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German Pages 738 Year 1841
13. Nr. 182.
Das
Aurl .
A u sla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke .r. 1 Julius 1841 . und ſo demſelben , wenn auch nur für kurze Zeit, neues Leben
Der fall der Türkei.
einzuhauden .
Venit summa dies et ineluctabile fatum !
Seit einiger Zeit gehen mancherlei , zum Theil ſehr thö
In der oben angeführten Urſache , daß der ehemalige Hauptgegner der Türfei , Deſterreich , bas auf der weiteſten
richte Gerüchte über eine beſchloſſene und bis zu einem ge: wiſſen Punkte bereits verabredete Theilung der Türkei. So wenig Wahrſcheinlichkeit dieſe Gerüchte in einem materiellen Sinn haben , daß man ſich nämlich unverweilt der Provinzen zu bemächtigen denke , ſo gewiß , ja faſt unvermeidlich iſt eine geiſtige Theilung , nämlich ein Vorbehalten des Einfluſſes über dieſe oder jene Länderſtređen . In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ſchrieb ein ausgezeichneter Veurtheiler
Stređe mit derſelben zuſammengränzt, in der legten Zeit nicht
öffentlicher Angelegenheiten : „ Die Lürfen ſind nicht mehr die: ſelben ; es würde mehr als die Geſchidlichkeit Peters des Gro Ben erfordern , um ihr Reich wieder berzuſtellen , da es leichter iſt, die Wildheit zu zähmen , und die Unwiſſenheit zu unterrich:
den Steim eines kräftigern und feſtern Beſtands zu ſuchen, um
ten , als der Entartung Einhalt zu thun. Dieß ungeheure, ſchlecht begründete und ungefüge Reich neigt ſich zu ſeinem
Fall, und nur ſeine Lage , die es in den Kreis der großen europäiſchen Republit bringt , könnte es noch länger aufbal ten . “ Dieſer leßte Umſtand war aber auch ſo mächtig, daß er
mehr feindlich gegen die Pforte aufgetreten , liegt , wie ſchon
bemerkt , der Grund , daß dieſelbe ſich noch dem äußern An ſchein nach behauptet hat , und ſomit der beinahe allgemein für gewiß angenommene baldige Sturz ſich noch nicht ver: wirflichte. Dieſer Umſtand hat ſelbſt Köpfe, wie Urquhart, verführt , der Türkei mehr Lebenskraft zuzutrauen , als ſie wirklich beſigt, und namentlich in ihren Municipalinſtitutionen To mehr, als die Türfen, individuell betrachtet, moraliſch jeden:
falls mehr taugen, als die in ihrer Nähe wohnenden Chriſten. Allein dieſe Hoffnungen haben ſich nicht verwirklicht, und es hat auch nicht den mindeſten Anſchein , daß fie ſich verwirklichen wollten. Freilich ſollte man glauben, daß ein Reich, das noch vor wenig mehr als anderthalb hundert Jahren faſt ganz Un= garn beſaß , mit 200,000 Mann Wien belagern konnte, wäh: rend es auf der andern Seite die Herrſchaft in Aegypten ,
einen gänzlichen Zerfall bis jeßt gehindert hat. Deſterreich iſt
Arabien und Meſopotamien behauptete , nicht ſo ſchnell zu ſol
ſeit lange, mit einer kurzen Ausnahme im Jahre 1789 und 1790, der Freund und Erhalter der Türkei geweſen , die ſo : mit auf der ganzen Strede vom adriatiſchen Meere bis an
cher gänzlichen Schwäche herabgeſunken ſeyn könne.
die Gränzen der Wallachei feinem Angriff ausgereßt war , und
nur auf der kurzen Stređe von Siebenbürgen bis an das ſchwarze Meer angegriffen werden konnte. Darum hat auch
Aber die
allgemeine Meinung, dieſe Weisheit von Jedermann, die flů: ger iſt, als Talleyrand, behielt doch recht ; die Türkei iſt dem
Verſcheiden nahe , und wenn man ſie auch noch einbalſamirt auf dem Paradebett ausſtellt , ſo wird ſie darum doch keine wahre Kraft mehr entwiđeln fönnen.
Rußland troß aller Vortheile ſeit 1790 nur die einzige Proving
Man erwägt meiſt nicht gehörig , daß die Türken , zum
Beſſarabien, die freilich wichtig genug iſt, in Veſik genommen.
mindeſten in Europa, die Minderzahl bilden , und daß in dem
Aber der Verluſt von Provinzen iſt nicht das einzige, was die
Maaße , als ſie ſchwächer werden , die von ihnen unterjoch . ten Völfer wieder ſtärker hervortreten. Dieſe , freilich ſehr
Türkei traf; andere Uebel nagten noch mehr an ihr, und jeßt hat endlich das Einſchreiten der Ungläubigen die gänzliche Rathloſigkeit und Schwäche der Pforte herbeigeführt, da man ihr das einzige Mittel genommen , wodurch bisher orientaliſche Reiche ſich regenerirt haben , das nämlich, daß man einem glüdlichen Rebellen nicht geſtattete , ſich auf den Thron oder an das Großweſfirsamt des finfenden Reichs zu ſchwingen ,
.
ordinäre Bemerkung zeigt ſich im Staats- und Kriegsdienſt, im Handel und Aderbau , furz in allen Verhältniſſen , und wir ſehen deßhalb, während in Kleinaſien die im Vergleich mit den Türfen geringe Zahl der Griechen die türkiſche Sprache
annimmt, in Europa das Griechifche, Albaneſiſche und Slawi: ſche wieder das Uebergewicht gewinnen ; in demſelben Maaße 182
Gd/ 65 / 1938
726 aber, als dieſe Sprachen gegen das Türkiſche fich geltend machen , iſt auch der Islam dem Chriſtenthum gegenüber im
thun wiſſen , als ihre Truppen europäiſch zu formiren und zu
Nachtheil , denn ſo wie der flawiſche Abel und ein Theil der
ſches Exercitium den Truppen dieſer Fürſten ein Uebergewicht
Albaneſen Moblems wurden , um an Ehrenſtellen und Staatse amtern Antheil nehmen zu können , ſo ſchwindet jeßt dieſe Nothwendigkeit mehr und mehr , und mit der moraliſchen und
gegen die nichterercirten Gruppen ihrer Nachbarn gab , daß
phyſiſchenUnmacht der Türken ſinkt hier auch der Jólam .
ererciren , auch iſt es ganz richtig , das ein ſolches europäi-: I
aber wirklichen europäiſchen Truppen gegenüber die geträumte Brauchbarkeit gar bald zerſtoben wäre. So wenig indeß bis
jeßt dieſes europäiſche Erercitium in der Türkei große prakti
Die militäriſchen Einrichtungen hängen auf eine viel inni:
fche Reſultate im Kriegsweſen hervorgebracht hat, ſo merkwür
gere Weiſe , als man gewöhnlich zugeben will, mit den allge:
dig iſt der Einfluß auf die innere Verwaltung. Man fand
meinen Staatseinrichtungen und mit dem geſellſchaftlichen Zu: ſtande eines Landes zuſammen , namentlich vollends in neuerer Zeit, wo das Kriegsweſen ſehr mannichfache und ausgebreitete
bald , daß die Unterhaltung eines europäiſchen Heeres Geld,
Kenntniſſe erfordert, und ohne Vergleich mehr Geld koſtet, als in früheren Zeiten ; ſo wie alſo die geiſtige Bildung, ſo wie die mora-
liſche Tüchtigkeit abnimmt, ſo wie die financiellen Einrichtungen verfallen , ſo muß das Kriegsweſen gleichfalls unfehlbar leiden,
und zwar ſehr viel Geld koſtete , und daß nur eine geordnete, ſtrenge Haushaltung die Mittel liefern könne. Mehemed Ali ordnete feine Verwaltung ſo viel möglich, und machte ſein Er:
prellungsſyſtem zu einer ziemlich allgemein über das Land ver: breiteten Maſchine , die Geld liefern konnte.
Hieraus erklärt
ſich die Allgemeinheit ſeiner Erpreſſungen , während ſonſt tür
und troß alles perſönlichen Muthes , den man auch bis jeßt noch den Türfen durchaus nicht abſprechen fanu, alle militäri ſche Kraft eines Staates erſchlaffen. Mit der militäriſchen
fiſche Vaſchas nur im Einzelnen erpreßten. Sultan Mahmud beſaß nicht ſeine Stärke , aber die Nothwendigkeit einer gänz
Tüchtigkeit eines Staates ſinkt aber , was auch die quäferhafte Philoſophie neuerer Zeit ſagen mag, die moraliſche Kraft, die Bedeutung und die Würde eines Staates unvermeidlich. Mau
zu trennen und damit Ordnung in die Finanzen zu bringen ,
hat ſchon lange mit ſehr weiſer Miene auf den Mangel europäis
ſcher Taktik und Disciplin als den Hauptgrund des Verfalls der Türkei hingewieſen , allein es bedarf eines ſtarken Köhler: glaubens an den Werth unſerer Varadetaktit , um die Gründe wirflich allein hierin zu ſuchen , abgeſehen von dem Umſtand,
daß dieſe europäiſche Taktik , auf welche man vor 60 und 70 Jahren noch weit ſtolzer war als jeft , fehr bedeutende Aende: rungen erfahren , und ſelbſt bis zu einem gewiſſen Grade Ge: genſtand des Spottes geworden iſt. Die europäiſche Kriego: kunſt ſtedt noch in etwas ganz Anderm , als in der Taldernſchen und lasevichen Laftif , welche +Bülow lächerlich gemacht hat,
noch in etwas ganz Anderm , als in der angeblichen abſoluten Ueberlegenheit unſerer jeßigen Waffen , denn die griechiſche Taftik leiſtete ihrer Zeit ganz dasſelbe , und ſpielte auch die: ſelbe Rolle. Wenn die griechiſche Bildung in der Zeit ihrer Vollfraft ſich von den Gränzen Italiens bis nach Indien hin :
ein den Weg bahnte , Reiche zertrümmerte und neue aufbaute,
To hat auch die griechiſche Kriegskunſt jener Zeit eine überwie: gende Rolle geſpielt ; griechiſche Lattifer und Strategen waren die Lehrer der damaligen Heerführer , und mit griechiſchen Hülfstruppen ſchlug man zahlloſe Schlachten in Perſien , Afrika und Sicilien. Die Kriegskunſt hängt alſo viel enger mit der
lichen Umänderung des Finanzweſens fühlte auch er, und dar um bemühte er ſich, die Steuererhebung von der Verwaltung was freilich ſo ziemlich ein frommer Wunſch blieb ; immerhin aber zeigt ſein Streben, zu was ein europäiſch eingerichtetes Heer führen mußte.
Es iſt ein ziemlich überflüſſiges Unternehmen, die Frage zu unterſuchen , ob nicht das türkiſche Heerweſen einer nationaleru Ausbildung fähig geweſen wäre, und ob man gerade nöthig gehabt hätte, die ganz fremde Pflanze dem alten Stamme eins zupfropfen . Um eine ſolche Umwandlung zu Stande zu brin: gen , hätten die Sultane ſich ſelbſt an die Spiße ihrer Ärmee ſeßen und den alten Glauz des Reichs erneuern müſſen. Aber an , eine Erneuerung des alten Eroberungsſyſtems war bei der Entnervung des Reichs und der herangewachſenen Stärke der Nachbarn nicht zu denken, und eine innere Umgeſtaltung des Reichs zu verfolgen , dazu gebrach es an der Ausdauer des Wil: lens. Mahmud hat eine Verbeſſerung in dieſer Beziehung eins
geführt, die, ſo unbedeutend ſie ſcheint, doch von großer Wichtig feit iſt: er that dem Opiumrauchen Sinhalt. Dieß war das leßte Stadium der Verſunkenheit für die träg gewordenen Lürfen, und dieſem hat er nach Kräften geſteuert. Hätte er
ihnen auch den Tabak uehmen können, er hätte vielleicht eine große Wirkung hervorgebracht. Dieß iſt kein Paradoron . Sul: tan Mahmud ſcheint eine Zeit lang die Idee gehabt zu haben,
allgemeinen Bildungsſtufe einer Nation zuſammen , und es
gegen das übermäßige Tabafrauchen einzuſchreiten , wie einige Teiner Berordnungen gegen den Pfeifenlurus und das Aner:
ſind weit weniger die Formen , obgleich wir ihren Werth keineswegs zu gering anſchlagen - welche den europäiſchen Hee:
bieten von Pfeifen bei Beſuchen zu beweiſen ſcheint. Erwägt man die Neigung der Türken zur Trägheit, ro erklärt es ſich
ren jene nachhaltige Straft verleihen , als ein gewiſſer Geiſt, der die Maſle belebt, eine gewiſſe Summe von Erfahrungen ,
gang von ſelbſt, weßhalb frühere Sultane das Tabafrauchen ſelbſt bei Todesſtrafe verboten . Was iſt von einer Geſchäfts
deren Reſultate auch der Ungebildete kennen lernt , und derent
verwaltung zu erwarten, wo alle pornehmen Angehörigen , ehe
Erkenntniß die Mehrzahl durchdringt.
ſie an ihr Geſchäft ſich begeben, auf weichen Kiſſen zurüdge lehnt, ein halbes Duzend Pfeifen rauchen ! Durchliest man die
Man hat oft und zum Theil gar nicht mit Ünrecht dar: über geſpottet, daß außereuropäiſche Fürſten, um ihren Unter: thanen eine gewiſſe Siviliſation beizubringen , nichts Eiligeres zu
Schilderungen , wie in frühern Zeiten ganz auf militäriſche Weiſe die Geſchäfte abgemacht wurden, ſo erkennt man bald den Unter:
727 fchied gegen die jeßige Zeit. Viermal in der Woche verſama melte ſich der Diwan unter dem Vorlik des Großweſfirs, der alle Petitionen, Streitfachen u . dgl. felbft anhörte, und entweder
den Einfuhrzöllen abgerechnet werden follte; überdieß erhielten die Ver waltung und das Militärcommando des Departements pie Weiſung, der Unternehmung in allem behülflich zu feyn. Es war in der That eine
felbſt fogleid mündlich eine Entſcheidung gab, oder die Sache in ſeiner Gegenwart an die Heeresrichter (Cadileskers), Finanz:
von 400 Meilen zu durchſchreiten , von welcher ein großer Theil durch
beamte (defterdars) oder ſonſt an einen anweſenden Paſcha ver:
gewagte Unternehmung: es handelte ſich darum, eine unbekannte Einöde 1
die zahlreiche und friegeriſche Zunft der Comantſden beherrſcht iſt; die von der Regiernng in diefer Nichtung abgeſendeten Erpeditionen hatten
wies, und nach abgehaltenem Diwan ſich in Begleitung der meiſten Parchas zum Großherrn begab, um ihm über die wich:
nie weiter als bis zum Fluffe Pecos, d. h. ungefähr bis zur Hälfte
tigſten vorgekommenen Gegenſtände Bericht abzuſtatten , und
der von uns berechneten Entfernung, gelangen können, und eine derſelben ,
ſeinen Beſcheib und feine Beſtätigung einzuholen . Die Sißun:
300 Mann ſtark, wurde von den Eingebornen am Ufer des Fluſſes ge .
gen des Diwans dauerten gewöhnlich den ganzen Vormittag, ſdhlagen und der Anführer getödtet. Die allgemeine Meinung prophe und die Geſchäftsführung hatte ein ganz anderes Anſehen und
mußte von ganz anderer Wirkſamkeit ſeyn , als die Faulheit und die alles hinausſchiebende Ignoranz der meiſten gegen:
zeyte auch uns den Untergang , und viele , die an dem Zuge Theil nehmen wollten , blieben am Tage des Ausmarſches zu Hauſe. Wir brachen endlich am 3 April auf , 101 an der Zahl , mit Einſchluß der
wärtigen Pfortenminiſter, die von Opium , Tabal und Kaffee
Escorte, auch hatten wir einen Vierpfünder , eine Haubiße von eben
abwechſelnd benebelt und aufgereizt find. Damals wußte man
diefem Raliber, vier Falkonetten, ſieben Wagen mit Bagage und Lebens mitteln , und 500 Maulthiere für die Karren , die Artillerie und den Transport der Waaren , die wir zurüdzubringen gedachten. Wir
nichts von den griechiſchen Unterbeamten , die feit den legten 40 bis 50 Jahren, troß der Verachtung , mit welcher die Tür: ken fie als Nation behandeln , ſich immer mebr in alle Ge ſchäfte eingeſchlichen haben , und mehr und mehr die einzigen wirklichen Geſchäftsleute der Pforte geworden ſind. Die na: türliche Folge davon iſt, daß die türkiſchen Oberbeamten meiſt
fehr wenig von den Geſchäften wiſſen und verſtehen , und daß alle Geheiinniſſe des Staats und der Verwaltung dem Reichs:
feind verkauft werden. Urquhart, dem man eine gründliche Kenntniß des Ganges der Dinge in der Türkei nicht abſprechen kann, legt dieſen Griechen und den Dragomans überhaupt die
waren entſchloſſen , uns im Nothfall den Durchweg mit Gewalt zu eröffnen .
Nach einem Marſche von 22 Tagen in der Richtung nach Norden und Nordnorboſten gelangten wir zu dem Preſidio del Norte. Auf dem Wege hatten wir feine Ortſchaften außer den Prefidien von San Gero
nimo und Coyamé angetroffen. Das erſtere, 7 Meilen von Chihuahua, beſigt heutzutage beträchtliche, ordentlich bewäfferte Landſtüde und 5 bis 6000 Einwohner.
Das andere iſt ein bloß militäriſcher Punkt , ſehr
gewiß nicht mit Unrecht. Doch wir wollen auf das Militärweſen
elend und bloß von 200 Seelen bewohnt , unter welchen 70 bis 80 waffenfähige Männer mit Einſchluß der 25 oder 30 Mann ſtarfen und von einem Fähndrich befehligten Garniſon. Es liegt 50 Meilen son
jurücfommen, das im ottomaniſchen Reiche ftets von ſeinem Beginnen an eine Hauptrolle ſpielte ; man hätte , da Ta: pferkeit auch bis auf die leßten Niederlagen ein charakteri:
Das Prefidio del Norte iſt noch 43 Meilen weiter auf dem Fahrbaren Wege , und enthält eine Bevölferung von 500 Seelen. Es liegt am
Schuld der bodenloſen Verwaltung größtentheils zur Laſt, und
der Hauptſtadt an einem Badie , der aus mehrern Quellen entſpringt.
ſtiſcher Zug der Türken geblieben iſt , erwarten ſollen , daß
rechten Ufer des Rio Bravo gegenüber von der Einmündung des Fluſſes
ihre militäriſchen Einrichtungen längere Zeit dem Verfall wi-
Conchos; jener wird hier Nio Puerco (ver ſdymußige), dieſer Rio Limpio (der reinliche) genannt, weil die Waffer des erſtern immer trübe, die
derſtanden hätten, aber dieß iſt gerade umgekehrt ; der Verfall ihrer Militärinſtitutionen bat wahrſcheinlich den der bürger: lichen Verwaltung erſt recht zur Folge gehabt, da urſprünglich ihr ganzer Staat auf dem Kriegsweſen beruhte. Wir wollen, um dieß nachzuweiſen, einen Blic auf die Geſchichte der tür: fiſchen Kriege werfen .
(Fortfeßung folgt.)
Chronik der Heiſen. Reiſe von Chihuahua nadh Neu Orleans auf einem bisher unbekannten Wege. (Aus den Denkwürdigkeiten der gelehrten Geſellſchaft in der Sabana.)
Aus Veranlaſſung des Krieges, welcher im December 1838 zwiſchen Merico und Frankreich ausbrach, beſchloſſen einige Inſaſſen von Chihuahua und Jeſus Maria, Handelsverbindungen mit Neu - Orleans auf dem
.
des zweiten aber flar find. An beiden Ufern dehnen ſich breite und für alle Arten von Samen und Früchten fruchtbare Felder aus , und das Land iſt außerordentlich geſund. Das Prefidium iſt ein aus Lehm ge bautes und halb verfallenes Viereck von ungefähr 100 Ellen, mit Woh nungen für die Soldaten , Officiere u. f. w. Die Zahl der erſtern
überſteigt ſelten 50 und die Officiere find 4 oder 5 mit Einſchluß des Commandanten und des Caplang, welcher auch die Stelle eines Pfarrers verſieht. Das Land zwiſchen Chihuahua und dem Preſidio del Norte iſt eine
von mehrern waldloſen Hügelfetten durchſchnittene Ebene. Die Weide pläße find vortrefflich, das Waffer Farg : hie und da trifft man Natron falz und tequesquite (?) an ; die Wäldchen find klein und licht, fie beſtehen hauptſächlich aus Geſträuchen von Mesquite, die fich faum etwas mehr als eine Elle über den Boden erheben und einigen andern
Gattungen , *) unter andern auch Dattelpalmen. Die Gebirge find ges wöhnlich aus Kalf und Conglomeraten zuſammengeſept , mit Ausnahme
kandwege einzuleiten. Die Regierung , von welcher fie Schuß und Unterſtüßung verlangten , gewährte ihnen eine Escorte von 50 Mann, deren Solg vorerſt von den Unternehmern bezahlt , aber nachher von
*) Lechuguilla , gobernadora , hoja semchamisa lauter mericaniſche Benennungen, deren wahre Bedeutung zu erfragen mir hier nicht möglich geweſen in H
728 der Rette von Santa Eulalia , welche aus Urfelſen beſteht, und einem
ließen und die außerordentliche Weiße bewundern , welche ber beneste
Sandberge, den wir rechts vom Wege, eine Meile vorwärts von Coyameh,
Theil des Körpers annahm. Auch fahen wir Spuren von Zibetochſen ; am andern Morgen erlegten die Jäger eines dieſer Thiere. Von der Quelle Agua anda bis zur Pelea de los Eſpagnoles ( ipantſden Schlacht) find anderthalb Tage ; diefer Name rührt von dein Siege her, welchen , nach der Unabhängigkeitserklärung von Merico, die Indier über die berühmte Erpedition des Capitän Granado erfochten .
antrafen. Die Defiléen find ſelbſt für Wagen leicht zu paſſiren ; nur eines, welchem wir den Namen Puerto del Pegnasco gaben, koſtete und
viele Arbeit, um es gangbar zu machen. .
Dieß Gebirge , wo dieſer
Durchbruch liegt , *) iſt groß und rauh, und befindet fich vorwärts von
Coyameh , zieht von Süden nach Norden , und läng& ſeinem weſtlichen Abhange läuft der Fluß Conchos nördlich ; wir durchwateten ihn ohne Schwierigkeit, und fanden ſodann während drei Tagen fein Waſſer mehr
Wir langten an noch ehe es Mittag war ; die Schildwachen gaben bald
bis zu einem Ort , den man la Mula nennt.
3 Uhr Nachmittage , um weldie Stunde die übrigen entfloben , erlegten
Nachricht, daß man auf verſchiedenen Punkten Zibetodſen entdede. Bis .
Von dem Preſidio del Norte zogen wir eine Meile lang am rechten
die Jäger vier Kühe , ſeche Stiere und fingen fünf Kälber lebendig.
Ufer des Fluſſes fort, um die Furt des Fortin zu erreichen. Das Fortin, am andern Ufer , beſteht aus drei oder vier Häuſern und iſt die leßte
Der Zibetodyſe (cibolo , bisonte) hat die nämlichen Sitten , wie der
mericaniſche Ortſchaft; da wir aber ohne weiteres unſern Marſch fort ſepten , ſo weiß ich nichts von den Einwohnern zu ſagen. Ingeachtet ich von den Unternehmern mit dem Tagebuche beauftragt war, welches der Gouverneur des Departements von Chihuahua zu führen
befohlen hatte, ſo beſiße ich dasſelbe jeßt nicht, und ich muß mich bei der Beſchreibung unſerer Reiſe vom Fortin an bloß auf mein Gedächtniß verlaſſen. Wir zogen bei der Tinaja de San Eſtevan vorbei , ſo heißt ein Sumpf von Regenwaſſer , der ſich das ganze Jahr erhält , und in
deſſen Nähe vulcaniſche Materialien vorkommen. Die Sierra del Paiſano paffirten wir auf einem weiten und bequemen Durchbruche, welchem wir denſelben Namen gaben ; in deſſen Grunde läuft ein kleiner Bach
mit mehrern nie verſiegenden Waſſerſtellen, fein Vett iſt mit Gebüſchen **) bedeđt. Dieſes Gebirge iſt ziemlich hoch, und wegen ſeiner Eichenwal
dung und vortrefflichen Weidepläße merkwürdig , ſo daß ſie gegen die bisherigen nadten Berge ſehr angenehm abſtechen. Von der Sierra del Paiſano famen wir zu dem Bache las Varas,
dann gu Ojo de Leon, beſtändige Quelle mit Tulares bedeckt und guten
Weidepläten umgeben , alles auf ebenem Boden.
Nahe dort , ſagte
!
gewöhnliche, iſt aber viel corpulenter, ſtärker und unbezähmter. Er hat die Hörner und den Schweif fürzer , die Erhöhung des Kreuzbeines größer und einen sidern Hals , ein braunes wolliges Haar und am Die größten Felle, die wir maßen, waren vom Anfang des Schweifes bis zur Spiße des Rüſſels
untern Kinnladen einen Bart , wie die Böde.
etwas über 12 Fuß lang . Ihre Höhe betrug 23%. Ellen , wovon t's vom Kreuz bis zur Bruſthöhle und 1 Elle von dieſer bis zur Spiße des Hufes. Das Fleiſch ſchien mir völlig dasſelbe, wie das des Haulodhjen . Die Kälber dienen einen oder zwei Monate alt , waren aber ſo wild , daß ſie nicht aufhörten , jeden , der ſich näherte, anzufallen , obgleich fie von Ermüdung halb erſtidt und mit Striden an die Wagen angebunden waren . Die Jagd auf dieſe Thiere iſt leicht und unterhaltend, man braucht nur ein Pferd, das leicht gehorcht, und nicht vor ihnen erſchridt. Stellt fich der Zibetochſe entgegen , ſo iſt es gefährlich ſich zu nähern, flieht er aber , was gewöhnlich der Fall iſt, ſo ſucht man ihm an die Seite zu kommen und das Gewehr hart an ſeinem Leibe abzufenern ; .
!
doch muß ihn die Kugel hinter die Ohren oder in das Schulterblatt
treffen , er fällt nicht , wenn man ihm nicht einen edlen Theil verlegt, ſeine Beine find ſo hart , daß wir mehrere an denſelben abgeplattete
man mir , befindet ſich ein großes ( chauerliches Lody, welches der Bez
Kugeln fanden.
füreibung zufolge ein erloſchener feuerſpeiender Berg ſeyn muß,
Von dem ergiebigen Prosuct dieſer Jagd wurden bloß einige Zungen und Stüde von Rippenfleiſch benußt und einige Niemen aus den Fellen geſchnitten, alles übrige aber weggeworfen ; ja ſtatt uns mit getrodnetem
von
welchem vielleicht die bei der Tinuja de San Eſtevan erwähnte lava herrührt, obgleich beide Punfte über 20 Meilen von einander entfernt ſind. Von dem Ojo de leon feßten wir unſere Reiſe den ganzen Tag fort, ohne Waſſer anzutreffen. Als es Nacht wurde, machten wir Halt, und am folgenden Tage gelangten wir nach einem zweiſtündigen Marſche zu einer mit Tulares bedeďten Quelle. Sie bildet mehrere Beden von
oder Salzfleiſch zu verſehen, wollten einige ſogar das getrodnete Fleiſch, . das wir mitgebracht hatten, wegwerfen.
( Fortſeßung folgt.)
falzigem Waffer 3 oder 4 Klafter tief. Das land iſt eine waldloſe mit einigen Abdachungen unterbrochene Ebene von Viehweiden ; die Jäger erlegten hier einen Zibetochſen . Von dieſer Quelle , weldhe den Namen Agua delgada führt, bis
zur andern , Agua ancha genannt, wurde es Mittag. Die Gegend iſt der vorigen ähnlich ; auf einer weiten mit Lulares und Weidepläten bedecten Ebene ſprudeln viele Quellen hervor, einige ſo waſſerreich, daß fte bei ihrem Hervorkommen ſchon eine Elle breit ſind und ſchnell fort ftrömen . Bald bilden ſich aus ihnen Bäche mit ſo durchſichtigem Waſſer, daß man in den tiefſten Behältniſſen den Grund ſo klar fah , als ob fie leer wären.
Einige von uns fingen an zu fiſden , und zogen mit
drei ſchlechten Angeln über 100 Fiſche heraue. Andere badeten ſich und * ) Sierra de Tasajera .
Zum Glück wurde dieſer Rath
nicht befolgt.
Miscellen. Die Mine del Fraile bei Malaga. Einigen Nachrichten zufolge ſoll zu Malaga dieſe alte und berühmte Mine , welche bisher .
allen Nachforſchungen der Mineralogen entgangen war , in dem Berge .
Milas entbedt worden ſey. Man behauptet, dieſe einft von den Jeſuiten ausgebeutete Mine rey ehemals ungemein ergiebig geweſen. Wie ſehr gegenwärtig in Spanien die Bergwerksunternehmungen Mode find, kann man daraus abnehmen, daß die Fonde, für den Fall der Auffindung der
Mine , bereits zuſammengeſchoſſen waren , ehe mau fie fand. (Echo .
du Monde Savant vom 19 Junius. )
Die geologiſche Geſellſd aft von Frankreid hat ange
**) Tulares ſagt der Tert ; es find Geſträuche, aus denen die Indier Lauben bilden , wenn ſie ſich bei dieſen Duellen aufhalten .
fündigt, daß ſie ihre eilfte Jahresſigung am 1 September zu Angers eröffnen würde. (ibid.)
München , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 7. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wide u ma n n .
Nr. 183.
Das Bad
Ausland. Tagblatt
Ein
für
Âunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 2 Julius 1841 .
fachen erwieſen, daß fie namentlich bei denen, die nicht ihres
Die Bigeuner in Spanien.
Stammes ſind , die ſtärfſte Leidenſchaft ermeden können, (Aus Borrows : the Zincali or Gypsies of Spain .) 8. Zigeunercolonien in den Städten.
welche um ſo heftiger wird , je weniger fie Befriedigung fin
det. Keine Weiber der Welt können unzüchtiger in Worten
Die Mauren wohnten nach ihrer Beſiegung und vor ihrer und Gebärden , in Tänzen oder in Geſängen ſeyn, als die Austreibung aus Spanien meiſt in den Vorſtädten bei einan= der, gehaßt, verachtet und verfolgt von den Spaniern . Aber er: wie man dieſe Quartiere nannte in dieſen Morerias
hielten ſich die Gebräuche des Islam und die arabiſche Sprache trok des ſtrengen Verbots. Ebenſo gab es Gitanerias in vielen Städten Spaniens, und dieſe Quartiere führen manchmal noch dieſen Namen, wie z. B. in Oviedo, wenn ſich auch ſeit Men-
ſchengedenken kein Gitano darin bliden ließ. Die Geſeke, welche
Gitanas ; aber hiermit iſt es auch zu Ende, und wenn die ti tulirten Beſucher mehr verlangten , To wurden ſie durch einen
Dolch oder ein blinkendes Meſſer ſchnell zurücgewieſen . Solche Beſucher wurden indeß bis zu einem gewiſſen Grade aufgemuntert, denn durch dieſe und ähnliche Mittel erwarben ſich die Gitanos Verbindungen, welche ihnen manch mal in der Stunde der Noth ſehr zu ſtatten kamen. Was half es den ehrlichen Landleuten der Nachbarſchaft oder den
das Wanderleben verboten , und wovon das erſte ſchon im J. 1498 erlaſſen wurde, mögen zur Entſtehung dieſer Gitanerias Veranlaſſung gegeben haben , aber die Neigung zum Wander:
Bewohnern der Stadt , wenn ſie über die Diebſtähle und Be:
derleben ward darum doch nicht ausgerottet. Die Zigeuner lebten hier nach Zigeuner Weiſe, in Schmuß und Elend. Hier lagerten ſich die ſchwarzen Kinder nadt im Sonnenſchein ; hier bereiteten die Weiber Liebestränke und übten Wahrſagerei; hier trieben die Männer das verbotene Schmiedhandwerk ; fremde Gitanos wurden hier beherbergt, und in der Rommany -Sprache, troß dein daß ſie verboten war, Raubpläne geſchmiedet, die
Tänze in der Gitaneria beſuchten , und mit den ſchwarzäugigen
.
trügereien der Gitanos bei dem Corregidor klagten, während
vielleicht die Söhne eben dieſes Sorregidors die nächtlichen fingenden Mädchen im Liebesverhältniß ſtanden ? Was halfen Klagen , wenn eine Zigeunerſibylle , vielleicht die Mutter eben dieſer Mädchen, freien Zutritt im Hauſe des Corregidors hatte, und den Töchtern Herzoge und Grafen zu Männern ver: ſprach , oder der Frau des Corregidors Liebestränke bereitete, damit ſie ſich die Neigung des Gemahls für immer ſichere ? Was half es namentlich, daß ein Beſtohlener fein Pferd oder
vielleicht in einer fernen Gegend ausgeführt wurden. Die große Maſſe der Gitanos blieb wandernd, und ſelbſt
ſein Maulthier zurüdforderte, wenn der Gitano-Räuber, viel
die Bewohner der Gitanerias zogen unaufhörlich aus mit den wandernden Geſellſchaften , und gingen von einem Marft zum
leicht der Mann der Sibylle oder Vater der ſchwarzäugigen Gitanilla's , eben dem Corregidor ein ſchönes Pferd, freilich
andern. Daher die unaufhörlichen Kolagen in den ſpaniſchen
wahrſcheinlich ein geſtohlenes , um geringen Preis verkaufte ?
Geſeßen gegen die Gitanos , welche ihre Wohnſiße verlaffen
Die Gunſt und der Schuß , welcher den Gitanos von Leuten hohen Ranges zu Theil wurde , iſt in den ſpaniſchen Geſeken
hätten, fortwährend ihr Rommany ſprächen, und die verbotenen
Gewerbe von Schmieden und Pferdehändlern trieben. Die Gitanerias wurden Abends von Leuten beſucht, deren
geſellſchaftliche Stellung fehr mit der ihrer eigentlichen Be: wohner contraſtirte , nämlich von dem jungen ausſchweifenden Adel Spaniens. Um dieſe Zeit wurde im Mondenſchimmer
geſungen und getanzt. Die Zigeunerweiber und Mädchen war ten natürlicherweiſe die Hauptanziehungsfraft ; denn ſo wild und ſeltſam dieſe Gitanas find, ſo iſt es doch durch viele That
oft erwähnt, und läßt ſich nur aus obigen Gründen erklären. Die Gitanerias galten bald als eine wahre Peſt, ſo das man den Zigeunern verbot, in beſondern Theilen der Stadt zuſammen zu wohnen, Zuſammenfünfte zu halten, und ſogar
unter einander zu heurathen . Indeß ſcheinen doch die Gita-, nerias nie durch den Arm des Geſeķes unterdrüđt worden zu reyn, da manche noch jeħt eriſtiren . 183
730 , Die intereſſanteſte periode der Türfenkriege iſt indeß die von der Mitte des 17ten Jahrhunderts bis in den Anfang des
Der fall der Türkei. ( Fortresung. )
18ten , wo auf öſterreichiſcher Seite Montecuculi und Prinz
In den erſten Kriegen der türfen in Europa gibt ſich eine merkwürdige Regelmäßigkeit der Bewegungen und eine
Eugen , auf türkiſcher hauptfädlich die talentvolle Familie Kö: prili ſtand. Die Türken hatten von ihrer Kriegskunſt nichts vergeſſen , die gleiche Regſamkeit in ihrer Rüſtung, in der her:
Strenge der Disciplin fund , von welcher man damals (am Ende des 14ten und Anfang des 15ten Jahrhunderts) in Eu : ropa noch kaum eine Idee hatte. Die Schlacht von Varna gibt das merkwürdigſte Beiſpiel von dem Uebergewicht dieſer
beiſchaffung von Lebensmitteln, großentheils auch noch dieſelbe ſtrenge Disciplin, die, wo ſie nachgelaſſen hatte, von den Köprili wieder bergeſtellt wurde ; dazu tam noch die Ueberlegenheit der
Ordnung über die ziemlich unregelmäßige, noch aus den Ritter-. Zahl und des Geldes. In Europa dagegen war das Syſtem der zeiten herſtammende Fechtart der damaligen Zeit. Im An:. fang des 16ten Jahrhunderts ſind die Türfen den Weſteuro päern an militäriſchen Kenntniſſen entſchieden überlegen , und namentlich ihre Artillerie zeichnete ſich vortheilhaft aus. Mo: hammed II hatte die Janitſcharen gegründet , und die ſtrenge Disciplin, unter der ſie ſtanden, machte ſie bald zur furchtbar: ſten Infanterie in der Welt, bis die ſpaniſde, in den Kriegen Karlo V und Philipps II gebildete, ihr allmählich den Rang ablief. Aber mehr als dieſe Disciplin wirkte das zu jener Zeit ſtets befolgte Syſtem , mit wohlgefüüten Caſſen in den Krieg zu zie: ben , den Soldaten regelmäßig zu beſolden , und alle Lieferun
gen baar zu bezahlen. So ward nicht nur der Unordnung abge
ſtehenden Heere erſt im Entſtehen ; man hatte bis jeßt noch immer die Truppen nach alter Sitte bei dem Ende eines Kriegs eutlaſſen , und ſo wurden die Oeſterreicher meiſt in ſehr ſchlechter Kriegsverfaſſung überraſcht, ihre Zahl war zu gering, und wenn nicht ein Eugen oder Montecuculi an der Spiße ſtand, ſo war der Feldzug in der Regel verloren und die Türken zeigten ihre gewohnte Ueberlegenheit. Dagegen hatte die euro: päiſche Kriegsfunſt in der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhun:
derts einen weſentlichen Borzug : der ſpaniſch - niederländiſche und der 30jährige Krieg hatten eine Schule eiſerner Soldaten gebildet, in denen ritterliche Tapferkeit und römiſche Disciplin auf eine merkwürdige Weiſe verſchmolzen waren , und nament :
holfen , die ſo oft im chriſtlichen Lager herrſchte, ſondern die ſtete Verſorgung des Soldaten mit Lebensmitteln machte es auch möglich, ihn unter ſtrenger Disciplin zu halten. So furchtbaren
lich zeigte, bei dem noch immer unvollkommenen Gebrauch der
Schrecen nun auch die türkiſchen Armeen dadurch verbreiteten, daß fie die Bewohner der Städte und Länder in Sklaverej
ruhte die Kraft der Infanterie damals noch in Lange und Schwert ; nach einigen Schüſſen zogen die Musketiere fico
fchleppten , ſo wurde doch in denjenigen Gegenden , welche bloß durchzogen wurden , das Landvoll fo wirfram beſchüßt, daß fich allenthalben , wo die Türfen ihr Lager aufſchlugen , regelmäßige Märtte bildeten , und ſo die Pländerung und Zerſtörung von Leben und Eigenthum verhindert wurden , die bei einer minder
zurüc , der Kampf begann Mann gegen Mann , und hier
forgfältig verſehenen Armee unvermeidlich ſind.
Das Zeugniß
Montecuculi's , der das türkiſche Kriegsſyſtem gründlich kannte, iſt für dieſe bei den türkiſchen Striegszügen ſtets befolgte Regel entſcheidend , und es laſſen ſich die raſchen Märſche ihrer Ar : meen und ihre Erfolge oft allein bieraus erflären . Das erſte Symptom von Schwäche der Türken ergibt ſich
in der erſten Hälfte des 17ten Jahrhunderts , obwohl ſie das mals auf dem Gipfel ihres militäriſchen Ruhmes ſtanden , faſt gang Ungarn beſaßen, und der ganze Länderſtreif nordwärts am fchwarzen Meere in ihrer Abhängigkeit ſtand.
Sie hatten aber
bereits ihre Kräfte zu ſtart angeſtrengt, und als ein Feind im Südoſten , die Perſer unter Schah Abbas , fich zeigte, vermoch : ten fie nicht gegen beide Seiten hin auf einmal Fronte zu ma : chen, und fo fam es, daß Deſterreich gerade während der kriti: fchen Zeit des 30jährigen Krieges Rube vor ihnen hatte. Es iſt dieß ein wohl zu beachtender Umſtand , denn er beweist, daß
ihre blutigen Kriege, wo von Menſchenfchonung nie die Rede iden
en
Artillerie , die Infanterie eine Confiſtenz und eine Ausdauer
im Kampfe, die ſie ſpäter entfernt nicht beſaß. Zudem be:
I
kam es nur auf feſtes Aneinanderſchließen der Glieder und Fertigkeit im Gebrauche der blanken Waffe an. Hierin war
das aus der Schule der ſpaniſchen Jufanterie hervorgegangene Fußvolt des 30jährigen Krieges und der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts den Türken überlegen , und darum finden wir die zahlreichen mörderiſchen Gefechte in jenem Zeitraum ,
wo die Tücken , wenn ſie auch mehrfach durch ihre Zahl und ihre beſſere Verſorgung ſiegten , doch ungeheure Menſchenver
luſte erlitten. Zudem hatte Montecuculi die Vorzüge der türkiſchen Kriegsweiſe zur gut erkannt, und durch ihn bilbete fich in Deſterreich ein Commiſſariatsweſen aus , das allmählich
für die Verpflegung größerer Maſſen ſo gut forgte, wie dieß bei den Eürfen gerdah. Eines der ſchlagendſten Veiſpiele, woraus man die Art des Türkenfriegs kennen lernen kann, iſt die Schlacht Montecuculi's bei St. Gotthard im 3. 1664 ; ſie wurde größtentheils durch Infanterie gewonnen nach langem blutigen Kampf, der von 9 Uhr Morgens bis 4 Uhr Abends dauerte. Montecuculi ſagt
darüber : „ viel Volk wurde auf beiden Seiten getödtet, doch namentlich auf Seiten der Türfen , welche nicht nur ihre ab ( cheulichen Hülfstruppen ( Tataren , Wallachen und Ungarn ),
türkiſch war, bereits Stamm n . Umden die Perſer Krieg gegen führenzu zuerſchöpf deneigentl können , anfinge
en
ſondern die kriegsgeübteſten und tapferſten Leute, die Janit ſcharen , die Albaneſen , die Spahis verloren , dieſe erſten Häup
mußte die europäiſche Seite , namentlich sonſtantinopel ſelbſt,
ter Konſtantinopels , welche das Schild und Schwert des otto
dermaßen von Truppen entblößt werden , daß im Jahre 1626
manniſchen Reiches find." Man kann gewiſſermaaßen ſagen , daß man damals erſt die Türfen bekämpfen lernte , und daß
die Kofafen in leichten Sähnen nahe bei der Hauptſtadt lan:
deten, und ungeſtraft Verheerungen anrichteten.
731 jagen, daß der Ausgang der verſchiebenen Kriege , die ſie mit denſelben führten , ſehr zu ihrem Nachtheil ausfiet. Wie
von jener Zeit an ſich die großen Niederlagen datiren , welche fie bis in den Anfang des 18ten Jahrhunderts hinein von den Deſterreichern erlitten . Indeß war die Niederlage bei St. Gotthard doch keineswego ſo ſtart, daß ſie die Türfen beſon :
viel Schuld hieran auch die Fehler der einzelnen Gene: rale und der Mangel an Vorſorge auf Seite der Regierung
ders geſchwächt hätte , denn gleich nach dem abgeſchloſſenen
gehabt haben mögen , ſo liegt doch der Hauptfehler ſicherlich in
Waffenſtilſtand wandten ſie ihre Waffen gegen die Venetianer, um Candia zu erobern, und im I. 1683 303 Kara Muſtapha vor
dem Zuſtande der Infanterie. Die Infanterie des 18ten Jahr: hunderts ſtand tief unter der des 17ten. Das Bajonett war
Wien. Dieſer Zug, obgleich er weiter ging, als bisher je ein an: derer, trug doch nicht mehr den furchtbaren Sharafter wie die
aufgekommen, und hatte die Pife verdrängt. Der eiſerne Lad:
ſtod hatte die Schnelligkeit des Gewehrfeuers weſentlich ver:
vorhergehenden, und war mehr nur eine Folge der Nachläſſigkeit mehrt, und dadurch vom Handgemenge immer mehr entwöhnt ; der öſterreichiſchen Regierung, welche die unaufhörlich wiederholten ſchlagen hatte. Die Schlacht bei Wieu ſelbſt und die auf den
noch im ſpaniſchen Erbfolgefriege hatte der Musketier ſich nach dem erſten Schuſſe zurückgezogen , und den Vikenieren den Plaß geräumt, oder die Musquetiere hatten ſelbſt das Gewehr auf den Rüden geworfen, und brachen mit dem Degen in der
Warnungen Montecuculi's, ſtets ein Heer gegen die immer ge: rüſteten Türfen auf den Beinen zu halten , in den Wind ge-
Feldern von Mohacz brachten den Türfen ſchweren Verluſt bei,
Fauſt ein . Nach dem ſpaniſchen Erbfolgetriege wird das Hand
und nach wenigen Jahren hatten ſie alle Feſtungen nördlich der Donau verloren. Dieſe Unfälle , welche von andern in Moren gegen die Venetianer begleitet waren, veranlaßten eine
gemenge im weſtlichen Europa ſehr ſelten , und man führt Fälle, wie die bei Landshut in Schleſien und bei Culloden, als Phänomene an.
Palaſtrevolution in Konſtantinopel, und ein Nachkomme der berühmten Familie Köprili ward Großweſſir. Er ſtellte die ge:
griffsweiſe, bei dem ſtürmiſchen Einbrechen mit dem Säbel in der Fauſt, das ihnen noch manche Lorbeeren brachte. Zum Un
Die Türken dagegen blieben bei ihrer An:
funfene Disciplin der Türken wieder her, und troß der Schlacht
glück für ſie ſtießen ſie aber jeßt auf einen friſchen Feind, wo
bei Salankemen (am 19 Auguſt 1691 ) behaupteten ſie ſich in Ungarn . Im I. 1697 übernahm der berühmte Prinz Eugen
auch dieß Mittel nicht mehr half , auf die Nuſſen . Dieſe brauchten das Bajonnett mit einer furchtbaren Energie, und
das Commando der öſterreichiſchen Truppen und brachte ihnen
eine ganze Reihe blutiger Siege iſt weſentlich mit dem Bajonett erfochten worden. Münnich, Rumänjoff, Suwarow, überhaupt alle beſſern Generale der Ruſſen, verfuhren nach gleicher Weiſe, und wo nicht nach dieſem Syſtem verfahren wurde, waren die Türken durch ihre Zahl und ihre Raſchheit häufig im Vortheil. Abgeſehen von den beſondern Eigenſchaften des ruſſiſchen Sol
die noch furchtbarere Niederlage bei Zenta bei. Dennoch war die Kriegseinrichtung der Türken ſo ausgezeichnet gut , daß ſie zum allgemeinen Erſtaunen im folgenden Frühjahr abermals wohl gerüſtet auf dem Kampfplaß erſchienen . , Eugen ſelbſt ertheilt ihnen über ihre Thätigkeit und die wunderbare Ent: widlung ihrer Hülfsauellen folgendes gewiß unverdächtige Zeug-
niß : „ich hatte gut Mårſche und Contremärſche zu machen,
die Ungläubigen verſchanzten ſich allenthalben.
Ich 30g mich
dann zurüc, um ſie aus ihren Löchern zu loden ; alles umſonſt. Ich wollte nach Bosnien gehen, ſie hatten eine Ver: ſtärkung von 40,000 Tataren erhalten und alle Durchzuge waren bewacht. Ich wollte Temeswar belagern , ſie hätten mich aber
daten, die ihn für dieſe Kriegsweiſe vorzugsweiſe befähigen, war der Grund auch ein ſtrategiſcher. Die Ruſſen hatten, um mit den Türken zuſammenzutreffen , weite , ſchwach oder gar nicht bewohnte Strecken zu durchziehen.
Bei ihrem nicht ſehr
geordneten Commiſſariatsweſen kamen ſie oft in große Noth, und nur ein verzweiflungsvoller Angriff konnte ſie retten . Dieſe Angriffe gelangen meiſtens , weil in ihnen die ſtrenge
ausſtellen können. Ein gleiches thut er auch noch in Betreff
Regelmäßigkeit des europäiſchen Kriegsweſens ſich vortheilhaft vor dem rohern , tumultuariſchern Weſen der türkiſchen Soldateska auszeichnete. So verloren die Türken im Laufe von 80 bis 100 Jahren das Land " bis an die Donau, und Nußland ge wann ſeinen Einfluß auf die ſlawiſchen Völker im Innern
der Feldzüge von 1716 und 1717, wo die Türken nach mehr:
der Türkei und auf die religionsverwandten Griechen, deren
zur Aufhebung der Belagerung genöthigt. Dieß iſt der un : glüdlichſte Feldzug für meinen Ruhm, den ich in meinem Leben gemacht habe.“ Er hätte ihnen über ihre Thätigkeit, Umſicht, Sriegserfahrung und Kriegstüchtigkeit fein beſſeres Zeugniß facen äußerſt blutigen Niederlagen immer wieder mit ſehr zahl:
man ſich, wie Uſtrialow ganz naiv bemerkt , gegen die Türkei,
reichen Armeen auf dem Kampfplaß erſchienen . Aber dieſe unge:
wie der Diſſidenten gegen Polen bedienen konnte. ( Schluß folgt. )
heuren Anſtrengungen erſchöpften auch die türkiſche Bevölferung fürchterlid , und mehrere Umſtände gaben davon ein ſchlagendes Zeugniß, fonamentlich, daß die aſiatiſchen und europäiſchen
Eruppen der Türken öfters ſich gegenſeitig befämpften , aus
Weber das chinefiſche Heffeltuch.
keinem andern Grunde, als weil ſie, obgleich jämmtlich Mos:
Der Abbé Voiſin, Director der fremden Miſſionen , hat im Journal
lems, doch von verſchiedener Nation waren, nämlich in Europa
d'agriculture pratique Nadhricht von mehrern nüblichen Verfahren der Chineſen gegeben ; namentlich iſt die Anwendung der Neſſelfaſer (urtica
großentheils Albaneſen und zum heil auch Slawen.
Uebrigens hatten die Deſterreicher, nach Eugens Code, im
ganzen Laufe des vorigen Jahrhunderts feinen ausgezeichneten Feldherrn mehr gegen die Türfen , und im Ganzen muß man
nivea) merkwürdig .
Dieſe liefert einen ſchönen und ſehr dauerhaften
Zeug , der das Befondere hat , daß er , ſelbſt wenn er ſehr abgetragen
iſt, auf den Kleidern keinen Flaum zurüdläßt , wie dieß mit leinwand
732 und Hanftudy der Fall ift.
Dieſe Art Neſſel wird in ganz China an
der Stelle Agua Lejos (das entfernte Waſſer). Es iſt ein Teich, deffen
gebaut , und könnte eben ſo gut in Europa gebaut werden , da ſie gar Waſſer fich das ganze Jahr erhält. Hier brachten wir einen Tag zu, keine Pflege erfordert. Eine einzige Ausſaat genügt für mehrere Jahre. um die Maulthiere ausruhen zu laſſen , und fahen zum erſtenmal die Wenn die Neſſeln ihre volle Entwicklung erhalten haben, ſchneidet man fle ab und nimmt die Faſertheile heraus , ohne fie röſten zu laſſen. Von dieſem rohen Hanf kaufen die Engländer zu Canton ſehr viel auf. (Echo du Monde Savant som 19 Junius.)
wilden Guajolotes (eine Art Truthähne). Von Agua lejos machten wir die Tagereiſe zu der Punta del Agua , einem beſtändigen und ziemlich waſſerreichen Bache mit einigen Firdhen ; er fließt am Fuße einer Kette von Kalfhügeln , wo man ver ſteinerte Muſcheln in Quarz antrifft. Der Boden wechſelt mit ſanften
Chronik der Reiſen. Reiſe von Ghihuahua nad Neu . Orleans anf einem
Erhebungen und Niederungen ab , jene ſind mit den ſchönſten Weide plägen , dieſe mit hohen , ſchattigen und gangbaren Waltungen bedeckt; Weiden, weiße und ſchwarze Pappeln, verſchiedene Nuß- und Maulbeer
bäume, Johannisbeergeſträuche , Elſenbeerbäume und andere Pflanzen ,
bicher unbekannten Wege. (Fortfeßung.) In zwei andern Tagmärſchen erreichten wir den Fluß Pecos, nach
dem wir etwa 180 Meilen in der Richtung nordöſtlich von Chihuahua zurüdgelegt hatten. Die neueſten in den Vereinigten Staaten bekannt gemachten Karten verwechſeln dieſen Fluß mit dem Rio Puerco und zeichnen ihn bei dem Preſidio del Norte auf , ohne da , wo er wirklich fließt, irgend ein anderes Gewäſſer zu feßen.
Der Fluß Pecos vereinigt
deren ich mich nicht mehr erinnere, bildeten die angenehmſte Landſchaft.
Nirgends ſah man mehr die dürre lechuguilla und gobernadora , noch Alles war neu , großartig und überraſchend, wir begriffen nicht, wie die Natur ſo plößlich ein ſo reiches und präch
die ſchattenloſe Palme.
tiges Kleid angethan hatte.
Die nächſte Tagereiſe zum Bache de las Lajas war eben ſo ſchön. Hügel und Ebenen waren mit grünem Grad und Blumen von allen Farben bededt , es ſchien uns , daß wir nicht in einer Einöde , ſondernt /
fich mit dem Rio Bravo oder Puerco ( ſiehe oben ) weit unterhalb des erwähnten Preſidiume , und kann als die natürliche Gränze der Indier,
in einein Garten wandelten .
welche unter dem Namen Comantſchen bekannt ſind , angeſehen werden. Seine Ufer find baumlos , feine Waſſer 15 bis 16 Ellen breit und 3 Ellen tief und ziemlich reißend. Wir bauten ein Floß , das wir an beiden Ufern anbanden, und verwendeten den ganzen Tag, um die Leute , Karren und Ladung auf das andere Ufer zu bringen , nur die Kanone
fam ; die Luft war von Blumendüften durchdrungen. Im Bache, der
Ich fammelte in einem Augenblick 22
Gattungen , unter ihnen den wilden Majoran , der im Ueberfluſſe vor ziemlich viel Waſſer führt, ſchwammen mehrere Fiſcharten ; faſt in allen Hohlwegen rinnt Waſſer. Die Niederungen und die Ufer der Bäche
find mit großen ſchönen Waldungen bededt, und in den Zwiſchenräumen gedeihen kräftige und blätterreiche Pflanzen , einige zu ärztlichem Ge !
paffirte auf ihrer Laffete über den ziemlich feſten Grund des Flußbettes.
brauche und mit Blumen geziert.
Schon ſpät brachen wir auf , um einige Anhöhen zu umgehen , und machten Nachtlager in einer waſſerloſen Ebene , welche und am andern
Guajolotes.
Tage bei Sonnenaufgang ein ſonderbares und überraſchendes Schauſpiel darbot. Auf den kleinen Geſträuchen , von denen die Ebene voll war, hingen eine Menge Spinnengewebe , und die in ihnen gebrochenen Sonnenſtrahlen zeigten die ſchönſten und mannichfaltigſten Farben ; an gewiſſen Stellen ſchien es, als ob dort eine Baumwollpflanzung in ihrer
zwiſchen dem Rio de las Nueces und einem Bache, dem wir den Namen Arroyo de las Ciruelas gaben . Beide waren etwa 2 Ellen breit und
.
.
1
Neife ſtünde; wir gaben daher der Ebene den Namen Llano de las Telaragnas (die Ebene der Spinnengewebe ). Von hieraus marſchirten wir ſeit 6 Uhr Morgens 14 Stunden , ohne auszuruhen , endlich um 8 Uhr Abende machten wir aus Ermüdung Halt, ohne Waſſer gefunden
Auch ſieht man viele Hirſche und
Der folgende Halt war am Fuße eines weißlichen Landrüdens
Elle tief , mit weichen , gebrochenen und tiefen Flußbetten .
Die
Waldung beſtánd vorzüglich aus Nuß- und Pflaumenbäumen , woher dieſe Waſſer die obigen Namen erhielten ; zwiſchen den Bäumen wachſen anſehnliche Pflanzen, unter Anderm eine mit einer ſchönen gelben Blume von einer Viertelelle im Durchmeſſer , ſo daß fie uns anfangs eine Sonnenblume ſchien . Auch Epheu und Weinranfen ſchlangen fich um
eine Stelle , weldie die Comantſchen las. Tinajat (die Waſſergefäße) nennen , weil ſich auf der dort felſigen Ebene ungefähr 30 Löcher von 1 Elle Tiefe und % Elle Durchmeſſer befinden, die vielleicht von ihnen
und zwiſchen den Stämmen ; die Weinranken waren ſehr groß, und die Trauben ſo ſchön , als ob ſie in einem Garten gezogen wären , aber Wir berechneten die Entfernung vom Rio Pecos bis noch ſauer. zum Fluſſe oder Rio de las Nueces auf 35 bis 40 , und unſere gange Reiſe auf mehr als 200 Meilen nordöſtlich von Chihuahua.
ausgegraben worden ſind und ſich mit Regenwaſſer füllen. Die Leute
( Fortepung folgt. )
zu haben. Am nächſten Tage , etwa eine Meile weiter , erreichten wir
tranfen, aber für die Thiere reidhte das Waſſer nicht hin . Dieſe Stelle
iſt merfwürdig, denn die bisher beſchriebene Vegetation, welche der Hoch ebene zwiſchen den zwei großen Bergketten der Republik eigen iſt, hört hier gänzlich auf. Auf dieſer langen und beſchwerlichen Tagereiſe hatten
Firiring ber Paſtellzeichnungen. Der Marquis von Varennes hat fürzlich ein ſehr einfaches Verfahren erfunden , um den
wir viele vortreffliche und ungeachtet der trodenen Jahreszeit hie und da
Paſtellzeichnungen die Feſtigkeit von Gemälden zu geben. Dieß geſchieht dadurch , daß er die Rüdſeite des Papieres mit in Alkohol aufgelöstem weißem Gummilac anfeudytet. Dieſe Auflöſung vurdydringt das Papier, und der leichte Staub des Paſtellgemäldes hängt dann fo feſt dra n,
grüne Weidepläte, aber nirgends Geſträuche noch Bäume geſehen. Die Abdachungent, welche man auf dieſer Ebene antrifft, ſind ſehr ausgedehnt, und bilden daher allenthalben einen höchſt einförmigen und ermüdenden Geſichtskreis.
Am folgenden Tage marſchirten wir anderthalb Stunden bis zu
.
daß man die Zeichnung reiben kann , ohne daß ſie im mindeſten leidet. ( Echo du Monde Savant vom 19 Junius.)
Münden , in der Literariſd - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. O. Gotta' den Buchhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. U idenmann.
Nr. 184.
Das
A usla n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftig en
und fittlichen Lebens der Völker. 3 Julius 1841 .
Induftrieſchule auf einem engliſchen Dorfe. (Echo du Monde savant , 19 Jun.)
Zu Lindfield, auf der Straße von London nac, Brighton, findet ſich ein merkwürdiges Beiſpiel einer induſtriellen Dorf ſchule. Dieſer Ort war noch vor wenigen Jahren wegen der Un
wiſſenheit ſeiner Einwohner recht eigentlich berühmt, und wurde von dem Stifter der Schule beſonders ausgewählt , um die Probe, welche er anſtellen wollte, deſto vollſtándiger zu machen . Hr. William Allen , der die Anſtalt errichtete , hatte ſelbſt von Seite derjenigen , denen er Gutes thun wollte , die heftigſte
Oppoſition zu befahren , denn dieſe armen Leute, gewohnt, in
allen Handlungen der Menſchen nur intereſſirte Beweggründe zu ſuchen, glaubten natürlich, man wolle von ihnen und ihren Kindern nur Gewinn ziehen. Als das Gebäude fertig und eingerichtet war , hatte man die größte Mühe , auch nur eine kleine Anzahl Kinder in die Anſtalt zu befommen , doch ver:
mehrte die Ausdauer des Stifters allmählich dieſe Anzahl. Die erſten Kinder , welche die Schule beſuchten , brachten des Abends ihren Eltern einige Pence zurück , die ſie mit Stroh
flechten und Korbmacherei verdient hatten. Sie lernten dieſe kleinen Induſtrien in der Schule, ebenſo die Ausbeſſerung ih: rer Kleider und ihrer Schuhe, ohne daß die Eltern etwas da für z11 zahlen hatten. Nach und nach überzeugten ſich die ar men Bauern, daß ſie nichts zu fürchten hätten, daß vielmehr der Schulbeſuch für ſie und ihre Kinder uur Vortheil biete. Bald war der Fremdling, welcher ſich unter ihnen niedergelar fen, und deſſen Abſichten ſie bearg wohnt hatten , in ihren Au gen nur noch ein Wohlthäter und ein Freund, und die Anſtalt hatte in kurzem einen eben ſo großen Erfolg, als ſie anfangs ungeređite Befürchtungen erweďt hatte. Auf eine Stunde im Umkreiſe war fein Kind, das ſich nicht einſdreiben ließ ; bald
ſtieg die Zahl auf dreihundert, und nur die ſchlechten Wege im Winter , ſo wie dringende Feldarbeiten verminderten bie und
da dieſe Zahl. Eine beſondere Abtheilung mit einem getrenn: ten Hofe iſt für die kleineren Kinder von anderthalb bis ſie ben Jahren , alle anderen über dieſem Alter bilden nur zwei Abtheilungen , die der Mädchen und der Knaben , jede mit ei
nem beſondern Arbeitsſaal und Hof. Die Kinder bleiben acht Stunden in der Schule ; drei davon werden auf Handarbeit verwendet, und fünf auf die gewöhnlichen Uebungen. Man bat bei dieſer Anſtalt der verſchiedenartigen Ge ſchmack und die verſchiedenen Fähigkeiten nicht unberüđſichtigt gelaſſen, und in dieſer Hinſicht zeigt ſich die größte Liberalität von Seiten des Stifters. Außer dem Stroh- und Korbflechten ,
dem Schuſterhandwert und dem Nähen , ſind auch Werkſtätten für Weber und Druder da ; Gartenarbeit und Feldbau machen
gleichfalls einen Theil des Unterrichts aus, denn es iſt ein Pachtgut mit der Anſtalt verbunden. Die Kinder ſind nach dem Zeugniß unterrichteter Perſonen , welche die Anſtalt be ſuchten, viel lieber in der Schule der Handarbeit, als in der eigentlichen Schule, wo im Leſen , Schreiben und Rechnen Unter: richt ertheilt wird ; denn unſere jenigen Methoden, dieſe Dinge zu lehren, haben für Kinder nichts ſehr Anziehendes und find nicht ſehr leicht verſtändlich. Die erſte Beſchäftigung der kleinen
Arbeiter iſt Strohflechten, was ſie in wenigen Monaten lernen, dann läßt man ſie allmählich zu andern Gewerben übergeben ; das leßte iſt das eines Drucers. Wenn ein Kind von ge wöhnlichen Geiſtesfähig feiten die Schule verläßt, ſo hat es eine gewiſſe Geſchidlichkeit in drei oder vier Handwerfen erworben. Die, welche mit Aderbau ſich beſchäftigen , bebauen allein , ohne
andere Hülfe, als den Rath einer erfahrenen, bei der Anſtalt angeſtellten Perſon , ein Achttheil Acre. Sie müſſen ſelbſt haden, düngen , ſäen und ärnten .
Das fleine Stück Land er:
halten ſie gegen Abgabe der halben Frucht, die zur Bezahlung der Landrente , der Aderwerfzeuge u . r. w. dient ; die andere Hälfte iſt der Lohn für ihre Arbeit. Nicht ſelten erhalten Kin : der von 13 bis 14 Jahren auf dieſe Weiſe 20 bis 25 Sh. (12 bis 15 fl .) des Jahrs . Dieſer Miniaturacerbau fann freilich
aus dem Kinaben noch feinen tüchtigen Agerbauer machen , noch ihn in den Stand reken, eine große Pachtung zu übernehmen ; aber die in dieſen kleinen Arbeiten zugebrachte Zeit und die erworbene Erfahrung werden ihm doch für ſein ganzes Leben nüßlich, denn die Gewohnheit aufmerkſamer Beobachtung, der Vorſorge und der Arbeit, die er in der Schule gewonnen hat, wirb ihn eher in den Stand Teßen, in turzem ein geſchidter 184
734 .
Landbauer zu werden, als ein plumper Bauerjunge , der nie etwas anders gethan hat , als die Hacke oder den Pflug zu führen .
Der fall der Türkei. ( S dlu 6. )
indef dieſes Uebel wirfte, ſo drücte es doch vergleichungsweiſe
wenig auf den Handel und die Gewerbe , welche beide bis ge gen die Mitte des porigen Jahrhunderts in bedeutender Blü: the ſtanden , und durch den Meichthum der Städte günſtig auf das umliegende Land zurückwirkten . Der Kaufmann und ſelbſt der Gewerbsmann fann ſich durch die Flucht der Er:
Es läßt ſich aus dem Obigen mit ziemlicher Evidenz abs
preſſung mehr entziehen, während der an den Boden gefeſſelte
ſtrahiren , daß es nicht ſo eigentlich der Mangel an der ge-
Bauer allen Gewaltthätigkeiten preisgegeben iſt, und ſie werden nicht nackt ausgezogen , weil man ſonſt die Henne tödtet, welche die goldenen Gier legt ;, auch läßt ſich noch eher
wöhnlich ſogenannten europäiſchen Kriegszucht iſt, was die Schwäche der Türfen herbeiführte, ſondern einestheils die
Abuahme der herrſchenden Bevölkerung, nämlich des eigentlichen
durch ſtrenge Maaßregeln von oben herab eine billige Rechts
Türfenſtamms, anderntheils die Verderbniß ihrer höhern Claſſen, die vom Sultan herab ſich auf Weſire und Paſchas ausbreitete. Hätten die Häupter noch die rohe Kraft und die geiſtige Friſche
verwaltung gegen Kaufleute erzwingen.
der Türken im 15ten und 16ten Jahrhundert beſeſſen , fo hätte ſich der Mangel an Wiſſen erſeßen laſſen, aber das Uebel zehrte
im innerſten Marfe, und ſo kamen wohl noch einzelne Kraftauße: rungen zum Vorſchein , aber feine ausdauernde Anſtrengung. Wir finden ſelbſt noch im leßten türkiſch -ruſſiſchen Kriege ein : zelne Züge, die an die beſſern Zeiten des türliſden Nieiches inahnen, aber ſie verſchwinden in dem allgemeinen Verderben. Außer dieſer Schwächung des ächten Militärgeiſtes, der
Zankſucht der Ulemas *) und dem fittlichen Verderben der höhern Claffen war das Hauptübel die Verarmung der Provinzen , welche einerſeits im Paſcharegiment, andrerſeits aber im Handel ihren Grund hatte. Wie in allen durd, die Eroberung
gegründeten Reichen wurde die Verwaltung der Provinzen an glück: liche Feldherrn übertragen, ein Syſtem , das einen furchtbaren Druck zur Folge haben mußte, denn wenn nur die Steuern an den kaiſerlichen Schaß geliefert wurden, fo fümmerte man ſich wenig um die Art, wie ſie erhoben wurden. Beſtechung der Provin:
cialbeamten, vom oberſten bis zum unterſten, war die unaus-
Wir wiſſen von Da :
masfus, Aleppo, Diarbekr, Erzerum und Angora, Konſtanti: nopels ſelbſt z11 geſchweigen , daß Gewerbe der verſdziedenſten Art noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in hober Blüthe ſtanden , und eine Quelle des Reichthums für den Staat waren , aber von jener Zeit an ſank dieſer Reichthum mit jedem Jahre : die ungehemmte Einfuhr fremder wohl
feiler Fabricate zog das Geld aus dem Lande, und zernichtete die einheimiſchen Gewerbe.
Wie Oſtindien durch die Einfuhr
engliſcher Fabricate und die Vernichtung ſtrie verarmte , ſo auch Perſien und die dürfte 3. B. nur einer kurzen Herrſchaft in Syrien , um die leßten Sparpfennige
ſeiner Gewerbsindu : Türkei , und es be: eines Mehemed Ali des Volkes hervor:
zuloden. *) Mehemed Ali’s Syſtem beſchleunigte in den von ihm beherrſchten Ländern nur um wenige Jahre , was das türfifche Syſtem und die ungehemmte Einfuhr fremder Ma: nufacturwaaren in der ganzen Türkei herbeiführen müſſen. Wäre daſelbſt eine gerechte , für den Acerbau ſorgſame Ver: waltung möglich , ſo wäre das Ilebel verhältnißmäßig von ge:
ringer Bedeutung , denn die ſtärkere Ausfuhr von Naturpro:
bleibliche Folge, und die Verbreitung dieſer Käuflichkeit, ſo wie
ducten aus den von Natur reichen Ländern würde bald ein Gleichgewicht herſtellen , das wenigſtens einen gewiſſen Wohl
die Herabwürdigung der höhern Claſfen durcy ihre offene Theil: nahme an den Unterſchleifen , zehrten als ein geheimer Krebs am Lebensmarfe des Reichs , ſelbſt in ſeinen glänzendſten Ta-
ſtand dem Volfe fichern würde , allein bei der Art , wie der Landmann gewöhnlich durch die Paídas gedrückt wird , iſt an
/
gen , und waren durch keine Vemühungen der Sultane aus311rotten . Die offene Verkäuflichkeit der Paſchenſtellen, wozu denn
Armenier, Griechen und Juden das Geld vorſtrecten , und ſich dann unter dem Schuße der Paſchas voin Volfe bezahlt machten,
konnte nur dieſem Syſtein die Krone aufregen. So ſchlimm *) Nach dem Frieden von Belgrad, in der Mitte des vorigen Jahr hunderts, war der Uebermuth der ulemas endlich ſo unerträglich geworden, daß Osman III ein ganz eigenthümliches Mittel mit Erfolg anwandte.
Nach den alten Gefeßen de& Reiche founte
ein Ulema nicht anders geſtraft werden , als indem man ihn in einem Mörſer jerſtieß, eine Auszeichnung, auf welche die ule mas gar nicht ſonderlich erpicht waren , weßhalb ſie einen ser Vorfahren Cáma116 bewogen , den Mörſer, der dazu gedient hatte, tief in die Erde zit vergraben, um das Andenfen an dieſe ſcheuß
Ilde Hiurichtung gänzlich aubyutilgen . Osman JII ließ, als die Ulemas es ihm ju arg inachten, den Mörſer in aller Stille aus graben und an ſeinen alten Plat ſtellen, was die Herren mit
ein Beſſerwerden nicht zu denken . Das iſt, in der allgemein: ſten Weiſe ausgedrückt, der Grund der entießlich raſcheu Verarmung, welche in den lebten hundert Jahren nicht bloß die Türkei , ſondern überhaupt alle dieſe öſtlichen Lande betrof: fen lyat. Abnahme der Bevölkerung , Verſiegen der alten Na tionalbülfsquellen , alſo Schwachung der öffentlichen Macht, ab : geſehen von allen moraliſchen Einflüſſen . Zwei Völferſtamine haben ſich die Abnahme des türkiſchen
Stammes namentlich zu Nuße gemacht, die Kurden in Aſien , und die Albaneſen in Europa. Die Albaneſen drangen gegen Oſten und Süden , die Kurden gegen Norden und Weſten vor,
und traten an die Stelle der dünner werdenden türkiſchen Be völkerung. Daher die Wichtigkeit , welche man dem Aufſtande der Kurden im Jahre 1833 und der Albaneſen im J. 1830
beilegte, wozu noch fam , daß die erſten den Weg nach Meſo: potamien abſchnitten. Befannt iſt, wie der Großweſir Redſchid
einem Male ſehr herunterſtimmte. Schade daß die fortgeſchrittene Civiliſation auch dieſen Schredſchuß zernichtet hat. Theolo-
*) Man ſah in den leßten Jahren in Syrien faſt nichts als durch
giſche Streitſucht und Frömmelei ſcheinen das Erbtheil des alien Byang
löcherte Münzen, d. h. folche, die vorher als Schmud der Frauen gedient hatten , und jeßt aus Noth ausgegeben werden mußten .
735
Mehemed Parcha den Aufſtand der Albaneſen im I. 1831 dämpfte, und dort eine Armee fammelte , um Melemed Ali zu demu-
fie zu beherrſchen , und ſelbſt ihre wahren Freunde in den Fall kommen können , ganze Provinzen zu befeßen , um ſie nicht
thigen, worauf leßterer ihm zuvor tam , und in Syrien einfiel. Was darauf folgte , braucht feiner Recapitulation , nur eine
in die Hände des gefährlichſten Feindes fallen zu laſſen .
Bemerkung können wir nicht übergehen. Man betrachtet gewöhnlich die Herrſchaft Mehemed Ali’s als eine natürliche Folge
der franzöſiſchen Erpedition nach Aegypten .
Dem iſt aber fei:
neswegs alſo. In Arabien , dem Lande aller großen Revolu : tionen Vorderaſiens , erhoben ſich die Wababiten, und bedroh: ten Syrien - und Aegypten. Sollte nicht in dieſen Ländern eine blutige Umwälzung ſtattfinden , fo mußte ein fraftiger
Arm ihr ſteuern ; dieſer Arm fand fich in Mebemed Ali, der zum Dank für dieſen Dienſt ſich allmählich fo gut wie unab:
hängig machte, was jeder kraftvolle Paſcha in ſeiner Stellung denn ein ſchwacher hätte ſich nicht halten können — gethan haben würde. Jeßt, wo Mehemed Ali die Wahabiten nicht mehr im Zaume hält, geht in Arabien alles bunt durch einander, und
neue Einbrüche in Syrien ſind unvermeidlid .
Es iſt eine allgemeine Bemerkung in orientaliſchen Reichen , die durch raſche Eroberung zuſammengewürfelt ſind, daß ſich die fernen Glieder allmählich ablöſen , und die einzeln entlegenen
Statthalterſchaften unabhängig machen ; aber ſo ſchnell , wie dieß im türkiſchen Reich geſchah , iſt es kaum irgendwo ges ſchehen , und man kann nicht umhin, an eine feindſelige Gewalt
zu glauben , die dabei die Hand im Spiele hat. Ali Bey vou Aegypten gab in den ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts faſt das erſte Beiſpiel eines Abfalls. Ihm folgte wenig Jahre ſpäter Paswan Oglu , dann Ali Paſcha von Janina, Mehemed Ali, Daud Paſcha von Bagdad , ſo wie jeßt ſeine Nachfolger in Bagdad und Moſſul. Mahmud erhielt noch, ſo lange er lebte, den äußern Schein aufrecht, aber mit ſeinem Tode hörte auch dieſer Schein auf , und man konnte der Pforte keinen :
Mehemed Ali
ſchlimmern Dienſt erweiſen , als eine Geſammterklärung der
verſchwendete die Kraft ſeiner Provinzen im Kriege mit den Arabern , wie im Kampfe um Griechenland , und zum Danke
chriſtlichen Mächte , daß man ihre Integrität aufrecht erhalten wolle : der Veherrſcher der Gläubigen , der Nachfolger des Cha
dafür ſollte er aus dem Wege geräumt werden . Da wehrte
liphen , geſchüßt von den Ungläubigen gegen die Moslems ! Diefer Schuß hat der Pforte den Todesſtoß verfekt ; fie iſt
er ſich ſeines Lebens , das er bedroht fab , denn noch in jener
Zeit wußte man , wie das Schicfal Ali Paſcha's von Jauina zeigt, nichts von türfiſcher Gnade.
Es wäre ein unmöglicher Verſuch , die Plane und Abſich ten der europäiſchen Mächte in ihren Unterhandlungen über das türkiſche Reich auch nur ſeit dem Jahre 1830 erforſchen zu wollen, denn gar viele hatten längere Zeit keine beſtimmten Plane , ſelbſt England erſt ſeit dem Jahre 1837. Aber Eine
Macht geht mit einer furchtbaren Conſequenz zu Werké, Nußland ; alle Chriſten Kleinaſiens und Eurora's find mehr oder minder ſchwarig und zum Aufſtande geneigt, und dieß iſt Rusa lands Werk. Die Geſchichte dieſer Umtriebe zu ſchreiben , dazu bedürfte es eines Urquharts, der in ſeinem „Geiſt des Orients“ hinreichende Beiſpiele aufgedeckt hat , wie Rusland auf die
öffentliche Meinung felbſt in dem Innern der türkiſchen Pro: vinzen einzuwirken verſteht , und wie es geſchickt die Gelegen :
heit benüßt , die Verwirrung im türkiſchen Reiche zu vermeh : ren. Es kann nicht fehlen , daß diefes Verfahren mit der Zeit
umſtändlicy ans Tageslicht kommit , und dann wird man die Schlauheit und die vollendete Kenntniß der innern Landes:
verhältniſſe bewundern müſſen , mit der es feine Zwecke ver: folgt, und ineiſtens auch erreicht. Gegenwärtig fehlt , um die Lage des Reichs rathlos 311 machen , nichts mehr als ein Auf: ſtand Albaniens ; auf dieß Boll aber hat Nußland weniger
eine Leiche ; wie aber die innere Fäulniß fie zerfreſſen , und die Geyer ſich in dem lederen Mahle ſättigen werden , das muß eine nicht ferne Zukunft lehren.
Der Manſchenillenbaum . Er . Auger erzählt in ſeinen Souvenirs des Antilles' (Voleur voin
15 Junius): Der Boden der Antillen erzeugt eine große Menge giftiger Pflanzen , deren Saft , von funſtreichen Händen bereitet , bald einen rajden , aber ſdmerzhaften, bald einen langſamen, ziemlich fchmerzlofen Tod gibt. Die Frucht des Manſchenillenbaumes iſt eines der beden tendſten Elemente dieſer Gifte. Dieſer in den Antillen fehr gewöhnliche Baum wächst am Meeresufer in ſumppigem Boden. Sein Anblic !
mitteit unter den fnorrigen, mißgeſtalteten Manglebäumen , deren bigarr verſchlungene Zweige einen undurchdringlichen Gürtel um die Baien
bilden , iſt höchſt reizend. Unter dieſen unſchuldigen Bäumen entfaltet der Manſchenillenbauin mit perfider Demuth fein ſchimmernd grünes Vlätterwerk und ſeine zurfarbenen Kränge von kleinen Aepfelt mit locfenden Farben und füßem , trügeriſchem Geſchmack. Man darf nidyt unter denſelben ſtehen , wenn es regnet, denn das nur kurze Zeit auf
den Blättern ſtehende Waſſer erhält eine corroſive Kraft, die auf der
Haut diejelben Wirkungen hervorbringt, wie die concentrittefte Säure.
Einfluß, als auf irgend ein anderes in der europäiſchen Tür:
Ein unbeſonnener Wanderer auf Martinique rig einen Zweig ab , um ſein Pferd, das nicht mehr von der Stelle wollte, anzutreiben, und ein
kei, da die Fürſten desſelben meiſt Mohammedaner und nicht
vorüberreitender Pflanzer rief ihm , ſobald er es merkte, ju, fich augen
in gleichem Grabe allen Intriguen und Beſtechungen zugäng:
blidlich ins Meer zu werfen und abzuwaſchen ; er that es , und wuſch
lich find , wie die höhern Beamten am Regierungsſiſe. In da ſie keine Mittel hat, die Kurden zu bekämpfen, und ſomit
fich forgfältig Hände und Geſicht, aber eine Stunde ſpäter entzündete fich dennoch das eine Auge, die Häute zeigten livide Flecken, wurden bald ſchwarz und ſchwollen auf. Eine hülfreiche Mulattin legte ihm ein auf geheim
Syrien und Meſopotamien ihrem Einfluß entrüdt find. Mehr als je iſt die Pforte in dem Fall, das Gefeß von den Umſtän :
nisvolle Weiſe zubereitetes Pflaſter auf, und erſt nach drei Tagen wurde er völlig geheilt : beinahe wäre er auf immer sinäugig geweſen .
Aſien iſt die türkiſche Regierung zur Unthätigkeit verdammt,
den zu empfangen , da ſie in feiner Art mehr im Stande iſt,
736
Chronik der Heiſen. Neiſe von Chihuahua tad Neu - Orleans auf einem
bisher unbekannten Wege. ( Fortſepung .) Des Abends brachen wir wieder auf , ſeßten über den Nio de las Nueres und beſtiegen eine mit Mesquites befeßte Bergtette , an deren Enbe , da es ſchon Nacht war, wir Halt maden mußten ; denn nur bei
Tageslicht fonnten wir einen Weg fuchen , um die Wagen abwärts zu führen ; wir brachten die Nacht ohne Waſſer zu , denn dieſes iſt erſt eine halbe Meile weiter in einem der Hohlwege, die zu unſerer Nechten .
blieben , anzutreffen , daher wir dieſe Stelle Agua Escondida (daß ver borgene Waſſer) nannten . Nachdem wir von dem Landrücken berab gekommen , gogen wir eine Meile lang durd, ein ebenes Feld oder Nies
derung, und weiterhin über einen ziemlich ausgedehnten Strich von rothem Boden , ſtark mit Eiſen verſeßt; wir trafen in der That viele Stüde
von Tepuſtete (Mineral von compactem Eiſen) , welches unſere Berg leute für ein Anzeichen von der Nähe des Goldes halten. Bald hernach 1
find , an welchen die wegen der Schwierigkeit des Terrains gemachten Umwege einen großen Antheil haben. Wir bemerkten nights Beſonderes ; das land hat nur leichte wellenförmige Unebenheiten , viele Waſſer in den Hohlwegen, Weidepläße und Waldung wie bieber. Den Rio Colo rado durchwateten wir mit leichter Mühe , denn obgleich waſſerreich, iſt er breit und nicht tief , er mochte 100 Ellen Breite und 4 Fuß in der größten Tiefe der Furt haben , ſeine Strömung iſt ziemlich ſtart, Beide ufer beſtehen aus rothem, an einigen Stellen hochgefärbtem Sand, das Waſſer enthält Thonerde von derſelben Farbe, und irgend ein Stein oder Mineralſalz, was wir auch in einigen Bächen auf der lebten Tage reiſe wahrnahmen. An beiden Ufern iſt ein herrliches Fruchtland mit dichtbelaubten Bäumen. Man kann dieſen Fluß als die öſtliche Gränze
der Comanches ( ſpridh Romantſches) und als ihr eigentliches Terrain den zwiſchen dieſem und dem Fluſſe Peco begriffenen Strich anſehen, denn obgleich fie beide Flüffe nach Willfür bei ihren Jagdzügen überſchreiten , ſo trifft man ihre feſten Niederlapfangen nur zwiſchen beiden an , wir ſahen einige derſelben, Rancherias, wie man ſie nennt, aber ſie ftanden leer. In der größten zählte ich bis 30 Zelte von gebogenen Baumäſtena
gelangten wir zu dem von den Comantſchen Arroyo Colorado ( der rothe Bach ) genannten Waſſer, und machten in dem Djarranco Colorado (dem
die ſie wahrſcheinlich mit Thierſellen bedecen ; dieſe Felle machen ihren
rothen Hohlwege) Nachtlager. Wir verfolgten unſere Reife auf einem ziemlidy gebrochenen Grunde , und fepten über einen unbeträchtlichen Fluß , den wir für den
immer in der Nähe eines Waſſers angelegt , und wenn ſich dabei eine
Guadalupe hielten , und über mehrere Bäche. Der Pflanzenwuchs war
im Nothfall zu vertheidigen . Die Niederlaſſungen müſſen nicht viele
wie an den vorigen Tagen, wir ſahen auch wilde Aprikoſenbäume. Wir machten Halt an einem anſehnlichen Bache, den unſer Commandant den Bach de los primeros Indios (der erſten Indier) benannte. Denn als
300 Perſonen geſchäft werden , auch fanden wir nur wenig thieriſche
wir beſchäftigt waren, unſer Feldlager zu ordnen und die Zugmaulthiere
in das von den Karren gebildete Viereck zu jtellen , riefen die Schild wachen plößlicy: Indier ! Indier !
Es waren vier herumſchweifende
vorzüglichften Haus- und Kleidervorrath aus.
Die Nandierias find
von loſen Steinen verſehen , un dort Sbildwagen aufzuſtellen und ſich Bewohner haben , denn die größte von 30 Zelten fann höchſtens auf Neſte, weldies alſo auf einen geringen Verzehr hindeutet. Wenn gleich daher einige die Stärke dieſer indiſchen Nation auf 7 oder gar 14,000 waffenfähige Männer berechnen, ſo glaube ich mit andern, daß ihre Zahl nicht über 4000 geht, und dieſes ſtimmt aud) mit dem Umſtande überein , daß fie bei ihren Einfällen in dem Staate son Chihuahua nie über
Leute , *) die, ohue es zu wiſſen, auf unſer durch einen Hügel verdectes Lager zugingen , aber ſobald ſie uns ſahen , im yollen Laufe davon
6 bis 700 Mann zu Feld brachten.
rannten , ſo daß ein Piket von 20 Mann zu Pferd , das ihnen unſer Commandant nadýſendete, fie nicht erreichen konnte. Unſere nädyſte
von Neu - Merico , beträgt 150 bis 200 Meilen , alſo der Flächeninhalt
Tagereiſe war bis zu einem kleinen Bache , an deſſen Benennung ich mich nicht mehr erinnere , der aber darum merkwürdig iſt, weil fein Bett, wenigſtens wo wir aušruhten, aus altem Sandſteine beſteht. Der Bady, wo wir das folgende Nachtlager nahmen, nannten wir el Arroyo de las Moras
den Bach per Maulbeere ( weil es dort viele und an
Die Ausdehnung ihres Landes von
Norden nach Süden, nämlich von der Nähe von Bejar bis auf die Höhe etwa 10,000 Quadratmeilen.
Was wir davon ſahen , iſt eine höchſt
angenehine Gegend voll maleriſcher Anſichten , guter Waſſer , herrlidier Weidepläße und vortrefflicher Früchte; an verſchiedenen Stellen trifft man wilden Bein an , von welchem ich einige Samenförner aufnahm . Die Iags iſt im Ueberfluſſe , beſonders Hirſche und wilde Truthähne
ſehnliche Bäume dieſer Gattung mit reifen , ſehr großen und ſüßen Früchten gibt, von welchen wir ſo viel aßen, als wir vermochten ). Der Bad iſt waſſerreid und die Waltung dicht; es gibt in derſelben
(guajolotes) ; der Cibolo oder Zibetochſe macht ihren vorzüglichſten
Leoparden , und, einer der Unſrigen , der ſich mit der Fiſcherei beſchäf tigte , wäre beinahe von einem dieſer Thiere aufgezehrt worden . An den Ufern trifft man einen Bruch von Gyps oder weißem Selenit an , welcher ſchwer und weich , und daher leicht mit einem Meſſer zu be
Feuchtigkeit hinlänglich, um auf dem für alle Getreidefrüchte gecigneten
Reichthum und ihre Hauptnahrung aus.
Die Luft iſt dünn und ſehr
rein , im Winter fehr kalt , im Sommer nicht übermäßig heiß , die Boden den Pflanzenwudys zu befördern, und in den vielen und mäßigent Vertiefungen fließende, meiſtens mit Fiſchen verſehene Wiſſer zu unterhalten . ( Fortſeßung folgt. )
.
arbeiten iſt ; mehrere der Unſrigen machten fich Tabakspfeifen daraus.
Von dem Bache de las Muras machten wir 5 oder 6 Tagemärſche, um zu dem Fluſſe Rio Colorado de Bejar zu gelangen ; wir ſchäßten die Entfernung von dem Rio de las Nueces auf 60 und den ganzen
Weg von Chihuahua an auf 320 Meilen in nordöſtlicher Nichtung ; man bemerke aber , daß dieſes nicht wahre , ſondern Marſchdiſtanzen * ) Gandules , Po nennt man dort die wandernden Indier , ungefähr wie man die arabiſchen Nomaden Beduinen nennt.
1
Anhöhe befindet, ſo iſt ihr Gipfel mit einer oder mehrern Verídyanzungen
E infeßung der Röhre i m Brunnen von Grenelle. Die Röhre von verzinntem Kupfer hat 547 Metres länge. Erſt wenn dieſe Röhre völlig eingereßt iſt , wird man einen Verſuch machen , wie body das Waſſer ſich über den Boden erheben kann. Mulot berechnet die Höhe auf 30 Metres. Das Waſſer fließt fortwährend reichlich , hat 30 Grad (Gentigrad ?) Wärme , iſt aber immer noch ſchwarz und poll Sand. ( Echo du Monde Savant vom 19 Iunius .)
D in den , in der Literariſch - Artiſtlichen Anfalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. & d . Widen ma n n.
!
Nr. 185 .
Bass
A usl a n d .
Ein Tagblatt für
Kunde des geift iġen und fittlichen Lebens der Völke r. 4 Julius 1841 .
ſchonungslos alle Blößen aufdeckte und mir es überließ, die
Petersburger Skizzen.
mildere Beleuchtung in Anwendung zu bringen .
(Bon Treumund Welp.)
Mein vielfach von der Geſellſchaft in Anſpruch genommener Freund Franz Fam zu meinem größten Erſtaunen eines Tages
Gine Promenade in St. Petersburg.
zu mir , mich zu einem Spaziergang durch die Stadt aufzu: Nur die , die auf den Lauf der Welt recht Achtung geben, Erlernen der Natur hier angemeſſen leben.
fordern.
Opit . !
Nirgends empfindet man lebhafter die Wohlthat , eine
„ Es ſind,“ ſagte er, „noch volle drei Stunden zu unſerer freien Verfügung , ehe wir gemeinſchaftlich die Mittagstafel des Staatsraths D. beſuchen , und da Sie oft genug die Straßen
treue verwandte Seele zu haben, welcher man ſein Herz ohue
Petersburg durchfahren ſind, ſo dachte ich, wir ließen uns heute
Furcht vor Mifdeutung oder Mißbrauch ausſchütten kann, als da, wo alle Umſtände Vorſicht predigen ! Dieſer Fall fand in hohem Grade bei mir ſtatt, als ich völlig fremd und allein den Schauplaß des Lebens in Peters:
durch den Schmuß nicht abſchreden, um zu Fuß manches an:
burg betrat und das Glüc& mich bald einen ſehr unterrichteten , ſcharfſinnigen und in vieler Hinſicht zuverläſſigen Freund finden
ließ. Er allein bewahrte mich vor ſo vielen Täuſchungen , in welche faſt jeder Beſucher verfällt, ia verfallen muß, und die nur fpåt und allmählich ſich ablegen laſſen . Wer nur kurze Zeit am Plaße weilt, ober geneigt iſt, fich alle Zuſtände zu verſchönern und verſchönern zu laſſen, der wird im beſten Falle nur die Sonntagsſeite zu ſehen bekommen. Er wird männig: lich nur zu bereit finden, Alles zu lober , herauszuſtreichen ,
bis in den Himmel zu erheben !
loben.
ders und vielleicht ſogar beſſer zu beobachten ." Bald war eine paſſende Toilette gemacht, und wir betraten die geſäuberten, breiten , mit rotheni Sande beſtreuten Zrottoirs
der ſchönen Newsfi Perſpektive. Die Oſterwöche mit ihren Feſtlichkeiten war bereits vor: über, und eben wurden die Vretterbuden u. dgl. vom Admira
litätsplaße geräumt , über den wir unſern Weg zu nehmen hatten, um nach dem engliſchen Kai zu gelangen. Der Plaß ſollte ſpäter erſt vom Kothe und Eiſe gereinigt
werden, daher war derſelbe fogar für uns mit Ueberſchuhen verſehene nur mittelſt eines Iswosſchtſchiks zu paſſiren. Der furze Zwiſchenraum von einigen hundert Schritten foſtete uns
60 Kopecen (etwa 146. Rthlr.) , denn keiner der zahlreichen
Der umgekehrte Fall findet ſtatt bei ſolchen, die hieher
Droſchkenlenker, die ſich an der Ede des genannten Plakes
kamen, entweder mit allzu überſpannten Einbildungen , oft ver:
und der Newski-Perſpektive, heut wie immer, aufhielten , wollte
anlaßt durch Berichte eben dieſer Sonntagsleute, oder auch bei andern, deren ſanguiniſches Blut an irgend etwas ein feſt:
uns billiger überſeßen.
wurzelndes Aergerniß nimmt. Bei den erſtern waren vorher
nicht ſparſam mit dem Haupttitel des gemeinen Ruſſen : „Sohn
Franz ärgerte ſich weidlich über dieſe Prellerei und war
alle Saiten zu hoch geſpannt, als daß fie nicht ſpringen und
einer Hündin ! " ohne eben damit einen beſſern Erfolg herbei:
den Himmel zerſtören follten, den man ſich geträumt. Die
zuziehen.
leßtern ſind überall. unzuverläffige Berichterſtatter. Beide „ Nehmen Sie ſich's ad notam ,“ wandte er ſich zu mir, ſehen endlich alles kohlſchwarz, und ihre Berichte können nur „ der gemeine Rulle betrügt ſchamlos, ſobald ſich ihm nur ir :
Waſſer auf die Mühlen engherziger Feinde einer Nation ſeyn, send eine Gelegenheit darbietet. Da iſt nirgends ein Billig welcher manche Fehler mit Recht vorgeworfen werden, der es aber durchaus nicht an ſehr guten Seiten mangelt.
feitsgefühl, und es wird lächerlich, an Rechtlichkeit zu erinnern . " Die fümmerlichen Lindenalleen anf den Boulevards por
Gelänge es mir, der Mittelſtraße nahe zu kommen , ſo dem Admiralitätsgebäude ſtredten ihre nadten Aeſte gen Him fällt das Verdienſt meinem Fritiſchen Freunde zu , der oft | mel, gleichſam bittend, daß dem endloſen Winter ein Ziel gez 185
738 ſteckt werde. Unter den Bäumen aber hatten die ungeduldi: | tätscurator, Fürſt Muſin Puſchkin , habe das Locale der Uni gen Menſchen ſchon angefangen , den Schnee hinwegzuſchaffen,
verſitätsbibliothek faſt ein halbes Jahr lang Allen und Jedem
und die Wege waren mit friſchem Sande beſtreut, wie die verſchließen laſſen, weil dasſelbe neu angeſtrichen worden und faſt auch den ganzen . Winter hinburch mit vieler Mühe gesman gewünſcht habe , dieſe Sauberfeit Sr. Majeſtät bei dem fdieht. Die Sorgfalt, mit welcher hier ſowohl , als auf den
Erottoirs der Hauptpaſſagen, Eis, Schnee und Koth beſeitigt werden , überſteigt alle Erwartung. Es wird dem Klima bez harrlich Droß geboten durch Befehle der Polizei. Die Eisdede der Newa und ihrer durch die Stadt geben: den Sanäle hatte bereits eine ſchmufige Farbe angenommen , und das Trinkwaſſer war faum genießbar , wenn es unmittelbar aus dem Fluſſe geſchöpft und filtrirt wurde , daher ſich Wagen an Wagen mit Waſſerfäſſern um die große Pumpe am Kopfe der Jfaalsbrüde reiheten , welche am jenſeitigen Ufer
zu erwartenden Beſuche vor die hohen Augen zu bringen ."
Unter dieſem leiſen Geſpräche waren wir bis an das Haus des baroniſirten Hofbanquiers Stieglik gelangt. Der getaufte Rothſchild Rußlands beherbergte dermalen in einer oberen Etage .die berühmteſte Nachtigall ihrer Zeit , ſonſt Demoiſelle Sontag , jeßt Gräfin Rott, deren Satte einen Geſandten : poſten am Petersburger Hofe bekleidet. Dieſem Ehepaare wa:
ren wir eber am Kai promenirend begegnet, und ich fand die Frau Gräfin jeßt ſehr wohl ausſehend , faſt beſſer als zu An:
fang ihrer Glanzperiode , wo eine Geſellſchaft im Garten zu Radwig bei Leipzig mich in ihre Näbe außer dem Theater
vor Anker lag.
Wir arbeiteten uns erſtens durch die Menge, welche fort-
brachte.
während von und nach Waſili Oſtroff auf einem langen mit
In der ſchönen Graniteinfaſſung der Newa find am eng
Brettern belegten Stege ſtrömte , und darum ſehr drängte, weil es die einzige polizeilich geſtattete Paſſage über den Strom war. Sodann durchbrachen wir einen Haufen Waſſerfuhrleute,
liſchen Kai halbrunde Ausbiegungen angebracht und die be: hauenen Blöde zu. Rubebänken geformt. An beiden Seiten dieſer Ausbiegungen geben breite Granittreppen hinab bis zum Waſſerſpiegel, und daran legen nun, ſo lange das Waſſer offen iſt, die Boote an , um Paſſagiere einzunehmen oder aus:
die um die Pumpe wartend ſtanden , und gelangten endlich in die Gegend der Reiterſtatue Peters zur dort im Sonnenſchein promenirenden beau monde, nachdem wir deren harrende Equi: pagen zur Linken gelaffen , und ihren maulaffenden Bedienten
zuſeßen ; auch ſchöpft die Umgegend da Waſſer , reinigt Wa: rohe u . r. w .
Während des Winters dienen dieſe Treppen
das Beſchauen der Fiſcherbarken gern vergönnten , wenn ſie das
ebenfalls zur Communication mit dem Fluſſe; daher ſind dieſe
r nur erwarte hätten.den mindert beengt Trottoi „ Gewiß man heute
Kaiſer am Kai,“ ſagte
Siße ſtets wünſchenswerth für den Beobachter, und ich brachte manche Stunde auf denſelben zu, mir das Getriebe der Mens
Frang, denn es zeigen einige Polizeiuniformen ſich beſonders
ſchen betrachtend, und des ſchönen Bildes , welches Fluß und
geſchäftig !"
Erſtređen fich denn die vorlehrenden Befehle des Kais
Umgebungen gewähren , mich erfreuend. Auch heute loďte mich die legte am Ende des Kai's be:
e Frage.t ergän" geerhielt ?“ warichmein ſeine Spazi bis auf durchau fers ,,Direct s nicht, , allein zur Antwor
findliche Granitbank, dem Stieglißrohen Hauſe gegenüber , und In unferer ich zog meinen lieben Stritifer zum Niederſeßen . Ju
es liegt im Intereſſe der nächſten Umgebungen des Monar-
den , genau zu wiſſen , wohin derſelbe ſich begeben werde ; da: her ſucht man dieß auf alle mögliche Art und Weiſe zu er: ſpähen , und ſpart weder Mühe noch Geld, um unangenehmen Ueberraſchungen gegenfeitig vorzubeugen . Der Polizei liegt ßen ders erfah namen , welch , zu werd e ,renund dttlich alsdeannStra Sta berühren Kaiſer daran wird alle der ſogar daran gefeßt , um darinnen den Koth aufzuräumen . So muß man zu Anfang des Winters ſchon einen Beſuch des Kaiſers im neuerrichteten Univerſitätsgebäude erwartet haben ,
Nähe, an der Ede des. Kai's, befand ſich die Butka des Stra : ßenwachters , welder in ſeineinſchmußig -lichtbräunlichen , roth :
aufgeſchlagenen Uniformrođe , mit der Hellebarde bewaffnet, gravitätiſch auf- und abſpazierte ; höchſt wahrſcheinlich nichts,
oder beſten Falls ſehr Triviales denkend , und dumm vor fich hin ftierend .
Während mein Freund mir allerhand Bemerkungen über Vorbeigehende von Zeit zu Zeit zuraunte , hatte ich meine
Freude am Butfenbewohner , der fo recht jeden Zoll ein Butot: ſonif zu feyn ( chien und offenbar äußerſt zufrieden mit lidh
denn auf Befehl des Miniſters Uwaroff ſind alle Räume die: red großen Gebäudes bis jeßt täglich beheizt worden , ohne daß ein Profeſſor oder Student den Fuß hinſeßen durfte, da: mit nur Utles' recht neu und ſauber erſcheinen möge, wenn es Sr. Majeſtät gefiele , die Anſtalt in Augenſchein zu neh:
ſelbſt war ; denn ich mußte zu ſeiner Ehre wohl annehmen , daß er es bis zu dieſer Höhe der Betrachtung getrieben habe.
men , was bis heut noch nicht der Fall geweſen iſt. Aehnliches
und die Flügel der Stumpfnaſe bewegte innere Erregung leb:
1
könnte ich Ihnen von allen Orten und Eden der Monarchie
erzählen . Curios klingt es beſonders und ökonomiſchen Deut:
Plößlich feſſelte ein Etwas die Aufmerkſamfeit des Wachſamen und hemmte ſeine läffigen Schritte. Die kleinen, etwas ſchief
geſchlißten Augen riffen fich gewaltſam auf, der Kopf hob ſichy,
hafter. Dieß alles harmonirte To vollkommen mit dem ganzen Manne und zeigte etwas rein Zhieriſches, wie etwa das Auf
fchen, eine Maffe Bols fo zweclos verbrannt zu wiſſen, allein ſchreden eineswachſamen Haushundes aus ſeiner Ruhe beim
Hier will ſo etwas nichts bedeuteu , obgleich der Holzmangel Herannaben eines fremden Gegenſtandes. g Ich folgte mechaniſm ſchon jeßt anfängt im Steigen der Preife fühlbar zu werden .
in
der Richtun
des Blides meines
Lekthin erzählte mir Femand aus Kafan, der dortige Univerſi: Mannes und gewahrte mitten auf der im Aufthauen begriffenen
ca
739
Newa eine einzelne Geſtalt, die rich herüber nach dem dier:
Chronik der Meiſen.
feitigen Geſtade bewegte.
Dieß war nun freilich ein bedeutender Fall für unſern Butotſchnit; denn die Paſſage über den Fluß war außerhalb
Reiſe von Chihuahua nad Neu : Orleans auf einem bisher unbekannten Wege.
des oben erwähnten Bretterſteges in der Nähe der Peterſtatue polizeilich ſtreng unterſagt, und eben die Herren Butotſchniti
(Fortſetung .) Man darf behaupten , daß kein anderes Land der menſchlichen
hatten Befehl erhalten , „ Niemanden über den Fluß zu laſſen ." Gattung zuträglicher iſt als dieſes. Auch werden dieſe Indier, vorzeitige Franz, welcher auch die Figur auf dem Eiſe bemerkt hatte, Todesfälle abgerechnet, gewöhnlich ſehr alt; freilich verſchafft ihnen auch rief mir freudig zu : „ Sehen Sie dort den Teufelskerl ! Da iſt ihre Erziejung und lebensart von Kindheit auf eine geſunde , kräftige, keine Ueberlegung! Läuft der Menſch jeßt noch über das brü Beſchwerden und Entbehrungen tropende Natur. Es iſt ein wandernder dhige Eis , wahrſcheinlich in Folge der geſtrigen Gewohnheit. Stamm , ohne alle Regierung, nicht einmal hat er die patriarchaliſche 1
Nun, wenn er herüber fömmt, wird es Tänze mit dem Bu: totſchnik feßen (Fortſeßung folgt.)
der Beduinen . Jeder iſt von Kindheit an ſein eigener Herr, die Väter würden glauben ihre Seelenfraft zu entnerven , wenn fte ihre Erceffe rügten , ihr Unterricht iſt daher von aller Moral entblößt , und geht bloß darauf, einen geübten Jäger oder einen ſelbſtvertrauenden
Pas Königreich Schoa.
Kind die Waffen Handhaben kann, begleitet er die Gandulies ( die wan
(Nad Dr, Befe's Schilderung.)
dernden Indier) in ihren Zügen , die keinen andern Zwed haben , als Jagd und Krieg. Wohl nennen fich einige Hauptleute oder Oberhäupter
."
Krieger, der ſich von Niemand beherrſchen laſſe, zu bilden. Sobald das 1
In der Sißung der engliſchen geographiſchen Geſellſchaft vom 14 Junius wurde ein Brief Dr. Bele's aus Anfober mitgetheilt, aus dem wir über Schoa Folgendes ausheben : „Wenn man über den Hawaſch
einer Tribus , und man leiſtet ihnen auch oft Folge in den Feldzügen , aber dieſer Gehorſam ift nur willfürlich, und dauert nur nach der Laune
feßt, zwiſchen dem und dem Nil die Schakka - Berge die Waſſerſcheide
eines jeden oder nach ſeinem Vertrauen auf die Tapferkeit und Er
bilden, ſo befindet man ſich im Königreich Schoa , wo der Reiſende fahrenheit des Häuptlinge. Sie haben eine dunkle Vorſtellung von einem durch die Schönheit der landſdaft erfreut wird , namentlich nach dem Gott , den fie den großen Hauptmann , el capitan grande , nenuen, im dürren Anblick des Landes Adel. Die Berge , welche fich nördlich und Himmel und einem böſen Geiſt unter der Erde, aber nicht von ewigem füdlich ausdehnen , bilden ein prächtiges Amphitheater , das mit einer Lohn oder Strafe, doch wenn einer ſtirbt, ſcharren ſie ſein Pferd und traſtvollen Begetation geſchmüdt ift. Der Boden iſt "fruchtbar und ſeine Waffen mit ihm ein. Jeder Indier hat ſo viele Weiber , als er regelmäßig angebaut, das Klima noch angenehmer, als das von Aegypten. ernähren kann , und dieß ift bei dem Umſtande , daß fie bloß von der Das land iſt von fünf Bergketten durchzogen , und der Höhepunkt ſcheint Jagd leben , keine leichte Mühe. Den Ehebruch beſtrafen die Brüder in der Provinz Zamettia zu ſeyn , wo auch die Wafferſcheide zwiſchen der Schuldigen , indem fte dieſelbe mit Schlägen oft bis zum Tode dem Nil und Hawaich iſt. Nach dem Nil , der einen Bogen von etwa züchtigen , während der beleidigte Ehemann ohne weiteres das beſte 30 lieues inacht, iſt der Hawaſch, deſſen Quellen Rochet zuerſt beſucht Thier , welches fein Nival befißt, wegnimmt. Der Mörder nruß allen haben will, der bedeutendſte Fluß. Dieſe Quellen liegen in der Provinz Verwandten bed Getödteten, welche es verlangen, mit den Waffen Genuga Zemettia -Galla und beſtehen aus mehrern Teichen von verſchiedener Größe, thuung leiſten , und der Dicbſtahl, der doch ſelten ift, berechtigt den die zum Theil miteinander in Verbindung ſtehen und deren Nebenſtröme Beftohlenen , fidh irgend eines Dinges zu bemächtigen , das unter dem den şawaidh bilden. Dieſer Fluß fließt son Südweſt nach Nordnordoſt, Defifthum des Diebed der geſtohlenen Sache ungefähr an Werth gleich läuft 200 lieues (?) durch die ſüdlichen Theile von Schoa, und mündet kommt. Aber alles das iſt nur Şerkommen und nicht Gefet : die all fich in den Auſſa - See , der zur Zeit der Regen in Abyſſinien etwa gemeinſte 'Regel iſt das Necht des Stärkern . Mau bemerkt unter ihnen 50 lieues im Umkreiß hat. Aus einer Unterſuchung der verſchiedenen feinen Cultus , feine Ueberlieferungen , keine bürgerlichen Feſtlichkeiten Waſſerläufe geht hervor, daß der allgemeine Abhang der Oberfläche außer ihren Tänzen und Gefängen. Die erſtern find ſehenswerth, yon von Schon von Südweſt gegen Nordoſt geht. Es finden ſich mehrere der mimifchen Art , melftens eine Jagd - oder Kriegsepiſode vorſtellend, kleine Seen in lande, der bedeutendſte aber iſt der von Suae, der etwa wobei fie alle Gebärden , Bewegungen und Waffenübungen , die dem 10 lieues im Umkreie hat. In einigen' findet ſich des Morgens kryſtallifirte Stüde eigenthümlich find , nachahmen, und ſich nach einem nicht unan kohlenſaure Soda am Rande. Im Allgemeinen beſteht der Boden aus Ur genehmen Schall von Anochen , Klappern und Pfeifen richten. Ihre geftein, im öflichen Theile aber finden fich augenſcheinliche Spuren Gefänge find liebes - oder Kriegsgefänge, und ihre Muſit ähnelt einem buleaniſcher Erſhütterungen. Neunzehn lieues von Ankober iſt ein Concert von Wölfen und Copoten (amerifaniſchen Wölfen ). Vulcan in Thätigkeit, er hat nur Einen Krater, und ſein Rand iſt mit Es war ungefähr am 25 Mai, 45 Tage nach unſerem Auszuge .
!
Schwefel in allen Shattirungen geſchmüdt; er ftößt Rauch aus und in der Nähe find mehrere erloſcheue Bulcane.
Acht lieues von Ankober
find warme Quellen, einige ſogar find fiedend. Dieſe, ſo wie die uns
aus Chihuahua , daß wir bei dem Rio, Colorado de Bejar anlangten. Von dieſem find noch. rechs oder acht Tagereifen bis zu dem Rio Colo rabo be Natch ityches , durch ein Land , welches dem der Romantfchen
geheure Maffe von tava , die fich findet, beweiſen , daß dieſer Theil
fehr ähnlich iſt. Der Plan der Unternehmer war, daß wir dieſen legtern
Afrika's früher von heftigen Erderſdütterungen heimgeſucht war, und daß das unterirdiſche Feuer zwar geſchwächt, aber noch nicht erloſchen iſt.
Fluß überfeßen und
ſeinen Ufern bis zu
nordamerikaniſchen
Niederlaſſungen hinabglešen ſollten , biß wir ein Dampfſchiff anträfen , welches wahrſcheinlich in Punta Pehan , einer von einigen mericaniſchen
1
!
740 Auswanderern in den erſten Zeiten der Inſurrection gegründeten Ortſchaft, der Fall ſeyn würde. Aber unſere Führer behaupteten, der Rio Colorado de Natchitoches ſey weiter vorwärte , und wir hielten daber
Sie erzählten, daß fie, beſchäftigt einen Weg durch den Wald zu ſuchen, von den Indiern mit geichen und Zuruf begrüßt und unter den Spatten eines Laubwerkes geführt worden waren , wo man ſie fich niederſeßen
den Fluß, an dem wir anlangten und der wirklich der von uns geſuchte war, für einen andern, welcher den Namen Rio de los brazos de Dios (der Gottesarmfluß) führt. So trug ich es in mein Tagebuch ein , und
hieß, ihnen geräuchertes Zibetfleiſch gab und ſie den Weibern und Söhnen
dieſer Irrthuin verbreitete fich auf alle nachherigen Stellungen , und
vorſtellte; dieſe gaſtfreundliche Aufnahme ließ vermuthen, daß fie geneigt ſeyen uns als Wegweiſer zu dienen ; ſie hätten daher die Indier ein geladen dem Commandanten und den Unternehmern der Karawane einen
Der Fluß,
Beſuch zu maden, um über dieſen Gegenſtand zu verhandeln, und dieſes
welcher, wie geſagt, wirklich der Rio Colorado oder Rojo (beides heißt
ſey der Zwed ihrer Anfunft. Wir empfingen ſie mit der größten Herz
der rothe Fluß) von Natchitotches war , ließ ſich weit oberhalb der
lichkeit; der alte Indier zeigte uns ein Papier , das er ſehr in Ehren
verurſachte uns viele Umwege , Beſchwerden und Unfoſten.
Einmündung des Quatchila ohne Schwierigkeit durcywaten und bewäſſert
hielt. Es war in engliſcher Sprache geſchrieben und von einem gewiſſen
ein außerordentlich fruchtbares Erdreich. Wir ſahen an ſeinen Ufern viele wilde Pflaumen und Trauben, die zeitig waren. Der Fluß ſchien
Chateau unterſchrieben , der , wie wir nachher erfuhren , eine befeſtigte Factorei am Rio Canadeano beſikt, um mit den Indiern von der Einöde Verkehr zu treiben. Der Inhalt war im Weſentlichen , daß der Vor zeiger fich Euvaroca oder Cufaruca nannte und Oberhaupt des zahl reichen Stammes der Huichetas war, welche fich ſtets gut betragen und
mir 70 bis 80 Ellen breit , 3 bis 5 Fuß tief in der Furt und von
ſtarfer Strömung zu ſeyn. Ueber das Land von dieſem Punft an bis zu den erſten Ortſdaften von Arkanſas in den Vereinigten Staaten fanu ich keine ausführliche Nachricht geben, es liegt auch wenig daran, denn al der Fortſchritt, den wir gegen Nordoſt machten , war ein unnüber Umweg. Meine Beſchreibung wird ſich alſo nur auf das Vorzüglichſte beſchränken . Wir pafſirten über einen andern Fluß , den wir für den Trinidad hielten , und der wegen der Waldung von ungeheuren Cichen, einige von 2 Ellen Durchmeſſer , merkwürdig war. Wir zogen immer nordöſtlich , um die Gränze von Tejas zu umgehen und die Nachricht !
von unſerem Zuge zu vermeiden . Das Land war eben, voll Bäche, mit
dichten Wäldern und ſehr tiefen , engen , weichen und Fothigen Betten ; jede Tagereiſe und oft jede Meile koſtete uns unſägliche Mühe , auch fingen und die in Chihuahua auf 50 Tage berechneten Lebensmittel an auszugehen. An einigen Bachufern fand ich wilde Zwiebel (cebollinus),
Der Indier verwahrte ſein Papier
die beſten Dienſte geleiſtet hätten.
mit großer Sorgfalt; 68 entſpann ſich zwiſchen dem Capitän Cufaruca und unſerem Commandanten und den Unternehmern eine ſehr lebhafte Unterredung , die theils durch Gebärden , theils durch articulirte laute mehr als zwei Stunden fortgeführt wurde. Man kam überein , daß
Cuſaruca uns zu einem Bache führen ſollte, wo wir Nachtlager maden könnten , während der junge Indier nach der Niederlaſſung ginge , um die Familien und einigen Vorrath von Zibetfleiſch herbeizuholen , denn fie waren bloß der Jagd wegen im Walde geweſen. ( Fortſetung folgt . )
dieſe Gegend durchzogen, machten wir Nachtlager am Ufer eines Baches,
Mis rellen . Spuren einer altrömiſchen Stadt in der Nähe von Belford. Der Wald von Offemont in der Nähe von Belford (Ober
dem wir den Namen Revilla gaben , und um die Leute zu rationiren,
rhein ) wird gegenwärtig in archäologiſcher Beziehung durchforſcht. Seit
deren Geſchmack fich von den gezogenen nicht unterſchied. Nachdem wir
wurde ein Maulthier getödtet. Am folgenden Morgen trennten ſich
einigen fürzlich gemachten Entdeđungen iſt man der Anſicht, daß unter
fünf Fremde von der Karawane , um Wild aufzutreiben , oder wenn ſie Leute anträfen, Nachrichten und Hilfsmittel zu verlangen ; ſie wendeten fich rechts von uns ab , alſo gegen Often. Bald darauf zogen drei Mericaner aus , um einen fürchtbaren Wald , den wir vor uns hatten, auszuforſchen. Dieſer Wald iſt etwas Außerordentliches , er beſteht vor
dieſem Wald die Spuren einer ziemlich bedentenden römiſchen Stadt
züglich aus einem Streif von Eichbäumen , welcher 5 bis 30 Meilen
verborgen liegen. Die Nadygrabungen haben ſchon merkwürdige Reſultate geliefert, und können einer bedeutenden archäologiſchen Sammlung als Grundlage dienen .
(Echo du Monde Savant vom 23 Junius.)
Rhonecanal.
Eine Commiſfion von Ingenieuren unter dem
breit von Süden nach Norden , von der Nähe des Meeres bis weiter
Vorſit des Hrn. Vallée, Generalinſpector der Brücken und Straßen,
vorwärts als Neu - Merico zieht , ſo dicht wie eine Mauer, ſo daß man
hat die Stellen in Augenſchein genommen, wo man die Rhone .eindäm
an vielen Stellen nicht einmal zu Fuß durchbringen kann. Bald fehrten die Mericaner in vollem Laufe mit dem Berichte zurü & , daß ſie am Rande des Waldes zwei mit Kifleflinten bewaffnete Indier zu Fuß angetroffen hatten , welche ihnen zuriefen und Zeichen machten , ſie aber wären fugleich umgefehrt , um uns dieſe Nachricht zu bringen. Unſer Commandant fandte 30 Mann zu Pferd vorwärts , um die Fußſtapfen
men und einen Canal anlegen will, um den Strom auf ſeinem gangen Um dieſe Unterſuchung zu erleichtern , hat man auf der ganzen Länge des Striche, den der Canal einnehmen ſoll, über die den Fluß begränzenden ſchroffen Felſen einen Pfad angelegt.
Laufe ſchiffbar zu machen .
Die Commiſſion hat ſich für die Möglichkeit der Anlegung eines folchen Canals ausgeſprochen.
(ibid.)
( Die Stelle der Canaliſation iſt hier
der Indier zu verfolgen und wo möglich eine Niederlaſſung ausfindig
nicht angegeben, wahrſcheinlich foll aber die Strede an der ſogenannten
zu machen , wo wir uns mit Lebensmitteln verſehen könnten ; der Neſt
perte du Rhone umgangen werden.)
der Karawane fepte ſich in Bewegung in der bisherigen Richtung , ſo viel es das Didicht erlaubte. Um Mittag faben wir auf einer Ebene viele Paſſionsroſen , ſo groß und ſchön , wie die in Gärten gezogenen. Zwei Nordamerikaner eilten vorwärts , das Land auszuforſchen. Die Karawane war eben beſchäftigt ein kurzes Stüd Wald abzuſchlagen, als jene mit zwei Indiern , einem alten und einem jungen , zurüdfehrten.
Härtung von Gyps. Ein Hr. Sorel theilte der franzöftfchen Afademie ein von ihm erfundenes ſehr einfaches Mittel mit , um den
Gyps ſo hart zu machen, als er nur durch das Verfahren des Engländers Keene werden kann. Der Gyps wird ganz einfach mit einer Auflöſung von ſchwefelſaurem Zink zu go bis 10° Areom. eingerührt. ( ibid .)
Mů n d en, in der Literariſch - Artifitffden Anftalt der 3. 6. Cotta'ſden Budhandlung Berantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr . 186 . 股
Das
Ausland. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlider Lebens der Völker. 5 Julins 1841 .
Die Inſel Bank a. (Bon Julius Kögel.)
Die Inſel Banta iſt eine der einträglichſten Befißungen der Holländer, da dieſelbe in Folge ihrer zahlreichen Zinngruben und der dortigen Staatseinrichtungen dem Gouvernement von Batavia einen Reingewinn von wenigſtens zwei Millionen Gulden alljährlich einbringt. Banfa iſt feines faſt allenthalben
auf dieſer Inſel zinnhaltigen Brunnenwaſſers und der häufigen Nebel wegen fehr ungeſund, und es ſtirbt deßhalb ein großer
Zinnernte ſchlechter wie gewöhnlid aus, ſo wird der Kaufpreis für das ausgebeutete Zinn ſchnell heruntergefeßt, dagegen aber
der Preis für die den Bergleuten unumgänglich nöthigen Lebensmittel erhöht , damit der geringern Zinnausbeute wegeu tein Verluſt für das bataviſde Gouvernement entſtehe und das
laufende Jahr wieder einbringe, was das verſloffene verloren
hat. Nach ſolchen neuen Verordnungen wollten fich früher nun die Chineſen nicht immer fügen , und mit Gewalt fuchten fie alsdann zu erzwingen , was man ihnen gutwillig nicht geben wollte. Sie verſammelten ſich daher gewöhnlich in großen,
Theil der neuangekommenen Fremden furz nach der Ankunft
mit Langen , Wurfſpießen und Meſſern bewaffneten Haufen,
dort ; denn ſelbſt diejenigen , welche fchon längere Zeit in an: deren Ländern des oſtindiſchen Archipelagus gelebt haben, fön:
mißhandelten oder ermordeten die ihnen in den Weg kommen den Europäer und blokirten die befeſtigten Orte. Rüdten re
nen das banka'ſche Klima nicht ertragen. Uebrigens ſcheint
guläre Truppen gegen die rebelliſchen Chineſen zu Felde , ro
das bortige Klima ben Fremdlingen des Beſtens ſchädlicher,
gogen fich die leßtern eiligſt in die unwegſamen Gebirge und
wie denen des Oftens zu reyn , da fich namentlio die Chineſen dort weit leichter wie andere Fremde afflimatiſiren.
Waldungen zurüc , und nur des Nachts ſuchten ſie die nieder :
Die Inſel Banta iſt aber auch noch fehr unfruchtbar,
ießt noch allemal durch ihr immerwährendes Schwaben ser :
denn fie liefert feineswegs den für die Bevölkerung – welche
ländiſch -indiſchen Corps zu überfallen, wobei fie fich aber bis rathen haben .
nicht eben groß iſt – benöthigten Reis, ſondern nur den Be:
Die malapiſchen Eingebornen Banka's , welche nur mit
darf an Wildpret aus den Waldungen und Fiſche am Seeſtrande.
wenigen Abgaben beſteuert ſind und für die der Regierung zu leiſtenden Dienſte hier beffer wie die Eingeborden in andern Cheilen des niederländiſchen Indiens bezahlt werben , nahmen daher an den Inſurrectionen * ) der Bergleute keinen Antheil.
Nichtsdeſtoweniger iſt der Mangel an Hausthieren, welche eben : fals das banka’ſche Klima nicht vertragen und ſehr bald dort ſterben , fühlbar ; dagegen iſt aber der Mineralreichthum dieſer
Fuſel ſehr groß, denn faſt überall zeigt fich der Boden zinn: haltig, und es werden gegenwärtig über 250 beſonders reich: haltige - Zinngruben dort ausgebeutet. Die Bergleute, mit wenigen Ausnahmen Chineſen, müffen die Ausbeute zu einem feſtgeſeßten Preiſe * ) in die Regierungsmagazine abliefern , von wo das Zinn nachher über Müntof, die Hauptſtadt Banfa's,
Denn die Eingebornen erbauen bei weitern den größern Theil des für fie benöthigten Reiſes ; auch wurden denfelben wäh: rend der Zeit , daß die Chineſen revoltirten , die für fie und ihre Familien benöthigten Lebensmittel aus den Regierungs: magazinen zu niedrigen Preiſen verabfolgt. Die Chineſen
nach Batavia geſchafft und dort verauctionirt wird. Ingleichen
fche Gouvernement nur auf ihre eigene Macht beſchränkt und
waren daher auf Banfa in ihren Kämpfen gegen das batavi
hat ſich die Regierung zum Alleinverläufer der nothwendigſten
hatten ipeder von außen , nod von den malayiſchen Eingebornen
Lebensmittel (Reis , Salz , Fleiſch ze .) auf Banta gemacht, welche fie von Java aus dahin ſchaffen und aus den von den
Banka's Hülfe zu erwarten . Da nun die empörten Chineſen bisher nicht den Muth beſaßen , die von den holländiſchen
Kanonen der Forts und Redouten vertheidigten Magazinen
Cruppen befeßten Forte zu erſtürmen , fo baten fie, fobald ihre
zu feſtgelegten theuern Preiſen verkaufen läßt. Fällt nun die * ) Solche Inſurrectionen fanden auf Danta in den Jahren 1823 * ) 3est 15 H. pro Bitol ( 125 Pf.)
1828, 1832 und 1838 ftatt.
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742 Vorräthe an Lebensmitteln aufgezehrt waren, die holländiſchen
„ Erbarme dich, Väterchen !" rief der Arme; „drüben láßt
Heerführer um Frieden , und dieſer wurde den Inſurgenten
mich ja der Butotſonid auch nicht wieder and Land ! "
auch zu Theil, ſobald ſie ihre Rädelsführer den Holländern aus:
„ Paſcholl naſad !“ (Marſch zurüc ) war die nun ſchon um ein Wort vermehrte Rede des Mannes von der Hellebarde. Unter Bitten und Zureden des Inculpaten und ſcheuem
geliefert und ſo bedeutende Kriegscontributionen befahlt hatten , daß die dem bataviſchen Gouvernement durch dergleichen Em:
pörungen verurſachten Schäden reichlich erſtattet worden waren.
Umſehen des Wächters kam endlich der Handel ins Reine und
Die Rädelsführer wurden bisher gewöhnlich aufgehangen , wenn fie nämlich nicht ein großes Vermögen beſaßen . In dieſem
erſterer gegen Erlegung eines Vierzigkopefenſtücs and Land. Durch unſere Gegenwart ſchien übrigens der Butotſchnit
Fall fiel das Vermögen des Rädelsführes dem Staatsfiscus feineswegs in ſeinem Geſchäft geſtört , denn er ſah es uns ja
anheim , ' und der Chineſe wurde alsdann mit einer förper:
lichen Züchtigung entlaſſen . Es werden deßhalb die Chineſen : inſurrectionen auf Banka ſeitens der Regierung · nicht ungern geſehen, weil dieſe die Staatseinkünfte Banfa's weſentlich ver mehren .
an der Naſe an, daß wir Fremde waren . Der gemeinſte Ruſſe
hat einen eigenen Inſtinct, wodurch er den Ausländer unfehl: bar unterſcheidet, ohne daß derſelbe den Mund aufthut, denn an der Ausſprache des Ruſſiſchen erſt jemanden als Fremden zu erfennen, wäre wohl unter To Scharfſichtigen als Einfältig feit anzurechnen .
Wir traten nun, beruhigt über den Ausgang dieſer Tragi fomödie, den Rücweg auf dem Sai an , nachdem wir einen
Petersburger Skizzen. Eine Promenade in St. Petersburg. ( Fortſeßung. )
vergeblichen Verſuch gemacht hatten , den Weg nach der großen Morskoi, vorbei den Caſernen der garde à cheval, zu Fuß
Der Wandelnde nahm jeßt die Richtung gerade auf uns
zu , weil ein alter Fußſteg daher wies und zum Glück das morſche Eis da noch etwas feſter hielt, als außerhalb desſelben , wo alles ſchon in eine gallertartige Auflöſung ohne Halt über gegangen war. Er hatte noch etwa den dritten Theil des
Fluſſes zu pafſiren, als mit vieler Würde ein Butotſchnit rich uns näherte und gemächlich die eine Treppe neben uns hinab ſtieg, um den unfolgſamen Wagehals wahrſcheinlich ſofort zu arretiren . Dieſer kam allmählich heran und ſtußte gewaltig, als der Wächter ihm ganz lakoniſch „Naſad !" (zurüđ) ent 1
zurützulegen , 'und eine Droſchke ſich nicht zeigen wollte. So rauber auch die Straßen und Trottoirs des engliſchen Kais ge halten waren, in gleichem Grade unſauber und bodenlos wurde der Weg in den nächſten Nebenſtraßen. Selbſt die faſt nur von Reichen bewohnte Galeerenſtraße machte feine Ausnahme, denn der Kaiſer fam ſeit Menſchengedenken ja nicht dahin,
darum ſtrengt man ſich alſo nicht an , auch hier dem Klima und der Natur zu troßen.
Wir hatten uns noch nicht tauſend Schritt von unſerm
Siß entfernt, als wir ſchon von weitem die bewegliche Menge
gegen rief. Nach einer Pauſe' machte der in die Univerſaltracht
der Spazierenden gerinnen fahen. Alles trat an die Seiten,
gemeiner Ruſſen , den Schafpels , gekleidete Eisläufer einen neuen Verſuch zum Landen, der indeſſen vom Wächter durch
oder ſprang nach Umſtänden auf den Weg , um Fronte gegen das taiſerliche Ehepaar zu machen und dasſelbe zu begrüßen .
vorgehaltene Hellebarde und dem Donnerworte ,,Nafad !" aber: mals abgeſchlagen wurde. Hierauf begann von Seiten des Eispaſſanten einige Ein:
Der ſtattliche Kaiſer , in der Uniform der Garde du Corps,
ſprache, die indeſſen nichts fruchtete und das ſtete ,,Nafad“ veranlaßte , daß der Menſch wirklich ſeinen gefährlichen Beg
gend. Die meiſten Bewohner Petersburgs drängen ſtets da: hin, wo man den Kaiſer oder ein Glied ſeiner Familie zu ſe:
wieder zurück über die mürbe Straße antrat. ,,Nun was ragen Sie zu dieſer ſtricten Befolgung der
ben hoffen kann .
obrigkeitlichen Befehle ? “ rief Franz. „Ich bin nur begierig, wie es dem armen Kerl ergeben wird , wenn der Wächter drüben ihn ſieht, im Fall er ganzbeinig und lebend wieder ans
ſonen an, namentlich aber Militärs , an denen er den meiſten
andere Ufer gelangt.“
Natürlich warteten wir das Schicſal des Menſchen ab und ſahen ihn zu unſerer Beruhigung auch glüdlich drüben ans Land gehen, dort aber bei einigen Perſonen ſtehen bleiben,
die wir beide Myopſe nicht mehr erkennen konnten. Den Sterl plagt wohl der leidige Satan ! ich glaube, er
hatte ſeine Gemahlin am Arm , und beide dankten huldreich entgegen , dabei ihren Spaziergang raſchen Schrittes verfol
Nicht ſelten redet der Kaiſer öffentlich ihm bekannte Per
Antheil zu nehmen ſcheint. Man erzählt ſich , daß bei derglei: chen Fällen die Polizei ſofort über die Angeredeten herfalle,
wenn es irgend thunlich ren , um dieſe auszufragen , was der Monarch gewollt. So redete einſt der Kaiſer einen beliebten Schauſpieler des franzöfiſchen Theaters auf der Straße an , und taum vom Monarchen verlaſſen , erſchienen plößlich zwei Polizeiofficianten , und begehrten zu wiſſen , was der Kaiſer mit ihm geſprochen. Der Künſtler aber entgegnete : ,,Seht,
fömmt dort abermals auf dem Eiſe! " ſagte mein Freund nach
dort geht er noch , fragt ihn ſelber ! " Dieſe Anekdote iſt im
einer längern Pauſe, und in der Chat, es verhielt ſich ſo; der
Munde Aler. Auffallend war es mir , mehrfach zu bemerken , daß nie
bärtige Bepelzte tam nadj einem neuen Gange auf Leben und Cod abermals bei unſrer Treppe an und
vom Butotſchnic mit „ Naſad “ bewillkommt.
da aufs neue
1
mals ein Polizeiofficiant zu ſehen war , wenn der Kaiſer auf der Promenade erſchien , obſchon vor : und nacher ſich immer
743
einige Uniformen dieſer Behörde seigten .
Einige Male fah
Chronik der Reiſen.
id auch Polizeirode fich offenbar vor dem Staifer in nabe, offen ſtehende Häuſer ro lange verſteden , bis dieſer vorüber war,
Reiſe von Chihuahua nadh Neu - Drleans auf einem
und bemerkte genau , wie die Träger der mit Recht verſchrienen
bisher unbekannten Wege.
Uniformen durch Thürläden alles Vorgehende beobachteten . An der Ede des Senatsgebäudes gelang es uns endlich, eine Droſole zu erhalten , was auf dem ganzen langen Kai nicht möglich geweſen war , weil hier feinem Jowoſchtſchif er:
( Fortfeßung .) Cuſaruca begleitete uns wirklich zu einem Bach am Rande der dichteſten Waldung. Wir hatten beiden zu wiederholtenmalen geſagt,
laubt wird, ſtill zu halten , wie dieß faſt in allen übrigen Thei :
ſtreife, und daß der junge Indier, wenn er ſie anträfe, ihnen das Seleit
len der Stadt der Fall iſt, und wo faſt vor jeder Thür der:
gleichen Miethfuhrleute zu finden ſind. Nur im Fall eine be: dungene Droſchle oder ein Schlitten auf Perſonen warten, die ein Haus beſuchen , geſtattet man ihnen ſtehen zu bleiben , ſo
geben , oder wenigſtens den Punft , wo wir Nachtlager machen würden, anzeigen ſollte. Allein ſie mußten uns nicht verſtanden haben, und dieß gab zu einigem Mißtrauen Anlaß, denn das Detaſchement, welches bald, nachdem wir Halt gemacht, bei uns eintraf , war wirklich mit dem
lange nämlich zu vermuthen ſteht, daß der Hof hier promeni:
jungen Indier zuſammengeſtoßen, da beide die Niederlaſſung aufſuchten ;
ren könne , alſo nur während der Wintermonate ; außer der Zeit fümmert fich die Polizei entweder ,. wie im Allgemeinen
allein der Indier, da er eine ſo zahlreiche Truppe ſah , lief davon und gab in der Niederlaſſung Nachricht, dieſe war daher verlaſſen, und alle
To auch hier, weniger um den Zuſtand der Straße, oder nimmt
Mühe, die Entflohenen aufzuſuchen , fruchtlos. Das Detaſchement zog
billige Rüdſicht auf den durch das Anlegen der Dampfboote
ſich endlich zurück, um ſich mit der Karawane zu vereinigen , und ließ
und anderer Fahrzeuge entſtehenden lebhaften Verfehr. Würde jedoch einſt dieſer Spaziergang vom Hofe und der Nobleſſe
als Frieden8zeichen ein kleines Geſchenk zurück. Als der Capitän Cuſaruca erfuhr, daß unſer Detaſchement von ſeiner Niederlaſſung fam und fie
auch im Sommer beliebt , ſo ſtände ficher zu erwarten , daß dieſem Intereſſe fich alle übrigen anterordnen müßten.
vielleicht glaubte er, wir hätten ihn mit falſchen Freundſchaftsbezeugungen
1
daß eine Abtheilung unſerer Leute von 30 Mann zu ®ferd im Walde berum
!
.
verlaſſen gefunden hatte , erſchrader und wollte ſich auch entfernen ;
Hatten wir kurz vorher 60 Kopeken bloß für die Benü:
hingehalten , um während dem die Seinigen zu überfallen, aber wir be
kung einer Droſchfe auf furze Entfernung bezahlen müſſen, ſo entſchädigte uns nun die Rüdfahrt, denn der bei den Forde:
ruhigten ihn mit Geſchenken und nachdrüdlichen Verſicherungen unſeres Wohlwollens, und ſo übernachtete er im Lager. Am folgenden Morgen
rungen der Iswoſchtſchits To beliebte Griwnik (40 Kopefen) reichte zur Bezahlung für eine Fahrt bis in die Mitte der
trennte er fich jedoch mit der Verſicherung, daß er die Familien auf
Erbſenſtraße, der mittelſten von den drei großen Perſpectiven , welche vom Admiralitätsthurm aus den dieſeits der Newa lie: genden Stadttheil in Fächerform faſt bis an die äußerſte Gränge
von Fleiſch mitbringen werde. Wir fepten den Marſch während zwei Tagen fort , indem ein Vortrab von 25 Mann mit Aerten , Eiſenſtangen
durchſchneiden .
Es findet für dieſe Lohnfuhrwerke hier keine Art feſter Tare ſtatt. Ob man aus einem beſuchteren Stadttheil in ei-
ſuchen und nachher unſere Fußſtapfen verfolgen und einigen Vorrath
u. ſ. w. den Weg öffnete. Am zweiten Tage erreichte uns Cufaruca, von dem jungen Indier, den wir zuerſt geſehen, und noch einem andern
Indier begleitet ; dieſer legtere trug eine Uniform von rothem Wollen
oder ſchlechtes Wetter, trođener oder ſchmußiger Weg rey , ob viel oder wenige Fuhrwerfe. unbeſchäftigt daſtehen , kurz von
zeug mit weißen Aufſchlägen und gelben Schnüren , die fich ſehr gut ausnahmen , ganz wie die Uniform der engliſchen Infanterie, nur daß er ſie auf dem nacten Körper anhatte. Er war ſehr redſelig , wir konnten aber nur ſo viel entnehmen , daß ihm andere Flüſſe bekannt
tauſenderlei Umſtänden nächſt der Einbildung des Fuhrmanns
waren , auf welchem Dampfſchiffe fuhren, indem er bas Geräuſch, welches
hängt der Lobu ab, den man zu bezahlen gezwungen iſt, wenn
der Dampf macht, mit dem Munde nachahmte ; ro auch , daß er der
nen minder frequenten , oder umgefehrt gehen will, ob gutes
man fahren will oder muß. Wer, ohne vorher alles genau be-
Weg nach den nädſten nordamerikaniſchen Ortſchaften wußte, doch fonnten
bungen zu haben, ſich mit einem Jowoſchtſchit einläßt , muß immer unverhältnißmäßig mehr entrichten , als derjenige, wel:
wir ihn nicht bewegen uns als Wegweiſer zu dienen. Am andern Morgen zogen fie fich zurüd, nachdem ſie uns etwa 6 Arroben (1 % Stnr.)
cher ſich beſſer vorgeſehen. Die Ausländer , welche des Feil: fchens ungewöhnt und der ruſſiſchen Sprache nicht mächtig ſind,
trođenes Zibetfleiſch verfauft hatten , für welches wir ihnen 100 harte
machen immer einen Hauptartikel des Schachergeiſtes dieſer
Thaler in Geld und Laſtthieren geben mußten. Wir gogen alſo wieder auf dieſelbe Art wie vorher weiter , bis wir Mittags zu einem kleinen
Fuhrleute aus. Selten und hauptſächlich nur während des Winters , wo
Fluſſe gelangten , an deſſen entgegengefeptem Ufer der Wald durchaus undurchdringlich war. Wir mußten Halt machen , und alle Leute auf
Lauſende von einſpännigen Schlitten vom Lande, oft aus weiter Entfernung , nach Verdienſt in die Hauptſtadt fommen, ſtößt man auf minder ausgewißte, abgefeimte Leute, welche in: deſſen ſchon nach ein paar Tagen es gewöhnlich ihren Camera-
bieten , um einen Weg auszuhauen , wozu wir den Reſt dieſes Tages
den zuvorzuthun verfteben.
(Fortſegung folgt.)
.
und den ganzen folgenden Tag verwendeten. Das Didicht beſtand aus Eichen, Nußbäumen und Elſebeerbäumen , *) weißen und ſchwarzen Paps
peln , alle ſehr groß ; eine Menge Epheu und ungeheure Weinranken bildeten allenthalben ein dichtverworrenes Neß , ſo ſchattig, daß die Mittagsſonne nicht durchdrang. Ich verſuchte zu Fuß fortzukommen, ) Alisos , Alisier.
744 blieb aber alle Augenblice wie eine Fliege in einem Spinnengewebe
Paſſage über den Fluß beendigt, und bei Sonnenuntergang machten wir
hängen. Es foſtete und noch zwei Tage , um aus dem Walde zu fom men ; wir machten endlich Halt am Fuße eines mäßig hohen Landrüdens, welchen wir El Diviſadero (die Warte) benannten und deren Richtung
auf einer kleinen Anhöhe im Angefiðht déb Fluffes Canabeano Halt, welcher ungefähr eine Meile entfernt reyn '-modhte. Der Capitän Heinrich , welderung des Nachts auf einige Zeit verlaſſen , kehrte bei Tagesanbruch wieder zurüd , unb bat unſere An führer , den Aufbruch aufzuſchieben , denn die vornehmften Leute ſeines
nach Norden wir befolgten. Der Boden war jest durch mehrere Hoht wege, in welchen Bäche liefen, gebrochen. Auf halber Tagereiſe trafen und nun unſer Wegweiſer wurde. Gegen Abend mußten wir noch über
Stammes bereiteten fich uns in Geſellſchaft ihrer Weiber zu beſuchen ; dieſe leßtern ſeyen beſchäftigt einige Vorräthe für uns herzurichten, und
zwei ſtarke Bäche feßen , was uns außervrdentliche Mühe foſtete, denn das Waſſer verbreitete ſich auf der Ebene und bildete mehrere mit Ge=
anzubieten. Bald verkündigten die Schildwachen die Ankunft der Indier,
wir den Capitán Cuſaruca an , der nebſt zwei Indiern ' uns erwartete
ſträuden (tulares) bedeďte Rothlachen, in deren einer die Deichſel eines Wageng zerbrach. Wir übernachteten auf einer Fleinen Anhöhe und theilten am nächſten Morgen Nationen von Maulthierfleiſd aus. Cuſa ruca ſendete ſeine zwei Indier mit unſern Schüßen auf die Jagd , und wir feften den Marſch fort, nachdem die zerbrochene Deichſel hergeſtellt war. Dießmal zogen wir durch waldloſe Weidepläße auf einem leicht
gebrochenen Boden ; aber um Mittag gelangten wir zu einem waſſer
reichen Fluſſe mit ſtarker Waldung von derſelben Gattung wie vorher ; wir ſahen unter Anderm eine Art von weißen Pappeln , die ſehr hoch und gerade und den ſogenannten lombardiſchen Pappeln (chopos de Lombardia) ähnlich waren. Cufaruca nannte dieſen Fluß Ouatchita, der Karte zufolge ein Nebenfluß des Riv Colorado de Natchitoches , in deſſen linked Ufer er einmündet ; wir überzeugten uns jeßt, daß wir den
leßtern viele Tagereiſen hinter ung gelaſſen , daß er kein anderer ſeyn
alle wünſchten uns zu fennen und uns ihre Freundſchaft und Allianz wir entdeđten fie anf einer Anhöhe in der Entfernung einer Miglie, und wurden durch das reinliche und auffallende Ausſehen ihrer Kleider, Waffen und ihres Reiteraufzuges überraſcht. Unſer Commandant be ſchloß fie mit einer Salve zu empfangen ; als fie an den Bach , der onen und mehrere unſer Lager umfloß , gelangten , ließ er drei Flinten abfeuern , fie machten Halt, um uns zu beobachten, aber ſobald ſie ſahen, daß wir in die Luft und bloß zum Gruße feuerten, antworteten audy fie mit der Abfeuerung ihrer Niffes oder Jägerflinten , indem ſie zugleich in Galopp auf unſer Lager zurannten - ſonderbare Höflichkeite bezeugung zwiſchen dem geſellſchaftlichen Menfchen und dem Sohn der Einöde. Es waren ungefähr 25 oder 30 Männer und 8 ober 10 Weiber, alle gut gekleidet ; die erſtern mit ihren Heiben, leinenen Hoſen, ledernen Halbſtiefeln und einem ſchön nach mohriſcher Art um den Kopf gewun denen Turban von rothem Raſimir; auch trugen fie ihr Jagdmeffer in
gehalten, und daß wir auf jeden Fall über den Ouatchita ſeßen mußten,
dem Gürtel , po daß ſie mehr Beduinen als Nordamerikaner zu feyn ſchienen. Die Weiber trugen eine Tunika von Zit nach europäiſcher
um auf dem linken Ufer des Colorado flußabwärts zu ziehen ; wir
Art , lederne, aber geſtidte Halbftiefel und das Haar nach alter Mode
Tonnte, als derjenige , den wir für den Fluß de los brazos de Dios
ſchlugen unſer Lager am rechten Ufer des Ouatchita auf , fendeten aber
in einem ledernen mit Silberplatten befekten Beutel; ſie ſowohl ald die
10 Mann unter der Leitung des Cuſaruca auf das andere Ufer, wo nadı
Männer hatten mehrere Kleinodien von diefem Metall. Ihr Reiter geräthe war ſehr gut von engliſcher Arbeit, die Weiber auf Sißen nach europäiſcher Manier. Ihre Waffen beſtanden in Jagdflinten mit allem
der Ausſage siefes legtern ein indiſcher Stamm wohnte, der uns einige Lebensmittel verkaufen könnte. Nachmittags trafen unſere Jäger ein und brachten Fleiſch, da einer von den Indiern cinen großen Zibetochſen erlegt hatte ; der Vorrath wurde ſogleid unter alle vertheilt . Des
Nachte langte auch ein Courier im Lager an , welchen der Anführer des obenerwähnten Detaſchements abgeſendet hatte , um uns die Furt über den Fluß und den Punft zu zeigen, wo das Detaſchement mit den
wenigen Lebensmitteln , die es hatte erlangen können , zu der Karawane
Zubehör , felten gebrauchen Fie Pfeil und lange.
(Fortſefung folgt.)
Miscellen. Jahreszeit der Erdbeben. Fr. Aleris Perrey yon Dijon legte der franzöſiſchen Akademie am 21 Junins das Reſultat feinre
Fluß , doch nicht ohne Mühe, weil das andere Ufer ſehr moraſtig war.
Forſchungen über die von den Hiftorifern und Chroniſten vom Jahre 306 bis 1583 aufgezählten Erdbeben vor. Es geht baraus hervor , daß 112 in den Winter- und Herbſtmonnten und 79 im Frühjahr und Sommer
Hier ftellte fich uns ein neuer Käuptling der indiſchen Nation Lepe por,
ftattfanden. Man ſcheint geneigt, dieſe Nachforſchungen zu unterſtüßen
er nannte fich Heinric, trug ein Hemd von blauem Rattun, leinene Beinkleider , Beſduhung ( teguas) von Hirſchfell und ein Tuch um den
und weiter zu verfolgen. (Echo du Monde Sarant vom 23 Junius.)
ſtoßen würde. Am folgenden Morgen ſepten wir etwas weiter abwärts über den .
Kopf gewnnden. Er ſprach nebſt ſeiner Mutterſprache auch engliſch und franzöſiſch. Er begrüßte ung höflich , und ſeine Manieren zeigten an, daß er mehr in der Geſellſchaft als in der Einöde auferzogen war.
Er
erbot ſich ung al& Wegweiſer biß zur Nation der Choctoß *) zu dienen, wo wir bereits mehrere Dinge aus den Vereinigten Staaten , Häuſer, Kaufläden mit Lebensmitteln und wad wir ſonſt bedürften , antreffen
würden. Mit ihm war das Pifet gekommen , welches Lebensmittel zu ſuchen ausgezogen war ; unſere Gefährten waren ſehr zufrieden mit der
guten und gaſtfreundlichen Aufnahme, die ſie bei den Indiern gefunden ; fie brachten einiges Fleiſch von Zibetochſen mit. *) Chactaros in den Geographien.
Um Mittag war die
Elektricität und Metereologie. Die in London beftehende elektriſche Geſellſchaft hielt am 15 Iunius eine Zuſammenfunft, worin unter andern Gegenſtänden Bericht abgeſtattet wurde über einen „atmos
ſphäriſch -elektriſchen Apparat,“ den ein Hr. Weekes über der Stadt Sandwich errichtete. Derſelbe beſteht aus 361 Vardø Drath , der an zwei Kirchthürmen befeſtigt und in der Mitte durch hohe Kamine geſtüßt ift. Ein Regiſter der Beobachtungen über den elektriſchen Zuſtand der Atmoſphäre im Verhältniß zu den metereologiſchen Phänomenen im Laufe des Monats Mai wurde gleichfalls vorgelegt , und ſoll höchft intereſſante Details liefern , weßhalb fie künftig periodiſch in den Ver handlungen der Geſellſchaft bekannt gemacht werden ſollen. (Litt. Gas . som 19 Junius.)
Minden , in der Literartfon - Artifiſchen Anftalt der 3. G. Gotta'ſden Bughandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann.
Nr. 187. It,
it
Pas . A usland.
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;
Tagblatt
Ein
13
für
-
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völkete 1
6 Julius 1841 .
Ueber den Damen Tatra.
die Tatras , zu machen. Das Gebirge zwiſchen Ungarn und Mähren, Schleſien und dem alten Polen oder dem ießigen
(Aus dem Tygodnit Literadi Nr. 24.)
Gallizien heißt bei den Geographen Karpathen. Schaffaryf beweist in ſeinem Werk über die ſlawiſchen Alterthümer, daß
Die geographiſche Bezeichnung der Lage und Gränze der
Berge, d. 1. der Wiege der Flüſſe jedes Landes , iſt der Orthographie der Sprache zu vergleichen.
Denn je gebildeter
der Name Karpathen wirklich ſlawiſchen Urſprungs iſt, nur fichtlich verdorben durch fremdes' Ausſprechen. Noch jeßr nen: nen die Ruſſen eine Bergfette Ehrebet , die Wenden Chreb, und aus dieſem Worte iſt der Name Chrobaten oder Chor:
ein Volk iſt, oder je mehr feine materiellen und geiſtigen Bedürfniſſe fidh ausgebildet haben , mit deſto größerer Sorgfalt ſucht es das Land, in dem es ſich niedergelaſſen hat, kennen waten (Kroaten) hergenommen. Die ganze ſlawiſche Bevölke: zu lernen , ſeine Lage auf der Erdkugel , ſeine Höhe über dem
rung in dieſen Bergen fennt daher auch den Namen Karpas
Meere zu beſtimmen , die Quellen der Flüſſe, die Richtung der
then gar nicht, und gibt nur den einzelnen Bergen in den
Sebirgszüge zu verfolgen, und den Boden in der Tiefe zu er:
verſchiedenen Gegenden beſondere Namen . . Die ungariſchen
forſchen. Zur Aufklärung dieſer Gegenſtände bedarf es vielſei-
Slawen zwar nennen ſie Tatras, aber die polniſchen geben nur den höchſten Ketten dieſen Namen, für die niederen Ketten ha ben ſie feine beſondern , einzelne Gruppen ausgenommen ; fo
tiger Forſchungen , vieljähriger Arbeit , ſo Kenntniß der Geſeße der Natur , und nur Gipfel der gegenwärtigen Siviliſation fennert eigenes Land auf dieſe Weiſe. Ein Gleiches
wie einer tiefen Völfer auf dem einigermaßen ihr geſchieht mit der
Sprache: je mehr man ſich damit beſchäftigt, deſto weniger findet man Zweideutigkeiten , die Ausnahmen von der Regel werden ſeltener, und deſto feinere Schattirungen laſſen ſich ausdrüden .
