch sind sie von Außenseitern propagiert worden. Sie sind Gegenstand eines schwärmerischen, überzogenen, phantastischen Geschichtsinteresses; hinter der Walhalla steht eine Geschichtskonzeption, die problematisch und anfechtbar, aber immerhin diskussionswürdig ist. In ihr stellt sich die Vergangenheit als germanisch-christliche Kontinuität dar; antichristliche Tendenzen wie in der Externsteine-Literatur waren im Denken Ludwigs nicht vorhanden. Kurz: Die Walhalla ist in einem seriöseren Sinne Denkmal. Wie bei anderen deutschen Denkmälern gehen die Pläne zur Walhalla in die Jahre der Napoleonischen Siege und der französischen Besatzung zurück. Ludwig I. nennt als Zeitpunkt das Jahr 1807, und er kennzeichnet die Situation Deutschlands, die ihn zu seinem Vorhaben veranlaßte: "Es waren die Tage von Teutschlands tiefster Schmach, (schon hatten jene von Ulm und Jena stattgefunden, die Rheinische Conföderation war geschlossen, Teutschland zerfleischte ten sich bereits selbst) da entstand im Beginne des 1807 Jahres in dem Kronprinzen Ludwig von Bayern der Gedanke, der fünfzig rühmlichst ausgezeichneten Teutschen Bildnisse in Marmor verfertigen zu lassen, und er hieß gleich Hand an die Ausführung legen"1 \ Die Entstehung der Walhalla von den ersten Plänen bis )zur Einweihung im Jahre 1842 ist wiederholt dargestellt worden 2 '. Bereits 1) Walhalla's Genossen, Geschildert durch König LUDWIG DEN ERSTEN von Bayern, den Gründer Walhalla's (München 1842) S. V. - Hervorhebung im Original. 2) Vgl. zum Folgenden: H. BEENKEN, Schöpferische Bauideen der deutschen Romantik (Mainz 1952) S. 19ff.; 0. HEDERER, Leo von Klenze, Persönlichkeit und Werk (München 1964) S. 300-314; L. ETTLINGER, Denkmal und Romantik, Bemerkungen zu Leo von Klenzes Walhalla (Festschrift für Herbert von Einem zum 16. Februar 1965, Berlin 1965) S. 60-70, S. 60ff.? G. GERMANN, Frühe Nationaldenkmäler (Archithèse 2, 1972) S. 4252, S. 43f.; H. VON EINEM, Die Wendung zu den Griechen in der deutschen Baukunst des Klassizismus (Festschrift für Franz Graf Wolff Metternich, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Jahrbuch 1974) S. 160-174, S. 166ff.

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1809 legte Karl von Fischer (1782-1820), ein Münchener Architekt, dem Kronprinzen die ersten Entwürfe vor, die sich an dem Pariser Pantheon, dem römischen Pantheon und dem Athener Parthenon orientierten. Ein weiterer Plan Fischers richtete sich nach dem Vorbild des Poseidontempels von Pästum. In einem Preisausschreiben aus dem Jahre 1814 forderte Ludwig für die Walhalla den 'reinsten 3) antiken Geschmack' und legte sich damit auf das antik-klassische Stilideal fest. Nennenswerte Vorschläge kamen von Haller von Hallerstein (1774-1817). In seinem endgültigen Entwurf aus dem Jahre 4) 1815 bei dem er von Friedrich Gillys (1772-1800) Plan zu einem Denkmal für Friedrich den Großen ausging, kam er den Forderungen des Kronprinzen streng nach. Ein dorischer Tempel erhebt sich auf einem dreifach gestuften Terrassenbau, der aus einem Hügel hervorwächst. 1816 betraute Ludwig den Architekten Leo von Klenze (17841864) mit den Entwürfen zur Walhalla, die er 1821 genehmigte. Im Anschluß an Hallers von Hallerstein Vorstellung schlug Klenze einen dorischen Tempel auf einem massiven, hohen Sockelbau vor. Als Standort des Denkmals war zunächst der Englische Garten in München, dann die Theresienwiese vorgesehen. Nach weiteren Plänen fiel die Entscheidung auf eine Bergeshöhe bei Donaustauf. Damit gehört auch die Walhalla zu jenen stadtentrückten Stromdenkmälern, für die die Verbindung von Landschaft und Denkmal konstituierend ist. Sehr früh bereits bemühte sich Ludwig um die Herstellung von Büsten, die in der Walhalla ihre Aufstellung finden sollten. Das geht aus einem Brief aus dem Jahre 1807 hervor, in dem Georg von Dillis (1759-1841) seinen Auftrag, Büsten zu bestellen, erwähnt^'. Ludwig betrachtete die Walhalla als sein persönliches Geschenk an die deutsche Nation. Von ihm nahm die Idee zu diesem Denkmal ihren Ausgang; er finanzierte es aus seinem privaten Vermögen. Er entschied über Pläne und Entwürfe und traf in seiner 1829 begonnenen Schrift "Walhalla's Genossen"®' die Auswahl jener Personen, die in seinem Ruhmestempel geehrt werden sollten. Sein Briefwechsel beweist, daß er auch Detailfragen in Material und Kosten überwachte. 1830 wurde der Grundstein zum Bau gelegt, 1842 wurde er eingeweiht.

3) HEDERER (wie Anm. 2) S. 300. 4) GERMANN (wie Anm. 2) S. 43 datiert diesen Entwurf auf das Jahr 1813. 5) Briefwechsel zwischen Ludwig I. von Bayern und Georg von Dillis 1807-1841, hg. von R. MESSERER (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 65, München 1966) S. 8. 6) Walhalla's Genossen (wie Anm. 1).

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Die Walhalla erhebt sich auf einer etwa 100 m hohen Anhöhe und ruht auf einem mehrfach abgestuften Unterbau. Sie kann als Kopie des Parthenon bezeichnet werden. Breite Treppen führen zu dem Marmortempel empor. Sein südliches und nördliches Giebelfeld feiern den Sieg über Napoleon und die Schlacht im Teutoburger Wald. Im Innern des Gebäudes stellt ein an den Wänden entlangführender 1 m hoher Fries Szenen aus der germanisch-christlichen Frühzeit dar. Der metallene Schmuck der drei Senkgiebel widmet sich der germanischen Mythologie. An den Wänden finden wir die Büsten und Gedenktafeln bedeutender historischer Gestalten, die Ludwig der deutschen Geschichte zurechnete. Diese Sammlung wird bis in die Gegenwart hinein ergänzt und fortgesetzt. Erstaunlich ist, daß Ludwig seiner Ruhmeshalle, zu der der Pantheongedanke und der Parthenonbau Pate standen, den Namen Walhalla gab. Diese Bezeichnung tauchte zum ersten Mal in einem Brief 7) des Kronprinzen an Dillis aus dem Jahre 1810 auf . Angeregt dazu hatte ihn der Schweizer Historiker Johannes von Müller (1752-1809), der mit seinen Werken eine positive Würdigung des Mittelalters einleitete und in seiner Geschichtsauffassung stark unter dem Eino\ fluß Herders stand . Müller beriet darüber hinaus Ludwig bei der Auswahl der Büsten. "Walhalla" ist ein Begriff aus der nordischen Mythologie. Er bezeichnet jene himmlische Halle, wo Odin die im Kampfe Gefallenen empfängt und bewirtet. Walküren geleiten die Helden des Schlachtfeldes zu ihm. In täglichem Streite bereiten sie sich auf den letzten Weltkampf vor. Von Jahn wurde das Wort als Symbol für die Größe Deutschland verwendet. Seitdem Bau Ludwigs91von Bayern gilt es als Synonym für "Ehrenhalle" oder "Pantheon" '. Es handelt sich bei der Namengebung um einen Rückgriff auf die Vorstellungswelt und das Gedankengut der deutschen Romantik. Das Interesse an der deutschen Vorzeit und die Verklärung dieser Zeit werden greifbar. Ludwig verstand sein Bauwerk als deutsches Natio7) Briefwechsel (wie Anm. 5) S. 141. 8) Briefwechsel (wie Anm. 5) S. 10f. 9) Siehe dazu: Ratisbona und Walhalla, Denkschrift auf die Festfeyer ... bey der Grundsteinlegung der Walhalla nächst Donaustauf am 16ten bis 19ten Oktober 1830 (Regensburg 1831) S. 120, Anmerkung: " W a l h a l l a , welches so viel als Heldensaal bedeutet, war ein Theil der Hauptstadt A s g a r d , der altteutschen Götter, und der Aufenthaltsort der unsterblichen Helden, die Einherion (sie!) hießen, mit den Waffen in der Hand von dem Feinde getödtet worden sind und stets Jünglinge blieben. Der Hain um Walhalla heißt Glasor und seine Bäume haben goldne Zweige". - Hervorhebung im Original. Deutsches Wörterbuch von J. GRIMM und W. GRIMM, Bd. 13, bearbeitet von K. VON BAHDER und H. SICKEL (Leipzig 1922) (Nachdruck 1963-1970) Sp. 1241f.

