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German Pages 1009 [1012] Year 1897
I. Guttentsg» Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. A W ilhelmstraße 119/120.
Gutlrntsg'schr Sammlung von
Lehrbüchern des Deutsche» Reichsrechtes. Dee Reichs - Oiuilproxeß. Dr. Hermann Fitting.
Von Geh. Justizrath und Professor Achte Auflage. Brosch. 8 M., geb. 9 M.
Der Reichs - Strafprozeß.
Auf der Grundlage des Werkes von Professor Dr. Iochorv neu bearbeitet von Landgerichtsrath A. Hellweg. Vierte Auflage. Brosch. 4 M. 50 Pf., geb. 5 M.
Das Reichs - Konkursreckt
und Konkursverfahren. Von Dr. Hermann Fitting, Professor der Rechte in Halle. Zweite unver änderte Auflaae. Brosch. 5 M. 50 Pf., geb. 6 M.
Das Deutsche Handelsrecht.
Ein kurzgefaßtes Lehrbuch des im Deutschen Reiche geltenden Handels-, Wechsel- und Seerechts. Dargestellt von Geh. Justizrath Professor Dr. Carl Garels. Fünfte Aussage. Brosch. 9 M., geb. 10 M.
Das Staatsrecht des Deutschen Meiches.
Von Geh. Justizrath,
ord. Professor Dr. Philipp Iorn.
Erster Band: Verfassungsrecht. Zweite, völlig um gearbeitete Aussage. Brosch. 8 M., geb. 9 M. Zweiter Band: Verwaltungsrecht, einschließlich des äußeren Staats-, des Militär- und Seerechts. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage. Brosch. 10 M., geb. 11 M.
Das Deutsche Keichs - Preßrecht
unter Berücksichtigung der Litteratur und der Rechtsprechung systematisch dargestellt von Professor Dr. Franz v. Liszt. Geb. 4 M.
I. Guttenrag, Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. A Wilhelmstraße 119/120.
Neufassung des Deutschen Reiches.
Mit Einleitung und Kommentar von Dr. Adolf Arndt, Ober-Bergrat und Professor der Rechte an der Universität Halle a. S. 8°, kartonnirt. 3 M.
Neufassung des Deutschen Reiches.
(Gegeben Berlin, den 16. April 1871.) Text-Ausgabe mit Ergänzungen, Anmerkungen und Sachregister von Dr. L. v. Rönne. Siebente, neu be arbeitete Auslage von Paul tk Rönne, Regierungs - Assessor. Taschenformat, kartonnirt. 1 M. 40 Pf.
Das Reichsgesetz Lder die Gurueudung und den Verlust deu Reichs- und Klaatsangehouigkeit n. 1. Juni 1870. Erläutert mit Benutzung amtlicher Quellen und unter ver gleichender Berücksichtigung der ausländischen Gesetzgebung von Dr. Wilhelm Cahn, Kaiser!. Legationsrath im Auswärtigen Amt. Zweite vermehrte Auflage. 12 M., geb. 13 M.
Das Reichsdeamtengesetz vom 31. März 1873 und seine Er gänzungen erläutert von I. Pieper, Geh. Ober-Regierungsrath und vortragender Rath in der Oberrechnungskammer. Taschen format, kartonnirt. 3 M. 30 Pf.
Minoritatenuertretung und Vvoportionalinahlen.
Ein Überblick über deren Systeme, Verbreitung und Begründung von Dr. Heinrich Rofin, ord. Professor an der Universität Frei bürg i. Br. 8°. 1 M-
Das Uerordnungsrecht des Deutschen Reichs auf der Grundlage des Preußischen und unter Berücksichtigung des fremd ländischen Verordnungsrechts systematisch dargestellt von Dr. Adolf Arndt, gr. 8°. 6 M.
Verfassungs-Urkunde für den Preußischen Staat, nebst Ergänzungs- u. Ausführungsgesetzen. Mit Einleitung, Kommentar und Sachregister von Dr. Adolf Arndt. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Taschenformat, kartonnirt. 2 M. 25 Pf.
Guttentag'sche Sammlung von
Lehrbücher« des Jeutschen Reichsrechtes.
Das
Deutsche Staatsrecht. Von
Dr. Philipp Zorn.
ii. Zweite völlig nm bearbeitete Auslage.
Berlin SW. D-
Wilhelmstraße 119/120.
I. Guttentag, Berlagsbuchhan-l««g^ 1897.
Das Staatsrecht des
Deutschen Reiches. Von
Dr. PMipp Jörn, ord. Professor der Rechte zu Königsberg, Geh. Justizrat.
Zweiter Band:
Da» U-i-Walt««gsv-cht, einschließlich
des «wßerxw Staats-, des Miittar- «ad Seevechtes.
Zweite völlig «en bearbeitete Auflage.
Berlin SW.g* Wilhelmstraße 119/120.
3. S«tte«tag, Berlagsbi»chha«dlrr«g. 1897.
Vorwort zur zweiten Auflage. Eon dm Materim des zweitm Bandes habm die das Verkehrswesen betreffendm Abschnitte eine wesent-
liche Veränderung nicht erfahren; weder die Gesetzgebung noch die Litteratur bot hier zu eingreifmdm Neugestal
tungen Anlaß.
Nur zu §. 34 (Bankwesen) waren die be-
deutsamen gesetzgeberischen Versuche einer staatlichm Regu
lierung von Börse und Börsenhandel (Börsmgesetz v. 22. Juni 1896) dem System des Verwaltungsrechtes
einzufügm; die nmestms ergangenen Vollzugsverordnungen
des Bundesrates sind noch in den Nachträgen berück sichtigt. — Auch bezüglich der Auswärtigen Verwal
tung war kein Anlaß zu erheblichm Veränderungen.*1 —
Im Reichsfinanzrecht waren, nebm zahlreichen Ver änderungen durch die Gesetzgebung im Einzelnen, erhebliche Umarbeitungen
infolge
großer
neuer
Gesetzgebungswerke
erforderlich in dm Abschnitten über die Branntwein steuer, Rübenzuckersteuer, sowie den Stempel auf Wertpapiere
(sogenannte
Börs en steuer).
—
Vom
Militärrecht find die dm Oberbefehl des Kaisers 1 Eine völlige Umgestaltung werden demnächst, frühestens i. I. 1899, die Verhältnisse in Japan finden; die jüngst publizierten Verträge find ebenfalls noch in den Nachttägm berücksichtigt.
vni
Vorwort.
in Krieg und Frieden betreffenden Rechtssätze dem Ab
schnitte vom
Kaisertum
im. I. Band aus prinzipiellen
Gründen eingefügt: in ihnen liegt geradezu der Schwerpunkt
des deutschen
Im übrigm bot auch das
Kaisertumes.
Militärrecht zu zahlreichen Veränderungen und Ergänzungen, sowie zu einer systematischeren Gliederung des Stoffes, aber nicht zu einer Umarbeitung im Großen Anlaß. — Auch
für das Seerecht enthielt die Gesetzgebung seit Erscheinen
der ersten Auflage zwar Veränderungen im Einzelnen, aber keine grundsätzlichen Neugestaltungen.
Gleichwohl mußte
dieser Abschnitt eine Umarbeitung erfahren. Das deutsche Privatseerecht ist im Rahmen des Handelsrechtes mehrfach wiffenschaftlich bearbeitet;
das
Staatsseerecht da
gegen ist von der deutschen Rechtswissenschaft
völlig
vernachlässigt;
wissenschaftliche Werke, die
auf der Höhe der französischen stünden, haben wir für
diesen hochintereffanten Stoff nicht, so
dankbar auch die
beiden Werke von Perels anzuerkmnen find.
Auch die
großm Lehr- und Handbücher des Reichsstaatsrechtes werden Die im Folgmdm versuchte
dem Stoffe nicht gerecht.
systematische
Darstellung
des
deutschen Staatsseerechtes
geht von zwei grundsätzlichen Punkten aus:
1. daß es
juristisch den von Perels der Darstellung zu Grunde ge legten
Gegensatz
von
internationalem
und
deutschem Staatsseerecht nicht giebt; nur auf dieser Grundlage ergiebt fich die richtige juristische Wür
digung
der
hochinteressantm
Staatsverträge
über
die
Fischerei in der Nordsee, den Schutz derinternationalen Telegraphenkabel, sowie besonders der Brüsseler Antisklavereiakte: 2. daß die Schiffs-
IX
Borwort.
gemalt auch des Schiffsführers als Staats gewalt konstruiert werden muß,
wodurch allein
die dem Schiffsführer zur Ausübung auf hoher See über-
tragenen Staatshoheitsrechte eine genügmde juristische Er
klärung finden können.
Die bunte Zusammenwürfelung
von staatsrechtlichen und privatrechtlichen Bestimmungen in
der Seemannsordnung erschwert die theoretische Dar stellung sehr und hat sich, wie es scheint, auch in der Praxis
als
erwiesen. —
bedenklich
Gewerbewesen
Endlich
mußte das
infolge der fortgesetzten Revision der
Gewerbeordnung durch
Novellen
einer vollständigen und
bei dem Stande der Gesetzgebung recht schwierigen Um
arbeitung unterworfen werden.
Die Novelle v. 6. Aug.
1896, das sog. Depotgesetz v. 5. Juli 1896 und das Ges. v. 27. Mai 1896 über den unlauteren Wett
bewerb find noch in die Darstellung eingearbeitet. über die
großen Gesetzgebungswelle
Die
„Versicherung",
vielmehr: staatlich geregelte Fürsorge für die „Arbeiter", welche über den Rahmen des Gewerberechtes
weit hinausreichen, sind der Darstellung des Gewerberechtes
Die bedeutende und auch für den
anhangsweise angefügt. Stoff
des
Gewerberechtes
überaus
wertvolle
Recht
sprechung des preußischen Oberverwaltungs
gerichtes
Der
ist
daickbar
gewerberechtliche
in
Stoff
der hat
Darstellung
quantitativ
verwertet.
einen
viel
größeren Umfang und auch qualitativ eine in vielen Punkten neue gesetzliche Gestalt angenommm, ohne daß ein gesetz geberischer
Abschluß
erreicht
wäre;
die
wissenschaftliche
Arbeit hat infolgedessen bei dem verworrenen Stoffe mit kaum überwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. —
X
Vorwort. Das nach Beginn des Druckes
rungsgesetz
ergangene
Einfüh
zum Bürgerlichen Gesetzbuch, das
eine größere Anzahl von dm Stoff betreffenden
Einzel-
vorschriften enthält, ist, nebst einigen anderen während des Druckes
getroffenen
gesetzgeberischen
Maßnahmen,
sowie
einigen Berichtigungen (speziell zum Börsengesetz) in dm
„Nachträgen" im Zusammenhänge behandelt. Königsberg, Weihnachtm 1896.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Achtes Buch: Aas Heweröewesen Die Prinzipien des deutschen Sewerberechts NechtsqueUen vom 21. Juni 1869 1. I.und Diedie Gewerbeordnung n. Reichs- und Landesrecht 5. HI. Gewerbefreiheit und Monopolrecht des Urhebers 11. IV. Der Be griff Gewerbe 28.
1—241
§. 23.
1—36
§. 24.
36—73
§. 25.
74-116
Der stehende Gewerbebetrieb I. Selbständiger Gewerbebetrieb 36. DL Gesetz liche Beschränkungen 38. DDE. Gewerbliche Stell vertreter 70. IV. Gewerbebetrieb außerhalb des Niederlassungsortes 71. V. Handelsreisende 72.
Gewerbliche Arbeiter I. Allgemeines 74. II. Sonntagsruhe und Lohn zahlung 77. III. Fabrikarbeiter 82. IV. Weibliche
und jugendliche Arbeiter 87. V. Normalarbeitstag 99. VI. Arbeiterschutz 100. VII. Fabrikinspektion 103. VIII. Betriebsbeamte, Werkmeister, Techniker 104. IX. Lehrlinge 105. X. Auflösung des Ar beitsvertrags 110. XL Gewerbliche Hilfskassen 113. XII. Besondere Vorschriften 114. Innungen . . .................................................... 117—140 I. Begriff 117. II. Autonomie 120. III. Ver fassung 123. IV. Aufgabe 135.
§. 26.
XII
Inhaltsverzeichnis.
Seite Wandergewerbe und Marklverkehr 140—156 A. Wandergewerbe 140—152. I. Umfang 140. II. Wandergewerbeschein 141. IDE. Verbote 144. IV. Kinder 148. V. Sonntagsruhe 149. VI. Aus länder 149. VII. Eintritt in fremde Wohnungen 150. VTU. Musikaufführungen u. dgl. 150. IX. Der sog. ambulante Gewerbebetrieb 151. X. Zurücknahme des Wandergewerbescheins 152. B. Marktverkehr 158-156.
§. 27.
Ate Durchführung der Gewerbeordnung. . . 156—178 I. Strafvorschriften 156. II. Verwaltungszwang und Verwaltungsstreitverfahren 159. III. Fabrik inspektion 161. IV. Gewerbegerichte 161. V. Un lauterer Wettbewerb 167. VI. Verlust des Rechtes zum Gewerbebetrieb 173.
§. 28.
§. 29.
Die Arbetternerficherung 179—241 I. Allgemeines 179. TL Krankenversicherung 193. HL Unfallversicherung 204. IV. Jnvaliditäts- und Altersversicherung 228.
Neuntes Buch: Aas Verkehrswesen
242—409
Das Post- und Telegraphenwesen 242—291 I. Rechtsquellen 242. II. Organisation 252. HL Das materielle Recht 255. IV. Postverwaltung und Arbeiterversicherung 291.
§. 30.
Das Eisenbahnwesen 292—316 I. Rechtsquellen und Organisation 292. IL Das materielle Recht 298. III. Reichseisenbahnen 311.
§. 31.
§. 32.
Das Maß- und Gewichlswesen I. Rechtsquellen und Organisation 316. materielle Recht 320.
316—328
H. Das
Das Münzwesen 328—347 I. Rechts quellen und Organisation 328. II. Das deutsche Münzrecht 330. IU. Papiergeld 344.
§. 33.
Inhaltsverzeichnis.
XTTT Seite
Das Dank- und Vörsenwesen 347—409 I. Prinzipielle Erörterung und Rechtsquellen 347. II. Die Staatsaufsicht über das Notengeschäft 351. HI. Die Reichsbank 364. IV. Die Börse 380. V. Die Rechtskontrolle des Depotgeschästes 409.
§. 34.
Zehntes Buch: Aie auswärtige Verwaltung
. . 410-515
§. 35.
Das Gesandtschastsrecht 410—444 I. Begriff und Quellen 410. II. Die Organi sation des diplomatischen Dienstes 421. III. Das diplomatische Amt 433.
Das Ronsularrecht 444—515 I. Begriff und Quellen 444. II. Die Organi sation des Konsulardienstes 453. HI. Das konsu larische Amt 461. IV. Die konsularischen Funk tionen 466. V. Die Konsulargerichtsbarkeit 486. VI. Das Gebührenwesen 513.
§. 36.
Elftes Buch: Aas AeichsmiMarrecht
516-677
Die prinzipiellen Grundlagen 516—548 I. Das positive Rechtsmaterial 516. TL Das Reichsheer 531. UI. Die Friedenspräsenzstärke 582. IV. Der Militäretat 541.
§. 37.
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation 543—565 A. Das Heer 544. I. Das stehende Heer 544. IL Die Landwehr 548. B. Der Landsturm 550. C. Die Festungen und Kriegshäfen 551. D. Die Marine 554. E. Die Militärverwaltung 557. F. Die Militärgerichtsbarkeit 563.
§. 38.
§. 39.
Der persönliche Militärdienst Kraft Gesetzes 565-606 I. Die Wehrpflicht 566. H. Die Militärpflicht 569. III. Die Dienstpflicht 582. A. im stehenden Heer 683. B. in der Landwehr 595. C. im Landsturm 597. D. der Einjahrig-Freiwilligen 598. E. Die Kontrolle 604.
XIV
Inhaltsverzeichnis.
Sette §. 40.
Der persönliche Militärdienst Kraft freiwillig
übernommener Dienstpflicht 606—621 I. Der Offiziersdienst 607. II. Die Kapitulanten 616. III. Die Militär-(Marine-)Beamten 618.
Die persönlichen Sonderrechte der Militär personen des Friedensstandes 621—629 I. In Hinsicht des Strafrechts und Strafprozesses 621. II. In Hinsicht des bürgerlichen Rechtes 622. III. In Hinsicht des Staats- und
§. 41.
Verwaltungsrechtes 628.
Das Milttärpenstons- und Versorgnngsmefen 629—649 I. Der Offiziere und Beamten 630. DL Der unteren Militärpersonen 637. III. Gemeinsame Vorschriften 646.
§. 42.
§. 43.
Die sachlichen Militärlasten 649—677 L Friedensleistungen 650. DL Kriegsleistungen 658. IDE. Die sogenannten Rayonbeschränkungen 668.
Zwölftes Buch: Jas Jieichsfinanzrecht
678—821
Das System des Deichsfinanzrechtes 678—699 I. Finanzquellen 678. II. Finanzgewalt 679. DI. Zollverein 681. IV. Matrikularbeiträge und Überweisungen 683. V. Sonderrechte 694. VI. Reichs
§. 44.
fiskus 695. §. 45.
VH. Reichskasse 699.
Das Deichsvermögen 700—716 1. Neues Vermögen 700. 2. Übernommenes Ver
mögen der Einzelstaaten 700. 3. Reichseisenbahnen 709. 4. Reichskriegsschatz 710. 5. Reichsinvaliden fonds 711. 6. Betriebsfonds 714. 7. Reichs druckerei 715. 8. Reichsfestungsbau- und Reichstags gebäudebaufonds 716.
§. 46.
Die Gebühren
716—720
Inhaltsverzeichnis.
XV Sette
Ale Zölle 720-753 I. Rechtsquellen 720. DL Begriff 725. DÜL Zoll einheit 732. IV. Zolltarif 738. V. Zollverwaltung 743. VI. Reichsaufsicht 746. VH. Zollabrechnung 749. VIII. Zollschutz 751.
8. 47.
§. 48.
Die Verbrauchssteuern
753—784
I. Salzsteuer755. H. Tabaksteuer758. HI. Rüben zuckersteuer 763. IV. Biersteuer 768. V. Brannt weinsteuer 773.
§. 49.
Vie Vetchsstempelfteueru 784—805 I. Spielkartenstempel 785. DE. Wechselstempel 788. III. Stempel auf Wertpapiere (Börsensteuer) 793. IV. Statistische Gebühr 803.
Vie Veichsschul-eu 805-821 I. Begriff 805. II. Arten der Reichsschulden 807. HI. Reichsgarantieen 817. IV. Reichsschuldenver
§. 50.
waltung 817. A. Organisation 817. B. Materielles Recht 820.
Dreizehntes Buch: zeiteu §. 51.
Aas SeerechL in Ariedeus822—969
Prinzipielle Erörterung und Vechtsquellen. . 822—847
I. Die Freiheit des Meeres 822. II. Küsten meer, Meerengen, Meerbusen 830. III. Das für Seeschiffe geltende Recht 837. IV. Rechtsquellen 842.
§. 52.
Vte Schiffsgewatt
847-866
I. In deutschen Häfen 847. II. In fremdem Staatsgebiet 847. A. Schiffsmeldungen 848. B. Kon sularische Amtsgewalt 850. HI. Auf hoher See 856. A. Die Gewalt des Schiffssührers 857. B. Stell
vertreter 864. §. 53.
C. Schiffsjournal 865.
Vie Rechtsverhältnisse -er Schiffe
I. Nationalität (Staatsangehörigkeit) 866. II. Das Vermessungswesen 876. III. Der Schutz der Schiffe
866-929
XVI
Inhaltsverzeichnis. Sette
883. A. Signalwesen 883. B. Seestraßenrecht 890. C. Zusammenstöße auf See 894. D. Seewärts 904. IV. Das Strandrecht 908. V. Seeraub und Skla venhandel 926. VI. Verwendung von Schiffsfahrzeugen für militärische Zwecke 929.
§. 54.
Die persönlichen Rechtsverhältnisse der See fahrer 930—969
I. Die Befähigung zum Schiffer, Steuermann, Maschinisten, Lotsen 930. II. Die persönlichen Rechtsverhältnisse der Seeleute 938. HI. Straf bestimmungen 960. A. Schiffsgewalt 961. B. See mannsamt 961. C. Strafgerichte 964. Nachträge und Berichtigungen
Sachregister
970—977 . . . 978—994
Achtes Buch.
Das Gerverbervesen? § 23.
Me Prinzipien des deutschen Heweröerechtes und die NechtsqneKen. I. Dir Grwrrbrordnung v. 21. Juni 1869.
Nach RV. Art. 4 Z. 1 unterliegen der Beauffichtigung und Gesetzgebung des Reiches die „Bestimmungen über den Gewerbebetrieb". 1 Laband S. Aufl.II, 185ff. (leider nur in ganz kursori scher Behandlung des wichtigen Stoffes);Lö nin g Verw.-R.474ff; G. Meyer Verw.-R. I, 371 ff.; DerselbeinConradsHandwörterb. III, 959 ff.; H än e l StR. 1,687 ff.; Max Sey del, Das Gewerbe polizeirecht (1881); DerselbeBayr. StR. V, 646 ff.; Zahlreiche Kom mentare zur Gewerbeordnung, die besten von S ch i ck er 2. Aufl. 1893; Schenkel 2. Aufl. 1893; Mareinowski 5. Aufl. 1892 und besonders Landmann 2. Aufl. 1893-1895; Historisches bei G. Meyer u. Löning, sowie be sonders in den dort zitierten Werken von Schmoller und Gierke; rechtshistorische und nationalökonomische Forschung hat sich diesen Fragen in letzterj
Zorn, Staalsrecht II. 2. Aufl.
Zeit mit besonderer Liebe zu gewendet. Über die Thätigkeit Friedrich Wilhelms I. u. Fried richs d. Großen s. besonders die Arbeiten von Schmoller, über den Gegensatz von Stein und Hardenberg in diesen Fragen E. Meier: Die Reformgesetz gebung unter Stein u. Harden berg. Viele Litteratur zur histo rischen Entwickelung bei G. Meyer I, 372\ — Zahlreiche Artikel in den Wörterbüchern von Conrad u. v. Stengel geben monographische Darstel lungen der einzelnen Materien. Von den vielen Textausgaben der Gew.-O. seien genannt die jenigen von Berger-Wilhelmi(14.Aufl. 1896); Schrei ber (1892, München); Gar eis (Gießen, 1895). 1
2
Buch VIII.
Das Gewerbewesen.
Schon der Norddeutsche Bund hatte demgemäß die Auf
gabe in Angriff genommen, dem Gewerbewesen eine ein heitliche gesetzliche Ordnung zu geben, und zwar war man im Prinzip darüber nicht zweifelhaft, daß diese Ordnung
auf der Basis einer möglichst unbeschränkten Gewerbefrei heit zu bemhen habe, gemäß denjenigen Grundsätzen, von
welchen die preußische Gewerbegesetzgebung bereits seit den Edikten v. 28. Okt. u. 2. Nov. 1810 u. 7. Sept. 1811
beherrscht war und welche in der Gewerbeordnung vom
17. Januar 1845 neuerdings zu spezialgesetzlicher Durchführung gebracht wordm
waren.2
Die im Allgemeinen
Landrecht II, 8 §. 179 ff. enthaltene Gewerbeordnung war
auf dem prinzipiell entgegengesetzten Standpunkt der positiven Organisation des Gewerbewesens durch den Staat aufgebaut.
Die Gesetze von 1810 und 1811 waren in
erster Linie das
Weik Hardenbergs.
Die revolutionären
Bewegungen d. I. 1848 richteten sich merkwürdiger Weise u. a. auch mit großer Schärfe gegen den freiheitlichen
Grundgedanken der Gesetzgebung von 1845; die daraus entsprungene „reaktionäre Gesetzgebung" (53. v. 9. Februar
1849) hatte aber keine lange Dauer. Die Regiemng des Norddeutschen Bundes legte bereits i. 1.1868 dem Reichstage den Entwmf einer umfassenden
Gewerbeordnung vor, welche an die Grundgedanken des preußischen
Rechtes
anknüpste.
Da jedoch zwischen Re
giemng und Reichstag nicht sofort eine vollständige Eini
gung über den umfangreichen und tiefgreifenden Entwmf erzielt werben konnte, wurde zunächst das provisorische G.
2 E. M ei er in v.Holtzmdorffs RLex. s. v. Gewerbeordnung.
Prinzipien d. deutsch. Gew.-RechtS u. die Recht-quellen, tz. 23.
3
v. 8. Juli 1868 (BGB. 406) erlassen, welches nur Prin zipien
enthält
und
demnächst durch den Erlaß der voll Schon durch
ständigen Gewerbeordnung außer Kraft trat.
das G. v. 1. Nov. 1867 (BGB. 55) über die Freizügig keit war bestimmt worden, daß jeder Bundesangehörige das
Recht habe, innerhalb des Bundesgebietes umherziehend oder am Orte des Aufenthaltes bezw. der Niederlaffung Gewerbe jeder Art zu betreiben, ohne daß in dieser Beziehung eine
Verschickenheit der rechtlichen Voraussetzungen für BundeSangehörige durch die Einzelstaaten statuiert werden dürfe,
insbesondere auch nicht um des Glaubensbekenntniffes willen. Unterm 21. Juni 1869 erging sodann die große Ge werbeordnung (BGB.
245).
gilt jetzt in
Dieselbe
vollkommen gleichheitlicher Weise im ganzen Reiche, ausgenommen Helgoland.8 * * ilDie ursprüngliche Gewerbeordnung beruhte durchaus auf dem Prinzipe der Gewerbefreiheit, und
bis heute
an den prinzipiellen Grundlagen ist auch
nichts
geändert.
Bei
den Verhandlungen
im Reichstage
ließ die Regierung jedoch darüber tonen Zweifel, daß fie die zu erlassende Gewerbeordnung nicht als definitiven Ab schluß der Gesetzgebung, in dieser Materie betrachte, sich
vielmehr
über
den
problematischen
8 Über die Entstehungsgesch.der Gew.-O. s. Landmann 1 ff. In Elsaß-Lothringen gilt die Gew.-O. seit 1. Januar 1889; in Helgoland gilt fie zur Zeit noch nicht. — Rückwirkende Kraft legte sich die Gew.-O. ge mäß ausdrücklicher Vorschrift in il Abs. 2 nicht bei, und dieser rundsatz gilt auch für alle
Charakter
vieler Be-
späteren Novellen, s. Land mann 52 ff. Auch das preuß. OVG. hat die in konstanter Judikatur (s. Entsch. Vin, 282, XI, 313) festgehalten, scheint aber darin zu weit zu gehen, daß es z. B. für Feststellung der «Unzuverlässigkeit" ein Zu rückgreifen auf Vorgänge aufrüherer Zeit auSschlreßt.
1*
4
Buch VIEL DaS Sewerbewes«.
stimmungen derselben völlig klar sei; im übrig« trat der
prinzipielle Gegensatz zwischen den Beiben Anschauungen, deren eine möglichst schrankenlose Freiheit des Gewerbe betriebes forderte, indes die andere diese Freiheit unter weit gehende Staatskonirolle zu stellen bestrebt war, sehr stark hervor.
Die Gewerbeordnung in ihrer ursprünglichen Fassung repräsentierte den Sieg des ersteren Prinzipes; die praktische
Erfahrung aber gab diesem Prinzipe nicht in dien Stücken Recht, und es begann seit 1874 eine zur Zeit noch nicht abgeschlossene gesetzgeberische Revision der Gewerbeordnung. Die einzelnen zur Gewerbeordnung ergangmm Novellm ftnb*
1. das G. v. 12. Juni 1872 (RGB. 170), welches keine prinzipielle Bedeutung hat, sondem nur die strafrechtlichen Bestimmungm der Gewerbeordnung dem System des
deutsch« Strafgesetzbuches anpaßt, 2. das G. v. 2. März 1874 (RGB. 19),
3. das G. v. 7. April 1876 (RGB. 125),
4. das G. v. 8. April 1876 (RGB. 184), aufgehoben durch das unter 10. genannte Gesetz,
5. das G. v. 11. Juni 1878 (RGB. 109), 6. das G.
v. 17. Juli 1878 (RGB. 199),
7. das G.
v. 23. Juli 1879 (RGB. 267),
8. das G.
v. 15. Juli 1880 (RGB. 179),
9. das G.
10. das G.
v. 18. Juli 1881 (RGB. 233), v. 15. Juni 1888 (RGB. 73),
11. das G. v. 1. Juli 1888 (RGB. 159), 12. das G. v. 8. Dezember 1884 (RGB. 255), 13. das G. v. 23. April 1886 (RGB. 125),
* Landmann 9 ff.
Prinzipien d. deutsch. Tew-Recht- u. dir Recht-quelle». A.A.
5
14. das G. v. 6. Juli 1887 (RGB. 281), 15. daS G. v. 29. Juli 1890 (RGB. 141), 16. das G. v. 1. Juni 1891 (RGB. 261), 17. das G. v. 19. Juni 1893 (RGB. 197),
18. daS G. v. 6. August 1896 (RGB. 685). Dazu
kommen
eine
Anzahl von
Beiordnungen des
Bundesrates (s. die Angaben unten 6. 40 f.), durch welche
gemäß der dem Bundesrat durch daS Gesetz erteilten Be fugnis Gew.-O. §. 16 erweitert wurde; diese Verordnungen haben Gesetzeskraft.
Auf Grund des dem Reichskanzler in dem oben unter
11. genannten Gesetz erteilten Auftrages erfolgte eine voll ständige Neuredaktion des Textes der Gew.-O., publiziert RGB. 1888, S. 177 ff.
Zahlreiche, je an ihrem Ort zu nennende Gesetze steh« außerdem noch in inbirrftem Zusammenhänge mit dem Ge werberecht.
Der Stoff ist durch diesen Zustand der GesetzgÄung ein
„ziemlich verworrener", wie Seydel mit vollem Recht schon 1881 klagte, zumal auch die Redaktion der Gesetze eine technisch
in hohem Grade verschiedene ist: die Nachtragsgesetze zur Gew.-O. au- dm
letztm Jahren nähem sich durch ihre
überaus detaMerte Fassung bereits sehr dem Gedankm einer vollständigm Organisation der Gewerbe durch dm Staat.
n.
Lrlchu- und landrsrrchk.'
1. Indem das Gewerbewesen der Kompetenz de» Reiches
zugewiesm und von letzterem eine Gewerbeordnung erlaflm
• Laband II,202f.; Seyd«! I Holtzendorff- RLex. s. v. 6e» 28 f., 54 f., 56; 6. Meier in | werbebetrieb Z. 4.
Buch VHL Da- Sewerbewes«.
6
wurde, haben die Einzelstaaten prinzipiell die Kompetenz, in diese Materie einzugreifen, verloren, eS fei denn, daß
das Reichsgesetz selbst für Einzelstaaten
seine Ausführung auf von den
zu erlassende Rechtssätze6
ein Gewerbebetrieb
verwies
oder daß
keine reichsgesetzliche Regelung fonb.7
2. Soweit die Gewerbeordnung Rechtsvorschriften nicht enthält und auch nicht auf landesrechtliche Ergänzung ver weist, wäre allerdings nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen anzu nehmen, daß dem Prinzipe der Gewerbefteiheit gemäß Beschrän-
kungen überhaupt nicht gewollt waren bezw. die vorhandenen außer Kraft treten sollten.»
La band.
Dies ist auch die Meinung von
Einen generellen
Vorbehalt für
Landesrecht
macht das Reichsgesetz nur insofern, als es bestimmt, daß
die „Zuwiderhandlungen der Gewerbetreibenden gegen ihre
Berufspflichten"
auch
außerhalb der Vorschriften der Ge-
6 Die Berweisung auf die „Landesgesetze* bedeutet Ver weisung auf Landesrecht jeder Art, also besonders auch auf Verordnungen und Gewohnheits recht, Gew.-O. §. 155. Abs. 1, dazu Laband II, 204; Land mann 1151. 7 Übereinst, mit dem Tert S.Meyer 1,380; HänelStR.I, 689 f. legt Gewicht auf den Wortlaut der heutigen RV. .Gewerbebetrieb" im Gegensatz zum Wortlaut der RV. von 1849 .Gewerbewesen"; das heutige Recht gebe dem Reich keine allgemeine Kompetenz, sondern nur die beschränkte, die Gewerbe als .privatwirtschaft liche Unternehmungen" zu re geln; alles übrige falle dem
Landesrecht zu. Als Absicht deS Gesetzgebers ist diese einschrän kende Interpretation nicht er weisbar. und sie legt dem Reiche die engsten Fesseln an. 8 Dafür spricht jedenfalls auch der Wortlaut des §. 1 der Gew.-O.: .Der Betrieb eineS Gewerbes ist jedermann gestattet, soweit nicht durch dieses Ge setz Ausnahmen oder Beschrän kungen vorgeschrieben oder zu gelassen sind." Unberührt bleiben alle dem Landesrecht angehörigen polizeilichen Vorschriften allge meiner Natur, s. Laband II, 1888 und besond. Landmann 44 ff., 49 f.; G. Meyer I, 385"; Hänell, 689®. Ebenso das vreutz. OBG. Entsch. Ü, 392, XVni 308, XXIV 313.
Prinzipien d. deutsch. Gew.-Rechts u. die Rechtsquellen. §♦ 23.
werbeordnung noch
durch
„besondere"
7
hierüber bestehende
oder zu erlassende Gesetze einer „Strafe" unterliegen können.9 Daß auch Landesrecht unter solchen „besonderen" Gesetzen
zu verstehen sei, ist unzweifelhaft.
sich
Immer aber kann es
hier nur um landesrechtliche Strafvorschristen wegen
„Zuwiderhandlungen" handeln, nicht aber um landesrecht
liche Vorschriften
anderer Art über den Gewerbebetrieb.
Thatsächlich steht jedoch Landesgewerbepolizeirecht neben dem Reichsrecht auch anderweitig
in erheblichem Umfange in
Kraft, ohne daß dasselbe die formelle Basis seiner Rechtskrrft in einem Auftrage des Reiches fände.
Wenn die
Motive zur Gewerbeordnung und ihnen folgend die meisten
Schriftsteller
eine Unterscheidung
zwischen
Zulassung
zum Betriebe und Ausübung der Gewerbe machen und
das Reichsrecht nur auf erstere, nicht auf letztere beziehen, für letztere demnach auch jetzt noch eine unbeschränkte Kom petenz der Einzelstaaten annehmen, so kann dies als richtig
nicht ohne weiteres zugegeben werden, da die Gewerbe
ordnung in einer ganzen Reihe ihrer Vorschriften sich doch
unzweifelhaft
auch
auf die Ausübung von Gewerben
bezieht10 und überhaupt fraglich erscheint, ob jene Unter scheidung gemacht werden kann." 9 Gew.-O. §. 144, s. dazu auch Landmann 1038 f. u. 50 f. Die Interpretation des §. 144 ist bestritten. Daß reichsgesetz liche Sonderbestimmungen zu lässig sind, ist unzweifelhaft, s. zahlreiche Angaben von solchen bei Landmann a. a. O.; frag lich ist nur, wie weit das Son derlandesrecht reichen darf; die Praxis interpretiert die Bestim
mung in der ausdehnendsten Weise. 10 Vgl. z. B. die Vorschriften über den Schutz der gewerblichen Arbeiter, über die gewerblichen Anlagen u. a. m. 11 Für die im Text bekämpfte Meinung beruft man sich auf den eit. Gew.-O. §. 144, so 6es. Löning 483; Landmann 51 nennt dieselbe „selbstverständlich".
8
Buch VIII.
Das Gewerbewesen.
Eine Lösung der schwierigen und zweifelhaften Frage wird vielmehr nur in dem Satze gefunden werden können,
daß
die
Reichsgewerbeordnung
Landesgewerbepolizeirecht
nicht
alles
b eseitigen
bezw.
ausschließen wollte, sondern nut dasjenige, was mit der Gewerbeordnung unvereinbar ist.12 Freilich wird diese Grenze unter Umständen eine sehr
schwankende fern,18 und es kann sehr wohl gegen jenen Satz der Einwand erhoben werden: daß alle beschränken-
Trotzdem müssen die Bedenken aufrecht erhalten werden; es ist z. B. nicht einzusehen, warum, wenn jene Meinung zutrifft, sie nicht auch bezüglich des §. 2. — Landmann 55 — sollte geltend gemacht werden können. Das preuß. OVG. hat die Frage in den oben zitierten Entschei dungen eingehend erörtert. Daß Vorschriften der Bau-, Feuer-, Sitten-, Gesundheits polizei u. s. w. dem Landesrecht vorbehalten sind, ist zweifellos. Nur dies ergeben auch die vom OVG. zit. Sätze der Motive. Daß aber spezifisch gewerbe polizeiliche Vorschriften für die „Ausübung" des Gewerbes landesrechtlich zulässig seien, ist eine Behauptung von solcher Tragweite, daß die schwersten Bedenken dagegen nicht unter drückt werden können. Gew.-O. §. 23 Abs. 3 insbe sondere bezieht sich nur auf die Anlagen des §. 16, folglich will er für andere gewerbliche Anlagen nicht gelten; auf nicht
gewerbliche Anlagen allerdings erstreckt sich die Gew.-O. nicht; eine Brauerei — OVG. XVIII, 312 — ist aber eine gewerbliche Anlage, die nicht unter die §§. 16. 23 Abs. 3 fällt. In Entsch. XVII, 364 ist bezüglich der §§. 29 u. 147 Z. 3. direkt ausgesprochen, daß die reichs rechtlichen Vorschriften er schöpfend seien für das „Maß der Anforderungen der öffentlichen Ordnung und damit zugleich die Grenze polizeilichen Einschrei tens". Ebenso Entsch. XVII, 388 bezüglich einer Poliz.-V., die den §. 33a Gew.-O. auf Jnstrumentalvorträge ausdehnte. 12 So auch die preuß. Ausf-V. v. 4. Sept. 1869. 38 Vgl. über die Bedenken dieser Auffassung z. B. die An gaben bei Seydel 311 über die bayrische Praxis. Auch hier dürfte die Bemerkung Seydels S. 82 über die Grenzen des Jnterpretationsrechtes zutreffen; vgl. auch Seydel, Bayr. StR. V, 663.
Prinzipien d. deutsch. Gew.-Recht- u. die RechtSquellm. g. 23.
9
den Bestimmungen des Landesrechtes unvereinbar seim mit
dem reichsrechtlichen Prinzip der Gewerbefreiheit: der Ge
setzgeber wird sich
weiterhin der Aufgabe nicht entziehen
dürfen, diese Frage einer klareren positiven Lösung zuzu
führen, als welche sie bis jetzt in der Praxis gefunden hat. Mehrfach enthält die Gewerbeordnung allerdings be sondere Bestimmungen, die das LandeÄmht positiv auf recht erhalten, so über dm Gewerbebetrieb von juristischen
Personen des Auslandes, von Beamtm, über gewerbliche Beschränkungm in dm Stmergesetzm u. a. m.14
8. Eine besondere Art von Berordnungm, auf welche die Gewerbeordnung mehrfach verweist, find die OrtSstatuten.
Organe
Darunter sind zu vrrstehm Berordnungm der
von Kommunalverbändm jeher Art (auch Kreise
und Provinzm).18
Solche Statuten find zm Ausführung
der Gewerbeordnung zulässig, soweit letztere selbst dies aus spricht. . Dies
lit.
b,
ist
geschehen
84 Abs. 1,
120 Abs. 2. *•
in dm §§. 28 Abs. 8, 88
105b Abs. 2,
119a
Ws. 8,
Die Form derselben richtet sich nach Landes
recht, doch schreibt das Reichsrecht vor: 1. vor Erlaß von Ortsstatutm müssen
„die beteiligtm Gewerbetreibendm
und Arbeiter" „gehört" werdm, 2. Ortsstatutm bedürfm
für Erlaß wie für Aufhebung der Bestätigung der „höherm Verwaltungsbehörde"" und müffm veröffentlicht «erden, 44 Gew.-O. 86. 5, 12, dazu » S. auch Gew.-O. 8 155 Laband II, 188 f. Über dm Abs. 2. *• S. dazu Landmanu Gewerbebetrieb von Personm de- SoldatmstandeS, f. MilG. 1027 s. §. 43; f. unten $. 41. Über 11 Die» ist die Terminologie ausländische juristisch« Personm der Gew.-O., f. dazu unten Löning 484',', über Bmmtm S. 11*. R.'Veamtm>G. §. 16.
10
Vach Vitt g)el Sewerbewesm.
8. Ortsstotutm tonnen von den Zentralbehörden außer Kraft gesetzt werden, jedoch nur wegen Widerspruchs mit Gesetzen oder Anordnungen des weiteren Kommunalverbandes.18 4. Eine Sondervorschrift besteht für Bayern noch dahin, daß etwaige Reichsgesetze, die das Jrnrnobiliarversicherungswesen, also auch dm Gewerbebetrieb darin, betreffen, in Bayern nur mit Zustimmung dieses Einzel staates in Kraft treten tonnen.18 5. Die Durchführung der Gewerbeordnung erfolgt grundsätzlich durch den BehördenorganiSmus der Einzelstaaten; dem Reiche ist lediglich die Oberaufsicht gemäß ben allgemeinen Vorschriften der Reichsverfassung vorbehaltm und als Zmtralbehörde hierfür das Reichsamt des Innern bestellt worben, dessen Staatssekretär verantwortlicher Stellvertreter des Reichskanzlers ist.80 * * * * *Die * Ausführungsverord nungen zur Gewerbeordnung zu erlassen ist Aufgabe des Bundesrates, soweit nicht durch speziellen gesetzlichen Titel hierfür andere Organe Auftrag empfangen haben;8' insofern die Dienstanweisungen einen notwendigen Bestandteil der einzelstaatlichm Behördenorganisation bildm, ist ein gene reller Rechtstitel der Einzelstaatm hierfür anzunehrnm.88 Welche Organe in dm Einzelstaatm als „weiterer Kornrnu81 S. oben Sb. I. S. 480. 18 Gew.-O. §. 142, vgl. 88 6. hiezu — in ber Unter §§. 105b, 119a, 120; Landscheidung zwischen Recht!- und mann 1026 ff. 18 Sers.-Sertr. Z. IV, über Serwalt.-Serordnunaen grund ben rechtlichen Charakter der sätzlich abweichend—L abdnbll, Vorschrift s. oben Sb. I. S. 124. 80 S. oben Sb. I. S. 266 ff.
Prinzipien d. deutsch. Gew.-Rechts u. die Recht-quellen, g. 23» 11
„höhere
nalverband"
Verwaltungsbehörde",
„untere
Ver
waltungsbehörde", „Polizeibehörde", „Ortsbehörde" rc. — das Reichsgesetz bedient sich nur derartiger allgemeiner Aus drücke
—
in
Betracht kommen,
ist durch die Zentralbe
hörden der Einzelstaaten zu bestimmen.28
Soweit gewerb
liche Staatsbetriebe" den Vorschriften der Gewerbeordnung
über Arbeiterverhältniffe unterworfen sind, sönnen die vor
gesetzten Dienstbehörden
an
die Stelle
der
im Gesetz
be
zeichneten Verwaltungsbehörden berufen werden, jedoch vor
behaltlich
der
den
„besonderen
Aufsichtsbeamten"
über
tragenen Funktionen.28
HL
Grwrrbrfrrihrit und Monopolrecht de« Urhebers.22
A. Jeder Deutsche
kann
kraft der Reichsangehörigkeit
nach der Verfassung frei seiner Erwerbsthätigkeit leben und
dafür den Schutz des Staates in Anspruch nehmen".
nach Maßgabe der Gesetze
Die Erwerbsthätigkeit
” Gew.-O. §. 155 Abs. 2. s. dazu die ausführlichen Angaben über die landesrechtlichen Äom» petenzvorschriften bei Land mann 1154—1157, 1030 s. 84 Landmann 1158 dehnt die Vorschrift aus alle ein schlägigen Staatsbetriebe au-, gleichgültig, ob sie einen „gewerb lichen" Charakter tragen oder nicht. Dies geht zu weit und überschreitet die grundsätzlichen Grenzen der Gewerbeordnung, für nichtaewerbliche Staatsbe triebe müssen eventuell die Bor* schriften der Gew.-O. besonders eingeführt werden, sonst gilt lediglich da- betr. Spezialrecht,
ist
so besonder- für die zahlreichen Betriebe zu militärischen Zwecken. 86 Gew.-O. §. 155 Abs. 3 verb. §§. 105b Abs. 2, 105c Abs. 2, 105e, 105f, 115a, 120d, 134 e, 134s, 134 g, 138 Abs. 1, 188a, 139, 139 b, s. dazu Landmann 685 ff., 1158. 86 Seydel 8. 4: Gewerbe freiheit. Den Monopolschutz be zieht Seydel nicht in die Dar stellung ein. E. Meier b. v. Gewerbefreiheit. Landman»
Art. 3. Gew.-O. $. 1; „der Betrieb eine- Gewerbes ist jedermann gestattet". Rehm:
12
Luch VIII. Da» Oenecteaefcn.
prinzipiell
frei und steht insofern lediglich
unter den Normen des Privatrechts.
geben sich Schranken
Doch er
für die freie Erwerbsthätigkeit der
Privaten insofern, als gewisse Angelegenheiten durch Staats gesetz ganz oder zum Teil der privaten Erwerbsthätigkeit
entzogen find: ein Beispiel hierfür bietet insbesondere das Postwesen."
Andrerseits stellt der Staat ferner trotz des Prinzips
der Gewerbefreiheit für gewiffe Erwerbszweige, welche grund-
fätzlich dem privaten Wettbewerb überlaffen find, besondere Voraussetzungen, sei es bezüglich der Zulafiung, sei es be
züglich der Ausübung auf, gleichfalls aus dem Gesichts
punkt des öffentlichen Interesses.19 Diese Beschränkungen sind teils in Spezialgesetzen (die
Gew.-O. nennt die Zoll-, Steuer- und Postgesetze speziell)"
enthalten, teils bilden sie dm Hauptbestandteil der Gewerbe ordnung. Diese charakterisiert sich somit wesent
lich
als
ein Polizeigesetz
Gewerbefreiheit,"
auf der Basis der
nicht als
Die rechtliche Natur derGewerbekonzesfion 10, 17 ff. erklärt dies für ein »subjektive» öffentliches Recht'; f. dazu Laband II, 187»; Sey del, «ayr. StR. V, 661; Landmann 43 f. Die ganze Frage der subjektiven öffentlichen Rechte ist sehr um stritten. Eine eingehende Unter suchung darüber giebt I e l l i n e k: System der subjektiven öffentl. Rechte. * Seyd el 6,23 vgl. Gew.-O. 8- 5.
eine organische
99 Seydel 6. 90 Landmann 58 ff. xu Gew.-O. §. 5. Bgl. ZallG. §§. 119, 124. Spielkarten-StG. ». 3. Juli 1878 §. 4. Post-G. §§. 1. 2. Telear -Ges. §. 1. »» Laband 11, 186. Daß aber der Staat ,da» Gedeihm und Blühen der Gewerbe — nicht unmittelbar fördern' könne, kann nicht zugegeben werden. Gerade die Geschichte de» preu ßischen Gewerbewesens beweist da» Gegenteil.
Prinzipien b. deutsch. Gew.-RechtS u. bie Rechts quellen. g. 23. 13
Ordnung des Gewerbewesens, wie eine solche z. B. das Allgemeine Landrecht enthielt.82 * * *
Die Gewerbeordnung ist an sich als eine staatliche Ord nung für die gewerbliche Erwerbsthätigkeit der Deutschen
zu betrachten.
Allerdings gestattet §. 1 dm Betrieb von
Gewerbm „Jedermann" und weiterhin findm sich einzelne
Spezialvorschristm, welche für Ausländer bestimmte Beschränkungm normieren.
Indem aber in zahlreichm StaatS-
verträgm ausdrücklich die gegenseitige Zulassung von Staats angehörigen zum Gewerbebetrieb
vereinbart ist, erscheint
doch der obige Grundsatz anerkannt.88 Aus dem Prinzip der Gewerbefreiheit find im Gesetz selbst mehrere Konsequenzen besonders und ausdrücklich ge-
zogm: 1. es giebt für das Gewerberecht tonen Unterschied von Stadt und Land;88
2. die Handwerker find nicht beschränkt auf bat Ver kauf der von ihnm selbst verfertigten Warm;88
3. besondere Abgaben für dm Betrieb von Gewerbm, abgesehm von staallichm und kommunalm ©teuern, dürfen
nicht mehr erhobm werdm;86 *
4. jedermann kann gleichzeitig mehrere Gewerbe, sowie
82 Allerdings enthält die Gew.-O. auch eine Reihe von Borschristen, die keinerlei polizeilichen Charakter tragen, inSbes. civilrechtliche s. Landmann 28 f.; Rehm 21 f.; in der Haupt sache aber ist fie ein Polizeigesetz; s. auch Zeller in Stengels Wörterbuch I, 386. 88 6. die Angaben aus den
Staatsoer trägen bei Land mann 47 f., 1477 f. s. des. auch unten §. 27 über ausländische Hausierer. 88 Gew.-O. 8. 2. 88 ®en.«D. §. 3, ®g(. §. 84 «bs. 2. 88 @en>.*D.§.73.6. 6. Weiet s. ▼. Gewerbesteuer in Holtzendorffs RLex.; Landmann 84f.
Buch VHL DaS Gewerbewefm.
14
dasselbe Gewerbe
in
mehreren Niederlassungen innerhalb
und vorbehaltlich der gesetzlichen Beschränkungm auch außer
halb des Gemeindebezirks seiner Niederlassung betreiben;87 88
5. eine
Preisbestimmung
für
gewerbliche
Erzeugnisse
durch den Staat findet künftig nicht mehr statt, abgesehen von den im Gesetz selbst ausdrücklich zugelassmm Fällen;"
6. beseitigt sind alle den Gewerbebetrieb beschränkenden Vorschriften konfessioneller Natur;39 ferner diejenigen Vor
schriften ,
welche
Besitz
des
ebenso
die
die Zulassung
zum Gewerbebettieb
Gemeindebürgerrechtes
abhängig
vom
machten;"
dm selbständigm Gewerbebetrieb von Fraum
beschränkmdm Vorschristm, soweit die Gew.-O. nicht selbst spezialgesetzliche Vorschristm dieser Art
(§§. 30,
Abs. 2,
60, b) mthält; hinsichtlich des eheherrlichen Konsenses bewmdet es bei dm landesrechtlichm Bestimmungen;41
da
gegen find die reichs- und landesrechtlichm Beschränkungm
87 Gew.-O. §§. 3, 42. Vgl. I Landmann 55ff.; Seydel 49.! 88 Gew.-O. §. 72 s. hierüber | unten S. 63 ff. 88 G. über die Freizügigkeit v. 1. Nov. 1867 (BGB. 55) §. 1. 40 Gew.-O. §. 13. Dazu aber die Einschränkung in Abs. 2: »Nach dem begonnenen Gewerbebetriebe ist, soweit dies in der bestehenden Gemeindeverfassung begründet ist, der Gewerbetreibende auf Berlangm der Ge- ■ meindebehörde nach Ablauf von drei Jahren verpflichtet, das! Bürgerrecht zu erwerben. Es darf jedoch in diesem Falle von ihm das sonst vorgeschriebene oder übliche Bürgerrechtsgeld!
nicht gefordert und ebenso nicht verlangt werden, daß er sein anderweit erworbenes Bürgerrecht aufgebe." Vgl. dazu Sey d el 198: Landmann 104ff. 41 Gew.-O. §. 11 (vgl. CPV. §. 51 HGB. Art. 6; dazu Mandryd. zivilrechtl. Inhalt d. Reichsgesetze 13 ff.; Landmann 98 ff.): »Frauen, welche selbständig ein Gewerbe betreiben, können in Angelegenheiten ihres Gewerbes selbständig Rechtsgeschäfte abschließen und vor Gericht auftreten, gleichviel, ob sie verheiratet oder unverheiratet sind. Sie können sich in betreff der Geschäfte aus ihrem Gewerbebetrieb auf die in dm ein-
Prinzipien d. deutsch. Gew.-Rechts u. die Recht-quellen, g. 23. 15 für Militärpersonen und Beamte ausdrücklich aufrecht erhaltm rootben;42
ebenso die landesgesetzlichen Vorschriften
über den Gewerbebetrieb von juristischen Personen des Aus landes ;48 7. eine Entziehung des Rechtes zum Gewerbebetrieb ist
nur dann auf administrativem oder gerichtlichem Wege zu lässig,
wenn die im Gesetz
hierfür ausgestellten Voraus
setzungen gegebm sind;44
8.
aufgehoben
alle
sind48
und kaufmännischen Korporationm, eines Gewerbes auszuschließm
—
Rechte
von
Zünften
Andere vom Betriebe durchbrochen
ist dieser
Grundsatz jetzt durch §. 100 o, s. dazu unten S. 110 —,
ferner die dem Fiskus, Korporationm, Instituten oder Einzelnen zustehenden Berechtigungm, für Gewerbebetriebe oder
gewerbliche Anlagen Konzessionm zu erteilen;
ferner alle
anderweitigen, ausschließlichm Gewerbeberechtigungen, sowie
alle Zwangs- und Bannrechte, welche mit ausschließlichm Gewerbeberechtigungm verbundm warm, ausgenommen nur
zelnen Bundesstaaten bestehenden Rechtswohlthaten der Frauen nicht berufen. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob sie das Gewerbe allein oder in Gemein schaft mit anderen Personen, ob sie dasselbe in eigener Person oder durch einen Stellvertreter betreiben.E über Kinder enthält die Gew.-O. einige Spezialvorschriften. im übrigen s. Landmann 44 f., 101. " Gew.-O. §. 12 Abs. 2. RMilG. §. 43, RBeamtG. §. 16 s. o. Bd. L ©.316 f. Für dieLan-1
desbeamtm das Landesrecht: pr. G. v. 17. Januar 1845 §. 19, v. 10. Juni 1874. " Gew.-O. §. 12 Abs. 1.; Landmann 101 f. 44 Gew.-G. §. 143 Abs. 1. vgl. unten §. 28. 46 Brunner in v. Holtzmdorffs RLex. s. v. Bannrechte; Seydel 26; Lüning 484 f.; Landmann 57 f. u. des. 77 ff. Eine neue Form derartiger Rechte stellen jedoch die Kehr bezirke der Schornsteinfeger dar, s. dazu unten S. 63.
Buch Vm. Das Sewerbewes«.
16
da- Abdeckereigßwerbe44; ferner alle Bannrechte, beten Auf hebung nach dem Inhalt der Verleihungsurkunde ohne Ent
schädigung zulässig war; ferner der Mahl-, Brau-, Brannt weinzwang, sowie die Bannrechte der Bäcker und Schlächter,
sofern diese Rechte nicht durch Vertrag des Bannpflichtigen
mit dem Bannherrn begründet warm;46 47
etwaige Entschä
digungen festzusetzen, blieb dem Landesrecht überlassen. Für
ablösbar
wurden
erklärt
alle
übrigen,
direkt aufgehobenen Zwangs- und Bannrechte,
nicht
sofern die
Verpflichtung durch Grundbesitz, Korporationsmitgliedschaft oder Wohnsitz begründet war, sowie das sog. Krugverlags-
recht.
Die
näheren Bestimmungen
hierüber wurden der
Landesgesetzgebung Vorbehalten.48 * Streitigkeiten bezüglich
der aufgehobenen
oder für ablösbar erklärten Rechte find
auf den „Rechtsweg" verwiesen.48
Zwangs- und Bannrechte sowie ausschließliche Gewerbe berechtigungen, soweit sie durch das Gesetz für aufgehoben
oder ablösbar erklärt sind, ebenso Realgewerbeberechtigungen — die bestehenden blieben erhalten — können künftig nicht mehr —
außer durch Privatvertrag — begründet, die be
stehenden jedoch auf andere Personen übertragen werden.50
46 Aber auch dieses ist in Sreußen für ablösbar erklärt, . v. 17. Dez. 1872, Kornfeld in v. HoltzendorffS RLex.; Löning 3215; Landmann 82 f.; Jolly in Stengels Wör terbuch I, 1; Dieckerhoff in Conrads Handwörterb. I, 2 ff. 47 Gew.-O. §§. 4,7. Gesetzes material der Einzelstaaten merkt G. Meyer I, 3818 an, zu H. 7 Entsch. d. preuß. OBG. X, 272.
48 Gew.-O. §. 8 s. Land mann 87 ff. 49 Gew.-O. §. 9. Land mann 88 f. erklärt den »Rechtsweg" als den Civilrechtsweg, hält also die Verwaltungs gerichtsbarkeit für ausgeschloffen. 80 Gew.-O. §. 10; über den Be griff Realaewerbeberechtiaungen s. Seydel 20 u. die hrer zit. Litteratur; Löning 485 f.; Rehm 37 f., 51 f.; Landmann
Prinzipien d. deutsch. Gew^Rechts u. die Rechtsquellen. g. 2& 17
Wer ein Realrecht für eigene Rechnung persönlich ausüben
will, muß den für das Gewerbe gesetzlich vorgeschriebenen Erfordernissen genügen (Konzession, Approbation 2c.).51 Privatverträge, ein Gewerbe nicht zu betreiben, sind zu
lässig .M
Zur Bezeichnung von Warm und Etikettm, nicht
aber von Räumm, ist der Gebrauch und die Abbildung des
kaiserlichm Adlers gestattet68 B. Monopolrecht des Urhebers, Erfinders
und gewerblicher Firmen." I.
Die Verwertung geistiger Produkte ge
werblicher Natur ist nachMaßgabe desGesetzeS für einen bestimmten Zeitraum nur demjenigen
89 ff.; bes. über die Vertrags freiheit, die Rechte der Polizei und das einschlägige Landes recht. Die Übertragung von Realgewerbeberechtigungen auf dritte Personm regelt Gew.-O. 8.48, dazu Landmann 393ff. Historisches bei G. Meyer I, 375 f. S. auch Entsch. d. preuß. OVG. Vm, 272, HI, 249. Seydel, Bayr. SM. V, 6627; Mandry 167 f. 61 Auch die Beschaffenheit des Lokals kann Grund zur Ver sagung der Konzession sein s. Landmann 395; G. Meyer I, 384", sowie über die sehr streitige Frage der Realschankberechtigungen unten S. 59". m G. Meyer I, 384«, dort auch Litteratur über die Streit frage; Landmann 90 f., 1382. RV. v. 16. März 1872 (RGB. 90), B. d. RK. v. 11. Apr. Zorn, Staat-recht II. 2. Aufl.
1872 (RGB. 93), RStGB. 8. 360 Nr. 7. Entsch. d. preuß. OBG. XXIV, 308. 64 Laband II, 209ff., ferner die einschlägigen Artikel von E. Meyer und Meves in Holtzendorffs RLex., dazu die reiche Spezialliteratur, besonders an Kommentaren über das Patent gesetz und die Systeme desPrivatrechteS. Vgl. auchH änel StR. I, 760 ff. und besonders GareiS in Busch Archiv XXXV, 202 f. Litter.-Angaben bei G. Meyerl, 445*; Landgraf in Stengels Wörterb. II, 78, 150, 207. (Markenschutz, Musterschutz, Pa tentrecht). ErgB. I, 35, 67. Robolski in Conrads Hand wörterb. V, 125 ff. (Patentrecht); Hauß ebenda sV, 1111 ff., 1262 ff.; Allfeld ebenda VI, 398 ff. (Urheberrecht); Mandry RGes. 497 ff.
Buch VIIL DaS fltewertewefeiu
18
gestattet, der die geistige Arbeit geleistet hat;"
in diesem prinzipiellm Satze findet die Gewerbefreiheit nach deutschem Rechte ihr notwendiges Korrelat.
Diesen Grundsatz hat die Reichsgesetzgebung nicht in einem einheitlichen, sondern in sieben verschiedenen Spezial
gesetzen
zur
Durchführung
gebracht:
die Kompetmz de-
Reiches zum Erlaß dieser Gesetze war schon durch RB. Art. 4 Z. 1 („Gewerbewesen") gegeben, wurde aber noch in Z. S („Erfindungspatente") und 6 („Schutz des geistigen Eigen
tum-") besonders statuiert.
Die Gesetze, welche sich dem
nach sämtlich als Spezialgesetze zur Gewerbeordnung dar-
stellen, find: 1. das G. v. 11. Juni 1870 (BGB. 339),
2. das G. v. 30. Nov. 1874 (RGB. 134), jetzt auf
gehoben durch G. v. 12. Mai 1894 (RGB. 441), 8.
das G. v. 9. Januar 1876 (RGB. 4),
4.
das G. v. 10. Januar 1876 (RGB. 8),
5.
das G. v. 11. Januar 1876 (RGB. 11),
6.
das G. v. 25. Mai 1877 (RGB. 501), jetzt auf
gehoben durch das Patentgesetz v. 7. April 1891 (RGB. 79),66 85 Dabei kann es sich aber begrifflich nicht um ein »Eigen tum" handeln. Eine treffende Kritik des „geistigen Eigentums" s. bei La band II, 210. 86 Hänel I, 762 führt aus, die RB. habe in Art. 4. Z. 5 dem Reiche nur die Kompetenz der »Gesetzgebung und Beauf sichtigung" gegeben „vorbehalt lich aller vollziehenden Befugntffe der Einzelstaaten, ins
besondere in der Form der partikularen Rechtspflege". Aber: »über diese Begrenzung hat daS Patentgesetz weit hinausge griffen". — Diese Ansicht folgt aus der von Hänel gegebenen und oben Bd. I, S. 137 f. zurück gewiesenen Interpretation der Eingangsworte des Art. 4. Das Reich hat vielmehr die unbegrenzteKompetenz der Regelung deS Patent-
Prinzipien d. deutsch. Gew-Recht- u. die Recht-quellen. §. 23. 19
7. das G. v. 1. Juni 1891 (RGB. 290). auf dem gleichen oben prä
Alle diese Gesetze beruhen
zisierten
Grundgedanken.
Es
ist somit durchaus richtig,
wenn La band das Patentwesen in dem systematischen Zu sammenhänge des Verwaltungs- speziell des Gewerberechtes
behandelt;
es war aber zu eng, wenn dieser Schriftsteller
hier nur die Erfindungspatente beizog, da die in den anderen genannten Gesetzen konstituierten Monopolrechte genau das
nämliche Prinzip zum Ausdruck bringen,*"
wenn dasselbe
hier auch teilweise über das gewerbliche Gebiet hinausreicht. Einzelstaatliche Patente sind nicht zulässig; die vor Erlaß
deS G. v. 25. Mai
1877 erteilten blieben allerdings in
Kraft, find aber jetzt sämtlich erloschen, n. Die deutsche Gesetzgebung statuiert ein Monopolrecht
deS Autors: 1. bei Schriftwerken,^
2. bei geographischen, topographischen, naturwissenschaft lichen, architektonischen, technischen und ähnlichen Zeichnungen und Abbildungen, welche nach ihrem Hauptzweck nicht als
Kunstwerke zu betrachten sind,69 wesens, einschließlich aller .vollziehenden Befug nisse*. — DaS Patentgesetz bat bereits eine sehr reichhaltige Litteratur und ist mehrfach kommentiert, so besonders von Robolski (1898). Bal. außer dem die zahlreichen zu demselben ergangenen Entsch. des Reichsaerichts, sowie die im Patent blatt veröffentlichten Entscheid, de- Patentamtes. 67 Dies führt richtig bezüglich des Markenschutzes aus MeveS
a. a. O., ebenso besonders E. Meier a. v. Erfindunaspatente S. 717. Auch Lab and erkennt dies jetzt an. Es kann selbst verständlich nicht Aufgabe eine staatsrechtlichen Lehrbuches sein, das aesamte Detail der oben aufgeführten Gesetze zu erörtern, vielmehr muß an dieser Stelle eine Skizzierung ihrer verwal tungsrechtlichen Grundgedanken genügen. 88 G. v. 11. Juni 1870 §. 1. 89 G. v. 11. Juni 1870 8- 48.
Buch VUL Sei Semertewefm.
20
3. bei musikalischen Kompositionen, 80 81 * * 84 * 4. für öffentliche Aufführung von dramatischen, musi
kalischen oder mufikalisch-dramatischm Werken,el
5. für Werke der bildenden Künste,
ausgenommen der
Baukunst," 6. für Photographiern," 7. für gewerbliche Muster und Modelle, sowie für Ge
brauchsmuster, 88 8. für neue86 gewerbliche Erfindungen jeder Art in dem Recht, den Gegenstand der Erfindung ausschließlich gewerbs
mäßig herzustellen, in Verkehr zu bringen und zu gebrauchen,88 ausgenommen wenn deren Verwertung „den Gesetzen oder guten Sitten zuwiderlaufen würde", ferner „von Nahrungs-,
Genuß- und Arzneimitteln sowie von Stoffen, welche auf chemischem Wege hergestellt werdm, soweit die Erfindungen
nicht ein bestimmtes Verfahren zur Herstellung der Gegen
stände betreffen"87, 9. für Warenbezeichnungen",
10. für kaufmännische Firmen". Hl. Der Monopolschutz steht zu Ziff. I—7 dem Ur-
•o G. v. 11. Juni 1870 §. 45. 81 Ebenda §. 50. 88 G. v. 9. Januar 1876 8§. 1, 3, v. 10. Januar 1876 §. 8. 88 Ebenda §§. 1, 11. 84 G. v. 11. Januar 1876 §§. 1, 2; dazu E. Meier in v. Holtzendorsts RLex. s. v. Musterschutz. @. v. 1. Juni 1891 §. 1; Laband II, 227 f. 88 S. hierzu Laband II, 214 f. Die Entscheidung erfolgt durch das Patentamt im Rahmen
von PatGes. §.2, der eine negative Bestimmung von „neu* giebt. 88 PatG. §. 4. 87 PatG. §§. 1, 2; dazu Laband II, 214 ff. und die dort zit. Litteratur; E. Meier e. v. Erfindung-patente 718, besonders über den Unterschied von Er findungen und Entdeckungen. 88 G. v. 12. Mai 1894 §. 1. 88 HGB. Art. 15-27; Mandry 497; Gareis HR. (4. A.) §. 14.
Prinzipien d. deutsch. T«w.-RechtS u. die Recht-quellen.
g. 23. 21
Heber, zu Ziff. 8 dem Erfinder, zu Ziff. 9—10 der
anmeldenden Firma zu, doch enthalten die Gesetze in dieser Beziehung mehrfach Modifikationm,
währung
deS
Urheberschutzes
auch
an
die eine Ge
andere Personen,
speziell bett Herausgeber, schon frost des Gesetzes er möglichen. 70
Hinsichtlich der gewerblichen Erfindungen ist
übrigens scheinbar das Prinzip, daß der Schutz dem Er finder gebühre, völlig verlassen,
indem primär der erste
Anmelder patentiert wird;77 das Prinzip ist jedoch dem
gegenüber dadurch gewahrt, daß dem Erfinder vermöge be
im Gesetz aufs genaueste geregelten Aufgebotsverfahrens die Erhebung des Einspruches gegen Erteilung des Patentes an bett Anmelder gestattet und Patentes
auch
evmtuell die
nach
erfolgt« Erteilung deS
Erhebung
ein«
Klage
auf
Nichtigkeitserklärung gewährt ist.7' IV. Der Monopolschutz des Urhebers hat bei de« ob« Ziff. 1—6 genannten Kategorie«! in der Regel nicht zur
Boraussetzung, daß die Urheberschaft durch einen öffentlich rechtlichen Akt formell beglaubigt ist:
eS bedarf also hi«
nur deS nach den Regeln des Zivilrechtes zu «bringenden Beweises d« Urheberschaft. bei
Nur ausnahmsweise ist auch
diesen Kategorieen Anmeldung zu ein« EintragS-
rolle erforderlich, welche vom Stadtrat zu Leipzig geführt
wird.78 w G. v. 11. Juni 1870 §. 2. n PatG. 8. 8, dazu Bekannt machung v. 11. Juli 1877 (91 o» bolSki 98), 18. Nov. 1877 (ebenda 115), 19. März 1887 (ebenda 100), 13. Ium 1893 (ebenda 102); vgl. Laband II, 216 f.; 6. Meier 718.
78 PatG. §§. 8 tos. 2, 10 «bs. 1 Rr. 3, 24 tos. 2; vgl. Laband II,217: »wahre Natur des Patentschutzes alS einer Prämie für Erfindungen*. " S.v. 11. Juni 1870 88.6«, 11«, 39-42, 52», G. v. 9. Januar 1876 §. 9*. über die
22
Buch VUL $ei fltewertewefc*. Muster und Modelle dagegm können auf dm Mono
polschutz nur Anspruch erheben, wenn unter Deponiemng
eines Exemplares
die Eintragung bezw. Anmeldung zur
Eintragung in ein vom zuständigm Gerichte zu führende-
Musterregister erfolgt ist.
Ebmso sind Markm in da»
Zeichenregister, Warenbezeichnungm in die Zeichen rolle, Gebrauchsmuster in die Rolle fürGebrauchsmuster einzutragen, um des Monopolschutzes teilhaftig zu
werden,74 * * *mdlich ginnen in das Handelsregister. Gewerbliche Erfindungen mdlich bedürfm für dm materiellen Monopolschutz einer formellen staatlichm
Anerkennung durch einen konstitutiom Verwaltungsakt, der die Rechtswirkung der Ausschließlichkeit hat,76 Patentes.74
deS sog.
Zur Entscheidung über Erteilung, Zurück
nahme und Nichtigerklärung von Patmtm ist eine besondere
Behörde eingesetzt, das Reichs-Patentamt.
Dasselbe
ressortiert vom Reichsamt des Innern, ist kollegialisch or ganisiert und in 7 Abteilungen (4 Anmelde-, 2 Beschwerdeund eine Nichtigkeits-Abt.) formiert.77
Eintragsrolle f. Werke der bilden den Künste, V. d. RK. v. 29. Febr. 1876 (CBl. 119). 74 v. 11. Januar 1876 88. 7, 9-13, G. v. 12. Mai 1894 §. 1 ff. Dazu §§. 5, 24, über die aus Grund der früheren Gesetzgeb. eingetragenen Zeichen, für welche daS G. v. 30. Nov. 1874 noch bis 1. Ott. 1898 gilt, insofern nicht Eintragung in die Zeichenrolle nach den Bor schriften deS neuen Gesetzes be antragt wird; dem Anträge muß
Ihm liegt in feine«
entsprochen werden; ferner T. v. 1. Juni 1891 §. 3. Bollz.B. d. R«. v. 29. Febr. 1876 über daS Musterregister (CBl. 123). dazu Nachtrag v. 23. Juli 1876 (CBl. 404). 71 Laband II, 220«; G. Meyer I, 446 f. 74 PatG. §§. 1-12. 77 PatG. 88. 13-19, dazu KB. v. 11. Juli 1891 (RGB. 349), dazu Laband II, 211 f darnach zu berichtigen oben B. I. S. 284 f.
Prinzipien d. deutsch. Gew^Rechts u. die RechtSquellen. §.23-23 einzelnen Abteilungen die Entscheidung in allen Patent
sachen ob, insbesondere find von demselben alle Gesuche von Amtswegen zu prüfen, find ferner vor demselben auch
die kontradiktorischen Verhandlungm zu pflegen, welche daS
Gesetz für dm Fall der Erhebung des Einspruchs, sei
eS
des jedermann möglichm wegen Mangels der Neuheit der Erfindung, sei eS desjmigm, der nur dem Erfinder gestattet
ist, wegen Mangels des Patentanspruches, vorschreibt.
Die
Entscheidungm des PatmtamteS, d. i. einer Abteilung bei* selben können durch Beschwerde angefochtm werben, welche von einer oder mehrerm onberen Abteilungen des Patent
amtes entschiedm wird.78 * 80 Das Patentamt hat die Patent-
urkundm auszufertigen, ein vollständiges Verzeichnis aller erteilten Patente, die Patentrolle, zu führm, die vom Gesetz vorgeschriebenm Publikationm in Patentsachm durch
dm Reichsanzeiger und das Patmtblatt anzuordnm;7e für Erteilung des Patmtes wird eine emmalige und sodann
weiter alljährlich, so lange der Patmtschutz dauert, eine
jährliche Gebühr erhoben.88
Eine besondere Abteilung
für Warenzeichen, bestehmd aus einem rechtskundigm
Vorfitzmdm,
kundigm und
sowie
der erforderlichm
technischm
Beisitzem,
Zahl
ist seit
von
rechts
1892 beim
Patentamt eingerichtet.81 78 PatG. 88-IS, 16,20 ff., 26. 7* Das amtliche Patentblatt beruht auf PatG. 8. 19 Abs. 4, bezüal. ander, amtl. Publikationen des Patentamtes s. die Angaben bet StobolSki 168 ff.; Laband II, 214’,». 80 PatG. 88- 8, 19, 23, 27. Bei Patenten, welche die Reichs
verwaltung für die Zwecke von Heer oder Flotte nachsucht, er folgt keine öffentliche Bekannt machung im »orverfahren und kein Eintrag in die Patentrolle 8- 23 Ms. 5. 81 G. v. 12. Mai 1894 §§. 2, 25, dazu B. v. 80. Juni 1894 (RGB. 495).
Buch VIII. Da» Sewerbewesen.
24
Außerdem ist noch mit dem Patentamt verbunden die Anmeldestelle für Gebrauchsmuster.88
V. Der Monopolschutz hat folgenden Inhalt: Während Zeitdauer des Schutzes
der
Nachahmung
ist Nachdruck,
Nachbildung,
des geschützten Gegmstandes verboten; über des Thatbestandes
die Feststellung
detaillierte Vorschriften.88
gebm die Gesetze sehr
„Niemand ist befugt, ohne Er
laubnis des Patentinhabers den Gegenstand der Erfindung gewerbsmäßig herzustellen, in Verkehr zu bringen, feilzu
halten oder zu gebrauchen." 88 Die Rechtsfolgen der Verletzung des Monopolschutzes
find teils zivil-,
teils strafrechtliche (bei Patentverletzungen
Geldstrafe bis zu 5000 Mk. oder Gefängnis bis zu einem
Jahr,
nebm
der
Strafe
evmtuell
noch
Buße
bis
10 000 Mk.);85 ihre Festsetzung im einzelnen Fall «folgt
durch die ordentlichm Gerichte, in Zivilsachen letzt« In stanz
bei
Patentbruch,
bezeichnungen Reichsgericht;88
fahren
sowie üb«
V«letzung
von das
hiebei
zu
enthalten die Gesetze gleichfalls
88 G. v. 1. Juni 1891 §§. 2, 14 dazu ÄS. v. 11. Juli 1891 (RGB. 349) §§. 19-24. “ G. o. 11. Juni 1870 §§. 4 biS 7, 44, 46—48, 50-56; G. v. 12. Mai 1894 §. 12 ff., G. v. 1. Juni 1891 §. 4 ff., G. v. 9. Januar 1876 §8. 4—8, v. 10. Januar 1876 §§. 2, 4, v. 11. Januar 1876 _§§. 4-6. PatG; §■ 4 dazu E. Meier 721. 84 Über den provisorischen —
geschützt«
Gebrauchsmustern
Waren-
durch
beobachtende
daS Ver-
sehr genaue Bor-
resolutiv bedingten — PatentÖ nach erfolgtem Aufgebot . 8. 23 Abs. 1, dazu Laband n, 219’; üb« betrüge rische Vorspiegelung erteilten Patentschutzes PatG. §. 40; Labanv II, 227. 86 PatG. §§. 86 , 37; Laband n, 222 f. 88 PatG. §.38, G. v. 12. Mai 1894 §. 21, G. v. 1. Juni 1891 §. 12.
Prinzipien d. deutsch. Sew^RechtS u. die Recht-quellen, st. B. 25 fünften.87
Technische Fragen
können von bot Gerichten
den sog. Sachverständigenvereinen zur Begutachtung vorgelegt werden und
diese Vereine Kimen
der Parteien auch als Schiedsgerichte fungieren. sachen ist das Patentamt der
auf Anrufen
In Patent
gesetzliche Sachverständigen
verein, für die übrigen Kategorieen find besondere Vereine aus Personen, welche mit den Verhältniffm des betreffenden Erwerbszweiges genau vertraut sind, zu bilden.88
Der Monopolschutz
ist vererblich
und veräußerlich,88
ein Heimfallsrecht des Fiskus findet daran nicht statt.88
Zeit!' h
ist der Schutz
schieden bestimmt:
in den verschiedenen Gesetzen ver
der Patentschutz dauert 15, der Schutz
für Photographiern 5, der Schutz der Warmbezeichnungen
10 Jahre, der Gebrauchsmuster 3 Jahre, der Muster und Modelle 1—3 Jahre nach Wahl des Gesuchstellers, jedoch kann eine Erweiterung
bis auf 15 Jahre stattfinden; die
anderen Arten des Urheberschutzes
endlich dauern bis 30
Jahre nach dem Tode des Urhebers, bei mehrerm des letzt verstorbenen. 81
Der Schutz der kaufmännischm Firma ist
zeitlich unbegrenzt.
" G. v. 11. Juni 1870 §§. 18 bid 25 , 54—56, ($L v. 9. nuar 1876 §. 16, v. 10. Januar 1876 §. 9, vom 11. Januar 1876 §. 14. PatG. §§. 85-40. G. v. 12. Mai 1894 §§. 14-19, G. v. 1. Juni 1891 §§. 9-11. 88 G. v. 11. Juni 1870 88- 31, 49, v. 9. Januar 1876 §. 16*, v. 10. Januar 1876 §. 10, v. 11. Januar 1876 §. 14*. PatG. 8. 18. Dazu L. d. RK. v. 29. Febr. 1876 (CBl. 117), über die künstlerischen, photographi
schen und gewerblichen Sachver ständigenvereine, nebst Nachtrag v. 16. Juli 1879 (CBl. 490). 88 G. v. 11. Juni 1870 8- 3, v. 9. Januar 1876 §. 2, v. 10. Januar 1876 §. 7, v. 11. Jan. 1876 8. 3. PatG. 8- 6. G. v. 12. Mai 1894 8- 7. G. v. 1. Juni 1891 8- 7. * G. v. 11. Juni 1870 8- 17, v. 9. Januar 1876 8- 15. 81 PatG. 8- 7. G. v. 10. Januar 1876 8. 6, v. 11. Ja nuar 1876 8- o, v. 11. Juni
Da- Sewerbewesen.
Buch m
SS Wie
aller Recht-schutz
prinzipiell,
so
hat
auch der
Monopolschutz seine territoriale Grenze an der Grenze des Staates; der Urheberschutz ist jedoch positiv auch auf die im Ausland erschienenen Werke „inländischer Urheber" aus
gedehnt.
Reichsangehörigkeit ist rechtliche Voraussetzung für
den Monopolschutz nicht.M Ein
internationaler Verband
zum Schutze
ist be
der Litteratur und Kunst
von Werken
gründet durch StV. v. 9. Sept. 1886 (RGB. 1887, 498); demselben
das
gehören
Deutsche
an:
Norwegen (RGB.
Reich,
Belgim,
1896,
Spanien,
107),
Frank
reich, England, Haiti, Italien, Liberia, Schweiz, Tunis; die Geschäftsführung hat ein internationales Bureau
in Bern.
VI.
Der Monopolschutz erlischt durch Ablauf der gesetz
lichen Zeit und durch Verzicht; bei Warenzeichm ist immer die formelle Löschung im Register nötig;98 der Patentschutz 1870 88- 8-16 , nuar 1876 §§. 12. Mai 1894 I. Juni 1891 §.
52, v. 9. Ja 9-14. G. v. §. 8. G. v. 8.
91 G. v. 11. Juni 1870 8. 61', v. 9. Januar 1876 §. 20, v. II. Januar 1876 §§. 9*, 16. PatG. §. 12, vgl. auch ß. 2 Lös. 2. G. v. 12. Mai 1894 8§. 22, 23. G. v. 1. Juni 1891 §. 18. Eventuell muß eine Bertretuna für das Patentverfahren von solchen Personen bestellt werden, die nicht im Inland wohnen, PatG. §. 12. Staatsverträae über gegenseitigen Pa tent-, Muster, und Markenschutz bestehen mit einer Reihe von
Staaten, so insbesondere auf Grund der neuesten Gesetzgebung mit Osterreich-Ungarn, Italien und der Schweiz s. Laband II, 217»; Robolski 103ff. Deutsche Warenbezeichnungen werden wie inländische geschützt in folgenden ©taten: Belgien, Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritan nien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Osterreich-Ungarn, Rumänien, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Ser bien, Venezuela, Bereinigte Staaten von Amerika (RGB. 1894, 521). 98 G. v. 12. Mai 1894 §. 8.
Prinzipiend.deutsch- Sew^RechtSu.dieRech»quellen. g.23» 27
geht auch zur Strafe verloren bei Richtentrichtung der gesetz lichen Gebühr binnen sechs Monaten nach dem Fälligkeits
termin;^ das Erlöschen tritt ipso jure ein, ist in der
Palentrolle zu vermerken und im Reichsanzeiger zu puHi«
zieren." Patente können ferner zurückgenommen und für nichtig
erklärt werden.
Äompttent hiezu ist das Patentamt in
seiner 7. Abteilung als Verwaltungsgericht;" gegen Ent-
scheidungen auf Zurücknahme oder Richttgkeit ist Berufung ans Reichsgericht gestattet.97
Patente find auf Anttag98 für
nichtig zu
erklären,
wenn fich «giebt, daß die Erfindung nicht patentfähig war;
die Entscheidung auf Richtigkeit hebt alle Wirkungen des Patentes vollkommen auf."
Zurücknahme des Patentes
auf Antrag ist zulässig:
1. wenn das Patent binnen 3 Jahren nach sein« Erteilung nicht im Inland in angemeffenem Umfang zur gewerblichen
Verwertung gelangte, 2. im öffentlichen Interesse, »mit
8 Jahre nach der Erteilung es fich als notwendig erweist,
die gew«bliche Verwertung ein« Erfindung auch anderen zu ermöglichm, bet Patentinhaber ab« hiezu seine Zu stimmung verweigert (sog. Lizenzzwang).""
Endlich kann ohne Anttag eine Aufhebung ob« Be
schränkung des Patentschutzes erfolgen, wenn eine Erfindung
- PatG. 6§. 8, 9. * PatG. 8. 9. - PatG. 88. 10, 14 ilbs. 1, Rr. 2, 8. 97 PatG. 8. SS. Ges. v. 16. Juni 1879 (RGB. 157) g. 1. «Boll,», o. 6. Dq. 1891
(RGB. 389), SeschO. f. d. «eich«, geeicht §§. 12 ob. 7. 98 PatG. 8. 28. 99 PatG. 8. 10; Labandll, 228 f. 100 Pal«, j. 11; Ladand n, 225 f.
28
Buch VHL DA- Gewerbewesea.
„für das Heer oder für dre Flotte oder sonst tm Interesse der öffentlichen Wohlfahrt benutzt werden soll"; die Ent
scheidung hierüber
steht
nur
dem Reichskanzler
zu; der
Patmtinhaber ist angemessen zu entschädigen; vermag hier über eine gütliche Vereinbarung nicht erzielt zu werden, so entscheiden die Zioilgerichte.101 * * * * * *
IV. Drr Begriff Gewerbe."* 1. DaS Gesetz giebt — nach Ausweis der Motive
mit bestimmter Absicht — eine Definition des Be griffs Gewerbe nicht.
Die Gew.-O. zählt nur in
§. 6 eine Reihe von Erwerbsthätigkeiten auf, auf welche
„das gegenwärtige Gesetz" „keine Anwendung" finden foIL108
101 PatG. §. 5 Abs. 2; Labanb II, 226 f. 10* Seydel §§. 1, 2. Landmann24ss.;HänelStR.I,688f., sowie die oben S. I1 angerbene reichhaltige Lttteratur, auch Bücher in Conrads Handwörterb. III, 922 ff.; Laband II, 226, 189*: Seydel, Bavr. StR. V, 656 ff. 168 §. 6 in der ihm durch G. v. 1. Juli 1883 (RGB. 159) gegebenen Fassung lautet: „Das gegenwärtige Gesetz findet keine Anwendung aus die Fischerei, die Errichtung und Berlegung von Apotheken, die Erziehung von Kindern gegen Entgelt, das Unterrichtswesen, die advokatorische und Notariatspraxis, den Gewerbebetrieb der Auswande rungsunternehmer u. AuswanderungSagenten, der Versicherungs
unternehmer und der Eisenbahn unternehmungen, die Befugnis zum Halten öffentlicher Fähren und die Rechtsverhältnisse der Schiffsmannschaften auf den Seeschiffen. Auf das Bergwesen, die Ausübung der Heilkunde, den Verkauf von Arzneimitteln, den Vertrieb von Lotterielosen und die Viehzucht findet das gegenwärtige Gesetz nur insoweit Anwendung, als dasselbe aus drückliche Bestimmungen darüber enthält. Durch kaiserliche Ver ordnung wird bestimmt, welche Apothekerwaren dem freien Ver kehr au überlasten sind." Dem gemäß hat das preuß. OLG. in seiner Entsch. XII, 348 festgestellt, daß Fischereiinnungen nicht unter die RGew.-O. fallen, f. auch Löning Lerw.-R. 427B.
Prinzipien d. deutsch. Gew.-RechtS u. die RechtSquelle». g. 23. 29
Diese negative Vorschrift ist jedoch für die Begriffsbestimmung
nicht verwertbar,
denn ihre Absicht ist nach Ausweis der
Motive nicht, den Begriff Gewerbe zu begrenzm, son dern nur gewiffe Erwerbszweige,
sei eS der Landes-, sei
es der Reichsspezialgesetzgebung vorzubehalten; überdies enthält die Gewerbeordnung doch bezüglich mehrerer in §. 6
genannter Erwerbszweige Vorschriften, wie dies auch in der jetzigm Faffung des Gesetzes zum Ausdruck gebracht ist.104
2.
Für die Bestimmung des Begriffes Gewerbe ist zu
nächst von Wichtigkeit der Satz: alle Funktionen der Staatsgewalt
als
solcher können
nicht Gewerbe sein.
werbes
ist
seiner
Thätigkeit.
Natur
müssen
sind
jedm Staates ist
kraft
private
sich
begrifflich
aus
ein für allemal erschöpfend be-
vielmehr wechselnd und wandelbar je nach
Zeit, Ort und Umständen.
Staat
Ge
eines
eine
Die Funktionm der Staatsgewalt als solcher
lassen allerdings sich nicht stimmen,
nach
begrifflich
Ausübung der Staatsgewalt und
Gewerbebetrieb schließen.
Betrieb
Der
Unwandelbares Merkmal eines
nur die Souveränetät:
was aber
ein
der Souveränetät als Staat in den Kreis
seiner Aufgaben ziehm will, kann sich sehr verschieden be stimmen, und die moderne Kulturentwickelung hat vieles in
die Aufgaben des Staates einbezogm, Zeiten vielleicht gar nicht existierte 104 Seydel 7; E. Meier in v. Holtzendorffs RLex. e. v. Gewerbebetrieb; Laband II, 189*. Demgemäß durste auch Seydel für Feststellung des Begriffs in §. 2 nicht aus
was zu anderen
oder wmigstens ganz
§. 6 argumentieren. Über Be deutung und Tragweite des §. 6 im allgemeinen und in seinen Einzelvorschriften s. Land mann 6. 62 ff.
30
Buch VIIL
Das Gewerbewesen.
der Privatindustrie überlasten war.
Gin besonders augen
fälliges Beispiel hiefür bieten Post, Telegraphie, Eisenbahnwesen.106 Dagegen ist die staatliche Anstellung wohl ver
einbar mit dem Gewerbebegriff und noch nicht entscheidend
dafür, daß ein Betrieb zum Staatszweck gemacht fei.10
erb"). §. 88. 14*
Buch VHL
212
Zentralbehörde die
Das Gaverbewesen.
Übernahme gestattet
(LUVG.
§.
26
Abs. 3, vgl. pr. G. v. 20. Mai 1887 Art. IV, Vy.
Im übrigen ist die Geschäftsführung durch Statut im Rahmen des Gesetzes zu ordnen;86 * * *das Statut ist von der
Genoffmschaftsversammlung zu beschließm, muß über die im Gesetz (§.
17 LUVG.
§§. 19, 22) vorgeschriebenen
Punkte Bestimmungen geben, bedarf endlich der Bestätigung
des Reichsversicherungsamtes, gegen dessen abweisenden Be scheid binnen 4
letztmtscheidende
Wochen Rekurs an dm Bundesrat als
Instanz
eröffnet
ist.
Muß die
Geneh-
migung wiederholt versagt werben, so wird das Statut vom Reichsversicherungsamt erlaffm (UVG. §§. 16—20,
LUVG. §. 24, BUVG. §. 20 Abs. 3, SUVG. §§. 24—26). Für jede Berufsgenoffenschaft, bezw. jede Sektion einer
solchm ist sodann ein Schiedsgericht zu bildm (UVG. §§. 46—50, LUVG. §§. 50—54, BUVG. §. 36, SUVG.
§§. 49—56), das als Berufungsinstanz über den Genossenschaftsvorständen (s. oben S. 209, unten S. 224) fungiert.88
Das Schiedsgericht besteht aus einem
ständigm Vorsitzenden, der von Staats wegen aus der Zahl
der unbeteiligten Staatsbeamten ernannt wird, dazu vier Bei-
fitzem, von denen zwei von der Gmoffenschaft, bezw. Sek tion, zwei von dm
Arbeitervertretem
derselben
gewählt
werben; zugleich werden in gleicher Form für die sämtlichen
Mitglicker auch Stellvertreter (für die versichertm Seeleute
8 für jedes Mitglied) emannt.
Die Wahlperiode ist vier-
86 Normalstatuten hat das i 1,647 erklärt die Schiedsgerichte Reichsversicherungsamt entwor- als »staatliche Organe'. Rosin fen und veröffentlicht. I, 728 ff. 86 Weyl 537 ff.; G. Meper!
Die Arbeiter»erficherung.
tz. 29.
213
jährig, jedoch so, daß immer nach zwei Jahren die Hälfte der Mitglieder ausscheidet (USB®. §. 47, LUBG. §.51 das Amt ist unentgeltliches Ehrenamt und kann
Abs. 7);
nur aus denselben Gründen abgelehnt werden wie eine Vormundschaft; eventuell kann die Übernahme durch Geld strafen bis zu 500 Mark erzwungen werden; die Arbeiter
vertreter erhalten Entschädigung für den entgangenen Ar beitsverdienst ; im Notfälle ist das Schiedsgericht durch die
untere LUBG
Verwaltungsbehörde zu §. 53).
besetzen
(UBG.
§.
48,
Die Entscheidung im Schiedsgericht er
folgt durch Stimmenmehrheit;87
beschlußfähig ist dasselbe,
wenn außer dem Dorfitzenden eine gleiche Zahl von Arbeit
gebern und Arbeitem, und zwar von jeder Kategorie min
destens einer, Mitwirken.
Das Schiedsgericht hat das Recht
der Augmscheinseinnahme und der eidlichen Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen (LUVG. §. 54, UBG.
§.
50).
Die
sämtlichen
Mitglieder
und
Stellvertreter
wurden auf ihr Amt vereidigt (UVG. §. 49). Als höchste Instanz besteht sodann das Reichsver
sicherungsamt bezw.
ämter.88
die Landesversicherungs
Das Reichsverficherungsamt hat seinen Sitz in
Berlin und besteht aus mindestens drei ständigen und acht
nichtständigm Mitgliedern; erstere
werdm
auf Vorschlag
des BundeSrateS vom Kaiser für Lebenszeit emannt; von letzteren werden vier vom Bundesrat, zwei von den Ge•’ über das Verfahren Kais. «. o. 5. Aug. 1885 (RGB. 255), u. v. 13. Roo. 1887 (RGB. 523), k'SJ&V
Wörterb. H, 374 ff.; Bödiker m Conrads Handwörterbuch V, 407 ff.; Fuld im Arch. f. öff. R. VI, 85 ff.; Hänel I, 698, 705; Weyl 546 ff.; Laband I, . 88 v. Woedtke in v. Stengels 365; Rosin I, 717 ff.
214
Buch VHL
Das Gewerbewesen.
nossenschaftsvorständen und zwei von den Arbeitervertretem
gewählt für vier Jahre; für die Mitglieder find zugleich Stellvertreter zu wählen (UBG. §. 87, LUVG. §. 95).
Im einzelnen Fall entscheidet das Reichsverficherungsamt in der Regel als Kollegium von 5 Mitgliedern, darunter je ein Vertreter der Genoffenschaftsvorstände und der Ar
beiter (UBG. §. 90). Dem Reichsversicherungsamt lag zuvörderst die Durchführung der ganzen Organisation des
Verstchemngswesens
nach Maßgabe der Reichsgesetze ob;
dauernd sind diese Funktionen insofern, als Abänderungen
der ursprüglichen Festsetzungen in Betracht kommen, und als
solche der Bestätigung des Reichsverficherungsamtes bedürfen (UVG. §. 20 Abs. 1).
Weiterhin aber ist das Reichs-
versichemngsamt die Aufsichtsbehörde für alle untergeord
neten Organe (UBG. §§. 87. 88, LUVG. §§. 95—97,
BUVG. §. 45, SUVG. §. 97) und hat als solche ins
besondere die Befugnis, diesen Organen Dienstinstmktionen zu erteilen, sowie deren Geschäftsführung in jeder Beziehung zu überwachen;
zu letzterem Zweck ist ihm eine Straf
kompetenz bis 1000 Mark Geldstrafe, insbesondere auch behufs Erfüllung der gesetzlichen und statutarischen Vor
schriften dmch die Inhaber der Genossenschastsämter (UVG. §. 89), eingeräumt (UVG. §. 88, LUVG. §§. 96, 97, SUVG. §. 99).
Weiter bedürfen gewisse Amtshandlungen
der unterm Organe der Gmehmigung des Reichsversiche Femer ist dasselbe Beschwerde- und Rekursinstanz*89 nach Maßgabe zahlreicher spezialgesetzlicher Borrungsamtes.
IV. o. 5. Aug. 1885 (RGB. 225) 89 Über das Verfahren Kais.!», v. 13. Nov. 1887(RGB.523).
tz. 29.
Die Arbeiterversicherung. fünften,
auch
besonders
Eenoffenschaftsämt«, Auslegung
der
Statuten
Pflichten
(UBG.
§.
89).
Reichsverficherungsamt
als Benvaltungsgericht
zustehende
Rechte und
der
Gültigkeit der stattgehabten Wahlen,
Funktionen wird das
solcher
über
215
In
diesen
grundsätzlich
zu betrachten sein und die einem
völlige
Unabhängigkeit
beanspruchen
müffer.; als Verwaltungsbehörde untersteht das Reichsv«»
ficheruigsamt dem Reichskanzler, bezw. dem Reichsamt des Jnnern und hat diesem den allgemeinen verwaltungsrecht
lichen Dienstgehorsam zu leist«; die „Entscheidungen" de-
Reichsversicherungsamtes aber sind mdgültig, insoweit nicht in einzelnm Fällm Beschwerde an dm BundeSrat zugelaffm
ist.*90
Eine klare und sichere Abgrenzung derjenigen Sphäre,
in der da- Reichsverficherungsamt selbständig ist, von bet* jmigm, in welcher eine verwaltungsrechtliche Unterordnung unter das Reichsamt des Innern stattfindet,
ist noch nicht
gewonnen.
Die Landes»ersicherungSämter (UBG. §§. 92, 93)91 bestehen entweder an Stelle des Reichsverficherungs»
amtes oder neben dem letzteren.
Die Landesversicherungs-
ämter setzm sich zusammm aus drei ständigm und vier
nichtständigm Mitglied«»;
die Bestellung «folgt analog
wie beim Reichsversicherungsamt; ebenso ist das Verfahren das gleiche (UVG. §. 98). rungsamtes
find
An Stelle des Reich-verfiche-
LandeSversicherung-ämter
nur
in Bapern und Sachsen getreten; das Gesetz gewährt
bie
Möglichkeit
d«
Errichtung
von
solch«
zwar
all«
preub- Landesrecht s. Laband 90 Über die Aufgaben d«S II, 239. .............................. -> »» Laband II, 288 ff. ReichSverficherungSamteS nach
216
Buch VIII.
Das Gewerbewesen.
Einzelstaaten für die industriellen Berufsgenoffenschaften tu unbeschränkter Weise, da jedoch die Zuständigkeit eines Landesversicherungsamtes sich nur auf das Gebiet des be
treffenden Einzelstaates blichen kann, die meiste« Beritfs-
genossenschasten aber vom Bundesrat ohne Mckficht auf hie einzelstaatlichen Greifen organifiert sind, blieb thatsächlich nur für die beiden oben genannten Einzelstaaten die Mög lichkeit der Errichtung von Landesversicherungsämtern. Mese haben dieselben gesetzlichen Rechte und Pflichten wie das
Reichsverstcherungsamt. Neben dem Reichsversicherungsamt bestehm Landesvexsichemngsämter für die Bemfsgenoffenschasten der land« und forstwirtschaftlichen Betriebe92 außer in Bayern und
in Sachsen noch in Württemberg, Baden, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Heffen, Reuß ä. L. Für
diese Betriebe erfolgt die Abgrenzung der Berufsgenosienschasten durch die Einzelstaaten. Bei Streitigkeiten zwischen einer Genoffenschast, die einem Landes-, und einer solchen, die dem Reichsverstcherungs-
amte untersteht, ist stets das letztere zuständig.
Gewiffe
gesetzlich genau bestimmte Funktionen werden in jedem Falle nur vom Reichsverficherungsamte ausgeübt (UVG. §. 92
Ms. 3, LUVG. §. 101 Abs. 2). Sowohl für die Schiedsgerichte wie für die Reichs und die Landesversicherungsämter ist hinsichtlich der Besetzung eine Vertretung der Arbeiter (UVG. §§. 41—45,
BUVG. §. 35) vorgeschrieben.
Die Zahl der Arbeiter
vertreter für jede Genoffenschast bezw. Sektion muß ebenso
92 LUBG. §§. 100, 101.
Die Arbeiterversicherung.
§. 29.
217
groß sein, wie die Zahl der von dm Arbeitgebem gewählten Vorstandsmitglieder (UVG. §. 41 Ws. 2); in ähnlicher Weise wird auch eine Arbeitervertretung für die fiskalischm
Betriebe bestellt. Die Wahl erfolgt nach einem vom Reichs-
versichemngsamt erlassenen Regulativ vom 26. Sept. 1885 93
durch die Vorstände der Orts-, Betriebs- und Jnnungskranken-
kassen, sowie der Knappschaftskassen, die im Bezirke der Ge nossenschaft ihrm Sitz haben, für bestimmte Wahlkreise auf 4 Jahre; alle 2 Jahre scheidet die Hälfte der Gewähltm aus;
für jedm Vertreter sind zwei Ersatzmänner zu wählm (UVG.
§. 44).
Für die Seeleute, sowie für die land- und forst-
wirtschaftlichen Arbeiter ist die Wahl der Arbeitervertreter
in anderer Weise normiert (LUVG. §§. 49, 51, 59, 95, SUVG. §§. 48, 51, 52, 97), da für diese Kategorim
keine obligatorische Krankenversicherung besteht.
Wählbar
sind männliche, großjährige, gegen Unfall versicherte Kassenmitglieder, die in Betriebm der Genoffenschast beschäftigt
find, sich im Besitz der bürgerlichm Ehrenrechte und der rechllichm Dispositionsfähigkeit über ihr Vermögm befindm
(UVG. §. 42; LUVG. §. 49 Ws. 2). Die Arbeitervertreter wählen die Beisitzer der Schiedsgerichte, ferner die nicht-
ständigm Mitglieder des Reichsversicherungsamtes (UVG.
§. 41).94 Den Organen der Reichsunfallversichemng ist gesetzlich
die Rechtshilfe aller Behördm gesichert; auch ohne Requisition
waltung vom 31. März 1886 ” Dazu für ben Bereich der; (CB. 76). preuß. Heeresverwaltung vom' 94 Über ihre Teilnahme am 23. Ott. 1885 (CB. 505), der! Erlaß der UnsallverhütungsvorReichspost- und Telegraphenver-! schritten s. unten.
Buch VTIL
218
Da- Gewerbewesen.
haben alle Behörden die Pflicht, jenen Organen alle wichtig erscheinenden Mitteilungen zu machen,
ebenso
die Ber-
ficherungsorgane unter sich (US®. §. 101, LUV®. §. 121, s. auch die Spezialvorschrift SUVG. §. 66). IV. Den Anspruch aufdie gesetzlich geregelte Uns allfurforgt95 haben die in den verschiedenen Ber-
sicherungsgesetzen aufgeführten Arbeiterkategorien (f. oben
S. 184 f.)." Der gesetzlich
gesicherte Anspruch
geht
im Falle der
Verletzung durch einen Betriebsunfall9* auf Ersatz der
Kosten
des Heilverfahrens
vom
Beginn der 14.
Woche99 96 97 ab98und auf eine Leibrente für die Zeit der Erwerbsunfähigkeit, die Unfallrente (UVG. §. 5), im
Falle des Todes auf Ersatz der Beerdigungskosten 96 Über Tod und Körperver letzung Ro si n I, 290 f., 305 ff.; über Erwerbsunfähigkeit 329 ff. 96 Für Seeleute s. dazu noch die im SUBG. §. 3 vorgesehenen Erweiterungen. 97 Der Begriff „Betriebsun fall" ist in der Litteratur und Rechtsprechung schon vielsach erörtert: vgl. Rosin I, 273 ff., derselbe im Arch. f. öff. Recht III, 291 ff.;_Piloty I, 185 ff.; Seydel V, 336 f.; Mandry 432 ff., sowie mehr fache Entsch. d. Reichsgerichts. Über die Anzeigepflicht der Or gane der Krankenversicherung s. KrVG. §. 76 b, c, d. 98 Bis zu diesem Zeitpunkt liegt die Fürsorge den Kranken kaffen ob, s. oben S. 199. Über die weittragende praktische Be
deutung dieser Vorschrift s. die Bemerkung bei Bornhak HI, 465a. Auch nach der 13. Woche kann das Heilverfahren ber Krankenkasse durch die Berufs genoffenschaft überlassen werden. UVG. §. 5 Abs. 8, KrVG. §. 76c — ebenso SUBG. §. 11 — be stimmt andererseits, daß bei Un fällen das Heilverfahren sofort von der Berussgenoffenschast übernommen werden kann. Für die nicht unter das KrVG. fallenden Personen hat für die ersten 13 Wochen der Betriebs unternehmer die durch das KrVG. vorgeschriebenen Leistungen zu machen, UVG. §. 5 Abs. 16. Bei land-und forstwirtschaftlichen Ar beitern die Gemeinde, LUVG.tz.10, ebenso bei Bauarbeitern u. See» leuten «UVG. §. 7, SUBG.tz. 10.
Die Arbeiterversich erung. §. A. und
auf eine den Hinterbliebenen zu
219
b^ahlende Unfall-
Rente (UBG. §. 6, ebenso SUVG. §§. 9, 10, LUVG.
§§. 6, 7).99
Die erstgenannte Rente
beträgt bei völliger
Erwerbsunfähigkeit 66 % des Arbeitsverdienstes des letzten
Arbeitsjahres (f. über die Berechnung UVG. §. 3, vb. §. 5, Abs. 2-4, LUVG. §. 3, vb. §. 6 Abs. 2—4, SUVG. §. 6), bei teilweiser Erwerbsunfähigkeit einen besonders zu
berechnenden Bruchteil dieses Betrages;
die Leibrente der
Hinterbliebenm beträgt für die Witwe bis zum Tode oder der Wiederverheiratung 20 %;
heiratung
im Falle der Wiederver-
erhält die Witwe dm
einfachm Betrag ihrer
Jahresrmte als Abfindung; für jedes Hinterbliebene vater lose Kind bis zum vollendetm 15. Lebmsjahre bei Lebzeitm der Mutter 15 °/o, nach dem Tode 20% des oben bezeichneten
Arbeitsverdienstes, jedoch nie mehr als 60% desselben; für
Asemdentm,
insofern
der Höchstbetrag der
Rmte nicht
schon von der Witwe und dm Kindem beanspmcht wird,
20% des Arbeitsverdienstes für die Zeit bis zum Tode oder Wegfall der Bedürftigkeit,
falls der Vemnglückte der
einzige Emährer dieser Ascmdmtm war. forstwirtschaftliche
Arbeiter, die
Für land- und
ihren Lohn herkömmlich
ganz oder zum Teil in Naturalleistungen bekommm, kann
durch Statut bestimmt werdm, daß die Rente gleichfalls nach Verhältnis in dieser Form
geleistet werde
§. 9). Bei Seeleuten ist der Anspruch Todesfall auch dann begründet,
(LUVG.
auf die Rente für
wmn das Schiff unter«
gegangen oder verschollen und seitdem ein Jahr verflosim ist (SUVG. §. 14).
Für Beerdigungskosten wird das
99 Weyl 358 ff.; Rosin I, 846 ff.
Buch VIII. Da» Oewertewefen.
220
Zwanzigfache des täglichen Arbeitsverdienstes, bei land- und forstwirtschastlichm
Arbeitern
’ t»
des
Jahresarbeitsver
dienstes, jedoch mindestens 30 Mark vergütet, bei Seeleuten in der Regel 2 a des Monatsverdienstes
Ist Unterstützung von anderer Seite,
(SUVG. §. 13).
nämlich von Hilfs
oder Unterstützungskaffen, Gemeinden- oder Armenverbänden,
geleistet wordm — die bestehenden Verpflichtungen dieser Art werden vom Gesetz nicht berührt —, so geht der gesetz
liche Unfallversorgungsanspruch für die Höhe der geleisteten
Unterstützung §. 8,
SUVG.
gesetzlich
auf jene Kaffen oder Verbände über (UBG. §.
15).
Durch Privatverträge
gesicherte Anspruch nicht
sicherten verändert werden (UVG. §. 99). durch
den Verletzten vorsätzlich
kann
der
zu Ungunsten der Ver
Ist der Unfall
herbeigeführt,
so
entsteht
kein Anspruch aus dem Gesetz (UVG. §. 5 Abs. 7, LUVG.
§. 5, SUVG. §. 7 Abs. 2).
V. Die großen finanziellen Leistungen, welche durch diese gesetzlichen Vorschriften geschaffen sind, werden in erster Linie
durch Beiträg e100 * * * ber Mitglieder der Berufsgenoffenschaft (UBG. §. 10) bewirft, welche nach Abschluß des Rechnungs
jahres
gemäß der
von
der Postverwaltung
aufgestellten
Liquidation auf die Mitglieder nach Maßgabe der geleisteten
Entschädigungen umgelegt werden (§§. 71—74)101;
dabei
ist zugleich für die Deckung der Verwaltungskostm Fürsorge zu treffen und gemäß ausdrücklicher Vorschrift des Gesetzes
'°«Weyl419ff.; Rosin I,: 8§. 71, 72; gegen die Fest551 ff., sehr eingehend über die' stellung kann Widerspruch beim verschiedenen Systeme der Be-. Vorstand und weiterhin Bedarssfeststellung. schwerde beim Reichsverfich«. 101 Über das sehr komplizierte. rungsamt erhoben werden §. 73. Berechnungssystem s. UBG. |
Die Arbeiten,erficherung.
§. 29.
221
(§. 18) ein Reservefonds zu bilden; für letzteren Zweck werdm Zuschläge von 300 Prozent
abwärts zu den Ent.
schädigungsbeiträgen für die Dauer von 11 Jahrm erhoben
bis der Reservefonds die Höhe
und die Zinsen zugerechnet,
des doppelten Jahresbedarfs der Genoffenschaft erreicht hat; der Reservefonds darf nur in dringenden Fällen
mit Ge
nehmigung des Reichsversichcrungsamtes angegriffen werden; die Ergänzung hat nach den Anordnungen derselben Behörde
stattzufinden. Für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe
hängt die Bildung des Reservefonds von landesgesetzlicher
oder
statutarischer
Bestimmung
ab
(LUBG. §.
17).104
Für die Umlegung und Einzahlung der Beiträge ist in erster Linie der Landesgesetzgebung die Befugnis der Aufstellung
von Rechtssätzen überlaffen; für die meisten Kategorien der zu versichernden Arbeiter gilt das Reichsrecht nur subfidiär. Nach diesem subsidiär geltmden Reichsrecht werden für die
industriellen Betriebe Gefahrenklassen aufgestellt und ein Gefahrentarif normiert,108 demgemäß die Beiträge nach bestimmten Normativvorschriften des Gesetzes in Prozent
sätzen der den
Arbeitern
zu bezahlendm Löhne erhoben;
der Tarif bedarf der Genehmigung des Reichsverficherungs-
amtes und ist eventuell von diesem selbst aufzustellen;
der
selbe ist in bestimmten Fristen — erstmalig nach zwei, dann
immer nach 5 Jahren — zu revidierm. Nach den gleichen
Grundsätzen erfolgt die Beitragsleistung für die Bersicherung *•» S. auch BUBG.8.13 für die Tiefbauberufsgenoffenschaft, 8. 17 Abs. 2 für di« BersicherungSanstalten; ©U$®. §. 19 für die Seeberufsgenoffenschaft. lW Sehr eingehende Vor
schriften über Grfabrenklaffen und Gefahrentarif ULG. §• 28, analog LUBG. 8.35 ff., SUVA. §§. 35—88 (die Bildung von Gefahrenklaffen hängt vom Sta tut ab).
Buch VUL $e» Gewerbooesm.
922
der Seeleute104,* ebenso
für die land- und forstwirtschaft
lichen Arbeiter,106 jedoch mit der Maßgabe, daß hier nicht di« wirklich gezahlten Löhne oder Gehälter —
der
Betriebsbeamten —,
Arbeitstagen
legt wird,
sondern
für die einzelnen
daß
eine
außer die
Abschätzung
Betriebe zu
nach
Grund«
die Einteilung in Gefahrenklaffen
ge
unter
bleiben darf,1M und daß das ganze Verficherungssystem mit der Staats-
oder Kommunalbesteuerung
verbunden werden
darf107 (Erhebung der Beiträge durch die Gemeindebehörde, Form der Zuschläge
zu
und Kommunalsteuern,
Staats-
Haftung der Gemeinde für Ausfälle).
ist das
Grundsätzlich anders
reichsrechtlich geordnete Verfahren
der Versicherungsbeiträge nach dem
für Feststellung
G. v. 11. Juli 1887
für Bauarbeiter der Tiefbauberufsgenoflenschast, das sog. Kapitaldeckungssystem, wonach die im Laufe eines Jahres zu bezahlenden Renten in Kapital zu berechnen und darnach
die Beiträge
in
vierteljährlichen Raten, zunächst
vorschußweise mit Zuschlägen für dm Reservefonds, zu er
heb« find;108 wieder anders ist die Beitragspflicht geordnet
für die bei „Versicherungsanstalten" versichertm Bauarbeiter, indem hier feste, im voraus bemeffme Prämim nach Maß gabe eines erhoben
gesetzlich
werdm
reguliertm
(BUVG.
§§.
104 SUVG. §§. 18, 79 ff.; über Zuschläge und Nachlässe für einzelne Unternehmer z. 39, einzelne Reisen §§. 40, 41. «• «US®. §§. 36, 80-82, anders jedoch für Betriebs beamte, &. 78, 79. 104 LUS®. §. 35 Abf. 6, ®e-
Prämientarifes788 21, 22—29);
für Bau-
nehmigung des ReichsverficherunaSamtes erforderlich. LUS®. §§. 15, 16, 33, 76-83. > Reichskanzlers treten für Bayern und Württemberg die zuständigen 88 TelG. §• 6. Ministerien. 88 PG. §. 15.
Buch IX.
264 III.
1;
Das Verkehrswesen.
Das Post- und Telegraphengeheimnis. 84
Der gesamte
Betrieb der Post-
und Telegraphen
verwaltung ist, da „Post und Telegraphie nicht Privat unternehmungen des Fiskus, sondern Zweige des öffentlichen Staatsdienstes
stirb"
(Laband), beherrscht vom Prinzip
des strengsten Amtsgeheimnisses:
„das Briefgesetz ist
unverletzlich."^ Das Briefgeheimnis in diesem Sinne besteht nicht allein für den Umfang des monopolisierten,
sondern des gesamten Postgeschäftes, also auch für offene Sendungen und Zeitungsabonnements. Die Beamten66 64 *
find demgemäß verpflichtet, keinerlei Mitteilung an dritte
Personen weder über den Inhalt noch über die Thatsache,67 * ja selbst über die Adresse von Postsendungen und Tele grammen zu machen, ob
sich um
Das Postgeheimniß ist, soweit es
„unbefugte Eröffnung oder Unterdrückung" von
Briefen oder Paketen handelt, strafrechtlich,69 im übrigen disziplinarisch gesichert.70 64 S. die Erörterungen bei Lab andII,56ff.;v.Sch warze: Die Beschlagnahme von Briefen und Telegrammen in seinen Er örterungen aus dem Strafprozeß recht H. 2 S. ICO ff.; Wieding s. v. Briefgeheimnis in v. Holtzendorffs RLex.; Sydow in Stengels Wörterbuch d. BerwR. I, 245 ff.; G. Meyer I, 580; Löning 606. 66 PG. §. 5, ebenso TelG. §. 8, TelO. §♦ 2; über Eröff nung unbestellbarer Sendungen, vgl. noch PO. §. 46. 66 Über den Umfang dieses Begriffes s. oben Bd. I, S. 314.