Man hat ſich bis jeßt wenig mit der Geographie der pol: niſchen Länder beſchäftigt. Obgleich wir von älterer Zeit her viele ſchäßbare Materialien befißen , ſo entſprechen dieſe doch .
unſern jeßigen Anforderungen nicht, weil ſie zu allgemein und häufig nicht ſehr vollſtändig find. In neuerer Zeit hat zwar Staszyc in der „ Bodenbeſchaffenheit der Karpathen“ eine Menge bedeutender Daten aufgebäuft , welche jedoch die Beach:
tung unſerer gewöhnlichen Geographen , die fich lieber an
heißen die Berge um die Weichſelquelle Bieskiden , die höchſte Kette bei Zywce Batia gora, die Kette , welche nördlich von Nowotarg aufſteigt , Gorcy , die kleine Kalt:
berggruppe zwiſchen Chorſtyn und Szczawnica Pieninen. Die weiter gegen Oſten angeſiedelten Ruſinen nennen ihre Berge gleichfalls Biestiden oder Bieszczaden ( ſpr. Bieſch tſchaden ). Es iſt nicht meine Abſicht, die verſchiedenen Namen
für die geſammte Kette der Karpathen aufzugählen oder näher auszuführen , und ich beſchränke mich nur auf die höchſte Kette in dieſen Bergen und im ganzen öſtlichen Europa überhaupt.
Jene wild emporſpringenden, hoch über das Meer ſich erheben : Gipfel voll zauberhafter Ausſichten , ihre eigenthümliche Vege: tation und nicht minder eigenthümlichen Chiergeſchlechter haben ſtets die Aufmerkſamkeit der Gelehrten in Anſpruch genommen .
fremde, als an einheimiſche Autoren halten , nicht zu gewin:
Obgleich nun das Gebirge einen ſo ganz eigenthümlichen Eha
nen vermochten. Eine Ausnahme hievon macht die Geographie
rafter trägt, ſo wird doch die Benennung Tatra ſehr ſelten gebraucht, und ſelbſt unſere einheimiſchen Schriftſteller , die es
des öſtlichenEuropa’s von Plater, welche aber bis jeßt noch wenig verbreitet und nicht genug geſchäßt iſt. Mit den Namen un- ſo ganz in der Nähe reben , nennen es gleichfalls Karpathen. ferer Berge hat man ſich bis jeßtgleichfalls wenig abgegeben , und Woher dieſer Irrthum kommt, will ich nun in kurzem erklären . ps ſen mir *) deßhalb geſtattet, einige Bemerkungen über die Die Tatras beſtehen aus einer Kette zerriſſener Gipfel, die fide Benennung einer unſerer bedeutendſten Ketten , nämlich über bis zu 8000 Fuß über die Meeresfläche erheben, und von Oſten *) Der Verfaffer iſt unterzeichnet und nennt ſich Zeiszner.
nach Weſten etwa 7 Meilen ſich ausdehnen. Sie beginnen im Oſten mit dem Gipfel Spiska Magora und endigen auf der 187
746
Weſtſeite mit dem Berge Chocf ; von da- dreht ſich die Kette Kantſchuh an den Schlittenfaſten und redete ſeinem Pferde zu, weiter gegen Weſten und nimmt eine andere Richtung. Auf recht raſch zu fahren. Die kleine Krace lief auch ſchnell genug dem Nordabhang wohnen nur polniſche Bergſtämme, weiter im mit dem Schlitten über die Newa ain Winterpallaſte und der Weſten jenſeits des chals des ſchwarzen Dunajec, ſo wie auf
Admiralität vorbei bis in die Galeerenſtraße, wo mein Kutſcher
dem Südabhang in Liptau, ſißen Slawaken, und nur im ſüd- erſt langſamer fuhr, endlich aber ſtill hielt und ausrief: „ Jeßt öſtlichen Theile finden ſich Deutſche ſchon ſeit dem 12ten und 13ten Jahrhundert angeſiedelt. Polen und Slawaken nennen
dieſe Berge beſtändig Tatras, die Deutſchen aber Karpathen.
weiß ich den Weg nicht weiter, Herr !" Ich bemerkte ihm nun, daß wir noch viele tauſend Werſte bis nach Irkutsk zu machen
hätten, worauf der Kerl ſogleich den Spaß begriff und ſchmun:
Es iſt deßhalb kein Zweifel, daß die ſlawiſche Benennung
zelnd erwiederte : ,,Erbarme did), Herr ! Ich dachte eine Straße
dem Berg eigenthümlich und ſo alt iſt, als die dieſen Theil des Landes bewohnenden Slawenſtämme; die deutſche Benen: nung iſt fremdartig. Die Benennung Tatra hat nach Jung :
der Stadt (io nennt der Landmann weit und breit Petersburg) hieße ſo, weil ich eben erſt vom Lande herein gekommen bin .
mann ihren Urſprung im Sanskrit und bedeutet „weiße Berge.“
Vergib mir alſo und ſage , wohin ich dich fahren ſoll!" „ Dagegen ließ ſich nichts einwenden, und ich befand mich
In allen Theilen der Welt erzeugen gleiche Naturerſcheinungen
bald im Somität.
gleiche Namen : hohe mit Schnee bedeďte Kuppen erhalten ih:
Man darf übrigens nicht denken , daß zwei Perſonen, die
ren Namen von der weißen Farbe , ſo Montblanc, To Chimboraſſo, welcher Name uach Humboldt gleichfalls „weißer Berg"
auf einer Droſchke eine Strecke Weges in Petersburg zurück:
bedeuten ſoll. Der eigentliche Name des beſprochenen Berges
iſt ſomit Tatra. So hat ihn Staszyc eingeführt , und ſpäter Beudant und viele andere beibehalten.
Andere aber .geben
legen, ſich wie in einer Wiege und im Roſengarten befinden. Abgeſehen davon , daß es gar nicht comme il faut iſt, auf Miethdroſchken zu fahren und nod dazu von einer beſuchten Promenade ab, mithin ohne Rüdſicht auf die Stöße , welche unſere Ambition dadurch erleidet , wenn die Noth Jemanden, wie heute meinen Freund und mich, zu .To deſperatem Schritte
dieſer Kette immer noch den bis zu einem gewiſſen Grade falſchen Namen Karpathen , oder bezeichnen ſie als Ha u pt: karpathen, wie Wahlenberg, oder als Central farpathen, wie Sydow, und dieſe Benennung iſt aus den fremden Schriftſtellern ſelbſt wieder in die polniſchen übergegangen.
treibt, alſo ohne alle ſpirituellen Rückſichten, denn dieſe werden von Körperlichkeiten dominirt, ſind unzählige Leiden bei einer ſolchen Fahrt zu erduiden.
Petersburger Skizzen.
Zunächſt das Fuhrwerk ſelbſt, ohne Verdedě nur rittlings und balancirend zu benügen , alle Stöße des Weges mit dop pelter Kraft zurüdgebend und allen Straßenfoth über die Fah: 1
renden ſprißend , ſodann der unſaubere, nicht ſelten von Un geziefer beſeſſene, übelriechende Fuhrmann mit ſeinem meiſt
Eine Promenade in St. Petersburg. ( Fortſeßung. )
abgetriebenen Pferde, und endlich das erbärmlichſte aller Stra:
Einer meiner Bekannten , der Major v. H. erzählte mir eines Tages folgenden fomiſchen Vorfall mit einem
ſolchen
Neulinge :
„Ich hatte geſtern im Invalidencomität einer Sißung beizuwohnen, und dieß trieb mich aus meiner einſamen Woh nung in Fonkin Pereulok , einer kleinen Nebenſtraße auf der Petersburger Seite in der Nähe der Samſonsbrücke.
Meine
Abſicht war, den Weg bis in die Eremitage, wo die Sißung
Benpflaſter der Welt ! Ich denke, dieß zuſammen iſt genug, jeden Sehnſuchtsſeufzer darnach zu unterdrücken . In Petersburg wird Jahr aus Jahr ein auf allen Straßen · neu gepflaſtert oder gebeſſert, aber du mein Gott wie ! -
die runden kleinen Steine, nur ganz locker an einander gelegt, etwas Ziegelbrođen und Straßenfoth darüber geſtreuet et cela suffit. Mehrmals ſah ich neues, noch durch Geſtänge geſperrtes Pflaſter vom bloßen Darübergehen der Fußgänger zerfallen. Die Wohlgerüche im perſiſchen Magazin, wohin wir fuhren,
gehalten wurde , zu Fuß zurückzulegen bei ſo guter Bahn ; allein mein Vorſaß änderte ſich ſchon, als ich um die Ede einer Straße bog und da ungewöhnlicherweiſe einen Iswoſchtſchif halten fah. Schon daß er auf dieſem abgelegenen Plaße hielt,
wirkten auf unſere Geruchsnerven nach überſtandenen Stra pajen äußerſt günſtig und reſtaurirten uns zur Fortſerung
bezeichnete mir den Kerl als Neuling in Petersburg , und bei ſeiner Anrede : ,,Dawai Sanitſchku ! " (Gib den Schlitten !
unſeres Ganges bis nach Hauſe, wo wir den Anzug zu wech: ſeln hatten, um am ſtaatsrätblichen Tiſche zu Mittag erſcheinen
„ etwas ," muß als Condition ſupplirt werden) beſchloß ich, mir einen Spaß mit ihm zu machen . Daher rief ich „ F'Ir:
zu können .
kutsf ! Ichto ? (Nach Irkutsf ! Was ? – verlangſt du für die
es uns auf den Trottoirs an den Seiten der Häuſer vorwärts zu kommen ; allein als wir über die Gartenſtraße ſollten , wollte
1
Fahrt dahin , muß ebenfalls gedacht werden ); ,,Grivenit iswol !" (einen Grivenik ſey ſo gütig !) ſagte der Muſchik (Bauer), die Dede am Schlitten lüftend und mich zum Einſeßen ladend . „ Nun war ich denn doch begierig , wohin mich dieſe Art von Menſchenfind fahren würde, und auf mein , ſtupai !" (Vor:
wärts ) ſchmaßte er nach allgemeinem Gebrauche mit dem
um uns wegen Schlafröden und Morgenſtiefeln zu erfundigen,
So lange wir keinen Querweg zu paſſiren hatten , gelang es durchaus nicht mehr gehen . Wirklich ellentiefer Koth hemmte unſere Schritte, und abermals half uns eine Droſchke über den Moraſt. Freilich koſtete es hier wieder einmal 40 Kopefen, um bloß über die Straße zu kommen , allein hier darf man nicht nach deutſcher Defonomie rechnen !
747 Ein komiſcher Vorfall ergößte uns noch auf unſerm Wege
was führt denn immer die Menſchen der Schein , die Unwahr:
bis zur Semenoffichen Brüde. Vor uns ging ein Rasnos: tſchik ( Verkäufer von Allerlei) mit ſeinem beſeßten Vrette auf
heit ? wird nicht dadurch zunächſt der edelſte Theil, die Mora
dem Kopfe. Was er eigentlich heute feil bot, dieß zu ergrün: den , mangelten uns Fruchtfenntniſſe. Es ſchien eine Art ge: bråtener Miſpeln , die gebäuft auf das Brett und von einem fchmußigen Tuche uingeben waren, ſo daß nur an einer Exe ein Theil der Waare ſichtbar wurde. Der Mann ſchrie ſeinen Artikel mit ſo gurgelnder, ſonderbarer Stimme und in einer Art von Sangweiſe aus, daß wir nicht klug aus dem werden konnten, was er damit ſagen wollte. hinter dieſem Rasnostſchil ging ein Junge im geſtreiften Staftan von ſchlichtem Kattun , offenbar ein Lehrling irgend eines Handwerkers.. Dem ſtachen nun die gebratenen Früchte
lität verlegt ? "
Auf dieſe Weiſe predigte mein Freund mir Staatsweis: heit, der ich aufrichtig geſtanden mehr Sinn für ganz andere Dinge hatte. So 8. B. erſchrac ich auch heute wieder über die Menge der yns begegnenden , grundhäßlichen Frauengeſichter und Geſtalten , ganz im Gegenſaße zu den vielen hübſchen Männern .
(Fortreßung folgt.)
Chronik der Reiſen. Meiſe von Chihuahua nadh Neu - Srleans auf einem bisher unbekannten Wege. ( Fortſeßung.)
ſo in die Augen, daß er ſie nicht vom Brette des Verkäufers Als ſie abgeſtiegen , umarmten ſie die Perſonen, welche ihnen die vornehmſten ſchienen , und hierauf nahm ein ältlicher Indier von der .
verwandte.
Endlich drehete der leştere den Kopf etwas zur
Seite und mittelſt der dadurch verurſachten Schwankung des Brettes entfiel demſelben eine der Früchte, ohne daß der Eigen : thümer es bemerkte. Wie der Blik fuhr die Hand des Buben
darnach , doch ehe ſie den Gegenſtand der Begierde des Gau : mens erhaſchte, bekam die rechte Wange des Leders von der
Hand eines hinter ihm gehenden bepelzten Muſchiken (Bauern) eine ganz anſehnliche Ohrfeige. Ohne ſich weiter um den über raſchten Jungen zu fümmern, hob der Schläger gelaſſen die Frucht nun ſelbſt auf, ſteďte ſie in den Mund- und ging ruhig
ſeines Weges weiter. Der arme Junge aber rieb ſich verdukt die Bade und ſah lange noch dem Rasnostichik nach, ohne ſich jedoch von der Stelle zu rühren.
Nation Delaware das Wort.
Er trug eine kleine Art , deren Eiſen
auf der der Schneide entgegengeſeßten Seite einen Pfeifenkopf bildete und der Stiel diente als Pfeifenrohr ; er wechſelte in Abjäßen mit der
Pfeife und der Anrede ab, und ſuchte ſich in einem geſeßten und gravi tätiſchen Ton auszudrüden . Seine Rede war ungefähr folgenden Inhalte : ,,G8 iſt ſchon lange, Capitän, daß wir unſere Gefährten, die Waſſerleute (agnanosos, Bewohner des Flußlandes), welche in Merico geweſeu find und jeßt bei uns leben , von den Mericanern haben ſprechen gehört ; wir wünſchten Euch zu Fennen , und es wäre uns daher ſehr angenehm
geweſen , daß Ihr durch unſere Niederlaſſung gezogen wärct, aber in Betracht, daß wir nicht die Mittel beſitzen, Euch gehörig zu empfangen, und daß Ihr nach einer ſo langen Neiſe Kräfte und Lebensmittel erſchöpft
,,Da ſehen Sie ein Bild ruſſiſcher Gerechtigkeit,“ rief Franz, „ wie man ſich's deutlicher nicht wünſchen fann ! Aber es wird
um Eure Bekanntſchaft zu machen und Freundſchaft und Allianz anzu :
ſchon eine Zeit kommen, wo das Volk ſeine Stimme erhebt,
bieten .
haben müßt, laſſen wir von unſerem Anliegen ab , und kommen ſelbſt, Doch erſuchen wir did), Capitän , daß du auf deiner Rüdreiſe
und ſie iſt ſo fern nicht mehr, denn ich ſtaunte oft über die bei uns auf drei oder vier Tagé einkehreſt , denn alsdann wird es uns Raiſonnements gemeiner Bauern . Nur da , wo zahlreiche, möglich ſeyn , Euch mit der Feſtlichkeit, wie wir es wünſchen , aufgu ſtrenge und wachſame Polizei angewendet werden kann , wie nehmen. Wir tragen dir auf , alsdann ein Geſchenk mitzubringen, und 3. B. in Petersburg , merft man den erwachenden Volksgeiſt wir werden ein anderes bereit halten, um es wechſelſeitig auszutauſchen, minder. Gott bewahre uns beide davor , dieſen Zeitpunkt in damit cs zum Zeichen und A denken unſerer Freundſchaft und unſeres Rußland zu erleben. Wir Ausländer ſind dann ſicher die erſten . Vündniſſes diene. Vorher waren wir Barbaren und bekriegten unſere Opfer der Volfswuth ; denn ſehen Sie, in allen Provinzen, in
allen Departements, wo noch etwas Rechtes geſchieht für Aus führung der vorgeſchriebenen, meiſt außerhalb der Volfsneigung liegenden Regierungsmaaßregeln ſind es die Deutſchen, welche
den Impuls geben. Daher auch das Beſtreben der Regierung, die ruſſiſche Sprache in die Schulen der Oſtſeeprovinzen zu
bringen, deren Bewohner man vorzugsweiſe gern im Staats
Navt barn , aber heutzutage fäen wir Mais und Bohnen , ziehen Kühe auf, welche uns Milch und Käſe verſchaffen , machen unſere Jagden, un uns mit Fleiſch zu verſehen ; nichts fehlt uns, und wir leben glüdlich, ohne jemanden Schaden zu thun : wir laden unſere Waffen bloß zur
Jagd oder zur Vertheidigung gegen diejenigen, welche uns feindlich an greifen wollen. Sieh ' dieſen Mann hier er zeigte auf Cuſaruca wir haben mit ihm viele Jahre Krieg geführt , weil wir ihn nicht
dienſte gebraucht, weil man mehr auf ſie rechnen kann , die
kannten , aber jeßt ſind wir ſeine Freunde, und empfehlen ihn dir,
aber bisher an die meiſten Orte nicht ftaugten wegen Mangel an Kenntniß der ruffiſchen Sprache. Wir müſſen dahin geſtellt ſeyn laſſen , ob viel dabei gewonnen ſeyn werde , wenn es der
damit du ihn ebenfalls als einen unſerer Freunde lieb halteſt. Was sich und deine Leute betrifft , ſo waren wir durch das , was und die Aguanoſos geſagt hatten, fdyon zu Gunſten der Mericaner eingenommen,
Regierung gelange in Wirklichkeit zu erreichen, was man jeßt
und jept ſehen wir , daß ſie uns nicht getäuſcht haben , daß Ihr gute
leider nur zu ſehr beſtrebt iſt, nach nämlich ein civilifirter Staat Sucht der Regierungen zu fcheinen, Volle ſchon zahlloſes Weh , und wir
außen bloß zu ſcheinen, zu reyn ! Aus dieſer entſprang dem ruſſiſchen dürfen überall nur die
Leute ſeyd, und Euch zu kennen und mit Euch umzugehen war für mich ein ſo großes Vergnügen , wie das der Sonne zu ſehen , die uns be
Augen aufſchlagen, um heute noch dasſelbe zu bemerken . Zu
amerikaner ins Spaniſde überſebt , – auf dieſelbe Art antwortete unſer
1
leuchtet.“
Dieſe Rede wurde in delawariſcher Sprache vorgetragen,
durch den Capitän Heinrich ins Engliſche und ſofort von einem Nord
748 Commandant in möglichſt höflichen und ausdrudsvollen Worten, indem
uns mit einem Frühſtüc , wie es dag gebildetſte Frauenzimmer thun
er ihnen Hoffnung gab, ihr Verlangen , ſo weit es die Umſtände ge flatten würden, zu erfüllen. Während dieſer Complimente wendeten die
konnte. Nichts ermangelte , gute Tiſchtücher , Porcellanteller , Aryftall
Weiber ihre Zeit nüßlicher an , indem ſie einige im Ofen gebađene Maisbrode, etwa von einer Viertelelle im Durchmeſſer und vier Finger Dide , jedes zu einem Thaler verkauften, vermuthlich um unſerer Noth zu Hülfe zu kommen "; man ſah wohl , daß dieſe Leute ſchon die Lauf bahn der Civiliſation betreten hatten. Zwei Stunden ſpäter brach die Karawane unter der Leitung des Capitän Heinrich auf ; viele unſerer
neuen Freunde und einige Weiber begleiteten und den ganzen Tag ; die übrigen und auch Cuſaruca fehrten nach ihren Wohnpläßen zurüd.
So zogen wir zwei Tage lang ſüdweſtlich fort durch ein angenehmes, mit Viehweiden, und einigen Eichenwäldern bedectes land; am dritten Abend ſollten wir nach der Ausſage unſeres Wegweiſers einige Nieder laſſungen der Choctos antreffen. Da wir ſchon nichts mehr als Maul
,
gläſer, engliſche Beſtede, alles ſehr reinlich ; mehrere und wohlgeordnete
Gerichte , friſches Mehlbrod, Butter , Milch , Kaffee , ſo daß wir uns nie eingebildet hätten, in einer fo entfernten und einſamen Gegend ſolche Hülfsmittel anzutreffen. Nachdem wir die gemachten Unkoſten bezahlt,
perfolgten wir unſere Reiſe auf einem offenen Wege bis zum Agentiens hauſe oder der Niederlage Geiß, welche etwa 15 Miglien entfernt war . Wir hatten anfangs von dem rechten oder nördlichen Ufer des blanen Fluſſes, *) wo das Haus des.Indiers ſtand, auf das linke übergeſept, auf welchem rich der Fleden Geis, von Chiquiſos und Choctos bewohnt und mit guten Landwirthſchaften , Negerſklaven u . ſ. w. verſehen , bes findet; noch vor Sonnenuntergang langten wir in dem Agentenhauſe
thierfleiſch zu eſſen hatten, fu ſonderten ſich mehrere von der Karawane
an , welches Senſelben Namen führt. Wir hielten uns vier Tage in dem Hauſe des Agenten auf, welcher yon einem Lieferanten beauftragt iſt, unter die Indier die Nationen von
ab , um ſchneller vorauszugehen , unter dieſen auch ich in Geſellſchaft eines Nordamerikaners. Da in meiner Abweſenheit Niemand das Tage buch fortſepte, ſo kann ich bloß von dem ſprechen , was mir ſelbſt bis zu meiner Anfunft im Fort Iowſon aufſtieß. Bald entdedten wir zwei andere Reiſegefährten, welche, des Weges ungewiß, ung zu erwarten beſchloſſen hatten ; wir waren nun zwei
Lebensmitteln , welche ihnen die Regierung liefert, auszutheilen ; ich hatte daher Gelegenheit von dieſer Operation und überhaupt von dem Länderanfaufe und der Stiftung der indiſchen Dörfer Renntniß zu neh men . Mit jeder von den indiſchen Nationen , welche an den Gränzen der Vereinigten Staaten von Nordamerika wohnen , hat die Regierung dieſer leptern einen ſchriftlichen von den Repräſentanten beider Theile
!
Spanier, ein Franzoſe und ein Nordamerikaner, welchem wir die Leitung
unterzeichneten Contract , deſſen Hauptgegenſtand der Verkauf einiger
Um 1 Uhr ſtießen wir auf vier Judier zu Fuß und zwei
indiſcher Landſtüde, welche die Regierung mittelſt eines geſebliden
Indios chiquiſos zu Pferd , welche auf Jagd ausgingen. Sie führten mehrere Laſtpferde und viele Hunde mit fich , hatten aber fein Fleiſch und verſtanden auch unſere Dialette nidt. Wir zogen alſo weiter, die Sonne ging unter und wir waren ſchon bedacht einen Plat für unſer
Titels zu befißen wünſcht, und die von ihr gemachte Schenkung weiter
auftrugen.
einwärts gelegener Landſtriche iſt, auf welche ſie fein beſſeres Recht als dic Veſchenften hat ; dazu kommen noch einige Artikel über Friede und Freundſchaft, über reglementariſche Gegenſtände, welche auf die Ver
Nachtlager im Walde auszuwählen , als wir einen Flintenſchuß hörten.
waltung der Indier Bezug haben , über die Verwendung der Renten
Wir antworteten mit einem andern Schule, und nachdem dieſes Zeichen beiderſeits wiederholt worden , ſahen wir einen Indier auf uns zukom men . Der Amerikaner ſprach ihn auf engliſch an , allein er verſtand
u. f. w . Denn den Werth der von den Indiern abgetretenen Ländereien
es nicht, und ſo mußten wir uns der Zeichenſprache bedienen . Er gab ung zu verſtehen, daß er zu einer Jägerpartei gehöre, welche drei Miglien weit von uns campirte , dort könnten wir uns eine Schlafſtätte und
einiges Fleiſch verſchaffen , und am folgenden Morgen würde man ung 1
einen Weg zeigen, welcher zu den noch 18 Miglien von dort entfernten Niederlaſſungen der Choctos führe. Es war ſchon dunfel , als wir in der Rancheria anlangten ; dieſe beſtand aus drei geräumigen wollenen Zelten , in welchen fich 25 oder 30 mit Jagdflinten wühlbewaffnete Indios chiquiſos befanden , fte hatten einiges fdon getrocknete Fleiſch,
betrachtet die Regierung als ein auf Zins genommenes Capital , und von der Rente bezahlt ſie den Lieferanten , mit welchem fid, die Indier abfinden , und der ihnen die nöthigen Adergeräthe, Eiſen, Stahl, einen 1
Schmied u . 1. w. verſchafft,1 ſodann die Schulen für den erſten Unter
richt und einen Geiſtlichen , der ſie in der Religion unterrichtet. Die Indier, bei welchen wir durchzogen , waren Chiquiſo8 , Chocto: und !
.
andere ; ſie hatten einen Lieferanten , der ſie um 15 Procent der Rente mit dem Nöthigen berſah , und ihre Religion war die proteſtantiſche.
Mit dieſem Syſteme civilifiren ſich nach und nad die Indier , und da fie , von fremder Hand unterhalten , ihre perſönliche Arbeit , nämlich .
wenig aus unſern Begrüßungen , verkauften uns aber einiges Fleiſ ,
ihren Anbau und ihre Jagd , frei haben , ſo leben fie glüdlich , und bereichern ſich durch einen beträchtlichen Handel in ihren eigenen Nieders laſſungen oder in dem nächſten Agentenhauſe , wo man Kaufläden mit
welches wir meiſtens verfault fanden , ſo daß wir nur wenig davon ge
einem dem Anſchein nach übertriebenen Sortiment antrifft. 3. B. in
nießen konnten .
der Niederlaſſung Geie , welche damals noch fein Jahr alt war , und in deren 15 oder 20 hölzernen Häuſern man die noch grünen friſch aus gehauenen Baumſtämme ſieht, gibt es drei Kaufläden , deren jeder mit
und waren beſchäftigt noch mehr am Feuer zu trodnen.
Sie machten
Am nächſten Morgen befolgten wir einen engen Pfad, den ung der Indier wics. Wir hatten ſchon gegen 6 Meilen zurücgelegt , und be fanden uns in einem Eidenwalde, als der Schall einer Thierglocke uns mit der Hoffnung, ein Ziel unſeres Clendes zu finden , überraſchte. Mehrere Thiere waren auf der Weide und im Gebüſche ſaben wir ein Haus , die Wohnung eines Indio chiquiſo , welcher uns in Geſellſchaft ſeiner Schweſter empfing. Beide waren europäiſch gekleidet und ſprachen
allem , was man nur wünſchen kann , ausgeſtattet ift, monatlich einen
Betrag von 5000 Thalern in gemünztem Silber und Thierfellen eins nimmt und ein Capital von 50 bis 60,000 Thalern im Umlaufe erhält.
Allenthalben ſieht man Bewegung, Leben, Beſchäftigung mit dem land bau oder dem Handel.
(Schluß folgt.)
engliſch, die Schweſter ſchien wegen ihres Wuchſes, ihrer Farbe, ihrer Kleidung mehr eine Engländerin , als eine Indianerin .
Sie bediente
*) Rio Azul , ein öftlicher Zweig del Rio Colorado de Ratch itocet.
Münden, in der literariſc - Artiftſden Anftalt der 3. o. Cotta'ſden Buchhandlung. • Verantwortlider Redacteur Dr. Eb. W idenm a un.
Nr. 188 .
Das
A u sla nd. Ein
Tagblatt für
. Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. Julius 1841 .
ſtimmt zu Gunſten der Vertheilung an die einzelnen Staaten
Die Botſchaft des Präſidenten Tyler. Wir haben in einem frühern Artikel ( f. Nr. 101 ff.) die Gegenſtände beſprochen, welche die Aufmerkſamkeit des Präfidenten Harriſon und der Partei, welche ihn erwählte, haupt:
aus , hauptſächlich aus dem Grund , um die überſchuldeten Staaten zu erleichtern , wie er ausdrüclich bemerkt. Freilich hängt er dieſer offenen Erklärung eine Bedingung an, welche die Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe dem Credit der einzelnen Staa:
ſächlich in Anſpruch nehmen würden. Harriſon iſt ſeitdem vom
ten jedenfalls höchſt förderliche Maaßregel ins Leben trete, be:
Schauplaß abgetreten, und hat einem Mann den Präſidenten: ſtuhl überlaſſen , der allem Anſchein nady, fo fehr er dieß auch
deutend vermindert. Dieſe Bedingung beſteht darin, daß die Vertheilung dieſer ſonſt in die Unionscaſſe fließenden Summen
zu verbergen ſucht, nicht der Partei angehört , durch welche
keine Erhöhung des Tarifs zur Folge haben dürfe ; da nun
Harriſon erhoben wurde.
Hr. John Tyler , durch feine der
feine nahe Ausſicht vorhanden iſt, daß die Unionscaſſe dieſe
großen Parteien direct unterſtüßt, aber auch von keiner ab: hängig, hat ſich über die obſchwebenden Fragen mit einer Offenheit und Beſtimmtheit ausgeſprochen , die hohe Achtung
Summen entbehren fann, oder mit andern Worten, daß die Erträgniſſe des ießigen niedern Zolls die Bedürfniſte der
hoe sienteWichtiger sepieremiſt,seni so teht dieſe Bertheilung nod in was er über das Subtreaſuryſyſtem ſagt:
verdient, und man kann ſagen, daß er vielleicht berufen iſt, eine Regierungspartei zu begründen, vielleicht ſogar, das Beam:
tenwefen der Vereinigten Staaten auf eine durchgreifende Art zu reformiren. Dazu hilft ihm der Umſtand, daß er Niemand für ſeine Erhebung auf den Präſidentenſtuhl Dank ſchuldig iſt
und keinen hungrigen Anhang von Stellenjägern zu verſorgen hat , ganz vortrefflich. Die oben erwähnten Punkte ſind der Tarif, die Verwendung des Ertrags des Landver: taufs , das Subtreaſuryroſtein und eine National bank. Nur die lektere iſt von der Botſchaft faſt gar nicht berührt, weil die Schwierigkeiten ( f. Nr. 102 ) gegenwärtig zu groß ſind, als daß eine folche errichtet werden könnte. Uebri-
er zählt die Nachtheile auf, welche das ehemalige Syſtem , dieſe Gelder in den Banken zu deponiren, gehabt habe, und ſeine Beweisführung in dieſer Hinſicht gleicht der van Buren'ſchen , die, beiläufig geſagt , von Amos Stendall verfaßt geweſen ſein
roll, völlig. Daraus geht faſt mit Sicherheit hervor, daß er das Šubtreaſuryſyſtem der vorigen Regierung, wenn auch mit einigen Modificationen, beizubehalten gedenft.
Er hat, fo viel
aus ſeiner Darſtellung zu erſehen, nur zwei Gründe dagegen : erſtens baß er feine vollſtändige Metallgeldcirculation will, die auch in den Verhältniſſen Amerika's gar nicht wohl thun
gens geht aus einer aufmerkſamen Erwägung der Botſchaft | lich iſt und vielleicht nie beabſichtigt war , und zweitens daß 1
deutlich genug hervor , daß Tyler einer Nationalbant ab: geneigt iſt ; wenigſtens rechtfertigt feine Argumentation dieſen Soluß voltommen. Am beſtimmteſten hat ſich Hr. Tyler
über den Tarif ausgeſprochen ; es ſollen Differentialzölle vor: geſchlagen werden , um gegen die unbillige Behandlung von Seite fremder Staaten , d. h. namentlich Englands, Vergel: tungsmaaßregeln ergreifen zu können . Dieß iſt die erſte offt: cielle Ankündigung dieſer Art , und roll wohl als öffentliche Drohung dienen , um England zu zeitiger Nachgiebigkeit zu vermögen. .
Was die Verwendung des Ertrags der öffentlichen Län: dereien betrifft, ſo ſpricht fidh der Präfibent hierüber ganz be:
dieß Syſtem zu viele Beamte erfordert und der Regierung ein zu großes Patronat gibt. Die Stellenjägerei iſt nämlich ein ſehr ernſtes Uebel geworden, und den armen Harriſon rollen
dieſe Stellenjäger zu Tode gequält haben. Hr. Tyler erklärte, er fönne unmöglich die Anſprüche und Eigenſchaften eines jeden
Applicanten kennen , und werde den Senat auffordern, über die Perſonen , deren Anſtellung er zu feiner Kenntniß bringe, die genaueſten Nachforſchungen anzuſtellen ; auch will er zu dem Ende ein beſonderes Gefeß bei dem Congreß in Antrag bringen. Dieſer uneigennäßige Schritt tann dazu führen , der Verwaltung mehr Confiſtenz zu geben, wenn nämlich dem Un: finn vorgebeugt wird , daß jebe neu in die Regierung ein 188
750
tretende Partei die höhern und niedern Angeſtellten vhne un terſchied wegiagt und durch Leute ihrer Partei erſeßt.
verſperrt waren. So wie aber der Eingang der Newa vor ſich
Noch iſt beizufügen, daß Hr. Tyler ein anderes Üebel an
tritt an die Stelle des durch Unrath aller Art verdorbenen ; denn der ungehemmte Zug des Waſſers räumt zugleich einen Theil des Bodenſchlammes mit hinweg, obgleich die Tiefe der
geht , werden auch die Canäle geräumt, und friſches Waſſer
FE
der Wurzel angreift, nämlich die Unzahl der Banken ; er er: flärt ohne Umſchweife, daß fein Finanzſyſtem längere Zeit gute Dienſte leiſten werde, ſo lange es den einzelnen Staaten frei: ſtehe, Banken nach Gefallen zu freiren. Eine leiſe Berührung der Act of Tender , d. h. über die geſeßlichen Zahlungs
Canäle von Jahr zu Jahr mehr und mehr verſchlemmt wird, wie mich unterrichtete verſicherten .
mittel, deutet darauf hin, daß die einzelnen Staaten eigent:
In die Nähe der kleinen Gartenſtraße gelangt, fanden wir alle Communication durch vorbeiziehendes Militär gehemmt,
lich auf eine ganz geſeßwidrige Weiſe Papiergeld freirt hätten Seine Abſicht iſt nun , auf die Staaten einzuwirken , daß ſie ſich in dieſer Beziehung ſelbſt Schranken Teken , viel: leicht ſogar die Beſtimmung dieſer Sache dem Congreß über:
famen. Dergleichen iſt nichts Neues in Petersburg , und bei Gelegenheit der häufigen Varaden ſind oft die frequenteſten
laſſen , obgleich dieß ein Gegenſtand iſt, den er nur leiſe
berührte , wie er denn auch durchaus auf eine faſt ſtudirte Weiſe alles vermeidet , was den Anhängern der Staaten :
rechte (slate rights) im Gegenſaß gegen die Gewalt der Union irgend anſtößig ſeyn fönnte. Ueberhaupt zeichnet ſich die ganze Botſchaft bei aller theils ausgeſprochenen , theils durch:
und mußten über eine Viertelſtunde harren , ehe wir vorwärts
Stadttheile zum Nachtheil aller, welche hier wohnen oder dort zu thun haben, gänzlich geſperrt. Nur die Vorſtellung , daß die Militärmacht vor der Hand wohl das einzige Mittel iſt , die beſtehenden Verhältniſſe und die öffentliche Nuhe aufrecht zu erhalten , macht das Domini rende derſelben erträglicher ; denn bedenkt man , daß ungeach tet des zahlreichen Militärs rich Räuberbanden von mehreren
ſchimmernden Beſtimmtheit durch eine kluge Zurüdhaltung
Tauſenden in verſchiedenen Theilen des ruſſiſchen Reichs von
aus, während ſie zugleich die unläugbaren, offenkundigen Uebel:
Zeit zu Zeit erheben fönnen , daß felbſt in geringer Entfer:
ſtände mit einer Kühnheit angreift, die man ſich von Harriſon
nung von der Hauptſtadt, in den Wäldern der Umgegend von Schlüſſelburg, alſo etwa 80 Werſte vom Kaiſerſiße , ſich große Banden vagabundirenden Geſindels fortwährend herumtreiben,
nicht zu verſprechen hatte ; zum mindeſten iſt es ſehr auffallend, daß Hr. I. Tyler ſich über die meiſten Gegenſtände ſo rü &
haltlos ausſprach , während die Antrittsbotſchaft Harriſons wahrhaft ein Muſter von nichtsſagenden Gemeinpläßen war, da er vor allem fürchtete, ſich zu irgend etwas verbindlich zu machen, und allem Anſchein nach ſich über die innern Streit
fragen keine ſo beſtimmte Anſicht gebildet hatte, wie Hr. Tyler.
Petersburger Skizzen. Eine Promenade in St. Petersburg . (Fortfeßung.)
Um Franz, der viel auf dem Herzen zu haben ſchien , auf
ohne daß man bis jeßt dem Unfuge zu ſteuern im Stande ge. weſen wäre, ſo erduldet man gerne kleines Ungemach, wenn man eben genöthiget iſt, in einem mit ſolchen Umſtänden be hafteten Lande zu leben . Meine Ungeduld uns hier ſo lange aufgehalten zu ſehen,
wurde noch übertroffen von dem Efel, den der von dieſer gro Ben Soldatenmaſſe ausſtrömende Geruch in mir erregte. Ich halte es nun nicht mehr wie früher für Hyperbel : daß man ein ruſſiſches Regiment meilenweit riechen könne !
Che wir endlich die Wohnung meines Freundes erreich: ten, dem ich das Geleit bis zu derſelben gab , theilte er mir noch folgende charakteriſtiſche Anekdote mit.
andere Gedanken zu bringen , machte ich ihn auf einen Schild
Dem Secretär der Kaiſerin , Staatsrath Chambeau , be
aufmerkſam , welcher an drei hervorſtehenden Seiten eines vier edigen Daches über dem Eingange zu einem Arbeitslocale im Souterrain eines großen Hauſes ausgehängt war. Wir ſtan den dem Hauſe gegenüber und laſen in deutlicher, deutſcher
gegnete eines Tages auf der Newsfi Perſpective ein betrun: kener Muſchif, und ſtrich in der Duſelei etwas an Sr. Ercel lenz Kleidung. In der Entrüſtung erhielt der Taumelnde unter andern auch den Ehrentitel ,,Schwein !" Aber nur ein Nuſie konnte hierauf in ſolchem Zuſtande noch die Antwort
Facturídrift.
„Hier macht man Kinder.“
finden ; Totschen tak, Batuschka ! Iswinitje ! (So iſt's, Väter
Wir lachten noch, als wir hernach auf der linken Seite
chen ! Entſchuldigt !)
des Dachvorſprunges die vollſtändige Aufſchrift in ruſſiſcher Sprache geleſen hatten , und nachher auch auf der Fortſeßung des Schildes nach der rechten Seite hin die deutſche Ueberſeßung
vollendet laſen mit : „ und Frauenzimmerkleider." An der Fontanka entlang, gingen wir bis zur Anitſchkoff brüde und bogen da in die Newski-Perſpektive ein.
Gab ich mir nach irgend einer meiner zahlloſen Fußwan derungen durch Petersburgs Straßen Rechenſchaft über das Geſchehene, Erlebte, Empfundene, ſo waren es zunächſt immer die grellen Gegenſäße der deußerlichkeiten , welche ſich dem Gefühle beſonders aufdrangen . Die große Anzahl palaſtähn :
Leben , welches faſt das ganze Jahr hindurch auf den drei
licher Gebäude in den frequenteren Stadttheilen, wohl zu an dern Häuſern daneben und darum harmonirend , ſtechen zu ge
großen , die Stadt durchſchneidenden Sanälen, Moifa, Katha: rinencanal und Fontanta herrſcht, hatte heute einen Stillſtands:
waltig ab an andern Orten der Stadt , wo oft niedrige Holz häuschen der beſcheidenſten Art eine Folie bilden , die unwill
tag, weil das Eis unſicher geworden und deßhalb alle Zugänge
kürlich zu Betrachtungen führt , welche auf verſchiedene Art
751
und Weiſe überall in Rußland von Fremden angeſtellt werden
zu werden, d. 6. alles erſchmuggelten und nicht erſchmuggelten
müſſen, und die ſtets ernſterer Natur ſind. Auch die rich in die Hauptſtraßen drängende Einwohner: ſchaft ſteht in ſtarkem Gegenſaße zu der Dede und Einſamkeit, welche im bei weitem größeren Theile der ausgedehnten Haupt:
Beſikthums verluſtig zu gehen , ſchlimmen Fals aber hinterher noch einen intereſſanten Spaziergang nicht nach Syrakus , fona
ſtadt herrſcht. Vergleicht man ferner den äußeren Charakter, welchen Gehende und Fahrende an den Tag legen , mit dem
dern nach Irkutsk, Tobolsk oder ſonſt einem lieblichen Aufent: haltsorte des allerhöchſten Nordens anzutreten. ( Schluß. folgt. )
anderer Bewohner großer Städte , ſo ergibt ſich wiederum die
verſchiedenartigſte Erſcheinung.
Da zeigt ſich nichts von dem
lärmenden, lebhaften Weſen großer Handelspläße, nichts von dem eigenen lebensluſtigen Getriebe großer Reſidenzen. Wohl findet man eine bevölkerte Promenade und manche mit Ge ſchäftigen aller Art ſtark beſeßte Straßen ; allein jene zeigt nichts von äußerer Fröhlichkeit und Genußſucht, dieſe keine Spur geräuſchvoller Lebendigkeit. Alle bewegen ſich ſchnell oder langſam , gewiſſermaßen maſchinenmäßig und auffallend ſtill neben und durch einander.
Will man ein Bild , lo ſcheint am paſſendſten der große, vom ſtarfen Drud fortgeſchobene Strom in der Ebene , oder eine große Ueberſchwemmung, im Vergleich zum rauſchenden,
Grammatica ragionata della Lingua Otomi . Graf Vinc. Piccolomini, der ſich längere Zeit in Merico auf gehalten, und nicht bloß einzelne Städte, ſondern das Innere des Landes
zum Gegenſtande ſeiner Forſchungen gemacht hat, gab im Januar d. J. zu Rom obengenannte Grammatik heraus, hauptſächlich zum Behuf der Miſſionäre. Die Grammatik felbſt umfaßt nur 26 Seiten , und dieſer
iſt auf weitern 48 Seiten ein buch angefügt, das etwa 2000 gänzlichen Unbekanntſchaft mit den Werth der Arbeit ſagen ,
ſpaniſch - italieniſd) - otomitiſches Wörter Worte umfaßt. Wir können bei unſerer den amerifaniſchen Sprachen nichts über und machen deßhalb nur auf einen be
über alle Hemmungen ſiegenden Gebirgswaſſer.
ſondern Umſtand aufmerkſam . Vor fünf oder ſechs Jahren erſchien von einem Mericaner, Namens Narera, eine Grammatik der Dt'honniſpradie, von der wir ſeiner Zeit ( f. Ausland 1836. Nr. 22) nach dem Journal of
Weiß man , daß die herrlichen Graniteinfaſſungen der Newa und ihrer Canäle durch die Stadt der Nation die uns
the Geogr. Society Vol. V. Part II berichtet haben. Narera hatte aber , wie es ſcheint, nur die Otomiten in der Nähe der Stadt Merico
endliche Nationalſchuld, das Papiergeld , hervorgerufen , fo min : im Auge, während Graf Piccolomini ausdrücklich bemerkt, daß Dtomiten
dert ſich unſer Wohlgefallen daran um ein Anſehnliches, und
nicht bloß dort , ſondern weit verbreitet in Californien und länge der
wir denken dann wohl beim Anblic mancher vergoldeten Thurmſpißen an die alte Geſchichte vom Scheinglanze. Das bunte Gemiſch der Trachten ergößt anderswo noch mehr als hier , denn der Arbeiter trägt kaum an einem an: dern Orte fo die Zeichen der äußerſten Dürftigkeit zur Schau, als in Rußland. Der fleißige Zimmermann und Maurer 3. B. legt, gewiß
kennen zu lernen, und ſeine Grammatik muß deßhalb die Spuren davon tragen . Eine Vergleichung derſelben mit Narera's Arbeit bietet viel leicht intereſſante Reſultate.
nur hier, auch nicht die geringſten Zeichen einer Art Lurus
Chronik der Reiſen.
Cordilleren in Merico von Sonora an bis nach Guatimala wohnen .
Bei ſeinen weiten Reiſen hatte er wohl Gelegenheit verſchiedene Stämme
an den Tag . Eben nur die nothdürftigſte Bekleidung , das
dringendſte Handwerkszeug und ſonſt keine Idee von etwas Mehrerem erbliden wir überal in den zahlreichen Bauſtellen .
Daneben nun wieder ein Lurus der Equipagen, Kleidun: gen, Ordenszeichen u. ſ. w. , welcher faſt an das Unglaubliche gränzt. Man erblict hier mehr vierſpännige Carroſſen , als in andern Hauptſtädten Equipagen überhaupt. An einem ſchönen Wintertage werden für Millionen Rubel an Pelzwerk allein auf Straßen und Promenaden an die friſche Luft ge-
bracht, und ein wohlgekleideter Mann ohne Ordenszeichen iſt faſt zu allen Zeiten eine ſeltene Erſcheinung auf den Straßen, wo ſich anſtändige Leute zu Fuße ſehen laſſen können. Das in Rußland herrſchende Uebermaaß der Ordensvertheilungen
iſt bereits ſprüchwörtlich geworden ; man verſöhnt ſich indeſſen damit , wenn man darin übereinſtimmt, daß der Thron die Nation zu dieſem oder jenem Zwede hinzuleiten bemüht iſt. Ohne Orden und Rang dürfte wohl mindeſtens die große Mehrzahl der dem Staare dienenden Ruſſen weit eher ſich dem niedrigſten Handel oder Schacher hingeben , als einem Zwange, wenn auch nur meiſt der äußeren Form nach, gehor:
chen , und dabei ſtets in Gefahr ſtehen , unter Gericht gefeßt
Reiſe von Chihuahua nadh Meu - Orleans auf einem bisher unbekannten Wege. (Schluß .)
Welder Unterſchied zwiſchen dieſer und der mericaniſchen Gränze ! Aber die Umſtände find auch völlig verſchieden. In jener Republik gibt es eine unermeßliche innere Schifffahrt, feine Auflagen , keine Hinder niſſe, vollfommenen Frieden und Sicherheit, und daher ein allgemeines Zutrauen , die Preſidien wohl erhalten , wohl beſeßt und zweckmäßig eingerichtet ; in Merico gerade das Gegentheil : es gibt keine innere Schifffahrt und fann feine geben ; im Handel iſt jeder Schritt mit Er preſſungen , Hemmungen und Schwierigkeiten aller Art begleitet ; der Kaufmann ſieht fich nur zu oft in unvermeidliche Verluſte verwickelt, weil die Umſtände des Ortes , wohin er feine Speculation richtet, alle
Augenblice wechſeln und immer neue Pladereien hervorbringen , und da es ihm nicht möglich iſt , eine andere Richtung zu nehmen , ſo muß er ſein Unternehmen liegen laſſen oder es bloß zu fremdem Vortheil ausführen. Die beſtändigen Kriege heben alle Sidherheit und alles Zu ,
trauen auf, die Preſidien find völlig vernachläſſigt, und folglich iſt man der Gefahr ausgefeßt , von den wilden Indiern ermordet zu werden. An eine Civilifirung der lektern wird nicht gedacht, da man doch das
752 Beiſpiel hat , wie vielen Nußen die Vereinigten Staaten aus ihrem Syſteme ziehen. Dieſe Regierung verſchafft fich beinahe ohne Ausgabe sen gefeßlichen Beſit werthvoller Ländereien , die ſie hernach weit theurer in öffentlichem Ausbot verkauft. So viel ich aus einem in dem Hauſe Geis befindlichen Etat abnahm , überſtieg der Werth der bis dahin den Indiern abgekauften Länder die Summe von 75 Millionen Thalern. Indem die Regierung das Capital der Indier zurüdbehält, hat ſie eine Garantie ihres fünftigen Betragens , eine Garantie , welche deſto wirf-
Dieſe Wohnung liegt an dem rechten Ufer des Duachita, etwas oberhalb ſeines Zuſammenfuſſel mit dem Colorado de
von Teras leitete.
Natchitoches, man neflnt fie Fort Coffe, von dem Namen ihres Beſipers, welcher ſich durch eine kleine Verſchanzung gegen die Feindſeligkeiten der
wilden Indier bewahrt.
Hr. Coffe gab unſern Reiſegefährten Lebens
mittel und bewaffnete Leute zur Begleitung , bis ſie den Fluß paſſirt hätten ; er trug ihnen auf , der Karawane zu ſagen , daß fie bei ihrer .
Rüdfehr ohne Furcht vor Feindſeligkeiten bei ihm einfehren fönnte , fie würden alle nöthigen Hülfsmittel finden und auch einen beträchtlichen
ſamer iſt, je weiter die Bildung unter ihnen fortſchreitet, und zugleich dienen ihr dieſe Niederlaſſungen zu Vorpoſten , von wo aus ſie ihren Einfluß auf die weiterhin gelegenen Landſtriche ausbreitet. Man kann ſagen , daß das nordamerikaniſche Syſtem in dieſer Hinſicht ein Meiſter-
mehrere Cameraden wegen der auegeſtandenen Beſchwerden und der Ver:
ftüc der Politif iſt, und daher in wenigen Jahren unglaubliche Reſultate
änderung des Klima’t vor Fiebern befallen .
mit beiderſeitigem Nußen und Vortheil hervorgebracht hat. Nachdem wir vier Tage in der Agenz des Hrn. Geis zugebracht, pereinigten wir uns mit der Karawane, und paſfirten mit ihr den Fluß Bog, ein Nebengewäſſer des Colorado von der Nordſeite ; hierauf trennten wir uns wieder von der Compagnie , und erreichten am 20 Junius
Am 3 Julius zogen wir von Doswill aus und marſcirten fünf Meilen weit an den Rio Rojo , wo uns das Dampfſchiff erwartete. Unſere Schifffahrt nad Neu - Orleans dauerte bis zum 21 Julius, da Seit unſerem der Fluß durch die vielen Holzſtämme geſperrt war.
Doswill in einem zweitägigen Marſche und nachdem wir den Chemiſa,
Noch bleibt übrig, etwas von dem Fort Jowſon zu ſagen, welches wir auf dein lefterwähnten Marſche berührten. Der Commandant for: derte den unſrigen auf, ihm bis zur Rüctehr die Waffen auszuliefern,
.
einen andern Nebenfluß des Colorado , paſfirt hatten. Doswill iſt eine
neue Ortſchaft, wie Geis , und etwas größer. Sie iſt 2 Miglien vom Fort Jowſon und 6 vom Nio Colorado entfernt, wir hofften dort ein Dampfſchiff nach Neu - Orleans anzutreffen. Die Bevölkerung beſteht vorzüglich an18 den Choctos - Indiern ; ſie hatten gute Häuſer , große Landwirthſchaften , Negerſklaven u. ſ. w. Man erzählte uns von einem
Umweg erſparen .
Wir brachten einige Tage in Doswill zu , um ein
Dampfſchiff von Neu - Orleans zu erwarten, während dieſer Zeit wurden
-
Auszuge aus Chihuahua waren 3 Monate und 19 Tage verfloſſen.
welches denn auch mit aller Förmlichkeit geſchah.
Dieſes ſogenannte
Fort verdient nicht eigentlich dieſe Benennung , wenigſtens haben wir keine Verſchanzungswerke geſehen .
Es iſt bloß ein hölzerner mit Kalk
dieſer Indier, daß er 100 Negerſklaven, Equipage und alle Bequemlich-
übertünchter Umfreis mit einem großen Plaße, deſſen Seiten die Caſernen, die Wohnungen der Officiere und Beamten , der Artilleriepark, die
keiten eines reichen Mannes beſibe, ſo wie auch, daß dieſe Indier ſchon
Magazine u . ſ. w . einnehmen.
Siß und Stimme in dem Landescongreſſe verlangt hätten. Häufig trifft man unter ihnen Leute an , welche engliſch oder franzöſiſch leſen und
engliſchem Geſchmack, ſehr nett gebaut und gut angeſtrichen, mit Alleen
ſchreiben , und in ihrer Kleidung und Hauseinrichtung den nordamerikaniſchen Coloniſten nicht nachſtehen. In allen Agenzhäuſern der Indier iſt die Einfuhr und der Verfauf des Branntweins unter den ſtrengſten
Strafen verboten , und dieſe Weiſe Maaßregel wird mit ſolcher Pünftlichleit beobachtet , daß feiner von uns einen Tropfen auch nur als Arzneimittel anzukaufen fand. Zu Ende Junius langten die Unternehmer
Alle dieſe Gebäude ſind von Holz in
umgeben , und überall herrſcht viele Neinlichkeit und Ordnung. Die Bes ſapung beſteht aus 400 Mann Infanterie , Cavallerie und Artillerie, alle gut bezahlt, gut gefleidet und einer ro ſtrengen Zucht unterworfen , daß wir während der fünf Tage , die wir in Doswill zubrachten , ob gleich dieſer Ort nur durch eine in der Waldung eröffnete Allee von Fort Jowſon entfernt iſt , nur zwei Soldaten aus dieſem leptern ju ſehen bekamen , welche in Privatgeſchäften dahin gekominen waren . Dieß
Waaren der Compagnie beladen waren , an , die übrigen Leute, Maul-
hängt auch davon ab , daß die Soldaten in den Stunden , welche ihnen der Militärdienſt frei läßt, in verſchiedenen Werkſtätten, in der Reinigung
thiere und Karren hatten ſie in einem kleinen Dorfe zwiſchen den Flüſſen
und Verſchönerung der Quartiere und in dem Bau der zu dem Fort
Bog and Chemiſa bis zur Rücfehr von Neu - Orleans zurückgelaſſen. Das ganze Land von der großen Waldung an, in welcher wir den Indier Cuſaruca antrafen, bis zu dem Punkte, wo wir uns einſchifften ,
gehörigen Felder verwendet werden ; dieſer Geiſt von Arbeitſamkeit
der Karawane mit der Artillerie und den Fuhrwerfen , welche mit den 1
ift angenehm , mit Viehweiden und Eigenwäldern bebedt ; 68 iſt eben, nur mit einigen ſchiefen Flächen und ſanften breiten Candrüden . Der
Pflanzenwuchs iſt ſehr kräftig , die Luft dichter und feudster als im
erſtredt ſich auch auf die Pflege der für die Cavallerie beſtimmten
Weiden. Der Artillerietrain beſteht aus 10 Feldſtüden und eben ſo vielen Fourgons , alles von der beſten Arbeit und in glänzendem Zu ſtande. Dieſen Garniſonen , welche einen Gränzcordon bilden , liegt es ob , über die Erfüllung der Verträge mit den Indieru zu wachen, denn
Es hatte don
fie leben unter ihnen , beobachten alle ihre Bewegungen und find ju
begonnen zu regnen , die Wege waren an vielen Stellen wegen des
gleich eine Sicherheitsgewähr für die Kaufleute und andere Perſonen,
Moraſtes und der Flebrichten Erde ungangbar, und die Artillerie, Wagen
die mit den Indiern zu thun haben . Matamoros (Cuba) , 1 October 1839.
mericaniſchen Gebiete , die Temperatur viel höher.
u. P. w. mußten in Fahrgeugen über die bereits angeſchwollenen Flüſſe Bog und Cheniſa gebracht werden. Bei dieſem leßtern Fluſſe ver einigten fich mit der Starawane die fünf Ausländer, welche ſid, bei dem Bache Revilla von derſelben getrennt hatten ; ſie brachten einen Vorrath von Lebensmitteln , der uns jedoch ſchon nicht mehr durchaus unent-
behrlich war, und unterrichteten uns , daß ſie unfern von unſerem Lager
Die junge Giraffe im zoologiſchen Garten zu london befindet ſich in ſehr guter Geſundheit , und die Mutter zeigt große Beſorgtheit für ihr Jungel , das , obwohl erſt 14 Tage alt , doch ſchon
einen offener Weg angetroffen , welcher zu der Wohnung eines Indiers
7 Fuß hoch ift.
(Examiner vom 14 Junius.)
München , in der Literariſd - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n.
Nr. 189.
A usland .
Das
E in Tagblatt für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. i
8 Julius 1841 .
Der Schluß.des ſchwediſchen Reichstags.
betreffende Ausſchuß auf das Dreifache, nämlich auf 120 Mit :
Der am 16 Junius geſchloſſene Reichstag wird in der
glieder , verſtärkt; dieſe ſtimmen dann als Geſammtſtände, und ihr Votum iſt entſcheidend. Da nun die Ausſchußmit
Geſchichte dieſes Landes Epoche machen , da kaum zu bezwei feln , daß der jeßt 140 Jahre alten Einrichtung , wonach
glieder des Vauern - und Bürgerſtandes faſt ſämmtlich , und eine nicht unbedeutende Zahl der Mitglieder vom Adel - und
.
der ſchwediſche Reichstag in vier getrennt berathende Stände
Prieſterſtande zur Oppoſition gehörten , ſo hatte dieſe in den
getheilt wurde, das Todesurtheil geſprochen worden iſt. Wenn
Ausſchüſſen das entſchiedenſte Uebergewicht, und wenn ein miß
auf früheren Reichstagen der Bauernſtand in ſeiner Mehrzahl
ein oft ziemlich verächtliches Werkzeug in der Hand der an: dern Stände geweſen iſt , ſo hat er ſich auf dieſem mit einer Kraft und Einheit benommen , welche reine Mitſtände mehr
als einmal in Erſtaunen und Verlegenheit geſeßt hat ; und wenn er ſich nicht als Nationalverſammlung den andern Stän: den gegenüber erflärte , To "fehlte es wenigſtens nicht an Red:
beliebiger Antrag der Oppoſition verhindert werden ſollte, ſo mußten drei Stände gewonnen werden. Da nun die Mehr: zahl des. Adels und des Vrieſterſtandes auf Seite der Regie
rung war , ſo handelte es ſich darum, den Bürgerſtand zu ge winnen, wozu denn alle möglichen Mittel aufgeboten wurden,
die manchmal, aber nicht immer, und namentlich in den wich tigeren Fällen nicht gelangen.
nern, welche ohne alle Umſchweife die Meinung herausſagten, daß die Vertreter des Bauernſtandes , welcher drei Viertheile aller Steuern
zahle
und ſieben Achttheile der Bevölkerung
Der Conſtitutionsausſchuß hatte den Vorſchlag zu einer völlig demokratiſchen Veränderung der Verfaſſung nach dem Vorbilde der norwegiſchen gemacht, demzufolge aller ad in
ausmache , in der That die Nation repräſentirten. Die Er öffnung des Reichstags geſchah unter großen Hoffnungen der:
der Repräſentation abgeſchafft geweſen wäre .
jenigen, welche eine durchgängige Reform der Verwaltung und
fiel in allen vier Ständen durch, felbſt im Bauernſtande, weil
eine Grundveränderung in der Verfaſſung anſtrebten , und
die Einſichtsvollern bald erkannten , daß ein ſolcher Sprung
dieſe Hoffnungen waren allenthalben ſo lebendig , daß im
unmöglich ſey. Der Adel ſuchte wenigſtens zu retten, was zu retten war , und gab das Recht der Selbſtrepräſentation auf,
Bauern
und faſt auch im Bürgerſtande fämmtliche Mitglie:
der der Ausſchüſſe, im Adel- und im Prieſterſtande ein nicht
unbedeutender Theil derſelben der Oppoſition angehörte. Dieſe Ausſchüſſe ſpielen auf dem ſchwediſchen Reichstag eine große Rolle , da ihnen nicht nur die Vorarbeiten und Berichterſtat tungen , ſondern in den wichtigſten Fällen auch die Entſchei: dung zukommt. Da bei vier Ständen leicht zwei gegen zwei ſich ſtellen , und dann keine Ausgleichung möglich iſt ,1 da nicht
Dieſer Antrag
/
vermöge delen jedes Familienhaupt Siß und Stimme auf dem Reichstage hatte, und vom Bauernſtande ging ein Vermitt lungsvorſchlag aus, demzufolge noch eine gewiſſe beſondere Reprä : fentation dem Adel, Prieſter- und Bürgerſtande verliehen wäre.*) Dieſer Vorſchlag wurde von dem Conſtitutionsausſchuß ange:
* ) Der Vorſchlag iſt bekanntlich, daß das land in hundert Wahl-,
alé 500 Mitgliedern beſteht, alſo zahlreicher iſt, als alle andern
diſtricte getheilt werden ſoll, ſiebzig vom land und dreißig von Stabt : in jedem landwahldiſtricte ſoll ein Bauer und einer aus beliebigem Stand , in jedem Stadtwahldiſtrict ein Bürger und einer aus beliebigem Stand gewählt werden , übriz! geng der Adel noch vierzig , der Prieſterſtand noch zwanzig Mits glieder unter ſich wählen, ſo daß unter den 260 Mitgliedern des Reichstag: 40 Adelige, 20 Prieſter, 70 Bauern und 30 Bürger ſeyn müßten , die übrigen je nach den Umſtänden aus den ver: ſchiedenen Ständen ſeyn könnten, wonach namentlich der unre: präſentirte ſogenannte fünfte Stand auch fu ſeinem Antheil,
zuſammen.
käme .
durchgezählt werden fanni, *) ſo muß in einem ſolchen Falle bei unbedeutenden Gegenſtänden die Sache ruhen bleiben bis zum nächſten Reichstag , bei wichtigen aber , ' und namentlich bei
Finanzangelegenheiten , die keinen Aufſchub leiden , wird der * ) Gine Durchzählung wäre zu ſehr zum Vortheil des Adels, wo jebes Familienhaupt Zutritt hat, ſo daß der Stand oft aus mehr
Der
189
754
nommen, und dadurch ,' ro wie durch die Verhandlungen im Adel ſelbſt, der Selbſtrepräſentation der adeligen Familienhäupter und dem Vierfammerſyſtem gewiß der Stab gebrochen. Das
den Umſtänden ? Der Menſch ſucht doch fonſt die Früchte ſeiner Mühen fo viel als möglich und ſo viel als thunlich, dem ſtren :
iſt wohl das Hauptergebniß des Reichstags, welcher außerdem
gen falomoniſchen Spruce su entziehen !
ziemlich unfruchtbar blieb , troß ſeiner 16monatlichen Dauer. Das Wort des Conſtitutionsauſchuſſes , daß bei dem Viertam: merſyſtem und den einander durchfreuzenden Anſprüchen eine raſche Förderung der Geſchäfte unmöglich fey, hat ſich auch hier
bewährt, obgleich man es als etwas unerhörtes bei dieſem Reichstage rühmt, daß er alle ſeine Geſchäfte noch zum Schluß gebracht habe ; gewöhnlich war eine gute Anzahl davon uns beendet liegen geblieben , was bei der Art der Behandlung nicht zu verwundern . Der Staatslurus und das papierne Beamtenregiment, welche allen Klagen der untern Claſſen, namentlich der Bauern , zum Grunde liegen, haben bis zu einem gewiſſen Grade einen Sieg erfochten auf dieſem Reichstage ; dieſer Sieg möchte aber
leicht theuer erfauft ſeyn , denn eine nicht unbedeutende Zahl begüterter Adeligen ſcheint die Entdedung gemacht zu haben , daß fie durch eine Verbindung mit dem größtentheils verarm
ten Beamtenadel nur dem Beſtehen ihres Standes ſchadet, und dieß muß in der Zukunft weſentlich zum Vortheil der
Reformfreunde wirken. Freilich zweifeln manche , ob dieſe Re: form in Frieden ablaufe , und befürchten gewaltſame Erſchütte
rungen, die allerdings in Schweden nicht ſehr verwundern dür: fen ; man darf in dieſer Beziehung nur an Geyers Wort
mahnen, daß die Verfaſſung zwar alt , aber nichts weniger als ſtabil geweſen ſey, indem ſelten ein halbes Jahrhundert ver gangen , wo nicht eine mehr oder minder gewaltſame Aende
unmächtige Ringen mit ungünſtigen, ſchnelle Zerſtörung drohen:
Ich war unter anderm auch an den ſehr reichen Banquier - addreflirt. „Glauben Sie mir," ſagte er obne umſchweife, ,,die meiſten hieberfommenden Fremden ſuchen etwas ; viele wollen ihr Glüc machen , d. h. reich werden. Alle eilen ihrem
Ziele nach , einzelne erreichen es ganz, wenige theilweiſe, die meiſten fallen durch.
Faſt alle haben den Vorſaß gefaßt, oder
faſſen ihn mit der Zeit, wieder fortzuziehen , wenn ſie ihr Et: was erreicht, und faſt alle bleiben hier kleben, von guten oder fchlechten Umſtänden feſtgehalten . Nur einzelne vermögen ſich
zu rechter Zeit und mit guter Art wieder aus der Affaire zu ziehen."
Der Mann beſaß eine Million und konnte nicht aus Pe tersburg wegkommen, ſo wenig er ſich im Ganzen daſelbſt ge fiel. Aber wir hören den Schiffer ſehr oft ſein mühſeliges Leben beklagen, dem Krieger erſcheint oft der Tod eine Wohl
that und Erlöſung aus vielfachen Drangſalen ; der hohe Staats: beamtete fühlt ſich Sklav des drüdendſten Berufs. Es be dürfte bei ihnen nur des erſten Willens, um alle Feſſeln ab zuſtreifen , und zu leben wie und wo es beliebt ; aber die Feſſeln ſind ja vergoldet, ſind zur lieben Gewohnheit geworden, und man ſieht die Leutchen öfters brummend, ſelten lachend, in ihren Lagen verharren, denn es erforderte ja Straftanſtren gung den Strudel zu durchſchneiden, der ſie in ſeine Schwin :
That durch eine Art Gewalthandlung bezeichnet , indem der
gungen gedreht. Die Einwohner von Petersburg leben, wie eigentlich alle Erdenkinder teben ſollten, für den Augenbliæ nämlich, deſſen ein Jeder doch nur ſicher iſt. Man hatte oder hat wohl meiſt
Adel durch ſeinen Landmarſchall und durch den Vorſiger des
ein Ziel fich geſteckt und es wird auch im Allgemeinen verfolgt.
Staatsausſchuſſes, Graf Horn , den leßten Zuſammentritt die: fes Ausſchuſſes , wo ein ihm ſehr mißbeliebiger Schluß gefaßt worden wäre, durch das Abreißen der Einladungen und durch
Allein die Gegenwart nimmt Ade zu ſehr in Anſpruch, erfor: dert auch in der That alle Aufmerkſamkeit, indem der Scenen: wechſel unbeſchreiblich raſch aufeinander folgt.
rung erfolgte.
Auch war der Schluß des Reichstags in der
das eigenmächtige Ausbleiben ſeiner Mitglieder hinderte.
Petersburger Skizzen . Eine Promenade in St. Petersburg. (Schluß.) Immer febrten zuleßt meine Gedanken zurüc auf Ruß:
lands Zaar Peter, den die Geſchichte oder ſonſt wer groß ge
Wie verändert fand ich heute die große Morsfoi, eine der
lebhafteſten, beſuchteſten Straßen, und nur kurze Zeit war ich nicht in dieſe Gegend gekommen. Häuſer waren abgepußt, eingeriſſen , im Bau begriffen, oder ſtanden wie durch Zauber bereits neu erbaut da, ſo daß ich kaum mich in die Oertlichkeit zu finden vermochte. Andere Straßen verändern ſich in kurzer Zeit eben ſo geſchwind.
Gleich raſcher Umſchwung findet in allen Lebensverhält:
niſfen ſtatt. Wer geſtern oben war, iſt heute unten ; unſer gegenwärtiger Umgang zerſtiebt in furzem nach allen Welt:
Seine Idee, Petersburg nicht bloß zum befeſtigten Handelsplaß von angemeſſenem Umfange, fondern nebenbei noch zur lururiöſen , ſtark bevölkerten Hauptreſidenz des weiten
gegenden , um vielleicht lebenslang Tauſende von Werſten von
Reichs zu machen , wollte mir niemals recht groß vorfominen.
ändert ſchlecht, die feſteſten Naturen angreifend und aller Vor:
Das Gedeißen dieſes Tripelungeheuers iſt gewiß auf zu künſt
ſicht ſpottend.
tauft.
einander getrennt zu bleiben.
Nur das Klima bleibt unver:
liche Schrauben eigenſinnig geſtellt, um endlich nicht an fatalen
Was halfen im vergangenen Winter Doppelfenſter, Dop
Conſequenzen zu Grunde gehen zu müſſen . Warum , frägt man nach folchen Betrachtungen , find ſo viele Anſtrenguugen einer thatfräftigen Nation nicht an günſti:
pelthüren , trefflichſte Beheizung , und wie die Vorlehrungen alle heißen , welche man hier zur Abwehr der falten Luft all: gemein getroffen findet, und wovon im Auslande felten eine Spur ſich zeigt , wie nöthig ſie auch oft wären . Der ſechs
gerem Plaße in Anwendung gebracht worden ? Weßhalb dieß
755 Wochen anhaltende Oſtwind , bei trođener Stälte ſetten unter zwanzig Graden , durchdrang alle Gebäude, ſo daß die Wirkung in den folideften Häuſern fühl- und hörbar wurde ; denn faum in der Nähe rieſiger Defen vertor fich das unbehagliche Gefühl der Kälte, indem ein beſtändiges Kniſtern und Knaden des
weldes macht , daß der Blic init Wohlgefallen dabei verweilt. Die drei großen Wege , die ſich hier vereinigen , find durch die Menge der hin- und herziehenden Aderleute und Intånder fehr lebendig , während man länge dem Wege, ſo wie in der ganzen Reſidenz Cheribon , in beſtimmten Entfernungen ſteinerne Wachhäuschen findet, welche vorzüglich
berſtenden Holzwerks in den Zimmern zu keiner behaglichen Fluffon gelangen ließ. Dieß Geräuſch war ſelbſt in alten Ge:
gegenwärtig von dem Landvolt fo nett unterhalten , mit Kalf angeworfen
bäuden vernehmbar, wo alles Holzwert, ausgetrodnet durch die Långe der Zeit, dennoch von der trođenen , falten Luft bis zum Plaßen angegriffen wurde, troß alles Heizens.
Ueberall traten Krankheiten und Unpäßlichkeiten ein, oder verſchlimmerten ſich da , wo ſie vorher fchon waren. Doppelt bemerkbar wurde dem Beobachter jene reizbare, hypochondri: ſche Stimmung , welche faſt alle Gemüther in Petersburg um
und mit verſchiedenen Farben bemalt werden , daß man ſie fämmtlich für Gartenhäuschen anſehen möchte. Nachdem man eine kleine Strede durch dieſe freundliche Landſchaft gefahren iſt, ſchlägt man einen Seitenweg ein, an einer fleinen Indigo fabrik vorbei (wie es deren in dieſer Reſidenz an 150 gibt) und erreicht ſo einen von hohen Bäumen beſchatteten ziemlich geräumigen Plaß, wo einige Ruinen liegen , welche die Spuren boben Alters an fich tragen , und zugleich von der frühern Pracht des ganzen Ortes zeugen. Hier
dieſe Jahreszeit beſchleicht, gleich einem bösartigen Contagium .
ſtiegen wir ab , und ließen uns , nachdem wir einige Augenblide die
Der heiterſte Lebensmuth wird davon ergriffen, und die lie:
äußere Lage dieſes Luſtſchluſſes bewundert hatten , von einem Deffa
benswürdigſten Geſellſchaftsmenſchen werden mindeſtens em :
vorſteher in das Innere einführen .
pfindlich, verlieren den heiteren Anſtrich , und ſind, wie Alle
Das Aeußere you Sungie Magie hat einige Aehnlichkeit mit einer Verſchanzung , und zeigt einen Erdwall , welcher hie und da mit Fele blöden belegt iſt und drei Deffnungen , jede von verſchiedener Form ,
um dieſe Zeit, minder leicht zu behandeln. Der gute Ton, die Eitelkeit, wahrer oder angenommener Stadtpatriotismus 2. verlangen ſonſt vom Petersburger gegen
Jedermann ſich nur belobend über alles Veſtebende zu äußern.
hat. In der Mitte ſieht man die Ueberbleibfel einer Art von Vorhof hinter einem kleinen Weiher , über welchen früher eine ſteinerne Brücke
Namentlich wird dieß gegen ſogenannte Fremde und Gäſte beobachtet, ſo daß dieſe von lauter Vortrefflichkeit umgeben zu feyn glauben müſſen , wie dieß auch aus den meiſten Berichten,
in den Vorhof führte , während außerdem zur linken und rechten Seite des Weihers noch Zugänge find , welche mittelſt ſchmalen Treppen eben dahin führen. Dieſes Vorgebäude iſt in einem ganz fremden Styl
die das Ausland über hieſige Zuſtände empfing, hervorleuchtet.
erbaut, hat einige ießt leerſtehende Niſchen und einen von außen un
Wer gleich mir im leßten Winter einen großen Kreis
fichtbaren Eingang, uämlich ein enges Pförtchen , das ſich auf einen durch ein dunkles Gewölbe gewundenen Gang öffnet, durch welchen man
von Bekanntſchaften aus allen Ständen zu beſuchen hatte und ichon etwas eingebürgert war, hätte leicht Stoff zu Kehrſeiten :
das Junere des Luftſchloſſes erreicht.
berichten in Menge ſammeln können.
man von einem wirklid, höchft ſonderbaren und anziehenden Schauſpiel überraſcht: aufgethürmte Felſenmaſſen in den verſchiedenſten Formen,
Von allen Orten und
Enden zunächſt Klagen über abſcheuliches Klima, denen ſodann andere über wahre oder eingebildete Mängel und Gebrechen aller Art folgten .
Chronik der Reiſen . Reiſeftijzen von Java. III. Che wir die Reſidenz Cheribon verließen , machten wir noch einen .
Ausflug nach Sungie Ragie, einem Luftfchloß des penſionirten Sultans Sepuh, etwa zwei Balen von der Stadt entfernt, welches zwar einigermaßen verfallen , aber doch immer noch eines Beſuches werth iſt. Die Bildhauerarbeiten und Zierrathen , die man dort findet , ſo wie das ganze Grottenwerk , woraus es beſteht, find im chineſiſden Geſchmad , und der Ueberlieferung zufolge iſt es auch von chineſiſchen Baumeiſtern geſtiftet. Es liegt an dem großen Weg von Cheribon nach Kuningan, welcher hier durch üppige und unabſehbare Reisfelder läuft. Sobald
Sobald man eingetreten iſt, wird
hie und da verziert mit Bildfäulen , europäiſchen gemalten Tellern und Ziegelſteinen , wie man ſie in den holländiſchen Bauernhäuſern an deu Schornſteinen findet, und chineſiſche und japaniſche Blumentöpfe vou jeglicher Größe und Geſtalt, manche mit Pflanzen darin. Einige Fleine Thürchen und dunkle Gänge zeigen ſich beim erſten Eintritt , und man entdeckt deren immer mehr, je weiter man durchdringt. Einige derſelben führen in unterirdiſche Höhlen, andere auf die Spiße des höchſten Felſen hügels , wo ein kleiner Kiosk ſteht, faum groß genug, um Eine Perſon zu umfaſſen , nod; andere führen in den geräumigſten Theil des Gebäudes, welches in drei Haupttheile vertheilt iſt, deren jeder wieder feine Unter abtheilungen hat.
Alles Holzwerk an dieſem Gebäude iſt fünftlich
geſchnißt, mit rother Farbe bemalt und mit vergoldeten Schnörkelu verziert.
mäßig gebauten Hauptſtadt Cheribong befindet, entfaltet ſich dem Auge ein Theil jener fruchtbaren Ebene, welche dieſe Stadt in weiter Außdehnung umgibt, und deren eintöniger Anblid durch die zahlreichen und
Durch einen mit einer altmodiſchen Doppelthüre verſchloſſenen Aus gang kommt man wieder ins Freie , und hat die ſchönſte Ausſicht auf eine ziemlich ausgedehnte Waſſerpartie , welche von hoben Bäumen ein geſchloſſen iſt. Hier befinden ſich zahlreiche Firſche von verſchiedenen Sorten, welche ohne Furcht vor den Menſchen aus Waſſer kommen , um ihren Durſt zu löſchen , und die ganze Scene beleben. Die Abwechslung und Verſchiedenheit, welche man hier findet, iſt
freundlich gelegenen Deffas abgewechſelt wird. Von Gebüſchen und Obſt=
ſo groß , daß es unmöglich wäre , eine erſchöpfende
gärten umgeben , über welche ſich die ſtolzen Kronen der Kokos- und Pinang - Bäume ausbreiten , geben dieſe Dörfer dem Ganzen ein Leben,
zu geben. Die fonderbare Vauart des ganzen Gebäudes, die einladende
man fich außerhalb der engen Straßen der ſtart bevölkerten und unregel-
,
eſchreibung davon
Lage desſelben inmitten ſo vieler Naturſchönheiten und an einem ſo
756 perborgenen Ort , daß man es nicht finden würde, wenn man nicht von
die Voltsſprade. In dem weſtlichen Theil Java's wird zwar vou eint
deſſen Daſeyn unterrichtet, es vorfäßlich aufſucht – alles zeigt deutlich
zelnen Perſonen , vorzüglich höhern Standes, javaniſch geſprochen, all
genug, daß der Sultan ſich mit ſeinem Harem dahin begab , um ſich zu beluſtigen. Die kleinen Zimmerchen und dunkeln Schlupfwinkel und
gemein aber iſt die funda'ſche oder auch nur die malayiſche Sprache. Auch die Sitten , Gewohnheiter und geſellſchaftlichen Einrichtungen der Inländer, ſogar die Kleidung, find in mancher Hinſicht in beiden Theilen .
Ruhepläschen deuten auf heimlidye Liebesgeſchichten , und man wundere fich darüber nicht, als ob ein Sultan in ſeinem Harem mit ſeinen Amouretten nicht heimlich zu thun brauchte ; denn obgleich es ihnen erlaubt iſt, nach Gefallen Weiber zu nehmen , find fie doch nicht ſo ganz frei, als man wohl denken ſollte, und müſſen des lieben Friedens 1
.
ſehr verſchieden .
wegen manchmal ihre Sache gar fein anlegen , um ihre Wünſche zu
Ueberall , wohin unſer Weg uns jeßt führte , ruhte der Blic auf herrlichen Auen , die uns einen ſprechenden Beweis lieferten von den großen Fortſchritten , welche die Niederländer in den lebten Jahren und vorzüglich ſeit der Einführung der Indigo - und Zuckercultur auf Java
Befriedigen. Die Eiferſucht der Franen nöthigt ſie dazu, und veranlaßt
gemacht haben.
öfters heftige Streitigkeiten , in welchen es für den Herren ſehr ſchwer
Gegend , wo wir uns nun befanden ? Was war früher dag loop der cheribon'ſchen Niederungen , als nur Kaffee gebaut wurde ? und was
.
.
wird zu entſcheiden. Wer alſo meint, daß vier Frauen und ein Harem voll Sklavinnen eine Seligkeit ſey , täuſcht ſich gröblich ; der Beſißer derſelben hat vielen Verdruß davon , und ſehr oft Urſache zu wünſchen, daß er, wie die Europäer, mit Einem Weib ein häusliches Glück genießen könnte , weldies ihm jeßt unbekannt iſt.
Von Cheribon reisten wir nach Tagal, wohin der Weg längs dem Meeresujer läuft. Die Ausſicht auf das weite Meer und zur Rechten über die Ebene auf den herrlichen Berg Tjermei iſt ungemein ſchön .
Denn welches war früher der Zuſtand der herrlichen
waren die Vortheile , welche die Regierung davon gog, im Vergleich zu ihrem jebigen Ertrag ? Wer noch vor zehn Jahren dieſe Gegenden beſucht und Gelegenheit gehabt hat zu ſehen , welche Mühe und An
ſtrengung es damals koſtete, nur eine mäßige landrente zu erheben, wird den gegenwärtigen Zuſtand derſelben init dankbarer Bewunderung, wahrnehmen . ( Fortſeßung folgt. )
Man fährt durch mehrere Deſſas, wovon die vornehmſten Mundo, Gabang and Loſſarie find. In der großen Bucht, zwiſchen Cheribon uud Gabang,
Mi s cellen.
verſammeln ſich zu einer beſtimmten Jahreszeit Tauſende von Fiſchen,
mit deren Fang fich die Einwohner der Defia Mundo beſchäftigen, und die ſich an feiner anderu Stelle der Nordfüſte zeigen.
Sie ſind etwas
größer als der Kabeljau in Holland , und werden von den Eingebornen ikan prut (Bauchfiſch ) genannt, weil der Bauch der feinſte Theil des
Fiſches ift. Sogleid, nachdem er gefangen iſt, wird der Bauch heraus geſchnitten , eingeſalzen und nadyher gedörrt und unter obigem Namen verkauft ; es iſt dann ein ſo herrliches Gericht, daß zur Zeit der oſt indiſchen Compagnie ein großer Theil des Fanges dem Neſidenten ge liefert werden mußte , um als Geſchenke für die Tafel des Generalgou verneurs, der hohen Rathsglieder und anderer anſehnlicher Beamten zu .
dienen.
Es wäre vielleicht der Mühe werth zu unterſuchen, warum der
Ikan prut fich nur in der Bucht von Mundo und ſonſt nicht an der Nordküſte aufhält.
Die Deſſa Cabang iſt ſehr volfreich und liegt hart an dem Strand. Ein vortrefflicher Weg läuft von hier nach dem Oberlande , daher hat dieſer Ort viel inländiſchen Handel und es wohnen Chineſen daſelbſt. Früher war der Diſtrict dieſes Namens ein dem Sultan von Cheribon tributpflichtiges Fürſtenthum . Im Jahre 1819 fannte ich den leßten Fürſten desſelben als Untereinnehmer, indem das Fürſtenthum eingezogen war , und das Amt eines Untereinnehmers der Landrenten Inländeru von hoher Geburt , für welche man keine andere Anſtellung wußte,
gegeben wurde, weil dasſelbe einen hohen Kang verlieh und der Inhaber
Mannaregen bei Wan.
Das Journal de Smyrne berichtet
nach einem Briefe aus Wan im türkiſchen Armenien von einein in jener Gegend ftattgehabten Phänomen , welches , wenn es wahr iſt, an den Mannaregen in der Wüſte erinnert. Die Behörden von Wan ſollen an
die Pforte Proben eines in Form großer Hagelkörner gefallenen Stoffes von graulicher Farbe geſendet haben. Dieſer Stoff fiel in ſolcher Menge, daß er ſich 3 bis 4 Zoll hoch am Boden anhäufte , und hingereicht habe die Eingebornen auf mehrere Tage zu nähren. Das daraus ge
wonnene Mehl roll außerordentlich weiß geweſen ſeyn und ein ſehr ſchönes, aber geſchmackloſes Brod gegeben haben. ( Journal du Com . merce vom 26 Junius.)
Madlins Bibel . Dieſe von Madlin herausgegebene und von
einem Hrn. Bowyer mit Bildern verſehene Bibel ſoll jeßt in England in einer Lotterie ausgeſpielt werden . Mar däßt den Werth dieſes 45 große Foliobände ſtarken Werke auf 3000 Guineen. Es enthält nahe an 7000 Zeichnungen und Kupferſtiche nach Werken alter und neuer Kunſt, nach M. Angelo , Rafael, Marc Antonio, Dürer, Callot, hem 1
brandt , Reynolds , Weſt u. ſ. w. !, mit 13 Originalvignettenzeichnungen
von 3. P. M. Loutherbourg , die meiſt außerordentlich ſchön find. ( Engl. BI . )
Neuer Krieg gegen die Gonde in Indien.
Die Eng
yon feinem Regenten abhängig war. Die Deña loſſarie liegt gerade an der Gränze zwiſchen Cheribon
länder fahen fid bekanntlich vor drei und vier Jahren zu einem Kriege
und Tagal , an dem gleichnamigen Fluß , drei Palen von der Küſte.
angehörige Nace opfert noch Menſchen , und wurde in ihren Bergen,
Sie iſt ebenfalls ſehr boltreid .
nordweſtlid) von Madras, nur mit großer Mühe bezwungen. ( S. Aus land Jahrgang 1839. Nr. 29 ff.) Jeßt ſcheinen ſie wieder zum Auf
Der Fluß Loſſarie war von jeher die
Gränzſcheidung zwiſchen dem weſtlichen und öſtlichen Theil Java's, oder die Gränze des Reich: yon Bantam, Jafatra, Buitenzorg, den Preanger Negentſdaften und Cheribon. Unter der oſtindiſchen Compagnie rechnete
man , daß das eigentliche Java erſt jenſeits des Fluſſes Loſſarie anfing. Von dort bis Banguwangie , der Oftſpiße, iſt die javaniſche Sprache
gegen die Gonds allmählich fortgeriſſen.
Dieſe einem Negritoſtamm
ſtande gerüſtet, denn man hat von Ellitſdýpur aus bereito Truppen gegen ſie geſendet , und das Gerücht geht, die Bergradſchahs in dieſer Gegend hätten einen allgemeinen Aufſtand verabredet. 14 April . )
Mů n d en, in der Literariſd -Artifiſchen Anſtalt der 3. 0. Cotta’jden Buchhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Eb. W ide nma un.
(Bombay Times vom
Nr. 190 .
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Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
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1
9 Julius 1841 .
im ſeltſamſten Contraſte ſtand. Fleden und Dörfer lagen hier
Bilder aus Griechenland. Streifzüge in Mentenien . - Die irregulären griechis fchen Truppen und ihr Führer Hadfchi:Chriſtos. -
+
in romantiſchen Sainen verſtedt, die Bewohner waren nicht ſo arm als die Mainotten. Auch mit der Empörung war es nicht ſo arg, als man es in Nauplia vermuthete ; allerdings
Navarin .
war es zwiſchen den bewaffneten Rebellen und den königlichen Kaum waren die bekannten Unruhen in der Maina beſeitigt, ro
brachen neue Aufſtände in Meſſenien aus. Hier war es haupt: fachlich die Einführung der Steuern , welche zur Auflehnung
Truppen zu einigen Gefechten gekommen , allein ein glänzender Cavallerieangriff bei dem Dorfe Sula hatte den Meſſeniern die Luſt benommen , dergleichen Attaken wiederholt zu ſehen .
gegen die Regierung Veranlaſſung gab ; der griechiſche Bauer,
Die Bauern und Grundbeſiger, die eigentlich gar nicht wußten,
der nach Gefeß den Zehnten von ſeinen Producten und eine feſte Summe von jedem Hausthiere abgeben ſollte, gab ſeine
für weffen Anſichten ſie fämpften , zogen fich friedlich in ihre
Ortſchaften zurück, und nur die Hefe der griechiſchen Aufſtände,
injufriedenheit fund , welche die Feinde der Regierung vor
einige Klephtenbanden , blieben noch aufzureiben .
Man machte den Unzufriedenen
Großes Intereſſe gewährten mir die in Meſſenien zu uns
Aufſtellungen , aus denen hervorging, daß die Abgaben unter
trefflich zu benußen wußten.
ſtoßenden irregulären griechiſchen Iruppen unter den Befehlen des Phalangiten - Oberſten Hadſchi- Chriſtos. Dieſes
der Türkenherrſchaft weit milder waren , als die der neuen Regentſchaft; man forberte die Meſſenier auf, der Regierung
zu troßen, indem man ihnen die Mainotten und den Erfolg ihrer Widerſpänſtigkeit als Erempel darſtellte, und als troş deffen
das Volk unſchlüſſig zu bleiben ſchien , nahm man die Macht der Geiſtlichkeit in Anſpruch und verbreitete durch dieſe das Gerücht, wie die Regierung damit umgehe eine Steuer auf
Corps beſtand aus übergegangenen Nebellen , verſprengten Räubern, Müßiggängern und anderem Geſindel, größtentheils Rumelioten , welche die Ausſicht auf Beute antrieb, für die
Sache des Königs zu fechten , und die ſich ſchlechtweg „ Patrio Dieſe Patrioten waren mit langen Palitaren flinten, einem Säbel und Piſtolen bewaffnet und trugen Phan : ten" nannten .
den Genuß des heiligen Abendmahls zu legen ! Dieß Mitteltaſieuniform , d. 1. ein Theil war mit Pantalons, der andere wirfte ; das dumpfe Murren des Bolts brach bei dieſer Nach: mit der Fuſtanella , je nach Belieben , bekleidet ; manche trugen richt in helle Flammen der Empörung aus.
Die Regierung bot alle ihr zu Gebote ſtehenden Kräfte auf, der Emporung die Ausbreitung abzuſchneiden, doch waren
gutliche Verſuche ohne Erfolg geblieben , und man verſuchte nun energiſche Maaßregeln in Anwendung zu bringen ; die
Provinz Meſlenien wurde mit Truppen umzogen, die man ſogar aus Rumelien berief, das Standrecht wurde verkündet,
und bald hörte man von den Schreden eines kleinen Kriegs er: zahlen. Auch aus Nauplig wurde ein Theil der dort garniſoniren :
von jedem etwas, und das eigentliche Gros war nur mit Lampen bedeckt. Das Gepäck trugen dieſe Krieger nach Art fechtender Handwerksburſchen in einem Bündel gerollt auf dem Rüden oder unter dem Arme, wie es gerade die Größe des: ſelben am bequemſten thunlich machte; nicht ſelten war die Außenſeite des Torniſters mit erbeutetem Hausgeråthe geziert,
ſo daß die Horde eher einer Zigeunerbande als einer ſiegreichen Kriegerſchaar ähnlich fah. Diſciplin und Reinlichkeit ſcheinen außerhalb der Reglements dieſer Trnppen zu liegen ; zwiſchen
den Truppen nach Meffenien beordert; nach einigen beſchwer: Officieren und Gemeinen herrſchte eine folche Vertraulichkeit, lichen Cagemärſchen überſdritt ich mit meiner Compagnie die daß lettere fich öfters erlaubten, die ihnen ertheilten Befehle abzulehnen oder doch durch freundſchaftliche Vorſtellungen rüd legten Berge Arkadiens und rüdte auf den Kampfplaß vor. Wir befanden uns jeßt in einer fruchtbaren , ziemlich gångig zu machen wußten. ebenen Landſchaft, von Citronen - und Delbäumen bededt, deren Der Oberſt Hadſchi - Chriſtos , ein der Regierung treu er :
friſches Grün zu den ponnenverbrannten Bergen der Maina
gebener Mann , iſt ein ſtattlicher , Fräftiger Vierziger , deffen
190
758
röthlich ſtechende Augen, verbunden mit ſeiner türkiſchen Tracht,
erſchoſſen werden würde ! Mit dieſer Erflärung war das Kriegs:
der Figur ein wildes , blutdürſtiges Ausſehen geben ; er . be:
gericht aufgelöst, und man ſchi& te fich zur Vollſtređung des
kümmerte ſich wenig um das Leben ſeiner Truppen , rauchte
Urtheilſpruchs an. Der Klephtenchef ſchien dieſes Reſultat erwartet zu ha: ben ; er äußerte , daß er nichts mehr zu beſtellen habe , und
ſtart Tabar , weßhalb er auch beſtändig feinen Pfeifenſtopfer mit den nöthigen Requiſiten bei ſich führte, wußte aber ſeinen Befehlen Eingang zu verſchaffen, und machte mit den Rebellen kurzen Proceß. Hier ein Beiſpiel. Einige Stunden von Riſi entfernt, hatte ſich bei Annähe:
mit männlichen Worten , ihnen einen Gruß an ſeine Familie auftragend, Abſchied, worauf er den ihm angewieſenen Stand:
zum Tode vorbereitet rep , nahm von ſeinen Leidensgefährten
rung der irregulären Truppen ein Haufe Rebellen unter der
punkt einnahm , und mit ſtolzer Haltung – vom Verbinden
Anführung eines gewiſſen Grizellis in ein Dorf geworfen, ſich verſchanzt und zu ernſtlicher Gegenwehr vorbereitet. Der Oberſt Hadichi-Chriſtos ließ den Ort zur Uebergabe auffordern, und verſprach den untern Gliedern der Bande gegen Auslieferung
der Augen , Niederknien u. ſ. w. iſt in Griechenland ohne: der Vollſtreckung ſeines Urtheils ent: bin nicht die Rede gegen ſah.
der Anführer freien Abzug in ihre Heimath . Die Empörer
glücklichen zehn Soldaten auf
/
Ein Phalangitenofficier ſtellte einige Schritte vor dem Un:
Mit grellem Seſdrei,
eine feierliche Stille herrſchte die Gewehre krachten und der Capitán ſtürzte zu Boden ! Wer beſchreibt mein Ent:
ohne Anführung und militariſche Ordnung , das Gepad im Lager zurüdlaſſend, ſtürzte die wilde Horde in das Dorf, deſſen
von ſich gab ?! Auch die Söldner ſchienen über ihre Ungeſchick:
verwarfen dieſe Bedingungen , und der Palikarenchef gab Be:
fehl, das Neſt mit Sturm zu nehmen . Vertheidiger bald überwunden waren .
unter den umſtehenden Palikaren
Teßen , als ich bemerkte , daß der . Gefallene noch Lebenszeichen 1
lichkeit erſtaunt zu ſeyn , und ſahen betroffen bald ſich , bald
Mit Beute aller Art beladen , kehrten die Patrioten auf
ihren Führer an
während der Capitän , von Kngeln durch :
den Sammelplaß zurück ; die Frauen , welche ihre Mäuner be:
bohrt , ſich in ſeinem Blute wälzte ! Schon ſprangen einige
gleiteten, ſorgten für die Verpackung und Weiterſchaffung der
Soldaten herbei , um den mit dem Tode Ringenden durch da ſchritt Oberſt Hadſchi Kolbenſchläge vollends zu tödten Chriſtos ein , legte ſeine Pfeife weg , zog den Damascener und mit einem leichten Streiche war das Haupt des ſterben: den Grizellis vom Rumpfe getrennt. Der Oberſt ſtrid) mit
eroberten Effecten, und waren den Siegern behülflich, die Häu ſer des eroberten Dorfes in Brand zu ſteden , eine Gewohn:
heit, welche die unglüdlichen Gegenden von ihren Beſiegern nur zu oft empfanden , denn ſelbſt die deutſchen Freiwilligen
ſchienen hieran Gefallen zu finden. Bei der Erſtürmung des Dorfes hatten die Truppen meh: rere Gefangene gemacht , von denen ſieben , der eigentlichen Bande angehörend, dem Standrecht verfallen waren, und ohne
dem Finger das Blut von der Klinge , ſteckte das Schwert in die Scheide, ergriff die noch brennende Pfeife , und nahm mit 1
Behagen ſeinen Vlag wieder ein.
Die Soldaten aber fielen
.
über den Entſeelten mit einer Rohheit her, welche den Hotten : totten Ehre gemacht hätte, plünderten denſelben und beraubten den Leichnam , unter Zank und Nauferei, ſogar der Kleidung !
weiteres gerichtet werden konnten ; auch der Anführer Grizellis war unter den Unglücklichen, die faſt alle verwundet, in einem
Ich wünſchte mir Glüd:, nicht verdammt zu ſeyn , auch die
beklagenswerthen Zuſtande, ohue daß auf ihre Wunden geachtet
Hinrichtung der übrigen Gefangenen mit anſehen zu müſſen ,
wurde, gebunden auf einem Haufen in der drüđendſten Son:
da dieſelben , als weniger ſchuldig betrachtet, nach der Feſtung
nengluth lagern mußten , bis das Kriegsgericht ſich verſammelte,
Modon abgeſchickt wurden.
und zur Unterſuchung der Anklagen ſchritt.
Das Kriegsgericht war ſehr einfach, den griechiſchen Sitten entſprechend ; es beſtand aus dem Oberſten , zwei Phalangiten: officieren und einem Patrioten, der als Unterofficier fungirte.
Hadſchi- Chriſtos lagerte ſich unter einen Feigenbaum , ließ ſich ſeine Pfeife reichen , und befahl ,, Capitän Grizellis," den ge: (1
fangenen Räuberchef, vorzuführen .
Nach einigen Streifzügen war auch in Meſſenien die Ruhe wieder hergeſtellt; die Einwohner , auf die Verſicherung der Regierung bauend und die Früchte einer weiſen Gefeßgebung in den Provinzen Argolis und Corinth emporblühen ſehend, fingen nach und nach an , die neue Ordnung der alten vorzu : gieben ; die Aufwiegler wurden von ihnen zurüd gewieſen oder
der Regierung ausgeliefert, und die Sehnſucht nach Ruhe und
Stolzen Schrittes , das Haupt verbunden , mit blutbepled : ten Kleidern , trat Grizellis vor ſeine Richter ; er war ein ſchöner, kräftiger Mann , höchſtens dreißig Jahre alt , deſſen Muth und Entſchloſſenheit bei andern Grundſäßen gewiß Ve: Achtung und Anerkennung gefunden haben würden .
Hadſchi- Chriſtos maß den Unglücklichen mit einem Richter: blic, der ihm zugleich ſein Urtheil ſprach ; unter ſtetem Tabak:
rauchen erklärte er dem Gefangenen, , daß ein mit den Waffen +
Frieden trat bald ſo deutlich hervur, daß es geeignet erſchien , die in der Provinz concentrirten Streitkräfte in ihre Garni: fonen zurückzuziehen. Ich für meine Perſon wurde vorläufig nach Navarin beordert , und bekam auf dieſe Weiſe Gelegen: heit, wiederum eiuen berühmten griechiſchen Städtenamen mit der Wirklichkeit vergleichen zu können. Navarin, oder wie es die Griechen nennen , Neocaſtro,
theilt das Schidſal aller griechiſchen Städte, die im Befreiungs:
in der Hand ergriffener Bandenführer dem Gefeße verfallen
fampre irgend eine Bedeutſamkeit erlangt haben : ſein Glang
fer, welches die Todesſtrafe über dergleichen Verbrechen aus: geſprochen , und daß ſonach er , Capitän Grizellis , ſogleich
iſt der Nimbus desnamens, der in der Wirklichkeit einige aus Scutt und Trümmern
erſtebende Hütten aufweist.
759
Stadt iſt irßt ein armer, unbedeutender Ort an einem reis: 1 Verbeſſerung der Buckerfabrication in den Coloniert! lofen Felſenabhange gelegen , mit einer kleinen Feſtung, wie die meiſten der griechiſchen Städte verſehen ; man erblict nur wenig Häuſer, die mehr als ein einziges Local aufweiſen können, und ein großer Theil der Bevölferung lebt in Hütten. Han :
delsleute, wie man ſie in Nauplia, Patras und Syra findet, eriſtiren hier nicht , nur einige Krämer , deren Laden Tabaf, Schwamm , Schwefelfaben , Pfeifentöpfe und Zwiebeln ſehen läßt, ſind hier zu bemerfen, und begnügen fich, wenn ihr Ge: Ichäft ein müßiges Leben und freien Tabak rentirt. Ueber:
haupt liegt der handel in Griechenlands Seeſtätten noch ganz darnieder ; die Erzeugniſſe des Landes ſind zu gering, um aus ihnen Schiffsladungen entnehmen zu können , und höchſt ſelten fieht man daher in den griechiſchen Häfen eigentliche Handels-
Man bat bekanntlich in neuerer Zeit nachgewieſen, daß das Zuđer rohr 18 bis 20 Procent fryſtalliſirbaren Zuder enthält , während man gewöhnlich nur 10 bis 12 erhielt. Es bedurfte aber dazu anderer Maſchinen als die bisherigen, und dieſe waren koſtſpielig. Indeß iſt jeßt ein ſtarker Anfang gemacht, und das Echo du Monde Savant vom 26 Junius berichtet darüber Folgendes. Jim Jahre 1837 befand ſich ein reicher Pflanzer aus Bourbon , Namens Vincent, in Frankreich, lernte hier die beſſere, bei der Runfelrübenzucerfabrication gebrauchte Methode bei den HH . Derosne und Cail in Paris fennen , ließ Maſchinen und Arbeiter mit großen Koſten nach Bourbon fommen , und begann am 1 October 1838 ſeine Fabrication , die ſo günſtig ausſdlug , daß er über ein Drittheil mehr und ſchönern Zuder erhielt , und im nächſten
ſchiffe ; Fiſcherbarfen und Küſtenfahrer bilden in den Seeſtadten
Jahre ſeinen Nachbarn das Zuckerrohr abkaufte , um es ſelbſt zu ver
das eigentliche Leben, und hin und wieder reßt wohl auch ein
arbeiten , da er ihnen einen höhern Preis dafür zahlen konnte , als ſie ſelbſt nach der alten Methode an Zuckerwerth herausbrachten. Die Sade ging ſo gut, daß Hr. Vincent noch einmal nad Frankreich ging, um neue Apparate zu beſtellen , die am 17 Junius d. J. mit dem
franzöſiſches oder engliſches Kriegsſchiff durch einen achttägigen Aufenthalt die Stadt für eine geraume Zeit in Nahrung, wie
denn z. B. in Nauplia und Piräeus die Verproviantirung der dort ſtets im Hafen liegenden Kriegsſchiffe einen Hauptnah rungszweig der Einwohner bildet. Der von drei Seiten eingeſchloſſene Hafen Navarins iſt
ſehr geräumig, ſo daß die Flotten der europäiſchen Staaten zuſammen hier Plaß finden würden, und gilt für den ſicherſten der ganzen Weſtküſte. In Griechenlands älterer und neuerer Geſchichte hat dieſer Hafen einen weltkundigen Namen erlangt : im peloponneſiſchen Kriege, 425 v. Chr., vernichtete Demoſthenes im Hafen von Navarin die ſpartaniſche Flotte, und im J. 1827 wurde hier durch die Flotten der Großmächte England, Ruß
Schiffe Globe von Havre nad, Bourbon abgegangen ſind.
Der ehe
malige König von Holland , • Wilhelm I , der an den Fortſchritten der
Colonie Java noch immer großen Antheil nimmt, ſoll die nöthigen Summen vorgeſchoſſen haben, um dieſes Jahr noch vier ähnliche Fabriken , von denen jede eine Million Kilogramme Zuder jährlich liefern könnte ,
auf dieſer Inſel zu errichten . Gleiches that ein Plantagenbefißer zu Havana, Namens Arietta, ſo wie ein reicher Grundeigenthümer Merico's, der Marquis von Caſtanos, und Unterhandlungen ſollen angeknüpft ſeyn, um ähnliche Anſtalten in Bengalen , in Surinam , Demerara u. dgl . zu gründen.
land und Frankreich einerſeits und der türkiſch-ägyptiſchen an : drerſeits jene denkwürdige Seeſchlacht geliefert , die mit der
Zerſtörung der osmaniſchen Seemacht endete und die Unab :
Chronik der Reiſen .
hängigkeit Griechenlands gebar. Solche Erinnerungen fönnen freilich auch einem unbedeutenden Flecken großes Intereſſe ver:
Meiſeftizient von Java. III.
leihen , und gerne habe ich oft in ſtiller Abendfühle auf dem glatten Spiegel des Hafens verweilt, wo ein alter Fiſcher in
( Fortſetung . ) Der Weg von Loſſarie nach Tagal führt zuerſt durch einen Wald
ſeiner Barte, die ſeine ganze Habſeligkeit enthielt, die Helden: thaten der griechiſchen Seeleute des leßten Decenniums erzählte. Bei ruhiger See wollen einige im Hafen von Navarin die Trümmer verſunkener Schiffe erbliden ; mir ſelbſt, ob gleich ich mich ziemlich guter Augen rühmen darf , iſt bei mehrern Berſuchen nichts Derartiges ſichtbar geworden. Chat: ſache iſt es übrigens, daß hier mit den in Grund gebohrten türkiſchen Schiffen große Schäße begraben wurden , zu de: ren Wiedererlangung ſchon vielfache , bis jeßt aber vergeb :
von niedrigem Gehölz , welcher nichts Angenehmes hat ; überdieß be
liche Verſuche und Projecte gemacht worden ſind. Selbſt die von einer Geſellſchaft Engländer begonnene Aushebung verfent: ter Geſchüße wurde als nicht lohnend wieder aufgegeben , da
das Unternehmen zu große Schwierigkeiten zu beſiegen hatte ; wenn die Griechen daher einen Prahler abfertigen wollen, ſo Ka geben ſie ihm den Rath , nach Navarin zu gehen, und - ka: -
nonen aus dem Hafen zu ziehen !
läſtigte die Hiße des Tages uns ungemein.
Weiterhin paſfirt man zu
beiden Seiten an Reisjeldern und hat dann die Ausſicht auf den hohen Berg von Tagal. Die Einfahrt in den Hauptvrt dieſes Namens zeigt, daß derſelbe in frühern Zeiten nach großem Maaßſtabe angelegt wurde. Ein ſehr breiter Weg mit zwei Reihen Katappan , Tamarinden und
andern ſchönen Bäumen verzieren denſelben und gewähren dem Fußgänger einen angenehmen Schatten. Nachdem man drei ſteinerne Brúden paffirt hat und an dem dineſiſchen Kamp vorbeigekommen iſt , erreicht man .
den Plaß vor dem Hauſe des Reſidenten , einem prächtigen Gebäude, welches vor vielen Jahren von dem Reſidenten Reynſt geſtiftet wurde. Es muß ein Mann von gutem Geſchmac geweſen ſeyn , denn noch jeßt bewundert man die Schönheit und Zwed mäßigfeit des Hotele. Seit wärts von demſelben liegt das Fort an dem Strand, während eine lange hölzerne Brüde auf den Weg nach Pekalongan führt. Der Name Tagal , welcher dieſer Neſidenz beigelegt wurde , rührt, wie man behauptet , von der großen Ebene her , die ſich hier ausdehnt, denn Tagal bebeutet Ebene. Der Hauptort Tagal war in frühern
760 Beiten ſehr blühend, wie man noch an den ſchönen Häuſern für Europäer fieht, wovon jedoch die meiſten in Verfall gerathen find. Zu Tagal hat , eben ſo wie zu Cheribon , vor einigen Jahren eine epidemiſche Krankheit geherrſcht, welche vielen Europäern und Hunderten von Javas nern das Leben koſtete. Das Reſidenzhaus iſt ausgebeſſert worden, und wird jeßt wieder von dem Reſidenten bewohnt, welcher ſeit jener Epidemie
feinen Aufenthalt zu Banjarang hatte. Der nicht weit entlegene Hafen wird in Folge der Anſchwemmungen vor dem Fluß mit vieler Mühe
und großen Koſten im fahrbaren Zuſtande erhalten. Dieß iſt der große
Fehler faſt aller Häfen auf Java, welchem öfters, wie zu Batavia, nur durch ungeheure Koſten abgeholfen werden kann. In dem Maaße, wie
Zuderetabliſſement errichtete, mußte alle dieſe Schwierigkeiten zu über
winden ſuchen . Wir ſahen in mehr als Einer Fabrik die Unternehmer bei dem Mauern zugegen , welche uns erzählten , daß fie ſeit Monaten das Ziegelbremuen , Ralfbereiten und alle übrigen Arbeiten vom frühen
Morgen bis in die Nacht beaufſichtigt und geleitet hatten. Dieſes er: müdende Leben , der immerwährende Verbruß über die Unerfahrenheit
der Arbeitsleute und den daturd verurſachten langſamen Fortgang des Werfs hatte ſogar einige ganz entmuthigt ; allein die Vorſchüſſe waren von der Regierung empfangen , die Unternehmung war begonnen und fie mußten alſo aushalten ; man kann ſich aber denken, wie wenig Auf munterung dieß alles gab. Das Zuđerrohr wurde von dem Javaner
durch den zunehmenden Landbau die Erde lođer gemacht wird , wird diefelbe von den Regengüſſen den Strömen zugeführt, an deren Mündung
gepflanzt nach der geringen Kenntniß , welche man von dieſer Cultur
fie niederfin't und Bänke bildet. Wir beſuchten den Regenten , einen bejahrten Mann, der für ſeine
kannten ſie durchaus nicht. Nicht ſeiten wurden Grundſtüde dafür ans gewieſen , deren Boden gar nicht dazu geeignet war ; nicht einmal die
hatte ; die Regierung&beamten , welche dieſelbe beaufſichtigen mußten, !
im Kriege von 1825 bis 1830 geleiſteten Dienſte den Rang eines Pan
ergiebigſten Varietäten des Zuckerrohrs waren bekannt, mit Ausnahme
gerang erhalten hat. Er iſt ein ſehr gebildeter Javaner , der die euro
des ſaftreichen otaheitiſchen Rohrs , welches der Generalcommiffär van
päiſchen Sitten fennt und befolgt. Seine Wohnung und Dalm find ganz von Stein und in dem Styl der europäiſchen Häuſer gebaut. In dieſer Reſidenz findet ſich übrigens, ſo weit es uns befannt iſt, nichts Merkwürdiges, es wäre denn das Grab eines Kaiſers von Sura karta , welcher im Jahre 1650 daſelbſt begraben wurde. Es liegt auf dem Wege nach Lebakſtu, iſt von prächtigen Bäumen umgeben und ſehr gut unterhalten. In der Anlage hat es einige Aehnlichkeit mit jenem
den Boſch mitgebracht hatte , wovon aber zuerſt nur wenige Stöde in dem botaniſchen Garten zu Buitenzorg gepflanzt werden konnten , und an deſſen allgemeine Verbreitung alſo noch nicht zu denken war, fu daß
des Scheich Mulana zu Cheribon ; der Zugang iſt jedoch nicht unterſagt,
ſo daß die dabei angeſtellten Prieſter uns bis in das Häuschen führten , wo die eigentliche Grabſtätte iſt. Die Umgebungen des Grabmals und die feierliche Stille, welche innerhalb der Ringmauern herrſcht, macyten jedoch einen ſtärkern Eindruck auf uns, als der Anblid dieſer Weberreſte eines uns unbekannten Herrſchers. Nicht weit von dem Hauptort liegt die große Zuckerfabrif , welche früher den Herren van den Buſch und Wiſcher gehörte , ſeitdem aber für eine große Summe ben Herren van Vloten verkauft wurde. Man ſpricht häufig von den Schäßen , welche die erſten Unternehmer von
Zuder- und andern Fabrifen gewonnen haben , ſo , als ob dieſelben ihnen ohne irgend eine Mühe von ihrer Seite gleichſam zugeworfen wären. Dieß iſt aber durchaus nicht der Fall. Als das gegenwärtige Culturſyſtem zuerſt eingeführt wurde, waren die Kenntniſſe, welche man von der Zuđer - , Indigo - und andern Culturen hatte, im Allgemeinen
es auch bei der Guitur in den meiſten Reſidenzien die erſten 3, 4 bis 5
Jahre an allen Seiten haperte. Mit dem Fabricate ging es nicht beſſer. Denft man ſich daher die ermüdende und verdriebliche Arbeit des Erbauens einer Fabrik , die geringe Qualität des Gewädyfes , die mangelhafte Fabricationsweiſe und den Fabricanten belaſtet mit einer Schuld von 60 bis 100,000 Gulden , die das Gouvernement ihm vorgeſtreďt hatte, ſo wird man wohl zugeben wollen , daß der Zuſtand der Unternehmer
nicht zu glüdlich war, und saß fie den ſpäter realiſirten reichen Gewinn wohl verdient haben. ( Fortſeßung folgt.)
Mi s cellen. Die warmen Bäder zu Furnas auf den Azoren ſollen einen außerordentlich fräftigen Einfluß auf den Menſchen haben.
Der
Verfaſſer von A Winter in the Azores , ein þr. Bullar , bemerkt , das Bad habe ihm ein Gefühl von Stärke, nicht von Schwäche oder Mattig feit zurüdgelaſſen , und die Haut dien nicht bloß gereinigt und ſehr angenehm weich, ſondern auch wie verjüngt. Einige der kleinern Quellen .
ſehr gering, und größtentheils von den chineſiſchen Fabricanten erworben. Die Contracte , welche das Gouvernement mit den Landbauern ſdhließen
in der Nähe find kochend , alſo wohl alle ziemlich warm.
wollte , flößten daher inehr Beforgniſſe als Erwartungen ein , ſo daß man allgemein wenig luſt ſpürte ſich damit einzulaſſen , und der Ge
neralcommiſſär van den Boſch beredete daher ſeine eigenen Söhne, eine
W eineinfuhr in England. Die Geſammtmaſſe von Weinen , die im Jahre 1810 in England eingeführt wurde, betrug 9,311,247 Gal lonen; wieder ausgeführt wurden 2,437,078 G. , ſo daß im Ganzen
ſolche Unternehmung zu wagen , damit aud andere durch ihr Beiſpiel
6,553,922 G. übrig blieben , von denen der Einfuhrzoll gezahlt wurde.
.
!
Die meiſten Unternehmer waren indeſſen
Im Entrepot lagerten im Anfange des Jahres 1841 zu London 6,920,398 G.,
Fremde, die faſt nichts zu verlieren hatten. Dazu fam , daß die frühere Erfahrung auf Java der Sache durchaus nicht günſtig war. Die Euro päer , die in den bataviſchen Ommelanden und in einigen Reſidengien Zudermühlen , wie man ſie damals nannte , errichtet hatten, hatten faſt alle mit Verluſt geendet , und ſogar die betriebſamen Chineſen hatten feinen großen Vortheil dabei gefunden . Außerdem waren in den meiſten Refidenzien feine Baumeiſter, keine Maurer , Zimmerleute , noch andere
in andern Städten 4,470,069 G. , alſo mehr wie ein Jahresverbrauch. (Examiner vom 20 Junius.)
ermuntert werben möchten.
Handwerker , fogar feine Ziegelbrenner und Ralföfen. Wer alſo ein
Şafereinfuhr aus Irland nach England. In den frühern Iahren , namentlich von 1830 bis 1837 , wurden jährlich 4 bis 600,000 Quarter Weizen aus Irland in England eingeführt, im vorigen Jahre nur noch 93,633 Quarter ; dagegen aber 1,404,743 Quarter Hafer , der demnach gegenwärtig einen Höhern Gewinn abwerfen muß. (ibid.)
Dånden , in der Literariſch - Artifiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 191. E
11 1
=
2 Das
Ausland.
1
Tagblatt
Ein
für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 10 Julius 1841 .
feße erlaſſen , wodurch Auswanderern verboten würde , ihre Sklaven mit ſich nach der Republik zu bringen, und nie in der :
$.
Die Stellung von Teras iſt ſeit wenig mehr als einem
Jahre von lo vorwiegender Bedeutung geworden , namentlich
ſelben Unterwürfigkeit zu halten , wie dieß in den Vereinigten Staaten geſchieht; auch ſoll weder der Congreß die Macht ha
in Bezug auf die ſüdlichen Staaten der Union , daß wir mit
ben, Sklaven zu emancipiren , noch der Sklavenbeſiger, ſeine
Bezugnahme auf unſere leßten Mittheilungen über die Ver:
Sflaven freizugeben , wenn er ſie nicht außerhalb der Republik
einigten Staaten ( 1. Nr. 101 ff. und 188) nicht umhin fön: nen, einzelne Bemerkungen darüber mitzutheilen. Wir haben
ſendet. Kein Freier von reiner oder gemiſchter afrikaniſcher Abkunft ſoll ohne Zuſtimmung des Congreſſes dauernd in der Republik wohnen dürfen , und die Einführung oder Zulaſſung von Afrifanern oder Negern in dieſer Republik, außer von den
im vorigen Jahre, namentlich in den Rückblicen , das Ver: baitnik 311 den Vereinigten Staaten auseinanderzuſeßen uns
bemüht, und neue Vorfälle , namentlich die Verträge , welche Teras mit England mud Holland, wie früher mit Frankreich ( chloß, haben dasſelbe in ein noch klareres Licht geſeßt, wenn wir gleich nicht umhin können, zu bemerfen , daß über einen Punft, die Sklaverei , die Anſichten und die Nachrichten noch getheilt ſind ; denn während die einen behaupten , daß die Te:
raner die ganz gleichen Geſinnungen hinſichtlich der Sklaverei hegen, wie die Pflanzer in den ſüdlichen Staaten der nord-
amerikaniſchen Union , und daß die Sklaverei ſich dort auf
Vereinigten Staaten Amerika’s her , iſt für immer verboten, und als Seeraub erklärt. “ Die Vertheidiger von Teras be: haupten nun , troß dieſer offenen gereklichen Begründung der Sklaverei , troß des ſteten Einſtrömens von Anſiedlern aus den Sklavenſtaaten der Union , habe die Zahl der Sklaven in Teras zur Zeit der teraniſchen Revolution unter 30,000 Men:
ſchen nicht mehr als 2000 betragen ; auch fod ſie jeßt nur zwi ſchen 6 und 10,000 ſeyn , während die Zahl der Weißen auf 200,000 ſtieg. Dieß Zahlenverhältniß ſcheint allerdings anzu :
gleiche Weiſe ausbreiten werde, behaupten andere, daß im Ge: deuten , daß die Sklaverei in nicht ſo bedeutendem Maaße ſich gentheil Ausſicht vorhanden ſey , daß die Negerſflaverei nie in feſtſeßen wird , wie in den ſüdlichen Staaten der Union , und großem Umfang in Teras werde herrſchend werden , und daß zur Entſchuldigung der Teraner führt man an , daß fie durch die leitendeu Männer des Landes die unausbleiblichen furcht: die Geſtattung der Sklaverei reiche Anſiedler aus den eben ge: baren Folgen der Negerſflaverei ſehr wohl begriffen . Daß die nannten Staaten herbeiziehen, und daß ſie dadurch in engem Negerſklaverei gegenwärtig eriſtirt, und die Geſeße hinſichtlich Verbande init derjenigen Bevölkerung bleiben , aus der ihre eigene größtentheils berſtammt; ein Berbot der Sllaverei derſelben ſehr hart ſind, daß ſelbſt der Sklavenhandel von Afrifa ber betrieben wird , ob ihn gleich die Conſtitution für würde von den ſüdlichen Staaten allerdings als eine Handlung Seeraub erklärt , das ſind bekannte und hinlänglich beglaubigte
Dinge ; auf der andern Seite aber behauptet man wiederum, troß der anſcheinenden , in den Gefeßen ausgeſprochenen Strenge,
fer das wirkliche praktiſche Uebel , das dadurch erzeugt werde,
keineswegs ſo groß , als man gewöhnlich annehme. Die Sec. 9 der Conſtitution von Teras enthält über die Farbigen folgende
Beſtimmung. „ Alle Farbigen, welche vor ihrer Auswanderung
offener Feindſeligkeit angeſehen worden ſeyn. So betrachtet ſtellt ſich die Sache allerdings milder heraus,
und es ergibt ſich bloß die Frage, was wird überwiegen : das Syſtem der Sklaverei oder das gänzliche Vorherrſchen der weißen Race ? Die Frage beruht, wie ſchon früher bemerkt wurde, darauf, ob Weiße die Arbeit in dieſem Klima ertragen können.
beſagter Sllave bona fide das Eigenthum desjenigen iſt, bei
Ueber dieſen Punkt ſind einige Bemerkungen über das Land ſelbſt nöthig. Teras zerfällt in drei Theile, in das niedere, undulirende (rolling) und bergige Land. In dem leßtern ge deiben alle Kornarten und Früchte des nördlichen Europa's ;
dem er ſich augenblidlich befindet. Der Congreß roll feine Ge:
das undulirende, welches eine Breite von 60—100 geographiſchen
nach Teras Sllaven waren , und jeßt in Knechtſchaft ſtehen,
Tollen im Zuſtande der Sklaverei bleiben, vorausgeſeßt, daß
191
3
762 Meilen hat, und nicht mit Unrecht das Italien Amerika's ge: nannt wird , berrſcht namentlich eine ausnehmend geſunde,
lich glaubte, nämlich Vanille und Cochenille ; der Nopalbaum
trođene Luft ; *) in dieſen beiden Strichen , die bei weitem
Ju dieſem Striche wird nun freilich der Neger wohl ge deihen, und man wird die Sklavenarbeit geraume Zeit mit Vortheil anwenden, aber wird nie ſo unentbehrlich ſeyn, wie
den größten Theil von Teras einnehmen , kann der Weiße die Feldarbeiten übernehmen ohne allen Schaden für ſeine Ge: ſundheit; ſchwarze Sklaven ſind demnach nicht nöthig und die
Energie der freien Weißen möchte auch wohl die Sklavenarbeit als zu koſtſpielig aus dem Felde ſchlagen . Es bleibt alſo nur der niedere Strich übrig, der 6—20 geogr. Meilen breit längs
findet ſich in den ſüdlichen Gegenden des Landes."
in manchen öſtlicheren Strichen ,
wo ein Abend oder eine
Nacht, auf einem Baumwollenfelde zugebracht, europäiſchen Conſtitutionen tödtlich iſt. Rechnen wir nun hiezu den Um ſtand, daß in dem mittlern und nördlichen Strich das Klima
der Küſte ſich ausdehnt. Ueber dieſen Theil lautet das Urtheil
dem Neger nicht zuſagen kann, ſo iſt überhaupt nicht zu er:
Kennedy's in ſeinem vou uns ſchon mehrfach citirten Werke : the Rise, Progress and Prospects of the republic of Texas, folgen :
warten, daß Negerſklaverei in gleichem Umfang , wie in den
dermaßen : „ der vorherrſchende Charakter iſt der einer Aluvial: prairie mit einer reichen , aber nicht gefährlich wuchernden
ſüdlichen Staaten der Union ſich begründe. Dadurch aber fällt eines der ſtärkſten Bindemittel zwiſchen Teras und der Union
hinweg.
Das Anerbieten einer Einverleibung in die Union,
Vegetation. Fpie und betrifft man Eichen: und Fichtenwälder, das in früherer Zeit von Teras gemachtwurde, wirdwohl die ſchönen Bäume aber ziehen ſich meiſt längs der Flußbetten hin oder ſind in einzelnen Klumpen über die Prairie zerſtreut.
ſchwerlich je erneuert werden , und ſo kann ſich hier ein neuer
ſtehende Waſſer , die in Verbindung mit einer brennenden
Staat mit beſondern Intereſſen, Neigungen und Verbindungen bilden , der nöthigen Falls auch als Gegengewicht gegen die Vereinigten Staaten gebraucht werden kann : zum mindeſten
Sonne und einer wuchernden Begetation viele Theile der Ver:
ſchmeicheln ſich die Engländer mit dieſer Ausſicht.
Die Vorzüge dieſer Aluvialgegend ſind nicht neutraliſirt durch einigten Staaten ſo entſeßlich ungeſund machen . Der poröſe Charakter des Bodens ,
die allmähliche Erhebung desſelben
Teras bietet in dieſer Beziehung allerdings ein merkwür
dung von Sümpfen, während der offene Charakter des Landes und der Mangel an dichtem Unterholz in den Wäldern nicht die ſchädlichen Ausdünſtungen auffommen laſſen , die ſich in den ungeheuren Wäldern am Miſſiſippi ro verderblicherweiſen . Die Niederungen von Teras ſind nicht frei von Wechſelfiebern, was indeß eine gewöhnliche Folge friſch umgebrochenen Landes
diges Schauſpiel dar, das, wenn auch jeßt noch nicht von ron derlicher Bedeutung, doch in wenigen Jahren ſehr wichtig wer: den kann, da Ein Zug die Teraner ſehr charakteriſtiſch von den Bewohnern der Union ſcheidet. Als ächte Phyſiofraten wollen ſie die Ausgaben des Staates weſentlich durch directe Steuern deđen , während die Bewohner der Union fich dagegen mit aller Macht ſträuben. In dem Bericht einer Finanzcommittee des jungen Staates heißt es : „ das Staatseinkommen ſollte
iſt. Zudem zeigt ſich die Krankheit nicht ſo entſchieden tödtlich,
zuſammengeſchoſſen werden in directem Verhältniſſe zum Be
und Teras wurde ſeit Menſchengedenfen nur einmal, und zwar in ſehr ſchwachem Grade , von dem gelben Fieber heiin : geſucht, das die Oſtküſten Amerika’s von Braſilien bis Carolina fortdauernd verheert, und hie und da felbſt Neu -York und die
Laufe des Eigenthums, mag es nun Grundeigenthum , perſön : liches Beſikthum oder gemiſchter Art feyn ; in andern Worten der Beſiger von 100,000 Dollars roll hundertmal mehr zahlen, als der von 1000 D. In einem Staat wie der unſrige , wo alle Landbauer ſind , und wir keine Manufacturen zu hegen
und das durchgängige Anſteigen der Ufer verhindern die Bil
nördlichen Staaten der Union heimſucht. Die Sommerhiße iſt durch Seewinde gemäßigt, welche faſt ohne Unterbrechung
haben , muß das Staatseinkommen aus einer directen
wehen, und ſie mildern eine Mittaghiße von 80 ° F. (214); º R.)
Steuer auf alles Eigenthum eines Vürgers , mag dieß Namen haben , welche es will, herfließen .“ Die Landbeſiker, nicht die Ar beiter, werden ſomit für die tauglichſten Steuerzahler erklärt, und es heißt deshalb in dem Bericht weiter : ,,eine Landſteuer iſt unſerer Anſicht nach ein gebieteriſches Bedürfniß , denn eine
To daß fie weder läſtig noch nachtheilig wird , und man im .
Monat Junius um Mittag in den offenen Prairien umher gehen kann. Dennoch iſt die Hine groß genug, um faſt alle vegetabiliſchen Erzeugniſſe Merico's 311 ziehen, ſo wie Bauin : wolle , wovon die langſtapelige fogenannte Sea-Jsland noch
üppiger als in Georgia ſelbſt gezogen wird, und zwar mit be: deutend geringern Koſten.
Klima und Voden eignen ſich auch
vorzugsweiſe für Zuderrohr und Indigo. Mais und Tabak gedeihen üppig , ebenſo der Reis ; zudem fönnen auch pan delswaaren erzielt werden , die man ſonſt Merico eigenthüm: I
*) Dieß Klima möchte gerade der Negerrace, welche in der feuch ten þipe beſonders gedeiht,ſehr wenig zuſagen, denn ſcharfe, falte Nordoſtwinde, kurzweg Nortber & genannt, wehen über die faſt allenthalben offenen Gegend von October bis März häufig mit einer Hef igkeit , welche europäiſchen Naturen hödſt läſtig iſt. Man bemerkt, daß man dem Plateau von Merico nahe iſt.
ſolche wird uns vor der Nothwendigkeit eines verhaßten und für uns ſelbſtmörderiſchen Tarifſyſtems retten .“ Man lache nicht über die junge Weisheit des jungen Staats. Noch wirft ihm der Aderbau die beſten Intereſſen ab, und ſie handeln dieſer Anſicht gemäß.
Merkwürdig iſt aber, daß die Sache keineswegs ſo zufällig iſt, als man glauben möchte ; die Teraner ſind damit der Lehre ihrer erſten politiſchen Häupter treu geblieben. General Fa: milton, einſt Gouverneur des Staats Südcarolina, erſter Vor kämpfer gegen den Tarif und Haupt der Nullifiers , welche eher die Union aufgehoben , als den Tarif fortgeſeßt wiſſen
wollten , iſt, als ſeine Anſichten in den Vereinigten Staaten unterlagen, nach Teras gegangen , wo er eine günſtige Auf
763 nahme fand , und nach Europa geſchict wurde, um die Aner: tennung des Staats bei den europäiſchen Mächten zu betrei ben , und ſeinen Bemühungen dankt derſelbe auch die Anerken : nung von Seite Frankreichs, Englands und Hollands , ſo wie die Handelsverträge mit dieſen Staaten . Dieſe beruhen auf der' möglichſt einfachen Baſis : in Teras gibt es nur Land
der Vocale finden fich ungemein feine Diſtinctionen , was gleichfalls diefelbe ſehr ſchwierig macht. Die Abyſſinier, die ziemlid leicht die Sprachen der ihnen benachbarten Wölfer lernen , machen ſich nur ſelten an die Amhara - oder Hamtöngaſprache, woraus Hr. A. d'Abbadie den Schluß zieht , daß leptere nicht zur Familie der äthiopiſchen Idiome
bauer , die ihre Erzeugniſſe abſeßen , und dagegen die ihnen
gehöre.
Fall iſt. Die Sprache iſt außerordentlich hart , und in der Ausſprache
nöthigen Gewerbs- und Manufacturerzeugniſſe eintauſchen wollen. In dieſer Beziehung wird Teras für die Vereinigten Staaten ein ſehr unbequemer Nachbar werden , und die Eng länder ſchmeicheln ſich bereits , daß Teras die Zurüdnahme des
nordamerikaniſchen Tarifs erzwingen oder deſſen Wirkungen
vereiteln werde. Dieſe Hoffnung iſt freilich fürs erſte noch zu fanguiniſch, denn die 200,000 Bewohner von Teras fönnen auf eine gute Anzahl Jahre hinaus , ſelbſt eine gleich ſtarke Ver: mehrung wie bisher vorausgefeßt, noch nicht gegen die 17 Mil lionen der Vereinigten Staaten , welche in 20 Jahren ſich auf 30 Millionen vermehrt haben werden , in Betracht kommen,
und die Botſchaft des Präſidenten Tyler , der Differentialzölle gegen England verlangt, liefert den Beweis, daß die Vereinig:
ten Staaten mit ihren Maaßregeln gegen England nicht ſau: men.
Indeß iſt für leştereg jedenfalls ſo viel gewonnen, daß
fie, wie im Norden, To im Südweſten der Vereinigten Staaten ein Land haben , das ſich dem Einfluß derſelben inehr und
mehr entzieht, und eine eigenthümliche Bahn einſchlägt. Die Aufforderungen zu Niederlaſſungen in Teras, welche ſeit eini ger Zeit auch von England aus mit Eifer betrieben werden Kennedy's Werk iſt faſt eine fortlaufende Lobrede desſelben
find deßhalb mit einigem Mißtrauen aufzunehmen . Die Fort: ſchritte des jungen Staates aber auf der weiten Bahn, welche er noch zu durchlaufen hat, bis auch nur ein Drittheil ſeines Bodens einigermaßen benüßt iſt , werden auch in der Folge ſtets ein um ſo größeres Intereſſe gewähren, als dasſelbe durch die eigenthümlichen Verhältniſſe zu den Vereinigten Staaten ſtets wach erhalten werden wird.
Ueber die Amharaſprache. Das Aprilheft des Journal asiatique enthält ein Schreiben A. D'Abba die's an J. Mohl über die Amhara - oder Hamtöngaſprache, weldie von den Agåu , von Bruce Agow genannt, geſprochen wird. Bruce theilt fie auch in Damot Agow und in Tſcherat Agow ab. Von den erſtern, welche die Halbinſel von Abay nordweſtlich von den Godſcham bewohnen, weiß man wenig . Es iſt eine Völkerſchaft von geſchidten Arbeitern, gewandten und keđen Dieben , und durch ihre Verbindungen mit den
ſchwarzen Stämmen der Weſtſeite des Flufſe8 führen ſie das Flußgold auf die Märkte von Derita und Gondar. Ich habe gefunden , daß ihr son den Einwohnern von Lafta nur ſchwer verſtandener Dialekt nichts deſtoweniger die gleichen Worte für die Zahlen, wie der der öftlichen Agåus
hat , mas bis zu einem gewiſſen Grade von einerlei Urſprung zeugt. Die Ag& u verlaſſen ihr Land nicht, und lernen auch nicht das Arabiſche,
was feit Bruce faſt alle europäiſchen Reiſenden hinderte , ihre Sitten und ihre Herkunft zu erforſchen. Die Declination der Hamtöngaſprache ift ſehr merkwürdig , indem fie eine ſtarke Analogie mit der Erfuarn ober baskiſchen Sprache zeigt , was indeß bei dem Zeitwort nicht der
Chronik der Reiſen . Reiſeftigen yon gaya. ILI . ( Fortfeßung.) Den folgenden Morgen reisten wir nach Pekalongan. Der Weg dahin führt größtentheils läng$ und in der Nähe des Strandes durch
einige Deſſas und die volfreiche und reinliche Hauptnegerie der Regent ſchaft Pemalang.
Wir wurden von dem freundlichen Regenten einge
laden in ſeinem Dalm abzuſteigen, welcher ſehr geräumig und hübſch iſt. Er bewirthete uns unter Anderm mit ſehr feinen kleinen Auſtern , welche, wie die Liebhaber behaupten, den ſo berühmten engliſchen Auſtern nicht nachſtehen , und auf Java an keinem andern Ort ſo gut gefunden werden . Ueberhaupt find ſonſt die Auſtern hier viel größer als in Europa, aber
nichtsdeſtoweniger ſehr angenehm. Unſern Weg fortſeßend, machten wir noch einen Beſuch bei einem
unſerer Freunde in dem ganz aus ſteinernen Häuſern beſtehenden und faſt nur von Chineſen bewohnten Dorf ulu - Jamie. Schon vor mehr als 100 Jahren wurde dieſes damals ſehr blühende Dorf als ein Beweis angeführt, wie viel die Induſtrie der Chineſen vermag, und dieſes ganzen Diſtricts als eines der wohlhabendſten erwähnt. Obgleich ulu - Jamie ießt nicht mehr von ſolcher Bedeutung iſt , war es daſelbſt doch ſehr lebhaft , ſo wie überall, wo Chineſen ſich niedergelaſſen haben. Zu Pefalongan kehrten wir in dem Gaſthof ein , und machten den . folgenden Morgen einen Spaziergang durch dieſen Hauptort. Das Reſidenzhaus ſteht an der Nordſeite des Fluſſed; demſelben gegenüber iſt ein mit hohen Bäumen bepflanzter Plaß, in deren Schatten herrliche Blumenbeete angelegt waren. An der andern Seite liegt ein Fort, das einigen Invaliden zur Wohnung dient. Ueber eine ſehr lange und hohe Brüde kommt man i: den ſogenannten europäiſchen Kamp , der einen höchſt angenehmen Eindruď macht. Die Häuſer ſind alle ſehr zwed
mäßig gebaut und liegen in freundlichen Gärten, während ſie sämmtlich vorn einen ſchattigen Hof haben. Da die Lebensmittel hier ſehr wohl feil ſind und die Luft zu Pekalongan für geſünder als in den näher an
der Küſte gelegenen Orten gehalten wird , da es ferner den Tag über nicht ſehr heiß und von Abends bis Morgens durch die Nähe des Ge- . birges ſehr fühl iſt, laſſen ſich hier viele penſionirte Beamten und wenig begüterte Perſonen nieder.
Wir entſchloſſen uns hier einige Tage zu bleiben und einen Aus flug in das Innere zu machen , indem dieſe Reſidenz viel Merkwürdiges enthält , das nicht überall gefunden wird. Von dem Namen dieſer Reſidenz hörten wir , daß derſelbe von den vielen großen Fledermäuſen herrührt , welche ſich hier aufhalten. Dieſes Thier heißt auf malayiſch
Kalong , und daher der Name Pekalongan , Ort der Fledermäuſe. Es gibt unter denſelben wahre Ungethüme , gewöhnlich aber meſſen fie zwiſchen den äußerſten Spißen der Flügel 4 bis 5 Fuß ; fle fuchen, wie die kleinern in Europa , ihre Nahrung des Nacht8; mit Tagesanbruch verſammeln fie fich in großer Menge und hängen fich an die Zweige
764 einiger Bäume, die, wenn die Fledermäuſe fie einmal als Sammelplat Bei der größten Sonnenhiße oder bei Sturm und Regen bleiben die Mäuſe unbeweglich an derſelben
erwählt haben , ſehr bald abſterben.
fühlt , der bereits vor 5 bis 600 Jahren den Meißel ſo zu führen ver
ſtand, daß ſeine Arbeit noch jeßt das Erſtaunen des Anſchauers erregt. 1
Der Tempel, welcher 20.Schritte im Umfange hält und etwa 25 Fuß
Stelle , ſogar durch Flintenſchüſſe laſſen ſie ſich nicht ſtören. Ihre
Höhe hat, iſt vieredig, son pyramidaliſcher Form und hat einen hervor
elben Flammern ſich mit ihren Jungen tragen ſie immer mit fich ; vier Krallen , welche zugleich die Spißen der Flügel bilden , an den Baud der Mutter feſt, wie die jungen Affen, und fliegen ſtets mit ihr der Dämmerung werden ſie munter, verlaſſen in Maſſe herum . Nur ihren Aufenthalt , ſuchen die Gegenden auf , wo ſie reife Früchte, ihre
ſtehenden Eingang , der ſo ſchmal iſt, daß nur eine Perſon zugleid ibn pafſiren kann . Inwendig läuft das Dach in ein ſpißes Gewölbe aus ;
I
Nahrung, finden , und kehren in der Morgendämmerung auf ihre Bäume zurück.
An feinem andern Ort auf Java findet man ſo viele dieſer
Thiere beiſaminen als hier. Wir machten einen Ausflug nach Bator und dem berühmten
dieeng'ſchen Gebirge , ſowohl um die dortigen majeſtätiſchen Naturſcenen zu genießen , als um die Tempel und Ruinen bramaniſchen Urſprungs zu beſuchen , welche man daſelbſt findet. 1
Die erſte Merkwürdigkeit, welche wir in dem dieeng'ſchen Gebirge 1
fahen , iſt der See von Mindjir , welcher 4500 Fuß über der Meeres-
fläche erhaben iſt , und fchon durch dieſe hohe Lage Staunen erregt. • Alten Ueberlieferungen zufolge ſtand hier ehedem ein Vulcan, der, nachdem er ausgebrannt, eingeſtürzt ſeyn und dieſen See gebildet haben ſoll. Die runde Form desſelben, einem Beden ähnlich, ſcheint dieſe Sage zu beſtätigen , und die ſteilen Ufer , deren Höhe man auf 300 Fuß ſchägen kann , laſſen vermuthen , daß dieſe Tiefe eine der heruntergeſtürzten Bergſpißen des Dieeng in ihrem Schooß verbirgt. Der See iſt von ziemlich weitem Umfang ; mit einem Floß von Bambus umſchifft man .
.
ſeine Ufer in dritthalb Stunden ; die Tiefe wird in der Mitte auf 45, an den Seiten auf 27 Klafter geſchäßt. Das Waſſer iſt füß, von weißer Farbe , rein und von gutem Geſchmac . Binſen oder andere Waſſerpflanzen findet man in demſelben nicht; dagegen iſt der See reich an ,
kleinen Fiſchen .
der Tempel iſt dunkel und ganz leer, doch einige Niſden ſcheinen früher
zur Aufſtellung von Wildfäulen gedient zu haben, die wahrſcheinlich von Liebhabern dieſer Alterthümer weggenommen find. Zur linken uno rechten Seite des Hauptgebäudes ſieht man zwei kleinere in ähnlichem Styl gebaute Capellen , in welchen man eine ziemlich tiefe trođene Grube erblidt , deren Zwed nicht bekannt iſt. Eine dritte ähnliche
Capelle iſt faſt ganz eingeſtürzt. Nach der javaniſchen Volfaſage war Gedong Bimo vor Zeiteu dic Wohnung eines gewiſſen Plakudhoro, Bruders des Königs Samiadji von Ngamerto, und waren die erwähnten kleinern Gebäude Wachhäuschen. Wahrſcheinlicher aber iſt es, daß in dem Tempel, welder augenſdeinlich in der Zeit erbaut wurde, als die Neligion des Buddha auf Java blühte, entweder ein Bild des Buddha oder ein Altar geſtanden hat, auf welchem man der Gottheit opferte , und daß die kleinern Gebäude den Tempel:
wächtern zum Aufenthalt dienten . Eine andere Ueberlieferung ſagt, daß dieſer Tempel und noch viele andere (von denen nur noch neun beſtehen, welche man etwas weiter zur Linken in einer großen Ebene erbtidt) als Tra u mbäufer gedient haben. Die Javaner haben nämlich auch jeft
nod die Gewohnheit, daß fie fich in wichtigou Angelegenheiten oder vor großen Unternehmungen an irgend einer heiligen Stelle oder auf beiligen Gräbern ſchlafen legen , in dem Glauben, daß ſie daſelbſt einen Traum haben und in demſelben eine göttliche Eingebung und Rath erhaltext werden , was ſie thun und wie ſie ſich betragen müſſen. Die ro eben erwähnten neun andern Tempel , welche alle faſt von
gleicher Größe flud, wie der obige , werden verſchiedenen Perſonen zul
Wenn man auf einem beſchwerlichen , aber die ſchönſten Ausſichten
geſchrieben , die alle in einiger Beziehung zu einander ſtanden.
Siner
dem Meeresſpiegel erſtiegen hat , kommt man an den Telaga - Warna
derſelben heißt Gedong Samiadji oder Dermo Wongſo , König von Ngamerto ; der zweite heißt Gedong Samaar , Schüler von Samiadji ;,
oder vielfarbigen See , deſſen Waſſer an verſchiedenen Stellen weiß, blau, grün und ſchwarz iſt, wahrſcheinlich eine Folge der verſchiedenen
der dritte Gebong Retjuno , Bruder von Samiadji ; der vierte Gesong Simbodrho , Gattin des Retjuno ; der fünfte Gedong Sirifandi, zweite
Beſtandtheile des Bodens , der abwechſelnden Tiefe und der Schatten,
Frau des Netjuno ; der ſechste Gedong Prabu firsno, König von Duro watti; der ſiebente Gedong Ngefolo Sedewo, jüngſter Bruder des Retjuno.
darbietenden Wege das Gebirge bis zu einer Höhe von 6000 Fuß über .
die vom Gebirge auf das Waſſer fallen . Der See liegt in einem tiefen Thal , in welches man nur mit der größten Mühe herabſteigen könnte, und das iſt wahrſcheinlich die Urſache , daß , ſo weit mir bekannt iſt, andere eben ſo wenig wie wir dieſen See in der Nähe haben aufnehmen wollen oder fönnen.
Von hier führt ein ſoroffer Fußſteig an einem
kleinen See vorbei zwiſchen die Berggipfel Kawak Kidang , wo man in
einem erloſchenen Krater viele Schwefelbrunnen findet, von welchen .
Die übrigen zwei werden in der javaniſchen legende nicht beſonders er wähnt. In dreien dieſer Tempel findet man noch einen Altar, entweber in der Mitte oder in einer der Eten ; derſelbe iſt aus Einem Stein klumpen gehauen , und hat einige Aehnlichkeit mit cinem Ambob. Zu . Seiten eines dieſer Tempel ſieht man an der Außenmauer ein
ſchön gearbeitetes Bild mit ſanften , einnehmenden Zügen , und mit Kopf-, Hals - und Armſchmud verziert.
Es hält in der rechten Hand
einige nur rauchen , andere warmen und mehrere fochenden Schwefel enthalten. Der Boden , auf welchem Feine Spur der Vegetation zu
den Mond, und iſt von großen Sternen umgeben, während in den obern
ſehen iſt, beſteht ganz aus hartem Sowefel, und bildet hie und da nur
bracht find. In einigen andern Tempeln findet man tiefe Gruben, und
eine ſchwache Kruſte über dem fiedenden Pfuhl, weßhalb man hier nur
in einem einen gemauerten Brunnen, in welchem 74% Fuß Waſſer ſtand. ( Fortfeßung folgt.)
mit großer Vorſicht fortſchreiten muß.
Von Kawat Ridang zurüdgekehrt, beſichtigten wir Gedong Bimo (die Wohnung des Bimo). Dieſes iſt ein kleiner Tempel , ganz aus trachytiſchen Lavaſteinen erbaut, welche ohne Mörtel oder andere Vinde mittel aufeinandergelegt und mit allerhand Schnitwert fo fünftlich verziert ſind, daß man ſich zur Bewunderung des Baumeiſters hingeriffen
Eden des Fachs , in welchem das Bild fich befindet, zwei Engel ange
Eine Karte des alten Norwegens vom Jahre 1500 iſt nach Sagen, Grundbüchern und alten Pergamenten bearbeitet von G. Munthe herausgegeben worden . Sie fol theils einer Ueberſegung des Snorre Sturleſon beigelegt , theils beſonders verkauft werden, und iſt allerdinge
ein unentbehrliches Húlfsmittel für das Studium der alten Landeßgeſchichte. ( Chrift. Conftit. 20 Junius.)
Mindex, ia ber literariſch - Artifffdeu Aaftalt der 9. 6. Gotta'lden Buchhandlung Berantwortlider Nebacteur Dr. Od. Widermaun .
Nr. 192.
Das
Ausla n d . Ein
Tagblatt für
Suude des geiftigen und fittlichen Lebeu's der Völke: 11 Julius 1841 .
Briefe aus dem Innern von Frankreich. IV . Geſchrieben im Sommer 1840.
Tours , den 18 Auguſt. Als ich am dritten Tage meines Aufenthalts in Tours gewahr wurde, daß dieſe langweilige Provincialſtadt mein Miß: fallen im höchſten Grade zu erregen anfing , miethete ich mir
eine kleine Carriole, um eine Fahrt in die Umgegend zu ma:
Selbſt dem weichlichen , an Lurusgenüſſe gewöhnten Pariſer, der ein Landhaus beſißt, iſt ein Park zur Jagd ungleich wich : tiger, als eine vollkommene Milchwirthſchaft. Außerdein hat
der franzöſiſche Landwirth noch mit ganz eigenthümlichen Schwierigkeiten zu fämpfen, welche der Landmann andrer län: der nicht fennt. Hiezu gehört vor allem die Auflage auf Käufe und Verkäufe der Güter, welche vorab wegnimmt, was man
chen . Es rieſelte fachte herunter, die Eigarren brannten nicht,
im glüdlichſten Falle auf den Kauf gewinnen fönnte , und welche, zwei oder dreimal entrichtet, oft den Werth des ver:
der Wagen war unbequem, der Saul ſchlecht und ſtätiſch, der
kauften Guts überſteigt; hiezu gehören ferner die vielen übri gen Abgaben, die großen Koſten der Rechtsanwälte und No:
Stutſcher frummfüßig , eigenſinnig, alt, weinroth, ſteif und bart:
hörig ; er wählte die Straße von Luynes. Nach allen Seiten hin ſah ich reiches, fruchtbares, wenn gleich nicht üppiges Land, ſorgfältige, doch eben keine ausgezeichnete, raffinirte Aderwirth: ſchaft.
tare , der ſchlechte Zuſtand der Vicinalwege, der Mangel an
zwedmäßiger , rationeller Erziehung zur Landwirthſchaft, das Wandern aller bedeutenden Capitalien von den Provinzen in
Die Loire macht in landwirthſchaftlicher Hinſicht die
die Hauptſtadt, die einſeitige Begünſtigung induſtrieller Specu
Gränze zwiſchen dem progreſſiven und ſtationaren Franfreich. Der Einfluß.Englands, Belgiens und Deutſchlands iſt vorzüg:
lationen, der übertriebene Handel mit Staatspapieren , die uns möglichfeit, weit ausgreifende Berbeſſerungen ohne Sicherheit
lich nur nördlich von dieſem Strome bemerkbar ; ſüdlich iſt das romaniſche , weſtlich das galliſdhe, im ſüdweſtlichen Frankreich
der ſchnelle Wechſel des Eigenthums u. ſ. w.
das baskiſche Princip vorherrſcheud.
das Alles zuſammen, ſo wird man ſich noch wundern, daß die
Die landwirthſchaftliche
des Beſikes in der Familie durch Subſtitutionen zu wagen, Rechnet man
Thätigkeit Franfreichs im Gangen und Großen kann ſich weder Befreiung des Bodeng durch die Revolution , nach ſolchen ge: an verſtändiger Anordnung, noch an ſorgfältiger Behandlung, waltſamen Zuſtänden und unter ſo ſchädlichen Einflüſſen, den
weber an Umfang der angewendeten Betriebscapitale, noch an Vortrefflichkeit der Hervorbringungen mit der engliſchen oder der deutſchen Landwirthſchaft meſſen, wozu vielerlei beiträgt. Ein Haupthinderniß , glaube ich , liegt im Nationalcharakter. Der Franzoſe taugt vermöge feines ganzen Weſens beſſer zum 1
Krieger, Jäger und Fiſcher , als zum Landwirth. Auch in Amerika wird er vorzugsweiſe Pelzhändler und Jäger im Ur: walde, und in Canada hatte ſich allmählid) zwiſchen den wild
berumſtreifenden Eingebornen und den franzöſiſchen Anſiedlern :
Landbou noch bis auf die Stufe habe heben können, auf wel: cher wir ihn gegenwärtig erbliden.
Alle billig denkenden
Franzoſen verſichern einſtimmig, daß es vor 1789 noch weit ſchlechter ausgeſehen habe. Der franzöſiſche Landbau hat ſeit dem Frieden bedeutende Fortſchritte gemacht und wird . un:
ſtreitig deren noch größere machen ; in ſeinem jeßigen Zuſtande aber iſt er wenigſtens um ein Jahrhundert gegen den be!gi Ichen und deutſchen zurüc.
So möchte vielleicht die leidige Eroberungsſucht der Fran :
eine ſo gänzliche Sitten - und Ideengemeinſchaft gebildet, daß
30ſen gegen Oſten dadurch zu erklären reon, daß ſie überall von
vielleicht nach einem halben Jahrhundert im Norden von Amerita und an den großen Seen ein neues, balb indianiſches, halb franzöſiſches Geſchlecht: zum Vorſchein gekommen wäre, wenn nicht der amerikaniſche Krieg dazwiſchengetreten und die
beſſer bebauten und zum Theil von Natur fruchtbarern Läu dern umgeben ſind. Auch ſind die eroberten Striche, Flan bern, Lothringen , die Bisthümer, Elſaß bei weitem die am beſten cultivirten, wenn man die Normandie ausnimmt , bei
fomachvolle Maitreſſenregierung des damaligen Frantreicho
welcher freilich ſo günſtigeUmſtände zuſammentreffen , wie man
jenen herrrlichen Landſtrich an die Engländer verſchleudert hätte.
fie felten vereinigt findet.
