Das davidische Königtum im Zeugnis der Propheten 3525532539, 3525532520, 9783525532539


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Das davidische Königtum im Zeugnis der Propheten
 3525532539, 3525532520, 9783525532539

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Klaus Seybold Das davidische Königtum

KLAUS SEYBOLD

Das davidische Königtum im Zeugnis der Propheten

GÖTTINGEN · VANDENHOECK & R U P R E C H T · 1972

Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Herausgegeben von Ernst Käsemann und Ernst Würthwein 107. Heft der ganzen Reihe

Leinenausgabe: ISBN 3-525-53253-9 Broschurausgabe: ISBN 3-525-53252-0 © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972. — Printed in Germany. — Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen

Meinen Eltern

VORWORT Die vorliegenden Untersuchungen gehen im Grundbestand auf eine Arbeit zurück, die im Wintersemester 1967/68 der Theologischen Fakultät der ChristianAlbrechts-Universität Kiel als Dissertation vorlag. Die ursprüngliche Fassung wurde überarbeitet und am Anfang und Ende gekürzt (Teile davon erscheinen gesondert in der Theologischen Zeitschrift, Basel, und in der Zeitschrift Judaica). Das Manuskript wurde Mitte 1970 abgeschlossen; seither erschienene Literatur konnte nur noch in Auswahl berücksichtigt werden. Ich bin mir natürlich dessen bewußt, daß die relativ späte Veröffentlichung einer Arbeit, die ihre eigene Zeit hatte und unter anderen Voraussetzungen entstand, Risiken in sich birgt. Die Diskussion der hier angeschnittenen Grundprobleme ist ja nicht zum Stillstand gekommen. Zwar will es mir scheinen, als sei die Flut der Beiträge zum Fragenkreis „sakrales Königtum" und „Davidbund" etwas abgeebbt; doch wird man ein Gleiches vom Problem der theologischen Herkunft und Heimat der Propheten wohl nicht sagen können. Hier ist manches in Fluß gekommen und in Frage gestellt worden, was dem Verfasser damals noch weitgehend gesichert und weithin anerkannt schien. Trotz etwas veränderter Forschungslage glaube ich aber doch, daß es von Nutzen sein wird, auf einige in der Diskussion weniger beachtete Aspekte erneut aufmerksam zu machen und sie in ihrem weiteren Zusammenhang zur Sprache zu bringen. Angeregt und ermutigt hierzu sehe ich mich auch durch einige neuere Arbeiten, die ich, da sie in die Untersuchungen nicht mehr einbezogen werden konnten, hier anführen will: F. C. Prussner, The Covenant of David and the Problem of Unity in Old Testament Theology. Transitions in Biblical Scholarship, ed. /. C. Rylaarsdam (1968) 17—41;/. Mauchline, Implicit signs of a persistent belief in the Davidic Empire. VT 20 (1970) 287-303; J. S. Holladay, Assyrian Statecraft and the Prophets of Israel. HThR 63 (1970) 29-51; W. H. Schmidt, Kritik am Königtum. Probleme biblischer Theologie. Festschrift für G. von Rad (1971) 440-461 und W. Zimmerli, Alttestamentliche Traditionsgeschichte und Theologie. Ebda. 632-647. Allen am Zustandekommen dieses Buches Beteiligten gilt mein Dank. Ich danke vor allem und besonders meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Walter Beyerlin. Er hat mich zu dieser Arbeit angeregt, sie mit großem Vertrauen und mit großer Geduld begleitet und gefördert und zu gutem Ende geführt. Ihm schulde ich über Motivation und Methodik wissenschaftlicher Arbeit am Alten Testament hinaus mehr, als es durch gelegentliche Verweise im Text auszudrücken möglich ist. Ich danke auch Herrn Prof. D. Artur Weiser (Tübingen), der mir

8

Vorwort

mit manchem guten Rat geholfen hat. Zu danken habe ich ferner Herrn Prof. Dr. Fritz Maass (jetzt Mainz) für seine freundliche Kritik. Mein Dank gilt den Herausgebern, Herrn Prof. D. Ernst Würthwein und Herrn Prof. D. Emst Käsemann, für die bereitwillige Aufnahme der Arbeit in die Reihe der „Forschungen". Dank schulde ich dem Evang. Oberkirchenrat in Stuttgart und dem Landeskirchenamt in Kiel, die mit namhaften Zuschüssen die Drucklegung ermöglicht haben. Zu danken habe ich dem Verlag für die Mühe, der er sich bei der Herstellung eines so schwierigen Textes unterzogen hat. Ich danke schließlich meinem Freund und Kollegen, Herrn Wiss. Ass. Georg Warmuth, für das Mitlesen der Korrekturen und nicht zuletzt meiner Frau für ihre Hilfe bei der Anfertigung und Verbesserung des Manuskripts. Kiel - Mai 1972

Klaus Seybold

INHALT Vorwort

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Einleitung

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1. Die Fragestellung 2. Die Textgiundlage

Teil I: Zeugnisse der vorklassischen Prophetie 1. Gad - II. Sam. 2 4 2. Nathan a) II. Sam. 7 b) II. Sam. 1 2 , 1 - 1 4 3. Ahia von Silo - I. Kö. l l , 2 9 f f .

Teil II: Zeugnisse der Prophetie des 8. Jahrhunderts 1. Arnos - Kap. 9 , 1 1 - 1 2 2. Jesaja a) Kap. 7 , 1 - 1 7 b) Kap. 8 , 2 3 - 9 , 6 c) Kap. 1 1 , 1 - 9 d) Kap. 2 8 , 1 6 . 2 1 ; 2 9 , I f f . ; 2 2 , 9 . 2 2 e) Zusammenfassung 3. Jes. 1 6 , 1 - 5 4. Micha - Kap. 5 , 1 - 5 ; 4 , 8

Teil III: Zeugnisse der Prophetie des 7. und 6. Jahrhunderts 1. Jeremia - Kap. 21,1 Iff.; 30,8f.; 23,5f. u.a 2. Ezechiel - Kap. 17,Iff.; 1 9 , l f f . ; 1 7 , 2 2 - 2 4 ; 3 4 , 1 7 f f . ; 3 7 , 1 5 f f . u.a 3. Deuterojesaja - Kap. 5 5 , 1 - 5

Ergebnisse I. Zur II. Zur III. Zur IV. Zur

Entstehung und Bedeutung der Davidbundkonzeption . . . . Kontinuität der Überlieferung Deutung des davidischen Königtums bei den Propheten . . . Wirkung der prophetischen Verkündigung

Register

11 16

24 24 '26 26 45 58

60 60 66 66 79 92 98 100" 103 106

115 115 132 152

163 163 166 168 174 176

I. Abkürzungen

176

II. Autoren

177

III. Stichworte

181

EINLEITUNG

1. Die Fragestellung In der Diskussion über das Problem des sakralen Königtums im alten Israel wurde in der vergangenen Zeit von verschiedenen Seiten die Forderung nach einer differenzierteren Betrachtungsweise erhoben 1 . Diese Forderung gilt besonders im Blick auf eine Forschungsrichtung, die eine dem ganzen antiken Orient gemeinsame Königsideologie — basierend auf der einheitlichen Vorstellungsform eines „göttlichen Königtums" - annimmt, zuerst für den Vergleich altorientalischer mit israelitischen Auffassungen vom Königtum. Sie gilt aber auch für die Beurteilung der Ideen, welche den verschiedenen Ausprägungen des Königtums auf dem Boden Israels jeweils zugrunde liegen, zu deren Unterscheidung die Forschungen A. Alts die Voraussetzungen geschaffen haben 2 . Sie gilt schließlich in besonderer Weise für die Untersuchung der Vorstellungen, die über das davidische Königtum, seinen sakralen Charakter und seine theologische Bedeutung in Israel lebendig waren und seine Geschichte begleitet haben. Die Frage nach den Vorstellungen über das Wesen des davidischen Königtums hatte A.Alt unter Hinweis auf das „Königsideal" 3 beantwortet, welches sich im Anschluß an die Dynastiegründung durch David herausbildete. Kerngedanke dieses „Königsideals" war die „Anschauung von dem ewigen Bund, den Jahwe mit David schloß und der die Herrschaft des Hauses Davids für alle Zu1

Vgl. z.B. M. Noth, Gott, König, Volk im Alten Testament. Eine methodologische Auseinandersetzung mit einer gegenwärtigen Forschungsrichtung. ZThK 47 (1950) 157ff. (Gesammelte Studien. ThB 6, 2. A. (1960) 188ff.); S. Mowinckel, Han som kommer. Copenhagen (1951) (Engl. Übersetzung: He That Cometh, v. G. W. Anderson (1959), bes. 21ff.); General Oriental and Specific Israelite Elements in the Israelite Conception of the Sacral Kingdom. La Regalitä Sacra - The Sacral Kingship. Numen Suppl. IV (1959) 283ff. (und passim); W. von Soden, Art. Sakrales Königtum. RGG Bd. III, 3. Α. (1959) Sp. 1712ff. u.a. 2 Vgl. bes. Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina. Reformationsprogramm der Universität Leipzig (1930) (Kleine Schriften II (1953) Iff.); Das Großreich Davids. ThLZ 75 (1950) Sp. 213ff. (Kleine Schriften II. 66ff.); Das Königtum in den Reichen Israel und Juda. VT 1 (1951) 2ff. (Kleine Schriften II. 116ff.); Der Anteil des Königtums an der sozialen Entwicklung in den Reichen Israel und Juda (1955) (Kleine Schriften III (1959) 348ff.) u.a. - Zu den historischen Fragen vgl. J. A. Soggin, Das Königtum in Israel. Ursprünge, Spannungen, Entwicklung. BZAW 104 (1967). 3 Das Königtum in den Reichen Israel und Juda. VT 1 (1951) 13ff. (126ff.), die folg. Zitate S. 1 9 - 2 2 ( 1 3 2 - 1 3 4 ) .

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Einleitung

kunft legitimierte", als der „religiösen und theologischen Begründung" des Königtums, die im Königsritual der Davididen in Jerusalem zur Geltung kam. Obgleich dieses Königsideal von dem des Nordreichs abweicht, finden sich doch die nach Alts Meinung4 für jenes konstitutiven Elemente der Designation durch Jahwe und Akklamation des Volkes „in gewisser Weise" wieder, so daß er auch hier noch den Einfluß der in der altisraelitischen Institution charismatischer Führerschaft verwurzelten Königsauffassung erkennen kann. Zudem stellt er fest, daß die Anschauung vom Davidbund nicht „aus dem Rahmen der sonstigen Gedanken Israels über die Ausprägung von Jahwes Plänen und Ordnungen in Bünden mit Menschenkreisen herausfällt". Zwar mit dem Bund vom Sinai möchte er den Davidbund nicht vergleichen; dafür bildet Jahwes Bund mit Levi eine gute Analogie, weil hier wie dort ein kleinerer Kreis von Menschen mit einer „Funktion im Gesamtleben des Volkes" betraut ist. Eine solche Sicht des Königsideals, die vor allem am Gegenüber der Königtümer orientiert ist, findet sich in extremer Form in L. Rosts Skizze über das Thema „Sinaibund und Davidsbund" 5 . L. Rost sucht zu zeigen, wie mit der Reichsteilung nach Salomos Tod auch diese beiden „Ideenkreise" auseinandergerissen wurden und das davidische Königtum zumindest zeitweilig zur Legitimation auf die Überlieferungen vom Davidbund und Ziontempel angewiesen blieb, ehe es zur Zeit Jesajas zu einer Annäherung, aber erst nach dem Exil zu einer Verschmelzung kam. Der Gegensatz zwischen Israel und Juda bestimmte demnach die Vorstellung vom Wesen des Königtums der Davididen. Diese vom Dualismus der beiden Reiche geprägte Auffassung, welche das davidische Königtum einseitig von der Idee des vom Sinaibund gelösten Davidbundes getragen sah, gewann auf die weitere Forschung nicht wenig Einfluß 6 . Doch erhob sich die Frage, ob eine solche schematische Lösung nicht zu gewaltsam ist und den Königtumsvorstellungen hier und dort gerecht werden kann, und es wurden in den letzten Jahren wiederholt Stimmen laut, die auf eine Korrektur drängten. 4

Vgl. dazu W. Beyerlin, Das Königschaiisma bei Saul. ZAW 7 3 (1961) 186ff.;T.C.G.Thornton, Charismatic Kingship in Israel and Judah. JThS 14 (1963) Iff.; G. Wallis, Die Hoheit des Königs im Alten Testament. Geschichte und Überlieferung. ATh II 13 (1968) 88ff. 5 ThLZ 72 (1947) Sp. 129ff. 6 Vgl. etwa G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 1 (1957, 5. A. 1966) 4 8 f f „ 304ff.; Bd. 2. 281f. u.ö.; E. Rohland, Die Bedeutung der Erwählungstraditionen Israels für die Eschatologie der alttestamentlichen Propheten. Diss. Heidelberg (1956) 209ff., 266ff.; M. Sekine, Davidsbund und Sinaibund bei Jeremia. VT 9 (1959) 47ff.; G. E. Mendenhall, Recht und Bund in Israel und dem Alten Vordem Orient. ThSt (B) 64 (1960) 48ff.; S.Herrmann, Die prophetischen Heilserwartungen im Alten Testament. Ursprung und Gestaltwandel. BWA (Ν) Τ 5 (85) (1965), bes. 92ff.; N. Poulssen, König und Tempel im Glaubenszeugnis des Alten Testamentes. SBM 3 (1967) 27ff.; S. Herrmann, Autonome Entwicklungen in den Königreichen Israel und Juda. VTS 17 (1969) 139ff.; H. D. Preuß, Jahweglaube und Zukunftserwartung. BWA(N)T 7 (87) (1968) 126ff.

Fragestellung

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So haben die Untersuchungen von A. Weiser7, S. Mowinckel8, H.-J. Kraus9, A. R. Johnson10 und G. Widengren11, die sich in erster Linie um die kultischen Funktionen des Königs bemühten, auf die sich darin realisierende Königskonzeption aufmerksam gemacht und die Beziehungen des Königtums zu den sakralen Überlieferungen Israels aufgezeigt. Auf das besondere Bild des davidischen Königtums, das der Nathanweissagung in II. Sam. 7 zugrunde liegt, ist M. Noth eingegangen und hat festgestellt, daß die hier vorliegende Interpretation des Königtums als einer Herrschaft über das „alte sakrale .Israel'" von den durch die heilige Lade repräsentierten Traditionen aus erfolgt ist 12 . W. Beyerlin hat in seiner Untersuchung über die „Kulttraditionen Israels in der Verkündigung des Propheten Micha" aufgezeigt, daß die Davidbundüberlieferung im Rahmen des vorexilischen Bundesfestkults mit den altisraelitischen Traditionen vom Sinaibund und vom Auszug und der Landnahme verflochten war 13 . Α. H. J. Gunneweg sieht den Davidbund von der Tradition des Sinaibundes her als ein neues Stadium der israelitischen Religionsgeschichte, das mit der Staaten bildung in Israel begann, wobei der Davidbund den Versuch spiegelt, das „übernommene sakrale Königtum im Sinne der jahwistischen Religion zu interpretieren" 1 4 . In einer Studie über die Königssalbung und ihre rechtliche Bedeutung kommt R. de Vaux zu dem Ergebnis: Le roi d'Isracl, vassal deYahve 15 , und vermag damit die Stellung des davidischen Königs im Lichte des ebenfalls in Form eines Vasallenverhältnisses konzipierten Sinaibundes zu sehen. 7 Zur Frage nach den Beziehungen der Psalmen zum Kult: Die Darstellung der Theophanie in den Psalmen und im Festkult. Festschrift für A. Bertholet (1950) 513ff. (Glaube und Geschichte im Alten Testament und andere ausgewählte Schriften (1961) 303ff.). 8 He That Cometh, bes. 56ff., 155ff. 9 Gottesdienst in Israel. 2. A. (1962), bes. 222ff. 10 Sacral Kingship in Ancient Israel (1955, 2. Α. 1967). 11 Sakrales Königtum im Alten Testament und im Judentum (1955); ders., King and Covenant. JSS 2 (1957) Iff.; vgl. J. R. Porter, Moses and Monarchy (1963). 12 David und Israel in 2. Samuel 7. Melanges Bibliques rediges en l'honneur de Andre Robert (1957) 122ff. (Gesammelte Studien. 334ff.); vgl. auch ders., a.a.O., 187f. (224f.); S. Amsler, David, Roi et Messie. La tradition davidique dans I'Ancien Testament. CahTheol 49 (1963) 9ff. 13 F R L A (N)T 54 (72) (1959), bes. 7 5 f f „ 86ff. 14 Sinaibund und Davidsbund. VT 10 (1960) 335ff.; vgl. auch H. Gese, Der Davidsbund und die Zionserwählung. ZThK 61 (1964) 1 Off.; D. N. Freedman, Divine Commitment and Human Obligation. The Covenant Theme. Interpretation 18 ( 1 9 6 4 ) 4 1 9 f f . 15 Le roi d'Israel, vassal de Yahve. Melanges Eugene Tisserant (1964) Vol. I. 119ff. (Bible et Orient (1967) 287ff.); vgl. G. Cooke, The Israelite King as Son of God. ZAW 73 (1961) 202ff.; M. L. Newman, The People of the Covenant (1962), der jedoch nur den südlichen Strom der „J covenant tradition" über Kades-Hebron auf den Davidbund einwirken sieht, 7 ff., 161ff.

14

Einleitung

In seinen Arbeiten zu den frühen Davidüberlieferungen hat wiederum A. Weiser16 dargestellt, wie sehr das Königtum Davids den Anschluß an den Stämmebund und seine sakralen Traditionen gesucht hat und wie sehr es von der Basis des alten Jahwebundes her bestimmt worden ist. In seinen Beiträgen zu Form und Funktion des Davidbundes sieht F. Ch. Fensham17 die Relation zum Sinaibund als gegeben an und sucht sie als ergänzende Erweiterung des Sinaibundes zu erklären, während Ph. J. Calderone in seiner Untersuchung 17a die bedeutsamen Strukturanalogien zwischen dem Dynastieorakel und den altorientalischen Vasallenverträgen herausarbeitet. Demgegenüber weist R. E. Clements in seiner eingehenden Studie zur Vorgeschichte des Davidbundes18 auf die geschichtlichen Unterschiede hin: „These covenants were not entirely unrelated, but they did undoubtedly point to different religious and political traditions within Israel" und warnt vor einer unhistorischen Harmonisierung, wie sie erst die im Deuteronomium bezeugte Theologie vorgenommen habe. Allen diesen Untersuchungen ist gemeinsam zu zeigen, auf welche Weise das davidische Königtum von den altisraelitischen Überlieferungen her geprägt und gedeutet worden ist. Daß das Bild nicht einheitlich ist, wird daran liegen, daß die Schatten jener älteren Auffassungen nach wie vor über der Forschung liegen 19 , kann aber auch Hinweis darauf sein, daß im alten Israel selbst verschiedene Anschauungen über die Institution eines dynastischen Königtums im allgemeinen und über das Verständnis des Davidbundes im besonderen verbreitet waren. So erscheint es geboten, die Frage unter Berücksichtigung der bisher gewonnenen Ansätze und Aspekte aufzunehmen und sie im Zuge einer weiteren Differenzierung an eine zwar möglichst große, aber in sich geschlossene und zugleich in ihrer Herkunft bestimmbare Textgruppe zu richten. Die vorliegende Unter16

Die Tempelbaukrise unter David. ZAW 77 (1965) 153ff.; Die Legitimation des Königs David. Zur Eigenart und Entstehung der sogen. Geschichte von Davids Aufstieg. VT 16 (1966) 325 ff. 17 The Covenant-Idea in the Book of Hosea. OuTWG 7/8 (1964/65) 35ff.; Covenant, Promise and Expectation in the Bible. ThZ 23 (1967) 305ff.; vgl. Anm. 25. " a Dynastic Oracle and Suzerainty Treaty. 2 Sam 7 , 8 - 16 (1966); vgl. auch Μ. Weinfeld, The Covenant of Grant in the Old Testament and the Ancient Near East. JAOS 90 (1970) 184ff. 18 Abraham and David. Genesis XV and its Meaning for Israelite Tradition (1967) 81, vgl. ders., Prophecy and Covenant (1965) 45ff.; ders., God and Temple (1965) 40ff. Nach einigen Andeutungen zu schließen, nähert sich auch N. Poulssen der Auffassung von R. E. Clements, obgleich er unter dem Einfluß der Rostschen These bleibt (vgl. a.a.O., 27ff., bes. 34ff.). " Wie unterschiedlich die Auffassungen sind, zeigt z.B. der Überblick bei D. J. McCarthy, Der Gottesbund im Alten Testament. Ein Bericht über die Forschung der letzten Jahre. SBS 13 (1966) 69ff. (Kürzere Erstfassung: Covenant in the Old Testament: The Present State of Inquiry. CBQ 27 (1965) 217ff.), und N. Poulssen, a.a.O. 27ff.

Fragestellung

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suchung stellt sich darum die Aufgabe, der Deutung nachzugehen, die das davidische Königtum in den prophetischen Zeugnissen gefunden hat, und sie — soweit dies möglich ist — in geschichtlichem Zusammenhang darzustellen. Ihr Ziel ist, durch die Erforschung der von den Propheten vertretenen Königsauffassung zugleich Aufschluß darüber zu erhalten, wie sie über die Bedeutung der Davidbundkonzeption gedacht haben. Ihre Erwartung stützt sich auf einige Daten der neueren Prophetenforschung20, die in zunehmendem Maß die Bedeutung der altisraelitischen Überlieferung und ihrer sakralen Ordnungen für die Verkündigung der Propheten erkannt und besonders durch gattungsgeschichtliche Untersuchungen im Anschluß an die grundlegenden Arbeiten von G. E. Mendenhall, K. Baltzer, W. Beyerlin21 ihre Funktion im Rahmen eines sakralrechtlich bestimmten Bundesverhältnisses aufgehellt und neu verstehen gelehrt hat. Zu nennen ist hier in erster Linie die breite Diskussion um die prophetische Gerichtsrede 22 , die sich immer mehr als - im Sinne Gunkels - „eigentlich prophetische Gattung" 23 erweist und es ermöglicht, die Beziehung prophetischer Predigt zu den heilsgeschichtlichen und gesetzlichen Überlieferungen auf der einen 24 und zur kultischen Segen-Fluch-Proklamation25 2 0 Zu den Grundtendenzen der Forschungsgeschichte vgl. W. Baumgartner, Die Auffassungen des 19. Jahrhunderts vom israelitischen Prophetismus. AKultG 15 ( 1 9 2 2 ) 21—35. (Zum Alten Testament und seiner Umwelt. Ausgewählte Aufsätze ( 1 9 5 9 ) 2 7 - 4 4 . ) , O. Eißfeldt, The Prophetic Literature. The Old Testament and Modern Study ( 1 9 5 1 ) 1 1 5 - 1 6 1 ; G. Fohrer, Zehn Jahre Literatur zur alttestamentlichen Prophetie. T h R 28 ( 1 9 6 2 ) 1 - 7 5 ; 2 3 5 2 9 7 ; J . Scharbert, Die prophetische Literatur. Der Stand der Forschung. De Mari a Qumran. Festschrift für J. Coppens ( 1 9 6 9 ) 5 8 f f .

G. E. Mendenhall, a.a.O. 27ff.; K. Baltzer, Das Bundesformular. WMA (Ν) Τ 4. 2. Α. ( 1 9 6 4 ) ; W. Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen ( 1 9 6 1 ) ; vgl. D. J . McCarthy, Treaty and Covenant. AnBibl 21 ( 1 9 6 3 ) ; ders., Der Gottesbund im Alten Testament. S B S 13 ( 1 9 6 6 ) ; F . Nötscher, Bundesformular und „Amtsschimmel". Ein kritischer Überblick. BZ 9 ( 1 9 6 5 ) 1 8 1 - 2 1 4 ; N. Lohfink, Art. Bund. B L Sp. 267ff. 21

Vgl. die Darstellung bei J . Harvey, Le Plaidoyer Prophetique contre Israel apres la Rupture de l'Alliance. Studia. Travaux de recherche 22 ( 1 9 6 7 ) 9ff., die kritischen Erwägungen hierzu von R. North, Angel-Prophet or Satan-Prophet? ZAW 82 ( 1 9 7 0 ) 3 1 f f „ bes. 39ff. und die radikalen Thesen von L. Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament. W M A ( N ) T 36 ( 1 9 6 9 ) . Unter der Voraussetzung, daß die Bundestheologie ein Produkt des als feste und geschichtlich gesicherte Größe angesehenen „Deuteronomismus" ist (6), ergibt sich für Perlitt, daß die Propheten des 8. Jh.s diese noch gar nicht gekannt haben können, was aus dem „Bundesschweigen" bei den Propheten des 8. Jh.s ( 1 2 9 f f . ) erwiesen werden soll. Perlitt geht jedoch auf die Argumentation Harveys nicht ein, sonst wären Sätze wie auf S. 133f. nicht möglich gewesen. 22

Die großen Propheten. SAT II 2. 2 . A . ( 1 9 2 3 ) 4 6 . Vgl. z.B. E. Rohland, a.a.O.; H.-J. Kraus, Die prophetische Verkündigung des Rechts in Israel. ThSt (B) 5 1 ( 1 9 5 7 ) u.a. 25 Vgl. die Arbeiten von F . Ch. Fensham, Malediction and Benediction in Ancient Near Eastern Vassal-Treaties and the Old Testament. ZAW 74 ( 1 9 6 2 ) I f f . ; Common Trends in Curses o f the Near Eastern Treaties and KUDURRU-Inscriptions Compared with Maledictions o f Amos and Isaiah. ZAW 75 ( 1 9 6 3 ) 155ff.; A possible origin of the concept o f the 23 24

16

Einleitung

auf der anderen Seite im Zusammenhang zu sehen. Und daher scheint nun auch bei Beachtung der den Propheten eigenen Perspektive das mit den Stichworten „Sinaibund" und „Davidbund" bezeichnete Problem eine neue Beleuchtung zu erfahren. Freilich ist dies nur dann möglich, wenn die Untersuchung dabei den verschiedenen individuellen prophetischen Zeugnissen in einer möglichst sorgfältigen Einzelanalyse gerecht werden kann.

2. Die Textgrundlage Um die erforderliche feste Textgrundlage zu gewinnen, müssen die prophetischen Zeugnisse, die eine Stellungnahme zum davidischen Königtum erkennen lassen, aufgesucht und in eine chronologische Reihenfolge gebracht werden. Jedoch macht gerade die literargeschichtliche Einordnung der fraglichen Texte erhebliche Schwierigkeiten. In nicht wenigen Fällen lassen die Angaben der Texte eine eindeutige Datierung nicht zu; mehrmals ist man auf Rückschlüsse aus dem Kontext angewiesen; bisweilen ist der überlieferte Ort der einzige Anhaltspunkt für die Herkunft eines Textes. Es scheint darum zweckmäßig zu sein, von den einigermaßen sicher datierbaren Texten auszugehen, um durch ein paar Fixpunkte die Linie zu bestimmen, auf der sich mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit die übrigen Textstellen eintragen und gruppieren lassen. I.

Ein solcher erster Fixpunkt auf dem Feld der klassischen Prophetie bildet die Überlieferung von Jes. 7, als deren zeitgeschichtlicher Hintergrund der syrischephraimitische Krieg des Jahres 734/3 erkennbar wird (V. 1). Der Grundbestand der an den judäisch-jerusalemischen König Ahas gerichteten Prophetenworte mit der geheimnisvollen Immanuelweissagung V. lOff. geht ohne Zweifel auf Jesaja zurück, und dasselbe wird man von den Stellen 22,9.22; 28,21; 29,1 sagen können, an denen ebenfalls auf Davids Geschichte und Königtum Bezug genommen ist. Aber auch die Weissagungen in Kap. 9,Iff. und 11,Iff. können im Gefolge von Kap. 7 nicht mit Grund dem Propheten abgesprochen werden 1 ; vollends Day of the Lord. OuTWG 9 ( 1 9 6 6 ) 9 0 f f . ; D. R. Hillers, Treaty-Curses and the Old Testament Prophets. Biblica et Orientalia 16 ( 1 9 6 4 ) ; auch Η. Graf Reventlow, Prophetenamt und Mittleramt. ZThK 58 ( 1 9 6 1 ) 2 6 9 f f . ; Das Amt des Propheten bei Amos. F R L A ( N ) T 8 0 ( 1 9 6 2 ) ; Wächter über Israel. Ezechiel und seine Tradition. BZAW 8 2 ( 1 9 6 2 ) ; Liturgie und prophetisches Ich bei Jeremia ( 1 9 6 3 ) ; u.a. 1 Die Waage neigt sich m.E. trotz neuer Einsprüche (zuletzt von J. Vollmer, Zur Sprache von Jesaja 9 , 1 - 6 . ZAW 8 0 ( 1 9 6 8 ) 3 4 3 f f . ) doch zugunsten jesajanischer Abkunft der beiden Texte in ihrer Grundgestalt, da die geltendgemachten Gründe nicht zwingend erweisen, daß die Worte nicht von Jesaja stammen können. Die extremen Datierungen in die Zeit der Thronbesteigung des Joas ( 8 3 7 ) nach Μ. B. Crook, A Suggested Occasion for Is 9 and 11. JBL 68 ( 1 9 4 0 ) 2 1 3 f f . ; dies., Did A m o s and Micah know Is 9 an 11? JBL 73

Textgrundlage

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gilt dies, wenn zur ersteren Einheit 8,23aß.b hinzuzunehmen ist, was eine Datierung in die Jahre nach 732 erlauben würde, und wenn man auf die Linie achtet, die sich von Jes. 7 über Kap. 9 zu Kap. 11 verfolgen läßt. Auf derselben Linie liegt die Weissagung Mi. 5,Iff., so daß es sich auch von daher nahelegt, diesen Text im Kern dem Zeitgenossen Jesajas, Micha von Morescheth zuzuerkennen, zumal er in die Verkündigung des judäischen Propheten gut eingeordnet werden kann 2 . Damit zeichnet sich eine Gruppe von Texten ab, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. stammen. Fraglicher ist eine solche Herkunft flir eine Reihe anderer Textstellen, die in diesem Zusammenhang etwas eingehender behandelt werden sollen. 1. Die Herleitung des Spruches Am. 9,1 lf. von Arnos von Thekoa begegnet verschiedenen Bedenken. Die in dieser Hinsicht vorgebrachten Argumente lassen sich im großen und ganzen nach sprachlichen, zeitgeschichtlichen und nach prinzipiell-theologischen Gesichtspunkten ordnen 3 . Auf eine sprachliche Verwandtschaft von Am. 9,1 l f . zu exilischen und nachexilischen Texten, auf scriptio plena u.a. 4 ist nicht allzugroßes Gewicht zu legen, weil die Basis eines Vergleichs bei zwei Versen naturgemäß zu schmal fur weitreichende Schlüsse ist 5 . Ähnliches gilt für Beobachtungen zur sprachlichen Struktur und stilistischen Gestaltung des Spruches. Gewichtiger sind die Griin.de der Ausleger, die hier die Katastrophe von 587 v. Chr. und das Ende der davidischen Dynastie angedeutet sehen 6 , da in V. 11 (1954) 144ff., und in die makkabäische Zeit von M. Treves, Little Prince Pele-Joez. VT 17 ( 1 9 6 7 ) 464ff. sind sehr unwahrscheinlich. Zur Frage vgl. S. Herrmann, Die prophetischen Heilserwartungen im Alten Testament. Β WA (Ν) Τ 5 (85) (1965) 130ff.; J. Becker, Isaias - der Prophet und sein Buch. SBS 30 ( 1 9 6 8 ) 18ff. 2 Vgl. etwa A. Alt, Micha 2 , 1 - 5 . Γ Η Σ Α Ν Α Δ Α Σ Μ Ο Σ in Juda. Interpretationes ad Vetus Testamentum pertinentes S. Mowinckel septuagenario missae (1955) 13ff. (Kleine Schriften III. 373ff.); W. Beyerlin, Die Kulttraditionen Israels in der Verkündigung des Propheten Micha. FRLA ( N ) T 54 (72) (1959) 78f.; E. Hammershaimb, Einige Hauptgedanken in der Schrift des Propheten Micha. StTh 15 ( 1 9 6 1 ) 24ff. 3 Zur Diskussion der Frage vgl. E. Sellin, Das Zwölfprophetenbuch. ΚΑΤ XII. 3. Α. (1929) 243; W. R. Harper, A Critical and Exegetical Commentary on Amos and Hosea. ICC (1953) 147; K. Cramer, Amos. Versuch einer theologischen Interpretation. B W A ( N ) T 15 (1930) 47ff., 177ff.; A. Weiser, Die Profetie des Amos. BZAW 53 (1929) 283ff.; ders., Das Buch der zwölf Kleinen Propheten. ATD 24. 4 . A . ( 1 9 6 3 ) 203; A. S. Kapelrud, Central Ideas in Arnos ( 1 9 5 6 ) 54ff.; M. Delcor, Arnos. SB 8 I (1961) 237f. G. J. Botterweck, Zur Authentizität des Buches Arnos. BZ 2 (1958) 188f.; H. Gottlieb, Arnos und Jerusalem. VT 17 (1967) 4 5 4 f f . ; U. Kellermann, Der Amosschluß als Stimme deuteronomistischer Heilshoffnung. Ev Th 29 (1969) 169ff.; H. W. Wolff, Dodekapropheton 2. Joel und Amos. BK XIV/2 (1969) 405f. u.a. 4

5 Vgl. W. R. Harper, a.a.O. 195. Vgl. E. Sellin, a.a.O. 270. Vgl. W. Nowack, Die Kleinen Propheten. HK III 4. 2 . A . (1903) 173; W. R. Harper, a.a.O. 198; A. Weiser, a.a.O. 203; Th. H. R o b i n s o n - F . Horst, Die zwölf Kleinen Propheten. HAT I 14. 2 . A . (1954) 107; A. S. Kapelrud, a.a.O. 56ff. u.a. 6

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Einleitung

das Bild einer geschleiften Stadt im Hintergrund stehen und in V. 12 das häßliche Verhalten der Edomiter gemeint sein könnte, wie es für die Zerstörung Jerusalems zutrifft 7 . Steht hinter dem Bild der Feldhütte auch Davids befestigte Stadt Jerusalem, ist doch nach V. 12 mit dem Gleichnis das davidische Reich gemeint, dessen Baufälligkeit seit Salomos Tagen festzustellen war 8 . Andererseits kann man sich fragen, ob eine verfallende Hütte vom Wächter noch bewohnt werden kann, d.h. ob nicht das Gleichnis den völligen Zerfall des judäischen Königshauses voraussetzt. Doch ist hierüber keine Sicherheit zu gewinnen. Was Edom betrifft, so spielte es in der ganzen Königszeit eine für JudaIsrael wichtige Rolle, so daß man durch die Nennung zumal des Restes Edoms nicht in das 6. Jahrhundert herunterzugehen gezwungen ist. Entscheidende Bedeutung kommt darum den prinzipiellen Bedenken gegen den fraglichen Abschnitt zu. Man hat in diesem Zusammenhang seit J. Wellhausen auf den inneren Widerspruch hingewiesen, der durch eine Heilsweissagung bei einem Gerichtspropheten — wofür man Arnos ausschließlich hielt — entstünde: „Rosen und Lavendel statt Blut und Eisen." 9 Es wurde etwa das ethische Moment vermißt, welches sonst für seine Predigt charakteristisch ist 10 , oder die innere Beziehung zu den übrigen Amosworten überhaupt in Frage gestellt 11 . Auch das Argument, die Berufung habe nur einen Auftrag gegen das Nordreich umfaßt, während doch in 9,11—12 das Südreich angeredet zu sein scheint, ist prinzipieller Natur und wurzelt in einer bestimmten Gesamtdeutung der Prophetie des Arnos n . Zu den grundsätzlichen Fragen wurde von einem neuen Verständnis des prophetischen Auftrags her verschiedentlich Stellung genommen 13 . Am. 9,11-12 setzt den Verfall der Davidhütte und also ein Gericht Jahwes voraus, kündigt jedoch darüber hinaus ein Heilsgeschehen an, das wiederum im Blick auf das Nordreich durchaus die Funktion einer Unheilsankündigung hat. Ein angeredetes Gegenüber ist in den Versen nicht erkennbar, ja, die 3.P.pl. in V. 12 scheint die davidischen Könige als Adressaten auszuschließen14. 7

Vgl. Ob.; Jer. 49,7ff. Schon Salomo verlor einen beträchtlichen Teil des Großreichs. Vgl. A. Alt, Das Großreich Davids. ThLZ 75 (1950) Sp. 212ff. (66ff.), ferner H. Schmidt, Der Prophet Arnos (1917) 106; K. Cramer, a.a.O. 181ff.; R. Fey, Arnos und Jesaja. Abhängigkeit und Eigenständigkeit des Jesaja. WMA ( Ν ) Τ 12 (1963) 55, Anm. 1. 8

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Die Kleinen Propheten. 4 . A . (1963) 94. Vgl. W. R. Harper, a.a.O. 195. 11 Vgl. A. Weiser, a.a.O. 203 u.a. H. W. Wolff, der im Anschluß an J. Wellhausen von einem „enormen Abstand vom übrigen Amosbuch" spricht und an eine selbständige Redaktionsschicht denkt, a.a.O. 405f. 12 Vgl. U. Kellermann, a.a.O. 173ff. 13 Vgl. E. Sellin, a.a.O. 270ff.; G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 2. 2. A. (1965) 144f.; daneben auch H. Graf Reventlow, Das Amt des Propheten bei Arnos. FRLA ( N ) T 80 (1962) 90ff., u. bes. S. Amsler, Arnos, prophete de la onzieme heure. ThZ 21 (1965) 318ff. 14 V. 12 wird als prosaisch beurteilt und für später erklärt z.B. von H. Schmidt, a.a.O. 103; V. Maag, Text, Wortschatz und Begriffswelt des Buches Arnos (1951) 61 (vgl. auch 10

Textgrundlage

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Sosehr die vorgebrachten grundsätzlichen Einreden ihr relatives Recht haben, indem sie auf die Eigentümlichkeit dieses Textstückes aufmerksam machen, sowenig vermögen sie m.E. darzutun, daß dieser Text nicht den von Arnos herrührenden Worten zugezählt werden kann. Zumindest wird man solange zögern, ihn als späteren Zusatz zu verstehen, bis der Versuch einer Erklärung aus dem Kontext der Prophetie des Arnos als mißlungen gelten kann. Unter diesem Vorbehalt sei Am. 9,1 lf. in die Reihe der prophetischen Texte des 8. Jahrhunderts aufgenommen l s . 2. Der prophetische Bericht Hos. 3,1—5 spricht davon, daß Hosea seine zum Ehebruch neigende Frau für „viele Tage" in Klausur halten will (V. 3), und erläutert diese erzieherische Maßnahme als ein Verhalten, das für Jahwes Umgang mit seinem Volk symbolisch sein soll (V. 4). Der Zweck solchen Handelns wird V. 5 angegeben: „Danach kehren die Israeliten um und suchen Jahwe, ihren Gott, und David, ihren König, und nahen zitternd Jahwe und seiner Güte - am Ende der Tage." Im allgemeinen 16 werden die Worte DD1?» 1 Π ΠΧΊ17 für einen späteren Zusatz gehalten. Die Gründe, die sich dafür nennen lassen, sind auch tatsächlich von einigem Gewicht 1 8 . Als zweites Objekt zu innerhalb eines Zusammenhangs, wo das Jahweverhältnis im Zentrum steht, wirken sie befremdlich, besonders, weil sie im Vergleich zu ähnlichen Stellen (Jer. 30,9; Ez. 34,23ff.; 37,23ff.) trotz ihrer programmatischen Bedeutung unvermittelt auftauchen. Da sich im Hoseabuch eine judäische Redaktion wahrscheinlich machen läßt (1,1; 1,7; 9,4b u.a.) 19 , spricht alles dafür, einen solchen nachträglichen Eingriff auch für 3,5 anzunehmen. Wer sich hier zu Wort meldet, ist nicht auszumachen. Immerhin ist eine Beziehung zu Jer. 30,9 und Ez. 34,23ff.; 37,23ff. erkennbar, die auf eine Nähe zu prophetischen Kreisen schließen lassen könnte. D^r Zusatz zu Hos. 3,5 soll im Zusammenhang dieser Texte zu seinem Recht kommen. ders., Art. Arnos. RGG Bd. I. Sp. 330); E. Rohland, Die Bedeutung der Erwählungstraditionen Israels für die Eschatologie der alttestamentlichen Propheten. Diss. Heidelberg (1956) 231. 15 Ganz ähnlich verhält es sich mit dem in der Sache verwandten Wort Mi. 4,8. S. u. S. 114. 16 So seit J. Wellhausen und K. Budde fast alle Ausleger. Als Ausnahmen sind zu nennen: Z.B. W. Baumgartner, Kennen Arnos und Hosea eine Heils-Eschatologie? Diss. Zürich (1913), mit ausführlicher Begründung der Echtheit von Hos. 3,5 (50ff.); M. Miguens, „Filius David" apud prophetas Minores. Studii Biblici Franciscani. Liber Annuus V. (1954/ 55) 60ff., 105ff„ und A. Caquot, Osee et la royaute. RHPhR 41 (1961) 123ff., bes. 132f„ der in Hosea nicht einen Gegner des Königtums überhaupt, sondern nur des ephraimitischen Königtums zugunsten der davidischen Dynastie sieht. 17 Dies gilt auch für die Schlußformel in V. 5b. 18 Vgl. H. W. Wolff, Hosea. Dodekapropheton 1. BK XIV/1 (1961) 70f.; W. Rudolph, Hosea. ΚΑΤ XIII 1 (1966) 85ff., der Hos. 3,5 im ganzen dem „judäischen Komponisten von Kap. 1 - 3 " zuschreiben will. " Vgl. H. W. Wolff, a.a.O. XXVIf. In 2 , 1 - 3 ist vom davidischen Königtum nicht explizit die Rede.

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Einleitung

3. Jes. 11,10.1 Iff. schließt sich an den im Kernbestand wohl jesajanischen Text an, erweist sich aber in seiner Abhängigkeit CHIP V. 10) von 11,1 und in seiner zeitgeschichtlichen Verwurzelung (V. 11—14) als spätere Weiterentwicklung und ist darum wohl der nachexilischen Zeit zuzuweisen 20 . 4. Wenig Bestimmtes läßt sich über die Herkunft der prophetischen Rede gegen Moab in Jes. 15—16 sagen, von der Teile in Jer. 48,29ff. vorkommen 21 . Man wird sich darum davon leiten lassen müssen, daß der Komplex unter die jesajanischen Völkerorakel eingereiht ist, und Jes. 16,1—5 als der Verkündigung Jesajas nahestehendes Zeugnis im Anschluß an die Jesajatexte behandeln. 5. Nur am Rande sollen die Worte der unbekannten Propheten über König Manasse II. Kö. 21,10ff„ die Botschaft der Prophetin Hulda an Josia II. Kö. 22,18ff. sowie die betreffenden Reden aus den Jesajaerzählungen II. Kö. 19,32—34 (Jes. 37,33— 35) und II. Kö. 20,Iff. (Jes. 38,Iff.) Beachtung finden, da der Rückschluß auf das ursprüngliche prophetische Wort problematisch bleiben muß 2 2 . Demnach sind der Gruppe der Texte aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. mit Vorbehalt noch Am. 9,1 lf. (Mi. 4,8) und Jes. 16,Iff. hinzuzufügen, so daß sich folgende Reihe ergibt: Am. 9,1 lf., Jes. 7,Iff.; 9,Iff.; 11,Iff.; 22,9.22; 28,21; 29,Iff.; Jes. 16,Iff.; Mi. 5,Iff., 4,8. II. Einen zweiten Haftpunkt bilden die Königssprüche, die in den Büchern Jeremia (21,1 Iff.; 17,19ff.; 24,4ff.; 29,16ff.; 36,29ff.; vgl. auch 13,12ff.) und Ezechiel 20

Vgl. die Einleitungen, dazu etwa B. Duhm, Das Buch Jesaia. HK III 1. 5 . A . (1968) 108f.;G. B. Gray, The Book of Isaiah I - X X X I X . ICC (1956) 223; R. Β. Y. Scott, The Book of Isaiah. IntB (1956) 251; O. Kaiser, Der Prophet Jesaja. Kapitel 1 - 1 2 . ATD 17. 2. A. (1963) 131 ff.; u.a. auch H. W. Hertzberg, Die Nachgeschichte alttestamentlicher Texte innerhalb des Alten Testaments. Werden und Wesen des Alten Testaments. BZAW 66 (1936) 118 (Beiträge zur Traditionsgeschichte und Theologie des Alten Testaments (1962) 77. 21 0 . Procksch nennt den Abschnitt „ein Schmerzenskind der Exegese", Jesaja I. ΚΑΤ IX 1 (1930) 208. Am fundiertesten ist immer noch die Darstellung, die E.Power, The Prophecy of Isaias Against Moab (Is. 1 5 , 1 - 1 6 , 5 ) . Bibl 13 (1932) 435ff., geboten hat. Vgl. auch W. Rudolph, Jesaja X V - X V I , in: Hebrew and Semitic Studies Presented to Godfrey Rolles Driver (1963). Er sieht in 1 5 , 1 - 8 ; 1 6 , 1 . 3 - 1 1 „die älteste Schriftprophetie" (kursiv) des Alten Testaments und datiert den Text in die Zeit Jerobeams II. (142). 22 B. Otzen, Studien über Deuterosacharja. Acta Theologica Danica VI (1964), erklärt Sach. 9 - 1 0 aus der josianischen Zeit. Doch deutet der Kontext eher in das 4. vorchr. Jahrhundert; vgl. K. Elliger, Ein Zeugnis aus der jüdischen Gemeinde im Alexanderjahr 332 v. Chr. Eine territorialgeschichtliche Studie zu Sach. 9 , 1 - 8 . ZAW 62 (1950) 63ff.; M. Delcor, Les allusions ä Alexandre le Grand dans Zach IX 1 - 8 . VT 1 (1951) llOff., bes. 123.

Textgrundlage

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(17,Iff.; 19,Iff.; 21,30ff.; 22,Iff.; vgl. 12,10ff.) überliefert sind und die sich in ihrem Kernbestand aus der spätvorexilischen bzw. frühexilischen Zeit herleiten. Im Zusammenhang mit der Spruchsammlung Jer. 21,12—23,8 ist auch das Textstück 23,5f. in die ausgehende Königszeit zu datieren, was durch die Anspielung auf den Namen Zedekia (V. 6) bestätigt wird. Ähnlich wird Jer. 30,8f. 21 durch den literarischen Kontext der Kap. 30—31 zeitlich bestimmt und ist wahrscheinlich mit dem Trostbüchlein für Ephraim in einer frühen Phase der prophetischen Wirksamkeit entstanden 2 3 . Anders verhält es sich mit dem die Zerstörung Jerusalems voraussetzenden Spruch Jer. 22,8f. und dem in der Septuaginta fehlenden Abschnitt Jer. 33,14—26, der midraschartig — in prophetischer Ausformung — Jer. 23,5f. kommentiert und der Nebeneinanderstellung der levitischen Priester und Davididen wegen in nachexilische Zeit zu verweisen ist 24 . Einem jüngeren Stadium scheinen die doch wohl von Ezechiel herrührenden Überlieferungen Ez. 17,22f.; 34,20ff.; 37,20ff. und die zerstreuten Hinweise in Kap. 40ff. (43,8ff.; 45,7ff. 21.; 46,Iff.) anzugehören, die mit den früheren Texten die Verwendung des Titels iTtM verbindet 2 5 . Somit ist die angedeutete Reihe durch Zeugnisse aus dem ausgehenden 7. und beginnenden 6. Jahrhundert v. Chr. fortzusetzen: Jer. 30,8f. 21; (Hos. 3,5); Jer. 13,12ff.; 17,19ff.; 21,1 Iff.; (22,Iff.); 24,4ff.; (29,16ff.); 36,29ff.; 23,5f.; Jer. 22,8f.; (Hab. 3,13); Ez. 12,1 Off.; 17,Iff.; 19,Iff.; 21,30ff.; 22,Iff.; Ez. 17,22ff.; 34,20ff.; 37,20ff.; 40ff. Es folgen Texte aus Jes. 40—55 26 , wobei die Frage entsteht, ob außer Jes. 55,Iff. und einigen Stellen aus den Kyrosgedichten (z.B. 44,28; 45,Iff.) auch die Gottesknechtlieder in die Untersuchung einzubeziehen sind. Da sich jedoch in diesem Bereich nur einige verstreute terminologische Anklänge finden, die an die typische David-Königstradition erinnern (42,1; 49,3.5f.; 52,13; 53,11), wird man zurückhaltend im Urteil sein müssen und versuchen, von 55,Iff. aus die Stellung 23

Vgl. P. Volz, Der P r o p h e t Jeremia. Κ Α Τ X ( 1 9 2 2 ) 2 7 4 f f . ; W. R u d o l p h , Jeremia. H A T I 12. 2. A ( 1 9 5 8 ) 1 7 2 f f . und besonders A. Weiser, Das Buch des P r o p h e t e n Jeremia. A T D 2 0 / 2 1 . 4. A. ( 1 9 6 6 ) 2 6 4 f f . ; W. L e m p p , Bund und B u n d e s e r n e u e r u n g bei Jeremia. Diss. Tübingen ( 1 9 5 5 ) . 24 P. Volz d e n k t an die Zeit 5 0 0 - 4 5 0 a. Chr. (a.a.O. 312), während W. R u d o l p h für die E n t s t e h u n g „dieser kleinen, aber nicht u n b e d e u t s a m e n Trost- und K a m p f s c h r i f t " auch eine spätere Zeit für möglich halten m ö c h t e (a.a.O. 201). Vorsichtig urteilt A. Weiser: „ n a c h d e m E x i l " (a.a.O. 3 0 6 ; vgl. auch 307, A n m . 6). 25 Zu den literarischen Verhältnissen vgl. W. Zimmerli, Ezechiel. BK XIII ( 1 9 6 9 ) 8 3 2 f f . , 9 0 6 f f . und 34 I f f . - Zu Kap. 4 0 f f . vgl. O. Procksch, Fürst und Priester bei Hesekiel. ZAW 58 ( 1 9 4 0 / 4 1 ) 112ff.; H. Gese, Der Verfassungsentwurf des Ezechiel (Kap. 4 0 - 4 8 ) traditionsgeschichtlich u n t e r s u c h t . B H T h 25 ( 1 9 5 7 ) 8 5 f f . 26

Zur literargeschichtlichen E i n o r d n u n g vgl. die Einleitungen.

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Einleitung

des zweiten Jesaja zum davidischen Königtum zu erforschen 27 . Der Zeit des babylonischen Exils sind demnach folgende Texte zuzuweisen: Jes. 55,Iff.; 44,28; 45,Iff. Nicht mit einbezogen werden die nachexilischen Prophetentexte (Hag. 2,20ff.; Sach. 3,8ff.; 4,Iff.; 6,9ff.; 9,9f.; 12,7ff. - Jes. ll,10ff.; Jer. 33,14ff.) 28 , da die direkte Konfrontation mit dem davidischen Königtum und das daraus resultierende prophetische Urteil in nachexilischer Zeit nicht mehr gegeben war, das im besonderen Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sein soll. III. Die in dieser Reihe zusammengestellten Texte sind der sog. Schriftprophetie entnommen. Daneben finden sich jedoch Texte aus der vorklassischen Prophetie, die sich ebenfalls mit Davids Gestalt und Werk befassen und darum in Betracht gezogen werden müssen. Es handelt sich hierbei um die Überlieferungen von den Propheten Ahia von Silo (I. Kö. ll,29ff.), Nathan (II. Sam. 7 und 12), Gad (II. Sam. 24) sowie um den Judaspruch im Jakobsegen (Gen. 49,8-12) und das Bileamorakel (Nu. 24,15-19). Die beiden letzteren Stücke'stehen zwar nach Form und Funktion in einem weiteren Zusammenhang mit prophetischer Tradition 29 ; da sich aber eine ursprüngliche und direkte prophetische Herkunft nicht eindeutig nachweisen läßt, sollen sie nicht in den engeren Kreis der zu untersuchenden Texte einbezogen werden. In deutlich prophetischem Stil sind andererseits die Nathanweissagung II. Sam. 7 und die in II. Sam. 12; 24 wiedergegebenen Prophetenworte abgefaßt. Ihre Entstehungszeit liegt — zumindest die der ersten Schicht — so nahe bei den im erzählenden Rahmen verfolgten Ereignissen, daß eine unmittelbare Beziehung zwischen literarischem Niederschlag und ursprünglichem Prophetenwort anzunehmen ist, allerdings ohne daß man beide identifizieren kann 30 . Bei der Erzählung vom Propheten Ahia von Silo I. Kö. ll,29ff.; 14,Iff. können die ursprünglichen Orakelworte nicht mehr mit 27

Mehr Einfluß auf die Ebedlieder billigt O. Kaiser der Königstradition zu, Der königliche Knecht. Eine traditionsgeschichtlich-exegetische Studie über die Ebed-Jahwe-Lieder bei Deuterojasaja. F R L A ( N ) T 5 2 ( 1 9 5 9 ) 16ff., 35ff., 129ff. Vgl. andererseits S. Mowinckel, He That Cometh. Kap. „Prophet, not Messiah", 187ff., 213ff., 2 2 7 ; J. Muilenburg, The Book of Isaiah, Ch. 4 0 - 6 6 . IntB V ( 1 9 5 6 ) 4 1 3 ; Η. H. Rowley, The Suffering Servant and the Davidic Messiah. The Servant of the Lord and other Essays on the Old Testament. 2. A. ( 1 9 6 5 ) 59ff.; W. Zimmerli, Art. παις tfeoö. ThW V. 6 6 5 f . , bes. 6 6 6 , 4 f f . ; C. R. North, The Suffering Servant in Deutero-Isaiah. 2. A. ( 1 9 5 6 ) , bes. 2 0 7 f f . 28

Zu diesen Texten vgl. meine Diss. Kiel ( 1 9 6 7 / 6 8 ) 2 7 3 f f . Vgl. Η. J. Kittel, Die Stammessprüche Israels. Genesis 4 9 und Deuteronomium 33 traditionsgeschichtlich untersucht. Diss. Berlin ( 1 9 5 9 ) , und die Erwägungen C. Westermanns, Grundformen prophetischer Rede. BEvTh 31 ( 1 9 6 0 ) 140ff., sowie G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 2. 22f.; meine Diss. 17ff. 30 Vgl. R. Rendtorff, Erwägungen zur Frühgeschichte des Prophetentums in Israel. ZThK 5 9 ( 1 9 6 2 ) 145ff. 29

Textgrundlage

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Sicherheit eruiert werden; doch liegt in der vom Propheten vollzogenen Symbolhandlung eine klar erkennbare Stellungnahme zum davidischen Königtum vor, die nicht übersehen werden darf. Die Berücksichtigung dieser Texte dient dem Versuch, die Reihe prophetischer Äußerungen zum davidischen Königtum bis zu den Anfängen zurückzuverfolgen und allen Spuren nachzugehen, welche die uns erhaltenen Überlieferungen noch erkennen lassen. Zu einer ersten Gruppe werden deshalb die Texte aus der davidisch-salomonischen Ära zusammengestellt: II. Sam. 24,11 ff.; II. Sam. 7,Iff.; 12,Iff.; I. Kö. 11,29ff. Damit ist das Arbeitsfeld abgesteckt, die Texte sind — soweit sich dies machen läßt - geschichtlich geordnet, und wir wenden uns nun zuerst den frühen prophetischen Zeugnissen im einzelnen zu.

Teil I: Zeugnisse der vorklassischen Prophetie

1. Gad-II. Sam. 24 Als erste prophetische Gestalt, die mit dem Königtum Davids in Verbindung steht, tritt uns Gad, der Seher Davids (II. Sam. 24,11) entgegen. Drei Mal erscheint er in der älteren Überlieferung: als der, der den von Saul verfolgten David zur Flucht aus der Festung Adullam ins judäische Land auffordert (I. Sam. 22,5), der als Jahwes Gerichtsbote mit David Verhandlungen fuhrt (II. Sam. 24,1 Iff.) und der Anweisung zur Errichtung eines Altars an den König erteilt (II. Sam. 24,18). Hindert nichts, diese Auftritte des Propheten als geschichtlich anzusehen, kommt man bei der Beurteilung des Wortlauts seiner Äußerungen in die Schwierigkeit, nicht trennen zu können, was dem Seher Davids, was der späteren Traditionsbildung über ihn zuzurechnen ist. Dies betrifft vor allem jenes merkwürdige Strafenangebot, welches der bevollmächtigte Bote (II. Sam. 24,11b) vorzulegen hat, das nicht ganz frei von legendären Zügen zu sein scheint 1 . Doch erlaubt gerade eine form- und überlieferungsgeschichtliche Betrachtung der betreffenden Verse einige vorsichtige Rückschlüsse auf den Hintergrund der Szene und erschließt einige Einsichten in ein frühes prophetisches Urteil über das Königtum. Ihrem Charakter nach ist die in V. l l b - 1 3 wiedergegebene Botschaft an den König eine durch das Wahlangebot modifizierte Gerichtsankündigung, die gerade dadurch, wie auch durch die Beziehung zu der — zahlreicher allerdings erst relativ spät bezeugten — Fluchtrias Pest — Schwert — Hunger 2 an einen Zusammenhang mit einer vorgegebenen Fluchtradition denken läßt 3 . Da nun die an1 Vgl. den Versuch einer Analyse bei W. Fuß, II Samuel 24. ZAW 74 ( 1 9 6 2 ) 145ff., der die Gadepisode in V. l l b - 1 4 allerdings für „volkstümlicher Phantasie entsprungen" ( 1 6 1 ) und die „phantastische Szenerie" ( 1 6 4 ) zur „Ermittlung historischer Fakten" für unbrauchbar hält (auch V. 18). Doch sind jene Verse bedeutsamer, als hier angenommen wird. 2 Lev. 2 6 , 2 3 - 2 6 ; Jer.: 17 Mal; Ez.: 8 Mal; vgl. aber in erster Linie Dt. 32,24f. im Rahmen eines Bundesbruch-Rib; dazu G. E. Wright, The Lawsuit of God: A Form-Critical Study of Deuteronomy 32. Israel's Prophetic Heritage. Essays in honor of J. Muilenburg ( 1 9 6 2 ) 26ff., bes. 5 2 f f . (63); J. Harvey, Le Plaidoyer Prophetique contre Israel apres la Rupture de TAUiance ( 1 9 6 7 ) 3 1 f f . 3 Zum Zusammenhang von Fluch und prophetischer Gerichtsverkündigung vgl. C. Westermann, Grundformen prophetischer Rede. BEvTh 31 ( 1 9 6 0 ) 140ff. Auch die noch erkennbare Schuld-Strafe-Entsprechung weist in diesen Zusammenhang, vgl. H. W. Wolff, Die Begründungen der prophetischen Heils- und Unheilssprüche. ZAW 5 2 ( 1 9 3 4 ) 11 ff. (Gesammelte Studien. ThB 2 2 ( 1 9 6 4 ) 2 I f f . ) .

II. Sam. 24

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gedrohte Strafe in allen drei Fällen den König und sein Land als eine Einheit treffen soll, ist zu schließen, daß das Königtum unter die sakrale Gerichtsordnung und unter die von Jahwe gesetzte Fluchsanktion gestellt wird 4 . Als schuldhafte Tat wird die in V. Iff. berichtete Volkszählung gewertet. Die doch wohl der militärischen Organisation dienende Unternehmung 5 wird nicht nur wegen der Berührung mit der magisch-religiösen Sphäre 6 verurteilt, sondern in erster Linie wegen der Verletzung bisher im israelitischen Stämmeverband geltender Tradition, die nach des Propheten Meinung auch nicht im Interesse der Staatsräson ungestraft mißachtet werden darf 7 . Es war der sakrale Status des Jahwevolkes, den er in Davids militärpolitischer Aktion angetastet sah. In dem Versuch, ihn in eigener Regie zu verändern, erkannte er den Angriff auf Jahwes eigenstes Recht und den Ansatz zu einer für Israel gefährlichen staatlichen Autonomie. Gads Ankündigung einer für das junge Königtum zwar existenzbedrohenden, dennoch befristeten Bestrafung war darum als eine Warnung gedacht und sollte David in seine Schranken weisen. Bei offensichtlich grundsätzlicher Billigung einer monarchischen Verfassung 8 erhob er Einspruch gegen eine unabhängige und eigengesetzliche Politik der zentralen Führung und ließ zur ständigen Erinnerung an die letzte Bindung des Königs in der Jebusiterstadt einen Jahwealtar errichten (V. 18) 9 . Der Prophet stellt mit seinem Auftreten das davidische Königtum in das Licht des zwischen Jahwe und seinem Volk bestehenden Verhältnisses und beschränkt seine Funktion durch den damit gesetzten Rahmen. Aus Gads Worten freilich läßt sich eint über diese Warnung und das Erinnerungszeichen des Jahwealtars hinausgehende nähere Bestimmung der Bedeutung dieses Königtums nicht gewinnen; dazu kam es nach der Überlieferung erst, als nach der Krise um den Tempelbau (II. Sam. 7,Iff.) in der sogenannten Nathanweissagung (II. Sam. 7,4ff.) die theologischen Grundlagen geschaffen waren. 4

Nach V. 15 wütete die von Jahwe gesandte Pest „in Israel", „von Dan bis Beerseba", wie es nach der alten Markierung des Stämmebundterritoriums heißt (II. Sam. 3,10). 5 Vgl. zu V. 4 H. W. Hertzberg, Die Samuelbücher. ATD 10. 3 . A . ( 1 9 6 5 ) 3 4 0 . 6 Altorientalische Parallelen bei Ε. A. Speiser, Census and Ritual Expiation in Mari and Israel. BASOR 149 ( 1 9 5 8 ) 17ff. (Oriental and Biblical Studies ( 1 9 6 7 ) 171ff.). 7 Vgl. auch G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 1. 5 . A . ( 1 9 6 6 ) 316. 8 Vgl. die Aufforderung zu einem Altaibau an den König, dazu das doppelte"}2JTN3 in V. 13. ' Vgl. auch H. Haag, Gad und Nathan. Archäologie und Altes Testament. Festschrift für K. Galling ( 1 9 7 0 ) 134ff. So sehr hier der religionspolitische Einfluß der beiden Propheten zu Recht hervorgehoben wird, so wenig überzeugend ist es angesichts solch dezidiert theologischer Aussagen wie II. Sam. 2 4 , 1 1 b bzw. II. Sam. 7 , 4 b f f . und 1 2 , I f f . , ihnen politischtaktische Motive zu unterschieben (bes. 142f.); ähnlich auch H. Schmid, Der Tempelbau Salomos in religionsgeschichtlicher Sicht. Ebda. 2 4 3 f f .

26 2. Nathan a) II. Sam. 7 I. Wenige Texte des Alten Testaments beschäftigen sich so eingehend mit der Gestalt und Geschichte Davids wie die „NathanWeissagung" in II. Sam. 7. Sie bietet sich als eine Rede Jahwes an den Propheten Nathan dar, die Teil eines größeren Zusammenhangs von erzählendem Charakter ist. Dabei läßt der die Redepartien verknüpfende Faden der Erzählung, wie auch die Form der Reden selbst, keinen Zweifel daran, daß die David betreffenden Worte als prophetische Verkündigung verstanden sein wollen. Nathan, dem Propheten (V. 2), ist die Botschaft in einer nächtlichen Offenbarung (V. 4) anvertraut worden (V. 4 . 8 ) S i e ist durch eine Botenbeauftragung und Botenformel (V. 5.8) eingeleitet und ergeht fast 2 durchgehend im Ich-Stil der Jahwerede. Dazu ist die getreuliche Übermittlung „dieser Worte" und „dieser Offenbarung" 3 an den König besonders erwähnt (V. 17). Zuletzt bestätigt David in seinem Gebet wiederholt den Empfang eines Jahwewortes (V. 18ff.), wobei gewiß die Nathanverheißung gemeint ist 4 . Auch der in mancherlei Hinsicht schwierige V. IIb, den man zusammen mit V. 16 zum Kernbestand der Verheißung zu rechnen pflegt 5 , spricht von einer Mitteilung, die Jahwe David mittels des prophetischen Boten zukommen läßt, und man wird dem Zeugnis der Tradition nicht widersprechen wollen, daß es der Prophet Nathan war, auf den diese Verse zurückzuführen sind. Nun hat die form- und gattungsgeschichtliche Forschung der letzten Zeit mehr Licht in Sinn und Funktion des Kapitels gebracht. Noch in L. Rosts literarkritischer Analyse 6 erschien es als der Niederschlag verschieden datierbarer Ablagerungen und Schichten, die sich um den Kristallisationskern eines Prophetenwortes aus davidischer Zeit (V. IIb. 16) im Laufe der Jahrhunderte angesetzt haben. — Auch die Anwendung der form- und traditionsgeschichtlichen Methode durch H. Greßmann 7 hatte das Ergebnis, daß V. 1—7 als „Geschichts-Erzäh1

V. 4b enthält die sogenannte Wortereignisformel. Vgl. G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 2. 2. A. (1965) 96ff. 2 S. u. S. 32. 3 Zur Verwendung von D ' I S T u n d besonders ]VTn in der prophetischen Überlieferung vgl. z.B. I. Sam. 15,1.10f.; II. Sam. 7,28; zur Wurzel ΠΤΠ z.B. I. Sam. 9,9; II. Sam. 24,11; Nu. 24,4.16 u.a. 4 Die Unterscheidung von Jahwewort und Prophetenwort kann nicht unbedingt zur literarischen Analyse und zum Aufweis zweier „Parallelüberlieferungen" verwendet werden (vgl. V. I I b ) , gegen L. Rost, Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids. B W A ( N ) T 3 / 6 (1926) 63f. (Das kleine Credo und andere Studien zum Alten Testament (1965) 174f.). 5 Vgl. L. Rost, a.a.O. 55ff. (167ff.). 6 A.a.O. 4 7 f f . (159ff.). 7 Die älteste Geschichtsschreibung und Prophetie Israels. SAT II 1. 2.A. (1921) 138ff.

Zur literarischen Eigenart

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lung" von Davids Tempelbauplanung, V. 8 - 2 9 aber — göttliche Verheißung wie Gebet — als „die beiden Teile eines ursprünglich poetischen Psalms in prosaischer Umschreibung" s gedeutet wurden, die ein „geistreicher R e d a k t o r " 9 miteinander verbunden hat. - S. Mowinckel hat die Untersuchung der Gattungszugehörigkeit in Auseinandersetzung mit der literarkritischen Forschung durch die Frage nach dem Sitz im Leben von II. Sam. 7 erweitert 1 0 und das ganze Kapitel eine „ .gelehrte' Aitia", eine theologisch-ätiologische Legende genannt, entstanden aus der Frage, warum David nicht schon den Tempel gebaut hat, und gestaltet nach den „Prophezeiungen, die alljährlich im Tempelkulte bei den großen Festen laut wurden." 1 1 — Vor allem aber die gattungsgeschichtliche Untersuchung von S. Herrmann 1 2 hat den inneren Aufbau von II. Sam. 7 aufgehellt. S. Herrmann hat das Kapitel einem Vergleich mit der zur ägyptischen Königsliteratur gehörigen Gattung der Königsnovelle unterzogen und die Verwandtschaft im Aufriß und in vielen Einzelzügen aufgezeigt. Der Sinn dieser Gattung läßt sich folgendermaßen umschreiben: „Sie will Taten, Ereignisse und Institutionen auf den König zurückfuhren, sie will ihn als Urheber und Initiator verstehen lehren, indem sie möglichst ausführlich den König vor versammeltem Hofe seine neuen Beschlüsse mitteilen l ä ß t . " 1 3 Zur Grundstruktur gehören folgende Elemente: 1. Thronen des Königs im Palast. 2. Eröffnung des königlichen Beschlusses vor hohen Würdenträgern. 3. Zustimmung oder Widerspruch der Höflinge und Beamten. 4. Legitimation des Königs als Sohn Gottes auf Grund göttlicher Erwählung. 5. Ausführung des Vorhabens. 6. Opfer und Gebet. In II. Sam. 7 sieht er der besonderen israelitischen Eigenart der Königsnovelle dadurch Rechnung getragen, daß die Grundstruktur und der obligate Ablauf zwar beibehalten, die Rollen jedoch charakteristisch vertauscht sind, indem Jahwe es ist, der Beschlüsse eröffnet und David sie entgegennimmt. „Das ist geradezu die kopernikanische Wendung der Königsnovelle auf dem Boden Israels." 1 4 - Durch die Untersuchun8

9 „ein prosaischer Königspsalm" (139). A.a.O. 139. Vgl. Natanforjettelsen 2 Sam. kap. 7. SEA 12 (1947) 204-213. Außerdem: He That Cometh. lOOf.; Tetrateuch-Pentateuch-Hexateuch. BZAW 90 (1964) (Exkurs: Das ätiologische Denken). 84. 11 Tetrateuch-Pentateuch-Hexateuch. 84. Vgl. „Natanprofetien er et teologisk aition", a.a.O. 208. 12 Die Königsnovelle in Ägypten und Israel. Ein Beitrag zur Gattungsgeschichte in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments. Wiss. Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Festschrift für A. Alt (1953/4) 33-44. 13 A.a.O. 331. Vgl. 39rff. Dazu A. Hermann, Die ägyptische Königsnovelle. Leipziger ägypt. Studien 10 (1938), bes. 8ff. (39 Anm. 64); zur Urkundenform des Königserlasses mit analoger Grundstruktur und Intention E. von Schuler, Hethitische Königserlässe als Quellen der Rechtsfindung und ihr Verhältnis zum kodifizierten Recht. Festschrift fUr J. Friedrich (1959) 435ff., bes. 440ff.; dann M. Weinfeld, The Covenant of Grant in the Old Testament and the Ancient Near East. JAOS 90 (1970) 184ff. (Modell: „royal grant"). 14 A.a.O. 411. Die Beziehung zur Königsnovelle wird von Ε. Kutsch, Die Dynastie von Gottes Gnaden. Probleme der Nathanweissagung in 2, Sam. 7. ZThK 58 (1961) 137ff. (vgl. bes. 15 Iff.) zurückgewiesen, aber nicht widerlegt. 10

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Nathan - II. Sam. 7

gen S. Herrmanns angeregt, haben zuletzt M. Noth 1 5 , S. Amsler 16 und A. Weiser 17 II. Sam. 7 als Einheit gesehen und ausgelegt. M. Noth erkennt in dem Kapitel, das er im Grundbestand als vorsalomonisch beurteilt, als „Gesamtinhalt", „daß hier diejenigen Fragen entschieden werden, die sich aus dem Akt der Überführung des Stämmeheiligtums der Lade nach Jerusalem ergeben mußten" 1 8 , die Frage des Tempelbaus und die Stellung des davidischen Königtums zu den Traditionen des alten Israel. Beide Fragen sollen hier auf die Dauer eine Antwort finden, so nämlich, daß ein Tempelbau grundsätzlich abgelehnt 19 und das Königtum in seinem Verhältnis zu Jahwe bestimmt wird. S. Amsler hat dies weitgehend übernommen 2 0 . Hingegen vertritt A. Weiser die Auffassung, II. Sam. 7 sowie auch I. Kö. 8 bilde die Königsnovelle fur den Bau des salomonischen Tempels, jeweils durch genuin israelitische Anliegen und historische Entwicklungen modifiziert, und ersetze in gewisser Hinsicht den „Mangel an Inschriften Salomos." 21 Daraus ergäbe sich als Entstehungszeit für II. Sam. 7 in seinem Gesamtbestand das Zeitalter Salomos, das ja auch anderweitig kulturellen Einfluß aus Ägypten erkennen läßt und das an einem solchen offiziellen Dokument zur Legitimation des Tempelheiligtums und zugleich des dynastischen Königtums allein interessiert sein konnte 2 2 . Die letztere Lösung ist gegenüber den zuvor genannten insofern im Vorteil, als sie das ganze Kapitel einheitlich auslegen kann, ihm auch nicht vom modernen Denken beeinflußte Vorstellungen unterschiebt und den Tempel König Salomos innerhalb des ganzen Palast-Tempel-Komplexes der Jerusalemer Akropolis zum Gegenstand von II. Sam. 7 erklärt, der in weit ausholender Argumentation, mit ungewöhnlichem Aufwand aus seiner Herkunft erklärt und gerechtfertigt werden soll. Dies hat für das Verständnis der eigentlichen Nathanweissagung folgende Konsequenzen: Als Teil eines literarischen Komplexes, der nach dem Vorbild der ägyptischen Königsnovelle gestaltet ist, ist sie von der Struktur dieser Gattung geprägt und gewinnt im Rahmen eines solchen Dokuments ihr Gewicht 23 . Der besonderen 15 David und Israel in II Samuel 7. Melanges Bibliques rediges en l'honneur de Andre Robert (1957) 122ff. (Gesammelte Studien zum Alten Testament. ThB 6. 2. A. (1960) 334 ff.). 16 David, Roi et Messie. CahTheol 49 (1963) 34ff. 17 Die Tempelbaukrise unter David. ZAW 77 (1965) 153ff.; Die Legitimation des Königs David. Zur Eigenart und Entstehung der sogen. Geschichte von Davids Aufstieg. VT 16 (1966) 325ff. 18 A.a.O. 129f. (344). 19 M.Noth hält V. 13a für einen deuteronomistischenZusatz,a.a.O. 122ff. (335ff.). Dagegen vgl. S.Mowinckel, Natanforjettelsen 2Sam. kap.7. 207. 20 A.a.O. 34ff. 21 Die Legitimation des Königs David. 349. 22 Vgl. Die Tempelbaukrise unter David. 157. 23 Es ist nicht von ungefähr, daß David das empfangene Jahwewort in seinem Gebet ΟΤΝΠ r i l i n , eine „Weisung für die Menschen" (V. 19b) nennt und damit zum göttlichen,

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Eigenart einer israelitischen Königsnovelle, bedingt durch die geschichtliche Entwicklung, die zwei Könige am Bauvorhaben des Tempels beteiligt sah 2 4 , und durch die Heteronomie des Königtums in Israel, ist sie dadurch angepaßt, daß sie Jahwe selbst als königlichen Bauherrn seinem „Knecht" über den Propheten von seinen Plänen Mitteilung machen läßt. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, daß die Weissagung V. 8ff. auf irgendeinem Jahwewort basiert, das Nathan einst David überbracht h a t 2 5 . Ihre jetzige Gestalt im Rahmen der „Königstora" aber hat sie in der salomonischen Ära gefunden und setzt darum die Thronbesteigung des Nachkommen (V. 12f.) und das Zedernhaus für die Lade (V. 7), den Tempel (V. 13), bereits voraus. Das bedeutet aber nun, daß es sich bei der Nathanverheißung um eine Interpretation aus der Rückschau handelt. Damit stellt sich zuletzt erneut die Frage nach der Verfasserschaft. Da man sich die Königsnovelle von einem Repräsentanten des überkommenen Jahweglaubens aus höfischen Kreisen abgefaßt denken muß, k o m m t am ehesten der Prophet Nathan in Betracht, mit dem die Überlieferung sie in Verbindung bringt. Einen Anteil jedenfalls an der Entstehung eines solchen Dokuments, wie es in II. Sam. 7 vorliegt, wird man ihm zubilligen müssen, entspricht dies doch der ihm hier zugeschriebenen Rolle eines Vermittlers, der in den kritischen Tagen der davidisch-salomonischen Königszeit, einem Samuel gleich 2 6 , bewahrend und deutend in der Autorität Jahwes gehandelt hat. Es werden ihm darum solche Worte wie V. 8ff. wohl grundsätzlich nicht abgesprochen werden können. II. Die Rede Jahwes an den Propheten setzt in V. 8 mit dem Auftrag ein, dem König die Geschichte seines Aufstiegs vorzuhalten. Dies geschieht in einer Aufzählung der Taten, die Jahwe an David vollbracht hat (V. 8 - 1 1 ) . Danach begann Davids Weg, als Jahwe ihn „von der Trift, hinter der Herde" weggeholt hatte (V.8). Ob das hier, wie in I. Sam. 16,1 Iff.; 17,15ff. 34f.; Ps. 78,70f. anklingende Motiv vom Hirten David der geschichtlichen Wirklichkeit nahekommt oder nicht, ist in diesem Zusammenhang unerheblich 2 7 ; es soll jedie Menschen verpflichtenden Gebot erklärt. Es besteht kein triftiger Grund, den Text zu ändern, zumal I. Chr. 17,17 nicht klarer zu sein scheint. Nach A. Weiser, Die Legitimation des Königs David. 347, Anm. 1. 24 Vgl. A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David. 156. 25 Vgl. L. Rost, a.a.O. 5 5 f f . (167ff.). 26 Vgl. A.Weiser, Samuel. Seine geschichtlicheAufgabe und religiöse Bedeutung. F R L A ( N ) T 8 1 ( 1 9 6 2 ) ; R. de Vaux, Jerusalem et les prophetes. RB 7 3 ( 1 9 6 6 ) 4 8 5 f f . , etwas anders H.Haag, a.a.O. 138ff. 27

Vgl. M. Noth, Geschichte Israels. 6. A. ( 1 9 6 6 ) 165f. - Nach H. Gottlieb, Die Tradition von David als Hirten. VT 17 ( 1 9 6 7 ) 190ff. ist das Motiv von dem Ritual des jerusalemischen Neujahrsfestes herzuleiten.