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nalheiligtum, als Denkmal deutscher Geschichte. Bei dieser starken Betonung des Deutschtums ist auffällig, daß das Stilideal der Antike die Form bestimmte. Die deutsche Walhalla ist ein griechischer Tempel, ein Fremdkörper in der romantisch empfundenen deutschen Landschaft. Nun war für Ludwig diese Anlehnung an die griechische Klassik keineswegs eine Beeinträchtigung des nationalen Gedankens. Im Gegenteil: Wenn Klenze die griechische Baukunst nicht nur als die 'vollkommenste, sondern auch die einzig wahre und wesentliche' 10) bezeichnete , so traf er damit auch die Auffassung seines Bauherrn. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß für Goethe, Schiller und Hölderlin das Griechentum eine ideale Form menschlicher Selbstverwirklichung bedeutete. Der klassischen Architekturform maß die Zeit moralische Ausstrahlungskraft zu. Die deutsche Ruhmeshalle im erhabensten Baustil zu errichten, sollte zur Aufwertung des nationalen Gedankens und der deutschen Vergangenheit b e i t r a g e n ^ A n d e r e r s e i t s wird damit ausgesprochen, daß die deutsche Nation noch keinen Kunststil entwickelt habe, der dem griechischen ebenbürtig sei, daß die Deutschen der Vergangenheit würdig seien, in einem idealen Bauwerk mit paradiesischem Namen geehrt zu werden, eine deutsche Kunstrichtung aber nicht in der Lage sei, diese Aufgabe zu erfüllen.

2. Die Walhalla als Pantheon der Nation

Bei der Walhalla Ludwigs I. wird eine Reihe unterschiedlicher Konzeptionen und Vorstellungen greifbar. Sie sollte verschiedene Aufgaben erfüllen. Die Darstellung der südlichen Giebelwand und die Wahl des 18. Oktober, des Jahrestags der Leipziger Schlacht, als Grundsteinlegungs- und Einweihungsdatum gestatten es, die Walhalla als Befreiungsdenkmal zu bezeichnen. Dabei darf nicht übersehen werden, daß Bayern an der Völkerschlacht nicht beteiligt war. In Napoleons Gefolgschaft wuchs es zum größten deutschen Mittelstaat heran, der bayerische König verdankte seine Krone Napoleon, als dessen Verbündeter kämpfte er gegen Preußen und Rußland. Manchen Bayern erfüllte es mit Stolz, unter Napoleon gedient zu

10) ETTLINGER (wie Anm. 2) S. 62. 11) TH. NIPPERDEY, Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert (Historische Zeitschrift 206, 1968) S. 529-585, S. 553 spricht von einer "Synthese von Nationalität und universaler Humanität".

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haben, und noch heute erinnert in München ein Denkmal an jene 30 000 Bayern, die im Rußlandfeldzug 1812/13 gefallen waren. Nach der Biographie von Conte Corti war Ludwig I. jedoch von früher Jugend an mit Abscheu gegen Frankreich erfüllt. Wiederholt übte er Kritik an dem Bündnis seines Vaters mit Napoleon, in Versen, die geheim bleiben mußten, rief er schon 1807 zum Kampf gegen 12) den Korsen auf Weiterhin kann man die Walhalla ein Denkmal der Geschichte nennen. Die Begegnung mit der Vergangenheit vollzieht sich bei dem Besucher jedoch nicht in dem Bewußtsein, vor einem historischen Bauwerk oder an historisch bedeutsamer Stelle zu stehen. Der bildungsbewußte Betrachter betritt ein Panoptikum der Geschichte und soll in Darstellungen und in Büsten die Vergangenheit seines Volkes erkennen. Eine weitere Aufgabe wurde der Walhalla als Nationaldenkmal zuteil. Der Nation, durch gemeinsame Geschichte, Sprache und Kultur bestimmt, wurde sie von Ludwig errichtet. In ihr sollte der Einigungsgedanke gestärkt und gefördert werden. Der Blick auf die Geschichte entzündete den Nationalstolz und rief die Hoffnung auf künftige Leistungen wach. Wie der Kölner Dom erfuhr 1 3 ) auch die Walhalla die Bezeichnung "Denkmal teutscher Größe" Bei der Betrachtung der Wartburg war die fürstliche Propaganda, die die Verbindung von Herrscher und Volk idealisiert, deutlich geworden. Auch das Bauwerk bei Donaustauf war Ausdruck dieser monarchischen Konzeption, die sich gegen revolutionäre Regungen • 1.4. 4- 14) richtete Die Walhalla ist ein Säkularisierungsphänomen. Was die mittelalterliche Gotik für das Denkmal von Köln leistete, bedeutete der 12) E. C. CONTE CORTI, Ludwig I. von Bayern, Ein Ringen um Freiheit, Schönheit und Liebe (München, 4. Aufl., 1941) S. 75. 13) Siehe dazu den Bericht über die Grundsteinlegungsfeier in Ratisbona und Walhalla (wie Anm. 9) S. 116: "So erreichte endlich der Zug die gefeyerte Höhe, wo Alles zur Grundsteinlegung bereits vorbereitet war, und alle teutschen Herzen dem erhabenen Monarchen entgegen schlugen, der hier ein Denkmal teutscher Größe und teutschen Ruhmes, als der Erste seiner Zeit, würdevoll und ernst gründen wollte". 14) Siehe dazu die Rede zur Grundsteinlegung des bayerischen Innenministers Eduard von Schenk in: Ratisbona und Walhalla (wie Anm. 9) S. 127: "Während in manchen andern, ach! auch teutschen Staaten Empörung oder Mißtrauen die heiligen Bande zwischen Fürsten und Völkern zu zerreissen oder loser zu machen drohen, steht hier der glückliche weit beglückende König Bayerns, fest und ruhig, voll Vertrauen, mit klarer Ansicht Seine Zeit erkennend, ... und im Bewußtseyn des tiefsten innern Friedens den Grundstein legend zu einem Denkmal teutscher G r ö ß e , die Ihn erfüllt, und teutscher T r e u e , die sein biederherziges Volk Jahrhunderte bewährt hat und bewähren wird". - Hervorhebung im Original.

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griechische Tempel für das Bauwerk Ludwigs von Bayern: religiöse Architektur diente einem ursprünglich profanen Zweck. Auch der Name "Walhalla" verweist auf einen religiösen Bereich. Die Paradieses-Vorstellungen der germanischen Mythologie wurden übertragen auf die irdische Stätte des Ruhmes. Die Bewährung vor der Geschichte sollte ein heroisches Moment bekommen. Ludwig selbst fällte die endgültige Entscheidung über historische Leistung. Wie Odin den Helden des Schlachtfeldes Einlaß gewährte, so bestimmte der bayerische König "Walhalla1s Genossen". Daß die Walhalla schließlich eine Stätte säkularisierter Läuterung sein sollte, läßt sich einer weiteren Aufgabe entnehmen, die Ludwig ihr zuwies: "daß teutscher der Teutsche aus ihr trete, besser, als er gekommen"^ ^ . Entscheidend für den Bau und die Ausstattung der Walhalla ist jedoch der Pantheongedanke, die Absicht, in einem säkularisierten Ruhmestempel der Nation verdienten Männern und Frauen der Vergangenheit eine Stätte der Verehrung zu schaffen. L. Ettlinger und G. Germann haben in zwei 1965 und 1972 erschienenen Aufsätzen die Entwicklung und Verbreitung des Pantheongedankens in Europa dargestellt 16) . "Teutscher Zunge zu seyn" war nach Ludwigs Bestimmung Voraussetzung für die Aufnahme in den Tempel "rühmlich ausgezeichneter Teutscher". Die Vorstellung von einer Sprach- und Kulturnation, die er sehr weit faßte, war konstituierend für das nationale Bewußtsein des bayerischen Monarchen: "Teutscher Zunge zu seyn, wird erfordert, um Walhalla's Genosse werden zu können; wie aber der Hellene ein solcher blieb, gleichviel, ob aus Jonien oder aus Sikelien, aus Kyrene oder Marsiglia, so der Teutsche, sey er aus Liefláhd, dem Elsaß, der Schweiz oder den Niederlanden (ward ja holländischer Adel sogar in den teutschen Orden aufgenommen, und flammändisch und holländisch sind Mundarten des Platt-Teutschen). Auf die Wohnsitze kommt es nicht an, ob es seine Sprache behalten, Das bestimmt den Fortbestand eines Volkes; so blieben die Ostgothen bis zu ihres Staates Untergang, die Langobarden Jahrhunderte nach des ihrigen noch Teutsche, die Franken in Gallien lange noch nach dessen Eroberung, die Westgothen in Spanien aber, und in Britannien die Angeln und Sachsen verschmolzen sich bald nach ihren Niederlagen bey Xerex della Frontera und Hastings, mit andern Völkern, woraus neue entstanden" 1 7) 15) Walhalla's Genossen (wie Anm. 1) S. VII. 16) ETTLINGER (wie Anm. 2) S. 64ff. und GERMANN (wie Anm. 2) S. 47ff. 17) Walhalla's Genossen (wie Anm. 1) S. Vif. - Hervorhebung im Original.