192
766
Schönes habe ich in der Umgegend von Tours nicht entdeđen können. Alles erſchien mir unmaleriſch, ſelbſt die Halbſtädtiſche Tracht der Bauern mit den Holzſchuhen und der un : äſthetiſche Kopfpuß der Bäuerinnen mit den großen Klapphauben. Man ſieht unter beiden Geſchlechtern wenig blühende, kräftige, plaſtiſch ſchöne Geſtalten, und den Heurathen , bleibt
nur der Spülkelch der männlichen Kraft zur. Fortpflanzung, übrig. Doch ſind ſie rührig , ertragen große Anſtrengungen und bewegen ſich in einem beſchränkten Kreiſe ihres Denkens
mane in zwei An- und Abläßen machte ; zuerſt ſchreibt er ver: nünftig und wie es ihm in die Feder kommt, und darauf legt er ihnen das ſchöne, neumodiſche Gewand und Geſchmeide an, in welchem les pâtimens de l'ame, il neige dans mon coeur, la raison coëfficiente des événemens , les projections Huides dans
les regards u. dgl. Redensarten als ſtyliſtiſche Precioſen und Seltenheiten glänzen. Aber dieß Verzwickte und Geſuchte be wundert man gerade an Balzac, deſſen unermeßliche Vogue ſich übrigens hauptſächlich daher ſchreibt, daß er die wichtigere
und Empfindens eben To behend, als es ihnen ſchwer wird,
Hälfte des Romane-Leſepublicums, die weibliche nämlich , in
außer dieſem feſten Fuß zu faſſen. Daß die rationelle Er: ziehung zur Landwirthſchaft ihnen nicht einleuchten will, iſt
fein Intereſſe zu ziehen gewußt hat. Die verheuratheten Frauen gehören Balzac vom Kopf bis zu den Füßen ; er thut ſehr ver
traurige Chatſache; noch beklagenswerther aber iſt , daß dieſe Erziehung eben ſo wenig bei den höhern und gebildetern Claſſen von Grundbeſißern Wurzel faſſen will. Der Grund hievon iſt ganz einfach. Viele franzöſiſche Gutsbeſiker find durch ganz andere Geſchäfte, als Landwirthſchaft, Grundherren geworden und zum Reicythum gelangt, von welchem ſie einen
traut mit ihnen, zieht ſie aus und an, lehrt ihnen Toiletten:
Theil ſicher , aber gegen ſehr geringe Zinſen in Güteranläufe ſteden . Die Söhne müſſen theilen , verkaufen alſo die våter:
lichen Erbgüter, weil ſie doppelt ſo viele Zinſen aus dem Han del mit Staatspapieren oder Eiſenbahnactien ziehen wollen und meiſt ziehen müſſen , um in ihrer Weiſe vom getheilten Vermögen leben zu können . So kommen die liegenden Güter wieder in andere Hände, werden zerſtückelt u . ſ. iv . Ich fehrte zur Eßzeit wieder in die Stadt zurück , was ich füglid hätte unterlaſſen können ; das Mittagbrod war ſchand
bar, ſchlechter noch als geſtern und vorgeſtern ; wir hatten ſtart angegangene Seefiſche und gebratene Nebhühner on übermäßi: gem haut goût. Aber dafür iſt der Speiſeſaal bel und freund: lidí, hoch und geräumig, der Fußboden mit genuirt Tervis
chen belegt , die Fenſtervorhänge friſch drapirt , die Aufwär: terinnen höchſt drollig, in beſtändigem Geficher und Geplauder mit den "abonnirten Gäſten . Unter dieſen leßtern befanden ſich zwei oder drei köſtliche Sarrifaturen, ächte Paviansgeſichter : am auffallendſten war ein 60jähriger Jüngling mit langen, glatt anliegenden und fofett geſcheitelten Haaren, ein geden : hafter Grauſchimmel. Die Tiſchgeſellſchaft completirten vier
Engländer von der betrübteſten Sorte, die mit allen vorlieb nahmen und ſich die ſdynödeſten Gerichte mit tragi-foiniſchem Ernſt aſſimilirten , ohne eine Miene dabei zu verziehen . Mit Naſerümpfen verließ ich die Tafel und ſteuerte ins Leſecabinett, .
wo, wie das erſtemal, ein garſtig kalter Zugwind wehte, der
inich bald von dannen trieb. Ich nahm aus der Leihbibliothek den Abbé Biroteau von Balzac mit nach Hauſe. Erſt in der Provinz lernt man dieſen vergötterten Romanſchreiber ſchäßen ; er iſt hier in Tours geboren und in ſeiner Vaterſtadt, wie in Paris, Lieblingsautor . Ich habe ihn auch faſt liebgewonnen ;
er fennt die Krähwinfeleien und Erbärmlichkeiten des fran : zöſiſchen Provinciallebens durch und durch, bis in die kleinſten , faſt mifroſkopiſchen Einzelnheiten hinein, und weiß ſie vortreff:
lich zu ſchildern. Nur vermißt man einen einfachern Styl ; aber es iſt die Frage, ob er alsdann ſo viel geleſen und ge: kauft ſeyn würde. Es kommt mir vor, als wenn er ſeine Ro-
fünſte, iſt ihr Hausfreund, Arzt, Sachwalter, Beichtvater 2c. Balzac hat das Glück gehabt, zu rechter Zeit zu kommen, nach der Juliusrevolution, als der Saint-Simonismus die Frauen
aufgeregt und in eine meuteriſche Stimmung verſeßt hatte. Die Lage der Frauen in Frankreich hat ſich zwar der Sache nach durch die geſelligen Umſtursprojecte der leßten Jahre wenig veräns dert ; wenn aber die Sitten geblieben, ſo iſt doch die Form des
täglichen Geſellſchaftsverkehrs, der Ausdruck der Sitten bedeu tend anders geworden ; man hat ſich mehr von der Etikette emancipirt. Vorzüglich in der Provinz , wo einer in der Ehe
unbefriedigten Frau wenig Mittel zu Gebote ſtehen , ſich ihr Joch leichter zu machen ,1 hat Balzac ſein ergebenſtes, ia enthu
ſiaſtiſches Publicum ; es gibt in den Departementen eine Un zahl Frauen von 28 bis 36 Jahren, denen Balzac ihr Geheim niß geſagt und den Schlüſſel zu ihrer Herzenspein gegeben , die ſich in ſeinen Schriften , wie in einem Spiegel, wieder er: fennen , und über den fremden , aber analogen und verſtänd lichen Leiden ihre eigenen vergeſſen wollen . In der Provinz ſind die Bande der Ehe , wenigſtens in
den gebildeten Claſſen, keineswegs To loder , als in der Haupt: ſtadt. „ Von rechs Frauen in der Provinz, " ſagte mir in vol lem Ernſt ein geiſtreicher Mann , „ hat nur Eine zärtliche Schwachheiten ; eine zweite kann mit der Marquiſe von Mars montel ausrufen : heureusement! aber die vier anderen ſind von
eremplariſchem Wandel , und verdienen alle Hochachtung.“ Ich erkläre mir dieſe Erſcheinung ungefähr , wie die Tugend und eheliche Treue in London : wenn jemand dreimal hinter ein ander in einem Hauſe Beſuch abſtattet, fcandaliſirt ſich die ganze Nachbarſchaft laut darüber , und die bedrohte Gattin
wird gewarnt , ehe ſie die Linie überſchreitet, jenſeits welcher der Treubruch beginnt. Auch gibt es in den Provincialſtädten nicht ſo viele Eheverächter, als in Paris, wo auf jede Ehe we: nigſtens drei Hageſtolze kommen , deren ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet iſt, wie ſie ihren Nachbar die Laſten
der Ehe allein tragen laſſen , die Beneficia dagegen init ihm theilen wollen . Endlich iſt der Umſtand zu erwägen, daß unter den gebildeten Ständen in der Provinz die eigentliche Liebe 1
gar nicht eriſtirt. Liebe , welche den ganzen Menſchen durch dringt , ihn organiſch umwandelt , gilt für Shimäre ; treue Liebe bis zum Grabe gehört nach ihnen in einen Roman , aber
nicht ins praktiſche Leben ; höchſtens iſt ihnen die liebe eine
767 momentane Leidenſchaft neben andern Leidenſchaften , und in
dieſem Falle zeigt ſie ſich mitunter . ſehr verſchmißt und auf opferungsfähig . Folgende Liebesintrigue einer Provincialdame 3. B. iſt einer Pariſerin würdig. Eine hübſche Frau aus hie
figer Gegend, die ihr Mann, ein gränzenlos eiferſüchtiger fö niglicher Procurator, beſtändig mit auf Reiſen nahm, erfranfte plößlich unterwegs in einer armſeligen Herberge, gebn Meilen weit von dem Tribunal, wo ihr Mann jeden Morgen zu Ge richt fißen am u ß. Die ſchöne Frau hat ſo viel Courage, ſich fechs Wochen lang bettlägerig zu ſtellen ; der Procurator machte
Jahr der Hedſchra 1210 (1795/96 n. Chr.), das der Zeit ihrer Erbauung. Ihre Form iſt die eines Parallelogramms, das in der Mitte eine von vier großen Fenſtern erhelte Kuppel trägt. Säulen von weißem Marmor, drei Fuß im Durchmeſſer und gehn Fuß Höhe, ſtüßen die Mauern der Kuppel , und bilden aus jeder Zeit eine Galerie in Form eines Schiffer Ueber jeder Galerie , die Oſtſeite der Moſchee ausgenommen , iſt eine Tribune mit einer ſehr leichten und kunſtvoll gearbeiteten Baluſtrade von Holg, wo dem Gouverneur und ſeiner Familie ein Plat vorbehalten iſt , wohin er fich aus ſeinem Palaſt durch einen beſondern Gang be geben kann . Die innern Mauern ſind bis zur Höhe der Tribune mit
ihr jeden Sonntag in dem ſchlechten Wirthshauſe ſeinen Kran: tenbeſuch, und verſchrieb die berühmteſten Aerzte aus der gan:
vieredigen Platten weißen und blauen Porcellans bekleidet, was für die
zen Nachbarſchaft , welche die junge Frau aus natürlichen und
Augen des Eintretenden einen ganz merkwürdigen Refler bildet.
Die
fcientifiſchen Gründen gefährlidy frank fanden , und achſelzuceno
an eine Säule gelehnte Kanzel iſt mit ſehr feiuen, zierlichen Sculpturen geziert. In der öſtlichen Mauer iſt eine Art Niſche von 10' Höhe und
nur höchſt langſame Beſſerung hoffen ließen . Die Folgen die fer ärztlichen Concurreng oder Ignoranz tann man ſich leicht
d. h. den Ort , wo ſich die Gläubigen beim Gebet hinwenden müſſen . Der
denken . Durch einen Clienten erhielt der Gefoppte Wind von
Mufti ſtellte ſich vor dieſe Niſche , wenn er die Gebete las, welche von
4. Breite, arabiſch Mihrab genannt, weil ſie die Kiblah bezeichnet,
der Sache ; er ſtand in Paris ſehr gut beim Juſtizminiſter den Anweſenden wiederholt werden ſollten. angeſchrieben , der ihm auf ſein Anſuchen beim Kriegsminiſter
Jeft ſteht ein Altar por
dem Mihrab , und in der Niſdie ſelbſt eine Statue der heiligen Jung
auswirkt, daß der Officier NN. in eine andere Garniſonsſtadt frau. Was beim Eintritt in die Kirche am meiſten auffällt, ſind die geſchikt wird. Im Vorbeigehen ſey es geſagt, daß im Durch: foloſſalen arabiſchen Inſchriften , meiſt aus dem Koran , welche die ſchnitt nichts in der Welt über die Unwiſfenheit und Sorg Wände zieren. Die Buchſtaben haben drei bie vier Fuß länge, find 1
loſigkeit franzöſiſcher Provincialärzte geht.
In Paris verſteigt ſich die ächte Liebe nicht leicht tiefer, als in den fünften oder ſechsten Stock, von wo ſie ſich bis: weilen aus dem Fenſter ſtürzt. In den Provincialſtädten iſt
ſie vielleicht eine noch größere Rarität; man trifft ſie hier und
von vergoldetem Holge und troß ihrer Größe außerordentlich zierlich und elegant ; fie find in Neskhiſchrift, ineinander verſchlungen , und .
heben ſich auf einem gelben , grünen oder ſchwarzen Grunde ſehr ange nehm , Der aufgeklärte Prälat hat an dieſen Inſchriften , ſo wie an den andern Zierrathen noch nichts ändern laſſen . (Journ , asiat. Febr.) .
!
da in dem kary bemittelten , kleinen Bürgerſtande , auch da
verſteht ſich nur unter den Frauen ; denn ſeit 1830 würde uns eigennüßige Liebe, einem jungen Manne zur allergrößten Un ehre gereichen , und als purer Wahnſinn ausgelegt werden. Eine Inclinationsheirath iſt unter jungen Leuten eine fort: währende Zielſcheibe des Wißes ; fie fagen es laut und Jeder:
Chronik der Reiſen. 1.
. cifeftizzen von Java.. III. 1191
(Fortfeßung .)
Die ganze Ebene iſt hier mit behauenem tradytiſchem Lavaſtein bededt ; gegen die Mitte derſelben findet man die Grundlagen von vielen
mann, wie viel Vermögen die Frau haben müſſe, welche ſie zu heirathen geruhen würden. Ju ihrem 25ſten Jahre wollen ſie keine Frau unter 300,000 Franken , fünf Jahre älter feßen ſie
dicken Mauern , Waſſerbrunnen und ſteinerne Pfähle, von denen noch ein kleiner Theil aufrecht ſteht. Der Ueberlieferung zufolge find dieſes
ihre Anſprüche und Bedingungen auf die gälfte herunter, und
die Ruinen eines Kratons oder Schloſſes ehemaliger Könige. Dem fey wie ihm wolle, man ftaunt hier über die an einem
1
noch fünf Jahre darauf, nehmen ſie auch recht gern mit einer Frau, welche nur 80,000 Franken hat, vorlieb. Die Heirathen hier zu Lande ſind mechaniſche Vereinigungen, ohne Liebe, wo
der Contract die Hauptſache iſt, wo der Mann ſo und ſo viel
ſolchen Bauſtyl und an dem Verarbeiten ſolcher Materialien verwen= dete Arbeit und Geduld . Wer weiß , wie la ige Zeit erfordert wurde, um nur Einen dieſer Tempel zu bauen ! Uebrigens könnte man hier
.
Renten heirathet, das Mädchen aber einen Mann nimmt, um aus dem Fräuleinſtift zu kommen. Wie man ſich nur wun
dern und über Immoralität ſchreien kann , wenn ſolche Chen mißlingen, wo der Mann, von Rechts und Geſeß wegen, ſei: ner Frau die Intereſſen eines Capitals abverlangt, das gar
nicht eriſtirt: denn wo rol die Liebe herkommen ? (Fortreßung folgt.)
einen Grund zu finden meinen, um zu glauben , daß der Löwe und der .
Elephant, deren Abbildungen in einer Menge dieſer Steine ausgehauen find, ehemals auf Java nicht fremd geweſen ſeyn müſſen, wenn es nicht hiſtoriſch wäre , daß viele Abbildungen von Thieren zugleich mit der Neligionslehre aus dem weſtlichen Indien herübergebracht wurden. Die fißende Menſchenfigur, Gono oder Mondolifo genannt , mit dem Ele: phantenkopf und vier Armen iſt eine der Incarnationen Wiſchnu's. Ferner fanden wir auf dem Dieeng zwei aus einem Stein gehauene Thiere , von denen das eine einen Büffel, das andere eine bengaliſche
Die kathedrale von Algier.
Kuh vorſtellte. Abbildungen von Siwa und Durga habe ich dort nicht
Die Moſdee, welche die moslemitiſchen Behörden dem katholiſchen Cultus abtraten, iſt ohne Widerſpruch das reichſte und elegantefte reli giöſe Gebäude in Algier , deſſen Erbauung jedoch nicht über das vorige Jahrhundert hinaufreicht. Eine Inſchrift auf der Südſeite nennt das
geſehen. Vielleicht gehört aber ju den hindu'ſchen Göttern ein zu ledok befindliches Bild en relief, welches aufrecht ſteht , mit einer Tiare .
auf dem Kopf, einem Band über die Bruft , und vielen Zierrathen
um den Hals und um Arme und Beine. Dieſes Bild hält in der
768 linken Hand eine ſchwere Keule , in der rechten einen Kris und ſteht
zu Voden , und blieb feuchend, mit weit geöffnetem Mund, geſchwollenem
mit weitaufgeſperrten Augen und fletſchenden Zähnen in einer drohenden
Bauch und ausgeftre& ten Pfoten liegen. Als wir nach einer halben
Haltung, nicht unähnlid dem griechiſchen Hercules. Eine Art Mantel,
Stunde dieſen traurigen Ort verließen , lag der Hund noch in einem
welcher um die Hüften befeſtigt iſt und etwas hintenaus flattert, und mit welchem ein von der linken Schulter herabhängendes Band fich vereinigt, iſt gleichfalls reich verziert und ganz verſchieden von dem Sarong
ſchwachen Todestampf.
der jebigen Javaneſen. Dieſe Perſon war urſprünglici gütig und ſanft: müthig und hieß Permuni ; als ſie aber ſpäter wild und grauſam geworden war , gab man ihr den Namen Batari Durga. Ein anderes
Was aber einen beſonders traurigen Eindrud machte , war der
Anblick einer Leiche, welche wir in der Mitte des Thales bemerkten , und die , wie man uns ſagte, dort bereits ſeit drei Monaten gefehen Es ſchien ein Mann von etwa 30 Jahren zu ſeyn ; er lag auf
war .
dem Nüden , mit ausgebreiteten Armen , bekleidet mit einer javaniſchen
Bild ſtellt eine Art Neptun vor , einen Dreizad in der rechten Hand
Weſte, welche die Bruſt unbededt ließ , und einem Sarong um die Hüften. Sein Kopftuch war verſchwunden und ſein langes Haar lag deutlich zu erfennen , das aber mit einem abgeſchlagenen menſchlichen . am Boden . Man fonnte noch keine Spur der Verweſung bemerken. Kopf viele Aehnlichkeit hat , emporhaltend , obgleid ein Javaner be- Wie der inglüdliche dahin gekommen , war ein Räthſel ; Niemand hauptete , daß es ein Büſchel Seetang oder Binſen vorſtellen ſollte. kannte ihn , und in der Umgegend war Niemand vermißt. Wahrſcheinlich Noch fahen wir eine reichgeſchmückte Figur auf einem Pfau fißend, mit war es ein Fremder , der aber nicht von ungefähr hineingerathen reyn heraufgezogenen Knien und mit der 'einen Hand auf dem Knie ruhend, konnte , indem kein gebahnter Weg in dieſe Wildniß führt. Unſere während die andere den Hals des Vogels umfaßt hjelt ; dieſeg hieß Serie. javanijden Führer meinten , es ſey vielleidyt ein Kaufmann geweſen, Daneben zeigte man und eine andere ſehr ſonderbare Figur , Sinto geder, nachdem er feine Waaren verſpielt, in dieſem Thal ſein Glüd habe
haltend , und in der linken etwas , das zu ſehr verſtümmelt iſt , um es .
nannt. • Sie ſtellt einen Fißenden Mann vor , auf defien Naden ein
verſuchen wollen , in der unter den abergläubigen Eingebornen herr
anderer mit vier nach den vier Weltgegenden gerichteten Köpfen und
fchenden Meinung , daß , wenn er unverſehrt wieder aus demſelben zue
vier Armen fift. Unter der Bruſt dieſes viertöpfigen Weſens kommt ein Schlangenkopf zum Vorſchein , welcher das Diadem des unterſten Bildes zwiſchen die Zähne faßt . Wie die Javaner behaupten , ſtellen
entgegengeſeßten Fall dieſes ein Beweis wäre , daß er auch fernerhin
.
alle dieſe Figuren die Kinder des Buddha vor. Endlich ſaben wir noch den Kopf und Hals einer großen Schlange oder eines Drachens , einen
Fuß im Durchmeſſer haltend. Der Rachen dieſes Ungethüme , welches Nago Gini heißt , iſt weit aufgeſperrt und der breite Hald mit großen Schuppen bedeckt. Der Künſtler hat in der Hirnſdale eine kleine vier edige Höhlung ausgehauen , welche vielleicht in einein der Tempel als .
Lampe gebrannt hat. In der Ebene, in welcher die meiſten dieſer Tempel ſtehen, entdeckt
man endlich noch die Quelle des Flufles Kalie Tulies, welcher die landfchaft ledok von der Reſidenz Banjumaas ſcheidet, und etwas weiter die Quellen des Serayu , welcher fich in Banjumaas in das Meer ergießt.
rückfehrte, ſein Glüd in Zukunft verſichert ſeyn würde , daß aber im unglücklich ſeyn ſulle, und es dann doch beſſer wäre zu ſterben. Vor 35 Jahren , zur Zeit deg bantam'ſchen Krieges, that ein Prinz von Mataram dasſelbe, aus Neid über eine ſeinen Brüdern zu Theil get wordene Ehre. Das Thal Goa Upas heißt ſeit jeuer Zeit Berkarandan, 1. i. Drt der Lebensmiden .
Uebrigens roll die Erfahrung gezeigt haben , daß die tödtliche Wirkung des Thales nicht mehr ſo ſtark iſt als in frühern Jahren, Stidluft , welche weiter nichts ift und daß nach gefallenem Regen die ſtärkſten entwickelt. Dieſelbe Gasart wird häufig in der Nähe von Vulcanen wahrgenommen , unter Anderm
現代 !
kommt , mit Angſt und Grauen erfüllt. Ich meine jene ſdredliche, zwiſchen hohen Berggipfeln eingeſchloſſene Ebene, wo keine Pflanze oder Gras wächet, wo alles fahl und öde iſt, wo alles Tod und Zerſtörung athmet das ſogenannte Thal des Todet. Oberflächlich bemerkt
man hier nichts Gefahrbrohendes : fein Nebel hängt über dem Thal,
6
auch auf dem Berg Ngebel , in Madion in der Regentſchaft Garuth , und an dem Fuß des Berges lawu bei Karang Padang, nicht weit von Surakarta , und an inehrern andern Orten.
Wenn man an der Seite dieſer Reſidenz von dem Gebirge herabſteigt, fommt man auf einem Seitenwege nach Telaga Lerie , einem ebenfalls erloſchenen Krater, wo ſich viele heiße Schwefelquellen befinden, und gelangt ſo zu einer Stelle, über welche die Natur ihren Fluch ausgeſprochen zu haben ſcheint, und welche jeden, der zum erſtenmal hieher
an
als fohlenſaure& Gas, fich am
Wir entfernten uns von dieſem Todesthal auf einem höchſt beſchwer: lichen , aber an herrlichen Ausſichten reichen Weg , und bemerkten bald vor uns eine dicke Rauch- und Dampfsäule, welche den Ort bezeichnet, 1
der auf javaniſch Kawak Driengu oder Kalmuskluft heißt.
Was man
hier erblict , übertrifft an fürchterlicher Erhabenheit alles bis jeßt Ses ſehene. An der linken Seite eines von zadigen Felſenſpißen gebildeteu Reffels kocht ein Schwefelpfuhl mit folder Wuth, daß der felfige Boden ringsherum erbebt und ein ängſtliches Gefühl die Bruſt beengt. & B ſcheint ein großer , weiter Reffel, etwa 16 Fuß im Umfang , in der
kein Pfuhl haucht Dämpfe oder Rauch aus , fein verborgener Abgrund lauert dem unvorſichtigen Wanderer auf , und in der Atmoſphäre bez merkt man nichtë Außerordentliches. Aber aus der ganzen Ebene ſteigt
Werfftätte der Natur geſchmiedet, unter welchem ein unſichtbares Feuer wüthet. Mit ſchrecklichem Brüllen , wie das Meer nad, dem Sturm , braust der mit Schlamm vermiſchte Schwefel auf , und ſo ſtark iſt das Feuer , daß die ſiedende Flüſſigkeit 6 bis 7 Fuß in die Höhe geworfen
gewöhnlich eine tödtende Stidluft empor, welche jedes lebendige Weſen
wird.
augenblidlich betäubt und zu Boden wirft. Als wir das Thal beſuchten , warf man ein Huhn hinein ; faum hatte es ein paar Schritte gemacht, al® es umfel und ſtarb. Darauf wurde ein Hund hineingeworfen ; dieſer ererichte faſt den jenſeitigen Saum des Thale8, wo die Vegetation wieder anfängt, wankte dann, drehte einigemale um fich felbft um, fiel
eine dice graue Raudwolfe wird ausgeſtoßen und der Schwefel ſteigt noch einmal ſo hoch. Wenn irgendwo , ſo iſt es hier, an dem Rande
Wenn ein Stein in den Krater fällt, verdoppelt fich das Toben,
diefes Keſſels, wo die Berggipfel feine andere Ausſicht als auf die Wolfen an şimmel geſtatten , hier iſt es , wo man die ganze Größe des. Bauherrn des Weltalls und die Nichtigkeit des Menſchen fühlt ! ( Schluß folgt.)
D inden , in der Literariſd - Artiſtiſchen Auftalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenma#n.
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Das
1d. A usl I an
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Ein
Tagblatt
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für
11
Sundé des geiftigen uu und fittlichen Lebens Lebens der Völker. 12 Julius 1841.
11 % 3.; 3) wo das dritte Stud auf dem zweiten ſteht 5 F. 6/2 3 .; oberer Durchmeſſer des dritten Stüds 4 F. 10 Z.
Neueſter Beſuch in Baalbek. * ) Am 12ten gegen Mittag ritten wir in Baalbel , die
Sonnenſtadt, ein. Die berühmten Nuinen der beiden Sonnea : tempel haben , ſeit Volney und ſpätere Reiſende ſie befuchten und beſchrieben, gealtert. Damals teuchteten ſie in Weiß, jeßt find fie in Gelb gekleidet. Oder iſt Gelb nur das gewöhnliche Winterantlig ? - Nach Volney werde ich mich in keine Bez fchreibung diefer prachtvollen Ruine einlaffen, fondern uur ein
Wenn man den Blid abipechſelnd bald auf die Säulen des kleinen Tempels, bald auf die des großen , von denen nur noch rechs aufrecht ſteben , ruben läßt, fo bemerkt man faum
den Unterſchied der Dimenſionen in Höhe und Stärke, deſto mehr ſpringt aber die ſchönere Form des Säulenſchafts beim Fleinen Tempel in die Augen. Dieß rührt allein daher, daß der untere Durchmelfer des unterſten Stüds des . Sdafts be:
paar Maaße und ein paar Zweifel geben. Das ganze Gebäude iſt als ſein oberer. - Bei den Säulen des des großen und älteſten Sonnentempels mit ſeinen Höfen hat trächtlich geringer , 354 Schritt länge bei 158 größter Breite; der eigentliche Teme großen Tempels beſteht der Schaft ebenfalls aus drei Stüden . pel an der äußern Seite der ihn umgebenden Säulen 127 Ein unteres Stüc faud fich nicht auf der Erde liegend, id Schritt länge bei 61 Breite. ( Volney gibt an reſp . 268 und konnte es alſo nicht meſſen ; es wird ungefähr 25 Fuß Höhe 146 Fuß, was mit meinen Schritten nicht recht ſtimmen will.) haben ; das Mittelſtüc hat 16 F. 10.3 ., das obere 11 F. 8 Z. Nachdem diefer große Tempet:**) zur Ruine geworden war, Die Durchmeſſer der vier Schnitte des Schafts find 1 ) unten hat man an ſeiner Südſeite auf 60 Schritt Zwiſchenraum eiuen 6 F. 11. 3. 2) 7 F. 2 3., 3) 6 F.7 3., 4) ganz oben 6 F. kleinern Sonnentempel gebaut, delfen umgebender Säulengang
Das untere Stüd iſt alſo beinahe ein Cylinder , und erſcheint
75 Schritt Bänge und 45: Breite hat. Von dieſem kleinen
dem Auge faſt ganz als ſolcher. Daher erſcheinen dieſe Säulen
Tempel ſtehen die vier Wände unverſehrt, und von den un
in der Chat plump neben der ausgezeichnet ſchönen Form der Ich bemerfe noch , daß die Seite des Schafts nit gends eine gerade, ſondern an allen drei Stüden eine gé krümmte linie iſt. Volner und natürlich alle übrigen Reiſenden nach ihm ſprechen von einem zuſammengeſtürzten Gewölbe des fleinen
gebenden Säulen ſind nur wenige geſtürzt.
Der Schaft dieſer
Säulen iſt von außerordentlicher Schönheit. Er beſteht aus drei Stüdeu, von folgenden Höhen; von unter nach oben , 21
Fuß 11" Zoll, 14 F. 7 3. und 11 F. 4 3. Ganze. Höhe: 47 8. 7 Boll. Die verſchiedenen Durchmeſſer dieſes Säulenſchafts
find 1) unten 5 F. 64, 3.; 2 )wo das zweite Stúd:auf dem erſten ſteht der größte Durchmeſſer des ganzen Schaftes) 5 €. *) Ang einem demnäcft im 3. 9. Ootta'ſchen Verlage erfcheinen , den Werte: „ Ucht Wochen in Syrien." .
andern.
2
Tempels. An Trümmern fehlt es im Inneru dieſes Raumes nicht, das ift wahr, aber man bemerke : die vier Seitenwände haben und hatten niemals Fenſteröffnungen . Alſo konnte das Licht nur von oben kommen , ſollte es fpärlich durch einige Deffnungen im Gewölbe eindringen , oder war es nicht der ?
**) Esiſt faſt nicht zu begreifen, wie der neuere engliſche Nelfenbe gdee des Sonnengottes viel würdiger, daß man gar kein Ge Robinſon, mit Volney in der Hand, und trop dem er einen wolbe hatte, unb feine Strahlen nad Ocfallen eindringen ließ ? Grundriß der Tempel gibt, den Bau derſelben fototal mißver: Und wie will man endlich das Zuſammenbrechen eines folden ftanden Hat. Den großen Tempel, pou dem allerdings nur noch 6kleinen SäulenTempel, ftehen,der håltzumergroßeneinſymm für einen ; Hof" oderes„ horsd'oeuv Vorplatz" den re etriſch
Gewölbes erklären , obte die Mauern , auf denen es geruht hätte, namhaft zu beſchädiged ? Ob Mauern von etwa 5 Fuß
ift, hält er ür den großen Tempel, und für den kleinen ein
Stärke und (nach Volnen) 31 Fuß Höhe ein Gewölbe von 57
2
de find, er)n zur n bak entrosperfd im ngStan eit F.Span tragenheidn zu Entſc (Wolv lichesTempelche alb befinddie Spönh feinerwinde außerhturegegen meit tekte ich gern nung den Archi . Und nun t, und beiden Lempe,lruin en minia deffen Volnen beshalb nicht einmal erwähnt,
193
überlaffe
erſt der
770 1
große Tempel, war er auch gewölbt ? Die Spannung ſeines Gewölbes würde 90—100 Fuß betragen haben.
Nichts iſt ſchändlicher , nichts entehrt ein vernünftiges
Die Alten wendeten ungeheure Felsblöde an , nicht bloß
Weſen mehr , als Abhängigkeit von andern , Gehorſam uud Reſpect vor der Autoritat. Mit dieſer unumſtößlichen Wahr:
wegen Solidität des Baues , ſondern auch mit für das Auge.
heit halten die jungen Leute um ſo weniger hinter dem Berge,
Während ſie das Fundament in der Erde aus kleinern Qua:
da fie im wirklichen Leben durchaus Anerkennung findet. Der
dern beſtehen ließen , nahmen ſie die mächtigſten Felsbļode als
mächtig vorwärts ſchreitende Zeitgeiſt, vor dem ſich, wenn auch
unterſte der ſichtbaren Schichten. Da nun ſpäter ein Gra:
nicht Himmel und Hölle, doch aber die ganze Erde beugt, hält
ben um das Gebäude herumgeführt worden, ſo liegen jeßt die
ſeine ſchüßende Aegide über ſie und fordert mit hundertfach
Schichten zu Tage, die dem Alterthum in der Erde verborgen waren, und man ſteht im erſten Augenblid erſtaunt darüber, daß die größten Steinmaſſen ſich in mittlerer Höhe befinden .
Nieder mit aller Subordination und hierarchie! iſt das Feld: geſchrei der großen und kleinen Kinder geworden. Wir ſind
Dieſe ſind (jedoch nur wenige) von 58 Fuß Länge, 12 F. Höhe
lauter Vernunftweſen und wiſſen ſchon von den Kinderſchuhen
und 13 F. Dide, d. í. 9048 kubiffuß , und im Gewicht nahe
an, wo Bartel den Moſt holt: Schon lange zieht man Waſſer:
an 16,000 Centner.
finder, damit man nicht im erſten Lebensjahre von der Mutter
Baalbek felbſt iſt ein elender Ort mit etwa 2000 Seelen. Eine große Caſerne Ibrahim Paſcha's ſtand leer.
Bruſt abhänge ; man hat die Fallhüte und Gängelbänder ab geſchafft , damit ſich die Kinder nicht von Jugend auf an Ab: hängigkeit gewöhnen, und in der Morgendämmerung des ge:
widerhallender Stentorsſtimme: Unabhängigkeit und Freiheit !
Briefe aus dem Innern von Frankreich. IV . ( Fortſeßung.) Die Matadore der Provincialjugend vergeuden ihre Zeit
1
genwärtigen Jahrhunderts wurden , ſo wie die Capellen und Crucifire, auch die Galgen umgeworfen , um endlich die eigent:
tenant bis zum Kaiſer gebracht, und der beinahe noch fabel:
liche Abhängigkeit in sensu strictissimo zu beſeitigen . Alle Bande müſſen gelöſet werden , wenn die wahre Freiheit beginnen roll; alle Verbindlichkeiten müſſen aufgehoben werden, wenn der Menſch ſich frei bewegen ſoll. Man hat in der blutigen Morgenröthe dieſes Jabrhunderts aus wahrer Humanität das Eheband gelođert und das Privilegium der Kebsweiberei auch auf die untern Stände ausgedehnt. Kindermorde geſcheheu
haftere Lebenslauf eines winzigen Provençalen , welcher ſich in
nicht mehr aus Scham , ſondern aus Brodverlegenheit, weil es
wenigen Jahren aus dem Redactionszimmer des Conſtitution :
für eine ledige , arbeitende Weibsperſon ſchwer und umſtänd: lich iſt , Kinder aufzuziehen. Durch die Anlegung der Findel
im Kaffeehauſe mit Ecartéſpielen , bigarrenrauchen und Pro: jectenſchmieden ; alle ſind darüber einſtimmig , daß ſie eine
fcinelle, glänzende Karriere machen. Das erſtaunliche Glück eines kleinen Corſen , der es nach und nach vom Artillerielieu :
nel in den Rath der Miniſter , auf die höchſte Stelle im Kö:
nigreich geſchwungen, hat allen Franzoſen wenigſtens auf fünf= zig Jahre die Köpfe verdreht.
In der Ungeduld , zu den ein:
häuſer in allen Theilen Frankreichs hat der Staat dieſem Uebelſtande aufs liberalſte abgeholfen . Eben ſo verhält es ſich
träglichſten Aemtern und auf den Gipfel des Staats zu ge- auch mit andern Verbindlichkeiten . Die Eide fangen an, ihre langen, vergeſſen die jungen Leute etwas Solides, Gründliches verbindende und bindende Kraſt zu verlieren , weil ſie in der zu lernen ; ſie haben ihre ganze religiöſe, moraliſche und poli- Religion wurzeln , voit der die Jektlebenden nur in ſo weit tiſche Theorie aus Condorcets, Helvetius' und Holbachs Schrif: abhängig ſeyn wollen , als ſie ihnen keinen Zwang anthut ; ten. Die Religion iſt nach ihnen eine bloße Glücſeligkeits- fordert ſie mehr , als man gewähren will, ſo proteſtirt man. lehre, beſtimmt, uns zu erinnern , daß man mäßig genießen Ein Gerek fann nie zu kurz ſeyn. Deßwegen ſind den heuti: müſſe, um recht lange und recht vieles zu genießen , im Noth- gen Söhnen der Aufklärung die zehn Gebote Gottes zu lang, fall auch ein Kappzaum fürs dumme Volk , der als zweckmäßi: und ſie ſtreichen nach Belieben davon aus. Man hat ſich von ges Ergänzungsmittel der Polizei und des gerichtlichen Bewei- den Verbindlichkeiten der Religion und fittlichen Ordnung eman: Tes in Ehren zu halten. Die Staatslehre dieſer jungen Leute cipirt, und in der politiſchen Emancipation bat Frankreich eben beruht auf luftigen und gehaltleeren Abſtractionen . Der Con-
falls ſchon große Fortſchritte gemacht , und iſt auf dem beſten
trat social iſt noch immer ihr Evangelium . Ihre Moral iſt die des 18ten Jahrhunderts, d. h. eine Anweiſung, das menſchliche Leben zu verlängern und nebenbei ſo genußreich als möglid
Wege ; denn der Zeitgeiſt iſt durchaus emancipativ. Selbſt die Geſeke ſind durch die Unſicherheit, mit der ſie gegeben, und die noch größere , mit der ſie vollzogen werden , ſo wie auch
zu machen. Einzige Tugend in ihrem Syſtem iſt , daß man
durch die Kürze ihrer Wirkſamkeit ſchreiende Beweiſe dieſes
Teinen eigenen Nußen befördere ; freilich feßen ſie ehrenhalber
emancipativen und furchtbar progreſſiven Zeitgeiſtes ; fie ſpre chen dadurch aus : wir wiſſen nicht mehr recht, was wir be:
oder aus Inconſequenz wohl bei , daß man auch den Nußen des Anderen berücfichtigen müſſe , verſteht ſich ,! wenn er dem unſrigen nicht entgegen iſt. Wer aber behaupten wollte, Pflicht, Recht und dergleichen Begriffe haben objective Gültigkeit und Wirklichkeit, und reyen unter allen Uinſtänden bindend für das
fehlen ſollen, und unſere Verordnungen und Anordnungen find nur die leßten erfolgloſen Verſuche, eine Ordnung herzuſtellen . Die in den leßten Jahren geſchehene und von den Journalen beſtändig in Erinnerung gebrachte öffentliche Belobung der Pa :
Subject , der kann nur als ein armer Tropf beklagt werden,
riſer Schulen wegen ihrer wirkſamen Theilnahme an den glor:
welcher Welt und Menſchen nicht fenne.
reichen Juliusereigniſſen bat in den Köpfen der fämmtlichen
ilm gey
her
771 Heillore Verwirrung angerichtet , und der Geiſt des Ungehor: fams und der Indisciplin hat an der Pariſer Univerſität und in verſchiebenen Unterrichtsanſtalten bereits erfreuliche Früchte
wüthendem Haß gegen die Unmaſſe abſcheulicher, ' empörender Mißbräuche beſeelt waren. Wo gibt es im gegenwärtigen Frankreich abſcheuliche Mißbräuche, die auf die ganze Nation drüden und allgemeines Mißvergnügen erweden ? Plößlich
getragen . Der Teufel ward an die Wand gemalt , und ſiehe,
eilten, wie durch ein Wunder, fieben oder acht energiſche Män :
er hat nicht lange auf ſich warten laſſen . Der Schüler Jan: hagel tritt entweder (wie im College Louis le Grand zu Paris,
ner - zu Hülfe, deren Liſte fich jeder, feinen politiſchen Anſichten und vorgefaßten Meinungen gemäß, ſelbſt auffeßen mag. Dieſe Männer entwickelten eine ſolche Thatkraft, eine 10 wilde Ener gie, daß es der kleinmüthigen Gegenwart, welche im ruhigen Beſin die Früchte verzehrt, die ihnen jene erſtritten, immer
franzöſiſchen Jugend eine durchgreifende Unordnung und eine
in der Veterinärſchule zu Alfort , in der Forſtſchule zu Cha: lons u . a.) mit dem meteoriſchen in Verbindung , wirft den Profefforen , die nicht ſeinen Willen thun, die Fenſter ein , zer:
ſchlägt die Bänke und verſprißt die Dinte , welche er während des Schuljahres durch Unfleiß erübrigt hat, an den verhaften
noch ſchwindelt, wenn ſie an dieſen Rieſen hinaufbli&t.
Sie
Mauern ſeiner Zuchtmeiſter , oder verbündet ſich mit dem
wurden in ihren Bemühungen von einem Halbhundert tüchti ger Adminiſtratoren und unverdroſſener Arbeiter, wie Prieur,
Straßenpöbel , bewirft die Profeſſoren , welche ihm die öffent:
Petiet , Daru , Sretet , Defermon , Merlin n. a. unterſtüßt,
lichen Blätter denuncirt haben (Royer- Coltard in der Arzenei dule , Rorſi in der Rechtsſchule , Rerminier am College de France) mit faulen Aepfein , gibt ihnen unter ſchredlicem
die Ordnung in das Chaos brachten.
(Fortſeßung folgt.)
Hurrahgeſchrei und Marſeillaiſegebrülle das Geleit durch die Straßen der Hauptſtadt , und macht ſich gewaltſame Ferien.
Karten von Dänemark.
1
Verdient eine ſolche Bravour und kohlenträgeriſche Tapferkeit nicht den Beifall eines gebildeten, immer vorwärtsſchreitenden Publicums , das Lob einer Licht und Weisheit verbreitenden Publicität, und die Duldung einer Gefeß und Ordnung lie: benden Regierung ? Das haben ſich die jungen Leute in der Provinz gemerkt. Dieſe Jugend mit ihrer Thorheit iſt fein pſychologiſches Pro:
blem. Seit die Regierung ſelbſt ihre Inſubordination belobt oder ungeſtraft gelaſſen , hält ſie ſich nach einer ziemlich conſe: quenten Schlußfolge für politiſch wichtig, und bei dem kleinſten Umfange des Wiſſens zu den größten Dingen berufen. Im gegenwärtigen Augenblic , - wo der Londoner Vertrag die Ge müther erhißt, ſchwadroniren die Brauſeföpfe viel von Palmer:
ſton und Brunnow , wie ehemals von Pitt und Coburg, und träumen von Wiederholung des revolutionären Drama's in ganz Europa. Die Beredſamkeit eines Mirabeau oder Dan ton würde ſie zu den dümmſten Streichen begeiſtern ; denn,
Bekanntlich war in den geographiſchen Atlaſſen bisher die Karte Feines Landes ſo unbefriedigend geblieben, als die von Dänemark. Dieß
kann ſich nun ändern, indem die königliche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Kopenhagen eine eben ſo billige als ſchöne Karte von Dänemark in
zwei Blättern herausgibt , der ſpäter auch ein Auszug in Einem Blatt nachfolgen ſoll. Außerdem erſcheint gegenwärtig eine zwar nicht mit ausgezeichneter Eleganz geſtochene, aber doch recht tüchtige Specialkarte Dänemarks von Manſa , vou der die Inſeln Seeland und Möen in 4 Blättern , Fünen in 2 und Laaland heraus ſind ,! worauf Jütland be
ginnen ſoll. Nimmt man biezu noch eine auch erſt in der legten Zeit herausgekommene gute Karte Süd - Schleswigs in Einem Blatt ovn Olſen und ein nur wenige Jahre älteres ebenfalls leidliches Dänemark in 4 Blättern von Gliemann , ſo hat man nicht allein alles , womit dieſer Zweig der Wiſſenſchaft ſich in Dänemark aus ſeiner gänzlichen Kindheit gehoben hat , ſondern auch , was überhaupt braudzbar genannt werden kann. Eine ältere Karte der Aemter iſt etwas noch ſehr Mangelhaftella
bei ihrer gränzenloſen Unwiffenheit und naiveri Suffiſance verſpüren ffe im Grunde ihres Herzens Langeweile und Tha: tendurſt à la Donquichotte. Weil Frankreichs Heere , unter
Chronik der Heiſen.
einem furchtbaren Eroberer , einmal das vereinte Europa be:
Reiſeftig ; en son gav a. III.
zwungen , bilden ſich die Franzoſen , jung und alt , ein , das
( Schluß.)
Stüd könne leicht noch einmal aufgeführt werden ; wiewohl
Höchſt zufrieden mit dem, was wir in dieſen Tagen geſehen hatten, Fehrten wir nach Pekalongan zurück. In einem der Dörfer, die wir
gerade dieß die Wahrſcheinlichkeit entfernt , daß ſo etwas zum
zweiten Mal geſchehe.
Eine Erſcheinung , wie die erſte fran :
zöſiſche Revolution , wie Napoleon, iſt in der moraliſchen Welt gewiß eben ro ſelten , als eine Sündfluth es in der phyſiſchen
iſt ; und ebenſo wie Tauſend gegen Eins zu wetten, daß zwei Përolithen nicht auf denſelben Punkt der Erde fallen , gleich unwahrſcheinlich iſt es , daß etwas fo Ungeheures noch ein, mal aus Franfreich hervorbrechen werde. Wenn die Revolution von 89 gelang, fu kam es haupt
fächlich daher , weil alle Säfte des franzöſiſchen Staatskörpers in ſchredlicher Bährung , viele Adelige zum Aufſtande geneigt und alle plebejer , die nur ein bißchen Herz hatten , von 5
paſjirten , traf tas laute nnd verworrene Geplärre einer Anzahl Kinder, welche Sprüche aus dem Koran herſagten , unſer Dhr. &8 war ein ſogenanntes Peſantrian , wie es deren mehrere auf Java gibt, eine Er
ziehungsanſtalt oder Seminarium , wo junge Leute in dem Javaniſch und Arabiſchſchreiben geübt und aus dem Koran unterrichtet werden. Ich habe früher ein ſolches Peſantrian in der Defja Langkong in Cheribon gekannt, wo einige achtzig Jünglinge von 8 bis 18 Jahren, meiſt Söhne von wohlhabenden Häuptern aus allen Theilen Java's, erzogen wurden. großen Bambusheden umringten Plat ſtanden drei große Gebäude von Bambus und ein kleiner Pendoppe oder offener Saal. Die Gebäude waren bertheilt in zwei Neiben Zimmer, zu 5 Fuß ins Gevierte,
Auf eine
772
und zwiſchert welchen ein langer Gang lief. In jeber dieſer Zellen war
ift er ein Hadfidhi, der nicht ſelten von der Bevölkerung als ein Heiliger
3 bis 4 Fuß von dem Boden eine Bali-Bali oder Schlafbank angebracht,
geehrt wird. Er lebt dann völlig auf Koſter jener Bevölfernng, indem
und unter dieſer ein Schränkchen für die Bedürfniſſe des Bewohnerë, wo geſalzene Fiſche, Dingding ( getrocnetes Fleiſch ), Salz , Gambier n. f. w. aufbewahrt wurden, die einen unerträglichen Geruch verbreiteten
er entweder bettelt , Djimat oder Talismane gegen Unglüd und. Krant heiten verkauft, bei Kranten betet oder Beſchwörungen vornimmt u. dgl.
und dad ganze Gebäude verpeſteten. Daß einzige Licht erhielten dieſe Zellen durch ein vierediges Loch mit einem Thürchen , gleidh am Rande der Bali - Bali , ſo daß der Schüler , wenn er ſehen wollte , um leſen zu können , auf dem Bauc liegen mußte. So auf dem Bauch liegend, verbrachten die jungen Leute den größten Theil des Tages in dieſen
ſehr ſchädlich wirken.
.
.
finfern , ungeſunden Höhlen , wo fte auch des Nacht ſchliefen. Die meiſten ſahen aus, wie Schatten und Gerippe, und nur einzelne, die vou ſtärkerer Conſtitution waren und eine Wohnung an den Eden des Ger bäudes hatten, wo ſie mehr friſche Luft genoſſen, waren geſund geblieben , Ich verbarg dem Hohenprieſter (einem Hadſchi oder Mekkapilger ) meine Befremdung und meinen Unwillen über dieſe empörende Einrichtung nicht, und hielt ihm das Unheil vor Augen , das dadurdy fo vielen
Jünglingen zugefügt werde, deren Geſundheit für immer zerrüttet werden müſſe. Er behauptete jedoch mit muſelmänniſcher Unempfindlichkeit, daß dieſes der einzige Weg fey , auf welchem junge Leute unterrichtet werden könnten ; denn der Körper müſſe mager und geſchwächt ſeyn, damit der Geiſt fich deſto freier regen könne; auch bedürften dieſe Schüler keine geſunden Körper , weil ſie fich dem geiſtlichen Stande widineten und in demſelben nicht zu arbeiten brauchten. Ich verſprach darauf, daß von Seite der Regierung die Koſten getragen werden ſollten, wenn
man zweckmäßigere Gebäude und einen geräumigen Pendoppe als SchulJocal erbauen wollte. Dieſe Anerbietung wurde zwar angenommen, ſpäter aber erfuhr ich, daß dieſes nur aus Höflichkeit geſchehen fey und nichts abgeändert werde. Und was lernen nun dieſe unglüdlichen Jünglinge für ſo große Opfer ? Erſt wird ihnen das Leſen und Schreiben der arabiſchen Buchſtaben in dem Pendoppe gelehrt ; diejenigen , welche darin einige Fortſchritte gemacht haben , liegen vor dem obenerwähnten Loch auf dem Bauch , und ſagen alle zugleich die Lection her , welche ihnen zum einſtudiren aufgegeben wurde. Das macht einen Lärm und ein Geſchnatter , von welchem der uneingeweihte nichts verſteht ; die Prieſter oder Santries indeſſen, die immer in dem Gange hin- und her-
.
Er fann alſo durdy ſeinen großen Einfluß auf den abergläubigen Javaner
In der Meſidenz Þefalongan wird viel Indigo gebaut; bereits vor vielen Jahren hatten mehrere Europäer dieſe Cultur hier verſucht, indem der Boden ganz dafür geeignet ſchien ; man verſicherte uns , daß hier
Indigo fabricirt wird, der in Qualität den bengaliſchen übertrifft. Die hier beſtehenden großen Fabrifen werden faſt alle für Kechnung der Regierung betrieben , während der Zavaner dieſe koſtbare Farbe in kleinen Fabrifen ſelbſt bereitet.
Nach einem Aufenthalt von einigen Tagen in dieſer ſchönen Reſidenz reisten wir nach Samarang ab. Der Weg dahin führt durch die Haupts
negerie der Regentſchaft Batang und weiter durch den Wald von Wilerie. Wenn viel Regen gefallen iſt, kann man hier lang aufgehalten werden , indem der Weg aus Mangel an Materialien nicht überall hat beſandet werden können und di. Fuhrwerke daher mit vier Pferden nur äußerſt bejdywerlich fortfommen. Aus dieſem Wald bezog man ſonſt viel Djatie - Holz; ſeit einiger Zeit aber iſt der Beſtand erſchöpft, und jeßt wird es lange währen , ehe das neu angepflanzte ſchlagbar iſt, indem der Djatie - Baum 50 bis 60 Jahre braucht, um ſein volles Wachsthum zu erreichen.
Auf dieſem unangenehmen Wege brachten wir 10 Stunden zu, und waren daher herzlich froh , als wir endlich das Ende des Walded er blidten und die Negerie Kalie Wungu , an dem Fluß Kalie Kuto, erreichten , wo wir uns einige Zeit aufhielten , um ung an einer in = .
ländiſchen Mittagemahlzeit zu erquiden. In der trogenen Jahreszeit kann man in 8 Stunden von Pekalongan nach Samarang reiſen ; nur ſelten aber legt man den Weg ſo ſchnell zurüd , und immer macht er dem Reiſenden lange Weile , wenn dieſer in den öſtlich und weſtlich gelegenen Diſtricten fich an das Vergnügen gewöhut hatte , auf den harten und ebenen Wegen ſchnell und bequem fortzukommen, -und ſehnlichſt
fieht er dem Augenblic entgegen , woer dieſe eintönigen Djatie-Wälder mit ihren Bergen hinter dem Rüden haben und nicht mehr in dem Fall
gehen , wiffen dabei ſehr gut zu unterſcheiden , wer feine lection gut
feyn wird , öfters länger als eine Stunde bei einer fürdterlichen Hiße
und wer ſie verkehrt geſprochen hat. Die Schüler verſtehen gewöhnlich nichts von dem , was ſie leſen ; bisweilen erklärt der Hadſchi den Sinn desſelben , wodurch ſie einige, aber ſebr mangelhafte und verworrene Begriffe befommen. Die Hauptprieſter, welche Directoren dieſer Inſtitute find, werden gewöhnlich nady der Deſſa genannt , wo ſich die Anſtalt befindet (der obige hieß Kiai Langkong), und üben einen großen Einfluß auf die ganze Umgegend , vorzüglich aber auf die Bevölkerung,
nur im Schritt zu fahren in einem Wagen mit vier Pferden und zwei Büffeln, womit man manchmal hohe Berge herunterfährt, ohne daß die Büffel abgeſpannt werden, indem man doch ſogleich wieder einen neuen Berg erſteigen muß. Bon Kalie. Wungu an lief der Weg, durch eine
.
dünn bevölkerte und ganz öde Gegend.
Erſt in der Nähe der Haupt
negerie Kandal wird die Landſchaft wieder mehr belebt.
Da wir den
Regenten von Randal , der ebenfalls für ſeine im javaniſchen Krieg
der Deſſa ſelber.
geleiſteten Dienſte den Rang eines Pangerang, erworben hat, ſehr gut
34 Pekalongan faben wir mehrere Perſonen , die ſich auf einem arabiſchen Fahrzeug einſdifften , um eine Wallfahrt nach dem heiligen
faunten , bradyten wir ihm einen Beſuch.
Grab in Meffa zu machen. Es waren leute von jedem Alter, alle aber hatten ein ſehr fanatiſches Aeußere. Viele entſchließen fich zu einer
ſollten, welche Einladung wir mit Freuden annahmen , indem wir äußerſt ermüdet waren. Der Dalm iſt ſehr ſchön eingerichtet, und das Gemach, wo wir den Abend zubrachten ,. wat ganz auf europäiſche Art meublirt.
folchen Pilgerfahrt, wenn ſie irgend ein Unglüç erfahren haben oder fich in einem Wunſch getäuſcht ſehen ; einige werden von Regenten und Häuptlingen durch Geld und Verſprechungen bewogen , um ſtatt ihrer nach dem heiligen Grab zu pilgern. Dieſe ilgerfahrten von Javanern find eigentlich hödſt,nachtheilig . Denn , wenn der Pilger zurückehrt,
Er und ſeine Mutter, eine
fehr gebildete indiſche Frau , verlangten , daß wir bei ihm übernachten
Ein herrliches Abendeſſen erquidte uns ungemein ; die Nadt brachte uns. einen angenehmen Schlaf und neue Kräfte, und am frühen Morgen nahmen wir Abſchied von unſerem freundlichen Gaſtheren und erreichten in kurzer Zeit Samarang .
Münden , in der Literariſch - Artiſttſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widermann
Nr. 194 .
Ausland.
Das
Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens
der Völker.
13 Julius 1841 .
Elbare Vogelnefter und deren Einſammlungen bei | Woraus (à 3000 Schritte) weit von Karambolang entfernt zu halten. die Purong Salangen ihre Nefter wohl bauen und Karambolang auf der Südküſte Java's.
wie es fommt, daß die leßtern nicht leicht in Verweſung über
(Von Julius Kögel.) gehen , darüber haben ſich Naturforſcher verſchieden ausge: In der Nähe von Karaibolang, an der Mündung des fprochen, aber dabei ganz unberüæſichtigt gelaſſen, daß die Fel
Kalie Lara (0. i. Larafluß) auf Java haben an Hohen Felfen : fen , wo jene Vögel in großer Anzahl niſten , ungemein viel wänden , an deren Fuße, die Südſee mit großem Getöſe Salpeter haben, der in den Höhlen , welche ſich unten in den Vögeln, welche, mit Ausnahme ihres kleinern Schwanges, gang
Felſen befinden, immerwährend herabtropft. Es iſt daher fehr wahrſcheinlich , daß auch die Luft dort ſehr Talpeterhaltig iſt
den europäiſchen Hausſchwalben gleichen – ihre Neſter, welche für Menſchen eßbar ſind, angebaut. Dieſe Vogelneſter haben
und fich deßhalb Salpetertheilchen den Neſtern , während dieſe gebaut werden, mittheilen ; denn wenn dieſe Neſter rnicht gut
gang die Geſtalt eines Senflöffels mit einem zwei Zot langen
gereinigt werden, behalten diefelben auch einen etwas falsigen
ſchäumend brandet, Tauſende und aber tauſende von Freinen
die Besteckung gemacht, daß in ver: Stieleund hängen paarweiſe übereinander mitdenStielen | sedmade. Referent hat (auf Java ), welche früher falpeterhaltig an den Höhlungen der Felſen , fo ' daß die Neſter größtentheils
por Wind und Wetter geſchüßt ſind.
fchiedenen Feifenhöhlen waren , und in welchen Purang Salangen nifteten, feit eini:
Das Einſammeln dieſer eßbaren Vogelneſter iſt indeß liebe tiger Zeit aber der Salpeter 'weggeblieben iſt,
Wögel ald gefährlich, undvieleMenſchenverunglüden dabei,weſhalbfich bann auch nichtmehr in jene Höhlen ihre Nefterdiebauten,weil wenige freiwillig Neſterpflüden 14
gud nur
Leute
freiwillig
dem dem
Neſterpflügen
unter: unter
dieſe dort vermoderten oder zerbrödelten . Daher mag es denn
ziehn, denn es werden meiſtens die Kulies ( eingebornen Hand- 1 auch wohl kommen , daß die Purang Salangen sin fo großer Arbeiter) aus der Umgegend saam. bauen .
W788 eserzu üſtdieſer e aus Arbeit ge
Anzahl " bei Karambolang - wo die Felfen : beſonders vielen " Bambus: Salpeter ausſchwißen niſten , obgleich man ſie dort for häufig pfählen an den hohen Felſenwänden und in den Schluchten, ihrer Neſteriberaubt ; denn aller hundert cage werden die in welchen die Purong Salangen (To nennen die Javaner neuangebaute Vogelneſter: dort:eingeſammelt. n Bogor die oben erwähnten
-
lich angebaut haben, und brechen
alsdann mit Baten alle Neſter , welche ſie erreichen Tönnen ab , gleichviel, ob noch Gier oder junge Purang Salangen
Briefe aus dem Innern von Frankreich. IV.
darin find.
Die bei Karambolang auf Java gepflücten Neſter gehören der geringern (grauen ) Sorte an, während die beſſere (weiße)
( Fortſeßung. ) Der literariſche Geſchmadt in der Proving Hebt auf gleidhet
Sorte dieſer eßbaren Pegelneſter bei Banjermaſſing auf Borneo Höhe mit der religiöfen , moraliſchen und politifchen Lebens gefunden wird. Dort iſt die Neſterernte nicht ſo gefährlich wie anſchauung. - Einige junge Leute huldigen der romantiſchen, Li auf Japa , weßhalb ſich auch auf Borneo Tehr oft freiwillige teratur vermittelft ihres Bartes, indem fie durch das Toyon
Neſterſammler einfinden und namentlich viele Chineſen ſich vorporptis P
den bofländiſchen Colonien auf dernements find
Bogeliefertim Eigenthum elementer
zu ſtehlen, Es darf daher auf Java Tein
1
sapientem pascere barbam - den Muſen und
jahl der jeħigen Provincialjugend begreift inden die zügelloſe
Leibenkhaft des modernen :Dratua’s und Romans gar nicht;
fich die Wirkung folcher atrocen literaturproducte fie exkldren nähern, unddie aus dem Wahnſinn des Autors und der wahnſinnigen Stimmung
Chineſe derUmgegend von Karambolangfich Polizei iſt angewieſen, die Chineſen wenigſtens fecho Paalen
1
194
774 feiner Leſer : ein Wahnſinn , vor dem fie freilich ſicher ſind,
Die ausgezeichnetſten der Kaffeehausjünglinge leſen bas
wie der Greis vor Jugendausſchweifungen , weil ihm das Ju:
Memorial von Sanct Helena, und ſchwärmen für den Kaiſer. Wird darin nicht gemeldet , daß Napoleon dem General Mar: chand für ſein Betragen bei Eylau eine lebenslängliche Rente
gendleben fehlt. Wer, wie ſie, gebankenlos in den Tag hin:
einlebt, der überhört den Weberuf und Verzweiflungsſchrei ſo vieler auf den Tod verleßten Gemüther , die urſprünglich viel: leicht voll Liebe und Geſundheit , aber durch den Anblic des
von 80,000 Franken ausgefeßt ? Das ſchnelle Millionärwerben
durch widfürliche Laune eines unumſchränkten Alleinherrſchers
franzöſiſchen ſocialen Jammers innerlid; zerrüttet und unheil:
behagt überhaupt den thörichten Hoffnungen der heutigen fran :
bar erkrankt ſind. Noch weniger als die modernen Romane
Böſiſchen Republikaner weit mehr, als der mühſame, langwie
begreift die heutige franzöſiſche Jugend die übertriebene Zärt:
rige Erwerb eines kleinen Vermögens durch perſönliche Tha:
lichkeit und ſentimentale Schwärmerei der älteren Romane,
tigkeit unter dem Schuße der Geſeße und eines conſtitutio :
welche die frühere Generation bis zu Thränen rührten und
nellen Königs." Bedenkt man , wie in heutiger Stunde nach
verwirrten. Die neue Heloiſe , die Romane der Madame Cot:
allem , was feit fünfzig Jahren gehandelt, gelitten und geſtrit:
tin, der Madame Souza, der Maria Regina Roche (vom Abbé
ten worden iſt , die Franzoſen bei aller Licenz ohne wahrhafte Freiheit, ohne eigentlich feſt garantirte Gemeindinge find; daß
Morelet überſeßt), des 4. Lafontaine (von Madame de Mon: tolieu überfekt) liest jeßt keine Seele mehr. Die Literatur der jeunes gens à la mode , wie man hier in der Provinz die jungen Leute uennt , welche den Ton angeben , verſteigt ſich nicht viel über die Memoiren der Madame Dubarry, der Frau . Pompadour, der Contemporaine, Fleury 1c., wo von Leuten die Rede , welche viel Geld gewinnen , und deren alltägliches
6
/
Niemand in dieſem Lande auch nur ein einziges perſönliches oder dingliches Redt hat, deſſen er nicht jeden Augenblic mit Hülfe der fünfzigtauſend Gefeße und Ordonnanzen auf die le:
Daſenn fich von Zeit zu Zeit durch allerliebſte liederliche Soi: réen und parties fines verſchönert. Sie glauben auch an die Eriſtenz einer Marquiſe von Créquy , welche als Kind Lud:
galſte Weiſe beraubt werden fann ; bedenkt man dieſes, ſo ent ſchuldigt man faſt, daß Mounier und Frau v. Staël haben die Frage aufwerfen und weitläufig behandeln können : ob die Franzoſen zur Freiheit geeignet ſeyen , und daß der Freiherr V. Stein in ſeinen Briefen von den franzöſiſchen Liberalen ſchreibt: ,, Sie ſind ein Gemenge von Jacobinern , Conſtitutio :
wig XIV, als Greiſin Napoleon geſehen , und deren Denkwür:
nellen , Napoleoniſten , Theoretikern , alle durch Selbſtſucht, den
digkeiten ein legitimiſtiſches Pamphlet gegen die Orleans'ſche
Geiſt der Intrigue und Lüge beſeelt , alle ſchlechterdings unfä hig der Freiheit.“ Wenn in der That etwas unter der Herr:
Familie und ein allerdings talentvolles Macwerk ſind. Sie
ahnen nicht, daß in Paris eine eigene Memoirenfabrit, Lamothe- langon, Touchard-Lafoffe und Comp. eriſtirt, die viele hun: dert Bände gang oder halb erdichteter Memoiren in die leicht: gläubige Welt geſchleudert, Memoiren von Königen und Mi: niſtern Karl X und Ludwig XVIII, Polignac – von Staats: männern 'und Gelehrten – Fürſt Hardenberg , Condorcet ja ſogar von Robespierre. von Conventsmitgliedern .
" Scharfrichtern, Spißbuben und zweideutigen Weibern - Sam-
ſchaft des franzöſiſchen Liberalismus zu fürchten, ſo iſt es eher der Despotismus, als die Ungebundenheit. Wäre bei einer ſo fürchterlich ernſten Angelegenheit nicht aller Wiß geſchmaclos
und frivol, ſo könnte man es fpaßhaft finden , daß wenigſtens ein bedeutender Theil des Ulebels der ſchwachen Logik beizu: meſſen iſt , indem man bei den Prämiſſen die Concluſionen nicht lieht, und, wenn dieſe untröſtlich ausfallen, nicht auf den Gedanten kommt, es müſſe wohl mit der Richtigkeit der Bor:
fon , Vidocq und Elfelina Bananl de Yongh , oder auch Soa
berfäße nicht zum beſten ſtehen. Blickt man in Frankreich auf
lauter effectvolle , aber mitunter
die Regierung und die meiſten der parlamentariſchen und
de Saint Elme genannt
geiſtloſe Fabrifwaarė, vielgeleſene Denkwürdigkeiten , die ſicher extraparlamentariſchen Parteien , erforſcht man die Geſinnung größtentheils als ein Tropfen Wahrheit in einem Eimer Lüge der Maſſe, To ſollte man denken , der Liberalismus babe nicht zu betrachten ſind. Doch mit der Wahrheit nehmen es die
nur ſein Zerſtörungswerk glücklich zu Ende geführt, ſondern
jungen Leute im Durchſchnitt nicht ſo genau ; fie find zufrie- auch jedes zukünftige Aufbauen unmöglich gemacht.. den, wenn man ihnen recht ſcandalöſe Geſchichten über dieſen
man aber einerſeits das Vertrauen zur Vernunft haben muß,
oder jenen Namen auftiſcht. Unter den modernen Romanen hat Balzacs ,,Glennshaut“ am meiſten Furore gemacht. Ales,
daß fie fich, wenn ihre Zeit gekommen 1, Bahn zu brechen und Eingang zu verſchaffen weiß , ſo ſcheint es andererſeits , als
was in einfachem Styl geſchrieben iſt, erſcheint ihnen matt, Yalt, von froſtiger Eleganz ; das Forcirte, Gequälte, Geſchnör:
entdeđe man am fernen Horizont Ichon die erſten Strahlen einer neuen Denkart, und als fündige ein leichter, fich ſtets mehr erhellender Schein den Anbruch eines neuen Tages an.
telte dủnft ihnen über alle Maßen geiſtreich und der höchſte
Grad von Kunſtvollendung. Den Pere Goriot von demſelben Autor haben ſie mit wahrer Gier verſchlungen ; liest man doch darin , daß der alte Bater fich feines ungeheuren Vermögens
Auf ein Symptom , welches mir bedeutſam ſcheint, will ich aufmerkſam machen : es iſt die in den lekten Jahren erwachte Liebe für das Studium der Geſchichte. Die Vertrauten der
begibt, um ſeine beiden Töchter glänzend verheirathen zu fön: Wiſſenſchaft und Kunſt, die Gelehrten und Künſtler , mußten nen. Ueberbaupt haben die Romane Balzacs für die Provín- . die nüchterne Leere der hohlen Abſtractionen am erſten fühlen, cialjugend einen großen Anreiz wegen der vielen Millionen , die darin berumroden und alle verwiđelten Situationen auflöſen .
und erkennen , daß der Genius aus voller Seele , nicht aus
dem Verſtand allein geboren werde. In den Wiſſenſchaften hat die hiſtoriſche Scule über die abſtract philoſopbifche geſiegt,
trol
AN
775 und in den Stunſten hat man den Geiſt der Vorzeit förmlich
Slawiſche Machrichten .
auf den Thron und concrete Wahrheit an die Stelle abſtrac ter Schönheit gefeßt.
( Vaterländiſche Memoiren. Şunius 1841.)
Sebe man , wohin man wolle, nirgends
läßt ſich dié hiſtoriſche Tendenz des Zeitalters verkennen : Ro man und Drama, ſelbſt die Lyrit iſt hiſtoriſch geworden ; eben
To iſt die jeßige franzöſiſche Philoſophie nichts anderes als Re fultat der hiſtoriſchen Richtung der Zeit : ſie iſt Eclecticismus . Sehen wir auch den Geiſt unſerer Zeit in Frantreich noch viel:
fach der Abgötterei des Menſchenverſtandes verfallen , und in
Seit einiger Zeit gehen in dem Häuslichen Leben und in der Nes gierung von Montenegro große und erfreuliche Aenderungen vor. Die fortgefepten unermüdlichen Bemühungen des Wladika , den Gefeßen Achtung zu verſchaffen , Drdnung einzuführen, das Eigenthum und Ver mögen eines jeden zu ſchüßen, find nicht ohne Frucht geblieben. Allent halben ſind die Folgen , wenn auch noch nicht in großem Umfange,
einer leeren Negation verſunfen , ſo iſt doch in Vielen auch unläugbar eine, dieſer Richtung ſcharf entgegentretende Gedan: Fenreihe wieder lebendig geworden , welche der Weisheit der Ueberlieferung und Geſchichte huldigt, und ſich zu dem Poſiti:
ſichtbar. Durch Geldhülfe von außen , durch die Mitwirkung eines
pen , Objectiven wendend , daraus das Leben neu zu geſtalten
den leßten zwei Jahren wurden 20 Verbrecher, die gewöhnlich ſonſt gar keiner Strafe unterworfen geweſen waren, hingerichtet. Die Blutrache, einſt die heilige Pflicht des Montenegriners , fängt fchon an außer Ge brauch zu kommen , an mehrern Orten wird ſie ſchwächer und ſchwächer, und bald wird ſie ganz verſchwinden. Der Wladika führte eine Abgabe von den Häuſern ein , und dieſe neue Steuer wird jeßt in ganz Mon tenegro ohne den geringſten Widerſtand erhoben , ſeit zwei Geiſtliche
1
ſtrebt. Das Bedürfniß hiſtoriſcher Velehrung , welches früher
nur von den Höchſtgebildeten und vornehmſten Ständen em: pfunden wurde, indeſſen jeßt ſogar das größere Publicum hi ftoriſche Schriften liest, ſteht aber mit den politiſchen Strebun : gen unſerer Zeit in engſter Verbindung. Je mehr ſich der Kreis derjenigen vergrößert , in denen die Idee des Staates lebendig und fomit das Berlangen rege wird, ein politiſches Urtheil zu gewinnen , deſto mehr verſtärkt ſich auch die Menge der Leſer
.
unterwürfigen Senats und der Garde , und vor allem durch geſunden
Verſtand und Willenéſtärke iſt es dem Wladika nach und nach gelungen , die für unüberwindlich gehaltenen Schwierigkeiten zu überwinden . In
(Kirchſpiel8vorſteher) ihre Widerſpänſtigkeit mit dem Leben bezahlten. Jekt beginnen auch die Arbeiten : man legt eine Straße nach Cattaro
hiſtoriſcher Werke. Man fängt wirklich an, was ehedem nur eine claſſiſche Phraſe war , in eine Wahrheit zu verwandeln
an ; die Arbeit geht raſch, weil man von beiden Seiten große Vortheile
und in der Geſchichte und Ueberlieferung eine Lehrerin zu er: kennen . Die beſten Köpfe endlich und tiefſten Gemüther fühlen
dauern noch immer fort , und sie benadbarten , von Türfen bewohnten Diſtricte find fortdauernd unerwarteten Einfällen unterworfen. Auf jeden türkiſchen Kopf iſt eine Belohnung gefeßt, und die Montenegriner
fich mit unwiderſtehlichem Drange zu hiſtoriſchen Studien hin: getrieben . Ahnung ſagt jedem , daß in der Gegenwart die Keime zu den wichtigſten und verhängnißvollſten Ereigniffen liegen , und weil die Zukunft beunruhigt , ſo wird die Ver:
gangenheit ſtudirt ; man will die Gegenwart begreifen , und man 'hat polfоmmen Recht ; denn beunruhigen fann die Sphinr nur den, der ihr Räthſel nicht zu löſen vermag, iſt das Wort gefunden , To ſtürzt ſie ſich in den Abgrund. Die hiſtoriſche Forfdung in unſerer Zeit in Frankreich wird haupt: fádlich philoſophiſcher oder politiſcher Zwede wegen unternom: wen . Die naive Neugierde, welche bloß wiſſen möchte, wie es ehedem geweſen, bloß um es zu wiſſen , dieſe Neugierde dürfte
man nur noch auf den Soulbänken antreffen. Unintereſſirt ftudiren Wenige Geſchichte. Die Einen gehen von politiſchen ( auch wohl äfthetiſchen ) Geſichtspunkten aus ; bei andern liegt der Gebanke, zu einer Philoſophie der Geſchichte zu kommen,
im Hintergrunde. Die Ausſicht auf ein Jahrhundert, wo ſich nur berjenige Gehör verſchaffen wird, der durch Studium und
Die Feindſeligkeiten zwiſchen Türken und Montenegrinern
erwartet.
!
bemühen fich, ſo oft dieſe Belohnungen zu erwerben wie möglid. In der Furnit'ſchen Bibliothek im Großherzogthum Poſen findet ſich unter manchen andern werthvolleu Seltenheiten eine Handſchrift auf
Pergament : Negocijacye Dlugoscha i hystoryje woyny pruskiej (Unterhandlungen von Dlugoſch und Geſchichte des preußiſchen Krieg8), ein Werk , das bis jeßt in der gelehrten Welt völlig unbekannt war. Der bekannte Renner polniſcher Alterthümer, Graf Titus Dziatinski, !
will es drucken laſſen. Es iſt ohne allen Zweifel eine werthvolle Gabe der polniſchen Literatur.
Kürzlich erſchien zu Warſchau ein Almanach : Pierwiosnek ( die Frühlingsblume) . Auch dieſer Jahrgang iſt, wie die frühern, nur von Damen abgefaßt, und es ſteht darin die Anzeige , daß Frau Maria Golebioska ein neues Journal unter dem Titel : „ Warſchauer Moſaik," herausgeben wird . Es ſoll zweimal monatlich in Heften von je 50 Seiten erſcheinen. Jedem Heftchen ſollen Noten , Modebilder u . f. w. beigegeben werden . Das Journal foll durchaus nur von Frauen ge
ſchrieben und feinem Mann geſtattet ſeyn , den heiligen Kreiß zu über .
Nachdenten ſelbſtſtändige Lebensanſichten und politiſche Urtheile
erworben , vertröſtet ein wenig wegen der untröſtlichen Gegen: wart. Schon jeßt ſind es nur noch die feichten Köpfe, die Halbgebildeten , die Geiſtesſcheuen , die Shüchternen – leider nod die Mehrzahl -- welche die laufenden Meinungen , die
ſchreiten.
In Warſchau erſchienen im Jahre 1840 ſechzehn periodiſche Schriften, rechos politiſche Journale und drei gelehrte Chroniken . Von den erſten endeten vier ihr armes Daſeyn gleich in der Morgenröthe ihres lebens.
-
verſchoſſenen und abgegriffenen Doctrinen wiederläuen und
auffriſden . (Fortreßung folgt.)
In Poſen foll demnächſt eine phantaſtiſche Novelle, „die Sommernacht,“
erſcheinen. Der Verfaffer hat ſeinen Namen nicht genannt, dem Gerücht zufolge ſoll es aber eine ſehr merkwürdige Erſcheinung ſeyn , die dem Verfaffer alsbald im Kreiſe der polniſchen Schriftfteller einen hohen Rang anweiſen werde.
.
776 *
و شش6 لا تقه، نه
Wladislaw Sabanyfi ſchreibt eine Geſchichte der Üfraine in ufrainiſcher Mundart ; mit beſonderer Bezugnahme auf die leßten Zeiten ;
die Geſchichte iſt in Form von Briefen und ohne ftrenge cronologiſche
*
*
1
**** ft ! f - 1 :1
Michailowitfó 3. Peter der Große befichtigte in feiner Jugend die Bibliothef ; fand fie in Undibnung , und befahl deßhalb ſeinem Lehrer Sotoff , die Bücher zu unterſuchen , einem Katalog:gu unterwerfen und fte unter zaariſchem Siegel zu halten . Sliaba’& Katalog fält indeß in eine ſpätere Zeit. Außer einigen koftbaren Gobiect des alten und neuen .
5. Ordnung geſchrieben . " Leipzig eine neue Origi Teſtaments finden fich die Werfe von Chryfoftoinue, Bafilius bent Großen , in hat Murcinow Hr. Krzyzanowski aus naltragödie in vier Acten , „ Dageſtan,“ herausgegeben. Gregors von Nazianz , Athanafius von Nuffa , ferner Aeten der Kirchen Graf Naczynski, in der gelehrten Welt bereits durch ſeine Arbeiten verſaınmlungen , Kanons und polemifche Werke gegen die décidentaliſche bekannt, überſeßt die preußiſche Chronik Wigands ins Polniſche, und Kirche. Den erſten Rang in dieſer Bibliothek ninmt ein Evangelium will ſie mit vielen Anmerkungen und Erläuterungen herausgeben. Dlugoſch ein, das älteſte von allen biß jest bekannten, *) und ein neues Teſtament, hat dieſe merkwürdige Chronik, deren deutſches Original verloren ge- wovon drei Viertheile mit den Quadratbuchſtaben deß hten und 7ten gangen , der Nachwelt durch ſeine Ueberſepung ins Lateiniſche erhalten. Jahrhunderts geſchrieben find. Merkwürdig durch fein Alterthum und Diefe Chronik iſt bejonders dadurch merkwürdig , daß Wigand in 'vielen ſeine Seltenheit iſt eine Pergamentrolle von fünf Arſchinen länge, die Punkten, namentlich in Bezug auf die Uneinigkeiten zwiſchen den Kreuz- um einen Stab gewidelt iſt; fie enthält die Liturgie Bafile des Großen, fahrern und Polen, die Sache von einer ganz andern Seite darſtellt, als und wurde der Bibliothek der geiſtlichen Druđerei von Chryſanth, dem Archimandriten des heiligen Grabes , im Jahre 1701 geſchenkt. Der alle une bisher bekannten Geſchichtſdireiber. Profeſſor der moskauiſchen Bibliothek Mattei entdedte; wie aus ſeinem !
.
Die Patriarchenbibliothek in Moskan.
im Jahre 1776 herausgegebenen Katalog erhellt, unter den Handſchriften auch eine Homeriſche Hymne an Gereb, die man für verloren hielt, ein
Bruch fick einer Tragödie vou Sophokles, Rintem gleichfallsVonverlorene: Dasſelbe, Heft der Vaterländiſchen Memoiten(Junius 1841) theilt neſtra. claſſiſchen Autoren findet fich in der Bibliothet eine gute
auch den Inhalt eines im Jahre 1722 verfaßten Kataloge der Patriarchen bibliothek ju Mosfâu mit. Dieſe wurde damals mit dem Schafe von Kirchengewändern und Kirchengefäßen in ein neues Local gebracht, und da der Bräutigam der Prinzeſſin Anna Petrowna, der Herzog von Hol
Anzahl , namentlich Aeſchylus ; 'Sophokles', Euripides , Homer , Hefiod, Plutarch , Pindar , Theofrit , Thuchsides , Strabo u. m . a. !
/
ſtein , Karl Friedrich, ſeinen Wunſdy ausſprach , ' dieſe Bibliothek zu
Miscellen.
fehen , in erhielt der Igumen Kondoidi vom Synodus den Auftrag, dieſelbe unverzüglich in Ordnung bringen zu laſſen. Die Abfaſſung des Katalogo wurde dem Profeſſor der hellenogriechiſchen (altgriechiſchen )
Unbekannte abyffiniſche Sprade. Br. Raimond , Mit glied der Akademie der Inſchriften und ſchönen Künfte und Nachfolger
Schule Afanaſi Štiada übertragen , und dieſer fchrieb ihn lateiniſch und ruffiſd nieder. Das Schriftdyen wurde im Jahre 1723 in der moda fauiſchett Druckerei mit lateiniſchen und ruſſiſchen Buchſtaben (untet
einen Brief aus Berberah im Lande der Somalis mit einem w wahr yon Ormarea an Dedſchai Gueſcho, den regierenden Fürſten von Godſchain ,
Hinzufügung einiger Firdjenflawiſchen ) gedrudt , und beſteht aus 63 Seiten flein Quart in zwei Columnen , die erſte lateiniſcher Tert , die
Damot und Agoa ſchrieb, worin 'er ihm ein Bündniß antrug und ſeine Tochter zur Ehe begehrte. Sein großer Reichthum an Maulthieren iſt
zweite ruffiſche Ueberfeßung. “ Zwiſchen den Columnen und am Haude find die Angaben der Jahre , aus denen dermuthlich die Handſchriften
ein Grund , auf den er fich zu Ounfter feines Vorf lago, namentlich ſtüßt. In dieſer unbekannten Schrift erkennt man meun äthiopiſche
1
Sacy's im Lehrſtuhl des Arabiſchen , erhielt von Hrn .Arnould d’Abbadie ſcheinlich in der Ilmorinaſprache abgefaßten Schreiben , das der König
ftammen. Es wäre intereſſant, dieſen jestſehr ſelten gewordenen Katalog. Buchſtaben und Spuren eines analogen alphabetiſchen Syfteme. Bis ießt fonnte indeß Niemand den Brief lefen , und man kennt ſeinen In gleichen. Aus dem Katalog Stiada'é erfieht "inan, daß die griechiſchen halt nur daraus , daß der Botes, der ihn brachte, in Folge einer ſelt
mit sem jebigen Beſtande der mosfauiſchen Synodálbibliothek zu vers
Handſchriften nicht bloß kirchlichen Inhalte find, ſondern zum Theil auch Schriften des claſſiſchen Alterthums enthalten. Die frühere Metro politan - und ſpätere Patriarchenbibliothek war vermuthlich von der
ſamen Vorſichtsinaaßregel mit einem andern Schreiben in arabiſcher Sprache verſehen war , daß er für den Fall , daß der erſte nicht per ſtanden würde , übergeben follte, und das er auch wirklich übergab, als großfürſtlichen oder zaariſchen Bibliothek, die früh zu Grunde gegangen man ihn wegen der Unverſtändlichkeit des erſten Briefes entlaſſen wollte. war, getrennt. Die Patriarchen kauften in Griechenland 'tirdylidhe Hands Der arabiſche Brief, wahrſcheiulich ein Duplicat deſſen in der Ilmorma
fchriften auf, größtentheils aus den Klöſtern des Berget Athos ; einige wurden aus der Bibliothek des venetianiſchen Arztes Roſari gekauft. andere von dem jeruſalemitiſchen Patriarchen Dofitheux dem Patriarchen Nikon geſchi& t. Nifon ſelbſt fdreißt in einem ſeiner Briefe, er habe
nus ſeinem eigenen SchageLeutenach Jerufalem , nad Konftantinopel und nach dem Berg Athos gefchidt, um heilige alte Bücher anzukaufen, deren nicht weniger als 500 zuſammengebracyt wurden, einige vor 1000, andere vor 700 , andere vor 500 Jahren geſchrieben. Wahrſcheinlich wurde der größte Theil der alten griechiſchen Handſchriften zur Zeit des Patriarchen Nikon zuſammengebracht bei Gelegenheit, der damals
angeordneten Reviſion der Kirchenbücher , und Stiada ſelbſt ſchreibt,
ſprache, wird wahrſcheinlich ein nüflicher Sdlüffel für den leßtern werden . (Athenäum vom 29 Junius.) Tiefen, in welcher feftfißende Thiere im Meere leben.
Nach Broderip ſind die terebratulæ diejenigen Muſcheln , die in der größten Tiefe leben ; man fand fie ' an Felfen, in einer Tiefe bort 90 Faden vder 165 Metred; die feſtſipenden Polypen geben nicht tief hinab. Milne Edwards erhielt bei Bona Korallen aus einer Tiefe von 162
Metres, und die Korallenfiſder glauben , daß unterhalb 244 Metres keine mehr eriſtiren. Ellis fiſchte einen Madreporen bei Grönland aus einer Tiefe von 420 Metres, aber es war ein freier Madrepore. (ibid . ) *) Wir wiffen nicht , ob dieſe Behauptung wahr ift , in dem volftändig mitgetheilton Katalog iſt das Jahr der åbſchrift 588 n . Chr. angegeben .
wie man aus der Vorrede fieht, dieſe Sammlung dem Zaar Alerei M & uden, io per literariſd - Artiftiſden Auftalt der S. O. Cotta'ſden Buchhandlung Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Mideum a # .
A. d. A.
Nr. 195.
Das 书
Ausl a n d .
Ein Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 14 Julius 1841 .
Die Sachſen in Siebenbürgen . (Von 3. 6. Elsner. )
Kraft , verbunden mit anſprechendem Weſen ,! treten überall
hervor , zumal wenn das Land noch nicht ſo übervölfert iſt, daß die Individuen in der freien Entwicklung ihrer Kräfte
Ein breiter Saum im Süden von Siebenbürgen iſt von Deutſchen bewohnt, welche man dort Sachren nennt. Wahr:
beengt und verhindert werden .
ſcheinlid beſtand der Mehrtheil der erſten deutſchen Einwan .
erfreut man ſich an der ſoliden und faſt glänzenden Bauart.
derer aus ſolchen, und man gab daher allen dieſen Namen , ganz in gleicher Art , wie man in Ungarn alle Deutſchen
Eine Menge von Gehöften ſtehen völlig maſſiv dn, und man wähnt ſich in eine fruchtbare Gegend Deutſchlands verſeßt, wenn man daueben noch überal die deutſche Zunge hört. Nur
1
Sowaben nennt. Der Landſtrid , welchen ſie in Sieben: bürgen inne haben , beträgt etwas- über 200 Quadratmeilen ,
Veim erſten Eintritt in eines der Dörfer der Sachſen
iſt der Volksdialekt ein fo unverſtändlicher, daß man gar wohl
iſt aber nicht durchgehends von ihnen, ſondern zwiſchen durch
aufmerfen muß, wenn man ihn verſtebeu will.
auch von Ungarn und Wallachen bevölkert. Die Dolfszahl in demſelben betänft ſich auf 300,000 Seelen, ſo daß alſo nur
Die Hauptſtadt dieſes Landſtriches , Hermannſtadt , ent ſpricht dem guten Auſehen der Dörfer nicht völlig, indem ſie weder prächtig gebaut noch in ihrer ganzen Anlage und innern Haltung beſonders anſprechend iſt. Denn die hübſchen und einige große Häuſer ſind zwiſchen ſchlechte, ja mitunter zwi: ſehen elende Hütten bineingedrängt, und die Straßen bilden, da ſie meiſtentheils ungepflaſtert ſind, bei Regenwetter einen
1500 auf eine Quadratmeile kommen, eine ſehr ſchwache Be:
völferung, die ihren Grund in den vielen unwirthbaren Ge: birgen hat, mit welchen dieſer Landſtrich durdiſeßt iſt. Er iſt in Diſtricte -- Stühle Stühle genannt - eingetheilt, welche in ihrer
Organiſation und inneru Verwaltung viel Aehnlichkeit mit den deutſchen Kreiſen haben . . Man zählt deren eilf , wovon der
Biſtrizer, welcher, von den übrigen getreunt, im nordöſtlichſten Zipfel des Landes liegt, der größte tuit 50 Quadratmeileu, und der Voſcyfiröner, in der Mitte des fraglichen Landſtrichs ge legene, der kleinſte mit 6 Quadratmeilen iſt.
Bei den Landtagen haben die Sachſen ihre Abgeordneten ſo gut, wie die übrigen im Lande wohnenden Nationen , und man rühmt an denſelben ihren geſunden Verſtand, ihre Liebe
Sumpf, durch den man ſich nur mit Mühe hindurch arbeitet. Uebrigens iſt die Stadt in vielfacher Art eine völlig deutſche,
wozu noch ihr Theater das Seinige beiträgt. Hört man zwiſchen durch viel ungariſch ſprechen, ſo wird es doch bei tem durch das Deutſche überboten. Die Bürger ſind Kernſchlag und haben viel alt Reichsbürgerliches an fich.
auch wei ein Wo
man geht uud ſteht , ganz beſonders aber im Theater , auf den Spaziergangen , und auf allen öffentlichen Vergnügungs
zur Freiheit und ihre Energie in deren Aufrechthaltung. Die politiſche Freiheit iſt es aber auch, welcher ſie ihren Wohlſtand verdanken , der ſich allenthalben , wohin inan fiebt, ausſpricht.
pläßen, vergiſt man immerfort, daß man an den Gränzen der
Man wird : aufs angenehmſte überraſcht, wenn man aus uns garn, oder auch aus den andern Theilen Siebenbürgens mit Ausnahme der Szefler Diſtricte in dieſe fommt , und
den erſten Niang ein . Obgleich weniger belebt, wie Hermann
hier eine ſolche Behaglichkeit in der Bevölkerung fieht, wo man dort in den untern Volksinaſſen Druck und Sklaverei traf, in
einem Lande, das ſich ſeiner Sonſtitution und ſeiner politiſchen Freiheit ſo febr rühmt! Wo aber perſönliche Freibeit herrſcht,
Wallachei iſt.
Unter den landſtådten nimmt Kronſtadt mit ſeiner Feſtung ſtadt, iſt ſie dennoch faſt großartiger und ſie behauptet beron ders durch ihre romantiſchen Umgebungen und durch die um= liegende wohlhabende Landichaft jenen Rang. Die foloſale
Bergwand, welche von den Grängen Ungarns angeht und ſich tief bis in die Wallachei und die Moldau vorſtrect, ſteht hier am impoſanteſten da , und man fanu lie als einer von der
und wo im Volfscharakter Nährigkeit und Fleiß ſich ausſpricht,
Natur eingeſtellten Wall anſehen. Mit den Sjeflern gemein
da iſt auch die Dürftigkeit eine Seltenheit, und körperliche
fchaftlich haben die bier woinenden Sachſen die Gränzen ju 195
778
bewachen , und es würde faſt idwer werden , zu beſtimment, welchen von beiden der Preis größerer Bravheit und Ausdauer zuzuſprechen wäre. Gehen wir rüđwarts , ſo fommen wir in die Städte
Mühlenbach und Reismark (Szerdahely ) . Beide zeigen wenig Gianz, was man ebenfalls von den nördlich gelegenen Städten Schäsburg und Eliſabethſtadt fagen muß. Wie in der Wüſte gelegen, iſt Biſtriz von rauhen , unwirthlichen Gebirgen um
geben und an die äußerſten Gränzen europäiſcher Siviliſation geſchoben. Bären und Wölfe bauſen in dieſem Diſtricte, und außer ſeinen Flußthälern iſt er größtentheils für Menſchen
unbewohnbar, darum iſt es auch nicht zu verwundern , daß er
fament fie den meiſt von Wallacen bevölferten , fruchtbaren
Strich der Mitte des Landes , ſo würden ſie überaus reiche Ernten erzielen. So aber iſt der Streifen, den ſie inne ha: beu , meiſtentheils faum nit 'mittlerem Boden begabt , und hat außerdem noch wegen der Nähe der hohen Gebirge ein raubes Klima, Der Beſiß erbt ſich in den Familien fort, auch hält man in den Dörfern auf eine Art von Corporation , weßhalb man auch einem Fremden , der eindringen will, dieß ſehr ſchwer
macht, und ihu durch alle zu Gebote ſtehenden Mittel abzu: halten ſucht. Darüber habe ich neue , unlängſt aus Deutſch Außer den land kommende Einwanderer klagen gehört.
auf einer Landſtređe von 50 Quadratmeilen nur 20,000 Men : ſchen zählt. Wie eine Oaſe liegt da die Stadt , zu welcher aber eine gut gebahnte Straße von der Hauptſtadt des Landes,
Staats: 1:nd Gemeindelaſten haften weder Frohnen noch an:
Klauſenburg , führt. Man kann ſagen, daß hier die Menſchen
zu gelangen.
gezwungen abgehärtet und tapfer werden, weil ihnen die Natur und die wilden - Thiere fortwährend den Kampf anbieten . Im Ganzen iſt der Menſchenſchlag der Sachſen ein frafti: ger und ſchöner, auch ihre Kleidertracht von der Art, daß ſie
dere Servitute auf den Beſikthümern , und darin liegt das wirkſamſte Mittel für jeden fleißigen Wirth, zum Wohlſtande
Indeß gilt
Die Bevölferung dieſes Landſtriches iſt in fortwährend raſcher Zunahme , ſo daß , wenn nicht beſondere nachtheilige Ereigniſſe eintreten ſollten , ſie ſich in Zeit von "fünfzig Jahren wohl verdoppeln fann . Daraus aber entſteht nicht allein feine Bedenklichkeit, ſondern vielmehr ein Segen für das Land, weil es noch Raum genug bietet. Nur iſt zu bedauern, daß in den Diſtricten der Ungarn das noch ſtreng berrſchende Feudalſyſtem die Ausbreitung der Sachſen dorthin erſchwert und faſt gänz lich hindert. Eine Milderung dieſes Syſtems iſt bei den legten
dieß nur vom weiblichen Geſchlecht im jugendlichen Alter. Das
Landtagen zwar zur Sprache gefommen , hat aber ſo vielen
ältere liebt dunkle, zumeiſt ſchwarze Farben, und vernachläſſigt lich mitunter mehr als gut iſt. Jenes wendet bei ſeinem Puße viele Tücher und Spißen an , und es weiß ſich mit den:
Widerſpruch gefunden , daß noch lange feine Hoffnung dazu iſt. Wo die Sachſen ſich urſprünglich niedergelaſſen haben , da
felben ſo zu ſchmücken und zu drapiren, daß man ſeine Freude
und daher befamen ſie dieſelben zum freien Eigenthum. Was wäre aber Siebenbürgen , wenn das ganze Land eine Bevölke rnng hätte, wie die der Sachſen und Szefler, und welch ein
nicht dadurch entſtellt werden. Insbeſondere lieben die Frauen ein wenig den Puß, und da ſie viel Weißzeug um ſich haben,
was ſie ſtets, aber vorzugsweiſe an Sonn- und Feſttagen , in *höchſter Reinheit halten , ſo wird dadurch ihre vortheilhafte Geſtalt, ſo wie ihre hübſchen Geſichter gehoben.
an ſeinem Aublic hat. Darin ähneln dieſe Damen denen in Sachſen , und wenn irgend etwas, ſo hat mich dieſer Umſtand
oſtmals auf ihre uralte Abſtammung von Sachſen geleitet. – Die Männer lieben Solidität in ihrer Kleidung , und es ſpie::
len bei denen auf dem Lande filberne Knöpfe eine Hauptrolle. Der Mehrtheil der Sachſen bekennt ſich zur evangeliſchen
.
waren zur Zeit zum Theil Wüſten, zum Theil Kronländereien,
Bollwerk würde es alsdann auch in politiſcher Hinſicht ſeyn ! Anſtatt daß es gegenwärtig fortwährend Zufuhr an Lebens: mitteln von außen nöthig hat, würde es dieſe, ſelbſt bei einer
Lebre, aber ſie zählen auch viele Katholiken unter ſich. Leştere
weit ſtärkern Bevölkerung , wie die gegenwärtige , entbehren können . Aber wie jeßt noch die Sachen ſtehen , liegt dieſe
ſcheinen aus dem bayeriſchen Hochlande gekommen zu ſeyn ,
ſchöne Ausſicht für das herrliche Land noch fern.
wenigſtens haben ſie die dort herrſchende Sitte, ihre Häuſer mit Bildern bemalen und mit Sinnſprüchen beſchreiben zu laſſen . An den Häuſern der Evangeliſchen liest man ſehr häufig Verſe aus der Bibel . Welchem Glaubensbekenntniß aber auch ein Jeder zugethan ſeyn mag, alle ſind ſie dem äch ten Deutſothum treu geblieben , bei allen findet man altdeut:
Briefe aus dem Innern von Frankreich. iy. ( Fortſeßung.)
Die franzöſiſchen Provincialſtädte , groß und klein , find 1
ſche Sitte, Frömmigkeit und Andacht an Feſt- und Feiertagen ,
herrliche Einöden für einen jungen Mann, um ſich in größter
und ein friedliches Familienleben , in welches auch die Dienſt boten hineingezogen werden , und worin im Allgemeinen noch lobenswerthe Reinheit der Sitten herrſcht.
Zurüdgezogenheit über die wichtigſten Gegenſtände und Fragen
Die Beſikthümer ſind mitunter nicht klein, und betragen bei den eigentlichen Freiſaſſen bis zu hundert und mehr un:
hängiges, d. h. von der umlaufenden Gedankenmaſſe abweichen : des Urtheil hat und es gehörig und mit Nachdruc motiviren fann, wird für einen ausgezeichneten , feltenen Mann, für einen Ausbund von Fähigkeit erflärt werden , von der Minute an, wo er den Mund aufthut. In Paris findet man über Ades
garifden Jochen. Ein ſolches Joch iſt ziemlich gleich mit ans derthalb preußiſchen Morgen . Den Landbau betreiben ſie mit
Fleiß und Sorgfalt, und bei ihnen ſieht man die ſonſt in Sie: benbürgen noch ſo ſeltene Kartoffel in Menge angebaut. Be:
der Gegenwart eine unabhängige Meinung zu bilden , und wer in Frankreich mit ſeinem 25ſten Jahre es ſo weit ge: I
bracht, daß er über vier oder fünf Capitaldinge ein unab
779
fire und fertige Meinungen , die von allen Seiten auf den Unfundigen eindringen, ſich ſeiner völlig bemeiſtern , und vor deren Andrang und Herrſchaft fich zu ſchüßen auch dem Kun :
digen nicht immer gelingt. Es iſt, als ob man den Leuten, die fich dort bewegen , fie mögen nun wollen oder nicht, die Mühe des Nachdenkens ſparen , und ihnen nur das Vergnügen der ſchönen Ausdrucs : und Darſtellungsweiſe gönnen will.
Auch hat man in dem geräuſchvollen Paris 311 unaufhörliche Zerſtreuung. Selbſt der zwanzigjährige junge Mann , der ſo glüdlich iſt , tein anſehnliches Vermögen und feine Ausſicht auf eine reiche Erbſchaft zu haben, findet immer noch viel zu viel Gelegenheit , in dem Strom der unzähligen Genüſſe uud
Zerſtreuungen mitzuſchwimmen , und tauſenderlei Dinge, die täglich und ſtündlich ſeine Einbildungsfraft beſtürmen und leichtſinnige Gedanfen aufregen , lenfen feine Aufmerkſamfeit von ernſten Studien ab. Welcher zwanzigjährige junge Mann kann in Paris die Schriften von Montesquieu, de Bonald, de
Maiſtre , lamennais u . mit dem Vorſak burchnehmen , die falſchen Raiſonnements darin aufzuſuchen und die Irrthümer herauszuſtellen ? So erſprießlich und durchbildend der Aufent: halt in Paris für einen Mann von entſchiedener Lebens : anſchauung und Geſinnung iſt, ſo nachtheilig und zerſtörend 1
wirft derſelbe auf einen jungen Mann, der noch keine feſten Geſichtspunfte und deßhalb dem Winde von allerlei Lehre feinen
Widerſtand entgegenzuſehen hat. Auf allen meinen eiſen durch das Innere von Frankreich habe ich in den verſchiedenen Provincialſtädten , wo ich längere Zeit verweilte, junge Leute von nicht unbedeutender Perſönlichkeit getroffen, die mir durch
Geiſt, Charakter und Wiſſen zu hohen Stellungen im Staat und in der bürgerlichen Geſellſchaft berechtigt ſchienen. Auch dürften die talent : und verdienſtvollen franzöfiſchen Staats :
männer, die in zwanzig Jahren am Ruder lißen werden, alle weit von Paris, in den entfernteſten Provinzen vom Centrum aufſtehen , wo die Charaktere noch ſchärferen Schnitt zeigen. Um etwas Tüchtiges, Durchgreifendes zu leiſten , muß man
im zwanzigſten Jahre von der betrügeriſchen Begeiſterung für das Schöne, Wahre und Gute, von dem einfältigen Glauben an Freiheit , Gerechtigfeit und Humanität ernſtlich ergriffen feyn ; und dieſe Geiſtesverwirrung findet man in Franfrrich
nur noch in den Provincialnaturen , die in ihrer Vaterſtadt oder ihrem Dorfe geblieben, mithin nicht von der Pariſer Vil: dung berührt und polirt worden ſind. Aber aus dieſen Gei: ( tesirren, Thoren und Phantaſten werden Männer hervorgehen , die ſich ihrer Jugend mit allen Idealen , Begeifterungen und
dem ein großer Theil nicht die frühere claffiſche Erziehung genoſſen hat , wie denn Frankreich durch die immer größer werdende vernachläſſigung der claffiſchen Studien für jeßt noch
eine Zeit lang immer tiefer in geiſtige und fittliche Barbarei finfen und im politiſchen Moraſt fortzappeln wird. Ich habe Dir alle dieſe Gedanken niedergeſchrieben , weil ſich hier zufällig die vollkommenſte Muße dazu fand. Viel
angenehmer und bequemer hätte ich es, wenn es gälte, Dir eine Reiſe durch Italien zu beſchreiben . Dieſes herrliche Land hat ſeine grandioſen Landſchaften, ſeine lachenden Seen, ſeine feuerſpeienden und im feurigſten Roſenduft glühenden Berge, die unſterblichen Meiſterwerke Raphaels und Correggio's, die Muſik und den eigenthümlichen Charakter ſeiner Bewohner. In Italien würde mein Herz in beſtandigem Genuſſe ſchwelgen ;
da gibts nichts Dürres, Trođenes, Armſeliges, ſondern Alles iſt Lebensfülle, Duft, Farbe, Glanz und Gluth . Anſtatt des wenig einnehmenden Phyſiſchen , der unmaleriſchen Tracht, der geiſti: gen Bornirtheit, welche dem franzöſiſchen Bauer eigenthümlich ſind, ſtößt man unter dem italieniſchen Landvoli jeden Augen:
blick auf plaſtiſch ſchöne, maleriſd) drapirte Geſtalten, auf 11a : tionelle oder locale Coſtüme, auf tiefgreifenden, geſunden Men: ſchenverſtand, feine, ſchnellfaſſende Urtheilsfraft, welche lekteren eine Folge der blühenden Freiſtaaten des Mittelalters und der ſtaunenswerthen Ränfe und Schuftereien , vermittelſt deren
einige dreißig mächtige italieniſche Familien die Verfaſſungen umſtießen und dem Volfe alle Gewalt aus den Händen ran: gen : die Mediceer, die Malateſta, die Baglione u. a. m.
Die Franzoſen haben allerdings auch viel von dem ſüd lichen Feuer , der gewaltigen Reizbarkeit und Empfänglich : feit ; aber es iſt die leicht auflodernde, ſchnell verpraſſelnde Flamme vom unruhigen Luftherd des Kopfes , deren glim:
mende Funfen des häufigen Nachſchürens und allerlei fünſtlich anfachender Mittel bedürfen , nicht das ewig brennende Feuer auf dem ſtillen Veſtaherde des Herzens , das ruhig in ſich telbſt ſich nährende, wie bei dem Italiener. Der Franzoſe hat gerade ſo viel von dem Südlichen , daß es ihn luſtig macht, nicht ſo viel, daß er dadurch ruhig wird. Hier liegt das Un: terſcheidende. Er iſt nur der Berauſchte, jener der Seligtrun:
fene – ich ſpreche vom göttlichen Leben. Den Italiener treibt der Naturtrieb , den Franzoſen das Bewußtſeyn des Natur: triebs ; jener hat natürlichen , im Traum angeflogenen , dieſer künſtlich gemachten, fauer erworbenen Verſtand. Ein Bauer
aus dein Toscaniſchen liest den ganzen Donquichotte von Anfang bis zu Ende mit immer ſteigendem Genuß ; ein Bauer aus
Irrthümern recht inniglich erfreuen , und wenn ſie zu bedeuten:
der Shampagne freut ſich höchſtens, wenn Sancho Panfa feine
der praktiſcher Wirkſamkeit gelangt, gern in ſie zurüdtreten,
Gemeinpläße und Sprüchwörter auszuframen anfängt. Die Künſte erblüheten in Italien gegen 1400, und erbten als ſchönes Vermächtniß das göttliche Feuer, welches die dem
um die fältere Bruſt wenigſtens auf Augenblice daran zu wärmen und ſich der erquidenden Hoffnung auf Sieg und Schuß der Gerechtigteit, der Humanität zu überlaſſen. In Paris nimmt die Energie, das Vermögen zu wollen, mehr und mehr ab, und die Zukunft wird daſelbſt nur ein kleines Ge: Idylecht finden . Es iſt in heutiger Zeit unmöglich gewor: den , über an und für ſich ernſte und würdige Dinge , die
Politit ausgenommen im Publicum fich zu unterhalten, pon
freien Leben angemeſſenen Verfaſſungen der beſſeren italieni: ſchen Staaten in die Herzen niedergelegt hatten. Dieſes bei: lige Freiheitsfeuer, dieſe hochherzige Gluth athmet in der, um 1300 angefangenen Dante'ſchen Dichtung , an welcher Seelen :
ſpeiſe Michel Angelo's Geiſt erſtarkte. In Frankreich trifft man um dieſelbe Zeit nichts als brutale feudalherren, die ſich
780
Brüſteu, daß ſie weder leſen noch ſchreiben fönnen, und ſtumpf: finnige, geiſtig verrammelte und degradirte Leibeigene, die, in
der Gefühlloſigkeit ihrer Dummheit , ein halbthieriſches Leben führen , und ſich nach nichts ſehnen , nicht einmal nach dem Ende ihrer Leiden. Die Folgen dieſes Culturzuſtandes merft
man noch heutiges Tages an der intellectuellen Barbarei des franzöſiſchen Landvolls im Berry , in der Vretagne, im Li: mouſin , wo man ſtark an Heren- und Geiſterbanner glaubt, and weder Zeitungen noc Vücher liest. ( Sclub folgt. ) 99 !
und die Abſchrift des Briefes eines Augenzeugen aus Orenburg an einert Freund in Jefaterinburg . :)) ,'3 14.3 montant
Außer einem thätigen Verkehr mit fremden Gelehrten und einheiz miſchen Beförderern der Geſchichte und Alterthumskunde Nußlande trägt die Geſellſchaft auch zur Herausgabe gelehrter Werfe und Unternehmungert jeder Art bei , welche die einheimiſche Geſchichtskunde fördern können . Eine Arbeit von Arzibaſchen , das Werk eines umfaſſenden Eifers, wird demnächſt auf ihre Koſten erſcheinen. Die Mitglieder Strojeff und Iwanoff erhalten unterſtüßung zur Herausgabe ihrer gelehrten Samm lungen , der erſtere zum Druck ſeinsr bibliographiſchen Zuſäße zu den befannten Katalogen der alten ſlawiſchen Druce, der qudere zur Be !
kanntmachung der Actenſtücke über die Rangverhältniſſe im alten Ruß
Thätigkeit der moskaniſdien hiſtoriſchen Geſellſchaft.
land . *)
Pañjet erhielt von der Geſellſchaft Unterſtüßung , um die
ſüdlichen Gouvernements zu bereiſen und die Kurgane zu beſchreiben. A18 Fortſegung der geſtern 'mitgetheilten „ Slawiſchen Nachriditeu “ fügen wir aus dem Aprilheft 8i: ruſſiſchen Journals des Miniſteriums
der Volfsaufklärung Nachſtchendes aus dem Beridht des Secretärs dieſer Geſellſchaft, Prof. Pogodin , bei , der als ſolcher über die Arbeiten der
ſelben , ſo wie über die Verbindungen mit den auswärtigen Gelehrten genaue Rechnung hält. Das Aprilheft des erwähnten Journals gibt nur einen ſehr fuimariſchen Auszug. Proj. Rafn aus Kopenhagen war von Seite der Geſellſdaft gefragt worden , wie es mit den in Kopen hagen fich findenden altrujliſchen Documenten ſtehe, und ertheilte dem Secretär die Antwort, daß ſich dem Drud berſelben durch die Geſellſdaft für nordiſche Alterthumoſuude nicht unbedeutende Hinderniſſe entgegen Prof. Bianconi ans Pologna überſendete eine Abſchrift eines ſehr alten Kalenders, der mit einer den Nunen nahe ſtehenden Schrift
ſtellten .
auf Holzbrettchen eingegraben iſt. Hr. Pogosin batte felbft währens ſeiner Reiſe in Italien dieſen Kalender im Muſeum you Bologna ent
deckt und die Aufnice / ſamfeit darauf hingelenkt. Auf ſeine Bitte ließ Prof. Bianconi eine genau : Abſdrift davon machen , sic er der Geſellſchaft zuſchickte, und welche nur in der Zeitſchrift derſelben abgedruckt werden foll . Die darin fid findenden Bilder fönnen für die Geſchichte der ruſs fiſchen Malerei von Vedeutung, ſepur . Die unbefannte Sprache der Inſchrifteit, welche mit den Niinen einige Aehnlidfcit hat , kann die
Aufmerffamfrit curopäiſcher Gelehrten cuf dieß Denfmal lenken , das augenſcheinlich die Spuren eines hohen Aiterthums trist. Durd die Befanntmachung dicſes Kalenders , der bisher im bolonefiſchen Muſeum
Dieſer Freund drå ruſſiſchen Alterthums überſandte der Geſellſchaft drei alte Bildfäulen , man findet dieſe ſogenannten Babad häufig auf den großen Straßen des ſüdlichen Rußlands, in Moskau waren ſie aber bis jekt völlig unbekannt. Nach dem Styl zu urtheilen , haben dieſe alten Denkmale eine auffallende Aehnlichkeit mit der alten ägyptiſchen und
indiſchen Kunſt. Die größte von dieſen Statuen , Seren Kopf mit Widderhörnern geziert iſt, kann den Urſprung unſeres Volleaberglaubens
von Baba - Jaga vollfommen erklären . Solche Uleberreſte des Alterthums finden ſich weder im Vatican , noch im Louvre , weder im brittiſchen Muſeum , noch in der Münchener Olyptothel ; fie find einzig in ihrer Art, und daraus iſt ihre Bedeutung wichtig ; fie gehören augenſcheinlich zur alten ſymboliſchen Periode der orientaliſchen Kunſt. Vielleicht deuten ſie audy auf eine Verbindung unſeres flawiſchen Stammes mit
Oſtindien hin : was ſchon die Spradie beweist , wird vielleicht mit der Zeit auch aus den Kunſterzeugniñen erwieſen. Die Erwerbung ſolcher Denkmäler hat nicht bloß einen localen Werth für Rußland , ſondern
auch eine europäiſdye Vedeutung, denn darin finden ſich die Fingerzeige sör älteſten Verbindung Europa's mit Aſien , deren Vermittler immer Rußland war. Der bekannte italicuijde Archäologe Ciampi gab ein bibliographiſches Werf in drei Bändca heraus , das einen Abriß aller
handfdrijtlichen und getructen Werfe über die Geſchichte der Verbindung zwijchen Italien , Polen und Rußland enthält. Die Geſellſchaft beſchloß, die Sammlung ſeiner alten Vücher und Handſchriften , ſo wie einige Eremplare ſoinse Wertes zu kaufen , wobei ſic hauptſächlich die Abſicht .
pergraben taa, fommt derſelbe zur Kenntniß der Archäologen überhaupt. Hr. Paul Karano - Terfowitſch aus Belgrad überſwidte die von ihm herausgegebene Sammlung aliter flawiſcher Urfunden vom 12ten Jahr hundert an , und Hr . Zubrzyski fein handſchriftliches Werk über das galiziſche Rußland. Hr. Wuf Stephanowitſch Karadichitſch überſandte
die Anfündigung ſeiner neuen Sammlung ſerbiſcher lieder. Hr. Wahi
hatte, den italieniſchen Gelehrten zur Veendigung ſeines für die Geſchichte
Rußlands ſo wichtigen Werkes aufzumuntern. - Außer dieſem gab die Geſellſchaft auf ihre Koſten die „ hiſtoriſch - kritiſche Unterſuchung Pogo ring über den urſprung der ruſſiſchen Chroniken “ heraus, ein von der Afademie der Wiſſenſchaften mit dein vollen Demidoffpreis gekrönte:
Wert ; ebenſo die „ diplomatiſchen Acten , geſammelt von Fürſt Obolenski;“.
lewicz ans Galizien zeigt an , daß er den Chroniſten Neſtor ins Polniſche überſebt habe. Der Protoierei Sabanin gab aus Weimar Nachrichten
ſie beabſichtigt ferner die für die Geſchichte unſerer Literatur und Sprache
über ſeine hiſtoriſchen und philologiſchen Arbeiten ; derſelbe hat die
herauszugeben. Der von der Geſellſchaft herausgegebene ,,Sammler " (chreitet
ffandinaviſche Sprache gründlich ſtudirt, und verſpricht für die Geſellſchaft, alle isländiſchen Sagen , welche irgend einen Bezug auf die ruſſide
Geſchicht: haben, ins Ruſſiſche zu überſepert. Prof. Loboifo ante Wilna madte der Geſellſchaft feine reiche Sanun'ung an Büchern, Handſchriften und den son ihm feit 20 Jahren gemachten Auszügen und Bemerkungen Der für ruffiſche, poluiſde und litthaniſche Geſchichte zum Geſchenf.
foſtbaren „ Forſchungen Kubareffs über die Arbeiten des Chroniſten Neſtor " rüſtig vorwärts, und die Geſellſchaft belohnt alle darin aufgenvinmenen Arbeiten .
Ebenſo unterſtüßt ſie den moskaniſchen Künſtler Tromonin .
der an einer Geſchichte der Künſte in Nußland arbeitet. * ) Mieinit(cheſtido; es iſt dieß das alte Recht , wanach kein Adeliger eine Stille bekleiden durfte, wobei ein in Geburt und Ranz inn nadſtehender Adeliger eine Art Befehl über ihn audzuüben gehabt hätte. Die Geburtos
Sorreſpondent Näboff melirte aus Sibirien ' die Entocofung einer Samm =
regiſter , auf denen die
lang yon Papieren, die auf die Enpörung von Pugatſchew Bezug haben
büchern verjeidnet , welde Zaar Feodor Alerejewitſch vernichten ließ.
Recht berubte, wuren in den bekannten Rosråds
Vi ünden , in der literariſo - Artiftiſden Anftalt der 3. O. Gotta'ſoen Buchhandlung. Wirantwortlider Redacieur Dr. Ed. Widenm a 11.
Nr. 196 .
Das
Au 1 sla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke r . 15 Julius 1841 .
Die bolländiſden Befißungen auf Celebes. *)
To Jat die Regierung für gut befunden , die gorondalo'ſchen
Goldgruben gar nicht mehr ausbeuten zu laſſen . ( Bon Juli ... Kögel . )
Der den Niederländern unterworfene Vezirk Macaſſar iſt
Obwohl die Bejißungen der Holländer auf den Sunda: inſeln feit den lektverfloſſeneu fünfzehn Jahren bedeutend ver: mehrt und vergrößert wurden , und die Staatseinnahmen ſeit
jener Zeit ſich auf dieſen Iuſelu verdoppelt haben , ſo findet doch ein gleiches Verhältniß mit den holländiſchen Beſigungen
auf Celebes nicht ſtatt ; denn dieſe Colonien bringen dem
Gouvernement von Batavia — welches auf Celebes feine Mo: nopole beſigt und feine Grundſteuer erhebt
die für deren
Erhaltung auf dem jeßigen Standpunfie benöthigten Summen nid)t ein , weßhalb alljährlich wenigſtens 100,000 fl . von Java nach Macaſſar geſchidt werden müſſen, um damit das Deficit zu deđen .
Die niederländiſchen Colonien auf Celebes begreifen die Herrſchaften Macaſſar auf der Süd- und Gorondalo und Me: nado auf der Oſtfüſte dieſer Inſel. Unter dieſen drei Colonien iſt Menado die größte , und es ſteht zu erwarten , daß dieſe
holländiſche Beihung bald noch mehr vergrößert und immer
belangreicher für das Mutterland werden wird, da ſeit furgem mehrere tauſend heidniſche Menadoreſen das Chriſtenthum au genommen haben , und die Eingebornen immer mehr mit den
aber die wichtigſte niederländiſche Beſikung auf Celebes ; denn obwohl ſie kleiner wie ein jeder der beiden vorerwähnten Be: zirke (Gorondalo und Menado ) iſt, und fauin drei Stundey weit landeinwärts ſich erſtredt , ſo iſt der Handelsverkehr Ma: caſars doch bedeutender, als der irgend eines andern, auf Se: lebes gelegenen Landes , da namentlich die beiden malapiſchen Reiche Bonic (das Land der eigentlichen Oraybugies) und Tomienie von hier aus nicht nur mit allen europäiſchen Bei dürfniſſen , ſondern auch mit javaniſchem Neis, Salz, Kaffee und dgl. verſehen werden. Nichtsdeſtoweniger wird der größte
Theil der celebesſchen Ausfuyrartikel nach Macaſſar gebracht, und von dort erſt nach andern Juſeln , namentlich nach Java, ſpedirt. Durch den in Java auf dieſe Artifel' gelegten Ein: gangojoll, ſo wie durch den Ausgangszoll, denen auf Java die nach Celebes verſchilften Warren unterworfen ſind , fucht die Regierung das in ihren Bejibungen auf Celebes verurſachte
Deficit der Staatsausgaben zu decken. Macallar , die Hauptſtadt des gleichbenannten Bezirfs, wird von etwa 30,000 Malaven , 4000 Chineſen und 200 euro päiſchen (weißen ) Familien bewohnt.
Die Weißen und Lipp
Sitten der civilifirten chriſtlichen Völker vertraut werden, auch
lappen bewohnen einen ganz beſondern Stadttheil , welcher
in Folge des brittiſch - chineſiſchen Opiumſtreites fich der Han:
Vlaardingen genannt wird, und nur aus maſſiv gebauten ſtei: nernen Häuſern beſteht. Eine reformirte Kirche befindet ſich
delsverkehr Menado's nach den Suluh -Inſeln und den Philippi: ne bedeutend vermehrt hat. In der Nähe Menado's gedeihen
zu Vlaardingen, und man beabſichtigt dort auch eine fatholi:
auf hohen Bergen viele Trauben , welche jedoch nur gegeſſen und
ſche Kirche zu erbauen. Das Fort, welches die Stadt und den
nicht gefeltert werden , meiſt aber unbeachtet hängen bleiben .
nafen beſchübt, beißt Rotterdam , und bat eine 7-800 Mann ſtarfe Veſakung. Noch befindet ſich an der bugineſiſchen
Die Colonie Gorondalo , deren Bewohner fanatiſche Mo: hammedanier find, hat in neuerer Zeit gar Tehr an Bedeutung verloren, weil die dortigen Goldminen nicht mehr anggebeutet werden ; denn da die der Regierung berechneten Ausbeute: .
ſpeſen weit bedeutender als die dortige Goldausbeute waren ,
Gränge das kleine Fort Wellington , durch welches beabſichtigte räuberiſche Einfälle in das dortige holländiſche Gebiet ſchon mehrere Male verhindert wurden .
Obwohl nun die holländiſchen Beibungen auf Celebes nur
kleine Länder ſind, und deren Erhaltung der Regierung jährlich *) Die Inſel Celebes (fpr. Eelébee) wird im niederländiſchen In
noch bedeutende Summen foſtet , ſo ſind dieſe. Colonien für
dien meiji Makaſſar und von einigen malayiſchen Völferu Negri
das Gouvernement von Batavia doch gar ſehr wichtig. Die verſchiedenen Nationen , welche die Inſel Selebes bewohnen , 196
bugies (t. i. Vaterland der Bugineſent) genannt.
782
führen nämlich unter ſich und gegen die auf den benachbarten Inſeln lebenden Malayen , Tajaks und Papuas ſehr häufig
Briefe aus dem Innern von Frankreich. IV.
Kriege. Faſt jeder Thronwechſel hat auf Selebes einen Krieg
( Schluß.)
zur Folge ; denn die Söhne oder Brüder des verſtorbenen Für:
Die Künſte hätten in Franfreich mit dem Sid ins Leben treten und es durchdringen rollen. Die Religionsfriege und die von einigen mißvergnügten Junfern angezettelten Intri
ſten fämpfen erſt um den Thron, wobei einer der Prätenden: ten gewöhnlich der ſchwächere das mächtige Gouverne: ment von Batavia um Hülfe bittet, und alsdann Tehr oft, von einem holländiſchen Geſchwader und Truppencorps unterſtüßt,
auf den Thron gelangt , wofür er aus Dankbarkeit eine Zeit lang den Holländern einen Tribut zahlt. Nur auf diefe Art
behaupten die Holländer auf 'Celebes ihr Anſehen , und ſind.
guen der Feinde hatten die Gemüther , welche das lange und
ſchmähliche Feudalſyſtem ausgemergelt und verroſtet, zu neuer Kraft geſtählt, und ſo zu ſagen neu geſchliffen. Die Franzoſen hätten Großes in den Künſten und Wiſſenſchaften leiſten fön : nen. Allein die despotiſch pomphafte, aber innerlich hohle Re
deßhalb bei den Eingebornen jeßt beliebter und gefürchteter,
gierung Ludwigs des Vierzehnten erſtickte bald das heilige Feuer
wie die Britten , welche ſich dieſen Gebräuchen früher immer nicht fügen wollten . Selbſt die Radjas von Tomienie und
der Begeiſterung, jede freie, höhere Regung ; man fürchtete ſich vor ſolchen Lebens- und Geiſtesäußerungen . Der närriſche Enthuſiasmus, welcher das Vaterland und alles Große vergöt:
Bonie (die mächtigſtent Fürſten auf Selebes) erfennen jeßt das
Protectorat der Holländer an , zahlen dieſen gegen andere werthvolle Geſchenke einen geringen Tribut ,1 und haben (der erſtere 1826, der leştere 1838 ) mit dem bataviſchen Gouverne: inent Alianzen geſchloſſen, wodurch die Engländer ihren bis: herigen Einfluß dort gänzlich verloren haben.
Die Inſel Celebes iſt ſtark bevölkert , und mehrere neuere Reiſende verſichern , daß dieſe Inſel wohl die bevölkertſte des
oſtindiſchen Archipelagus ſeyn dürfte, indem deren Bevölkeruug gegenwärtig an 10 Millionen Seelen betrage. Die malaviſchen
Bewohner dieſer Inſel ſind äußerſt friegsluſtig ; denn der Krieg iſt ihre liebſte Beſchäftigung, und ſie vermiethen ſich an jeden, der Krieg führen will, gleichviel ob zu Waſſer oder zu Lande. Der friegeriſche Muth der Bewohner von Celebes macht dieſelben
dem bataviſchen Gouvernement unentbehrlich, aus welchem Grunde auch viele Bugineſen , wenn ſie nach Macaſſar fommen, durch Handgeld geloďt werden, in niederländiſch = indiſche Kriegsdienſte zu treten . So falſch und rachſüchtig die Bewohner von Celebes aber auch von den Autoren einiger Reiſebeſchreibungen geſchildert worden ſind, ſo liefert doch der Umſtand, daß die dem batavi':
tert und in den Himmel erhebt , entflammte den edlen, red lichen Corneille, war aber für den eleganten, gewandten Nia cine nur noch ein Motiv zu Monologen und eine Gelegenheit zu tadelloſen Verſen. Der leßte Repräſentant dieſer von nun an lächerlichen Ueberſpanntheit war der Marſchall Vauban .
Phantaſie, Gefühl , Wahrheit , Tiefe, Individualität, Natur verſchwanden aus dem Leben, wie aus der Dichtfunſt, wurden gar nicht beachtet, oder gar als Mangel an Geſchmac und le bensart, als tölpelhafte Unſchicklichkeit von den tonangebenden Herren und Damen bitter gerügt. Die Folgen davon für die franzöſiſche Poeſie und Kunſt blieben nicht aus ; fein Dichter und Künſtler ging mit Begeiſterung, vom inneren Drange ge trieben , an ſein Werf : Beifall des Hofes, Lob der Damen das war ihr Streben ; anſtatt
und der Midas im Salon
die Natur, die Menſchheit, ſich ſelbſt zu ſtudiren und veredelt darzuſtellen, galt Boileau's Spruch : Etudiez la cour et con naissez la ville ; daher allerdings die Marmorglätte, aber auch Marinorkälte, welche die Producte der franzöſiſchen Literatur des großen Jahrhunderts charakteriſirt. La Bruyere , welcher
an Boſſuet einen hohen Gönner hatte, iſt ein frappantes Bei :
ſchen Gouvernement unterworfene , in der Nähe von Selebes gelegene Inſel Buton, auf welcher an 100,000 Menſchen leben,
und jenes göttlichen Feuers , welches gewiſſen Literaturgattun:
welche gleiche Sitten , Gebräuche und Charakter mit den Bugi:
gen entbehrlich, der Poeſie und bildenden Kunſt aber unerläß
neſen gemein haben, nur von einem Corporal und vier euro:
lich iſt. Bonaparte's Beſuch im Peſtfranfenhoſpital zu Jaffa
päiſchen Füſeliers beſeßt iſt, welchen die Butoneſen noch nie:
von J. A. Gros iſt nur deßhalb eins der verdienſtvollſten Bil der der neueren franzöſiſchen Schule , weil der Künſtler für die Handlung , welche er darſtellte , ſchwärmeriſch begeiſtert war, und ſeine Individualität hineinlegte. Er befand ſich 1796 im Hauptquartiere der franzöſiſchen Armee zu Mailand, und galt dort für den närriſchſten Kauf von der Welt ; ſeine Lieb ſchaft mit Madame P. und ſein klägliches Ende haben zur Ge:
mals ein Leid zugefügt haben, dafür fein Zeugniß , und nichts : deſtoweniger ſind die Menadoreſen * ) das gutmüthigſte der malayiſchen Völfer.
Die Chineſen werden auf Celebes von den , den Hollän : dern nicht ergebenen Fürſten und unterthauen nur deßhalb tolerirt, weil man alles von ihnen kaufen , und ihnen den er: worbenen Reichthum nachher gelegentlich wieder abnehmen tann .
ſpiel der gänglichen Abgeſtorbenheit jenes heiligen Wahnſinns
I
nüge bewieſen , daß er fein falter, regelrechter Afademiemenſ war. Und von allen neueren Bildern machen L. Roberts fi:
ſcher der Lagunen bloß darum eine ſo mächtige Wirkung, weil *) Die Menadoreſen bewohnen die Nordoſtküſte von Celebes und theilen ſich in zwei Völler , nämlich in Oran Menabo dari gunong (Bergmenadoreſen ), und Oran Menadobetul, d. 1. ordent: liche Dienadorcſen .
der Künſtler uns in das Innerſte ſeiner von traurigen Stim: mungen erfüllten und unglüdlich zerriſſenen Seele bliden läßt. Dieſe beiden Gemälde gehören gewiß für Alle, welche Kunſt werfe nicht ſowohl nach der fünſtleriſch vollendeten äußeren Form, ſondern mehr nach dem ihnen innewohnenden , indivi:
1
783
duellen Leben beurtheilen , zu den bedeutendſten Leiſtungen der neueren franzöſiſchen Malerei. Aus dem oben berührten Grunde haben die falt und fein
beobachtenden und ſchnell auffaſſenden Franzoſen in derjenigen leichteren Literaturgattung, welche fein tiefes Genie erfordert, und Briefe , Schilderungen , Skizzen , Reiſebilder , Satyren sc. umfaßt, über alle Schriftſteller anderer Nationen eine entſchie: dene Ueberlegenheit behauptet, von Jean de Labrupere bis auf
Jules Janin herab.
Was man auch von dieſem leşteren den:
fen mag, er iſt ein großer Mann in kleinen Dingen ; ohne
Gelehrſamkeit, ohne gediegene Bildung , ohne einen einzigen philoſophiſchen Gedanken , ohne tiefere Theilnahme für Men ſchen und Dinge, ſchreibt er nun fchon ſeit Jahren , und iſt immer neu, immer für ſeine Leſer unterhaltend. Mit dem , was er heute geſehen und gehört hat , ſchreibt er morgen ſein Feuilleton ; er lebt von der Hand in den Mund. Seine Feuil:
letons ſind nur Champagnerſchaum , und nicht ſelten nur der
und den Flor desſelben heben helfen , ſind ungemein groß, und die Zahl der Menſchen , die mittelbar und unmittelbar vou ihnen leben , oder doch Gewinn ziehen , iſt größer als man meint. Ihre Ueberhandnahme iſt eben ſo hiſtoriſch wichtig, wie die verſchiedenen Nacen und Abarten, die man im Lande zerſtreut findet, merkwürdig find. Aber auch ihr Einfluß und beſonders ihre Bedeutung, die ſie in der Gegenwart, vielleicht aber noch mehr in der Zukunft für die ganze Schafzucht Europa't ju habeu berufen ſind , reditfertigt wohl die Abſicht, ſie hier genau darzuſtellen , und zur Kenntniß eines Publicums zu bringen, welches im Ganzen nur dunkle und meijtentheils wohl auch irrige Vorſtellungen von ihnen hat. Die Zahl der fraglichen Schäfereien iſt bei weitem größer, als fie
gewöhnlich angegeben wird. Die Angaben darüber differiren anf eine enorme Weiſe , und während fie die einen nur auf acht Dullionen ſtellen , erheben ſie die andern bis auf zwanzig Millionen . Kaum aber können wir die Wahrheit in die Mitte ſtellen , weil es wohl faſt notoriſch iſt, daß zur leßtern Zahl wenig fehlen wird, Will man ſich davon über geugen , ſo darf man nur, wenn man das Land viel und in allen Nich tungen durchreist hat , rich erinnern , wie man allenthalben Fluren und Puſten (Steppen ) mit Schafheerden bededt geſehen und immer gleich
Schaum eines fehr ungeſunden , gemachten Champagners -aber zuweilen ſind ſie doch Abſchaum würde inancher Tagen ; von eigenthümlichem Reiz. Geſellt ſich nun zu ſolchem Ta
zeitig Heerden von mehrern Tauſenden im Geſichtskreiſe gehabt hat.
lente , das andererſeits auch nicht zu hoch angeſchlagen wer:
Eine genaue Zahl läßt fich wegen mehrern Urſachen nicht auemitteln.
.
den muß, da ein Paar gute Artikel oder gute Einfälle noch
Einmal liebt man in Ungarn den Cenſus nicht, zum zweiten ſind sie
immer fein gutes Buch ausmachen, eine tiefere Bildung und Geſinnung, treffen wir einen Mann , welcher einigen Ernſt in die lodere , leichte , feinen auf unterhaltung ausgehenden Landsleuten angemeſſenſte Form zu bringen weiß, der lachend die Wahrheit ſagt und das Nüßliche dem Angenehmen vereint,
Angaben, wenn man ſie auch nach den eing :Inen Comitaten macht, wenig genau , und zum dritten variirt auch die Zahl in dieſem Lande im Laufe der Jahre ungleich mehr, wie in jedem andern . Nur anzugeben brauche
ſo haben wir einen ſolchen hochzuſchäßen , namentlich in gegen : wärtiger Zeit, die ſo ernſt iſt, daß wir für diejenigen Preiſe ausſeßen ſollten , die uns zum Lachen bringen. Wir Deutſchen beſonders haben ſpeciellen Grund, ſolchen Autoren unſere An: erkennung nicht zu verſagen ; franzöſiſcher Champagner (relbſt künſtlicher ) und leichter , franzöſiſcher Wit find auf deutſche Rheinweine und ſchweren deutſchen Ernſt gar nicht zu ver aditen . Freilich muß man mit franzöſiſchen Zuſtänden befannt
ſeyn und ſich in der Welt umgeſehen haben , wenn man fran: zöfiſchen Wiß recht genießen und nicht ſeine Beute werden will. Frankreich hat im Jahre 1840 nur einen Vorſprung vor den Staaten des europäiſchen Feſtlandes, nämlich Schreib- und Redefreiheit; nur in dieſem Lande würde Ideenzwang, den ſich die übrigen Continentalſtaaten , vielleicht zu ihrein Vortheil, mehr oder minder gefallen laſſen , einen ſo entſchiedenen Ab : ſcheu erweden, daß er ſchon vor dein ſtarfen Ausdruc des: Telben zu verſchwinden bätte. E. E.
id, daß es Jahrgänge gibt, wo faſt 10 Procent des ganzen Schafbeſtandes durch Sterblichkeit zu Grunde gehen. Wollte man die ganze im Lande gehaltene Zahl nach dem Augenſchein fcäßen, ſo würde ſie, wenn man den Vergleich dazu aus Deutſchland holte , eine noch größere Summe
wie 20 Millionen betragen , weil man im Durdyfonitt in Ungarn .
faſt doppelt ſo viel Schafe im Freien fieht, wie in Deutſchland , was, wenn wir für lcßteres die Zahl von 30 Millionen annehmen, nach Ver
hältniß der beiderſeitigen Größe des Landes eine höhere wie die gedachte Zahl gäbe. Laſſen wir dieß einſtweilen auf ſich beruhen und gehen weiter . Um jedoch bei allem , was hier zu ſagen iſt, eine gewiſſe .
Ordnung inne zu halten , müſſen wir uns auf beſtimmte Rubrifen und Abſchnitte einlaſſen und eine ſyſtematiſche Folge inne halten . Da bandeln wir !
1. Von der Gründung der Schäfereien in Ungarn. Der Urſtamm der eigentlichen Landſchafe ift derſelbe, wie wir ihn weiter nach Oſten hin finden , nämlich es find filzwollige und haar
wollige Thiere.
Erſtere finden ſich in ihrer vollen Originalität in
der Walladhei, weſhalb ſie auch wallachiſche Schafe heißen ; die andern ſind unter dem Namen von Zakeln bekannt , und ſind in Sieben
Ungarns Schäfereien.
bürgen , der Moldau und Beffarabien am meiſten heimiſch. Von beiden iſt ein großer Theil ſchwarz , der Mehrtheil aber weiß. Meſtizracen von beiden finden fich in den gedachten Ländern zerſtreut.
( Mitgetheilt von Elbner.)
Die Größe und körperlide Kraft dieſer Shafe iſt bedeutend , und fie
Dieſe ſpielen im Volksleben eine bedeutende Rolle , und üben auf den ſämmtlichen innern Verkehr einen unverkennbaren Einfluß. In ihnen ſpiegelt fich der Uebergang som Nomadenthum zum Staatsleben ; ihre
find recht eigentlich für das Nomadenthum geſchaffen, weil ſie bei Wind
Zahl iſt im Verhältniß zu allem , was ſonſt Landesproducte erzeugt,
ſehr groß ; die Geldſuinmen , welche durch fie ing Cans gezogen werden
und Wetter , im Sommer und Winter im Freien ausdauern , und als
habe ſie die Natur hiezu vorzugeweiſe beſtimmt , po gab ſie ihnen auch eine beſondere Reproductionsfraft, denn ſie bringen zum Mehrtheil zwei Lämmer , ſo daß , wenn auch die Witterung fie zuweilen ſtart decimirt, .
78+ fie immer wieder bald vollzählig werdett.
Vermöge ihres großen , verſtändiger und zweckmäßiger, wenn man ist dieſen Gegenden Edelſchafe
Körperbaues und des Wollreichthums, den ſie haben, tragen ſie ziemlich viel ein , und wenn wir die auf ſie verwandten Koſten in Anſchlag bringen, die ſehr gering find, fo gewähren ſie einen Reinertrag wie die Merinog , und find dabei siel leichter zu züchten und zu erhalten. Es wäre daher ein großer Mißgriff, wenn man ſie dieſen aufopfern wollte.
vorfindet , dieſe ab- und dagegen Landſchafe anzuſchaffen . Die Farbe ihrer Wolle iſt hinſichtlich des Preiſes derſelben faſt
indifferent, denn es hat die ſchwarze ſo ziemlich gleichen Werth wie die weiße. Nur das Fell wird in erſten Fall höher geſdigt.
Durch
ſchnittlich überwiegt jedoch die Zahl der weißen bei weitem .
Außer Fleiſch und Wolle kommen auch die Felle , welche fie liefern, in
Stallgebäude zur Unterbringung der Heerden hat man wenig, und
ernſte Betrachtung. Die Zafel mit ihren langzottigen, gelochten Troddeln
die man hat , ſind in hohem Grabe einfach und wohlfeil. Gewöhnlich beſtehen ſie aus drei Wändert, die von Ruthen geflochten und mit Lehm ausgeklebt ſind. Auf der Südſeite find fie offen. Große Heerden ſolcher Schafe gehen alljährlich , wenn ſie fett ge
geben dem ungariſchen Hirten , ſowie dein Bauer feine Belzbunder, ohne die beide kaum criſtiren könnten. Die Lainmfelle , beſonders von den ſchwarzen , liefern sin Pelzwert , was theils zu Pelzen im Cande 1
verarbeitet, zum Theil ausgeführt wird , und einen bedeutenden HanInebeſondere ſind cs die von den gan; jungen delsartifel bildet.
worden , nach Wien , Mühren und Böhmen , ja ſelbſt auch bis nach
Lämmern , die durch ihre Rabenſdwärz : und ihre feinen Löcchen ſich empfehlert, und unter dem Namen Ufrainer Lammfelle bekannt ſind . Die
Unternehmern in der Regel reichlichen Gewinn trägt. Neben denſelben haben ſich , wie ſchon bemerkt , die Merino 8
Oberitalien , und ſie bilden einen wichtigen Handelsartifel , der deit
vou Miſchlingen , welche eine Folge der Paarung weißer und ſchwarzer
geltens gemacht.
Zafel find, werden müllerfarbig, und werden, wenn die Farbenmiſchung
Der Umſtand , daß in Ungarn die Landeserzeugniſſe
Sie
den Hauptreichthum ausmachen , der fic , je höher deren Werth ſteigt, in gleichem Grabe vermehrt , mußte nothwendig die Grundbefizer be
fommen unter dem Namen von Krimmern oder Baranken in den Handel. Erſterer Name zeigt das Land ihrer Abſtammung , der zweite
ſtürmen , eine Schafart einzuführen , die den Anſchein nach einen viels fach höhern Neinertrag bringt, wie ihre Landracen. Außer dieſem ilt
aber das Thier, von dem ſie fommen : denn Baranfa beißt im llogariſchen
Ausſicht ſtehenden höhern Gewinn kamen noch andere Aufforderungen hinzu . Das Beiſpiel , mit welchem bei Einführung der Merinos die
und Zeichnung ſchön iſt, noch höher geſchäßt wie die ichwarzen . .
ein Camm .
Verdrängt aber wurden dieſe Urlandſchafe durch die Merinos und durd, die von denſelben entfallenen Meſtizen . Sie ſind allmählich immer weiter vorgedrungen , und gewinnen nody heutzutage jezien immer mehr Feld ab. Die Einfüsrung der Merinos aus Spanien, weldie durch die Kaiſerin Maria Thereſia im Jahr: 1768 geſdah , ward für die Candſ baje in Ungarn eine Art von Kriegserklärung , und die ſich nicht mit den Eindringiingen verniſchen fonnten , die musten ihnen das Feld räumen . Hechte Ungarn von altem Schrot und Korp bejammern die Abnahme ihres Candidafes, meinen , rs werde zuleßt der Bauer und der Hirt feine Bunde mehr haben , und damit werde alle Nationalität untergehen . Damit aber hat es wohl nod feine ſo große Gefahr.:-
größten Magnaten des Cand ?$ yorangingen , reizte zur Nachfolge ; die Merinowolle, als eine ſo geſuchte und theuer bezahlte Waare, vermehrte. den Impuls , und der immer weitere Ulebergang vom Nomadenthun zi einem geregelten Landbau inußte die Weide beſchränfert und ein anderet Syſtem nöthig machen , bei welchem man ſeine Heerdent ruter mehr Auſſicht und ſorgfältigere Pflege ſtellte, ſo daß man auch Thicre wählen founte , die ſolche Pflege höher bezahlteit.
Zuges der Karpathen ſüdlich bis an din Neuſiedler - und Platten - See
Glücklicherweiſe gehörten die zilerit and Spanien bezvgentert und nach Ungarn gebrachteu Merinos zu den dicht - Uud fraftwolligen, deren Eigenthümlidfeit für die dafigen Verhältniſſe weit mehr geeignet iſt, als die der zartern und ſanftwolligen Electorale. Aus ihrer Vermiſchung mit den Candidafen hat fich eine beſondere Nace gebildet , die eine Mittelwolle trägt , Seren Verbraud, bedeutend iſt, in die , außer mit
und öſtlid bis an die Theis , das Merinoſdaf mit ſeinen Abarten ſich ausgebreitet. Jenſeits der Theis bis an die Gebirge von Siebenbürgen
Bismen , wenig mit 6er vor anbera ländern concurrirt. Die Maijen , welche alljährlid davon nach Deutſchland , zur Theil auch nach den
.
Gegenwärtig hat nur in den oberu Comitaten, d. i . längs des weſtlichen
!
herridt das Landſchaf noch ziemlich unumſdränft , und wo man da
Niederlanden gehen , ſind mitgeheuer, und belaufeit ſich nahe an 100,000
auch jeäes einführt , da büßt es gewöhnlicy eine große Anzahl mit
Gentiler. Dabei ſind die feinern Sortent , fo wie die von den Landſchafen, gar nicht init singefaloſjer.
dom Peben .
( Schluß folgt.)
Die Verpflegung des ungariſchen Landſchafes iſt einfady und leicht. Vom zeitigen Frühjahr an bis in den ſpäten Herbſt ernährt es ſich auf
Miscellen.
den ingeheuren , faſt unbegränzten Weidetrijten , und nicht ſelten kanu
es auch in Winter , wenn dieſer beſonders mild iſt, noch ausgeben , Außer feiner Wolle und ſeinem Pelze verzilo os die geringe ihm an
gethane Pflege uoch mit ſeiner Mild , sie ihm , ſo lange es deren nur hat , abgemolfen und meiſtentieils in Käſe ( Vrieſen ) verwandelt wird.
Ein Tag- 1110 Nadttelegraph wurde vor kurzem yott einem Medanifer jli Perpignan erfunden . Man wendet bei demſelben . die Signale der gewöhnlichen Telegraphen an , jedoch init weißangeſtrichenen Armen , die auf einem ſchwarzen Grunde operiren ; bei Nacht wird der Apparat durch Reflerion beleuchtet , dann heben ſich die Signale in Feuerlinien auf einem ſchwarzen Grunde. Ein Verſuch damit iſt fürzlich
Seime Verpfleger Find die originellen Juhaſien , die wir in Aprilbeſte gezeidnet haben . Die weiten mit üppigem Gradwudiſe verſehenen Ebenen an der
worden.
Theis und der untern Donau ſind der Theil von Ungarn , welcher für
Cenſus vom Jahre 1810 beträgt die Zahl der Einwohner (einige kleine
dieſe Schafe ganz beſonders geeignet iſt , und es haben fid jeither die
Sklavendiſtricte abger:chnet , wo die Zählung durch die Abneigung der
Berſuche, sort an ihrer Stelle Merinos oder Mcſtigen einzuführen,
Sklavenbeſißer erſchwert wird) 17,100,572 Scelen , darunter 371,606 freie Farbige und 2,369,553 Sklaven . ( Engl . BI. )
mehr beſtraft als belobut.
Ja man fönnte faſt behaupten, es wäre weit
in Gegenwart von Mitgliedern des föniglichen Obſervatoriums gemacht ( Echo du Monde Savant soin 30 Juniu ..)
Bevölferung der Vereinigten Staaten.
Diů n den , in der literariſch - Arifitiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'ſchen Buchhandlung, Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wide u m a n n.
Nach
dem
Nr. 197.
Ausland.
Das
Tagblatt
E in
für
Kunde Des geiftigen und fittlichen Lebens der
Völker.
16 Julius 1841 .
h
i
n
fere Maffen baaren Geldes aus China gezogen . Das entging
a.
der feineswegs blinden Regierung China's nicht; ſie ergriff ( Mit einer Karte .)
Maaßregeln dagegen
Das chineſiſche Reid war dem Abendland im vorigen Jahrhundert viel beſſer und vergleidungsweiſe viel allgemeiner
befannt wie jeßt. Die hohe Stellung und der Einfluß, welchen
Maaßregeln , die zugleich von einer
ſcheuen Beſorgniß vor der um fich greifenden Macht der Eng= länder in Aſien eingegeben waren, und dieſe führten endlichy den bekannten Bruch herbei, deſſen einzelne Umſtände wir hier
die Jeſuiten in China errungen hatten , und die zahlreichen und umfaſſenden Nachrichten , die ſie über dasſelbe lieferten,
nicht mehr zu recapituliren nöthig haben .
und welche noch jeßt die Hauptgrundlage unſeres Wiffens von dieſem Lande enthalten , wendeten die Vlice Europa’s vielfach
reichen Pamphlete von Engländern , die ihre Kenntniffe und ihre Anſichten von dem Stande der Dinge in China während
Durchblättert man die vor dem Bruche geſchriebenen zahl
dorthin , und erſt die Begebenheiten des nordamerikaniſchen
eines langwierigen Aufenthalts fich geſammelt und gebildet
Kriegs und der franzöſiſchen Nevolution zogen die Aufmerfſamfeit von China ab , da man mit näher liegenden und eigenen Ungelegenheiten bald überreich beſchäftigt war. Mit dem
hatten , ſo iſt das kurze Ergebniß : „ ein Bruch mit China führt
Vermächtniſſe der Jeſuiten , mit ihrem Schake von Nachrichten
zu unabſehbaren Schwierigkeiten ; die chineſiſche Regierung fann nicht eine Stadt, nicht eine Inſel an die Fremden ab: treten , ohne in der Achtung ihrer Unterthanen dermaßen zu
und ihren Mittheilungen über die chineſiſche Sprache beſchäftigten
leiden, daß ihr Sturz wahrſcheinlich wird ; ihr Sturz aber iſt
fich nur hie und da die Gelehrten , während der Theehandel all-
das Signal zu einer Revolution in Aſien.“ So wenig aber die
mählich zu einer großen Wichtigkeit für Europa und zum Theil wohl auch für China heranwuchs. Dieſer Theehandel gewährte den Chineſen große Vortheile , und längere Zeit galt China
für den Schlund, in den die Maſſen europäiſchen und ameri. faniſben Silbers verfanfen , ohne wieder ans Tageslicht zu
kommen. Das ging, ſo lange England große Sunimen baarei Geldes aus dem reichen Oſtindien holen konnte ; als aber die Uebermacht der europäiſchen Induſtrie und eine Felbſtſüchtige
dhineſiſche Regierung ihrer Stellung ohne augenſcheinliche Ge:
fahr etwas vergeben kann , ebenſo wenig vermag dieß die eng liſche: einmal im Kampfe mit China kann ſie nicht zurüdtre ten , es ſey denn als Sieger ; eine Niederlage, oder auch nur ein Nichterfolg , würde den Zauber ihrer Macht in ganz Aſien erſchüttern, abgeſehen davon , daß es ſehr die Frage iſt, ob der
Handel nach andern Quellen ſuchen. Das that die oftindiſche
Handel mit Oſtindien ohne den chineſiſchen ſich noch gehörig lohnen würde. So find beide Regierungen in der Lage, nicht nachgeben zu fönnen ; daß aber europäiſche Energie und Kriegs funſt endlich den Sieg davon tragen werden , das iſt faum zu bezweifeln .
Compagnie durch die Beförderung des Opiumbaues in Indien und deſſen Verfauf in China. Die dritthalb bis drei Millionen
Fragen : welche Zeit und welche Ereigniffe liegen zwiſchen Jeßt
Handelspolitif die einheimiſche Induſtrie Oſtindiens erdrüct, und
das Land arm gemacht hatte, inußte der nimmerſatte engliſche
Bei dieſem Stande der Dinge erheben ſich zwei große
Pfd. St., welche Indien unter ſehr verſchiedenen Formen an
und dem endlichen Ausgang in der Mitre ? und, was ſind die
England zahlt, fonnten nicht mehr in baarem Geld erhoben werden, und man mußte ſie in Producten zu gewinnen ſuchen,
Folgen eines Sieges der Engländer ? Es iſt jekt kein Zweifel
ein Syſtem , das jeßt die Beförderung des Zuder , Kaffee :
und Baumwollenbaues in Indien herbeiführt, das aber unter
mehr, daß die leßteren ſich in Bezug auf China mehrfach ge:
täuſcht haben : man glaubte, eine kräftige Demonſtration werde ohne weiteres die kaiſerliche Regierung zur Nachgiebigkeit be:
der Oberleitung der oſtindiſchen Compagnie zuerſt im Opiuin:
wegen, und ſie abhalten , es zum Aeußerſten kommen zu laſſen.
bau fich fund gab. Das Opium, eine verbotene Waare, mußte baar bezahlt werden, und Jahr um Jahr wurden immer ſtär:
Dieſe Hoffnung hat ſich nicht beſtätigt. Man glaubte, die in : mern Feinde der chineſiſchen Regierung würden , ſobald eine
197
786
feindliche Flotte an der Küſte und ein Heer zu Land erſchiene,
ging, nie ſehr feſt ſtand, und mannichfachen Wechſelu unter:
Da dieſer Gegenſtand auf den Krieg zwiſchen
fich erheben, und die Regierung ſo einſchüchtern , daß fie zu
worfen war.
jeder Bedingung den Frieden annehme, oder aber unterliege:
England und China auch in fo weit Einfluß hat, daß es ſich
Auch dieſe Hoffnung hat ſich bis jeßt nicht beſtätigt, ſo wahr-
dabei um die Frage handelt, ob chineſiſche Heere über Oſt- und
ſcheinlich es auch iſt , daß fie bei Fräftigerem Auftreten der
Weſttibet einen Weg nach Indien ſuchen oder ob vielleicht die Engländer vom Brahmaputra -Thal aus das Gebirge ſüdlicy
Engländer und bei längerem Verweilen im Lande fich allmäh : lich beſtätigen werde. Mit Einem Worte, die chineſiſche Re: gierung hta mehr Kraft entwicelt, als man ihr zugetraut. Wie es mit dieſer Kraftentwidlung weiter gehen werde, das zu bemeſſen , haben wir durchaus keinen Anhaltspunkt, und hierin zeigt ſich namentlich , wie ſchwach unſere Kenntniß von dem Innern des chineſiſchen Reiches iſt. Die Engländer haben
überſteigen , und einen Weg nach der weſtlichſten chineſiſchen
Provinz, Vünnan, zu Lande ſuchen , ſo müſſen wir denſelben eine beſondere Aufmertſamteit ichenfen und einen allgemeinen Blic auf die chineſiſche Geſchichte werfen .