Vgl. dazu auch RStGB. §. 355; Laband H, 57 f. 67 Im TelG. §. 8 ist aus drücklich ausgesprochen, daß das Amtsgeheimnis sich auch daraus erstreckt, „ob und zwischen wel chen Personen telegraphische Mit teilungen stattgefunden haben". 68 Dambach 38 ff.; v. Schwarze 103; Laband II, 57. Eine andere Ansicht hat aufqestellt Löwe, Kommentar z. StPO. 313. 69 RStGB. §§. 354, 355; Dambach im Gerichtssaal XXIII, 283; v. S ch w a rz e 103. 70 Laband II, 60.
Das Post- und Telegraphenwesen. 2.
g. 30.
265
Eine Abweichung vom Prinzip des Postgeheimnisses
ist nur im Interesse der Rechtspflege und nur nach Maßgabe
der vorhandenen positiven Gesetzesbestimmungm gestattet. Diese sind: a) Bei strafrechtlichen Untersuchungen könnm
die an den Beschuldigten gerichteten Briefe,
und Postsendungen auf der Post
Telegramme
beschlagnahmt
werden;
ebenso Briefe und Sendungen, aus welchen zu schließen ist, daß sie vom Beschuldigten herrühren oder für ihn bestimmt
find, und daß ihr Inhalt für die Untersuchung Bedeutung habe; die Beschlagnahme darf fich aber immer nur auf eine
einzelne
Postsendung
beziehen.''
Eine derarttge
Be
schlagnahme auf dem Gebiete des Sttafrechtes muß durch
richterliches
habm jedoch
Urteil
verfügt
»erben;
die
Staatsanwälte
gleichfalls das Beschlagnahmerecht unter fol
genden Voraussetzungen:
1. wenn Gefahr auf Verzug ob
waltet; 2. wenn es sich um eine Untersuchung wegen Ver brechens oder wegen Dergehms handelt. anwalt
Die vom Staats
beschlagnahmten Gegenstände sind uneröffnet dem
Richter in Vorlage zu bringen, und die staatsanwaltschaftliche Beschlagnahme tritt ipso jure außer Kraft, wenn sie
nicht binnen 3 Tagen vom Richter bestätigt wird. beteiligten Personen (Adressat und Absender) sind,
Die
sobald
der Untersuchungszweck dies gestattet, entsprechend zu unter richten'^ und die Sachen baldmöglichst herauszugeben.
b) In Konkurssachen können auf Anordnung des Kon kursgerichtes „alle
für
ben Gemeinschuldner
eingehenden
11 v. Schwarze 112 f., vgl. Dochow, Strafprozeh 136f.; v. aber auch 116. Schwarze 108. '« StPO. §§. 99—101;
Buch IX. Das Verkehrswesen.
266 Sendungen,
Briefe, Depeschen" beschlagnahmt werden und
sind dann dem Masseverwalter auszuhändigen; der Gemein schuldner kann
beim Gericht Aufhebung
beantragen, auch Einsicht in die,
dieser Verfügung
eventuell Herausgabe der
beschlagnahmten Sachen fordern, wenn ihr Inhalt nicht die Masse betrifft.7*
Der Post steht eine materielle Kognition über die gericht
liche oder staatsanwaltschaftliche Requisition nicht zu." c) Für
die Sphäre
des Zivilprozefles
sind
reichs-
gesetzliche Vorschriften, welche eine Durchbrechung des Post-
geheimniffes gestatten, nicht vorhanden;75 eine zwangsweise Einwirkung der Gläubiger auf Postsendungen des Schuldner
ist
immer nur möglich nach
selben;7*
somit
erfolgter Aushändigung
der
liegt hier eine Durchbrechung des Post-
geheimnisies niemals vor.
Die Bezugnahme von PG. §. 5
und TelG. §. 8, auf „zivilprozessualische Fälle"
ist dem
nach bei der dermaligen Gesetzgebung gegenstandslos. Ungerechtfertigte Beschlagnahme seitens eines Post- oder
Telegraphenbeamten
kann einen strafrechllichen Thatbestand
nach Maßgabe von RStGB. §. 354 konstituieren und konsti
tuiert in jedem Falle einen disziplinarisch zu ahndenden That bestand ; außerdem kann möglicherweise auch eine zivilrecht-
liche Haftung für den schuldigen Beamten begründet sein.77 3.
Soweit das Briefgeheimnis reicht, dürfen die dazu
verpflichteten Beamten auch nicht über amtliche Dinge Zeugnis geben, und die vorgesetzte Behörde ist nicht berechtigt, die
'* KonkO. §. 111. 74 Laband II, 59. 76 Vgl. Laband II, 59 f.
76 ZPO. §. 712; Dambach
77 Vgl. oben Bd. I,326f.; ®. Meyer I, 580 f.
Das Post» und Telegraphenwesen, g. 30.
267
Beamten zum Zweck der Zeugenschast vom Amtsgeheimnis zu entbinden.
Eine Abweichuug vom Postgeheimnis ist nur
nach Maßgabe der obigen gesetzlichen Vorschriften gestattet; diese Vorschriften find
ausschließend
und
die allgemeinen
Bestimmungen über die Zeugnispflicht der Beamten78 dem gemäß hier nicht anwendbar.
Di« Privilegien der Post.
IV. 1.
Die Sicherheit des Post-
und Telegraphendienstes
ist durch mehrere Bestimmungen des Strafgesetzbuches in
besonders
ist
ausgezeichneter
die Unterdrückung,
Weise
geschützt;78
Borenthaltung,
insbesondere
abfichtliche rechts
widrige Vernichtung einer Sendung oder Depesche,
ebmso
die Verfälschung einer Depesche mit Strafe bedroht.
2.
Das wichtigste Privilegium der Post besteht im Mo
nopol, s. darüber oben I. 3.
Die Post hat eine Reihe von Privilegien an öffent
lichen Wegen: a) Chauffeegelder und andere Kommunikationsabgaben
auf öffentlichen Wegen (Wege-, Brücken-, Damm-, Pflaster»,
Prahm-, Fährgelder) dürfen nicht erhobm werden von den ordmtlichen —
Posten und
für Extraposten find
fie zu entrichten —
deren Beiwagen, Kurieren,
ledigen Postfuhr
werken und Pferden auf dem Rückweg, Briefträgem, Post boten, Personenfuhrwerken von Privatm, welche als Ersatz
für
die
Post verwendet
werdm.
Unter diese Vorschrift
fallm sowohl die vom Staat als die von Gemeinden, Korps-
78 ZPO. 341, StPO. 8- 53. 78 »StGB. 88- 243 , 817, gl. A. Dambach 45. Sehr 318, 354, 355; Laband II, 61, gut Laband II, 58. 108.
Buch DL
268
DaS Verkehrswesen.
rationen oder Privaten erhobenen Abgabm der bezeichneten Art, bei letzteren drei Kategorieen jedoch „unbeschadet wohl
erworbener Rechte".88 b) Zur Herstellung von Telegraphenleitungen muß das
erforderliche Straßenterrain
immer unentgeltlich
überlassen
und überhaupt von der Straßenbauverwaltung auf das Te legraphenwesen stets besondere Rücksicht genommen werden.80 81 c) Wenn die gewöhnlichen Wege gar nicht oder schwer
passierbar sind, darf die Post82 auch Neben- und Feldwege, benutzen, jedoch
sowie ungehegte Äcker und Wiesen
gegen
Entschädigung an die Eigentümer.88
und Verhaftung
d) Pfändung
von Postbeamten bezw.
Postinventar im Dienst ist unzulässig,"
insbesondere auch
im Falle sub c).
e) Alle Gefährte müssen auf gegebenes Signal der Post
sofort ausweichen; befördern,
Thore,
Fährleute müssen die Post unverzüglich Brücken,
schleunigst geöffnet werden,
4.
Elektrische Anlagen
Störung
durch
spätere
Sanieren vom
Wachpersonal
bei Strafe von 1—30 Mk.88
sind
Anlagen
in
ihrem
oder
Betrieb
Abänderung
gegen
von
solchen dadurch geschützt, daß auf Kosten des Unternehmers der
letzteren
die Anlage
nach Möglichkeit
werden muß, daß sie nicht störend einwirkt.
80 PG. §. 16. 81 V. d. BR. v. 25. Juni 1869 (nicht publiziert). Laband II, 73. Weitergehende als die bisher bestehenden Ansprüche auf die Verfügung über fremden Grund und Boden, insbesondere über öffentliche Wege und
so
ausgeführt
Streitigkeiten
Straßen, sind durch TelG. §. 14 ausdrücklich ausgeschloffen. 82 Unzweifelhaft bezieht sich die Absicht des Gesetzaebers auch auf Briefträger, vgl. Dambach 115. 88 PG. §. 17. PG. §. 18, vgl. Dambach 116 f. 86 PG. §§. 19, 23.
g. 30.
Das Post- und Telegraphenwesen,
269
hierüber gehören vor die ordentlichen Gerichte im beschleu nigten Verfahren, 88
Bon besonderer Wichtigkeit sind die Privilegien der
5.
Post bezüglich der Eisenbahnen.87 84 * *Dieselben sind unter Auf
hebung des ursprünglichen Art. 4 des PG. in einem Spezial
gesetz von
zusammengefaßt,
welchem bezüglich der Eisenbahnen
„untergeordneter Bedeutung"
bahnen)
besondere,
eine
(Neben-
die Art. 2,
3,
Straßen
und
des Gesetzes
4
wesentlich modifizierende Verordnung des Reichskanzlers auf
Grund von Art. 9 des EisPG. an die Seite tritt
(s. die
näheren Angaben oben S. 243 f.). Die Erreichung des Staatszweckes,
bienen
hat,
die Post zu
dem
geradezu bedingt von der möglichst unein
ist
geschränkten Benutzung der Eisenbahn durch die Post. gesetzgeberische
Ordnung
Schwierigkeit da,
wo
dieses
Punktes
die Eisenbahnen
Staates konzentriert sind.88
bietet
Die
keinerlei
der Hand des
in
Der für die Post in Betracht
kommende Gesichtspunkt ist jedoch so zwingender Natur, daß
der Staat kraft
seiner Souveränetät auch die
eigentum stehenden Eisenbahnen notwendig behandeln
muß,
wie
in Privat-
ebenso rechtlich
die Staatseisenbahnen.
Demgemäß
macht auch unsere deutsche Gesetzgebung bei Feststellung der Verpflichtungen
dienstes
der
Eisenbahnen
einen Unterschied
zu
Zwecken
zwischen Staats-
des
Post
und Privat-
bahnen nur insofern, als zwar für Privateisenbahnen die
Vorschriften der Konzessionsurkunden in erster Linie maß-
84 TelG. §§. 12, 13, verb. Holtzendorffs RLex. 1,670. Über ZPO. §§. 198, 201. 202—204. die Borgeschichte dieses Privilegs GBG. §. 202; LabandU, 75.'s. G. Meyer I, 594; Labanb 87 Bgl. E. Meier s. v. II, 67ff. Eisenbahngesetzgebung in von! 88 EisPG. Art. 12 Abs. 2.
Buch EX.
270
®«8 Verkehrswesen.
gebend Bleiben, die Eismbahngesellschasten jedoch an deren
Stelle die durch das Gesetz bestimmten Leistungen zu über
nehmen berechtigt sink89 Das Prinzip des gegenseitigen Verhältnisses von Post «nd Eisenbahnen drückt die Vollz. D. z. Eisenb. PG. zutref
fend folgendermaßen aus: „Die Beamten der beiderseitig« sind
Verwaltungen
verpflichtet,
bei
Wahrnehmung
ihres
Dienstes dergestalt Hand in Hand zu gehen, daß das Interesse
beider Verwaltung« nach
Möglichkeit gefördert,
Nachteil
für die eine oder andere Verwaltung aber vermieden wird.
Soweit solches mit d« Jntereffen der eigenen Verwaltung verträglich erscheint, müffm die Beamt« in all« Vorkomm-
nisien des Dienstes dm Wünsch« der Beamt« der ander«
Verwaltung willfährig sich beweis«." 90 Die einzeln« Verpflichtung« sind: a) Die Eisenbahnen sind gehakt«, ihr« Betriebsdienst,
soweit Natur und Erfordemiffe desselbm dies gestatten, so
einzurichten, daß er bm Bedürfnissen des Postdienstes so viel
als notwendig
mtspricht,
insbesondere bei Feststellung der
Fahrpläne und Postanschlüffe.9'
b)
Die
Zeitungen
Eisenbahnen mit allen
zu befördern.
brauch«
sind
gehakt«,
Zügen
Briefe
und
ohne Ausnahme
Andere als Brief- und Zeitungssmdungm
bei Zügm,
„berat Fahrzeit besonders kurz
be-
meffm ist", nicht mitgmommm zu werd«, „wenn dies von
der Eismbahn-Aufsichtsbehörde zur Wahrung der pünktlich« und sicherm Beförderung der betreffmdm Züge für notwmdig erachtet wird, und andere zur Mitnahme der Päckereim ge-
89 EisPG. Art. 11. 99 Voll,«. Vin Z. 1.
I »' EisPG. Art. 1 | »oll,«. I.
«bs. 1,
271
§. 90.
Das Post- und Telegraphenwesen.
eignete Züge auf der betreffenden Bahn eingerichtet ftnb",88 sondern sind nach Anordnung der Eisenbahnaufsichtsbehörd«
auf die übrigen Züge
entsprechend
verteilen.88
zu
Be
sondere Eisenbahnzüge für Postzwecke können nicht verlangt,
aber bei jedem Eisenbahnzug muß die Einstellung eines besonderm Wagens für dm Postdimst gestattet,88 die Ein
stellung mehrerer Postwagm dagegm kann nur auf Grund vorheriger rechtzeitiger Anmeldung gefordert werden.95
c) Briefe,
Zeitungen, Gelder, ungemünztes Gold und
Silber, Juwelm, Pretiosm ohne Unterschied des Gewichte-, Pakete
im Einzelgewicht bis zu 10 kg,
Beamten
und
Gerätschaften
—
auch
dazu die nötigen bei
Rückkehr
vom
Dimst — müssen von den Eismbahnm immer unentgeltlich
Für alle übrigen Smdungm
befördert roerben.96
ist dm
Eismbahnm eine Vergütung zu gewährm, welche „nach der Gesamtmmge der auf der
betreffmdm Eismbahn sich be-
wegmdm zahlungspflichtigm Poststücke für dm Achskilometer" zu
berechnm
ist;97
die Vergütung ist auch dann zu be-
zahlm, wmn die Smdungm im Postwagm befördert werdm;
die Regeln, nach welchm die Berechnung zu erfolgen
hat, sind
auf dem Berordnungswege genau festgestellt und
von dem Prinzip
beherrscht,
daß
keine
der bethen Ver
waltungen auf Kosten der anderm Gewinn erzielm soll.88
88 Dazu noch besondere Borschristen in EisPS. Art. 3, 4 u. 5. 88 EisPS. Art. 2 tos. 8. »oll,», n—v. - EisPS. tot 2, 6. Über dessen Stellung im Zuge BetrO. 8. 84, 4. Über Sonderzüge EisPG. tot. 1 tos. 2. * EisPS. tot. S.
- EisPG. Art 2. tos. 1. 87 EisPG. Art. 2 tos. 2, tot S tos. 3. 88 EisPG. Art. 2 tos. 2. Dazu Lollz». Ul Z. 2, IV Z. 2, Vlll Z. 7; ll Z. 4 ist abgeändert durch ». v. 9. Mai 1878 (6»L 262), ferner UI Z. 2 durch 8. v. 24. Dez. 1881 (CM. 1882 S. 4).
Buch IX.
272 d) Bei
neuen
DaS Verkehrswesen.
Eisenbahnhochbauten,
und Erweiterungsbautm ist
wohnungen
für
bei Unr
zu nehmen, derselben ins
verwaltung möglichste Rücksicht besondere auch
ebenso
auf die Bedürfnisse der Post
die erforderlichen Diensträume und Dienst
Beamte
zu
unkündbarer
Miete
zu
ge
währen. 99
e) Die Eisenbahnen müssen auf ihrem Terrain immer die Errichtung staatlicher Telegraphenleitungen unentgeltlich
gestatten; als Äquivalent ist denselben andrerseits die unentgeltliche Benutzung der Staatstelegraphen gestattet;
ferner
müssen sie bei Störung der Staatstelegraphen ihre Betriebs-
telegraphen zum Staatsdienst unentgeltlich aushilfsweise zur Verfügung stellen.
Telegraphenbeamte
und
Telegraphen
arbeiter müssen immer zur Betretung des Eifmbahnterrains zugelaflen, Telegraphenmaterialien
zu
ermäßigten Fracht
sätzen befördert, Telegraphenleitungen erforderlichen Falls von
der Eisenbahnverwaltung ausgebessert werden.100 Die Verpflichtungen der Eisenbahnen sind im einzelnen
Falle nach
Maßgabe von Gesetz
und
Verordnung
durch
gütliches Einvernehmen der beiderseitigen Verwaltungm fest
zustellen. 101
Streitigkeiten entscheidet in erster Instanz die
Landeseisenbahnaufsichtsbehörde,
gegm deren Entscheidung
Rekurs an den Bundesrat gestattet ist, welcher nach Anhörung der Reichspostverwaltung und des Reichseisenbahn
amtes definitiv entscheidet; Provokation auf richterliche Ent scheidung ist demnach prinzipiell ausgeschlossen."9
99 EisPG. Art. 7. VollzV. VI. 109 B. d. BR. v. 21. Dez. 1868 (nicht publiziert), Laband n, 78 f.
101 VollzV. VI Z. 1. 109 EisPG. Art. 1 Abs. 3.
DaS Post» und Telegraphenwesen.
§. 30.
273
6. Personengeld, Porto und andere Postgebühren werdm gemäß ihrer öffentlich-rechtlichen Natur nach Maßgabe der
für die öffentlichen Abgabm des Staates geltenden Bor
schriften zwangsweise vom Absender eingetrieben; ist jedoch befugt, hiegegen den Rechtsweg
letzterer
bei dm Zivil-
gerichtm zu beschreitm.108
7. Auf dem Wege des Arrestes oder der Exekution kann Postinvmtar nicht beschlagnahmt werden, wohl aber kann
solches
unter Umständm Bestandteil
einer Konkursmasse
sein.104
8. Die vorschriftsmäßigen Postdimstpferde find frei von Spanndimstm für Staats- und Kommunalzwecke, sowie auch von der zwangsweism Aushebung im Kriege.106
Ferner
find die Posthalter frei von der militärischm Vorspann
leistung und Fouragelieferung im Friedm.104 9. Trifft die Post unterwegs ein Unfall, so find die Anwohner der Straße zu schlmnigster Hilfeleistung bei Strafe verpflichtet und tonnen hiezu eventuell durch die Ortspolizei-
behörde zwangsweise angehaltm werdm; fiir geleistete Hilfe ist vollständige Entschädigung zu gewähren.107
108 PG. §. 25. Dazu Dam bach 125ff.; Lüning 602: .trotz der privatrechtlichen Natur der Änderung", ebenso G. Meyer 593; Mandry 421 u. andere mehr. *“ PG. §. 20. ÄontD. §. 1 «bs. 3. '* PG. §. 22. «riegSleistG. v. 23. Juni 1873 §. 25 Z. 4. 1W RaturalleistG. v. 13. Febr. 1873 68. 3, 5. >•’ PG. §. 21 (f. auch die Aorn, Staat-recht II. 2. Sufi.
analoge Borschrift StrandO. v. 17. Mai 1874 §. 9). Eine Strafan drohung enthält das Postgesetz nicht. Das Verhältnis zu RStGB. §. 360 Nr. 10 ist nicht ganzweifelsfrei. Die meisten Schrift steller erklären diese Strafvorschrift für anwendbar; Voraus setzung der Strafe ist aber dann: 1. Aufforderung durch ein Pottzeiorgan, 2. Nrchtbefolgung der Aufforderung, »obgleich er der Aufforderung ohne erhebliche
274
Buch DL
DaS Verkehrswesen.
V. Das Rechtsverhältnis gegenüber dem Publikurn.*98 A. Durch die Benutzung der staatlichen Post- und Telegraphenanstalten seitens des Publikums wird im einzelnen Fall zwischen der Staatsanstalt und dem dieselbe Benutzenden eine Obligation des öffentlichen Rechtes begründet, welche nach beiden Richtungen Rechte wie Pflichten hervorbringt, deren Subsumtion unter privatrechtliche Kategorieen, sei es des Frachtgeschäftes, sei es der locatio conductio operis, jedoch als prinzipiell unstatthaft erachtet werden mufc;109 das Privatrecht vermag für Verhältniffe des öffentlichen Rechtes Analogieen zu bieten, nicht aber dürfen solche Verhält niffe einfach in die Schablonen des Privatrechtes eingezwängt werden. Ein Vertrag, der auf Verlangen des einen Teiles vom anderen geschlossen werden muß; ein Vertrag, dessen Inhalt nicht frei vereinbart wird, sondern gesetzlich feststeht, ein Vertrag, bei dessen Abschluß die Dis eigene Gefahr genügen konnte", s. Lüning 602\ 258: Laband II, 74; Dambach 120f. 108 Laband II, 77 ff. faßt das Rechtsverhältnis ganz privat rechtlich, muß aber doch aner kennen: „Faßt man die einzelnen von den Postämtern geschlossenen Geschäfte in das Auge, so kehrt sich allerdings der Grundsatz des Privatrechts, daß die Parteien beim Abschluß von vermögens rechtlichen Verträgen volle Dis positionsfreiheit haben, soweit nicht ausnahmsweise ein Rechts satz zum jus cogens erklärt ist, in das Gegenteil um."
Ebenso ist die Erörterung von Man dry §. 47 ganz privat rechtlich, ebenso G. Meyer I, §. 177, dort auch Angaben über die reiche Litteratur S. 581x, die zur Zeit noch von privat rechtlichen Gesichtspunkten be herrscht ist. Grundsätzlich an ders: O.Mayer, Französisches VerwR. 323 ff.; Schott in Endemanns Handb. d. Handels rechts III, 539 ff. ; s. dazu die Kritik von Laband II, 77 ff. 109 Mehrere Schriftsteller ge brauchen als technischen Aus druck die Bezeichnung ^Posttransportvertrag". So Dambach 4.
DaS Post- und Telegraphenwesen,
g. 30.
275
Positionsfähigkeit in feiner SBetfc in Betracht kommt — ist eben juristisch kein Vertrag im Sinne des Privatrechts"". Die Theorie des öffent lichen Rechtes muß sich daran gewöhnen, öffentlich-rechtliche Dinge aus ihren eigenen Gesichtspunkten juristisch zu würbigen, und verzichten lernen auf die erborgten Umhüllungen des Privatrechtes, welche in ihrer Anwendung auf das öffentliche Recht doch immer die bedenklichsten und nur in der gezwungensten Weise zu verdeckenden Blößen bieten.110 111 Die Aufgabe eines Briefes oder Telegrammes zur Be förderung durch den Staat ist so wenig eine locatio conductio operis112 wie die Einreichung einer Klage bei Gericht. Dieses wie jenes ist lediglich ein Antrag deS Unterchanen beim Staat, seine Staatspflicht zu erfüllen. B. Die aus dieser Obligation des öffentlichen Rechtes 110 Auch dann nicht, wenn das Gesetz — PostG. §. 50 — diesen Ausdruck gebraucht. A. A. Laband II, 81. Dambach 208. G. Meyer I, 573", 582* 111 Dies beweisen deutlich die Erörterungen bei Mandry, Laband u. G. Meyer. Für die Dienste, die die Post dem Reiche selbst leistet, muß auch L a b a n d Ü, 79 den Vertragscharakter preis geben; sie seien »rein thatsäch licher Statur*, »ein Rechtsver hältnis zwischen der Post und dem Reiche wird dadurch nicht begründet*. Daran allein schon muß meines Erachten die ganze privatrechtliche Konstruktion scheitern. Nach Laband II, 79 f. hat die Post „prinzipiell*
die Freiheit, die »Vertrags bedingungen* zu „vereinbaren*; von dresem „Prinzip* bleibt aber, wie Laband selbst weiter auSführt, in Wirklichkeit nichts übrig, als eine ganz geringfügige „Ausnahme*. 112 SoG.Meyer, Laband, Mandry, Dambach u. cu Über die rechtliche Natur der Postanweisung^ s. die Litter. Ang. bei G. Meyer 583e. Die »sehr bestrittene* rechtliche Natur der Postanweisung ist sehr ein fach: sie ist ein Antrag eines Unterthanen bei der Staatsver waltung, eine bestimmte ein gezahlte Summe an eine be stimmte Adreffe zu befördern und auszuhändigen.
Buch IX.
276
Da- Verkehr-wesen.
für beide Teile entstehenden Rechte und Pflichten im einzelnen ergeben sich aus den hiefür erlassenen speziellen Ge
setzen und Verordnungen in folgender Weise:
I. Die Post- bezw. Telegraphenanstalten sind
verpflichtet,
die
an
sie
gerichteten
Anträge
anzunehmen."*
Soweit das Postgeschäft monopolisiert ist, ist diese Ver pflichtung als eine unbedingte zu betrachten. Diese Rechts
pflicht hat im Gesetz einen besonderen Ausdruck gefunden bezüglich der Zeitungen: „Keine int Gebiete des Deutschen
Reiches erscheinende Zeitung darf vom Postdebil ausgeschlossen
werden."
Diese generelle Vorschrift entsprang unzweifelhaft
dem nämlichen Gedanken,
welchem späterhin das Reichs
preßgesetz dahin Ausdruck gab, daß ein Verbot inländischer Zeitungen überhaupt unstatthaft fei.114
Der Grundsatz hat
jedoch in der Zwischenzeit mehrfache Modifikationen erfahren,
und damit hat sich auch die rechtliche Bedeutung jener gene-
rellen Vorschrift des Postgesetzes wesentlich modifiziert. Der rechtliche Zwang der Post, Zeitungen zu befördern,115
hat zur notwendigm Voraussetzung,
daß
die betreffende
Zeitung vom Staat durch Nichterlaß eines Verbotes zugelaffen sei; andernfalls existiert die Zeitung für das Rechts
gebiet überhaupt nicht, und es kann somit von einer Rechts 118 PG. §. 3, dazu jedoch PO. | „Postgeschäftes" die Möglichkeit 11, ferner TG. §. 5; Dambach einer Zivilklage ab, >, geraten also 30 t; Laband II, 51 ff.; G. auch hier mit sich ? selbst ------- in ' Meyer I, 578 80. Zivilrechtlich Widerspruch. verfolgbar ist dieser Anspruch 114 PreßG. §. 14. nach den oben entwickelten Grund "° S. PO. §. 28. Sehr sätzen nicht; auch G. Meyer und La band lehnen trotz ihrer ausführlich über das Zeitungs privatrechtlichen Auffassung des^geschäft Dambach 31 ff.
Das Post- und Telegraphenwesen,
g. 30.
277
pflicht der Post, solche Zeitungen geschäftlich zu vertreiben, keine Rede sein.116 inländische
Nach
Zeitungen
dem Reichspreßgesetz solches
ein
Verbot
nicht
kann für
erlassen
werden. Die Modifikationen des im PG. ausgesprochenen Prin
zipes find demnach nur:
1. für Zeitungen:
Zeitungen, welche auf Grund des in Elsaß-Lothringen
a)
geltenden Preßrechtes — das Reichspreßgesetz ist in diesem Teile des Reichsgebietes nicht eingeführt worden*" —- ver boten find, braucht die Post nicht nur nicht
lichen Vertriebe
anzunehmen,
zum geschäft
sondern darf sie nicht an
nehmen.
b)
Das Gleiche gilt für ausländische Zeitungen, welche
im Reich verboten fmb.118 2.
Für Telegramme modifiziert sich die Rechispflicht
des Staates zur Beförderung ferner durch die folgenden Sätze: a)
Eine
zeitweise
Schließung
der Telegraphenanstalt
kann aus dringenden Gründm durch die Behörde erfolgen,
ganz
oder
teilweise,
für
alle
oder
nur
für
bestimmte
Korrespondenzen.
b)
Telegramme, deren Inhalt gegen das Gesetz oder die
Rücksicht des öffentlichen Wohles oder der Sittlichkeit ver
stößt, können zurückgewiesen roerben.119
116 Die Post wird demgemäß auch nicht für verpflichtet erach tet «erden dürfen, Bestellungen an- und Beförderungen vorzu nehmen; sie muß diese ebenso ablehnen, wie die Ausgabe. L a band n, 56l schließt nur letz tere auS. Ebenso Dambach
35; G. Meyer I, 579. Richtig v. Liszt, Prehrecht 108 f. 117 Dambach 86. 118 Ein solche- Verbot ist je doch nur auf die beschränkte Zeitdauer von 2 Jahren ge stattet. PreßG. §. 14. — Dam bach 35. 119 TelO. §. 1, I, UI.
c) Ausschließungen von der Benutzung öffentlicher Telegraphenanlagen, ebenso wie andererseits Bevorzugungen, find „nur aus Gründen des öffentlichen Jntereffes zulässig".120 3. Von der Beförderung ausgeschlossen sind ferner: a) Gegenstände, deren Beförderung mit Gefahr ver bunden ist, namentlich alle durch Reibung, Luftzudrang, Druck oder sonst leicht entzündliche Sachen, sowie ätzende Flüssigkeiten; b) Gegenstände, deren Zuführung an den Bestimmungs ort nach Maßgabe der vorhandenen Postverbindungen und Postbeförderungsmittel nicht möglich ist.121 Aber auch für denjenigen Umfang des Postgeschäftes, welcher nicht monopolisiert ist, besteht prinzipiell kraft Ge setzes die Rechtspflicht der Post, die ihr gemachten Anträge zu erfüllen. Die Gründe, aus welchen eine Ablehnung statthaft ist, sind in der Postordnung genau aufgeführt.128 II. Die Post- und Telegraphenanstalten sind verpflichtet, die übernommenen Aufträge nach Maßgabe von Gesetz und Verordnung auszuführen, insbesondere für möglichst rasche Absendung, Beförderung und Bestellung128 Sorge zu trogen.124 Die Vorschriften des Reglements „gelten als 120 TelG. §. 5. Abs. 2. |«,PO. §. 27. Über die Bestellung 121 PO. §. 11. Dazu über ß. 38 ff.; vgl. PG. §. 6. Die bedingte Zulaffung zur Beför- Al Ablieferung hat nur nach Maß derung noch §. 12, s. dazu ferner gabe des Postspezialrechtes zu über auszuschließende Postkarten erfolgen; HGB. Art. 405 ist PO. §. 14, II, über Personen, nicht anwendbar. So auch La die von der Beförderung mit ba nd II, 83 f. 184 Über absichtliche rechts ahrpost ausgeschloffen sind widrige Vernichtung, Unter» 52. 188 S. auch La band II, 54 f. > drückung, Vorenthaltung Reichs128 Über die Behandlung reg-, strafgesetzbuch §§. 354/ 355. lementswidriger Sendungen s. i
r
Das Post- und Telegraphenwesen.
§. 30.
279
Bestandteil des Vertrages zwischen der Postanstalt und dem
Absender bezw. Reisenden".125 richtige
Bestellung
Adressat die Erklärung
selbst abzuholm oder diesem Fall
keine
Keine Verantwortung für
trägt die Postverwaltung, abgegeben
abholm
hat,
wenn der
seine Sendungen
zu lassen;
auch findet in
Legitimationsprüsung des Abholenden
statt, wenn solche nicht ausdrücklich mit der Post vereinbart
wurde."*
Eine Prüfung der Identität von Adressat und
Empfänger, eine Prüfung der Echtheit von Unterschrift und Siegel
nach
ordnungsmäßiger
Aushändigung
des
For
mulares zum Ablieferungsschein an den Adressaten braucht
seitens der Post nicht stattzufinden."2 Unbestellbare Sendungen find
jugeben;
in erster Linie zurück-
ist dies nicht möglich, so find Briefe und Tele
gramme zu vernichten, andere unbestellbare Sendungen und
zurückgelaffene Paffagiereffekten nach Abzug von Porto mü» sonstigen Kosten
zu Gunsten der Postarmm- und Unter
stützungskaffe zu veräußern bezw. derselben geben.128
Bei
verspäteter Meldung
des
bar zu über-
Adressaten
ist
jedoch der Bettag aus der Kasse zurück zu Wahlen, jedoch
ohne Berechnung von Zinsen.228 HL
Die Post haftet dem Absender"8 in ge
wissen Fällen für Verzögerung, Beschädigung, Verlust."2 ** PG. §. 50 Abs. 2, s. auch '« PG. §. 26. Ander« ,u TO. §. 6. behandeln find gefundene Sachen: ** PG. §. 48, PO. §. 42. Dambach 132; Laband 11,76. PG. j. 49, PO. §§. 40, 1,6 Modifikationen dieses 48, In. Anders HGB. Art. Grundsätze- mehrfach in StaatS408. verträgen zu Gunsten deS Adres PO. §§. 45,46 geben hier saten, s. G. Meyer 588”. über genaue Lorschristen. 1,1 Dambach 48 ff.; Laband
280
Buch DL
Hierüber
find
Da- Verkehr-wesen.
folgende
gesetzliche
Vorschriften
vor
§§.
auf
handen:
1. a)
Gar keine Haftung*88 besteht: bei
den
nicht
positiv
Gesetz
im
6—15
geführten Kategorieen des Postgeschäftes, insbesondere bei gewöhnlichen Briefen,188 * * * Postkarten, Drucksachen,
Die
Warenproben, Zeitungen und Telegrammen.184
Bestimmungen des Gesetzes
sind
für die Frage der
Haftpflicht der Postverwaltung ganz erschöpfend;
b) wenn der Verlust,
die Beschädigung
oder die ver
zögerte Beförderung oder Bestellung er) durch eigene Fahrlässigkeit des Absenders,
vorschriftsmäßiger
ß)
oder
durch
Verpackung
die
insbesondere bei nicht und
unabwendbaren
Naturereignisses"8
oder
liche Beschaffenheit des Gutes
Verschluß,185
Folgen
eines
y) durch die natür
herbeigeführt worden
ist;181 c)
für Schaden am Inhalt der Sendung,
„roenn
der
Verschluß und die Verpackung der zur Post gegebenen
n, 90 ff. Dazu eine umfassende Spezialitteratur, s. die Angaben bei G. Meyer I, 585". 188 Eine zivilrechtliche Haftung der »Angestellten der Postverwaltung" ergiebt für diese Fälle nicht »aus allgemeinen Grund sätzen", wie dies Mandry 423 als »selbstverständlich" anmmmt, sondern nur nach dem speziellen Beamtenrecht, s. oben Bd. I, S. 326. 188 PG. §. 6 Abs. 5. 184 TO. §. 23; ausnahms
weise werden die Gebühren zu rückerstattet. iso Die Vorschriften hierüber PO. §§. 8,9, für Wertsendungen §. 10, ferner §. 27, II, ul, §. 37. 186 Jeder casus und jede an dere vis major ist demnach von der Post zu vertreten. Vgl. Dambach61 f.,s. auchLaband II, 94*. 187 PG. §. 68. PO. §. 11; Dambach 63 ff., 92 ff. Vgl. HGB. Art. 395, 607.
Das Post- und Telegraphen wesen.
§. 30.
281
Gegenstände bei der Aushändigung an den Empfänger
äußerlich unverletzt und zugleich das Gewicht mit dem bei der Einlieferung ermittelten übereinstimmend be funden wird".
Die ohne Erinnerung erfolgte An
nahme einer Sendung begründet hierfür eine Ver
mutung, 18s die nur durch vollständigen Gegmbeweis entkräftet werden kann. d) bei betrüglicher Wertdellaration;189
e) für die Beförderung mit Extrapost;"8
f)
in Fällen von Krieg oder gemeiner Gefahr,
wenn
durch Erklärung des Staatssekretärs des Reichspost
amtes unter Aufhebung des Monopols die Haftung ausdrücklich ausgeschloffen wurde;'8'
g) wenn der Schaden außerhalb des Reichspostgebietes
sich ereignet hat, falls nicht die Haftung ausdrücklich
durch Staatsvertrag übernommen ist142
2.
Für Verlust
hastet die Postverwaltung
geschriebenen Sendungen;
es
werde»
42
Mk.
bei
ein
vergütet,
eventuell bei Paketen mehr;'48 8.
Für Verlust und Beschädigung bei Briefen'44 mit,
ferner bei Paketen mit und ohne Wertangabe.
Zu ersetzen
ist bei Wertangabe nach Maßgabe dieser Angabe,
es sei
denn, daß die Postverwaltung beweisen könne, dieselbe überi” PG. 8.7; Dambach 72.! »■» PG. §. 8 Abs. 2, dazu RStGB. §§. 263, 267, 268. »*> PG. 5. 11 Abs. 2, dazu Dambach 94. i« PG. §. 15, s. oben S. 263. i« PG. §. 6 Abs. 3 c. S. hierzu die Angaben bei G. Meyer 587"; La band II,87f.
144 PG. §. 6 Abs. 1 Z. II, PO. §. 18; Dambach 48ff. Das PG. führte hier auch Sendungen per Estafette auf; dieser Dienst ist seit 1. Juli 1892 weggefallen, s. Fischer, TextauSg. S. 43e. «* PG. §. 6 Abs. 1 Z. I, über Wertangabe PO. §. 7.
Buch EL
282
DaS Verkehrswesen.
steige den gemeinen Wert der Sache, in welchem Falle nur letzterer
zu
ersetzen
(über
ist145
betrügliche Deklaration
s. oben Z. 1, d).
Bei Paketen ohne Wertangabe ist der wirklich erlittene
Schaden
zu
ersetzen,
jedoch
nicht
pro
3 Mk.
mehr als
500 gr und nicht weniger als 3 Mk.146 Nach den nämlichen Grundsätzen wird Paflagiergut bei
der ordentlichen Fahrpost behandelt.147
4. hastet
Für Verzögerung bei Beförderung oder Bestellung die Post bei Briefen
Wertangabe
mit
und
allen
Paketen, „wenn die Sendung durch die verzögerte Beförderung
oder Bestellung verdorben ist oder ihren Wert bleibend ganz
oder
teilweise
verloren
hat",
ausgenommen
jedoch
Ver-
önberung des Kurses oder marktgängigen Preises.148
5.
Für Postanweisungen
und Postaufträge
leistet
die
Post unbedingte149 Garantie, es fei denn, daß eigene Fahr lässigkeit des Absenders vorliege.160
6.
Bei
Fahrpost161
körperlicher Beschädigung trägt die Post Kur-
von
Reisenden
der
und Berpflegungskosten,
wenn der Unfall nicht erweislich durch
höhere Gewalt —
also Zufall hat die Post zu vertreten — oder durch eigene
Fahrlässigkeit des Reisenden verschuldet war.152 7.
Voraussetzung
des Schadensersatzanspruches
jedem Falle die'Befolgung
ist
in
der in Gesetz und Verordnung
748 PG. §. 8; Dambach 78ff. ßabanbll,86. Dambach65ff. 146 PG. §. 9. ; G. Meyer I, 578". 147 PG. §. 11 3. 1. ! 161 Über Personenbeförderung 148 PG. 8. 6 Abs. 2. mit der Post PO. §. 51, Extra149 Nach Mandry 423 gemäß posten §. 63. den Grundsätzen der locatio 162 PG. 8. 11 Z. 2, dazu conductio irregularis. 15D a m b a cO o9 ff. 160 PG. §. 6 Abs. 4, dazu>
Das Post- und Telegraphenwesen.
§. 30.
283
begründeten Vorschriften seitens des Absenders; diese Voraus setzung
ist
im Falle
der Bestreitung vom Kläger
nach
zuweisen ; beruft sich dagegen die Post auf einen ihre Haft pflicht ausschließenden Grund,
so ist dieser von der Post
nachzuweisen.158
8. Der Schadensersatzanspruch kann gemäß der positiven
Vorschrift des Gesetzes"8 durch Zivilklage geltend gemacht werden.
Die Klage
ist
gegen
die Oberpostdirektion
Einlieferungsbezirkes zu richten.166
des
Das Klagerecht ver
jährt binnen 6 Monatm vom Einlieferungs- bezw. — S. 282
Z. 6 v. u.—Beschädigungstermine; die Frist wird unterbrochen durch Reklamation bei der zuständigen Oberpostdirektion.156 IV. Diejenige Person, welche mit derPostin
ein öffentlich-rechtliches Obligationsverhält
nis tritt, ist der Absender, nicht der Empfänger. Der Absender hat einmal den Verpflichtungen von Gesetz und
Verordnung,187 besonders bezüglich der Verpackung, Ein
lieferung u.
s. f. zu entsprechen788 und sodann —
die
Hauptpflicht des Absenders — das vorschriftsmäßige Porto
zu bezahlen. Das Porto ist keine vertragsmäßige GeldPostG. §. 50 Abs. 2 bezeichnet, wie oben bereits bemerkt, die auf staatlicher Vorschrift beruhenden Pflichten prinzipiell irrig alS .Bestandteil des Vertrages zwischen der Postanstatt und dem Absender". 168 Die näheren Vorschriften hierüber giebt die Postordnung 14; dazu ZPO. in sehr detaillierter Weise, s. bes. §§. 3, 4, 14, 15, 17, 19. 81. 230, 460, 461, 633. Laband II, 89f. Das
168 Sehr eingehend hierüber im einzelnen Dambach zu den betr. 88- des Gesetzes und der Postordnung. G. Meyer I, 589: .da das Verhältnis ein privatrechtlicheS ist.' PS. §. 18; dazu ZPO.
Buch IX.
284
Da- Verkehrswesen.
keine
Steuer,
schuld,169
auch
unter den
finanzrechtlichen
sondern
Begriff
fällt
der Ge
bühr, wie z. B. Gerichtssporteln.199
Das Porto
wird
entweder bar erlegt oder — und
dies bildet die Regel —
in Postwertzeichen, welche von
den Postanstalten verkauft werden.161 Portofrei find 1. die Korrespondenzen und Telegramme -er
regierenden
Witwen,
Fürsten
sowie der
und
Gemahlinnen
und
derselben; "2 2.
alle
deren
Hofhaltungen
Reichsdienstsachen(00n
und
schließlich des Reichstages,
ferner auch des telegraphischen
an Reichsbehörden, ein
Verkehrs der Bundesratsbevollmächtigten
in Bundesrats
angelegenheiten,^^ sowie von oder an Militär- oder Marine-
behörden „in reinen Militär- und Marine-Dienstangelegen heiten"), wenn die äußere Beschaffenheit,'" sowie das Gewicht
der Sendungen den von der Reichspostverwaltung in dieser 189 So Laband II, 79, s.auch I Begriffe Gebühr und Vertrag Fischer in Conrads Hand-- schließen sich aus; die von wörterb. V, 167ff., Kohler im! Laband II, 792 erwähnten Archiv f. bürg. R. VI, 316 ff.! „Honorare* sind keine Gebühren, über die rechtliche Natur der; Übereinstimmend mit dem Text Briefmarke. Sydow in Stengels u. F i s ch e r 160 ö. Kirchenheim s. v.! in Conrads Wörterbuch s. v. Portopflichtigkeit in v. Holtzen-' Porto. borst* RLex. Auch G. Meyers 161 PosttaxG. §.9. G. v. 16. I, 590 erklärt diese Geldzahlung | Mai 1869 §. 1 Abs. 1. PO.Z.49. für eine „Gebühr*, was freilich TO. §. 9 ff. mit der privatrechtlichen Grund-1 168 G. v. 5. Juni 1869 (RGB. auffaffung des Postgeschäftes' 141) §. 1. V. v. 2. Juni 1877 als eines „Vertrages* sich nicht (RGB. 524) §. 1 Z. 1. (erlassen vereinigen läßt: zwar behauptet I auf Grund v. RV. Art. 48 u. 50). G. Meyer 592: „die Ver168 G. v. 5. Juni 1869 §§.2 pflichtung zur Zahlung der Post- bis 4. V. v. 2. Juni 1877 §. 1 gebühren hat den Charakter einer I Z. 3—5. vertragsmäßigen Vermögensrecht- \ 164 V. v. 2. Juni 1877 §. 1 lichen Verbindlichkeit*, aber die Z. 2.
DaS Post- und Telegraphenwesen,
Beziehung
zu
besonderen
erlassenden
spricht;"»
3. die Telegramme
Vorgesetzte
Behörden
störungm; 166
über
4. außerdem
g. 30.
285
Bestimmungen
von Eisenbahnbeamten
Unglücksfälle werden
und
ent an
Betriebs-
„einstweilen"
aufrecht
erhalten die bisherigen Portobegünstigungen für das Land heer und die Marine, doch können dieselben durch kaiserliche Verordnung aufgehoben oder beschränkt roerben.167
Me übrigen Portofreiheiten
ohne Entschädigung
aufgehoben,
im Deutschen Reiche find
es sei denn,
daß hierfür
ein privatrechtlicher Titel nachweisbar wäre;168 neue Porto
freiheiten können nur auf dem Wege des Gesetzes begründet roerben.169
Dienstsendungen
der
Einzelstaaten
sind
portopflichtig,
doch können sich die Behörden der Einzelstaatm auf Porto
zahlung in Form jährlicher Averse mit der Postverroaltung einigen.16e* Stadtpostsendungen und Stadttelegramme sind in jedem
Falle portopflichtig.779 Das Porto beträgt im frankierten Brief auf
Gewicht von
15 Gramm,
das Höchstgewicht
übrigen für den gewöhnlichen
alle Entfernungm 10 Pf.
bei
bis zum
größerem Gewicht 20 Pf.;
eines Briefes ist 250 Gramm.777
166 Über die Bezeichnung der, gebührenfreien ~ Telegramme s. > B. v. 2. Juni 1877 §. 4. j 166 B. v. 2. Juni 1877 (RGB. 524) 8. 1 Z. 6. 167 G. v. 5. Juni 1869 §. 5, s. die Angaben hierüber bei Fischer, Textausg. 117. 198 Ebenda §§. 6-9. *• G. v. 5. Juni 1869 §. 10.
Bei
TelG. §. 7 (die Bestimmung ist -••• i ,, ha die beselbstverständlich stehenden Befreiungen Befrei» auf Gesetz beruhen). 169a Ebenda §. 11, s. dazu die Angaben bei F i s ch e r, TextauSg. S. 120. ""Ebenda8.3Abs.2. Verordn, v. 2. Juni 1877 §. 2 Abs. 3. 171 PO. §. 2.
Buch IX. Das Bertehrswesen.
286
unfrankiertm Briefm tritt hierzu ein Zuschlag von 10 Pf., ebenso
bei unzureichend frankierten Briefen neben dem Er
gänzungsporto. 172 * Das Höchstgewicht für Drucksachen ist
ein Kilogramm, für Warenproben 250 Gramm.1,8 Das Porto
bis zum Gewicht von
für Pakete beträgt
5 Kilogramm auf Entfernungen bis zu 10 Meilen 25 Pf.,
für unfrankierte Pakete
für weitere Entfernungen 50 Pf.;
kommt hierzu das obige Zuschlagporto;
bis zum Höchstgewicht von 50 für die
über 5 Kilogramm
ersten
beim Gewicht von
weiteren 5 Kilogramme die oben bezeichneten regel sodann weiter für jedes überschießende
mäßigen Portosätze,
Kilogramm bis 10 Meilen 5 Pf , bis 20 Meilen 10 Pf.,
bis 50 Meilen 20 Pf., bis 100 Meilen 30 Pf., bis 150 Meilen 40 Pf., über 150 Meilen 50 Pf.174 Für Briefe
hoben:
für
und
Briefe
Entfernung 40 Pf., dazu
bei
Briefen
Pakete mit Wertangabe werden er-
bis
10 Meilen
20 Pf.,
wie
Paketen
eine
ohne Unterschied der Entfemung und
Wertangabe von stens
immer
bei weiterer
bei Paketen einmal der obige Betrag, Versicherungsgebühr zu jeder Höhe der
5 Pf. für je 300 Mark, jedoch minde
10 Pf.175
Bei Dienstsendungen wird Zu
schlagporto nicht erhoben.176 Das Porto auf Gesetz,
beruht für Briefe,
Pakete, Wertsendungen
für Telegramme auf Verordnung;777 eine Er
höhung der Telegraphen- und Telephon-Gebühren kann nur durch Gesetz
erfolgen;178
für Zeitungen ist der Postver-
171 PosttaxG. §. 1. 178 PosttaxG. §. 3. G. v. 17. *’» PO. §. 2. Mai 1873 §. 3. 174 PosttaxG. §. 2. G. v. 177 TO. §. 9 ff. 17. Mai 1873 §. 1. PO. §. 2. 178 TelG. §. 7; diese Vor *’» G. v. 17. Mai 1873 §. 2. schrift gilt gemäß §. 15 für den
Das Post- und Telegraphemvesen. waltung
einheitliche Normirung
Satz von
25
bezw.
121.
zur Pflicht
das Gesetz
287
M.
der Gebühren nach dem
o des „Einkaufspreises" durch
gemacht.179 —
Die Gebühr für
Personenbeförderung muß im voraus entrichtet werden;
sie
ist auf dem Verordnungswege geregelt, ebenso die Gebühr
für Zeitungsabonnement („Provision" und „Bestellgeld"). Die Post kontrahiert,180 wie oben bemerkt, mit dem Absen
der.
Die Konsequenz dieses Satzes wäre der
Frankierungszwang.
lich folgender Kategorieen des Post-
kehrs wirklich
allgemeine
Diese Konsequenz ist jedoch nur bezüg
gezogen:181
und Telegraphmver-
Telegramme, Postkarten, Post
anweisungen, Warenproben, Drucksachen, Rückscheine, Post
aufträge,
dringende Paketsendungm.
Die
Nichtbeachtung
der Rechtsvorschrift über Frankierungszwang hat nicht Strafe, sondern nur Nichtbeförderung des betreffenden Gegenstandes
zur Folge;
ausnahmsweise erfolgt Rückgabe an dm Ab
sender behufs der erforderlichm Frankierung.'88
Für alle übrigm Zweige des Postgeschästes besteht kein
Frankierungszwang.
Die Post muß demnach dm ihr ge-
machtm Anträgm auch dann genügen, wmn eine Porto zahlung
seitens
des Absmders nicht erfolgt,
worin die
stillschweigende Voraussetzung liegt, daß das Porto vom
internen Verkehr in Bayern und1 Württemberg nicht; diese Staaten stnd in der internen Gebührenregetung frei. ”• PS. 8.3. PosttaxG. §. 10.1 **> Die Worte .Obligation*, .kontrahieren* als nur dem Privatrecht angehörig zu be» trachten, besteht keinerlei Notwenoigkeit; demgemäß ist auch
der .ganz unbefangene* Gebrauch dieser Worte für Rechtsverhäliniste des öffentlichen Rechtes statthaft trotz der ironischen Kritik von Laband II, 78f. 181 TO. 8. 19. JBD. 88. 13, HL 14, IV. 15, V11L 17, VL 19, II. 20, V. 22, XX. 83, IL 188 PO. §. 50.
Buch IX.
288
DaS Verkehrswesen.
Empfänger der Sendung zu erheben fei.188 in diesem Falle das vom Absender zu nur angemessen erhöhen (s. oben).*184
Die Post darf
entrichtende Porto
Der Empfänger aber
ist nicht verpflichtet, die unfrankierte Sendung anzunehmen,
sondern kann dieselbe
ohne weiteres zurückweisen, da eine
rechtliche Verbindlichkeit gegenüber der Post für ihn an sich Die Post
nicht besteht.
hat dann bezüglich der Portozah
lung lediglich den Regreß an den Absender.185
Eine Rechts
pflicht des Empfängers zur Portozahlung entsteht erst durch ausdrückliche Annahmeerklärung der Annahme:
oder durch die Thatsache
die Aushändigung
an den Adressaten soll
prinzipiell erst erfolgen, wenn das Porto bezahlt bezw. Sicher stellung hierfür erwirkt ist186 Die Ansprüche
der Post
auf Portozahlung verjähren
binnen eines Jahres nach dem Entstehen der Forderung.187 188
VI.
Außer
den
Postdefraudation.
Vorschriften
des
gemeinen
Strafrechtes,
welche den speziellen Schutz des Post- und Telegraphenbetriebes bezwecken, sowie den oben bereits erwähnten speziellen
Strafvorschristen der Postgesetze dienen dem Schutze dieses
staatlichen Verwaltungszweiges insbesondere die detaillierten
Vorschriften über Defraudation.
Unter
den
spqifischen
Thatbestand
der
Defraudation
fallen: 1. Verletzungen des Monopols, besonders auch durch
188 PO. §. 50, I. 184 PosttaxG. § 1 Abs. 2. 186 PO. §. 50, III. 186 PosttaxG. §. 6. 187 PosttaxG. §. 7. 188 PG. 88.27-33; vgl. dazu
Meves s. v. Poststrafrecht in v. Holtzendorff, RLex. D a m b a ch 97—130. Laband H, 95ff. Sydow in Stengels Wörterb. II, 291 ff.
DaS Post- und Telegraphenwesen.
§. 30.
289
Übergabe von Briefen an Postillons zur Mitnahme ohne
Gebührenzahlung;189 2. Mißbrauch der Portofreiheit durch
unerlaubte Verwendung
einer hierfür vorgeschriebenen Be
zeichnung oder Verpackung in
zeichen
einer portopflichtigen Sendung
portofreie; 3. Verwendung entwerteter Postwert
eine
oder Telegraphenfreimarken zur Frankierung;190 4.
Hinterziehung des Personengeldes bei der Fahrpost.191 Diese Thatbestände sind als Defraudation strafbar, wenn
vorsätzlich begangen und vollendet;192 Versuch ist straflos.198
Die Strafe
besteht
in dem Vierfachen des defraudiertm
Betrages, beträgt jedoch in keinem Falle weniger als 3 Mark;
außerdem ist der defraudierte Betrag selbst nachzuzahlm.164 Im Falle der Uneinbringlichkeit ist die Geldstrafe durch
daS Gericht
in Hast
umzuwandeln,
6 Wochen nicht übersteigen darf.196
deren Dauer jedoch
Erster Rückfall zieht
Verdoppelung, jeder fernere Vervierfachung der Strafe nach sich.'98
Bei Hinterziehung von Personengeld findet keine
Straferhöhung für Rückfall statt.
erkannten
Strafen
Die wegen Destaudation
fallen in die Postarmen-
und
Unter-
stützungskafle.197 Für vorsätzliche Verletzung des Telegraphen monopols durch Errichtung oder Betrieb von Telegraphen
anlagen wider das Gesetz
ist
Geldstrafe bis 1500 M«ck
im MeveS 108. ».«. Dam' » PG. §. 27, Tel.G. §. 9, dazu analog G. v. 16. Mai 1869 bach 184 ff. >»» Dambach 137 ff. 6. 2. V. v. 2. Juni 1877 8. 5. PG. §. 30. 199 S.dazu Laband ll, 97’; *•» PG. §. 31, ob. StG». über die strafrechtlichen Gesichts punkt», wonach eine härtere 88- 18, 19, 28, 29, 78. i" PG. 8- 28 «bs. 1,2. Dazu Strafe verwirkt sein kann, s. Dambach 161 ff. StG». 8- 275. 191 PG. 8- 33. PG. §. 29. 19 Asrn, Staat-recht II. 2. Lust.
oder Hast oder Gefängnis bis zu 6 Monaten ange droht. 198 Derartige Anlagen sind auf dem Zwangswege durch die Landesbehörden auf Antrag des Reichskanzlers außer Betrieb zu setzen oder zu beseitigen, vorbehaltlich des Rechts weges. 199 Die staatlichen Polizei- und Steuerbehörden müssen auf Requisition der Postbehörden zur Verhütung und Entdeckung von Postübertretungen mitwirken.200 Die Postbehörden dürfen Briefe und Sachen, bezüglich deren eine Destaudation stattfand, beschlagnahmen und zurückbehalten bis zur Be zahlung der Strafe oder Kautionsleistung hierfür, dürfen dieselben aber nicht eröffnen.201 Das Verfahren 2"2 ist sehr gmau und eigentümlich ge ordnet. 1. Zunächst erläßt die zuständige Oberpostdirektion auf Gmnd des erhobenen Thatbestandes — die Erhebung kann auch durch unbeeidigte Vernehmung von Zeugen erfolgm — ein Strafmandat298 an dm Schuldigen; wird dies binnen 10 Tagen bezahlt, so ist das Verfahren be endet. 2. Wird dagegm binnen dieser Frist die Strafe nicht bezahlt, so fällt die Oberpostdirektion auf Grund einer sum marischen Untersuchung eine formelle Entscheidung.298 3. Diese kann binnen 10 Tagen nach der Eröffnung durch Rekurs an das Reichspostamt,295 welcher bei jeder 198 TelG. §. 9. 202 PG. §S. 34-46. Meves 199 TelG. §. 11; über das 103—105. Dambach 172 ff.; Zwangsverfahren s. pr. LBG. Laband II, 96f. 208 PG. §. 34 V r^PG. §. 24. 204 PG. §. 35. 801 PG. §. 32. 206 PG. §. 42.
Das Post- und Telegraphemvesen.
§. 30.
291
Postbehörde eingelegt werden kann, angefochten werden; das Rekursresolut des Reichspostamtes ist definitiv und darf die
angefochtene Entscheidung 4.
Sache,
ist,
Die kompetente
an
die
in pejus ab ändern.8 06
Oberpostdirektion kann jedoch
noch kein
solange
jederzeit
niemals
formeller
Strafgerichte
ordentlichen
die
Strafbescheid erlassen abgeben.
Dies muß geschehen, wenn der Angeklagte auf erfolgte Vor
ladung
vor der Oberpostdirektion
nicht erscheint und auch
feilte schriftliche Einlassung einreicht.207 5. Der Angeklagte kann
die Abgabe der Sache8"8 an
die Strafgerichte in jedem Stadium des Verfahrens bis zur Einlegung des Rekurses an das Reichspostamt bezw. Ab lauf der hierfür eröffneten zehntägigen Frist fordern.
VII.
von Briefträgern
Die Aussagen
über geschehene Bestellung,
werden, gelten
und Postboten
welche auf Diensteid abgegeben
als wahr bis
zum Nachweis
des Gegen
teiles. 109
IV. Die poftverwalkung und dir Ilrbeitervrrsicherung.
Durch die oben im §. 29 dargelegte Arbeiterversicherungs gesetzgebung wurde die Postverwaltung in weitem Umfange
in den Dimst der
Unfall-, Alters-
und Jnvaliditätsver-
ficherung gestellt und hat damit Aufgaben zu erfüllen, die an sich
mit dem Post- und Telegraphenwesen
Zusammenhänge stehen.
•* Dambach 191. Revrs * *» PS. §. 35, dazu StPO. 5- 7ff.
in keinem
S. im einzelnm oben §. 29.
** PG. 8. 35. 999 PS. §. 47, dazu Dam« bach 195.
Buch IX. Da- Brrkrhr-wesen.
292
§. 31.
Pa» ^ife»öaß«»«se».'
I.
Lrchtvqurllrn und Vrgmnsation.
Die Reichsverfaffung weist in Art. 4 Z. 8 dem Reiche
„die Gesetzgebung und Beaufsichtigung" über das
Eisenbahnwesen zu und sagt in Art. 42: „Die Bundes regierungen verpflichten sich (sie!), die deut schen
Eisenbahnen
meinen
Verkehrs
im Interesse des allge
wie
ein
einheitliches Netz
verwalten — — zu lassen."
Diese Verfaffungsvor-
schrift bezieht sich auf alle Dampfbahnen.1 2 Die obigen Sätze enthalten, wenn auch in einer höchst
eigentümlichen juristischen Formulierung, materiell das näm liche Prinzip, welches Art. 48 für das Post- und Tele-
graphenwesen
aufstellt.
Auch
die
Eisenbahnen
müssen
prinzipiell nach der RV. als „Staatsverkehrsanstalten" 1 Laband H103ff. Fischer, Text der einschlägigen Rechtssätze die Verkehrsanstalten des Reiches, b. C örma nn: Die Reichseisen bei v. Holtzendorff, Jahrb. I 409., bahngesetzgebung (1895). Eine H 211. IV 421. E. Meier höchst bedeutsame Entwickelung e. v. Eisenbahngesetzqebung bei hat in neuester Zeit das Eisenv. Holtzendorff, RL. G. Meye r, bahnwesen in internationaler BeVerw.R. 1, 523ff. Lüning,! ziehunggenommen,s.d.internat. VerwR. 618ff. Hänel, StR. I,! ubereink. über den Eisen634ff. Endemann: D. Recht! bahnfrachtverkehr v. 14. Okt. der Eisenbahnen (1886), sowie! 1890 (RGB. 1892, 793 ff.), dazu große Speziallitteratur, besonders j Zusatzoereinbarung v. 16. Juli zahlreiche Artikel in den Ber-11895 (RGB. 465), nebst den waltungswörterbüchern von Sten-1 zahlreichen, besonders hiezu abSel 1,321 ff.(Gle im,v. d.Leyen, geschlossenen Staatsverträgen; llrich, Fleck), ErqB. II, 47, die Liste der beteiligten Eisenbahn117 und Conrad 111, 147 ff. Strecken RGB. 1896, 13. (Cohn, Fritsch, v. d. Leyen, | 2 Entsch. d.RG. i.Strass.Xll, Neumann, Francke, Krause).! 205.
Das Eisenbahnwesen,
g. 3L
293
und aus diesem Prinzip wird die Spezial
betrachtet werden,
gesetzgebung die nämlichen Konsequenzen
zu ziehm habm,
wie dies bezüglich des Post- und Telegraphenwesens bereits
geschehen ist, da für jene Verkehrsanstalt in jeder Beziehung
die
nämlichen
inneren
Gesichts
punkte maßgebend sind, wie für dieses Die große Streitfrage, ob Staats- oder Privatbetrieb
der Eisenbahnen, ist demnach für das Reichsstaatsrecht im Prinzip erledigt, und zwar durch die beiden prinzipiellen
Richtpunkte:
1. Staatsbetrieb und 2. Reichsver
waltung. Die Konsequenzen dieser Prinzipien sind bis jetzt noch
nicht gezogen worden,6 vielmehr befindet sich das deutsche
Eisenbahnwesen
dermalen
in einem die theoretische Dar
stellung aufs bedenklichste erschwerenden Übergangsstadium, das unzweifelhaft noch geraume Zeit andauern wird.
Die
in der Reichsverfaffung enthaltenen eisenbahnrechtlichen Sätze
sind unter diesen Umständen nur Bruchstücke, welche nicht
zu
einer
können.
systematischen
Sie sind
Einheit
zusammengefaßt
werden
teilweise der Ausdruck wichtiger und
weittragender Prinzipien, teilweise, speziell in militärischer
Hinsicht, Einzelvorschristen von hoher Bedeutung, teilweise
sal des Reichseisenbahngesetzes s. Laband n, 103f. und die dort zitierte Speziallitteratur, vor allem die verschiedenen Denk schriften des Reichseisenbahn amtes. Lgl. auch Fischer in v. Holtzendorffs Jahrb. EL 212 ff. IV 446 ff. Die Entwürfe in 4 «al. oben S. 256 ff. HirthS Ann. 1874, 891 ff. 1875, * Uber das bisherige Schick 1225 ff.
• Luch Laband II 107 ist der Ansicht, daß der in Art. 42 präzisierte Grundsatz dazu führen muß, »die Oberleitung der ge samten Eisenbahnverwaltung völlig auf daS Reich zu über» treten'. Ebenso E. Meier
aber auch von so untergeordneter Wichtigkeit, daß ihre Auf nahme in das Reichsgrundgesetz kaum gerechtfertigt erscheint. Die juristische Formulierung der betreffenden Versaffungsartikel unterliegt fast durchweg den schwersten Bedenken.* Reichseisenbahnen im juristischen Sinne sind bis jetzt nur die elsaß-lothringischen Eisenbahnen. Die französische Regierung hatte im Frankfutter Friedensvettrag die Ver pflichtung übernehmen müssen, diese Eisenbahnen gegen einen bestimmten Kaufpreis (325 Mill. Fr.) an das Deutsche Reich abzutreten. Das auf diesem Wege in das Eigentum des Reiches gelangte Eisenbahnnetz wurde später wesentlich erweitert67 und mit bestimmter Absicht auch dann unter direkter Reichsverwaltung behalten, als im übrigen eine selbständige elsaß-lothringische Landesverwaltung eingerichtet worden war. Die Zentralbehörde für diesen bis jetzt nur beschränkten Reichseisenbahnkomplex ist das Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen, er richtet durch K.V. v. 27. Mai 1878 (RGB. 1879, 193), dessen Chef ein Staatssekretär ist, der auch für sein Reflott mit der verantwottlichen Stellvettrttung des Reichskanzlers beauftragt wurde; die Leitung des Reichsamtes ist dermalen verbunden mit der Leitung des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten. Der weitaus größere Teil der deutschen Eisenbahnen dagegen steht nicht unter Reichsverwaltung, sondern nur unter Reichsaufsicht. Einzelne deutsche Staaten haben bereits das Staatsbahnsystem völlig durchgeführt, in 6 Vgl. hieher Laband 107 ff. 7 S. unten: III.
III
8 ©. oben B. I S. 275 Handbuch f. d. Deutsche Reich 1896, 380.
Das Eisenbahnwesen.
anderen
dagegen
besteht
danebm
§. 31.
295
ein rein privater
noch
Eisenbahnbetrieb; insbesondere war letzteres bis vor kurzer
Zeit in Preußen in weitem Umfange der Fall und dadurch
die Durchführung der Prinzipien der Reichsverfaffung gerade zu zur Unmöglichkeit gemacht.9
Die preußische Gesetzgebung
ist nunmehr auch ihrerseits mit Energie an das Werk ge gangen, die unbedingt notwendige thatsächliche Basis für Ausführung der eisenbahnrechtlichen Prinzipien der Reichs verfaffung herzustellen.10
Alledeutschen Eisenbahnen aber, ob in Ver waltung des Reiches, der Einzelstaaten oder
Gesellschaften
privater
befindlich,
sind
der
Aufsicht des Reiches unterworfen, welche nach
Maßgabe
der
Verfassung zu
üben
ist."
Zu
diesem Zweck wurde als Zentralaufsichtsstelle das Reichs
eisenbahnamt durch G. v. 27. Juni
1873 (RGB.
164) errichtet;" dasselbe ist eine kollegialisch organisierte Behörde,
deren Mitglieder
vom Kaiser
ernannt werden
(§§. 1. 2.); die Aufsicht über das Eisenbahnwesen ist unter
• Über die frühere Entwicke lung in Preußen s. E. Meier 668: „In Preußen sind gerade die lukrativen Strecken in Privathände geraten im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Ländern und im Widerspruch mit dem gerade in Preußen besonders energischen Staatsge danken, und hat ein Bau und Betrieb des Staats erst be gonnen, als es sich um Bahnen handelte, für welche das Privat kapital nicht zu gewinnen war."
Sehr gut über die „historische Grundlage"auchHänel, StR.I, 638 ff. 10 G. v. 20. Dez. 1879, v. 14. Febr. 1880, v. 7. März 1880 u. weitere. 11 Ebenso Hänel, StR. 1,646. Laband H, 105. 18 Seydel in Ztschr. f. deut sche Gesetzgebung v. Behrend und Dahn VII 617 findet in diesem Gesetz mit Unrecht eine Berfaflungsänderung.
296
Buch DL Das Verkehrswesen.
Berantwortlichkeit und nach den Anweisungen des Reichs kanzlers auszuüben (§. 3).
Die Funktionen dieser
Be
hörde präzisiert das Gesetz im einzelnen folgendermaßen:
1.
Allgemeines
Aufsichtsrecht,
2. Ausführung von
Ber-
faffungsvorschristen und Gesetzen über das Eisenbahnwesen, 3. Abstellung von Mängeln und Mißständen (§. 4). Demgemäß kann das Reichseisenbahnamt innerhalb seiner Zuständigkeit über alle Einrichtungen und Maßregeln von den Eisenbahnverwaltungen Auskunft erfordern oder nach
Befinden durch Abordnung von Kommissaren sich unterrichten
und hiernach das Erforderliche veranlaffen (§. 4. Abs. 2). „Da bei der Feststellung des Bauplanes die Interessen
des
Militärs und der Post- und Telegraphenverwaltung in Betracht zu ziehen sind, auch die Frage, ob eine Eismbahn als Eisenbahn untergeordneter Bedeutung angelegt und be
trieben werden darf, nur mit Zustimmung des Reichseisen
bahnamtes entschieden werden kann, so müssen die Vor
arbeiten für Herstellung, Konstruktion und Ausrüstung einer
Eismbahn, beziehungsweise die Konzessionsbedingungm, vor ihrer definitivm Feststellung von der oberstm Landesbehörde
dem Reichseismbahnamt zur Prüfung und Erklärung vor gelegt werben.
Das letztere hat dm beteiligten Reichsver
waltungen zur Geltendmachung ihrer Interessen Gelegmheit zu geben und alsdann der Landesregierung mitzuteilm, ob von feiten des Reichs Modifikationen oder Ergänzungm ge fordert werben."18 Zur Durchführung seiner Anordnungen stehm dem Reichs
eismbahnamt „bis zum Erlaß eines ReichseismbahngesetzeS"
11 Lab a nd II, 105 nach den Angaben von Eger 63, 117ff.
§. 31.
Das Eisenbahnwesen. den Privatbahnen
297
gegenüber dieselben Befugnisse zu wie
den staatlichen Aufsichtsbehörden der Einzelstaaten, einschließ lich der etwa erforderlichen Zwangsmaßregeln; die Einzel staaten müssen den Verfügungen des Reichseisenbahnamtes
entsprechen
und
hierzu durch
können
alle dem Reich« zu
Gebote stehenden Zwangsmittel, äußersten Falles auf dem Wege der Exekution,
angehalten
Reichseisenbahnen sind
»erben;
gegenüber den
die Anordnungen des Reichseisen
bahnamtes durch Vermittelung des Reichskanzlers zur Durch-
fühmng zu bringen (§. 5). Wird gegen eine vom Reichseisenbahnamt verfügte Maß
regel Widerspruch erhoben auf Grund der Behauptung, daß
dieselbe
„in
den
Gesetzen und rechtsgiltigen
Vorschriften
nicht begründet" sei, so ist die Sache der Entscheidung d«S
verstärkten Reichseisenbahnamtes zu unterbreiten. Diese Behörde fungiert
als Berwaltungsgericht in Eisen
bahnsachen und steht als
solches
wortlichkeit des Reichskanzlers.
nicht unter der Verant
Sie
besteht aus 2 Räten
des Reichseisenbahnamtes und 3 Richtern unter Vorsitz des Präsidenten des Reichseisenbahnamtes; die Entscheidung er
folgt auf Grund kollegialer Beratung durch Mehrheitsbe
schluß
(§. 5 Abs. 4).14
Die Trennung
zwischen Aufsicht und
Verwaltung in
den beiden Reichseisenbahnbehörden findet darin ihren präg
nantesten Ausdruck, daß gemäß gesetzlicher Vorschrift niemand
eine Stelle im Reichseisenbahnamt
bekleiden darf, welcher
an der Verwaltung einer deutschen Eisenbahn beteiligt
Ist (8- 2 «bs. 8).
I Regulativ für diese Behörde s. u Das im Gesetz oorbehaltene | CBl. 1876, 197.
Buch IX.
298
Das Verkehrswesen.
Diese Ordnung des Reichseisenbahnwesens hat sich nicht eine prinzipielle Trennung von Ver
bewährt:
waltung und Aufsicht wird in keiner Zentral
stelle
durchführbar
sein,
am
sicherlich im Verkehrswesen.
wenigsten
aber
Das Reichseisenbahn
amt hat, wie der Jahrgang 1875 des Zentralblattes für das deutsche Reich
ausweist, anfänglich den Versuch einer
energischen Thätigkeit gemacht; dieser Versuch scheiterte, und
die
späteren Publikationm des Reichseisenbahnamtes be
schränkten
sich
auf Ankündigungen
der
Eröffnung
neuer
Bahnstrecken u. dgl. II.
Die einzelnen materiellen Sähe des Rrichsrisenbahnrechtes.
Die Kompetenz des Reiches zur Gesetzgebung in Eisen-
bahnsachen ist nach RD. Art. 4 Z. 8 völlig unbeschränkt. Exemtionen hiervon stehen nach der Verfaffung nur Bayern in ziemlich
weitem Umfange, Württemberg in Bezug auf
einen untergeordneten Punkt zu.
Reichseisenbahngesetze existieren bis jetzt nicht. Wohl aber enthält die Verfaffung in ihrem IX. Ab
schnitt — in Elsaß - Lothringen eingeführt v. 1872 ab durch G. v.
1. Januar
11. Dez. 1871 (RGB. 444) —
eine Reihe eisenbahnrechtlicher Einzelvorschriften. 1. Das
Reich
Reichsgebiete
darf
jederzeit
Eisenbahnen
im
bauen
gesamten oder
den
Bau von solchen durch Private konzessionieren
(RV. Art. Gesetzes.
41).
Jedoch bedarf es hierfür immer eines
Eine Beschränkung
des Reiches besteht
nur
nach dieser formellen Seite; materielle Schranken für das
Das Eisenbahnwesen,
g. 31
299
Reich sind nicht vorhanden, denn die beiden Voraussetzungen, welche die Verfassung für den Bau neuer Reichseisenbahnen
aufstellt:
„Interesse
lands"
und „Interesse
der Verteidigung Deutsch
des
kehrs" find so allgemeiner Art,
Schranke für das Reich
gemeinsamen Ver daß darin eine juristische
überhaupt nicht gefunden werden
kann.15
Daß gegen die Anlage von durch Reichsgesetz beschlossenen
Reichseisenbahnen ein „Widerspruch der Bundesglieder, deren Gebiet die Eisenbahnen durchschneiden",
ausgeschlossen ist,
«giebt sich juristisch schon aus den allgemeinen Grundsätzen
16 A. A. Hänel, StR. I, 634 ff. — s. auch noch S. 649 über eine weitere Unterscheidung, die aus dem Wortlaut der Ver fassung deduziert wird — unter Berufung auf die Verhandl. d. konstituierenden Reichstages: die Kompetenz des Reiches beziehe sich nicht auf »diejenigen Ord nungen und Einrichtungen, welche nur die Wahrung lokaler und individueller Interessen bei An lage und Betrieb der Eisenbahnen bezwecken und eine Beziehung auf die Landesverteidigung nicht haben". Sehr gut über den positiven Umfang der Reichs kompetenz Hänel 637: „Der Beaufsichtigung und Gesetzgebung deS Reiches unterliegt daher alles, was durch die Herstellung und den Betrieb der Eisenbahn als eines wirtschaftlichen Unter nehmen- oder als eines beson deren Zweiges der Staatsver waltung bedingt ist. Das gilt
für die privatrechtliche wie die öffentlich-rechtliche Gestaltung. Es gilt sowohl für die innere Seite des Eisenbahnwesens, welche die Aufstellung eines planmäßigen Netzes, das Konzefsions- und Expropriationswesen, die Anlage, die Ausrüstung und den ge samten Betrieb befaßt, als auch für die äußere Seite desselben, welche die Beziehungen zu den anderen Verwaltungszweigen, der Post und Telegraphie, des ZollMilitär-Veterinär- und Sanitäts wesens betrifft." WennG.Meyer, VerwR.I, 528, ausspricht: durch einfaches Gesetz könne daS Reich sich weitere Berwaltungsbefuaniffe bei legen — was Hänel I, 638 "als.unrichtig" bezeichnet—, so dürfte diese Differenz der Meinungen praktisch belanglos sein. Im wesentlichen über einst. mit dem Text Laband II, 104*.
300
Luch IX. Dai Lerkehrswesm.
über das Verhältnis der Einzelstaaten zur Zentralgewalt.'*
Die Worte der Verfassung: „unbeschadet der Landeshoheits rechte" find gegenstandslos, da für den Umfang des Reichs
gesetzes die Landeshoheitsrechte ipso jure außer Kraft treten, im übrigen aber ebenso ipso jure aufrecht bleiben.17
Konzessioniert das Reich einen Privatuntemehmer zum Bau einer Eisenbahn, so kann derselbe zugleich mit dem Expropriationsrecht ausgestattet werden, und zwar mtweder nach Maßgabe spezieller Bestimmungen des Reichsgesetzes
selbst oder nach Maßgabe der Landesgesetzgebung über das
Expropriationsrecht.1R Diese Vorschriften der Reichsverfasiung gelten auch für Bayern.
2. „Jede
Eisenbahnverwaltung
bestehende
ist verpflichtet, sich den Anschluß neu angeleg
ter Eisenbahnen auf Kosten der letzteren ge
fallen zu lassen."
(RB. Art. 41 Abs. 2.)
Dies gilt
auch für Bayern.
8. Alle
landesgesetzlichen
Vorschriften,
welche die Erteilung von Widerspruchsrechten an bestehende oder neu zu bildende Eisenbahn
verwaltungen gegen die Anlegung von Parallel
oder Konkurrenzbahnen gestatteten, sind durch
die Reichsverfassung
aufgehoben.
Bereits
worbene Rechte dieser Art bleiben jedoch unberührt.
gilt auch für Bayern.
(RV. Art. 41 Abs. 3.)19
16 S. oben B. I S. 137.
ai$- *' 649 18 Laband II 106*. Seydel, Komm. 189.
er
Dies
j
19 RV. Art. 41 Abs. 2 u. 3
■ 1« SetUung In A. «.'Sänel, StR. I, 638. Laband II, 107.
Das EisenLahnrvesen. ß. 31.
301
4. Allen behördlichen Anordnungen, welche
die
Verteidigung
haben,
müssen
tungcn20
Deutschlands
sämtliche
zum
Zweck
Eisenbahnverwal-
unverzüglich Folge
leisten.
Militär-
und Kriegsmaterial ist auch im Frieden auf allen deutschen
Eisenbahnen zu zu befördern.
gleichen und zwar herabgesetzten Preisen
Dies gilt auch für Bayern.
(RV. Art. 47.)
Die Tarifsätze hat der Bundesrat zu bestimmen.21
5. Die Eisenbahnverwaltungen sind dem Reiche gegen
über durch die Reichsverfaffung (Art. 44) verpflichtet:22 a) die nötigen Personenzüge mit entsprechender Fahr
geschwindigkeit für den durchgehenden Verkehr,
b) ebenso die nötigen Güterzüge, c) direkte Expedition im Personen- und Güterverkehr unter Gestattung des Übergangs der Transportmittel einer
Bahn auf die andere einzurichten,
d) ineinander greifende Fahrpläne aufzustellen.28
80 MitRecht faßt Hänel 64Sff. die Art. 43 S. 2 , 44, 47 zu sammen, da sie Pflichten der Eisenbahnverwaltungen schaffen, deren Erfüllung das Reich direkt ohne Rücksicht auf das Partikularrecht und ohne Mitwirkung der Einzelstaaten erzwingen kann. « Näheres s. KriegsleistG. §§. 28-31. NaturalleistG. §. 15 Friedenstransportordnung vom 11. Febr. 1888 (RGB. 23) und Kriegstransportordnung vom 26. Febr. 1887 (RGB. 9); s. Jänel I. 650. Löning 622. aband 11, 121 und unten im Militärrecht.
28 Die Grundlage für diese Verfaffunasvorschriften war ge legt durch die Thätigkeit deS „Vereines deutscher Eisen bahn-Verwaltungen" seit 1846, s. Hänel I, 641 ff. 88 Hänel I, 651: Die Be deutung dieser Vorschrift ist „die Anforderungen des großen Verkehrs an das Ineinander greifen der Fahrpläne, an die Bewältigung des Güterverkehrs und an direkte Expeditionen da durch von den vertragsmäßigen Beliebungen, von territorialen Begrenzungen und von autonomischen Widerspruchsrechten frei
Buch IX.
302
Da- Verkehrswesen.
gelten
Für Bayern
diese
Vorschriften formell
nicht,
werden aber materiell gleichfalls beobachtet. 6. Nach RV. Art. 42
Bundesregierungen,
nach
Bahnen
„verpflichten sich die
die neu herzustellenden
einheitlichen
Normen
anlegen
und ausrüsten zu lassen". Die eigentümliche juristische Terminologie dieser Ver-
fafsungsbestimmung könnte auf eine vertragsmäßige Einigung
der „Bundesregierungen" über die oben genannten Punkte bezogen werden.
Eine solche würde jedoch allgemeinen staats
rechtlichen Grundsätzen widersprechen,2* und überdies wird Art. 42 unzweifelhaft beherrscht von Art. 4 Z. 8,26 welcher die „Gesetzgebung"
zuweist.
Das
über das Eisenbahnwesen dem Reiche
Reich
ist
danach
unzweifelhaft
berechtigt, auf dem Wege des Gesetzes die An
lage und Ausrüstung der Eisenbahnen zu nor
mieren.
dem Reiche
Nur Bayern auch Bayern
ist hiervon eximiert;
doch steht
gegenüber das Recht zu,
„im
Wege der Gesetzgebung einheitliche Normen für die Kon struktion und Ausrüstung der für die Landesver-
xu stellen, daß die entsprechenden Verpflichtungen der beteiligten Privat- und Staatseisenbahnverwaltungen als Rechte des Reiches konstituiert werden". Über die Tragweite der Vor schrift über dre Fahrpläne — keine Abänderung ohne Geneh migung der Aufsichtsbehörde — f. Entsch.d. RG.i.Civils. XXXII, 134. 24 S. oben B. I S. 125. 26 Denselben Gedanken spricht
jetzt auch Hänel, StR. I, 647f., aus, allerdings mit Beschränkung aus das allgemeine Verkehrs- und das militärische Jnteresie und nicht für die Form des Reichs rechts. Hänel folgert daraus, daß jedes Bauprojekt dem Reich zur Prüfung vorgelegt werden müsse, und daß gegen jedes Bau projekt aus den obigen Gesichts punkten Widerspruch erhoben werden kann.
Das Eisenbahnwesen,
teibigung
wichtigen Eisenbahnen
g. 31.
303
aufzustellen"
(RV.
Art. 46 Abs. 3); da kaum eine Eisenbahn als nicht „wichtig
für die Landesverteidigung" wird betrachtet werden können,
so
enthält
die für Bayern
statuierte Exemtion
bezüglich der
Reichsgesetzgebung
Anlage
von der
(„Konstruktion")
und Ausrüstung der Eisenbahnen eine materielle Schranke für das Reich nicht.
In Konsequenz Art. 43
des Art. 42 schreibt die Verfassung
weiter vor:
thunlichster
„Es sollen (eie!) demgemäß" in
Beschleunigung
übereinstimmende Betriebsein
richtungen getroffen, insbesondere gleiche Bahnpolizeiregle
ments eingeführt werden.
zu
tragen,
daß
die
Das Reich hat dafür Sorge
Eisenbahnverwaltungen
die Bahnen
jÄerzeit in einem die nötige Sicherheit gewährenden bau lichen
Zustande
material so
erhalten27
und dieselben mit Betriebs
ausrüsten, wie das Verkehrsbedürfnis es er
heischt." 88
Die Interpretation dieser Berfaffungsvorschrist bietet nach Verschiedenen Richtungen hin Schwierigkeiten.28
Zunächst
erhebt sich die Frage: wer ist kompetent zum Erlaß der die Art. 42 u. 48 ausführenden Anordnungen.
Die Verfassung
sagt: „die Bundesregierungen verpflichten sich", „es sollen —
— getroffen werden", „das Reich hat dafür Sorge zu tragen".
Danach würde die Verfassung die Ausführung der Art. 42
und 48 in der Weise zulassen, daß jene Anordnungen in übersein sollen; vgl. auch LLning 88 Hitnel, StR. I, 644'. 623s. 87 »etrO. 88. 1-6. Laband II, 109. G. Meyer I, * BetrO. §8. 7—19. 629 spricht von »vermittelnden « Laband U, 106ff. HüFunktionen", die nur »eine nel I, 644 ff. Direktive für politische- Handeln"
Vuch IX.
804
Da- Verkehrswesen.
einstimmender Weise von den Einzelstaaten getroffen mürben,80
unter Vorbehalt der Kontrolle des Reiches sowohl über die Einheitlichkeit als über den thatsächlichen Zustand des Eisen bahnwesens.
Andrerseits aber gestattet die Verfassung die Ausführung
der Art. 42 u. 43 unzweifelhaft auch in der Weise, daß
jene Anordnungen direkt vonReichs wegen er lassenwerden, wodurch dem allgemeinen Grund
satz von RB. Art. 4 Z. 8 unb der speziell in Art. 42
übernommenen Berpflichtung
gemäß für die
sämtlichen Einzelstaaten bindendes Recht ge schaffen wird, für Bayern jedoch mit dem Vorbehalt, daß das Vorhandensein der in Art. 46 Abs. 3 genannten Voraussetzung: „wichtig für die Landesverteidigung" gegeben
sein muß, was ohne weiteres bei jeder Eisenbahn angenommen
werden darf, und daß die betreffenden Vorschriften sich auf
„Konstruktion und Ausrüstung" beziehen, worin allerdings
eine materielle Schranke des Reiches Bayern gegenüber liegt. Das Reich hat von diesem ihm durch die Art. 42 u. 43
der Verfassung eingeräumten Rechte einen sehr umfassenden
80 Vgl. Laband II, 109 ff.; Hünel I, 644. Trotz des schein baren Gegensatzes kommen beide Schriftsteller zu dem Resultat: daß nur die Einzelstaaten nach der RV. Träger der Eisenbahn verwaltung sind; sie sind jedoch verpflichtet — nach Laband gegenseitig, nach Hänel dem Reich gegenüber —, diese Ver waltung einheitlich, gemäß den Direktiven der RV. zu gestalten; vo.l Reichs wegen wird darüber
nur „beschlossen". Nach Laband haben die beiden Sätze des Art. 43 jedoch eine ganz entgegen gesetzte juristische Bedeutung: „baulicher Zustand" und „Be triebsmaterial" unterstehen der Aussicht des Reiches, das Reich kann demnach auch nach dieserRichtung jure proprio „ Norma bestlmmungen" erlcssen: es sind dies die unten c und d genannten Verordnungen.
DaS Eisenbahnwesen,
805
g. A.
Gebrauch gemacht, indem nachfolgende Verordnungen des Bundesrates erlassen und auch von Bayern angenommen wurden.81 a) Die Betriebsordnung für die Haupteisen bahnen Deutschlands v. 5. Juli 1892 (RGB. 691) nebst dem internationalen Übereinkommen über denEisenbahnfrachtverkehrv. 14. Oki. 1890 (RGB. 1892, 793, dazu die Liste der beteiligten Bahnstrecken RGB. 1896, 13 ff.), besondere Bestimmungen für den Verkehr mit Österreich-Ungarn v. 15. Rov. 1890 (RGB. 1892, 1015) bezw. 9. Febr. 1895 (RGB. 139), ausgedehnt auf Belgien (RGB. 1894, 403) und Luxemburg (RGB. 1893, 189, 1894,149,1896,108, 703); für den Wechselveckhr zwischen dem Deutschen Reiche, Österreich-Ungarn, Niederlanden,
Schweiz s. RGB. 1894, 113. b) Signalordnung v. 5. Juli 1892 (RGB. 773). Dazu Betriebs-O. §§. 40—49.
11 Nach Laband II, 110 er mangeln alle diese Verordnungen prinzipiell der Rechtskraft; ihre Annahme oder Nichtannahme stand lediglich im .Belieben" b# Einzelstaaten. Ebenso Hänel a. a. O. Übereinst, m. d. Text Arndt, VerordnR. 111. Entsch. d. ROHG. XXI, 60. Entsch. d. RG. in Strafsachen X,326. Mandry419 behauptet einen prinzipiellen Unterschied -wischen diesen Verordnungen, welchen er auch die Telegraphenordnung anfügt, und den Postverordnungen, weil »zwischen solche und das eben-
Zorn, Staat-recht II. 2. Aufl.
falls zu Grunde liegende HGB. hier zwei selbständige Reichs gesetze treten", das Postgesetz und das Posttaxgesetz. Es ist aber nicht einzusehen, wie hier aus ein Unterschied in der juri stischen Beurteilung resultieren soll. Die Postordnung ist aller dings auf Grund eines Spezial gesetzes erlassen, die Eisenbahn verordnungen aber führen sich ein als auf Grund der Verfassung erlassen, also doch wohl auch eines »Gesetzes". Die Frage ist immer nur die, ob eben das Gesetz hierzu die Kompetenz gab. 20
Buch IX. DaS BerkchrSwesen.
806
c) Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen
Deutschlands v. 5. Juli 1892 «RGB. 764). d) B. v. 5. Juli 1892 über Bau und Ausrüstung der Haupteisenbahnen Deutschlands (RGB. 747 ff.).
e) B. v. 5. Juli 1892 über die Befähigung v. Eisen-
tahn betriebsbeamten (RGB. 723).
f)
Ferner gehört hierher das G. v. 3. Mai 1886 «RGB.
181), kraft dessen alle Fahrbetriebsmittel deutscher Eisenbahnen und ebenso ausländischer, insoweit Gegenseitig-
teit verbürgt ist,82 welche Personen oder Güter im öffentlichen Verkehr befördern, von der ersten Einstellung in den
Betrieb bis zur endgiltigen Ausscheidung aus dm Beständen nicht gepfändet werden dürfen, wohl
aber ein-
tretendm Falles der Konkursmasse angehörm. g) über „die technische Einheit im Eisenbahn
wesen"
habm
Deutsche Reich,
sich durch Frankreich,
Staatsvertrag Italien,
geeinigt:
das
Österreich-Ungarn,
Schweiz, Dänemark, Luxemburg, Schweden-Norwegen (CB.
1887,50. 115; 1890, 319; 1891, 285; 1896, 149, 465). 7. Endlich steht dem Reich nach Art. 45 die „Kon
trolle über das Tarifwesen"
zu.
Unter „Tarif
wesen" subsumiert dieVerfaffung in eigmtümlicher Terminologie ») die Transportbedingungen, d) die Frachtsätz e.88
a) Das Reich „wird namentlich dahin wirken,
daß baldigst auf allen deutschen Eisenbahnen übereinstimmende
Betriebsreglements einge
führt werden."
” Dies geschah mit Österreich-; speziell über den Begriff „BeUngarn, StV. v. 17. März 1888, i trieb': s. ferner zu Art. 45 RGB. 153. .Hänel StR. 1, 652ff.; Lö88 Bgl. Laband II, 123 ff.! ning 625 f.
Das Eisenbahnwesen.
§• 31.
307
Auch für die Durchführung dieser Berfaffungsvorschrift war der oben bezeichnete doppelte Weg möglich: auch hier wurde der Weg der direkten Regelung von Reichs wegen ge
wählt, und man wird der bezüglichen Verordnung des Bundes
rates die feste juristische Basis bindender Rechtskraft für die Einzelstaaten so wmig bestreiten dürfen, wie den oben sub 6. erwähnten Verordnungen."
Nur für Bayern ist, da
der Betrieb unmöglich unter „Anlage und Ausrüstung" sub
sumiert werden kann, unzweifelhaft, daß die Annahme der
bundesrätlichen Verordnung im freien Belieben dieses Staates
stand; nachdem aber diese Annahme erfolgte, steht Bayem unter den nämlichen Rechtsvorschriften wie die übrigen Einzelstaatm.
Der Bundesrat erließ bezüglich der Transportbedingungen
für Personen, Reisegepäck, Leichen, Fahrzeuge, Tiere, Güter auf deutschen Eisenbahnm unterm 11. Mai 1874 ein Be
tri ebsre gl em ent,"
und
das
weiterhin
mehrfach
ergänzt
modifizirt wurde; eine Ergänzung zum Inhalt der
bundesrätlichm Verordnung bildete u. a. auch das Gesetz
v. 25. Februar 1876 (RGB. 163) über Viehbeförderung auf deutschen Eisenbahnm." •* Über den rechtlichen Cha rakter s. Hänel 1, 659; Laband II, 117; G. Meyer BerwR. L 498 f.; Entsch. d. ROHG. IV, 184 ff. (»Rechtsver bindlichkeit unter der Voraus setzung seiner autonomischen Annahme von feiten der Eisen bahnverwaltungen") ; Schott in Endemanns Handb. d. Han delsrechte- m, 463 ff.
88 Das erste Regt, wurde er raffen unterm 10. Juni 1870 (BGB. 419); das zweite ist publiziert CBl. 1874, 179. Dgl. E. Meier 668; Rukdeschel 8. v. Reglement der Eisenbahnm in v. Holtzendorffs RLex. 3. L. M Dazu BollzB. d. BR. ». 13. Juli 1879 (CBl. 479).
Buch IX.
308
DaS Berkehrswesen.
Unterm 15. Nov. 1892 ist
an
Stelle des
reglemmts die Berkehrsordnung
für
Betriebs-
die Eisen-
bahnenDeutschlands getreten (RGB.923ff., 1015ff.); dazu Nachtrag v. 23. Febr. 1893 (RGB. 9), v. 18. Okt. 1895
(RGB. 445), v. 1. Juli
1895
(RGB. 354), v.
9. Febr. 1896 (RGB. 9), v. 20. Sept. 1896 (RGB. 704). Diese beruht auf dem Berner internationalen
Übereinkommen über den Eisenbahnverkehr v.
14. Okt. 1890 (RGB. 1892,793ff.), das im Wege der Gesetzgebung genehmigt ist.
Der maß geb ende j uristische Gesichtspunkt für das
Eisenbahntransportgeschäft
ist
demnach
zwar dermalen unzweifelhaft noch der handels rechtliche, da
die Eisenbahnen noch nicht als
„Staatsverkehrsanstalt" wie Post und Tele graphie eingerichtet sind.
Demgemäß ergiebt sich:
1. Das Reglement als Verordnung des Bundesrates darf
nicht dem Handelsgesetzbuche widersprechen und dasselbe, so weit zwingendes Recht in Frage steht, auch nicht abändern;
2. das allgemeine Handelsrecht über Frachtgeschäfte gilt ohne
weiteres subsidiär auch für das Eisenbahngeschäft?'
Eine
grundsätzliche Veränderung aber ist dadurch ein
getreten, daß der Berner Vertrag v. 14. Oft. 1890 Gesetzeskraft hat, somit dem Handelsgesetzbuch derogiert, so
Die jetzige Verkehrsordnung aber ist
auf
,1 G. Meyer I, 530 f.; Lö-! 88 So sehr richtig Laband ning 620, 625; Goldschmidt! II, 116, freilich im Widerspruch HandR. I, 624 ff.; Laband II, zu der Bemerkung S. 14* über 126. Die einschlägigen Bestim-1 das Verhältnis von Staatsvermu.iaen des HGB. zusammen-1 trag und Gesetz, gestellt bei Cörmann 230 ff. I
Das Eisenbahnwesen.
Grund
809
A. 31.
und zum Vollzüge des Berner Vertrages erfassen.
Demgemäß ist der Widerspruch zum HGB. jetzt, weil durch
den Berner Vertrag beseitigt, gegenftanbdloS.89
Auf dm
noch
das
„Betrieb" der Eismbahnm
Spezialgesetz v.
7. Juni
bezieht sich ferner
1871
(RGB.
207).
Rach demselben haftet der Betriebsuntemehmer für Stiftungen
ober Körperverletzungen
beim
Eisenbahnbetrieb, indem er
dm hierdurch entstandenen Schadm zu ersetzm hat, „sofern er nicht beweist, daß der Unfall durch höhere Gewalt oder durch eigenes Verschulden des Getöteten oder Verletztm verursacht ist", und diese Haftpflicht kann vertragsmäßig nicht ausgeschloffm werdm (§§. 1. 5).
Die näheren Vorschriften über
Berechnung des Schadmersatzanspruches,
gerichtliches
Ber-
fahrm und Verjährung find lediglich zivilrechtlicher Natur.
Weitergehmde Vorschriftm des Landesrechtes werdm durch das Reichsgesetz ausdrücklich vorbehaltm.40 b) Kraft der ihm übertragenen „Kontrolle über das Tarif-
wesm" wird das Reich weiter „namentlich dahin rottfen", daß
„die möglichste Gleichmäßigkeit und Herabsetzung der Tarife
erzielt, insbesondere daß bei grösseren Entfernungen für dm Transport von Kvhlm, Coaks, Holz, Erzm, Stemm, Sah, Roheism, Düngungsmitteln und ähnlichm Gegmständm ein
dem Bedürfnis der Landwirtschaft und Industrie entsprechen«
der ermäßigter Tarif, und zwar zunächst thunlich der Ein-
pfmnigtarif eingeführt werde."4' Die Kompetmz des Reiches, auf dem Wege seiner Ge-
- S- dazu Laband II, 117'. der Materialien au- der Recht 46 Vgl. die eingehende Er sprechung bei Eörmann239ff. ♦* Bgl. Cvl. 1875, 79. örterung beiM an d ry 442 ff.; sehr reichhaltige Zusammenstellung
310
Buch IX.
DaS Verkehrswesen.
setzgebung einen Einheitstarif vorzuschreiben, ist zwar in der obigen Verfaffungsbestimmung, die dem Reich nur eine Kon trolle" vindiziert, nicht enthalten, wohl aber würde diese Kompetenz aus Art. 4 Z. 8 der RV. gefolgert werden können.48 Zur Zeit übt das Reich fein Kontrollrecht über das Tarifwesen nur durch Kenntnisnahme der partikular rechtlichen Vorschriften aus. Der unter ben deutschen Eisen bahnverwaltungen festgestellte Einheitstarif ist zwar vom Bundesrat „bestätigt" worden, ist aber in keiner Weise Bestandteil des Reichsrechtes, sondern lediglich Privatvertrag ;44 42 43 42 S. über den Begriff Hä-! Tarifwesens festzuhalten", nel I, 653. ! derart, daß es „gegen jede ein* 43 Die „Handhabe" für das fettige, ohne seine Mitwirkung Reich, „mittelst deren es aufund Genehmigung erfolgende die Fortentwickelung und Um- Abweichung davon in für jeden gestaltuna des Tarifwesens ein-; Beteiligten rechtsverbindlicher wirken könne" (Laband II, Weise Einspruch erheben kann, 124), ist weniger Art. 45 als als einer verfassungswidrigen Abs. 4 Z. 8. Vgl. auch La- und nichtigen Maßregel": da band II, 106. Immerhin wäre durch haben die „rechtsgiltig das Reich auch gemäß Art. 45 beschlossenen Regulative die zu direktem Eingreifen gegen- > nämlichen rechtlichen Wirkungen, über allen deutschen Eisenbahnen i als welche einer auf der freien berechtigt, ohne hierfür der Mit- i Initiative des Bundesrates entwirkung der Einzelstaaten zu j sprungenen Verordnung bei bedürfen. Das Recht „einseitiger wohnen". ' “ * Diese ~ Deduktion er Festsetzungen" des Betriebs scheint juristisch nicht haltbar. reglements hat das Reich aus Nach dem geltenden Recht ist Art. 45 („dahin wirken") nicht der Einheitstarif Vertrag/ und — s. Hänel 1, 656 f. — wohl die „Kontrolle," sowie das „Hin„Hin aber aus Art. 4 Ziff. 8. A. A. wirken" des Reiches sind nicht La band II, 1191. giirpirfipnh. hin« zureichend, hon den SRprtrnn Vertrag in bin 44 Laband II, 118 ff.; E. L chvc», $ iu dendes, zwingendes Recht zu Meier 668; Hänel I, 654 f. verwandeln,. Ein Gesetz aber erkennt dies an, vindiziert aber imit " dem Inhalt 2 , des Einheits, gleichwohl dem Reiche das Recht, tarifes zu erlassen, wäre das „die herbeigeführte Übereinstim- - Reich aus RV. Art. 4 Z. 8 mung und Gleichmäßigkeit des' kompetent.
Das Eisenbahnwesen.
§. 31.
311
derselbe enthielt übrigens keine „Herabsetzung", fonbem eine
Erhöhung der früheren Tarife; der
„Einpfennigtarif" ist
nirgends eingeführt; demgemäß hat auch das Württembergische
Reservatrecht45 bis jetzt keine praktische Bedeutung gewonnen. Bei Notständm, besonders ungewöhnlicher Teuerung der
Lebensmittel, kann der Kaiser auf Vorschlag des Bundesratsausschuffes
für
das
Eisenbahnwesen
einen „niedrigen
Spezialtarif" vorschreiben für den Transport von Getreide,
Mehl, Hülsmfrüchten und Kartoffeln; dieser Spezialtarif darf
jüwch nicht unter den niedrigsten Tarifsatz, der für Roh produkte auf der betreffenben Bahn gilt, herabgehen (RB. Art. 46).
8. Die reichsrechtlichen Borschristen über die Pflichten
der Eisenbahnen in Bezug auf das Post- und Telegraphen
wesen s. oben S. 269 ff.
9. über die Verpflichtungen der Eisenbahnen in Bezug auf das Zollwesm s. (Vereins)-ZG. v. 1. Juli 1869 (BGB. 317) §§. 17. 59.-73. 95. 120. 128. 131. 153. 10. Über den strafrechtlichen Schutz der Eisenbahnen s.
RStGB. §§. 90. 123. 243. 250. 263. 305. 315. 316.
319. 320. Betriebs-O. §. 62, »erb. Verkehrs-O. §§. 53 bis 61.
III.
Lrichsrisenbahnm.
Durch die Zusatz-Konvention zum Frankfurter Friedens
vertrag v. 10. Mai 1871 (RGB. 234), dazu Conv. v. 11. Dez. 1871 (RGB. 1872, 7) Art. 16, übernahm der französische
* Württ. Schl. Prot. (»G». auch die Materialien auS der 1870, 657) Z. 2. Rechtsprechung. ** S. Cörmann 257 ff.; dort
Buch IX.
312
Das Verkehrswesen.
Staat die Verpflichtung, die in Elsaß-Lothringen, soweit diese
Lande an das Reich abgetreten wurden, belegenen, im Eigen tum einer Privatgesellschaft stehenden Eisenbahnen zurückzu
kaufen und dieselben gegen Zahlung eines Kaufpreises von 325 Millionen Thalern schuldenfrei dem Deutschen Reiche
zu übertragen.
Durch die Ausführung dieser Be
stimmungen erwarb das Reich Privateigentum
an einem bedeutenden Eisenbahnkomplex, der weiterhin noch erheblich erweitert rourbc47 48 Zugleich übernahm der ftanzösische Staat die Verpflich
tung, dafür Sorge zu trogen, daß auch die Verwaltung der
bisher von der oben bezeichneten Privatgesellschaft verwalteten, auf großherzoglich luxemburgischem Gebiete belegenen W i l -
Helm-Luxemburg-Eisenbahn 49 dem Deutschen Reiche übertragen werde.49 Auch diese Verpflichtung wurde erfüllt, und somit erwarb das Reich neben den in seinem Eigen
tum stehenden Eisenbahnen noch die Verwaltung über
eine hochwichtige, an die Reichseisenbahnen angrenzende ftemde Linie. Diese Verhältnisse wurden auf dem Wege des Staats
vertrages
mit
dem
Großherzogtum Luxemburg genau ge
ordnet; das Rechtsverhältnis der Wilhelm-Luxemburg-Eisen47 G. v. 14. Juni 1871 (RGB. I Mächte über die Neutralität 253), 22. Nov. 1871 (RGB. I Luxemburgs v. 3. Dez. 1870. 396), 15. Juni 1872 (RGB. 49 ZusKono. v. 10. Mai 1871 209), 18. Juni 1873 (RGB. (RGB. 234) §. 6 Abs. 3-5, 143) und weitere. dazu Staatsvertr. mit Luxemburg 48 Vermittelst dieser Eisenbahn v. 11. Juni 1872, vb. G. v. 15. waren im deutsch-französischen j Juli 1872 (RGB. 329); ferner Kriege die belagerten französischen Staatsvertr. mit Belgien v. 11. NorÄbsw"gen völkerrechtswidrig Juli 1872 (RGB. 1873, 339), mit Proviant und Munition ver-' mit Luxemburg v. 11. Okt. 1876 sorgt worden, s. die Zirkular- (RGB. 1876, 234). G. v. 8. Mai depesche Bismarcks an die Groß- 1878 (RGB. 93).
Das Eisenbahnwesen.
§. 31.
313
bahn ist aber prinzipiell ein wesentlich anderes als das der elsaß-lothringischen Reichseisenbahnen.
„Staatsanstalt"
wie Post undTelegraph sind jedoch auch die letz
teren vorerst
nicht,
sondern
Privateigentum
des Reiches; das Verhältnis zu der Wilhelm-
Luxemburg-Eisenbahn istein privatrechtliches
Pachtverhältnis. Gesetzliche Bestimmungen
über die Verwaltung
dieser
Reichseisenbahnen sind nicht ergangen. Oberste Verwaltungs
stelle ist das Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisen
bahnen in Berlin, unter welchem diekaiserlicheGeneraldirektion in Straßburgs als oberste
lokale Ver
waltungsstelle und ihr untergeordnet eine Anzahl von Betriebsinspektionen fungieren.
Die Verwaltung der Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahn ein
schließlich
der später erbauten
Ergänzungslinien ist
dem
Deutschen Reiche verpachtet gegen Zahlung einer jährlichen Pachtsumme von 2 500 000 Francs an die frühere Gesell schaft (500 000 Fr. hat Belgien für seinen Teil zu be zahlen) 51 bis zum 31. Dez. 191262 und zwar primär nach
Maßgabe derjenigen Bestimmungen, nach welchen die Ver waltung durch die französische Gesellschaft geführt wurde.
Jedoch hat das Reich ausdrücklich die Verpflichtung über
nommen, die Verwaltung unter vollständigster Wahrung der
60 KB. v. 9. Dez. 1871 (RGB. I 61 StaatSvertr. m. Belgien v. 60 480), welche aber prinzipiell mo-111. Juli 1872 Art. 7. difinert ist durch die B. v. 27. 88 Die nachfolgenden LorRai 1878 über Errichtung des i schristen sind in dem StaatSReichsamteS f. d. Verwaltung vertrag mit Luxemburg v. 11. der Reichseisenbahnen, s. oben : Juni 1872 enthalten, dazu StB. »d. I, S. 275. I d. 11. Okt. 1876 Art. VII.
Neutralität des Großherzogtums Luxemburg zu führen, insbesondere die Bahn zu keiner Zeit zum Transport von Truppen, Waffen, Kriegsmaterial und Munition zu benutzen und währmd eines Krieges, an welchem das Deutsche Reich beteiligt wäre, auch derselben zur Verproviantierung der Truppen auf keine die Neutralität des Grobherzogtums ver letzende Weise sich zu bedienen. Ter Sitz der Verwaltung ist in Luxemburg, und das Deutsche Reich muß in Sachen der Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahn vor den luxemburgischen Gerichten Recht gebm und Recht nehmen. Don der Person des zum Chef der Verwaltung berufenen Beamten ist der großherzoglichen Regierung vor der Ernennung Mitteilung zu machen, und die Hoheitsrechte des luxemburgischen Staates find durch einen Spezialkommiffar wahrzunehmen. Außer dem hat die luxemburgische Regierung noch das Recht, einen Ausschuß aus vier Mitgliedern zu bestellen, welcher mindestens vierteljährlich einmal und außerdem auch auf besondere Ein ladung, sei es der deutschen Generaldirektion, sei es der luxemburgischen Regierung, mit Vertretern der deutschen Ver waltung und dem luxemburgischen Staatskommiffar zusammen tritt, um über die Bedürfniffe des Verkehrs und des Bettiebs zu beraten. Zu Beamten und Bediensteten der Verwaltung sollen vorzugsweise luxemburgische Staatsangehörige erwählt werden; Deutsche wie Luxemburger, welche bei der Eisenbahn angestellt sind, behalten ihre Staatsangehörigkeit; die Beamten sind hinsichtlich der Führung ihres Amtes den deutschen Disziplinarbehörden und Disziplinarvorschriften, im übrigen dem Rechte des Ortes, wo sie ihr Domizil haben, unter worfen. Die Bettiebsreglements und Tarife sind in Ein klang zu halten mit den für die Reichseisenbahnen geltenden
Da- Eisenbahnwesen.
§. 31.
315
Bestimmungen; das Reich ist verpflichtet, den Personen- und
Güterverkehr möglichst zu erleichtern und zu befördern, speziell durch die Bestimmungen über die Tarife für Transpotte nach
dem Königreich der Niederlande; die deutschen Betriebsmittel
müssen auch auf luxemburgischem Gebitte zugelaffen werden. Im übrigen ist die Verwaltung nach den für die Reichs
eisenbahnen
geltenden Bestimmungen zu führen; über die
Ergebnisse des Betriebes ist der großherzoglich luxemburgi schen Regiemng alljährlich im Monat März eine summarische
Übersicht zu
erstatten,
welche der
Staatskommissar
einer
Prüfung unterwerfen und zu diesem Zwecke die Bücher, Re
gister, Rechnungm der Generaldirektion, soweit sie sich auf die
Wilhelm-Luxemburg-Bahn beziehen, einfehen darf.
Für die
Aufstellung dieser Übersicht ist durch Staatsvertrag ein ge
naues
Schema vereinbatt.
Die von der luxemburgischen
Regiemng der Bahn gewähtte Staatssubvention von 8 Mil
lionen Franken ist allmählich zu tilgen; bis zum Zeitpunkt der Tilgung verzichtet das Deutsche Reich auf jeben Anteil am Gewinn; späterhin ist der Gewinn zwischen dem Deutschen
Reiche und dem Großherzogtum Luxemburg teilen.
gleichmäßig zu
Für die Ausstattung mit Betriebsmaterial ist dem
Deutschen Reiche
eine entsprechende Entschädigung zu ent
richten, für deren Berechnung der Vertrag gleichfalls genaue Vorschriften giebt.
Bis zum Ablaufedes Zeitraumes, für welchm die WilhelmLuxemburg-Bahn in dem oben erörterten Rechtsverhältnis zum
Deutschen Reiche steht, darf der Zollvereinigungsvertrag mit
Luxemburg v. 20/25. Okt. 1865 nicht gekündigt werden. Di« auf belgischem Gebiete belegenen Strecken der Wilhelm-
Luxemburg-Bahn wurden durch Staatsvertrag ».11. Juli 1872
316
Buch IX.
Das Verkehrswesen.
an den belgischen Staat übertragen und zugleich im einzelnm die Rechtsverhältnisse zwischen diesem und dem Deutschen Reiche geordnet.
§. 32. Aas Atah- rrnd Kewichtswelen.' I. Vechtsqurllrn und Brganisafion. I. Nach RV. Art. 4 Z. 3 unterliegt das Maß- und Gewichtswesen der Gesetzgebung und Beauf sichtigung des Reiches. Demgemäß war schon für dm Norddmtschm Bund durch G. v. 17. August 1868 (BGB. 473) eine einheitliche Maß- und Gewichtsordnung erlassen worden, welche seit 1. Juli 1875 für das ganze Reich in Kraft steht;2 dazu erging ein Nachtragsgesetz (Auf hebung des Art. 4) v. 7. Dez. 1873 (RGB. 377), ferner ein zweites v. 20. Juli 1881 (RGB. 249), ein drittes v. 11. Jyli 1884, ein viertes v. 26. April 1893 (RGB. 151)? Zum Vollzug des Gesetzes wurde unterm 16. Juli 1869 die Aichordnung erlassen (Beil, zu Nr. 32 des BGB. ' Laband II, 172 ff.: E.! Einführung durch G. v. 26. Meier in v. Holtzendorffs RLex. > Rov. 1871 (RGB. 397) unter 3. A., s. v. Maß- und Ge- Ausschluß der Art. 15—20, an wichtsordnung",Dochow ebenda deren Stelle die Art. 11 u. 12 s. v. „Aichordnung"; Hänel I, des bayr. G. v. 29. April 1869 663 ff.; G. Meyer BerwR. I, in Kraft verblieben. In Elsaß459ff.; Lüning BerwR. 652ff.; Lothringen erfolgte die Ein eine historische Skizze bei G. führung durch G. v. 19. Dez. Meyer, besonders über die Be 1874 (RGB. 1875, 1). deutung des Zollvereins in der 3 Das G. v. 10. März 1870 Materie S. 4619; s. ferner (BGB. 46) ist, nachdem es Jolly in Stengels Wörterbuch! „deutsche Staaten" außerhalb II, 87; Hopf in Conrads des Reiches nicht mehr giebt, Handwörterb. IV, 1140 ff. | gegenstandslos. 8 In Bayern erfolgte die i"
DaS Maß« und Gewichtswesen.
§. 32.