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denfalls damit einmal seine Verwurzelung in Leben und Arbeit des israelitischen Landvolkes, zum andern aber seine allein durch Jahwes Erwählung motivierte Loslösung und Verpflanzung veranschaulicht werden. Gehört die göttliche Erwählung des Königs zu den obligaten Themen der Königsnovelle28, ist sie doch hier mit israelitischem Gehalt gefüllt. Das an dieser Stelle gebrauchte Verbum npV dient verschiedentlich im Alten Testament dazu, Jahwes erwählendes Handeln auszudrücken 29 . So wird im Moselied Dt.32,10ff. Israels Erwählung besungen: „Er fand ihn (seil. Jakob) im Steppenland und in der Öde, im Geheul der Wildnis . . . Wie ein Adler . . . Breitete er seine Flügel, nahm ihn ("ΙΠΠρ"') und trug ihn auf seinen Schwingen." Wie in II. Sam. 7 wird der Anfang einer geschichtlichen Entwicklung auf Jahwes Initiative zurückgeführt. In ihrer Weise sprechen auch Ps. 89,20f. und Ps. 78,70f. von Davids Erwählung unter Verwendung des VerbumsΊΠ3, das wiederum für die Überlieferung in I. Sam. 16,Iff. von Bedeutung ist 30 . V. 8b nennt das Ziel von Jahwes Abholen: „TJ3 über mein Volk, über Israel zu sein." Über die genaue Bedeutung des Begriffs VJJ ist noch keine Klarheit erlangt, nachdem der Vorstoß J. J. Gluecks 31 mit der These „Nagid — Shepherd" unter der·berechtigten Kritik von H. Gese 32 , R. A. Carlson 33 und vor allem von W. Richter 34 gescheitert zu sein scheint. So bleibt man offenbar auf die Wortbildung und die alttestamentlichen Belege angewiesen, wobei wieder die etymologische Herleitung unsicher ist 35 . Zwei Merkmale seiner Verwendung fallen jedoch ins Auge: 1. VU bezieht sich in den älteren Texten nur auf Könige; da es vor allem in Anrede und Zuspruch (oder im Zitat) vorkommt, wird man darin einen Titel oder eine Amtsbezeichnung sehen dürfen 36 . 28

Vgl. S. Herrmann, a.a.O. 36, 41. Vgl. Gen. 24,71; Jos. 24,3 (Gen. 1 2 , 1 - 3 ) ; Am. 7,15; Ex. 6,7 u.a. 30 Vgl. V. 1.6.8ff., auch Tendenz und Gefalle der Erzählung. 31 VT 13 (1963) 144ff. 32 Der Davidsbund und die Zionserwählung. ZThK 61 (1964) 17. 33 David. The Chosen King. A traditio-historical approach to the 2. book of Samuel (1964) 52ff. 34 Die nägld-Formel. Ein Beitrag zur Erhellung des nägid-Problems. BZ 9 (1965) 71ff. 35 Vgl. etwa Ε. A. Speiser, Background and Function of the Biblical NÄSI'. CBQ 25 (1963) 114, Anm. 10 (Oriental and Biblical Studies (1967) 118, Anm. 10); Η. Gese, a.a.O. 17, Anm. 7. Am ansprechendsten ist immer noch die von P. Joüon vertretene etymologische Herleitung v o n 7 U und Übersetzung als „celui qui est en tete", „prepose", „prefet" und „chef". Notes de lexicographie hebraique. X. Bibl 17 (1936) 2 2 9 - 2 3 3 . 36 Im Munde Samuels: I. Sam. 9,16; 10,1; 13,14; der Ältesten der Stämme Israels: II. Sam. 5,2; Abigails: I. Sam. 25,30, Davids: II. Sam. 6,21; I. KÖ. 1,35; Jahwes: II. Sam. 7,8. 29

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2. Jeweils ist ihm der Hinweis auf Jahwes Einsetzung und auf den Funktionsbereich beigegeben 37 . Folglich scheint TU eine Bezeichnung der sakralen Würde eines Königs gewesen zu sein, die den Gesalbten im Blick auf sein singuläres Herrschaftsgebiet hin ins Auge faßt, das in II. Sam. 7,8 als Jahwes Eigentumsvolk deutlich genug angegeben ist 3 8 . Jahwes Taten an David sind auch nach V. 9aa in einer anhaltenden Präsenz „auf allen seinen Wegen" begründet, und ihre hilfreiche Wirkung bestand darin, alle Feinde vor ihm her zu vernichten (V. 9aß). Man ist an V. 6f. erinnert, wo Jahwes verwunderte Frage nach dem Tempelbauplan Davids ihn auf seine besondere Weise, Israel gegenwärtig zu sein, hinweisen läßt: „Denn ich habe in keinem Haus gewohnt, seitdem ich die Israeliten aus Ägypten heraufgebracht habe und bis zum heutigen Tage. Und ich war, als der im Zelt und von einem Platz zum andern wandert." V. 7 erläutert: Seine Gegenwart erstreckte sich — hin- und herziehend — auf alle Israeliten. Es kann kaum zweifelhaft sein, daß hier fiir die Epoche vom Exodus über die Zeit der Richter hinweg 39 Jahwes Gegenwart als die des mit der Lade mitwandernden, über ihr epiphanen und ganz Israel erfahrbaren Gottes vorgestellt ist. Dieses sein Begleiten hat sich nun nach V. 9 auch zu Davids Zeiten fortgesetzt. Und in der Tat hören wir, daß nach Davids Überführung des heiligen Schreins nach Jerusalem das alte Stämmepalladium wieder, wie im Philisterkrieg, mit ins Feld geführt wurde 4 0 . Da Davids Wege vor allem zu Kampf und Krieg führten - so in der verkürzten Schau von V. 9a - und Jahwes unbedingtes Mitgehen 41 in Schutz und Hilfe bestand, ist Erfolg und Sieg eingetreten: „Und ich habe alle deine Feinde vor dir her vernichtet." 42 Ähnliche Sätze finden sich in alten Bundestexten (Ri. 2 , 2 - 3 ; 6,9; Ex. 23,20ff.) unter jeweilig nuancierter Erfassung von Jahwes Gegenwart und in Kriegsdarstellungen (Jos. 10; 11; II. Sam. 5 , 1 7 - 2 5 ; I. Sam. 7 u.a.). Offenbar konnte man von David dasselbe sagen, was die alten Bundestraditionen von Israel bekannten: Vor seinem „Angesicht" hat Jahwe gehandelt, wie er vor Israel gehandelt hat. Auch der ruhmvolle Name, „wie der Name der Größten, die auf Erden sind" (V. 9b), ist Jahwes Werk 43 . In der hier gebrauchten Wendung klingt ein Ägyp37

In dieser Hinsicht bildet I. Kö. 1,35 eine charakteristische Ausnahme. Vgl. H. Gese, a.a.O. 17, Anm. 7; W. Richter, a.a.O. passim. 38 Vgl. M. Noth, David und Israel in 2. Sam. 7. 125ff. ( 3 3 8 f f . ) . So auch R. de V a u x . L e roi d'Israel, vassal de Yahve. Melanges Eugene Tisserant. Vol. I: Ecriture Sainte - Ancien Orient. Studi e Testi 231 ( 1 9 6 4 ) 120f. (Bible et Orient ( 1 9 6 7 ) 288f.). 39

In V. 7 ist wohl mit I. Chr. 17,6 "'tis® zu lesen. Vgl. II. Sam. 11,11, auch II. Sam. 15,24f. Andere Vorstellungen der Jahwepräsenz bei David finden sich etwa II. Sam. 7,3; 5 , 1 2 f f . ; I. Sam. 23 u.a. Vgl. H. D. Preuß, „ . . . i c h will 41 mit dir sein!" ZAW 8 0 ( 1 9 6 8 ) 139ff. Vgl. " " V D in V. 7.9.11. 42 Zur Form ν ο η Π Γ Π 3 Ν 1 vgl. etwa R. Meyer, Hebräische Grammatik. 3.A. ( 1 9 6 9 ) § 63. II lOOff. 43 TlPStt.Vgl. dazu L. Rost, a.a.O. 5 9 f f . ( 1 7 0 f f . ) ; E. Kutsch, a.a.O. 141, Anm. 2; O. Loretz, The Perfectum Copulativum in 2 Sam 7 , 9 - 1 1 . CBQ 23 ( 1 9 6 1 ) 2 9 4 - 2 9 6 . 40

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tizismus 44 an, und es ist anzunehmen, daß, wie in Jes. 9,5 4S; I. Kö. 1,47 u.a., an eine rituelle Verleihung der Thronnamen nach pharaonischem Vorbild gedacht ist 4 6 . Mit V. Ilaj3 wendet sich der Blick wieder auf David, nachdem V. 10.1 l a a Jahwes Taten zu Israels Befriedung erwähnt und damit das Ziel seines Handelns an David anvisiert hatte. Wie in V. 9 und V. 6.7 ist das Traditionselement von Jahwes m n ganz eng an die Vorstellungen von der Lade geknüpft. Dies zeigen der einer jüngeren Schicht des Jahwisten zuzuweisende Vers Ex. 33,14 4 7 ebenso wie die Ladesprüche Nu. 10,35.36 (vgl. Ps. 132,8.14). Jahwe war mit David wie mit dem wandernden Gottesvolk der Wüstenzeit. Er suchte dessen Ruhe und Frieden, wie er einst Israels Rastplätze erkundete. Die Reihe der Gnadenerweise für David schließt mit einer Verheißung'. „Und es verkündigt dir Jahwe, daß dir Jahwe ein Haus schaffen wird" (V. IIb). In diesem Vers, durch V. 16 ergänzt und ausgelegt, sah man den Grundbestand der eigentlichen Nathanweissagung 48 : Dem König wird der Fortbestand seines „Hauses" und d.i. seiner Dynastie zugesprochen. In der Tat wird man sich der Argumentation von L. Rost nicht ganz verscliließen können. Neben der literarischen Analyse ist auf V. 25f. 27ff. hinzuweisen, wo ein Wortempfang eigens erwähnt wird. Auch der Rückbezug von I. Kö. 2,24 (2,33.45) in der Thronnachfolgegeschichte, die Erwähnung einer besonderen Offenbarung in den „letzten Worten Davids" II. Sam. 23,Iff., Stellen wie II. Sam. 3,18; 5,2 und sodann Ps. 89,4.20ff. 36f.; Ps. 132,11, wo von einem Eid die Rede ist, den Jahwe David geschworen hat, scheinen dies vorauszusetzen. Vor allem aber sind die wohl der salomonischen Zeit entstammenden Königsnovellen II. Sam. 7 und I. Kö. 8 4 9 von der Vorstellung geprägt, David selbst habe eine solche Verheißung erhalten, und man wird darum annehmen dürfen, daß man sich damit auf verläßlichem Boden befindet. In der jetzigen Form ist die Verheißung weiter ausgeführt, indem die Gegebenheiten der Zeit Salomos mitbedacht und eingefügt sind: Der Tod Davids ist in 44

Vgl. S. Herrmann, a.a.O. 41r. S. zu Jes. 9,5 u. S. 82ff. 46 Vgl. G. von Rad, Das judäische Königsritual. ThLZ 7 2 ( 1 9 4 7 ) Sp. 215f. (Gesammelte Studien. 2 1 1 f . ) ; H. Ranke, ZÄS 7 9 ( 1 9 5 4 ) 72f. (Miszelle); S. Morenz, Ägyptische und davidische Königstitulatur. Ebda. 7 3 f . - Der Ausdruck V l I S Otl? HlffS hat seine Parallele in ägyptischen Texten (irj rn wr) mit der „speziellen Bedeutung einer Festsetzung des königlichen Namens" (73). Zur Erwähnung des „großen Namens" vgl. auch V. 23.26. (rn bedeutet zugleich den „Königsring" oder die „Königs-Kartusche", die den Königsnamen umrahmt.) 47 Vgl. M. Noth, Das zweite Buch Mose. Exodus. ATD 5 ( 1 9 5 9 ) 21 If.; W. Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen ( 1 9 6 1 ) 29f., 114ff., 119ff. 48 Vgl. L. Rost, a.a.O. 5 7 f f . ( 1 6 8 f f . ) . S. dort auch die Gründe für die Hinzunahme von V. 16. T1D 1 ? (MT) ist dabei zu emendieren. Zum Wechsel von der ersten zur dritten Person in vergleichbaren Texten s. K. Baltzer, Das Bundesformular. W M A ( N ) T 4. 2. A. ( 1 9 6 4 ) 28, Anm. 4, 4 9 und die dort zitierten Belege. 49 Vgl. A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David. 160ff., bes. 161, Anm. 24. 45

Elemente der Jahwerede

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V. 12a in feierlicher Betonung ins Auge gefaßt: „Wenn sich nun deine Tage erfüllen und du bei deinen Vätern ruhst, dann will ich deinen Nachwuchs, der von deinem Leibe stammt, aufkommen lassen nach dir . . . " Davids VIT gehört Königreich und Thron (V. 12b. 13b); der Tempel wird gebaut (V. 13a); das Verhältnis der Thronfolger zu Jahwe steht in Frage und wird auf die Dauer geordnet (V. 14f.). Dies alles verrät den Aspekt der nachdavidischen Epoche, die ihre eigenen Anliegen bereits in Jahwes Offenbarung an David aufgenommen sein läßt und von dem Bestreben erfüllt ist, das Erreichte als Verheißung für die Zukunft zu erhalten: Die Eröffnung Jahwes bedeutet das Weiterbestehen des Werkes Davids über seinen Tod hinaus. ΓΡ2 Π©ϊ/Π33 50 meint das Fortbestehen eines Geschlechtes über das persönliche Sterben hinweg in Kindern und Nachfahren, die das Haus und den Namen des einzelnen Mannes erhalten. Nicht zufällig begegnet diese Formulierung im Zusammenhang der Schwagerehe wieder 51 . Jahwe will über die Erbfolge dem davidischen Haus das David und damit Israel Beschaffte für immer bewahren (DBLVTS?) 52 . In dem gedanklichen Ablauf bildet darum diese letzte Aussage V. l l b f f . ein überaus wichtiges Teilstück. Jahwe hat sich David erwählt, von der Herde weggeholt und ihn zum TJ1 über sein Volk bestellt. Er hat ihn begleitet und ihm Erfolg und Ruhm verliehen und nunmehr ihm und Israel Ruhe und Frieden (V. 10.11a) verschafft. Jahwe hält nun die Zeit für gekommen, das Erreichte, das von ihm selbst Geschaffene, festzuhalten und zu sichern 53 . Die Begriffe jöXJ - I'D Π — |Ό3, die wechselweise auf Davids und seiner Nachfahren Königtum, Thron und Haus angewandt werden, lösen die Verben des Wanderns, Kämpfens und Errichtens (ΠΒ» - BW - B'pn - "[Vn - ΓΓΊΒΠ u.a.) ab 5 4 Jahwes Wille ist auf den Bestand des davidischen Königtums gerichtet. Überblickt man die Reihe der Taten Jahwes an David, ist nicht zu verkennen, daß die zeitliche Folge zum Leitfaden genommen ist. Der Anfang seines Weges ist markiert (V.8); die Auseinandersetzungen mit den Feinden folgen (V. 9a); sein Name wird berühmt (V. 9b); Friede und Ruhe werden seinenTod überdauern (V. 10. 1 Iff.).Wie in demProphetenwort II.Sam. 12,7-11 5 5 erscheint die Reihe V.8ff. als ein 50

4 Q flor I,10f. bezeugt (wie V. 27 MT: ΓΗ3Χ): Π η 1 r ' S Ό . Vgl. Dt. 25,9; Ru. 4,11 (4,5). Vgl. auch R. de Vaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen. Bd. 1 (1960) 72ff.; G. Gerleman, Ruth. BK XVIII ( 1 9 6 0 ) 4ff., 34ff. " BVI»~T!7/BVI!? 1 ? : 8 mal in II. Sam. 7; vgl. dazu E. Jenni, Das Wort 'öläm im Alten Testament. III. Hauptteil. ZAW 65 ( 1 9 5 4 ) Iff., bes. § 2 1 . 12ff. 53 Vgl. L. Rost, a.a.O. 60f., 64f. ( 1 7 0 f „ 175). 54 Vgl. zu jlD auch in diesem Zusammenhang W. Kornfeld, Der Symbolismus der Tempelsäulen. ZAW 74 (1962) 50ff., der unter Verweis auf W. F. Albright, Two Cressets from Marisa and the Pillars Jachin and Boaz. BASOR 85 (1942) 18ff., Name und Bedeutung der Säulen am salomonischen Tempel mit II. Sam. 7 in Verbindung bringt. Als „ein ausdrucksvolles Symbol für die Stabilität des Tempels und der Dynastie" (a.a.O. 52) werden sie auf ägyptischen Einfluß zurückgeführt. " S. u. S. 46ff. 51

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Nathan - II. Sam. 7

Summarium der Geschichte Davids, das seinen Aufstieg im Blick auf Jahwes Handeln skizziert 56 und damit zugleich als Heilsgeschichte interpretiert. In Tat und Wort hat Jahwe sich danach in dieser Geschichte manifestiert und etwas Bleibendes zu Israels Heil geschaffen, zu dessen Verständnis und zu dessen Erhaltung die Nathanverheißung dienen soll. III. Nicht nur in der summarischen Wiedergabe der Heilstaten Jahwes aus der Geschichte Davids wird das Bestreben sichtbar, sein Leben und Werk als Heilsgeschichte zu deuten. In noch stärkerem Maße ist es daran zu erkennen, wie diese Heilstaten durch II. Sam. 7 in den Rahmen der Heilsgeschichte Jahwes mit Israel eingefügt und d.h. unter die heilsgeschichtlichen Traditionen Israels eingeordnet werden S 7 . Schon die Feststellung Jahwes über die Art und Weise seiner Gegenwart in Israel schlägt den Bogen „vom Tage, da ich die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt habe, und bis zu diesem Tag" (V. 6). Die Zeit der Landnahme (V. 10) und der Richter (V. 7 s 8 . l 1) kommt in den Blick. Saul wird erwähnt (V. 15), als der, dem Jahwe vor Davids Augen seine Gnade entzogen hat. Und dann weitet sich der Horizont zur Zukunft, die in dem wiederholten o V l S " ! » (V. 12ff.) ins Blickfeld tritt. Auf der Linie dieser Heilsgeschichte erhält David seinen Platz zugesprochen. Der Hinweis auf den Anfang Israels in Ägypten dient dazu, den Beginn der Geschichte allgemein zu kennzeichnen, in die nunmehr das Neue eingezeichnet wird. Im besonderen ist es aber dieses Volkes Landbesitz und seine Erhaltung, die durch Davids Werk gesichert wird. Dieser Gedanke findet sich in V. 10 und V. l l a a in die Reihe der Gnadenerweisungen Jahwes an David eingelegt. Er ist umrahmt von dem Motiv der Besiegung aller Feinde in V. 9a und V. lla/3, die - so der zwischeneingekommene gedankliche Einschub - dem Volke Israel zugutegekommen ist. Es ist in V. 10a von der Stiftung ernes besonderen Ortes die Rede unter Benutzung einer Wendung, der die Bestimmung des Asyls (Ex. 21,13) und der Verweis auf die Zurichtung des salomonischen Tempels als Stätte der Lade (I. Kö. 8,21) am nächsten kommt. Dazu weisen sie die sachlichen Parallelen in Texten, welche die Landnahme betreffen (Ex. 23,20; I. Sam. 12,8; Dt. 26,9 u.a.) dem Kreis der theologumena zu, die Jahwes Landgabe zum Inhalt haben. Dies wird durch das in diesem Zusammenhang bezeugte Bild vom Einpflanzen (Ex. 15,17; Nu. 24,6; Ps. 80,9 u.a.) noch unterstrichen: Jahwe bereitet seinem Volk eine Stätte, läßt es dort Wurzeln schlagen, so daß von da ab die Unsicherheit der ersten Tage der Seßhaftwerdung und 56

V o n da aus stellt sich die Frage einer Beziehung von II. Sam. 7 zur sog. Geschichte von

Davids Aufstieg. Vgl. S. Amsler, a.a.O. 37, Anm. 1 und bes. A. Weiser, Die Legitimation des Königs David. 3 4 7 f f . " Vgl. A. Weiser, Zur Frage nach den Beziehungen der Psalmen zum Kult: Die Darstellung der Theophanie in den Psalmen und im Festkult. Festschrift für A. Bertholet ( 1 9 5 0 ) 5 2 8 f f . (Glaube und Geschichte ( 1 9 6 1 ) 3 1 8 f f . ) ; M. Noth, David und Israel. 124ff. ( 3 3 7 f f . ) ; S. Ams58 ler, a.a.O. 37f. Vgl. Anm. 39.

Der heilsgeschichtliche Rahmen

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die bewegte Zeit der Richter zu Ende kommt (V. 10b. I I a ) . Israel wird auf seinem Grund und Boden wohnen s 9 , eine weitere Beunruhigung ist ausgeschlossen: Nicht länger muß es um seinen Landbesitz bangen. Den nt?1S7~''1360 ist das Handwerk gelegt, und es ist ihnen verwehrt, Jahwes Volk zu bedrücken 6 1 wie zu Anfang 6 2 und zu der Zeit, da sich Jahwe genötigt sah, Richter über sein Volk aufzubieten (V. 7). Die Zeit der Rechtsschwäche, der Rechtlosigkeit und Unmündigkeit neigt sich nach Jahwes Ratschluß dem Ende zu, welches sich in Davids Kriegen ankündigt (V. 11 aß). Dieses Teilstück ist für die Sicht der Zeit und Geschichte Davids in der angedeuteten Perspektive von wesentlicher Bedeutung. Das Jahwevolk ist Davids eigentlicher Wirkungsbereich: Zu seinem Schutz ist er eingesetzt (V. 10f.). So sieht er sich mit den Richtern Israels in eine Reihe gestellt, deren Amt und Werk mit ihm ihre Fortsetzung finden (V. 7.11). Dies bedeutet aber, daß Davids Gestalt nach II. Sam. 7 im Zusammenhang der Landnahme Israels gesehen werden soll; insofern berührt sich die Nathanweissagung mit dem Bileamorakel Nu. 2 4 , 1 5 - 1 9 , wo Davids Unternehmungen gegen Moab und Edom als Landnahmekriege dargestellt sind 6 3 . Die Einfügung der Erscheinung Davids in den Rahmen der Heilsgeschichte Israels läßt erkennen, daß II. Sam. 7 daran liegt, die Legitimität jenes Königtums zu erweisen. Dies hat aber eine Deutung seiner Gestalt und Geschichte zur Voraussetzung, der im weiteren nachgegangen werden soll. IV. Die Erkenntnis, daß die heilsgeschichtlichen Überlieferungen Israels in II. Sam. 7 Verwendung in solchem Maße fanden, führt zu der Frage nach dem Einfluß, welchen die Institution des Jahwebundes l . a u f die Ausformung dieses Textes und 2. auf die Gestaltung seines Davidbildes und die Konzeption des davidischen Königtums gehabt hat. 1. Auf den Einfluß der Bundestradition hat J . Muilenburg in seinem Aufsatz: „The Form and Structure of the Covenantal Formulations" 6 4 hingewiesen. Im Blick auf Ps. 8 9 und unter Verweis auf II. Sam. 7 merkt er an, hier sei in Terminologie, Struktur, Vorstellungswelt und in den Hauptmotiven die von ihm 59 Zu als terminus der Landnahmeüberlieferung vgl. Gen. 4 9 , 1 3 ; Nu. 2 3 , 9 ; 24,2; Dt. 3 3 , 1 2 . 2 0 . 2 8 ; Ri. 5 , 1 7 ; Nu. 14,30. 6 0 Vgl.ri. Sam. 3 , 3 4 ; Dt. 3 2 , 2 1 ; II. Sam. 2 3 , 6 ; Ps. 89,23 par. S. V. Maag, B ^ i ja'al im Al ten Testament. ThZ 21 ( 1 9 6 5 ) 287ff. - 4 Q flor 1,1+2 bezeugt Sing. 6 1 Vgl. Ps. 8 9 , 2 3 . 6 2 Ex. 1,11 f.; Gen. 15,13; Dt. 26,6 verwenden das Verbum Π35? für die Unterdrückung während des Aufenthalts in Ägypten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in II. Sam. 7 , 1 0 b daran gedacht ist. 6 3 Vgl. S. Amsler, a.a.O. 37 und meine Diss. Kiel ( 1 9 6 7 / 6 8 ) 17ff.

64

v x

9

(1959) 347ff.

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Nathan - II. Sam. 7

so genannte „covenant Gattung" wirksam geworden 65 , die er als prägendes literarisches Schema vor allem in den Texten Ex. 19,3-6, Jos. 24 und I. Sam. 12 erkennt. J. Muilenburg fuhrt eine Reihe von Punkten an, welche die „Bundes-Gattung" konstituieren und die sich zum großen Teil wiederum in II. Sam. 7 aufzeigen lassen. Zu diesen Stilmerkmalen gehört einmal die Form der Botenrede, wie sie sich in den genannten Texten (Ex. 19,3b; Jos. 24,2) sowie in II. Sam. 7 beobachten läßt (V. 5.8.17) 66 . Zum Botenstil ist auch die Verwendung der Ich-Du-Rede zu zählen, welche eine enge Beziehung der Partner zur Sprache bringt 67 , und im besonderen jener Gattung eignet 68 . Als weiteres charakteristisches Zeichen findet sich dazu in II. Sam. 7,8 jenes Zäsur und Akzent setzende iinsn, das zu den Stilmitteln dieser Redeform zu gehören scheint 69 . Die Rede selbst setzt sich grundsätzlich aus zwei Teilen zusammen: einem verkündigenden Teil, der Jahwes Machttaten rekapitulierend verkündigt, und einem paränetischen Teil, der daraus verpflichtende Folgerungen zieht. In dem V. 8ff. gegebenen Summarium der Machttaten Jahwes zugunsten Davids, umrahmt von den Daten der Heilsgeschichte Israels, ist der beherrschende Einfluß des ersten, verkündigenden Teils der Redegattung zu spüren; nach Form und Inhalt lehnt sich die Prophetie Nathans an das vorgegebene Schema an. An Stelle des zu erwartenden paränetischen Teils jedoch folgt in V. 11 ff. die Weissagung vom dauernden Bestand der davidischen Dynastie. Man wird nicht sagen können, daß die paränetische Tendenz diesen Versen ganz abgeht; wie V. 14 zeigt, bringt die Verheißung eine Verpflichtung mit sich. Innerhalb eines als Königsnovelle gestalteten Textes jedoch erscheint die Redeform den Gegebenheiten angepaßt worden zu sein. Jedenfalls zeichnet sich ab, daß auch II. Sam. 7 unter dem prägenden Einfluß der Redeformen des Jahwebundes entstanden ist. Der mit der Lade Gottes V. Iff. und dem Gebet des Königs V. 18ff. „vor Jahwe" angedeutete gottesdienstliche Rahmen zeigt an, wo das Schema solcher Rede lebendig gewesen ist, und gibt das Jerusalemer Ladeheiligtum als den Ort an, wo die „Bundes-Gattung" 65

Vgl. „ . . . t h e covenant terminology, structure, ideology, and major motifs have been appropriated by the royal theology of the House of David and is therefore focussed upon the king...", a.a.O. 356; vgl. auch Κ. Baltzer,a.a.O. 1 Iff. 66 A.a.O. 354. Vgl. Κ. Baltzer, a.a.O. 29, Anm. 3. 67 Vgl. das betont vorangestellte in V. 8 und das nachdrückliche in V. 11. - Ähnliche Stilmerkmale lassen sich auch an anderen Bundestexten aufzeigen, wie etwa in Ri. 2,1 b f f . ; 6,7ff.; 10,1 l b f f . ; I. Sam. 10,17ff. u.a., vgl. W. Beyerlin, Gattung und Herkunft des Rahmens im Richterbuch. Tradition und Situation. Studien zur alttestamentlichen Prophetie. Festschrift fur A. Weiser (1963) I f f . - Zu II. Sam. 12,7ff. s.u. 68 Vgl. J. Muilenburg, a.a.O. 353ff. 69 Vgl. a.a.O. 354ff.; K. Baltzer, a.a.O. 30f.; Η. A. Brongers, Bemerkungen zum Gebrauch des adverbialen W e 'ATTÄH im Alten Testament (Ein lexikologischer Beitrag). VT 15 (1965) 289ff.

Der Einfluß der Überlieferungen

37

weiterhin wirksam geblieben ist 7 0 . Auch M. Noth erblickt die sachliche Einheitlichkeit von II. Sam. 7 darin, „daß alles, was darin steht, vom Gesichtskreis des Jerusalemer Ladeheiligtums aus gesehen ist." 71 Insonderheit ist es ja auch die „Lade Gottes", an welcher Tradition und Institution des Jahwebundes haften, wie es doch wohl schon durch ihren Namen 7 2 und ihre Kastenform als Behältnis der Bundestafeln 73 zum Ausdruck kommt. An ihr haftet auch die Selbstprädikation Jahwes in der Botenformel von V. 8a niN3S mrp, die im Gebet Davids aufgenommen und durch den Zusatz D'H^N V. 26f. bereichert ist. Sie entspricht der Proklamation des Jahwenamens im Gottesdienst der altisraelitischen Gemeinde, die nach II. Sam. 6, Ps. 24,7ff. und II. Sam. 7,18ff. im besonderen ihren Platz in der Liturgie des Ladekults hat und der Epiphanie Jahwes zugeordnet ist 74 . Die ganze folgende Rede ist damit der Autorität des über der Lade erscheinenden und thronenden Gottes unterstellt, dessen Willenskundgabe V. 8ff. kaum weniger Bedeutung zukommt als den Worten der Bundesurkunde, die sehr wahrscheinlich in der Lade zu Jahwes Füßen deponiert worden war 75 . Mit der Lade verbunden sind ferner auch die oben erwähnten Vorstellungen von der Gegenwart Jahwes 76 , die Davids Tempelbauplan in Frage gestellt haben 7 7 . Noch die ohne zureichenden Grund für deuteronomistisch erklärte Formulierung in V. 13a: „Er wird meinem Namen ein Haus bauen" 7 8 spiegelt wahrscheinlich jenen liturgischen Brauch der Ausrufung des Namens Jahwes wider, wie er „als Bestandteil der mit der Lade verbundenen Kulttheophanie" bezeugt ist 79 . Auf der anderen Seite bestätigen die Bezeichnungen für Israel, daß wir es hier mit Jahwes Bundesvolk zu tun haben: „Die Söhne Israels", die Jahwe aus Ägypten heraufgebracht hat (V. 6); „alle Söhne Israels" 80 , mit denen ihr Gott 70 J. Muilenburg, a.a.O. 360; vgl. dazu A. Weiser, Samuel. Seine geschichtliche Aufgabe und religiöse Bedeutung. 82ff. 71 „Als ,Sitz im Leben' für die Zusage an David und seine Dynastie, so wie sie in 2. Sam. 7 , 8 - 2 9 formuliert ist, müßte das Jerusalemer Ladeheiligtum angenommen werden, selbst wenn nicht vorher ausdrücklich von diesem Heiligtum die Rede wäre", a.a.O. 126 (340). 72 Vgl. I. Chr. 17,2 ΠΊΓΡ Γ Ρ Ι 3 p X ; auch Ri. 20,27; I. Sam. 4,3ff.; II. Sam. 15,24; I. Kö. 8,6.9.21, dazu A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David. 165. 73 Vgl. W. Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen. 67ff., 168; A. Weiser, a.a.O. 165f. 14 Vgl. A. Weiser, Zur Frage nach den Beziehungen der Psalmen zum Kult. 520ff. (31 Off.); M. Noth, a.a.O. 124 (337); W. Beyerlin, a.a.O. 157, 184. 75 Vgl. W. Beyerlin, a.a.O. 63ff.; A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David. 165. - Die Beziehung zur altorientalischen (bes. hethitischen) Urkundengattung des Königserlasses und dessen Verhältnis zum Vertragsformular tritt hier deutlich zutage, vgl. E. von Schuler, a.a.O. 4 4 0 f f „ bes. 444. 76 S. o. Abschnitt II. 77 Vgl. A. Weiser, a.a.O. passim. 78 Ebda. 155, Anm. 8; 163, Anm. 28. 75 Ebda. 163. 80 Vgl. MT zu V. 7: VK-IKP ' Ö S ® . Vgl. Anm. 39.

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Nathan - II. Sam. 7

wandernd umherzog; „mein Volk, Israel" (V. 7), das gleich einer Herde zu hüten, den .Richtern Israels' und dem TM aufgetragen ist (V. 8.11), und dem das Land gehört (V.10). David rühmt es als ein „einzigartiges Volk auf Erden, das sich zum Volk zu erkaufen, Gott hingegangen" 81 ist (V. 23). Zuletzt lehnt sich das hymnische Bekenntnis an die Bundesformel 82 an: „Und du hast dir dein Volk Israel für immer zum Volk gesetzt, und du Jahwe bist ihnen zum Gott geworden" (V. 24). Zwar wurden die zuletzt genannten Verse (22—24) als deuteronomistisch verdächtigt 83 ; doch selbst M. Noth hält einen Grundbestand, der sich nicht deutlich aussondern läßt, für authentisch 84 . In der Tat lassen sich fast alle hier gebrauchten Wendungen und Vorstellungen in vorexilischer Zeit nachweisen 85 , während ein Einfluß aus deuteronomischer Theologie schwerer aufweisbar ist 86 . So erübrigt es sich, hier an eine nachträgliche Erweiterung zu denken. Aber selbst dann wird die Erkenntnis wenig beeinträchtigt — vielmehr aus späterer Deutung bestätigt —, daß mit Israel hier das sakrale Bundesvolk gemeint ist, über das nunmehr David TU sein soll 87 . Die Überlieferungen, die dieses Volk Jahwes konstituierten, waren es denn auch, denen das Summarium von Davids Aufstieg in V. 8ff. eingefügt wurde 88 . 2. Es zeigt sich, daß II. Sam. 7 in vielfacher Hinsicht von der Terminologie Theologie des Bundes durchdrungen und bestimmt ist; und dies gilt darum gleicher Weise von der Darstellung, die der Gestalt und Geschichte Davids widmet ist. Die Rekapitulation der Heilstaten (V. 8ff.) ist ihrer Form nach

und in geden

81

Wegen I1? (sg.) ist wohl ID 1 ?!! mit I. Chr. 17, Syr. und V zu emendieren. Vgl. R. Smend, Die Bundesformel. ThSt (B) 68 (1963), passim. 83 Vgl. L. Rost: „Der Inhalt der Verse erinnert an deuteronomistische Gedankengänge", a.a.O. 49 (161), auch 72 (182); M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien. 2 . A . (1957) 64; ders., David und Israel in 2. Samuel 7, zu V. 23 und 24: „Diese Verse sind allerdings deuteronomistischer Herkunft verdächtig, und sie sind in der Tat wenigstens deuteronomistisch erweitert", 184f. (337f.). Vgl. auch S. Amsler, a.a.O. 37, u.a. 84 A.a.O. 125 (338). 85 Zu V. 22b vgl. z.B. Ex. 15,11; Hos. 13,4; Ps. 18,32 (II- Sam. 22,32). Zu dem Ausdruck 1ΠΝ η ΐ für Israel in V. 23a vgl. Ex. 19,6; Dt. 26,5; Dt. 32,8.28; Ex. 33,13; Gen. 12,lf.; 18,18 u.a. 82

Zu r m s V in dieser Verwendung in V. 23b vgl. z.B. Hos. 7,13; Mi. 6,4; zum Motiv der Vertreibung (emend.) der Völker durch Jahwe vgl. z.B. Ex. 23,20ff.; Ri. 2,3; 6,9. Die Wendung Dir I1? D l i ^ i n V. 23b ist wahrscheinlich ein Ägyptizismus (s. Anm. 4 4 - 4 6 ) ; sie kommt jedenfalls als „festgeprägter Ausdruck der Kultsprache" (A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David. 163, Anm. 28) schon in den Amarnabriefen vor(J. A. Knudtzon, Die El-Amarna-Tafeln. VAB 2 (1910) Nr. 287 Z . 6 0 f . ; Nr. 288 Z.5ff.). Zur Bundesformel in V. 24 vgl. Anm. 82. 86

Vgl. L. Rost, a.a.O. 49 (161). Er gibt als Belege nur „Deut 4,35 u.a." „Deut 4 , 3 4 f f . " an. Ein dtr Anteil an II. Sam. 7 wird von L. Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament. WMA (N)T 36 (1969) behauptet, aber nicht nachgewiesen (47ff.). 87 Vgl. M. Noth, a.a.O. 127 (341); A. Weiser, a.a.O. 161, Anm. 22. 88 S. o. Abschnitt III.

Der Einfluß der Überlieferungen

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Texten zur Seite zu stellen, die dem Bundesvolk Jahwes Taten vorhalten 89 . Dazu wurde oben 9 0 schon auf die Relation der Aussagen über David zu der heilsgeschichtlichen Tradition Israels hingewiesen. Jahwes erwählendes Handeln (V. 8, vgl. V. 23: "7ΠΝ η) 9 1 ), seine begleitende Gegenwart und seine Hilfe 92 (V. 9a, vgl. V. 6 ), die Stiftung von Ruhe und Frieden (V. I I a , vgl. V. 10 9 3 ) und die Verheißung „für alle Zeit" (V. l l b f f . , vgl. V. 24 9 4 ) konnte in gleicher Weise auf Israel wie auf David bezogen werden. Dieser Sachverhalt kann wohl nur so gedeutet werden, daß in II. Sam. 7,8ff. der Versuch vorliegt, Davids Geschichte im Lichte der Traditionen Israels zu sehen und in das Bundesverhältnis zwischen Jahwe und seinem Volke einzuordnen. Diese Annahme wird durch weitere Feststellungen gestützt. Es besteht nämlich eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den Aussagen in V. 8ff. und der Terminologie der altorientalischen Vertragsschemata, deren Beziehung zur alttestamentlichen Bundesvorstellung verschiedentlich aufgezeigt wurde 9 5 . Erne derartig rekapitulierende Aufzählung enthält gewöhnlich der Teil eines solchen Vertragsformulars, der als „Vorgeschichte" 96 oder „geschichtlicher Prolog" 9 7 zu bezeichnen ist, „in dem der Herr und Urheber des Bundes die großen Taten erzählt, die er zu Nutz' und Frommen des betreffenden Vasallen zuvorkommend vollfuhrt hat." 9 8 Und hier findet sich das Motiv der Erwählung und Einsetzung in die Herrschaft 99 , der Hinweis auf Schutz und Hilfe 100 und die Zusage dauernder Herrschaft 101 in eben dem Abschnitt, der etwa in den hethitischen 89 90 91 93

S. o. S. 34f. S. o. Abschnitt II. S. Anm. 85. Vgl. Ex. 19,3f.

92 94

S. o. S. 31.

S. o. S. 32 . S. o. S. 32ff. 95 Vgl. dazu und zum Folgenden: G. E. Mendenhall, Covenant Forms in Israelite Tradition. BA 17/3 (1954) 50ff. (Recht und Bund in Israel und im Alten Vordem Orient. ThSt (B) 64 (1960) 27ff.); K. Baltzer, Das Bundesformular. 1 Ii".; W. Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen. 59ff.; D. J. McCarthy, Treaty and Covenant. Α Study in Form in the Ancient Oriental Documents and in the Old Testament. AnBibl 21 (1963) passim; R. de Vaux, a.a.O. passim; Ph. J. Calderone, Dynastic Oracle and Suzerainty Treaty. 2 Sam. 7 , 8 - 1 6 (1966) ( n a c h V D 4 5 (1967)91ff.);M.Weinfeld,a.a.O. 184ff. 96 K. Baltzer, a.a.O. 21. 97 W. Beyerlin, a.a.O. 62. 98 Ebda. 99 Z.B. Ε. F. Weidner, Politische Dokumente aus Kleinasien. Die Staatsverträge in akkadischer Sprache aus dem Archiv von Boghazköi. Boghazköi-Studien 8 (1923) 130f., Z. 37; J. Friedrich, Staatsverträge des Hatti-Reiches in hethitischer Sprache, 2. Teil. MVÄG(1930) 106f., Z. Iff. 100 Z.B. J. Friedrich, a.a.O. 1. Teil. MVÄG (1926) 4ff., Z. 23f. Vgl. dazu F. Ch. Fensham, Clauses of Protection in Hittite Vassal-Treaties and the Old Testament. VT 13 (1963) 133ff.; ders., Ps 21 - A Covenant-Song? ZAW 77 (1965) 195; Κ. Baltzer, a.a.O. 24; 22, Anm. 3; 21, Anm. 8. 101 Z.B. R. de Vaux, a.a.O. 125ff. (292ff.); vgl. D.J. McCarthy, a.a.O. 183 f.; K. Baltzer, a.a.O. 24; 22, Anm.3.Dazu J.Friedrich,a.a.O. 4ff., Z.23ff. (K.Baltzer, a.a.O. 188).

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Nathan - II. Sam. 7

Vasallenverträgen die „Darstellung von bisherigen Beziehungen des Hattiherrschers oder des Hattireiches zum betreffenden Vasallen, bzw. zu dem ihm zugewiesenen Land" 102 enthält. Jedoch nicht nur in den einzelnen Motiven, sondern auch in der Funktion entspricht die Reihe V. 8ff. dem geschichtlichen Prolog in den betreffenden Vertragsformularen; besteht doch Sinn und Ziel eines solchen Vertrages darin, „der in einem geschichtlichen Augenblick vorhandenen Beziehung der Partner", wie sie im Prolog niedergelegt ist, Dauer zu verleihen103. Es wurde oben schon festgestellt, daß der Skopus der Nathanverheißung ebenfalls darin zu sehen ist, das Verhältnis Davids zu Jahwe, wie es in dem Summarium V. 8 - 1 1 beschrieben ist, fiir die Dauer festzuhalten und in eine feststehende Ordnung zu gießen. Insofern ist auch hinsichtlich des Skopus der Weissagung der Einfluß des" vertragsrechtlichen Denkens feststellbar 104 . Die Bestimmung dieses Verhältnisses selbst fugt sich dem ein. Die Willenskundgabe Jahwe Zebaoths ist an „David, an meinen Knecht" (V. 5.8a) gerichtet. Es ist kaum zufällig, daß die Bezeichnung als Jahwes "Tay auffallend oft in den von der Königsnovelle beeinflußten Texten 105 vorkommt, wie ja im ganzen alten Orient dieses zur Königstitulatur gehörige Epitheton in sakraler Bedeutung verwendet zu sein scheint 106 . Aber noch in anderer Weise ist die Benennung Davids als Ή 3 Ϊ auf israelitischem Boden und an der Stätte der „Lade Gottes" (V. 2) bedeutsam. Rechtlich gesehen nimmt die Bezeichnung T3S - bisweilen zusammen mit der Sohnesbezeichnung — den besonderen Sinn einer Dienststellung und Gefolgschaft an, die Unterwerfung und Unterordnung einschließt, wobei auch die Vasallität gemeint sein kann 107 . So heißt es in einem der Amarnabriefe: „Zu Düdu, meinem Herrn, meinem Vater, (sprach) also Aziri, dein Sohn, dein Diener . . . " (ardu-ka) 108 . Mit ähnlichen Worten tritt der judäische König Ahas hilfesuchend und der Un102 V. Korosec, Hethitische Staatsverträge. Ein Beitrag zu ihrer juristischen Wertung. Leipziger Rechtswissenschaftliche Studien 60 (1931) 12f. 103 N. Lohfink, Das Werden des Alten Testaments. Das Siegeslied am Schilfmeer. Christliche Auseinandersetzungen mit dem Alten Testament (1965) 21. 104 S. o. S. 32f. Hier ist auch der Ort, wo die in Gen. 15 erhaltene Überlieferung vom Verheißungsbund mit Abraham Eingang in die Königskonzeption gefunden haben kann, vgl. G. E. Mendenhall, a.a.O. 68ff. (48ff.); N. Lohfink, Die Landverheißung als Eid. SBS 28 (1967) l O l f f . ; R. E. Clements, Abraham and David. Studies in Biblical Theology 115 (1967) 47ff. 105 Vgl. S. Herrmann, a.a.O.; A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David, a.a.O. - II. Sam. 7: l l m a l für David; I. Kö. 3: l m a l für David, 3mal für Salomo; I. Kö. 8: 2mal fiir Mose, 4 mal für David, 6 mal für Salomo, 3 mal (pl.) für Israel. 106 Vgl. W. Zimmerli, Art. παις iJeoO.ThW V. 655ff.; vgl. auch die Belege bei G. Ahlström, Psalm 89. Eine Liturgie aus dem Ritual des leidenden Königs (1959) 49f. 107 7 mal kommt in II. Sam. 7 die Prädikation ΠΊΓν Π Κ vor. Vgl. R. deVaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahve, passim. 108 J. A. Knudtzon, a.a.O. Nr. 158, Z. I f f . ; vgl. Nr. 88, Z. 9ff.

Der E i n f l u ß der Überlieferungen

41

abhängigkeit entsagend an den assyrischen Herrscher Tiglat-Pileser III. heran: „Dein Knecht und dein Sohn bin ich! Ziehe herbei und befreie mich . . . " 1 0 9 Unterworfene Völker werden als D n a s bezeichnet 110 . „(Eure) Knecht sind wir", sprechen die listigen Gibeoniten - „nun aber schließt einen Bund mit uns" (Jos. 9,11). Es kommt demnach in der Anrede Jahwes, der über der Lade thront, an seinen Knecht David wieder das Vorbild jener Vasallenvertragsform zum Vorschein, nach dem das Verhältnis Jahwes zu seinem Volk gestaltet ist 111 . Von daher betrachtet sind die Verse des Moseliedes Dt. 32,36—43, eines Bundesbruch-Rib seiner Gattung nach 112 , wo IftS als Jahwes Eigentumsvolk und 1H3S parallel gesetzt sind, von besonderem Gewicht; erscheint doch dort die Linie angelegt, die hier im Blick auf David ausgezogen ist. Auf derselben Linie liegt auch die Verwendung des Wortes ΤΟΠ in V. 15. In apodiktischer Form legt Jahwe sein Verhältnis zu David und dessen Nachkommen fest, das er in seiner „Gnade" 113 , der Loyalität seinem Partner gegenüber, begründet sein läßt. Hier ist die Tendenz der .Weissagung' wiederum deutlich greifbar. Das im Leben und Wirken Davids sichtbar gewordene Gottesverhältnis, an das Jahwes Rede V. 8ff. erinnern will, soll sich zu einer kultisch und institutionell gesicherten Ordnung verfestigen, die eine dauerhafte Manifestation dieses ΤΟΠ garantiert: „Ich werde ihm zum Vater, und er wird mir zum Sohn. Verfehlt er sich, so strafe ich ihn durch den Menschenstock und allgemeinmenschliche Schläge" (V. 14). Man sieht gewöhnlich im ersten Halbvers eine Formel, die bei dem Akt der Adoption Verwendung findet, wie sie etwa der altbabylonische Rechtskodex Hammurabis bezeugt 114 . Die hier implizierte Vorstellung von der Gottessohnschaft des Königs hat ihre Wurzel in der altorien109

II. K ö . 16,7; vgl. a u c h V. 7 f f . ; II. K ö . 24,1. Vgl. Ri. 3,8.14; II. Sam. 8 , 2 . 6 . 1 4 ; I. Kö. 2 0 , 3 2 ; II. K ö . 10,5 u.a. 111 S. o. A n m . 95. Vgl. in diesem Z u s a m m e n h a n g a u c h die typisch vertragsrechtlichen Begriffe S T in V. 20 u n d m i Ü in V. 2 8 , d a z u Η. B. H u f f m o n , T h e T r e a t y Background of H e b r e w Yäda'. B A S O R 181 ( 1 9 6 6 ) 3 I f f . u n d D. R . Hilters, A N o t e o n S o m e T r e a t y T e r m i n o l o g y in t h e Old T e s t a m e n t . B A S O R 176 ( 1 9 6 4 ) 4 6 f . 110

112

Vgl. G. E. Wright, T h e Lawsuit of G o d : A Form-Critical S t u d y of D e u t e r o n o m y 32. Israel's P r o p h e t i c Heritage. Essays in h o n o r of J. Muilenburg ( 1 9 6 2 ) 2 6 f f . ; W. Beyerlin, G a t t u n g u n d H e r k u n f t des R a h m e n s im R i c h t e r b u c h . 1 7 f f . 113 Vgl. N. Glueck, Das Wort Hesed im a l t t e s t a m e n t l i c h e n S p r a c h g e b r a u c h e als menschliche u n d g ö t t l i c h e g e m e i n s c h a f t g e m ä ß e Verhaltungsweise. BZAW 47. 2. A. ( 1 9 6 1 ) . 4 0 f f . ; H. J. S t o e b e , Die B e d e u t u n g des Wortes H Ä S Ä D im A l t e n T e s t a m e n t . V T 2 ( 1 9 5 2 ) 2 4 4 f f . ; A. R. J o h n s o n , H E S E D and HASID. I n t e r p r e t a t i o n e s ad V e t u s T e s t a m e n t u m p e r t i n e n t e s S. Mowinckel septuagenario missae ( 1 9 5 5 ) lOOff.; dazu vgl. Ps. 8 9 , 2 9 ; Ps. 132,12. 114 Vgl. R. de V a u x , Das Alte T e s t a m e n t u n d seine L e b e n s o r d n u n g e n . 181 ff.; H. Greßm a n n , Der Messias. F R L A ( N ) T N F 2 6 ( 4 3 ) ( 1 9 2 6 ) 9 f f . ; H. G u n k e l , Die Psalmen. H K II 2. 5. A. ( 1 9 6 8 ) 6f. - G. F o h r e r m ö c h t e die Vorstellung lieber a u s d e m R e c h t s a k t der „ L e g i t i m a t i o n d e s nebenehelichen Kindes d u r c h d e n V a t e r o d e r die kinderlose H a u p t f r a u " herleiten, A r t . υιός. ThW VIII. 351, vgl. 3 4 5 , 5 f f .

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Nathan - II. Sam. 7

talischen Königsideologie Ils . In Israel indes konnte eine solche sakrale Vorstellung nicht ohne weiteres im Rahmen der Jahwetraditionen Hätz finden, sondern mußte umgeformt und eingepaßt werden 116 . Tatsächlich findet sich das theologumenon von der Gottessohnschaft im Alten Testament in charakteristischen Zusammenhängen. Der alte Bundestext des Moseliedes 117 Dt. 32 sieht in seiner forensischen Anklage die Sohnschaft 118 bedroht, dies Verhältnis, das anderweitig in die Relation der Vasallität gefaßt ist: „Denn Jahwe wird seinem Volke Recht schaffen (las?) und über seine Knechte (TH3S) sich erbarmen" (V. 36) 1 1 9 . Dann erscheint das theologumenon auch in anderen von der Bundesvorstellung geprägten Texten 120 , in prophetischer 121 und paränetischer Verkündigung122. Es ist kein Zweifel, daß eine besondere Affinität der Bundesrelation zum Vater-Sohn-Verhältnis besteht 123 . Die stilistisch enge Beziehung zur Bundesformel 124 , sowie die in Ps. 89 vorliegende Paraphrase von II. Sam. 7,14, die nach beiden Seiten von Bundeszusage und Bundesverpflichtung hin entfaltet ist 1 2 s , dann aber die in V. 14b erwähnte Strafklausel126 festigt die Erkenntnis, daß 115 Z.B. H. Frankfort, Kingship and the Gods. Α Study of Ancient Near Eastern Religion as the Integration of Society and Nature (1948): K.-H. Bernhardt, Das Problem der altorientalischen Königsideologie im Alten Testament. VTS 8 (1961) 51 ff.; S. Mowinckel, He That Cometh. 2 I f f . u.a. 116 Vgl. C. R. North, The Religious Aspects of Hebrew Kingship. ZAW 50 (1932) 26; G. von Rad, Das judäische Königsritual. Sp. 21 I f f . (200ff.); M. Noth, Gott, König, Volk im Alten Testament. Eine methodologische Auseinandersetzung mit einer gegenwärtigen Forschungsrichtung. ZThK 47 (1950) 157ff. (188ff.); G. Cooke, The Israelite King as Son of God. ZAW 73 (1961) 202ff.; ders., The Sons of (the) God(i). ZAW 76 (1964) 22ff.; G. Quell, Art. πατήρ. ThW V. 959ff.; G. Fohrer, a.a.O. 352, lOff. 117 S. o. Anm. 112. 118 Vgl. Dt. 32,5.6.18.19.20. 119 Vgl. Dt. 32,36. 120 Vgl. Jes. 1,2 (LXX); Jer. 2,26f.; dazu J.Harvey, Le „Rib-Pattern", requisitoire prophetique sur la rupture de l'alliance. Bibl 4 3 (1962) 172ff. 121 Vgl. Hos. 11,1; Jer. 3,22; Jes. 43,1. 122 Vgl. Ex. 4,22f.; Dt. 14,1. 123 „Der Bund ist eine Parallelbildung zur Blutgemeinschaft, er ist eine ,adoptionelle' Gemeinschaft", F. Horst, Recht und Religion im Bereich des Alten Testaments. EvTh 16 (1956) 68 (Gottes Recht. Studien zum Recht im Alten Testament. ThB 12 (1961) 283). Vgl. auch J. Pedersen, Der Eid bei den Semiten in seinem Verhältnis zu verwandten Erscheinungen sowie die Stellung des Eides im Islam (1914); dazu die von J. Harvey zitierte vertragliche Zusage und Anklage: „...je suis pour toi un pere et un frere; toi, tu es pour moi un mechant et un ennemi", a.a.O. 182; „ki-ma a-bi-im u a-hi-im, lin. 6 - 7 " , a.a.O. 184. Vgl. auch das oben zu Ή Π Ϊ Ausgeführte. 124 Vgl. II. Sam. 7,24; R. Smend, a.a.O. 125 Vgl. V. 2 0 - 3 0 und V. 3 1 - 3 3 ; dazu J.M.Ward, The Literary Form and Liturgical Background of Psalm LXXXIX. VT 11 (1961) 321ff. 126 V. 14b will doch wohl besagen, daß der „Gottessohn" im Falle der Verschuldung wie alle sterblichenDTS mit dem für die Menschen im allgemeinen vorgesehenen „ S t o c k " und den

Der Einfluß der Überlieferungen

43

das David für seine Nachkommen zugesprochene Sohnesverhältnis zu Jahwe am Bunde Jahwes mit seinem Volk orientiert und in seinem Rahmen konzipiert ist. Dementsprechend ist das Verhältnis Jahwes zu König David, wie es in V. 8ff. an Hand der Rekapitulation der Geschichte von Davids Aufstieg geschildert, in V. 14 aber im Blick auf die Nachkommenschaft definiert und fixiert wird, gelegentlich mit dem Begriff ΠΉ a gekennzeichnet 127 , der dann unter dem Stichwort „Davidsbund" Eingang in die Forschung gefunden hat 1 2 8 . Diese Kennzeichnung kann nach allem, was oben ausgeführt wurde, nicht überraschen; ist doch Institution und Theologie des Jahwebundes der Wurzelboden, aus dem die Tradition II. Sam. 7 gewachsen ist, und ist es doch gerade die Bundesgemeinde Israel, in der dem davidischen Königtum sein Platz zugewiesen wird. Insofern liegt auch der Interpretation, welche die Königsnovelle dem Verhältnis Davids zu Jahwe angedeihen läßt, implizit die Bundesvorstellung zugrunde. Ihr ist es jedenfalls zuzuschreiben, daß die Macht der altorientalischen Königsideologie in der israelitischen „Königstora" gebändigt erscheint. Die „kopernikanische Wendung" 129 , daß es Jahwe Zebaoth, der über der Lade thronende Gott, ist, welcher seinen königlichen Willen seinem Knecht zu wissen tut, zeugt davon, ebenso wie die Schwierigkeiten, die David in der Tempelbaufrage nach V. Iff. offenbar entstanden 1 3 0 . Vor allem aber hat die Bundesvorstellung auf die Ausgestaltung des Gott-König-Verhältnisses in der Umwandlung der Anschauung von einer mythischen Gottessohnschaft in ein rechtliches Adoptionsverhältnis 131 ihre Wirkung gehabt. In ihr lag auch die Relation bereit, welche endlich die israelitische Königskonzeption bestimmen sollte: die Vasallität. Nach den Worten Jahwes V. 8ff. war es David, der in solcher Beziehung stand und in dessen Gestalt sich jene Konzeption verkörpert hatte. Die Nathanweissagung aber entsprechenden „Schlägen" ("''SHU) von Jahwe bestraft wird (vgl. die Auslegung in Ps. 89, 33ff.) und nicht, daß keine oder nur eine eingeschränkte Bestrafung erfolgt. Die "ΤΟΠ-Aussage von V. 15 steht dem nicht entgegen. Zur Wurzel ΓΠ17 in ihrer Verwendung parallel ΧΒΠ im Rahmen von Schuldbekenntnissen vgl. II. Sam. 19,20; 24,17. Π ί 1 wiederum begegnet in Rib-Texten, vgl. Jes. 1,4ff.; Ps. 50,8.21; Jer. 2,19; Mi. 6,2. Jes. l,4ff. veranschaulicht V. 14b. 127 Z.B. II. Sam. 23,5; Ps. 89,29; Jer. 33,20ff.; Jes. 55,3. 128 Vgl. L. Rost, Sinaibund und Davidsbund. ThLZ 72 (1947) Sp. 129ff.; H.-J. Kraus, Gottesdienst in Israel. 2. A. (1962) 222ff.; G. Widengren, King and Covenant. JSS 2 (1957) 2 l f . ; Α. H. J. Gunneweg, Sinaibund und Davidsbund. VT 10 (1960) 335ff.; H. Gese, a.a.O. lOff.; R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal des Yahve. 119ff. (287ff.). Es ist die Frage zu stellen, ob der vielfach verwendete (und jetzt wieder von L. Perlitt, a.a.O. 47ff. bevorzugte) Begriff „Verheißung" weniger belastet und stärker reflektiert ist und vor allem den Sachverhalt adäquater wiedergibt. 129 130 131

Vgl. S. Herrmann, a.a.O. 41. Vgl. A. Weiser, Die Tempelbaukrise unter David, passim. Vgl. z.B. G. von Rad, a.a.O. Sp. 214f. (209f.).

44

Nathan - II. Sam. 7

schöpft aus der einmaligen Verwirklichung des Vasallenverhältnisses die Hoffnung, daß es auf dem Wege der Dynastiebildung mit Hilfe des Königsrituals vererbt werden könne, weil Jahwes Loyalität (ΤΟΠ V. 15) ewige Dauer garantiert (V. llff.). Insofern kann gesagt werden, daß die in II. Sam. 7 zutagetretende Königskonzeption von der Bundestheologie bestimmt ist. In diesem Lichte erscheint der in V. 8ff. 14ff. angedeutete ,Davidsbund' als vom Sinaibund her geprägt132, entstanden an der neuen Institution des dynastischen Königtums, aber von der Intention beherrscht, ihr einen Ort innerhalb des Bundes zwischen Jahwe und Israel zuzuweisen. Die Integration gehört als konstitutives Moment zu der Vorstellung vom Davidbund von Anfang an hinzu, was schon darin seinen Ausdruck findet, daß die den König verpflichtende Norm die in Israel gültige Ordnung ist133. V. Als Ergebnis der Untersuchung ist folgendes festzuhalten: Die Voraussetzung des von der Nathanweissagung entworfenen Davidbildes ist die geschichtliche Gestalt des Mannes, der aus einfachen Verhältnissen emporgekommen (V. 8), einen Namen wie die Größten auf Erden trug (V. 9), der siegreicher als König Saul (V. 15) die Feinde Israels überwand (V. 9.11) und Frieden schuf (V. 10); der sich aber auch um das Stämmeheiligtum der Gotteslade kümmerte und sich mit Tempelbauplänen trug (V. 1—3), offenbar prophetischer Kritik zugänglich war (V. llff., vgl. II. Sam. 12; 24) und dem ein Verheißungswort Jahwes zugekommen war (V. 11, vgl. V. 18ff. 25ff.). Es kann nicht wundernehmen, daß sich Israel mit dieser fur seine Geschichte so bedeutsamen Erscheinung beschäftigen mußte. Denn es entstand ihm daran und vollends, als die Institution eines dynastischen Königtums aktuell wurde, die Frage nach der Interpretation und der Legitimation vor der althergebrachten Glaubensüberlieferung. Die Nathanweissagung leistet einen entscheidenden Beitrag zur Beantwortung dieser Frage. Dadurch, daß die Geschichte Davids als ein Summarium von Taten Jahwes in den heilsgeschichtlichen Aufriß der Traditionen Israels eingefügt ist, sich zudem in einzelnen Daten dieser Lebensgeschichte heilsgeschichtliche Themen wie Erwählung, Führung, Schutz und Hilfe sowie Verheißung widerzuspiegeln scheinen, ist sie in das Licht der Heilsgeschichte gerückt und stellt sich als eine ihr adäquate Weiterentwicklung dar. Ist darin ein neues Handeln Jahwes zugunsten Vgl. Α. H. J. Gunneweg, a.a.O. 341; S. Amsler, a.a.O. 38f.; H. Gese, a.a.O. 26; R. de Vaux, a.a.O. 126f. (294f.). Im Blick auf den literarischen Charakter von II. Sam. 7 als eines von der „Königsnovelle" geprägten Dokuments im Sinne eines ergänzenden Erlasses auf der Basis einer vorgegebenen sakralen Rechtsordnung zum Problem des dynastischen Königtums bildet die Davidbundkonzeption eine Art Gesetzesnovelle zur Sinaibundtradition. 133 Zum verpflichtenden Charakter des Davidbundes vgl. J. M. Ward, a.a.O. 331 f.; G. Cooke, a.a.O. 217f. und auch G. Fohrer, a.a.O. 350,19ff.; 353,9ff.

Interpretation und Legitimation - II. Sam. 12,14

45

seines Volkes zu erblicken, erweist sich, daß David von Jahwe selbst autorisiert und legitimiert ist. Diese Interpretation erfährt jedoch in den Worten Nathans noch eine wesentliche Vertiefung insofern, als Davids Verhältnis zu Jahwe im Blick auf seine Nachkommen und Thronfolger bestimmt wird. Innerhalb der Bundesbeziehung zwischen Jahwe und Israel wird sein Status als der eines Vasallen konzipiert. Die dem Israelbund zugrunde liegende Vasallenvertragsform erlaubt eine solche Einordnung als königlicher Repräsentant eines vertraglich gebundenen Volkes, welche jedoch die genannten Modifikationen im Verständnis des Königtums zur Folge hat. Ist das Vasallenverhältnis nach II. Sam. 7,8ff. in Davids Lebensgeschichte Wirklichkeit gewesen, soll es nunmehr in kultisch-institutionell gesicherter Ordnung der Dynastie erhalten bleiben; an Davids Geschichte abgelesen, trägt es die Verheißung und Verpflichtung neuer Realisierung in sich. Diese Tendenz der Nathanweissagung läßt erkennen, daß David als der Prototyp eines Königs in Israel und für Israel gesehen ist. Solchergestalt vor Israels Überlieferungen legitimiert und im Rahmen des Jahwebundes konzipiert, erhält das Davidbild der Nathanweissagung den offiziellen Charakter, der einem Dokument wie der Königsnovelle eigen ist. So ist durch Nathans prophetisches Wort David eine Denkmal gesetzt, welches, wie die Tradition bezeugt, wesentlich dazu beigetragen hat, daß sein Bild in Israel lebendig geblieben ist. bj II. Sam.

12,1-14 I.

Die Worte, die der Prophet Nathan nach II. Sam. 12 an David gerichtet hat, sind mit dem erzählenden Zusammenhang eines größeren literarischen Werkes verwoben, das man unter den Titel: ,,Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids" zu stellen pflegt \ Insofern liegen sie in der Form vor, in welche sie der Verfasser jener Geschichtsdarstellung gefugt hat. Ob dabei der Wortlaut der prophetischen Rede erhalten geblieben ist oder ob man mit einer freien Gestaltung der Szene zu rechnen hat, ist schwer zu entscheiden 2 . Es ist jedoch wahrscheinlich, daß ein den geschilderten Ereignissen und der Person Nathans 3 nahestehender Verfasser, der sich auch sonst um genaue Berichterstattung bemüht 1 Vgl. die Einleitungen in das Alte Testament; dann besonders L. Rost, Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids. Iff. (119ff.); G. von Rad, Der Anfang der Geschichtsschreibung im alten Israel. AKultG 32 (1944) 12ff. (Gesammelte Studien zum Alten Testament. ThB 8 (1958) 159ff.). 2 Vgl. L. Rost, a.a.O. 126f. (232f.); C. Westermann, Grundformen prophetischer Rede. BEvTh 31 (1960) 100. 3 L. Rost, a.a.O. 127 (234). Man vergleiche auch Stellen wie II. Sam. 12,25; I. Kö. 1,5ff.; dazu II. S a m . 7 , I f . ; vgl. F. Maass, Nathan. RGG 3. Α., Bd. IV. S p . l 3 1 1 f .

46

N a t h a n - I I . Sam. 1 2 , 1 - 1 4

zeigt 4 , nicht allzusehr von dem tatsächlich Vorgefallenen abgewichen ist. Ferner ist kaum anzunehmen, er habe die den König bloßstellende Begegnung mit dem Propheten frei erfunden. Bei aller Stilisierung der Szene im einzelnen wird man darum an ihrer Historizität grundsätzlich festhalten dürfen. Was die Authentizität der Reden selbst betrifft, wird man zurückhaltender urteilen müssen. Man steht vor dem gleichen Problem wie bei II. Sam. 7, wo das prophetische Wort auch von einem übergeordneten literarischen Zusammenhang beherrscht ist. Wenigstens aber wird man II. Sam. 12 entnehmen können, wie der Verfasser sich Auftritt und Rede Nathans vor dem König vorgestellt hat. Die Worte, die er dem Propheten in den Mund legt, mußten ihm und seinen Lesern als für Nathan typische Prophetenworte erscheinen und als solche seien sie in den Kreis prophetischer Texte über David einbezogen. II. Die Worte Nathans sollen zunächst an ihrem Ort im Rahmen der Erzählung aufgesucht werden. Nachdem das 11. Kapitel mit der kurzen Notiz über Jahwes Sicht der Dinge den ersten Teil der Bathsebageschichte zum Abschluß gebracht hat (V. 27b), gibt 12,1 Bericht davon, wie Jahwes Urteil die Sendung seines Boten zur Folge hat, der dem König einen Vorfall zur rechtlichen Beurteilung vorlegt (V. lbß—4). V. 5 zeigt einen über die ihm hinterbrachte Untat erzürnten König, der spontan ein eidlich bekräftigtes Todesurteil fällt — ergänzt durch die Forderung einer Ersatzleistung in V. 6 das durch jenes berühmte Nathanwort nach V. 7a auf ihn selbst zurückspringt. In das betroffene Schweigen hinein stößt eine jeweils durch die Botenformel in V. 7b und V. 11 eingeleitete, doppelteilige prophetische Rede (V. 7b—10.11—12) nach, die im vorliegenden Verlauf der Erzählung zu einem knappen Schuldbekenntnis des Königs und der unvermittelt ergehenden Begnadigung durch Jahwe (V. 13) führt. V. 14 bildet in der Ankündigung, daß Davids und Bathsebas Kind sterben wird, einen Ausgangspunkt, aus dem sich die weiteren Ereignisse am königlichen Hof ergeben (V. 15ff.). In diesem Erzählungsablauf gehen den beiden Wechselreden in V. 5—7 und V. 1 3 - 1 4 die zusammenhängenden Reden des Propheten voraus: V. 1 - 4 und V. 7b—10. 11-12. Während aber nun das Gleichnis in V. 1—4 die dramatische Entwicklung des folgenden Gesprächs hervorruft und damit unabdingbar zum Aufbau der Erzählung gehört, kann man ein Gleiches von der zweiten Botenrede nicht ohne weiteres sagen: Die Verse 1 3 - 1 4 nehmen V. 7bff. nicht auf, ja sie scheinen die Prophetenrede auszuschließen. Das Schuldbekenntnis V. 13a auf die drohenden Worte ist noch klar verständlich; nicht aber, warum die 4

Z.B. in der Aufnahme des Ammoniterkriegsberichts 10,6-11,1; 1 2 , 2 6 - 3 1 ; nach L. Rost, a.a.O. 74ff. (184ff.).

Literarische Analyse

47

Begnadigung in V. 13b zwar auf das Todesurteil in V. 5.7a einzugehen, jedoch die Strafzumessungen von V. 10 und 1 l f . außer acht zu lassen scheint. Spricht V. 14 davon, daß der Tod des Kindes von der Begnadigung ausgenommen ist (Ό ODS), sind damit eo ipso andere Einschränkungen der Vergebung Jahwes ausgeschlossen. Könnte man sich möglicherweise die Aufhebung der anderen Strafe in V. 13a impliziert denken, steht dem entgegen, daß die Ankündigungen in V. lOff. nach der Fortsetzung der Thronnachfolgegeschichte tatsächlich eingetroffen sind s . Die Schwierigkeiten lassen sich auf anderem Wege beheben. Es wurde schon die auffallende Doppelung der Botenformel in V. 7b und V. 11 vermerkt. In formaler Hinsicht treibt die Formel in V. 11 einen Keil in das Redestück und spaltet es in zwei Teile. Diese Teile lassen sich nun formal als in sich abgerundete Einheiten der prophetischen Gerichtsrede erfassen. Eingeleitet durch die Formel: „So spricht Jahwe" 6 , finden sich Scheit- und Drohwort, bzw. 7 Anklage 8 und Gerichtsankündigung 9 zu Prophetensprüchen vereint, die je für sich hätten bestehen können, wäre ihnen beiden nicht das Merkmal des vaticinium ex eventu an die Stirn geschrieben. So setzt die Sprucheinheit V. 7b—10 die blutigen Zerwürfnisse in Davids Familie voraus, wie sie dann in Kap. 13ff. erzählt werden: V. 1 1 - 1 2 hingegen blickt auf Absaloms Tat hin, die in Kap. 16,20ff. geschildert wird. Aus der Kenntnis dieser Begebenheiten sind die Verse verfaßt, indem sie die Linie zu Davids Vergehen hin ziehen und dort ihren Grund und Anfang aufspüren wollen 10 . Inhaltlich gesehen treten beide Einheiten in Konkurrenz. Zwei Anklagen, auf M o r d " und auf Ehebruch 1 2 , zwei Strafandrohungen 1 3 treten sich gegenüber, die sich beide aus dem Talionsrecht ableiten. Bindet sie der Bezug zu demselben Vorfall 14 , der in Frage steht, an den Kontext, ist umgekehrt der Umgebung kein Anzeichen zu entnehmen, das auf eine ursprüngliche Verwurzelung der fraglichen Textstücke im Zusammenhang schließen ließe. Die Mordanklage V. 9 findet in V. l - 7 a keinen deutlichen Anhalt. Wollen die V. 7bff. selbst das V. 5.7a ergangene Todesurteil überbieten 15 oder ersetzen? Es sieht danach aus, 5

Vgl. zu V. 10: Kap. 13ff., zu V. 1 l f . : 15,16; 1 6 , 2 0 - 2 2 ; 19,5; 20,3. V. 7b ergänzt: „der Gott Israels". - V. 11. 7 Vgl. C. Westermann, a.a.O. 4 8 f f . 8 V. 9: Vorwurf, V. 10b: Urteilsbegründung; - V. 12: Begründung. ' V. 10; V. 11: 'ΜΠ mit part., perf. cons. 10 Vgl. L. Rost, a.a.O. 96 (204); auch H. Greßmann, Die älteste Geschichtschreibung und Prophetie Israels. SAT I I / 1 . 2 . A . ( 1 9 2 1 ) 156. 11 In erster Linie klagt V . 9 auf Mord, wie aus der Strafe zu ersehen ist, obwohl auch die gewaltsame Wegname der F r a u ( n p V ) E r w ä h n u n g findet. S. u. S. 5 2 f f . 12 13 S. u. S. 54. V. 10 und V. 11. 6

14

Vgl. n p V i n V. 4,9 f. und 11. Vgl. den auch in anderem Zusammenhang wichtigen Hinweis bei J. Harvey, Le „Rib-Pattern", requisitoire prophetique sur la rupture de Palliance. Bibl. 4 3 ( 1 9 6 2 ) 172ff., 179, daß auf den Schuldspruch u.U. noch Drohungen folgen können. 15

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N a t h a n - I I . Sam. 1 2 , 1 - 1 4

als ob sie zeitlich nach V. 13b entstanden wären, als der Freispruch schon in Geltung war I6 . Solche Überlegungen führen nun dazu, in V. 7b—10.11—12 zwei Einschübe zu sehen 17 , die dem prophetischen Gerichtswort nachgebildet sind und V. 7a ergänzen sollen. III. Indes ist nicht nur an V. 7bff. eine Formung nach bekanntem Vorbild zu erkennen; auch die in 11,27b; 12,l-7a. 13-14.15ff. geschilderte dramatische Szene ist von traditionellen Motiven geprägt. Schon die Notiz in V. 27b, die Jahwes Sicht des Vorfalls wiedergibt, nimmt eine Wendung auf, die in der paränetischen Redeweise und prophetischen Predigt beheimatet ist 18 . — Nach 12,1 hat Jahwes Urteil über das Verhalten Davids die Sendung eines Boten zur Folge, der den König zur Einsicht seiner Schuld bringen soll. Das Motiv der Botensendung zum Zweck des Schulderweises findet sich in gleicher Weise in Texten, die man der Gattung des Bundesbruch-Rib 19 zuerkennen kann. „Da sandte Jahwe einen prophetischen Mann zu den Israelsöhnen, und der sprach zu ihnen: So spricht Jahwe, der Gott Israels . . . " (Ri. 6,7). In I. Sam. 10,18 ist es Samuel, der in Mizpa vor das Volk tritt, in Ri. 2,1 der Π "irr während nach Ri. 10,11 Jahwe selbst in derselben Absicht das Wort ergreift. Demnach war es im besonderen die Aufgabe der Propheten, Jahwes Urteilsspruch zu überbringen, wie sie auch die geschilderte Begegnung Nathans mit David vorauszusetzen scheint. — Nathan entledigt sich seines Auftrags, indem er den ahnungslosen König das Urteil über sich selbst fällen läßt. Dieselbe Absicht, Jahwes Urteil dem Betroffenen einsichtig zu machen 2 0 , beseelt die oben genannten Texte und ihre Sprache und bildet einen weiteren Berührungspunkt zwischen dem Nathan von II. Sam. 12 und den Verkündigern solcher Rib-Worte: Hier wie dort steht ein menschliches Verhalten zur Debatte; es wird Anklage erhoben; ein Schuldspruch ergeht. In einem ursprünglicheren Stadium der Entstehungsgeschichte des vorliegenden Textes folgte sehr wahrscheinlich auf die kategorische Anklage des Propheten das Schuldbekenntnis des Königs V. 13a. Diese Abfolge der Szene läßt ein wei16 Das in V. 5 - 7 a ausgesprochene Todesurteil ist offenbar in V. 7 b - 1 2 nicht aufgenommen, da die dort verhängten Strafen zwar dem königlichen Haus, nicht aber der Person des Königs selbst gelten. Erst V. 13b nimmt V. 7a wieder auf. 17 L. Rost, a.a.O. 92ff. (201ff.); vgl. auch etwa H. Greßmann, a.a.O. 156. 14 Vgl. W. Beyerlin, Gattung und Herkunft des Rahmens im Richterbuch. 12f. " Vgl. J. Harvey, Le Plaidoyer Prophetique contre Israel apres la Rupture de l'Alliance, bes. 74f. zu II. Sam. 12,7-12. 20 Auch das erzählerische Element V. 5a könnte auf die traditionelle Wendung „da entbrannte der Zorn Jahwes" zurückgehen. Der Erzähler läßt Nathan dem König Jahwes Richteramt aufdrängen und in dessen Zorn Jahwes Reaktion sich widerspiegeln. Vgl. W. Beyerlin, a.a.O. 13.

Die Formtiadition

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teres Mal die charakteristische Bedeutung des Geschehens aufleuchten 2 1 , ist doch ein gleicher Schritt vom Schuldspruch zum Schuldbekenntnis in einigen sehr gewichtigen Texten wahrzunehmen. Nach Ri. 10,13ff. z.B. hat Jahwe selbst Klage gegen sein abgefallenes Volk geführt: „Ihr aber habt mich verlassen und habt andern Göttern gedient. Darum werde ich euch weiterhin nicht mehr helfen . . . " „Da sprachen die Israeliten zu Jahwe: Wir haben gesündigt . . . " (Ri. 10,15 (10)). Die gleiche Reaktion ruft Samuels Rede I. Sam. 12,10 hervor und - ohne besondere Erwähnung einer vorausgehenden Prophetenrede - I. Sam. 7,6. Nicht anders denkt sich Jeremia die Wirkung seines Wortes, als daß in einer Büß-und Fastenfeier der Ruf dieses Bekenntnisses laut wird(Jer. 3,25) 2 2 . Aber auch aus dem Munde einzelner Menschen, die der göttlichen Anklage gegenüberstehen, ist jene confessio zu vernehmen. So lautet das Geständnis des durch das Los in die Enge getriebenen Achan, der sich am Banngut vergriffen hat (Jos. 7,20), so König Sauls Demütigung bei ähnlichem Delikt (I. Sam. 15, 24.30); selbst dem Pharao (Ex. 9,27; 10,16), dem Seher Bileam (Nu. 22,34), David (II. Sam. 24,10.17) kommt ein solches Bekenntnis über die Lippen. Dahinter aber zeichnet sich wohl auch hier die altisraelitische Institution des Bußund Fastengottesdienstes ab, zu dessen liturgischem Ablauf diese Momente der prophetischen Jahwerede und des Schuldbekenntnisses der Gemeinde und ihrer Glieder gehörte 2 3 . Prompt wie das Todesurteil V. 7a erfolgt nach V. 13b der Zuspruch der Vergebung 24 . Das dem „apodiktischen Recht" 2 5 zugehörige Element ΓΠ»η X1? in V. 13b läßt die prophetische Absolution von derselben Wucht und Vollmacht getragen sein, in welcher Gebote und Verbote, Sanktionen und Gerichtsworte proklamiert werden. Die unmittelbare Folge des Freispruchs auf das Sündenbekenntnis ist offenbar auch ein Element der gottesdienstlichen Bußfeier; ist sie doch von der Hoffnung erfüllt, daß das Verhältnis zu Jahwe wieder in Ordnung kommt. In der Aufhebung des Todesurteils gipfelt nach V. 13b Nathans Auftrag, den er nach der einschränkenden Ankündigung V. 14 für erledigt ansieht (V. 15 a). Überblickt man die einzelnen Elemente, aus denen sich die Schilderung II. Sam. 11,27b—12,15a zusammensetzt, drängt sich die Beziehung zu den angeführten Texten auf, die von der gottesdienstlichen Büß- und Fastenfeier geprägt sind. Doch auch der Gang der Erzählung, der die Einzelteile zur Szene zusammenfügt, entspricht genau dem, was man über den Verlauf jener Begehung den betreffenden Überlieferungen entnehmen kann. So gewinnt man den Eindruck, 21

Wäre V . 7 b - 1 2 nicht auszugliedern, änderte sich daran nichts Wesentliches, S. u. S. 50ff. Vgl. A.Weiser, Das Buch des Propheten Jeremia. ATD 20/21. 4. A. (1966) 32f. 23 Vgl. dazu J. Harvey, a.a.O. 24 Vgl. J. J. Stamm, Erlösen und Vergeben im Alten Testament (1940) 47ff. 25 Nach A. Alt, Die Ursprünge des israelitischen Rechts. 39ff. (Kleine Schriften: 1(1953) 307ff.). 22

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Nathan - II. Sara. 1 2 , 1 - 1 4

die in II. Sam. 11,27b—12,15a wiedergegebene Begegnung des Propheten und des Königs sei unter dem Einfluß der Tradition entstanden, nach welcher ein Bote Jahwes der Gemeinde wegen Bundesbruch den Prozeß macht 2 6 . Dieser Eindruck läßt sich durch eine andere Erwägung erhärten. Die prophetischen Gerichtsworte in V. 7b—10.11-12, die wir oben 2 7 von dem ursprünglichen Textbestand abgehoben haben, lassen formal eine Verwandtschaft mit der Redeform der Rib-Gattung erkennen. Eingeführt durch die Botenspruchformel beginnt V. 7b—10 mit der Aufzählung einer Reihe von Heilstaten Jahwes zugunsten Davids, die auf dessen Vergehen den Schatten des Undanks wirft (V. 7b 0.8). Zugleich wird an Jahwes wohlmeinendes und getreuliches Verhalten erinnert, was besonders durch betont vorangestelltes 'DIN (V. 7b) 2 8 zum Ausdruck gebracht ist. Gleich Ri. 2,2 folgt eine mit S7VTÖ eingeführte vorwurfsvolle Frage, die die Anklage enthält, während ΠΠΙΠ29 die Gerichtsankündigung einleitet. In alledem kommt V. 7b 10 den bekannten Ausprägungen der Rib-Reden nahe. Ähnliches ist auch von dem Redestück V. 11—12 zu sagen 30 , das in Gerichtsankündigung und Gerichtsbegründung eine vergleichbare Struktur aufweist. Beide sind in ihrer Ausformung durch die Sprache geprägt, die man den paritätischen Stil nennt 3 1 , der im besonderen den im Bereich der Bundesinstitution beheimateten Texten das Gepräge gibt 3 2 . Die forensische Terminologie wie der Duktus der Rede weisen die Textabschnitte gattungsgeschichtlich dem Gerichtswort zu, welches im Bundesbruch-Rib seinen angestammten Platz hat. Von daher läßt sich nun schließen, daß die Einfügung der prophetischen Gerichtsworte in das corpus von II. Sam. 12 ein Verständnis der Erzählung voraussetzt, das in der Szene einen prophetischen Rib sieht, in die eine als Rib-Wort geformte Rede sich fugenlos einfügen kann 3 3 . IV. Ist die Annahme richtig, daß in II. Sam. 12 die Formtradition des BundesbruchRib wirksam geworden ist, äußert sich darin eine bestimmte Interpretation des " Zum Ganzen vgl. Η. B. Huffmon, The Covenant 285ff.; J. Haivey, a.a.O. passim; W. Beyerlin, a.a.O. 27 S. o. S. 47f. 28 Vgl. J. Muilenburg, The Form and Structure of (1959) 355. 29 30 Ebda. 360ff. S. o. 31

Lawsuit in the Prophets. JBL 78 (1959) passim. the Covenantal Formulations. VT 9 S. 47f.

N. Lohfink, Zu Text und Form von Os 4 , 4 - 6 . Bibl 42 (1961), bes. 316ff. 32 Zu beachten ist auch in diesem Zusammenhang die bei D. R. Hillers, Treaty-Curses and the Old Testament Prophets. Biblica et Orientalia 16 (1964), nach D. J. Wiseman, The VassalTreaties of Esarhaddon. IRAQ 20 (1958) 428f., aufgeführte Verfluchung ähnlichen Inhalts (63). 33 Insofern erklärt sich auch die Uneinheitlichkeit aus der Überlagerung zweier Gattungen: der Geschichtserzählung und der Rib-Gattung, wobei letztere die Einfügung der Redestücke verursacht hat.

Die Rechtstiadition

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Geschilderten: In der Begegnung zwischen Nathan und David spielt sich ein Prozeß ab, der durch einen Verstoß gegen die Bundesordnung in Gang gekommen ist. Damit stehen wir vor der Frage, wessen der König eigentlich angeklagt wird. 1. Im Gewand eines beliebigen Rechtsfalles wird David mit seiner eigenen Tat konfrontiert (V. 1—'7a). Der Leser, der durch Kap. 11, besonders 11,27 und 12,1, in den Sinn dieses paradigmatischen Falles eingeweiht ist, weiß mit Nathan um den Gleichnischarakter des Vorgetragenen, der David verhüllt bleibt, bis ihm durch des Propheten zustoßende Anklage die Augen geöffnet werden. Selbst V. 6 gibt durch das addierende 1 am Satzanfang zu, daß der Tatbestand des Diebstahls zwar als erfüllt gelten kann, aber doch die Lage der Dinge nicht ausreichend, sondern nur teilweise erfaßt. Vierfache 34 Ersatzleistung bei gravierendem Diebstahl verlangt die Bestimmung des Bundesbuches Ex. 21,37ff. Aber schon die aus V. 4 übernommene Terminologie 35 , sodann die formalrechtliche und schriftgelehrte Interpretation verrät die sekundäre Abkunft 3 6 . Der Vers hat im vorliegenden Zusammenhang die Funktion, die Verblendung Davids gegenüber den Absichten Nathans und vor allem seine orthodoxe Gesetzeshaltung hervorzuheben. Die betonte Gegenüberstellung des reichen und des armen Mannes, die Breite, mit der das liebevolle Verhältnis des Armen zu seinem Lämmlein geschildert wird 3 7 , machen deutlich, daß eine Beurteilung als „Raub"38 auch nicht ganz angemessen ist. Bei solcher Auslegung muß das erste Urteil Davids in V. 5 konsequenterweise „als eine rem gefühlsmäßige Bewertung" 39 angesehen werden, die dann nachträglich einer sachgemäßen Deutung (V. 6) weichen muß. Vielmehr ist es die rücksichtslose Ausnutzung der Gewalt des Stärkeren 40 , die mit D a n 4 1 bezeichnete Unterdrückung und Ausbeutung der sozial Schwachen, 34

Gegen L X X B A s. BH 3 ; Η. P. Smith, A Critical and Exegetical Commentary on the Books of Samuel. ICC ( 1 9 5 1 ) 3 2 2 f . ; R. A. Carlson, David. The Chosen King ( 1 9 6 4 ) 153ff. u.a. lesen: „siebenfach". Zur Beurteilung der Lesart vgl. A. Schulz, Die Bücher Samuel. EH 35 VIII 2 ( 1 9 2 0 ) 129. Vgl. den Gebrauch von *7ΏΠ V. 4 und V. 6. 36

Vgl. A. Schulz, a.a.O. 129; H. Greßmann, a.a.O. 152. Den Versuch einer neuen Interpretation unter Beibehaltung von V. 6 unternimmt A. Phillips, The Interpretation of 2 Samuel XII 5 - 6 . VT 16 ( 1 9 6 6 ) 242ff., indem er David in V. 5 die Todeswürdigkeit aussprechen, in V. 6 aber sich auf die allein anwendbare juristische Handhabe zurückziehen läßt. 37 V. 3. Vgl. mit welcher Kunst das Gleichnis hart an der Grenze der Allegorie entlang geführt wird. Darauf deuten das in frühen Texten seltene fem. H Ü 3 D , der die ganze Familie, einzig mit Ausnahme der Frau, streifende V. 3 und die Formulierung 3 D ® n I p T H I . Vgl. A. Schulz, a.a.O. 128. 38

S o L . Rost, a.a.O. 93 (202). F. Horst, Der Diebstahl im Alten Testament. Festschrift für P. Kahle ( 1 9 3 5 ) 25, vgl. 22. (Gottes Recht. 173, vgl. 170), unter Verweis auf Caspari z.St.; vgl. auch 22, Anm. 11 (170, Anm. 11). 39

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F. Horst, Naturrecht und Altes Testament. EvTh 10 ( 1 9 5 0 / 5 1 ) 2 5 5 . ( G o t t e s R e c h t . 2 8 0 ) ; H. Greßmann, a.a.O. 156; Η. P. Smith, a.a.O. 322. 41

Vgl. Gen. 4 9 , 5 f f . ; Am. 5 , l l f . ; 2,6ff.; 4 , 1 ; Jes. 3,14f.; 10,2; 11,4; Mi. 2,2 u.a.