Auf die ältere Geſchichte China's haben wir hier nur wenig Rückſicht zu nehmen. Der Zeitraum vor Fo-hi (3468
Tiduſan genommen, ſie haben die Forts an der Bocca Tigris
v. Chr.) iſt nach dem Ausdruck der beſten chineſiſchen Geſchicht:
erobert, ſie haben endlich, nachdem ſie nicht ohne Anſtrengung
ſchreiber ſelbſt, „ phantaſtiſch und unzuverläſſig," was aber die
den Strom aufwärts gedrungen, Canton befekt, kurz, alle un ternehmungen mit den Waffen ſind ihnen bis jeßt geglüdt,
chinefifden Bücher darüber berichten , iſt nichtsdeſtoweniger
und man fann ohne allen Anſpruch auf Prophetengabe behaup-
geſtaltete Geſchichte der Bildung des Menſchengeſchlechts, und
ten, daß die militäriſche Ueberlegenheit ſich auch fernerhin be:
in dieſer Beziehung von hohem Intereſſe. Die nächſte Periode der drei großen Kaiſer, Fu-hi, Schin -nung (der göttliche Bauer) und Hoang-ti, der faſt 800 Jahre ſpäter als Fuhi regierte, iſt faum weniger fabelhaft, und nur zwei Umſtände ſind namentlich aus der:
währen wird. Hier aber endet alle Vorausſicht.
Wie weit
können die Engländer von Canton aus fich vorwärts wagen ? welche Truppenmaſſe fönnen die Chineſen entwideln, um Canton in einem größeren oder kleineren Halbfreis su umſtellen
und zu iſoliren , und ſo die Belegung desſelben vergleichungsweiſe nußlos zu machen ? Wie weit kann die chineſiſche Regie: rung auf den Gehorſam ihrer Unterthanen rechnen , daß ſie einestheils über eine genügende Truppenzahl verfügen , ande-
rerſeits dieſe mit Lebensmitteln verſehen und den Engländern die Zufuhr zu Lande abſchneiden kann ? Ades das ſind Fragen, die bis jeßt noch Niemand, die engliſchen Heerführer in China ſo wenig, wie irgend Jemand in Europa, beantworten fann ;
von ihrer Beantwortung aber hängt weſentlich die Geſchichte der nächſten Jahre ab. Sit die chineſiſche Regierung ihrer Uns terthanen nur einigermaßen ficher , ſo dürfen die Engländer
ſtatt der im vorigen Jahre abgeſchicten 15,000 Mann, nach und nach die zehnfache Zahl ſchiden , wenn ſie nicht am Ende unverrichteter Dinge abziehen wollen . Gelangen aber die Eng=
ſehr merkwürdig, als eine ſagenhaft, obwohl ziemlich nüchtern ,
felben herauszuheben, nämlich die großen Anſtrengungen , die
Waſſer des Hoang-ho und Yang-tſe-fiang zu bewältigen , nebſt der aſtronomiſchen Thätigkeit der Herrſcher, wodurch ſich eine unge: meine Aehnlichkeit mit Aegypten ergibt , nur mit dem Unter: ſchiede, daß in China die aſtronomiſche gelehrte Prieſterſchaft im Königthum , in Aegypten das Königthum in der Prieſter:
ſchaft aufgeht.
Die Chineſen ſollen , hundert Familien ſtarf,
aus Nordweſten in die Ebene dieſer beiden Ströme gezogen ſeyn und ſich nach und nach in dieſem Tiefland ausgebrei: tet und angeſiedelt haben ; ſüdlich in den Gebirgen nach der Seeküſte hin , ſüdweſtlich und nördlich waren fremde
Stämme, deren Bewältigung längere Zeit brauchte, und gegen Südweſten noch nicht vollendet iſt. Der zweite beachtens:
länder allmählich zu dieſer Einſicht, ſo müſſen ſie in dem geld-
werthe Umſtand iſt der Titel Ti, der dem Namen Hoang an: gehängt iſt. Dieſer bedeutet nach Pauthier Souverän , oder Oberhaupt der vielen Vafallenſtaaten , während die Vorgänger
und waarenreichen China Contributionen erheben , um den
Hoang -ti's ſich nur Wang , König , nannten .
Krieg bezahlen und noch mehr Truppen in Indien aushe: ben zu fönnen. Dann erhält der Krieg einen ganz andern Charakter ; es handelt ſich um chineſiſche Provinzen und um ein anglo-chineſiſches Reich 1, deſſen fünftige Eriſtenz auch ſchon im vorigen Jahre im Parlament ſelbſt in Ausſicht geſtellt wor: den iſt. Es wäre völlig überflüſſig, mögliche weitere Wechſel: falle anführen zu wollen , um ſo mehr, als die Engländer je länger, je mehr ſelbſt einſehen und geſtehen , daß inan von dem innern Zuſtande des Reichs verzweifelt wenig weiß. Wir wenden und deßhalb zu der zweiten Frage : was ſind die Folgen eines Siegs der Engländer ? die 'Antwort darauf fann faum eine andere ſeyn , als die, daß eine weſentliche Er: ſchütterung der Mandſchuherrſchaft in China eine Umwälzung in Mittelaſien herbeiführen muß, wo die Chineſen in der neue: Iten Zeit große Aufſtände zu befämpfen batten, und ihre nerr:
einer ſehr frühen Zeit , viertehalb Jahrtauſende vor unſe-, rer Zeitrechnung, das „Reich der Mitte“ entſtanden , deſſen Kaiſer über mehr oder minder ſtreng unterworfene Vaſallen gebot ; die Stellung des Kaiſers zu den Vaſallenhäuptern bil:
ſchaft, wie aus den faſt ängſtlichen Vorſichtsmaaßregeln bervore
Es iſt alſo in
det nun eine lange Reihe von Jahrhunderten hindurch die Ge: ſchichte China's , deren Einzelnbeiten uns hier natürlich nur ſehr wenig fümmeru können, beſonders da wir die inneru Ver: bältniſſe der Neuzeit doch nicht daraus abzuleiten vermogen. In zwei Hauptrichtungen bewegt ſich die chineſiſche Oe:
ſchichte: in dem innern Verhältniß der Fürſten zu dem Kaiſer, und in dem äußern Kampf gegen die Barbaren. Wenn in der erſten und zweiten Dynaſtie, den via und den Schang,
das ſichtliche Beſtreben vortritt , den faiſerlichen Thron über: mächtig gegen die Varallenſtaaten zu machen , ſo findet unter
der dritten Dynaſtie , den Tichen , eine Reaction ſtatt: ihre Herrſchaft dauerte 874 Jahre von 1122 bis 248, in dieſem Zeit:
787
raum iſt die Feudalmacht überwiegend, und die Periode endet
mit Kleinſtaaterei und Anarchie ; dennoch iſt ſie durch einige große Herrſcher und durch eine merkwürdige Bewegung der Gei: ſter ausgezeichnet: nicht nur treten jeßt die Züge der Chineſen
gierung erregt , und dieſe zu: Vigenmaaßregein veranlaßt hätten. Eiit Kreuzer ſoll die Erpedition begleiten, um die Verbindung mit Aden zu unterhalten .
gegen Weſten immer deutlicher hervor , ſondern es erſteben auch die zwei großen Lehrer der Chineſen Lao -tſe und Chung:
Ungarns Schäfereien .
fu -tſe , deren Anſehen bekanntlich noch jeħt in China úber:
( Schluß.)
wiegend iſt. Merkwürdig aber bleibt es immer, daß Lao -tſe's Anſichten gewiß aus dem Weſten ſtammen, da fie, fo weit ſie theogoniſtiſch ſind, auf einer Incarnations : und Emanations:
2. Bon dem Einfluſie , den in Ungarn die Schäfereien
lehre beruhen. Dieß weist darauf hin, daß die Verbindung
Zum Theil habe ich denſelben ſchon angegeben. Vor allem aber find es die Merinos , welche denſelben auf eine höhere Stufe gehoben haben , und darauf wirlte ein doppelter Umſtand bin. Zum erſten
mit dem Weſten ſchon ziemlich häufig und dauernd war . Es iſt noch wenig gelungen , in die Nacht dieſer Verbin :
dungen China's mit dem Weſten eine Leuchte zu tragen ; daß
dieſe Verbindung aber ſehr alt reyn muß, leider keinen Zwei fel. Man hat es wahrſcheinlich gemacht, daß die Anfunft ei: ner großen Anzahl Geſandter aus dem Weſten mit dem Zuge von Seſoſtris gegen Indien zuſammenhängt, und Pauthier feßt dieß Ereigniß ins Jahr 1634 v. Ch. Ebenſo wenig , wie die
Ankunft zahlreicher Geſandten aus dem Weſten, läßt ſich der Umſtand ganz überſehen , das Firduſi in ſeinem ,,Budder
Könige" ſtets drei Mächte als einander gegenſeitig controli: tend darſtellt, nämlich Jran, Turan und Tſchin , und wenn auch jene fabelhafte Zeit durchaus feinen beſtimmten Anbaltspunft
darbietet, ſo beweist ſie doch die uralten Verbindungen China's mit den Staaten des Weſtens, Verbindungen, welche nicht bloß noch
auf den Landbau haben.
mußte man für ſie beſſere Stallungen beſorgen , mit denen ſich auch gleichzeitig die Gehöfte verſchönerten ; zum hveiten ward es nöthig , ein geregeltes Syſtem in den Aderbau zu bringen, weil man nur dabei im Sommer und Winter für gutes und ausreichendes Futter für dieſe Thiere ſorgen fonnte. Dazu fam noch , daß man zur beſſern Leitung
ihrer Züchtung Fremde ins Land berief , welche ihre gründlichen Kennts niſſe anwandten und den Einheimiſchen mittheilten So wurden die Schäfereien das Mittel , den Grund und Boden weit höher , wie ſonſt, auszunüben und die Einfünfte des Landes bedeutend zu vermehren . Die Summen , welche für die Producte der Schafzucht eingehen , dienen wiederum zum Theil dazu , Verbeſſerungen im Landbau ins Leben zu
rufen , und fo tragen ſie mittel = und unmittelbar dazu bei , denſelben in ſeinem Aufſchwunge zu unterſtüßen. Keine andere Biebgattung übt
Europa eingewirkt haben. Die Mongolenſtürme unter Dichin
einen gleichen Einfluß, und wenn auch das Land durch ſeine Pferdezucht nicht unbescutenden Gewinn zieht und mit dem Auslande in vielfache Berührung fommt, ſo ſteht doch beides gegou die Schäfereien weit zurüd.
gis Khan und Timur waren die leßten großen Bewegungen, welche dadurch erzeugt wurden, und wenn ſeit jener Zeit feine
3. Der Gewinn , den die ungariſchen Schäfereien dem Lande bringen .
jeßt fortdauern, ſondern deren Folgen auch Jahrhunderte lang ſehr bedeutend nicht bloß auf Vorderaſien , ſondern auch auf
folche Begebenbeiten mehr die Welt erſchüttert haben , und der Chineſen Herrſchaft bis jeßt noch ziemlich ſicher ſteht , ſo hat dieß allen Umſtänden nach den ſehr materiellen Grund , daß dieſe leßten Mongolenſtürme , und vielleicht auch die früheren, áhnlichen Ereigniſſe Centralaſien durch die Ausmordung gan : zer Völkerſchaften dermaßen entvölfert haben , daß die ſchwa:
chen Reſte der Flug berechneten Herrſchaft der Chineſen fich ohne zu heftiges Widerſtreben unterwarfen.
Wie groß derfelbe rey , das kann man aus dem Geſagten ſchon zum Theil entnehmen .
Wir wollen einige aus der Wirklichkeit ge
griffene Data zuſammenſtellen und darauf eine Berechnung gründen. Wenn Ungarn nahe an 20 Millionen Schafe gåhlt , ſo muß es jährlich mindeſtens 300,000 Centner Wolle gewinnen. Von derſelben
geht mehr als die Hälfte außer Landes , für welche wir einen Durcha ſchnittspreis von 65 fl. 6. M. für den Gentner annehmen können .
( Fortfeßung folgt . )
Rehnen wir zur Ausfuhr uur 160,000 Centner zu dieſem Preiſe, ro bekommen wir eine Summe von 10,400,000 fl. 6. M. Für Schaffelle
Unternehmung der Engländer gegen Ibijffinien.
vieh wenigſtens eben ſo viel . So gewinnt das Land jährlid über 14 " Millionen Gulden , und dabei iſt ſein ganzer eigener Bedarf von Nob producten , welche die Schäfereien liefern , gedect. So kommt denn auf
gehen mehr als 2 Millionen Gulden ein, und für ausgeführtes Schlacht
Man meldet aus Indien , daß eine Unternehmung nach Abyſſinicn
.
Zwei Deutſche
jedes Individuum der Bevölferung nahe an 14%, fl. G. M. , was in einem
begleiten dieſelbe al® Zeichner. Ihre Beſtimmung iſt zunächſt überhaupt
Cande, wo wegen des niedrigen Preiſes aller Erzeugniſſe das Geld einen
im Werfe fen , die unter Capitän Harris ſtehen ſoll . die Weftfüfte des rothen Meetis.
.
Sechs Stüd Geſchüß und 600 Gewehre
beſonders hohen Werth hat , außerordentlich viel iſt, und wohl die
ſollen mitgenommen werden , es iſt aber nid )t geſagt , ob dieſe als Oc:
Behauptung redytfertigt, daß fein anderer Gegenſtand im ganzen Lande
fchenk für irgend einen abyffinijden Fürfien oder nur zum Gebrauch der
id) mit dieſem Ertrage gleidſtellen läßt. Ganz beſonders aber iſt hervorzuheben , daß der hier berechnete Gewinnt meiſteutheils als ein Nettoertraj anguſehen iſt, weil 118 , was auf die Didung des Betürſuiiſes in Lauree in Abzug gebradt worden , gewis die linioſten und Auslagen , die man bei der Production zu bes
Mannſchaft dienen ſollen. Als Hauptorund der Internehmung werden von den indiſchen Blättsrn und nad sirfen von der Naval and Military Gozelle (26 Junius) die „ Intriguen orr Franzoſen in jenen Lante" bezeichnet, welche endlich die crnjie Aurinertſamfeit der brittiſden Ne 1
788 rechnen hat, ausgleichen würde. Man producirt aber deßhalb in Ungarn ro wohlfeil , weil die Itnterhaltung der Schäfereien ſo wenig koſtet,
das Schäfereiweſen noch in ſeiner Kindheit iſt, und wu man noch fo
wenig Vorkehrungen trifft, dergleichen Calamităten zu beſchränken. Auch
preußiſchen Morgent Pacht zahlt. 4. Der Einfluß , welchen die ungariſchen Schäfereien
große Dürre has ſchon Aehnliches bewirkt , wovon unter Underm das Jahr 1834 Zengniß gab. Der bedeutende Handel mit Sterblingeſchaf fellen, welcher in lingarn ſchon fo manchen jüdiſchen Handeldmann reid gemacht hat, iſt ein thatſächliches Zeugniß von den großen Verluſten in
ſchon jeßt auf die des übrigen Europa haben und in der Folge noch mehr gewinnen können.
den Schäfereien. Wenn ich oben die Gränzen angab, bis zu welchen die Merinos
In der Menge des Erzeugniſſes legen dieſelben jeßt ſchon ein be deutendes Gewicht in die Wagſchale des europäiſchen Wollhandels, aber
nicht ſo zu nehmen, als wenn in jenen Diſtricten itir lauter ſolche und
indem das land noc, cinen ſo niedrigen Werth hat , daß man z . B. in manchen Gegenden nicht mehr als 30 fr. C. M. für die Fläche eines
und die von ihnen entfallenen Meſtizen vorgedrungen find, ſo iſt dieß .
nicht in der Güte , und so liegt sarin ein Fingerzeig insbeſondere für
gar feine Candfchafe mehr zu finden wären. Vielmehr kommen dieſe in
die deutſchen Schafzüchter, vor allem auf Feſthaltung der hohen Qualität ihrer Heerden zu ſehen , und nicht durch ein allzu eifriges Streben nach
denſelben noch zahlreid, genug vor , und inan kann wallachiſche Schafe
Wollmenge in eine Conenrrenz zu gerathen , von welcher ſie alsbald erdrückt werden inüiften : zumal auch von andern Seiten her, wie 3 . B. Wird aber Ungarn von Nenſüdwales, dieſe Concurrenz verſtärkt wird.
und Zadel bis herauf an die weſtlichſten Gränzen des Landes , fo wie Merinos und Meſtizen bis hinab jenſeits der Theis und an Siebens
1
bei dem ernſten Streben nach Erhöhung der Qualität ſeiner Wolle nicht Von einzelnen Schäfereien ſteht dieß allmählich zum Ziele gelangen ? zwar zu erwarten , aber niemals von der Totalität , und wenn ſich im Laufe der Zeit auch noch immer neue an dieſe einzelnen anſchließen , ſo geſchieht dieß doch ſo langfam , daß gleichzeitig das Bedürfniß nach dem edlern Producte eben ſo raſch ſteigt, wie dieſe Vermehrung eintritt. lleberdieß will man ſelbſt an der hochedeln in Ungarn erzeugten Wolle die Bemerkung gemacht haben , daß die Verbindung der Zartheit mit dem Nerv in ihr nidyt ſo eminent zu finden ſey , wie bei der deutſchen , 3. B. der fädyſiſchen und ſchleſiſchen. Iſt dieß gegründet, ſo haben dieſe
bürgens Gränzen finden . Indeß machen in jenen Gegenden die Abtömm= linige der Merinus und in dieſen die der Landſchafe die Mehrzahl ane. Ob fidy im Laufe der Zeit die ungariſchen Schäfereien noch bes beutend vermehren können, das iſt gar ſehr in Frage zu ſtellen. Nimmt
die Bevölferung z1 nnd weicht das Nomadenthum immer mehr einem geregelten Landbau , ſo wird der weitern Schafvermehrung ein Damm geſetzt, weil die bis jeßt ihnen zur Weide überwieſenen großen Landa !
ſtreden unter den Pflug genommen werden. Bleibt die Volfézahl auf dem gegenwärtigen Beſtande, ſo bleibt auch die ganze Landwirthſchaft in ihrem statu quo , und ſomit wird auch an eine große Vermehrung >
der Schäfereien nicht zu denken ſeyn.
Es läßt fich freilich wohl audy
!
lestern um ſo weniger yon jener Concurrenz zu fürchten . Jedenfalls aber dürfte fie geeignet feyn , die Aufmerkſamkeit und den Fleiß der deutſchen Schafzüchter ſtets rege zu erhalten . Nad dieſer gedrängten Darſtellung wollen wir nudy die ungariſchen Schäfercien nad ihrer Individualität und nach ihrer Topographie mit einigen Linien zeidenen .
Schon wurde bemerft , daß man die Landracen mit den Merinos veriniſcht hat.
Daraus find Meftizen entſtanden , welche bereits eine
ein dritter Fall annehmen , und das iſt der, baß der Handel in Ungarit einen größern, wie den bisherigen, Auffchwung nehmen könnte. Diefen Fall zugeſtanden , ſo könnte er wiederum , wenn die landbauverhältniſſe dieſelben bleiben , Feine Schafvermehrung herbeiführen , weil man ſonſt alle Augenblicke in Noth und Bedrängniß gerathen und den in Ausſicht habenden Gewinn nicht erreichen würde. Nimmt aber die Bevölkerung 311 , gewinnt der Handel einen höhern Aufſchwung, ſo bekommen die Landesproducte einen höhern Werth , und damit auch vor allem der Grund und Boden .
Alsdann ſteigt die ländliche Induſtrie, und ſie ſtellt
Art von conſtanter Race darſtellen , und die man in fünftigen Zeitaltern vielleidyt mit dem rigenen Namen von ungariſchen Soaren be zeichnen wird. Ihre Wolle hat ſich in Qualität bedeutend gegen die der landſchafe verbeſſert, und iſt in der Ausgiebigkeit der Schur nicht gerade in ſo viel zurüdgegangen , daß der höhere Werth burd; das
zunächſt vielmehr eine Verbeſſerung und Veredlung, als eine Vermehrung der Schäfereien in Ausſicht. Und wenn alsdann auchy der innere Betarf an eigenem Erzengniffe größer wirb, was die Ausfuhr vermindern muß, ſo gibt die höhere Qualität und der beſſere Preis dne Acquivalent für ſolche Verminderung.
Mindergewicht aufgehoben würde. In der Körpergröße , worauf es in lingarn wegen dee zu erzeugenden Schlachtviehes gar ſehr ankommt, find fie nicht gerade zurückgegangen, beſonders da man zu der vorgenommenen Vermiſchung und reſpective Veredlung vorzugsweiſe große Merino
Zeit der Hagelîdy aner im ſüdlichen Frankreid . Ein Hr. Clos , der ſeit 1797 im Gebiete yon Toulouſe Witterungsbcob achtungen anſtellte, zählt im Laufe dieſer 43 Jahre 13 ſehr große , 19 große , 207 mittelgroße und 695 kleine Hagelſchläge auf. Von den 13
widder gewählt hat. Ueberdieß iſt dieſe , durch Züchtung neu gebildete
ſehr großen kamen im Mai 2 , im Junius 5, im Julius 4, im Auguſt
Art für die ihr angewieſenen Localitäten mehr geeignet, als wie es eine neu eingeführte ſeyn würde. Denn es müſſen in Ungarn die Schafe fidy manches gefallen laſſen , was man ihnen z. B. in Deutſchland nicht anzuthun wagt. Gehen nun ſelbſt von dieſen eingewohnten und abge
und September je 1 vor ; von den großen ſind in dieſen 5 Monaten die Zahlen 7, 10, 15, 13 , 9. Die Monate folgen ſich nach ihrem Reichthum an Hagel im Allgemeinen fo : Julius, Iunius, Auguſt, September, Mai, April. Der Volféglaube, daß die Gewitter zwiſchen St. Iohannis
.
!
1
härteten Thieren ſchon zuweilen ſo viele zu Grunde , ſo kann man ſich
und St. Peter , zwiſchen 24 und 29 Junius , am zahlreicyſten ſeyen ,
wohl denfen , wic es neuen Ankömmlingen ergeben mag.
Die oben
fand Hr. Clos beſtätigt , und er machte ſogar die eigenthümlichen Beob
gemachte Angabe, daß es ſchon Jahrgänge gegeben habe, wo vom ganzen Schafbeſtande des Landes ein Zehntheil zu Grunde gegangcut , iſt feine
achtungen , daß die drei ſtärfſten Hagelſchläge, welche die größte Ver
aus der Luft gegriffene Behauptung.
Uebermäßige Näſſe führt nicht
elten eine ſolche Sterblichfeit in einem Lande herbei, wo im Allgemeinen
heerung im Toloſaniſchen anrichteten , je nach einem Zwiſchenraum von 16 Jahren in dieſelbe Zeit wieder fielen ; der erſte fand im Jahre 1797, der zweite im Jahre 1813 , der dritte im Jahre 1829 ſtatt. ( Echo du Monde Savant vom 3 Julius .)
Münden , in der literariſd - Artiſtifaen Anſtalt der 3. 6. Cottaligen Buchhandlung. =
Verantwortlider Redacteur Dr Ed. Widenmann,
( Beilage : Mit einer Karte von China. )
Nr. 198 .
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Tagblatt
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Kunde des geift igen und fittlichen Lebens
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der Völker..
17 Julius 1841 .
ments, die Apoſtelgeſchichte und ſelbſt Claſfifer auf. Einen großen Aufenthalt im Hauptklofter auf dem Berge Athos. TheilderBücher bilden Handſchriftenauf Pergament undPas
Qué Dawydoffe : putewya'sapiski (Neiſetagebücher, geführt während eines Aufenthalts auf den joniſchen Inſeln, Griechenland 2c.)
Sobald wir am Morgen aufgeſtanden waren , tamen die
pier, aber alles iſt durch Würmer und Feuchtigkeit ſchredlich verdorben. In einigen ſind mehrere Blätter an einander ge: flebt, und es iſt keine Möglichkeit, ſie von einander zu tren: men . Ju verſchiedenen Reiſebeſchreibungen las ich , daß viele
Vorſteher des Kloſters, um uns zu begrüßen, und ſchlugen
Handſchriften von dem Heiligen Berg nach Venedig, Paris,
uns vor, die im Kloſter aufbewahrten Reliquien zu beſuchen . Ich ging mit dem Vorſteher in die Hauptkirche und wartete dem heiligen Chor gegenüber ( 0. h. vor dem Allerheiligſten ),
Wien und andern Orten gebracht, und das ganze Schiffs láðungen damit befrachtet worden ſenen . Der Zuſtand der Bis bliothek des Hauptfloſters läßt ſolche Nachrichten glauben,
bis ſie auf einer langen Bant die Foſtbarer Geſtelle und Ge:
denn ſie beſteht faſt ganz aus Trümmern , aber auch dieſe
fäße ausbreiteten, in denen ſich die Relíquien befinden. Hier: auf zeigten ſie mir ein reiches Evangelium in ruffiſcher Sprache,
Trümmer müſſen meiner Anſicht nach“ noch viel Werthvolles enthalten. Der Orient dient auch jeßt noch ſo zu ſagen zum
ein Geſchenk der Kaiferin Katharina II, und ein griechiſches Evangelium , ein Geſchenk Peters 1. Nachdem ich die feltene
Ziel einer Art ' von Kreuzzügen. Die Bewohner des Occidente ziehen in Schaaren dahin , allerdings nicht mit Waffen , wie
und reiche Sammlung von Kirchengefäßen in Augenſchein ge- ehemals , aber mit dem feſten Entſchluß, ſich mit den Schäßen nommen , die für ſich allein eine genaue Beſchreibung verdienen zu bereichern , welche der Orient hinſichtlich des Handels und würden , bat ich die Mönche, mich in ihre Bibliothek zu führen, der Wiſſenſchaften darbietet. Es wäre aber zu wünſchen, daß und erhielt zwar zur Antwort, daß ſie feine Bibliothek Hätten , dieſer Forſchungsgeiſt etwas nobler geworben wäre , als er ſich blieb aber nichtsbeſtoweniger auf meinem Begehr, weil ich innerhalb der Gränzen des heiligen Verges gezeigt hat ; ich an dieſem Morgen und geſtern fchon bemerft hatte, daß viele bemerfte nämlich' an einigen Handſchriften , daß die Miniatur:
zerſchlagene Fenſter in den Sellen mit Pergament verklebt
verzierungen ausgeriſſen waren , vermuthlich durch hier gewe:
waren. „ Wenn ihr keine Bibliothek habe," ſagte ich „fo führt
fene Reiſende:
+
Dieß wirflidy barbariſche Verfahren gibt dem ,
mich wenigſtens an den Ort, wo ihr die Pergamente holt, mit der ſich deſſen fchuldig gemacht hat, eine Sache ohne allen hi: denen ihr die zerſchlagenen Scheiben verklebet .“ Auf eine fo ſtoriſchen Werth , während ſchöne Handſchriften dadurch gang beſcheidene Bitte war kein Einwurf möglich, und die Mönche verſtümmelt werden. Der Tag meines Abſchieds vom Berge Athos rüdte heran ; führten -mich in ein Zimmer , eine Art Vorrathskammer, wo
ich aufWandbrettchen, wenn ich mich nicht irre, über 1000 Bücher
fand, freilich in ſehr ſchlechter Ordnung. Der Bibliothekar, den fie Eudokimotatos, den Höchſtgeehrten “ nannten , zeigte mir
ich hörte in Kunaf die Meſſe in ſlawiſcher Sprache, ging dann einigemal durch die Straßen und Buden von Kare, wo die Mönche hölzerne Kreuze, Bilder, Roſenkränze, Löffel mit Heili:
einen handſchriftlichen Katalog,aber weder er noc ich konnten nach genbildern, und verſchiedene andere fleine Andenken an den demſelben die Bücher finden,und einige der vorhandenen fanden Berg Athos verkaufen, fo wie Stricke und Lebensmittel an die inte fab ich dént türki ſich nichtim Katalog. Um die Bücherſammlungin einige Ord Seefahrer. In der menfchenreichenreinteStraße nung zu bringen, bedürfte es wenig Zeit. Ich blieb den gan : zen Morgen ,1 bis Kopfſchmerzen mich nöthigten die unnüße
fchen Aga, der hier reich wird, aber das Leben nicht genießt,
denn er verlangt nach ſeinem Harem, das er nicht mitſich auf
Arbeit aufzugeben; indeß ſah ich viele gedructe claſſiſche Au- den heiligen Berg nehmen darf. Auf dieBittederruffirche Coren, namentlich in griechilcher Sprache. In dem Chaos - ſtie: Väter beſchloß ich noch einmal die Clauſe des heiligen Elias ben mir handſchriftliche Evangelien, dieBriefe des Neuen Teſta: få beſuchen ) und mich an der Bem Kloſter Vantokratør jua 198
790 nächſt liegenden Anfahrt einzuſchiffen. Auf dem Wege nach der Clauſe entzüdte mich die Landſchaft ungemein, ſo daß in mir der Wunſch aufſtieg, mich anzuſiedeln auf dem heiligen Berge,
fachen , und erſt mit der fünften Dynaſtie , mit den Han ( 202 vor bis 220 nach Chriſt.) wird es hier lichter. Den Han brach die Tſindynaſtie (248 bis 206 n. Ch.) die Bahn. Unter
in der Wohnung des Vaters Procopius , in geringer Ent: fernung von Kare und von der Glauſe des 1. Elias. Aus dieſem , im ſchönſten waldigen Diſtrict erbauten Häus :
gerathen. Einer der bedeutendſten der verſchiedenen Staaten ,
chen genießt der Beſchauer den Anblic des ganzen Berges bis auf ſeine Höhe , ein Vortheil, deſſen ſich kein einziges dieſer Klöſter rühmen kann . Auf der andern Seite iſt die Ausſicht
I
den Tſcheu war das Reich zerſplittert worden und in Anarchie in welche China zerfallen war , und die ſich unaufhörlich um den Vorrang befehdeten , war Chfin. In der Regentenfamilie dieſes Staates erhob ſich ein gewaltiger Krieger, der im Laufe
weniger Jahre alle anderen chineſiſchen Könige bezwang , die
aufs Meer. Im Häuschen ſelbſt ſind einige reinliche Zimmer
Alleinherrſchaft wieder einführte , die Provinzen entwaffnete, die
mit ruſſiſchen Defen und einer Küche. Vorn und in der Mitte find Terraſſen , welche denen von Sichia weder an Schönheit
Hauptſtadt vergrößerte und verſchönerte, die Tataren , welche unaufhörliche Einfälle in das zerrüttete Reich gemacht hatten ,
zurütſchlug, und die große Mauer , wo nicht anlegte, doch zu der Ausſicht, noch der Früchte, womit ſie geſchmüct ſind, et: was nachgeben . Datteln , Pfirſiche , Trauben und Melonen bängen gerade über dem Balcon. Was gedeiht hier nicht ? Das Familienglüd allein fehlt, und es iſt ſichtlich , daß dicfes den Dingen nicht wenig Werth verleiht, denn Vater Procopius ſucht ſchon lange einen Käufer für ſein reizendes Häuschen , und findet keinen, vbgleich es nur 1000 Piaſter (etwa 250 Franken)
einem umfaſſenden Vertheidigungsſyſtem ausbildete. Die viel ſchwaßenden Gelehrten feiner Zeit ſind ſehr übel auf ihn zu ſprechen , und er ſteht in der chineſiſchen Geſchichte als ein Tyrann da , allein er war es , der Shina zu einem mäch tigen , - von allen Nachbarn geachteten und gefürchteten Reich erhob, und von ihm ſtammt auch der Name, den das ganze
toſten foul.
dem großen Reiche gegeben, das von jener Zeit nur noch das din heißt. Unter feinem eiſernen Reich der Ehfin oder Fußtritt mochte freilich manches hinſterben , aber augenſchein
1
Schon vor der Errichtung der Klöſter auf dem heiligen Berge zogen die griechiſchen Philoſophen dahin , und in der Chat tann es in der ganzen Welt feinen Plaß geben, der von der Natur mehr zum Nachdenken und zur Betrachtung ge ſchaffen wäre.
Mythologiſche und chriſtliche Zeiten ließen dem
Berge Athos Gerechtigkeit widerfahren , und er wird auch ſtets die Bewunderung und die lebendigſte Theilnahme des Geſchichtsforſchers und Reiſenden in Anſpruch nehmen. Die Mönche erwarteten mich , und bereiteten mir ein Abendeſſen aus allem , was ſie nur auftreiben konnten. Nach dem Abendeſſen gingen wir in die Kirche und der älteſte der Mönce las die Gebete für diejenigen, welche zur See geben
wollen . Als der Gottesdienſt vorüber war , gingen wir alle hinab ans Meeresufer und die Mönche brachten ſelbſt einen
Cheil unſers Gepäds and Schiff. Wir fekten und hinein und ſtießen ab , unter den Segenswünſchen der am Ufer Zurdd : gebliebenen , und lange noch glaubte ich durch die Duntelheit der Nacht die Stimmen der Mönche zu hören , ro wie den
Namen der Mutter Gottes und des heiligen Schußengels , mitten unter dem Getöſe der Wogen , die an unſer Schiff (dlugen.
Abendland von Perſien bis zu den Säulen des Herkules
lich beſaß er hohen Herrſchergeiſt , und brach die kraftlore Viel herrſchaft für langeZeit, legte Straßen durch das ganze Reich an ,
befahl eine Statiſtit desſelben aufzunehmen , um ſich eine um faffende Stenntniß feiner "Hülfsquellen zu verſchaffen , und er :
öffnete demſelben den Zugang zur Südküſte durch Bezwingung der rohen, noch immer unabhängigen Gebirgsvölker im Süden . Nach dieſen Chaten nahm er den Titel Thin -Sci- hoang
Ti an, d. h. erſter , unumſchränkter Herrſcher der Dynaſtie Chfin. * ) Statt der alten erblichen Fürſtenthümer gründete er eine Provincialverwaltung, deren Grundfäße noch im Weſent lichen bis auf den heutigen Tag gelten , und wachte über die Vollſtreder ſeiner Befehle mit einer eiſernen Strenge. Sein Streit mit den Gelehrten China's iſt ſehr bezeichnend für die damaligen Zuſtände des Reichs, und beweist, daß nur ſeine außerordentliche Straft den mannichfach aufgeregten Geiſtern
Gehorſam auferlegen konnte. · Er ſtarb im Jahre 210 n. Ch., und feine Dynaſtie erhielt ſich nur noch wenige Jahre unter
den ärgſten Zerrüttungen . Aber Chfin - chi-hoang - ti hatte die Vielherrſchaft in China vorerſt ganz gebrochen , und nad dem Sturz ſeiner Dynaſtie
tämpften nicht die Nachtommen der alten Fürſtenhäuſer, fons
h
i na.
( Fortfeßung . ) €8 ift taum zu bezweifeln, daß in der frühern , nicht genau nach Jahren zu beſtimmenden Zeit, wo das perfiſche Reid der Kajaniden bis tief nach Samartand und Ferghana binein per : fiſche Sprache, Sitten und Gefeße verbreitete, auch die chineft ſchen Kaiſer ſich nach jenen weſtlichen Ländern hin geltend machten ; allein aus jener Zeit tennen wir nur einzelne, abs
geriffene, der Zeit nach nicht wohl ficher zu beſtimmende That:
dern zwei glüdliche Heerführer um den Chron . Lieu -pang ward Staiſer, und nannte ſeine Dynaſtie die Han nach der Provinz,
die ihm bei der Theilung des Reichs durch Chfin -Schi-hoang-tis Sohn zugefallen war.
Während dieſer Unruhen waren die
Barbaren des Nordweſtens , die von dem großen Eroberer ge * ) Remaſat bat eg eingeführt dieſe Douaſtie, welche dem Lauf aber nicht dem Zeichen nada eben ſo heißt , wie eine ſpätere, jum Unterſchied son dieſer leßtern mit Ih hatt mit £ il idretben.
791
Orångmauern gebrochen : fie erſchienen als ungeheure Reiter:
und ſchwarzen Meered fanden , um die Parther zu umgeben , ebenſo wie die Römer in ihren mehrfachen Geſandtſchaften
ſchwärme, während in China damals Pferde noch verhältniß: mäßig zu den Seltenheiten gehörten. Die Chineſen gaben ihnen den bekannten. Namen Hiungan u , empörte Sllaven , es iſt aber fein Zweifel, daß es ein großer, oſttürtiſcher Stamm war , der eben damals durch einige fluge Häuptlinge vereinigt,
über den perſiſchen Meerbuſen nahmen ; zum mindeſten iſt es ehr bemerkenswerth , das bald nach Chriſti Geburt die Völfer:
bändigt worden waren , abermals eingefallen, und hatten die
ſeine Macht über ganz Mittelaſien ausbreitete. Es iſt ein merkwürdiger Umſtand, daß eben im zweiten Jahrhundert vor
Chriſto eine mächtige, in ihren einzelnen Theilen noch feines: wegs aufgebellte Böllerbewegung in Mittelafien ausbrach, welche die Völker aus dem Innern nach Weſten ins Gebiet
des Jarartes und Drus warf, von wo ſie füblich nach Cabul, Beludfchiſtan und Sind vorbrangen, das battriſche Reich zer:
ſtörten – woher jene zahlreichen , griechiſch -baftriſchen Münzen mit barbariſchen Namen – und fich längere Zeit in Nordindien behaupteten. Damals ging ein chineſiſcher Geſandter nach Weſten , augenſcheinlich, um mit den dortigen, durch die Hiung-nu verdrängten Völfer ein Bündniß gegen dieſe anzu: knüpfen . Aus dieſer Zeit und dieſer Lage der Verhältniſſe datirt nun die conſtante Verbindung mit dem Weſten. Die
nach China , namentlich unter Marc Anton , den Weg zur See züge aus Aſien den Weg durch den von Ritter fehr paſſend als Völferthor bezeichneten Raum zwiſchen dem caſpiſchen Meere und dem Ural nach Europa fanden ; und daß dieſer Weg an derthalb Jahrtauſende lang fortwährend die Heerſtraße blieb , auf der die aſiatiſchen Völter , wenn wir auch nur mit den Hunnen beginnen wollen , fort und fort nach Europa brangen,
bis diefer Lauf der Dinge mit Timur am Ende des 14ten Jahr: hunderts ein Ende nahm. Die Periode der Han gibt als Ergebniß ungefähr folgen : des : die oſttürliſden Stämme Sochafiens, durch die Anarchie
China's lange zu verheerenden Einfällen in das Tiefland ge lodt und von Ihfin -Schi-Hoang-ti nur vorübergehend gebändigt, gerathen mit der feſter gegründeten Handynaſtie in Stampf, unterwerfen ſich theils, theils dringen ſie gegen Weſten und
Weſten in das von den Hiung- nu eingenommene Land, legten
erzeugen ſo die Völkerwanderung, die wir mit dem Namen der indoſcythiſchen Wanderungen belegen , welche Baktrien und Nordindien ſo gut wie Trandoriana betrafen . Die Handynaſtie ſucht mit den weſtwärts gedrängten Völkern Verbindungen an:
daſelbſt Städte an , beugten fich , wenn gerade ein politiſches Gewitter logbrach , und ſuchten nur dieſe ihre Stellungen To gut als möglich zu behaupten. Die unfehlbar nach allen Erfol-
Hiung-nu zu bedienen, und es gelingt auch, eine große Anzahl dieſer Staaten zwiſchen dem Hochland Aſiens und dem caſpi
Chineſen , bald geſchlagen, , bald Sieger, führten Colonien nach I
zuknüpfen , um ſich ihrer gegen die immer noch furchtbaren
gen, wohl nicht ohne Zuthun der Chineſen éintretenden Zerwürf- fchen Meer in den Kreis der chineſiſchen Diplomatie zu ver niſſe unter den barbariſchen Hiung-nu gaben ſtets Veranlaſſung, flechten , d. 1. nach cinefiſchem Style , fie tributbar zu machen. fich einzumiſchen ; wenn es noth that, wurden faiſerliche Prin: zeſſinnen an die vornehmſten Häuptlinge gegeben , fury China wandte alle Mittel einer ſchlauen Berechnung an , um die Tataren in ihr Neß zu ziehen, was auch noch im erſten Jahr: hundert vor Chriſto ſo ziemlich gelang.
Wir können uns hier unmöglich auf eine geographiſch- hi:
Dieſe Verhältniſſe führen zur Belanntſchaft mit den Römern, mit denen man directe Verbindungen anzuknüpfeu ſuchte, was aber die Parther und die Saſſaniden zu hindern ſtreben. Das
Verhältniß zu den Hiung-nu war ſehr wechſelnd ; die Liſt und Klugheit der Chineſen war mit der rohen Straft dieſer Völker in ftetem Kampfe, und von der Weſtgränze China's bis zum
ſtoriſche Auseinanderſeßung der Völfer einlaſſen , und unter:
hohen Belurtag ward bald mit den Waffen , bald mit In:
fuchen , was die Chineſen unter den Namen Yueti, Tahia, Su u. dgl. verſtanden , denn noch ſind die uns bekannten Namen
triguen um den überwiegenden Einfluß geſtritten ; gegen das
Weſtafiens mit den chineſiſchen nicht recht in Einklang gebracht, und wir tennen von ihnen bloß die allgemeinen Verhältniſſe.
das Uebergewicht errungen zu haben , und die engere Verbin:
Tſdang-Kian, jener oben erwähnte Geſandte der Han an die
Ende der Handynaſtie ſchienen die Hiung=nu abermals entſchieden dung der Länder gegen das caſpiſche Meer hin mit China
Weſtafiaten , dem die Hiung -nu , damals noch übermächtig, gehn
hörte deßhalb wieder auf. Die genauere Beſtimmung der Na: men der Völter und Reiche, welche zwiſchen China und dem
Sabre lang den Weg verlegt hatten , weil ſie den Zwed ſeiner
Belurtag lagen, und deren Herrſchaft zwiſchen den Hiung=nu
Sendung wohl erkannten , gibt in ſeinem , dem Weſentlichen
und den Chineſen ſtreitig war, müſſen wir übergehen , da die chineſiſchen Namen meiſt To allgemein und unſicher ſind, wie die
nad erhaltenen Bericht die merkwürdige Thatſache an , daß ſchon damals ein bedeutender Handel durch das Land der Ta :
der Hiung-nu (emporte Stlaven ) ſelbſt, und erſt in der ſpätern ,
hia (Daha, Datas bei Herodot, Satas bei den ſpätern Ptole:
feſter gegründeten Herrſchaft der Chineſen die Anpaſſung be
måern ) nach Indien ſtatt fand , und ebenſo eröffnete ſich ein
ſtimmter Namen auf einen beſtimmten Raum möglich wird ; nur das iſt nicht außer Acht zu laſſen , daß das Reich der Hiung -nu in ein nördliches und ſüdliches fich ſpaltet, und der ſüdliche oder eigentlich ſüdöſtliche am obern Soangho faſt ganz
Handel mit La-tſin , d. b. mit dem Reiche, groß wie China, mit andern Worten , dem Römerreic ; aber die Parther ſuchten
ſtets den directen Handel zu hindern , um ſich die Vortheile des zwiſchenhandels nicht entſchlüpfen zu laſſen.
Um das
Jabr 66 n. Ch. ward das caſpiſche Meer durch eine chineſiſche Erpedition unter Phan - tfchao entbedt, und es iſt nicht unmög:
lide, daß die Chineſen bald den Weg im Norden des caſpiſden
unter chineſiſche Herrſchaft fiel, während der nördliche gegen die Irtpldquellen hin, der ſpätere Siß der Didungarenmachte ſich länger behauptete. ( Fortſegung folgt.)
792
Die Geſellſchaft für nordiſche Alterthumskunde in
Den Schriften über Grönland , Amerika und Joland wollen wir ihrer überraſchenden Reſultate und der leichtern Ueberffcht halber bes
Kopenhagen .
fondere Abſchnitte widmen , und führen hier als das allgemeine Wittent der Geſellſchaft betreffend noch an : Nordial Tidoffrift for Old
(Mitgetbeilt durch Auguſt von seit ich .)
1. Shre Bildung und ihr Wirten , fo wie ihre Schriften über die Vorzeit des eigentlichen Nordens.
Fyndighed (Nordiſche Zeitſchrift für Alterthumskunde), bisher 3 Bände
Der Verein , deſſen Name die Ueberſchrift gegenwärtigen Artikels
Graah , C. Paulſen , Werlauff, W: M. Peterſen , Finn - Magnuſſen ,
bildet, iſt von einem ziemlich geringen Anfang in wenigen Jahren zu
Pengel , 6. L. Zahrtmann und M. Endlich eine Reihe von Anualert und eine Reihe von Memoiren , beide im Jahre 1836 begonnen, jene in däniſcher , isländiſcher und ſchwediſcher Sprade, dieſe in franzöſiſcher, engliſcher und beſonders deutſcher , originale Abhandlungen , Unter
einer ſo bedeutungsvollen und fruchtbaren Wirkſamkeit emporgewachſen , daß wir keine in einer wiſſenſchaftlichen Abſicht geſtiftete Geſellſchaft wüßten , die ſid , in dieſer Beziehung mit ihm meffen könnte. Mit einem Zweck , der die wärmſte Sympathie aller Dänen , Norweger und
mit ungefähr 30 geſchichtlichen und antiquariſchen Abhandlungen , vort P. F. Müller , J. F. W. Schlegel, L. S. Vedel-Simonſen , W. A. .
.
ſuchungen und Denkſchriften über nordiſche Alterthumskunde im weiteſten
Schweben haben muß , und von der höchften Widhtigkeit für Geſchidite und Linguiſtit iſt, mit thätigen Mitgliedern, wie Finn - Magnuſſen, N. M. Peterſen , Werlauff, Ihomſen , Weſtergaard, und der Seele des Ganzen , Rafn , mit Verbindungen, die fich über unſern
Umfang enthaltend. Die Gefellſchaft hat weiter ein anderes großes. Unternehmen vorbereitet, nämlich eine neue Audgabe von Snorre Stura
Welttheil hinausftreden und das beſtändige Mitarbeiten fremder Gelehrten
ſtalt liefert, ohne alle neuern und unzuverläſſigen Zuſäße, die man ohne Grund dem Verfaſſer beigelegt hatte. Von dieſem nordiſchen National
für die Geſellſchaft in feſten Comités -fefſeln , wodurch fich die Geſell fchaft in neun „Abtheilungen“ conſtituirt hat , nämlich die däniſche, die
isländiſche, die norwegiſche, ſchwediſche, deutſche, franzöfiſche, engliſche,
leſons unſterblichem Werke Heimskringla , bearbeitet unter einer durchgeführten Kritif, welche das claffiſche Werk in ſeiner wahren Ger .
werk wird dann eine däniſche Ueberſebung durch den auðgezeichneten und gelehrten Kenner der altnordiſchen Sprache und Geſchichte, Lector P. A.
grönländiſche und amerikaniſche, wirft dieſer Verein ſo begeiſtert, ſo energiſch und ſo erfolgreich für die Wiſſenſchaft, und genießt einer ſo großen Celebrität in fremden Ländern , daß er zu einem glänzenden Inſtitut für nordiſche Alterthumsfunde geworden iſt, welches Epoche in der Geſchichte diefer Wiffenſqaft bildet , und zu einem Stüspunft für
Die Geſellſchaft hat nach und nach ein -zinſentragendes Capital von 30,000 Thaler angeſammelt, gebildet aus allen den Beiträgen , welche die eintretenden Mitglieder ein- für allemal erlégen. Die Zinſen dieſes bedeutenden Capitals machen nebſt jährlich eingehenden Beiträgen dert
die däniſche Nationalehre, die durch die Thätigkeit dieſer Geſellſchaft
Fonds aus , von welchem die großen Koſten neuer Unternehmungen bes
fich neue Lorbeeren in der gelehrten Welt erringt. Wenn deßhalb dieſe Geſellſchaft Anſprüche auf eine lebhafte Theilnahme hat, ſo werden die Leſer nicht unzufrieden feyn , einen Bericht über ihr Wirken im left vergangenen Jahre mit einem kurzen Umriß ihrer bisherigen Beſtrebungen überhaupt zu finden, Die Geſellſchaft wurde den 30 Januar 1825 geſtiftet, und ſie nahın
ftritten werden , wogegen die Einnahme für die Schriften der Geſellſchaft der Caffe der Geſellſchaft nicht zu Gute fu weit wir erfahren haben fommt, ſondern den Mitgliedern des Comité's für dieſe Schriften anheimfällt. Wir wollen nunmehr die oben verſprochenen drei Abſchnitte
.
fich zum Hauptzweck, für die Herausgabe und Aufhellung der alten isländiſchen Schriften zu forgext , dabei abér im Allgemeinen alles zu förderrt, was die Geſchichte, die Sprache und die Antiquitäten der aordiſchen Vorzeit auffläret fann .
Sie bemüht ſich deßhalb , die
Grundterte jener alten Literatur mit fritiſcher Treue herauszugeben , um ſie ſo vor Untergang im Wechſel der Zeiten zu bewahren . Zugleich aber liefert fie getreue und lesbare Ueberſesungen dieſer Schriften ,
M u nd , in Chriſtiania erſcheinen.
nadyholen , und zuleßt noch eine Nachricht über einen ganz nenen höchſt intereſſanten Beſchluß der Geſellſchaft mittheilen. Jene betrafen alſo :
2. Die Vorzeit Grönland8. Grönlands hiſtoriske Mindedmärker ( Grönlands ge ſchichtliche Denkmäler) , 3 Bände. Nachdem Capitän - lieutenant B. X. Graah Orönlands Oſtfüſte 1821
-
1831 wieder entdedt hatte , wurde
das allgemeine Intereſſe aufs neue auf die noch vorhandenen Spuren und Ueberreſte von der älteſten europäiſch - ſkandinaviſchen Coloniſation
überhaupt und die nordiſchen Alterthümer insbeſondere aufnimmt.
dieſes Landes hingeleitet. Die Geſellſchaft hat deßhalb feit 1831 die Vornahme von genauen Unterſuchungen von Südgrönlandes alterthüm lichen Ruinen veranlaßt und mit Sorgfalt die Nachrichten über Gröna land: Vorzeit bearbeitet, Die Ausbeute dieſer Beſtrebungen legt das angeführte Werf an den Tag , defien erſter Theil isländiſche Schriftext und Fragmente, nebſt genealogiſchen und chronologiſchen Aufzeichnungen,
Nach dieſem Arbeitsplan hatte die Geſellſdaft am 30 Januar 1840 folgende Reihe von Schriften herausgegeben : Förnmanna Sögur , abe
Liſten und andern Actenſtücken mittheilt, welche Grönlands älteſte Ges fchidhte (von ungefähr dem Jahre 900 bis in der Mitte des 15ten Jahra
geſchloſſen in 12. Bänden , euthaltend die Sagen über die Begebenheiten außerhalb Jolande, alſo vorzitgsweiſe die drei ſkandinaviſchen Reiche
hunderts) enthalten ; der zweite Band beſteht aus alten Berichten über
and .um legtern eine deſto größere Ausbreitung zu geben , werden ſie .
nicht bloß auf die däntſche Sprache beſchränkt, ſondern gleichzeitig hiemit Lateiniſch geliefert, wie man auch ferner beabſichtigt, fie in frembe tebende Sprachen überzuführen. Außerdem gibt die Geſellſchaft eine Zeitſdrift heraus , welche einzelne-Unterſuchungen über die Vorzeit
betreffend., Dldnordiske Sagaer, gleichfalls in 12 Bänden , eine
däniſche Ueberſebung vorgenannter Sagen.
Scripta historica Islan
dorum , die lateiniſche Ueberſegung, wovon 1ſter bis 9ter Band heraus gegeben und die nächſten beiden Bände bis zum Druck fertig find .
Grönlands geographiſche und phyſiſche Beſchaffenheit ; der dritte Band endlich liefert neue Verichte und Unterſuchungen , welche die Denkmäler aus Grönlande einſtiger Zeit betreffen . Dieſer Band , yon erklärenden
Karten , Grundriſſen und Abbildungen begleitet, iſt unter Drud , und fans nächſtens erwartet werden .
Månden , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſchen Budhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
(Fortſetung folgt.)
Nr. 199 .
A u slI a n d.
Das
Ein Tagblatt flir
#unde des geiftiger und fittlichen Lebens der Völker. 18 Julius 1841 ,
Talgfiederei am Don. (Bon 3. 6. Elener.) Talg iſt bekanntlich ein Haupthandelsarrifel Rußlands. Die ausgedehnten und grasreichen Steppen dieſes Reichs
können nur vermittelſt Viehes ertragbringend gemacht werden. Dena wo man , ſelbſt in nicht allzu großer Entfernung von einer volfreichen Handelsſtadt , wie Obella , das aufgeſchoffene
Gras gern dem zur Hälfte überläßt, welcher es abmäht und 34 Heu macht, und wo man ſelbſt um dieſen Preis nicht immer
einen Unternehiner findet, da erhält man das Vieh faſt um : fonft, und was es auf Weiden in ſolchen Steppen an Fleiſch
und Fett anfeßt, das iſt eine gute Beute. Die hier herrſchende üppige Vegetation ſcheint fich auf das Vieh überzutragen, das
ſich von ihr nährt, wenigſtens möchte man dieß von den Tchwarzwolligen , fettſchwänzigen Schafen behaupten, welche man am Don und den in ſeiner Nähe liegenden Ländern , nicht minder in mehrern andern ruſſiſchen Provinzen , hält, und das man gewöhnlich mit der Benennung „ Kalmüfenſchaf" bezeichnet. Dasſelbe gewährt der daſigen Bevölferung einen Ertrag , wie
man es faum glauben möchte , und das hat in denjeni: gen Deutſchen , welche jene Gegenben bereist, und feinen
großen Nußen fennen gelernt haben, die Idee erzeugt, ob es fich nicht bei uns einführen ließe , zumal es einem immer fchärfer hervortretenden Bedürfniſſe , nämlich der Erzeugung von gutem Schlachtvieb , wohl theilweiſe abhelfen könnte. In-
land treiben , * ) von einigen öſterreichiſchen Cavalieren Auftrag erhielten , eine Anzahl dieſer Schafe mitzubringen . Man zählt einzelne Eremplare derſelben auf, welche nahe an ein Pub (= 40 Pfb .) Calg aus ihrem Fettſchwange liefern ,
und wenn dieß auch nur Seltenheiten ſind, ro fann man ſie doch im Durchſchnitt zu 6 bis 8 ppb. annehmen. Bhr übriger Körper (die Karfaffe) gibt dann noch im Verhältniß, und es tft zum Erſtaunen , welch eine Menge Talg man von ihnen bekommt. Die Att, wie man es gewinnt, iſt eben ſo einfach
als originell. Ein ungeheurer Keſſel iſt in die Erde gemauert, 'welcher ungefähr zu drei Viertheilen ſeines Inhaltes mit Waffee angefüllt iſt, und unter dem ein beſtändiges Feuer unterhalten wird. In denſelben werden die geſchlachteten und von ihrer Haut befreiten Fettſchidanzſchafe gang hineitigehangen und auss gefocht. Der Keſſel iſt fo groß, daß ſtets mehrere gleichzeitig darin hängen können.
Alsbald überzieht ſich das Waſſer mit
einer dichten Lage Fett, welches fortwährend abgeſchöpft und in große, buttenartige Gefäße geleitet wird, worin és gerinnt, und wenn es erhärtet iſt, als große Waben herausgenommen wird, da es dann als Handelswaare fertig iſt. Die Schafe ſerfochen bei dieſer Manipulation ſo , daß uur die Sinochen und ein geringer Rückſtand übrig bleiben , welches beides weg geworfen wird. Hat nun auch der auf dieſe Urf gewonnene Talg am Orte ſeiner Erzeugung auch nur einen geringen
Werth , ſo iſt der Gewinn , welchen man davon hat, doch be beutend, und zwaf einmal deßhalb, weil dort das Geld hohen /
deß läßt ſich wohl gegen ſeine Einführung die beideidene Be: Werth hat , zum zweiten , weil die Aufzucht der Schafe nicht merkung machen , daß man, wenn es in ſeinem Ertrage das piel foſtet. bleiben ſollte, was es am Don iſt, auch feine dortigen Triften, Zu dem Ertrage, den ſie gewähren, tritt aber noch ihre D. h. die grasreichen Steppen mit berbeibringen möchte. Wir Wolle, welche zwar von geringer Qualität iſt, aber in ſo rei wollen jedoch dieß Bedenken keineswegs als ein nicht zu be: cher Menge wächst, daß ein Schaf im Jahre 4-5 Vfd. bringt.
feitigendes aufſtellen , indem wir ſonſt leicht an die Merinos
Pflege bedürfen fie wenig , weil ſie einestheils an alles ge
erinnert werden könnten, von denen man Aehnliches fagte, als
wöhnt ſind, und ſchlechte Witterung ohne großen Nachtheil er:
manſie aus Spanien nach Deutſchland brachte. Vielleichtiſt Gegend tragen,enanderntheils aber auch Klima und Witterungin jenen ſehr beſtändig ſind. Die große Trofenheit, weldie
die Zeit nicht mehr fern, wo man Verſuche mit derEinfüh: tung des Kalmäckenſchafes in Deutſchland machen wird, indem die Tyroler, welche Handet mit veredelten Schafen nach Ruß-
*) Siebe Monat April 8. 3.
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dort zuweilen vorberrſcht, und die bis zu dem Grade geht, daß alle Vegetation aufhört, wird ihnen am erſten verberblich. Man zieht jedoch in ſolchen Fällen mit ſeinen Heerden weiter und ſucht ſich Pläße, wo noch Nahrung für ſie zu finden, nämlich an den Strömen und Flüſſen.
Türfen, beberrſcht war.
Die chineſiſchen Geſchichtſchreiber be :
richten wenig von dieſen nördlichen Dynaſtien , von denen die Wei (398—524) die bedeutendſten waren , weil ſie ſelbſt fühl ten , daß hier die Herrſchaft nicht in den Händen der Chineſen ,
ſondern , wie in der Mongolen- und Mandſchujeit, in den Händen
Die Fruchtbarkeit dieſer Thiere iſt ſehr groß, und ſie bringen gewöhnlich zwei, oft genug auch drei Lämmer auf einmal zur Welt. Wenn alſo auch Elementarereigniſſe zuweilen auf ihre
der nördlichen Barbaren geweſen . Die Herrſcher aus dieſen Län:
Verminderung einwirken, ſo ſind die Lüđen immer ſchnell wie: der ausgefüllt. Wäre es möglich, daß den Bewohnern jener
nach Weſtaſien vor , in den Thianſchan hinein , während das
Gegenden auf einmal dieſe nüßlichen Thiere entzogen würden,
ſich gegen Cochinchina und Siam wandte, um dort ſeine Herr:
To wäre ihnen ein großer Theil ihres Lebensunterhaltes ent-
riſſen , und es würde ſchwer halten , ihnen eine andere Vieh
ſchaft auszubreiten. Dieſe ganze Periode liegt noch ſehr im Dunkeln , weit mehr ſelbſt als die ältere der Handynaſtie,
art an die Stelle zu geben , welche ihnen gleichen Nußen ge
da in jener Zeit die Buddhareligion Eingang in China fand,
währte.
und Religionstämpfe und politiſche Eiferſucht die Einheit des
dern ſtanden durch Bande des Bluts mit den übrigen Fürſten Centralaſiens in Verbindung , und ihr Einfluß reichte weit ſüdliche chineſiſche Reich, wenn ein friegeriſcher Kaiſer aufſtand,
Reichs wechſelsweiſe ſtörten .
Cb i
Noch einmal ging die Erneuerung des Reichs von den eigentlichen Chineſen aus, und die Thang erhoben ſich auf eine
a.
( Fortſeßung. ) Als die Handynaſtie verfiel, und das Reich wiederum in mehrere Staaten fich ſpaltete , erhoben ſich die Hiung nu im Nordoſten abermals : die am Inſchan , zu beiden Seiten, na:
mentlich aber im Norden des obern Honing-ho, ſißen geblie benen Türkenſtamme rahloſſen ſich wieder der großen Familie an, und ein junges Reich der Hiung-nu erhob ſich , obwohl nicht mehr in dem koloſſalen Umfange, wie das erſtere. Wu:
ti, der Stifter der ſiebenten Dynaſtie der Tſin (von 261-420), gab auf eine kurze Zeit auch dem chineſiſchen Reiche wieder mehr Kraft, und wenn gleich ſeine Nachfolger eben ſo ſchnell in Unmacht verſanfen , ſo hat doch offenbar das chineſiſche Civiliſationsprincip ſchon einen zu großen Einfluß erhalten, als daß die rohen Hiung - nu wieder in ihrer alten Einheit und Stärke bätten auftreten können , und in den folgenden
Stufe von Macht, welche das Reich ſeit langem nicht mehr gekannt hatte.
Aus den Anſtalten des erſten Kaiſers aus
dieſer Dynaſtie läßt ſich ohne Mühe entnehmen, daß damals ſchon der militäriſche Charakter der Chineſen ſehr tief geſunken war : die militäriſchen Akademien, die er einrichtete, die Waffen übungen, die er ſtets in ſeiner Nähe oder unter ſeinen Augen vornehmen ließ, das Sträuben der verweichlichten Höflinge und der Buchgelehrten weiſen darauf hin , daß eine fittliche und phyſiſche Regeneration am meiſten noth that ; 800,000 Gefangene mußten damals von den Thulin *) losgekauft werden, und es bedurfte ganz ungewöhnlicher Anſtrengungen, um ſich fürs erſte nur erträglich 1 gegen die weſtlichen Stämme zu behaupten .
Aber Tai - tſungs Klugheit gewann die rauhen Söhne Hoch .
aſiens mehr als ſeine Waffen , und er konnte am Abend ſeines
Lebens ſagen : „ich habe die Rebellen bezwungen , die Thufiu
nie
unter das Joch gebracht und dem Reich ſeinen alten Glaug
3
Klaproth bemerkt in ſeinem hiſtoriſchen Ge
Jahrhunderten entſtanden nach und neben einander zahlreiche
wieder gegeben .“
Herrſchaften , doch mit entſchiedenem Vorwiegen der Oſttürki: fchen Stämme, welche ihr Uebergewicht auch bis zur Periode
mälde Aſiens : „ unter der Regierung Tai-tſungs war die Macht
der Mongolen, d. 1. bis auf Tſchingis Chan, behaupten, wenn gleich mit den Chineſen mehrfach im Kampfe, namentlich wähtend der Dynaſtie der Thang (618-909), welcher wir einige Furze Bemerkungen widmen müſſen .
der Einfluß China's in Centralaſien ſtieg durch die Streitig keiten, welche in dem Reiche der Thu-fiu ausbrachen, fortwäh:
Nach dem Erlöſchen der Han folgten ſich nach der gewöhn:
hießen , mit dem Reſte des Landes der öſtlichen Uiguren,
1
lichen chineſiſchen Annahme ſieben Dynaſtien, bis die Thang das Reich erneuerten ; die Zahl iſt aber viel zu gering angegeben. China war faſt immer in mehrere Staaten getheilt , gewöhnlich in ein nördliches und ein ſüdliches ; die chineſiſchen Geſchichtſchreiber aber führen meiſt nur Ein Herrſcherge:
ſchlecht, nämlich das mächtigſte, auf, um an der Einheit und unwandelbaren Ordnung des Reichs nicht zweifeln zu laſſen , in der Wirklichkeit aber herrſchte vom Ende des 4ten bis zum Anfang des 7ten Jahrhunderts der tollſte Wechſel , und wir
21
des chineſiſchen Reichs fortwährend im Wachſen begriffen , und
rend. Im J. 640 nach unſrer Zeitrechnung machten die Städte Kamil und Turfan , welche damals Y -tſchen und Li-tſcheu *) Unter dieſem Namen, der nur das ächte Wort Turf, auf chinefi ſche Weiſe verunſtalter, iſt, erſcheinen jeßt dieſe Völker , nicht mehr unter dem verächtlichen Namen Hiung-nu, empörte Sklaven.
Dies zeigt hinlänglich den Umſchwung, der vorgegangen. Die Chineſen waren in geiſtiger Bildung fortgeſdritten und ihre
überlegene Klugheit gab ihnen Einfluß und Macht, aber in ſitt licher Kraft waren ſie tief geſunken, und damit auch ihre miliz täriſche Ueberlegenheit verloren gegangen ; audy finden ſich das mals ſchon nordiſche Völker genug in den dyineſiſchen Heeren und
haben aus dieſer Periode nur den Umſtand zu erwähnen, daß
cin aufmerkſamer Blid auf die damalige Geigidhte China's zeigt ganz dasſelbe Schauſpiel, wie es die deutſchen Krieger in
das nördliche Reich meiſt nu von Fürſten aus der großen Tatarei, wahrſcheinlich aus dem Stamme der Thu -tiu oder
den Römerbeeren der ſpätern Kaiſerzeit, und die turfomaniſchen Soldtruppen in der ſpäteru Chalijenzeit barboten.
795 einen Theil der Provinz Lung -fi aus, welche beinahe das ganze Langut begriff. um die Thu-tun-hoen (einen Stamm der Siu-pi, welcher die um Chuchunor gelegenen Länder inne hatte, und weit gegen Weſten ſich ausdehnte) To wie die thu -fan
oder Tibetaner zu verhindern , gegen Norden vorzubringen , und dadurch die politiſchen und Handelsverbindungen zu unter: brechen , welche China mit dem weſtlichen Aſien unterhielt, er: richtete man im Mittelpunkte Aſiens ſelbſt vier Tſchin oder
Militärgouvernements : nämlich das von Kuai-tſó oder dem heutigen Kutſche im Weſten von Charaſchar; das von Piſcha im Lande Kotan ; das von Van -ſchi oder Charaſchar im Lande der weſtlichen Uiguren (an der Stelle des Königreichs Verkijang oder Yarfand) und das von Schu -le oder Kaſchgar. Dieſe vier
Statthalterſchaften waren von der Schneefette der blauen
geſtaltet haben ohne dieß Ereigniß. Merkwürdig iſt inden die Aufzählung der zu jener Zeit in Afien eriſtirenden großen
Reiche ; es waren deren rechs : im Oſten China , im Süden das Königreich Yunnan, das außer dieſer chineſiſchen Provinz nod, einen großen Theil Indiens in fich begriff; * ) das König: reich Magadha, das mächtigſte des innern Hinduſtan ; im We
ſten das Reich der Kalifen, in der Mitte Afiens das der Tibe taner, das ſich täglich ausbreitete und den Chineſen viel zu ſchaffen machte, und im Norden das der Hoet-he, eines mit den Chineſen im Bunde befindlichen Uigurenſtamme. Die Tibetaner führten damals viele Kriege mit den andringenden Arabern, und ſo fam bald ein Bündniß zwiſchen China und dem Ehalifat
zu Stande. Die Hoei-he waren vermuthlich darum mit der Chineſen im Bunde , weil die zwiſchen dem beiderſeitigen
Berge ( Tſung - ling) und des Himmelsgebirgs ( Thian -ſchan ) umgeben. Die nordweſtlich und weſtlich von dieſen Statthal: terſchaften gelegenen Länder unterwarfen ſich bald der chineſis fchen Herrſchaft. Die Thang nannten dieſe unter ihrem Schuß genommenen Reiche Pa-mi. Unter dieſen zählte man ſechzehn erſten Ranges , von Königen oder Vicekönigen be:
Land liegenden Stämme, die von den europäiſchen Schrift:
herrſcht , welche den chineſiſchen Titel Tu - tu - fu führten, * ) 72 andere Staaten von geringerer Bedeutung waren Bezirke
ein Vorſpiel und einer ihrer Anführer nach dem andern ſich zum Kaiſer aufwarf, wenn gleich für die Mongolen meiſt nur für kurze Zeit.
zweiten Ranges.
unter den Vicekönigen und Statthaltern
ſtellern meiſt nur mit dem nichtsſagenden Namen Tataren belegt werden, auch ihre beiderſeitigen Feinde waren. Es wäre
um ſo intereſſanter zu wiſſen , wer dieſe angeblichen Tataren geweſen , da ihre Einmiſchung in die innern Angelegenheiten
des Reichs , namentlich als Feldherren, immer ſtärker wurde,
ſtanden 110 Städte dritten Rangs ; im Ganzen zählte man
Die Herrſchaft der Thang neigte ſich allmählich zum Ende ;
126 militäriſche Lager, die von den faiſerlichen Truppen beſeßt
waren . Die Chineſen miſchten ſich nicht in die innere Ver:
die Unordnung und die Schwäche der Kaiſer war endlich ſo arg geworden , daß die Eunucen ihre Regierung völlig in einem
waltung der eingebornen Fürſten , die ſich dadurch, daß ſie von dem Kaiſer Patente, Siegel und Gürtel empfingen , als ſeine Paſallen anerkannten. Sie waren nur gehalten , von Zeit zu
anerkannten Palaſttribunal organiſirt hatten, und eine Militär: verſchwörung ſie' endlich vernichten mußte , womit freilich wie derum wenig gewonnen war. Das Schauſpiel , welches der
Zeit Geſandte und Geſchenke an den Hof zu ſchicken , und ihr Land in Ruhe zu erhalten . Auf dieſe Art war der Haudel
Staat darbot, gleicht ſo ziemlich dem , was die Geſchichtſchrei:
ber von Byzanz und von dem herabgekommenen Chalifat zu: ſammen berichten . Weiber, Pfaffen und Soldatenpöbel rangen
China's mit dem Weſten geſchüßt ,/ und konnte ſich in dieſe ferne Gegenden ausbreiten ." Somit war die Herrſchaft der San in größerem Umfange wieder hergeſtellt, und es iſt
greiflicher Weiſe drangen auch die nordiſchen Bölfer , deren
mit abwechſelndem Glüd um den entweihten Purpur.
Be:
nicht ohne Intereſſe zu vernehmen , daß eben in dieſe Zeit
Fürſten ſich nicht mehr bloß mit chineſiſchen Titeln und ein:
die Reiſen mehrerer buddhiſtiſchen Prieſter durch die weſt
zelnen Geſchenken begnügen wollten , in die nördlichen Pro
lichen Länder nach Indien gemacht wurden, Reiſen , aus denen
vinzen ein . Noch einmal raffte das alte Reich ſich auf un ter den Sung , deren Haupt , Tai - tſu , die Großen des
man über den damaligen politiſchen Zuſtand dieſer Gegenden manche Belehrung ſchöpfen fann. Wie viel oder wie wenig indeß die einzelnen Länder abhängig
Reichs in der harten Noth zu ihrem Kaiſer wählten. Aber ſchon er ſelbſt konnte ſich der nordiſchen Völker nur ſchwach
China um Hülfe gewendet hatte. Als vollends die Araber,
erwehren , ſeinen Nachfolgern ging es immer ſchlimmer , der ſiebente derſelben , Kao -tſung (1127 bis 1162) mußte ſeine nördliche Huuptſtadt verlaſſen und nach Nanting gehen ; auch hier war er nicht ſicher, und er ging noch weiter ſüdlich , wäh: rend im Norden des Reichs eine tatariſche Dynaſtie ſich feſt:
durch den Islam geſtachelt, in Perſien eindrangen, wandte ſich
ſekte, als deren tributpflichtigen Unterthanen er ſich anerkennen
der leßte Saſanide noch beſonders um Hülfe an China, und
mußte. Das Reich neigt ſich ſichtbar zum Ende, und die Zeit der Mongolenzüge und der Mongolen herrſchaft nähert ſich. (Fort feßung folgt.)
geweſen ſeyn mögen , läßt ſich freilich nicht mit Sicherheit be ſtimmen, merkwürdig iſt aber der Umſtand, daß bald auch Per
fien als Vafallenſtaat aufgeführt wurde, indem es, wahrſchein lich durch die Araber und Oſtrom gedrängt, ich mehrmals an
ſein Sohn ging, als alles verloren war, an den Hof des chine filden Kaiſers, wo er einen militäriſchen Rang erhalten haben fol . Der Einbruch der Araber ins öſtliche Aſien war über
haupt von großer Bedeutung , und vielleicht würden ſich die Verhältniſſe der Thangdynaſtie zu dem Paſadenreich weit beſſer
* ) Daju gehörte Tochareſtan, bat ferne Trantorania, Cabul ze.
*) Alſo auch das Land Aſſam ; vielleicht ſtammen die Theewäldet dieſer Provinz, welche feineswegs wild, ſondern nach den neueſten
Angaben fünftlig angelegt geweſen ſeyn ſollen, que diefer Periode.
796
Die Dampfboote Archimedes und Mammoth.
friſchen, und legters ben ihnen zukommenden Ehrenplats in bet Geſchichte zu fichern. Die Gefellſchaft wurde zu dieſem Unternehmen im fo meht
Die Great Western Steam Company hat den Archimedes angekauft,
angeſpornt, alt die neueſten Unterſuchungen es zu einem hohen Srabe
am Proben bamit anzuſtellen über die beſte Art, die Kraft der Maſchine der Schraube mitzutheilen. Die Compagnie hat nämlich ſeit einiger
von Wahrſcheinlichkeit gebracht hatten, daß Amerika's frühere Entdedung
Zeit das eiſerne Dampfboot, den Mammuth , von 3200 Tonnen und
Columbu8 mitgetheilt wurde, da er im Jahre 1477 Joland beſuchte, eine der allerweſentlichſten Antriebe für jenen großen Mann geweſen iſt,
.
über 1000 Pferdefraft nach dem Syſtem des Schraubentreiberó ( screw propeller ) gebaut , und da dasſelbe nur nahezu fertig iſt, ſo will man .
die genannten Proben mit dem Archimedes machen .
durch die Skandinavier und die davon aufbewahrte Kunde, welche dent
um auf die Entdeckung des eiuft bekannten Welttheils auszuziehen und
Der Mammuth
dieſen Zwed mit einem bewunderungewürdigen Heldenmuth zu verfolgett,
ſoll zwiſchen New - Yorf und Briſtol hin- und herfahreu, und die Eigen thümer hoffen , daß er bedeutend weniger Zeit brauchen ſoll , als die bisherigen Dampfſchiffe. Wir können hier die techniſchen Vortheile nicht
der allen Gefahren und allen Schwierigkeiten troßte. Columbus'Ruhnt
auseinanderfeben , und theilen nur Folgendes mit : Die Maſchine liegt
piel tiefer im Schiffe als gewöhnlich ; man hofft , daß das Schiff fich ruhiger werde ſteuern laſſen ; das Gewicht der Schraube iſt nur etwa You der Schaufelräder mit Zugehör, und ſtatt als ein ungeheurer Hebel über dem Verdeď ju operiren , ift fie unmittelbar über dem Kiel , and
leidet durch die Aufflärung über jene frühern Seefahrten keine Scharte; während aber die Welt die- That jenes Mannes bewonnderte, die einen fo außerordentlichen Einfluß auf das Schickfal Europa't gehabt hat, glaubte die nordiſche Alterthumëgeſellfdjaft, daß die Nordbewohner ebext falls ihrer ruhmvollen Vorfahren gedenken müßten , die mit nicht ge
ringern Gefahren und Schwierigkeiten , ohne Compaß , ohne Seetartett,
Segelſchiff alle Segel aufſeßen kann , ſo daß eine bedeutende Kohlen
ohne die nothwendigen mathematiſchen Einfichtent es wagten , das große Weltmeer zu befchiffen, und ſo im 9ten Jahrhundert Jsland anffandent, im 10ten Grönland, endlich gegen Ende des 10ten und den Anfang des 11ten Jahrhundert: mehrere Infein und Küſten von U merita entdeckten und zum Theil befepten. Diefe legte, in der Weltgeſchichte höchft wica
erſparniß zu erwarten iſt. Die Regierung hat Befehl gegeben, alsbald
tige , aber bisher Frineswege' hinlänglich bekannte Epoche iſt der Gegen =
ein Kriegsdampfboot von derſelben Größe wie der Fürzlich erbaute Poly phemus nach benfelben Grundfäßen , wie den Mammuth , gu erbauen ,
ftand obigen von der nordiſchen Gefellfchaft herausgegebenen gelehrtett Werfes , das die erſte Sammlung aller hieher gehörigen Actenſtücke liefert, bearbeitet nach fämmtlichen vorhandenen , zum Theil ganz vors
dient zugleich als Ballaſt; die Verbindung zwiſchen der Maſchine und der Schraube kann in Zeit von einer Minute aufgehoben werden , und das Schiff iſt ſo gebaut, daß man augenblicklich wie bei einem guten
am eine Vergleichung zwiſchen beiden Methoden anſtellen zu können. (Morning Chronicle .)
trefflichen Handſchriften ,nebſt einer däniſchen und einer lateiniſchent Ueberfeßung, und begleitet von einein großen kritiſchen Apparat , bet
Die Geſellſchaft für nordiſche Alterthumskunde in Kopenhagen.
unter Anderm eine Menge archäologiſcher und geographiſcher Unter ſuchungen enthält. Ueber den Inhalt diefer Schrift, welche eigentlich,
( Fortiefung .)
obgleich nicht genannt , durch den Etatérath Rafn bearbeitet worden iſt,
3. Die Entdeckung Amerika'8 durch die Normannen . Die Nachrichten hierüber ſind zuſammengeſtellt in dem Werfe :
Antiquitates Americanae , sive scriptores septentrionales rerum ante rum in America. Da dieß merkwürdige, foloſſale Werk, columbianaru weldes in Europa und Amerika ein Aufſehen erregt hat, wie nur wenige
Productionen der däniſchen Literatur fich rühmen können , lange noch nicht ſo allgemein bekanut geworden iſt, als e8 Anſpruch inachen Fann, wollen wir hier nach einem von der Geſellſchaft ausgeſtellten Proſpectus dem Leſer eine kurzgefaßte Charakteriſtik davon geben. Alerander 8. Humboldt , bem wir bisher die wichtigſten Aufflärungen über Ame rika's phyſiſche Beſchaffenheit und deſſen älteſte Geſchichte verbanfen, hat anerkannt, daß die ſkandinaviſchen Nordländer unbeſtreitbar die erſten Entdeder von Amerika geweſen ſind, von denen man weiß – eine Er
llärung, der jedoch mehrere neuere angeſehene Sdriftſteller entweder beſtimmt widerſprochen oder ſie doch in Zweifel gezogen haben. Hum boldt hat jedoch zugleich auch die Unvollſtändigkeit der Nachrichten und Unterſuchungen beklagt, die man bi® jeßt über jene merfwürdige Epoche des Mittelalters, in der die erſten Fahrten nach Amerika ſtattfanden, beſaß, und dieſer große Forſcher hat es deßhalb für ſehr wünſchenswerth erklärt , wenn nordiſche Gelehrte die dahin gehörigen Berichte fammeln and herausgeben wollten .
Dieſem Wunſche hat die verdienſtvolle Ge
jellſchaft für Alterthumskunde extgegenkommen zu müſſen geglaubt, um das Ihrige zu einer ſo wichtigen Aufhellung in der Geſchichte der ältern Erdbeſchreibung mit beizutragen , um das Gedächtniß der Väter aufju
kann hier nur eine kurzgefaßte Ueberſicht gegebeit und die wichtigſten Abſchnitte angeführt werden. 118 folche müſſen zuerſt genannt werdert die geſchichtlichen Erzählungen von Erit der Rothen und der Grön = ländern, entnommen aus den bekannten Flateyarbuch und zum erſtenmal mit Genauigfeit herausgegeben , beſonders was Bjarne Herjulfföns und Leif Erifföns erſte Entdeđung von Amerika's Infeln und Hüftenländern, fo wie die verſchiedenen Reifen dorthin betrifft, die Leife Geſchwifter hierauf unternahmen. Alsdann die Sage von Thorfinn Thororðri, genannt Sar18efne , der von normänniſchen, ſchwediſchen und däniſcheri,
zum Theil föniglichen Vorfahren abſtammte , Bornehmlich nach zwei alten , bisher ganz unbenußten , nicht eininal der Literaturen befannten
Membranen , von denen die eine alt theilweiſe mit der eigenen Hand Hank Erlendſðns geſchrieben fich zeigt , welchet isländiſcher Laugmann als Verfaffer einer der Recenfionen des Landnamas berührt iſt. Dieſe höchſt merkwürdige Sage enthält ausführliche Nachrichten über Thorfina Karlsefne't und ſeiner Begleiter dreijährige Reifen und ihren Aufenthalt in Amerifa , wodurch ein Surchaus neues 'licht über jenen bisher to
wenig bekannten Gegenftand verbreitet wird. Thorfäus hatte diefe Sage, welche er für verloren anfah , nur nach einigen durch Abfdreiber ver unſtalteten Auszügen in den Auszeichnungeu gefannt , welche die alte
Geſchichte Grönlands betrafen , die der isländiſde Bauer Björn Johnſen von Skarbdan hinterlaffen hat. In gegenwärtiger Schrift wird fie zum erſtenmal der leſenden Welt vorgelegt. Außerdem enthält das Werk alles, was Rafn ſonſt über die Kunde unſerer Vorfahren von der neuen
Welt aus den ältern Entdedungen und Erfahrungen der Nordländer hat ( Fortſeßung folgt.) fammeln und auffpüren können .
Månden , in der Literariſch - Artiftiſden Anſtalt der 9. O. Gotta'ſ en Buchaudlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide a m a un.
Nr. 200 .
玛Das Aussll aa n d.. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens
der Völker.
19 Julius 1841 .
b
in
( Fortreßung.)
Boden bauten , die Mehrzahl der Bevölterung ausmachten , waren die römiſchen Legionen, größtentheils aus folchen Lands
bauern zuſammengeſeßt, unüberwindlich; als aber die Güter ur ongoliſde periode. Es bedarf bloß eines flüchtigen Ueberblics diefer Begeben :
heiten, um den Glauben an die angebliche Unwandelbarkeit der angeblic uralten Einrichtungen des Reichs der Mitte zu verlieren. Wilt man von dem Gange der Dinge eine richtige Einſicht gewinnen , ſo muß man von dem Geſchwäß der chines
fiſchen Vielwiſſer über die Größe und Macht des alten chineſis ſchen Reichs und ihren Tiraden über die Tugend der Ahnen gänzlich abſehen. Das richtigſte: Bild gewinnt man durch einen
mehr und mehr in die Hände einiger Reichen tamen und von Sklaven bebaut wurden , als man die Regionäre aus dem ent: nervten Städtepöbel ausheben ſollte was ſchon unter Auguſt nicht mehr gehen wollte da mußte barbariſche Kraft zu Hülfe genommen werden. Wir können im römiſchen Staate dieſe Abnahme der phyſiſchen Kräfte und militäriſchen Tüchtig feit nachweiſen , und auch hinſichtlich China's iſt dieß fchon zum Theil geſchehen , wenn gleich nicht in genügendem Maaße. Hr.
größerer Zahl in römiſche Kriegedienſte traten , anfange ganz
Ed. Biot hat im Journal Aſiatique mehrere leſenswerthe Ab: handlungen in dieſer Beziehung mitgetheilt, ſo namentlich über die Bevölkerung China's und deren Wechſel bis zum 13ten Jahrhundert unſrer Zeit, d. 1. bis zu den Mongoleneinbrüchen "
umgewandelt in römiſche Legionäre, nach und nach aber bei
( Jahrgang 1836) ; „ über die Sklaven und beſoldeten Diener ; "
der ſteigenden Noth des alten Reichs in ihrer eigenen Kriegsweiſe als Bundesgenoſſen , wie endlich eingelne Häupter als Heer :
ment des terres) in Bezug auf die Bevölkerung " ( Jahrgang 1838 ).
Bergleich mit dem Römerreich und dem Shalifat, namentlicy
mit dem erſtern. Wie hier Deutſche zuerſt einzeln , dann in
I
( Jahrgang 1837 ) und über die chineſiſchen Kataſter (recense
führer im . Sold: der entnervten Römer die höchſten Stellen:
Wir kommen vielleicht auf dieſen Gegenſtand ſpäter zurüd ,
im Staat erreichten , wohl gar auf den Thron ſelbſt ſich ſchwangen , ebenſo ging es den Chineſen mit den nordiſchen Barbas ren . Nichts fann den Stand der Dinge genauer. bezeichnen ,
und führen hier nur den einzigen Umſtand an , daß nach einer
ale die völlig organiſerte Eunuchenherrſchaft gegenüber dem
von Biot mitgetheilten Tabelle die Zahl der bebauten Meder vom I. Chr. 2 bis 146, alſo unter einerlei Dynaſtie, nämlich den Han , von 8,270,536 King *) auf 6,930,123, und die Bea
Heere ; teşteres beſtand, wenigſtens in feinen Heerführern ,
völkerung von 68,900,000 auf 57,700,000 herabſant, während
vermuthlid größtentheils aus Barbaren , die Eunuchen reprä
zugleich das Verhältuiß des Landumfangs zur Familienzahl
ſentirten fehr daratteriſtiſch die chineſiſche Regierung und den von ihnen meiſt nad Belieben eingeſetten Kaiſer ; Schlauheit, Lift, Gewandtheit und das alte Andenfen der dinefiſchen Herr :
ſtieg, ein Beweis, daß mehr Land in den Beſik der Einzelnen kam, und die Zahl der freien Landbauer ſich verminderte. Das hat in allen Ländern und zu allen Zeiten eine Abnahme der
ſchaft erhielt die Sache noch geraume Zeit aufrecht, hie und da
militäriſchen Kraft der Staaten herbeigeführt, ſo auch in China,
trat ein chinefiſcher Aurelian oder Probus in den Stiſtern der Dynaſtien tfin , Chang und Sung auf, ſtellte die Dis: ciplin der Chineſen wieder her , fdrieb neue ftrenge Orbs
nungenfür die Keerpflichtigen vor u. dgl. Bald aber verfielen diefe Einrichtungen wieder, und der alte rathloſe Zuſtand tehrte verſchlimmert zurüd . Der Grund , warum folche Ein-
und einzelne fraftvolle Kaiſer konnten ſomit wohl, wie es auch Aurelian und Probus im Römerreich gethan, das Verderben aufhalten, aber nicht abwenden . Lange, über ein Jahrhundert, hatte ſich noch das chineſiſche Reich durch die Feindſchaft der öſtlichen und weſtlichen tas taren , wie man ſich gewöhnlich ausdrüdt, oder nach der jeßia
richtungen nicht halten wollten , muß wohl, wie großentheils gen Anſchauungsweiſe der Mongolen und Mandſchu: gehalten , auch bei den Römern, im Befiße des Bodens gelegen haben : *) Maaß von etwa 5 Hektaren . ſo lange fleine Grundeigenthümer , die mit eigener Hand den 200
798 endlich aber gab Temutſchin, bekannt unter dem Namen Dichin :
gisthan, den Mongolen das Uebergewicht, und nun begannen
Verſchmelzung der barbariſchen Kraft und chineſiſcher Kennt : niſie ein , welche dem Mongolenherrſcher das Uebergewicht über
jene grauenvolle Züge , unter denen Millionen Menſchen er: lagen. Soon Dichingis Khan ſelbſt wollte Nordchina, das er
die aſiatiſche Eroberungen ficherte, und vielleicht weſentlich
bereits erobert hatte, ausmorden, um für ſeine nomadiſirenden
16te Jahrhundert hinein zu behaupten. Ein Gleiches war be:
dazu beitrug, die Mongolenherrſchaft in Centralaſien bis ins
Stämme Weiden genug zu finden , und mit gleicher Grauſam -
kanntlich in China ſelbſt nicht der Fall, indem ſie ſchon in der
teit verfuhr man im Innern Hochaſiens ; mehrere Stämme,
Mitte des 14ten Jahrhunderts vertrieben wurden. Mit rober
die den Mongolen beſonders im Wege ſtanden oder den Zorn Begierde hatten ſie ſich über alle Genüſſe der Civiliſation herge: des Siegers gereizt hatten, wurden vernichtet, und es iſt eine beglaubigte Thatſache , daß auf dieſe Weiſe viele Millionen
ſtürzt, der Hof verweichlichte ſchnell, die unmäßige Begünſti: gung der Lamaprieſter im Gegenſaß gegen die rationaliſtiſchen
nicht in der Schlacht umkamen , ſondern geſchlachtet wurden ." | Chineſen erbitterte das Volf, und ſo machte ein Nationalauf:
Es iſt ſehr bezeichnend , daß ſelbſt die chineſiſchen Schriftſteller
ſtand der Chineſen trok des hartnäckigen Widerſtandes der ein :
die Regierung der Mongolen von dem Jahre 1260 an datiren,
zelnen mongoliſchen Befehlshaber in der Mitte des 14ten
die Sung aber noch daneben fortführen bis zum Jahre 1280 ; im Grunde herrſchten die Mongolen im Norden China's noch viel früher, und ſeit Dſchingiskhan , d. h. ſeit dem Anfang des 13ten Jahrhunderts war nicht mehr daran zu denken , der Mongolenmacht eine andere entgegenzuſeßen ; ſo mußte das alte fraftloſe Reich nothwendig erliegen. Immer tiefer ſüdlich
Jahrhunderts der Mongolendynaſtie ein ſchnelles Ende .
zog ſich die Chineſenmacht zurüd, endlich bis in die Provinz Folien und von da auf die Schiffe, wo ſie nach einem nicht ruhmloſen Kampfe, in welchem noch 100,000 Chineſen ihren
Wir haben von der großen Völkerbewegung zur Mongolen:
zeit noch immer ſehr ſchwache, und wohl auch ſehr unrichtige Vorſtellungen , namentlich weil man die Bildungsſtufe dieſer
Zeit häufig unterſchäßt : die Maſſen waren roh und ungeſchlacht im höchſten Grade , die Häupter und die Geiſtlichen beſaßen eine Bildung, die inan ſicherlich oft zu gering anſchlägt. Schon die Anfnahme von Fremden ain Hofe Dſchingiskhans und
Tod durch das Schwert und in den Wellen gefunden haben follen, ihr Ende erreichte. Chubilai-Chan ( chin . Hu-pí-lie), Dſchingiskhans Enfel, war
ſeiner Nachfolger, namentlich Chubilais , die ungeheure Maſte von Werken in tibetaniſcher und uiguriſcher Sprache, die zahl: loſen Ueberſeßungen aus allen Sprachen Aſiens ins Mongoli: ſche, das Eindringen der chineſitchen Cultur , alles das zuſam
nun anerfannter Herrſcher von China , deſſen Geſchichtſchreiber
men bildet einen noch unentwidelten Knäuel, der erſt nach lan: gen und mühſamen Forſchungen ſich entwirren und uns nicht
ihm nach chineſiſcher Sitte den Namen Yuan -ſchi-tſu , erſter
taiſerlicher Ahne der Yuan oder Mongolen , beilegte. Nach
ſowohl über die politiſchen als über die religiöſen Verhältniſſe
dem leßten unglüdlichen Widerſtande der Shineren in Folien und auf der See drangen die Mongolen nicht nur bis an
Hochafiens aufklären muß.
die Südküſte vor, ſondern zerſtörten auch das Reich Yünnan,
liches und weſtliches ſpalten , und die Civiliſation des öſtlichen Theils iſt, ſo weit ſie ſich nicht durch chineſiſche Schriften auf: hellen läßt , ein Buch mit ſieben Siegeln ; im weſtlichen , in Dichagatai, müſſen die Wiſſenſchaften lange geblüht haben , denn Ti mur war kein gemeiner Eroberer, ſondern ein vielfach unter: richteter Mann, und Baber, der die Mongolendynaſtie in Hin : suſtan gründete, iſt durch ſeinen Geiſt und ſeine Bildung bekannt.
drangen in die hinterindiſche Halbinſel ein ,1 und unterwarfen fich alle dortigen Staaten bis ans indiſche Meer. Aus jener
Zeit ſchreiben ſich wohl die tatariſchen Phyſiognomien her, die man zum Theil in Aſſam , noch mehr aber in Oberbirma fins
det. Welche ungeheure Umwälzung hatte Aſien ſeit dem achten Jahrhundert erfahren ! Damals zählte man ſechs große Reiche: das Chalifat, die Tibetaner , China , das Reich der
Dichingisthans ungeheures Reich
mußte ſich freilich bald durch die Gewalt der Dinge in ein öſt:
Was uns aber hier näher angeht, nämlich das Verhältniß der
Hoei-he, Yünnan, und das indiſche Magadha ; von dieſen be-
mongoliſchen Literatur zur chineſiſchen , ſo iſt es ein ſehr auf:
ſtand nicht Eines mehr, die fünf erſten waren durch die Mongolen, das leßte durch die Mohammedaner verſchlungen , alle waren unter den grauenvollſten Verheerungen untergegangen , mit Ausnahme des Reichs der Tibetaner, da der lamaismus, zu dem ſich auch die Mongolen bekannten , hier der wilden Verheerung Einhalt gethan zu haben ſcheint.
fallender Umſtand, daß zur Zeit der mongoliſchen Herrſchaft
Was aber die längſt erſtorbene äußere Macht der Chineſen pollends vernichtete , das wurde der Triumph der chineſiſchen Civiliſation, nämlich die in langen Jahrhunderten errungenen Schäße des Wiſſens. Chubilai war nicht unempfindlich gegen die geiſtigen Vorzüge der Chineſen : wie die osmaniſchen
Herrſcher das glänzende Sereinoniel und die Hofämter von Bojanz nachahmten , ſo auch die Mongolen die der Chineſen ; zudem war das immer noch ſtark bevölferte Land nur durch
chineſiſche Verwaltungskunſt zu regieren , und ſomit trat eine
über China, ſelbſt unter dem mächtigen Chubilai , wo ſo vieles aus fremden Sprachen ins Mongoliſche überſeßt wurde, nicht das Gleiche hinſichtlich des Chineſiſchen ſtattfand, und die chine: fiſche Literatur von der des Weſtens faſt unberührt blieb. So
ſagt Riemuſat in ſeinen Forſchungen über die tatariſchen Spra: chen ausdrüdlich : „was die Chineſen betrifft, welche die frem: den Erzeugniſſe verſchmähten , ſo ſchloſſen ſie dieſelben forgfältig von ihren Büchern aus ; man erſieht aus den lektern in der
That, daß die Fremden nur einen geringen Einfluß auf die Kenntniſſe der Gelehrten und beinahe gar keinen auf ihre An:
ſichten und Ueberzeugungen gehabt haben. Der Grund davon läßt ſich leicht daraus abnehmen, daß die Bücher aus dem We:: ſten beina be nie ins Chineſiſche überſekt wurden , ſondern ſogleich direct ins Mongoliſche für den Gebrauch derer, die ſie
799
kommen ließen , und für den Unterricht von Menſchen , die
mongoliſchen Dynaſtie in China beitrugen .
zwar allerdings rob und unwiſſend, aber von jenen Vorur:
Des Lamaismus in der mongoliſchen Literatur mag freilich
theilen und jenem Stolze frei waren, welche oft weit mehr als
auch die Entfernthaltung der Chineſen befördert haben. ( Fortreßung folgt. )
Unwiffenheit und Robheit die Fortſchritte der Wiſſenſchaften hindern .“ Es heißt dieß zugleich den Finger auf den wunden Fled
der chineſiſchen Kultur legen. Niemand kann lä ugnen, daß fie größer und umfaſſender als die mongoliſche, oſttürkiſche , uigu: riſche und tibetaniſche war , und dennoch iſt in ihrer ganzen Form und in ihrem Gehalt eine zähe Stabilität, die an Starr: heit gränzt. Dieſe Starrheit zeigt ſich auch in dem Umſtand, daß der Gelehrtenſtand in China feit vielen Jahrhunderten gleich einem Prieſterſtand eine geſchloſſene Corporation ausmachte, und die Fürſten lobte oder tadelte , je nachdem ſie der ge
lehrten Corporation und ihren Vorurtheilen ſchmeichelten . Der tiefere Grund dieſes Uebelſtandes fann faum irgendwo anders als in ihrer ideographiſchen Schrift liegen , die allen Sprachen ſich anpaßt, und aus dem weiter China eine ſcheinbar homo:
Das Vorherrſchen
Thonpflaſter (pavé céramique ). Ein Hr . Polonceau, ehemaliger Inſpector der Brüden und Chauſ ſeen , behandelt in einem Memoire über die Verbeſſerung der Straßen das von ihm ſogenannte Thonpflaſter. Er macht nämlich aus einer
Compoſition, deren Hauptbeſtandtheil Töpferthon iſt, ſechsſeitige Priemen, und ſchlägt unter Anderm vor , ſie zu reifeln , um die einzelnen Steine beſſer ineinander paſſen zu fönnen . Da man ihnen mit Leichtigkeit jede
beliebige Form geben kann , ſo hat auch dieſe Vorrichtung , welche eine feſte Verbindung der einzelnen Theile eines Pflaſters ſehr verſtärken würde , durchaus feine Schwierigkeit. Die Vortheile dieſes Pflaſters wären, daß es für das Waſſer undurchdringlich iſt, daß das Waſſer auch nicht in den Zwiſchenräumen ſtehen bleiben , die Unreinigkeiten fich nicht feſtſcben können, und das Ziehen der Wagen ſehr erleichtert würde.
gene Maſſe macht, währerro unten in der Tiefe die Verſchie:
Ein ſolches Pflaſter würde höher kommen , als ein gewöhnliches , aber
denheit der Sprachen ſich eben ſo fund gab, wie unter andern
durch ſeine Dauerhaftigkeit fich lohnen. ( Echo du Monde Savant dom
Menſchenfindern.
3 Juli118.)
Die Sprachen der chineſiſchen Provinzen
können kaum minder von einander verſchieden ſeyn, vielleicht
find ſie es noch viel mehr , als die germaniſchen oder romani:
Die Geſellſchaft für nordiſche Alterthumskande in
ſchen Dialekte, dennoch vereint ſie Eine Schriftform , deren Er:
Kopenhagen .
lernung bis zu einem gewiſſen Grade von Gründlichkeit unge: mein viele Mühe und Anſtrengung erfordert, ſo daß derjenige, der ſo weit gelangt iſt, gern ſich der Zunft anſchließt, die ihn dann vom Volke trennt. So ſehen wir im ganzen Verlauf der Ge ſchichte dieſe Zunft, wie ſie jeßt verfolgt, jeħt gehoben, doch jeder Regierung fich mehr oder minder unentbehrlich zu machen
3.
Die Entdeckung Amerika'8 durch die Normannen.
( Fortſeßung .) Unter dieſen Nachridyten nennen wir : a. Adam von Breinens im ' 11ten Jahrhundert niedergeſdriebene Nadrichten von Viinland
weiß : es iſt ein literariſcher Adel, der angeblich nur nach Ver dienſt, in der Regel aber auch vielfach durch Geburt ſich recru
( Weinland ) in Amerika , eigentlich mitgetheilt durch den däniſchen König Svend Eſtribjön und auf zuverläſſige , leßterem von Dänen ge gebene Nachrichten gebaut, jegt zum erſtenmal herausgegeben nach einem
tirt, über das ganze Reich verbreitet iſt, und bei aller Unter
vortreffliden Coder auf der Handbibliothek zu Wien .
würfigkeit im Einzelnen doch im Ganzen vielen Unabhängigkeits : finn zeigt. Das Zuſammentreffen mit einer fremden Cultur iſt unter ſolchen Umſtänden ſehr lehrreich : den vergleichungsweiſe
Nachrichten b. von Viinland geſchrieben in demſelben und dem nächſt
Are Froded
folgenden Jahrhundert; ſo wie c. Nachrichten von dem Nämlichen über
den angeſehenen isländiſchen Häuptling Are Marſén , einen ſeiner eigenen
bald zum allgemeinen Widerſtand gegen die fremden Barbaren ; recht gut wußte ſie denjenigen mongoliſchen Herrſchern zu
Vorfahren , der im Jahre 983 nach Nähe von Viinland vertrieben wurde, oder das große Irland genannt ward , nicht zurückzufehren erlaubten , ihn
Tchmeicheln, welche ſich der chineſiſchen Cultur geneigt zeigten,
d. Andere alte Berichte über den isländiſchen Held Björn Asbrand
und To ward die noch ſchwache Treibhauspflanze der mongoli: ſchen Literatur bald wieder erdrüdt und erſtiđt. Rémuſat
mit dieſem an der Schlacht bei Fyrisvold in Schweden theilnehmend ;
kurzen Zuſammenſtoß weſtaſiatiſcher Bildung durch Vermittlung
des Mongoliſchen überſtand die Zunft leicht, und fammelte ſich
einem Lande in Amerika in der welches damals Hvitramannaland und deſſen Einwohner ihm zwar indeß in großen Ehren hielten .
ſ önt , zu ſeiner Zeit einer von Jomsburgs Kämpen unter Palnatoke und
ſpricht die Anſicht aus , „ Chubilai habe zwar die chineſiſchen auch er jegelte im Jahre 999 nach einem von Ainerika's Küſtenländern , Philoſophen zu ſchäßen gewußt, aber ihre Lehren für ſeine ta: wo er auf dieſelbe Weiſe zurückgehalten wurde , allein 30 Jahre lang tariſchen Völker zu rein und zu frei von Aberglauben gefun als Häuptling der Eingebornen lebte. e. Ueber einen isländiſchen See den , weil er Alles aufgeboten habe, um ſie jener neuen Secte fahrer Gudleif Gudlögfön , der nach derſelben Küſte gegen das des Buddhismus zu unterwerfen , die wir den Lamaismus Jahr 1027 verſchlagen und durch ſeinen zuleştgenannten Landemann von nennen .“ Obgleich Chubilai kein gewöhnlicher Menſch war, Tod oder Gefangenſchaft gerettet wurde . f. Auszüge aus den isländiſchen angethan : er mag aus Gewohnheit, vielleicht auch aus Politik
Annalen des Mittelalters , inſofern ſie Amerika betreffen , beſonders Biſchof Erik & Reiſe sad Viinland im Jahre 1121 , neue Länderent
den Lamaisinus begünſtigt haben , aber zu berichten iſt die
deđungen der Isländer im weſtlichen Ocean 1985 , und Unterſuchungen
Erſcheinung namentlich nur darum, weil dieſer religiöſe Streit und der Uebermuth der Bongen weſentlich zum Sturz der
von Norwegen und Island aus in den Jahren 1298 bis 1290 , nebſt Handelsreifen aus der alten Golonie in Grönland nad Markland in
ſo iſt ihin mit dieſer Anſicht doch wohl etwas zu viel Ehre
800 g. Alte Berichte
a. eine, und zwar die erſte, die man bieber you dein alten Island
über die nördlichſten Gegenden von Grönland und Amerika, die beſonders
nach ſeiner republicaniſden Eintheilung um das Jahr
durch die Mordländer beſucht wurden , um dort Jagd und Fiſcherei zu treiben ; darunter ein hödſt merkwürdiger Bericht über eine Ents
1000 beſigt, angefertigt durch den isländiſchen Geographen Björn Günn lögſen , im Verein mit Finn Magnuſſen und mehrern isländiſchen Ger lehrten. b. Eine auch in geographiſcher Hinficht wichtige Special Farte über den Diſtrict Julianehaab auf Grönland, der wahrſcheinlid, die oft vorkommende ſogenannte alte Oeſterbygd enthält, gezeichnet für die Geſellſchaft durch den däniſchen Seecapitän Graah nach im Lande ſelbſt vorgenommenen Beobachtungen und Aufnahmen , nebſt
Amerifa 1347.
aufgezeichnet durch Zeitgenoſſen.
dedung @ reiſe , unternommen von einigen Prieſtern aus dem Biſchoffit
Garde in Grönland im Jahre 1266 , wie es ſich durch aſtronomiſche Beobachtungen beſtätigt, durch den Lancaſter- Sund und die .
Barrow - Straße nad Gegenden, die erſt in unſern Tagen durch die fortgeſeßten Anſtrengungen Parry's , Johng und James Roß , ſo wie anderer brittiſcher Seefahrer richtig bekannt geworden ſind . h. Auszüge aus den alten geographiſchen Schriften der Isländer; dabei befindet ſich ein Riß aus dem 13ten Jahrhundert, die Erde in vier bewohnten Haupt theilen darſtellend.
i . Ein altes färð'ſches Kvaji ( Lied ) , worin Viina
land genannt wird. Hinzugefügt ſind : A. die mit Abbildungen und zum
ſonſtigen ihm zur Hand geweſenen Hülfømitteln ; auf dieſer Karte find die zahlreichen Rudera von Kirchen und Höfen aus der Zeit der alten normänniſchen Coloniſten angegeben , ſo weit ſie bis ießt bekannt ſind. c. Eine Generalfarte über die Küſtenländer deß aördlichen Eismeeres, ſo wie des nördlichen Theils yom atlantiſden Meere zur Ueberſicht.
Theil mit Proſpecten verſehene Beſdireibung verſchiedener Denkmäler, vornehmlich »011 Infdriften aus dem Mittelalter , ſowohl
dieſer Entdedungêreiſen; auf ihr ſieht man den öſtlichen Theil
in Grönland als in den Staaten Maſſachuſetts und Rhode - Island in Nordamerika , welche theile die Berichte der Sagen beſtätigen , theils wieder durd fie aufgeflärt werden. B. Ausführliche geographiſche
gebirge , Buchten , Inſeln und Ortſchaften vom Lancaſterſund an bis nach Florida. d. Eine Specialfarte von Viinland , ebenfalls
Unterſudungen , gegenwärtig auf Veranſtaltung der Geſellſchaft
bildungen und zum Theil Proſpecten der in dem Werke abgehandelten
!
Nordamerika's mit den altnormänniſchen Benennungen der Länder, Vors
mit den altnordiſchen Benennungen.
Endlich 6 Kupfertafeln mit Ab
vorgenommen , durch welche die Lage der in den Sagen und in den
grönländiſden und amerikaniſchen Monumente aus dem Mittelalter,
alten Annalen genannten Länder und Orte ermittelt und durch Namen nachgewieſen werden , unter welden ſie jeßt befannt ſind , namentlich Newfoundland , die St. Laurentebucht , Nova - Scotia und inſonderheit
darunter verſchiedene höchſt merkwürdige, bisher meiſteus noch unbekannt gebliebene Inſdriftsſteine in Maſſachuſetts und Rhode - Jeland, die nach
die Staaten Maſſadjuſetts und Rhode - Jsland , ſo wie noch füblichere
ſchienen , die Beſīßnahme des Landes durch die alten Normannen an
Gegenden , wahrſcheinlidy in Virginien , Nord - Carolina und Florida, welches leßtere man für das ſüdlichſte Land annimmt , das in den zu
zuzeigen. Das Werk iſt mit großer Eleganz ausgeſtattet, und man hat e8
verläſſigſten Sagenberichten erwähnt wird, obgleich einige der nordiſchen Geographen des Mittelalters auf die nach Oſten ausbiegende Richtung
aus der däniſchen Preſſe hervorgegangen find.
.
.
der Nordküſte Südamerika't hiuzudeuten ſcheinen. Dieſe Forſchungen find beſonders auf die Berichte der alten Schriften und die in denſelben enthaltenen aſtronomiſchen , nautiſden und geographiſchen Angaben gegründet, die auch auf das vollſtändigſte durch Gelehrte in Amerika ſelbſt befräftigt werden , mit denen die Geſellſchaft fich in Verbindung lebte, und dic nach mehrern zu dieſem Zned in Maja chuſetts uud Rhode - Island unternommenen Reiſen genanefAufklärungen über die Beſchaffenheit, das Klima, die Thiere, Producte u . f. w. dieſer Länder mitgetheilt, und die Geſellſchaft fuwohl mit Beſchreibungen als
den im Werfe enthaltenen Unterſuchungen beſtimint geweſen zu ſeyn
für eine der vollkommenſten typographiſchen Productionen anerkannt, die
Al& dasſelbe publicirt
wurde , war man nicht wenig geſpannt auf die Aufnahme, die es finden würde ; das Werk hat aber in ganz Europa und Amerika ſogleich eine Anerkennung gefunden, und eine für die däniſche Wiſſenſchaft im hohen Grade bedeutungsvolle Ehre erlangt , deren fid; dieſelbe Faum erinnert, .
in gleicher Weiſe erfahren zu haben.
Sobald das Werk nur in Amerika
C. Genealogiſde Tabellen , welche das Ver
befannt war, crwedte co ein ungewöhnliches Aufſehen, und während die nordamerikaniſchen Journale und Reviews der verſchiedenſten Tendenzen wetteiferten , ihr Publicum mit Ankündigungen und Auszügen der in Dänemarf herausgekommenen Schrift zu unterhalten , wurden von Ge lehrten öffentliche Vorleſungen über ſeinen Inhalt in Maſſachuſetts, Providence , New - York und an mehrern Orten gehalten ; in der erſte
wandtſchaftsverhältniß der wichtigſten nordiſchen Entdeder Amerika'6
genannten Stadt geſchahen dieſe Vorleſungen durch den berühmten Edward
nachweiſen , ſpäter fortgeſegt bis auf unſere Tage , wodurch dargelegt
Everett, den wiſſenſchaftlich geſinnten Gouverneur son Maſſachuſetts, der bei der erſten Nachricht von dem neuen Wert ſich ein Ereinplar desſelben
aud mit Abbildungen der gefundenen Monumente aus der Vorzeit ver ſehen haben .
wird , daß viele noch in Island , Norwegen und Dänemark Lebende , ſo wie z. B. der berühmte Thorwaldſen von denſelben abſtammen, namentlich von den Männern, welche die Häuptlinge der amerikaniſchen Eingebornen waren, oder die vor mehr als 800 Jahren in Amerifa ſelbſt geboren find. .
Das Werk, gedruct auf Imperialpapier, madt 64 Bogen aus und iſt von 18 großen Gravüren begleitet , nämlich 8 Facſimiles , welche theilweiſe gonge Seiten der beſten zum Grunde gelegten Membranen darſtellen , um einen deutlichen und vollſtändigen Begriff von deren
Beſchaffenheit zu geben ; durch viele Sorgfalt iſt es gelungen , dieſen eine große Genauigkeit ſowohl in Bezug auf die Buchſtabenzüge , die oft ſehr verwiſcht und ſchwierig zu erkennen waren , als auch auf die perſbiedenen Farben der Membranen zu geben ; ferner 4 Karten, nämlich
zu verſchaffen wußte , und nach Verlauf weniger Tage einen Vortrag
darüber in der öffentlichen Jahresverſammlung der hiſtoriſchen Geſellſchaft zu Maſſachuſetts hielt. Außerdem find von einzelnen Abhandlungen des Werfeé , beſonders von der glänzenden engliſch geſchriebenen Ab handlung , mit welcher der Verfaſſer ſeine Mittheilungen eröffnet, eine Menge Ueberſeßungen und Bearbeitungen in fremden Sprachen heraus gekommen , und ſo haben wir bereits die Titel einer deutſchen , einer
franzöſiſchen, einer ruſſiſchen, einer polniſchen, zweier italieniſchen, zweier holländiſchen , zweier ſpaniſchen und von vier engliſchen Schriften dieſer Art geſehen . (Fortſeßung folgt.) .
München , in der literariſch - Artifiſchen Anſtalt der J. G. Gotta'ſchen Budhandlung, 3
Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. W idenmann.
!
Nr. 201.
Das
A usla n d . Tagblatt
Ein
für
Kunde des geift igen und fittlichen Lebens der Völker. 20 Julius 1841 .
Die Secte Siði Hamid abi Muſa iſt gleichfalls ein her:
Ueber die Bigeuner im wefilichen Afrika. (Aus Borrow. : the Zincali or Gypsies of Spain .) Es iſt ziemlich allgemein angenommen , auch von Adelung im Mithridat zuverſichtlich behauptet worden , daß es Zigeuner und zwar viele Zigeuner in Nordafrifa gebe. Borrow , der Ge: Tchichtſchreiber der Zigeuner, iſt von der Sache nicht ganz über: zeugt , indem er entſchieden der Meinung iſt, daß das Ein :
dringen einer fremden , leicht als ſolche erfenntlichen Race in Maroffo ſchwerer als irgendwo ſey, und er ſelbſt habe unter
den Mauren nie Leute getroffen , die neben dem, daß ſie ſich ähnlich wie die Zigeuner beſchäftigten, auch zugleich ihre Sprache geſprochen hätten. „ Nichtsdeſtoweniger," fährt er nach dieſem Eingang fort, bin ich geneigt zu glauben , daß es wirflich
Zigeuner in der Berberei gibt ; ich muß aber bemerken , daß wenn dieſe ſeltſamen Auswürflinge wirklich ins Herz dieſes wilden und ungaftlichen Landes eindrangen , ſo konnte dieß erſt
geſchehen, nachdem ſie ſich mit der mauriſchen Sprache wohl bekannt gemacht, durch langen Aufenthalt an der Küſte be:
fannt geworden, und eine abergläubiſche Furcht erweđt hatten ; mit Einem Wort, wenn ſie ungefährdet durch dieß gefahrvolle
Land zogen, ſo geſchah es nicht, weil man ſie als harmloſe, unſchädliche Leute anſab, was ſie ſicherlich nicht geſchüßt hätte,
oder daß man ſie für wandernde Mauren oder Beduinen an : fah, von denen ſie in Geſtalt und Farbe verſchieden waren , ſondern weil man ſie allenthalben als mächtige Zauberer ſcheute . In der Berberei iſt mehr als Eine Wanderſecte, die einem oberflächliden Beobachter als achte Zigeuner erſcheinen Fönnte, lo z. B. die Beni Aros. Die eigentliche Heimath dieſes
Volfes iſt in den hohen Bergen in der Nähe von Tetuan ; ſie ſtreichen aber im ganzen Königreich Fez umher. Vielleicht fin: det ſich in ganz Nordafrika feine verabſcheuungswürdigere
umſtreichendes Volt , das ſich in allen bedeutenden Städten der Verberei findet. Die Männer ſind gewandte Gaukler und Springer, und führen zum Klange der Muſif, welche von den auf dem Boden lißenden Weibern mit rohen Inſtrumenten ge macht wird, wunderbare Touren mit Schwertern und Dolchen
aus ; damit gewinnen ſie ihren Unterhalt. Ihre Kleidung iſt maleriſd ), eine Scharlachweſte und weiße Beinkleider. Sie gleichen in manchen Beziehungen den Zigeunern, ſind fein böſes Volf, und die Mauren , welche ſie mit vieler Achtung betrachten,
nennen ſie Santons. Ihr Schußpatron iſt Hamed abi Muſa. Ihre Heimath iſt an der Gränze der großen Wüſte, und ihre Sprache iſt das Schellub , oder ein Dialekt desſelben . Sie
ſprechen wenig Arabiſch; als ich ſie zum erſten Mal ſahy, hielt ich ſie für Zigeuner, erfannte aber meinen Irrthum bald. Sie ziehen überall umher, haben ſelbſt Frankreich beſucht, und ihre Gewandtheit zu Paris und Marſeille gezeigt. Eine dritte Secte ſind die von den Mauren ſogenannten Beni- dar-beſchi-fal, was ſo viel als Wahrſager bedeutet, und ich muß bekennen , daß wenn dieſe nicht Zigeuner ſind , ſo iſt die Annahme, daß es viele Zigeuner in der Berberei gebe, durch aus unbegründet. Sie wandern allenthalben umber , haben aber auch ihre feſten Dörfer, und dieſe führen den Namen Orchar:
Sebarra, das Zauberdorf. Ihre Lebensart gleicht durchaus der der Zigeuner in andern Ländern ; ſie wandern den größten Theil des Jahres umher, und leben hauptſächlich von kleinen
Diebſtählen und Wahrſagen.
Sie treiben Handel mit Maul:
thieren und Eſelil, und in der Berberei glaubt man, ſie könn : ten die Farbe jedes Thieres durch Zaubermittel verwandeln ,
und es dermaßen ändern , daß fie es, ohne Furcht erkannt zu werden, dem ehemaligen Eigenthümer wieder verfaufen fön nen .. Dieſer leştere Zug iſt ganz charakteriſtiſch für die Zi
Kaſte. Sie ſind Bettler von Profeſſion , treiben aber dabei Raub und Mord ; ſie ſind notoriſche Trunfenbolde, und ſelbſt geuner ; die Mauren behaupten indeß auch, die Beni- dar -beſchi- fal in der Berberei durch ihre unnatürlichen Gelüſte berüchtigt. fönnten nicht bloß die Farbe eines Pferdes oder eines Maul: Schaaren von ihnen fallen oft in die Dörfer, und ſchleppen thieres, ſondern auch die eines Menſchen in Einer Nacht än alle blühend ausſehenden Knaben fort.
Sie ſind meiſtens gut
gebaut, und haben hübſche Züge ; ich habe ſelbſt mit einigen von ihnen geſprochen : fie find Mauren, und ſprechen nur Arabiſch.
dern, z. B. einen Weißen in einen Schwarzen umwandeln, und dann ihn als Sklaven verkaufen ; deßhalb werden ſie von den abergläubiſchen Mauren mit der größten Schen angeſehen, 201
802 and fie bringen lieber die Nacht auf offenem Felde zu , als
Ming gegen die verhaften übermüthigen Mongolen beigeftan :
daß fie in ihren Dörfern ſchliefen. Sie ſollen eine eigenthüm: liche Sprache reden, die weder Schelluh noch Arabiſch ren, was nebſt den andern Umſtänden ſehr auf Zigeuner deutet. Da
den, bis ſie ſelbſt allmählich zur Macht emporſtiegen, und dann
ich indeß nie einen von der Kaſte traf, obgleich ſie in der Berberei ziemlich zahlreich find, ro fann ich nichts mit Sicher : heit behaupten. Ein Jude aus Fez erzählte mir eine Menge Geſchichten von ihnen , wahre Taſchenſpielerkünſte , die indeß bei dem gemeinen Volk und ſelbſt bei den Vornehmen einen großen Schreden von ihrer Zaubertunft erregen .
ihre Waffen gegen die Chinefen wandben . Mühſelig erwehrte man fidh ihrer ; die ufriegeriſche Gelehrtenzunft führte noch
mals das Reich ins Verderben. Feige und ausſchweifende Re: genten wechſelten ab mit Gelehrten und Dichtern auf dem Thron, während die Einfälle der Feinde das Reich von außen,
und Aufſtände es im Innern erſchütterten. Von dem Stande der Diuge kann man ſich einen Begriff machen aus dem ein
Id pieder:
zigen Umſtande, daß die Mandſchudynaſtie ihre Herrfchaft vom
hole es, wenn in der Berberei fich Zigeuner finden, ſo ſind es dieſe Leute, welche das Beni-buſchi-fal ausüben.
Jahre 1616 datirt, während die wirkliche Beſignahme des Reichs, wobei der fremde Herrſcher, ein Kind , unter dem
i
lauten Jubel der Chineſen als Retter von innerer Noth em:
pfangen wurde - erſt im Jahre 1644 ſtatt fand. Die chine: n
a.
fiſche Gelehrtenzunft hatte fomit während drittehalb hundert
Mongolif dhe Periode.
Jahren die Probe abgelegt , daß ſie das Reich weder durch
( Fortfeßung .)
kluge Verwaltung erhalten , noch durch die Waffen ſchüßen könne ; der Stifter der Dynaſtie der Ming war faſt der ein:
Die Gelehrtenzunft, in der ſich gewiſſermaßen die Natio
jige ſeines ganzen Stammes , welcher ſie zwar zu ſeinen Zwe:
nalität China's verkörpert bat , fühlte mit Bitterfeit und Ingrimm die Somad, unter den Barbaren zu ſtehen , und ſie bereitete hauptſächlich die Reaction vor : das ſichtliche Wohl wollen und die hohe Gunſt, welche aus allen Handlungen Hung: wu's – dieß iſt der Name, den der Stifter der Dynaſtie Ming an nahm - hervorleuchtet, iſt ein augenſcheinlicher Beweis, auf welche Claſſe derſelbe Pich hauptſächlich ſtüßte. *) Sie herrſcht ſeitdem in China gänzlich vor, und troß mancher unläugbaren Verdienſte bat ſie doch das Reich nicht vor fremder Herrſchaft Ichüßen können ; die Geſchichte dieſer Gelehrtenzunft zu ſchrei:
den benüßt, aber auch durchſchaut hatte. Seine Dynaſtie fiel unendlich ruhmloſer, als die der Sung, bei deren Fall fich noch, wenn auch wenig Chatkraft , doch viel Aufopferung gegeigt hatte ; nur einzelne Städtebefehlshaber erwieſen ſich zum ent
ben , wird einſt noch manche europäiſche Feder beſchäftigen , wenn die reichen Schäße der chineſiſchen Literatur mehr aus:
ſchloſſenen Widerſtand bereit.
Während der Herrſchaft der Ming weiß man ſo gut wie
nichts über Centralaſien ; ſie hatten zu viele Mühe, fich nur ihrer nächſten Feinde zu erwehren , und waren froh , einen Theil der Mongolen im Nordweſten am obera Hoang-ho zu Gränzwächtern umzuſchaffen. Die aus China verjagten Mon : golen fauken durch innere Spaltungen ſchnell zur größten
Schwäche herab, und die geringe, in China gewonnene Cultur
gebeutet ſeyn werden ; denn dieſe Geſchichte iſt nicht bloß die
verfiel bald wieder ; aber die weſtlichern Mongolen, die Dilöth
Literaturgeſchichte · China's , ſondern auch die Geſchichte der
(Eleuth, Ogheled, Oirad, Uirad) oder „ Abgeſonderten “ genannt, welche in vier Stämme zerfielen und nach ihren vier ver : ſchiedenen Fahnen die Vierfarbigen genaunt wurden , erhoben ſich nach und noch, vermuthlich ſeitdem die Macht von Dichagatai
Volfscultur ſelbſt, unb vielleicht die Haupturfache, weßhalb ſie
einen fo vorherrſcend nüchternen Charakter an ſich trägt. Der Ahnherr der Familie Ming hatte ſich der Mongolen
erwehrt, allein zur Wiederherſtellung der alten Madt des Reichs war die Kraft zu ſchwach. Tímur ſtand auf dem Punkte, die Verjagung der Mongolen aus China zu rächen , als der Tod ihn dahin raffte , und Hungwu's Nachfolger von einem
brobenden Gewitter befreite. Die ganze Weisheit Hungwu's, vielleicht das attein Mögliche, beſtand darin, daß er die Völfer in der unmittelbaren Nähe des Reichs gegen Nordweſten und Weſten in eine Menge kleiner Staaten auflöste , und den
Fürſten derſelben verſchiedene Vortheite gewätyrte. Dieſe praf: tiſche Ausführung des divide et impera half aber nicht auf lange : die nordöſtlichen Barbaren , ſpäter unter dem Namen Mand: 1
ichu betannt, batten anfangs den Katfern aus der Dynaſtie * ) Dieſe Zunft wucherte aud gleich wieder ſo üppig am Hoje, daß der Kaiſer mit allen möglichen Vorſchlägen zur Verbeſſeruug des
innern Zuſtandes des Reichs überſchüttet wurde, nnd er fich ver anlaßt faby, fie aufzufordern, ſich der Ringe und Klarheit zu be: fleißigra , und ſich um den wahren Zuſtand des Voltes zu be
kümmern. Þung-wu mit ſeinem natürlichen Verſtaude Aberjah dieſe Leute weit, konnte ſie aber nicht entbehren.
durch den Abzug Babers nach Kabul und Indien geſunken war . Sie nomadifirten ſich namentlich um Ili, an den Duellen des
Jrtyſch bis zum Thian -Schan, und breiteten ſich allmählich öft: lich aus ; namentlich geſchah dieß dura Galdan , einen Fürſten ,
der bereits zum Lamaprieſter geweiht geweſen , aber als ſein Bruder ermordet wurde, von dem Dalai-lama des Prieſterſtan: des entbunden wurde und ins weltliche Leben zurüdtrat. Dieß geſchah um 1670. Galdan nannte ſich Borehokhta Chan , ein Titel, den bis daher bloß die Nachkommen von Dſchingis
geführt hatten , unterwarf ſich die drei andern Zweige der Dilöt), und brach nun, um ſeine Herrſchaft weiter auszubrei ten, gegeu die Khalfasmongolen auf, eben' die, welche früher in China geherrſcht hatten . Dazu konnten die Mandſchu : Kaifer nicht ruhig zuſehen ,
denn einestheils mußten ſie fürchten , es entſtehe ein neues Mongolenreich , dass ſeine Anſprüche auf China erneuerte, *) *) Schon war der linte Flügel ( Dſchun-gar, daher Dlungaren ) gea oronet. Indom Gildan (bekannter unter dem Namen Contaiſcha ,
1
803
andrerfeits hatte die neue Reich, das bem Dalai - lama näher Thian -Schan und Altai, den Oberlauf der Jarartes mit Kho: ſtand, ein gefährliches religiöſes Hébergewicht erlangen können, kand , Taſchfend u. ſ. w. , vielleicht ſelbſt bis Samarkand hin das bei der Macht, welche die Bonzen noch immer in China erobert, und war nun von hier aus in die alten vier großen beſaßen, ſehr nachtheilig båtte wirken fönnen. Der zweite chineſiſchen Militärcommandantſchaften Kaſchgar, Yarfand, Kut: ſche und Charaſchar eingedrungen , die längſt von den Chineſen
Mandidu -Kaiſer, Khang -hi, der kurz zuvor fu noch fehr jugend:
lichem Alter eine chineſiſche Empörung in den Südprovinzen
verlaſſen nur ſchwachen Widerſtand leiſten konnten , und ſich
bezwungen, eilte im Jahre 1685 nach Norden : ſchon waren die Khalfasmongolen zerſprengt, theils nach Norden auf ruſſi:
mus verlaſſen haben , um den Islam anzunehmen , und
fches Gebiet übergetreten, theils füdwärts gezogen. Galdan
dadurch die Bewohner dieſer Länder deſto ieber zu gewinnen.
unterwarfen .
Galdan foll einer Nachricht zufolge den Lamais:
traute ſeinem Glüc nicht recht, und ſchloß im I. 1690 nach
Der Krieg , welchen Klangh-hí gegen die Dilöt führte,
einigen unbedeutenden Gefechten einen Frieden, in welchem er
und welcher mehr durch den zufälligen Tod Galdans als durch
ſich ſcheinbar unterwarf; doch fchon im J. 1696 brach der Krieg
die Waffen Klang-hi's fo bald zu Ende ging, iſt ſehr merk:
von neuem aus, und nun marſchirte Khang-hi nicht meh auf würdig, indem er uns auch das Dunfel, welches ſeit Dichin : der Nordſtraße gegen den Kherlon, ſondern weſtlich gegen den gis Chan und der Vertreibung ſeiner Nachfolger aus China obern Hoang-ho und rüçte Galdan gerade zu Leibe. Mehrere über dieſen Gegenden geherrſcht hatte , mit einemmal lichtete. Häuptlinge desſelben unterwarfen ſich ihm, Galdan ſelbſt, der Wir erhalten plößlich Aufſchluß auch über viel frühere Ver: fich in feine weſtlichen Länder zurücgezogen hatte, wohin hältniſſe : das Ueberwiegen des Islams auf der Südſtraße *)
Khang-hi fich nicht getraute, ſchicte Geſandre an ihn ab, ſollte aber ſich felbft ſtellen, was unterblieb, denn Galdan ſtarb, noch ehe die ihm geſeßte Friſt abgelaufen war.
Khang-hi hielt nach der Müdfehr in Peking eine Anrede an die Großen ſeines Reichs , worin die Verhältniſſe und der Stand der Dinge Flar auseinandergeſeßt ſind. Die von dem
Kaiſer geehrten und zu den höchſten Stellen beförderten Jeſuiten haben uns dieſe Rede aufbewahrt , welche folgendermaßen lautet: „ Saldan war ein furchtbarer Gegner ; Samarkand,
(Nan-lu) in den Ländern der Oſttürfen erflärt, weßhalb im
fiebenten und achten Jahrhundert China im Bunde mit dem Chalifat gegen die aufſtrebenden Tibetaner ſtand: der Lamais: inus lag hier mit dem Islam iin Kampfe, und war noch nicht von China aus unterſtüßt , da dieſe Form des Buddhismus erſt mit der Mongolenherrſchaft daſelbſt bekannt wurde. Süd:
lich vom Thianſchan herrſchen alſo die . Türfenſtämme mit dem Islam , nördlich die mongoliſchen Stämme mit dem Lamais: mus, und zum Theil noch mit Schamanismus vor, in welchen
Vuchara, die Purut, Martinang (Varkand), Kaldgar, Turfan,
fie zurüdgefunken , ſeit der Einfluß China's ſich nicht mehr über
Khamil * ) wurden den Mohammedanern entriſſen ,
dieſe Gegenden ausbreitete.
und
die Wegnahme von eintauſendzweihundert Städten bezeugt nur zu gut, wie weit er den Schreden feiner Waffen zu tragen wußte;
Khang-hi war gezwungen , dem
Umficgreifen der Oilöt Schranken zu leben, und Galdans frů : her Tod lieferte wenigſtens die öſtlichen Mongolen , die Khal
umſonſt hatten die Khalfas ihre Streitkräfte geſammelt, indem
fas , in feine Hände und unter chineſiſche Herrſchaft, wo ſie
file ihm ihre fieben Banner , welche eine Armee von mehr als 100,000 Mann bildeten , entgegenſtellten. Der Chan der Khal:
bald eng genug umſponnen wurden ; viel weiter aber als das Selengagebiet rückte damals noch die chineſiſche Macht nicht
tas-Mongolen ließ mich um meinen Beiſtand bitten u. ſ. 1v ." Wir erhalten aus diefer Rede eine ſehr klare Anſicht. Alle
vor. Zum Schluſſe dieſes Abſchnittes merken wir noch an, daß Galdan ſich vielleicht im Gefühle feiner Schwäche ge
dinefiſche Macht im Weſten war mit Ausnahme einiger Stre:
gen die Mandſchukaiſer, auch , wiewohl umſonſt , an Rußland
den am obern Hoangho unter den Ming verloren gegangen ;
ivandre.
der große Landſtrich, in welchem Kaſchgar, Yarfand, Chara: fchar, Turfan und Khamil liegen , war unabhängig. In alte: rer Zeit hatten hier die Zibetaner ihre Macht ausgebreitet,
I
(Fortretung folgt. )
waren aber von den Arabern , welde über Kofand den Jarar:
Inſchriften in der großen Pyramide zu Gizeh.
tes herauf einbraten , zurüdgeworfen worden , und darum ift
Wir haben ſchon in frühern Jahren der Entdeckung von leeren Rammern im Innern der großen Pyramide durch die HH . Caviglia,
hier in diefen weſentlich türkiſchen Ländern der Mohammeda: nismus herrſchend geblieben , was die dem Lamaismus anhan genden Tibetaner in Schranfen hielt.
Galdan hatte nun au :
ßer dem Erbland der Oilöth im Nordweſten, im Lande zwiſchen
Wyſe u. f. w. gedacht. Die bei der Entdedung betheiligten Engländer gaben den verſchiedenen Kammern die Namen Daviſoil , Wellington, Nelſon , Lady Arbuthnot und Campbell .
Der Fund war anfangs nicht
von Bedeutung, da die Kammern leer , and augenſcheinlich bloß deß
eigentlich Nhung- Taidſchi) bie Khatkaemongolei unterwerfen wollte, hätte er das Centrum gebildet; dann wäre wohl der rechte Flügel von ſelbſt wieder ins Leben getreten , und dasſelbe große Heer wieder gebildet geweſen , das mehr als einmal in
auszufüllen. Indeß entdedte man endlich darin hieroglyphiſche Zeichen, und über dieſe äußert fich nun das Echo du Monde Savant vom 3 Jul.,
den Süden hereinbrach.
wir wiſſen nicht , auf welder Quelle , folgendermaßen : „ Die hiero
*) alfo außer dem Strid nördlte von der Gobi, den die Dilith urſprünglich inne batten, eroberte Saldan auch das ganze Gebiet füblim von Tíchtanſchau , die ofttürlijden Länder, die alte UigurenHeimat h.
halb vorhanden waren , um
nicht nußlos ſolche Räume mit Stein
* ) D. h. ſüdlich vom Thian - ſchan, im Gegenſaß gegen die länder
nördlich vom Thian - ſchan, wo längs der großen Seenreihe vom Ballaich bis zum Bailal mongoliſche Stämme vorherrſchent.
804 glyphiſchen Zeichen ſind mit dem Pinſel in rother Farbe auf die Ralfblöcke gemalt, aus denen die Kaminer aufgeführt iſt, namentlich in der
Sagen find bekanntlid ihon früher erſchienen, aber außer daß die frühern Ausgaben meiſtens nicht mehr im Buchhandel find , waren ſie auch
Bisher hatte man
größtentheils nad einzelnen Handſchriften beſorgt und nach einem zu ihrer Zeit allerding8 redt preiswürdigen , gegenwärtig aber nicht mehr
vierten , nach Rady Arbuthnot benannten Kammer.
weder in der erſten , noch in der zweiten Pyramide , ſo wie auch auf dem Sarkophag durchaus feine Inſchrift oder ein Zeichen gefunden, und dieſer gänzliche Mangel an Hieroglyphen, verglichen mit der Verſchwendung derſelben auf allen andern Denkmälern des Landes, hatte zu manchen Vermuthungen Anlaß gegeben, namentlich zu der, die Pyramiden datirten aus einer Zeit , wo ntan die Hieroglyphenſdrift noch gar nicht gekannt habe , oder wenigſtens nicht hinreichend, um eine Reihe von Ideen oder hiſtoriſchen Thalſadyen ausdrücken zu können . Alle dieſe Vermuthungen fallen aber zuſammen vor der Thatfache der Auffindung von Hieroglyphen in Curſivſchrift auf den Kalkſteinblöden , wo ſie offenbar von einfachen .
Arbeitern hingezeichnet wurden, wohl nur, um ſich in der Reihenfolge der
Steine auszukennen. Dieß iſt um ſo wichtiger, aks daraus hervorgeht, daß das Syſtem der Hieroglyphenſdrift ſchon ſo vervollkommt war , daß eß zur Zeit der Erbauung der erſten Pyramide, welche Manetho Suphis dem erſten , dem Cheops Herodote , einem König der vierten Dynaſtie, zuſchreibt , ing Volf übergegangen war. Schon dieſer verbreitete Gebrauch der Hieroglyphenſchrift in einer ſo frühen Periode iſt merkwürdig
genug, noch merkwürdiger iſt aber Folgendes. In der Reihe der Zeichen eine Art Hieroglyphen , die man halb hieratifch nennen könnte,
ſind einige fönigliche Kabmen , deren Elemente , rein phonetiſch, fich nach der Methode Champollions erklären laſſen , und ſo nicht bloß den Werth dieſer Methode beſtimmen helfen , ſondern audy geſchichtliche Nachrichten beſtätigen. Einer der königlichen Rahmen iſt ſchon bekannt durch die hieroglyphiſchen Inſchriften auf einein benachbarten Grabe. Der Name , der in rein phonetijden Charakteren ſich hier ausgedrüct findet, iſt der von Sdufu , ziemlich genau der Name Saophis oder Suphis , wie ihn Eratoſthenes und Manetho geben , und der audy von dem Namen Cheops , wie ihn Herodot ſchreibt, nicht ſo ſehr abweicht
ale es ſcheint, da der Name nur im Volksdialeft Sdufu, im heiligen aber 6 bufu lautete.
Da nun der Name Schufu oder Suphis, nady
Manetho der Erbauer der erſten Pyramide, in den vier Kammern über der des Königs auf den zum Bau dieſer Pyramide verwendeten Kalffteinen ſich findet, ſo wir es dadurch nicht allein gewiß, daß Suphis I, weiter König der vierten Dynaſtie , wirklich die fragliche Pyramide gebaut hat , ſondern auch , daß das phonetiſche Alphabet in der Form, .
wie man 68 unter den lebten Pharaonen und den Ptolemäern findet,
ſchon in jener frühen Zeit der ägyptiſchen Geſchichte beſtand. Die Folgerungen , welche ſich aus dieſem doppelten Umſtande für die alte Ge-
ſchichte Aegyptens ziehen laſſen , ſind von großer Bedeutung.“
zufrieden ſtellenden kritiſchen Maaßſtab.
Dieß gilt beſonders von den
älteſten und vorzüglichſten Sagen, die zu den glänzendſten Productionen der isländiſchen Literatur gehören , und durch ihre lebensvollen Schilde
rungen aus den frühern Entwidlungsperioden der Menſchheit ein eigen thümlich anziehendes Intereſſe haben , als die einzigen geſchichtlichen Denkmale auo jenem heroiſchen Zeitalter, welche bis auf und gekommen
Um dem Leſer eine Vorſtellung von der Bedeutung und dem
find.
Umfange dieſes Unternehmens zu geben, zu deſſen Gelingen die energiſche Geſellſchaft ihre beſten und edelſten Kräfte anſpannt , nennen wir aus der großen Maffe Sagen, die zur Aufnahme in die Sammlung beſtimmt ſind, vorzüglich nur folgende : Are Frodes Aufzeichnungen über Islands
älteſte Geſchichte; das wichtige Candnamabof ( Buch von der Land beſiknahme) in einer neuen Bearbeitung, welche die eigentliche Land name und das ſogenannte Haukebot , jedes für ſich , ſo wie die neuern
Recenſionen in einem unter dem Tert angebrachten weitläufigen fritiſd) en Apparat mittheilt ; Njala , die berühmte herrliche Sage von Njal Thor
geirfon und ſeinen Söhnen ; Gunnlaug Ormſtünga Saga ; Cigla Saga ; Lardäla Saga ; Eyrbyggia Saga ; Foſtbrödra Saga ; Vandamana Saga ; Kormako Saga ; Grettla Saga ; Vatnsdal a
Saga ; Fiotsdäla Saga ; Sturlunga Saga ; Kriſtni Saga ;
Hungrvaka Saga , außer einer großen Mafe anderer merfwürdigen Um dieſe vortrefflichen Quellenſchriften zur Geſchichte des isländiſchen Freiſtaats in einein größern Kreis von Leſern bekannt zu madyen , gibt die Geſellſdaft zugleich beſondere in einer däniſchen Be Sagen .
.
arbeitung eine Auswahl des Wichtigſten und Anziehendſten von ihrem Inhalte heraus.
Dieſe Reihe Schriften , welche von dem
gelehrten
Profeſſor Peterſen unter dem Titel : Hiſtoriſde Erzählungen von den Schidfalen der 38 länder daheim und auswär te, geliefert wird , nimmt alles auf , was die Geſchichte des Landes und Volfes im Allgemeinen betrifft, und was deren Verfaſſung unt Sitten
inſonderheit ſchildert. Die däniſche Bearbeitung geht über alles leicht hin , was den Leſer in der Betrachtung der Handlung ſelbſt aufhält und ſtört; theilt dagegen leßtere in ihrer ganzen Ausführlichkeit mit ; fie ſchneidet weg, was nur für eine einzelne Gegend oder Familie Intereſſe haben kann , nimmt aber alles das auf , was den Charakter in allen ſeinen Eigenthümlichkeiten ſchildert, woraud dann "folgt , daß einzelne vorzügliche Sagen ganz und vollſtändig aufgenommen , andere dagegen übergangen oder bedeutend verkürzt find, ſo daß die ganze Sammlung
dem Leſer theils eine unterhaltende lecture, theild eine ziemlich voll
Die Geſellſchaft für nordiſche Alterthumskunde in
ſtändige Ueberſicht von der Geſchichte des Landes und Volfc& gewährt. ( Sqluß folgt.)
Kopenhagen. ( Fortſepung .) 4. Die alten Sagen über geland.
Die Geſellſchaft für Elementarunterricht in frants reich, welche ſeit 1815 für Verbreitung guter Methoden des niedern
In unſerem Ueberblick von der Thätigkeit der Geſellſchaft fommen wir nun zu dem bedeutungsvollſten Unternehmen, welches dieſelbe bisher ausgeführt hat , nämlich eine Fritiſche Ausgabe der Islendinga Sögur,
oder der großen Sammlung von Sagen über Island ſelbſt und die
Unterrichto forgt, und die Schulen, wo dieſe Methoden in Uebung find, mit Eifer und Ausdauer unterſtüßt, hielt am 4 Julius ihre 25fte Jahres fißung. Außer den Berichten über den Zuſtand des Primärunterrichts in Frankreich wurden auch mehrere Singſtide vorgetragen, die nach einer
Schidfale der Isländer in und außerhalb ihres Vaterlandes in dem alt nordiſchen oder isländiſchen Grundtert. Ein Theil dieſer unſchäßbaren
eines Hrn. Wilhem einſtudirt waren . ( Fr. Bl.)
von der Geſellſchaft feit 1819 angenommenen und beförderten Methode
Månden , in der Literariſ “ - Artifitſden Anfalt der 3. 6. Gotta ' den Buchhandluno. Verantwortlider Hebacteur Dr. & d . Widermann.
1
-
1
T
Nr. 202.
A usla n nd d.
Das
Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiſtiger und fittlichen Lebens der Völker. 21 Julius 1841 .
Die Deutſchen im niederländiſchen Indien.
Schweizer und Schwaben von dieſer Selbſtverläugnung eine rühmliche Ausnahme, Der neuangekommene Deutſche wird
( Bon Dr. 3. Kögel.)
fich im niederländiſchen Indien bitter getäuſcht fühlen, wenn
In den meiſten Beſchreibungen von Reiſen in den län:
er von ſeinetn dortigen deutſchen Landsmanne , der landsmann
dern des oſtindiſchen Archipelagus baben die Autoren derſelben
ſchaft wegen, unterſtüßt zu werden hofft; denn der Deutſche
ibre in jenen Ländern lebenden Landølente und deren Nach : kommen dem Vaterlande nicht genau beſchrieben und ſomit
holländiſirt rich in Indien ſo gut, als ob er in Holland ge boren und erzogen worden wäre.
die Lejer jener Werke über ihre in Oſtindien lebenden Lands:
leute im Dunkeln gelaffen , was doch um ſo weniger der Fall fenn ſollte, da der europäiſche Reiſende, welcher jene länder beſucht, doch dort am meiſten mit ſeinen Landsleuten in Be. rührung fommt und von denſelben ſehr oft fein Wohl oder Wehe zu empfangen hat. Dein - fo wie durch veränderte Luft und Koſt und durch die fenfrechten Sonnenſtrahlen der Körper
und die Hautfarbe * y' des Europäers im oſtindiſchen Archipel ſich verändert, eben ſo bekommt auch der Geiſt des dort ein :
gewanderten Europäers eine andere Richtung, und eben ſo ſehr iſt der in Oſtindien geborne Weiße in ſeiner Denfungo: Art von den Europäer verſchieden . Einer beſondern Erwäh nung verdienen deßhalb unfere in niederländiſchen Indien lebenden Landsleute ; denn foweit der oftindiſche Archipelagus
den Holländern unterworfen iſt, wird auch alles Gute ober nicht Gute vorzugsweiſe von Deutſchen betrieben . Deutſche betleiden dort die höchſten Staatsämter, geborne Deutſche Find
C
h
i
( Fortfeßung. ) Khang-hi fonnte indeß nicht ſtehen bleiben , um ſo mehr ,
als die Oilöth nur geſchre & t, nicht vernichtet waren. Während mancherlei innern Verwirrungen unter den Oilöth dehnten ſie dennoch ihre Herrſchaft weiter aus , und ſuchten ſich im Jahre 1709 ſogar Oſttibets und des Dalai - Lama zu bemächtigen . Dieß konnte China nicht dulden, und im Jahre 1710 brach der Krieg aus. Im Jahre 1712 und 1713 zogen die Chineſen nach den alten Militärcommandos über Khamil (oder Hami) und und Turfan den Diloth entgegen , wurden aber beim Ueber
gang über den Thianſchan gänzlich geſchlagen, und ſelbſt Kha mil von den Dilöth zerſtört.
Im Jahre 1715 rüçte ein neues
ſind die meiſten der dortigen Gelehrten und Künſtler , undge- ·Heer aus China heran, Toll in den Jahren 1717 und 1718 borne Deutſche ſind dort die tapferſten und grauſamſten Krie: ger. Merfwürdigerweiſe verlierent fie aber bent patriotismus.
ſelbſt den Thiauſchan überſtiegen und im Jahre 1719 bis art , den Saiſanſee ( 1020 D. L.) vorgerúďt ſeyn.
Auf der an
dern Seite rüdten die Forden- der Dilóth nördlich vom Thian :
nicht; er ſpricht die deutſche Mutterſprache' nidt, ja er lacht ſchan bis zum Kofonor (118° O. L.) vor, drangen dann ſüdlich den Landsmann fogar aus, wenn derfelbe nur gebrochen hol
ländiſch fpricht und zuweilen ein deutſches Wort hören läßt.
bis nach Oſttibet, und eroberten Klaſa im Jahre 1717. Sind dieſe Angaben richtig , ſo muß man auf eine ungemeine Ent:.
Ueberäll zeigt es fich, daß die in jenen Ländern lebenden Deut
völkerung Centralaſiens ſchließen , denn ſonſt hätten die Heere
Am häufigſten machen noch
nicht auf dieſe Art ſich ausweichen können, und wenn wir die
Ichen fich ihrer Nation fohämen .
*) Die Haut der in den ländern des offindiſchen Archipele einge
Wanderten Curopäer wirý dort grau oder leicenifarbig, und nur der Häufige Genuß den geiſtigen Getränto erhäit bei einiger ' noch
eine Nöthe im Geſicht. Die bott gebornen' Kinder ebro-
päiſser Eltern haben aber eine mildweiße Gaut, und ohne das mindeſte Moth auf den Wangen haben fié nur blaßrothe lippen und " giciden ſo den Figuren von Weißem Wache.
Zahlenangaben über die Heere der Dilöth und Chineſen leſeni, To find 100,000 Mann ſchon eine ſehr große Zahl ; die Dildth
traten in ihren Streitigkeiten unter einander mit Heeren voi höchſtens 5 bis 6000 Mann auf,, ein ſtarker Unterſchied gegen die Hunderttauſende, welche in früheren Zeiten ſowohl von chi:
neſiſcher als tatariſcher Seite gegen einander sogen. 202
Zwar die
806
Chineſen hatten noch die Hunderttauſende aufbringen können , aber woher ſollten dieſe in dem öden Centralaſien ihren Un: terhalt nehmen ? Es ſcheint faum einem Zweifel zu unterlie :
Militárcommandantſchaften an der Nan-lu oder Südſtraße,
wo die Eurkvölker vorherrſchen. Einige Gränzſtreitigkeiten und
gen, daß die Verödung dieſer ungeheuren Länder ſich von den Mongolenzügen herſchreibt, und der Verlauf des Dilöthkriegs ſelbſt ſpricht nur zu ſehr für dieſe Vermuthung. Tibet und Hlaſſa wurden zwar ſchon im Jahre 1720 wieder von den Dilöth befreit , der Dalai - Lama blieb ſeitdem unter chineſiſcher Herrſchaft und wurde zu einem wichtigen
die Forderungen Rußlands hinſichtlich der freien Schifffahrt auf dem Amur hatten ohnehin ſchon das Mißtrauen Khien-longs erregt : er verlangte die Auslieferung Amurſana's, die verwei: gert wurde ; nach deſſen Tode verlangte er die Leiche, theils um ſich von ſeinem Tode zu vergewiſſern , theils um dem Ge brauch gemäß ein Beiſpiel ſtatuiren und die Strafe der Rebellen an dem Todten vollziehen zu können ; auch dieß ward abge
politiſchen Werkzeug in den Händen der chineſiſchen Regie:
ſchlagen, und nur geſtattet, daß die Officiere Khien - longs ſich
rung für ganz Centralaſien , aber Khang -hi's Heere fonnten
durch den Augenſchein von dein Tode Amurſana's überzeugen
den Oilöth weiter nichts anhaben , und ſein Nachfolger Yng:
durften. Khien - long hatte keine Luſt mit Rußland anzubinden
Tſching ( von 1723—1736) beſchränkte ſich auf die Bewachung der nächſten Reichsgränze. In dieſer Zeit breiteten ſich die Oilöth von neuem aus , und das Díungarenreich , wie man es in Europa gewöhnlich naunte, umfaßte ſo ziemlich alle Länder zwi:
und begnügte ſich damit. Deſto härter verfuhr er nun gegen die Dilöth ſelbſt, eben ſo unerbittlich wie gegen ihren Anführer : das Volt wurde ſo gut wie vernichtet (i. Ritters Aſien I. p. 461–463) , das verödete Land zum Gränzgouvernement gli
fchen China, Rußland und Tibet.
umgeſchaffen und zur Aufnahme von Verbrechercolonien be:
Wären nicht einige Fehden
/
unter den Hordenbäuptern eingetreten, fo hätten ſie immerhin ſtimmt, welche Städteleben, Aderbau und Induſtrie dahin ver: gefährlich werden mögen , um ſo mehr , als man in China | pflanzten . nichts weniger als Neigung hatte , ſich mit jenen fernen Län: Das barbariſche Verfahren der chineſiſchen Regierung läßt dern zu befaſſen , und koſtſpielige Züge dahin zu unternehmen. nur Einen Erklärungsgrund zu : die Furcht. Die weſtlichen Der bekannte Khien -long, welcher nach Yng-tſching den Thron
beſtieg, und von 1736 bis 1796 regierte, ſcheint zwar die Nothwendigkeit, jene Länder in Ruhe und Unterwürfigkeit zu halten, frühzeitig eingeſehen zu haben , allein längere Zeit geſchah dennoch nichts, vermuthlich in Folge der oben erwähnten Ab: neigung, ſich in dieſe fernen Händel zu miſchen. Endlich aber,
als die taiſerlichen Gränztruppen in ihren Cordons überfallen und fortdauernd Feindſeligkeiten verübt wurden , mußte man doch endlich zum Handeln ſich entſchließen . Zwei Nebenbuhler, Amurſana und Dawatſi, ſtritten fich bei den Dilöth um den Vorrang : der erſtere unter’ag und
ging nach China, wo ihn Khien-long freundlich aufnahm ; als aber Dawatſi reine Auslieferung verlangte , erfannte Khien-
Mongolen oder Dilöth konnten , wenn ein fühner Anführer ſie wieder mit den öſtlichen oder Khalfas - Mongolen vereinigte,
leicht aberma China beunruhigen und die Mandſchuherrſchaft gefährden. Die Mandſchukaiſer wußten recht gut , daß eine Partei in China fortwährend zu ihrer Vertreibung complottire ;
kamen nun die Mongolen wieder zu Macht und Anſehen , ſo konnten dieſe die Mandſchu in ihrem Stammlande angreifen , und dann ſtaud die Mandſchuherrſchaft in China auf ſchwa: chen Füßen.