317
1869), jetzt ersetzt durch die Aich-L. v. 27. Dez. 1884
(Beil, zu Nr. 5
des RGB. v. 1885) nebst Ergänzungen
v. 21. Jan. 1887 (RGB. Nr. 4 Beil.), v. 4. Mai 1888 (RGB. Nr. 24 Beil.), v- 8. Mai
1894 (RGB. Nr. 26
Beil), dazu die Aichgebührentaxe v. 12. Dez. 1869
(Beil, zu Nr. 40 des BGB ), neu redigiert unterm 24. Dez. 1874 (681. 1875, 94), jetzt ersetzt durch die Aichgebühren-
taxe v. 28. Dez. 1884 (RGB. 1885 Beil, zu Nr. 5); auch diese hat inzwischen wieder zahlreiche Abänderungen und Er
gänzungen erfahren.
Die Reichsgesetzgebung beruht auf der
internationalen Meterkonvention v.25. Mai 1875
(RGB. 1876, 191), auf Gmnd deren ein internatio nales Maß- und Gewichtsbureau in Paris be steht, das die wissenschaftlich-technischen Aufgaben zu er-
ledigen hat, die sodann die Grundlage für die Beschlußfassung der Generalkonferenz der Konventionsstaaten bilden.
Das Schiffs-Bermessungswesen ist durch eine besondere
B. d. BR. v. 1. März 1895 (RGB. 153) geordnet und in den Zusammenhang des Seerechtes zu verweisen (s. unten § 53).
Die Vollzugsverordnungen zu den Maß- und Gewichts
gesetzen zu erlassen, ist nach M.- u. GO. Art. 18 die Reichsnormalaichungskommission kompetent; nur die Verordnungen
über die äußersten Fehlergrenzm der im Verkehr zulässigen
Maße und Gewichte sind dem Bundesrat vorbehalten.4 Den Einzelstaaten ist prinzipiell jede
Kompetmz zur
Regelung des Maß- und Gewichtswesens mtzogm, doch liegt
ihnen die Durchführung des Gesetzes nach Maßgabe der reichsrechtlichen Vorschriften ob. • DL- u. GO. Art. 10 Äbs. 2,11885 (RGB. 263) und v. 22. Art. 18, dazu B. v. 21. Juli I Mär, 1876 (CBl. 185).
Buch DL Du» BerlchrSioesen.
318
II. Oberste Zentralstelle wesen
für das Maß- und Gewichts
ist das Reichsamt des Innern, welches seine
Thätigkeit in diesem Berwaltungszweig jedoch auf die oberste
Aufsichtsführung
beschränkt;
in
Wirklichkeit ist die Ver
waltung des Maß- und Gewichtswesens konzentriert in der
Reichsnormalaichungskommission,°
einer
durch
die M.- u. GO. in Berlin errichteten kollegialen Behörde,
von deren Geschäftskreis nur Bayern eximiert ist, welches seine eigene Normalaichungskommission sich vorbehalten hat.
1. Die Normalaichungskommission hat darüber zu wachen,
daß
im
gesamten
Reichsgebiet
das
Aichungswesen
nach
übereinstimmenden Regeln und dem Interesse des Verkehrs gemäß gehandhabt werde.
Ihr liegt die Anfertigung und
Verabfolgung der Normale, soweit nötig auch der Aichungs-
normale, an die Aichungsstellen des Reiches ob, und sie ist daher mit dm für ihrm Geschäftsbetrieb nötigen Instrumen ten und Apparaten auszurüsten. 2. Die Normalaichungskommission hat das Verordnungs
recht „über Material,
Gestalt, Bezeichnung und
sonstige
Beschaffmheit der Maße und Gewichte, ferner über die von feiten der Aichungsstellen innezuhaltenden Fehlergrenzm zu erfassen (s. jedoch M - u. GO. Art. 10 Abs. 2).
Sie be
stimmt, welche Art von Wagen im öffmtlichm Verkehr oder
nur zu besonderen gewerblichen Zwecken angewmdet werden
dürfm, und setzt die Bedingungm ihrer Stempelfähigkeit fest.
Sie hat ferner daS Erforderliche über die Einrichtung der
sonst in der Maß- und Gewichtsordnung ausgestellten Meß werkzeuge vorzuschreiben, sowie über die
Zulassung ander-
6 M.- u. GO. Art. 18, dazu!(BGB. 46); G. Meyer I, 463; B. d. RK. v. 19. F-br. 18691 Hänel StR. I, 665 ff.
Das Maß- und GewichtSwesen.
§. 32.
319
weiter Gerätschastm zur Aichung und Stempelung zu ent
scheiden.
Der Normalaichungskommission
liegt es ob, das
bei der Aichung und Stempelung zu beobachtende Verfahren und die Taxen für die von den Aichungsstellen zu erhebenden
Gebühren (Art. 15) festzusetzen und überhaupt alle die tech nische Seite des Aichungswesens betreffenden Gegenstände
zu regeln." 3. Die
bayrische Normalaichungskommission ordnet die
im Vorausgehenden angeführten Materien formell selbständig,
ist aber gesetzlich verpflichtet, dies materiell in Übereinstim mung mit dm von der Reichsbehörde erlaffmm Borschristm
zu thun.8 HL Unter der Zentralbehörde stehm die Aichämter?
Die Errichtung von solchm ist dm Einzelstaatm vom Reiche vorgeschriebm, im übrigen aber ist dm Einzelstaatm die
Organisation vollständig überlassen,8 mit der Maßgabe, daß
nicht jedes Aichungsamt für alle Arbeitm dieses Refforts
ausgerüstet zu sein braucht.
Die Aufsichtsbehördm, Aich-
ungsinspektionen,zu bestellen, ist gleichfalls dm Einzel
staatm überlaffm, auch sönnen mehrere Einzelstaatm eine
gemeinsame Behörde dieser Art bestellen,9 nur die Ober aufsicht und
die
unmittelbare
technische
Leitung
ist der
Reichsbehörde vorbehaltm.
• G. v. 26. Rov. 1871 (BGB. 897), §. 3, durch welchen die Art. 11 u. 12 des bayr. G. v. 29. April 1869 reich-gesetzliche Sanktion empfingen. i M.. u. GO. Art. 15, 16. Das Verzeichnis dieser Behörden
ist im CBl. publiziert und wird durch fortlaufende Publikationm in diesem Organe evidmt ge halten. 8 Pr. G. v. 26. Rov. 1869. (GS. 1165). 9 M.- u. GO. Art. 17.
Buch EX.
320
Das Verkehrswesen.
Dir einzelnen materiellen NrchtsMhr.
II. I.
Das Maß- und Gewichtssyftem.
Die staatliche Ordnung des Maß- und Gewichtssystemes
besteht darin, daß durch gesetzliche Vorschrift einer Anzahl
von Definitionen Rechtskraft verliehen, d. i. mit dem Worte eine bestimmte Dimension verbunden wird.
befiehlt,
daß
öffentlichen
eine
gewisse
Verkehr
Der Staat
Bezeichnung im
einen nach Raum
oder
Schwere festgestellten Inhalt darsteilt, und die
Unterthanen haben diesem Befehle, sei es, daß derselbe zwingendes oder dispositives Recht darstellt,
den
leisten.10
Insoweit die Definitionen dispo
entsprechenden Gehorsam zu
sitives Recht enthalten, sind die Parteien zwar berechtigt, anders zu bestimmen, aber die ge setzlichen Bestimmungen kommen mangels be
sonderer Parteibestimmung immer gut Anwen dung; für sie spricht die Präsumtion; insoweit sie zwingendes Recht enthalten, sind sie un bedingt verpflichtend.
Die Behörden des
Staates in ihrer amtlichen Thätigkeit sind in 10 Gerade entgegengesetzter I den, ist ebensowenig Gegenstand Meinung ist Lab and II, 173:'eines Rechtssatzes wie die Be„Das Maß- und Gewichtssystem deutung von Ausdrücken, welche besteht aus einer Reihe von die Qualität von Waren beDefinitionen--------------- : an und zeichnen." Übereinst, mit der für sich sind diese Definitionen | Auffassung des Textes jetzt G. keine Rechtssätze. Welche Di- Meyer i, 460, 462. Damit ist meusionen und Gewichtsmengen \ vollkommen vereinbar, was L a mit dem Namen Meter, Schop- iband a. a. Q. über die rechtpen, Scheffel oder Kilogramm, liche Kraft des dispositiven Pfund, Zentner bezeichnet wer- ! Rechtes ausführt.
Das Matz« und Gewicht-wesen. $. 32. jedem
321
Falle an die gesetzlichen Definitionen
gebunden.
Demgemäß liegt die staatsrechtliche Bedeutung
des Maß- und Gewichtssystemes in der vom Staat vor geschriebenen Regel, von der allerdings die Abweichung unter
bestimmten Voraussetzungen gestattet ist, sich aber staats rechtlich doch als Ausnahme charakterisiert. Die Grundlage dieses Systemes bilden
1. das Meter als Einheit des Längenmaßes,
2. das Kilogramm als Einheit des Gewichts. Die weitere Ordnung des Systemes besteht in der dezi
malen Teilung oder Vervielfältigung jmer Maßstäbe.11 „Das Meter ist zwar nicht im strengen Sinne ein Raturmaß, da es überhaupt einen Körper, den die Ratur in unveränderlichen und gleichen Dimensionen hervorbringt,
nicht giebt, und die Gradmeffungen zur Bestimmung der
Entfernung des Pols vom Äquator (das sog. Erdquadrat), dessen zehnmillionster Teil das Meter ist, sowohl wegm der
Veränderlichkeit der Erde, als auch wegm der Schwierigkeit exakter Meffungm nur eine relative Genauigkeit ergaben. Man hat aber durch einen damals angefertigtm Platin stab, dm im Kaiser!. Archive zu Paris aufbewahrtm M6tre
des Archives, jede Zweideutigkeit für die Einheit dieses Längmmaßes beseitigt." 11
Als Urmaß galt demgemäß derjmige Platinstab, welcher im Besitz der prmßischm Regierung sich befindet und im
Jahre 1868 durch eine von dieser und der französischm Regierung eingesetzte Kommission mit dem erwähntm fran zösischm Urmaße verglichm mordm ist.18
11 u. GO. Art. 1, 6. “ 6. Meier 733. Zorn, Staat-recht II. 2. Slufl.
I 1
An seine Stelle
18 M.. u. GO. Art. 2.
Buch EX.
322
DaS BerkehrSwesen.
trat nunmehr der „bei der Temperatur des schmel-
zendenEises gemessene Abstand der Endstriche auf
demjenigen
Internationalen
Maßstabe,
welcher
Generalkonferenz
von der für Maß
undGewicht als internationales Prototyp des
Meter anerkannt worden und bei dem Internationalen
Maß- und Gewichtsbureau niedergelegt ist".14 *** Als Urmaß gilt derjenige von dem Prototyp
Maßstab
abgeleitete
des Meter
aus Platin-
Iridium, welcher durch die Generalkonferenz
dem Deutschen Reich als nationales Prototyp überwiesen
und
bei
der
Rormalaichungs Kommission
aufbewahrt ist.15
Das Meter bildet die Einheit der Längenmaße,
der hundertste Teil desselben heißt das Zentimeter, der tausendste Teil das Millimeter, tausend Meter heißen das Kilometer.14 Hundert
Quadratmeter
heißen
das
Ar,
zehntausend
Quadratmeter heißen das Hektar.11
Die Grundlage für die Körpermaße bildet das Kubik meter, dessen tausendster Teil das Liter heißt, hundert
Liter oder der zehnte Teil des Kubikmeters heißt das Hekto liter.
Das Liter ist gleich „dem von einem Kilogramm
teilten Wassers im Zustande seiner größten Dichtigkeit unter dem absoluten Druck einer Atmosphäre eingenommenen Raum".
„Zulässig ist die Bezeichnung von Flächm oder Stimmen
14 G. v. 26. April 1893 Art. der Fassung des G. v. 26. April I Abs. 2. 1893. 14 Ebenda Art. 2. 17 Ebenda B. 14 M - u. GO. Art. 3 A. in
DaS Maß- und Gewichtswesen, §. 32.
323
durch die Quadrate oder Würfel des Zentimeter und des Millimeter."
„Mit diesem Linienmaß könnte auch die Gewichtseinheit dargestellt werden, das Gewicht des Waffers, welches eine
Raumeinheit bei einer festgestellten Temperatur faßt.
Da
dies aber doch nur eine Definition sein würde, so hat man
ein zweites Urmaß als Gewichtseinheit hingestellt." Als Urgewicht gilt das im Besitz der preußischen Regierung
befindliche Platinkilogramm, welches im Jahre 1860 durch
eine von der preußischm und französischen Regierung nieder gesetzte Kommission mit dem im Kaiser!. Archive zu Paris
aufbewahrten
Kilogramme
ist. (Art. 5).
An seine Stelle trat nunmehr „die Masse
desjenigen
prototype
verglichen worden
Gewichtsstücks, welches durch
die
Internationale Generalkonferenz für Maß und
Gewicht
als
internationales
Prototyp
des
Kilogramm anerkannt worden und bei dem Inter
nationalen Maß- und Gewichtsbureau niedergelegt ist"." AlsUrgewicht gilt dasjenige vondemPro-
totyp des Kilogrumm abgeleitete Gewichtsstück
«us Platin-Iridium, das durch die Inter nationale Generalkonferenz dem Deutschen
Reiche als nationales
Prototyp
überwiesen
und bei der Normalaichungs-Kommisfion aufbewahrt ist."
Die- Kilogramm, gleich zwei Pfund, ist das Gewicht eines Liters destillieren Waffers bei 4- 4 Grad des hundertteiligen
Thermometers.
I
Das Kilogramm wird «in 1000 Gramm
n L. Meier a. a. D. " @. v. 26. April 1893 Art. Wf. 3.
*> Ebenda Art. 5.
eingeteilt, mit dezimalen Unterabteilungen; zehn Gramm heißen das Dekagramm oder Neulot; der zehnte Teil eines Gramms heißt das Dezigramm, der hundertste das Zentigramm, der tausendste das Milligramm; ein halbes Kilogramm heißt das Pfund, 50 Kilogramm oder 100 Pfund heißen der Zentner, 1000 Kilogramm oder 2000 Pfund heißen die lonnc.21 Die Bestimmungendes Gesetzes sind für den „öffentlichen Verkehr" insoweit zwingendes Recht, als zum „Zumessen und Zuwägen" nur Maße, Gewichte und Wagen verwendet werden dürfen, welche den gesetzlichen Vorschriften ent sprechen und eine amtliche Beglaubigung dieser Übereinstimmung empfangen haben.22 Die Fest stellung der oben bezeichneten Voraussetzungen des Gesetzes ist im einzelnen Fall lediglich quaestio facti. Dieser Grundsatz ist noch in besonderer Weise nach folgmden Richtungen ergänzt: 1. Bei dem Verkauf weingeistiger Flüssigkeiten nach Stärkegraden dürfen zur Ermittelung des Alkoholgehaltes, obwohl es sich hierbei nicht um ein „Zumessen" oder „Zuwägen" handelt, nur gehörig gestempelte Alkoholometer und Thermo meter angewendet roerben.28 81 M.- u. GO. Art. 6. Die offiziellen Abkürzungen der samtlichen Maß- und GewichtsbeZeichnungen s. CBl. 1877, 565. 88 M.- u. GO. Art. 10. Da bei ist allerdings den Parteien unbenommen, sich privatim auf andere Dimensionen als die der M.- u. GO. zu einigen. Lab and
II, 174. Über »Zumefsen und Zuwäaen* ebenda 176 s., speziell über das Wägen der Apotheker V. der NormalAichKomm. v. 1. Mai 1872 (Beil, zu RGB. Nr. 14). Ein besonderes Medizinal gewicht findet nicht statt (M- u. GO. Art. 7). 83 M.- u. GO. Art. 11.
Das Maß- und Gewicht-wesen.
8- 32.
825
2. Der in Fässern zum Verkauf kommende Wein darf
dem Käufer nur in
solchen Fässern, auf welchen die den
Raumgehalt bezeichnende Zahl der Liter durch Stempelung
beglaubigt ist, überliefert werden, ausgenommen ausländischer Wein in Originalgebinden.24 3. Gasmesser, nach welchen die Vergütung für den Ge
brauch von Leuchtgas bestimmt wird,
sollen gehörig ge
stempelt fein. 26
4. Dazu kommt
noch daS Spezialgesetz v. 20. Juli
1881 betr. die Bezeichnung deS Raumgehaltes der Schank
gefäße (RGB. 249), welches am
1. Januar 1884 in
»rast trat (§. 7 Abs. 1). Damach müssen
.Schankgefäße"
»erbat exemplifikativ
bezeichnet:
(§. 1),
sind
schloffme
andererseits (verriegelte,
—
als solche
Gläser, Krüge,
Flaschm
ausgenommen
positiv
verkapselte,
festverkorkte
„festveru. s. w.)
Flaschen und Krüge, sowie Schankgefäße von */io Liter oder weniger
(§. 6) — als amtliche Beglaubigung einen
Füllstrich, dessen Abstand vom oberm Rand des Ge fäße- im Gesetz selbst (§. 2) genau normiert ist,22 habm,
wenn sie zur Verabreichung von Wein, Obstwein, Most oder Bier in Gast- und Schankwirtschastm dimm sotten;
ferner muß auf dm Gefäßm selbst der Sollinhalt nach
dem Litermaß angegebm sein, es sei denn, daß es sich nur
um Liiergefäße oder darunter handelt. 1.
Januar
1884
sind
im
(§. 1 Abs. 1.)
Verkehr
der
Seit Gast-
und Schankwirtschaften nur Gefäße deS Liter« u. GO. Art. 12. dm.Füllstrich" giebt 88.1 Abs. 2, " M.. u. GO. Art. 13. 2,3 (äußere Form, Ort der An * DienähermBors chriftm über bringung, Fchlergrmzm).
Buch IX.
326
systems (Liier,
Das Verkehrswesen.
in Stufen von 1 2,
vom Liter aufwärts
abwärts Mo Liter, außerdem noch Viertelliter) gestattet. (§. 1 Abf. 3.)
Die Wirte müssen amtlich beglaubigte Flüssig
zur Prüfung ihrer Gefäße jederzeit bereit halten
keitsmaße
die vorschriftswidrigen Gefäße sind einzuziehen; es
(§. 4),
kann auch auf Vernichtung erkannt werdm.
Bestimmungen
Die
der
M.-
und
(§. 5.
GO.,
ebenso
deS
Spezialgesetzes über die Schankgefäße sind strafrechtlich ge schützt durch die
Androhung von
Geld-
bezw.
Haftstrafe
gegen solche Gewerbetreibende, welche „zum Gebrauch
in ihrem Gewerbe geeignete, mit dem gesetzlichen Aichungs-
stempel nicht versehene oder unrichtige Maße, Gewichte oder Wagen" verwenden, ja bei welchen solche nur vorgesunden
werdm.27
Im Privatverkehr, ebmso im öffmtlichen Verkehr, wenn nicht Gewerbetreibende beteiligt sind, ist der Gebrauch an
derer Maße,
und Wagm nicht unter Strafe ge
Gewichte
stellt.2» Die Herstellung der Maße und Gewichte.
II.
Die Herstellung der dem gesetzlich vorgeschriebenen System
mtsprechmdm Gerätschaftm zur Feststellung der Maße und Gewichte
Wege der stelltm
erfolgt
nicht
durch dm Staat,
Privatindustrie.
Gerätschaftm
im öffentlichen
sondem auf dem
Die Benutzung
der so
herge-
zum Zumessen und Zuwägen Verkehr
87 RStGB. §. 369 Nr. 2 u. G. v. 20. Juli 1881 §. 5. 88 Laband II175; vgl. jedoch M.- u. GO. Art. 10 Abs. 2. S. auch G. Meyer 465. Lüning 655.
darf
aber nur stattfinden
Die Polizeibehörden dürfen Revi sionen nur in den öffentlichen G e w e r b s lokalitäten vornehmen, Entsch. d. pr. OVG. XXVII, 325.
Das Maß» und Gewichts wesen,
erfolgter
nach
amtlicher
Übereinstimmung
ist:
gestellt folgt
g. 32.
Beglaubigung,
durch
327 welche
Aichung oder Stempelung.-"
durch
die
die
mit dem Rechtssystem des Staates fest
staatlichen Aichämter nach
Diese er
Maßgabe der
Detailvorschristen der Aichordnung: der von einem AichungSamt erteilte Stempel hat öffentlichen Glauben für das ganze
Jedes Aichungsamt führt einen doppelten
Reichsgebiet.""
Stempel, einen mit allen übrigen Behörden dieser Gattung
gemeinsamen und einen besonderen, von allen übrigen unterschiedmm.81
geschehen
Die erforderlichen Bekanntmachungen hierüber
durch das Zentralblatt.
Unbefugte Nachahmung
solcher Stempel ist als Fälschung einer öffentlichm Urkunde strafrechtlich zu »erfolgen.88 Zur Aichung und Stempelung dürfen nach dem Gesetz
nm solche Maße und Gewichte zugelaffm werden,
den Definitionen des Gesetzes entsprechen.88
aichungskommission
hat
ben
Aichämtern,
welche
Die Normal-
dm
bayerischen
durch Vermittelung der bayerischm Normalaichungskommisfion, die erforderlichm Normale zur Prüfung zu liefern,88
welche nach Maßgabe des in Berlin befindlichm Urmaßes und
Urgewichtes
Fehlergrmzm
find
hergestellt
auf
find.88
über
die zuläsfigm
dem Verordnungswege durch ben
Bundesrat genaue Vorschriften erfassen worden.88
Außer
dem liegt den Einzelstaatm die Pflicht ob, die im Ge
brauche
der
Aichämter
befindlichm
* M.» u. GO. Art. 10. Eine DpecV. hiezu über die Meßaertte bei Prüfung von Essig tijib Holzgeist s. CBl. 1880, S. 87. 88 M.- u. GO. Art. 20. “ SU u. GO. Art. 19.
Aichungsnormale
auf
88 LabandII179. G.Meyer
88 84 88 88
M.M.M.M.-
u. GO. Art. 14. u. GO. Art. 15. u. GO. Art. 9. u. GO. Art. 10 Abf.2.
328
Buch DL
Da- Verkehrswesen.
ihre Übereinstimmung mit den Rormalmaßen und Gewichten in periodischen Zwischenräumen zu prüfen87 * * und * * *die * *Be * * * * * * * * * richtigung bezw. Außerkurssetzung durch Vernichtung des Stempels bei denjenigen Stücken zu veranlassen, welche die äußersten zulässigen Fehlergrenzen überschreiten.88 Die Aichungsämter haben alljährlich den Aufsichtsbe hörden genaue Berichte über ihre Thätigkeit zu erstatten. §. 33. $>05 Müuzwese«.' I. Lrchtsqurllrn und Organisation. I. Die RB. weist in Art. 4 Z. 3 dem Reiche die Gesetzgebung und Beaufsichtigung über „die Ordnung des Münzsystemes nebst Feststellung der Grundsätze Über die Fehlergrenzen ergingen | folgende Verordnungen: 1. für Maße, Gewichte, Wagen v. 6. Dez. 1869 (BGB. 698). 2. für Maße von Brennmaterialien und Höker wagen v. 16. Aug. 1871 (RGB. 328). 3. für Goldmünzgewichte, Meßapparate für Flüssigkeiten und Federwagen für Eisenbahnvaffagiergepäck v. 14. Dez. 1872 (CBl. 1873, 3). Dazu ergingen später noch mehrfach abändernde Verordnungen vgl. CBl. 1875, 436. 1881,98. — Verordnu ngen der Rormalaichungskommission über die Fehlergrenzen vgl. CBl. 1880, 707, 712. 87 M.- u. GO. Art. 17. 88 B. v. 22. März 1876 (CBl. 185). 1 Laband II 149ff.; Koch s. v. „Geld-" und „Münzwesen" ! in v. Holtzendorffs RLex. 3. 91., auch A. Wagner ebenda s. v.
Reichsbank. Hänel I, 668ff. Lüning BerwR661ff. G.Mey er BerwR. I, 466ff. Hier auch S. 470 ff. eine rechtshistorische Skizze: auch hier hat der Zoll verein eine wertvolle Vorarbeit geleistet (MiinzKonv. v. 30. Juli 1838 und MünzBertr. v.24. Jan. 1857), s. ferner Koch in Stengels Wörterb. II, 143. Lexis in Conrads Handwörterb. II, 987 ff. s. v. Doppelwährung IV, 81 ff. 8. v. Gold und Goldwährung IV, 1248 ff. 8. v. Münzwesen V, 656 ff. 8. v. Silber und Silberwährung. Menger ebenda III, 730ff. s v. Geld. Text der einschlägigen Gesetze in der Handausgabe von Koch 2. 91. 1890. Außerdem volkswirtschaftliche und privat rechtliche Litteratur: f. die Angaben bei Laband II, 162: ferner Mand ry §. 19.
Das Münzwesen.
§. 33.
329
über die Emission von fundiertem und unfundiertem Papier gelde"
zu.
Das Reich
hat diese Aufgabe erfüllt durch
Schaffung eines einheitlichen deutschen Münzsystemes;
doch
ist die Reform dermalen noch nicht zu vollem Abschluffe gelangt
Die Ausführung der obigen Perfaffungsbestimmung er folgte durch
1. über
die Spezialgesetze: die Ausprägung
von Reichsgoldmünzen
v. 4. Dez. 1871 (RGB. 404),
2. über 233) samt
das Münzwesen v. 9. Juli 1873
(RGB.
Nachtragsgesetzen v. 20. April
(RGB.
1874
85) und 6. Januar 1876 «RGB. 3), in Elsaß-Lothringen eingeführt durch Spezialgesetz v. 15. Nov. 1874 (RGB.
181).
3. über die Ausgabe von Reichskassenscheinen ».
30. April 1874 (RGB. 40) und von Papiergeld p.
16. Juni 1870 (BGB. 507);’ dazu G. v. 21. Juli 1884 (RGB. 165) über die Ausgabe neuer Kaffenscheine; endlich
G.
v. 26. Mai 1885 (RGB. 172) über den strafrechtl.
Schutz des sog. Wilcox - Papieres gegen unbefugte Nach
ahmung.
Das Münzgesetz behielt die Bestimmung des Zeitpunktes, von welchem ab das neue Reichsgeldsystem, die „Reichs
währung", in Kraft treten solle, kaiserlicher, unter Zustim mung des Bundesrates zu erlaffender Verordnung vor:’ demgemäß wurde
vom Kaiser der 1.
Januar 1876
als
* Da» @. 21. Juli 1870 treten sollen', ist aufgehoben («SV. 499) über Sffentl. Dar- durch G. v. 6. März 1878 lehnskaffen, deren Scheine »die (RGB. 5). • MG. Art. 1 «bs. 2. Stelle des baren Geldes ver
dieser Zeitpunkt bestimmt,4 das Gesetz aber hatte den Einzelstaatm freigegeben, das neue System auch schon früher ein zuführen. 5 6 Goldmünzen ausprägen zu laffen, war den Einzelstaaten bereits durch das G. v. 4. Dez. 1871 unter sagt worden. Dom Jahre 1874 ab wurden dann alle Landesmünzen Schritt für Schritt durch Verordnungen des Bundesrates aufgerufen, eingelöst und außer Kurs gesetzt," so daß dermalen von älteren Landesmünzen nur mehr die Thaler den Geldcharakter besitzen. — II. Das Münzwesen gehört zum Ministerialreffort des Reichsamtes des Innern. Eine eigene Münzprägeanstalt hat das Reich nicht errichtet, sondern bedient sich der einzel staatlichen Prägestätten. Die Organisation dieser Münz stätten ist völlig den Einzelstaaten überlaffen geblieben. Doch unterstehen dieselben der Aufsicht des Reiches,7 welche durch besondere vom Reichskanzler zu ernennende Kommiffare auszuüben ist nach Maßgabe der hierfür vom Bundesrat erlassenen materiellen Vorschriften; den Reichskommiffaren ist jede erforderliche Auskunft zu erteilen, auch Einsicht in die Bücher zu gewähren; überdies hat jede Münzstätte all jährlich dem Reichskanzler einen Geschäftsbericht zu erstatten. II. Die einzelnen Vorschriften des deutschen Wünzrrchtes. I. Die Ordnung des Münzsystemes ist nach heutigen Begriffen Aufgabe des Staates, ebenso wie die Ordnung des Maß- und Gewichtssystemes. Aus dem Begriff des 4 KV. v. 22. Sept. 1875 hieher gehörigen Verordnungen (RGB. 303). ist heute nicht mehr erforderlich. 6 MG. Art. 1 Abl. 2. 7 G. v. 4. Dez. 1871 §. 7, 6 Auf Grund von MG. Art. 6. dazu Lab and II 165. Eine Aufzählung der einzelnen
Das Münzwesen,
§. 33.
331
Staates zwar kann diese Aufgabe nicht als notwmdige be
hauptet werden, wie dies von den meisten Schriftstellern geschieht; in Staaten auf niedriger Kulturstufe fehlt regel
mäßig jede Ordnung des Münzsystemes, ohne daß darum
jenen
Staaten
der
Staatscharakter
abgesprochen
werdm
dürfte; in unserm heutigen hochentwickelten Kulturverhältniffm muß aber die Ordnung des Münzsystemes jedenfalls dem Staate »indiziert werdm; die sog. „Münzhoheit" ist somit zwar nicht prinzipiell, wohl aber für unsere hmtigm
Derhältniffe als ein Stück der Staatsgewalt zu betrachtm.
Die Ordnung des Münzsystemes besteht ebenso wie die des Maß- und Gewichtssystemes wesmtlich nur in Defini-
tionm: mit gewissen Definitionm ist kraft des Befehles
der Staatsgewalt ein bestimmter Wert verbundm.
Das
Münzsystem ist somit dieOrdnung desGeldes, d. i. der gesetzlichen Zahlungsmittel, derjenigen Zahlungsmittel,
welche jeder Forderungsbe-
rechtigte zur Befriedigung seiner Forderungen annehmen muß.
Die Rechtssätze über das Geld und
der Begriff des Geldes sind demnach juristisch an dm konkretm Staat gebundm: Geld im juristischen Sinne
ist nur,
was nach deutschem Rechte Geld
ist,
nicht also ftanzösische, mglische Münzm, so wenig wie in Frankreich
und England deutsche Münzm juristisch Geld
find." • Vorzüglich Laband II 150 ff., übereinst. Löning 661 f. Geld muh in jedem Fall« in Zahlung genommen werden: eine staatliche Vorschrift, auch Geld surrogate „in Zahlung zu neh
men", macht aber diese noch keineswegs zu Geld im Rechts sinn und widerspricht auch nicht der obigen Begriffsbestimmung. Vgl.auchG. Meyer, BrrwR. H, 467. Der Begriff »Geld im
Buch DL
382
DaS Verkehrswesen.
Der Staat kann den Rechtscharakter von Geld
Ding
beilegm.
Die Staaten
mit
jedem
geordneten wirtschaft
lichen Berhältniffen pflegen jedoch nur Edelmetalle mit dem Geldcharakter auszustatten, sei es Gold und Silber, sei es
nur Gold,
wobei
dann
unedle Metalle wie Nickel
und
Kupfer zur Ergänzung des Münzsystemes nach unten ver wendet werdm.
Für die juristische Betrachtung ist
dasjenige, was vom Staat den Geldcharakter
empfängt, an sich vollkommen irrelevant.* n. Nach deutschem Rechte ist prinzipiell nur
Gold
in der
gesetzlichen Prägung Geld;
das
DeutscheReich hat die Goldwährung angenom men. *o
1. Die Grundlage des Systemes bildet der Satz: aus
einem Zoll-Pfunde, *12* kg * — das „Münzgewicht" — feinen Goldes werdm 139* 2 Münzstücke geprägt, die dm Namm Krone führm.11 2. Den zehntm Teil des Wertes der Krone repräsmtiert die Mark, welche in Silber auszuprägen ist; sie bildet
die Rechnungseinheil des deutschen Münzsystemes." 3. Die Mark wird eingeteilt in 100 Pfennige, die
aus Kupfer geprägt werdm.18
wirtschaftlichen Sinne" ist ju10 MG. Art. 1 Abs. 1, dazu ristisch nicht zu begrenzen, über- Laband II, 150ff., 169ff. dies auch juristisch überflüssig; 11 G. v. 4. Dez. 1871 §. 1. s. auch die von der Labandschen KV. v. 17. Febr. 1875 (RGB abweichende Ansicht von M a n d r y 72). a. a. O. bes. 19016. : 12 G. v. 4. Dez. 1871 §. 2. i MG. Art. 1 Abs. 1. Art. 3 über e Bekkerin seinem u.Muthers 1 Gewicht u. Mischungsverhältnis. Jahrb. I, 234 ff. . 18 G. v. 4. Dez. 1871 §. 2.
Da- Münzwesen, §. 33. 4. In Gold
333
werden neben der Krone noch geprägt:
Doppelkronen und halbe Kronen."
5. In Silber außer der Mark:
Münzstücke zu 5 und
2 Mark, zu 50 und 20 Pfennigen."
6. In Nickel Münzstücke zu 20, 10 und 5 Pfennigen.16 7. In Kupfer außer dem Pfennig noch Zweipfennigstücke;" außerdem hat Bayern das Recht, im Falle des
Bedarfes Halbpfennigstücke (Heller) prägen zu kaffen." Man pflegt im Gegensatze zu denjenigen Münzen, welche aus dem Metalle geprägt sind, dem prinzipiell allein der
Geldcharakter zukommt, die Münzen aus anderm Metallen als Scheidemünzen zu bezeichnen.
Eine juristische Be
deutung hat diese Unterscheidung an sich nicht.
in. Aus dem Prinzipe, daß nur Goldmünzen Geld im
juristischen Sinne sind, zieht das Gesetz eine Reihe spezieller Konsequenzen:
1. Aus dem Prinzipe «giebt sich, ohne daß dies positiv
formuliert wäre, daß die Zirkulation von Goldmünzen in
unbeschränktem Umfange stattfinden darf.
Demgemäß ist
auch Privatpersonen gestattet, die staatlichen Prägeanstalten mit d« Ausprägung von Goldmünzen zu beauftragen (s.
darüb« unten VII).
2. D« Betrag d« Silbermünzm, welche zirkulieren, darf „bis auf weit«es" 10 Mark pro Kopf d« Bevölkerung
nicht übersteigen.'*
“ ®. e. 4. Dez. 1871 8». « MG. Art. 3 Z. 8. MG. Art. 2. 18 6. v. 4. Dez. 1871 §. 18 ’» MG. Art. 3 Z. 1. 11 MG. Art. 3 Z. 2, dazu Abs. 1. G. v. 1. April 1886 (RGB. 67).: 18 MG. Art. 4.
Zahlungen in Silbermünzen brauchen, außer bei Staats kaffen, nur bis zu 20 Mark angenommen zu roetben.20 3. Der Betrag der Nickel- und Kupfermünzen darf bis auf weiteres 212 Mark pro Kopf der Bevölkerung nicht übersteigen.21 Zahlungm in solchen Münzen brauchen nur bis zu einer Mark angenommen zu werden.22 4. Der Staat ist prinzipiell verpflichtet, Scheidemünzm in Gold umzuwechseln, jedoch nach positiver Vorschrift des Gesetzes Silbermünzen nur von 200, Nickel- und Kupfer münzen nur von 50 Mark ab und nur an den vom Bun desrat speziell hierfür bestimmten Kaffen.28 Außerdem muß der Staat Scheidemünzm von Silber in jedem Betrage in Zahlung annehmm. 5. Auf durchlöcherte, verfälschte und anders als durch dm gewöhnlichen Umlauf im Gewicht verringerte Münz stücke findet die Verpflichtung des Staates zu Annahme und Umtausch keine Anwmdung.24 6. Von dem Prinzipe ist jedoch eine weittragmde Aus nahme dadurch gemacht, daß die Thaler prmßischm, sowie auch österreichischm Gepräges bis Ende d. I. 186725 bis »0 MG. Art. 9 Abs. 1. Mandry 185. Laband II, 160. 81 MG. Art. 5. 88 MG. Art. 9 Abs. 1. 88 MG. Art. 9 Abs. 2. V. d. BR. v. 19. Dez. 1875 (CBl. 802). Nach G. Meyer 474f. „erklärt sich" diese Verpflichtung des Reiches „aus der unterwertigen Ausprägung der Scheidemünzen". Über die zivilrechtliche Erzwing barkeit dieser „vermögensrecht
lichen Verbindlichkeit des Reichs fiskus" s. Mandry 187, dem G. Meyer 475 zustimmt; es handelt sich aber nicht um eine »vermögensrechtliche Verbindlich keit des Reichsfiskus", sondern um eine öffentlich-rechtliche Ver pflichtung der Staatsgewalt. 84 MG. Art. 10 Abs. 1. 86 Dieser Vorbehalt für die Thaler beruht auf dem Münz vertrag zw. d. Zollverein und
Das Münzwesen.
§. 33.
335
jetzt nicht nur nicht eingezogen würben, sondern sogar den
Goldmünzen gleichgestellt sind.
Infolgedessen besteht that
sächlich zur Zeit trotz des Gesetzes im Deutschen Reiche noch eine Art von Doppelwährung.
Der Bundesrat ist Doch
besitzt, die Thaler einzuziehen oder auch sie vorerst den Reichssilbermünzen gleichzustellen.
Durch G. v. 28. Febr.
1892 (RGB. 415) ist die Einziehung der österreichischen
Thaler zu 3 Mark dem Bundesrat auf Rechnung des Reichs
überlassen worden.26 *** IV. Der Geldcharakter der Münzen
ist bringt vom
Vorhandensein eines bestimmten Gewichtes, des Boll
gewichtes.
Das Gesetz fordert „vollständige Genauigkeit
der Münzen nach Gehalt und Gewicht" 27 *und enthält hier
über sowohl für die Gold- als übrigen Münzen genaue Vorschriften, bestimmt insbesondere auch die äußerste zu lässige Fehlergrenze (Toleranz) (bei Kronen und Doppel
kronen 2V2 Tausendteile im Gewicht, 2 Tausendteile im
Feingehalt,
bei
halben Kronen 4 Tausendteile)
bei der
Prägung, ohne daß hierdmch das Vollgewichtrechtlich alteriert würde.22
Das Mischungsverhältnis der Reichsgoldmünzen
ist gesetzlich auf 900 Tausendteile Gold und 100 Tausend teile Kupfer festgestellt.
Ebenso für Silbermünzen.29
Österreich v. 24. Jan. 1857, der unterm 23. Juni 1867 Österreich gegenüber gekündigt wurde. 26 MG. Art. 15 Z. 1, G. v. 20. April 1874 (RGB. 35), G. v. 6. Jan. 1876 (RGB. 3), V. v. 2. Rov. 1876 (RGB. 221), siehe dazu Laband II, 1616. 27 MG. Art. 3 §. 1. G. v. 4. Dez. 1871 §. 12. M. u. GO. Art. 8, dazu B. v. 31. Jan. 1872
Borschr. über die Aichung und Stempelung der Goldmünzqewichte, s. Laband II, 162f. 28 G. v. 4. Dez. 1871 §§.4.7. MG. Art. 2. MG. Art. 3 §. 1 Abs. 3 (bei den Silbermünzen beträgt die Toleranz im Fein gehalt bis 3, im Gewicht bis 10 Tausendteile). 29 G. v. 4. Dez. 1871 §§.4.7. MG. Art. 3 § 1.
Buch IX
336
Außerdem aber
DaS Verkehrswesen.
stellt das Gesetz noch die Fiktion auf,
daß auch noch innerhalb einer weiteren Gewichtsgrenze, des sog. Passiergewichtes, Bollgewicht und Vollwert der
Münzen anzunehmen
sei.
Das Passiergewicht ist nur für
Goldmünzen im Gesetz genau fixiert, nämlich 5 Tausendstel
unter dem Normalgewicht bei Kronen und Doppelkronen, 8 Tausendstel bei halben Kronen.80 81 Solange ***** diese Grenze
nicht überschritten, sind die Münzen vollwertig. aber,
Münzen
welche Untergewicht haben, haben prin
zipiell den Geldcharakter verloren,8* dürfen von öffentlichen Kaffen und Geldinstituten, welche sie in Zahlung empfangen haben,
nicht
wieder
ausgegeben werden8" und
müssen, falls das Untergewicht durch den Umlauf verursacht ist, eingezogen und eingelöst werden.88
Hinsichtlich
der Scheidemünzen
des Untergewichtes
ziehen,
ist
eine genaue Grenze
im Gesetz nicht fixiert;
sie sind einzu-
wenn sie infolge des Umlaufes „an Gewicht oder
Erkennbarkeit
erheblich
Voraussetzungen zu dem auch das Recht
eingebüßt haben";" über diese
ist
befinden,
Sache des Bundesrates,
zusteht, die Einziehung von unschön
geprägten Münzen anzuordnen. Ist
das Untergewicht durch
verursacht, so
gewaltsame Beschädigung
besteht für das Reich weder eine Annahme-
80 G. v. 4. Dez. 1871 §. 9. MG. Art. 2. 81 V. d. BR. v. 27. Juli 1875 (RGB. 263) über die äußersten Grenzen der im öffentl. Verkehr noch zu duldenden Abweichungen; über die zivilrechtliche Seite der Frage Man dry 187f., der die
Zurückweisung unterwertiger Münzen für unstatthaft hält. 88 G. v. 4. Dez. 1871 §. 9 Abs. 2. 88 G. v. 4. Dez. 1871 §. 9 Abs. 3. 84 MG. Art. 10 Abs. 2.
Das Münzwesen,
337
g. 33.
noch eine Einlösungspflicht, auch wenn die Beschädigung
durch Zufall verursacht ist35 V. Im Rechte, das Münzsystem zu ordnen, liegt ins
besondere auch die Berechtigung für den Staat zu Außer kurssetzung, Tarifierung und Umlaufsverboten.
Die Münzen des vom Staate festgestellten MünzsystemeS
dürfen umlaufen, solange sie den gesetzlichen Voraussetzungen entsprechen.
Bei dm heutigm hochentwickelten Kultur- und
Verkehrsverhältnifsm ist es jedoch unvermeidlich, daß nebm dm
Münzm
des
eigenen
Staates
auch
fremdstaatliche
Münzm umlaufm. Ein prinzipielles Verbot hiergegm besteht nach dmtschem Rechte nicht; wohl aber liegt es im Rechte des Staates, zur Ordnung des Münzsystemes ein solches
Verbot erlaffm zu können, und zwar ist hierzu der Bun desrat zuständig, der auch bezüglich vieler auswärtiger Münz-
sortm von diesem seinem Rechte Gebrauch gemacht hat33 Ist ein solches Umlaufsverbot nicht ergangm, so zirku-
lierm fremde Münzsorten als Ware, und stehm * S. dazu RStGB. §. 150 sowie B. d. BR. v. 13. Dec. 1877 (CBl. 1878. 29). " MG. Art.l3Z.l. Umlaufs verbote ergingen unterm 19. Dez. 1874 für alle Münzen des öfter reich- KonventionSfußeS, sowie für mehrere dänische Münzsorten, 16. Okt. 1874 (RGB. 126) für finnische Silbermünzen, 29. Juni 1874 (RGB. 111) für die nieder ländischen halben, österreichischen und ungarischen Viertelgulden, 22. Jan. 1874 (RGB. 12) für die österreichischen, ungarischen, niederländischm Gulden und Zweieinhalbguldm, v. 26. Febr.
Zorn, Staat-recht II. S. Aufl.
1875 (RGB. 134) für die pol nischen drittel und sechstel TalaraStücke; endlich unterm 16. April 1888 (RGB. 149) für alle fremden Scheidemünzen, vorbehaltlich einzelner besonders zu machender Ausnahmen; von letzterer Be fugnis ist Gebrauch gemacht wordm für Scheidemünzen der Frankenwährung und des öster reichischen Münzsystemes in be stimmten Grenzbezirkn (B. d. BR. v. 16. u. 30. April. 7. Juli 1888, 26. Febr. 1889, 24. Jan. 1893: RGB. 1888. 149. 171. 218; 1889, 37f.; 1893, 6).
22
888
Buch DL
Da« Verkehrswesen.
als solche unter den allgemeinen zivilrechtlichen Grundsätzen.
Der Staat kann diese Grundsätze jedoch modifizieren durch sog. T arifierung, d. i. feste Preisbestimmung der Ware;
der Staat pflegt von diesem Rechte Gebrauch
zu machen
bezüglich solcher Münzen, die sich sehr vielfach im Berkehr befinden; der juristische Sinn der Tarifierung ist aber niemals
der, daß die tarifierte Münze zum Tarifpreis im Verkehr
angenommen werden muß, sondern lediglich der entweder eines Verbotes, eine Münze zu höherem als dem bestimm
ten Preise im Verkehr anzubietm oder zu geben, oder eines Befehles an die Kaffen des Staates, gewiffe Münzen zu
einem bestimmten, öffentlich bekannt zu machenden Kurse in Zahlung zu nehmen.87 Ist
dagegen ein Umlaufsverbot erlassen,
so
ist auch
dadurch den Münzen der Charakter einer Ware nicht grund
sätzlich entzogen, vielmehr auf dieser Rechtsgrundlage auch eine rechtliche Verpflichtbarkeit möglich; verboten aber und mit Strafe
bckroht
ist das gewohnheits- oder gewerbs
mäßige Annehmen oder Anbieten solcher Münzen.88 Endlich ist der Staat noch berechtigt, Münzen außer Kurs zu setzen.88
Die Außerkurssetzung kann fich nm
auf eigene Münzm des Staates, d. i. entweder von ihm selbst geprägte, oder doch von ihm mit dem Rechtscharakter
des Geldes begabte, wmn auch im Auslande geprägte, be-
81 MG. Art. 13 3.1,2; s.da,< die Angabe der zahlreichen in dieser Richtung ergangenen Berordnungen des BR. bei Koch, Lextausg. S. 28*. . 88 MünzG. Art. 13 Laband, I
n, 157 f.
— MG. Art. 8; derselbe bezieht sich zwar formell nur auf die bisherigen LandeSmünzen, ist aber unbedenklich zu aeneralisieren, dazu L ab and II 155f.
Das Münzwesen.
§. 38.
339
ziehen:" ihr juristischer Sinn ist Entziehung der Geld
qualität.
Regelmäßig ist die Außerkurssetzung der Vor
läufer der vollständigen Einziehung einer Münzsorte.
Die
Außerkurssetzung muß bei Münzen, die der Staat selbst geprägt hat, gegen vollständige Entschädigung (Einlösung) geschehen.
Die einzelnen Kategorieen der deutschen Münzen
beruhen auf Gesetz, die Außerkurssetzung ganzer Kategorie«» bedarf demnach immer einer gesetzlichen Basis.
Außerdem
darf eine Außerkurssetzung einzelner Münzen nur infolge
von Untergewicht angeordnet werden. Von dem Rechte der Außerkurssetzung mußte ein höchst umfassender Gebrauch gemacht werden zum Zwecke der Durch-
Darüber bestimmten die
führung des neuen Münzsystemes.
Art. 4 Abs. 2, Art. 6, Art. 8, Art. 14 des Münzgesetzes. Das vom Gesetz hierfür vorgeschriebene Verfahren ist folgen
des: die öffentlichen Kaffen werden angewiesen, die betreffen den Münzsorten oder Münzstücke, welche bei ihnen eingehen, nicht wieder auszugeben. Öffentliche Kaffen find die Reichs-,
Einzelstaats- und Geld- und
Gemeindekaffen,
ferner die Kassen der
Kreditanstalten und Banken.
ganzer Münzsorten
Bei Einlösung
soll mindestms 3 Monate vor dem
Termin ein Aufgebot zur Präsentation behufs der Einlösung
erlaffen werden; für letztere selbst ist mindestens der Zeit raum von 4 Wochen frei zu lassen und ein allgemeiner Umrechnungsmaßstab festzusetzen.
Diese Ano rdnung en
erfolgen durch den Bundesrat."
40 Bal. hiefür G. v. 15. Nov. 1874 (RGB. 131) §§. 2, 4. B. « MG.Art.8Abs.3. LaSand d. BR. v. 21. Sept. 1875 (RGB. H, 158 f. 307).
Buch DL
340
Da- Verkehrswesen.
VI. Die Durchführung der vom Staate erlassenen Münz ordnung ist
in
erster Linie durch die strafrechtlichen Vor
schriften gegen Münzfälschung geschützt.42
Nachgemachte oder verfälschte und ebenso gewaltsam be schädigte Münzstücke sind von den Staatskassen anzuhalten; in den
beiden ersteren Fällen
Fall eventuell,
ist immer und im letzteren
wenn der Verdacht eines Münzverbrechens
vorliegt, Anzeige beim Strafrichter zu erstatten."
Durch
löcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im
Gewicht verringerte, ingleichen verfälschte Münzstücke brauchen
auch
von
öffentlichen Kaffen nicht
wenig eingelüst zu werden.44
vollwichtig
gebliebene
angenommen,
ebenso
Gewaltsam beschädigte, aber
echte Reichsmünzen
sind
von
den
Reichs- und Landeskaffen anzuhalten, durch Zerschlagen oder
Einschneiden für den Umlauf
unbrauchbar zu machen und
alsdann dem Einzahler zurückzugeben.45
gewerbsmäßige
Zuwiderhandlungen
oder Tarifierungsvorschriften
des
Gewohnheits- oder
gegen
BR.
Umlaufsverbote
werden
mit Geld
strafe bis 150 Mark oder Haftstrafe bis 6 Wochen bestraft." Außerdem kann der Bundesrat noch in seinen Vollzugs verordnungen zum Münzgesetz Vorschriften erlassen, die durch Androhung von Rechtsnachteilen den Vollzug sichem.
VH. DieMünzprägung," d. i. dieHerstellung 49 RStGB. 8§. 146-152.360, 4—6. 48 Die näheren Vorschriften B. v. 9. Mai 1876 (CBl. 260). 44 MG. Art. 10 Abs. 1. G. v. 4. Dez. 1871 8- 9. 46 B. d. BR. v. 13. Dez. 1877. CBl. 1878, 29. 46 MG. Art. 13 Abs. 2.
47 G. v. 4. Dez. 1871 8- & MG. Art. 3 8- 4. Ein »indu strielles Unternehmen" aber ist die Münzprägung nicht, wie Laband II, 152ff., 163ff. an nimmt Der Staat ist so wenig »bei dem Betriebe der Münz präganstalten ein Fabrikant von Gold- und Silberwaren" wie „im
DaS Rünzwefen.
841
g. B.
der für den Verkehr erforderlichen Münzstücke
nach Maßgabe des staatlich geordneten Münzfystemes ist monopolisiert.
Nur die sechs deutschen
Staatsmünzstättm zu Berlin (A), München (D), Dresden
(E), Stuttgart (F), Karlsruhe (G), Hamburg (J) dürfen Münzen prägen; Herstellung von Münzen außerhalb der
Etaatsanstalten wäre auch dann strafrechtlich als Münz
fälschung zu verfolgen, wenn die Münzen materiell dm gefetzlichm Borschriftm vollständig mtsprechm mürben.48
Die
Prägung
auf
den
einzelstaatlichen
Münzstätten erfolgt auf Kosten und für Rech nung des Reiches.48
Das Rechtsverhältnis zwischm
dem Reiche und dm Einzelstaatm, welche Münzstättm unter« halten, ist aber kein privatrechtliches,88 sondern das Reich
bedient sich lediglich einzelstaatlicher Behördm zur Durch führung der ihm durch die Verfaffung überwiesmm Stuf«
gaben,
zu welchen als ein integrierender Bestandteil des
Münzwesms auch die Münzprägung gehört.61
Dmn in
der staatlichen Münzprägung liegt zugleich die staatliche Er
klärung, daß die geprägten Metallstücke dm gesetzlichen Vor schriften über dm Wertgehalt mtsprechm. Betriebe der Post ein Fracht führer". Auch die Münzprägung gehört nicht dem Privat-, sondern nur dem öffentlichen Rechte an, ausgenommen nur die Prägung von Goldmünzen auf Prwatrechnung. Übereinst, mit dem Tert jetzt G. Meyer BerwR. I, 469,476. Mandry 185. Hänel StR. I, 670. Koch in Stengels Wörterb. II, 145. " StGB. §. 146; dazu Laband II 164*.
" MG. Art. 7.
60 So Laband II 166. 61 Man kann also nicht einen Gegensatz dahin formulieren(La band II, 154): Das Reich hat die Ordnung deS MünzsvstemeS, die Einzelstaatm habm vie Be fugnis zur Münzprägung (Münz monopol), dmn die Einzelstaatm habm letzteres Recht nur alS Organe des Reiches.
843
Buch DL
DaS Verkehrswesen.
Demgemäß liefert der Reichskanzler dm Einzelstaatm daS zur Prägung erforderliche Material,»8 bestimmt ferner
unter Zustimmung des Bundesrates, wie viele Stücke einer Münzforte überhaupt zu prägen, und wie dieser Betrag auf
die Münzstättm zu »erteilen sei. Die
haben
Einzelstaaten
diesen
Anord
nungen lediglich zu gehorchen und den ihnen zugewiesenen Betrag rechtzeitig und in rich tiger Prägung abzuliefern; das Berfahrm bei der
Prägung,
speziell Gewicht und Durchmesser der Münzm,
Berziemng der Schristseite, Beschaffmheit der Ränder »erben
vom Bundesrat festgestellt.68
Die Einzelstaatm erhalten
vom Reiche einen Prägelohn ausbezahlt, welchen gleich
falls der Reichskanzler nach Anhörung des Bundesrates festsetzt.64
Die Münzprägung wird von Reichs wegm durch
vom Reichskanzler ernannte Kommissare aufs genaueste kon
trolliert. Die Typen aller dmtschm Münzsortm, die sog. Urmatrizm, befinden sich in Berlin, und
Abzüge derselbm
»erben von Reichs wegm dm einzelstaatlichm Prägestätten
geliefert.
und Gewichte den
Wie die Maße
Aichungs-
stempel, so müssen auch die Münzen ein öffmtlich-rechtliches
Beglaubigungszeichm, das
sog. Münzzeichen, tragen:
' G. v. 4. Dez. 1871 §. 6 Albs. 2, MG. Art. 3 §. 4. »» @. v. 4. Dez. 1871 §. 5 a. 6. MG. Art. 3 §§. 2—3. Hiezu find umfassende BollzBorschr. d. dm Bundesrat ergangen, die nicht amtlich publiziert, aber in verschiedenen Jahrgängen von Hirths Ann. d. DR. (1872,1874,
1879) u. in der Textausgabe der Münzgesetze von Koch abgedruckt sind. *» G. v. 4. Dez. 1871 §. 6 Abs. 2, MG. Art. 3 §. 4. Der gegenwärtige Prägelohn beruht auf einem Beschluß des BR. v. 29. Mai 1875, dessen Inhalt Laband II, 166» mitteilt.
Da» Münzwesen.
g. 33.
343
dasselbe besteht in einem für jede Münzstätte verschißene» lateinischen
Buchstaben unter dem Kopf des Landesherr»,
dqw. dem Reichsadler (s. oben S. 341). Die Münzen unter 2 Mark find auf allm Münzstätte» in vollkommen
gleicher Form auszuprägen;68
die Zwei
markstücke und die Münzen höheren Wertes dagegen find n«r auf der Reversseite gleich, indem sie hier den Reichs
adler mit der Umschrift „Deutsches Reich",
ferner Watt
angabe und Jahreszahl trogen; auf der Aversseite dagegm find diese Münzen verschiedm,
indem
hier das Gesetz die
Anbringung der Köpfe der Landesherren bezw. des Hoheits
zeichens der freien Städte gestattet.88 Bon dem staatlichen Monopol besteht nach dem Gesetz
eine Abweichung nur in betreff der Goldmünzen.
Solche
dürfen auch auf Rechnung von Privaten geprägt
werden, jedenfalls aber darf dies nur auf den staatlichen steller muß
fallen
Münzstätten
geschehen.8*
Der
Be-
fich die Lieferung von Zwanzigmarkstücken ge-
lasten, und
überhaupt dürfen die Münzstätten Auf
träge von Privaten nur annehmen, wenn und soweit nicht Bestellungm des Reiches auszuführen find.
unterliegt auch in
Der Prägelohn
diesem Falle nicht etwa freier Verein
barung, sondern wird vom Reichskanzler unter Zustimmung
88 »®. «rt. 3 §. 3. * @. v. 4. Dez. 1871 §. 5. »«. «rt. 8 §. 2. Laband U, 164*. « MG. «rt. 12 «bs. 2, dazu 0. d. »X. v. 8. Juni 1875 (CBl. 848): Streitig ist, ob diese Prägung für Private al» .Handels geschäft' im Sinne des HS».
erscheint. DieS wird bejaht von Laband n, 167; Löning VerwSi. 666, verneint von G. Meyer I, 477”, da es fich hier nicht um einen .gewerbs mäßigen' Betrieb handele; der Prägelohn beträgt z. Z. 2,75 Mk., s. Laband H, 168*.
Luch DL
844
DaS Verkehrswesen.
des Bundesrates normiert, darf aber gesetzlich 7 Mark für
die Prägung eines Pfundes feinen Goldes nicht übersteigen ;58 * * * 60
dieser Lohn fließt überdies an die Einzelstaaten nur in Höhe desjenigen Betrages, der vom Reiche als Lohn bezahlt wird,
der Rest ist an die Reichskaffe abzuführen.69 Alle materiellen Vorschriften, welche das Reich für das Prägeverfahren er lassen hat, müssen auch
bei Prägung für Private sken-
befolgt werden.
III. Das Papiergeld." 1. Ebenso wie edlen Metallen kannder Staat
auch Papierstücken den Geldcharakter beilegen: in diesem Sinne
Falle
von
kann
allein
Papiergeld
im
juristischen
gesprochen
werden.
Banknoten sind niemals Papiergeld, sondern juristisch nur
privatrechtliche Schuldurkunden;
allerdings
nehmen
solche
Wertpapiere nicht selten dm Charakter von Geldsurrogaten an.61
2. Die
Reichsverfaffung
behält
die
Feststellung
der
Grundsätze über die Ausgabe von „fundiertem62 und un
fundiertem Papiergeld" dem Reiche vor.
Jedmfalls bürfen
demnach die Einzelstaatm kein Papiergeld ausgebm,63 was 61 Laband II, 170; GareiS 88 MG. Art. 12 Abs. 3. V. d. BR. v. 29. Mai 1875 sCBl. HR. 239. 62 „Fundiertes" Papiergeld ist 348). nach dem Obigen ein unmöglicher M MG. Art. 12 Abs. 4, 5. Begriff. Die RB. verwechselt 60 A. Wagner a. a. O. 364f.; hier Papiergeld mit Banknotm, Laband II, 169 ff.; G. Meyer s. Laband II, 170. I, 478; Koch in Stengels Wörterb. 68 Dieser Grundsatz wurde II, 205, Lexis in Conrads schon durch G. v. 16. Juni 1870 Wörterb. V, 97 ff.; Lüning (BGB. 507) ausgestellt, wieder 667 f.; Bekker in Jahrb. d. holt MünzGes. Art. 18 und G. v. 30. April 1874 §. 8 Abs. 2. gern. R. I, 321 ff.
Das Münzwesen,
g. 33.
345
«ich eine notwendige Folge des ReichSmünzsystemes
ist.
Aber auch das Reich bedürfte zur Ausgabe von Papiergeld noch einer spezialgesetzlichen Basis, welch« zur Zeit fehlt. DaS deutscheRecht kennt somit die Institution
des Papiergeldes überhaupt nicht." Die Einzelstaaten waren durch Reichsgesetz verpflichtet
worden, ihr Papiergeld — solches zirkulierte im Betrage von 61374600 Thaler! — bis 1. Juli 1875 zur Ein
lösung
aufzurufen und
Zum Ersatz
für dm
„thunlichst schnell" so
in
Wegfall
einzuziehen."
gebrachtm
Betrag
papierenen Geldes gab auch das Reich papierene Wertzeichen, „Reichs kaffen scheine", aus; dieselbm sind aber nicht
Papiergeld; es besteht somit für Private kein Zwang der Annahme;"
andrerseits sind die Reichskaflmscheine auch
nicht Schuldurkundm einer Bank, sondem des Reiches: für die Soffen des letzteren besteht demnach auch eine unbedingte
Annahme- und Einlösungspflicht.67
Dm Soffen des Reiches
find in dieser Beziehung gleichgestellt die Soffen der Einzel
staaten; diese Verpflichtung ist im Gegmsatz zu der obm S. 334 88 erwähnten eine privatrechtliche, demnach zivilrechllich verfolgbar.68
3. Die Reichskaffenscheine werdm in Stückm von 5,
M Mandry 184 erklärt die Reichskaffenscheine für Papier geld, im Unterschied von den Reichsschatzanweisungen. •» G. v. 30. April 1874 §. 2. " Ebenda §. 5 Abs. 2. @. Meyer 470 »Papiergeld im wirtschaftlichen Sinne", sachlich aber vollkommen übereinst, m. d. Text.
«' Ebenda §. 5 Abs. 1, dazu @. v. 21. Juli 1884 (RGB. 172), das die am 11. Juli 1874 aus gegebenen Reichskaffenscheine mit Ende des Monats Juni 1895 außer Wirksamkeit bezüglich jener Gesetzesbestimmung setzte. •• Mandry 187; G. Meyer I, 480; A. A. Endemann Hand.R. 375«.
Buch DL
346
DaS Berkehrswesen.
20 und 50 Mark, ausgegeben.
Der dauernd zum Umlauf
bestimmte Betrag ist 120 Millionen Mark, welche nach der Bevölkemngsziffer vom 1. Dez. 1871 auf die Einzelstaaten
verteilt
wurdm.69
Außerdem
aber
erhielten
diejmigm
Staaten, deren einzuziehender Papiergeldbetrag70 den ihnen
gesetzlich zukommenden Betrag von Reichskaffenscheinen über stieg, noch einen diesen Überschuß bis auf zwei Drittel aus-
füllenden Mehrbetrag von Bargeld oder Kassenscheinen,71 der aber bis 31. Dez. 1890 zurückerstattet sein mußte; von
diesem Zeitpunkt ab durste nur mehr der gesetzliche Normal betrag der Kassenscheine zirkulieren.79
4. Die Kaffenscheine als Schuldurkunden des Reiches
werden ausgefertigt durch die Reichsschuldenverwaltung unter Beschädigte oder
Kontrolle der Reichsschuldenkommission.78
unbrauchbar gewordene Scheine sind vom Reich zu ersetzen,
falls
das
präsentierte
ganzen unzweifelhaft
Stück
mehr
als
die Hälfte eines
echten Scheines darstellt.
wird nur ausnahmsweise Ersatz geleistet.74
Außerdem
Solche Scheine
find jedenfalls von beit öffentlichen Kaffen anzuhaltm und
dürfen nicht wieder ausgegeben werden.78
5. Einen besonderen strafrechtlichen Schutz hat das zur
•• Ebenda §. 1. 78 G. v. 30. April 1877 §§. 6, 70 Gar kein Papiergeld hatten 7 vgl. dazu die Beschreibungen nur die Hansestädte und Lippe- CBl. 1875, 48. Reichsanzeiger
Das Bank- und Börsenwesen.
§. 34.
347
Herstellung von Reichskaffenscheinm verwendete Papier ge funden durch das G. v. 26. Mai 1885 (RGB. 172). §. 34.
»nd L
Prinppirllr Erörterung und Lrchlsqurllrn.
I. Prinzipiell
verschieden
von den
Berwaltungszweigen des Reiches
bisher
betrachteten
ist das Bankwesen:
im uneigenüichen Sinne kann letzteres dm
nur
ersteren ange
reiht werden.
Währmd beim Post- und Telegrap henwesm die Ordnung deS Systemes und
der Betrieb des „Geschäftes"
ganz in
einander übergegangm find, «ährend beim Münz- wie beim Maß- und Gewichtswesm jme beidm Seitm zwar trmnbar
find, aber doch bei ersterem die geschäftliche Seite für dm
Staat monopolisiert und bei letzterem wmigstms von einer staatlichm Beglaubigung abhängig gemacht ist, ist das System
des Bankwesms nicht staatlich geordnet und das Bankge schäft weder monopolisiert, noch von einer staatlichm Be-
1 Laband H, 123 ff.; ferner der umfang- und inhaltreiche Artikel „Reichsbank" von A. Wagner in v. Holtzendorffs RLex. 3. Ausl., derselbe in Schönbergs Handb. d. polit. Ökonomie I, 475 ff.; Löning BerwR. 634ff.; G. Reyer BerwR. I, 449ff., 474 ff.; Hänell, 681 ff.; Lotz, Geschichte und Kritik des deutschen Bankgesetzes (1888); Koch in Buschs Archiv für Handelsrecht XXXIII, 139 ff., XXXIV, 125 ff. In §. 140 giebt G. Meyer eine schöne
rechtshistorische Skizze; für die Anfänge des Bankwesms höchst lehrreich Endemann, Studim zur romanistisch - kanonistischm Wirtschasts- und Rechtslehre I, 421 ff. Bgl. auch die Artikel über Banken und Bankwesen in Conrads Handwörterb. II. 12 ff., sowie die einschlägigm Artikel von Koch in Stengels Wörtern d. BerwR. (Rotenbankm. Reichsbank> Text der einschlägigm Gesetzerc. in der Handausgabe von Koch 2. A. 1890.
Buch DL
348 glaubigung
abhängig
DaS Verkehrswesen.
gemacht.
Das
Bankwesen
ist
vielmehr beherrscht von dem unser ganzes Ge werbewesen
beherrschenden
werbefreiheit.* werbe:
während
Prinzip
der
Ge-
Das Bankgeschäft ist ein Ge
der Staat beim Betrieb der
Post nicht Frachtführer und bei der Prägung
von Münzen nicht Gold-
oder Silberarbeiter
ist, ist er, insoweit er am Bankgeschäft sich be teiligt, in der That nicht mehr und nicht weniger
als einfacher Bankier.
II. Das Prinzip der Gewerbefreiheit aber schließt nicht aus, daß einzelne Gewerbe in mehr oder minder weitem Umfange unter staatliche Kontrolle gestellt sind (s. das Ge
werberecht).
Dies geschah auch bezüglich des Bankwesens,
jedoch nicht für den ganzen Umfang des Bankgeschäftes, sondern zuerst nur für einen einzelnen Zweig desselben, die A u s g a b e
von
Banknoten.
Im
übrigen
trieb des Bankgeschäftes frei.
aber
blieb
Wenn RB. Art.
der
Be
4 Z. 4
„die allgemeinen Bestimmungen über das Bankwesen" der Gesetzgebung und Beaufsichtigung des Reiches unterwirft, so hatte diese Verfasiungsbestimmung eine spezialgesetzliche Durch
führung bis vor kurzem nur bezüglich des sog. Notengeschäftes 8 Eine gedankenreiche Kritik dieses Prinzips der Bankfreiheit s. bei A. Wagner 348 ff. 8 Die prinzipiellen Erwägun gen sind demnach nicht, wie Lab and II, 124 annimmt, für , Post- und Bankwesen die näm-' lichen, sondern entgegengesetzte: letzteres ist Privatgewerbe, er« steres Staatsverwaltungszweig, demgemäß sind auch — Laband;
II, 125 — Reichsfiskus und Postfiskus identisch, dagegen Reichsfiskus und Reichsbank,ver schiedene, selbständige juristische Personen des Privatrechts". Man könnte den grundsätzlichen Gegensatz zwischen Reichsbank und Reichspost überhaupt nicht besser und schärfer präzisieren, als dies La band II, 125 thut,
Das Ban!» und Börsenwesen,
§. 34.
349
Die Zuständigkeit des Reiches aber bezieht
gefunden.
sich auf jede Art des Bankgeschäftes und hat eine Schranke
in
nur
dem juristisch kaum bestimmbaren Worte „allge
meinen" .4
Demgemäß erging neuestens das Börsengesetz
v. 22. Juni 1896 (RGB. 157), welches das in der Form
des Börsenhandels betriebene Geschäft unter eine ein
gehend geregelte Staatskontrolle stellt; bei dem nahm Zusammmhange von Bank- und Börsmwesm werdm die gesetzlichm Vorschriftm über die Börse systematisch am besten
in dm Abschnitt über das Bankwesen eingeordnet. HI. Das Prinzip der Bankfreiheit erfährt ferner eine
eigentümliche Modifikation dadurch,
daß auch der Staat,
d. i. das Reich, in den Wettbewerb der steten Konkurrenz durch
Aufrichtung
einer Reichsbank
««getreten
ist.4
Der Betrieb einer Staatsbank ist altpreußische, in kritischen Seiten
segensreich bewährte Tradition:
demgemäß wurde
nach Aufrichtung des Reiches, da die Verfassung das Bank-
wesm
der Kompetenz des letzterm zugewiesm hatte,
die
prmßische Bank dem Reiche gegen 1) 15 Millionen Mark bar, 2) Rückgabe des vom prmßischm Staat eingeschoflmm Kapitales von 5 720 400 Mark, sowie 8) der Hälfte des Reservefonds mit 9 Millionen Mark, 4) Übernahme einer
Rmte
an
dm
prmßischm Staat von 1865 730 Mark,
zahlbar bis zum Jahre 1925, käuflich übertragen.6
Die
Reichsbank trat am 1. Januar 1876 ins Seien.T 4 6. hieher nach beiden Rich die ofen zitierten Arbeiten von tungen die Bemerkungm von A. Wagner, Lotz und Koch. H ü nel.StR. 1,683 f., des. 684» • Bank«. §. 61. Berte. §§. 1, über die Vorgeschichte deS Worte» 3, 6. .aUgemeinm**. * über die Reichsbank s. bes. ’ BankSt. §. 1.
Buch DL Da» Berkehrsmesen.
350
Daß bei Errichtung der Reichsbank öffentliche Interessen
mitbestimmmd, vielleicht in erster Linie maßgebend waren, ist unzweifelhaft und hat auch im Gesetz selbst klaren Aus
druck gefunden: „Die Reichsbank hat die Aufgabe, den Geldumlauf im gesamten Reichsgebiete zu regeln,
die
Zahlungsausgleichungen
zu
er
leichtern und für die Nutzbarmachung verfüg
baren Kapitales zu sorgen." 8
Gleichwohl kann den
Ausgangspunkt für die jurist i s ch e Betrachtung der Reichs
bank nicht der Satz bilden: daß die Reichsbank „in erster Reihe zur Förderung der allgemeinen staatlichen Aufgaben und der öffentlichen Wohlfahrt" dienen solle,8 sondern der andere Satz: daß die Reichsbank eine durch Vor
schriften des öffentlichen Rechtes eigentümlich
modifizierte
privatrechtliche
Aktiengesell
schaft ist.10
Die Reichsbank ist für die juristische Be
trachtung nicht
Staatsverkehrsanstalt,
Gewerbebetrieb.
Dies «giebt sich gut Evidenz aus dem
sondern
fiskalischer
Prinzip, daß das Bankwesen kein Stück d« Staatshoheit
ist, sowie aus allen die Reichsbank betreffenden Spezial-
rechtssätzen. Organisation und Geschäftsbetrieb d« Reichsbank sind
allerdings
durch
staatliche
Vorschriften
normiert.
Diese
Vorschriften bilden jedoch bei d« prinzipiellen Natur ber * BankG. §. 12; dazu die Kritik von A. Wagner 371. * So Laband ll, 124. . 10 Die grundsätzliche Auffaffung der ReichSbank ist sehr' destritten. Übereinstimmend mit dem Text: G. Meyer I, 485; ebenso Laband II, 125 f. Ent-
gegengesetzt M. Koch in Stengels Wörterb. II, 346 u. das Reichsgericht (Entsch. in Zivilsachen XV, 236); als öffentliche Anstalt in ähnlichem Sinn« betrachten die Reichsbank auch Gierke und Rosin.
Das Bank- und Börsemvefen.
§• 34.
351
Reichsbank keinen Teil des staatlichen Verwaltungsrechtes. Wohl aber ist dies der Fall bei denjenigen Rechtssätzen,
welche sich auf die Staatsaufsicht über das Notengeschäst, sowie
über
systematisch
die
Börse
beziehen:
diese
qualifizieren
als ein Teil des Gewerbepolizeirechtes.
sich
Die
theoretische Darstellung müßte demnach nach diesen beiden Gesichtspunkten
unterscheiden, und nur die letzteren Vor-
schriftm wären im Rahmen deS staatlichen Verwaltungs rechtes zu erörtern.
Da jedoch die Gesetzgebung eine Unter
scheidung in dieser Beziehung nicht macht, darf auch die theoretische Darstellung von einer solchen absehen. IV. Das positive Rechtsmaterial besteht in dem G. v.
14. März 1875 (RGB. 177), dem Bankgesetz," ferner der KV. v. 21. Mai 1875 (RGB. 203), dem Reichs bankstatut. " Dazu kommt das G. v. 18. Dq. 1889 (RGB. 201). Periodische Übersichten über den Stand des deutschen Bankwesens werden im Zentralblatt veröffentlicht.
Das Börsengesetz erging unterm 22. Juni 1896 (RGB.
157). n.
Dir Staatsaufsicht über da» LotengrfchSft."
I. Banknoten sind juristisch nicht Geld, son dern
privatrechtliche
Schuldurkunden:
für
miemand, auch nicht für Staatskassen besteht
somit
eine Rechtspflicht der Annahme solcher
11 über die Entstchungsgeschtchte d«S Gesetze» s. L. Wag ner 865. 11 Da» Statut ist auf Grund von BankG. 40, wo unter 11 Ziffern -»gleich der materiell« Inhalt desselben be-eichnet ist,
vom Kaiser im Einvernehmen mit dem Bundes rate erlassen. “ BankG. §§. 42-55, vgl. dazu A. Wagner 849 ff.; G. Meyer I, 489 ff.; Löning 638 ff.; Labandll,141ff.;«och in Stengels Wörterb. II, 169.
Buch DL Das Verkehrswesen.
352
Papiere zur Tilgung
keiten,
und
es
von Schuldverbindlich
kann eine solche Rechtspflicht
auch für Staatskassen durch Landesgesetz nicht begründet werden."
verständlich
die
ihre Noten
Dagegen besteht juristisch selbst
Rechtspflicht
in Zahlung
jeder
Notenbank,
zu nehmen,
und
diese
Rechtspflicht ist durch positive gesetzliche Vorschrift
auf
alle
übrigen
Notenbanken
ausgedehnt
worben.16
Banknoten find aber volkswirtschaftlich dem Gelde ziem lich
gleich;
sie erfüllen im Verkehr die Funktionen von
Geld, werden auch in normalen Zeiten dem Gelde that
sächlich gleichgeachtet; sie sind zwar nicht Geld, aber Geld
surrogat, und man hat sie demgemäß zutreffend im Gegen satz zum Papiergeld Geldpapiere genannt. Demgemäß liegt auch der Gedanke nahe: wie das Geld,
so solle auch dieses Geldsurrogat nur vom Staate ausge geben werben. Dies Prinzip beherrscht auch das Noten emissionsrecht in Frankreich, Österreich-Ungarn, Belgien, den
Niederlanden.
Aber auch für den Fall, daß das Roten-
emissionsrecht nicht monopolisiert ist, ist dieses Recht der Ausgabe von Geldsurrogaten doch ein Privilegium so weit-
gehender Natur, daß die Erteilung desselben bei
geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen dem
Staat vorbehalten bleiben muß, und daß der Staat auf eine wirksame Kontrolle über die Bethätigung desselben nicht verzichten darf.
“ BankG. §. 2, G. Meyer I 16 BankG.88.4,50. G. Meyer I, 496. 11, 496.
Da» Bank- und BSrsenwesen.
§. 34.
853
Diese Beiben Gedanken beherrschen auch die deutsche Gesetz gebung, währmd das Prinzip des staatlichen Notenmonopols
vom Gesetzgeber leider bis jetzt abgelehnt wurde, Neue Notenprivilegien kann demnach
n.
nur das Reich erteilen, und zwar nur in der Form eines Gesetzes;'* das Reich hat von diesem
Rechte nur Gebrauch gemacht zu Gunsten der Reichsbank.17 Der Neuverleihung gleich steht
die Erhöhung bestehender
Privilegien über den bei Erlaß des Bankgesetzes zulässigen
Rotenbetrag
hinaus.
Den Einzelstaaten ist somit
jede Kompetenz in dieser Beziehung entzogen.'* Die beim Erlaß des Reichsgesetzes vorhan
denen Privilegien aber wurden nicht aufge hoben, sondern in ihrer Existenz prinzipiell
als Jura quaesita anerkannt," jedoch mit der Maß gabe, daß in solchen Fällen, wo dem Staate ein Kündigungs recht vorbehalten war, diese Kündigung kraft Gesetzes am
frühesten möglichen Termine eintreten solle, falls die Bank nicht ihren Notmbetrag auf den am 1. Januar 1874 ein gezahlten Betrag ihres Grundkapitales beschränken und sich
den Vorschriften des BankG. §. 44 unterwerfen wollte.70 Ende
1873 warm im Reichsgebiet 1352 548 000 Mark
Banknoten
im Umlauf, davon 426 808 000 Mark ohne
Deckung. 11 BankG. 8. 1., derselbe Grundsatz war schon im G. v. 27. Mär, 1870 aufgestellt. « BankG. §. 16 Abs. 1. *• Eine Ausnahme macht nur BankG. 47 AbsL für Bayern für eine» Mehrbetrag biszu70MillioZ»rn, vtaaUrecht H. 8. «af.
nen Mark; demgemäß ist bie bayr. Notenbank gegründet und mit diesem Notenprivileg aus gestattet worden. *• BankG. §. 42; dazu Laband n, 142 f. M BankG. §. 46.
Buch IX. Da» 8afe^r8»efen.
354
Außerdem aber wurde die Ausübung der von Einzel staaten erteilten
Privilegien durch die Reichsgesetzgebung
mit folgenden Schranken umgeben:
1. Einzelstaatliche Privilegien dürfen nur im Gebiete desjenigen Staates, der sie ver
liehen, ausgeübt werden; die Zirkulation der
betreffenden Noten außerhalb dieses Gebietes ist bei Strafe verboten."
2. Solche Banken dürfen außerhalb des be
treffenden Staatsgebietes nicht Zweiganstal
ten
noch Agenturen
als
Gesellschafter
errichten, sich auch nicht an
anderen
Bankhäusern
beteiligen." Es liegt auf der Hand, daß diese Vorschriften «nett irgend
erheblicheren Geschäftsbetrieb
deutschm Kleinstaaten
für die Banken der
geradezu zur Unmöglichkeit machen
mußten, und in der That war dies auch bei dem jeder Schildemng spottenden Zustande des Bankwesens in mehreren Kleinstaaten ihr erklärt« Zweck.88 **
Das Gesetz
giebt
Schranken zu beseitigen.
jedoch die Möglichkeit,
die obigen
Banken, welche auf Grund einzel
staatlich« Privilegien das Emissionsrecht besitzen, konnten
nämlich für ihre Noten die Zirkulationsfähigkeit im ganzen
Reiche erw«ben, wenn sie bis 1. Januar 1876 folgende Voraussetzungen erfüllt hatten:" 1. „Die Bank darf ihre Betriebsmittel nur in dm im
81 Sani®. §. Strafbestimmung 88 Bank®. §. Strafbestimmung
43; dazu die 88 S. die Angaben hierüber bei A. Wagner 354. §. 56. “ Bank®. §. 44. 42; dazu die §. 58.
Das Bank- urib Börsenwesen. g. 34.
355
§. 13 unter 1 bis 4 für die Reichsbank gestatteten — f.
hierüber unten S. 370 — Geschäften, und zwar zu 4 höchstens
bis zur Höhe der Hälfte des Grundkapitals der Bank und
her Reserven, anlegen. Bezüglich des Darlehnsgeschästs ist der Bank eine Frist
bi» zum 1. Januar 1877 eingeräumt, innerhalb welcher
sie ihre Darlehne dm Bestimmungen des §. 13 Nr. 3 zu konformieren hat.
Sie hat jeweilig dm Prozmtsatz öffmtlich Mannt zu machen, zu welchem sie diskontiert oder zinsbare Darlehne
gewährt. 2. Die Bank legt von dem sich jährlich Über 41/» Pro
zent des Grundkapitals hinaus ergebmdm Reingewinn jähr lich mindestms 20 Prozent so lange zur Ansammlung eines Reservefonds zurück, als der letztere nicht ein Vierteil des Grundkapitals beträgt."
Befreit hiervon warm diejmigm
Banken, die bis 1. Januar 1876 dm Nachweis hatten er
bringen sönnen, daß ihr Notenbetrag
das am 1. Januar
1874 vorhandene Grundkapital nicht Übersteige; auf Grund dieses Nachweises erfolgte die Befreiung von dm obm be-
zeichnetm Schrankm, und dem Bundesrat blieb sogar im Gesetz vorbehaltm, solchen Santen noch weitere Geschäfts
erleichterung bezüglich des DarlehnsgeschästeS zu gewähren."
8. „Die Bank verpflichtet sich, für dm Bettag ihrer im Umlauf befindlichen Banknoten jederzeit mindestms ein Dritteil in kursfähigem deutschen Gelde, Reichskafsmscheinen
oder in Gold in Barren oder ausländischen Münzm, da» Pftmd fein zu 1892 Mark gerechnet, und dm Rest in dis-
* van». §. 44 «bs. 4.
Buch IX.
356 kontierten
Das LerkehrSwesen.
Wechseln, welche eine Verfallzeit von
drei Monatm
haben und
aus
höchstens
welchen in der Regel drei,
mindestens aber zwei als zahlungsfähig bekannte Verpflichtete haften, in ihren Kassen als Deckung bereit zu halten. 4. Die Bank verpflichtet sich, ihre Notm bei einer von
ihr zu bezeichnmden Stelle in Berlin oder Frankfurt a. M., deren Wahl der Genehmigung des Bundesrats unterliegt,
dem Inhaber gegen kursfähiges deutsches Geld einzulösen?" Die Einlösung
hat spätestens vor Ablauf des auf dm
Tag der Präsmtation folgmden Tages zu erfolgen.
5. Die Bank verpflichtet sich, alle dmtschm Banknoten, beten Umlauf im gesamten Reichsgebiete gestattet
ihrem
Sitze,
sowie
bei
dmjenigm
ihrer
ist,
an
Zweiganstaltm,
welche in Städtm von mehr als 80 000 Einwohnern ihren
habm,
Sitz
zu ihrem vollm Nennwerte in Zahlung zu
nehmm, solange die Bank, welche solche Noten ausgegebm
hat, ihrer Notmeinlösungspflicht pünktlich nachkommt.
Alle
bei einer Bank eingegangenen Notm einer anderen Bank
dürfm, soweit es nicht Notm der Reichsbank find, nur mtweder
zur Einlösung präsentiert,
diejmige Bank, welche dieselbm
oder zu Zahlungen an
ausgegebm hat, oder zu
Zahlungm an dem Orte, wo letztere ihrm Hauptsitz hat,
verwmdet werden. 6. Die
Bank
verzichtet
auf
jedes
Widerspruchsrecht,
welches ihr mtweder gegen die Erteilung der Befugnis zur Ausgabe von Banknotm an andere Bankm, oder gegen die
M €>. hierher Laband II, 147', Mandry, 186. *. Diese Verpflichtung ist „zivilrechtlich chtlich erzwingbar erzwingbar : Mandry 186. Goldschmidt HR.,
S. 1228; Endemann HR. 675"; Gareis HR.; G. Meyer BerwR. I, 496. — Über Entziehung des Privilegs aus diesem Grunde s. unten S. 363f.
Das Bank- und Börsenwesen. §. 34.
357
Aufhebung einer etwa bestehenden Verpflichtung der Landes-
regierung, ihre Noten in den öffentlichen Kasim statt baren Geldes in Zahlung nehmen zu fassen, zustehen möchte.
7. Die Bank willigt ein, daß ihre Befugnis zur Aus gabe von Banknotm zu dm in §. 41 (für die Reichsbank) bezeichnetm Terminm durch Beschluß der Landesregiemng
oder deS Bundesrats mit einjähriger Kündigungsfrist auf» gehoben
werden
könne,
ohne
daß ihr ein
Anspruch
auf
irgend welche Entschädigung zustände."
Sobald dem Reichskanzler der Nachweis darüber, daß die
angegebmm
gesetzlichm
Voraussetzungm
statutarisch
fichergestellt feien, sowie über die Errichtung der vom Gesetz
vorgeschriebmm Einlösungsstelle erbracht war, hatte ersterer für die betreffmde Bank die beschränkendm Bestimmungen
deS §. 48 durch eine im Reichsgesetzblatt zu veröffmtlichende Kundmachung aufzuhebm.26
Außerdem
gestattete das Gesetz
auch eine Beseitigung
der dm Betrieb des Geschäftes durch Filialm oder Agmturm verbietmdm Vorschriftm des §. 42.
Als kompetent
zur Außerkraftsetzung deSselbm war der Bundesrat erklärt,
wenn 1. die oben bezeichnetm Voraussetzungm für unbe schränkte Zirkulationsfähigkeit der Notm erfüllt warm, 2. ein
Antrag der Landesregiemng,
in deren Gebiet die Filiale
oder Agmtur errichtet »erben sollte, vorlag.29 Die erforderlichen Bekanntmachungen des Reichskanzlers waren im RGB. zu veröffentlichen.99
14. März u. 29. Drzemb. 1875, • »ankG. 8..45. 7. Januar 1876, 3. Sept 1879, * »ankS. 8. 44 «bs. 3. M BankS. z. 45; dazu B e. 27. gebt. 1888 u. a. m.
Buch DL Das Verkehrswesen.
858
Bei Erlaß des Bankgesetzes bestanden 82 Notenbanken" auf Grund landesrechtlicher Privilegien; davon verzichteten im Laufe der Jahre 25 auf ihr Emissionsrecht.
Zirkula
tionsfähigkeit für ihre Noten im ganzen Reichsgebiet er warben 1. die Frankfurter Bank, 2. die bayrische Noten
bank, 8. die sächsische Bank in Dresdm, 4. die württem-
bergische Bank, 5.
6. die Bank für
die badische Bank,
Süddeutschland in Darmstadt.
Die Braunschweigische Bank übt ihr landesrechtliches Privileg (bis 10. Mai 1952), ohne eine Beseitigung der Schranken der §§. 42 und 43 erwirkt zu haben."
HL Ausländische
auf
den
Inhaber
Banknoten
lautende
oder
sonstige
unverzinsliche
Schuldverschreibungen ausländischer Korpora
tionen, Gesellschaften oder Privaten in Reichs währung
ausschließlich
Wertbestimmungen
sind
oder für
neben
anderen
Zahlungen
Reiche bei strenger Strafe verboten."
im
Ebenso
steht jede anderweite unbefugte Ausgabe von
Banknoten unter Strafe."
IV. Für den Geschäftsbetrieb aller Notenbank«
giebt das Gesetz folgmde Normativvorschristm: 1. Am
7.,
15.,
spätestens 5 Tage
23. und letzten jeden Monats 6egro.
nachher
81 RGB. 1875, . 198. Lgl. A. Wagner 373. Über di« bet» maligen Verhältnisse der Noten banken in Bezug auf die Be schränkungen der §§. 42 u. 43 f. auch Koch, TextauSg. 97161. Laband II, 147».
muß der Geschästsstand nach
88 Der letzt« Status — Au gust 1896 — ist veröffentlicht im CBl. 1896, 472 f. 88 BankG. §. 11; dazu die Strafbestimmung §. 57. 84 BankG. §. 55. Geldstrafe von mindestens 5000 Mk.
DaS Bank- und Börsenwesen.
g* 34.
359
Maßgabe der gesetzlichm Normativbestimmungen publiziert
wabcn,
ebenso
Bilanz
und
Jahresabschluß
spätesten-
3 Monate nach Abschluß des Geschäftsjahres; die Publika
tion hat im Reichsanzeiger zu erfolgen.86 2. Die Noten dürfen nur auf Stücke von 100, 200, 500, 1000 Mark bezw. das Mehrfache dieses letzteren Be
trages
lauten.88
somit „unbefugte"
Noten
von
geringerem
Betrag
wären
Notenausgabe und als solche strafbar
(f. oben m).
3. Alle Noten müssen von der Emissionsbank auf Prä
sentation sofort bar eingelöst, ebenso jederzeit in Zahlung angenommen werben.
Bei den Filialen der Reichsbank ist
jedoch die Berpflichtung keine unbedingte, sondern bestimmt
sich nach dem vorhandenen Barbestand und dem zeitweiligen Geldbedarf; eventuell ist die Einlösung durch die Zentral88 BankG. 8-8 für die Reichs bank BankSt. §. 13, B. d. BR. v. 15. Januar 1877 (CBl. 24); dazu die Strafbestimmung in 59 Z. 1. „Die wöchentliche Veröffent lichung muß angeben 1. auf feiten der Passiva: da- Grundkapital, den Reserve!ond-, den Betrag der umlauenden Roten, die sonstigen täg lich fälligen Verbindlichkeiten, die an eine Kündigungsfrist ge bundenen Verbindlichkeiten, oie sonstigen Passiva; 2. auf feiten der Aktiva: den Metallbestand (den Bestand an kursfähigem deutschen Gelde und an Gold in Barren oder aus ländischen Münzen, daS Pfund fetn zu 1392 Mark berechnet),
den Bestand: an Reichskaffen scheinen, an Roten anderer Banken, an Wechseln, an Lom bardforderungen, an Effekten, an sonstigen Aktiven. Welche Kategorieen der Aktiva und Passiva in der Jahresbilanz gesondert nachzuweisen sind, be stimmt der Bundesrat (f. tarn V. d. BR. vom 15. Januar 1877, CBl. 24). Außerdem find in beiden Ver öffentlichungen die aus weiter begebenen im Jnlande zahlbaren Wechseln entsprungenen even tuellen Verbindlichkeiten ersicht lich zu machen/ " BankG. §. 3, dazu AWaa» ner 368. Bal. auch MünzG. Art. 18 Abs. 2.
DaS Verkehrswesen.
Buch DL
360
anstatt zu vermitteln.
Könnte letztere dieser ihr in absoluter
Weise vom Gesetz auferlegten Verpflichtung nicht nachkommen, so müßte entweder Liquidation eintteten oder die betreffende
Gesetzesvorschrift durch Spezialgesetz
suspendiert werden.87
Beschmutzte oder beschädigte Noten müssen von der Emissions bank bezw. deren Filialm oder Einlösungsstellen einbehalten Für vernichtete oder verlorene Noten braucht kein
werden.
Ersatz geleistet zu werden,
für beschädigte nur dann, wenn
das produzierte Stück mehr als die Hälfte einer erwiesenermaßen echten Note beträgt oder wenn der Beweis der Ver nichtung anderweit erbracht werden sann.88 89 4. Notenbanken dürfen Wechsel zwar diskontieren, aber
nicht acceptieren,
keine Zeitgeschäfte für eigene oder ftemde
machen,
Rechnung
nehmen.88
auch
für solche keine Bürgschaft über
Jedes Geschäft dieser Att ist den Notenbanken
verboten.40
5. Weitere Einschränkungen des Betriebes ergeben
für
die
Notenbanken
(ausgenommen
die
sich
Braunschweiger
Bank) noch aus den oben S. 354 f. angegebenen geschlichen
Erfordernissen für Beseitigung der die Notenbanken grund sätzlich
auf das einzelstaatliche Territorium beschränkenden
Vorschriften der §§. 42—44 des Bankgesetzes. V. Der Notenbetrag
aller deutschen Notenbanken,
welche bei Erlaß des Bankgesches existierten, wurde gesetzlich
insofern
fixiert,
als ein
steuerfreier Notenbettag von
40 Ob demgemäß auch zivil 87 Laband II, 189. 88 BankG. §§.4, 5, für die rechtlich nichtig? G. Meyer I, Reichsbank §. 18, Strafbest. §. 58. 4938 verneint die Frage, ebenso 89 BankG. §. 7; dazu die Laband II, 144. Strafbestimmung §. 58.
Das Bank- und Börsenwesen,
385 Millionen Mark gesetzlich
g. 34.
861
festgelegt rourbe.*41
Darin
ist auch der Betrag der Reichsbank mit 250 Millionen Mark Der gesetzlich
enthalten.
schritten werden; wenn
fixierte Notenbetrag
jedoch
darf über
der Notenumlauf den Bar-
norrat der Bank an
deutschem Geld, Reichskaffenscheinen,
deutschen Banknoten,
Barrengold
und den bettag
ausländischem Geld
und
gesetzlichen Bettag übersteigt, so
eine Roten st euer von
5 °/o
zu entrichten.42 * Im übrigen ist
an
ist vom Mehr die Reichskaffe
die Maximalgrenze der
Notenausgabe der Zettelbanken landesrechtlich oder statutarisch kann hier nur indirekt von Auf-
geordnet, und das Reich
fichts wegen einwirken. der
gesetzlichen
Der Stand der Notenausgabe muß
Vorschrift
gemäß
stets
öffentlich gehalten
Werden; unbefugte Notmausgabe ist mit Sttafe, weiterhin
Entziehung des Privilegs bedroht.42e bettag
derjmigm Banken,
welche
Der gesetzliche Notenauf ihr Emissionsrecht
verzichten, wächst frost gesetzlicher Bestimmung der Reichs bank
zu."
Dadurch
erhöhte sich der steuerfreie Noten
bettag der Reichsbank allmählich von 250 Millionen auf
1894, RGB.
152).44
Die wirtschaftliche Sicherheit des Notengeschäftes
ist vor
293400000
Mark (27.
Februar
züglich durch die strengen Vorschriften über die Noten de ckung (s. oben 355 Z. 3) verbürgt." 41 Aul. zu BankG. §. 9. 41 BankG. §. 9 (Prinzip der indirekten Kontingentierung der Notenausgabe). Über die Berech nung der ©teuer: BankG. §. 10; dazu die Strafbestimmung in g. 59 Z. 2-3. BankG. gg. 44, 46. G. Meyer BerwR. I, 494.
48 BankG. §. 9 Abs. 2; dazu RGB. 1876,124,176; 1877,567; 1886, 236; 1887,123; 1889,170, 200. 44 Laband II, 139.
44 S. dazu Slevogtin BuschArchiv XXXL 177 ff.
Buch IX. Das LerkehrSwesen. Die Einziehung
von Banknoten
kann der
Bundesrat
anordnm, wenn die Bank das Emisfionsrecht verloren hat,
oder wenn „ein größerer Teil" der Sloten
einer Bank in
beschmutztem oder beschädigtem Zustande umläuft.
Außer
dem aber kann der Bundesrat auf Antrag seine Genehmigung gut Einziehung erteilen, wenn nachgewiesenermaßen gefälschte Sloten einer Bank in Verkehr gelangt find.
Der Bundes
rat hat in solchem Falle das bei der Einziehung zu be obachtende Verfahrm genau anzuordnen, die Einlösungsstellen
zu bezeichnen, die Fristen zu bestimmen u. s. w.
Diese An»
Ordnungen sind im Reichsgesetzblatt zu publizieren." VI. Die Notenbanken unterliegen
einer fortwährenden
staatlichen Aufsicht, welche durch vom Reichskanzler
zu ernennende Reichskommissare ausgeübt wird, denen auf Verlangen Einsicht in die Bücher,
Kaffen zu gewährm ist.47
Geschästslokale und
Diese Aufsicht erstreckt sich auch
auf die Notenbanken mit landesrechtlichen Privilegien,
da
auch diese grundsätzlich der Reichsgesetzgebung unterworfen
wurden; daneben besteht für diese Banken die einzelstaatliche Staatsaufsicht fort. VII. Jede
Änderung
des
Bankstatuts
bedarf
der Genehmigung des Bundesrates, „sofern sie das Grund kapital und den Reservefonds, dm Geschäftskreis oder die
Deckung der auszugebendm Sloten oder die Dauer der Be fugnis
zur Notmausgabe zum Gegmstande habm."
Die
“ BankG. §.6. Über die «e47 BankG. §. 48, vgl. dazu B. Handlung nachgemachter oder ver fälschter Reichsbanknoten s. B. d. d. BR. v. 15. März 1878 (RGB. BR. v. 30. Nov. 1876, s. Koch 6), 19. Ott. 1878 (RGB. 350) Textausg. 57, Nr. 10; über Ein u. a. m. lösung von Banknoten 58".
Da- Boni» und Börsenwesen. g. 34.
863
Gmehmigung darf nur erteilt werben auf Antrag der beteiligten
Landesregierung,
schriftm des
§.
wenn die Bank sich
44 unterwirft.
den Vor-
Weitergehende Beschrän
kungen, welche etwa das Landesrecht beglich des Diskonto-,
Lombard-, Effekt«- und Depositmgeschästes statuiert, bleiben vorbehalten.48
VIII. Notenprivilegien erlöschen:48
1. durch Zeit
ablauf, 2. durch Verzicht, 3. durch Eröffnung des Konkurses über die Bank,
4. durch Kündigung
seitens der Landes
regierung bezw. des Bundesrates; der Bundesrat wird von seiner Befugnis nur Gebrauch machen „zum Zwecke weiterer
einheitlicher Regelung des Rötendanlwesens, oder wenn eine Notenbank den Anordnungen
des gegenwärtigen Gesetzes
zuwidergehandelt hat" ;60 5. durch Richterspruch.81 Gerichtliche Klage auf Entziehung des Privilegs durch
dm Reichskanzler oder die Landesregierung deS Domizils
der Bank ist statthaft aus folgmdm Gründen:
1. wenn
die Vorschriften der Statuten, des Privilegiums oder deS gegenwärtigen Gesetzes über die Deckung für die umlaufen-
den Rotm verletzt wordm
find oder der Rotmumlauf die
durch Statut, Privilegium
oder Gesetz bestimmte Grenze
überschrittm hat;
2.
wenn die Bank vor Erlaß der in
§. 45 erwähnten Bekanntmachung des Reichskanzlers außer
halb
des durch
§. 42 ihr
48 Boni®. §. 47. Über das Depofitengeschäst bestehen jetzt reich-gesetzlich« Vorschriften, s. darüber oben im Sewerbewes« ®. 68 ff. 48 Ban». S. 49. 88 Ban». §.44 «bs. 2; dazu
angewiesenen Gebiets
die in
bezüglich der »weiteren einheit lichen Regelung* 8. 41; s. auch ®. Reyer BerwR. I, 492. 81 Ban». §.50, über di« Vollstreckung des Urteils genaue Vorschrift« in §§. 51-63.
364
Buch IX.
Dai Verkehrs wesen.
§. 42 ihr untersagten Geschäfte betreibt, ober außerhalb des durch §. 43 ihr angewiesenen Gebiets ihre Noten ver treibt oder vertreiben läßt; 3. wenn die Bank die Ein lösung präsentierter Noten nicht bewirft a) an ihrem Sitze am Tage der Präsentation, b) an ihrer Einlösungsstelle (§. 44 Nr. 4) bis zum Ablaufe des auf den Tag der Präsentation folgenben Tages, c) an sonstigen durch die «Statuten bestimmten Einlösungsstellen bis zum Abläufe des dritten Tages nach dem Tage der Präsentation; 4. sobald das Grundkapital sich durch Berluste um ein Dritteil ver mindert hat. Die Klage ist im ordentlichen Verfahren, und zwar als Handelssache zu behandeln.
III. Dir Leichsbank.8* I. Durch Vertrag v. 17/18. Mai (RGB. 215)68 * * ging * die preußische Bank vom 1. Januar 1876 ab auf das Reich über. Das Betriebskapital berfeiben wurde auf 120 Millionen Mark festgestellt, welche in 40 000 auf den Namen lautende unteilbare und unkündbare Anteilscheine zu 3000 Mark zer legt und an das Publikum begeben" würben.86 Die Namm der Inhaber sind in die Stammbücher der Bank einzutragm, dies allein ist rechtlich mtscheidend. Eine Haf tung der Anteilseigner für die Verbindlichkeitm der Reichs“ Dazu Preuß®. v. 27. März »» Sans®. §§. 12-41, Lü ning 641 ff. G.Meyer 1,456. 1875, »ans®. §. 61. Labandll, 125 ff. bes. 126 Nr. 1 “ Bank®. §. 62. die durchaus zutreffende Kritik 68 Bank®. §. 23, dazu die des litt d. RGer. in Entsch. i. ausführlichen Borschriften in den §§. 3—9 des Statuts.
DaS Bank- und Lörsenwefen.
bank besteht nicht.
§. 34.
365
Die Dividmdmscheine und Talons find
auf dm Inhaber ausgestellt.68
Bei
der
Begebung
der
Aktien wurde dm Anteilseignem der früherm prmßischm Bank durch das Gesetz ein Vorrecht gewahrt.67
Das Reich
leistete keine Einzahlung, erteilte aber der Reichsbank daS
Recht der unbeschränktm Rotmausgabe und damit die Aus
übung eines Staatshoheitsrechtes von weittragmder volks wirtschaftlicher Bedeutung.68
Die Reichsbank ist somit unzweifelhaft eine Aktien gesellschaft des Privatrechtes: sie ist in ben hierfür
vorgeschriebmm gesetzlichen Formm gegründet, und ihr ge
samtes Betriebskapital ist durch Ausgabe von Aktien auf gebracht. Als Aktimgesellschast ist die Reichsbank juristische Person88 und steht unter dm Normm des gemeinen Handels rechts, soweit nicht ein Spezialrecht für fie geschaffm wurde.
In das Handelsregister braucht fie jü>och nicht eingetragen
zu werden.88 n. Die Reichsbank hat
aber zugleich
öffentliche
Interessen zu wahrmund steht dämm unter Aufsicht
und Leitung des Reiches;87 aus dieser eigmtümlichm Doppelstellung erklärm fich folgmde Rechtssätze:
1. Die Reichsbankbehördm und Reichsbankbeamtm habm die Rechte von Reichsbehördm und Reichsbeamtm; zwar
find fie nicht Reichsbehörde und Reichsbeamte im staatSrechtlichm Sinne, da die Reichsbank nicht Staatsverkehrs
anstalt und ihre Thätigkeit nicht ein Stück des staatlichm « »antet. §§. 3—5.
merkunam hierüber bei Lab and II, 138. » »ant®. §. 23 tos. 2. •® «ant®. §. 66. " »ant®. §. 12. u 6. die sehr treffenden »«-
»’ «an». §. 613- 3 »antet §. 2.
Birch H DaS LerkehrSwefm. imperium ist; in Anbetracht aber der öffentlichen Interessen, denen die Reichsbank auch zu bienen hat, ist durch positive
Borschrist den Reichsbankbeamtm der Rechtscharakter von Reichsbeamten zuerteilt worden.66 Auch bezüglich der Witwm-
und
Waisenversorgung
find
die
Reichsbankbeamten
dm
Reichsbeamtm gleichgestellt wordm.68 Die Reichsbankbeamtm werden teils vom Kaiser,
teils
vom Reichskanzler, teils vom Reichsbankpräsidmtm ernannt.64
Kein Beamter der Reichsbank darf Aktionär derselbm
sein.86 2. Die Reichsbankkaffe steht juristisch vollkommm ab-
geschloffm und
selbständig neben der Reichskaffe;
für die
Verpflichtungen der Reichsbank haftet nur die erstere, und die Beamtm werden nur aus dieser bezahlt.66
3. Der Reichsbanketat ist kein integriermder Bestandteil deS Reichshauptetats, wird demselbm aber, soweit er das Direktorium betrifft,
nämlichen
als Anhang
staatsrechtlichm
Form
beigegebm und festgestellt,
Jahresrechnung vom Reichsrechnungshof
in der
ebenso
kontrolliert.
die Der
Banketat, soweit er nicht das Direktorium betrifft, ist durch dm Kaiser im
Einvemehmm mit dem Bundesrat aufzu-
stellen.67
«BankG. Z.WAbs.l;da,u auch B. v. 19. Dez. 1875 (RGB. 378) und v. 8. Juni 1881 (RGB. 117) v. 25. Juni 1881 (CBl. 251) v. 30. Mai 1881 (CBl. 232). G. Meyer I, 487: „die Reichsbankbeamten find Reichs beamte". 68 S. hiezu oben B. I, S. 321, dazu die Verordnungen v. 8. Juni 1881 (RGB. 117), 20. Juni 1886
(RGB. 203) u. 18. März 1886 (RGB. 80). 64 BankG. §§. 27, 36. 66 BankG. §. 28 Abs. 3. 66 BankG. §. 28 Abs. 2. Über die Pensionen u. Kautionen der Reichsbankbeamten s. KV. vom 23. Dezember 1875 (RGB. 380), 31. Mär; 1880 (RGB. 97). BankG. 8§.28 Abs.2,29. Über d. Kontrolle durch den Rechnung--
Das Bonk- und Börsenwesen.
H. 34.
367
4. Die Reichsbank und ihre Filialen find frei von der fiaatlichen Einkommen- und Gewerbesteuer, dagegen allen übrigen Steuern,
insbesondere also Kommunalsteuern und
Etanpelabgaben unterworfen.99
5. Insoweit nicht das Gesetz selbst Vorschriften giebt, Hut der Kaiser im Einvernehmen mit dem Bundesrat ein
Statut zu erlaffen, das über die im Gesetz unter 11 Ziffern
tqeichneten Punkte Bestimmungen enthalten muß.69
m. Die Reichsbank
ist
nicht definitiv errichtet,
vielmehr wahrt das Gesetz dem Reiche die Möglichkeit der
Liquidation.70 das Bankgesetz
So wie die deutschm Bankverhältniffe durch
geordnet
1. Januar 1891 bleiben.
waren,
sollten
fie
vorast
bis
An diesem Zeitpunkt ab« hatte
das Reich die Möglichkeit ein« dreifachen Entscheidung.
1. Es tritt keinerlei Änderung ein, dann gilt die Reichs tank immer wieder für je 10 Jahre prolongiert; jedoch bedarf «r hierfür da Zustimmung des Reichstages.
2. Das Reich kann die sämtlichen Anteile da Reichs tank, welche fich im Privateigentum befinden, zum Nenn wert erwaben, dann geht auch die Hälfte des Resavefonds
auf das Reich üb«, die andae Hälfte ist unter die bisherigen
Aktionäre zu verteilen.
Damit wäre ab« an fich durchaus
noch keine Identität zwischen d« Bank und dem Reichs-
fiskus hergestellt;77 dmn beide beruhen auch dann noch auf Hof vgl. auch die G. v. 22. Mai 69 BankG. §. 40, s. üb« da» 1877 (RGB. 499), 1. Juni 1878 Statut oben S. 35119 ?»GB. 97), 5. Juli 1879 (RGB. 70 »mtf®. z. 41. 731 30. Mai 1880 (RGB. 1191 71 Wie Laband H, 131» ” BankG. §. 21; dazu Laal» »selbstverständlich' annimmt. band n 141.
Buch DL
368
DaS Verkehrswesen.
verschiedener staatsrechtlicher Grundlage, solange nicht das
Bankgeschäft zur „Staatsverkehrsanstalt" erklärt ist.
3. Das Reich kann die Bank liquidieren.
Diese Absicht
des Reiches muß spätestens ein Jahr vor dem oben be zeichneten Termine durch kaiserliche mit Zustimmung des
Bundesrates
werden.
zu
erlaflende
Verordnung
bekannt
gemacht
Zustimmung des Reichstages ist nicht erforderlich;
verweigert der Reichstag seine Zustimmung (s. oben Z. 1) zur
Fortführung der Bank, so muß die Liquidation eintreten. Die Grundstücke kann das Reich zum Buchwert übernehmen, die Hälfte des Reservefonds fällt in die Reichskasie,
die
übrigen Bestände sind nach Maßgabe der statutarischen Bor
schriften durch das Direktorium unter Leitung des Reichs kanzlers zu liquidieren.72
Da mit dem 1. Januar 1891 alle Notenprivilegien der anderen Banken vom Reiche gekündigt werden könnten,72 so ergab sich zu diesem Zeitpunkte die gesetzliche Möglichkeit,
das gesamte Bankwesen neu zu ordnen, falls sich die Prin
zipien, auf welchen die Gesetzgebung beruhte, nicht bewährt haben sollten, z. B. also eine Monopolbank für die Noten ausgabe ohne jegliche Beteiligung von Privatpersonen zu
schaffen.
Durch das G. v. 18. Dez. 1889 (RGB. 201)
entschied man sich jedoch im Sinne der ersten Alternative, nur mit einer Abänderung des § 24 des Bankgesetzes be79 Statut KZ. 31.32. Dadurch weiterer einheitlicher Regelung sind die handelsrechtlichen Vor- des Notenbankwesens oder wenn s^riften ausgeschlossen. La band eine Notenbank den Anordnun gen gegenwärtigen Gesetzes zu 78 S. oben S. 363; dabei ist je widergehandelt hat. Ob diese doch zugesichert: „Son feiten des Voraussetzungen vorliegen, ent Bundesrates wird eine Kün scheidet der Bundesrat.* digung nur eintreten zum Zwecke
Das Bank- und Börsenwesen.
§. 34.
züglich der Gewinnbeteiligung des Reiches.
869
Der gegen
wärtige Zustand sowohl bezüglich der Reichs-
alS bezüglich der Privat-Notenbanken ist da mit auf weitere IVJahre prolongiert.
IV. Die Organisation der Reichsbank ist durch daS Bankgesetz und Bankstatut vollständig geregelt.
1. Oberster
Verwaltungschef
der Reichsbank
ist der
Reichskanzler. „In Behinderungsfällm wird die Leitung durch einen vom Kaiser hiesür ernannten Stellvertreter wahr
der jedoch nicht staatsrechtlicher Stellvertreter
genommen,
im Sinne des G. v. 17. März 1878 sein kann?"
Analog
diesem letzteren Gesetze kann auch gemäß obiger Vorschrift des
Bankgesetzes eine Stellvertretung des Kanzlers dauernd
eingerichtet werden, da die Geschäftsausdehnung „Behinde rungsfall" im Sinne des Gesetzes ist.
2. Die
Verwaltung
selbst wird
geführt von
einem
Direktorium, bestehend aus einem Präsidenten und der
erforderlichen Anzahl von Räten, welche vom Kaiser auf Vorschlag des Bundesrates für Lebenszeit ernannt werden?" Die Verwaltung ist nach den Vorschriften des Reichskanzlers
zu führen;^ die Beschlüffe des Direktoriums werden mit ein
facher Stimmenmehrheit gefaßt. 8. Von der Reichsbank reffortierm 275 Zweignieder lassungen
im Reichsgebiet?"
** BankG. §. 26; vgl. dazu be züglich der Stellvertretung CBl. 1880, 801. (Staatssekretär d. Innern). *>• Sgl. dazu oben B. I S. 267”. Ebenso Lab and ll, 128*. G. Meyer 1,486” gegen Joöl
Zorn, Staat-recht II. 2. «ufl.
Kraft des
Gesetzes
ist die
in Hirths Ann. 1878, 783. 793. 76 BankG. §. 27. 77 Über die demgemäß er lassenen Geschäftsanweisunaen, die nicht publiziert sind, s. d. An gaben bei Koch Textausg. 77 8i. 78 Handb. d. D. Reiche- S.
Buch DL 2M BerkehrSwesen.
370
Reichsbank berechtigt, solch«
überall im Reichsgebiet
anzulegen/8 die unter denselben Rechtsvorschriften wie die Zentralanstalt sicher».
Dieselben
find
entweder
ReichS-
bankhauptstellen(17),Reichsbankstellen(47) oder
Reichsbanknebenstellen (ISO), dazu 20 Warendepots und eine Kommandite.
deS
Bundesrates
Spitze muß Vorstand
an
Die ersteren werden auf Anordnung größeren Orten
errichtet;
an
ihrer
ein auS mindestens zwei Personen bestehender
stehen;
sie sind dem Reichsbankdirektorium un
mittelbar untergeordnet.80
Die Reichsbankstellen werden vom Reichskanzler errichtet
und find ebenfalls direft dem Reichsbankdirektorium unter
geordnet;
die Reichsbanknebenstellen werden vom Reichs
bankdirektorium errichtet unb
sind den Hauptstellen unter«
geordnet." 4. Die Aufsicht über die Reichsbank führt das Reichs-
bankkuratorium, bestehend aus einem vom Kaiser er
nannten und drei vom Bundesrat gewähltm Mitglied«» unter Vorsitz des Reichskanzlers;8Z dasselbe hält vierteljähr
liche
Sitzungen ab zur Entgegennahme des Rechenschafts-
berichtes d« Verwaltung.
Die Aufsicht üb« die Filialen
führen kais«liche Spezialkommifsare.
5. Die
privaten
Aktionäre
sind
an
d«
Verwaltung
gleichfalls beteiligt, wenn auch nur in sehr unt«geordnet«
Weise; insbesond«e steht ihnen kein Recht zu, üb« Fort setzung ob« Auflösung d« Aktiengesellschaft zu beschließen.
80 BankG. §§. 36, 12 Slbs.3. 390 ff.; die Reichsbank übertrifft in dies« Beziehung alle kon Vgl. die Auszählung der Haupt stellen CBl. 1875,802,1879,325. tinentalen Banken. " BankG. §§. 12 Abs. 2, 36, Koch Textausg. 193. 37. Darin liegt ein Berbot fürs 81 BankG. §. 37. Ausland. Bgl.Laband ll, 133s. 88 BankG. §. 25.