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N a t h a n - I I . Sam. 1 2 , 1 - 1 4

Besitz- und Rechtlosen, die im Bundesbuch Ex. 22,20ff. 42 als ein todeswürdiges, im sog. sichemitischen Dodekalog Dt. 27, 19 als ein fluchwürdiges Verbrechen gilt. Dem entspricht auch das erste Urteil, das der aufgebrachte König über „den Mann, der solches tut", spricht und der Prophet im Freispruch V. 13b bestätigt. Die hier verwendete Wortverbindung m»~)3 findet sich eigenartigerweise in Zusammenhängen, die das gestörte Gefolgschafts- und Treueverhältnis eines "T35J zu seinem Herrn und das dadurch verwirkte Leben dieses Abhängigen zum Ausdruck bringen 43 . Nach Ex. 22,23 ist es Jahwes zürnendes Eingreifen selbst, das dem Hilferuf des Bedrängten folgt und die Verletzung der Schutzbestimmung mit dem Schwert bestraft. Durch den Schuldspruch über die Untat des reichen Bedrückers übernimmt David die Rolle Jahwes als eines Beschützers und Rechtswahrers der Minderberechtigten 44 gegen sich selbst. 2. Nach der Strafaufhebung bringt V. 14 einen neuen Anklagepunkt vor: David habe „die Feinde Jahwes zum Lästern gebracht" 45 , darum sei der Tod des Kindes zur Sühne erforderlich. Ist an diesem Vers manches dunkel 46 , soviel ist gesichert, daß er eine Jahwe abträgliche Auswirkung unter Strafe stellen will. Es ist wiederum Jahwe selbst und seine Ehre betroffen, wie er denn auch selbst die Strafe im Tod des Kindes sich vollziehen läßt. Die Strafaussage schließt mit einem Satzelement, das im „apodiktischen Recht" 4 7 beheimatet ist und wiederum Herkunft und Geltung des Urteils von V. 14 anzeigt. 3. In dem prophetischen Gerichtswort V. 7 b - 1 0 ist ebenfalls eine gewisse Verschiebung in der Bewertung des fraglichen Sachverhalts unverkennbar. Der in Kap. l l , 2 f f . erzählte, 11,27b in Jahwes Sicht gerückte und 12,1—7a illustrierte und explizierte Fall ist in der Anklageerhebung V. 9 und in der Urteilsbegründung V. 10b genannt: Erschlagung des Hethiters Uria durch das Schwert, das Schwert der Ammoniter, wie V. 9b glossierend hinzufugt, dazu Wegnahme und Heirat von dessen Frau 48. 42

Vgl. Ex. 23,6. Uria als hethitischer Ί5 ist rechtlich gesehen gut mit dem Armen in der Parabel zu vergleichen. 43 Vgl. I. Sam. 20,31; 2 6 , 1 6 ; II. Sam. 19,29; I.Kö. 2,26. Vgl. auch A.Phillips, a.a.O. 343f. 44 Vgl. etwa R. de Vaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen. Bd. 1. 121 ff.: „4. Arm und Reich."; F. Ch. Fensham, Widow, Orphan, and the Poor in Ancient Near Eastern Legal and Wisdom Literature. JNES 21 ( 1 9 6 2 ) 1 2 9 f f . , bes. 134ff.; H. P. Smith, a.a.O. 322. 45

So nach H.-W. Hertzberg, Die Samuelbücher. A T D 10. 3. A. ( 1 9 6 5 ) 252, 2 5 8 . Vgl. die Deutung als Euphemismus bei Α. Schulz, a.a.O. 133; sowie R. Yaron, The Coptos Decree and 2 Sam XII 14. VT 9 ( 1 9 5 9 ) 89ff. 47 Vgl. A. Alt, a.a.O. 39ff. ( 3 0 7 f f . ) ; G. Heinemann, Untersuchungen zum apodiktischen Recht. Diss. Hamburg ( 1 9 5 8 ) 8 0 f f . - Anders H. J. Boecker, Redeformen des Rechtslebens im Alten Testament. W M A ( N ) T 14 ( 1 9 6 4 ) , der diese Formel aus der Torgerichtsbarkeit herleitet, vgl. 1 4 3 f f . 48 V. 10b nimmt davon nur das letztere auf. 46

Die R e c h t s t r a d i t i o n

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Diese Tat wird in V. 9aaß noch einer anderen Beurteilung unterworfen: „Warum hast du das Wort Jahwes verachtet, das Böse in seinen Augen zu t u n " 4 9 und V. 10 gekürzt: „denn du hast mich verachtet . . . " Im besonderen sind es prophetisch beeinflußte Traditionen, in denen die konstruierte Verbindung niiV " i n sich findet50, die zu einem umfassenden Ausdruck ihrer Verkündigung geworden ist 5 1 . Jeweils der Situation entsprechend erfährt es seine Konkretion. Welches an ihn ergangene Wort Jahwes soll David nun gering geschätzt haben? Die verschiedentlich zu beobachtende Beziehung vom II. Sam. 12 zu der Erzählung von Saul und Samuel in I. Sam. 15 erstreckt sich auch auf eine Formulierung, wie sie in II. Sam. 12,9.10 gebraucht wird. Samuel verurteilt Sauls Mißachtung des Banngebots zweimal (V. 23.26) mit dem Satz: Du hast das Wort Jahwes geringgeachtet (OK»), Das grundsätzliche Urteil läßt erkennen, daß eine angemessene Haltung gegenüber dem Wort Jahwes als eines Gebotes, nämlich Gehorsam, gefordert ist. Das gilt um so mehr, da diese Haltung mit der Haltung gegenüber Jahwe identisch zu sein scheint 5 2 . Welches konkrete Jahwewort in II. Sam. 12,9 in Frage kommt, läßt sich indirekt aus der Anklage und Urteilsbegründung erschließen. Es ist naheliegend, an die Gebote des Dekalogs zu denken (Ex. 20,13.17) s 3 . Daneben aber ist die Betonung auffallend, mit der Uria als Hethiter bezeichnet ist. Man darf nach einer Stelle wie II. Sam. 1,13 schließen, daß sein status vom israelitischen Standpunkt aus als der eines H angesehen wurde. So käme eine Rechtstradition zur Geltung, die eine Bedrückung und Rechtsbeugung dem Schutzbürger gegenüber unter Jahwes Strafe stellt 5 4 . Auch die eigens erwähnte Waffe 5 5 könnte auf die hier herangezogene rechtliche Tradition weisen, nach welcher Jahwes Prophet das Urteil fällt. Dies würde eine gewisse Nähe von V. 1—7a ergeben, wenn auch das Strafmaß anders bemessen wird als in V. 5 - 7 a . Denn der unbedingte Strafbeschluß soll das königliche Haus auf immer belasten, während Davids Person unbehelligt bleibt. Da nach dem Rechtssatz des Bundesbuches Ex. 21,12 auf vorsätzlichen Totschlag die Todesstrafe steht, diese Strafe hier aber nicht verhängt wird, fällt auf jene allgemein gehaltene Formulierung ein bezeichnendes Licht. Da überdies V. 10 dem Abschnitt den Charakter eines vaticinium ex eventu aufprägt, ist seine Absicht, das über das davidische Haus hereingebro49

Zur textlichen Unsicherheit vgl. BH 3 . Vgl. I. Sam. 3 , 1 . 7 . 2 1 ; 15,1.10f. 1 9 . 2 3 - 2 6 ; II. S a m . 7, 4 . 2 8 ; 24, 11 u.a. 51 Vgl. R . von R a d , Theologie des Alten T e s t a m e n t s . Bd. 2. lOOff. " Vgl. A. Weiser, 1. Samuel 15. ZAW 13 ( 1 9 3 6 ) I f f . (Glaube und Geschichte. 2 0 1 f f . ) . Z u O X Ö v g l . e t w a N. L o h f i n k , a.a.O. 3 2 0 f f . und die A n k l a g e e r h e b u n g in a n d e r e n Rib-Texten, z.B. Ri. 2,2b; 6 , 1 0 b . 53 Vgl. A. Schulz, a.a.O. 132. 54 Ex. 2 2 , 2 0 ; 23,9; Dt. 27,19. 55 Vgl. die Darstellung in 11,24. 50

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Nathan - I I . Sam. 1 2 , 1 - 1 4

chene Unheil auf Davids Blutschuld und Ungehorsam gegen Jahwes Gebot zurückzuführen. 4. In V. 1 1 - 1 2 wird wiederum das Delikt Davids unter einem neuen Aspekt vor Jahwes Gericht gezogen. Das im paritätischen Stil gehaltene und auf der Tat-Strafe-Talion beruhende Wort bezichtigt den König des Ehebruchs und stellt damit sein Vergehen, wie die Mordanklage in V. 9, zu den „Neidingswerken" 56 , gegen die — als „Verletzungen der Verbundenheit, die mit normativem Charakter zwischen Jahwe und Israel bestehen soll" 5 7 , als „die Verletzungen gegen die wesentlichen Normgüter des Lebens" 5 8 - besonders der Dekalog gerichtet ist (Ex. 20,14.17). In gleicher Weise wie in der vorhergehenden Redeeinheit ist trotz offensichtlicher Bemühung um den Talionausgleich die althergebrachte Strafbestimmung für Mord und Ehebruch verlassen. Denn nach israelitischer Rechtstradition besteht die Ahndung des Ehebruchs in der Verurteilung zum Tode durch Verbrennung 59 und Steinigung 60 . Jene vergleichsweise ermäßigte Urteilsbestimmung aber, die Davids Familie betrifft, findet in Kap. 16,20ff. ihre buchstäbliche Erfüllung 61 , so daß man wie bei V. 7b—10 eine nachträgliche Reflexion für das prophetische Wort verantwortlich machen muß. Aus der vorstehenden Untersuchung ergibt sich demnach: Davids Vergehen wird durch Nathans Wort nach II. Sam. 12 in das Licht des Jahwerechts gerückt, das als Ordnung in Israel gelten soll und im Dekalog, im Bundesbuch und im sichemitischen Dodekalog seinen Niederschlag gefunden hat. Als Verstoß gegen das Bundesrecht zieht Davids Tat den Bundesbruch-Rib auf sich. Das Schuldbekenntnis und die Vergebungszusage in V. 13 bestätigen dies zuletzt. Zeigt die Inanspruchnahme der geprägten Wendung mrp1? ΤΙΝΒΠ zunächst, wie sich David nun auch der Dimension seiner Tat bewußt geworden ist, die sein Verhältnis zu Jahwe betrifft, so wirft sie andererseits ein Licht auf die Eigenart dieses Verhältnisses selbst. Vor allem der rechtlichen und religiösen Bedeutung in ihrer gegenseitigen Durchdringung kommt in unserem Zusammenhang besonderes Gewicht zu. Wenn der judäische König Hiskia mit dem Wort TiNtsn (II. Kö. 18,14) dem assyrischen Herrscher die Verletzung des Vertrags eingesteht, den sein Vater Ahas im syrisch-ephraimitischen Krieg Tiglat-Pileser III. nach II. Kö. 16,7 angetragen hat, liegt offenbar völkerrechtliche Terminologie vor. Die Versicherung ΥΐΧΒΠ Ν1? ΌΙΝΊ in Ri. 11,27, die Jephta dem Moabiterkönig überbringen läßt, bestätigt dies. Hat nun das alte Israel seine besondere 56

Vgl. F. Horst, Der Diebstahl im Alten Testament. 27 ( 1 7 5 ) . Ebda. 27f. ( 1 7 5 ) im Anschluß an Jer. 7,9. 58 Ebda. 28 ( 1 7 5 ) . 59 Vgl. Gen. 38,24. 60 Vgl. Dt. 2 2 , 2 2 ; Lev. 2 0 , 1 0 ; Ez. 16,40, vgl. Joh. 8,5. Die relativ späte Bezeugung steht dem Alter dieser Tradition wohl nicht im Wege. Vgl. F. Horst, Recht und Religion im Bereich des Alten Testaments. 6 2 (176); A. Alt, a.a.O. 320. " r s n 1 ? in V. I I a ist wohl danach zu korrigieren (vgl. B H 3 ) und zu interpretieren. 57

Spezielle Ausprägung

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Jahwebeziehung nach dem Vorbild altorientalischer Völkerrechtsvorstellungen verstanden und gestaltet, wozu auch der Begriff für Bundesbruch (ΝΒΠ)62 gehört, so wird durch den Gebrauch desselben Begriffs für die Schuld des Königs in V. 13 dessen Jahweverhältnis analog aufgefaßt und sein Vergehen neben den Bundesbruch der Jahwegemeinde gestellt. Die Aussetzung der Straffolge, die in der Torgerichtsbarkeit keinen Raum hat, in V. 13b bzw. die Umwandlung der Strafe nach V. 14 63 , führt vor Augen, wie der Prophet im Auftrag Jahwes dessen Funktion als Ankläger und Richter 6 4 ausübt. Gleich den Prozessen, die Jahwe mit seiner Gemeinde führt oder durch Boten führen läßt, ist auch hier die Strafe und ihr Vollzug oder ein Erlaß Jahwes Sache. Der angedrohte Tod Davids (V. 5.7a), das Sterben des Kindes an der Krankheit (V. 14ff.), das würgende Schwert (V. 10), der Eingriff in die Familie (V. 11 f.) ist seine Tat, geschieht nach seinem Recht und durch seine Hand 65 . V. Es kann demnach nicht mehr zweifelhaft sein, daß in II. Sam. 12 eine Rib-Szene dargestellt werden soll, die ihr Vorbild im altisraelitschen Bundesbruch-Rib hat 6 6 . Jedoch tritt hier das „pattern" in individueller Gestalt entgegen, deren charakteristischen Zügen wir uns nunmehr zuwenden wollen. Der Ort, wo der Prozeß stattfindet, ist nicht das Heiligtum, nicht die Feier, zu der Israel sich versammelt, sondern der profane Bereich des Königshofes 67 .Überraschend wird die Szene zum Tribunal. Jahwes Bote trägt den Prozeß vor den König. David ist zum Prozeßgegner Jahwes geworden. Er tritt an die Stelle, wo die Jahwegemeinde steht. Als Angehöriger des Bundesvolkes lebt auch er in einem Jahweverhältnis und kann dementsprechend des Bundesbruchs beschuldigt wer62

Vgl. G. Quell, Art. αμαρτάνω. ThW I. 267f.; J. Harvey, Le „Rib-Pattern". 191; dazu auch den Beleg, den K. Baltzer, Das Bundesformular. 31, Anm. 3 anführt: „19 Der König des Landes Halap beging die Sünd(e des) Königs des Landes Han(ig)albat 20 aber gegen Hattus(il, den König des Landes) Hatti, versündigte er sich (besonders)", nach E. F. Weidner, a.a.O. 80ff. hi-i-ta und ih-ti entspricht ΠΝϋΠ und ΧΒΠ. Vgl. dazu auch F. Ch. Fensham, Malediction and Benediction in Ancient Near Eastern Vassal-Treaties and the Old Testament. ZAW 74 (1962) Iff.; F. Horst, Naturrecht und Altes Testament. 263 (247). 63 Auch die oben festgestellte Abweichung in der Strafzumessung V. 10. 11 f. ist hier zu nennen. 64 Vgl. zur Identität als „juge et plaignant" J. Harvey, a.a.O. 184. Zur Vollmacht des Boten, a.a.O. 194, Anm. 2. 65 Vgl. V. 11: Π3Π. V. 12: "ΊΚΙ. V. 13 Π Ι Τ ' Β Ι . ν . 6 bildet wiederum eine Ausnahme. 66 J. Harvey, Le Plaidoyer Prophetique. 74f. E. G. Wright findet in II. Sam. 12 einige Elemente der Rib-Form: „the prophet stands in relation to king, instead of to the whole people; the Mosaic covenant is not in view", a.a.O. 61 f., 62, Anm. 66. Der letzte Satz wäre nach dem oben Ausgeführten nicht vertretbar. 67 Vgl. 12,1.

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N a t h a n - I I . Sam. 1 2 , 1 - 1 4

den. Wir sahen, wie dieses Verhältnis sich in die völkerrechtliche Vertragsform des Vasallenbundes eingliedern ließ 66. An dieser Stelle verdient noch ein Einzelzug aus der Reihe der Wohltaten Jahwes Erwähnung, die der Prophet nach 12,7bf. dem König vorhält. Als erster Punkt ist die Salbung Davids zum König über Israel genannt. Liegt hier nun eine Vorstellung mehr theologischer als historischer Relevanz vor, dient sie der Interpretation jenes besonderen Jahweverhältnisses, dessen David gewürdigt wurde. E. Kutsch 6 9 weist auf ein Beispiel einer vom Pharao geübten Salbung eines Vasallen und Beamten hin, deren Vollzug ein Schutz- und Pflichtverhältnis stiftet, das sich selbst auf die Nachkommen der Partner vererbt. Damit deutet sich noch einmal die Bundeskonzeption an, innerhalb der das Vasallenverhältnis des Königs zu Jahwe, wie es die Salbung offenbar herstellt, integriert ist 7 0 . Der Eigenart dieses Verhältnisses trägt auch der Vorwurf der Undankbarkeit Rechnung, die der Rib-Rede eignet. Die Wohltaten, die im Textabschnitt V. 7b—10 expliziten Ausdruck finden, müssen in V. Iff. in Davids königlicher Würde und Richteramt impliziert gesehen werden, die ja durch Nathans Vorgehen besonders belastend ins Gedächtnis zurückgerufen werden 71 . Fragt man, welcher Typ des Bundesbruch-Rib für II. Sam. 12 von Einfluß gewesen ist, ob er in Verwarnung oder Verurteilung endet, wird man das Geschick bewundern, wie David das Todesurteil in den Mund gelegt wird, aber der endgültige Bescheid es in das Licht eines Ultimatums rückt. Von dem Schulderweis mit Hilfe der Parabel war schon verschiedentlich die Rede. Von den einen Rib konstituierenden Elementen fehlen nur der Zeugenanruf 7 2 und der Hinweis auf die Nutzlosigkeit kultischer Praktiken zur Sühnung des gebrochenen Bundes. Mag das erstere der individuellen Ausprägung in der literarischen Form der Erzählung oder „Geschichtsschreibung" zum Opfer gefallen sein, so könnte man versuchen, in dem Abschnitt V. 15—27 dieses Motiv versprengt und verselbständigt in Davids vergeblichen Sühneleistungen wiederzufinden. Es ist natürlich nicht zu entscheiden, welche der Besonderheiten dem Propheten, welche dem Verfasser von II. Sam. 12 zuzuschreiben sind. Dennoch ist deutlich: Die hier von Nathans prophetischem Auftrag gegebene Darstellung entspricht der Aufgabe, die einem Propheten sonst zukommt, nämlich Wahrer des Bundesrechts und Prozeßbote Jahwes zu sein, und das wird bei aller Typisierung auf geschichtlicher Grundlage beruhen. 68

Vgl. J. Harvey, Le „Rib-Pattern". 180ff. Salbung als Rechtsakt im Alten Testament und im alten Orient. BZAW 87 (1963) 34ff., 7 I f f . ; J. A. Knudtzon, Die El-Amarna-Tafeln. Nr. 51. 318f. 70 Vgl. R. de Vaux, a.a.O. 119 (287). 71 Vgl. V. 5.6 und 7a. 72 Vgl. J. Harvey, a.a.O. 85ff. 69

Die Königskonzeption

57

VI. 1. Der allen Teilen gemeinsame Zug springt ins Auge: Der König gehört zum Bundesvolk und ist darum dem in Israel geltenden Jahwerecht unterworfen. Der in Kap. l l , 2 f f . geschilderte Vorfall ist darum von herausragender Bedeutung, weil hier nicht nur die Unterordnung des Königs unter das Bundesgesetz proklamiert und postuliert wird, vielmehr nach erfolgter Verletzung der Ordnung dieselbe in flagranti vom prophetischen Gesandten Jahwes prozessual behandelt wird. Der Verfasser der Thronnachfolgegeschichte schildert das Verfahren als einen dem alten Israel von seinen Büß- und Fastenfeiern her geläufigen Rib, einen „proces par messagers" 73 , der dem König angehängt wird. Weder seine Würde, noch seine Macht können Jahwes Anklage verhindern; auch eines Königs Handeln wird mit dem in Israel geltenden Maß gemessen. Die Anklage geht auf gewalttätige Ausbeutung, auf Mord, Ehebruch und Verletzung der Ehre Jahwes. Damit verbunden aber ist die Verachtung Jahwes und seines Wortes, das Tun des in seinen Augen Bösen, weshalb er es auch selbst unternimmt, ein Urteil fällen und Strafe vollziehen zu lassen. Diese Dimension des Falles und seiner Behandlung ist aber durch die Rechtstradition gegeben, die in Nathans Gerichtsworten wie in Davids Urteilsspruch zur Anwendung kommt: die Überlieferung des israelitischen Bundesrechts. Sie konstituieren das Bundesverhältnis Jahwes zu seiner Gemeinde. Diese Rechtstraditionen werden vom König anerkannt, vom Propheten zur sachgemäßen Interpretation des Falles herangezogen. Der Ausgang des Prozesses V. 13 (V. 14) aber ist nur verständlich, wenn dem König noch Raum zur Buße zugebilligt wird, wie nach dem Zeugnis der uns erhaltenen Rib-Texte Jahwe einer bußfertigen Gemeinde Gnade vor Recht gewähren kann. Insofern tritt aus Nathans Worten das Bild eines Königs ans Licht, der an der ihn verpflichtenden Ordnung schuldig geworden und dem Tod verfallen, durch Jahwes Vergebung von Sünde befreit und zu neuem Lebensanfang geführt wird. 2. Die Gestaltung der Szene als Rib, wie ihn ein Souverän gegen seinen bundbrüchigen Vasallen anzustrengen pflegt, mit allen ihm inhärenten Elementen zeigt, daß die Beziehung Davids zu Jahwe als Vasallenverhältnis gedeutet ist; dies bestätigt der Hinweis auf die von Jahwe vorgenommene Salbung (V. 7), die ein solches Verhältnis stiftet. Die zur Geltung gebrachten Traditionen des Bundesrechts aber erweisen, daß dieses Vasallenverhältnis als dem Bund Jahwes mit Israel integriert gesehen ist. In dieser Konzeption aber stimmen nun die beiden Texte II. Sam. 7 und II. Sam. 12 überein und man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man dem Prophe73

Vgl. J. Harvey, Le „Rib-Pattern". 191.

58

Ahia von Silo - 1 . Kö. 1 l , 2 9 f f .

ten, mit dessen Namen sie verbunden sind, entscheidendes Verdienst an ihrer Ausgestaltung zuerkennt. 3. Ahia von Silo - I. Kö.

ll,29ff.

Im Zusammenhang der Darstellung der Gegner des salomonischen Regimes in I. Kö. 11 findet sich eine Erzählung von dem Propheten Ahia aus Silo, der in einer symbolischen Handlung Jerobeam, den Sohn Nebats, aus Zereda zum König über zehn Stämme zu designieren und damit zugleich ein Urteil über das davidische Königtum abzugeben hat (11,29-30). Jedoch handelt es sich hierbei um einen mehrschichtigen Überlieferungskomplex, dessen Analyse Schwierigkeiten bereitet. Zugrunde liegt nach M. Noth 1 die „Prophetengeschichte Jerobeam und Ahia von Silo'" (ll,29aßb—31.36aba.37; 12,1-31; 14,1—13.17—18) 2 , die nach 12,19 vor dem Ende des Nordreiches im Laufe der Königszeit (11,36a) in Nordisrael entstanden ist und verschiedentlich erweitert ihren Platz im Königsbuch gefunden hat. Ist es demnach schon zweifelhaft, ob 11,31—383 im ganzen jener Prophetenerzählung angehört hat, so ist kaum anzunehmen, daß sich der Wortlaut der Rede Ahias hier erhalten hat 4 . Was jedoch den Inhalt seiner Verkündigung betrifft, wird man insofern positiver urteilen können, als sie in der wohl kaum frei erfundenen Symbolhandlung (V. 30) einen sichtbaren Ausdruck gefunden hat 5 . Es wird erzählt, der Prophet sei mit dem Aufseher über die Fron1 Überlieferungsgeschichtliche Studien, 72, 79, 81; ähnlich I. Plein, Erwägungen zur Überlieferung von I Reg 1 1 , 2 6 - 1 4 , 20. ZAW 78 (1966) 8ff., 17ff. - M. Noth hat sich zuletzt dafür ausgesprochen, in V. 2 9 - 3 9 im ganzen eine literarische Einheit zu sehen, die als solche auf den Deuteronomisten zurückzuführen ist, Könige. BK IX/1 (1968) 245ff. 2 A. Jepsen rechnet 1 1 , 2 9 - 3 1 ; 1 4 , 1 - 6 . 12.13a. 17.18 zu den „Überlieferungen von Ahia von Silo", Die Quellen des Königsbuches (1953) 78; ders., Nabi (1934) 92, 121ff. 3 Vgl. M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien. 72. 4 Dies gilt auch für 14,6ff. - Vgl. dazu A. Caquot, Ahiyya de Silo et Jeroboam I e r . Semitica 11 (1961) 17ff., bes. 26f.; H. Seebaß, Die Verwerfung Jerobeams I. und Salomos durch die Prophetie des Ahia von Silo. WO 4 (1968) 163ff. 5 G. Fohrer hält es für möglich, daß eine geschichtliche Begebenheit zugrunde liegt, glaubt aber, ursprünglich sei „wohl nur von einem Zerreißen des Mantels in zwei Stücke" die Rede gewesen und die Zahlen seien einer späteren Überarbeitung zuzurechnen, Die symbolischen Handlungen der Propheten. 2. A. (1968) 75, vgl. 18f. M. Noth hält jetzt die Szene für eine durch I. Sam. 15,27b.28 angeregte, an der historischen Situation orientierte literarische Ausgestaltung, Könige. 259. Abgesehen davon, daß die Samuel-Saul-Episode anders geartet ist, fragt es sich doch, warum die Szene dann nicht gleich so gestaltet wurde, daß sich die vielfältigen Deutungen und Erklärungen in V. 32ff. erübrigt hätten (vgl. z.B.

V. 31b)3 und V. 34f.; V. 37). - Gerade die in V. 3 4 - 3 6 vorgenommene Korrektur, daß nicht - wie V. 31 besagt - Salomo, sondern erst seinem Sohn „das Königtum" (in nordisraelitischer Sicht) entrissen werden, spricht für das relativ hohe Alter der Ahiacrzählung.Zu der nur in der LXX im Anschluß an I. Kö. 12,24 erhaltene Paralleltradition, die jene symbolische Handlung dem judäischen Propheten Schemaja (vgl. 12,22) zuschreibt und

Die Symbolhandlung

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arbeit vor d e n T o r e n Jerusalems auf f r e i e m F e l d e z u s a m m e n g e t r o f f e n , h a b e sein e n n e u e n Mantel in z w ö l f Stücke gerissen u n d d a v o n J e r o b e a m z e h n m i t d e n Worten a n g e b o t e n : „ N i m m dir z e h n Stücke! D e n n so h a t J a h w e , der G o t t Israels, g e s p r o c h e n : S i e h e , ich entreiße S a l o m o das K ö n i g t u m , u n d ich g e b e dir z e h n der S t ä m m e " ( 1 1 , 3 1 ) . A u f diese Worte f o l g e n d a n n längere A u s f ü h r u n g e n , die an verschiedenen Stellen auf die Davidverheißung B e z u g n e h m e n . D i e dadurch v o l l z o g e n e S t e l l u n g n a h m e läßt z w e i A s p e k t e e r k e n n e n : Einmal eine Gerichtsankündigung, die im Zerreißen des Mantels u n d d a n n im begleit e n d e n B o t e n w o r t ( V . 3 1 b ) Gestalt a n n i m m t ; z u m andern aber eine A n e r k e n n u n g der Davidverheißung, die aus einer g e w i s s e n R ü c k s i c h t n a h m e auf das Davidhaus — nur z e h n A n t e i l e w e r d e n i h m g e n o m m e n

6

— u n d d a n n b e s o n d e r s aus

d e m w a h r s c h e i n l i c h zur P r o p h e t e n e r z ä h l u n g ursprünglich g e h ö r i g e n 7 Vers 3 6 zu erschließen ist. Wären j e n e b e i d e n A s p e k t e , die im v o r l i e g e n d e n T e x t d e u t l i c h expliziert w e r d e n , bereits für A h i a V o r a u s s e t z u n g seiner P r o p h e t i e u n d für die B e g e g n u n g m i t J e r o b e a m 8 b e s t i m m e n d g e w e s e n , stünde er damit auf d e m Bodie Szene in den Rahmen der Stämmeversammlung in Sichern verlegt (LXX I. Kö. 12,24 o) und ihrer Tendenz vgl. J. Gray, I + II Kings. The Old Testament Library (1964) 268ff.; I. Plein, a.a.O. 17f.; D.W. Gooding, The Septuagint's Rival Versions of Jeroboam's Rise to Power. VT 17 (1967) 173ff. Im Rahmen des Versuchs einer historischen Rekonstruktion k o m m t H. Seebaß, Zur Königserhebung Jerobeams I. VT 17 (1967) 326ff., zu dem Ergebnis, es seien zwei verschiedene prophetische Orakel im Verlauf der Ereignisse von Bedeutung gewesen: 1. die Zusage des Königtums über Gesamtisrael an Jerobeam durch Ahia (nach 11,11b (12b); 12,20a; l l , 3 5 a . b a ) , 2. ein Orakel Schemajas, das in der Zusage der 10 Stämmeanteile an Jerobeam und Benjamins an Rehebeam den Status quo im Namen Jahwes sanktionierte und einen Kriegsausbruch verhinderte (nach 1 2 , 2 2 - 2 4 ; LXX 12,24o). 6 Die stillschweigende Billigung des Verbleibens des judäischen Königtums in den Händen der Davididen sowie die Zuerkennung der Herrschaft über den Stamm Benjamin, die - wie V. 32 doch wohl zutreffend bemerkt - wegen der Hauptstadt Jerusalem zur conditio sine qua non des davidischen Königtums am Ende der salomonischen Ära gehört, bedeutet die Anerkennung des Weiterbestehens der davidischen Dynastie, wenn auch, wie V. 34 MT anzudeuten scheint, im Rahmendes der Stämmeverfassung zugehörigen iTtPJ- Amtes, vgl. I.Plein, a.a.O. 18f.; E.A. Speiser, Background and Function of the Biblical NÄSl'. CBQ 25 (1963) 11 Iff. (Oriental and Biblical Studies. 113ff.). 7 V. 36aba nach Μ. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien. 72. - Μ. Noth hat vorgeschlagen, nicht Ί2 „Lampe, Leuchte", sondern nach Hos. 10,12; Jer. 4,3 V ] als „Neub r u c h " im Sinne von „Neuanfang" zu lesen und die Stelle zu übersetzen: „Damit meinem Knechte David (die Möglichkeit) eines ,Neubruchs' (Neuanfangs) vorhanden sei allezeit vor mir in Jersualem", Jerusalem und die israelitische Tradition. OTS 8 (1950) 36 (179). „Wie dem auch sei, jedenfalls rechnet die Ahia-Erzählung damit, daß das davidische Königtum noch eine Chance habe, und zwar in Jerusalem", ebda. (Vgl. O. Eißfeldt, HS AT I (1922) 522). - S. aber neuderdings M. Noth, Könige. 243f., wo Noth zur landläufigen Übersetzung zurückkehrt (,Lampe'). Ambesten aber paßt die Erklärung von P. D. Hanson, The Song of Heshbon and David's NiR. HThR 61 (1968) 297ff., der den Begriff von dem assyr. Äquivalent nfru her im Anschluß an Nu. 21,30 als „dominion" versteht. 8 Vgl. 14,7ff. - Etwas anders H. Seebaß, der in Ahia einen prinzipiellen Gegner des Tempelbaus Salomos im Sinne von II. Sam. 7 , 4 - 7 sieht. Die Verwerfung Jerobeams und

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Amos-Kap. 9,11-12

den der Nathanweissagung von II. Sam. 7, wo zur Verheißung dauernden Bestandes Festlegungen hinzutreten, die Strafmaßnahmen Jahwes im Falle der Verschuldung vorsehen (V. 14f.) (nach I. Kö. 11,33 ist die Verschuldung die Fremdgötterverehrung, welche eine Erniedrigung und Demütigung [ΜϊΝΙ 11, 39] des Vit nach sich zieht), und es würde in Umrissen deutlich, wie der Prophet aus Silo das davidische Königtum verstanden hat. Er sieht demnach das Verhältnis des Königs zu Jahwe durch eine besondere Verheißung bestimmt (V. 36) und erkennt die Bedeutung dieses Verhältnisses darin, daß dem König ein Mandat über das Zwölfstämmevolk verliehen ist, über dessen Handhabung er vor dem Gott Israels verantwortlich ist (V. 31b .34). Der theologische Hintergrund dieser Auffassung ist in der übergreifenden Ordnung zu erblicken, welche die Beziehung des Gottes Israels zu der Gemeinschaft der zwölf Stämme gestaltet. — Außer dem Zeugnis des Ahia von Silo lassen sich keine eindeutigen Äußerungen zum davidischen Königtum ausfindig machen, die von Propheten aus dem Nordreich stammen. Was Hosea angeht, so ist deutlich, daß er nach Kap. 2,1 — 3 eine Wiedervereinigung Judas und Israels unter einem 7ΠΧ (V. 2) erwartete, ohne jedoch diesen Ausdruck - auch nicht im davidischen Sinn - näher zu explizieren; darum ist wohl zu schließen, daß er dem Königtum in Jerusalem und Juda nur eine vorläufige Bedeutung zuerkannt hat 9 .

Teil II: Zeugnisse der Prophetie des 8. Jahrhunderts 1. Arnos - Kap.

9,11-12

I. V. 11 „An jenem Tage richte ich die verfallende Hütte Davids wieder auf und vermaure ihre Risse; und ihre Trümmer richte ich auf und baue sie auf wie in den Tagen der Vorzeit, V. 12 damit sie über den Rest Edoms verfügen und alle Völker, über die mein Name ausgerufen ist. Spruch Jahwes, der solches tut." 1 Salomos. 163ff., bes. 173ff.; vgl. auch 181, Anm. 58. Zur dtr. Deutung von 11,3Iff., bes. 173ff.; vgl. auch 181, Anm. 58. Zur dtr. Deutung von l l , 3 1 f f . vgl. J. Debus, Die Sünde Jerobeams. FRLA(N)T 93 (1967) 7; lOff. 9 Vgl. dazu A. van Selms, The Southern Kingdom in Hosea. Studies on the Books of Hosea and Amos. OuTWG 7/8 (1964/65) lOOff. ' S. o. S. 17ff.

Das Hüttengleichnis

61

Durch die einleitende Formel ΝΊΠΠ DV3 wird entsprechend 8,9.13 eine Zäsur markiert, die V. 11 von V. 10 etwas abrückt und wohl einen neuen Redeansatz bedeutet. Tiefer ist der Einschnitt nach V. 12. Nicht nur bildet Π1ΓΡ DN12, verstärkt durch die Versicherung ΠΚΤ HE'S?, einen vollen Abschluß; auch die einführenden Formeln in V. 13 bestätigen, daß mit V. 12 eine Einheit zu Ende ist. Dies heißt nicht, es bestünden keine inhaltlichen Beziehungen zum umgebenden Text; solche Beziehungen sind schon durch die verweisenden Einleitungsformeln und durch die vorliegende Zusammenstellung der Prophetensprüche zu vermuten. Dennoch kann V. 1 1 - 1 2 als eine Sprucheinheit zunächst für sich betrachtet werden, nach deren Eigenart nunmehr gefragt werden soll. II. Als Objekt göttlichen Handelns wird in V. 11 Τ Π ΓΟΟ3 genannt. Der Form nach ist es eine ähnliche Verbindung, wie sie in 717 r r a - i n Vnx - ' t r 57 Tl - 1 Π V57 u.a. vorliegt, und wird analog zu diesen Bildungen erklärt werden müssen. Π30 ist von " p o abzuleiten und bezeichnet ein Schutzdach „aus belaubten Zweigen und Ästen", das dem Bauern und Feldhüter (Jes. 1,8; Hi. 27, 18), aber auch dem Krieger (II. Sam. 11,11) als Unterkunft dient 4 . Gelegentlich ist es als erhöhtes Gerüst oder mit Feldsteinen als einfacher Turm ausgebaut (Jes. 5,2), und an ein derartiges Gebäude scheint in V. 11 gedacht zu sein, wenn von Mauerrissen und Trümmern s die Rede sein kann. Von einer solchen Hütte aus „bewacht der Besitzer mit beginnender Reife . . . seinen Weingarten Tag und Nacht Jes 27,3 . . ," 6 Durch den beigefügten Namen David wird diese Feldhütte zum Gleichnis fur das davidische Königtum. Der König hat die Aufgaben eines "1S3 (Hi. 27,18; Jes. 27,3), der als Wächter über sein Feld Eindringlinge abzuwehren, Diebe zu fassen und Störenfriede zurechtzuweisen hat. Das Feld, das ihm als Domäne übergeben ist, umschreibt V. 12 als den Rest Edoms und alle Völker, über die Jahwes Name ausgerufen ist. Die Nennung Edoms sowie der Hinweis auf die Tage der Vorzeit (dVu? zeigen an, daß es die Völker sind, die ihren Platz 2

Als Abschlußformel dient m i T DX1 z.B. Am. 2,16; 3,15; 4 , 5 . 6 . 8 . 9 . 1 0 . 1 1 ; 9,8. Die Zwölfprophetenrolle von Murabbaat läßt einen Zwischeniaum nach V. 12 erkennen. Nach P. Benoit, J. T. Milik, R. de Vaux, Les Grottes de Murabba'ät. Textes ( 1 9 6 1 ) 188; Planches Nr. 58. Vgl. auch E. Würthwein, Der Text des Alten Testaments. 2. A. ( 1 9 6 3 ) 142f., Tafel 16. Vgl. MT: S . 3

CD VII, 16 bezeugt i n Π 3 1 0 , 4 Q flor. 1,12: T T T Π 3 1 0 . F. Nötscher, Biblische Altertumskunde. HSchAT Erg. Bd. 3 ( 1 9 4 0 ) 24; vgl. V. Maag, Text, Wortschatz und Begriffswelt des Buches Arnos ( 1 9 5 1 ) s.v.; K.-H. Bernhardt, Art. „Hütte". BHHWB II. Sp. 754. Zur Anschauung vgl. L. H. Gronenberg, BUdatlas zur Bibel. 3. A. ( 1 9 5 9 ) 91, Nr. 255, 256. 4

s

Emendiert nach V. I I b ; mit LXX und Apg. 15,16, gegen ΤΤ10[ΊΓΠ der Zwölfprophetenrolle von Murabbaat, vgl. auch Mi. 4,8. 6 F. Nötscher, a.a.O. 186; J. Gray, The Canaanites ( 1 9 6 4 ) 82.

62

Amos-Kap. 9,11-12

einst im Gefüge des davidischen Großreichs hatten; und eben dies ist das Territorium, welches die Hüter der Davidshütte für sich beanspruchen und in Besitz nehmen können (ΊΕη ν ') 7 . III. Die Deutung, die das davidische Königtum in diesem Gleichnis findet, hat ihre Wurzeln in traditionellen Vorstellungen. Zwar gehört Schutzfunktion und Wächteramt an sich schon zu den Aufgaben eines Königs, die bisweilen auch durch das Bild des Hirten veranschaulicht werden können 8 . Doch der Besitzanspruch auf die Territorien der Völker ist ein besonderes Thema der frühen Davidüberlieferung und der Königspsalmen. Im Wortlaut kommt das Bileamorakel Nu. 24,15ff. V. 12 am nächsten. Unter Verwendung des BegriffesittH'' wird dort proklamiert: „Edom soll zum Eigentum werden . . . " (Nu. 24,18f.) 9 . In der Nathanweissagung klingt das Thema in der Erwähnung der Feinde Davids an, die durch Jahwe selbst besiegt worden sind (II. Sam. 7,9.11). Explizit von Herrschaftsansprüchen auf die Völkerwelt sprechen dann die Königspsalmen (Ps. 18,44, vgl. V. 48ff.; Ps. 2,7f.). Die Ankündigung zuletzt, daß die Wächterhütte Davids erhalten werden soll, ist in der gleichen Tradition verwurzelt. Das zweimal in diesem Zusammenhang gebrauchte Verbum Dip, neben Π33, und der Ausdruck 0*7157 Ή"1 weisen auf die Nathanweissagung von II. Sam. 7, wo mit denselben Begriffen der Fortbestand des davidischen Königshauses für alle Zeit garantiert wird 10 . So liegt der Darstellung von Am. 9,1 lf. traditionelles Gedankengut zugrunde, das zum Kernbestand der Davidüberlieferung zu rechnen ist. Fand es Eingang in ein Jahweorakel, so kommt dadurch die Bedeutung zum Ausdruck, welche das überkommene Erbe für den Propheten hat. Die· Deutung jener geschichtlichen Größe, wie sie hier in bildhafter Verdichtung gegeben wird, bekommt durch ein Element anderer Art einen neuen Akzent. Das göttliche Wort endet mit einer Charakterisierung der Völker, die einst zum davidischen Reich gehört hatten: nrrVv W X l p l " I P X (V. 12a). Die hier gebrauchte Wendung bezieht sich sehr wahrscheinlich auf einen Rechtsakt, bei 7

Zu W T vgl. F. Horst, Das Eigentum nach dem Alten Testament. Kirche im Volk. Heft 2 (1949) 91. (Gottes Recht. 209). - Die Eingriffe, die R. Fey, Arnos und Jesaja. Abhängigkeit und Eigenständigkeit des Jesaja. W M A ( N ) T 12 (1963), am überlieferten Text vornimmt - Ausscheidung von V. 12a und Änderung von. ΒΓΡ 1 ?» in ΓΡ757-, sind trotz ausführlicher Begründung (54f., bes. Anm. 2) für unberechtigt zu halten. 8 Vgl. etwa II. Sam. 5,2; 24,17 (4 Q Sam^, LXX); 7,8ff. u.a.; dazu V. Hamp, Das Hirtenmotiv im Alten Testament. Festschrift für Kardinal Faulhaber (1949) 7ff., sowie die altorientalischen Belege bei J. Jeremias, Art. ποιμην u.ä. ThW VI. 485f. 9 Vgl. II. Sam. 8 , I f f . ; auch Ps. 60,8ff. u.a. 10 V. 12. 27 in Wiederaufnahme von V. 11 o V l » V. 13.16 (2mal), vgl. V. 19. 25.29 (2 mal).

Traditionelle Motive

63

dem Dinge und Wesen, über die der Name ausgerufen wird, in die Verfügungsgewalt des Namensträgers gestellt werden 1 1 . Einen besonderen Klang erhält die Wendung nun aber dadurch, daß es sich hier um die Ausrufung des Jahwenamens über die Völker handelt. Unbeschadet ihres rechtlichen Aspekts spiegelt sich in ihr zugleich der gottesdienstliche Akt der Proklamation des Jahwenamens, der zur Feier der Theophanie gehört (Ex. 33,19; 34,5ff.; II. Sam. 6,2; Ps. 24,8.10) und „neben der Wesenskundgebung Jahwes im Rahmen der Bundestradition gleichzeitig auch den Akt der Beschlagnahme und Erwählung des Volkes zum ,Volk Jahwes'" b e d e u t e t n . Ist nach V. 12 Jahwes Name über die Völker des davidischen Großreiches laut geworden, heißt dies, wie immer es sich der Prophet konkret vorgestellt hat, daß „Erwählung" und „Beschlagnahme" über die „Israelsöhne" (9,7) hinaus einen Kreis von Völkern erfaßt hat, die nunmehr zu Jahwes Eigentum erklärt sind. Diese Sicht des davidischen Großreiches scheint im weiteren Kontext der Prophetie des Arnos eine Bestätigung zu finden. In dem großen Völkergedicht von Kap. 1,3ff. werden der Reihe nach Aram (1,5), die Philister (1,8), Tyrus(l,10), Edom (1,11), Ammon (1,13), Moab (2,1), schließlich auch Juda (2,4) und Israel (2,6) vor Jahwe zur Verantwortung gezogen, was kaum anders verständlich ist, als wenn Jahwes Eigentumsrechte die Voraussetzung für Anklage und Gerichtsandrohung sind. Zudem lautet die Anklage auf D'WB, also Akte der Rebellion und Verfehlungen gegenüber rechtlicher Bindung 13 , denen bezeichnenderweise auf Seiten Israels Verstöße gegen das Bundesrecht (2,6ff.) 1 4 entsprechen. Es scheint, als ob bei der Komposition und Redaktion dieser Spruchreihe dieselbe KQnzeption vom Großreich Davids bestimmend gewesen sei wie in 9,1 l f . 1 5 . " Vgl. K.Galling, Die Ausrufung des Namens als Rechtsakt in Israel. ThLZ 81 ( 1 9 5 6 ) S p . 6 5 f f . 12 A. Weiser, Die Psalmen. A T D 14. 6. A. ( 1 9 6 3 ) 19. Vgl. ders., Zur Frage nach den Beziehungen der Psalmen zum Kult: Die Darstellung der Theophanie in den Psalmen und im Festkult. Bertholet-Festschrift ( 1 9 5 0 ) 5 2 2 f f . (Glaube und Geschichte. 31 I f f . ) ; W. Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen ( 1 9 6 1 ) 156ff. 13 Vgl. B. J. van der Merwe, A few Remarks on the Religious Terminology in Amos and Hosea. Studies on the Books of Hosea and Amos. OuTWG 7 / 8 ( 1 9 6 4 / 6 5 ) 143ff. 14 Zur Diskussion vgl. Α. Weiser, Das Buch der zwölf Kleinen Propheten. A T D 24. 4. A. ( 1 9 6 3 ) 134ff.; E. Würthwein, Amos-Studien. ZAW 21 ( 1 9 5 0 ) lOff.. bes. 35ff.; H. Graf Reventlow, Das A m t des Propheten bei Amos. F R L A ( N ) T 8 0 ( 1 9 6 2 ) 5 6 f f . ; R. Bach, Gottes Recht und weltliches Recht in der Verkündigung des Propheten Arnos. Festschrift für G. Dehn ( 1 9 5 7 ) 23ff.; R. Smend, Das Nein des Arnos. EvTh 23 ( 1 9 6 3 ) 4 0 4 f f . , dazu S . A m s ler, Arnos, prophete de la onzieme heure. ThZ 21 ( 1 9 6 5 ) 3 2 9 f f . 15 Vgl. W. Nowack, Die Kleinen Propheten. HK III 4. 2. A. ( 1 9 0 3 ) 128; E. Sellin, Das Zwölfprophetenbuch. ΚΑΤ XII. 3. Α. ( 1 9 2 9 ) 2 7 2 ; Ν. Κ. Gottwald, All the Kingdoms of the Earth ( 1 9 6 4 ) 9 4 f f . Ähnlich auch R. A. Carlson, Profeten Amos och Davidsriket. Religion och Bibel 25 ( 1 9 6 6 ) 5 7 - 7 8 (nach Η. Gottlieb, Amos und Jerusalem. V T 17 ( 1 9 6 7 ) 432f.). Die Beziehung zwischen l , 3 f f . und 9,11 f. kann als Argument für die Herkunft von Arnos geltend gemacht werden.

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Amos-Kap. 9,11-12

Die Verwendung jenes Motivs der Namenausrufung hat zur Folge, daß ein neues Licht auf das Gleichnis fällt. Dem Wächter der Davidshütte ist demnach ein Völkerfeld anvertraut, über das Jahwe als sein Eigentum verfügt, und seine Funktion besteht darin, Jahwes Ansprüche auf die Völkerwelt de facto durchzusetzen. Das Staatengefuge des einstigen Großreichs erscheint als eine Gemeinschaft von Völkern, die sich um das erwählte Israel gruppiert und eine neue Gestalt des Jahwevolkes repräsentiert 16 . IV. Diese Darstellung des davidischen Königtums erhält durch die mutmaßlichen zeitgeschichtlichen Verhältnisse ihr besonderes Gepräge 17 . Sie trifft wahrscheinlich auf eine politische Situation, in der nicht einmal mehr der Rest Edoms in der Verfügungsgewalt der Jerusalemer Herrscher ist - von der Völkerwelt ganz zu schweigen und läßt sie als Niedergang und Verfall erkennen. Die Wächterhütte ist, durch Risse im Mauerwerk beschädigt und z.T. in Trümmer gelegt, gänzlich baufällig geworden. Daran entzündet sich die Frage nach der Gültigkeit der an dieses Königtum geknüpften Verheißung eines Fortbestehens für alle Zeit. Der Spruch beantwortet die Frage mit einer Erneuerung der alten Verheißung. Wenn das jerusalemisch-judäische Königtum mit der Τ Π ΓΟΟ bezeichnet werden kann, bedeutet dies ein Festhalten an der Kontinuität, welche dem Königtum garantiert ist. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Zeit des Verfalls als eine Übergangsepoche, welche sich von den „Tagen der Vorzeit" bis zu „jenem Tage" erstreckt, an dem Jahwe die anstehende Restaurierung durchführt. Allerdings erzwingt die Tatsache des offensichtlich schon seit geraumer Zeit einsetzenden Verfalls eine Modifikation der Verheißung. Eine Erhaltung der Institution ist nur mehr als Wiederaufbau, als restitutio in integrum möglich, welche angesichts der jetzigen Ruine von der Zukunft erwartet werden muß. Vorstellung und Begriff einer restitutio in integrum jedoch haben ihre Wurzel in „staatsrechtlichen Anschauungen" der altorientalischen Großreiche, in dem 16 Vgl. in dieser Hinsicht Nu. 24,15ff. und das „Kerygma des Jahwisten"; dazu E. Sellin, a.a.O. 272; L. Rost, Zum geschichtlichen Ort der Pentateuchquellen. ZThK 53 (1956) 4ff. (Das kleine Credo. 28ff.); H. W. Wolff, Das Kerygma des Jahwisten. EvTh 24 (1964) 73ff. (Gesammelte Studien. ThB 22 (1964) 345ff.). 17 Der aktuelle Anlaß ist vermutlich in dem Hinweis auf den „Rest Edoms" zu suchen. Zur konkreten Situation vgl. E. Sellin, der Am. 9,1 l f . an Kap. 7,16f. anfügt, das damit zu einer verschärften Gerichtsankündigung für Amasja wird, a.a.O. 271. Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund vgl. M. Haran, The Rise and Decline of the Empire of Jeroboam ben Joash. VT 17 (1967) 266ff. Angesichts der II. Kö. 1 4 , 2 3 - 2 9 (vgl. Am. 6,13f.) berichteten Bestrebungen Jerobeams II., ein Großreich von ähnlichem Umfang wie das davidischsalomonische „von der Pforte Hamats bis zum Steppenmeer" (V. 25) aufzubauen - „nach dem Wort Jahwes, des Gottes Israels, welches er geredet durch seinen Knecht, den Propheten Jona, den Sohn Amittais" erhält Am. 9 , 1 1 - 1 2 eine bedrängende Aktualität.

K o n t e x t u n d F u n k t i o n . Die Vorstellung v o m K ö n i g t u m

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Rechtsakt der „Erklärung der Wiederexistenz", durch welchen ein wegen Rebellion, Eidbruch u.a. rite aufgehobenes und liquidiertes Staatswesen rechtskräftig wiederhergestellt wird, indem das im politischen Prozeßverfahren verhängte Urteil und der Exekutionsbeschluß des Souveräns revidiert und die Ausrottung des Vasallenstaates rückgängig gemacht wird 1 8 . Ihren theologischen Ort fand jene Vorstellung im alten Israel innerhalb der Bundestheologie im Zusammenhang der Bundeserneuerung, welche wohl in den sakralen Vorgängen kultisch proklamiert und gefeiert wurde 1 9 . Es kann nicht zweifelhaft sein, daß die Propheten, die weitgehend jene Vorstellungsform aufgenommen haben 2 0 , mit jener sakralen Institution in Beziehung stehen, daß sie als Gerichtsboten Jahwes, aber auch als bevollmächtigte Künder einer Restitution fungieren und Jahwes Revisionserlaß in Kraft setzen. Von daher gesehen sind die betreffenden prophetischen Heilsweissagungen von der Funktion eines Restitutionserlasses her zu verstehen. Unter diesen Voraussetzungen und im Rahmen eines Jahweorakels ( m r r ΠXI) bekommt zuletzt das davidische Königtum den Charakter einer Heilssetzung. Es ist zwar nicht explizit ausgesprochen, doch es darf angenommen werden, daß der Bau der Davidshütte in der Vorzeit auch als Jahwes Werk angesehen wird. In jedem Fall ist sie in seinen Augen eine Institution, die seinen Plänen entspricht. Sie dient ihm darum als Vorbild (D) 21 für die Restaurierung. Diese wird ganz sein Werk sein und wird die Grundlage (]V»V) dafür bilden, sich der Völkerwelt wieder annehmen zu können. V. Die Metapher Τ Π ΓΟΟ kennzeichnet demnach die Vorstellung vom davidischen Königtum in Am. 9,1 lf. in doppelter Hinsicht. Einmal vermag sie dessen Bedeutung als einer Institution hervorzuheben, der ein Schutz- und Wächteramt anvertraut und die beauftragt ist, stellvertretend Jahwes Hoheitsrechte über die Völker des ehemaligen Davidreiches wahrzunehmen. Ihr Dominium erscheint als ein Staatswesen, in dem sich eine neue Form des Jahwevolkes manifestiert. In dieser Funktion entspricht das Königtum seiner Bestimmung als einer Heilssetzung Jahwes. Zum andern wird durch Bau, Verfall und Wiederaufbau der Hütte die Geschichte dieses Königtums dargestellt, die von der Errichtung des davidischen Großreiches über den Niedergang der Gegenwart in eine Zukunft 18 H. Winckler, Der alte Orient und die G e s c h i c h t s f o r s c h u n g . MVAG 11 ( 1 9 0 6 ) 2 1 f f . (23, 25).

" Vgl. K. Baltzer, Das B u n d e s f o r m u l a r . W M A ( N ) T 4 . 2. A. ( 1 9 6 4 ) 4 8 f f . , bes. 6 1 , A n m . 5; A. Weiser, Die Psalmen. 31 u.a. 20 Vgl. E. L. Dietrich, ΓΠ31Ρ 3 W . Die endzeitliche Wiederherstellung bei den P r o p h e t e n . BZAW 4 0 ( 1 9 2 5 ) ; J. D. W. Watts, Vision and P r o p h e c y in Arnos ( 1 9 5 8 ) 7 6 f f . ; W. Bruegg e m a n n , A m o s ' Intercessory F o r m u l a . V T 19 ( 1 9 6 9 ) 3 9 7 f f . 21 Vgl. Jes. 1,26; 2 8 , 2 1 ; Hos. 2,17; 6,2; Mi. 4 , 8 ; 7 , 1 4 ; A m . 9 , 1 4 ; Jer. 3 0 , 1 8 . 2 0 ; 3 1 , 3 1 f f . u.a. Dazu E. L. Dietrich, a.a.O. 3 8 f f . ; K. Cramer, A m o s . Versuch einer theologischen Int e r p r e t a t i o n . BWA (Ν)Τ 15 (51) ( 1 9 3 0 ) 183f., 2 1 3 f f .

66

Jesaja-Kap. 7 , 1 - 1 7

führt, in der kraft der alten Verheißung eine Restauration stattfinden wird. Die Geschichte des davidischen Königtums aber und seine Funktion sind nach Am. 9,1 lf. im göttlichen Heilswillen begründet. 2. Jesaja a) Kap.

7,1-17 I.

Ein erstes Mal begegnet der Name David in der Zusammensetzung ΤΠ ΓΡ3 im 7. Kapitel, dessen Grundbestand man seit K. Budde der „Denkschrift" 1 Jesajas Kap. 6,1—9,6 zuweist und auf eigene Aufzeichnungen des Propheten zurückführt. Nach dem einleitenden, zugleich das Resümee ziehenden ersten Vers berichtet V. 2f.: „Als dem Hause David gemeldet wurde: Aram hat sich mit Ephraim verbündet 2 , da bebte sein Herz und das Herz seines Volkes wie Bäume im Walde vom Winde beben. Da sprach Jahwe zu Jesaja . . . " Die geschichtliche Lage, in die hinein die Worte des Propheten gesprochen wurden, war nach V. 1 (II. Kö. 16,5) vom sogenannten syrisch-ephraimitischen Krieg um 734/3 bestimmt. Dieser Krieg entzündete sich nach II. Kö. 15f. und Jes. 7, 5f. an der Weigerung des judäischen Königs Ahas, in eine Koalition mit dem aramäischen König Rezin 3 von Damaskus und dem nordisraelitischen König Pekach 4 zu treten, um der immer größer werdenden Bedrohung durch die assyrische Weltmacht wirksam begegnen zu können. Die Ablehnung des Bündnisangebots hatte für Ahas schwere Folgen. Die Alliierten gingen dazu über, Gewalt gegen Juda und Jerusalem anzuwenden (V. 1.5). Ihre Absicht war, wie Jesaja zitierend wiedergibt: „Wir wollen gegen Juda hinaufziehen, es einschüchtern 5 , es für uns aufbrechen und den Tabeliten 6 in seiner Mitte zum König machen" (V. 1

K. Budde, Jesajas Erleben. Eine gemeinverständliche Auslegung der Denkschrift des Propheten (Kap. 6 , 1 - 9 , 6 ) ( 1 9 2 8 ) . 2 Vgl. O. Eißfeldt, N Ü A H „sich vertragen". Schweiz. Theol. Umschau 2 0 , 3 / 4 (1950). Festschrift für L. Köhler. 23ff. (Kleine Schriften III ( 1 9 6 6 ) 124ff.); vgl. aber auch H. Wildberger, Jesaja. BK X ( 1 9 6 5 f f . ) 265. 3 Zur Aussprache vgl. ebda. 265; auch O. Kaiser, Der Prophet Jesaja. Kapitel 1 - 1 2 . ATD 17. 2. A. ( 1 9 6 3 ) 6 9 , Anm. 8. " Außer 7,1 bei Jesaja immer nur „Sohn Remaljas" genannt.Vgl. dazu A.Alt, Menschen ohneNamen. ArOr 18 ( 1 9 5 0 ) 9ff. (Kleine Schriften III ( 1 9 5 9 ) 198ff.). 5 Oder: .aufspalten', hi. von f l p II n. L. Köhler-W. Baumgartner, Lexicon in Veteris Testamenti Libros, s.v. 6 A. Alt denkt an einen „Mann von nichtköniglicher Herkunft, aber in gehobener Stellung, sei es in einem der Nachbarreiche oder wahrscheinlicher am Hof von Jerusalem selbst", a.a.O. 23f. (213). W. F. Albright vermutet: ,,,son o f Tab 'el' . . . refers to a prince of Judah whose maternal home was in the land Tab 'el in northeastern Palestine or southeastern

Zur geschichtlichen Lage. Aktualisierung d e r Königstradition

67

6). Die Spitze des Unternehmens war demnach gegen den herrschenden König aus der Jerusalemer Dynastie 7 gerichtet. Kein Wunder, daß des Königs und seines Volkes Herz wie Waldbäume im Winde bebten, als die Nachricht von dem drohenden Einfall nach Jerusalem drang (V. 2). Auch der Ort, wo die Begegnung des Propheten mit dem König stattfand, ist in der Beauftragung Jahwes genau fixiert. Jesaja soll, zusammen mit seinem Sohn, der den symbolischen Namen 3 F ΊΧ1Γ, „Rest-der-umkehrt" trägt, Ahas entgegengehen, und zwar „an das Ende der Wasserleitung des oberen Teichs, an die Straße des Wäscherfeldes" (V. 3) und ihm dort sein Botenwort ausrichten. Aus dieser genauen Angabe läßt sich der Schluß ziehen, daß der Ort für die Begegnung von ähnlicher Bedeutung war wie der Name des begleitenden Sohnes. Dies wird auch dadurch gestützt, daß sie im vorliegenden Text in die Botenbeauftragung hineingekommen ist und nun die Szene als von Jahwe in allen Einzelheiten geplant erscheint. Ist über die topographische Festsetzung des Ortes noch keine letzte Klarheit 8 erzielt, so ist doch soviel deutlich: Der König prüft die Möglichkeit, in Anbetracht der schwierigen Wasserversorgung Jerusalems eine Belagerung der Stadt durchstehen zu können. In der Stunde also, in der ihm der Prophet gegenübertrat, war er noch unschlüssig über die Maßnahmen, die angesichts der aramäisch-ephraimitischen Bedrohung zu ergreifen waren.

II. Die Worte, die der Prophet in dieser Lage auszurichten hat, beginnen mit einer Mahnung: „Hüte dich und bleibe ruhig, fürchte dich nicht und dein Herz verzage nicht vor diesen beiden rauchenden Holzscheitstummeln [vor der Zornglut Rezins und Arams und des Remäljasohnes]" (V. 4). Zugleich wird das Unternehmen der Alliierten in die richtige Perspektive gerückt: „Darum daß Aram gegen dich Böses geplant hat — Ephraim und der Remaljasohn: Wir wollen gegen Juda hinaufziehen, es einschüchtern, für uns aufbrechen und den Tabeliten in semer Syria"; , , . . . presumably son of Uzziah or J o t h a m b y a princess of TSb 'el". T h e Son of Tabeel (Isaiah 7 : 6). BASOR 140 ( 1 9 5 5 ) 35. Vgl. d a z u Ε. V o g t , „Filius T a b ' e l " (Is. 7,6). Bibl 37 ( 1 9 5 6 ) 2 6 3 f . ; J. J. S t a m m , Die Immanuel-Weissagung und die Eschatologie des Jesaja. T h Z 16 ( 1 9 6 0 ) 4 4 1 ; H. Wildberger, a.a.O. 2 6 6 ; 2 7 5 . 1 Die I n s c h r i f t e n Tiglat-Pilesers III. u n d Sargons II. bezeugen bit, Γ Ρ 3 als politischen terminus für eine Dynastie, z.B. „ b i t h u m r i a " , die Dynastie Omris, A N E T 2 8 4 f . 8 Zur m u t m a ß l i c h e n Lage vgl. M. Burrows, T h e C o n d u i t of the Upper Pool. ZAW 70 ( 1 9 5 8 ) 2 2 I f f . ; Ε. Würthwein, Jesaja 7 , 1 - 9 . Ein Beitrag zu d e m T h e m a : Prophetie und Politik. Theologie als Glaubenswagnis. F e s t s c h r i f t für K. Heim ( 1 9 5 4 ) 5 2 f f . ; O. Kaiser, a.a.O. 7 1 ; H. Kosmala, A r t . „ J e r u s a l e m " . BHHWB II. Sp. 8 2 0 f f „ bes. 8 2 5 f f . und Abb. 2. Sp. 8 3 1 f.; R. P. S. H u b b a r d , T h e T o p o g r a p h y of Ancient Jerusalem. P E Q 89 ( 1 9 6 6 ) 130ff., bes. 140f.

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Jesaja-Kap. 7,1-17

Mitte zum König setzen - so hat der Herr Jahwe gesprochen: Es kommt nicht zustande und es wird nicht geschehen!" (V. 5.6). Und die Begründung folgt 9 : „Denn das Haupt Arams ist Damaskus, und das Haupt von Damaskus ist Rezin; . . . 1 0 Und das Haupt Ephraims ist Samaria, und das Haupt Samarias ist der Remaljasohn"

(8a.9a).

Der Prophet hätte kaum erwarten können, mit diesen Worten Verständnis zu finden, wenn nicht damit weit mehr gesagt wäre, als nur ein apodiktisches Jahwewort und eine Reihe von Sätzen, die auf die gegenwärtige politische Ordnung in den nördlichen Nachbarstaaten anspielen. Durch V. 5 und 6 ist die Richtung gewiesen: Jahwes Nein gilt dem Angriff und Eingriff, welche dem davidischen Königtum drohen, und sein Wort garantiert ausdrücklich die mit diesem Königtum verbundene Ordnung. Damit aber greift Jesaja auf die Davidtradition zurück 11 . Schon das Vorkommen der Wurzel p s (V. 9b) im Zusammenhang mit dem Begriff ΤΠ rrn (V. 2.13) lenken den Blick auf jene Überlieferung aus der salomonischen Zeit, die mit der Gründung des davidischen Königtums aufs engste verknüpft ist 1 2 . Die Zusage, Davids Thron und Königtum solle für immer bestehen (II. Sam. 7,16. 26f.), ist es nun auch, welche durch die Pläne der Angreifer in Frage gestellt wird (V. 6). Der Einfluß dieses Traditionsbereichs auf Jes. 7 wird noch deutlicher sichtbar, wenn man Psalm 2 zum Vergleich heranzieht. Eine bedrohliche Völkervereinigung bildet hier wie dort den Hintergrund (Jes. 7 , l f f . - P s . 2,Iff.). Sie richtet sich „gegen Jahwe und seinen Gesalbten" (Ps. 9 Gegen O. Kaiser, a.a.O. 68ff. und H. W. Wolff, Frieden ohne Ende. Eine Auslegung von Jesaja 7 , 1 - 1 7 und 9 , 1 - 6 . BSt 35 (1962) 20ff. (anders noch in der 1. Aufl., Immanuel. Das Zeichen, dem widersprochen wird. Eine Auslegung von Jesaja 7 , 1 - 1 7 . BSt (1959) 17ff.) sowie M. Saeb$, Formgeschichtliche Erwägungen zu Jesaja 7 , 3 - 9 . StTh 14 (1960) 54ff., die das von V. 8 als Einleitung zu Subjektsätzen beurteilen, die von V. 7b abhängig sind. Nicht nur die ungewöhnliche syntaktische Beziehung - Subjektsätze werden nach Gen. 21,22; 26,8; 41,32; Dt. 9,11; Prov. 22,18 (vgl. Gen. 6,15) als masc. gen. konstruiert - und die ungenaue Wiedergabe der Verben in V. 7b, sondern auch die Sachparallelen Jes. 8,10; 14,24; 28,18 sprechen eher für eine Verknüpfung von V. 5.6 und 7. Vgl. auch z.B. Jes. 3,16; 8,6; 29,13f.; 30,12f. und I. Kö. 20,28, wo auch ein Begründungssatz vorweggenommen ist. Dazu J. Muilenburg, The Linguistic and Rhetorical Usages of the Particle Ό in the Old Testament. HUCA 32 (1961) 138. Die Analyse von M. Saebtf ist allzusehr dem Formalen verpflichtet und konstruiert aus 7,Iff. zwei prophetische Einheiten (V. 3 - 6 . 7 - 9 ) aus derselben Predigtsituation. 10 V. 8b wird im allgemeinen als eine Randglosse beurteilt. Vgl. z.B. E. Jenni, Die politischen Voraussagen der Propheten (1956) 18f.; H. W. Wolff, a.a.O. 22; O. Kaiser, a.a.O. 74; J. J. Stamm, a.a.O. 440f., u.a. 11 Vgl. E. Würthwein, a.a.O. 60ff.; W. Vischer, Die Immanuel-Botschaft im Rahmen des königlichen Zionsfestes. ThSt (B)45 (1955) 16ff.; H. W. Wolff, a.a.O. 24; O. Kaiser, a.a.O. 74f.; M. Saebtf, a.a.O. 67f.; H. Wildberger, a.a.O. 281. 12 S. o. S. 26ff.

Aktualisierung der Königstradition

69

2 , 2 - J e s . 7,1.5f.). Ihre Ziele werden zitiert (Jes. 7,6-Ps. 2,3). Furcht befällt König und Volk (Jes. 7,2); die aus Ps. 2 erkennbare gottesdienstliche Feier dient der Überwindung der Furcht. Der Warnung an die Völkerwelt (Ps. 2,10) entspricht Jahwes Urteil (Jes. 7,7ff.), dem göttlichen Spott (Ps. 2,4) das verächtliche Wort von den rauchenden Brandscheitstummeln (Jes. 7,4). Das vom König rezitierte Jahwewort (Ps. 2,7ff.) ist neben Jesajas Herrenwort (Jes. 7,7ff.) zu stellen. Beide beziehen sich auf eine Ordnung (Ps. 2,7:' ΠΊΤΤ ρπ), einen von Jahwe sanktionierten Status (Jes. 7,8f.), der darin besteht, daß Jahwes König auf Zion zur Herrschaft über die Völkerwelt eingesetzt ist (Ps. 2,6.8ff.-Jes. 7, 9); man ist geradezu versucht, nach Jes. 7,8a Ps. 2,6 zu lesen: „Ich aber habe meinen König gesalbt auf dem Zion, dem Berg meines Heiligtums". Vom Vertrauen auf Jahwe ist schließlich am Ende beider Texte die Rede (Ps. 2,11-Jes. 7,9b). Der enge Zusammenhang zwischen Jes. 7 und Ps. 2 erlaubt es nun, in Ps. 2 einen Niederschlag all der Traditionen zu sehen, auf die Jesaja in seiner Begegnung mit dem König rekurriert; kann er doch annehmen, daß sie Ahas von verschiedenen festlichen Begehungen her bekannt sein mußten, und so tut er nichts anderes, als daß er ihn im Namen und Auftrag Jahwes an die göttlich verbürgte Setzung erinnert, welche die Davidtradition lebendig erhielt. Weil er bei seinem königlichen Partner auf das Wissen um diese Überlieferungen zählen kann, beschränkt er sich auf jene knappen Sätze in V. 7ff. Immer schon wurde bemerkt, daß die Reihe der pyramidalen Ordnungsgefüge in V. 7a. 8a nicht zum Abschluß gebracht ist 13 . Dieses Modell ist in seiner Monotonie derart eindrücklich, zudem ist das Wort durch die Umstände der Begegnung so belastet, daß die unvollendete Skizze sich von selbst ergänzen will: min* 1 abcTT Jesajas Gedanke bricht ab und überläßt es dem Hörer, die Linien auszuziehen. Das den Prophetenspruch krönende Wort V. 9b erwartet eine solche konsequente Ergänzung als einen Akt des Glaubens. So ist die Pause nach V. 9a für Ahas jedenfalls beredt und impliziert die Meinung, Jahwes Festhalten an der davidischen Reichsordnung in seine politischen Erwägungen aufzunehmen und den Faktor des jahwegesetzten in Rechnung zu stellen. Die paränetische Tendenz des Prophetenwortes läßt erkennen, daß es sich in einer Bestätigung eines traditionellen Herrschaftssystems nicht erschöpft, welche die Furcht vor einem Umsturz bannen und dem König die souveräne Haltung zurückgeben will, die über die Bedrohung der vereinigten Heere Arams und Ephraims spotten kann. Vielmehr verweist sie auf den verpflichtenden Charakter dieser Ordnung. Mit einem Imperativ hat der Prophet den König anzureden: „Hüte dich und bleibe ruhig!" und drängt ihn damit, die gebotenen Grenzen nicht zu überschreiten, die sich aus seinem Status ergeben. Die erstere Auf13 S. bei W. Vischer, a.a.O. 18;E.Würthwein, a.a.O. 61; J. J. Stamm, a.a.O. 443. Die verschiedenen Möglichkeiten markieren den Spielraum.

70

Jesaja-Kap. 7,1-17

forderung Ί!3Ε?Π gehört wohl zu dem Fundus paränetischer Redeformen 14 , während der zweite Imperativ eine eigene Prägung des Propheten ist 15 . Er leitet zu den beiden negativ formulierten Imperativen über, welche die Heilszusage V. 5 ff. vorbereiten 16 . Auf eine Warnung schließlich (V. 9b) spitzt sich seine Rede zu: „Glaubt ihr nicht, ja, dann bleibt ihr nicht." 17 Die negative Formulierung hat den mahnenden und verheißenden Ton von V. 4ff. hinter sich gelassen und faßt bereits eine Haltung ins Auge, die sich der Anerkennung der davidischen Ordnung entziehen will. Deren Geltung aber ( p x ) ist an die Bedingung der Anerkennung geknüpft (DX). An der reziproken Beziehung dieses Wortspiels ist die Struktur jenes gegenseitigen Verhältnisses wahrzunehmen, welche den angeredeten ΎΠ ΓΡ3 mit Jahwe verbindet. Nimmt man das bedeutsame "pn^X (Jahwe, der Gott des Ahas: V. 11) hinzu und zieht vor allem in Betracht, daß hinter Jesajas Worten die Tradition vom Gesalbten Jahwes steht, und bedenkt weiter, daß die Salbung ein Rechtsverhältnis nach Art der Vasallität inauguriert18, legt sich der Schluß nahe, daß der Prophet dem König eben jenes Gottesverhältnis ins Gedächtnis ruft, an dessen Verpflichtung mahnt und vor dessen Mißachtung warnt. Zugleich zeichnet sich in Umrissen die Grundstruktur dieses Verhältnisses zwischen Jahwe und seinem Gesalbten in Verheißung und Verpflichtung ab, so daß sich die Frage stellt, in welcher Beziehung dieses 14

Vgl. W. Beyerlin, DieParänese im Bundesbuch und ihre Herkunft. Gottes Wort und Gottes Land. Festschrift für H.-W. Hertzberg (1965), bes. 13. 15 Vgl. Jes. 30,15; 32,17.Dazu G. von Rad, Der Heilige Krieg im alten Israel. 3. A. (1959) 56ff.; H. W. Wolff, a.a.O. 19f., 24. 16 H. W. Wolff deutet das Prophetenwort nach dem Muster von Dt. 20,1.2ff. als eine „prophetische Kriegsansprache", wie sie im „Heiligen Krieg" üblich gewesen sein soll, a.a.O. 18ff.; G. von Rad, a.a.O. 70ff. Zu Ν T r i " V Ν vgl. J. Begrich, Das priesterliche Heilsorakel. ZAW 52 (1934) 81ff. (Gesammelte Studien. ThB 21 (1964) 217ff.), als nota dieser Redeform, und vor allem H. Wildberger, a.a.O. 270ff. 17 Vgl. G. von Rad, a.a.O. 31f. und A. Weiser, Art. πιστβύω. ThW VI. 182ff. (Glauben im Alten Testament. Glaube und Geschichte. 330ff.). Zur Syntax vgl. C. Brockelmann, Hebräische Syntax (1956) § 5 1 , 52. Zum affirmativen Ό im Nachsatz vgl. Gen. 31,42; 43,10; Nu. 22,29; I. Sam. 14,30; II. Sam. 2,27; Hi. 8,6; 1 1 , 1 4 - 1 6 u.a., das die in unbedingter Gewißheit eintretende Folge zum Ausdruck bringt. Vgl. auch W.Gesenius-E. Kautzsch, Hebräische Grammatik. 28. A. (1909) § 149. Zum Ugaritischen vgl. C. H. Gordon, Ugaritic Manual. AnOr 35 (1955) 9.13 (61), 13.46 (98) und Nr. 882 (276); J. Muilenburg, a.a.O. 140f. Zu V. 9b im Ganzen vgl. E. Wiirthwein, a.a.O. 61 ff.; H. Junker, Ursprung und Grundzüge des Messiasbildes bei Isaiah. VTS 4 (1956) 184; H. Wildberger, „Glauben". Erwägungen zu ' p H n . Hebräische Wortforschung. Festschrift für W. Baumgartner. VTS 16 (1967) 372ff.; ders., „Glauben" im Alten Testament. ZThK 65 (1968) 131 ff.; R. Smend, Zur Geschichte von I ^ K H - V T S 16 (1967) 284ff. muß m.E. als hi. in delokutiver Verwendung aufgefaß't werden, vgl. D. R. Hillers, Delocutive Verbs in Biblical Hebrew. JBL 86 (1967) 32Off. 18 S. o. zu II. Sam. 7; vgl. vor allem R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahve. Melanges Eugene Tisserant. Vol. I . S t u d i et Testi 231 (1964) 119ff. (Bible et Orient (1967) 287ff.).

Die Tragweite der Entscheidung

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Verhältnis zu dem offensichtlich analogen Bundesverhältnis zwischen Jahwe und Israel steht. III. Von der historischen Situation her gesehen, rückt die Befürchtung Jesajas (V. 9b) in ein besonderes Licht. Zugleich wird die Struktur jenes Jahweverhältnisses vollends sichtbar, auf das hin Ahas angesprochen wird. Wie der letztlich eingeschlagene Weg, aus dem Dilemma herauszukommen, zeigt 19 , fiel die Prüfung der Wasserleitung des oberen Teichs nicht so positiv aus, daß sich der König auf eine Belagerung hätte verlassen wollen 20 , und es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, schon in der Begegnung mit dem Propheten habe der Plan, die Assyrer zu Hilfe zu rufen, eine Rolle gespielt. Wie E. Würthwein 21 dargelegt hat, war diese Absicht der eigentliche Anlaß für Jesajas Auftreten. Denn der politische Anschluß an das assyrische Großreich bedeutete die Anerkennung der assyrischen Oberhoheit auch auf religiösem Gebiet. So ist den assyrischen Vasallenverträgen Asarhaddons 22 aus dem Jahre 672 zu entnehmen, was es heißt, in ein Vasallenverhältnis zu dem Großkönig zu treten. Bereits das Siegel eines solchen Vertrags, das der Partner anerkennen muß, trägt das Zeichen des Gottes Assur 23 . Sodann spricht der Eid vor den Schwurgöttern und Zeugen des Abschlusses 24 eine deutliche Sprache. Daß Ahas tatsächlich ein solches oder ähnliches Abhängigkeitsverhältnis eingegangen ist, beweist die in II. Kö. 16,7 bezeugte formelhafte Wendung, die er seine Boten vor Tiglat-Pileser III. zu sprechen aufträgt: „Dein Knecht und dein Sohn bin ich. Komm herauf und hilf mir ..." und wird durch die kultischen Maßnahmen bestätigt, die er im Anschluß an sein Zusammentreffen mit dem Großkönig in Damaskus einleitet: eine Nachbildung des dortigen Altars soll den Jahwealtar im Jerusalemer Tempel ersetzen (II. Kö. 16,10ff.) 2 5 . Unter diesen Voraussetzungen spitzt sich für Jesaja die politische Entscheidung des Königs zu der Alternative zu: „Handeln im Bund mit und im Vertrauen auf 19 20 21 22 23 24

Vgl. II. Kö. 16,7ff. Vgl. dazu auch Jes. 8,5ff., und E. Würthwein, a.a.O. 53. A.a.O. 53ff. Vgl. D. J. Wiseman, The Vassal-Treaties of Esarhaddon. IRAQ 20 (1958) I. A.a.O. 14f. A.a.O. 30f. Col. 19ff., 25ff. Vgl. die Erklärung des Vasallen (Col. 494ff.):

„[May these gods take note that we (swear that we) will not] [make rebellion . . . " (66). Vgl. Ε. Würthwein, a.a.O. 54f. 25 Vgl. auch die kultischen Maßnahmen, die Tiglat-Pileser auf dem Feldzug des Jahres 734 nach der Einnahme des philistäischen Gaza vornimmt: „(16) Das Bild der großen Götter, meiner Herren, und das Bild meines Königtums von Gold . . . " läßt er aufstellen, wie ein Keilschriftfragment berichtet. Nach A. Alt, Tiglathpilesers III. erster Feldzug nach Palästina (1951) (Kleine Schriften II. 150ff., 157).

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Jesaja-Kap. 7,1-17

Jahwe oder Handeln im Bund mit und im Vertrauen auf die assyrischen Heere" 26 , und seine Warnung gilt der Mißachtung des Hauptgebots des Israelbundes, jener Grundforderung ausschließlicher Jahweverehrung, die für das Bundesverhältnis in Israel konstitutiv ist 27 . Sieht der Prophet den König in Gefahr, mit der Anerkennung der assyrischen Oberhoheit das Grundgebot des Sinaibundes zu verletzen und daran zu Fall zu kommen (V. 9b), bedeutet dies, daß er ihn unter die Forderung des Hauptgebotes des Israelbundes gestellt sieht und daß folglich das Verhältnis Jahwes zu seinem Gesalbten jene Grundforderung impliziert. IV. Im weiteren Verlauf der Begegnung wird der Prophet zu einer Entfaltung seiner Botschaft genötigt 28 . Um die Wirkung seines Wortes zu erhöhen - sei es, daß es keine Antwort oder daß es Ablehnung zur Folge hat —, wird dem König die Bitte um ein Zeichen vorgeschlagen, das ihm die Entscheidung erleichtern und des Beistands Jahwes versichern soll 29 . Damit hat sich die Entscheidung zugespitzt. Ein Ausschlagen dieses Entgegenkommens, aus welchen Gründen auch immer 30 , bedeutet für Jesaja, daß die Würfel gefallen sind, selbst wenn das Bündnis mit dem Assyrer noch nicht abgeschlossen sein sollte. Denn ^ΏΧΠ (V. 9a) ist ein personhafter Akt, und der Bruch des Bundes beginnt für Jesaja im Willen des Menschen (üb Jes. 29,13; vgl. l,2ff.) 3 1 . Darum kann es ihm nur noch darum gehen, Ahas, seinem Volk und seiner Familie die Sanktionen Jahwes zu verkündigen, die er warnend in V. 9b angedeutet hat (V. 17). Da sich die Entscheidung gegen Jahwe abzeichnet, entfaltet der Prophet seine Botschaft, und daraus entsteht eine neue Interpretation der Davidüberlieferung (V. 13-17). „Er sprach: Hört her, Haus Davids! Ist es euch zu wenig, Menschen zu ermüden, daß ihr auch meinen Gott ermüdet? Deshalb wird euch der Herr selbst ein " E. Würthwein, a.a.O. 56. Vgl. aber auch schon K. Fullerton, Immanuel. AJSL 34 (1918) 258; als analoge Texte nennt er Jes. 20; 28,15f.; 30,lff.l5; 31,Iff., wo Jesaja eine ähnliche Bindung an Ägypten in gleicher Weise verurteilt. Vgl. E. G. Kraeling, The Immanuel Prophecy. JBL 50 (1931) 279 und zustimmend K. Budde, Das Immanuelzeichen und die Ahazbegegnung in Jesaja 7. JBL 52 (1933) 23f.; L. G. Rignell, Das Immanuelszeichen. Einige Gesichtspunkte zu Jes. 7. StTh 11 (1958) 119; R. Kilian, Die Verheißung Immanuels Jes 7,14. SBS 35 (1968) 14ff. 27 Vgl. M. Noth, Die Gesetze im Pentateuch. Ihre Voraussetzungen und ihr Sinn. Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft 17 (1940) 15ff. (Gesammelte Studien. 32ff.); K. Baltzer, Das Bundesformular. WM Α (Ν) Τ 4. 2. Α. (1964) 22ff.; J. L'Hour, Die Ethik der Bundestradition im Alten Testament. SBS 14 (1967) 32ff. 28 Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß der Abschnitt V. 10-17 literarisch und sachlich nicht zu 7,(l)2ff. hinzugehört. Erst die neue Einleitungsformel in V. 18 markiert eine Zäsur. 29 Vgl. auch den Ausdruck: „von Jahwe, deinem Gott" (V. 10). 30 Vgl. z.B. K. Fullerton, a.a.O. 258, H. W. Wolff, a.a.O. 28ff., u.a. 31 Zu' ΠΝ1? vgl. Jes. 1,14; Mi. 6,3; H. Wildberger, a.a.O. 287.