Selbſt die Aufnahme der Turgut-Dilöth, welche
im Jahre 1771 aus dem ruſſiſchen Gebiet entfloben und unter China's Herrſchaft zurückkehrten , ſteht dieſer Anſicht durchaus
nicht im Wege. Dieſe Rückkehr, ſchon 60 Jahre früher von
führt, aber gleichfalls als ein Werkzeug gegen einen möglichen
Kaiſer Khang-hi aus ganz andern Gründen eingeleitet, Teßte die chineſiſche Regierung in nicht geringe Verlegenheit, und Kthien long beſchloß, die Turgut als eine Art Grängwacht zu benüßen ; darum wurden ſie von Abgaben befreit, und ihren Fürſten noch Jahrgehalte bewilligt. Die Eiferſucht indeß , mit der die
Verrath Amurſana's freundlich behandelt, während der lektere,
Chineſen hier die Gränze gegen die Ruſſen bewachen , iſt ein
durch den faiſerlichen General ſehr beſchränkt, nur den Namen des Herrſchers führte. Im J. I. 1754 war er wieder eingeſeßt worden, im 3. 1755 erhob er bereits die Fahne des Aufruhrs. Nicht wenige Stimmen erhoben ſich im chineſiſchen Nath, man
fühlen, ſo ſchwach au Zahl auch die Bevölkerung iſt. Vorfälle in Nan-lu , dem Lande ſüdlich vom Thian -ſchan. . In
long deſſen Nebenbuhler als rechtmäßigen Thronerben an und
gab ihm Truppen, mit denen er feinen Gegner bald beſiegte.
Amurſana beſtieg den Thron ; Dawatſi wurde nach China ge-
deutlicher Beweis , daß fie ſich auch ießt noch nicht ſehr ſicher Nicht minder wichtig , und vielleicht folgenreicher ſind die
folle dieſe Völter ſich ſelbſt überlaſſen , Khien -long aber, der
älterer Zeit , vor der Handynaſtie , waren die Angriffe gegen
die Folgen gar wohl vorausſay, beſtand auf dem Krieg, der den verweichlichten Chineſen ſehr ſchlecht behagte. Zwei chine:
China hauptſächlich von hier ausgegangen , die Anſtrengungen
fiſche Heere wurden auch wirflich durch die Nachläſſigkeit und
zahlreiche chineſiſche Colonialſtädte ſcheinen dazu beigetragen zu
der Chineſen alſo auch vorzüglich hieher gerichtet geweſen , und
Feigheit der Generale aufgerieben, und erſt das dritte unter
haben , das land längere Zeit in Unterwürfigkeit zu halten.
Tſchao- Hoei beendigte den Feldzug ; Amurſana floh auf ruſſiſches Gebiet , wo er nach kurzer Zeit ( 1757) in Tobolsk an den
Später erhob ſich hier das Reich der Tibetaner , und vielleicht
Blattern ſtarb.
hundert , daß nicht das alte Reich der Hiung-nu ſich wieder
hinderte nur die Dazwiſchenfunft der Araber im achten Jahr:
Drei Dinge ſind im Laufe dieſer Begebenheiten beſonders
erhob, und bis an die Weſtgränze des eigentlichen China's aus:
zu bemerken, das Verhältniß zu den Ruſſen, die barbariſche Behandlung der Dilötb, und die Lage der Dinge in den vier
dehnte. Wie das Verhältniß der Herrſchaft in dieſen Ländern nach den Ebang lich geſtaltete, wiſſen wir nicht , wahrſcheinlich
1
,807
gern , ſo wie im 17ten Jahrhundert die Dilöth, ſich ohne Mühe dieſes gangen ungeheuren Landſtriches bemächtigten , und ihn
auf dem Grunde des Meeres , und die Anhänger Wiſchnu's hatten den frommen Glauben , wenn dieſe Gottheit das Meer durchſchreite , po breche es einige Zweige von dem Baume; dieſe ſchwämmen dann auf der Oberfläche , und feyen ein Specificum für alle Ulebel, welche die Menſchheit befallen könnten. Die Lodoicea erreicht eine Höhe von 80 bis 90 Fuß , und hat oben eine ſchöne Krone von großen Blättern, die
auch behaupteten ; eine ſchwache Unterſtüßung der Eingebornen
ſich wie ein Fächer öffnen. Der Stamm hat 12 bis 15 Zoll im Durch
gegen die Chineſen ſcheint erſteren das Uebergewicht gegeben zu haben ; ſo wie denn auch nach Bezwingung und Vernichtung der Dilöth der chineſiſche Heerführer Tichao -hoei ſich , wie es
meſſer , und iſt ſo biegſam , daß die obern Theile der nahe aneinander ſtehenden Bäume ſich bei ſtarkem Winde an einander reiben, und dadurch
aber iſt , daß ſich der Einfluß der Chineſen *) und der unter
fich getheilten einheimiſchen Häuptlinge mit wechſelndem Glüd die Wage hielt , denn daraus erklärt ſich wohl der Umſtand, daß die Mongolen unter Dichingischan und ſeinen Nachfol-
ſcheint, ohne ſonderliche Anſtrengung dieſer weiten Länderſtrecke
ein eigenthümliches Geräuſch hervorbringen . Die Blätter ſind groß, baben oft 20 Fuß Länge und eine Breite von 10 bis 12 ; manchmal
bemächtigte, und ſelbſt den Herrſcher von Badafſchan nöthigte, die zu ihm geflüchteten Fürſten von Yarfand und Kaſchgar an China audzuliefern. So ſtand mit einemmal alſo die chineſiche Herrſchaft in Centralaſien wieder da, faſt in demſelben Umfang
beträgt ihre Länge 30 Fuß mit Einſchluß des Blattſtiels, der hinreichend
wie 20001Jahre früher unter den Han und 1000 Jahre vorher
3 Fuß ; manchmal wiegt fie 40 bis 50 Pfund. Die unreife Frucht, vor den Coloniſten „ coco tendre " genannt, läßt ſich leicht mit dem Meſſer ſchneiden , und bildet dann eine ſehr angenehme, im Munde von ſelbſt vergebende Nahrung. Wenn die Frucht reif iſt, fällt ſie zu Boden,
unter den Thang.
Etwa ſiebzig Jahre blieb hier Rube, als
plößlich ein Nachkomme der alten mohammedaniſchen Herrſcher des Landes, Khodſcha Dſchihangir rich empörte. Seine Verbindungen reichten weit : das Heer , mit dem er anfänglich ausrückte, beſtand namentlich aus Anwohnern des obern Jarartes, aus Taſchkendern, Kokandern u. ſ. w., und ſeine Emiſſäre zettelten auch im Pelu, d. h. im Lande nordwärts vom Thian: fchan, in der alten Heimath der Dilöth, Aufſtände an. Einige Anzeigen, die wir über Rußland erhalten, ſcheinen darauf hin:
zudeuten , daß die Chineſen längere Zeit glaubten , der Haupt: aufſtand fep in Pelu, was jedoch nicht der Fall war. Dſchihan : gir eroberte den weſtlichen Theil des Landes, nämlich Staſchgar, Yarfand, Khoten und Afſu, wurde aber im Jahre 1827 völlig
geſchlagen und die Chineſen müſſen ſeit jener Zeit in unbe: ſtrittenem Beſit dieſes Landes ſeyn, denn wir wiffen aus in: diſchen Nachrichten, daß die Sikhs in den Jahren 1833—1835 mehrmals nördlich von Ladat in Weſttibet mit chineſiſchen
ſtarf iſt, um das Gewicht eines Mannes zu tragen . Die Frucht iſt gewöhnlich doppelt , mandmal dreifach , ja ſelbſt vierfady, und erreicht 1
mit der Steinſdale eine Länge von 13 Zoll und einen Umfang von
.
und iſt dann nicht mehr genießbar. Nach wenigen Monaten fängt die gefallene Nuß, wenn ſie nicht in die Erde gegraben , noch den Sonnen
ſtrahlen ausgeſebt iſt, zu keimen an, und eine neue Pflanze bildet ſich. Ein bemerkenswerther Umſtand bei dieſem Baume iſt die Länge der Zeit, welche die Frucht zur Reife braucht , und die lange Dauer der Blüthe.
Er trägt nur Einen Kolben im Jahre , und soc hat der Baum oft über zehn zugleich in der Blüthe, ſo wie Blüthen und Früchte von jedem Alter zn gleicher Zeit. Der Baum wächst auf jedem Boden von dem
fandigen Strande bis zur dürren Bergſpiße. Die ſchönſten aber finden fich in tiefen Schluchten , auf feuchten , mit Humus bededten ſchmalen .
Flächen .
In ſolchen Lagen macht die große Höhe und der geringe
Durchmeſſer des Stammes , verbunden mit ſeinen ungeheuer langen Blättern , einen prächtigen Eindruct ; am Meeresufer aber , wo die Stürme ſeine Blätter zerreißen , hat er ein trübſeliges Ausſehen.
Truppen zuſammenſtießen . Für wie drohend die chineſiſche Regierung den Aufſtand anſab , geht aus der Art hervor, wie
iſt zu bedauern , daß der Baum nicht cultivirt wird , und daß die Ge
fie denſelben rächte : noch im J. 1828 hatten die Hinrichtungen und Ermordungen fein Ende, weder in Pelu, noch in Nan-lu.
zu erhalten . Der Verfaſſer fürchtet, der Baum möchte in nicht ſehr ferner Zeit auf dieſe Weiſe ganz verſchwinden . Aus der reifen Nuß kann man Del gewinnen. Die harte Schale gibt vortreffliche Waſſer
( Schluß folgt . )
wohnheit herrſcht ihn umzuhauen , um die Früchte und die zarten Blätter !
gefäße ; der Baum wird zum Bauen verwendet, oder auch geſpalten und zu Waſſerleitungen gebraucht. Die Blätter braucht man, um die Dächer damit zu decken , oder ſpaltet ſie fein , und macht allerlei Flechtwerk baraus. (Athenäum vom 3 Julius .)
Lodoicca Sechellarum . In der Sigung der aſiatiſchen Geſellſchaft am 19 Junius wurde
eine Mittheilung Hrn. Bernarde, Präſidenten der Committee der Natur gefolgte der Sechellen , vorgeleſen.
Geſellſchaft für für nordiſche Alterthumskunde in Die Geſellſchaft Sie betraf den obenbezeichneten Die
Baum , deſſen Früchte lange unter dem Namen doppelte Seefokosnüſſe bekannt waren , und der nur auf zwei kleinen Inſeln der Sechellengruppe
faſt unter dem Aequator wächst. Viele Jahrhunderte, che man den Ort
(Schluß .)
fannte , wo die Früchte wadyfen , waren Theile derſelben häufig durch
5. Weſtergaards Sendung nach aften . Zum Schluß müſſen wir noch einen neuen Wirkungskreis erwähnen, ben die Geſellſchaft ſich eröffnet, indem ſie eine unmittelbare Verbindung mit gelehrten Männern und Vereinen in Aften angeknüpft hat , und dadurch eine neue Grundlage für eine allſeitige Aufklärung der älteſten
die Meeresſtrömungen nach den Maldiven oder der malabariſchen Küſte geführt worden , und es liefen die abgeſchmadteſten Fabeln über ihren Urſprung und ihre Kräfte um. Man nahm allgemein an , ſie wüchſen * ) Bielleicht richtiger : ber chineflichen Pflanzſtadte.
Geſchichte des Nordens erreichen will. 3
i
Kopenhagen.
803 Es hat ſich hiezu ein Comité gebildet ,
beſtehend aus dem
Etatsrath Finn -Magnuſſen , dem Secretär bei der aſiatiſchen Geſandt I
ſchaft in Bengalen und Profeſſor am Bishops - College in Calcutta,
S. 6. Malan, dem däniſchen Obriſtlieutenant Sommer und Hrn, M. C. Weſtergaard , deſſen Abſicht dahin geht , die Verbindungen des Nordens und Aftens in ältern Zeiten aufzuhellen , und dasſelbe gibt über den Zwed , den es ſich für ſeine Arbeiten geſtellt hat , folgende ſehr inter 1
eſſante Aufſchlüſſe : „ Die Bewohner unſereg Nordens ," ſagt es unter Anderm in ſeinem Programm , gehören zu dem großen Volkeſtamm , der fich von den Ufern des Ganges bis zum atlantiſchen Meere erſtreckt;
natürlich iſt es deßhalb , daß fich Aehnlichkeit in den verſchiedenen Spraden findet, die alle aus einer gemeinſamen Mutter entſprungen find , und außerordentlich Vieles" iſt in den leßtern Jahren geſchehen,
folche Verbindung könnte zugleich den Nußen darbieten , daß Gelehrte durch dieſelbe mit Leichtigkeit die in dieſen Ländern herauskommenden Bücher, welche ſie zu beſigen wünſchten , erhalten könnten." Dieſe neue Idee, welche idon vor längerer Zeit beabſichtigt worden zu ſeyn ſcheint, aber erſt vor wenigen Monaten zu Stande gebracht iſt, al: Hr. Malan, ein begeiſterter Liebhaber und Kenner der Sprache und Geſchichte des Nordens, ſich einige Zeit in Kopenhagen aufhielt , ver ſpricht vorzüglich dadurch Bedeutung zu gewinnen, daß ein Mitglied des
porhingenannten Comité's, Hr. Weſtergaard, ſelbſt nach Afien reist und in jenem Erdtheil für die Sache wirken wird. Hr. Weſtergaard, der vor zwei Jahren von einer Reiſe ins Ausland zurü &fchrte, bereichert mit der Ausbeute aus den Bibliotheken zu Bonn , Paris und beſonders
caun dieſe Uebereinſtimmung zu erforſchen uud nadyzuweiſen ; man hat
der berühmten Eaſt - Indiahouſe - Bibliothek in London , hat während ſeines legten Aufenthalts in ſeinem Vaterlande ein ſanſkritiſdhes Wurzel
aber von der Unterſudung gänzlich die altnordiſche Sprache ausgeſchloſſen,
lerifon herausgegeben , welches ihm in ausländiſchen Journalen einen
wiewohl ſie die einzige der alten gothiſchen Sprachen iſt, die wir voll
ehrenvollen Namen als Intianiſt erworben hat , und dieſer begeiſterte
ſtändig und ſo gut wie noch lebend beſigen , und obgleich, fie ſowohl
linguiſt begibt ſich jeßt auf eine Reiſe nach Aſien, um in dem Heimath = lande der Sprachen und Literaturen ſelbſt ſeine Kenntniſſe in Sanſfrit,
in grammatifaliſcher als lerifaliſcher Hinſicht ſo viele Verſchiedenheiten
von den übrigen gothiſchen Sprachen und ſo viele liebereinſtimmungen
Zend, Pehlwi , Perſiſch und andern aſiatiſchen Idiomen und Dialeftent
mit Indiene und Perſiens alten Idiomen darbietet , daß cs wohl der Mühe werth ſeyn dürfte , fie in die ſprachvergleidenden Unterſuchungen hineinzuziehen. Eben ſo wie der Norden ſeine alte Schriftſprache beſigt, ſo hat er auch eine Götterlehre , aufbewahrt in dem uralten Gedicht: die Esdageſänge. Man hat zwiſchen ihr
zu erweitern , ſo wie auch Unterſuchungen von Monumenten mit Keila inſchriften einen der Hauptzwede ſeiner Reiſe bilden ſollen . Bei ſeiner Abreiſe aus Dänemark hinterläßt Hr. Weſtergaard nicht wenige Zeugniſſe ſeiner rühmlichen Ausdauer , mit der er ſeine wiſſenſchaftlichen Plane verfolgt ; ſo hat er zum Theil mit Unterſtüßung der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften Stempel zu zwei Graden ſanſkritiſcher Typen ſchneiden laſſen und mehrere Sorten Keilſdyr iften nach Kopenhagen
und der perſiſden und indiſchen bereits eine Uebereinſtimmung vermuthet
und zum Theil ,bewieſen , wie auch der Buddhais mus ſeine Spur in ihr hinterlaßen zu haben ſcheint. Jedenfalls wird man zu einer ernſtlichen Unterſuchung und Forſchung dieſes Gegenſtandes aufgefordert,
um durch aufs neue angeſtellte Vergleiche zu einem endlichen Reſultat Das Comité gedenkt aber audh ſeine Aufmerkſamkeit auf
zu kommen.
da& mehr praktiſce leben , ſowohl das öffentliche als private , zu
richten. Es iſt nicht allein die alte Regierungsform , der Got teodienft , die Geremonien und Gebräuche, welche in Unter ſuchung gezogen zit werden verdienen, ſondern auch auf die Werkzeuge des täglichen Lebens, Waffen und Hausgeräthidh aftent, ſowohl von Stein als Bronze , Kupfer , Eiſen , auf den Schmud , nicht bloß vou Gold und Silber, ſondern auch einfacher von Bernſtein, Glas
u. ſ. w. , auf alles dieſes wird eine Vergleichung mit aſiatiſchen Anti .
quitäten ein helles Licht werfen . Von früher Zeit au ſtand der Norden
in Handelsverbindungen mit Afien ; es werden in Skandinavien häufig
ruffiſde Münzen und andere Sachen ausgegraben , welche darauf hingudeuten ſcheinen , daß jene Handelsverbindungen nicht ohne
.
zu verſchaffen gewußt ; er hat eine Copie des merkwürdigen uralten
Manuſcripts der Zendaveſta zu Stande gebracht, welches der verſtorbene große Sprachforſcher Raſk aus Afien mitbradyte , und weldes faſt ganz in Staub aufgelöst war, weil ſeinem Vaterlande ein Gelehrter mit den ſeltenen Einſichten und Kenntniſſen mangelte , die eine Copie dee Manu* und er hat endlich eine weits ſcripts hätten möglich machen können,
läufige Vergleichung zwiſden Joländiſch und Sanſkrit durch alle Theile der Grammatik geliefert, die ein widtiges Supplement
zu Raſt's gekrönter Preisabhandlung enthält und mit erſtem in deit Memoiren und Annalen der nordiſchen Alterthumsgeſellſchaft erſcheinen wird. Wenn man deßhalb von einem ſo unermüdlichen Gelehrten reiche wiſſenſchaftliche Reſultate von der großen Reiſe erwarten kann , die er jeßt antritt , darf man wohl auch darauf rechnen , daß die Anweſenheit des begeiſterten Dänen in Afien fräftig für eine wiſſenſchaftliche Ver bindung wirken wird, die für die älteſte Geſchichte dee Nordens und die Löfung der vielen Probleme, welche ſich noch auf dieſem dunkeln Gebiete
Bedeutung für die Culturgeſchichte des Nordens geweſen find , und
finden , von unberechenbarer Wichtigkeit werden kann . ( Nadh dem von
andrerſeits auch auf die jener Länder eingewirft haben , von denen der Handel audging. Dieß find die Hauptzüge der Thätigkeit , welche das Comité entfalten will, um den Zwed zu erreichen, den es ſich gefekt hat.
der Geſellſchaft ausgeſtellten Proſpect und dem Bericht über ihre lekte Verſammlung im Blatte „Dagen.“)
,
Es kann aber natürlich nicht alles ſelbſt ausrichten.
Deßhalb er
laubt es fich, wiſſenſchaftliche Vereine und gelehrte Männer in Afien einzuladen , mit ihm zu gemeinſamem Vortheil und gegenſeitiger Auf klärung in Verbindung zu treten . Eine ſolde könnte ſtattfinden durch
Erpedition nach dem weißen Nil. Ein mit 3. unterzeich neter Correſpondent des Echo du Monde Savant vom 7 Julius (wahrs
Mittheilung von Abhandlungen , die in den Geſellſchafteſchriften beider
zweiten Erpedition auf dem weißen Nil hat man nicht: Bemerkenswerthes
Länder Aufnahme fänden , und beſonders auch durch ein fleißiges und gegenſeitiges Elnholen und Mittheilen wichtiger Aufhellingen fomohl
gehört , hofft aber beſſere Reſultate als bei Capitän Selim .
aus Schriften , als Alterthümern und ähnlichen Gegenſtänden . Eine
ans Türken und Arabern .
.
ſcheinlich Jomard) meldet hierüber Folgenbet : Seit dem Abgang der Zwei
Franzoſen , Arnaud und Thibault, find dabei, die Mehrzahl aber beſteht
M n d en , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anfalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. 5
Verantwortlider Redacteur Dr. 6 d. wide a ma n n .
Nr. 203.
Das
A u sla n d . Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiftig en and
fittlichen Lebens der Völker.
22 Julius 1841 .
Färbung der Augenbrauen und zu häufigen Gebrauch warmer Bäder ; mit zwanzig Jahren iſt ihre Blüthe vorüber, der zur Wohlbeleibtheit geneigte Körper artet in unförmliche Breite
Bilder aus Griechenland. Die griechiſchen Frauen und ihr häuslides Leben. Wer längere Zeit in Griechenland lebte, mithin die grie:
aus, wird welt und feiſt, und ſcheint ſich mit vierundzwanzig
chiſchen Frauen etwas näher und gründlicher beurtheilen kann,
Jahren dem Greiſenalter zu nähern.
als dieß einigen der neuern Reiſenden möglich iſt, die ihre Mittheilungen in dieſer Hinſicht gewöhnlich nur auf den Be: fuch eines Balles in dem Hauſe irgend eines franzöſirten Fa-
Hiezu kommt noch die Nachläſſigkeit, welche die Griechin nen nach ihrer Verheirathung in ihrer Kleidungsweiſe anzu: nehmen gewohnt ſind ; vor allem iſt es die Sitte, den Vuſen
narioten baſiren fönnen
wer einige Jahre mit und unter
offen zu tragen, den die Griechen, wie es ſcheint, zum Geſicht
Griechen verkehrte, der wird mir gewiß beiſtimmen , wenn ich behaupte, daß den griechiſchen Frauen der Jeßtzeit im Allge:
rechnen , der aber hier bei der Erſtorbenheit der Friſche feinen angenehmen Anblic gewährt. In keinem Lande ſah ich ſo
häßliche alte Weiber , als in Hellas , und wenn man erwägt,
meinen bas pradicat ,,ſchön " nidyt Beigelegt werden kann .
Es iſt nicht zu läugnen, daß beim Durchwandern der Stra:
daß hier die Frauen mit 28 Jahren ſchon in dieſe Claſſe ge
ßen griechiſcher Städte ſo manches Frauenköpfchen an den Fen:
hören, ſo wird man leicht ermeſſen , daß deren Zahl nicht uns beträchtlid ſeyn kann.
ſtern ſichtbar wird , das einen falten Nordländer in Feuer und Flammen zu feßen vermag ; allein es iſt auch nur der Kopf
Auch die Tracht der griechiſchen Frauen iſt nicht geeignet, die Geſtalt derſelben zu heben ; die Weite der Kleider, welche
des holden Weſens , welcher dieſen Eindruck machen fanır, und der magiſche Schein geht verloren, ſobald die ganze Figur zum
nur kurz unter dem Buſen eine Art Taille bilder , und dann
Vorſchein kommt. Armuth , Würde , Grazie und Ebenmaaß,
in gleichem Schnitt herabfält, trägt eher zur Verunſtaltung,
Eigenſchaften, welche die Phantaſie der Männer beim Anblitt
als zur Verſchönerung bei. Allerdings find in der neueſten
eines ſchönen Kopfes mit dem Körper desſelben aufs innigſte
Zeit, namentlich in den ſogenannten höhern Ständen , die
verbunden wähnt, fehlen den griechiſchen Frauen , fobald ſie auf
franzöſiſchen Moden theilweiſe in Aufnahme gekommen ; doch
der Straße oder im geſelligen Leben auftreten.
iſt durch dieſen Wechſel der Tracht der griechiſchen Schönheit
Durch das
32
Sißen mit untergeſchlagenen Füßen iſt dem Körper der An:: eben kein Vortheil erwachſen. Wohl ſieht man, daß den Grie: ſtand genommen ; der Gang der Frauen iſt unſicher, und gleicht chinnen daran gelegen iſt, mit dem Zeitgeiſt fortzuſchreiten ; Die Abgeſchloſſenheit vom öffentlichen Leben
auf Promenaden , Bällen , in der Kirche ſieht man Damen in
läßt in jeder Bewegung den Mangel an Erziehung und eine
fränkiſcher Tradit, die hier als Honoratioren und Tonangebe:
dem einer Ente.
abftopende Unbeholfenheit erbliden , welche der Zauber ſchwar:
Zer Augen allein nicht entträften kann , und was Sitten und Gebräuche der Frau an Reizen noch übrig gelaſſen, geht durch
die frühe Mannbarkeit und ben überraſchen Genuß des Lebens vollends verloren .
Nicht felten treten die Mädchen mit ihrem eilften Jahre in den Eheftand, und genießen ein Jahr ſpäter das Glück Mutter zu feyn. Selbſt nod Kind, fieht nun die junge Mut: ter durch die Sorge um ihren Säugling und die Anforderun :
rinnen gelten -
bei uns jedoch als Carricaturen Gelächter
erregen würden ! Mit Federhut und Schleier ,. Sammetrobe und Atlasſchuhen geſchmüct, verläßt Madame das Haus, um eine Promenade zu machen ; eine Stunde ſpäter fehrt ſie zu: in der einen Hand den Federhut , in der andern die rüď Schuhe tragend. Man ſieht es den Damen an , wie ſehr ſie ſich bemühen , die ihnen entgegentretenden Schwierigkeiten zu beſiegen , doch ſind es namentlich die Füße , welche ihnen ſo viel zu ſchaffen machen , daß Moderniſirung oft unmöglich wird
gen des ehelichen Lebens tite legten Reize dahin ſchwinden,
denn wo der Körper von Jugend auf ſich frei bewegte, läßt
ia fie beſchleunigt den Verluſt derſelben oft noch durch Schminke,
er ſich im reiferen Alter nicht mehr in enge Formen zwingen. 203
810
Außer körperlicher Schönheit fehlt den griechiſchen Frauen aber auch noch eine weit höhere Eigenſchaft , die in den Augen des Mannes ſelbſt ein nicht ſchönes Weib erheben kann, und deren Mangel namentlich den , der dieſelbe in ihrem ganzen Werthe bei den Frauen anderer Länder kennen gelernt, zurückſtoßen muß, nämlich Bildung des Herzens und des Geiſtes !
genug iſt, eine Oberlehensherrlichkeit zu behaupten und die
rohen Nomaden in Zaum zu halten, ſteht dieſen Landſtriden viel: leicht eine lange Zeit der Nube bevor , bis die ſeit den Mon : golenzügen immer mehr perödeten Gegendeu fich allmählich wieder füllen . So ſehr das Schidſal dieſer Länder , wo das eigentliche
Von fünf griechiſchen Frauen ſind viere beſtimmt ohne Erziehung und Schule herangewachſen ; ſie können nicht einmal leſen, und ihre Bildung beſteht in der Kenntniß einiger kirch-
China von jeher nur beinahe wider Willen ſich eingemiſcht
lichen Saßungen , die von Seite eines Popen oder ihrer El-
zunächſt weſtlich daran ſtoßenden Länder betrifft. Die älteſten Kaiſer beſaßen dieß Land gar nicht, ſpäter fchetnt es zwar von den einzelnen Kaiſern mit Krieg überzogen worden zu ſeyn, allein unter den Thang machte es ein eigenes Reich aus, das
tern traditionell auf ſie übergingen. Welchen Eindruck dieſe beklagenswerthen Geſchöpfe , mit denen man höchſtens vom
Wetter ſprechen kann, auf einen gebildeten Mann, welcher von der Frau mehr als ein hübſches Geſicht verlangt , zu machen vermögen , brauche ich hier kaum zu erwähnen. Hoffen wir ,
hat, faſt außer Zweifel iſt , ſo ungewiß iſt alles, was den ſüd : weſtlichen Theil China's ſelbſt , die Provinz Vünnan und die
viel größer geweſen ſeyn muß, als die jebige Provinz Yünnan,
von der Zukunft das Beſte, und gewiß, ſind erſt die ins Leben
denn es wird als eines der ſechs großen Reiche Aſiens auf: gezählt ; wie weit es aber nach Norden und Weſten ſich er:
gerufenen Schulen und Bildungsanſtalten auch dem weiblichen
ſtređt haben mag, davon wiſſen wir noch nichts. Die weltſtürmen :
Geſchlechte zugänglich, ſteht man von der durch türkiſche Wol:
den Mongolen unterwarfen es freilich auch , und wurden ver:
luſt gebotenen Sitte ab, die Frauen ſchon als Kinder zu ver: heirathen , ſo iſt bei den glüdlichen Anlagen der Griechen auch in dieſer Hinſicht an einem günſtigen Erfolge nicht zu
muthlich durch den Beſitz desſelben bis nach Birma geführt,
zweifeln. Nebenbei will ich hier nur noch bemerken ,. daß gegenwärtig die Frauen der Jufeln , namentlich auf Spezia und Hydra, de:
ſcher gaben. Ob in neuerer Zeit, unter den Mandſchu , dieſe Länderſtreden , die größtentheils noch eine völlige terra incognita
nen des Feſtlandes an Schönheit und Bildung weit überlegen
gewachſen , iſt uns gleichfalls nicht bekannt, indeß nicht unwahr: ſcheinlich. Einige ſchwache Andeutungen , namentlich etliche ab:
find --- ein Umſtand, der wohl in dem Handelsleben der Männer, die mit den civilifirten Ländern Europa's in Berührung kom men , feine Erflärung findet.
( Solußfolgt.)
h
in
aber in ſpäterer Zeit find es faſt immer die Fürſten von Yünnan, welche das Zeichen zur Empörung gegen fremde Herr:
für uns find , mit dem Hauptreich allmählich enger zuſammen :
geriſſene Nachrichten aus der hinterindiſchen Halbinſel, laſten vermuthen, daß der Strom der Auswanderung aus dem über:
völferten China ſich namentlich nach dieſen Weſtländern ergoffen hat, und wenn dieſe_Anſicht ſich bewähren ſollte , ſo hat ver : muthlich hier der aderbauende, civiliſirte Chineſenſtamm über a.
( Schluß.) In drei verſchiedenen Perioden hat alſo China feine Herrfchaft bis an den Weſtabhang Centralafiens , bis zum Quell:
die Einheimiſchen, wohl verwandten, aber viel rohern Stämme den Sieg davon getragen. Gegen die Gebirgsvõifer im Nor: den dieſer Provinz, die Miao-tſe , mußte ſchon Khang-hi, und ebenſo Khien -long zu Felde zieben , ſie ſind aber auch von dieſen
lid ma giei
MAI ſo weni
wie von den frühern Dynaſtien bezwungen worden, Wel
gebiet der beiden großen , in den Uralſee fallenden Ströme
und eine Berwirrung im Junern des Reichs wird ſie gewiß
ausgedehnt, ſo wie aber die genügende Urſache aufhörte und
auf den Kampfplaß führen. Vünyan war noch in dieſem Jahr:
die Kraft einigermaßen erſchlaffte, ſo verfiel die Herrſchaft hundert unter dem vorigen Kaiſer Kia-King ( 1696—1820 ) der immer wieder ; die Entfernungeu find zu groß, die dazwiſchen Schauplaß innerer Unruhen : Jahre lang hatten die kaiſerlichen liegenden Wüſten zu bedeutend, und unter der jeßigen Dynaſtie, Armeen zu thun , um ſie wieder zu unterwerfen, und ,der .
d . h. ſeit zweihundert Jahren, hätte China gewiß ſich nicht in jene entfernten Kämpfe eingelaſſen , wenn nicht das dynaſtiſche Intereſſe der Mandſchu dazu bewogen hätte. Nach den Vorgängen im Jahre 1826 und 1827 iſt zu erwarten , daß eine irgend ernſtliche Erſchütterung der Mandſchudynaſtie die Reiche
Kampf endete damit , daß die Empörer in die benachbarten Waldgebirge unter die unbezwungenen Ureinwohner füchteten . Die Symptome des Verfalls gaben ſich unter der jeßigen Mandſchudynaſtie auf dieſelbe Weiſe fund , wie unter den frühern : namentlich fcheinen die geheimen Geſellſchaften, die
Starogar, Varkand ' 1c., furz das, was man jeßt in Kürze mit ſelbſt unter den mächtigen Kaiſern : Khang-hi und Khien-long dem Namen Oſtturfeſtan bezeichnet, von der chineſiſchen Herrfchaft ablöfen und zu einem unabhängigen Staat umbildeu wird, während die Reſte der Oilöth und die übrigen in jene ſüd:
nicht aufhörten und mehrfach Unruhen erregten , in den lebten Jahrzehnten ſehr gewachſen zu ſeyn, aber alles dieß beruht
weit mehr auf Vermuthungen, als auf befannten Thatſachen ,
lich vom Mtai gelegenen Gegenden gezogenen Nomadenſtämme und die Engländer haben ſich vorerſt in ihren Erwartungen vielleicht ſich Rußland unterwerfen, das einer Einmiſchung fich
getäuſcht gefunden, wie wir Eingangs berigtet haben. Wenn
nicht wird entziehen können, wenn es die Ruhe ſeiner Gränzen
die Mandſchudynaſtie noch Kraft beſikt und andauernden Ge: was nicht unwahr : borſam bei, ihren Unterthanen findet
fchirmen will. Unter einer Regierung, die ſtark und flug
811 ideinlich iſt, da die Gelehrtenzunft durch das Eindringen euro:
zwiſchen der Friede in Europa geſtört werden ſollte , England
päiſchen Wiſſens gerade ſo bedrohtiſt, wie die Mandſchudynaſtie in eine ungemein ſchwierige Lage verſeßen, da China dann auf durch das Daſeyn fremder Gewalthaber dann können die Engländer längere Zeit einen böchſt ſchwierigen Stand haben :
es iſt möglich , daß man ſie in Canton und wo ſie ſonſt ſich feſtießen wollen , durch das Zurückziehen der ganzen Bevölfe: iſolirt; es iſt rung wie dieß unter Khang-hi geſchah
europäiſche und 'amerifaniſche Bundesgenoſſen würde zählen Seit einem halben Jahrhundert iſt England , als aſiatiſche
Macht betrachtet, China näher gerü&t ; die erſte politiſche Ve rührung beſtand darin , daß die angloindiſche Regierung nach
F. 1792 ; *) es iſt möglich, daß eine Armee durch Yünnan nach
Nepal Officiere ſchicte , um das Heer europäiſch umzuformen , als das Land von den Chineſen bedroht war ; dieſe europäiſche
Birma geht, und die Birmanen zum Kampfe gegen die Eng: länder zwingt, alle dieſe Dinge liegen im Reiche der Möglich
Zucht half den Nepaleſen gegen China nichts, das Land ward dennoch erobert , aber China behielt die Engländer im Auge,
möglich , daß China eine Armee nach Nepal ſchict, wie im
keit, aber was auch von allen dieſen Möglichkeiten eintreffen
und hatte im Jahre 1815, wie wir oben ſchon bemerkten, ein
mag, ſo ſcheint ſo viel gewiß, daß England den Kampf lange
Heer in Bereitſchaft , um in Nepal nöthigenfalls gegen die
genug wird halten können , bis Umwälzungen in Inneraſien
Engländer aufzutreten. In China ſelbſt vermied die Regierung
der chineſiſchen Regierung ſchwere Verlegenheiten bereiten.
allen politiſchen Verkehr, und ſuchte alles auf einem rein com.
China iſt durch ſeine ungeheure Bevölkerung und ſeinen nicht
merciellen Standpunft zu erhalten : ſichtlich herrſchte das Stre ben vor, fich japaneſiſch gegen das Ausland abzuſchließen . Dieſer
minder ungebeuren, durch ganz Aſien gehenden Landhandel ein
eng unter ſich verbundener Körper, wo fein einzelner Theil lei- Verſuch iſt mißglüct, China iſt dennoch in den europäiſchen den kann, ohne daß die andern bald auch hineingezogen wer:
Strudel hineingezogen worden, und jeßt wird die Frage ab:
den : während des Aufſtands in Yarfand im Jahre 1827 , wo
gehandelt, ob es ſich darin zu erhalten wiſſen wird.
die Regierung in großer Geldnoth war, fürchteten alle Handels geſellſchaften des Reichs, namentlich aber die von Canton, Nach
theile für ihre Geſchäfte, wenn die Unruhen im Innern länger dauerten, und ſchickten große Summen an die Regierung, um fie in der raſchen Betreibung des Kriegs zu unterſtüßen , die Kaufleute und Beamten in Canton allein ſollen 1,400,000 Taels beigeſteuert haben .
Obriſt Sharp.
Eine wahre Geſchichte.
(Aus dem Courrier des Etats-Unis. )
Im Jahre 1821 lebte in Kentucky ein junges Mädchen von guter
Abkunft , welche ſich durch ihren ſcharfen Verſtand , ihre Liebe zu den
Jeßt iſt dieſe wichtige Stadt des Reichs in den Händen Englands , was man aber ' damit machen ſoll, iſt eine ſehr ernſte, nicht leicht zu beantwortende Frage : 'will England , um
Wiſſenſchaften, ihren männlichen Muth und ihre engelgleiche Schönheit
ſich die Neutralen zu gewinnen , die Stadt zu einem freien
den Ruf einer Corinna erworben hatte. Man ſprach eben ſo begeiſtert von den Gedichten der Anna Cook , wie von ihrem Muthe 1
fie war
Handelsemporium machen ? Dann hat aber die chineſiſche Re:
zugleich eine geiſtreiche Frau und ein herzhafter Mann. Man führte ebenſo begeiſtert Stellen aus den Gedichten der Miß Anna Cook an, als
gierung das Mittel in der Hand, den Waarenzug nach Canton
man fidh Züge ihres Muthes erzählte.
zu ſperren , während dagegen England die Eröffnung anderer Handelsſtädte, ſo lange der Krieg nicht zu Ende iſt, gewiß ver:
Ein Kentudyer, deſſen Ruf nicht geringer war als der ihrige, der Obriſt Sharp , Generaladvocat und det glänzendſte Redner der gefeg
wehren wird ; die Frage hinſichtlich der Neutralen bleibt alſo
gebenden Verſammlung zu Frankfurt, hielt um ihre Hand an , und als
nach wie vor, und wird im Laufe der Zeit immer ſchwieriger werden . Wozu ſoll aber die Beſeßung Cantons führen ? Es
ſie ihm dieſelbe zugeſagt, benußte er das argloſe Vertrauen des jungen Mädchens , fie mit den ſchändlichſten Schlingen der Verführung zu ums ſtriden. Anna fühlte ſich Mutter , Sharp zog ſich zurüd , und überließ
bleibt hier, wie in der ganzen Kriegsfrage, fein anderes Alter:
nativ übrig, als : ſie müſſen wieder abziehen oder weiter gehen. -ſein Opfer der vollen Verachtung der Menge , die jeßt um ſo unerbitt Was aber das Weitergehen für Wechſelfälle bietet , haben wir ſchon erwähnt. Das Wahrſcheinliche bleibt, daß England, im:
licher in ihrer Strenge war , je verſchwenderiſcher fie früher ihr Lob geſpendet hatte, denn die öffentliche Meinung iſt ein Feind, der bei dem
mer tiefer in den Kampf hineingezogen, endlich chineſiſche Pro-
erſten Unglüdsfall die Maske abwirft und Fidy ſchonungslog an jenen
vingen beſeßen muß , daß vielleicht ein ſüdchineſiſches Reich
rächt , denen er geſchmeichelt hat. Anna Cook fühlte dieß in ſeiner ganzen Schwere. Von der Welt verworfen , haßte ſie die Welt , und 30g -mit ihrer alten Mutter und einigen alten Dienern auf ein einſames Landgut zurück; das Kind ihrer Liebe und ihres Unglücks war wenige Tage nach ſeiner Geburt geſtorben . Die Sache hatte viel Aufſehen
in Vünnan ſich erhebt, während ein nordchineſiſches unter Mandſchuhoheit noch eine Zeit lang beſteht, daß, aber im Laufe
dieſer Ereigniſſe Erſchütterungen in Centralaſien ausbrechen , welche die Herrſchaft der Chineſen in dem Lande bis zum Belurtag auflöſen, und dieſe Gegenden aufs neue ben Europäern zugänglich machen . Dieſe Reihe von Ereigniſſen fann aber ſehr
leicht ein halbes Jahrbundert einnehmen , und muß, wenn in: * ) Während des Kriegs der Engländer mit Nepal (1814–1816)
ſtand eine chineſiſche Armee zur Beobachtung in Ditibet.
gemacht.
Ein Mann , Namens Beauchamp, der Abtömmling einer alten franzöſiſchen Familie , fühlte ſich lebhaft davon ergriffen. Beauchamp fuchte eine Stelle bei dem Gerichtshofe und ſollte durch Obrift Sharp n dieſe Laufbahn eingeführt werden.
Die Bedingniſſe unter ihnen waren
feſtgefeßt. Beauchamp brach fie ſogleich ab, und ging zu feinem Vater,
812 der nicht fern yon dein Orte wohnte , wohin Miß Anna fich zurüd
Goof init , und ſie willigte ein , ihn zu heurathen , um ihm mit dem
gezogen hatte. Hier lebte Beauchamp nur in dem einen Gedanken, das
Namen ihres Gatten zugleich das vollé Recht der Rache zu ertheilen. Aber nur mit Widerwillen Bachte dieſe unerſchütterliche Frau daran, ihren erſten Entſchluß aufzugeben, und ſie entſchloß fich, ehe die Trauung vollzogen werden konnte , den Mann eigenhändig zu tödten , der, wie fle
Opfer Sharps jau ſehen und kennen zu lernen, und man kann unmöglich die Geduld und die Mühe ſchildern , die er ſich gab , um zu dieſem Ziele zu gelangen , aber Monate vergingen , ehe ſich ihm die Thüre 8ffnete, die der Haß verſchloß und der Schmerz bewachte. Endlich
überzeugt war, nicht mehr leben dürfe, wenn ſie die Vergangenheit und
gelang es ihm durch Hülfe einer ſeiner Schweſtern ; er ward als Freund
die Zukunft ihres Lebens in die Hand eines andern Mannes geben ſolle.
und Nachbar in dem Hauſe aufgenommen , das nirgends mehr Freunde oder Nachbarn hatte. Beauchamp liebte Miß Anna Cook ; als er es
Der Obriſt Sharp war damals nicht fern von ihr in Bowling - Green.
ihr geſtand , wendete ſie ſich langſam gegen ihn und ſagte , ihn lange anſehend : Beauchamp , ich werde nie die Frau irgend eines Mannes,
außer wenn er den Kopf des Obriſt Sharp in der Hand hält , wenn er die meinige verlangt
das iſt die einzige Bedingung!
Beauchamp
ſchwieg, aber nach einigen Augenblicken faßte er ſie am Arm und ſagte : „ Anna , ich bin der Mann , den Ihr ſucht. “ Wenige Tage ſpäter reiste Beauchamp ab.
Er ging nach Frants
furt, der Hauptſtadt von Kentudy , wo Obriſt Sharp wohnte.
„ Id
kam gegen Abend an ,“ ſagte er , „ und begegnete bald dem Obriſt. Er
Sie fchrieb an ihn, verlangte eine Zuſammenkunft mit ihm, und wußte ihr Verlangen ſo geſchickt zu erklären und zu rechtfertigen , ihren Plan mit ſo geiſtreicher Hinterliſt zu verhüllen , daß diefer Zug gewiß keiner der minder merkwürdigen Widerſprüche iſt, aus welchen dieſer ſeltſame ?
Charakter zuſammengeſeßt war.
Sharp beſtimmte ihr einen Ort der
Zuſammenkunft, und Anna Cook übte fich von da an freudig im Piſtolen ſchießen , und war nach Beauchamps Ausſage zu einer fürchterlichen Sicherheit darin gelangt , als Obriſt Sharp das Land verließ , ehe die Zuſammenfunft ſtatt haben ſollte. ( Fortſeßung folgt. )
kam mit der freundſchaftlichſten Art auf mich zu ; ich nahm ſeinen Arm , indem ich ihm ſagte , ich ſey eigens gekommen , um mit ihm über eine Geſchäftsſache zu ſprechen, und bäte ihn einen Spaziergang mit mir zu
machen.
Wir gingen dem Fluſſe nach bis vor die Stadt ; die Nacht
war vollends hereingebrochen, wir waren an einer ganz einſamen Stelle, und hörten das Abendgeläute der verſchiedenen Gloden der Stadt. Da blieb ich plößlich ſtehen, und fragte ihn ohne Umſchweif, ob er ſich noch der lebten Worte erinnere , die Miß Anna Coof zu ihm geſagt ? +
Er wurde bleid , wie eine Leide , und blieb wie eine Statue vor mir ſtehen. „Obriſt Sharp ," begann ich vou neuem , yals Sie Miß Anna verließen , hat ſie Ihnen vorausgeſagt , der Himmel werde einen Mann rächt. Ich bin dieſer Maạn. Ich bin von Miß Anna ſchiden , der geſchidt, um Sie zu tödten . Wollen Sie ſich vertheidigen ? Hier find
Mu i scellen. Die Erdſtöße , welche man zu Þario
Erdbeben ' u Paris.
gefühlt hat, haben ſich auch auf andern Punkten , und zwar mit größerer Heftigkeit , fühlbar gemacht. Zu Orleans fühlte man drei Stöße : der erſte , welcher der ſtärfſte war , ging von unten nach oben , die beiden andern horizontal von Süden nach Norden . Ein auffallender Umſtand .
iſt, daß alle Irren im Hoſpitium die ganze Nacht in einem unbeſchreiblich aufgeregten Zuſtande zugebracht haben.
Zu Chateauneuf war die Bez
.
.
zwei Dolde. Sie hat mir geſagt , Sie ſeyen eine feige Memme, und Werden Sie es, oder werden würden ſich nicht als Mann vertheidigen. Sie nicht ?
Antworten Sie , oder ich ſtoße Sie nieder . “
„ Mein
theurer Freund ,“ rief er . nus , id fann mich wegen Miß Anna nidt ſchlagen. Ich bin ſo ſtrafbar , daß, wenn ſie einen Vruder gehabt hätte, der mich hätte fordern wollen , id) mich lieber von ihm würde tödten
wegung ſtark genug, daß die Wände und das Gebält der Häuſer krachten, und die Thüren zuſchlugen, die nicht feſt geſchloſſen waren. Zu Pont
le-Voy und im Departement du Cher fühlte man gleichfalls um halb ein, um 2 und 4 Uhr Nachts drei verſchiedene Stöße ; dem erſten ging ein Pfeifen vorans , ähnlich dem einer Windhoſe ; der Himmel war mit Gewitterwolfen bededt und mächtige Bliße erhellten den Horizont. Zu Bourges war die Bewegung ſo heftig , daß die Einwohner glaubten ,
1
laſſen, als ein neues Verbrechen gegen ſie oder die Ihrigen zu begehen . Dieſe Gründe ſuchte er mit tauſendfältigen feigen Bitten und noch feigern Thränen zu unterſtüßen , und bot fid, endlich ſelbſt den Stößen Beauchampe auf eine ſo fläglide Weiſe dar , daß es dieſem unmöglich .
die Gebäude würden einſtürzen und der Boden ſenke ſich. Monde Savant vom 10 Julius.)
(Echo du
Die naturgeſchichtlichen Sammlungen aus den Sechellen , Bourbon , Zanzibar und Bombay , die von einem Hrn. Louis Rouſſeau
gemacht wurden, befinden ſich gegenwärtig im Jardin du Roi, und man iſt mit ihrer Glaffificirung beſchäftigt. (ibid .)
wurde, ſeinen Arm bis zu einem ſolchen Gegner zu erniedrigen. Dieſe
Art von Vertheidigung Hatte er nicht erwartet , und fand ſich eben ſo
Goldſtaub und Diamanten im Maha n ad y.
Major
überraſcht von dieſer Feigheit, wie ein anderer ſich vielleicht der größten linerſchrodenheit gegenüber gefühlt hätte. Er entließ Sharp 'mit der
Duſeley, der vor einiger Zeit den Mahanady aufwärtě reiste, berichtet, daß an einer Inſel dieſes Fluffes, Kira Khund genannt , Gold und tiefſten Veradytung , indem er ihm erklärte , ſeine jämmerliche Feigheit Diamanten aus dem Sande gewaſchen werden . Das Waſchen beginnt werde nicht immer ein ſo ſicherer Schuß für ihn ſeyn , und er werde jedesmal nach der Regenzeit. Major Oufeley glaubt, et müßten weiter oben am Mahanady Goldgeſchiebe fich finden, nach der Anſicht im Volfe ihn dennoch früher oder ſpäter tödten. Unter all den Neden, welde die Angſt uin ſein Leben Sharp au$ aber ſollen Diamanten und Gold den nicht weit oberhalb einfallenden gepreßt hatte, war nur eine, deren Nidtigkeit Beauchamp fühlte. „Sie Ebi - Fluß herabgeſchwemmt werden. (Athenäum vom 3 Julins.)
haben kein Recht, Miß Anna zu vertheidigen ,“ ſagte der Obriſt, „ denn Das Dorf Toboro , berühmt durch die Liebe des edlen Ritter
Sie find weder ihr verwandt, noch mit ihr vermählt. Soll man denken, Sie ſeyen ihr Liebhaber ? " Beauchamp mußte ſich geſtehen , daß hier
von der Mancha, roll am 10 Junius von gemeinen Räubern geplündert
wenigſtens Cogit fep, wenn auch das Herz fehle. Er theilte dieß Anna
worden ſeyn.
(Voleur vom 1 Julius.)
M & nden , in der literariſch -Artiftiſden Anfalt der 3. 6. Gotta'ſchen Budhandluna. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widerma a a .
Nr. 204 .
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ent. 111,
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Ausland.
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1
Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der völker.
2
23 Julius 1841 .
*
Engländer durch ihr unleidliches „,that'll not
Petersburger Skizzen.
,“ und brachten
es endlich dahin , daß meine Lernbegierde erfaltete, und ich
( Von Treumund Welp. )
nach mehrmonatlichem Aufenthalt in Petersburg mehr Ruſſiſch
. Abende meetinde a in Aufenthaltes längeren Zu den Vorbereitungen meines Rußland gehörten auch mehrmonatliche Unterrichtsſtunden in der ſchwierigen Landesſprache. Ich hatte das Glück , in der
vergeſſen , als hinzugelernt hatte. Mit Engländern mußte ich früher wenigſtens Engliſch ſprechen ,, und troß ihres rich faſt bei jedem Individuum verändernden Tadels erreichte ich doch
zuleßt, daß man mehrfach bemerkte: „ You have a very fine
Hauptſtadt einer norddeutſchen Provinz hiezu einen ganz geeig
pronunciation !“ Bei dieſer Nation gewiß der höchſte zu errin:
neten Mann zu finden, welcher im Stande war, Lehrer in der
gende Gipfel.
Hauptſache, der Ausſprache, zu ſeyn. Ohne ſolche lebendige
Einſt flagte ich dem liebenswürdigen Gretſch meine Noth in dieſer Hinſicht, und er äußerte in ſeiner beliebten halbſcher
Beihülfe iſt das Sprechenlernen des Ruſſiſchen rein unmöglich
für alle Nichtſlawen ; mit derſelben aber bleibt es eine der
zenden Manier : „ Man wird Sie hier ſchwerlich dazu , kommen
ſchwierigſten Aufgaben , ſelbſt für ſolche , die von der Natur
laſſen , Ruſſiſch zu lernen, wo ſo viele Sprachen von allen be: trieben werden , die ſich zur gebildeten Claſſe zählen , und wo das Franzöſiſche immer Hauptſprache der Geſellſchaft bleibt. Selbſt wenn Sie ſich eine ſto & ruſſiſche Geliebte anſchaffen, fürchte ich, daß dieſe eher ſich eine andere Sprache, welche Sie ſprechen, aneignet, als daß fie Ihre Lehrmeiſterin werden ſollte.
mit Sprachtalenten begabt ſind. Mit vieler Mühe war endlich
in die Mechanif meiner Mundwerkzeuge ſo viel Neues gekom : men, als dazu gehörte, um Hrn. f**i, meinen Lehrer, zu dem
Ausſpruche zu verinögen , ießt beginne mein Ruſſiſch verſtändlich zu werden, worin ſelbſt ſeine Frau - eine geborne Ruffin-
1
einſtimmte. Dennoch aber ging es. damit faſt, wie zwanzig
Ihr Deutſchen fügt euch ziemlich leicht, allein wir Ruſſen thun
Jahre früher, mit meinem Engliſchen : in der eigentlichen Praris hinkte die Angelegenheit bedeutend ; nur fand ich die Ruſſen toleranter und gefälliger , denn während fein Engländer ſich
es euch darin noch zuvor. Man iſt überdieß hier viel zu ſpes culativ, um den Umgang eines Ausländers nicht dahin zu be
nüßen , von ihm ſeine Sprache zu erlernen , indem man ihn
Mühe gab , mich zu verſtehen , oder ſich mir in einer andern als ſeiner Mutterſprache verſtändlich zu machen , vielmehr be:
aber Ihnen gerade nicht gern ertheilen möchte, weil er Sie
in dieſer ſprechen macht.
Es gibt nur Einen Rath, den ich
worte hinausfommen , ſofern es ihm nur irgend möglich war,
uns einige Monate gänzlich entziehen würde.“ Natürlich drang ich nun darauf, und hörte : ,,id folle mich in foſt und Woh nung zu einer Familie begeben , die nur Ruſſiich verſtehe, und To lange ausſchließlich in deren Umgange bleiben , bis Ohr und
ſich in einer fremden , mir verſtändlichen Sprache auszudrü:
Zunge alles Fremdartige überwunden."
ſten Falls mic ewig corrigirend hören ließ : „that'll not do, "
belobte gewiß jeder Nuſle meine auffallend treffliche Ausſprache, ließ mich aber durchaus niemals über die erſten Eingangs:
den, oder zu errathen , was ich wolle, in welchem lekteren Falle die erfüllende That meiſt die beſte Antwort war. Auf folche Weiſe ſchnitt die Liebenswürdigkeit mir beinahe alle Gelegenheit ab , Sprachfertigkeit in der Landesſprache zu erlangen, während die in Petersburg lebenden Ausländer mich dahin brachten, den feſten Vorſaß zu faſſen , in Gegenwart ei: nes folchen niemals ein ruſſiſches Wort fallen zu laſſen. Sie
ſchrecten mich durch ihren ewigen, oft noch dazu irrigen Ta:
del, ihr verwirrendes Corrigiren , ebenſo ab , als früher die
Ernſtlich auf Ausführung dieſes trefflichen Vorſchlags be: dacht, gab ich einigen bekannten Perſonen den Auftrag, für
mich einen folchen Plaß ausfindig zu machen.
Bald waren
zahlreiche Adreſſen und Anerbietungen eingelaufen , die eine Menge Gänge und Erkundigungen zur Folge hatten , ohne daß
ich dem erwünſchten Ziele näher gekommen wäre , denn faſt durchgehends begegneten mir Schmuß und Unordnung aller Art, ſo daß ich ſchon anfing, den Gedanfen an die Ausführung Endlich trat eines Abends meines Wunſches aufzugeben . 204
814 welcher der Bruder einer mir bekannten, ſehr hübſchen Frau aus einer an den Wänden hinlaufenden breiten Bank ; iſt es ich mein Anliegen mitgetheilt – mich mid in Geſellſchaft an, und , eine franzöſirte Wirthſchaft, aus einigen Rohrſtühlen und berichtete, daß vor kurzem erſt ein bisher im Twer'ſchen Gou einem leichten Tiſch ; oft aber findet man auch das Local ohne vernement angeſtellt geweſener Beamter in ein Departement alles Meublement, mit Teppichen bebedt, in der Mitte durch des Finanzminiſteriums nach Petersburg verſekt worden ſey, eine kleine Erhöhung geziert, die von der am Boden lagernden und mit ſeiner Frau nebſt zwei ſchon erwachſenen Söhnen ein Familie als Tiſch benußt wird. In einer Nebenkammer Haus auf der Wiborger Seite - bekanntlich einem Stadttheit wenn anders das Haus me als ein einziges Local aufzu : Petersburg bewohne. Es reyen Stockruſſen , allein recht weiſen hat befindet ſich die Lagerſtätte der Familie , be: ſaubere und ordentliche Leute, die ſich bereit erflärt , einen ſtehend aus Matraße, Leinenzeug und einer wattirten Dede ;
Koſtgänger meiner Art aufzunehmen . Hr. £., der Berichterſtatter, hatte nicht zu viel geſagt; ein ſeltener Fall bei einem Petersburger ! Daher zog ich ſchon am andern Tage mit Sad und Pack bei Peter Petrowitſch ein .
Die Hausfrau , eine behagliche, runde Matuſchka (Mütter : chen ), etwa in den Vierzigen , übernahm es ſelbſt, für meine Fleinen Bedürfniſſe Sorge zu tragen , und mit ihr trat ich zu : nächſt in etwas nähere Berührung. Sie errieth fehr bald, ivas mein holperiges Kauderwelſch ausdrücen ſollte , und ſchwab : haft, nach Weiberart, nöthigte ſie mich in kurzer Zeit zu klei: nen Geſprächen kak ni budy (ſo gut es gehen wollte). Da die
Gute es nicht fo fcharf mit mir nahm , wie die oft felbſt herg
ein leichter Schrein beherbergt die Garderobe, ein anderer die
Proviantvorräthe, ein Korb die Requiſiten . Küche und Keller ſind in den griechiſchen Häuſern unbekannt. Erſtere iſt bei aufgeſtellte Steine , um ein. Kohlfeuer anzuſchüren und ein Gefäß zum Kochen zu bringen . Außerdem findet man im Hauſe 1100 einige Gläſer, einen Waſſerbehälter , eine Kohlen: ( chaufel, einen Spiegel , ein Schreibzeng, legteres oft nur pro
forma, und einige andere Kleinigkeiten in irgend einer Ecke zu: ſammengeſtellt, und nun hat man die ganze innere Einrichtung überblict.
lich ſchlecht Nuffiſch ſprechenden, in Petersburg lebenden Aus:
Alle Geſchäfte außerhalb des Hauſes , mithin auch die
länder , und ' wenn ich von Son (Salaf) fprach, ohne dabei
Markteinkäufe, beſorgt der Mann ; es fällt hier durchaus nicht
bas vft im 'Ruſſiſchen faſt wie ein tiefes a auszuſprechende o
auf, wenn ein Beamter oder Officier in der einen Hand ein Brod, in der andern einen Korb mit Salat gefüllt , durch die Straßen fchreitet. Der Poſtmeiſter zu Nauplia brachte öfters ein halbes Lamm und ein Vündel Gemüſe nach der Erpedition ,
gehörig abzuwägen , nicht ſogleich erinnerte , daß ich wohl von 1
San (Würde) rebe ; da Matuſchka ferner, wenn ich Samo renoui Khren ( ſcharfen Meerrettig) verlangte, und das ge:
lindes wohl zu ſcharf ausſprach , vielleicht auch mich ſo ſchlecht -ausbrüdte , daß beinahe eine famorodnoui (gediegene)
theilte dort die Briefe aus und trng dann die Einkäufe eigen:
Green ( Traube) daraus wurde , dennoch keine Miene verzog,
Auf dieſe Weiſe iſt das griechiſche Hausweſen fehr einfach; die Frau des Mittelſtandes beſorgt die einfache Küche, und
ſondern mir gefällig die gewünſchte Schüſſel verabfolgen ließ, ohne fie mir durch einen Tadel zu verbittern , ſo bekam ich bald wieder Muth , frühere Anſtrengungen zu erneuern . Ehe
noch ein Monat verging, konnte ich ſchon , nicht nur bloß als Ruhörer, an den Geſprächen der Familie Theil nehmen, fon: 1
dern auch ſo ziemlich mein Wörtchen dazu geben. Nach und nach lernte !mein Ohr ſchon felbſt manche Irrthümer auffallen, und aus dieſer Selbſterfenntniß gingen die merklichſten Schritte zum Beffern hervor. ( Fortfen ung folgt . )
händig nach feiner Wohnung. Ländlic , fittlich !
Jeg
lichen Beſchäftigungen. Der Grieche macht keine höheren Anfor. derungen an ſeine Frau ; er genießt den Tag außerhalb des Hauſes , fchließt die Frau ein und liebt in ihr nur das Ge ſchlecht, nicht aber die Lebensgefährtin .
Ctri
Anders verhält es ſich aber allerdings mit jenen Männern, die fich in Griechenland ein Hausweſen gründen wollen, und eine Hausfrau , feine Puppe ſuchen . Mancher Deutfche, der
be
bitter bereuen ; hier nur ein Bruchſtück davon .
Die griechiſchen Frauen und ihr häusliches Beben .
Einer meiner Freunde , ein Adminiſtrationsbeamter, war ſo glüclich, die Tochter einer guten Familie, in die er zum
( S dl u 6.)
Sterben verliebt war, als Gattin Heimzuführen; er fchilderte
Das häusliche Leben der griechiſchen Frauen geht mit ihrer Bildung Hand in Hand, und iſt ſo einfach als die Einrichtung
verſteht ſich mir fein Glück in Briefen ſo herzlich und rein am Tage nach der Hochzeit daß ich ihn faſt hätte beneiden
des Hauſes felbſt.
fönnen .
Die Häuſer ſind einſtödig ; der untere diaum wird als
Einige Wochen nach ſeiner Verehelichung führte sich ein
Magazin, Kaufladen ac, verwendet, im obern iſt die Wohnung
Commando in ſeinen Wohnort ; ich lud mich bei dem jungen
der Familie. Glasfenſter findet man nur in den größten
Paare zu Gaſte ein, faud aber feineswegs die glüclichen Men:
Städten, für gewöhnlich wird deren Stelle durch verſchließbare fäden vertreten. Die innere Einrichtung beſteht gewöhnlich
das ſah ich ſchen , die ich vermuthet hatte ! die junge Frau auf den erſten Blick mußte ſich Zwang anthun , um heiter
5
Clos ten
kann, wenn's hoch kommt , etwas nähen und waſden. Die vornehme Frau läßt fich auf ſolche Kleinigkeiten gar nicht ein ; pußen, auf dem Diwan fißen , ins Bad gehen, find ihre häus :
ſich mit einer Griechin verbeuratbete , mußte dieſen Schritt
Bilder aus Griechenland.
1:
der Eigenthümliditeit der Kochkunſt entbehrlich ,1 es genügt ein einfacher Herd oder einige im Hofraum auf der Straße
815 zu erſcheinen ; ihre Lengſtlichkeit in der Beobachtung europäi :
den auf Naufſakompanghan wohnenden Europäern die Salpetercapelle genannt wird. Faſt alle nach Naufſakompanghan kommenden Fremden beſuchen dieſe merkwürdige Höhle , und von Seite der holländiſchen Behörden iſt gegenwärtig auch dafür geſorgt, daß die Salpetercapelle in
fcher Sitten und Gebräuche, die Unſicherheit, mit der ſie das Amt der Wirthin verrichtete, zeigten mir wohl eine gelehrige Schülerin, feineswegs aber eine ihre Würde und Stellung
dem jepigen Zuſtande bleibt, weſhalb denn die Kreuze und Leuchter von Zeit zu Zeit von dem neu herabgetropften naſſen Salpeter gefäubert
begreifende Hausfrau.
„ Die Hand aufs Herz, lieber Freund , " begann ich , als wir uns allein befanden , „ fühlſt du dich glüdlich ?" - „ Wenn auch noch nicht im vollſten Sinne des Worts, doch theilweiſe, war die Antwort
werden.
„ die böſen Tage ſind nun faſt vorüber,
Obrift Sharp.
es werden auch beſſere fommen !" (Fortſeßung .)
„ Das hoffe und wünſche ich von ganzem Herzen , “ tröſtete ich und reichte dem Freunde theilnehmend die Rechte, „ deine Frau ſcheint ſanft und gut zu ſeyn ; die Zeit und deine Lehren werden die Erziehung nachholen, ihr werdet recht glücklich durch
Jahres 1824 .
eine heitere Zukunft wandeln . “
nur heiliger dadurch.
„ Denfe dir die Sache nicht zu leicht," fiel mir hier der junge Ehemann ins Wort, „ vor einigen Wochen noch war auch ich deiner Meinung ; jeßt bin ich flüger geworden. Meine
wieder zu finden , blieben lange Zeit nußlos.
unter falſchem Namen und unter falſchem Vorwande (drieb, ſeine Nach forſchungen, feine unglaubliche Liſt, alles ſcheiterte, bis zum Augenblick,
Frau iſt von Charakter ſanft und gut, allein im Uebrigen theilt
wo die Wahlen begannen . Der Obriſt Sharp war in Kentucky das Haupt der demokratiſchen Partei , damals „der neue Hof“ genannt; er
Anna und Beauchamp verheuratheten ſich gegen den Sommer des Die Feierlichkeiten der Trauung erſchienen den beiden Verbündeten nur wie eine Weihe ihre& Mordanſchlage. Er wurde ihnen
fie ganz die Schwächen der griechiſchen Frauen . Abgeſehen da:
Aber alle Bemühungen Beauchamps, Sharp Seine Briefe , die er
war die feſteſte Stüße für den Bewerber zum Präſidentenſtuhl ſeiner Partei, uad ſuchte ſelbſt in die Nepräſentantenkammer gewählt zu werden. Hier hatte denn Beauchamp eine ſichere Gelegenheit , ihn zu treffen,
von, daß ſie ohne alle geiſtige Bildung in meine Hände über: hatte ſie auch das hatte ich nicht anders erwartet ging
nicht den geringſten Begriff von dem, was eine Frau zur Lei : tung des Hausweſens wiſſen roll: fochen , nähen, waſchen , waren ihr unbekannte Künſte,l ia ich mußte ihr ſogar bei der Toilette behülftich ſeyn , wenn ihr Anzug der Art ausfallen ſollte, daß Tie ſich mit Anſtand rehen laſſen konnte. Ihr ganzes Wiſſen beſtand in der Kunſt, nach griechiſchem Ritus das Kreuz zu
und er war feſt entſchloſſen , ſie nicht zu verfehlen . Zu gleicher Zeit richtete er alles ſo vorſichtig als möglich ein , um nach der That nicht
feſtgenommen zu werden , oder um wenigſtens jeden Beweis unmöglich zu machen , wenn er feſtgenommen würde.
Die beiden Gatten fingen
damit an , zu erklären , ſie hätten die Abſicht nach dem Miſſouri -Staate
ſchlagen , die Augenbraunen zu färben und die Haare zu flech
auszuwandern.
ten ; das Uebrige überließ ſie mir und ihrer alten Dienerin . Jeßt hat ſich ſchon Vieles gebeſſert. Diamante weiß, daß der
Kleider anguſdhaffen. Er verkaufte ſeine Güter, kaufte Pferde und einen Wagen , ſudhte Reiſegefährten , beſtimmte den Tag ſeiner Abreiſe , und bezweckte dadurch, daß ein Proceß, der gegen ihn in Frankfort anhängig
Kaffee gebrannt, das Fleiſch gefalzen , der Salat gewaſchen
Beauchamp machte eine Reiſe dahin , um ſich unbekannte
werden muß, ehe ſie genießbar ſind, fie kann bei Tiſche Meſſer
war, von den Gerichten wieder aufgenommen wurde.
und Gabel gebrauchen, nimmt bereitwillig Unterricht im Leſen,
daß die Nachricht, welche ihm ſein Adypcat als unwiſſender Mitſchuldiger
Striden und Nähen , und wird nächſtens auch die Tanzſtunde
davon gab, gerade eintraf, als alle ſeine Freunde und Bekannten bei ihm waren , um Abſchied vor ſeiner Reiſe von ihm zu nehmen. So ward
beſuchen , um ſich mit Anſtand bewegen zu lernen . “
Er richtete es ſo,
denn ſeine Reiſe nach Frankfort in Gegenwart aller beſprochen und
Gerührt über ſolch eheliches Glück fiel ich meinem Freunde Tcheidend um den Hals und fühlte mich glüdlich in dem ſüßen Gedanfen : ein Junggeſell zu feyn !
erklärt , und ſeine ſo tief durchdachte Abſicht dabei erſchien den andern nur als ein unangenehmer Zufall. Wenige Tage vorher hatte Beauchamp erfahren , daß Obriſt Sharp, in einem Meeting heftig über ſein Bes
Gemeinheit gehabthatte, Anna Coolangeflagt,die gegenMiß dadurch nehmenRechtfertigung Die Salpetercapelle aufder Inſel Hauffakompanghan. eine 311 ſuchen , daß er gegen mehrere Perſonen (von 9. Kogel.)
erflärte, Miß Anna Cook habe ihn mit einem Mulatten betrogen. Der Elende ſeşte noch bei , das Kind der Miß Anna hätte die unverkenn
Der Mündung des Sireijoſtromes gegenüber liegt in der Bay von
Djilatjap *) die etwa 15 Quadratmeilen große Inſel Naujitumpanghan , baren Spuren ſeiner Abkunft an ſich getragen , und er beſīße auch 1
auf welcher ſeit kurzem , eben ſo wie auf dem benachbarten Java, neue
darüber ein Zeugniß der Hebamme. Dieſe lepte Erbärmlichkeit, welche
Kaffee- und Zucerplantagen angelegt wurden, wodurch die dortigen ſogleich von der Hebamme widerlegt wurde, wäre genügend geweſen, Wildniſſe nicht nur immer mehr ausgerottet, ſondern dieſe Inſeln den Europäern auch immer bekannter werden. Erſt vor drei Jahren bat * man anderthalb Stunden von Pantingmatti , dem Hauptorte Nauſſa
um mit Flammenſchrift das Wort Rache in Beauchamps Herz gu
graben , wenn dieſer Gebanfe nicht po ſchon felfenfeſt in ſeiner Seele
kompanghans, in einem Felſen eine Höhle entdect, in welcher ſich durch
geſtanden hätte . Er war entſchloſſen mit der Ermordung Sharps zu warten , bis die
den darin immerwährend herabtropfenden Salpeter drei Kreuze und einige
Wahlen geſchloſſen ſcyen. Wenn die Partei „ des alten Hofeg“ unter
.
Leuchter ähnliche Stangen von ſelbſt gebildet haben, wodurch dieſe Höhle. lag , ſo hoffte er durch den Präſidenten , den er perſönlich Faxnte, mit einer Capelle große Aehnlichkeit bekommen hat , und deßhalb von *) Die Bay von Djilatiap befindet ſich an der Südküſte Java's.
Begnadigung zu erlangen , im Fall er feſtgenommen würde
waren
hingegen die Demokraten Sieger , ſo hoffte er , ihre Partei werde die
816 Ermordung ihres Oberhauptes politiſchen Feinden zuſchreiben und es als
eine Parteifache betrachten. So hoffte Beauchamp, ſollte ſich der Ver dacht durch die Intereſſen und Leidenſchaften eben (derjenigen Perſonen, die er am meiſten zu fürchten hatte , am eheſten von ihm abwenden.
wortete nid t. Bald fain auch Dr. Sharp , ſein Bruder, und rief, wie er ihn ſah: „Großer Gott ! das hat Beauchamp gethan , ich habe es immer gefürchtet !" Bald war die Stadt in Aufruhr , und das Haus füllte ſich mit
Die Richtigkeit ſeiner Solüſſe hat die Zukunft auf merkwürdige Weiſe
Menſchen. Ich blieb in der Nähe , um zu hören, was über die Sache
beſtätigt.
geſprochen werde.
Beauchamp fam mit Anbruch der Nacht nach Frankfort.
Er ließ
ſich in dem Gaſthof, in welchem er abgeſtiegen war , ju eſſen geben, verſchloß ſich dann in ſein Zimmer und verkleidete ſich vom Kopf bis zu den Füßen. „ Während ich über den Tenneſſee ging ,“ ſagte er, „ ſah ich am Fuße eines Baumes den alten Hut eines Negers liegen , der in der Nähe arbeitete. Ich nahm den Hut und legte einen Dollar dafür hin. Außerdem hatte ich eine Masfe von ſchwarzem Seidenzeug , die meine Frau ſu gëſh idt gemacht und mir angepaßt hatte,
daß ſie mir in der Dunkelheit gauz das Anſehen eines Negers gab. Zur Fußbekleidung nahm ich bloß zwei Paar wollente Soden , um meine
Füße doch während der Flucht etwas zu ſchüßen und nicht durch den Ton meiner Schritte verrathen zu werden, im Fall man mich verfolgte.
Dann band ich meine gewöhnlichen Kleider und meine Schuhe in ein fleines Päckdien und verſtedte fic am Ufer des Fluſſes an einer entlegenen
Ich trat ſelbſt an ein Fenſter , um in die Zimmer
zu ſehen , da bemerkte mich Miſtreß Sharp , und rief : fie ſehe den Mörder.
Man eilte , mich zu verfolgen , aber ich war bald meinert
Verfolgern verſchwunden , ging längs dem Fluß abwärts , jog meine
gewöhnliche Kleidung an , band das blutige Meſſer und meine Neger Kleidung in ein Pädden , legte einen Stein dazu und warf es in das Waſſer. Als ich in die Stadt zurüdging, nahm ich den Weg nochmals . an dem Hauſe des Obriſt Sharp vorbei , um zu hören, was man ſage,
aber alles war in tiefer Ruhe. Wie ich in meinen Gaſthof fam, legte ich meine Schuhe ab , und kam leiſe auf meinen Kniert und Händen Niemand konnte den leiſeſten Ton wie eine Kabe an meine Thüre pernehmen . Ich wuſd meine Hände, und legte mich mit der ſichern
Ueberzeugung nieder , den nächſten Morgen vom Gericht abgeholt zu Das Gefühl der Befriedigung und meine volle Ergebung in werden . den Willen des Himmels war jeßt, nachdem ich mein lang durchdachtes
Niemand
Werk vollendet hatte, ſo groß in mir, daß ich nad, wenig Augenblicken
hatte mich geſehen , als ich den Gaſthof verließ – als Waffe trug ich ein großes Fleiſchermeſſer bei mir, welches meine Frau fichon ein paar Monate vorher ſelbſt geſchliffen hatte , damit Niemand e8 alë mein
ruhig einſchlief, und erſt am Morgen durch den Lärm im Hauſe wieder gewect wurde. ( Fortſeßung folgt.)
Stelle , um mich nach vollbrachter That dort umzufleiden.
Eigenthum erfenne. Als ich an dem Manſion Houſe vorüberging, fub ich den Obriſt Sharp in dem Saale. Ich wußte, daß er einer der gewöhnlichen Gäſte
war, und entſchloß mich zu warten, bis er nach Hauſe gehe. So ging ich denn vor den Thüren und in der nächſten Umgebung des Hauſes hin und her — , endlich ging er , aber nicht allein , ſondern in Begleitung ſeines Bruderé . Id wartete , bis dieſer ihn verlaſſen hatte. Gs war
Miscellen . Harzbadſteine.
31 In ber franzöfiſden Centralgeſellſchaft des
Aferbaues in der Sißung vom 7 Juliug erſtattete Hr . Payen einen Bericht über Badſteine, die mit Harz imprägnirt ſind , welches aus
dem Reſidium von Gaz gewonnen wird und ſehr wohlfeil iſt. Dieß Material ſoll vortrefflid, ſeyn zur Erbauung von Silos , ſo wie aller Gebäude, die man gegen die Feuchtigkeit ſchüben will. Die noch weichen
kein Mondlicht, aber die Sterne glänzten bell geuug , um das Geſicht
Badſteine werden , bis ins Innere vom Harz durchdrungen , für alle
eines Freundes erfennen zu fönnen . Id zog mein Meſſer und Flopfte dreimal damit an die Thüre . „ Wer iſt da ?" fragte Obrift Sharp.
Feuchtigkeit undurchdringlich. Es wurde bemerkt , daß man dieſe Bad ſteine zum Bau von Baſſing don mtt Vortheil angewendet habe. ( Echo du Monde Savant vom 10 Juliue. )
Covington , antwortete ich, indem ich die Stimme desſelben , der ein Freund des Obriſts war, möglichſt nachzuahmen ſuchte . Bald hörte ich die Schritte Sharps nahen , ich ſah durdy eine Spalte der Thüre , und
bemerkte , daß er fein Licht bei fich habe . Ich nahm meine Masfe ab, und pacte ihn , als er die Thüre öffnete, mit meiner linken Hand feſt
Neues foſſiles Reptil. In der mifroſfopiſchen Geſellſchaft zu London theilte Hr. Owen ſeine Beobachtungen über die Structur foffiler Zähne mit, die er im alten rothen Sandſteine aufgefunden. Die
mifroſkopiſche Unterſuchung der Zähne ergab eine neue foſſile Gattung
am Arm . Die Stärke des Druces erſchrecte ihn, er ſuchte ſeinen Arm
unter dem Titel Dendrodus , die ſchon vier Arten zählt.
frei zu machen und fragte: „ Welcher von den Covington ſeys Ihr denn ?"
ſuchung ſtellt dieſe Thiere einer verlorenen Gattung Batrachier, dem Labyrintodon , ſehr nahe. Dieſe Fiſche denn dafür hält er fie
John Covington. „ Ich kenne Euch nicht.“ Geht zum licht, ſo werdet Ihr mich kennen. Ich zog ihn gegen die Thüre, und da, jede Bedeckung von meinem Geſicht wegziehend , ſah ich ihn feſt an. „ Großer Gott !
Er iſt'8 !" rief er mit Entfeßen , und fiel in der Anſtrengung, ſich meinem Arm zu entreißen , auf die Knie . Ich ließ ſeinen Arm log und pacte
Die Unter
bildeten aber einen viel beſtimmtern Uebergang zwiſchen den Fiſchen und
Batrachiern, als man denſelben jeßt beobachtet; die Gattung Dendrodus zeigt nämlich den erſten Anfang einer Bildung der Wirbelknochen (organi sation vertebrale ).
(ibid.)
ihn bei der Stehle, rief : Stirb, Erbärmlicher ! und ſtieß ihm mein Meſſer in das Herz . Im Augenblick , wo id; mein Meſſer zurückzog , richtete
Filzt uch. Das Echo du Monde Savant som 10 Julius meldet,
er fich auf ſeinen Knien auf , ſuchte mich mit ſeinen Armen zu paden
daß fich zu Suresnes gleidfalls eine Filztuchfabrik , ähnlid Senen in
and rief : „Gnade ! Hr. Beauchamp.“ Ich ſchlug ihn mit meiner linten
Schottland , gebildet habe , und daß bis zum Julius alle Tudhändler von Paris damit verſehen ſeyn würden, ſo daß man ſich mit Tudi von jeder Qualität und Farbe zu unendlich billigerem Preiſe als bisher werde verſehen können. Mäntel und Ueberrode von Filztudy ſollen hinſichtlich
Hand in das Geſicht , und er fiel der länge nach zu Boden.
It fah
Licht kommen , entfernte mich einige Soritte und nahm meine Maske bot .
Dann nahte ich mich wieder der Thüre , um zu hören , ob er
ſpreche. Seine Frau , in Ihrănen zerfließend, frug ihn , aber er ant
der Solidität und der Weichheit nichts zu wünſchen übrig laſſen.
Di in den , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'idhen Buchhandlung. Verantwortliiber Redacteur Dr. Ed. Widerma u H. 3
Nr. 205.
Ausla n d .
Das
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker 24 Julins 1841 .
Chineſen auf Java and Sumatra.
vermehren deren Anzahl doch niemals über je Eine , wovon doch ſelbſt oft die dort lebenden Europäer eine Ausnahme ma
(Bon Dr. 3. Kögel.)
chen . Die in ſolchen Ehen erzeugten Stinder der Chineſeu ähneln meiſt ihren Vätern, und die Söhne nehmen alle väter: lichen Sitten, die Töchter aber meiſt die der Mütter an. Wohl. beleibtheit gilt dem Chineſen auch in Oſtindien als Schönheit, nur iſt es ſelten , daß er es daſelbſt wird oder bleibt, weil das
Die Anzahl der auf Java und Sumatra lebenden chineſi fchen Bevölkerung beträgt gegenwärtig 110,000 Seelen, wovon 95,000 auf Java und 1500 in den niederländiſchen Beſikungen auf Sumatra wohnen. Indeß ſind von der hier angegebenen Stärke der. chineſiſchen Bevölkerung nur die kleinere Hälfte wirkliche Chineſen , während der größere Thril ſogenannte chineſiſche Lipplappen (von chineſiſchen Vätern und malayiſchen Müttern erzeugte Kinder) ſind. unter- den Bewohnern des niederländiſchen Indiens erträgt feiner leichter Strapazen , acclimatiſirt fich feiner leichter, ftirbt
Abmagern mit dem Acclimatiſiren dort zuſammenhängt. Eben ſo wird der Chineſe auf den Sunda- Infeln auch etwas brauner als er es in ſeiner Heimath war.
Der Chineſe will auf der Stufe der Civiliſation, auf der er feit Jahrhunderten in ſeinem Baterlande geſtanden hat, auch im Auslande ſtehen bleiben, verachtet jede Neuerung und
verhältniſmäßig feiner ſeltener und iſt keiner für Neuerungen
und wird deßhalb von allen den Nationen, unter denen er lebt,
unempfänglicher , als der Chineſe. Seine Kleidung , feine Sitten und Gebräuche, Teine Geſinnungen und ſeine Religion bleiben ihm faſt ſo , wie er nie aus ſeinem Vaterlande mit: brachte , was doch bei allen andern dort lebenden Nationen nicht ſo ſehr der Fall iſt. Die Belehrungsverſuche der chrift: lichen Miſſionare ſind bei den auf den erwähnten Sunda Inſeln lebenden Chineſen bis jeßt noch erfolglos geblieben . Der lange ſchwarze Zopf, welcher von den Haaren des Hinter topfo - während die andern Saare abbarbirt find – mit ſchwarzſeidenen Sdnúren verflochten bis zur Wade herabhängt, bleibt eben ſo wie die langen Nägel an den Fingern auch auf den Sunda- Inſeln Zierbe des Chinefen ; ſeine weiten, von den Hüften bis zu den Waden reichenden Hoſen , das weite von den Schultern bis über die Kinie reichende cattunene oder Nanglinghemde, die Filzmüße und die ungemächlichen Schuhe ſind und bleiben ſeine Kleidung. Seine Lanze mit drei Spißen, fein Wurfſpieß, feine kuntenflinten und Lilare ( Felbſtüde, die weil ſie auf Blöde feſtgemacht ſind , nicht gerichtet werden können und man deßhalb genöthigt iſt, immer nach einer Rich tung hinzuſdießen ) ſind und bleiben auch auf den fundiſchen
verachtet und gehaßt ; *) dennoch verändert er ſeinen Charakter nicht,, hält gern fein gegebenes Verſprechen . Die Berehrung
-
Infeln ſeine Baffen .
Sein Getränt ift Chee, Aral und Dju
( ein dem Urat ähnliches Getränt). Die Chineſen , welche in dort üblicher gemiſchter Ehe mit malaviſchen Frauen * ) leben, * ) Da cinefiſche frauen nicht aus China dürfen, To find auf den
ſeines Gottes bleibt ihm allenthalben Heilig, denn er baut, ohne von der Regierung unterſtüßt zu ſeyn, ſeine Kirchen , und hat ſtets Sinnbilder **) ſeiner Religion im Hauſe.. Er folgt Sunda-Inſeln 'die Chineſen eben To wie die andern Fremden und
Eingebornen genöthigt, fich mit eingebornen Frauen zu ver mählen .
* ) Der Malaye [ chilt den Chineſen, wenn er irgend Gelegenheit
hat „ Skafer" oder Djindjang," gleiðbedeutend mit dem Sohelt namen „Drauſchel," welcher zuweilen in Deutſchland ben Juden gegeben wird.
**) In jeder chineſiſchen Wohnung auf Java und Sumatra fiebt man an der Wand ein großes Bild hängen ; vor dem Bilde -fteht ein bedeďter Tiid , auf welchem gwei große Leuďter , mit Kerzen verfehen , ſtehen. Än den chineſiſchen Feſttagen werben dieſe Kerzen angezündet. Auf dem Bilde erblidt man zwei Bere fonen, die eine ein fiender,woblbeletbter, fic pflegenderChineſe, welmer freundlich vor fich binlävelt. Daneben ſteht eine andere .
Perſon, welche anſtatt der Hände Krallen und auf dem Kopfe
Hörner hat.
Ju der einen Rralle hält fie eine lange mit drei
Spißen ; aud ift dieſer Perſon eine dunkle Farbe gegeben unb
ihre Augen find roth.
Nach der Ausſage der dortigen Chineſen
das BildfolgendeBedeutung: 66 fellt nämlio wei Götter bat vor, von denen der ſigende der gute, der ſtehende der böſe ift .
Der gute Gott wird nicht verehrt, denn er thut nichts Anberes,
ale Guteb.
Dahingegen wirb der Böfe eifrig angebetet, damit
et ferne bleibe, weil er nur Böſes thut.
• 205
818
gerne dem Befehle ſeines Vorgeſeßten , ſobald dieſer feiner Nation angehört ; unterſtüßt gern die nothleidenden Landsleute,
und beſchirmt ſie, wo er nur immer kann. Seine Anſichten und Gebräuche halt er ſtets für die beſten , und fann ſich von dem „ daß man mit der Zeit fortgehen müſſe, " nicht leicht über: zeugen, denn nur wenige Aenderungen worunter auch das Opiumrauchen gehört
ten zu könneu. Auch ißt man mit chineſiſchen nicht ſo bequem, wie mit europäiſchen Löffeln . Die chineſiſchen Löffel find näm: lich von Porcellan , haben einen turzen Stiel , und ſind unten edig, was beim Eſſen im Munde gar ſehr genirt.
nehmen die Chineſen unter dem ver
äyderten Himmelsſtriche an. Den in jenen Ländern neuangekommenen Weißen ſind
Petersburger Skizzen. Abende a m
1
I heetilde.
( Fortreßung. ) Die Söhne des Hauſes brachten dann nnd wann neue Be:
die folgenden unter den dort lebenden Chineſen üblichen Sitten ſehr auffallend. Die grauſamſte dieſer Sitten iſt die , daß wenn zufällig ein Kind auf einem Baſſar (Markt) geboren
kanntſchaften herzu , woraus ſich ſchon zu Anfange des Win
wird, was, da die malayiſchen Frauen ſehr gewinnſüchtig ſind
ters ein zieinlich permanenter Kreis um den abendlichen Thee:
und deßhalb Hochſchwangere oft entfernte Baſſars beſuchen , zu:
tiſ bildete. Beſonders fiel mir ein blaſſer, fränflich ausſehen : der Menſch auf, deſſen jugendliche Geſichtszüge in ſehr grellem
weilen auf Java und Sumatra geſchieht, mit Meſſern bewaff nete Chineſen über ein ſolches, auf einem Marfte geborenes Kind ſogleich nach der Geburt herfallen, dasſelbe zerſchneiden und mit dieſer Beute entfliehen . Die Chineſen haben nämlich den Aberglauben , daß das Beſikthum von Blut oder Gliedern folcher auf Märkten gebornen Kiuder ihnen im Handel unend: lichen Segen bringe , weßhalb ſie denn auch , wenn es nur thunlich iſt, die erwähnte Grauſamkeit begeben . Ein anderer, aber mehr fomiſcher Gebrauch findet bei der Beerdigung vornehmer Chineſen auf jenen Inſeln ſtatt. Ihr Sarg iſt nämlich ſehr ſtark und iſt aus Einem Stüđe Baum: ſtamm gemacht. Von dem Baumſtamme, welchen man dazu be nußt, wird erſt die Rinde abgeſchält ; die Höhlung wird in dieſem Sarge nur ſo groß gemacht , daß die Leiche gut darin liegen fann ; der Dedel iſt maſſiv , und ſo wiegt dieſer Sarg
Contraſt mit ſeinem eisgrauen Haupthaare ſtanden , und der auch ſonſt mehr Ernſt an den Tag legte, als ſeine Commilitonen. Alerei Petrowitſch , der älteſte Sohn des Hauſes , ſchien am vertrauteſten mit ihm zu feyn ; daher befragte ich ihn eines Abends über den abweſenden Graufopf mit den Jugendzügen. ,,Sobald Andrei Stepanowitſch das nächſte Mal uns be ſucht, ſoll er Ihnen die Urſache ſeines frühen Ergrauens ſelbſt erzählen, obgleich er ungern daran geht. So viel will ich Ih: nen berichten, daß er noch nicht volle Zwanzig zählt.“ Dieſe Antwort befriedigte wenig meine Neugier, und dieſe
ſiegte über die Delicateſſe , ſo daß ich Alerei Petrowitſch bei nächſter Gelegenheit an ſein Verſprechen erinnerte.
Andrei
Stepanowitſch konnte hierauf den vereinten Bitten der befreun: deten Familie nicht widerſtehen, und ſehte mich in den Stand,
5 bis 6 Centner. Die Chineſen , welche dem Leichenzuge fol
noch an demſelben Abend das Gehörte möglichſt getreu nieder:
gen , ſind mit ſilberweißer Kleidung angethan , und auf den Köpfen mit einer ellenhohen , trichterförmigen Müße von der: ſelben Farbe bekleidet. Vor dem Leichenzuge her muß eine ſchwarzgekleidete , vermummte Frau freuz und quer über die
zuſchreiben .
,,Am Tage Grigoria Nyffisfego (22 Januar) ſind es zwei Jahre geweſen , als ich gegen Mitternacht von dem Beſuch ei: ner Familie , welche auf der Liteine *) wohnt , heimkehren
jämmerlich heulen und ſchreien ; fie
wollte. Mein Bruder beſaß damals noch das Haus auf der
erinnert fo an die römiſchen mulieres præficæ . Die übrige Ge: fellſchaft iſt gewöhnlich nicht fehr traurig ; ebenſo iſt auch bei der Einſenkung der Leiche in das Grab alles ſtill und ohne großes Leidweſen ; aber auf dem Rüdwege beginnt jene Frau
Petersburger Seite, und hatte mir in demſelben ein Quartier abgetreten. Ein ſcharfer Nordweſtwind trieb Marlen fallenden Schnees vor ſich her , ſo daß man wenig hätte ſehen können, auch wenn es möglich geweſen wäre, die Augen aufzuthun. In der vergeblichen Hoffnung , einem 3swostſchil - Schlitten zu begegnen , war ich bis zum Gagarin'ſchen Priſtan **) gekom: men, und ſollte nun die Eisdede der Newa quer überſchreiten . So oft ich den Weg auch ſchon zurüđgelegt , graute mir bei
Straße laufen , und
ihre erzwungene Trauermuſik von neuem. Die Art und Weiſe , wie die Chineſen ihre Speiſen zum Munde befördern , erſcheint dem Europäer ebenfalls als eine
fehr komiſche Sitte.
Die Chineſen bedienen ſich nämlich beim
Eſſen anſtatt einer Gabel zweier vierediger , ſechs Zoll langer Stäbchen , welche gewöhnlich roth lafirt ſind, und während des Eſſens zwiſchen dem dritten und vierten und zwiſchen dem zwei ten und dritten Finger gehalten werden . Mit dieſen beiden Stäbchen werden nun die klein geſchnittenen Stüde zum Munde gebracht, was für denjenigen , welcher dieſes Geſchäfts untun : big, ſehr beſchwerlich iſt ; denn ſelbſt mancher barin fehr geübte
dem heutigen abſcheulichen Wetter doch davor , und erſt als ich lange vergeblich gewartet und mich heiſer nach einem Iswost: ſchil geſchrien, entſchloß ich mich , den Weg zu Fuß anzutreten.
Den Kragen meines Pelzes über den Kopf geſchlagen , tappte ich aufs Eis hinunter , wo jede Spur eines Weges verweht war. Kaum fünfzig Schritte vom Ufer entfernt, erfaßte mich
der Wind , und das Geſtöber ſchlug ſo gegen mich , daß es
Chineſe muß doch zuweilen den Teller mit der einen Hand bis an den "Mund in die Höhe heben , um alsdann den Biſſen
Mühe koſtete, aufrecht zu bleiben. Bald war von feinem üfer
mit den Stäbchen in den Mund ſchieben zu können , weil es ihm nicht gelang , den Biffen zwiſchen beiden Stäbchen feſthal
*) Eine der anſehnlichſten Straßen Peterburge. ** ) Ein Ueberfahrtsort an der Newa , in der Nähe des Sommer
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gartene.
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819 eine Spur mehr zu erkennen, und nur die Richtung des Win-
aus dem Loche ragen ſehen , daneben ein blankgeſchliffenes Beil.
des diente mir zum Wegweiſer über den Fluß.
Mit Hülfe eines Sameraden war es gelungen, den Erſtarrten herauszuziehen , und mit Schrecken hatte man endlich auch mich gewahrt , da ich mich feſt in den Baſtſchuh des Muſchits verbiſſen gehabt, ſo daß man mir den Mund erbrechen mußte,
„ Wie ich nun ſo eine feine Weile gewandelt , ſchien es N
mir , als ob eine hellerleuchtete Fenſterreibe des Marinehoſpi:
tals mir entgegen ſchimmerte, daher drehte ich etwas links ab, und konnte unmöglich mehr weit vom jenſeitigen Ufer ent-
um uns zu trennen.
fernt ſeyn , als ein furchtbarer Schlag auf meinen Kopf mich
Der Muſchik hatte den Mordverſuch geſtanden und geſagt :
beſinnungslos machte. So wie ich wieder etwas zur Beſin: nung fam , fühlte ich mich ohne Müße, Pelz und Roc, an der Halsbinde gepact und auf dem Schnee fortgeſchleift , und ehe
es Tey ihm faum möglich geweſen , ſich über dem Loche zu er: halten , da der Strom des Waſſers mich und dadurch auch ihn mit großer Gewalt hinunter gezogen . Die früh grauen Haare und Gichtanfälle erinnern mich nur zu oft an die Lebensgefahr , doch würde ich beides gern ertragen , quälten mich nicht nebenbei ſo fürchterliche Träume, die das Erlebte, oder beſſer Ueberlebte , in tauſend häßlichen Variationen vor meine Seele führen , ſobald Barometer und Thermometer einige Sprünge machen , bei hieſigem Klima leider nichts Seltenes. Dagegen ſchlug bisher noch kein Mittel an ; die beſten Dienſte
ich mich zu faſſen vermochte , ſtad ich bereits bis an den Hals
éin Waſſer. Eben ſtieß ein mit Baſt umwundener Fuß nach .mir, um mich vollends unters Eis zu bringen , da faßte ich
inſtinctmäßig init beiden Händen nach dieſem Beine , und hielt mich ro feſt. Der Strom des Waſſers aber ergriff meinen Körper, mich unter die Eisdede ziehend , und nur dunkel er: innere ich mich , in den Baſt gebiſſen zu haben , weil meine Hände durch Meſſerſtiche verwundet, und dadurch am Feſthalten verhindert wurden ."
Der Erzähler zeigte uns ſeine beiden Hände vor, die tiefe
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thut der Flanell, mit dem ich mich beſtändig umwickelt erhalte. Außer dieſen fatalen Denkzetteln jenes Vorfalls bekomme ich
ſeit zwei Wintern ſelbſt durch meine offenen Augen zuweilen
Spuren der empfangenen Stiche und Schnitte ſehen ließen ;
noch lebhafte Nüderinnerungen an der Verſon eines gewiſſen
mehrere Finger waren gelähint worden und untauglich geblieben.
Polizeibeamteten.
Es fömmt mir näinlich vor, als trage der:
Hierauf fuhr er fort: „ Jeßt ergab ich mich mit völliger Reſig: Telbe meinen, mir durch einige beſondere Merfzeichen wohlbe nation, was mir noch ganz wohl im Gedächtniß ſchwebt, ja die Empfindung einer Ruhe überkam mich, woran ich ſpäter mich oft mit Vergnügen erinnert habe. Id fühlte das Waſſer zu Mund, Naſe und Ohren eindringen, ein drüdendes, laſtendes dumpfes Gefühl erregend, welchem ein ſtechender Schmerz folgte
kannten, Schuppenpelz. Dieſer ſowohl als der Ueberrod , wel chen id) an jenem fürchterlichen Abend trug, ſollte ſich nicht vorgefunden haben , als man mich und den Mörder meiner Geſundheit aus dem Waſſer gezogen . " (Fortſexu ng folgt.)
der mir das Herz zu zerſprengen ſchien und damit ſchwand mir jede Beſinnung.
„Das erſte Gefühl meines Wiedererwachens war das eines beängſtigenden Traumes ; es ſchien mir , als würde ich mit Gewalt ins Waſſer unter eine Eisdede gedrüct, und das Ge:
räuſch fließenden Waſſers drang in mein Ohr, indem es mein Geſchrei übertönte. Als ich die Augen aufſchlug , ſah ich Leute um mich ſtehen , ohne ſie zu erfennen ; mich ſchwindelte, fror
Die Deutſchen in Unterwallis. Während in Sitten deutſch , Franzöſifdy und der romaniſche Volfs dialekt des Wallis vermiſcht geſprochen werden , beginnt in Brainois die ausſchließliche Herrſchaft des leßtern . Aber als id, in das kleine Gaſthaus des Dorfes fam, würde ich von der Wirthin itſch in fchwä
biſcher Mundart angeredet. Die Frau war aus der Nähe von Stuttgart ;
entreßlich und ich fühlte gräßliche Uebelfeit. Nach und nach erfannte ich nun meinen Bruder und kam zum völligen Bewußtſeyn. Aber fein Glied wollte mir gehorchen , gänzliche Kraftloſigkeit hatte mich befallen , ſelbſt die Sprache verſagte
fah , ſämmtlich Deutſche. Da war der Meiſter Nagelſchmied des Ortes
mir. Nur nach und nach erholte ich mich und erfuhr nun,
aus dem Baden'ſchen, der „Meiſter Säger“ vom würtembergiſchen Schwarz
daß ein hißiges Fieber mich ſchon mehrere Tage ganz ohne
walde , der Herr Mechanifer oder Mühlenbauer aus Würzburg u. f. w. Faſt alle Handwerke im ganzen Wallis werden von Deutſchen be trieben , und namentlich ſind die Zimmerleute, Sšloſſer, Schmiede und
Bewußtſeyn auf das Krankenlager gefeſſelt, nachdem man mich
für todt von der Sieſche ( Polizeiwachthaus) in meine Wohnung
aus Bayern. In der der Zimmermeiſter im Orte wie ich ſogleich Wirthsſtube faßen muntere Geſellen bei dem Weine
ihr Mann !
gebracht. Dortbin aber hatte iních eine Schildwacht, welche am Ufer bei einer Niederlage von Schiffsmaterial aufgeſtellt
Wagner faſt ohne Ausnahme Deutſche. Die Maurer ſind immer Ita
geweſen war, zugleich mit einem Muſchif (Bauer) abgeliefert. Der Soldat hatte an jenem ſtürmiſchen Abende einen Schrei
thätig , und zwar nicht etwa nur wo große Holzſchläge betrieben werden, ſondern wo irgend ein etwas größerer , als der ganz gewöhnliche Holz
auf der Newa in ſeiner Nähe vernommen, und da er ſeinen
bedarf vorhanden iſt. Selbſt unter den Handwerkern in der Hauptſtadt namentlich Schneider des Landes , in Sitten , find nur einige wenige und Barbiere Einheimiſche. Dieß mußte mein Führer , ein Bürger von Sitten , ſelbſt eingeſtehen , und fich deßhalb von den übermüthigen Deutſchen auslachen laſſen. Dieſe ſcheinen mit der Bevölkerung des Landes nicht in jeder Beziehung im beſten Vernehmen zu ſtehen , was
Poſten nicht verlaſſen durfte, ſo konnte er erſt bei nächſter Ablöſung nach der Urſache des Hülferufens forſchen . Der unge : få hren Gegend nachgehend, war er bis an Vrorub (Wuhne) ge-
lommen , aus welchem die Nachbarſchaft Waſſer zu ſchöpfen pflegte und dort hatte er zunächſt den Oberleib des Muſchiko
liener. Selbſt als Holzhauer find Fremde , nämlich Tyroler, im Lande
820 bdi dem gutmüthigen Charafter der Walliſer wohl vorzugeweiſe die eigene Schuld der Fremden ſeyn möchte, welche das Gefühl ihrer größern
Geſciclichkeit und ihrer Unentbehrlichkeit nicht genug im Zaume zu halten ſcheinen. (Aus 3. Fröbels Reiſe in ben penniniſchen Alpen.)
bracht hatte. Sie umflammerte meine Knie, und rief den Segen ihres todten Vaters, ihrer todten Brüder und Schweſtern auf mich hernieder ; fie beſchwor fie, Fürbitte für mich bei dem ewig gerechten Gott zu thun, daß er mich um dieſer gerechten Handlung willen vor allem Web des Lebens bewahre. Dann erhob ſie ſich und fragte mich immer noch weinend : „ Biſt du auch wohl ? biſt du nicht verwundet, mein Gatte ? " Ich verſicherte ſie, daß ich mich jeßt über alles erhoben fühlte, was
Obrift Sharp (Fortſeßung.) Es fand fich, daß der Gaſtwirth ein Verwandter von Obriſt Sharp Betroffen durch den Namen und den Verdacht, welchen der Bruder war . des Obriſts im erſten Augenblid geäußert hatte, trat er barſd in mein
Menſchenhand mir thun könne , da der endlich durch mich gefallen fey, der fie betrogen habe. Dennoch war ich überzeugt, daß man mich ver folgen müſſe, und hielt die Ankunft der Diener der Gerechtigkeit noch dieſe Nacht für gewiß.
Zuerſt waren meine Frau und ich entſchloſſen,
Zimmer. Ich grüßte ibu ſehr höflich. „ Wiſſen Sie ," ſagte er , „wer
uns im Nothfall zu vertheidigen , und zu verſuchen, ob es uns gelänge,
der Mann iſt , der heute Nacht den Obriſt Sharp ermordet hat ? " Ich ſtellte mich ſehr überraſcht, und rief : „ Iſt es möglich ? Wie ! Der Obriſt „ Und wie iſt er umgekommen ? Sharp ? " --- „ Iſt todt,“ repte er bei . Er ſchigte ſich „ Man hat ihn ermordet !" In einem Zweifampf ?“
aus den Vereinigten Staaten zu entfommen. Aber den nächſten Morgen war ich entſchieden dafür, eher zu ſterben, als mein Vaterland zu per: ſo entſdloß ich mic) , ruhig alle möglichen Unterſuchungen über mich
an , mich zu verlaſſen. „ Ich bitte Sie ," ſagte ich , „bleiben Sie doch
ergehen zu laſſen.
noch ein wenig , und ſagen Sie mir das Nähere dieſer ſchredlichen Ge„ Ich kann Ihnen nichts weiteres ſagen ,“ erwiederte er und fchichte." entfernte fich. Die Art , wie er hereingetreten war, war mir nicht ſehr
lieferte ſich ohne Widerrede den Gerichtsdienern aus, nur maďte er die
M
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angenehm geweſen , aber ich ſah bei ſeinem Weggehen , daß fich ſein Mißtrauen durch die Nube, die ich ihm zeigte, faſt verloren hatte. Ich
!
laſſen .
Es war nicht der fleinſte Beweis gegen mich vorhanden , und
Wirklich wurde Beauchamp bald vom Gericht eingezogen.
Er
Bedingung , daß man ihm ſeinen Jagddolch laſſe, und daß er als Ges fangener auf Ehrenwort frei und ungehindert gehen könne. Als ihm dieß bewilligt war , empfing er ſeine Gäſte ſehr freundlich.
ging in den Saal hinab , nahm dort mein Frühſtück, plauderte mit der
Nachdem die Gerichtsdiener ſich erfriſcht hatten , ſagten fie ihm,
Frau des Hauſes , fragte ſie , ob man feinen Verdacht habe, durch wen die That könnte geſchehen ſeyn , und ging dann meinen Geſchäften nach.
man hätte das Maaß von den Schuhen des Mörders , der durch den Garten entflohen ſey, an den friſch eingetretenen Fußſtapfen genommen. Nach dieſer vorläufigen Anzeige baten ſie höflich um die Erlaubniß, feine Schuhe inefſen zu dürfen. „Das war mir ſehr angenehm,“ ſagte Beau
Als id in den Gaſthof zurü & fam , hatte ich ein neues Verhör pon meinem Wirth zu beſtehen „ Hr. Beauchamp ,“ er, ,was iſt Ihr Geſchäft ?" „ Ich bin Advocat, mein Herr." - „Haben Sie mir nicht geſagt, fie wohnten in der Grafſchaft Simpſon ?" . „Ja, mein Herr." — „Sind Sie verheurathet ?“ – „Ja , mein Herr.“ „ Wen haben Sie gebeurathet , Hr. Beauchamp?" „Miß Anna Cook , mein Herr."
daß mein Schuh genau dem Maaße entſprach , welches die Herren bei fich führten. „ Das iſt es ! Das iſt es freilich !“ riefen ſie mit eben nicht
Ich ſah das ohnehin fchon finſtere Geficht meines Wirthes ſich bei dieſen Worten noch weit mehr berfinſtern. Ich hatte wohl geſehen , daß dieß
ſehr ehrerbietiger Freude. Da fie mich aber verſicherten , daß die wirt lichen Abdrüđe im Boden des Gartens unverſehrt erhalten worden ſeyen,
der Punkt war , deſſen er gewiß ſeyn wollte, aber ich hatte mit der
ſo berief ich mich vertrauensvoll auf eine genauere Meſſung. Er machte ſich mit ſeiner gerichtlichen Begleitung auf den Weg.
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ruhigſten Gutmüthigkeit alle feine unverſchämten Fragen beantwortet, als wäre es das alltäglichſte Geſpräche von der Welt. Ebenſo gab ich
ihm meine Abſicht fund , mich jeßt auf den Weg zu machen , und ver.
ließ Frankfort ohne irgend ein Hinderniß. Zwei oder drei Meilen von der Stadt bemerkte ich , daß ich mein Sadtuch in meinem Zimmer hatte liegen laſſen , und da mir einfiel, .
champ, „denn ich war ſicher , daß die Abdrüde im Garten nicht von meinen Schuhen feyen. Aber wie groß war mein Entfeßen, als ich ſah,
Dieſe hatten das Sadtuch bei fich, welches Beauchamp in dem Gaſthof
in Frankfort vergeſſen hatte, aber ſie zeigten es ihm erſt unterwegs und fagten ihm , man habe es vor der Thüre des Obriſt Sharp gefunden. Beauchamp wunderte ſich über dieſe Unrichtigkeit, aber er erſtaunte nodi viel mehr , als er hörte, die Familie Sharp und die geſebgebende Ver
daß ich dieſes Sadtuch ein paar Tage vorher benußte , wo ich Naſen- ſammlung von Stentudy werde Beweiſe gegen den Mörder beibringen, bluten hatte , lo fab ich wohl , zu welchen Folgerungen es die gegen mich bereits eingenommenen Geifter führen könnte. Ich war verſucht,
und der Ueberbringer det Sadtuches Habe geſchworen , er hätte es an
umzukehren und es zu ſuchen , bei genauerer Ueberlegung aber bemerkte ich, daß ich dadurch erſt die Aufmerkſamkeit auf eine Sache lenken würde,
noch als die Wahrheit in dem Kampfe zu fürchten habe, der ſich gegen (Soluß folgt.) ihn erhob.
die man außerdem vielleicht überſah.
So repte ich denn meine Reiſe
fort. Am Abend des vierten Tages kam ich nach Hauſe. Ich war keine Viertelſtunde über die Zeit ausgeblieben , die ich meiner Frau voraus beſtimmt hatte. Sie ging auf dem Weg , den ich kommen mußte, auf .
und ab , und war in großer Aufregung. Als ich fah , baß fie allein war , ſchwang idly ein kleines Fähnchen als Zeichen meine8 Sieges in der Luft.
der Stiege des Obrift Sharp gefunden. Er ſah ſogleidy, daß er mehr
Sie lief mir entgegen, fiel mir zu Füßen und dankte dem
Verwandtſchaft der Comande8 mit Mericanern und Peruanern. Ein Hr . Maillard theilte in der Londoner geographiſden Geſellſchaft einen Bericht über Teras mit, der wohl der Vorläufer eines Buche feyn wird. Das bürgerliche Jahr der Comanches iſt wie das der alten Mericaner in 18 Monate von 20 Tagen, mit Zufeßung von fünf
Schalttagen , getheilt.
Nach einem Cyklus von 52 Jahren reßen fie
13 Tage hinzu , ehe fie einen neuen Monat beginnen, ſo daß ihnen der Ueberſchuß der Sonnenjahres von 6 Stunden über das bürgerliche bekannt
Himmel mit einem Strom von Ehränen, daß er endlich fie gerächt habe
ift.
für all das Glend, das ein Meineidiger über ſie und die Zhrigen ge-
unterſcheiden .
Ihre Sprache ſoll von der der alten Peruaner fich nur wenig
Man doen, in der Literariſch -Artiftroen Aaftalt der 3. %. Gotta'ſden Budhandluna. Berantwortlider Redacteur Dr. d . Widermaun.
!
Nr. 206 .
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A usla nd .. Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke r. 25 Julius 1841 .
alle die bisherigen Nachrichten, daß hier Gallaſtämme hausten,
Rochet in Abyſſinien. Wir haben bis jeßt nur einige abgeriſſene Nachrichten über
ſind falſch. Dieß iſt für den Zuſtand Abyſſiniens feine gleich gültige Sache, denn wenn auch hier Gallasſtämme fäßen- und
die Reiſe Rochet nach Südabyſſynien oder dem Königreich Schoa mittheilen fönnen; ein Artifel in der „ Revue des Deur Monde " vom 1 Julius theilt eine Ueberſicht derſelben mit, *)
Ludolf behauptet aus dem Lande Bali , unmittelbar nördlich von der Wüſte Adel ſepen in der Mitte des 16ten Jahrhun: derts die erſten Gallahorden in Abyſſinien eingebrochen, - To
allein leider ſteht es mit der geographiſchen Genauigfeit der: wäre eine endliche Vernichtung oder gänzliche Unterjochung der felben nicht ſehr gut. Doch läßt ſich aus den wenigen Angaben Abyſſinier durch die Sallas kaum zu bezweifeln, und das Chri: hinreichend entnehmen , um unſere bisherigen Karten weſentlich ſtenthum und die in Abyſſinien noch übrige, wenn auch ſchwache zu berichtigen. Die Hauptſtadt des Landes, Anfobar, roll nach Cultur würde untergehen. Rochets Nachrichten , die fich viel: derſelben wenigſtens um 2 Grade zu weit füdlich angegeben leicht auf einer zweiten Reiſe, welche er zu machen gedenkt, ſeyn , wodurch denn nicht nur Abyſſinien überhaupt als weit noch vollſtändiger werden , können in kurzer Zeit hierüber nå: minder lang von Süden nach Norden- ſich erſtredend erſcheint, hern Aufſchluß geben, und bis dahin müſſen wir nur bekennen , ſondern namentlich auch die Straße von Anfobar nach Zeila, daß wir über dieſe Länder noch ſehr wenig wiſſen. Auch die und über Harrar nach Berbera ſich ganz anders darſtellt, und neueſten Nachrichten von Krapf *) aus Ankobar geben hierüber unſere Karten in dieſer Beziehung eine weſentliche Aenderung nicht den mindeſten Aufſchluß. Die augenſcheinlich politiſchen erfahren müſſen. Abſichten Hrn. Nochets , welche auch durch Hrn. Strapf beſtätigt Außer einigen Nachrichten über den vulcaniſchen Zuſtand werden, laſſen freilich nicht erwarten , daß er Unterſuchungen , eines großen Theils des Landes zwiſchen Zuſchura (ſonſt Tad- die vorerſt nur ein wiſſenſchaftliches Intereſſe haben , eine be: fchura) und dem Hawaſch , dem Gränzfluß Schoa’s gegen Sü: ſondere Aufmerkſamkeit widmen werde.
den und Beſten , find namentlich einige Bemerkungen über einzelne Völkerſchaften von Intereſſe, beſonders die im Lande Adel, d. 1. in dem Küſtenſtriche zwiſchen Duſdura und der Gränge
Nichtsdeſtoweniger iſt es ſehr zu bedauern, daß wir bis ießt nur eine ro flüchtige Bearbeitung ſeiner Reiſetagebücher beſißen, denn nicht nur iſt derſelbe augenſcheinlich ein ſehr auf:
von Schoa. Rocher führt hter acht Stämme auf, deren Na-
merkſamer Beobachter, ſondern feine Plane, die auf den Hans
men wir übergeben , da ſie mit Ausnahme der Danakils und
del eben fo wohl als auf politiſche Verbindungen gerichtet
Somalis ſehr zufälliger Art, nämlich von Ortſchaften entnom : men ſcheinen ; ſie ſollen fämmtlich einerlei Sprache, wiewohl in verſchiedenem Dialekt, ſprechen ; die Sprache rep aber weder
mehr, als das zunächſt liegende zu richten, und er ſcheint Nach richten über die Gebiete von Cambat, Diingiro, Anaria ( Narea )
ſind, haben ihn veranlaßt, ſeine Aufmerkſamkeit auf noch etwas
Arabiſch, noch Amhariſch , noch Salla. Sind es lauter So- dc. geſammelt zu haben , Gebiete, die wir nur dem Namen nach malis,**) fo erſtredt ſich diefer Stamm von etwa 15 ° N. B. und faſt allein durch die Schriften der Portugieſen tennen. bis mindeſtens 5º , alſo auf einer länge von 10 Graben , und
* ) Die von uns fürzlich gegebenen Nachrichten von Dr. Bede (oder Nr. 185 ) fcheinen ganz aus Nochete Mit **) In der Revue des deux Mondes ftoht, die Somalis bewohne ten , die Gebirge Norden der Wüſte Adel, was beiughe nothwendig falfa im tft. Sdoa ( f. Bed) über entlehnt theilungen .
Hier find noch ſehr intereſſante Entdeđungen zu machen. Krapf berichtet in dem oben angegebenen Schriftehen , daß er von Prieſtern in Schoa gehört habe , Sambat rev ein chriſtliches Land. Prieſter und Handelsleute desſelben follen mannichfach nach Schoa und nach Harrar fommen, welcher leßtere Drt der * ) Mitgetheilt in der „ fweiundzwanzigſten Angeige, den Miſſions
hilfeverein zu Tübingen betreffend." Lübingen 1841 p. 33 ff. 206
822
Vereinigungspunkt der Karawanen aus dem Innern zu ſeyn ſcheint, von wo ſie dann nach Berbera oder Zeila ziehen. Augenſcheinlich ſtehen wir auf dem Punkte einer neuen Reine großer Unternehmungen , um das Innere Afrika's zu erforſchen . Wie die Herrſchaft der Portugieſen in Indien zu ihrem maritimen Uebergewicht in dem rothen Meere geführt hat, To jeßt die engliſche Herrſchaft die Engländer, und auch fie bemühen ſich, Abyſſinien ihrein Einfluß zu unterwerfen . Die Franzoſen haben ihnen aber einen Vorſprung abgewonnen, und es fragt ſich nun , ob die neue Erpedition der Engländer ( ſiehe
Nr. 197) das Gleichgewicht wieder herſtellen wird. Für die Geographie Afrika's wird jedenfalls eine neue Epoche anbrechen.
„ Pamilui! (Erbarme dich !) die Beſtien reißen den Stall ein, wenn ich ſie nicht in Bewegung erhalte. Mein Wanfa *) hatte ſich die Gelegenheit auch zu Nuße gemacht, und war
„ Trinkens balber “ außer Stand geſeßt, das während meiner Abweſenheit eingetretene Wetter zu bemerken, welches ihn un ter andern Umſtänden gewiß veranlaßt haben würde , mich bei meinem ganzen Bekanntenkreiſe aufzuſuchen , denn der Kerl
hat wirklich faſt Menſchenverſtand in lichten Augenbliđen . „ Umſonſt rief ich daher – aus Waſil Wafilitſch Hauſe tre: tend — nach meiner Droſchle , und mußte mich bequemen , ei
nen Iswostſchif zu dingen. Die vor wenigen Stunden noch trođenen , faſt ſtaubigen Straßen waren mit handhohem , wär ſerigem Schnee bedect , daher denn auch ſchon die Droſchken
der Iswostſchiks mehrfach in Schlitten verwandelt waren ,
bei
dem ſchlechten Steinpflaſter kein übler Tauſch ! Ich beſtieg ei
Petersburger Skizzen.
nen ſolchen, und ließ mich, gewicelt in meinen Mantel, durch bet be am
beet iſde.
die Straßen rumpeln , ohne ſehr auf Wind oder Schnee 31 achten , denn ineine Gedanken hafteten noch an den verlaſſenen Schelmenaugen . Hinter der Ismailoffſchen Kirche , wo die
( Fortreßung. ) Alle waren mit geſpanntem Intereſſe dieſer Erzählung ge
Straßenbeleuchtung ſpärlicher wird, und die Häuſer in größe:
folgt und brachen am Schluſſe in die herzlichſten Beileidsbe:
ren Zwiſchenräumen von einander ſtehen , drehte ſich mein 18
jeugungen aus.
„ Ja! Ja ! rief Peotr Petrowitſch, der Hausherr
wostſchif nach mir um , fah mich eine Weile an , und fragte man
muß daran denken, ſich eine Wohnung im andern Theile der Stadt aufzuſuchen , damit man nicht mehr genöthigt iſt , den
Fluß bei jedem Wetter zu paſſiren . Nur in feltenen Fällen , die zu den glüdlichen Unglüdsfällen gezählt werden möchten, gibt wohl die Newa ihre Opfer zurück, und ſelbſt den Iswos
tſchifs ſoll nicht zu trauen ſeyn , wie geſagt wird.“ Ein junger, lebhafter Mann , der Stepan Alerandrowitſch genannt wurde, fiel raſch ein : „ davon ließe ſich viel ſagen und ich ſelbſt tönnte aus eigener Erfahrung ein Beiſpiel für die .
Unſicherheit der Iswostſchifs anführen . “ „Ach, erzählen Sie ! erzählen Sie ! " bat Iwanowna, unſere
todann kurz : Welche Zeit iſt's, gnädiger Herr ? Ich weiß es nicht! war meine verdriebliche Antwort. Ziemlich raſd fuhren
wir nun durch den Moskoff'ſchen Schlagbaum meiner in deſſen Nähe befindlichen Wohnung zu . Keine lebende Seele begega nete uns und nirgend war Licht zu ſehen in den zerſtreut am Wege liegenden Häuſern. Sie erinnern ſich wohl Alle, wie unfern des Schlagbaumes eine ziemliche Strede die Landſtraße
zu beiden Seiten von hohen Bäumen beſchattet wird , welche zu dabei liegenden Gärten der Landhäuſer gehören. Hier hielt plößlich mein Iswostſchiť mitten im Wege ſtill, drehte ſich
um, und ſtach mit einem ziemlich langen Meſſer nach mir.
I
Matuſchka.
,,Mit Vergnügen , Ann' Iwan !" verſekte der Gebetene
Da ich jedoch den Mantel mit beiden Händen unter dem Ge ſicht feſt hielt, ſo wurde dadurch der Stich unwirkſamer , und
.
und begann :
beſchädigte mich nur ſtreifend am Handgelenk , indem ich me: chaniſch damit dem Stoße entgegenſtrebte . Hätte der Riemen,
,,Der Schwarze * ) weiß, was mich leßthin bis gegen 2 Uhr des Morgens bei Waſil Wafilitſch Popoff feſt bielt, ich glaube am Ende ſelbſt, was Andere behaupten , daß es die ſchwarzen Augen ſeiner hübſchen Tochter waren. Beim Hingehen war
es trođenes ſchönes Wetter , das mich zum Spaziergange einlud ; daher und ſchlimmſten Falls auf Gelegenheit mit des Staiſers Equipagen **) rechnend, ließ ich meine Droſchke da :
mit dem die Schlittendede an einem Knopfe befeſtigt war, fe: ſter gehalten , und wäre nicht zerriſſen , ſo würde ich dadurch am ſchnellen Aufſpringen verhindert worden ſeyn. Dieß allein , und daß ich dem Iswostſchit den Mantel fallen laſſend einen - derben Schlag ins Geſicht beibringen konnte , rettete mich vor einem wiederholten und gewiß mit mehr Sicherheit geführten Stoße,
Gänzlich unbewaffnet , wie ich war, durfte
heim .“ .
„ Gelobt ſey Gott !" ***) bemerkte Alerei Petrowitſch , „ die ſer feltene Fall wird deinem gar ſehr in Anſpruch genommenen Geſpann wohlgethan haben ." . /
ich nicht daran denken, mich dem ſtämmigen und entſchloſſenen
Melſerführer entgegenzuſtellen ; ich ſprang alſo ſchnell aus dem Schlitten und ſuchte – Hülfe rufend - mein Heil in ſchleu-: niger Flucht, der nahen Thorwache zu.
Genau mit dem Ter 1
*) Allgemein angenommenes Prädicat bei den Ruſſeu für den Gott ſeibeiung und Tschort snait (der Schwarze weiß) hört man überall und alle Augenblicke ausſpreden. **) Scherzhafte Benennung der 3swostſchiks. ***) Slawa Bogu ! gewöhnlicher Aufruf des Erſtaunens , der Freude, der Beſtätigung des Verneinens u. ſ. w ., ähnlich dem deutſden Gott ſey Danf !
rain bekannt , benußte und überſprang ich mehrere Gräben, dadurch meinen Verfolger nöthigend , ſich mit meinem im 1
Schlitten gelaſſenen Mantel zu begnügen , von dem ich natür lich nichts wieder zu. Geſicht bekam ; denn als ich mit Mühe von der Wache einen Soldaten erhalten , und mit dieſem auf *) Diminutiv von Iwan.
823 der Stelle anlangte," wo mein trefflicher Jówostſchit gehalten, war der Vogel längſt auf und davon . " „Aber," fiel ich dem Erzähler ins Wort , „ hatten Sie ſich
Kaßen mit ungelöſchten Salt angefüllte und zugepichte Glasflaſchen eins genäht und die todten Thiere alsdann in die Mündungen der Flüſſe und
nicht die Nummer des Iswostſchifs gemerkt, um denſelben da:
Kaimans aufgeſucht und yon denſelben in deren Rachen ſehr ſchnell
durch vor der Polizei in Anſpruch zu nehmen ? Man rou dieß niemals außer Acht laſſen !"
gerdrüdt und hinuntergeſdhluđt werden, ſo daß der Kalk erſt in dem Leibe
in die See geworfen , wo ſie gar bald von den dort fich aufhaltenden
des Kaimans zu löſchen anfängt und ſo denſelben von innen, verbrennt.
Lachend entgegnete Stepan Alerandrowitſch : „Auch wenn ich die Nummer noch heute wüßte , begnügte ich mich gern, ſo aus der Affaire gekommen zu ſeyn ; man muß ſo gutem Glüc ſchon ein kleines Opfer gönnen.“ „Wie ſteht es aber um die Pflicht eines Jeden, dergleichen Uebelthäter befannt und für Andere unſchädlich zu machen ?“
Ade Anweſenden belächelten oder belachten meinen Eifer, und Batuſchka erinnerte : es ſer weiſe, ſich mit kleinerem Scha den zu begnügen, dem leicht ein größerer folgen könne , ſofern man Sachen alzuſtrenge nehmen wolle.
Ich begriff die Geſellſchaft nicht , weil mir damals noch ganz unbekannt war , wie ſehr ein Jeder in Rußland rich vor allen Berührungen mit der Polizei in Acht zu nehmen pflegt ; darum feßte ich meine Einwendungen fort, bis die gemüthliche
Anna Jwanowna der Sache eine andere Wendung gab, indem fie den jüngſten Sohn anredete. ,,Seelden ! *) du ſagteſt mir ja vorhin , daß dir Anfichlüſſe in der uns ſo ſehr intereſſirenden Angelegenheit mit Semen
Fedrowitſch geworden wären , und da wir gerade heute Abend ſo hübſch ins Erzählen hinein gefommen ſind , ſo gib doch die ganze Angelegenheit zum Beſten . "
Der junge Mann gehorchte , und wir waren die aufmerk:
famſten Zuhörer. (Fortſeßung folgt.)
Obrif Sharp. (Schluß.)
„Da dieſes Sadtuch das meinige war ,“ ſagte er , „fo ſah ich die Gefahr wohl ein , die für mich daraus entſtünde , wenn irgend einer
meiner Nachbarn es nach dem falſchen Schwur desjenigen , der es dem Gerichte übergeben , als das meinige erkennen würde. Ich dachte über Mittel nach, es mir zu verſchaffen. Meine Wächter tranken gern. Den .
zweiten Tag unſerer Reiſe hielten wir in einem Gaſthof an , um zu übernachten. Wir aßen zu Nacht, und dann ſprach man davon , fich niederzulegen. Es waren nur zwei Betten in dem Zimmer , das eine für mich , das andere für denjenigen ineiner Wächter, der liegen durfte, während der. andere mich bewachen ſollte. Ich unterhielt meine Gegner mit einer Menge Poffen, um ſie zwar ſpäter, dann aber um ſo ſchneller
und fefter ſchlafen zu machen. Nach dem Nachteſſen bat ich ſie , mir das Sadtuch zu zeigen. Sie gaben es mir , ich betrachtete es genau, und dankte dann dem Himmel mit lauter Stimme, daß er gnädig ein ſo wichtiges Zeugnißſtüc habe finden laſſen. Ich ſagte ihnen , dieſes Sadtuch ſey meine Nettung , denn es werde dazu dienen , den wirklich
Schuldigen zu entdecken, und bat ſie, fie mödyten es doch ja recht ſorglich aufheben. Ich gab Act , welcher es zu ſich nahm und in ſeinen Sad ſchob. Io war voll Aufmerkſamkeiten für ihn, und da er als der dritte auf einem Feldbett liegen ſollte , ſo lud ich ihn freundlich ein , meiu "Bett mit mir zu theilen . Er nahm es ſehr gern an , und legte ſeinen Rock , in dem mein Sadtuch war , auf einen Stuhl , Ser am Fuße des Bettes ſtand. Ehe id mich niederlegte, ging id mehrmals im Zimmer auf und ab , und legte , während ich an dem Stuhl vorüberging , den .
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Die Vertilgung der Kaimans ** ) an den küften Java's. (Bon J. Sögel.)
Nächſt den Tigern machen fich die Kaimans den Bewohnern Java's am meiſten furchtbar ; denn es vergeht faſt keine Woche, in welcher nicht in den Mündungen des Solo-, fara -, Sireijo : , Zfadra - oder Progofluſſes Menſchen von Kaimans zerriſſen und aufgezehrt worden wären. Es waren daher die Eingebornen von Seite des Gouvernements ſchon ſeit vielen Jahren zur Vertilgung der Kaimans aufgefordert und eine Prämie von 12 fl. für Ablieferung eines jeden Kaimankopfes geſeßt worden. Allein alle bisher angewendeten Vertilgungsmittel waren keineswege hinreichend , weßhalb ſich denn das Gouvernement von Batavia beranlaßt fand, demjenigen , welcher das beſte Kaimanvertilgungsmittel ausfindig mache , eine Prämie von 200 ſpaniſchen Piaſtern zu bewilligen. Zu dem Ende iſt von einem javaniſchen Fiſcher, Namene Kartefendiego,
Rod von dem Stuhl weg auf das Bett. Dann ſchitte ich mich an zu Bette zu gehen. Aber id that , als ob es mich ſehr friere, bat um .
meinen Mantel zum Zudeden ,! und erſuchte ſie , ein größeres Feuer zu
machen. Id breitete meinen Mantel über den Rođ meines Wächters hin auf mein Vett , und benußte dieſen Augenblick, um das Sadtuch aus der Taſche desſelben zu entwenden.
Dann klagte ich von neuem
über Kälte , um einen Vorwand zu haben , mich dem Feuer zu nähern. Einer meiner Wächter ſtand ſeitwärts an das Geſimſe des Kamins mit dem Rüden gegen das Feuer gelehnt. Id regte mich auf einem Holz ſchämel zwiſchen ihn und den . Feuerherd. Meine beiden andern Wächter
.
wachten auch , aber der eine von ihnen hatte ſo viel getrunken , daß er troß ſeiner Bemühungen immer auf dem Stuhl im halben Schlaf nidte. So benußte ich denn den Augenblic, wo der dritte Wächter die Augen
vor furzem folgendes Kaimanvertilgungsmittel entdeďt und demſelben
wegwendete , um das Sadtuch , das ich in meine Beinkleider geſchoben
die erwähnte Prämie von 200 ſpaniſchen Piaſtern im Februar 8. I. ausgezahlt worden . Es werden nämlich in den Leib toster Hunde oder
hatte , ſchnell in das Feuer zu werfen , ich legte ein großes Stück Holz darüber hin. Im Augenblic war es in Aſche verfallen .“
* ) Duſchinta , dac Diminutiv von Dufdha ( Seele), iſt ein Lieblingsausdruď jeder Zärtlichkeit zwiſchen beiden Geſchlechtern und in allen Verhältniſſen. .
*) Saiman wird in niederländi chen Indien der Alligator genannt.
A18 fich ſpäter das Sadtuch nicht mehr vorfand, ließ Beauchamp ſeine Wächter ſo tauſendfältige Nachſuchungen anſtellen , daß fie ſelbſt
die ſtärkſte Geduld erſchöpft haben würde , und Flagte ſeine Wächter bitter als ſeine Feinde an, daß fie mit Fleiß dieſes wichtige Beweisſtück
824 vernichtet hätten, weil es ein glänzender Beweis ſeiner Unſchuld geweſen wäre. Aber all dieſe Schlauheit und Geiſtesgegenwart ſollte ihn dennoch nicht retten . Im erſten Augenblid waren die Dinge allerdings gegangen , wie Beauchamp erwartet hatte. Die Demokraten fchrien , die Ermordung
des Obriſt Sharp ſey eine politiſche Rache ,! und er fey als Märtyrer des öffentlichen Wohles geſtorben. Die Familie des Obriſten, und namentlich ſein Bruder , theilten zwar dieſe Anſicht nicht, aber ihre Eigenliebe war ſtärker , als der Wunſch nach Nache ; fie zogen es vor, fich den Schein zu geben , das Haupt ihres Hauſes fey das Opfer einer heiligen Sache geworden , als einzugeſtehen , die gerechte Strafe eines
zweimal fiegten ihre ftarken Naturen über die Gewalt des Giftet. Da erhob fich die unerſchrođene Anna Cook von ihrem Schmerzenslager, nahm ihren Dolch und gab ihn Beauchamp , der ſich zuerſt erſtach. Kaum hatte er den Dold in ſein Herz geſtoßen, als ihn Anna begeiſtert herausriß und ſich ſelbſt einen tödtlichen Stoß gab. Die Stunde der Hinrichtung nahte – Beauchamp wurde von dem Kerkermeiſter im Blute ſdwimmend, aber noch lebend gefunden. Man Ehe er es beſtieg, beeilte fich , ihn auf das Blutgerüſt zu bringen. verlangte er noch einmal ſeine ſterbende Frau zu ſehen. Als man ihn zu ihr führte, nahm er ihre Hand , ſuchte die lebten Pulſationen ihres .
ſchändlichen Frevels habe ihn getroffen. Aber die Whigs erhoben fich
Herzend zu fühlen , und ſagte , von den Weibern , die in Thränen zerfloſſen, umgeben : „lebe wohl, Su Kind des Unglüde! Jebt biſt du
gegen die Anklage ihrer Feinde , es lag in ihrem Intereſſe , ju zeigen, daß der Tod des Obriſten eine Privatrache war, und ſie zogen die Sache von der Verführung des Märchens wieder hervor , welche eine folche
ficher vor der Stimme der Bosheit. Für did habe ich gelebt, für did ſterbe ich. Auf Wiederſehen !“ Er umarmte ſie, man trug ihn auf das Blutgerüſt, wo er mit ſolcher Nube ſtarb , daß alle Anweſenten
Jeder Beweis ihrer Unſchuld ward
mit Bewunderung erfüllt wurden . Sein alter Vater verlangte ſeine uns Auna Cooks Leiche und ließ fie nach ihrem leßten Wunſche in einem Sarge begraben .
Strafe leicht herbeiziehen konnte.
eine Anklage gegen Beauchamp , und ſo fah fich dieſer , der ſelbſt im Herzen zu den Whig gehörte und der auf ihren Schuß gerechnet hatte, eben von ihnen indirect angeklagt und verfolgt. In dieſein Kampfe
.
Mi s cellen.
entgegengeſeßter Leidenſchaften ſah ſich die Familie Sharp genöthigt, wieder auf Beauchamp zurüdznkommen , aber ſie bemühte fich, fort während init der Maske eines politiſchen Haſſes den Privathaß des Gatten der Anna Cook zu bebeden. Man bezahlte falſche Zeugen , durch
A u8b rütung von Boa-Eiern iim Mufe um der Natur:
geſchichte zu Paris. Man wußte bisher nicht genau, wie die Eier der Boa zur Reife gelangen, da die Schlange ale ein Faltblütiges Thier
deren Angaben Beauchainp überwieſen wurde, ſich aus politiſchein Haß
keine Wärme entwidelt , alſo in dem Sinne , wie Vögel , nicht brüten
zum Tode des Obriſten Sharp8 verpflichtet zu haben. Die Sache häufte
kann. Man wärmte den Boden des Käfige, worin die Boa ihre Eier,
fich zu einem Berge vou Meineiden und gerichtlider Frechheit. Beau
fünfzehn an der Zahl, gelegt hatte, und die Schlange legte ſich darüber,
champ würde aber dennoch wahrſcheinlich dieſem furchtbaren Lügengeflechte
theils wohl um ſie nöthigenfalls zu vertheidigen, theils um ringsumher die gleiche Wärme zu erhalten , und fo die Entwidlung der Eier zu befördern. Von den fünfzehn Eiern , die fie gelegt , krochen acht aus, und zwar das erſte am 57ſten Tage nach dem Legen der Eier. Von dieſem Augenblic an entfernte fich die Mutter und fraß, was ſie feit zwei Monaten nicht gethan hatte ; ein Haſe und 4 Pfund Fleiſch waren
entgangen ſeyn , wenn nicht ein ihm dem Anſchein nac ergebener Ver räther feiner außer Faſſung gebrachter Frau einen gebeim erhaltenen Brief zu entwenden gewußt hätte, welcher das Verderben des Angeklagten war . Als Beauchamp verurtheilt war, erhob er ſich und ſagte zu ſeinen Richtern : „Ihr habt die größte geſeßliche Ungerechtigkeit begangen, die Euer Urtheil iſt ein Gewebe von
ihr Mahl. Innerhalb vier Tagen und in verſchiedenen Zwiſchenräumen
Jrrungen , wie die Beweiſe meiner Ankläger ein Gewebe von Lügen
krochen die jungen Schlangen aus ihrer Hülle hervor, die ſie nicht ohne Schwierigkeit durchbradyen . Kaum geboren , waren ſie ſchon 55 bis 60 Centimetres lang, ſo did wie eine gewöhnliche Natter, und ſie ſcheinen den Gebrauch aller ihrer Glieder gehabt zu haben, denn ſie bewegten fich mit großer Gewandtheit und ſuchten ſogar zu beißen, oder vielmehr mit ihren Kinnladen zu gwiden. Sie find regelmäßig geflect, ihrer Mutter vollfommer ähnlich, ſcheinen ſich gut zu entwideln , und das Studium ihres Wachsthum8 wird ein großes Intereſſe darbieten , da man daraus vielleicht das Alter dieſer Thiere beſtimmen lernen kann. (Moniteur
man je auf Erden hören kann. find.
Jhr reyd Mörder vor dem Gefets
und dennoch danket der
Gnade des Himmels. Ihr habt vor ſeinen Gericht als gerechte Richter geurtheilt denn ich bin ſchuldig ! Aber ich verlange , daß meine Hinrichtung aufgeſchoben wird , bis ich meine Bekenntniſſe ſchriftlich ntedergelegt , und dadurdy bewieſen habe , wie ein Schuldiger allgemein .
verdammt wurde , und als Opfer der irdiſchen Gefeße fiel, der nur vor dem Gerichte Gottes fchuldig war.“
Das Volt wurde durch dieſe Anrede ſo in Bewegung gebracht und feine Neugierde wurde ſo geſpannt und zugleich ſo drohend , daß der .
vom 13 Julius.)
Gouverneur von Kentudy nicht wagte , Beauchamp Verlangen zu vers
weigern.
Seine „ Befenntniſſe“ wurden im Juliug 1826 gebrudt , und
nie hat ein Bud größere& Aufſehen in Amerika gemacht. Gleich nach der Verurtheilung Beaudyamp& verlangte feine Frau
mit ihm eingeſperrt zu werden . Entſchloſſen , mit dem zu ſterben , der
Aſhanti und die Gold füfte. Dieß iſt der Titel eines Werks, worin ein þr. Beecham aus Iſert, Borman , Bowdich , Dupuis und
anderen die frühere Gefdichte dieſer Länder und den geſellſdaftlichen Zuſtand derſelben zuſammenzuſtellen ſucht. Er macht es wahrſcheinlich,
für ſie ſtarb , zeigte fie ihm , als ſie feinen Serfer betrat, Gift und
daß die Stämme,. welche vom 15 bis 5° N. B. und bis 30 ° D. l. v . F. wohnen , ju der großen Negerfamilie gehören , welche durch dic Araber
einen Dolch. Nachdem dieſe merkwürdige Frau der Welt in einem Ge
hieher verdrängt wurde. (Das fanu jedoch unmöglich von allen Neger ſtămmen dieſes Landes gelten , und erklärt wohl nur die auffallende
dicht voll bewunderungswürdiger Energie und düſterer Poeſie ihr lebtes Lebewohl geſagt hatte, theilte fte und Beauchamp das Gift, berlangten føhriftlich in einem Sarge begraben zu werden, beteten , und erwarteten, fich feſt umſchlingend, den Tod. Aber zweimal ſahen fie fich getäuſcht,
Verſchiedenheit derſelben, die man z. B. im Nigerthale vielfach beobachtet
.
hat.) In Bezug auf den Sklavenhandel bemerkt der Verfaſſer, daß ein Aufhören derſelben zwar wohl manche einzelne Unthat verhindern , im
Ganzen aber die Kriege blutdürftiger und grauſamer machen würde.
Di ür den , in der literariſc - Artiſtiſchen Anfalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widerma nu.
Nr. 207. words DIC
Das
A usl a n d .
Ein Tagblatt für
A unde des geiſtigen und fittlichen Leben $ der Völker .
41.
26. Julius 1841 .
Das. Sager Matruds.
geſehen von der Achtung für den Anführer, völlige Gleichheit
Eine Scene aus der weftägyptiſdhen Wüfte.
herrſcht. Die Alten ſprachen unter ſich von Heerden und vom Strieg , die Jungen betrachteten unſere Waffen und zeigten uns die ihrigen . Matrud befahl, vor das Zelt ſeine ſchönſten Pferde zu führen , und inzwischen fragte einer von uns ſeinen Nebenfißer: „ Höre, Manſur ! warum iſt das Geſicht Eures Anführers blaſſer als das der andern ?'' „Unſer Anführer ſtammt von einem
(Auf Wlad. Weyt'e Reiſe in Aegyptert im Jahre 1839. Warsz ..
Biblioth .
Därz 1841. )
In der Wüſte, einige Werſte von Damanhur, an einem
Orte , wo die glühende Sonne gleichfam nur zufällig einige I
Gräfer und etwas Simpfwaffer unverſehrt läßt, mitten in den Steppen von goldenem Sand, da wiebern Pferde, in der Ferne erbli & t -man- Zelte , die weißen Beruus der Beduinen treten
hervor und es erblinken die Läufe ihrer langen Gewehre. Wir traten in das Zelt Matruds, des Anführers von 24 Wander
Fremdling aus Eurem Lande.
Sein Großvater oder Urgroß
vater war ein fränkiſcher Ritter ; er verließ ſein Land, wo et nicht auf Flaumfedern faullenzen wollte , und tam zu den unfrigen, die damals in der Gegend von Tunis ſich aufhielten ; es war ein flinter Junge, dem unſer Anführer, Ordan , feine
gab, und als er ohne Nachkommen ſtarb, reßte er ihn ſtammen , des Gebieters von 50,000 Menſchen. Matrud fißt zuTochter feinem Nachfolger ein."
nach herkömmlicher Sitte mitten unter 24 Scheikhs im Zelte.
Alle find gleich gefleidet, rothen Tarbuſch, weiße Berauß, ma: leriſch drapirt um die nagten, fupferfarbenen Körper , gelbe Pantoffeln an den nadten Füßen. Ihre einzige Zierrath und Auszeichnung find prächtige Gewehre und bedeutende Narben im Geſicht. Alle dieſe Geſichter find ſchon, der Blid offen , die Stirne hoch, das Auge ſcharf, Verſtand und menſchliche Würde , im Ausdruc. Matrud ligt in der Mitte , und ſein Geſicht, wie feine Geſtalt find am wenigſten beduiniſch ; er iſt ein junger Mann von 24 Jahren , blaß, glatt und von ziemlich europäi: ,,Sen gegrüßt, Matrud ! Wir kommen unfchem Ausdruc. ter dein Zelt, um mit dir zuſammenzuſißen bis zum Abend, um auszuruhen von der Mühe des Weges, und deinen Waffen, deinem Land und deinen Heerden Gutes zu wünſchen . “ „ Gott mit Euch, Franten ! Teyd gegrüßt in unſrer Mitte." -
Alsbald führte uns Matrud nach einem andern Zelte, wo er
Jeßt bringt man Staffee und Pfeifen , aber was maden dort in der Ede des Zeltes die Frauen ? Sie ſtoßen Zuder,
fie bringen hält in der Größe und und halten,
Waſſer , Abdallah, der jüngſte Bruder Matruds, Hand ' eine kupferne Schale von ungewöhnlicher gibt uns einen Trant. Die Frauen folgen ihm, auf der Hand ausgebreitet, mit Gold und Seide
geſtidte Servietten . „ Was iſt das für ein Gericht! “ iſt Waſſer aus dem nächſten Sumpfe, in das man, um die Franten zu ehren, einen halben Zuderhut geworfen hat. " Der Trant gleicht der Farbe nach ſo ziemlich der Chokolade, aber
bei der Hiße und dein Hunger iſt es , mit Brod genoſſen , eine ſehr gute Speiſe. Matrud reichte die Schale den Gäſten und
trant dann ſelbſt, worauf ſie in der ganzen Verſammlung die Runde machte. Hierauf flatſchte er in die Hände, und vier Mohren brachten eine Schilfmatte, auf welche gleich darauf ein fupfernes Gefäße von der Größe eines gewöhnliden Eiſches für fechs Perſonen
Gäſte zu empfangen pflegte, und hier ließen wir uns auf den über den Boden hin ausgebreiteten Polſtern nieder. Wir m ſprachen il ſeinen Frauen und Schweſtern , welche mit offenem Antlig und fedem , " verſtändigem Ausdrud fich nicht vor uns
geſeßt wnrde. In dieß Gefäß legte man einen Haufen gekoch ten Reis, etwa anderthalb fleine polniſche Scheffel. Ueber
Naſe mit Tüchern verhängten. Hier ,saßen auch, wiewohl in
verbargen, wie die dummen Türkinnen, und nicht mund und
dieſem Gefäß ſtand ein anderes voit ähnlicher Größe , auf dem
einiger Entfernung und aufniedrigern Polſtern andere Beduinen ;
hielt ein Mohr einen Krug mit Fert, womit er den Reis und die Hämmel begoß. " Matrud rollte die weiten Vermel reines
die Gäſte und der Anführer ſaßen böher. Rur dieſen Unters Ichied geſtattet die Gaſtfreundſchaft im Beduinenzelte , wo, ab:
zwei ganze , in Gruben gebratene Hämmel lagen. Daneben Hemdes zuſammen , befahl einige fupferne Krüge mit Waſſer 207
826
zu bringen , um es den Gäſten über die Hände zu gießen, rüdte dann das Gefäß mit Reis vor die Fremdlinge, und ſagte : „ Brüder ! greifet zu !“ Þur ſechs der älteſten Scheikhs Teßten ſich mit uns an dieſe Hauptſchüſſel, und Manſur, Ma truds Adjutant, ſchon wie ein junger Löwe. Matrud riß ge ſchi& t die Hämmel auseinander, und warf den Gäſten die Kip pen und Schenkel zu, wir aber hielten dieſe Stüde mit der linken Hand , und nagten ſie rund ab , während wir mit der
lich ſtimmten wir das Liedchen eines utrainiſchen Koſaten an das wiederholten ſie insgeſammt mit trüber Stimme , und Matrud fragte , „ von wem iſt denn dieß liebliche Lied ?"
„ Das iſt das Lied der Bardeii im Norden, der Beduinen am Don .“ Könnten wir doch bei euch bleiben, ihr guten Beduinen ! Hätten wir nicht Vater und Mutter, noch Freunde im Vater
Land, ſo blieben wir wahrhaftig , ſo aber lebt wohl! lebwohl , gaſtfreundlicher Matrud.
Rechten aus dem Gefäß Reis und Fett ſchöpften , und mit dem größten Appetit zum Munde führten . Matrud aß ſelbſt, legte
aber zugleich den andern Speiſe vor, und aß ſo lange , als noch irgend einer der Gäſte den Mund bewegte , - denn ſo fordert es die Gaſtfreundſchaft ! Bald war der Gipfel des Neis: berges fehr erniedrigt , und dagegen erhob ſich ein ungleich größerer Haufen von Hammelsknochen . Als unſere Geſellſchaft genügend gegeſſen hatte, ſchob Matrud die beiden Gefäße in die Mitte des Zeltes zu den andern Scheikhs , rüdte mit der Hand die Knochen bei Seite , welche alsbald von den Mohren
weggeworfen wurden, reßte ſich in einen neuen Kreis, begann von neuemn die Stücke auszuwerfen , und mit den neuen Gä ſten zu ſpeiſen . Als auch dieſe fertig waren, und unter einem
neuen Haufen Knochen noch ein Halber Scheffel Neis übrig war, ſo wie auf dem andern Gefäß noch einige nammelsrip pen, ſchob Matrud abermals die Knochen bei Seite , und fing
Petersburger Skizzen. Abende a m Zbeetilo e. ( Fortſeßung.) „ Zu unſern Hausfreunden in Twer gehörte auch Semen
Fedrowitſch , welcher nur einen niedern Beamtenpoſten beflei dete, aber wegen ſeines liebenswürdigen Betragens in Geſells ſchaften allgemein willkommen geheißen wurde. Man ſah ihn auch überall, und nach ſeinen Ausſagen ſeşte ihn ein unabhän giges Vermögen in den Stand , ſorgenlos leben zu fönnen.
Er ſchien ſich dabei ſelbſt ſo ain Orte durchaus zu gefallen, als er andern gefiel; daher waren Alle überraſcht, als es auf ein mal hieß , Semen Fedrowitſch habe den Wladimir *) erhalten ,
und rey mit doppelter Nangeserhöhung in ein Departement
nun an, ſeine Diener und die Diener der Reiſenden zu trac :
nach Petersburg verſeßt. Dieß fiel um ſo mehr auf, als unſer
tiren, mit denen er gleichfalls bis zum Ende aß. Als man
Freund zu feiner Zeit beſondern Dienſteifer an den Tag ge legt, noch überhaupt nach Rang und Auszeichnung zu ſtreben ſchien . Außer dem Wunſche, allgemein zu gefallen , konnte
die leeren Sefäße hinausgetragen, wurde den Gäſten abermals Waſſer zum Reinigen der Hände und des Mundes gereicht, und halbrunde Taſſen mit Kaffee gingen jegt im Kreiſe um : her. Die Frauen brachten den Abend in ihrem Zelte zu. Wir traten mit Matrud ein wenig hinaus in die friſche
Luft, und gingen durch das volfreiche Lager. Was. für eiu ſchöner Menſchenſchlag ! Welche hohe Geſtalten ! Welche kraft: volle Schultern ! Hier ſieht man die Gewohnheiten der Vor: zeit ! Jeder blickt fühnen Auges . Jeder ſpricht dem Anführer , wie mit einem älteren Bruder.