Da» Boni* imb Bdrfenwefe*. tz. 34»
871
»)Sie bilden eine Gen er a lv ers amml ung.^ Stimm-
berechtigt in derselben ist jeder anwesende Vertreter eine» Anteilsscheines für jeden Anteilsschein (außer bei Wahlen, wo jeder Aktionär nur eine Stimme hat)," doch kann eine
Person nicht mehr als 100 Stimmen haben; die Beschluß
fassung erfolgt mit einfacher Stimmenmehrheit; bei Stimmen gleichheit enscheidet die Stimme desjenigen, der die meisten Anteile repräsentiert. Eine Beschlußfassung der Generalversammlung ist recht lich notwendig für Erhöhung
des
Grundkapital-;" bei
sonstigen Abänderungen des Statutes muß die General
versammlung gehört werden; außerdem erhält sie noch be-
stimmte Mitteilungen." b) Die Generalversammlung wählt ferner in geheimer
Kahl einen Zentralausschuß," nach Art des Aufsichts
rate» bei dm gewöhnlichm Aktimgesellschastm, bestehend aus 16 Mitgliedern, für welche zugleich 15 Stellvertreter zu
wählen find. drei
Wählbar find nur Aktionäre, welche mindesten-
Anteilscheine
habm.
Der
Zmtralausschuß ist
die
„ständige Vertretung der Anteilseigner gegmüber der Ver
waltung".
Sämtliche Mitglieder und Stellvertreter müssen
im Reichsgebiet,
mindestens je neun beider Äategorieen in
Berlin ihr Domizil habm.
Alljährlich scheidet ein Drittel
der Mitglieder au»; die Ausscheidenden find wieder wählbar.
Beschlußfähig ist der Zmtralausschuß bei Anwesmheit von
pebm Mitgliedern. Aus bestimmtm, im Gesetz aufgeführtm
* Laband II 139. “ Bank«. §. 80, »antet 87 »ant®. 88.81—33, »ant M. 16-22. " »antet. §. 24. et 88- 22-26. * »antet. §§. 2 «bs. 2, 21.
872
Buch H
Da» Verkehr-wesen.
Gründen tritt ipso jure Verlust der Mitgliedschaft ein;88 aus anderen Gründen kann der Ausschluß eines Mitgliedes
von der Generalversammlung verfügt werden.88
Der Zentralausschuß tritt allmonatlich mindestens einmal zu sammen, um die Berichte der Verwaltung entgegenzunehmen88
und inden gesetzlich bestimmtenFällen seinGutachten abzugeben;**
88 Sans®. §. 33 Abs. 3: «on- i der Geschäfte im allgemeinen kurs, Nichtteilnahme an den Ver i und über die etwa erforderlichen sammlungen während eines hal * Maßregeln mitqeteilt." 91 BankG. §. 32: ben Jahres, Verlust einer der : .a) über die Bilanz und die Voraussetzungen der Wählbar I ! Gewinnberechnung, welche nach keit. °9BankG.§.33Abs.2: .Wenn ! Ablauf des Geschäftsjahres vom ein Ausschußmitglied das Bank | Reichsbank-Direktorium aufgegeheimnis (§. 39) verletzt, die I stellt, mit dessen Gutachten dem durch sein Amt erlangten Auf Reichskanzler zur definitiven Fest schlüsse gemißbraucht oder sonst setzung überreicht und demnächst das öffentliche Vertrauen ver den Anteilseignern in deren loren hat, oder wenn durch das orden tlicher Generalversammlung selbe überhaupt das Jntereffe mitgeteilt wird: des Instituts gefährdet erscheint, b) über Abänderungen des so ist die Generalversammlung Besoldungs- und Pensionsetats berechtigt, seine Ausschließung (§. 28); zu beschließen." c) über die Besetzung erledig 90 BankG. §. 32: .Dem Zen- ter Stellen im Reichsbank-Direk tralausschuß werden in jedem torium, mit Ausnahme der Stelle Monat die wöchentlichen Nach ! des Präsidenten, vor der Beschluß weisungen über die Diskonto-, fassung des Bundesrats (§. 27); Wechsel' und Lombardbestände, d) über den Höchstbetrag, bis den Notenumlauf, die Barfonds, zu welchem die Fonds der Bank die Depositen, über den An- und ; zu Lombarddarlehen verwendet Verkauf von Gold, Wechseln und i werden können. Effekten, über die Verteilung der i Der Ankauf von Effekten (über Fonds auf die Zweiganstalten I diesen Begriff s. La band II, zur Einsicht vorgelegt, und zu | 1301) für Rechnung der Bank gleich die Ergebnisse der ordent i kann nur erfolgen, nachdem die lichen und der außerordentlichen ' Höhe des Betrages, bis zu wel Kaffenrevisionen, sowie die An cher die Fonds der Bank zu sichten und Vorschläge des Reichs diesem Zwecke verwendet werden bank-Direktoriums über den Gang können, zuvor mit Zu st immun g
eine
DaS Bank- und Börsenwesen,
§. 34.
Kompetenz
nur
beschließende
hat
er
873
ausnahms
weise. 92 c) Der Zentralausschuß wählt
Subkommission auf ein Jahr,
aus seiner Mitte
eine
bestehend aus 3 Mit
gliedern, für welche zugleich Stellvertreter zu benennen sind „gu fortlaufender
der Reichsbank-.
spezieller Kontrolle über die Verwaltung Die Mitglieder dürfen den Sitzungen des
Direktoriums mit beratender Stimme beiwohnen, ebenso den Kaffenrevifionen; sie können jederzeit die Bücher prüfen.98 d) Bei den Reichsbankhauptstellen können
in
analoger
Weise Bezirksausschüsse gebildet werden; der Reichs kanzler ernennt die Mitglieder aus den Anteilseignern; der
Ausschuß wählt aus seiner
Mitte 2—3 Beigeordnete zur
fortlaufenden speziellen Konttolle der Geschäftsführung, soweit
deS Zentralausschusses festgesetzt ksi? e) über die Höhe des Dis kontosatzes und des LombardZinsfußes, sowie über Ver änderungen in den Grundsätzen und Fristen der Krediterteilung; f) über Vereinbarungen mit anderen deutschen Banken (§. 19), sowie über die in den Geschäftsbeziehungen zu denselben zu beob achtenden Grundsätze. Allgemeine GeschäftsanweiÖzen und Dienstinstruktionen dem Zentralausschuffe als bald nach ihrem Erlasse (§. 26) zur Kenntnisnahme mitzuteilen." “ BankG. §. 35: .Geschäfte mit den Finanzverwaltungen deS Reichs oder deutscher Bundes8raten dürfen nur innerhalb der estimmungen dieses Gesetzes
und des Bankstatuts gemacht und muffen, wenn andere als die allgemein geltenden Bedin gungen des Bankverkehrs in An wendung kommen sollen, zuvor zur Kenntnis der Deputierten gebracht und, wenn auch nur einer derselben darauf anttägt, dem Zentralausschuß vorgelegt werden. Sie müssen unterbleiben, wenn der letztere nicht in einer beschlußfähigen Ver sammlung mit Stimmenmehrheit für die Zulässigkeit sich auSspricht;" s. ferner oben §. 32, d, zweiter Satz, sowie BankSt. §. 15 Abs. 2 (AbschlagsZahlungen auf die Divi dende). 98 BankG. §. 34. BankSt. §. 24.
Buch IX.
874
DaS Verkehrswesen.
eine solche, ohne in den Geschäftsgang störend einzugreifm,
möglich ist.
Wo kein Bezirksausschuß gebildet ist, ernennt
der Reichskanzler diese Beigeordneten.84 V. Ebenso ist der Geschäftsbetrieb der Reichsbank" durch das Gesetz reguliert.
A. Verpflichtungen
Reichsbank
der
werden
begründet
durch Unterschrift von zwei Mitgliedern des Direftoriums, bei Hauptstellen des Vorstandes; bei Stellen und Nebenstellen behält das
Gesetz
spezielle Anordnung des Reichskanzler»
vor.84 B. Das ganze Geschäft ist beherrscht vom Prinzip destrengsten
ferner
über alle einzelnen Ge
Geheimnisses,
besonders die mit Privatpersonen abgeschloffenen,
schäfte,
über den
strengstes
Beamten
Umfang
find
hierzu
gewährten
des
Geheimnis
beobachtet
schon
kraft
ihres
Kredites muß
werden.
Die
Diensteides, die
Mitglieder des Zentralausschuffes sowie die Beigeordneten
werden speziell beim Amtsantritt hierzu verpflichtet.
Durchbrechung des Geheimniffes ist
Eine
nur im Interesse der
Rechtspflege nach Maßgabe der gesetzlichm Vorschriften üb«
die Zeugnispflicht statthaft."
C. Die Reichsbank ist nicht die ihr angebotenen Geschäfte 84 BankG. 8- 36. BankSt. || 27_ 29. 96 Laband II 132ff., dazu die allgemeinen Geschäftsvorschriften, mitgeteilt von Koch in Z. f. Handelsrecht, Beilageheft zu Bd. 23. 96 BankG. §. 38, dazu 8. v. 27. Dez. 1875 (Cvl. 820). Bei den RBStellen entsteht die Ver
wie die Post verpflichtet,
zu übernehmen,84 abgesehen pflichtung durch Unterschrift der beiden Mitglieder des Vorstände oder deren Stellvertreter. 97 BankG. S* 39. vb. StPO. 8. 53, CPO. §. 348, KonkO. §. 5, dazu Laband II, 136ff.,
besonders auch über die diszipli narischen und zivilrechtlichen Folgen der Verletzung. 99 Laband ti 138f.
Das Bank- und Börsenwesen.
§. 34.
375
von dm unten zu erwähnenden Ausnahmen, sondem hat in dieser Beziehung das Recht völlig freier Entscheidung wie jedes private Bankgeschäft.
Sie darf aber nur die
jenigen Geschäfte überhaupt machen, die ihr durch das Gesetz gestattet finb.99
Es find dies
folgmde:
1. Gold und Silber in Barren (s. BankG. §§. 14. 32. 33.) und Münzen kaufen und verkaufen; nach dieser Richtung besteht eine absolute gesetzliche Verpflichtung;
2. Wechsel, welche eine Verfallzeit von höchstms drei Monaten habm, und aus welchm in der Regel drei, mindestms
aber zwei als zahlungsfähig bekannte Verpflichtete hasten, ferner Schuldverschreibungen des
Reichs, eines deutschen
Staats oder inländischer kommunaler Korporationm, welche
nach spätestens drei Monaten mit ihrem Nennwerte fällig sind, diskontierm, taufen und verkaufen;
3. zinsbare Darlehne auf nicht länger als drei Monate gegen bewegliche Pfänder erteilen (Lombardverkehr 10°), und
zwar: a) gegen Gold und Silber, gemünzt und ungemünzt; b) gegen zinstragende oder spätestens nach einem Jahre fällige und auf dm Inhaber lautmde Schuldverschrei-
bungm des Reichs, eines dmtschm Staats oder in99 BarftG. §.13, Laband ll 132 ff. Diese gesetzliche Ein schränkung bezieht sich selbstver ständlich nur auf das Bank geschäft; außerhalb dieses Rah mens kann die Reichsbank natür lich noch die zum Betrieb er forderlichen Rechtsgeschäfte abschließm.
100 S. dazu über die Bedin gungen des Lombardverkehrs «. die lombardfähigen Papiere die Vorschriften in den „Allgem. Be stimmungen über den Geschäfts verkehr mit der Reichsbank" bei Koch Textausg. 165ff., 170ff.
376
Buch DL
Das Verkehrswesen.
ländischer kommunaler Korporationen
zinstragende, auf
dm
Inhaber
gegen
oder
lautende Schuld
verschreibungen, derm Zinsm vom Reiche oder von
einem Bundesstaate garantiert sind, gegm voll einge
zahlte Stamm- und Stammprioritätsaktim und Prvritätsobligationm deutscher Eismbahngesellschaftm, derm Bahnen in Betrieb befindlich sind, sowie gegen
Pfandbriefe landschaftlicher, kommunaler oder anderer
unter staatlicher Aufsicht stehender Bodmkreditinstitute Deutschlands und deutscher Hypothekenbanken*" auf
Aktien, zu höchstens drei Viertel des Kurswertes;
c) gegm zinstragende, auf dm Inhaber lautende Schuld verschreibungen nichtdeutscher Staatm, sowie gegm staatlich garantierte ausländische Eismbahn-Prioritäts-
obligationen, zu höchstms 50 Prozmt des Kurs
wertes ; d) gegm Wechsel, welche anerkannt solide Verpflichtete aufweisen, mit
einem
Abschläge von
mindestms
5 Prozent ihres Kurswertes;
e) gegen Verpfändung im Jnlande lagemder Kaufmanns warm,
höchstens
bis
zu
zwei
Dritteilen ihres
Wertes;
4. Schuldverschreibungen der vorstehend unter 8 b be zeichneten Art kaufen und verkaufen; die Geschäftsanweisung
für das Reichsbank-Direktorium (§. 26) wird feststellm. bis zu welcher Höhe die Betriebsmittel der Bank in
solchm
Schuldverschreibungen angelegt werden dürfm; 5. für Rechnung von Privatpersonm,
Anstaltm
und
101 Andere Bankaktien dürfen somit nicht lombardiert werden.
Das Bank« und Börsenwesen.
34.
377
Behördm Jnkaffos besorgen und nach vorheriger Deckung Zahlungen leisten und Anweisungen oder Überweisungen auf ihre Zweiganstalten oder Korrespondenten auSfteHen;108 6. für fremde Rechnung Effekten aller Art, sowie Edel metalle nach vorheriger Deckung kaufen und nach vorheriger Überlieferung verkaufen; 7. verzinsliche und unverzinsliche Gelder im Depositen geschäft und im Giroverkehr annehmen; die Summe der verzinslichm Depositen dieser Art darf jedoch diejenige des Grundkapitals und des Reservefonds der Bank nicht über steigen ;108 8. Wertgegenstände und Wertpapiere in Verwahrung und in Verwaltung nehmen (offene oder geschloffene Depo siten). 104 Außerhalb dieses gesetzlichen Rahmens darf die Reichsbank Bankgeschäfte nicht machen. Geschah es doch, so sind solche Geschäfte allerdings mangels einer direkten gesetzlichen Vorschrift hierüber nicht nichtig, aber der abschließende Beamte ist disziplinarisch und zivilrechllich haftbar.105 D. Außerdem enthält das Gesetz bezüglich des Geschäfts betriebes noch folgende Spezialbestimmungen: 1. Die Reichsbank muß alle ihr überwiesenen Gut hab en des Reiches unentgeltlich verwalten, alle Zahlungen für das Reich annehmen und andrerseits bis zurHöhe des Reichsguthabens 104 «och a. a. O. 183, 191 *«• Gesch. An«. III, VI bei über die Bedingungen. ÄoAudienzen in China",
§. 327: „vom Rechte, mit sechs Pferden zu fahren".
Das Gesandtschaftsrecht.
433
§. 35.
Die Gehaltssätze werden nach deutschem Recht alljähr lich dmch das Budgetgesetz festgestellt und stehen im übrigen unter den allgemeinen Rechtssätzen;74 Tagegelder, Fuhr- und
Umzugskosten sind rechtlich ein Bestandteil des Gehaltes.75
Bei Pensionierung wird die in Ost- und Mittelasien, Mittel
und Südamerika zugebrachte Dienstzeit nach Analogie des Kriegsdienstes doppelt berechnet, wenn der betreffende Be amte überhaupt länger als ein Jahr in außereuropäischen Ländem Dienst gethan hat.
Durch Verordnung des Bundes
rates kann diese Vorschrift auch noch auf andere als die jm Gesetz bezeichneten Länder ausgedehnt werden.76
Zu den Pflichten des Beamten gehört in erster Linie die Residenzpflicht. Nur zum Eintritt in den Reichstag können
diplomatische Beamte ohne Urlaub sich von ihrem Amtssitze entfernen.77 In anderen Fällenbedürfen Botschafter, Gesandte und Ministerrefidentm eines vom Kaiser, die übrigen Beamten des diplomatischen Dienstes eines vom Reichskanzler zu er-
teilenden Urlaubes,7^ der aus dienstlichen Gründen jeder
Zeit zurückgenommen werden kann;79 jedenfalls muß für eine Stellvertretung gesorgt werden, sowie dafür, daß den
beurlaubten Beamten dienstliche Verfügungen jeder Zeit zu-
74 Dieselben zeichnen sich durch ungewöhnliche Höhe aus (Maxi mum 150000 M. die Botschafter in Petersburg und London, Minimum 36000 591.). 78 Hierüber ganz genaue Vor schriften in den Kais. V. v. 23. April 1879 (RGB. 127) und 7. Febr. 1881 (RGB. 27); dazu Zorn, Staatsrecht II. 2. Anfl.
noch die Spezialbestimmung Reichsbeamtengesetz §. 40. 76 Reichsbeamtengesetz §. 51. 77 RV. Art. 21 Abs. 2; s. da zu jedoch über die erforderliche Anzeige an die vorgesetzte Behörde oben Bd. I, S. 232. 78 Kais. B. v. 23. April 1879 (RGB. 134) §§. 1, 2. 79 Ebenda §. 12.
28
Buch X.
434
Di« ausrvärtige Lerwaltung.
gestellt werden können;80 beträgt der Urlaub mehr als drei Mo nate, so werden Abzüge am Gehalt, außerdem nur an den Repräsentationsgeldern gemacht,
aus welchen dem Stell
vertreter eine Entschädigung gewährt wird, ausgenommen
bei Krankheitsurlaub.
Es bestehen hierüber sehr detaillierte
Borschriftm.81
Die
dienstliche Gehorsamspflicht der Gesandten
ist durch besondere Vorschriften teils disziplinär-, teils straf rechtlicher Art gesichert.
publiziert;
Die Disziplinarordnung ist nicht
die zuständige Disziplinarkammer für alle im
Ausland stationierten Beamten ist die zu Potsdam;88 für das Verfahren gelten die allgemeinen Borschriftm mit ge-
ringen Modifikationm, die sich nur auf Erweiterung der
Fristen beziehm.88 Außerdem enthält das dmtsche Straftecht noch folgende
besonderm Borschriftm über dm diplomatischen Gehorsam:88
1.
Beamte des auswärtigen Dimstes, des inneren wie
des äußeren, welche Aftmstücke, die ihnm amtlich anvertraut
oder amtlich zugänglich sind, oder welche dienstliche Anweisungm der Vorgesetztm an ihre Untergebmm widerrechtlich drittm Personm mitteilen, werdm mit Geldstrafe bis zu 5000 Mark
oder mit Gefängnis bestraft.
2.
Gleiche Strafe trifft diplomatische Beamte des äu ß eren
Dimstes, welche vorsätzlich88 amtlichm Jnstmktionm des Vorgesetztm zuwider handeln.
80 81 81 Abs. 88 84
Ebenda §§. 4, 5. Ebenda §§. 6—11. Reichsbeamten-Gesetz §. 88 2. Ebenda §. „ 114. »StGB. §. 353a, der sog.
Arnimparagraph. Vgl. b. Verh. d. Reichstags 1876 Mot. 182. Sten. »er. 462, 1016 ff. Laband II, 8 s. 86 Der Vorsatz wurde vom | Reichstag eingefügt.
Das SesandtfchaftSrecht. 8.
g. 35.
435
Gleiche Strafe trifft dieselben Beamten, wenn sie dem
Vorgesetzten erdichtete oder entstellte Thatsachen berichtm, um ihn in feinen amtlichen Handlungm irre zu leiten.
II.
Nach uraltem Herkommen sind die Gesandtm „un
verletzlich", und auch
in den neuesten Werken über Völker
recht wird dieser Satz in pathetischer Weise vorgetragen, 88 obwohl er heute feinen Sinn ganz verloren hat, da in den
zivilisierten
Staaten
Jedermann
ist.
„unverletzlich"
Die
ganze Theorie von der Unverletzbarkeit der Gesandten
ist
demnach dermalm ohne jeden juristischm Wert.87 ***
Dm einzigm Rest dieser „Heiligkeit" der Gesandtm bildet
nach dmtschem Rechte die Vorschrift, daß Beleidigungm von
Gesandtm
höher gestraft »erben als
andere (Gefängnis
oder Festungsstrafe bis zu einem Jahr); die Bestrafung ist
aber auch hier vom Antrag des Beleidigtm bedingt.88 Gegen Handlungm der Notwehr ist ein Gesandter
so
wmig geschützt wie andere Personen; ein Recht der Selbst hilfe hat er juristisch gleichfalls so wmig wie andere.88
Ist in der Person des Gesandtm sein Staat beleidigt,
so
entzieht
sich
ein
solcher
Fall
völlig
der
juristischm
Fixiemng.
Hl. Die Gesandtm habm dasRecht der Exterritoria88 Bgl. ,. ». HeffterGeffcken §§. 204, 205, 212; »luntschli §§. 191, 192. 87 Bgl. hierüber schon die trrffmde Bemerkung von van Bynkershoek 1. V, §§. 3, 4. Dagegen Alt §. 63 .daS be deutendste der Prärogativen der Gesandtm"! Ebenso sind die
Erörterungen über das Brief geheimnis für das diplomatische Personal und die ganz besondere Unverletzbarkeit der Kuriere völlig gegenstandslos; f. auch Gareis «ölt». 106. 88 «StG». §. 104. 88 A. a. Alt 5§. 59, 60; «lüber §. 03.
«96
Buch X
Die auswärtige Verwaltung.
lität: dieses alte internationale Herkommm ist im Prinzip auch als deutsches Recht anerkannt.90
A. Über den Begriff der Exterritorialität herrscht in der juristischen Litteratur wenig Einverständnis. Einzelne Schrift steller
bestimmen das Exterritorialitätsrecht
im
Gegensatze
zum Territorialitätsprinzip begrifflich dahin: daß die exterri toriale Person als gar nicht im Staatsterritorium anwesend
gedacht und demgemäß juristisch behandelt werden müsse.91 Diese trügerische Fiktion führt jedoch in ihren Konsequenzen
zu Absurditäten und ist schon als Fiktion unhaltbar.99 Ebenso wenig
trifft es
zu, wenn
von anderen in der
Exterritorialität eine prinzipielle und vollständige Exemtion von der gesamten Gesetzgebung des Territorialftaates gefunden wirb.98 Niemals ist ein so exorbitantes Privileg that
sächlich den Gesandten gewährt worden, und es muß ein solches
99 S. die von Zorn bei Hirth 1109 zitierte völkerrechtliche Litteratur; dazu jetzt die gute Monographie von Heyking: Textern torialitä 1889; ferner Hübler 61 ff. Allg. Pr. Landr. Einl. §. 36. 91 Grotius, Calvo, Phillimore, van Bynkershoek, Wheaton, Gareis; s. die ausführliche doamen^eschichtliche Darlegung beiney99 SoGottschalk, HeffterGeffcken, Pinheiro-Ferrera, Esperson, Hall und vorzüglich Ortolan droit pänal §. 521: Ja fiction se trouve en perpetuelle coptradiction avec les faits — on i croit avoir donn£ une formule I
de solution, on n’a donnd 3u’une image fausse. occasion e controverses multiples, sous laquelle s’efface et diroarait la veritable raison de decider. 11 serait temps de rejeter de la pratique comme de la thro ne ces figures mensongSres dont le droit romain et l’ancienne jurisprudence avaient beaucoup trop rdpandu le goüt.“ Vgl. zur Dogmengeschichte Heyking 30 ff. 98 Eent, Bluntschli. Val. dagegen Zorn bei Hirth 111, 112, 117 f. In den Völkerrecht!. Werken wird die Gehorsams. pflicht der Gesandten gegenüber den Staatsgesetzen beschränkt auf Vorschriften der Bau-, Sanitätsund Sicherheitspolizei.
Das Gesandtschaft-recht, g. 35.
483
überhaupt als begrifflich unmöglich behauptet werden: «er in dem Gebiete eines Staates sich physisch befindet, ist damit
der Gewalt dieses Staates, unterworfen.
folglich auch seinen Gesetz«
Ohne diese prinzipielle Grundlage müßte alle
Rechtsordnung ins Schwanken kommen.
Dies gilt prinzipiell auch von den Gesandten. Aber di» Exterritorialität ist das Recht der Gesandten, in Bezug auf
einzelne Punkte der Rechtsordnung des Territorialstaates eine Exemtion zu beanspruchen." Diese Exemtion haben
die Gesandten nicht an sich, sondern kraft der Konzession des Empfangsstaates."
Zwar ist die
selbe altes internationales Herkommen, gleichwohl aber be ruht sie juristisch nur auf dem vom Territorialstaat gegebenen Titel:96 ihre Existenz, ihre Art, ihr Umfang bemeffen
sich nicht nach „Völkerrecht",
sondern nach dem positiv«
Recht der einzeln« souverän« Staaten.
Eine ausdehnend«
Interpretation dieser positiv« Rechtssätze ist unstatthaft.
B. Das deutsche Recht kennt eine Exterri
torialität der Gesandten nurinBezugaufzwei Punkt« der Rechtsordnung, die Gerichts- und die Finanzhoheit.
1.
Die fremd« Gesandten sind eximiert von der
deutschen Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit
samt ihr« Familimgliedem, dem Beamt«- und Dienst-
personal, letzteres jedoch nur, wenn es sich um nichtdeutscheS M Richtig nur Klüter 8 204. M fiter den Grund des «. «. besonders Gottschalk 14. — A. «. Heyking 49, der SrtoilefliVÄnBynkershoek L VI, §. 2. Ortolan §. 521; ein internationales Gewohnheits recht annimmt. Gareis 95.
488
Buch X. Die auswärtige Berwaltung.
Personal handelt.91 mobiliarstreitigkeiten,
Die Exemtion erstreckt sich nicht auf Jm-
an welchen solche Personen beteiligt
sind; aus die Exemtion von der Ziviljurisdiktion kann ver
zichtet werden, nicht aber auf die Exemtion von der Kriminal jurisdiktions» jedoch find hierdurch Akte der Staats-Notwehr, z. B. gegen hochverräterische Konspirationen eines
fremden
Gesandten, selbstverständlich nicht ausgeschloffen.100
Ist ein
fremder Gesandter deutscher Unterthan, so hat er Exemtion von der Gerichtsbarkeit nur, wenn derjenige Staat, welchem
97 GBG. §§. 18, 19. In dem Lehrb. des Völkerrechtes von Hefster-Geffcken (7.Aufl. 1881) sowie bei Bulmerincq 8. v. Exterritorialität in von Holtzendorfs's RLex. 3. Aufl. 1881 sind jene Vorschriften des d. GBG. nicht erwähnt! In des selben Schriftstellers Völkerrecht, in Marquardsens Handb. I, 2 S. 319 f. sind die §§. des GBG. mitgeteilt: dann heißt es aber doch weiter: »eximiert sind die Gesandten von der Ziviljuris diktion in Preußen nach dem Allg. Landr. Einl. §§. 36—39 und nach Deklaration von 1798 §. XI, 4"! Vgl. Zorn bei Hirth 1121. Über eine Be schränkung der Exemtion von der Zivilgerichtsbarkeit, welche einige Schriftsteller (van Bynkershoek, Phillimore, Martens - Geffcken) be haupten, s.Zorn beiHirth 113'. Uber Familie und Dienstpersonal s. auch Hey king 65 ff. 98 GBG. §.20. CPO. §. 25; dazu die bei Zorn 1147 zitierte
völkerrechtlicheLitteratur,s. ferner Heyking 738. 99 EbensoB lu ntsch li §§.214, 218, van Bynkershoek 1. XXIII, §. 7; die übrigen Schrift steller behandeln die Frage meist ziemlich unklar. Über den Un terschied zwischen Zivil- und Kriminaljurisdiktion für diesen Punkt (j)Omni8 coact io abesse debet a legatoGrotius) f. Zorn 113*. Sehr ausführ lich handelt Heyking 16 ff., 72 ff. über die Exemtion des Dienstgebäudes. Selbstverständ lich besteht heute keinerlei »Asylrecht" mehr. 100 Zorn 118f. und die 1191 * * * S. * zitierte Litteratur; Gareis94f.; Ortolan 517: J1 ne s’agit de punir, il s’agit de ddfendre.“ S. hierherHänel StR.1,55780, der auch darauf hinweist, daß die Personen einzelstaatlicher Gesandtschaften fremder Staaten dem Reichsgericht, soweit es erste Instanz ist, unterworfen 'sind; GerBerfG. §. 18 Abs. 2 ! verbunden mit Abs. 1.
DaS GesandtfchastSrecht.
gegenüber das Unterthanenverhältnis besteht, Verzicht auf die Gerichtsbarkeit
439
§• 35«
ausdrücklich
geleistet hat.101
Die Ex
emtion von der Gerichtsbarkeit schließt auch die Exemtion
von der Zeugnispflicht ein; es steht im freien Belieben der exterritorialen Personen, ob sie Zeugnis geben wollen oder nicht.
Gesandte, welche neben ihrer diplomatischen Eigen
schaft noch ein kaufmännisches Geschäft oder ein Gewerbe betreiben, find in letzterer Eigenschaft der Gerichtsbarkeit
unterworfen.102 *
2.
Von
der
Finanzhoheit
find
die
Gesandten
insofern eximiert,108 als sie irgend welche sachliche Leistungen für
militärische
Zwecke
im
Frieden
nicht
zu
prästieren brauchen.104 * * Außerdem * find die Gesandten nach internationalem Herkommen frei von direkten Staats
und Kommunalsteuern:
doch
fehlen
in letzterer Be
ziehung positive Vorschriften des Reichsrechtes.
101 GBG. §§. 18, 19. 102 Darüber sind die Schrift steller einer Meinung. Sehr praktisch wird die Sache kaum sein. Für daS deutsche Recht s. Reichsbeamtengesetz §. 16, wo nach immer Genehmigung der obersten Reichsbehörde gefordert wird. 108 Vgl. die bei Zorn 115* zitierte völkerrechtliche Litteratur. Die geltenden deutschen Vor schriften sind durchwegübersehen, Heffter-Geffcken §. 217 zttieren »wegen Preußen ein Realernentvon 1797*, ebenso Alt tz. 77 ff., der die ganze Materie
Eine Be-
persische und chinesische Gesetze, sowie einen Beschluß des deutschen Bundes, das geltende Reichsrecht aber ist für ihn nicht vorhanden. In Marquardsens Handb. I, 2 erschienen im Jahre 1884. S. 329 sagt Bulmerincq: »die Be freiung von Zöllen ist geregelt, in Preußen durch Reglement von 1797, im weitesten Maße zuaestanden durch Verordnung bet Königreichs Sachsen von 1830!* Über zollamtliche Kontrolle von Korrespondenzen f.HeykingSO. 104 G. v. 25. Juni 1868 (BGB. 523) z. 4 Z. 2 G. v. 13. Febr. 1875 lRGB. 52) §§. 3, 5. Für prinzipiell völlig verkehrt behan den Kriegsfall haben die Ge delt, vulmerincqa. a. O. zitiert sandten das Privileg nicht.
444
Buch X. Dir auswärtige Verwaltung.
freiung von Zöllen gewährt das deutsche Recht dem diplomatischen Personale prinzipiell nicht,105 doch war den
Einzelstaaten überlassen, den bei ihnen beglaubigten Gesandten die Zölle auf eigene Rechnung zu vergüten;
jetzt werden
den beim Reich beglaubigten Gesandten die Zölle aus der
Reichskasse vergütet,"' was jedoch
mit den verfaffungs-
Mäßigen Vorschriften nicht in Einklang steht.
3.
Was man sonst noch an Einzelrechten, die in der Ex
territorialität enthalten sein sollen, anführt, speziell das sog. Kapellenrecht der Gesandten, ist für das deutsche Recht gegen
standslos. 106 107 108
C.
Die Exemtion der Gesandten von der Gerichtsbar
keit des Territorialstaates bedarf eines positiven Korrelates dahin, daß dieselben der Gerichtsbarkeit ihres
Abfendestaates unterworfen bleiben.
Nur unter
dieser Voraussetzung kann der Empfangsstaat jene Exem
tion gewähren.
Dies ist auch allgemein anerkannter inter
nationaler Grundsatz."'
Derselbe ist im deutschen Rechte
dahin präzisiert, daß die exterritorialen Personen des diplomatischm Reichsdienstes in erster Linie den Gerichtsstand
behalten, welchen sie im Jnlande hatten;
eventuell haben
fie bei den Gerichten der Hauptstadt ihres Heimatsstaates,
subeventuell der Reichshauptstadt Recht zu nehmen."' Das 106 ZBV. vom 8. Juli 18671 S. 319: „das Recht eigener Religionsübung ist bedingtes (BTB 81) Art. 15. ,0# SB. d. BR. o.29. April 1872 Herkommen, das einer eigenen (Nicht publiziert), ferner vom Buchdruckerei wird nur aus 28. Mai 1883 (CBl. 177) über nahmsweise zugestanden" I fremdstaatliche Embleme. 108 Bgl. Zorn 118». •’» CPO. §.16 Abs. 1. StPO. 1,7 Vgl. Zorn 116*f. und die dort zitierte völkerrechtliche und §.11. Reichsbeamten -G.§. 21, vgl. kirchenrcchtlich«Litteratur. Sui» jedoch §. 22. merincq bei Marquardsen 11,2
Das Gesandtschaftsrecht.
§. 35.
441
materielle Recht, welches anzuwenden ist, ist primär das Reichsrecht, eventuell das Recht des Heimatsstaates, sub
eventuell das preußische Recht.110 Zustellungen an exterri toriale Deutsche im Ausland erfolgen durch den Reichskanzler,
wenn es sich um Reichsgesandtschaften, dmch die einzelstaatlichm Ministerim des Auswärtigen, wenn es sich um Landes
gesandtschaften handelt.111 Eine eigene Gerichtsbarkeit über ihre Familien oder ihr
Personal haben die Gesandten nach deutschem Rechte nicht, auch die türkischen nidjt.112
Doch wird es, insbesondere bei
strafrechtlichen Thatbeständen, als in der Amtspflicht der Gesandten liegend betrachtet werden müssen, daß das zur
Urteilsfällung «forderliche Material soviel als möglich durch den Gesandten vorbereitet werde.
Das deutsche Recht ent
hält hierüber keinerlei Vorschriften?^
D. Die Exterritorialitätsprivilegien sind begrifflich be schränkt auf die Zeitdauer des Amtes und das Gebiet des
Empfangsstaates; in ersterer Hinsicht wird jedoch eine Er weiterung insofern zugestanden, als bei offizieller Ankündigung der Ankunft des Gesandten das Privileg schon vom Über tritt über die (Stenge beginnt und erst beim Austritt aus
dem Gebiete endigt.
Bezüglich des zweiten Punktes aber
bestehen Modifikationen nicht: Gesandte, welche eitlen fremden Staat durchreisen, haben in demselben nicht Exterritorialität, ebensowenig kann dieselbe einem dm Empfangsstaat occupie110 Reichsbeamten-Gesetz §. 19 Stof. 1. 111 CPO. §. 183. 1,3 Zorn 1193. Heyking 71. Irrige Angaben bei Alt, Bluntschli, Heffter, Gott schalk.
113 S. G. Meyer VerwR. II, 7, der einen völkerrechtlichen Rechtssatz dieses Inhaltes be hauptet, der die einzige „obrig keitliche" Befugnis der Gesandten darstelle.
Buch X.
442
Die auswärtige Verwaltung.
renden feindlichen Staate gegenüber
beansprucht werden.1"
Anderen Staaten gegenüber außer dem Empfangsstaate find die Gesandten einfache Privatpersonen.118 E. Nach preußischem Rechte gellen für die Gesandten im Ausland und deren im Staatsdienst stehendes Personal noch
besondere Vorschriftm für die Errichtung von Testamenten,
analog den Vorschriften über Soldatentestamente.
Darnach
find Testamente giltig, wenn sie vom Testator eigenhändig geschrieben, unterschrieben und datiert, sodann durch das Aus
wärtige Amt beim Berliner Amtsgericht deponiert wurden, ohne daß es einer weiteren Form
bedarf:
die Giltigkeits
dauer beginnt mit dem Moment, in welchem das Testament
der Post
oder
einem Kurier
wurde und währt
zur Beförderung
übergeben
bis zum Ablauf eines Jahres nach er
folgter Abberufung aus dem Ausland.1" Beim Tode eines Gesandten dürfen nach internationalem Gewohnheitsrecht die Behörden des
Empfangsstaates
sich
nicht in die Ordnung des Nachlaffes, außer in ausnahms-
weism Notfällen, einmischen. IV. Die Funktionen der der Natur der Sache nach positive
Rechtsvorschriften
Gesandten lassen sich
nur zum
kleinen Teile durch
bestimmen.117
Die Pflege der
internationalen Beziehungen, die Beobachtung der politischen.
114 Calvo I, 605 behandelt die Kontroverse zwischen der deutschen Militärgewalt u. 15 bei Frankreich beglaubigten Ge sandten während der Belagerung von Paris 1870/71 unrichtig und gehässig. Die deutsche Auf fassung war vollkommen korrekt. Richtig Heyking 81 f.
118 Sehr richtig van Bynkershoek 1. IX §. 7. Un richtig Lent 1,39. Bluntschli §. 186 N.
1,6 G. v. 3. April 1823 (GS. 40). 1,7 Zorn bei Hirtb 121 ff., vgl. auch Hänel StR. I, 532.
Das Gesandtschastsrecht.
militärischen, wirtschaftlichen
A. 35.
443
Verhältnisse des Empfangs
staates — diese beiden Hauptaufgaben der Gesandten ent
ziehen sich völlig der Normierung durch dauernde Rechts
vorschriften.
Die „diplomatische Kunst" ist kein Gegenstand
der Rechtswissenschaft."8
Höchstens geheime Instruktionen
werden hier am Platze sein.
Dennoch ist es nicht richtig, dm gmerellm Satz aufzupellm, die Funktionm der Gesandtm seim „an keinem Punkte
Ausführung von Gesetzen".119
Vielmehr beruhen nach beut»
schern Rechte folgmde Funktionen der Gesandtm auf Gesetz:
1. sie habm auf Anweisung des Auswärtigm Amtes, an welches die Requisitionm der Gerichte zu gehm habm, gerichtliche Zustellungm an Personm zu vermitteln, welche
in ihrem Amtsbezirke wohnm oder sich aufhaltm;"9
2. sie können Urkunden von Behördm ihres Amtsbezirklegalisierm, so daß sie als echt angmommm werden müssen ;ial
3. sie sönnen Pässe zu Steifen in das deutsche Reichs gebiet oudfteUen;129 4. sie fungieren, falls ihnm vom Reichskanzler hierzu
1,8 Die völkerrechtlichen Werke leistm in dieser Beziehung ge radezu Unglaubliches, vgl. statt vieler Alt §. 164 über das „einnehmende Wesen!* In der neuesten Auflage von Hesfters Lehrb. hat Geffcken das Kapitel über die diplomatische Kunst mit Recht gestrichen. Bulmerincq bei Marquardsen S. 327: „Die Funktionen der Gesandten bestehen in der Ausübung, chrer Amtspflichten, welche Übung durch ihre Rechte unterstützt
wird." —! Auch bei Bul merincq ist doch der diese Ma terie behandelnde §. 76 für den Juristen eine recht unerquickliche Lektüre. 119 So Laband II, 7; warum die durch Gesetz regulierten Funktionen der Gesandten »ihrem Wesen nach konsularische* (II, 6) sein sollen, ist nicht einzusehen. 110 CPO. §. 182. 191 CPO. 8. 403.
199 G.v. 12. Okt. 1867 (BGB. 33) z. 6 Z. 1.
444
Buch X.
Die ane*>8rtigc Verwaltung.
Spqialauftrag erteilt ist, als Zivilstandsbeamte für Deutsche und Schutzgenoffen ihres Bezirkes.128
V. Die Verteilung der Funktionen zwischen Reichs- und Landesgesandten bestimmt sich nach den allgemeinen Kom-
Soweit die ausschließende Kompetenz des
petenzvorschristen.
Reiches sich erstreckt, ist nur der diplomatische Beamte des
Reiches zuständig und nur soweit Autonomie und Selbst verwaltung der Einzelstaaten reichen, existiert überhaupt recht
lich eine Kompetenz der einzelstaatlichen Gesandten, in welche
der Reichsgesandte einzugreifen nicht berechtigt ist.124
§. 36. «stonsntarrecht.1
I.
Begriff und Luellrn.
I. Neben der Diplomatie hat in neuerer Zeit das Kon sularwesen eine immer steigende Bedeutung für die interSchwierigkeiten haben muß und 599) §. 1. Das Gesetz hat besondere Bedenken, ja Gefahren hauptsächlich praktische Bedeu- haben kann, ist unbestreitbar. tung für die Konsuln, darum Der beherrschende Grundgedanke soll die genaue Erörterung des der Bersasiung ist: die völker selben im folgenden Paragraphen i rechtliche Vertretung des ge„ ! samten Reiches in aller und gegeben werden. i “' Laband^l, 4f.; Seydel ■ - jeder Beziehung durch den Kaiser 184 Komm. 115; Thudichum in und die dem Begriff des Bun v. Holtzendorffs Zahrb. IV 304, desstaates einzig entsprechende 329 nicht ganz zutreffend. Sehr Durchführung dieses Gedankenausführlich behandelt diesen wäre: ausschließliches Gesandt Punkt Hänel a. a. O. Nach schaftsrecht des Reiches. Den dem geltenden Recht wird man besten Beweis hierfür liefern dis an dem im Text formulierten vielgewundenen Auseinander Satze festhalten müssen; daß setzungen von Hänel, die doch aber auch innerhalb dieser ein klares juristisches Resultat Schranken die einzelstaatliche! nicht ergeben. Thätigkeit im Ausland nach ber! 1 Laband II §. 72; Meyer Natur der Sache besondere t BerwR. II, §§. 192/197; Ga-
g. 36.
DaS Konsularrecht,
nationalen Drehungen der Staaten gewonnen. Die Konsuln
werden regelmäßig als spezielle Vertreter der Handelsintereffen im Auslande bezeichnet. Unzweifelhaft entspricht dies
auch der
historischen Genesis;
dennoch ist es zu eng,
Konsuln als „Handelsagenten des Staates"
die
zu definieren,
denn nach der neueren Entwickelung der Dinge haben die
selben eine Reihe von Funktionen zu erfüllen, die mit dem Handel in gar keinem unmittelbaren Zusammenhänge stchen,
ja in einzelnen Staaten haben dieselben sogar »olle Zivil-
Uttb
Kriminaljurisdiktion.
Infolge
dieser
Entwickelung,
welche auch im deutschen Recht deutlichen Ausdruck findet,
nähert sich das konsularische Amt immer mehr dem diplo matischen, und in der
französischen Gesetzgebung
Unser deutsches Konsulargesetz
ist
eine t
hebt zwar die spezielle Be
ziehung der Konsuln zu „Handel,
Verkehr und Schiffahrt"
hervor, legt aber doch generell den Konsuln die Pflicht auf, die Interessen des Reiches
zu
schützen und zu fördern?
in jeder Richtung
Daß der
Unterschick
zwischen Gesandten und Konsuln in der Wahrnehmung des
internationalen Staatsverkehrs durch die ersteren, des interreis BölkR. Atz. 42—50; Hübter S. 33 ff.; ferner König, Handbuch d. deutschen Konsular wesens 5. A. 1896; Zorn in Hirths Ann. 1882 , 409—483, Knote die hier 4091 zitierte völkerrechtliche Litteratur, welche Übrigens mit Ausnahme einiger sinmzöstscher Werke eine sehr ge* ringe Ausbeute bietet. * Aal. Cvl. 1875 , 474 (die sinmz-fische Botschaft in Berlin
ist zugleich Konsularamt), ebenso find mehrere deutsche diploma tische Amtsträger zugleich Konsularbeamte «* «. v. 1. Mai 1872 8. 20. 100 Äonffler®. §. 4; dazu B. d. ÄÄ. v. 10. Sept. 1879 (EBl. 575). w B. v. 10. Sept. 1879 §. 4. 160 Diese Bestimmung wurde
vom Reichstag ringe fügt, in welchem das Polizeiverordnunasrecht der Konsuln zu Bedenken Anlaß gab. 100 »gl.S°rn beiHitth437°.
471
Vach L
Lie auswärtige Verwaltung.
HL Die Funktionen der Äonfuln110 * * sind im Koa-
sulargesetz zunächst nach folgenden drei allgemeinen Gesichts
punkten bestimmt:
thunlichster Schutz und Förde
rung, der Interessen des Reiches, namentlich in Bezug auf Handel, Schiffahrt und
Überwachung
Beziehung
der
Beobachtung
bestehenden
der
Verkehr;
in
dieser
Staatsverträge;
Ge
währung von Rat und Beistand an die Schutz befohlenen.
In den
ostasiatischen
Staaten
muß der
gesamte Verkehr von Deutschen mit den inlimdischen Behörden durch die Konsuln vermittelt werden.111 Außerdem aber ist die Amtsthätigkeit der Konsuln durch
die deutsche Gesetzgebung folgendermaßen spezialisiert:
1. Die Konsuln fungieren da, wo sie hierfür Spezialauftrag des Reichskanzlers empfangen 1,0 Die allgemeinen Erörte rungen in den völkerrechtlichen Werken sind völlig ungenügend. 111 KonsG.§. 1.* König Z.3; dazu wegen der Staatsverträge noch die Spezialvorschriften der A. D. I. zu §. 1. Eine aus führliche Darstellung der kon sularischen Rechte »in nicht christlichen Staaten" giebt Bulm erincq bei Marquardsen I, 2 S. 322 ff., an der anzuerkennen ist, daß sie nicht mehr aus all gemeinen Redensarten, sondern aus dem in Staatsverträgen ent haltenen positiven Recht beruht. Die »Funktionen oder Pflichten der Konsuln in christlichen Staaten" bringt Bulmerincq in §. 77 zur Darstellung, und zwar aus d. systematischen Grund lage : diese Funktionen »sind von
der Mehrzahl der Staaten in von ihnen untereinander ge schloffenen Verträgen vereinbart in folgenden, im wesentlichen über einstimmenden Bestimmungen"; dazu die Anmerkung: »eine ver gleichende Zusammenstellung der Konsulargesetze der einzelnen Staaten haben wir uns ver sagen müssen". Demgemäß ist eine Kompilation aus verschie denen deutschen und nichtdeutschen Staatsverträgen — man erkennt nicht, nach welchen Gesichts punkten die Auswahl getroffen ist — gegeben. Die Grundlage aber für das Vertragsrecht, die gesetzlichen Vorschriften, aus Grund deren die Verträge ab geschlossen sind, bleibt unbe rücksichtigt.
Da- Konsularrecht.
g, 36»
47»
haben^ als Zivilstandsbeamte für ihre Lnter-
g.elcncn.118
Dieser Auftrag ist erteilt für Spanien und
die spanischen Kolonieen, Serbien, Griechenland, Portugal und die Kolonieen, Rumänien, Türkei samt Ägypten und
Bulgarien, Tunis, Brasilien, Zentralamerika, Kolumbien, Pem, Ecuador, Bolivia, Argentinische und Dominikanische
Republik; China, Japan, Sia«; Marokko, Zanzibar, Samoa und Tonga, Korea, Paraguay, Persien, Südafrikanische Re publik, Italien."*
Der Auftrag ist nicht mit dem Amt ver
bunden, sondern wird dem einzelnen Amisträger erteilt;114
der f. Z. im Reichstage gestellte Antrag, alle Konsuln kncht ihres Amtes zu Zivllstandsbeamten zu bestellen, wurde ab
gelehnt; der Auftrag wird im
Centralblatt f. d. D. 9L
bekannt gemacht.
Als ZivilstandSbeamte haben die Konsuln eine doppelte ii* G. v. 4. Mai 1870 lBGB. 599): dazu Sten. Ber. d. ReichstagSBerh. 20,592ff.,638. KonsG. 5. 13; dazu B. d. RK. v. l.März 871 (nicht offiziell publiziert). Der Vorbehalt in §. 13 i. f., der nur praktische Bedeutung für Baden hatte, ist beseitigt durch L. d. RK. v. 21. Januer 1876, nicht publiziert, s. König 132. Über Eheschließungen von Schwei zern vor deutschen Konsuln Cvl. 1877, 649. Bgl. ferner die wichtige Denkschrift v. I. 1878, mitgeteilt bei Cahn Komment, z. StaatSangeh.-Ges. 2. A. S. 376 ff. ferner Laband II, 14ff. König 6§. 37,38. Zorn bei Hirth 1882, 121 ff. 443*. v. Sicherer Persomenstandu. Eheschließung 495 ff. G. Meyer BerwR. 11, 8ff.
Ganz verwirrt und unjuristisch Bluntschli §. 221, Rote. Durch Staatsverträge ist diese Materie geregelt mit Brasilien, Costarica, Guatemala, Italien, Paraguay, San Salvador, Ser bien, der Südafrikanischen publik. S. auch Niemeyer: das in Deutschland geltende internationale Privatrecht. ii* S. die genauen Angaben (bi1882) Zorn a. a. O. 443f. Über Spanien vgl. jedoch Zorn bei Hirth 443*, über dre Argen tinische Republik 4441. Für Italien ist konsularische Ehe schließung nur -»gelassen, wen« beide Rupturienten Reich-an gehörige find. n* G. v. 4. Mai 1870 §. L
474
Buch X.
Die auswärtige Verwaltung.
Aufgabe, nämlicha) Eheschließungen vorzunehmen,
b) die Personenstandsregister zu führen.
Zur
Eheschließung find die Konsuln schon dann kompetent, wenn ein Teil der Nupturienten
ihrer Jurisdiktion unterworfen
ist;115 jedoch sind die Deutschen nicht verpflichtet, ihre Ehen vor dem Konsul abzuschlreßen, sondern tonnen sich nach dem
Rechtsgrundsatz: locus regit actum auch der landesrechtlichen
Form bedimm, sofern die
prinzipiellen Grundlagen des
Eherechtes, insbesondere in Bezug auf die monogamische Ehe, im fremden Staate die gleichen sind, wie im Deutschen
Reiche, also z. B. deutsche
Katholiken
der tridentinischen
Form, wo diese das gellende Landesrecht ist.
Der Zweck
des Gesetzes war in erster Linie der, in Ländern, wo allein die tridentinische Eheschließungsform zu Recht besteht, den
nichtkatholischen Deutschen, sowie in heidnischen Ländern den Deutschen überhaupt die Möglichkeit der Eingehung einer Ehe zu eröffnen.116
Daß die Gültigkeit der vor
einem Konsul geschloffenen
Ehen internationales Prinzip sei, läßt sich nicht behaupten.
Jedenfalls besitzen die vor einem berechtigten deutschm Konsul dem Gesetze gemäß abgeschloffmm Ehm die dmtsche Rechts kraft ; ob sie aber von dem betreffenben auswärtigen Staate
als rechtsgültig anerkannt werdm, läßt sich nicht allgemein
116 G. v. 4. Mai 1870 §. 10. Der brasilianische Konsularvertraa enthält dagegen die Spezial vorschrift in Art. 14: „selbstver ständlich kann eine Eheschließung vor dem Konsularbeamten mit Rechtswirksamkeit für das Ge biet, in welchem derselbe seinen
Sitz hat, nicht erfolgen, wenn einer der Verlobten Angehöriger des vertragsschließenden Teiles, in dessen Gebiete die Eheschließung erfolgt, oder eines dritten Staate ist^ 116 Sten. Ber. Berh. S. 604, vgl. Zorn bei Hirth 122.
Da- Konsularrecht,
entscheiden.
Berechügt,
g. 36»
475
solchen in seinem Gebiete nach
frentbem Recht geschloffenen Ehen die Anerkennung zu versagen, ist jeder Staat kraft seiner Souveränetät;118 die An
erkennung kann auch mangels einer positiven Erklärung nicht präsumiert werdm.
Der Reichskanzler wird demnach,
bevor er den
vom
Gesetz geforderten Spezialauftrag erteilt, sich immer zu ver-
gewiffern haben, ob der beteiligte fremde Staat solche Ehen
anerkennt; nur dadurch kann die Rechtskraft unbedingt ge sichert werden. Die konsularische Eheschließung hat zu erfolgen, indem
1. der Konsul jeden der Nupturienten
in Gegenwart von
zwei Zeugen einzeln befragt, ob er die Ehe mit dem gegen wärtigen
anderm Teile eingehen wolle; 2. durch die be
jahende Antwort; 3. durch die Erklärung des Konsuls, daß
er die Verlobten nunmehr als kraft des Gesetzes verbundene Eheleute erkläre."8
Der Eheschließung
hat gemäß altem
Herkommen ein Aufgebot voranzugehen,
von
ausnahmsweise dispensiert werden darf.
Dasselbe hat den
welchem nur
Zweck, festzustellen, ob der Ehe nicht gesetzliche Hindernisse"« 1,7 S. d. Berh. darüber im Reichstag Sten. 8er. 599 ft, 602, dazu G. Meyer VerwR. II, 10. 718 So daS Deutsche Reich: G. v. 6. Febr. 1875 §. 41, vgl. Born a. a 0.122f. Über Be
seitig grundsätzlich anerkannt, »soweit die Konsuln nach den Gesetzen des vertragschließenden Teiles, der ste ernannt hat, dazu befugt find". Dies ist nach deutschem Recht der Fall; den deutschen Konsuln in Italien kann also die Funktion über tragen werden. ’S* G. v. 4. Rai 1870 SJ.7,8.
stimmungen von Staatsverträgen, die die Anerkennung aussprechen, s. S. Meyer VerwR. II, 10«. Eine interessante Vorschrift über 180 über die Wirkung von simsularische Eheschließungen hat der deutsch-italien. KonsB. v. Ehehinderniffen, worüber z. Z. 4. Mai 1891 (RGB. 113) Art. 1. noch nichts reichsrechtlich bestimmt Danach ist diese Befugnis gegen ist, f. v. Sicherer Personenst.
*76
Buch X Die «ulmärtiße Verwaltung.
i» Wege stehe», «nb es fmb demgemäß behufs Vornahme
des Aufgebote- dem Konsul insonderheit die vom Gesetz ge-
forderten Urkunden in Vorlage zu
bringen.
Über
Ort,
Zeit, Form des Aufgebotes enthält das Gesetz genaue Vor» fc$riftcn.,ai Eine Strafvorschrift analog dem §. 69 des Ges. N. 6. Februar 1875 enthält das die Eheschließung im Aus
land regelnde Gesetz nicht.19U
Die zweite Funktion des zum Zivilstandsbeamten er nannten Konsuls ist die Führung der Personenstands
register.
Nach dem Gesetz sind drei Register in gesonderter
Weise zu führen: für Geburten, Eheschließungen, Todesfälle.
protokollarischer Form unter fort
Die Einträge find in
laufender Nummer zu machen; die Registerformulare stellt
der Reichskanzler fest; die Register find doppelt zu führen und das Duplikat am Ende des Jahres dem Reichskanzler
einMtsenden.
über die in die verschiedenen Register aufzu
nehmenden Einträge giebt das Gesetz sehr detaillierte Vor schriften. 129
2. Die Konsuln sind berechtigt, Amtshandlungen
über ihre
Urkunden mit öffentlichem
Glauben auszustellen, ebenso über Thatsachen,
welche
sie
genommen Konsulatssiegel
in
Ausübung
haben;
versehen
ihres
Amtes wahr
diese Urkunden müssen mit dem
und
vom
Konsul
unterschrieben
fein;128 sie dürfen immer ausgestellt werden, wenn „deutsche
u. Eheschl. 132 ff., 496ff., s. auch 121 * S. dazu Laband II, 14. 122 G. v. 4. Mai 1870 §§. 2. Büraerl. GB. §§. 1323-1347. 12’ Ebenda §§. 3-6; dazu 9, 11, 12; dazu Zorn 124f. jetzt über die Ehehindernifse 128 KonsG. §. 15, vb. ZPO. G. v. 6. Febr. 1875 §§. 28-40. §.380; dazu König §§.41, 42; «aband II, 25f. v. Sicherer 127ff., 497.
Das Konsularrecht.
§. 36.
477
Interessen" in Kage stehm; die Konsuln sollen sich dabei «doch der äußersten
Sorgfalt befleißigen und nichts -ke-
zeugen, „was sie nicht mit einem gerichtlichen Zeugeneid zu bekräftigen vermöchten"?24 Die Konsuln können mit der nämlichen Rechtskraft durch Legalifierungsvermerk auch alle Urkunden der fremdländischen
Behörden ihres Amtsbezirkes ausstatten , sofem ihnen die Echtheit und formelle Richtigkeit der Urkunde nachgewie sen ist.124 125 126
8. Die Konsuln sind ferner berechtigt, -als
Notare zu fungieren?22 WelcheFurcktionenmaterieller
Natur den Notarm obliegm, bestimmt sich z. Z. noch «ach Landesrecht, welches demgemäß auch für die Konsuln maß gebend ist?22 In erster Linie wird es sich materiell immer
dämm handeln, 'Geschäfte zu beurkundm, welche zu ihrer Gültigkeit der Form öffentlicher Urkundm bedürfen?22 Die Konsuln sind hierzu kompetent, wenn eine der beteiligten
Personm ihrer Jurisdiktion unterworfen ist. Sind an dem Geschäft nur Fremde beteiligt, so sind die deutschm Konsuln
zur Vomahme von Notariatsaktm nicht kompetmt?22 124 A. D. I. zu §. 15, vgl. auch König in v. Holtzendorffs RLex. II, 531. 126 KonsG. §. 14, vb. ZPO. 403 Abs. 2, G. v. 1. Mai 1878 - KonsGG. §. 12 tos. 2, ob. e«@. §. 23. •o« «onsSS. 8> & «gl «rauer ®. 73ff. ** KonsSG. S. 7. Ein« nähere Qualifikation bezüglich der Loraussctzungen für daS Lmt eines Beisitzers wurde nicht als thunlich erachtet. (Äot)
ge-
Lgl. hieherMartens S.235ff., der sich mit großer Entschieden heit gegen di« ganz« Institution der Beisitzer ausspricht und für «in konsularisches Einzelgericht in all« Fäll« plädiert. 999 B. v. 10. Sept. 1879 ,U SS. 7-9.
492
Buch X.
Die auswärtige Verwaltung.
wiffer Beteuerungsformeln gestattet, die Verpflichtung durch eine
solche geschehen;
über die erfolgte Verpflichtung ist
ein Protokoll aufzunehmen?"
Die Beisitzer fungieren mit vollem Stimmrecht bei der
Verhandlung,
sowohl bei dem Endurteil als bei den im
Laufe der Verhandlung zu erlassenden Entscheidungen?"
Weitergehmde Befugnifle haben sie nicht. Das Konsulargericht ist prinzipiell überall da kompetent,
wo
im Jnlande das Landgericht in erster Instanz zu ent
scheiden hat (GDG § 70); ferner in allen im Inland zur Kompetenz der Schöffengerichte gehörigm Strafsachen ohne
Ausnahme?"
In Zivilsachen genügt immer die Zuziehung
von zwei Beisitzern; sollte die Zuziehung aus thatsächlichen Gründen unmöglich sein, so ist hier der Konsul ausnahms
weise berechtigt, allein an Stelle des Konsulargerichtes zu entscheidendoch ist hierüber ins Protokoll ein Vermerk
unter Angabe der Gründe aufzunehmen. In Strafsachen sind vier Beisitzer zur Hauptverhandlung
zuzuziehen, wenn der Beschluß über Eröffnung des Haupt verfahrens auf ein Verbrechen lautet oder auf ein Vergehen,
208 KonsGG. §. 8, vb. GBG. Recht als juristisch »völlig un §. 51. bestimmt" nicht für geeignet er 204 KonsGG. §§. 6 Abs. 2, 16. achtet, in das Gesetz ausgenom Bal. Brauer S. 77. men zu werden. (Mot. S. 581.) ’80B KonsGG. §. 12 Abs. 1, vb. Nach dem RegEntw. sollten GVG.H.70. Diese Vorschrift invol Übertretungen zur Kompetenz viert eine Abänderung v. KonsG. des Konsuls als Einzelrichters §. 22, wonach »politische" Ver gehören. Der Reichstag strich brechen und Vergehen von der diese zweckmäßige Bestimmung. Konsulargerichtsbarkeit ausge Vgl. auch Brauer S. 87. 806 Ebenso die französische und schloffen waren. Der Begriff »politische" Delikte wurde mit englische Gesetzgebung, sogar
Da» Konsularrecht.
g. 36»
498
welches nicht zur Zuständigkeit des Schöffengerichtes, sondern
der Strafkammer des Landgerichtes gehört (GVG. §. 73), ausgenommen jedoch die in GVG. §§. 74, 75 (s. unten c)
aufgezahlten strafbaren Handlungen?"
von vier Beisitzem nicht möglich, von zweien;
daß der Konsul
Ist die Zuziehung
so genügt die Zuziehung
allein an
Stelle des Kon
sulargerichtes in Strafsachen entscheide, ist unstatthaft. Wo nicht den obigen Angaben gemäß vier Beisitzer er
forderlich sind,
entscheidet das Konsulargericht,
bestehend
aus dem Konsul und zwei Beisitzem?"' Ist der Konsul nicht in der Lage, sein Richteramt aus-
flben zu können oder beim Konsulargericht die Zuziehung von zwei Beisitzem nicht aussührbar,
mungen
so
ist dm Bestim-
des gemeinen deutschen Prozeßrechtes gemäß die
Sache durch das Reichsgericht einem anbeten Gerichte zu überweifen.""
c) Das Reichsgericht. Außer dem Konsul und Konsulargericht ist mdlich noch
daS Reichsgericht Konsulargericht erster Instanz bei Hochund Landesverrat gegm Kaiser und Reich (GVG. §§. 74, 75).
Der Konsul hat in
solchm Fällm nur diejmigm
Antersuchungshandlungen vorzunehmm,
bei welchen Gefahr
im Verzug obwaltet oder die Boraussetzungm von StPO. §. 65 Abs. 2 gegeben find; alsdann find sofort die Aktm
dem Oberreichsanwalt zur Einleitung des eigmllichm Ver-
fahrmS einzusenden?"
Der amtliche Verkehr der Konsuln
auch für Kriminalsachen. Mar» StPO. 88-272 Nr. 2,15. ®«®tenS S. 288, 296. 88- 74,75. StPO. 8- 244 Abs. 1. ** ZPO. 8- 36 Nr. 1. StPO. w Äons®®. §. 28. *• KonsGG.88 S Abs.1,2,8. 8- 15. 28. ZPO. zz. 145 Rr. 2,36 Nr. 1. 110 Kons®®. 8- 31.
494
Buch X. Die auSsLrtize Bermaltung.
mit dem Reichsgericht hat durch Bermittelung des Reichs kanzlers zu geschehen?" Aus den obigen Angabm über die Kompetmz der Äon« sulargerichte ergiebt sich: 1. In Zivil- und Äonkurssachen ist immer eine kompetente konsulargerichtliche Instanz im Ausland vorhanden, da in solchen im In land« nur Amts- und Landgerichte als Ge richte erster Instanz fungieren?" 2. Auf dem Gebiete des Strafrechtes fehlt eine kompetente Instanz im Ausland (abge sehen von der oben bezeichneten reichsgericht lichen Kompetenz) für alle Schwurgerichts sachen; solche sind immer an die kompetente« inländischen Schwurgerichte abzugeben8* ", * * und dem Konsul kommen nur diejenigen Funktionen vorbereitender Natur zu, welche er auch in reichsgerichtlichen Sachen hat.8" B. Staatsanwälte werden in den KonsularjuriSdiktionsbezirken nicht ausgestellt.816 811 B. v. 10. Sept. 1879, zu den §$. 18, 20,36,43 Abs. 2 des Äons®®. 8 Vgl. Martens S. 288, 322. Ebenso nach französischem Äedbte. «« Dies gilt auch für Schutzgenoffen fremder Staatsange hörigkeit. B. v. 10. Sept. 1879 §. 1. Bgl. Brauer S. 84. KonsGG. 8-31 Auch hier lehnt sich das deutsche Recht an die französische Gesetzgebung an, welche eine Kompetenz der Kon sulargerichte ausschließt, wo es
sich um eine „peine afflictive et infamante® handelt, vgl. Martens S. 288. Bal. ta« gegen ebenda S. 445, 484 über die ausgedehnte Kompetenz (lebenslängliche Gefängnis- und Todesstrafe) des englichen OberkonsulargerichteS in Konstanti nopel , eine der interessantesten Institutionen auf dem Gebiete des Konsularrechtes. 216 Ebenso die übrigen Kon sulares etzgebungen, Martens
Das Äoefularre^t G. 36.
495
C. Die Gerichtsschreiber ernennt der Konsul woNtöglich aus den Beamten des Konsulates in widerruflicher Weise; dieselben find,
falls fie nicht bereits den Diensteid
«ls Konsulatsbeamte abgelegt
habm, nach Maßgabe der
vorgeschriebenen Eidesformel zu verpflichten und die Ernen nung dem Reichskanzler mitzuteilen.'"
D. Die Gerichtsvollzieher'" werden gleichfalls •em Konsul, womöglich aus den Beamtm des Konsulates, in
widerruflicher Weise ernannt; die Gerichtsvollzieher find, so» fern fie nicht den Diensteid als Konsulatsbeamte abgelegt haben, gleichfalls eidlich zu verpflichten; die Ernennung ist
dem Reichskanzler mitzuteilm und außerdem an der Ge richtstafel des Konsulates zu publizieren.
Die GeschäftSan-
weisung für die Gerichtsvollzieher wird vom Konsul erteilt,
der auch die Aufficht über dieselben zu führen hat.
Die Vor
schriften des inländischen Rechtes, gemäß welchen Gerichts»
Vollzieher von der Ausübung
ihres Amtes
ausgeschlossen
find (GBG. § 156), gelten auch in den Konsulargerichts-
btzirken.'" E. Die Rechtsanwälte werden gleichfalls vom Konsul
in widerruflicher Weise ernannt.
Für die Zulassung zur
Rechtsanwaltschaft in dm Konsularjurisdiktionsbezirkm be
stimmte Voraussetzungm aufzustellm, erschim nicht als zweck
mäßig, vielmehr wurde die Würdigung des einzelnen Falles dm Konsuln anheimgestellt;'" unter Umständen wird für
die Qualifikation zum Rechtsanwalt hier sogar von jeder «• «onsSS. 6. 10; dazu «. 118 Jtonfee. 6. 11; dazu B. ». 10. Sept. 1879 zu §. 10 Z. 1. v. 10. Sept. 1879 zu §. H. **• Diese Bestimmungen find «» «. v. 10. Sept. 1879 zu dem italimischen Konsulatsgesetz entnommen. MartenS S. 481. (. 10 Z. 2.
496
Buch X.
Die auswärtige Lerwaltung.
juristischen Vorbildung abgesehen werden müssen.
Eine Ga
rantie gegen willkürliche Entscheidungen der Konsuln wurde
darin gefunden, daß gegen einen die Zulassung zur Rechts anwaltschaft versagenden oder das Recht hierzu entziehenden
Konsularentscheid Beschwerde an dm Reichskanzler gestattet
wurde. Auch die Emmnung der Rechtsanwälte ist wider ruflich, muß dem Reichskanzler mitgeteilt und
außerdem
in ortsüblicher Weise, jedmfalls aber an der Gerichtstafel,
publiziert werdm.
Eine Beeidigung der Rechtsanwälte findet
nicht statt8,0
IV. DaS
in
den
Konsulargerichtsbezirken
anzuwendende Recht.
Die Konsulargerichtsbarkeit umfaßt gemäß dm sub Hl. gemachten Angabm: 1. Alle zivilrechtlichen Streitigkeiten ein schließlich des Handelsrechtes, sowie Konkurs sachen;
2. die sog. freiwillige Gerichtsbarkeit; 3. Strafrecht
und
Polizei,
ausgenommen
solche Fälle, welche in erster Instanz vor die
Schwurgerichte oder vor das Reichsgericht ge hören. Bezüglich des anzuwmdmdm Rechtes gelten folgmde
Vorschriften:
A.
DaS materielle Recht
1. In Zivilsachen ist anzuwmdm: in erster Linie das Reichsrecht, welches bis jetzt lediglich aus einer Anzahl von
”• V. v. 10. Sept. 1879 ju §. 11.
Das Konsularrecht,
Spezialgesetzen besteht,
g. 36.
497
subsidiär das preußische allgemeine
Landrecht und die in dm landrechtlichm Gebietm hierzu
erlassenen abänderndm und ergänzmdm Bestimmungm.881 2. Für Handelssachen gilt primär das Handelsgewohn-
heitsrecht des Ortes,
erst in zweiter
Linie das dmtsche
Handelsgesetzbuch ;888 diese gesetzliche Vorschrift wurde gegeben,
weil in
dm Ländem der Konsulargerichtsbarkeil aus dm
Handelsbeziehungm, in welche die Fremdm teils unterein ander, teils mit dm Eingebormm treten, sich vielfach ein gemeinsames Gewohnheitsrecht
Verkehr
mtwickelt hat,
welchem im
allgemeine Geltung zugeschriebm wird.
Der Be
weis solcher Gebräuche liegt dm Parteim ob.8,8
8. Für die freiwillige Gerichtsbarkeit
gelten in erster
Linie etwa vorhandme Reichsgesetze, sodann das prmßische
Landrecht, »soweit dasselbe nicht Einrichtungen und Berhältnisie voraussetzt, welche in dm Konsulargerichtsbezirkm fehlen".8"
4. In strafrechtlicher Hinsicht gelten zuerst die Polizei-verordnungm des Konsuls, außerdem das gemeine dmtsche Strafrecht.888
Landesstraftecht ist von dm Konsuln nur
anzuwmdm, soweit dies
etwa durch Staatsverträge oder
Herkommm bestimmt ist.888 Nme deutsche Gesetze, welche die Gerichtsbarkeit *« KonsGG. 8. 8 Abs. 1. — KonsGG. §. 3 Abs. 2. ,w Vgl. Martens S. 427f. — KonsGG. 8. 43 Abs. 1. ** KonsGG. §. 4. Vgl. über dieses Polizeiverordnungsrecht der Konsuln, speziell über das Recht, auf dem Berordnungswege unter Umständen selbst
Zer», Staattrecht II. 2. «ufL
die deutschen Strafgesetze abzuändern, oben S. 471. 888 KonsGG. §. 4 Abs. 3. «in interessante- hieher gehörige- Bei spiel bildet da- chinesische Gesetz vom 5. März 1866 über den Kulihandel, vgl. GareiS: Da heutige Völkerrecht und der Menschenhandel. S. 30 ff. 82
498
Buch X Die «D»ärti-e Verwaltung,
betreffen, treten, soweit nicht etwa ein besonderer An fangstermin der Geltung bestimmt ist, in den Konsular
gerichtsbezirken vier Monate nach Ausgabe des betr. Stückes
des RGB. in Berlin in Änxft827
B.
Das formelle Recht.
Das gerichtliche Verfahren richtet sich in erster Linie nach den Vorschristm des G. v. 10. Juli 1879 (RGB. S. 197), betr. die Konsulargerichtsbarkeit,228 zu welchem eine
Bollz.B. des Reichskanzlers v. 10. Sept. 1879 (CBl. S. 575)
erging. Einzelne Modifikationen dieses Gesetzes enthalten die Staatsverträge, welche als lex
specialis dem
allgemeinen Gesetze über die
Gerichtsbarkeit derogieren.
Die Vollzugsverord
nungen zu dem Gesetze hat der Reichskanzler zu erlassen. Demnach bestehen
bezüglich des Verfahrens
vor den
Konsulargerichten folgende Vorschriften. 1. Für die gegenseitige Rechtshilfe der Konsular- und der inländischen Gerichte, Öffentlichkeit der Verhand-
in
187 KonsGG. §. 47, welcher dieser Vorschrift eine Er-
888 Vgl. zu demselben die höchst interessanten Motive, Sten. Ber. 1879, Anl. Nr. 70. Hier heißt eS bezüglich des Erlasses dieses Gesetzes: .Den Vorschriften des bisherigen Gesetzes gemäß richtet sich das Verfahren der Konsuln bet Ausübung der Gerichtsbar keit in bürgerlichen Rechtsstrei tigkeiten und in Strafsachen nach dem in Preußen int Gebiete des allgemeinen Landrechts und der
aflgenieinen GerO. geltenden Bestimmungen. Diese Bestim mungen treten im Jnlande und folgeweise auch in den KonsularaerichtSbezirken mit dem späte stens am 1. Oktober 1879 er folgenden Inkrafttreten des GVG., der ZPO., der StPO, und der KonkO. außer Wirksamkeit, und der Reichsgesetzgebung -ist damit die Aufgabe gestellt, für die Konsulargerichtsbarkeit die Vorschriften der Reichsprozeßordnungen in jenen Ländern, in denen diese geübt wird, anzu paffen."
Das Konsularrecht.
§. 36.
499
lungen, Gerichtssprache, Beratung und Abstimmung gelten lediglich
Inland maßgebenden Vor-
die für das
schriftm.229 2. Der Prozeßgang bestimmt sich im übrigen für Zivil- und Konkurssachen nach der Zivilprozeß- 6egro.
Konkursordnung nebst Einführungsgesetzen, ferner nach den für das landrechtliche Gebiet der preußischen Monarchie hiezu
ergangenen Ausführungsbestimmungen; dazu find außerdem diejenigen älteren Gesetze, welche daneben in dem angeführten Rechtsgebiete noch in Geltung verblieben sind, „entsprechend"
zm Anwendung zu bringen.280 Die Anwendung dieser allgemeinen Vorschriftm hat ge
mäß dm Vorschriftm des Konsulargerichtsgesetzes folgmdermaßen zu geschehen: Das Verfahren vor dem Konsul sowohl als dem Kon sulargericht ist das amtsgerichtliche;281 auch für das Konsular
gericht mußte dies grundsätzlich festgehaltm werden, da ein Anwaltsstand, wie ihn das Verfahrm vor dm Landgerichten
im Inland voraussetzt, in dm Konsulargerichtsbezirken nicht vorhandm ist.282 Da auch Staatsanwälte hier nicht bestellt find, so hat der Konsul, soweit im Gebiete des Zivilprozeffes
staatsanwaltschaftliche Funktionen Vorkommen,288 dieselben
229 KonsGG. 8.13, vb. GAG. Tit.Xni—XVI(nutfür GBG., §. 183 enthält das KonsGG. eine Erweiterung., der Frist aus zwei Wochen). Über öffentliche Bekanntmachungen s. KonsGG. §. 45, dazu Brauer S. 114f. 280 KonsGG. §. 14, vgl. dazu Motive S. 581. B r au e r S. 93.
281 KonsGG. § 15, vb. ZPO. §§. 456—471; dazu jedoch er gänzend §§. 313—319.
282 Motive zu §. 15. 288 ZPO. §. 586 (Ehesachen), §§. 607, 620 Abs. 2, 624 Abs. 3, 626 Abs. 3 (Entmündigungs sachen).
Buch X
500
Di« auswärtige Verwaltung.
einem Rechtsanwalt des Bezirks, in Ermangelung eines solchm einem andern achtbaren Gerichtseingesessenen zu übertragen?" 3. Das Verfahren in Strafsachen richtet sich im allgemeinen
nach der Strafprozeßordnung und
führungsgesetze zu derselben.888286
dem Ein
Dazu bestimmt das Kon
sulargerichtsgesetz speziell: Der Konsul ist einmal Amtsrichter, sodann Vorfitzmder
des Konsulargerichtes als Strafkammer?"
Eine Mitwirkung
der Staatsanwaltschaft findet nicht statt; Zustellungen, Voll
streckungshandlungen sowie die im Inland dem Staatsanwalt obliegenden vorbereitenden Maßnahmen geschehm von Amt wegen durch den Konsul?88 Eine eigentliche Voruntersuchung
findet im
konsulargerichtlichm Verfahren
überhaupt nicht
statt,888 sondern
nur das sog. „vorbereitende Verfahren";
der Konsul hat,
wenn er durch Anzeige einen Antrag auf
Strafverfolgung oder auf anderem Wege vom Verdacht einer
strafbaren Handlung Kenntnis erhält,
entweder sofort oder
nach Vornahme der erforderlichen Ermittelungen, die er an
Stelle des Staatsanwaltes von Amts wegen (ausgenommen
jedoch Antragsdelikte) zu pflegen hat, darüber Beschluß zu soffen,
ob das Hauptverfahren zu
884 KonsGG. §. 17.
eröffnen sei oder nicht.
barkeit haben. B. v. 10. Dezem ber 1879. “» KonsGG. §.21, ob. StPO. ”T KonsGG. §. 22, ob. GBG. §§. 160, 163, 164, 447 ff. Vgl. §.72. StPO. §§. 201 ff., 407 ff., Brauer S. 94. Martens 494. S. 435 ff. KonsGG. §§. 24; 25, ob. 8M Der in StPO. §. 420 vor StPO. §§. 152, 156; dazu S. geschriebene Sühneversuch bei v. 10. Sept. 1879, zu §. 24 Abs. 2. Beleidigungsklagen kann auch Für Antragsdelikte StPO. §. 414. von solchen Konsuln angestellt 888 KonsGG. §. 26. Vgl. werden, welche nicht Gerichts Brauer S. 96.
DaS Konsularrecht,
g. 86.
501
Die Erhebung einer öffentlichen Klage findet demnach im
Strafverfahren vor den Konsulargerichten nicht statt; 240 wo
die StPO, eine solche voraussetzt, ist,
falls das Haupt
verfahren nicht sofort eröffnet werden kann, die öffentliche
Klage durch eine deren Inhalt in sich aufnehmende einfache Verfügung des Konsuls ersetzt; dieselbe hat den Gegenstand
der Anklage unter Hervorhebung der gesetzlichen Merkmale sowie des anzuwendenden Strafgesetzes genau zu bezeichnen; der auf Einleitung des Hauptverfahrens lautende Beschluß
hat zugleich die vorhandenen Beweismittel anzugeben.
Den
Umfang der Beweisaufnahme bestimmt das Gericht, ohne dabei irgendwie an frühere Entscheidungen gebunden zu fein;241
die wesentlichen Ergebnisse der Vernehmungen sind in das
Protokoll der Hauptverhandlung aühunehmen.242 Die Zmgm
find regelmäßig nur in der Hauptverhandlung zu beeidigen, ausgenommen 1. wenn Gefahr
im Verzüge,
2. wenn der
Zeuge vorausfichtlich am Erscheinen in der Hauptverhandlung
behindert oder sein Erscheinen wegen allzu großer Entfernung
sehr erschwert sein würde, 3. wenn der Eid als Mittel zur Herbeiführung einer
wahrheitsgemäßen Aussage
erforderlich erscheint.2"
dringend
In schwurgerichtlichen und reichs-
gerichtlichen Sachen hat der Konsul nur die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln zu treffen, die unaufschiebbarm Unter
suchungsverhandlungen vorzunehmen und die Aktm dem betr. Staatsanwalt bezw. dem Oberreichsanwalt abzugebm.
Die
Vornahme einzelner Untersuchungshandlungm kann dem
KonsGG. 8.30, vb. StPO. w StPO. §. 151 fällt weg. §§. 163, 183, 1Ä.
KonsGG. §. Brauer S. 113.
29,
vgl.
StPO. §. 65 Abs. 2, 3, vb. KonsGG. §. 26 Abs. 3.
502
Buch X.
Die auswärtige Verwaltung.
Konsul außerdem noch besonders übertragen werden.244
Die
Fristen für den Einspruch gegen amtsrichterliche Strafbefehle, gegen die Rechtsfolgen der Versäumnis von Fristen
sowie
überhaupt für Wiedereinsetzung in den vorigen Stand find in den Konsulargerichtsbezirken auf zwei Wochen erhöht.2"
4. Als Rechtsmittel244 find für Zivil- und Kon kurssachen zugelassen:
Beschwerde und Berufung,
und zwar sowohl gegen Entscheidungen des Konsuls als des Konsulargerichtes;
Rechtsmittelinstanz
ist nur das
Reichsgericht, welches definitiv entscheidet.2" in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit. 248
Ebenso
Ausgeschloffen
find Rechtsmittel gegen Entscheidungen des Konsuls, wenn der Wert des Stteitgegenstandes 300 Mark nicht übersteigt.248 144 KonsGG. §. 31. Vgl. Brauer S. 94. 845 StPO. §§.44,45,449, üb. KonsGG. §. 32. 846 Nach preußischem Recht, welches bis 1. Okt. 1879 Reichs recht war, fungierte ursprünglich das Obertribunal in Berlin als oberstes Konsulargcricht, an dessen Stelle seit 1871 (G. v. 21. April 1871 §. 3, RGB. S. 87) das Reichsoberhandelsgericht getreten war, und unter demselben als erste Rechtsmittelinstanz im In land das Appellationsgericht zu Stettin. Diese Instanz ist durch das neue Gesetz beseitigt worden. Die anhängigen Sachen waren gemäß 50 des KonsGG., wie sie lagen, am 1. Oktober 1879 an das Reichsgericht abzugeben. „Dem Gedanken, in den Konsulargerichtsbezirken selbst Gerichte zweiter Instanz zu begründen
(so die englische und holländische Gesetzgebung: Martens S. 296, 304), stellen sich, wie schon bei Erlaß des preuß. Gesetzes, so auch jetzt nicht zu überwindende Schwierigkeiten entgegen, na mentlich in betteff einer be rechtigten Ansprüchen Genüge leistenden Besetzung der Gerichtes Der Umfang der beim Reichs oberhandelsgericht vom 1. Dez. 1873 bis 1. Dez. 1876 erledigten Konsularjurisdiktionssachen be trug 66 Sachen. KonsGG. §.18 Abs.2, 8, ob. ZPO. §. 74 Abs. 1. Vgl. Brauer S. 105. Das Rechtsmittel der Revision existiert für das konsu largerichtliche Verfahren nicht, da es in demselben keine Mittel instanz giebt. Vgl. überhaupt auch Martens S. 483 ff. 848 KonsGG. §. 43 Abs. 2. 849 KonsGG. §. 18. Vgl.
Das Konsularrecht.
§. 36.
50$
Entscheidungen des Konsuls, welche mit sofortiger Beschwerde
angefochten werden, kann der Konsul selbst wieder auf^eben.960 Die Berufung ist schriftlich beim Konsul einzureichen, selbst
verständlich ohne Anwaltszwang; der Konsul hat Abschrift der Berufung der Gegenpartei zuzustellm,
Erllärung entgegenzunehmen
und
eventuell deren
sodann die Akten dem
Reichsgericht einzusenden; letzteres bestimmt den Termin für
die Verhandlung und teilt dies dm Parteim mit, primär
dem für die Berufungsinstanz
bestellten und dem Reichs
gericht durch dm Konsul oder die Partei
benennten Prozeßbevollmächtigten,
selbst.
selbst rechtzeitig
eventuell dm Parteim
Der Fristmlauf bemißt fich nach dieser Publikation
an dm 8eflogten.981
S. Ebenso find für Strafsachen die Rechtsmittel der Beschwerde
und
Berufung
schlofim find Rechtsmittel
in
Berufung kann
werdm
eingelegt
Konsulargerichtes; definitiv.968
das
zugelaffm.
Ausge-
allm Übertretungssachen.918
gegen
Reichsgericht
alle Urteile der
entscheidet
hierüber
Zeugen und Sachverständige, welche zur Recht
fertigung der Berufung benannt find, hat der Konsul selbst sofort zu vemehmm, und zwar eidlich, falls die VorauS-
setzungm von StPO. §. 65 Abs. 2 gegeben find; die Dernehmungsprotokolle find dem Oberreichsanwalt einzusmdm.98^
hierzu Brauer S. 105, sowie 989 Äons®®. 8. 38. — Äons®®. (§. 34,36. »gl. über die Art der Berechnung ebenda 98 f. Brauer S. 108, der auch «ne zutreffende Äritik derjenigen Än *° «onsSG. 8. 19, in Auf. derungen giebt, welche in dieser Hebung von ZPO. §. 540 Abs. 8. Materie der Reichstag am ReKonsSS. §. 20. CPO. gierungSentwurfe vornah«. •“ Äons®®, ß. 89. 85. 481, ob. 234, 484.
504
Buch X.
Der Angeklagte
Die auswärtige Verwaltung
kann in der Hauptverhandlung über die
Berufung selbst erscheinen oder sich durch einen mit schrift licher Vollmacht versehenen Verteidiger vertretm kaffen.
Der
nicht auf freiem Fuße befindliche Angeklagte hat keinen An-
spruch auf Anwesenheit.
Hat der Angeklagte die Berufung
eingelegt, so ist über dieselbe auch dann zu verhandeln, wenn weder der Angeklagte noch ein Vertreter desselben erschienen ist.
Im übrigen vollzieht sich das Berufungsverfahren nach
den allgemeinen Vorschriften.488 **
Beschwerde ist zulässig sowohl gegen Entscheidungen des Konsuls als des Konsulargerichtes.488
Bei sofortiger Be
schwerde gegen Entscheidung eines Konsuls kann dieser selbst
die angefochtene Entscheidung aufheben; 257 andernfalls ent scheidet das Konsulargericht als Beschwerdegericht, wobei die Vorschrift der StPO.,
daß der
Erstrichter bei
der Ent
scheidung über die angefochtene Verfügung nicht mitwirken
dürfe, unanwendbar ist.484
Bon hier aus ist weitere Be
schwerde an das Reichsgericht gestattet. von
einer
auf
zwei
Wochen erhöht.
Die Fristen sind Über
gegen Entscheidungm des Konfulargerichtes
Beschwerden
entscheidet das
Reichsgericht.
Rechtsmittel in Konsularstrafsachen sind nur zu Gunsten
des Verurteilten möglich, da Staatsanwälte nicht vorhandm sind und eine Spezialbestimmung zum Ersatz derselben für
die Einlegung von Rechtsmitteln im öffentlichen Jntereffe nicht vorgesehen ist489
488 Äons®®. §. 40, vb. StPO, i 488 KonsGG. §. 35 Abs. 1, ob. III Abschn. III. ! StPO. §. 23 Abs. 1. 488 KonsGG. 88.35 Abs. 1,36. 488 KonsGG. §. 37, vb. StPO. 487 KonsGG. §35 Abs.2,inAuf- §8- 353, 355, 358, 360. Hebung von StPO. §. 353 Abs. 3. |
DaS Konsularrecht,
g. 36.
505
6. Endlich kann auch in den Konsulargerichtsbezirken jedes
durch rechtskräftiges Urteil abgeschlossene Verfahren durch von Amts wegen erfolgte Wiederaufnahme erneuert
werben,260 welche aber nicht ein „Rechtsmittel" im Sinne der Prozeßordnung ist.
7. Das Begnadigungsrecht in Bezug auf konsular
gerichtliche
Urteile
steht
dem
Kaiser zu,26'
da hier die
Justizhoheit des Reiches direkt, nicht durch Vermittelung der
Einzelstaaten, ausgeübt wird.
Hat jedoch das Reichsgericht
die Sache an ein inländisches Gericht zur Entscheidung ver wiesen, so steht nach Ausweis der Motive das Begnadigungs
recht dem betreffenden Landesherrn zu, „denn das aufge hobene Urteil des Konsulargerichtes hat seine rechtliche Existenz
verloren, und an dessen Stelle tritt eine neue, selbständige Entscheidung des inländischen Gerichtes", und die inländischen
Gerichte sind Landesgerichte
—
eine
Anschauung, deren
prinzipielle Richtigkeit immerhin wird in Frage gestellt werden
können, da das Landgericht in solchem Falle berufm ist, an Stelle des materiell allein kompetenten Konsulargerichtes direkte
Justizhoheit des Reiches zu üben.
8. Über die
gefällten Urteile und
Entscheidungen ist
alljährlich dem Reichskanzler von jedem mit Gerichtsbarkeit ausgestatteten Konsul ein genaues Verzeichnis einzusenden.262
V.
Dir Lonsulargertchtsbarkrit in Ägypten und Samoa.266 A. Im Zusammenhang mit einer lebhaften anderweiten
Reformthätigkeit im Sinne des modernen KulturlebmS ver-
*" KonsGG. §. 41. «rauer lCVl. 111) an Stelle der Schluß bestimmung der B. v. 10. Sept. E. S8, 106. 1879. w* KonsGG. §. 42. w* B. d. BR. o. 4. Febr. 1882 w,Sfll.Dutrieux:Laquee-
506
Buch X.
Die auswärtige Verwaltung.
handelte die Regierung des türkischen Vasallenstaates Ägypten mit dm mropäischm
Mächten
in den 60 er Jahrm über
Beseitigung der Konsulargerichtsbarkeit. 2"
Erst arbeitete eine
französisch-ägyptische Kommission seit 1867 die Reformentwürfe
aus, welche sodann durch eine internationale Kommission von Vertretern der Großmächte und der nordamerikanischm Union
unter dem Vorsitz des ägyptischm Ministers des Auswärtigm in Kairo (28. Okt. 1869 bis 17. Januar 1870) definitiv festgestellt wurden.2"
Demgemäß erging ein dmtsches RG.
v. 30. März 1874 (RGB. S. 28), welches die Aufhebung
oder Einschränkung der deutschm Konsulargerichtsbarkeit in Ägypten, zunächst für dm Zeitraum von fünf Jahrm, durch kaiserliche, mit Zustimmung des Bundesrates
Verordnung
gestattete.
Diese
Verordnung
zu
erlaffmde
erging unterm
23. Dez. 1875 (RGB. S. 381). Die durch diese Rechtssätze zunächst provisorisch geschaffmm Zustände fandm, nachdem sie sich bewährt ^tten,266 ihre
definitive Anerkennung durch G. v. 5. Juni 1880 (RGB.
tion judiciairc en Egypte, in: Revue de droit international 1876, S. 573 — 602. Der Verfasser ist scharfer Gegner jeder Konsularjurisdiktion, be sonders in Strafsachen, und ur teilt darüber: „Texpärience a condamite sans appel ce Systeme illogique et vicieux qui ne repona plus aux näcessites de Theure präsente et ne garantit plus suffisamment aux residente la bonne administration de la justice en mattere pänale!“ Sehr ausführlich und mit nüchtemer
Kritik ist die ägyptische Justiz reform behandelt bei Martens S. 500—550; eine Skizze dieser Darstellung giebt Bulmerincq §• 79. 864 Sgl. Ässer: Administra tion de la justice cn Egypte, in: Revue de droit interna tional 1870, S. 564 — 572. über die Bedenken der Pforte gegen die ägypttsche Spezial reform s. Martens S.517, 524. 866 Martens S. 518— 524. 866 Dutrieux ©.579. Über eine weitere Reformbewegung (1883) s. Bulmerincq 343.
Das Konsularrecht.
§. 36.
507
S. 145) und Kaiser!. V. v. 23. Dez. 1880 (RGB. S. 192),
wodurch die beschränkte Geltungsdauer der früheren Bor schriften aufgehoben wurde.
Die Rechtspflege in Ägypten ist danach
gemäß der V.
v. 23. Dez. 1875 (RGB. S- 381) für deutsche Staatsange hörige folgendermaßen geregelt:
I. Die Konsulargerichtsbarkeit bleibt aufrecht erhalten: 1. Für alle Sachen der Konsuln, ihrer Familien, ihreDienstpersonales, der ihnen unterstellten Beamten und ihrer Familien, der Wohnungm aller dieser Personen, ferner der deutschen evangelischm Kirchen und Schulen in Alexandrim
und Kairo, sowie des deutschen evangelischen Hospitales in Alexandrien, „soweit diese Kirchen und Anstaltm als Kor porationen in Betracht tonunen".4,7
2. Für alle Statusfragen in dem Umfange der früheren konsulargerichtlichen Kompetenz.*" **
3. Für alle Zivilsachen, wenn beide Parteien Deutsche oder Schutzgenossen find.4*4
4. Unter bestimmten Voraussetzungen für Strafsachen, nämlich Beamtenverletzungen, wenn der verletzte Beamte „die Bestrafung des Thäters bei dem Konsulargericht in
Antrag bringt".470
5. Für alle nicht in der Verordnung erwähnten Strnffachen."'
n. Im übrigen wurde die Konsulargerichtsbarkeit der deutschen wie aller übrigen Konsuln nach Maßgabe der sofort
*7 ** — 170
S. x>. 28. De». 1874 8. 5. Ebenda $. 2. Ebenda 8. 1, Z. 1. Ebenda §. 3 am End«.
Dutrieux 6.582*. ES liebt in Ägypten 19 verschieden« StrafjuriSdutionen.
Buch X
508
Die auswärtige Verwaltung.
anzuführenden Spezialbestimmungen aufgehoben und die
Deutschen und Schutzgenossen der Gerichtsbar
keit der neuen Landesgerichte unterworfen,”2 ohne daß vor diesen eine Assistenz des Konsuls oder seines Vertreters statthaft wäre.
Die Organisation dieser „neuen Landesgerichte" ist ver tragsmäßig bestimmt, und die Innehaltung dieser Vertrags bestimmungen ist die Voraussetzung
für den seitens der
Vertragsmächte, speziell des Deutschen Reiches, geleisteten
Verzicht auf ihre eigene Gerichtsbarkeit. Die Gerichte, welchen die durch den angegebenen Verzicht frei gewordene Jurisdiktion zukommt, sind rechtlich ägyptische,
thatsächlich gemischte Gerichte,272 nämlich 3 Gerichte erster
Instanz, in Alexandrien, Kairo und Jsmailia, ferner ein Appellhof zu Alexandrien. Diese Gerichte pflegen das Recht nach Maßgabe der ägyptischen Gesetzgebung. Die Mitglieder derselben werden vom Vizekönig von Ägypten
ernannt, sind also rechtlich ägyptische Staatsbeamte und find unabsetzbar.
Der Vizekönig ist jedoch
hierbei an folgende
vertragsmäßige Bedingungen gebunden: Die Gerichte erster
Instanz müssen überhaupt mit 7, nämlich 4 ausländischen und 3 einheimischen, für jede einzelne Entscheidung aber
mit 5, nämlich 2 einheimischen und 3 europäischen, Richtern
besetzt sein; die letzteren sind aus Angehörigen der europäi-
schm Mittelstaaten mit Zustimmung der betreffenden Landesregierung zu wählen. Der Appellhof ist mit 11 Richtern zu
878 V. v. 23. Dez. 1875, §. 4 Abs. 1, 3. 878 Die Organisation beruht auf dem Reglement d’organi
sation judiciaire pour les proeäs mixtes en Egypte. Dgl. Martens S. 530 ff. Staats archiv Bd. 29, 157 ff.
Das Konsularrecht. §. 36.
509
besetzen, von welchen nur 4 Ägypter, die übrigen Angehörige der Großmächte sein und gleichfalls unter Zustimmung der
betreffenden Landesregierung ernannt werden müssen.
Im
einzelnen Fall entscheidet der Appellhof als Senat von 8 Mit-
gliedem, nämlich 5 europäischen und 3 ägyptischen. Präsi dent dieser Gerichte muß immer ein ausländischer Richter fein.
In Handelssachen sind immer 2 Kaufleute beizuziehen, ein einheimischer und ein ausländischer; letzterer wird gewählt von der Äolonie.224
Diesen Gerichten ist übertragen: a) die gesamte Zivilgerichtsbarkeit über Immobi
lien, die in Ägypten belegen find; ”* b) die übrige Zivilgerichtsbarkeit, einschließlich der Handelssachen, wenn nicht beide Parteien Deutsche »der
Schutzgenoffen sind;224 c) die Strafgerichtsbarkeit in dem nachstehend bezeich
neten Umfang, für die sab Ziff. 2 und 3 bezeichneten Ber brechen und Vergehen vorbehaltlich der oben sab I. Ziff. 4
angegebenen Modifikation.222 Die dm Konsuln zustehmde Gerichtsbarkeit in Straf-
fachm wird aufgehobm:
Martens S. 530. Frü Gesetz bezw. die LollzL. hat her wurden alle Konsuln in dies nicht ausgenommen. dieser Weise bestellt: Marten» «• Ebenda §. 1, Z. 1. 6.155, auch S. 282 f. über die •” Ebenda §. 3. Die Frage, .Ration'. ob den neuen LandeSaerichten eine Strafgerichtsbarkeit über •’» Ebenda §. 1, Z. 2. Im tragen werden könne, bildete Reglement sind dazu gefügt: einen besonders lebhaft umstrit Klagen gegen di« Regierung, den tenen Punkt in den Vorver Khedive und seine Familie so handlungen, vgl. Martens wie die Dairas. Das deutsche 6. 528 f.
Luch X Die auswärtige Semoltung.
510
1. für Übertretungen; 2. für Verbrechen und Vergehen,
welche unmittelbar
gegen die Richter, die Geschworenen oder die sonstigen Be
amten der von der ägyptischen Regierung eingesetztm neuen
Landesgerichte, während sie in der Ausübung ihres Amtes begriffen find, oder in Beziehung auf ihren Beruf begangen werden, und zwar: a) Schmähungen durch Gebärden, Worte
oder Drohungen, b) Verleumdungen und Beleidigungen, wenn sie in Gegenwart des betreffenden Richters, von Geschworenen
oder sonstigen Beamten der neuen Landesgerichte oder inner halb der Geschäftsräume des Gerichts begangen oder mittelst
öffentlicher Anschläge, Schriften, Druckschriften, Abbildungen oderDarstellungen verbreitet wordm find, o) Thätlichkeiten gegen ihre Person, insbesondere Mißhandlungen, Körperverletzungen und vorsätzliche Tötung mit oder ohne Überlegung, d) Thät»
lichkeiten oder Drohungen, verübt, um eine der gedachten Personen zur Vornahme einer pflichtwidrigen oder ungesetz
lichen Handlung oder zur Unterlassung einer pflichtmäßigen
oder gesetzlichen Handlung zu nötigen, e) Mißbrauch der Amtsgewalt fettens eines öffentlichen Beamten zum Zweck
einer derartigen Nötigung, f) Versuch unmittelbarer Be
stechung einer der gedachten Personen, g) Beeinflussung eines Richters zu Gunsten einet Partei seitens eines öffentlichm
Beamten; 8. für Verbrechen und Vergehen, welche in der be-
stimmten Absicht begangen werden, die Vollstreckung von Urteilen oder Verfügungen der gedachten Gerichte zu ver
hindern, und zwar:
a) thätlicher Angriff oder gewaltsamer
Widerstand gegen Gerichtsmitglieder in Ausübung ihres Berufs
oder gegen Beamte der neuen Landesgerichte während der recht-
Das üonfularrrcht. A. 36.
511
mäßig« Vornahme von Amtshandlung« zur Vollstreckung von
Urteilm und Verfügungen der Gerichte oder gegen Beamte
oder Mannschaften der bewaffneten Macht,
welche berufen
find, bei der Vollstreckung Hilfe zu leisten,
b) Mißbrauch
der
Beamten
seitens
Amtsgewalt
Verhinderung
eines
öffentlichm
zur
c) Entwendung gericht
der Vollstreckung,
licher Aktenstücke zu demselbm Zweck,
d) Verletzung ge
richtlich angelegter Siegel, vorsätzliches Beiseiteschaffen von Dachen,
welche
infolge einer gerichtlich« Verfügung oder
eines Urteils in Beschlag genommen worden find, e) Ent
weichung von Gefangenen, welche fich infolge einer gericht
lichen Verfügung oder eines Urteils in Haft befinden, und Handlungen,
welche eine solche Entweichung unmittelbar
herdeigeführt haben,
f) Verheimlichung solcher Gefangenen
nach ihrer Entweichung; 4. für Verbrechen und
Schutze
unter deutschem
Vergeh«,
welche von einem
stehenden Richter,
Geschworen«
oder sonstig« Beamt« der neuen Landesgerichte in Aus übung seines Berufs oder infolge Mißbrauchs seiner Amts
gewalt begangen werd«. Außer dmjenigm gemeinen Verbrech« und Vergeh«,
welche von einer der bezeichnet« Person« unter solch« Umständm
begangm werd« könn«,
steh«de besondere Verbrech« und
widrige einer
Entscheidung
Partei,
b)
zu
Gunst«
Bestechung,
einer versucht« Bestechung, erlaubte
Gewalt
in die Wohnung
gegen eines
c)
gehör« hiqu nach-
Vergeh«:
a)
pflicht
zum
Nachteil
unterlassene
Anzeige
oder
d) Justizverweigerung, e) un
Privatperson«,
f) Eindring«
andern ohne Beobachtung der ge-
512
Buch X. Sie auswärtig« Serwtftimg.
setzlichen Vorschriften,
g) Erpressung,
h) Unterschlagung
öffentlicher Gelder, i) ungesetzliche Verhaftung, k) Fälschung von Urteilen und Aktenstücken.
Dazu kommt endlich noch: 5. die Bestrafung von Zeugen, welche ohne gesetzlichen Grund die Ablegung eines Zeugnisses oder dessen Beeidi gung
vor
den
neuen
verweigern,
Landesgerichten
Geschworenen oder Beisitzem dieser Gerichte,
von
ohne
genügende
Entschuldigung
sowie
welche
ihren Obliegenheitm sich
entziehen.878 HL
Kompetenzkonflikte zwischen Konsular
gericht und Landesgericht über die nach Maßgabe der
Verordnung §§. 2 und 3 den Landesgerichten zugewiesenen strafbaren Handlungen entscheidet endgültig ein Kompetenz
hof, welcher
benennenden
zu
bilden ist
aus
zwei
vom
Konsul
zu
ftemden Konsuln und zwei vom Präsidenten
des Appellhofes zu benmnenden Richtern der neuen Landes
gerichte. 279 Die anhängigen Zivil- und Straffachen wurden beim
Inkrafttreten des neuen Rechtes durch die Konsulargerichte
erledigt, doch durften Zivilsachen auch schwebend sofort den
Landesgerichten
überwiesen
werden,
jedoch
mit
auf
dm
übereinstimmenden Antrag der Parteien.289 B.
In
ähnlicher
Weise
wurde
für
Samoa
internationale Gerichtsbarkeit geschaffm. gemäß gestattete das
G.
eine Dem
v. 6. Juli 1890 (RGB. 139),
daß durch kaiserliche, mit Zustimmung des Bundesrates zu 978 Ebenda §. 4 Abs. 2. punkt bei den Vorverhandlungen: 979 Ebenda §. 6. Auch diese Martens S. 529. 980 Ebenda §. 7 Abs. 2, 3. Frage war ein Hauptkontrovers
Das Konsularrecht.
erlassende
Verordnung
die
518
§. 36.
Konsulargerichtsbarkeit
einge-
schränkt werden könne. Die daraufhin erlassene KV. v. 29. Oktober 1890 (RGB.
keit
189) erhielt die Konsularg er ichtsbar-
grundsätzlich
in
vollem
Umfange
auf
recht, trat jedoch ab:
a) an den Munizipalmagistrat von Samoa die Straffachen wegen Verletzung der vom Munizipalrate
von Apia erlaffenen Gesetze und Verordnungen (§§. 2. 1, Z- 3); b) an den obersten Gerichtshof von Samoa:
1. Zivilprozesse über Grundeigentum auf Samoa und
dazu gehörige Rechte (§§. 2. 1. Z. 1);
2. Zivilprozesse zwischen Reichsangehörigen und Schutzgenossen einerseits, Samoanern und Fremden andererseits
(§§. 2. 1. Z. 2); 3. Berufungen gegen Urteile zu a), die 20 Dollars oder 10 Tage Gefängnis übersteigen (§. 2).
Für deutsche Schiffsmannschafteil allein zuständig (§. 3).
bleibt
der Konsul
VI. Das Gebührrmvrsrn.281 1. Für die konsularischen Funktionen werden in der
Regel Gebühren erhoben; den Betrag derselben fixiert das G. v. 1. Juli 1872 (RGB. 245), welches seit 1. Okt. 1872
in Kraft steht.
Dasselbe bezieht fich jedoch nicht auf die
richterlichen Funktionen;282 bezüglich der letzteren einschließ lich der Gebühren für Gerichtsvollzieher, Zeugm, SachverLaband H, 37f.; König I §§. 80-83. Zorn, Staatsrecht II.
2. Stuft.
282 KonsGebG. §. 8.
514
Luch X.
Di« auswärtige Verwaltung.
ständige gelten vielmehr
lediglich die Vorschriften deS ge
meinen Reichsrechtes,288
primär
der
Ortsgebrauch, eventuell das gemeine Reichsrecht;288
nur
für die
gilt
für
Funktionen der
Rechtsanwälte
freiwilligen
Gerichtsbarkeit
primär der Tarif vom 1. Juli 1872, eventuell der dem
preuß. G. v. 24. Okt. 1865 beigegebene Tarif.
2. Die Konsuln sind prinzipiell verpflichtet, mäßigen
Gebühren zu erheben;288
erheben dieselben
für sich,
Reichskafle; insbesondere
die
fallen
die tarif
die Wahlkonsuln er-
Berufskonsuln alle von den
für
die
Konsular
richtern erhobenen Gebühren in die Reichskafle, ebenso die
Gerichtsvollziehergebühren, wenn besoldete Konsulatsbeamte als
Gerichtsvollzieher
sind,
bestellt
ebenso
die
Geld
strafen ;288 dm Konsularagmtm könnm die Gebührm für die von ihnm vollzogmm Funktionen belaflen werden;287 für die Aufnahme von bloßen Anträgm sollen Gebührm
nicht
erhoben
werdm;
für Verhandlungm,
dem Willm der Parteim
vor dem Abschluß
welche
nach
abgebrochm
werdm, ist die Hälfte des tarifmäßigen Satzes zu erhebm,
für Aufnahme in
Sprachen das Doppelte.288
mehrerm
Ist für dm Ansatz der Gebührm der Wert des Gegenstandes maßgebmd, so bildet das Kapital mit dm etwa
rückständigm Zinsm die Ansatzsumme; falls eine Schätzung
in Geld nicht möglich, die Summe von 1500 Mark.288 Barauslagm sind gesondert zu erstatten,
dm Wahlkonsuln
auch ortsüblich zu verzinsm.290 — A. o. 284 888 888
KonsGG. §. 44, 10. Sept. 1879. KonsGG. §. 42. KonsGebG. §. 1. KonsGG. §. 46.
887 * 888 Äons®. §§. 8 Abs. 4, 10 Abs. 1, 11 Abs. 3. 888 KonsGebG. §§. 4-6. ! 889 KonsGebG. §. 3. . 890 KonsGebG. §. 7.
dazu;
DaS Konfularrecht.
515
§. 36.
8. Bei nachgewiesener Bedürftigkeit der Parteien müssen gewisse Gebührensätze nach Maßgabe des Gesetzes werben;291
in anderen Fällen
können
erlassen
die Konsuln unter
der gleichen Voraussetzung die Gebühren erlassen; die Wahl
konsuln können überdies jederzeit
auf alle Gebühren ver
zichten, falls sie nicht Erstattung ihrer Dienstausgaben aus der Reichskaffe beanspruchen.292
4. Beschwerden in Gebührensachen entscheidet das Aus
wärtige Amt.292 5. Über die erhobenen Gebühren genau Buch führen und
müssen die Konsuln
die Berufskonsuln
die Wahlkonsuln jährlich dem Auswärtigen
vierteljährlich,
Amt Bericht
erstatten.292
*•* Äons GebG.Z.2, dazu PaßG. S. oben S. 461. §. 8. Die bett. Tanfpositionen ÄonsGeb®. §. 9. find 2, 7, 8, 15 , 20 22, 27, 994 A. D. I. ,. Äons®. §. 8. 31, 34. König §. 80.
Elster »ach.
Das NrtchsmUttarrecht? 8 37.
Eruudkage».'
3>ie
L
Da» positive Lechksmaterial.
Berfassungsrecht.
1.
gehört
marine"
„das
Nach RV. Art. 4. Z. 14
Militärwesen des Reichs
und
die Kriegs
zu den Materien der Beaufsichtigung seitens deS
Reichs und der Gesetzgebung
desselbm.
Der XI.
Ab
schnitt der Verfaflung beschäftigt sich sodann speziell mit
dem
..Reichskriegswesen"
in
den
Artikeln 57
bis
68.
Diesem Abschnitt ist eine „Schlußbestimmung" angefügt,
welche sich auf Bayern und Wütttemberg bezieht und für ersteres Bundesglied die Bestimmungen im Versailler Ver
trag v. 23. Nov. 1870 unter III. §. 5, für letzteres die
Militärkonvention v. 25. Nov. 1870 zum integrierenden 1 Das Reichsmilitärrecht hat rme ausgezeichnete Bearbeitung gefunden durch Laband StR. II, 480 ff.; daneben Seydel in Hirths Annalen 1874 1035 ff., 1875 ioiv _53_ff. uu n.,, 1081 lvoa ff. n-,,1393 itfw ff. i|. und G. Meyer BerwR. II, 2, 30 ff., s. ferner die Abhandlungen
| von Blankenburg und Thu I dichum bei v. Holtzendorff Jahrb. I, 379 ff., II, 87 ff.; ferner Thudichum BerfR. d«S Nordd. Bundes S. 368—491. * Äaband II, 480 ff.; Sey» del beiHirth Ann. 1875,1393ff.
Die prinzipiellen Grundlagen.
517
§. 37.
Bestandteil der Verfassung erhebt;" diese die Verfassung
ergänzenden Bestimmungen sind publiziert im BGB. 1870, 658 (Württemberg) und BGB. 1871, 9 (Bayern). tiefgreifende Abänderung
durch das
G. v. 11.
hat erfahren Art.
Febr.
Eine
59 d. RB.
1888 (RGB. 11) und be
sonders durch das — bis 31. März 1899 gültige — G. v. 3. Aug. 1893 (RGB. 233), das jedoch ausdrücklich ohne
Abänderung des Verfassungsartikels erlassen wurde, transitorischen
nur
Charakter
trägt
(Problem
jährigen Dienstzeit bei dm Fußtruppm).
somit zwei
der
Auf die Krieg
marine beziehm sich Art. 53 u. 55 der Reichsoerfassung. Verfaffungsbestimmungen,
welche
auf
das
Militärwesm
Bezug habm, findm sich außerdem noch in Art. 8. Abs. 8 (Bundesratsausschuß für Landheer und Festungm, sowie für „Seewesen", d. i. die Kriegsmarine), Art. 11 (Kriegs
erklärung), Art. 41 u. 47 (Wahrnehmung der militärischen Jntereffm im Eismbahnwesm), Art. 71
und Schlußbest,
zu Abschn. XU (Militäretat). Die Grundzüge des deutschm Militärrechtes, wie sie die Verfassung normiert, faffmde
habm inzwischm durch eine um-
Spezialgesetzgebung
eine
sorgfältige
spezialisierte Durchführung empfangen.
und
höchst
Wie das dmtsche
Heer in seiner gegenwärtigm Gestalt aus dem prmßischm,
so ist auch schm
das dmtsche
hervorgewachsm.
Militärrecht In
allen
aus
dem
prmßi
Reformentwürfen
der
deutschm Bundesverfassung und nicht minder in der Sehn sucht der Nation
spielte das geeinte deutsche Heer zum
mindestm eine ebmso
bedmtmde Rolle als das geeinte
I teinbergischen Militärkonvention 1 L X. bezüglich der würt-1 Hänel Stud. I, 115 f.
Buch XL
518
deutsche Parlament.
Das Reichsmilitärrecht.
Wenn von den meisten Schriftstellern
die Einheit des Heerwesens Bundesstaates
wird, so ist das grundlos:
wesen
im
Bundesstaat
Zentralgewalt
als begriffliches Merkmal des
im Gegensatz zum Staatenbund
wie
behauptet
begrifflich gehört das Militär
ebensowenig
beispielsweise
Der Begriff des Bundesstaates
zur
das
Kompetenz
der
Unterrichtswesen.4
läßt sich unmöglich aus
einzelnen Momenten gewinnen, sondern nur aus dem prin-
zipiellen Moment der Souveränetät (s. darüber oben Bd. I. Allerdings aber war in Deutschland das patrio
§. 4). tische
Sehnen und Strebm
der Nation
auf Herstellung
eines Bundesstaates immer eng verbunden mit dem Strebm nach
einem
geeinten deutschen Heere;
ein Hauptmommt
der Einheitssehnsucht lag gerade darin, daß die dmtschen Staaten in ihrer Zerriffmheit von den Mächtm des Aus landes mißachtet, ja verhöhnt wurdm;
mittelbar der Wunsch,
diesem
daraus folgte un
traurigen
Zustande durch
Organisation einer imposanten gesamtdeutschm Heeresmacht ein Ende zu bereitm.