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Dem nachdenklichen Betrachter des 20. Jahrhunderts fällt es schwer, der Geschichtskonzeption zuzustimmen, die Ludwigs Auswahl 1 8)

prägte . Ungewöhnlich erscheint zunächst, wie weit Ludwig den deutschen Sprachraum und damit den Bereich des Deutschen faßte. Zu ihm gehörten - um nur einige Beispiele zu nennen - Helden der germanischen Frühzeit wie Hengist und Horsa, der Langobardenkönig Alboin (+ 572) , König Egbert von England (+ 839) und die Schweizer Fürst, Stauffacher und Melchtal, die sagenhaften Gründer der schweizerischen Eidgenossenschaft, bekannt als Männer des Rütli. Ihm rechnete Ludwig den niederländischen Maler Jan van Eyck (ca. 1390-1441) zu, den Gelehrten Erasmus von Rotterdam (1466 oder 1469-1536), den Prinzen Wilhelm von Oranien (1533-1584), den holländischen Admiral Tromp (1598-1653), dessen Seesiege gegen Engländer und Spanier nichts mit der deutschen Geschichte zu tun haben. Zu Walhallas Genossen zählte Ludwig Wilhelm III. von England (1650-1702), Katharina II. von Rußland (1729-1796) und den russischen Feldmarschall Barclay de Tolly (1761-1818), einen Balten schottischer Herkunft. Doch Ludwigs Denken entsprach dem Germanismus des 19. Jahrhunderts. Die Gleichsetzung von "germanisch" und "deutsch" war durch1 9) aus üblich Für Jacob Grimm (1785-1863) bedeutete Sprachbehauptung politische Selbstbehauptung^0^, ihm schwebte ein deutschskandinavischer Bund vor Augen. Eine kontinentalgermanische Konzeption ging "von dem Gedanken einer Zusammengehörigkeit Deutschlands und der anderen germanischen Staaten oder Volksgruppen des Festlandes" aus21 ) . Ein deutsch-englischer Germanismus strebte mit dem Hinweis auf einen gemeinsamen Ursprung die Vereinigung 22 )

von Deutschland und Großbritannien an Unter den Büsten und Namen überwiegen die Helden des Krieges, Vertreter von Kultur und Geistigkeit sind unterrepräsentiert, die Leistungen von Naturwissenschaft und Technik werden kaum gewürdigt. Der süddeutsch-österreichische Raum erhält ein größeres Gewicht als der norddeutsche. Für manche Entscheidung scheint die 18) Siehe dazu P. HERRE, Deutsche Walhall, Eine Auseinandersetzung und ein Programm zu einem Ehrenmal des Deutschen Volkes (Potsdam o. J. (1930)) S. 42ff., der vorschlägt, die Auswahl der Walhalla-Genossen neu zu bestimmen und durch Ergänzungen und Entfernungen dem zeitgemäßen Geschichtsbewußtsein anzupassen. 19) H. GOLLWITZER, Zum politischen Germanismus des 19. Jahrhunderts (Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971 1, Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 36, 1, Göttingen 1971) S. 282-356, S. 283f. 20) GOLLWITZER (wie Anm. 19) S. 288f. 21) GOLLWITZER (wie Anm. 19) S. 327. 22) GOLLWITZER (wie Anm. 19) S. 333ff.

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dynastische Beziehung zum Hause Wittelsbach ausschlaggebend gewesen zu sein. Das gilt ζ. B. für Karl X. von Schweden (1622-1660), der u. a. gegen Holland, Österreich und Brandenburg kämpfte, Staaten, die Ludwig doch dem deutschen Sprachraum zuordnete. Karl X. und seine beiden Nachfolger entstammten der Wittelsbacher Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken. Eine besondere Vorliebe hatte Ludwig für Freiheitskämpfer, besonders dann, wenn sich ihr Kampf gegen Frankreich gerichtet hatte. Daß er dabei den Helden der Napoleonischen Kriege große Bedeutung beimaß, mag auf sein persönliches Engagement gegen den Kaiser der Franzosen zurückzuführen sein: Scharnhorst (1755-1813), Blücher (1760-1831) und der russische Marschall Diebitsch-Zabalkanskij (1785-1831) wurden Walhallas Genossen. Umso erstaunlicher ist demgegenüber, daß Graf Moritz von Sachsen (1696-1750) aufgenommen wurde, "Französischer General, nach Geburt ein Teutscher, im Handeln und Denken aber Franzos". Warum fiel Ludwigs Wahl auf einen Feldherrn, über den er selbst klagte: "Traurig, daß ein Teutscher seinen Lorbeerkranz aus Siegen gegen Teutschlands Sache 23 i wand" . Auch der Reformation gegenüber schien Ludwig ein zwiespältiges Verhältnis zu haben. Die Kämpfer für die neue Lehre, Franz von Sickingen (1481-1523) und Ulrich von Hutten (1488-1523), hielten in den Ruhmestempel Einzug, die "eifrige Protestantin" Amalie von Hessen (1602-1651) wurde in gleicher Weise geehrt. Luther (14831546) hingegen, auf den die Reformation zurückging und der auf die Entwicklung der deutschen Sprache wesentlichen Einfluß genommen hat, sollte aus konfessionellen Gründen ausgeschlossen werden. Kritik und bitterer Spott veranlaßten Ludwig, diese Entscheidung zu revidieren. 1847 kam die von Rietschel bereits 1832 ausgeführte 24 i Büste in die Walhalla '. Auch fragt sich der historisch gebildete Besucher, ob so mancher der Erwählten die nationale Kanonisierung überhaupt verdient habe. Waren der Gegner Karls des Kühnen (1432-1477), Adrian von Bubenberg (1431-1479), und der Maler gewaltiger Wildbret- und Geflügelstilleben Frans Snyders (1579-1657) so berühmt, zu den bedeutendsten Deutschen gezählt zu werden? Dafür vermißt der Betrachter wichtige Gestalten der Geschichte. Wenn Wallenstein (1583-1634) ein Ehrengedächtnis erhielt, warum fehlt dann Tilly 23) Walhalla"s Genossen (wie Anm. 1) S. 201 f. 24) W. WEBER, Luther-Denkmäler - Frühe Projekte und Verwirklichungen (Denkmäler im 19. Jahrhundert, Deutung und Kritik, hg. von H.-E. MITTIG und V. PLAGEMANN, Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts 20, München 1972) S. 183-215, S. 203f.

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(1559-1632), wenn der Marschall Ludwig von Baden (1655-1707), genannt der Türkenlouis, unter den Büsten zu finden ist, warum sucht man Prinz Eugen (1663-1736) vergebens? Selbst wenn man zubilligen muß, daß sich über historische Auswahlprinzipien und geschichtliche Wertung streiten läßt, muß man doch dem bayerischen König eine gewisse Eigenwilligkeit vorwerfen.

3. Die Darstellung der germanischen Frühzeit und des christlichen Mittelalters in der Walhalla

Wie bei den Externsteinen tritt uns in der Walhalla Ludwigs von Bayern ein Geschichtsinteresse entgegen, das die germanischchristliche Frühzeit bevorzugt. Der Ursprung der Nation wird dadurch ins Archaische verlegt, eine gegenwärtige, zeitbedingte nationale Konstellation und historische Konzeption erscheinen als Vermächtnis und Ergebnis einer langen Geschichte. Auch hier sollte die Verbindung von Nationalbewußtsein, Mythos und Interesse an der Vergangenheit traditionsbildende Kräfte entwickeln. Doch was sich bei den Externsteinen in literarischen Zeugnissen äußerte, spricht zu dem Besucher der Walhalla aus Plastik und Relief. Die am klassizistischen Schönheitsideal orientierte bildende Kunst ließ jene nationalistische, übersteigerte, schrille Sprache, wie wir sie bei der Externsteinliteratur erlebten, nicht zu. Die künstlerische Aussage ist verhaltener und gültiger. Von der aggressiv und antagonistisch geführten Auseinandersetzung um die Christianisierung, wie sie die lippische Felsengruppe auslöste, ist bei der Walhalla nichts vorhanden. Der germanischchristliche Ubergang vollzieht sich in Kontinuität und Harmonie. Sowohl beim Hermannsdenkmal als auch bei den Externsteinen ist die enge Beziehung zwischen dem Erlebnis der Freiheitskriege und dem Interesse an der Gestalt des Arminius und der Schlacht im Teutoburger Walde hervorgetreten. Diesen Rückgriff auf die germanische Frühzeit und die Gleichsetzung von germanischem Unabhängigkeitskampf und nationaler Selbstbestimmung demonstriert 25) auch die Walhalla

. Der bereits erwähnte, zur Stromseite ge-

richtete Südgiebel feiert die Wiederherstellung Deutschlands nach 25) Siehe zu folgendem: H. REIDELBACH, König Ludwig I. von Bayern und seine Kunstschöpfungen (München 1888) S. 236ff. und P. HERRE (wie Anm. 18) S. 25f.