Selbſt im Palaſt des Vice: königs fißt der Beduinenbäuptling in deſſen Gegenwart , wäh
rend ſo viele Paſchas und Beys den Saum ſeines Gewandes küſſen , und in der Eæe ſtehen . Mitten unter den Zelten ſeks ten wir uns mit ihm in einen Kreis. Wir hörten ihre Er : zählungen von ihren Kriegen mit den benachbarten , im Delta
wohnenden Stämmen ; wir vernahmen die Lobpreiſungen der Stute Ali's , welche raſcher iſt als der Strauß. Wir horchen auf ihre Geſänge. Männer und Weiber ſingen ein monotones Lied. Ihre Bruſt hebt fich, und die klagende Stimme ſchlägt an das Gewölbe des ewig heitern Himmels . Sie weint und
er erhebt brüllend die Stimme. Aber dieß paßt völlig zu der ganzen Art des Liedes.
Ich bätte fehen mögen , wie ſich eine Arie Roſſinis oder Mozarts in der Wüſte ausgenommen hätte ! Welche andere Mufit iſt nöthig auf der öffentlichen Bühne vor verjärtelten Menſchen ! Wir ſtimmten ihnen einige franzöſiſche Triller an ſie ver fie lachten ! Wir ſtimmten einen Kriegsgelang an
ſtanden ihn nicht, und fragten, ob es ein Liebeslied ſey ! End
Niemand ſagen , Semen Fedrowitſch habe von ihm etwas begehrt!: „Daran könnt ihr jungen Leute euch ein Beiſpiel nehmen !" fiel bier Peter Petrowitſch, unſer Hausherr, dem Erzähler in die Rede. ,,Wer viel erlangen will, muß nichts zu begehren ſcheinen . In ſolchen Fällen findet man bei uns im "heiligen Rußland ſtets Protectionsluſtige , die ſich vor andrängenden Vittſtellern ſorgfältig hüten . “
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is ,So 'iſt's überall in der Welt, Papinka ," fiel ich ein bitten wir unſern Erzähler fortzufahren !" ,,A18 Semen Fedrowitſch Twer ſchon einige Zeit verlaſſen ,
famen nach und nach allerhand üble Nachreden wegen ſeines dor: tigen Lebenswandels in Umlauf. Was man früher bei ihm entſchuldigt, ja ſogar liebenswürdig gefunden hatte, wurde nun zum Vorwurfe. Er hinterließ Schulden , hatte geſpielt, ge
trunfen , und was das Adlerſchlimmſte war , fein Benehmen gegen einige junge Damen hatte dieſe zu Erwartungen be:
rechtigt, die nun aus doppelten Urſachen getäuſcht wurden. Einmal fames an den Tag, daß der Böſewicht mehrern zu gleicher Zeit gehuldigt, und dann ließ er jeßt durchaus nichts mehr von ſich hören. Namentlich waren die Mutter verſchiedener , Familien ſehr erbost, ſelbſt Matuſchka 'nahm heftig Partei ge
febr
,
gen den Sünder , obſchon ſie
aus Mangel an einer Toch
Wirb allgemein für den geringſten Orden betrachtet, vermutt lich weil er jo häufig ertheil ift.
1
end
Em n! I:
2
827 ter – durch ihn nichts unter das Hochzeitskleid zu bringen
ſtrafung angeben zu können , weßhalb denn Matuſchka mich be:
haben konnte. " „ Rasboinik ! " *) eiferte unſer Mütterchen , „ die Männer
auftragte , darnach zu forſchen .
taugen alle nichts, daher dürftet ihr euch gar nicht wundern, wenn das ganze weibliche Geſchlecht ſtets gegen euch zu Felde zoge. Wir ſind noch viel zu gut für euch .“ „Die Geſchichte! wo bleibt unſere Geſchichte ! “ mit dieſem allgemeinen Nufe wurde Mütterchens Eifer überſtinimt, und der Sohn in den Stand gefeßt, fortzufahren .
,,Bei Gelegenheit kam es nun auch an den Tag , daß Se: men Fedrowitſch durch Einwirkung eines höhern Beamten in
Twer zu Orden und Nang gelangt war , weil einer von deffen fünf beirathsfähigen Töchtern ganz ſichere Hochzeitsgedanken in den Kopf gereßt worden ſeyn ſollten. ,,Es vergingen einige Jabre, ohne daß irgend eine directe
Ich erfuhr , daß ein junges
Mädchen die fromme Geſellſchaft, deren eifriges Mitglied un: fer ehemaliger Freund geweſen, bei der geheimen Polizei de: nuncirt , weil man ihr Ungebührlichkeiten zugemuthet habe. Darauf feyen viele Arretirungen erfolgt, und mehrere Perfo :
nen , darunter auch Semen Fedrowitſch , auf faiſerlichen Spe: cialbefehl verſchidt worden .
Es follen viele Scandale und Ab:
Tcheulichkeiten der Gefellſchaft an den Tag gekommen feyn, von denen jedoch Niemand Specielleres erfährt, da die ganze Sache ſehr heimlich abgethan wurde , wie dieß immer bei ſolchen Um: ſtänden der Fall ſeyn foll. “
Eine hübſche Stußuhr, unter großer Kryſtallglocke auf dem Tiſchchen zwiſchen den Fenſtern ſtehend, verfündigte eben in Zwölf ſummenden Schlägen auf die Metallfeder den Scheide:
Nachricht von dem Geſchiedenen nach Twer fam , und nur
punft des Tages und erinnerte unſere kleine Geſellſchaft an
durd Andere zog man Erkundigungen ein , die beſagten , daß
den Aufbruch. Alle verſicherten, ſich außergewöhnlich gut unter: halten zu haben und gelobten baldige Wiederholung dieſes Er:
Semen Fedrowitſch in Gunſt bei einer Fürſtin G *** n gekom : men , ſehr fromm und Staatsrath geworden ſey . „ Als wir nun ebenfalls hieher verſeßt wurden , ſaben wir
Fremden uns nach Bekanntſchaften um , und ſuchten natürlich zuerſt etwaige Berbindungen aus früheren Verhältniſſen wie der anzuknüpfen. Dieß führte dazu , daß mein Bruder und ich auch Semen Fedrowitſch aufſuchten. „ Kaum erfannten wir unſern Mann wieder ! Der Heitere,
Lebensluſtige, Laute hatte ein ganz umgedrehtes Weſen ange nommen. Ernſt und flüſternd führte er nur frömmelnde Worte
im Munde , ſprach viel von Tödtung des Fleiſches und Ka: ſteiungen des Leibes , ſo daß wir alle Hoffnung aufgaben , von ihm eines Umganges gewürdigt zu werden. Darin aber hat
zählungsabends; allein wie dieß oft mit den beſten Vorſägen geſchieht, es kam nie mehr dazu, daß ich ſo große Ausbeute machen ſollte; denn eine in der Nachbarſchaft angeknüpfte neue Bekanntſchaft brachte etliche junge Damen und damit viel un ruhe ins Haus. Wohl trigen die ruſſiſchen Schönen dazu bei , einige neue Umgangsphraſen zu erlernen und 311 üben , allein zur Unterhaltung mit ihnen konnte ich nicht eigentlich gelangen , theils waren ſie dazu überhaupt nicht disponirt, theils aber wurden ſie von den jüngern Männern zu ſehr blokirt. Nach Verlauf von vierzehn Wochen fühlte ich mich nicht mehr
verlegen um den Ausdruck bei einem Geſpräch in ruſſiſcher Spracie, ja ich uberraſchte mich ſehr oft dabei, dieß oder jenes ſelbſt ruſſiſch gedacht zu haben . Dieß, und offen geſtanden ein Vermiſſen der anfänglichen Behaglichkeit im Familienfreiſe
ten wir uns geirrt, denn er erfundigte ſich genau nach unſerer Wohnung , und machte bald einen Gegenbeſuch , welcher dazu führte, daß feine Woche verging , ohne daß der Rath ſich bei meines Wirths, welches ich der beigetretenen Damenbekannt: uns ein oder ein paar Mal einfand , obſchon wir ſeine Be ſchaft zuſchrieb , veranlaßte mich das Haus zu verlaſſen und ſuche keineswegs erwiederten , weil wir alle feinen rechten Ge wieder eine Wohnung im Innern der Stadt zu beziehen. fallen an ſeinem Weſen finden konnten. Aus feinen Reden ( Schluß folgt. )
wurde es uns bald flar, daß er es darauf abgeſehen habe, uns zu Mitgliedern einer im Geheimen teſtehenden religiöſen Secte. von ſtrengen , ereentriſchen Grundſäßen zu machen. Außer den
gewiß zu erwartenden Belohnungen jenſeits ließ er Hoffnun : gen auf allerhand dieſſeitige Vortheile und Beförderungen bli: den, indem er als Hauptſächliches Werkzeug Gottes auf Erden einer hohen fürſtlichen Perſon erwähnte.
„Endlich mochte unſer verwandelter Freund das Vergebliche
Archäologiſche und geographiſche Berichte über einige Punkte Kleinaftens, Armeniens und Perſtens. Von Hrn. Karl Terier. ( Bulletin de la Société de Géographie. Januar 1841.)
ſeiner Bemühungen bei uns doch einſehen , und ſeine Beſuche
Verſehen mit allen zur Aufnahme von Planen und zur Meſſung
blieben aus ; mit ihnen die Ausſicht: hier und dort glüdlich gemacht zu werden.
der bemerkenswertheſten Gebäude nothwendigen Inſtrumenten , beſuchten die drei Neiſenden *) in der Nähe von Nymphio, in der Umgegend von
„ Vor einigen Tagen brachte ein Bekannter , der Semen Fedrowitſch bei uns hatte aus- und eingehen ſehen , die Nach-
den Bliden der Alterthumsforſcher entgangen war. Die Landesbewohner
Smyrna ' , 6 Stunden öftlich von dieſer Stadt , ein Denfmal, das bisher
richt; daß derſelbe verſchidt few , **) ohne den Grund dieſer Be- machten ſie in den um Nymphio liegenden und zu der Kette des Tmolug wird im vertraulichen Umgange
gehörender Gebirgen auf ein in die Felſen gehauenes Basrelief auf merffamn, das Merkmale des höchſten Alterthums an fick trägt. Obwohl
**) Wird Iemand wegen eines Vergehene nach Sibirien, an den
ihnen von mehrern Seiten dieſes Denkmal genannt wurde , fo fannte
Kaukaſus oder ſonſt in eine angenehme Gegend verjebt ſo nennt man dieß „ Verſchiden . "
) Nämlich außer ørn. Lepier die Bh. de la Guiche und de la Bourdonnage
*) Unverſchämter, freder Menſch häufig ſcherzweiſe gebraucht.
828 =
dennoch bloß eine einzige Perſon deſſen Lage, und dieſe bot ſich auch
gingen über den Sovanli - Dagh und kamen nach Kars, daß den Waffent
Sie gelangten mit ziemlicher Mühe auf den
des Zaar ſeine Thore öffnete, obwohl ſeine Lage eine der günſtigſten zur Vertheidigung iſt. Die von drei Seiten von den Krümmungen cines Fluſſes (des Kart) umgebene, auf dem Gipfel eines ſchroffen Felſen gelegene Burg könnte uneinnehmbar gemacht werden. Die Lage dieſer
an ihr Führer zu reyn.
Gipfel eines holzreichen Berget , und erblicten in den Kalkfelſen, deren Schichten beinahe vertical find, ein Bild in ägyptiſchem Styl, das einen mit der Tiare bededten Krieger, mit der lange in einer Hand und einen .
!
Stadt hat piel Aehnlichkeit mit der von Konſtantinopel.
Man findet
Bogen auf der Schulter tragend , vorſtellt. Die Fußbekleidung , deren Spiße ſehr erhoben iſt , hat viele Achnlichkeit mit der der mediſden Figuren von Pterium . In einem Winkel des Bildes findet man noch einige Spuren von Hieroglyphen ; namentlich unterſcheidet man die Ge ftalt einer Wachtel. Dieſes Basrelief iſt nicht ſehr erhaben, auch findet
Acht Standen öſtlich von Kars befinden ſich einige Ruinen , deren ſchon von mehrern Reiſenden , unter andern vou Ker - Porter , Erwäh
man in der Figur wenig Regelmäßigkeit.
Es iſt eine Art Silhouette,
nung geſchah, und die in Beziehung auf Kunſt die größte Aufmerk
von 0m,080 Dide , in den Felſen eingegraben ; das Ganze weist auf die
ſamkeit verdienen. Es find dieß die Ruinen von Ani , einer königlichen Stadt der Armenier, welche von Timur eingenommen und geplündert
ålteſte Kunſt hin. Wahrſcheinlich ſtellt dieſes an einer öden und wilden Stelle gefertigte Basrelief einen der berühmteſten Helden des Alterthums yor ; denn wir wiſſen von Herosot , daß Sefoftris an den Gränzen der von ihm eroberten aſiatiſchen Provinzen ſein Bild fertigen ließ. Man lås dabei die Inſchrift : Dieſe mäсhtigen Schultern baben ini di fu m Herrn dieſes Landes gemacht.
(Herodot II , 106 ) Man .
braucht nicht zu bemerken, weld hohes Intereſſe ſich an dieſe Denkmäler knüpft, indem ſie zugleich die Wahrheit der Thatſachen und die Wahr haftigkeit der alten Geſchichtſchreiber bezeugen. Unſere Reiſenden kamen auf ihrem Wege von Trapezunt nach Erzerum durd Weiſernif , ein ziemlich bedeutendes Dorf , wo ſie zuerſt die bei den Bewohnern Armeniens ſelbſt zur Zeit Xenophone gewöhnlidhen
Gebäude erkannten. Dieſelben beſtehen aus großen mit Holz gewölbten
ju Kars einige armeniſche Kirchen, die in Moſcheen umgewandelt worden
find, aber nichts Bemerkenswerthes darbieten.
wurde. Die Gebäude, die noch vorhanden ſind und durch den Zahu der
Zeit und von Menſchenbänden nur theilweiſe gelitten haben , ſind in einem jenen Gegenden eigenthümlichen Styl, von dem man im Abend land nicht& Aehnliches findet, erbaut. Man könnte , um einen Begriff davon zu geben , ſagen , es ſey eine Miſchung von byzantiniſchem und
arabiſchem ; die noch vorhandenen Gebäude find Kirchen , Taufcapeller, ein Palaſt und Grabmäler verſchiedener Art ; es ſcheint, daß die Muſel männer ſchon vor dem Einfall Timurs das Bürgerrecht in der Stadt batten, denn man findet die Ueberbleibſel zweier Moſcheen und Minarets. Sprüche aus dem Koran in fufiſcher Schrift , die in erhabener Arbeit an den Mauern angebracht ſind, beweiſen eben ſowohl die vollkommen . heit der Ausführung , als das Alterthum dieſer Denkmäler.
and einer dichten Thondede überzogenen Sälen, in welchen ſich die Familie während der in jenen Gegenden langen und ſtrengen Winter ſammt ihrem Vieh aufhält. Ihre Sommerwohnungen ſind aus gehauenem Stein und faft alle ſo gebaut, daß fie einem Angriff widerſtehen können,
indem die Einwohner beinahe beſtändig Einfällen von Seite der Nomaden ausgeſett find.
An den Seiten der Berge bemerkt man von Zeit zu Zeit mehrere Höhlen , welche den Heerden zum Schuße dienen , im Alterthum aber der Aufenthalt der Troglodyten - Familien geweſen zu ſeyn ſdeinen, ob gleich dieſe Gegenden im Allgemeinen von Völfern bewohnt waren , die in befeſtigten Wohnungen, gleich benen von Weiſernit, lebten. Es ſind dieß die Mofynöcen oder Hepta-Cometa des Plinius und Strabo, wilde Völkerſchaften , die fich in hölzernen Thürmen aufhielten und vom Raube
lebten. Pomponius nennt ſie Moſſonen. Sie bewohnen hölzerne Thürme, fagt dieſer Geſchichtſchreiber , machen fich Zeichen auf den Körper, effen
auf freien Pläßen und wählen ihre Könige durch Abſtimmung; übrigens benehmen fie fich gegen Fremde , die in ihr Land fømmen, feindſelig. Zu Erzerum , welches ør. Terier hierauf beſuchte, fand er die Spuren des Aufenthalts der ruſſiſchen Armeen und der Verheerungen, welche dieſelben bei ihrem Durchmarſch während des Feldzuge im Jahre
1828 zurücließen. Die vorzüglichſten Denkmäler wurden zerſtört, und dat Sdloß außer Stand geſeßt fich zu dertheidigen. Dennoch bemerft man in dieſer Stadt noch mehrere Gebäude in muſelmänniſcher Bauart, welche nåbere Beachtung verdienen. Eines derſelben iſt ein Imaret ( Hoſpitium ) in der Nähe der großen Moſchee , deſſen Erbauung, einer
neuern Zeit angehörig , von einigen Mollah einem der Atabegen zuges förieben wird. Das zweite , gegenwärtig in Ruinen liegende Gebäude iſt eine alte Moſchec. Die Reiſenden verfolgten das Thal des Arares über Gaſſan - Kale,
( Fortſeßung folgt.)
Miscellen. Altirifche literatur. Die iriſche archäologiſche Geſellſchaft hielt am 3 Mai ihre erſte Jahresſißung , in welcher der Bericht des vorigen Jahres verleſen wurde. Die Geſellſchaft hat zwei ausgezeichnete Stenner des Altiriſchen beauftragt, das berühmte Wörterbuch Cormac Mac Cuillienan , Könige von Munſter und Biſchofs von Caſtel, vom Ende des neunten Jahrhunderts herauszugeben. Das Wörterbuch ſoll für den veralteten Theil der Sprache von unſdhäßbarem Werthe ſeyn. Später gedenft man an die ſogenannten Brehongefeße und ähnliche ſowierige Neſte der altiriſchen Literatur zu gehen. Inzwiſchen ſoll ein aitiriſches Gedicht vom Jahre 942 erſcheinen , worin die Reiſe eines Fürſten durch die ganze Inſel beſchrieben wird. An hiſtoriſcher und topographiſcher Ausbeute kann ee dabei nicht fehlen. (Litt. Gaz, vom
26 Junius.)
Alterthümer in Transfantaſien . Unter dieſem Titel ent hält das (ießt, erft erſchienene) Novemberheft dee ruſfiſden Journals del Miniſteriums des Innern eine freilich ſehr dürre Aufzählung der alten halb oder ganz erhaltenen Gebäude in Georgien , theils Feſtungs werke , theild Kirchen . Die Erbauung einiger derſelben reicht bis ins Ate Jahrhundert nad Chriſto hinauf. Mit einem Auszug des dürren Namen - und Zahlenregifter : würden wir unſern Leſern einen ſchlechten Dienft erzeigen, und wir machen auf dieſe Erſcheinung nur darum auf= merkſam , um zu zeigen, daß man fich in Rußland mehr und mehr mit biefen Gegenftänden beſchäftigt. 3ft einmal das Material geſammelt, ſo .
wird fich wohl auch der Bearbeiter finden.
Månden , in der Literariſd - Artifiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Od. Wiocaman A.
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Nr. 208 .
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Kunde des ge iftigen und fittlichen Lebens der Völker.
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27 Julius 1841 .
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Briefe aus dem Innern von Frankreich. V.
die Maſchine geplaßt, weil man unſinniger Weiſe mit aller Gewalt das feſtgefahrne Rad losarbeiten wollte. Unter dem Schiffsvolt herrſchte complete Verwirrung und
Saumur, 22 Auguſt.
Ich hatte in ineinem Hotel dringend anbefohlen , mich um halb Vier zu weden, um das Dampfſchiff nicht zu verſchlafen. Die flägliche Geſchichte einer geſtern an der Table d'hôte ſpeiſenden Familie, die unter lautem Lamentiren erzählte , daß ſie eine
Stunde zu ſpät bei der Embarcadère angekommen, hatte mir einen nicht geringen Schred verurſacht. Zum Glüd wurde ich in meiner Seelenangſt gegen 4 Uhr von ſelbſt wach ; der Haus-
knecht, der mich. Abends zuvor friechend demüthig gebeten, ich
Inſubordination ; beſinnungslos lief Alles durch einander, und Keiner dachte im Geringſten daran , zu überlegen , was hier zu thun fey . Der Alerjüngſte, und ich glaube, dem Gerede nach,
der Allerleßte von der ganzen Mannſchaft, fprang ins Fluß bett, und wir bemerkten mit Schreden , daß das Waſſer ihm
kaum bis an den Gürtel reichte. Mehrere Verſuche, das Schiff wieder flott zu machen , mißglücten ; man wollte es in die Quere ſchieben , damit es von der Strömung gefaßt und log:
módte ihn meinen Mantelſac aufs Schiff tragen laſſen , ſchnarchte
geriſſen werde ; aber wie ſollte man es vom Flec bringen und
noch, als ich hinuntertam ; ich mußte ihm beinahe den Arm ausreißen, um ihn wach zu rütteln. Er nahm es ſehr unge-
im Sande berumdrehen ? Um das Schiff zu erleichtern , bat
halten auf , daß man ihn ſo unſanft aus ſeinem Sølummer
man uns höflicſt, in einen Nachen auszuſteigen, der von allen
Seiten Waſſer zog. Wir ſtanden bis an die Knöchel im feuch ten Element , und ich fah den Augenblid kommen , wo der Na:
ſtöre, und vergog das Geſicht wie ein Brummbär. Gleichwohl gab ich ihm bei der Ankunft am Landungsplaße ein größeres
chen unter der übermäßigen Wucht in den Grund finfen würde.
Trinkgeld, als er ſich vermuthete, was ihn einigermaaßen be:
Lebensgefahr hatte es weiter nicht; wir wären bloß bis an die
fchámen mochte, wie mir aus ſeiner fich plößlich aufheiternden
Knie ins Waſſer gefallen.
Phyſiognomie und ſeinem äußerſt verbindlichen Danfe hervor: zugeben dien .
Anderthalbſtündiges Brüllen hatte unſere Schiffsmanu: ſchaft beiſer gemacht und außer Stand geſeßt, den kleinen Ku derbooten nachzuſchreien, die mit dem rechten Fahrwaſſer luſtig
Um balb Sechs ging das Dampfſchiff los ; aber nad einer kleinen Bietelſtunde wurde die Mafchine plößlich gehemmt, wir
den Strom hinabglitten , und im Vorbeifahren reichlich ihren
faßen auf dem Sande. Der Schiffscapitän fluchte und ſchimpfte
Wiß ausließen. Syöttiſch fragten ſie das Dampfboot, welches
über ſeine Untergebenen, ſagte ihnen, fie reyen Eſel, Seehunde
ſonſt mit inſolenter Verachtung an ihnen vorübereilt, ob es
u. T. W., jedes Kind wüßte ja, daß man hier nicht durchkommen
nichts nach Saumur oder Nantes zu beſtellen habe. Ich ſpürte
könne, und er hätte es ihnen noch dieſen Morgen geſagt, man Tolle das Fahrwaſſer rechts nehmen, wie das geſtrige DampfIdiff „von unten “ (von Nantes) gethan. Das Luſtige an der
große Luft , eines von dieſen Ziſcherbooten anzurufen ; denn
Sache iſt, daß dieſer wüthende Capitän bei der Abfahrt ſelbſt auf dem Werdeď war , wo er ſich um die Lenkung des Schiffes wenig bekümmerte, fondern mit römiſchen Imperatorgeſten für
das Aufſtapeln des Reiſegepäcs Befehle ertheilte. Das Bed trübte davon iſt, daß wir dritthalb Stunden im Sande ſteden geblieben, in einer unerguidlichen Näſſe, denn zehn Miuuten
darauf fiel ein fo dichter Nebel, daß man nicht von einem
obſchon feſt in den Mantel gehüllt , dauerte ich vor Kälte .
Der Zahlmeiſter des Dampfſchiffes faßte endlich den Entſchluß, ein großes Waarenſchiff, welches ein fünfzehnjähriger Burſche ganz allein ſteuerte, berbeizurufen ; wir wurden in dieſes Fahr zeug eingeladen, wo wir trođenen Fuß faßten, und im Augen: blic war alle Vein vergellen . Nach bewerkſtelligter Umladung wäre jedoch dieſes Fahrzeug beinahe davon gefahren , worüber das Geſchrei und Gefluch von neuem anhob. Nicht ohne Um
Wir Männer waren blauge-
ſtände gelang es, dasſelbe mit großen Tauen an das Dampf: ſchiff zu befeſtigen ; ein Theil der Schiffsmannſchaft, welcher
froren, die Damen (dređenblaß. Es fehlte nicht viel, ſo wäre
mit uns das Marktſmiff beſtiegen , fing an, mit allen Kräften
Ufer zum andern hinüberfah.
208
830
in die Strömung hineingurudern, und das unglüçliche Dampf= derholung des mir ſo wilfommenen Erzählungsabends in ſchiff rüdte endlich ein flein wenig von der Stelle, wenigſtens hörte man es im Sande ſchaben . Aber in demſelben Moment erſcholl ein wahnſinniges Gefreiſch von dem Vorderverdec des
Dampfboots ; das Schiffsvolt machte ſeinem Unmuth abermals
unſerm Kreiſe zu debütiren . Obſchon dieß nicht in Erfüllung ging und die Mittheilung alſo an dieſem Plaße gewiſſermaßen nur halb legal genannt werden darf, fo hoffe ich doch Entſchul digung zu finden, wenn es mir gelingt , einige Spuren des
durch die derbſten Flüche Luft ; der Schiffsjunge , welcher ins ausgezeichneten Erzählertalents meines Gewährsmanns und Waſſer geſprungen war , wollte aus der Haut fahren ; wir Berichterſtatters :bemerkbar zu machen. Hier iſt, was mir von ſchwebten in der größten Gefahr. Ein ungeheures Laſtſchiff, deſſen Mittheilung im Gedächtniß blieb . Der würdige Staatsrath v. A., deſſen Haus ſchon ſo man: von acht Pferden im Trabe die Loire heraufgezogen , ſteuerte mit voller Ladung und in pfeilſchnellem Zuge auf uns zu , und chem nach Peterburg gekommenen Ausländer als Glanzpunft war nahe daran , unſer Fahrzeug wie eine Nußſchale zuſam : feines Aufenthaltes im Gedächtniß ſteht, hatte auch mir Zu: menzupreſſen . Das Durcheinanderrennen und Schreien er: tritt geſtattet und damit Gelegenheit verſchafft, bei ihm die reichte jeßt den höchſten Grad ; die Schiffspatrone ſchimpften ſich wie zwei Fiſchweiber, die, gleich entzündeten Megären , mit
dönſte Verbindung achter Gaſtfreundlichkeit mit ausgezeichneter Herzen - und Verſtandescultur kennen zu lernen. Nach Ver:
dem loſen Gebiß der Zunge auf einander losfahren. Der
ficherung Mehrerer gab es fonſt in Petersburg ſehr viele der:
kleine Zahlmeiſter war wie vom Schlage gerührt und leichen : blaß , endlich ließ man die Maſchine arbeiten ; das Schiff er: hielt einen Seitenrud , und fam ungefähr ſechs Fuß weit von der Stelle. Die Mannſchaft des uns entgegenkommenden
gleichen Cirkel , in denen man mehr als Whiſt und franzöſiſche Quadrille fand. Dermalen iſt aber ihre Zahl bis auf ſehr wenige zuſammengeſchmolzen , wie ich feierlichſt beſtätigen muß. Wie gewöhnlich , fand ich eines Abends im blumenver: zierten Salon zahlreiche Geſellſchaft , theils um den Theetitch der vortrefflichen Hausfrau gruppirt, theils aber das Piano: forte um 110, an welchem Fräulein K., eine Verwandte des Hauſes, Plaß genommen , um die Anweſenden mit ihrer ſchönen Stimme im Vortrage deutſcher Lieder zu ergößen. Gefeſſelt
Fahrzeuge ( dyrie ihrerſeits ebenfalls wie beſeffen nach den
Knechten am Ufer , welche die Pferde im Leimpfade führten,
und endlich den Zuruf verſtanden , als die beiden Schiffe feine gehn Schritte mehr auseinander waren .
Da unſer Dampf ſchiff jedod in Folge der leßten Kraftanſtrengung ein wenig
auf die Seite gerüct worden , ſo glaube ich , würde uns das beraufkommende Fahrzeug nicht viel gethan haben , wenn die ſchwerhörigen Bauerlümmel auch nicht ſtill gehalten bätten .
durch Löwe’s Compoſition des Erlfönigs , hatte ich ganz ver: geſien, dem Herrn vom Hauſe mein Compliment zu machen , der, wie ich wohl wußte, ſtets in einem Nebenzimmer ſaß , als 1
Ich dachte die ganze Zeit über bei mir : die Franzoſen müſſen doch überaus tapfer feyn , um bei einer ſolchen Verwirrung in entſcheidenden Augenbliden Schlachten gewinnen zu fönnen. Der fchweigrame Ernſt und bedachtige Sinn ſchüßt die Englän: der in ähnlichen Fällen vor Verwirrung ; daher fommt es viel, leicht, daß fie die Franzoſen zu Lande und zur See faſt immer geſchlagen haben.
zum Glüc die Sängerin mich an meine Unterlaſſungsſünde er: innerte, indem ſie fragte: ,,Sprachen Sie ſchon mit Papa ? Er
erkundigte ſich heut nach Ihnen und hat Ihren Beſuch die ganze Woche hindurch jeden Tag erwartet ! " Die gichtkranken Füße umwickelt, fand idy den lieben alten Herrn in muntern Geſprächen mit ſeinem Arzte Dr. D., der
mir als geiſtreicher Skeptifer, ganzPetersburg aber als tüchti
Nachdem wir endlich flott geworden und die Maſchine wie: der gu toſen begonnen , iſt von unſerm Unfall nichts weiter übrig geblieben , als ein unausſtehliches Geldwäß und Gegadel,
wie von Dohlen und Elſtern durcheinander, das bis zur Münz dung des Indre anhielt. Nach den erſten Augenbliden hatten die Commentare der Weiber den wahren Thatbeſtand gänzlich
lich verdreht und entſtellt; dasdie Stadtdamen vom erſten Plaß weit mehr Seelenangit ausgeſtanden als die Dorffrauen auf dem zweiten Plaß, ſo waren die Erzählungen der erſtern viel unterhaltender und romantiſcher. (Fortſegung folgt.)
gen Gegner aller Krankheit bekannt war. ,,Ah ! da kömmt Succurs, lieber Doctor !" rief der Patient und fügte zu mir gewandt hinzu : „ Sie ſehen mich wieder von
meinem alten Feinde, oder wenn man will auch Freunde über: fallen ,1 denn allgemein wird ja behauptet, mit der Gicht werde man alt, und ich geſtehe, daß dieß zu meinen Lieblingswünſchen gehört."
,,Auch zu den unſrigen , Fr. Staatsrath , und das von
gångem Herzen !“ bemerkte ich. ,,Sehr gütig ! man merkt,' Sie kommen aus Damengeſell
Tchaft. Aber laſſen wir das und Fehren zu etwas Intereſſan: terem , zu meiner Gicht zurück. " Denken Sie, unſerm Doctor 1
iſt Tein Latein ſehr kury geworden . Er behauptet nur ein
Petersburger Skizzen. Abende a m
The e tifone.
Mittel für mich und gegen den etwas unbequemen Beſuch bei meinem Untergeſtell zu haben ; ich aber finde dasſelbe entſek:
Teßlich langweilig. ( S dlu 6. ) Unter meinen Papieren finde ich noch eine " kleine Sligje
Geduld übt fich ſchlecht , wenn man
frant iſt !" Der gerechte Arzt begnügte fid , ſeine Freube über den
zu einer Erzählung , die ich nicht ohne Mühe ruffiſch nieder
guten Humor feines Patienten duro ein Lächeln an den Tag
geſchrieben habe, in der Abficht, damit bei beabſichtigter Wie:
zu legen , und legterer fuhr fort:
831 „Und Sie haben feine Idee von seinen Diätvorſchriften !
Zwei Stunden nachher konnte ich meinem Liebauer Freunde
Sogar meine abnehin nur er beſcheidenen Anforderungen an den Wein will man nicht mehr geſtatten. Aber ich laſſe mich nicht ganz unterdrücen , und bleibe bei dem alten Gedanken :
ſchon den faiſerlichen Befehl zur Auszahlung einer Entſchädi: gungsſumme von mehrern hunderttauſend Nubeln übergeben, und um das Eiſen nicht erkalten zu laſſen , erbot ich mich,
felbſt mit in die Commiffion zu fahren , welche eigens zum Irint ich , ſo hint ich ! Trink' ich nicht, fo hink' ich doch. Darum ift es beffer zu trinken und zu hinten, Als nicht zu trinken , aber doch zu hinken.
Allein genug der Worte über einen fatalen Gegenſtand. Ich war vorhin im Begriff , dem guten Doctor aus meinen
Arrangement ſolcher Fälle errichtet worden war. Bekanntlich hatte man das Eigenthum der in Rußland wohnenden Eng: länder in Beſchlag genommen , um ſich damit für Schaden, den
die engliſche Flotte Rußland zuwege gebracht, bezahlt zu machen . Angelangt im Locale, wo dieſe Behörde ihren Siß hatte, be: gegnete uns auf der Treppe der mir bekannte Präſident der:
Lebenserfahrungen zum Zeitvertreibe ein ziemlich auffallendes
relben, und der rief, als er mich erblicte : „ Ei! was ſchafft
Beiſpiel ſchnellen Glücwechſels mitzutheilen , und langweilt es
uns denn das Vergnügen, Sie hier zu ſehen, lieber A. ? " Mit
Sie nicht, ſo begiune ich jeßt damit.
kurzen Worten erzählte ich nun den Hergang, und wir em:
,,Nächſten Monat werden es nun ſchon ſiebenunddreißig Jahre, als ich mich eines Abends in einein gewiſſen angenehmen Familienfreiſe unter der jungen Welt recht wohl befand. Man ſcherzte, lachte viel und gern , und unterhielt ſich damals wo noch nicht die Whiſttiſche oder Quadrillen die Summe. aller Geſelligkeit ausmachten – überall beſſer , wie heutzutage, wo die Jugend ſchon zlı alt auf die Welt zu kommen ſcheint. Stellung
pfingen darauf die Weiſung, mit der vom Präſidenten
moing. und jeßi ich war, unbedeutend So jung im Hauſe des und Grafen Panin , dem früherngaltErzieher
gen erſten Miniſter des Kaiſers , für wichtig genug , um mir einiges Anſehen zu geben . Graf Panin galt für allmächtig bei
dem Kaiſer Paul, vor dem das Publicum mehr in Furcht war , als es wirklich Urſache gehabt hätte. Dieſer Monarch ſchrieb gewiſſe Tracht und dieſe oder jene Reſpectsbezeugung für ſeine Perſon vor, hatte manche Eigenheit überhaupt , wonach man
ſich fügen mußte.
Wer dieß jedoch nicht unterließ, konnte faſt
To ruhig leben , wie heute.
Unter dieſen Umſtänden überraſchte es mich alſo nicht im geringſten , durch die Frau vom Hauſe mir einen Kaufmann
aus Liebau vorgeſtellt und empfohlen zu ſehen. Dieſer bat, ihm ein paar Worte unter vier Augen zu gönnen und ent: decte ſich mir nun in einein Nebenzimmer als einen von den: jenigen , welche durch den Krieg mit England in Verluſt gerathen waren, Eiu mit Flachs beladenes , ihm gehöriges Schiff war von den Engländern weggenommen worden, und er tam nach Petersburg , um ſeine Reclamation anzubringen. Hiebei ihm behulflich zu ſeyn , war reine Vitte an mich , in welde ich auch bereitwillig einging. Id ließ mir die nöthigen
aus
Gefälligkeit gegen mich - ſofort ausgefertigten Auszahlungs: genehmigung zum Caſſier zu gehen, um das Geld ſofort in Empfang zu nehmen. Der Liebauer zitterte vor freudiger Er: regung.
Als wir im Caſſenzimmer anfamen , hieß es , „ heute fep die Auszahlung nicht mehr möglich, die Caſſe fer bereits ge foloſſen und der Saffierer einer Unpåßlich feit wegen nach Hauſe
gegangen, wir möchten uns alſo morgen wieder einfinden .“ Des andern Tages, es war der 24 März 1801 , weďte
inich am frühen Morgen mein Bedienter mit der Nachricht, es rey jener Fremde aus Liebau da und wünſche dringend mich zu ſprechen . Bald darauf trat dieſer bei mir ein. „ Mein Gott !" rief ich, was iſt Ihnen begegnet ? Sie ſcheinen ſehr ergriffen !" Und wirklich war der Mann ein Bild des Schređens. Keine Spur der geſtrigen Freude über die günſtige Wendung feiner Angelegenheit. Er ſchien gänglich ohne Faltung zu feyn . Endlich ermannte er ſich und ſagte mit ländlicher Reſignation : „Ich bin, was ich war, als ich nach Petersburg kam ein Bettler !"
„ Aber ſo reden Sie doch!" drang ich in ihn
„,was iſt
denn vorgefallen , das Sie ſo ſehr niederſchlagen konnte ? Wir werden heute ſicher Ihr Geld erheben, da Alles zur Empfang nahme vorbereitet iſt." In dieſem Augenblick wurde raſch die Stubenthür aufge:
riſſen , und herein ſtürzte einer meiner Bekannten, der bei Hofe angeſtellt war. Er wirfte mir , bei Seite zu treten , und
Papiere und Belege aushändigen und beſtellte den Mann auf | raunte mir ins Ohr : den andern Morgen zur Unterzeichnung einer Vittſchrift, die ich anzufertigen übernahın , in meine Wohnung, wohin ich jeßt
„Dieſe Nacht iſt der Kaiſer ermordet worden !"
ſelbſt eilte, um mit Venübung der Nacht die Sache zu bear;
Und ſo war es ! Das Gräßliche hatte ſich begeben ; die Folgen waren unabſehbar. Zur Endigung meiner Geſchichte des Vor
beiten.
falls mit dem Liebauer habe ich noch zu bemerken, daß — tros
Mein Liebauer ſtellte ſich zu gehöriger Zeit auch ein, um dankerfüllt meine nächtliche Arbeit zu unterſchreiben, und ich
machte mich mit allen Papieren ſofort auf, um die Sache dem Grafen Panin vorzulegen. Als biefer die Bittſchrift geleſen und Alles in Ordnung befunden hatte , ſagte er mir : „ Sie treffen es gut, lieber A., ich kann die Angelegenheit noch heute
Sr. Majeſtät zur Unterſchrift und Genehmigung vorlegen, eben bin ich im Begriff ins Conſeil zu fahren.“
aller Bemühungen - fein Schadenerſaß für ihn zu ermitteln war. Ulerander unterbrach ſogleich alle weitere Wirkſamkeit der Ausgleichungscommiſſion , und löste dieſelbe bald gang auf. Den Engländern wurden alle Confiscationen reſtituirt, und mithin war fein Regreßfonds mehr vorhanden, an den ſich jener arme Liebauer hätte halten können.
832 Fremden die Gebräuche ihres Glaubens geheim ; ſie geſtehen zu, daß fie
Vefte vonin derSibiri Neunzehn kutſc und einehums halbe Werſte Stadt en. Irkutek und etwa anderthalb Werſte rechts von der großen Straße neben dem Dorfe Ale-
weder Chriſtus nod Mohammed anerkennen , erweiſen aber dabei dem Teufel feine äußerliche Berehrung. Ihr Mißtrauen, wenn man ſie über ihre Religion befragt, rührt hauptſächlich daher, weil Mehemed Reſchid
maſowa ſieht man die Trümmer von Isker oder Sibir , der Hauptftadt des Chan Kutſcum (der das Land hartnädig gegen die Kuſſen vertheidigte). An dieſer Stelle, welche noch jetzt den Namen Kutſdume Veſte (Kulschumowo gorodischtsche) führt, find durchaus feine Ueberreſte des Alterthums erhalten , und man ſieht bloß einige Unebenheiten des Bodens, welche beweiſen , daß hier Gebäude ſtanden. Jsfer lag auf dem ſteilen und ſehr hohen Ufer des Irtyſch , da , wo die Sibirfa auf der rechten Seite in denſelben einmündet. Deftere entſpringt dritthalb Werſte weiter oben , und fließt in einer ausnehmend tiefen Schlucht. (Ruſſ. Journal des Miniſterium: des Innern . Nov. 1840.)
Archäologiſche und geographiſche Berichte über einige Punkte Kleinaſiens, Armeniens und Perſiens.
Paſda im Jahre 1836 im Kriege mit Kurdiſtan 12 oder 15,000 De wohner des Gebirgsabhangs gegen Diarbekir hin niederbauen ließ. Obwohl die Yezidis in gutem Vernehmen mit deu Muſelmännern
leben , ſo werden ſie von den leßtern doch mit einem abergläubiſchen Schauber betrachtet; ſie ſind überzeugt , von den Yezidis getödtet zu werden, wenn ſie in deren Gegenwart Uebles vom Teufel ſprechen würden.
$
Die Yezidis unterſcheiden ſich in ihrem Aeußern durch nichts von den
übrigen Einwohnern ; einige Reiſende waren der Meinung, ſie färbten fidy aus Neigung ſdhwarz oder roth , allein dieſe Farben ſind in Kur diſtan yolksthümlic) ; die Muſelmänner , die Chriſten und die Hezidis tragen fic gleich gern. Der Anzug aller Kurden beſteht aus einer Oba von ſchwarzer Wolle , roth und ſchwarz geſtreiften Beinfleidern, die in ihrer Form viel Aehnlichkeit mit den europäiſchen habent; ferner
( Fortſetung.) Die Stadt Ani liegt auf einer Halbinſel, die auf der einen Seite durch den Arpatſchai, einen ſehr reißenden Fluß mit ſteilen Ufern , und auf der andern durch ein Thal gebildet iſt, deſſen verticale Seiten eine .
natürliche Verſchanzung bilden . Das ganze umliegende Gebiet iſt ein garter und verſchiedenfarbiger vulcaniſcher Tuf , welden die Einwohner auf ſinnreiche Weiſe zur Färbung der Façaden an ihren Häuſern und Mauerwerfen benutt haben . Die Vorderſeiten der Baſtioncu ſind mit
aus einem rothen Gürtel und einem fdwarzen Turban . Sie ſind ſtet:
yollſtändig bewaffner , und der einzige Schmuck, den ſie tragen , beſteht in Pulverhörnern und Patrontaſchen von verſchiedenen Formen. Dieſe Völfer ſind ſehr friegeriſch und unmöglich unter Botmäßigkeit zu bringen ; sie blutigen Kriege , welche die Paſcas mit ihnen führen , machen ſie nur noch aufgebrachter gegen das Joch der Pforte. Uebrigend find fie .
gaſtfreundlich , wie alle Hirten, und alle Reiſenden, die je in Berührung mit den Kurbeu kamen , ſtimmen im Lub derſelben überein.
Moſaif verziert , in welchem Kreuze und religiöſe Embleme angebracht find. Die Kirchen ſind von verſchiedenfarbigen Steinen erbaut , und geſchmackvoll und zierlich mit Bildnereien geſchmückt . Das Innere der Kathedrale iſt vollſtändig init Freefomalereien bedeckt , welche religiöſe Gegenſtände und legenden aus der armeniſchen Religion darſtellen. An
der Außenſeite alter Gebäude befinden ſich Inſchriften in armeniſcher
Me
Am 14 October 1839 famen die Reiſenden nad Khoi, und erreichten ſomit das perfiſche Gebiet. Wenn man die Gränze überſchreitet , ſagt Hr. Terier , ftaunt man über den plöblichen Wechſel , der ſich in dem
Charakter der Bevölferung an den Tag legt ; die Türfen einerſeits find ernſt , ſtreng und dweigſam ; einen Myriameter jenſeits der Gränze
Sprache, die , wenn ſie erklärt ſeyn würden , vieles in Vetreff der Oc-
man eine überausmuntere ,thätige, geſchmäßigeund neugierige Blu trifft Bevölkerung. Die angenehme Abwechslung, die man im erſten Augen
ſchichte dieſer Stadt aufflären müſſen. Der Palaſt, welchen die Nomaden gegenwärtig nodi den Palaſt Nuſhirwans (Nuſchirwan Serai) nennen ,
blid darin zu finden glaubt , wird bald zur unerträglichen Beſchwerde, denn es iſt unmöglid) , ſich der unbeſcheidenen Neugierde der Perſer, ſo
hat mehr als die übrigen Gebäude gelitten. Die am fädlichen Ende der Stadt befindliche Citadelle beſteht aus einem unentwirrbaren Haufen von
wie ihren faſt immer alltäglichen und abgeſchmackten Fragen zu erwehren.
ben minen
Die Fremden werden von der Menge in allen Straßen verfolgt, auch verſammelt fie ſich vor den Thüren ihrer Wohnungen ; man gehört mit
Latid
Trümmern ; nicht eine einzige Mauer hat ihre urſprüngliche Geſtalt bei: behalten. An den Außentheilen der Stadt tragen die Thürme und Ver ſchanzungen Spuren der heftigen Stürıne ; die Schießſcharten ſind von Tauſenden von dreiedigen Löchern durchbohrt , die nichts Anderes find, ald die Spuren des Hagels von Pfeilen, der auf die Belagerten fiel.
Wenn man am Flußbette abwärts geht , bemerft man die Spuren einer Brüde mit einem einzigen Bogen und einen bedecten Gang , der zu einer Begräbnißcapelle führt , die noch vollkommen erhalten und in
einem anßerſt eigenthümlichen Styl erbaut iſt. In allen dieſen Strichen Armenient fanden die Meiſenden merkwürdige Denkmäler und ein neues Land für die Forſchung. Bayagid , alter Hauptort eines Paſcalité in Kurdiſtan, iſt eine in neuerer Zeit gegründete Stadt ; jedenfalls aber liegt dieſelbe an einer
lones
.
auf den in der Nähe der Burg gelegenen Felſen ſehr alte Bagreliefe im perfiſchen Styl.
Die einzelnen Dörfer, welche man in den Gebirgen von Obers Kurdiſtan findet, werden von Völkerſtämmen bewohnt, welche die Muſel-
dieſe Fehler durch ein feines Benehinen und durch Verſtand gut , dem c8 an Schärfe nicht gebricht; jedoch iſt die Habſucht bei ihren in eben ro huhem Grad vorhanden , wie bei den Leuten aus dem Vulfe , und
einem Fremden gegenüber verläßt ſie der Gedanke an ein zu erhaltendes Geſchenk keinen Augenblic. Obgleich das Geſchenk oder Badſchiſch ein in der Türkei eben ſo verbreiteter Gebrauch iſt, ſo wiffen ſich doch die Türken mehr zurückzuhalten und legen mehr Würde an den Tag. (Schluß folgt.)
Das Erdbeben von Paris erſtredte fich bis nach Limoges und Tours.
Nach dem Courrier de Loir et Cher ereignete fich in der
Gemeinde Prenouvellon ein eigenthämlider, wahrſcheinlich — das Datum damit zuſammenhängender Vorfall. um 4 Uhr iſt nichttags Nachmit angegeben hörte man ein dumpfer, tonnerähnliches Geräuſch , und zugleich erhob fich aus einem Brunnen eine ungebeure mit Erde und Steinen vermiſchte Waffermaffe bis zu einer Höhe von 4 Metres. Hätte man nicht Mittel gefunden , das Waſſer ſchnell abzuleiten, ſo wäre der Fleden überſchwemmt worden.
männer Vezidis oder Teufelsanbeter nennen.
brer
Einein Wort ſich ſelbſt nicht mehr an. Die Perſer von Stand machen
.
Stelle, die im hohen Alterthum ſehr bevölfert war , denn man bemerkt
finer
(Voleur vom 15 Julius.)
Dieſe Bauern halten vor
M & nden , in der Literariſch - Artiftiſden Anſtalt der 3. O. Gotta' den Buchbandluna. Berantwortlider Redacteur Dr. Gd. Bidermaa n .
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Nr. 209 .
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Ein Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke r. 28 Julius 1841 .
Beluftigungen arabiſcher Matroſen . (Hus Wlad. Wegyt'e Reiſe in Aegypten im Jahre 1839.
Streiche, und der Türke iſt als ein Pinſel geſchildert. Sie be Biblioth .
Warsz. Junius 1841.)
Der Wind iſt gut ! er ſchwellt die Segel und treibt uns der Rais ſelbſt fißt auf dem Verdeď und hält vorwärts
das Steuer in der Hand. Die Matroſen ziehen auf dem Vor dertheil des Fahrzeugs einem Hammel das Fell ab, richten ihn zu und fangen nun an zu ſchmauſen. Dieß iſt ein großer Tag für ſie. Sie begehen eine Feier, bei der ſie Allah bitten, daß
er uns eine glüdliche Reiſe geben möge ; ein ſolcher Hammel heißt Maruf. Ohne ihn würden ſie ſich nie auf den Weg machen, und ſie feßen ihn ſtets auf den Contract als die erſte
finden ſich 8. B. auf der Reiſe; der Türke läßt feine Polſter ausbreiten , legt ſich ſchlafen , und befiehlt zuvor dem Araber, fein Auge zuzumachen. Indeß kommt eine Araberin (der ver:
kleidete Matroſe), knallt mit der . Peitſche, und ſingt ein Lied, wie es die Beduinen fingen , wenn ſie Kamele mit Waaren begleiten. Dadurch wird der Türfe aufgewe&t , die Araberin fällt ihm in die Augen auch ſie fängt an ſich ihm zu nähern,
und obwohl ſie ihn minder reizend lodt , als die Nonnen Ro bert den Teufel, ſo unterliegt der alte Türke doch der Verſuchung. Aber die Araberin denkt an Bafſchiſch (Geſchenke ), und der Aga
tocht, und die Araber beſtreichen ſich das Geſicht mit ſeinem
bat fein kleines Geld. Die Araberin greift nach der Peitſche, der Aga legt ſich aufs Bitten für dieſe iſt die Araberin taub , der Aga zieht ſeinen Kaftan aus, und gibt ihn hin,
Blute, machen auf dem Boden einen Ring mit Paſtefen (Me:
um die Araberin zu beſchwichtigen .
lonen) und ſeßen ſich in der Runde umher. Einer ſpielt auf einer Pfeife von vier Löchern, ähnlich denen, womit die Alten
Der Türke legt ſich aufs neue ſchlafen , aber die Araberin kehrt zurück, und verlo&t den Türken ſo oft, daß er ihr nach
den Gott Þan darſtellten , ein anderer ſchlägt den Tact auf
und nach ſeine ganze Kleidung , ſein Gewehr und den dienen :
einem großen , mit Hammelfellen zugeklebten Topf, andere dieſer iſt die Seele klatſchen in die Hände ; einer aber ihrer Spiele, und auf jedem Schiff muß fich ein ſolcher finden iſt der Trefnis , ein junger , gut gewachſener Burſche ; dieſer ſteht faſt völlig nadt mitten in dem Kreiſe von Paſteken ,
den Araber ſchenkt, und ſelbſt im Stande der Natur vom Schauplaß flieht und ſich ins Waſſer wirft , dann aber auf der andern Seite hinter die Couliſſen , d. h. aufs Schiff zu = rückehrt. Die zweite Scene ſtellt einen jungen und frommen
und beginnt den Tanz der Matroſen und des gemeinen Volfs, der Tanz von Sais (Oberägypten) genannt. Dieſer Tang wird fortwährend an einer Stelle getanzt, und der Tanzende
Derwiſch dar, der aus Meffa zurüdlehrt. Er tritt auf den Plaß, ſpricht ſein Gebet, fingt, ſchwört auf den Koran, und be: reitet ſich zur Ruhe. Aber von neuem läßt ſich in der Ferne die Stimme der Uraberin hören. Der Derwiſch erwacht, und verſtopft ſich die Ohren mit ſeinen Haaren , aber die Araberin
Vedingung der Eintracht.
Der Hammel wird im Keſſel ge
-
hebt ſogar nicht einmal die Füße auf, die ganze Pantomime liegt im Kopf, in den Schultern und beſonders in dem hintern Theile des Körpers. In ganz Aegypten iſt jeßt dieſer Tanz im Gebrauch, ſelbſt der Tanz der Almes iſt ſo ziemlich der: ſelbe, nur viel wollüſtiger und vollfommener. Nach dem Tanz folgt eine Komödie, zu denen der Trefnis noch zwei andere
(Die Araber lachen .)
umgeht ihn von allen Seiten , und lodt und lodt. Der Der: wiſch windet ſich wie eine Schlange; er zwiđt die Augen zu, hält den Soran vor , die Araberin läßt nicht ab. Endlich fällt
Matroſen ſich auswählt. Jeft beginnen verſchiedene, das Volt
der Derwiſch als Opfer ; wieder handelt es ſich um den Bat: Tchiſch. Die Araberin unterſtüßt ihre Anſprüche mit der Peit:
ſehr charatteriſirende Scenen.
ſche, und der Derwiſch gibt zuerſt ſeine ſpißige Müße ber; die
Die erſte Scene ſtellt einen Türten vor , einen wohl genährten Beamten Mehemmed Ali's , der auf verſchiedene Weife ſeinen arabiſchen Diener, eben jenen Trefnis, mißhandelt. Ge
Scene, wo der Derwiſch in dem Kampfe zwiſchen Materialismus
wöhnlich ſpielt in dieſer Rolle der Araber fortwährend liſtigė
und Frömmigkeit acht tomiſch auftritt, wiederholt ſich mehrere:
male , bis endlich der Derwiſch gleichfalls im Stande der Na tur fich verzweiflungsroll in den Nil ſtürzt. 209
834 Die dritte Scene iſt in ihrer Art die komiſchſte von allen. Die Araber bitten und zuvor wegen ihres nationa len Kunſtſtücs um Verzeihung. Die Darſtellung beginnt mit
dem Auftreten einer lächerlich aufgepušten , kleinen, diđen, buďlichten, mit Mehl im Geſicht weißgefärbten Figur in einem Frad, der aus einem arabiſchen Kleid gemacht, in Stiefeln , die mit Ruß auf den nacten Füßen angemalt ſind, und im Hute, der aus irgend einem Küchengefäß beſteht. Zwei Araber mit hängenden Köpfen tragen hinter ihm ein Bündelchen und irgend eine buntfchedige Fahne auf einem Stod. Das ſoll ein euro päiſcher Conſul ſeyn, denn die Araber nennen jeden reiſenden Europäer einen Conſul oder Doctor, wie man in Griechenland
jeden mit Capitano titulirt. Dieſer Conſul ſchlägt, ſtößt und fchimpft vom Anfang des Schauſpiels an auf die Araber, iſt
mit nichts zufrieden , und nirgends können ſie ihm einen Plak zum Lager finden . Da iſt's zu hart, dort kann man ſich an
nichts anlehnen, hier iſt’s zu nieder, dort zu hoch, mit Einem Wort, die Grimaſſen , die eine halbe Stunde hindurch dauern, find ſehr komniſd), und der Trefnis ſpielt vortrefflich die Rolle durch, miſcht hie und da ein Paar verſtümmelte europäiſche Worte hinein, die er aufgefangen hat, und macht auf arabiſch
rade nicht viel zu ſehen gab. Die Ufer der Loire ſind ermů: dend einförmig ; immer und ewig das matte Weiden : und Pappelgrún , ab und zu ruht das Auge mit Erquidung auf einem faftgrünen Wieſenteppich). ilm nicht ganz verſtimmt zu
werden und mich einigermaßen wach zu halten, mußte ich mir beſtändig vorſagen, daß wir an Chinon, Richelieu , Moncontur vorbeifuhren , und meine hiſtoriſchen Erinnerungen zu Hülfe
rufen. Man roll in der ganzen Touraine noch vielfach Spuren von der Sittenverderbniß finden , welche der lange Aufenthalt des franzöſiſchen Hofes dort bewirft und zum Zeugen ſeines Dageweſenſeyns zurückgelaſſen . P. L. Courier (der in hieſiger
Gegend meuchelmörderiſch umgekommen ) theilte dieje Anſicht, die nichts Unwahrſcheinliches hat. Die leßten Valois, Franz II, Karl IX , Heinrich II, bilden eine Familie, deren bloße Nen: nung bei jedem woblorganiſirten Menſchen phyſiſchen Efel hervorbringt. Meine Augen ſpähten begierig nach den „ unbeſchreiblich
Araber, welche die Rolle der Bedienten des Conſuls ſpielen ,
ſchönen Loiregegenden ," von welchen die franzöfiſchen Autoren immer mit Entzüdung ſprechen. Nichts als Fabeln, Dichtung! Ich hatte ein Pack folchen Beſchreibungszeugs mit aufs Schiff genommen , und mit den Augen den Loireufern nachgehend, las ich zur Erſchütterung des Zwerchfells die ungereimten Uebertreibungen. Die Anſtedung dieſes widerlichen Gefüßels
ſtellen ſich als hätten fie Schmerz von den ihnen mit ſchwacher
iſt bei den franzöfiſchen Zeitvertreibſchriftſtellern ziemlich allge:
Sand gegebenen Schlägen , auf der Seite aber lachen fie laut, und effen und trinken von den dem Conful geſtohlenen Lebens: mitteln. Endlich ſchläft der Conſul ein. Siehe da ertönt wie derum der Geſang der Araberin , der Conſul erwacht, gewahrt
mein, erreicht indeß nie die derbfomifche Wirkung, wie bei dem
allerlei Wiße, welche die Geſellſchaft höchlich amuſiren. Die
fie, betrachtet ſie, und als er gefehen , daß ſie nicht häßlich iſt, ſteht er auf und fängt auf eine komiſche Art an ſich zu verneigen und ihr Höflichkeiten zu ſagen. Die Araberin ſchmeichelt ihm,
wie den andern, und lodt ihm eine Menge Geld ab. Dieſer Angriff wiederholt fich mehreremal, endlich aber macht der Con
ful bankerott; er will kein Pfand geben, und hat kein Geld mehr bei ſich. Die Araberin greift nach ihrer Peitſche, der Conſul nach ſeiner buntſcheđigen Fahne, die er vor ſich hinſtellt, und auf engliſch, franzöſiſch und italieniſch, alles durcheinander, zu fluchen anfängt. Die Araberin aber reßt ihm zu und droht ihm dermaßen, daß er nach und nach ſeine Bagage und ſeine Fahne aufopfert , und endlich uadt und voll Verzweiflung ſich ins Waſſer ſtürzen will ; als er aber die Tiefe desſelben ge meſſen, hält er inne, und ſucht einen Ort, wo er feine Schande
verſteđen kann ; er findet dieſen , und kriecht endlich in ein Loch, wo eine Kohlenniederlage iſt, von wo er nach einiger Zeit gang ſchwarz herauskommt. Die Araber bilden einen Kreis um der Trefuis her, tanzen und ſingen , und feiern die Umwandlung des Conſuls in einen Mohren .
fliehenden Medienburger Kloppmann . Der ſchrieb in ſein Tagebuch: „Pfingſten, da alle Bäume grün und acht Tage Ferien waren, ging ich in den majeſtätifch beblümten Wieſen an der Saale ſpazieren.“ Ich fand nur mittelmäßige Anſichten : die Ufer find größtentheils flach, die Landſchaften ärmlich ; die Ernte war geendigt, der Aker umgepflügt, der Boden mager und ſteinig . In dem Fuß Erde auf den Dürren Kalkſtein ſchichten wurzelt der Weinſtock , deſſen fauren Saft uns die Birthe feit Orleans auftiſchten . Selbſt die mit jedem Boden zufriedene Pappel ſchießt hier ſchwach empor. Man baut dieſen
nußloſen Baum, wie allenthalben in Frankreich, doch nirgends To viel als in dieſer Gegend ; aber ſeine die Anſicht der Felder fonſt verſchönernde Pyramidalform geht hier bei den nur klein und ärmlich beblätterten Zweigen verloren . Wo der Boden etwas mehr leiſtet, ſtehen Kaftanien - und Wallnußbäume. Die fetten Wieſengründe, welche mitunter das Ufer begleiten , bieten noch die erquídlichſte Augenweide ; gang unausſtehlich ſind die zahlreichen, blaßgrünen, unmaleriſchen Inſeln , welche hier wie
überall den Fluß verunzieren und riviſchen denen das Dampf fchiff rich hindurchwindet. Von Zeit zu Zeit werden in maſi ger Entfernung vom Ufer die ſpißen Thürme und Dächer eines
anſehnlichen Gebäudes im Styl der Renaiffance Fichtbar , wie das Schloß von Luynes, die Heimath des P. I. Courier. Das
Volt dieſes kleinen Flectens bewohnt ähnliche Felſengrotten,
Briefe aus dem Innern von Frankreich. V.
wie an der Landſtraße von Tours. Man wil mir durchaus
( Fortſerung . ) Das beſtändige Kniſtern des Sdiffe bei der Bewegung der Maſchine trieb mich aus der Sajüte aufs Verded , wo es ge
einreden ,1 bei Luynes fähe man bie Pfeiler einer ſehr alten römiſchen Waſſerleitung. Zwet wohlbeleibte Paſſagiere ſprachen
viel vom Schloß de la Poiſſonnière, wo Ronſard im J. 1524 geboren wurde, einer von den Didhtern des franzöſiſchen Sieben :
835
Dieſer Pedant, nicht gerade ohne alles Gefühl für
voran ſich als freie Urbeiter zu verbingen , und bald waren alle unter
Poeſie, obgleich durchaus fein Dichter, wurde von ſeinen Zeitgenoſſen , und noch lange nachber, der Dichterfürſt (le prince des poètes), genannt ; Heinrich II und ſeine Nachfolger ehrten ihn hoch , Maria Stuart zeichnete ihn aus , und die Stadt Toulouſe war von ſeiner Poeſie ſo entzüct, daß ſie ihm eine
geſtirns.
gebracht. Der erſte Verfuch iſt alſo völlig gelungen , und zweifelsohne
maſſive filberne Minerva verehrte, welche der Dichter, der zu: gleich feiner Hofmann war , ungeſäumt dem Könige ſchenkte.
werden andere Colonien , namentlich Guiana und Jamaica , wo der
Mangel an Arbeitern am fühlbarſten iſt, nachfolgen , und gleichfalls Unter den leßtern werden beſonders die Kruß eine große Rolle ſpielen und günſtig auf Afrifa zurüdwirken, da
Arbeiter in Afrika werben .
fie, meiſt mit den Schiffsmanðuvren bekannt, ſtets eine koſtenfreie Ueber fahrt als Matroſen in ihre Heimath finden können.
Sein geiſtlicher Stand hinderte Ronſard nicht, recht unzüchtige Gedichte zu machen , und über dem Eingang des erwähnten
Schloſſes liest man noch heute ſeine poetiſdhe Deviſe:Voluptati Archäologiſche und geographiſche Berichte über einige et gratiis ! Nicht zufrieden, Sonette, Lieder, Elegien, Madrigale Pankte Kleinaſiens, Armeniens und Perſiens. u. 1. w. gereimt zu haben, wollte er auch ſeiner Nation ein Epos, welches noch fehlte (es fehlt auch noch jekt) ſchenken , und er ſchrieb ſeine Franciade, die erſte aller epiſchen Mißgeburten, die in Frankreich bis auf Voltaire's Henriade gemacht worden ſind.
Ich verließ das Dampfſchiff bei Saumur , deffen altes
Felſenſchloß und weiße Häuſer man ſchon von weitem anſichtig wird. Höchſt maleriſch thürmt ſich die Stadt in zufälligem Durcheinander an einem Hügel auf, und wird von einem
ältern Ortsbeſchreiber mit Recht das „ artige, ſchön gelegene und hübſch luftige Saumur “ genannt ; ſie liegt auf dem linken Flußufer, welches eine lange Brücke mit dem jenſeitigen rechten verbindet. Das alte Schloß, welches Stadt und Umgegend be: herrſcht, iſt in verſchiedenen Zeitabſchnitten gebaut und erſt im
13ten Jahrhundert beendigt worden : vor der franzöſiſchen Re: volution war es Staatsgefängniß und Citadelle; 1793 erober ten es die Inſurgenten der Vendée unter Cathelineau, Larvche-
jaquetein und Lescure ; jeßt iſt es wiederum Gefängniß und In der Nähe von Saumur ſieht man auf einer mäßigen Anhöhe ein gut erhaltenes, römiſches Lager, wo man eine fünf Fuß lange antike Trompete ausgegraben , die im ſtädtiſchen Muſeum zu ſehen iſt. Nicht weit von dieſem Lager, Feſtung.
das etwa 5000 Mann faſſen mochte, liegen die Trümmer von zwei foloſſalen Druidenmonumenten . ( Fortreßung folgt.)
(Schluß .) Sultanieh, eine im verfloſſenen Jahrhundert noch bedeutende Stadt,
iſt gegenwärtig nichts mehr als ein Haufen von Trümmern ; der Palaſt des Schah iſt beinahe verlaſſen und fällt nach allen Seiten zuſammen ; die neuern Gebäude von Sultanieh find aus rohen Luftziegeln , die ſich im Regen auflöſen , erbaut, ſo daß man die Lage der Stadt bloß an mehr oder minder gerade liegenden Maſſen von Thon, welche die Richtung
E
der Straßen bezeichnen , erkennt. Ein bemerkenswerthes Gebäude beſteht noch faſt gang, nur hat dasſelbe von allen Seiten Riſſe und Spalten, und wird ſomit auch bald das gleiche Schidfal mit den übrigen Gebäuden von Sultanieh theilen : es iſt dieß das Grab des Schah Khoda - Bende, der im Jahre 1530 geſtorben iſt. Dasſelbe bildet ein Oktogon und iſt
mit einer eiförmigen Kuppel gedeckt; außerhalb iſt ſie mit gefärbtem Porzellan verziert , und im Innern bildeten die emaillirten Backſteine ein durch ſeine Zeichnung bemerkenswerthes Moſaik.
Etwa ein Jahr
hundert ſpäter kam ein Mollah auf den Gedanken , alle dieſe Moſaifen mit weißem Gyps überdecken und als Verzierung des Gebäudes arabiſche Inſchriften anbringen zu laſſen. Man behauptet, der ganze Koran ſey im Innern des Grabes au geſchrieben geweſen. Die Buchſtaben find azurblau auf weißem Grund ; man findet darunter fufiſche, Farmatiſche und neuere Curſivſdrift ; alle
dieſe Inſchriften wedſeln auf künſtliche Weiſe ab und bilden eine in ihrer Art fehr eigenthümliche Verzierung; durch die Feuchtigkeit aber fällt der Gyp8 ab , und auf dieſe Weiſe verſchwindet die Malerei nach und nach. Dieſes Grabmal, das als Moſchee diente, hatte um den Dom ber acht Säulen , die als Minarets dienten . 31 Hamadan bemerkt man keine Spur mehr von dem alten Efba :
freiwillige Auswanderung von afrikaniſchen Wegern nad Weſtindien.
tana ; nur in den einige Kilometer von der Stadt entfernten Felſen des
Die neueſte Colonial Gozette vom 14 Iulius theilt die Geſdichte
Zu bemerken iſt, daß dieſe Inſchrift urſprünglich durch bewegliche Klappen
dieſes erſten Falle einer Völferbewegung mit, die in gewaltſamer Weiſe
verſtedt war, denn man ſieht in den Winkeln Löcher, die zur Feſthaltung der Angeln gedient zu haben ſcheinen . Bisher war der Tempel der perfiſchen Diana zu Kangavar nod
idon ſeit 300 Jahren betrieben , jeßt in freiwilliger Weiſe beginnt, und
Berged Elvend findet man eine Keilinſchrift, die bereits copirt worden .
bas raſche Emporblühen einer Negernation in Weſtindien unter engliſden Sout fichert. Ein Hr. Hamilton , der Auswanderungsagent der Inſel Trinidad , kam am 18 März zu Sierra Leone an und verſtändigte ſich
nicht näher unterſucht worden ; Hr. Terier und ſeine Reiſegefährten überzeugten fich , daß der noch beſtehende Theil zu einer großen Ringe
mit dem Gouverneur über den Zweck ſeiner Sendung.
inauer gehörte , die das geheiligte Gebäude umgab.
Am 23 März
begann er ſeine Werbung, und nach vier Tagen hatten ſich 245 Männer, Weiber und Kinder gemeldet , von denen er 181 annahm , und mit den=
ſelben am 9 Mai , nach einer 28tägigen Fahrt , in Trinidad anlangte.
Einige derſelben gehören zu der kraftvollen und thätigen Krurace , die fich nie zu Stlaven machen ließ.
Dieſe gingen mit ihrem Beiſpiel
Hr. Terier hatte während ſeines Aufenthalts zu Isfahan Muße, die Denkmäler dieſer Stadt genau zu unterſuchen, die Moſdeen zu meſſen und Plane des Palafte8 aufzunehinten , ohne irgend in feinen Arbeiten geſtört zu werden ; durch den Schuß des Scheich -01- J&lam ward er in dieſer Beziehung gegen jede Gefahr geſichert.
836 Nadidein unſere Reiſenden die Gebirge von Pira - Run überſtiegen hatten und über die großen Berglehnen , welche das ungeheure Plateau Perſiens ſtüßen , herabſtiegen , famen fie in ein geographiſch wenig be Fanntes land, in welchem auch bem Archäologen noch Ausſicht auf
bedeutende und wichtige Entdeckungen bleibt.
noch zweifelhaften Punft der alten Geographie ius Klare zu bringen. Ihren Bemerkungen zufolge ſcheint in den Namen der Seen von Mile topolis , Artynia und Apollonias - Dascylites eine Verwechslung ſtatt gefunden zu haben; denn in dieſem Theile Bithyniens gibt es nur zwei Seen , und es iſt kaum anzunehmen , daß ſeit dem Ende des römiſchen .
In der Stadt Schapur , auf deren Nuinen und ſeltſame Gebäude
die Gelehrten bloß durch eine Dentſchrift des Hrn. J. Morier, engliſchen Bevollmächtigten am perſiſchen Hofe , aufmerkſam gemacht worden ſind,
Reiche ein See verſchwunden wäre. Auf dem Wege von Trapezunt und Erzerum nahmen fie baromes
fanden die Reiſenden eine Maſſe von Denkmälern , die in die Felſen
triſche Nivellirungen vor. Dieſer Weg liegt in beträchtlicher Höhe über der Meeresfläche und führt über vulcaniſche Gebirge , deren Widerlagen
eingehauen und auf eine wirklich wunderbare Weiſe erhalten find.
aus Diluvium yon Thon und Schiefer beſtehen.
Sämmtlidie Basreliefs , die der faſſanidiſchen Zeit zugeſchrieben werden müſſen , haben den Zweck, an die erhabenen Thaten Schapure, Ardeſchird und Khosrus zu erinnern . Das merkwürdigſte dieſer Denf mäler wurde nach der Vejdireibung von J. Morier durch Hrn. v. Sacy erklärt. þr. Terier iſt der erſte Reiſende , der die vollftändige Samm
Eine Tagereiſe von Baibuth, wo ſich die Waſſerſcheide der Gewäſſer des ſchwarzen Meeres und des perſiſchen Meerbuſens befindet, zeigte der
lung dieſer Basreliefs und die Zeichnung der foloſſalen Statue Scapurs in einer tiefen Grotte auf dem Gipfel eines Berges geliefert hat.
Die Reiſenden verließen die Ruinen von Schapur, und fepten ihren Weg in ſüdöſtlicher Richtung fort, in der Abſicht, in das Gebiet
Barometer Om ,566,16 .
Das ganze Gebiet , das den See Wan an der Oſtſeite umgibt, beſteht aus grobem Meerlalf , hie und da mit Thon bedeckt; nirgende aber ſieht man Spuren von Vulcanen , während ſich die vulcaniſche Kette des Tendurek - Dag in weſtlicher Richtung hinzieht und das Nord - und Weſtufer bildet , in deren Winfel fich der Sepan - Dag , ein großer vulcaniſcher Kegel , erhebt , der beinahe das ganze Jahr mit Schnee
Suſiana zu reiſen , durch Luriſtan hinaufzugehen und auf der Straße von Kermanſchah nach Bagdad zu gelangen. Allein in der Stadt Bai
bededt ift.
bahon wurden ſie von den Behörden angehalten, die ſich nicht ſcheuten,
um ein faſſanidiſches Basrelief , das in die am See Urumiah gelegenen
ſie zu brandſchaben und ungeheure Summen von ihnen zu verlangen,
Felſen eingegraben iſt, aufzunehmen. Aus dem barometriſchen Vergleich
bevor ſie ihre Reiſe fortſeßen fonnten ; nur durch den Beiſtand der
Officiere der Garniſon , die ihnen eine Schußwache verſdaſſten , gelang
der Höhe der beiden Seen, des Urumiah und des Wan, ergibt ſich, daß der Urumiah etwas niederer, obwohl immer in einer bedeutenden Höhe
es ihnen zu entfommen ; fie gingen auf demſelben Wege wieder zurüc, ſchifften ſich zu Bender Dillam , einem kleinen Hafen im perſiſchen
über der Meeresfläche liegt ; der geologiſche Bau dieſer Hochebene ift
Auf dem Wege nach Tebris gingen die drei Reiſenden über Dilmen,
nämlich von der Art, daß ihre Erhebung nicht allmählich, ſondern ſchroff
Meerbuſen, ein, und vollendeten ihre Müdfreiſe über Syrien und Aegypten.
angcht.
Durch die Reiſe der HH. Terier , de la Guidhe und de la Bour donnaye lernt man die noch wenig befannten Wege von Ober- und
Zwei Tagereifen von Trapezunt hat man die Haupthöhe der
Nieder - Kurdiſtan , die barometriſch gemeſſenen Höhen der Hochebenen
Hochebene von Perſien erreicht, und erſt zu Deſcht - e - Arſun fängt man wiederum an abwärts zu gehen. Drei Tagerciſen ſüdlich von Sdiras find alle Erhebungen des Terrains , die man zwiſchen dieſen beiden
Kurdiſtang und Perſiens bid Hamadan , und die Plane der Städte und
Punften trifft, faſt ganz unbedeutend.
der noch wenig bekannten alten und neuen Gebäude kennen. Man findet in geographiſcher Hinſicht in ihrem Reiche wichtige Punkte aufgeführt, und die hauptſächlichſten davon werden wir hier berühren. Bei ihrer Reiſe in Phrygien und Karien wurden ſie durch ihre
Der Berg Elvend iſt von der ganzen perfiſchen Hochebene die einzige Kette mit Granitformation ; alles übrige beſteht aus Kalk verſchiedener Art : ſubaperniniſcher Ralf, Kippurit - Ralf und die Gypsarten , aus
.
denen die große Kette beſteht, die ſich von den Ufern des Euphrat durch
Beobachtungen veranlaßt, auf der Karte den Gipfel des Verged Kadmus
Kurdiſtan und Suſiana hin erſtreckt, und ſich über die Provinz Ghermeſir
( Vaba - Dagh) etwas mehr öſtlich in nordnordöſtlicher Richtung von der
nördlich vom perfiſchen Meerbuſen gegen Indien hin verzweigt.
Stadt Gheyra ( Aphrodiſias) anzugeben.
Sie führten von Smyrna bis
Konſtantinopel ein genaues Tagebuch über ihre barometriſchen Beob achtungen. Dieſe neue und höchſt intereſſante Arbeit liefert das Profil
dieſes ganzen Theileg von Kleinaſien , und führte zu dem Schluß, daß von allen dazwiſchenliegenden Hochebenen die von Azain ( Tſchafderes
Hiſſar) der höchſte Punkt iſt. Die zwiſchen Bruſſa und dem Olymap angeſtellten vergleichenden Beobachtungen werden die relative Höhe dieſes
Zu Hamadan hatten die Reiſenden das Unglüd, ihren legten Baro meter zu zerbrechen. Von dieſem Punft an blieb ihnen , um die Höhe
der Hochebenen , auf denen ſie gingen , zu meſſen , fein anderes Mittel, als die Spaßungen der Senkungen und Steigungen ihres Weges , und fie nehmen an , daß ſie von Hamadan bis nach Schiras ungefähr in .
demſelben Niveau geblieben find .
Berges ergeben, und die Beobachtungen zwiſchen Vruſſa und dem Meere geben deſſen abſolute Höhe an .
In Phrygien hatten die Reiſenden Gelegenheit, den Lauf verſchiedener Gewäſſer zu beridytigen ; wir führen
Frangofide Niederlaffung in Neuſeeland. Die zu Afaroa gegründete Niederlaſſung derjenigen Franzoſen, welche das Schiff
unter Anderm die Stadt Selenti (Silandos) an, welche auf den Karten
„der Graf von Paris“ auf der Halbinſel Banks zurüdgelaſſen hat , iſt in ſehr gedeihlichem Fortſchreiten. Man baut dort Hülſenfrüchte aller
al& am Bermus gelegen angegeben iſt, während ſie an einem ſeiner Seitenflüſſe liegt. Alé Hr. Terier und ſeine Gefährten über die Hochebene von Kedie an die Quellen des Rhyndafus famen , unterſuchten fie den Lauf des Fluſſes in ſeiner ganzen Ausdehnung, und beſchäftigten fich damit, einen
Art , Getreide , Mais, Tabak und den Weinſtod mit Erfolg ; and will
man mit Zuckerrohr einen Verſuch machen. Man hat auf der Inſel Tawaipanammai, d. h. der größern füdlichen , zwei Kohlenminen ges funden . (Echo du Monde Savant vom 14 Julius.)
E
Dånden , in der Literartſd - Artiftiſchen Anſtalt Gd. der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Nedacteur Wide uma n n . Berantwortlicer
Dr.
Nr. 210.
Das
A usl a n d . Ein
Tagblatt für
>
Kunde des geiftigen and fittlichen Lebens der Völker.
1841.
29 Julins 1841 .
Die Stellung der Engländer in Afghaniſtan und
Schwert führen , den Duranis und den Ghiltſchis ; die übrigen
Beludſchiftan.
Kriegerſtämme können gegen die Macht dieſer beiden nicht in
Die leßten Nachrichten aus dieſem Lande gehen bis in
den Anfang Aprils, und bringen nur Eine Nachricht, die, daß Nafſir Chan, der Sohn Mihrab Chand von Khelat, nachdem er wiederholt Unterhandlungen angeknüpft und Unterwerfung ver:
ſprochen , endlich alles abgebrochen habe , und für einen Feind der engliſchen Regierung erklärt worden ſey. Nafſir Chan iſt ein bartloſer Jüngling von 15 bis 16 Jahren, aber er iſt das nominelle Haupt der Beludſchenſtämme, und der Schritt, den
Betracht tommen : die Duranis wohnen mehr im Nordoſten , die Ghiltſchis mehr im Südweſten des Landes. Seit Ahmed Schau der Duranier im Jahre 1747 den Thron von Afghani:
ſtan beſtieg, hatte ſein Stamm das Uebergewicht, ſo wie aber dieſe Königsfamilie fant, erhoben ſich die Ghiltſchis wieder, und die Barefzihäuptlinge, die in Candahar ihren Siß hatten, ſtüßten ſich namentlich auf leßtern. Mit der Nütfehr des
Duranifürſten Schudſcha -ol-Mült tritt der alte Haß wieder vor, und die Ghiltſchis wollen ſich ihm nicht beugen. Daß
er wohl im Einverſtändniß mit den bedeutendſten ſeiner Pa . Schah Schudſcha's Sohn, Timur, als Gouverneur von Sandahar fallen gethan, heißt nichts anders als : „wir haben den Winter : vollends ſich Grauſamkeiten und Wilfürlichkeiten gegen die über die Engländer mit Unterhandlungen bingehalten, jeßt wo Ghiltſchis erlaubte, gehört zu den Einzelnheiten , deren An der Sommer naht, der uns günſtig, ihnen verderblich iſt, ießt führung uns hier zu weit führen würde. Genug, die Sache ſoll der Kampf wieder beginnen . “ Naſſir Chan iſt auch als- iſt ſo weit gediehen, daß engliſcherſeits ſchon ohne Umſchweife bald nach Metran gegangen, außer dem Bereich der Engländer, vorgeſchlagen worden iſt, Afghaniſtan in zwei Staaten, in ein und wird von dort bald mit neuen Schaaren erſcheinen, um
Reich der Ghiltſchis und der Duranis, zu theilen, um nach dem
die Engländer zu beläſtigen , die auch ſogleich Anſtalt getroffen
beliebten divide et impera beide durch einander im Schach zu
haben, Khelat ſtärker zu beſeßen, und auch in andere Städte,
halten , und mit wenigen Beratungen in den bedeutendſten
wie Muſtung u. f. w. Garniſon zu legen. Kurz, die Engländer haben die Ausſicht vor fich, in ihren Quartieren den Sommer
Städten, zu denen nun auch demnächſt noch Herat kommen
hindurch unaufhörlich angegriffen zu werden , und nußloſe Ge:
muß, auszureichen. Dieß leßtere iſt freilich ein Hauptpunft , und was es da:
fechte zu gewinnen unter unſäglichen Strapagen , die mehr Mannſchaft koſten , als der Kampf. Der ſchlimmſte Feind der Engländer fönnte feinen ihnen nachtheiligern Plan verfolgen ,
mit auf ſich hat, mag aus folgender Stelle eines anglo-indi: ſchen Journals ( f. Overland Courier 22 Mai) genügend her: vorgehen : „Der große Zwed , den die engliſche Regierung in
und man wird ſehr verſucht zu glauben , daß eine leitende Hand dahinter ſtede, die weiter ſieht , als ein Beludſchen :
den leßten zwei Jahren zu erreichen ſuchte, iſt die Conſolidi ung des afghaniſchen Reichs , die Unterdrüđung der Unruhen und Aufſtände unter ſeinen verſchiedenen Stämmen und die
häuptling.
Wie in Beludſchiſtan, fo fieht es im ſüdlichen Afghaniſtan aus, wo die Ghiltſchis unaufhörlich die Engländer in Athem
erhalten. Warum dieſe Ghiltſchis hier immer wieder kehren, erfordert eine Erflärung. Afghaniſtan, ein Land etwa dreimal
Bewahrung des brittiſchen Einfluſſes über den Beherrſcher und die vornehmſten Häuptlinge des Landes. Leider hat weder die Tapferkeit unſerer Truppen , noch die Geſchidlichkeit unſerer Diplomaten dieß wünſchenswerthe Ziel bis jeßt erreicht. Der größte Theil des Landes iſt immer noch in einem anarchiſchen
ſo groß wie ganz Deutſchland und mit einer Bevölkerung von hödſtens 12—15 Millionen , zählt unter der leßtern vielleicht | Znſtande; die Bergſtämme haben nie aufgebört, räuberiſche 1 bis 2 Millionen Hindus, vielleicht 5 bis 6 Mill. Tadſchits
( Perfiſchredende), die meiſt in gedrüdten Berhältniſſen das Land bauen, und der Reſt beſteht aus zwei Hauptſtämmen , die das
Angriffe auf die Engländer zu machen , ſo oft eine günſtige Gelegenheit fich bot. Schah Schudſcha iſt ausnehmend unpo pulär bei einem großen Theil der Afghanen , die man in der 210
838
That mehr nur dem Namen nach, wie in der Wirklichkeit als ſeine
ſchlecht, daß ich jedesmal Champagner fordern muß , um nicht
Unterthanan betrachten kann.
frank zu werden. Dieſe Wirthsclique in der Provinz gehört augenſcheinlich zur Sippſchaft des effulap , und pfuſcht der leßtern durch Verabreidung allerlei magenverderbender Mittel auf eine garſtige Weiſe ins Handwerf. Die kleinen franzöſi: ſchen Stadträthe ſollten im Intereſſe der Reiſenden Oberfell ner aus Frankfurt a. M. verſchreiben. Das heutige Déjeûner
Aus allen dieſen Urſachen hat
man es unumgänglich nothwendig gefunden , nördlich vom In dus eine ſo ſtarke Truppenmacht zu unterhalten , daß man kaum eine genügende Zahl zuſammenbringt , um den gewöhn lichen Dienſt im Compagniegebiet zu verſehen, und unter den ge genwärtigen Umſtänden faum ein verfügbares Regiment für den Dienſt in China aufzufinden iſt.
Auch iſt dieß nicht der
einzige Nachtheil, welcher aus der militäriſchen Bereßung Af ghaniſtans erwächst. Die Ausgaben, welche die Unterhaltung Yo vieler Regimenter auf dem Feldfuße verurſachen , ſind aus:
à la Fourchette war mager über alle Vorſtellung ; doch ge währte mir dafür die Bekanntſchaft eines intereſſanten Man: nes einen genügenden Erſak. Ich wollte , wie gewöhnlich,
muß, die den Krieg zahlen fönnen , denn Afghaniſtan fann ihn
gerade zu leſen anfangen , als ich mir am Tiſche gegenüber ei: nen Mann vom Geſchlechte der Hagern bemerkte ; das ge bräunte Geſicht, die ſtark gefrümmte Habichtsnare, die freien, muthigen Züge, das ſcharfblicende Auge und der weiße Ba đenbart gaben dieſem Mann ein höchſt entſchiedenes , martia liſches Anſehen ; einen waderen Ritter aus der Zeit Hein : rich IV hätte ich mir in feiner imponirenderen Geſtalt gedacht ; ſein Aeußeres machte alles glaublich , was man von der füh nen Entſchloſſenheit und beinahe fabelhaften Tapferkeit des
nie zahlen, und ſelbſt in Indien bezahlt , außer Bengalen und Behar , wohl keine Proving ihre Unkoſten . Lord W. Bentine hat in den Jahren 1826 bis 1830 die anglo -indiſche Armee
Bearners und ſeiner Waffengefährten erzählt. Das ſchlichte, einfache Benehmen jenes · Manues entſprach dem Adel ſeiner Züge ; der Ton , in welchem er ſprach , war ſtreng gemeſſen,
von 3 auf 200,000 Mann reducirt, die Anwerbungen ſeit 1838
der Inhalt ſeiner Worte wohl erwogen und gewichtig; fury, dieſer Mann gehört zu den merkwürdigſten Perſönlichkeiten, mit denen ich auf Reiſen je in Berührung gekommen. Nach
nehmend groß , und müſſen dem faſt erſchöpften Schaße der Compagnie ſehr zur Laſt fallen ." *) Dieß Gemälde, das ſich
.
leicht aus engliſchen Berichten ſelbſt noch viel düſterer und un vortheilhafter entwerfen ließe , zeichnet die Lage der Dinge ge nügend , und es geht zum mindeſten mit Sicherheit daraus hervor , daß die anglo -indiſche Regierung , wenn ſie nicht in bittere Geldnoth kommen will , chineſiſche Provinzen erwerben
werden aber wohl wenig unter 60–80,000 M. betragen haben, und ehe ein Jahr vergeht, können ſich die Engländer genöthigt
fehen , ihre Armee, auf wenigſtens 350,000 Mann zu bringen, abgeſehen von den Europäern. Die Schwierigkeiten , in welche die Engländer ſich eingelaſſen haben , werden ſich ieht erſt entwickeln ,
geendigtem Dijeûner erfuhr ich von ihm ſelbſt, er ſey ein hau: ſirender Krämer, der mit Seidenwaaren handle. Sein Gene: ralquartier iſt Lyon , wo er jedes Jahr zwei Monate zubringt
und Afghaniſtan nebſt Beludſchiſtan werden dabei feine geringe
und ſeine Einkäufe macht, die andern zehn Monate des Jah
Rolle ſpielen. Es ſind dieß arme, abgehärtete, großentheils
res bereist er die kleinen Landſtädte und Flecken mit einem
fanatiſche Völkerſchaften ; ießt ſind die Engländer auf einem ähnlichen Terrain , wie die Franzoſen in Afrika , und ſie möch ten ſich wohl auch genöthigt ſehen , in ſolcheu nicht von zahmen Hindus oder verweichlichten Moslems bewohnten Ländern mit ſtarterer truppenjahl aufzutreten . Auch iſt der dringende Begehr nach einer Verſtärkung von 10,000 Mann europäiſcher Truppen, verbunden mit einzelnen Nachrichten von Meutereien unter den Sipahis , ein deutliches Zeichen , wohin das Ueber ſchreiten des Indus noch führen wird. Eine Kette von Ver: legenheiten und ungeheure Ausgaben haben für die Engländer begonnen, und noch ſind ſie nicht über den Anfang hingus.
zweiſpännigen Wagen voll Seidenzeug. Beim Herausgehen zeigte er mir ſein Schild und Fuhrwerf. „Vor 1814 ,“ ſepte er hinzu, „ ließen ſich die Leute meine Waaren auspaden, han delten zwei Minuten und kauften für 300 Franken ; jekt muß
ich eine halbe Stunde meine ganze Beredſamkeit aufbieten, uin einen lumpigen Artikel von 20 Franken anzubringen ; nur Schärpen zu 5 und 6 fr. ſeße ich leicht und zahlreich ab ; ſeit
dem Frieden ſind meine Landsleute Egoiſten und garſtige Kni der geworden. In den Zeiten der Kriege, mitten im Ruhme unſerer Heere, war das gewerbliche Leben allerdings beſchränft und trauernd ; die Kriege drüđten wohl auf der einen Seite durch die großen Bedürfniſſe der Regierung , auf der andern
Briefe aus dem Innern von Frankreich. V.
Seite aber ſtröinten die früher aufgehäuften Schäße mancher Staaten aus , und verbreiteten ſich unter das Volk ; die Sir : culation vermehrte ſich gerade durch die Bedürfuiſſe der Heere,
( Fortfeßung. ) Ich logire im Hotel de la Boule d'or , dem beſten Gaſt: hof einer Stadt von 15,000 Einwohnern , der kaum mit uns fern Dorfherbergen am Rhein den Vergleich aushalten fann. Die Wirthſchaft iſt erbärmlich , die Cable d'hote ſo entfeßlich
baaren Ausgaben das Gleichgewicht halten , und vielleicht noch etwas zurüdlaſſen. Wenn Frankreid), troß des Verluſtes ſeis ner wichtigen Colonien von San Domingo und Isle deFrance,
und die baaren Einnahmen der geringeren Claſſen konnten den
und trok der Wunden , welche ihin durch die Revolution in 1
den erſten Jahren derſelben und durch feine Beſiegung bei der * ) Man behauptet, die Koſten des Feldzug nach Afghaniſtan uud Reſtauration der Bourbons geſchlagen wurden , dennoch fort der Unterhaltung der dortigen Beeres hätten bis Ende vorigan
während
Jabres 13 MIN . Pid. St , betragen.
danft es dieſe Begünſtigung dem Kaiſer Napoleon , deſſen
inen
Bohlſtand
rhalten
und erhöht hatte, ſo ver
839
Kunſt im Regieren anzuerfennen aufgeftärte liberale Leute er: röthen, und ſich daher lieber die Augen verbinden . Aber man
erſte Abtheilung beſteht aus Capitäns, Lieutenants und Cor : nete, die, nach Ablauf zweier Studienjahre , wieder zu ihren
befrage das Volf, welches die Doctrinen nicht beurtheilen
Armeecorps abgehen, und dort als Exercirmeiſter die Kennt
fann, deſſen Tact dagegen es belehrte , wie Napoleon fich gang gut darauf verſtand, die Geſchäfte in Umſchwung zu erhalten, durch die Belebung der Gewerbe, Künſte und Wiſſenſchaften , der Staatsſchuld, nicht die Verinehrung die Minderung
hatts in Saumur eingeſammelt. Die zweite Abtheilung bil den die Abiturienten aus der Striegsſchule von Saint - Cyr,
kurz, durch den thätigen Schuß .der allgemeinen Intereſſen
beſteht aus den Freiwilligen, welche nach zwei Jahren als Er:
die allgemeine Circulation zu befördern , und durch ein reges Leben die Gelegenheit zu einem reichen Gewinn herbeizufüh: Er achtete und ſchüßte, was ich die Rechte der Bewe: ren . gung nennen möchte, und darin fann er, meines Bedünkens, Jeßt ſeit dem Frieden, bei den vervoll: ein Muſter ſeyn . kommneten Communicationsmitteln , bei der ungeheuer ange:
niffe in Anwendung bringen , welche ſie während ihres Aufent: welche Cavallerieofficiere werden wollen ; die dritte Abtheilung ercirwachtmeiſter oder als Gehülfen des Regimentsetercir :
meiſters in die Cavallerie eintreten . Sehr bezeichnend für Franfreich iſt, daß, während die bürgerliche Erziehung ſich in einer höchſt unvollſtändigen Organiſation und in einem durch : aus vernachläſſigten Zuſtande befindet, für die militäriſche Bil:
dung vortrefflich geſorgt iſt; es fehlt an höheren Gewerbsſchu :
wachſenen Staatsſchuld und dem rieſenhaften Spiel mit Staats: papieren an der Stockbörſe iſt das gewerbliche Leben in Frank:
len , an Landwirthſchaftsinſtituten , Handlungsafademien , wo
hafter Thätigkeit, häufigen und heftigen Kriſen unterworfen ,
ziehung erhalten fann ; dagegen mangelt es nicht an hohen
von großer Wagniß bei ſehr vertheiltem Gewinn , und weit
Kriegsſchulen , wo der dem Militärſtande fich Widmende in
mehr von dem politiſchen Stande der Dinge abhängig, als je-
reichem Maße alle Mittel und Gelegenheit findet , rich theore tiſch zu bilden. Preußen ausgenommen , beſißt fein Land An ſtalten für Militärwiſſenſchaften , wie die polytechniſche Schule in Paris, die Kriegsſchule in Saint -Cyr , die Regiments- und
mals. Daher die auffallende klage und die ſcheinbar abſurde Idee von der Salamität des Ueberfluſſes , welche man oft aus: ſprechen hört. Aber die Production iſt wirklich viel zu ſtark, die Zahl der Verkäufer groß, viel zu groß. So oft id, an die /
unendliche Menge der heutigen Groß- und Kleinhändler denke,
der Handwerker, Landwirth und Kaufmann eine rationelle Er:
Generalſtabsſchulen in Frankreich.
iſt es mir unbegreiflich , wie die Menſchen alle ſo viel verfau:
Auf der Brüde von Saumur zeigte man mir das Haus, in welchem ſich der Laronciere'iche Proceß berüchtigten Anden:
fen und verdienen können , daß ſie dabei beſtehen , beſonders wenn man , wie ich, weiß, wie wenig an den jeßigen Franzoſen
fend entſponnen . Ich lenfte hier in einer Geſellſchaft das Ges ſpräch auf dieſen Gegenſtand, der in Saumur noch oft den Stoff zur Unterhaltung hergibt ; ein alter, ſehr gereßter Herr
zu verdienen iſt.“
Die heutige Culturepoche leidet allerdings an einer gewiſ: fen Calamität des Ueberfluſſes ; dieſer Ueberfluß iſt nicht bloß bei der Gewerbproduction bemerflich ; Europa leidet auch an einem Ueberfluß von Siviliſation , d. h. es iſt eine Maſſe von
geweďten und ausgebildeten Sträften vorhanden, die man nicht anzuwenden weiß , die man nicht zu benußen verſteht. Er: freulich iſt jedoch die gewiß jedein denfenden Beobachter auf: fallende Erſcheinung, daß alle Gewerbe, welche für die Bedürf-
niſſe der niedern Claſſen arbeiten , in der lebten Zeit verhält: nißmäßig mehr vorgeſchritten ſind, als die, welche den Lurus der Neichen zum Gegenſtande haben , und daß felbſt dieſe ler: teren ſogar nicht verſchmäht haben, ſich den mittleren Ständen anzubequemen .
Werfzeuge , Stoffe ud tägliche Bedürfniſſe
des gemeinen Volkes ſind unendlich weniger unvollkommen , ſind vielartiger und ſoliber , als früher ; das Bedürfniß des kleinen Bürgerſtandes nach Lurusgegenſtänden iſt ungleich ſtär:
äußerte ſich darüber folgendermaßen: „ laroncière mag einige tolle Lieutenantsſtreiche begangen haben , allein der gerichtliche Thatbeſtand, den die Geſchworenen durch ihr Schuldig implicite als erwieſen und begründet angenommen haben , iſt ungereimt und unmöglich. Jedenfalls hätten ſie für den Verurtheilten um Gnade einkommen können ; mit einem Jahr Verbannung nach Amerika wäre der ungezogene ſtreng genug beſtraft ge weſen .“ Die Jury hat bei dieſem Proceſſe, wie ſchon bei an:
dern Angelegenheiten , der Mode und Stimmung des Tages nachgegeben ; das iſt die alte galliſche Erbſünde. Die Mode iſt die ultima ratio der Franzoſen ; ſie hat von jeher die Geiſter
dominirt und iſt der einzige abſolute Herrſcher in dem heuti gen conſtitutionellen Frankreich. Zur Zeit Ludwigs XV brachte ſie den General Lally aufs Schaffot, dem weiter nichts vorzu: werfen war, als ſein unzartes, unliebenswürdiges Benehmen ; und in unſern Tagen bringt ſie einen Lancierlieutenant auf
ker, und die Anfrage nach Standuhren , Shawls, Schärpen und
zehn Jahre ins Zuchthaus , der gerade fein ſtrafwürdigeres
Seidenwaaren außer allem Verhältniß mit fonſt.
Verbrechen begangen , als der General Lally.
Ein frap-
Bei Lebzeiten
panter Beweis von dem gleichförmigen Gange , welchen die
Ludwigs XV hielt es indeß bei weitem nicht ſo ſchwer, hinter
Maſſen ſeit vierzig Jahren in ganz Europa nehmen , und in Frankreich beſonders merkwürdig ! Saumur hat eine Unterpräfectur und eine berühmte Sa:
die nagte Wahrheit zu kommen ; man war nämlich der unge heuren Mühe überhoben, ſich die effectvollen , fonoren Redens
vallerieſchule, welche leßtere ſich in einem ſtattlichen Gebäude am Loirequai erhebt, und eine der trefflichſten Anſtalten dieſer Art in Europa iſt. Drei Abtheilungen von Zöglingen abſolvi:
ren an diefer militäriſchen Hochſchule ihren Lehrcurſus. Die
arten und pathetiſchen Floskeln eines Duzends Advocaten und Journaliſten aus dem Kopfe zu ſchlagen , die, als Leute von vielem Talent, der Worte und Thaten Schön - und Schwarz färberei meiſterlich verſtehen und ſehr anſtändig dafür honorirt werden , etwas , das mit einem Ja oder Nein ſich leicht ent
810 fcheiden ließe, burch tauſend Schlangenzüge der Sophiſterei zú ſchleppen . Der waitre Thatbeſtand des Laronciere’ſchen Pro: ceſſes iſt hier in Saumur ſtadtfundig und war auch bereits
Steine und umgeſtürzte Baumſtämme fletternd , brachte mich endlich in eine Nachtherberge bei den gaſtfreien Kindern des Waldet. Den Tag darauf mußte ich noch ein Stück auf dieſelbe Weiſe über den Finnen
während der Affiſenverhandlungen in Paris für die init der
wald reiſen ; auf dieſer Tour fam ich durch Säfſen , eine Ser acht
ungeſchriebenen Tagsgeſchichte Vertrauten Fein Geheimniß. Es curſirte damals in Paris eine Verſion , die ich hier im Munde
finniſchen Colonien , die hier in den Wäldern angelegt ſind. An ihrem
Vieler beinahe ohne Varianten wiedergefunden. Das Ding läßt ſich ſchwer in anſtändigen Worten erzählen, denn wo man's angreift, da iſt's ſchmußig. (Fortfeßung folgt.)
Aeußern war nichts Auffallendes , und es ſoll dieß auch nicht in ihrem
Innern feyn ; die Finnen find jeßt mit den Schweden ganz verſchmolzen, und haben nur wenige alte Gewohnheiten beibehalten , unter welchen man ihre Dampfbäder nennt. In den Phyſiognomien frappirte mich die ſichtlich ausgeprägte Verſchloſſenheit, welche die uoch übertrifft, die ſich in den Geſichtszügen vieler Dalfarlen abmalt.
Chronik der Reiſen. Vermland dad Gränzland von Schweden und Norwegen . (Aus Brage und Idun. )
Endlich erbielt ich wieder eine ordentliche ſchwediſche Stjuts- kerre, und raſd rollte ich in derſelben über den großen ausgehauenen Fleck im
Walde , welcher Vermland und Dalarne ſcheidet, und dann thalabırärte, ſtets hinunter in die neue Landſchaft.
Mein Stjuts war ein hoher
Bergmann yon mittlerem Alter ; in Folge ſeines Handwerk& hatte er
Grauſamkeit eines Finnen . Des Jetten im Hoberg Pathengeſchenk. Das Waldweit. Das Lied auf Birkenrinde. Siriegs: lied von Guſtav Adolph . Bermländiſche Jäger. Die Gränze.
auch troß aller zuvorfommenden Freundlichkeit etwas Schwermüthigee,
Ich wollte nadh Norwegen, doch die Gebirge waren jut unwegſam ,
das ſich in Mienen und Worten ausſprach, und wohl natürlich aus dem Leben im dunkeln Schooß der Erde entſpringt. Er erzählte mir ſogleich,
Der Finnenwall.
beſonders in dem zeitigen Frühling , wo der Sdynee noch flaſtertief in
ihnen lag ; id konnte deßhalb nur auf einem Umwege durch Vermland mein Ziel erreichen. Ich ſchlug alſo auch dieſen ein, aber ſelbſt dieſe war beſchwerlich genug, da die Winterwege, auf weldie man hier denjenigen weist , dem man wohl will, und nicht, wie bei uns sem , weldiem man übel will, ſchon längſt aufgethaut waren. Nur eine Meile fonnte idy du Wagen fortfommen , und das lebte Stück war ſogar wegen zahlloſen .
einen entwickeltern Ociſt, als man gewöhnlich bei Bauern findet , aber
als die Nede anf Norwegen fam , er habe dieß land auch geſehen, aber nicht als deſſen Freund ; cr habe nämlich in den Regimentern gedient, die 1814 gegen Norwegen ins Feld gezogen ſeyen, und in den Gefechten
wäre er dem Feind ſo nahe gefommen, daß nur noch die Straße zwiſchen ihnen gelegen habe. „Es iſt wunderlich ,“ ſagte er, „ wenn man ſo faſt Bruſt gegen Bruſt daſteht und ſchießen ſoll; iſt man aber erſt in der Hiße , dann achtet man nichts , und obgleich es mir im Innern etwas ?
Löchern ſo augenſcheinlich lebensgefährlich, daß ſowohl der Stjut8 *) als
friebeite , als Sturm mit dem Bajonnett commandirt wurde , ging ich
ich lieber zu Fuß gingen. Von dem nächſten Stationsorte an mußte idy folglich die ſechs Meilen über den Finnenwald , welcher Dalarne von Vermland trennt , zu Pferde machen. Endlich hatten die Leute von den ausgedehnten Waldungen ein paar Pferde herbeigeſchafft und ich bereitete mid zum Aufbruch ; meine Sachen wurden auf zwei lange Stangen, eine Art Schleppe , geſchnürt, die an das Sielenzeug des einen Pferdes befeſtigt waren , und der Mann , welcher dasſelbe lenkte, ging hinterher,
doch mit den andern vorwärts und warf den Norbaggen *) zurüc !“ Ja , ich habe auch viel von dem Kriege gehört ,“ entgegnete ich , „und
und bog vorſichtig die Stangen ſeitwärts oder hob ſie in die Höhe, wenn
fie auf allzu große Steine oder Moraſt trafen . Mit dieſer Beförderung ging es alſo ſchneckenlangſam , doch konnte ich ſelbſt auf dem Pferde voraus ; mein Stjuts verſicherte midy , daß ich nidt irre reiten könnte,
da id) ja auf der großen Landſtraße wäre, und obgleich die große Straße nach und nach zu einem elenden Fußſteig zuſammenſchrumpfte, der von
habe euch auch wegen eurer guten Mannszucht und Menſchlichkeit
rühmen hören ; nur die Finnen rühmt man eben nicht. So hatte ein Schwede einſt einen Normannen entwaffuet: „Ergib dich, Camerad,“ rief er , und das bald , ich habe nicht lange Zeit.“ „ Ich will nicht fdwediſcher Gefangener werden ," antwortete der Normann , hau mich !
nieder , wenn du willſt !" Der Schwede forderte ihn noch einmal auf, erhielt aber dieſelbe Antwort. Doch mochte er auf einen Wehrloſen nicht einhauen ; er wußte nicht , was er thun ſollte , und rief einen
andern , der nicht weit davon ſtand : „ Komm ' geſchwind, landsmann, und hilf mir ; hier iſt ein Bagge , der ſich nicht ergeben will ! Nun fingen ſie beide an , ihm zu droben , aber er antwortete : „Nein , ich ergebe mich nicht, baut mich nur nieder !“ Nudy fonnte es keiner über& Herz bringen, ihn zu tösten, aber ein Finne kam hinzu : „ Will er fidy nicht ergeben , ſo ſoll es ihm ſchlimm gehen ,“ rief dieſer wild , „ haut .
vielen andern durchſchnitten wurde , war ich doch glüdlich genug, auf dem richtigen zu bleiben.
Die Partien auf demſelben waren freilid
maleriſch , Hügel hinauf und Hügel binab , und Ausſichten über ſchöne ſanft geneigte Bergflächen mit Wäldern und Seen , aber einſam , ja
.
Bergen vernahm. Ab und zu hatte ich Regen , aber die Wolken ſchienen
mit dem Rerl den Tzalo vom Kopf !“ und als dieß geſchehen war, ſchlug er faltblütig ſeinen Kolben in der Normannen Stirn , daß das Gehirn über ihn wegſprißte. „Das war nicht hübſch ,“ ſagte der Bergmann , aber es gleicht unſern Anbauern im Finnenwald , denn Herz haben fle nicht. Der Norbagge war übrigens damals brav genug ; kann der Herr
es bald müde zu werden , die öde Gegend zu bewäſſern , und ſie zogen ſich um die Höhengipfel zuſammen . Als die Dämmerung einbrach, war
den Unſerigen, ſondern wieg und litt.“
ſchredlich einſam waren ſie auch .
Der Klang von den Gloden der
Gebirgefühe , Arthiebe , wo hie und da Männer einen Baum fällten , und das Rufen eines Kukuf8 war das einzige lebendige, was ich in den
.
mir glauben , wurde einer getroffen, ſo winſelte er nicht, wie einer von .
ich nahe bei einem der Eiſenbrüche, und das Pferd , über gewaltige * ) Bekanntlich die Bezeichnung für den Bauern, dem die Beiterbeförderung deb Reiſenden obliegt; die ſchwediſche Ertrapoſt auf allen nicht gan ;
großen Straßen , der Wagen dazu heißt Serre.
(Fortſetung folgt . )
* ) Norbagge ift eigentlid das kleine norwegiſche Pferd , wird aber von Seite der Schweden und Dänen ſcherzhaft auch für das Boit gebraucht
Månden , in der Literariſd -Artifiſden Anſtalt der 3. C. Gotta'ſden Buchbaudluna. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenman n .
Nr. 211.
sla an A usl nd d.
Das
Tagblatt
Ein
für
Kunde des geift igent and fittlichen Lebens der Völke r. 30 Julius 1841 .
Die Vergnügungen der Bewohner Java's. (Von Dr. I. Kögel.)
Nicht in dem Maaße, wie in großen deutſchen Städten , iſt für die Vergnügungen der Bewohner Java's geſorgt ; es ſind
daher die eingewanderten Fremden genöthigt , an den Luſtbar: .
teiten der Eingebornen faſt wider Willen ſich mit zu ergößen ,
da das , was von europäiſchen Luſtbarkeiten auf Java nachge: ahmt wird , denſelben nur áhnlich erſcheint, und nur ein De
nuß für denjenigen ſepn kann , der nichts Beſſeres geſehen und gehört hat. Was das Theater anbetrifft , ſo gibt es ein hol
ländiſches Theater zu Batavia , wo alle vierzehn Tage einmal eine Vorſtellung gegeben wird.
Die Schauſpieler und Sänger
find höchſt mittelmäßig , und nicht beſſer , wie die in Deutſch land herumziehenden Iruppen , da Damen noch gänzlich dabei
fehlen, und durch Männer vertreten werden müſſen.
Die De
corationen ſind jedoch gut, und ſollen wirklich in Rotterdam gefertigt worden ſeyn . Das Orcheſter, welches ineiſt aus Deut:
schen beſteht, iſt gut, nur unvollſtändig zu nennen . Ein deut: des Militärtheater hat ſich ebendaſelbſt ſeit einigen Jahren
gebildet, deffen Vorſtellungen denen des holländiſchen Theaters
Frauen und Jungfrauen zu Karten- und zwar meiſt zu sa jardipielen benußt. Am häufigſten ſind auf Java die Gaftmähler , welche aller Orten von Weißen, Lipplappen, *) Chineſen und den eingebor: nen Häuptlingen ihren Landsleuten und Fremden gegeben wer den, und wobei nichts geſpart wird, um dieſelben ſo foſtbar als möglich zu machen . Die europäiſchen geiſtigen Getrante , welche gar ſehr theuer ſind, und das Geld, welches zum Spiel verwendet wird, machen freilich den foſtbarſten Theil derſelben aus. Bei allen Geſellſchaften wird indeß der Mangel an den der europäiſchen Bevólferung angehörenden Damen fehr fühl bar, da dieſe gewöhnlich kaum den fünften Theil der Geſell ſchaft ausmachen , und felbſt die Unterhaltung mit dieſen ge währt, mit ſeltener Ausnahme, wegen ihrer Unwiſſenheit, un geachtet ihres höchſt zarten und angenehmen Aeußern, fein ſon : derliches Vergnügen für die gebildeten Europäer , daher benn auch die meiſten der leßtern vielmehr bei den von Europa einge führten geiſtigen Getränken Stärtung und Erquidung fuchen , und längere Zeit fich an den Längen, der Muſif, den Geſängen und andern Luſtbarkeiten der Malapen und Chineſen ergößen .
vorgezogen werden , obſchon auch die deutſche Schauſpielergeſells
Das allgemeinſte und beliebteſte Volfovergnügen iſt daher
fchaft feine Schauſpielerinnen beſikt. Die Bewohner der übri: gen Ortſchaften Java's müſſen noch ganz auf den Genuß eines
anf Java der Tantar, **) wie die mit Geſang und Muſik ver bundenen Tänze der Javanen genannt werden , und es darf
Theaters verzichten .
der Tantat bei den hohen Feſten der Chineſen , und bei den
So weit es die yon Europäern aufgeführten Concerte be: trifft, ſo werden ſolche, der wenigen Muſifer wegen, nur ſelten,
Salamat (Gefettſchaftscirkel) der Eingebornen , ebenſo wie
und dann auch nicht öffentlich, ſondern nur in geſchloſſenen Ge: ſellſchaften in den drei Hauptſtädten Java's (Batavia, Sama
bei den Schmaufen , welche von Weißen und Lipplappen im Innern Java's veranſtaltet werden, nicht fehlen. Eine andere Beluſtigung iſt bei den Chineſen und malapi
rang und Surabaya) veranſtaltet. Ade Wochen zweimal ge:
lichen Eingebornen auf Java der Weijang . Das Zuſammen
ben die Militärhautboiſten zu Weltevreden * ) auf dem Water: looplaß einen Ohrenſchmaus , welcher von halb ſechs Uhr Nach mittags bis nach Sonnenuntergang dauert , wobei der Water: looplak mit vielen Reitern und beſeßten Wagen angefült iſt.
ſchlagen einiger metallenen Betten iſt die Muſik zum Beljang,
welcher meiſt nur von Frauen aufgeführt wird, und darin be: ſteht, daß einige Frauen , deren Köpfe mit Helmen geſchmüật find, auf einer zu dieſem Zwed errichteten Iribune ein Gefecht
Nur felten und allein in den drei Hauptſtädten fommen
aufführen , wobei fie ſich hölzerner Schwerter und Lanzen bedienen.
Bälle vor ; es wird bei dieſen nur wenig und auch nur Wal: ger getanzt. Die langen Zwiſdenpauſen werden von Männern , Weltevreden wird der meist nur von Europäern bewohnte, 1%, Standen vom Gafen entfernte Stadttheil Batavia's genannt.
* ) Unter kipplappen begreift man im niederländiſchen Indien die por ausländiſchen Båterk und malayifchen Müttern erzeugten Kinder und beren Nachfomnen .
**) Der Lantat ist sin Nr. 130 6. Bi. ganz genau beſchrieben. 211
842 Die Thierfämpfe ſind aber die beſuchteſten Beluſtigungen
der Bewohner Java’s , ſo wie zu dieſen Volksfeſten in einigen Gegenden dieſer Inſel auch das Erlegen und Einfangen wilder und reißender Thiere gerechnet werden kann . Am Häufigſten kommt der Kampf zwiſchen dem Karbau *) ( Büffel) und dem Tiger
vor, wo lekterer meiſt verliert, während er in der Freiheit doch gewöhnlich der Sieger iſt. Das mag daher kommen , daß man
fentliche Spielhäuſer, jeßt beſteht fein einziges mehr mit obriga feitlicher Bewilligung. Vor der Revolution , fagt Mercier , flos
alles Geld aus den Provinzen in die Hauptſtadt , und alles Geld der Hauptſtadt ging in die Hände der Courtiſanen . Vor
der Revolution ſchrieb Chamfort: „Ich erinnere unich , einen
ſtets einen ſehr ſtarken Karbau zu dieſem Kampfe ausſucht, die Hörner desſelben ſehr ſpiß feilt und ihn durch das Beſpren :
Mann gefannt zu haben , der allen Umgang mit den Opern tänzerinnen aufgegeben und nichts mehr mit ihnen zu thun baben wollte , weil ſie eben ſo wenig Ehr : und Schamgefühl hätten , als die Damen der vornehmen Welt. “ Man thäte
gen des mit ſpaniſchem Pfeffer vermiſchten Waſſers Schmerzen
alſo ſehr Unrecht, wollte man die ſeit fünfzig Jahren in Frank
verurſacht und in Wuth bringt, während der Tiger ſeit einigen
reich vorgegangene Sittenveránterung beklagen und das gegen wärtige Frankreich nach dem Leben der höhern Stände vor der
Tagen eingeſperrt und halb verhungert iſt, auch ſich ſeiner Ge: fangenſchaft ſchämt und nur durch Feuer aus ſeinem Käfig in den Kampfplaß gebracht wird. Der Tiger , durch den Rauch noch immer ſeiner Sinne nicht bewußt, wird von dem Karbau, ſobald er durch die Thür in den Kampfplaß eingetreten iſt, ſogleich mit den Hörnern in die Höhe geſchleudert, und kann ſich nur erſt wehren, ſobald er wieder zur Erde gefallen und von den weit auseinanderſtehenden Hörnern des Karbaus nicht er: reicht worden iſt, wobei er aber auch, wenn er irgend ſeinen Gegner erfaſſen kann, ganze große Stüde aus dem Leibe des: ſelben reißt, bis ihn der Karbau mit der Spiße eines Horns erreicht und nun durchbohrt. Wenn aber der Tiger, wie dieß in der Wildniß geſchieht, dem Karbau auf den Rücken ſpringen kann, ſo iſt derſelbe verloren.
( Soluß folgt. )
Revolution beurtheilen . Eben ſo unſtatthaft iſt das gäng und
gebe Reden derjenigen , die da meinen , es ſey in Franfreich die Irreligioſität und Immoralität ſchlimmer , als anderwärts , 3. B. in Deutſchland. Solches Gerede rührt meiſtens von den ge můthelnden Deutſchen her, welche , Religion und Tugend in
das Gefühl , Herz , Gemüth , Begeiſterung Teßend und nicht wenig eingebildet auf dieſe Einſeitigkeit und Armſeligfeit, den
andern Nationen zwar dieſes und jenes Gute zugeſtehen , dass jenige aber, was nach ihrer engen und dürftigen Anſicht das Schönſte und Beſte iſt, das ſogenannte Gemüth, als ein aus
ſchließlich deutſches Veſikthum , als eine urdeutſche Erfindung in Anſpruch nehmen , indem ſie die Seelen der andern Völker von
gröberein , weniger ätheriſchem und fublimem Stoffe gemacht glauben , wogegen in Wahrheit Engländer und Franzoſen, be:
BV
ſonders aber die lentern, mehr als billig in dem ſentimentalen Genre leiſten .
Briefe aus dem Innern von Frankreich. V. ( Fortreßung . ) Was man auch über Sittenverderbniß ſagen und klagen n Frankreich iſt der geſellſchaftliche Zuſtand dem heutige mag, in beſſer geworden, als ſonſt. Die -ſittenloſen Vücher, deren Paris ſonſt eine bedauerliche Menge hervorbrachte , haben abge-
Die heuchleriſchen Klagen derjenigen , die von der Religio ſität der Völfer Nußen zu ziehen gedenken und die Irreligioſität für ſich behalten möchten , ſind eben ſo grundlos als verdächtig. Dieſe Leute , indem ſie den verderbten Zeitgeiſt anklagen , flagen
in ent
nie über ihren eigenen Mangel an Religion ; bloß dem Nach bar möchten ſie mehr wünſchen , den Unterthanen, damit ſie gehorſam , den Dienſtboten , damit ſie ehrlich, den Frauen, da
nommen, und finden nicht mehr romane ſo viele und Käufer, als ehedem en ge-; die Schrift freilich ſind dagegen die Gräuel
mit ſie treu ſeyen . Es iſt wahr , die Religion , die poſitive
gen alle ſittlichen Grundlagen des Lebens überhaupt aufgekom :
chriſtliche Religion iſt in Frankreich wenig, noch etwas weniger
bekannt, als in Deutſchland ; aber glüưlicherweiſe laſſen ſich men, und der Leichtſinn , womit einige Schriftſteller über das n undangeſeh r ſchreibe philoſo zu 'einande Geſchlec Verhält en gs hter der Zeit böſes Omen für ein magderallerdin phiren, niß
werden können ; aber man würde gröblich irren , wollte man convulsionnaire beurtheilen. Genußſucht, Lebensüberdruß bei beſchränkten , fümmerlichen Verhältniſſen , Mangel an Morali: tät und Religioſität, füllen beutzutage die Morgue und das Findelhaus, aber früher war es noch ſchlimmer. Vor der Ne: Frankreich nach den Dramen und Romanen des heutigen genre
anderthalbtauſendjährige Wirkungen des Chriſtenthums nicht
durch anderthalbhundertjährige Wirkungen einer falſchen Auf klärung vernichten . Wo noch gute Sitten ſind und Tugenden, Menſchenliebe, Mitleid, Wohlthätigkeit , häusliche Zucht und Ordnung, Liebe der Gatten und der Kinder - und wer möchte -
Frankreich - da iſt noch Religioſitäte abſtreiten ? ' – Frankreich alles dieſes abſtreiten ob man es nun wiſſe und rage oder nicht; da iſt noch Fähig keit zum Bewußtſeyn der Religion zu foinmen . Den Aber
volution enthielt Paris 40,000 Bulldirnen (nach Mirabeau), glauben freilich mögen ſie nicht weiter, und wenn auch die jeßt gibt es deren 6000 (nach Parent Duchatelet) ; vor der Ne- Herrſchaft des römiſchen
Katholicismus und der Einfluß der
volution beſtanden in Paris 15, von der Polizei geduldete öf:
Hierarchie in Frankreich noch immer viel größer und mächtiger
*) Rarbau wird der auf den Sundainſeln einheimiſche Büffel ge
iſt, als man auf entgegengeſeßten Seiten glaubt, ſo iſt doch To viel gewiß , daß der römiſche Katholicismus in Frankreich all
nannt, welcher die Geſtalt. des Kindes, aber keine hervorſtehenden Güften hat und daher ſehr fett ausſteht. Er hat meiſt die Farbe
des Elephanten, iſt zuweilen aber auch weiß ; er hat ſehr weit auseinanderſtehende Görner und gibt einen andern baut son fich als bag Rind.
mählich eine ausgelebte Form , ein Körper ohne Geiſt iſt.
Doch über den religiöſen Zuſtand Frankreichs behalte ich mir vor , dir ein anderesmal zu ſchreiben ; für heute nur 2
als
843
noch einige Data, die du benußen magſt , wenn du Luſt haben ſollteſt, eine Sittenſtatiſtit von Franfreich zu unternehmen. – Die Bande der Ehe find in Franfreich allerdings etwas loce:
rer, als in Deutſchland; aber bedenke, welche ſchreďliche Probe die Franzoſen beſtanden haben. Hätten wir die ſociale Kriſe durchgemacht, welche die Franzoſen in den leßten fünfzig Jah :
ren im Staats- und Familienleben durchgemacht haben , ſo
heutzutage lauter Baſtarde, hätten die drei Fünftheile der un : ehelichen Kinder , welche von ihren Eltern ins Findelhaus ge: tragen werden, fein ro trauriges Schickſal. Die Sterblichkeit in dieſen Anſtalten iſt ſo groß , daß von drei Findelfindern immer eins vor dem dritten Jahre ſtirbt. Wo die Findel: häuſer aufgehoben worden oder gar keine beſtehen , mehren ſich die Kindermorde in ſchređender Anzahl ; wo es Inſtitute der
wäre ſehr die Frage , ob der deutſche Ernſt und die deutſche
Art gibt, thun dieſe, was das Gefeß zu thun verbietet, ſie
Gravität ſo gut dabei weggekommen, als der franzöſiſche Ernſt und die franzöſiſche Frivolität. Von allen neueren Völkern
tödten die Kinder ; das Verbrechen des Einzelnen fällt auf den Staat zurüc. Elende Zweideutigkeit! die Geſeße beſtrafen die
ſind die Franzoſen auserſehen worden , um die ſchwierigſten Vrobleme und die heftigſten Leidenſchaften anzuregen, und dieſe Probe müſſen ſie in der Bahn einer unerbittlichen Publicität
Regierung für ihre Menſchlichkeit.
beſtehen, worin ſich von Zeit zu Zeit die Nachtſeite der fran zöſiſchen Geſellſchaft erhellt und ihre moraliſche Natur ſich bloß gibt. Kein Streit , keine Witernatürlichkeit, kein Scandal er:
eignet ſich , der nicht den Tag darauf vor die Oeffentlichkeit gebracht , und in tauſend Blättern an allen vier Eđen und
Mutter für ihr Verbrechen, und die Philanthropen loben die Andere franzöſiſche Wohls
thätigkeitsanſtalten, wie z. B. die Frauencongregationen , die geiſtigen Dameninſtitute des sacré cour, ſtiften ähnliches Un heil und ſtehen mit den Grundſäßen einer weiſen Staatswirth: ſchaft im Widerſpruch. Ich meine mit Terenz : Benefacla male collata, malefacla existimo. (Schlug folgt.)
Enden von Europa angenagelt und ausgetrommelt würde. Welche Nation von ſich rühmen kann , daß ſie in denſelben Umſtänden größere Sittenreinheit bewahren werde , die werfe
Weber die Orang - Utangs auf Borneo.
den erſten Stein auf Frankreich. In einem Lande , wo die Vermögen ſo getheilt ſind , iſt das Heirathen nothwendig beſchränkter, und findet nur zwiſchen
Sißung , in welcher Nachrichten von dem befannten Reiſenden Broofe mitgetheilt wurden , der in ſeiner eigenen Yacht Ausflüge im indiſchen
O
Die engliſche zoologiſche Geſellſchaft hielt am 15 Julius eine .
Archipel macht. Er hat an die Geſellſchaft fünf lebende Orang-Utang Leutenſtatt ,die ein ſicheres Gintommen beſigen oderzuhoffen Ard haben. Es bleibt daher eine zahlreiche Claſſe unverheiratheter und zwanzig Schädel und Skelette von ſolchen Thieren eingeſendet , die Frauenzimmer übrig , die , ohne Vermögen , ſich bewogen fins den, einem Liebhaber Gehör zu ſchenken. Sehr viele von die
ſen Frauenzimmern kann man nicht wohl der Klaſſe der öf fentlichen Mädchen beigeſellen ; ſie ſind in ihrer Art ehrbar, und haben ein Verhältniß , ein Attachement, wie ſie ſagen ,
er alle in den bis jeßt von Europäern unbetretenen Wäldern Borneo's
erlegt hat.
Nach ſeiner Anficht gibt es zwei oder drei verſchiedene
Species auf der Inſel , und dieſe bewohnen ſeltſamer Weiſe nur die
Nordweſtfüfte, während ſich in den ungeheuren Wäldern tiefer im Inneru keine finden . Daß dieſe Affen Menſchengröße erreichen, hält er für eine
dem ſie wenigſtens ſo lange treu bleiben , als die Verbindung
Fabel , da der größte männliche Affe , den er erlegte , nur 4' 1 " maß
dauert. Die Studenten, Handlungscommis, Rechtsconſulenten,
Sie ſind ſehr träge, ſtellen fic nur in der äußerſten Noth zur Vertheis digung , die dann freilich auch fehr hitig iſt, greifen aber durchaus Niemand an. Die Hütten , die ſie nach den Uebertreibungen einiger Reiſensen bauen ſollen, reduciren ſich auf einen rohen Sit auf Bäumen .
angehende Doctoren , Advocaten und Literaten leben in ſolchen
Banden , bis der Mann oder die Frau in andere Umſtände kömmt.
Dieſe durch Brauch und Sitte geweihten Ehen zur
.
Linken ſind in Frankreich in allen Claſſen der Geſellſchaft zu finden, und bis auf einen gewiſſen Grad zu achten . In Paris
Chronik der Reiſen.
ſind dieſe Winkelehen bis in die unterſten Volksclaſſen hinab gedrungen, ſie heißen dort ,,Chen im Dreizehnten Arrondiſſement. " Ein Arbeiter und ein Mädchen , welches Journale falzt, finden
Vermland das Gränzland von Schweden und Norwegen .
es wohlfeiler und bequemer, zuſammenzuleben, miethen daher ein
Als ich hierauf das Geſpräch auf die Sagen des Volfe brachte, merkte ich, daß mein Skjuts zu der Mittelclaſſe gehörte , bei der mau ſtets am beſten Aufklärung über ſolche Dinge erhält , da ſie mit dem Landvolfe genug in Berührung ſteht, um alle deſſen Erzählungen zu kennen , und doch ſo gebildet iſt , daß fie fich nicht lächerlich zu machen fürchtet, dieſelben zum Beſten zu geben. Er rüdte ohne Umſtände mit dem hervor, was ihm augenbliclich einfiel. „Hier in der Flur habe ich ſchon als kleiner Bube eine Sage gehört , die , glaube ich , für den Herrn ſeyn wird ; ſehen ſie dort den hohen Berg mit Fichtenwald be dedt, er heißt Huberg ; tief in demſelben wohnte ein ungeheurer langer Jette (Bergrieſe), alt wie Methuſalem , welchen ſie den Hoberge - Greis
Zimmer und meubliren es gemeinſchaftlich aus ein Bett für
zwei) ; das Mädchen beſorgt die Küche; Börſe und Wirthſchaft
ſind gemeinſchaftlich, und die Verbindung dauert in der Regel wenigſtens einen Zahlungstermin . Das Pärchen , welches auf dieſe Weiſe zuſammenwirthſchaftet, ift nach dem Pariſer Kunſt: ausdrud ,,im dreizehnten Arrondirement getraut, " obſchon der Mann Herr Fiſcher und die Frau Mamſell Förſter heißt, und ſo lange dieſer geſebloſe Verein beſteht , wird er von allen Freunden, Nachbarn und Bekannten in jeder Beziehung reſpec:
tirt. Kommen Kinder , ſo iſt das Findelhaus dan, welches der Sittenloſigkeit den einzigen Zügel abnimmt, der in einem Lande ohne Religioſität möglich iſt. Ein Drittel Pariſer wären i
( Fortſeßung.)
!
nannten .
Nun
einſt ein armer Bauer , welcher eine Gevatterſchaft
bei ſich ing Haus zu bitten hatte und es gern ein wenig ordentlid
844
dabei zu haben wünſchte. In einer ſchlafloſen Nacht, wo er dalag und fich die Sache bedachte, fiel ihm ein , den Ulten im Berge zu beſuchen. & r brach auch wirklich am nächſten Morgen ganz allein auf, ging zum Berge und klopfte an ; es wurde aufgeſchloſſen und er trat in die Höhle
Wenn ich bedenke, Des Lodes Ränke ,
por den Jetten. „ Ich hätte wohl eine Bitte an dich , ob du nämlich meinem Hauſe die Ehve anthun wollteſt, bei meinem Kinde Gevatter
Mit ihm hab' ich den Pfad zur Seligkeit
Brach Chriſtus, daß er mir das Leben faente. Begonnent,
.
Mein ,“ ſagte der Berggreis, „ dazu bin ich ju alt und bănge zu ſehr an meinem Herde!“ Der Baner blieb eine Weile ſtehen, rüdte feinen Hut , kraßte ſich im Kopfe und murmelte: „ Die , welche zu Gevatter gebeten werden , pflegen boch den armen Bauern zu be
zu ſtehen ?"
1
denken . "
Mir hat noch nie Iemand bisher die Ehre erwieſen ,“ ſagte
Durch ihn des Himmelerbet Freud' Gewonnen,
Und ſchließt mein Leben, Ihm hingegeben , Wert' ich in ſeinem Arm zum Himmel foweben .
der Jette, ſo alt ich auch bin , deßhalb möchte ich dir auch gern eine
Wie's Vöglein fich am Morgen gleich
Freude machen ; du meinſt, man gibt etwas, was iſt wohl das Gewöhn „Ja 1, Manche geben recht ordentlich ,“ ſagte der ſdelmiſche lidhe ? „ 3ch will and nicht zu den Geringſten gehören ; breite deine Bauer . Der Bauer gehorchte natürlich ſogleich, und der Alte Schürze aus !"
Werd' ein ich in des Lichtes Reich
fing an Gold hineinzuſdütten. „Nun, was meinſt du jekt, mein Freund, iſt es ſo recht ? " Kräften ."
„Einige geben mehr , andere weniger , jeder nach
Erfreuet, Geweihet, Denn Harfert flingen , Die Engel fingen,
Und in den Tag der Ewigkeit darf ich mich ſchwingen.
„Da will id doch nicht unter den Geringſten ſeyn ,“ ſagte
der Bergjette wieder , und begann aufs neue aus ſeiner Schublade ju
ſchütten ; fo ging es einigemal, und mit jedemmal erhielt der Bauer „Ja , nun daufe ich
mehr. Pan , jeßt iſt es wohl endlich gut ? "
Seiner Hochehrbaren aud vielmals , ſo iſt es gerade recht," antwortete
Und ſchöner ſtrahlen noch als Kron' Und Sonnen , Soll meine Srele vor den Thron Der Wonnen ,
der Bauer und ſagte Lebewohl, denn er war kaum im Stande, mit dem , was er hatte , heim ju fommen , geſchweige mit mehr. Ein andereê mal, erzählen die Bauern, ſtand ein halberwachſener junger
zu Gottes Ehren Wird mich verklären
Burſche aus Bermland am Walde und paſte auf ſeinen Koblenofen auf,
Zu unvergänglich ewigem Glüd
da kam ein ſchönes Weib auf ihn zu, mit in den Naden herabrollenden
goldenen Loden . Sie grüßte ihn ſehr freundlich und ließ ſich mit ihm in ein Geſpräch ein ; er war ganz bezaubert von ihrer Lieblichkeit, aber während fie miteinander im beſten Reden waren , gudte er hinten um
fie herum und bekam einen langen Schwanz zu Geſicht. „ Was ſebe ich ,“ rief er in ſeiner Verwunderung aus , die Jungfer hat ja eine
Der Schmud , den er will feiner Braut beſcheren. Vereinigt, Steh'n fie dort , die der Liebe Blick Sereinigt, Der Chriſten Neigen
Mit Palmenzweigen, Die fie lobſingend vor dem Lamme neigen.
ordentliche Schleppe !" Da wurde ſie bitterbö fe über den Spaß und lagte : „Id hatte dir Gutes jugedacht, mein Sohn , aber nun ſoll nie
Möcht' id aus meines Kampfes Loos
ein Schaß dich lieb gewinnen, das will ich ſchon zu machen wiſſen, und
Bald kommen ,
alles ſoll dir zuwider gehen .“ Damit verſchwand ſie , und der Burſche ver fiel von der Stunde an in eine tödtliche Krankheit.
Die Frommen ;
Während unſerer Fahrt war die Sonne hinter die hohen Waldberge gefunken, die Nacht mit ihrem wunderbar zauberiſchen Halbdunkel breitete
Bald mein Glende
Fich über die Thäler und St. Johanniswürmer leuchteten im Graſe. Die
Zu Freud' und Scligkeit fort ohne Ende.
Abenddämmerung wirfte wie jederzeit und öffnete die Herzen. „Hören Sie , lieber Herr ," ſagte mein Stjut8 , „wenn es Ihnen recht iſt, will
ich Ihnen ein altes Lied vorfingen, da Sie folche Freude an Sagen und Geſängen haben , 18 heißt „die Näverviſe" (Nindenlied) , und ſoll von einer Ballflida ( ein Mädchen auf der Weite) auf Birkenrinde ges
fchrieben worden ſeyn , einer von der Herren Nation , einem däniſchen Mädchen , als fie in der Einſamkeit ging und an Gott im Himmel dachte. Es lautet ſo fröhlich und tröſtlids vom Frieden des Himmel reiche, den Gott ung allen in Gnaden beſcheren möge. In Haffnung mein erlöster Geift Erbebet, Zum Throx , deß Heil er betend preist, Sidh bebet,
Wo aus ſich rul'n im Friedensſchooß D Jeſus wende
3 bin bereit, mein Jeſus Chrift. Bu ſterben , D fomm ', wie mir's perbeißen iſt, Zu werben ;
Statt Chrän und Qualen,
Mög' dir'ß gefallen, Midh mit dré Himmels Brautfranz zu umftrahlen. * ) ( Schluß folgt.) ) Bei dieſem Liede möge man ſich daran erinnern , daß eine Hauptſtärke des ſo wediſchen Gefanges in ſeingn Flangreichen Vocaten liegt , worin ihn wohl nur der italieniſche über bietet. Man wird alſo bei einer Uebers
tragung , namentlid in die deutside Sprache , vielfach nachſichtig for müffen , um fo wehr, da die Gedanken fröbern.Jahrhunderten angehören.
Må noen , in der Literariſd - Artiftiſden" Anſtalt der 5. 6. Cotta'ſ en Bucbandluna. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widerman a .
Nr. 212 .
Das
AA u sl a n d .
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen
und fittlichen Lebens der Völker.
841 .
31 Julius 1841 .
Die warmen Quellen zu furnas auf den Azoren. ( Aus Bullars : A Winter in the Azores.)
gen.
1
Klettert man ein wenig weiter , ſo kommt man zum Ein gang einer tiefen , dunkeln Höhle , in welcher unaufhörlich fo chender Schlamm auf und niedergeworfen wird. -- Der Boden umher iſt heiß ; hie und da dringt kochendes Waſſer und zi:
Die große Annehmlichkeit zu Furnas find die warmen Bäder. Man nimmt ſie gewöhnlich früh Morgens und felirt nach einem Zug aus einer Eiſenquelle zurück zu einem ſpäten rohender Dampf durch die Lödjer im Thon, und man ſteht mit: Frühſtück. Wenn man ſich den Quellen nabert, ſo ſieht man ten in einem warmen , mit geldwefeltein Waſſerſtoffgas gefärb: Wolfen von Dampf 20 bis 30 Fuß hoch aufſteigen, je nachdem ten Dampf. Eine unzählige Menge fleiner, fochender Gruben der Tag fälter oder wärmer iſt. Der Boden wird allmählich iſt rings umher ; die meiſten ſchlucken ihr Waſſer wieder ein, weiß, und das Ufer, auf der einen Seite gelb und roth geſtreift, und nur wenige fließen über. Die Eiſenquellen ſprißen ihr iſt warm anzufühlen und ſchmeckt ſtark nach Schwefel. Die kochendes Waſſer durch die Zwiſchenräume rauher vulcaniſcher Stelle, wo die Quellen fließen , iſt ein ſehr unregelina ßiger på : Steine, und bedeđen ſie mit einem diđen Ueberzuge von glän: gel, und der Boden , auf der einen Seite loder, auf der andern zend orangefarbenem Noſt , und die Schwefelquellen pumpen feſt wie Thonerde , iſt in alle möglichen Formen zerbrochen , und eine milchige Flüſſigkeit rücwärts und vorwärts in Höhlungeu, wo keine Vegetation iſt, blendend weiß und gelb. Die bedeu : die ſie in dem Lehinboden gemacht haben, während andere mit tendſte Caldeira enthalt Schwefel. Das Waſſer kommt zijchend einem dicen fließenden Schlamme dasſelbe thun . und kochend in ein gehn Fuß breites Baſſin , von dem es durch kleine Steincanäle nach dem Vade abläuft.
Es dringt durch
einen lođeru Boden von zerbrochenem Geſtein hervor, und die wie bei den kleinen isländiſchen Geyſers in der Mitte befind:
Briefe aus dem Innern von Frankreich . V.
liche Waſſerſäule iſt gewöhnlich drei Fuß hoch , nimmt aber natür
(Solu . ) Das quaſilegitime Band, die ſogenanute Ehe im dreizehn ten Arrondiſſement , iſt weiter nichts , als die alte franzöſiſche
lich gegen den Rand zu allmählich an Höhe ab. Der Boden zittert unter den Füßen, und man hört ein Geräuſch, wie von einer mächtigen Pumpmaſchine in großer Liefe unter der
Galanterie in ihrer neueſten und republicaniſchen Geſtaltung ;
Oberfläche. Früher war die Furcht der Inſelbewohner ſo groß,
ſie datirt von der erſten Revolution , feit welcher Sitten und
Lebensweiſen der ehemaligen Ariſtokratie ins Volf gedrungen. daß keiner ſich der Stelle nähern wollte. Erſt der gegenwärtige Das Frankreich vielleicht häufiger rechste Gebot wird daher
Viceconſul der Vereinigten Staaten wußte durch ſein Beiſpiel
und ſein Zureden ihre Furcht und ihre Vorurtheile allmählich zu überwinden , und Furnas iſt jeßt das Baden - Baden der Injet St. Michael geworden .
In kleiner Entfernung von der Hauptcaldeira iſt ein tiefer, rauchender Brunnen , in deſſen Grunde das Waſſer wüthend
in übertreten , als in den andern cultivirten Ländern Europa's ;
aber es entſtehen daraus in Frankreich weniger Laſter, als an: derwärts. Da bei den Franzoſen Fein Hahn nach dem Miſſe :
thäter in puncto sexti frähet , ſo braucht er , um ſein Gelüſte zu ſtillen, nicht mit Gott und ſich und ſeiner Moralität zu jerfallen ; es iſt für ihn eine bloße Geſchmacksſache, und ſehr
kocht, aber nicht überfließt, ſondern immer wieder zurüdfällt, um aufs veue gefocht zu werden. Dieſe Caldeira iſt erſt ſeit Wenige berückſichtigen in dem Urtheil über den Charakter ei: einem Jahre in ſichtbarer Thätigkeit. Eines Tages hörte man, ner Frau ihren tugendhaften Wandel. Dieſe in unſeren Au: ,
eine lange Erploſion, und als man zur Stelle fam , um zuBu gen übertrieben humaneLebensanſicht hat unſtreitig ſehr viel ſehen, welcher Schaden dadurch angerichtet worden war, fand Nachtheiliges ; doch iſt ſie nicht ganz ohne Vortheil. In Eng= man dieſen neuen Steffel, deſſen Dede durch den geſpannten
land und Deutſchland , wo eine rechtſchaffene, ehrenhafte, geiſt
Dampf gewaltſam weggeſchleudert worden war.
reiche, gebildete Frau feine Geltung und Anerkennung findet, 212
846 wenn ſie nicht dabei feuſch und tugendhaft iſt , ſtürzt vielleicht
für einen Geliebten intriguirt , bald Bürgerrechte und Anſtel
ein einziger Fehltritt für immer ins Glend, und ein ehrliches
lungsfähigkeit zu Staatsämtern verlangt , bald Romane gegen die Ehe ſchreibt u. ſ. w. Die Natur der franzöſiſchen Frauen
Mädchen von guter Familie und von ſchönen Anlagen ſinft dort oft in dem kurzen Zeitraum einiger Monate bis in die Slaſſe der verworfenſten Creaturen , welche mit Dieben und Mördern verfehren , herab. Die armen Geſchöpfe dagegen, welche in Franfreich den ſchmählichen Handel mit förperlichen Reizen anfangen , trachten beſtändig eine Stufe höher hinauf
zukommen, und es iſt nicht ſelten , daß öffentliche Mädchen in die Glaſſe der unterhaltenen , ja ſogar in die Claſſe der Bür: gerfrauen aufſteigen . *) Den Wunſch und die Hoffnung , eine ehrenvollere Stellung im Leben zu erringen , geben dieſe un
glücklichen nie auf ; troß ihrer Eitelkeit, ihrer Puk- und Ver: gnügungsſucht, legen ſie einen Theil ihres Sündenlohns in der Sparcaſſe an, und ſelbſt in die mit ihrem Gewerbe unzer: trennlich verknüpften Ausſchweifungen und Laſter verweben ſie eine gewiſſe Tugend- und Ordnungsliebe. Kranfe Mütter oder kleine Schweſtern werden von ihuen ſtets bedacht; die Mutter:
liebe äußert ſich bei ihnen oft in den aufopferndſten Zügen . Sie fühlen nicht, wie unſere deutſchen Mädchen, jeues erſte
bleibt ſich im Grunde immer gleich , und führt bisweilen zu
Nuhi und Glang, bisweilen aber auch ins Zuchthaus und auf die Saleere .
In einer Sittenſtatiſtit Frantreichs las ich neulich die
Motive von Tauſend Verbrechen verſchiedener Art, als da ſind
Vergiftung, Todtſchlag, Meuchelmord und Brandſtiftung, fol gendermaßen vertheilt : ,264 geſchahen aus Haß und Rache,
143 aus geſtörtem Ehefrieden, 113 aus Streitigkeiten in öffent lichen Häuſern, 64 wegen Ehebruch, 52 wegen Ausſchweifung, Kebsweiberei und Verführung, „ 16 aus Eiferſucht. " Haß und Rache bewegen am häufigſtent , Eiferſucht am ſeltenſten zum
Verbrechen. Sonderbar, eines der gewöhnlichſten Verbrechen in Frankreid, iſt die Nothzucht, und der ſchwächſte Sporn zum Verbrechen iſt die Eiferſucht. Der Ehebruch verurſacht indeßs
nicht wenige von den alljährlich begangenen Verbrechen (35 auf 100 ) ; aber die daraus hervorgehenden mörderiſchen Folgen ſind Feineswegs Wirkungen der Eiferſucht; nicht der Beleidigte,
Eutſeßen und Grauen vor dem Laſter, fallen aber dafür nie ſo
ſondern der Beleidiger rächt ſich, nicht der Betrogene, ſondern
ſchnell und tief ins Verderben.
der Betrüger häuft ein zweites Verbrechen auf das erſte. Clytämneſtra , welche vom Aegiſth gedrängt wird, den Agamem non zu ermorden, iſt die bürgerliche Tragödie des franzöſiſchen Privatlebens ; unter fünfmal iſt es dreimal die ehebrecheriſche
Ohne alle Erziehung gelingt es ihnen , ſich einen gewiſſen Fonds von Ideen, einen feinen , richtigen Geiſtesblick, eine ge naue Welt- und Menſchenfenntniß , und , was vielleicht noch wunderbarer, einen Tact im Leben, eine Zartheit und Eleganz
im Benehmen zu erwerben , die ſie auffallender Weiſe behal ten, und noch auffallender ſich aneignen in der Cloafe von In famie und Proſtitution , worin ſie ihr jämmerliches Daſeyn
Gattin und ihr Mitſchuldiger, die dem Gatten nach dem Leben ſtellen.
Liederlichkeit, Kebsweiberei und Verführung veran
laſſen faſt eben ſo viele Verbrechen als Ehebruch ; aber in
des Elends laſſen ſie noch Gefühle bliden , die mit ihrem
dieſem Falle iſt nicht ſowohl das Leben des Mannes als das der Frau bedroht. Eine treue Geliebte iſt eine Laſt, die man ſich vom Halſe zu ſchaffen fucht ; eine Flatterhafte wird ver:
Stande unverträglich ſcheinen , und wie man bei dem erdichte:
göttert und findet Anbeter in Maſſe ; die Verbindung, welche
ten Roman des Abbé Prévoſt über die Vorzüge und Schwä chen der ſchönen und lieben Manon Lescaut heiße Thränen
man aus Neigung eingeht, betrachtet man mit ganz andern Augen als das Bündniß , das man gewöhnlich aus Intereſſe ſchließt. Die Untreue einer Maitreſſe erweđt wüthendern Haß und Zorn , als die Untreue einer Ehefrau. Von 33 verheus ratheten Weiberni, die ihren Männern Hörner aufſeßen , riskirt nur eine ihr Leben, von ſechs Maitreſſen dagegen muß eben: falls eine ihre Untreue mit dem Leben büßen. Sind dieſe Thatſachen nicht ſehr !unterhaltend und belehrend für eman
herumſchleppen .
Auf der unterſten Stufe der Schande und
vergießt , ſo findet man auch in den Memoiren von Vidocq
wahre weibliche Heldencharaktere, welche unſere Sympathie und Theilnahme bis auf die Galeeren begleitet. Bei Verbrechen und Vergnügungen , bei Verſchwörungen
und Vergiftungen, überall iſt der Einfluß der Weiber in Frank: reich überwiegend ; überall treten die weiblichen Leidenſchaften mit derſelben Energie hervor ; denn die Energie , welche zu
cipationsſüchtige Weiber, die geradezu erklären, daß ihre leichte,
großen Dingen treibt, treibt auch zu großen Verbrechen . Von drei Verbrechen in Frankreich wird immer eines von Frauen:
veränderliche Natur mit den Banden der Ehe ſich nicht vertrage ?
hand verübt ; ein Drittel der Vaterinorde und die Hälfte der Vergiftungen, welche in Frankreich vorfallen, kommen auf Wei: ber, und wenn ein Mann oder eine Frau ſich gegen das Leben eines andern verſchwören , ſo iſt der Mitſchuldige; im Fall er zur Familie gehört, faſt jedesmal eine Frau, ſo ſehr iſt Ruhe
Sittenzuſtand in Frankreich.
und unſcheinbares Weſen dieſem nervöſen und reizbaren Ge
ſchlechte zuwider , welches balb einen Ehemann vergiftet , bald * ) Viele ſogenannte Hotels garnis werden von ſolchen emporge kommenen Mädchen gehalten ; mitunter iſt das fotel ſogar iht
Eigenthum ; Jean ſo wie fie Geld genug geſpart haben, etabliren fle floo.
So weit meine fragmentariſchen Bemerkungen über den Ich werde nicht mehr aus dieſer
Gegend ſchreiben ; morgen verlaſſe ich Saumur und breche nach der Vendée auf. Da ich einmal ganz dicht an den Gränzen des Schauplages eines der merkwürdigſten Bürgerkriege aller Zeiten bin , ſo habe ich mid entſchloſſen , tiefer in das Land
einzubringen, um die Eigenthümlichkeiten des Schlachtfeldes und der jeßigen Bevölferung dieſes kleinen Landſtrichs näher in Augenſdein zu nehmen , und die Grabbügel fo mancher Edlen und Bauern aufzuſuchen , welche mit fo heroiſcher Hingebung für die vermeinte Sade der Religion und des Königthums fielen .
847
Die Vergnügungen der Bewohner Java's. (Schluß. )
bis er auf allen Seiten die Menſchen gewahrt. Mit dem fürchterlichſten Gebrüll richtet er ſich alsdann auf, ſtellt ſich, ſobald er den Menſchen ganz nahe iſt, auf die Hinterfüße und
Zuweilen muß der Tiger auch mit dem Kaiman *) fämpfen . zerbeißt einige der ihm nahenden Lanzen, andere erfaßt er mit Da dem leßtern wegen ſeiner ſtarken ſchuppigen Rüdenhaut ſeinen Taßen und zerbricht ſie. Während dieſer Zeit nun ſind von dem Tiger nur wenig Schaden zugefügt werden kann, ſo ihm viele Lanzen in den Körper geſtochen worden, und er fällt iſt der Kampf zwiſchen dieſen beiden Thieren ſehr ſchnell da:
todt nieder. Für die Prämie, welche auf Erlegung eines Raub
durch beendigt , daß der Kaiman den Tiger gleich beim Ein:
thiers geſeßt iſt und die 12 ft. beträgt, wird des Abends ein
Ein großes
Progo gelegenen Theils des java'ſchen Hochlandes iſt das
Tantal gehalten. Das Erlegen oder Fangen eines Rhinoceroſſes iſt weniger intereſſant wie die erwähnte Tigerjagd. So groß dieſes Thier
Tödten der Tiger, welche in dieſer Gegend größer, fräftiger, muthiger und den Menſchen gefährlicher wie in andern Theilen
auch iſt, ſo ſchnell es laufen und ſo gut es flettern fann , ro iſt es doch nicht im Stande, über einen Graben zu ſpringen,
Java's ſind, in der Wildniß, und das Tödten oder Fangen der Rhinoceroſſe, deren Auzahl fich jeßt ſehr verringert hat, ſo daß
den Aufenthaltsort eines Rhinoceroſſes weiß , wird dasſelbe
tritt in den Kampfplaß überfällt und zerbeißt.
Feſt für die Bewohner des zwiſchen den Flüſſen Sireijo und
höchſtens noch zwanzig Stück dieſer Thiere auf Java anzu:
.
welcher drei oder mehrere Fuß breit iſt.