So kam es, daß das Heerwesm bei
dm bundesstaatlichen Plänen stets in allererster Linie stand. Prinzipiell aber könnte sehr wohl ein Bundesstaat gedacht werden,
in welchem das Militärwesm der Autonomie der
Einzelstaaten überlaffm wäre. Die feste Basis für die Organisation der preußischm Armee war
durch die Gesetzgebung aus dem Anfang der
4 A. A. Laband II, 481: »Alle Schriftsteller überdasWesen und die Einrichtungen des Bun desstaates waren von jeher dar über einig, daß, so wie die völ kerrechtliche Vertretung und die
Wahrnehmung der internatio nalen Interessen, so auch die Ordnung des Heerwesens und der Oberbefehl über die bewaff nete Macht zur Kompetenz der Bundesgewalt gehöre."
Die prinzipiellen Grundlagen.
sechziger
Jahre,
die
§. 37.
519
eigensten Initiative Kaiser
der
Wilhelms des Großen entsprungen
ist,
mit der Volksvertretung geschaffen wordm.
im Konflikt
Im Jahr 1866
hatte die Volksvertretung hiesür formell „Indemnität" erteüt, materiell Indemnität für sich erbeten. —
2.
Gesetzesrecht.
deutschen Bundes
ein
Verfaffung
welcher
Nach
des Nord
Aufrichtung
bezw. Deutschen Reiches wurde in die
Artikel
vorschreibt:
(RB.
Art.
61)5
„nach Publikation
ausgenommen,
dieser Verfaffung
ist in dem ganzm Reiche die gesamte preußische Militär gesetzgebung
ungesäumt
einzuführen,
sowohl
die
Gesetze
selbst als die zu ihrer Ausführung, Erläuterung oder Er
gänzung
erlassenen Reglements,
Instruktionen
Re-
und
skripte"; positiv ausgenommen wird nur die Militärkirchen ordnung.
Ferner ist gesagt:
„nach gleichmäßiger Durch
führung der Kriegsorganisation des deutschen Heeres wird
ein umfassendes Reichsmilitärgesetz"
ergehen.
Demgemäss
wurde das gesamte preußische Militärrecht provisorisch für
das Reich in Kraft gefetzt,
teilweise in einer staatsrechtlich
sehr bedenklichen Form.
„Man hatte in Preußen eine mustergültige, im Frieden und Krieg
bewährte Organisation,
eine
bis
ins
feinste
Detail ausgebildete und durch eine langjährige und reiche
Praxis erprobte Armeeverwaltung und eine in dem Rechts bewußtsein und in den LebenSverhältniffen des Volkes sowie in
dm Traditionm der gesamten Staatsverwaltung
fest
wurzelnde Militärrechtsordnung" (Laband II, 490). • Bgl. hiezu Laband II, Sepdel bei Hirth Ann. 1875, 490 ff., 21 ff.; Thudichum bei 1405. v. Holtzendorsf Jahrb. II, 90;
Buch XL
520 Noch
Offensiv-
Da« NeichsmÜitorrecht.
vor Aufrichtung
und
des Reiches
Defensivallianz
Preußens
war
mit
durch dm
die
füb»
deutschen Staaten und die hessische Militärkonvmtion vom 7. April 1867
thatsächlich die volle militärisch« Einheit
Dmtschlands hergestellt. Die Ausdehnung der prmßischm Militärgesetzgebung auf sämtliche ©todten des Reiches erfolgte für Südhefsm durch
die Militärkonvention vom 7. April 1867, für Stoben und Württemberg durch die Versailler Novemberverträge von 1870
(für Württemberg mit erheblichen Modifikationm, die jedoch inzwischen mit Ausnahme der Militärstrafgerichtsordnung
durch die Reichsgesetzgebung gegmstandslos geworden sind), endlich für Elsaß-Lothringm durch G. v. 23. Januar 1872.
Auf Bayern wurde die preußische Militärgesetzgebung for mell nicht ausgedehnt, vielmehr die Einführung preußischer Militärgesetze durch Versailler Vertrag III
5 Z. I „freier
Verständigung" von Fall zu Fall vorbehaltm.6
Inzwischen
ist durch die vom Reich erlaffenen Militärgesetze die mate
rielle Verschiedenheit auch des bayerischm vom Reichsmilitärrecht auf ein Minimum reduziert wordm.
Die preußische Militärgesetzgebung ist jetzt formell in der
Hauptsache beseitigt durch die Reichsmilitärgesetzgebung. Das in der Verfaffung versprochene Reichsmilitärgesetz ist am 2. Mai 1874 erlassen wordm (RGB. 45); dasselbe ruht auf der Basis desKriegsdienst gesetzes v. 9. Nov. 1867 (BGB. 131);7 dazu gehören die hochwichtigen Novellm v.
• Thudichum 90; Laband j 'In Bayern eingeführt durch G. II, 491. | v. 24. Nov. 1871 (RGB. 398).
Die prinzipiellen Grundlagen.
A. 37.
521
6. Mai 1880 (RGB. 103), v. 11. Febr. 1888 (RGB. 11), 8. Februar 1890 (RGB. 23), 3. Aug. 1893 (RGB. 233),
28. Juni 1896 (RGB. 179), 31. März 1885 (RGB. 81), 11. Mär, 1887 (RGB. 117), 27. Jan. 1890 (RGB. 7), 26. Mai 1893 (RGB. 185), das Landsturmgesetz v.
12. Febr. 1875 (RGB. 63), jetzt ersetzt durch die §§. 23 bis 34 des G. v. 11. Febr. 1888, das Kontra!lgesetz
v. 15. Febr.
1875
(RGB.
65);
weitere Gruppe
eine
bilden: das Pensionsgesetz v. 27. Juni 1871 (RGB. 275) nebst dm Novellen v. 4. April 1874 (RGB. 25), 21. April
1886 (RGB. 78), 24. März 1887 (RGB. 149), 22. Mai 1893 (RGB. 171), 14. Jan. 1894 (RGB. 107); ferner
daS G. v. 15. März 1886 (RGB. 53), betr. die Für
sorge für Beamte undPersonen desSoldatenstandes infolge von Betriebsunfällen, die G. v.
17. Juni 1887 (RGB. 237) u. 5. März 1888 (RGB. 65)
über die
für
Fürsorge
die
Witwen
und
Waisen von Angehörigen deS Reichsheeres und
der kaiserl.
Marine;
hieher gehört auch das G. v. betr. die Unterstützung
28. Febr. 1888 (RGB. 59), von
Familien
in
den
Dienst
eingetretener
Mannschaften; das Militärstrafrecht ist kodifiziert im
Militärstrafgesetzbuch
v.
20. Juni
1872 (RGB.
174); dazu kommt das G. v. 3. Juli 1893 (RGB. 205) gegen den Verrat militärischer Geheimnisse, das
auch eine Abänderung der §§. 89, 90 des RStGB. (KriegSverrat) mthält; ferner daS G. v. 30. Mai 1892 (RGB. 667) über die Vorbereitung des Kriegszustandes in Elsaß-Lothringen;
das G. v. 28. Mai
1894
(RGB. 463) über dm Schutz der Brieftauben und
522
Buch XL
Das ReichSmilitärrecht.
den Brieftaubenverkehr im Kriege nebst BollzB. d. BR. v. 8. Nov. 1894 (CBl. 457); die Militär str afg er ichtsordnung fehlt noch; infolgedessen gilt für das Gebiet des ehem. Norddeutschen Bundes sowie für Baden nach Art. 61 die preuß. MilStGO. v. 8. April 1845, ferner eine bayrische und eine württembergische für die betreffenden Kontingente. Auf sachliche Leistungen für militärische Zwecke beziehen sich das Kriegsleistungs gesetz v. 13. Juni 1873 (RGB. 129), ferner in Friedens zeiten das Quartierleistungsgesetz v. 25. Juni 1868 (BGB. 523),8 das Naturalleistungsgesetz v. 13.Febr. 1875 (RGB. 52) nebst Novelle zu beidm v. 21. Juni 1887 (RGB. 245) und dem G. v. 28. Mai 1887 (RGB. 159), betr. den Servistarif; endlich hinsichtlich der Festungen in Krieg und Frieden das Festungsrayon gesetz v. 21. Dez. 1871 (RGB. 459) und das G. v. 19. Juni 1883 (RGB. 105) über die Reichskriegs häfen. 3. Berordnungsrecht. Neben dem in der Form des Gesetzes bezw. der Verfassung ergangenen Militärrecht steht das in die Form der Verordnung gekleidete Recht; die durch RB. Art. 61 angeordnete allgemeine Einführung des preußischen Militärrechtes bezog sich auch auf die ganze Verordnungssphäre;9 inzwischen sind zu dm oben 8 In Bayern speziell einge führt durch G. v. 9. Februar 1875 (RGB. 41). 9 Der wissenschaftliche Streit um das Berordnungsrecht des Art. 61 — Laband II, 497f. — ist nunmehr gegenstandslos.
Aber auch Art. 63 Abs. 5 ist durch die Konventionen und die thatsächliche Entwickelung be deutungslos geworden, da die über »Administration, Ver pflegung, Bewaffnung und Ausrüftung* ergehenden „Anord-
Die prinzipiellen Grundlagen.
§♦ Z7.
523
genannten Gesetzen viele, teils im Gesetz-, teils im Zentralblatt, teils nungen
auch
anderwärts
ergangen.
Für diese
publizierte Vollzugsverord
Sphäre
des
Militärrechtes
gellen folgende Sätze:
a)
Eine aus inneren sachlichen Gesichtspunkten sich er
gebende Grenze zwischen dem Gebiet der Gesetzgebung und dem der Verordnung
ist
für
das Militärrecht
speziell so
wenig zu gewinnen, wie überhaupt.10 b)
Eine positive Abgrenzung zwischen den beiden Gebieten
enthalt die Verfassung nicht;
was durch Gesetz, was durch
Verordnung zu regeln, ist somit auch auf diesem Gebiet prin zipiell nur Sache der Gesetzgebungspolitik. c)
Die Materien, welche direkt in der Verfassung nor
miert sind, können weiterhin auch nur in dieser Form geordnet werden; ebenso kann, was auf dem Wege des Gesetzes fixiert
ist, nur auf dem gleichen Wege abgeändert werden.
d)
Subjekt des Verordnungsrechtes
wie überhaupt der Bundesrat;n
nungen für die preußische Armee" alle Kontingente ergreifen, ohne daß deren Mitteilung durch den Militärausschuß des Bundes rates »zur Nachachtung" an die .Kommandeure der übrigen Kontingente" erfolgt; die Kon tingente haben nach dem gelten den Recht überhaupt keine Kom mandeure. Nur für Württem berg und Sachsen besteht ein auf den Militärkonventionen beruhendes Sonderrecht, s. La tz and II, 500», 501 d. »• Bgl. Seydel 1405 ff.; Thudichum bei Holtzendorff
ist prinzipiell hier
für ihn
spricht mangels
Jahrb. 1873 93 f.; diese Schrift steller versuchen eine sichere Um grenzung der Verordnungssphäre durch Aufzählung der auf dem Wege des Gesetzes geregelten Materien zu gewinnen. Bgl. Laband Ü, 493 ff.; Arndt VerordnR. 134 ff., oben Bd. I, S. 401. 11 A. A. Thudichum bei v. Holtzendorff Jahrb. II, 91, der den Kaiser als Subjekt deS Militärverordnungsrechtes be zeichnet, vgl. dagegen Laband II, 495 f.
Buch XI. Da« Reichsmilitirrecht.
524
besonderer Bestimmungen die Präsumtion; dies Verordnung-recht des Bundesrates ist ein allgemeines und insbesondere
auch nicht davon über die Materie
abhängig,
daß
vorhanden
bereits
fei,
ein
Reichsgesetz
dessen Vollzug
zu
die
In vielen Militärgesetzen
Verordnung zu dienen habe."
ist jedoch das Recht, die Vollzugsverordnungen zum Gesetz zu geben, dem Kaiser bezw. König von Bayern delegiert;18 ***********
für
Marine
die
wird
generell angenommen
dies
und
kaiserliche
Derordnungsrecht
aus RD. Art. 53
Abs. 1
ab
geleitet. 14
Hinsichtlich des militärischen Verordnungsrechtes be
e)
steht eine besondere Schwierigkeit
in
der Feststellung des
Rechtsverhältniffes zwischen Verordnungsgewalt
faffung
und Ober
Den militärischen Oberbefehl überträgt die Ver-
befehl. 15
Art. 63 Abs. 1
dem Kaiser.
Die Grenze aber
zwischen Oberbefehl und Verordnungsrecht läßt sich
auf Grund sachlicher Erwägungen ziehen, noch durch
das
positive
Recht
gezogen."
** 9L A. Laband II, 495 f. auf Grund seiner abweichenden: prinzipiellen Konstruktion deS dem Bundesrat verfassungs mäßig zustehenden Verordnungs rechtes; s. hierzu oben Bd. I, 485 ff. Zu den Pensionsgesetzen hat der BR. die Verordnungen erlassen, zu den Kriegsleistungs gesetzen der Kaiser mit Zustim mung des BR. 18 Z. B. QuartierleistG. v. 25. Juni 1868 (BGB. 523) 5. 20, für Bayern G. v. 9. Febr. 875 (RGB. 41) §. 3. Nat.L.G. v. 13. Febr. 1875 (RGB. 52)
weder
ist dieselbe
Kompetenzkonflikte
§. 18 u. a. m. (Laband II, 496 4). 14 Laband II, 496; Arndt BerR. 122. 1R Vgl. die eingehende Ana lyse, welche Thu dich um bei v. Holtzendorff Jahrb. II, 92 ff. giebt. 16 Laband II, 511 ff: „Der Bereich des Armeebefehls läßt sich begrifflich nicht von dem der Armeeverordnung scharf ab grenzen." Die ausgezeichneten Bemerkungen über den „Ver waltungsbefehl", welche sich in der 1. Äufl. III, 35 fanden, hat
g. 37«
Die prinzipiellen Grundlagen, nach der angegebenen möglich;
praktisch
Richtung
ist
demnach
find
Gefahr
dieser
jedoch
525 wohl
sehr
die
Spitze
dadurch abgebrochen, daß einmal durch die meisten Spezial
auch
gesetze dem Kaiser
das Berordnungsrecht übertragen
ist, und zweitens im Zweifelsfalle nach der ganzen Orga
nisation unserer Militärverfaffung
präsumieren bedürfen
sein
gemäß
Reichskanzlers,
RB. die
für den Oberbefehl zu
Militärverordnungen des Kaiser-
wird.
Art.
17
der
Anordnungen
Gegenzeichnung
des
kaiserlichen
des
Ober
befehles dagegen nicht.17
4.
Die Konventionen."
Endlich
in Betracht die sog. Militarkonventionen.
solche;
das
Rechtsverhältnis
derselben
kommen
noch
Ls existieren 18 ist
teilweise
sehr
schwierig und zweifelhaft.
Labqnd jetzt gestrichen. Die Scheidung zwischen Befehl und Verordnung bei G. Meyer VerwR. 11, 35 (.unmittelbare militärische Aktion") ist auch nicht genügend. Vgl. auch Brockhaus 82 und Hecker in Stengel- Wörterb. I, 63; auch Hecker gewinnt kein sicheres Resultat. i’ S. oben Bd. I, S. 254ff.; Laband H, 511. Auf die Unterscheidung -wischen Regie rungsgewalt und Kommando gewalt läßt sich dieser rechtliche Unterschied aber nicht begründen, denn die Kommandogewalt ist unzweifelhaft auch Regierung-gewalt. A. A. Hecker in Stengels Wörterb. I, 63, dem Laband a. a. O. zustimmt. *• Seydel 1403 ff., dessen
prinzipielle Gesichtspunkte aber nicht zutreffen; Hänel Stud. I, 115 ff.; Laband II, 486 ff., 502 ff., daS Verzeichnis der in Kraft stehenden Konventionen ebenda 509 f.; G. Meyer H, 43 ff.; Brockhaus 166 ff. Die Konventionen finden sich in vollem Text in den Drucksachen des Reichstag- 1867 Nr. 21, 1872 Nr. 189, 1873 Nr. 18, 1874 Nr. 33 sowie in .Die Militärgesetze des deutschen Reiche-" Bd. I, 55-193. Über die unklare und verwirrte Ter minologie für den einen Kon trahenten (»König von Preußen", »preuß. Regierung", „König v. Preußen al- Bunde-feldherrn", .deutschen Kaiser und König v. Preußen") s. Laband DE, 522f. Es kann sich überall nur um
Buch XL
526 a)
Das Reichsmilitärrecht.
Die Militärkonvention zwischen dem Norddeutschen
Bund und Bayern, welche in den Versailler Verträgen
v.
23. Nov. 1870
unter
III §. 5 enthalten ist,
bietet
keine Schwierigkeit: sie ist durch die Schlußbestimmung zu
Abschn. XI. der RV., wozu ergänzend die Schlußbestimmung zu Abschn. XII tritt, unzweifelhaft Bestandteil des deutschen Berfaffungsrechtes geworden. b) Ganz das gleiche Rechtsverhältnis besteht aus genau
den gleichen Gründen hinsichtlich der württembergischen Militärkonventton19 (abgesehen nur von der Schlußbest. zu
Abschn. XU);
ergänzt wurde die Konvention durch
die
Spezialabkunst v. 2.18. Sept. 1893 auf Grund des RG. v. 3. Aug. 1893 (RGB. 235) Art. V. c) Über die Verhältnisse der teils auf bayrischem, teils
auf württembergischem Gebiete belegenm Festung U l m wurde unterm 16. Juni 1874 ein Vertrag zwischen Preußen, Bayern
und Württemberg abgeschloffen.20 Daß die betreffende Materie
auf dem Wege der Reichsgesetzgebung hätte erledigt werden
können, ist unzweifelhaft, und daß dies der staatsrechttich korrekte Weg gewesen wäre, nicht minder.
des Vertrages wird jedoch ttotz
Die Rechtskraft
der in der VettragSform
liegenden Jnkorrettheit nicht zu beanstanden sein. d) Sehr schwierig ist die Feststellung des Verhältniffes
den König v. Preußen handeln. G. Meyer und Hänel begrün den die Rechtsgültigkeit der Konventionen auf den Vorbe halt in RB. Art. 66; mit Recht wird dies von La band II, 502 und Brockhaus 170 ff. abgelehnt, da jener Vorbehalt
sich nur auf daS Offizierser nennungsrecht bezieht. 19 A. A. Hänel a. a. O. 115 ff. Vgl. hiezu auch oben S. 517». Richtig Laband H, 508; Brockhaus 166. 10 Text bei v. Walther I, 15 ff.
Die prinzipiellen Grundlagen.
der
sächsischen
Militärkonvenlion.21
527
§. 37.
Dieselbe datiert
vom 7. Februar 1867, also aus der Zeit vor Errichtung deS Norddeutschen Bundes, und ist abgeschlossen zwischen Preußen
und Sachsen;
Militärwesen
ihr Inhalt aber bezieht sich gerade auf daS des
aufzurichtenden
Bundesstaates;
sie
ist
geradezu mit dem König von Preußen als „Bundesfeldherrn" abgeschloffen,
existierte.
obwohl ein solcher rechtlich noch nicht
Die sächsische Militärkonvention wollte unzweifel
haft die rechtliche Stellung Sachsens im Militärwesen des
Bundesstaates normieren.
Das Militärwesen des Bundes
staates wurde weiterhin im XI. Abschnitt der Verfassung geregelt, ohne daß des auf Sachsm bezüglichen Vertrageund seiner Sonderbestimmungen gedacht wäre, weder durch
formelle Bezugnahme noch durch materielle Aufnahme jener
Bestimmungen.
Demgemäß müßte gefolgert werden: Der
völkerrechtliche Vertrag
v.
7. Februar
ersetzt durch die Verfaffung.
ist erloschen
und
Diese Folgemng aber wird
widerlegt durch die fortgesetzte Anwendung der Konvmtion:
thatsächlich war und ist die sächsische Konvmtion ebmso gut in Kraft wie die württeinbergische.
Formell aber mtbehrt
sie der verfaffungsrnäßigm Rechtskraft und prinzipiell der Rechtskraft überhaupt, da die in derselbm behandeltm Ma terien nach Aufrichtung des Bundesstaates in die Sphäre
der Bundesgesetzgebung fielm.
Im Hinblick aber auf die
Absicht der Kontrahmtm, über welche ein Zweifel nicht be-
stehm kann, wird die sächsische Militärkonvmtion, soweit sie
sich im Rahmen der kaiserlichm Dispositionsfreiheit bewegt, zwar
nicht die Rechtskraft
m Laband II, 507 ff.
eines Vertrage- beanspruchen
Luch XL
528
Da» Reichsmilitiirrecht.
können,88 wohl aber als ein feierliches Versprechen des Königvon
Preußen,
in
seiner
Eigenschaft
als Bundesfeldherr
Sachsen gegenüber sich in gewiffer Weise zu verhalten, ihre feierliche moralische Bedeutung haben.
e) Außerdem bestehen noch Konventionen mit Baden,
Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-
Strelitz,
und
Oldenburg,
Braunschweig,
eine Gesamtkonvention für die 7
Anhalt
thüringischen
Staaten (Großherzogtum Sachsen, die drei sächsischm Herzog
tümer Coburg-Gotha, Meiningen, Altenburg, beide Reust
und Schwarzburg-Rudolstadt). f) Einen besonderen Charakter tragen die Militärkonven-
tionm zwischen Preußen einerseits und folgenden deutschen
Kleinstaatm
andererseits:
Schwarzburg-Sonders
hausen, Waldeck, Lippe,
Schaumburg-Lippe,
Lübeck, Bremen, Hamburg. Die „Kontingente" dieser
Staaten find vollkommen in das preußische übernommen; „diese Staaten gelten in militärischer Hinsicht als Preußen
einverleibt".88 Die badische Konvention bildet einen Teil der November verträge von 1870; die übrigen sind sämtlich teils vor,
teils unmittelbar nach Errichtung des Norddeutschen Bundes abgeschlofim und
nach Aufrichtung des Reiches «neuert
roorbeit;84 nur die braunschweigische Konvention ist auS spät«« Zeit.
81 Übereinstimmend HSnel “ Laband II, 487. Stud. I, 247 ff., StR. 492»; Meyer 515* und Thudichum 24 Genaue Angaben der Daten BersR. Hl; a. A. derselbe bei Laband a. a. O. bei v. Holtzendorff Jahrb. 1,24.
Die prinzipiellen Grundlagen.
§. 37.
529
Der Inhalt der Konventionen besteht durchweg in Mo difikationen der Verfassung, und mit Recht bemerkt demnach Lab and (II, 481): „Die Reichsverfassung enthält gleichsam
ein Jdealrecht, welches nirgends verwirklicht ist, das vielmehr
nur die Normallinie bildet, um welche sich die thatsächlich in
Geltung stehenden Regeln in mancherlei Windungm ziehen." Der Inhalt der Konventionen läßt sich ganz allgemein
durch zwei Sätze charakterisieren: 1. Die Einzelstaaten verzichten zu Gunst en Preußens auf militärische Rechte, welche ihnen durch die Verfassung be
lassen sind; 2. der König von Preußen ver pflichtet sich dagegen, die ihm durch die Ver
fassung übertragenen Funktionen des Ober feldherrn gegenüber dem betreffenden Staate
in bestimmter, modifizierter Weise auszuüben. Bei den Konventionm aus d. I. 1867 handelte es sich noch
3. um die Adaptierung der preußischen Militär gesetzgebung — Art. 61 der Verfassung — für
die Einzelstaaten.
Dieser Gesichtspunkt ist jetzt bedeu
tungslos geworden, nachdem die preußische Militärgesetz gebung in der Hauptsache durch Reichsgesetze beseitigt ist.
Diejenigen Bestimmungen der Verfassung, welche unter den erstgenannten Gesichtspunkt fallen, geben staatsrechtlich zu keinen Bedenkm Anlaß:
es hindert auch im Bundesstaate
nichts, daß ein Einzelstaat auf Rechte, die verfassungsmäßig
dm Einzelstaatm zu Autonomie oder Selbstverwaltung überlaffm sind, zu Gunstm eines anderm Einzelstaates verzichte,"
* Laband DE, 503 ebenso.jwesentliche Inhalt und der „DieS ist in der That der. überwiegende Schwerpunkt sämt-
Zorn, Staatsrecht II. 2. Sufi.
84
530
«uch XL
Da- Neichsmilitärrecht.
wenn nur die staatliche Individualität dadurch nicht alteriert wird; doch müßte allerdings eine Genehmigung derartiger Verträge durch die Zentralgewalt als staatsrechtlich notwendig behauptet werden, wenn es sich um Materien der einzel staatlichen Selbstverwaltung handelt; denn indem das Reich die Selbstverwaltung dem Staat A überließ, hat es den Staat A und nicht den Staat B damit beauftragt; der Übergang dieser Verwaltung auf den Staat B ist demnach
eine Sache, die auch das Reich angeht. Demnach ist bei den Militärkonventionen staatsrechtlich eine Genehmigung der Zentralgewalt erforderlich; dieselbe wurde jedoch nirgends eingeholt.86 Was andrerseits die Gegenleistungen angeht, zu welchen sich der König von Preußen als Bundesfeldherr verpflichtete, so tonnen dieselben staatsrechtlich nicht als V e r t r a g, sondern nur als feierliches Versprechen qualifiziert werden: es handelt fich hier um verfasiungsmäßige Pflichten bezw. Rechte des Bundesfeldherrn, die vertragsmäßig zu modifizieren dem König von Preußen unter keiner Bedingung gestattet sein konnte; wohl aber konnte derselbe versprechen, im Rahmm der durch die Verfassung ihm gelassenen Freiheit in gewisser licher von den Bundesstaaten abgeschlossener Militärkonven tionen." **A. A. La band 11,504^. Was Lab and hier anführt, ist durch aus zutreffend, und die Sache hat bis jetzt zu keinerlei Schwierigkeiten Anlaß gegeben. Aber die Konsequenzen des Satzes, daß jeder Einzelstaat ohne Interven
tion des Reiches einem anderen Einzelstaate die Ausübung seiner Staatshoheitsrechte übertragne könnte, sind so exorbitante, daß gleichwohl der im Text aufgestellte Rechtsgrundsatz festgehalten werden muß. Über das in mehreren Konventionen vorbe haltene „einseitige* Kündigungs recht s. Laband II, 506 Nr.4.
Di« prinzipiellen Grundlagen,
§. 37.
531
Weise handeln zu wollen. Ein solches Versprechen hat aber immer nur einen moralischen, keinen juristischen Charakter." Die Konventionen
sind
demnach, soweit eS
sich um
Modifikationen des kaiserlichen Oberbefehles handelt, nur Versprechungen ohne juristisch bindende Kraft, soweit es sich um die Übertragung von einzelstaatlichen SelbstverwaltungSrechten auf Preußen handelt, dagegen auch rechtlich bindend;
für letztere Sphäre war demnach die Mitwirkung der Volks
vertretung erforderlich, wmn es sich um Materien der Gesetzgebung handelte; die Reichsgesetzgebung ihrerseits kann jeder zeit solche Verträge durchbrechen, denn Reichsrecht bricht auch
nach dieser Richtung stets Landesrecht.M IL
Da» Lrichvhrrr.
DaS deutsche Heer, von dem die Reichsver
fassung spricht, ist ein Reichsheer im staats rechtlichen Sinne des Wortes, kein Aggregat
von Landeskontingenten. Die militärische Or ganisation und Formation ist einheitlich; die
Militärgesetzgebung erfolgt durch das Reich; das gesamte Geldbedürfnis für das Heer wird vom Reiche bestritten, und vor allem: den Ob er befehl
über das Heer in Krieg und Frieden
führt der Kaiser.
sätzen
Diesen gewaltigen Grund
gegenüber, auf
welchen
die deutsche
Heeresorganisation beruht, verschwinden die BrockhauS 166 ff., Hänel 17 Ebenso, wennauch in anderer Stud. I, 246, StR. I. 490. Formulierung, LabandII,506, " Lab and II, 504 ff.
532
Buch XL DaS ReichimilitLrrecht.
unbedeutenden Rechte der Kontingents Herrlich keit fast vollständig.
Es besteht also grundsätzlich für das Landheer das gleiche
Rechtsverhältnis wie für die Marine; nur ist bei letzterer die Einheit noch vollständiger durchgeführt, indem gar keine „Kontingentsherrlichkeit" vorhanden ist. Eine grundsätzliche militärische Sonderstellung
hat nur Bayern, indem die bayrischen Truppen im Frieden unter dem Oberbefehl des Königs
undnurimKriegunterdemjenigen des Kaiser-
stehen; die Mobilmachungsordre, welche rechtlich die überführung vom Friedens- in den Kriegszustand darstellt, wird
formell vom König von Bayern erlassen, jedoch muß dies geschehen, sobald der Kaiser die Mobilmachung
für daS übrige Reichsheer befohlen hat.
Im
Frieden hat der Kaiser nur das Jnspektionsrecht über die bayrischen Truppen?"
HI.
Die FriedrnsprSsrnzstSrke.
Richt nur die Militärhoheit als solche ist auf das Reich übergegangen, sondem letzteres hat auch die Hauptstücke des Militärrechtes direkt geordnet, insbesondere die feste Grund-
lage für die Organisation des Reichsheeres geschaffen. Das oberste Prinzip für die deutsche Heeresorganisation
ist der in die Verfassung aufgenommene Satz: „Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Aus” S. über alle diese Punkte,! insbesondere die große Streit-: frage des „Reichsheeres", oben: Bd. I, 189 — 211, sowie die dort angegebene Litteratur: neuestens .
Lab and 3. A. H, 511 ff., 532 ff. Laband verteidigt in dieser Frage mit Heldenmut und Scharfsinn einen verlorenen Posten.
Die prinzipiellen Grundlagen.
Übung dieser Pflicht nicht (Art. 57).
§. 37.
533
vertreten
lassen"
Dieser Grundsatz hat bereits in der Verfassung
— Art. 59 — eine Spezialisierung gefunden und ist weiterhin
durch die Reichsgesetzgebung in detailliertester und sorgfäl tigster Weise durchgeführt worden.
Dem Verfassungsgrundsatz des Art. 57 schließt sich die Bestimmung des
Art. 60 über den Präsenz st and an.
Nach dem alleg. Artikel wurde der Präsenzstand im Frieden
zeitlich bis 31. Dez. 1871 und inhaltlich auf l°/e (401659
Mann) der Bevölkerung spätere Zeit,"
von
Friedenspräsenzstärke
gesetzgebung
1867 fixiert;80
„für die
so fährt der Artikel fort, „wird die
im
festgestellt."
Wege
der ReichS-
Demgemäß wurde durch
®. v. 9. Dez. 1871 (RGB. 411) der Inhalt des Art. 60 länglich prolongiert bis zum Ablauf des Jahres 1874,
weiterhin durch das Reichsmilitärgesetz v. 2. Mai 1874
§. 1 abermals bis Ablauf des Jahres 1881 („Septennat"). Durch die Militärgesetznovelle v. 6. Mai 1880 wurde der
Präsenzstand an Unteroffizieren und Mannschaften im Frieden vom 1. April 1881 bis zum 81. März 1888 auf 421 274 Mann, durch G. v. 11. März 1887 auf 468406, durch
v. 15. Juli 1890 auf 486 983 Mann, durch G. v. 8. Aug. 1893 endlich bis 31. März 1899 auf 479229 Mann an Gemeinen, Gefteitm
und Obergefreiten, also
ohn« Unteroffiziere (Art. I §. 1 Abs. 1), erhöht.
Zu der
hier in Betracht kommenden Gesamtpräsenz gehören nicht die
88 Seydel 1407ff.; vgl.auch v. Martitz 109 ff.; Thudichum 107 ff.; Laband II, 525ff., 556ff.; e. Treitschke
in d. Preuß. Jahrb. XXXIII, 304 ff.; B eseler ebenda 589ff.; Preuß FriedenSpräsenz und Reichsverfaffung (1887).
534
Buch XL
Das Reichsmilitärrecht.
Einjahrig-Freiwilligen, Unteroffiziere, Offiziere, Ärzte, Militärbeamten, sowie selbstverständlich die zum Dienst eingezogen«» Reservisten und Landwehrleute (KriegsdienstG. §. 6).
Die
Zahl der Offiziere und Unteroffiziere, der Ärzte und Beamten
wird durch das alljährliche Budgetgrsetz bestimmt (MilG.
§. 4 G v. 3. Aug. 1893 Art. I §. 1 Abs. 4). Gesamt Präsenz ist im Gesetz fixiert;
Nur die
für die Verteilung
derselben auf die Einzelstaaten sagt Art. 60 nur, dieselben hätten die «forderlichen Mannschaften „pro rata“ zu stellen.
Im übrigen ist die Unterverteilung dem Kaiser überlassen.
Die gesetzlich fixierte Präsenzziffer hat den rechtlichen Sinn, daß üb« dieselbe in normalen Zuständen nicht hinausgegangen
w«den darf, keineswegs ab« den and«en, daß dieselbe imm« «reicht w«den müßte; regelmäßig ist die Zahl d« bei bett Fahnen befindlichen Truppen vielmehr «heblich gering« als
die
gesetzliche
Präsenzziffer.
Die
Präsenzziffer ist
gesetzlich fixiert, und die Verfassung fordert dies absolut; niemals könnte eine dauernde
Fixierung der Gesamtpräsenz kraft kaiserlichen Oberbefehls erfolgen.
Ob d« Vorschrift d« Ver-
faflung durch ein Spezialgesetz od« etwa durch das allge
meine Etatsgesetz
genügt wird, ist
juristisch
vollkommen
imktmnt:81 bis jetzt wurde imm« d« erstere Modus beliebt
und die spezialgesetzlich fixierte Präsenzziff« alsdann den Etatsansätzen zu Grunde gelegt. " A. A. Thudichum 109, der eine Fixierung der Präsenz durch das Etatsgesetz für un statthaft hält. Ebenso Preuß 71 ff., Beseler in d. Preuß. Jahrb. 33, 590ff. und Schulze
in Grünhuts Zeitschr. Übereinstimmend mit Laband II, 359 f., 1410 ff., G. Meyer §. 198».
2, 208 ff. dem Text Seyd«! Lehrbuch
Die prinzipiellen Grundlagen.
Angesichts der zeitlichen Begrenzung der
gesetzlichen
Bestimmung
erhebt
sich
535
§. 37.
die
Rechtszustand würde eintreten, wenn ein
einschlägigen welcher
Frage:
neues Gesetz nach
Ablauf der Zeitbestimmung des früheren nicht zu
käme?
stände
Kein Zweifel kann zunächst obwalten, daß dadurch
die primäre Verfassungsnorm
von der
allgemeinen Wehr
pflicht vollkommen unberührt bliebe, ebenso
die Spezial-
bestimmungm des Art. 59, ebenso die im Militärgesetz ent« haltens und
zeitlich vollkommen
unbegrenzte Fixierung der
Cadres; fraglich wäre nur, ob mangels gesetzlicher Fixierung der Präsenz jene Derfassungsgrundsätze durchführbar wären?' Die Feststellung der Präsmz für den Fall des Nichtzustande
kommens des erforderlichen Gesetze- dem Kaiser juristisch zu einbigieren,
geht nicht an:
weder hat der Kaiser ein
generelles oder ein speziell militärisches Notverordnungsrecht, abgeleitet werden könnte, noch
Ms dem jenes Recht
trifft
Art. 63 Abs. 4 zu, der sich vielmehr nur auf ganz aus nahmsweise Verhältnisse bezieht;*88 für die dauernde Fixie
rung der FriÄenspräsmz fordert die Verfassung ohne jegliche Modifikation:
ein
Gesetz.
Kommt ein
solches
nicht
zu
stände, so fehlen für dm eingetretmm Zustand alle und jebe juristische Regeln;
eS ist alsdann im Staate ein Zu-
stand eingetretm, für dm juristische Regeln notwmdig versagen müssen. Man
hat
sich
für
diesm
M v. Llartitz 115. 88 Die Interpretation des Art. 63 Abs. 4 ist sehr bestritten: f. Laband II, 562 f., BrockhauS 47, Setzdel 1416 ff., deffm Ansicht ich für richtig
Fall
auf
RV.
Art.
62
halte; Laband bezieht dieWorte auf den Effektivbestand gegmüber dem Maximal bestand, der auf Gesetz beruhm muß; dafür be dürfte eS aber keiner Lersaffungsvorschrift.
Buch XL
536
DaS Reichsmilitärrecht.
berufen, welcher bestimmt, daß die in Absatz 1
Abs. 2
bestimmten Beträge werden
fortgezahlt
31.
nach dem
bis
müssen,
Dez.
die
1871
so
lange
Art.
60
inte
in
rimistisch festgestellte Friedenspräsenzstärke durch ein Reichs
gesetz
„abgeändert"
Es
ist.
Verfassungsbestimmung
61
geben
in
ihrem
daß
anzunehmen,
durch
jene
das Spezialgesetz v.
Die beiden ersten Absätze des
9. Dez. 1871 beseitigt ist.
Art.
ist
bereits
Zusammenhang
eine
provi
sorische Ordnung für Beschaffung der finanziellen Mittel
für das Heer;
durch
die definitive Ordnung dieser Ver-
hältnisse find dieselben außer Kraft getreten; Absatz 2 hat zur Voraussetzung die Geltung des Absatzes 1; nach Weg< fall dieser Voraussetzung steht
auch Absatz 2
nicht mehr
in Äroft.34 Auch RD. Art. 5 Abs. 2 giebt keine Rechtsnorm für diesen
Fall; diese Bestimmung geht dahin, daß „bei Gesetzesvorschlägm über das Militärwesen"
— wenn im Bundesrat
eine Meinungsverschiedenheit stattfindet — Preußen ein ent
scheidendes Votum hat, wenn es sich „für die Aufrechthaltung
der bestehenden Einrichtungen
ausspricht".
Ist der Zeit
punkt, bis zu welchem ein Gesetz gilt, herangekommen, so tritt das
Gesetz
ipso jure
außer
Kraft
und
von
einer
„bestehenden Einrichtung", welche aufrecht erhalten werden 84 Die entgegengesetzte Ansicht von La band II, 564 ist unbe gründet. Richtig Sey del 1411: „Die Absätze 2—4 des Art. 62 haben lediglich eine vorüber gehende Bedeutung und verloren schon durch den Erlaß des Ge setzes v. 9. Dez. 1871 ihre Gül tigkeit." A.A. Thudichum 119;
der Kaiser habe ein „dauerndes, gegen die einzelnen Staaten ge richtetes Recht auf eine Einnahme von jährlich so viel mal 225 Thlr., als die Kopfzahl der Friedens präsenzstärke des Heeres nach dem jeweilen letzten R ei chsqesetz hierüber beträgt". Vgl. Preuß 57 ff.
§. 37.
Die prinzipiellen Grundlagen. könnte,
die Rede,
nicht mehr
ist
fassungsbestimmung
nicht
hier
folglich
537
ist jene Der«
anroenbbar.85
Wenn
die
Friedenspräsenz bis 31. Dez. 1881 gesetzlich fixiert ist, so
ist fie bis dahin, aber auch nur bis dahin, eine „bestehende Einrichtung".
April
1880
Wird
im
November
im
1881
oder
gar
im
Bundesrat über einen auf Abänderung
gerichteten Gesetzentwurf
abgestimmt,
so ist derselbe abge
lehnt, wenn Preußen dagegen stimmt; insoweit kommt un
zweifelhaft Art. 5 Abs. 2 zur Geltung.
Nach Ablauf deS
31. Dez. 1881 aber hört nichtsdestoweniger jene Friedens präsenz kraft des Gesetzes ipso jure auf, „bestehende Ein richtung" zu sein, und Preußen hat juristisch gar keine Mög lichkeit, dies zu hindern.
so
Ist
kein neues Gesetz gegeben,
stehen wir einfach einem Vacuum gegenüber, das nw-
mentan auf Grund von Art. 63 Abs. 4 ausgefüllt werden darf, nicht aber dauernd.
Die große Mühe, welche hochbedeutende Schriftsteller
deS Staatsrechtes aufgewendet haben, diesen Zustand eine partiellen Konfliktes — und
genau ebenso liegt die Sache
allgemeinen, durch Budgetverweigerung hervor
bei einem
gerufenen Konflikte — durch juristische Regeln
zu
wollen, ist verlorene Liebesmüh.
hier,
entscheiden
Das Recht versagt
wo eine verschiedme Auffaffung der dem Staate ge-
schuldeten
Gewissenspflicht auf
feiten
der Regiemng und
der Volksvertretung zu akuten Konflikten geführt hat; find
alle
Mittel
gütlicher
Einigung
versucht,
so
bleibt
es
lediglich eine Machtftage, welcher der beiden Faktoren seiner
** MichtigXiedell42;Preuß d i ch u m bei Holtzendorff II, HO; 92; d. Saviany im Archiv f. Seydell413; Labandll,S61; »ff. «echt III, 239; A. A. Thu- Reyrr 518".
Buch XI.
588
DaS Reich-militär recht.
Anschauung zum Siege zu verhelfen vermag.
Das Urteil
sprechen in solchem Falle nicht Gericht und Behörden nach sondern die Gesetze der Weltgeschichte.
juristischen Regeln,
der
Staatsmann,
Der
dem
solcher
in
Staatsoberhaupt
Konfliktszeit zu dimm Bedmkm trägt, mag feinen Posten
aufgeben, falls sein Gewissen auf demselbm aus,
ihn dazu treibt;
so wird er
harrt er
in unsicheren juristischen
Regeln kaum eine brauchbare Stütze findm und aus dmselben kaum das Gefühl der Sicherheit mtnehmm können. —
Ausnahmsweise kann der Kaiser dm normalm Stand der Friedmspräsmz erhöhen auf Grund von RB. Art. 63 Nach dem Wortlaut dieses Artikels wäre man
Abs. 4.
geneigt, anzunehmen, derselbe beziehe sich im Gegmsatz zu der Gesamtpräsmz nur auf dm Präsmzstand der Kontingmte.
Diese Annahme wird durch die Reichstagsverhand
lungen widerlegt: Art. 63 Abs. 4 bezieht sich danach un
ebmso
zweifelhaft
wie Art. 60 auf die Gesamtpräsmz.
Muß dies angenommen werden,
so enthält der Wortlaut
der Verfassung eine Antinomie: Art. 60 will dm Präsenz stand auf dem Wege des
Gesetzes, Art. 60 Abs. 4 auf
dem des kaiserlichm Oberbefehles fixiert missen. sung
des
Widerspruchs wird Feststellung
dauernde
durch
Gesetz
erfolgen
der (Art.
dahin
gehen
Gesamtpräsenz 60);
Die Lö
müssen:
darf
die
nur
ausnahmsweise
aber darf der Kaiser ohne Gesetz einerseits, ohne Kriegs
erklärung andererseits über die gesetzliche Friedenspräsmzziffer
hinausgehm,
eintretm.
Daß
wenn z. B. bedrohliche
Verhältnisse
ein solcher AusnahmSfall auch vorläge,
wenn kein Gesetz über die Friedmspräsmz zu stände käme,
ist unzweifelhaft;
das durch
Art. 63 Abs. 4 statuierte
Di« prinzipiellen Grundlagen.
8« 37.
589
Recht des Kaisers käme alsdann zur praktischen Geltung;
wo die Grenze zwischen Ausnahmsfall und dauerndem Zu stand zu ziehen wär«,
dafür fehlt jede Möglichkeit juristi
scher Fixierung."
Die Friedenspräsenzstärke des Gesetzes ist dadurch
evident zu halten, daß alle Einzel
staaten alljährlich den erforderlichen Bedarf an
stellen
Ersatzmannschaften
MilGes. §. 9,
(RV.
Art.
60,
jetzt RG. v. 26. Mai 1893, RGB. 185, Das Prinzip für die Ergän
betr. die Ersatzverteilung).
zung des Heeres
ist:
daß wöder einzelne ©todten noch
einzelne Kategorieen der Bevölkerung weder in besonderer Weise beschwert noch in besonderer Weise bevorzugt werden
dürfen (RD.
Art.
58).
Die Zahl der
Rekruten «giebt sich rechnungsmäßig aus
einzustellmde«
den gesetzlichen
Bestimmungen üb« Friedenspräsenzstärke, Wehrpflicht und Dienstzeit."
Auf Grundlage dies« Berechnung bestimmt
d« Kais« alljährlich die Gesamtzahl des Rekrutenbedarfes für He« und Marine (G. v.
Weit«hin
Ersatzbedarf
wird auf
durch die
die
26. Mai 1893 Art. II).
Kriegsministerien
Armeekorpsbezirke
d«
und von
hi« auS weit« auf die Brigade- und Landwehrbataillons- «al. S«,del 1407 ff., des. 1418; LabandII,525ff.; Thudtchum beiHoltzendorff 103, bes. 104*; «erf3t.432-434. BrockhauS 47 bezieht die Borschrift mir auf die Kontingente. La bend Ü, 587 löst den Wider
stimmend v. Savigny 217,244. Bei dieser Auslegung würd« ab« doch die gesetzlich zu bestimmende Maximalpräsenz immer not wendige Voraussetzung für die vom Kaiser festzustellend« Effektiv präsenz sein müssen; o. 8t Laspruch durch die Unterscheidung band II, 588 in herber, ab« wm Maximalpräsenz (Gesetz, ungerechter Polemik. ” S. dazu Stott Wehrpflicht Art. 60) und Effektivpräsenz (Kaiser, Art. 63 Abs. 4); zu I, 154 ff.
Buch XL
540
Das ReichSmilitärrecht.
die letzteren werden behufs Vornahme des
bezirke verteilt;
Ersatzgeschäftes in Aushebungsbezirke eingeteilt.
Die Ver
teilung auf die Armeekorpsbezirke erfolgt nach dem Ver
hältnis der
im laufenden Jahre in
diesen Bezirken vor-
handenen, zur Einstellung in den aktiven Dienst tauglichen Militärpflichtigen, ausschließlich der seemännischen Bevölke
rung.
ein
Vermag
Armeekorpsbezirk
seinen
Ersatzbedarf
„so wird der Ausfall auf die anderen
nicht aufzubringen,
d. i.
Arme^orpsbezirke desselben Reichsmilitärkoniingents,
derselben Militärverwaltung (Preußen,
Sachsen,
Bayern,
Württemberg), nach Maßgabe der vorhandenen Überzähligen
verteilt";
auf andere Kontingente
weit gegriffen werden, die
einem
ministerien
anderen haben
kann
hiefür nur
inso
als bei ihnen Leute eingestellt sind, Kontingent
hierüber
zugehören;
die
Analog
abzurechnen.
Kriegs
erfolgt
durch das preußische Kriegsministerium die Verteilung des
Ersatzbedarfes für die Marine auf die völkerung
seemännische
unter eventueller Heranziehung
Militärpflichtigen
der Landbevölkerung.
von Auf
Be
geeigneten
die Quote
des Ersatzbedarfes sind die Freiwilligen des letzten Jahres nicht anzurechnen.
Maßgabe
des
Die ausgehobene Mannschaft steht nach
militärischen
freier Verfügung,
Bedürfnisses dem
ohne daß den
Kaiser
zu
Einzelstaaten ein Ver
fügungsrecht nach dieser Richtung zustände;
doch
erfährt
dies Prinzip durch die in den Militärkonventionen befindlichen Bestimmungen
kinder
über
die Dislokation
eine wesentliche Modifikation.88
88 RB. v. 3. Juni 1893 (CBl. 157).
der Landes
Bayern bestimmt
Die prinzipiellen Grundlagen.
g. 37.
541
seinen Ersatzbedarf formell selbständig, materiell aber gleich
falls nach ben oben bezeichneten Vorschriften.89 IV.
Vrr MiliiSrrlat.
Gemäß den oben festgestellten grundsätzlichen GesichtS-
punkten erfolgt die Deckung
bedarfes für bei
den
das Heer
zahllosen
Geschäften
des gesamten Geld
durch das Reich.
DaS
der Militärverwaltung
in
Betracht kommende Rechtssubjekt ist der ReichsfiskuS, vertreten durch die Kriegsministerien.88 Nach RB. Art. 69
muß der Reichshaushaltsetat für
jedes Jahr festgestellt werden;
davon machte die ReichS-
verfasiung hinsichtlich des Militärwesens in Art. 62 eine Ausnahme, jedoch nur in provisorischer Weise: 1. Die für das Militärwesm pro Kopf der Mannschaft zu bezahlende
Summe wurde fest bestimmt;
2. diese Bestimmung war
nicht für ein Jahr, sondem für die ganze Zeit des Pro visoriums getroffen (Art. 62, vb. Art. 60);
3. der Aus
gabenetat war für die betreffende Zeit dem Bundesrat und
Reichstag nur zur Kenntnisnahme und Erinnerung vor zulegen (Art. 71 Ms. 2). Dieser provisorische Zustand besteht derzeit nicht mehr; vielmehr wird der Militäretat nach Form und Inhalt ganz wie der Hauptetat
behandelt
und
ebenso
" Laband II, 525ff., bes. auch über die grundsätzlichen Verschiedenheiten der jetzigen Gesetzgebung von der früheren, deren wichtigste die Berteilung aus die Armeekorpsbezirke, statt auf die Einzelstaatrn, ist; 527 ff.
die
Ausgaben
ganz
über das militärische Bedürfnis und die Konventionen. 40 Ebenso G. Meyer II, 41; Brockhaus 24ff.; Hänel I, 510 ff. und das Reichsgericht, Entsch. in Zivilsachen XX, 148 ff. Vgl. Laband II, 529 ff., s. auch unten S. 542.
Luch XL
542
ebenso
Das NetchsmUitärrecht. alle übrigen
kontrolliert, wie
Ans»
gaben des Reiches (f. oben B. I §. 16). DaS Prinzip ist:
alle Militärausgaben wer
den aus der Reichskasse bestritten; „dieKosten
und
Lasten
der
Kriegswesen-
gesamten
des
Reichs sind von allen Bundesstaaten und ihren Angehörigen gleichmäßig zu tragen" (RB. Art. 58 Sing.);
damit find „Prägravationen" oder besondere Er-
leichterungen für
einzelne
Staaten
von
vornherein aus
geschlossen, denn die Einnahmen der Reichskaffe fließen ent
weder aus eigenen Einnahmen des Reiches oder aus den prinzipiell gleich bemessenen Matrikularbeiträgen.
Die Ver
ausgabung der im Etat bewilligten Summen erfolgt durch
die speziellen Militärverwaltungen: 1. die preußische, 2. die württembergische,
3. die sächsische.
Der Etat wird dem
somit den drei Militär
nach in 3 Rubriken geführt und
verwaltungen das Ausgabeverfahrm samt den erforderlichen
Beträgen genau vorgeschrieben.
Die Kontrolle erfolgt ganz
ebenso wie für die übrigen Ausgaben des Reiches durch den
Reichsrechnungshof bezw. die von Bundesrat und Reichs tag dem Reichskanzler zu erteilende Entlastung; verantwortlich ist somit auch für die Durchführung des Militäretats der
Reichskanzler,
ministerien)
dem die drei Militärverwaltungen (Kriegs
die
erforderliche Rechenschaft
abzulegen
und
von dem sie die erforderlichen Weisungen entgegenzunehmen
haben.
Dadurch
«giebt sich mit
logisch« Notwendigkeit
ein staatsrechtliches Unterordnungsverhältnis der einzelstaatlichen Kriegsministerien
analog
den eigenen Verwaltungszweigen des Reiches, welches mit
d« einzelstaatlichen Behördeneigenschaft d« Kriegsministerim
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation.
§. 38. 543
in einem formell unausgleichbaren Widerspruch sicht, s. dazu
auch unten S. 558 f.41 42Ersparnisse fallen in die Reichs kaffe.4^
Bayern erhält die für sein Kontingent erforder
gleichfalls
liche Summe
aus
der
Reichskaffe;
Ver
die
wendung im einzelnen zu bestimmen, ist jedoch der bayrischen
Spezialgesetzgebung
laffen;
unter
bestimmten
Garantier»
über-
die Beitragspflicht Bayerns zu den Reichsmilitär
kosten ist genau ebenso normiert, wie für die anderen Einzel-
staaten; die Rechnungskontrolle für den bayrischen Militär
etat erfolgt nach bayrischem Staatsrecht.
VersVertr. Hl,
§. 5 Z. H. Hierher ist noch zu erwähnen, daß die Entschädigungen für die auf Gesetz bemhenden sachlichen Militärlasten aus
der Reichskaffe
bezahlt werden (ausgenommen Bayern in
Friedenszeiten).
§. 88. Aie deutsche Keeres- und Wartneorganisatio«.1
Die Streitmacht des Reiches besteht aus
der Marine, dem Landsturm.
dem Heer,
Das Heer wird einge-
teilt in das stehende Heer und die Landwehr,
die
Marine in die Flotte und die Seewehr (Kriegsdienstges.
§§. 2, 3).
„Das stehende Heer und die Flotte
41 S. auch Laband II, 530, wo dies Verhältnis scharf und richtig charakterisiert und damit der heftigen Polemik gegen Meyer und Brockhaus bei Laband II, 5396 der Boden völlig entzogen ist. Richtig auch Hänel StR. I, 515. 42 Nur bei Bayern nicht. RB. Art. 67 VersVertr. mit
Bayern Hl, §. 5. über Württemberg s. württ. MilKonv. Art. 12 Abs. 1. Die Möglich keit solcher Ersparniffe ist sehr beschränkt, s. dazu Laband II, 530 f., Hänel StR. I, 516«. 1 Laband II, 553ff. Seydel 1407, 1419ff. G. Meyer II, 2, 42 ff.
Buch XL DaS NeichSmititSrrecht.
544
Beide
sind beständig zum Kriegsdienste bereit.
sind die Bildungsschulen der für den Krieg"
Besondere Bestandteile
(ibid. §. 4).
der Organisation sind:
ganzen Nation
die Festungen und Kriegs*
Häfen, die Militär- und Marineverwaltung, die
Gerichtsbarkeit.
A. Aas Aeer. I.
1.
Da» stehende Heer.
Der Präsenzstand im Frieden muß, wie oben erörtert,
nach der Verfasiung auf gesetzlicher Norm beruhen.
Die
Formation dagegm könnte nach Art. 63 Abs. 4 der Kaiser von sich aus normieren; durch das Militärgesetz v. 2. Mai 1874 haben jedoch auch die Grundlagen der Formation eine
gesetzliche Basis empfangen und sind demnach
durch da
positive Recht der Sphäre des kaiserlichen Oberbefehles ent»
Das Gesetz hat das Cadresystem zur Grundlage
zogen.
der Organisation genommen, d. i. im Frieden werden Abteilungen
nur wird. Cadres
gebildet,
Kriegsfall
im
Das
für
Gesetz
deren ferner
bestimmt
Infanterie,
Rahmen
Jäger,
als
Form
die Batterie
dieser
Pioniere,
Fußartillerie,
Train die Kompagnie und das Bataillon,
für die
(Eskadron), für die Feld-
Kavallerie die Schwadron artillerie
aber
ausgefüllt
vollständig
und
die
Abteilung.
Diese
auf Gesetz beruhende Formationseinheit zerfällt dann weiter
in
Unterabteilungen,
derm
Oberbefehl überlasten blieb.
Feststellung
dem
kaiserlichm
Die gesetzliche Zahl der Cadres
ist 624 Bataillone für Infanterie und Jäger, 465 Eska drons für die Kavallerie,
494 Batterieen für die Feld-
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation,
g. 38. 545
artillerie, 37 Fußartilleriebataillone, 23 Pionier-, 21 Train bataillone und 7 Bataillone Eisenbahntruppen. §. 2, MilGes. Nov. Art. I §. 2,
Att. I
§. 2,
(MilGes.
G. v. 3. Aug. 1893
dazu G. v. 28. Juni 1896
[3t@8. 179],
durch welches die 173 Halbbataillone der Gesetzgebung von 1893 in 86 Ganzbataillone umgewandelt wurden).2 Daneben
bestehen noch als besondere Formationen das Lehrbataillon, die Unteroffizierschulen u. a.;
das Gesetz behält dieselben
nur vor, ohne nähere Anordnungen darüber zu geben:
sie
beruhen demnach rechtlich nur auf kaiserlicher Anordnung bezw. dem Etatsgesetz. 2.
Die Bataillone, Schwadronen, Batterien bezw. Ab
werden durch Anordnung des Oberbefehlshabers
teilungen
in Regimenter formiert; mehrere Regimenter bilden eine
Brigade, mehrere Brigaden eine Division (MilGes. §§. 2, 3). korps:
Die höchste Friedensformation ist das Armee
2—3 und
Pionieren
Divisionen
Train
der
mit
bilden ein
Artillerie,
nötigen
Korps.
Das
gesamte
deutsche Heer besteht aus 20 Armeekorps; 17 derselben sind fortlaufend numeriert,
dazu
kommen
die zwei besonders
numerierten bayrischen Korps und das keine Nummer führende
Gardekorps; Gardekorps
Annexen
die Korps I—X,
XIV—XVII
sowie das
werden von Preußen und deffen militärischen
gestellt;
vom
XI. Korps
8 Für diese Formationen des ReichsheereS kommen an sich die Ginzelstaaten gar nicht in Be ttacht. Eine Rücksicht auf »Kontingente* der Einzelstaaten be« St, konventionsaemäß und thät lich, nur insofern, als a)
Zorn, Staatsrecht II. 2. Aufl.
ist
die
3. Division
Bayern, Württemberg, Sachsen ganz abgeschloffene Armeekorps haben; b) Badengleichfalls, doch unter preußischer Verwaltung; c) Hessen eine selbständige Divi sion ; d) Oldenburgund Mecklen burg selbständige Brigaden.
35
546
Buch XI.
Das Reichsmilitärrecht.
speziell hessisch, das XU. Korps wird von Lachsen, das XIII. von Württemberg, das XIV. im wesentlichen von Baden gestellt.
Durch kais. K. O. v. I. Nov. 1877 wurde das deutsche Heer noch speziell in 5 Jnspektionsbezirke (I.:
10., 17. Korps;
11. Korps;
IV.:
II.:
5., 6.,
3., 4., 13.,
12. Korps; 1. und
1., 2., S.,
III.:
7., 8.,
2. bayr. Korps;
V.: 14., 15., 16. Korps) eingeteilt.
Die ganze Organisation beruht somit auf den Cadres. Was nun die Ausfüllung dieses Rahmens angeht, so
ist
dieselbe Sache des kaiserlichen Oberbefehles auf Gmnd der gesetzlich fixierten Präsenzziffer:3 mit dem durch die letztere
gegebenen Material muß der Kaiser so viele Cadres, als im Gesetz genannt sind, ausfüllen. Zahl
und Ranggrad
Das Gesetz
der zur Führung
der
giebt ferner betreffenden
Militärkörper erforderlichen Offiziere an, doch ist hiebei dem
kaiserlichen Oberbefehl ein ziemlich freier Spielraum gelaffen, vorbehaltlich der Geldbewilligungen des alljährlichen
Etatsgesetzes.4
Das Militärgesetz bestimmt (§. 4):
„In
der Regel wird jede Kompagnie, Eskadron und Batterie
durch einen Hauptmann oder Rittmeister mit Hilfe eines Premier-Lieutenants, 2 oder 3 Sekonde-Lieutenants und der entsprechenden Anzahl von Unteroffizieren militärisch aus
gebildet und
befehligt.
An
der Spitze eines
jeden Ba-
taillons und einer jeden Artillerie-Abteilung steht ein Stabs• Der I. Entw. d. Berf. d. Nordd. Bundes wollte bestimmen,. daß das Inf. Reg. 1613 Mann; und 57 Offiziere, das Kav. Reg.! 712 Mann, 28 Offiziere haben i müsse. Dgl. hierzu Lab and II, 579*. I * Dieses gilt nur für ein
Jahr: nach Ablauf dieses Jahre« sind die Festsetzungen desselben keine „bestehende Einrichtung* mehr: demgemäß ist RB. Art. 5 Abs. 2 nicht anwendbar; a. A. La band II, 556. Wohl aber bleiben die gesetzlichen Formationen „bestehende Einrichtung*.
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation. offizier,
§. 38. 547
an der Spitze eines jeben Regiments ein älterer
Stabsoffizier (Oberst, Oberstlieutenant, Major).
Zu beit
Regimentsstäben gehört außerdem in der Regel noch je ein
zweiter Stabsoffizier und zu den Stäben der Regimenter und Bataillone beziehungsweise Abteilungen je ein Lieutenant
als Adjutant sowie das
Zahlmeistem,
erforderliche Personal an Ärzten,
Roßärztm, Büchsmmachem
und
Sattlem.
Eine Brigade wird in der Regel durch einen Generalmajor,
eine Division durch einen Generallieutenant befehligt.
An
der Spitze eines jeden Armeekorps steht ein kommandiermder
General (Gmeral der Infanterie rc. oder Generallieutmant). Den
höherm Tmppmkommandos
find
die zur Befehls-
erforderlichen Stäbe beigegeben.
fühmng
Außerdem
ge-
hörm zum Heere eine Anzahl von Offizierm außer Reih
und Glied, als:
Gmeral-, Flügel- und andere persönliche
Adjutantm, Offiziere der Kriegsministerien, des General-
stabes, des Jngenimrkorps, des Militär-Erziehungs- und
Bildungswesms rc., sowie das gesamte Heeres-Berwaltungspersonal."
3. Außer dem Gardekorps habm alle Armeekorps genau
abgegrenzte
Territorialbezirke (MilG.
§. 5, G. v. 27. Januar 1890 Art. I); der Korpsbezirk zerfällt
weiter
Brigadebezirk
in in
Divisions-
und
Brigadebezirke,
Landwehrbezirke:
das
der
ganze
Reichsgebiet ist umfaßt von einem Netz genau abgegrenzt er Landwehrbezirke, welche die terri-
torialeBasis für das Militärersatzgeschäft so
wie für die Organisation der Landwehr bilden?
• Seydel 1424. Laband II, I Anlage I z. Wehrordnung CBl. 567. Bgl. das Verzeichnis a« 11895 69 ff.
548
Buch XL DaS ReichSmilitärrecht.
Die kommandierenden Generale sind oberste Befehlshaber nicht
sondern auch ihres Korpsbezirkes;
allein ihres Korps,
ihr Kommando hat nicht nur eine persönliche, sondern auch eine territoriale Beziehung.*
4. Die Kriegsformation? beruht darauf, daß die CadrrS auf die volle Kriegsstärke gebracht und Ersatztruppenkörper
gebildet werken; dies geschieht formell durch kaiserliche An ordnung (MilG. §. 6 Abs l ),86 7materiell durch Einberufung der
zur Disposition der Tmppenteile beurlaubten Mannschaften
und der Reserve; letztere
bildet einen Teil des stehendm
Heeres und hat keine selbständige Organisation (vgl. unten
8- 39). II.
Vir Landwehr.
Während die Reserve einen integrierenden Teil des stehen
den Heeres
bildet
(s. unten
nach Vorschrift des Gesetzes zur Seite: die Landwehr.
§.
39), tritt demselben
als
selbständige Organisation
Doch können ausnahmsweise
Landwehrleute in das stehende Heer eingestellt werden: die
Regel aber bilden selbständige Cadres der Landwehr (Kriegsdienstges. §. 5 Abs. 2).
Durch die Gesetzgebung von 1888 wurde
die Landwehr wieder wie
eingeteilt:
die
früher in zwei
Dienstpflicht
im
ersten
5 Jahre nach Ablauf der Dienstpflicht im (Reserve),
Aufgebote
Aufgebot dauert stehenden Heere
für Mannschaften der Kavallerie und reitenden
Artillerie, die 3 Jahre im aktiven Heer gedient haben, nur 6 Über die Bestimmung der Garnisonen („Dislokation") s. oben B. I, 196 ff. 7 Laband II, 568. 8 Für Bayern durch den König
„in voller Übereinstimmung mit den für das Bundesheer bestehenden Normen", VersD. III, ■ §. 5, Z. 3, Abs. 2. ;
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation. 3 Jahre;
im zweiten Aufgebot
§. 38. 549
bis zum 31. März des
jenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebensjahr voll endet wird."
Die Formation der
kaiserlichen Oberbefehles:
Cadres ist
Sache
des
unterm 28. Sept. 1875 hat der
Kaiser hierüber genaue Vorschriften erlassen und analog der
König von Bayern unterm 20. Dez. 1875, an deren Stelle jetzt die Heerordnung v. 22. Nov. 1888 bezw. für Bayern
v. 26. Dez. 1889
getreten
ist.
Der Grundsatz der selb
ständigen Cadres ist jedoch vom Gesetz nur für die Landwehrinfanterie
als Regel vorgeschrieben;
der Artillerie dagegen werden zum
die Mannschaftm
stehmden Heer einbe
rufen ; für die Landwehrkavallerie endlich können zwar „nach
Maßgabe des Bedarfs" selbständige Cadres gebildet werden,
doch
sönnen
die Mannschaften
auch in
die Cadres
des
stehmden Heeres eingereiht werdm (Kriegsdimstges. §. 5). Die Landwehrbezirke find genau abgegrenzt; die Landwehr
leute der Infanterie werdm nur im Bezirk des Wohnsitzes zum Dienst berufen?"
„Durch dm Wohnfitz des Wehrpflich-
tigm bestimmt sich zunächst der Ort seiner Gestellung, ferner
das Infanterie-Regiment, bei welchem er seine Dimstpflicht
im stehmdm Heer zu
erfüllm hat, und endlich das Land
wehrbataillon, zu welchem er nach Beendigung dieser Dimst
pflicht gehört"
(Laband
II,
570)."
Die Abgrenzung
dieser Bezirke ist Sache des kaiserlichen Oberbefehls (Preußm
hat deren 220, Sachsen 19, Württemberg 17, Bayern 32); an der Spitze eines jedm steht ein Stabsoffizier nebst einem
10 Laband II, 570. • @. v. 11. Febr. 1888 §§. 2, 11 Über die Ausnahme für die 8 in Abänderung von RB. Art. 58, dazu G. v. 3. Aug. 1893 Art. II 9 preußischen Garde-Landwehrregimenter s. Laband II, 570*. §• 8.
550
Buch XI.
Das Reichsmilitärrecht.
Adjutanten, dazu jetzt noch nach Bedürfnis Bezirks- und Kontrolloffiziere, und dem nötigen Unterpersonal, das Be
zirkskommando;
für die Kompagniebezirke können be
sondere Kompagnieführer
Die Bezirks
ernannt werden.
kommandeure haben die sehr genau geregelte Kontrolle über die Mannschaften des Beurlaubtenstandes in ihrem Bezirke zu führen (s. dazu unten S. 604 f.), alle Vorbereitungen für die Formierung der Landwehrabteilungen zu treffen und im
Mobilmachungsfalle sowie bei Einberufung int Frieden dm Militärpflichtigen
die Ordre
zuzustellm.
Die
Landwehr
bezirkskommandos stehm unter den Brigadekommandos oder
Landwehrinspektionm und diese in allm Ersatz- und Kontrollsachm sowie in den Jnvalidmangelegenheiten des Beurlaubtmstandes direkt unter den Generalkommandos.^
B.
Der Landsturm."
Derselbe ist im Friedm gar nicht formiert; demgemäß finden im Frieden weder Kontrolle noch Übungen
statt.
Seine Bestimmung ist, „in Fällen außerordentlichen
Bedarfs zur Ergänzung des Heeres oder der
Marine" zu dimm und überhaupt „an der Verteidi
gung des Vaterlandes teilzunehmen".
Er ist
eingeteilt in zwei Aufgebote, deren erstes alle Mann
schaften bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres um
faßt, in dem sie ihr 39. Lebensjahr vollenden, welche aus
18 Die Divisionskommandos (ausgenommen in Steffen) haben nur ein Aufsichtsrecht: Seydel 1425. 18 Seydel 1429ff. Laband II, 572ff. Die früheren Vor
schriften des Landsturmgesetzes v. 12. Febr. 1875 sind ersetzt durch die sehr viel weiter rei chenden des G. v. 11. Febr. 1888 §§. 23-33.
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation,
tz. 38. 551
irgend einem Grunde nicht aktiv gedient haben, somit über haupt noch nicht ins Heer eingestellt und demgemäß militärisch
völlig
unausgebildet
Das zweite Aufgebot
sind.
besteht
1. aus den aus der Landwehr entlaffenen Mannschaften
vom 39. bis 45. Lebensjahr,
2. aus den unausgebildeten
Mannschaften gleichen Alters.
Demnach hat das erste Auf
gebot
zur
Ergänzung des
Heeres zu
bienen, indes das
zweite Aufgebot in besonderen Formationm den Etappm-,
Grenz-, Küstendimst rc. zu übernehmen hat.
Die Einbe-
rufung ist Sache des kaiserlichen Oberbefehles; bei unmittel barer Kriegsgefahr können im Bedarfsfälle auch kommandie rende Generale und Festungskommandanten den Landsturm
einberufen.
In Hinsicht der Ausrüstung schreibt das Gesetz
in Übereinstimmung mit anerkannten internationalen Grundsätzen vor," daß der Landsturm in einer für jede militärische
Verwendung geeigneten Art zu bewaffnen, auszurüstm und
zu bekleiden ist.
Auf den aufgebotenen Landsturm finden
die Militärgesetze und die Disziplinarordnung ebenso wie
auf die Landwehr Anwendung.
Die Auflösung des Land
sturms erfolgt durch den Kaiser bezw. dm König von Bayern. C.
Die Jestungerr unb KriegsHäferr."
Zum System der dmtschm Heeresorganisation gehört
auch das Festungswesen, das speziell dem Zwecke zu
dimm hat, dm Operationm des Heeres, sei es der Offmsive,
sei es der Defensive, feste und gesicherte territoriale Stütz" S. mit spezieller Beziehung auf die französischen Franktireurs im Kriege von 1870/71 Bluntschli bei v. Holtzen» borff Jahrb. I 287 und Dahn
bei v. Löbell Jahrb.f.d.preuß. Armee I 55. 16 Laband II, 548ff.; Seydel 1401 ff.; ®. Meyer H, 57ff.
Buch XL
552 punkte zu
gewährm.
Das SteichSmilitLrrecht. Das Rechtsverhältnis der Festungen
bietet mehrfache Schwierigkeiten:
einerseits ist das Gebiet
derselbm keineswegs zu unmittelbarem Reichsgebiet erhoben
andererseits
worden,
sind doch die Festungsanlagen in der
Regel Reichseigentum. *• Die Verfassung
berechtigt sei,
anzulegm
ändern;
bestimmt in Art. 65,
daß der Kaiser
im Namm des Reiches überall
und die
nur auf
bestehendm
zu
Festungm
erweitem oder zu ver-
bayrischem Gebiete bedarf es „jeweiliger
spezieller Vereinbarung", auf wüMembergischem des „Ver nehmens" mit dem König von Württemberg.17
Die Einzel
staaten sind nicht berechtigt,
von sich aus Festungen anzu
legm
solchm
oder der Anlage von
widersprechm.
in
ihrem
Gebiete zu
Eine Sondervorschrift gilt nur für Bayem:
im Interesse des gesamt«
die Anlage neuer Befestigungen
deutschen Verteidigungssystemes „wird Bayem
zugestehm"
im Wege jeweiliger Spezialvereinbamng (VersVertr. §. 5 Z. V. erster 216s.).
III.
Mit dem Recht der Anlage ist
notwendig verbunden das Recht der Expropriation und der
Rayonbeschränkungen im Umkreis von Festungm; über letz teren Punkt vgl. unten §. 43,
Partikularrecht maßgebmd.
III — für ersteren ist das
Die Erweiterung der Thore und
Thorbrückm von Festungen kann auf Antrag der Gemeinde erfolgen, wenn die vereinigten Bundesratsausschüsse für das Landheer und die Festungen sowie für Handel und Verkehr
dies gestatten; die
Erweitemng
erfolgt
auf Reichskostm,
16 S. hierüber unten §. 43, 17 VersV. m. Bayern III §. 5 III. Z. V; Württ. MilKonv. «rt. 7.
Die deutsche Heeres- und Rarineorganisation.
§. 38. 553
wenn 1. kein fortifikatorisches Interesse dies verbietet und 2. das Interesse des Verkehres es dringend sortiert.18
Alle Festungswerke
sind
Reichseigentum,
auch die vor 1867 gemachten Anlagen," ausgenommen nur in Sagem; auch hier erfolgen zwar Neuanlagen auf Reichs
kosten, alle Jmmobiliaranlagen bleiben aber bayrisches Par tikulareigentum
(Schlußprot. Z. XIV §. 2).
der Festungen werden aus der Reichskaffe
Die Kosten
bestritten.
Das
Mobiliareigentum steht in den bayrischen Festungen Bayern,
in den Reichsfestungen dem Reiche zu, jedoch mit der Ein schränkung, daß für Mainz und Ulm, sowie für künftig in
Bayern neu angelegte Befestigungen ein Miteigentum zwischen Bayern und dem Reich festgestellt und die Verwaltung be
sonders angeordnet wurde.88 Die Besatzung der Festungen zu bestimmen, ist dem kaiser
lichen Oberbefehl ohne Einschränkung durch Rücksichten auf
die Kontingente überlassen.81
Kraft des Oberbefehles hat der
Kaiser die Aufsicht und Inspektion über alle Verhältnisse der Festungen.
Der Kaiser88 ernennt die Festungskommandanten,
in Württemberg jedoch nach erfolgtem Einvernehmen mit dem
König.
In Bayern
Znspektionsrecht;
im
hat der Kaiser im Frieden nur da-
übrigen
unterstehen
die
bayrischm
Festungm dem königlichen Oberbefehl, der nur nach erfolgter
18 G. v. 80. Mai 1873 (RGB. 124) Art. IV, Hbf. 2. 18 Dgl. speziell sächsische MiljRoiro. Art. 8. Unzweifelhaft ist wer im Text aufgestellte Grundffatz geworden durch das G. v. 28. Mai 1873 §. 1 (RGB. 113). * übereink. v. 6. Juli 1869, ff. 9. Meyer II, 58*.
81RB. Art. 63, Abs.4; für die Festungen gelten die in den MilKonv. stipulierten Modi fikationen des kaiserlichen DiSlokationSrechteS nicht, L ab and II, SSV». 88 RB.Art.64«bf.2; Württ. MilKonv. Art. 7.
Buch XL Das ReichSmilltärrecht.
554
Mobilmachung auf dm Kaiser übergeht; Bayem hat die in
seinem Gebiete belegenm Festungen in verteidigungsfähigem Zustande zu erhaltm die verfassungsmäßige Pflicht?*
Die Festung Ulm ist territorial teils württembergisch, teils bayrisch; demgemäß wurdm die Verhältnisse derselbm
durch eine besondere Konvmtion zwischen dm beidm genanntm Staatm und Prmßm v. 16. Juni 1874 geordnet?^ Durch die Konvmtion ist angeordnet, daß die Festung Ulm
als einheitlicher Waffmplatz unter einheitlichem Kommando und einheitlicher Verwaltung zu stehm habe; Kommando
und Stab werben vom Kaiser ernannt und nur für ihn
vereidigt;
die Verwaltung
erfolgt
durch
das
prmßische
Kriegsministerium.
Dm Charakter von Festungm trügen auch die beidm Reichskriegshäfen Kiel und Wilhelmshavm; sie ressor-
tierm vom Reichsmarine-Amt bezw. dem
der Marine;
Oberkommando
ihre Grmzm nach See sind durch Gesetz be
stimmt und innerhalb dieser Grmzm besondere Vorschriftm
gegeben für die Polizeigewalt des Stationschefs sowie für Bautm und Anlagen, die das Fahrwasier oder die Wassertiefe beeinträchtigen?*
D.
Aie Illcrrirre.
Für die Organisation der Marine besteht eine breite ge setzliche Basis, wie sie für das Landheer vorhandm ist, nicht.
« VersSchlProt. XIV §. 1. „ “ Militärges. d. Deutsch. R. 1,1 175 ff.: Laband II, 573 ff.; Brockhaus 210 ff.; G. Meyer n, 59, f. oben S. 526. ! « RB. Art. 53 Abs. 2. K. B. i
v. 15. Febr. 1873(MarBBl. 37), G. v. 19. Juni 1883 (RGB. 105) nebst den dazu erfassenen Berordnungen, die Perels in Stengels Wörterb. 1,872 angiebt.
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation.
§. 38. 555
Die thatsächliche Gmndlage für die Marine bildete ursprüng
der Flottengründungsplan;
lich
jetzt
beruht
die
Organisation auf den Bestimmungen v. 14. Juni 1888, welche kraft des kaiserlichen Oberbefehls ergangen, aber nicht
rechtlich
publiziert
sind.18
Abgesehen
von
den
wenigen
Sätzen, welche die Verfassung über die Organisation der Marine enthält, hat der kaiserliche Oberbefehl seine einzige Schranke am Etatsgesetz.
Für die „seemännische Bevölkerung" tritt an Stelle der Wehrpflicht im Landheer die Wehrpflicht in der Marine; die materiellen Normen sind hier die nämlichen wie dort.
Dem flehenden Heer entspricht die Flotte, der Landwehr die Seewehr (KriegsdienstG. §§. 3, 13, G. v. 11. Febr. 1888
§. 21); letztere ist jedoch nicht selbständig organisiert, viel mehr haben die Seewehrleute auf erfolgte Einberufung ein
fach ihren Dienst in der Flotte zu leisten.
Außerdem ist
noch eine besondere Marine-Ersatzreserve vorhanden (G. v.
11. Febr.
1888
§. 22).
Kriegsschiffe im Dienst habm
die Reichskriegsflagge, andere Fahrzeuge die Marinedienst
flagge zu führen.31 Die Zentralstelle für die Marine war bis 1. April 1889
die kaiserliche Admiralität, beten Vorstand als Stellvertreter des Reichskanzlers zugleich Chef der Berwaltung (Marine ministerium) und Stellvertreter des Kaisers im Oberbefehl
war.
Durch K. V. v. 80. März 1889 (RGB. 47) haben
diese Verhältnisse, die der Anlaß zu fortwährenden Äon«
* Bal. Seydel 1429; La17 V. v. 4. Juli 1867, Ä. B. v. band U, 590ff.; PerelS in 8. Rov. 1892 (RGB. 1050), v. Stengels Wörterb. II, 1010ff.; 2. März 1886 (RGB. 59), v. G. Meyer II, 68ff. 27. Mär, 1893 (CBl. 112).
Buch XL
556
Das ReichSmilitärrecht.
stiften warm, eine grundsätzliche Umgestaltung dahin er-
fahrm, daß Verwaltung und Kommando getrennt und
je
wurde.
eine
besondere
geschaffen
Behördenorganisation
Demgemäß ist der Vertreter des Kaisers im Ober
befehl der kommandierende Admiral mit dm Rechtm
kommandiermden Generals,
und Pflichtm eines
Marine-Stationskommandos,
dem die
die Marineinspektionm, die
Jnspektionm der Marine-Artillerie, des Torpedowesms, der
Marine-Infanterie, ferner die Kommandanturen, die Direktion
des Bildungswesms der Marine sowie sämtliche MarineAbteilungm
und zu Waffer
zu Land
untergeordnet find.
Für Personalsachm der Offiziere, Gerichts-
und Gnadm-
sachm besteht ein besonderes, dem Militärkabinet analoges
Marinekabinet.
Die
Anordnungen
des
Oberbefehls
werdm seit 1. April 1889 amtlich veröffentlicht durch das Organ „Marinebefehl".
auch die
Unter dem Oberkommando stehen
Marinebildungsanstalten,
die
Marine-Akademie
und die Marineschule; ferner die Maschinisten- und Steuer mannsschule, sämtlich in Kiel, mdlich die Divisionsschulm jeder Matrosm- und jeder Werft-Division.
Als oberste Verwaltungsstelle der Marine fungiert das Reichsmarineamt,an desim Spitze ein Staatssekretär
steht, der verantwortlicher Stellvertreter des Reichskanzlers ist; von dieser Zentralstelle reffortieren die Schiffsbauwersten
zu Danzig, Kiel und Wilhelmshaven; Minmdepots
zu
münde, Kuxhaven;
Friedrichsort,
die Artillerie- und
Wilhelmshaven,
die Torpedoanstalten;
die
Geeste
Stations-
I des Deutschen Reiches 1896, S. *** S. zum folgenden Handb. 1178—212.
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation. zu Kiel
intendanturen
das Sani
und Wilhelmshaven;
der Marine
tätskorps
§. 38. 557
und
die
Lazarette;
die
deutsche
Seewarte zu Hamburg und das Observatorium zu Wilhelms haven ;
die
Kanal;
Küsteninspektion;
die
Schiffsprüfungskom-
die Marinekommission für dm Kaiser Wilhelm-
misfion;
Als sachverständiger Beirat
die Marineseelsorge.
der
fungiert
Admiralitätsrat, der
Gmeralinspektmr
Marine
und
bestehmd den
aus
dem
besonders
be-
tufcnen militärischen und technischen Mitgliedern.
Die Marinegerichtsbarkeit ist in gleicher Weise geordnet wie die Militärgerichtsbarkeit; oberste Instanz ist das preu*
ßische Generalauditoriat als Gmeralauditoriat der Kaiserlichm Marine (f. unten F.).
Die Marine zerfällt in die Station der Ostsee mit
dem Stationsort Kiel und die Station der Nordsee mit dem Stationsort Wilhelmshaven; die beidm Stations orte
sind
zugleich
Seefestungm
Die Rechtsverhältniffe
der
(„Reichskriegshäfen")."
Reichskriegshäfen
wurden
geordnet durch G. v. 19. Juni 1883 (RGB. 105).29
E.
An
Die Militärverwaltung.
die Organisation
Heeres schließt sich
ein
der Streitkräfte des dmtschen
höchst umfaffmder Berwaltungs-
« RB. Art. 53 «bs. 2; Kais.! »'S. darüber PerelS StD. v. 15. Febr. 1873 (Marine- Stengels Wörterb. I, 872. 99- 87). |
in
Buch XI.
558
Das ReichsmilitSrrecht.
apparat, deffen Einrichtung
am besten gesondert ins Auge
gefaßt wird.
1.
Ein Reichskriegsministerium analog dem
besteht nicht,
Reichsmarineministerium
viel
mehr ist die oberste Spitze der Verwaltung des Reichsheeres nur der Reichskanzler;
fungieren
Kriegsministerien;
die
für ihn
einmal
hat
Bayern für sein gesondertes Heer auch eine vollständig ge
sonderte Verwaltung mit eigenem Kriegsministerium; ebenso haben Sachsen und Württemberg sich
für ihre Kontingente
solche vorbehalten; die Zentralverwaltungsstelle für das ge
samte
Reichsheer
übrige
ist
dagegen
das
preußische
Das preußische, sächsische und württem-
Kriegsministerium.
bergische Kriegsministerium bilden demnach, obwohl selbst Landesbehörden, die Zentralverwaltungsstellen des Reichs
heeres und müssen als solche als dem Reichskanzler unter
geordnet angesehen werden, der für die Durchführung des Militäretats verantwortlich ist, also auch das Recht haben muß, die einzelstaatlichen Kriegsministerien anzuweism (s. oben S. 542 f.); dagegen das bayrische Kriegsministerium ist ganz
und
besondere Stellung
des
Württembergischen
Kriegsministeriums
ist
fassung geschützt,
die des sächsischen dagegen beruht nicht
selbständig;
die
auf juristischer Basis,
sondern
lediglich
bayrischen durch
die
Ver
auf dem in der
Militärkonvention enthaltenen Versprechen des Königs von Preußen.
Daraus
staatsrechtlich
einzelstaatlichen
wie oben
ergiebt sich
überhaupt nicht
eine
Kriegsministerien.
bemerkt,
höchst
eigentümliche,
konstruierbare Stellung der
Materiell
find
dem Reichskanzler untergeordnet
diese, und
führen ihre Verwaltung lediglich auf Grund und mit den
Die deutsche Heeres- und Marineorganisation.
Mitteln
des Reichsetats;
formell find sie
§• 38. 559
einzelstaatliche
Behörden.80 Die drei Sonderverwaltungen sind materiell an die Vor
schriften des Reichsrechtes und insbesondere
gesetz
gebunden;
an das Etats
thatsächlich gilt dieser Satz überdies auch
von der bayrischen Militärverwaltung.
Das Reich hat die
Aufsicht über die partikularen Militärverwaltungen und be-
thaügt dieselbe durch den Bundesratsausschuß für Landheer imb Festungen sowie auf dem Wege der Rechnungskontrolle
durch den Reichsrechnungshof.
Der genannte Bundesrats
ausschuß ist überdies noch das Kommunikationsorgan zwischen
dem preußischen und den übrigen Kriegsministerien nach RV. Art. 63 Abs. 5; in dem Ausschuß müssen Preußen, Bayern,
Württemberg nach der Verfassung
vertreten sein;
Sachsen
ist ein ständiger Sitz durch die Militärkonvention eingeräumt.
Das pra^ifc^c Äriegdminifterium81 ist gegliedert in ein
•° Den ersteren Gesichtspunkt erachten für ausschlaggebend Meyer VerwR. II, 41, 60, Brockhaus 127, den zweiten Laband II, 560f. Zu einer Polemik in scharfen Worten ist jedenfalls diese Frage ganz und K nicht angethan; die eine Ant ist mindestens ebenso be rechtigt wie die andere. Und unhaltbar ist die allgemeine Be hauptung— Laband II, 574—, daß die Kriegsministerien »dem Reichskanzler nicht untergeordnet simd"; s. dagegen auch Laband II, 551: »Da die Decharae dem RÄchSkanzler erteilt wird und dieser die verfassungsmäßige Pflicht hat, dem Bundesrate und Reichstag Rechnung zu legen, so
folgtdaraus, daßdieKontingentsverwaltungen ver pflichtet sind, demReichSkanzler Rechnung zu legen, und daß sie zu allen Ab weichungen von den An sätzen des Etats die Ge nehmigung des Reichs kanzlers einholenmüssen". Liegt darin keine ^Unterord nung" ? 81 Ausführlich hierüber La band, sowie über alle im fol genden genannten Zweige der Armee- und Marineverwaltung H, 574ff. (dazu 1. Aust, in, 106ff.). Laband zählt ins besondere auch die zahlreichen Kabinetsordres, Instruktionen, Erlasse rc., die hierher gehören,
560
Das Reichsmilitärrecht.
Buch XL
Zentraldepartement mit 2, das Allgemeine Kriegsdepartement das Militärökonomiedepartemmt mit 5,
mit 7,
das Jn-
validendepartement mit 3 Abteilungen, dazu die Remon-
tierungs-
und
reffortieren
Medizinalabteilung;
die
unmittelbar
die Generalkaffe
von
demselben
und
die Ober
examinationskommission. 2.
Für den Armeekorpsbezirk ist oberste Berwaltungs-
(unb Kommando-)stelle das Generalkommando, welches in
Berwaltungssachen dem Kriegsministerium unterstellt ist. Für die wirtschaftliche Verwaltung (Bekleidung, Ver pflegung, Besoldung) bestehen als besondere Verwaltungs behörden ferner die Intendanturen, nämlich für jedes
Korps eine Korpsintendantur, von welcher dann die Divisions intendanturen
reffortieren.
Jede
Garnison
bildet
ferner
einen abgegrenzten Verwaltungsbezirk, und endlich hat jedes
Regiment eine gewiffe Selbständigkeit der wirtschaftlichen Verwaltung.
3.
Das Sanitätswesen des Heeres ist ganz selbständig
organisiert (Ver. v. 6. Febr. 1873); an der Spitze steht ein Generalstabsarzt
der
Armee,
Vorstand
der
Medizinal
abteilung des Kriegsministeriums; an der Spitze des Sani
tätswesens jedes Armeekorps steht ein Generalarzt, unter ihm Divisions-, Oberstabs-, Stabs- und Assistenzärzte, beten
persönliche Stellung nicht die von Militärbeamten, sondern von Offizieren ist.
In materieller Beziehung
samte Sanitätswesen
geregelt
durch
ist das ge
die mit KabO.
v.
16. Mai 1891 erlassene Friedenssanitätsordnung (934 S.).
auf. Litteratur: v. Helldorff! Armee; Frölich Die BerwalDienstvorschriften f. d. preuß. | tung des deutschen Heeres.
§. 38. 561
Die deutsche Heeres-- und Marineorganifation.
Die mobile Armee
für
hat
jedes Armeekorps
drei
Sanitätsdetachements mit 12 Feldlazaretten, je für 200 Per sonen (Kriegssanitätsordnung v. 10. Januar 1878).
Einen besonderen Zweig des Sanitätswesens bildet die Lazarettverwaltung.
Jede Festung, ja jede Garnisonstadt
mit mehr als einer Kompagnie Besatzung soll ein unter be sonderer Verwaltung, welche in wirtschaftlicher Beziehung von den Intendanturen, in sanitätlicher von dm Generalärztm ressortiert, stehmdes Garnisonlazarett habm.
Die Marine hat ihr eigenes Sanitätskorps. 4.
Das Kirchenwesen. DieReichsverfassung hatdaS
Militärkirchmwesen ausdrücklich von der reichsrechtlichm Re
gelung ausgeschloffm-
In Prmßm gilt die Militärkirchen»
ordnung v. 12. Fckruar 1832. Die Kosten der Militärseelsorge
werden jedoch aus der Reichskasse bestritten; die Militär geistlichen sind Reichsbeamte; pröpste, der
an der Spitze stehm Feld
mangelische mit dem Rang eines General-
superintmdmtm, der katholische eines Bischofs in partibua infidelium.
Die Militärseelsorge
kann auch
der Zivil-
Geistlichkeit übertragen werden. 5. Das Bildungswesen.'" Der höheren militärischen Vorbildung bienen:88 die Kriegsakademie zu Berlin für Osfi•• Laband 1. «. in, 121 zählte hier auch den Generalstab der Armee auf. Daß derselbe „ein wissenschaftliches Institut ersten Ranges" ist, ist weltbe kannt: der groß« Generalstab des deutschen HeereS ist das erste wissenschaftliche Militärinstitut der Welt. DaS ist aber nicht die eigentliche Aufgabe desselben;
Zorn, Staat-recht II. S. «uff.
systematisch gehört der General stab vielmehr in den Zusammen-' Hang des Oberbefehls. In der 2. Aufl. n, 601 ist der General stab zwar selbständig, aber doch als Zweig der Militärver waltung behandelt; ebenso 8. A. II, 576. ■* Ausführlich Laband II, 585 ff. 86
Buch XL
562
Da- Reichsmilitärrecht.
aller Waffengattungen
ziere
des
Reichsheeres
mit drei
jährigem Kursus; Bayern hat seine eigene Kriegsakademie; die 10 Kriegsschulen zur Ausbildung von Offiziersaspiranten
aller Waffmgattungen, dazu eine bayrische Kriegsschule mit S monatlichem Kursus,
der
mit Ablegung der Offiziers
prüfung abschließt; die Artillerie- und Jngmimrschule zur besonderm Ausbildung von Offizierm dieser Waffmgattungm;
Bayern hat ebmfalls eine eigene Anstalt dieser Kategorie; die
beidm militärärztlichen
Akademieen
zu Berlin;
die
Unteroffizierschulm für die Infanterie; die Artillerieschulm (Artillerieschießschule und Oberfeuerwerkerschule); graphmschule und die Festungsbauschule;
die Tele-
die Zentralturn-
das Reitinstitut zu Hannover für Offiziere und
anstalt;
Unteroffiziere;
die Regimmts- und Bataillonsschulm;
Roßarztschule und die Lehrschmiedm,
anstalt zu Lichterfelde und die 7 Vorschulen für Für Bayem:
die Militärschießschule,
die
die Zentralkadettendieselbe.
der Operationskurs
für Militärärzte, das Kadettenkorps, die Equitationsanstalt,
die Unteroffizierschule; Dresdm.
für Sachsm die Kadettmanstalt in
Für das Gebiet der preußischm Militärverwaltung
besteht eine besondere Gmeralinspektion des Militärbildungs und Erziehungswesens.
6. stehm
Zur Ergänzung des Pferdebedarfs der Armee bebesondere
Remonteankaufskommissionm
und
Re-
montedepots, zur Herstellung von Waffen und Munition
besondere Militärfabriken.
Die deutsch« Heeres- und Marineorganisation,
g. 38. 563
F. Die Militärgerichtsbarkeit. “ Für Militärpersonen besteht in weitem Umfange eine
besondere Militärgerichtsbarkeit.
entwickelt
Historisch
aus
der früheren Standesgerichtsbarkeit, ist dieselbe für Zivil-
fachen durch die moderne Entwickelung beseitigt, in Preußen seit 1809, wird dagegen für Strafsachm, wegen des hier obwaltenden Zusammenhanges mit der militärischen Disziplin, streng
festgehaltm.
Materie hat
Preußen
gilt
Ordnung
Eine reichsgesetzliche
erzielt
bis jetzt nicht
»erben
dieser
können:
in
die MilStrafgerOrdn. v. 3. April 1845,
deren Geltung auf den gefernten ehemaligen Norddeutschen
Bund sowie auf Badm und
Hessen ausgedehnt ist;
in
Württemberg gilt das Gesetz v. 20. Juli 1818, in Bayern die MilSlGOrdn.
28. April 1872.
v. 29. April
mit Novelle v.
1869
Nach allen diesen Gesetzen ist die Militär
strafgerichtsbarkeit auf völlig anderen Grundsätzen aufgebaut
als die Zivilstrafgerichtsbarkeit. Nach der preuß. Gerichtsordnung zerfällt die Gerichts
barkeit in höhere, der Offiziere und obere Militärbeamte immer, die übrigen Militärpersonen von
einem
gewissen
Strafmaß ab unterworfen find, und niedere Gerichtsbarkeit. Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch die Gerichts herren, die die Gerichte einzusetzen,
zu
beauffichtigm,
gewisse Entscheidungen selbst zu
treffen und gewiffe Er
kenntnisse zu bestätigen haben.
Gerichtsherren sind:
kommandierenden Generale, fionen,
der
Regimenter,
die
die Kommandeure der Divi-
der Festungen;
die RegimentS-
M Hecker in Stengels Wör Meyer BenvR. n, 2, 62 ff.; terbuch II, 112 ff.; v. Marck Laband H, 584f., 681 f. MUttärstrafprozeß (1893); G.
Buch XI.
564
DaS Reichsmilitärrecht.
kommandeure haben nur niedere Gerichtsbarkeit;
für die
höhere Gerichtsbarkeit sind den Gerichtsherren Auditeure Jener Gliederung der Gerichtsherrlichkeit ent
beigegeben.
sprechend
giebt
gerichte,
es
Korpsgerichte,
Regimentsgerichte,
Divisions
Garnisonsge
richte, deren Zuständigkeit genau abgegrenzt ist und über denen als höhere Instanz das Generalauditoriat der
Armee steht, welches Rckrrs-, Beschwerde- und Aufsichts
instanz ist (für Sachsen ein besonderes Oberkriegsgericht); vom Generalauditoriat findet Rekurs an den obersten
Kriegsherrn statt. Die Militärgerichte sind nicht ständig, sondern wer den für den einzelnen Fall gebildet, und zwar zuerst ein
besonderes Untersuchungsgericht, dann ein Spruch gericht; die Gerichte bestehen aus Militärpersonen, doch
fönnen für Untersuchungen auch die Zivilgerichte requiriert werden;
für
Beleidigungen
und
Thätlichkeiten
zwischen
Zivil und Militär sind gemischte Untersuchungsgerichte zu
bilden.
Die Spmchgerichte sind Kriegs- und Stand
gerichte, erstere für die höhere, letztere für die niedere
Gerichtsbarkeit;
sie werdm aus Militärpersonen nach dem
Range des Angeklagten gebildet. Das Verfahren erfolgt durchweg unter Ausschluß der Öffentlichkeit, was bisher
aus Gründm
der militärischen Disziplin als ge
boten erachtet wurde (anders in Bayern).
Die Spruch
gerichte fällen Erkenntnisse, die, abgesehen von den Militär beamten, noch der Bestätigung bedürfen, sei es des Königs von Preußen bezw. Sachsen, sei es des Kriegsministers, sei es
des Gerichtsherm; die Zuständigkeit ist genau geregelt. Begnadigungsrecht steht dem
König
von
DaS
Preußen bezw.
Sachsen zu, in ersterer Beziehung mit mehrfachen, durch die floiwentionen getroffenen Einschränkungen. Analog ist die Marinegerichtsbarkeit organisiert. Gerichts' Herren sind der kommandierende Admiral, die Stationschefs, Geschwaderchefs, die Kommandeure der in Dienst gestellten Schiffe. §• 39.
3> Rott 125 ff., 161 ff. SS. 1,2. Bal. Sey del 1457 ff.; n Die dermalige Landwehr- Laband II, 610ff.; Rott 6ff., bejirkSeinteilung EBl 1895, 69. 169 ff., 176 ff. * MilG. §§. Svff.; WehrO.
Buch XI. DaS Reichsmilitärrecht.
574
höheren Verwaltungsbeamten.
3. Die dritte Instanz umfaßt
den Armeekorpsbezirk und besteht aus dem kommandierenden General und dem Chef einer Provinzial- oder Landesbehörde.** 4. Letzte Instanz endlich sind die Kriegsministerien gemein
sam mit den betreffenden obersten Zivilverwaltungsbehörden, die sog. Ministerialinstanz" (MilG. §. 30 Z. 3).
Daneben fungieren die sog. verstärkten
hörden:
die verstärkte Ersatz- und
ersatzkommission. durch
Die Verstärkung
Zuziehung von
erfolgt
einem Offizier
Ersatzbe
die verstärkte
Ober
bei der ersteren
und
höchstens
vier
bürgerlichen, bei letzterer von einem bürgerlichen Mitglieds.
bürgerlichen Mitglieder roerben für 3 Jahre von den
Die
Kommunalsolche
oder Landesverwaltungen
nicht vorhanden
(Mecklenburg),
gewählt oder,
von
der
wo
obersten
Landesbehörde ernannt (MilG. §. 30 Z. 4).25 Die Gestellungsordre wird den Pflichtigen durch die Ge
meindebehörde vermittelt; bei Weigerung des Pflichtigen ist
zwangsweise Vorführung gestattet.
Die Musterung (WehrO.
§§. 63 ff.) besteht in einer ärztlichen Untersuchung, bei welcher
der Pflichtige zugleich der Ersatzkommission alle nötigen Auf schlüffe über seine Verhältnisse zu geben hat.
Auf Grund
dieser Musterung erfolgt sodann, insoweit nicht die Ersatz kommission von ihrem Recht, die gesetzlichen Zurückstellungen zu gewähren,
Gebrauch
gemacht
hat (MilG. §. 30 Z. 7
Abs. 1), eine Klassifizierung der Gemusterten nach 6 ver
schiedenen Kategorieen,
für deren jede eine besondere Liste
28 S. Rott 9 f. die Angaben. 24 S. Rott 8 f. die Angaben. 28 La band II, 611: „Das Verhältnis der verschiedenen In stanzen ist in sehr eigentümlicher,
fein ausgesonnener Weise geregelt, die sowohl den Interessen der Militär- und Zivilverwaltung als denen der Wehrpflichtigen Rechnung trägt."
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze-.
anzulegen ist,
§. 39.
575
welche der durch die Oberersatzkom-
missionzu fällenden definitiven Entscheidung
die Grundlage zu bieten hat.
Eine Vorstellung an die
Oberersatzkommission erfolgt gar nicht bei denjenigen Per-
sonen, welche kraft des Gesetzes vom Eintritt
ins Heer
ausgeschlosien sind, und bei solchen, welche sich sofort als
definittv untauglich erweisen; Gemütskranke, Blödsinnige, Krüppel sowie z.
Z. der Aushebung
Erkrankte dürfen
auf Grund ärztlicher Zeugnisse von der Gestellung befreit werden; die zeitig Untauglichen müssen im 3. Militärpflicht
jahre
der Oberersatzkommisfion vorgestellt werden,
damit
über ihre Dienstpflicht endgültig entschieden werde (WehrO.
§. 31 Z. 4). Können die Mitglieder einer einigen, so
Instanz.
Ersatzbehörde sich nicht
geht in jedem Falle die Sache an die obere
Vorläufige unaufschiebbare Entscheidungen sind in
der Ersatzkommission durch das bürgerliche, in der Ober
ersatzkommission durch das militärische Mitglied zu treffen; die Stimme des letzteren ist auch maßgebend für die Frage
der körperlichen Tüchtigkeit und für die Verteilung der aus
gehobenen Rekruten nach Waffengattung und Truppenteil. Die verstärkten Ersatzbehörden entscheiden: 1. über die auf Gesetz (MilG. §. 20) beruhenden Ansprüche auf Be freiung oder Zurückstellung; 2. über die Entziehung gewährter
Vergünstigungen zur Strafe; 3. über die Klassifikation der Reserve- und Landwehrmannschasten, des Landsturmes sowie
der Ersatzreservisten in Hinsicht auf häusliche und gewerb liche Verhältnisse?' Die Entscheidung erfolgt durch Stimmen»
* MilG. §. 64, verb. G. v. 11. Febr. 1888, §§ 6,9,16,20,29.
576
Buch XL
Da- Reich-militärrecht.
Mehrheit; für gewisse Fälle (Klassifikation der Reserve» und
Landwehrmannschaften und Ersatzreservisten) hat jedoch in der verstärkten Ersatzkommission das militärische Mitglied
ein Einspruchsrecht, worüber dann nur die ständigen Mit glieder der Oberersatzkommission endgültig mtscheiden (MilG.
§. 30 Z. 5, 8).
Die Militärpflichtigen sowie die Angehörigen derselben dürfen jederzeit bei dm Ersatzbehördm Anträge stellen, auch die Vernehmung von Zmgm und Sachverständigm bean
tragen (ibid. Z. 6).
Gegm die
Entscheidung
der Oberersatzkommission ist
denselbm Personm jederzeit Berufung an die dritte Instanz gestattet (ibid. Z. 8).
Bei der durch die Ersatzkommisfion
abzuhaltmdm Musterung
findet die Losung statt, auf
Grund beten die Liste für die Oberersatzkommission nach der Losungsnummer festgestellt wird;27 zu derselben sind nicht
zuzulassm die zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst Berechtigtm, die vorweg Einzustellmdm, die angmommmen Freiwilligm und die aus Gründm der Ehre vom Heere Ausgeschlossmen (MilG. §. 13, dazu WehrO. §. 66 ff.).
Die Entscheidungen der Ersatzbehördm sind dem Inhalte nach folgmdermaßm zu unterscheidm:
1. Ausschließung.
(MilG. §. 18. StGB. §§.31,
84, WehrO. §. 37.)
Zuchthausstrafe zieht die dauemde Unfähigkeit zum Dimst im Heere nach sich, Aberkmnung der bürgerlichen Ehrmrechte Unfähigkeit für die betreffmde Zeit; sind einer Person die
bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt, jedoch so, daß der Voll87 Über Rangierung und Losung s. Rott 169 ff.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetz«-.
§. 39.
577
genuß derselbm noch im Laufe des dienstpflichtigen Aller
wieder eintritt, so kann zunächst Einstellung in eine Arbeiterkompagnie erfolgen, nach Wiedererlangung der Ehrenrechte
muß der Betreffende aber werden.
einem Truppenteil
überwiesen
Ist nach Eintritt des militärpflichtigen Alters Zu
rückstellung erfolgt wegen Schwebens
einer Untersuchung,
die den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nach sich ziehen
könnte, so ist gänzliche Ausschließung zu verfügen, wenn auch nach dem 5. Militärpflichtjahr die Untersuchung noch
schwebt oder wiederholt eine solche Untersuchung anhängig ist.88 2. Ausmusterung.
(MilG. §. 15, WehrO. §. 38,
HeerO. §. 9.) Personen, welche wegen Mangels körperlicher oder geistiger
Kräfte auch zum Dimst ohne Waffe dauernd unbrauchbar
find, find durch die Oderersatzkommisfion auszumustern, d. i.
definitiv in allen Ehrm der Militärpflicht zu entlaffen.88
3. Zurückstellung.
(WehrO. §§. 27—35.)80
Die Zurückstellung ist eine nur vorläufige Entscheidung, deren Inhalt zugleich regelmäßig Vorbehalt definitiver Ent
scheidung für das nächste Jahr ist; die Anmeldung bei der
Erfatzkommission, welche die Zurückstellung verfügt hat, hat dann im nächsten Jahre wieder zu erfolgen, und die ganze Prozedur wird wiederholt.
Ausnahmsweise kann eine Zu
rückstellung bis zum dritten Militärpflichtjahre, wegen zeitiger Ausschließungsgründe sowie behufs ungestörter Ausbildung
für einen Lebensberuf sogar bis zum fünften erfolgen; für
Untauglichkeit ebenda 138. Aus • Rott 146. •• Über die ärztliche Unter musterung ebenda 147. •« Rott 139 ff., 321 ff. suchung s. die Angabe der Bor schriften bei Rott 128ff.; über L»r«, «aat»recht II. 2. «uff.
578
Buch XL
DaS ReichSmilitärrecht.
dir Dauer der Zurückstellung besteht keine Meldepflicht. Mit Eintritt der Mobilmachung treten alle Zurückstellungen ipso jure außer Kraft.
Die nach dem Gesetz zuläfsigm Zurück
stellungen verfügt die Ersatzkommission.
Gesetzliche Gründe für die Zurückstellung sind: a) zeitigeUntauglichkeit wegen körperlicher Mängel (MilG. 17, vgl. HeerO. §. 8);*81
b) zeitige Unwürdigkeit; schwebt gegen eine Per
son eine Untersuchung wegen eines Deliktes, das den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nach sich ziehen kann, oder eine
Untersuchung, deren Folge voraussichtlich Freiheitsstrafe von mehr als 6 Wochen oder entsprechende Geldstrafe ist, so ist
die Beendigung der Untersuchung abzuwarten; nach dem Er gebnis derselben erfolgt definitive Entscheidung. Wer zu einer
Freiheitsstrafe »«urteilt ist, darf vor V«büßung ob« Erlaß derselben nicht eingestellt w«dm; die definitive Entscheidung
darf bis zum 5. Militärpflichtjahre ausgesetzt werden (MilG. §. 18); c) „Ausnahmsweise Zurückstellung ob« Befreiung Mili tärpflichtig« vom Dienst im Frieden kann durch die oberste Instanz--------- »«fügt werden, wenn in einzelnen Fällen besond«e, in diesem Gesetz nicht ausdrücklich vorgesehene
Billigkeitsgründe die Zurückstellung od« Befreiung recht-
fertigen" (MilG. §. 22); d) folgende im Gesetz genannte P«sonenkategori«n können
durch die Ersatzkommission für 1 bis 2 Jahre auf Antrag des Militärpflichtigen od« sein« Angehörigen nach genau«
Prüfung d« V«hältniffe zurückgestellt w«den:82 1. „Die
81 S. hierüber Rott 527 ff.
I 81 WehrO. §§. 32 , 33. ! hierzu Sey del 1466.
S.
Der persönliche Militärdienst frost Gesetze».
§. 39.
579
einzigen Ernährer hilfloser Familien, erwerbsunfähiger Eltern,
Großeltern oder Geschwister; 2. der Sohn eines zur Arbeit und Aufsicht
unfähigen Grundbesitzers, Pächters oder Ge-
werbetreibmden,
wenn dieser Sohn deffen einzige und un
entbehrliche Stütze zur wirtschaftlichm Erhaltung des Besitzes, der Pachtung oder des Gewerbes ist;
3. der nächstälteste
Bruder eines vor dem Feinde gebliebenen oder an den et«
haltenen Wunden gestorbenen oder infolge derselben erwerbs unfähig gewordenen oder im Kriege an Krankheit gestorbenen Soldaten, sofern durch die Zurückstellung dm Angehörigm
des letzterm eine wesmtliche Erleichterung gewährt roerben kann; 4. Militärpflichtige, welchm der Besitz oder die Pach
tung von Grundstückm durch
zugefallm, sofern
Erbschaft oder
BermächtniS
ihr Lebmsunterhalt auf deren Bewirt
schaftung angewiesm und die wirtschaftliche Erhaltung de» Besitzes oder der Pachtung auf möglichm ist;
andere Weise nicht zu er-
5. Inhaber von Fabriken und anderm ge
werblichen Etabliffemmts, in welchm mehrere Arbeiter be
schäftigt find, sofern der Betrieb
ihnm erst innerhalb des
bem Dienstpflichtjahre vorangehenden Jahres durch Erbschaft
oder Vermächtnis
zugesallm und derm wirtschaftliche Er
haltung auf andere Weise nicht
möglich ist;
auf Inhaber
von HandelShäusem findet diese Vorschrift sinngemäße Anwmdung ; 6. Militärpflichtige, welche in der Vorbereitung
zu
einem bestimmten Lebensberufe oder in der Erlernung
einer Kunst oder eines Gewerbes begriffen
eine Unterbrechung
find und durch
bedmtmdm Nachteil erleidm würdm.
3» ausnahmsweism Verhältnissen kann die Zurückstellung
derselbm bis zu einer Gesamtdauer von 4 Jahrm erfolgen (vgl. hierzu die Deklaration v. 14. Febr. 1876 bei v. Wal -
37*
Buch XL Das Reichsmilitärrrcht.
580
ther II 41); über die Studierenden der katholischen Theo logie f.f); 7. Militärpflichtige, welche ihren dauernden Aufent
halt im Auslande haben.
Können zwei arbeitsfähige Ernährer hilfloser Familien, Großeltern oder Geschwister nicht
erwerbsunfähiger Eltern,
gleichzeitig entbehrt werden, zustellen, bis
so ist einer von ihnen zurück Spätestens nach
der andere entlaffm wird.
Ablauf des zweiten Dimstpflichtjahres soll der einstweilen und gleichzeitig der zuerst Einge
Zurückgestellte eingestellt stellte
entlasten
werden.
Diese
Bestimmung
findet
auf
Nr. 2 entsprechende Anwendung." (MilG. §. 20.) e) Zurückgestellt werden
ligen (MilG. §. 13 Abs. 4).
endlich noch
die Überzäh
Wie viele Rekruten der Bezirk
zu stellen hat, steht ziffernmäßig fest.
Alle
Gestellungs-
pflichtigen losen (WehrO. §. 66) am Schluß des Musterungs-
geschästes und werden dann nach Maßgabe ihrer Losnummer ausgehoben.
Ist
der Bedarf gedeckt („Abschlußnummer"),
so sind die Inhaber der weiteren Nummern überzählig; sie werden aber nicht sofort definitiv vom Dienst befreit, son
dern für 2 Jahre zurückgestellt,
so daß sie während dieser
Zeit noch ausgehoben werdm bürfen,
wenn der Rekruten
bedarf nicht vollständig gedeckt werdm kann. f) Eine besondere Kategorie von Zurückstellung hat so
dann noch das G. v. 8. Febr. 1890 (RGB. 23) geschaffen. Römisch-katholische Theologiestudirrende wer
dm damach im Frieden
für die Dauer
ihres Studiums
bis zum 1. April des s i e b e n t e n Militärpflichtjahres zurück-
gestellt und dürfen,
falls
sie innerhalb dieser Zeit die
Subdiakonatsweihe empfangen habm, nur der Ersatzreseme
überwiesen und nicht zu Übungen einbemfm werdm.
Dir persönliche Militärdienst kraft Gesetzes.
Überweisung
4.
zur
§. 39.
581
(G.
Ersatzreserve
v.
11. Febr. 1888 §. 9).88
Der Ersatzreserve sollen überwiesen werden
alle dienstfähigen, aber nicht zumDienst aus gehobenen Mannschaften.
Dieselbe erfolgt:
a) bei überzähligen, welche bis zu
dem auf das 3. Militärpflichtjahr folgenden
1. Februar
nicht zur Einstellung gelangt sind (MilG. §. 25, WehrO.
§. 40 Z. 1); b) bei Personen, welche wegen unheilbarer körperlicher Fehler
nur bedingt diensttauglich88 befunden
find (MilG. §. 16, dazu HeerO. §. 7 und Anlage hierzu); c) bei solchen, welche wegen körperlicher Mängel oder heil
barer Krankheiten bereits 3 Jahre zurückgestellt sind, ohne
dienstfähig gewordm zu sein (MilG. §§. 17 Abs. 2, 25); d) bei Personen, welche nach MilG. §. 20 Z. 1—5 bereits
2 Jahre zurückgestellt find (MilG. §§. 21, 25).86
5.
Überweisung zum Landsturm ersten Auf
gebotes (WehrO. §. 39, HeerO. §. 9 u. Aul. 4).88
Eine solche kann für einzelne aus besonderen Gründen
durch
die Ministerialinstanz
erfolgen;
sie
erfolgt
ferner,
wenn der Bedarf für die Ersatzreserve gedeckt ist; ferner
für einzelne in Berücksichtigung bürgerlicher Berhältnifle bei
Unabkömmlichkeit;
ferner
bei
Personen,
die
auch
im
8. Militärpflichtjahr noch nicht körperlich diensttauglich er
scheinen;
endlich, wenn wegen körperlicher Gebrechen zwar
keine Einstellung ins Heer möglich ist, aber eine Berwen-
88 Rott 148 ff. - Rott 182.
88 «gl. aber hier,« MilG. §81 Z. 4d. - Rott 147.
Da» ReichSmilitärrecht.
Buch XI.
582
düng, fei es mit, fei es ohne Waffe, im Landsturm er folgen kann.
6.
Aushebung (WehrO. §§. 69ff.).