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dem Sieg über Frankreich. In der Mitte thront mit gesenktem Schwert und dem Eichenkranz Germania, in der Verschmelzung von Schlachtenjungfrau und Muttergestalt ein Sinnbild Deutschlands. Junge Krieger führen ihr von beiden Seiten die figürlichen Verkörperungen deutscher Bundesstaaten und ihrer befreiten Festungen zu. In den Ecken des Giebelfeldes ruhen Flußgötter, die Rhein und Mosel darstellen. Dieses Relief versinnbildlicht jedoch nicht das Wunschdenken deutscher Patrioten von einem einigen Deutschland. Zu sehr wird das bundesstaatliche Prinzip und damit das Partikularinteresse betont. Es ist das Bild des Deutschen Bundes von 1815. Das nördliche Giebelfeld verherrlicht den Sieg der Germanen über die Römer im Jahre 9 n. Chr. Die Szenerie wird von Arminius, der mit gezücktem Schwert in der Mitte steht, beherrscht. Der rechte Teil zeigt kämpfende und sterbende Römer, unter ihnen den verzweifelten Varus. Auf der anderen Seite werden kämpfende Germanen dargestellt, die von einem Barden und einer Seherin angefeuert werden. In der linken Ecke trauert Thusnelda um Sigmar. An die germanische Vorstellungswelt erinnern auch jene Walküren, die das Gebälk tragen. Außer dem klassischen Gewand sind sie mit einem zottigen Wolfsfell bekleidet; ihr Haar ist eichenbekränzt. Die Externsteine sind als germanisches Heiligtum, als Stätte heidnischen Götzendienstes und Ort der germanischen Götter- und Heldensage mystifiziert worden. Das Interesse für den Bereich germanischer Mythologie wird auch in der Walhalla greifbar. Der metallene Schmuck in den drei Senkgiebeln enthält die drei wesentlichen Momente nordischer Götterlehre und Weltdeutung: die Schöpfung, das Bestehen der Welt und ihren Untergang. Odin, Frigga, Thor, der Fenriswolf und die Midgardschlange finden u. a. in diesem Kleinzyklus ihre Darstellung. Deutsch-nordisches Laubwerk Eichel, Mistel, Esche - umrankt die Bildnisse. Die Ruhmeshalle der Geschichte wird zum Tempel germanischen Glaubens, Nationalbewußtsein und -stolz sollen sich an der Vergangenheit und der Mythologie entzünden. An die Historienmalerei erinnert ein 85 m langer und 1 m hoher Innenfries, der die deutsche Geschichte von der Vorzeit bis zur Christianisierung durch Bonifatius behandelt. Er beginnt mit der legendären Wanderung der Germanen vom Kaukasus in den Norden Europas. Die nächsten Darstellungen widmen sich ihrem häuslichen und öffentlichen Leben: Bardensang, Volksversammlung und Herzogswahl stechen hervor. Zum Tenor der äußeren Giebelfelder paßt es, wenn im Folgenden die Siege der Germanen über Rom gefeiert werden: der

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Triumph der Cimbern bei Noreja, die Schlacht des Claudius Civilis am Rhein, der Kampf gegen die Römer bei Adrianopel und die Eroberung Roms durch Alarich. Das Ende des historischen Bilderbuches vollzieht den Schritt ins christliche Mittelalter: Bonifatius bekehrt die Germanen zum Christentum. Dieser Ubergang wird nicht als Bruch gesehen, sondern als Kontinuität der Geschichte. Es ist für Ludwig I. selbstverständlich, daß germanische Frühzeit und christliches Mittelalter eine Einheit bilden. Auch konnte der bayerische König bei seiner kirchlich-katholischen Grundhaltung nicht auf den Gedanken kommen, die Gestalt des Bonifatius, der durch sein Wirken den Bund des römischen Papsttums mit der karolingischen Dynastie und die Abkehr des alten Roms vom neuen Rom in Konstantinopel vorbereitet hatte, zu problematisieren. Den entscheidenden Einblick in das Geschichtsinteresse und Geschichtsbewußtsein Ludwigs von Bayern gibt wiederum die Betrachtung der Namen und Büsten jener Männer und Frauen der germanischen Frühzeit und des christlichen Mittelalters, die der Monarch selbst für die Ruhmeshalle bestimmt hat. In seinem Buch "Walhalla1s Genossen" stellt er sie einzeln vor und begründet die jeweilige Wahl. Mit den ersten vier Gestalten - Hermann (18 o. 16 v. Chr. 19 o. 21 n. Chr.), Marbod (+ ca. 36 n. Chr.), Veleda (1. Jhdt. n. Chr.) und Claudius Civilis (1. Jhdt. n. Chr.) - rühmte Ludwig ihren Freiheitskampf gegen Rom und ihr Streben nach Einigung der germanischen Stämme. Es wird deutlich, wie sehr das gegenwärtige nationale Anliegen das Geschichtsinteresse bestimmte. Auffällig ist, daß auf Arminius sein Gegner Marbod folgt: "er ... wollte 26 )

Teutschland von den Römern befreyen, um es zu unterjochen" Die Großen der Völkerwanderungszeit schließen sich an. Da Ludwig von einer Sprachgemeinschaft der germanischen Stämme ausging, versammelte er in seiner Walhalla Ostgoten, Westgoten, Franken und Langobarden, konnte er den Vandalenkönig Geiserich (+ 477), die sächsischen Eroberer Hengist und Horsa und den Herrscher über Italien Odoaker (433-493) aufnehmen. Zu den Persönlichkeiten der fränkischen Geschichte gehört selbstverständlich Chlodwig (466-511). Doch der Widerspruch zwischen historischer Größe und moralischer Verworfenheit führte Ludwig zu dem Urteil, er sei "durch weit mehr Böses als Gutes ausgezeichnet" 27) . Die Lebensleistung Karl Martells (ca. 676-741) wurde

26) Walhalla's Genossen (wie Anm. 1) S. 2. 27) Walhalla's Genossen (wie Anm. 1) S. 16.

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in seinem Sieg über die Araber gesehen. Wie problematisch die Identifikation von fränkisch und deutsch ist, wird in der Wertung der Schlacht von Poitiers greifbar: "Es war einer der für die Menschheit entscheidenden Tage, welcher Christenthum und 28)

teutsche Gestaltung Europen rettete" '. Bonifatius (672/73-754) fand nicht nur in dem schon erwähnten Fries seine Darstellung; er wurde darüber hinaus unter Walhallas Genossen aufgenommen. Ludwig betonte seinen "Gehorsam dem heiligen Stuhle" und sein Wirken als "Teutschland*s Apostel" 29 *. In der Externsteine-Literatur hatten die Sachsenkriege Karls des Großen zu leidenschaftlicher Auseinandersetzung geführt. Von dieser tiefen Erregung ist bei Ludwig nichts zu spüten: Karl (747814)^0) ^ ^ ^ ¿ ¡ ^ a i s

her ' Mit dem Symbol Wartburg verbindet sich die Erinnerung an Elisabeth von Thüringen. Es ist in dieser Arbeit dargestellt worden, welche Rolle diese mittelalterliche Fürstin als eine die Konfessionen verbindende Heilige und als Gestalt des nationalen Stolzes spielte. In der Sozialreligion des Kommunismus wird Elisabeth als 45 ) 'erste Sozialistin der Tat' bezeichnet und damit erneut zum exemplarischen, vorbildlichen Menschen. Das mittelalterliche Frömmigkeitsideal tätiger Nächstenliebe, geprägt von dem Glauben an die christliche Heilsordnung und die Ausrichtung auf das Jenseits, wird umgedeutet und in das Geschichtsbild einer atheistischen, diesseitsorientierten Sozialutopie integriert. Die Antwort Westdeutschlands auf den politischen und geistigen Separatismus der DDR, wie er in der sozialistischen Interpretation der Wartburg deutlich wird, ist das Bekenntnis zu dieser Feste als eines nationalen Symbols einer gemeinsamen Geschichte und eines gesamtdeutschen Vaterlandes. Als man im Jahre 1967 des 800jährigen Bestehens der Wartburg gedachte, ließ die Zersplitterung Deutschlands in zwei feindliche BruderStaaten einen gemeinsamen Festakt auf der thüringischen Burg nicht zu. Westdeutschland gab deshalb jedoch sein geistiges Besitzrecht an diesem Denkmal deutscher Geschichte nicht auf und trug in eigenen Feiern dem Wartburgjubiläum Rechnung, wobei die Besinnung auf die Vergangenheit der Forderung nach Wiedervereinigung und nationaler Integrität Nachdruck verlieh. Charakteristisch dafür ist die Gedenkstunde des Landes Nordrhein-Westfalen im Kölner Gürzenich. Ministerpräsident Kühn leitete sein Bekenntnis zu Deutschland und Europa mit den Worten ein: "Wie erst der Kölner Dom und die Wartburg Deutschland, so sind auch erst der Prado und der Hradschin Europa". In der Festrede dieser Gedenkstunde gedachte Theodor Schieder, der Ordinarius für Neuere Geschichte an der Universität Köln, der steinernen Denkmäler vergangener Jahrhun-

44) W. NOTH, Die Wartburg (Leipzig o. J. (ca. 1962)) S. 148. 45) S. ASCHE, Die Heilige Elisabeth in der Wartburg (Bamberg o. J. (ca. 1966)) S. 32.

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Schluß

derte, "die in Deutschland weit über das ganze Land verstreut sind und in dieser Zerstreutheit eine Klammer darstellen, durch die eine höchst widerspruchsvolle Vielfalt zu einer Einheit zusammengefaßt wird. Wir denken an den Dom zu Speyer, die große salische Kaiserkirche, an den Kölner Dom, die Marienburg an der Nogat, die Paulskirche in Frankfurt und die Wartburg bei Eisenach". Es ist verständlich, wenn der Ruf nach Wiedervereinigung angesichts deutscher Nationaldenkmäler besonders laut wird, waren sie doch als Zeichen nationaler Konsolidierung gesetzt worden. Doch der Nationalismus des 19. Jahrhunderts hat seine Macht verloren, die ihm aus der Sakralisierung der nationalen Idee erwachsen war. Die säkularisierte kommunistische Heilserwartung ordnet mit dem ihr eigenen Unbedingtheitsanspruch die nationalen Interessen dem Telos einer klassen- und staatenlosen Gesellschaft unter. Ob das Bewußtsein einer gemeinsamen deutschen Geschichte und das nationale Wollen jene historische Formkraft erreichen werden, der es gelingt, die ideologischen und gesellschaftlichen Gegensätze der beiden deutschen Teilstaaten zu überwinden, ist eine Frage an die Zukunft.