Die Immanuelweissagung als Neuinterpretation der Davidverheißung

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Zeichen geben: Siehe, eine junge Frau wird schwanger und gebiert einen Sohn und er heißt Immanuel. — [Dickmilch und Honig wird er essen, bevor er versteht, das Böse zu verschmähen und das Gute zu erwählen.] — Denn bevor der Knabe versteht, das Böse zu verschmähen und das Gute zu erwählen, wird das Land verödet sein, vor dessen beiden Königen dir graut. Über dich aber, über dein Volk und über dein Haus wird Jahwe Tage kommen lassen, wie sie seit dem Abfall Ephraims von Juda nicht gekommen sind — (den König von Assur)." Dieser Textteil V. 1 3 - 1 7 mit den abschließenden Worten des Propheten besteht aus einer Aufforderung zum Hören einer Anrede an das „Haus Davids", der eine erregte Frage folgt, die ihrerseits eine Anklage umfaßt; dann fugt sich an p*7, das gewöhnlich Gerichtsandrohungen einleitet, die Ankündigung des Zeichens (V. 14a) und weiter, mit Π3Π eingeführt, das Zeichen selbst (V. 14b. 15) an; dieses wird durch V. 16 und 17 begründet; ersterer Vers ist mit Ό eingeleitet, während V. 17 asyndetisch 32 daran angehängt ist. Das Ganze ist als Prophetenwort formuliert; Jahwe erscheint wie V. 1 0 - 1 3 in der 3. Person 3 3 ; die Anrede ergeht in der 2. Person sg. und pl. Es wird geraten sein, bei der Untersuchung des Zeichens von den Versen auszugehen, die es begründen und erklären, nämlich V. 16b. 17, und sie zugleich auf ihren nächsten Kontext in V. 7 - 9 zu beziehen 34 . Zwei Ereignisse werden in V. 16 und 17 mit dem Zeichen in Verbindung gebracht: E i n m a l ist es die befreiende Vernichtung der angreifenden Könige (V. 16): „das Land, vor dessen beiden Königen dir graut, wird verödet sein". Darin klingt die unbedingte Zusage von V. 7 und das Zeugnis des Symbolnamens von Kap. 8,1—4 an. Das Ereignis ist in V. 16a mit der Gestalt des Immanuel, zunächst nur zeitlich (D 1t33), verkoppelt. - Das a n d e r e Ereignis ist zeitlich nicht festgelegt, muß aber eng an V. 16 herangerückt werden und ist in einem Atemzug mit V. 16 gesprochen; V. 17 kündigt Ahas, seinem Volk und seiner Familie an, was V. 9b noch unter dem Vorbehalt des Glaubens stand: Sie werden nicht bleiben: „Jahwe wird über dich, über dein Volk und dein Haus Tage bringen, wie sie seit dem Abfall Ephraims von Juda nicht gekommen sind - eine Glosse ergänzt - den König von Assur." Die Gerichtsankündigung ist ursprünglich nicht konkret gefaßt, nennt aber als analoges Geschehen die Reichsteilung, die wohl als eindrücklichstes Beispiel eines Jahwegerichts am judäischen Königreich seit David gegolten hat 3 5 . Im Unterschied zu V. 9b, aber 32

Anders 1 Q Jes* z.St.: (BH 3 - in BHS nicht notiert). V. 1 3 : , Π , ? Χ ; V. 14: ' Π Κ , ca. 40 MSS ΠΊΓΓ; V. 17: n W , LXX ό .Jede; V. 16 ist pass, konstruiert. 34 Dies hat K. Fullerton, a.a.O. 256ff., mit Recht eindringlich dargelegt. 35 Das feindliche Heer vor den Toren Jerusalems gibt dem Hinweis einen besonderen Akzent. - Vgl. auch Α. H. J. Gunneweg, Heils- und Unheilsverkündigung in Jes. VII. VT 15 (1965) 27ff. Der Versuch, V. 17a als Heilsweissagung zu verstehen - u.a. von S. Mowinckel (He That Cometh. 119), J. Lindblom (Α Study of the Immanuel Section in Isaiah. Isa. VII, 1 - I X , 6. Scripta Minora (1958) 26f.), E. Hammershaimb (The Immanuel Sign. StTh 33

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Jesaja-Kap. 7 , 1 - 1 7

wie die folgende Spruchreihe (V. 18ff.), ist nunmehr das Unheilswort apodiktisch gefaßt. Dies läßt darauf schließen, daß fur Jesaja die in V. 9a genannte Bedingung als nicht erfüllt galt und das Gericht über das Königshaus die notwendige Folge des Treubruchs war 36 . Die Erkenntnis der Strukturanalogie und der gemeinsamen Basis zwischen Davidbund und Sinaibund wird hier insofern ergänzt, als nunmehr die Konsequenzen sichtbar werden, welche sich aus der Verletzung jener Rechtsrelation ergeben: Die Sanktionen treten in Kraft, welche das Verhältnis schützend umgeben. Wie aber ist diese Seite der Verkündigung Jesajas mit dem Immanuelzeichen in Verbindung gebracht? In irgendeiner Weise muß dies an dem Zeichen zum Ausdruck kommen. Es legt sich darum die Annahme nahe, daß das Zeichen die im Gegenbild zu Ahas konzipierte Weissagung eines Königs ist, worin Jesaja seine Verkündigung in bildhaft-konkreter Verdichtung zusammenfaßt und zugleich die verheißungsvolle wie bedrohliche Seite der Botschaft zur Geltung bringt. Die Gründe dafür sollen im folgenden zusammengestellt werden. a) Das angebotene Zeichen (V. 11) hätte nur Sinn im entscheidenden Augenblick gehabt 37 . Hier jedoch wird das Zeichen als Verkörperung und zugleich als beginnende Erfüllung jener Botschaft angesagt, die V. 16f. expliziert ist. Es bleibt zunächst Weissagung, die den König von diesem Zeitpunkt an begleiten soll. Es ist auch weder analog noch gleich38 dem abgewiesenen, denn dessen Funktion wäre gewesen, V. 7—9b zu bestätigen. Rhetorisch überleitend 39 greift Jesaja den Gedanken des Zeichens auf, knüpft daran an und macht es zum Vehikel seines Wortes, das er V. 16 und 17 entfaltet. b) Bestimmen die Verse 16.17 und 7-9a.9b als der nächste Kontext die Bedeutung des Zeichens und dient es zur Manifestation und Veranschaulichung der Botschaft (Ό V. 16), so gehört es selbst auch zur Verkündigung hinzu und ist 3 (1949) 137f.) und J. J. Scullion (An Approach to the Understanding of Isaiah 7 j O - 1 7 · JBL 87 (1968) 298ff.) scheitert m. E. vor allem an dem durch V. 4.9b.13 und V. 14 markierten Verlauf der Verhandlung, vgl. V. 17b und V. 18ff.; dazu J. J. Stamm, Die ImmanuelPerikope im Lichte neuerer Veröffentlichungen. ZDMG Suppl. 1/1 (1969) 281 ff. 36 Vgl. R. Kilian, a.a.O. 32ff. (und passim). Für Jes. 7,18 und 8,7 konnte D. R. Hillers, Treaty-Curses and the Old Testament Prophets. Biblica et Orientalia 16 (1964) 56, 70, Parallelen namhaft machen, die den Fluchreihen altorientalischer Verträge (s. Anm. 22, op. cit. Col. 442, 488) entstammen und bei Vertragsverletzung den Schuldigen treffen sollen. Vgl. auch F. Ch. Fensham, Malediction and Benediction in Ancient Near Eastern Vassal-Treaties and the Old Testament. ZAW 74 (1962) Iff. - Jes. 7,18 und 8,7 gehören in die unmittelbare Nähe von Jes. 7,Iff. 37 Darauf hat besonders Η. C. Ackerman, The Immanuel Sign and its Meaning, AJSL 35 (1919) 205ff., den Finger gelegt: „The sign must function in the present (cf. 20 : 3) whether it proves to be true afterward or not" (206f., vgl. 214). Zum Zeichen vgl. Κ. Fullerton, a.a.O. 264ff.; J. J. Stamm, a.a.O. 45 2f.; C. A. Keller, Das Wort Oth als Offenbarungszeichen Gottes (1946) passim. 38 Gegen S. Mowinckel, a.a.O. 110; J. J. Stamm, a.a.O. 453. 39 Vgl. K. Fullerton, a.a.O. 269.

Die Immanuelweissagung als N e u i n t e r p r e t a t i o n der Davidverheißung

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Teil dessen, was das ,,Haus Davids" zunächst hören soll (V. 13ff.). H. W. Wolff spricht im Anschluß an H. Schmidt 40 und G. Delling 41 von „spezifisch prophetischer Schau": „Der Prophet verkündet, was sein visionärer Blick soeben erspäht hat" 42 , räumt dann aber ein, daß die Tradition stark „in die prophetische Visionsdarstellung"43 hineingewirkt habe. Es wird richtig sein, in der Prägung dieses Bildwortes etwas Jesaja Eigenes zu sehen. c) Aber nicht nur der Name des Kindes 44 ist das Zeichen, sondern alle angeführten Ereignisse: Geburt, Namengebung, Nahrung, Erziehung. Warum sonst ist dies alles gesagt? In der Folge dieser Begebenheiten liegen die zeitlichen und sachlichen Relationen zu dem Jahwehandeln weltgeschichtlichen Ausmaßes, wie es V. 16.17 als bundgemäße Reaktion in Heil und Unheil geweissagt wird. Jahwes Handeln wird am Menschenleben exemplifiziert. d) Auch die einzelnen Elemente fügen sich dem ein. naVyn bezeichnet seine Mutter. „Die Identifikationsversuche wollen klüger sein als der Prophet selbst." 45 Jesaja meint eine junge Frau46, die ein Kind zur Welt bringt, das den Namen Immanuel (Mit-uns-Gott) erhält47. Von einem übernatür40

Die g r o ß e n P r o p h e t e n . S A T II 2. 2. A. ( 1 9 2 3 ) 74. ThW V. 8 2 9 f f . : ναρϋένος. Die Mutter des Immanuel. 42 A.a.O. 39. 43 E b d a . Ähnlich R. Kilian, der im I m m a n u e l z e i c h e n von V. 14 eine in ihrer Heilsbedeutung selbst d e m P r o p h e t e n n o c h verschlossene O f f e n b a r u n g , in V. 15 (16) —17 ( o h n e d e n Ralativsatz in V. 16b) Jesajas I n t e r p r e t a t i o n als „ D r o h z e i c h e n " sehen m ö c h t e , a.a.O. 105ff. - Vgl. die Übersicht über die Deutungsversuche, ebda. 5 9 - 9 4 , sowie M. R e h m , Der königliche Messias im Licht der Immanuel-Weissagungen des Buches Jesaja. Eichstätter Studien N F 1 ( 1 9 6 8 ) 3Off. 41

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Gegen H. W. Wolff, a.a.O. 4 0 ; G. von R a d , Theologie des Alten T e s t a m e n t s . Bd. 2. 179; J. J. S t a m m , a.a.O. 4 5 3 f . - Mit R. Bratcher, Α S t u d y of Isaiah 7 : 14. Its Meaning and Use in t h e Masoretic T e x t , the Septuagint and the Gospel of Matthew. BT 9 , 3 ( 1 9 5 8 ) 11 I f . ; A. H. J. G u n n e w e g , a.a.O. 31f. H. W. Wolff, a.a.O. 38. Vgl. Η. G r e ß m a n n , Der Messias F R L A (Ν) Τ 2 6 (43). 2 4 0 ; R. Bratcher, a.a.O. 110. 46 n ö V S h a t w o h l einen etwas weiteren Sinn als n V i n D , schließt aber dessen Bedeutung ein. Vgl. z.B. L. Köhler, Z u m V e r s t ä n d n i s von Jes 7 , 1 4 . ZAW 67 ( 1 9 5 5 ) : „ . . . s c h e i n t es mir, d a ß sie bis zur G e b u r t des ersten Kindes so g e n a n n t w i r d " ( 5 0 ) ; G. F o h r e r , Zu Jes 7,14 im Z u s a m m e n h a n g von Jes 7 , 1 0 - 2 2 . ZAW 6 8 ( 1 9 5 6 ) 5 4 f f . ; G . D e l l i n g , a.a.O. 8 2 9 f f . ; R. Bratcher, a.a.O. 9 7 f f . ; H. W. Wolff, a.a.O. 3 2 f f „ u.a. Z u m Ug. „glmt , g i r l ' " vgl. C. H. G o r d o n , a.a.O. 3 1 0 (vgl. 153), d o r t auch weitere Literatur. B. D u h m (a.a.O. 75), L. Köhler, G. F o h r e r , O. Kaiser (a.a.O. 8 1 f f . ) , W. McKane (The I n t e r p r e t a t i o n of Isaiah VII 1 4 25. VT 17 ( 1 9 6 7 ) 2 1 3 f f . ) u.a. vertreten eine kollektive D e u t u n g von vgl. dazu R. Kilian, a.a.O. 8 4 f f . 45

Eine j u n g f r ä u l i c h e M u t t e r ist m.E. nicht in Betracht zu ziehen. Gegen W. Vischer, a.a.O. 4 7 f f . ; J. E. Steinmueller, E t y m o l o g y and Biblical Usage of A l m a h . C B Q 2 ( 1 9 4 0 ) 28ff., u.a. Dazu R. Bratcher, a.a.O. 105ff.; H. Gese, N a t u s ex virgine. F e s t s c h r i f t für G. von R a d (1971) 7 3ff. 47

Wer gibt d e n N a m e n ? MT bietet n X T p l , das 2. p. sg. c o m m . , eine alte F o r m der 3. p. f. oder ein p a r t . f. (W. G e s e n i u s - E . K a u t z s c h , a.a.O. § 74i. 201f.) sein k a n n . MT Qere, 1

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Jesaja-Kap. 7,1-17

lichen Vorgang ist nicht die Rede 48 , jedoch davon, daß damit eine άρχή, ein Anfang von Kommendem sich ereignet. Bindet Jahwe sein Handeln an diesen Neubeginn, wie es der Name und die Explikation V. 16f. ausspricht, liegt darin eine Erwählung dieser Frau und dieses Kindes, was durch die Determination angedeutet ist. Ob die Basis verwandter Texte ausreicht, um einen „Verkündigungsstil"49 zu eruieren, mag dahingestellt bleiben. Wahrscheinlich sollte einfach das Geschehen einer Geburt als Symbol dienen. Darin besteht auch das relative Recht, Immanuel als Sohn Jesajas zu deuten s0 . Das Beispiel seiner Söhne und ihrer Symbolnamen (7,3; 8,1-3; 8,18) hat wohl auf diese Weise des Verkündigsns eingewirkt51. Darauf weist die enge Verwandtschaft von 8,4 und 7,16, die auf dieselbe Situation bezogen sind. Der Name des Kindes52 besteht aus den Elementen Dl? und und faßt das Bekenntnis zur Gegenwart Gottes in sich. Ob man nun darin einen alten „Kultruf" 53 erkennt, die „Zionstradition"54, den „ H e i l i g e n Krieg"55 oder die Königstraditionen als Wurzelboden annimmt, — gemeint ist Jahwes Gegenwart, die man in Israel bekennt und die sich in neuer Weise im Zusammenhang mit diesem Kind ereignen soll. Von V. 4ff. her gesehen und im Kontrast zu Ahas, der Q Jes a , LXX, Syr, V lesen 3. p. m. sg. Zur griechischen Überlieferung vgl. J. Ziegler, Septuaginta XIV: Isaias (1939) 147. Vgl. L. Dequeker, Isaie VII 14: V x 110» 1ÖW Π Κ ί ρ ΐ . VT 12 (1962) 331 ff. Zur Namensform: J. J. Stamm. Neuere Arbeiten zum ImmanuelProblem. ZAW 68 (1956) 53, Anm. 18; H. W. Wolff, a.a.O. 41ff.; H. Wildberger, a.a.O. 288ff. 48 Vgl. z.B. M. Rehm, Das Wort 'almäh in Is 7,14. BZ 8 (1964) 89ff. 49 Vgl. P. Humbert, Der biblische Verkündigungsstil und seine vermutliche Herkunft. AfO 10 (1935) 77f., erkennt in Gen. 1 6 , l l f f . ; Ri. 13,2ff.7; Jes. 7,10ff.; Lk. 1,3Iff. einen charakteristischen Stil, den er nach I. Sam. 1,1 I f f . aus dem priesterlichen Geburtsorakel an unfruchtbare Frauen herleiten will. 50 Diese Deutung hat besonders J. J. Stamm in seinen Arbeiten vertreten: La prophetie d'Emmanuel. RThPh 32 (1944) 97ff.; Die Immanuel-Weissagung. Ein Gespräch mit E. Hammershaimb. VT 4 (1954) 20ff.; Neuere Arbeiten zum Immanuel-Problem. ZAW 68 (1956) 46ff.; Die Immanuel-Weissagung und die Eschatologie des Jesaja. ThZ 16 (1960) 439ff.;Die Immanuel-Perikope im Lichte neuerer Veröffentlichungen. ZDMG Suppl. 1/1. (1969) 2 8 I f f . ; auch Ν. K. Gottwald, Immanuel as the Prophet's Son. VT 8 (1958) 36ff.; Η. Donner, Israel unter den Völkern. VTS 11 (1964) 16ff., u.a. 51

Ähnlich E. Jenni, Die politischen Voraussagen der Propheten (1956) 77. Vgl. E. Rohland, Die Bedeutung der Erwählungstraditionen Israels fur die Eschatologie der alttestamentlichen Propheten (1956) 170, Anm. 2; H. W. Wolff, a.a.O. 41ff.; J. J. Stamm, Die Immanuel-Weissagung und die Eschatologie des Jesaja. 45 2f. " Vgl. J. Hempel, Worte der Profeten in neuer Übertragung und mit Erläuterungen (1949) 126. S. auch bei J. J. Stamm, La prophetie d'Emmanuel. 121. An einen „Hilfer u f " bzw. „elementaren Notschrei" möchte Th. Lescow, Das Geburtsmotiv in den messianischen Weissagungen bei Jesaja und Micha. ZAW 79 (1967) 175ff. (vgl. auch 179f.) denken. 54 Vgl. E. Rohland, a.a.O. 170; Anm. 2. 55 Vgl. G. von Rad, a.a.O. 180; H. W. Wolff, a.a.O. 42ff. 52

Die Immanuelweissagung als N e u i n t e r p r e t a t i o n der Davidverheißung

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„seinem Gott" nicht Treue hielt, soll mit dem Namen wohl die Erinnerung an den Davidbund geweckt werden, der Jahwes hilfreiche Gegenwart bei David auch seinen Thronfolgern erhalten soll (II. Sam. 23,5) S 6 . Die relative Berechtigung der messianischen Deutung 5 7 gewinnt hier und aus Jes. 8,8 (10); 9,Iff.; 11,Iff. ihren Anhalt, kann aber nur in der Modifizierung festgehalten werden, daß in Jes. 7,14ff. die Weissagung eines jahweerwählten Gegenkönigs gegeben wird, die Ahas als schreckhaftes Zeichen seiner Verwerfung begleiten soll: Mit der Verwerfung kommt die Unheilsseite (V. 17) 5 8 des Zeichens in den Blick, und es zeigt sich, wie dieses von Jesaja geprägte theologumenon genuin jahwistische Vorstellungen aufgenommen hat. V. 15 ist nicht einfach zu erklären. Wenn inVrV zeitlich 59 aufzufassen ist, dann könnte gemeint sein, Immanuel würde die Produkte des Landes wieder genießen 6 0 , was den Abzug der Belagerer um die Zeit bedeutet, „da er den Schlechten (das Schlechte) verwerfen und den Guten (das Gute) 6 1 erwählen kann". Eine andere Möglichkeit ist, in der Nahrung typische Hirtenspeise 62 und in V. 15b.16a die höfische Erziehung angedeutet zu sehen. Dann wäre in V. 15 das aus anderen Texten bekannte Hirtenmotiv auf Immanuel bezogen, dessen Bild so Züge aus der Davidtradition erhalten hätte — eine Feststellung, welche bei Jesaja nicht verwundern kann. — Am einleuchtendsten ist jedoch die vielfach vertretene Auffassung, in V. 15 eine aus V. 22b α und 16a zusammengestückte, neuinterpretierende Ergänzung zum ursprünglichen Text zu erblicken 63 . 56 Vgl. W. Vischer, a.a.O. 2 1 f f . Als Belege dienen: II. Sam 5 , 1 0 ; 7,9; I. K ö . 3,5.6; Ps. 20, 8.9; 2 1 , 1 0 . 1 4 ; 132,18. 57 A m eindringlichsten vertreten d u r c h J. C o p p e n s , La p r o p h e t i e d e la ' A l m a h . E T h L 28 ( 1 9 5 2 ) 6 4 8 f f . ; La p r o p h e t i e d ' E m m a n u e l (Is. VII, 1 4 - 1 6 ) . L ' A t t e n t e d u Messie ( 1 9 5 8 ) 3 9 f f . ; Une i n t e r p r e t a t i o n originale du fils de la 'Almah. E T h L 33 ( 1 9 5 7 ) 5 0 9 f . ; L'interp r e t a t i o n d'Is. VII, 14 ä la lumiere des e t u d e s les plus recentes. Festschrift für H u b e r t Junker ( 1 9 6 1 ) 3 2ff.; Le Messianisme Royal. Ses origines. Son d e v e l o p p e m e n t . Son accomplissem e n t . Lectio Divina 54 ( 1 9 6 8 ) 6 7 f f . ; 2 0 7 f f . Vgl. auch H. J u n k e r , Ursprung u n d Grundzüge des Messiasbildes bei Isajas. V T S 4 ( 1 9 5 6 ) 181 ff. und früher schon H. G r e ß m a n n , Der Messias. 238. Dazu k o m m e n die D e u t u n g e n auf einen Sohn des Ahas z.B. von K. Fullert o n , a.a.O. 2 7 6 f f . ; J. J. Scullion, a.a.O. 2 8 8 f f . ; H. Wildberger, a.a.O. 2 9 1 f f . u n d die königsmythologischen D e u t u n g e n , vgl. z.B. E. H a m m e r s h a i m b , The I m m a n u e l Sign. StTh 3 ( 1 9 4 9 ) 1 2 4 f f „ u.a.; vgl. R. Kilian, a.a.O. 5 9 f f . se Vgl. dazu H. J u n k e r , a.a.O. 1 8 6 f f . ; S. Mowinckel, a.a.O. 11 Off. V. 16a scheint auch u n t e r diesem G e s i c h t s p u n k t f o r m u l i e r t zu sein. Zu vergleichen wäre: Jes. 5 , 2 0 ; 8,6 zu D S D , z u m Begriffspaar 3 1 0 - 5 Π Jes. 5 , 2 0 ; 3,10f. 59 Vgl. B. D u h m , Das Buch Jesaia. HK III 1. 5. A. ( 1 9 6 8 ) 7 5 f . ; LXX: nplv ..., wohl aus V. 16 ü b e r n o m m e n . 60 Vgl. E. R o h l a n d , a.a.O. 170, A n m . 2. 61 S. A n m . 5 8 . Vgl. G. W. Buchanan, T h e Old T e s t a m e n t Meaning of t h e Knowledge of G o o d and EvU. JBL 75 ( 1 9 5 6 ) 114ff. 62 Vgl. F. Nötscher, Biblische A l t e r t u m s k u n d e . 4 2 f . ; zu V. 15b. 16a S. H e r r m a n n , Die prophetischen Heilserwartungen im A l t e n T e s t a m e n t . Ursprung und Gestaltwandel. B W A ( N ) T 5 (85) ( 1 9 6 5 ) 139f. (140, A n m . 2). 63 Vgl. zuletzt W. McKane, a.a.O. 2 1 2 f . ; R . Kilian, a.a.O. 3 7 f f . ; H . Wildberger, a.a.O. 2 9 5 f .

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J e s a j a - Kap. 7 , 1 - 1 7

e) Eine Bestätigung findet die Deutung zuletzt durch andere Worte Jesajas. Die primär theologische Bedeutung des Namens Immanuel hat in Kap. 8,10 eine Stütze, wo Jahwes Nein gegenüber den Plänen der Völker begründet wird: 1WS Ό . Im vorliegenden Text läßt die Stelle V. 8b dagegen eher auf den Beherrscher des Landes schließen, das von den Fluten Assurs überschwemmt wird 64 . - Im weiteren Kontext sind es Jes. 9,5f. und 11,Iff., die ein solches Herrscherbild erkennen lassen, wie es sich in Jes. 7,14ff. antithetisch herausbildet. — Innerhalb der großen Linien von Jesajas Theologie kommt unter den Motiven, die das Immanuelzeichen beeinflußt haben, auch die Vorstellung vom Rest 65 in Betracht. Es mag hier der Punkt sein, wo die kollektive Deutung 66 des Namens ihren Anhalt hat. - Schließlich sei noch auf die Stelle Jes. 28,16 verwiesen. Dort liegt ein ähnliches vom Propheten geprägtes Gleichnis und theologumenon vor: der von Jahwe auf Zion gelegte Eckstein; „wer glaubt, weicht nicht." 6 7 „Die Stunde, in der Jesaja von Achaz schied, hat der Welt den Gedanken an den Messias geschenkt", schreibt R. Kittel 68 . Tatsächlich sah sich der Prophet durch die Haltung des Königs gezwungen, die Davidtradition in die Form der Weissagung zu kleiden. Jesaja verkündigt dem König, seinem Volk und seiner Familie das Gericht Jahwes (V. 17, vgl. V. 9b). Doch kann für ihn der Bruch des Bundes und die folgende Bestrafung nicht das Ende der Treue Jahwes sein. Die Ordnung (V. 7—9) bleibt bestehen (V. 16, vgl. 8,10), aber sie löst sich vom gegenwärtigen Repräsentanten. Kündigte es sich in V, 9b schon an, daß Thron und Reich Davids im Sinne der garantierten Jahweordnung Realität sind (II. Sam. 7,16) und unter der Bedingung des Bundes stehen, so zieht V. 17 den Schluß: für Ahas sind sie keine Realität mehr. Hat Jesaja die Zusage von II. Sam. 7,14 für den bundbrüchigen König aufgegeben, so nicht Jahwes Treue zu seinem Bund. Er wird einen Neuanfang setzen können, nun ohne die Person des regierenden Davididen 6 9 . Nur schemenhaft taucht dieseMöglichkeit auf demGrund der Davidtradition 64

V. 8b ist offenbar nur ein Fragment. Man muß sich vergegenwärtigen, daß während der Begegnung Jesajas Sohn "IN1P a r dabei ist (V. 3). 66 Vgl. V. 15 und V. 22. Sie wird vertreten z.B. von L. G. Rignell, Das Immanuelzeichen. Einige Gesichtspunkte zu Jes. 7. StTh 11 (1958) 99ff.; H. Kruse, Alma Redemptoris Mater. Eine Auslegung der Immanuel-Weissagung Is 7,14. TThZ 74 (1965) 15ff. und J. Becker, Isaias - der Prophet und sein Buch. SBS 30 (1968) 53ff., hinsichtlich der redaktionellen Neuinterpretation. 67 Zum Bild vgl. L. Köhler, Zwei Fachwörter der Bausprache in Jesaja 28,16. ThZ 3 (1947) 390ff.; zum Sinn etwa A. Weiser, a.a.O. 339f. - Cj. 65

68

Geschichte des Volkes Israel. Bd. 2.4. A. (1922) 459 (gesperrt). Ähnlich auch O. Procksch, Geschichtsbetrachtung und geschichtliche Überlieferung bei den vorexilischen Propheten (1902) 38, u.a. 65 Der Unterschied zwischen V. 13 und V. 17 ist bemerkenswert. Vgl. auch H. Junker, a.a.O. 186 f.

Theologische Strukturen. Jes. 8 , 2 3 - 9 , 6

79

auf, die in der Jesaja eigenen Bildung des Immanuelzeichens ihren Ausdruck findet. V. Aus dem allem ergibt sich, daß Jesaja das Königtum im Lichte des Davidbundes sieht. Er spricht Ahas als dem „Hause Davids" zugehörig auf sein enges Verhältnis zu seinem Gott an (V. 11). Diesem Verhältnis entspricht die vom Propheten überbrachte Zusage, welche die dem Königtum gewährte Garantie seines bleibenden Bestandes bestätigt und im Blick auf die Bedrohung durch die feindliche Allianz erneuert. Dieses Verhältnis aber impliziert den Anspruch Jahwes auf den König. Meldet sich der Anspruch schon in den einleitenden Imperativen (V. 4) zu Wort, verschärft er sich in V. 9b zu einer ultimativen Forderung der Anerkennung Jahwes, die zur Bedingung der göttlichen Verheißung gemacht ist. Dem Wortspiel in V. 9b ist zu entnehmen, daß Jesaja die Eigenart des Verhältnisses zwischen Jahwe und dem Königshaus in einer gegenseitigen Bindung erblickt. Insofern zeigt es in seiner Struktur Verwandtschaft mit dem Sinaibund, die dadurch bekräftigt wird, daß Jesajas Glaubensforderung für Ahas den Gehorsam gegenüber dem Hauptgebot des Sinaibundes, d.h. ausschließliche Verehrung Jahwes bedeutet. Gleichfalls aus der gemeinsamen Struktur ergeben sich die Konsequenzen im Falle eines Treubruchs des Gesalbten, die der Prophet in der Strafandrohung V. 17 (vgl. V. 9b) ausspricht. Dem ist zu entnehmen, daß Jesaja die besondere Relation zwischen Jahwe und dem davidischen König, die im Davidbund theologisch konzipiert war und die er Ahas ins Bewußtsein ruft, auf der Grundlage der auch für ihn gültigen Tradition vom Sinaibund 70 verstanden hat. b) Kap.

8,23-9,6 I.

Die zeitliche Ansetzung des Textstückes, das in 9,5f. explizit auf das davidische Königtum zu sprechen kommt, hängt eng mit der Frage nach dem Umfang der ursprünglichen Einheit zusammen. Zwar läßt der Gebrauch eines akkadischen Lehnwortes für die auf dem Schlachtfeld zurückgebliebenen Ausrüstungsteile, die „Soldatenstiefel" (pxD) 1 , an die Befreiung von der assyrischen Unterjochung 70 Vgl. Jes. l , 2 f f . ; 3 , 1 3 f f . ; 5 , I f f . ; 6 u.a. - Mit E. Würthwein, a.a.O. 5 8 , Anm. 4; H. Wildberger, Jesaja's Verständnis der Geschichte. Congress Volume Bonn 1962. VTS 9 ( 1 9 6 3 ) 8 3 f f . , bes. 104 ff.; ders., Jesaja. BK X , l f f . (1965ff.) und auch W.Eichrodt, Prophetand Covenant: Oberservations on the Exegesis of Isaiah. Proclamation and Presence. Old Testament Essays in Honour of G . H . Davies ( 1 9 7 0 ) 1 6 7 f f . 1 Vgl. Η. W. Wolff, a.a.O. 5 7 f . Dieser Anhaltspunkt wurde von J. Vollmer, Zur Sprache von Jesaja 9 1 _ 6 · ZAW 8 0 ( 1 9 6 8 ) 3 4 3 f f . angezweifelt. Aber die hiergegen vorgebrachten Argumente vermögen die ihnen „zugemutete Beweislast . . . nicht zu tragen" (346). Die

80

Jesaja - Kap. 8 , 2 3 - 9 , 6

denken, dann ergäbe sich für die Datierung ein Spielraum von etwa 735 bis 701, was wiederum nicht ganz ausschließen würde, den Spruch dem Schülerkreis Jesajas zuzuweisen 2 . Aber eine weitere Eingrenzung scheint nach den Versen Ι ό nicht möglich zu sein, will man nicht geltend machen, die Anfügung an den Komplex Jes. 6,1—8,18 bzw. 8,23 3 sei unter dem Gesichtspunkt zeitlicher und sachlicher Nähe erfolgt. Nun hat A. Alt 4 versucht, V. 23 an V. Iff.heranzurücken, in ihm das Kopfstück und die Exposition des Textes zu erblicken und dadurch zu einer genaueren Bestimmung zu gelangen. Diese Annahme bedingt jedoch einige Korrekturen am überlieferten Text. So nimmt A. Alt nach dem ersten Verbum in V. 23aß: Vp Π eine Lücke an, die er nach den Stilgesetzen des synonymen Parallelismus membrorum und nach der aus V. Iff. gewonnenen, von B. Duhm übernommenen metrischen Gliederung der zweihebigen Stichen auffüllt, um ein formales Gleichgewicht innerhalb V. 23 herzustellen 5 . Das erste ergänzende Element ist das Subjekt des Satzes Π1ΓΓ, das in jedem Falle sachgemäß ist. Die andere Einfügung betrifft die territorialen Benennungen. Um innerhalb des offensichtlich paralle? len Baus einen Ausgleich herbeizuführen, erweitert A. Alt die beiden Stammesgebiete IlVat n m x und ^riDl n s - i x " durch „(die Ebene des) Saron" und „(das Gebirge) Gilead", ersteres als Synonym für „Weg des Meeres", letzteres für „jenseits des Jordans" in V. 23, und erkennt in den genannten Landschaften drei Provinzen des assyrischen Großreiches, die Tiglat-Pileser III. 734—732 auf dem Staatsgebiet des nordisraelitischen Reiches errichtet hat: Du'ru (Dor), Magidü (Megiddo) und wahrscheinlich Gal'azu (Gilead) 7 . Dieser Eingriff des Großkönigs ist in II. Kö. 15,29 bezeugt. Da nun das in V. 23 angedeutete besondere wortstatistischen Belege können „die Sprache von Jes 9 j nicht als „eindeutig nachjesajanisch" erweisen, wenn sich jeweils nur wenige und z.T. umstrittene Stellen angeben lassen. Die formgeschichtlichen, redaktionsgeschichtlichen und historischen Argumente überzeugen nicht, weil sie nur die Möglichkeit, nicht aber die Notwendigkeit einer nachexilischen Datierung erweisen. Im übrigen: Führt die Annahme, dafe „Jes 9 j _ 6 die Hoffnung der nachexilischen Zeit widerspiegelt", wirklich zu einem besseren Verständnis des Textes, das als „sachgemäßes Kriterium fur die Zuordnung eines Textes zu ,seiner' Situation" herausgestellt wird, a.a.O. 349? Vgl. auch M. Treves, Little Prince Pele-Joez. VT 17 ( 1 9 6 7 ) 4 6 4 f f . 2

So S. Mowinckel, He That Cometh ( 1 9 5 9 ) 109f. Die Zwischenteile V. 1 9 - 2 2 sind schwer zu deuten. Ist V. 19 + 20 eine Einheit und V. 21f. schließt sich an 5 , 3 0 an? Vgl. auch O. Kaiser, a.a.O. 9 6 f f . 4 Jesaja 8 , 2 3 - 9 , 6 . Befreiungsnacht und Krönungstag. Festschrift für A. Bertholet ( 1 9 5 0 ) 2 9 f f . (Kleine Schriften II ( 1 9 5 3 ) 2 0 6 f f . ) . 5 A.a.O. 29 (206), 3 3 f f . (210ff.). Durch die metrische Gliederung k o m m t allerdings das Gefüge des Parallelismus in Gefahr. Vgl. 34f. (211f.). 4 1 Q Jes a bezeugt im ersten Fall f l N , im zweiten "pNiTl (nach BH 3 , nicht BHS). Sollte sich in der Form H S I X d a s im Ugaritischen feststellbare, terminative Π (gewöhnlich Π locale genannt) erhalten haben? Vgl. Ε. A. Speiser, The Terminative-Adverbial in CanaaniteUgaritic and Akkadian. IEJ 4 ( 1 9 5 4 ) 108ff (Oriental and Biblical Studies. 4 9 4 f f . ) . 3

7

A.a.O. 34f. (211).

Zeitliche Ansetzung

81

Schicksal dieses Teils des nordisraelitischen Territoriums 8 vor allem für die Jahre 734-722, also bis zur Zerstörung Samarias und völligen Eingliederung Israels in das assyrische Provinzialsystem anzunehmen ist, liegt es am nächsten, V. 23 aus diesem Zeitraum zu erklären und — den Zusammenhang mit V. Ι ό vorausgesetzt — den ganzen Spruch in die Jahre nach 732 zu rücken 9 . A. Alt hat die Gesichtspunkte 10 eingehend erörtert, die in diesem Zusammenhang in Frage kommen, und es wahrscheinlich gemacht, daß V. 23aßb eher zu V. Iff. hinzuzunehmen als an V. 21.22.23aa anzuhängen ist. Jedenfalls steht dieser Annahme nichts im Wege; zudem kann sie sich auf den vorliegenden redaktionellen Anschluß sowie auf das Zeugnis eines Teils der griechischen Überlieferung 11 stützen. So darf zunächst die so abgegrenzte Einheit von 8,23—9,6 12 zur Basis der Untersuchung gemacht werden, wobei dann noch einmal auf den fraglichen Vers zurückzukommen ist. V. 23 „In früherer Zeit hat er das Land Sebulon und das Land Naphtali in Schmach gebracht. Aber in späterer Zeit bringt er zu Ehren die Straße am Meer, das Land jenseits des Jordans, den Völkerkreis. 9. V. 1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Über denen, die im Schattenland wohnen, geht strahlend ein Licht auf. V. 2 Du hast viel Jubel gebracht und große Freude bereitet. Sie freuen sich vor dir, wie man sich in der Ernte freut; wie man jubelt, wenn Beute geteilt wird. V. 3 Denn sein lastendes Joch und den Tragbalken auf seiner Schulter, den Stecken seines Treibers Hast du zerbrochen wie am Midianstag. V. 4 Denn alle Stiefel, stiefelnd im Marschgedröhn, und Kriegsmäntel, im Blute geschleift Alles wird im Feuer verbrannt - den Flammen ein Fraß. 8

Vgl. A. Alt, Das System der assyrischen Provinzen auf dem Boden des Reiches Israel. ZDPV 5 2 ( 1 9 2 9 ) 2 2 0 f f . ( 1 8 8 f f . ) , bes. 2 3 6 f f . ( 2 0 1 f f . ) . 9 Jesaja 8 , 2 3 - 9 , 6 . Befreiungsnacht und Krönungstag. 4 7 f . (223). 10 A.a.O. 29ff. (206ff.). Auf die metrischen Merkmale wäre weniger großes Gewicht zu legen. 11 Β und Mt. 4 , 1 5 f . 12 Die Abgrenzung nach V. 6 drängt sich auf.

82

Jesaja-Kap. 8,23-9,6

V. 5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben. Und die Herrschaft kam auf seine Schulter, und sein Name lautet: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedens-Fürst . . . V. 6 Seine Herrschaft ist groß und des Friedens kein Ende über Davids Thron und über seinem Reich, indem er es festigt und es stützt mit Recht und mit Gerechtigkeit, von jetzt an und für alle Zeit. Der Eifer Jahwe Zebaoths wird solches tun." II. Die Davidüberlieferung tritt in den abschließenden Versen 5 und 6 in Erscheinung. Dort ist die Rede von dem königlichen Kind, dem die Herrschaft über das Reich Davids übertragen wird. Wiederum wird sichtbar, daß besonders das Königsritual des Jerusalemer Hofes der Ort war, wo diese Überlieferungen weiterlebten 13 . Denn die einzelnen Vorstellungen dieser Verse haben ihre Wurzeln in der höfischen Welt; sprachlich und sachlich gesehen gehen sie zurück auf das Königszeremoniell, in welchem sich die Feierlichkeiten bei der Thronbesteigung vollzogen, auf den Stil, der bei solchen Gelegenheiten üblich war 1 4 . Zwar ist in Jes. 9,5, wo die Geburt des Kindes gefeiert wird, nicht direkt auf die Inthronisation des judäischen Königs Bezug genommen, wie es von G. von Rad und A. Alt 1 5 vermutet wurde, doch ist schon ihr Rekurs auf den Akt der Adoption zum Sohn Gottes, der ein Bestandteil des Rituals gewesen sein muß, bezeichnend für den Bereich, in dem man sich befindet. Mag in den Worten des Propheten jene höfische Phraseologie, die von Zeugung, Sohnschaft und göttlicher Vaterwürde in solchem Zusammenhang zu sprechen pflegte (Ps. 2,7; II. Sam. 7,14), hier anklingen, wird er doch wohl an die Geburt eines Prinzen gedacht haben, welche eine neue Zeit einleitet. Anders als im ersten Teil des Verses ist im folgenden ein Akt aus dem Zeremoniell der Königskrönung deutlicher erkennbar. Es handelt sich um die Übertragung der Herrschaft auf den Thronprätendenten, die wohl in der Verleihung der Insignien, etwa des Szepters 16 , symbolischen Ausdruck findet: „Und die 13 Vgl. zu II. Sam. 7, auch zu Jes. 7. Dazu G. von Rad, Erwägungen zu den Königspsalmen. ZAW 5 8 ( 1 9 4 0 / 4 1 ) 2 1 6 f f . ; S. Amsler, David. Roi et Messie ( 1 9 6 3 ) 4 3 f f . , u.a. 14 Vgl. G. von Rad, Das judäische Königsritual. ThLZ 72 ( 1 9 4 7 ) Sp. 2 1 1 f f . ( 2 0 5 f f . ) ; A . Alt, a.a.O. 3 9 f f . ( 2 1 6 f f . ) ; S. Mowinckel, a.a.O. 102ff.; S. Herrmann, Die prophetischen Heilseiwartungen im Alten Testament. B W A ( N ) T 5 ( 8 5 ) ( 1 9 6 5 ) 133ff. 15 Vgl. dazu die Erwägungen H. W. Wolffs, a.a.O. 6 6 f f . 16 S. A. Alt, a.a.O. 4 1 f . (218).

Prägung durch die Königstradition

83

Herrschaft 17 kam auf seine Schulter", sowie um die Benennung des Herrschers mit den Würdetiteln (V. 5b), die wahrscheinlich insofern zum judäischen Krönungsritual gehört, als diese Namen vermutlich den Hauptinhalt des sogenannten Königsprotokolls 18 bilden, das dem Herrscher in einem feierlichen Akt überreicht wird. Auf die Beziehung der in V. 5b genannten Namen zu den Thronnamen des ägyptischen Zeremoniells wurde schon verschiedentlich hingewiesen 19 . Dort besteht die von Priestern festgesetzte Königstitulatur aus fünf Gliedern, und zwar teils aus konstanten Titeln und teils aus variablen Namen 20 . A. Alt hat deshalb vermutet, daß es sich in Jes. 9,5b in gleicher Weise um eine ursprünglich fünfgliedrige Titulatur gehandelt habe, deren letzter Teil in den ersten beiden Radikalen D1? von V. 6 bruchstückhaft noch erhalten ist 21 . Jedoch auch im einzelnen ist die Beziehung zu ägyptischen Parallelen nachzuweisen. Besonders aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang das von H. Wildberger angeführte Dekret des Königs Haremheb, des letzten Königs der 18. Dynastie, das auf einer Sandsteinstele am 10. Pylon der Tempelanlage von Karnak wiedergegeben ist 2 2 . Die Einleitung und Präambel dieses Dekrets enthält die Königsnamen; im Hauptteil folgen „die Pläne Seiner Majestät", Befehle, die er dem Schreiber mitteilt. Den Anfang bildet der Horusname, der den Pharao als Inkarnation des Falkengottes Horas, als dynastischen Gott, symbolisiert: „1. (Horas ,Starker Stier, des Planes kundig'". Daneben ist TDl und fl?V xVd zu stellen. Der erster? Titel kann mit „starker G o t t " 2 3 wiedergegeben werden; in Jes. 10,21 ist c als Epitheton Jahwes verwendet, hier aber, dem ägyptischen Brauch entsprechend, dem König zugesprochen, wie es in der Einleitung zu der oben zitierten Stelle heißt: 17 1 Q Jes a bezeugt nach G. R. Driver, Three Notes. VT 2 (1952) 356f. «ΠΙΡΟ für das masoretische ΓΠΕ>0 (vgl. BHS. 14), abgeleitet von m e surrah, und bedeutet „,kingly rule, dominion'" (357). 18 Nach G. von Rad, a.a.O. Sp. 215 (211). 19 G. von Rad, a.a.O.; A. Alt, a.a.O.; S. Morenz, Ägyptische und davidische Königstitulatur. ZÄS 79 (1954) 73f., unter Verweis auf die vorwegstehende Miszelle von H. Ranke, a.a.O. 72f.; H. Wildberger, Die Thronnamen des Messias. Jes. 9,5b. ThZ 16 (1960) 314ff.; H. Cazelles, La Titulature du Roi David. Melanges Bibliques redigees en l'honneur de Andre Robert (1957) 131ff. 20 Vgl. H. Wildberger, a.a.O. 326ff. 21 A.a.O. 42f. (219), s. aber schon B. Duhm, a.a.O. 67. H. Wildberger sieht in Π"ΙΡ!3Π m m (cj.) einen 5. Namen, a.a.O. 329. 22 Vgl. W. He Ick, Das Dekret des Königs Haremheb. ZÄS 80 (1955) 109ff. Im folgenden wird diese Übersetzung zitiert (114ff.). 23 Anders J. Coppens, Le roi ideal d'Is., I X , 5 - 6 et XI, 1 - 5 est-il une figure messianique? Memorial Gelin (1961) 97, der ,„guerrier, heros divin'" übersetzt. Mit H. McClellan, ,E1 Gibbor'. CBQ 6 (1944) 176ff.: „mighty G o d " (284); G. R. Driver, Difficult Words in the Hebrew Prophets. Studies in Old Testament Prophecy. Festschrift für Η. Η. Rowley (1957) 55f.; Η. Wildberger, a.a.O. 317, u.a.

84

Jesaja-Kap. 8,23-9,6

„Laß die großen Namen dieses guten Gottes und seine Titulatur gemacht werden wie (diejenige) der Majestät Re's" 2 4 . Der andere Titel „der Wunderbares plant" ist nach Jes. 11,2; 29,14; 28,29 in gleicher Weise auszulegen 25 . Die Präambel jenes Dekrets fährt mit dem zweiten Namen fort, der den König als „Liebling der beiden Herrinnen" Ober- und Unterägyptens preist: „die beiden Herrinnen ,Groß an Wunderbarem in Karn)ak'". Es folgt der Goldhorustitel: „(Gold)horus (.Glücklich über die Wahrheit, der die beiden Länder entstehen läßt'", und etwas ausgedehnter der variable Teil der Titulatur, der den Pharao als König der beiden Länder und als Sohn Re's rühmt 2 6 : „2. ... (ein Kämpfer) in der Art des (Month . . . " „3. ... (König von Ober- und Unterägypten ...)" „4. (sein geliebter leiblicher Sohn des Re, der Herr der Diademe . . . , der dauernd und ewiglich mit Leben begabt ist ..." 27 Analog zu diesen höfischen Prädikationen sind auch die beiden anderen Titel in Jes. 9,5 zu verstehen, auch wenn ihr Sinn nicht ganz deutlich wiedergegeben werden kann: „Vater der Ewigkeit" und „Fürst des Friedens." 28 Die Verleihung der Thronnamen scheint nun auch am judäischen Königshof zum Ritual der Thronbesteigung gehört zu haben. Dies wird durch gelegentliche Andeutungen im Alten Testament nahegelegt (II. Sam. 7,9; I. Kö. 1,47). Daß es erst Jesaja war, der dieses ägyptische Zeremoniell auf den davidischen Herrscher übertragen hat, ist darum nicht anzunehmen 29 . Ägyptischer Einfluß auf das Königtum in Israel ist von Anfang an feststellbar, und das Königsritual im besonderen hat sich an das ägyptische Vorbild angelehnt 30 . Welche Thronnamen aber den Jerusalemer Königen zugesprochen wurden, ist nur aus der Analogie des ägyptischen Rituals und aus der prophetischen Verkündigung in Jes. 9,5 zu erschließen. Jedenfalls lehnt sich Jesaja an die Königskonzeption an, welche die salomonische Zeit im Blick auf die Gestalt Davids mit Hilfe ägyptischer Vorstellungen hervorgebracht hat (Nu. 24,15ff.; II. Sam. 7). Man darf nun nicht aus den Augen lassen, daß der Prophet hier nur einiges wenige aus dem Königsritual herausgreift und in den Dienst seiner Botschaft stellt. 24

Nach H. Wildbergei, a.a.O. 327. Vgl. auch 330, Anm. 71. Vgl. H. Wildberger, a.a.O. 316; J. Coppens, a.a.O.: „,conseiller merveilleux'" (97); vgl. Mi. 4,9. 26 S. H. Wildberger, a.a.O. 3 2 6 f f . 27 S. Anm. 22. Außerdem ist auf II. Sam. 7; 23 und die Königspsalmen zu verweisen. 28 Vgl. A. Alt, a.a.O. 4 1 f f . (218); H. Wildberger, a.a.O. 318f.; H. W. Wolff, a.a.O. 7Off. A. Alt h ä l t ' B l V e T U P h i e r für eine Art „Wohlfahrtsbeamter", a.a.O. 4 2 f . (219), während H. Wildberger den Begriff erweitern möchte: „Ein Hl> ist ein Mann, der über Befehlsgewalt verfügt", a.a.O. 319. 29 H. Wildberger, der die Thronnamen nur zum Teil dem judäischen Königsritual zuerkennen will (a.a.O. 3 2 3 ) , sieht Jesaja von ägyptisch beeinflußten, inoffiziellen Kreisen in Jerusalem abhängig (a.a.O. 3 2 8 f f . ) . W. Harrelson, Nonroyal Motifs in the Royal Eschatology. Israel's Prophetic Heritage. Essays in honor of J. Muilenburg ( 1 9 6 2 ) 149ff., versucht Einfluß der Richterzeit auf die Titulatur aufzuzeigen. 25

30

Vgl. Anm. 19; vgl. auch Nu. 2 4 , 1 5 f f „ II. Sam. 7; I. Kö. 3; 8.

Prägung d u r c h die Königstradition

85

Auch ägyptische Quellen bezeugen einen frei nachahmenden Gebrauch der Titulatur 3 1 . Zudem ist für Jesaja jene für Israel charakteristische, umdeutende Aufnahme altorientalischer mythologumena vorauszusetzen, die etwa in der Prädikation der Gottessohnschaft zur Wirkung kam 3 2 . Dies ist in Jes. 9,5f. noch in anderer Hinsicht festzustellen. Die Wendung in V. 6, die von dem Auftrag des Königs spricht, das Königreich Davids durch Recht und Gerechtigkeit zu festigen und zu stützen, geht ebenfalls auf eine ägyptische Vorstellung zurück. Dieser Zusammenhang wurde von H. Brunner 3 3 aufgewiesen. Der masoretische Text bezieht zwar die beiden Infinitive in V. 6a auf ein fem. Objekt, d.h. auf i n s V a n , nicht wie 1 Q Jes a auf K03 3 3 a ; doch die 1 Q Jes a wie auch Ps. 89,15; 97,2; Spr. 16,12; 20,28 zugrunde liegende festgeprägte Vorstellung der „Gerechtigkeit als Fundament des Thrones" ist wohl auch in Jes. 9,6 wirksam geworden. Sie hängt mit der besonderen Gestalt des Postaments zusammen, das dem Thron als Sockel unterlegt ist. Dieses Postament hat nach ägyptischen Darstellungen an der Vorderseite eine steile Rampe, durch welche die Stufentreppe zum eigentlichen Thronsitz eingefaßt ist, was, in der üblichen Seitenansicht dargestellt, so aussieht: 1 . Dies ist nun zugleich die „Gestalt des Zeichens m3 !t ... ^ I ; eine Hieroglyphe, die für das Wort,Gerechtigkeit, Wahrheit, rechte göttliche Ordnung' steht." 3 4 Es ist anzunehmen, daß der in Jes. 9,6 gemeinte „Thron Davids" ein dem Königsthron der Pharaonen ähnliches Aussehen besessen hat 3 5 . In diesem Motiv der „Gerechtigkeit als Fundament des Thrones" klingt nun eine Vorstellung an, die im alten Orient in jeweils charakteristischer Verschiedenheit mit dem Königtum verbunden war und sich auf dessen besondere Verantwortung für Recht und Gerechtigkeit bezieht 3 6 . Ist es ägyptische Auffassung, daß der Thron der Pharaonen auf der maat basiert und die göttliche Weltordnung repräsentiert, so gilt als klassisches Beispiel königlicher Verantwortlichkeit für das Zweistromland der Hammurabi-Kodex, wo es im Prolog heißt: „ . . . damals gaben mir, Hammurapi, dem stolzen Fürsten, dem Verehrer der Götter, um eine Gesetzgebung im Lande erscheinen zu lassen, den Bösen und Schlimmen zu vernichten, damit der Starke den Schwachen nicht schädige, damit ich wie Samaä den 31

Vgl. S. Morenz, a.a.O. 7 3 f . ; H. R a n k e , ebda. 7 2 f . Vgl. G. von R a d , a.a.O. Sp. 214 (209). 33 Gerechtigkeit als F u n d a m e n t des T h r o n e s . V T 8 ( 1 9 5 8 ) 4 2 6 f f . Vgl. aber auch schon die A n d e u t u n g e n bei H. Cazelles, A p r o p o s de quelques t e x t e s difficiles relatifs a la justice de Dieu dans l'Ancien T e s t a m e n t . RB 58 ( 1 9 5 1 ) 1 6 9 f f . , bes. 179, 187f. 333 In BHS nicht a u f g e f ü h r t . 34 E b d a . 4 2 6 . Vgl. A b b . BHHWB I. Sp. 887f., II. Sp. 7 7 9 f . 35 Vgl. B R L 5 2 2 ; F . C a n c i a n i - G . P e t t i n a t o , Salomos T h r o n , philologische u n d archäologische Erwägungen. Z D P V 81 ( 1 9 6 5 ) 8 8 f f . 36 Vgl. L. Dürr, Ursprung u n d A u s b a u der israelitisch-jüdischen Heilandserwartung ( 1 9 2 5 ) 7 4 f f . ; H. F r a n k f o r t , Kingship and the G o d s ( 1 9 4 8 ) 5 1 f f . , 2 7 7 f f . ; S. Mowinckel, a.a.O. 9 3 f f . ; A. R . J o h n s o n , Sacral Kingship in Ancient Israel. 2. A. ( 1 9 6 7 ) 4 f f . 32

86

Jesaja

Kap. 8 , 2 3 - 9 , 6

Schwarzköpflgen erscheine und das Land erleuchte, den Menschen Wohlbehagen verschaffe, Anu und Enlil meinen Namen" (I. 2 7 ^ 9 ) . Der Epilog nimmt das Thema wieder auf: „... damit der Starke nicht den Schwachen bedränge, Waise und Witwe ihr Recht bekämen, habe ich in Babylon, ... in Esagila, dem Hause, dessen Grund fest wie Himmel und Erde, um das Recht des Landes zu richten, die Entscheidungen des Landes zu fällen, dem Bedrückten Recht zu verschaffen, meine kostbaren Worte auf meine Tafel geschrieben und vor meinem Bilde, dem gesetzgebenden Könige, aufgestellt" (XXIV. 59-78) 3 ? . Dem ist nun auch das Zeugnis des KRT-Epos zur Seite zu stellen, wo den König KRT folgender Vorwurf trifft: „ ,Höre, oh Krt, du Opferpriester, Vernehme und neige dein Ohr! Während du den ärgsten Gewaltmenschen nachgibst, Und Betrüger (?) bei dir aufnimmst, Läßt Du deine Hand auf Ungerechtigkeit verfallen: Du läßt Witwen nicht Gerechtigkeit widerfahren, Sprichst nicht den Notleidenden Recht, Entfernst nicht jene, die auf den Schwachen mit Füßen treten. Du gibst nicht Speise der Waise vor dir, Du drehst der Witwe den Rücken ... Steige herab, oh König . . . ' " (II Κ VI. 40-52) 3 8 . Wenn Jesaja nun in gleicher Weise Recht und Gerechtigkeit vom davidischen König erwartet (9,6; 11,Iff.; vgl. 32,1; 16,5), entspricht dies einer im alten Orient weit verbreiteten Vorstellung. Doch läßt die sonstige Verwendung des Begriffspaares n p l ^ l ÜBE?», bzw. der Begriffe im einzelnen, erkennen, unter welches Vorzeichen er die Herrscherpflichten gestellt sehen will. So sind es nach Jes. 5,7 ÜDP73 und HpTS, die Jahwe als Frucht seines Weinbergs, des Hauses Israel und der Männer Judas und d.h. seines Eigentumsvolkes, hätte erwarten dürfen. BQtt>a ist es, was nach 1,17 von der Jerusalemer Kultgemeinde zuerst gefordert werden muß. Nach Jes. 28,16 sind üBttf» und π ρ ί ϊ Setzwaage und Richtschnur für Jahwes neuen Bau auf Zion (vgl. 5,15f.). Wie dem Bundesvolk im allgemeinen gelten BBE>ö und np"T2£ als Verpflichtung, Forderung und von Jahwe gesetzte Richtlinie dem König bei seinen herrscherlichen und richterlichen Aufgaben im besonderen. Ja, er ist kraft seiner Krö37 AOT (üb. E. Ebeling) 3 8 1 , 4 0 7 ; vgl. auch V. 14ff., 383. Vgl. A. P o h l - R . Follet, Codex Hammurabi. Transcriptio et versio latina; E. Bergmann, Codex Hammurabi. Textus primigenius 3. A. ( 1 9 5 0 ) ( 1 9 5 3 ) 9, 54, 12. 38 Nach J. Aistleitner, Die mythologischen und kultischen Texte aus Ras Schamra. 2. A. ( 1 9 6 4 ) 103f.; vgl. J. Gray, The KRT Text in the Literature of Ras Schamra Α Social Myth of Ancient Canaan. Documenta et Monumenta Orientis Antiqui V ( 1 9 6 4 ) 29, vgl. 7ff. Weitere Belege bei L. Dürr, a.a.O. 74ff.; A. R. Johnson, a.a.O. 4 f f . , Anm. 4.

Prägung durch die Königstradition

87

nung und Salbung in einzigartiger Weise befähigt, seine Verantwortung für Recht und Gerechtigkeit wahrzunehmen: Jahwes Legitimation (9,5f.) und Jahwes Geist (11,Iff.) bestimmen sein Tun. Im Blick auf die ähnlichen Königsvorstellungen aus dem altorientalischen Raum kann gesagt werden, daß für den Propheten die Verpflichtung zu Recht und Gerechtigkeit in Jahwes Willensforderung begründet ist und von daher ein besonderes Gewicht erhält. Die anderen Elemente, die gleichsam hymnisch die Weite des davidischen Reiches, den Frieden ohne Ende und den Bestand des Königtums „von nun an und für alle Zeit" (V. 6) preisen, gehören der Sprache höfischer Feierlichkeit an. Es sei etwa auf die Fortsetzung des zitierten Dekrets von Haremheb verwiesen: „Tag (des) Anfangs der Ewigkeit, des Empfangens (der Dauer, des Feierns einer Unendlichkeit an Sedfesten und Zehntausenden an friedlichen Jahren) ... 5. ... (Man gab ihm das erhabene Amt dessen,) der im Himmel ist, das Königtum des Re; man übergab ihm den Thron des Horns . , . " 3 9 — Zugleich erkennt man in dem letzteren Ausdruck ein Hauptmotiv der Davidtradition, die Verheißung nämlich, die dem Königtum von Anfang an mitgegeben war und die der Prophet auch in Zukunft gültig weiß. Noch einmal jedoch hebt sich die andersartige Konzeption des Königtums scharf gegenüber der altorientalischen Umwelt ab. Der Kontrast läßt sich aus dem unmittelbaren Kontext von Jes. 9 in aller Klarheit sichtbar machen. In dem Weheruf über Assur, „Stock meines Zorns" (Jes. 10,5ff.), kommt der Eroberer mit seinen hochfahrenden Plänen selbst zu Wort: „Sind meine Beamten nicht allesamt Könige? Ging es nicht Kalno wie Karkemiä? Oder Hamat wie Arpad oder Samaria wie Damaskus? Gleichwie meine Hand nach den Königreichen der Götzen gegriffen hat, deren Schnitzbüder doch mehr waren als die zu Jerusalem und Samaria, — sollte ich nicht, wie ich Samaria und seinen Götzen getan, ebenso auch Jerusalem und seinen Bildern tun?" (Jes. 10,8-11). Eine altorientalische Vorstellung des Königtums kommt hier in den Blick. Es zeigt sich, daß der Prophet wußte, daß die Völker ihre Königtümer als göttliche Größen beurteilen: Es sind b^ND r o V a a 4 0 , wie es an ihren Götterbildern (D'VOB V. lOf.) zu sehen ist. Zu einer nsVüD gehören außer Volk und Hauptstadt auch Götter und Kult; und dies gilt nach der hier wiedergegebenen Meinung des Assyrers auch von Samaria und Jerusalem. Darin äußert sich für den Propheten eine Verkennung des wahren Sachverhalts. Das Jerusalemer Königtum ist keine mythisch-göttliche Größe wie für den Ägypter das „Königtum des R e " und den Assyrer die „Königreiche der Götter". Es ist aber auch nicht 39 40

S. Anm. 22. Vgl. II. Sam. 7. Zum Ganzen W. Vischer, a.a.O. 44ff. I Q Jes a : D , V , 1 ? X n , fehlt in BHS. Vgl. zu 1 7 ,1 ?N auch Jes. 2,8.18.20; 19,1.3; 31,7.

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Jesaja-Kap. 8,23-9,b

analog von einem Königtum Jahwes die Rede, obwohl Jesaja diese Vorstellung kennt (vgl. Jes. 6); sondern es ist Davids Königreich und Davids Thron, eine Größe, die in der Vergangenheit ihren Anfang hat, in der Gegenwart besteht (vgl. Jes. 7) und in Zukunft erhalten bleiben soll. Darum hat S. Mowinckels Satz sein Gewicht: „The king assumes the role not of Yahweh but of David." 41 Das Königreich 42 des neuen Herrschers — soviel läßt sich zuletzt mit Hilfe der Versionen und dem Qere naiD 1 ? entnehmen — wird groß sein: Π3Τ. Ein solches Prädikat, das in eklatantem Gegensatz zu dem Reich Juda der assyrischen Zeit steht, läßt die Orientierung am Großreich Davids erkennen und erweist auch in dieser Hinsicht den Einfluß der Überlieferung. Zu dem Hoheitsgebiet des davidischen Reiches gehörten aber nun die 8,23 bezeichneten Gebiete ursprünglich hinzu 4 3 . Als Stammesterritorien 44 von Sebulon und Naphtali waren sie Teil des Gebietes, über dem David sein Reich aufgebaut hatte. Richtet der Prophet den Blick auf jene unter assyrische Hoheit gekommenen Randgebiete, steht das Reich Davids in seinem ganzen ehemaligen Umfang vor Augen. Nach alledem zeigt sich Jes. 8 , 2 3 - 9 , 6 von der Davidüberlieferung bestimmt;die Konzeption des davidischen Königreichs ist es, die das Bild dieses Textes beherrscht. III. Die Situation, in der sich der Prophet genötigt sieht, wiederum auf die Davidtradition zurückzukommen, ist gegenüber der Begegnung mit Ahas (Kap. 7) eine andere geworden. Es ist die Zeit, in der die assyrische Expansion Palästina erreicht hat und die dort bestehenden staatlichen Verhältnisse tiefgreifend zu verändern beginnt 4S . Nach der Schilderung dieser Verse dröhnt der assyrische Soldatenstiefel durch das Land (V. 3.4); Teile des Volkes gehen im Finstern dahin (V. la) oder wohnen im Schattenland (V. lb); schwer lastet das Joch des Fronvogts auf der Schulter (V. 3). Nach V. 23 sind es die Bewohner des vormals nordisraelitischen Staatsgebietes, über welche Jahwe Schmach gebracht hat, und d.h., daß sie von der Gemeinschaft Israels abgeschnitten, unter fremde Oberhoheit geraten sind. 41 S. Mowinckel, a.a.O. 83, zu Ps. 132. Vgl. auch die wohl im Blick auf ägyptische Königsvorstellungen vollzogene Abgrenzung: „Ägypten ist Mensch und nicht Gott; ihre Rosse Fleisch und nicht Geist" (31,3). 42

Zu n s ' r a a v g l . II. Sam. 7 , 1 2 . 1 3 . 1 6 ; 3,28; 5 , 1 2 ; I. Kö. 2,46; 5,1; 11,11 ff. Vgl. A. Alt, a.a.O. 29ff. ( 2 0 6 f f . ) ; dazu I. Kö. 9 , 1 0 f f . , wonach schon Salomo einen Teil dieser Gebiete preisgab. - Vgl. A. Alt, Das System der assyrischen Provinzen auf dem Boden des Reiches Israel. ZDPV 5 2 ( 1 9 2 9 ) 2 2 0 f f . ( 1 8 8 f f . ) ; C. van Leeuwen, Sancherib devant Jerusalem. OTS 14 ( 1 9 6 5 ) 2 4 5 f f . 43

44

Zur Bezeichnung vgl. Dt. 34,2; Ri. 10,4; 1 2 , 1 2 . 1 5 , 20,1; 2 1 , 2 1 , II. Sam. 2 1 , 1 4 ; I. Kö. 15,20; II. Kö. 15,29. 45 Vgl. etwa E. Vogt, Die Texte Tiglat-Pilesers III. Uber die Eroberung Palästinas. Bibl 45 ( 1 9 6 4 ) 3 4 8 f f .

Die politische Lage. Struktur und Charakter

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Aber auch Juda hat den assyrischen Druck nach dem Abschluß eines Vasallenvertrags mit dem Großkönig zu spüren bekommen. War es schon aus dem letzten Krieg lädiert hervorgegangen, so brachten die nächsten Jahrzehnte eine zunehmende Schwächung und Schrumpfung für das kleine Land, bis zuletzt Jesaja das klägliche Bild, welches das Jerusalemer Königtum bot, mit einem „Laubdach im Weinberg" und einer „Nachthütte im Gurkenfeld" (1,8) vergleichen konnte. In dieser Zeit, in der die beiden israelitischen Staatsgebilde einer wachsenden Bedrohung ausgesetzt und Angehörige des Volkes Israel unter Fremdherrschaft zu leben gezwungen waren, mußte sich die Frage aufdrängen, wie es denn um den Fortbestand Israels bestellt sei. Jesaja hatte schon im syrisch-ephraimitischen Krieg die Existenzfrage dem Königshaus gegenüber mit dem Hinweis auf die Gültigkeit der Davidverheißung beantwortet und den Unglauben des Königs mit der Immanuelweissagung erwidert; auf dieser Linie liegt auch, was er in Jes. 9 zur Lösung dieses akuten Problems beizutragen hat. Hier wie dort sieht er die äußere Krise im Zusammenhang mit einem Versagen des regierenden Davididen. Ist das Fundament beschädigt, stürzt das Gebäude zusammen (9,6a): Für den Bestand der garantierten politischen Ordnung (7,7ff.) sind im Augenblick die Voraussetzungen nicht gegeben (7,9.17), und folglich kennzeichnet Jahwes Gerichtswirken die Gegenwart (7,14ff.). Damit ist die Verwirklichung der Verheißung für die Gegenwart in Frage gestellt und in ihrer weiteren Geltung auf die Zukunft angewiesen. Die heilsgeschichtliche Überlieferung wandelt sich zur Weissagung: Das prophetische Wort Jes. 8 , 2 3 - 9 , 6 vertritt wie Jes. 7 , 1 4 - 1 7 die Geltung der Überlieferung in der eschatologischen Form. Diese Veränderung wird an semer eigentümlichen Gestaltung besonders deutlich. IV. Die stilistischen Merkmale bringen die kunstvoll 46 aufgebaute Einheit in die Nähe gottesdienstlicher Liedgattungen. Darauf weisen das wiederholt gesetzte Ό (V. 3.4.5) und die Anrede Jahwes im Gebet (V. 2 - 4 ) hin, wie die konventionellen Topoi von Finsternis und Licht, Festfreude und Jubel 47 . Vor allem 46

Zur rhythmischen Gestaltung vgl. B. Duhm, a.a.O. 88: „beschwingte Rhythmen, wie hervorgehend aus großem Jubel"; zur strophischen Gliederung ebda, und A. Alt, der in 5 Strophen einteilt, a.a.O. 2 9 f f . (206ff.). Auf Lautverkettungen des hellen Vokals i in V. 2 macht L. Alonso-Schökel, Die stilistische Analyse bei den Propheten. VTS 7 ( 1 9 5 9 ) 156, aufmerksam. 47 Vgl. A. Weiser, Die Psalmen. A T D 14. 35ff. Ein Einfluß des feierlichen Hofstils scheint auch stattgefunden zu haben: vgl. zum Bild des großen Lichtes II. Sam. 23,4; dazu J. de Savignac, Theologie pharaonique et Messianisme d'Israel. VT 7 ( 1 9 5 7 ) 20ff.: „ . . . l ' a c c e s s i o n au tröne en Egypte etait exprimee par le verbe h' qui designe particulierement l'apparition du premier soleil sur la butte originelle du m o n d e " (85), vgl. 84. - Das Dekret des Ha-

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Jesaja- Kap. 8 , 2 3 - 9 , 6

der eigenartige Wechsel von Gebet und Verkündigung (8,23b; 9,5b) und die innere Struktur, welche den Gedanken von den letzten Auswirkungen der Heilstaten bis hinauf zu Jahwes heiligem Willen rückläufig führt, sind für jene Lieder bezeichnend, die vor Jahwe und vor der Gemeinde laut werden. So wird auch im Blick auf Jes. 9 von einer .Anleihe beim Stil des Hymnus" 48 , von hymnischem „Erzählstil" 49 oder von „a blend of a prophetic message and a hymn" 5 0 gesprochen. Trotz der Perfecta und Imperfecta consecutiva sind es hier nicht die großen Taten Jahwes in der Vergangenheit, die in jenen Liedern hymnisch gepriesen werden. Das Schlüsselwort des ganzen Abschnitts in V. 6b bekennt, daß es der Eifer Jahwe Zebaoths ist, der „dieses", und d.i. alles zuvor Genannte, erst noch tun wird (nuwri), so daß Jesaja die Kette der Ereignisse erst vor sich sah und als solche vorwegnehmend preist (vgl. V. 23b). Im Rahmen eines prophetischen Liedes, das die Zukunft weissagend feiert, gewinnt die David Verheißung ihren besonderen Charakter. Einmal erhält sie dieselbe polemische Tendenz gegen den regierenden Davididen (wahrscheinlich Ahas), wie sie der Immanuelweissagung eignet. Zwar könnte der aktuelle Anlaß zu diesem Wort auch die Geburt eines königlichen Prinzen im Palast sein51. Aber selbst dann ist die Kritik unüberhörbar (V. 6a.b). Meint der Prophet jedoch einen Herrscher, der den gegenwärtigen König ablösen soll, bekommt das Lied geradezu revolutionären Charakter. Denn es ist — nach den Formmerkmalen zu urteilen — anzunehmen, daß es fur den Vortrag am Heiligtum Jahwes für einen weiteren Kreis (V. 5) bestimmt war 52 und über den Jerusalemer Regenten mit der Ankündigung eines neuen, davidgleichen53 Königs hinweggeht. Zum andern aber verkündigt der Hymnus Jahwes Heilshandeln an seinem Volk. Nach V. 5 f. schließt sich der Prophet mit seinem Hörerkreis zu einer Gemeinde remheb fährt nach der zitierten Stelle, ein paar Zeilen weiter, fort: „6. ... Das Volk 7. (jubelt,) ihre (Herzen) sind in Freude. Ägypten hat sich verjüngt, und sein Herz ist froh im Jubel (des) schwarzen Landes; ...", a.a.O. vgl. Anm. 22. 48 A. Alt, a.a.O. 38f. (215). 49 H. W. Wolff, a.a.O. 72. 50 S. Mowinckel, a.a.O. 102. 51 Vgl. S. Mowinckel, a.a.O. 108f., 160; J. Becker, Isaias - der Prophet und sein Buch. SBS 30 (1968) 22ff. Zum Versuch einer zeitlichen Fixierung von Jes. 9 und 11 auf das Jahr 837, die Krönung (Jes. 11) und Thronbesteigung (Jes. 9) des Königs Joas von Juda vgl. Μ. B. Crook, A Suggested Occasion for Is 9 and 11. JBL 68 (1940) 213ff.; dies., Did Amos and Micah Know Is 9 and 11? JBL 73 (1954) 144ff. " Die Anrede Jahwes im Gebet wird man schwerlich nur als Stilmerkmal einer freieren Dichtung ansehen können, zumal sie einen wesentlichen Teil (V. 2 - 3 ) umfaßt. Gegen A. Alt und H. W. Wolff, a.a.O. 53 Gegen H. W. Wolff, der ausführt, daß das Kind „in der Sicht Jesajas an Bedeutung nicht irgendeinem der bisherigen Könige Israels vergleichbar ist, sondern nur den Pharaonen des ägyptischen Weltreichs, des Weltreichs schlechthin." (a.a.O. 70). Vgl. aber Nu. 24,15ff. und Jes. 11,1; dazu etwa Ps. 2; 72 u.a.

Theologische Relationen

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zusammen, die in dem Kind ihren Herrscher erkennt 54 . Betroffen jedoch ist von den Heilstaten vor allem auch eine andere Gemeinschaft (DV), die in der 3. Person erwähnt wird und als abwesend zu denken ist 5 5 . Ihr wird nun die Festfreude vor Jahwes Angesicht 56 in Aussicht gestellt, die ihren Grund in einer wunderbaren Rettungstat Jahwes hat, wie sie die Erinnerung mit dem Midianstag (V. 3) zu verbinden w e i ß " . 8,23b benennt die Landschaften mit der Stammesbezeichnung und bringt dadurch zum Ausdruck, daß es sich um Teile des Jahwevolkes handelt, dem die neue Ehrung zuteil werden soll. Zu diesen Heilstaten zugunsten seines Volkes zählt Jesaja die Restitution des davidischen Reiches und preist sie als ein Werk, das den „Frieden ohne Ende" gewährleisten wird (V. 5f.). In eine Reihe mit dem Heilshandeln gestellt ( Ό in V. 3 und V. 5), das Jahwes Theophanie (V. 3f.) zur Voraussetzung und die festliche Freude zur Folge hat (V. 2.1) und zudem mit einer alten Rettertat an Israel verglichen werden kann, dient es dazu, das erlangte Heil für die Dauer festzuhalten (DblS?"!»"! ΠΠ57Ώ). Dazu kommt das Kind zur Welt, wird mit der Herrschaft über das Davidreich belehnt und mit Vollmachten ausgestattet, wie sie der einzigartigen Würdestellung des Davididen entsprechen (V. 5). Dem Herrscher bleibt dann die Aufgabe, das Heil, welches die Jahwegegenwart für Israel bedeutet, verantwortlich zu verwalten und in Rechtlichkeit und Loyalität zu erhalten. Als ein solches Instrument zur Erhaltung von DlVa? sieht der Prophet das davidische Königtum und erkennt in seiner Funktion einen Modus des göttlichen Wirkens, die der inthronisierte Herrscher als Mandatar Jahwes stellvertretend übernimmt. V. Auf diese Funktion des davidischen Königtums fällt durch den abschließenden Satz in V. 6b ein besonderes Licht. Alle zuvor erwähnten Heils-Taten und damit auch die Einlösung der Davidverheißung werden in dem Bekenntnis zusammengefaßt: „Der Eifer Jahwe Zebaoths wird solches t u n " und auf diese Weise in Jahwes Rechtswillen verankert. Zusammen mit der wörtlichen Parallele in Jes. 37,32 (II. Kö. 19,31) hat die genannte Wendung ihren Wurzelboden im Gottesdienst des alten Israel. ΠΊΓΓ 1TIX3S ist der Name des über der Lade epiphanen Gottes, unter dessen Epi54 Gegen G. von Rads Deutung auf ein Jahwewort in V. 5, a.a.O. Sp. 2 1 5 f . (212f.). A. Alt sieht in V. 5 ein Wort der Königsboten, a.a.O. 3 9 f f . (216ff.). Vgl. H. W. Wolff, a.a.O. 6 6 f f . 55

Die Gegenwart Jahwes,der in 2. und 3. Person erscheint, ist damit nicht zu vergleichen. Vgl. Jes. 30,29. 57 Vgl. Jes. 10,26 und die analoge Stelle 28,21. Vermutlich steht hinter der Verbrennung der aufgefundenen Überbleibsel die Vorstellung vom Kriegsbann. So H. W. Wolff, a.a.O. 65. 56

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Jesaja-Kap. 1 1 , 1 - 9

theta auch der Begriff NJp/ΠΧΐρ seinen Platz hat 5 8 . Er bezeichnet den leidenschaftlichen Willen, an seinem Bund festzuhalten und über sein Recht zu wachen 5 9 . Fordert die gegenwärtige Krise nach Meinung des Propheten Jahwes heilige Leidenschaft heraus, dann weiß er die Belange dieses Gottes betroffen: Die Existenz Israels steht auf dem Spiel (8,23; 9,Iff.); der König verstößt gegen das Hauptgebot des Jahwebundes (7,2ff.; 9,6). Auf der nsij? beruht sein Einschreiten gegen eine Mißachtung seiner Rechte: gegen den assyrischen Feind, der sein Eigentum in Annexion israelitischen Landbesitzes und Unterjochung eines Volksteils antastet, und gegen den König, der die Bundesordnung verletzt. Auf Jahwes nsij? beruht die vom Propheten verkündete und gepriesene Restiution seines Volkes auf der Basis des davidischen Reiches 60 . c) Kap.

11,1-9 I.

V. 1 „Und aus dem Stumpf Isais wird ein Reis hervorgehen, und aus seinen Wurzeln wird ein Schößling brechen. V. 2 Und der Geist Jahwes wird auf ihm ruhen: der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Macht, der Geist der Erkenntnis und der Furcht Jahwes. V. 3 (Und sein Odem ist die Furcht Jahwes). Und nicht danach urteilt er, was seine Augen sehen; und nicht danach richtet er, was seine Ohren hören. V. 4 Und er urteilt über die Geringen in Gerechtigkeit und richtet die Niedrigen im Lande in Redlichkeit. Und er schlägt den Gewalttäter mit dem Stock seines Mundes, und mit dem Hauch seiner Lippen tötet er den Frevler. V. 5 Und Gerechtigkeit ist der Schurz um seine Lenden, und Treue die Gurt um seine Hüften" (V. 1 - 5 ) . . . " Vgl. Ex. 20,5; 3 4 , 1 4 ; Jos. 24,19. Dazu D. N. Freedman, God Compassionate and Gracious. Western Watch 6 ( 1 9 5 5 ) 6ff.; ders., The Name o f the God of Moses. JBL 7 9 ( 1 9 6 0 ) 15 Iff., bes. 154ff.; W. Beyerlin, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen ( 1 9 6 1 ) 103f.; Η. A. Brongers, Der Eifer des Herrn Zebaoth. VT 13 ( 1 9 6 3 ) 268ff., bes. 2 7 9 und 2 8 3 f „ B. Renaud, Je suis un Dieu Jaloux. CahRB 2 ( 1 9 6 4 ) 27ff. 140ff. 59 N. Lohfink, Das Hauptgebot. Eine Untersuchung literarischer Einleitungsfragen zu Dtn 5 - 1 1 . An Bibl 2 0 ( 1 9 6 3 ) 9 8 f f . , 155ff. S. o. zu Jes. 7; Η. A. Brongers, a.a.O. 2 7 9 f f . : „Seine qin'ah wird wach, sobald seine Rechte gefährdet werden und alsdann lodert das Feuer seiner Rache h o c h a u f " (283). 60 Vgl. zu Am. 9,11 f. S. 6 0 f f .

Traditionelle Elemente

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Dieser Text reiht sich an die Weissagung vom Immanuelzeichen (Jes. 7,14ff.) und an den prophetischen Hymnus (Jes. 9,Iff.) an und bildet mit ihnen zusammen die „große Trilogie messianischer Weissagungen"Wie die beiden anderen beruht auch er auf dem Glauben an die bleibende Bedeutung des davidischen Königtums. Der angekündigte Herrscher gehört seiner Abstammung nach zum Geschlecht der Davididen, was durch die Nennung von Davids Vater Isai in V. 1 angedeutet ist. Insofern hält sich der Prophet hier an die Nathanverheißung, welche das Königtum der davidischen Dynastie für alle Zeit zuspricht. Auch die besonderen Gaben, die V. 2 dem Herrscher zuerkennt, bleiben im Rahmen dessen, was die Königstradition von dem Gesalbten Jahwes auszusagen weiß 2 . Die in Jes. 11,2 ausgesprochene Geistbegabung 3 läßt an die „letzten Worte Davids" II. Sam. 23,1.2 und an die Erzählung von der Salbung Davids durch Samuel I. Sam. 16,Iff. denken, wo jeweils zwischen Salbung und Geistbegabung ein Zusammenhang hergestellt ist. Letzteres ist darum für Jes. 11,2 eine wichtige Parallele, weil auch hier von einer andauernden Geistbegabung die Rede ist (mi). Es ist also naheliegend, auch für Jes. 11,2 eine Beziehung zu dem für das Verständnis des davidischen Königtums bedeutsamen rituellen Akt der Salbung anzunehmen, an den sich die Vorstellung einer besonderen Ausstattung des Königs durch göttliche Kräfte geknüpft haben mag 4 . Im einzelnen klingen in der Aufzählung der Charismata verschiedene traditionelle Motive aus dem Bereich der Königsvorstellung an. Erinnert das erste Paar an die Königsnovelle I. Kö. 3,4—15 s , vor allem an die Gabe eines „weisen und verständigen Herzens" (V. 12) für Salomo, so klingen im zweiten Begriffspaar die Thronnamen xVo und Π31 \>H von Jes. 9,5 an,nurdaß an die Stelle der göttlichen Prädikate der Ausdruck ΠΙΓΓ ΠΠ tritt. Erkenntnis und Furcht Jahwes schließlich bezeichnen, was von Israel als Jahwes Volk im ganzen (Jes. 1,3; 6,9; 8,12; vgl. 19,21) und deshalb auch vom König erwartet werden konnte, und 1

Franz Delitzsch, Messianische Weissagungen in geschichtlicher Folge ( 1 8 9 0 ) 96. Zur Datierung s. o. S. 16f. Die literarische Abgrenzung ist schwierig. Formal bilden 1 1 , 3 3 - 1 1 , 9 eine Einheit, wobei aber mit Zusätzen zu rechnen ist (V. 3a.9). Hier interessiert vor allem das in 1 1 , 1 - 5 angeschlagene Thema. 2

Vgl. dazu die Ausführungen zu 9,6 o. S. 8 5 f f . Vgl. Ps. 72,1; 1 8 , 3 3 . 5 1 ; auch Ps. 2; 20; 21; 132. 4 Zur Salbung des Königs in Israel vgl. E. Kutsch, Salbung als Rechtsakt im Alten Testament und im Alten Orient. BZAW 87 ( 1 9 6 3 ) , bes. 34ff., 52ff.; R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahve. Melanges Eugene Tisserant. 119ff. (Bible et Orient. 2 8 7 f f . ) . Auch Μ. B. Crook, A Suggested Occasion for Is 9 and 11, beobachtet die Affinität zur Königskrönung, nur geht sie mit der Annahme zu weit, Jes. 11 sei eine Krönungsliturgie aus dem Jahre 837 (213). 3

5 Vgl. S. Herrmann, Die Königsnovelle in Ägypten und in Israel. Festschrift für A. Alt. Wiss. Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig 3 ( 1 9 5 3 / 5 4 ) 5 I f f .