Dieselbe ist nicht direkte Einstellung in das Heer, son dern nur das definitive Urteil über die Diensttauglichkeit,87 das durch die Oberersatzkommission gefällt wird.
Regel
mäßig wird auf Aushebung zum Dienst mit der Waffe er kannt, doch kann das Urteil auch lautm auf Aushebung zum Dienst ohne Waffe, z. B. als Krankenwärter, Ökonomie handwerker.
Bei
zeitweiligem
Verlust
der
bürgerlichm
Ehrenrechte kann Einstellung in eine Arbeitskompagnie er
folgen.
Endlich
darf
versuchsweise
Einstellung
verfügt
werden, wmn Gebrechen behauptet werden, von deren Vor handensein oder Nichtvorhandensein die Oberersatzkommission
sich nicht definitiv zu
überzeugen vermochte.
Die Aus
hebung erfolgt in derjenigen Reihenfolge, die in
jedem
Aushebungsbezirke durch das Los bestimmt ist.88 Die ausgehobenen Rekruten werden in ben Grundlisten gestrichen und zunächst mit Urlaubspäffen beurlaubt; mit
Empfang dieser letzteren treten sie rechtlich in das Verhält
nis von Mannschaften des Beurlaubtenstandes und bedürfen zur
Verheiratung der
Genehmigung
der Militärbehörde
(MilG. §. 60 Z. 4).
III.
Die Dienstpflicht."
Die Dienstpflicht bezieht sich Heer und die Marine, 2.
1.
auf das stehende
auf die Land- und See
wehr, 3. auf den Landsturm. 17 Mott 129 ff., 151, 174 ff.! Reihenfolge sieht vor 38 MilG. §. 13 Abs. 1. Aus- ‘ §. 73 Z. 5. nähme von der regelmäßigen. 39 WehrO. §§. 4 ff.
WehrO.
Der persönliche Militärdienst traft Gesetzes,
§. 39.
583
A. Dir DienHrNtcht I« ftekcakai Herr." Das „flehende Heer" umfaßt die zum dau bei den Fahnen verpflichteten
ernden Dienst
Mannschaften und die Reserve, ausschließlich jedoch
der Ersatzreserve (WehrO. §§. 5,
6); zur Flotte gehört
die Seewehr.
Jeder Ausgehobene hebungsbezirk auch
wird
zum
regelmäßig in seinem Aus
Dienst
„herangezogen"
(MilG.
§.12 Abs. 2.). Eine Entfernung aus dem Heer oder der Marine
kann nur zur Strafe Urteils
«folgen;
sie
auf Grund eines militärgerichtlichen
muß
ausgesprochen
werdm
gegen
Unteroffiziere und Gemeine bei Vemrteilung zu Zuchthaus
und mehr als dreijährigem Verlust der bürgerlichen Ehren rechte; gegen Offiziere bei Vemrteilung zu Zuchthaus oder Verlust der bürgerlichen Ehrmrechte, ohne Rückficht auf die
Zeit, ferner in allen Fällen, wo bei Soldatm auf Ver
setzung in die zweite Klaffe des Soldatmstandes erkannt werdm muß; fie kann ausgesprochm
werden neben mehr
als Sjährigem Gefängnis, sowie bei Offizierm in Fällm, wo bei Soldatm und Unteroffizieren auf Versetzung in die
zweite Klaffe des Soldalmstandes
erkannt werdm
kann.
Die Entfemung bewirkt dm Verlust der Dienststelle, der
Ordm und Ehrmzeichm und die Unfähigkeit zum Wieder eintritt (MilStGB. §§. 31, 82).
1. Der Dienst »bei den Fahnen' oder im „aktiven Heer'
Die Grundlagm
des militärischen Dimstverhältniffe-
und damit die Bafis der ganzm Armeeorganisation bildet
die Gehorsams-
und
die Treupflicht.
* Rott 194ff.; Laband II, 616 ff.
Was
an
584
Buch XL
DaS ReichSmilitärrecht.
Rechtssätzen hierüber vorhanden ist, bezieht sich
auf alle
Zweige der Dienstpflicht, sobald es sich nur überhaupt um
aktiven Militärdienst handelt, also auch auf den aktiven Landwehrdimst, den Dienst im Landsturm, die Gestellung
Alle zum aktiven Dienst
zu Kontrollversammlungen.
einberufenen Mannschaften sind biSzumTage des Austritts aus dem Dienst zu unbedingtem Gehorsam gegenüber den Dienstbefehlen ihrer
militärischen Oberen
verpflichtet.
Letztere ver-
ihnen gegenüber bestehende
treten die Staatsgewalt, die
Gehorsamspflicht besteht also juristisch gegenüber dem Im
perium des Staates; daraus folgt, daß
die Gehorsams
pflicht nur im Jntereffe und zu Zwecken des Staates ver
wertet werden darf: der Mißbrauch der Dienstgewalt von
feiten der militärischen Oberen ist vom Militärstrafgesetzbuch mit Strafe
bedroht
(§.
38
Z. 3).41
Eine
andere
Schranke der militärischen Befehlsgewalt be
steht nicht. Die Verpflichtung zum unbedingtm militärischen Ge horsam übernimmt der Soldat im Fahneneid; die strafrechtlichen Folgen des Ungehorsams normiert das Militär
strafgesetzbuch §§. 89—113: vom einfachen Arrest für ge wöhnlichen Ungehorsam Todesstrafe.
reichen
dieselben bis hinauf zur
Dem Strafgesetzbuch steht als Ergänzung, als
„zweites Militärstrafgesetzbuch für leichtere Fälle" die Dis ziplinarstrafordnung für das
Heer v. 31. Okt.
1872 bezw. die Marine v. 4. Juni 189148 zur Seite: I pflicht in vorzüglicher Weise, vgl. 4' La band II, 617 charatte- MilStGB. §§. 114ff. risiertdiemilitärischeGehorsams-! 41 Publiziert im Armee-Ber«
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze-,
585
ff. 39.
speziell mit dem militärischen Uni
sie beschäftigt sich ganz
gehorsam; der Umstand, daß das
militärische Delikt des
Ungehorsams zum Teil unter dem Gesichtspunkt des Straf
rechtes, zum Teil unter dem der Disziplin behandelt wird, daß also ein äußerer Unterschied bei voller innerer Gleich
artigkeit des Thatbestandes
gemacht wird, dient auch zum
Beweise für die oben Bd. I, S. 328 f. aufgestellte Behaup
tung : daß das Kriminalstrafrecht und das Disziplinarstrafrecht prinzipiell gleich zu konstruieren sind." Die
militärische Disziplin
Natur
ist der
der
Sache
nach eine sehr viel straffere und strenger geschützte als die „die Disziplinargewalt ist recht
sonstige Beamtendisziplin;
eigentlich das Mittel, durch welches der Staat die Erfüllung der militärischen Dienstpflicht und insbesondere der
Gehorsamspflicht
mit
unwiderstehlicher
fortigem Erfolge «zwingt; sie sichert
Gehorsam, sondern
das Strafgesetz — den Gehorsam"
der
(Laband
unbedingten
dem
erst
am
II,
618).
Gehorsamspflicht
schwerde gestattet.
und
Morgm
nach
Um jedoch die Härte zu
mildem,
Ausfühmng
gegen
welchm sie gerichtet ist, bestehen
bestimmte
Verfahren."
und
Verletzung
ordnBl. 1872 330ff., MarineBerordnvl. 1892, 116, erstere eingeführt in Württemberg und Bayern durch spezielle Lande»verordnungen (L a b a n d II, 618'). « Richtig Laband II, 618, dagegen derselbe I,464>: so gut al» man im DiSziplinarrecht
des
erhobm werdm;
Fristm
so
den prompten
ist
Dieselbe darf aber nicht sofort,
selbe
schriebenes
Kraft
nicht nur — wie
Be fon«
Befehle-,
für die-
ein genau vorge
der
über
die
Be-
einen Zwang zur Erfüllung von Pflichten finden kann, so gut liegt er in allem Strafrecht. Richtig auch G. Meyer BerwR. II, 2, 94; Hecker in Stengel» Wör terb. I, 871, n, 106 ff., im Gericht»saal XXXI, 481 ff. “ Kais. B. v. 6. Mär, 1873,
586
Luch XL Das ReichsmUitärrecht.
schwerde bestehmdm Borschristm sowie „unbegründete, leicht
fertige oder wider besseres Wissen auf unwahre Behauptungen
gestützte Beschwerden"
find strafbar (MilStGB.
§. 152 Abs. 2). „Im Fall der äußersten Not und dringendsten Gefahr" kann jeder militärische Vorgesetzte seinen Befehlen
durch Anwendung von Gewalt Gehorsam verschaffen und dürfen speziell Offiziere von der Waffe Gebrauch machen
(MilStGB. §. 124). — Die spezifische Verletzung der staatsbürgerlichm Treue
durch die Verbrechen des Hoch- und Landesverrates wird
an Soldaten im Friedm
ebenso
personen (MilStGB. §. 56).
bestraft wie an Zivil
Außerdem aber enthält das
MilStGB. §. 57 ff. noch besondere Bestimmungen über die Bestrafung
jener Delikte
Kriegsverrat.
in Kriegszeiten,
den
sog.
Das Verhalten der Soldatm im Kriege
wie im Frieden" haben zum Gegenstand die Kriegs artikel für das Heer und die Marine v. 23. Nov. 1872."
Ferner muß der Soldat im Krieg wie im Friedm bei den Fahnm bleibm und begeht durch widerrechtliches Ver-
laffm derselbm das
spezifisch militärische Delikt der De
sertion (MilStGB. §§. 64 ff.) bezw. Fahnenflucht; letztere sowie das Berleitm hierzu wird im Felde mit dem
Tode bestraft (MilStGB. §. 84). —
abgeändert durch KabO. v. 14. Juni 1894 für Mannschaften des Heeres (ArmeeBB. 189), o. 23. Okt. 1894 der Marin« (MarBB. 247), für Sanitäts personal v. 10. Aug. 1894 (Armee$8.231), für Offiziere, Sanitäts offiziere und Beamte v. 30. März
i 1895 (ArmeeBB. 95). Für Bayein neue Vorschriften t>. 12. Juli 1894 für Mannschaften, v. 1. Juni 1895 für Offizier«. 45 Bgl. die schöne Ausführung bei Laband II, 620f. "Textbeiv.WaltherVI45sf.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze«.
g. 39.
587
solange er im aktiven Dienst
Da somit der Soldat,
steht, jedem bürgerlichen Erwerbe entzogen ist, so ist der Staat
verpflichtet,
Staat
dem
denselben
Soldaten an
zu
unterhalten.
Was
Naturalverpflegung und
der
„Löh
nung" 47 giebt, ist keine Vergütung für geleistete Dienste,
sondern wird richtig unter den Gesichtspunkt der Alimenta tionspflicht gestellt, ebenso wie bei dm Beamtm.48 ist
die Erfüllung
der militärischm
An sich
Dimstpflicht lediglich
eine allgemeine Unterthanmpflicht, beten Korrelat prinzipiell
nur der
innere
und
ist,
äußere Schutz
dm der Staat
verpflichtet ist.
feinen Angehörigen zu bieten
Demgemäß
ist auch keine Zivilllage auf die „Löhnung" zulässig, während
für
Beamte
eine
spezialgesetzliche
Vorschrift
in
Durch
brechung des Prinzipes die Klage gestattet.48
der Dimst bei dm Fahmm
Die aktive Dimstpflicht,
im engeren Sinne, dauert nach der Verfassung 3 und zwar vom Tage der Einstellung an.
mäßige Dienstzeit
Jahre,
Die verfassungs
bei dm Fahnm ist jedoch spezialgesetz
lich jetzt bis zum 31. März
1899
auf
2 Jahre einge
schränkt, mit Ausnahme der Kavallerie und reitmdm Ar
tillerie (G. v. 3. Aug. 1893 Art. II §. 2), doch sönnen die Mannschaften mit zweijähriger Dimstzeit im Falle notwen-
diger Verstärkungm des Heeres auf Anordnung des Kaisers zu
längerem Dimst zurückbehaltm »erben, der dann als Reservedimstübung gilt (ebmda §. 1). Die Berfassungsbestimmung über das 20. Lebensjahr ist durch das KriegSdimstgesetz 47 Vgl. hierüber Laband II, 021 ff., auch die Zusammenstellung bei v. Walther II, 175ff. 48 Vgl. die treffliche Dar
legung diese« wichttgm Grund sees bei Laband I, 455ff., II, 7 4*f@. oben «. I, S. 328, f. dazu Laband II, 622.
Buch XI. Das Reichsnnlitärrecht.
588
dahin modifiziert,
daß bereits mit dem
1. Januar des
jenigen Jahres, in welchem der Pflichtige das 20. Lebens jahr zurücklegt, die Militärpflicht beginnt (§. 6); die Ein
stellung selbst erfolgt regelmäßig erst gegen Ende des AuS-
hebungsjahres, so daß hiedurch jener Widerspmch zur VerDie Dienstpflicht wird be
faffung meist ausgeglichen wird.
rechnet nach dem Tag des wirklichen Diensteintrittes, doch
zwei wichtige Modifikationen
das Kriegsdienstgesetz
fieht
vor
Berechnung
dieser
(§.
Abs.
6
3.
4;
MarOrdn.
§. 16 Z. 7, s. aber andererseits MilG. §. 33 Abs. 2 u.
MilStGB. §. 18). zeit kann
Vor Ablauf
aus
eine Entlaffung
der gesetzlichen Dienst-
dem aktivm Dienste statt
zur Dispofition
des Truppenteiles oder
zur Disposition der Ersatzbehörden.
Ersteres ist nach zwei
entweder
finden
jähriger Dienstzeit gestattet, roenn die dadurch sich ergeben-
ben Vakanzen durch willigen
hier
Einstellung von Rekruten
gedeckt werden können.
immer
bett
einzelnen
oder Frei
Die Militärbehörde hat
Fall
mit besonderer Rücksicht
auf häusliche Verhältniffe und dienstliche Führung zu ent« scheiden (HeerO. §. 14 ff.).
Seeleute von Beruf und tech
nisch vorgebildete Maschinisten können schon nach einem Jahre
aktiven Dienstes in dimstges.
§. 13
der Flotte entlaffm
Z. 3).
werden (Kriegs-
Wiedereinberufung bis zum Ab
lauf der gesetzlichen Dienstzeit kann jederzeit erfolgen (MilG. §. 60 Z. 5); Veränderung des Wohnsitzes während dieser Zeit
bedarf
mandeurs.
bei
der
Genehmigung
des
Landwehrbezirkskom
Durch Einführung der zweijährigen Dienstzeit
den Fußtmppen
ist
die
praktische Bedeutung
Vorschriften sehr gering geworden.
80 S. G. Meyer II, 2, 114.
dieser
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze-.
Person«,
werben,
welche
während
der
§. N.
Dienstzeit
589
untauglich
können durch den kommandierenden General bezw.
Admiral zm Disposition der Ersatzbehörden entlassen werden
Auch außerdem ist eine solche Entlaflung
(MilG. §. 52).
unter ganz besonder« Umstand« möglich."
2.
Die Reservedienstpflicht."
Rach Ablauf der gesetzlich« Di«stzeit bei dm Fahn«
erfolgt
in FriÄmszeiten Beurlaubung zur Reserve;
Dimstpflicht in der Reserve dauert nach der 4 Jahre;" die Reserve gehört zum die
Mannschaften
machung oder
Heeres"
derselbm
„sonstig«
hab«
stehmdm
bei
die
Verfaffung
Heer und
erfolgter
Mobil
notwmdigm Verstärkung«
deS
(Kriegsdimstges. §. 6) in erster Linie die Cadres
Eine
selb
ständige Formation der Reserve findet niemals statt.
Das
auSzufüll«
bis
zur Höhe
der
Kriegsstärke.
Dienstverhältnis zum stehmdm Heer dauert in der Reserve quoad jus nach Recht« und Pflicht« fort, ist aber quoad
exercitium während der weit überwiegmden Zeit suspen diert.
Nm
für
die
Zeit besonderer Übung«
Dimstverhältnis auch quoad volle Kraft:
die Reservistm
tritt das
exercitium wieder in seine
muffen sich nämlich währmd
ihrer Reservezeit zu zwei Übung«, deren jede die Dauer
von
8 Doch« nicht übersteig« darf, wieder einberufm
61 Für Bolksschullehrer vgl. MlG. §. 51, WehrO. §. 9, über andere Gründe sowie daVerfahren vgl. §. 53, dazu die MilSesRov. »: 1880 Art. H 8.53. «gl. dazu Seyd«! 1473; Laband II, 624. Rott lS4ff., 205 ff.
M Rott 214. Laband II, 626ff. *• Nähere Angaben hinsichtlich der Berechnung s. G. Meyer BerwR. ll, 2, 112. Über die ju führenden Listen der Mann schaften des Beurlaubtenstandes s. Rott 2Sff.
Buch XL DaS ReichSnulitärrecht.
590
lassen (Kriegsdienstges. §. 6 Abs. 6).
Reserveoffiziere können
dreimal zu 4—Zwöchentlichen Übungen
Offiziere
der
Bedürfnisses
Übungen
zu
(Kriegsdienstges. §. 12). erfolgt durch
des
nung
dreimal
Marinereserve
einberufen werden,
Maßgabe
nach
unbestimmter
von
des
Zeitdauer
Die Einberufung zu ben Übungen
den Landwehrbezirkskommandeur auf Anord
Generals.
kommandierenden
Während
dieser
Dienstzeit stehm die Reservisten vollständig im Rechtsver
hältnis
der
Reservisten
übrigen
Außerdem haben die
Mannschaftm.
auf
sich
ergangene
Aufforderung
öffentliche
zweimal jährlich zur Kontrolle zu stellen (s. unten S. 604 f.).
Von den gewöhnlichen Dienstobliegenheiten in der Re serve wie von
der Kontrolle kann
europäische Länder
bei Reisen
bis auf die Dauer von
in außer
zwei Jahren
und ausnahmsweise auf Grund von Konsulatsattesten noch länger
dispensiert
»erben,
jedoch
vorbehaltlich
sofortiger
Heimkehr bei erfolgter Mobilmachung (MilG. §. 59).64
Bei erfolgter Mobilmachung haben die Reservisten sofort der kaiserlichen — in
Bayern
der
königlichen —
Ein
berufungsordre Folge zu leisten; ist über Teile des Reichs gebiets der Kriegszustand erklärt, so erfolgt für diese Teile die
Einbemfung
durch
(Kriegsdienstges. §. 8). dies thunlich,
die
kommandierenden
Die Einberufung
Generale
erfolgt, soweit
nach Jahresklassen, wobei jedoch in Rücksicht
auf dringende häusliche Geschäfte („Klassifikationsverfahren") oder wegm Unabkömmlichkeit aus einer öffentlichen Dienst stellung Modifikationen gestattet fmb.66
" Vgl. hierzu La bau dH, 630. 20 ff. Vgl. auch Sey del 147Sff.; °° MilG. §§. 63ff., dazu Laband II, 631 ff. WehrO. zweiter Teil §§. 17 ff.,
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze».
591
I. 39.
Das Gesetz bestimmt nämlich in ersterer Beziehung in §. 64:66
„Hierbei können dringende häusliche und gewerbliche
Verhältnisse derart Berückfichtigung vistm
die
hinter
letzte
finden, daß Reser-
Jahresklaffe der Reserve ihrer
Waffe oder Dienstkategorie, Landwehrmannschaften
sowie
in
besonders
dringmden
auch
Fällen
aber
einzelne
Reservisten hinter die letzte Jahresklaffe der Landwehr n. Aufgebotes ihrer Waffe oder Dienstkategorie zeitweise
zurückgestellt werden.
Jedoch der
hinter
darf in keinem Aushebungsbezirke die Zahl
letzten
den
gestellten Mannschaften Zahl
der
hinter
den
Jahrgang
Landwehr
Reserve
letzten Jahrgang
zurück-
der Landwehr
drei Prozent der Reserve
zurückgestellten Mannschaften
und
der
zwei Prozent der Reserve, die
übersteigen;"
die
Entscheidung
erfolgt
durch die verstärktm Ersatzbehördm; ferner in letzterer:
„Reichs-, Staats- und Kommunalbeamte sowie An
gestellte der Eismbahnen, welche der Reserve oder der Landwehr angehören, endlich Personen, die ein geistliche-
Amt innerhalb
einer mit Korporationsrechten ausgestat
teten Religionsgesellschast bekleiden, dürfm für den Fall einer Mobilmachung oder notwendigen Verstärkung des
Heeres
hinter
die
letzte
Jahresklaffe
IL Aufgebotes zurückgestellt werden,
sckbst vorübergehend nicht offen
der
Landwehr
wenn ihre Stellen
gelassen werden können
und eine geeignete Vertretung nicht zu ermöglichen ist."
** Genauer spezialisiert in der WehrO. §. 122.
Da» ReichSmilitirrecht.
Buch XL
592
über die „unabkömmlichen" Personen werden bei den
Generalkommandos
alljährlich
ständige,
zu
erneuernde
Listen geführt. Das hierbei zu beobachtende Verfahren hat in der Wehr
ordnung
eine
und sorgfältige
detaillierte
Regelung
ge
funden. 661 Beamte dürfen infolge ihrer Einberufung keinen
Nachteil
in
ihrem
Dienstverhältnis
§. 66), auch dann nicht, ««getreten sind,
wenn
erleiden
(MilG.
sie freiwillig ins Heer
Abkömmlichkeit vorausgesetzt (MilGNov.
Art. II §. 66 Abs. 4).
Personen des Beurlaubtenstandes,
geistliches ämt61 halb
in
welche bereits
ein
einer mit Korporationsrechten inner
deS Reichsgebietes ausgestatteten Religionsgesellschaft
bekleiden, werden nicht zum Dienst mit der Waffe, sondern nur zur Seelsorge und Krankenpflege
beigezogen (MilG.
§. 65 Abs. 2). Die 8 Tagen
Nichtbefolgung
der
Einbemfungsordre
binnen
sowie die Aufreizung hierzu werden streng be
straft (MilStGB. §§. 68 ff., verb. RStGB.
§. 112).
Die Mannschaften der Reserve und Landwehr «halten, wenn sie im Dienst sind, Naturalverpflegung und Löhnung
wie die übrigen Mannschaften,
auß«dem auch noch
im
Falle d« Bedürftigkeit eine Unterstützung für ihre Familien
nach Maßgabe des G. v. 28. Februar 1888 (RGG. 59),
die durch die Lief«ungsv«bände (s. hierüb« unten S. 644 f.)
zu leisten ist. Bei überwand«ung in einen anderen Einzelstaat treten
86 * S. bes. auch die Angaben " Sey del 14798 über den bei Rott 324ff., Laband II, Begriff „geistliches Amt'.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetz«-.
§. 39.
593
die Mannschaften des Beurlaubtenstandes hier in ihr Dienst
verhältnis ein (KriegsdimstG. §. 17); anders die Offiziere deS Beurlaubtenstandes (s. unten S. 612).
3. Die Dienstpflicht in der Ersatzreserve.M (®. v. 11. Febr. 1888 §. 8 ff.) Die Dienstpflicht in der Ersatzreserve war nach dem
Mlitärgesetz
von 1874 eine nur eventuelle;
wurde dieselbe gar nicht praktisch;
im Frieden
nur im Kriegsfall, bei
Mobilmachung oder Bildung von Ersatztruppen tonnten die Ersatzreservisten eingerufen werden.
Die Ersatzreservisten
zählten nicht zu den Mannschaften des Beurlaubtmstandes;
warm dieselbm einberufm,
so traten sie nach der Ent
lassung von dm Fahnm nicht in die Ersatzreserve zurück,
sondern in die eigentliche Reserve bezw. Landwehr; letz teres bleibt in Kraft für alle im Kriegsfall ausgebildeten
Ersatzreservisten (MilG. §. 50,
vgl. Motive zu der Mil.-
GesNov. v. 1880 S. 12).
Die Stellung der Ersatzreserve ist durch die Mi litärgesetznovelle von 1880 prinzipiell ge
ändert worden: die Dienstpflicht in der Ersatz
reserve ist nunmehr keine eventuelle, sondern eine wirkliche auch in Friedenszeiten (Art. IZ. 3).
Die Ersatzreserve ist nicht mehr nur Material zur eventuellen Ergänzung der Heereskräfte, sondern ist jetzt ein wirklicher Bestandteil de-
Heeres selbst geworden.
Einm weiteten Schritt in
dieser Entwickelung hat sodann noch das G. v. 11. Fe
bruar 1888 gethan, insbesondere durch Aufhebung de* «ott 21Sff.
8»«e, «»»«»recht II. 2. ZufL
38
594
Buch XL Das ReichSmilitLrrecht.
Unterschiedes zwischen Ersatzreserve erster und
zweiter Klasse. An den Bestimmungen hinsichtlich der Überweisung zur
Ersatzreserve (s. oben S. 581) ist nichts geändert worden, ebenso-
roenig an dem Prinzip:
daß sieben Jahrgänge der Ersatz
reserve genügen müssen,
um die Cadres des Heeres in der
Kriegsformation voll zu machen; endlich an dem Recht des Kaisers, im Falle der Mobilmachung die Ersatzreserve einzuberufen.
Für die Ersatzreserve
besteht
int Frieden
eine Dienst
pflicht in folgendem Umfang: Die Mannschaften dürfen in
einer durch dm Reichshaushaltsetat zu bestimmmdm Zahl zu drei Übungen, deren Dauer die Gesamtzeit von 20 (10,
6, 4) Wochen beträgt, eingezogen werden; Zurückstellungm
sönnen in Berücksichtigung dringender häuslicher und gewerb
licher Verhältnisie erfolgen. in der Regel fonen,
bis
Die Ersatzreservepflicht dauert
zum vollmdetm 81. Lebmsjahre.
welche die Ordination des
des
Subdiakonatsweihe
evangelischm
katholischm
Per-
oder die
Kirchenrechtes
em-
pfangm haben, sind von diesm Berpflichtungm befreit.68*
In Bezug auf das Rechtsverhältnis nach erfolgter Ein berufung zum Dimst gelten für die Ersatzreservisten die Borschriftm,
welche
für die
Reservistm
und
Landwehrleute
ersten Aufgebotes gelten, ebenso in Bezug auf Beurlaubung nach
außereuropäischen Ländern
und
Entlastung aus der
Staatsangehörigkeit.
Die Ersatzreservistm gehören zu dm Mannschaftm des
Bmrlaubtmstandes.
Die dm Reservisten jetzt gesetzlich zu-
gesichertm Unterstützungm
im Kriegsfall wie in Friedms-
“• WehrO. §. 40 Z. 3a, §. 117 Z. 4.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetzes,
§. 39.
595
zeiten echaltm auch die Ersatzreservisten, im Frieden jedoch nur für die 2. und 3. Übung (f. dazu unten S. 644 f.). Die Dienstpflicht in der Ersatzreserve dauert 12 Jahre,
vom 1. Oktober des ersten Militärpflichtjahres ab gerechnet.
Rach Ablauf dieser Zeit werden die nicht ausgebildeten Mannschaften dem Landsturm, zweiten Aufgebotes überwiese».
die übrigen der Landwehr Ersatzreservisten,
die zum
Zwecke der Mobilmachung einbemfen waren und militärisch ausgebildet sind, treten nach erfolgter Demobilmachung zur
Reserve bezw. Landwehr über. B. Die Dte«ftPMcht i« der Limddßetzr (KrtegddienstS. 8. 7). ■
Nach vollendeter Dienstpflicht „bei den Fahnen" und „in
der Reserve ' erfolgt die Entlastung zur Landwehr bei den nächsten auf Erfüllung der Dienstzeit folgenden Frühjahrskontrolloersammlungen
§. 4).
(MilGesNov.
v.
1880
Art.
I
Die Dienstpflicht in der Landwehr ersten Aufgebote-
beträgt 5
Jahre;
in der Landwehr
zweiten Aufgebote-
dauert sie bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird.
Kavalleristen
und reitmde Artilleristen brauchen in der Landwehr I. Auf
gebotes
nur 3 Jahre zu
bienen (G. v. 3. Aug. 1898
Art. n, §. 3 in Abänderung von MilG. §. 50 Abs. 3; —
gilt nur bis 81. März 1899).
Die Landwehrdienstpflicht
qualifiziert sich im Frieden ganz ebenso wie die Reserve dienstpflicht: das militärische Dienstverhältnis besteht qnoad
jue fort, ist aber für die meiste Zeit über quoad exer-
citium suspendiert.
Demgemäß gehören auch die Landwehr
leute zu den „Mannschaftm des Beurlaubtenstandes".
•• Rott 216 f.
Die
in
Das Reichsmilitärrecht.
Buch XL
596 der
Landwehrdienstpflicht
Verpflichtungen
enthaltenen
sind: 1. die Pflicht, währmd der Landwehrzeit ersten Auf gebotes sich zweimal
formierten
auf 8—14 Tage
zu Übungen
ein
welche für die Infanterie in besonders
berufen zu lassen,
Abteilungen
sind;
abzuhalten
Übungen
der
Landwehrkavallerie finden im Frieden gar nicht statt, der übrigen Waffengattungen nur
treffenden Linientruppenteile"
Anschluß
„im
(KriegsdienstG.
an die be §. 7); nach
dem vollendeten 32. Lebensjahr soll für Landwehrleute des I. Aufgebotes eine Einberufung
durch kaiserl. folgen. 60
nur ganz ausnahmsweise
in Bayern königliche Verordnung er
bezw.
Während der Dienstzeit stehen auch die Landwehr
leute unter den für das aktive Heer geltenden Vorschriften
über Disziplin und Gerichtsbarkeit. durch
Die Einberufung erfolgt
die Landwehrbezirkskommandos auf Anordnung des
Kaisers (Königs von Bayern) nerals;
auf
Anordnung
des
bezw. kommandierenden Ge letzteren
zu den
jährlichen
Übungen und wenn Teile des Reichsgebietes sich im Kriegs zustand
befinden
Landwehrleute des
ttolle
stellen.
(Kriegsdienstges.
§.
2.
8).
Auch
die
ersten Aufgebotes müssen sich zur Kon-
S. unten S. 604 f.
Die
II. Aufgebotes wird im Frieden
Landwehr
zu Übungen
nicht einberufen.
Im Kriege
soll die Landwehr
„zur Verteidigung deS
Vaterlandes als Reserve für das stehende Heer" verwendet, also
in erster Reihe zum Schutze des
heimischen Bodens
zurückbehalten »erben (KriegsdienstG. §. 5 Abs. 2); dies kann
i dieses Satzes enthält Kontroll80 Verschiedene Modifikationen | gesetz §. 4.
§. 39.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze»,
597
jedoch nur für die besonders formierte Landwehrinfanterie
gelten, währmd die Landwehrleute der übrigen Waffmgattungm einfach in die Formationm des stehenden Heeres «ingereiht werden.*' über Klassifikation und Unab kömmlichkeit gelten bei der Land- und Seewehr die nämlichen Vorschriften wie bei der Reserve (f. oben S. 590 f.).
Die Dienstpflicht in der Seewehr steht vollkommen unter ben gleichen Rechtsnormen wie die der Landwehr, doch wird
die Seewehr im Friedm nicht zu Übungen einberufm. C. »te SaakfhmartUtt (•■ »• 11. geht. 1888 H. 84 ff.).*
Den Landsturm bilden: alle wehrpflichtigen und »ehrfähigen Mannschaften
bis
zum
vollen
deten 45. Lebensjahre, die nicht dem Heer oder
der Marine angehören.
Insoweit der Übertritt zum
Landsturm aus der Landwehr** erfolgt, es sich demgemäß mn militärisch ausgebildete Mannschaften handelt, spricht
das Gesetz von Landsturm II. Aufgebotes,
Lab and zu-
treffend von Landwehr III. Aufgebotes; die militärisch nicht
ausgebildeten Mannschaften charakterisiert das Gesetz als Landsturm I. Aufgebotes. Zu Übungen oder behufs Kon trolle kann der Landsturm nicht einberufm
Aufgebot des Kaiser,
bei
Landsturms
unmittelbarer
erfolgt
werdm.
im Kriege
Kriegsgefahr
auch
Das
durch
dm
durch
die
Rott 59 ff.; über die ganz« 61 Auch für die Infanterie Materie ebenda 310 ff. ** Auch hier erfolgt di« Entmodifiziert in KriegSdienstG. laffung erst bei den nächsten, i§. S Abs. 3, 14. auf Erfüllung der Dienstzeit * Laband H, 637 f.; G. folgenden FrühjahrSkontrolloerMeyer BerwR. II, 2, 140 f.; sammlungm (MilGesRov. v. über die zu führendm Listen 1880 Art. I §. 4).
598
Buch XL
kommandierenden
Das ReichsmilitSrrecht.
Generale
und
Festungskommandanten.
Der aufgebotene Landsturm steht genau unter den
gleichen
Vorschriften bezüglich der Dienstpflicht wie die Landwehr.
Der Landsturm
ersten
Aufgebotes
soll
wie
die
frühere
Ersatzreserve zur Ergänzung des Heeres dienen; der Land
sturm zweiten Aufgebotes soll insbesondere dm Besatzungs
Regelmäßig soll der Land
und Eiappmdimst übemehmm.
sturm zweitm Aufgebots in besondere Abteilungm formiert
werdm.
Der Aufruf erfolgt nach Jahresklaffm; für Klassi
fikation und Unabkömmlichkeit gelten die gleichen Vorschriften wie für Reserve und Landwehr,
ebenso bezüglich
gewährmdm Unterstützungen an die Familim.
lösung des Landsturms und
damit
der zu
Die Auf
die Bemdigung
der
Dimstpflicht erfolgt durch kaiserliche Anordnung.
In Bayem
erfolgt Aufruf wie Auflösung des Land
sturms durch königliche Verordnung. D. Die Dievstpfticht der Ei«iShrig-Krei»Ulisen dezw. der Reserve- «vd LavdwehroffiLierr. («riegSdtenstS. §. 11, MUG. §. 14, WehrO. SS. 88 ff., HeerO. S. 19 ff.)-
Die gesetzliche Dimstpflicht kann unter bestimmten Vor aussetzungen eine besondere Modifikation erleiden, welche sich
dahin qualifizieren läßt: 1. Freiwilliger Eintritt in das Heer
bqro. die Marine ist überhaupt
gestattet nach erfolgtem
Wehrpflichtalter und giebt im allgemeinen die Berechtigung,
dm Truppenteil zu wählm (KriegsdienstG. §. 17 Abs. 2), jedoch bedarf es jetzt für den freiwilligen Eintritt auf zwei, drei oder vier Jahre der besonderm Genehmigung der Ersatz-
behördm
(MilGesNov.
Art. n
«Labandll,63Sff.; Rotti 78 ff. I
§. 10);65
2. der frei-
" S. dazu Rott 70ff.
Der persönlich« Militärdienst kraft Gesetze».
§. 39.
599
willige Eintritt hat überdies zur Folge, daß die gesetzliche Dienstpflicht von zwei bqw. drei Jahren in einem Jahre
erledigt werden kann66 und die beiden
anderen Jahre der
Reservedienstpflicht zuwachsen, welche sich damit auf 6 Jahre
erhöht, wenn außerdem noch bestimmte gesetzliche Voraus setzungen
Die Wahl des Truppenteiles ist,
gegeben sind.
wie oben bemerkt, für Freiwillige überhaupt frei, doch sind Feldattillerie und Train an Orten, wo Fußtruppm gami-
sonieren, zur Annahme von Einjährig-Freiwilligen nur ver pflichtet
für
vier
(MilGesRov. sonst ist
v.
gemäß
per Batterie
Mann
1880
Art. H,
WehrO.
§.
bezw.
Kompagnie
§. 14 Abs. 4).
Auch
94 für größere Garnisonen
eine „Berteilung" d« Einjährig-Freiwilligen auf die Truppen
teile zulässig. Die Basis dieses Berhältniffes ist die g ese tz li ch e Wehr pflicht; der Gesichtspuntt der Freiwilligkeit bezieht sich
nm
auf
gewisse Modalitäten der Dienstleistung;
stimmende
«giebt sich,
Gesichtspunkt
bleibt
der
daß es jedermann freistehl,
der be-
Daraus
gesetzliche.
den allgemeinen
oder jenen besonderen gesetzlichm Bestimmungen zu genügenNiemand,
d«
dm
gesetzlichen
Boraussetzungm
Dienst als Einjährig-Freiwillig« genügt hat,
für
dm
muß
als
solch« eintrttm, ab« d« gesetzlichen Dimstpflicht muß Genüge geleistet »erben.
Fallen jene gesetzlichen Voraus
setzungen weg, so treten an Stelle der besond«m Dimstleistung die allgemeinm gesetzlichm Vorschriftm.
Für die Regelung d« Boraussetzungm des Einjährig-
Freiwilligm-Dimstes behält das Militärgesetz ein Spezial-
* über die Mediziner f. B. v. 6. Febr. 1878 §. 5.
600
Das ReichSmilitärrecht.
Buch XL
gesetz vor, welches bis jetzt nicht ergangen ist.67
Bis dahin
gelten die vorläufigen Bestimmungen der WehrO. §§. 88 ff. Darnach wird
bezw. HeerO. §§. 19 ff.
neben ben allge
meinen Voraussetzungen für den Eintritt in das Heer — die von einem Truppenteil als untauglich Zurückgewiesenen werden
zu
Entscheidung
definitiver
der
Oberersatzkom
mission vorgestellt.— sowie der Selbstverpflegung, Selbstausrüstung und Selbstbelleidung (WehrO. §. 8 Z. 1)
speziell
gefordert der Nachweis besonderer wissen
schaftlicher Bildung.
Dieser Nachweis wird erbracht
entweder durch Vorlage eines Reifezeugnisses eines deutschen
Gymnasiums oder einer durch positive Vorschrift für gleich
berechtigt erllärten Anstalt — Gymnasien, Realgymnasien,
Oberrealschulen,
Progymnafien,
höhere
seminarien,
andere öffentliche Lehranstalten,
Bürgerschulen,
Real-Pro-
Realschulen,
gymnasien,
öffentliche Schullehrer-
Privat-Lehr-
anstalten — oder durch Bestehen einer besonderen, jährlich zweimal, im Frühjahr und
Zivilvorsitzenden Prüfung.68
der
im Herbst, unter Leitung des
Oberersatzkommission
abzuhaltenden
Die wissenschaftliche Qualifikation wird nach
gewiesen durch den
sog.
Berechtigungsschein.
Zur
Sicherung der Gleichmäßigkeit der zu stellenden Anforderungen
ist eine Sachverständigenkommission gebildet, die ben merk
würdigen Namen „Reichsschulkommission" führt. 67 Es soll hierfür die gesetzliche Regelung des höheren Unter richtswesens in Preußen abge wartet werden. S. die Prüfungs ordnung Anlage 2 zur Wehr ordnung. ee Vgl. hierher die Angaben bei La band II, 640 f., beson
ders auch über die zulässigen Dispensationen von dem Nach weis der wiffenschaftlichen Quali fikation. DaS neueste Verzeich nis der zur Ausstellung des Zeugnisses berechtigten Anstalten f. CBl. 1896 155 ff.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze»,
g. 39.
601
Der Eintritt der Einjahrig-Freiwilligen erfolgt auf Grund dieses Berechtigungsscheines und ist gestattet von dem Zeit
punkt der eingetretenen Wehrpflicht an; der Berechtigte kann
jedoch auf Gmnd des Scheines nach eingetretenem Militär pflichtalter Zurückstellung
bis zum 1. Oktober des vierten
(„vollendeten 23. Lebensjahres"), ja ausnahmsweise sogar des siebenten Militärpflichtjahres, verlangen. Aushebung erfolgt bei
denjenigen Personen, welche den Berechtigungsschein zum ein jährig-freiwilligen Dienst haben, nicht; bei Eintritt des Mili
tärpflichtalters müssen dieselben sich vielmehr selbst, falls sie noch nicht gedient haben, vor der Ersatzkommission melden; er folgt innerhalb des gestatteten Zeittaumes freiwillige Mel dung zum Eintritt ins Heer nicht, so geht die Berechtigung
zum einjährig-freiwilligen Dienst zur Sttafe verloren und kann nur durch die dritte Ersatzinstanz
Bei
Kriegsausbruch
müssen
die
wieder verliehen werden.
bereits
militärpflichttgen
Personen mit Berechtigungsschein fich auf öffentliche Auf forderung sofort zum Eintritt ins Heer stell« (MilG. §. 14
Den Berechtigten
Abs. 1).
steht die Wahl des Truppen
teiles im ganzen Reichsgebiet (mit der oben bezeichnet«
Modifikatton) frei; der Diensteintritt hat bei der Infanterie am 1. April oder 1. Oktober, beim Train am 1. November,
Vdi den übrig« Waffengattung« am folg«.
Die
Einjährig-Freiwillig«
1. Oktober zu er
müff«
im
Landheer
auf Grund eines von Vater oder Vormund auszustellendm
Zeugnisses
die Verpflichtung
nehm«,*'
in der Marine (dem Seebataillon, der See
artillerieabteilung,
zur
Selbstverpflegung
der Handwerkerkompagnie,
über
der Werst-
•’ Vgl. das Reglement Anlage 6 zu HeerO. §. 19.
Buch XL Das Reichsmilttirrecht.
602
divifion) nicht; auch im Landheer Kirnen durch die GeneralKmmandos Ausnahmen gestattet werdm.
Die Dienstzeit
beträgt ein Jahr, bei Medizinern auf Anttag 1 's Jahr mit
der Waffe, li» Jahr als Unterarzt.
Nach einjähriger Dienst
zeit erfolgt die Entlaffung zur Reserve;
die Reservedienst
pflicht dauert 6 Jahre; dann folgt die Landwehrdienstpflicht
und die Landsturmpflicht, so wie diese Verpflichtungen durch das
Gesetz
überhaupt
geregelt
sind.
Die
militärischen
Pflichtm der Einjährig-Freiwilligen sind im übrigen recht
lich von denjenigen der übrigm Soldaten nicht verschieden. Die militärische Ausbildung ist allerdings eine besondere,70
da
die Einjahrig-Freiwilligen
bestimmt sind,
die Unter
offiziere und Offiziere, die im Kriegsfall zur Ergänzung des Heeres
erforderlich
sind,
zu
stellen.
Die Qualifikation
hierzu ist durch eine besondere theoretische und praktische Prüfung nachzuweisen, über deren Bestehen ein besonderes
Qualifikationsattest zum Reserveoffizier aus
gestellt wird;
außerdem find zwei 8 wöchige Übungen ab
zuleisten, nach beten erfolgreicher Beendigung die Offiziers wahl durch das Offizierkorps des Landwehrbataillons bezw. Truppenteiles
erfolgt,
auf Grund deren
dann die Be
förderung zum Offizier vollzogen wird (KriegsdienstG. §. 11). Erfolgt
die Ernennung zum Unteroffizier oder Offizier
der Reserve oder Landwehr, so bleibt die prinzipielle Unter lage des Rechtsverhältniffes doch die nämliche wie vorher:
die Erfüllung der gesetzlichen Militärpflicht.77 Die Übernahme jener besonderen Stellungen beruht auf Frei-
70 Laband II, 643, s. auch! über diese Puntte Mott 275 ff. |
71 Laband II, 643 f.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetz«»,
g. 39.
603
wird aber die Übernahme abgelehnt, so muß
Willigkeit;
doch der gesetzlichen Militärpflicht genügt werden; falls erfolgt Ableistung dieser letzteren eben
andern
in jener be
sonders qualifizierten Art. Die
Dienstverhältniffe
der
und
Reserve-
Landwehr
offiziere find im allgemeinen analog denjenigen der übrigen Mannschaften
des
Beurlaubtenstandes,
Reserveoffiziere während der Reservezeit
Übungen
doch
müssen
die
drei 4—8wöchige
leisten, die Landwehroffiziere ihre Qualifikation
gut Beförderung durch besondere Übungen nachweisen, beide Kategorieen zu den Kontrollversammlungen in Uniform er
scheinen.
Andrerseits stehen die Offiziere des Beurlaubten-
standes in allen denjenigen Beziehungen, die die Offiziers stellung betreffen, den aktiven Offizieren gleich und werden im Krieg wie im Friedensdienst ganz wie diese verwendet,
unterstehen insbesondere auch der Kais. B. v. 2. Mai 1874 über die Ehrengerichte.
Die Überweisung zur
Landwehr
kann mit Zustimmung des bett. Truppenteiles unterbleiben. Der Übertritt zur Landwehr zweiten Aufgebotes und zum
Landsturm erfolgt auf gesuches.
Im
Kriege
überall nach Maßgabe
wenden. lasten.
Durch
Staatsangehörigkeit
Grund eines müflen
sich
formellen Abschieds die
Landwehroffiziere
des militärischen Bedürfniffes ver Veränderung
erfährt
der
einzelstaatlichen
das Offiziersverhältnis
keine
Änderung. Zur Sttafe kann das Vorrecht der Einjährig-Freiwilligen
verloren gehen, doch wird die beretts zurückgelegtt Dienst zeit dann dreifach gerechnet (MilG. §§. 14 Abs. 2 u. 50).
«• S. dazu auch Laband H, 644 tos. 1. Z. 4.
604
Buch XL
Das ReichSmilitärrecht.
E. Die S»»trsAe fiter Vttlittrperfo«e«. (G. v. 15. Februar 1815, RGB. 65, dazu die Kontrallorduuug [2. DeU der deutschen Wehrorbnung) CBl. 1875 S. 631 ff., HeerO. §. 39 ff )
Die
des
„Mannschaften
1. Reservistm,
Beurlaubtenstandes",
2. Land- und Seewehrleute
d.
i.
ersten Auf
gebotes, 3. die zur Disposition der Truppenteile oder der
Ersatzbehördm von der Fahne beurlaubten Mannschaften,
4. die ausgehobenen, aber vorläufig in ihre Heimat beurlaubtm Rekruten, und
S. die Ersatzreservisten, sind einer
genau geregelten Kontrolle unterworfen.
Für die Land-
und Seewehr zweiten Aufgebotes findet eine Kontrolle in Friedenszeiten nicht statt.
Leitung der
Die Kontrolle wird unter der
Landwehrbezirkskommandos
meldeämtern,
von dm Haupt-
Meldeämtern und Bezirksfeldwebeln geführt,
nur für die Militärpflichtigm bis zur Entscheidung über
die Dienstpflicht durch selben könnm
die Ersatzbehördm.
die Land- und Seewehrlmte
Behufs der-
ersten
Auf
gebotes und die Ersatzreservistm des Heeres und der Ma rine alljährlich einmal, die übrigen in Betracht kommenden
Kategoriem
zweimal, durch öffmtliche Bekanntmachung zu
Kontrollversammlungm berufen werden (§. 1), auf welchen
für die einzelnen Bezirke
die Evidenz
des erforderlichm
Bestandes an Mannschaften festgestellt werdm soll.72
Diese
Versammlungen sollen wo möglich die Pflichtigm nur auf
einen Tag ihren Geschäften mtziehm (§. 1); Dispensation ist
aus
Billigkeitsrücksichtm
immer
gestattet.
Für
dm
ganzm Tag der Kontrollversammlung gelten für die Ein
berufenen die Militärgesetze und die Disziplinarordnung. Bei 7* Die nähere Vorschrift über überhaupt Rott 17 ff., 254ff.; die zu erstattenden Meldungen Laband II, 628 ff. s. in Kontrollgesetz §. 2; vgl.
Der persönliche Militärdienst kraft Gesetze-.
605
§. 39.
Beurlaubung nach außereuropäischen Ländern kann generelle Dispensation von der Kontroll- und den übrigen Dienst
pflichten für zwei Jahre, unter bestimmten gesetzlichen Vor aussetzungen für die ganze Zeit
Patifinden-/'
bei
des
MilitärverhältniffeS
verfügter Mobilmachung
aber muß so
fortige Rückkehr aller Mannschastm des Beurlaubtenstandes
ins Reich erfolgen,
insofern
erteilt ist (MilG. §. 58).
Strafe
anderweitigen
und
nicht
hiervon Dispens
auch
Die Kontrollentziehung ist mit Rechtsfolgen
bedroht.74
Alle
Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden, insbesondere auch
die Konsulate und
behörden zu
behufs
leisten
Seemannsämter, habm
der Kontrolle
(MilG.
§.
7V).78
den Militär-
jede «forderliche Beihilfe
Von
jedem
Wechsel
des
Aufenthaltsortes, sowie von jed« Reise üb« 14 Tage ob«
für unbestimmte Zeit müssen die Mannschastm des Beur
laubtenstandes, auch d« Land- und Seewehr zweitm Auf
gebotes, lassen.
dem Landwehrbezirkskommando Meldung zugehm Die nach Jahresklaffen und Waffmgattungm
sond«s zu führmdm Landwehrstamm-
rollm müssen jed«zeit evidmt gehaltm §. 2); zu
und
be-
Ersatzreserve-
werdm (KontrG.
dm hierfür erford«lichm Meldungm find auch
die Land- und Seewehrleute des zweitm Aufgebotes verpflichtet;
für
sie
könnm
die
Meldungm
auch
durch
Familimangehörige erfolgen.76
” MilG. §. 59 besonders über 74 Spezialbestimmungen hier die eventuell erforderlichen Kon- über in §§. 6 u. 7 de- KonäulatSatteste. Vgl. auch MilG. trollgesetze-, §. 67 des MilG. i. 60; ferner für die Landwehr 78 Die näheren Vorschriften zweiten Aufgebote- ®. v. 11. bei Rott 498 ff. ^bruar 18K §§. 4 Z. 4, 21 78 «• v. 11. Febr. 1888 §§. 4 Z. 2, 21 Z. 4.
Buch XL Da» ReichsmikitSrrecht.
606
Bevorstehende Auswandemng ist den Militärbehörden anzuzeigen (StGB. §. 360 Z. 3). §. 40.
Aer »erftnNche MlMärdieust Kraft frdetilte überuammeuer P»e«ß»Mcht.'
Das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht schließt die freiwillige Übernahme einer militärischen Dienstpflicht nicht
aus:
schon
bei
dem Institut
der Einjährig-Freiwilligen
kommt der Gesichtspunkt der Freiwilligkeit auch in Betracht; noch mehr aber ist dies der Fall bei dm Offizierm und Mttitär-(Marine-)Beamten
tulanten.
Regelmäßig
sowie
erfolgt
dm sogenannten Kapi
nach
Erfüllung
der
dem
Staat geschuldetm militärischen Pflichten die Rückkehr zum bürgerlichen Lebensberuf;
kategorieen aber
die obm
genannten
Personm-
haben gerade den Militärdienst freiwillig
zu ihrem Lebmsberuf gemacht.
Es liegt auf der Hand,
daß ohne die hierdurch gebotme Diensterfahrung das Heerwesm niemals zu einer
hohm Stufe der Vollmdung ge
fördert werdm kann.
Die obm
genannten Verhältnisse des Militärdienstes
beruhen, analog dem Beamtenverhältnis, auf freiwilliger Übernahme; dem staatlichen Bedürfnis konnte bis jetzt auf
diesem Wege vollauf Gmüge geschehen, so
daß bis jetzt
keine Erwägung der Beschaffung dieser Kräfte vermittelst
staatlichen Befehles erforderlich war.8* * 1 La band II, 647 ff.; Rott Kategorieen „Rechtsgeschäft', 68 ff. .Vertrag' (des öffentl. Rechtes) 8 Laband II, 648, verb. I, und unterscheidet zwischen .AmtS307 ff. verwendet für die juristische auftrag* und .Dienstvertrag'. Konstruktion hier überall die
Militärdienst kraft frei», übernommener Dienstpflicht, g. 40. 607 freiwillige
Die
Lebensberuf
deckt in
vollkommen
zu;
Übernahme
juristisch
Militärdienstes
aber ist die letztere
keineswegs aufgehoben,
erstere
des
als
der Regel die gesetzliche Dienstpflicht
was sich
durch
die
klar darin
sehr
äußert, daß Offiziere, welche vor Erfüllung der gesetzlichen
Dienstpflicht aus dem Offiziersverhältnis ausscheidm, dies nur mit Vorbehalt der Erfüllung ihrer gesetzlichen Pflichten zu thun imstande find, es sei denn, der Austritt bestehe in
Verabschiedung
oder
ehrenrühriger (Entfernung
aus
dem
Heere.8
I.
1.
Brr Afstzirrvdirnfl.
Offiziere und Unteroffiziere find prin
zipiell Staatsbeamte und ihre Stellen Staats ämter: das Beamtenrecht bildet die staatsrechtliche Grund
lage für die Konstruktion des OffiziersverhältniffeS (s. die
prinzipiellen Ausführungen obm Bd. I, S. 287 ff.);4 aller dings ist für die Offiziere eine ganz besondere Modifikation
des allgemeinen Beamtenrechtes eingeführt worden und dem gemäß das Reichsbeamtengesetz nur insoweit anwendbar, als
dies ausdrücklich bestimmt ist. Der Unterschied zwischen Offizieren und Unteroffizieren,
so bedeutend derselbe thatsächlich ist, ist keine Verschieden heit der Art, sondern
mmg
ist
immer
lediglich des Grades.
Ausfluß der
Die Ernen-
Befehlsgewalt,
nicht
der
Militärverwaltung,8 steht demgemäß verfassungsmäßig dem Kaiser zu, jedoch mit weitgehenden, auf dm Konvmtionm
* HeerO. §.40; vgl. Laband
• Ä. 8L @. Meyer VerwRII, 2, 103, s. dagegen Laband ‘ Sehr richtig Laband II, H, 555 f. 649, G. Meyer H, 77.
Buch XL
606
Da» ReichSmilitärrecht.
beruhenden Einschränkungen zu Gunsten der Landesherren.
Offizieren und Unteroffizieren stehl die Be fehlsgewalt
alS
kaiserlichen
des
Ausfluß
Oberbefehles zu.
2. „Die Bestimmungen über die Zulassung zu den Stellen und Ämtern des Heeres sowie über das Aufrücken in die höheren Stellen erläßt der Kaiser" (MilG. §. 7 Abs. 1).
Über die Zulassung zum Offiziersdienst gelten
bis
zur
Stunde
der
Normen
die
Kabinettsordre
vom
6. August 1808,6 welche in späterer Zeit nur in einzelnen
Punkten ergänzt wurden. Die Grundgedanken der Kabinetts ordre von 1808 find:
Beseitigung der Standesvorrechte
beim Militär und Einführung der „Offizierswahl", d. i. Erklärung
der
Würdigkeit
des
Offizierskorps selbst in Form
König.
Kandidaten
seitens
einer Präsentation
des
an den
Neben dieser Kabinettsordre ist eine zweite vom
81. Oktober 1861, auch in Württemberg und Bayern, ein geführt, die Grundlage für das Recht der Ergänzung des
Offizierskorps.
Portepeefähnrich;
Die
Vorstufe
qualifiziert
für
den
hierzu
Offizier
find
junge
ist
der
Leute
zwischen dem vollendeten 17. und 23. Lebensjahre, welche
das Reifezeugnis eines deutschen Gymnasiums oder einer
Realschule erster Ordnung, die zur Ausstellung solcher Zeug-
niffe berechtigt ist, erworben oder die besondere Fähnrichs prüfung vor der Militärexaminationskommission bestanden
haben.
Nur besondere Auszeichnung vor dem Feind kann
hiervon befreien.
Mit diesem Zeugnis erfolgt der Eintritt
' Laband II, 651, hier auch nungen; s. auch G. Meyer die genaueren Angaben der in BerwR. II, 2, 100 ff. Betracht kommenden Vcrord-1
Militärdienst kraft freiw. übernommener Dienstpflicht. §♦ 40. 609 in den aktiven Truppendienst: nach mindestms sechsmonat licher Dienstzeit erfolgt die Beförderung zum Portepee fähnrich, dann ist der Kursus der Kriegsschule zu absolvieren, und dann wird dem Aspiranten von Chef und Offizieren
der Kompagnie, Bataillons- und Regimentskommandeur ein Dimstzmgnis ausgestellt, welches die zweite Qualifikations
bedingung für eine Offiziersstellung ist.
Jeder Portepee
fähnrich kann Offizier werdm, wenn er mindestens sechs Monate jene Charge bekleidete, dm Kursus der Kriegsschule
bestanden und durch das
absolviert, das Offiziersexamen
Offizierskorps seines Regimmtes dem König als würdig präsentiert ist; das Patent wird vom König vollzogen. Gleiche Vorschriften gelten für die Ergänzung des Marineoffizierskorps (Verordn, v. 29. Juli 1893), des
Maschineningenieurkorps der Marine (Kais. 7. Mai 1872 u.
12. November
Verordn,
v.
1878); des Sanitäts
korps des Heeres und der Marine (Kais. Verordn, v. 6. Februar 1873 mit dm durch die thatsächlichm Verhältniffe
gebotmm Modifikationen.*7 Eine besondere Art des Offiziersdimstverhältnifses bildet
die Kategorie der Reserve- und Landwehroffiziere. Einjährig-Freiwillige werdm beim Übertritt zur Reserve in der Regel zu Unteroffizierm befördert, nachdem fie auf
Grund einer theoretischm und
praktischm Prüfung das
Befähigungszeugnis zum Offizier erlangt habm.
förderung zum Offizier aber hat
noch
Die Be
folgende Voraus-
setzungm: 1. zwei achtwöchentliche Truppmübungm; 2. die
, 7 Ausführlich
I Laband II, 653 ff.; G. Meyer bei | VerwR. II, 2, 102 f. Zorn, Staatsrecht II. 2. Aufl. 39
dargelegt
Buch XL DaS Reichsmilitärrecht.
610
Erklärung des Kommandeurs des betreffenden Truppenteiles, daß er mit der Beförderung einverstanden fei; 3. die Er klärung des Aspiranten, daß er mit der Befördemng ein
verstanden sei; 4. die Wahl durch das Offizierskorps des betreffenden Landwehrbataillons, bezw., wenn der Aspirant zum Dienst einberufm, des betreffenden Truppenteils. Befördemng
erfolgt durch
dm Kontingmtsherm
in
Die
der
gleichm Weise wie die Emmnung der Linienoffiziere.8 — Das Offiziersverhältnis ist hier nur eine Modifikation der
Erfüllung
der
gesetzlichm
Wehrpflicht;
zwar bemht die
Übemahme derselben auf freier Wahl, aber doch ist hier
der gesetzliche Gesichtspunkt der das Verhältnis beherrschmde (HeerO. §§. 51—53).
3.
Die Pflichten der Offiziere sind, ohne daß
für Offiziere des aktivm Dimststandes, Reserve-, Landwehr
offiziere irgmdwelche Verschiedmheit bestände:2 a) Pflicht zur
tragmm Amtes.
gewissenhaften
Verwaltung
des über-
Entfemung vom Dienstort ist nm nach
eingeholtem Urlaub
(Ver. v. 23. Oktober 1879,
gestattet
für Sanitätsoffiziere v. 7. Februar 1873 §§. 30, 31); unerlaubte Entfemung wird nach Maßgabe des Militär strafgesetzbuches §§. 64 ff. in verschiedenen Abstufungm bestraft, über Eintritt in dm Reichstag s. oben Bd. I, S. 232 u. Laband IT, 6572.
b) Pflicht zu Treue und Gehorsam: hierfür gelten bei Offizieren die nämlichm Rechtssätze, welche für Erftillung
der gesetzlichm Dimstpflicht obm angegebm wurdm. c) Pflicht
2 Bgl. HeerO.
des
achtungswürdigen
45 ff.
|
Verhaltms:
« Laband II. 656 ff.
diese
Militärdienst kraft fretro, übernommener Dienstpflicht. §.40. 611
Pflicht hat eine ganz besondere rechtliche Ausbildung für das Offizierskorps gefunden. den hierüber
bei
den
zu wahren,
griffen"
Den Begriff der Ehre „nach
Standesgenossen herrschenden Be
die Ehrengerichte
find
bestellt
(V. v. 2. Mai 1874, analog V. f. d. Marine v. 2. Nov.
1875); dieselben werden durch Wahl des Offizierskorps be setzt und
bestehen für
Stabsoffiziere
nur
aus
Stabs
offizieren unter Vorfitz eines Generals; bei jedem Ehren gericht besteht ein Ehrenrat.10
Die Ehrengerichte haben ledig
lich eilten Wahrspruch hinsichtlich der Standesehre zu fällen sowie einen Antrag über die zu verhängende Rechtsfolge zu stellen; die Entscheidung
selbst erfolgt durch dm König.
Außerdem könnm ste sich für unzuständig erklären,
eine
Ergänzung der Untersuchung anordnm, freisprechm.
Das
Rechtsverhältnis
offiziere ist,
der
Reserve-
und
Landwehr-
solange dieselbm zum Dimst einberufen sind,
gmau das nämliche wie der übrigen Offiziere.
Im übrigm
aber sind die Reserve- und Landwehroffiziere noch ver pflichtet, jedm Wohnungswechsel der Militärbehörde anzu zeigen , sich bei Kontrollversammlungen in Uniform zu stellen und der Einberufung zu übungm Folge zu leisten, sowohl zu den gewöhnlichen, und zwar dreimal währmd
der Reservezeit auf 4 — 8 lichen behufs Feststellung rung.
Wochm, als zu außerordent
ihrer Qualifikation zur Beförde
Im Kriege müffm auch die Landwehroffiziere sich
beim stehmdm Heere verwmdm lassen.
Die Offiziere des
Beurlaubtenstandes sind den Ehrmgerichten unterstellt.
Der
10 Laband II, 658 f. Den I lagen über das Verfahren s. bei Text der Kais. B. samt 10 Bei-1 v. Walther VI, 242 ff. 39*
Buch XL
612
DaS ReichSmilttärrecht.
Wechsel des Wohnsitzes im Reiche hat auf die Offiziers
stellung
feinen Einfluß:
ein sächsischer Reserveoffizier, der
in Preußen im Zivildienst angestellt wird, bleibt sächsischer
Offizier, falls er nicht ausdrücklich aus letzterem Verhältnis seine Entlaffung erwirkt." Die Rechte der Offiziere find:
4.
einmal der
Anspruch auf das dem Rang entsprechende Gehalt, welches jüwch
„nach der
und nach
historischen Entwickelung des Heerwesens
hergebrachten Rechtsgrundsätzen nicht im Rechts
wege terfotgbor" 12 ist; im Kriege bezw. nach eingetretener Mobilmachung höhung,
erfahrm
zwar
die Gehaltssätze feine Er
aber die Offiziere erhalten erhebliche Feldzulagen.
Das Gehalt wird monatlich vorausbezahlt. In der Regel werden die Offiziere auch nach der An-
ciennetät in höhere Stellungen befördert. Rechtsanspruch
auf Beförderung;
des freien Willens des Königs.18
Doch besteht kein
dieselbe ist immer Sache
Das Prinzip der An-
ciennetät ist seit 1839 für „höhere Stellend. i. Stabs-
11 Laband II, 647. 11 Laband H, 659, bes. N. 5 über die einschlägigen Gesetzes vorschriften; RBeamtG. §. 149 gilt nur für Militärbeamte, 8. 113 des RG. v. 27. Juni 1871 nur für die auf diesem Gesetz beruhenden Pensionen. Die VollzBest. über die Geld verpflegung: V. v. 7. März 1889 für das Heer, V. v. 17. März 1885 für die Marine. Wohnungsaeldzuschuß G. v. 30. Juni 1873 (RGB. 166), Geldverpfleaung im Krieg B. v. 29. Aug. 1868, Reisekosten, Tagegelder u. Um
zugsgebühren: K. B. v. 15. Juli 1873 (CBl. 248), s. dazu La band II, 660 ff. 18 Laband H, 662 bemerkt, es sei „für die einzelnen Offi ziere eine rechtlich begründete Anwartschaft gegeben, bei dem Eintritt gewisser thatsächlicher Verhältnisse" besördertzu werden. Bon einer „rechtlich begründeten Anwartschaft" zu sprechen, dürste juristisch nicht zulässig sein, da die Beförderung rechtlich allein auf dem Willen des Kaisers bezw. Kontingentsherrn beruht.
Militärdienst kraft freiw. übernommener Dienstpflicht. §. 40, 613 offiziere, ganz aufgegeben worden; dagegen bildet es im
übrigen die Regel.
Dienstalter berechnet sich nach
Das
dem Datum des Patentes; der dienstältere Offizier ist stets
Die Offiziere vom Hauptmann
der Vorgesetzte des jüngeren.
abwärts
rücken
Regimmte
im
Stabsoffiziere bei
regimentierten
die nicht regimmtierten
Die Befördemng im Regiment
Offiziere bei der Armee.
erfolgt auf Vorschlag
die
vor,
ihrer Waffe,
des Regimentskommandeurs
durch
den König, doch bleiben die durch außerordentliche Verhältniffe geschaffenen Vakanzen gut
Allerhöchsten Disposi
tion. 14 * 5.
des aktiven Offiziers
Die Beendigung
dienstes^ kann erfolgen unter Fortdauer des Rechtsverhältniffes samt Rang und Pflichten,
aktiven Dienstpflicht. durch
die
Kontingentsherren
Grundsätze,
als
die
Versetzung
abgesehen von der
Diese Art der Entlassung
für zu
die
nach
den
derjenigen
Maßgabe
Emennung
gelten,
Offizieren
erfolgt
entweder
des
Be
urlaubtenstandes auf Antrag (HeerO. §.49) — damit
hört der
Gehaltsanspruch auf und besteht nur mehr die
Pflicht zu Reserve- bezw. Landwehrdienst —, oder es erfolgt Stellung zur Disposition durch den Oberbefehls
haber bezw. dm Kontingentsherrn, sei es mit, sei es ohne Antrag (Anl. 11 zu HeerO. §. 51),
sei es mit vollem
Gehalt zu den „Offizieren von der Armee" oder mit Pm-
fion.
Die zur Disposition gestelltm Offiziere bleibm im
Militärverband16
und
müssen jederzeit dem Befehl zum
16 Vgl. Laband II, 665»; 14 Nähere Angaben über alle diese Punkte bei Lab and II, G. Meyer BerwR. H, 116; Hecker in Goldtammers Archiv 662 f. 16 Laband II, 663 ff. 1883, 395 ff.
Reichs mititLrrecht.
Buch XL
614
Wiedereintritt in den Dienst unbedingt gehorchen, auch dem Militärstrafgesetzbuch,
und dm Ehrmgerichtm untergebm;
sie
unter
dm
bleiben
dem Militärgerichtsstand disziplinarisch stehm
Landwehrbezirkskommandmrm
Weise wie die Offiziere des Bmrlaubtmstandes.
in
gleicher
Die Bor
schrist über Gmehmigung d«S Borgesetztm zur übemahme von kommunalm oder kirchlichm Ehrmämtem bezieht fich
auf Offiziere z. D. nicht.17 Die eigentliche „Verabschiedung" dagegm ist eine
Bemdigung des Rechtsverhältnisies. auf Anttag durch
Sie erfolgt mtweder
ein Entlaffungspatmt unter Nachweis
der Invalidität oder des zurückgelegtm 60. Lebensjahres; bei Invalidität kann fie auch ohne Antrag verfügt »erben;
das Verfahren für diesen Fall ist genau geordnet durch
«abO. v. 7.
Juli 1828 (Laband II, 666«; PensG.
§§. 27, 28).
Die militärischen Ehrmrechte, sowie der An
spruch auf Pmfion verbleiben; das Recht zum Tragm der Uniform muß speziell verliehm werdm (MilG. §. 7 Abs. 2).
Offiziere,
die
mit dem Recht der Uniform verabschiedet
find, unterstehm gleichfalls dm Ehrmgerichten.
Im Not
fall müffm die pensionierten Offiziere sich zum Dienst ein« berufen lassen; hierüber werdm genaue, alljährlich zu revi
dierende Listm geführt.
Demgemäß gehören auch die pm-
fioniertm Offiziere zu dm Militärpersonen;18 vom Militär
gerichtsstande wurden sie jedoch durch
das Spezialges. v.
8. Mai 1890 (RGB. 63) befreit.
Außerdem kann nach Ablauf der gesetzlichm Dimstzeit
18 Laband II, 667«; a. A. 17 S. die zutreffende Aus führung von G. Meyer BerwR. G. Meyer BerwR. 11,2,118'». Bgl. MilPensG. §. 34. II, 2, 117».
Militärdienst kraft stein», übernommener Dienstpflicht. §♦ 40. 615
bHw. der etwa besonders übernommenen Dienstpflicht (z. B. bei Aufnahme in militärische Anstalten) eine Verabschiedung
auf Antrag erfolgen; wie der Eintritt, so ist auch mit der letzteren Modifikation
der
Austritt
aus
dem Offiziers
verhältnis ein freiwMger Akt.19
Die Entlastung als Strafe heißt Entfernung, wenn sie auf Grund
eines
gerichtlichen Urteils auf Zuchthaus
oder Aberkennung der bürgerlichm Ehrenrechte erfolgen muß,
oder in Fällen, wo Unteroffiziere und Soldaten in die zweite Klaffe des Soldatenstandes versetzt werdm mästen;
die Entfernung kann ferner verfügt werdm bei Gefängnis strafe von mehr als fünfjähriger Dauer, oder wo bei den
Mannschastm
Versetzung
in
die
zweite Klaffe
erfolgm
kann (MilStGB. §. 31), und endlich kraft Allerhöchster Entscheidung infolge eines ehrmgerichtlichm Spruches wegm Verletzung der Standesehre unter erschwerendm Umständen
(V. v. 2. Mai 1874 §. 51 Z. 6).
Sie bewirkt den
Verlust der Dimststelle samt Uniform und Säbel und der hieraus fließmdm Ansprüche sowie der Ordm und Ehrm-
zeichm, endlich des Rechtes zum Eintritt in die Armee. — Die Dienstentlassung i.
e.
S.
kann
infolge
von
jeder mehr als einjährigm Gefängnisstrafe und muß bei Aberkennung der Fähigkeit zm Bekleidung öffentlicher Ämter durch gerichtliches Urteil, kann ferner in dm Fällm, wo Unter
offiziere degradiert werden, verfügt werdm (MilStGB. §. 34).
Endlich der sog. schlichte Abschied ist das Nämliche wie die Dienstentlassung;
nm ist der
Grund hier
ein
Spruch des Ehrengerichtes auf Verletzung der Standesehre.
18 S. jedoch die Ausführung bei Lab and II, 667 f.
»uch XL Da» «eichsmilttürrechL
616
Durch die Entfernung hören alle aus dem Offiziersver
hältnis entsprungenen Rechte und Pflichten (Gehalt, Titel,
Uniform,
Orden u. s. w.)
auf;
durch Entlastung und
schlichten Abschied geht di« Dienststelle verloren, ebenso das Recht zum Tragen der Uniform, nicht aber der Dienst titel, die Orden und Ehrenzeichen (B. v. 2. Mai 1874
§§. 51 ff.). Offiziere des Beurlaubtenstandes treten zum Landsturm
über auf Grund eines
formellen Abschiedsgesuches bezw.
deffen Bewilligung.
Die Unteroffiziere mentskommandeur
darauf steht lanten.
gemäß
in der Regel vom Regi
werben
ernannt
niemand zu,
und
befördert;88
ein
Recht
insbesondere nicht den Kapitu
Verloren wird die Stellung durch
Degradation
militärgerichtlichem Urteil; auf Degradation muß
erkannt werben neben Gefängnis von länger als 1 Jahr, Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes und
Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffmtlicher Ämter; kann erkannt werden neben kürzerer Gefängnis
strafe, infolge wiederholten Rückfalles, bei jeder Verurteilung wegen Diebstahl, Unterschlagung, Raub, Erpressung, Hehlerei,
Betmg, Urkundenfälschung (MUStGB. §. 41). II.
Die Kapitulanten.
Zu dem Zwecke, einen tüchtigen Unteroffizierstand81 zu
gewinnen durch
Heranziehung
brauchbarer Personen zum
militärischm Lebensberuf außerhalb des Osfizierstandes,
ist
80 KO. v. 22. Juni 1873, die 81 S. dazu Laband II, 670; auf Grund dieser KO. erlassenen keineswegs ist der Unteroffizier Bestimmungen v. 21. Juni 1894 ein essentielles Moment der (»eil. ,. Armee«». Nr. 14). Kapitulation.
Militärdienst kraft frei«, übernommener Dienstpflicht. tz. 40. 617
et den Truppenbefehlshabern gestattet worden, mit Mililärpersonm,
die
wesentlichen
einen
Nutzen
für
den
Dienst versprechen, sog. Kapitulationen abzuschließen, d. i.
schriftliche Verträge/« durch welche der Kapitulant
sich verpflichtet,
als das Gesetz es erfordert,
länger,
im
Dienst zu verbleiben, indes von der anderen Seite hierfür
gewisse Vorteile vertragsmäßig zugefichert werden (KO. v. 8. Ami
1876,
Der Kapitulant
29.
bezw. muß
Aug
feine- Gewalthabers nachweisen.
gelten,
Rach dem Diensteintritt
abgesehen von dm besonderm Bestimmungen der
Kapitulation,
für die Kapitulantm alle Rechtssätze allge-
meiw-militärischer Natur, mmg,
1876 f. d. Marine).
großjährig sein oder den Konsens
bete. Dienststelle
insbesondere auch
über Löh-
wofür ledigÜch die für die
Ausrüstung u. s.
geltmdm
Vorschriften
maßgebend
find.
Die Kapitulationm werten in der Regel auf längere Zeit,
mindestens auf ein Jahr, abgeschlossen; läuft die Zeit wäh-
rend eines Krieges oder einer Mobilmachung ab, so kann der Dienstaustritt erst nach
stand gefordert werdm.
wiederhergestelltem FriedenS-
Perfonm, welch« bei Doppelberech--
” Laband H, 669 f.; Stengel in feinem Wörterb. I, 709: Xebm bei Hirth Ann. 1885, 129 ff., 183 ff. Gegen Me BertragSnatur S. Meyer BerwR. n, 191 f.; O. Mayer im Archiv f. Sff. Recht in, 1 ff. Die Kapitulationen bilden einen klaren und juristisch interessanten Gegensatz gegen die Anstellung von Beamten und Ofstzierm Ke gegen die Naturalisation, rend hier der Vertrag»«
gedanke, weil in unvereinbarem Gegensatz zum Staatshoheit-akt stehend, gänzlich versagt, ist die Kapitulation lediglich ein Privat vertrag, allerdings behufs besserer Erfüllung der Staatsaufgaben, aber ohne jede unmittelbare Be ziehung zur Staatshoheit, dem» das Unteroffiziersverhältnis wird durch die Kapitulation nicht begründet. * MilStGv. $. 69 bezüglich der Fahnenflucht.
Buch XL La» Reichsmllitirrecht.
618
nung der Kriegsjahre 12 Jahre oder länger gedient haben,
dürfen
nur
aus
ganz besonderen Gründen wider ihren
Willm entlassen werden.
Die Kapitulation ist ipso jure
aufgelöst, wenn dem Kapitulantm durch gerichtliches Urteil
die bürgerlichen Ehrmrechte dauernd aberkannt sind, durch Zeitablauf;
sie wird gelöst:
kunft bei dringmdm
ferner
1. durch freie Überein
häuslichm Verhältniffm des Kapitu
lantm; 2. durch Verurteilung zur Entfemung aus Heer oder Marine, auf welche nebm Zuchthausstrafe und mehr als dreijährigem
Verlust
der bürgerlichm Ehrmrechte erkannt
werdm muß, nebm mehr als fünfjähriger Gefängnisstrafe er kannt werden kann; 3. bei Freiheitsstrafe von 6 Wochen ab,
die mit Degradation verbundm ist; 4. bei fortgesetzt schlechter Führung des Kapitulantm; 5. endlich durch neuen Vertrag. Ähnliche Verhältnisse wie bei der Kapitulation werdm
durch Eintritt in Unteroffizierschulm und in
die Schiffs-
jungmabteilung der Marine begründet.44
III.
Die l®ilifär-(B6annt-) Beamten.15
Die Offiziere und Unteroffiziere des Heeres stehm staats
rechtlich im Beamtmverhältnis, doch gilt für sie nicht das
allgemeine, sondem
ein Spezial - Beamtenrecht.
Dagegm
find die Militär- und Marinebeamten im engerm Sinne dem allgemeinen Beamtmrecht26 in weitem Umfange unter
worfen wordm; es muß jedoch hierfür weiter unterschiedm M S. darüber G. Meyer BerwR. II, 2, 92. * Vgl. Laband II, 673 ff.; Harseim in Stengels Wörterb. Li, 96 ff.; Hecker ebenda II, 125 ff.; G. Meyer BerwR. II, 2,142 ff.; eine Reihe von Spezial
bestimmungen s. bei o.Walther IV, 4 ff. M Daß die Marinebeamten Reichsbeamte sind, steht fest; ob die Militärbeamten Reichs beamte oder einzelstaatliche Be amte sind, wird gestritten; s. für
Militärdienst traft frei«, übernommener Dienstpflicht, g. 40. 619
woben zwischen ben eigentlichen Militärbeamten
und ben Zivilbeamten bet Militärverwaltung.
Auch letztere besorgen Geschäfte, die sich auf bie militärische Säte des Staatswesens beziehen, hoch gilt für sie das
Militärrecht prinzipiell nicht, sondem nur bas allgemeine
Beamtenrecht; sie stehen nicht unto den Rechtsvorschriften persönlicher Natur für Militärpersonen, nicht unto Mili
tärstrafrecht, Militärgerichtsbarkeit, Militärdisziplinarordmmg.”
Dagegen bie eigentlichen Militärbeamten besorgen nicht
sondern sie haben
nur Geschäfte bo Militärverwaltung,
auch
einen militärischen
Personen",
hörende".
wenn Do
auch
nur
rin
nicht
die
„zum
„Militär-
Soldatenstande
ge
unterscheidende
bäden Beamtenkategorieen bildet,
allgemeiner;
haben Offiziersrang,
somit
find
somit das
do
Rang,
Merkmal zwischen jenen ist
Rang,
die
„oberen"
„unterm"
Militärbeamten
Untooffiziosrang.88
Die Bestimmungen übo Zulassung und Befördoung giebt
bo Kaiser bezw. König von Bayem (MilG. §. 7); die
Ernennung erfolgt analog wie die Ernmnung do Offiziere. Die
Militärbeamtm
stehm
ostere» Hänel StR. 1,523, für letzteres Laband II, 674. Da die Militärverwaltung grundsätzlich ben Einzelstaaten ver blieben ist, wird man stch La« band antuschließen haben; da jedoch das Reichsbeamtengesetz bq«. rrichSmstitärrechtliche Bor schristen für diese Beamten maß« Sebend sind, gilt praktisch doch »änelS Ansicht. ■* Einzelne Modifikationen
unter
militärischen Bor-
— MilG. §. 41, MilStS«. §. 155 — beiLaband II, 67». 18 über die, Klasseneinteilung8 durch K. B. v. 29. Juni 1880 (RGB. 169) ersetzt durch K. B. v. 13. Aug. 1895 (RGB. 4311 f. Laband II, 675, der nm Recht den Mangel eino gesetz lichen Grundlage für diese mit weittragendm Rechtsfolgen be» kleidete Unterscheidung betont.
Buch XL Das ReichsmilitLrrecht.
620
gesetztm; daneben aber besteht bei einzelnen Klaffen noch
eine
besondere Beamtenhierarchie
damit ein Unter
und
ordnungsverhältnis je nach bat Ranggraden, so bei den
und
Militärgeistlichen
Auditeuren,
endlich
Jntendanturbeamten;
giebt eS jetzt Militärbeamte, die nur in diesem
besonderen Beamtenverhältnis stehen,
ohne einer militäri
schen Kommandogewalt unterworfen zu sein.
Für die Dis
ziplinargewalt'" ist primär maßgebend die Disziplinarord
für
nung
das
Heer,
sekundär das Reichsbeamtmgesetz;
letzteres in allen Fällen, wo das Disziplinarverfahren auf Entlassung aus dem Amte gerichtet ist.
Für die Militär-
justizbeamten sowie alle Militärbeamten,
welche nut unter
militärischen Oberen stehen,
werden in letzterem Falle be
sondere Militärdisziplin ar kom Missionen gebildet,
welche materiell nach den Vorschriften des Reichsbeamtengesetzes zu
entscheidm
haben
(RBeamtG. §§.
120 ff.);
für die übrigen Militärbeamtm sind die allgemeinen DiSziplinarkammern kompetent. Im übrigen aber gilt für die-
jenigen Militärbeamten, die in einem militärischen Unter ordnungsverhältnis
nung.
—
Die
stehm,
die
Militärbeamtm
Militär-Disziplinarord sind
im Friedm dem
Militärstrafgesetzbuch nicht unterworfen und auch im Krieg nur bestimmten Teilm desselben (MilG. §. 38, MilStGB.
§§.
43. 153.
154);
der
Militärgerichtsbarkeit dagegen
find sie unterworfm, ebenso dm besonderen, auf die per-
sönlichm Verhältnisse der Militärpersonen bezüglichm Be
stimmungen ,
ausgenommen
die
Suspension
des
Wahl
rechtes; dm Ehrmgerichtm sind sie nicht unterworfm.
»» La band II, 676 ff.
Für
Sonderrechte der Militärpersonen d. Friedensstandes, g. 41. 621 die Urlaubserteilung stehen
die Militärbeamten unter den
Vorschriften des Reichsbeamtengesetzes, jedoch mit gewissen Modifikationen;
Urlaub.
im Falle der Mobilmachung erlischt jeder
Militärbeamte,
die im Reserve- oder Landwehr
verhältnis stehen, find selbstverständlich auch den für dieseVerhältnis geltenden Rechtsvorschriften unterworfen.
§.«. yU perstnüche» Konderrechte der MikUärpersene« de» Kri«den»stand es.'
L ,3«
In Hinstchk des Strafrecht» und Strafprozesse».
allen
Strafsachen
unterliegen
Militärpersonen
einer besonderen Gerichtsbarkeit (deren Organisation s. oben
S. 568 f ), ein paar unbedeutende Ausnahmen abgerechnet (MilG- §• 89 Abs. 1); ein diese Materie regelndes Reichsgesetz ist zwar versprochen, aber noch nicht ergangen.
Dermalen
gelten drei Militärstrafgerichtsordnungen: 1. für Bayern v.
20. April 1869,
2. für Württemberg v. 20. Juli 1818,
3. für das übrige Reichsgebiet die preußische v. 8. April
1845
bezw.
29. Dez. 1867. *
Die Strafvollstreckung er
folgt ebenfalls in
besonderer Weise nach dem Reglement
v. 2. Juli 1873»
bezw. 4. April 1876 für die Marine.
1 die Militärpersonen do» BeurlauttenstandeS beziehen sich diese Sonderrechte teils gar nicht, teitt nur für die Zeit der Einberufung. Vgl. überhguptzum Folgenden Lab and B. 680 ff., Raadry 80 ff., so wie die erschöpfende Monographie wn Daube: Die bürgerlichen Rechtsverhältnisse der Militär person« (2. Ausl. 1887); über
den Begriff .Militärpersonen' s. Hecker in Stengel- Wörterb. H ' ®" Libyer BerwR.
'* Über Sachsen Laband II,
682; die formale Streitfrage ist praktisch bedeutungslos, über die Marine, für die eine formelle Einführung nie erfolgte, f. La band U, 681'. • Die aufgeführten Gesetz«
Das Veichkmilitärrecht.
Buch XL
622
Militärgerichtsbarkeit
Der
sowie
personen
unterliegen
alle Mannschaften
alle
Militär-
des Beurlaubtenstandes
erfolgter Einberufung, und auch sonst, soweit sie als
nach
einzelnen Bestimmungen
beurlaubt drücklich
unterworfen
bleiben.*
des MilStGB, aus
Nur durch vollkommenes
Ausscheiden aus dem Militärverhältnis hört der Militär
gerichtsstand auf.5 II. 1.
In Hinsicht der bürgerlichen Rechtes.
Die deutschen Militärgesetze enthalten nur wenige
Bestimmungen zivilrechtlicher Natur; es ist somit in dieser Beziehung das Landesrecht in Kraft verblieben, das in dieser
Materie einen nicht unbedeutenden Umfang hat.6 Aufgehoben sind jedoch alle Sätze des Partikularrechtes, welche Erwerb, Veräußerung oder Belastung von Grundstücken für Militärpersonm beschränken (MilG. §. 42).
Maßgebend für die
Beurteilung der Statusverhältnisie von Militärpersonen, die
zur Erfüllung der gesetzlichen Wehrpflicht bienen, ist das Recht des Heimatsortes.''
Die zivilrechtlichen Bestimmungen der Reichsgesetze sind: a) Militärpersonen
bedürfen
zum Zweck
der
Ehe
schließung der Genehmigung ihrer vorgesetztm Stelle, und
zwar alle Personen des aktiven Dienststandes und Verordnungen sind abge druckt bei v. Walther VI, 86ff. DasStrafvollstreckungsreglement ist nicht gültig publiziert, s. La ba nd II, 682». * Über strafbare Handlungen vor Eintritt in den Militärdienst s. Laband II, 683'. » über Strafvollstreckung in
einschließlich
diesem Falle s. Laband II, 714». • Laband II, 716, 725; Mandry 67ff., besonders 70f.; immerhin ist die Sache nicht zweifelsfrei. 7 G. Meyer BerwR. II. 2, 108»; Laband II, 685, 694.
Sonderrechte der Militärpersonen d. Friedensstandes. §. 41. 623 der Militärbeamten, sowie die ausgehobmm, aber vorläufig
in die Heimat beurlaubten Mannschastm (MilG. §§. 40,
60 Abs. 4, Ges. v. 6. Febr. 1875 §. 38).
Unteroffiziere
und Soldaten müffen den Konsens dmch ihren Kompagnie(Eskadrons-,
Batterie-)Chef beim Regiments-(Bataillons-)
Kommandeur erholen; Offiziere bedürfen der Genehmigung
des Kontingentsherrn; dieselbe bars8 von Hauptleuten und
Rittmeistem 2. Klaffe nur beim Nachweis von 1500,
bei
Lieutenants von 2500 Mark jährlichen Nebeneinkommens nachgesucht werden.
Militärbeamte müssen die Genehmigung
ihrer vorgesetzten Stelle einholm.
wird
durch
dm Mangel der
drücklicher Vorschrift des
§.
nicht berührt,
38)
Die Gültigkeit der Ehe
Genehmigung gemäß aus
Gesetzes (G. v. 6. Febr. 1875
wohl aber
treten
disziplinarische
bezw. strafrechtliche Folgm ein (MilStGB. §. 150). b)
Soldatentestamente find nur nach §. 44 des
MilG. zu beurteilen; alle anderweitigm Bestimmungm und erbrechtlichm
gehoben.9
Privilegien Damach
der
gelten
Militärpersonm besondere
sind
auf-
Vorschristm
hin
sichtlich der Soldatentestamente nur für Kriegszeitm, ein
schließlich Belagemngszustand, für alle Militärpersonen und dienstlich
beim Heere befindlichen oder dm Militärgesetzm
unterworfenen Personm (Kriegsgefangmm)10 von dem Mo ment des Verlaffms der Standquartiere oder des bisherigen Dimstortes oder eines Angriffes oder einer Belagemng in dem-
» Mandry 530ff., 71; Sey8 Lab and II, 692f. über die zu Grunde liegendm älterm del 1485; Lavand II, 695 f. 10 MilStGB. §§. 155—157, Rechtsvorschristm, die analog für die Marine gelten; ebmso für 168; Seydel 1486*; Mandry Bayern, Württemberg, Sachsm.
024 ; - ?
Buch XL Da- RetchsmiÜtärrecht.
fetten;11 * die Gültigkeit dieser Soldatmtestamente hört auf mit Ablauf eines Jahres nach erfolgter Demobilmachung
de-
betr. Truppmteiles bezw.
Ausscheiden des Testators
aus demselben, außer wenn der Testator in dieser Frist zur
Errichtung
eines
verschollen
ist.
ordentlichen
Die
Form
Testamentes
ist entweder
1.
unfähig
oder
eigenhändige
Nieder- und Unterschrift deS Testamentes durch den Testator »der 2. Unterzeichnung durch den Testator und zwei Zeugm
oder statt der letzteren eines Offiziers oder Auditeurs oder 8.
mündlich« Erklärung
deS Testators
zu Protokoll
vor
einem Offizier oder Auditeur unter Zuziehung von 2 Zeugen oder statt derselben eines Offiziers oder Auditeurs mit Unter
zeichnung durch die Zeugm; bei Verwundeten und Kranken sönnen an Stelle der Offiziere und Auditmre treten: Militär
ärzte, höhere Lazarettbeamte und Militärgeistliche. Die Zmgm sind lediglich BeweiSzmgm, und die Aussage eines derselben
kann vollm Beweis machm; die nach obigen Vorschriftm errichtetm Urkundm habm die Beweiskraft öffmtlicher Urkundm.
c) Hinsichtlich der Beurkundung des Personen standes gelten im Frieden besondere Vorschriftm nicht.
Mr
für Personm,19 die sich auf in Dimst gestellten Fahrzeugen der kaiserlichen Marine befindm, hat die V. v. 4. Nov. 1875 (RGB. 313) bestimmt, daß Sterbefälle zunächst vom Schiffs-
kommandantm zu beurkunden sind; dieser hat die Urkunde, sobald es thunlich, dem Stationskommando zuzustellen, von
welchem dieselbe dem Standesbeamtm des letztm Wohnsitzes
des Derstorbmen zu übermitteln ist, der dm definitiven Ein trag in die Register zu bewirkm hat. 11 S. dazu die genauerm An-1 gaben bei Mandry 532 f. |
19 G. v. 6. gebt. 1875 §. 71.
Sonderrechte der MilitLrpersonen d. Friedensstandes. g. 41. 625
Haben Militärpersonen oder solche, die dienstlich sich beim Heer
befinden, nach
erfolgter
Mobilmachung ihr Stand
quartier verlaffen, so bestimmt die B. v. 20. Januar 1879
(RGB. 5) folgendes: Geburten find innerhalb des Reichs gebietes einfach dem zuständigen Standesbeamten zur Be-
urlundung mitguteilen;
außerhalb des Reichsgebietes geht
die Anzeige zunächst an den betr. Truppenkommandeur und
durch ihn an den kompetentm Standesbeamten. über Sterbefälle werden von dem oben bqeichneten
Termine an selbständige Register bei jedem Truppenteil
bis zum
Eintritt der Demobilisierung
geführt;
der
Eintrag erfolgt auf Grund einer dienstlichen Anzeige unter genauer Angabe der Personalien.
Für Eheschließungen außerhalb des Reichsgebietes werden höhere Militärbeamte, die aber nicht Geistliche sein dürfen,
durch die Divisionskommandeure zu Standesbeamten ernannt; auf Grund der materiellen Vorschriften des deutschen Rechtes
hat sodann die Eheschließung zu erfolgen; die Urkunde ist von
dem Divisionskommandeur zu
beglaubigen
und dem
kompetentm Standesbeamten im Reiche zum Zweck des Ein trages zu übersmdm.
d) Vormundschaften zu übernehmen sind Militär-
personm einschließlich der Militärbeamtm nicht verpflichtet; in jedem Falle ist zur Übemahme Gmehmigung der vor-
gesetztm Stelle erforderlich (MilG. §. 41, dazu Kais. B. v. st. August 1876).18 '*e) Gewerbe
zu
betreiben
ist
Militärpersonm
des
aftfocn Dienststandes, sowie dm mit ihnm in Dienstgebäudm
18 Raadry 68 f.; Laband II, 689*. Zor«, Staattrecht II. 2. Lufl.
Buch XL
626
DaS ReichSmiütärrecht.
zusammenwohnenden Personen ihre- unmittelbaren Haus standes nur mit Genehmigung der vorgesetzten Behörde ge
stattet (MilG. §. 43)."
Unter diese Bestimmung fallen
auch Militärärzte und Militännufiker;
für Militärbeamte
gilt überdies noch §. 16 d. RBeamtG.
2. Hinsichtlich des Zivil- und Konkursprozeffes bestehen besondere Vorschriften für Militärpersonen im allgemeinen ebenfalls nicht,
weder hinsichtlich der Gerichtsbarkeit noch
hinsichttich des Verfahrens.
Zu erwähnen sind nur folgende Bestimmungm: a)
Militärpersonen erhalten den Gerichtsstand" ihres
DimstorteS nur, wenn sie den Militärdienst zu ihrem LebenS-
beruf gemacht habm; außerdem behalten sie den Gerichts stand ihres bürgerlichen Domiziles, ausgenommen für Alagm wegen vermögmsrechtlicher Ansprüche (MilG. §. 39 Abs. 2,
verb. ZPO. §§. 13, 14, 15, 21). b) Zustellungen an Unteroffiziere und Soldaten
des
aktiven Heeres müffm durch Vermittelung des Kompagnie
chefs, solche an Personen bei mobilen oder im Ausland
befindlichen Truppenteilen, sowie auf in Dienst gestellten Kriegsfahrzeugen können durch die vorgesetzte Kommandostelle
«folgen (ZPO. §§. 158, 184).
c)
Exekutionen
gegen
Militärpersonen
des
aktiven
Dienststandes, sowohl zivilrechtliche als administrative, dür
fen nur erfolgen nach vorheriger Anzeige an die vorgesetzte Dienstbehörde (ZPO. §. 673) und geschehen in Kasernen und auf Fahrzeugen der Marine nur durch letztere (MilG.
§. 45, ZPO. §. 699).
" Mandry 69; H, 689'.
Laband§ '
16 ßabanb II, 684 f.
Sonderrechte der Militärpersonen d. Friedensstandes. §. 41. 627
d)
Das Dienstei'nkommen und die Pension der Unter
offiziere und
Soldaten,
sowie aller Militärpersonen bei
einem mobilen Truppenteil oder auf einem in Dimst ge stellten Kriegsfahrzeug ist der Pfändung nicht unterworfm; das Diensteinkonnnen von Offizieren und Beamten,
sowie
deren Penfionen und das Sterbe- und Gnadengehalt der Hinterbliebenen
ist Exekutionsobjekt (ZPO. §. 749) nur,
wenn 1500 Mark übersteigend, und auch in diesem Falle
nur zum dritten Teil.
Frei von Pfändung sind ferner bei
Offizieren und Beamten die Dienstaufwandsbezüge und der
Servis, ferner das zur Erfüllung des Berufes Notwendige, ferner ein Geldbetrag, welcher „dem der Pfändung nicht
unterworfenen Teile des Diensteinkommens oder der Pension für die Zeit von der Pfändung bis zum nächsten Termine
der Gehalts- oder Pensionszahlung gleichkommt".
(ZPO.
§§. 715, 749 Abs. 2 und 4.)16
e)
Hast zur Erzwingung des Manifestationseides ist bei
mobilen Truppen, sowie für die Besatzung in Dienst ge stellter Fahrzeuge
unstatthaft
und
darf
auch
sonst
bei
Müitärpersonen des aktiven Heeres oder der Marine nur durch die Militärbehörde vollstreckt werden (ZPO. §§. 785, 798).
Ebenso die Hast zu persönlichem Sicherheitsarrest
(ZPO. §. 812).
f)
Gegen Personen, die sich zu Kriegszeiten im Milstär
dienste befinden, kann das Verfahren unterbrochen werden (ZPO. §. 224).
16 Die Behörden, die bett I zu vertreten haben, s. CBl. 1894, Militärfiskus als Drittschuldner 1388. 1895, 18.
Buch XL
628 III. a)
Du» SieichsmilitLrrecht.
In Hinsicht de» SffrnMchrn Lechirs.
Bei Militärpersonen des aktiven Dienststandes in
Heer oder Marine ruht das Wahlrecht zur Volksvertretung
(nicht bei Militärbeamten) (MilG. §. 49 Abs. 1);
ebenso den Militärbeamten ist
b) denselben Personen, Teilnahme
an politischen
Vereinen und
Versammlungen
verbotm (MilG. §. 49 Abs. 2);
c)
dieselben Personen und ebenso Offiziere zur Dispo
vom Geschworenen- und Schöffendienste
sition" sind frei
(GVG. §§. 34, 85); erstere bedürfen auch zur Annahme von Kommunal-
und Kirchenämtem,
soweit
solche nicht
durch das Landesrecht überhaupt ausgeschloffen ist, der Ge nehmigung ihrer Vorgesetzten (MilG. §. 47); d) die Besteuerung der Militärpersonm18 richtet sich nach dm Landesgesetzen.
Aber
a) Doppelbesteuerung ist verbotm (G. v. 13. Mai 1870); ß) Unteroffiziere und Gemeine Mrfen zu direkten Staats steuern für ihr Militäreinkommm gar nicht, Offiziere
nur im Friedmsstand herangezogm werdm (MilG. §• *6); /) im
ehemaligen norddeutschen Bundesgebiet waren gemäß B. v. 22. Dez. 1868
die Militärpersonm
von allen Kommunalabgabm jeder Art befreit, aus-
gmommm Abgaben für Gewerbebetrieb Grundbesitz;
durch
das RG.
v.
oder
für
28. März 1886
(RGB. 65) ist dies Privileg aufgehoben wordm:
1.
für
das
außerdienstliche
11 S. hierüber La band II, 689*.
Einkommm
der
im
18 Bgl. Laband II, 690ff-
Das Militärpensions- und Versorgungswesen.
Offiziersrang
stehenden
aktiven
§. 42. 629
Militärpersonen,
2. für die Pension der Offiziere z. D.
Insoweit
das Reichsgesetz nicht Bestimmungen trifft, gilt das frühere Recht für das Gebiet des ehem. Norddeutschen
Bundes fort, während in den süddeutschen Staaten be sondere Vorschriften Württemberg,
gelten;
Bayern
in Elsaß-Lothringen,
bestehen
Privilegien
der
Militärpersonm hinsichtlich der Kommunalbesteuemng überhaupt nicht.19
S) Etwaige Steuerprivilegien von Pensionen 2C., die landes rechtlich für Hinterbliebene von Zivilbeamten gelten
(MilG. §. 48),
sind generell auf Militärpersonm
ausgedehnt. e) Verstümmelungszulagen bleiben für die Bestmemng außer Ansatz (G. v. 22. Mai 1893 Art. 18 Abs. 1).
e) Für die Mannschaften des Beurlaubtmstandes, die
zum Dienst einberufen sind, bleibt „die Feststellung eines angemeffmm Steuernachlasses" der Landesgesetzgebung vorbe-
halten (MilG. §. 46 Abs. 2).20 §. 42.
Aas MlMärpenstons- und Werforgungswesen.^ Dasselbe wurde zuerst geregelt durch das Pmsionsgesetz v. 27. Juni 1871 (RGB. 275) nebst dem G. v. 23. Mai
1873 (RGB. 117) über dm Reichsinvalidmfonds); die Novelle
19 S. die Angaben bei La bend n, 691 f., besonders über die neuere Landesgesetzgebung seit 1886., 20 über anderweitige Unter stützung f. unten S. 644 f.
1 Lab and II, 698 ff. (s. dort Note * noch weitere Litteratur): Seydel bei Hirth, Ann. 1875 54ff.; G. Meyer BerwR. II, 2, 119 ff.
680
Bach XL DaS Reichsmikitärrech t.
v. 4. April 1874 (RGB. 25), sowie di« späteren Gesetze vom 21. April 1886 (RGB. 78), 24. März 1887 (RGB. 149) und 22. Mai 1893 (RGB. 171), 14. Januar 1894 (RGB. 107), 22. Mai 1895 (RGB. 237) haben das System der Gesetzgebung weiter entwickelt; sie gelten sämtlich für das ganze Reichs Die Gesetze beziehen sich sowohl auf das Penfionswesen im engeren Sinne al- auf das Zivilversorgungswesen der Militärpersonen und in4= besondere die Versorgung der Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen. Die beiden letztgenannten Gesichtspunkte in besonderer Weise berücksichtigt zu haben, ist seit alterS ein hohe- Verdienst des preußischen Staates. Das System dieser Gesetzgebung fand sodann noch eine Ergänzung in dem G. v. 15. März 1886 (RGB. 53) über die Fürsorge bei Betriebsunfällen im Militärdienst und den Gesetzen v. 17. Juni 1887 (RGB. 237), v. 5. März 1888 (RGB. 65) u. 13. Juni 1895 (RGB. 261) über die Fürsorge für die Witwen und Waisen von Angehörigen des Reichs heeres und der Kaiser!. Marine. Endlich gehören hieher auch die Gesetze über Unterstützung der Familim von Reservisten und Landwehrmännern in Krieg und Frieden.
I. Das Pensionswesen der Offiziere (ein schließlich der Militärärzte) und Militärbeamten (PensGes. §§. 2 ff., dazu Novelle I §§. 2 ff. und für die Marineoffiziere §§. 7 ff., Novelle II §§. 1, 2, sowie die im Offiziersrang stehenden Verwalter der Kadettenkorps G. v. 22. Mai 1893 Art. 16). I bung Laband II, 698 f., über * Uber die frühere Gesetzge-1 Bayern 699°.
Das Milititrpensions- und Bersorgungswesen.
1.
§. 42. 631
Vor Ablauf der zehn ersten Dienstjahre wird ein
Recht auf Pension nur erworben, wenn die Invalidität und daraufhin erfolgte Verabschiedung Folge einer Beschädigung
bei Ausübung des Dienstes ohne eigene Schuld ist; sonst wird Pension nur ausnahmsweise bei vorhandmer Be dürftigkeit gewährt (PmsG.
Beurlaubtenstandes ist
immer
§.
5);
bei Offizieren des
notwendige Voraussetzung,
daß sie durch die Beschädigung im Militärdienst Nachteil
in ihren bürgerlichen Erwerbsverhältnifsen leiden„Dienst beschädigung" ist:
Verwundung oder äußere Beschädigung, sowie bleibende
Störung der Gesundheft, welche nachweisbar durch die
Eigentümlichkeiten des Militärdienstes oder durch epide
mische oder endemische Krankheiten am Dienstort entstanden ist (PmsG. §. 3, vgl. auch §§. 51, 52 und §. 59, der
einen bemerkenswerten Unterschied zwischen Offizieren und Unteroffizierm in dieser Frage macht, indem für letztere
ein dadurch herbeigeführter Nachteil in den Erwerbsverhältnissm als Voraussetzung gefordert wird, für erstere nicht). *
2. Nach zehnjähriger Dienstzeit ist der Rechtsanspmch auf Pmston nur an die Voraussetzung der Dimstuntauglichkeit
und daraufhin erfolgten Verabschiedung geknüpft. Das Vorhandensein dieser Voraussetzung konstarierm die Kriegsministerien bezw. das Reichsmarineamt, zugleich, ob
die Unfähigkeit dauernd oder vorübergehmd sei; im letzteren. 8 PensG. §. 8, G. v. 4. April 4 Auf eine eigentümliche Folge 1874 §. 10 Abs. 2, dazu die Er dieser Vorschrift für die Offiziere gänzung G. v. 22. Mai 1893 des Beurlaubtenst. weist Laband Art. I. Über Betriebsunfälle II, 7031 hin. s. unten S. 648 f.
Buch XL Das RetchSmilitärrecht.
632
Fall erlischt, fall- noch keine zehnjährige Dienstzeit zurück
gelegt ist,
der
Pension-anspruch
Diensttauglichkeit; immer
mit
wieder eingetretener
bei Verwundung vor dem Feind wird
Pension
lebenslängliche
gewährt,
ebenso
bei
zehnjähriger Dimstzeit (PensG. §. 4).
Pensioniemng nach
Die Militärbehörde entscheidet nach freiem Ermessen.
Nach
zurückgelegtem 60. Lebensjahre ist ein Nachweis der Inva
lidität als Grundlage des Abschiedsgesuches nicht mehr er forderlich (PensG. §. 28).
8.
Die Höhe
der Pension
wird
berechnet
nach
dem
pensionsfähigen Einkommm der Dienststellung, falls dieselbe
etatSmäßig mindestens ein Jahr bekleidet wurde, und der
Dienstzeit (PensG. §. 6).6 sehr spezielle Normen.
(§§. Off.)
Das Gesetz
enthält hierüber
Wenn das pensionsfähige Einkommen
mehr als 12000 Mark beträgt, wird für die
Berechnung der Pension von dem überschießenden Betrage nur die Hälfte in Ansatz gebracht.
vom
Tag
des
Die Dienstzeit wird berechnet
Dienstantrittes
abschiedung (§§. 18ff.);
bis
zum
Tag
der
Ver
den Offizieren des Beurlaubten
standes wird nur die wirkliche Dimstzeit
berechnet."
Die
Dimstzeit im Friedm vor dem Beginn des 18. Lebensjahres
(§. 22), die Zeit verbüßter Freiheitsstrafm von einjähriger und längerer Dauer und die Zeit der Kriegsgefangenschaft
werden in der Regel nicht angerechnet (§. 24). Feldzug 7
Für jeden
wird der Dimstzeit ein Jahr zugerechnet, wenn
6 Vgl. die Ausführung über diese einzelnm Begriffe bei Seydel 57ff.; Laband II, 706n. G. Meyer BerwR. II, 2, 121 f. • Vgl. weiteres be« Seydel a.a-O.60f.; Laband II,706f.
1 Der Begriff .Feldzug' muß immer im einzelnen Falle durch Kaiserliche Verordnung bestimmt werden. Über Teilnahme an fremden Feldzügen »auf Befehl" s. &. v. 22. Mai 1893 Art. 17, 3- 1.
Das Militärpensions- und Bersorgungswesen. der Betreffende bei
§. 42. 683
den mobilen Truppen Dienst leistete
(§. 23); für ostasiatische Expeditionen, für den dienstlichen
Aufmthalt
in
den
wenn
deutschm Schutzgebieten,
der
Gesamtaufenthalt daselbst mehr als 6 Monate betrug, sowie für
Seereism
mit mindestens
13
Monaten
Aufenthalt
außerhalb der Ost- und Nordsee wird die doppelte Zeit ge
rechnet, ausnahmsweise auch bei anderen Seereisen (§. 50,
dlyu Novelle II §. 1, ferner G. v. 30. März 1880 §. 1. G. v. 24. März 1887 Art. I, H.
G. v. 22. Mai 1893
Art. 17 Z. 2).
Die Pension beträgt nach
vollendetem 10.,
aber vor
vollendetem 11. Dienstjahre und ebmso vor vollendetem 10. Dienstjahre
u/«o
des Diensteinkommens,
d. i.
des
chargenmäßigen Gehalts für Jnfanterieoffiziere, des mittleren Stellen- bezw. Personalservises und des Durchschnittssatzes des Wohnungsgeldzuschusses
für die Servisklaffen I—V,
dazu noch gewisser Dienstzulagen und Entschädigungen — für Marineoffiziere, Ärzte, Ingenieure, Deckoffiziere s. die besonderen Vorschriften in Art. 13 §. 49 des G. v. 22. Mai
1893 —, dann für jedes weitere Jahr 1/eo mehr bis auf dm Höchstbetrag von 45/eo.
und 750 Mk.) nach
Eine Erhöhung (zwischen 300
gesetzlich bestimmten Sätzen (§. 12)
tritt ein bei Pensionierung infolge von Kriegsinvalidität
oder besonderen klimatischen Einflüssen auf Dienstreisen (§. 52 in der Fassung des G. v. 22. Mai 1893 Art. 13 über Dienstunfähigkeit
Tropen);
infolge
klimatischer
Einflüsse
in
den
ferner bei Verstümmelung, Erblindung oder ander-
weitiger schwerer und unheilbarer Beschädigung durch den aktivmDienst im Krieg oder Frieden (Verstümmelungs-
zulage §. 13).
Ob durch diese Erhöhungen das Dienst
einkommen erreicht oder überschritten wird, ist gleichgültig
Buch XL
634 (§. 15).
Die oben
Da« Neichsmilttärrecht.
erwähntm Pension-erhöhungen, nicht
aber die Berstürninelungszulagen, müssen binnen 6 Jahren nach dem Friedensschluß bezw. Rückkehr des Schiffe- geltend
gemacht werden.8 Die Feststellung der Pensionen erfolgt auf Antrag
4. durch
die Krieg-ministerien
bezw.
das
Reich-marineamt
(§. 26 ff.); der Nachweis der Invalidität muß von dem
zu Pensionierenden erbracht werden, es sei denn, daß der
selbe bereits das 60. Lebensjahr zurückgelegt habe (§§. 27, 28);
bei Anspruch
auf
Pensionserhöhungen
oder
Ver-
stümmelungszulagen ist aber auch dann Nachweis der gesetz
lichen Voraussetzungen erforderlich.
erfolgt monatlich
im voraus
Die Pensionszahlung
(§. 30).
Das Recht
auf
Militärpension erlischt (8- 31 ff., dazu G. v. 22. Mai 1893
Art. 2) durch
Tod
des Pensionärs, durch rechtskräftige
Verurteilung zu Zuchthausstrafe wegm Hochverrats, Landes
verrat- , heimniffe;
Kriegsverrats insoweit
oder
Verrats
eine Zivilpension
militärischer
Ge-
Reichs-
oder
aus
Staatsfonds erworben wird, wird diese auf di« Höhe der früher erdienten Militärpension vom Militärfiskus getragen,
das
Mehr aber
aus Zivilfonds
bezahlt;
die Pensions
erhöhungen bleiben davon unberührt (§. 35 in Fassung des
G. v. 22. Mai 1893).
Entziehung einer Pension durch
Richterspruch ist unstatthaft.8
Das Recht auf Pension ruht
bei Verlust der Reichsangehörigkeil (hier auch für Pensions
erhöhungen), sowie bei Wiederanstellung im aktiven Militär8 Näheres G. v. 22. Mai 1893 i §. 16; über die Modalitäten der I Berechnung des Diensteinkom-1 mens, besonders auch den Unter-, schied zwischen der vor oder nach \
dem 1. April 1882 erfolgten Pen» sionierung lvorher ’/«», nachher *'«o) s. PensG. §. 9 Art. II des ®. v. 21. April 1886. 6 Seydel 67*.
Tas Militärpenfions- und Versorgungswesen.
§. 42. 635
dienst in Höhe des Dimsteinkommens, femer solange der Berechtigte sich im Staats- oder Gemeindedienst
befindet,
soweit das Einkommen hieraus unter Zurechnung der Pm-
fion das frühere penfionsfähige Diensteinkommm übersteigt,
endlich bei Einleitung einer Untersuchung gegen den Pensionär wegen Hoch-, Landes- oder Kriegsverrats oder Verrats mili
tärischer Geheimnifsenach näherer Bestimmung desG. v. 22. Mai
1893 §. 33 d (hier auch für Pensionserhöhungen). 5.
Dm Hinterbliebmm, d. i. der Witwe und ehelichen
Descendenz, ausnahmsweise mit besonderer Bewilligung auch anderen Hinterbliebenen, wird
die Pension noch für den
Monat nach dem Tode des Berechtigten ausbezahlt (§. 89). Den Witwen der im Krieg gesoffenen oder an den Folgm
des Krieges
(bis
zum Ablauf eines Jahres
nach dem
Friedensschluß) verstorbmm oder vermißten, sowie der auf der Marine verunglückten oder infolge von Kriegsstrapazen
oder Seereism verstorbenen Offiziere und Mllitärbeamten werden besondere Unterstützungen gewährt,
sowohl für sich
als die Eichung der Kinder (§§. 41 bis 45, dazu G. v. 22. Mai
1893
aber erhalten
Art.
13
§. 52 Abs. 2).10
Außerdem
die Witwm und eheliche Descendenz von
Offneren und Beamtm nunmehr noch
Witwen- und
Waisengelder nach Maßgabe des G. v. 17. Juni 1887 (RGB. 237) bezw. 5. März 1888 (RGB. 65). spruch
besteht für Offiziere,
offiziere und
Militärbeamtm,
einschließlich
Der An
der Sanitäts
die dm Militärdimst als
Lebmsberuf übernommen haben und demgemäß einen Pen sionsanspruch an die Reichskasse haben, über Witwm- und Waismgelder auf Grund dieses Militärdienstes gelten die
10 Bgl. hiezu Sey del 69—71.
Euch XI. IW Wei volle Rolle gespielt haben, eine i Spitzfindigkeit feiner, unfindbarer > noch, als die Streitfragen ber preußischen Konfliktszeit dereinst! waren". Damit ist die staatsrechtliche Bedeutung des §. 8
die Bestimmung scheint
doch wohl allzu sehr auf di« leicht« Achsel genommen, 24 Stetig v. Bennigsen a. a. O. 2182. 26 Diesen (allerdings nicht unmittelbar staatsrechtlichen) Gesichtspunkt betonte sehr richtig der Abg. Lasker a. a. O. 2205. Das; der Abg. v. Bennigsen diesen Gesichtspunkt ganz uitge« würdigt ließ, war jedenfalls «in sehr großer Fehler.
Das System des Reichsfinanzrechte-.
693
§. 44.