LITERATURVERZEICHNIS

Auf die übliche Unterteilung in Quellen und Sekundärliteratur wird hier bewußt verzichtet, da sich bei vielen Titeln diese beiden Bereiche überschneiden.

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REGISTER

Aachen 65, 75, 110 - Fresken 65, 109ff. - Karlspreis 157 - Münster 33 - Pfalz 110 Abälard, scholastischer Philosoph 5 Adenauer, Κ., Bundeskanzler 157 Adrian von Bubenberg, Berner Patrizier 144 Alarich, Westgotenkönig 147 Alboin, Langobardenkönig 143 Albrecht der Entartete, Landgraf von Thüringen 66 Altenbeken, Bullerborn 126f., 163 Amalie von Hessen, Landgräfin von Hessen-Kassel 144 Amelunxen, R., Ministerpräsident von NRW 156 Amiens, Dom 38 Angeln 142 Anthroposophen 163f. Antiultramontanismus 45, 51, 74, 77f., 82ff., 97, 101ff., 109, 129f. s.a. Kulturkampf, Ultramontanismus , Rom Ara Ubiorum 25 Arminius, Cheruskerfürst 78ff., 90, 93, 111, 113, 119, 122, 124ff., 145ff., 150, 155 Arndt, Ε. Μ., politischer Schriftsteller 17f., 37, 79, 151

Arnsberg, Schloßberg 90 Arnswald, Κ. Α. Β., Kommandant der Wartburg 59f. Arnulf, Herzog von Bayern 148 Asen, germanisches Göttergeschlecht 99 Asgard, Sitz der Asen 115, 127, 139 Aster, Κ. Η., Major, Geschichtsschreiber der Leipziger Schlacht 17 Athen, Parthenon 138f. Atlantis 162f. Attila, Hunnenkönig 127 Aufklärung 36, 50 Augustus, römischer Kaiser 130 Balder, germanische Gottheit 126, 150 Baltz, J., Verfasserin einer Hohensybargschrift 91 Bamberg, Dom 33, 152 Bändel, E. von, Bildhauer 21, 79ff., 117, 122, 149ff. Barbarossa s. Friedrich I. (Barbarossa) Barbarossadrama 33 Barclay de Tolly, Μ. Β., russischer Feldmarschall 143 Bardeleben, von, Oberpräsident der Rheinprovinz 76 Barock 36 Bauer, L., Verfasser eines Kaiserdramas 33 Baur, Α., Maler 110

190

Register

Baumgärtel, Μ., sächsischer Hofrat 52, 54, 56ff., 67, 70 Bayerle, B. G., Kaplan der Lambertikirche in Düsseldorf 26, 38, 46f. Bayern 140, 148ff. Bayreuth 67 - Festspielhaus 114 Beaulieu, Baron de, belgischer Gesandter im Haag 75 Becher, J. R., Kultusminister der DDR 167 Bechstein, L., Schriftsteller, Märchensammler 52 Behrens, D. G. Η., Reiseschriftsteller 97 Bennigsen, G. 0. von, Student 121, 132 Berdolet, Bischof von Aachen 25 Berlin 89 - Leipziger Platz 19 - Schloß 165 Bernward, Bischof von Hildesheim 111 Besetzung, französische 16, 25, 34, 79, 87, 137 s.a. Napoleon Binzer, A. von, Verfasser einer Domschrift 28, 34 Bismarck, 0. von, deutscher Reichskanzler 33, 73, 83, 96, 108

Blömer, Advocat-Anwalt 28 Blücher, G. L. von, Heerführer der Befreiungskriege 144 Böckmann, W., Baumeister 104 Boisserée, S., Kunstgelehrter 34, 37ff. Bonifatius, Heiliger, Missionar 45, 56, 1 46ff. , 160 Borchers, C., Kunsthistoriker 106

Brandes, R., lippischer Pharmazeut und Reiseschriftsteller 114f. , 121 Brather, F., Heimatschriftsteller 100f. Braunfels, L., Verfasser eines Domgedichtes 29 Brocksieper, C. , Haus- und Privatlehrer bei Hohensyburg 87f. Broicher, E. J., Gymnasialdirektor in Bochum 92f., 96 Brunhild, nordisch-germanische Sagengestalt 127f. Bund für Gotterkenntnis 159 Bunsen, C. C. J. von, preußischer Diplomat 21f., 33 Burckhardt, J., schweizerischer Kultur- und Kunsthistoriker 29f., 58f. Burg 57f. Burschenschaft 50ff. , 55, 60, 74 Caesar, G. J., römischer Feldherr und Staatsmann 127, 164 Canossa 83 Carl Alexander, Großherzog von Sachsen- Weimar -Eisenach 52ff., 60f., 67ff. Carové, F. W., Schriftsteller, Redner des Wartburgfestes 51 Carriere, M., Philosoph 20, 39f f. Cheopspyramide 162 Cherusker 127, 130 Chlodwig, Frankenkönig 147 Cimbern 147 Claudius Civilis, Führer des Bataveraufstandes 147 Clostermeier, Chr. G., lippischer Archivrat 114, 121, 132 Contades, von, französischer Marschall 87

191

Register Cornelius, P., Maler 53, 151f. Cranach, H. L. von, Kommandant

28, 41, 53, 80, 9lf., 107 - Symbol des Militarismus und

der Wartburg 53 Cuno, Η., Baurat in Koblenz 107 Dannecker, J. H. von, Bildhauer 17

Imperialismus 165 Detmold 155, 161 Deutscher Kriegerbund 103 Deutscher Nationalverein 98

Delphi 125, 129

Deutscher Reichstag 106

Denkmalsidee

Deutsches Kulturwerk 161

- Träger der Denkmalsidee 11 f. - Idealgelände,

- Volksdenkmal 13, 18, 22f. ,

Idealresidenz

8, 19, 104 - Mittelpunktsläge 9, 49, 92f., 104

Lemgo 13 5 Diebitsch-Zabalkanskij, J. K. F. Α. , russischer Generalfeldmarschall 144

- Randlage 9, 27, 49 - Bergdenkmal 8f., 59, 91 ff., 99, 104, 138, 150

Dillis, G. von, Maler 138 Dodona 125, 129 Doering, 0., Kunsthistoriker

- Stromdenkmal 8f., 27, 92, 138 - Walddenkmal 8f., 59, 99

111 Dom 58

- Naturdenkmal 8, 14, 112ff. - Denkmal der Geschichte 13, 19, 34, 52ff., 60ff., 68, 92, 99, 136, 140f., 146f., 167 - Denkmal der Kunst 3, 11, 13, 19f. , 35ff., 48, 52, 56 , 60ff., 115 - Denkmal der Religion 19f., 52, 60ff., 68, 70 - Kirche der N a t i o n 19, 39ff. - Nationaldom 2f., 18f., 24 - Befreiungsdenkmal 3, 16ff., 35f., 43, 50, 79, 140, 151 - Reichseinigungsdenkmal

Dewitz, C., Zeichenlehrer in

13,

72f f. - Reichssymbolik 19, 30ff., 35, 50, 77, 139, 146

Dombauverein 22f. , 26, 42ff., 76 Donar

(Thor), germanische Gott-

heit 99f. , 146 Donaustauf

138

Dornröschenmärchen 11, 107 Dorow, W . , Diplomat und Archäologe 114, 120f., 137 Dortmund 90 Dräxler-Manfred, K. F. , Verfasser eines Wartburggedichtes 59 Drei Könige, Heilige 26 Driburg, Iburg 90 Druidentum 164 Edda 127f.

- Gefallenendenkmal 8, 18

Egbert, König von England 143

- Hügel und Kreuz 8, 18, 151

Eichendorff, J. von, Dichter

- Pantheongedanke 8, 14, 17,

158

39, 41, 60, 137, 140ff., 153,

Einheit

158

- konfessionelle 12f., 20f.,

- fürstliche Selbstdarstellung 13, 49ff., 57, 61, 65ff., 107f., 149

27, 34, 41 ff., 51 , 68, 74ff., 113, 167

192

Register

Einheit (Forts.) - nationale 8, 13, 20f., 24, 30, 33f., 42ff., 48, 51, 74, 78ff., 95ff., 109, 122, 136, 141, 167f. Eisernes Kreuz 73, 96 Elisabeth, Heilige, Landgräfin von Thüringen 49, 54f., 63ff., 68ff., 167 Elsaß 108, 142 Endzeitvorstellung 28, 31 , 51 , 97, 100f., 139 England 36, 142f., 143 Ennen, L., rheinischer Geschichtsforscher 20ff., 43f. Erasmus von Rotterdam, Humanist 143 Erdmann, Th., Heimatforscher 106, 108

Eugen von Savoyen, österreichischer Heerführer und Staatsmann 145 Europäische Sammlung für Urgemeinschaftskunde 161 Externsteine 14, 79f., 112ff., 136, 145f., 151, 158 - Forschungszentrum 163 - Kreuzabnahmerelief 118ff., 126ff. , 133ff. - Kultgebiet 163 Eyck, J. van, niederländischer Maler 143 Fafnir, Drache der nordischen Sage 127f. Feller, J., Verfasser eines Wartburggedichtes 59 Fenriswolf, Wesen der nordischen Mythologie 146 Ferdinand von Braunschweig, preußischer Generalfeldmarschall 87 Ferschke, Η., Reiseschriftsteller 103f.