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Jesaja-Kap. 11,1-9

was II. Sam. 23,3 6 das Verhalten eines ρ11 "IS nennt. Man wird hier von einem „Modell des religiösen Lebens" 7 sprechen können. Das Amt, das nach Jes. 11,3f. dem Herrscher auferlegt ist, umfaßt — was im ganzen alten Orient Königspflicht war - den Schutz der Rechtsschwachen 8 . Diese Verpflichtung zu Rechtsschutz und Rechtsordnung (V. 3 b - 4 a ) ist im 72. Psalm auch dem judäischen König anheimgestellt (V. 3f. 12ff.). In diesem Gebet ist die nächste Parallele zu Jes. 11,3f. zu sehen. Für die Kecntsschwachen sind die gleichen Ausdrücke gewählt; vom Bedrücker und von Bedrückung ist die Rede; die geforderte Grundhaltung ist identisch und stimmt mit den Forderungen des Jahwebundes überein. Auch Jahwes bundgemäßes Verhalten konnte mit denselben Worten wiedergegeben werden, die nach Jes. 11,5 den König kleiden 9 . Zuletzt hat das Motiv eines paradiesischen Friedens zwischen Mensch und Tier V. 6ff. seine Wurzel in den traditionellen Vorstellungen vom Königheil 10 . Ps. 72 vergleicht,den Herrscher mit dem Regen, der das Land befeuchtet und erblühen läßt (V. 5 f f . ) n ; es bringt Frucht; Korn gibt es die Fülle (V. 16f.). Der umfassende Begriff dafür ist DlVtf (V. 3). Nach Gen. 4 9 , 1 0 - 1 2 gehört das Motiv zur frühen Davidüberlieferung, sein Platz in der Schilderung des neuen Herrschers (V. 6ff.) weist auf solche Zusammenhänge hin. Das in Jes. 11,Iff. entworfene Bild eines zukünftigen Königs basiert jedoch nicht nur auf dem Erbe überkommener Tradition, sondern setzt auch die in Jes. 7 zu beobachtende, in Jes. 9 vorliegende Veränderung voraus. Dies wird an dem Hintergrund sichtbar, von dem sich die Weissagung abhebt; bedeutet doch die Ankündigung des Königs aus Isais Geschlecht das Ende des gegenwärtig regierenden Königshauses. Das am Anfang verwendete Bild weist schon darauf hin. Aus einem Baumstumpf 1 2 und Wurzelstock wächst der Schößling heraus. Ist zu 11,Iff. der Schluß von Kap. 10 V. 33f. als Einleitung hinzuzunehmen 1 3 oder auch nur 6

In Ps. 2,11 wird das Dienen Jahwes Π N T 2 sogar von ausländischen Königen gefordert. Nach J.Coppens, Le roi ideal d'Is., I X , 5 - 6 et X I , 1 - 5 est-il une figure messianique? 91: ,,un modele de vie religieuse"; J. Fichtner nennt den Herrscher der Zukunft den „ v o l l e n d e t W e i s e n J e s a j a unter den Weisen. ThLZ 74 ( 1 9 4 9 ) Sp. 79. 8 S. die Beispiele o. S. 85f. Vgl. auch F. Ch. Fensham, Widow, Orphan, and the Poor in Ancient Near Eastern Legal and Wisdom Literature. JNES 21 ( 1 9 6 2 ) 1 8 9 f f . ; S. Mowinckel, a.a.O. 46. 9 Der Parallelismus scheint ein "115Π zu fordern. Zur Anschauung vgl. G. Fohrer, Art. „Kleidung". BHHWB II. Sp. 9 6 3 f f . , dazu Abb. Sp. 7 9 7 f . ; 809f.; 1187; 1222; 1 2 3 0 u.a. 10 Vgl. H.Greßmann, DerMessias. F R L A ( N ) T 26 (43) 15 Iff.; S. Mowinckel, a.a.O. 6 8 f „ 2 4 7 . II Vgl. auch II. Sam. 2 3 , 4 f . 12 Zu S t ! vgl. Hi. 14,8; Jes. 4 0 , 2 4 ; dazu B. Duhm, a.a.O. 104. Wäre der MT mit Τ η ^ (Frucht bringen) gegen cj. m S 1 beizubehalten - vgl. Μ. H. Goshen-Gottstein, The Book of Isaiah ( 1 9 6 5 ) - , ergäbe es in der Tat eine „brillante antithese", J. Coppens, a.a.O. 88f. 13 Zwischen 1 0 , 3 2 und 10,33 ist eine deutliche Zäsur erkennbar (vgl. Π3Π V. 33), während sich 11,1 mit 1 cons, formal an V. 34 anschließt. Auch inhaltlich steht dem nichts im Wege, vgl. O. Kaiser, a.a.O. 123ff.; J. Becker, a.a.O. 2 8 f . I

Anlaß und Funktion

95

zur Interpretation heranzuziehen, findet das in 11,1 angedeutete Gericht expliziten Ausdruck: „Der Herr, Jahwe Zebaoth" kommt, das Eisen in der Hand, über den Hochwald, über Bäume und Gestrüpp 14 , spaltet Äste ab und legt die „ragenden Wipfel des Waldes" nieder (V. 33). Das in V. 1 gewählte Gleichnis geht davon aus, daß der Königsstamm bis auf den Wurzelstock abgehauen ist, was eine — offensichtlich über Jes. 7,17 und 9 , I f f . hinausgehende — Verurteilung der ganzen davidischen Dynastie in sich schließt. Die Gründe dafür sind bereits in Jes. 7 und 9 zur Sprache gekommen; in Jes. 11 sind sie aus der antithetischen Ausrichtung des hier skizzierten Königsmodells zu erschließen (V. 3b). Auf dem Gebiet des Rechts, im besonderen des Schutzes der Personen minderen Rechts, der mit unter der Verantwortung des Königs stand 1 5 , war Klage zu erheben gewesen. Dies paßt ganz zu der Haltung, welche der Prophet in Kap. 7 zu brandmarken hatte. Der Jerusalemer König gürtete sich lieber mit Schwert und Macht als mit Gerechtigkeit und Treue 1 6 , weshalb seines Bleibens vor Jahwe nicht länger sein konnte. Unter diesen Umständen wandelte sich die Davidverheißung für Jesaja zur Weissagung für die Zukunft, und diese Wandlung ist es, die auch Kap. 1 l , l f f zugrunde liegt. II. Der aktuelle Anlaß, durch den Jesaja sich gedrängt sah, ein weiteres Mal auf die Davidverheißung zu sprechen zu kommen, ist nicht mehr mit Sicherheit rekonstruierbar. Für die zeitliche Ansetzung ist durch die Texte Kap. 7 und 9 ein terminus a quo gegeben 17 , da man in Kap. 11 eine weitere Entfaltung der dort angeschlagenen Themen sehen darf. Der literarische Zusammenhang, vor allem mit dem Textstück 10,28—32, das um das Jahr 701 anzusetzen ist 1 8 , würde diese Einordnung bestätigen. Über die näheren Umstände der Entstehung ist aber keine Klarheit zu gewinnen. Immerhin lassen sich einige wenige Rückschlüsse auf Sinn und Funktion dieses prophetischen Wortes machen. Einmal zeigt ein Vergleich mit den genannten Texten, worin die Eigenart dieser Weissagung besteht. Diese ist weniger in einer Ausbildung und Ausmalung der Zukunftshoffnung zu sehen. Die Schilderung des Friedens zwischen Mensch 14

Nach MT.

15

Vgl. auch Jes. 1 , 1 7 . 2 3 , wo die Rechtsschwachen der Obhut Israels, 3 , 1 4 den 1 Ö V _ , l p T

und Π Ή Φ (vgl. 3 2 , 7 ) und 14

1 0 , 2 den • , p p r i Q und Ο ' Π Γ Ο Ο anvertraut sind.

Vgl.C. H. Gordon, Belt-Wrestling in the Bible World. HUCA 2 3 ( 1 9 5 0 / 5 1 ) 1 3 4 ; W. H. Schmidt,

Die Ohnmacht des Messias. KuD 15 ( 1 9 6 9 ) 2 Iff. 17

Die Echtheit des Stückes 1 1 , 1 - 5 läßt sich schwerlich bestreiten. Gegen O. Eißfeldt,

Einleitung in das Alte Testament. 3. A. ( 1 9 6 4 ) 4 2 9 ; S. Mowinckel, a.a.O. 1 6 1 ; u.a. o. S. 16f. 18

Vgl. etwa O. Kaiser, a.a.O. 1 2 0 .

Vgl.

96

J e s a j a - K a p . 11, 1 - 9

und Tier (V. 6ff.) ist zwar in ihrer Art einzigartig; doch sie entfaltet nur das Motiv des Königsheils in dieser besonderen Auswirkung. Vielmehr ist die Eigenart dieses Textes in der engen Verbindung zu sehen, die er zwischen der Geistbegabung (V. 2) und dem Wesen (V. 3ff.) des zukünftigen Herrschers herstellt: Wie Ursache und Folge werden Jahwes Tat und des Herrschers Handeln miteinander verknüpft; nicht zufällig ist das häufige Auftreten der Partikel 1 consecutivum 1 9 das formale Kennzeichen des Textgefüges 11,Iff. Dazu zeigt die Betonung 2 0 , mit welcher der Einfluß des Jahwegeistes in V. 2 konstatiert ist, daß hier der Schwerpunkt zu suchen ist. Zum andern läßt die negativ formulierte (V. 3b) und ausdrücklich widerlegte (V. 4a) Aussage über die Richtlinien des Handelns erkennen, daß sich der Prophet in Auseinandersetzung befindet. Darf man weiter in V. 3b die Gegenposition angedeutet sehen, die eine von Jesaja verkündigte jahwegemäße Verhaltensweise des zukünftigen Königs in Zweifel ziehen möchte, fände wiederum die formale Struktur wie der besondere Akzent des Textes eine Erklärung. Das von Jahwe in der dritten Person redende Wort hätte dann die Absicht, diesem Einwand mit Hilfe einer Reihe von Konsekutivsätzen zu begegnen, die sich aus den V. 1 und V. 2 genannten Prämissen ergeben. Man gewinnt aus solchen Beobachtungen den Eindruck, daß der Anlaß zu der Prophetenrede jene V. 3b aufgenommenen Zweifel waren, die das von Jesaja entworfene Königsbild (7,14ff.; 9,5f., vgl. 32,Iff.) für zu ideal, wenn nicht für phantastisch hielten, und daß folglich die natürliche Skepsis im Hintergrund steht: Auch ein zukünftiger König wird nach eigenem Gutdünken handeln (V. 3b) und darum so anfechtbar sein, wie die augenblicklichen Regenten. Wäre es nicht denkbar, daß sich der Prophet gegen den naheliegenden Vorwurf schützen will, seine Messiasweissagung orientiere sich an dem Ideal eines Königs und sei darum wirklichkeitsfremd? III. Ist dies richtig gesehen, bekommt der Text und mithin auch die Davidüberlieferung ein eigenes Profil. Im Rahmen einer Entgegnung dient sie als Basis der Argumentation und findet darum eine ähnliche Verwendung wie in den prophetischen Worten von Kap. 7. Ein erstes Argument besteht in dem deutlichen Hinweis auf den Ahnherrn der Dynastie und besagt, daß der zukünftige König nicht mit den regierenden Davididen, wohl aber mit David selbst zu vergleichen sei. Aus dem „Wurzelstock Isais" hervorgewachsen, ist er aus demselben „Holz" wie der große König. Die Berufung auf die geschichtliche Grundlage der Überlieferung schützt die Weissagung davor, als unrealistisch mißverstanden zu werden. 19

In V. 1 - 5 sechsmal 1 cons, perf., dazu neunmal 1 cop. Zur stilistischen Gestaltung vgl. L. Alonso-Schökel, der in V. 2 eine chiastische Formgebung erkennt: „vier Winde, die auf einer Mitte ruhen", a.a.O. 160. ί0

Die A r g u m e n t a t i o n mit der Davidüberlieferung

97

Ist das Augenmerk hier auf die natürliche Herkunft des Königs gerichtet, wendet sich dann V. 2 der göttlichen Ausstattung zu, die ihn zu seinem Amt befähigt. Der Prophet argumentiert offensichtlich von der Salbung her, diesem Rechtsakt, der das besondere Verhältnis eines Königs in Israel zu Jahwe herstellt, und in welchem die Königskonzeption sichtbaren Ausdruck findet 2 1 . Er sieht darin die Grundlage seines Wesens22 und seines Amtes (V. 2f.), die ihn dazu ermächtigt und es ihm ermöglicht, j?"72£3 und " l W n a zu handeln (V. 4.5). Der Hinweis auf die Einwirkung Jahwes 2 3 auf den Gesalbten mittels der ihm verliehenen Charismata geschieht ebenfalls in der Absicht, die Verheißung vor dem Vorwurf der Utopie zu schützen. Der zukünftige David ist nicht das Wunschbild eines Schwärmers, sondern beruht auf der Davidüberlieferung, im besonderen auf der ihr eigenen Vasallenkonzeption, die den Gesalbten Jahwes als von ihm beschenkten, ausgerüsteten und gelenkten Herrscher versteht. Sein Handeln entspricht — ein drittes Argument — dem Amt, wozu ihn Jahwes Geist befähigt, und wurzelt nicht in der Eigenmächtigkeit seiner Erkenntnis. Insofern erklärt der Rückgriff auf die Königssalbung den skeptischen Einwurf (V. 3b), der aus einer Erfahrung mit den Machthabern Jerusalems zu sprechen scheint, für Zweifel an der Realität dieses Gottesverhältnisses, an dem festzuhalten Jahwe nach seiner Verheißung gewillt ist. Mit diesen der Davidüberlieferung entliehenen Argumenten sucht Jesaja jenem Mißverständnis zu Leibe zu rücken, welches sich wahrscheinlich als Folge der Modifizierung zur Zukunftsweissagung einstellte, daß nämlich seiner Verkündigung der Vorwurf der Utopie zu machen sei, die die „Wundergestalt" einer idealen Zukunft ausmale 24 . Der Einwand nötigt ihn dazu, einerseits auf die geschichtlichen Grundlagen der Verheißung, andererseits auf den Kern der Königskonzeption zurückzugreifen und sie neu zu entfalten. Das Besondere ist darum die Verheißung eines Davids, aus den Wurzeln Isais, eines Ebenbildes des großen Königs (V. 1); es ist das Verständnis der Königssalbung als einer Geistbegabung, die das Wesen und Handeln dieses Menschen bestimmt. 21

Vgl. R. de Vaux, a.a.O. 119ff. ( 2 8 7 f f . ) . Vgl. R. Koch, Der Gottesgeist u n d der Messias. Bibl 27 ( 1 9 4 6 ) 2 4 1 - 2 6 8 . - V. 3a fügt sich schwer in d e n Z u s a m m e n h a n g u n d ist w o h l als spätere Einfügung zu beurteilen. 23 Zur B e d e u t u n g von ΠΊΓΡ Π Π für Jesaja vgl. 30,1, wo ein politischer Plan v e r u r t e ü t wird; der Weheruf stellt in Parallele: „ein Plan . . . , der d o c h nicht von mir k o m m t " , „ . . . d o c h nicht mein Wille ist". Ein G e r i c h t s w o r t gegen „die nach Ä g y p t e n niedersteigen" ( 3 1 , 1 ) b e t r i f f t auch d e n vermeintlichen Helfer: „ U n d Ä g y p t e r sind Menschen u n d nicht G o t t u n d ihre Pferde Fleisch und nicht G e i s t " (31,3). Es ist Jahwes Wille und Plan, zugleich Macht u n d Wirkung. Vgl. auch T h . C. Vriezen, Essentials of the Theology of Isaiah. Israel's P r o p h e t i c Heritage. Essays in h o n o r of J. Muilenburg ( 1 9 6 2 ) 128ff., bes. 131 ff.; ders., R u a c h Yahweh (Elohim) in t h e Old T e s t a m e n t . OuTWG 9 ( 1 9 6 6 ) 5 0 f f . 22

24

Vgl. Ο. Procksch, G e s c h i c h t s b e t r a c h t u n g und geschichtliche Überlieferung bei d e n vorexilischen P r o p h e t e n ( 1 9 0 2 ) 4 1 ; H. G r e ß m a n n , der von einem „ H a l b g o t t " spricht, a.a.O. 2 4 6 f f . ; a u c h G. von R a d , Theologie d e s Alten T e s t a m e n t s . Bd. 2, der die „traditionellen P r ä d i k a t i o n e n der Königstheologie" für ü b e r b o t e n hält, 176; M. R e h m , Der königliche Messias. Eichstätter Studien N F 1 ( 1 9 6 8 ) 2 3 4 .

98

Jesaja-Kap. 28,16.21

IV. Jes. 11,Iff. läßt demnach König David als Vorbild erscheinen, nach dessen Ebenbild Jahwe den künftigen Herrscher zu gestalten beabsichtigt. Seiner Verheißung gemäß geht er aus dem Geschlecht hervor, dem einst der große Bethlehemit entsprossen war. Mit Hilfe seines Geistes rüstet er ihn zu einem brauchbaren Werkzeug zu, womit er im Lande Recht schaffen und Frieden zwischen Mensch und Tier stiften will 25 . Die Realität dieser Verheißung ist in der Treue zu dem einst geschaffenen Werk verankert 26 .

d) Kap. 28,16.21; 29,Iff.;

22,9.22

1) Jes. 28,16.21 Die Uberlieferung'von Davids Philistersieg als einer Kriegstat Jahwes, die in II. Sam. 5,17—25 erhalten ist, muß in irgendeiner Form Jesaja und seinen Zeitgenossen vertraut gewesen sein 27 . Darum genügt der einfache Hinweis auf den Kriegsschauplatz am Berg Perazim und in der Ebene bei Gibeon; man wußte um jenes epochemachende Ereignis, das die Großreichbildung Davids eingeleitet hatte, wie um die Eroberung Jerusalems durch David (29,1). Wenn nun der Prophet ein jenem Ereignis analoges Geschehen ankündigt (vgl. die Partikel D, V. 21), bedeutet es zunächst, daß die mit dem Philistersieg eingeleitete Epoche zu ihrem Abschluß gekommen ist. Die auf die damalige Tat (HffiVa) und das damalige Werk (ΓΠ357) Jahwes folgende Geschichte28 des davidischen Reiches findet in Jahwes Kommen zum Gericht ein Ende. Die Bauten auf dem Zion werden bis auf den Grund abgerissen (V. 16f.), „Zuflucht" und „Versteck" weggeschwemmt (V. 17), die fremd-religiösen Einflüsse 29 werden getilgt (V. 15. 25 Neben Ps. 7 2 ist Hos. 2 , 1 8 f f . eine Parallele hierzu. Auch dort ist die Folge der restituierten Verbindung ( 2 , 2 1 . 2 2 ) eine von Jahwe inaugurierte Segenskette (V. 2 3 f . ) sowie der Bund mit den Tieren, den er zugunsten seines Volkes schließen wird (2,20). Solche Segnung ist nach Lev. 2 6 , 6 ebenfalls Ausfluß des Bundesgehorsams. Vgl. auch Jes. 35,9; Ez. 3 4 , 2 5 f f . Die Nennung des „heiligen Berges" in 11,9 (vgl. 2 , I f f . ) weist in dieselbe Richtung; doch ist die Echtheit der Stelle nicht unbestritten. Zum Ganzen vgl. J. J. S t a m m H. Bietenhard, Der Weltfriede im Lichte der Bibel ( 1 9 5 9 ) , bes. 32ff. 26

J. Coppens spricht vom Anfang einer neuen Dynastie, a.a.O. 89. Vgl. S. Amsler, a.a.O. 5 1 ; O. Kaiser, a.a.O. 128. 21 Vgl. B. Duhm, a.a.O. 302. 28 Zu m a v / n v g l . G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 2. 172ff.; ders., Das Werk Jahwes. Studia Biblica et Semitica Th. H. Vriezen dedicata ( 1 9 6 6 ) 2 9 0 f f . 29 Der „Bund mit dem Tod" und „Vertrag mit der Unterwelt" (V. 15.18) ist schwer zu deuten. Handelt es sich um Nekromantie (vgl. 8 , 2 9 ; 2 9 , 4 ) und Schutzzauber (vgl. 19,3; 2,6ff.; 3,3) oder um ein Bündnis mit Ägypten und die dadurch veranlaßte Verehrung von Totengöttern? Vgl. dazu B. Duhm, a.a.O. 1 9 9 f f . ; H. Greßmann, Der Messias. F R L A (Ν) T. 2 6 (43). 1 0 6 f f . ; H. Schmidt, Die großen Propheten. SAT II 2. 93f.; E. J. Kissane, The Book o f Isaiah. I—II ( 1 9 4 1 / 4 3 ) 3 1 7 .

Kap. 2 9 , I f f .

99

18). Ein Garaus ist über das ganze Land beschlossen (V. 22) und zieht die prahlerischen „Regenten dieses Volks" (V. 14) ins Verderben (V. 18f.). Die befremdliche Tat der Zerstörung des eigenen, in der Königsgeschichte geschaffenen Werkes setzt zugleich in der Wiederholung vergangenen Geschehens einen Neuanfang. Ein bedeutsamer Sieg gegen die auf fremden Wegen und unter fremden Einflüssen wandelnden Volksteile leitet die Zeit ein, die einen Neubau auf Zion 3 0 bringen wird, errichtet mit 133»» als Meßschnur und npHS als Senkblei (V. 17), in der das Losungswort Geltung hat: „Wer glaubt, der weicht nicht" 3 1 (V. 16). — Der Prophet erkennt also im Abbruch des alten davidischjerusalemischen Gebäudes die Zeichen eines Neubeginns und sieht, wie Jahwe die Fundamente künftiger Geschichte legt. 2) Jes. 29,1 ff. Unter den verstreuten Hinweisen auf David und seine Geschichte, die ein Licht auf die Eigenart prophetischer Predigt werfen, nimmt der Anfang des Weherufs über Jerusalem Kap. 29,1, des sogenannten Arielgedichts, einen wichtigen Platz ein. „Wehe Ariel, Ariel, du Stadt, da David Lager schlug". Vermutlich aus Anlaß eine Festveranstaltung in Jerusalem entstanden 32 — nach V. lb ist an das Herbstfest zu denken - , nennt der Spruch die angeredete Stadt mit dem seltsamen Namen, den die masoretische Überlieferung als *7ΧΉΚ weitergab 33 Die schillernde Bedeutung dieses Namens scheint den Inhalt des Gedichts bestimmt zu haben 3 4 , das unter dem Einfluß der Ziontradition verfaßt sein mag 35 . So meint nach Ez. 43,15f. — und vielleicht nachdem Zeugnis der Mesainschrift ΉΧ in V. 2b wohl den obersten Aufsatz des Brandopferaltars 36 , während der Parallelismus membrorum in V. 1 und V. 7 an eine Bezeichnung für die „Stadt, da David Lager schlug" denken läßt. Ihr jedenfalls gilt das göttliche Wehe, wie die Anrede in der 2. Person fem. sg. 37 zeigt, der Stadt, die Jahwe noch als dieselbe ansieht, die David nach II. Sam. 5,6ff. erobert und zu seiner 30 Es scheint doch an einen dem Palast-Tempel-Komplex entsprechenden Bau gedacht zu sein. Vgl. 10,12. Zum Problem vgl. J. Lindblom, Der Eckstein in Jes. 2 8 , 1 6 . Interpretationes ad Vetus Testamentum pertinentes S. Mowinckel septuagenario missae ( 1 9 5 5 ) 123ff. 31 Nach K. Gallings ansprechender Deutung, Serubbabel und der Hohepriester beim Wiederaufbau des Tempels. Studien zur Geschichte Israels im persischen Zeitalter ( 1 9 6 4 ) 131 f. - » T T nach F. Ellermeier, Das Verbum ΡΙΠ in Koh 2 , 2 5 . ZAW 75 ( 1 9 6 3 ) 197ff.: Π Π I ,eilen'. 32 Vgl. B. Duhm, a.a.O. 180; H.-J. Kraus, Gottesdienst in Israel. 2. A. ( 1 9 6 2 ) 83, 261; E. Rohland, a.a.O. 164f. 33 1 Q Jes a VXTIX (nach BH 3 ; in BHS nicht notiert). 34 Vgl. W. F. Albright, Archaeology and the Religion of Israel (1941). Deutsch: Die Religion Israels im Lichte der archäologischen Ausgrabungen'(1956) 168ff., bes. 243f., Anm. 90; R. Smend, Art. „Herd Gottes". BHHWB II. Sp. 694. 35 Vgl. G. von Rad, a.a.O. 165, 171; E. Rohland, a.a.O. 165ff. 36 Vgl. hierzu W. Zimmerli, Ezechiel. BK XIII ( 1 9 6 9 ) 1093f. 37 Nur V. 1 redet in der 2. Pers. m. pl. Vgl. aber V. 3ff.

100

Jesaja - Kap. 22,9.22

und seines Gottes Residenz gemacht hat. ΓΠΠ heißt „sich niederlassen, das Zelt aufschlagen, sich lagern"; eskönnte deshalb sein, daß der Prophet an Davids Überfuhrung der Bundeslade in die Hauptstadt des Reiches und an ihre Unterbringung zunächst in einem Zelt erinnern wollte. Wie dem auch sei, die Vorstellung von Jahwes Gegenwart steht beherrschend im Mittelpunkt. Dies kommt durch die Rede im Ichstil (V. lf.), den Hinweis auf den Festzyklus (V. 2), wie — in der Fortsetzung des Gedichts — durch den Namen des über dem Ladethron epiphanen Gottes Jahwe Zebaoth (V. 6) zum Ausdruck und wird durch die Ankündigung bestätigt: „Und ich lagere mich ringsum gegen dich" (V. 3a). "1Π3 ist schwer zu deuten. Die griechische Überlieferung scheint Τ Π 3 gelesen zu haben, wodurch eine direkte Entsprechung zu V. 1 erreicht wird x . — Die Stadt gerät in Bedrängnis, wie vielleicht im Blick auf das Festgedränge zum Opferaltar hinzugefügt ist. Hier ist dasselbe Verbum gebraucht, das in Entsprechung zu V. 1 zu verstehen ist, was ihm erst prägnanten Sinn gibt: David „schlug Lager" in Jerusalem, und Jahwe tut es ihm gleich 39 . Doch seine Gegenwart ist nicht über Lade und Altar, sondern bei den Jerusalem belagernden feindlichen Heeren: „und ich will Ariel bedrängen" (V. 2), „und ich enge dich ein mit Schanzen und errichte gegen dich Wälle" (V. 3b). Jahwes Präsenz bedeutet Gericht 4 0 ; der Weheruf geht ihm voraus. War Jerusalem durch David zur Stadt der göttlichen Gegenwart, zum Kultort und Festplatz in Israel geworden, wird jetzt Jahwes Belagerung der davidischen Epoche Jerusalems mit ihrem Festkult ein Ende machen. Hier ebenso wie in Kap. 7,17; 9,1 und 11,1 ist eine Zäsur in der Geschichte des davidischen Königtums angedeutet, die nur mit den Anfängen der Reichsbildung (29,1, vgl. 28,14) und der Reichsteilung (7,17) verglichen werden kann. Für Jesaja ist diese Geschichte in eine kritische Phase getreten. 3) Jes. 22,9.22 Die beiläufige Erwähnung der Davidstadt und des Davidhauses geschieht in der Absicht, die Hörer an den verpflichtenden Anspruch der Vergangenheit zu erinnern (1,21-26). Ist das verfallene Jerusalem noch Davids Stadt (V. 19)? Kennt der neubestellte Hausmeier Eljakim die Besonderheit seines hohen Amtes (V. 22)? e)

Zusammenfassung

Jesaja geht davon aus, daß das davidische Königtum eine geschichtlich gewordene Größe ist (vgl. 9,6 und 10,10). Historische Reminiszenzen an Davids Ab38

Vgl. B. Duhm, a.a.O. 181f.; E. Rohland, a.a.O. 166, Anm. 4. ' Vgl. II. Sam. 11,11. 40 Vgl. G. von Rad, a.a.O. 165; E. Rohland, a.a.O. 164ff. 3

Zusammenfassung

101

stammung (11,1), an die Anfänge der Großreichbildung im Sieg über die Philister (28,21) und der Gründung der Reichshauptstadt Jerusalem (29,1) als Davidstadt (22,9), wo das Königshaus (7,2.13; 22,22) fortan residierte, an die Glanzzeit des Reiches (1,2Iff.; 7,7ff. (16); 8,23; 9,6) und an seinen Niedergang (7,17; 28,2Iff.; 29,Iff.) deuten seine Sicht der geschichtlichen Entwicklung an. Der Hinweis auf das Davidreich als politisches Ordnungsgefüge mit seinem Jerusalemer Haupt (7,7ff.) und seiner Vorherrschaft in der Völkerwelt (7,7ff.; 9,6) läßt darauf schließen, daß Jesaja es in einem weltweiten Rahmen sah. Doch hat für ihn das davidische Königtum in seiner geschichtlichen Entwicklung und als politisches Ordnungsgefüge vor allem heilsgeschichtliche Bedeutung. Denn in jenen Ereignissen erkannte er die Taten Jahwes (vgl. 28,21: n w s a / m n y ; 7,17; 10,12; 29,Iff.; 8,23ff.) und in jener politischen Ordnung ein Instrument göttlichen Wirkens (7,7ff.l4; 9,6; 11,Iff.). Die traditionsgeschichtliche Untersuchung zeigt, daß Jesajas Sicht des davidischen Königtums von der Davidbundüberlieferung geprägt ist. Die deutlichen Anklänge an die im Jerusalemer Königsritual gepflegten Überlieferungen, besonders der Bezug auf die Inthronisation und die Königssalbung (9,5f.; 11,2ff.; 7,6) lassen dies ebenso erkennen wie der Hinweis auf die enge Beziehung, die den König mit Jahwe verbindet (7,11), und vor allem die Aktualisierung der der davidischen Dynastie gegebenen Verheißung dauernden Bestandes (7,4ff.; 9,5f.; 11,1). Jesajas Verständnis des Davidbundes ergibt sich aus der Bestimmung des zwischen Jahwe und dem davidischen König bestehenden Verhältnisses: 1. Auf der einen Seite sieht der Prophet das Jahweverhältnis des Davididen als ein persönliches an; Jahwe als des Königs Gott läßt tröstliche Mahnung zusprechen (7,4), das Zeichen anbieten (7,11); seine Zurückweisung bedeutet eine Kränkung (7,13); seine Gegenwart wird den zukünftigen Regenten begleiten (7,14; 11,2f.). Auf der anderen Seite weist das Wortspiel in 7,9 in seiner Reziprozität sowie der Rekurs auf die Inthronisation, speziell auf den Rechtsakt der Salbung, darauf hin, daß jene Beziehung in ihrer Grundstruktur als gegenseitig in Verheißung und Verpflichtung bindendes Rechtsverhältnis nach Art der Vasallität aufgefaßt ist. 2. Die dem König auferlegte Verpflichtung exklusiver Jahweverehrung, die flir das zwischen Jahwe und seinem Volk bestehende Bundesverhältnis konstitutiv ist, ist für Jesaja die conditio sine qua non auch für die Gültigkeit des Davidbundes (7,9.17). Und hier tritt der Prophet in Konflikt mit dem regierenden Königshaus. Zwar stehen ohne Ausnahme politische Belange zur Diskussion. Die Entscheidung im syrisch-ephraimitischen Krieg (7,2ff., vgl. 8, 6), die Verletzung altisraelitischen Territoriums (8,23ff.), die innenpolitischen Aufgaben des Herrschers (11,Iff.), der Pakt mit Ägypten (30,Iff.; 31,Iff., vgl. 28,14ff.), Angelegenheiten der Hauptstadt (22,9) und des Königshauses

102

Jesaja

(22,22) sind die Fragen, auf deren Lösung Jesaja Einfluß nehmen will. Doch gerade im Bereich des Politischen sieht er die Gefahr einer Mißachtung der den Regenten auferlegten Verpflichtung, und er konfrontiert im Auftrag Jahwes mit der das Königtum tragenden Bundesordnung. 3. Im Falle der Verletzung jenes Verhältnisses im Treubruch hat der Prophet die Folgen anzukündigen, die sich aus der Verletzung des Hauptgebotes des Sinaibundes ergeben und welche die von ihm gebrauchten Redeformen widerspiegeln. So beziehen sich Mahnung (7,4), ultimative Warnung (7,9), Anklage (7,13), Gerichtsankündigung (7,14ff.; 28,21; 29,1: Weheruf; vgl. 9,6; 11,1) auf die Struktur einer sanktionierten Rechtsordnung, die bei Bundesbruch Jahwes gerichtliches Vorgehen vorsieht. 4. Die Verkündigung einer Restitution des davidischen Königtums nach seiner ursprünglichen Gestalt in Wiederholung seiner Geschichte (28,21; 29,1; 28, 16; 9,Iff.; 7,14ff.; 11,1; 9,5f.; ll,2ff.) basiertauf JesajasAnerkennung der Dynastieverheißung, wird jedoch als ein dem Gerichtshandeln folgender Akt erklärt, der allein in Jahwes Rechtsanspruch (HKJp 9,6) auf sein Eigentum begründet ist und ein neues Heil seines Volkes zum Ziel hat. 5. Das Bestehen jenes zweiten davidischen Königtums sieht Jesaja durch göttliche Garantien gesichert, die in der Festlegung der Regenten auf die für ihn an der Bundesordnung orientierten Richtlinien von üSlfö und n p l S bestehen und ihre Herrschaft von Grund auf (28,16; 9,6) ständig und wesenhaft (ll,2ff.) beeinflussen. 6. Die Funktion der davidischen Königsherrschaft schließlich bestimmt Jesaja in ihrer Zuordnung zum Jahwevolk. Sie besteht in einem Auftrag (9,5) und Amt (ll,2ff.), welches dem Recht und Frieden dient, das Leben des Volkes schützt und ihm eben dadurch Jahwes Heil (7,3ff.; 8,23ff.; 11,Iff.) bewahrt. Darum ist die Institution des davidischen Königtums1 vom Propheten in eine Reihe mit den Heilstaten gestellt, die dem Volk Jahwes in der Vergangenheit zugute kamen (9,3; vgl. 28,21; 29,1). Daraus ergibt sich zuletzt, daß Jesaja die Davidbundtradition von der Grundstruktur des Sinaibundes her verstanden hat, in ihm keinen einseitigen Verheißungsbund oder ein von der Sinaitradition gänzlich unabhängiges, dem Südreich eigenes Königsideal gesehen hat, sondern in ihm die das davidische Königtum tragende und zugleich politisch bindende theologische Konzeption erkannt hat, die auf dem Boden der traditionellen Bundestheologie41 entstanden ist, sie ergänzt, aber auch gefährdet hat. 41

L. Perlitts Feststellung zu Jes. l , 2 f . , der Prophet habe für das Verhältnis Jahwe-Israel nur die Vater-Sohn-Vorstellung gebraucht: „das Bild des ,Bundes' ist ein anderes - eben auch nur ein Bild, und Jesaja hatte Geschmack genug, sich mit einem zu begnügen" (Bundestheologie im Alten Testament. WMA (Ν) Τ 36 ( 1 9 6 9 ) 139) bezieht sich d o c h wohl nur auf Kap. l , 2 f . Darüber hinaus bleibt sie (auch nach S. 1 3 7 f f . ) Postulat, und der Versuch

Anhang

3. Jes.

103

16,1-5

Der zeitgeschichtliche Hintergrund der prophetischen Rede gegen Moab in Jes. 1 5 - 1 6 liegt weitgehend im dunkeln 4 2 . Soviel läßt sich den Andeutungen entnehmen, daß in Jerusalem die Frage der moabitischen Flüchtlinge (3N1Ö riD^bsV 15,9, vgl. 16,2) und Vertriebenen (3X1D ΤΠ1 4 3 16,4) zur Diskussion steht, die auf eine Lösung drängt (16,1-4). Offenbar war durch eine Gesandtschaft 4 4 (V. 1) eine Entscheidung 45 notwendig geworden. Der Prophet tritt auf den Plan, um seinen Einfluß auf den zu fassenden Beschluß zur Geltung zu bringen (16, 3 - 5 ) . Seine Aufforderung ergeht wohl an „die Tochter Zion" (V. 1), an Jerusalem und d.h. eben an jene Instanz, die in dieser Sache zu beschließen hat. Dabei ist in irgendeiner Weise der königliche Hof als beteiligt zu denken, wie er ja auch vom Propheten auf seine Haltung in der Frage der Flüchtlinge angesprochen wird (V. 5). Nach V. 3 und 4 vertritt er die Meinung, man solle die Flüchtlinge aus Moab in Jerusalem aufnehmen: „Mache der Nacht gleich deinen Schatten am hohen Mittag. Verbirg die Vertriebenen, die Flüchtlinge verrate nicht. Weilen sollen sie in dir, die Vertriebenen Moabs. Sei ihnen ein Versteck vor dem Verwüster." Seinem Rat gibt er eine doppelte Begründung bei. Einmal macht er in einer prophetischen Ankündigung 46 darauf aufmerksam, daß das Ende der Bedrükkung — von Jahwe bewirkt, wie man ergänzen muß 4 7 — abzusehen sei. Die andere Begründung besteht aus dem mahnenden Hinweis auf Würde und Pflicht muß unternommen werden, den „Rechts-Grund der prophetischen Botschaft" (154) in fundierter traditions- und gattungsgeschichtlicher Einzelanalyse zu erhellen. Vgl. jetzt wieder W. Eichrodt, Prophet and Covenant: Observations on the Exegesis of Isaiah. Essays in Honour of G. H. Davies (1970) 167ff. 42 S. o. S. 20. 43 Mit den Versionen gegen die Punktation des MT 44 Man dachte gewöhnlich an eine moabitische Gesandtschaft. Anders E. Power, der an einen edomitischen Überfall Moabs und an eine diplomatische Mission aus Sela/Petra von seiten der Edomiter denkt, a.a.O. passim. Die Deutung W. Rudolphs auf ein Hilfegesuch der Moabiter, das in V. 1 . 3 - 5 wiedergegeben ist und auf ein Vasallitätsgelöbnis (V. 5) hinausläuft: „ . . . so möge in Gnaden ein Thron aufgerichtet werden, auf dem in (Vasallen-) Treue im Schutze Davids ein Richter (König) sitzen soll" (a.a.O. 140), stößt sich an V. 2 und dem Namen Moab in V. 4, die folgerichtig ausgeschieden werden (a.a.O. 135f.), und beruht auf dem angedeuteten Verständnis von " T O m u n d 1 Π *?ΠΝ3. Die „messianische" Deutung wird abgelehnt (vgl. a.a.O. 140 und 142f.). 45

Vgl. die Imperative in V. 3ff. Zu H ^ V ß im Sinne von „judgement" vgl. Ε. A. Speiser, The Stem PLL in Hebrew. JBL 82 (1963) 304, 306. 46 So ist Ό in 16,4b wohl zu verstehen, vgl. E. Power, a.a.O. 439, 442, Anm. 3. Gegen W. Rudolph, a.a.O. 136. 47 Vgl. die ähnlichen Formulierungen in Jes. 29,20; 31,3 u.a.

104

Jesaja - Anhang

des Königs in „Davids Zelt" (V. 5): Er hat sich in politischen Entscheidungen von seinem besonderen Amt als König auf dem davidischen Thron bestimmen zu lassen: „Dann wird durch solche Huld der Thron gefestigt sein, und sitzen wird darauf im Zelte Davids in Treue, der richtet und trachtet nach Recht und sich auf Gerechtigkeit versteht" (V. 5). Mit diesem letzteren Hinweis greift der Prophet (vgl. Jes. 7) auf die Davidtradition zurück, wobei er auf dieser Basis ein grundsätzliches Einverständnis mit dem königlichen Hof erreichen möchte. Die Aufnahme solcher Überlieferung zeigt schon die in diesem Bereich lebendige Terminologie. Der Verbum )1D in Verbindung mit dem Thron geht auf uralte Vorstellungen zurück, wie sie etwa in II. Sam. 7,13.16 ihren gültigen Ausdruck gefunden haben. — Das Bild vom VnN ist kontrastierend neben ΎΠ ΓΡ3 zu stellen, wie es von Ps. 132,3 her naheliegt (vgl. Jes. 29,1). — Auch das Richteramt des Königs ist nach Ps. 72; Jes. 11,4f.; Mi. 4,14 (vgl. Ps. 2,10) eine traditionelle Würde, die ihm „Recht und Gerechtigkeit" zur Pflicht macht. Es kann nicht übersehen werden, daß es im alten Orient gemeinhin zum Hofstil gehört, von den Königen die Ausübung von Recht und Gerechtigkeit zu erwarten und ihnen den Schutz der Armen und Rechtlosen anzubefehlen 4 8 . In gleicher Weise geht die auch hier in V. 5 durchschimmernde Vorstellung von der Gerechtigkeit als Fundament des Thrones (vgl. Jes. 9,6) auf ägyptische Vorbilder zurück. Doch unterscheidet sich das prophetische Wort Jes. 16,5 dadurch von ähnlichen altorientalischen Aussagen, daß eben jenes Fundament des Thrones (ρΊΠΊ) und der Bestand der Dynastie (V^S? 3 t m ) von der ΤΟΠ und ΠΏΧ des Königs grundsätzlich abhängig ist, wodurch die in V. 5 ausgesprochene Mahnung ihre besondere Dringlichkeit erhält: Die politische Entscheidung rührt nach V. 5 an die Grundfesten des Königtums. In solcher Bedingtheit manifestiert sich das Verhältnis Jahwes zu dem Regenten auf Davids Thron 4 9 . Indes ist es die konkrete Auswirkung in der zur Debatte stehenden Frage, die der Prophet mit dem Rückgriff auf die anerkannte Tradition veranlassen will. Die „Huld" wäre eben nun der Beschluß zur Aufnahme der moabitischen Flüchtlinge. Hier kommen noch zwei andere Motive ins Spiel, die dem prophetischen 48

S. o. S. 8 5 f f . Vgl. S. Mowinckel, a.a.O. 9 3 f f . - Die Parallele in Jes. 1,17 ist lehrreich. Dort ist an das Volk und seine Häupter (1,10) dieselbe Mahnung - im Zusammenhang einer Rib-Rede - wie in Jes. 16,5 gerichtet. - Zu Τ Π » vgl. Ps. 4 5 , 2 ; Spr. 2 2 , 2 9 ; Esra 7,6, dazu C. H. Gordon, Ugaritic Manual. An Or 35 ( 1 9 5 5 ) 287; W. Rudolph, a.a.O. 136, dort weitere Hinweise. 49 N. Glueck, Das Wort HESED im alttestamentlichen Sprachgebrauche als menschliche und göttliche gemeinschaftgemäße Verhaltungsweise. BZAW 47 ( 1 9 6 1 ) ; vgl. 30, 4 0 f f . ; A. R. Johnson, HESED and HÄSID. Interpretationes ad Vetus Testamentum pertinentes ( 1 9 5 5 ) lOOff.

Jes. 1 6 , 1 - 5

105

Rat zugrunde liegen und die er in der königlichen Entschließung beachtet sehen will. 1. Die sprichwörtliche 50 Gastfreundschaft des Alten Orients fand in Israels Rechtsordnung ihren besonderen Niederschlag. So ist im Bundesbuch der Schutz des H zum Anliegen Jahwes gemacht: „den "U aber sollst du nicht bedrängen und ihn nicht unterdrücken, denn D m seid ihr im Lande Ägypten gewesen" (Ex. 22,20; vgl. V. 21 ff.; 23,9) s l . Der Prophet verlangt, die Vertriebenen in Jerusalem als 0Ή5 aufzunehmen und ihnen Recht und Schutz (V. 3b.4a) dieses Standes zu gewähren, und erhebt damit dem König die Pflicht zum Gebot, mit dessen Befolgung sein Thron und Regentenamt steht und fällt. 2. Kommen die Flüchtlinge aus Moab, einem Land, das einst zum Großreich Davids g e h ö r t e i s t ihr Schicksal rechtens dem Herrscher im Zelte Davids anheimgegeben. Denn auch Jahwe selbst wird sich darum annehmen (V. 4b), wie ihr Geschick ja auf ihn selbst zurückgeht (15,9) 5 3 . Somit ist es gerade Regentenpflicht des Davididen, ΤΟΠ zu bewähren und den Flüchtlingen neben göttlicher Hilfe auch den Beistand des Herrschers zuteil werden zu lassen, der auf Land und Leute Moabs Anspruch erhebt. Ähnlich Jes. 7 hält also das prophetische Wort dem König die Davidtradition vor, und dies deshalb, weil es sich um eine politische Entscheidung handelt, die maßgeblich vom König getroffen werden muß. Der Prophet beruft sich auf die gemeinsame Basis und knüpft am Herkommen an, dessen Geltung auch vom Königshof nicht bestritten wird. Seine Absicht aber ist, den König zu einem verantwortlichen Handeln zu bewegen, damit sein Königtum nicht an der Verletzung der ihm aufgetragenen Pflichten zu Fall komme. Wieder erscheint Thron und Zelt 5 4 Davids als von jener Ordnung abhängig, nach welcher das Weiterbestehen eine Folge entsprechenden Handelns ist. Unterschiedlich in der Argumentation und Intention sind zwei in den Königsbüchern überlieferte prophetische Zeugnisse, die ihrer dtr. Uberblendung wegen hier nur anhangweise erwähnt werden sollen. Der Jesaja zugeschriebene Botenspruch 55 an den König von Assur (Sanherib) II. Kö. 19,32-34 (Jes. 37,33-35), der also in die Zeit Hiskias datiert wird (vgl. auch II. Kö. 20,Iff.; Jes. 38,Iff.), ruft dem anrückenden Feind ein vier50

Vgl. F.Nötscher, Biblische Altertumskunde (1940) 46f.; R. de Vaux, a.a.O. 124ff. Vgl. W. Beyerlin, Die Paränese im Bundesbuch. Gottes Wort und Gottes Land. Festschrift für H.-W. Hertzberg (1965) 14ff., 27. 52 Vgl. II. Sam. 8 , I f f . ; Nu. 24,15ff. 53 Vgl. dazu E. Power, a.a.O. 435ff. 54 Soll die Ersetzung von ΓΡ3 durch auf d ie Anfänge des Jerusalemer Königtums zurückweisen (vgl. Jes. 28, 21; 29,1) und damit auf das Wesen der Dynastie Davids hinzeigen? 55 DerSpruch entstammt wahrscheinlich nachjesajanischer Traditionsbildung,vgl. R. de Vaux, Jerusalem et les prophetes. RB 73 (1966) 498ff. 51

106

Micha - Kap. 5 , l - 5 ; 4 , 8

faches Nein entgegen. Die Stadt bleibt unversehrt; Jahwe verspricht Schutz und Hilfe, „um meinetwillen und David, meines Knechtes willen" (II. Kö. 19,34; vgl. I. Kö. 11,12.13.34; 15,4; II. Kö. 8,19; 20,6; Ps. 132,10). Die Formel besagt, daß sich Jahwe von der Treue zum Davidbund leiten lassen will, der ihn zum Heilshandeln gegenüber dem 'Dtt TU (20,5) und „dieser Stadt" (19,34) verpflichtet. Ähnlich wie in Jes. 7,4ff. ist der Davidbund als Garantie für den Bestand Jerusalems in Anspruch genommen, jedoch ohne daß die in der Benennung Ή357 (vgl. Jes. 7,9) angedeutete Voraussetzung problematisch zu sein scheint. Das Wort der ungenannten Propheten an König Manasse (II. Kö. 21,10-15) 5 6 besteht aus gerichtsbegründenden (V. 11.15) und gerichtsankündigenden (V. 12) Teilen. Dem König wird der Rückfall zum Götzendienst angelastet, der mit der Vernichtung Jerusalems bestraft werden soll: „Und ich spanne über Jerusalem die Meßschnur von Samaria und das Senkblei vom Hause Ahab und wische Jerusalem ab, wie man eine Schüssel abwischt und nach dem Abwischen umstürzt" (V. 13). Ähnlich wie Jes. 7,17 (vgl. 28,21; 29,1) trifft den Davididen Jahwes Gericht, weil er und „der Rest seines (seil. Jahwes) Eigentums" (V. 14) das Böse in seinen Augen getan (V. 15) und damit die Basis des Königtums zerstört haben.

4. Micha - Kap. 5,1-5;

4,8

I. In den Aufzeichnungen der Prophetie Michas aus Morescheth-Gath kommt der Name David nicht vor; doch ist kein Zweifel, daß das davidische Königtum in seiner Verkündigung eine Rolle spielt. Durch die Nennung Bethlehems in Kap. 5,1 wird die Aufmerksamkeit auf den Heimatort des großen Königs gelenkt und die Erinnerung an die Zeit wachgerufen, als die judäische Ortschaft durch ihren berühmten Sohn in das Licht der Geschichte trat. Ephrata ist ein in und um Bethlehem ansässiges Geschlecht, dem David entstammt - sein Vater wird I. Sam. 16,1 ein Bethlehemit, 17,12 ein Ephratiter genannt — und das in den Verband der ΓΠ1ΓΡ ">sV8 einbezogen ist. Vollends die Vorstellung eines Herrschers über ein Reich „bis zu den Enden der Erde" macht deutlich, daß der Prophet an David erinnern und seine Botschaft auf diese Erinnerung stützen wül. 56 Zur mutmaßlichen Herkunft vgl. etwa G. von Rad, Die deuteronomistische Geschichtstheologie in den Königsbüchern. Deuteronomium-Studien. F R L A ( N ) T 4 0 ( 1 9 4 7 ) 57ff. (196ff.).

Mi. 5 , 1 - 5 als Texteinheit

107

Die Redeeinheit, zu der diese Worte gehören, wird man am besten mit Kap. 5,1 beginnen lassen. In Kap. 4 liegt eine Spruchreihe vor, die den Zion z u m Thema hat 1 . Demgegenüber setzt in 5,1 Jahwes Rede, an Bethlehem Ephrata gerichtet, mit nflto neu ein. Die Zäsur vor 5,1 wird dadurch vertieft, daß in 4 , 1 4 ein offenbar von der Einheit 1 , 8 - 1 6 abgesprengtes Fragment vorliegt 2 , das im jetzigen Zusammenhang der Weissagung des neuen Herrschers als Folie dient. Da in V. 6 f f . ein neues Thema angeschlagen wird und ein direkter Anschluß an V. 5 nicht zu erkennen ist, wird man in dem einleitenden ΓΡΠΙ den Anfang einer neuen Einheit sehen können. Das so erhaltene Textstück V. 1 - 5 bildet trotz Unebenheiten und Spannungen formal und inhaltlich gesehen eine Einheit3. V. 1 „Und du, Bethlehem (Haus) Ephrata - klein bist du unter den Sippen Judas 4 1

Vgl. W. Beyerlin, Die Kulttraditionen Israels in der Verkündigung des Propheten Micha. FRLA(N)T NF 54 (72) (1959) 17f.; A. S. Kapelrud, Eschatology in the Book of Micah. VT 11 (1961) 392ff.; A. Weiser, Das Buch der zwölf Kleinen Propheten. ATD 24. 4. A. (1963) 262ff.; B. Renaud, Structure et Attaches Litteraires de Michee IV-V. CahRB 2 (1964) l l f f . , u.a. 2 Vgl. W. Beyerlin, a.a.O. 18f. - Anders J. T. Willis, Micah IV 1 4 - V 5 - a Unit. VT 18 (1968) 529ff. 3 So die meisten Ausleger, aber auch andere Analysen des Textes vermerken die Zäsuren vor 5,1 und nach 5,5. Vgl. Anm. 1; dazu J. Lindblom, Micha literarisch untersucht (1929) 94ff.; E. Sellin, Das Zwölfprophetenbuch. ΚΑΤ XII. 3. A. (1929)332ff. (4,8-5,5); Η. Schmidt, Die großen Propheten. SAT II 2. 2. A. (1923) 148ff. (4,14-5,3; 5,4b-5); Th. H. Robinson, Die zwölf Kleinen Propheten. HAT I 14. 2. A. (1954) 143 ( 5 , 1 - 3 . 4 - 5 ) ; Μ. B. Crook, The Promise in Micah 5. JBL 70 (1951) 314f.; J. Μ. P. Smith, Micah. ICC (1959) lOlff. ( 5 , 1 - 3 . 4 - 5 ) ; A. Weiser, a.a.O. 272; E. Rohland, Die Bedeutung der Erwählungstraditionen Israels für die Eschatologie der alttestamentlichen Propheten (1956) 243. - Jahwe spricht V. 1, erscheint aber in V. 2 in 3. Person. V. 2 und V. 4b.5a stehen unter dem Verdacht, spätere Einfügungen zu sein. 4 Der Text in V. 1 ist schwierig. Durch das Nebeneinander von a n ' r - r r ' a und n m s x wirkt er überfüllt; n v n V v . laß ist in diesem Zusammenhang ungewöhnlich (vgl. V la6). Dazu kommen die durch die griechische Überlieferung bezeugten unterschiedlichen Lesarten, vgl. Septuaginta Vol. XIII. Duodecim prophetae (1943), edidit J. Ziegler. 217. Folgendes scheint sich aus der Textbezeugung zu ergeben: I. Alle Hauptzeugen bieten D n V T P a bzw. Βηι?λ£εμ: MT, LXX, Mt. 2,6 und auch das Fragment zu Mi. 5 aus der Zwölfprophetenrolle von Murabbaat: ]D[nV, vgl. P. BenoitJ. T. Milik-R. de Vaux, a.a.O. II, PI. LXIV. Man wird darum versuchen, ΟΠ^-ΓΡΗ beizubehalten. 2. Die griechische Überlieferung umschreibt den zweiten Namen: οίκος του Εψραϋα bzw. 7η Ιούδα (Mt. 2,6 Min. 198). Aus der Bezeichnung η1?X sowie aus I. Sam. 17,12; Ru. 1,2; 4,11; I. Chr. 2,50ff. geht hervor, daß ΠΓΠΒΧ als Name einer Großfamilie oder Sippe zu verstehen ist (vgl. Art. „Ephrat" von E. Jenni in BHHWB I. Sp. 421) und die griechische Übersetzung auf der richtigen Spur ist. Da das erste Element des zusammengesetzten Namens ΠΠ 1 ?~Π , 3 nach Ausweis etwa der Benennung Isais als " n n V n - r v a

108

Micha - Kap. 5 , 1 - 5 ;4,8

aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll; und seiner Herkunft 5 nach stammt er aus der Vorzeit, aus uralten Tagen. V. 2 Darum gibt er sie preis bis zur Zeit, da eine Gebärende gebiert; der Rest seiner Brüder aber kommt zurück zu den Söhnen Israels. V. 3 Und er steht da und weidet mit Jahwes Macht, und der Majestät des Namens Jahwes, seines Gottes. Und sie bleiben, denn nun ist er mächtig bis an die Enden der Erde. V. 4 Und er wird „Herr des Friedens" sein 6 ... V. 5 Und er wird vor Assur retten, wenn es in unser Land kommt und wenn es unsere Grenzen betritt." Für die Beurteilung der Echtheit gilt J. Lindbloms Feststellung: „Wie man sich dazu stellt, wird immer von der allgemeinen Anschauung eines jeden betreffs der Zukunftsweissagungen bei den Propheten abhängig sein." 7 Entsprechend allgemein sind auch die Gründe, die gegen eine Herleitung dieses Textes von Micha geltend gemacht werden 8 . Immerhin ist die Nennung Assurs in V. 5b in I. Sam. 16,1.18; 17,58; II. Sam. 21,19 durchaus noch einen Bezug zu dieser Bedeutung erkennen läßt, auf der anderen Seite ΠΠ1ΒΧ nach Ru. 4,11 (Ps. 132,6); Jos. 15,59 (LXX) parallel zur Ortschaft Bethlehem gesetzt werden konnte, is.t eine Streichung von 0Π 1 ?, um eine Verbindung ΠΓΠΒΝ ΓΡ2 zu erhalten, nicht erforderlich. 3. Bei allen griechischen Textzeugen findet sich der Superlativ in V. laß. Ob dies auf eine andere Vorlage als MT, etwa Τ572ίΓ] - bei der negativen Formulierung μηολι-γιστος eines Überlieferungsstranges, hauptsächlich der lukianischen Rezension und Mt. 2,6 oder "V57iJn, vielleicht unter Abtrennung des Π von Π D I S K , schließen läßt, ist nicht sicher zu sagen. Immerhin könnten es auch Versuche sein, die ungewöhnliche hebräische Konstruktion zu deuten. Die Wiedergabe hängt mit entscheidend davon ab, wie zu verstehen ist. Möglich erscheint auch, mit J. A. Fitzmyer, l e as a Preposition and a Particle in Micah 5,1 (5,2). CBQ 18 (1956) lOff., d a s ' ? im Ι-ΗΤΤΙ 1 ? als Präposition in der Bedeutung des komparativischen j ö zu erklären: „zu klein, um unter den Tausendschaften Judas zu sein". Zur textkritischen Frage vgl. bes. J. Μ. P. Smith, a.a.O. 102ff. TTINSIDI ist als nomen fem. pl. hapax legomenon und schwer zu deuten. J. Μ. P. Smith, a.a.O. 106, weist auf assyr. „müsü, used e.g. of the sources of the Tigris" hin und erklärt es im Sinne von Abstammung. Die Nominalbildung als fem. pl. mit Ö als Präfix könnte eine abstrakte Bedeutung dieser Art stützen, vgl. W. Gesenius-E. Kautzsch, Hebräische Grammatik. § 1 2 4 . d - f . Am sichersten ist noch die Herleitung von SS 11 , das durch den Kontext, vor allem durch V. 1 auf „entstammen, herkommen" festgelegt ist. 6 Diese Übersetzung nach W. Baumgartner, Ras Schamra und das Alte Testament. II. ThR 13 (1941) 4f.; W. Beyerlin, a.a.O. 35, Anm. 1.2, 79, 84f.; W. L. Moran, The Hebrew Language in its Northwest Semitic Background. The Bible and the Ancient Near East. Essays in Honor of W. F. Albright. 2. A. (1965) 61; M. Dahood, Hebrew-Ugaritic Lexicography II. Bibl 45 (1964) 393ff. (s.v. ΠΤ), u.a. 7 A.a.O. 95. 8 Für eine spätere Datierung treten etwa ein: J. Μ. P. Smith, a.a.O. 102; Th. H. Robinson, a.a.O. 143; J. Lindblom, a.a.O. 98; O. Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament. 3. A. (1964) 553ff.; E. Sellin-G. Fohrer, Einleitung. 10. A. (1965) 489f.; B. Renaud, a.a.O. 89ff. - An einer Herkunft von Micha halten fest: H. Schmidt, a.a.O. 149; E. Sellin, 5

Traditionelle Züge im Herrscherbild

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(4a) ein Anhaltspunkt für die Datierung; man wird darum - der Angliederung an 4,14 entsprechend — auch 5,Iff. mit der Invasion Sanheribs im Jahre 701 9 in Zusammenhang zu bringen haben. II. In seiner Untersuchung „Die Kulttraditionen Israels in der Verkündigung des Propheten Micha" hat W. Beyerlin gezeigt, in welchem Maße das Bild des davidischen Herrschers in 5,1—5 von den heilsgeschichtlichen Überlieferungen, besonders der „Tradition vom Davidsbund" bestimmt ist. War die Nathanweissagung von dem Bestreben geleitet, das davidische Königtum in der Zukunft dadurch zu erhalten, daß auf dem Wege der dynastischen Erbfolge Davids Nachkommen ( V i t ) , die „aus seinem Leibe kommen" (V. 12), in die Herrschaft eintreten, redet Jahwe entsprechend in Mi. 5,1 von einem Herrscher, der aus der gens Davidica 10 hervorgeht. Hier wie dort ist der Ausdruck p verwendet, der in 5,1b mit einer feierlichen Wendung 11 aufgenommen wird und zugleich an das wiederholte oVlS7~T57 erinnert, das der Dynastie immerwährenden Bestand zusichert. Der kommende Davidide aus Bethlehem hat seine Legitimation als Herrscher über Israel darin, daß er aus dem uralten Königsgeschlecht stammt, über das die Verheißung gesprochen ist. Mögen Vorstellungen der altorientalischen Königsideologie und des Hofstils 12 mitschwingen, hier scheint doch zunächst die Anknüpfung an die Generationenkette gemeint zu sein, die den neugeborenen Herrscher mit David in Verbindung bringt und als berechtigten Nachfolger und Erbe seines Reiches ausweist. Das Regieren des zukünftigen Herrschers geschieht „in der Macht Jahwes" und „in der Autorität des Namens Jahwes, seines Gottes" (V. 3). Micha kommt damit auf das Verhältnis zu Jahwe zu sprechen, das dem davidischen König gewährt ist. Jahwe ist des Königs Gott, wie er Israels Gott ist 13 ; in Jahwes Aufa.a.O. 387; A. Alt, Micha 2 , 1 - 5 Γ Η Σ Α Ν Α Δ Α Σ Μ Ο Σ in Juda. I n t e r p r e t a t i o n s ad Vetus T e s t a m e n t u m pertinentes Sigmundo Mowinckel septuagenario missae (1955) 14f. (Kleine Schriften III. 375); A. Weiser, a.a.O. 275; W. Beyerlin, a.a.O. 78f.; E. Rohland, a.a.O. 243ff.; A. S. Kapelrud, a.a.O. 4 0 1 ; A. Deißler, Michee. SB 8 1 ( 1 9 6 4 ) 299, 334f.; Μ. B. Crook m ö c h t e die Entstehung von Mi. 4 , 1 4 - 5 , 5 mit Ereignissen des 9. J a h r h u n d e r t s in Verbindung bringen, a.a.O. passim. 9 Vgl. dazu A. Alts Ausführungen, a.a.O. 14f. (III 375); E. Hammershaimb, Einige Hauptgedanken in der Schrift des Propheten Micha. StTh 15 (1961) 28ff.; K. Eiliger, Die Heimat des Propheten Micha. ZDPV 57 (1934) 8 1 f f . (Kleine Schriften. ThB 32 (1966) 9ff.); A. Weiser, a.a.O. 274; W. Beyerlin, a.a.O. 78; E. R o h l a n d , a.a.O. 245; A. Deißler, a.a.O. 335. 10

Vgl. A. Alt, a.a.O. 15 (III 375f.); W. Beyerlin, a.a.O. 81. S. o. A n m . 5 ; A.a.O. 82f. D i p und üVlS? W sind nach Mi. 7,14f. 20 die Tage Davids (vgl. Am. 9,11), des Auszugs aus Ägypten und der Väter. 12 W. Beyerlin, a.a.O. 82, A n m . 5 , A. S. Kapelrud, a.a.O. 4 0 0 . 13 S. zu II. Sam. 7 und Jes. 7,11. 11

110

Micha - Kap. 5 , 1 - 5 ; 4,8

trag und Vertretung handelt der König. Ganz offensichtlich bezieht sich der Prophet auf die Konzeption, in welche das Nathanorakel und — in Verbindung damit — das judäische Königsritual 14 das Verhältnis des Königs zu Jahwe gefügt hatten. Die damit verbundene Übertragung von Rechten und Pflichten spiegelt sich noch an einigen Stellen der Königspsalmen wie Ps. 110,2; 21,2; I. Sam. 2,10 und eben in dem Ausdruck Π1ΓΡ Τ5?3 wieder. Aber auch die Nennung des Namens Jahwes zeigt die Anleihe des Propheten bei traditionellen Vorstellungen des Jerusalemer Hofes an. Es ist auf I. Sam. 17,45; II. Sam. 6,2; Ps. 20,2.6; 89,25 zu verweisen, wo in besonderer Weise von Jahwes Präsenz beim davidischen König die Rede ist. Das Hirtenmotiv, das die Aufgabe des neuen Regenten V. 3 beschreibt, ist gewiß ein altorientalisches Königsepitheton15. Es ist darum kein Wunder, wenn es im Alten Testament neben seiner Verwendung für Jahwe im besonderen in der Tradition vom davidischen Königtum heimisch ist. So sah Ps. 78,70ff. in Davids Hirtenberuf bereits sein königliches Hirtenamt vorgezeichnet. Entsprechend sind die Stellen II. Sam. 7,8; 24,17 16 und wohl auch I. Sam. 16,1 Iff.; 17,34 zu deuten. Jedenfalls umfaßt diese Bezeichnung Herrschaft und Funktion dessen, der über Israel gesetzt ist und in Jahwes Auftrag die Regentschaft führen soll. In dieser Eigenschaft „ist er groß" und seine Macht reicht „bis zu den Grenzen der Erde" (V. 3b). Auch wenn man der Konjektur R. Kittels zu II. Sam. 7,11 17 nicht folgen will, wird man doch in der Vorstellung der Weltherrschaft die Beziehung zur Nathanverheißung sehen können. Der große Name, der David verliehen wird, „wie der der Größten, die auf Erden sind" (II. Sam. 7,9), impliziert Großmacht ünd Weltbedeutung, wie ja das Ritual den davidischen Regenten mit der Weltherrschaft belehnt hat 1 8 . Aufschlußreich ist in dieser Hinsicht die Formel Jahwes Weltherrschaft ist seinem Gesalbten übertragen, der als sein Statthalter „von Meer zu Meer, vom Strom bis zu den Enden der Erde herrscht" (Ps. 72,8) 19 . Schließlich aber wird der knappe Satz 01*72? ΠΤ ΓΓΠΊ über den Weltkönig aus der Tradition des davidischen Königtums verständlich. Die Namengebung durch die Gottheit gehörte zum Zeremoniell der Thronbesteigungsfeierlichkeiten am ägyptischen wie doch wohl auch am judäischen Königshof 20 . Micha scheint 14

S. u. S. 26ff. Vgl. G. von Rad, Das judäische Königsritual. Sp. 213ff. (208ff.); R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahve. 119ff. (287ff.). 15 Vgl. V. Hamp, Das Hirtenmotiv im Alten Testament. Festschrift für Kardinal Faulhaber (1949) 7ff. 16 Vgl. ebda. 11. 17 S. o. S. 31f. Zum Ganzen vgl. H. Groß, Weltherrschaft als religiöse Idee im Alten Testament. BBB 6. 2. A. (1967) 70ff. 18 S. o. S. 88; vgl. Ps. 2; 110. " Vgl. auch Ps. 2,8, dazu Sach. 9,10.

Rahmenmotive

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nun einen solchen Thronnamen dem Ritual entlehnt oder nachgebildet und also gleich Jesaja dem neuen Herrscher „einen großen Namen" gegeben zu haben (vgl. II. Sam. 7,9). Ähnliche Titel sind aus ägyptischen Texten sowie in Jes. 9,5 zu belegen 21 . Dann hätte der Prophet damit nur die Summe des bisher über den davidischen Herrscher Gesagten gezogen, indem er betont, daß dieser tatsächlich seinem Ehrentitel gerecht wird und ist, was sein Name sagt, nämlich „Herr des Friedens". Die Gestalt des bethlehemitischen Herrschers trägt demnach die Züge des Königsbildes, das die Überlieferung von David gezeichnet und auf seine Thronfolger übertragen hat.

III. Michas Verständnis dieses vom kommenden davidischen Herrschers gezeichneten Bildes und damit seine Auffassung vom Wesen dieses Königtums erhellt aus dem ihm beigegebenen Rahmen und seiner besonderen altisraelitischen Akzentuation 2 2 . Seiner Herkunft nach gehört der erwartete Davidide einem Familienverband an, der unter die Sippen des Stammes Juda gezählt wird. Die Einordnung nach seiner Abstammung steht unter der beherrschenden Vorstellung eines Sozialgefiiges, das sich nach Sippen 2 3 und Stämmen aufbaute. Entsprechend sehen die alten Überlieferungen David und sein Geschlecht im sakralen Verband der Israelstämme verwurzelt; der Judaspruch Gen. 49,8—12 feiert den mächtigen Bruder und seine Führungsaufgabe im Kreis der Stämme; der Seher Bileam schaut den aufkommenden Stern, wie er sich „aus Jakob, aus Israel" erhebt (Nu. 24,15ff.); Nathans Verheißung kennt noch Davids Hirtenberuf, aus dem Jahwe ihn reißt, damit er TU über sein Volk Israel sei; und auch der zukünftige König aus Bethlehem, nach seiner Abkunft aus judäischem Geschlecht, ist dazu bestimmt, 20

S. o. S. 8 3 f f . Vgl. besonders H. Wildberger, Die Thronnamen des Messias. Jes. 9, 5b. ThZ 16 ( 1 9 6 0 ) 3 1 4 f f . 21 Ebda. 3 2 6 f f . 22 W. Beyerlin, a.a.O. 82, vgl. 2 2 f f „ 7 5 f f . Die von W. Harrelson, Nonroyal Motifs in the Royal Eschatology. Israel's Prophetic Heritage. Essays in honor of J. Muilenburg ( 1 9 6 2 ) 155ff., aufgespürten Traditionselemente aus der Richterzeit können nur teilweise überzeugen. 23 Das Verständnis von η 1 ? « wurde durch die Untersuchung von G. E. Mendenhall, The Census Lists of Numbers 1 and 26. JBL 77 ( 1 9 5 8 ) 5 2 f f . , sehr gefördert. G. Ε. Mendenhall nimmt an, daß sich die Bedeutung des Wortes im Laufe der Zeit gewandelt hat. Ursprünglich eine soziologische und zugleich militärische Einheit, als das Aufgebot einer Sippe, verliert es das erste Bedeutungsmoment und wird zur Bezeichnung einer Heereseinheit von 1000 Mann. Für Mi. 5,1 ist die Bedeutung als „social sub-unit" (57) durch den Kontext nahegelegt. Wie es sich mit dem anderen Moment verhält und ob eine speziellere Bedeutung mitschwingt, wie es die griechische Übersetzung (LXX) zum Ausdruck bringt, ist nicht zu sagen. Dies wäre jedoch die Voraussetzung für die Anm. 4 genannte komparativische Übersetzung.

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über Israel zu herrschen. Daß mit „Israel" eben der sakrale Stämmeverband 24 gemeint ist, wird durch V. 2 bestätigt. Die Geburt des Regenten hat zur Folge, daß der Rest seiner Brüder zu den „Söhnen Israels" zurückkehren wird. Beachtet man, welche Funktion der angekündigte Herrscher ausüben wird, schließt sich der Kreis: Seine Herrschaft „bis zu den Enden der Erde" (V. 3) dient dem Ziel, Israel wiederherzustellen, zu schützen und den Zustand friedlichen Lebens aufrecht zu erhalten. Er wird die Einheit der 1?^nt!;,, n a garantieren; er wird die Herde zusammenhalten und vor Eindringlingen schützen; ihr Land und dessen Grenzen verteidigt er, so daß sie sicher wohnen (laen) 2 5 . Drei Gesichtspunkte sind demnach für Michas Auffassung charakteristisch: Die Verwurzelung im sakralen Stämmeverband ist besonders betont; als Abkömmling eines altisraelitischen Geschlechts, als „Bruder" unter den „Israelsöhnen" gehört der Herrscher zur Gemeinschaft des Jahwevolkes. Sein besonderes Amt als Jahwes Statthalter umfaßt Rechte und Pflichten des göttlichen Auftraggebers, die in Schutz- und Ordnungsfunktionen für das Bundesvolk bestehen. In seinem Weltreich manifestiert sich Jahwes Herrschaft bis an die Enden der Erde 26 und gibt ihm die Möglichkeit, in der Autorität Jahwes den Völkern zugunsten Israels entgegenzutreten. IV. Diese Vorstellung von der davidischen Königsherrschaft gewinnt auf dem Hintergrund der Zeitgeschichte neue Akzente. Aus den wenigen Andeutungen einer Preisgabe durch Jahwe, eines „Restes" der Brüder (V. 2) und eines Assyrereinfalls (V. 5.4) entsteht derUmriß eines in seiner Existenz bedrohten Israel. Wahrscheinlich ist es die Situation des Jahres 701, die sich hier andeutet, als das Nordreich Israel nicht mehr bestand und das Südreich fast ganz auf den Stadtstaat Jerusalem reduziert war 27 . Die eklatante Diskrepanz zwischen dem idealen Bild einer glanzvollen, weltweiten Königsherrschaft und dem kläglichen Anblick, den die Gegenwart bot, war vermutlich der Anlaß zu Fragen, die in dem Spruch des Propheten eine Beantwortung finden. 24

Vgl. W. Beyerlin, a.a.O. 1 I f f . - Zu dem in Kap. 6 , I f f . sichtbar werdenden besonderen Verhältnis zwischen Jahwe und „seinem Volk" vgl. J. Harvey, Le Plaidoyer Prophetique contre Israel apres la Rupture de l'Alliance. Studia. Travaux de recherche 22 (1967) 42ff. - kategorisch bestritten von L. Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament. WMA(N)T 36 (1969) 137, aber nicht widerlegt. 75 Vgl. II. Sam. 7,10ff. 26 An dieserStelle treten V.4b.5a in ihr Recht, indem sie dieser Vorstellung konkreten Ausdruck verleihen. Vgl. A. Weiser, a.a.O. 274ff. 27 Vgl. Jes. 1,4 ff.; Mi. 1 , 8 - 1 6 , 4 , 1 4 ; dazu M.Noth, Geschichte Israels. 6.A. (1966) 243.

Die Modifikation der Verheißung

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In jener Konzeption findet er den Maßstab, an dem er die Gegenwart mißt. Im Lichte der göttlichen Garantie eines immerwährenden Bestandes des davidischen Königtums erscheint der augenblickliche Zustand als ein Interim (ΠΓ)»~Ό - DS?~15?)28, das mit der Geburt des neuen Herrschers ein Ende finden wird (V. 2f.). Im Blick auf seine Vorstellung von einem König in Israel aber läßt sich auch erkennen, worin Micha die Ursache der Krise zu sehen meint. Der betonte Hinweis auf die Verwurzelung im vorstaatlichen Israel (V. 1), die Ausführlichkeit, mit der von den Regierungsfunktionen in Jahwes Auftrag und Abhängigkeit die Rede ist (V. 3) und die Erinnerung an den Thronnamen, der von Frieden spricht (V. 4), lassen darauf schließen, was den derzeitigen Jerusalemer Regenten abgeht. Tatsächlich ist aus verschiedenen Stellen ersichtlich, daß Micha den Jerusalemer Davididen Jahwes Gericht anzusagen hatte 2 9 . So wenden sich die zwei Prophetenworte Mi. 3 , 1 - 4 und 3 , 9 - 1 2 an die a p s r (rca) ' » m par. bx-lB" 2V3 T S ρ und erheben Anklage auf schwerwiegende Rechtsverletzungen (V. 1—3.9—11), welche Jahwes Gerichtshandeln zur Folge haben: „Jahwe wird sein Antlitz vor ihnen verbergen in jener Zeit, weil sie schlimme Taten verübt haben" (V. 4) und: „Ihretwegen soll Zion zum Feld umgepflügt, Jerusalem zum Trümmerhaufen und der Tempelberg zur Waldeshöhe werden" (V. 12). In Kap. 4,14 ist zur Trauer aufgerufen, weil der „Richter Israels" auf die Wange geschlagen wird. Insofern ist der Anschluß dieses Fragments an Kap. 5,Iff. ganz sachgemäß, indem es ausspricht, was hier vorausgesetzt ist, nämlich die Verwerfung der Jerusalemer Könige 30 . Denn die Erwählung eines neuen Herrschers für das davidische Reich bedeutet das Ende des regierenden Königshauses. Da Jahwe offensichtlich aus den angedeuteten Gründen gezwungen war, das Jerusalemer Herrscherhaus aufzugeben, seinerseits aber gewillt ist, an einer Statthalterschaft davidischer Könige der Verheißung gemäß weiter festzuhalten, wird er nach V. 1 auf die gens Davidica zurückgreifen, um sich aus Davids VIT den neuen Herrscher zu erwählen. Die Abstammung legitimiert ihn als Erben des großen Königs (V. lb). Man wird von Micha wie von Jesaja keine konkreten Angaben über Jahwes Wahl erwarten können; für beide Propheten ist die Geburt des Königs vom Geheimnis umhüllt. Daß Micha nach Bethlehem blickt und Ephrata als Stammhaus nennt, mag durch seine Herkunft aus dem ländlichen Juda mitbestimmt sein 31 . Entscheidend war doch wohl dafür die Erkenntnis, daß nur ein David ebenbürtiger Herrscher den Thron des Weltreiches besteigen könne. Damit hält er sich ganz an den durch die Nathanverheißung vorgegebenen Rahmen, nur daß eben der durch die Verwerfung der regierenden Davididen verursachte Bruch in der dynastischen Erbfolge berücksichtigt wird. 28 29 30

Vgl. Am. 9,1 lf.; Jes. 7,10ff. Vgl. A.Alt, a.a.O. 13ff. (373ff.), W.Beyerlin, a.a.O. 81; E. Rohland, a.a.O. 244f. 31 Vgl. auch J. T. Willis, a.a.O. 529ff. Vgl. A. Alt, a.a.O. 13ff. (373ff.).

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Micha - Kap. 5 , 1 - 5 ; 4,8

Auf dieser Modifikation der herkömmlichen Verheißung liegt der Schwerpunkt des prophetischen Wortes. Nicht umsonst versucht V. 1 diese Änderung zu legitimieren, indem ein altes jahwistisches Motiv 32 von der Wahl des Geringen aufgenommen (V. la) und auf die direkte Abstammung aus uraltem Davidgeschlecht Wert gelegt wird 3 3 . Vor allem aber geschieht dies durch die autoritative Rede Jahwes 3 4 , welche mit einem neuen verheißenden Wort die modifizierte Tradition sanktioniert. Die politischen Verhältnisse um die Wende vom 8. zum 7. Jahrhundert gewinnen noch in einer anderen Beziehung Einfluß auf die Davidverheißung. Ihre Verwirklichung kann angesichts der gegenwärtigen Krise nur in der Zukunft liegen und kann nur in einer Wiederherstellung der davidischen Königsherrschaft bestehen. Hier erinnert Mi. 5,Iff. an Am. 9,11 f. 35 und trifft sich mit einem anderen Micha zugeschriebenen Wort (4,8) 36 . „Und du, Herdenturm, Burghügel der Tochter Zion, zu dir wird sie kommen — gelangen die frühere Herrschaft, das Königtum für die Tochter Jerusalem." Das Wort vergleicht das davidische Königtum mit dem " Π ϊ ' ^ Η Ι ΰ , einem Turm, der nach II. Chr. 26,10 zur Überwachung und zum Schutze größerer Viehherden errichtet wird 31 . Auf dem Burghügel Jerusalems 38 stand einst der Turm, von dem aus die Völker beherrscht wurden. Und nun wird der Tochter Zion verheißen, daß die verlorene Königsherrschaft zurückkehren wird (Π2Ε>Ν~)Π V. 8b), was eine Restitution des davidischen Imperiums bedeutet 3 9 . Die Konfrontation mit den Gegebenheiten der Gegenwart ist demnach für Michas Sicht des Königtums nicht ohne Folgen. In der Krise der Gegenwart wandelt sich ihm das Bild von der davidischen Königsherrschaft zu einer Zukunftsvision. Da er erkennt, daß Jahwe gezwungen ist, der bisherigen Regierung in Jerusalem ein Ende zu bereiten, zugleich aber an Jahwes unverbrüch32

Vgl. I. Sam. 10,17ff.; 16,Iff., die in diesem Zusammenhang aufschlußreich sind. - Sodann vgl. E. Sellin, a.a.O. 335; J. Lindblom, a.a.O. 97; O. Bächli, Die Erwählung des Geringen im Alten Testament. ThZ 22 (1966) 385ff. 33 S. o. Anm. 5. 34 Ichstil ( , l ? ) wie Anredecharakter (ΠΓΙΝΊ), aber auch die autoritative Haltung des Redenden erinnert an die Stammesspriiche Gen. 49, Dt. 33, die in ähnlicher Weise Gruppierungen im alten Israel ansprechen. 35 S. o. S. 6Off. 36 Zur literarischen Frage vgl. etwa J. Lindblom, a.a.O. 8 l f . Die zeitliche Ansetzung ist wie bei Am. 9,1 l f . umstritten und ist im gleichen Sinne wie dort zu entscheiden. 37 Vgl. F. Nötscher, Biblische Altertumskunde (1940) 90; E. Rohland, a.a.O. 246. 38 Sicherlich meint VSS? den Burghügel. Vgl. G. Sauer, Art. „Ophel". BHHWB II. Sp. 1352, Th. H. Robinson, a.a.O. 40; gegen E. Sellins Deutung auf ein bethlehemitisches Kastell, a.a.O. 332f. 39 Vgl. vor allem A. S. Kapelrud, a.a.O. 398 und E. Rohland, a.a.O. 246f. Dann ist hier auch Mi. 7,1 Iff. mitzubedenken. Vgl. E. L. Dietrich, r V D » DltP.Die endzeitliche Wiederherstellung bei den Propheten. BZAW 40 (1925) 47.

Michas Königsbild. Jeremia

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licher Treue zu seinem einst gegebenen Wort festhält, entsteht für ihn die Vorstellung einer zukünftigen Restitution des Davidreiches. Noch einmal wird Jahwe handeln, wie er an David gehandelt hat, wird dort einen Neuanfang setzen, wo seine Geschichte mit ihm begonnen hat, und die Wiedererrichtung des davidischen Weltreiches einleiten 40 . So weiß sich der Prophet an die Schwelle einer neuen Zeit 4 1 gestellt, in der Jahwes Initiative ein zerstückeltes Israel im Rahmen seiner Herrschaftsordnung wieder zur Einheit zusammenfügen und das Davidreich als Bollwerk gegen die assyrische Aggression errichten wird. V. Die Eigenart von Michas Verständnis der davidischen Königsherrschaft ist durch folgende Punkte gekennzeichnet: 1. Person und Amt des Regenten sind in ihrer Beziehung zu „Israel", zu der sakralen Gemeinschaft der in ihrer Gesamtheit hervorgehoben. Seine Funktion ist als ein Dienstauftrag (Hin) über Israel, als Statthalterschaft über ein Weltreich (V. 3b) zugleich in völliger Unterordnung unter seinen göttlichen Oberherrn gedacht. 2. Dieses Abhängigkeitsverhältnis bedeutet für Micha eine Verantwortlichkeit der Herrscher, und demgemäß kann mangelnde Loyalität zu Sanktionen bis zur Verwerfung (5,2.1; 4,14) führen. 3. Eine vom Propheten anzukündigende Restitution ( 5 , 1 - 5 ; 4,8, vgl. 7,1 Iff.) zur Abwehr des assyrischen Angriffs (5,5) bedeutet als eine Heilserneuerung für das Gottesvolk, daß auch das zukünftige Königtum Teil des mit Jahwe verbundenen Gesamtisrael sein wird. Die theologischen Koordinaten zu diesen Bestimmungen der davidischen Königsherrschaft aber - und somit der Davidbundvorstellung - sind auch bei Micha in den sakralen Überlieferungen von der zwischen Jahwe und „Israel" bestehenden Bundesrelation zu suchen.

Teil III: Zeugnisse der Prophetie des 7. und 6. Jahrhunderts 1. Jeremia - Kap. 21,1 I f f . ; 30,8f; 23,5f. u.a. I. Der prophetische Auftrag stellt auch Jeremia vor den Jerusalemer Königsthron und läßt ihn seine Botschaft an die Regenten Judas richten. Diese Verkündigung hat in einer Reihe von Königssprüchen ihren literarischen Niederschlag 40 Vgl. die S t r u k t u r des P r o p h e t e n s p r u c h e s , der m i t d e m O r a k e l w o r t V. 1 Jahwes Eingreif e n ansagt, aus welchem d a n n , mit ]D 1 7 eingeleitet, in einer R e i h e k n a p p e r , ungefüger Konsekutivsätze - m a n zählt 6 Mal 1 ( o h n e V. 4 b . 5 ) - die Folgerungen gezogen werden. 41

m V

m b r

n s v . 2, s. auch o. s . 7 2 f f .