Sobald man deßhalb
Sobald in der erwähnten Gegend des java'lchen Hochlandes
von allen Seiten , wo man glaubt, daß es entkommen könnte, mit einem etwa vier Fuß breiten Graben umgeben , und ſein Terrain durch neue Gräben immer kleiner gemacht , bis es
fich ein Tiger durch Zerreißen und Raub eines Hausthieres bemerkbar gemacht hat, und man weiß, wohin er geflohen iſt,
endlich nur noch bis auf Schußweite von den Menſchen ent fernt bleibt und nach vielen Schüſſen endlich todt niederfällt.
werden ſogleich Signale gegeben , auf welche alle Männer der ganzen Umgegend mit Lanzen und großen Meſſern be-
Wenn es nun aber lebendig eingefangen werden ſoll, ſo werden Gräben , welche nur zwei Fuß breit ſeyn dürfen , nach allen
treffeu find.
waffnet erſcheinen. Da nun der Tiger die Gewohnheit hat, ſo:
Richtungen hin aufgeworfen und in deren Nähe Schlingen ge
bald ein Thier von ihm zerriſſen worden iſt, nur das Blut desſelben ſogleich abzulecken, die Beute aber mit ſich ins Gebüſch zu ſchleppen und ſolche neben ſich zu legen und zu ſchlafen
legt, ſo daß das große und ungeſchicte Thier ſich ſehr leicht worauf es geknebelt, und von drei : bis vierhundert Trägern
darin verwirrt, hinfällt, und nun nicht wieder aufſtehen kann,
und das Fleiſch erſt wenn es in Verweſung übergegangen
fortgetragen wird.
iſt zu verzehren , welches in jener Zone in 6 bis 8 Stunden nach dem Zerreißen oder Schlachten geſchieht, ſo wird das Ge-
Der Jagdliebende hat auf Java Gelegenheit, ſich Jagdbe: luſtigungen in Hohem Grade zu verſchaffen ; denn nicht nur iſt
büſch, wohin ſich der Tiger verkrochen hat , von allen Seiten von gewaffneten Leuten eingeſchloſſen , alles Geſträuch und ſelbſt kleine Bäume umgehauen und ſo der eingeſchloſſene Plaß immer
die Jagd einem Jeden das ganze Jahr hindurch erlaubt, ron : dern die dortigen Waldungen haben auch einen ſehr ſtarfen Hirſch-, Reh- und Wildſchweinſtand. Ferner ſind zahlloſe
kleiner und die Reihen bewaffneter Menſchen immer dichter
Schaaren Affen , Salongs * ) und große Flüge Turteltauben,
gemacht. Sobald der Tiger über dem Lärm erwacht, ſpringt er
wilder Enten und Hühner anzutreffen.
auf und kommt nun von einer Seite an die Menſchen Heran,
iſt das Affenſchießen , da , ſobald einer derſelben angeſchoſſen worden iſt, ſich dieſer an Baumäſten feſthält, und durch allerlei Gebärden ſeine Furcht und Angſt zu erkennen gibt. Die Hazardſpiele mit Karten und Würfeln dienen allen
welche, fobald ſie einige Bewegungen in den Gebüſchen oder Geſträuchen bemerken, gleich die Langen nach jener Richtung hin fällen. Der Tiger, welcher in den Gebüſchen zu ſpringen
Beſonders intereſſant
Weniger beliebt
nicht im Stande iſt, nähert fich deßhalb den Leuten ſo weit,
auf Java lebenden Völkern zur Beluſtigung.
daß er von denſelben einige Stiche erhält, worauf er brummend und ſchnell zurüdweicht und ſich wieder an dem vorigen Orte niederlegt. Indeſſen werden von der andern Seite immer mehr Gebüſche abgehauen, ſo daß der Kreis , in welchem der
ſind das Schachſpiel und diejenigen Kartenſpiele, welche einiges Nachdenken erfordern . Nichtsdeſtoweniger ſind auf Java auch
wird er dort eben 1o wie bei dem erſten Male empfangen , ſo geht er abermals zurüc und ſteht nnn nicht eher wieder auf,
eben ſo wie Subalternen an den Hazardſpielen mit Antheil.
die Hahnenfämpfe ſehr beliebt , bei welchen die Eingebornen,
Chineſen und Lipplappen oft große Suminen verwetten. Ob Tiger ſich aufhält, immer kleiner wird. Dadurch beängſtigt, dergleichen Hazardſpiele verboten find oder nicht , fann nicht ſpringt er mit ungeheurem Gebrüll auf und ſucht auf einer erwähnt werden, denn wenigſtens iſt ein derartiges Gefeß auf andern Seite durchzufommen ; gelingt ihm dieſes nicht und Java nicht öffentlich bekannt , und hohe Staatsdiener nehmen
* ) Der Raiman oder Alligator lebt meift an den Mündungen ber java'ſden Flüffe in die Sce, wo das Waſſer brad (ver
miſchtes Fluß- und Seewaſſer) iſt. Der Kaiman wird in jener Gegend ſehr groß und zuweilen ſelbſt 18 rheiniſche Fuß lang ; er hat vier Nugen (wei im ſüßen und zwei im Seewaſſer ges braudend) und vier Reihen Zähne.
Die ſieben Paläfte bei Semipalatinsk . Semipalatinof hat bekanntlich den Namen von fleben großern Ges bäuden (palata im Ruſſiſchen ). Dieſe wurden von einem früber hier *) Galong find Vamplers.
: !!
848 Romadiſfrenden Volk gebaut, das die Nufſen Tſchud ( Fremde) nannten,
bauern betrogen , die mir eine zwar recht hübſche Kerre aufſchwasten,
deſſen Auführer in nicht ſehr ſtattlichen Häuſern gewohnt haben müſſen . Eines dieſer Häuſer ſoll aus Einem ziemlich großen Zimmer beſtanden haben , das aus Badſteinen aufgeführt geweſen , die eine Länge von 12
aber an der Wedyſelſtation eine unverſchäinte Bezahlung für die Zeit Zum erſtenmal ſah id auch betrunkene Menſchen , und dieß mehr als einen , eine ganz ehrenwerthe
und eine Dicke von 4 Werſchof (à 2 Zoll) hatten. Das zweite Gebäude fey aus rohen grauen Steinen auf einein Fundament von Badſteinen
Geſellſchaft , allerwärts hörte ich Sang und Klang ; die Seen , über weldie midy mein Weg führte , waren von munterem Volf belebt , und
aufgeführt geweſen , und habe gleichfalls nur Ein Zimmer gebildet. Beide waren 8 bis 9 Arſchinen lang und eben ſo breit, hatten ein Dach
von unſern däniſchen Nachtwächter - Verſert auffallend.
bon Straucwerk , das mit Thon beſtrichen und von Fichtenſtämmen
unterſtüßt war. Die Mauern waren 6 Arſchinen hoch , hatten gegen Nordweſten ein Thor und mehrere Fenſter . Etwas entfernt von dieſen beiden ſtanden vier andere, und noch weiterhin ein ſiebentes. Noch im Jahre 1772 ſah man die Ueberreſte aller dieſer Ruinen , sie im Volk unter dem Namen der „ ſieben Paläſte“ (semi palat) bekannt waren ; ießt find nur nod Haufen von Thon und Sand übrig . ( Nuff. Journal bes Miniſteriums des Innern . Nov. 1840.) .
.
verlangten , die ich ſie gebraucht hatte.
unter ihren Liedern war mir beſonders eine ſchelmiſche Parodie auf einen Die Wege ge währten feinen minder luſtigen Anblic . Es war auch gerade an dieſem
Tage ein wahres Feft. für das Volt , weil die Jäger von Vermland zu den lebungen eiuberufen wurden , überall an den Straßen und in den
Gräben gingen oder lagen , ſangen oder ſchliefen . „ Ein verzweifelt Volt , die Jäger ," ſagte mein Stjuts , „ſie kehren die Welt um .“
Vermland iſt als Grängland der Schauplas mancher Kriegezüge
geweſen ; bei allen aber gesenkt der Vermländer am liebſten an ihn, der mit den blauen Jungend zog , des ganzen Sveavolfes Liebling, Karl XII.
Chronik der Reiſen .
Vermland das Gränzland von Schweden und Norwegen .
Viele Sagen ſollen noch von ihm in friſchem Andenken ſeyn, ich konnte aber auf meiner Durchfahrt feine babhaft werden. Bald war auch meine Reiſe hier zu Ende; an dem Waffenübungsplaß und der Statue Guſtavs III
(Sdlus.) Und wenn es dem Herrn lieb iſt, ſo ſoll er aud noch einen geiſt
mitten in den vermländiſchen Wäldern vorüber , durch den Zwölfmeilen forſt , der jeßt ſo ausgebauen iſt, daß man kaum erkennen kann, daß es
lichen Gefang hören . Wir ſprachen vorhin vom Kriege; es iſt ein Krieger lied , welches unſer großer Guſtav Adolph ſelbſt gedichtet hat. Es iſt
ein Wald iſt, war ich jeßt Norwegen ganz nahe gekommen. Eine lange
Herz barin .
ſeben würde, bildete das Ende von Sdyweden und den Anfang von Nor Eine im Wald auégehauene Straße , und wo keine Väume ſtehen , ein einfacher hölzerner Zaun trennt die beiden jett freundlich
Verzage nicht , su kleiner Trupp !
tannenbededte Ebene , die einem Feinde feine mächtige Wehr entgegen wegen .
Mag Jubel , den der Feind anhub, Vor allen Seiten fdhallen . Sie feiern deinen Untergang, Duch ihre Freude währt nicht lang , Laſt nur den Muth nicht fallen.
vereinten Nachbarn . Einſt wird der Dereſund uicht mehr ſcheiden , als die Waldſtraße hier , einſt wird nicht bloß Schweden und Norwegen , ſondern der ganze Norden eine gemeinſchaftliche Geſchichte erhalten , die
Sonne des Friedens wird Flur und Felſen vergolden, und die Denkmäler des alten tobenden Kampfes follen bann fern im Hintergrunde ſtehen ,
Dein' Sach' ſohirmt Gott , drum deine Seel In feine Hand getroſt befehl',
wie die zerſtreuten Wolfen eines Gewitters am Himmel ,” welches über unſern Köpfeui donnerte , aber nie mehr zurüctehren ſoll. Kräftiger wird alles Nordiſche fich entfalten , denn die dreifache Spaltung des
Dann ſchreden nicht Gefahren. Sein Gideon an feinen Hort, Des Herren Volf ums Herren Wort
Norbens geht jept bereits in eine höhere Einheit auf, in welcher die Eigenthümlichkeit eines jeden Landes in Liebe bewahrt iſt,
und tas
Sid männiglich foll ſchaaren.
Vaterlandegefühl iſt nicht länger einſeitig däniſd , norwegiſch und ſchwediſch,
Mit Jeſu Troſt euch muthig rüſt't, Daß der Gottloſen Macht und liſt Nicht uns, nur fich zerſtören .
ſondern nordiſch allgemein ; das säniſche Herz ſchlägt nicht mehr bloß mit den Herzen auf der blumigen Inſeln zwiſchen den Velten und dem
3u Hohn und Spott werd' ihr Panier.
ſondern mit rechs Millionen nördlich der Oſtſee, mit jedem ächt nordiſchen Herzen einen Pulsſchlag im Großen, der alles, was Kraft hat, zu Groß
Suude , in den Wäldern und Haiden Jütlands in gemeinſamem Tact,
Mit uns iſt Gott , mit ihm auch wir, Der Sieg wird und gehören !
thaten für des Nordens Verklärung ſtärfen muß, deren man gedenkert wird, ſo lange dag Gerücht von ſeinen Flügeln getragen wird, ſo lange die Menſoben auf der Erde haufen !
Den Tag darauf feßte ich meine Reiſe durdy Vermland fort, durch Berrliche Gegenden mit ſtolzen Bergen . Um Mittag überſchritt id die Klara - Elv ; jeßt bekam das land einen andern Charafter mit niedrigern Hügeln und vielen kleinen Seen ; auch das Volf veränderte ſich ſichtbar
in Phyſiognomien , Sprache und Weſen. Alles ſprad dafür, was auch
Zur Geologie des Pariſer Vaſſine.
Die ungeheuren
Arbeiten , die gegenwärtig auf allen Punkten der Umgegend von Paris ausgeführt werden , haben zu mancherlei Entdeckungen im Seinethal 1
geführt. Unterhalb dem Gehölz von Boulogne, Auteuil gegenüber, fand man eiſenſchüſſigen Sand, der ganz blutroth iſt; oberhalb des Ranelagh und der Muette ſehr harte Bauſteine. Im Park von Neuilly und auf
die Geſchichte beſtätigt, daß dieſes Gränzland norwegiſch iſt, die Geſichts den von Belleville und Menifmontant fließ man auf fehr reich züge erhielten das norwegiſche Gepräge, kleine, trobig aufgeſtugte Naſen, liche Höben Quellen . An vielen Orten traf man ſehr alte Steinbrüche und weit inehr lebendigkeit, aber weniger Höflichfeit, und obgleich ich mir Ueberreſte antediluvianiſcher Thiere. Man fammelt alles , uin eint felbft es nicht eingeſtehen wellte, weniger Ehrlichleit. Hier wurde ich, ich kann wohl fagen zum erſtenmal in Schweden , von ein paar Skjuts
,
eigenes Muſeum über die geologiſchert Reichthümer des Scinebaſſing zu bilden . ( Echo du Monde Savant vom 14 Julius.)
3.
* ): ünden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Budhandlung Verantmortlider Redacteur Dr. Gd. Widen mann. ( Beilage : Intelligenzblatt Nr. 7 und Umſchlag zum Monat Julius. ) s
Nr. 213 .
Das
A usland. E in
Ragblatt für
Kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker. 1 Anguft 1841 .
Die Colonie Algier. Der Generalgouverneur Bugeaud.
Der Commer:
feldzug. Wir haben in Nr. 50 v. d. I. die Lage der Colonie beim Abgang Valée’s fu ſchildern geſucht, und kommen jeßt, da der Sommerfeldzug beendigt iſt, darauf zurüd. Das Syſtem in der Colonie, das feit der Verwidlung der orientaliſchen An gelegenheiten und dem Einfall Abdel-Kaders in die Proviny
Algier unwandelbar befolgt wurde, hat auch unter Bugeaud,
dazu nicht von ihm ausgegangen . Schon im I. 1839, gleich bei Abdel-Kaders Einfall in die Provinz Algier, wurde der Plan gefaßt, ſich Meiſter von Medeah , Milianah , Tefebemt, Mascara und Tlemſan zu machen, ſo wie ſich durch Bordſch Hamza mit der Proving Conſtantine in Verbindung zu feßen ; Marſchall Valée nahm im Frühjahr 1840 Medeal und Milianah, wodurch er im Scheliffthal feſten Fuß faßte ; im Herbſtfeldzug ſollte es zum mindeſten nach Mascara gehen, aber Marſchall Valée begnügte fich, Medeab und Mailianah zu verproviantiren , weil der damalige Stand der Angelegenheiten in Europa Vor: ficht empfahl, und man fidy ohne dringende Noth nicht auf
augenſcheinlich den von der Regierung vorgezeichneten Inſtruc: tionen gemäß, keine Benderung erfahren. Ueber das, was Bus
weitausſehende Erpeditionen einlaſſen wollte.
geaub geleiſtet, berichten bie franzöſiſchen Journale wenig : er
die Furcht vor alsbaldigem europäiſchen Kriege vorüber, fu
iſt unpopulär, er hat als Redner in der Kammer mehr als
trat der alte Plan wieder hervor, der ganz einfach darin be ſteht, die Macht Abdel-Kaders zu brechen , daß er nicht allen falls einem europäiſchen Feinde der Franzoſen die Hand reichen
einmal durch ſeine Unvorſichtigkeit die Gemüther gegen ſich ein : genommen, ſeine Formen find etwas rauh, zum Theil verleßend, und er hat dadurch , daß er ſich bei der Gefangenſchaft der Herzogin von Verry als Schergen gebrauchen ließ, gezeigt, daß
es ihm an einem gewiſſen Abel der Geſinnung fehlt. Aber dieſe Mängel, welche ihn unpopulär gemacht , obgleich wie es ſcheint, nicht bei der Armee, dürfen nicht blind machen gegen
feine ſoliden Eigenſchaften : er iſt ein tüchtiger Soldat, ent ſchloſſen , ausdauernd und unverzagt , weßhalb man ſchon mehr mals die Vermuthung ausgeſprochen hat , er rey wohl von der
Kaum war aber
tann , und die Coloniſation wenigſtens ſo weit auszudehnen ,
daß das Land ohne Zufuhr von Lebensmitteln beſtehen könne, da die Engländer ſich oft vermerken ließen , wenn der Krieg aus breche, werde die afrikaniſche Küſte durch die überlegene engliſche
Seemacht blokirt werden , und dann müſſe die dort befindliche franzöſiſche Armee entweder verhungern oder ſich ergeben . In mündlichen Erklärungen hat Bugeaud , wenigſtens nach den Berichten der Blätter von Toulon und Marſeille, fich entſchie:
Regierung fum Militärchef auserſehen , wenn einmal die meu:
ben dahin ausgeſprochen , daß man ſtreben müſſe, fich von äußerer
teriſchen Sectionen von Paris wieder ihr Haupt erheben ſollten. Man hat ihn deßhalb wohl auch nach Algier geſchidt, um den Marſchallsſtab zu verdienen ; allein ganz abgeſehen von dieſem Umſtand, iſt er dort ein äußerſt brauchbares Werkzeug, um die Plane der Regierung furchtlos zu verfolgen : er hat dort die
Hülfe unabhängig zu machen. So ließ er . B. kurz nach
Macht der Länderſpeculanten, wie die ſchlechte Berwaltung bei der Armee, ohne alle Scheu angegriffen, und fich dadurch die Zuneigung der wahren Coloniſten , welche wirklich das Land be
bauen und nicht bloß damit wüchern wollen , ſo wie der Sol daten erworben, die unter ihm allmählich beſſer verſorgt wer:
ſeiner Ankunft die Mitglieder der Aderbaugeſellſchaft zu ſich
kommen, und forderte die Coloniſten auf, Dörfer um Algier her zu bauen, wo die Bevölkerung Algiers im Fall eines großen Kriegs ſich vor den Pairhang- Kanonen einer feindlichen Escadre in Sicherheit bringen könne. In abnlicher Weife fou fich Bugeaub zu Blidah ausgeſpro 2000 Hectaren chen haben , wo eine bedeutende Stređe gegen einen Angriff völlig geſchüßt ſind. Acht Bataillone haben
den , als es fonft bei der uureblichen Verwaltung der Fall
hier an den Befeſtigungen zwei Monate hindurch gearbeitet, und einen Graben von etwa 4 Lieues im Umfange, 4.Metres
ift. Auch der Feldzug ift glüdlich und nach Wunſch ausges fallen, was ihm gewiß gar Ehre gereicht, wenn and der Plan
Redouten und mit Schießſcharten verſehene Häuſer verthei:
.
Breite und 2 Metres Tiefe angelegt, der durch Blodhäuſer, 213
850
digt iſt. Bugeaud trug Sorge , dieſen Raum mit 200 Coloni: ſtenfamilien befeßen , und jeder 8 bis 10 Hectaren Landes anweiſen zu laſſen .
Zu Bona iſt gleichfalls der Landanbau in
Flor gebracht, und bei Philippeville, das im Jahre 1838 gegründet wurde , und bereits gegen 4000 europäiſche Einwohner
zählt, haben die Coloniſten gleichfalls den Generalgouverneur um die Zuweiſung von Land gebeten, und dieſe auch erhalten. Um aber dieſen guten Abſichten Folge zu geben , mußte
vor allem Sicherheit in der nächſten Umgebung hergeſtellt wer: den, und zu dem Ende erließ Bugeaud die ſchärfſten Befehle. Vermöge einer Verordnung vom 6 März ſollten alle Araber, welche ſich unterworfen hatten , oder ferner noch unterwerfen würden, in das Gebiet öſtlich von Algier zwiſchen dem Araſch /
und dem Meere eingewieſen werden.
Hier ſollten ſie Grund
und Boden zugewieſen erhalten, um das Land zu bauen , oder um ihre Heerden zu weiden, und von Kaids regiert werden , die von der franzöſiſchen Regierung ernannt werden und unter dem arabiſchen Bureau ſtehen ſollten . Kein Araber , auch
wenn im Dienſte der Coloniſten oder der Regierung, ſoll ſich
nach Blidah vollkommen bei ; ebenſo wurden auf dem Wege von Bona nach Conſtantine alle kleinen Lager aufgegeben , und nur der Poſten von Ghelma behielt eine bedeutende Beſaßung. Die Truppen in dieſen kleinen Lagern wurden häufig harce lirt, erfrankten vielfach, konnten doch das Land nicht gehörig ſchüßen , und waren anderswo, nåmlich bei dem großen Feld
zuge, beſſer zu gebrauchen , wie denn auch die zwiſchen Bona und Ghelma ſtehenden Truppen alsbald zu Schiffe nach Algier und Moſtaganem abgingen.
Der Feldzug mußte dießmal von Oran und Moſtaganem ausgehen, aber die Stellung, welche man bereits auf der Süd ſeite der erſten Atlaskette in Medeah eingeuommen , war zu
wichtig , und zuerſt mußte dieß verproviantirt werden , um ro mehr, als das Hauptcorps , welches von Moſtaganem aus den Scheliff aufwärts in der Richtung nach Tefedemt vordringen ſollte, durch einen Marſch von Medeah aus den Scheliff ab wärts unterſtüßt werden mußte , um den Feind zwiſchen zwei Feuer zu bringen. Abdel-Kater erwartete ſich auch nichts An deres, und obgleich Oran und Moſtaganem gegen Ende März 1
ohne eine ihm von dem Kaid einzuhändigende Medaille von
mehrfach durch Reiterſchwärme allarmirt wurden , ſo war doch
vorgeſchriebener Form die feits des Araſch bliden laſſen ; trifft man ſie bei Tage und bewaffnet, ſo ſollen ſie auf fünf Jahre gefangen geſeßt werden , trifft man ſie bei Nacht, wenn auch ohne Waffen , ſo kommen ſie fünf bis zehn Jahre auf die Galeere, trifft man ſie aber bei Nacht mit Waffen , ſo werden ſie vor ein Kriegsgericht geſtellt und erſchoſſen . Um dieſer An-
feine unbedeutende Truppenmaſſe in der Nähe von Medeah
1
ordnung Kraft zu geben, ſollte die Gendarmerie nicht inehr in der Stadt ihr Hauptquartier haben , ſondern außerhalb der Mauern, was auf Seite ihrer Befehlshaber ſo viele Unzufrie-
denheit erregte, daß eine Zeitlang das Gerücht ging , ſie woll-
aufgeſtellt. Am 30 März wurde aus Algier abmarſdirt , und der Weg über Blidah nach Muzaia eingeſchlagen ; hier ſcheint man von den Anſtalten des Feindes Nachricht bekommen zu haben, denn Bugeaud ließ die Hälfte des Convoi's zu Muzaia
zurück, und ſuchte nur die eine Hälfte nach Medeah zu ſchaf fen. Er kam unangefochten hin , ſchon am 3 April, und alles erſtaunte über die wohlangebauten Felder in der Nähe der Stadt. *) Die Beſaßung wurde abgelöst , und der Rüdmarfch angetreten , wo aber der Feind ſehr heftig angriff, und die
ten ihren Abſchied nehmen ; ſie ſcheinen ſich jedoch eines an: dern beſonnen zu haben, und verſehen ihren, freilich nun höchſt
Franzoſen einen nicht unbedeutenden Verluſt erlitten ; indeß
beſchwerlichen Dienſt mit Sorgfalt , wovon die guten Folgen
Convoi’s nach Mebeah gebracht, welches auf dieſe Weiſe mit
bald ſichtbar wurden . Dieſen Anordnungen folgten bald noch andere : wegen des
fortdauernden Kriegs wurden alle Städte als in Kriegszuſtand betrachtet, wodurch alle Nationalgarden dieſer Städte unter militäriſchem Befehl geſtellt wurden – eine Maaßregel, die an: fangs viel Unzufriedenheit erregte, indeß unter den vorwalten: den Umſtänden zu ſehr von der Nothwendigkeit geboten war, als daß man ſich lange hätte ſträuben ſollen . Der Ausmarſch des größten Theils der Truppen ſtand bevor, und für die Si
cherheit der Städte ſelbſt und ihrer nächſten Umgebungen mußte Sorge getragen werden. Zu dem Ende wurde auch un: ter dem 28 März befohlen , in den Städten Blida) , Soleah
wurde der Feind geworfen , und die zweite Abtheilung des
400,000 Rationen verſorgt war , abgeſehen von den Hülføquel len, welche die Garniſon in der Umgegend finden konnte. Während Bugeaud ſelbſt auf dem gewohnten Weg nach Medeah 30g , wurde der General Duvivier , nächſt Lamoriciere der verſuchteſte afrikaniſche Officier, beordert, einen andern und beſſern Weg nach Medeah zu ſuchen , als den immer ſchwierigen Paß von Muzata. Dieſer Zug, obgleich von den franzöſiſchen
Blättern nur flüchtig berührt , iſt nicht ohne beſonderes In *) Es ſcheint dieß eine ſchon von Valee allgemein vorgeſdriebene Maaßregel geweſen zu ſeyn , daß das nächſte Gebiet um die Städte, ſo weit es irgend die Sicherheit zuließ, von den Garnis ſonen angebaut werden ſollte.
und Dſchidſchell eine Nationalgarde aus den Eingebornen zu errichten , da die muſelmänniſche Bevölferung dieſer Städte
Beweiſe ihrer Anhänglichkeit an Frankreich während des leßten Feldzugs gegeben habe.“ Doch fand man gerathen, die Zahl
bliden laſſen.
der muſelmänniſchen Nationalgarden nur auf 300 für Blidah , auf 200 für Soleah und auf 150 für Dichidſchell zu beſtimmen .
Zu den Vorbereitungen des Feldzugs gehörte auch , daß alle die kleinen zerſtreuten Lager, namentlich die jenſeits der Araſch, aufgegeben und zerſtört wurden ; man behielt nur die Linie 1
So heißt es in cinem Schreiben
aus Moſtaganem vom 11 März: „Šeit etwa acht Monaten iſt bas unvollſtändige Vertheidigungefyftem , das ſonſt den Arabern ſo große Zuverſicht einflößte, verſcwunden , und ſeit der Zeit haben ſie fiche bie zur Ankunft des Obercommandanten kaum Dieſe Ruhe verſchaffte Hrn. Tempourre (dem
Interimecommandanten ) die Ehre, alle limgebungen der Stadt bie auf die Entfernuug einer Stunde anbanen zu laſſen. Als dieß geſchehen war, mußte man auch auf die Mittel denken ſpäter eruten zu köunen, und nur zahlreiche Ausfälle anf gewiſſe Enta fernungen konnten dieſen Zwed fichern .“
851
tereſſe. Es iſt dieß der alte ſogenannte Col von Teniay, *) den die Franzoſen ſchon im J. 1830 betreten hatten, und da: mals, wie ſeitdem mehreremale, auf dem Durchzug hart mit genommen worden waren . Auch Marſchall Valle hatte im vorjáhrigen Sommerfeldzug eine Erpedition dahin geſendet
zeitigen und nachfolgenden Philoſophen genannt, ſah nicht, wie er gerade durch feine , nach dem Urtheil des Ariſtoteles von Poeſie überfließende Schriften große Dichter bildet , und ſich mit eben denen verbrüdert , die er aus ſeiner erträumten Republik verjagt. Man möchte wünſchen , daß es mit dem Werke Wiſzniewski's ebenſo ergehen möge , d. h. daß
unter Oberſt Changarnier , um die Beni Salah , einen dort bauſenden Kabylenſtamm , zu züchtigen. Derſelbe ſcheint ſich
es einen Erfolg haben möge , der' demjenigen widerſpricht, welchen er, aber nur zum Schein, ſich zum Ziele zu feßen Sas Anſehen hat. Denn
jedoch die Züchtigung nicht ſonderlich zu Herzen genommen zu
ſo ſehr der Grieche ſich als den Feind der Kinder Apollo's hinſtellt, ſo
haben, denn General Duvivier wurde auf ſeinem Marſch theils von dieſen irregulären Kabylen, theils von einem Bataillon re
ſehr gibt ſich der Pole als einen Freund der Dichter und der Dichtkunſt aus, und indem er ihr eine größere Herrlichkeit, als ſie je beſaß , iu
gelmäßiger Truppen Abdel -Kaders ro hißig angegriffen , daß die Franzoſen in Unordnung gerathen zu ſeyn ſcheinen , und man
Ausſicht ſtellt, weiſſagt er , mit der Zeit werbe die ganze Literatur in
ſich des Feindes nur mit großer Mühe erwehrte. Ein Um ſtand, daß nämlich das reguläre Bataillon Abdel-Kaders, un
der Poeſie aufgehen, und alle wahrhaft menſchliche Weisheit in ihr ſich autſprechen. Ueberlegt man dieſe Worte , ſo möchte man ſagen , unſer geehrter landsmanu habe ſie dem Plato zum Troß ausgeſprochen. Geht
ter Anführung el Berfani's , des Erbey’s von Medeah , an
man tiefer in ſeine Gedanken ein , ſo kann man ſich leicht überzeugen ,
einem Tage im Kampfe gegen General Duvivier , am näch ſten an dem Kampfe gegen die Truppen, welche unter Bugeaud
daß Hr. Wiſzniewski die Jugend zur Poeſie aufmuntert, aber ſie feines wegs in Verſeſchreiber umwandeln will, ſondern ſie durch die Poeſie zur Weisheit zu leiten bemüht iſt, und ſo ſie unmerklich auf das große Feld
über den Col von Muzaia zurüdgingen , Theil nahm , weist darauf hin , daß der Hauptfeind hier gerade zwiſchen dieſen
beiden Sols fißt, und der erſtere, der von Teniah, leichter zu vertheidigen, ſonſt aber wegen des Terrains auch leichter zu paſſiren iſt. Dieſer Kampf gegen die Beni Salab wird ſich noch oft wiederholen, wahrſcheinlich bis dieſer Stamm ausgerottet iſt.
Der ganze Zug zur Verproviantirung Medeahs ging in ſo weit nicht nach Wunſch, als Milianah nicht auch zugleich ver
der Wiſſenſchaften zu leiten gedenkt, damit ſie mit dieſen , als dem
ſchönſten Eigenthum des Menſchen, fich tröſte und in und für die Wiſſen ſchaften lebe. Indem er ſie zugleich zu dieſem Ende mit der Hoffnung tröſtet, daß die Zeit kommen wird , wo die Menſchen auch nicht mehr ſtatt der Folianten die Octavbände ſchreiben und leſen werden , führt er ſie in fließender , zaubervoller Sprache zum Durchleſen eines guten Drit theils des Werk& , beſtreut den Weg , auf dem er zum Heiligthum der
proviantirt werden konnte, was erſt einige Tage ſpäter beſon :
polniſchen Literär - oder vielmehr Bildungsgeſchichte fortſchreitet, mit
ders unternommen werden mußte. Welchen Antheil an dieſem theilweiſen Mißlingen der Feind oder das plößlich eingefallene
Blumen , zeigt ihr die Roſen , aber verbirgt die Stacheln, und entfernt alle Schwierigkeiten, die einen an ſchwere Arbeit nicht gewöhnten Sinu abſchrecken können , jedoch nie mit Aufopferung der Gründlichkeit und
ſchlechte Wetter hatte, läßt ſich nicht wohl entſcheiden . (Fortſeßung folgt.)
wiſſenſchaftlichen Strenge. Darum finden ſich auch in dieſem im Ganzen
lođenden Werke nicht wenige Einzelnheiten, die einer Berichtigung und Vervollſtändigung bedürfen. Eher geneigt zu entſchuldigen , als zu ver
Betrachtungen über Wiſzniewski's Geſchichte der pol niſchen Literatur von Maciejowski. **)
dammen , machen wir deßhalb dem Verfaſſer feine Vorwürfe, um ſo
@rite Abtheilung . Das bedeutendſte Werf , welcher im verfloſſenen Jahre in Polen
wollen , und bloß in Berücfichtigung , daß junge Leſer die Sache un richtig und unvollſtändig auffaſſen und dadurch in Irrthümer verfallen könnten , ſprechen wir uns über ein Werk aus , yor dem wir ſelbſt die größte Achtung hegen. Wenn ich nun zur Beurtheilung des Werks ſelbſt ſchreite, ſo muß ich voraus bemerken, daß ich vorerſt nur einzelne Punkte aushebe, die mit beſonders irrig aufgefaßt ſcheinen. So leſen wir unter Anderm , daß
herausgekommen, iſt ohne Zweifel die Geſchichte der polniſchen Literatur von Michael Wiſzniewski. Die Zeitfibriften haben ſich weitläufig dar über ausgelaſſen, und auch ich will dasſelbe beſprechen, theils um einige darin enthaltene Details zu berichtigen und zu vervollſtändigen , theils
um das Ganze dieſes außerordentlich wichtigen Werkes genau in8 Auge
mehr, da er ſelbſt bezeugt, daß er ſein Werf nicht für Renner geſchrieben habe , ſondern für ſolche , welche die Literärgeſchichte kennen leruer !
zu faſſen . Plato , jener Philoſoph , der nach dem Zeugniß der Alten ſelbſt
„ von Mieczyslaw 1 bis auf Sigmund Auguſt die vaterländiſche Sprache
mit Poeſie großgezogen und durch diefelbe gebildet war, ſchloß die Dichter aus feiner Republik aus. Dieſer große Mann , der Homer der gleich
Bildung Anſpruch machte , oder für verſtändig gelten wollte, ſprach und ſchrieb lateiniſch .“ Die Geſchichte lehrt es uns anders. In den Schulen und
*) Teniah fod dasſelbe wie Col , nämlich einen Bergpaß bedeuten .
dafür ſprechen die Auszüge auf den Gerichtsſipungen , welche in dem Archiv von Sieradz aufgefunden wurden. Die polniſche Sprache war
nur roh und dem gemeinen Volf überlaſſen war, wer immer auf höhere
.
Gerichten wurde die polniſche Sprache beibehalten, und war vorherrſchend ; **) Es ift sroar eigentlich nicht unſere Sache Recenſionen mitzutheilen, da aber ør. Maciejowski einer der erſten Senner det ſlawiſchen Alterthums ift, und 6: ſonders bemerkt, daß Wiſzniewski'& Literaturgeſchichte inebr eine Geſchichte der polniſchen Geiſtescultur iſt, ſo glauben wir manchem
allgemein bei Leuten jedes Standes, und wurde auch in Schriften geifts
lichen und weltlichen Inhalte gebraucht.
Sagt doch der Autor ſelbſt,
Freunde ausländiſcher Literatur damit einen Dienſt zu erzeigen , um ro
daß die Chronik von Gallus nody zu deſſen Lebzeiten ing Polniſche übers
mehr , a16 der Aufraß auch einiges Licht auf die viel beſprochene Frage
jeßt worden ſey. Ich weiß nicht, wo er diefen wichtigen Umftand aufs fand , denn aus der Chronik von Gallu8 erfieht man bloß , daß dieſelbe
über die frühere ſlawiſche Cultur und auf die dunkle Geſchichte der Slawen vom 5ten bi6 9ten Jahrhundert wiift.
A. d. X.
.
852
in den Schulen und Paläften der Großen vorgeleſen worden ſey , in welcher Sprache aber , ift zum mindeſten nicht geſagt. In der Vorrede zum zweiten Bande ſpricht der Verfaſſer von einem
durd Grn. Gay (dem Herausgeber einer Zeitſchrift in illyriſcher Sprache)
germaniſchen ; wer aber aus dieſem Grunde die polniſche Schlachta von deu Galen ableiten wollte, müßte dasſelbe auch bei allen übrigen Slawen ohne Unterſchied thnn. Der Name lade roll von dein Ausdrud Wlad herkommen , und
aufgefundenen Gedicht aus dem 14ten Jahrhundert , das höhern Werth haben foll als die Lieder Offiang. Das iſt eine irrige Anſicht. Während feines Aufenthalts zu Warſchau im Jahre 1840 lenfte Hr. Gay die
da ganz Europa mit dieſem Ausdruck die Gelten im Allgemeinen bes zeichnet, ſo folgt daraus , nach ørn. Senkowski, daß die Lechiten son
Aufmerkſamfeit auf ein bei uns wenig bekanntes, aber ſehr intereſſantes Werk des berühmten Gundulicz aus dem 16ten Jahrhundert, der in
ſich je zu dieſer Verwandtſchaft bekennen.
Aber weder die einen noch die andern wollten Im Gegentheil nannten die unter den Stämmen der Geten , Römer und Slawen vermiſcht durch den Celten abftammen .
einander wohnenden Ueberreſte der celtiſchen Stämme , welche bis auf
einem Gedicht unter dem Titel „ Osman “ die von den Polen und Ungarn geführten Kriege init den Türken zur Zeit des (bei Varna gefallenen ) Wladislaw befang. Die äußere Form des Buche iſt ganz italieniſd ), und
dieſen Tag ein Þolen nie unterworfene& Land bewohnen , uns einen
der Inhalt des Gedichte zeichnet ſich aus durch eine Art beſchreibender
cin Bielefi, der unter ihnen lebte und ſie gut kennen mußte, die Polen
Poeſie, welche durch ihre Erfindung, ihre Kühnheit und den Reichthum
Lacheu , und ſebte hingu , fie feyen fächſiſcher Abkunft. Dieß wirft ein
fremden Stamm ſächſiſcher Abkunft. Die Walachen nannten, wie Mar
die den Charakter und die Sitten fremder Völker im
großes Licht anf die urſprünglichen Siße und den Namen der Lechiten .
fchönſten lichte fchildern , frappirt und manchmal in Erſtaunen feßt. Ein Ganges iſt aber in dem Gedichte nicht, und in Beziehung auf die
Ich habe dieß an einer andern Stelle entwidelt , *) und da ich dieſem Punkt große Wichtigfeit beilege , ſo will ich ihn hier in Kürze a118=
der Bilder ,
Anlage iſt keine Kunſt darin zu entdecken .
Es beſteht aus einzelnen
einanderſeßen .
In dem jebigen nördlichen Deutſæland zwiſchen der Oder und Weſer und vielleicht noch weiterhin wohnten zugleich mit Deutſchen und
Bildern , von denen einige den Homeriſchen und Offianiſchen an die Seite gefeßt zu werden verdienen, daß aber das Ganze höher ſtehen ſoll, als die Gefänge der ſchottiſchen Barden, läßt ſich nicht wohl behaupten. Bei der Beurtheilung der zwei bekannten Chroniſten Ditmar und Mattyäus berührt Wiſzniewsfi den wichtigen Punft über die frühern Siße der Leciten , indem er die Frage aufwirft, ob ſich nicht hiſtorijave Beweiſe beibringen ließen , daß die Lachen von jenſeits der Oder nach Großpolen kamen und die urſprünglichen Bewohner des Landes ſich unter : warfen ; an einer audern Stelle wiederholt er das Zeugniß Neſtors , daß
arbeiten Lachen genannt. Sie ſelbſt gebrauchten anfangs dieſen Namen nicht , uahmen ihn aber ſpäter doch an , und fügten ihm ihre eigene Benennung hinzu ; warum , werde ich ſpäter zeigen. Eine Schlucht, ein
ein Theil der Donauſlawen, der ſpäter an der Weichſel fich niedergelaſſen, den Namen lachen geführt haben. Damit ſtellt er die Anſicht Dilo-
und Methodius gegeben. Wir haben demnach aus zwei entgegengeſetten
Litthauern ſlawiſche Völker , von den Deutſchen wegen ihrer Aderbau
Erdriß und dann auch eine Furche wird in den Rechtsbüchern der nörd lider Deutſchen aus dem Sten Jahrhundert und gewiß auch noch früher
kach , led genannt; dieſelbe Benennung iſt auch einer Furche oder einem Stüd Aderland in der Ueberſebung des Evangeliums Matthäi von Gyrill
linefi'e über Srakus zuſammen , der als König der transfarpathiſchen Slawen , der Lechiten oder Karautanen ſpäter über den Tatra gezogen fey und die Lachen ſchließlid nady Polen geführt habe. Man muß über dieſe Punfte um fo mehr fich ausſprechen , als Palujanski im borigen Jahre die ſchon von Senkowski geäußerte Anſicht wiederholt, „daß bie polnijde Schlachta im fande nicht einheimiſch ſey, ſoubern Urſprung und Namen von den Galen erhalten, daß ſie Polen unterjocht und die Bez wohner in Knechtſchaft hinabgeſtoßen, daß fie endlich ſich ſtets durch dieſelben
dieffeits und jenſeits der Karpathen gelegenen und von Slawen bewohnten
Vorzüge und Fehler ausgezeichnet habe , welche von jeber die galliſchen Stämme fenntlich gemacht hätten, und die noch im Charakter der Frauzoſen vorſtechen .“ Wir wollen dieſe Anſicht unterſuchen , und zugleich
Leute von beſonderem Stamıne waren , daß ſie ſich in Gewohnheiten und Sitten von den Deutſchen unterſchieden , das zeigen die Ueberrefte der Sprache und der Rechte , die ſich vollfømmen von den Deutſchen unter ſcheiden. In den Gefeßen der Frieſen , Thüringer , Sachſen und Dit inarſdien fallen ſie hinreichend auf. (Fortſeßung folgt. )
den wichtigen Punft der Urgeſchichte Polens iné Auge faſſen. Wer etwas tiefer als gewöhnlich in die Geſchichte des polniſchen
Landſtrichen einen Ausdruck, welcher dem Namen der Lachen ſehr ähnlicy
iſt, und dieſer Ausdrud bedeutet Aderland , mit deſſen Bebauung die Slawen fid uuabläffig beſchäftigten. Jakob Grimm plagt ſich arg mit der Herleitung dieſes Ausdrucs aus den germaniſchen Mundarten , ſchraubt ihn und ſucht ihm mit Gewalt ein deutſches Gewand anzulegen. Doch
umſonſt, denn der Ausdruck iſt flawiſch und eine allgemeine Venennung in dieſeu ländern für die Aferbauer ſeit den älteſten Zeiten . Daß dieſe
Volts eingedrungen iſt , muß gefunden haben , daß daß gemeine Volk und die Schlachta in Polen ſtets einerlei Charatter hatten , und daß er derſelbe war, wie der aller ſlawiſchen Stänime. Nimmt man auch an, Daf frembe Angreifer einen fremdartigen Charakter mit fich brachten,
vom 17 Juline enthält nach einem Provincialblatt Folgendes : Um 8 ſtrömte während eines heftigen Gewitters der Regen in Strömen herab,
und nach und nach gegen den Volfscharakter vertauſchten , ſo braucht
gemiſøt mit halb geſchmolzenem Eis und , ſo unglaublich dieß auch
man doch wegen dieſer Vorausſetung nodh feine doppelte Abſtammung
in der Bevölkerung Polens anzunehmen , aus dem Grunde , weil auch diejenigen Slawen , welche nach dem Zeugniß der Geſchichte keine Schlachta von fremdem Stamm bei fich aufgenommen hatten, doch denſelben Cha ratter geigten , wie alle übrigen Stämme. Wahr iſt 18 , taß , im All gemeinen betrachtet, dieſer Charafter hinſichtlich der Eigenſchaften des Geiftes und Körper& dem der celtiſchen Stämme ähnlicher iſt, als der
Außerordentliches Phänomen şu Derby . Das Athenäum
erfdeinen mag, mit Hunderten von Fleinen Fiſchen und Fröſchen. Die Fiſche waren einen halben bis zwei Zoll lang. felten länger, und einer wog drei Ungen ; einige derſelben wurden noch lebend aufgehoben. Die Fröſche hatten die Größe einer Pferdebohne, famen zum Theil lebend berunter , und hüpften fort , fo ſobnell ſie konnten , die Mehrzahl aber
wurde durch den Fall auf das harte Pflaſter getödtet. *) In den hiſtoriſchen Vruchftücken über die vaterländiſche Geſchichte , und in einen Artikel unter dem Titel : ,,der Slawismus in den alten germas niſchen Rechten , " der aud) im Tygodnie literadi erſchien.
Månden , in der Literariſd - Artifirden Anfalt der 3. O. Gotta'ſøen Buchbandiuno. E
Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenman .
Nr. 214.
Das
tg1A s I a n d. AA u Ein Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 2 Auguſt 1841 .
In der neueſten poetiſchen Literatur Schwebend hat ſich ein charakteriſtiſcher Unterſchied zwiſchen der Stocholiner und
Schwediſche Literatur. Während bei uns das junge Deutſchland bereits der Ge:
Upfal'ſchen Poeſie gezeigt.
Die erſte iſt populär, flar, rein in
ſchichte anzugehören ſcheint, iſt im vorigen Jahre in Schweden
der Form, aber es fehlt ihr an Tiefe, Defterion und dem Phan:
ein Jünger desſelben aufgetreten , nämlich der Rector Alm :
taſtiſch -myſtiſchen , ſowie an dem Ideenreichthum und der Ge: lehrſamkeit , wodurch die andere ſich auszeichnet , deren Fülle
quiſt in Stocholm , welcher in einer Novelle unter dem Ti tel : „ Das geht an ! " das freie Weib predigt , und nur eine Ehe ohne Ceremoniel nach Sympathie der Seelen , aber eben
ſo leicht auflösbar, wenn die Ehegenoſſen ſich in ihrer Wahl getäuſcht finden , zulaſſen will.
Die Bewegung , welche dieſes
Buch hervorbrachte, hat noch bis in die leßte Zeit fortgedauert. Der Verfaſſer hat jedoch keinen einzigen Bertheidiger in der Literatur gefunden , vielmehr ſind alle ſchwediſchen periodiſchen
Blätter gegen ihn in den Kampf getreten , der ihn faſt um ſein ganzes literariſches Anſehen gebracht hätte. In mehreren beſondern Schriften wurde er mit der Waffe der Satyre an gegriffen , und zwar in der Form von Fortfeßungen ſeiner No velle, in denen die Geſchichte derſelben ins Ungereimte ausge führt wurde.
So ſchrieb %. B. Snellmann (ein Hegel'ſcher
Philoſoph ) ein zweites : „ Das geht an !" worin Almquiſts Styl auf das treffendſte nachgeahmt, und ſeine Tendenz in geiſtreicher Weiſe lächerlich gemacht wird.
In einer andern
Schrift: „Ob das augeht ?“ von einer alten Frau wird er durch den Satechismus widerlegt. Ebenfalls enthält „ Sara Vi:
und Tiefe der Gedanken nicht immer klar ausgedrüct iſt. Es
iſt über der leßteren eine gewiſſe phosphoriſtiſche Dunkelheit ausgebreitet. Die neueren politiſchen Vorgänge in Schweden haben den befannten Hiſtorifer Geyer ſo ſehr auf das Feld der Politit geführt, daß er zum großen Nachtheil der Wiſſenſchaften feit
den leßten Jahren feine Zeit übrig gehabt hat, an der Fort feßung ſeiner großen , ſchwediſchen Reichsgeſchichte oder ſeiner
Volfsgeſchichte ( deutſch von Löffler in der Staatengeſchichte von Heeren und Uđert, bis jeßt drei Bände) zu arbeiten. Bemer:
kenswerth iſt in dieſer neueren Richtung die Aenderung ſeiner politiſchen Anſichten. Er war früher in hohem Grade conſer: vativ geſinnt, indem er ſtark für das Feſthalten an dem alten Corporationsweſen und allen feudaliſtiſchen Ueberbleibfeln ei:
ferte. Alle conſtitutionellen Ideen betrachtete er als eine Un: gereimtheit , als einen Widerſpruch in ſich ſelbſt ; dagegen fämpfte er für die ungetheilte , vereinigte königliche Macht. Aber 1838 proclamirte , er in dem „ literaturblatt“ ſeinen Ab
debedt von Blanche " eine Parodie auf das Unſittliche in jener
fall von der hiſtoriſchen Schule, und von der Zeit an iſt er in
Novelle. Auch iſt von einem Fräulein Stahlberg eine ,,Eva Videbed " erſchienen , eine kleine anſpruchsloſe Erzählung, worin die Eva wegen ihrer bizarren Emancipationstheorie Vieles zu
dieſer Zeitſchrift fortwährend jals Liberaler , ja ſelbſt Radicaler
leiden hat. Uebrigens iſt der Verfaffer einer der originellſten und fruchtbarſten Schriftſteller Schwedens, der ſich in den ver
ſchiedenartigſten Richtungen verſucht , und namentlich um die fchwediſche Sprache und deren verſchiedene Mundarten große Verdienſte erworben hat. Von ſeinen „ freien Phantaſien ," eine Reihe von Novellen , Erzählungen und Gedichten , iſt be:
reits der dreizehnte Band erſchienen. Neben vielen vortreff lichen Poefien trifft man darin auf manche Trivialitäten und Unbedeutenheiten. Sein beſtändiges Streben nach Originali
tät perleitet ihn oft zum Bigarren und Geſchmaclofen .
aufgetreten , mit alleiniger Ausnahme , daß er daneben ſeine Liebe für die jeßt regierende Dynaſtie bewahrt hat. – Na :
mentlich aber hat ſich ſein Radicalismus in Veranlaſſung des Repräſentationsvorſolags des Conſtitutionsausſchuſſes , welcher im Herbſt vorigen Jahres erſchien, ausgeſprochen . So ſehr ſich dieſer Vorſchlag auch durch ſeine faſt ultraliberale Tendeng
auszeichnete, ſo ging Geyer doch noch weiter als der Ausſchuß, deſſen Mitglied er war. In einem Anhange zum Literatur: blatt forderte er ein unbeſchränktes Wahlrecht für alle mün:
digen Einwohner, indem er die Prediger und Weißer, welche er übrigens fur Theilnahme eben ſowohl als die andern Stände berechtigt hält, nur in ſoweit ausſchloß, als etwa höhere fitt: 214
854
liche Pflichten , wie die des Unterrichts , der Erziehung und Haushaltung, ſie an der Theilnahme hinderten. Dieſen radicalen Vorſchlag hat die conſervative Partei in hobem Grade getadelt
Der Zug nach Tefedemt iſt furz erzählt, denn noch feblen genauere Nachrichten über die einzelnen Orte und Stämme ; was die leßtern freilich betrifft, fo fcheinen fie meiſt ausges
und ins Lächerliche zu ziehen geſucht. Unter dem angenomme:
wichen zu ſeyn , denn der jevige Zug foſtete nach den officiellen
nen Schein eines Mißverſtändniſſes machte man ſich auf ſeine Koſten über ſeine Wahlmädchen ( Electoralpigor) luſtig.
das Corps auf dem Marſch, würde aber nur rechs Tage ge
Die Colonie Algier. Der Generalgouverneur Bugeaud. - Der Sommers feldzug. ( Fortretung . ) Die Berproviantirung Milianahs verzog ſich noch einige Zeit, weil man zugleich die Voranſtalten zum großen Feldzug bearbeiten mußte, der von Moſtaganem ausgehen ſollte ; denn Milianah und Blidah Jolten als Vorrathsorte nicht bloß für Lebensmittel, ſondern auch für Kranke und Verwundete dienen. Am 22 April brach endlich der große Convoi von Algier auf, und am 27 folgte das Erpeditionscorps ; einige Tage mußte
Angaben nur 20 Todte und 85 Verwundete.
Acht Tage war
braucht haben , wenn nicht einige furchtbare Gewitterregen den Boden dergeſtalt aufgeweicht hätten , daß die Transportwagen und das Geſchüß nicht fortkommen konnten. Nach einigen uns bedeutenden Gefechten kam das Corps am 25 Mai in Tele demt an , deßlen Fort , ſo wie die Waffenfabrik, eine Säge: mühle und mehrere Magazine zerſtört wurden. Am 28 brach das Corps wieder auf und 309 gegen Mascara , wohin es gleichfalls faſt ohne Gefecht gelangte. Viele Gebäude der Stadt ſind ſeit dem Einmarſch der Franzoſen im J. 1835 zerſtört, da aber dieſelbe früher 20 bis 25,000 Menſchen zählte, fo hielt es nicht ſchwer, Locale für das Spital , die Magazine und die Truppen zu finden. Vorerſt wurden indeß nur drei Bataillone Infanterie nebſt drei Compagnien vom Geniecorps zurücge
das Convoi wegen ſtarker Regen bei Blidah liegen bleiben .
laſſen , und die Rückehr nach Moſtaganem am 1 Junius an
aber am 2 Mai ward Milianah mit Lebensmitteln verſehen und
getreten . Hier wurde die Colonne beim Zug durch ein Defilé ,
zugleich die Beſaßung abgelöst. Am 4 betrat das Erpeditions:
in einem ſchrecklich von Vulcanen zerriſſenen Striche , ange
corps das Scheliffthal, wandte ſich aber ſogleich wieder oſtwärts ,
griffen , und einige Bataillone, denen man des Terrains wegen
1
warf Feldrequiſiten nach Medeah, züchtigte am 8 den Stamm der Sumata, der namentlich im Gebirg zwiſchen Medeah und
nicht zu Hülfe fommen konnte, in einige Noth gebracht.
Die
Milianah feinen Siß hat , und traf am 9 Mai wieder in
war aber auch das einzige ernſte Gefecht, das auf dem ganzen Zuge zu beſtehen war. Am 3 Junius traf das Corps wieder
Blidah ein. Das Hauptgefecht war am 5 mit Milud- Ben
in Moſtaganem ein.
Araſch und El Barfani im Scheliffthal geweſen, doch wichen ſie
wie
.
geweſen zu ſeyn , indeſſen wachte ſeine Thätigkeit dennoch, denn während die Franzoſen auf Milianah zu marſchirten, wurde am 1 Mai Coleah im Rüden der Franzoſen von 2000 Mann leb:
haft , jedoch ohne Erfolg angegriffen ; ebenſo die kleine Be. faßung von Mahelma, noch näher an Algier. Am 10 fehrte Bugeaud nach Algier zurüc, und am 14ten ſchiffte er ſich nach Moſtaganem ein, von wo die große Erpe: dition abgehen ſollte , während General Baraguay d'Hilliers init einer ähnlichen von Algier aus wieder ins Scheliffthal und
noch tiefer hinein beauftragt war, und am 16 Algier gleichfalls verließ. Jeßt follte der große Schlag des Frühjahrfeldzugs ge: führt werden, zu welchem Ende die Erpeditionsarmee am 11 von Oran nach Moſtaganem aufbrach , wo man ſeit Monaten alle möglichen Vorräthe aufgehäuft, und im Hafen alle An: falten getroffen hatte , um Mannſchaft und Material mit größter Leichtigfeit ans Land zu bringen ; zwei ungeheure Krahne waren zu dem Ende errichtet worden, mit denen man
lleinere Transportfahrzeuge ganz empor ans Ufer heben konnte. Die bei Moſtaganem zum Auszug verſammelte Erpedition zählte etwa 8000 Mann Fußvolt und 15 bis 1600 Pferde, aber alles war mit der größten Defonomie eingerichtet, um ſo viel möglich allen Troß zu verineiden . Die Cavallerie mußte ſich mit einem Saç Reis von 60 Kilogr. beladen , kein Officier: pferd ward gang der Bagage entledigt, nnd Bugeaub fol felbſt
Bugeaud ertheilt dem Generalſtab das
Lob, daß der ganze Marſch mit der größten Genauigkeit vor gezeichnet geweſen ſey, und daß man ſich nie hinſichtlich der Entfernungen , der Geſtaltung des Terrains , des Auffindens vom Waſſer und des angebauten Landes verrechnet habe. Während Bugeaud von Moſtaganem aus nach dem lange halb fabelhaften, jeßt endlich doch von den franzöſiſchen Waffen erreichten Tefedemt 309 , betrat Varagua y d'Hilliers gleichfalls
lies
ein bis jeßt noch den Franzoſen unbekanntes Terrain, ſüdweſts lidh von Medeah. Hier helfen nun auch die neueſten franzöſi ſchen Karten nicht mehr , denn die Orte , um die es ſich hier handelt, find nicht mehr darauf angemerkt; es find Borhar
und Chaza.
Am 21 wurde von Medeah aufgebrochen , und
am 23 Borhar erreicht , das auf einem hohen , von ſchroffen
Felfen umgebenen Plateau liegt, am Rande der Wüſte, wie die Franzofen berichten, was aber fehr unverſtändlich iſt, und durchaus feinen Anhaltspunkt für die Entfernung gibt. *) Die
* ) Es iſt dieß Wort , „ am Rande der Wüſte“ ein ſtehender Auss drud geworden, der ſogar nicht ſelten in den officiellen Actens ftüden vorkommt . Geographiſch betrachtet iſt er rein lächerlich, denn wenn er einen Sinn hätte, ſo müßte in bicjer Breite wirf lich die große Wüſte . die Sahara beginnen , was bekanntlich keineswege der Fall iſt.
Theils nach den Karten, theils nad
den natürlichen Verhältniſſen zu ſchließen, folgen landeiuwärte mehrere flache, von Bergzügen eingeſchloſſene Beden, deren Mitte freilich, je tiefer hinein , je dürrer und unfruchtbarer wird. Iit geographiſcher Beziebung kann man fich bie jest bloß an die Rarie des franzöſiſchen Generalſtaba ſo wie an die Berichte der Oberbefehishaber balten . Die Privatſchreiben in den fran
wie ein gemeiner Soldat für einige Tage Lebensmittel auf
zöſiſchen Blättern verrathen oft die graffeſte Unkenntniß der
ſeinem Pferde gehabt haben.
Geographie .
855 feblen mme;
ausge: ciellen e war
te ge:
n den
Bagell
Tele: Fage:
Araber hatten zwar ſchon am 22 den Ort verlaſſen und in Brand geſtedt, allein die Franzoſen waren doch ſehr emſig darüber aus, die diđen Mauern und Gewölbe zu zerſtören, da man ſie nachher leicht wieder hätte benüßen können. Am 24 wurde wiedergegen Süden aufgebrochen , und am 25 Chaza erreicht,
das gleichfalls von den Arabern in Brand geſte & t war. Hier befand ſich ein Fort und eine Munitionsniederlage ; die Mauern waren die, hoch und mit Schießſcharten verſehen, die innere Einrichtung der Gebäude ſehr einſichtsvoll getroffen ; eine angefangene ſteinerne Waſſerleitung bewies hinreichend, daß Abd-
el-Kader dieſer Anlage noch eine viel größere Ausdehnung ge-
wären auch viele Häuptlinge gefommen , um ihre Unterwerfung anzubieten , aber Bugeaud verlangte, daß ſie ihre Waffen aus: liefern ſollten , und dazu konnten ſie ſich nicht bequemen . (S dlug folgt.)
Surrogat für den Thee. Ein Hr. Maffarette machte der franzöſiſchen Akademie die Anzeige, daß ein gewiffes Blatt (wahrſcheinlich das der Planera crenata , der
chineſiſchen Ulme) die Theeblätter ganz vortrefflich erfeße. Mehrere
rach
ben wollte. Am 26 blieb das Corps bei Thaza ſtehen, das
Pfund waren an Krämer von Parié verkauft worden , und die Leute, welche dieſen Thee fauften , fanden ihn vortrefflich. Hr. Maffarette
posted
die Truppen des Geniecorps mit der Haue und mit Pulver
behauptet, fte hätten dieſelben Eigenſchaften und denfelben feinen Geruch,
-206
gänzlich zerſtörten . Am 27 wurde der Rüđmarſch angetreten,
8
der bis ins Scheliffthal nicht ohne große Beſchwerde war, da man durch ein ſehr unbekanntes und zum Theil gebirgiges Land ziehen mußte; regelmäßige Truppen Abdel-Kaders, Rei:
wie der Thee , und er habe ſie mit Erfolg gegen Migräne und ſchlechte Die von ihn vorgelegten Blätter waren erſt feit 'acht Tagen geſammelt und hatten feine Präparation erfahren ; er iſt der Anſicht, wenn die Blätter feche Monate (?) ain Baume geſtanden ,
terei und Fußvolf, ließ ſich mehrmals blicken , jedoch ohne ei-
To hätten ſie den grünen und herben Geruch verloren.
$
+
Verdauung angewendet.
Hr. Juffieu ift
nen ernſtlichen Angriff zu machen. Bemerkenswerth iſt, daß ! beauftragt, über dieſen Gegenſtand einen befondern Beridit abzuſtatten. ein arabiſcher Ausreißer am 30 zu ihnen fam , und ihnen unter ( Echo du Monde Savant vom 21 Julius.) andern den Einzug der Franzoſen in Cefedemt am 25 meldete. Es iſt freilich eine Art Mißlingen, daß es weder Bugeaud
felbſt, noch Baraguay d'Hilliers gelang, Abdel- Kadern eine Nie: derlage beizubringen , allein Abdel-Kader wich unaufhörlich ei:
Betrachtungen über Wiſzniewski's Geſchichte der pol niſchen Literatur von Maciejowski.
nem ernſten Kampf aus, über deſſen Erfolg er ſich unmöglich
Erſte Abtheilung.
tauſchen konnte ; er wollte ſeine regulären, beſoldeten Truppen unverſehrt erhalten , weil er ihnen ſeine Macht über die Stämme jum Theil verdanft. Ohne dieſe ſtets ſeiner Fahne folgenden Soldaten inüßte er ſich auf die Sontingente der Stämme beſchränken, welche ihn großentheils verlaſſen würden , wenn es nicht mehr in ihren Intereſſen läge , den Krieg fortzuſeßen . Durch ſeine Soldaten hat er ſich zum Sultan erhoben , ſucht
die alte Unabhängigkeit der Stämme zu vernichten, und ſcheut in dieſer Beziehung fein Mittel. Abdel-Kader hat die Veſten , welche er mit unſäglicher Mühe und Koſten aufgebaut, den Franzoſen ohne Widerſtand preisgegeben , gleichſam als läge
( Fortſeßung .)
In dem jebigen nördlichen Deutſchland war alſo vormals der Sit
der Lachen. Die Urſache, welche ſie dahin führte, iſt in der Urgeſchichte der Slawen von Schaffarif (Slawiſche Alterthümer) angegeben. Es iſt dort nachgewieſen , daß einſt germaniſche Wölfer die Slawen aus den Elbeländern vertrieben, und daß, als ſie ſpäter zum Sturze des Capitols au8zogen, nur eine geringe Anzahl Volfs zurü&blieb, worauf die ältern Bewohner dieſes Landes, welche zu jener Zeit vor den Angreifern hinter
die Oder und die Weichſel zurückgewichen waren , yon neuem zurüd fehrten und die Neſte der Eindringlinge von dort verjagten. Als nach
ihm nichts an den Steinhaufen ; aber ihr Verluſt iſt nichts
dem Fall Nome und der Errichtung des weſtlichen Kaiſerthums die
deſtoweniger eine ſchwere Wunde , die ſeiner Macht, ſeinem Anſehen, fo wie ſeinen fünftigen Planen geſchlagen wurde, und
Franken und ſpäter die deutſchen Kaiſer ihre Aufmerkſamkeit auf dieß
es fält in die Augen, daß er ſie nur darum nicht vertheidigte, weil er ſeine regulären Truppen nicht im Angeſicht der ſchon wankenden Bevölferung einer gewiſſen Niederlage ausſeßen wollte . Dieß erklärt das Geheimniß des ganzen Feldzugs, wo“
ungemein wenig gefochten wurde. Wie ſehr die Furcht vor Abdel: Kader geſunkenwar , geht unter anderm aus dem Umſtande hervor, daß das Erpeditiongcorpo faum aus Moſtaganem aus: gezogen war, als die umwohnenden Araber den Markt trefflich ,
Land richteten, mußten die Slawen zum zweitenmale weiden.
So gogent
die Lachen ſich abermals über die Oder zurüd , und gingen von da nach der Weichſel, worauf ſie mit den Chrobaten verbunden über den Tatra zogen ; nun wurde erſt ihr Name befannt, woraus ein fabelhafter Pech entſtanden iſt. Die farpathiſchen Bergbewohner von dem Kamm (chrb, garb) der Verge, an denen ſie wohnten , Chrobaten genannt , waren ein Zweig
verſorgten und täglich 150 bis 200 Ochien dahin brachten. Um ;
des großen Slawenvolks , aber von dem polniſchen Stamm verſchieden. Die Muſif ihres Gefange, die fich noch in den Krafowiaks , gleichfalls eine Volksüberlieferung, zu erkennen gibt, iſt der einzige Ueberreft ihrer
dieſe Geſinnung noch zu unterſtüßen und den Schređen vor
alten Civiliſation , fie unterſcheidet ſich von den Geſängen und Liedern
den franzöſiſchen Waffen zu vermehren, rücté' Baraguay d'Hil: (klechda) der Polen , und zeugt hinreichend für diefe Verſchiedenheit. liers, bald nach der Rücfehr der Colonne, die er zur Beglei: ( Ich habe dieß an einem andern Orte in der hiſtoriſchen Ueberſicht über fung der Kranken nach Blidah geſchiæt, das Scheliffthal hinab, die Volfelieber und die hiſtoriſche Klechte der Polen " gezeigt.) Die und verbrannten die Ernten, während Bugeaud in der Provinz Chrobaten hatten Verbindungen mit den Polänen an der Weichfel, ſo Oran gegen die widerſtrebenden Stämme dasſelbe that; ficher] wie mit den transfarpathiſchen Slawen , denn zwiſchen dem 7ten und ",
" 791
856
joten Jahrhundert nach Chr. zogen fie gemeinſam jenſeits der Sarpathen.
Chriftug in diefen Gegenben teiste , hier den Aderbau in blühendem
A18 nun im Laufe dieſer Jahrhunderte die Lachen 'mit den Chrobaten in
Zuſtande.
Berührung kamen , gogen auch ſie mit denfelben über die Karpathen ;
Wir wollen vorerſt bei dein Volk der Lazen ſtehen bleiben und ſpäter erſt von den liten ſprechen. Erwägt man , daß dieſe Lazen , laſen oder Laden früher bei den Deutſchen in Verachtung ſtanden,
darum beginnt von nun an der Name Lech bekannt zu werden, und nicht früher. Man fteht dieß aus der Benennung Czech , dem angeblichen Bruder leche , von welchem ſpäter nach der Ankunft der Czechen in Böhmen die Volksſagen Meldung thun, im 6ten oder 7ten Jahrhundert, .
fpäter aber von ihnen hochgeſchäßt wurden, ſo drängt fich von ſelbſt der Gedanke auf , daß das traurige und dann günſtige Geſchic , wovon dieß
To müßte der Name Lech nicht bloß an dem Fluß Krapina , ſondern auch an andern Orten jenſeits der Karpatheu bekannt reyn. Dort aber Fennt man ihn nirgends , während im Gegentheil dieſſeits der Karpathen zwiſchen den Elbeſlawert , Rufinen , Ogechen und Polen alles voll von
Volt zu einer gewiffen Zeit betroffen wurde , ſeinen beſondern Grund haben müſſe. Die Ueberreſte der Sprache, der Geſchichte und des deutſchen Rechts erhellen dieſen Grund einigerinaßen, und gewähren eine Sinſicht in die älteſte Geſchichte der Lechiten. Es ſcheint , daß die in dieſen Gegenden herrſchenden deutſchen Völfer die aller politiſchen Bedeu tung ermangelnden ſlawiſchen Furzweg „ Aderbauer“ nannten. Die Slawen ſelbſt nahmen jedoch dieſe Namen nicht an , ſondern führten ihre eigenen urſprüngliden, aber von einander verſchiedenen Namen, unter denen die Benennung Bobryker und Wilzen Aufmerkſamkeit verdienen , da er auf
Lechen iſt.
dem Schauplat der Geſchichte jener Zeit am häufigſten auftritt.
und das unter dem Namen „ libuſa’s Gericht“ bekannte Lied hat es zuerſt ' urkundlid ausgeſprochen . Das Vollelied läßt jedoch die Chrobaten die
Wahrheit verkehren , und behaupten , Lech ſcy nicht von der Nordſeite der Karpathen über den Tatra gezogen, ſondern im Gegentheil von jen-
feits der Karpathen nach der Weichſel gekommen. Wenn dem ſo wäre,
Jene Morlachen , welche ſpäter am adriatiſchen Ilferland
Da
wohnten , haben nachher dieſen Namen von Fremden erhalten surdy Verdrehung des Namens Wlach, wie ſie ſich ſelbſt nennen . Die transkarpathiſchen Slawen und Madſcharen haben unter dem Ausdruck Lach
aber ber einſt verachtete Name Lechen ſpäter zu. Anſehen gelangte , ro fingen sie Slawen an , fich deſſen ſelbſt zu bedienen, und als eine ihren Rang bezeichnende Benennung ihrem urſprünglichen Namen beizufügen .
ftet8 nur die Polen ſelbſt oder die in der Nähe Polens wohnenden Völfer verſtanden , und verſtehen ſie noch darunter , ohne an deren Aufenthalt bei ihnen zu denken. Wir haben die Einheit des Charafters im ganzen polniſchen Volke, Sdlachta and Volfemaſſe , erwähnt, ein Charakter , der mit dem aller
So entſtand daher ſpäter der Name led und Lejdel, in derſelben Art,
Slawen übereinſtimınt , und haben uns in dieſer Beziehung auf die Geſchichte der ſlawiſchen Stämme berufen . Wir haben daran erinnert,
wie ſpäter die Namen Czech und Rus.
Bekanntlich iſt die Benennung
Ruſinen dem ſlawiſchen Volk gleichfalls von Fremden gegeben worden,
wurde lange von ihnen vermieden , und erſt dann, als die Waräger im 9ten und 10ten Jahrhundert zu den Zeiten Dlege und ſeiner Nachfolger dieſen Namen berühmt machten, nahmen ihn auch die Slawen an, woraus ſpäter ein Nuß entſtand, Lechs und Czech & jüngerer Brüder. Was alſo in früherer Zeit Benennung einzelner Völker war , wurde der Name
daß der Name Lechen nicht von dem galiſchen Wlach herkommt, daß er im Norden entſtand , wo nie Galen herrſchten , und daß er allmählich
Gines Mannes, und man ſprach nun vou Ledhen und Lech, Rufinen und
allgerneiner wurde und auch über die Karpathen wanderte. Die Sache
Rus u . f. W .; dieſe Anſicht werde ich ſpäter durch Beweiſe ſtüßen.
läßt ſich jest leichter ins Licht ſtellen und der Urſprung der Schlachta '
( Fortſeßung folgt. )
nachweiſen , ſo wie des Landes , das die Lachen mit den Polanen oder
Grängen gegen andere barbariſche Völker ſchüßen. Man nannte ſie im Allgemeinen liti , leti , und Völfer ähnlichen Namens wohnten auch im nördlichen Deutſchland zugleich mit den Germanen und den ſo =
Miscellen. Eiſenbahnen und Poftpferde. Die Railway Times enthalten hierüber Folgendes : Alle Welt ſagt, daß durch die Eiſenbahnen die Poſtmeiſter ruinirt würden ; die officiellen Zahlenangaben weiſen aber ein ganz anderes Reſultat aus : Im Jahre 1838 betrug in England die Poſtpferdeſteuer 237,452 Pid. St. , im Jahre 1840 , wo ſo viele Eifen bahnen ſdon eröffnet waren , 212,635 Pid., alſo nur um 25,000 Pfd. weniger. Die Poftwagenſteuer betrug im Jahre 1831 462,000 Pfd., (in Jahre 1840 , trot einer inzwiſchen eingetretenen Steuerverminderung,
genannten Lazen. Die einen wie die andern , das heißt liten und
noch 407,040 Pfb.
Polen in den älteſten Zeiten verband. Zu dieſem Ende muß man die Geſchichte der lachen bis ins 9te Jahrhundert verfolgen , wenigſtens ſo weit fie fich aus deu hiſtoriſchen Denkmålern entwideln läßt.
An den Grängen des römiſchen Reichs gegen Norden , namentlich des öſtlichen Reichs, ſo wie am Rhein in Gallien , wohnten Völker verſchiedenen Stammes und verſchiedener Sprache, welche die römiſchen
.
{agen , waren in Unterwürfigfeit bei den Germanen, ohne jedoch Sklaven i Die kornproduction Norwegens iſt bisher noch für ſeine zu ſeyn. Die übereinfimmende Anſicht der deutſchen Geſchichte - uns Bewohner durchaus unzureichenb. Das Land bedarf nämlich einer jähr Rechtsforſcher geht dahin , daß dieſe Völker unterworfen und ſomit in lichen Zufuhr von 800,000 bis 1,250,000 Tonnen Korn oder ungefähr Abhängigkeit von fremdem Willen gebracht waren . Wenn dem aber 1. Tonne per Kopf. Für die armere Claſſe wird dieſe Zufuhr um ro
alſo war, fo ergibt ſich der augenfällige Schluß, daß die in dem jebigen
drüđender, da auf Korn , ſo wie auf andere Lebenômittel ſeit 1821 eine
nördlichen Deutſchland wohnenden Völker zu einer gewiſſen Zeit von den Deutſchen angegriffen und unterjocht wurden. Schaffarik in ſeinen
hohe Abgabe gelegt iſt.
.
flawiſchen Alterthümern vermuthet , daß in der Benennung Liten der
Die Braurtweinproduction in dem Königreich Dåne
Name der Litthauer verborgen ſey , und ich bin der Anſicht , daß die, lazen jene faſen oder lechiton fiud , uuſere Vorfahren , welche ſich ſeit
marl (mit Ausnahme der deutſchen Provinzen) wird nach der Berling's ſchen Zeitung auf ungefähr 14 Millionen Pott jährlich angeſchlagen, ſo
.
t uralter Zeit mit dem Landbau beſchäftigten.
So fand Pitheas von
< Marſeille , der in der zweiten Hälfte des vierteu Jahrhunderte vor
wie der dazu erforderliche Bedarf an verſchiedenen Kornarten auf 300,000 Tonnen.
Minden , in der Literariſch - Artialfden Auftalt der 3. O. Cotta'ſden Buchbaudluna. Verantwortlider Redacteur Dr. O. W idenmaru.
Nr. 215 .
11 usla nd. A
Das Ein
Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 3 Auguft 1841 .
Bilder aus Griechenland.
Lieferung der Oſterlämmer bringt den Hirten ſchöne Sum: men ein .
Erinnerungen aus Arkadien . - Tripolita . - Die neue Strafe nach Argos.
Türkiſche Bäder.
Arkadien , das Schäferland, bildet den mittlern und höchſten Theil des Peloponnes , dem es jedoch trok ſeiner Höhe nicht an
ungeſunden Sümpfen fehlt, und wird gegen Norden von Achaja und Sikyon, gegen Oſten von Argolis, gegen Süden von Meffe:
nien, gegen Weſten von Elis begränzt. Das Land iſt reich an Triften , grünenden Bergen und waſſerreichen Vächen und eig: net ſich hauptſächlich für Acerbau und Viehzucht, doch liegt erſterer, da er feineswegs zu den Lieblingsbeſchäftigungen der Griechen gehört , zur Zeit noch fehr darnieder ; fleißige Hände würden in der po ganz vernachläſſigten Bebauung des Landes gewiß reichliche Entſchädigung finden. Das Klima Arfadiens nähert ſich fo ziemlich dem des ſüdlichen Deutſchlands und
Uebrigens iſt das Leben der von Viehzucht ſich nährenden Bewohner nichts weniger als reizend ; mit ihren Heerden Sommer und Winter im Gebirge umherziehend, ertragen ſie mannichfache Beſchwerden und werden dennoch, troß aller Wach ſamfeit, oft durd Einfallen der Wölfe um einen Theil ihres Beribſtandes gebracht ; auch ſind die Abgaben an die Regierung feineswegs unbedeutend, im Gegentheil, fie überſteigen jene
bei weitem , welche ihnen die Türfenherrſchaft auferlegte , ro daß den Hirten nichts bleibt als Gefahr, Anſtrengung und das nadte Leben .
Die Kleidung der Arfadier , die aus einem einzigen Stud
grober Leinwand oder Baumwollenzeug beſteht, das in Jacke und Pantalon zerfällt und gewöhnlich auch das Hemde erſekt, da es auf dem bloßen Körper getragen wird , hat durchaus
dürfte fich für Deutſche zur Aflimatiſirung in Griechenland am beſten Piguen , wenigſtens bewährte ſich dieß an den deut: fchen Truppen , deren Sterblichkeit in Tripolißa ſich zu den
nichts Idylliſches.
Garniſonen Nauplia , Atben , MifTolonghi, wie Eins zu Fünf
fein Soyllenlänger, der für Arfadien ſchwärmte , dorthin ge
verhielt.
zogen, um Schäfer zu werden, und ich will hiemit jedem Dich
Das arkadiſche Schäferleben hat mehr Reis
in den Gefängen begeiſterter Dichter (die es nie ſahen ), als in ſeiner proſaiſchen Wirklichkeit; auch iſt meines Wiſſens noch
Die Bewohner des artadiſchen Hochlandes gehören größten:
ter den freundſchaftlichen Rath ertheilen, in der Ferne feine
theils dem Nomadenſtande an ; große Viehbeerden gewähren
Leyer zu ſtimmen , denn vier in der Nähe möchte die Phantaſie aus höhern Sphären denn doch ein wenig herniedergezogen
ihnen in den futterreichen Bergen reichlichen Unterhalt , be:
Rimmen ſie aber auch zu einem unſtaten , umherziehenden Leben . Im Winter, wo in Arfadien oft boher Schnee fällt , verlaſſen viele Stämme mit ihren Heerden die Gebirge und überwintern in den weniger rauhen Diſtricten Epidaurus und Troezene.
Der Reichthum der Arkadier beſteht in ihren Schafen und Ziegen, Rinder fud ſeltener ; hier iſt es die Milch, nicht die Wolle der Schafe, von welcher der Schäfer. den meiſten Vor:
theil zieht. Die Schafe werden täglich gemolken, und nur kurz
werden !
In der größten, wenn auch nicht ſchönſten Ebene Artadiens, gegen 2000 Fuß über dem Meeresſpiegel, liegt die Kreisſtadt
Tripoliga mit circa 8000 Einwohnern , gegenwärtig der Sik des Gouverneurs von Arfaðien , eines Biſchofs, der Kreiscaſſe und einer Militärdiviſion . *) Die Stadt beſteht aus gewöhn lichen griechiſchen Häuſern , wie ſie feit dem Befreiungskampfe
den Schafen gewonnene Milch gibt herrlichen Käſe (rvor), der
aus den Trümmern entſtanden ſind ; nur einzelne Gebäude machen eine Ausnahme, doch iſt wohl anzunehmen, daß ſich diere Stadt in der fruchtbaren und ergiebigen Lage, bei der
in Griechenland überhaupt nebea Brod den Hauptbeſtandtheil
wachſenden Bevölferung der Umgegend bald heben wird, und
der Nahrung ausinacht und dem Hirtenſtande Arkadiens Ge winn und Eriſtenz verſchafft, während die rohe Wolle (von den
*) Das früher in Tripolika befindliche Oberappellationsgericht wurde nad Nauplia , das Generalcommando deo Peloponneg nach Argos
vor der Lammzeit ſtellt man dieſes Verfahren ein ; die von
meiftentheils dwarzen Schafen ) faum beachtet wird. Aud die
verlegt.
215
858 dieß wird namentlich der Fall ſeyn, wenn ihr durch Herſtellung
und Tefedemt zurückgekehrt, und am 7ten brach er bereits
von Straßen nach Salamata oder Argos die Mittel gegeben find, die Erzeugniſſe des Landes den Seepläßen als Handels :
wiederum von Moſtaganem nach Mascara auf. Sein Haupts zweck ſcheint geweſen zu ſeyn, ein Fort im Innern , Namens auf den franzöſi= Saida, ſüdlich von Mascara, anzugreifen
artikel zuführen zu können .
Zur Zeit der Türkenherrſchaft war Tripolika der Siß
eines Paſcha's, mit Mauern umgeben und galt für die reichſte Stadt Griechenlands. Im Jahre 1821 bemeiſterten ſich die Griechen unter Kolofotronis dieſer Stadt auf eben nicht ruhmwürdige Weiſe. Ich darf nur an den ſchändlichen Treubruch der Sieger gegen die Albaneſer erinnern, welche, zu der türfi: ſchen Beſaßung gehörend, geblendet durch die Verſprechung der Belagerer, daß ihnen freier Abzug in ihre Heimath zugeſtanden
werden ſollte , dieſen gleichſam die Thore öffneten.
Kaum
waren die Albaneſer einige Stunden entfernt, faum hatten die
Sieger die Plünderung der Stadt und Niedermeßlung der tür: fiſchen Bevölferung die edlen Hellenen, gezogenen Truppen gewohnten Waffen ;
in der Hauptſache beendigt , ſo feßten fie, in der Hoffnung auf Beute, auch jenen abnach und fein Albaneſe entging ihren blut : die Unglüdlichen wurden in den Bergen ,
ſchen Karten vom I. 1838 iſt dasſelbe noch nicht verzeichnet allein er vernahm , daß auch Saida geräumt Tey, und ſo ſah er wohl, daß er zwe&los mit der Arinee herum irren würde, ohue einen Feind zu finden , deßhalb beſchränfte er ſich auf eine beſſere Verſorgung von Mascara, wo eine Beſaßung von 6 bis 7000 Mann bleiben ſollte, und eine der Hauptbeſchäftigungen
der Armee war, die Ernten der feindlichen Stämme, nament: lich in der Ebene Eghresum Mascara her, abzumähen und das Korn in die Magazine zu bringen. Dieſe Ebene und das ganze umliegende Land gehört größtentheils dem Stamine Harchem , welchem Abdel-Kader ſelbſt angehört , und Bugeaud ließ es ſich angelegen ſeyn, dieſen Stamm , der das Wehe des Kriegs noch kaum erfahren hatte , die Schreden desſelben nun
tüchtig empfinden zu laſſen . Indeß hatte alles dieß noch keine Unterwerfung irgend eines bedeutenden Stanıms zur Folge,
nac Palifarenweiſe, ermordet ! Man ſollte denken , daß die , und es läßt fich dieß nur daraus erklären, daß das ſchwache, Griechen über ſolche Gräuelſcenen wenigſtens den Dedmantel unſichere Syſtem, das von Seite der Franzoſen bis zum I. der Vergangenheit zu ziehen bemüht ſeyn würden, aber nein, 1839 befolgt wurde, in den Arabern alle bleibende Furcht vor ſie erzählen ſie vielmehr den Freunden als Heldenthaten und ihnen zerſtört, und das Vertrauen zu Abdel-Kader bis zur ſuchen dieſelben höchſtens durch den ächt griechiſchen Grundſak Blindheit geſteigert hat. Leşterer ſoll ſich auch mancher Kunſt griffe bedient haben , um dieß Vertrauen möglichſt zu erhalten,*) zu rechtfertigen, daß ſie ſo zu handeln berechtigt waren, indem die Türfen es ihnen in ähnlichen Fällen vielleicht eben ſo gemacht haben würden !
Daß zur Zeit jener erſten Eroberung in Tripoliķa un: geheure Reichthümer aufgehäuft waren , geht beſonders aus dem von daher ſich datirenden Wohlſtande Kolofotronis und ſeiner Helfershelfer hervor ; ein alter, glaubwürdiger Grieche,
der als Augenzeuge berichten konnte , verſicherte mir , daß dieſer edle Chef einen Soldaten, der eine werthvolle ſilberne Schüſſel des Paſcha's erbeutete , eigenhändig niederſach , um
dieſelbe – gegenwärtig ſein Rafirbecken – als rechtmäßiges Eigenthum ohne Koſten an ſich zu bringen ! Im Jahre 1826 nahm Ibrahim Paſcha wieder Beſitz von Tripolißa und ſchwang
von hier aus einige Jahre lang die blutige Geißel über Morea ; beim Abzug der türkiſchen Truppen , 1828, war Tripolita ein
Nuinenhaufen. In der Gegend von Tripolißa wird viel Wein gebaut, der jedoch an Güte jenem in der Gegend von Aſtros, dem Izefonifo, weit nachſteht; die Offa dieſes Weins (= 2 Flaſchen ) koſtet iu Tripolika 4 Kreuzer ! Merkwürdig iſt der in dieſer großen Ebene ſichtbare Mangel an Bäumen ; man erbli&t nur Wein : felder und wildes Geſtrüpp, aus dem ſich eine einzige große Pappel erhebt.
( Fortſetzung folgt. )
und nur fortgeſeßte Unfälle Abdel-Kaders, verbundeu mit einer
bedeutenden Machtentfaltung auf Seite der Franzoſen kann dieß Vertrauen nach und nach erſchütteru. Während Bugeaud in der Provinz Oran beſchäftigt war, Mascara mit einer ſtarken Belaßung , mit Proviant und mit
Kriegsvorräthen aller Art zu verſehen, 30g Baraguay im Sche liffthal umher , ließ die einzelnen Stäinme die Schređen des Krieges fühlen, und ſchicte nur dann und wann die Krans fen – unter den leßten auch den Herzog von Aumale - nach Blidah und Algier zurüd. Er ſelbſt langte erſt Ende Junius
Seine Kreuz - und Querzüge hatten fein ſo be ſtimmtes Ziel , wie die Märſche Bugeauds in der Proving
wieder an.
Oran , und ſind ohne genauere Karten , als wir ſie bis jeßt beſigen, auch völlig unverſtändlich. Baraguay d'yilliers fehrte
nicht über den Col von Muzaia ins Küſtenland zurück , ſon dern überſchritt die Kette viel weiter weſtlich , um den Had ſchuten vom Nüden her beizufommen.
Der als Commandant
*) Man erzählt, er habe im 3. 1838, als die Häupter der Stämme in ihn drangen, den Franzoſen endlich den Krieg zu erklären, der ihm ſelbſt noch ungelegen fam , dieſe bei ſich verſammelt und in ihrem Beiſeyn einen höchſt inſolenten Brief an den Gou verneur ſchreiben laſſen, bem er auch alsbald ſein Siegel beis drüdte. Als aber die Bäuptlinge ſich entfernten , habe er den Brief ſogleich zerriſſen, und an deffen Stelle einen ſehr höflich
Die Colonie Algier.
gehaltenen abgeſchidt, dem dann auch eine eben ſo höfliche Ant
Der Generalgouverneur Bugeaud. - Der Sommers
ſubmiß erſcheinen mußte , habe er denſelben dann vorgeleſen.
--
feldzug. (Sdluß). Bugeaud entwidelte in der hat eine merkwürdige Thätig :
keit, Am 3 Junius war er von ſeinem Zuge nach Mascara
wort wurde. Dieſe höfliche Antwort, die den Häuptlingen ſehr Ebenſo ſoll Abdel-Kader die Botſchaften des Bifoofs Dupuch in Betreff der Auswechslung der Gefangenen benüßt haben, um die Stämme glauben zu machen, der Gouverneur ſende unauf hörlich Abgeordnete an ihn, um über den Frieden zu unterhandeln.
859
der Ebene zurücgelaſſene General de Bar, hiervon unterrichtet, ſammelte ein Corps von etwa 900 Mann , und rüdte weſtlich bor in der Richtung des Kubbar Rumiah (Chriſtengrab), ſtieß aber endlich nicht auf die Hadſchuten , ſondern auf feine Lands: leute ; die Hadſchuten hatten fich fämmtlich faſt ſpurlos aus
dem Staube gemacht, und der mühſame Marſch durch Schluch: ten und Wälder war vergebens geweſen. Intereſſant, nicht bloß in politiſch- militäriſcher , ſondern wohl bald auch in geographiſcher Hinſicht iſt Negriers Zug
gegen Süden.
Hier hatte Farhad - ben - Said , ſeit langer
Zeit unter dem Namen der „Schlange der Wüſte“ bekannt, im Intereſſe der arabiſchen Macht ſich mit Abdel-Kader ver : bündet, und ſeinen Siß oſtwärts um Biscarah (ungefähr unter 34° 30' N. B. und 3° 24' 0. l. v. P.) genommen , während Abdel- Kaders Kalifah, Hadſchi Mohammed, zu EI-Mſyla (ungefähr 350 204 N. B. und 1 ° 50' D. L. v. P.) ſeinen Siß hatte,
und Ben Salem , befannt durdy ſeine Einfälle in den öſtlichen Theilen der Provinz Algier , als Kalifalı der Medſchanalı rei:
im Süden der Ebene Medrchena überſtiegen, haupſächlich dem Laufe des El- Kiſab (El Kaſaub der Karte) gefolgt. Dieß wilde
Gewäſſer fließt durch ein ſehr unebenes Terrain, und kommt in eine nach Negriers Angabe ſehr dürre Ebene hinab, denn er ſagt in ſeinem Bericht, er hätte, um von El Miyla nach Abu Sahdah zu gelangen, 22 Lieues weit in einer Ebene ohne alles Waſſer (où il n'avait pas un filet d'eau ) marſchiren müſſen .
Dieß ſtimmt weder hinſichtlich des Waſſers, noch hinſichtlich der Entfernung mit den Karten überein, und wenn Negrier ſeiner Angabe zufolge von El Miyla aus noch 6 lieues nach Südoſten marſdirte, ſo hätte er nach den Karten nicht nur einen Fluß, El Dſchinenne oder El-Em, *) ſondern auch den Salziee El Schott erreichen müſſen . Von allem dem iſt gar keine Rede, und die Karten hier alſo wohl relir zu berichtigen. Negrier war von Setif in ſüdweſtlicher Richtung nach El Miyla gezogen, er wandte ſich ießt wieder weſtlich, und zog dann gerade öſtlich über die Wannugahberge nach Bordſch - Medſchana und Setif zurüd .
nen Einfluß ausbreitete , ſo daß El-Mofrani , der franzöſiſche
Um die Erfolge dieſer Feldzüge zu würdigen , bedarf es
Kalifah der Medſchana, ganz machtlos wurde. General Ne: grier, Commandant der Provinz Conſtantine, beſchloß dieſem Zuſtand der Dinge ein Ende zu machen, und brach am 20 Mai
bloß eines Bliđes auf die Karte. Die Franzoſen nähern fich einem großen Ziel, dem, die ganze Städtereihe von Tlemſan bis Conſtantine zu beſeßen . Der nächſte Feldzug . muß einer:
von Conſtantine nach Setif auf, wo er alle Anſtalten traf, um ſeinen Zug gegen Süden antreten zu fönnen ; er verließ Setif am 8 Junius, und am 11 erreichte er EI-Mſyla, ohne auf den Feind geſtoßen zu ſeyn. Der Kalifah folgte alſo auch hier dem Beiſpiele feines Herrn , er wid, dem Kampfe aus, und zog ſich nach Bon Saada. *) Negrier hielt es nicht für gerathen, ihm
ſeits gegen Tlemſan gehen, andererſeits eine Stelle im Sche
liffthal in den Beſiß der Franzoſen bringen, von der aus man die Verbindung zwiſchen Mascara und Medeah leicht unterhalten, und die mächtigen dort wohnenden Stämme bezähmen kann, welche
in dieſem Feldzug das Gewicht der franzöſiſchen Waffen hinrei
keit, ferner dieſen Ort zum Mittelpunkt ſeiner Intriguen zu
chend empfunden haben. Inzwiſchen iſt eine andere ſchon öfter erwähnte Unternehmung in vollem Zuge, nämlich die Einſchlie Bung des bedeutendſten Theils der Metidſcha durch einen Gra: ben, hinter welchem die Coloniſation und der Anbau ruhig vor
machen, und ſeine Truppen dort zu unterhalten , “ wie es in dem Verichte heißt. Unter Hadſchi Mohammeds Truppen ſoll ſich auch ſtarker Abfall gezeigt haben , und Negrier rückte deß
fich gehen fönnen ; der Anfang iſt bei Blidah ſchon auf einige Stunden weit gemacht, und roll mit Eifer fortgeſeßt werden. Die Bereßung der Städtereihe im Süden hindert dann größere
halb noch mit der Reiterei ſechs lieues weiter vor, um die
Schaaren unvermerkt durchzufommen und die Franzoſen uns vermuthet zu überfallen , während die Einſchließung der Metidſcha in wenigen Jahren die ganze Colonie gegen die Gefahr einer Aushungerung von der Seeſeite her ſichert. Auf dieſe zwei
dahin zu folgen , blieb drei Tage zu El - Miyla, zerſtörte die
Ernten, und „verſeßte Hadſchi Mohammed in die Unmöglich
beginnende Unordnung der feindlichen Truppen zu nähren ; in der That ſoll Hadſchi Mohammed auch von ſeinen Truppen großentheils
verlaſſen worden ſeyn , und mehrere reiner Reiter verlangten in franzöſiſche Dienſte. zu treten. Dieß war indeß nur ein Theil des Plans , welchen General Negrier verfolgte, denn zu
derſelben Zeit hatte er den franzöſiſchen Scheich-el-Arab, Ben
Punkte hin iſt demnach das Streben der Franzoſen gerichtet, und auch dieſer Feldzug hat ſie ihrem Ziele um ein Gutes nas her gebracht.
Gana, ohne ihm von ſeinem Plan etwas zu ſagen , beauftragt,
gegen Biscara, den Hauptfiß Farhads-ben-Said , zu marſchi ren, während er ſelbſt durch ſeinen Zug die feindlichen Streit: kräfte weſtwärts zog. Dieß gelang. Ben Gana erreichte Bis: cara , ſchlug Farhad , alle Stämme, die ehemals fchon (wäh
rend Achmed Bey's Herrſchaft) unter ſeiner Autorität geſtan den hatten , erkannten ſie jeßt wieder an , und eine Deputa tion derſelben fam nach Conſtantine, um dem Commandanten
Erdbeben in Dänemark. In Veranlaſſung der am 3 April d. I. auf der cimbiſchen Halb inſel verſpürten Erderſchütterung wird der als Geologe bekannte Pro feſſor Forchhammer in Kopenhagen nach Jütland reiſen , um dort die genaueſten Data über die Natur und Wirkung des Erdbebens ju ſama meln .
Vorläufig hat er ſeine Anſicht dahin ausgeſprochen , daß die
der Provinz ihre Unterwürfigkeit zu bezeugen .
Nichtung des Erdbebens (Weſtnordweſt nach Offüdoſt) auf ſehr inter
Ueber Negriers Rüdmarſch müſſen wir noch einige Worte erwähnen. Er war auf ſeinem Hinmarſch, ſobald er die Berge
portreten der wenigen Bergmaſſen in Dänemark ausgedrü &t wären. Die
effante Weiſe mit den Linien zuſammenſtimmen, welche durch das Herz
Erdbeben pflegten nämlid immer den Bergketten oder ſogenannten * ) So heißt der Ort in den franzöſiſchen Blättern ; wahrſcheinlich ift es Abu Sahdah, etwa 12 lieues ſüdweſtlich vom Mſyla .
auf den Karten : lebm .
860 Hebungslinien zu folgen , welche felbſt nichts Anderes wären , als die Ritterſchaft (milites slavonici , lethslachta , locsclaga leekslachta ). Wirkungen älterer Erdbewegungen , und die Erderſchütterungen pflegten Dainals hatte (von der Zeit jenes von Samo geſtifteten Bündniſſes an ) fich immer an denſelben Punkten wieder zu zeigen. Solcher Hebungss auch die czechiſche Mitterſchaft den Namen lechen angenommen. In dem linien gebe es nun in Dänemark zwei, eine von Nordweſt nach Südoſt, Gedicht: „das Gericht der Libuña ," treten Cefen auf , was adelige welche der jüt'fchen und feeländiſchen Kreidelage folge und in der ge- oder Leute bedeutet , die weder Kmeten , $ . h . Beamte, noch wla :
naueſten Verbindung mit den ſchwediſchen Bergfetten ſtehe, und eine andere von Norden nach Süder, welche der Halbinſel ihre Form gegeben und fich in der Klippe von Helgoland wirkſam gezeigt habe. Vergleiche
byka s oder gewählte Stammeshäupter find , ſondern nur Ritter waren oder Anführer ihrer Familien , mit Einem Worte Fürſten , wie fich Neſtor über Kii , der vermeintliche Gründer von Kiew , ausdrüdt. .
terung aló über die Richtung des Stoßes, ſo werde man verſucht angu-
Jekt komme id; zur Aufhellung der Verhältniſſe , welche zwiſchen Liten und Lagen beſtanden , und id, muß die Bedeutung dieſer Benen
nehmen , daß die Bewegung fich vom weſtlichern Theil des Limfiordo
nungen erklären . In politiſcher Hinſicht theilten bekanntlich die alten
man nun die Beobachtungen ſowohl über die Verbreitung der Erderſchütnach jenen beiden Linien hin verbreitet habe. ( Däniſche Blätter .)
Griechen die Bewohner der dainaligen Welt in Hellenen und Barbaren , worunter fie die Völker von fremden Spracen und fremden Sitten
verſtanden . Ihrem Beiſpiel folgend, theilten die Römer das Menſchen=
Betrachtungen über Wiſzniewski's Geſchichte der pol- geſchlecht in römiſche Bürger (cives) und Fremde (gentes ), zu welchen niſchen Literatur von Maciejowski.
lestern fie fuwohl die im Umkreiſe ihres Reichs als jenfeits der Gränzen
Erſte Abtheilung.
Die Neugriechen oder Byzantiner folgten in dieſer Beziehung den Mömern,
wohnenden Völfer zählten , welche kein römiſches Bürgerrecht hatten.
(Fortſepung .)
und nannten liten (Aaltos , anios , heitos von dem Worte Laos
Schlößer , welcher den Namen Lech das einemal annahm und das anderemal verwarf , macht die Bemerkung, daß alle Sagen , welche für die Eriſteng dieſes Mannes zeugen , in dem Zeitraume vom 6ten bis 9ten Jahrhundert umherſchwanken , und daß dieſelben erſt dann den Namen einer Tradition verdienten, wenn der Geſchichtſchreiber nachweiſe, in welcher Art fie, obwohl ſo lange Zeit von Niemand niedergeſchrieben, unverlegt erhalten werden konnte, und warum die erſten Schriftfteller diejenigen namentlich, in denen ſie als Material vorkommen ſollte, nichts davon erwähnen. Dagegen muß ich die Bemerkung machen , daß unſer erſter Chroniffchreiber Marcin Gallus ausdrücklich anmerkt, daß er alles, was die heidniſchen Zeiten betreffe , mit Stillſchweigen übergehe , und
gens) diejenigen Völker, die, obwohl unter der Obhut des Kaiſerthums
daß ſein Nachfolger Matthäus , welcher zur Zeit der Einführung des Chriſtenthums ſchrieb, häufig die Namen Lechiten und Leſchek erwähnte ; in der That iſt aber jener lech aus dem Namen Lechiten entſtanden, in eben dem Zeitraume, welchen Schlößer jener Sage anweist. Der vor dem denn die Deutſchen bezeich7ten Jahrhundert verachtete Name ladh erhob ſich nun zu neten mit dem Worte faz , Lat einen Knecht
hoher Bedeutung , als der Befreier der Czechen . Samo, an der Elbe
einen großen Bund flawiſcher Völker ums Jahr 630 ſtiftete , wo die
lebend , doch nicht das Bürgerrecht hatten .
Die Deutſchen, welche nach
den Römern die Weltherrſchaft übernahmen , gaben die gleiche Benen nung Sen Völkern fremder Herkunft, über welche fie geboten, und denen ſie das volle Bürgerrecht nicht zugeſtanden. Die den Deutſchen benach barten Slawen theilten in gleicher Weiſe das Wolf ab, iind nannten die
Einwohner des niederſten Standes Leute ( Citi) oder folche, die nie in das Gefolge der Schlachta ( Lazi) traten .
Die römiſchen Liten waren Bölfer verſchiedener, namentlich deutſcher und farmatiſcher Herkunft, die auf römiſetyem Boden angeſiedelt oder geduldet, und zum Kriegsdienſt, ſo wie zur Steuerzahlung verpflichtet waren. Die griechiſchen und lateiniſchen Schriftſteller verſtanden unter Sarmaten
nicht bloß Völker finniſcher und deutſcher Abfunft, fondern auch Slawen und Litthauer. Die älteſten deutſchen Schriftſteller verſtanden unter Liten
Völfer von fremder, vidt germaniſcher Abfunft. Die ſpätern, namentlich im 9ten und 10ten Jahrhundert, unterſchieden liten und Lagen , aber
die neuern Forſcher der deutſchen Rechtsgeſchichte laſſen dieſen Unterſchied nicht gelten ; nur Grimm macht die Bemerkung, daß, wo die nächſtſden Nechtebücher aus dem Anfang des 10ten Jahrhunderts zwiſchen liten und
dortigen gemeinſam mit den Czechen gegen die Franken tämpfenden Slawer ihre Ritterſchaft und ihre Anführer lechen zu nennen begannen , und als ſogar die Deutſchen , die einſt die Lachen verachtet hatten, jeßt
Lazen unterſcheiden, e& unrecht fey, die einen und die andern für einerlei Volf zu nehmen. Diefen Unterſdied zwiſchen zweierlei Wölfern machen
auf dem Fuße gleicher politiſcher Rechte mit ihnen lebten . Im Jahre 805 führte Lech die Szechen an. Das iſt wohl derſelbe Leſchef, welchen
Reditsweſend aus dieſem und den folgenden Jahrhunderten, ſondern ſelbſt der Sachſenſpiegel aus dem Ende des 12ten . Dieſer ſagt ausdrücklich
nicht bloß die Chroniſten, die Urkunden und die Ueberreſte des deutſchen
nach einem bisher unbekannten Chroniſten Dlugoſch auch zu einem Fürſten
(1. 52. $ 1 - 3. III. 44. $ 3 ), daß unter der Benennung füte Leib
der Polen macht. Zu dieſer Zeit mußten wohl die Sachſen mit den Lachen in Freundſchaft ſtehen, da ſie von Karl dem Großen zum Dienſt unter ſeine Fahnen gezwungen , nach Eginhart widerwillig gegen die
eigene zu verſtehen ſeyen , und die erzen ( Latti ) [eyen Untergebene, die von den Sachſen beſiegt worden , welche einſt im Heere Alerander des Großen dienten , dann in dieß Eand famen und dad hier wohnende Voll unterjochten . Wer waren nun dieſe Liten und die Lagen ? Es waren Völfer fremder Abkunft, die beiſammen wohuten , und ſpäter in dem= felben Verhältniß zu einander blieben, worin fie früher zu den Römern und ſpäter zu den Deutſchen ftanden , als ſie unter deren Herrſchaft waren , d. h . daß die einen der Gewalt der andern unterworfen , daß
Slawen fochten , und da Lothar , der im Jahre 817 eine Geſandtſchaft
an die Sachſen abſchidte, dieſe auch zu den Lachen gehen ließ und ihnen Unabhängigkeit von fremder Gewalt und Freiheit zu ihren alten.Rechten und heidniſchen Gewohnheiten zurückzukehren verſprach, wenn ſie ſich auf feine Seite ſchlagen wollten. Um dieſe Zeit bildeten die unter den Frieſen lebenden Lachen einen dritten Stand freier Leute, eine Schlachta,
nämlich die Liten die Unterthanen der Lagen waren .
oder , wie die Rechtsſprache des 12ten Jahrhunderte ſich ausdrüdt, eine
( Fortſeßung folgt.)
Mů n doen , in der literariſd - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta' ſchen Buchhandlung. Berantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide a mann.
Nr. 216 .
Da s as
AA us u sland. Ein
Tagblatt für
. Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 4 Auguft 1841 .
Verhältniſſe in den Barbareskenſtaaten .
| malteſiſchen Colonie geſtattet hatte , durch Askar-Ali von fei
Wir fügen unſerer Zuſammenſtellung über die Lage der Dinge in Algier einige Bemerkungen über die übrigen Barba-
nem Poſten entfernt wurde. Die Angelegenheiten von Iunis berühren Frankreich ſchon
reskenſtaaten bei , da eine Rütwirkung aller auf einan-
weit näher, und hier iſt es in neuerer Zeit minder glüdlich
der immer unvermeidlicher wird. Es iſt ein ſeltſames Schau : ſpiel, wie ſich engliſcher und franzöſiſcher Einfluß hier allent:
geweſen . Die Lage von Tunis iſt folgende : Im Jahre 1812
halben bekämpfen , und wenn gleich die Einzelnheiten der fpe-
ſich unabhängig .
ciellen Intriguen dem Laien gänzlich entgehen , ſo iſt doch gewöhnlich das allgemeine Verhältniß febr Flar.
den Abfall zu rächen, ſpäter hinderte der griechiſche Aufſtand,
In Tripoli , wo ſeit 1834 ſtatt der alten Familie Cara: manli ein türfiſcher Paſcha herrſcht, iſt der alte Kampf mit
den Arabern im Innern immer noch lebendig, und der engliſche Conſul, Oberſt Warrington , der fich ſchon ſeit mehr als
zehn Jahren dort befindet, und den Sturz der Familie Caramanli namentlich einleitete, iſt noch immer ſehr geſchäftig : er hat ſich Verbindungen mit dem Innern eröffnet, und ſteht be-
vernichtete Hammenda Vaſcha die türkiſche Miliz , und machte Die Pforte war im Augenblick außer Stand,
der ruſſiſche Strieg und der Kampf in Syrien jede Unterneh:
mung nach Tunis ; im Jahre 1837 aber , einige Jahre nach der Beswingung von Tripoli , erſchien Lahir Paſca vor Tu: nis , um es zu unterwerfen , und einen andern Paſcha ein zuſeßen. Es war gegen Fraufreichs Intereſſe, daß die Türfen und der engliſche Einfluß ſich in Tunis feſtrebe, wo es die 1
Folgen durch immerwährende Aufſtände in ſeinen afrikaniſchen Beſißungen ſchnell gefühlt hätte ; deßbalb erſchien eine franzó:
fonders in gutem Verkehr mit Abd -el- Dſchelil, dem Bey der
fiſche Flotte, und erklärte ſich der Landung von türkiſchen Trup
Dare Fezgan. Leşterer, feit Jahren im Krieg mit dem tůrti:
pen mit Gewalt zu widerſeßen. Die Landung unterblieb, und
rohen Paſcha, hat wiederholt erklärt ; er ſey bereit, Frieden zu ſchließen , wenn der engliſche Conſul die Garantie desſelben
der Bey war noch einmal gerettet. Seit dieſer Zeit war er vollends der treueſte Anhänger Franfreichs. Seit dieſes aber Mehemed Ali fallen ließ, iſt ſein Stern im Erbleichen , und der Einfluß der Engländer iſt übermächtig : der Bey hofft den
übernehmen wolle. Ein franzöſiſches Blatt, der „ Sémaphore" · vom 28 Febr., enthält darüber die Nachricht: „ der Paſcha Asfar:
Ali will von keiner liebereinkunft hören , und behauptet , eine Sturm zu beſchwören , ſendet Geſchenke nach Konſtantinopel, ſolche ren der Politik des Sultans zuwider , und überdieß zeigt ſich den Engländern in allem gefällig , und iſt entſchieden müfre man den engliſchen Einfluß nicht ganz voru feindſelig gegen die Franzoſen , wie er ihnen denn vor furzem S
Mit einem andern Gouverneur hätten
den Anfauf der Pferde und des Schlachtviehes verweigerte, was
die Engländer bald einen Handelsweg durch die Regentſchaft eröffnet. “ Dieß iſt ſehr deutlich. Die Familie Caramanli war in den leßten Jahren ihres Beſtandes gang in die Hände der
fonſt nie geſchehen war. Uebereinſtimmenden Nachrichten aus Konſtantinopel zufolge roll Tahir Paſcha1, ſobald Sandia be zwungen iſt, nach Tunis regeln, um dieſes zu unterwerfen und
Franzoſen gefallen , und die engliſche Regierung führte unter
den Bey abzuſeßen.
Leitung des Oberſten Warrington beren Sturz herbei. Seßt iſt ein türkiſcher Pafcha da, und die franzöſiſche Politik muß dort
lands überwiegend , und Frankreich in ſeinen afrikaniſchen Ve fißungen lebhaft bedroht. Wird es wieder wie im Jahre 1837 eine Flotte hinſenden , und die Landung der Türfen verhin:
herrſchen laſſen.
der engliſchen tabermals den Rang abgelaufen haben. Das fcheint, wenn auch nicht gerade aus obiger Nachricht, doch aus dem Umſtande hervorzugehen , daß CurſunPafcha, Gouverneur vou Bengaſi, der mit Abd -del -Dfdelil einen Vertrag geſchloſſen , und wie es ſcheint den Engländern die Anlegung einer
Geſchieht dieß , ſo iſt der Einfluß Eng:
dern ? Das iſt die Frage. Da indeß Lahir Paſcha in Candia nicht fo fchnell fertig zu werden ſcheint, ſo zieht ſich dieſe An:
gelegenheit wohl noch ſehr in die Länge. Der Schaden aber , den die unentſcloſſene Haltung Frantreichs in der ägyptiſchen 216
862
Angelegenheit dem Rufe dieſes Landes im Orient zugefügt, möchte indeß, ſchwer auszubeſſern reyn .
Bilder aus Griechenland. Erinnerungen aus Arkadien . - Tripolita. – Die neue
Mit Maroffo iſt Frankreich immer noch auf dem alten Fled. Muley Abderrahman kennt die Macht der Franzoſen
Strafe nach Argol. - Türkiſche Bäber .
und will ſich feinem Angriff von ihrer Seite ausſeßen ; auf
( Fortſeßung. )
der andern Seite ſcheint er ſelbſt vor den Entwürfen Abdel
In einiger Entfernung von Tripolißa findet man die Ueberreſte der Städte Tegea und Mantinea, die vielleicht für den Alterthumsforſcher von hobem Intereſſe fern mögen, alich
Kaders bange, denn er weiß, daß gegen einen glücklichen Krie: ger und Glaubenshelden ſeine ziemlich morſche Herrſchaft fich
nicht lange halten würde. Es iſt ſomit fein perſönliches In- | wohl lohnende Ausbeute geben können. Für den gewöhnlichen
tereſſe, daß -Abdel-Kader nicht zu machtig werde, aber dieß per: Reiſenden aber bieten die dort in ungefunden Sümpfen und Froſchladen zerſtreut liegenden Mauerſtüde feine Entſchädigung
fönliche Intereſſe darf nicht öffentlich hervortreten, wenn er
ſich nicht mit dem fanatiſchen Glaubenseifer ſeiner Unterthanen
in Zwieſpalt regen will. Dieſe Stellung erklärt die ſcheinbaren der marokkaniſchen Regierung.
Widerſprüche in dem Benehmen Die Engländer ſpielen unter dieſen Verhältniſten eine ziemlich ſeltſame Rolle : fie benüßen den Fanatismus der Maroffaner,
um fortwährend Waffen und Munition an Abdel-Kadern zu Tenden. Die franzöſiſchen Blätter zählen ſolche Sendungen in großer Anzahl auf und machen zum Theil felbſt die Perſonen namhaft. So ſoll 3. B. ein Lord Riddesdate am 13 Febr. gu Mogador angelangt , und auf ſeinem Schiffe 1000 Kanonen: Fugeln , 1000 Sábel , 1000 Gewelrläufe , 50 stiſten Kartätſden
und 50 Fäßchen mit 100 Sentnern Pulver gehabt haben, die an den engliſchen Conſul daſelbſt addreſſirt geweſen ſeyen , und das
franzöſiſche Blatt , das dieſe Nachricht bringt ( Sémaphore, 9
dar , es müßte ihm denn die Ausſicht, hier bei längerem
Aufenthalt ein claffiſches Fieber einſaugen zu fönnen, als ſolche gelten , und in dieſer Hinſicht will ich ihm verſichern , das er ſich ſchwerlich irren wird, auch den Troſt Beifügen, daß von
Seiten der Behörden kein Hinderniß im Wege ſtehen dürfte, falls er den Wunſch hegen ſollte, daß ſeine irdiſchen Ueberreſte
in der Nähe jener des Epaminondas beigefeßt werden möchten ! Nordöſtlich von Tripolißa liegt der Fleden Phouea mit dem berüchtigten ſtymphaliſchen See, an deſſen Trodenlegung
bereits Jahre lang gearbeitet worden iſt, obne indeſſen ein ge nügendes Reſultat erzielt zu haben . Daß der in der Ebene von Argos aus einer Höhle ſtürzende Fluß Eraſinos aus dem
ſtymphaliſchen See entſpringe, und alſo bis zu ſeiner Mündung auf der Oberfläche unterirdiſch einen circa fechs Meilen langen
März) macht dazu die Bemerkung : „ allenthalben , wo ſich feind: liche Geſinnungen gegen uns kundgeben, iſt England da mit ſeinen Kriegsvorräthen , feinen abenteuerlichen Lords und ſeinem
verdient hier der Straßenbau von Tripolika nach Argos Er:
Gelde ; es handelt dabei mit einem Gifer, der unſere gerechte Na:
wähnung .
tionatempfindlichkeit aufs höchſte zu reizen geeignet iſt. Die an folche Ausfälle geknüpften Aufforderungen , den Sultan von Ma: roffo zu züchtigen , läßt die Regierung weislich unbeachtet, da fie beſſer als irgend jemand weiß , daß derſelbe nur geſchehen ließ, was er nicht hindern konnte ; ſechs fremde Officiere aber, die ſich durch Maroffo zu Abdel-Kader begeben wollten , ließ er durch den Gouverneur von Tetuan zurüdweiſen. Die Engländer find in Reiner geringen Verlegenheit : bei einem neulidhen Streite der Fran, joſen mit den maroffaniſchen Behörden ſtand die franzöſiſche Re : gierung auf dem Punkt, Tanger zu blokiren ; nun mußten die Eng länder eilig vermitteln, denn Gibraltar bezieht Teine täglichen
Schon im Jahre 1834 war es eine Lieblingsidee der Re gentſchaft , die Hauptſtadt Arfadiens durch Herſtellung einer
Bedürfniſſe an Schlachtviel), Geflügel, Eiern, Mehl u. f. w. aus Tanger, und ein Bruch zwiſchen Frankreich und Maroffo würde dieſe Zufuhr plößlich. unterbrechen . Dieſe Verhältniſſe machen
Weg vollenden müſſe, unterliegt kaum einem Zweifel.
Als ein nicht unbedeutendes Unternehmen der Regierung
Straße mit der damaligen Reſidenzſtadt Nanplia zu verbinden, eine Idee, die jedoch durch nähere Unterſuchung des Terrains
und beſonders durch den Bericht des Ingenieurcorps in Be treff der Herſtellungskoſten damals vorläufig zurücktreten mußte. Als jedoch der Hof nach Athen verlegt und die Straße von
Nauplia nach Argos vollendet war , wurde auch dieſer Plan, dellen Ausführung für die treffenden Provinzen von größter Wichtigkeit ſeyn mußte, wieder in Anregung gebracht und zwar durch den damaligen Generalcommandanten des Peloponnes,
einen einflußreichen General, der von feinem Siße, Tripolißa,
ſeine Augen auf die ſpaniſchen Preſidios geworfen hat. fehlt nicht an Stimmen in Frankreich und in Spanien, welche
zur Uebernahme höherer Functionen nach Athen berufen wurde, auf der Hinreiſe den ſchon bekannten Weg noch einer ſpeciellen Beſichtigung würdigte, und der Regierung in einem motivirten Bericht die Erklärung einfandte : „ die Straße von Argos nach Tripolißa (= 10 Stunden im Gebirge !) fann mit 12,000 Drachmen bergeſtellt werden .“
die ſeit einigen Jahren ſo oft wiederholten Unruhen in denſel ben den Engländern Schuld geben , und auch in neueſter Zeit
riums ! Das Ingenieurcorps batte früher als nothwendigen
es wahrſcheinlich , daß England irgend einen Punkt auf der afrikaniſchen Küſte zu erhalten ſucht, und in dieſer Beziehung
ſollen engliſche Emiſſarien, mit Geld wohl verſehen , in Alhu cemas und Ceuta erſchienen ſeyn. An erſterem Orte brach be: kanntlich die Beſaßung in Meuterei aus , in legterem rollen die Emiſſarien ausgewieſen worden ſeyn.
Man denfe fich die freudige Ueberraſchung des Miniſte: Koſtenpunft zur Herſtellung dieſer Straße ſo ungefähr die
Summe von 80,000 Drachmen (= 27,000 fl. C. M.) errathen laffen - jeßt ging der Antrag ein , die Straße mit 12,900 Drachmen herzuſtellen. Der Bericht des Generals wurde ſofort *
mittelſt Refcript in Abſchrift dem Geniecorps zugefertigt, die
more
863 12,000 Drachmen zur Dispoſition geſtellt und Befehl ertheilt, die Arbeiten unverzüglich beginnen zu laſſen . Diefem gemäß wurde der Bau der Straße von Argos nach Tripolißa uach den in jenem Berichte entwidelten Grundfäßen im I. 1836 begonnen : im 3. 1839 waren bereits 100,000 Drachmen zu dieſem Zwede verausgabt, aber noch tein fahr: barer Weg, vielweniger eine Straße hergeſtellt!
Es liegt nicht in meiner Abſicht zu unterſuchen , welche Mißgriffe bei dieſem Straßenbau ſtattgefunden - in Griechen: -
land kennt und beſpottelt ſie jeder Eſeltreiber, der die Tour auf der neuen Straßenlinie unr einmal gemacht - nur ſo viel erlaube id mir zu bemerken , daß ein Hauptgrund des Mißlingens dieſes ſchönen Unternehmens wohl in dem Umſtande zu ſuchen iſt, daß die Ausführung der Arbeiten einer Infanteriecompagnie , und die techniſche Leitung des Baues nicht dem Geniecorps, ſondern dem Compagniecommandanten dieſer Linientruppen und ſeinen Officieren übertragen wurde eines Baues , der ſo vielfältige Schwierigkeiten darbot , daß ſchon ein ziemlich erfahrener Ingenieur dazu gehörte, dieſelben
würdigen zu können . Der Kreisingenieur von Argolis war zwar angewieſen die Rechnungen des Baues zu revidiren und die Arbeiten von Zeit zu Zeit zu inſpiciren ; allein dieſe In: ſpection diente uur dazu, den Bau mit Koſten (Berechnung der Diäten und Reiſekoſten ) zu beſchweren , im Weſentlichen
hatte ſie auf die Arbeiten feinen beroudern Einfluß, zur das Geniecorps fich durch das ganze Unternehmen, bei dem man
Starfen nur, ohne ihn zu tödten. Dieſer hob fich auf die Sinterbeine Der Vater fährte mit aller ſeiner Kraft einen
und fuhr auf ſie 108.
Schlag gegen ihn , allein die Art drang nicht durch die dichtbehaarte Haut , und der Bär warf den Mann unter ſich, faßte ihn im Rüden Alles dieſes geſchah in wenigen Augenbliden .
und trug ihn dayon.
Als der Sohn , welcher von neuem zu laden bemüht war , ſah, wie der Bär ſeinen Vater überwältigt hatte , verlor er feine Faſſung. Anſtatt ſich zu einem neuen Schuß zu rüſten, fuhr er verzweifelt auf den Bären lo8 und ſchlug ihn , ſo viel er nur vermochte, mit der Flinte, aber dieſe jerſplitterte und er behielt nur den Lauf zurüd. Der Bär ſchleppte inzwiſchen den Vater weiter , der jedoch nicht die Beſinnung verloren !
hatte , ſondern mit ſeiner Art , die er feſthielt, unter dem Bauche des .
Bären ein Loch zu fraßen ſuchte, was ihm aber nicht gelang ; der Sohn folgte nach und hämmerte mit dem Flintenlauf auf den Rüden des Bären .
fühlbar.
Endlich wurden ihm die gewichtigen Schläge zu häufig und Er ließ den Vater los und wandte fich mit furchtbarem
Brüllen gegen den Sohn.
Dadurch kam der Vater wieder auf die
Beine und wollte ſeinem Sohn helfen , aber in demſelben Augenblid
gab der lektere dem Bären einen mächtigen Schlag über die Naſe, der zur Folge hatte, daß der Bär auf die Seite ſprang und in den Wald lief. Auf dieſe Weiſe wurden ſie gegen ihn geſichert. Der Vater hatte, da er mit einem siden Pelz bekleidet war , yon den Biſſen des Bären Am folgenden Tage gingen Vater und Sohn aufs neue aus , dieſesmal jeder mit einer Flinte bewaffnet, und trafen wieder auf den Bären , der nun von dem Sohn furch den erſten Schuß
feinen Schaden gelitten.
erlegt wurde. ( Däniſche Blätter.)
ibm weder Stiinme noch Thätigkeit zugeſtanden, gewiſſermaßen
beleidigt finden mußte, und ſohin der. Infanterie, die es ent: Betrachtungen über Wiſzniewski's Geſchichte der pol worfen und ausführen ſollte, gern die hiermit verknüpften Lor: beeren überließ. niſchen Literatur von Maciejowski. Am deutlichſten trat die Unvollkommenheit der Arbeiten an jenen Stellen des Baues hervor, welche ſich
Erſte Abtheilung.
an den Abhängen der Berge hinziehen, wo der Straßeukörper auf der einen Seite durch Abtragung des Erdreichs , auf der
( Fortſepung.) 311 den bedeutendſten Völfern , welche neben den Deutſchen und Slawen wohnten und fpäter civiliſirt wurden , d . h . das Chriſtenthum und die Bildung des weſtlichen Europa'd ſpäter annahmen, gehörten, wie
andern durch Futtermauern und Aufſchüttung gebildet werden
mußte ; hier waren nach ſtarken Regen ſtellenweiſe oft kaum die Steine der Mauer noch aufzufinden , die Ausfüllung und Beſchotterung hatten die von den Bergen ſtürzenden Wildwaſſer gänzlich weggeſchwemmt.
So iſt es in Griechenland mit vielen Unternehmungen ge
gangen ; der Plan oder vielmehr die Abſicht war gut, aber man fehlte bei der Ausführung in der Wahl der Mittel zur
Erreichung des Zwedes , oder aber man übertrag dieſelben Männern , denen es zwar nicht an gutem Willen, aber nicht Telten an den hierzu nöthigen Kenntniſſen und Erfahrungen gebrach. ( Schluß folgt. )
Eine Därenjagd in Worwegen .
bekannt , die Litthauer,
Dieſe Verſpätung mußte einen Grund haben,
und bedeutende Urſachen ſie von dem Chriſtenthum und der Bildung
fernhalten. Wenn man einen Blick auf die Geſchichte Litthauens wirft, jo begreift man leicht , daß die chriftliche Religion für die Litthauer unzugänglicher war , als für die Deutſchen und Slawen , und daß das Heidenthum , zuerſt durch den Aberglauben , dann aber aus politiſchen
Urſachen hartnäckig von ihnen vertheidigt , nicht bloß ihre Civilifirung verſpätete, foudern auch die Kriege herbeiführte, die ſo lange von deutfdyer
und flawiſcher Seite gegen ſie ſtatthatten. Dieſe Kriege gaben, wie ich vermuthe , Veranlaſſung zur Spaltung zwiſchen den Litthauern und Slawen in der Benennung und in den politiſchen Rechten. Jene erhoben den
mächtigen , früher verachteten Namen der Lagen , und ſahen mit Nicht= achtung auf den Namen der Liten herab , ſo daß er von nun an der
eigenthümliche Name der Unterworfenen wurde, und während er früher Ein Anſiedler zu Hundningsvand begab fich mit ſeinem zwölf= jährigen Sohn , der erſte mit einer Art , der zweite mit einer Flinte bewaffnet, auf die Jagd nach einem ungewöhnlich großen Båren , der
fich , wie ſie in Erfahrung gebracht, in der Nähe gezeigt hatte. Sie trafen bald auf ihn : der Sohn legte an und ſchoß, aber verwundete den
den litthauern und Slawen gemeinſam geweſen war, jeßt die beſondere
Benennung der erſtern wurde , und als allgemeine Bezeichnung für die Unterthanen diente , oder für die Leute (ludzi) , wie Ruſinen , Polen , Czechen und Sorben ſie nannten , denn man erſieht aus der Geſchichte, daß die Pitthauer in der Nachbarſchaft dieſer Völker wohnten. Id
864 beſchließe dieſe Auseinanderſebung mit der Bemerkung , daß in dem zur
Bedeutung bezeichnete. Ich bemerke auch noch , daß nicht bloß die Lit
Volf, und es ergab fich ganz natürlich, nicht bloß die Litthauer, fonderit auch daß eigene gemeine Volk leute zu nennen. Indeß wurde dieſe Benennung meiner Anſicht nach erſt nach jener Unterjochung gewöhnlich. Später bemerkten indeß die Slawen, daß fie neben ihrem Unfrieden mit den Litthauern doch auch keineswegs zu den Deutſchen im Vortheil ſtanden, und daß fie hier ſo ziemlich alles entweder ſchon verloren hatten Die einmal eingeimpfte Feindſchaft gegen die oder verlieren würden.
thauer ſelbft , ſondern auch diejenigen Slawen , welche ſich näher mit
Litthauer hielt freilich aud noch in ſpätern Jahrhunderten an , aber es
ihm befreundeten , nämlich die Wilzen, von ihren eigenen Stammgenoſſen
ſollte eine Zeit fommen (wie ſie denn auch wirklich im 15ten Jahr
hintangeſeßt wurden , und den verächtlichen Namen Lutyfen , d. h. die
hundert fam) , wo die Litthauer ihrer eigenen Nationalität entſagten
Grauſamen, *) erhielten , ein Wort, das verſchiedene verſchieden zu deuten ſuchten , aber nicht recht damit fertig werden konnten .
und in die Maſſe des polniſchen Stammes verſchmolzen . Ehe dieß aber geſchah , lebten beide Völfer in fortdauernder Feindſchaft , ohne jedoch ganz von einander laſſen zu können , wie ſich aus mehrern Vorfällen ihrer Geſchichte ergibt.
Zeit Karlé des Großen niedergeſchriebenen frieſiſchen Rechte nur von den Liten und keineswege von den Lagen die Rede iſt , daß das ſpätere
friefiſche Recht neben die Liten die Lachen ( letslahta) rept, und während Lit einft einen vermöglichen Mann bedeutete , der wieder andere Liten oder Diener unter fich haben konnte , e8 jeßt ein Gefindel ohne alle .
.
Die Kriege mit den liten zogen bedeutende Folgen nach fich; fürs erſte waren ſie bei den Elbeſlawen (welche , wie ihre Stammgenoſſen, einſt in Standesgleichheit lebten und ſtets Neigung dazu zeigten ) Ver !
anlaſſung zum Beginn der Schlachta , nachdem der Name Lachen aus
ſeiner Nichtigkeit emporgehoben war ; fürs zweite gaben ſie den Franken neuerdings Veranlaſſung fid in die Streitigkeiten der Sortigen Slawen zu miſchen , und als beide Theile fich geſchwächt hatten , wurde es den Sachſen leicht, die lachen theils zu unterjochen , theils auszutreiben. Endlich entzündete ſich dadurch ein fortdauernder Haß der Litthauer gegen die Slawen , ſo daß erſt ſpäter das Chriſtenthum fie mit den Ruſinen und Polen verſöhnte. Die Kriege zwiſchen den Bodryzen und Lutyfen 1
führten die Franken hieher. Bekanntlich gab Karl der Große, als er in
dieß Land einfiel, vor , es geſchehe , um für ſeine Bundesgenoſſen, die Budryger , Rache zu nehmen. Die unterdrüdten Wilten und Lutyken hegten von nun an nur um fo größern Haß nicht bloß gegen das Chriſten thum , ſondern auch gegen die Lachen , ſagten fich vom Bund mit ihnen völlig los, und hielten ſich auf der Seite ihrer Gegner. Mit den Czechen
verbanden ſie ſich noch zur Zeit Mieczyslaws I und unter Boleslaw
.
.
Sobald nur Karl der Große ſeine Aufmerkſamkeit auf die dortigen Slawen gerichtet hatte , konnte man vorausſehen , welches Lood fie er 1
warte. In ſeine Fußſtapfen traten die deutſchen Kaiſer , trennten die Slawen von den Sachſen und unterwarfen ſie ihrer Herrſchaft. Damals wurden die Slawen an der Elbe für immer von den Deutſchen unter jocht, und die Ladyen mußten ſelbſt nach ihrer Verbindung mit den Polanen bis zu Ende des 10ten Jahrhunderts Tribut zahlen und dem
Kaiſer huldigen . Damals, und namentlich im 9ten Jahrhundert, zogen fie fich allmählich, durch die Uebermacht gedrängt, gegen Oſten , das heißt nach ihren alten Sißen , welche fortdauernd von den ihnen bluts verwandten Polanen eingenommen waren . Ihnen folgten die Deutſchen , welche ihre Lehensleute nicht entlaſſen und den ihnen zukommenden Iribut
nicht verlieren wollten , auf dem Fuße. Die hierüber geführten Kriege eröffneten oder , vielleicht richtiger, ſchufen eine neue flawiſche Welt an der Weichſel. Kräftiger traten jeßt auf den Schauplaß verſchiedene Völker gleichen Stammes mit den Lechiten , aber unter verſchiedenen Namen und von eigenen Fürſten beherrſcht, namentlich die Lentſdizen, die Wislanen und Krakowianen. Die bedeutendſten unter dieſen waren die Polanen, welche mit den jekt von der Oder her zu ihren geſtoßenen Lachen verbunden , die ganze dortige Slawenwelt zu verſchlingen und in Ein Reich zu vereinigen ſtrebten . Man kann jedoch nicht annehmen, .
Chrobri (dem Tapfern ) ſogar mit den Deutſchen gegen dieſe, ihre Feinde. Erwägt man , daß die Sortigen Slawen lange Kriege zuerſt gegen die Deutſchen , dann gegeneinander ſelbſt führten , ſo iſt anzunehmen, daß das ruhmvolle Schwert der Krieger den Sieger hob , die Beſiegten erniedrigte ; erwägt man ferner, daß, wie in ſpäterer Zeit bei den Polen, nur die Landbeſißer zur Reiterei berufen wurden , dieß gewiß audy bei den Elbeſlawen in den ältern Zeiten der Fall war, ſo mußten wohl
denn in dieſem Fall hätten die Beſiegten den Beſiegern ihre Namen
die , welche auf einer Leſch ( einem Adferland , Bauergut) faßen , in
gegeben , während im Gegentheil alle hiſtoriſchen Denkmäler aus dem
höherem Anſehen ſtehen , als die , welchen ein ſolches Vefifthum fehlte. Und wie bei den Deutſchen der perſönliche Adel auf die Nachkommen des Geadelten überging und ſie höher als die übrigen Landesbewohner ſtellte, ſo fing man auch bei den dortigen Slawen an , nicht bloß die Landbefißer felbſt, ſondern auch ihre Nachkommenſchaft höher zu ſtellen,
als ſolche, die a u & Lachen (s’lacha) ihr Geſchlecht ableiteten ; daher entſtand mit sch der Fall oder der
nun das Wort Schlachta, das früher mit dem einfachen s ſtatt geſchrieben wurde , wie dieß auch mit manchen andern Worten iſt. Wer fein Landeigenthum beſaß, konnte nicht zu den Lachen Schlachta gezählt werden , ſondern er gehörte zum gemeinen
*) Nach dem Slawiſchen ; es könnte aber auch allenfaus freigelaſſene,
nach dem polniſchen Wórt luzny, bedeuten . Ueber die obige Auseinander: reßung, bei der gerviß manchem deutſchen Alterthumsforſcher der Kopf etwas wirbelt , erlauben wir uns keine Bemerkung. So viel ist jedoch gewis , daß in manche nuch dunkle Partien der Geſchichte Norddeutſche lands vom 5ten bis 10ten Jahrhundert nur Slawen , die mit einer gründ:
lichen Senntniß ihrer Mutterſprache ausgerüſtet find, eine Leuchte werden tragen können.
A. d. K.
daß die von den Deutſchen verdrängten Lachen die Polanen beſiegt hätten ,
9ten und 10ten Jahrhundert , ohne Ausnahme, nicht von einem Lechien, 1
ſondern von einem Polen ſprechen , und Dittmar und Gallus das große
Reich Boleslaw des Tapfern ein polniſches Königreidy nennen.
Erſt
Matthäus , dann nach ihin Kadlubek und nach dieſem endlich ſpätere
Chroniſten ſprechen von Lechiten und Lech , gleichſam als wollten fie durch dieſen Namen das damals machtloſe Polen aus ſeinem langen Schlafe weden und wieder zu ſeinem chemaligen Ruhme erheben . Neſtor ſagt, daß von den Slawen , welche vor den Walachen nach .
der Weichſel entwichen und den Namen Lachen annahmen , die übrigen Völfer unſeres Stammes entſprangen , namentlich die Polanen, Lutizen, Mafowier und Pommern. Dieß iſt aber keinesweg& wahrſcheinlich, da die Geſchichte, wo ſie immer der laden gedenkt , von ihnen als von
einzelnen Leuten , aber nicht von einem Volke ſpricht. Die Lachen ver herrlichten , aber vermehrten nicht den Volksſtamm , welder unter dem beſondern Namen Polen ſpäter auf den Schauplaß der großen flawiſden Welt auftrat. ( Shluß folgt . ) .
Månden, in der literariſd - Artifiſden Unftalt der 9. 9. Cotta'lden Buchbandlung, Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. W idenm a n u .
Nr. 217. DIO
as
A usland.
Ein Tagblatt für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 5 Augaft 1841 . einn und Kon
Die cantabriſche Region.
wieder etwas höher als 430 liegt , bis Santillama fir find ſieben
Die Pyrenäen , welche an der franzöſiſch-gasconiſchen Gränge
oder acht Meilen. Dieſe Breite behält der Küſtenſtreif bis an die franzöſiſche Grange, wo dieſelbe Entfernung (7-8 Mei
beinahe an das Meer anſtoßen , durchziehen ſofort in einer
ten ) vom Defile von Belate nach San Sebaſtian gerechnet wer:
Entfernung von der Küſte, welche 6, 8 und höchſtens 15 Mei:
den fann ; indeffen machen das Cabo de Ajo, zwiſchen Santan
len beträgt, den ganzen Norden von Spanien. Die Hauptfette
der und Santogna, und das Cabo Machichaco in Biscaya zwet vorſpringende Punfte. Die Länge des cantabriſchen Küſten landes wird auf 110 Meilen , und die Krümmungen der Küſte
biegt ſich zwar vom Defilé Puerto de Pajares (am füdweſt: lichen Ende von Aſturien ) gegen Südweſt , und läuft bis an den Duero hinab ; allein wenn man von dem erwähnten Des filé gerade gegen Weſten über den Navia feßt, der aber wei:
ter gegen Weſten aus einer langen Schlucht tiefer aus dem Süden hervorkommt, ſo kann man unter den verſchiedenen Ausläufen der Pyrenäen bis ans Meer den vorzüglichſten verfolgen, welcher in einiger Entfernung von der nördlichen und fodann von der weſtlichen Küſte, ſüdlich von Mondognedo, von Corugna u. f. w. fich bis an das Cap Finisterre erſtređt. Dieſer ganze nörbliche und nordweſtliche Küſtenſtreif von Fontarabia bis zum Cap Finisterre wird von den ſpaniſchen Geographen „La Region Cantabrica," und das Land zwiſchen der Weſtfüſte und dem Hauptarme der Pyrenäen , welcher ſich an den Duero hinabzieht, „ la Region Calaida “ (die feltiſche
Region ), genannt. In dem Winkel zwiſchen beiden liegt das Stönigreich Leon. Der Meerbuſen zwiſchen der ſpaniſchen und franzöfiſchen Küſte iſt in Frankreich unter dem Namen des gasconiſchen, in Spanien unter dem Namen des cantabriſchen
eingerechnet auf 150 Meilen angegeben. Die Hauptburchbrüche find : 1 ) Vou Lugo und von San
tiago nach Betanzos, von wo man nach der Corugna und dem Ferrol weiter fommt. 2 ) Von Lugo über Mondognedo nach der
Bai von Foz. 3) Von Leon über den Puerto Pajares nach Dviedo. 4) Von Reynoſa über Barcena nach Santander. 5)
Von Eſpinoſa über la Neſtora und Ramales nach Santogna. 6) Bon Puentelarra am Ebro über Ordugna nade Bilbao .
7) Von Vitoria über Salinas , Bergara u. f. w . nach Frank: 8) Bon Painplona über Recumbert nach Tolofa und
reich.
San Sebaſtian . Das Gebirge iſt wenigſtens bis zum Fluſie Navia rehr
hoch, einen großen Theil des Jahres mit Schnee bedect, der Aufenthalt von Wölfen , aber nicht mehr von Baren , wie manche Geographen fabeln ; es beſteht and granit , quarz . und eiſen haltigen Bergen , doch fehlen auch Kalffelſen und Marmorblöde nicht. Eine Menge Widerlager ſtreifen von
Meerbuſens befannt.
dem Hauptfamme bis an die Küſte, ſo daß beinahe das gange
Der dreiundvierzigſte Breitengrad fann als die Achſe des cantabriſchen Küſtenſtreifes betrachtet werden, nur daß fie vom Fluß Navia fich 25 Minuten höher erhebt , und dann wieder allmählich bei Finisterre auf 430 berabſinft. Wo die Achre
Land bloß aus engen und tiefen Ehälern beſteht. Man weiß , wie ſtürmiſch und heftig die Gewäſſer des cantabriſchen Mée
oder der Hauptfamm des Gebirges am höchſten gegen Norden ſteigt , da reicht auch die zwar nur etwa 6 Meilen entfernte
gebildet, wovon einige zwei bis drei Meilen ins Land reichen, und andere, wenigſtens bei hohem Meere, eine große Ausdeh nung nehmen. Von den Hauptfelſenſpißen , welche der Wuth des Oceans widerſtehen konnten , haben wir bereits einige ge
Säfte beinahe bis zum 44ſten Grad (Punta de la Eſtaca nord-
lich vom Vivero). Das Defile von Pajares in Aſturien fällt
res find ; ſo haben ſie alles niedrige oder nicht hinlänglich feſte Uferland weggeſpült, und eine Menge Buchten und Einſchnitte
gerade in den 46ſten Grad , und das Land iſt hier am breites
nannt, und müſſen hier noch die zwei Saps San Julian und
ften : von Pajares über Oviedo nach dem Cabo de Pegnas,
Ontegal, welche die nordweſtliche Spiße der Halbinfel bilden ,
Von Lesguera , d. h.
erwähnen . Die vorzüglichſten Einfahrten ( Riab), mit welchen meiftens 217
nördlich von Luanco , find 16 Meilen.
von dem Defile zwiſchen Reynofa und Barcena , wo die Adre
866
gende. 1) An der Weſtfüſte die drei Einfahrten oder Rias de
gemacht werden. 11) Mehrere andere Flübchen in Biscaya, welche in die kleinen Buchten von Plancia, Baqui, Benucea,
la Corugna , de Betanzos und del Ferrol , alle drei nahe an
Mundaca, Legueytio und Ondarroa einmünden und zur Ver
einander, die leßtere mit einem vortrefflichen Hafen. 2) An der Nordküſte die Rias von Santa Maria, el Vivero, Foj ,
bindung mit dem Innern benůßt werden könnten , wie man es wirklich mit dem Fluſſe von Mundaca' bis Guernica aud
Ribadeo, eine der ſchönſten, an welcher die drei Derter Ribadeo,
zuführen beabſichtigt.
turze Flüſſe fich enden, und die beträchtlichſten Flüffe find for:
12) Mehrere Flüßchen und Buchten in
Caſtropol und Figueras liegen ; das Fiüßchen So macht die die | Guipuzcoa, unter welchen die von Guetaria , San Sebaſtian Orange gegen Aſturien. 3) Der Fluß Navia, der längſte unter allen , weil hier das Hauptgebirge plößlich eine lange und enge Schlucht gegen Süden bildet, welche dieſem - Fluſſe den Urſprung
gibt ; ' er endet in der verhältniſmäßig unbeträchtlichen Ria de Navia. 4) Der Fluß Nalon, der Hauptfluß von Aſturien, deſſen weitverbreitete Arme ſich erſt bei Pravia, 2 Meilen yon der Küſte, vereinigen und eine Nia bilden. Obgleich Oviedo nicht weit
und Fontarabia , vorzüglich aber die von Paſages zu berüc
ſichtigen iſt , welche ungeachtet ihrer vortrefflichen Anlagen wahrſcheinlich unbenüşt bleiben wird , weil ſie zu nahe an
Frankreich liegt und die Hafen von Santogna und Ferrol hin reichen . Man ſieht aus der vorſtehenden , bei weitem nicht
vollſtändigen Ueberſicht, daß das Land nicht uur ſeine Frucht
von dem öſtlichen Hauptarm , dem eigentlichen Nalon, liegt, ſo be-
barkeit, ſondern vielfältige Mittel zur Ausfuhr ſeiner Producte ſeinen Gewäſſern verdanken würde , wenn die Kunſt etwas
dient er ſich zu ſeiner Verbindung mit dem Meere nicht dieſes
mehr gethan hätte, um Wege und Canale bis an den Fuß der
Fluſſes, ſondern zweier Buchten , die weiter öſtlich liegen, die Ria de Aviles und die Bucht von Gijon, beide 4 Meilen von
Gebirge zu eröffnen .
(Fortfeßung folgt.)
Oviedo und feineswegs als gute Häfen anzuſehen. 5 ). Der Fluß Sella mit mehrern Nebenflüſſen ergießt ſich in die hia
von Ribadeſella. 6) Die vereinigten Flüſſe Cares aus Aſturien und Deba aus der Provinz Santander, ergießen ſich in dieſer lektern in eine Ria , welche weit weniger benüßt wird als die
Bilder aus Griechenland. Erinnerungen ans Arkadien. — Tripoliga .
Die neue
Barquera. 7) Die drei Flüſſe Saja, Beſaya und Pas, wovon
Straße nach Argos. Türkiſche Bäder . (Schluß. )
die zwei erſtern ſich nahe an der Küſte vereinigen, ergießen ſich in die Bucht von Suances und ſind darum merkwürdig, weil es vielleicht möglich iſt,! mittelſt eines derſelben eine ſchiffbare
Vor meinem Scheiden aus Tripolißa lernte ich auch die im Oriente ro berühmten „ türkiſchen Bäder“ kennen ,, welche,
weiter öſtlich liegende fleine Bucht von San Vicente de la
Berbindung mit dem Ebro herzuſtellen ; wenigſtens iſt kein
eine wahre Wohlthat für die dem Meere entlegenen Diſtricte,
Zweifel, daß der Pas bis Torrelavega ſchiffbar gemacht werden fönnte. Der Plan müßte ſich aber nicht bloß auf die Verbin:
felbſt für die Seeſtädte, vorzüglich von den Frauen ſich einer
dung des Ebro mit der Küſte beſchränken, ſondern ſich auf die Verbindung des lektern mit der Piſuerga und dem Canal von Caſtilien und auf die vortheilhafteſte Benüßung der Bai von Santander ausdehnen , denn der Hauptzweď iſt, aus dieſer leßtern Stadt einen Haupthandelsplaß zu machen , in welchem
ſich die Schifffahrt des Ebro und des Duero vereinigte, eine jener Unternehmungen , welche die Nationen allen Hinderniſſen zum Troß ausführen ſollten , 11tu ihrem Lande eine ganz andere Geſtalt zu geben .
8) Santander liegt nicht an der Baj von
Suances , ſondern etwas weiter öſtlidy, an einer eigenen Bai, welche durch das Flüßchen Cubas beinahe verſchlämmt wird. 9) Die Bat von Santogna iſt vortrefflich, vielleicht diejenige, wo die Gewäſſer des Oceans in dieſer Gegend am ruhigſten ſind ; ein zweites Gibraltar , wo die Garniſon in ihrem eigenen Be-
ſtarken Frequenz zu erfreuen haben , und faſt zu den täglichen Bedürfniſſen der Griechen gezählt werden können. Die Ein richtung dieſer Bäder , und die Art dieſelben zu gebrauchen , ſind ſo ganz verſchieden von jenen im nördlichen Europa , daß
ich nicht umhin kann , das , was ich in der Wirklichkeit fand, hier niederzuſchreiben . Das Badehaus iſt ein großes ſteinernes Gewölbe, in meh rere Abtheilungen getrennt , die von innen mit einander in
Verbindung ſtehen. Von der Straße tritt man in das freund lich eingerichtete Empfangzimmer, wo der Eintretende von dem Badeherrn ( ſess es auch nur durch eine Bewegung der Hand, wie denn überhaupt hier nur die Gebärdenſprache gilt) einge: laden wird, auf den längs der Wand hinlaufenden , mit Tep pichen bedeďten Ruhebänken Plaß zu nehmen . Iſt dieß ge= ſchehen, ſo erſcheint der Aufſeher, ein Paar hölzerne Pantoffeln
zirke alles zum Leben Nöthige finden würde , außerdem zur
präſentirend, mit mimiſchem Bedeuten , daß man ſich hier der
Verbindung mit dem Ebro geeignet, welche nach dem Plane Pigna:
Oberfleider entledigen möge , um ins Bad geführt zu werden . Sobald dieß gefdheben , ſchreitet der Führer voran zum Heilig
telli's über das Thal von Soba ausgeführt werden ſollte ; man nennt dieſe Bai auch die Bai von Laredo und von Colindres, Derter, welche an derſelben Santogna gegenüber liegen.
10 )
Die Nia pon Portugalete, wo der Fluß von Bilbao , nämlich der aus dem Durango, Salcedon u. f. 10. zuſammengeſette Nervion endigt, er iſt nur bis Olaveaga, noch eine Meile von Bilbao, fchiffbar ,, fönnte aber leicht-bis 39 dieſer Stadt ( chiffbar
1
thume ; man tritt in ein mit warmer Luft gefülltes Gemach, das man verlaßt , um in ein ſtärker geheiztes einzugehen . Nachdem man auf dieſe Weiſe eine Reihe derartiger Zimmer,
eines immer wärmer als das andere durchwandert, wird vor der Thür des eigentlichen Bades Halt gemacht ; der Bademet: ſter, gewöhnlid) ein ſtarker, bårtiger Kerl, gefleider wie Adam
867 im Paradiere , erſcheint , und führt den Gaſt ins Badezim : mer . Hatte ſchon die Temperatur der Borgernächer bei dem
Cafe Kaffee und einer bampfenben ſchibuti die erſchöpften . Lebensgeiſter bald zurüdzukehren pflegen. Geſtärkt und er:
Neuling eine beängſtigend drůdende Empfindung erregt, ſo
qui& t verläßt man die Hallen
wird derſelbe beim Eintritt in das Hauptgemach wirklich dem
der dahin zurüc.
Erſtiden nahe gebracht.
und gerne fehrt man ivie :
Augenbliclich tritt der Schweiß aus
Dieſe Art Bäder find , wie ſchon geſagt, in Griechenland
allen Þoren hervor, der Athem ſcheint zu ſtođen , und unwillfürlich wendet man ſich nach dem Eingange zurüď , um der Heißen Luft durch Entfernung zu entgehen ! in der Mitte des
noch ſehr beliebt, und beſonders für die Frauen der Sammel plaß zur geſelligen Unterhaltung geworden. Hier iſt die Frau
von der läſtigen Bewachung des Mannes und der Dienerſchaft
Gemachs, welches durchaus gewölbt , und nur in der Kuppel
befreit, fie darf ihr Herz der Freundin öffnen , und gern und
mit einigen kleinen runden Fenſtern verfehen iſt, erbli& t man einen großen, ſteinernen Tiſch, gewöhnlich mit Marmorplatten
oft fieht man ſie hier erſcheinen , obgleich der häufige Gebrauch
belegt; an den Seitenwänden einige leere , ſteinerne, einge:
die Bedienung aus Perſonen gleichen Geſchlechts beſteht, bedarf wohl kaum einer Bemerkung, obwohl es umgekehrt nicht im
mauerte Beden – fonft fein Zeichen , welches nach unſerer Sitte ein Bad vermuthen ließe. Gepeinigt von der läſtigen Hiße eilte ich nun dieſem ſtei
der Schönheit fehr gefährlich iſt. – Daß in den Frauenbädern
mer der Fall ſeyn ſoll.
nernen Altar zu , dort hoffte ich fühlende Linderung zu finden allein wer beſchreibt meine Ueberraſchung, als ich dieſen
Der Brunnen von Grenelle.
Stein noch weit heißer fand , wie die dampfende Luft ! Der Bademeiſter breitete einen Teppich auf die Marmorplatten , erſuchte mich, die Kleider vollends abzuwerfen ,, und auf dem Leppich Plaß zu nehmen , eine Einladung , der ich ohne mic
Der fatale Umſtand, daß dieſer arteſiſche Brunnen fortwährend Sand auswirft , hat zu mehrfachen Beſprechungen Anlaß gegeben . In der Société d'encouragement Fam die Sache am 7 Iulius ( . Echo du Monde Savant vom 21 Iulius) zur Sprache , und es wurde daſelbſt
1
ängſtlich um das was mit mir vorgehen ſollte zu bekümmern,
bemerkt, daß der täglich herausgeworfene Sand nicht weniger als 8 bis
willig Folge leiſtete. Kaum hatte ich mich ausgeſtredt, fo ver: Towand der unangenehme Eindruď der Hiße ; an die Stelle der Beangſtigung tritt wohlthuende Abſpannung. Einige Mi: nuten mochte ich To im Schweiße badend gelegen haben, ſo na-
10 fubiſche Metreg beträgt, deren Hinwegſchaffung eine bedeutende Aus gabe verurſacht, nämlich 65 Franken täglich. Hr. Hericart de Thury ſpricht die Anſicht aus , daß ſich wahrſcheinlich tiefe Aushöhlungen ge bildet hätten , was ihn über den Erfolg der Einſeßung der Röhren be
berte ſich der Bademeiſter , kniete neben mir auf dem Tiſche nieder, und begann alle Theile des Körpers mit ganzer Kraft
ſorgt mache. Das Echo du Monde Savant vom 24 Julius bringt eine günſtigere Anſicht: Hr. Muļot werde die Röhren bis in eine Tiefe yon
zu drüden und zu kneten , die Gelenke wurden gezogen und gerenft , die Muskeln gedehnt , und der ganze Körper im
539 Metres einſeten , da man nur um dieſen Preis neuen Einbrüchen von Sand und Thon vorbeugen könne , die ihren Grund in Einſtürzen
Dieſe Seremonie , obgleich fie ermattet,
(éboulemens) über der Waſſermaſſe in der Tiefe hätten. Diefe Ein ſtürze haben ſchon dreimal den untern Theil des Bohrloches verſtopft. Man hat in dem Aufſteigen des Waſſers bei mehrern artefiſchen Brunnen
.