Festzug, historischer 76, 155 Ficker, J. von, Historiker 74 Fischer, K. von, Architekt 138 Forster, G., Natur- und Völkerkundler 37 Franken 85f., 89, 93f., 119, 125, 142, 147f. Frankfurt 75 - Paulskirche 168 Frankreich 5, 16, 18, 21, 27, 38ff., 45, 80, 83ff., 91ff., 103, 109, 124, 130, 132, 141, 144, 146, 156f. Französische Revolution 34, 39f. Fresken - Aachen 65, 109ff. - Goslar 107ff., 156 - Hildesheim 111, 127 - Wartburg 54, 64ff., 68ff. Freygang, von, russischer Generalkonsul 17 Friedrich I. (Barbarossa), deutscher Kaiser 11, 32f., 65, 81f., 86f., 97ff., 107f., 111 , 149 Friedrich II., deutscher Kaiser 68, 86, 97, 108f. Friedrich II., König von Preussen 79, 138 Friedrich der Freidige, Landgraf von Thüringen 66 Friedrich V., Landgraf von Hessen-Homburg 79 Friedrich Karl, preußischer Prinz, Generalfeldmarschall 96, 108 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 21 f., 33, 43, 47, 75ff. , 82, 110 Friedrich Wilhelm, deutscher Kronprinz, später Kaiser Friedrich III. 96, 107f. Fries, J., Hof rat, Philosoph 55f.

193

Register Frigga, germanische Göttin 99, Fuchs, Α., Kunsthistoriker, Theologe

Göpel, C., Verfasser eines W a r t burggedichtes 59f.

146

26, 28, 32, 35f. , 39, 50

116ff.

Fürst, W. , sagenhafter Gründer der Schweiz. Eidgenossen-

Goethe, J. W. von, Dichter 36f., 62, 140 Goslar 83, 105f.

schaft 143 Fugger, J., Kaufherr, Bankier

- Fresken I07ff., 156 - Pfalz 14, 78, 105ff., 112,

158 Fulda, Α., Heimatforscher

Görres, J. von, Publizist 19,

100f.

151, 155f. Gotik 8, 13, 18f. , 25, 35ff.,

Gabelentz, H. von der, Schriftsteller 60 Gallien 34, 142, 164

43, 45, 49, 69, 77, 80, 96, 141, 149, 151f. Gral 29, 59

Geiserich, Vandalenkönig 147

Gregor der Große, Papst 121

Geissei, J. von, Kardinal, E r z -

Gregor VI., Papst 107f.

bischof v o n Köln 21, 47 Genoveva, Heilige, Patronin von Paris 39f. Gerhard von Rile, Kölner Dombaumeister 76

Grimm, J., Germanist 119, 124, 1 43 Grosse, J., Dichter 102f. Grotefend, Η., Archivar und Chronologe 129

Germanen 5f., 12, 14, 17f., 27,

Grotenburg

38ff., 45, 78ff., 84, 86, 99,

122, 163

112f. , 119ff., 1 25f . , 129, 132, 137, 139, 143, 145ff., 158ff. Germania 72, 108, 146, 149 Germanicus, römischer Feldherr

(bei Detmold)

80,

Gruna, Κ., Historiker 161 Gsänger, H., Anthroposoph 115, 164 Gunthar, Bischof von Hildesheim 111

87, 93 Germanien 26, 115, 126 Germanismus 6, 143 Giefers, W. Ε. , Historiker 83, 1 33f. Giesebrecht, Α., Altertumsforscher 1 27 Giesebrecht, W. von, Historiker 78f., 82

Haack, F., Kunstschriftsteller 64 Habsburg 131 Hallerstein, H. von, Baumeister 138 Hamkens, F. H.

(Schirrmann, W.),

Privatgelehrter, ExternsteineForscher 159, 161

Gilly, F . , Baumeister 138

Hannover

Glasor, Hain um Walhalla 139

Hardenberg, Κ. A. von, preus-

Gnau, Ε., Verfasser einer Kyffhäuserschrift 100 Gnitaheide, Kampfplatz der n o r dischen Sage 127

(Land) 90

sischer Staatskanzler

1l9f.

Hein, Ε., Verfasser einer P o r taschrift 92 Heine, Η., Dichter 26, 152

194

Register

Heinrich I., deutscher König 108

Hohenstaufen 76, 84, 97, 101 f., 107ff., 111, 150

Heinrich II·, deutscher Kaiser

Hohensyburg 14, 78, 85ff., 113, 151, 154f.

33, 107, 111 Heinrich III., deutscher Kaiser

Hohenzollern 22, 42f., 72ff., 80, 94f. , 101, 105, 108f.,

107f., 149 Heinrich IV., deutscher Kaiser

1 31 f. Horn (Lippe)

83, 108, 149 Heinrich der Löwe, Herzog v o n Sachsen und Bayern 86f., 108 Heinrich II., Bischof v o n Paderborn 117

124f.

Hörsa, sagenhafter

angelsäch-

sischer Führer 143, 147 Hradschin 167 Hugo, V., französischer Dichter

Heinrich v o n Ofterdingen, Sagengestalt des deutschen M i t telalters 67

40 Humbert I., König von Italien 75

Heinrich v o n Veldeke, m i t t e l hochdeutscher Epiker 49

Hutten, U. von, Humanist, Ritterführer 144

Hellas 56 Helmarshausen, Krukenburg 117 Héloise, Geliebte Abälards 5 Hengist, sagenhafter

angelsäch-

sischer Führer 143, 147 Herdecke, Nackenberg 90 Herder, J. G. von, Literaturtheoretiker, Dichter 62, 139 Hermann I., Landgraf v o n Thüringen 49, 58, 66f. Hermanns, W., Sonettdichter 110 Hermannsdenkmal 14, 21, 78ff., 122f., 130, 131, 135, 145, 149, 155 Hildesheim, Fresken 111, 127 - Rathaussaal 111 - Silberschatz 111, 126f. Hitler, Α . , deutscher Reichskanzler 31 Hocker, Ν . , Verfasser und Sammler von Domgedichten 23, 28 140

Hofmanns, F., Dichter 60 Hoggan, D., amerikanischer Historiker 161

Asen 127 Ilhas Seivagens 162 Investiturstreit 83 Irminsul 79, 107, 110, 123ff., 158, 160, 164

- Schnee 90

Hölderlin, F., Dichter

Idafeld, Aufenthaltsort der

Iroschotten 164 Isaias, Prophet des AT 32, 57 Islam 23 Italien 45 Jahn, F. L., Turnvater 50f., 139 Jean Paul, Dichter 158 Jerusalem 129 s.a. Ζion - Heilige Stätten 117f., 134 - Tempel 23, 47 Jesuiten 84, 102f. Johanna v. Orléans, französische Nationalheldin 40 Jordan, Μ., Kunstschriftsteller 107ff. J u d e n 6, 23, 39, 84

195

Register

58f., 136ff., 145f. , 151ff.

Kaiserdrama 102 s.a. Barbarossadrama Kaiserproklamation 1871 73 Kaiserthron, salischer 106, 108

Klee, W. , kirchenrechtlicher Schriftsteller 28, 34, 45 Klenze, L. von, Baumeister 138, 140, 151

Kaisertum - Erfüllungskaisertum 72ff.,

Klopstock, F. G., Dichter 79 Koch, L., Verfasser einer W i t -

101, 103, 109, 111 - Friedenskaisertum 95, 101,

tekindschrift 86 Köln 25f., 29, 156

103 - Heerkaisertum 72f., 78 - Kriegerkaisertum 73, 91, 101,

Kölner Dom 4, 13f., 16ff., 49ff., 68, 74ff., 80, 82, 107, 112, 119, 122, 133, 136,

103 - Volkskaisertum 72f., 78, 91 Karl der Große, fränkischer König u n d Kaiser 33, 70, 85f., 89, 93ff., 107ff.,

123ff.,

148f., 158ff. Karl V v deutscher Kaiser 107 Karl X., König von Schweden 144 Karl der Kühne, Herzog von B u r gund 144

141, 152f . , 156f., 167f. Kohl, J. G.,

Reiseschriftstel-

ler 87 Konrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln 30 Konradin, Herzog von Schwaben, letzter Staufer 83, 97, 108 Koppen, Α., Generalsuperintendent in Detmold 83

Karl, preußischer Prinz 106

Kotzebue, A. von. Dichter 17

Karl August, Großherzog von

Kreuzzug

Sachsen - Weimar - Eisenach 62 Karl Martell, fränkischer H a u s meier

147f.

Katharina II., Kaiserin von Rußland 143 Katholizismus 43ff., 57, 61, 68, 74ff., 84, 133f., 147 Kehren, J., Maler 110 Kelheim, Befreiungshalle 21, 154 Kelten 163f. Kennedy, J. F., Präsident der USA 157 Kirchhoff, Α., Professor, Geologe 99 Kittel, Ε., Staatsarchivdirektor in Detmold 113, 116ff., 159ff.