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Jeremia - Kap. 21,1 I f f · u.a.

gefunden. Die Spruchsammlung in Kap. 21,11—23,8 enthält Worte, die nach der Überschrift das judäische Königshaus betreffen (21,11) und die sich teils in direkter Anrede, teils indirekt an die Könige Josia, Joahas (Schallum), Jojakim, Jojachin (Konjahu), Zedekia wenden \ deren Regierungszeit Jeremia selbst erlebt hat. Aber auch aus anderen Teilen des Jeremiabuches geht hervor, in welch großem Umfang seine prophetische Tätigkeit dem regierenden Königshaus galt 2 . Deshalb konnte es nicht ausbleiben, daß er dort auf das besondere Verständnis des Jerusalemer Königtums traf, das am Hofe und am Tempel gepflegt und propagiert wurde, und daß er sich mit jener Tradition auseinandersetzen mußte, die jahrhundertelang die Dynastie der Davididen begleitet hatte. Darauf deuten zunächst verschiedene Stellen, wo sich der Name Davids in Zusammenhängen findet, die darauf schließen lassen, daß die an diesen Namen gebundene Tradition in der Verkündigung des Propheten ihren Niederschlag gefunden hat. Es handelt sich um eine Gruppe von Texten mit einer stereotypen Wendung, deren Grundbestand sich aus den Worten ΎΠ XDD-l75J n w zusammensetzt. Wie es das sonstige Vorkommen dieser Formulierung im Alten Testament nahelegt, scheint sie dem offiziellen Sprachgebrauch des königlichen Hofes in Jerusalem zugehört zu haben. Dies läßt sich aus ihrer Verwendung in der Thronnachfolgegeschichte3 wie auch in den für das davidische Königtum so bedeutsamen Perikopen II. Sam. 7; I. Kö. 3; 8 und Ps. 132 4 schließen und wird an den 9 Stellen im Buche Jeremia durch den charakteristischen Zusammenhang bestätigt. So ruft der Prophet den „Königen Judas, ganz Juda und allen Einwohnern Jerusalems" in seiner Predigt über das Sabbatgebot 17,19ff. zu, daß bei dessen Einhaltung „durch die Tore dieser Stadt Könige und Fürsten 5 kommen werden, die Davids Thron besteigen, die mit Wagen und Pferden fahren" (V. 25). Ähnlich erinnern die Worte, mit denen der König angeredet wird: „der du Davids Thron besteigst" (22,2 und 29,16) an Würde und Pflicht eines Nachfahren des großen Begründers der Dynastie. Der über Konjahu (Jojachin) ergehende Jahwespruch kennzeichnet ihn als den letzten Erben des dynastischen Königtums, denn von seinen Nachkommen soll es keinem vergönnt sein, „Da1

Vgl. 22,10.11.13ff. 18ff.24ff.28ff.; 23,5f. Vgl. dazu etwa L. Rost, Jeremias Stellungnahme zur Außenpolitik der Könige Josia und Jojakim. Christentum und Wissenschaft 5 (1929) 69ff. 2 Vgl. z.B. 13,12ff.; 17,19ff.; 24,4ff.; 27,12ff.; 3 4 , I f f . ; 36ff. 3 Zu vergleichen sind I. Kö. 1,13.17.20.24.27.30.35.46.48; 2,12.19. 4 II. Sam. 7,12ff.; I. Kö. 3,6; 8,25, Ps. 132,12, vgl. auch Jes. 16,5. - Interessant ist in. diesem Zusammenhang die Abbildung eines judäischen Fürsten der ausgehenden Königszeit, die man auf einer Tonscherbe in rämat-rähel fand. Sie zeigt eine Figur mit typischer Herrschergebärde, wohl auf einem Thron sitzend. Vgl. A. Jepsen, Art. „Jojakim". BHHWB II. Sp. 880, nach Y. Aharoni, Excavations at Ramat Rahel. BA 24 (1961) 107f. 5 wird textlich angezweifelt, vgl. BH 3 .

Die letzten Könige im Spiegel prophetischer Verkündigung

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vids Thron zu besteigen und über Juda zu herrschen" (22,30). In gewissem Kontrast dazu hatte Jeremia schon Jojakim, dem Vater Jojachins, Jahwes Gericht in fast denselben Worten anzusagen gehabt: „Er hat keinen mehr, der Davids Thron besteigen wird" (36,30). Daneben tritt nun eine leicht variierte Form dieser Wendung, die den Bezug auf die an das davidische Königtum geknüpfte Tradition noch deutlicher sichtbar macht. Im Gleichnis von den Weinkrügen Kap. 13,12ff. kündigt Jahwe durch den Mund des Propheten an, er sei dabei, sein Gericht über „alle Bewohner dieses Landes, die Könige, die dem David auf seinem Thron sitzen 6 , Priester, Propheten und alle Einwohner Jerusalems" zu bringen. In ähnlicher Weise ist die oben erwähnte Mahnung (22,Iff.) - variiert gegenüber der Anrede V. 2 - in V. 4 formuliert, wobei wiederum ΎΠ als Dativ zum appositioneilen Partizip D'aar gezogen ist 7 . Es zeigt sich zudem, daß die beiden Weissagungen Jer. 23,5f. und 30,8f. eine deutliche Prägung durch die David tradition aufweisen. Auf jene Texte wird das Augenmerk im besonderen zu richten sein 8 . Daraus geht nun hervor, daß eine Bezugnahme auf die Davidüberlieferung auch bei Jeremia grundsätzlich festzustellen ist 9 . In welchem Sinn aber diese Überlieferung verstanden ist und unter welchen Aspekten der Prophet auf das davidische Königtum zu sprechen kommt, soll nun des näheren untersucht werden. II. Schon dadurch, wie Jeremia seine Botschaft ausrichtet, macht er deutlich, in welcher Weise er Würde und Pflicht eines Königs versteht. Spricht er 21, I Iff. das Haus Davids in dem weiten Sinne des Hofstaats an — dies geht aus der Fortsetzung des Spruches in V. 13 hervor, wo in 2. Person fem. die na© 1 p a s n , „die Beherrscherin des Tals" 1 0 , angeredet ist - , wird in der Kap. 22,2 berichteten Beauftragung der judäische König, „der Davids Thron besteigt", selbst, mitsamt seinen Knechten, seinem Volk, „das durch diese Tore einzieht", unter Jahwes Wort gestellt und rückt damit in eine Reihe mit dem Volk, das die göttliche Mahnung nötig hat. Die konkrete Situation einer festlichen Versammlung, die hier wohl die Gelegenheit zu einer Predigt bietet 1 1 , 6

So die wörtliche Wiedergabe von 1 H D S - I 7 V 1 Π 1 ? Β ^ Β Ρ Π . Vgl. Jer. 3 3 , 1 4 - 2 6 . 8 S. u. III. * So A. Weiser, Der Prophet Jeremia. ATD 20/21. 4. A. (1966) XXXVI, Anm. 1; 181 ff. u.a.; G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 2. 226ff.; E. Rohland, a.a.O. 249ff.; S. Amsler, a.a.O. 52ff. 10 Vgl. A. Weiser, a.a.O. 182. II A. Weiser möchte als Hintergrund eine Szene während des Thronbesteigungsfestes annehmen, „der ein feierlicher Einzug des Königs (vgl. V. 4) (V. 1) durch die Palasttore mit großem Gefolge vorausgegangen ist", a.a.O. 184. 7

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Jeremia - Kap. 21,1 I f f . u.a.

bildet die Folie zu den prophetischen Worten. Entsprechend erscheinen in der Sabbatansprache Kap. 17,19ff. die Könige Judas in die Gemeinschaft „ganz Judas und aller Einwohner Jerusalems" (V. 20), welche die Sabbatheiligung zu beachten hat, hineingenommen; und dieselbe Gemeinschaft „aller Bewohner dieses Landes", Könige, Priester, Propheten und alle Jerusalemer Einwohner erfüllt eine gottgesandte Trunkenheit (13,13) 12 . Vollends die Geschichte der Buchrolle Kap. 36 und ihre dreimalige Verlesung vor dem „Volk des Hauses Jahwes" (V. 6), vor den „Fürsten" (V. 14f.) und vor Jojakim (V. 23) macht die Solidarität sichtbar, in welcher der Prophet den König sieht: Auch der Herrscher auf Davids Thron hat sich dem prophetischen Wort zu stellen und mit seinem Volk, der Gemeinde der in Jahwes Haus Versammelten, der göttlichen Autorität zu beugen 13 . Die Verkündigung selbst sodann, die sich an König und Volk gemeinsam richtet, verrät Jeremias Verständnis des davidischen Königtums. Der erste Spruch in der Sammlung der Königsspriiche — durch eine Aufforderung zum Hören und die Botenspruchformel als Jahwes Wort gekennzeichnet — besteht in einer Mahnung an das „Haus Davids", jeden Morgen gerechtes Gericht zu halten und den Beraubten aus der Hand des Bedrückers zu retten (21,12). Diese Mahnung steht in engster Verbindung mit der Forderung, die vom König das Eintreten für das Recht der Unterdrückten, Schwachen und Schutzlosen verlangt 14 . Nach dem Zeugnis des Bundesbuchs15 steht der Prophet damit „auf dem Boden des Jahwerechts (vgl. 7,6; Am. 5 , l l f . 15; Jes. 1, 17; Mi. 3,9ff.), das aus der alten Bundestradition stammt und dort gepflegt wurde." 16 In demselben Zusammenhang ist auch die an jene Mahnung angehängte Warnung vor Jahwes glühendem Zorn (V. 12b) und die Drohung, welche die Ahndung „nach der Frucht ihrer Taten" ansagen läßt (V. 13f.), beheimatet 17. In enger Verwandtschaft damit ist das nächstfolgende Textstück 22,1-5 zu sehen 18 . Die allgemeine Mahnung, Recht und Gerechtigkeit zu üben, ist durch die oben zitierte Verpflichtung zum Schutze des Unterdrückten (V. 12a.3a) 12

Vgl. auch 2,26f.; 19,13; 2 9 , 1 6 ; 3 2 , 3 2 u.a. Nach II. Kö. 2 2 , 1 8 f f . wild durch das Orakel der Prophetin Hulda König Josia dem allgemeinen Geschick entnommen, weil er sich - wie es dem ganzen Volke zukäme vor Jahwe gedemütigt hat. 14 Zum altorientalischen Hintergrund der Forderung s. o. S. 8 5 f f . zu Jes. 9. 15 Vgl. Ex. 23,6. 16 Ebda. 182. Vgl. Ps. 4 5 , 7 f . ; 7 2 , 2 f f . l 2 f f . ; 101,5.8; 132,12; I. Kö. 3,9. 17 Vgl. bes. Ex. 2 2 , 2 2 f . ; dazu W. Beyerlin.Die Paränese im Bundesbuch und ihre Herkunft. Festschrift für H.-W. Hertzberg ( 1 9 6 5 ) 9 f f . " P. Volz, Der Prophet Jeremia. ΚΑΤ X ( 1 9 2 2 ) 2 1 7 f . , hält beide Textstellen für „Varianten", ähnlich W. Rudolph, Jeremia. HAT I 12. 2. A. ( 1 9 5 8 ) 127, der 2 2 , 1 - 5 der von S. Mowinckel, Zur Komposition des Buches Jeremia ( 1 9 1 4 ) 31ff., so genannten deuteronomistischen Quelle C zuweist. Dazu vgl. A. Weiser, a.a.O. 1 8 3 f f . 13

Die letzten Könige im Spiegel prophetischer Verkündigung

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und die Bestimmungen zum Schutze des Fremden, der Waise und Witwe erweitert: „Ihr sollt (sie) nicht bedrücken und vergewaltigen", sowie durch den Satz: „Unschuldiges Blut sollt ihr an diesem Orte nicht vergießen" (V. 3b). Auch diese sozialen Grundforderungen stimmen mit der Bundesordnung Israels überein 19 , gleichwie die Elemente konditionalen Stils, welche die Mahnung an die Festversammlung auf die Alternative Verheißung oder Drohung hinauslaufen läßt (V. 4f.) 2 0 . Dies ist nun der entscheidende Punkt. Denn diese Satzstruktur nickt die Dynastieverheißung der Davidüberlieferung in ein konditionales Verhältnis: „Denn wenn ihr dies tut (seil. Recht und Gerechtigkeit), so werden durch die Tore dieses Hauses Könige eingehen, die Davids Thron besteigen werden ..., wenn ihr aber diesen Worten nicht gehorsam seid — ich habe bei mir geschworen — ist der Spruch Jahwes —, daß dieses Haus zur Ruine werden soll" (V. 4f.). Die dynastische Verheißung steht im Nachsatz zur Gehorsamsforderung; sie hängt von der Einhaltung der Bundesordnung ab und ist der Entscheidung des regierenden Herrschers und seines Volkes anheimgegeben. Dem Textabschnitt 2 2 , 1 - 5 ist eine nah verwandte Tradition aus dem Jeremiabuch zur Seite zu stellen: Jeremias Predigt über das Sabbatgebot 17,19-27. Der literarische Charakter erschwert eine genaue zeitliche Ansetzung; einen Nachhall der Verkündigung des Propheten wird man zumindest darin sehen dürfen 2 1 . Jeremia tritt nach V. 19ff. gegen eine Verletzung des Sabbatgebotes auf. Er macht die Könige 22 für die Durchführung dieses Grundgebotes der Bundesordnung verantwortlich 23 . Die Mahnung mündet wiederum in eine Alternative von Heil und Unheil, wobei in beiden Fällen traditionelle Vorstellungen zur konkreten Ausgestaltung dienen: „Wenn ihr nun wirklich auf mich hört — ist der Spruch Jahwes —, keine Lasten durch die Tore dieser Stadt hereinzutragenam Sabbattag, und den Sabbattag heilig haltet, indem ihr an ihm keine Arbeit verrichtet, dann" — der Satz läuft wie in 22,4f. aus — wird das Königtum weiterbestehen. Wird der Sabbat jedoch nicht geheiligt, droht Jahwe, Feuer an Tore und Paläste Jerusalems zu legen, in welchem auch der Thron Davids untergehen wird (V 27). „Der Bestand und das Glück von König und Volk hängt an der Erfüllung des Gebots." 2 4 Die erstgenannten Überlieferungsstücke 21,1 Iff.; 22,Iff. sind sehr wahrscheinlich in die Zeit Jojakims zu datieren, und dieser König ist es gerade, dem der " Ex. 22,20ff.; 23,6; vgl. Jer. 7,6; 22,16ff. 20 A. Weiser, a.a.O. 184. 21 Vgl. W. Rudolph, a.a.O. 109f.; A. Weiser, a.a.O. 149f. 22 Anders 22,2; vgl. A. Weiser, a.a.O. 150. 23 Vgl. ebda. 149f., XXVII; W.Beyerlin,Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen (1961) 59ff., dazu auch E.J.Smith, The Decalogue in the Preaching of Jeremias. CBQ 4 (1942) 197ff., bes. 202ff., 207ff. 24 A. Weiser, a.a.O. 150.

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Jeremia - Kap. 21,1 I f f · u.a.

Prophet Verstöße gegen die althergebrachten Ordnungen zum Vorwurf machen muß. Es trifft ihn der Weheruf: „Wehe dem, der sein Haus ohne Gerechtigkeit baut und seine Söller ohne Recht, der seinen Nächsten umsonst arbeiten läßt und den Lohn ihm nicht gibt" (22,13) 2S . Sein Vater Josia hätte ihm Vorbild sein können. „Er tat Recht und Gerechtigkeit, da ging es ihm gut. Er hat den Elenden und Armen zum Recht verholfen; damals stand es gut" (V. 16). „Aber - fährt der Spruch in Anlehnung an die V. 3 (21,12) genannten Mahnungen fort - deine Augen und dein Herz sind auf nichts als Gewinn aus und auf das Blut des Unschuldigen, um es zu vergießen, und auf Bedrückung und auf Erpressung, um sie zu verüben" (V. 17). Dem hat Jahwes Prophet das göttliche Gericht anzukündigen, das als schmähliches Geschick über den König kommen wird. „Darum, so hat Jahwe über Jojakim, den Sohn Josias, den König von Juda gesprochen: Nicht wird man um ihn klagen: ,Ach, mein Bruder! Ach, meine Schwester!' Nicht wird man um ihn klagen: Ach, Herr! Ach, Seine Majestät!' 26 Das Begräbnis eines Esels wird er erhalten! Fortgeschleift und hingeworfen, draußen vor den Toren Jerusalems!" (V. 18f.). In dieser letzten Formulierung klingt ein Motiv an, das sich in altorientalischen Fluchreihen wiederfindet, die als Sanktionen vertragliche Abmachungen sichern und Vertragsbruch unter Strafe stellen 27 . Nimmt der Prophet ein solches Fluchmotiv auf, liegt die Annahme nahe, daß er den König der Vertragsverletzung und d.h. gegenüber Jahwe des Bundesbruchs zeiht. Dasselbe gilt für Kap. 36,29ff. Da Jojakim sich weigert, an jener Fastenfeier des Jahres 604 auf die prophetische Mahnung und Warnung einzugehen, und damit Jahwes Vergebung zurückweist, ja, zudem die schriftliche Botschaft höhnisch dem Feuer übergibt, ist das Gericht nicht mehr abzuwenden. Die Intervention des zur Buße drängenden Propheten alarmiert zwar die Gemeinde (V. 25

Vgl. zul'TSDI etwa W. Rudolph, a.a.O. 130. So ist wohl das ungewöhnliche ΓΠΠ zu deuten. 27 Vgl. F. Ch. Fensham, Common Trends in Curses of the Near Eastern Treaties and KUDURRU - Inscriptions Compared with Maledictions of Amos and Isaiah. ZAW 75 (1963) 158, 161ff.; D. R. Hillers, Treaty-Curses and the Old Testament Prophets. Biblica et Orientalia 16 (1964), unter Abschnitt 15: „No burial" (68f.). Vgl. bes. 8,Iff., dazu Jer. 7,33; 9,21 u.a. Vgl. Anm. 23. - Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der vertragsrechtlich bestimmte Terminus TIN Π5ΠΠ in 22,16; vgl. dazu Η. B. Huffmon, The Treaty Background of Hebrew Yädä'. BASOR 181 (1966) 31ff. 26

Die letzten Könige im Spiegel prophetischer Verkündigung

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1 Iff.) und die Minister (V. 14ff.), nicht aber den König, der Jahwes Ultimatum (V. 3) ignoriert, die angebotene Hand wegschiebt und das Unheil, das Jahwe zu tun im Sinn hat, geradezu herausfordert: die Schriftrolle verbrennt, ohne daß Schrecken oder gar Entsetzen die Beteiligten befällt (V. 24). So ereilt den König das angedrohte Schicksal. Die Sanktionen über den Bundbrüchigen nehmen ihren Lauf. Ein prophetisches Gerichtswort (V. 29ff.) überbringt das göttliche Urteil. Es besteht aus drei Teilen: Den genannten Drohungen entsprechend 28 betrifft das Gerichtsurteil das regierende Königshaus: „Nicht wird ihm einer folgen, der Davids Thron besteigt." - Doch er wird nicht nur vom Thron gestoßen, „sein Leichnam wird der Hitze am Tage und der Kälte bei Nacht preisgegeben werden" (V. 30); der früher 29 ausgesprochene Fluch findet eine Wiederholung und macht auf die besondere Eigenart der Schuld und Strafe aufmerksam 30 . - Das Gerichtswort nennt dies „Heimsuchung von Schuld" (V. 31) und dehnt sie zugleich auch auf die Nachkommen des Königs (ΙϊΊΤ), auf seinen Hofstaat und zuletzt auf alle Jerusalemer und Judäer aus, denn sie wollten nicht hören (V. 31). Die Formulierung trägt konventionelles Gepräge. So findet sich die Wendung py "lj?D 1. in den alten Bundestexten Ex. 20,5; 34,7; 32,34, 2. in den prophetischen Gerichtsankündigungen z.B. Hos. 1,4; 2,15; 4,9; 4,14; 9,7.9; 12,3; Am. 3,2.14; Jes. 10,3.12; Jer. 5,29; 6,15; 9,8; 11,22; 21,14; 23,2.34; 44,13; 46,25; 49,8, 50,18.31 und 3.bemerkenswerterweise in (vgl. II. Sam. 7,14) Ps. 89,33. Sie deckt die enge Verbindung auf, die zwischen der Tradition des Jahwebundes und der prophetischen Gerichtsrede besteht. An der nichtvergebbaren Schuld (IIS? V. 3.31) geht das regierende Königshaus zugrunde (vgl. 23,1—4). Hat sich Jeremias Verkündigung zu Lebzeiten Jojakims in dieser Weise nicht erfüllt, so doch an seinem Sohn und Nachfolger Jojachin. Jahwes Urteil bleibt in Geltung, auch wenn an der Person des jungen Königs nichts auszusetzen wäre und er nach einem Gleichnis, das Amt und Würde eines davidischen Königs von Jahwes Gnaden sehr schön wiedergibt, als Siegelring an Jahwes rechter Hand zu bezeichnen wäre (22,24ff.) 31 . Die Frage „Warum" (V. 28) muß sich mit dem Hinweis auf Jahwes ergehendes Wort begnügen, das seinem Königtum ein Ende setzt (V. 29f.). Jojachin ist als „kinderlos" in das Sippenregister einzutragen32. Denn auch seinen Nachkommen ist es versagt, auf dem Davidthron zu sitzen und noch einmal in Juda zur Herrschaft zu gelangen. 28

S . o . zu 21,1 Iff.; 22,1., 1 7 , 1 9 f f . So nach der einleuchtenden Erklärung der Parallelität durch A.Weiser, a.a.O. 329. 30 Vgl. Anm. 27. 31 Zur Bedeutung eines Siegelrings vgl. BRL 4 8 1 f f . ; F. Nötscher, Biblische Altertumskunde ( 1 9 4 0 ) 2 3 3 f f . ; dazu die Siegelfunde aus der Zeit Jojachins, vgl. M. Noth, Die Katastrophe von Jerusalem im Jahre 5 8 7 v. Chr. und ihre Bedeutung für Israel. Deutsche Vorlage des zuerst französisch veröffentlichten Textes RHPhR ( 1 9 5 3 ) 82ff. (Gesammelte Studien. 369f.). 29

32

Vgl. dazu z.B. M. Noth, a.a.O. 88 (355).

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Jetemia - Kap. 21,1 I f f . u . a .

Nicht anders bezieht das Gerichtswort 13,12—14, das in grotesker Weise das Scherzwort von den Weinkrügen aufgreift (V. 12), auch die Herrscher auf dem Davidthron in das göttliche Gericht ein, zu dem Jahwe sich anschickt: „Ich werde sie zerschmettern, den einen durch den andern, Väter und Söhne miteinander — ist der Spruch Jahwes; ohne Schonung, ohne Erbarmen und ohne Mitleid vernichte ich sie" (V. 14). Charakteristisch ist schließlich die in der Feigenkorbvision Jer. 24,1-10 (vgl. 29,16ff.; 21,7; 27,12ff.) über Zedekia, den König Judas, seine Beamten, die zurückgebliebene Einwohnerschaft Jerusalems und die ägyptischen Emigranten (V. 8) ausgesprochene Verfluchung-, lehnt sich doch die Formulierung: „Ich will sie zu einem Schreckbild für alle Königreiche der Erde machen" (V. 9a), wie die Fluchaufzählung (V. 9b) und die Plagenreihe (V. 10a) offensichtlich an vorgegebenes Traditionsgut aus den Fluch- und Segensritualen des israelitischen Bundeskults an. So findet sich V. 9a in Dt. 28,25 wieder; in Jer. 15,4a ist die Wendung auf das Bundesvolk bezogen. Die Reihe der Flüche (V. 9b) ist nach Dt. 28,37 (vgl. Jer. 25,18; 29,16ff.) Topos der Verkündigung von Segen und Fluch; vor allem gehören die V. 10a genannten Plagen: Schwert, Hunger, Pest — eine Trias, die bei Jeremia und Ezechiel häufig vorkommt 33 — nach Lev. 26,23-26; Jer. 15,2ff.; Ez. 14,12ff. (vgl. Am. 4,6ff.) zum festen Überlieferungsbestand der Verkündigung von Jahwes strafender Vergeltung des Bundesbruchs ( m a ~ 0 j ? J Lev. 26,25). Zieht man zuletzt noch das Motiv der Landgabe an die Väter in V. 10b in Betracht, welches das Königshaus zu den Erben der landnehmenden Generation rechnen läßt, rundet sich das Bild. Jeremia weiß das davidische Königtum mit seinen regierenden Herrschern und seinem Hofstaat den Ordnungen des Sinaibundes unterworfen. Das Gebot des Dekalogs und die Grundforderungen nach Recht und Gerechtigkeit gelten ihnen wie dem ganzen Bundesvolk. Für die Beachtung und Durchführung dieser Ordnung — im besonderen auch für die sozialen Bestimmungen gegenüber den Rechtsschwachen und Rechtlosen - tragen sie selbst die Verantwortung. Hier ist für Jeremia der Ort der Davidverheißung. In die Ordnung des Jahwebundes einbezogen, ist ihre Gültigkeit davon abhängig, daß der Bund eingehalten wird. Den zeitgenössischen Regenten gegenüber sieht sich der Prophet darum gezwungen zu mahnen (21,12; 22,3ff.; 17,19ff.), zu warnen (21,12) und endlich das Gericht anzusagen (22,13f.; 22,6ff.l3ff.l8ff.; 36,29ff.; 13,12ff.; 23,Iff.; 24,Iff.), was zugleich bedeutet, daß für die betreffenden Könige (36,30; 22,30) die Verheißung außer Geltung gesetzt ist 3 4 . 33 Vgl. H. Graf Reventlow, Das Amt des Propheten bei Arnos. F R L A ( N ) T 80 (1962) 7 5 f f „ bes. 82ff. - S. o. S. 24f. 34 Insofern hat die wohl nachjeremianische Tradition Kap. 22,8ff. ihr Recht, wenn sie den Propheten das Ende Jerusalems so erklären läßt: „Darum, daß sie den Bund Jahwes, ihres Gottes, verlassen und andere Götter angebetet und ihnen gedient haben." Zur Beurteilung vgl. P. Volz, a.a.O. 219. Anm. 1; W. Rudolph, a.a.O. 128; J. Steinmann, Le Propl^te Jeremie. Sa vie, son oeuvre et son temps. Lectio Divina 9 (1952) 181; Α. Weiser, a.a.O. 186.

Kap. 30,8f.

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III. Das gewonnene Ergebnis, daß das Königtum den Ordnungen des Sinaibundes unterworfen ist und daß die David Verheißung für Jeremia nur auf der Basis des Sinaibundes gültig bleibt, wird von den beiden Heilsweissagungen Jer. 23,5f. und 30,8f. bestätigt. a) Jer. 30,8f. wird durch die dem Text beigegebenen Formeln als eine Sprucheinheit gekennzeichnet: V. 8 beginnt mit einer doppelten Einleitung 35 , die zugleich das Folgende an die vorangehende Einheit vom großen Tag des Gerichts und Heils (V. 5—7) anlehnt. Mit V. 10 andererseits fängt eine neue selbständige Redeeinheit an, die sich im Gewand des Heilsorakels an Jakob, Jahwes Knecht, wendet. V. 8 „Und an jenem Tage wird es geschehen — ist der Spruch Jahwe Zebaoths: Ich zerbreche sein Joch von deinem Halse und deine Stricke zerreiße ich. Und keine Fremden werden ihn mehr knechten. V. 9 Sie aber werden Jahwe, ihrem Gott, dienen und David, ihrem König, den ich ihnen erwecke." Der so eingegrenzte Spruch gehört in einen größeren literarischen Zusammenhang hinein. Er ist Teil jenes „Buches", das nach Kap. 30,1.2 in göttlichem Auftrag als Sammlung, verschiedener Jahweworte niedergeschrieben wurde und unter den V. 3 und V. 4 wiedergegebenen Überschriften die Reihe der Heilsverheißung von Kap. 30 und 31 zusammenfaßt. Daraus läßt sich schließen, daß die hier aufgezeichneten Worte nicht nur für den öffentlichen Vortrag bestimmt waren, was auch wohl darin seinen Grund hat, „daß die Hauptadressaten der Sprüche — die Verbannten aus dem ehemaligen Nordreich - für die mündliche Verkündigung nicht erreichbar waren." 3 6 Möglicherweise erklärt sich aus diesen Entstehungsverhältnissen auch die stilistische Uneinheitlichkeit der Verse 8f., in denen besonders der verwirrende Wechsel der Personen auffällt 31 . Man wird dies darum als Argument gegen die Echtheit kaum geltend machen können. Auch die verschiedentlich ins Feld geführten historischen oder theologischen Einwände sind nicht beweiskräftig genug, um das Wort dem Propheten abzusprechen 38 . Die Davidüberlieferung meldet sich in dem abschließenden Satz des Spruches zu Wort, wo davon die Rede ist, daß die vom Joch der Fremdherrschaft Befrei35

Zur Stellung von ίΤΙΓΓ 0X3 vgl. R. Rendtorff, Zum Gebrauch der Formel n e um jahwe im Jeremiabuch. ZAW 66 (1954) 27ff. 36 A. Weiser, a.a.O. 265; vgl. auch W. Rudolph, a.a.O. 173. 31 Die Versionen glätten die so entstandenen Übergänge nach V. 8a, 8b, 9ba. 38 Gegen W. Rudolph, a.a.O. 173. P. Volz spricht von „Glossen", a.a.O. 274; ähnlich auch S. Mowinckel, He That Cometh (1959) 20, J. Steinmann, a.a.O. 249ff.; u.a., so auch A. Gelin, Le sens du mot .Israel' en Jeremie X X X - X X X I . Memorial J. Chaine (1950) 163. Vgl. dagegen F. Nötscher, Das Buch Jeremias. HSchAT VII 2 (1934) 221; A. Weiser, a.a.O. 269.

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Jeremia - Kap. 3 0 , 8 f .

ten „Jahwe, ihrem Gott, und David, ihrem König", Untertan sein werden, „den ich ihnen erwecke" — wie ein im Ichstil gehaltenes Jahwewort hinzufügt. Diese letztere Wendung erinnert an einen der zentralen Sätze der Nathanverheißung, die David den Fortbestand seines Königtums in Aussicht stellen (II. Sam. 7 J 2 ) 3 9 . Jedoch nicht nur der terminologische Anklang läßt V. 9 mit II. Sam. 7 in Beziehung setzen; vielmehr ist es dieselbe Intention der Verheißung, welche beide Texte in einen traditionsgeschichtlichen Zusammenhang bringt. Jahwe wird einen David ebenbürtigen und adäquaten Herrscher aufkommen lassen und d.h. die Restauration des davidischen Reiches einleiten. Die merkwürdige Formulierung „David, ihren König" 4 0 , findet in der Eigenart der Davidverheißung ihre Erklärung. P. Volz nennt den angekündigten Herrscher den „Messias"; „es ist nicht der wiederkommende David selbst; das Wort .David' ist Titel und unterscheidet den Messias von einem bloßen ,Davididen'; es ist der König κατ' εξοχήν, der .David' der Heilszeit." 41 Der Begriff „Titel", so hilfreich er zunächst zum Verständnis der Stelle sein mag, besagt jedoch zu wenig, weil er die hier im Hintergrund stehende Tradition nicht ganz erfassen kann. Der künftige König wird nicht nur „David" tituliert, sondern er ist nach Herkunft und Wesen David gleich. A. Weiser spricht darum mit S. Mowinckel 42 besser von einer „Übertragung des Namens David auf den davidischen König", die auf der im kultischen Ritual beheimateten Vorstellung beruht, daß „der König in der Rolle des Ahnherrn der Dynastie der Empfänger und Träger des Königsheils" 43 ist. Gibt die knappe Formulierung die Dynastieverheißung wieder, so zeigt sie doch zugleich den Einfluß einer kritischen Beurteilung der Davididen, die dem Begründer des Königtums nicht gleichzukommen scheinen. Die von Jeremia aufgenommene Vorstellung eines künftigen David enthält jene kritische Tendenz auch, welche seine prophetischen Vorgänger mit ihr verbunden haben 4 4 . Das Traditionselement der Davidverheißung ist nun mit dem Vorstellungskreis des Israelbundes fest verwachsen. Als Bestandteil eines Jahweorakels, das unter jenes charakteristische Epitheton m x a s ΠΊΓΓ DM gestellt ist, findet sie ihren Platz neben der Ankündigung einer Heilstat, die der Bundesgott ( D S T l h ' S ΓΠΓΡ) zugunsten seines Volkes vollbringen will: Befreiung und Königseinsetzung sind wie in Jes. 9,Iff. zwei Akte einer Zuwendung Jahwes. Darum sind die Folgen der göttlichen Tat in ihrer positiven Entfaltung V. 9 auch unter dasselbe Verbum gestellt: „Und sie werden Jahwe, ihrem Gott, und David, ihrem König, dienen." Gerade diese formelhafte Wendung ist aufschlußreich. Sie besteht in 3

' Vgl. Jer. 23,5. Die gleiche Formulierung auch in Hos. 3,5; Ez. 3 4 , 2 3 ; 37,24. S. u. S. 146. 41 A.a.O. 274. 42 A.a.O. 163. 43 A.a.O. 2 6 9 , Anm. 2. 44 S. o. zu Jes. 11 und Mi. 5, S. 96f.; l l l f . 40

Die Davidverheißung

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ihrem ersten, auf Jahwe bezogenen Teil aus zwei Elementen: einmal aus dem Satz mrp ΠΧ n a v i und dann aus der Apposition zum Jahwenamen OSTlVx. Das erste Element umschreibt ganz allgemein den Gottesdienst für Jahwe, zu dem das befreite Volk alsbald fähig und bereit sein wird 45 . Das andere ist ein Hinweis auf das Verhältnis Israels zu Jahwe und entspricht der dafür geprägten Bundesformel, die im weiteren Kontext (30,22; 31,1; 31,31ff.) zu finden ist 46 . Aus alledem ergibt sich schließlich die Gemeinschaft zu erkennen, welcher die Davidverheißung gilt. Zunächst als Du in der 2. Person angesprochen, bezeichnet sie V. 8b als 3. Person sg. m., während in V. 9 von einer Mehrzahl die Rede ist als einer Gemeinschaft, zu der Jahwe Zebaoth als ihr Gott und David als ihr König gehört. Es ist die Gemeinschaft eines Volkes, das der Jahwebund und das davidische Königtum zur Einheit zusammenschließt 47 . Damit aber ist zugleich das Problem angedeutet, das eine Bezugnahme auf den Jahwebund und die Davidverheißung veranlaßt hat. Man neigt neuerdings dazu, Kap. 30 und 31 der Frühzeit Jeremias zuzuweisen 48 und das Büchlein mit dem josianischen Zeitalter in Beziehung zu bringen 49 . Gemeint sind dann die Exulanten aus dem ehemaligen Nordreich Israel, welche die Politik der assyrischen Könige aus ihrem Lande vertrieben hatte 50 . Da kein Grund vorliegt, die Verse 8f. aus der Spruchsammlung herauszunehmen, sind sie auf das Schicksal dieser Israeliten zu beziehen. Ins Joch der Fremden gespannt51, leben sie im heidnischen Land 52 , fem von den Gottesdiensten der 45

Zu ΠΊΓΓ ΠΝ i n s ? ist etwa zu vergleichen: Ex. 23,25; 1. Sam. 7,3f.; I. Sam 12,10ff. Vgl. R. Smend, Die Bundesformel. ThSt(B) 68 (1963) passim. Heranzuziehen sind auch Stellen aus dem unmittelbaren Kontext wie 30,3 ( , )35?), 30,10 ( H 3 5 ? ) u.a. 41 Der 30,21 angekündigte eigene Herrscher mit den sakralen Privilegien soll wahrscheinlich auch aus der davidischen Dynastie stammen. In diesem Spruch sind gleichfalls die beiden konstitutiven Merkmale: Jahwegemeinde ( Γ Π Ϊ V. 20) und Königtum (V. 21) genannt. Zu V. 21 vgl. G. von Rad, a.a.O. 227f. - Desgleichen kommt Jahwes hilfreiche Gegenwart nach Hb. 3,13 seinem Volk und seinem Gesalbten (parallelismus membrorum) gleichermaßen zugute, vgl. J. Jeremias, Kultprophetie und Gerichtsverkiindigung in der späten Königszeit Israels. WMA (Ν) Τ 35 (1970) l O l f f . 48 Vgl. vor allem P. Volz, a.a.O. 274ff.; W.Rudolph, a.a.O. 172ff.; A.Weiser, a.a.O. 264ff., dort auch die Auseinandersetzung mit der älteren Spätdatierung. 49 W. Rudolph datiert die Kapitel im großen ganzen zwischen Reform (621) und Tod (609) Josias, a.a.O. 172; A. Weiser möchte lieber umgekehrt einen Einfluß Jeremias auf Josias Reformwerk annehmen und ihre Entstehung etwas früher ansetzen, a.a.O. 266, 269, Anm. 2. So auch L. Rost, a.a.O. 72. Vgl. auch F. M. Cross-D. N. Freedman, Josia's Revolt against Assyria. JNES 12 (1953) 56ff. 46

50 Die Nennung Judas ist nach den meisten Auslegern späterer Zusatz im Sinne der Ausdehnung der Verheißung auf das Südreich. Vgl. auch H.-W. Hertzberg, Jeremia und das Nordreich Israel. ThLZ 77 (1952) Sp. 596ff. (Beiträge zur Traditionsgeschichte und Theologie des Alten Testaments (1962) 91ff.). Nach H.-W. Hertzberg sind in 3 0 , 5 - 7 und 30, 8 - 9 nicht nur die Exulanten, sondern auch „die Bewohner der Juda nördlich benachbarten Gebiete" ins Auge gefaßt (Sp. 596) (91). 51 Zur Anschauung vgl. Art. „Joch" von R.Hentschke, BHHWB II. Sp. 869. " D,"1T und der Gegensatz zu V. 9a assoziiert nach Jer. 5,19; 2,25; 3,13 (vgl. auch Dt. 32,16) Fremdgötterverehrung.

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Jeremia - Kap. 23,5f.

Jahwegemeinde und von ihrem Volk getrennt. Ihr Geschick gibt Jeremia Anlaß, sich auf die Faktoren zu besinnen, welche für Israels Einheit konstitutiv sind: Und so tritt das davidische Königtum neben die Institution des Sinaibundes und läßt den Propheten aus seiner Verheißung Hoffnung für die abgesprengte Gola schöpfen. Angesichts der augenblicklichen Verhältnisse kann die Verheißung erst in Zukunft (ΝΊΠΠ DVS) in Kraft treten und die Einheit des Jahwevolkes wiederherstellen 53 . Das Davidreich erscheint darum als die umfassende und zur Einheit zusammenschließende, gültige Lebensform Israels, welche den Bestand des Bundesvolkes fernerhin garantiert. In diesem Zusammenhang sind auch die Ergänzungen von Hos. 3,5 zu nennen, die das Wort Hoseas in 3 , 1 - 5 vom judäischen Standpunkt aus deuten. Die Umkehr der Israeliten zu „ihrem G o t t " mit Furcht und Zittern (V. 5), welche durch Jahwes erzieherische Maßnahmen in die Wege geleitet ist (V. 4), schließt für den judäischen Bearbeiter Rückkehr unter davidische Herrschaft ein, wobei erkennbar wird, daß er unter den ^ K l W ' j a die Bewohner des ehemaligen Nordreichs versteht, an denen sich Hoseas Wort (V. 4) erfüllt hat. Auch für ihn scheint das davidische Königreich die Herrschaftsform zu sein, die neben dem Bekenntnis zu Jahwe die Israeliten in Z u k u n f t ( O ^ T t Γ Ρ Ί Π Ν 3 ) zur Einheit zusammenfügen soll.

b) Ein ähnliches Resultat wird man von der Untersuchung des zweiten Spruches Jer. 23,5—6 erwarten dürfen, zumal er in formaler und inhaltlicher Hinsicht dem obigen Wort nahesteht. Seine Eigenart deutet sich schon in seiner Stellung an: Zusammen mit dem Spruch von den Hirten (V. 1 - 4 ) und den Versen 7—8, welche die neue Heilszeit markieren, bildet er den Abschluß der Königssprüche 21,11—23,8. Durch die bekannten Einleitungsformeln in V. 5 und V. 7 sowie durch das Π1ΓΓ 0X2 am Ende von V. 4 werden die Zäsuren sichtbar, die den Spruch 23,5f. als Einheit kennzeichnen und - bei aller Beziehung zum Kontext — eine gesonderte Behandlung zulassen. V. 5 „Siehe, Tage kommen - ist Jahwes Spruch — da will ich David einen rechten Sproß erwecken. Und er wird ein königlicher König sein und wird klug handeln, und er wird Recht und Gerechtigkeit im Lande üben. V. 6 In seinen Tagen wird Juda geholfen und Israel wird sicher wohnen. Und dies ist der Name, mit dem man ihn nennt: ,Jahwe unsere Gerechtigkeit'." Von einer Untersuchung Jer. 30,8f. herkommend, entdeckt man auch am vorliegenden Spruch unschwer Elemente aus der Davidüberlieferung. Hier wie dort geht es um den Bestand der Jerusalemer Dynastie, zu deren Träger das davidische Geschlecht geworden ist. Der zukünftige König, so kündigt dieses Wort an, wird ein Sprößling (ΠΏϋ) dieses Stammes sein. Von ihm gilt, wie es die Nathanweissagung " Dazu ist die Überschrift in V. 3 zu vergleichen: Ό » Γ Γ Ο Ρ - Π Ν Τ 3 Β Ί . S. auch L. Rost zu Jer. 3 1 , 4 - 6 ; 3 1 , 1 5 - 2 1 und auch 2 2 , 2 0 - 2 3 (mit der Nennung der drei Gebirge, „an der Grenze des Davidischen Großreiches". 76), a.a.O. 72ff. - Zur Restitutionsvorstellung und ihres Hintergrundes vgl. o. S. 64f.

Die Königserwartung

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gültig formuliert, daß Jahwe ihn aufrichten (Tiapni) und als König einsetzen wird. Die Anlehnung an traditionelle Vorstellungen und Wendungen ist deutlich zu sehen, wenn auch Näheres über die Beziehung zu Jes. 11,1, der Metapher vom „Reis aus Isais Baumstumpf" und „Sproß aus seinen Wurzeln", nicht gesagt werden kann, nur daß eben dort das Stammhaus der davidischen Könige selbst in das Blickfeld tritt. Auch das Anliegen eines dem großen Vorfahren ebenbürtigen Nachfolgers liegt in Jer. 23,5 offen zutage; wie immer das bedeutungsvolle ρΉ2£ wiederzugeben ist, das Moment des Rechtlichen im Sinne des rechten Nachfolgers haftet ihm an und deutet schon die Problematik an, in welche diese prophetische Weissagung hineingehört. — Ein weiteres Element der Davidtradition ist am Ende des Textes in V. 6b zu sehen, wo von dem Namen gesprochen wird, den man 5 4 dem Sproß Davids geben wird: „Und dies ist sein Name, den man ihm zuruft; Jahwe unsere Gerechtigkeit." Es ist nach II. Sam. 7,9b; Jes. 9,5 und Mi. 5,4a 55 kaum zweifelhaft, daß hier auf das judäische Königsritual der Thronbesteigung, speziell auf die Verleihung der Thronnamen an den Regenten nach ägyptischem Brauch, Bezug genommen ist, und Jeremia gleich Jesaja und Micha in seiner Verkündigung jenes Zeremoniell anklingen läßt, das dem Thronfolger Würde und Auftrag eines Königs überträgt. Daß sein Handeln „in Recht und Gerechtigkeit" (V. 5b, vgl. 22,3) seiner Würde zu entsprechen hat, ist althergebrachte Forderung in Israels Überlieferung vom Königtum. - Sein Herrschaftsgebiet, das zunächst nur ungefähr mit „dem Land" (f 1X3) bezeichnet ist, wird im zweigliedrigen Vers 6a näher mit Juda und Israel angegeben: „In seinen Tagen wird Juda geholfen, und Israel wird in Sicherheit wohnen." Wiederum ist es die Vorstellung der in Personalunion des Herrschers vereinigten beiden israelitischen Reiche, die auf die Weissagung des Propheten eingewirkt hat. Zwar ist hier von einem Großreich explizit nicht die Rede; doch kann gefolgert werden, daß Heil und Frieden für die beiden Staaten, gleich wie in den Verheißungen der Nathanweissagung (II. Sam. 7,1 Off.), eine Einflußnahme auf die Machtverhältnisse in der umliegenden Völkerwelt voraussetzt 56 . Insofern weist die Wendung n u a b p c noch einmal auf die Überlieferung hin, welche für Jer. 23,5f. bestimmend gewesen ist s7 . Damit hängt zusammen, daß auch die Tradition des Jahwebundes ihre Zeichen diesem Wort vom zukünftigen Davidsproß aufgeprägt hat. Am deutlichsten ist das an jener Namengebung U p l S Π1ΓΓ zu erkennen, in der Juda und Israel ihr Bekenntnis zu Jahwe aussprechen. „Die Eigenart dieser Namengebung des Messias besteht darin, daß das VolkC2) in dem Bekenntnis zu Jahwe, das in dem 54 Die Form INTp'' ist offenbar eine Mischform. Vgl. W. Gesenius-E. Kautzsch, a.a.O. § 74,2b. Vgl. auch das unbestimmte Κ Ί ρ " Ί (MT) bzw. X"lpn (1 Q Jes*) und die Versionen (καλείται LXX) bei Jes. 9,6. 55 S. o. S. 83ff. 56 Vgl. Jes. 8,23bff.; Jer. 30,8f. u.a.; vgl. auch E. Rohland, a.a.O. 250. 57 Dies wird indirekt auch durch Kap. 3 3 , 1 4 - 1 8 gestutzt, wo 23,5f. aufgenommen (33, 1 4 - 1 6 ) und bestätigt wird (33,17). - Vgl. G. von Rad, a.a.O. 226.

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Jeremia - Kap. 23,5f.

Messiasnamen enthalten ist, Antwort gibt auf die entscheidende Heilstat Gottes und in dieser dialogischen Form seiner Frömmigkeit, die dem Wesen des Bundes entspricht, zum Ausdruck bringt, daß in Gott selbst das Heil des Volkes beschlossen liegt." S8 Dieses „hymnische Bekenntnis" setzt voraus, daß die Inthronisation eines Davididen als Heilserweis Jahwes in Analogie zu anderen Heilszuwendungen erfahren, verstanden und unter den dafür bereitliegenden Ausdruck pTS 6 9 subsumiert werden wird. In dem „Wir" wird sich eine Gemeinschaft zusammenschließen, die aus einer Vereinigung von Juda und Israel hervorgeht, die „in dem Land" unter einem Herrscher lebt, die aber vor allem ein gemeinsames Bekenntnis zu Jahwe eint: Jahwes Bundesvolk steht vor dem Auge des Propheten, als er von den Tagen des Heils zu verkündigen hat 6 0 . Das eigentliche Profil des Spruches tritt erst dann zutage, wenn man sich dem zeitgeschichtlichen Hintergrund zuwendet. Obwohl es nicht unmittelbar ausgesprochen ist, wird man in der Annahme nicht fehlgehen, daß Jer. 23,5f. in der Regierungszeit des letzten judäischen Königs Zedekia entstanden ist 61 . Darauf deutet zuerst der Zusammenhang, in welchem die Verse überliefert sind. Nachdem der Könige Judas der Reihe nach gedacht worden ist 62 , und auch Konjas (Jojachins) unglückliches Geschick durch ein Jahwewort als besiegelt proklamiert wird, erwartet man ein Urteil über den letzten König vor dem Exil. Tatsächlich folgt jenes Wehewort über die Hirten 23,Iff., über die ein Gerichtswort wegen Veruntreuung der ihnen anvertrauten Herde ergeht (V. 2). Dieser Spruch paßt am besten in die Regierung eines Königs, der selbst nur der Spielball in der Hand der mächtigen Höflinge war, wie dies auf Zedekia zuzutreffen scheint 63 . Sie wären als „die Hirten" über Jahwes Volk apostrophiert, deren Schuld es auch ist, daß die Katastrophe über den Rumpfstaat Juda hereinbrach; der Regent selbst wäre mit beredtem Schweigen übergangen. Schließlich aber legt es der Spruch V. 5f. selbst nahe, als Zeit seiner Entstehung die Königszeit Zedekias anzunehmen. Bei seiner starken Akzentuierung der Königswürde, politischen Klugheit und Gerechtigkeit des künftigen Herrschers, bei seinem Hinweis auf das 58

A. Weiser, a.a.O. 199. Vgl. dazu z.B. ebda. 199; A. Jepsen,p"T!J und H p l S im Alten Testament. Gottes Wort und Gottes Land. Festschrift für H.-W. Hertzberg (1965) 78ff., bes. 85, 87. S. o. zu Jes. 8,23ff.; 11,Iff.; 16,5, S. 85ff.; 93ff.; 104. 60 Nach Kap. 33,14 war 23,5f. als Verheißung (3113Π "Ι3ΤΠ) über das Haus Israel und Uber das Haus Juda gesprochen worden. 61 So die Mehrzahl der Forscher. M. Sekine datiert Jer. 23,5f. von seiner These herkommend: „Jeremia hält seit dem vierten Jahre Jojakims an der Idee des Davidsbundes nicht mehr fest, so daß sie in der Zedekiazeit von ihm nicht vorausgesetzt wird" (Davidsbund und Sinaibund bei Jeremia. VT 9 (1959) 51) in die Zeit Jojakims (vgl. 52). - Vgl. auch J. Coppens, L'esperance messianique royale a la veille et au lendemain de l'exil. Studia Biblica et Semitica Th. C. Vriezen dedicata (1966) 46ff.; ders., Le Messianisme Royal (1968) 89ff. 59

62 63

Josia 22,10, Schallum (Joahas) 22,1 lf., Jojakim 22,13ff„ Konja (Jojachin) 22,24ff. Vgl. Jer. 38,5.

Die Königserwartung

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Heil, das Juda und Israel in seinen Tagen erleben werden, und vor allem bei der Charakterisierung durch den Thronnamen UpTX ΠΊΓΓ konnte man nicht umhin, an den König zu denken, den Nebukadnezar anstelle Jojachins eingesetzt und in 1ΓΓ ρ "TS umbenannt hatte 6 4 und dem eben alles dies fehlte, was Jeremia von einem Davidsproß erwartet. Liegt demnach sein Schatten merklich über diesem Spruch, wird man sich mit der Datierung nicht allzuweit von der Zeit entfernen wollen, in der Zedekia König war 6 5 . Die kritische Tendenz stellt darum Jer. 23,5f. neben jene fluchbeladenen 66 Gerichtsankündigungen, welche Jeremia gegen die drei judäischen Könige Jojakim, Jojachin und Zedekia 67 vorzubringen hatte. Damit greift der Prophet in seiner Weise in eine Diskussion ein, welche in der Schlußphase des judäischen Staates an der Frage der Legitimation des Königs aufgebrochen war. Neuere Untersuchungen haben dieser Problematik besondere Beachtung geschenkt. Auf die Frage der Legimität hat A. Malamat 68 hingelenkt. Dann hat M. Noth 6 9 auf verschiedene Parteiungen in Jerusalem und Babylon aufmerksam gemacht, die teils auf Jojachin, teils auf Zedekia ihre Hoffnungen gesetzt hatten. In der Frage der Legitimität steht für A. Malamat und M. Noth Jeremia auf der Seite Zedekias. Doch gilt: „Obwohl er in Sedekia den zur Zeit legitimen König von Juda sah ..., hat er doch das Ende der Herrschaft Sedekias und des noch verbliebenen Restes des judäischen Staates ankündigen und damit jede Hoffnung auf eine von diesem Restbestand ausgehende Wiederherstellung verneinen müssen." 70 Außer der Position Jeremias sucht M. Noth im besonderen Ezechiels Stellungnahme in dieser Frage zu erforschen 71 und aus archäologischen Zeugnissen 72 die offizielle Haltung der babylonischen Politik zu gewinnen. Ähnlich wie M. Noth beschreibt K. Baltzer 73 Jeremias Haltung in der Frage der Le64

Zuvor hieß er Mattanja, II. Kö. 2 4 , 1 7 . Eine Einflußnahme von Jer. 23,6 auf die Umbenennung des Königs und somit eine frühere Datierung nimmt H. Schmidt, Die großen Propheten. SAT II 2. 2 9 9 f . , an. Dem steht aber entgegen, daß nach II. Kö. 24,17 Nebukadnezar die Umbenennung veranlaßt und eine Beeinflussung dieser Art darum schwer vorstellbar ist. 66 Vgl. J e r . 2 2 , 2 4 f f . 2 8 f f . (Jojachin); 2 2 , 1 8 f f . ; 3 6 , 3 0 f f . (Jojakim); 2 4 , I f f . (Zedekia). 67 Vielleicht ist auch das Wort über Schallum (Joahas) 22,1 l f . hinzuzunehmen. 68 Jeremiah and the Last T w o Kings o f Judah. PEQ 83 ( 1 9 5 1 ) 8 1 f f . " Die Katastrophe von Jerusalem im Jahre 5 8 7 v. Chr. und ihre Bedeutung für Israel. 82ff. (346ff.). 10 Ebda. 8 9 (356). 71 Ebda. 9 0 f f . ( 3 5 8 f f . ) . 72 Zu nennen sind die Keilschriftdokumente, die E. F. Weidner, Jojachin, König von Juda, in babylonischen Keilschrifttexten. Melanges Syriens offerts a Mr. R. Dussaud ( 1 9 3 9 ) , veröffentlicht hat, M. Noth, a.a.O. 87 ( 3 5 3 ) , sowie die Siegelfunde aus tell bet mirsim und er-ru-mele. Vgl. W. F. Albright, The Seal of Eliakim and the Latest Preexilic History of Judah, with Some Observations on Ezekiel. JBL 51 ( 1 9 3 2 ) 77ff.; M. Noth, a.a.O. 99ff. (368ff.). 65

73 Das Ende desStaates Juda und die Messias-Frage. Studien zur Theologie der alttestamentlichen Überlieferungen. Festschrift fiirG. von Rad ( 1 9 6 1 ) 33ff., bes. 36.

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Jeremia - Kap. 23,5f.

gitimität, und sein Interesse gilt vor allem der Darstellung des Endes von Juda im Buche Jeremia, im deuteronomistischen und chronistischen Geschichtswerk und der damit gegebenen Antwort auf die „Frage nach der Kontinuität einer legitimen Herrschaft." 74 Die genannten Beiträge haben doch wohl die Beteiligung Jeremias an der durch die politischen Umstände gestellten Frage nach der Legitimität des Königs erwiesen. Daß auch Jer. 23,5f. dazu das Wort ergreift, wurde gelegentlich schon vermutet 7S , durch J. Swetnams Beobachtungen zu der Bedeutung von ρΉΧ 7 6 sehr wahrscheinlich gemacht. J. Swetnam versucht, die bisher nur in einer phönizischen Inschrift aus dem 3. Jahrhundert 77 sicher belegte Bedeutung für p*TX als „legitim, rechtmäßig" auf die breitere Basis westsemitischer Literaturzeugnisse zu stellen, und kommt zu folgendem Ergebnis: „It would seem to be only scholarly common sense to approach the text of Jer. 23,5a with the attitude that the meaning ^legitimate' for ρ 1 3 is at least possible." 78 Dann aber stellt sich das Prophetenwort V. 5f. als ein Votum dar, das zu der politisch-rechtlichen Diskussion um die Legitimität einen Beitrag leisten will. Als „Ausspruch Jahwes" gekennzeichnet, erhebt es den Anspruch, Jahwes Entscheidung in dieser Sache mitzuteilen. Durch die Rezeption der Davidtradition in ihrem Grundbestand kommt zum Ausdruck, daß sich Jahwe in dieser Frage von den Prinzipien leiten läßt, die er seit alters festgelegt hat und die auch jetzt sein Handeln bestimmen 79 . Ist auf der Grundlage der Königskonzeption eine Anerkennung der in Frage kommenden Davididen nicht möglich, lenkt die immer noch gültige Verheißung den Blick auf die Zukunft (D,N3 D1»'' Π3Π) und kündigt den rechtmäßigen Erben Davids — wie Jesajas Immanuelweissagung (Jes. 7,14ff.) — erst für spätere Zeiten an. Es kann nicht ausbleiben, daß solche Aktualisierung ihre Spuren hinterläßt. So zeigt sich das sonst konventionelle Bild des künftigen Königs von der Situation 74

Ebda. 4 0 f . Vgl. M. N o t h , a.a.O. 90f. ( 3 5 7 f . ) ; A. Weiser, a.a.O. 198. 76 S o m e Observations on the Background of p ' T S in Jeremias 23,5a. Bibl 4 6 ( 1 9 6 5 ) 29ff. Vgl. aber schon S. Mowinckel, He That Cometh. 161. 77 Bekannt als Larnax Lapethos 2, gefunden 1 8 9 3 in dem eben genannten Dorf auf Zypern, mit der Wendung wlsmh sdq. A.a.O. 2 9 f f . , dort auch Literatur. Vgl. besonders A. R. Johnson, Sacral Kingship in Ancient Israel. 31 ff. 78 A.a.O. 38. - „What has been indicated ist that the historical background of Jer. 23,5 with its smh sdyq, is the same as Larnax Lapethos 2, with its smh sdq in that both involve questions of legitimate succession", a.a.O. 4 0 . 79 Gegen Μ. Sekines These steht außer der Datierung von 23,5f. auch 3 3 , 1 4 f f . Wenn Jeremia als Orakelspruch Jahwes zu verkündigen hat, daß Jahwe am Davidbund weiterhin festhält, kann er - eine frühere Datierung in Jojakims Zeit zugestanden - nicht befugt sein, „die Idee des Davidbundes" aufzugeben „und mit dem Bestehen des davidischen Thrones" nicht mehr zu rechnen (a.a.O. 5 0 ) , zumal 3 6 , 3 0 ; 2 2 , 2 4 f f . nur dem betreffenden Regenten und seinem Haus Gericht ansagen. Vgl. 2 2 , 3 0 ; 36,30. Vgl. dazu auch S. Amsler, David. Roi et Messie ( 1 9 6 3 ) 5 3 , Anm. 2. 75

Jeremias Verständnis des Königstums

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seiner Entstehung geprägt, was sich in der dreimaligen Verwendung der Wurzel pHX äußert. Der legitime Nachfolger und Erbe Davids ist zugleich der, dessen Regiment durch np"TS gekennzeichnet ist, was wiederum zu dem Bekenntnis Anlaß gibt: In ihm manifestiert sich Jahwes Gerechtigkeit. Dadurch erfährt das Problem der Lsgitimität eine wesentliche Vertiefung, indem es mit dem Begriff pTS 8 0 verbunden, in den Zusammenhang des göttlichen Heilsgeschehens gestellt ist. Die Wirkung jenes Votums mit der wohl aus dem Begriff 5ΠΤ herausgewachsenen Bildung ΠΏΧ deutet sich in der Wiederaufnahme der Motive in Jer. 33,15; Sach. 3,8; 6,10 (Jes. 4,2) an 81 . Nach dem wohl exilischen Nachtrag Jer. 22,8f. 8 2 wird der Fall Jerusalem für viele vorüberziehende Völker zu der Frage Anlaß geben, warum Jahwe so an dieser großen Stadt gehandelt hat, und die Antwort wird lauten: „Weil sie den Bund Jahwes, ihres Gottes, verlassen und andere Götter angebetet und ihnen gedient haben" (V. 9). Ist hier die Zerstörung Jerusalems als Folge des Bundesbruchs der Könige Judas 8 3 , bestehend in der Verletzung des Gebots ausschließlicher Jahweverehrung, begriffen, tritt klar zutage, daß diese als dem Sinaibund und seinen Ordnungen unterstellt galten, so daß ihr Geschick für spätere Geschlechter Israels zum warnenden Beispiel und zur heilsamen Lehre werden kann 8 4 .

IV. Auch Jeremias Verständnis des davidischen Königtums steht also unter dem Einfluß traditioneller Vorstellungen, die zum Teil auf der Thematik des Königsrituals, zum Teil auch auf der Prophetie des 8. Jahrhunderts beruhen, wie es die Anklänge in Jer. 23,5f. (n»2i) und 30,8f. (das Bild vom Joch, der Hinweis auf David) an Jes. 7; 9; 11 und Mi. 5 nahelegen. Es ist vor allem aber d 1urch gekennzeichnet, daß es von der Institution des Israelbundes her konzipiert ist. In die Solidarität mit dem Bundesvolk gestellt (21,1 Iff.; 17,19ff.; 36), unterliegt das Herrscherhaus den Ordnungen des Sinaibundes. Demzufolge können die Regenten an seine Forderungen gemahnt (21,12; 22,3ff.; 17,19ff.) und vor seinen Sanktionen gewarnt werden (21,12f.), sind Bedingungen an den Bestand der Dynastie geknüpft (22,4f.), weshalb ihr Schicksal alternativ Heil oder Unheil sein wird (vgl. 17,27). Dem entspricht auch die prophetische Gerichtspredigt, 80 Zu den verschiedenen Aspekten des Begriffes p H S vgl. K. Koch, Sdq im Alten Testament. Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung. Diss. Heidelberg (1953). 81 Ist nach dem oben Ausgeführten G. von Rads kritische Anmerkung berechtigt, daß Jeremia „an der Ausgestaltung eines traditionellen Stoffes {23,5f.) versagte" und es ihm nicht gelungen sei, „die messianische Überlieferung in einer seiner Prophetie gemäßen Weise zu beleben"? A.a.O. 283, Anm. 14. 82 S. o. S. 122; vgl. auch I. Kö. 9,8f.; Dt. 29,23ff.; Jer. 5,19. 83 In einem Teilstück der Königsspruchreihe Jer. 21,1 Iff. sind die Könige Judas zuerst als Subjekt des Antwortsatzes in V. 9 anzunehmen. 84 Hier wäre der Ort, wo das oben zu Am. 9,1 lf. Ausgeführte zur Geltung käme, falls man für den Text exilische Herkunft annehmen wollte, vgl. U. Kellermann, Der Amosschluß als Stimme deuteronomistischer Heilshoffnung. EvTh 29 (1969) 173ff., aber auch H. W. Wolff, Dodekapropheton 2. Joel und Amos. BK XIV/2 (1969) 404f. S. o. S. 60ff.

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Ezechiel

die Jahwes Strafe über den Bundbrüchigen in Weheruf (22,13; 23,1), Drohwort (13,12ff.; 21,13; 22,6ff.; 23,2ff.) oder Verfluchung (8,Iff.; 22,18ff.; 36,29ff.; 22,29f„ 24,Iff.) ankündigt. Auf der anderen Seite ist der Fortbestand des Königtums in Jahwes Loyalität gegenüber seinem Volk verankert. Sein Werk ist die Befreiung der Exulanten (30,8f.) und die Wiedererrichtung des Davidreiches eine Heilstat für sein Bundesvolk (23,5f.). Seine Bedeutung erkennt der Prophet in der dadurch gewonnenen Lebensform der Gemeinde, die sich in dem einen Gottesdienst (30,9; vgl Hos. 3,5) und dem einen Bekenntnis (23,6) äußern wird, und in der legitimen Regierungsgewalt, welche die Einheit Israels (30,8f.; vgl. Hos. 3,5) und die Sicherheit im Lande garantieren wird (30,9).

2. Ezechiel - Kap. 17,Iff.; 19,Iff;

17,22-24;

34,17ff.; 37,15ff. u.a.

I. Ezechiels Vorstellungen vom davidischen Königtum treten am deutlichsten in den drei Texten zutage, die im allgemeinen als „messianisch" beurteilt werden: Ez. 17,22—24; 34,23f. und 37,22ff.'. Davon scheint der erste eine selbständige Redeeinheit zu sein. Eingerahmt durch eine einleitende Botenformel (V. 22a) und einen nachdrücklichen Schlußsatz (V. 24b), der auf eine erweiterte Erkenntnisformel (V. 24a) 2 folgt, und durch deutliche Zäsuren abgegrenzt 3 , stellt sich der Abschnitt 17,22-24 als in sich geschlossene Texteinheit dar. V. 22 „So hat der Herr, Jahwe, gesprochen: Ich aber nehme vom Wipfel der Zeder, (dem hohen, und setze) 4 von der Spitze ihrer Schößlinge pflücke ich ein zartes Reis. V. 23 Und ich selbst pflanze es auf einem hohen und ragenden Berg, auf der Bergeshöhe Israels pflanze ich es an. Und es trägt Äste und bringt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Und unter ihm werden alle Vögel wohnen, alles Gefiederte wird im Schatten seiner Zweige wohnen. 1

Vgl. S. Mowinckel, a.a.O. 16. Nach W. Zimmerli, Erkenntnis Gottes nach dem Buche Ezechiel. Eine theologische Studie. A T h A N T 27 ( 1 9 5 4 ) 6 f f . (Gottes Offenbarung. Gesammelte Aufsätze. ThB 19 ( 1 9 6 3 ) 4 2 f f . ) ; ders., Das Wort des göttlichen Selbsterweises (Erweiswort), eine prophetische Gattung. Melanges Bibliques rediges en l'honneur de Andre Robert ( 1 9 5 7 ) 154ff. ( 1 2 0 f f . ) , ders., Ezechiel. BK XIII ( 1 9 6 9 ) 3 7 7 f f . 3 Die abschließende Erkenntnisformel in V. 21 und die einleitende Wortereignisformel in 18,1. - Ein Teil der Versionen vertritt eine engere Verbindung zum Vorhergehenden. 4 Wohl Zusätze, vgl. W. Zimmerli, Ezechiel. 376. 2

Königstexte

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V. 24 Und alle Bäume des Gefildes werden erkennen, daß ich Jahwe bin; daß ich den hohen Baum erniedrigt, den niedrigen Baum erhöht habe; daß ich den grünen Baum verdorren und den dürren Baum blühen lassen habe. Ich, Jahwe, habe es geredet und ich tue es." 5 Auch bei den beiden anderen Texten handelt es sich um Jahwerede, deren formale Abgrenzung und Gliederung jedoch nicht in der Weise zutage liegt wie bei dem vorigen Prophetenwort. Kap. 34 bietet einen umfänglichen Redekomplex zum Thema Hirte und Herde, der sich in zwei größere Teile V. 1- 6 (7.8) 9 - 1 5 (16) und V. 1 7 - 2 2 (24) mit jeweiliger Abfolge von Anklage-, Gerichts-, Heilswort und einen Schlußteil V. 25-30.31 aufgliedern läßt 6 . Im zweiten Teil, der sich an die Herde wendet ("•JXS ΠΙΠΝΊ V. 17), heißt es nach den anklagenden Worten des Anfangs: „Darum spricht der Herr, Jahwe, zu ihnen: Siehe, ich gehe daran und schaffe dem mageren Tier Recht gegen das fette Tier, weil ihr mit Seite und Schulter all die Erkrankten wegdrängt und mit euren Hörnern niederstoßt, bis ihr sie nach draußen zerstreut habt. Und ich werde meiner Herde helfen, und sie sollen nicht mehr zum Raube werden. Und ich schaffe einem Tier vor dem andern Recht. Und ich setze über sie einen einzigen Hirten; der wird sie weiden: meinen Knecht David. Er wird sie weiden und er wird ihr Hirte werden. Und ich, Jahwe, werde ihr Gott sein und mein Knecht David Fürst in ihrer Mitte. Ich, Jahwe, habe es geredet" (V. 2 0 - 2 4 ) 7 . Die beiden Formeln am Anfang und Ende rechtfertigen die vorläufige Abtrennung dieses Teilstückes von Kap. 34. Ähnlich muß mit dem Komplex verfahren werden, zu dem in Kap. 37,15ff. die Zeichenhandlung der Vereinigung der beiden Stäbe und die interpretierenden und ergänzenden Redeteile angewachsen sind 8 . In diesen letzteren Schichtungen, die der Ausdeutung des symbolischen Tuns dienen, liest man nach dem erneuten göttlichen Botenauftrag (V. 21): „Und ich mache sie zu einem einzigen Volk im Lande, auf den Bergen Israels, und ein einziger König wird ihrer aller König sein. Und sie werden nicht mehr zwei Völker sein und sich nicht mehr in zwei Königreiche teilen - nicht mehr" (V. 22) 9 . 5 6 7 8 9

Zum einzelnen s. u. S. 142ff. In Anlehnung an W. Zimmerli, a.a.O. 8 3 2 f f . Zur Textherstellung vgl. ebda. 8 3 0 f . W. Zimmerli teilt den Komplex in V. 1 5 - 1 9 . 2 0 - 2 3 (24a) 2 4 b - 2 8 auf, a.a.O. 907. Vgl. ebda. 9 0 5 f .

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Ezechiel

Dann, den Gedanken im Anschluß an die Bundesformel V. 23 weiterführend: „Und mein Knecht David wird König über sie und ihrer aller einziger Hirte sein" (V. 24). Zuletzt wird der Faden im Blick auf die weitere Zukunft noch einmal innerhalb einer Reihe konsekutiver Perfektsätze aufgenommen: „Und sie werden in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht, dem Jakob, gegeben habe, in dem eure Väter gewohnt haben, und sie werden darin für alle Zeit wohnen, sie und ihre Söhne und Enkel. Und David, mein Knecht, wird ihr Fürst für alle Zeit sein. Und ich schließe einen Bund des Heils mit ihnen; ein immerwährender Bund soll es sein. Und ich mehre sie, und ich setze mein Heiligtum für alle Zeit in ihre Mitte. Und meine Wohnung wird bei ihnen sein, und ich werde ihr Gott und sie werden mein Volk sein. Und die Völker werden erkennen, daß ich Jahwe bin, der Israel heilig macht, da mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte sein wird" (V. 2 5 - 2 8 ) 10. Eine Untersuchung der Königsauffassung im Buche Ezechiel kann es jedoch bei diesen drei Texten nicht bewenden lassen 11 . Darauf deutet allein schon die starke Verwurzelung dieser Worte in ihrem unmittelbaren Kontext hin. Bei aller formalen Eigenständigkeit von 17,22—24 kann es nicht verborgen bleiben, daß dieser Spruch in seinem Sinn nur von der Fabel 17,Iff. her verstanden werden kann. Da die an die Fabel anschließenden Prophetenworte V. 1 1 - 1 5 . 1 6 - 2 1 sich um die Deutung der „Rätselrede" bemühen, die Schuld und Schicksal der letzten judäischen Könige kündet, zudem zur unmittelbaren Umgebung des Spruches gehören, müssen auch diese Texte herangezogen werden. Neben Kap. 17 ist es aber vor allem Kap. 19 mit der „Totenklage über die Fürsten Israels", dem sich alle Aufmerksamkeit zuwenden muß. Einmal richtet es wie jene Fabel den Blick auf die letzte Zeit der davidischen Dynastie, zum andern lebt das Leichenlied in seinen Gleichnissen, Bildern und Vokabular so sehr aus dem Judaspruch des Jakobsegens Gen. 4 9 , 8 - 1 2 1 2 , daß das Kapitel auch unter dem Aspekt der Nachwirkung judäisch-davidischer Tradition in die Untersuchung einzubeziehen ist. Galt das letztere hinsichtlich der Verse 9.10a und 11 des Judaspruchs in Gen. 49, die hier zu neuem Leben kommen, ist in diesem Zusammenhang eine andere Stelle mitzubedenken, an der man gemeinhin eine Nachwirkung von Vers 10b jenes Textes festgestellt hat. In dem Wort an den „bösen Fürsten Israels" 10

S. u. S. 1 4 5 f f . So mit Recht A. Caquot, Le messianisme d'Ezechiel. Semitica 14 ( 1 9 6 4 ) 5 - 2 3 . 12 Vgl. die Terminologie in Ez. 1 7 , 2 f . 5 f . und Gen. 4 9 , 9 , in Ez. 1 7 , 1 0 - 1 4 und Gen. 49, lOf. Hat die offenbare Textverderbnis in diesem Anklang ihren Grund: "]S"T3/DT31 in Ez. 17,10a und Gen. 4 9 , 1 1 b ? Vgl. dazu W. L. Moran, Gen 4 9 , 1 0 and its Use in Ez 21, 32. Bibl 3 9 ( 1 9 5 8 ) 4 1 7 . 11

G r u n d s t r u k t u r e n der Königsverkündigung

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21,30—32 ist sehr wahrscheinlich ein Anklang an jene rätselvolle „Schiloh"Weissagung zu hören 1 3 . Auch sie fordert mit Recht ihren Platz neben den genannten Stellen, um so mehr als die traditionelle Auslegung des Verses darin eine messianische Ankündigung erkannte 1 4 Von der zuletzt genannten Stelle 21,30ff. aber im Verein mit 19,1, 34,2.4 und 37,25 15, wo der Titel X'KI auftritt, gehen nun die Linien zu Kap. 4 0 - 4 8 des Ezechielbuches hinüber, wo in dem Verfassungsentwurf für das neue Israel auch der Gestalt des X'tM eine in bestimmter Weise umgrenzte Rolle zugedacht ist 1 6 . Das Verhältnis der messianischen Texte Ez. 17,22—24; 34,23f.; 37,22ff. zu den entsprechenden Stellen im Zukunftsprogramm zu bestimmen, ist schließlich erne Aufgabe, zu der sich die folgende Untersuchung verstehen muß. Erne erste Sichtung der genannten Texte ergibt zwei Komplexe, die jeweils einer Periode der Wirksamkeit Ezechiels zuzuweisen sind. 1.17,Iff.; 19,Iff.; 21,30ff. u.a. lassen den Bezug auf die letzten judäischen Könige erkennen und stammen demnach aus der Endphase der Jerusalemer Dynastie. Demgegenüber scheinen 2.17,22ff.; 34,20ff.; 37,20ff. und die betreffenden Partien aus 40ff. schon literarisch einem späteren Stadium anzugehören und das Ende des judäischen Königtums und die Exilszeit vorauszusetzen. Dieser Einteilung entsprechend soll im folgenden die Deutung des davidischen Königtums in der Prophetie Ezechiels untersucht werden. II. 1. Prüft man die mit den letzten regierenden Davididen befaßten Texte hinsichtlich ihrer literarischen Eigenart, so wird deutlich, daß sie von der Gerichtsverkündigung beherrscht sind. Die Allegorie von Kap. 17, die sich mit den beiden Königen Jojachin (V. 12) und Zedekia (V. 13) beschäftigt, mündet angesichts des Treubruchs des letzteren in die unausweichliche Frage nach seinem weiteren Geschick (V. 9f.l5), die Jahwe selbst mit dem in Schwurform gehaltenen Gerichtswort beantwortet: „Mitten in Babylon wird er sterben!" (V. 16). „Meinen Eidfluch, den er verachtet, und meinen Vertrag, den er gebrochen, bringe ich auf sein Haupt!" Nach Babylon deportiert, wird ihm Jahwe dort den Prozeß machen und ihn nach seinen Taten richten (V. 19f.). — Von einer Deportation spricht auch das Deutewort zu einer symbolischen Handlung des Propheten 12, 13 Der Anklang besteht zunächst in d e m b e t o n t e n , sodann in der s y n t a k t i s c h e n Kons t r u k t i o n iV X3 IV / und in d e m P h o n e m i V l n V l P bzw. i V l Π1? "ΊΡ. Vgl. W. L. Moran, a.a.O. 4 0 5 f f . , 4 1 6 f f . - In ähnlicher Weise versucht A. C a q u o t die dunklen Stellen Ez. 21,15 u n d 2 1 , 1 8 als Reminiszenzen aus der Königsideologie ( ' 1 3 Ü3C7) im Sinne von Ps. 2 u n d 110 a u f z u h e l l e n , a.a.O. 13f. 14

Z . B . H. G r e ß m a n n , Der Messias. 2 5 5 f . ; W. G r o n k o w s k i , Le Messianisme d'Ezechiel ( 1 9 3 0 ) 3 9 f f . ; S. Mowinckel, a.a.O. 174, u.a. 15 Vgl. dazu auch 7 , 2 7 ; 1 2 , 1 0 . 1 2 ; 2 1 , 1 7 ; 22,6. 16 Vor allem sind es die Stellen 4 4 , 3 ; 4 5 , 7 f f . ( 4 8 , 2 1 f . ) ; 4 5 , 1 6 f f . ; 4 6 , 2 f f . ; 4 6 , 8 f f . l 2 f f . l 6 f f . ; sodann die rückblickenden Wertungen des K ö n i g s t u m s in 4 3 , 7 - 9 u n d 4 5 , 9 .

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1 Off., welche die Exilierung des Fürsten und seines Gefolges in lebendiger Anschaulichkeit vor Augen führt. - Ein weiteres Gerichtswort 2 1 , 3 0 - 3 2 konfrontiert den Fürsten Zedekia mit seinem bösen Schicksal: „Weg mit dem Kopfbund! Herunter mit dem Diadem!" - Das Leichenlied in Kap. 19 beweint mit der Mutterlöwin den Tod der letzten Herrscher aus dem Davidshaus im voraus und beklagt in einer hinzugewachsenen weiteren Strophe (V. 10—14) das Ende des ganzen Königsgeschlechts, während das Wehewort über die Hirten Israels 3 4 , I f f . mit der ganzen Reihe der Regenten ins Gericht geht (vgl. 7,27). Anderes ist auch nicht zu erwarten bei einem Propheten, der sich zu Israel, dem „Haus der Widerspenstigkeit", gesandt weiß, zu dem auch die „Fürsten" gehören, welche „inmitten dieses Hauses" stehen (vgl. 12,12). Entsprechend lautet die Anklage, die der Prophet gegen den Fürsten richtet. Darf man 45,9 für die authentische Meinung Ezechiels in Anspruch nehmen 1 7 , wird man in der hier wiedergegebenen Mahnung der Forderung gewahr, unter welcher die Fürsten stehen: „So spricht der Herr, Jahwe: Laßt's nun genug sein, ihr Fürsten Israels! Gewalt und Terror tut hinweg! Schafft Recht und Gerechtigkeit! Nehmt die Enteignungen von meinem Volk! Spruch des Herrn, Jahwes." 1 8 Die allgemeine Mahnung zielt nach V. lOf. konkret auf die einheitliche Regelung der Maße und Gewichte. Die Vergehen der Fürsten sind mit den Ausdrücken •tri 0»Π und ΓΥΐΒΠϊ, nach 45,8 und 46,18 mit dem Verbum ΠΓ (hi.) 1 9 gekennzeichnet. Nicht wesentlich anders verhält es sich mit der Anklagerede gegen die Blutstadt Jerusalem 2 2 , I f f . Das Propheten wort, welches die Stadt der Blutschuld (V. 3a) und des Götzendienstes (V. 3b) zeiht und eine Reihe yon Vergehen sozialer und sakralrechtlicher Art (V. 6—12) aufzählt, die als Verfehlungen gegen das geltende Gottesrecht 2 0 und Mißachtung Jahwes (ΠΠ3Ε> ViXl V. 12b) das göttliche Gericht auf sich ziehen (V. 3.4; vgl. V. 13ff.), schließt die „Fürsten Israels" in die Anklage ein (V. 6). Ihnen wird in gleicher Weise der Vorwurf des willkürlichen und gewalttätigen 2 1 Blutvergießens gemacht, der in V. 6ff. dreimal wiederkehrt (V. 6.9.12; vgl. V. 3f.). Insofern sind für Ezechiel die „Fürsten Israels" jenem Rechtswillen Jahwes auch unterworfen, der in Gestalt einer Reihe von Einzelgeboten konkreten Ausdruck findet. Auch die Perikope 3 4 , I f f . ist in diesem Zusammenhang zu nennen, wo die „Hirten Israels" vor Jahwe zur Verantwortung 17

Die Verfasserschaft Ezechiels wird u.a. von G. A. Cooke, The Book of Ezekiel. ICC (1951) 497, und H. Gese, Der Verfassungsentwurf des Ezechiel (Kap. 4 0 - 4 8 ) traditionsgeschichtlich untersucht. BHTh 25 (1957) 67ff., angezweifelt. Vgl. dagegen G. Fohrer, Ezechiel. HAT I 13 (1955) 252; W. Zimmerli, a.a.O. 1147ff. 18 Zu H p T X ! DOE>72 vgl. H. Cazelles, Shiloh, the Customary Laws and the Return of the Ancient Kings. Proclamation and Presence. OT essays in honour of G. H. Davies (1970) 239ff. 19 Zu tiV in 45,8 vgl. Ex. 22,20; Lev. 19,33; Dt. 23,17; Ez. 18,7.12.16; 22,7.29. 20 Zur Verwurzelung der Reihe V.6ff. in der israelitischen Rechtstradition, vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 504ff. 21 Nach MT: Ί5ΠΤ1? Γ 8 .