äußerlich betrachtet partikularistisch und wirkt rein zentra listisch.-« Der in diese bis
und
den
zur Unverständlichkeit komplizierten
Grundlagen
sprechenden
Rechtsformen
unserer
Reichsoerfassung
gebrachte
thatsächliche
wider Zustand
der Reichsfinanzen ist nach dem Etatsgesetz für 1896/97 folgender:
1. Die Matrikularbeiträge sind eingestellt mit 410 605 880 Mark bei einem
des Etats;
Gesamtbetrag von 1 255 318 264 Mark
sie betragen somit cirka
nahmen. 2. Unter der Bezeichnung die Bundesstaaten"
*/a
der Reichsein
„Überweisungen
an
ist als Pos. Kap. 68a der Be
trag von 387472 000 Mark als Erträgnis der Zölle und Tabaksteuer über 130 Mill. Mark,
der Branntwein-Ber-
brauchsabgabe und der sog. Börsensteuer eingestellt.
Es besteht also dermalen immer noch eine Differenz
von cirka 23 Mill. Mark, um welche die Matrikularbei träge die Überweisungen übersteigm (in Wirklichkeit scheint
allerdings durch Mehreinnahmen gegenüber dem Etat daVerhältnis umgekehrt zu sein).
Dieser verwirrte Zustand ist neuesten- noch verwirrter
geworden durch das G. v. 16. April 1896 (RGB. 103), welches folgende transitorische Bestimmungen giebt: 1. Für das Etatsjahr
1895/96 fließen aus den Zöllen und der
Tabakssteuer statt
130
Millionen
143 Millionen Mark
ans Reich; 2. die Überweisungen für 1896/97 find, inso weit sie die Mattikularbeiträge übersteigm, zur Hälfte für
** Über
die
die
I Bedeutung bei S. 8 f. besonderbudgetrechtliche La band StR. II, 986 f., 950.
Buch XU.
694
Das Reichsfinanzrecht.
Reichskaffe zurückzubehalten; 3. die aus Ziffer 2, sowie die
auS Ziff.
1 mit
13 Millionen sich ergebenden Beträge
find zur Verminderung der Reichsschuld in der vom Gesetz direkt bezw. gemäß den durch das Etatsgesetz getroffenen Bestimmungen zu verwenden.
Das Reich ist befugt,
VI.
gaben
leisten,
zu
sun gsmäßig liegen. ,T alljährlich
die
diejenigen Aus
ihm frost
zugewiesenen
der verfas-
Kompetenz
ob
Die näheren Festsetzungen hierüber trifft der
zu
Staatshaushaltsetat.
erlassende
Ausgabm
für Zwecke, die außerhalb der versaffungsmäßigen Kom
petenz des Reiches liegen, ad hoc zu betrachten,
sind als Brrsaffungsänderungen
es fei denn, daß sie sich als eine
Liberalität darstellen, wie die Ausgaben zu künstlerischen, wissenschaftlichen u. dergl.
Zwecken.
Die Ausgabm find
aus der allgemeinm Reichskaffe zu bestreitm.
stehm
hier
folgmde Besonderheitm
in
betreff
Doch beeinzelner
Bundesglieder,28 die in der Berechnung der Matrikularbeiträge zum Ausdruck kommm:
1. Preußm bezahlt an die Reichskasse eine bestimmte Summe für die Wahrnehmung seiner auswärtigm Ange legenheiten durch das Auswärtige Amt des Reiches;
2. Bayern erhält aus der Reichskasse einen Betrag für die Vertretung der diplomatischen Reichsorgane durch seine
eigenen Organe; Bayern, Sachsen und Württemberg wird ferner da, wo sie eigene Gesandtschastm unterhaltm, ein
11 Hlinel I, 380, 422; La“ Hänel I, 381 s., 385 ff., band II, 927 ff.; G. Meyer 404ff. BerwR. II, 401 ff.
Das System des Reichsfinanzrechtes, verhältnismäßiger Abzug
§. 44.
695
den Kosten für die Reichs
an
gesandtschaften berechnet;
3. Bayern und Elsaß-Lothringen tragen nicht bei zu den Kosten des Bundesamtes für Heimatswesen, Bayern
auch
nicht zu
für die Reichsnormalaichungs-
dmjmigm
kommission, sowie nur einen geringen Bmchteil für das Reichseisenbahnamt,
endlich gleichfalls nur ausnahmsweise
für bett Reichsrechnungshof; für letztere Behörde hat anderer seits Elsaß-Lothringm höher beizutragen;
4. Bayem und Württemberg bezahlen in die Reichs-
kaff. einen bestimmten Betrag als Ersatz der Post- und
Telegraphengefälle, die hier in die Landeskaffe fließen; ein verhältnismäßiger
wird
Abzug
ihnen
berechnet
für die
Beyinsung der Pofl- und Telegraphenanleihen, sowie für
die Verwaltungskosten;
5. das Gleiche gilt für Bayem, Württemberg, Badm, Elsaß-Lothringm
der
hinsichtlich
Brausteuer;
ein
mt-
sprechmder Abzug erfolgt rückfichtlich der Kostm für die
Kontrolle; 6.
das Gleiche gilt
für die
Zollexklavm hinsichtlich
der Zölle und sämtlichm Verbrauchssteuern; das „Aversum" wird berechnet
nach dm Zollerträgm pro Kopf der Be-
völkemng, für die städtische Bmölkemng von Bremen und
Hamburg mit einem Zuschlag von 5 Mark pro Kopf. VII.
Das Reich als juristische Person des
öffentlichen
Rechtes
ist
auch
PrivatrechtS-
fubjekt: Reichsfiskus?*
« Laband II, 801 ff.; Hä-!rechtliche Inhalt der Reichsnel I, 364; G. Meyer BerwR. aefetze Lß. 144 , 201; Der« IT, 308; Mandry Der zivil-! bürg Preuß. Privatrecht §. 57.
Buch xn. Da» Sieich-finanzrecht.
696
Die Verfassung spricht nicht vom Reichsfiskus, sondern nur von der „Reichskaffe", von „gemeinschaftlichen" Ein
was im Zusammenhang mit den
nahmen und Ausgaben,
aufrechterhaltenen Matrikularbeiträgen Staatsform des
zur
der
Annahme
für das Deutsche Reich
Staatenbundes
verleiten könnte, denn der Staatenbund
hat keinen selb
ständigen Fiskus und kann begrifflich keinen solchen haben. Daß das Reich aber diese Staatsform nicht hat, wurde früher
nachgewiesm.80
menden
giebt
sich
auf
der dem Reich zukom
des
logischer
mit
eines
Vorhandensein ziehung
Aus
Staatsform
Bundesstaates
er-
Notwendigkeit
das
Reichsfiskus
in
Be
diejenigen zivilrechtlichen Ver
bindlichkeiten,
aus
welche
der
Verwaltung
von Reichsbehörden oder von Landesbehörden
Auftrage
im
des
Reiches
entstehen.81
Die
Reichsgesetzgebung hat dies nur zögernd anerkannt, zuerst
in dem G. v. 4.
§.
1
von
Bundesfiskus
Juli
1868 (RGB. 433), welches in
„Bundeseigentum"
voraussetzt,
spricht und
sodann
damit
einen
weiter in dem G. v.
1. Juni 1870 (BGB. 312) §. 2 Abs. 3, die Abgaben von der Flößerei betreffend.82
Erst durch das hochwichtige G.
v.
25. Mai 1873 (RGB. 113)88 wurde die Frage definitiv Schulze D. StR. 577: der Reichsfiskus, »war von selbst gegeben". Über den Zustand vor dem G. v. 25. Mai 1873 f. Seydel a. a. O. 227. Laband bei Hirth 408 ff. Daß das Reich allein für Reichsschul den haftet ist übrigens nicht ein Grund für 'bte selbständige
vermögensrechtliche Persönlichkeit des Reiches (Laband 410), son dern eine Folge derselben. 80 Bd. T, §. 4. 81 Laband II, 803 f. 88 Laband bei Hirth 411; Seydel 228. 88 S. über dasselbe unten S. 700 ff.
Das System deS Reichsfinanzrechtes, außer Zweifel gestellt.
sichtlich
des
gebracht;
g. 44.
Der Reichsfiskus84
ist
697
auch hin
Gerichtsstandes jetzt unter einheitliches Recht
„der
allgemeine Gerichtsstand
des Fiskus wird
durch den Sitz der Behörde bestimmt, welche berufen ist, den Fiskus in dem Rechtsstreite zu vertreten" (ZPO. §. 20).85
Im übrigen
dagegen
gelten hinsichtlich der rechtlichen Be
urteilung, insbesondere der Privilegien des Reichsfiskus die-
jenigm Bestimmungen, welche in den einzelnen Staaten für den Landesfiskus an dem Amtssitze der zur Vertretung des
Fiskus berufenen Behörde gelten, insbesondere hinsichtlich der
Befreiung von ©teuern86 und sonstigen dinglichen Stiften,87 eine Inkongruenz,
welcher auch
buch kein Ende bereitet
Lmü>esrechtes
kus
hinsichtlich
ergreifen
demnach
das
deutsche Zivilgesetz
hat; etwaige Abändemngen
der
ohne
Rechtsverhältniffe
weiteres
auch
des
dm
des
Fis
Reichs
fiskus. — Die Unterscheidung von verschiedenm Artm des u.
s. w. Fiskus) ist rechnerisch
84 über die Einheitlichkeit des Reichsfiskus als selbstverständ liche Konsequenz der Einheit des Staatsbegriffes s. La band II, 802; über die hierher gehörigen Spezialvorschristen Hänel I, 366. 88 Dadurch ist §. 1, Abs. 3
v. 25. Mai 1873, §. 1, Abs. 2; dieser 2. Absatz bezieht sich auf das gesamte Reichseigentum im Gegensatz zu dem sonstigen Inhalt deS Gesetzes, welches nur die aus dem Landeseigentum in das Reichseiaentum über gegangenen Gegenstände betrifft. Laband II, 814f. bei Hirth 411; Seydel 236 ff. Die prozefsualischen Vorrechte s. bei Laband II, 813 f. Die Steuer freiheit der Reichsbank folgt übri gens nicht aus dem allgemeinen Prinzip der Steuerfreiheit deReichsfiskuS.
Fiskus
(Post-,
Marine-
deS G. v. 25. Mai 1873 ersetzt. 88 S. über diese schwierige und streitige Frage Lab and II, 815; völlige Steuerfreiheit des Reiches fordern Hänel StR I, 367; G. Meyer BerwR. II, 3094, StR. 6254. 87 Vgl. die spezielle Anwen dung dieses Grundsatzes in G.
Buch XII.
698
DaS Reichsfinanzrecht.
notwendig, besteht aber nicht im rechtlichm Sinn«. — Die Reichsbank bildet leinen Bestandteil des Reichsfiskus (s. oben S.
350);
die
besonderen
in Reichsverwaltung stehenden,
aber selbständig konstituierten Stiftungen,
wie die Kaiser-
Wilhelm-Stiftung, die Generalstabs-Stiftung, u. a. eben falls nicht.
Abgrenzung
Die
zwischen Reich
des Fiskus ergiebt sich
betreff
Verwaltungskompetenz:
allgemeinen
und Einzelstaaten
in
aus der Abgrenzung der
der
»Postfiskus"
ist
demnach in Bayern und Württemberg Landes-, im übrigen
Reichsfiskus;
der
„Zollfiskus"
wäre es demgemäß der
ist
LandesfiskuS;
ebenso
„Militärfiskus", da die Militär
verwaltung gmndsätzlich den Einzelstaaten verblieb und nur
konventionsgemäß
auf
ministerien repräsentierten
die
etats
daß
durch
der
aber
größte
weitaus
Landesfisci
die
Kriegs
„Kontingente" reduziert wurde.
Dieser zwar verfaffungsgemäße,
Zustand,
durch
vier
höchst
Posten
verwaltet
werde,
wunderliche
d«S
hat
Reichs jedoch
eine grundsätzliche Ab
durch das G. v. 25. Mai 1873
änderung dahin erfahren, daß der „Militärfiskus" spezial gesetzlich
als
Reichsfiskus
erklärt
dies zunächst auf dem Umwege,
wurde. daß
Es
geschah
alle Mobilim und
Immobilien der Mililtärverwaltung, sowohl die neu zu be schaffenden
wie die vorhandenen
Reiches stehend erklärt wurden.
im Eigentum« des
Damit entstand der „ReichS-
militärfiskus", in dessen Namen
Berttäge abgeschlossen wurden.
als
dann weiterhin auch alle Daß durch diese auf dem
Spezialgesetz vom 25. Mai 1873 beruhende Entwickelung
eine Abändemng der Reichsverfaffung erfolgte,
ist unleug-
Das System d«S Reichsfinanzrechtes.
Nur
bar.
für
Bayern
wird
auch
§. 44.
699
noch
dermalen
der
Militärfiskus als Landesfiskus betrachtet.88 Das Kassenwesen des Reiches88 konzentriert sich
vm.
in
der
früher
Reichshauptkasse,
Generalkasse
des
Norddeutschen Bundes, welche vom Reichsschatzamt reffortiert." Nach dem Bankgesetz
des Reiches
lungm Höhe
d«S
muß di« Reichsbank alle Zah-
annehmen und ebenso solche bis auf
Reichsguthabens
leisten.41
Demgemäß wurde
daß die Reichsbankhauptkaffe als Reichshaupi
bestimmt,
kaffe zu fungieren habe, und alle Zahlungen für das Reich
an diese Kaffe zu zahlen seien.
hat jedoch ständige
in ihrer Eigenschaft
Buchführung
zu
Die Reichsbankhauptkaffe
als Reichshauptkaffe selb
pflegen
und
wurde
zu
diesem
Zwecke mit einer besonderen Geschästsabteilung ausgestattet. Alle amtlichen Ausfertigungen der Reichshauptkaffe müssen
die Unterschrift
des
Vorstehers
dieser Geschäftsabteilung
oder seines geordneten Vertreters und die Unterschrift eines
derselbm angehörigen Buchhalters tragen, Quittungen über
dies noch außerdem des betreffendem Kassierers.48 Mit
den
Einzelstaaten
findet
monatliche
Abrechnung
statt.48 Handbuch f. d. Deutsche Reich 1896, S. 221. 40 B. d. BÄ. v. 21. Januar 1868 (AGB. 1), d. SÄ. v. 1. Juni 1871 (RGB. 126). 41 BankG. §. 22. BankSt. §. 11. S. oben §. 34. 48 B. d. SÄ. v. 29. Dez. 1875 •• Bgl. den anonymen Artikel (EBl. 821). .StaatSkaffenverwaltuna" in v. 48 Bgl. den anaef. Art. in HoltzendorffS RLex. Ill, 751. v. HoltzendorffS RLex. III, 752.
18 S. hierher Laband II, 804 ff., besonders auch über die Stellung des Reichsgerichtes (Urt. v. 9. März 1888 Entsch. XX, 148) zu der Frage; s. ferner Meyer BerwR. II, 2, SO4; Hänel StR. 1,511 ff., des. 519».
Buch XU.
700
Das ReichSstnanzrecht. §. 45.
Jflt ei«|etae* Miaa«zq»eßkt« Ser Meiches.
I.
Das Reichsvermögen.
Das Deutsche Reich erfreute sich nach seiner Gründung
nicht eines großen Domanialvermögens,
bei Preußen der Fall ist.
wie dies z. B.
Trotzdem ist dermalm bereits
das Reich Eigentümer eines sehr bedeutenden Vermögens komplexes,
barer
dessen
einzelne
Benutzung,
Deckung der
Stücke
teilweise
durch
teilweise zu unmitteU
ihre
Erträgnisse
zur
finanziellen Bedürfnisse des Reiches bienen.
Man kann volkswirtschaftlich
nach diesen beiden Gesichts
punkten das Staatsvermögen einteilen inVerwaltungsund Finanz vermögen;
staatsrechtlich dürfte jedoch dieser
Unterscheidung eine erhebliche Bedeutung nicht zukommen.2 Die einzelnen Bestandteile des Reichsvermögens sind:
1. welche
diejenigen Mobilien
seit
Aufrichtung
und Immobilien,
des
Norddeutschen
Bundes zur Erfüllung der Staatszwecke des Gesamtstaates angeschafft würben;8* * bei der Um
wandlung des Norddeutschen Bundes in das Deutsche Reich
wurde der Übergang
aller von der norddeutschen Bundes
regierung beschafften Mobilien und Immobilien auf das Reich als selbstverständlich angenommen;
2. diejenigen
Mobilien
und
Immobilien,
1 Laband II, 816 ff.; G. von ganz verschiedenen Regeln Meyer DerwR. II, 310 ff. , beherrscht werden". 8 A. A. Laband bei Hirth 3 Vgl. z. B. G. v. 14. Juni 412 und StR. II, 816, der an-: 1873 (RGB. 138), v. 23. Mai nimmt, daß beide Kategorien! 1877 (RGB. 500), v. 8. März .sowohl in staatsrechtlicher als 1878 (RGB. 6), v. 15. Mai sinan-wissenschaftlicher Hinsicht 11879 (RGB. 139) u. a. m.
Die einzelnen Finanzquellen bei Reiches,
welche
außerdem
„dem
g. 45.
701
dienstlichen Gebrauche
einer verfassungsmäßig aus Reichsmi»teln zu unterhaltenden Verwaltung dienen".
Dieser Rechtssatz fand definitive Anerkmnung durch das wichtige G. v. 25. Mai 1873 (RGB. 113)
„zur näheren
Feststellung der Rechtsverhältnisse rücksichtlich derjenigen Ge genstände, welche zum dienstlichen Gebrauche einer verfassungs
mäßig aus Reichsmitteln zu unterhaltenden Verwaltung be stimmt find' , welches den Anlaß zu hochinteressanten De batten im Reichstage 6ot.4
Durch die Aufrichtung des Gesamtstaates warm eine Reihe von Berwaltungszweigm an die Zmtralgewalt überwiesm wordm, welche mit einem sehr umfaffendm Apparate an Mobilien und Jmmobilim ausgestattet warm, so das
Auswärtige, Post und Telegraphie, Militär und Marine. Dieser gesamte Apparat,
welcher bis dahin dm Einzel-
staatm zu Eigmtum gehört hatte, wurde thatsächlich zugleich
mit
dm
betreffmdm Berwaltungszweigm
staate übemommm.
vom Gesamt
Das zivilrechtliche Verhältnis dieser
Vermögmsstücke aber bot in Theorie und Praxis die größtm Schwierigkeitm, da weder die Verfassung noch die Spezial gesetzgebung des Reiches bis zum 25. Mai 1873 eine Basis
zu deffm Feststellung lieferte.6
Die verbündeten Regierungen nahmm laut wiederholt
abgegebmer offizieller Erklärung an: die M o b i l i e n feien in « Sten. »er. 25 ff., 355 ff., 491. Anlagen Nr. 6 (Motive), Nr. 51 (Kommisfionsbericht), Nr. 53, Rr. 58. Bgl. dazu Setzdel a. a. 0.331s.; ferner La band 422 ff. (aus der Zeit
vor Erlab des Gesetzes), setzt StR. II, 826 ff. tzänel I, 365. * Über die in Betracht kom menden Benvaltungszweige Laband II, 829 f.
702
Buch XU
das Eigentum, dauernde* und
DaS Aeich-finan-recht.
die Immobilien dagegen
unkündbare
Nutzung
nur in
des Reiches
über
gegangen, während das Eigentum an letzteren dm Einzelstaatm verblieben fei.6 • Vgl. die Äußerungen des ] Ministers Delbrück im Reichstage Sten. Ber. 1873 22: „Die Bundes- und Reichsverfaffung hat dem Bunde und Reiche eine Reihe wichtiger Verwaltungs-, zweige übertragen; der Bund und das Reich wurden in Beziehung aus die Ausübung dieser Ver- i waltung der Universalsuccessor' der einzelnen Bundesstaaten. Es ! hat darüber niemals ein Zweifel bestanden, daß, indem die einzelnen Bundesstaaten diese Vermaltung an das Reich a b traten, sie dem Reiche auch überlassen hatten die* jenigen beweglichen und!
unter den Bundesregierungen des Norddeutschen Bundes sehr bald ein Einverständnis darüber, daß die beweglichen Gegen stände, welche in der bezeichnetm Weise an den Bund übergegangen waren, in der That auch in oas Eigentum des Bundes über gegangen seien."------------- „Sehr viel schwieriger war die Frage, wie es mit den Immobilien, mit den Grundstücken stehe, welche von den Verwaltungen der einzelnen Staaten in den Besitz des Reichs übergegangen waren. Es waren — und ich bin selbst in der Lage gewesen, diese Auffassung in dem norddeutschen Reichstage wiederholt auszusprechen —
unbeweglichenGegenstände, es waren Bedenken, aus der welche sich bisher im Be-Reichsverfaffung ohne weiteres sitz der einzelnen Staaten die Konsequenz herzuleiten, daß befanden und nunmehr ' diese unbeweglichm Gegenstände, den an den Bund oder das > die ihrer Natur nach dem VerReichübergegangenenVer- brauche nicht unterliegen, ohne waltungen zumZweckdie- iweiteres " in ' "das / Eigentum T* des ser Verwaltung zu fielen. Reiches übergegangiteil seien, und ES hat, wie gesagt, darüber ein I solange solche BDen dermaliaen Stand der Zollexklaven s. Lab and II, 8601; v. Aufseß 194 f.; Delbrück 42. Letzterer Schrift steller giebt eine spezielle ein gehende Erörterung über daRechtsverhältnis von oldenbur-
gisch Brake und preußisch Geeste münde, welche- gemäß dem Ver trage v. 4. April 1853 nicht das der übrigen Zollexklaven, sondern ein Ausnahmsrecht im Sinne von RB. Art. 78 Abs. 2 sei, wie das Freihafenrecht von Bremen und Hamburg. A. A. jedoch mit Recht Laband H, 859». S. jedoch CBl. 1888 914, 915 ; die Sache ist jetzt, bis auf die Hafenanlagen in Geeste münde, praktisch bedeutungslos.
736
Buch XLL
DaS Reichsfinanzrecht.
über den bezüglich aller vorläufig noch exklavierten Teile von Anbeginn in Aussicht genommenen Anschluß an die
Zolleinheit zu beschließen;81 durch bundesrätliche Verord
auch unter ausdrücklicher Bezugnahme
auf
jene Worte des Vertrages i. I. 1868 Mecklenburg
und
nung mürben
Lauenburg dem Zollverband angegliedert. Abgeändert ist jene Bestimmung des Ver
trages durch die Reichsverfassung für Bremen Nach der nordd. BV. Art. 34 sollten
und Hamburg.
die drei norddeutschen Hansestädte „mit einem dem Zweck ent
sprechenden Bezirke ihres oder des umliegenden Gebietes" als Freihäfen bleiben."
außerhalb
der
gemeinschaftlichen Zollgrenze
Trotz der Garantie des Freihafenrechtes durch
die Verfaffung mar auch dieses Recht immer nur als ein provisorisches und
demgemäß
Vertrages thunlichst bald
den.^ 1868
zu
nach den
Vorschriften des
beseitigendes betrachtet mor
Infolge davon wurde auch Lübeck bereits i. auf
seinen Antrag
dem Zollverein
I.
einverleibt."
Für Bremm und Hamburg dagegm ging die Bestimmung der
nordd.
BB.
verfassung über.
unverändert
in
die
deutsche
Reichs
Dieselbe trug und trägt, soweit sie noch
in Kraft ist, unzweifelhaft den juristischen Charakter eines
AuSnahmsrechtes im Sinne von RV. Art. 78 Abs. 2;66 zur Beseitigung
des
in Art.
34 der
RV.
garantierten
" Delbrück 46. Wagner I, 592f. und inS88 Über die wirtschaftliche Seite, besondere Laband III, 2,254 ff. diesesFreihafenprivilegs ist neuer- (1. Ausl.), jetzt II, 8608 (3. A.). dings eine große Streitlitteratur 68 Delbrück 45. erwachsen, die jedoch für biel 64 Hänel Stud. I, 201OT. staatsrechtliche Seite der Frage I 66 B. I, S. 119 ff. wenig ober nichts bietet. Bergt. I
Die einzelnen Finanzquellen be8 Reiche«,
g. 47.
787
überdies eines Verfassungsänderungs
Rechtes
bedarf
gesetzes.
Die Abgrenzung des Bezirkes erfolgt durch dm
es
Bundesrat.58 Inzwischen ist die Frage der deutschen Zollexklavm in
ihr letztes Stadium getreten, indem auch für Ham
burg
und
Bremen
Zollanschluß
der
Hauptsache erfolgt ist.
der
in
Nach langen und aufregen
den parlamentarischen und außerparlammtarischm Kämpfen
kam das Gesetz v. 16. Febr. 1882 (RGB. 39) zu stände,
welches die Modalitäten von
des Zollanschlusses dazu
kam
das
G.
v.
1885 (RGB. 79) über dm Zollanschluß
31. März
von Bremen. (681.
feststellt;
Hamburg
Gemäß B. d. BR. v. 15. Okt. 1888
913) wurde der Zollanschluß
von
Hamburg,
6. Rov. 1888 (681. 914) von Bremen vollzogen.
v.
Nur
die Hafenanlagen von 6uxhaven und Bremer haven,
sowie
bestimmte
Städte Hamburg eximiert.
Hafenbezirke
und Bremen
sind
der
jetzt noch
Der juristische 6harakter dieses Rechtes soll
unverändert der
in
RV. Art. 34 vb. 78 Abs. 2 präzi
sierte bleiben, was in H. 1 des Gesetzes speziell , betont ist. Andererseits gehörm zum Reichszollverband zwei Ge- B. v. 22. Mai 1880, welche Altona, o. 14. Juni 1880, welche die Elbe bis Cuxhaven, ferner v. 8. Dez. 1881 (CM. 464), welche einen weiteren Teil der Unterelb« — jetzt Zollregulativ e. 28. Juni 1888 (CM. 430), abgeSndert B. d. BR. v. 4. Juli 1895 (CBl. 279X dazu B. d. BR. v. 24. Mär, 1892 (CM. 195) u. 26. Sept. 1888 (CM. 913) über I»r», Staawrecht U. 2. Aufl.
die Hamburgische Zollgrenze, v. 13. Okt. 1892 (CM. 682) über die Zollgrenze in Bremerhaven, ferner Zollregulativ f. d. KaiserWilhelm-Kanal v. 4. Juli 1895 (CM. 279) — dem Zollverband anschließt; über die Unterweser s. CBl. 1888 , 915. «gl. auch Laband III, 2, 262, jetzt II, 862».
788
Buch XU.
Das Reichsfinanzrecht.
bietsteile,
welche nicht zum deutschen Staatenverband ge-
hörm:67
1.
der
die
bayrischen
österreichischen
schloffenen
Zollverwaltung
Jungholz
Gemeinden
ange und
Mittelberg," 2. das der preußischen Zollverwaltung
angeschloffene und in Zollsachen
durch Preußen vertretene
Großherzogtum Luxemburg, welches früher Bestandteil des Deutschen Bundes gewesen war.
Der Zollverband mit
Luxemburg ist für beide Teile unkündbar bis zum 31. Dez.
(solange das Pachtverhältnis
1912
des Reiches
gegen«
über der Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahn dauert)."
Bevölkerungsstand des
Der
nach
5
amtlich
Jahren
Zollgebietes
festgestellt
werden.60
soll
immer
Dermalen
umfaßt das Zollgebiet 8 439 336 qkm mit 49 628 752 Ein wohnern ;
die Zollausschlüffe haben 12 288 Einwohner.61
Berechnet
wird
in
Zollsachen
die ortsanwesende
konsu
mierende Bevölkerung ohne Rücksicht auf Staatsangehörig keit."
Ausgeschlossen vom Reichszollgebiet bleibt ferner vorerst (gemäß StB. m. England bis 1. Januar
Helgoland 1910).68
IV.
Die
Maßgabe
Zollfälle
des
" ZBB. Art. 2. Delbrück 8 ff.: speziell auch über den recht lichen Unterschied der Stellung von Jungholz und Luxemburg. Ferner La band II, 858 ff. M Staatsvertr. v. 3. Mai 1868 iro. Bayern u. Österreich über Jungholz, v. 2. Dez. 1890 (RGB. 1891, 59) zw. ÖsterreichUngarn u. d. Deutschen Reich über Mittelberg. ;
erhoben
nach
Zolltarifes.
Die
werden
gesetzlichen
"9 Staatsvertr. v. 11. Juni 1872 (RGB. 327) §. 14. S. auch oben S. 312ff. Vgl. v. Aufseß 194. «» ZBB. Art.ll Abs.3. Del brück 57: v. Aufseß 205. Bgl. auch Laband bei Hirth 455*. •' Genaue Angaben im ein zelnen bei v. Aufseß 195f. « v. Aufseß 205.
« G. v. 15. Dez. 1890 §. 2.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiche-.
Geschichte der
des
Zolltarifes
Teile
interessantesten
bildet
der
g. 47.
739
Jahrzehnten einen
seit
deutschen
Staatsentwicke
lung und des jungen Deutschen Reiches."
Der bereits
sehr mäßige Tarif v. 1. Juli 1865 wurde noch weiter r^uziert durch G. v. 17. Mai 1870 (RGB. 123) und weiterhin durch G. v. 7. Juli 1873 (RGB. 241).
Eine
radikale Umkehr von dieser Bahn zu ziemlich hohen Zoll sätzen enthält dagegm das nach schwersten parlamentarischen
Kämpfen
stände
zu
gekommene G.
v.
Juli
15.
1879
(RGB. 207), dem ein Tarif in 43 Positionen angefügt ist.
Durch
diesen
kommm beseitigt.
Tarif find
die früherm Tarife voll-
Der neue Tarif steht seit 1. Juli 1880
in seinem ganzen Umfange in Kraft.
Durch Spezialgesetze
wurde der Tarif noch mehrfach abgeändert und in neuer Redaktion publiziert, RGB. 1885, 111 — dazu noch G. v. 21. Dez. 1887, sowie BranntwStG. v. 8. Juni 1891
§. 44, ZuckerStG. v. 27. Mai 1896 §§. 80. 81.
Bon
dm im Tarif aufgeführtm Warmkategorim müssen nach Maßgabe
des
gestelltm
Warenverzeichnisses
Gesetzes
und
" Eine Skizze bei v. Auf seß 161 ff.; Wagneri, 595ff.; Laband bei Hirth 502ff. « ZG. S- 12, dazu CBl. 1879,837, wo sehr lakonisch mit geteilt ist, daß der Bundesrat daS Warenverzeichnis fest gestellt habe, und daß dasselbe käuflich sei. Ordnungsgemäß publiziert ist dasselbe nrcht, ob wohl es sich dabei doch um eine Bollzugsverordnung zum Gesetz »delt. Abänderungen (diese i ordnungsgemäß publiziert!)
des
vom Bundesrate
Zölle
erhobm
fest-
werdm.66
CBl. 1881,15; dagegm ein Nach trag ist wieder nur al- erlassen und verkäuflich gemeldet CBl. 1881, 139. Ein weiterer Nach trag ist wieder vollständig publi ziert CBl. 1882, 151. Dazu ge hören noch die auf einer Anzahl von Bundesratsverordnungen beruhmden Vorschriften über die Taravergütung. Jetzt güt das Warenverzeichnis v. 1. Nov. 1895 (CBl. 376); v. Aufseß 224, über die Taravergütung CBl. 1895, 266. Über die Zoll47*
Buch XIL
740
Modifikationen
Das Reichsfinanzrecht. in Berücksichtigung einzelstaat
des Tarifes
licher Jntereflen find zwar zuläsfig, doch dürfm sie auf die allgemeinen
Jntereffen nicht nachteilig einroirfen“.66
Zollpflicht mtsteht Zollgrenze.
Die
mit dem Übergang der Ware über die
Zur Entrichtung des Zolls ist derjenige ver
pflichtet, der zur Zeit der Fälligkeit desselben der Inhaber
(natürliche Besitzer)67
des zollpflichtigen Gegenstandes ist,
bezw. denselben aus der öffentlichen Niederlage nimmt; in jedem Falle
hasten die zollpflichtigen Gegenstände in erster
Linie für die Zollgebühr;68 die Zollbehörde hat das Recht der Retention
und Beschlagnahme bis
Zolles.
Niederlegung
Die
Zollbehörde
befreit
nicht
der
von
Ware
zm Bezahlung des
in
ein
der Erlegung
Lager des
der
Zolles,
sondern suspendiert nur die Entscheidung über die Zoll
pflicht bis zum Eintritt bestimmter anderweitiger gesetzlicher Voraussetzungen.69 Behufs Erhebung des Zolles von
dem Adreffaten der
Ware sind, insbesondere für Post und Eisenbahn, bestimmte
gesetzliche Erleichterungen zu Gunsten desjenigen vorgesehen, der die Ware
über die Grenze führt (besonders Begleit
schein II).70 behandlung der sog. Verschnitt weine CBl. 1892, 86; 1896, 174. B. d. BR. v. 25. Juni 1896 über Erlaß des Zolles für Kakao, ätherische Öle re. (CBl. 1896, 229).
•• ZDB.Art.3 8.1. Vgl. dazu Delbrück 11; Länel 131: ferner Zolltarif v. 15. Juli 1879 Nr. 25c Anmerkung.
67 LabandII, 895 konstruiert
dies als ein auf der Ware lastendes „dingliches Recht". H9^.8813ff., 100. G. Meyer
'««ZG. 8-40. A.A. La band II, 896. G. Meyer II, 332. 70 ZG. 88- 51, verb. 45,59 ff. (Eisenbahn), 91 (Post). Laband II, 896 f. Das geltende EisenbahnZollregulativ s. CBl. 1888, 573, dazu CBl. 1895, 265, über Paffagiereffekten CBl. 1892,472;
Die einzelnen Finanzquellen des Reiche-,
g. 47.
741
Über Waren, die in der Zollniederlage verloren oder
unbrauchbar
werden,
ferner
über den
Pfandverkauf von
solchen, die aus der Niederlage nicht abgeholt werden, trifft das Gesetz besondere Bestimmungen.'"
Zollkredite können durch die Einzelstaaten eröffnet werden, doch nicht über 3
Monate.72 * * * 71Die Verjährungsfrist
für
Zollgefälle beträgt ein Jahr.78 Über die Anwendung
grundsätzlich
des
ausgeschlossen;
Tarifes
andere
ist der Rechtsweg
Rechtsfragen
können
landesr«htlich den Gerichten überwiesen werben.74 * * * Auch die deutschen Souveräne,
die Standesherren und
Personen des diplomatischen Dienstes find von der Ent
richtung der Zollabgaben nicht frei, doch ist es den Einzel
staaten gestattet, den von solchen Personen gqahlten Zoll auf eigene Rechnung
zurückzuerstatten;78
den beim Reiche
accreditierten Diplomaten werden seit 1. Januar 1872 die Zölle aus der Reichskaffe erstattet.78
daS Post-Zollregulativ CBl. 1888, 605; das Begleitschein-Regulativ CBl. 1888, 501. 71 ZG. §§. 48, 67, 103, 104. 72 Über die Grundsätze bei der Kreditbewilligung v.Aufseß 390 ff. 78 G. Meyer II, 336. 74 ZG. 8.12. G. Meyer II, 342 f., -es. R. 10, 11. 78 ZBB. Art. 15: .Bon der tarifmäßigen Abgabenentrichtung bleiben die Gegenstände, welche für die Hofhaltung der hohen Souveräne und ihre Regenten häuser oder für die bei ihren Höfen acereditierten Botschafter,
Gesandten, Geschäftsträger u. s. w. eingehen, nicht ausgenommen, und wenn dafür Rückvergütungen statthaben, so werden solche der Gemeinschaft nicht in Rechnung gebracht. Ebenso wenig anrechnungsfähiastnd Entschädigungen, welche in einem oder dem anderen Staate den vormals unmittel baren Reichsständen oder an Kommunen oder einzelne Privatberechtiate für einaezogene Zoll rechte ober für aufgehobene Be freiungen gezahlt werden müssen/ 76 B. d. BR. v. 29. April 1872(nichtpubliziert!); v.Rus se ß 207 Z. 20. Delbrück 64;
Buch XII.
742 Für
„Waren,
Das Reichsfinanzrecht.
welche
aus Staaten kommen,
welche
deutsche Schiffe oder Waren deutscher Herkunft ungünstiger
behandeln,
als diejenigen
schlag bis zu 100 °/o
torsionszoll gestattet. der
gleichen
anderer Staaten",
ist ein Zu
Zoll
zum gewöhnlichen
als Re
Zollfreie Waren können unter
Voraussetzung
einem
bis
Retorsionszoll
20 °/o des Wertes unterworfen werden.
zu
Der Retorsions
zoll wird
verhängt durch kaiserliche Verordnung unter Zu
stimmung
des
Bundesrates;
die
früher
gesetzlich
schriebene Zustimmung des Reichstages ist
vorge
aufgehoben.77
Die Zollexklaven haben statt der Zollgefälle ein Aversum
an die Reichskaffe zu bezahlen, welches nach Verhältnis der
gesamten
ortsanwesenden Bevölkerung zu der Netto-Zoll-
einnahme des
Reichszollgebietes berechnet wird.
städtische Bevölkerung kommt dazu noch
Für die
ein Zuschlag von
5 Mark pro Äopf.78 Unter
bestimmten
gesetzlichen
eine Rückvergütung des Zolles
Voraussetzungen
findet
bezw. der Verbrauchssteuer
statt.78 über die juristischen Bedenken gegen die V. d. BR. s. Zorn Gesandtschaft-recht in Hirths Ann. 1882, S. 116. Die deut schen Lehrbücher des Völkerrechtes nehmen von den Bestimmungen des deutschen Rechtes keine Notiz, sondern behaupten Zollfreiheit aufGrund oer „Exterritorialität"; vgl. hierüber Zorn a.a. 0.112 *, 116*. 77 Tarifges. §. 6, jetzt ersetzt durch G. v. 18. Mai 1895 (RGB. 233), I. zuletzt angewendet gegen Spanien, K. V. v. 25. Mai 1894
(RGB. 455), aufgehoben durch K. B. v. 25. Juli 1896 (RGB. 651). 78 RB. Art. 38 Art. 3 ; dazu B. d. BR. v. 25. Mai 1878,12. März 1880 (nicht publiziert). Vgl. v. Aufseß 358ff. Laband bei Hirth 509. ‘ 79 ZG. 88.112—115. TarisG. 8. 7 Z. 3 und 3a. G. v. 14. April 1894 (RGB. 335), dazu V. d. BR. v. 27. April 1894 (CBl. 178), G. v. 22. April 1892 (RGB. 601), dazu V. d. BR. v. 30. Juni 1892 ((SSL 479), v. 9. Juli 1896 (CBl. 378); TabStG. §8- 30,
47.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches.
743
V. Die Verwaltung des Zollwesens.80
Die Verwaltung des Zollwesens, insbesondere die Er» Hebung
verbleibt
der Zollgefälle,
jedem
Einzel
„soweit derselbe sie bisher geübt hat"
staate,
(RB. Art.
36 Abs. 1).
Das
der
Prinzip
einzelstaat
lichen Zollverwaltung erfährt jedoch eine erhebliche Modi
fikation nach zwei Richtungen:
einmal ist dasselbe ver-
faffungsmäßig nur anerkannt,
soweit eine einzelstaatlich«
Zollverwaltung bisher bestanden hat; soweit jedoch Einzel staaten
ihre Zollverwaltung an andere Staaten übertragen
haben, hat
auch
für
dieselben
sein Bewenden,
es hierbei
solche Verhältnisse nunmehr
auf
und
angenommen
verfassungmäßiger
zwar muß
werben,
daß
Vorschrift be
ruhen. 81 Das Gleiche gilt,
behufs
gemeinsamer
insoweit mehrere Einzelstaaten sich
Zollverwaltung
zusammengeschloffen
haben, wie dies im thüringischen Zoll- und Steuerverein
seit 1833 der Fall ist.8'
Die bestehenden Zollverwaltungen sind:
1. Preußen mit beiden Lippe,
Waldeck und
Gebietsteilen anderer Staaten, 2. Bayern, 3. Württem
berg,
4.
Sachsen,
5.
31. BrauStG. §. 6. Branntw.StG. §. 12. ZuckerStG. §. 6; f. G. Meyer ll, 336ff. «v.Aufseß358ff.;Laband II, 885ff. HänelStR. I, 899. K. Meyer VerwR. II, 328ff., 338ff. Seydel BayrStR. IV, 74. 81 Vgl. hierüber Delbrück 80ff., öaband bei Hirth 471,
Baden,
6.
Hessen,
bes. StR. II, 886'. Eine an dere Ansicht entwickelt Hänel StR. I, 407; danach sind diese Verträge res intern» unter den beteiligten Einzelstaaten ge blieben. M Über die beendige Orga nisation gemäß Sette, v. 20. Roo. 11889s.(SSL 1890,86. Hänell, 406.
Buch XIL
744
7. Mecklenburg Weimar, Reuß,
Dai Xeichssinanzrecht.
Coburg-Gotha,
Schwarzburg
beide
8. Thüringen (Sachsen-
(beide),
Altenburg,
9. Oldenburg, 10.
und
Meiningen,
beide
preußische Gebietsteile),
Braunschweig, 11. Anhalt,
12. Hamburg, 13. Bremen, 14. Lübeck, 15. Elsaß-
Lothringen. Sodann ist daS Prinzip noch weiter modifiziert bezüg
lich der Grenzzollverwaltung.
Die Behörden und
Beamten der inneren Verwaltung bestellen die Einzelstaaten ganz frei und tragen
Auf Grund
dafür auch die sämtlichen Kosten."*
der älterm Verträge einigte mm sich nur mf
gemeinsame Grundzüge der Organisation: es sollm Haupt-
und Nebenzollämter errichtet und in jedem Staate über dm unterm Ämtem eine, nach Bedarf mch mehrere Zolldireltionen,
schlägigm
Ministerium
welche
ihrerseits wieder dem
der Direktivbehörde
als
ordnet sind, eingerichtet roerben.84 tung
ein-
unterge
Eine Reichszollverwal
besteht nicht und ist verfaffungsmäßig ausgeschlossen;
nur in dm Hansestädtm bestandm auf Grund eines eigen»
tümlichm Entwickelungsganges Vereins-, liche Hauptzollämter,
die
aber jetzt
88 Es trifft trotz l. 52 §. 15 D. pro socio 17, 2 nicht zu, wenn Laband 499 behauptet: ,so wie der Einzelstaat die von ihm vereinnahmten Gefälle an die Reichskaffe abzuliefern hat, so sind ihm andrerseits die auf die Erhebung und Verwaltung verwendeten Kosten zu erstatten', denn ZBB. Art. 16 Z. 1 bestimmt: »Jede Regierung über-.
seit 1872 kaiser
aufgehobm sind.88
nimmt alle in ihrem Gebiete vor kommenden Erhebungs- und Ber« waltungskosten.' 84 ZBB. Art. 8 §. 6, Art. 16 Abs. 3, Art. 19. ZG. §§. 18, 19,128ff.;Hänel Stud.l,136f.; ..................... ~tub. 1,136s.; Laband bei Hirth 471 f. 86 Bgl. v#l. hierüber die .... aüsführliche Darstellung bei Delbrück 73ff.; v. Aufseß 359«.
Die einzelnen Finanzquellen d«S Reich«-, Für
Grenzbezirk aber ist die Organisation der Be
den
vollständig
hörden
745
g. 47.
vom
dm
nach
Bundesrat
erlaffmm
Vorschriftm durchzuführen,*86 da die Kostm der Grmzzoll-
Diese
des
und
verwaltung
wurden
Kostm
früher
vergütet;
von Pauschsummm
Zollverwaltungsetat
gemeiner
gestellt.88
das
Reich
trägt.87
den Einzelstaatm
in Form
Grenzschutzes
jetzt
ist seit
durch
dm
1882 ein all fest
BundeSrat
Die Instruktionen für die Zollbehördm werdm
von dm Einzelstaatm
erlassen;88 der Bundesrat hat von
dem ihm verfassungsmäßig60 zum Erlaß solcher Jnstruktionm
Recht
zustehmdm
einen
generellen
bis
Gebrauch
jetzt nicht gemacht, doch mthaltm allerdings die vom Reiche
erlaffmm
Gesetze
und
zahlreiche
Berordnungm
so
daß
die
waltungsvorschriftm,81
dadurch
Ver-
Gleichheit
einzelstaatlichm Praxis vollkommm gesichert erscheint. Einzelstaatm
sowie
für
dimsteS.88
währm, fahr
hastm
die
für
die
Sicherheit
Dimsttrme
des
Kaffm-
ihrer
und
der Die
Beamtm,
Rechnungs-
Freipäffe für einzelne Gegmstände zu geist dm Einzelstaatm auf ihre Rechnung und Ge
überlaffm.88
Die Grundsätze für Gewährung von
Kredit« sind jedoch jetzt vom Bundesrat festgestellt.
88 Delbrück 68: ».Aufseß 860f.; Laband II, 919f. 87 RB. Art. 88 Z. 3. ZBB. Art. 16 Z. 1. Über den Begriff .Grenzbezirk' ZG. §. 16 Abs. 3. 88 ZBB. Art. 16 Z. 2, Delbrück 55-57, 66ff., bes. 68; v. Aufseß 399ff.; Laband II, 921 f., bes. auch über die staats rechtlich« Bedenken gegen das i jetzige System 922’. |
Die
88 ». Aufseß 859. 80 ZBB. Art. 19 Abs. 8. 81 Bal. j. ». ZG. §§. 9, 15, 21 ff. Zolltarifges. §§. 2, 8.
88 ZBB. Art. 16 Abs. 2, vgl. Laband 502. 88 ZBB. Art. 18, 14; dazu v.Aufseß207, D«lbrück59f., Laband 503, 504.
Das Reichsfinanzrecht.
Luch XII.
746
Korrespondenz in Zollsachen ist als „Reichsdienstsache" porto
frei." VI. Die Verwaltung wird vonReichs wegen
kontrolliert; Organ dieser Kontrolle
fassungsmäßig dieser Kontrolle
der Kaiser."
wurde
seit Beginn
sehr eigentümliches System
auch jetzt noch
ist ver
Für die Ausübung des
ein
Zollvereins
ausgebildet, das im Prinzip
festgehalten wird.
früher durch
Während
das Präsidium des Vereines den Verwaltungsbehörden der Eiuzelstaaten Kontrollbeamte beigeordnet wurden,
dieses Recht dem Kaiser übertragen.
trollbeamten,
ist jedoch
ist jetzt
Er ernennt die Kon
bei dieser Emennung verpflichtet,
Beamte der verschiedenen Zollvereinsstaaten zu wählen, 94 und bestimmt ihren Amtssitz, beides nach Vernehmung des BundeSratsausschuffes
für Zoll- und Steuerwesen.97
Kontrolle bezieht sich
auf die Zölle, die sämtlichen Ver
brauchssteuern, den Spiellartenstempel und
Die
die statistische
Gebühr." Diese
welche
Beamten
find
entweder
den Direktivbehörden,
Bevollmächtigte,
oder Stationskontrol
leure, welche den Unterbehörden beigeordnet werden. Kaiser wählt dieselben
aus den
staaten nach Belieben aus;
Zollbeamten
Der
der Einzel
sie treten jedoch nach der der-
maligen Praxis durch die kaiserliche Ernennung nicht den Reichsdienst,
amtenverhältnis
in
sondern behalten ihr einzelstaatliches Be bei und
fungieren demnach
nur in kom-
” RB. Art. 36 Abs. 2; ZV«. Art. 20. 98 v. Aufseß 420ff. Del* RB. Art. 36 Abs. 2 Spielt.» brück 82ff. Laband bei Hirth StG. §. 22. G. v. 20. Juli 474f. StR. II, 888 ff. 1879 (RGB. 261) §. 15. Dazu o. Aufseß 425». " SchlProt. Rr. 15.
“ v. Aufseß 206.
Di« einzelnen Finanzquellen des Reiches,
missarischer Verwendung im Reichsdienst.99 dieser
Kontrolle
das
trägt
747
Die Kosten
Instruktion
Die
Reich.
tz. 47.
der
Auffichtsbeamten beruht in der Hauptsache bis zur Stunde auf den Verabredungen von 1838.
Die Beamten erstatten
ihre Berichte an den Kaiser, der dieselben behufs Abstellung
etwa Vorgefundener „Mängel
meinschaftlichen
Gesetzgebung"
schlußfaflung überweist
(RV
bei der Ausfühmng der ge
dem
Bundesrat
zur
Art. 36 Abs. 1).
Be-
Die den
Hauptämtern beigeordneten Kontrolleure haben die Zollver unterm Stellm zu
waltung und Grenzbewachung an dm überwachm und
auf die Abstellung von Mängeln
hinzu-
wirken; selbständige Verfügungm zu treffen, sind sie jedoch
berechtigt.100
nicht
höherm
Die
Bevollmächtigten
Zollverwaltungsbehördm,
dm
werden
dm
Direktivbehördm,
beigeordnet und habm sich von dem Gang der Verwaltung in ihrem Bezirk die genaueste Kenntnis zu verschaffen; die Verwaltung, zu beten Kontrolle sie berufen find, soll „un
schränkte Offmheit" gegen sie beobachten.101
Im übrigen sollte eine Instruktion für die Bevollmächtigtm
von Reichs wegm erfassen werden, und der Zoll
vereinsvertrag bestimmte hierüber in folgendermaßen:
„Als
erwähntm Instruktion,
dm
Direktivbehördm
SchlProt. Z. 15, 2
Grundlage der in
diesem
Artikel
welche das Geschäftsverhältnis der der
Vereinsstaatm
99 RB. Art. 36 Abs. 2 sind dieselben zwar als .Reichsbeamte' bezeichnet, trotzdem aber und trotz der Bezahlung derselben tmrch daS Reich find sie nicht -Reichsbeamte' im staat-recht- i ltchen Sinne; korrekt ist das1
beizuordnmdm
staatsrechtliche Verhältnis in den Etatsgesetzen gekennzeichnet. Bgl. v. Aufseß 425«. Eine Tabelle der Reichsbevollmächtigten und Station-kontrolleur« ebenda438f. 109 AB«. Art. 20 Abs. 3. ZBV. Art. 20 Abs.s u. 5.
748
Buch XII.
DaS Reichsfinanzrecht.
Bevollmächtigten näher bestimmen soll, ist verabredet worden,
daß ein solcher Bevollmächtigter da, wo er feinen Sitz er
hat,
halten
die nachstehend bestimmte Wirksamkeit auszu
üben berechtigt sein soll: a) Derselbe kann allen Sitzungen
Eine jede Verfügung und
der Direktivbehörde beiwohnen.
welche die letztere oder deren Vorstand in Be
Anweisung,
auf
ziehung
di«
Verwaltung
der
gemeinschaftlichen
Ab
gaben an die ihr untergeordneten Behörden ergehen läßt, muß
vor der Ausfertigung ihm,
wesend
nicht
ist, zur Einsicht
zwar
ausgefertigt werden,
eher
beigesetzt
hat.
weder
sofern
er am Orte an
im Konzepte vorgelegt und darf
b) Dieses
als nachdem er sein Bisa
Visa
soll der Bevollmächtigte
verweigern noch verzögern dürfen,
lung desselben ist er jedoch berechtigt,
bei Ertei
wenn er befürchtet,
daß aus dem Vollzüge der Verfügung oder Anweisung ein Nachteil
für dm Zollverein
mtstehen möchte,
seine ab-
weichmde Ansicht motiviert auf dem Konzepte zu vermerkm und
zu
verlangm,
daß
die
Direktivbehörde
gleichzeitig mit dem Erlasse der
wmigstms
ftaglichen Verfügung an
das ihr vorgesetzte Ministerium Bericht erstatte,
sofern
das letztere
c) In
nicht rechtzeitig Abhilfe getroffen habm
oder eine Verständigung
mittelst Korrespondmz der Mini-
sterim oder obersten Zollbehörden der betreffenden Staatm
nicht inzwischm eingetreten sein sollte, ist an dm Bundes rat zu rekurrierm, um die Differenz zur Entscheidung zu
bringen,
hört
d) Zu dm Befugnissen des Bevollmächtigtm ge
auch die Visitation des Grmz- und Revisionsdienstes
auf der Zolllinie und des Verfahrms
Stmererhebung
in
dem
Gebiete,
wo
bei der Zoll- und
er
beglaubigt
ist,
wobei derselbe sich der Beihilfe der ihm hiezu zugewiesenm
bedienen
Beamten
bei
nicht
zu erteilen oder Anordnungen in der Verwaltung
treffen,
die
er
kann
vielmehr
Direktivbehörde etwa
schleunige
nur
dem Bevollmächtigten wie
jedem
u. s. w.
Mitglied
dieser
sowohl
Rechnungen
über
die
Behörde
zu.
gemeinschaftlichen
und dagegen Erinnerungen rung und Abnahme
der Erinnerungen
machen,
die
von
ihm
e) Es steht
der
Direktiv
als
auch
der
f) Er kann die
Abgaben
prüfen
ohne jedoch die Füh
ingleichen die Entscheidung
derselben,
durch
der
bringen.
Steuererhebungsbehörden
und
betreffenden
der
Bücher, Rechnungen und
behörde die Einsicht der Aktm,
Zoll-
bei
Abstellung
in Antrag
entdeckten Mängel
Register
berechtigt,
oder Steuer
solchen Revisionen Befehle an die Zoll-
beamten zu
Er ist jedoch
kann.
749
§. 47.
Die einzelnen Finanzquellrn d«S Reiches.
dem
gesetzte Dienstbehörde aufzuhalten.
dung dem Vereinsintereffe nicht
Rechnungsführer
vor
Findet er die Entschei
entsprechend,
so
hat er
den betreffenden Gegenstand bei dem Bundesrate zur An
zeige zu bringen." VH.
Die
Abrechnung der Zollgefälle"" ist
sehr kompliziert.
Berfaffungsmäßig fließt der gesamte Er
trag der Zölle in die Reichskaffe;108
über das Rechtsver
hältnis von K. 8 des Tarifgesetzes v. 15. Juli 1879 und dm diesem Paragraphm
nachgebildeten Gesetzesvorschristm
zu diesem verfaffungsmäßigen Grundsätze s. oben S. 686 ff.
Der Nettoertrag der Zölle ergiebt sich durch Abzug 1. der
auf Gesetzen oder allgemeinen VerwaltungSvorschristm
v. ilufseb 385g. La- vgl. ZBV. Art. 17. Dir beson band bei Hirth 507 ff- StR. deren Borschristen v. 13. Januar n, 918 ff. 1872 sind publiziert in Hirth»- R«. Art. 88 tos. 1 u. 2, Ann. 1872, 1489 ff.
Buch XIL Das Reich-finanzrecht.
750
beruhenden Steuervergütungen104 * und Ermäßigungen 2. der Rückerstattungen
unrichtige Erhebungen,
für
3.
der Er-
hebungs- und Derwaltungskosten im Grenz bezirk.106 Die Zolleinnahmen
„sobald dieselben nach
sind in die Reichskaffe abzuführen,
bestehenden Gesetzen und den
den
über die Fristen der Zollkredite für
die
worden
Kassen
der
dieselbe durch
fällig
ge
Die definitive Beschlußfassung über
finb".106
die Abrechnung erfolgt durch wird
getroffenen Verabredungen
Einzelstaaten
den
Bundesrat;
vorbereitet
die Hauptübersichten, welche von den
Direktivbehörden der Einzelstaaten auf Grunb der Quartal
extrakte
und Finalabschlüffe der Unierbehörden
zusammen
zustellen und dem Bundesratsausschuß für Rechnungswesen, dem ehemaligen Zentralbureau des Zollvereins, einzusenden find;
letzterer
hat
die
plenums vorzubereiten,
Beschlußfassung
des
Bundesrats
bezw. die an die Reichskaffe abzu-
führenben Summen vorläufig festzustellen (RB. Art. 39).107 Ebenso wird hinsichtlich der an die Reichskaffe zu bezahlen
den Zollaversa verfahren.
Luxemburg und
104 Nicht aber dürfen die auf einzelstaatliche Rechnung erfol genden Rückvergütungen abge zogen werden. '10B RD. Art. 38 Abs. 2, s. dazu über den Modus der Be rechnung oben S. 745. v. Auf seß 396 ff. 106 Etatsges. v. 4. Dez. 1871 (RGB. 412) §. 3. Auf Grund dieses Gesetzes ordnete der Bun desrat durch B. v. 7. Dez. 1871 (nicht publiziert) neue Formulare für die Hauptübersichten an. Die jetzt geltenden Vorschriften sind v. 18. März 1878. Bon
Österreich
für
besonderer Wichtigkeit war die rechnerische Behandlung der Zoll kredite: (.hierüber v.Aufseß391; ferner Laband bei Hirth 504ff. Früher waren die Verhältnisse wesentlich anders geordnet, s. Laband bei Hirth 506. StR. II, 925 f. 101 Auch dieser RechnungsmoduS besieht in der Hauptsache seit 1833. Das Zentralbureau, der Hauptträger einer inter essanten Entwickelungsphasedeut scher Geschichte, bestand bis 1872, f. dazu auch Hänel StR. I, 401.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches,
g. 47.
751
Jungholz erhalten eine entsprechende Summe hinausbezahlt,
ohne daß
sie eine finanzielle Leistung an
das Reich
zu
machen hätten. Vin. Der Zollschutz.
Der Zollschutz ist gleichfalls durch das Reich gesetzlich
geordnet; die Durchführung desselben aber ist ein Stück
der einzelstaatlichen Zollverwaltung.
Geldstrafen und Kon
fiskate fallen in die Kasim der Einzelstaatm;
das Begna
digungsrecht steht dm LandeSherrm yi.108 109
Das Zollstrafgesetzbuch bildet einm Teil des Zollgesetzes; das Verfahrm richtet sich nach dm Borschristm der all-
gemeinm Sttafprozeßordnung.110
spezifische dation.
Zolldelikte:
Das Gesetz kennt zwei
Konterbande
und
Defrau
Der ersteren macht sich schuldig, wer eine Ware
einführt bezw. einzuführen versucht, die nicht werben darf.
eingeführt
Der Schuldige fällt in eine Geldstrafe vom
koppelten Wert der konterbandiertm Sachm,
mindestmS
aber von 30 Mark; die Ware selbst verfällt der KonfiSkation.
Dieses
Delikt richtet
sich
also
nur gegen Ein
und Durchfuhrverbote.
108 ZG. 88.134—165. StPO. 88. 459—469; vgl. v. Aufseß 253 ff., hier auch Angaben über die Erkenntnisse des Reichs gerichtes in Zollsachen; auch v. Liszt Strafrecht S. 618ff.; Laband II, 900 ff., sowie die Monographie von Löbe: Da deutsche Zollstrafrecht (1890). 109 ZBD. Art. 10 Abs. 2 Z. 4r Art. 18. i” Über das Zollkartell v.
setzung durch das GVG. und die StPO, mit Ausnahme we niger Spezialbestimmungen Delbrück21. FernerLaband StR. II, 902; v. Aufseß 259 ff., über das Zollkartell mit OsterreichUngarn s. oben S. 724". ZG. §. 134; dazu die Spezialbest. S§. 136—139, fer ner die Strafschärfung in §. 144. Über die Konfiskation $§. 154 bis 157.
DaS Neich-finanzrecht.
Buch XU.
752
macht sich
Der Defraudation
schuldig,
wer dm Zoll
hinterzieht bezw. durch Verheimlichung, falsche Deklaration zu hinterziehm versucht;
oder dergl.,
die verwirkte Strafe
beträgt das Vierfache des defraudiertm Zolles; außerdem
ist letzterer
selbst nachzuzahlm und die Ware zu konfis-
zierm.118
Beim ersten Rückfall ist die Geldstrafe zu ver
bei
doppeln ;1,8
weiteren
Rückfällen
tritt
bis zum Höchstbetrag von
Freiheitsstrafe
in
der Regel
2 Jahren nebm
der Konfiskation ein.114
Für dm Rückfall gelten Konter
bande und Defraudation
als
ein
und dasselbe Delikt.8'8
In welchem Einzelstaat die Bestrafung erfolgte, gültig."8
ist gleich
Rückfall liegt nur dann vor, wmn die Wieder
holung des Deliktes
innerhalb
3 Jahrm nach Abbüßung
oder Erlaß der früheren Strafe stattfindet.'"
Bedmtmd
höhere Strafm
treten
ein,
wmn Konter
bande oder Defraudation durch drei oder mehrere Personen
in Verabredung Schutze
(Bande),"8
einer Versicherung119
ferner wmn sie
unter dem
oder unter Mitführung von
Waffm120 erfolgte. Anderweitige Verfehlungen
gegen die Vorschriften der
Zollgesetze werdm mit Ordnungsstrafm geahndet.'8'
lich
mthält
das Gesetz
gegen Bestechung der Zollbeamten und welche nicht
End
noch besondere Strafbestimmungen
Widersetzlichkeitm,
unter dm Thatbestand des StGB, fallen.198
"" ZG. §. 135; dazu §§. 136 bis 138, 144. ZG. §. 140; dazu §. 146 Abs. 3. ZG. §. 141. ’*» ZG. ö. 142 Abs. 2. "• ZG. §. 142 Abs. 1.
117
118 119
ISO
131 133
ZG. ZG. ZG. ZG. ZG. ZG.
1L 142 Abs. . 146. j. 147. i;. 148. 1i- 151, 152. 1i§. 160, 161.
Die einzelnen Finanziellen des Reiche»,
Der Zollschutz gegenüber
g. 48.
753
den Zollexklaven ist in be
sonderer Weise geordnet.128 Alljährlich ist durch die Direktivbehörden eine genaue Aufstellung aller Straffälle herzustellen und dem statistischen
Amt des Reiches einzusenden, welches eine Generalübersicht
anfertigt und veröffentlicht."8 Unbekanntschaft
mit
den
gesetzlichen
Bestimmungen
schützt nicht vor Strafe, auch Ausländer nicht."8
Konterbande und Deftaudation verjähren in drei, andere
Zollkontraventionen
in
vom Zeitpunkt der
einem Jahre
Begehung ab."8
5.48. Pie eiuzekue« Muaurquelke« des Meiches.
4.
Vie Verbrauchssteuern.
Die deutsche Zollgemeinschaft war schon lange vor Auf richtung des Norddeutschen Bundes zugleich eine Gemeinschaft der
wichtigsten
indirekten oder Derbrauchssteuem.1
Den
Abschluß dieser historischen Entwickelung bildet RB. Art. 85,
wonach die Steuern auf Salz, Tabak, Brannt wein, Bier, Zucker, soweit diese Produkte im Inland erzeugt werden, Reichssache sind. Bezüglich
dieser Derbrauchssteuem
gelten im wesent
lichen die gleichen Rechtssätze wie für die Zölle, die Ber-
faffung behandelt
auch
Zölle und
indirekte Steuern in
*” ®. o. 1. Juli 1869 (»GB. auch ZB». Art. 18 über periodisch« 370X v. 28. Juni 1879 (3t®». überjrchtrn der Straferlasse. ** Z®. §. 163. 1591 1W ZG. §. 164. *** B. d.»«. v. 26. Juni 1880 1 6. die oben zu §. 47 ange (681. 494), hier auch die vor geschriebenen Formularien. Bgl. führte historische Litteratur. Zern, Staatsrecht IL 2. ÄufL 48
754
Buch XII. Das ReichSsinanzrrcht.
dem nämliche« Abschnitte: einmal über die Recht-quellen (oben §. 47,1) speziell des älteren Vertragsrechtes und des
preußischen Veto
gegen Neuerungen;
sodann
bezüglich der
Verwaltung, welche in der Hauptsache mit der Zollverwal
tung verbunden ist (s. oben §. 47, V),* ferner bezüglich der Reichskontrolle (s. oben §. 47, VI);8 endlich auch bezüglich der Berechnung der Einnahmen (s. oben §. 47 VII).
also einfach auf die früheren Angaben zu verweisen.
Ausnahmen
die
von
der
Hier ist Über
Reichsverbrauchs
steuergemeinschaft f. oben S. 734 ff. sowie unten bei der Spezialdarstellung.
Soweit nach dem oben Bemerkten Ausnahmen von der
Reichssteuergemeinschast bestehen, dürfen auch beim Über betreffenden Erzeugniffe von einem Rechtsgebiet
gang der
in das andere im Widerspruch
gung aller Binnenzölle,
mit der sonstigen Beseiti
sog. Übergangsabgaben er
hoben werden, nach Maßgabe der in den beteiligten Einzel staaten zur Erhebung gelangenden inneren Steuern.4 ***
Die Abs.
eximierten Staaten
4 nicht
wirken
gemäß RB.
an der Reichsgesetzgebung über
Art.
7
diese Ma
terien mit.
Die
Einzelstaaten,
in
welchen
die Besteuerung
de»
Bieres der Landesgesetzgebung anheimgegeben ist, find durch die Verfaffung verpflichtet, ihr Bestreben darauf zu richten,
• Vgl. über das Berhültnis der Steuer- zur Zollverwaltung v. Aufseß 365 ff. 8 über die Kontrolle s. auch Staats«, v. 8. Mai 1867 Art. 4, 7 (Salz). 4 «gl. die Aufzählung der
selben ursprünglich im Anhang zum ZollvereinSvertrag BGB. 1867, 118, jetzt RGB. 1884, 3 ff., dazu 1890,69. v.Slufs«ß2v8ff.; ®. Meyer BerwR. II, 352; "Laband II, 886 ff.
Die einzelnen Finanzquellen d«S Reich«-.
§. 48.
755
„eine Übereinstimmung der Gesetzgebung über die Besteue-
rung auch dieser Gegenstände herbeizuführen". Die einzelnen Verbrauchssteuern sind:
I. Die Salzsteuer.*
vor Aufrichtung
Noch
1.
»ar unter den 8. Mai
im
1867
ganzen
des Norddeutschen Bundes
Zollvereinsstaaten ein Staatsvertrag vom
(BGB. 49)
Umfang
abgeschlossen worden, welcher
des Zollvereins freien Verkehr
Salz herstellte und das staatliche Monopol aufhob.* Grund
dieses Vertrages
mit Auf
erging sodann das Zollvereins
gesetz v. 12. Oft. 1867 (BGB. 41),7 welches
mell zum Reichsgesetz erhoben wurde,
nicht for
so daß neben dem
selben die süddeutschm Salzsteuergesetze bis zur Stunde in
Arast stehm. Art.
Alle diese Gesetze tonnen jedoch gemäß NB.
85 nur
auf dem Wege der Reichsgesetzgebung abge
ändert werden.*
2. Die Salzsteuer* beträgt 6 Mark pro Zentner Netto
gewicht. 10
Sie wird erhoben von den Bergwerksbefitzern
bezw. dm Produzmtm.
Nur in den vom Staat hiezu
' v. Aufseß 287 ff.; Delbrück 15; Laband bei Hirth 450 StR. n, 871 f.; Wagner bei v. Holtzendorff 1 608, in 300; ®. Meyer BerwR. II, 350ff.; v. Mayr in Stengels »örterb. II, 896 ff. Erg». H, 220 ff.; Lehr in Conrads Hand wörterb. V, 483 ff. • Staat»». Art. 1. SalzStSH- L 10. 7 Die älteren Boll)», und Instruktionen zu diesem Gesetz sind nicht publhtert, s. den In halt bei v. Aufseß 289ff., jetzt
aber ersetzt durch L. v. 5. Juli 1888 (EBl. 1888, 613, dazu 1895, 176). * Laband StR. 11,871. Das G. v. 12. Okt. 1867 ist kein norddeutsches Bundesgesetz, wie Laband sagt, sondern ein Ge setz „für die zum deutschen Zoll» und Handel-vereine gehörenden Staaten*. • Über den Begriff Salz StaatSB. Art. 2 Lös. 8, SalzStG. §. 2 Lbs. 2. 10 Sal-StG. 8- 2 Lbs. 1.
Buch XII. Das Reichsfinanzrecht.
756
ermächtigten Bergwerken darf Salz gewonnm werden.
gewonnene Salz
stehende
schluß
ist in sichere,
Räume (Salzmagazine) niederzulegen und
Gebrauch
gebracht werben.
Magazin
entsteht
setzes
in den Verkehr oder
hier aus
darf regelmäßig nur von
freiung
DaS
unter steuerlichem Mitver
Mit der Entnahme aus dem
Stmerverpflichtung.11
die
Eine
Be
von der Steuer darf nur nach Maßgabe des Ge
ftottfinben.18
Abgabm dürfen
Weitere
vom
Salz
nicht erhoben werden. 3. Die Salzwerke stehen unter genau geordneter Staats
kontrolle, zu deren Durchführung besondere Salzsteuer-
ämter bestellt find.
von neuen Salzwerken
Der Betrieb
ist 6 Wochen vorher dem Hauptsteueramt des Bezirkes anzuzeigen.18
Außerdem
Staatsbehörden
jederzeit
haben
gaben über die Betriebsräume,
Salzwerkbesitzer
den
ihnen geforderten
An-
die
alle von
Gerätschastm und Vorrich-
tungen zu machen und können auch bezüglich des Betriebes an
bestimmte Bedingungen
gebunden werden, beten Ver
letzung die Schließung des Werkes, bis den staatlichen An forderungen genügt ist, zur Folge haben kann.14
dann,
durch die oberste Landesfinanzstelle Die Kosten der Kontrolle liegen
wenn die Menge des aus einem Werke zur Abgabe
gelangenden Salzes nicht mindestens
« SalzStG. §. 9. 1 18 SalzStG. §. 2 Abs. 2, ferner! §. 20 vb. StaatsV. Art. 5. und bezüglich der Kontrollgebühr Art. 6. Über die Denaturierung des Salzes B. d. BR. v. 25. März 1878 (CBl. 223), ferner B. v. ,12 d. M.* (wahrscheinlich Ro-
12 000 Ztr. beträgt.
vember) 1874 (CBl. 425). Über die älteren noch in Kraft stehenden nicht publizierten Denaturierungsvorschriften s. v. Aufseß 292. Über die Kontrollgebühr auch Delbrück 16. -------------------------** SalzStG. §. 3. “ SalzStG. §§. 4, 6, 7.
§. 48.
757
außerdem dem Staate 06.15
Die
Die einjebien Finanzquellen bet Reiches. dem Salzwerkbesitzer, Funktionen
der Reichsbevollmächtigten und
Staatskontrol
leure erstrecken sich auch auf die Salzsteuer.16 4. Der Ertrag der Steuer fließt in die Reichskaffe nach Abzug
1. der auf Gesetzen und allgemeinen Verwaltungs
vorschriften
beruhenden
2. der Rückerstattungen
Vergütungm
Kosten für
die Besoldung
trollierung
der
Beamtm
Steuer
(RV.
und Ermäßigungen,
für unrichtige Erhebungen,
3. der
der mit Erhebung und Kon-
auf dm Salzwerkm
beauftragtm
Art. 38)," gemäß Beschl. d. BR. vom
30. Juni 1882.
5. Wer „es unternimmt, dem Staate die Abgabe von
ist wegen Defraudation
inländischem Salze zu mtziehm",
mit
der
Geldstrafe
zogmm Abgabe,
strafen;
des
vierfachm
Betrages
mindestens aber von
der
hinter-
30 Maick zu be
außerdem ist die ©teuer selbst nachzuzahlen und
das betreffmde Salz
bezw. auch die Gerätschaftm zu kon-
fiSzierm.18
Der erste Mckfall wird mit der doppeltm, jeder weitere
mit der vierfachm Deftaudationsstrafe geahndet." Rückfallstrafe dm
Salzwerkbesitzer hat überdies die
Für ipso
jure eintretmdm Verlust des Rechtes zur Verwaltung eines
Salzwerkes zur gesetzlichen Folge.88
Andere Kontravmtionm
gegen das Gesetz ziehen Ord-
nungsstrafm bis zu 30 Mark nach sich."
» SalzStG. §. 5. »• 6. oben S. 746 f. St«. Art. 7. « SalzStG. §. 5; v. Aufseß 407; Laband H, 923.
18 *» “ 81
SalzStG. SalzStG. SalzStG. SalzStG.
8§. ,11, 13, 16. §. 12. §. 14. §. 15.
758
Buch XU. Das Reichsffnanzrecht.
Im
übrigen
find
die
Zollstrafgesetze
analog
anzu
wenden. *22 * n. Die Tabaksteuer.**
1.
Die Tabaksteuergemeinschast der deuschen Staaten
besteht erst seit 1868.
Die Steuer von inländischem Tabak
war auf Grund des nordd. BG. v. 26. Mai 1868 (BGB
319) eine sehr niedrige; durch das G. v. 26. Juni 1878 (RGB
129) wurde eine umfassende Enquete über Tabak
bau, Tabakfabrikation und Tabakhandel im Deutschen Reiche angeordnet, auf Grund deren sodann das G. v. 16. Juli 1879 (RGB. 245) erging, welches die Tabakbesteuerung
neu regulierte.
v. 25.
März
16. Juni Abänderung
Zu dem Gesetze ergingen BollzB. d. BR.
1880, v. 29. Mai
1880
(CBl.
1880 und v. 7. und
153, 327, 420,
468).24
Eine
ohne prinzipielle Bedeutung erfolgte durch G.
v. 5. April 1885 (RGB. 83). Der Versuch der Reichsregierung, an Stelle der Ge
wichtssteuer des erwähnten Gesetzes das Staatsmonopol für Fabrikation und Handel mit Tabak zu setzm, wie solches in Frankreich, Österreich-Ungarn, Italien, Spanien, Ru-
mänim besteht, ist vorerst am Widerspruch des Reichstages
gescheitert.
In
England
ist
der
inländische
Tabakbau
ganz verboten, der ausländische Tabak mit sehr hohem Zoll
belegt. 22 SalzStG. §§. 9, 17, 18. 22 v. Aufseß276ff.; Wagner a. a. O. I, 611, III, 201: Laband II, 874 f.: G. Meyer II, 357 ff.; o. Mayr in Sten- i aelS Wörterb. II, 597 ff. ErgB., I, 94 ff. I
24 Diese Verordnungen roerden im folgenden zitiert alS VB. I, II, III, IV; über steuerfreie Tabakpflanzungen für UnterrichtS- und Zierzwecke V. d. BR. v. 21. März 1882 (ZBl. 156).
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches. 2.
Die
Steuer
von
48.
759
ist
prin
inländischem Tabak
zipiell eine Gewichtsstener, ausnahmsweise eine Flächensteuer.
Vom
1.
April
1882
ab
ist
von
100 Kilogramm eine Steuer von 45 Mark zu entrichten
nach Maßgabe des Gewichtes der Tabakblätter in fermen-
tiertem
getrocknetem
oder
fabrikationsreifen Zustande.25
Die Feststellung des Gewichtes erfolgt durch amtliche Ver
wiegung ;26
die Steuerbehörde ist befugt, vor Beginn der
eine
verbindliche Feststellung der Blätterzahl oder
Emte
Gewichtsmenge, die zur Verwiegung gebracht werden muß,
vorzunehmen; der Inhaber des Grundstückes haftet für die Gestellung zur amtlichen Verwiegung; das Ergebnis ist in ein amtliches
es
Register einzutragen, und
ist dagegen
binnen drei Tagen nach der Publikation Einspruch statt haft, über welchen eine besondere Kommission zu entscheiden hat.27 auch
Diese amtliche Feststellung kann
durch eine Deklaration des
werden.22
ausnahmsweise
Pflanzers selbst
ersetzt
Vor der Verwiegung darf eine Veräußemng
nm mit Genehmigung der Steuerbehörde erfolgen.22
Das
Gewicht wird nach bewirkter Trocknung und vor Beginn der Fermentation spätestens am 31. März des auf das
Erntejahr folgenden Jahres durch die amtliche Verwiegung
festgestellt,22 die
sodann ein Fünftel abgezogen und damach
Steuersumme
fixiert;
die
Steuer
ist
primär
vom
Pflanzer zu entrichten, dessen Verpflichtung aber bei der
29 TabStG. §. 11. BollzB. 26 TabStG. §. 2 Abs. 2. * TabStG. I. 5. I, §• 8; BollzB. II, §§. 18, 19. 80 TabStG. §. 12. BollzB. 27 TabStG. §. 6 ff. BollzB. I, §§. 3-8; BollzB. II, §§. 6 I, §§• 10-12; BollzB. II, §§. bis 15. 20—23. 28 TabStG. §. 8.
DaS Reichsfinanzrecht.
Buch XU
760
ersten Veräußerung auf dm Käufer übergeht; die ©teuer
ist regelmäßig
bei der
ersten Veräußerung „bis zum Ab
lauf der für die Entrichtung ber ©teuer festgesetzten Frist",
längstens bis zum 30. Juni des zweiten auf das Ernte jahr folgmdm Jahres8' zu mtrichtm, soweit nicht strebit
der Tabak
oder
bewilligt
in
unter
stehende Niederlagm gebracht rotrb.82
amtlicher Kontrolle Alle auf die Tabak-
stmer bezüglichen Forderungm verjähren linnen Jahresfrist vom Termin der Fälligkeit ab.88 3. Ausnahmsweise, nämlich für Tabakpflanzungm unter
4 Ar Flächemaum findet die Besteuerung nach Maßgabe der Fläche statt, und zwar wird vom 1. April 1882 ab eine ©teuer von hoben.
Doch
Gewichts-
4*/a Pfennig für den Quadratmeter er
kann
statt
der
auch
in
solchem Falle die allgemeine
Flächensteuer
erhobm,
andererseits
könnm auch größere Pflanzungm nach der Flächmstmer besteuert werden, „wenn die Gesamtfläche der Pflanzungm auf
solchm
Grundstückm
innerhalb derselbm
Gemarkung
im
Vorjahre 2 Hektar nicht überstiegen hat" und die örtlichm
Berhältniffe die Anwmdung der GewichtSstmer nicht als geeignet erscheinm lassen.84
4. Der Anbau der Tabakpflanzungm hat nach Maß gabe der im Gesetz mthaltmm genauen Normativbestim
mungen zu
erfolgen,
derm Einhaltung durch Ordnungs-
strafm bis 300 Mark erzwungen werden kann.88
81 Diese Borschrift beruht auf dem G. v. 5. April 1885, dazu BollzB. d. BR. v. 24. März 1891 (CBl. 74). 88 TabStG. §§. 16—19, über Kreditierung §. 20, dazu BollzB. IV; v. Aufseß 281.
Außer-
88 TabStG. §. 29. 84 TabStG. §§. 23—25; dazu BollzB. I, §§. W-25; BollzB. II, 88- 24-31, 34-39. 88 TabStG. 88-22,40 Abs. 2. BollzB. I, 88- 21, 22; BollzB. II, 8- 33.
761
Dir einzelnen Finanzquellm de» Reicht», g. 48. dem find
der Staatsbehörde durch die Pflanzer oder deren
Stellvertreter88
die Angaben
über Lage
und Größe
der
zum Tabakbau bestimmten Grundstücke bis zum 15. Juli
des betr. Jahres
„genau und wahrhaft"
schriftlich zu er
statten.^^ 5.
Die
von
Verwendung
Fabrikation ist prinzipiell verbotm. rat befugt,
die
find
entrichtenden
zu
der
Doch ist der Bundes
hievon zu gestatten und zugleich
Ausnahmen
alsdann
doch
bei
Tabaksurrogaten
Steuersätze
derartige Bestimmungen
der Surrogate dem Reichstag
über
bestimmen;
zu
die Besteuerung
vorzulegen und außer Kraft
zu setzen, sobald dieser seine Zustimmung versagt.88
malen find als Surrogate gestattet:
Der
Kirsch- und Weichsel
blätter, Steinklee und eingesalzme Rosenblätter;
die Art
der Verwendung dieser Surrogate wird aber von Staats
wegen genau kontrolliert;
als Steuer ist der Betrag von
65 Mark für 100 Kilogramm zu entrichten.8e 6.
Die Tabaksteuer fließt nach der Verfaffung in die
Reichskaffe nach Abzug der gesetzlichen Ermäßigungen und Rückvergütungen,
ferner der vom Bundesrat feftzusetzenden
Entschädigungssumme für die Verwaltungskosten,88 welche
dermalen auf 2 °/o der Bruttoeinnahme und
Ar der Anbaukontrolle festgesetzt ist. Zolltarifgesetzes
v.
15.
Juli
1879
faffungsmäßige Vorschrift dahin
20 Pf. pro
Gemäß
tz. 8 de»
ist jedoch diese v«-
abgeändert, daß der Er-
M S. hierüber die genaue * «. d. BR. v. 27. Rov. 1879 aesetzliche Borschrist TabStG. (6»L 753), v. 12. Mär, 1880 (EM. 209), 18. Juli 1888 (EBl. ' «■’ TabStS. §§. 3,4. »oll,«. 750). R«. Art. 38 tos. 23.3,0, Z®n8. zz. sl, SS.
Buch XIL
762
Da« Reichsfinanzrecht.
trag der Zölle und Tabaksteuer nur mit 130 Millionen
Mark in die Reichskaffe fließt, der Rest aber dm Einzelstaatm hinauSzubezahlm ist.41
Bei der Ausfuhr von inländischem Tabak, Rohtabak sowohl wie Fabrikatm, wird eine Rückvergütung der «t-
richtetm Steuer aus der Reichskaffe gewährt.
Der An
spruch auf Rückvergütung ist jedoch vorher anzumeldm, und
wird nur bei vollständiger Unterwerfung
die Vergütung
unter
die
vom Staat gestelltm Bedingung« gegeben."
Alle auf die Tabaksteuer bezüglich« Forderungen verjähr«
in einem Jahre. 7.
Endlich
enthält das Gesetz
Strafbestimmungen.
auch noch umfaffmd«
„Wer es unternimmt,"
dem Staat
die gesetzliche Steuer mtziehen zu woll«, begeht eine De
fraudation,
insbesondere
forderungm bezüglich
also
wer
dm
gesetzlich«
An-
der Anmeldung der Grundstücke oder
der Verwiegung des gewonnenen Tabaks zuwiderhandelt.48
Die Strafe
der Defraudation
besteht in
dem vierfach«
Betrage der hinterzogen« Abgabe, welch letztere überdies noch besonders bezahlt werden muß;44
über die für Fest
stellung der Defraudationsstrafe maßgebende Steuerberechnung
mthält
das Gesetz
noch besondere Vorschrift«.48
Kann der Stmerbetrag gar nicht festgestellt werd«, so tritt
Geldstrafe von 30 bis 3000 Mark ein.46
Rückfall wird
" S. oben S. 688 ff. dation wird gleichge» TabStG. §§.30, 31; dazu achtet. «. d. BR. v. 28. Mai 1881 44 9TabStG. §. 21. 46 TabStG. §§. 34, 35; dazu (CVl. 191), jetzt ersetzt durch ___ v. 27. Aug. 1888 (681. i bezüglich ber, eventuellen Um TabStG. z. 32, dazu 8.33 unter 6 Ziffern: »Der Defrau
Die einzelnen Finanzquellen des Reich«-. §. 48. mit dem
768
achtfachen Betrage der defraudierten Steuer 6e*
straft, jeder weitere Rückfall zieht Gefängnisstrafe bis zu 2 Jahren nach sich,
bei mildernden Umständen Hast oder
Geldstrafe; diese darf jedoch nicht unter dem doppelten Be trag der osten Rückfallsstrafe betragen."
Für dm Rück
fall ist es gleichgültig, in welchem Einzelstaat die Bestrafung erfolgte;
die Rückfallsstrafe ist verwirkt,
früheren
©trafen
nur
auch wenn die
teilweise verbüßt oder ganz
odo
teilweise olaffm find; jedoch dürfen nicht drei Jahre feit Verbüßung oder Erlaß der letztm Strafe verflofsm fein." Analog wird das „Untemehmm", eine gesetzwidrige Zoll
Stmervogütung
oder
zu
gemimten,
bestraft."
Ander
weitige Kontraventionen gegen die gesetzlichen odo verord-
mmgsmäßigm
Vorschriften
übo
die
Tabakstmo
Ordnungsstrafm bis zu 150 Mark nach sich."
strafen
fallen dem
betreffendm
zieh«
Alle ®db»
Landesfiskus gu.61
Die
Strafverfolgung wegen Destaudation, sowie wegm Zuwidohandlungm
gegen
die
gesetzlichen Vorschriften odo das
Bobot von Tabaksurrogatm,
mdlich wegm gesetzwidriger
Ansprüche auf Rückvogütung von Zoll odo Stmo vojährt in drei,
bezüglich do übrigen Zuwidohandlungm
gegen das Gesetz in einem Jahre vom Tag do Begehung
an.58
Im übrigen kommen die Zollgesetze zu analoger
Anwmdung.88
in. Die Rübenzuckersteuer."
« « " ;* •» «
TabStG. TabStG. TabStG. TabStG. TabStG. TabStG.
8. 37. § 39. 88. 38, 39. §§. 40, 41. 8. 46 Abs. 2. §. 45.
“ TabStG. 8. 46. “ v. «ufseb 262ff.; Del brück 16 f.; »ag ner a. a. D. I, 606, 111,199; La band «t«. n, 872ff.; G. Meyer II, 362ff.
Buch XII. DaS Reichsfinanzrecht.
764 1.
Die
besteht
Rübenzuckersteuergemeinschast
in
der
Auf Grund der i. I.
Hauptsache bereits seit 1841.68
1846 unter den Staaten des Zollvereins getroffenen Ver einbarungen wurde die Preuß. B. v. 7. August 1846 (GS.
885) erlassen, welche durch ZollvereinsG. v. 2. Mai 1870 (BGB.
311) §.
1. September 1870 ab im ge
2 vom
samten Zollvereinsgebiete Geltung erhielt; vereinsG. v.
dazu das Zoll
26. Juni 1869 (BGB. 282).
Zu Reichs
gesetzen wurden diese Zollvereinsgesetze formell nicht erklärt. Nach mehrfachen Experimenten kam
die Gesetzgebung bei
dem G. v. 31. Mai 1891 (RGB. 295) an (Bollz.V. v.
7. April 1892
(CBl. 185 ff.), 26. Januar u. 18. Mai
1893 (CBl. 26, 143)], welches die Zuckersteuer als reine
Verbrauchssteuer konstruierte, eine
Abändemng
dann durch G.
erst
durch
dermalen aber wieder
v.
9.
Juli
1895,
v. 27. Mai 1896 (RGB. 109) erfahren
Demgemäß erfolgte
hat.
G.
eine Neuredaktion des ganzen
Gesetzes (RGB. 1896, 117 ff.).
Zu diesem Gesetz er
gingen umfassende Vollzugsvorschriften des Bundesrates v.
9. Juli 1896 (CBl. 281 ff.). 2. Nach dem geltenden Recht wird eine Verbrauchs steuer
von
20 Mark
Zuckers erhoben,
der,
für
100
kg Nettogewicht
des
aus inländischm Rüben gewonnen,
zum freien Verkehr im Inland
gelangt.88
Von Zucker
abläufen (Syrup, Melasse) kann die ganze oder eine er
mäßigte Steuer erhoben werden, wenn der Bundesrat dies
verordnet; solche Verordnungen unterliegen jedoch der end gültigen Entscheidung des Reichstages.87
88 Bertrag v. 8. Mai 1841,1 (Pr. GS. 151). |
88 ZStG. §§. 1, 2, 3. 87 ZStG. §. 2 Abs. 3 u. 4.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches.
§. 48.
765
3. Außerdem ist noch eine Betriebssteuer eingeführt durch die Novelle von 1896, welche erhoben wird von dem in
einer Fabrik durch die Steuerbehörde abgefertigten Zucker; dieselbe beträgt bis 4 Mill, kg der Produktion für je 100 kg 0,10 Mk., bis 5 Mill, kg 0,125 Ml., bis 6 Mill. kg0,15 Mk.
und dann weiter
Ferner
steigend.
für je 1 Mill, kg um 0,025 Mk. an
wird
jede
für
ein
Fabrik
jährliches Kontingent durch die oberste behörde nach gesetzt,
näherer
Anordnung
des
bestimmtes
Landesfinanz
Bundesrates fest
dessen Überschreitung einen weiteren Steuerzuschlag
von 2,50 Mk. für 100 kg zur Folge hat; Fabriken, deren Produktion nicht kontingentiert ist, zahlen von ihrer ge samten
Produktion
Steuer.58
die
um
letzteren
Betrag
erhöhte
Die Betriebssteuer ist fällig, sobald der Kicker
die Fabrik verläßt und durch
den Fabrikinhaber zu ent-
richtm; Befreiung oder Vergütung findet dabei nicht statt.
giebt das Gesetz
Über die Kontingentierung
genaue Vor
schriften in §§. 70—76, unter Berücksichtigung derjenigen Fabriken, die selbstgebaute Rüben verarbeiten (§. 71 Abs. 3).
Das Gesamtkontingent beträgt für 1896/97 1700 Mill, kg; unter
gewissen
gesetzlichen Voraussetzungen
Erhöhung durch dm Bundesrat zulässig;
ist noch
eine
weiterhin erfolgt
die Festsetzung durch ben Bundesrat nach dm im Gesetz
gegebenen Normativbestimmungen.69 4. Die Errichtung von Zuckerfabrikm ist einer gesetzlich
geordnetm,
im Rahmm
sehr umfassendm Anzeigepflicht
und unter Beobachtung der * 36t®. §§. 65-69, über I die Ermittelung des Jahreskontingents §§. 72—73. I
gesetzlichm Vorschriftm über
•• ZStG. §. 75.
«M XII. Das Reichsfinanzrecht.
766
bauliche Beschaffenheit und die Einrichtungen von der
die
Genehmigung der Steuerbehörde abhängig.
Der Betrieb
unterliegt fortgesetzter strenger Beauffichtigung bei Tag und
eventuell durch amtlichen Ber-
Rächt durch Steuerbeamte,
schluß der Geräte
sowie des
gewonnenen
Zuckers,
oder
Untersagung des gesamten Betriebes.*" 5. Die Verbrauchssteuer wird
gung
des
Zuckers
aus
amtlichen
der
bei der Abferti
fällig
Kontrolle
in
der
Fabrik zum Übergang in dm freien oder sog. gebundenen Vetkehr.
Der Zucker wird
bei
diesem Anlaß,
für freien Verkehr bestimmt ist, amtlich verwogm, die Stmer bestimmt, zu beten
wmn er darnach
Bezahlung derjenige ver
pflichtet ist, der dm Zucker zum freien Verkehr erhält; der
Zucker hastet für die Stmer; gabe
der Anordnung
der
Stundung kann nach Maß
Stmerbehörde
Steuer verjährt binnen Jahresfrist.**
stattfindm;
die
über dm „gebun-
denm" Verkehr s. ZStG. 39. 6. Steuerfrei ist der Zucker, der unter Stmerkontrolle ins Ausland auSgeführt wird; ferner der gemäß Anordnung des
BundeSrats dmaturierte Zucker zur Viehfüttemng u. bergt;
bei Ausfuhr von Zuckerfabrikaten ins Ausland erfolgt Steuer-
vergütung nach näherer Bestimmung des Bundesrates.*" 7. Außerdem ist aber durch die Novelle von 1896 noch eine Exportprämie von 2,50—3,55 Mk. für 100 kg
festgesetzt für Zucker, der ausgeführt oder in einer öffent
lichen oder in einer Privatniederlage unter amtlichem Mit-
•° ZStG. §§. 7—35, 42. freiheit von Zucker, der bereits 81 ZStG. 88. 3, 4, 36—38. im freien Verkehr ist, findet nicht •* ZStG.8z.5, 6; über steuer- mehr statt, freie Niederlagen §. 40. Steuer-
Die einzelnen Fimmzqnellen des Reiche». §. 48.
767
Verschluß niedergelegt wird, wenn die Menge mindestens
500
kg
beträgt;68 die Zahlung erfolgt
der Ausfuhr oder Niederlegung.
6 Monate nach
Diese Prämie kann durch
den Bundesrat ermäßigt oder aufgehoben werd«,
wenn
die- in andern Ländern geschieht; hiefür 6ebarf es der Zu stimmung des Reichstag-; die Zuckersteuer ist dann ent sprechend zu ermäßigen."
8.
Die
Einzelstaaten
Erhebung
für
Zuckersteuer
der
die Reichskaffe,
erfolgt dmch
mit Abzug
die
von 4°/«
Verwaltungskosten an die Einzelstaaten. Defraudation88
S.
mit Geldstrafe de- vierfachen
ist
Betrage- der hinterzogenen Steuer, Betrage von 80 Mk.
bedroht.
mindestens aber im
Daneben sieht da- Gesetz
§§. 51—58 noch Ordnungsstrafen bis zu 1000 Mk. vor. Die Inhaber von Fabrik« hast« grundsätzlich für Ver
walter und
Gewerbegehilfe»; das Gesetz enthält hierüber
eingchende Spezialvorschriften.88 dürfen -der
die
zu
Zuckerfabrikation
ihrem
Vorteil
Rückfällige Defraudanten
nicht
mehr selbst
betreiben laffen;
Steuerbehörde Ausnahmen gestatten.87 gung
von Defraudationen
verjährt
weitigen Zuwiderhandlungen
Jahre.88
Im übrigen
doch
betreiben
kann
die
Die Strafverfol
in drei,
von
gegm da- Gesetz
ander
in eine«
komm« bezüglich des Verfahrens
die für die Zölle geltenden Vorschriften zur Anwendung.88 10. Dem Bundesrat find weitgehend« Vollmachten, sei
88 ZStS. 8§. 54 bis 56, 58.
Buch XII.
768
Das Reich-finanzrecht,
es zum Vollzug, sei «S zur Erleichterung des Gesetzes er teilt.'"
IV.
1.
Die Biersteuer." Die Steuer von inländischem Bier wird im Reiche
erhoben nach Maßgabe des G. v. 81. Mai 1872 (RGB. 153),
welches
jedoch
die
für
Elsaß-Lochringen —
süddeutschen
dem
bayrischen
Staaten
sowie
Steuersystem
für
treten
hinzu die weimansche Enklave Ostheim und die koburgische Enklave Königsberg — nicht gilt.'"
Demgemäß
bestehen
für die Biersteuer im Reichsgebiete fünf Verbrauchs
steuergruppen, bereit jede ihr eigenes Steuersystem hat
und demgemäß bei der Einfuhr von Bier aus einer anderen
Gruppe
Binnenzölle unter
abgabe" «hebt."
der
D« Versuch
Bqeichnung
„Übergangs
d« Reichsregierung,
eine
Brausteu« nach dem Must« des schr viel einträglich«en und zweckmäßigeren bayrischen Systemes zu erzielen, ist bis
jetzt am
Widerspruch
des Reichstages
gescheitert."
zahlreichen Vollzugsv«ordnungen zum Gesetz sind
Die
jetzt zu-
sammengefaßt in d« VollzB. v. 5. Juli 1888 (CBl. 677).
D« Vorbehalt für Sachsen-Meiningm, Sachsen-KoburgGotha und Reuß ä. L., eine höhere Brausteu«, als welche das Gesetz
gestattet,
zu «heben und den Mehrbetrag zu
70 ZStG. §§. 2, 6, 7, 18, 40, 66, 74, 75. 71 v. Aufseß 295ff.; der selbe in v. HoltzendorffS RLex. I 384; Wagner a. a. O. I, 620, in, 206; Laband H, 880f.; G. Meyer BerwR. II, 366ff.; v. Mayr in Stengels Wörterb. I, 240ff., II, 28; v. May in ConradS Handwörtttb. II, 550ff. j
” S. oben S. 732. '* S. dazu v. Aufseß 415ff., dort auch genaue Angaben über die Höhe dieser Übergangs abgaben.
74 v. Aufseß 307. (Gesetz entwürfe von 1875, 1879, 1880, 1881, 1892.)
Die einzelnen Finanzquellen des Reiche«,
g. 48.
769
dunsten der Landeskaffen zu verrechnen, ist feit 31. März 1878 dahingefallen.™ Die Brausteuer wird
2.
erhobm
von
nachbenannten
Stoffen, wenn sie zur Bereitung von Bier verwendet werden: a) Getreide, (Malz, Schrot u. s. w.), Reis (gemahlen
oder ungemahlen u. s. w.), grüner Stärke, d. h. von solcher,
die mindestens 30 Prozent Wasser enthält, mit 2; b) von Stärke, Stärkemehl (mit
Einschluß des Kar
toffelmehls), Stärkegummi (Dextrins und Syrup mit 8;
c)
von Zucker aller Art
Zucker),
sowie
von
(Stärke-,
Zuckerauflösungen
Trauben- u. s. w. mit
4 Mark pro
Zentner Nettogewicht.
Der
letztere Steuersatz
Malzsurrogaten erhoben,
wird
auch von
allen
Übrigen
jedoch ist der Bundesrat ermäch
tigt, diesen Steuersatz bezüglich einzelner Stoffe „nach Maß gabe ihres Brauwertes"
zu ermäßigen;
derartige Anord
nungen bedürfen aber der nachträglichen Genehmigung des
Reichstags.
Gemische verschiedener Stoffe werden nach dem
höchsten Satz, der für einen dieser Stoffe besteht, besteuert.™
Den angegebenen Steuersätzen
auch dann, wenn
unterliegen jene Stoffe
sie zur Essigbereituug bienen, sei eS in
eigenen, sei eS in mit den zur Bierbereitung dienenden ver-
bundenm Anstalten,
falls der Essig zum Verkauf oder zu
gewerblichen Zwecken bestimmt ist. 77 Die Steuer kann
auch
durch Übereinkommen mit der
Steuerbehörde für einen bestimmten Zeitraum fixiert werden.78 ’• BrauStG. §. 44 Abs. 2. G. Ordnungen d. BR. v. Aufseß ».26. Dez. 1875 (RGB. 377), v. 298 f. 28. Dez. 1876 (RGB. 237). 77 BrauStG. §. 2. 11 »rou6t®. §§. 1, 3. Vgl. 78 BrauStG. §. 4; da-u über die hiezu ergangenen Ber» v. Aufseß 300f. über die hie-u Zar», Staat-recht II. 2. «ufl.
770
Buch XDL
Das Reichsstnanjrecht.
Die Bereitung von
wenn dieselbe nicht in
Bier als Haustrunk ist besonderen Anlagen und
steuerfrei,
nur für
Haushaltungen von nicht mehr als 10 Personen über 14
Jahre erfolgt; doch bedarf es für solche Privatbierproduktion immer
besonderer
staatlicher Genehmigung,
die Bierver
käufern überhaupt nicht erteilt werden darf.*79 80 81 * Die Einschätzung der Steuer erfolgt
bei
dem Akte der
Einmaischung;89 demgemäß ist über Tag und Stunde dieses Aktes, sowie über das Quantum des zu produzierenden
Bieres
und die zu verwendenden Surrogate8' der Steuer-
stelle genaue Anzeige zu erstatten, sei es in jedem einzelnen
Falle, sei es im voraus
für einen größeren Zeitraum.88
Die Einmaischungen dürfen
und regelmäßig
nur
in
gesetzlich nur an Wochentagen
Gegenwart eines Steuerbeamten
«rfolgm;88 von Oktober bis März dürfen dieselben von 6, in beit übrigen Monaten von 4 Uhr morgens ab bis 10 Uhr
abends geschehen.
Die Steuer ist zu entrichten nach Maß
gabe der beim Einmaischungsakte vom Steuerbeamten vor
zunehmenden Verwiegung des Braumateriales; jeder Brauer muß das zu diesem Behufe erforderliche Material an Maßen
und Gewichten vorrätig halten.84 Bei der Ausfuhr
des Gesetzes wird ©teuet gewährt;85
von Bier
aus dem Geltungsbereich
eine Rückvergütung
für
die
entrichtete
auch dann darf eine Rückerstattung der
ergangenen Beschlüffe des Bun-
88 BrauStG. §§. 16—18.
88 BrauStG. §§. 19, 20. 79 BrauStG. §§. 5, 9 Abs. 3. 84 BrauStG. §§. 12, 20916s. 2. 80 Ausnahmen sind nur ge stattet nach BrauStG. §. 22. _ 86 BrauStG. §. 6; v. Auf81 Genaue Detailvorschriften ? hierüber BrauStG. §. 18. ,eB *1ulb
Di« einzelnen Finanzquellen bei Reiches,
g. 48.
771
erlegten Steuer ausnahmsweise erfolgen, wenn die zur Ein-
maischung bestimmten Stoffe untergegangen oder unbrauch bar geworden sind, oder wenn sonst wegen unvorhergesehener Hindernisse
die
deklarierte Bierbereitung
nicht
stattfinden
konnte.88 bezüglichen Fordemngen ver
Die auf die Brausteuer
jähren
binnen
Jahresfrist
vom Tage
des
Eintritts
der
Zahlungsverpflichtung mt.87 3.
Die Brauereiräume, der Brauereibetrieb und die zur
Brauerei dienenden
Gefäße unterliegen einer
umfassenden
und durch das Gesetz aufs genaueste geregelten Staatskon
trolle,88 welche auf Grund der vorgeschriebenm Anzeige über jene Punkte geübt wird; auch jede Veränderung in Beziehung
auf die Räume oder den Betrieb ist anzuzeigen. Die Brauräume und Aufbewahrungsorte für Braustoffe dürfen von den Steuerbeamten jederzeit revidiert und bei ge
gründetem Verdacht
einer Defraudation
auch vollständige
Haussuchung« nach Maßgabe der allgemeinen gesetzlich« Vorschriften vorgenommm werden.88 Die Gefäße werben amtlich numeriert und, „wenn thun,
lich", noch mit einer besonderen Bezeichnung verseh«; auch kann
eine Vermeffung angeordnet
werd«;88 die Vorräte
an Braustoffm dürfen nur „an bestimmt«, ein- für allemal vorher
anzuzeigmd« Ort«"
Zuckersurrogate,
die zur
aufbewahrt werd«;87
über
Bierbereitung verwmdet werd«
soll« (§. 1 Ziff. 5 u. 6.), ist überdies genau nach Anweisung
■ »rauStG. §. 7.
87 »rauStG. §. 8. * »rauStG. §. 9 ff.
» »rauStG. §§• 9, 28—25, 13 Abs. 5. •» VrauStS. S. 11. »' »rauStG. §• 18. 49*
772
Buch XLL
Da- Reichsstnanzrecht.
der Steuerbehörde Buch zu führen und diese Buchführung
von Amts wegen fortlaufend zu kontrvllierm.98 4.
Wer Stoffe der oben bezeichneten Art zum Brauen
verwendet, ohne die gesetzliche Anmeldung zur Brausteuer
bewirkt zu haben, ist der Defraudation schuldig;98 dieselbe
wird mit dem vierfachen Betrage der defraudierten Steuer, mindestens aber 30 Mark Geldstrafe geahndet; der defraudierte Steuerbetrag ist überdies nachzubezahlen."
Der erste
Rückfall ist mit der Geldstrafe des achtfachen Betrages der defraudierten Steuer, mindestens aber 60 Mark, jeder wei
tere mit Gefängnis bis zu 2 Jahren,
ausnahmsweise bei
mildernden Umständen mit Hast oder Geldstrafe nicht unter
dem Doppelten der ersten Rückfallsstrafe zu ahnden.99 welchem
Einzelstaat die
Bestrafung erfolgte,
Begriff des Rückfalls gleichgültig;
In
ist für den
Rückfall liegt nicht vor,
roemt seit Abbüßung oder Erlaß der letzten Strafe 3 Jahre
verfloffen sind.98
Andere Kontraventionen gegen das Gesetz
oder die Bollzugsvorschriften zu 150,
find
mit Ordnungsstrafe
bis
ausnahmsweise bis zu 600 Mark zu bestrafen.97
Die Strafverfolgung wegen Defraudation verjährt in drei,
wegen anderer Kontraventionen in einem Jahre vom Tage der Begehung an.98
Die im Gesetz angedrohten Geldstrafen treffen den Schul digen, gleichgültig, ob derselbe Prinzipal oder nur Gehülfe ist;
Prinzipale
hasten
für
ihre Verwalter und Gehülfen mit
98 BrauStG. §. 34. 99 BrauStG. §. 14. 97 BrauStG. §§. 35, 36, 37 98 BrauStG. §. 27, dazu die Spe^ialbe^immungen §§. 28,29: Abs. 2. Über die Umwandlung der Geld- in Freiheitsstrafen »täutStd.' §§. 30-32. BrauStG. §. 39. 98 BrauStG. §. 40. 98 BrauStG. §. 33.
Die einzelnen Ainanzquellen de» Reichet. 8» 48. ihrem gongen Vermögen,
778
ihnen bei der Bestellung
falls
oder Beaufsichtigung eine Nachlässigkeit zur Last fällt, und von
dem Schuldigen die
getrieben werden
kann;
verhängte Geldstrafe nicht ein
jedoch
bedarf es in solchem Falle
eines besonderen, dm Prinzipal verurteilenden
Erkenntnisies;
gerichtlichm
anstatt diese subsidiarische Haftung in An-
roenbung zu bringen, kann die Stmerbehörde auch die ent»
sprechmde Freiheitsstrafe gegen
Die Geldstrafm
lassen. ”
dm Schuldigm vollstreckm
fallen
in die Landeskassen.100
Die Zollgesetze sind zu analoger Anwendung zu bringen.101
5.
Der Ertrag der ©teuer fließt in die Reichskaffe nach
Abzug der auf Gesetz oder Verordnung beruhmdm Ermäßigungcn und Rückvergütungen, der Rückerstattungen für un
richtig« Erhebungm und von
15
Prozent
nahme zur Deckung der Verwaltungskostm
der Bruttoein
für die Einzel-
staatm.l0e
V.
Die Branntweinsteuer.*"
Die Branntweinsteuer wurde zuerst erhobm nach Maß
gabe des
norddmtschm Bundesgesetzes v. 8. Juli
(BGB. 384),
1868
dessen Vorschriften in Preußen im wesent
lichen bereits seit 1820 galten.
In Elsaß-Lothringen wurde
das Gesetz eingeführt durch Spezialgesetz v. 16. Mai 1878
(RGB.
111).
Dagegen
für Bayern,
- BrauStG. §. 38. BrauStG. §. 41 Abs. 2. •oi BrauStG 88 41 «bs-1,42. — R«. Art. W. v. Aufseß 307ff., 326ff., derselbe in v. Holhendorffs RLex. 1,414; Waanerl, 616,111,205; Sebenb ti, 875 ff.; G. Meyer
Württemberg
und
LerwR. II, 370 ff.; v. Mayr in StenaelS Wörterb. I, 232ff.; ErgB. I, 11 ff., II, 27 ff.; Wolf in Conrads Handwörterb. H, 714 ff.; sowie Kommentar« von Stämmler, Trofeu. a. Die historische Entwickelung charakte risiert v. Aufseß 307, 311,326.
9u$ XTI.
774
Xcü^ifhktnjtt^L
Baden galt das Gesetz nicht.'"
Durch §. 70 des G. v.
24. Juni 1887 bezw. §. 40 des G. v. 16. Juni
1895
ist nunmehr diese Gesetzgebung auf das ganze Reich ausgeMpit worden,
mit Abänderungen durch die §§. 41—43
d«S G. v. 24. Juni 1887, sowie durch Art. II des G. v. 8. Juni 1891.
Zu dieser älteren Gesetzgebung ist nunmehr
daS G. v. 24. Juni 1887 (RGB. 253) hinzugetreten, nebst Novellen v. 7. April 1889 (RGB. 49), 8. Juni
(RGB. 838),
1891
16. Juni 1895 (RGB. 265), zu letzterem
Gesetze VollzV. v. 27. Juni 1895 (CBl. 227), v. 4. Juli
(CBl.
1895
267).
Infolge der verschiedenen Novellen
erfolgte eine Neuredaktion, publiziert RGB. 1895,
Gesetzgebung
Diese
bildet
deutsamen Markstein in
zugleich
einen
höchst
276.
be
der Geschichte des Reichsfinanz
rechtes. 108 Die Steuer ist danach einmal eine Rohmaterial steuer nach Maßgabe der einer Revision unter worfenen
älteren Gesetzgebung,
hohe Berbrauchsabgabe von dem
gebrachten Branntwein,
endlich
sodann eine in
Verkehr
eine Brenn
steuer. A.
Die Materialsteuer.'"
1.
Die Steuer ist in landwirtschaftlichen Brmnereien
und den Rübenbrennereim"" eineMaischbottichsteuer, und
zwar werdm
1,31
Mark
für jedes Hektoliter des
w Behufs der erforderlichen 1 BranntwStG. §. 41 (so wird im
Die einzelnen Finanzquellen de- Reiches.
6» 48»
775
Rauminhaltes der Maischbottiche bei jeder Einmaischung er-
hoben. "s
kleine landwirtschaftliche Brennereien genießen
eine Ermäßigung des Steuerbetruges.109
2.
Diejenigen Brennereien dagegen, welche nichtmehlige
Stoffe verarbeiten, zahlen die Steuer als reine Material
steuer, und zwar von eingestampften Weintrebern, Trebern von Kernobst 25 Pfennige für das Hektoliter, von Kernobst
35 Pf., von Beerenftüchten 45 Pf., von Brauereiabfällen, Hefenbrühe,
50 Pf.,
gepreßter
Weinhefe
von Trauben-
und
aller
Art
Weinhefen
und
Wurzeln
oder Obstwein,
Steinobst 85 Pfennige für das genannte Quantum; auch hier bestehen Erleichterungen für kleinere Brennereien.
Auch
kann unter bestimmten gesetzlichen Voraussetzungen sowohl bei
der Maischbottich-
Fixation
der Steuer
als
von
bei
der Materialsteuer
eine
vornherein durch die Steuer
behörde eintteten. "o
folgenden das Ges. v. 24. Juni 18Ö7 in der Redaktion v. 1895 zitiert). G. Meyer II, 374; v. Aufseß 312. — Als »land wirtschaftliche" Brennereien gal ten früher diejenigen, die nur v. 1. Nov. bis 16. Mai im Be triebe find, nur selbstgewonnene Produkte verarbeiten und in einem Tage nicht mehr als 1030 V, Liter Bottichraum bemaischen; jetzt — seit 1891 — find als solche anzusehen die jenigen, welche während des ganzen Bttriebsjahres aus schließlich Getreide oder Kar toffeln verarbeiten, bei deren
Betrieb die sämtlichen Rück stände in einer oder mehreren dem Eigentümer oder Brennerei besitzer gehörigen Besitzungen verfüttett werden, und der er zeugte Dünger vollständig auf dem dem Brennereibefitzer ge hörigen Grund und Boden ver wendet wird. 108 BranntwStG. §. 41, II, verb. G. v. 1868, §§. 1, 3. 109 S. die genaue Feststellung der hiefür maßgebenden Grund sätze BranntwStG. §. 41 Nr. II. 110 BranntwStG. §. 41, in, IV, verb. G. v. 1868 §§. 4, 12.
776
Da« Aeichsstnanzrecht.
Luch XU. 3.
Steuerpflichtig
ist der Brenner.
Die Steuer ist,
fall« nicht durch die oberste Finanzbehörde Kredit gewährt
wurde,
spätestens am letzten Tage desjenigen Monats zu
entrichten,
in
welchem
ein Brennereibetrieb stattgefunden
Ein Erlaß der Steuer darf nur erfolgen, wenn
hat.'"
eine unvermeidliche Unterbrechung des Betriebes eingetreten
oder bereits versteuerte Maische unbrauchbar geworden ist111 Außerdem wird bei Ausfuhr von inländischem Branntwein
eine Rückvergütung
mtrichtete Steuer
für die
ebenso bei Verwendung des Branntweins zu
gewährt;
gewerblichen,
Heil-, wiffenschaftlichen, Putz-, Heizungs-, Koch- und Be-
leuchtungszwecken nach Maßgabe der vom Bundesrat hier über getroffenen Anordnungen;""
diese sind enthaltm in
dem Regulativ des Bundesrates v. 8. Dezember 1892 betr.
Steuerfreiheit
die
des
Branntweines
zu
gewerblichen
Zwecken (CBl. 1892, 667, 694), über die Denaturierungs
mittel V. d. BR. v. 21. 14. Juli
1896
(CBl.
Juni 1888, 5. Dez.
1888, 227;
1889,
1889, 589; 1896,
386); Branntwein-Reinigungsordnung v. 9. März 1893 (CBl.
abgeändert
48),
17.
Juli
1895
(CBl.
304),
Branntweingebührenordnung v. 17. Juni 1892 (CBl. 423).
Alle
Branntweinsteuerforderungen erlöschen in Jahresfrist
vom Zeitpunkt der Fälligkeit.114 Voraussetzung der Steuerfreiheit ist jedenfalls Denatu rierung, d.
i.
Unbrauchbarmachung für den menschlichen
Genuß.""
1,1 ®. v. 1868 §. 12. I "» '» G. v. 1868 §. 14, vb. ß. 23 BranntwStG., dazu v. Auf 1,6 seb 319. , (CBl.
BranntwStG. 8. 41, V. G. o. 1868 §. 15. V. d. BR. v. 8. Dez. 1892 694).
Die einzelnen Finanzquellen deS Sketche», 4.
§. 48.