- christlicher 51, 117 - nationaler 24, 27, 126 Kriege - Römisch-germanische

Kriege

79, 86, 93, 113, 122, 125, 127, 135, 147 - Sachsenkriege 85f., 89, 93f., 113, 125f. , 131, 148 - Siebenjähriger Krieg 93, 131 - Napoleonische Kriege 79, 98, 137, 140f. - Befreiungskriege 11, 14, 16ff., 23f., 30, 51, 55, 72, 74, 96, 119, 139, 144f. - Deutsch-französischer Krieg 1870/71 83ff., 91, 93, 96, 109, 124, 130 - 1. Weltkrieg 11, 154, 158

Klassik, deutsche 62f., 67

- 2. Weltkrieg 1, 154, 156, 159

Klassizismus 8, 14, 17, 37,

Kriemhild, germanische Sagenge-

196

Register

Kriemhild (Forts.) stalt 127 Krodo, sächsische Gottheit 89 Kühn, Η., Ministerpräsident von NRW 167 Kulturkampf 7 5ff., 83ff., 130 s.a. Antiultramontanismus, Ultramontanismus, Rom Kummer, Β., Nordist 159ff. Kunigunde von Eisenberg, Geliebte Landgraf Albrechts 66 Kyffhäuser 14, 33, 58, 78, 81, 97ff . , 1 54, 165f. - Ratsfeld 98, 100 Kyffhäuserbund 165 Kyffhäusersage 11, 32f., 81f., 86, Siti., 107f. Lamprecht, Κ., Heimatschriftsteller 89 Langewiesche, W., Urmythenforscher 162 Langobarden 142f., 147 Legende 63ff., 69f. Leimbach, C., Schulrat in Breslau 107 Leipzig 18 Lemberg, Η., Verfasser einer Hohensyburgschrift 89 Leo III., Papst 89 Lippe (Land) 82, 125, 134f-, 1 55 Liszt, F. von, Komponist 67, 69f. Livland 142 Loki, germanische Gottheit 127 Lothringen 108 Louis Philippe, König von Frankreich 20 Luden, Η. , Historiker 51 Ludendorff, Μ., Gründerin des Bundes für Gotterkenntnis 159 Ludwig der Fromme, fränkischer

König und Kaiser 111 Ludwig der Deutsche, ostfränkischer König 108 Ludwig I., König von Bayern 14, 17, 59, 80, 136ff. Ludwig II., König von Bayern 71 Ludwig der Heilige, König von Frankreich 40 Ludwig XIV., König von Frankreich 41 Ludwig der Springer, Graf von Thüringen 63, 65 Ludwig II., Landgraf von Thüringen 65 Ludwig IV., der Heilige, Landgraf von Thüringen 65f. Ludwig von Baden, Reichsfeldmarschall 145 Lübke, Η., Bundespräsident 157 Lütge, K., Heimatschriftsteller 100f. Luise, Königin von Preußen 108f. Lunus, phrygische Gottheit 121 Luther, Μ., Reformator 44, 49ff. , 54ff., 62, 65, 68, 82, 107, 144 Machalett, W., Vor- und Frühhistoriker, Externsteine-Forscher 1 b2f. Märchen 10f., 65f. , 71, 107 s.a. Dornröschenmärchen Magdeburg 4 4 Marbod, Markomannenkönig 147 Maria Paulowna, Großherzogin von Sachsen - Weimar - Eisenach 53, 56 Marienburg 14, 168 Markloh 129 Marxismus 164ff. Maßmann, H. F., Germanist 50, 55

197

Register M a x i m i l i a n I., d e u t s c h e r

Kaiser

- Theresienwiese M ü n s t e r 90,

108 Mayenburg, Α., Verfasser Domschrift

einer

volutionär

schaftler und Publizist historiker

154

- germanische

Kunst-

124ff.,

106 Grün-

der der Schweiz. Eidgenossen-

N a p o l e o n I., K a i s e r d e r s e n 16, 23, 55, 79,

143

139ff.,

M e n k e , K. T h . , B a d e a r z t v o n B a d 121

Metz, Dom

108

zosen

Kyffhäuser-

100f.

Midgard, Ort der

- allgemeine Nationalfeste

nor-

146

Mithras, iranische Gottheit

121,

feiern

- W a r t b u r g f e s t 43, 50ff.,

scher Marschall Mosel

Ge-

96 französi-

144 Mitar-

b e i t e r v o n T e u d t 159f. Müller, Kommilitone

-

ser e i n e r

Kyffhäuserschrift

101f. Müller, Η., Verfasser Kyffhäuserschrift

Befreiungshalle

21 - - K ö l n e r D o m 2 1 f . , 28f.,

33,

37, 40, 4 3 , 47, 57, 76, 82 Kyffhäuser

103

- - W a l h a l l a 138, 140, 149, - - Wartburg -

150

53, 57

Einweihung 82f.,

123

165 Hi-

139

München, Englischer Garten

96

- - Hermannsdenkmal 21,

einer

Müller, J. v o n , Schweizer storiker

Grundsteinlegung

- - Hohensyburg

51 Verfas-

von

- - H e r m a n n s d e n k m a l 21, 80ff.

Riemanns

Müller, Α., Professor,

Vertrag

V e r d u n 82

- - Kelheimer

146

Motz, U. von, ehemaliger

55,

58, 68 - Tausendjahrfeier

M o l t k e , H. v o n , p r e u ß i s c h e r Moritz von Sachsen,

40f.

- H a m b a c h e r F e s t 43

von

87f.

neralfeldmarschall

104

Krönungs-

- H o f f e s t e L u d w i g s X I V . 41

126 M ö l l e r , J. F . , P f a r r e r

7,

19, 93 - mittelalterliche

115

dischen Mythologie

130

- n a t i o n a l e S p i e l e 8, 40f.,

nordischen

Midgardschlange, Wesen der

Elsey

149

Nationalfeste

Volksschullehrer,

Mythologie

Franzo-

109,

Napoleon III., Kaiser der Fran-

Verfasser einer schrift

115, 142,

- U r m y t h e n 16 2f.

Melchtal, Α., sagenhafter

Meyer, Κ.,

14, 9 7 f f . ,

133, 136, 139,

146, 150

M e k k a 7, 2 3 , 104

Pyrmont

Re-

97

Mythologie

Politikwissen-

Meier, P. J. , Professor,

schaft

M ü n t z e r , T h . , T h e o l o g e und

27f.

Mehnert, Κ.,

138

130

138

- - H o h e n s y b u r g 96 - - K ö l n e r D o m 21, 28, 40, 4 3 , 75ff.

198

Register

Nationalfeste

- Busdorfkirche 117

(Forts.)

Pästum, Poseidontempel 138

Kyffhäuser 103 - - Niederwald 12, 72

Pantheon, Götterhimmel 7, 139

- - Porta Westfalica 96

Paris, Pantheon 8, 39f., 138

- - Völkerschlachtsdenkmal 21

Pesch, Τ., Verfasser einer Dom-

- - Walhalla 21, 82, 138, 140

schrift 26 Peters, Η., Kunsthistoriker

- Jubiläum - - Hermannsdenkmal

(1925)

155

- - Hermannsdenkmal

(1950) 155

- - Kölner Dom (1848) 22, 40 - - Kölner Dom (1948)

156

Wartburg

(1867) 69f.

Wartburg

(1967)

167f.

Nationalsozialismus 31, 159f., 165 Neukirchen, F. Α., Verfasser einer Domschrift 47f. Neuschwanstein 71 Nibelungenlied 127 Niedenhoff, J. G., Verfasser einer Domschrift 28, 47, 75f. Niederlande 142f. Niederwalddenkmal 12, 72f., 154 Noth, W., Direktor der Wartburgstiftung 167 Odoaker, Skirenfürst, Heerkönig 147 Österreich 143 Olymp 125 O l y m p i a 7, 125, 129 Olympische Spiele 40, 104, 126 Ostara, germanische Gottheit 126, 128, 133 Ostgoten 142, 147 Otto der Große, deutscher K a i ser 108 Otto III., deutscher Kaiser 110 Otto von Wittelsbach, Herzog v o n Bayern 149f. Paderborn 130 - Abdinghof 117

156f. Petri, M. L., lippischer Kanzle ir at 80 Pettenkofer, M. von, Hygieniker 158 Pfeilschmidt, Ε. Η., Diakon der Annenkirche in Dresden 20, 39, 44f. Physiologus 70 Piltz, G., Verfasser einer Wartburgschrift 166 Politische Lyrik 10f., 21, 23, 27ff. , 97f. , 149 Ponten, J., Kunsthistoriker, Schriftsteller 154 Porta Westfalica 14, 85ff., 113, 131f., 154f. - Wedigenstein 86f. Prado 167 Prela, V., päpstlischer Nuntius 47 Prell, H., Maler 111 Preußen 22, 33, 42, 51, 98, 102, 106, 109, 165 Prisac, rheinischer Publizist 26, 134 Propaganda - fürstliche 54, 69, 141 - mitteldeutsche 165 - nationale 13, 16, 27 - nationalsozialistische 31 Protestantismus 42ff., 51, 55, 57, 62, 68, 78, 102, 109, 130 Pyramide 18, 28

199

Register Rautert, F., Verfasser eines Reiseberichtes 115, 122 Reformation 12, 41f., 45f.,

Roquette, 0., Historiker und Literaturwissenschaftler 69 Rousseau, J.-J., französisch-

50f. , 55, 61f. , 68, 78, 11 1 ,

schweizerischer

133ff. , 144

ler 40

Regensburg 150 - Dom 152 Reichensperger, Α., Politiker 34, 38, 77f. Reichsadler 73, 96, 108 Reichsidee 10, 12, 18f., 30ff., 39, 50f., 74, 78, 85, 94, 97ff., 106ff., 129f. Renaissance 36 Rethel, Α., Maler und Zeichner 65, 110f. Rhein 19, 25ff., 108, 146, 157 Richter, C., Verfasser einer Hohensyburgschrift 88f. Richter, J. W. 0., Heimatschriftsteller 101f. Riemann, Η. Α., Redner des Wartburgfestes 50f., 55 Rietschel, Ε., Bildhauer 144 Ritgen, H. von, Baumeister 53, 57ff., 70 Rödiger, L., Redner des W a r t burgfestes 51 , 56 römisch 10, 4 5 s.a. welsch Rom - heidnisches 6, 23, 26, 56, 79, 80, 83ff., 113, 122, 126ff. , 135, 146f. - christliches 7, 26, 35f., 45, 77, 82ff., 101f., 105, 108, 128ff. , 147f., 160 - Kapitol 23 - Pantheon 138 - Peterskirche 23, 35, 38, 46f. Romanik 8, 49 Romantik 18, 36f., 46, 50, 54, 57f., 63, 74, 139, 151