Grundstrukturen der Königsverkündigung

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gezogen werden. Eine eigenartige, für den Priester-Propheten (1,3) jedoch bezeichnende Anklage gegen die Könige ist 43,8f. 22 zu entnehmen. „Und das Haus Israel soll meinen heiligen Namen nicht mehr verunreinigen — sie und ihre Könige durch ihre Buhlerei und die Totengedenksteine ( " m s a i ) ihrer Könige, dadurch daß sie ihre Schwelle an meine Schwelle legten und ihre Türpfosten neben meinen Türpfosten, so daß nur eine Wand zwischen mir und ihnen war, und ständig meinen heiligen Namen durch die Greuel verunreinigten, die sie verübten ..." Den Jerusalemer Davididen wird die Entweihung des heiligen Jahwenamens vorgeworfen, welche die architektonische Einheit des Palast- und Tempelkomplexes sowie die Anlage der Totengedenksteine im sakralen Bereich 23 gezeitigt hatte. Charakteristisch ist die direkte Anklage gegen Zedekia in 2 1 , 3 0 - 3 2 . Nach der Anrede: „Du ruchloser 24 Frevler, Fürst Israels" fällt sogleich der Begriff |1V und benennt seine Schuld. Vor allem aber beleuchtet die Allegorie von Kap. 17 jenes schuldhafte Vergehen, dessen Bestrafung bereits eingeleitet ist. Der Weinstock hat sich dem ägyptischen Adler zugedreht (V. 7); er hat Boten zum Pharao gesandt und um militärische Hilfe gegen seinen babylonischen Oberherrn gebeten (V. 15) und damit den bei Jahwe beschworenen Vasallenvertrag gebrochen (V. 1 6 - 1 8 . 1 9 - 2 1 ) 2 5 . Nun fällt der Fluch, der das Bündnis sichern sollte, auf den Treubrüchigen zurück: ein doppelter Schwur Jahwes (V. 16ff. und V. 19ff.) kündet Zedekias fluchbeladenes Los. Es ist ersichtlich, daß die prophetische Anklage gegen die Fürsten auf der sakralen Rechtsordnung basiert, welche in Israel in Geltung steht. Neben der Verletzung von Jahwes Heiligkeit (43,8f.; 17,16ff.; 21,30f.), die bei Ezechiel besonderes Gewicht hat, stehen die Verstöße gegen die Gebote auf sozialem Gebiet (22,6ff.; 34,Iff.; 45,8f.). Es ist darum nur folgerichtig, wenn ihm zugleich die Ankündigung der Sanktionen aufgetragen ist, durch welche die Mißachtung des Rechtswillen Jahwes geahndet wird; erregt doch die Haltung der Fürsten Jahwes Zorn, der den Ruchlosen verzehren wird (43,8). Geheimnisvoll klagt das Leichenlied, die Rebe sei „im Grimm" (19,12) ausgerissen und zu Boden geworfen; vom Ostwind ausgedörrt, wird ihr machtvoller Trieb zusammen mit den restlichen Zweigen im Feuer verbrannt 26 . 22

Nach G. Fohrer ist V. 8 eine Glosse und V. 9 zu emendieren, a.a.O. 243. Vgl. aber G. A. Cooke, a.a.O. 4 6 4 f . ; H. Gese, a.a.O. 39; auch O. Procksch, Fürst und Priester bei Hesekiel. ZAW 58 ( 1 9 4 0 / 4 1 ) 101; W. Zimmerli, a.a.O. 1070ff. 23 Die Deutung des Wortes als Totenstelen, pro memoria judäischer Könige errichtet, wurde von D. Neiman, PGR: A Canaanite Cult-Object in the Old Testament. JBL 67 ( 1 9 4 8 ) 55ff., und K. Galling, Erwägungen zum Stelenheiligtum von Hazor. ZDPV 75 ( 1 9 5 9 ) Iff., für Ez. 4 3 wahrscheinlich gemacht. Vgl. W. Zimmerli, a.a.O. z.St. 24

Nach W. Zimmerli, a.a.O. 4 8 3 . Vgl. M. Tsevat, The Neo-Assyrian and Neo-Babylonian Vassal Oaths and the Prophet Ezekiel. JBL 78 ( 1 9 5 9 ) 199f.; D. R. Hilters, Treaty-Curses and the Old Testament Prophets. 86f., Anm. 27. 26 V. 14. - Jahwes Zorn scheint sich dem Propheten mitzuteilen, wie es die in hoher Erregung ausgestoßenen Worte von 2 1 , 3 0 f f . spürbar werden lassen. 25

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Ezechiel

Im Zorn erfolgt Jahwes Eingriff-, 19,4 und 19,8 nennt verhalten andeutend die Völker (D'U), welche die Löwen Judas einzufangen und abzuführen haben 2 7 . Die Hand, die den Weinstock ausreißt (V. 12), ist gleichfalls nicht sichtbar gemacht; es ist jedoch deutlich, daß sich dahinter Jahwes strafendes Handeln verbirgt. Jahwes Strafe bedroht die Fürsten mit dem Tod. Zedekias Ende ist gekommen (21,30); in Babylon wird er samt seinem Gefolge sterben (17,19.21) 2 8 . Dieses Geschick teilt er mit den anderen Fürsten (19,Iff.), deren Stimme auf den Bergen Israels verstummt (V. 9). Nach der Totenklage 19,10-14 droht das Ende nicht bloß den letzten Regenten, sondern trifft den ganzen Königsstamm. Das Todesurteil schließlich lenkt den Blick noch einmal auf die Schuld der Fürsten Israels. In alledem tritt ein innerer Zusammenhang ans Licht. Die Mahnung zur Rechtlichkeit (45,9), die Anklage wegen Gewalttätigkeit (45,9; 22,6) und Blutschuld (22,6) und der Vorwurf des Sakrilegs (43,8f.; 21,30) ebenso wie die Ankündigung des Gerichts (22,2ff.; 12,10ff.; 17,16ff.; 21,30ff.; 34,Iff.), das die Sanktionen wirksam werden läßt, setzen eine normative Ordnung voraus. Es drängt sich die Erkenntnis auf, daß jene Königssprüche in der Eigenart des zwischen Jahwe und seinem Volk bestehenden Bundesverhältnisses ihre gemeinsame Wurzel haben und daß Ezechiel die davidischen Könige den Forderungen dieses Bundes unterworfen und an dieser Norm gemessen hat. Ihr todwürdiges Vergehen bestand in der Verletzung der Bundesordnung, und darauf steht nach Kap. 18, das die Redaktion zwischen die Allegorie Kap. 17 und den Grabgesang über die Fürsten Kap. 19 gestellt hat, nach Jahwes Recht der Tod: „Eine Person, die sündigt, sie muß sterben", lautet der Grundsatz dieses Kapitels, das von der vergeltenden Gerechtigkeit handelt (V. 4.20.32). Dieser Auffassung entspricht nun der Titel, mit welchem der Prophet den König auf Davids Thron benennt: Vmtr 1 »TM, und da er dieses besondere Epitheton sowohl den zeitgenössischen Davididenwie dem Oberhaupt des künftigen Israels zuerkennt 2 9 , ist es für die vorliegende Untersuchung von wesentlicher Bedeutung. M. Noth sah in dem iCIM den Vertreter und Sprecher eines Stammes in der altisraelitischen Amphiktyonie, deren laufende Geschäfte das Kollegium der am zentralen Heiligtum zu versehen hatte 3 0 . Diese Sicht wurde von Ε. A. Speiser 31 dahin ergänzt, daß er in dem iTtM Führer und Haupt einer Gruppe von 27

Vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 422ff. (426ff.). Mit Q zu V. 21. 29 Vgl. 7,27; 12,10ff.; 19,1; 21,17.30; 22,6; 34,24; 37,25; 44,3; 45,7ff.; 46,.2ff.; 48,21f. Vgl. aber auch 26,16; 27,21.35; 32,29; 38,2f.; 39,1, wo nichtisraelitische Könige gemeint sind. 30 Das System der zwölf Stämme Israels. BWA(N)TIV 1 (1930. Neudruck 1966) 15 Iff. 31 Background and Function of the Biblical NASI'. CBQ 25 (1963) 11 Iff. (Oriental and Biblical Studies. 113ff.). 28

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Sippen- oder Stammesangehörigen beliebiger Größe erkannte, der von jener Gruppe zum Repräsentanten der Gemeinschaft erkoren wurde 3 2 . Nach Ausweis des Bundesbuchs, das iTtM zusammen mit DTlVx als Autorität nennt, der zu fluchen verboten ist (Ex. 22,27), entstammt der Titel jedenfalls der altisraelitischen Zeit und bezeichnet ein repräsentatives Amt in der Volksgemeinde. Bei Ezechiel steht der Titel in Verbindung mit Israel33, als der Gemeinschaft, welcher er zugeordnet ist. Indem der Prophet den Begriff in dieser Relation aufgreift, gibt er zu erkennen, in welcher Perspektive ihm der König erscheint 3 4 . Wichtig ist dabei nicht so sehr die kultische und rechtliche Funktion des Amtes, als vielmehr die Determination durch das Beiwort Israel. W. Zimmerli 3 5 hat die Bedeutung „Israels" im Buche Ezechiel untersucht und als die von „den hergebrachten geographisch differenzierenden Redeformen" abweichende, das Bundesvolk in seiner Einheit umgreifende Bezeichnung nachgewiesen; als Beleg dafür ist etwa die Verwendung der Bundesformel in 11,20; 14,11; 36, 28; 37,27 u.a. zu nennen. Und eben jene Größe ist nach Ezechiels Auffassung die dem Herrscher zugehörige Volksgemeinde. Darum kann er daneben das im alten Orient geläufige, in Israel stets prononciert 3 6 gebrauchte Epitheton des Hirten stellen (34,Iff.). Mit alledem zeigt sich Ezechiel in der israelitischen Königstradition verwurzelt, die eine Bezogenheit des Herrschers auf den Sinaibund von Anfang an vertreten hatte. Auf der Basis dieser Konzeption ist die Gerichtsverkündigung zu verstehen, welche dem Propheten aufgetragen war. 2. Im Zuge der Gerichtspredigt über die davidischen Könige kann es Ezechiel nur darum gehen, ihnen die Davidverheißung abzusprechen und für ihre Person als ungültig zu erklären. Er tritt damit leidenschaftlich der Meinung entgegen, das davidische Herrscherhaus könne weiterhin die traditionelle Würde eines Gesalbten Jahwes in Anspruch nehmen. Einem Stück früher Davidtradition entstammt das Gleichnis von der Löwin, die inmitten ihresgleichen ihr Junges hochbringt, bis es ausgewachsen, selbständig zum Raub auszieht (19,2ff.) 3 7 . Diesem Gleichnis für das judäische Königtum ist das 32 Ε. A. Speiser spricht von einer Wahl: „called, t h a t is t o say elected, by t h e assembly or council of . . . b o d y in q u e s t i o n " ( 1 1 3 ) u n d n e n n t den Χ 1 ®] „a duly elected c h i e f t a i n " (104). Vgl. a u c h A. C a q u o t , a.a.O. 19f. 33 Sg.: 2 1 , 3 0 ; 4 5 , 1 6 ; pi.: 19,1; 2 1 , 1 7 ; 22,6; 45,9. O b allerdings für Ezechiel ein R a n g u n terschied zwischen " j V o u n d tOtttt b e s t e h t - so M. N o t h , a.a.O. 152ff. - ist nicht eindeutig zu erweisen, da beide Begriffe - z u m i n d e s t im jetzigen T e x t b e s t a n d - im wesentlichen p r o m i s c u e g e b r a u c h t w e r d e n , z.B. 19,1; 2 1 , 3 0 ( I H M ) ; 7 , 2 7 ; 17,12 ( " J 1 ? » ) für Zedekia. Vgl. E. H a m m e r s h a i m b , Ezekiel's View of t h e Monarchy. Studia Orientalia J o a n n i Pedersen Dedicata ( 1 9 5 3 ) 130ff.; W. Zimmerli, a.a.O. 9 1 5 f f . ; A. C a q u o t , a.a.O. 19f. E h e r scheint der Aspekt des Repräsentativen b e t o n t zu sein. 34 35 36 31

Analog verhält es sich wahrscheinlich mit d e m T M - T i t e l . Israel im Buche Ezechiel. V T 8 ( 1 9 5 8 ) 7 5 f f „ bes. 79. Vgl. V. H a m p , Das H i r t e n m o t i v im Alten T e s t a m e n t . 7 f f . Z u m T e x t vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 4 1 8 , 4 2 5 . - G e n . 4 9 , 9 ; Nu. 2 3 , 2 4 ; 24,9.

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Prinzip dynastischer Erbfolge zu entnehmen. Nachdem die Völker den Löwen von Juda in der Fallgrube gefangen und mit Haken nach Ägypten gezerrt hatten - nämlich König J o a h a s 3 8 - , nahm die Löwin ein anderes 39 Junges, tat an ihm wie am ersten und setzte es zum Königslöwen ein (V. 5). Hinzu tritt jedoch noch ein weiteres charakteristisches Motiv 40 , das trotz einer textlichen Unsicherheit noch recht klar zu erkennen ist. Der Anfang der zweiten Strophe in V. 5a kommt auf die Löwin zurück: „Und sie sah, daß ihre Hoffnung (enttäuscht) 4 1 und vernichtet war." Man muß fragen: Was hatte sie denn von ihrem ersten Jungen erhofft? Erwartete sie einen Löwen, der sich nicht von den Völkern gefangen wegschleppen lassen muß und sich im Kreise der Königstiere behaupten kann? Oder dachte sie, der Sohn werde das Werk der Restauration des Davidreiches, das sein Vater Josia angefangen hatte, weiterführen? Mit dem neuen König lebte die Hoffnung wieder auf, die den Thronfolger in Jerusalem seit Davids Zeit umgeben und begleitet hatte. Die zweite (V. 5 - 9 ) und die dritte (V. 1 0 - 1 4 ) Strophe machen deutlich, daß Ezechiel die Hoffnung auf den Nachfolger 42 nicht geteilt hat: Im Halsholz, mit Haken wird er nach Babylon gebracht, „damit seine Stimme auf den Bergen Israels nicht mehr gehört werde" (V. 9). Die altehrwürdigen Motive bekommen einen anderen Sinn; in Ezechiels Verkündigung kehren sie sich ins Gegenteil. Das Löwengleichnis, das einst die stolze Kraft des jungen Königtums kündete 43 , dient nun der Totenklage über dessen letzte Erben. Es bleibt offen, ob die Löwin noch andere Könige auf den Thron bringen kann; doch der Anfang des Liedes, auf das Einst klagend zurückblickend: „Was für eine Löwin war deine Mutter!" und die wohl sekundäre letzte Strophe lassen daran zweifeln. Am Ende der zweiten Strophe weiß man, daß die Hoffnung ein weiteres Mal getrogen hat. 44 Die Verse 10—14, die das einleitende sowie die Struktur der n r p 4 5 und die gleiche Thematik mit V. 1—9 verbindet, faßt das davidische Königtum in das Bild der Rebe 46 . Ans Wasser gepflanzt, wuchs sie einstmals heran. Ihre gewaltigen Schößlinge wurden zu Herrscherstäben. Wieder ist es die Bildwelt des Judaspruchs Gen. 4 9 , 8 - 1 2 , die sich dem Propheten zum Gleichnis verdichtet, 38 Vgl. M. Noth, Die Katastrophe von Jerusalem im Jahre 5 8 7 v. Chr. und ihre Bedeutung für Israel. 9 2 f . ( 3 6 0 f . ) ; W. Zimmerli, a.a.O. 4 2 2 f f . ; A. Caqout, a.a.O. 8ff., u.a. 39 MT 1 Π Ν . 40 Wahrscheinlich sind auch die Königssprüche in Jer. 22 (V. 10f.: Joahas: V. 28: Jojachin) auf Form und Inhalt von Ez. 1 9 , 1 - 1 9 von Einfluß gewesen. Vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 4 2 4 . 41

Vgl. G. R. Driver, der auf arab. whl. „unsicher sein" verweist (Bibl 19 ( 1 9 3 8 ) 67); nach W. Zimmerli, a.a.O. 4 1 8 ; A. Caquot, a.a.O. 8, A n m . 4 . 42 Jojachin, mit W. Zimmerli, a.a.O. 4 2 3 f . Vgl. aber M. Noth: Jojakim, a.a.O. 9 4 f . ( 3 6 2 f . ) ; A. Caquot, a.a.O. 10. 43 Vgl. bes. 19,3.7. 44 Zur Deutung vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 4 2 2 f f . ; A. Caquot, a.a.O. 7 f f . 45 Vgl. H.Jahnow, Das hebräische Leichenlied im Rahmen der Völkerdichtung. BZAW 36 ( 1 9 2 3 ) 99, vgl. 197ff. - Zum Stilelement der direkten Anrede des .Toten', vgl. ebda. 2 0 6 . 46 Nach Gen. 4 9 , 1 1 , vgl. auch Ez. 15.

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und wieder ist es nur die Folie für ein anderes Bild, das der zweite Teil dieser Totenklage zeichnet: ausgerissen, hingeworfen, verdorrt, verbrannt; „gepflanzt in der Wüste, in trockenem, dürstendem Land" (V. 13) 47 . Einen sehr ähnlichen traditionsgeschichtlichen Vorgang hat W. L. Moran für Ez. 21,32 aufgezeigt 48 . Schon immer war die Beziehung dieses Verses zu Gen. 49, 10 aufgefallen, was zu einer jener Stelle entsprechenden Deutung Anlaß gab. So sah man in dem Kommenden, vnnjl üDPan i b ' l t y x , einen messianischen Herrscher 49 und verstand DBtPö als den Rechtsanspruch auf die Krone, die Zedekia vom Haupt nehmen muß. W. L. Moran deutet DB©» von 23,24 her als .Gerichtsauftrag', den Jahwe dem anrückenden Nebukadnezar zugewiesen habe (V. 23ff.) 50 . Dann aber wird dem Jerusalemer Fürsten nicht nur Kopfbund und Diadem entrissen (V. 31), sondern auch jenes alte Wort der Verheißung aus Gen. 49,10, das der Prophet in bitterer Ironie „zum Gefäß einer vollen Unheilsbotschaft macht." 5 1 Statt des Tributs für Judas Herrscher bringt der Großkönig Jahwes Gericht ins Land. Manches spricht dafür, auch an den Stellen 21,15.18 innerhalb des Schwertorakels eine Anspielung dieser Art anzunehmen 52 und darin eine sarkastische Zurückweisung der Erwartungen zu erblicken, die das königliche Zeremoniell dem Herrscher zuerkennt ("«ja 03® V. 15). Schließlich gehört das Bild von der Libanonzeder, aus deren höchster Baumkrone der buntgefiederte babylonische Adler das Gipfelreis bricht (17,3ff.), in die Reihe der Aussagen, wo Ezechiel vom Adel des Jerusalemer Königtums spricht. Überhaupt verwendet er in diesem Zusammenhang, wobei eine Anlehnung an prophetische Überlieferung wie Jes. 11,1 und Jer. 23,5 zu vermuten ist, vornehmlich das Motiv des Hohen und Ragenden. Jojachin 5 3 ist mit dem „Zedernreis" gemeint, „der Spitze ihrer Zweige" (V. 3f.22), während Zedekia als „rankende Rebe" von „niedrigem Wüchse" (V. 6) zwar Äste treibt und Zweige ausstreckt und zum „prächtigen Weinstock" zu werden schien (V. 8), aber „ein niedriges Königtum, ohne sich zu erheben" (V. 14), bleiben sollte. Seine Erhebung zu übermäßiger Höhe bis zum Laubwerk der Bäume 5 4 war es denn auch, die nach 19,1 laß.b 5 5 sein beklagenswertes Schicksal verschuldete und den Sturz 47

Nach MT. A.a.O. 4 1 6 f f . - Auch in andern Teilen des Buches ist ein solcher Umgang mit der Tradition festzustellen. Vgl. dazu W. Zimmerli, Das Gotteswort des Ezechiel. ZThK 48 ( 1 9 5 1 ) 2 4 9 f f . (13 3ff.). 48

49

Vgl. H.Greßmann, a.a.O. 256; H.Schmidt, a.a.O. 4 2 9 ; G . A . C o o k e , a.a.O. 235; E.Rohland, a.a.O. 2 5 5 , u.a.; s. W.L.Moran, a . a . 0 . 4 2 2 f f . ; S.Amsler, a.a.O. 5 5 , vgl. meine Diss. S. 17ff. 50 A.a.O. 4 2 2 f . , anders wieder H. Cazelles, a.a.O. 2 3 9 f f . 51 W. Zimmerli, Ezechiel. 4 9 6 . " Mit A. Caquot, a.a.O. 13f. 53

54 Vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 380. D T a » , vgl. A. Caquot, a.a.O. 11, Anm. 2. Nach W. Zimmerli gehören die Sätze zur sekundären Übermalung des Grundbestandes, a.a.O. 4 1 9 f . , 4 3 0 , vgl. M. Noth, a.a.O. 95f. (363f.), während sie A. Caquot für echt hält, a.a.O. 11, Anm. 1. 55

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Ezechiel - Kap. 1 7 , 2 2 - 2 4

des Hohen (21,31) verursachte. Das Motiv dient dazu, den Niedergang des Königtums nur noch deutlicher vor Augen zu stellen. Aus der Verwendung der genannten Überlieferungselemente ist zu erkennen, daß Ezechiel die Davidtradition seiner Gerichtsverkündigung dienstbar gemacht hat. Die Aufnahme verschiedener Motive hat den Zweck, die Schuld der Fürsten Israels in ein grelles Licht zu rücken, zugleich aber der Meinung den Boden zu entziehen, welche für das Jerusalemer Königtum immer noch die göttlichen Privilegien in Anspruch nehmen möchte. Das Wort Ez. 21,31 f. hat darum symbolische Bedeutung. Der Prophet hat Zedekia zur Abdankung aufzufordern und ihm mit der davidischen Krone die Verheißung zu entziehen, damit sie nicht in den Strudel des Untergangs gezogen und mit den letzten Davididen verloren gehe. III. Über die dazwischenliegende Deutung der Parabel von Kap. 17,1—10 hinweg greift das Textstück 17,22—24 auf das Bild vom Zedernreis zurück und erweist sich darin trotz seiner formalen Geschlossenheit als ein jüngerer Zuwachs, der in Anlehnung an jenen Teil entstanden und in seiner Abhängigkeit geblieben ist. Dennoch wird man nicht so weit gehen können, es Ezechiel von vornherein abzusprechen; trägt es doch auch die besonderen Züge, die für die Prophetie des Ezechielbuches kennzeichnend sind s6 . Gerade in jener Abhängigkeit spiegelt sich nämlich in gewisser Weise jene Traditionsbezogenheit wider, die in der prophetischen Verkündigung Ezechiels im ganzen festzustellen ist. Schon bei der Untersuchung der Terminologie fällt die Verwendung festgeprägter und stehender Topoi aus der Davidüberlieferung ins Auge. So könnte man sich in dem Zusammenhang, der durch das Bildgut und die Deuteworte des Kontextes sein Gepräge bekommt, in dem einleitenden "ΊΧ TinpVl an II. Sam. 7,8 erinnern lassen, wo der Anfang von Davids Aufstieg in ähnlichen Worten beschrieben ist. Auch die Beschreibung der Geborgenheit der Tiere 57 im Schatten der Königszeder (vnnn V. 23) verrät verbalen wie sachlichen Bezug zu derselben Tradition: das gesicherte Wohnen im verheißenen Lande gilt als eine Errungenschaft, die der Herrschaft Davids zu verdanken ist (II. Sam. 7,10 u.a.). Auch die Wendung, die Jahwes Handeln als ein solches charakterisiert, das Hohes erniedrigt und Niedriges erhöht (V. 24a), findet sich variiert in den Königspsalmen (I. Sam. 2,6ff.; Ps. 18,28 - II. Sam. 22,28) 58 und zeigt demnach eine Affinität zu dem dahinter stehenden Traditionsbereich. 54 Gegen G. A. Cooke, a.a.O. 190f.; G. Fohrer, a.a.O. 13, 97. Mit W. Zimmerli, a.a.O. 3 8 8 ; A. Caquot, a.a.O. 17ff.; W. Eichrodt, Der Prophet Hesekiel. A T D 22/1 ( 1 9 5 9 ) 142. 57 Man ändert MT gern nach Ez. 3 1 , 6 und LXX. Vgl. W. Zimmerli, a.a.O. 376. 58 Vgl. auch Ez. 2 1 , 3 1 .

Die Zedernparabel

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Neben die charakteristische Terminologie tritt bestätigend das hier verarbeitete Bildgut. Zedernreis und Baumkrone sind der Parabel 17,3f. entnommen. Doch hinter diesen Gleichniselementen aus dem pflanzlichen und dem tierischen Bereich wird man eine Beziehung zu der Bildwelt vom Wurzelsproß Isais und dem Paradiesesfrieden (Jes. 11,Iff.) und dem gerechten Sproß aus Davids Same (Jer. 23,5f.) zu sehen haben, nur daß hier das Stammbaummotiv 59 breiter entfaltet und bunter gemalt ist. Das zarte Zedernreis, aus der höchsten Baumkrone gepflückt, wird als Steckling ins Erdreich gepflanzt und wächst zum prächtigen Baum heran, mit Früchten und schattenspendenden Zweigen, in denen die Vögel nisten: ein großer Baum unter den Bäumen des Gefildes. Das Motiv klingt selbst noch in der Gegenüberstellung: hoher — niedriger, saftiger — dürrer Baum in der erweiterten Erkenntnisformel V. 24 nach. In dieses Gleichnis verdichtet sich dem Propheten der Grundbestand der Davidtradition. Die Zeder ist das Königsgeschlecht; Jahwe macht mit einem zarten Reis einen neuen Anfang. Der Anfang ist klein; auch das ist ein Motiv der Überlieferung60. Eingepflanzt auf dem hohen und ragenden Zionberg 61 , wächst sein Königtum zur prächtigen Zeder wie einst (V. 22.3f.) heran, die ihren Bewohnern Schutz bietet und den umliegenden Bäumen Achtung abverlangt; in Kap. 31 ist dasselbe Motiv zur Kennzeichnung des Pharaonenreiches gebraucht 62 . Zuletzt finden auch die theologumena, die zum wesentlichen Bestandteil dieser Überlieferung geworden sind, im Gleichnis ihren Platz. Einmal ist die Verheißung eines Nachkommen gleicher Größe und gleicher Bedeutung zu nennen. Sie kommt in der neuen Initiative Jahwes zum Ausdruck, indem nach V. 22f. Jahwe im gleichen Königsgeschlecht und am gleichen Ort noch einmal einen Anfang setzt. Zum andern faßt der Prophet die herkömmlich dem davidischen Reich zudiktierte Aufgabe an der Völkerwelt in den allegorischen Zug V. 24, „alle Bäume des Gefildes werden erkennen, daß ich Jahwe bin." Und drittens entdeckt man das oppositionelle Moment, das der Davidüberlieferung von seiten der Bundestradition und ihren Ordnungen zugekommen ist, auch in V. 17,22—24: Die Linie verläuft nicht über die Weinrebe (V. 5ff.), sondern über die Zeder (V. 3ff.), nicht über Zedekia, sondern über den Stamm, dem Jojachin 63 angehört; beider Könige ist darin Erwähnung getan, daß sie als erniedrigte, dürre Bäume (V. 24) durch die von Jahwe neu gepflanzte Zeder ersetzt werden. So wird man sagen können, daß der Prophet die Davidüberlieferung in 17,22— 24 in gleichnishafter Verdichtung aufnimmt und in seiner Verkündigung zur 59

Vgl. H. Greßmann, a.a.O. 256. Vgl. I. Sam. 1 6 , I f f . ; Mi. 5,1. 61 Vgl. Ez. 2 0 , 4 0 ; 34,14. 62 Vgl. Nu. 2 4 , 1 5 f f . Die mythologischen Züge des Bildes verdeutlichen die allgemeine und weltweite Bedeutung des Dargestellten. Vgl. W.Zimmerli, a.a.O. 6 8 0 f f . , 75Off. 63 Vgl. M. Noth, a.a.O. 98 (367); A. Caquot, a.a.O. 18; R. S. Foster, A Note on Ezekiel XVII 1 - 1 0 and 2 2 - 2 4 . VT 8 ( 1 9 5 8 ) 379. 60

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Geltung b r i n g t D a s Geheimnisvoll-Visionäre, das der prophetischen Heilspredigt in diesem Punkt anhaftet, ist in der Allegorie naturgemäß gesteigert und trägt mit dazu bei, daß nicht alle Züge präzise zu fassen sind 6 5 . Gattung und Intention verleihen diesem Gleichnis besondere Akzente. Das Merkmal der Erkenntnisformel (V. 24aa), die breit entfaltet ist (V. 24a/fy.b), lassen nach W. Zimmerli die Form des „erweiterten Erweiswortes" 66 erkennen, deren Hauptteil aus einem Heilswort (V. 2 2 - 2 3 ) besteht. Die Redeform des Erweiswortes ist wegen der der Erkenntnisformel immanenten Selbstvorstellungsformel: ΠΊ.Τ "'JK67 (V. 24) in der Nähe gottesdienstlicher Predigt entstanden zu denken Das Schwergewicht liegt nach der stereotypen Formulierung auf der Erkenntnis, „daß ich Jahwe bin". Welchen Charakter immer die ihr vorangehende Rede hat, die abschließende Erkenntnisformel rückt das vom Propheten Angekündigte „in die dienende Funktion eines Erweises ab." „Der zu erweisende Inhalt ist in der knappen Formel ΠΊΓΡ Μ Ν Ό , in dem die gewichtige .Formel der göttlichen Selbstvorstellung' (SF) zu erkennen ist, ausgedrückt. Das vom Propheten angekündigte Geschehen ordnet sich somit in der Funktion eines Beweiszeichens dem recht eigentlich zu beweisenden Inhalt, der Selbstvorstellung Jahwes, d.h. aber einem durch und durch personalen Geschehen, unter." 6 9 Gilt dies von der Grundform der Erweisrede im allgemeinen und hat dies auch in 17,22—24 sein Recht, als tatsächlich Jahwes Initiative auf die Gotteserkenntnis der ,Feldbäume' zielt, so zeigen einige besondere Merkmale, daß zwar Jahwes Intention den Völkern, des Propheten Intention aber der Israelgemeinde gilt. Zu diesen Merkmalen zählt zuerst der eigentliche Schluß des Abschnitts, jenes bekräftigende Wort: „Ich, Jahwe, habe es geredet und ich tue es." Mit diesem götüichen Wort 70 ist der Prophet wohl der Anfechtung entgegengetreten, die angesichts des Kap. 17,1—21; 19 u.a. angesagten und eingetroffenen tödlichen Gerichtes über Israels Glaube an Jahwes Verheißung gekommen ist. Mit diesem göttlichen Wort proklamiert er die anhaltende Gültigkeit der alten Verheißung und zeigt ihre durch Jahwe verbürgte Erfüllung an. Die Anfechtung aber wird auch in dem Teil der Erweiterung sichtbar, die Jahwes Wesen in seinem 64

Gegen G. von Rad, a.a.O. 246. Eine Beschränkung der Herrschaft des zukünftigen Davididen auf Israel läßt sich der Allegorie nicht entnehmen, gegen W. Gronkowski, a.a.O. 34ff., vgl. auch 80f. Vgl. die in 6,14 (cj.) angedeutete Markierung und die Beschreibung der Nordgrenze des Landes in 47,15ff., die sich beide an der Ausdehnung des davidischen Reiches zu orientieren scheinen, W. Zimmerli, a.a.O. 1213ff. 46 A.a.O. 377. 67 W. Zimmerli, Ich bin Jahwe. Geschichte und Altes Testament. Festschrift für A. Alt. BHTh 16 (1953) 179ff. ( l l f f . ) . 68 W. Zimmerli, Das Wort göttlichen Selbsterweises (Erweiswort), eine prophetische Gattung. 158ff. (125ff.); H. Graf Reventlow, Wächter über Israel. BZAW 82 (1962) 159ff. 69 W. Zimmerli, a.a.O. 157 (124). 70 Vgl. 22,14; 24,14; 36,36; 37,14. 65

nasi' - Verheißungen

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Handeln umschreiben will: in den beiden gegensätzlich geprägten Satzpaaren V. 24a0y. Hier ist der Versuch gemacht, die alte Verheißung mit der bedrohlichen Gegenwart zu vereinigen und in Jahwes Wesen aufzuheben; und darin bekundet sich in gleicher Weise jene apologetische Tendenz, die dem Erweiswort zu eigen ist. Der Anfechtung durch die jüngsten Ereignisse - die Adler-Könige (Kap. 17) herrschen und können über die Zeder verfügen —, die noch aus dem Anfang V. 22 herausklingt, begegnet Ezechiel mit jenem betonten Ich Jahwes 71 , mit dem sich eine höhere Autorität zu Wort meldet, die Macht hat, sich auch vor den Völkern Respekt zu verschaffen. Demnach geht das Anliegen des Propheten dahin, dem Zweifel an der Davidverheißung, der über die Gemeinde hereingebrochen ist, entgegenzuwirken 72 . Darum drängt er die ganze Tradition ins faßbare Gleichnis, proklamiert und bekräftigt sie als göttliches Versprechen (V. 22.24b), das zur Erfüllung kommt. Darum greift er auf das Motiv, ,Israel und die Völker' zurück, um daran Jahwes zielgerichtetes Handeln zu erläutern: Alles geschieht der Völker wegen: die Erniedrigung des einst hohen Baumes und die künftige Erhöhung des noch niedrigen Baumes. Denn es dient den Völkern zum Exempel dafür, wer Jahwe ist. Auf der Bühne des „hohen und erhabenen Berges" demonstriert Jahwe vor dem Forum der Völkerwelt an der Zeder des davidischen Königtums seine eigene Wesensart. Den ersten Akt hat Israel erlebt (17,1-21), auf den zweiten soll es gemäß der Verheißung hoffen (17,22-24). Für Ezechiel steht die Geltung d'er traditionellen Verheißung unvermindert fest. Das ihr inhärente Element der weltweiten Wirkung und Bedeutung des davidischen Herrschers gibt ihm die Möglichkeit, Jahwes Gericht über das Königtum als Teil jener Demonstration begreiflich zu machen, mit deren Hilfe die göttliche Erkenntnis in der Welt verbreitet wird. Indem er das Ende des Königtums als vorläufig bewertet und unter höhere Zwecke stellt, gelingt es Ezechiel, die Krise im Glauben an die Verheißung zu bewältigen und die Hoffnung zu bewahren. IV. Auch die Textstücke in den Kap. 34; 37 und 40ff., die für unsere Untersuchung in Frage kommen, aber zweifellos zu den jüngeren 73 Partien des Ezechielbuches gehören, zeigen eine Prägung durch die Davidüberlieferung. Mit den in Abschnitt II behandelten Texten verbindet sie im besonderen das Leitwort IT2>274, und es drängt sich der Eindruck auf, daß hier ein enger Zusammenhang bestehen muß. 71

Vgl. das viermaligeT1X in V. 2 2 - 2 4 . Auf diese Ausrichtung der Verkündigung Ezechiels hat besonders W. Gronkowski hingewiesen; vgl. a.a.O. 185ff. 73 Zum sukzessiven Wachstum im Sinne ergänzender Anreicherung vgl. H. Gese, a.a.O.; W. Zimmerli, Ezechiel. 832ff., 906ff. und 341ff. - Für Kap. 40ff. bietet die Datierung auf das Jahr 573/2 einen Anhaltspunkt, vgl. K. Galling bei G. Fohrer, a.a.O. 222. 74 Ez. 7,27; 12,10ff.; 19,1; 21,17.30; 22,6 - 34,24; 3 7 , 2 5 - 4 4 , 3 ; 45,7ff.; 46,2ff.; 48,21f. 72

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Ezechiel - Kap. 34; 37; 40ff.

Darum werden im folgenden auch die Aussagen über den X'Ett in Kap. 40ff. an die Stellen aus Kap. 34 und 37 angeschlossen. Die konventionelle Terminologie in 34,23f.; 37,22.24f. deutet die Traditionsgebundenheit an. Die Bezeichnung „mein Knecht David", die in diesen Versen viermal wiederkehrt, nimmt einen alten davidischen Würdetitel auf. Ihm gesellt sich das Königsprädikat des Hirten 75 zu, hier in besonderer Betonung als der „einzige Hirte" ("ΤΠΧ Π5Π 34,23; 37,24) auf David bezogen, weil er es vor allem war, mit dem sich der Gedanke der Einheit Israels verbinden konnte ("ΤΠΝ -j1?» 37,22). Das Verbum Dip (hi.) (34,23 Tiöpfll) indes, das auch zum festgeprägten Sprachschatz dieser Überlieferung zu zählen ist 76 , führt wie das D^IS;1? (37,25) 77 zu der traditionellen Vorstellung hinüber, welche aus der alten Davidverheißung — unter verschiedenen anderen Einflüssen 78 — herausgewachsen ist, daß nämlich der zukünftige Herrscher mit dem Namen David zu belegen ist, weil er das durch jenen einst vorge?eichnete ideale Königsbild verkörpert. Dieser davidgleiche König wird wie die davidischen Regenten mit dem typisch ezechielischen Titel lOtM bedacht, der — „inmitten" der Herde (34,24) - „ihnen" gehören wird (37,25), Israel, dem Bundesvolk. Auch wenn hier eine jüngere Textschicht vorliegt und eine Beeinflussung von 40ff. anzunehmen ist, wird man zubilligen müssen, daß in diesem späteren Stadium zumindest eine Identifikation des neuen David mit dem zukünftigen ίΓΐη vollzogen ist. Da jedoch der Titel auch den zeitgenössischen Davididen zugestanden ist, an Stellen, die nur schwer und gewaltsam als sekundär auszuscheiden sind, wird man noch weiter gehen können und eine gemeinsame einheitliche Linie erkennen, auf der alle diese Texte liegen. Dies wird durch die Tatsache erhärtet, daß der iWJ der Kap. 40ff. auch als Davidide beschrieben ist 79 . Zwar geschieht dies nur beiläufig und andeutend; aber gerade so wird deutlich, wie selbstverständlich eine davidische Abkunft des Fürsten ist. Er gehört einer Dynastie an; der ihr zugewiesene Grundbesitz bleibt erblich und dient vor allem den fürstlichen Aufgaben und Aufwendungen für das Staatsopfer (46,16ff.; 45,7ff.) 80 . So werden die Fürsten im Plural ange75 Vgl. II. Sam. 5,2; Ps. 78,70ff.; II. Sam. 24,17 (nach I. Chr. 21,17, 4 Q Sam. a und den Versionen) - Mi. 5,3f.; Jer. 23,4; Ez. 34,Iff. S. o. Anm. 36. 76 Vgl. II. Sam. 7,12; Am. 9,11; Jer. 23,4; 30,9. 77 Vgl. II. Sam. 7,8ff.; Ps. 89 u.a. 78 Vgl. Hosea. 3,5; Jer. 30,9 und vor allem II. Sam. 7. A. Caquot macht auf eine interessante Parallelerscheinung aufmerksam, indem er auf den Brauch der ugaritischen Dynastie hinweist, entgegen der Gewohnheit hethitischer Könige, ein Siegel mit dem Namen des Dynastiegründers (Nqmd bzw. dessen Sohn Yqrm) zu benützen, so daß jeder Thronfolger mit dessen Namen zeichnet, a.a.O. 19, Anm. 2. Vgl. dazu auch A. F. Rainey, The Kingdom of Ugarit. BA 28 (1965) 102ff., bes. 104 Abb. 22. Vgl. auch I. Kö. 12,16. S. o. S. 124. 79 Vgl. W. Gronkowski, a.a.O. 125ff.; O. Procksch, a.a.O. 115ff.; A. Caquot, a.a.O. 21ff„ u.a. 80 Vgl. O. Procksch, a.a.O. 117ff.

nasi' -

Verheißungen

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redet (45,9). Ihre Vorgänger waren die Könige von Jerusalem (43,7ff.), weswegen eine warnende Mahnung (45,9) und eine neue Besitzregelung (45,7) fur deren — auch anfällige — Nachfahren angebracht erscheint. Über die Funktionen der davidischen Könige beim Opferkult ist nicht allzuviel bekannt; doch genügt es, die neuen Anordnungen in Anknüpfung daran entstanden zu denken; dies auch im Blick darauf, daß den altorientalischen Herrschern solche kultischen Aufgaben überall zukamen (45,17ff.; 46,2ff.) 8 1 . Jedenfalls besteht dieserhalb und auch aus anderen Erwägungen kein Grund, die betreffenden Texte allzu weit von Kap. 17,22ff.; 34,23ff.; 37,22ff. abzurücken. Das bedeutet nicht, daß sie nicht ihre individuelle Eigenart und besondere Ausrichtung haben, die nunmehr in den Blick treten sollen. a) Nach dem Wort an die „Hirten Israels" in 3 4 , 1 - 1 6 richtet sich die prophetische Rede V. 17ff. an die Herde selbst: „Und ihr, meine Herde, so spricht der Herr, Jahwe", und scheidet sie anklagend in zwei Gruppen; Die eine wird im Bilde als „Widder und Böcke" (V. 17), als fette Tiere (V. 20) angesprochen, die das Beste der Weide an sich bringen und den Rest zertreten, das frische Wasser trinken und das der andern aufwühlen, sich dazu mit Seite und Schulter Platz verschaffen, von ihren Hörnern Gebrauch machen und selbst die kranken Tiere nicht schonen. Ohne Zweifel ist eine Gruppe gemeint, die in rücksichtsloser Ausnützung und Schikane das Recht des Stärkeren praktiziert und dies innerhalb der Gemeinschaft, in der seit alters gerade den sozial Schwächeren besonderer Schutz gewährt war 8 2 . Sie trifft darum des Propheten Anklage- und Gerichtswort (V. 17-19.20ff.) 8 3 . Jahwe läßt Maßnahmen gegen diesen Mißstand in seiner Herde ankündigen: er wird in seiner Gemeinde Recht schaffen. Dieser Situation sozialer Misere innerhalb der Herde Jahwes entspricht der doppelte Charakter der prophetischen Rede: Das Gerichtswort (V. 20f.) an die Ausbeuter geht in ein Heilswort (V. 21 f.) an die Ausgebeuteten über. Sein Inhalt ist die Aufrichtung der Rechtsordnung in Jahwes Volk 8 4 . Die Frage nun, wie denn das göttliche Recht in Geltung gesetzt und wirksam gehandhabt werde, beantwortet der Prophet mit dem Hinweis auf das Königtum; war es doch in Israel der davidische König, dem auch nach Meinung Ezechiels (22,6ff.; 45, 7ff.) - diese Aufgabe zugeteilt war 8 5 (V. 23f.). In ihm sieht er die Instanz, die alsbald nach Jahwes Verheißung - „Ich, Jahwe, ich habe es geredet", V. 25 die Ordnungsfunktion des Hirtenamtes in der zerrütteten Gemeinde antreten 81 Vgl. auch etwa II. Sam. 6 , 1 7 f f . ; I. Kö. 8; Ps. 110; 20,4 u.a. Dazu S. Mowinckel, He That Cometh. 71 ff.; A. Caquot, a.a.O. 22. - Der ΙΠΜ tritt nach K. Galling hinsichtlich seiner Rolle am Heiligtum in die Rechte der davidischen Stifter und Patrone ein. Vgl. Königliche und nichtkönigliche Stifter beim Tempel von Jerusalem. BBLAK. ZDPV 68 ( 1 9 5 1 ) 137. 82 83 84 85

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

etwas das Bundesbuch und das Heiligkeitsgesetz. W. Zimmerli, a.a.O. 8 4 0 f f . ; G. Fohrer, a.a.O. 194ff. das dreimalige tJBt? in V. 1 7 , 2 0 , 2 2 . Ps. 72,2ff.; 1 0 1 , l f f . ; Jes. 9,6; l l . l f f . ; 16,5; Jer. 23,5f. u.a.

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Ezechiel - Kap. 34; 37; 4 0 f f .

werde 8 6 . Insofern ist ihm der zukünftig regierende Davidide gemäß der alten sakralen Überlieferung das Organ, das Jahwe zur Aufrechterhaltung von Recht und Gerechtigkeit in seinem Volk und d.h. zur Durchführung des Bundesrechts zum Schutze seiner Herde eingesetzt hat. Darum bindet er die Aussage über David in V. 24 an die Bundesformel: „Ich, Jahwe, werde ihr Gott sein und mein Knecht David Fürst in ihrer Mitte", um diesen Zusammenhang zu fixieren, und ergänzt die Erwartung eines Recht schaffenden David mit der Ankündigung eines neuen Heilsbundes für Israel (V. 26ff.) 8 7 . b) Die Problematik, welcher der Redekomplex in 3 7 , 2 1 - 2 8 sich zuwendet, ist in der voraufgehenden Erzählung der Symbolhandlung in V. 15ff. in plastischer Klarheit vor Augen geführt: Es geht um die Wiedervereinigung der beiden Hölzer 8 8 „zu einem einzigen Holz" ("ΤΠΧ fSiV V. 19) und grundsätzlich um die Frage nach der Einheit Israels. In der Ausdeutung des symbolischen Aktes kommt der Prophet auf die Faktoren zu sprechen, die in Zukunft die „Israeliten" ( b i n ET 'JD V. 21) nach ihrer Sammlung aus der gegenwärtigen Zerstreuung als „ein Volk" ("ΤΠΝ Ί3 V. 22) zusammenhalten werden. Sie entstammen der Erinnerung an das alte Israel; es ist „ihr Ackerland" (V. 21), „das Land auf den Israelbergen" (V. 22) zuerst, dann im Blick auf die politische Verfassung: nicht mehr die beiden Teilreiche Juda und Israel der späteren Königszeit, vielmehr der eine König über sie alle (DVD1? V. 22) die gemeinsame Erfahrung der Reinigung von ihren Sünden (V. 23a) und der Glaube an den Bundesgott, der sich Israel zum Eigentumsvolk erkoren hat und daran festhalten wird (23b) 8 9 . Dieser letzte Gedanke — ergänzt durch die Aussage, der eine Könighirte 9 0 sei Jahwes Knecht, David, und durch die Behauptung, Israel werde seinerseits den Bund in Form der gesetzlichen Ordnungen respektieren (V. 24) — wird in dem weiteren Verlauf 9 1 der Rede entfaltet: Landbesitz (V. 25), Fürstentum Davids (V. 25), Bund (V. 26a), Nachkommenverheißung (V. 26b) und Jahwes Heiligtum (V. 26f.) werden für allezeit (DVU?1?) erhalten bleiben - zur Belehrung der Heidenvölker, wie die Erkenntnisformel in V. 28 hinzusetzt. Die Verkündigung der Einheit Israels ist es, die den Propheten (oder seine Tradenten) auf die Davidverheißung zurückgreifen läßt; wird die Einheit doch durch "6 In einem Vers (23) erscheint die Wurzel Π 1 Π , welche diese Funktion meint, nicht weniger als 4mal (LXX: 3mal) und macht deutlich, welchem Notstand diese Worte gelten sollen. 87

In Erweiterung dieser nach innen gerichteten Funktion des künftigen David hat die Redaktion wohl den Blick auf seine Aufgaben nach außen lenken wollen und darum die Edomsprüche von Kap. 35 an Kap. 34 angehängt. 88

Zur Einzelerklärung ist auf W.Zimmerli, a.a.O. 9 0 3 f f . („Die zwei Stäbe") zu verweisen. Vgl. die „corporate personality" a p y "^357 in V. 25a. 90 Nach MT. 91 Ob die Argumente ausreichen, nach V. 23 bzw. V. 24a eine Zäsur zu setzen, erscheint mangels formaler Kriterien zweifelhaft, gegen W. Zimmerli, a.a.O. 9 0 6 f f . G. Fohrer trennt V. 2 3 - 2 8 als „Nachtrag" ab, a.a.O. 211. 89

nasi' -

Verheißungen

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den „einen einzigen Hirten für sie alle" 92 kraft der Verheißung garantiert. Freilich ist er nur ein Faktor unter anderen, und seine dienende Rolle kommt in der Anknüpfung an die Bundesformel (V. 23f.), wie in der deutlichen Unterordnung unter die eigentlich zentrale, einheitschaffende Funktion der Jahwegegenwart (V. 26ff.) zum Ausdruck. Gleich Kap. 34 vermag der Prophet so dem Bunde Jahwes mit seinem neu zu ordnenden und neu zur Einheit zusammenzufassenden Volke eine Form zu geben. c) Die literarischen und traditionsgeschichtlichen Verhältnisse der Kap. 40—48 sind komplex und erschweren eine einheitliche Einordnung und Untersuchung der Χ"·®!- Texte. Nach 0 . Procksch und H. Gese 93 hat man im wesentlichen zwei Schichten anzunehmen, deren erste etwa die Partien 43,7ff.; 44,1—3; 45,2Iff.; 46,Iff. umfaßt und der - als eine zweite Schicht - etwa 45,9ff.; 46,16ff. später zugewachsen ist 9 4 . In der Frage ihrer Herkunft ist eine Verfasserschaft durch Ezechiel als möglich, aber Nähe und Verwandtschaft zu seiner Verkündigung als sicher anzunehmen. In diesem Sinne ist die Behandlung dieser Texte im vorliegenden Zusammenhang auch mit Vorbehalt zu versehen. Zumindest jedoch geben sie das Verständnis späterer Tradenten wieder und bilden eine ergänzende Auslegung der Gestalt des i n n . Die Reihe der erstgenannten Texte beschäftigt sich mit der Gestalt des unter dem Aspekt seiner zukünftigen kultischen Funktionen im Zusammenhang der Neuplanung des Heiligtums und des Gottesdienstes 95 . Daraufhin den ICtPJ als eine Gestalt mit ,nur' kultischen Funktionen zu bezeichnen, hat H. Gese schon widerraten, A. Caquot wohl zu Recht bestritten 9 6 . Es wäre dies ein argumentum e silentio, das schon durch die andere Reihe der Texte nicht gestützt wird. Dort gehen die bereits angeführten Warnungen und Mahnungen (45,7ff.; 43,7ff.) deutlich auf jene althergebrachten Königsaufgaben. Zwar wird der Landbesitz beschränkt (45,7f.; 46,16ff.); doch ist kein Zweifel, daß dies im Blick auf die bessere Wahrnehmung eben jener Aufgaben geschehen ist. Ganz unbedenklich wird in dieser Schicht der K'IM mit den ehemaligen davidischen Königen verglichen, denen ihrerseits grundsätzlich die gleichen Aufgaben (auch kultischer Art) zukamen wie dem X"1»] der Zukunft. So bleibt also nur das Fehlen explizit zum Ausdruck gebrachter Funktionen politisch-militärischer Art in 92

Vgl. auch das "ΤΠΝ in 34, 23. Gegenseitige Beeinflussung ist a n z u n e h m e n . A.a.O. 112ff.; a.a.O. 8 5 f f . 94 O. Procksch hält 4 5 , 7 f . 2 1 f f . ; 4 6 , 1 - 3 . 8 - 1 0 für ursprünglich und 4 5 , 9 - 1 6 ; 4 6 , 4 - 7 . 1 6 18 für Nachträge, a.a.O. 112ff., 120, w ä h r e n d H. Gese 4 3 , I f f . ; 4 4 , 1 - 3 ; 4 5 , 2 1 a . 2 2 f f . ; 4 6 , 1 - 1 0 . 1 2 zur nasi'-Schicht zählt und 4 5 , 8 b - 9 ; 4 6 , 1 6 f f . für später erklärt, a.a.O. 8 5 f f . , 108ff. A n d e r s erklärt G. F o h r e r 4 3 , 8 , 4 5 , 2 1 - 4 6 , 1 5 ; 4 6 , 1 6 f f . für u n e c h t , a.a.O. 2 4 1 f f . 95 Vgl. W. Zimmerli, Planungen für d e n Wiederaufbau nach der K a t a s t r o p h e von 5 8 7 . V T 18 ( 1 9 6 8 ) 2 2 9 f f . , bes. 2 3 6 f f . ; G. Ch. Macholz, N o c h einmal: Planungen für den Wiederaufbau nach der K a t a s t r o p h e von 5 8 7 . V T 19 ( 1 9 6 9 ) 3 4 2 f . 93

96

A.a.O. 1 2 2 f „ auch 8 8 ; bzw. 22.

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Ezechiel

Kap. 40ff., die jedoch auch in 17,22-24; 34,23f. und 37,22ff. in ähnlicher Weise vermißt werden können. Doch zeigt das skizzierte Bild von Aufgabe und Stellung des Königs innerhalb der Neuordnung des nachexilischen Israel charakteristische Eigenheiten, die sich im besonderen auf sein Verhältnis und Verhalten zur heiligen Gegenwart Jahwes beziehen. Deutlich ist hier das Bestreben spürbar, den König in dieser seiner Relation zu Jahwe vor der Gefahr allzugroßer Gottesnähe zu bewahren und auf Distanz zu halten (43,9), wie es schon der geplanten Tempelanlage als einer Schutzburg entspricht 9 7 . So ist zwar der ITIM nach 45,17.21ff. durchaus noch der Oberherr des Opferdienstes, dem es zugestanden ist, in der inneren Vorhalle des verschlossenen, äußeren Osttorgebäudes seine Kultmahlzeiten zu feiern (44, 3); nach 45,21ff.; 46,Iff. nimmt er am inneren Türpfosten (45,19b) auf der Schwelle des Torbaus zum inneren Vorhof assistierend am Sabbat- und Neumondopfer teil, und an demselben für ihn äußersten Vorposten hat er sich vor Jahwe anbetend niederzuwerfen. Aber gerade durch diese agendarischen Anweisungen, ergänzt durch die Einzug-Auszug-Ordnung in 46,8b; 44,3b und 46,10 werden Schranken errichtet und Abgrenzungen vollzogen, die eine erneute Verletzung der Heiligkeit Jahwes verhindern sollen. Am deutlichsten zeigt sich diese Distanzierung darin, daß im Tempelbauplan der Wiederaufbau des Königspalastes an der alten Stelle nicht vorgesehen ist, wie ja nach 4 3 , 7 - 9 die bauliche Verbindung der beiden Komplexe Anlaß zur Verunreinigung des heiligen Bezirks geworden war. Lassen die Agendenentwürfe der ezechielischen Kreise jenes doppelte Anliegen erkennen, den tOtPJ zwar als vornehmstes Glied der Gemeinde zu würdigen, ihn aber nur bis zur Chorschranke des inneren Vorhofs dem ΠΊΓΓ 1133 nahekommen zu lassen, um dadurch eine Verletzung der göttlichen Heiligkeit auszuschließen, kommt in den Planungen einer Landneuverteilung — 47,13ff., im Anschluß an 47,Iff. — eine ähnliche Tendenz zutage. Dem ICBN soll von dem n ö l i n - Landstreifen an Stelle des ehemaligen Kronguts ein Anteil reserviert werden (48,21 f.; 45,Iff.), um ein für alle Mal die gewaltsamen Enteignungen und Vertreibungen (45,8f.; 46,18) von Seiten des Königshauses ein Ende zu bereiten. Die Hilfskonstruktion 0 . Prockschs, die im Ν"ΊΜ Kap. 40ff. eine Gestalt des Interims sieht, die „in der Tempelgemeinde das davidische Königsbild wacherhalt e n " 9 8 soll, ist darum entbehrlich, und eine Identität legt sich nahe 9 9 . Auch dem künftigen Herrscher in 17,22-24; 34,23f. und 37,22ff. kommt wie dem Oberhaupt des Verfassungsentwurfs nur eine dienende Rolle zu, nämlich Jahwes Interessen 97

Vgl. W. Zimmerli, Ezechieltempel und Salomostadt. Hebräische Wortforschung. Festschrift für W. Baumgartner. VTS 16. ( 1 9 6 7 ) 3 9 8 f f . 98 A.a.O. 119; auch H. Gese hat O. Procksch zugestimmt, a.a.O. 123. 99 Vgl. W. Gronkowski, a.a.O. 123ff.; A. Caquot, a.a.O. 22; auch W. Zimmerli, Ezechiel. 9 1 6 f f . ; G. Fohrer, a.a.O. 252.

Rückblick

151

zum Wohle seines Volkes wahrzunehmen. Sie ist in Kap. 40ff. gleichsam nur als Teilausschnitt gezeigt und im sakralen Bereich z.T. minuziös genau reglementiert, um — wie 43,8 sagt — eine erneute Verunreinigung des heiligen Jahwenamens auszuschließen und Jahwes Zorngericht abzuwenden. V. Sucht man rückblickend die Akzente zu bestimmen, welche die Davidtradition in der Prophetie Ezechiels empfangen hat, so ist zunächst festzuhalten, daß sie in ihrem Kernbestand hier Aufnahme gefunden hat und darum zu den Voraussetzungen seines Königsbildes zu rechnen ist. Es ist nur auf Kap. 17,22—24; 34 und 37 zu verweisen, um diesen Tatbestand zu belegen. Daneben ist jedoch ein Zustrom neuer Elemente zu erkennen, die den Fluß der im großen ganzen in Jerusalem kultisch und zeremoniell gepflegten Überlieferungen nicht unwesentlich verbreitert. Es macht sich bei Ezechiel das Erbe seiner prophetischen Vorgänger in so auffallender Weise bemerkbar, daß man den Gedanken einer literarischen Abhängigkeit nicht ganz von sich weisen kann. Vor allem ist in diesem Zusammenhang der Judaspruch im Jakobsegen Gen. 49,8—10 (Ez. 19, Iff.lOff.; 21,30ff.) zu nennen. Dann zeigte sich die Totenklage über die Fürsten Israels Ez. 19 von Jer. 22, die Hirtenperikope Kap. 34 von Jer. 23 und die Bildwelt in Kap. 17,lff.22ff. von Jer. 23,5 (Jes. 11,1) beeinflußt 100 . Der so angewachsene Strom wird von Ezechiel in besonderer Weise gefaßt und gelenkt. Dies gelingt einmal auf dem Wege theologischer Konzentration, wie dies die formelhafte Sprache in Kap. 34,23f.; 37,23ff. verrät, zum andern in der bildhaft-allegorischen Verdichtung, die sich in der Zedernfabel 17,22-24 findet. Auch Ezechiel versteht das davidische Königtum von der Konzeption der Bundesrelation her. Der Herrscher ist für ihn Repräsentant des Jahwevolkes. Der altisraelitische Würdetitel Vx-W X1©!, mit dem er in gleicher Weise die letzten judäischen Könige wie den zukünftigen Davididen benennt, gibt seiner Auffassung ein besonderes Gepräge. Bezogen auf die ihm zugehörige Volksgemeinde Israel ist er der in diesem Raum geltenden normativen Rechtsordnung unterworfen, die ihre Forderungen an ihn stellt: Ehrfurcht vor Jahwes Gegenwart im Tempel (43,8f.) und der göttlichen Schwurautorität (17,16ff.), soziales Verhalten (22,6;34,lff.;45,7ff.) - im Begriffspaar n p i ü l üDIP» zusammengefaßt (45,9) und konstant unter Jahwes Autorität gestellt (17,Iff.; 22,Iff.; 34,Iff.; 43,7ff.; 45,7ff.). Eine Mißachtung des an ihn gestellten Anspruchs hat für den König insofern Folgen, als Jahwe ein solches Vergehen mit dem Tode bestraft (vgl. 18,Iff.). Unter dem Gesetz dem Tod verfallen, werden die davidischen Könige an ihrer Schuld zugrunde gehen (7,27; 12,10ff.; 21,30ff.; 17,16ff.; 19,Iff.). 100

Diese Erscheinung ist auch sonst bei Ezechiel zu beobachten. Vgl. W. Zimmerlj, a.a.O.

916.

152

Deuterojesaja - Kap. 5 5 , 1 - 5

Aus den wahrscheinlich später anzusetzenden Textpartien des Buches geht hervor, daß der Bundesgemeinde Israel (vgl. 34,24.30; 37,23.27) das Königtum erhalten bleibt. Eine Erneuerung des Davidreiches (17,22ff.; 34,20ff.; 37,20ff.) sichert Jahwes Wort zu (34,24b; 17,24), nach 37,25ff. als eine Heilsgabe wie Bundesschluß und Jahweheiligtum, Landbesitz und Nachkommenverheißung für alle Zeit. Entsprechend ist die Funktion des davidischen Nasitums vom Verhältnis Jahwes zu seinem Volk her bestimmt. Als Garant für soziale Gerechtigkeit und Ordnung (34,20ff.) und Repräsentant der Einheit des Volkes (37,20ff.) kommt dem iTtM die Aufgabe der Bewahrung zu, als deren Kern der Verfassungsentwurf die strikte Wahrnehmung kultischer Verpflichtungen nennt (45,7f.21ff.; 4 6 , l f f . l 6 f f . ; vgl. 43,7ff.; 45,7ff.). Agendarische Anweisungen suchen die Schritte des künftigen iPtM zu lenken und ein Vergehen auf diesem Gebiet und damit eine nochmalige Gefährdung Israels durch ein gebrochenes Jahweverhältnis zu verhindern. Zu dieser dem Fortbestand der Bundesgemeinde dienenden Funktion kommt in ähnlich theozentrischer Bezogenheit hinzu, daß das Königtum dazu bestimmt ist, mit seinem Geschick Jahwes Art und Weise zu handeln vor dem Forum der Völkerwelt paradigmatisch zu demonstrieren und so zum Zeugen seines göttlichen Wesens zu werden (17,22-24, vgl. 37,28; auch Jes. 55,4).

3. Deuterojesaja - Kap.

55,1-5

I.

Auf das davidische Königtum kommt der Prophet Deuterojesaja explizit nur an einer Stelle zu sprechen (55,3ff.). Die Texteinheit, der sie zugehört, beginnt in 55,1 mit dem A u s r u f e n und kommt in V. 5 deutlich zu einem Ziel. Die Abgrenzung wird durch die Schlußformel von 54,17 und die mahnenden Imperative in 55,6 bestätigt und von der Mehrzahl der Forscher anerkannt 1 . 1 Vgl. J. Begrichs Kritik an P. Volz, Studien zu Deuterojesaja. BWA(N)T IV 25 (77) (1938), ThB 20 (1963) bes. Nr. 33. 52ff. (59ff.). Mit B. Duhm, Das Buch Jesaia. HK III 1. 5. A. (1968) 413ff.; H. Greßmann, Die literarische Analyse Deuterojesajas. ZAW 34 (1914) 254ff., bes. 264, Anm. 1, 273 (275f.); S. Mowinckel, Die Komposition des deuterojesajanischen Buches. ZAW 49 (1931) 111 (Nr. 40); J. Begrich, a.a.O. 5 (13); J. Morgenstern, Two Prophecies from 5 2 0 - 5 1 6 Β. C. HUCA 22 (1949) 368ff.; Ο. Eißfeldt, The Promises of Grace to David in Isaiah 55: 1 - 5 . Israel's Prophetic Heritage. Essays in honor of James Muilenburg (1962) 198, Anm. 6 (Kleine Schriften IV (1968) 45f.); Η. Ε. von Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja. Diss. Bonn (1953) 2 I f . ; E. Rohland, a.a.O. 263; G. Fohrer, Das Buch Jesaja. 3. Bd. (1964) 175ff., C. R. North, The Second Isaiah (1964) 254f.; C. Westermann, Das Buch Jesaja. Kapitel 4 0 - 6 6 . ATD 19 (1966) 2 2 5 f f „ u.a. Andererseits trennt P. Volz V. 1 - 5 in zwei Einheiten auf, Jesaia II. ΚΑΤ IX (1932) 137ff.; M. Haller sieht in Kap. 55 eine in verschiedene Abschnitte gegliederte „Predigt", Das Judentum. SAT II 3 (1914) 61, während J. Muilen-

Die Davidtradition

153

Als prophetisches Wort wendet es sich an Hörer, deren Aufmerksamkeit erst geweckt werden muß (V. 1—3): V. 1 „He, ihr Durstigen alle, geht zum Wasser! Auch wer kein Geld hat! Geht! Kauft Korn und eßt! Geht! Kauft Korn! Ohne Geld! Und ohne Bezahlung Wein und Milch! V. 2 Was wägt ihr Silber dar für etwas, das kein Brot ist, und euren Verdienst für etwas, das nicht satt macht? Hört doch! Hört auf mich, und ihr habt Gutes zu essen! Hört, und am Fett erlabt sich eure Seele! V. 3 Neigt euer Ohr und kommt her zu mir! Hört zu, so werdet ihr leben! Ich will nämlich euch den ewigen Bund gewähren, die zugesicherten Gnaden Davids. V. 4 Sieh, zum Zeugen für Nationen habe ich ihn gesetzt, zum Fürsten und zum Gebieter über Nationen! V. 5 Sieh, Völker rufst du - du kennst sie nicht, und Völker eilen zu dir — sie kannten dich nicht! Um Jahwes, deines Gottes, und des Heiligen Israels willen; denn er hat dich verherrlicht." Eingebaut in eine nominale Konstruktion mit den Begriffen Π Ή Ο Π und D ^ O I U , die in offensichtlicher Parallelität zu D*?1V IV"13 stehen (V. 3 ) , und durch die folgenden Aussagen aufgenommen (V. 4), ist der Name David von einer Reihe vertrauter Traditionselemente umgeben. Das direkt mit ,David' in grammatikalische Verbindung gebrachte ΉΟΠ ist zuerst zu nennen. Als Begriff, der sich auf die Erfordernisse ernes personalen Verhältnisses bezieht 2 , hat er von Anfang an Eingang in Texte gefunden, die sich mit dem besonderen Jahweverhältnis des davidischen Königs befassen. 3 Durch D'JDXin wird der ganze Ausdruck näher bestimmt. Der Begriff erinnert an die Dynastieverheißung II. Sam. 7,16, welche Davids Haus, Königtum und burg in V. 1 - 5 die ersten beiden S t r o p h e n eines bis V. 13 reichenden G e d i c h t s e r k e n n t , The Book of Isaiah, Ch. 4 0 - 6 6 . IntB V ( 1 9 5 6 ) 6 4 2 . A u c h diese F o r s c h e r k o n z e d i e r e n eine gewisse Zäsur nach 55,5. W. Brueggemann, Isaiah 55 and D e u t e r o n o m i c T h e o l o g y . ZAW 80 ( 1 9 6 8 ) 191 ff., versteht Kap. 55 als eine vier Teile u m f a s s e n d e , in sich geschlossene Einheit. - Zu 5 5 , 5 b vgl. 4 4 , 2 3 ; 4 1 , 2 0 ; 49,7. 2 Vgl. N. Glueck, Das Wort H E S E D im a l t t e s t a m e n t l i c h e n S p r a c h g e b r a u c h e als menschliche u n d göttliche g e m e i n s c h a f t g e m ä ß e Verhaltungsweise. BZAW 4 7 . 2 . A . ( 1 9 6 1 ) , bes. 4 0 f f . ; A. R. J o h n s o n , H E S E D and HASID. I n t e r p r e t a t i o n e s ad V e t u s T e s t a m e n t u m pert i n e n t e s S. Mowinckel septuagenario missae ( 1 9 5 5 ) lOOff. 3 Vgl. II. Sam. 7 , 1 4 ; Ps. 8 9 , 2 f . 2 5 . 2 9 . 3 4 . 5 0 ; II. Chr. 6 , 4 2 ; I. K ö . 8 , 2 3 f f . ; 3,6.

154

Deuterojesaja - Kap. 5 5 , 1 - 5

Thron bleibenden Bestand zusichert. Das sonstige Vorkommen erweist ihn als ein Element, das in der Überlieferung seinen festen Platz erhalten hat 4 . Als dritter Begriff gesellt sich den beiden in V. 3b m a zu. Von der Parallelität der Versglieder h e r - o V l » ist auf D'' 1ΰΝ1Π,ΙΙνΤΟΠ auf r v n bezogen - legt es sich nahe, an den Davidbund zu denken, um so mehr als die Tradition das privilegierte Gottesverhältnis der davidischen Könige als ein immerwährendes (oVlS-"T») Bündnis angesehen hat (II. Sam. 23,5; Ps. 89,4.29.35.40; Jer. 33, • 20f.; auch II. Sam. 7,8ff.; I. Kö. 8,23ff.). Auch in V. 4 bedient sich der Prophet traditioneller Begrifflichkeit. Neben der Bezeichnung „Zeuge für Nationen" ist es der Würdetitel TM, der wie in II. Sam. 7,8 David zugedacht wird, ohne daß auch hier seine präzise Bedeutung angegeben ist 5 . Was die Worte betrifft, welche Davids Herrschaft über die Völkerwelt zum Ausdruck bringen, ist wiederum der Einfluß vorgegebener Vorstellungen wahrnehmbar; beherrscht doch dieses Thema die Königspsalmen wie die prophetische Überlieferung 6 . So ist es auch nicht verwunderlich, wenn in V. 5 eine auffällige Ähnlichkeit mit einem Passus des 18. Psalms festzustellen ist (V. 44f.). Sind die Elemente der Davidtradition in Jes. 55,1-5 auf engem Raum (V. 3 b 5) um den Davidnamen konzentriert, ändert sich das Bild, wenn man das Buch nach weiteren Einflüssen dieser Art absucht. In einer gewissen Streuung findet man solche Motive im Bereich der Kyrostexte 7 . So wird der persische König in 44,28 als Jahwes Hirte (""JH) angeredet: „alle meine Vorhaben wird er ausführen" (vgl. 46,11; 48,15); 45,1 nennt ihn Jahwes Gesalbten (ΊΓΓϋ»). Jahwe hat ihn erweckt (41,2; 41,25; 45,Iff.; 48,14); er geht vor ihm her (45,2) und wirft vor ihm die Völker nieder (45,1; 41,2), denn Jahwe liebt ihn (48,14). Dies sind Vorstellungen, die ihre Wurzel im Bereich der Hofsprache und Königstheologie haben und darum mit dem Traditionskomplex der Davidtradition in Zusammenhang stehen. Im Bereich der Gottesknechtslieder Deuterojesajas erinnern terminologische Anklänge an die Davidtradition. Die Bezeichnung gehört dazu, wie das Würdeprädikat η τ η (42,1; 49,3.5f.; 52,13; 53,11) 8 . Doch scheinen es nur ver4

Vgl. I. Sam. 25,28; II. Sam. 7,16; I. Kö. 8,23ff.; Ps. 89,29; Jes. 7,9 (II. Chr. 20, 20); Ps. 132,11 u.a. 5 S. o. S. 3Of. 6 Vgl. Ps. 2; 18; 72; 110. - Nu. 24,15ff.; II. Sam. 7,10; Am. 9,1 lf.; Jes. 7,Iff.; 9,Iff.; Mi. 5,Iff. u.a. 7 Die in Frage kommenden Texte sind: 4 1 , 1 - 5 ; 4 1 , 2 1 - 2 9 ; 44, 2 4 - 2 8 ; 4 5 , 1 - 7 ; 4 5 , 9 - 1 3 ; 4 6 , 9 - 1 1 ; 4 8 , 1 2 - 1 5 . Vgl. E. Jenni, Die Rolle des Kyros bei Deuterojesaja. ThZ 10 (1954) 24Iff. 8 Vgl. Jes. 48,1b und 11,2.

Die Neufassung der Überlieferung

155

einzelte Spuren zu sein, und deswegen ist es geraten, über den Einfluß dieser Tradition hier zurückhaltend zu urteilen 9 . Man kann nach alledem sagen, daß Deuterojesajas Verkündigung auf die Davidüberlieferung Bezug nimmt und verschiedene vorgegebene Elemente verwertet und daß sich diese Elemente gehäuft in 55,1-5 und verstreut in den Kyrostexten und Gottesknechtsliedern finden. Letzteres deutet die Umprägung an, die der Traditionsstoff erfahren hat. II. Die Neufassung ist zunächst im Blick auf die Begrifflichkeit zu erkennen. In Jes. 55,3 stehen die theologumena "Ήθη, m a niD, MOlU, üVl57 beherrschend im Zentrum und markieren das Verständnis der Davidtradition. Deuterojesaja hat nun mit dem Ausdruck ΠΜ»Χ3Π 1 H "ΊΟΠ einen Begriff geschaffen, der theologisch zu umfassen vermag, was man mit ,Davidtradition' zu bezeichnen pflegt. Er deutet einmal die mit der Person Davids verbundene Geschichte als eine Reihe von Heilstaten (PI.), die, in Jahwes bundgemäßer Haltung begründet, sich in Gestalt und Werk des großen Königs manifestierten 10 . Der zu V. 3bß parallel gesetzte Vers 4 beschreibt jene damalige11 Heilstat Jahwes als eine Gabe oder Setzung (}Γ)2), die darin bestand, daß David Funktionen vor allem an der Völkerwelt auszuüben befähigt war. Neu eingeführt ist dabei der Ausdruck D^aixb 1», auf den der Exilsprophet besonderen Nachdruck legt 12 . Er erkennt darin die eigentliche und vornehmliche Bedeutung Davids, Zeuge der Einzigartigkeit und Einzigkeit Jahwes zu sein 13 . Seine Würde als T)J 1 4 und seine Macht als HlSö über Nationen gaben ihm Möglichkeit und Gelegenheit zu weltweiter Wirkung. 9 S. o. S. 21f.; vgl. dazu G. von Rad, Theologie des Alten Testaments. Bd. 2. 260ff.; S. Amsler, David, Roi et Messie. 57; C.R. North, a.a.O. 258. 10 A. Caquots Deutung des Ausdrucks, Les .graces de David'. A propos d'Isai'e 5 5/3b. Semitica 15 (1965) 45ff., als Gen. subj. im Sinne von „des oeuvres pies de David", „David l'auteur des hasadim" (51) ist trotz der angeführten Belege aus der Konkordanz nicht überzeugend. 1. Der Vergleich rechnet nicht mit der Möglichkeit einer Neuprägung in Jes. 55,3. 2. Die doppelte Beziehung V. 3 b a || V. 3b(?, V. 3 b a II V. 5, V. 3b(3 II V. 4 ist dabei nicht beachtet, abgesehen davon, daß ΰ ^ Ο Κ Ι Π und V. 4 unbefriedigend erklärt sind (53, 56). 3. Die nächste Parallele Ps. 89 (und Jes. 54) ist außer acht gelassen (51). Im übrigen beweisen die Belege m.E. nur, daß das handelnde Subjekt - wie 55,3bf. - gewöhnlich Jahwe war und daß Ausnahmen als solche bezeichnet wurden, vgl. Neh. 13,14; II. Chr. 32,32;35,26. Vgl. C. R.North: „,deeds (i.e. expressions/evidences/manifestations) of hesed'", a.a.O. 257.

" YTfll, vgl. J. Begrich, a.a.O. 60, Anm. 231. Das Perfekt ist zu beachten. 12 Das doppelte D'SIX 1 ? (D'ONV) bzw. "-U dient der Betonung. 13 Vgl. "TS? in Jes. 43,9.10.12; 44,8.9; 55,4; dazu W. Zimmerli, Der Wahrheitserweis Jahwes nach der Botschaft der beiden Exilspropheten. Tradition und Situation. Festschrift für A. Weiser (1963) 133ff., bes. 135, und vor allem P. Volz, a.a.O. 139f., der von „Davids geistlichem Beruf" spricht. 14 Τ Ί 3 bezieht sich wahrscheinlich auf .Israel' (vgl. II. Sam. 7,8), aus syntaktischen Gründen nicht auf D'DXVivgl. W. Gesenius-E. Kautzsch, a.a.O. § 128).

156

Deuteiojesaja - Kap. 5 5 , 1 - 5

Der übergeordnete Begriff in V. 3b ist jedoch nVl» Π1"1216. Er bezieht sich auf die zwischen Jahwe und David bzw. der davidischen Dynastie bestehende Relation, die auf dem David zugewendeten göttlichen Heilshandeln, im besonderen auf dem Akt der Amtseinsetzung (V. 4) basiert. Diese Relation hat indes den Charakter eines beide Seiten verpflichtenden Bundesverhältnisses. Garantiert Jahwe den unverbrüchlichen Bestand des Bundes (OVIS?) und seiner Gnaden (V. 3b ß) auch über Davids Zeit hinaus, so war David seinerseits mit der Ausübung der mit "TS?, TU und ΠΊΧ» umschriebenen Amtspflichten beauftragt. Deuterojesaja kennt den herkömmlicherweise im Zusammenhang des Davidbundes gebrauchten Ausdruck ΠΊΓΓ ΓΓΚ?Ώ auch (45,1), der erkennen läßt, daß für ihn ein solches Lehensverhältnis mit der Salbung in Verbindung stand 1 6 . Ist aber der Davidbund für Deuterojesaja durch das zuvorkommende Heilshandeln Jahwes in der Geschichte, durch das darauf begründete, dauerhafte Gemeinschaftsverhältnis und durch beidseitige Verpflichtung nach Art der Vasallität gekennzeichnet, dann weist alles darauf hin, daß er ihn als dem Bund JahweIsrael in seiner Struktur verwandt angesehen hat. Schließlich enthält der Ausdruck in V. 3b β auch das der Tradition inhärente Moment der Davidverheißung. Das Attribut B i a x i n bezeichnet die Davidsgnaden als beständig, gesichert, garantiert: Auch der Prophet Deuterojesaja bestätigt die unverbrüchliche Gültigkeit der einst ergangenen Verheißung. Zeigt Jes. 55,3bß, daß es dem Propheten darauf ankam, einen umfassenden theologischen Begriff für die Davidtradition zu schaffen, führen andere Stellen vor Augen, wie er theologumena derselben Herkunft im einzelnen verwenden konnte. Kyros ist für ihn Jahwes Hirte und Gesalbter und d.h. Jahwes Vasall. Er tritt damit in die Rechtsnachfolge Davids als „Gebieter über Völker" ein und übernimmt die Funktionen eines Beauftragten Jahwes. Das theologumenon ΠΊΓΓ ΓΓϋ» dient ihm dazu, die heilsgeschichtliche Bedeutung der Erscheinung des Kyros zu verstehen 17 . Wieder ist jene theologische Reflexion wahrzunehmen, mit der Deuterojesaja der Überlieferung gegenübertritt, um sie auf ihre Gültigkeit zu prüfen und ihr ein seiner Zeit gemäßes Verständnis abzugewinnen. Es ist wichtig, zu sehen, daß bei dieser Überprüfung einige Traditionselemente offensichtlich fallen gelassen und aufgegeben werden. So spielt der davidische Königsthron, an den nach II. Sam. 7,16 (13); Jes. 9,6 u.a. die Verheißung dauernden Bestehens geknüpft war, bei Deuterojesaja keine Rolle. Weiter ist von dem Kern der Nathanweissagung, der Dynastieverheißung (II. Sam. 7,1 Iff.), bei den vorexilischen Propheten unveräußerliches Element der Davidtradition, keine Rede. Nicht nur bleiben die Davididen, von denen doch wohl die Nachkommen des Königs Jojachin (I. Chr. 3,17f.) in Babylon lebten, gänzlich uner15 V n n a M S Ps. 89,4; Jes. 61,8 und Ez. 34,25; 37,26; Jet. 32,40. Vgl. auch J. Muilenburg, a.a.O. 645; S. Mowinckel, a.a.O. 166. 16 Vgl. R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahve. 119ff. (287ff.). 17 Vgl. Jes. 44,28; 45,13; 46,11; 48,15.

Situation und Intention

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wähnt, sondern nach 44,28; 45,1 wird das Lehensverhältnis zu Jahwe auf den persischen König übertragen. Einen davidischen Messias, eine Restitution des davidischen Großreichs kennt der Exilsprophet nach dem Zeugnis Jes. 40—55 nicht, und weicht auch darin von seinen prophetischen Vorgängern ab. Daß der Prophet das traditionelle Erbe nicht leichtfertig vergessen und verworfen hat, lehrt die Tatsache, daß er die genannten Züge umzuprägen und dadurch festzuhalten sucht. Nicht der Davidsthron war | 8 t ü ; Jahwes durch das Königtum vermittelte Heilstaten sind vielmehr so zu bezeichnen (V. 3b). Königsritual und Thronbesteigungsfest waren nur Mittel zum Zweck: Kyros ist nicht in Jerusalem gesalbt, dennoch ist er Jahwes Vasall, wie es David war; der Davidbund dient dem Auftrag an den Völkern. Jahwe kann nach der Liquidation der judäischen Könige andere Vasallen in Dienst stellen. Nicht das Königshaus besteht D ^ I S ' T S ; sondern der Bundeswille Jahwes (V. 3 b a ) und der Vasallenauftrag. Nicht Davids Großreich als die sanktionierte Weltordnung ist von bleibendem Bestand, sondern das Amt des weltbeherrschenden Jahwezeugen (V. 4). Ob die Davididen eine Zukunft haben, bleibt bei Deuterojesaja ungewiß; gewiß ist jedoch, daß Israel eine Zukunft hat als das Volk, dem Jahwes Heilstaten zugute kommen (V. 3—5). So kann gesagt werden, daß die Neufassung der Davidtradition ein Doppeltes kennzeichnet: Neben die Abstraktion, die den Davididen die Verheißung entzieht, die vom Königshaus, vom Königsritual und vom künftigen davidgleichen Herrscher völlig absieht, tritt bei Deuterojesaja eine theologische Konzentration, die nach den eigentlichen Motiven und Zielen Jahwes fragt. Seine Auffassung also ist die, daß Jahwes Bundesgnade sich einst im davidischen Königtum ein Organ geschaffen hat, dessen Funktionen allein von bleibender Bedeutung sind. III. Ohne Zweifel war es die Situation des babylonischen Exils, die den Propheten zu der begrifflichen Durchdringung und theologischen Überprüfung des Überkommenen zwang; mußte sich ihm doch die Frage nach der Bedeutung der Katastrophe von 587 und dem Ende des Jerusalemer Königtums für die alte Verheißung stellen. Mit aller Deutlichkeit hat 0 . Eißfeldt diese Neuinterpretation in einem Vergleich mit Ps. 89 herausgearbeitet 18 . Ps. 89 ist von dem traditionellen Verständnis der Τ Π "Ί0Π bestimmt. In der Zeit der Krise, die über König und Volk gekommen ist, hält der Beter eindringlich Jahwe seine Verheißungen vor und bestürmt ihn mit der Erinnerung an die eingegangene Verpflichtung, in der Überzeugung, Jahwes Zusagen über die Fortdauer der Daviddynastie garantiere die Errettung 1 9 . 18

The Promises of Grace to David in Isaiah 55 : 1 - 5 , (dt. Kleine Schriften ( 1 9 6 8 ) 4 4 f f . ) . „In Ps. 89 the content of the promise is interpreted exclusively in the continued existence of the Davidic dynasty", a.a.O. 206. Vgl. 2 0 1 f f . (49ff.). 19

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Deuterojesaja - Kap. 5 5 , 1 - 5

Anders Jes. 55,1—5. Steht der Psalmist hilflos und verwirrt vor der Not seines Volkes und erhebt die Klage, ist Deuterojesaja in der Lage, die viel größere Krise des Exils im Glauben zu bewältigen, aus den Verheißungen für sich und seine Zeitgenossen neue Hoffnung zu schöpfen und in einem tröstenden Zuspruch zu verkündigen. Er vermag Fragen und Klagen mit Heilsworten entgegenzutreten und der Exilsgemeinde die Augen für den „Segen ihres Leidens" zu öffnen 2 0 . Diese Intention tritt zutage, wenn man sich der literarischen Eigenart und dem Sitz im Leben des Textes zuwendet. J. Begrich hat in seinen „Studien zu Deuterojesaja" 21 dazu den Weg gewiesen. Er erkennt, daß in V. 1—5 zwei Redeformen als Vorbild gedient haben. Die Anfangsverse stehen unter dem Einfluß der traditionellen „Einladung der Weisheit zum Gastmahl", „eine sonst verhältnismäßig spät bezeugte Form der Weisheitslehre", wie er im Blick auf die Belegstellen aus den Sprüchen und Jesus Sirach einräumen muß' 22 . Das Gleichnis meint, daß im Hören auf die Weisheitslehre die Gaben zum Leben empfangen werden. Geht Deuterojesaja auf die formale Seite dieses Vorbildes ein, entfernt er sich noch sachlich gesehen davon: Nach V. 2b.3a ist Jahwe der Einladende, und seine Gabe besteht darin, was V. 3b—5 verspricht. Diese letzteren Verse lehnen sich nach J. Begrich an ein anderes Vorbild an. Die Anrede in der 2. Person (p. und sg.), die perfektische Feststellung in V. 4, die sich daraus ergebenden Folgen in V. 5a und die Angabe des Zwecks in V. 5b tragen die Merkmale einer Redegattung, die als „Heils- oder Erhörungsorakel" bezeichnet wird, eine Gattung, deren Vorkommen bei Deuterojesaja nicht selten ist 23 . Das Zusammentreffen dieser beiden nach Herkunft und Art verschiedenen Redeformen in einer prophetischen Einheit ist für J. Begrich kein Problem, da er nur an eine freie, schriftstellerische Verwendung vorgegebener Stilformen denkt, ohne daß sich der Prophet der Bindung jener Formen an eine konkrete Lebenslage noch eigentlich bewußt wäre. Demgegenüber weist H.-E. von Waldow 24 nach, daß Deuterojesajas Worte aus einem konkreten Sitz im Leben zu erklären sind. Zwar hält auch er im Blick auf 55,1-5 an einer Zusammensetzung verschiedener Formen fest. Von J. Begrichs Ergebnissen ausgehend, findet er in V. 3b—5 die Kennzeichen des 20

Vgl. ebda. 205. - O. Eißfeldt nennt Jes. 5 5 , 1 - 5 „word of encouragement and promise" (197 u.a.) (45). 21 S. Anm. 1. 22 A.a.O. 5 2 f f . ( 5 9 f f . ) . - E s h a n d e l t sich vor allem umSpr. 3,13ff.; 9,Iff.; Sir. 24,19ff. 23 Vgl. ebda. 6 (14). 24 S. Anm. 1.