777
Zum Zwecke der Durchführung dieser Steuer ist durch
das Gesetz den Staatsbehörden ein weitgehendes Kontrollrecht
gegenüber Branntweinbrennereien eingeräumt. Der Betrieb von solchen darf
überhaupt nur erfolgen auf Gmnd vorheriger
Anmeldung, welche insbesondere ganz genaue Angaben über die zu
benutzenden Geräte und Räumlichkeiten, sowie ben
Betriebsplan enthalten muß;1,6 die Kontrollvorschriften be
züglich
der Geräte,
des Betriebes, sowie die Vorschriften
über die Rechte und Pflichten der Steuerbeamten entsprechen
im wesentlichen den oben über die Brausteuer angegebenen. Auf diejenigm Brennereien, die die Steuer nicht als Roh materialsteuer entrichten,
modifizierter Weise, einer
fixierten
finden diese Vorschriften nur in
auf diejenigen, welche die Steuer in
Pauschalsumme
entrichten,
gar
keine An
wendung.
Außerdem können generell der Bundesrat, sowie auch für ihr
Gebiet
die
Landesregierungen
Betriebserleichterungen
gestatten.117
5.
Defraudation liegt vor, wenn „eine Gewerbshandlung
von deren Ausübung die Entrichtung der Branntweinsteuer abhängig ist", vorgenommen wird, ohne daß dieselbe in dem
eingereichten Betriebspläne angegeben
ist
oder unter
einer
solchen Abweichung von letzterem, daß darin eine Verkürzung der Steuer liegt.118
Die Strafvorschriften über Defraudation
entsprechen gleichfalls im allgemeinen den für die Brausteuer
angegebenen, doch ist die zweite Rückfallstrafe nicht Freiheits-
»« BranntwStG. §. 42, V, ’«• @.ö.l868§.50ff.; e.Äuf. »b. G. v. 8. Juli 1868. seß 320ff. 1,7 BranntwStG. §. 40.
Buch HI
778
Da« Reich-stnan-recht.
straf«, sondern Geldstrafe im sechzehnfachen Betrage der de-
fraudierten Steuer,
überdies zieht die erste Rückfallstrafe
gesetzlich dm Verlust des Brmnereirechtes auf 3 Monate,
die zweite auf immer nach sich."*
Werden Brauerei und
Brmnerei zusammm betrieben, so darf für die letztere, falls
die Braustmer nicht für das betreffende Geschäft fixiert ist, nicht reines Malzschrot verwmdet roetben, außer zum Brennen von Branntwein aus Kartoffeln, aber auch in diesem Kalle
nur auf Grund besonderer Anmeldung und unter Kontrolle
der Steuerbehörde.'2* Über Kontravmtionm, welche nicht unter den Begriff der Defraudation fallen,
sind
genaue Detailvorschriften
unter verschiedenartiger Abstufung der Strafsätze im Gesetz mthaltm.121 * 120
Die Haftung für Stellvertreter ist beim Brmnereibetrieb die nämliche wie beim Brauereibetrieb."2
6.
Die Steuer fließt in die Reichskaffe
mit Abzug
von 15 °/o (RV. Art. 38) für die Einzelstaaten, und zwar
10 °.'o für die Kontrolle und 5 °.'o für die Erhebung. B.
Die Verbrauchsabgaben22 *
Außerdem wird vom Branntwein die durch das G. v. 24. Juni 1887 124
eingeführte hohe Verbrauchsabgabe er
hoben.
1.
Diese Steuer wird erhoben von dem zum mensch-
lichm Gmuß bestimmten, zum fteim Verkehr im Inland«
G. v. 1868 §§. 52, 53. I *« v. Aufseß 329ff. 120 G. v. 1868 §. 32, verb. 124 Die Regulative zur AusBrauStG. §. 15. ’ führung des Gesetzes s. CBl. 121 G. v. 1868 §§. 57—65. : 1887, 351 ff., 419 ff., nebst ver122®.0.1868 ß.66; v. Aufseß schiedenen Nachträgen. 323.; dazu BranntwStG. §. 40. ■
Die einzelnen Finanzquellen be» Reiche». überführten
Branntwein;
sie ist
§. 48.
779
zu entrichten von dem
jenigen, der den Branntwein zum freien Verkehr erhält, und ist fällig, sobald derselbe aus der steuerlichen Kontrolle ent lasten wird.125
2.
beträgt
Die Steuer
50 Pfennige
für
den Liter
teilten Alkohols von einer Gesamtjahresmenge, welche 4 Vs Liter für den Kopf der Bevölkerung nach Maßgabe der letzten
Volkszählung nicht übersteigt;126 von dem Mehrbetrag 70Pfm-
nige; das Verhältnis dieser beiden Gruppen ist zuerst ins gesamt festzustellen, welche Feststellung alle fünf Jahre einer Revision zu unterwerfen ist;127 sodann ist der Betrag auf die
einzelnen Brennereien zu verteilen, doch so, daß für Bayern,
Württemberg, Baden vorweg
3 Liter für dm Kopf
der
Bmölkerung zu dem niedrigen Stmersatze berechnet »erben, ein Recht, das als Ausnahmsrecht im Sinne von RV. Art. 78
Abs. 2 anerkannt ist; der Rest ist auf die übrige Brannt-
weinsteuergemeinschaft Verteilung gmaum
des
mtsprechmd
Kontingmtes
Anweisungm;128
zu verteilen.
giebt das
auch
Für die
Gesetz selbst die
diese Unterverteilung
ist
alle fünf Jahre zu rmidierm.129 3.
Eine erhöhte Verbrauchsabgabe wird erhobm von
dem Branntwein,
der
in Brmnereim gewonnen ist,
keine Rohmaterialstmer entrichten. werblichen, 180
die
Diese sind a) die ge
b) diejenigen landwirtschaftlichen und Ma-
terialstmer mtrichtmdm, die ihre Freilaffung von der Maisch-
1,6 BranntwStG. §. 3. | über die Kontingentsperiode i* BranntwStG. §. 1. > 1893/96 CBl. 1894, 23. xei BranntwStG. §. 1, Abs. 3.; 1,0 über die »gewerblichen* ,w BranntwStG. §. 2. Brennereien BranntwStG. §.42, “• Näheres hierüber bei G. s. obm S. 77410T. Nteyrr BerwR. II, 380, s. dazu -
Buch XLL
780
Das Xeichsfinanzrecht.
raum- bqw. Matenalsteuer erwirkt haben, c) diejenigen
landwirtschaftlichen Brennereien,
die pro Tag mehr als
1500 Liter Bottichraum bemaischen.
Der Zuschlag beträgt
20 Pfennige für den Liter reinen Alkohols, doch find Er
höhungen und Ermäßigungen zulässig; erhöhte Sätze schreibt
das Gesetz vor für landwirtschaftliche Brennereien, die für
den Tag mehr als 10 000 (bezw. 20 000) Liter Bottich raum bemaischen.
Ermäßigungen finden statt a) für land
wirtschaftliche Brennereien, die Getreide verarbeiten und in einem Jahre nicht mehr als 150 Hektoliter reinen Alkohols
erzeugen,
b) für gewerbliche Brennereien, die vor
1. Apil 1887
dem
bestanden haben und an einem Tage nicht
mehr als 10000 bezw. 20 000 Liter Bottichraum bemaischen,
c) für Brennereien, welche der Materialsteuer unterliegende Stoffe verarbeiten, von dieser Steuer aber auf Antrag frei-
gelaffen find und jährlich nicht mehr als 100 Hektoliter reinen
Alkohols
erzeugen.
Für kleine
auch ein Steuerpauschquantum
Brennereien
kann
für die Betriebszeit festge
setzt »erben.181 *
4.
Steuerfrei bleibt a) derjenige Branntwein, der
nicht in den freien Verkehr des Inlands kommt, sondern ins Ausland ausgeführt wird,
b) derjenige Branntwein,
der nicht zum menschlichen Genufle bestimmt ist, sondern nach erfolgter Denaturierung — die Bestimmungen hiefür
hat der Bundesrat zu erfassen — zu gewerblichen Zwecken,
zur Essigbereitung, zu Putz-, Beleuchtungs-, Koch-, Heizungs zwecken bestimmt188 ist; Branntwein oder Heilzwecken
181 Näheres §.13.
kann
zu wissenschaftlichen
vom Bundesrat steuerfrei gelassen
BrannttvStG.
181 BranntwStG. §. 1 Abs. 14, 5.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches. werden.
781
8- 48.
Ein Erlaß der Steuer bis zu 5 °/o kann nach
Bestimmung
näherer
gewährt
Bundesrates
des
werden
solchen im freien Verkehr befindlichen Branntwein, der
für
zum Zweck des Genuffes
unterworfen wird.188 *** erfolgen
nach
Ausfuhr
von
näherer
freien
einer weiteren Bearbeitung
Anordnung
Trinkbranntwein
sowie von Fabrikaten, aus dem
noch
Rückerstattung der Steuer kann
zu
Bundesrates
des
aus dem
Branntwein
deren Herstellung
Verkehr verwendet
ist184
der Steuer ist gegen Sicherheitsleistung,
Stundung
ohne Sicherheits
leistung nur bis zu drei Monaten, zulässig.'88 rung tritt
bei
freien Verkehr,
Verjäh
binnen Jahresfrist nach dem Fälligkeitstermin
ein.188
5.
Für das Verfahren bestehen genaue gesetzliche Vor
schriften.
Die Sammelgefäße, der
Destillierapparat
und
die dazu gehörigen Röhrenleitungen stehen entweder unter amtlichem Verschluß oder »erben durch einen Meßapparat,187 dessen
Aufstellung die Behörde
anordnet,
kontrolliert.488
Werden die Anordnungen der Behörde nicht befolgt,
kann der Betrieb untersagt werden;'88 hörde Geldstrafen
so
auch kann die Be
verhängen und die von ihr geforderten
Einrichtungen auf Kosten des Pflichtigen herstellen lasten;'4"
der nach Stärke und Menge'4' amüich festgestellte Brannt
wein
bleibt unter Steuerkontrolle
bis zum Eintritt einer
i« CBl. 1888, 459,1892,667,1 CBl. 1888, 80. 1895, 267, 507. BranntwStG. §6.5 -7,10. 184 BranntwStG. §. 12. 1,8 BranntwStG. g. 8. 188 BranntwStG. §. 8 «bs. 3., 148 BranntwStG. §. 81. Dazu B. d. BR. v. 27. Dez. 141 B. d. BR. v. 29. Mai 1889 1893 (CBl. 360). | (CBl. 321), v. 20. Roo. 1891 BranntwStG. §. 16. i (CBl. 341, dazu 1892, 667).
Buch Xll.
782
Du- Reichsfinanzrecht.
der gesetzlichen Berwendungsarten bezw. Zahlung der Ver
brauchsabgabe, eventuell kann er in eine öffentliche Nieder lage
oder unter
amtlichem Mitverschluß
in
eine Privat
niederlage gebracht werden.448
Für Brennereien,
Steuerpauschquantum bezahlen,
kann
die ein
von Kontrolleinrich
tungen abgesehen warben.148
6.
Defraudation wird mit der Geldstrafe des vier
fachen Betrages der defraudierten Steuer, jedoch mindestens
bei Unmöglichkeit
5 Mk.,
genauer Feststellung von 5 bis
10 000 Mk., bestraft; Rückfall zieht Verdoppelung, wieder holter Rückfall eventuell Gefängnisstrafe
nach sich.144 * * * Auch
für
bis zu 3 Jahren
andere Zuwiderhandlungen droht
das Gesetz Geldstrafen an.
Für Verwalter, Gewerbsgehilfen
und die am Betrieb beteiligten Hausgenoffen haften bezüg
lich der Steuer die Gewerbe-
und Handeltreibenden,
schließlich der Brennereibesttzer.146 wegen Defraudation
in den Fällen §. 18 Z. 1—8
wegen Stömng des Meßapparates verurteilt sind, weitere Ausübung des
Gewerbes
ein
Brennereibesitzern, welche
in
oder
ist die
eigener Person oder
durch dritte zu ihrem Vorteil zu untersagen,146 doch kann die Steuerbehörde Ausnahmm
gestatten.
zu Gunsten der Schuldigen
Die Strafverfolgung
jährt in drei,
bei
bei Deftaudationen
anderen Zuwiderhandlungen
ver
in einem
Jahre.'"
7.
Die Steuer wird von
den Einzelstaaten
erhoben
und fließt nach der Verfaffung in die Reichskaffe; nach dem
Vorbehalt jedoch in §. 29), dazu 148 BranntwStG. §. 11. G. v. 8. Juli 1868 §. 66. 148 BranntwStG. §. 13. 144 BranntwStG.§§. 17 ff. bis 144 BranntwStG. §.30. 38 sehr detaillierte Vorschriften. 147 BranntwStG. § 35. 146 BranntwStG. §. 32 (ein
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches.
gehört sie im
Gesetz
688 ff.,
bes.
783
ganzen Umfang zu den den Einzel-
auszubezahlenden
staaten
§. 48.
693);148
„Überweisungen"
die
(f.
Entschädigung
für
oben
S.
die Er
hebungskosten setzt der Bundesrat fest. C.
Die Brennsteuer.
1.
Außerdem hat das G. v. 16. Juni 1895149 nebm
den bestehenden Branntweinsteuern noch eine weitere Steuer
eingeführt als Zuschlag zur Verbrauchsabgabe für
alle Brennereien, die in einem Jahre mehr als 300 Hekto liter
reinen Alkohols
Produktion.
erzeugen, von dem Mehrbetrag der Steuer
Diese
beträgt
für
den
Hektoliter
zwischm 5 Pf. und 6 Mark, je nach dem Quantum des Mehrbetrages,
bei
und
landwirtschaftlichen
gewerblichen
Brennereim, die währmd des ganzm Betriebsjahres weder
Hefe erzmgm, noch Melaffe, Rübm oder Rübmsast ver arbeiten;
ebmso, jedoch in anderer Abstufung der Steuer
sätze nach dem Quantum,
in dmjmigm Brennereim, die
im Laufe des Betriebsjahres Hefe erzmgm, ferner in dm jmigm gewerblichen Brmnereim, welche im Laufe des Be triebsjahres Melaffe,
Rüben
oder Mbmsast verarbeitm,
mdlich in dm Materialbrmnereim; ein bis
3 Mk. für das
Hektoliter wird
Zuschlag von
ferner erhobm
1
bei
landwirtschaftlichm Brmnereim, die'Maischbottichstmer be-
zahlm, für die Produktion zwischm 16. Juni und 15. Sept., wenn an einem
Tage mehr
als 1050 Liter Bottichraum
bemaischt werden; mdlich wird unter bestimmten gesetzlichen
Voraussetzungen bei sehr großem Betriebe von gewerblichm Brmnereim, die Melaffe, Rüben oder Mbmsast verarbeitm.
148 BranntwStG. §. 39 im I 149 BranntwStG. Widerspruch zu 918. Art. 38. I bis 43d.
§§.
48a
784
Buch XIL
Das Reichsfinanzrecht,
ein Zuschlag von 15 Mk. für das Hektoliter reinen Alko
hols erhoben.
2.
Die Steuer ist zu entrichten vom Brennereibesitzer;
sie ist fällig, sobald die amtliche Feststellung der erzeugten
Alkoholmenge erfolgt ist.
3.
Stundung findet nicht statt.
Rückvergütung von
6 Mark erfolgt für das Hektoliter bei Ausfuhr ins Aus
land, sowie für Essigbereitung; die näheren Bestimmungen erfolgen durch den Bundesrat,
der die Sätze alljährlich zu
revidierm hat.
4.
Im übrigen gelten analog für die Brennsteuer die
Bestimmungen des Gesetzes über die Verbrauchsabgabe. §. 49.
Pke (injrsotn Kiuauzisuelke» des Kelche». 5.
Dir Leichsstempelstrurrn.
Die Verfaffung behält in Art. Reichssteuern einzuführen.
70 dem Reiche vor,
Das Reich hat von dieser
Kompetenz Gebrauch gemacht durch Einführung von Stem-
pelsteuern aufSpielkarten, Wechsel, Wertpapiere, Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäste, Lotterielose; dazu
kommt noch die statistische Stempelgebühr. juristische Gesichtspunkt ist beim Stempel'
Der
ein anderer als
bei der Gebühr; letztere ist Bezahlung für Benutzung einer
Staatsanstalt, ersterer reine Steuer bezw. Quittung über die Entrichtung einer solchen; Briefmarken und Stempelmarkm fallen somit finanzrechtlich unter ganz verschiedene
Gesichtspunkte.
1 Vgl. E. Meier in v. Holtzendorffs RLex. III, 783.
Die einzelnen Finanzquellen brt »eiche».
785
§. 49.
Die einzelnen Stempelsteuern,* welche da» Reich er
hebt, find: I.
Der Spielkartenstempel.*
1.
Gemäß dem G. v. 3. Juli 1878 (RGB. 133), dazu
BollzB. d. BR. v. 6. Juli 1878 (CBl. 403) nebst ver
schiedenen Nachträgen, wird von allen Spielkarten, aus genommen
nur die als
Kinderspielkarten,
als
abgestempelte
eine
Oblaten
eingerichteten
Stempelsteuer
Karim dürfm
nicht
erhoben.* bmutzt
und
die
Andere roetben.6
Die Erhebung des Stempels geschieht durch die Zoll- und
Stmerbehördm; * ebenso erfolgt die Kontrolle wie bei dm Zöllm.
Die Steuer fließt in die Reichskaffe; jedoch er-
haltm die Einzelstaatm zur Deckung der Berwaltungskostm 5 °/o der in ihrem Gebiete erzieltm Einnahme.7
Für die
Zollexklaven, für die das Gesetz grundsätzlich auch gilt, be hält das Gesetz besondere Vorschriften vor, die auch er-
laffm routben.8
• Die Stempelsteuer, welche auf Grund de» G. v. 8. Juni 1871 (RGB. 210) von aus ländischen Jnhaberpapieren mit Prämien zu erheben war, bildet keine dauernde Einnahme quelle des Reiche». Der Umlauf von solchen Wertpapieren, falls nicht die Abstempelung bi» zum 15. Juli 1871 erfolgt war, ist im Reiche überhaupt verboten, «gl. Laband bei Hirch 457'. » Laband II, S0«ff.;v.Auf seß 346ff.; Hoyer 58-76; G. Meyer II, 394ff.; Jacob in Stengel« Dörterb. II, 470 ff., Zorn, «taottrecht II. 8. Aufl.
v. Heckel in Conrads HandwSrterb. V, 814ff. 4 SpielkStG. § 1. BollzB. I, über den Begriff Spielkarten s. CBl. 1882, 342. 6 SpielkStG. §. 24, dazu Regulativ v. 6. Juli 1878 (CBl. 408) u. B. v. 15. April 1879 (CBl. 286). « SpielkStG. §§. 21, 22, BollzB. I, das Verzeichnis der zur Abstempelung berechtigten Stell« CBl. 1880, 669. ' SpielkStG. §. 23. • SpielkStG. §. 26; dazu die sehr detaillierten Borschriftm BollzB. V; Laband II, 908. 50
DaS Reich-finimzrecht.
Buch XU.
786
Der Stempel beträgt 30 Pfennige für jedes Kar-
2.
tmspiel von
jedes
36 oder weniger Blättern,
andere Spiel.'
Spielkarten,
50 Pfennige für
welche unter amtlicher
Kontrolle ins Ausland ausgeführt werden, sind steuerfrei;10 ***
von Spielkarten,
welche vom Ausland
eingeführt werden
und welche zum Verbrauch im Reiche bestimmt find,
außer dem zu entrichtenden Zoll noch bezahlt
»erben.11 * * Die *
muß
die Stempelabgabe
Abstempelung
gegen
Entrichtung
der Steuer durch den Fabrikanten hat bei allen Karten zu erfolgen, bevor dieselben in Verkehr gesetzt werden;" be
züglich
der
im
Inland
Kreditierung der Steuer nahmefällen
Für
fabrizierten
bis zu
Karten
kann
jedoch
3 Monaten und in Aus
sogar vollständiger Erlaß gewährt werden."
die Kreditierung
gelten die bezüglich
der ZollkrÄite
erlaffenen Vorschriften.
3.
Zur Durchführung des Gesetzes hinsichtlich der im
Inland fabrizierten Karten Errichtung und
find genaue
Vorschristm über
Betrieb von Spielkartmfabriken gegeben;
die Errichtung von solchen darf nur an Orten erfolgen, wo sich eine zur Wahrnehmung der steuerlichen Aufsicht geeig
nete Zoll-
oder Steuerbehörde befindet," und die Räume
für den Betrieb
müssen
ausdrücklich
Staats
von
für neu zu wegen
errichtende Fabriken
genehmigt
fein;16
alle
• SpielkStG. §. 1 Hbf-1; dazu ' 15. u. 24. April 1879, 15. Juli «. b. BR. v. 11. Roo. 187811879 (CBl. 1878, 614, 1879, (EBl. 623). 286, 327, 489). 10 SpielkStG. §. 1 Hbf. 2. " SpielkStG. §. 7. BollzB. " SpielkStG. 8. 3: dazu IV. §§. 11, 12. BollzB. III. " SpielkStG. §. 4. " SpielkStG. 8. 2. BollzB. I » SpielkStG. §. 5; dazu II, ferner L. v. 2. Rov. 1878, | das ausführliche Regulativ detr.
Die einzelnen Finanzquellen M Reiches,
787
g. 49.
ÄartenfoBrifen stehen unter fortgesetzter Staatskontrolle und
können jederzeit revidiert werden; ebenso können solche Re visionen
behufs
bet den Händlern
Kontrolle,
die
ob
mit Kartenspielen
stattfinden
dem
gesetzlichen
Karten
mit
Stempel versehen find.16 4. Ungestempelte Karten unterliegen der Einziehung in
Außerdem verfällt
jedem Falle. gestempelte
Karten
feilhält,
derjenige, welcher unge-
veräußert,
verteilt,
er
wirbt, damit spielt oder wissentlich in Gewahr sam hat, ebenso Gäste halten",
Wirte und
wenn
„andere Personen,
wAche
in ihren Wohnungen oder Lokalen
mit ungestempelten Karten gespielt und nicht nachgewiesen
daß dies ohne ihr Wiffm geschehen sei,
wird,
strafe von
30 M«ck;"
treibt die Person,
in Geld
welche unge
stempelte Karten feilhält, veräußert oder wissentlich in Ge hat,
wahrsam
Handel
mit
Spielkarten,
Mindestmaß der Strafe 500 Mark.18
so
ist
das
Außerdem enthält
das Gesetz noch besondere Strafbestimmungen wegen ander weiter Kontraventionen.19 Für Diener, Lehrlinge, Gewerbs
gehilfen , Gesinde und Familienglieder haften Fabrikanten
und Händler subsidiarisch strafen;
gegen wurde,
bqüglich der verwirkten Geld
wird nachgewiesen, daß von solchen ein Bergehen
das
so
Gesetz
ohne
Wissen
des
Prinzipale-
verübt
hat letzterer nur die Steuer nachzubezahlen.10
den Betrieb der Spielkarten- 8. 275 Z. 1, für den wissent fabriken v. 6. Juli 1878 (EBl. lichen Gebrauch von falschen 406) nebst Nachtrag v. 7. Lug. Stempelmarten. » Spieltet®, tz. 12. 1879 (CBl. 516). >' Spieltet®. §6. 6, 8, 9. '» Spieltet®. 5$. 18-16. 11 SpielkSt®. 8. 10; dazu * Spieltet®, z. 18. auch §9. 11, 12, ferner StGB. 50*
Buch XII.
788
DaS Reichsfinanzrecht.
Die Geldstrafen fallen an den betreffenden Landesfiskus.21 Die Strafverfolgung, sowie die Ansprüche auf die Steuer verjähren in drei Jahrm.22
Im
übrigen find die Zoll
gesetz« analog anzuwenden.28
n. Der Wechselstempel."
1.
Wechsel
unterliegen
im
Deutschen
Reiche
der
Stempelpflicht nach Maßgabe des G. v. 10. Juni 1869 zu welchem eine Novelle unterm 4. Juni
(BGB. 193),
1879 (RGB. 151) erging; zu ersterem Gesetze erließ der
Bundesrat
eine
umfaffende VollzB.
v. 13. Dez. 1869
(RGB. 691), welche jedoch jetzt in ihrem ganzen Umfang aufgehoben ist, und zwar ad I. durch B. v. 1. Februar
1882 (CBl. 26), II. durch B. v. 10. Juli 1881 (RGB.
245),
HI.
und
(RGB. 267).
IV.
durch
B.
v.
23.
Juni
1871
Durch diese reichsgesetzlichen Vorschriften
find alle landesrechtlichen Bestimmungen über die Abgaben von Wechseln aufgehoben.2"
Debit der
Die Ausführung des Ge
Stempelmarkm und
gestempelten
Formulare geschieht durch die Postanstalten.26
Die Steuer
setzes
durch
fließt in die Reichskaffe mit Abzug von 2°/o,
welche den
Einzelstaaten von der in ihrem Gebiete perzipierten Summe zur Deckung der Verwaltungskosten hinausbezahlt »erben.27
Demgemäß muß auch diese Steuer wie der Spielkarten-
11 SpielkStG. §. 19 Abs. 2. ” SpielkStG. §. 20. “ SpielkStG. §. 19 Abs. 1. “ v. Aufseß 338ff.(Abdruck des Gesetzes); La band bei Hirth 456. StR. II, 908 ff. ; G. Meyer II, 383; Landgraf in Stengels Wörterb. H, 872ff. * WechsStG. §. 25.
“ WechsStG. §. 22; über die Stempelmarken B. v. 22. Nov. 1881 (RGB. 271), über die ge stempelten Formulare B. vom 10. Juli 1882 (RGB. 122). 27 WechsStG. §. 27 (bis 1871 36 °/o, bis 1873 24 °/o, bis 1875 12°/o). Vgl. Laband bei Hirth 497.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiche», §. 49. stempel genau für jeden Einzelstaat berechnet werden,
789 was
bei den Post- und Telegraphengefällen nicht der Fall ist.
Auch
bayrischen und Württembergischen Postanstalten
die
haben den Betrag der Wechselstempelsteuer an die Reichs
kasse abzuführen. 2.
Dem Stempel unterliegen alle gezogenen und
eigenen Wechsel, ausgenommen die vom Ausland auf das Ausland gezogenen und nur im Ausland zahlbaren,
ferner die vom Inland auf das Ausland gezogenen, nur im Ausland und zwar auf Sicht oder spätestens inner
halb 10 Tagen nach dem Tage der Ausstellung zahlbaren Wechsel,
sofern
sie
remittiert werden.28
Ordre
an
(billets oder
ä
auf
Aussteller direkt
vom
ins
Ausland
Ebenso unterliegen dem Stempel die
Zahlungsversprechen
lautenden
ordre)
und
Kaufleute
die
von
Kaufleuten
ausgestellten
Anwei
sungen (Assignationen) jeder Art auf Geldaus
zahlungen, Akkreditive und Zahlungsaufträge, gegen deren Vorzeigung oder Auslieferung die Zahlung geleistet werden
soll, ohne Unterschied, ob dieselben in Form von Briefen
oder in anderer Form ausgestellt sind, ausgenommen nur 1. die als Barzahlung dienenden,
Platzanweisungen und Cheks,
auf Sicht zahlbaren
aber nur,
wenn sie ohne
Accept bleiben; andernfalls sind sie zu versteuern; 2. Accre ditive, welche bestimmten Personen einen Maximal- oder
unbegrenzten 3.
Banknoten
Kredit
und
zu
beliebiger
andere
Benutzung
Papiere
auf
den
anweisen;
Inhaber,
welche auf Sicht zahlbar und vom Aussteller auf sich selbst
* WrchsStG. §. 1.
Buch XII.
790
Da» Aeichsftnanzrecht.
Subjekive Befreiungen dagegen finden
ausgestellt find."
nicht mehr statt, und die bestehmden sind zu beseitigen."
8.
Die Abgabe beträgt 10 Pfennige bis zu 200, 20
bis 400, 80 bis 600, 40 bis 800, 50 bis 1000 Mark, sodann weitere 50 für jedes weitere Tausmd, wobei jeder Bruchteil
Lautet der Wechsel auf eine
als voll gilt.81
andere als Reichswährung, so erfolgt die Umrechnung ent« weder
nach
des
Maßgabe
vom
Bundesrat
festgestellten
Maßstabes oder, falls ein solcher nicht festgestellt ist, nach dem laufmdm Kurse.82
Der Verpflichtung zur Entrichtung der
Wechselstempelstmer wird genügt entweder durch Benutzung
gestempelter Formulare oder durch Aufkleben von Stempelmarkm; die näheren
wmdung
Vorschriftm über die Art der Ver-
dieser Marken
giebt
wenn diese befolgt find,
der Bundesrat,
Alle Personm, welche juristisch
Wechsels
beteiligt sind,
und
nur
gilt die Steuer als mtrichtet.88 an dem Umlauf des
haftm solidarisch für die Entrich
tung der Stempelabgabe;88 die Bezahlung hat zu erfolgen bei inländischen Wechseln,
ausländischen, Händm
gegeben
bevor
sie
werden,
bevor sie vom Aussteller,
vom
ersten
Inhaber
ausgenommen
aus
bei
dm
nur Versmdung
*• WechsStG. §. 24; dazu B. | dazu B. v. 1. Febr. 1882 (CBI. v. 23. Juni 1871 (RGB. 267).1 26).
Die einzelnen Finanzquellen des Äti^A A. 49.
791
oder Präsentation zum Accept bei noch nicht inländisch in dossierten Wechseln; in diesem Falle hat der Acceptant vor
der Rückgabe oder weiteten
Verfügung über den Wechsel
die Stempelsteuer zu
entrichten.88
plaren des nämlichen
Wechsels ist nur das zum Umlauf
Bei mehreren Exem
bestimmte zu versteuern, andere nur dann, wenn eine selb ständige Wechselerklärung,
adressen ,
auf dasselbe
ausgenommen Accept und Not
gesetzt wird; die Versteuerung hat
in diesem Falle zu erfolgen, bevor das Exemplar von dem Aussteller der Erklärung bezw. dem ersten inländischen In
haber aus der Hand gegeben wird.
Soll ein unversteuerte-
Duplikat bezahlt oder mangels Zahlung protestiert werden,
so ist zuvor die Versteuerung zu bewirken.88 Hat ein Wechsels
Vordermann die gesetzliche Versteuerung des
Unterlasten, so
ist jeder Hintermann verpflichtet,
dieselbe sofort nachzuholen, ehe er eine wechselmäßige Hand lung vornimmt.81 4. Die Hinterziehung der Wechselstempelsteuer wird mit
der Geldbuße des fünfzigfachen Betrages der hinterzogenen Abgabe bestraft, und zwar trifft die Strafe „besonders und ganz"
jede
an dem straffälligen Wechsel rechtlich beteiligte
Person und ebenso
inländische Makler und Unterhändler,
welche wistentlich einen solchen Wechsel verhandelt haben.88 Hat ein späterer Inhaber die gesetzliche Steuerverpflichtung erfüllt,
so werden dadurch die straffälligen Vordermänner
nicht befreit.88
Verwandlung der Geld- in Freiheitsstrafe
88 WechsStG. §§. 6, 7 «bs. 1. ” WechsStG. 8- 15 «bs. 1 u. 2; dazu auch bie Spezialbestim 88 WechsStG. zz. 8, 9, 10. mung in 8- 12. * WechsStG. U. 11. - WechsStG. 8 11 «. «.
Buch XIL
792
Das Rrichsfinanzrecht.
findet im Unvermögensfalle nicht statt, ebenso dürfen ohne
Zustimmung des Verurteilten, wenn derselbe Reichsange
höriger ist, Grundstücke zum Zwecke der Tilgung der Geld
strafe nicht subhastiert werden." Mangelhaftigkeit des Wechsels zur Zeit der Annahmeerkliirung bezw. Aushändigung befreit den Acceptanten bezw.
Aussteller eines trockenen Wechsels nicht von den gesetzlichen Die Geldstrafen fallen an
Folgen der Richtbesteuerung. 41
den
betreffenden
ziehungen der
Wechselstempelhinter
Landesfiskus.42
verjähren
im Zeitraum
des Wechsels
Ausstellung
fünf Jahrm
von
ab;
von
die Verjährung wird
durch' jede auf die Verfolgung der Hinterziehung gerichtete
unterbrochen.43
amtliche Handlung
Zollgesetze analog anzuwenden.44
für
die
übrigen sind die
keine
Strafvollstreckung
und
Strafverfolgung
Im
Die Landesgrenzen sind
Die Landesbehörden, denen die Beaufsichti
Schranken.43
gung des Stempelwesens obliegt, haben bezüglich des Reichs
wechselstempels auf
die
den Steuer-
ausüben,
ingleichen
mitzuwirken;
40 41 " 42
bei
als
WechsStG. WechsStG. WechsStG. WechsStG.
§. §. §. §.
wie
bezüglich
der
Reben
die richterliche oder polizeiliche Funktionen
Notare
Wechselproteste ausfertigen,
dem Protest
Rechte
Stempelabgaben.43
auch alle sonstigen Staats- und Kom
habm
munalbehörden,
nämlichen
beruhenden
Landesrecht
und
solche
Beamte, welche
zur Durchführung des Gesetzes
Wechselstempelprotesten
ist
sowohl
auf
auf dem hierüber aufgenommenen Proto-
15 Abs. 3. " WechsStG. 8. 18 Abs. 1. 16. ; 46 WechsStG. §. 19; jetzt 18 Abs. 2. j GBG. Tit. XIII. 17. | " WechsStG. §. 20.
Die einzelnen Finanzquellen bei Reiches,
§. 49.
793
koll ein besonderer Vermerk bezüglich bei Stempels zu
machen.47 in. Der Stempel auf Wertpapiere." 1. Durch G. v. 1. Juli 1881 (RGB. 185), dazu
Novelle v. 29. Mai 1885 (RGB. 171), beide jetzt ersetzt durch das Reichsstempelgesetz v. 2 7. April 1894 (RGB. 881), wurde eine Stempelsteuer eingeführt bezw. erhöht auf a) in und ausländische Aktien, Renten und Schuldverschreibungen, einschließlich bet sog. Jnterimsscheine, b) Schlußnoten unb Rech nungen über bie im Gesetz aufgezählten Geschäfte, c) auf Lotterielose, sowie Ausweise über Spieleinlagen bei öffmtlich veranstalteten Ausspielungen von Gelb- unb anberen Gewinnen. Die älterm Vollzugsverordnungen sind ersetzt durch B. b. BR. v. 27. April 1894 (CBl. 121 ff.) u. die B. e. 30. Juni 1896 (CBl. 174). Außerdem können noch die Handelsvorstände unter Zu stimmung ihrer Landesregierung reglemmtarische Anorbnungen über die Durchführung des Gesetzes erlaffm." Durch diese Reichssteuer sind alle lanbesrechtlichm Stempel- unb Umschreibungsgebühren unb Abgabm von Übertragungsvermerken von den im Gesetz aufgeführtm Zum G. v. 27. April 1894 bes. « WechsStG. §. 21. M Laband StR. n, 908ff., der Kommentar von Landgraf dort auch Angabe der zahlreichen (1894); über die Borgeschich.. ~ ‘ ächte auch Wag- des Gesetzes Landgraf 23ff. Kommentare. Bgl. am ner in, 209 ff.; v. Aufseß 48 RStempG. §.41 «bs.2; s.z. 349ff.; G. Meyer II, 387ff.; > B. die bei Landgraf 149sf.mitLandaraf in Stengels Wörterb.! geteilten Frankfurter und BerI, 227ff.; Friedberg in Con-! liner Bestimmungen, rads Handwörterb. II, 705 ff. I
Da- ReichSfinanzrecht
Buch Xsl.
794
Kategorieen von Wertpapierenu. dergl. beseitigt z 00 soweit
das Reichsgesetz dieselben nicht uusdrücklich vorbehält. 2.
Der Stempelsteuer unterliegen:51
A.
Aktien (Anteils- und Jnterimsscheine), und zwar
inländische mit 1 Mk. von 100, ausländische, wenn62 60 *61 sie im Inland
ausgehändigt,
veräußert,
verpfändet
wenn
oder
daselbst andere Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder
Zahlungen darauf geleistet werden, mit I2/- Mk. von 100
des Nennwertes; der auf Jnterimsscheine bezahlte Stempel
wird von dem Stempel für die gleichen Aktien abgerechnet;68 B.
Inländische
Renten-
für
den
Handelsverkehr
und Schuldverschreibungen
bestimmte
(auch Par
tialobligationen) — der Kapitalwert ist eventuell als 25fache
Rente zu berechnen — mit 40 Pfg. von
100;
Renten
und Schuldverschreibungen ausländischer Staaten, Korpo
rationen, Aktiengesellschaften,
industrieller Unternehmungen
oder andere Papiere dieser Art, die in den unter A) be
zeichneten
Handels-
und
Rechtsverkehr
gebracht
werden
sotten, mit 60 Pfg. von 100;64 * * *
C.
Inländische,
auf ben Inhaber lautende
Grund staatlicher Genehmigung 60 RStempG. §§. 5, 18, 30. 61 RStempG. §. 1, dazu der Tarif. Bgl.dazuLandgraf.56ff. Über ältere Aktien s. die Über« angsbestimmung in RStempG. . 6. Über Anmeldung und Be rechnung der Steuer BollzV. v. 1894 Rr. 2,3, über Abstempelung Nr. 4, zur ÜbergBest. des §. 6 s. Nr. 10. “ Über die Umrechnung bei ausländischen Werten s. BollzV. v. 1894 Nr. 3, Landgraf 158f.
S
und
auf
ausgegebme Renten-
und
w Tarif Ziff. 1, s. Landgraf 56ff. Über Abstempelung der Jnterimsscheine VollzB. v. 1894 Nr. 6, 7. M Tarif Ziff. 2. Über die sog. Genußscheine und ähn liche Wertpapiere giebt eine Anm. iu Tarif Nr. 1 u. 2 besondere Vorschriften; sie unterliegen einer festen Abgabe von 50 Pf., 3, 5 Mk.; s. Landgraf 64 ff., BollzB. v. 1894 Z. 1.
Dir einzelnen Finanzquellen de» Reiche»,
g. 49.
795
Schuldverschreibungen von Kommunen, Kommunalverbänden
einer,
mit
von
Korporationen
ländlicher oder städtischer
Grundbesitzer, Grundkredit- und Hypothekenbanken, Trans
portgesellschaften mit 2 Mk. von 1000;56 D.
Schlußnoten und Rechnungen in deutscher
Sprache und in Reichswährung ausgestellt über Kauf- und
sonstige Anschasfungsgeschäste über ausländische Banknoten,
Papiergeld, Geldsortm, sowie die obm unter A.—C. be zeichneten Arten von Wertpapierm, mit 20 Pfg. von 1000 des vereinbarten, eventuell des Börsen- oder Marktpreises,87 wobei die Zins-
und Gewinnanteilsscheine nicht gerechnet
werden; sowie über Kauf- und sonstige Anschasfungsgeschäste über Mengen von Waren, für welche Börsm-Terminpreise
notiert sind,88
falls diese Geschäfte unter Zugrundelegung
von Börsen-Usancen geschloffen werden (Loko-, Zeit-, Fix-,
Termin-, Prämien- u. s. w. Geschäfte), mit 40 Pfg. von 1000 des Preises; ausgenommen Geschäfte über Sachen
und Warm, die von einem der Kontrahmtm im Inland
erzeugt oder hergestellt find; diese find stempelfrei; E. Lose öffentlicher Lotterien, sowie Ausweise über
Spieleinlagm
bei
öffmtlich
veranstaltetm
AuS-
fpielungm von Geld- und anderm Gewinnm, ebenso Wett-
* Tarif Ziff. 3, f. Landgraf S8ff. - über Ausstellung der Schlußnoten genaue gesetzliche Vor schriften RStempG. §§. 10—14. Voll,«, v. 1894 Nr. 12. M über Bertragsurkunden an Stell« der SchlußnotenRStempG. 8. 15, über deren Abstempelung »oll,», v. 1894 Rr. 24.
M Amtliche Veröffentlichung hierüber erfolgt durch dm Reichs kanzler im EBl. auf Grund der «inzelstaatlichm Feststellung: Vollzugs», v. 1894 Rr. 14. »• Tarif Ziff. 4, s. Landgraf 80 ff. Über im Au-land ab geschloffene Geschäft« RStempG. 8. 7, über bedingte u. dgl. Ge schäfte 8- 8.
Buch XII.
796 einsätze
Das Reich-finanzrecht.
bei Pferdermnm u. dgl.
Nennwert sämtlicher Lose,
bei
mit
100 vom
10 von
ausländischen mit 50 Pfg.
für je 5 Mk. vom Preise des einzelnen Loses.60 61
Befreit vom Stempel" sind. Zu A. der
Wertpapiere von Aktiengesellschaften, die nach
Entscheidung
des
Bundesrates
ausschließlich
gemein-
nützigen Zwecken, und zwar auch für die minder begüterten
Volksklasien, dienen, den zur Verteilung gelangenden Rein gewinn statutengemäß auf höchstens 4 Prozent der Kapital
einlage beschränken,
bei Auflösung
letzteren zurückbezahlen und
nur den Nennwert der
den Rest des Vermögens
für
gemeinnützige Zwecke bestimmen;62
Zu B.
Renten
und Schuldverschreibungen des Reiches
und der Einzelstaaten,
ferner die auf Grund des Ges. v.
8. Juni 1871 abgestempelten ausländischen Jnhaberpapiere mit Prämien;63
Zu D.
Geschäfte, deren Betrag 600 Mk. nicht
über
steigt, ferner Kontantgeschäfte, d. i. vertragsmäßig am Tag des Abschlufles durch Lieferung zu erfüllende Geschäfte über
ungemünztes Gold oder Silber,
sowie die im Tarif unter
Nr. 4 a 1 bezeichneten Gegenstände; endlich gewiffe andere, im Tarif speziell bezeichnete Arten von Kauf-, und
Versicherungsgeschäften,
sowie Tausch-
Darlehens
und
uneigent
liche Leihgeschäfte;"
68 S. dazu VollzV. v. 1894, 60 Tarif Ziff. 5, s. Land graf 128 ff. VollzV. v. 1894 Nr. 8. Nr. 28—38, über den Totalisator 68 S. dazu unten §. 50 S. 816. Nr. 30, über Staatslotterie Nr. 39. 64 S. dazu auch RStempG. 61 Die Befreiungen sind gleich §. 13, Abs. 1 und 2. falls im Tarif aufgezählt.
Zu E. Lose von behördlich genehmigten Lotterien, falls der Gesamtpreis der Lose einer Ausspielung 100 Mk. und bei Lotterien zu ausschließlich mildthätigen Zwecken 25 000 Mk. nicht übersteigt; auf Verlosungen zu gemein nützigen oder religiösen Zwecken (Kirchenbauten) erstreckt fich die Befreiung nicht.46 44 * Ermäßigungen endlich find vorgesehen: Zu D. Für dm sog. Arbitrageverkehr; die näheren Borschristm hierüber hat der Bundesrat zu erfassen; der Begriff des Arbitrageverkehrs ist gesetzlich genau umgrenzt.M Subjektive Befreiungen finden nicht statt; die etwa bestehmden sind nach Maßgabe der für dm Wechselstempel erlassenen Borschristm abzulösm.47 Hinsichtlich der Vollstreckbarkeit dieser Reichsstempel abgabe gelten überall die landesrechtlich für Stempelabgabm bestehenden Vorschriften.48 Die Abstempelung der Aktim, Renten, Schuldver schreibungen erfolgt erst nach Bezahlung der Stmer; für Schlußnotm und Rechnungen wird die Stmer in Form von Stempelmarken und gestempelten Formularm entrichtet; Lose werden nach Bezahlung bezw. Stundung der ©teuer abgestempelt.71 Bei Zweifeln über die kaufmännischm Geschäftsformm, insbesondere über Börsenpreis, Bürsmusancm u. dgl., find 44 LollzB. v. 1894 Nr. 31. 44 Boll,«, v. 1894 Nr. 3. ** Im Tarif. Eingehende 74 Ebenda Nr. 16, 17, über Borschriften hiezu in BollzB. ». Privatformulare Nr. 18. 1894 9tr. 18. 47 «StempG. 8. 43. 71 Ebenda Nr. 38, über aus “ NStempS. §. 24. ländische Lose Nr. 87.
Buch XII.
798
DaS Reichsfinanzrecht.
Sachverständige zu hören, die von den Handelsvorständen bestellt werden.78
8.
Der
Steuerpflicht
muß
bezüglich
in-
und
aus.
ländischer Aktien, Renten- und Schuldverschreibungen genügt
werden, bevor sie innerhalb des Reichsgebietes ausgehändigt,
veräußert,
verpfändet
oder
Lebenden damit gemacht
anderweitige Geschäfte
oder Zahlungen darauf
unter
geleistet
werden,78 bei Schlußnoten und Rechnungen bei der Aus
stellung, und zwar in erster Linie durch den Vermitller, falls ein
solcher
mitwirfte,
außerdem
dm
Veräußerer,78
Vermittler kann die Abgabe vom Kontrahenten ersetzt
der
»er«
langen;76 * * der Kontrolle dimm Ordnungsstrafen, sowie die
Vorschrift, daß die Roten und Rechnungen vom Empfänger, falls er solche Geschäfte betreibt, 5, falls er Privatmann ist,
1 Jahr aufzubewahren sind;76
subsidiär
haftet
jeder
andere Unterzeichner des Papieres; die ©teuer ist zu ent richten,
bevor der Aussteller das Dokummt aus der Hand
giebt, bqw. binnm 3 Tagen77 78nach Empfang,
aber vor weiterer Aushändigung.
jedmfalls
Bei Lotterien und Aus-
spielungen hat der Veranstalter die gesamte Stempelabgabe
im voraus
zu
mtrichtm.
ausgegeben werdm.78
78 ^RStempG. _§. 41, VollzD. v. 1894 Nr. 43.'
Vorher
dürfm
die Lose
nicht
Der Steuerbetrug kann bezüglich der
dazu' und Kommittenten handelt, in ! Ziff 2, 3, 4. ~ §. 9, Abs. 3. !' v 15 78 RStempG. 78 RStempG. §. 3. | 16 RStempG. 76 RStempG. §. 14. 74 RStempG. §. 9, Modifikatio-' 77 Über eine hinsichtlich der nen für den Fall, daß ein Kontra Zeit dem BR. erteilte Vollmacht hent im Ausland wohnt, sowie daß RStempG. §. 16, BollzV. v. es sich um das Abwickelungs 1894 Nr. 25, 26. 78 RStempG. §§. 22, 23, 25. geschäft zwischen Kommissionär
Die einzelnen Finanzquellen be< Reiches,
im Tarif Nr. 4 bezeichneten
Ausländische Lose
sind
vor
Entrichtung der Steuer zu
wird
die Spezialvorschriften
des
des Vertriebes
und
zur Abstempelung gegen
bringen.80 * * 81 Von * den Staats
in einer vom
die Steuer
festzusetzenden Pauschsumme
799
Abgabe kreditiert werben."
Beginn
spätestens 3 Tage nach Empfang
lotterien
g. 49.
Reichsschatzamt
ohne Abstempelung
entrichtet;
finden
Gesetzes (§§. 22—27)
auf Staatslotterien keine Anwendung.8'
Reichsstempel
Dem
unterliegen
nicht,
sondern
sind
der Besteuerung durch das Landesrecht anheimgegeben: a) gerichtliche oder notarielle Beurkundungen der unter sowie die von solchen
Tarif Nr. 4 bezeichneten Geschäfte,
Urkunden erteilten Ausfertigungen, beglaubigten Abschriften und Auszüge,88
b) Urkunden über Eintragungen
im Hypotheken-
oder
Grundbuch.
4.
Der Ertrag des Gesetzes fließt
Reichskaffe.
prinzipiell
Die Einzelstaatm erhalten jedoch
in
die
2 Prozent
ihrer Bmttoeinnahme von Stempelmarken, StempelblanketS und barm Stempelzahlungen88
von
dm
Staatslotteriem)
waltungskostm.
monatlich,
(ausgmommm die Steuer
sofort
zur Deckung
der Ber-
Die Abrechnung mit der Reichskaffe erfolgt
die definitive Abrechnung nach Abschluß jebeS
Vierteljahres.84
Die Einnahmen
aus der
Stempelsteuer
find nach Abzug der Mckerstattungm, der Erlaffe und der
” RStempG. $. 17, BollzB. i «. 1894 Rr. 27. - RStempG. 8. 24. 81 RStempG. §. 28, dazu die übergangSbestimmunz in §• 29.:
” RStempG. §. 18. * RStempG. §. 41.
84 BollzB.». 1894 B. Rr. 12.
Buch XU.
800
Das Reichsfinanzrecht.
obigen 2 Prozent, die zurückbehalten werden dürfen, den Einzelstaaten
nach
dem
Maßstabe
der Bevölkerung,
mit
welcher sie zu den Matrikularbeiträgen herangezogen werben,
zu überweisen, d. h. es findet hier das analoge Verhältnis
statt, wie bei den Einnahmen aus Zöllen und Tabaksteuer, soweit fie 130 Millionen Mark übersteigen. 88
5.
Bezüglich der Anfertigung und
des Vertriebes der
Stempelmarken und Formulare, sowie über die Form der Schlußnoten
und die Art der Verwendung der Marken,
endlich über die Bedingungen, unter welchen ein Ersatz für
verdorbene Marken, Formulare, Stempel zulässig ist, trifft der Bundesrat die weiteren Vorschriften:86 Stempelmarken,
die nicht in der vorgeschriebenen Form verwendet sind, gelten
als nicht verwendet.87 Bezüglich des administrativen Strafverfahrens,
Straf-
milderung und Begnadigung, Strafvollstreckung, Verjährung der Strafverfolgung kommen die Vorschriften des Wechsel
stempelgesetzes (§§. 17—19) analog zur Anwendung.88 Die Durchführung des Gesetzes erfolgt durch die Stempel behörden der Einzelstaaten nach Maßgabe der ihnen landes
rechtlich
zustehenden Befugnisse;
ständigen Behörden Erhebung
die Bezeichnung der
erfolgt durch die Einzelstaaten,
und Verrechnung der Reichsstempelabgabe
zu über
sind
besondere, sehr eingehende Bestimmungen ergangen (BollzB. v. 1894, unter B.).
86 RStempG. §.45, f. oben 88 RStempG. §. 36, dazu §. 41. S. 688 ff. 86 RStempG. §. 31. BollzB. 89 RStempG. ß. 39. BollzB. u. 1894 Nr. 40. v. 1894, Z. 1, 42, s. CBl. 1894, 87 RStempG. §. 32. BollzB. v. 1894 Nr. 17.
Die einzelnen Finanzquellen des Reiches,
g. 49.
801
Zum Zwecke der Aufsichtsführung sollen bei dm größerm sowohl dm öffmtlichm (ausgenommen bei
Geldinstituten,
der Reichsbank) als privaten,'"' besondere höhere Beamte non dm Einzelstaaten
einmal in 3 Jahren
bestellt werdm,
welche mindestens
in unregelmäßigen Zwischenräumen
ohne vorherige Anmeldung Revisionm der Geschäfts
und
bücher und aller Schriftstücke vomehmen sollen.81 * * * Außer dem habm alle Reichs-, Landes- und Kommunalbehördm,
femer
die
von
Handelsvorständen
eingesetztm
Sachver-
ständigmkomrnissionm und Schiedsgerichte sowie die Notare amtlich zur Durchführung des Gesetzes mitzuwirkm.82 * Jngleichm dimt dem Zweck der Kontrolle die Vorschrift, daß bei der Nmernisfion von inländischm Aktim, Rentm-
oder Schuldverschreibungen oder der Aufforderung zu neuen Einzahlungen
der
Emittent
unter
Angabe
von
Zahl,
Gattung und Nmnwert der Stücke bezw. Beträge der kompetmtm Steuerstelle vorher Anzeige zu erstatten hat.88
6.
Wer der gesetzlichen Vorschrift über die Bersteuerung
von Aktim, Rmten- und Schuldverschreibungm nicht genügt,
ist mit Geldstrafe des fünfundzwanzigfachen Betrages der hinterzogmm ©teuer, mindestens aber von 20 Mark für jebed Wertpapier zu bestrafm,84 und zwar trifft die Strafe
besonders und ganz jeden, der an dem Geschäfte mit dem
strafsälligm Wertpapier beteiligt ist unter solidarischer Haf
tung
aller.86
und Rechnungm
Die
ist
Defraudationsstrafe
der
bei
Schlußnotm
fünfzigfache Betrag der hinter-
88 Nähere Angaben RStempG. ■ 88 RStempG. 8. 40. 8. 89 Abs. 2. BollzB. o. 1894, 88 RStempG. §. 4 «Geldstrafe B. Nr. 16. 1 von 50-500 Mk.). 81 RStempG- §. 39 dazu i 84 RStempG. §. 3. «oBjS. v. 1894 B. Nr. 16. | 88 RStempG. §. 3 «bs. 2. florn, Staat-recht II. 2. «ufl. 51
Buch XU.
802
DaS Reichsfinanzrecht.
zogmen Abgabe, mindestens
aber von 20 Mark für jedes
stempelpflichtige Schriftstück;96 * * * wird die Versteuerung erst
trifft die Strafe die schuldigen Vordermänner;
ist
zu
Steuer,
entrichten
der
fünffache Betrag
der
so
bewirkt,
durch einen spateren Inhaber des Dokumentes
bei Losen
deftaudierten
für Unternehmer inländischer Lotterieen oder Aus
spielungen sowie solche Personen, welche den Vertrieb aus
ländischer Lose oder Ausweise über Ausspielungen besorgen, Geldstrafe nicht unter
250 Mark;
gesetzten Lose nicht zu
ermitteln,
bis zu
ist die Zahl der ab
so
kann die Geldstrafe
Bei Genossenschaften und
5000 Mark steigen.97
Aktiengesellschaften trifft die Strafe die Vorstandsmitglieder,
bei Kommanditgesellschaften
persönlich
die
haftenden
Ge
sellschafter, bei offenen Handelsgesellschaften die Gesellschafter,
jedoch nur im einmütigen Betrage,
aber mit Haftung des
Einzelnen als Gesamtschuldner.98 Außerdem enthält
Strafbestimmungen.99
das Gesetz
noch
mehrere
besondere
Die auf Grund des Gesetzes ver
hängten Strafen fallen dm betreffmdm Einzelstaatm zu. Die Verwandlung von Geld- in Freiheitsstrafm findet nicht
statt;
auch
dürfm
Grundstücke
behufs
Beitreibung
von
Strafm nur mit Zustimmung des Verurteilten, falls dieser ein Dmtscher ist, subhastiert werden.101
7.
Über die Verpflichtung der oben bezeichnetm Stempel-
abgabm findet der Rechtsweg bei dm ordmtlichm Gerichtm
99 RStempG. §. 19, ob. §§. 10 »bs. 1, 2. 11 Abs. 1, 2. 15. 12 »bs. 2. 13. Rückfallstrafe (150 bis 5000 Mk.) §. 20. 97 RStempG. §. 26, ebenso über Wetteinfätze nach Tarif Nr. 5.
98 RStempG. §. 35. 99 RStempG. §§. 21, 34. 100 RStempG. §. 36. ">» RStempG. §. 37.
Die einzelnen Finanzquellen bei Reiches.
statt;
zuständig find die Kammern
den Landgerichten,
gericht ;
in
letzter
§. 49.
803
für Handelssachen
bei
Instanz das Reich--
die Klage ist verjähtt 6 Monate nach
erfolgter
Zahlung der Steuer.108 IV.
Die statistische Gebühr.
Eine weitere Stempelsteuer für die Reichskaffe wird er-
hoben bei der Ein-, Aus- und Durchfuhr von Waren über
die Reichsgrenze, die sog. st a t i st i s ch e G e b ü h r.108 Die selbe beruht auf @.V 20. Juli 1879 (RGB. 261) ; dazu BollzB.
d.
BR.
v.
20. Nov. 1879 (681. 1879,
676),
ferner vom 21. Nov. 1879 (681. 687), jetzt 9. Dez. 1888
(681. 967), Nachträge 631. 1892, 139; 1895, 52;
für
den Seeverkehr 681.1880, 73; für inländische Wasserstraßen 631. 1881, 330, jetzt sämtlich ersetzt durch 8. d. BR. v. 29. Okt. 1896 (681.508). Alle über die Grenze kommenden Waren
(mit Ausnahme nur der in §. 1 Abs. 3 bezeichneten Kategorieen)104 * * * *unterliegen nämlich der Anmeldungspflicht, „nach Gattung, Menge, Herkunfts- und Bestimmungsland", nach Maßgabe des amtlichen statistischen Warenverzeichnisses;888 die Anmeldung hat im Grenzbezirk bei den Zollämtern, bezw.
bei besonders bestellten Anmeldestellen durch den Warenführer zu erfolgen,106 und zwar in der Regel durch einen besonderm
Anmeldeschein, den der Absender auszustellen hat, eventuell durch
”» RStempG. §. 33. '« ». «ufseb 375 ff.; Hoyer 76—83; Laband ll, 902 ff. 104 Laband n, 905. 106 G. bett, die Statist« 8.2 «bs. 4. 8. o. 29. Oktober 1896
8§. 1. 2—6. Verzeichnis der Länder CBl. 1896, 526. '« ®. bett. d. ©tot. §. 3. v. v. 29. Okt. 1896 8.15, über die Anmeldestellen 88. 7—9. Dienstvorschriften 681. 1896, 549. 51*
804
Buch XU.
Das Reichsfinanzrecht
die Zoll- oder Steuerdeklaration.107 Die Anmeldungen dürfen
nur für die Zwecke der amtlichen Statistik bmutzt werden.108
Bei der Anmeldung ist eine Gebühr zu entrichten, welche gesetzlich fixiert ist; dieselbe wird in Reichsstempelmarken ent richtet.788
Sie beträgt bei ganz oder teilweise verpackten
Waren für 500, bei unverpackten für 1000 Kilogramm je 5 Pfennige, den gleichen Betrag bei Pferden, Eseln, Rindvieh, Schweinen,
Maultieren,
Schafen, Ziegen pro Stück,
endlich 10 Pfennige bei Kohlen, Koaks, Torf, Holz,
Ge
treide, Kartoffeln, Erzen, Steinen, Salz, Roheisen, Zement, Düngungsmitteln, Rohstoffen zum Verspinnen und anderen vom Bundesrat zu bezeichnenden Massengütern in Wagen
ladungen, Schiffm ober Flößen, verpackt oder unverpackt für
je 10 000 Kilogramm.110
Befreit von der statistischen Ge
bühr sind nur die im Gesetz selbst bezeichneten Warenkategorieen.1,1 Hinsichtlich der Kontrolle gelten die für das Zoll
wesen bestehenden Vorschriften.112 Kontraventionen gegen das Gesetz oder die dazu ergangenen Verordnungen werden mit Ordnungsstrafe bis zu ICO Mark geahndet, vorbehaltlich der weitergehenden Bestimmungen in StGB. §§. 275, 276. Verfahren ist das nämliche wie bei den Zöllen;
Das
die Ord
nungsstrafen fließen nicht in die Reichs-, sondern die be
treffende Landeskaffe.1,8
Für die Entrichtung der Gebühr
haftet dem Reiche der Inhaber (natürliche Besitzer) der Ware
107 Ebenda §§. 3—5, 7, 8,1 109 Ebenda §§. 11, 13. B. v. über die Verpflichtungen der I 29. Oft. 1896 §§. 37—43. öffentlichen Transportanstalten | 110 Ebenda §. 11. B v. 29. 6, 7 Abl. 2, 9. B. o. 29.1 Ost. 1896 §§ 44—47. ft. 1896 §§. 10-14. ; 111 Ebenda §. 12. "» Ebenda §§. 15, 16. 108 Ebenda §. 10. “» Ebenda §. 17.
Die ReichSfchulden.
g. 50.
805
zur Zeit der gesetzlichen Anmeldung.'" Die Einnahmen an
der statistischen Gebühr fließen in die Reichskaffe, doch wird den Einzelstaaten eine Vergütung für die ihnen durch das
Gesetz erwachsenden Kosten nach Maßgabe der vom Bundes
rat zu erlassenden Bestimmungen gewährt.'" rat kann aus besonderen im Gesetz
Der Bundes
bezeichneten Gründen
Erleichterungen bezüglich der Anmeldepflicht eintreten laffen.116 ***
§. 50.
Me Zteichsschuldeu.' 1.
Der Vrgriff der Arichsschuldrn.
DieBerfaffungbestimmt: „in Fällen eines außer
ordentlichen Bedürfnisses kann im Wege der Reichsgesetzgebung die Aufnahme einer An leihe sowie die Übernahme einer Garantie zu
Lasten des Reiches erfolgen" (Art. 73).
Diese Bestimmung bezieht sich nur auf einen Teil des Reichsschuldenwesens. Zutreffend wird nämlich von La band
unterschieden
zwischen
Verwaltungsschulden
Finanzschulden des Staates.*
n< Ebenda §. 13 Abs. 2. 116 Ebenda §§. 11, 14. 8 ab and H, 906.
Vgl.
116 Ebenda §. 7; dazu CBl. 1880, 318ff.; Laband H, 905. 1 Laband bei Hirth 435 bis 446; A. Wagner I, 630 ff.; Laband StR. II, 834 ff.; G. Meyer BerwR. II, 404 ff.; vgl. ferner die beiden Artikel »Staatsanleihen* (R.) und »Staats schulden^ (E. M e i e r)in v. Holtzen-
und
Erstere sind diejenigen
dorffS RLex. II, 729 ff., 760ff.; sowie die in diesen Artikeln zit. Litteratur. 8 Laband 435; StR. H, 834 f.; ebenso E. Meier 760. Mit der oben erwähnten und als staatsrechtlich irrelevant er klärten Unterscheidung zwischen BerwaltungS- und Fmanzvermögen steht die im Text ge machte Unterscheidung bezüglich der Schulden nicht in notwen digem inneren Zusammenhang.
Buch xn. Das Rrichsfinan-recht.
806
Verbindlichkeiten,
welche für den Staat auf Grund der
laufenden Verwaltung dadurch entstehen, finanzielle
aus
Verbindlichkeitm
nicht sofort getilgt «erben,
daß entweder
irgend welchem
oder aber,
Grunde
daß solche Ber-
bindlichkeiten nicht getilgt werden können,
weil die hiefür
erforderlichen Einnahmm noch nicht fällig geworden find. Derartige
„Schulden"
in der
sind
Finanzwirtschast des
Staates unvermeidlich: sie verschwinden, sobald die Gründe derselbm dahingefallen,
also
insbesondere sobald die zur
Deckung erforderlichen Einnahmm eingegangen sind. werden als „Maßregel der Finanzverwaltung" derselbm
inwohnmde
geschaffm
Berordnungsgewalt
Sie
durch „die
und
getilgt", und bieten der rechtlichen Betrachtung feinen wei teren Anlaß.
RV.
Art.
73
Auf diese Verwaltungsschuldm bezieht sich selbstverständlich
nicht;
diese wickeln
sich
lediglich im Rahmm des ordmtlichm Jahresbudgets der
einzelnm Spezialverwaltungm ab.8 Dm Verwaltungsschulden gegenüber stehm die F i n a n z schulden, welche nach Reichsrecht zur Deckung
„außerordentlicher
haben.
Bedürfnisse"
zu
dienen
Der Begriff des „außerordentlichm Bedürfniffes"
läßt sich allerdings juristisch nicht fest umgrmzen, und es hängt lediglich
von der Feststellung der kompetentm Fak-
torm im einzelnm Falle ab, ob ein solches als vorhanden anzunehmm fei.*
Solche
Finanzschulden
können
für
das
Reich
ver-
8 Eine kategorieenweise Auf-, 4 Laband bei Hirth 530, zählung derBerwaltunqSschulden StR. II, 836: R. in v. Holtzendes Reiches versucht Laband dorffs RLex. III, 729 ff.: G. 439 ff. | Meyer VerwR. II, 405*.
Die Reich-schulden, g. 50. fassung-mäßig
nur auf
807
eine- Gesetze- kontra
Grund
hiert werden.*
2.
Dir Arten der Srichsftnanzschulden.
Anderweitige Borschriften bezüglich der Form, in welcher eigentliche Finanzschulden des Reiches zu kontrahieren sind,
enthält das positive Recht nicht.
Thatsächlich
ist
von
Formen
drei
Gebrauch
gemacht
worden: Reichskassenscheine, Schatzanweisungen, eigentliche Anleihen. a)
Reichskassenscheine (G. v. 30. April 1874,
RGB. 40). Dieselben find, wie oben nachgewiesen wurde, weder
Banknoten noch Papiergeld,
sondern Schuldurkunden de-
Reiche-, welche als Geldsurrogat dienen, dm juristischen Geldcharakter aber nicht habm. Näheres s. oben S. 345. b) Schatzanweisungen.* 6 Allerdings wird nicht durch Gesetz die Anleihe kontrahiert, wie Laband II, 838 f. zu treffend ausführt. Aber indem die gesetzliche Ermächtigung er teilt wird, eine Anleihe aufzu nehmen, enthält doch jede- An leihegesetz einen Rechtssatz mit verbindlicher Kraft, auf welchem allein die Befugnis zu den er forderlichen Berwaltungshandlungen beruht. «E. Meier 762. R. 734 f.; Laband II, 836 f.; G. Meyer II, 280b. An der zweitgenann ten Stelle s. auch ein Formular der dmtschen Schatzanweisungen.
Die Schatzanweisungen bildm gewissermaßen ein Mittelglied zwischen den Verwaltung-- und den Finanzschulden. Laband rechnet sie zu den ersteren, sie haben in „finanzieller Beziehung recht eigentlich den Charakter der Berwaltungsschuld", da fie zur Deckung laufender Bedürfniffe dienen. Die Form des Ge setzes ist nur darum erforderlich, weil die Schatzanweisungen ,Anleihen* sind. Die Labandsche Argumentation ist jedoch nicht völlig stringent, da die Verfas sung auch Anleihen in der Form de- Gesetzes ausdrücklich nur zur
Buch XIL
808
Das ReichSsinanzrecht.
1. Schatzanweisungen sind auf den Inhaber
Schuldverschreibungen des Staates
lautende?
über
Summen
bestimmte
Don
Zeitraum.
einen
für
leichteren
dieser
kürzeren Staats
Form des
kredites wurde seitens des Deutschen Reiches ein sehr um-
faffender Gebrauch gemacht; insbesondere wurde vermittelst derselben
durch
alljährlich
in
kehrende Bestimmung des Eiaisgesetzes
triebsfonds bei
allen
Grund der
Reichskaffe
der
Anleihen
beiden
Fassung
gleicher
des Reiches,
Anleihegesetze
dauernder Be
ein
geschaffen;
außerdem
ausgenommen v.
15.
wieder
u.
wurde
die
auf
16. Februar
1882 (RGB. 38, 39) kontrahierten, die Form der eigent lichen Anleihe mit der der beweglicheren Schatzanweisung in der Weise kombiniert, daß
der Anleihebetrag vorüber
gehend in Schatzanweisungen von höchstens einjähriger Um
laufszeit solle begeben roerbcn
dieses Zeitraumes
dürfen; 8
bis zum Ablauf
sollten die Schatzanweisungen
inzwischen zu realisierenden Anleihe wieder
aus der
eingelöst sein.
Nur in zwei Anleihegesetzen ist eine unbestimmte Umlaufs
zeit gestattet, und es wurden demgemäß auch Schatzanweisungen mit fünfjähriger Umlaufsdauer ausgegeben.9 Innerhalb
des
regelmäßigen
Deckung »außerordentlicher Be dürfnisse" zuläßt. Der letztere Gesichtspunkt wird somit auch auf die Schatzanweisungen anqewendet, und deshalb sind die Schatzanweisungen formell unter,i die Finanzschulden zu subsuMieren. i! 7 S. oben S. 345. 8 Zuerst G. v. 9. Nov. 1867
gesetzlichen
Maximums
(BGV. 157) §. 7; dazu PräsB. v. 4. Juli 1868 (BGB. 435). 9 G. v. 29. Nov. 1870 (BGB. 619) §. 2 Abs. 1, 3, und G. v. 26. April 1871 (RGB. 91) §.2; nur von der Fakultät des ersteren Gesetzes wurde Gebrauch gemacht durch V. v. 13. Dez. 1870 (BGB. 624) §. 2.
Die Reichsschulden, g. 60. von
die
809
einem Jahre wurde es dem Reichskanzler überlassen, festzusetzen,
Umlaufsdauer
und es
geschah dies ver
schiedentlich zwischen 3 und 6 Monaten."
Der Gedanke der Schatzanweisungen wird jedoch so gut
wie
illusorisch,
wenn der Betrag der eingelösten Schatzan
weisungen wieder ausgegeben werden darf." 2. Die Ausgabe der Schatzanweisungen geschieht durch
die
Reichsschuldenverwaltung;"
welchen
dieselben
Vorschrift;
auszustellen
über
die
fehlt
sind,
Beträge, eine
in
generelle
dieselben variierten zwischen 100 Thalern und
100 000 Mark." Die
schehen ;
Ausgabe kann auch
thatsächlich
verzinslich
oder unverzinslich
hierüber mangelt eine
wurden
die
deutschen
ge
generelle Vorschrift;
Schatzanweisungen
mit
Ausnahme einer einzigen Kategorie sämtlich verzinslich aus
gegeben, " und zwar wurde die Bestimmung des Zinsfußes dem Reichskanzler überlaffen; der regelmäßige Zinsfuß war drei Prozent.15
10 G. v. 27. Januar 1875 (RGB. 18) §. 3. B. v. 4. Juli 1868, B. v. 31. Juli 1870 (BGB. 508). 11 Zuerst zugelassen G. v. 21. Juli 1870 §. 4 „jedoch nur zur Deckung in Verkehr gesetzter Schatzanwelsungen*. G. v. 4. Dez. 1871 (RGB. 412) §. 5. 18 G. v. 9. Rov. 1867 §. 8/ G. v. 27. Januar 1875 §§. 3, 4: dazu speziell G. v. 19. Juni 1868 (BGB. 339). 18 v. v. 4. Juli 1868, B. v. 30. Sept. 1870 (BGB. 520), «. v. 31. Juli 1870 (BGB.
508), B. v. 3. April 1877 (RGB. 411): 1000, 10000, 50000, 100000 M. 14 Unverzinslich wurden nur die zur Durchführung der Münz reform ausgegebenen Schatzan weisungen ausgestellt G. v. 25. Dez. 1875 (RGB. 325) §. 3 Z. 2, dazu die Etatgesetze für 1877/78, 1878/79, 1879/80, ferner 34 BollzD. d. RK., für 1877 im RGB., weiterhin im CBl. publiziert. 18 V. v. 4. Juli 1868, G. v. 21. Juli 1870 §. 4. B. v. 31. Juli 1870 (5 °/o); der ZinS-
Buch XIL
810
Da- Neichsfinanzrecht.
Daß die Ausstellung der Schatzanweisungen in deutscher Währung zu geschehen hat, ist an sich selbstverständlich; in
einem Falle
wurde
durch
positive Gesetzesvorschrift auch
ausländische Währung gestattet.16 3.
Die Kündigung der Schatzanweisungen seitens des
gesetzlichen
Staates
vor
mäßigen
Umlaufszeit
ttachten,
wenn hiefür ein besonderer gesetzlicher Titel vor
Ablauf
der ist
nur
dann
oder
als
verordnungs
zulässig zu
be-
handen ist.17 Die Mittel zur Verzinsung find
Einkünften"
„aus den bereitesten
des Reiches dem Reichskanzler zur Verfügung
zu steifen.18 Die Verjährung von nicht erhobenen Zinsen erfolgt in
4, von nicht erhobenen Kapitalbeträgen in 30 Jahren."
über Amortisation
von Schatzanweisungen
s. unten c.
c) Anleihen.88
1.
Die
Hauptform,
in
welcher
seitens des
Reiches
fuß für die zur Verstärkung des RLex. III, 735 ff., hier auch ein Betriebsfonds der Reichskasse Formular. Lab and StR. II, audg117. dazu PerelS D.SR. 330.
Die Rechtsverhältnisse der Schiffe, g. 63. Empfang zu nehmen.
917
Die Aushändigung darf, abgesehen
van den für das augenblickliche Bedürfnis der Mannschaft
und der Paffagiere
erforderlichen Gegenständen, erst
nach
erfolgter zollamtlicher Behandlung, sowie Bezahlung oder
Sicherstellung der Bergekosten und des Bergelohnes (HandGB. Art. 753) erfolgen.'«
f) Wenn «) außer dem Falle der Seenot eines Schiffes
besitzlos gewordene Gegenstände aus der See an
auf
oder
Strand
den
getrieben
(strand
triftig) und vom Strande aus geborgen wer den, so ist dies dem Strandvogt oder der nächsten Polizei
behörde anzuzeigen und
die Gegenstände der Behörde zur
Verfügung zu stellen; ebenso ß) versunkene Schiffstrümmer oder sonstige vom Meeresgrund heraufgebrachte Gegenstände
oder /) verlassene Schiffe oder sonstig« besitzlos gewordene und in offener See treibende Gegenstände (feetriftig), die von einem Fahrzeuge geborgen werden.
Die Verpflichtung tritt in dem Falle zu « sofort ein, zu ß
und /,
Bergung
geht, fällt
sobald
das
bergende
Fahrzeug
der deutschen Küste anlegt oder
an
aber
fort, wenn
nach
der
vor Anker
das Fahrzeug inzwischen an
einer fremden Küste angelegt hat, oder vor Anker gegangen
ist ,
und die Berger dort die geborgenm Gegenstände dem
Eigentümer
oder
einer
Behörde
zur
Verfügung
gestalt
haben. Auf Gemässem,
stehen, finden
diese
welche mit der See in Verbindung Vorschriften
nut dann Anwendung,
wenn dies landesrechtlich bestimmt iß.181
*•* StrandO. 88- 16, 18, 19. |
'« Seemv. $. 28.
Buch XHL La» Seerecht ta Fri^mszeitm.
918
Die Anzeige hat die genauen Angaben über Zeit, Ort und Umstände der Bergung, sowie dm beanspruchten Lohn
zu enthalten; bezüglich des auftunehmendm JnvmtarS, der
des Verkaufes
Anzeige an die Zoll- und Stmerbehördm,
verderblicher
leicht
schriften ;
so
find
Gegmstände
gelten
die
obigm
Vor
ist der Empfangsberechtigte sofort zu ermitteln, ihm
nach
Gegmstände
die
Maßgabe
bezeichnetm Vorschristm auszuhändigen;
Aufgebotsverfahrm
Die
einzuleitm.
der
obm
außerdem ist das
Einzelstaatm
sind
überdies berechtigt, noch außerdem besondere Anmeldrstellm
zu errichtm,
welchm die Strandämter jede Bergung von
Gegenständm der oben bezeichnetm Art mitzuteilm habm; auf diesm Anmeldestellen ist ein Verzeichnis dieser Gegm
stände zu führen und öffentlich auszulegen, sowie Auszüge
aus demselbm in angemeffmm Fristen zu publizieren.188 g)
Wenn
auf
der Reede oder
Hafms versunkene Wracks, Gegenstände
die
im Fahrwasser eines
Anker oder andere
Schiffahrt
beeinträchtigen
und der Eigmtümer entweder nicht bekannt oder zur Fort
schaffung derselbm nicht bereit ist, so ist die Behörde befugt, die Beseitigung zu veranlassen und zur Deckung der Kostm die
beseitigten Gegenstände
Rest des Erlöses ist
öffentlich
zu
verkaufm.
dem Empfangsberechtigtm
geben, eventuell das Aufgebotsverfahrm einzuleitm;
letzteres ftuchtlos, so
Der
hinauszu bleibt
fällt der Erlös der Seemannskaffe
bezw. mangels einer solchen der Ortsarmmkasse des Hafen
ortes zu.'"
StrandO. §§. 20—24. Meves 550-552; Lewis 11,1 185 f.
184 StrandO. §. 25.
Dir Rechtsverhältnisse bet Schiffe. G. 68.
919
h) Ist bet Empfangsberechtigte unbekannt, so find zu nächst durch
das Strandamt geeignete Nachforschungen zu
pflegen
dem durch diese ermittelten Empfangsberech
und
tigten die Gegenstände auszuhändigen.
Andernfalls tritt
daS Aufgebots verfahren ein. Im Aufgebotsverfahren
“ SeemD. §. 101. nach StPO. §§. 455-458 (EG. *” SeemD. §. 101. Meves z. StPO. §. 5). 500 ff. DaS Verfahren «folgt
g. 64. 965
Die persönl. SkechtSverhältniffe bet Seefahrer, trachtet und demgemäß mit Geldstrafe bis zu
300 Mark
oder Gefängnisstrafe bis zu 2 Monaten bestraft; die Set*
folgung
tritt
jedoch
auf Antrag
nur
ein;
entläuft
Schiffsmann mit der Heuer bezw. nach Empfang
der
irgend
einer auf die Heuer geleisteten Zahlung, so tritt Gefängnis
strafe bis zu einem Jahre ein.180
Kehrt der Schiffsmann
vor Abgang des Schiffes nicht wieder zur Fortsetzung seines Dienste- freiwillig zurück, und wird auch nicht zwangsweise
zurückgebracht,
so
verliert
bis dahin verdiente Heuer;
des Deserteurs ansprüche
tonnen
de- RhederS
er auch den Anspruch auf die Heuer und eventuell Tffcktm
zur
Deckung
in
Anspruch
der etwa verbleibende Rest
der Schadensersatz
genommen
werden;
der Heuer ist der Seemann-»
bezw. Ort-armmkaffe zu übergeben.181
über zwangsweise
Zurückführung s. oben S. 855. 2.
Verläßt
nehmigung
im Ausland ohne Ge
ein Schiffsmann
des Seemannsamtes
dm Dienst infolge einer
Verletzung der Pflichtm des Schiffer» gegen ihn oder im
Falle von Zwischmreism, zu welchm er gesetzlich nicht ver
pflichtet ist, so tritt Geldsttafe bis zum Bettage einer Monat-heuer ein.188
3.
Ein Schiffsmann, welcher dm wiederholt« Befehl«
de- Schiffer» oder eine- anderen Vorgesetzt« dm schuldigen Gehorsam
im
Dimste
verweigett,
wird
mit
Gefängnis
rkyi^tÄtttil von MeveS 444, 188 StG». §. 298. Darüber, 111 SeemO. §8.81 tos. 2 u. 3, daß dieser einzelne Punkt in da allgemeine StGB, ausgenommen 82, ob. 107. Reue» 44« ff. >“ SeemO. §§. 88, »b. 61, wurde, alle übrigen der speziell« SeemO. überlassen blieb«, s. die Z. 1, 3; «4.
Vuch xm. Da- Seerocht in Frieden-zeiten. bis zu drei Monatm oder mit Geldstrafe bi« 800 Marl bestraft.'88
Wenn zwei oder mehrere zur Schiffsmannschaft ge-
4. örige
Personen dem Schiffer oder einem
andere» Bor
gesetzten den schuldigen Gehorsam auf Verabredung gemein schaftlich verweigern, so tritt gegen jeden Beteiligten Ge
fängnisstrafe bis zu einem Jahre ein. wird mit Gefängnis
Der Rädelsführer1,4
bis zu drei Jahren bestraft.
Sind
mildernde Umstände vorhanden, so wird der Rädelsführer mit Gefängnis bis zu zwei Jahren, die übrigen mit Geld strafe bis zu 600 Mark bestraft. Gleiche Straft wie dm Rädelsführer trifft auch dm-
jmigm,
welcher zwei oder mehrere zur Schiffsmannschaft
gehörige Personm zur Begehung
des
obm
bezeichnetm
Deliktes auffordert, wmn die Auffordemng die strafbare Handlung oder einen strafbaren Versuch derselben zur Folge
hatte; ist die Auffordemng ohne Erfolg gebliebm, so tritt Geldstrafe bis zu 300 Mark ein.186
5.
Ein Schiffsmann,
welcher es unternimmt,186
dm
Schiffer oder einen anderm Vorgesetztm durch Gewalt oder Bedrohung mit solcher oder durch Verweigemng der Dimste
zur Vomahrne oder zur Unterlaffung einer dimstlichm Ver richtung zu nötigen, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahrm bestraft;
sind mildernde Umstände vorhandm, so
kann auf Geldstrafe bis zu 600 Mark erkannt werden.187 6. Die gleichen Strafen treten ein, wmn ein Schiffs-
1M über das Verhältnis von 1W SeemO. §.86. Meoes46ü. 184 Über diesen Begriff Me- .Unternehmen' zum ,Versuch' veS 462. (StGB. §. 43) MeveS 465. SeemO. §§. 87, 88. MeSeemO.§.89. MeveS463. veS 461 f.
Die prrsölll. SlechtSvrrhLlMiffe bet Seefehrer. mann es unternimmt, dem
§. 54. 967
Schiffer oder einem anderen
Borgesetztm durch Gewalt oder Bedrohung mit solcher vor
sätzlich Widerstand zu leistm oder dm Schiffer oder einm
Borgesetztm thätlich anzugreifm; ob die Handlung im Dimst oder außer Dienst begangen wird, ist für dm Thatbestand
gleichgiltig.188 Wird eine der unter 5. u. 6. bezeichneten Handlungen
7.
von zwei oder mehrerm Schiffsleutm gemeinschaftlich189 begangen, so
in Verabredung
kann die Strafe aus das
Doppelte d«S Höchstbetrages gesteigert werdm; der Rädels führer sowie diejmigm, welche gegen dm Schiffer oder Bor
gesetztm Gewaltthätigkeitm verüben, werdm mit Zuchthaus oder Gefängnis von einem bis zu fünf Jahren"8 bestraft,
auch kann auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt wer dm;
sind
mildemde Umstände
vorhandm, so
tritt Ge
fängnisstrafe nicht unter drei Monatm ein.141 Die Aufforderung ist gleich der Anstiftung zu bestrafm.
wenn ihr die That oder ein strafbarer Versuch derselbm
folgt, andemfalls tritt Gefängnisstrafe bis zu einem Jahre
ein."8 8. Als Gehilfe ist zu bestrafen der Schiffsmann,, welcher bei derartigm Meutereien (Ziff. 5—7) Befehlen des Schiffers
oder
eines
anderen
Vorgesetzten,
welche sich auf Unter
drückung der Mmterei beziehm, dm Gehorsam weigert.448
9. Wer wider besseres Wiffen eine auf unwahre, b. i.
148 SeemO. §. 88, vgl. StG». — SeemO. §. 90, vgl. StGB. §. 111. MeveS 475ff. |. 113; MeveS 466 f. 88 »gl. MeveS 469. 148 SeemO. §. SS, vb. S1SV. 140 MeveS 471. 141 SeemO. -. 91. MeveS z. 49. MeveS 472 ff. 4*9 ff.
8e$ Xi ll. Das Seerecht in gcietattyeiien.
968
objektiv unrichtige Behauptungen gestützte Beschwerbe über S«untüchtigkeit des Schiffs oder Mangelhaftigkeit des Pro
viant- bei einem Seemannsamt anbringt, so daß auf Grund
dieser Behauptungen eine Untersuchung erfolgte, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft.
Ist die Beschwerde
zwar nicht wider besseres Wissen, aber leichtfertig144 ange
bracht, so tritt Geldstrafe bis zu 300 Mark ein.m 10.
Der Schiffer oder sonstige den Schiffer vertretende
Vorgesetzte (denn nur der Schiffer oder sein Vertreter haben
überhaupt Disziplinargewalt), welcher einem Schiffsmannn
gegenüber seine Disziplinargewalt mißbraucht,
wird
mit
Geldstrafe bi- zu 900 Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft.144
11.
Der Schiffer oder dessen Stellvertreter, welcher vor
sätzlich seine Verpflichtung, das Schiff in
gehöriger Weise
zu verproviantierm, nicht erfüllt, wird mit Gefängnis bestraft;
daneben kann noch auf Geldstrafe bis zu 1500 Mark und auf Verlust der bürgerlichen Ehrmrechte erkannt werden;
hat der Schiffer nur fahrlässiger Weise seine Verpflichtung
nicht erfüllt, so ist auf Geldstrafe bis zu 600 Mark oder
Gefängnis bis zu einem Jahre zu erkennen, jedoch nur dann, wenn der Mannschaft infolge dieser Fahrlässigkeit nicht die gebührende Kost gewährt werden kann.147 12.
Mit Geldstrafe bis zu 300 Mark, Haft oder Ge
fängnis bis zu 3 Monaten ist der Schiffer zu bestraft», der
§. 47 die Erörterung bei Wag diesen Begriff ner 444. SeemO. §. 96, ob. 79. Meves 487 f., besonders über 144 SeemO. §. 94, vgl. §. 47. den Begriff »Mißbrauch'. MeveS 482ff., f. über das,6e> 147 SeemO. 8.97, ob. 8§. 12,45. sondere' Beschwerderecht des HGB. Art. 48V. MeveS 488ff.
144 S. über Meve» 484.
Die ptrfBnl. Rechtsverhältniffe bet Seefahrer,
g. 54. 969
oh« Genehmigung des Seemannsamtes einen Schiffsmann im Ausland, wozu auch
das offme Meer sowie fremde
Schiffe zu rechnen find, zurückläßt, und zwar auch in dem Falle, wenn die Lösung des Dienstverhältniffes nach gegen seitigem Übereinkommen erfolgt.148
n.
Die Geldstrafen, welche auf Grund diese- Gesetzes
verhängt werden, fließen der Seemannskaffe eventuell der
Ortsarmenkaffe de- Heimat-Hafen- des Schiffes zu, falls
nicht landesrechtlich anders bestimmt ist. Me HL Die oben angegebenen Strafbestimmungen (SeemO.
§§. 81—99) haben zur Anwendung zu kommen, gleich-
giltig ob die strafbare Handlung im Ja- oder Ausland begangen ist.'88
JHoch muß bezüglich des
letztere» Punktes immer der Vorbehalt gemacht werden: falls nicht der auswärtige Staat selbst für eine innerhalb feines Gebietes begangene strafbare Handlung die Gerichts barkeit in Anspruch nimmt.
IV.
Ist gegen
einen
Schiff-mann
bereits
»egen einer der im Vorstehenden genannten Handlungen eine Disziplinarstrafe verhängt worden, so wird dadurch die kriminalrechtliche
Verfolgung
und
ausgeschlossen;
Bestrafung
jedoch
kann
der That
eine
nicht
Disziplinarstrafe
sowohl bei denjenigen Delikten, die vor da- Seemannsamt,
als auch bei denjenigen,
welche vor die ordentlichen Ge
richte gehören, in Anrechnung gebracht werben.181
'« SeemO. §§. 98 ob. 71. »eve» 492 ff. "» SeemO. §. 107. ”• SeemO. §. 100 in Lbän. derung der in StGB. §. 4 auf»
gestellten Grundsätze. Bal. Re veS 498. Wagner 861 f. S. oben E. 837 ff. — SeemO. 8- 95. Rene» 486, f. oben «d. I, 6. 328 ff.
Nachträge «nd Berichtigungen.
S. 14 Z. 6. v. u., N. 41: Das EinführG. z. Bürger!.
GesB. bestimmt in Art. 36, I: 1. Ehefrauen, die dn
gelten als
Gewerbe selbständig betreiben, wenn für
ihre
güterrechtlichen
geschäftsfähig,
Verhältnisse
ausländische
Gesetze maßgebmd sind; 2. ist die Gewerbeftau eherechtlich im Güterstand beschränkt, so
des
Ehemannes
zum
bedarf sie der Einwilligung
Gewerbebetrieb (BGB.
hat sie ihren Wohnsitz nicht im Inland,
§. 1405);
so ist der Ein
spruch des Mannes gegen dm Gewerbebetrieb und ebenso
der etwaige Widerruf der erteilten Genehmigung in das Güterrechtsregister des Bezirkes des Gewerbebetriebes ein-
zutragm; 3. hat der Ehemann die Einwilligung erteilt,
so haftet für dm Gewerbebetrieb das Bermögm der Frau ohne Rücksicht
Rechte,
bd
auf die dem Manne daran
Gütergemeinschaft auch
zustehmdm
das gemdnschaftliche
Bermögm. S. 15 ff.: Zwangs- und Bannrechte, sowie Realgewerbeberechtigungm find, sowdt sie nach
der Gewerbeordnung
noch zulässig, dem Landesrecht vorbehaltm gebliebm (Einf.G. z. BGB. Art. 74).
S. 44 Ziff. 5 c, N. 24: Art. II des Wucherges. v.
19. Juni 1893 ist ersetzt durch die allgemdnm Vorschdstm
des BGB. §. 817 ff., 823 ff.
971
Nachträge und Berichtigungen.
S. 45 Z. 2 v. o.: Auch das EinfG. z. BGB. Art. 94
läßt dieses Landesrecht unberührt; das pr. G. v. 17. März
1880 gilt also weiter. S.
Jetzt B. d. BR.
72, V f.:
zum Bollzug von
§. 44a e. 27. Nov. 1896 (RGB. 745), L: erleichternde
Vorschriften für Handlungsreismde in Gold- und Silber waren, Wein, Wäsche, Nähmaschinen. S. 79 Ziff. 9:
Weitere Ausnahme (Mälzereien): B.
d. BR. v. 27. Nov. 1896 (RGB. 744). S. 94 ff.: z. BGB.
Über das Arbeitsbuch enthält das EinfG.
Art.
86
GewO. §§. 107,
folgende
Abänderungsvorschriften
zu
108, 110, 113 Abs. 4: 1. Die Aus
händigung des Arbeitsbuches hat zu erfolgen an den ge
setzlichen Vertreter, sofern dieser es verlangt, eventuell mit Genehmigung der Gemeindebehörde auch an di« zur gesetz
lichen Vertretung nicht berechtigte Mutter; 2. die Aus
stellung erfolgt auf Antrag oder mit Zustimmung des ge setzlichen Vertreters; ist deffen Erklärung nicht zu beschaffen oder wird fie ohne Grund und zum Nachteil des Arbeiters
verweigert, so kann die Gemeindebehörde die Zustimmung ergänzen; 3. das Arbeitsbuch muß dm Namm des gesetz-
lichm
Vertreters
Zmgniffes kann
4.
Aushändigung
des
Minderjährigkeit des Arbeiters
der
mthaltm;
bei
die
gesetzliche Vertreter verlangm. S. 102 Ziff. 4: Zum sog. Haftpflichtgesetz vgl. jetzt
GinfG. Art. 42 mit BGB. §. 848 Abs. 2—4, wodurch
die §§. 3, 3 a, 5, 7, 8, 9 jenes Gesetzes abgeändert find; ferner EinfG. Art. 105, der da- Landesrecht für die Haft
pflicht von Unternehmern von Eismbahnbetriebm oder mit gemeiner Gefahr verbundmm Betriebm
auftecht
erhält,
9ta$fr*ge ttib Berichtigung««.
972
sofern eS «eiter geht al« da« BGB. (pr. Ges. v. 3. Nov.
1838 §. 25, pr. G. v. 3. Mai 1869).
6. 108 Z. 8 ». o.: der Seiet des Lehrlings, „sofern
er die Sorge für die Person des Lehrling- hat." (EinfG. z. BGB. Art. 36, VI zu GewO. §. 188 Abs. 2).
E. 108 Ziff.
statt „Bater oder Bormund"
4:
der
„gesetzliche Vertreter" (EinfG. Art. 86, VH zu GepM. §. 181 »ds. 1). S.
141,
n.:
Neues
Formular für den
Wander
gewerbeschein durch S. d. BR. v. 27. Nov. 1896 (RGB.
748) m, dazu Art. n in Aufhebung der S. v. 81. Ott. 1888, 8. Nov. 1889. S. 149, VI.: über den Gewerbebetrieb der Ausländer im Umherzirhm S. d. BR. v.
27. Nov. 1896 (RGB.
745), n, dazu Formular der Legitimationskarte RGB. 749. S. 222 R. 109.
Der Prämientarif für die Versiche
rungsanstalt der Tiefbaugenoffmfchaft gilt vorerst weiter:
CBl. 1896, 625. S. 808 Z. 7 «. o.: Zu dem intemationalen Über einkommen
über den
Eisenbahnfrachtverkehr
eine weitere
Ergänzung der Liste beteiligter Eisenbahnen RGB. 1896,
748. S. 878 Ziff. 8.
Über das Lombardgeschäft der Reichs
bank s. d. Allgem. Bestimmungen über dm Geschäftsver
kehr der Reich-bank von 1894. S.
388 Z. 10 v. o.:
„solche Geschäfte von
werdm."
nach
„dürfm"
dm Kursmaklern
(Textausgabm der
nicht
Guttmtagschm
beizufügm:
vermittelt Sammlung
des Börsmgesetzes von Wermuth und Brendel (1897), des Depotgesetzes von Lufensky (1896)).
978
Nachträge und Berichtigung«.
S. 387 Z. 8 v. u. zu berichtig«: ein Rückforderungs
recht findet statt bezüglich dessen, was zum Zwecke solcher
Geschäfte hingegeben wurde. S. 387 Z. 11 v. u.: s. dazu BGB.
§. 764, dem
gegenüber da- Börsengesetz als lex specialis jckenfallS den Borrang haben würde. S. 897.
Bestimmungen über die Zulassung von Wert
papieren gemäß BörsG. §. 42 hat der Bundesrat bereits erlass« mit B. v.
11. Dez.
1896 (RE. 768);
diese
Borschriften find sehr einschneidender Natur und enthalten
eine weitgehende gesetzlich« Regulierung deS Börsengeschäftes mit Wertpapieren. S. 401
Z. 4 v. o. zu ergänz«:
gegen die Aus
wüchse der sogenannt« Handels per Erschein« gerichtet, die dadurch verursacht warm, daß die gehandelt« Wert papiere zur Zeit d«S Geschäftsabschluffes überhaupt noch
nicht Vorhand« war«.
®. 402 Ziff. 8 zu berichtig«:
amtlich« Zulassung
nach Maßgabe der
kann Termiahandel in Warm oder
Wertpapier« stattfindm, aus Gmnd deffm sodann die amt
liche Preisfestsetzung erfolgt. S. 402 Z. 5. v. u.: nach „Erwerbsgesellschaft" ein-
zusttgm, „außer Bergwerks- und Fabrikunternehmungen". S.
402
Z.
3 v. «.:
nach
„beträgt"
einzufüg«:
„also das Wettpapier im Mindestbetrag von 20 Mlll. R.
existiert". S. 462 ferner 486 ff.:
Unterm 4. April 1896 ist
vnt Japan ein Handels- sowie ein Konfularver« trag abgeschloffm (RGB. 715,
in Kraft frühest«» am
782).
17. Juli 1899.
Dieselben tret« Mit dem In-
974
Nachträge unk Berichtigungen.
krafttretm „hört di« bis dahin in Japan ausgeübte Gerichts
deutsch« Gerichtsbehörden ans
barkeit
und erreichen alle
«t-nahmSweism Privilegim, Befreiungen und Immunitäten,
die bi- dahin die deutschen ReichSangehörigm als einen Bestandteil ob« einen Ausfluß dies« Gerichtsbarkeit ge
nossen, ohne weiteres ihre Endschast.
Diese Gerichtsbarkeit
wird alsdann von dm japanischen Gerichten übernommen
und
(HandV. Art. XXI.)
ausgeübt."
D« Konsular
vertrag hat im wesmtlichm dm gleichm Inhalt wie die
übrigen Konsularverträge mit Ländern ohne KonsulargerichtSbarkeit.
S. 474 ff.
Das G. v. 4. Mai 1870 üb« die Ehe
schließung von dmtschm ReichSangehörigm im Ausland hat
durch daS EinfG. z. BGB. Art. 40 folgmde Abändemngm erfahren:
1. in den §§. 8, 9, 11, 12 ist statt „muß"
überall zu schm
„soll"; 2. die Eheschließung — §§. 7,
7a, 8, 8a — erfolgt durch die Konsmserklämng
dem Beamten,
vor
die persönlich bei gleichzeitig« Anwesmheit
d« Nupturimtm abzugeben ist; d« Beamte muß zur Ent
gegennahme der Erklämng „bereit
sein"; die Erklärung
darf nicht bedingt ob« befristet sein; d« Beamte hat die Frage
zu stellen und nach deren Bejahung auszusprechm: daß die
Nupturimtm nunmehr kraft deS Gesches »«bunbene Ehe leute
seien;
Minderjährige
und
Personm,
bürg«lichm Ehrmrechte aberkannt sind,
dmm
die
sollm nicht Trau-
zeugm sein, Verwandtschaft dagegm schadet nicht.
„Als
zur Eheschließung ermächtigt« Beamter gilt auch derjmige,
welch«, ohne ein solcher Beamt« zu sein, das Amt eines
solchen öffentlich ausübt, es sei dmn, daß die B«lobtm dm Mangel d« amtlichm Befugnis bei der Eheschließung
Nachträge und Berichtigungen.
fernten."
975
Eine in dieser Weise abgeschlossene Ehe ist wegen
Formmangels nm dann nichtig, wenn bei der Eheschließung
die Form des §. 7 nicht beobachtet ist.
Ist die Ehe in
das Heiratsregister eingetragen, und haben die Ehegatten nach der Eheschließung 10 Jahre oder falls einer von ihnen vorher gestorben ist, bis zu dessen Tod, jedoch mindestens
3 Jahre als Ehegatten miteinander gelebt, so ist die Ehe
als giltig zu betrachten, außer es wäre bereits vor Ablauf jener Zeit die Nichtigkeitsklage erhoben.
allgemeinen Vorschriften über die §§. 1317, 1318, 1319, 1324.
Vgl. auch die Eheschließung BGB.
Wahlkonsuln haben das Notariats
S. 477 Ziff. 3.
recht für letztwillige Verfügungen nm, wenn es ihnen vom
Reichskanzler ausdrücklich beigelegt ist.
EinfG. z. BGB.
Art. 38, I zu KonsG. §. 16. S. 483 Ziff. 10. vor
dem
Konsul
Für Verfügungen auf Todesfall
geltet jetzt
die
Vorschriften
BGB.
§§. 2231 ff., 2276. — EinfG. Art. 38, II. S. 600 N. 68. Über Befähigungszeugniffe für dm Einjährig-Freiwilligmdienst s. dm Nachtrag CBl. 1896, 584.
S. 623, lit. b.
Die Vorschriften des RMilG.
über Soldatentestamente
44
gelten gemäß EinfG. Art. 44
auch 1. für Personen, die zm Besatzung eines in Dienst gestellten Schiffes oder Fahrzeuges der kaiserlichen Marine gehörm, solange das Schiff sich außerhalb eines inlän
dischen Hafms befindet oder die Personm als Kriegsgefangene oder Geiseln in der Hand des Feindes find;
ingleichm 2. für andere an Bord eines solchm Schiffes ge nommene Personm, solange das Schiff fich außerhalb eines inländischm Hafms befindet und die Personm an Bord
976 find.
Nachträge und Berichtigungen.
Die Frist, mit deren Ablauf die letztwillige Ver
fügung ihre Gültigkeit verliert, beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem das Schiff 'in einen inländischen Hafen zurück kehrt oder der Verfügende aufhört zum Schiffe zu gehören
oder als Kriegsgefangener oder Geisel aus der Gewalt des Feindes entlaffen wird. S. 626, 2 zu c.
MilG. §. 45 Abs. 2 ist durch
EinfG. Art. 45 aufgehoben. S. 635 Ziff. 5 und 643 Ziff. 8.
Aufgehoben durch
EinfG. Art. 49 und ersetzt durch BGB. §§. 197, 201
find §. 18 Abs. 2 des G. v. 17. Juni 1887 (RGB.
237) und §.
8 Abs.
2 des
G. v.
13. Juni
1895
(RGB. 261). S. 644 Z. 12 v. o.: lies 663 statt 661.
S. 676 Z. 11 v. o. Art. 54:
Zum Rayongesetz bestimmt EinfG.
1. Unberührt bleibt §. 36 Abs. 4 von EinfG.
Art. 52 u. 53; 2. §. 37 hielt für dm Anteil von Real-
berechtigten an der Rayonentschädigungsrmte das Landes recht aufrecht; statt dessen bestimmt jetzt das EinfG., daß
der Realberechtigte bis zum Ablauf eines Monats, nachdem
ihm der Eigmtümer von der Rayonbeschränkung Mittei lung gemacht hat, das Verteilungsverfahrm beantragen kann. S. 694 Z. 6 v. o.: lies V statt VI, demnach S. 695 Z. 3 v. u. VI statt VH und S. 699 Z. 8 v. o. VII
statt VUL S. 737 N. 56.
über die Zollgrmze im Freihafm
von Cuxhavm s. die neueste Abgrenzung in CBl. 1896,
680. S. 756 N. 12. auch M. 1896, 624.
Über Denaturierung von Salz s.
Nachträge und Berichtigungen.
S. 776 N. 15.
977
über die Brennsteuervergütung bei
Berwmdung von Branntwein zu gewerblichen Zwecken s. auch CBl. 1896, 497; über Prüfung des als Denaturie-
rungsmittel zugelaffmen Essigs CBl. 1896, 630. S. 803 N. 105. Abänderung des statistischen Warenverzeichnisses CBl. 1896, 590. S. 812 Ziff. 4. Zum G. v. 81. Mai 1891 über das Reichsschuldbuch ist §. 9 ersetzt durch EinfG. Art. 50, s. dazu BGB. §§. 1368, 1365, 1895, 1440, 1448,
1519, 1525, 1526, 1549, 1550. S. 887 Z. 7 v. o. Neue Betriebsordnung für den
Kaiser-Wilhelm-Kanal v. 28. Aug. 1896 (CBl. 599).
S. 882 N. 68,
Gegenseitige Anerkennung von Schiffs
meßbriefen ist noch vereinbart mit Norwegen (CBl. 1896> 583), Spanien (CBl. 1896, 483), Belgien (CBl. 1896,
624). S. 864 zu N. 66 zu berichtigen: über Errichtung von Testamenten auf Handelsschiffen jetzt BGB. §. 2*251.
Zorn, Staatsrecht DL 2. Anst.
Sachregister (hergesteltt von stud. jur. Alb^t Zorn). neimitteln 50 f.; approbierter Drogen Aachener Protokoll 420, 424, 426. händler ist nicht Apotheker 50"; Auf Abdeckereien 16, 40". stellung von Taxen durch beit Staat Abmusterung 859, 941 ff-, 945. Abstempelung d. PreiSverzeichniffe f. 64; Apothekergehülfen u. -Lehrlinge stnd von den allgemeinen Vorschriften Backwaren 65. über die Verhältnisse d. Arbeiter aus Akkreditive, kaufmännische 789. Adler, kaiserlicher, Recht der Benutzung genommen 115, 163. Approbation, staatliche, zur Ausübung 17. einzelner Gewerbe46 ff.; Zurücknahme Agppten 505. Irrte, Verhältnis zur GewO. 47; 175; Bericht 177. Prüfung u. Approbation 47 f.; Dr. Arbeiter, gewerbliche 74 ff.; Versiuiungen 76; Schutzvorrichtungen für * med. 48; Landesrecht 49; Taxen 64. [. in Fabriken 100ff.; Anspruch auf Agenten 61, 177. Agenturen der deutschen Seewarte 908; Krankenfürsorge 184 f.; auf Unfall von Banken 354, 357. versorgung 186 f.; auf Jnvaliditätsu. Altersversorgung 189; Vertretung Aktien 793, 784. Aktiengesellschaften, Stempelpflicht bei Besetzung d. LandesverstcherungS794; Reichsbank e. A. 865. ämter 216; Wahl 217. Altersversicherung s. Invaliditäts Arbeiterschutzgesetz 75. versicherung. Arbeiterversicherung 179 ff.; Wesen Amortisationsverfahren Mr Schuld 179 f.; Arten 183; Voraussetzungen verschreibungen des Reichs 813 ff. 184ff.; Ausländer 192f.; Unmöglich keit einer Abänderung durch Privat Anhalt 744. Anlagen, gewerbliche, deren Betrieb vertrag 190. mit ungewöhnlichem Geräusch ver Arbeitsbücher 93 f.; 971. bunden ist, Errichtung u. Verlegung Arbeitsordnung 84 ff. 39; gefährliche bedürfen der Geneh Arbeitsvertrag 75. migung der zuständigen Behörde 40; Arbitrageverkehr 797. Bestimmung d. GewO, hierzu 40"; Armenwesen, Unterstützung hülfsbeBeseitigung, Zurücknahme der Ge dürstiger Deutscher durch d. Konsuln nehmigung 176; Untersagung der Be 480; Ortsarmenkasse 918, 965, 969. nützung 174. Arzneimittel s. Apotheker. Anleihen des Reichs 810 ff., 816. Assignationen s. Anweisungen. Anmeldung von Patenten 21 ff.; ste Anfbereitungsanstalten 77 , 83 , 89, hender Gewerbe 38. 116, 184, 186. Anmusterung 859, 941 ff., 948 f. Ausführung, öffentliche, Recht des Antiken 731. Autors 20. Antisklavereikonferenz 825. Aufgebotsverfahren 919 f. Anweisungen 789. Auktionatoren 63, 177. Apotheker, Prüfung 49 f.: Regelung Ausführungsverordnungen z. GewO. veS Gewerbes durch Landesrecht 50; 10. Verpflichtung zur Bereitung von Arz Ausfuhr, Zölle 725, 726; Verbote 726;
S
TachttMer, SBerotowgen >62,
786;
statistische
«eMen», Selb a?j; Ha,bel m. Schisssahrt 840, W,899: Verlust bet Staatsangehörigkeit 469; Urheberrecht 26; Eheschließungen 444. 473; Delikte der ^hiffsleute $41, 969; Verlagen Pes Dienstes 855, 965; Aufnahme ppxi A. in deutsches Konsularschptz 467; Hausierschein 149; Gchatzanrveisungen in a. Währung 810; Wertpaptexp u. Wechsel 358, 376, 789, 793. Ausländer, Haufierschein 149. Außerkurssetzung. 337, 338 f. sSusschüffe, der Reichsbank 871; Be zirksausschüsse 373; der Innungen 130. Auswärtige Angelegenheiten 421 f. Auswärtiges Amt 423, 454. Suswandererschiffe 940. persa von Ginzelstaaten für Zölle U. a. 695.
Badeanstalten 60, 177. Haden, Ausnahmerechte 695; Zollver waltung 743; Branntweinsteuer 774. Bäcker, Taxen für d. Verkauf 65. Baggerei 184, 186. Banknoten, Ausgabe 348; unbefugte 358; Wesen 351; Einlösungspflicht 352; Privilegien zur Ausgabe 352 f.; ausländische 358; Einziehung 362; Stempelfreiheit 789 f Bankwesen, Staatsaufsicht67; Rechts quellen u. Organisation 347 ff; Prin zip d. Gewerbesreihert 348; Raten geschäft der Banken 351 ff.; Kündiaungsrecht der Privilegier, 353; Er löschen 363; Einschränkungen 354; Notenbanken358; Betriebsmittel^; Geschäftsbetrieb 358 f., 35935; Noten betrag 360 ff ; Notensteuer361; Noten deckung 355 f., 361; Einziehung..362; Staatsaufsicht 362; Bankstatut, Ände rung 362. Bauhöfe 77, 83, 115, 18 t, 186. Baukrankenkaffen 197 f., 199 ff. Bayern, Arbeiterversicherung 186,215; Poft- u. Telegraphenverwaltung 245, 248 , 252 , 253, 695; Eisenbahnwesen 300, 301, 302, 307; Normalarchungs-, kommission 319, 695; Prägerecht für Halbpfennrgstücke 333; Militär Son derstellung 532; Ersatzbedarf 540; I Mtlitärausgaben 543; Festungen I 552f.; Aufruf u. Auflösung des Land- , sturms 598; Zulassung von Militär- , beamten 619; Gesandschaften 417,694; Brausteuer 695,768, Aversa 695; Ar menwesen 695; Fiskus 698 f; Zollver- l
S7S
waltung 743; BranntzvolystsM 7Ur Matrtkularbeiträge 684, 718/^ ? Br^digung, BedivgMg fürdeyBeKteb gewtffor Gewerbe 62 f. Begnad-gung, bei Seeunfällev 90$. B«ch^VN^sft-ti»«eu der deutschen
Beresbtlaunaslrüeiu -um Berua von ^MallsreytE W^37 ; derELKhrigFretwilligen 600. Bergelohn 921, 923 f. Bergungskosten 921 f. Bergwerke 83 f.; Verbot d/rr SoyntqgSarbeit 77; Arbeiterinnen 89; hes^ndere Vorschriften 116; Versicherungs pflicht der Arbeiter 184, 186. Berner Vertrag 308 f. Berufsgenossenschaften 185, 205 f.r Auslösung 205; Eintritt des Reichs 206 f.; Organisation 209; Anmeldung der Unternehmer 210; Schiedsgerichte 212s.; Beiträge der Mitglieder 220 f.; Gesayrentaris 221 f.; Anweisung zur Auszahlung 225. Betriebsbeamte 74 ff, 104. Betriebskraukenkaffen 194,197,199 ff., 217 Bettler, Pässe 479. Bevollmächtigte Minister 425. Bezirkskommando 550. Bier, Schankkonzession 56 f.; Klein handel 62; Untersagung 175; Einzel verkauf 169 , 325; Steuer 733 , 753; Besteuerung durch die Einzelstaaten 754; Biersteuer 768ff.; Ausfuhr 770; Brausteuer 695,768 ff; Rückvergütung 770. Billets ä ordre 789. Binnenzölle s Übergangsabgaben. Binnenschiffahrt 74, 185, 189. Börse, Staatsaufsicht 67,380 ff ; Bör sengesetz 349 , 351; Börsenordnung 381; Begriff 381 f.; Terminhandel 382 , 402 ff ; Ausschluß vom Besuch 383 ff.; Börsenregister 385; Eintra gung 385 f ; Wrrkung derselben 387, Staatsgenehmigung 388; Aufsichts behörde 388f ; Staatskommissar 388, 389 f ; Ehrengerichte 390; Aufgabe derselben 393 ff ; Börsenausschuß 391; Handel mit Wertpapieren 396; Zu lassung 396 f , 398; Verweigerung, Zurücknahme 399; Prospekt 399 f.; Zulassung an anderen Börsen 400; amtliche Preisfeststellung 400 f.; Börsentermrnhandel ist R -Geschäft 403; 403*33; Benutzung von Börseneinrich tungen für andere Geschäftszweige 403 f.; Strafvorschriften 405 ff.; Er satzpflicht für falsche Prospekte 408 f.
980
Sachregister.
Botschafter 426. Bracker 48. Branntwein, Ausschank 58; Kleinhan del 56; Steuer 733, 753, 773: Mate ria lsteuer, Brennsteuer 774ff., 783; Berbrauchsabgabe778; Steuerfreiheit 780; Handel unter den Nordseefischern 828 f.; Konfiskationsrecht des Schif fers 860; Brennereivergütung 977. Braunschweig 744. Braunschweigische Bank 358. Bremen 736, 744.
Bremerhaven 737.
382, 402; Wahl der Mitglieder zum Börsenausschuß 391; Verbot der Be nutzung von Börseneinrichtungen für andere Geschäftszweige 405; Mitwir kung bei der Ernennung v. Konsuln 453; Abgrenzung d. konsular. Amts bezirke 459; Abberufung 460 f.; Mtlitärverordnungsrecht 523 f.; Ausschuß für Landheer u. Festungen 559; BergütungStarif f. d. Kriegstransport d. Eisenbahnen 665; Ausfuhrverbot 726; Bestimmungen über Eisenbahnbe triebsmalertal auf Grenzstationen 730; Bestimmungen über Schiffs materialien 731; Abänderung innerer Steuern 734; Zollverordnungen 735 f.; Abgrenzung der Freihafenbezirke 737; Warenverzeichnis für die Zölle 739, 739“; Grenzbezirk 745; Zolletat 745; Instruktionen 745; Kreditgewährung 745; Kontrolle der Zollverwaltung 746ff.; Beschlußfaffung über Abrech nung der Zollgefälle 750; Erhöhung der Zuckersteuer 765; Exportprämie 767; Betriebserleichterungen für Bren nereien 777; Steuerbefreiung für Branntwein 780; Reichsschuldenkom mission 819; Abgrenzung der Bezirke der Seeämter 896; Kosten für die Musterungsverhandlungen 941 f.
Briefe 260, 264, 265, 270, 279. Brüche s. Gruben. Brüssel, Antisklavereikonserenz 825 ff. Buchhändler, fliegende 55, 140 ff. Budgetgesetz 691. Bundesamt für Heimatswesen 695 s. Armenwesen. Bundesrat 103, 205, 232, 252. 5, 40; Ausführungsverordn. z. GewO. 10f.; Verzeichnis gefährl. Anlagen 40; Er nennung d. Behörden zur Approba tionserteilung 48 f.; Verbot d. Sonn tagsarbett 78; Verordnungen über die Beschäftigung jugendl. Personen 88 f., 98 f.; Ausschluß des Hausier handels 145; Zulassung v. Auslän dern 149; Vorschriften über Zulässig keit bestimmter Waren im Einzelver kehr 169; Ausdehnung des Versiche Cadreshstem 544. rungszwanges 187; Auflösung von Cheks 789. Berufsgenossenschaften 2