Schriftstel-

Rudolf von Habsburg, deutscher König 101, 108 Rückert, F., Dichter 98 Sachsen 14, 85ff., 93f., 113, 123ff., 132, 142, 148, 158, 160 Säkularisierung 7f., 23ff., 31 f f. , 36, 39f. , 46f. , 55ff., 133, 141f. , 168 Sängerkrieg auf der Wartburg 50, 56, 63ff. Sage 10f., 27f. , 63ff., 86, 88, 97ff . , 107f., 111, 116, 124, 127, 143 s.a. Kyffhäusersage, Widukindsage Salier 99, 107, 155 Schadow, G., Bildhauer 11 Schäffer, J. Η. Κ., Verfasser einer Domschrift 20, 38f., 44 Scharnhorst, G. J. D. von, preußischer

Heeresreformer

144 Schauenburg, E., Freund J. Burckhardts 29 Scheffel, V. von, Schriftsteller 64, 67 Schellenberg, E. L·., Heimatschriftsteller

100f.

Schenk, E. von, bayerischer Innenminister 141, 150 Schieder, Th., Historiker 167f. Schierenberg, G. Α. Β., Kaufm a n n , Politiker, Externsteine-Forscher 122ff., 135 Schiller, F. von, Dichter 62, 140

200

Register

Schinkel, Κ. F., Baumeister 17, 19, 43, 49 Schlachten - Noreja (113 v.Chr.) 147 - Varusschlacht (9 n.Chr.) 83f., 93, 119, 126, 139, 145f. - Eroberung Roms (41O) 147 - Xerex della Frontera (711) 142 - Poitiers (732) 148 - Hastings (1066) 142 - Minden (1759) 87 - Fehrbellin (1675) 103 - Ulm (1805) 137 - Jena (1806) 137 -Völkerschlacht (1813) 17f., 21, 50, 86, 96, 140 - Waterloo (1815) 103 - Eroberung Straßburgs (1870) 72 - Endschlacht 100f., 139 Schlachtorte - Ort der Varusschlacht i22f., 126f., 131f. - Idistaviso 87 - Porta Westfalica 93 - Hohensyburg 85, 88f., 93ff. - Leipzig 18, 79, 154 - Ratsfeld am Kyffhäuser 100f. Schlegel, F., Kultur- und Kunstphilosoph 37 Schliemann, Η., Kaufmann, Altertumsforscher 1 29 Schmidt, G., lippischer Pastor 84f. Schmitz, Β., Baumeister 96, 103f . Schneckenburger, Μ., Dichter patriotischer Lieder 72 Schneider, P., Reiseschriftsteller 100 Schober, F. von, sächsischer Bibliothekar, Freund Schwinds 64

Schottky, J. Μ., österreichischer Schriftsteller 27, 34, 38 Schrade, Η., Kunsthistoriker 2, 11, 17 Schrattenholz, J. , Verfasser einer Niederwaldschrift 73 Schücking, L., Schriftsteller 28f., 32, 39f. Schwanke, F. J., Verfasser einer Hermannsschrift 81 f. Schweiz 142f. Schwind, M. von, Maler 53, 6 4ff. Seckendorff, A. von, Denkmalsplaner 17 Segestes, Cheruskerfürst 127 Seitz, F., Bildhauer 159 Sendungsbewußtsein - christlich-germanisches 21, 35, 39 - christlich-germanisch-protestantisches 45 Sickingen, F. von, Ritterführer 144 Sigmar (Sigimer), Vater des Arminius 146 Sigurd (Siegfried), nordischgermanische Sagengestalt 127f. Simon, A. C., Maler 52, 56f., 60, 62

Simrock, Κ., Dichter und Germanist 28 Skandinavien 143 Smets, W., Domprediger in Aachen 46 Snyders, F., niederländischer Maler 144 Soufflot, J.-G., französischer Baumeister 39 Sowjetunion 165 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands 165 Spanien 142

Register Speyer, Dom 152, 168 Spitzemberg, Baronin, Verfasserin eines Tagebuches 83 Spohr, L., Komponist 98 Stauffacher, W. , sagenhafter Gründer der Schweiz• Eidgenossenschaft 143 Steffens, Η., Philosoph und Naturforscher 37 Stein-Gröpperhof, Verfasser einer Externsteineschrift 131 Steiner, R., Begründer der Anthroposophie 164 Steinmann, F., Verfasser einer Hermannsschrift 82 Stieglitz, Ratsherr 17 Stifter, Α., Dichter 158 Straßburg, Münster 108 Strauss, R., Komponist 158 Strauß, V. von, Schriftsteller 28

Stumpfe, Ο., Anthroposophin 163, Sybel, H. von, Historiker 74 Tacitus, C., römischer Geschichtsschreiber 39, 79, 125, 127 Tannhäuser, Sagengestalt des deutschen Mittelalters 64, 67 Tecklenburg 90 Tempel 58 Teudt, W., lippischer Altertumsforscher 121 f., 130, 158ff . Teutoburger Wald 80, 122, 131 Thiod (Tuisto), germanische Gottheit 125, 150 Thon, J. C. S., sächsischer Kammerrat 50 Thorbecke, Η., Gymnasiallehrer in Detmold 84 Thüringen 49, 54, 59, 61, 68, 99 Thüle 162

201

Thusnelda, Gemahlin des Arminius 146 Tilly, J. T. von, Feldherr des Dreißigjährigen Krieges 144f. Trautvetter, Kirchenrat aus Eisenach 57 Trinius, Α., sächsischer Geheimer Hofrat, Reiseschriftsteller 51ff. , 59f. , 63f. , 67ff. , 98f. Troja 162 Tromp, Μ. Η., holländischer Admiral 143 Ultramontanismus 46f., 75, 77, 83, 130 s.a. Antiultramontanismus, Rom, Kulturkampf Unna, Wilhelmshöhe 90 Uppsala 162 Varus, P. C., römischer Statthalter in Germanien 123, 126, 130, 146 Vater, F. Schriftsteller 159f. Velleda, germanische Seherin 126, 147 Vellejus, P. M., römischer Geschichtsschreiber 125 Verdun-Preis 82 - Vertrag von 82 Versailles, Schloß 20, 73 Voltaire, französischer Schriftsteller 40 Voss, R., Bibliothekar der Wartburg 59 Wagner, R., Komponist 64, 67, 114 Walhalla, germanisches Heldenparadies 7, 59, 136, 139, 142 - Ludwigs I., 14, 17, 21, 41, 59, 136ff. , 154, 158 Wallenstein, A. E. W. von,

202

Register

Wallenstein

(Forts.)

Widukind, sächsischer Heerfüh-

Feldherr des Dreißigjährigen

rer 85ff. , 93f . , 110, 113,

Krieges 144

125f. , 148

Wallfahrt

Widukindsage 86

- christliche 9, 26, 55, 89,

Wien, Babenberger Hof 49

99, 112, 117, 133, 135

Wilhelm I., deutscher Kaiser

- nationale 2, 7, 18, 27, 56, 59, 82, 88, 90ff., 99, 104, 123, 155

Wilhelm III., König v o n England

Dichter

49, 66f. 119, 136, 141, 166ff.

ter der Niederlande 143 Wilhelm, Κ., preußischer Musik-

s.a. Sängerkrieg

direktor 72

- F r e s k e n 54, 64ff., 68ff. Weber, P., Kunsthistoriker

143 Wilhelm v o n Oranien, Statthal-

Wartburg 4, 13, 49ff., 74, 112,

50,

52, 65 Weimar S2f. Weimarer Republik 105 Weinbrenner, F., Baumeister 17 Welcker, Ρ. Η., Thüringer Heimatdichter 59 W e l s c h 10, 33, 45, 85, 97 s.a. römisch Werner, J. , Pfarrer 105 Weser

Wilhelm II., deutscher Kaiser 70, 103

Walther v o n der Vogelweide, mittelhochdeutscher

72ff., 83, 89ff., 101ff.

92

Wesley, J., Begründer des M e t h o dismus 25 Westfalen 87ff., 94ff-, 120,

Wirth, Η., ürreligionsforscher 1 61 £ .

Wislicenus, Η., Maler 107, 110 Wittelsbach 144 Witten, Wartenberg 90 Wittgenstein, von, Präsident des Dombauvereins 28 Wodan

(Odin), germanische Gott-

heit 87, 89, 97ff., 126, 139, 142, 146, 150 Wolfram v o n Eschenbach, m i t t e l hochdeutscher Dichter 49 Yggdrasil, Weltesche der nordischen Mythologie 100

122

Westgoten 142, 147 Westminster Abtei 8, 4υ Westphal, Professor, Schriftführer des "Deutschen Kriegerbundes" 103

Zion 7, 28, 57 s.a. Jerusalem Ζschiesche, Arzt, Heimatforscher 10Of.