Situation und Intention

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Heilsorakels25, sieht aber in V. 1—3a - anders als J. Beglich 26 - einen Vorbau, den er als „Nachahmung des Rufes eines Straßenhändlers" (V. 1—2) charakterisiert27. In V. 3a geht dieser Ausruf in den Heroldsruf über, der für eine Botschaft Gehör schaffen will. „Diese Botschaft folgt dann in dem mit V. 3b beginnenden Heilsorakel"28. Da dieses Erhörungsorakel tatsächlich einst an die zur Klage gottesdienstlich versammelte Gemeinde ergangen ist, erklärt sich auch der Vorbau V. l - 3 a aus dieser Situation: Nöte und Fragen der Exilsgemeinde kommen zur Sprache und finden bei Jahwe ein offenes Ohr. In dieser Deutung bleibt nicht nur die innere Einheit des Textes erhalten, sondern der gottesdienstlichen Situation 29 ist auch die prägende Kraft zuerkannt, die hinter diesen Worten spürbar wird. Jahwe ruft Durstige und Hungrige, Arme und Betrogene zu sich ("^N V. 3a.2b). Viermal fordert er zum Hören auf (V. 2bf.). Im Hören erhalten sie ihre Speise, ja das Leben M . Ihnen will er den ewigen Bund gewähren, der Gemeinde, deren Gott Jahwe ist, der Heilige Israels (V. 5b). J. Begrich und H.-E. von Waldow haben darauf aufmerksam gemacht, daß Deuterojesajas Heilsorakel gelegentlich auf die zuvor laut gewordenen Klagegebete eingeht und ihre Fragen und Anliegen aufnimmt 31 . Es liegt nahe, dies auch für 55,1—5 anzunehmen, vor allem da in V. 1—3a auf die Lebensverhältnisse und Probleme des Alltags wie Hunger und Durst, Geldknappheit und Abhängigkeit angespielt wird, und wenn es gerade das Leben ist, das ihnen geschenkt werden soll, muß ihr Zustand entsprechend beklagenswert gewesen sein 32 . 2S Statt der Einführung steht V. Iff. Anrede und Aufforderung. - „Das erste Glied im Hauptteil: Das Eingreifen Jahwe's" ist wie gewöhnlich allgemein gehalten (V. 3b), a.a.O. 13f. - „Die Erläuterung des Eingreifens" schließt sich an (V. 3b.4), ebda. 14f. - „Das zweite Glied des Hauptteiles: Die Folgen des Eingreifens" (V. 5a) mit Subjektswechsel (V. 4/5) ist feststellbar, ebda. 18f. - „Das dritte Glied des Hauptteiles: Der Zweck des Eingreifens" (V. 5b) bildet den Schluß, ebda. 19. Vgl. bes. 21ff. - Auch Π3Π ( p ) und sind typisch für diese Gattung, J. Begrich, a.a.O. 10 (18). - Im übrigen vertritt H.-E. von Waldow die Bezeichnung „prophetisches Kultorakel" entgegen der von J. Begrich geprägten „priesterliches Heilsorakel", a.a.O. 86ff., 89. " Vgl. a.a.O. 189, Anm. 46. 27 28 Ebda. 29. Ebda. " Vgl. ebda. 25ff., 63ff., 104ff., bes. 153. P. Volz denkt bei 5 5 , l - 3 a an eine „Art von synagogalem Gottesdienst", a.a.O. 138. Ähnlich nannte schon M. Haller Jes. 5 5 , I f f . eine „Predigt", a.a.O. 61, W. Brueggemann spricht im Blick auf die Struktur von Jes. 55 von „covenant renewal"; „it reflects the sequence employed in a covenant making liturgy", a.a.O. 199, 200, E. Nielsen von einem „Installationsorakel", Deuterojesaja. Erwägungen zur Formkritik, Traditions- und Redaktionsgeschichte. VT 20 (1970) 204, ohne dies jedoch näher zu explizieren.. 30 Zu bedenken ist J. Muilenburgs Hinweis: „Water, bread, wine, milk and fat are all symbolic of the covenant gifts and benefits", a.a.O. 644, dazu W. Brueggemann, a.a.O. 193ff. - Vgl. auch Ex. 23,25f.; Jes. 1,19 u.a. 31 A.a.O. 8ff. (16ff.); a.a.O. 16ff„ 21ff., 104ff. 32 E.Rohland spricht vom „Vegetieren", a.a.O. 264; vgl. auch O.Eißfeldt, a.a.O. 202 (49).

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Deuterojesaja - Kap. 55,1-5

Wahrscheinlich aber ist V. 1—5 noch mehr zu entnehmen. Aus der Kombination von Lebensangebot und Bundesschluß auf der Basis der Davidverheißung, welche V. 3 vornimmt, und aus der unvermittelten Einführung der Stichworte der Davidtradition ist zu vermuten, daß die Klage letztlich auf die 1 Π ΉΟΠ und die D®?1S7 ΠΉ2 zielt und um die Zuverlässigkeit der Verheißung bangt. Dann wären Alltagsnöte zum Anlaß geworden, nach dem Qlb©, dem Königsheil im babylonischen Exil zu fragen — ähnlich wie Ps. 89 —, und Deuterojesajas Heilsorakel hätte darauf Antwort erteilen müssen. IV. Innerhalb eines prophetischen Heilsorakels bekommt die Davidüberlieferung den Charakter des Zuspruchs an die Gemeinde. Im verkündigten und gehörten Wort wird sie als Gabe des Lebens ausgeteilt. Ist die Verheißung der Davidsgnaden von Jahwes Garantie getragen und der Davidbund unbefristet, kann ihre Geltung auch im Exil nicht aufgehoben sein. Das göttliche Orakel bestätigt ihre Geltung und proklamiert ihre Realisierung an der versammelten Gemeinde: „Ich will euch den ewigen Bund gewähren, die zugesicherten Davidsgnaden" (V. 3b) 3 3 . Die Realisierung ist als Bundesschluß erläutert. Im Hinblick auf die Exilssituation wird man dies nicht in dem konventionellen kultischen Sinne verstehen können 3 4 . Kyros wird ein Gesalbter genannt (45,1), ohne daß eine Salbung nach judäischem Ritus stattgehabt hätte. Vielmehr verkündigt der Prophet, daß sich in der gegenwärtigen Lage Jahwes Bundeswille und Bundesheil an seiner Gemeinde erfülle, und zwar in Sonderheit der mit David ins Werk gesetzte Heilsplan, den er mit der Exilsgemeinde in Davids Nachfolge weiterführen will. Sie tritt damit in das Königserbe ein und zieht die Verheißung auf sich, die dadurch einer „Demokratisierung" 35 unterworfen ist. Da nach V. 5b CpnVx ΠΙΓΓ - Vx-IBT m p ) , nach dem Anliegen von V. Iff. und vor allem nach dem Zeugnis der ganzen Verkündigung Deuterojesajas (z.B. 33

oVlS? Π Ή 3 ist aller Wahrscheinlichkeit nach als determiniert zu betrachten. Da Deuterojesaja „den bestimmten Artikel nur aus Gründen des Wohlklanges, also nur ausnahmsweise" setzt (nach L. Köhler, Deuterojesaja (Jesaja 40-55) stilkritisch untersucht. BZAW 37 (1923) 57; vgl. auch W. Caspari, Lieder und Gottessprüche der Rückwanderer (Jesaja 40-55). BZAW 65 (1934) 6f.), steht dem nichts entgegen. Die Apposition V. 3b(n , 3ÜNin), die Bezugnahme auf den einst geschlossenen, ewigen Davidbund sowie die Parallele Jes. 54, 10b verlangen die Determination. Ähnlich vergleicht W. Brueggemann V. 1 - 5 mit dem geschichtlichen Prolog altorientalischer Vertragsformulare: „Because of its reference back it may be regarded partly as an historical recital or prologue and partly as an invitation to re-enter covenant", a.a.O. 199. 34 Vgl. die Beziehung von ΓΠ3 zu dem Ausdruck V. 3b α, dazu A. Caquots Übersicht, a.a.O. 5 Iff., und V. 4f. 35 Vgl. G. von Rad, a.a.O. 250 und die Aufzählung der Vertreter dieser Deutung bei A. Caquot, a.a.O. 52. Dazu kommen J. Muilenburg, a.a.O. 644f.; E. Rohland, a.a.O. 264f.; C. Westermann, a.a.O. 227ff.

Die Funktion der Davidverheißung. Die Applikation

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40,Iff.; 41,8ff.; 43,Iff. usw.) Jahwe an seinem Bund mit Israel festzuhalten gedenkt, und somit die nach 55,Iff. versammelte Exilsgemeinde als in diesem Bund stehend angesprochen wird, treffen Israelbund und Davidbund in diesem Heilswort zusammen. Die Übertragung des Davidbundes auf die Gemeinde, welche durch die altorientalische Denkform der korporativen Person (vgl. V. 3b mit V.5) ermöglicht wird, zeigt nun nicht nur eine grundsätzliche Vereinbarkeit beider Konzeptionen, sondern weist neben der Strukturanalogie auf die gemeinsame Wurzel hin, die in Jahwes heilvoller Zuwendung zu seinem Volk ("J")NS Ό besteht. Deuterojesaja versteht demnach den Davidbund als einen durch Davids Königtum sichtbar gewordenen, besonderen Ausdruck des heiligen Bundeswillen Jahwes, der sich ein herrliches Volk schaffen und erhalten will. Werden die Glieder der Exilsgemeinde an dem ewigen Bund beteiligt, erwächst ihnen daraus eint Aufgabe, welche ihrer Existenz einen Sinn geben kann 36 . Nicht umsonst sind in V. 4 die ΤΠ ΉΟΠ als Einsetzung, Beauftragung und Ermächtigung Jahwes für ein Amt beschrieben, das nunmehr der Gemeinde im Exil anvertraut ist. Sie übernimmt die einst David (V. 4) und dem Gesalbten (Ps. 18, 44f.) auferlegten Pflichten: Fremde Völker ruft sie; unbekannte Leute eilen herbei (V. 5). Könnte man hier an das Epitheton vom Gebieter (V. 4) denken, der durch seinen Befehl Völker in Bewegung bringt, und Israels künftige Herrscherstellung verheißen sehen, so ist doch der Ton auf den Zeugenauftrag gelegt, ein Zug, auf den Deuterojesaja auch sonst Wert legt. „Ihr seid meine Zeugen, ist der Spruch Jahwes, und mein Knecht, den ich erwählt habe"; mit diesen Worten wendet sich Jahwe an sein Volk, nachdem auch Völker und Nationen ihre Zeugen zum Gerichtstag bestellt haben (43,9f.). Ihr Auftrag ist, die Erkenntnis zu verbreiten, ΝΊίΤ'ΙΝ'Ό (43,10ff.;44,8). DerProphet weist auf den Kontakt hin, in den das babylonische Exil die Gemeinde mit fremden Völkern gebracht hat. Die gegebene Chance als Verpflichtung verstehen zu lehren, als Auftrag, ihren Gott in der fremden Welt der Völker zu bezeugen, ist das Anliegen des prophetischen Heilsorakels37. V. Diese Aktualisierung der beständigen Davidsgnaden im exilischen Gottesdienst bestätigt das bereits angedeutete neue Verständnis der Tradition. Sie setzt die Loslösung der Verheißung von den seitherigen Trägern voraus. Hierin erweist sich Deuterojesaja als Erbe seiner prophetischen Vorgänger, die den zeitgenössischen Regenten aus dem Davidshaus die Würde eines Gesalbten abgesprochen hatten. Der Fall Jerusalems und die Verbannung der Könige besiegelte nur das 36

Vgl. den Wechsel von der 2. P. pl. zur 2. P. sg. von V. 1 - 4 / V . 5 - 6 . Dies gilt in besonderer Weise, wenn V. 6 - 1 3 mit W. Brueggemann zur Redeeinheit hinzuzunehmen ist, a.a.O. 192ff. 37 O. Eißfeldt besonders hat dieses Anliegen herausgearbeitet, a.a.O. 2 0 6 , vgl. 2 0 1 f f . (48ff.). Vgl. auch J. Muilenburg, a.a.O. 6 4 6 ; A. Caquot, a.a.O. 5 5 f f „ u.a.

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Deuterojesaja

über sie gefällte Urteil. Was blieb, war für ihn Jahwes ewiger Bund und die ihm immanenten Heilszuwendungen, die sich in der Person Davids als das von Jahwe gestiftete Amt des „Völkerzeugen", „Fürsten" und „Gebieters über Nationen" manifestierten. Indem aber eine solche Setzung nicht an ein versagendes menschliches Gegenüber gebunden sein konnte, vermochte Deuterojesaja in der Exilsgemeinde die Größe zu sehen, welche die Funktionen jenes Amtes an den Fremdvölkern übernehmen sollte. Darum wird die Applikation der Gnadengabe dieses Zeugenamtes ausdrücklich auf Jahwe bezogen und in der Realität des Bundes verankert. Mit besonderer Betonung wird sie im Schlußsatz (V. 5b), in dem offensichtlich die prophetische Reflexion zu Wort kommt, auf die Initiative des Bundesgottes selbst zurückgeführt 38 ; „Jahwe, dein Gott", wie es unter Anklang an die Bundesformel heißt, „der Heilige Israels" garantiert die Gültigkeit der den Zeitumständen angepaßten Verheißung. Der bekenntnisartige Schluß "pNS Ό : „denn er hat dich verherrlicht" 39 deutet zugleich die Linie an, auf der alles vergangene und zukünftige Heilshandeln liegt, und nennt das Ziel, das Jahwe mit jener Übertragung der Funktionen eines Gesalbten verfolgt. Es kann nicht verwundern, wenn der Exilsprophet zu Zeiten in dem persischen König Kyros den sah, der nach göttlichem Willen sich des verwaisten Amtes annahm, in der Funktion eines ΠΊΓΓ ΓΡΙΡ» auftrat (44,28; 45,1) und eben dadurch die ΉΟΠ als Gebieter über die Nationen vermittelte (44,28; 45,13; 46,11; 45.4.6). Auch scheint es, als ob das 55,1—5 der Gemeinde zugesprochene munus propheticum in Zusammenhang mit den Aufgaben des Gottesknechts zu sehen ist (vgl. 42,6; 49,Iff.), so daß eine gewisse Entwicklung in der Auffassung Deuterojesajas über die konkrete Verwirklichung der ΤΠ ΉΟΠ anzunehmen wäre. 38

Zu JSJnVvgl. 4 2 , 2 1 ; 4 3 , 2 5 ; 4 8 , 9 . 1 1 ; 4 9 , 7 . Vgl. Jes. 4 4 , 2 3 ; 4 6 , 1 3 ; 4 9 , 3 ; Dt. 2 6 , 1 9 ; Jer. 13,11. - J. Morgenstern denkt hierbei an den zweiten Tempel und bezieht Jes. 5 5 , 1 - 5 - kaum zu Recht - auf Serubbabel, a.a.O. 372ff. 39

ERGEBNISSE Es stellt sich nunmehr die Aufgabe, die in der Textuntersuchung gewonnenen Ergebnisse zusammenzufassen und daraus einige Folgerungen zu ziehen. Dies geschieht der Fragestellung entsprechend und im Blick auf die Eigenart prophetischer Texte am besten unter den Gesichtspunkten: 1. 2. 3. 4.

der der der der

Entstehung und Bedeutung der Davidbundkonzeption, Kontinuität der Überlieferung, Deutung des davidischen Königtums bei den Propheten, Wirkung der prophetischen Verkündigung.

I. Zur Entstehung und Bedeutung der Davidbundkonzeption 1. Die Entstehung der in II. Sam. 7 niedergelegten Königskonzeption, die nach ihrem Wesen schon im Alten Testament selbst als „Davidbund" 1 bezeichnet wurde, beruht auf drei Faktoren. Einmal ist es die Errichtung eines verschiedene — besonders auch außerisraelitische — Staatsbildungen umfassenden Großreiches durch David mit dem daraus notwendig resultierenden sakralen Anspruch, welche eine theologische Bewältigung verlangte. Das Vorbild altorien.alischer Großreiche mit ihrer ausgeprägten Königsideologie war eine naheliegende Versuchung. In der Tat scheint nach II. Sam. 7,Iff. der Plan eines Tempelbaus, der die noch fehlende sakrale Fundierung beschaffen sollte, der Anlaß für die „Nathanweissagung" gewesen zu sein (S. 27f.). Zweitens konnte eine theologische Deutung des davidischen Königtums auf dem Boden Israels nur auf Grund der vorgegebenen heilsgeschichtlichen Überlieferungen vorgenommen werden. Der Hinweis auf Hauptdaten dieser Überlieferung macht deutlich, daß es sich in II. Sam. 7 vor allem um die mit der Bundeslade verbundenen Glaubensvorstellungen handelt (S. 29ff.). Drittens ist anzunehmen, daß der Prophet Nathan beider Gestaltung der Davidbundkonzeption eine maßgebliche Rolle gespielt hat, sei es als Überbringer einer göttlichen Verheißung fur den Bestand der Dynastie an David (V. IIb), sei es — was sehr wahrscheinlich ist — zugleich als Initiator der unter seine Autorität gestellten Ausführungen von II. Sam. 7,8—16 (S. 29). Das die Ausformung der Davidbundkonzeption beherrschende Motiv war offensichtlich das Bemühen, das Königtum im Zusammenhang der heilsgeschichtlichen 1

Vgl. II. Sam. 23,5; Ps. 89,4.29.35.40; Jes. 55,3; Jer. 33,21; dazu Ps. 132,12.

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Ergebnisse

Tradition zu verstehen und in den Rahmen bundestheologischen Denkens einzubeziehen: Auf der Linie der Heilsgeschichte, die von der Heraufführung aus Ägypten (V. 6), über die Zeit der Landnahme (V. 10f.), der Richter (V. lOf. 7cj.), Sauls (V. 15) und über die Gegenwart hinweg in die Zukunft (aVlS?"!» V. 12ff.) verläuft, erhält David seinen Ort. Zur Vollendung der Landnahme berufen, ist er eingesetzt, das Jahwevolk in einer neuen Epoche der Ruhe und Sicherheit zur Mündigkeit zu führen. Seine Geschichte selbst wird den Heilstraditionen zugezählt; den heilsgeschichtlichen Überlieferungen gemäß ist sie als ein Summarium von Taten Jahwes wiedergegeben: In Erwählung, Begleitung, Hilfe, Verleihung von Ruhm und von Frieden und in der Verheißung für die Zukunft spiegelt sich Israels Geschichte mit Jahwe wider (V. 8ff.) (S. 34f.). Dementsprechend ist die im Königtum sich realisierende Heilszuwendung Jahwes von „Israel, seinem Volke" her gedacht: Gesicherter Landbesitz, Freiheit und Schutz vor Feinden (V. lOff.) sind die Güter (Π3Ί0Π V. 28) der neuen Ära, während Kriegserfolge, weltweiter Ruhm und ein dynastisches Königtum als Garantie dienen sollen, daß dieses Heil den noch nach Stämmen gegliederten Vine - ' M3 (V. 6f.), dem „einzigartigen Volke" (V. 23), Jahwes Bundesvolk erhalten bleibt (S. 35ff.). Der in II. Sam. 7 erkennbaren theologischen Bemühung gelang darüber hinaus die grundlegende Einbeziehung des davidischen Königtums in das bundestheologische Denken, dadurch, daß das Verhältnis Davids zu Jahwe als eine Bundesrelation gefaßt wurde. Zwar fehlt der Begriff r v i a i n II. Sam. 7; doch ist aus den Bestimmungen V. 8ff. ersichtlich, daß hier dem Sachverhalt nach ein gegenseitig bindendes Verhältnis nach Art der Vater-Sohn-Relation und — nach altorientalischer Rechtsvorstellung - der Vasallität gemeint ist. In dieser Grundstruktur manifestiert und realisiert sich die Form des Bundes, der Israels Glauben prägt2. Das auf einem zuvorkommenden gnädigen Handeln Jahwes an David (V. 8ff.) basierende Verhältnis wird als Vasallenstatus theologisch fixiert (Ή35?), wobei sich der Suzerän zu immerwährender Huld (10Π), bestehend in der Dynastieverheißung, der Vasall sich zur unbedingten Loyalität, zum Gehorsam verpflichtet. Die eigens erwähnte Strafbestimmung im Falle des Verschuldens in V. 14 wirft ein besonderes Licht auf jene Relation; wird doch damit der König unter die für alle Menschen gültigen Sanktionen gestellt. Dies bedeutet jedoch zugleich, daß das Jahweverhältnis des davidischen Königs sowohl 2

Vgl. bes. R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahv6. Melanges Eugene Tisserant. 119ff. (Bible et Orient. 287ff.). Die einseitige Betrachtung des Davidbundes als eines „Verheißungsbundes" - vgl. etwa D. J. McCarthy, Der Gottesbund im Alten Testament. SBS 13 ( 1 9 6 6 ) 7 0 f f . - beruht auf einer Verkennung der bei der Vater-Sohn-Relation zugrundeliegenden Vorstellung der patria potestas und einer Mißdeutung von II. Sam. 7,14. Vgl. dazu G. Fohrer, Art. ύιός. ThW VIII. 3 4 9 f f . , bes. 353.

Zur Entstehung und Bedeutung der Davidbundkonzeption

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in seiner Grundstruktur als auch in der Sanktionierung der Ordnung des Sinaibundes entspricht 3 . Diese Erkenntnis wird durch das Vorgehen Nathans nach II. Sam. 12 bestätigt, wodurch an David wegen seines Vergehens gegen die in Israel gültige Grundordnung der sakrale Rib vollzogen wird, den die Verletzung vertraglicher Rechtsbindungen dieser Art, der Bundesbruch, zur Folge hat. Schuldbekenntnis und Vergebungszuspruch machen vollends deutlich, daß hier kein Strafprozeß, sondern der sakrale proces ä messager4 stattfindet (S. 55ff.). Sichtbar wird aber auch, welchen entscheidenden Anteil der Prophet am Zustandekommen dieser Königskonzeption gehabt hat. 2. Daraus ergibt sich, daß die Bedeutung der Davidbundkonzeption darin bestand, das Königtum in die Ordnung des Sinaibundes einzubeziehen und in dieser Ordnung zu halten. Mit ihr war ein Instrument geschaffen, das geeignet schien, das Königtum Davids als Heilssetzung zu erfassen und zugleich einer Entwicklung zur absoluten Monarchie entgegenzuwirken. Die Absicht der Legitimation5 gibt sich neben den theologischen Bestimmungen vor allem in der formalen Gestaltung von II. Sam. 7 zu erkennen. Geprägt von der literarischen Gattung der sog. Königsnovelle und ausgeführt nach Struktur und Stil der Bundestexte, stellt sich II. Sam. 7 als ein Dokument dar, das die offizielle theologische Auffassung zum Königtum bekundet ( m x n m i n V. 19), wie sie im jerusalemischen Königsritual ihren kultischen Niederschlag fand 6 . Die Tendenz zur Unterordnung des Königs zeigt schon die am Vasallenstatus orientierte Konzeption. So werden Elemente außerisraelitischer Königsideologie wie Gottessohnschaft, Königstempel und Inthronisationszeremoniell zwar aufgenommen, aber in charakteristischer Weise neu geprägt und ausgerichtet. Besonders deutlich wird jene Tendenz an der Betonung der persönlichen Seite der Gottesbeziehung und ihrer Bestimmung (II. Sam. 7,8ff. 14; II. Sam. 12,Iff.) und in der Zuordnung der Völkerwelt zur Herrschaft des Davididen, deren Funktion im Dienste an Israel gesehen wird (II. Sam. 7,9f.) (S. 38ff.). Die Bedeutung der Davidbundkonzeption besteht demnach darin, daß mit ihrer Hilfe die Institution des dynastischen Großkönigtums in den Rahmen der bestehenden Ordnung eingefügt werden konnte. Aus dieser Bezogenheit ergibt sich ihre Eigenart. Die durch den König repräsentierte politische Größe wird der Bundesordnung unterstellt und dadurch legitimiert, aber auch begrenzt. — 3 Ein Einfluß der Überlieferung vom Abrahambund auf den Davidbund, wie er etwa von G. E. Mendenhall, Recht und Bund in Israel und dem Alten Vordem Orient. ThSt (B) 64 (1960) 48f., und R. E. Clements, Abraham und David (1967) 4 7 f f „ angenommen wurde, ist zwar denkbar, ist aber aus II. Sam. 7 nicht zu erweisen. 4 Vgl. J. Harvey „Le „Rib-Pattern". Βibl 43 (1962) 191. 5 Vgl. vor allem Α. H. J. Gunneweg, Sinaibund und Davidsbund. VT 10 (1960) 335ff. 6 Von der Formtradition und Rechtsauffassung des Königserlasses her bestimmt sich das Verhältnis von II. Sam. 7 zu den Dokumenten des Sinaibundes: Der Davidbund-Erlaß ist eine Novelle zu den Sinaibund-Urkunden.

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Ergebnisse

Und daraus ist nun zu schließen, daß die Davidbundkonzeption nach ihrer ursprünglichen Intention auf die Tradition vom Sinaibund hin angelegt war und darum nicht als davon unabhängige oder damit konkurrierende Traditionsbildung angesehen werden kann.

II. Zur Kontinuität der Überlieferung Die Untersuchung hat gezeigt, daß die prophetische Verkündigung die Sprachund Vorstellungsformen der Davidbundkonzeption aufgenommen hat. Dies ist für Ahias symbolische Handlung nach I. Kö. 11,29ff. anzunehmen und gilt mit Sicherheit für die Königssprüche Jes. 7; Jes. 16,3ff.; Jer. 21,1 lf.; Ez. 17 (19); Jes. 5 5 , 1 - 5 sowie für die Restitutionsverheißungen Am. 9,1 lf.; Jes. 8, 23ff.; 11,Iff.; Mi. 5,Iff.; Jer. 30,8f.; 23,5f.; Ez. 17,22ff.; 34,17ff.; 37,15ff. (auch der nachexilisc'hen Propheten Hag. 2,20ff.; Sach. 3,8ff.; 4,Iff.; 6,9ff.; 9, 9f.; 12,7ff.; Jes. 11,1 Off.). Diese Zusammenhänge geben zu der Frage Anlaß, welche Stellung die Propheten jener Konzeption gegenüber eingenommen und wie sie über ihre Gültigkeit geurteilt haben 1 . 1. Die Tatsache der Beeinflussung über so weite Abstände hinweg und in solcher Konstanz läßt darauf schließen, daß das continuum außerhalb der prophetischen Verkündigung im kultischen Bereich zu suchen ist. Zwar sind durchaus einige Beziehungen zwischen den einzelnen Texten erkennbar, die auf direkte Berührung hindeuten 2 ; aber die eigentliche Prägung dieser Worte weist zusammen mit expliziten Bezugnahmen auf die kultisch-rituelle Tradierung zurück, die in II. Sam. 7,14ff. selbst vorgesehen war und nach Ausweis der sog. Königspsalmen am Jerusalemer Reichsheiligtum auch wahrgenommen wurde. Im ganzen scheinen es die mit den Thronbesteigungsfeierlichkeiten verbundenen rituellen und zeremoniellen Gestaltungen gewesen zu sein, welche die Davidbund-Königskonzeption durch permanente Vergegenwärtigung lebendig erhalten sollten 3 . Eine unmittelbare Beteiligung am Königskult ist für Nathan (I. Kö. l,34ff.; vgl. II. Sam. 7) nachweisbar, für Jesaja (8,23ff.; 11,Iff.), 1 Zu dieser Frage vgl. N. W. Porteous, The Prophets and the Problem of Continuity. Israel's Prophetic Heritage ( 1 9 6 2 ) l l f f . 2 Vgl. etwa Jes. 9,3 - Jer. 30,8; Jes. 11,1 - Jer. 23,5 - Ez. 17,2ff. 2 2 f f . ; Jes. 7 , 1 4 Mi. 5,2; Jes. 9,5 - Mi. 5,4a. A u f der andern Seite deuten die häufigen Bezugnahmen auf den alten Umfang des davidischen Reiches auf anderweitige Beeinflussung, vgl. Am. 9, 12; Jes. 7,7ff.; 8 , 2 3 f f . ; 1 6 , I f f . ; Mi. 5 , 4 f . ; 7,14; Zeph. 2,7; Ez. 6 , 1 4 cj.; 4 7 , 1 5 f f . ; Jes. 11, 12ff. u.a. 3 Grundlegend G. von Rad, Das judäische Königsritual. ThLZ 72 ( 1 9 4 7 ) Sp. 2 1 1 f f . ( 2 0 5 f f . ) ; A. R. Johnson, Sacral Kingship in Ancient Israel. 2. Α. ( 1 9 6 7 ) ; R. de Vaux, Le roi d'Israel, vassal de Yahve. Melanges Eugene Tisserant ( 1 9 6 4 ) 119ff. ( 2 8 7 f f . ) .

Zur Kontinuität der Überlieferung

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Micha (5,Iff·) und Jeremia (22,Iff.) wahrscheinlich, jedoch schwerlich in Form fester kultisch-liturgischer Aufgaben 4 . 2. Die Übernahme der Davidbundkonzeption bedeutet eine grundsätzliche Anerkennung durch die Propheten. Anerkannt wird die der davidischen Dynastie zugesprochene Verheißung von Ahia aus Silo bis zu den Exilspropheten (und darüber hinaus), indem sie ihr eine der jeweiligen Situation entsprechende Aktualisierung zuteil werden lassen. Noch Deuterojesaja hält an den ΎΠ '"ΤΟΠ t r i ö i u n fest (55,3), auch wenn er den „ewigen Bund" den Davididen abspricht (S. 155f.). Anerkannt wird die Vasallenkonzeption als rechtliche Basis des GottKönig-Verhältnisses, wie sie von den Propheten verschiedentlich (Am. 9,1 lf.; Jes. 7,9.14; 9,5f.; 11,Iff.; Mi. 5,Iff.; Ez. 34,23f.; 37,24f.) aufgegriffen und erneuert wird. Impliziert ist damit, daß sie die in der „Königstora" von II. Sam. 7 erkennbare Tendenz, das Königtum durch Integration zu legitimieren, bejahen, wie ja eine prinzipielle Ablehnung des davidischen Königtums (vgl. jedoch Deuterojesaja) in der Prophetie nicht belegbar ist. — Anerkannt wird die mit der Bundesvorstellung gegebene Einbeziehung der Könige in die für Israel als Jahwevolk konstitutiven Ordnungen, wie sie der Intention von II. Sam. 7,14 zu entnehmen ist, ein Passus, der möglicherweise selbst von prophetischer Erfahrung inspiriert ist (vgl. II. Sam. 12; 24). Doch daraus ergeben sich Konsequenzen für die prophetische Verkündigung. 3. Aus der grundsätzlichen Anerkennung der „Königstora" von II. Sam. 7 als Norm für die Beurteilung des davidischen Königtums kommen die Propheten zu der Erkenntnis, daß die Gültigkeit des Davidbundes für bestimmte regierende Davididen aufgehoben ist. Indem sie die in II. Sam. 7,14 angerissene Linie ausziehen und ein ΓΠ57Π konstatieren und Jahwes Gericht proklamieren (S. 4 Iff.), stellen sie sich gegen eine Auffassung, die im Davidbund einen im Ritual vermittelten, den König als Gesalbten sanktionierenden character indelebilis wirksam sah, eine Gefahr, die aller kultischen Darstellung droht. Sie sehen sich gezwungen, sich von Fall zu Fall der im Ritual kultisch in Geltung gesetzten Heilsverheißung entgegenzustellen und die von ihnen nicht bestrittene Kontinuität des Davidbundes auf andere und neue Weise zu wahren. Eine solche Krise scheint in II. Sam. 7,14 noch nicht berücksichtigt zu sein; nach II. Sam. 24 und 12 gab es für den schuldigen König die Möglichkeit, durch Buße die Restitution zu erwirken 5 . Was soll jedoch bei einem allen Mahnungen und Warnungen unzugänglichen Regenten geschehen (Jes. 7; Jer. 21,1 Iff.)? - Die Antwort der Propheten war die Gerichtsansage an den einzelnen Throninhaber und sein Haus (Jes. 7 , 1 7 ; Jer. 2 1 , 1 Iff., vgl. bes. 2 2 , 2 4 f f . ) , zuletzt an die ganze davidische Dynastie (Jes. 11,1; Mi. 5,1; Jer. 30,8; Ez. 34; 37; Jes. 55,3f.), verbunden mit der in gleicher Funktion ergehenden Verheißung eines neuen Königs, 4 5

Nach I.Kö. 1,39 wird Salomo in Gegenwart Nathans, aber von Zadok gesalbt. Auch Ahias Symbolhandlung intendiert eine Warnung, S. 5 9 f .

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Ergebnisse

der gleich David dem Königsbund entsprechen wird (Jes. 7,14; 9,5f.; 1 l,lff.; Mi. 5,Iff.; Jer. 30,8f.; 23,5f.; Ez. 17,22ff.; 34,23f.; 37,24f.; 40ff. u.a.). So sehen sie die Geltung des Davidbundes nicht im kultischen Vollzug gewahrt, sondern in Jahwes unwandelbarer Bundestreue begründet und an die Treue des Königs gebunden (vgl. Jes. 7,9). Insofern wenden sich die Propheten gegen ein einseitiges Verständnis der „Königstora" als Heilsverheißung, indem sie auf der ihr inhärenten Verpflichtung und deren Folgen beharren. 4. So ist die Kontinuität der Geltung des Davidbundes nach prophetischer Auffassung unterbrochen durch das Interim göttlicher Strafe, auch wenn den kultischen Ansprüchen der Davididen in lückenloser Aufeinanderfolge stattgegeben ist (vgl. Jes. 29,Iff.; Jer. 22,Iff.; Ez. 21,30ff.) (S. 115ff.). Darum entreißen sie den Gesalbten ihre königliche Würde, erklären den Bund für gebrochen und sistieren die Verheißung, d.h. sie sehen erst in der Zukunft eine Möglichkeit, daß die „Königstora" eine Verwirklichung findet, sei es durch einen neuen David, sei es stellvertretend durch die Gemeinde (Jes. 55,3ff.). Die Kontinuität der Überlieferung vom Davidbund kann darum nur in Form der Zukunftsweissagungen und d.i. als Restitutionsverheißungen gewahrt bleiben (S. 64f.). - Das bedeutet aber, daß für die Propheten der Davidbund mit der Geltung des Sinaibundes steht und fällt, daß die Tradition vom Sinaibund als die kritische Norm verstanden werden muß, von der — entgegen verbreiteter Annahme 6 — die Verkündigung auch der vorexilischen judäischen Propheten und zwar sowohl ihre Unheils- wie auch ihre Heilsverkündigung bestimmt wird 7 .

III. Zur Deutung des davidischen Königtums bei den Propheten 1. Eine Reihe gemeinsamer Züge kennzeichnet die prophetische Sicht des davidischen Königtums. Grundlegend ist ihre Auffassung — Gad ausgenommen — durch die Davidbundtradition bestimmt, wie es durch die traditionsgeschichtliche Untersuchung erwiesen wird. — Charakteristisch für ihr Urteil ist der ge6

Die Auseinandersetzung in dieser Frage mit L. Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament. WM Α (Ν) Τ 36 ( 1 9 6 9 ) 129ff. ist dadurch erschwert, daß er die Prophetie des S.Jahrhunderts „nur sektoral, themabezogen und gleichsam in Windeseile" betrachtet ( 1 3 4 ) , was durch den Umstand ermöglicht wird, daß er Texte wie Am. 4,4ff., Mi. 6 , I f f . (?), Hos. 8, l b von vorneherein ausnehmen kann und den „Nachweis des Unrechts" der anderen Position durch Konfrontation mit einer Gegenthese zu führen versucht. Als gelungen wird man dies erst dann anzusehen haben, wenn der „Rechts-Grund der prophetischen Botschaft" und das Einklagen der „Verachtung des Rechts, die identisch war mit der Verachtung des schenkenden Gottes" ( 1 5 4 ) traditionsgeschichtlich besser erfaßt und geklärt ist, w o z u hier ein Versuch - allerdings mit anderem Ergebnis - gemacht wurde. 7

Insofern vermag die vorliegende Untersuchung die Überlegungen J. Muilenburgs, The „Office" of the Prophet in Ancient Israel. The Bible in Modern Scholarship ( 1 9 6 5 ) 74ff., zu stützen und im Blick auf die judäischen Propheten weiterzuführen.

Zur Deutung des davidischen Königtums bei den Propheten

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meinsame Gebrauch einiger typischer Redeformen, die sich fast gleichmäßig auf die erhaltenen Zeugnisse verteilen. Die paränetische Rede (Mahnung; Warnung) an den jeweiligen Throninhaber gerichtet, offenbart den autoritativen Willen einer Instanz, welche die Oberhoheit über das Königtum beansprucht und den Gehorsam des Vasallen erwarten kann. Die in der Bezeichnung ,Gerichtsrede' zusammenzufassenden Redeformen (Gerichtsankündigung - Gerichtsbegründung; Weheruf; Fluch) 2 setzen das sakrale Recht der Bundesordnung voraus und unterwerfen die Regenten dem Gerichtsurteil und der Strafe des göttlichen Oberherrn. Die Weissagungen einer Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands, die wir nach ihrer Funktion als Restitutionsverheißungen 3 bezeichnet und in gleicher Weise wie die Rib-Rede aus dem sakralen Staats» recht bzw. dem Akt der Bundeserneuerung abzuleiten versucht haben 4 , bilden die Rechtsbasis für einen Neuanfang und Fortbestand und werfen ein Licht auf das prophetische Verständnis der Institution des Königtums. Die letztere Redeform entbehrt im Unterschied zu den zuerst genannten, ihrem Erlaßcharakter entsprechend, aber auch im Sinne der Gerichtsverkündigung konsequent, der direkten Anrede an den regierenden Davididen und faßt den neu zu kürenden König ins Auge (S. 72ff.; 89ff.; 92ff.; 112ff.; 123ff. u.a.). Daraus ergibt sich, daß das prophetische Urteil sich auf die Beziehung des Königs zu Jahwe konzentriert und die ganze Problematik einer mit der Monarchie verbundenen Staatsordnung auf diesen theologischen Aspekt als ihren Kern reduziert. Dieser theologische A spekt jedoch steht — und darauf deuten jene charakteristischen Redeformen — im Zusammenhang mit der fur Israel gültigen und maßgeblichen Bundesrelation, die nach Israels Glauben das Gottesverhältnis des Volkes wie auch des Königs als dessen Repräsentanten ordnet 5 . Unter diesen Voraussetzungen, daß das politische Handeln in die Grundordnung des Bundes einbezogen ist, wird die öffentlich-staatliche Aktivität des Königs für die Propheten zum Kriterium für sein Geschick. Was mit Recht und Gerechtigkeit (npTSl BS®») 6 von den Propheten gemeint ist, ist jene Intention 1 Mahnung: Jes. 7,2ff.; 1 6 , 3 - 5 ; Jer. 17,19ff.; 22,Iff.; Ez. 43,8f.; 45,7ff. Warnung: Jes. 7,9; Jer. 21,12ff.; 22,4ff.; vgl. II. Sam. 24,1 Iff.; 7,4ff.; I. Kö. l l , 2 9 f f . 2 Gerichtswort (Ankündigung und Begründung): Jes. 7,14ff.; 28,14ff.; 2 9 , I f f . ; Mi. 4,14; Jer. 13,12ff.; Ez. 21,30ff. ; 2 2 , I f f . ; 17,9ff.; vgl. II. Sam. 12,Iff.; als Weheruf: Jer. 22,13; Ez. 3 4 , I f f . ; als Fluchwort: Jer. 22,18f.; 22,29f.; 36,29ff.; 2 4 , I f f . ; vgl. II. Sam. 24,11.; als Totenklage: Ez. 19,Iff.; als symbolische Handlung: I. Kö. 11,29ff.; Ez. 12,Iff. 3 Am. 9,11 f.; Jes. 7,14ff.; 8,23ff.; 11,Iff. (vgl. 28,14ff.; 29,Iff.); Mi. 5 , I f f . ; 4,8; Jer. 23, 5f.; 30,8f.; Ez. 17,22ff.; 34,20ff.; 37,15ff. (40ff.); als Heilsorakel: Jes. 5 5 , I f f . 4 S. o. S. 64f. 5 Dies wird an II. Sam. 12,Iff. besonders deutlich, s. S. 55f. 6 Vgl. z.B. bei Jesaja: 5,15f.; 28,17; 3,14; 10,22 - 9,6; 11,Iff. - 28,17; 33,5 - 5,7; 1,27; 32,16f. S. o. S. 85ff.

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Ergebnisse

des Handelns, die sich am positiven Bundesrecht orientiert, zugleich auf einen heilvollen Zweck hinausläuft, aber auch über dieses Handeln ein Urteil spricht. Auf dieser persönlichen Ebene kommt es denn auch zum direkten Konflikt zwischen König und Prophet 7 , als dessen Spur z.B. die den Davididen angelasteten Prophetenmorde 8 beredtes Zeugnis ablegen. Gemeinsam ist den Propheten dennoch die prinzipiell positive Wertung des davidischen Königtums, die im Bekenntnis zum Heilscharakter der Institution als solcher ihren Ausdruck findet und der individuellen Sicht entsprechend im einzelnen verschieden entfaltet wird. 2. Im folgenden wird versucht, die Auffassungen der Propheten skizzenhaft wiederzugeben. a) Die Propheten der davidisch-salomonischen Epoche sehen sich einer monarchischen Staatsordnung gegenübergestellt, deren Neigung zum Absolutismus, in Sachen der Organisation (II. Sam. 24), des Tempelbaus (II. Sam. 7) und des höfischen Lebens (II. Sam. 12; vgl. I. Kö. 11) zutage gekommen, sie entgegentreten. Dabei praktizieren sie einen sakralen Konstitutionalismus, der in den traditionellen Vorstellungen Israels seine Wurzeln hat. Die Davidbundkonzeption ist der Niederschlag dieser ihrer Auffassung. (S.o. S. 44f.; 57f.; 163ff.). — b) Die prophetischen Zeugnisse aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts spiegeln die weltgeschichtlichen Ereignisse wider, die das Schicksal des judäisch-jerusalemischen Staates in jener Zeit bestimmen. Die Expansion der assyrischen Großmacht erreicht den syrisch-palästinensischen Raum und beunruhigt die Welt der hier bestehenden Kleinstaaten. Die Bedrohung der staatlichen Existenz, die zunehmende Verstrickung in die Politik der Großmächte stellt die Frage nach der Position des Königtums dem Bruderreich im Norden gegenüber (Jes. 7,Iff.; 8,23ff.; Mi. 5,Iff.), im Gefüge der syrisch-palästinensischen Kleinstaaten (Am. 9,1 lf.; Jes. 7,Iff.; 16,Iff.), zwischen den Großmächten Assur (Jes. 8,23ff.;Mi. 5,Iff.) und Ägypten (vgl. Jes. 28,14ff.; 30,Iff.; 31,Iff.). Das Am. 9,1 lf. zugrunde liegende Bild der Hütte des Feldhüters kennzeichnet die Auffassung des Propheten in doppelter Hinsicht. Das Königtum erscheint als eine Institution, deren sich Jahwe zur Wahrung seiner Hoheitsrechte über die Völkerwelt bedient; das Staatengefüge des einstigen Großreichs gilt so als eine Völkergemeinschaft, die eine neue Form des Jahwevolkes repräsentiert. Das Gleichnis vom Bau, Verfall und Wiederaufbau der Hütte aber macht eine geschichtliche Perspektive sichtbar; die augenblickliche Phase des Verfalls wird durch eine Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands überwunden. In einer 7 Direkte Konfrontation: Gad, Nathan - David; Jesaja - Ahas, Hiskia; Jeremia - Josia, Joahas, Jojakim, Jojachin, Zedekia; Ezechiel - (Jojachin), Zedekia. - Vgl. auch II. Kö. 21,1 Off.; II. Chr. 1 2 , 5 - 8 ; 1 5 , I f f . 8 Vgl. z.B. II. Chr. 2 4 , 1 9 - 2 2 ; Jer. 2 6 , 2 0 - 2 3 , auch II. Chr. 2 5 , 1 6 .

Zur Deutung des davidischen Königtums bei den Propheten

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von Jahwe gestifteten und zu erhaltenden Heilssetzung für die palästinensische Staatenwelt besteht für Arnos die Bedeutung des davidischen Königtums (S. 65f.). Jesaja versteht die i n r o V a a (9,6) zuerst als ein geschichtlich gewordenes und immer noch gültiges politisches System, das er als pyramidisch gestufte Rangordnung der syrisch-palästinensischen Staaten (7,Iff.; vgl. 16,Iff.) und als Großreich der assyrischen Weltmacht gegenüber (9,Iff.) darstellen kann, an dessen Spitze ( o m ) der König aus der Dynastie Davids steht, dem es anheimgegeben ist, in seinem Territorium für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen (9,5f.; l l , 3 f f . ; vgl. 16,Iff.; 32,Iff.), so daß der Friede (Dl1?® 9,6; vgl. l l , 6 f f . ) für alle Zeit gesichert ist (S. lOOff.). Dieses Ordnungssystem hat für Jesaja heilsgeschichtlichen Charakter. Das bedeutet einmal, daß Entstehung (vgl. 28,21) und Erhaltung (7,7ff.; 9,Iff.; 1 l , l f f . ; vgl. 28,16; 16,5) als Jahwes Werk angesehen sind. Geschaffen zur Verwirklichung seiner Ziele mit seinem Volk (7,14; 8,23ff.; 11 ,lff.) und mit der Völkerwelt (7, 7ff.; 9,5f.; vgl. 16,3ff.),gilt es dem Propheten als Instrument göttlicher Herrschaft über die Erde (6,3) (S. 84ff.). Weiter bedeutet es, daß das politische Handeln des Königs sich von daher bestimmen und beurteilen lassen muß, was das besondere Jahweverhältnis von ihm fordert. Dies wird von Jesaja als ein gegenseitig bindendes, für den König exklusives Rechtsverhältnis nach Art der Vasallität gewertet, das auf der Basis der Ordnung des Israelbundes steht, wie es u.a. an seiner Grundstruktur und den sakralrechtlichen Implikationen deutlich wird (S. 68ff.). Einige theologumena treten für Jesaja als bestimmende Norm politischen Handelns in den Vordergrund: das die absolute Loyalität ins Auge fassende p a x n (7,9), das ins Licht der Bundesordnung gerückte Begriffspaar n p l S I DDtPQ u.ä., die Vorstellungen von Jahwes unmittelbarer Gegenwart und direktem Einfluß auf den Gesalbten (7,14; 9,5f.; 11 , l f f . ΠΙΊ) (S. 86f.). Schließlich bedeutet das für den Propheten, daß das davidische Königtum in seinem Fortbestand letztlich nicht vom Verhalten eines Regenten, sondern von Jahwes Rechtswillen (ΠΝίρ 9,6) abhängig ist. Er kennzeichnet zwar die Geschichte des Reiches nach Jahwes Gerichtstaten (7,17; 28,21; 29,1), proklamiert aber zugleich mit dem Ende der nachdavidischen Königszeit (28,21; 29,Iff.) eine Restitution des Reiches und den Beginn einer neuen Epoche (7,14; 8,23ff.; 11,1; 28,16). Das davidische Königtum der Zukunft gleicht nach Jahwes Heilsplan dem Großreich Davids; nur wird sein Bestand dadurch für alle Zeit gewährleistet sein daß Jahwe von Anfang an Recht und Gerechtigkeit (9,6; 11,5; 28,17; vgl. 7,14ff.), Erkenntnis und Furcht Jahwes ( l l , 2 f . ) zum inneren Wesen des neuen Königtums werden läßt (S. 93ff.). Michas Konzeption ist in verschiedener Hinsicht damit verwandt, hat jedoch ihr besonderes Gepräge. Betont ist die Verwurzelung des Königs in der altisraelitischen Stämmegemeinschaft als „Bruder" unter den „Söhnen Israels" und Angehöriger eines uralten Geschlechts (5,lf.). Sein Statthalteramt, ausgestattet

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Ergebnisse

mit göttlicher Autorität und beauftragt mit Schutzfunktionen für das Bundesvolk, ist hervorgehoben (5,3), und auf dessen weltweites Imperium als Manifestation von Jahwes Weltherrschaft ist der Blick gelenkt (5,3ff.). Den kläglichen Zustand des judäisch-jerusalemischen Staatswesens beurteilt er als Folge göttlichen Gerichtshandelns am gegenwärtigen Jerusalemer Herrscherhaus (5,1; 4,14; vgl. 3,Iff. 9ff.) und verkündigt nach einer Interimszeit (5,2) eine neue Ära, da ein David ebenbürtiger König das Weltreich wieder errichten wird (5,Iff.; 4,8), welches ein verstümmeltes Israel zur Einheit des Volkes zusammenfügen und zugleich ein Bollwerk gegen assyrische Übergriffe bilden wird (5,2.4f.)(S. 115). c) Aus den prophetischen Texten der letzten Jahrzehnte des 7. und der ersten des 6. Jahrhunderts spricht die Sorge um das Schicksal Israels. Der wachsende Einfluß ausländischer Mächte auf das jerusalemisch-judäische Königtum nach dem Tode Josias bis hin zur Deportation des Davididen und zur Zerstörung Jerusalems stellt die Existenz des Staates grundsätzlich in Frage, was zum erneuten Durchdenken der Funktion des Königtums und seines Verhältnisses zur Jahwegemeinde führt. Aus dem Urteil über die letzten Jerusalemer Könige ergibt sich für die Propheten eine neue Sicht. Jeremia unterwirft die Könige seiner Zeit in unerbittlicher Konsequenz den Ordnungen des Jahwebundes. In die Solidarität mit dem Bundesvolk gestellt (21,1 Iff.; 17,19ff.), werden sie an den Gehorsam gemahnt (22,Iff.; 17,19ff.; vgl. 21,12ff.) und vor die Alternative von Heil oder Unheil gestellt (22,4f.). An seiner Schuld (36,3.31; vgl. 23,Iff.) geht das Königshaus zugrunde (22,13.18f. 28ff.; 36,29ff.; 24,Iff.; 13,12ff.; vgl. 22,8f.). Die Institution des Königtums wird jedoch nach dem Fall der bundbrüchigen Könige als die Staatsform der Jahwe gemeinsam verehrenden (30,8f.), aus Juda und Israel wiedervereinigten (23,5f.) Gemeinde mit einer alle Streitigkeiten um die Legitimität beendenden Regierung durch göttlichen Rechtsakt wiederhergestellt, und zwar in der ursprünglichen Gestalt des davidischen Reiches, wobei der Herrscher die H p l S Jahwes zu wahren wissen wird (23,6; vgl. 30,21) (S. 13 lf.). Auch Ezechiels Auffassung beruht auf der normativen Bundesordnung, die ihn das Todesurteil über das Fürstenhaus Judas sprechen läßt (17,19ff.; 19,Iff.; 21, 30), weil er es der Verletzung des Sakralrechts für schuldig befindet. Dieser Auffassung entspricht, daß er den Königen den altisraelitischen Würdetitel ICtttt zuerkennt. Als Bezeichnung eines Führungsamtes in der Zuordnung zur Bundesgemeinde Israel kennzeichnet er die Rolle, die der König für Ezechiel zu spielen hat. Der erwartete davidgleiche Herrscher der Zukunft wird als Garant sozialer Gerechtigkeit (34,20ff.) und Repräsentant der staatlichen Einheit (37, 20ff.) dieser Aufgabe gerecht werden. In detaillierten Bestimmungen verschiedener Art sucht der Entwurf 40ff. die Funktionen des N'®] vor allem auf kultischem Gebiet festzulegen, um eine erneute Gefährdung durch Verfehlungen dieser Art auszuschließen. Die Geschichte des davidischen Königtums aber dient

Zur Deutung des davidischen Königtums bei den Propheten

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für Ezechiel der Offenbarung Jahwes, indem an seinem Geschick Jahwes Art zu handeln - seine Restitution aus Gnade - vor der Völkerwelt demonstriert werden soll (17,22ff.) (S. 15 lf.). d) Klagen und Fragen der exilischen Gemeinde werden Deuterojesaja zum Anlaß, sich mit Wesen und Bedeutung des davidischen Königtums zu befassen. Seine Konzeption ist durch markante theologische Begriffe geprägt (Jes. 55,3f.). Er deutet Davids Aufstieg zur Macht als eine Amtseinsetzung und Beauftragung durch Jahwe, Völkerzeuge, Gebieter über Nationen und Fürst (TU) zu sein, und versteht seine Geschichte als eine Reihe von Heilstaten (ΤΠ ΉΟΠ), in welchen sich Jahwes gnädige Zuwendung manifestiert (V. 3b). Der Begriff des „ewigen Bundes" begreift jene zwischen Jahwe und David bzw. seinen Nachfolgern bestehende Relation als ein beide Seiten bindendes Rechtsverhältnis, das die anhaltende Garantie durch Jahwe und die Wahrnehmung der Amtspflichten durch den König einschließt. Dabei sieht der Prophet davon ab, daß das Königtum traditionell an den Jerusalemer Thron, die davidische Dynastie und Reichsverfassung gebunden war (vgl. 45,1; 55,3.5). Das Wesen der davidischen Königsherrschaft erblickt er in einem von Jahwes Heilswillen geschaffenen und von seiner Bundestreue getragenen Amt und Auftrag an der Welt der Nationen (55,4). Da die herrscherlichen Funktionen dieses Amtes den Zeitumständen entsprechend von israelitischer Seite nicht wahrgenommen werden können, reduziert sich der Auftrag auf das munus propheticum (V. 5). In der Gnadengabe dieses Zeugenamtes besteht für die exilische Gemeinde nach Deuterojesajas Auffassung das Erbe des davidischen Königtums (S. 161f.). Der eigentliche Beitrag der Propheten zum Problem des sakralen Königtums besteht also darin, daß sie versuchten, das Königtum in seiner Relativierung zu halten, indem sie es in ein theologisches Beziehungsverhältnis stellten und es nach drei Seiten begrenzten. Erstens bestimmten sie das Jahweverhältnis des Königs durch die Davidbundkonzeption und ihre Implikationen. Zweitens sahen sie die staatlichen Institutionen in den Dienst am Bundesvolk gestellt. Drittens richteten sie — jedenfalls zum Teil — das Augenmerk auf Jahwes Plänen entsprechende Aufgaben in der Völkerwelt. Sie entwickelten dabei in Umrissen die Vorstellung, daß die Sakralität des Königtums eben in dieser seiner besonderen Funktion, in seinem Amtscharakter (HP - TU - X1©]), in seiner Indienstnahme besteht, und nicht in einer „sakramentalen Heiligkeit" 9 , welche die Institution des Königtums als solche qualifiziert, und vertraten gegenüber jedem Absolutheitsanspruch die Überzeugung, daß dem Staatswesen auch in Gestalt des davidischen Imperiums nur eine untergeordnete und begrenzte Rolle zukommt. 3. Form und Funktion der prophetischen Zeugnisse lassen erkennen, daß es sich bei der jeweiligen Auffassung nicht nur um eine private Äußerung zum 9

Vgl. W. Eichrodt, Theologie des Alten Testaments. Teil 1. 7. A. ( 1 9 6 2 ) 304.

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Ergebnisse

politischen Geschehen, sondern um ein „offizielles" theologisches Urteil handelt 1 0 . Die Propheten verstehen ihre Verkündigung als die Proklamation des göttlichen Rechts über das Königtum. In diesem Recht ist ihr Auftrag begründet; kraft dieses Rechts ergeht ihre Anklage und ihr Urteil, wird die Restitution verkündet, und d.h.: die Propheten nehmen die Aufgabe wahr, vom Bundesrecht her das Königtum in Frage zu stellen. Gerade unter dem Gesichtspunkt des prophetischen Urteils über das Königtum hat die Untersuchung hinsichtlich der Wertung der Texte die Erkenntnis erbracht, daß die prophetischen Heilsverheißungen, speziell die sog. messianischen Weissagungen 1. in den theologischen Bezugsrahmen der prophetischen Verkündigung eingefügt werden können und darum nicht von vornherein aus Gründen prinzipieller Unvereinbarkeit dem jeweiligen Propheten abzusprechen sind, vielmehr zum zeitgeschichtlich orientierten Kerygma hinzuzunehmen und in diesem Kontext mit Bezug auf die politischen Verhältnisse zu interpretieren sind (vgl. S. 64f.; 78f.; 88f.; 95f.; 112f.; 125f.; 130; 142ff.; 157ff. 2. in ihrer literarischen Eigenart — über die Begriffe „Weissagung", „Verheißung" hinaus - schärfer erfaßt und gattungsgeschichtlich genauer bestimmt werden müssen, wie es hier zum Teil mit Hilfe der Restitutionsvorstellung und ihres Hintergrundes versucht wurde (vgl. S. 64f.; 114f.; 123ff.; 160ff. 3. nach ihrem Verhältnis zu den Redeformen der Gerichtspredigt neu interpretiert werden müssen, indem beide Redeweisen als Teilfunktionen prophetischen Verkündigens in der Zuordnung zu dem einen Auftrag verstanden werden (vgl. S. 64f.; 72ff.; 89; 95f.; 112f.; 117ff.; 135ff.

IV. Zur Wirkung der prophetischen Verkündigung Besteht die Intention der prophetischen Verkündigung darin, über das Königtum das göttliche Recht auszurufen, es mahnend und warnend in seine Grenzen zu weisen, seine Existenz grundsätzlich in Frage zu stellen und also mit der Vollmacht des Jahweboten auf es einzuwirken, ist zu fragen, welche Spuren das prophetische Zeugnis nachweislich hinterlassen und welche Folgen es gezeitigt hat. Eine erkennbare positive Reaktion hat offensichtlich die Stimme der Propheten bei David hervorgerufen. Die Errichtung eines Altars in der Jebusiterstadt (II. Sam. 24), das Abstandnehmen von einem Tempelbau (II. Sam. 7) und das Bußbekenntnis (II. Sam. 12; 24) geben zu erkennen, daß er für die Worte Gads und Nathans zugänglich war. Eine ähnliche Haltung der prophetischen Botschaft gegenüber wird von den Königen Hiskia (II. Kö. 1 8 - 2 0 — Jes. 36—39; Jer. 26, 10

Vgl. J. Muilenburg, a.a.O. 74ff.

Zur Wirkung der prophetischen Verkündigung

175

19) und Josia (II. Kö. 22f.) berichtet 1 . Inwieweit die Kultreformen der beiden Herrscher auf prophetischen Einfluß zurückgehen — zu denken wäre an Jesaja und Micha bzw. an Zephanja und Jeremia - ist nicht eindeutig zu klären; daß aber Zusammenhänge bestehen, ist wohl anzunehmen. Eine direkte Auswirkung von Jes. 7,14; 9,5f.; 11,Iff.; Mi. 5,Iff. und Jer. 23,5f.; Ez. 21,30f. auf die Thronfolge der Davididen ist nicht nachzuweisen. Einen positiven Niederschlag fand die prophetische Verkündigung in verschiedenen theologischen Konzeptionen, die sich mit dem Königtum befassen. Zu nennen ist zuerst die in der Königsnovelle niedergelegte Davidbundkonzeption und die damit verbundene Gestaltung des Königsrituals, die auf Nathans prophetische Tätigkeit zurückzuführen sind. — Zu nennen sind weiter die in der Umgebung Ezechiels entstandenen Entwürfe fur die Neuordnung Israels, im besonderen das Projekt eines pro-fanen Staatswesens mit einem X'EN an der Spitze, welches zweifellos von den Gedanken Ezechiels selbst inspiriert ist. — Zu nennen ist schließlich der Anstoß zur Entstehung mannigfacher Erwartungen für die Zukunft 2 , welchen die prophetischen Weissagungen gegeben haben, was etwa an den redaktionellen Weiterbildungen und den Zusammenstellungen prophetischer Zeugnisse beobachtet werden kann 3 , sowie die Nachwirkung, zu welcher ihre Verkündigung bei den nachexilischen Propheten Haggai und Sachaija gekommen ist 4 . Die negative Reaktion der davidischen Könige auf die prophetische Botschaft ist in Jes. 7,2—17 und Jer. 36 am Beispiel der starren Ablehnung des Ahas und des aggressiven Gegenschlags Jojakims geschildert, wird aber auch durch das Überwiegen der Gerichtsworte (unter Einschluß der Restitutionsverheißungen) bezeugt 5 . Zieht man noch die Prophetenmorde in Betracht 6 , so wird noch an dieser Reaktion und an der aufgewendeten Gegengewalt offenbar, welche Bedeutung dem prophetischen Zeugnis über das davidische Königtum zugemessen wurde. 1

Nach II. Chr. 12 und 15 gilt ähnliches von Rehabeam und Asa. Vgl. hierzu J. Coppens, Le Messianisme Royal. Ses origines. Son developpement. Son accomplissement. Lectio Divina 54 ( 1 9 6 8 ) ; M. Rehm, Der königliche Messias im Licht der Immanuel-Weissagungen des Buches Jesaja. Eichstätter Studien NF 1 ( 1 9 6 8 ) ; H. D. Preuß, Jahweglaube und Zukunftserwartung. BW Α (Ν) Τ V 7 87 ( 1 9 6 8 ) . 3 Vgl. besonders Jes. 11 (V. 9, V. 10, V. 1 1 - 1 6 ) ; Am. 9; Mi. 4f.; Ez. 34 und 37. Besonderer Erwähnung bedarf die in Jer. 3 3 , 1 4 - 2 6 überlieferte, midraschartige Kommentierung zu Jer. 23,5f., welche die unverbrüchliche Geltung der Davidverheißung zu erweisen sucht. 4 Die in Hag. 2 , 2 0 - 2 3 vollzogene Designation Serubbabels zum König, die Deklaration einer sukzessiv sich verwirklichenden, dyarchischen Staatsform bei Sacharja (3,8ff.; 6,9ff.; 4 , I f f . ) und wahrscheinlich auch die Ankündigung einer Restauration in Sach. 9,9f.; 1 2 14 knüpfen an die Grundvorstellung und Terminologie ihrer Vorgänger an (vgl. Jer. 2 2 , 2 8 f f . ; 23,6; Jes. 11,1), vgl. hierzu meine Diss. S . 2 7 3 f f . 5 Vgl. noch II. Chr. 1 6 , 7 - 1 0 ; 3 6 , 1 2 . 1 6 . 6 Joas an Sacharja ben Jojada (II. Chr. 2 4 , 1 9 - 2 2 ) , Jojakim an Uria ben Schemaja (Jer. 2 6 , 2 0 - 2 3 ) ; vgl. II. Chr. 25,16. 2

REGISTER

I. Abkürzungen Zugrunde gelegt sind die Abkürzungen von „Die Religion in Geschichte und Gegenwart". Bd. I. 3. A. (1957) XVIIff. Darüber hinaus gilt folgendes: ATh BH 3 BHHWB BHS BT CahRB CahTheol OuTWG SB SBM SBS VTS WMA(N)T

Abhandlungen zur Theologie, Stuttgart Biblia Hebraica, ed. R. Kittel Biblisch-Historisches Handwörterbuch, hrsg. v. B.Reicke u. L.Rost, 3 Bde. Göttingen 1962, 1964, 1966 Biblia Hebraica Stuttgartensia, ed. K. Elliger u. W. Rudolph The Bible Translator, London Les Cahiers de la Revue Biblique, Gabalda Cahiers Theologiques, Neuchätel Die Ou Testamentiese Werkgemeenskap in Suid Afrika La Sainte Bible, Paris Stuttgarter Biblische Monographien Stuttgarter Bibelstudien Vetus Testamentum Supplements, Leiden Wissenschaftliche Monographien zum Alten (und Neuen) Testament, Neukirchen

II. Autoren Das Autorenregister soll das Literaturverzeichnis ersetzen. Aufgenommen sind deshalb nur Stellen, wo sich bibliographische Angaben finden. Ackerman, H. C. 74,37 Aharoni, Υ. 116,4 Ahlström, G. 40,106 Aistleitner, J. 86,38 Albright, W. F. 33,54. 66,6. 99,34. 129,72 Alonso-Schökel, L. 89,46 Alt, A. 11,1. 17,2. 18,8. 49,25. 66,4. 71,25. 80,4. 81,8. 88,43. 109,8 Amsler, S. 13,12. 18,13. 28,16. 63,14. 82,13, 155,9 Bach, R. 63,14 Bächli, O. 114,32 Baltzer, K. 15,21. 32,48. 39.95. 54,62. 65,19. 72,27. 129,73 Baumgartner, W. 15,20. 19,16. 66,5. 108,6 Becker, J. 17,1. 78,66. 90,51 Begrich, J. 70,16. 152, 1 Benoit, P. 61,2 Bergmann, E. 86,37 Bernhardt, K.-H. 42,115. 61,4 Beyerlin, W. 12,4. 13,13. 15,21. 17,2. 32,47. 37,73. 63,12. 70,14. 92,58. 107,1. 118,17 Bietenhard, H. 89,25 Boecker, H. J. 52,47 Botterweck, G. J. 17,3 Bratcher, R. 75,44 Brockelmann, C. 70,17 Brongers, Η. A. 36,69. 92,58 Brueggemann, W. 65,20. 153,1 Brunner, H. 85,33 Buchanan, G. W. 77,61 Budde, K. 66,1. 72,26 Burrows, Μ. 67,8 Calderone, Ph. J. 14,17a. 39,95 Canciani, F. 85,35 Caquot, A. 19,16. 58,4. 134,11. 155,10 Carlson, R. A. 30,33. 51,34. 63,15 Caspari, W. 51,39. 160,33 Cazelles, H. 83,19. 85,33. 136,18

Clements, R. E. 14,18. 40,104. 165,3 Cooke, G. 13,15. 42,116 Cooke, G. A. 136,17 Coppens, J. 77,57. 83,23. 94,7. 128,61. 175,2 Cramer, Κ. 17,3. 65,21 Crook, Μ. Β. 16,1. 90,51. 93,4. 107,3 Cross, F. Μ. 125,49 Dahood, Μ. 108,6 Debus, J. 60,8 Deißler, Α. 109,8 Delcor, Μ. 17,3. 20,22 Delitzsch, Frz. 93,1 Delling, G. 75,41 Dequeker, L. 76,47 Dietrich, E. L. 65,20. 114,39 Donner, H. 76,50 Driver, G. R. 83,17.23. 140,41 Dürr, L. 85,36 Duhm, B. 20,20. 77,59. 152,1 Ebeling, E. 86,37 Eichrodt, W. 79,70. 103,41. 142,56. 173,9 Eißfeldt, O. 15,20. 59,7. 66,2. 95,17. 108,8. 152,1. 157,18 Eilermeier, Fr. 99,31 Eiliger, K. 20,22. 109,9 Fensham, F. Ch. 14,17. 15,25. 39,100. 52,44. 55,62. 74,36. 94,8. 120,27 Fey, R. 18,8. 62,7 Fichtner, J. 94,7 Fitzmyer, J. A. 108,4 Fohrer, G. 15,20. 41,114. 42,116. 58,5. 75,46. 94,9. 108,8. 136,17. 152,1. 164,2 Follet, R. 86,37 Foster, R. S. 143,63 de Fraine, J. 42,115 Frankfort, H. 85,36 Freedman, D. N. 13,14. 92,58. 125,49

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Autorenregister

Friedrich, J. 39,99 Fullerton, K. 72,26 Fuß, W. 24,1 Galling, K. 63,11. 99,31. 137,23. 147,81 Gelin, A. 123,38 Gerleman, G. 33,51 Gese, H. 13,14. 21,25. 30,32. 75,46. 136,17. 149,93 Gesenius, W. 70,17. 108,5. 127,54 Glueck, J. J . 30,31 Glueck, N. 41,113. 104,49. 153,2 Gooding, D. W. 59,5 Gordon, C. H. 70,17. 95,16 Goshen-Gottstein, Μ. H. 94,12 Gottlieb, H. 29,27. 63,15 Gottwald, Ν. K. 63,15. 76,50 Gray, G. B. 20,20 Gray, J. 59,5. 61,6. 86,38 Greßmann, H. 26,7. 47,'10. 75,45. 94,10. 98,29. 152,1 Grollenberg, L. H. 61,4 Gronkowski, W. 135,14 Groß, H. 110,17 Gunkel, H. 15,23. 41,114 Gunneweg, A. H. J. 13,14. 43,128. 73,35. 165,5 Haag, H. 25,9. 29,26 Hallet, M. 152,1 Hammershaimb, E. 17,2. 73,35. 109,9. 139,33 Hamp, V. 62,8. 110,15. 139,36 Hanson, P. D. 59,7 Haran, M. 64,17 Harper, W. R. 17,3 Harrelson, W. 84,29. 111,22 Harvey, J. 15,22. 24,2. 42,120. 47,15. 48,19. 55,62. 112,24. 165,4 Heinemann, G. 52,47 Helck, W. 83,22 Hempel, J. 76,53 Hentschke, R. 125,51 Hermann, A. 26,13 Herrmann, S. 12,6. 17,1. 26,11. 77,62. 82,14. 93,5 Hertzberg, H.-W. 20,20. 25,5. 52,45. 125,50 Hillers, D. R. 16,25. 41,111. 50,32. 70,17. 74,36. 120,27. 137,25

Horst, F . 17,6. 42,123. 51,39. 54,56.60. 55,62. 62,7 Hubbard, R. P. S. 67,8 Huffmon, Η. B. 41,111. 50,26. 120,27 Humbert, P. 76,49 Jahnow, H. 140,45 Jenni, E. 33,52. 68,10. 76,51. 107,4. 154,7 Jepsen, A. 58,2. 116,4. 128,59 Jeremias, Jg. 125,47 Jeremias, J. 62,8 Johnson, A. R. 13,10. 41,113. 85,36. 104,49. 130,77. 153,2. 166,3 Junker, H. 70,17. 77,57 Jüon, P. 30,35 Kaiser, O. 20,20. 22,27. 66,3 Kapelrud, A. S. 17,3. 107,1 Kautzsch, E. 70,17. 108,5. 127,54 Keller, C. A. 74,37 Kellermann, U. 17,3. 131,84 Kilian, R. 72,26 Kissane, E. J. 98,29 Kittel, H. J. 22,29 Kittel, R. 78,68 Knudtzon, J. A. 38,85 Koch, K. 131,80 Koch, R. 97,22 Köhler, L. 66,5. 75,46. 78,67. 160,33 Kornfeld, W. 33,54 Koro&c, V. 40,102 Kosmala, H. 67,8 Kraeling, E. G. 72,26 Kraus, H.-J. 13,9. 15,24. 43,128. 99,32 Kruse, H. 78,66 Kutsch, E. 27,14. 56,69. 93,4 van Leeuwen, C. 88,43 Lempp, W. 21,23 Lescow, Th. 76,53 L'Hour, J. 72,27 Lindblom, J . 73,35. 99,30. 107,3 Lohfink, N. 15,21. 40,103.104. 50,31. 92,59 Loretz, O. 31,43 Maag, V. 18,14. 35,60. 61,4 Maass, F . 45,3 Macholz, G. Ch. 149,95 Malamat, A. 129,68

Autorenregister McCarthy, D. J. 14,19. 15,21. 39,95. 164,2 McClellan, H. 83,23 McKane, W. 75,46 Mendenhall, G. E. 12,6. 15,21. 39,95. 111,23. 165,3 van der Merwe, B. J. 63,13 Meyer, R. 31,42 Miguens, M. 19,16 Milik, J. T. 61,2 Moran, W. L. 108,6. 134,12 Morenz, S. 32,46. 83,19 Morgenstern, J. 152,1 Mowinckel, S. 11,1. 13,8. 22,27. 27,10. 73,35. 80,2. 118,18. 123,38. 152,1 Muilenburg, J. 22,27. 35,64. 50,28. 68,9. 152,L 168,7

Neiman, D. 137,23 Newman, Μ. L. 13,15 Nielsen, E. 159,29 Nötscher, F. 15,21. 61,4. 77,62. 105,50. 114,37. 121,31. 123,38 North, C. R. 22,27. 152,1 North, R. 15,22 Noth, M. 11,1. 13,12. 28,15. 29,27. 31,38. 32,47. 34,57. 37,71. 42,116. 58,1. 59,7. 72,27. 112,27. 121,31. 129,69. 138,30. 140,38 Nowack, W. 17,6. 63,15

Otzen, B. 20,22

Pedersen, J. 42,123 Perlitt,L. 15,22.38,86.102,41.112,24.168,6 Pettinato, G. 85,35 Phillips, A. 51,36 Plein, I. 58,1 Pohl, A 86,37 Porteous, N. W. 166,1 Porter, J. R. 13,11 Poulssen, N. 12,6 Power, E. 20,21. 103,44 Preuß, H. D. 12,6. 31,40. 175,2 Procksch, O. 20,21. 21,25. 78,68. 97,24. 137,22

Quell, G. 42,116. 55,62

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von Rad, G. 12,6. 18,13. 22,29. 25,7. 26,1. 32,46. 45,1. 53,51. 70,15. 75,44. 82,13. 14. 98,28. 106,56. 110,14. 117,9. 155,9. 166,3 Rainey, A. F. 146,78 Ranke, H. 32,46. 83,19 Rehm, M. 75,43. 76,48. 97,24. 175,2 Renaud, B. 92,58. 107,1. 108,8 Rendtorff, R. 22,30. 123,35 Reventlow, H. Graf 16,25. 18,23. 63,14. 122,33. 144,68 Richter, W. 30,34 Rignell, L. G. 72,26. 78,66 Robinson, H. Wh. 17,6. 107,3 Rohland, E. 12,6. 15,24. 19,14. 76,52. 107,3. 152,1 Rost, L. 12,5. 26,4. 43,128. 45,1. 64,16. 116,1 Rowley, Η. Η. 22,27 Rudolph, W. 19,18. 20,21. 21,23. 118,18

Saebφ, M. 68,9 Sauer, G. 114,38 de Savignac, J. 89,47 Scharbert, J. 15,20 Schmid, H. 25,9 Schmidt, H. 18,8. 75,40. 98,29. 107,3. 129,65 Schmidt, W. H. 95,16 von Schuler, E. 27,13 Schulz, A. 51,34 Scott, R. Β. Y. 20,20 Scullion, J. J. 74,35 Seebaß, H. 58,4. 59,5 Sekine, M. 12,6. 128,61 Sellin, E. 17,3. 63,15. 107,3. 108,8 van Selms, A. 60,9 Smend, R. 38,82. 63,14. 70,17. 99,34. 125,46 Smith, E. J. 119,23 Smith, Η. P. 51,34 Smith, J. Μ. P. 107,3 von Soden, W. 11,1 Soggin, J. A. 11,2 Speiser, Ε. A. 25,6. 30,35. 59,6. 80,6. 103,45. 138,31 Stamm, J. J. 49,25. 67,6. 74,35. 76,47. 50. 98,25 Steinmann, J. 122,34 Steinmueller, J. E. 75,46

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Autorenregister

Stoebe, Η. J. 41,113 Swetnam, J. 130,76 Thornton, Τ. C. G. 12,4 Treves, M. 17,1. 80,1 Tsevat, M. 137,25 de Vaux, R. 13,15. 29,26. 31,38. 33,51. 41,114. 61,2. 70,18. 93,4. 105,55. 164,2. 166,3 Vischer, W. 68,11 Vogt, Ε. 67,6. 88,45 Vollmer, J. 16,1. 79,1 Volz, P. 21,23. 118,18. 152,1 Vriezen, Th. C. 97,23 von Waldow, H.-E. 152,1 Wallis, G. 12,4 Ward, J . M. 42,125 Watts, J . D. W. 65,20 Weidner, E. F. 39,99. 129,72 Weinfeld, Μ. 14,17a. 27,13

Weiser, Α. 13,7. 14,16. 17,3. 21,23. 28,17. 29,23.26. 32,49. 34,56. 37,20. 38,85. 49,22. 53,52. 63,12. 70,17. 89,47. 107,1. 117,9 Wellhausen, J. 18,9 Westermann, C. 22,29. 24,3. 152,1 Widengren, G. 13,11. 43,128 Wildberger, H. 66,2. 70,17. 79,70. 83,19. 111,20 Willis, J . T. 107,2 Winckler, H. 65,18 Wiseman, D. J. 50,32. 71,22 Wolff, Η. W. 17,3. 24,3. 64,16. 68,9, 131,84 Wright, G. Ε. 24,2. 41,112 Würthwein, Ε. 61,2. 63,14. 67,8 Yaron, R. 52,46 Ziegler, J. 76,47. 107,4 Zimmer Ii, W. 21,25. 22,27. 99,36. 132,2. 139,35. 141,48. 144,67.68. 145,73. 149,95. 150,97. 155,13

III. Stichworte Absolution 49. 52. 54 Adoption 4 1 f. Ahas 16. 40f. 54. 66ff. 70ff. 88. 90. 170. 175 Altarbau 24 Anklage 47. 50ff. 63. 73. 102. 113. 136f. 147 Aram 63. 66ff. Assyrer 66. 71ff. 87. 105. 108. 112. 115. 125. 133 Aufstiegsgeschichte 28ff. 33ff. 43 Bekenntnis 48f. 54 Bethlehem 106ff. 111 Bileamorakel 22. 35. 49. 64. 84. 111. 143 Botenstil 36. 46ff. 55. 59. 67. 105. 132 Bund (Sinai, Israel) l l f . 35ff. 42ff. 56. 71f. 79. 102. 131. 138. 148f. 160ff. 165 ff. 168ff. Bundesbruch 24. 54f. 72. 78. 102. 122. 168 Bundesbruch-Rib 41. 48. 50. 54ff. 104. 165. 169 Bundesbuch 53f. 118. 139. 148. 173f. Bundesfestkult 13. 122. 124. 127f. 156. 164 Bundesformel 38. 148f. 162 Bundesformular 39. 160 Bundesgattung 35f. Bundesrecht 54ff. 63. 148. 151. 169f. Bundestradition 15. 35ff. 63. l O l f . 118. 121. 151. 164 Bundesvolk 37ff. 86f. 122. 126ff. 148. 15 l f . 164 Bußfeier 49 corporate personality 148. 161 David 4Off. 61. 66. 89f. 106. 1 1 5 f . - 1 2 4 . 146 Davidbund 1 Iff. 43ff. 74ff. l O l f f . 109ff. 115. 128. 130. 154. 161ff. 173 Davidgnaden 33f. 155ff. 161

Davidtradition 14. 62. 69ff. 82ff. 93ff. 104ff. 116ff. 123ff. 142ff. 15 Iff. 166ff. Davidverheißung 14. 32. 59. 89ff. 95. 122. 139ff. 146ff. 156. 160. 163. 167 Dynastie, davidische 14. 17f. 32. 44. 67. 73. 95. 102ff. 116ff. 124ff. 131ff. 156f. 163. 167. 171 'ebed 40f. 52. 71. 106. 146. 154. 164 Edom 18f. 63f. 103. 148 Einfluß, ägyptischer 28. 31f. 33. 38. 83ff. 104 Ephraim 66ff. Erwählung 30f. Fluch 15. 24f. 120ff. 132 Gerichtsbote 24. 48. 50. 55ff. 65 Gerichtsrede 15. 47f. 121. 169 Gerichtsverkündigung 18. 24. 47ff. 59. 63f. 73f. 78. 89. 95. 98. lOOff. 113. 117. 12 Off. 13 Iff. 147. 167. 169. 174f. Gewalt 51f. 136 Glauben 70ff. Gottesknechtlieder 21. 154f. Großreich Davids 62ff. 87f. 92. 98. 101. 126. 157. 163. 170 Heilsgeschichte 34ff. 44f. 65. 155. 163f. Heilsorakel 70. 15 8f. Heilssetzung 65. 69. 132. 152. 155. 162. 164. 17 Off. Heilsweissagung 65f. 73. 133. 167ff. 173f. Hirtenmotiv 29f. 62. 77. l l O f . 128. 139. 146ff. 154 Hiskia 54. 105. 174 Hofstil 82ff. 104. 109. 116. 154 Immanuel 75ff. 89f. 130 Isai 127. 143

182

Stichwortregister

Jahweverhältnis 38ff. 70ff. 109. 153ff. Jerobeam I. 58ff. II. 64 Jerusalem 36f. 59. 63ff. 73. 98ff. l O l f f . 110. 114ff. 119. 136. 161 Joahas 116. 128f. 140. 170 Joas 16. 90. 175 Jojachin U 6 f . 121. 128f. 135. 140f. 143. 156. 170 Jojakim 116ff. 128ff. 140. 175 Josia 20. 116ff. 125. 128. 140. 170 Jotham 67 Juda und Jerusalem 60. 64ff. 89. 121 Judaspruch 22. 94. 111. 134f. 139ff. 151 Königsdarstellung 116 Königserlaß 27. 44. 65. 169 Königsheil 94. 96. 160 Königsideal l l f . 102 Königsideologie 1 Iff. 41ff. 109. 135. 154. 163ff. Königskonzeption 40ff. 57f. 63. 84. 87f. 96f. 102. 130. 139. 163ff. 170ff. Königskrönung 82ff. 93. 101 Königslegitimation l l f . 28. 35. 86f. 129f. 165 Königsnovelle 27ff. 32. 36. 40. 43f. 93. 165. 175 Königsritual 12. 29. 31f. 44. 82ff. l l O f . 127. 157. 164ff. Königspsalmen 62. 68f. 82. 84. 94. 104. 110. 142. 154. 160 Königsthron 85. 88. 104f. 156 Königstora 28f. 43. 167f. Königtum, sakrales 11. 86ff. 168ff. Krieg, Heiliger 70. 76 Kyros 154ff. 160. 162 Lade 28. 31. 36f. 44. 100. 163 Land, Landnahmetradition 13. 34f. 122. 142. 148. 152. 164 Mahnung 69f. 117ff. 136. 147ff. 167. 169 Manasse 20. 106 Messias, messianisch 68. 70. 77ff. 96. 124. 132. 141. 154ff. 162 Moab 20. 63. 103ff. nagid 3Of. 106. 139. 154f. Namenausrufung 37. 62. 64

nasi' 30. 59. 132ff. 138ff. 145ff. 175 Nathanverheißung 14. 26ff. 41ff. 60ff. 87ff. 93. 101. 109ff. 119. 124ff. 153ff. 163f. Nebukadnezar 129. 141 nir 59 Nordreich 12. 66ff. 80f. 88. 123ff. Ophel 114 Palast 28. 137. 150 Paränese 36. 48. 69f. 169 Parität 50. 54 pattern 11 Philister 31. 63. 98. 101 praesentia Dei 31. 37. 149ff. Prozeß 51. 55. 64f. Recht und Gerechtigkeit 85ff. 104f. 118ff. 127. 136. 151. 169f. Redeform, prophetische 169f. 173f. Reichsteilung 73 Restitution 64. 91f. 98. 102. 114f. 124ff. 132. 152. 157. 166ff. 170ff. Richter 31. 34f. 164 Salbung 13. 56. 69. 93f. 97. 101. 139. 154ff. Salomo 12. 26ff. 32f. 58f. 68. 84. 93 Samuel 29. 48. 53. 58 Sanherib 109 Sanktion 74. 102. 115. 120f. 164 Sargon 67 Saul 34. 44. 49. 53. 58. 164 Schemaja 58f. Siegel 121 Sproß 126f. 129. 131. 143 Strafe-Schuld-Talion 24 . 47. 54. 121 Strafklausel 42f. 164 Symbolhandlung 58f. 133ff. 148. 166 Tempel 28f. 33. 37. 43f. 59. 137. 150. 163. 170. 174 Territorium des david. Reiches 25. 62. 64. 80f. 88. 126. 144. 166 Theophanie 3 7 , 63 Thronnachfolgegeschichte 45ff. 57. 116 Thronnamen 31f. 82ff. l l O f . 127. 129 Tiglat-Pileser III. 41. 54. 67. 71. 80. 88

Stichwortregister Ultimatum 121

Vasallitätskonzeption 13. 39ff. 55ff. 70. 97. 101. 110. 137. 156f. 164f. vaticinium ex eventu 47. 5 3 Völkerwelt 61ff. 69. 101. 127. 155. 162. 165

183

Warnung 25. 70. 101. 118. 120. 149. 167. 169 Weltherrschaft 110. 112f. 115. 144f. 154 Zedekia 21. 116. 122. 128f. 135ff. 141ff. 170 Zeichen 73ff. Ziontiadition 12. 69. 76. 99. 107. 143

Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 105: Peter Tachau „Einst" und „Jetzt" im Neuen Testament Beobachtungen zu einem urchristlichen Predigtschema in der neutestamentlichen Briefliteratur und zu seiner Vorgeschichte ISBN 3-525-53249-0, 166 Seiten, Leinen.

106: Thomas Willi Die Chronik als Auslegung ISBN 3-525-53250-4. Etwa 252 Seiten, Leinen

108: Walter Dietrich Prophetie und Geschichte Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung zum deuteronomistischen Geschichtswerk. ISBN 3-525-53254-7. 158 Seiten, Leinen

109: James E. Crouch The Origin and Intention of the Colossian Haustafel ISBN 3-525-53255-5. Etwa 185 Seiten, Leinen

110: Wolfgang Harnisch Eschatologische Existenz Ein exegetischer Beitrag zum Sachanliegen von 1. Thess. 4, 13—5, 11 ISBN 3-525-53254-1. Etwa 200 Seiten, Leinen

111: Karl Martin Fischer Tendenz und Absicht des Epheserbriefes ISBN 3-525-53256-3. Etwa 200 Seiten, Leinen

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