Schweiße gewaſchen .
iſt indeſſen nichts weniger als unangenehm , und wird von den Griechen oft bis zur Erſchöpfung der Lebensgeiſter ver: längert. Ein Schlag in die Hände von Seite des Bademeiſters iſt
für den Zerdrücten das Zeichen zum Aufſtehen ; es wird dem :
.
.
ſchon ſeltſame Unterbrechungen bemerkt , und dieſe in den dem Meere nahen Localitäten durch die Einwirkung der Fluth erklären wollen , dieß fan aber hier in der Mitte des Landes nicht der Fall feyn .
ſelben auf einem ſpiegelglatten Brett ein Plaß neben einem
der in der Mauer befindlichen Beden angewieſen, welches nach
Deffnung des Hahns, einer Fontäne gleich , warmes Waffer Betrachtungen über Wiſzniewski's Geſchichte der pol fpendet. Jeßt beginnt der zweite Act ; der nunmehr an die niſchen Literatur von Maciejowski. Hiße gewöhnte, nicht mehr ſchwißende Körper, wird mit einem
Erſte Abtheilung .
wollenen Handſchuh frottírt , von Zeit zu Zeit mit Waſſer
(Sdyluß.)
åbergoſſen, und endlich ganz in Seifenſchaum eingehüllt. Den
Schluß des Bades bildet das hier ſo ſehr beliebte Kopfwa-
Geführt von den Lachen , die durch die langen Kriege an Kampi.
fchen ; der Kopf wird nämlich mit Seife tüchtig eingerieben,
gewöhnt waren , dehnten die Polanen ihre Herrſchaft von Gnefen bis
und dann allmählid, durch laue Waſſeraufgüſſe wieder gerei :
an die Weichſel aus , benußten den Zerfall des großmähriſchen , von Swatopluk geſtifteten Reichs und unterwarfen ſich einen bedeutenden Theil der dieſſeite der Karpathen liegenden Länder , welche unter der
nigt, eine Ceremonie , bei welcher man ſich wohl zu hüten hat, die Augen zu öffnen , denn der herabſtrömende Seifenſchaum
verurſacht, in dieſe eindringend, empfindlichen Schmerz. Jert Serrſchaft oder vielmehr unter den Einfluß dieſes Fürſten geſtanden Sequälte iſt das Bad zu Ende ; der darf ſich vom Boden er: heben, erhält als Zugabe noch einen tüchtigen Plaßregen von
hatten. Kurz vor dem Jahre 950 herrſchten ſie über die Chrobaten und
Krakau bis zum Fluſſe San , und Konſtantin Porphirogeneta , der eben
heißem Waſſer, nnd wird , in weiße Leintücher gehüdt, nach damals ſein bekanntes Werk ſchrieb, nennt den Fürſten der Chrobaten , dem Empfangzimmer zurücgebracht, wo für ihn auf der Otto: mane bereits eiu Lager hergerichtet iſt, auf welchem bei einer
das heißt wohl den polniſchen König Mieczyslaw I, einen Vaſallen Kaiſer Otto'8 I.
Aud nad dein Zeugniß von Rosmag nahmen die Polanent
868 eixen Theil des zerfallenen großmähriſchen Reichs, und dieſer Theil war ohne Zweifel dag krakau'ſche Chrobatier. Mieczyslaw I , der gerade etwa um dieſe Zeit über Polen herrſchte, bezahlte um das Jahr 965 von den landen zu beiden Seiten der Oder bis an die Warta Tribut an Otto I. Im Jahre 981 verkleinerte Wladimir der Große auf der Oftfeite das Reich der Polanen, indem er die am San und in der Nähe des Fluffes gelegenen Städte Przemysl, Czerwiensk und andere wegnahın. Alsbald riffen ſich auch im Weſten (noch vor dem Jahre 992) die Ezechen
lo8 ; denn in dem Diplom , kraft deſſen Mieczyslaw I fein Reich unter die Gewalt des Papſtes ftellte, iſt geſagt, daß die Gränzen des damaligen
demüthigte Rich Dragowit , König der Lutyken , por Karl dem Großen ; der allgewaltige Frankenkaiſer entſchied den Streit um die Königswürde, der fich zwiſchen den Söhnen des Königs Luba erhoben hatte , und er
kannte die Herrſchaft dem Melteſten zu. Beachtet man die alten Refte des durch das Chriftenthum verfdlungenen Heidenthuin8 , ſo findet man, daß das Bauernvolt in der Laufis und in Schleſten an Pfingſten,
dem Feſttag der heidniſchen Ruſalkas (Fluß- und Waldnymphen) , ein Wettrennen hielt. Wer das Ziel zuerſt erreichte, wurde zum Rönig aus gerufen , wer zuleßt hinkam , erhielt den Namen Rochwiſt. Ich glaube, .
Polens fädlich bis Arafau , weſtlich bis an die Oder gingen. Mude ift
daß darin fio das Andenken an den heidniſchen Swiatowid und Nadegaſt ( woraus inan Rochwift machte) erhalten hat ; dieſe kämpften bei den
in dem Diplom , welches die Gränzen des Prager Bisthums beſtiinmt, ausdrüdlich geſagt , daß zu jener Zeit Krafau mit ſeinem weiten Ums
Elbeſlawen zu Pferde, während das Volf , ebenſo wie jenſeits der Karpathen , noch im 6ten Jahrhundert zu Fuße focht. Dieſe Wett
.
freis ein eigenes Reich bildete.
Die Czechen ſtanden , ehe die Lachen
und Polanen in diefe Gegenden kamen , mit den Chrobaten in Verbin dung. Nach den Localſagen , ſo wie nach dem Zeugniß von Matthäus und ſpätern Chroniften herrſchte dort Kralus, und ein Fürſt gleichen
rennen zu Pferde um die Herrſchaft haben jedoch nichts, was mit der
Gefchichte der Lachen irgend in beſonderer Verbindung ftände. Die fehr ſorgfältig ausgearbeitete Abhandlung über die polniſch lateiniſche Chronitſchreiberei von Hrn. Wiſzniewski will ich mit einer Bemerkung über Kadlubek und die Denkwürdigkeiten Parets beſchließen. Kadlubek borgt in ſeiner Chronik nicht bloß ganze Stellen aus römiſchen
Namen: beherrſchte die Böhmen, wahrſcheinlich vor dem Ende des 7ten Jahrhunderts ; die Angabe von Dlugoid , daß die Schweſter des Fürſten von Krakau libuſfa geheißen habe, iſt wahrſcheinlich auf den böhmiſchen
und lateiniſchen Schriftſtellern des Mittelalters, ſondern ſett mechaniſch
Krakus zu beziehen. Der Sohn dr8 Krakauer Krakus, immich ſo
auch die Eigennamen von Perſonen und Orten bei , ohne ſie von den
auszudrüden , ſoll loch geheißen haben , und wenn nicht früher, ſo ge
Phrafen , deren Anwendung ihm behagte , zu trennen . Dieſer Chronik ſchreiber, den Wiſzniewski mit Tacitus vergleicht, nahm auf dieſem Schriftſteller die Siluren und Marden auf, und verfekte fie ganz unge
dah es doch gewiß damals unter der Herrſchaft See Polen , daß die unter den cisfarpathiſchen Chrobaten verbreitete Sage von lech und Czech auch zu den transkarpathiſchen Chrobaten brang.
ſcheut in die polniſche Geſchichte des 12ten Jahrhunderts. Auf ähnliche
von den hercyniſden Bergen nach der Moldawa , Oder , Weichſel und
Art kamen die Auſtrienfes, Tibianei und Daci uach Polen , was gewiß die gründlich gelehrten Männer nachweiſen werden , die , wie man ſagt, in Krakau eine kritiſche Ausgabe der Chroniken von Matthäus und
Stammten die Lachen und die Schlachta von ihnen ab , ſo
Kadlubek veranſtalten. Daß die Denkwürdigkeiten Paſefs verfälſcht ſind,
müßten gewiß Spuren davon übrig geblieben ſeyn , wenn auch nicht in den geſchriebenen hiſtoriſchen Denkmälern , ſo doch wenigſtens in den
iſt geſagt, und zwar bisher beimlich geſagt worden. Wiſzniewski iſt der erſte, der in dieſer Beziehung ſein Urtheil öffentlich ausſpricht. Wir glauben nicht, daß er in einer ſo wichtigen Sache unbeſonnen ſich aus geſprochen hätte , ohne genügende Gründe zu haben. Wir wünſchten indeß baldmöglichſt deſſen verſichert zu werden , und nähere Nachrichten über den Mann zu bekommen , der durch eine Verfälſchung dieſer Art fich höher ſtellte als alle Verfälſder ähnlicher Art , wo und wann fie
Im 4ten Jahrhundert vor Chriſtus wohnten und herrſchten celtiſce Völfer jenſeits der Karpathen , und in derſelben Zeit drangen ſie auch Dnieſter.
Volfsüberlieferungen. Da aber die lachen nur im Norden, wo nie ein celtiſcher Zweig þerrichte, auftreten , von da nach der Weichſel rücken und die Karpathen überſchreiten , ſo find ſie auch nur bei den dortigen
Chrobaten neben den Czechen in den Volfsſagen erwähnt. Dieß bezeidhnet die Zeit , wo die Nachricht von den Lachen in dieſe Gegenden gelangen konnte. Alles weist darauf hin , daß die Ladyen in alter Zeit in dem
auch gelebt haben mögen .
jeßigen Norddeutſchland wohnten. Das zeigt ſich aus ihrem Namen,
Mühſelig ſammelte der Verfaſſer werthvolle Nachrichten verſchie
aus ihrem Verkehr mit den Litthauern , aus der Rechtsgeſchichte, aus
denen Inhalte , und namentlich fiel und ein bisher unbekannter Punkt über die Pilgerfahrt Boleslaws des Krummmauligen nach Jerufalem
dem für den Beſitz der Inſel Rügen an die Deutſchen bezahlten Tribut, und namentlich aus den Ueberreſten der polniſchen Sprache, welche in den älteſten Zeiten hier allgemein herrſchte. Dieß wag vorerſt genügen, um zu zeigen , daß die Schlachta in Polen nicht çeltiſer Abfunft ift. In der Abſchweifung über die Lachen haben wir die gleichfam
feierlich abgehaltenen Wettrennen bei der Wahl des Königs vergeſſen, welche Wiſzniewski für eine alte und den lachen eigenthümliche Sitte hält. Ich glaube , daß fie älter iſt, als die Lachen , d. h. daß fie in .
eine frühere Zeit hinaufreicht, als wo die Landbeſißer bei den Elbeſlawen
fich zur Würde einer Schlachta erhoben. Jene Slawen erwieſen dem Pferde eine göttliche Ehre, worin die Deutſchen und Litthauer mit ihnen übereinſtimmten , und namentlich die Lutyken bedienten ſich ihrer , um den Willen der Götter zu erfragen, was bei jeder wichtigen Begebenheit und ſomit auch bei der Königswahl geſchah. Bei dieſen Volfe herrſchten Könige vor und nach der Erhebung der Lachen. Im Jahre 789
auf.
Sóließlich machen wir nur noch die Bemerkung , daß die mit .
getheilten Nachrichten über die Baufunft des Mittelalters nichts Be=
fonderes über Polen enthalten, obgleich ſich aus unſern Chroniken Mandes hätte entnehmen laſſen. Arabiſche Pferdebürften. Man berfauft gegenwärtig in Paris folche Bürſten aus Pferdehaaren , welche alle bisherigen Bürſtea und Striegel mit Vortheil erſeßen und dem Haar einen Olanz geben ſollen, den man ihn mit den bisherigen Werkzeugen nicht geben könne. Namentlich ſollen dadurch die gefährlichen Erkältungen, wenn die Pferde mit Schweiß bedeckt find, vermieden werden , indem dieſe Haarbürſte
dem Thier die ganze Wärme erhalte und doch die Haare trodne. Der Preis dieſer Bürften iſt unbedeutend , nur 3 Franken , und fie foller mehrere Jahre dienen können. (Echo du Monde Savant vom 21 Jul.)
Dů a den , in der Literariſche - Artifliden Anſtalt der 3. O. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Od. eidenmann.
Nr. 218.
AA u sla n d.
Das Ein
Tagblatt für
Runde des ge iftigen und ſittlichen Lebens der Völker. 6 Auguſt 1841 . Die Kalmüken an der Bija oder im Altai.
oder zwei Demitſch untergeordnet find ; jeder Demitſch hat
Das ruſſiſche Journaldes Miniſt. des Innern (Nov. 1840 ) theilt
zwei oder drei Schuleng unter ſich, welche ihrerſeits die Zehntner oder Arbau als unter ſich haben . Alle dieſe Stellen
aus den Papieren eines ehemaligen Beamten im Kreiſe Biisf,
Namens Gorochow , einiges Intereſſante über dieſes Volf mit, und wir entheben daraus das Bezeichnendere , da noch wenige wohl Gelegenheit gehabt haben, ſo lange und ſo genau mit den Salmüfen jener Gegend bekannt zu werden. Was der Ver: faſſer über ihre Herkunft und Geſchichte fagt, iſt ſehr füry, und man ſieht daraus, daß er mit den frühern Begebenheiten nicht wohl bekannt war ; indeß ſtimmen doch die Angaben gut damit
find mit Ausnahme der Zehntner erblich. Unter ruſſiſcher Herrſchaft müſſen die drei erſten indeß eine Beſtätigung der ruſſiſchen Behörden nachſuchen , die leßtern werden von den
Stammgenoſſen gewählt. Jedes Duzend beſteht aus einer uns beſtimmten Anzahl Jurten.
Dieſe Jurten find belanntlich ein rundes oder achtediges
Zelt, von etwa drei Klaftern im Gevierte ; als Thüre dient
zuſammen : fie gehörten zu den Oirat oder Eleuten , ftanden
eine Deffnung, die bloß mit einem Felle verhängt und ſtets
ebemals unter dem goldenen König ( altyn -chan) und erkennen Kiptſchat als ihren Stammvater an . Sie ſind mit den am fajanstiſchen Gebirg, alſo jenſeits der erſten Attaifette , fißen
gegen Oſten gerichtet iſt. Im Innern wird der Boden ver
gebliebenen Wölferit, die man Dfungaren nennt , verwandt, wie ſich aus der Religion und Sprache, der phyſiſchen Beſchaffen .
heit und Lebensart ergibt. Unter ruſſiſche Herrſchaft traten ſie im Jahre 1740 , wie ſie ſelbſt fagen , als das Dſungarenreich von Mongolen und Kirgisfaiſaken zerſtört wurde, alſo während der innern Streitigkeiten unter den Eleuten. Zu ihnen ſtießen fpäter noch die Taut-eleut, welche chineſiſche Unterthanen blieben,
aber auch an Rußland Tribut zahlen. Auffallend iſt, was der Verfaffer von den kalmüfen jenſeits des Altai fagt, daß fie
mehrmals in zahlreichen Familien zu ihren Stammgenoſſen auf ruffiſches Gebiet hinübergegangen , aber jedesmals wieder zum Rudzug genöthigt worden fepen ; ein lekter Verſuch der Art habe erſt im 3. 1808 ſtattgefunden . Es iſt dabei nicht geſagt,,
ob ſie freiwillig oder gezwungen das ruſſiſche Gebiet aufgeſucht, und was ſie zum Rüdzug genöthigt habe. Wahrſcheinlich iſt aber, daß ſie der chineſiſchen Herrſchaft auswichen und auf ruſ: fiſchem Gebiet ein Unterkommen ſuchen wollten , von den Ruſſen
mittelſt Sand und Thon feſtgetreten. In der Mitte ſteht der
Feuerherd oder vielmehr eine mit Sand und Thon gefüllte Kiſte, in der unaufhörlich das Feuer brennt. In der einen Ede hängt gewöhnlich ein großer Sad aus Pferdehaut, in wel chem man die Stuten - oder Schafmilch ſauer werden läßt ; die diden, fetten Theile, die ſich zu Boden reken , werden in eine Art Käſe verwandelt und mit Ziegelthee genoſſen . *) In der .
andern Ede ſind Winters gewöhnlich Kälber und andere junge Thiere angebunden. Die Mitte am Feuerherd nimmt der Hausvater , dann die Familie und die Gäſte ein . Reinlichkeit
darf man in der Jurte nicht ſuchen und noch weniger außen um die Jurte ber. Die Thüre iſt ſtets und jedem offen. Manch
mal kommt ein ganz unbekannter Kalmüfe herein, zündet am Feuer ſeine Pfeife an, und geht wieder, ohne beim Kommen oder Geben zu grüßen. Die Kalmüfen zeigen ſich völlig gleichgültig gegen Kälte
und gegen Hiße, und die Männer tragen Sommer und Win ter lange Oberróde aus den Fellen von wilden Ziegen, Widdern, Pferden oder Füllen .
Sie haben von Natur einen ſtarken
aber zurüdgewieſen wurden .
Die im Kreiſe Biist befindlichen Kalinüfen theilen ſich in ſechs Duzende oder Abtheilungen, die nach den Stammvätern benannt werden, eine Eintheilung , die ſchon ſehr alt iſt. Alle die zwölf Duzende zahlen 1203 Männer, die zuſammen 1393 R.
*) Die ſchlechten Theeblätter werden bekanntlich in China mit Doſenblut zu einer feſten Mafie gemacht, und in Form vor
97 S. Tribut zahlen . ' Jedes Duzend oder jede Abtheilung bile
Fett und Salz daran. Der Gebrauch dieſes Ziegeltheeb erſtreckt
det einen beſondern Stamm unter einem Saifang, dem einer
fic (cou bicins, eigentliche Rußland hinein .
Ziegelſteinen getrocnet. Sie gehen als eine lrt Münze durch einen großen Theil aften , werden von den Nomadenvölkera ziemlich allgemein getauft, und beim Koden des Thees kommt X. 0. N.
218
870 Körperbau , ſind eher klein als groß , aber felten Krankheiten
unterworfen , wozu im Sommer die fühle
im Winter die
ziemlich warme, jedoch friſche und geſunde Lüft weſentlich bei:
gleich man an nicht vielen andern Pläßen ſo gutes Zimmer : und Schiffsbauholz finden wird. Aus der Liebana, einer Gegend zwiſchen den eben erwähnten Flüſſen Caves und Deba , bat man unter Carl III Holz gezogen , um die Schiffswerfte von Guarnizo zu benüßen , aber hier wie überall feßt der Mangel an Wegen , die doch nur wenige Meilen lang ſeyn würden, 1
trägt. Die von ihnen beſuchten Gegenden ſind faſt nie mit tiefem Schnee bedeđt , der in größeren Maſſen nur auf den Spißen der Berge bleibt ; in den niederen Gegenden , nament: lich an den Seen und Sümpfen, ſchmilzt oft mitten im Win ter der Schnee ganz , und am zweiten oder dritten Tag zeigt
in
ſich ſchon das junge Gras , welches ſehr ſchnell wächst , und
dem Vieh im Winter Futter liefert. Unter einander beobachten die Kalmüfen wenig Höflichkeit, und die Frage : esen bolsyk ? (Teyd Ihr geſund ? ) iſt oft das einzige Höflichkeitswort, welches ſie kennen . Gegen ihre Obe: ren ſind ſie jedoch ſehr reſpectvoll, und zeigen dieß durdy aller:
lei Begrüßungen und Berbeugungen . Gorochov meldet , daß auf eine ergangene Vorladung nie einer ausgeblieben ſey, und fie fich ſtets an dem beſtimmten Orte, wenn dieſer auch manch :
mal hundert Werſte entfernt war, eingefunden bätten. Wenn er die Dienſte eines Kalıüfen nöthig gehabt , und um den : felben herbeizurufen, nur den Feßen eines zerriſſenen Couverts mit einem Siegel ſtatt aller formellen Ladung an ihn geſen: det, ſo rey er ſtets ohne alle Zögerung gekommen , und habe ſeine Befehle raſch und willig vollzogen .
Ebenſo bezeigen fie
ihren Saiſangen ausnehmende Achtung. Merkwürdig iſt die Abneigung , welche ſie haben, bei Klagen zu ſchwören, oder ei: nen andern zum Schwur zu veranlaſſen. Sie kennen nichts Läſtigeres und unangenehmeres, ſo daß fie oft lieber ihr Redt
aufgeben , als ſchwören. Der Eid iſt bei ihnen doppelter Art : bei unbedeutenden Sachen ſchwören ſie auf das Fell eines ab gezogenen Bärenkopfs ; bei wichtigeren auf ein darfgeladenes
Gewelr, deſſen Mündung mit einer Kupfermünze bedeckt wird, die der Schwörende füſſen muß. Das Gewehr ſtellen ſie dabei an eine gabelförmige Stange , nehmen es nach dem Eide weg, und feuern es in die Luft ab. Dann ſuchen alle Zeugen und Verwandten deſſen, der den Eid gefordert hat, den Gegner an: zuſpuden , welcher ſich ſchnell möglichſt zu verbergen bemüht
Mangel an Unternehmungsgeiſt einer verſtändigen Benüßung dieſer bewundernswürdigen Waldungen die größten Hinderniſe entgegen. Hier wachſen Eichen, Buchen , Weißtannen, Stech palmen .c. ' Die Ufer der Flüſſe ſind nicht minder mit Bäu: men bedeckt, und die Dörfer und vereinzelten Häuſer verſteden
oft ihre Kleinheit hinter Baumpflanzungen , die etwas Größe: res vermuthen laſſen. Die Nuß- und Haſelnußbäume , beſon ders die Kaſtanienbäume, ſind, ſowohl was das Holz als die
Frucht betrifft, vortrefflich, die Aepfelbäume der verſchiedenſten Gattungen ſcheinen ſich in ihrem Mutterlande zu befinden und liefern einen vortrefflichen Eider, welcher den Mangel au Wein
erregt; nur in Biscaya gedeiht hie und da die Rebe , aus weldier man den bekannten , aber außer Landes nicht geſuchten
Chacolé bereitet. Auch fehlt es an Del und Getreide ; der Mais, deſſen Ernte ſehr ergiebig iſt, macht für den größten Theil der Bevölkerung die Grundmaſſe des Brodes aus ; übri gens verſchaffen die Viehheerden , die Fruchtbäume und beſon ders die - Fiſcherei mannidyfaltige Hülfsquellen des Unterhaltes. Die Gemüſe , berouders Bohnen , werden überall mit ſehr gro Bem Vortheil gebaut , und die Hügel ſind mit vielen Ge ſträuchen , Kräutern und Medicinalpflanzen aller Art be deđt , obgleich man beinahe gar nichts von allein dem zu be:
nüßen verſteht. Die große Feuchtigkeit bringt ſehr viele vor: treffliche Weidepläße hervor ; ſeit kurzem hat man in Aſtu rien angefangen, Butter zu machen , welche wegen ihres ge
ringen Preiſes bei den ärmern Claſſen im Funern von Spa nien und ſelbſt in Andaluſien ſchon die holländiſche und eng liſche Butter verdrängt, aber noch immer ihre dunkelgelbe Farbe und ihren bittern , beißenden Geſchmack beibehält. Dieſer Ar
iſt. Woher dieſer Begriff vom Eide fommt, läßt ſich nicht ſa:
tikel, die Waffen und ſonſtigen Eiſenfabricate von Viscaya, und
gen und die Kalmüken verweigern auf alle Fragen in Betreff dieſer Sitte die Antwort, wahrſcheinlich weil ſie keine genů: gende Antwort zu geben wiſſen .
die Leinwand von Nivero und der Corugna ſind die einzigen Induſtriegegenſtände der Ausfuhr. Die Schinken von Betanzos werden auch , beſonders nach Madrid, gebracht. Aber es gibt noch andere Producte , welche unter andern Uinſtänden höchſt wichtig werden könnten . Dieſe ſind : 1 ) Die Kupferminen von Aſturien nicht weit von der Küſte und vielleicht goldhaltig ; 2) die Steinfohlengruben , die von Gijon und Aviles werden benußt, aber nur die erſtern *) ſind von binlänglich guter Qualität,
Die cantabriſche Region. ( Fortreßung. ) Das Klima iſt nur auf den hohen Bergen ſehr falt, aber es iſt ſehr regneriſch , neblicht und feucht. Der Anblic des
um die engliſchen erſeßen zu fönnen ; 3) die Fiſchereiproducte. Man weiß, daß in altern Zeiten ſowohl die franzöſiſden als
Landes hat etwas Beſonderes , weil ſich auſ geringen Abſtän: den die ungeheuren Berggipfel, welche den Hintergrund bilden, die Hochberge mit den Flüſſen und Bächen , welche ſich zwiſchen
die ſpaniſchen Basfen ſich mit dem Stodfiſchfang bereicherten ; heutzutage treibt Vilbao ſtarken Schleichhandel mit ausländi:
den Secundargebirgen durchwinden, die flacheren Gegenden bis
an das Meer und überall die Waldungen des Hochgebirges mit der dichten und grünen Vegetation , welche Natur und Anbau hervorbringen, vermiſchen. Ungeheure Waldungen gibt es, in welche feit vielen Jahrhunderten feine Art gedrungen iſt , ob:
ſchem Stodfiſch, und obgleich die Fiſcherei an der cantabriſchen Küſte äußerſt ergiebig, und der Preis des Salzes von der Re: gierung für diejenigen, die es zum Einſalzen kaufen , herab: geſert worden iſt, ſo kann Santander, wo ſich der Handel cen: *) D. h. die von Sama 11918 Cangreo, 5 %, M. von der Küſte ,
871
traliſirt, mit Bilbao doch nicht das Gleichgewicht halten ; nur die galiciſchen Sardellen haben einigen Abfaß. Die Fiſche der Nordküſte haben großen Ruf, beſonders in Madrid ; mir ſchei: nen die Fiſche der Südküſte feiner; unter die berühmteſten ge hören die Fiſche von Puentedeume, von der Ria de Betanzos, die von Rivadeſella , von Laredo, die Sardellen von Bermeo, die Anquillen von der Ria von Bilbao u. f. w. Auch die in: neren Gewäſſer ſind fiſchreich , obgleich es keine Seen gibt.
An Heilquellen iſt das Land arm , und teine iſt bekannt genug, um Fremde ins Land zu ziehen. Aber die Einwohner haben ein anderes Syſtem angenommen : ſie wandern aus, und feh: ren, wenigſtens was die Aſturianer und Galizier betrifft, mit dem durch Sparſamfeit und harte Arbeit erworbenem Gelde
meiſtens wieder ins Land zurück. Die Biscayer beuten die Handelscomptoire und die öffentlichen Aemter aus ; auch wan: dern ſie gerne nach Amerika. Dieſe leßtere Sucht hat ſich auch den Montagneſen (Einwohner der Provinz Santander) mitge:
theilt , ſeitdem die Republik von Uruguay (Montevideo) in Bayonne Agenten eigens zur Anwerbung von Coloniſten hält ; Yeit drei oder vier Jahren haben fich über 800 Biscayer und Montagneſen dahin eingeſchifft. Die Montagneſen , beſonders die Paſingos (Einwohner vom Chale des Fluſſes Pas), verlegen fich auch auf den Schleichhandel ; aber ihr Hauptgewerbe, wel:
ches ſie in mehreren Provinzen, beſonders in Andaluſien , her: fömmlich monopoliſiren , ſind die ,, Tiendas de Montagneſes ," Montagnefengewölbe, wo entweder bloß Wein , oder auch le: bensmittel verkauft werden. Die Aſturianer und Galizier find in Madrid und Andaluſien Wafferträger, Laſtträger und Som : miſſionäre, wozu mnan fie 'wegen ihrer Redlichkeit und Zuver läſſigfeit vorzieht ; doch gewöhnen ſich die Aſturianer öfters an den Trunf. Die Galizier geben auch zum Schnitte , 0. h. zur Getreideernte, nach Caſtilien. Dieſe Wanderungen haben ihre herfömmliche Ordnung , ſowie ehemals der Handel der Halb: inſel mit Amerika ; auch die Montagneſen von Leon nehmen daran Theil. Man ſieht oft ganze Schaaren von fleinen Bu ben, beſonders aus Santander und Aſturien , anlaugen, welche die lange Reiſe nach Madrid, oder wohl ſelbſt nach Andaluſien
eine geographiſche Region, aber man würde ſich irren, wenn man daraus auf die Einförmigkeit der Race ſchließen wollte. Die Galizier , die Aſturianer und Montagneſen , endlich die Biscayer unterſcheiden ſich für den Kenner bei dem erſten Anblid , um ſo mehr noch , wenn man ſie erſt reden hört. Die Galizier der cantabriſchen Region haben gewiß mehr Aehnlich
feit mit den Galiziern der calaiſchen Region als mit den Aftur rianern , und die Galizier und Aſturianer haben beide mit ein ander mehr Aehnlichkeit als mit deu Biscayern. Ohne ſich in weitläufige Unterſuchungen über den erſten Ulrſprung der
Stämme einzulaſſen , kann man folgendes annehmen : die ſpaniſchen Selten wohnten vom Vorgebirg San Vicente bis zum Vorgebirg von Finisterre.
Von hier an begannen
die Iberier , welche das ganze übrige Spanien inne hatten und ſeit ihrer Adianz mit den Ty rn 1500 Jahre vor Chri
ſtus die Selten aus dem Süden zu verdrängen
anfingen,
aber dadurch veranlaßten , daß dieſe ſich auf die nördlichen Iberier warfen , und endlid , mit ihnen vermiſcht , die ,,Celti !
berier “ bildeten , deren Sprache die baskiſche war. Die den Selten zunächſt liegende nördliche Gegend bietet bei weitem
nicht eine ſo ſchroffe natürliche Abſonderung dar , wie das Cena tralgebirge (welches ſüdlich Aſturien begränzt) ; es iſt alſo leicht begreiflic ), daß die Sallaici oder Selten ihren Typus dem heu: tigen Galizien merklicher und dauerhafter einprägen konnten,
als den weiter entfernt liegenden Schaupläßen ihrer Wande: runge ; daher haben die Aſturier (Aſtures) und die Montag
neſen von Santander , die eigentlichen Cantabrier (Cantabri), mehr von ihrem urſprünglichen iberiſchen Typus beibehalten ,
und noch mehr die Biscayer , welche in der That in manchen Stüden melir Xehnlichkeit mit den öſtlicheren Völkerſchaften haben , z. B. in der Halsſtarrigkeit mit den Aragoneſen , im Körperbau mit den Catalonieru. In den nachfolgenden Mi ſchungen hatten die Sueven den tiefſten Einfluß auf Galizien, ſowie die Gothen auf Aſturien , während die Biscayer ſich un
abhängig und unvermiſcht erhielten. Es iſt alſo kein Wunder, daß nur unter ihnen , die auch mit den Römern keine bedeu:
Landsleute Unterkunft und Unterricht erhalten. Die Galizier müſſen des Geſchäftes wegen , das ſie treiben , ſchon erwadiſen reyn , und viele ſind ſchon mit einem weit älteren Weibe ver: heirathet, welche unterdeſſen , d. h. oft zehn oder zwölf Jahre fang, ihre und ihres Mannes fleine Landwirthſchaft beſorgt,
tende Gemeinſchaft gehabt hatten , ſich die alte celtiberiſche Sprache erhielt , während in Galizien und Aſturien ein Dia: left , deſſen Grundlage das Romaniſche war , ausſchließend wurde. Denn da das Baskiſche und das Romaniſche gar keine Analogie haben ,. ſo war nicht einmal eine Miſchung möglich, und das erſtere mußte ganz untergehen. Auch in den Sitten und Gebräuchen 1, welche die Stelle der Geſeßgebung vertreten,
und die Remeſſen des leşteren, ſo klein ſie auch ſind, empfängt und aufbewahrt ; oder mit Vortheil benüßt ; übrigens iſt der
rer Unabhängigfeit und aus der Topographie ihres Landes er:
faſt mit nichts gemacht haben , und in den Gewölben ihrer
kantabriſche Küſtenſtreif eines der beſtbevölferten Länder Spa niens, wozu die charakteriſtiſche Zerſtreuung der Bevölkerung über den ganzen Boden mittelſt unzähliger Dörfer, Weiler und einzelner Häufer das meiſte beiträgt; felbſt die wenigen größeren Städte geben nicht über das mittelmäßige hinaus ;
die Corugna hat 20,000, Ferrol 13,000, Monbognedo 6040, Oviedo 10,000, Santander 25,000, Bilbao 15,000, San Seba: ſtian 9000, Colora 5000 Einwohner. Unſtreitig bildet Cantabrien, ſo wie wir es hier darſtellen ,
find die Basken eigenthümlich , aber auch dieß läßt ſich aus ih klären. Sie mögen daher immer zu der großen Familie der Celtiberier gerechnet werden , in welcher ſie, ſo wie viele andere Völkerſchaften , einen eigenen Stamm bilden konnten. Aber da ſie ihre uralte Eigenthümlichkeit reiner beibehielten als die Aſturier und Galizier, ſo unterſcheiden ſie ſich heutzutage merk: lich von den übrigen Bewohnern der fantabriſchen Region . Uebrigend muß man nicht glauben, daß die drei Stämme, aus welchen dieſe beſtehen , eine bloß auf die geographiſch ſogenannte fantabriſche Region beſchränkte Race ausmachten. Die Selten
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oder Callaici tamen, wie geſagt, aus dem Süden, und behiel ten ſtets die calaiſche Region , von welcher wir in der Folge
ſprechen werden ; die Aſturier wohnten zu beiden Seiten des großen Centralgebirges, denn Leon war eine ihrer Städte, und die Gebirgsbewohner von Leon bilden vielleicht ießt noch einen reineren Topus, als die von Aſturien ; endlich die Biscayer,
Von dem zweiten Bande der Geſchichte Dänemark von Dahlmann ift bereits vor dem Erfdeinen des deutſchen Driginals das erfte Heft der däniſchen Ueberſegung, welde von dem Major Janſſen beſorgt wird, herausgegeben worden. Von dem in Dänemark beliebten Dichter Palitan Müller iſt ein
in ſofern man darunter die Völferſchaften , welche Baskiſch re den, verſteht, haben nicht nur ein beträchtliches Gebiet im Sü: den der Pyrenäen (Alava und Navarra) , ſondern es herrſcht
neues dramatiſches Gedicht anter dem Titel „Venus“ herausgegeben.
unter den cis : und transpyrenäiſchen Vasken ein Bund und
Ländern literariſch thätig. Die fruchtbarſte Romanſdriftſtellerin iſt die
*
Das ſchone Geſchlecht zeigt ſich in Schweden mehr al& in andern
eine Vrüderſchaft, welche ſie, die ſociale Seite betrachtet, weit
Frau Flygare , welche Fürzlich fick mit einem jungen Dichter Carlen
enger unter einander , als mit den übrigen Cantabriern ver:
Ihre Fruchtbarkeit hat das Eigeuthümliche , daß die Verfaſſerin mit jeder neuen Arbeit neue Kräfte gewinnt, während die Productionen anderer bei gleicher Productivität immer matter zu werden pflegen . Nach ihren erſten unbedeutenden Nomanen der Reprä ſentant“ und „Waldemar Klein“ zeigt vie ſchon in „Guſtav Andorin“
einigte.
( Fortreßung folgt.)
Literariſche Motizen aus Skandinavien.
verbeurathete.
erhebliche Fortſchritte.
Die bedeutendſte Erſcheinung in der neueſten däniſchen Literatur iſt die von Dehlenſchläger herausgegebene Deevarodd 8 -Saga, ein alt
nordiſches Mährchen. Der Bearbeiter hat dadurch abermals ſeine Meiſter daft in der poetiſchen Behandlung der nordiſchen Mythologie bewährt. Die Geſchichte und das Weſen der nordiſchen Staatsverfaſſung, von dem Candidaten Munche Rander , worin die norwegiſche Conſtitution
ſehr hoch geprieſen wird, iſt gegenwärtig für die politiſchen Verhältniſſe Dänemark$ von Bedeutung , indem die liberale Partei dadurdy in dem
Verlangen nach einer Verfaſſung, wie der König fie ehemals den Nor wegern verliehen hat , beſonders beſtärkt wird. Während daher die Oppoſitionsblätter bemüht find , das Publicum mit dem Werk durch
Mittheilung von Auszügen bekannt zu machen , ſuchen die Regierunge blätter es in feinen ſchwachen Seiten anzugreifen und zu widerlegen. Unter dem Titel : „ a8 oldenburgiſche Königshaus ," werden von l. 3. Flamand umſtändlichere Biographien der däniſchen Könige aus dem Hauſe Oldenburg herausgegeben. In dem Vorworte zu dem fürzlich erſchienenen erſten Heft wird ein eigenthümlicher hiſtoriſcher Irrthum berichtigt. Man hat nämlich ſchon ſeit alter Zeit ba$ Bildniß des
Könige Johann mit dem Chriſtians I verwechſelt.
In den Herzog
thümern Schleswig und Holſtein , wo man dae Pſeudo - Bildniß Chriſtians I , der die ewige Vereinigung der beiden Herzogthümer gelobte , in vielen Eremplaren vorfindet, wird man fich durch dieſe un erwartete Entdeckung ſehr überraſcht fühlen müſſen.
Uebrigens mag
Noch bedeutender ſind die im vorigen Jahre
erſchienenen „ Profefforen " und „ Foſterbröderna ," die beide eine Menge ſehr glüdlicher Schilderungen idylliſchen und ſatyriſchen Inhalte geben . Sie hat viele Erfindung bewieſen , ſchreibt daneben einen reinen und leichten Styl, und verfteht in ihren Romanen die Charaktere vortrefflich fu halten. Noch größere Berühmtheit verdient ihr neueſter Roman : Kyrfoinvigningan i Hammarby ." Er gehört zu Schweden beſten Romanen , mag man nun auf die Mannichfaltigkeit der Charaktere und deren wohlgelungene Zeichnung, auf die poetiſchen Situationen oder auf
die ſinnreiche Verwidlung, ſo wie die vielen herrlichen Schilderungen ſowohl der hochadeligen als des bürgerlichen geſelligen Lebens ſehen.
Man hat in demſelben ein hübſches Panorama ſowohl von hochmüthigen als fanften und gefühlvollen Weibern , von dämoniſden Männern , die durch Egoismus und Leidenſchaften geleitet werden , neben den weiſeſten und liebenswürdigſten Greifen. Frau Flygare zeigt ſich in ihren Romanen als eine abgeſagte Feindin der Adelgariſtokratie ; fie findet ihr größtes Vergnügen darin, die Leerheit derſelben, ihre grundloſen Anſprüche und alle ihre Schattenſeiten zu zeichnen .
Eine Demoiſelle Hollander (in Schweden gibt man nur den adeligen Jungfrauen das Prädicat Fräulein) hat fürzlich ein von der ſchwediſchen Afademie der ſchönen Wiſſenſchaften gekröntes Gedicht „ Guſtav Wafa " in vier Gefangen herausgegeben. Es beſteht aus mächtigen Phraſex , hat eine äußerſt prunfende Diction und iſt eine Zuſammen
feßung von Rhetorik und Geſchichte, vollfommen in demſelben Styl, wie die gereimten Ausarbeitungen , welche dieſe Afademie ſu oft ge
ex fide wohl mit manchen hiſtoriſchen Portraits auf ähnliche Weiſe
front hat.
Derhalten
Die poetiſchen Verſuche der Frau Widftr ð in , welche im vorigen Jahre von Lenſtröm nebſt einer Biographie der Verfaſſerin von Franzen herausgegeben find , haben bereits eine zweite Auflage erlebt. Die Dichterin ift fürzlid als 70jährige Wittwe geſtorben , nachdem ſie noch
Die däniſche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften hat den achten Theil
ihrer naturwiſſenſchaftlichen und mathematiſchen Verhandlungen heraus gegeben.
Außer andern intereſſanten Berichten findet ſich darin eine
Reihe von Abhandlungen von Dr. Lund über die antediluvianiſche Thier welt Braſiliens , Senen Tafeln und Kupferſtiche beigefügt ſind. Die gelehrte Geſellſchaft für das Stift Fühnen hat eine Sammlung
in ihren lekten lebendtagen , von denen ihr die frühern in einem abges legenen Städtchen unter Armuth und Bergeſſenheit vergangen find, mit dem Lorbeerfranz des Ruhmes geſchmückt worden iſt. Sie war eine reine
und gefühlvolle, eine milde und liebenswürdige Sängerin. Neben dieſen bedeutendern ſchwediſcher Dichterinnen findet ſich nodi
von Actenſtücken , beſonders zur Aufflärung der innnern Verhältniſſe Danemarks in älterer Zeit, herausgegeben, die für die däniſche Geſchichte
eine große Anzahl anderer , die zum Theil minder wichtig, zum Theil
pou Intereſſe ift.
auch nur durch einzelne Productionen bekannt geworden ſind. einem fowebifchen Literaturbericht.) Minden , in der Literariſch - Artifiſchen Unfalt der 9. O. Ootte'iden Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Gd. U ide a m a a a .
(Nach
Nr. 219.
as
A A usl a n d . Ein Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 7 Auguft 1841 .
Das Eismeer in den Alpen. Hr. Agaffig, bekannt durch ſeine neuern Unſichten über die Gletſcher , ſo wie durch ſein berühmtes Werk über die foſſilen Fiſche, machte, um ſeine Studien über die Gletſcher fortzuſeßen, einen Ausflug in die höchſten Alpengegenden in Geſellſchaft der HH. Deſor und Pourtales. Erſterer hat eine Schilderung der Reiſe in der „ Bibliotheque Univerſelle " befannt
gemacht, aus der wir folgendes Bruchſtüc ausheben. „Wir beſchloſſen jeßt, es zu verſuchen , über das Eismeer zu kommen , d . h. über den mit Schnee und Eis bedeckten
Raum zwiſchen dem Gletſcher des Finſter - Aarhorn und dem von Grindelwald. Faſt jedes Jahr wird dieſer Webergang verſucht, aber erſt zweimal iſt er geglückt, den Brüdern Meyer
unſere Mühe reichlich belohnt. Die prächtige Kette der nie dern Alpen lag vor uns, ebenſo die ſchöne Pyramide des Nie fen, der von den Gewäſſern des Thuner Sees beſpült wird. In einiger Entfernung fahen wir die foloſſale Höhe des Eiger,
des Mönchs und zahlloſer unbekannter Berge. Nun wurden die mitgebrachten Inſtrumente ausgepact, und eine Stunde mit Beobachtungen zugebracht, Dann folgte in der ſcharfen , geſunden Bergluft ein tüchtiges Mahl. Gegen zehn Uhr Mor
gens begannen wir nun gegen Grindelwald hinabzuſteigen. Da der Schneeabhang an mehreren Stellen ſteil war , und unſer Führer vorſchlug, uns hinabgleiten zu laſſen , ſo banden wir
uns aus Vorſicht wieder an einander.
Dieß war feineswegs
überflüſſig, denn kaum hatten wir unſeru Beg angetreten , ſo
Engländer. Alles wurde zur Reiſe fertig gemacht, die Samm-
glitſchte ich aus , und in demſelben Augenblick fab ich Pour- . tales bis um die Bruſt hineinſinfen. Nachdem wir etwa eine Stunde weit hinabgeglitten waren , mußten wir , weil der
lungen im Hoſpiz niedergelegt und für gute Führer geſorgt. Wir hatten drei Stunden leichten Marſch bis an den Fuß des Strahlec , indem der Weg nur ſachte abwärts ging. Als wir endlich an den weitberühmten Berg gelangten, fühlten wir uns in unſern Erwartungen ſehr getäuſcht: wir hatten etwas Im : poſantes und Erhabenes erwartet, dieß aber ſah nur wie ein
Pfad zu ſteil wurde , uns entſchließen 1, vorſichtig zu gehen. Dabei ließ ich meinen Stock fallen , der bis an den Fuß des Berges hinabrollte, und deſſen Mangel ich ſpäter ſchwer em pfand. Agaſſiz durfte nur etwas raſch gehen , oder Pourtales ein wenig anhalten, ſo lag ich auf dem Schnee. Ich verſuchte mehrmals aufzuſtehen , und bat ſie, gleichmäßig zu gehen, aber
ſanfter Abhang aus, und fo tröſteten wir uns, daß wenigſtens die Unternehmung nicht ſehr ſchwierig ſeyn werde. Aber in den Alpen trügt der Anſchein gewaltig , und bald fanden wir, daß wir zu früh gehofft hatten. Auf Anrathen der Führer
ſie waren ihrer Bewegungen nicht Meiſter ; gewöhnlich zog ich die beiden hinter mir gehenden gleichfalls uieder. Müde end lich ro umhergeſtoßen zu ſeyn , band ich mich los , und rutſchte
gingen wir in einer Reihe hinter einander. Allmählich wurde
ganz leidlich unten an, wo die Führer und in den Armen auf fingen , damit wir nicht an die Felſen anprallen möchten . Als wir uns dem Gletſcher des Eiger näherten, wurden wir plöß:
von Aarau im Jahre 1812, und vor einigen Jahren einem
der Weg ſteiler und ſteiler, ſo daß die Führer es rathram fanden, alle durch ein langes Seil mit einander zu verbinden. Nur die beiden vordern Führer blieben ungebunden , um ſich freier bewegen zu können : an einer Stelle traten ſie den Schnee nieder, damit wir nicht zu tief einfänken , an der andern hieben ſie Stufen ins Eid, und ermahnten uns, ja nicht die Füße zu
mit den andern immer auf gut Glück bergab.
Wir kamen
lich angerufen ; wir erwarteten nicht, in dieſer Einöde eine menſchliche Stimme zu hören
es war der Hirte des Eiger,
welcher uns von einer Felſenſpiße aus geſehen hatte. Bald
wechſeln , in gleicher Entfernung von einander zu bleiben und
darauf erblidten wir feine zwiſchen zwei Gletſchern erbaute Hütte, wo er die ganze warme Jahreszeit zubringt.
uns ja nicht umzuſehen , da der Abhang die verſuchteſten Berg-
„ Der ebene Weg geſtattete uns jeßt, mit wiſſenſchaftlichen
ſteiger fchwindlich machen könne. Agafſiz maß den Anſteigungs- Unterſuchungen uns zu beſchäftigen , und wir unterſuchten ei: winkel und fand ihn über 40°.
„ Als wir endlich auf der Spiße anfamen , wurden wir für
nige der uns aufſtoßenden Phänomene genauer. Bald aber ermahnte uns einer unſerer Führer vorwärts zu eilen, wenn 219
874 wir unbeſchädigt durchkommen wollten.
Er fürchtete nämlich,
Adel, der Biscaner ſeine Fueros oder Landesprivilegien , der
die Wärme der Sonne möchte einige Eisblöde in den be:
Aſturianer und die Montagneſen von Leon halten ſich für die Spanier vom edelſten und reinſten Blute ; die Biscayer ſeben
nachbarten Höhen ablöſen ; ſeine Beſorgniß war auch völlig begründet, denn eine Stunde ſpäter hörten wir ſie auf allen
Seiten herabfallen. Wir hatten jeßt zu wählen zwiſchen einem fichern Umweg und einer geraden Straße über einen kaum gangbaren Paß nach Grindelwald. Ermuntert durch den bisherigen Erfolg entſchloſſen wir uns zu dem lektern, und famen endlich nach unſäglichen Mühſeligkeiten und Gefahren am Ende des Eismeeres an. Beimn Umwenden um einen Felſen ſahen wir
mit einer Art von Geringſchäßung auf die übrigeu Spanier, welche weniger Freiheit als ſie genießen , und doch ſind fie ſelbſt in den neueſten Zeiten in der allgemeinen ſpaniſchen Pos litik immer auf die Seite des Servilismus getreten ſollte dieß nicht einen ſträflichen und kurzſichtigen Egoismus verra then ? Die Montagneſen von Santander gleichen im Allgemeis nen den Aſturianern , ſie haben vielleicht mehr förperliche, aber
plõßlich das Dorf und die Kirche vor uns liegen. Nach der weniger ſittliche Voëzüge. Indeſſen muß man nicht vergeſſen, trüben Einförmigkeit des ewigen Schnees ergößte ſich das Auge daß unter ihnen, ſo wie überhaupt in dem ganzen ausgedehn nicht wenig an den grünenden Feldern und den freundlichen Häuſern. Außer der Freude, wieder unter Menſchenwohnungen zu ſeyn, waren wir auch ſtolz auf das, was wir ausgeführt. Die
ten cantabriſchen Küſtenſtreife von Gegend zu Gegend, und oft von Thal zu Chal merkliche Abſtufungen und Verſchiedenheiten
ſtatt finden.
Führer waren nicht weniger eitel ; ſie verbargen die Stride
Weber die Phönicier, noch die Carthaginenſer, noch andere
und behaupteten ſtandhaft, ſie hätten allein mit Hülfe ihrer Stöđe den Paß überſtiegen , den ſo wenige zu betreten wagen . "
Völfer, die in Spanien Colonien anlegten, waren in der can tabriſchen Region befannt. Die Römer unterjochten nur einen Theil derſelben , *) und auch die Herrſchaft der Sueven war unſicher genug. Selbſt die Weſtgothen ſcheinen dieſe Länder vernachläſſigt zu haben, aber die ihnen zugetheilte Rolle wurde höchſt bedeutend, als die Saracenen an den Felswänden von Aſturien ein unüberwindliches Hinderniß der Vollendung ihres Eroberungszuges fanden. Dieſes Reich von Aſturien – ro nannte man es, weil die erſten Könige der Reſtauration dort
Die cantabriſche Region. ( Fortſeßung.) Die Bewohner der cantabriſchen Region haben eine ſtarke und dauerhafte phyſiſche Complerion ; die Galizier genießen den Ruf, daß fie fehr geeignet ſind , im Tempel der Benus den Preis zu gewinnen. Die Galizier und Aſturianer ſind im Allgemeinen von mittlerem , gedrungenem , etwas plumpem Körperbau ; die Galizier mögen größer und ſchlanfer reynt, beide
reſidirten begriff die ganze cantabriſche , damals faſt unzu gängliche Region. Die Aſturianer betrachten ſeitdem ihren Boden als die Wiege und das Stammhaus aller hochadeligen
haben einen feſten , gemeſſenen Gang , bei dem ſie nie knieeng erſcheinen ; die Aſturianer haben gewöhnlich einen diđen, kur:
ſten ſpaniſchen Geblütes, denn auch von jüdiſchen Niederlaſſun : gen, die im übrigen Spanien ſo gemein waren, hat man dort die Stadt Santander ausgenommen , aus welcher ſie bald ver: trieben wurden , keine Nachricht. Die Stiftung vieler ihrer
zen Hals und einen vieređigen Kopf; die Biscayer zeichnen ſich durch ihre edlere , ſchlaufere und zwangloſere Form und Bewe: gung aus ; alle haben gute Farbe ; unter den Galiziern findet
man viele ſchöne , aber ungeachtet der dunklen Haare und Au: die Phyſiognomie der Aſturianer Geſichter; die , ausdrucksloſe gen iſt lebhafter und Teutſeliger, der Basken am edelſten , nimmt aber wie die der Catalonier mit zunehmendem Alter 'einen Ausdrud von Härte 'an – das Geſagte gilt auch von den Weibern, welche überhaupt viel Männliches an ſich haben. Im
Allgemeinen ſind es redliche, gutgeſittete , ihrem Vaterland an:
Familien Spaniens und als den Aufbewahrungsort des rein :
Kirchen wurde ſchon vor mehrern Jahrhunderten als aus ur dentlicher Zeit herrührend angeſehen. Die Namen der älteſten Ortſchaften , viele ihrer Sitten und Volfsunterhaltungen tragen
noch das Gepräge des urſprünglichen Spaniens ; ihr Accent und ihre Provincialſprache hat noch jeßt den Charafter des uebergangs von der römiſchen Sprache in das ſogenannte Ros
mance , das nachher den Namen der caſtilianiſchen Sprache er hielt. Seit der Hälfte des Sten Jahrhunderts fanden Einwan derungen der Saſtilianer ſtatt, mit welchen Alphons I mehrere
hängliche Leute. Unter den galiziſchen Recruten wird das Heimweh , la morigna , wie ſie es nennen , oft tödtlich. Sie find tapfer, ſtandhaft, ja ihre Beharrlichkeit artet , beſonders
ein Beweis, Thäler von Biscaya und Santander bevölkerte daß die Bevölkerung berabgekominen ſeyn mußte. Oviedo
bei den Biscayern, in Eigenſinn und Halsſtarrigkeit aus ; der
( Lucus Asturium ) wurde von Fruela I im Sten Jahrhundert
Galizier braucht Zeit , um ſeine Anlagen zu entfalten , der
Aſturianer begreift ſchneller, der Biscayer geht aus Eigenſinn
wieder angelegt und von ſeinem Sohne Alphons II vergrößert. Zwei Jahrhunderte Ipater lieferten dieſe Gegenden ſelbſt wie : der Coloniſten für mehrere Ortſchaften füdlich von den Pyre:
nicht aus einem gewiſen Sirfel heraus, und iſt, wenn er ſich aufs Schreiben verlegt, wie der Catalonier, unermüdlich in der
näen , und die Wiederherſtellung von Städten im Lande ſelbſt
.
Vertheidigung feiner Intereſſen ; bei alle dem haben ſie mehr
wurde, fortgeſeßt, z. B. von Santogna 1042, vou Santander
Einbildungskraft als die Aſturianer und Galizier, aber alle ha:
1174 , von Puentedeume, von Laredo unter Alphons VIII und
ben mehr Neigung zu den ernſten , als zu den angenehmen
vorzüglich von vielen Ortſchaften in Biscaya und Guipuzcoa,
/
Künſten und Wiſſenſchaften.
Der Galizier, vermuthlich wegen
der Armuth des Landes, fchäßt das Geld, der Aſturianer den
*) Man bemerke jedoch, daß die römiſche Sprache, obgleich vera . derbt, ſich im Lande verbreitete .
875 wie wir ſpäterhin fehen werden . In den neuern Zeiten gelten San Sebaſtian , Bilbao , Gijon und Ferrol für die ſchönſten Städte.
Die cantabriſche Region tann auf 900 Quadratmeilen, 20
auf den Grad, und 1,200,000 Einwohner angeſchlagen werden, ungefähr in dieſer Form : Guipuscoa Biscaya
52 R. M. 106
Santander 200 Aſturien
308
108,000 Einw. 112,000 246,000 434,000
2076 auf 1 D. M. 1056
-
1230
1084
Theil von 1282 300,000 Galizien 234 n en en der Pyrenäen inze iſch n Süd im Prov bask die Wen man dazu rechnet, ſo ſind es rund 1200 Q. M. und 1/2 Millionen Einwohner . Alava hat 90 D. M. Navarra 205 -
ſeiner Geſchichte iſt, ſo darf man fich nicht wundern , daß die bedeus
tendſten Schriftfteller der alten wie der neuern Zeit, und namentlich die des vorigen und des jeßigen Jahrhunderts, möglichſt genau das Rechts wefen des Volks erforſchten , deſſen Geſchichte fie ſchrieben. Man darf in dieſer Beziehung nur Gibbon und Niebuhr und unter den polniſchen Schriftſtellern nur Adam Naruszewicz und Thaddeus Ojadi nennen. Dieſe Männer waren keine eigentlichen Juriſten , und fümmerten fich
nicht um den dogmatiſchen Theil des Rechte, ſondern beſchränkten fich auf die ben Biftorifer allein angehenden Rechtsinſtitutionen. Wiſzniewski folgte ihrem Beiſpiel nicht, er wollte ein Juriſt ſeyn, ohne die Wiffen fchaft des Hechts zu kennen , und beſdränkte fich nicht auf die äußere Geſchichte desſelben , ſondern ſuchte auch die innere aufzufaſſen. Er behauptet unter Anderm , in dem ruſſiſchen Rechtsbud Jarosa laws, in der ſogenannten Prawda Nuska, finde fich nichts Skandina viſches; da die Skandinavier ihr Recht im 12ten Jahrhundert von der
70,000 Einw . 23,000 -
777 auf 1 Q. M. 1122
Ein kleiner Theil von Navarra, wo Tudela und Cascante liegt, reicht ſogar über das ſüdliche Ufer des Ebro. Von der politiſchen und adminiſtrativen Anſicht betrachtet,
gehören weder die baskiſchen Provinzen, noch Galizien von der Ria de Betanzos bis zum Cabo Finiſterre hieher. Die Basten
ſind ein Völkchen, sui generis, das man ungetheilt und allein laſſen muß. Außerdem muß man ihr Land nicht nur als Nord küſte, ſondern auch als den nördlichen Ausgang des Ebrobeđens
betrachten, und dieſe Anſicht iſt um fo wichtiger, da eine ſchiff bare Verbindung des Ebro mit Santogna möglich iſt; in dieſem Falle würde auch Medina de Pomae und das umliegende
Stück der Provinz Burgos hin bis an den Ebro ' hieher ge zogen, und im Norden die Gränze der baskiſchen Länder bis zur Bergreihe, welche die Bai von Santogna weſtlich begränzt, erweitert werden müſſen . Was Galizien betrifft , ſo kann die Küſte von der Corugna und weiter ſüdlich nicht von dem Innern von Galizien , von
dem, was ich Groß-Galizien nennen möchte , getrennt werden, ſie gehört auch ſo wie dieſes zu dem Syſtem des Landverkehrs auf den großen Heerſtraßen , die aus dem Innern Spaniens und von der Hauptſtadt herfommen ; dieſe Intereſſen ſind viel wichtiger als diejenigen , welche ſie mit der Nordküſte gemein haben könnte. Nicht eben dieſes läßt ſich vom Ferrol ſagen ,
welcher ſchon zu dem eigentlichen Nordfüſtenſtreife , obgleich auf feiner weſtlichen Seite, gehört , und mit demſelben über Mondognedo eine eigenthümliche Verbindung unterhält.
Wir gehen nun zu einzelnen Beſchreibungen über. ( Fortrekung folgt. )
Gothen entlehnt , und da Nowogroder ihr Recht im 11ten Jahrhundert !
niedergeſchrieben hätten, fo hätten fie folches nicht von denSkandinaviern entlehnen können. Die Sache verhält ſich aber bekanntlich ganz anders.
Die Skandinavier entlehnten ihr Recht nicht von den Gothen , ſondern hatten ihr eigenthümliches, wie jedes Volf in der Welt , und dieſes Recht war dem der übrigen germaniſchen Völker ſehr ähnlich. Die Skandinavier waren den Ruffen benachbart, beherrſchten ſpäter das Land, und übten dadurch auf die Prawda Ruska einen bedeutenden Einfluß aus .
Wer das Nechtsbuch Jaroslaws genau betrachtet, überzeugt fich
leicht, daß das Wehrgeld, alſo die Grundlage des ruſſiſchen Strafrechte, völlig aus dein deutſchen ( fkandinaviſchen) entnommen iſt, wenn gleich Einzelnes , z. B. die Geldſtrafen , die ſlawiſche Abkunft verräth. Die Geſammtbürgſchaft, die Art der Rechtsfindung bei Gericht , namentlich .
1
der Beweie , die Verhandlung ſelbſt, die Entſchuldigungegründe find ſlawiſch , obgleich da und dort durch fremden Einfluß verdreht , 'was
namentlich von der Geſammtbürgſchaft zu verſtehen iſt. Die Gerichte koſten und die Gottesgerichte find deutſch , ſo wie auch die Beamten, welche die richterliche Gewalt ausüben , mit Ausnahme des Dziedi und In dem Handelsrecht ſchlägt der flawiſche Geiſt vor, aber Einiges iſt fremd, wie z. B. das angeſprochene Vorrecht des Fürſten
des Schreibers.
bei Auseinanderfeßung des Vermögens eines bankeroten Kaufmanns.
Das Sachenrecht iſt eigenthümlid ſlawiſc , und tritt auch ſpäterhin wieder in dem litthauiſchen Statut hervor.
Die Vorſchriften über die
Erbfälle bieten eine Miſchung von ſlawiſchem und deutſchem Rechte dar: ſo find die Verhältniſſe der Wittwen zu den Söhnen , ſo wie das für ben jüngſten Sohn in Anſpruch genommene Erbrecht national flawiſch, aber die erbloſen Verlaffenſchaften , welche darin eine ſo bedeutende Rolle ſpielen , find nicht aus ſlawiſchem Rechte hineingekommen .
Der ganze §. IX über das flawiſche Familienweſen iſt verfehlt, und der Verfaſſer hat die von mir (Maciejowski) gegebene Auseinander feßung nicht verſtanden , oder wußte ſeine Gedanken nicht gehörig zu
Maciejowski's Beurtheilung des Werks Wiſzniewski's über die polniſche Literaturgeſchichte. Zweite Abtheilung. Den dritten Theil dieſes Bandes es iſt nämlich erſt einer er ſchienen nimmt eine Auseinanderſebung der Geſchichte des polniſchen Rechts ein . Da die Gefeßgebung jenes Bolle der intereffantefte Thei
entwickeln und mit Bewelſen zu früßen .' „Die Familienbande bei den Slawen ,“ ſagt der Verfaſſer, „beruhten nicht bloß auf der Nothwendig
Feit eines gemeinſamen Schubes, ſondern auch auf der gegenſeitigen !
Liebe , welche die Familien zu einem Ganzen verband , und durch die
gemeinſamen Rechte eng vereinigte. Bei den Slawen hatte der Menſch nür Rechte als Mitglied einer Familie.
Reiner hatte ein beſonderes,
ſondern lebte von dem gemeinſamen Befitthum . Das Familienhaupt, wuzu gewöhnlich der Aeltefte gewählt wurde , richtete die Mitglieder
876 derſelben und verwaltete ihr Befisthum , aber nicht wiltürlidy, denn alle hatten ein gleiches Recht auf deren Gebrauch , der Sohn wie der Vater konnten aus dem gemeinſamen Out nicht bloß Nußen ziehen , fondern Fie hatten ſogar das Recht , dasſelbe zu verſchleuderu .“ Hinzu fügte er noch über die erbloſen Verlaſſenſchaften Folgendes : „ In den vorchriftlichen Jahrhunderten, wo die Voltszahl noch nicht ſo groß war, wie ſpäter, gab es brachliegende Felder, Wildniſſe, Forſten, die Niemand gehörten, und fomit das Eigenthum aller waren . Wer ein Stüd Wald ausrodete, ein Feld anfäete, ein Haus aufbaute, wurde Beſiger desſelben . Nach und nach aber ging das Gemeineigenthum in Familieneigenthum über, und wenn eine Familie ausſtarb oder furtzog, wurde das Familien- ,
eigenthum wieder zur erbloſen Verlaſſenſchaft , die derjenige in Beſit nahm , der zuerſt wohl etwas gauz Einrichtungen des Gewalt war das
fie fand.“ Das Familienband bei den Slawen war Anderel. Es iſt bei jedem Voll das treue Bild der Landes, in welchem die Familie lebt. Unumſchränkte Merkmal derſelben bei den Römern , Krieg bei den
Innerhalb dieſes Berbandes war zugleich immer uod ein anderer , der zwiſchen Eltern und Kindern , den man den befondern , zur Untere
ſcheidung gegen den allgemeinen Familienverband , nennen kann ; der Verheurathete war wiederum ſeiner Kinder Haupt, und der Cheloſe Herr
ſeines beſondern Vermögens. Der eine wie der andere fonnte ſein abgeſondertes Befifthum haben , das alé ein perſönliches, nicht durch Erbſchaft nach dem Tode des Vaters erworbenes , ſein abgeſondertes Eigenthum bildete. Dieß hinterließ er bei ſeinem Tode nicht bem Familienverbande , ſondern den eigenen Kindern , die es wiederum an
die ihrigen vererbten. Hinſichtlich dieſes Vermögens traten beſondere, aber ganz ähnliche Verhältniſſe ein, wie die, welche hinſichtlich der Güter des allgemeinen Familienverbandes die ganze Familie unter fich ver banden.
Denn der Sohn konnte über das von ſeinem Vater über
nommene Vermögen nicht willfürlich verfügen, da er in dieſer Bezie hung wieder von ſeinen Kindern abhing, weldhe das Recht hatten darüber
zu wachen , daß er ihnen das großväterliche oder mütterliche Vermögen
Deutfchen , Hauswirthſchaft und ſpäter ariſtokratiſche Form bei den
nicht verſchleudere.
Slawen . Bei den erſten ſtand an der Spiße der Familie der Vater, und unter feiner Herrſchaft ſtanden alle Nachkommen , diejenigen auss
Chroniken und Wolfeſagen , ſo wie die Volkslieder
Bei den zweiten
haben das Andenken an ſolche beſondere und allgemeine Bündniſſe er: halten. So lebten nach Neſtor die Familien der Polanen , namentlich die Brüder Rij . Szczek und Choryw , mit ihrer Schweſter Lybeb ; Po
war das älteſte Olied, oder derjenige, der am fähigſten war, die Familie
nach Konſtantin Porphyrogeneta die fünf chrobatiſchen Brüder Klukas,
mit Waffengewalt zu beherrſchen und gegen fremden Aufall zu ſchüßen,
Lobel , Kozienc, Mudlo und Chorwat mit ihren Schweſtern Tuga und
das Haupt ; bei den ſlawiſchen Völkern leitete die Familie entweder der
Buga. Von unverheuratheten Leuten ohne Familie wiſſen die älteſten Ueberlieferungen nichts , aber von den ſogenannten Holomfen , *) wie
genommen , die er ſelbſt aus ſeiner Gewalt entließ.
Vater mit einer in Bezug auf die erwähnten Rechte beſchränkten Ge
walt , oder ein von der Familie ſelbſt hiezu ausgewähltes Glied. Der
man ſie nennt, iſt in den böhmiſchen Rechten des 13ten Jahrhunderts
Charakter des flawiſchen Familienverbandes unterſchied ſich alſo voll kommen von der Anfidt, welche die Römer und Deutſchen in dieſer
viel die Rede.
Beziehung hatten. In dem flawiſden Familienverbande, der den Stempel einer demofratiſchen Familienordnung trug, lebten alle in allgemeiner und ſpecieller Gütergemeinſchaft ; 68 war dieß eine Vereinigung von Leuten , die durch das freieſte und doch ſehr enge Band der Blutsver wandtſchaft und des Rechte miteinander verbunden waren. Hier waren Familienväter und Unverheurathete , welche ſich dem zur Leitung der
ganzen Familie erkorenen Haupte unterwarfen ; aber jeder Vater war wiederum das Haupt ſeiner Familie , der Unverheurathete aber Herr ſeines von der Gemeinſchaft ausgenommenen Beſikthums. Die durch den Tod des Vaters verwaiste Familie blieb beiſammen in dem Verbande, wie ihu der Vater bei ſeinen Lebzeiten geknüpft hatte, und das väterliche Erbgut
blieb gemeinſam , und wurde unter die Verwaltung eines von der Familie ausgewählten Mitglieds geſtellt, damit dieſes in- und außerhalb des Hauſes das Wohl der ganzen Familie überwache; zugleid hatte jedes Familienglied das Recht, eine beſondere Beſchäftigung zu wählen . Eine folche Gemeiuſchaft dauerte fort , ſo lange die Familie wollte, und das Ganze zerriß nicht durch sen Tod eines einzeluen Oliedes, aud nicht des
Familienhauptes. In das Recht des Todten traten entweder ſeine Kinder, oder wenn er ehelos war und über ſeinen Antheil nicht bei Lebzeiten verfügt hatte, ſo blieb derſelbe ohne weiteres der Familie, und an die Stelle des verſtorbeneu Hauptes wurde ein anderes gewählt. Bei einem ſolchen Verbande , der ſich auf das allgemeine Vermögen bezog, war von einem Rechte des Erbeigenthums nicht die Rede. Die Frage über das Mein und Dein erhob ſich nur dann , wenn ein Glied fich von der Familie .
trennte , oder wenn die ganze Familie ihn ausſchloß, weil er entweder über ſein Vermögen abgeſondert verfügen wollte , oder 18 zum Schaden der andern verſchwendete.
Man muß daraus ſchließen , daß auch der ein lediges
Leben führende Menſch der Obhut des Geſekes nicht beraubt war. Dennt für die Erhaltung ſeines Vermögens und ſeines Lebens war die Gemeine
verantwortlich in Kraft des Rechts der Nade und des S d use8 (opola), wie dieß auf den Grundfäßen des Strafrechts der ſlawiſchen Völker hervorgeht. Wenn Verwandte fich nicht um das Haupt eines Ermor deten belümmerten , fey es , daß ſie es nicht thun wollten , indem ſie
fich von aller Gemeinſchaft mit ihm losjagten, oder daß keine Verwandten da waren, ſo mußte der Caſtellan von Amtewegen zur Unterſuchung des Todes ſchreiten und die Schuldigen ſtrafen. ( Fortſeßung folgt.)
Erdbeben . Am 12 Junius begannen auf der Inſel Terceira die Erdſtöße, und am 15 wurde die Stadt Praia zerſtört; ſelbſt das Waſſer verſchwand. Gleiches Loos traf mehrere umliegende Dörfer. Das Giornale delle due Sicilie vom 22 Juniu8 zeigt mehrere Erd ſtöße an , die fich ſeit kurzem in den neapolitaniſchen Staaten fühlbar machten. Am 23 Mai wurde der Diſtriet von Mejjara in Sicilien durch einen beftigen Stoß heimgeſucht. Am 2. Junius fand ein Gleiches im Diſtrict Abbruzzo ulteriore ſtatt. Zu Sulmona fühlte man in der Nacht vom 9 ſo heftige Stöße , daß die Einwohner Sicherheitshalber ihre Häuſer verließen. Am 10 wurden Chieti und Lanciano im Verlaufe von drei Stunden auf gleiche Weiſe heimgeſucht. Es ereigneten fidy
dabei wenig Unfälle, aber die Zahl und Fortdauer der Bewegungen, ver bunden mit den heftigen Gewittern und den Wolfenbruch ähnlichen Regen, deuten auf eine bedeutende Störung hit. *) bolomek bedeutet im Böhmiſchen urſprünglich einen jungen, noch nicht verbeuratbeten Mann, dann einen adeligenDiener, danneinen Gerichts: diener , Schergen oder auch einen berumſtreifenden Menſchen , der nicht weit vom Käuber entfernt iſt. Dieſe Ableitung der Bedeutungen (ſiebie Jungmanns böhmiſches Wörterbuch ) weist auf den Gang der geſellſchafts lichen Berhältniſ : hin.
Dünden , in der literariſd - Artiſtiſchen Anſtalt der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widerman n .
A. d. R.
Nr. 220.
A usla nd.
as Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 8 Auguſt 1841 .
Die cantabriſche Begion. ( Fortſetung. ) 1.
Die Basten . *)
Die Benennung Vascos, d. 1. vaso cos, wil ſagen Berg: bewohner , und mit dieſer Art den allgemeinen Namen zu bil
den , fommt auch die Ableitung der älteſten Familiennamen
eines eigenen Anwaltes und Beſchüßers , welchen ſie in der Perſon Rechimirs , Sohn des Suintila, erwählten ; er hatte be reits den Titel, „ Herzog von Cantabrien,“ und hieß von nun an
Duque patricio de Cantabria. Der Protector von Vizcaia, An deca, fam mit dem König Rodrigo in der Schlacht am Gua dalete um, aber die Saracenen unter Tarif konnten nicht wei ter als bis zur Pegna Horadada (in der Sierra von San
überein , welche meiſtens von der Localität des Stammhauſes
Adrian) vorbringen. Biscapa , Alava und die pyrenäiſchen
hergenommen ſind. Die Sprache der Basken heißt Euscara, welches heutzutage „ verlorene Sprache" bedeutet, obgleich fie ehemals über Spanien und einen großen Theil von Frankreich
Basken wählten ſich ihre Protectoren und lebten ruhig unter ihren Nachfolgern, bis Alphons III, der Große genannt, die Luſt anwandelte , ſich der Herrſchaft in Biscaya zu bemäch
und Italien, und vielleicht noch weiterhin verbreitet war. Vor den Römern ſahen ſie keine Fremden in ihrem Land ; Auguſtus ſelbſt konnte ſie nicht überwinden, und legte den Ausſchlag des
tigen. Er lud den Protector Zeno I an ſeinen Hof und ließ ihn im Gefängniß tödten , wie er es ſchon vorher mit dem Herrn von Alava, Eylon, gethan hatte. Die Biscayer ſchlugen jedoch ſeine Truppen bei dem Ort Padura , im heutigen Thal von Arrigorriaga bei Bilbao, und tödteten den Anführer Odario,
Krieges auf eine Art von Zweifampf zwiſchen 300 Basken und eben fo vielen Römern. Dieſer Sonderkampf fand an einem Orte ſtatt, welcher ſeitdem den Namen Beſaide, d. 1). „ mit gleichen Armen “ führt. Die Basfen blieben Sieger , aber die Römer führten als Entſchuldigung die geſchwächte Kraft ihrer
Soldaten , wenn ſie außer ihrem Vaterlande fämpften , an. Nun gingen zwölf Eingeborne aus dem Bezirk von Durango, auf welchen das Loos gefallen war , nach Rom, und bewährten von neuem ihre lleberlegenheit. Auguſt ließ ihnen nicht nur ihre Landesprivilegien oder Fueros, und nahm ſie als Bundes: genoſſen auf, ſondern bewunderte ſo ſehr ihre Tapferkeit, daß
Bruder des Königs.
Hierauf erwählten ſie zum Beſchüßer
einen tapfern Ritter , welcher freiwillig an dem Kampfe An theil genommen hatte, und den fie Jaun Zuria, den weißen Herrn, nannten , weil er von ſehr weißer Geſichtsfarbe und blonden Haaren war. Sie bedungen dabei die genaueſte Beobach tung der Fueros , und daß Biscapa ſtets als ein Schußland
unter dem Shuße desienigen Königs oder Kaiſers, der ihnen am meiſten Gutes thun würde, anzuſehen ſey ; fie beſtimmten für dießmal den Hof von Navarra, an welchem ſich Jaun Zuria
er, wie Gregorius von Nazianz, Nicephorus, Vasquez u. 1. w. foreiben, die freuzähnliche Standarte der Basfen an die Spiße
aufhalten ſollte , und zu dieſem Ende wurden ihm mehrere
der Legionen neben den römiſchen Adler ſtellen ließ : dieß war
Stiftung von Klöſtern zugetheilt.
das lábarum von dem baskiſchen Laubúru, „ vier Köpfe oder
haben aus dieſem Jaun Zuria einen Don Zuria oder Don Lope Ortiz de Zuri zum Behuf ihrer genealogiſtiſchen Zuſam
Enden .“ Im Jahre 212 n. Chr. verlieh ihnen Caracalla das römiſche Bürgerrecht in Betracht ihrer Treue und der Beobach tung der Verträge. Das Protectorat ging ſpäterhin von dem
römiſchen auf das gothiſche Reich über, aber unter der Garantie * ) Dieſe Nachrichten ſind meiſtens aus den Artifeln des Biscayers Don Anton de Ija Zamacola, welcher ſelbſt ein Manuſcript
ſeines Vaters benüßtc; ſein Dheim, Bernard Zamacola, wurde über die Vertheidigung der Fueros närriſch, wie nachher vor fommen wird.
Einkünfte und Steuern, ſo wie auch mehrere Landſtüce zur Die ſpätern Schriftſteller
menſeßungen gemacht. Mehrere Protectoren folgten durch Wahl oder Erbſchaft, aber als im F. 1379 Don Juan 1 das Reich von Caſtilien ererbte, ließ er in Betracht, daß ihm das Protec
torat über Biscara als ein Erbrecht von mütterlicher Seite zuſtand, reinen übrigen Titeln den eines Herrn von Vizcaya beifügen : ſeitdem haben ſich die Basken icht m von Caſti lien getrennt. Wie feſt ſie aber an ihren Landesfreiheiten hingen , kann man aus den von der biscapiſchen Landesver: 220
878
ſammlung 1452 genommenen und von Jobann II beſtätigten
Furcht, daß die Waldungen , welche die vorzüglichſte Quelle des
Beſchluſſe entnehmen, demzufolge ein jeder, der von dem Schuß:
Unterhalts waren, leicht durch Feuersbrünſte verzehrt würden ;
herrn eine Ordre (carta ) gegen die Fueros auswirkte, bis zur
alle, welche auf dem der Familie gehörigen Landſtüde arbeite:
Erlegung einer Geldſtrafe von 1000 Maravedis (Pfenning) gefangen gereßt, und wenn er ein zweites Reſcript ( sobrecarta) hierüber brächte, vogelfrei erklärt, und dem Biscayer, der ihn
ten, vereinigten ſich zum Abendmahl und Nachtlager bei dem Patriarchen . Heutzutage haben bloß die Anfäffigen, d. 1. welche einen Feuerherd, ein Haus befißen , Stimmrecht bei ſchwierigen
tödtete, 2500 Maravedis ausbezahlt werden, das Reſcript aber
Angelegenheiten.
des Gehorſams unbeſchadet nicht in Vollzug gebracht werden
Die Grundlage der Foralverwaltung von Biscaya iſt der alle zwei Jahre zu haltende allgemeine Landtag ( junta general)
follte (la carta será obedecida y no cumplida). Was ſind aber dieſe Fueros und worin beſtehen ſie ? Sie
find ein Herkommen aus undenklichen Zeiten, welches erſt zu Papier gebracht wurde , als die Verwirrung ſo vielfältiger 1
Gefeßgebungen , die ſich bei der Bildung neuer Reiche aus den Trümmern des römiſchen einſchlichen , befürchten ließ, daß das durch auch die bisherige Reinheit der uralten Gebräuche des Baskenlandes verunſtaltet werden konnte. Die merkwürdigſte Urkunde iſt ein altes lateiniſches Manuſcript mit dem Titel :
Compilation de las primitivas ordenanzas vedras en tierra de Vizcainos, welche Petro Samaniego , Mitglied des föniglichen Rathes bei der Generalbeſuchung, die er im I. 1757 in Bis: cara unternahm, im Original mitnahm und welches nachher im Jahre 1772 dem berühmten Olavide mitgetheilt wurde. Die weſentlichſten Punkte ſind folgende : 1) Die Fortbauer der Bundesverſammlungen unter dem Bauin von Biscaya. 2) Die Ernennung eines Protectors am Hofe der römiſchen Kaiſer.
unter dem Baum von Biscaya , welcher ſich ſeit undeuflicher Zeit bei dem Ort Guernica befindet; es iſt verordnet, am Fuß desfelben immer einen Sprößling zum Nachwuchſe zu erhalten. Die Deputation von Biscaya circulirt das Einberufungsſchrei: ben mit Ausdruck der abzuhandelnden Punkte , worüber die
Ortſchaften ihren Abgeordneten Inſtructionen mittheilen. Jede Ortſchaft ernennt einen oder zwei Deputirte (ehemals Quizon onac , hombres buenos genannt) in ihrer Municipalität oder
Batzarrá, nur in einigen Ortſchaften der Merindad von Du rango wird die Wahl auf eine verſchiedene Art vorgenommen ; übrigens haben alle Einwohner, die über 25 Jahre alt ſind, das Recht, der Verſammlung von Guernica beizuwohnen , und ihre Klagen, Vorſchläge u. 1. w. anzubringen. Alle Deputir ten vereinigen ſich in der Vatzartoquia , d. h. auf dein Ver
3) Das Verbot, mehrere Gutsbeſißungen zu vereinigen, wovon
ſammlungsfelde um den Bauin von Guernica, und ſeßen ſich auf ſteinerne Bänke ; über dem Siß des Präſidenten iſt das Wappen des Königs, und über dem der beiden Syndici das
man jedoch hernach zum Theil abfam , weil dieß der Stiftung
Wappen von Biscaya.
von Majoraten und Fideicommiſſen hinderlich ſchien . 4) Die Berpflichtung der Söhne und Schwiegerſöhne, ihre arm gewor: denen Väter und Schwiegerväter zu erhalten (ro ſchreibt es
berathſchlagt ſodann öffentlich in der nahen Eremitei de Nueſtra Segnora de la Antigua, aber die Decrete enthalten immer die
auch das Civilgeſeßbuch von Frankreich vom Jahre 1804 vor).
gung. Am leßten Tage der Verſammlung wird zur Erneue:
5) Der Beſchluß, daß die Patriarchen der Familien und des Bandes mit dem Titel padres de la patria (ießt padres de la provincia) die erſten Stellen im Lande (8. B. die der General-
rung der Landesbeainten geſchritten , wobei es Herkommen iſt,
1
deputirten) wie bisher befleiden, die Klagen der Anſäſſigen an: hören und ihre Streitigkeiten friedlich ausgleichen ſollten . 6) Daß jeder Echaguna, d. h. der . ein Haus hat oder verwaltet,
Stimme in den gemeinen Angelegenheiten haben ſollte. 7) Belohnungen für die Fleißigen und Gewerbſamen , und öffentliche Zurechtweiſung der Müßiggånger (Dracon hatte gegen dieſe
fogar Todesſtrafe verhängt) . Die Fueros wurden mit dem bekannten Don Juan Nugnez de Lara im Jahre 1342 förinlich abgemacht, und von Johann dem Erſten , als er 1379 den Titel eines Herrn von Biscaya annahm, beſtätigt. In dem Ver-
Man erkennt die Vollmachten , und
Formel „ unter dem Baum von Guernica " in ihrer Ausferti: daß die Deputirten zwei Parteien, ,,el Bando Dgnacino" und
„ el Bando Gamboino “ bilden , welche Namen von den zwei Deputirten Ognate und Gamboa , die irgend einmal einen überwiegenden Einfluß ausübten, berfommen ſollen . Jede Ort: ſchaft, welche Stimmrecht hat , wird durch einen Zettel vorge ſtellt, den ihre Abgeordneten iu eine kleine ſilberne Kugel einſchließen ; alle sügelchen werden in ein Gefáß geworfen , von dem Präſidenten unter einander gerüttelt , und ein Kind oder ſonſt eine unparteiiſche Perſon zieht ſodann zwölf Kugeln
heraus ; die Deputirten der in diejen zwölf Kugeln enthalte: nen Ortſchaften ſind die Wahlinänner. Dieſe leşteren begeben ſich in ein verſchloſſenes Semad der erwähnten Eremitei, jebe
trage mit dem lekteren wurde auch feſtgeſeßt, daß die Bis-
der zwei Parteien ſchlägt die Hälfte der Beamten , nämlich
cayer, welche in ihrem Lande alle einander gleich ſind, außer: halb desſelben als Abelige von der erſten Elaffe angeſehen wer:
drei Deputirte, drei Syndici, zwei Secretäre und fechs Regi
dores vor ; die austretenden Syndici unterſuchen die Vor:
den ſollten.
Die Stammgüter beſtehen gewöhnlich aus einem
fchläge, welche, wenn nichts daran auszuſtellen iſt , in einen
Stammgut ( casa solar) mit Landgütern, Erbſchaften und Wale dungen zum Gebrauch und Verzehr der Anſäſſigen (vecinos). Die Häuſer der teßteren heißen Feuerherbe (haciendas foguera-
Eimer (cantaro) geworfen , und nach einander ausgezogen wer: den ; die zwei erſten Looſe find Generaldeputirte , dann folgen die zweiten Deputirten u. r1. w. Es ſind, wie man ſieht, acht:
das, oder casas de fogueras), weld daher kommt , weil zur Zeit der älteren Gütervertheitungen nur dem Familienpatriar:
undzwanzig Beamte, welche ihre Stellen zwei Jahre lang ohne
chen erlaubt war, Feuer und Scheiterhaufen anzumachen , aud
die Regierung von Biscapa , in welcher man folgende Aemter
Gehalt oder ſonſtige Einträge verſehen .
Aus ihnen beſteht
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unterſcheide : zwei Generaldeputirte , zwölf regidores , zwei Syndici, einen Generalſecretár, zwei Foralſecretäre, einen Con: fultor, einen Schaßmeiſter und einen Contador oder Buchhal-
gegebenen „ biftoriſchen Erzählungen über die Fahrten der 36länder heims
ter . Außerdem wird die Juſtiz feit. 1813 von einem Corregi:
Söhne. . St. Maj, der König ließ der Geſellſchaft eine neue Sendung
dor und drei Lieutenants oder Vicecorregidoren , von welchen
von den durch Profeſſor Voigt in Königsberg beſorgten Abſchriften von Urkunden zuſtellen , welche die Geſchichte des Nordens umfaſſen und in dem dortigen Reichsarchiv aufbewahrt werden. Unter mehrern einges
jedoch nur noch die von Guernica und Durango eriſtiren, ver: waltet. In Bilbao iſt bereits das allgemeine conſtitutionelle
Syſtem der Jueces de primera instancia eingeführt. Die katholiſchen Könige erſoufen im Jahre 1494 ein Handelsconſulat in Bilbao und zwölf Regidores. Fünf Merindades oder Diſtricte haben ihren Alcalde del Fuero , welchem die Gerichts : barkeit in erſter Inſtanz über alle Sivilſachen zuſteht; ſie wer: den von dem Landesherrn ernannt , aber die Apellationen richa
ten ſich nach den Fueros. In jedem Weiler (anteiglesia ) ſind auch zwei fieles (Getreue) , welche eine Art von Polizei und Friedensrichter ſind. Ihr Kennzeichen iſt eine Lanze oder hölzerner Spieß (chuzo ), welchen ſie bei den Conferenzen , wozu ihre Gegenwart erfordert wird, in den Boden ſteden . Die Generaldeputirten ſind , wie die römiſchen Conſuln ,
beauftragt, die Geſeke und Gebräuche des Landes in Vollzug zu bringen ; bei ſehr wichtigen und ſchwierigen Geſchäften pflegt man die Padres de la Provincia ( ſiehe oben) einzuberufen. Die Syndici haben gleich den römiſchen Tribunen das Recht,
und auswärts,“ nach den isländiſchen Grundterten von Peterſen bearbeitet, Er enthält die Erzählungen über Nial und ſeine
vorgelegt wurde.
ſendeten Werken find beſonders zwei zu bemerken, welche die Entdeđung Amerika's durch die Normannen betreffen, und auf die von Rafn heraus
gegebenen Antiquitates Americanæ begründet find. Das erſte iſt von, dem Engländer Major Beamiſh , das zweite von einem Hrn . Davis in New-York. Die Sache hat in Amerika beſonders Intereſſe erregt, und unter den neuaufgenommenen Mitgliedern finden fich deßhalb mehrere Amerifaner, ſo ein Hr. Nobert M'Afee aus Kentudy, ein Hr. M'Cauley
aus Tripolis , der nordamerikaniſche Chargé d'Affaires in Santiago, 1
Hr. Pollard ,. feruer mehrere angeſehene Perſonen aus ſpaniſch. Amerika, der Präſident der Republik Chili, Don Joaquim Prieto, ein Kanonifus ans Buenos - Ayres, Don Sat. Sequeola, auch der bekannte Sammler der Conquiſtadoreu, Obriſt Arenales, und inehrere andere. ( Berlingſke Tid . =
vom 21 Julius.)
Maciejowski's Beurtheilung des Werks Wiſzniewski's
fich jedem Beſchluß, der gegen die Fueros läuft, zu widerſeßen ,
über die polniſche Literaturgeſchichte.
er mag vom Landesherren , der Generaldeputation , von Corre: gidoren, Richtern oder was rouſt für einer Obrigkeit herrüh : ren. Der Syndicus gibt in dieſem Falle, gewöhnlich mit Bei ziehung eines Afeſſors , ein Gutachten (informe). Das hier: über abgefaßte Decret enthält die Formet, daß die foralwidrige Verordriung reſpectirt, aber nicht vollſtreďt werden ſoll (se respete y ne se cumpla). . In den gerichtlichen Verfahren verdient eine curioſe Ge: wohnheit erwähnt zu werden, welche durch den vor etwa vierzig Jahren entworfenen und vom König gebilligten Criminal: coder beſtätigt worden iſt. Der Criminalrichter erſter Inſtanz volendet den Proceß, und ſendet ſeinen Spruch, abgeſondert und verſchloſſen , an die Generaldeputation . Jeder der zwei Deputirten ernennt einen Afeſſor, die zwei Aſſeſſoren und ein Corregidor hören in Gegenwart der Deputirten den Schuldi: gen und den Fiscal an , und geben ein jeder ſeinen Spruchy ſchriftlich ; dann wird auch der des Unterrichters geöffnet, und
3weite Abtheilung . ( Fortfeßung.)
Die Frage erhebt ſich , welches Familienband, das beſondere oder
das allgemeine, war älter ? wohl gewiß das beſondere, und urſprünglich war wohl gewiß auch der Vater nicht durch den Willen ſeiner Kinder beſchränkt. Bei den Deutſchen ſcheinen früher alle Kinder gemeinſam geerbt zu haben ; im fünften Jahrhundert nach Chr. fepten die Franken
feſt, daß die Erbſchaft nicht auf die Töchter fallen ſolle. Krieg war damals an die Stelle des friedlichen Landlebens getreten , und die Ver
anlaſſung des ſaliſchen Gefeßes war , daß man mit der Vergrößerung der Nechte der Söhne auch die Vertheidigungsfräfte des Landes vermehrte. Zu derſelben Zeit und aus derſelben Veranlaſſung wurde auch bei den den Deutſchen benachbarten Slawen feſtgefekt, daß die Söhne das un= bewegliche Gut des Vaters erben ſollten ; die ferner wohnenden Slawen behielten noch den alten Grundſaß bei , daß alle Kinder das väterliche Erbgut theilen ſollen , und dieß Recht galt auch noch in ſpätern Jahr
wenn von dieſen vier Sprüchen drei übereinkommen, ſo iſt das
hunderten bei den Kleinpolen.
Urtheil gültig, wo nicht, ſo wird der Spruch des Unterrichters verbraunt; der Proceß beginnt von neuein , und die Operation wird ſo oft wiederholt, bis eine Majorität von drei Stimmen erlangt wird. Iſt die Strafe ſchimpflich, ſo muß, wenn es ei:
Der Grundſat , daß nicht der (älteſte) Sohn , ſondern die Söhne den Vater beerben ſollen , bewirfte hauptſädylids, daß das Gepräge der
nen Biscayer betrifft, die nächſte, obgleich ſchärfere Strafe an-
ſlawiſchen Familienbande keine Friegeriſche Form annehmen fonnte. Indeß nahm es doch mit der Zeit einen ariſtokratiſchen Charafter an , und
gewendet werden , denn es iſt in den Fueros ausgemacht, daß
ſpäter ſchloffen faſt alle ſlawiſchen Völker die Töchter von der Erbſchaft der unbeweglichen Güter aus , um dem männlichen Geſchlecht die väter
ein Biscayer den Tod der Schande vorziehe.
lichen Güter zu erhalten. Wo Deutſche über die Slawen herrſchten, überwog freilich der deutſche Grundſaß, daß der älteſte Sohn den Vater
(Fortreßung folgt.)
Die nordiſche Alterthumsgeſellſchaft
beerbe , wo aber rein ſlawiſche Landesordnung war , konnte er ſich nicht ethalten. Das Andenken an das alte gemeinſame Familienleben, ſo wie der Vortheil , den matt fich davon verſprach, bewogen die ſlawiſchent
hielt am 19 Julius zu Kopenhagen ihre dritte Quartalszuſammenkunſt, Familien auch nach dem Tode des Vaters zuſammen zu leben , unter in welcher unter Anderm der dritte Band der von der Geſellſchaft aus- einein felbftgewählten Haupt oder Wladyfa , wie ein Bruchftůd pon
880
einem alten böhmiſchen Gedicht fich ausdrüdt ; leßteres iſt die älteſte Erwähnung eines allgemeinen Familienbandes. Dieſe Anficht von einem doppelten Familienband bei den Slawen löst uns manches Räthſel in dem politiſchen und Privatrecht der Polen, und erklärt die Anſicht unſerer Vorfahren vom geſelligen Leben, worüber die Chroniken und Gerichtsacten fich nur dunkel ausdrüden. Matthäus und die neu yon Ed. Raczynski herausgegebenen großpolniſchen Urkunden
ſprechen von Zehntnern, Fünfzigern und Hundertern. Es ſind dieß landedabtheilungen , und zugleich die darüber gefepten Beamten , die von den
Familienälteſten gewählt wurden, und für die öffentliche Ordnung haften mußten , wie die Familienhäupter über die Ordnung in den Familien. Indeß ſcheint die Eintheilung des Landes in Zehnten und Hunderte die Schließung der allgemeinen Familienbündniſſe befördert zu haben. Die öffentlichen laſten fielen auf die Familien , die ſie durch Vertheilung auf eine größere Anzahl Mitglieder leichter tragen konnten. Die Reo
als beſonderes Eigenthum beſigt, und auch davon muß ſie die Hälfte ihren Kindern zurüdlaſſen. Die Kinder aber , welche in größerer Zahl auf dem Gute arbeiteten , wurden gemeinſame Beſiber des väterlichen
Guts , und beerbten den Vater ohne Rücfficht auf die Verſchiedenheit des Geſchlechte.
Daher kam e8 , daß in den Rechtsverhältniſſen der
Frauen bei den Deutſchen die Gütergemeinſchaft eine große Rolle ſpielte, in dem Landrecht bei den Slawen aber die Einrichtung des Brautſchapes vorherrſcht; daß bei den erſtern mit Ausnahme der Frieſen , deren Recht jedoch in keiner Beziehung dem ſlawiſchen ähnlich iſt das männliche Geſchlecht, wenn gleich erſt ſpäter, daß weibliche von der Erb fchaft der unbeweglichen Güter ausſchließt, bei den Slawen dagegen Söhne und Töchter gleichmäßig erben. Nach den Volføjagen erbten die 1
Töchter auch den Thron bei Czechen und Chrobaten . Und obwohl ſpäter
auch bei den Slawen das männliche Geſchlecht das weibliche von der Erbſchaft der Landgüter ausſchloß , ſo iſt doch noch im Fleinpolniſchen .
gierung fah fich indeß bei der Sache beeinträchtigt, und erklärte : wenn
Statut ausgeſprochen, daß Söhne und Töchter auf das Erbe ein gleiches
eine Familie ſich vermehrt , und obwohl ſie unter Einem Dach bleiben, doch in der That . jede einzelne für ſich lebt und nur zum Schein alle zuſammen bloß eine Familie bilden, ſo foll künftig jede einzelne die auf fie fallenden Laſten tragen. Das erſte Beiſpiel hievon findet fich im
Recht haben. In der Gütergemeinſchaft mit dem Vater wachten die Kinder dar über, daß von dem Vefikthum nichts verloren gehe. Wenn es dem Vater beifam , ſich eine ſolchen Eigenthums zu entledigen , ſo mußte er die Erlaubniß dazu von den Kindern einholen. Aber außer dem ererbten Gute konnte der Vater ein beſonderes , durch Betriebſamfeit oder durch Schenkung u. ſ. w. erworbenes Eigenthum haben ; darauf hatten die Kinder fein Recht; auch konnten ſie über ihr Eigenthum nicht verfügen, denn der Vater hatte yon allem ihrem Beſikthum das Nußnießungsrecht;
13ten Jahrhundert , und der Chroniſt meldet eg mit Entrüftung. Dieß hatte zur Folge, daß die allgemeinen Familienbündniſſe nach und nach zu verſchwinden anfingen, indem das gemeinſame Leben jeßt nur mehr wenig Vortheile bot und zu Streitigkeiten und Mißverſtändniſſen Anlaß gab, namentlich als die Zeiten des Egoismus famen , wo der Bruder nicht mehr für den Bruder verantwortlich ſeyn wollte, und jeder ein beſonteres Eigenthum für fid) zu haben ſtrebt. Von da an erhielt fich kaum noch
ein Schatten der gemeinſamen Verbindungen, ſelbſt unter Brüdern und
indeß konnten die Gläubiger eines Kindes an dieſem Vermögen ihre Forderungen geltend machen , und der Vater war verpflichtet, ſeine Schulden zu tilgen. Wir leſen in den Gerichtsacten, daß ein Vater, der
Schweſtern , worüber ſogar die Geſeke manchmal mit Kummer uud
son ſeinen Gütern eine Schenkung machte, bezeugt , er habe ſich mit
Bebauern fich ausſprachen.
ſeinem Sohn deßhalb verſtändigt. Wir finden in dem kleinpolniſchen Statut, daß wenn ein noch unter der Herrſchaft ſeines Vaters ſtehender Sohn , dem noch kein Vermögen zugeſchieden iſt, im Würfelſpiel ver
Obwohl aber die allgemeinen Familienbündniſſe fich auflösten , ſo
erhielten ſich doch die beſondern zwiſchen Eltern und Kindern ſehr innig, und die Rechtsverhältaiſſe wirften dazu mit. Der unumſchränkt wal tende Familienvater bei den Römern fonnte nicht in Gütergemeinſchaft mit Frau und Kindern leben , denn er war Herr im Hauſe , und alles, was darin war, bildete gewiſſermaßen ſein Eigenthum . Bei den Deutſchen
zog die ritterliche Lebensweiſe die Gütergemeinſchaft nach fich, zuerſt zwiſchen Mann und Frau, dann zwiſchen Vater und Söhnen. Bei den Slawen dagegen war die Ruhe athmende Lebensweiſe die Urſache der
Gütergemeinſchaft zwiſchen Vater und Kindern (Söhnen und Töchtern zugleich) , mit Ausſchluß der Frau , nicht aber um dieſe hintanguſeßen, .
ſondern um ihre Rechte zu vermehren . Wenn der kriegeriſche Deutſche mit den Waffen in der Hand zu Land und zur See nach Beute ſuchte;
dann fiel alle Laſt und alles Einkommen des Hauſes ſeiner geſchäftigen
liert , der Vater dieſe Schuld aus ſeinem Vermögen zahlen muß. Man liegt daſelbſt auch , wenn ein Sohn ſich auf dieſe Weiſe verſchuldet, ſo brauche der Vater nicht zu zahlen, da der Sohn bei Lebzeiten der Eltern
das Eigenthum derſelben nicht verſchwenden und ſie dadurch in Mangel verſeken dürfe. Man hat einen Widerſpruch hier im Gefeße finden wollen , allein der erſte Artifel ſpridyt von dem Eigenthum des Sohne, daß er gemeinſam mit ſeinem Vater beſigt , der andere von dem er worbenen Eigenthum , das dem Vater ausſchließlich gehört. So konnte der Vater Theilung ſeines Vermögens vornehmen, Schenkungen machen, ein Witthum ausſeßen , ohne ſeine Kinder zu fragen , aber er konnte nur über ſein beſonderes , nicht über das gemeinſame Vermögen alſo verfügen. Auch gehörten nicht in dieſen Kreis die Güter , die man für
Gattin zu , welche , gemeinſchaftlich mit dem Mann für das Beflfthum 1 geleiſtete oder noch zu leiſtende Obliegenheiten von der Regierung empfing. I
beſorgt , fchon der Billigfeit wegen gemeinſame Defiberin feyn mußte.
Solche Güter verfielen nach dem Tode des Beſibers an den Schenker,
Aber der zu Hauſe figende Slawe , der nur, wenn das Aufgebot durch
und wenn ſie dem Sohn und den Brüdern des Verſtorbenen zu ſeinem
Land ging , ins Feld rüdte , arbeitete gemeinſam mit Frau und Kindern auf ſeinem Beſißthum . Da nach dem Tode des Mannes die Frau in ein fremdes Haus ein Beſikthum hätte bringen könuen, das ſie nicht ſelbſt erworben hatte, ſo war es angenommen, daß fie als Wittwe ihren Brautdaß und ihr Witthum als Eigenthum erhielt, und auf dem Befifthum ihres Mannes lebte ; wenn ſie aber einen zweiten Ehebund eingeht , ſo darf fie in das Haus des neuen Mannes nichts nehmen , als was fie
Beſiß verblieben , fo gingen fie doch nur mit dem Necht des Widerrufs von Hand zu Hand. (Fortſeßung folgt.) Ein neues Erdbeben in Dänemark wurde am 15 Julius
Nachmittag8 zwiſchen 4 und Uhr in Holbeds Amt verſpürt , an der ſelben Stelle , wo in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein folches gefühlt wurde. ( Däniſche Blätter.)
Münden, in der literariſd - Artifiſchen Anfalt der S. O. Gotta'ſ en Budhandlunga Berantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide a ma x a .
Nr. 221. TA
as
1 A usla A nd.
Ein Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
41 .
9 Auguft 1841 .
Allgemeine Bemerkungen über Braſilien. Lebensdauer .
- Fruchtbarkeit. Merkwürdigkeit.
Prychologiſche
Man hat im Allgemeinen die Anſicht, daß die Lebensdauer des Menſchen zwiſchen den Wendekreiſen kürzer ſey, als unter den gemäßigten und falten Himmelsſtrichen ; allein dieſe Ver:
ben , denn nach den leßten Nachrichten war er nuch rüſtig.
Gleich dem Grafen Abensberg betrachtet auch Feitoſa die Dienſte, welche er dem Staate geleiſtet, als ſehr weſentlich.
Aus dieſem Grunde ſuchte er vergangenes Jahr bei der Pro vincialverſammlung um die Bewilligung nach, aller öffentlichen Aemter, und ſelbſt der Abſtimmung bei den Wahlen, enthoben
zu ſeyn , weil er ſeine Pflichten gegen das Vaterland bereits
muthung iſt ungegründet , wenn von Eingebornen und nicht von Fremden die Rede iſt. Da ſtatiſtiſche Forſchungen in je-
treu erfüllt habe. Andere Landſtreden Braſiliens
nen Gegenden überhaupt erſt zu erwachen ſcheineu , ſo laſſen allgemeine Ergebniſſe ſich nicht feſtſtellen ; aus einzelnen Fällen
Fruchtbarkeit und Lebensdauer nicht minder merkwürdig. Da:
find in Beziehung auf
hin gehört vor allen die Gegend zwiſchen dem Rio Verde
aber geht hervor , daß die Tropenländer den nördlichern Erd-
Grande und dem Rio S. Francisco ; Beiber von 76 Jahren
zonen in feiner Beziehung nachſtehen .
gebären nicht ſelten noch Zwillinge und Drillinge, und junge
In der Stadt und Provinz Sergipe ſind kürzlich zwei alte Leute beiderlei Geſchlechts geſtorben.
Der Mann , Namens
Joré Coca, hatte 115, die Frau , Maria Quiteria, 123 Jahre erreicht.
Im Kirchſprengel Soccorro , in derſelben Proving,
lebt noch überdieß ein alter Mann von 132 Jay 11 , und doch liegt bekanntlich Sergipe im Herzen der Tropenländer. Herr
V. Humboldt erzählt aus Peru ähnliche Beiſpiele.
Eingeborne
von 70, 80 uud 90 Jahren ſcheinen zwiſchen den Wendekreiſen
nicht ſeltener zu ſeyn, als in den nördlichen Ländern,, und mei: ſtens kann man an ihnen den Zahn der Zeit nicht in dem Grade bemerfen , als es bei uns der Fall iſt.
Daß Rußland
allerdings zu Gunſten der gemäßigten oder kalten Länder zu ſprechen ſcheint, geht aus dem Umſtande hervor , daß dort Menſchen von 160 Jahren angetroffen werden ; wenn man
Mütter von 20 Jahren haben bisweilen 8 bis 10 Kinder.
Beiſpiele von unglücklichen Geburten ſind außerordentlich ſelten, und die Zeugungskraft beider Geſchlechter erhält ſich bis in ein ſehr hohes Alter. Zwiſden Sterbe - und Todesfällen ſcheint das gewöhnliche Verhältniß ganz verſchwunden ; auf 100 Ge borne fallen nur etwa ſechs Geſtorbene (?) und Frauen von 50
bis 60 Jahren haben manchmal über 100, bisweilen auch über 200 Nachkömmlinge. Beide Geſchlechter bilden einen fchönen , kräftigen Menſchen dylag, und man ſieht bejahrte Greife, welche
die Nüſtigkeit des mittlern Mannesalters beſißen . Hier hat die Natur der Menſchheit ein vielleicht unvergleichliches Treib haus errichtet, aus welchein große Völkerſchwärme hervorgehen könnten, wenn man es in Braſilien verſtände, die Vortheile zu benüben , welche dieſes merkwürdige land in Fülle darbietet.
Es iſt keinem Zweifel unterworfen , daß dieſe Erſcheinungen hauptſächlich dem dortigen Kalfboden und den daraus entſtehen den klimatiſchen Verhältniſſen zuzuſchreiben ſind, und daß über:
aber die Fleine Bevölferung von Sergipe in Anſchlag bringt, ſo werden in Europa drei ſolcher Fälle, wie ſie oben ange: geben worden , unter 200,000 Menſchen kaum irgendwo zu finden ſeyn.
haupt dieſe Bodenart, welche zwiſchen den Wendekreiſen den
In Beziehung auf menſchliche Fruchtbarkeit liefert Braſi:
geſundeſten Aufenthalt anweist, vorzugsweiſe bei neuen Anſied
lien ſo außerordentliche Beiſpiele , daß man in Europa nicht
lungen benußt werden ſollte , bezeugt die braſilianiſche Erde
gang zu gleicher Hobe gefommen iſt. Im Hafen da Folha , ebenfalls in der Provinz Sergipe , wohnt gegenwärtig der ein :
in verſchiedenen Theilen derſelben .
undſechzigjährige Hauptmann Feitoſa, welcher mit drei Wei: bern vierzig Söhne gezeugt hat , wovon achtundzwanzig noch am Leben ſind. Bei dieſer Zahl ſcheint es jedoch nicht zu blei:
Eine pſychologiſche Merkwürdigkeit bietet feit geraumer Zeit die Provinz Rio Grande do Sul , im Kirchſprengel San Anna do Nio dos Sinos dar. Dort wohnt zu Vacacaby ein Mann , Namens Claudio Joré de Almeida Cruz , welcher die 221
882 ſeltene Gabe beſißt, die Stützahl einer Heerde Viely, oder ei:
Abel oder Militärſtand , unter dem Vorfiße des Connetable
ner Verſammlung von Menſchen , oder auch die Zahl der Geld:
Grafen von Lerin und des Großlanglers pon Navarra, oder in deren Abgang des Herzoge von Grangpa de Ega, endlich dem Stande der Gemeinheiten oder Uniperſidades, d. 1. der Ab geordneten der Republiken und Thäler von Navarra , unter
ſtüde, Maisförner , in ſogar der Buchſtaben in einem Buche aufør genaueſte zu beſtimmen , wenn dieſe Gegenſtände vor ſei nen Augen ausgebreitet liegen. Wird ihm eine Zahlung ge:
macht, und das Geld in einem Sađe gebracht, ſo öffnet er dieſen , und breitet die Münze auf dem Boden aus. Ohne zu zählen, findet er manchmal ein Stück zu viel oder zu wenig, was auch bei der Unterſuchung immer fich beſtätigt. Almeida
dem Vorſiß der Stadt Pamplona.
Der Vicekönig öffnet und
ſchließt die Cortes, wohnt ihnen aber nicht bei, und ſanctionirt die Geſeke, welche von dem Rath von Navarra und von dem Hofrathe, beide mit dem Titel Majeſtät, in Vollzug gereßt 1
G
Cruz iſt jeħt 48 Jahre alt, und hat dieſe Eigenſchaft ſeit ſeiner Jugend beſeffen , ohne eine Erklärung über den Entwicklungsgang
werden. Der Vicefönig ſchreibt zu dieſem Ende ,,cúmplase,“
derſelben geben zu können. Er iſt Eigenthümer einer bedeu: tenden Viehheerde und wurde ſeiner Gabe zum erſten Male
tesdeputation, welche in dem Zwiſchenraume der Legislaturen bleibt, gehört werden , und wenn dieſe eine Verlegung der Fueros findet , und der Vicefönig doch darauf beſteht, ſo un
als Sinabe bewußt. Sein Vater hatte eine große Menge Vieh in eine Umzäunung (Curral) zuſammentreiben laffen , und wollte wiſſen, wie viele Stüde ſich darin befinden ; nach kurzem
Ueberblicke beantwortete der Junge die Frage ganz unerwartet, und zum Erſtaunen des Alten ward die angegebene Zahl nach vorgenommener Zählung richtig befunden.
es werde erfüllt, aber vor der Vollſtredung muß noch die Cor:
terrichtet ſie davon die nächſten Cortes. Der Kath von Na: varra hat einen Gerichtshof, „ Sala de Corte “ und die Nichter ,,Alcaldes de Corte“ genannt ; auch gibt es ein Finanztribunal
oder Cámara de complos reales (fönigliche Rechenkammer ). Die Erbfolge war ſonſt in Navarra verſchieden von der in Ca: ſtilien angenommenen ,
Man nennt dieſe vier Provinzen auch die „ Provincias
Die cantabriſche Region. 1.
Die Basken .
( Fortretung . )
erentas, " Ausnahmsprovinzen , weil ſie weder Conſcription
noch Zollabgaben , Stempelpapier , Monopolien u. f. w. ertra: gen, aber ſie bezahlen in anderu Steuern und Abgaben und
Die Gereße von Guipuzcoa find faſt völlig wie die von Bisiana, und beide Länder haben ſich immer als eine Familie betrachtet. Guipuzcoa hat ſich indeſſen früher mit Caſtilien
in Donativen große Summen, und in Zeiten der Gefahr iſt
vereinigt, nämlich durch den mit Alphons VIII im Jahre 1200 geſchloſſenen Vertrag. Alava , durch die Aumaßungen der Ko:
beendigtem Kriege im Rande , denn außer Land ziehen ſie
nige von Navarra, ſeiner Schußherren, genöthigt, fand es ge rathen, in dem mit Alfons XI 1332 geſchloſſenen Vereinigungs: vertrag außer dem gewöhnlichen Vorbehalte der Fueros noch hinzuzufeßen , daß der König dieſe Provinzen feineswegs als
den mit dem Bewußtſeyn , ſeinem Vaterlande einen Dienſt er: Nachdem wir eine kurze Anzeige der heute fo viel beſpro: chenen basfiſchen Gefeßgebung gemacht, iſt es natürlich,) von
fein Gut anſehen , noch ſie jemand anderem abtreten , noch
den Sitten und Gebräuchen des Volfes zu ſprechen .
eine Ortſchaft erbauen könne u . ſ. w. In Alava gibt es einen Adelsſtand. Der Landtag wurde ehemals auf dem Felde von
kann nicht läugnen, daß die herfömmliche und gleichförmige Er:
Arriega , jeßt wird er in Vitoria gehalten ; dazu ſenden die
Landesdiſtricte oder Hermandades ihre Abgeordneten. Ein alle drei Jahre zu ernennender Generaldeputirter übt die vollziehende
Gewalt aus, er hat einen Foralrath ( consultor del fuero) und einen Generalſecretär, welche Stellen der Landtag ernennt,
Biscapa, Guipuzcoa und Alava bilden den uralten basfiſchen Bund, und führen zu deſſen Zeugniß einen Wappenſchild mit
drei feſt in einander gerungenen Händen und der Inſchrift: Yrurac-bat, „ die drei Staaten Einer. “
Navarra hat ſeinen berühmten Fuero de Sobrarve aus den erſten Zeiten der Reſtauration . Seine Könige übten zu einer Zeit das faiſerliche Schußrecht über Alava , Guipuzcoa und die biscay'ſche Merindad Durango aus , bis dieſes an die Krone von Caſtilien überging. Als Navarra felbſt an Spa nien kam , behielt es ſeine Geſeße bei, und dieſe find nebſt den: jenigen , welche die Generalcortes unter königlicher Sanction
jeder Basfe von 17 bis 50 Jahren Soldat.
Der Landtag bil:
det Compagnien und ernennt die Chefs und Officiere; nach
V
nicht) geht jeder ohne weitere Belohnung nach Hauſe , jufrie: wieſen zu haben.
Man
ziehung das meiſte zur Bildung eines allgemeinen , beinahe ausnahmsloſen Charakters beiträgt. Man prägt den Basken von Kind auf die Achtung gegen die Alten , die Brüderſchaft und wechſelſeitige Hülfeleiſtung, Gefühl für Ehre, Tugend und
Religion, Abſcheu gegen Geiz, gegen Intoleranz und Rachſucht ein. In ältern Zeiten legte bei dem Tode eines Basken die ganze Umgegend Traue an und feierte das Andenken ſeiner
Tugenden ; noch jekt iſt dieſer teßtere Gebrauch in den öffent lichen und häuslichen Geſprächen nicht ganz verſchwunden, ſo wie auch noch andere patriarchaliſche Gewohnheiten beſtehen, 3. B. gemeinſchaftliche Feldarbeit an gewiſſen Tagen , gemein ſchaftliche Freudenfeſte, Wallfahrten, Jagden gegenwildeThiere u. ſ. w. Die Gaſtfreundſchaft der Basken gegen Fremde und Verirrte , ihre Hartnätigkeit in Xufrechthaltung ihrer Mei nungen , aber auch die Treue, mit welcher ſie ihr Wort er: füllen, iſt bekannt ; ivre Redlichkeit kann man aus dem Bei:
ſpiel entnehmen, welches man nicht ſelten auf den Viehmarkten 1
abfaſſen , gültig. Die Cortes beſtehen aus drei Ständen , dem
bemerft, wo der Verkäufer der erſte iſt, der auf die Gebrechen
geiſtlichen unter dem Vorſik des Biſchofs von Pamplona, dem
leines Viehes aufmertſam macht. An den Wochentagen ſind
883
fie mit der Arbeit beſchäftigt, aber an den Feſttagen pflegen | Maciejowski's Beurtheilung des Werks Wiſzniewski's fie ſich durch Schmaus und Trant in Geſellſchaft ihrer Freunde
über die polniſche Literaturgeſchichte.
durch Tanz und Ball oder Kegelſpiel zu entſchädigen. Selten
3 weite Abtheilung . ( Fortſefung.) Seltſame Dinge bringen die Forſcher des polniſchen Rechts über
laufen die Streitigkeiten auf etwas anders als einige Stöße Fält, hinaus, was bald ver:
oder Ringen, bis einer zu Boden geſſen wird ; bei heftigern Kämpfen bedienen ſie ſich ihrer Lieb: lingswaffe, des Prügels, daher das Sprüchwort, lang und ſchmal
die herrenloſen (öde liegenden) Güter zu Tage. Auch Wiſzniewabki ſagt
wie die Waffe des Basſen, woraus eine fehlerhafte und in
wieder , die Polen hätten lange Zeit an kein Grundeigenthum gebacht,
Spanien fehr gewöhnliche Ausſprache die Variante „wie die
jeder habe ſein bewegliches Eigenthuin beſeſſen , aber unbewegliche Güter
Seele des Basken “ gemacht hat; largo y angosto como arma (Waffe), oder alma (Seele) de Vizcayno. Wenn einer bei dieſer Gelegenheit den Såbel oder den Dolch ngebrauchen wollte, To ihren Prügel todtſchlagen.no
ſeyen ohne Eigenthumsrecht , d. h. gemeinſchaftlich geweſen , erſt im 12ten Jahrhundert habe fich das Bedürfniß einer ſtrengern Beſtimmung fundgegeben , und damals hätten unſere Könige von dem bisher allen gemeinſamen Lande jedem einen gewiſſen Raum zugetheilt, und ihm das Eigenthum davon ſchriftlich geſichert. Es finden ſich Spuren in der Geſchichte, daß es bei wandernden Völkern ſo ergangen iſt, aber ein Aferbau treibendes Volf , und das waren doch unſere Vorfahren gewift
würden ihn die andern mit verfälſchte Sprüchwort würde auf Geiz hindeuten , indeſſen find die Basten, obgleich an eine gewiſſe Regelmäßigkeit gewohnt, doch nicht fnideriſch , vielmehr zum Aufwande geneigt : ſie ſind nicht eben artig oder liebenswürdig , aber freimüthig , treue Freunde und conſequent, beſonders die Navarreſen , welche is ?? Verſchloſſenheit zeigen . Das anfangs mehr Zurüchaltung und fie übrigens die verſchiedenheit der Perſonen , mit welchen fie
von uralter Zeit her, fann ohne Beſtimmung des Landeigenthums nicht
beſtehen . Zudem klingt es beſonders ſeltſam, daß die Polen, bei denen die Landesvertheidigung von uralten Zeiten her auf den Grundeigent
thümern beruhte , bis zum 12ten Jahrhundert fein eigentliches Grunds
fprechen , in Acht nehmen , beweist ihre Sprache, welche diere
eigenthum gehabt haben ſollen. Unſere Städte, die gemeinſam mit ker Schlacht, unter dem Ritterredyte ſtanden, ſollen das Land in ihrer Um = gebung nicht eigenthümlich beſeſſen haben , die auf den geiſtlichen Güteru anſäſſigen Landbauer und die reichere, aber zu denſelben Leiſtungen yet : pflichtete Schladita ſollen keine ihnen zugemeſſenen Ländereien gehabt, ſondern jeder gepflügt und gefäet haben , wo es ihm gefiel ! Während bei den uns benachbarten Mähren ſchon im 11ten Jahrhundert die Wälder bewacht und das Aushauén yon Holz im fremden Forſt beſtraft wurde, ſoll es bei uns geſtattet geweſen ſeyn , Privateigenthum nicht zu achten , wenn es nur nidit bewacht und alſo als nicht in fremdein Beſts befindlich
Verſchiedenheit in den Endſylben der Haupt- und Zeitwörter bezeichnet.
(Fortſeßung folgt.)
Die ſchwediſchen Beitungen.
.
Unter den in Schweden erſcheinenden Zeitungen iſt „ Statstidningen " die einzige officielle ; ſie wird übrigens ſchlecht redigirt und wenig geleſen. Auf der Oppoſitionsſeite ſtehen : Aftonbladet, Dagligt Allehauda und Freja ; auf Seite der Regierung : Minerva und Svenſfa Biet. Das Aftonbladet , redigirt von dem talentvollen R. Hjerta , vertheidigt mit großer Tüchtigkeit die Sache der Oppoſition gegen die Regierung , und iſt deßhalb auch das am meiſten verbreitete ſchwediſche Journal (über 5000 Subſcribenten). Wegen ſeiner Anſicht von der Handeldfreiheit
anzuſehen war ! Die Redite der benachbarten Völker , der Mähren , 1
Czechen und Rufinen, ſtellen und dieß Verhältniß der herrenloſen Güter in einem ganz andern lichte dar.
habent feine Gegner einen ungegründeten Verdacht engliſcher Sympathien
gegen ihn angeregt, und die Geburtsverhältniſſe des Nedacteurs (er ge hört zuin Adel) geben Anleitung zu Beſchuldigungen , daß er zuweilen mit der Ariſtokratie unter einer Dede ſpiele. Dagligt Allehanda, Top , aber hat redigirt von Dahlman , iſt gemäßigter nicht ſolchen Beifall gefunden. Freja iſt auch ein gemäßigtes oppoſitionsblatt, weldies mit vielem Talent von einem Auditeur Blande redigirt wird , der, im Befit einer lebhaften und geiſtreichen Darſtellung, ſein Argusauge gleich-
Art waren auch unſere ſogenannten herrenloſen Güter (puscizny).
Sie
entſtanden aus einer Nachahmung des deutſchen Feudalrechts , und je näher ein polniſches Land den deutſden lag, deſto häufiger find dort die derartigen Güter. Daher läßt fich leicht erklären , warum das große
-
polniſche Statut fie Fennt, aber das kleinpolniſche gar nicht. Diefe Anſicht von deutſchem Feudalrecht wendete die polniſche Schlachta auf die bäuerlichen und ſtädtiſchen Verlaſſenſchaften an, geſtattete aber ſelbſt
zeitig auf die Regierungsblätter und das Aftonbladet richtet. Minerva iſt ein kleines conſervatives Blätt , früher im Intereſſe des ehemaligen Miniſters Roſenblad.
Man nennt ſie Heimfallegüter *) und
vergleicht ſolche nur mit den vom Staate erhaltenen Gütern ; eben ro zählt man dazu , namentlich bei den Rufinen , die Gutsantheile von Leuten gemeinen Standes , die ohne Nachkommenſchaft fterben . Diefer
dem König nie , dieſe Ungefeßlichkeit gegen ſie zu üben , und wenn fic
Svenſka Biet ' vertheidigt mit Einſeitigkeit alle
auf der einen Seite ſehr raſch war, Freindes nachzuahmen, fo wußte fie
Handlungen und Anordnungen der Regierung; es iſt jedoch nicht übel
doch zu verhindern, was ihren Einfluß auf die Landesorðnung beſchränken
linter den Provincialzeitungen zeichnen ſich keine anderu durch
ſo wie die Najade in Carlscrona , redigirt von
oder die Gleichheit der Schlachta in irgend etwas benachtheiligen konnte. Dieß zeigt ſich in der Erbfolgeordnung , die wir jeßt kurz ſchildern wollen. Ein Erbe , das vom zweiten Grad herſtammte, nannte man ein großväterliches oder urväterliches (dziedzina", som alten "Wort dziezd ,
dem königlichen Secretår Ameen. – Eine eigene Literaturzeitung beffet
ruſfiſch died , Großvater) , das Erbe im erſten Grab vom Vater her
Schweden nicht, feitdem die Upſal'ſche God, herausgegeben vom Docenten
väterliches Erbgut (ojczyzna >, von oiciec , 'der Vater). “ Das väterliche Erbe beſtand aus ſonſt erworbenen oder durch Erbſchaft vom Großvater
redigirt.
Selbftſtändigkeit und Talent aut , ale der Oſtgötha - Correſpondent in Linköping , redigirt von Schwedens Heine , Magiſter Palmer , 'und dem !
Dichter Ridderſtad ,
Lenſtröm , und sie Zeitſchrift Mimer, herausgegeben von Palmblad und Atterbom in Upſala, fu wie Geyers Literaturblatt nicht mehr erſcheinen,
* ) Odumarzlina, von odumrzec , im Tode hinterlaſſen .
1
884 her erhaltenen Gütern. Darüber konnten die Erbrebiner nicht frei ver
fügen , ſondern mußten das Ganze ungeſchmälert ihren Nachkommen hinterlaſſen ; mit allen andern konnten ſie, wie geſagt , frei ſchalten. Die durch ſolches Erbrecht errungenen Güter ſind nichts anderes als Erbpachtungen, die vom Heimfall frei find. Ein Erbe beſaß dieſe Güter mit demſelben Recht, wie der Rönig ſein land beſaß, und wie den erſten Rönigen bei Deutſchen und Slawen das Recht zufam , das Land unter ihre Söhne zu theilen , fo batten auch die Erben eines altväterlichen Guts die Gewalt , ſoldes unter ihre Nachkommen zu theilen. Indeß mußte einer der Königsjöhne die Obergewalt über das land beſiken,
und die mit Antheilen verſorgten Brüder unter ſeiner Gewalt haben ;
reich der Geiſtlichkeit, denn um völlige Freiheit zu haben über iihre Erbgüter zu verfügen , wirften fide die Großen das Recht aus , folches Das Weichſelſtatut
der Geiſtlichkeit zu vermachen oder zu ſchenken.
nennt dieß ganz einfach eine Schenkung , daß aber unter dieſen Schen kungen nicht bloß das ſpecielle Eigenthum begriffen war, braucht Feines Beweiſes. Daß jedoch das kanoniſche Recht dazu beigetragen hätte, die dem Heimfallsrecht unterworfenen Güter , die ſogenannten herrenloſen Ländereien, erblich zu machen , iſt nicht wahr, denn ſolche Güter gab es noch
bis zur Theilung Polens. Sie waren denjenigen ähnlich , welche im römiſchen Recht jure caduci hießen , und ſtanden der eigentlichen Erb folge zur Seite.
in dieſer Beziehung traf der Vater Vorſorge und erklärte ſeinen Willen
Da der Charakter jeder Gefeßgebung in den Familien und Erbſchafts
So war es in Polen . Unſere
rechten liegt , und die aus der elterlichen Gewalt fließenden Rechtsver
ſpätern Chroniſten , und namentlich Dlugoſch, nennen dieß eine Königs wahl ; die ältern und älteſten wiſſen aber nichts davon . Nach der Chronik son Gallus fragten die großen Herren des Reichs den alt und dwach gewordenen Wladislaw Herman , welchem von ſeinen beiden Söhnen (die jedoch beide außerehelich waren) ſie ſich als König unterwerfen
hältniſſe eng mit dem Erbrecht verbunden ſind , ſo kann man in dieſer eingeht und die Anfänge ins Auge faßt. Betrachtet man die Sache po, wie Ør. Wiſzniewski fie dargeſtellt , ſo finden wir eine Menge Wider ſprüche und mit einem geſunden Urtheil nicht vereinbare Grundfäße.
dem zu dieſem Ende berufenen Volfe.
Hinſicht Feine Gefeßgebung verſtehen , wenn man nicht auf den Urſprung
ſollten. Seine Antwort war : demjenigen , der ſich hiezu am tauglichſten
Geſtattete hier der Raum näher darauf einzugehen , fo würde man bald
erweiſen würde. Später feßte ſich jedoch bei den Deutſden das Recht feft, daß der älteſte der Söhne im königlichen, wie im Privatſtande erben ſolle. Das ſogenannte ſaliſche Recht gab razu Veranlaſſung. Bei den
finden , daß nicht, wie Hr. W. ſagt , das Bedürfniß des gemeinſamen Schußes, ſondern die Bemühung um Vergrößerung und Erhaltung des rechtmäßigen Vermögens die Familienverbindungen und die Gütergemein
Slawen fonnte ſich dieſer Grundſaß weder im öffentlichen , noch im
Privatrecht feſtſtellen. Gewöhnlich erbte der älteſte Sohn den föniglichen
ſchaft bei den Slawen veranlaßte, daß auch der, welder nicht im Scooße einer Familie lebte , ſeine Rechte hatte , daß jedes Mitglied der Familie
Thron , aber im Volt hatte ſich die Anſicht feſtgeſetzt , daß der zur
das gemeinſame Vermögen genießen, aber nur ſein beſonderes Beſikthum
Regierung Begabteſte Herr der ſeyn ſolle ; es feste fidh ſo von freien
verſchleudern konnte ; daß jeder über dieß beſondere Beſikthum nadı Gefallen
Stüden dem Unheil aus, öffnete den Intriguen das Thor und wurde
und zu jedes Vortheil , eine geiſtliche Perſon anggenommen , verfügen konnte , und daß endlich die dem Heimfall unterworfenen Güter nicht erblog waren , ſondern einer ſolchen Perſon gehörten , welche ſie auch ihren eigenen Kindern nicht unbeſchränkt hinterlaſſen durften .
in die Neße politiſcher Umtriebe verflochten.
Boleslaw der Tapfere
beſaß den Thron zum Glück des Volfs mit Ausſchluß ſeiner Brüder von der Regierung. Als ſpäter Wladislaw II dasſelbe zu thún verſuchte ,
1
machten ihm die vornehmen Herren die Vorſtellung , daß ſie dieß nicht
Nicht allein in den Rechtsgrundſäßen, ſondern auch in der Deutung
zugeben würden , und daß es beſſer für das land jer , wenn mehrere,
einzelner Einrichtungen ſind wir mit Hrn. Wiſzniewski nicht einver ſtanden. Namentlich möchten wir wiſſen , ob wirklich Vielweiberei bei den Slawen beſtand oder nicht , anderer Fleiner Fragen zu geſchweigen , in denen der Verfaſſer wahrſcheinlich irrt, und die er leidt hätte rich
als wenn Einer herrſche.
In Hinſicht auf die Privaten geſchah dasjelbe.
Zwar wurde ſchon im 7ten Jahrhundert nach Chr. , wie aus dem Gedicht: „das Gericht der Libuſſa ,“ hervorgeht , bei den Ezechen der Verſuch
gemacht , daß der älteſte Sohn dem Vater folge mit Ausſchluß des jüngern Bruders. Dieß erhielt ſich aber nicht , und der Grundſatz konnte im ſlawiſchen Recht nirgends Eingang finden. Bei der polniſchen Schlachta galt das väterliche Gut für unantaſtbar,
aber das gemeine Volf unterlag dem Recht des Heimfalls. Der König Bertheilte die Güter an die Mitglieder des Herren - und Schlachtaſtandes mit dem Recht der Erblichkeit, und geſtattete , jedoch nicht immer, daß die Inhaber ſolcher Güter teſtamentariſch darüber verfügen könnten, d. h. daß fie nach Gefallen damit verfahren und ſie auch an fremde Perſonen vermachen könnten , jedoch ſtets mit Zuſtimmung der nächſten Nadı folger wie ſich von ſelbſt verſteht, denn dieß forderte dns Erbſchafts d. h. entweder aller Kinder und aud der Schwiegerſöhne, oder recht .
-
!
tiger mittheilen könnent.
Miscellen. Nothe Subſtanz im Thale von Vigezz0. Die Bibliothèque Universelle enthält eine Note des Prof. Lavin über eine in der Provinz Oſſola in Piemont an demſelben Tage, wie in den Pyrenäen (17 Febr . )
gefallene Subſtanz. Nach einem heftigen Gewitter fand man den Schnee roth gefärbt, und als derſelbe geſchmolzen war , blieb ein ſehr feiner Niederſchlag von Roſtfarbe zurück , deſſen Analyſe 670 Theile Kieſel ,
100 Theile Eiſenoryd , 30 Theile Alaun und 10 Theile Magneſia ergab. Der Neſt beſtand aus Waſſer , organiſchem Stoff und Chlor , aber der organiſche Stoff, der nicht ein Fünftheil des Ganzen bildete , gleicht keineswegs dem gewë hnlichen rothen Schnee in den Alpen. .
Steinregen .
nur ber Söhne .
Ohne ſolche ausdrückliche Erlaubniß geſtattete auch das
. polniſche Recht keine Schenkungen an die Kirde , da dieſe dem allge meinen Wohl des Landes Eintrag thaten , indem
dadurch die Landes
vertheidigung litt.. Sdon zu Zeiten Wladislaw IV erhob man auf dem Reichstag große Klagen über die ungeheuren Landbefizungen, welche die Geiſtlichen zum ſehr geringen Vortheil des Landes inne batten.
Be
kanntlich gehörte vor der Theilung Polene der dritte Theil des König
( Schluß folgt. )
Das Echo du Monde Savant vom 21 Julius
theilt folgende Nachricht mit, deren Authenticitat es vorerſt dahin geſtellt ſeyn laſſen will. Zu Navalcanero in Spanien fühlte man am 3. Jul. zwiſchen 3 und 4 Uhr eine unerträgliche Hiße , der alsbald ein gewal tiger Sturm folgte , begleitet von einem Steinregen , der mit unglaub licher Wuth bis 6 Uhr Abends anhielt. Die Ernte und die ſchönen
Weingärten von Manzana follen ganz zerſtört feyn.
Von dem Wege
von Valmogoda bis zur Straße von Sevilla ſey das Land mit dieſen Steinen bedeckt. Alle Häufer haben ihre Dadung verloren , und ſelbſt
die Mauern rollen ſehr beſchädigt feyn. Dünden , in der Literariſ - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widermann.
Nr. 222 .
Das
Ausl a nn d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlicher Lebens der Völker. 10 Auguſt 1841 . Eine Tour nach dem Bergwerk zu Sala.
fter auf den ronnenvergoldeten Waldfrang hatte.
Rings um
mich dufteten Blumenwieſen , die Gloden von Biebheerden (Aus Braga og Idun .)
tönten aus der Ferne , die Droſſel ſchlug , und ſtille Ruhe lag
Die Fahrt auf dem Mälarſee wurde in der legtern Zeit au:
über der ganzen Schöpfung, die ihren Feierabend hielt. Schwei:
Berordentlich durch eine Menge Dampfſchiffe erleichtert, und
gend und bewundernd . faß ich da , und nur in einem leiſen
auf einem derſelben war es, wo ich jeßt, in Begleitung von
Liedchen fand das , was mir aus der Tiefe des Herzens her: aufſtieg und mein ganzes Juneres durchbebte , einen Ausdrud .
Soldaten , Officieren und, eine Seltenheit in Schweden , einem
rationaliſtiſchen Prediger, die ſtolze Königsſtadt verließ, welche gleichſam zwiſchen Felſenwäldern am Auslauf des Mälar ſchwimmt. Grüne, freundliche Holme erhoben fich allmählich
aus den Wellen, üferränder ſtiegen auf beiden Seiten empor, mit Fichten bebedt, und mit tiefen , ſchattigen Buchten, wo die Erle und die Birke ſich über die Häufer neigten, und die: ſelben mit ihren fühlen Blätterfronen umwehten ; Boote und Schiffe freuzten einander zwiſchen den ſchönen Ufern . Nach und nach verlor ſich jedoch das Leben und zugleich die Schön: heit auf dem bewunderten See mit ſeinen zahlloſen Scheeren und Holmen. Der leßteren wurden weniger, die Ränder nie: driger, und mit dunklen Tannen in ununterbrochener Folge bededt ; es fing an zu ſtürmen . In ſolchem Wetter flog ich an Strengnäs vorüber , für einen flüchtigen Blic wenigſtens eine unanſehnliche, triſte Stadt, und in den Hafen von Weſter and hinein.
Gegen Mittag brach ich zu meiner weitern Reiſe
nach Weſtmanlaub auf. Die Gegend war flach und fruchtbar, wovon zugleich die in Schweden ſo ſeltenen Strohdächer zeug: ten ; ſie macht einen Theil der Ebenen nördlich vom Mälarſee aus, welche eine nicht unbedeutende Strede einnehmen, bis der Höhengürtel mit Schwedens reichſten Erzgruben beginnt.
Alles ſah ganz flächenartig aus , ſelbſt den Bauern fehlte die Behendigkeit des Bergbewohners ; die Trägheit leuchtete ihnen aus den Augen , und ich begegnete vielen ſo von derſelben beherrſchten, daß fie in ihren Karren ſchnarchend balagen . Nach
und nach fingen die Nadelwälder an , und wurden zuleßt ro gewaltig, daß ſie das ganze Land einzunehmen ſchienen. Ueber ein Paar Stunden währte die einſame Waldfahrt, bis es end
lich lichter wurde, und ich an einem ſchönen Abend in die breit ausgehauene Ebene fam, in deren Mitte die Stadt Sala liegt. Nie vergeſſe ich die Ausſicht , welche ich dort aus meinem Fen:
.
Am nächſten Morgen begab ich mich auf den Weg zur Grube. Ber in Gedanken Bergwert ſtets mit Bergen ver :
bindet, wird ſich hier wunderbar getäuſcht finden , wenn er von lekteren nicht eine Spur ſieht, und das Werk mitten in einer angebauten Ebene entbedt , bloß durch die Schutthaufen
und Maſchinen angedeutet , welche es umgeben. Als ich da: ſelbſt anfam und nach dem Steiger fragte, wurde ich nach
einem kleinen Hauſe am Waldlaume in der Nähe hinge wieſen .
Ich trat in dasſelbe, und ein ſchlanker , junger
Mann mit einem treuberzigen Bergmannsgeſicht bot mit Da ich ihm mein Begehr vortrug, er: wiederte er : „Ich will den Herrn herzlich gern in unſern Gru: ben herum weiſen, nur iſt es die Frage, ob er ſich darein wird finden mögen, eine gewöhnliche Bergmannstract anzuziehen." Ich ſagte natürlich, daß ſich das ſchon machen würde, und bald ſein Willkommen .
ſtand ich zu des Steigers und meinem eigenen Vergnügen völlig verwandelt da, mit plattem Hütchen , Kittel und Bein Kleidern mit einem Hintertheil von Leder verſehen . Darauf ſchritten wir hinaus. „ Sie iſt alt, die Grube hier ," erzählte mein Führer ; „ als die Eſthländer unter Knud Erifſön Sigtuna
verbrannten und weit und breit plünderten, – das iſt nun ſeine ſiebenhundert Jahr — 30g eine Schaar von ihnen ſich höher ins
Land bis Sala hinauf und ſchlug bei uns Wohnpläße auf. Einer ihrer Vornehmen (Hovedmand), der Paapelle oder Hoved: Peer hieß, fand zuerſt ein Stück Erzgeſtein unter einer vom
Wurm umgeſtürzten Tanne , an einer Stelle, wo noch jest eine Grube iſt; er beſchloß, nach mehr zu graben, hielt aber anfangs feinen Fund ganz geheim. Andere wollen zwar ſagen, die Grube wäre erſt unter Erik Läspe aufgenommen worden,
doch, wie das auch reon mag , unter Magnus Ladelaas war ſie in Betrieb, ſo viel weiß man ; jeßt gehört ſie der Bergwerko: 222
886 geſellſchaft in Sala -Stadt .“ Unterdeſſen ſtanden wir an dem
oder farbige Weſte, eine tüchene oder zeuchene Jade , den Hut
erſten Schacht, dem Königin Schacht ; derſelbe war mit einem
und die Abarcas (eine beſondere Art von Beſchuhung ) mit
Dach überbaut, unter welchem die Tonnen mit dem Erz jeden Augenblic geleert wurden, um die Fahrt in den Grund wie der hinab zu machen . „ Sehen Sie, da drinnen bei den großen
einem Stüc Zeug, das wie Sandalen mit Schnüren ober der Wade feſtgemacht wird. Die Tracht der Bäuerinnen iſt ſehr einfach, beſonders wenn ſie einmal verheurathet ſind ; ſie be ſteht in einein Rode und einer Mantille von ſchwarzer Wolle zum Kirchenbeſuche, ſonſt ein enges Leibchen, ein färbiges Tuch, welches die Bruſt nachläſſig bedect, ein anderes weißes Tuch (sabanilla) auf dem Kopf mit vorn zuſammengebundenen Enden
/
14
Maſchinen iſt das Pumpwerk," ſagte der Steiger, ,,der Herr
können glauben, es iſt mit Kunſt genug angelegt ; das Waſſer, welches es treibt, kommt von weit her, aus einem aufgeſtauten See, und 400 Klafter lang ſind die Rinnen dazu in den harten
Felfen geſprengt." Während er dieß *erzählte, hatte er ſeine
die ſich wie Hörner ausſtreden , färbige Strümpfe und fchwarze
zu einer Fadel zuſammengebundenen fetten Stienſtüde an einem Feuer angezündet, welches für die Arbeiter brannte,
Souhe. Bormals ſchnitten fie fich ihre Hauptgala , das Faar, au dem nämlichen Tage, an welchem ſie ſich verheuratheten, ab,
und forderte mich auf, die Einfahrt zu beginnen. Im Anfang
einer glimmernden 'blanken Silberader ; „ im Uebrigen beſteht
und ſchinücten ſich dagegen mit einem weißen Auffaß, wie die Nonnen, welcher vorwärts bis auf die halbe Stirne herabreichte und rücwärts rund und hohl gefaltet war ; dieß gab ihnen ein ſehr ehrwürdiges Ausſehen. Die Mädchen tragen eine lange Haarflechte mit einer fárbigeu Seidenmaſche am Ende, zum Zeichen der Jungfrauſchaft, und ſo ſtellen ſie ſich an ihrem Vermählungstage vor ; es gab eine Zeit , da die Mädchen , welche einen Fehler begangen, weiße Tücher mit ſchwarzen und grünen Streifen (Fleden und Hoffnung der Beſſerung ) auf dem
der Berg meiſt aus Gneiß und Grauberg “ (die dortige Be
Kopfe trugen ; noch jekt tragen diejenigen, welche ſich in dieſem
wird dieſelbe durch Treppen gebildet , die recht bequem in den
Stein gehauen ſind ; wir konnten beide neben einander hinab gehen . „ Aber aus was für Maſſe beſteht der Berg hier,“ fragte ich . „ Haben der Herr nicht die Haufen von Kalfſchlađen
am Eingang geſehen , oder ? z
grünlichen Kalkſteine in den
Feldzäumen am Wege zur Stadt. In dieſen liegen die Silber: ininen , wie man auch ſehen kann , “ dabei näherte er die Fadel
zeichnung für Granit).
Wir hatten noch ein Stück bis hinab,
Falle befinden, ein weißes Kopftuch wie die Verheuratheten,
che wir auf dem eigentlichen Grunde an 150 Klafter unter der
und geſellen ſich bloß zu dieſen bei den öffentlichen Functionen. Die übrigen tragen den Kopf frei und haben mannichfaltige
Oberfläche der Erde ſtanden.
„ Und hier kann ich nun dem
Herrn zeigen, wie es die Arbeiter haben , “ fuhr mein Führer
und nicht unzierliche, obgleich einfache Anzüge.
fort; - ,,die Herren da oben glauben, wir haben es böre, aber fehen Sie, hier," er wies in eine Höhle; die feitwärts einge:
Caſtillo wollte verbieten, mit entblößtein Kopfe in die Kirche 311 geben, wie dieß wirklich in ganz Spanien nicht geſchieht,
trieben war, ,,lat es ſich ſo nicht ganz gut eine Nacht ſchlafen ?
aber der Rath von Biscaya befahl, man ſolle keine Neuerung machen , wie dieß aus einer Urkunde im Archiv von Guernica erhellt. Die Weiber, welche ſich der Proſtitution ergaben, wur:
Fa unſere Leute nennen ſogar ihre Nachtlager Paläſte, die Luft iſt gut und über unſere Nahrung iſt auch nicht zu klagen. Der
Der Biſchof
Herr fönnen glauben, man lebt recht brav als Bergmann, Gott iſt uns Aden gleich nah , er wohnt in der Liefe wie in der Höhe, wie David ſingt, und, ſo wahr er lebt, ich möchte mein
den ehemals mit abgeſchorenem Haar und Augenbrauen unter Trommel und Pfeife bis an die Gränze geführt, wo man ihnen
Leben nicht mit dem tauſchen , der alles das Silber beſißen
wurde ein Tanz- und Schmausfeſt gefeiert als Freudenbezeu : gung, daß man fich von einer ſolchen Peſt befreit habe. Iin
wird, welches ich aushaue. “ (Sc111b folgt.)
ein
uc Brod und zwei Rettiche auf den Weg mitgab ; ſofort
Lande ſind die Sitten rein, beide Geſchlechter ringen mit einan der zum Spiele und arbeiten in Gemeinſchaft und faſt fleider:
los auf dem Felde, ohne daß dieſes ſchädliche Folgen nach rich Die 1.
cantabriſche Region. Die Ba.s.ken .
ziehe. Man muß alſo die baskiſchen Weiber nicht nach einigen Muſtern, die man außer dem Lande antrifft, beurtheilen ; eine der Marimen, welche man der Jugend einprägt, befteht darin,
(FortfeBing.) Die alte Tracht hat ſich am unverändertſten in Biscaya erhalten ; die caseros , Hausherren oder Hausverwalter, tragen gewöhnlich eine lange Weſte, ſchwarz oder färbig und für die
Frankreich, und in Alava die Nähe von Caſtilien Einfluß auf die Moden ausgeübt. In Alava ſieht man ſchon Hüte mit
Trauer weiß ; ein kurzes , ſchwarztüchenes Reinfleid mit Bän :
tenkleid, Abarcas, ein ſehr hoch zuſammengeſtecktes Bruſttuch ,
dern an den Knien , Strümpfe , Schuhe mit Knöpfen oder lange, ſchwarze Gamaſchen , ein ſeidenes Halstuch, vorn zuge: bunden mit hängenden Enden, einen Hut mit niedriger Koppe,
ein Kopftuch, dem ſie die Geſtalt einer Müße geben , und eine
breitem und rücwärts aufgeſtülptem Flügel, einen Paletot mit offenen zurůdfallenden Aermeln , das Haar loſe , eine kurze
Thonpfeife und einen langen Rod. Die übrigen tragen kurze oder lange Hoſen von ſchwarzer oder brauner Farbe, eine weiße
den Eheſtand zu ehren . - In Guipuzcoa hat die Nähe von hoher Keppe, Leibbinden u. f. w. Die Weiber tragen ein Fal Esclavine, d. h. einen bis an die Taille reichenden Mantel, oder auch eine einfache , oder , wie man es nennt, runde Man tille . Die Trachten von Navarra ſind außerordentlich mannich faltig, und von Thal zu Thal verſchieden ; das faſt überall ge bräuchliche Stück iſt eine „ Montera“ oder Müße mit einer 1
hohen Spiße oben in der Mitte und zwei kurzen Ohrenſtrei:
887 fen ; und der Patelot oder ein Mantel, wenn ſie wohlhabend find. Die Tracht der Arzcoaner iſt die einfachſte, die der Mon: caleſen viel feiner und zierlicher; auch iſt es unter ihnen ver: boten , Zeuge und Kleiberſtüde , die nicht in ihrem Rande ver:
den plan. Die Inſtrumente find das ,, Lanaboril," ein langer,
fertigt find, zu gebrauchen ; dieſe Zeuge find Euch im Winter
enger Cylinder, welcher mit einer Schnur an dem linken Arm befeſtigt wird, um die Hand dieſer Seite frei zu laſſen, und der ,,Silvo," eine Pfeife mit nur vier Löchern , welche in der linken Hand gehalten wird , während die rechte das Trommelfell
und Eftamegna , eine Art Sarſche, im Sommer. Die Baſta-
ſchlägt. Dazu kommt zuweilen der „ Alboque, eine Art Du
neſen tragen gewöhnlich Pantalon und Jade von blauem Tuch
delſace, welcher einen ſtarken Athem erfordert, aber ein ſchönes
oder Plüſche, und ſtatt der Montera oder Spißmüße eine Boina, d. 6. eine platte , zum Theil auf das Ohr herabhán: gende Müße mit einer Quaſte; dieß war im lekten Kriege die
Eco zwiſchen den Bergen hervorbringt.
Die am Ebro ähneln den Aragoneſen , man ſieht ſie wie dieſe
Ehe ich eine kurze Nachricht über die baskiſche Sprache gebe, muß ich eine Stelle aus den Artikeln Zamacolas , welche, hier zur Grundlage gedient haben , abſchreiben , weil ſie allein ſchon eine Idee von dem Charakter der Basfen gibt. „ Die
fogar im Winter mit offener Bruſt, in Hemdärmeln , eine
Basfen , " ſagt er, „haben nie der Schrift bedurft, um ſich ihre
Militärkopfbedeckung, und hat ſich daher ſehr verallgemeint. breite Leibbinde über der kurzen engen Hore , und ein Tuch
Gedanken mitzutheiten ; ſie hatten eine weiße Sprache und ein
um den Kopf.
Die Wallfahrten und Landpartien der Basfert ſtellen bei
vollkommenes Alphabet, aber ſie ſchrieben nur das ſtreng Noth wendige von dem , was in der Landesverſammlungen vorfam,
ihrem luſtigen und einfachen Charakter eine der lebhafteſten
nieder, um einen Beſchluß herbeizuführen. Alle übrigen Schrif:
Scenen dar, die man ſich einbilden kann. Ueberall find große ten, ſie mochten die Annalen des Landes, feine Fueros , Ge Feuer, an denen Geflügel, Ziegen, Schöpfen- und Kinderfeulen gebraten werden , Körbe mit faltem Elfen , mit Käſe, Brod
und Früchten, blendend weißes , im Lande fabricirtes Tiſchzeug auf dem Waſen ausgebreitet, und mit vortrefflichem Salat be: dedt, große Feldflaſchen von Limonade, Weinkrüge und Gläfer ; überall wird fröhlich geſchmaust , getrunken , geſungen und ge: tanzt. Die Länge find mannid)faltig , aber der berühmteite iſt
der „ Zorzico,“ von welchem wir daher eine Beſchreibung ge: ben. Der Tanz beginnt mit dem Aufmarſch der vier Tänger:
claſſen in folgender Ordnung : die ledigen jungen Leute , die Mädchen, die Ehemänner, die Ehefrauen ; doch wird dieſe Ord:
nung nur im Anfang beobachtet. Jede Claſſe bildet eine Reihe, deren Glieder ſich an den Händen halten ; der rechte Flügel: miann leitet den Tanz , und zeichnet ſich durch inannichfaltige und oft ſchwierige Sprünge aus; das Vorſpiel iſt ein ſehr
langſames Andante , während deſſen die Reihen um den Plaß ziehen ; dann beginnt der Flügelmann einen ernſten , langſamen Tanz bei einer ähnlichen Muſif. Bei einem gewilſen Vorzeichen desſelben gehen die zwei Tänzer , welche inner
bräuche, Gewohnheiten, Religionsceremonien, Geſchichte, Rechts : gelehrſamkeit, Politik, Medicin , Aſtronomie, oder was ſonſt immer betreffen, was unter die Cenſur jenter Väter des Va terlandes fiel, wurde, wenn der Vorſchlag uicht Beifall erhielt , an Ort und Stelle zerriſſen und verbraünt, damit es nie: mals eine Rule- oder Friedensſtörung unter den
Einwohnerit veranlaffe;: fofam es, daß die Völker: ſchaften ſo lange Zeit hindurch einer friedlichen Verwaltung genoſſen , ohne in die unſinnigen Schwärmereien zu verfallen ,
deren Quelle jene großen Magazine und Archive von Schriften und Vüchern in andern Ländern ſind, indem die Menſchen dort aus der Ordnung herausgehende 3deen einſaugent, Proſe:
lyten macheit , ſich der Herrſchaft bemächtigen und das menſch liche Geſchlecht als Eroberer oder als Schwärmer und Religions fectirer verheeren . " Es iſt kein Wunder, daß man in der bags fiſchen Sprache feine Literatur kennt, und daß in ihrem Lande die Preßfreiheit nicht einmal zur Sprache gekommen iſt, da man ſie durch die Niedefreiheit zu erſeßen glaubt. ( Schluß folgt. )
der Reihe neben den zwei Flügelmännern ſtehen, aus derNeihe Maciejowski's Beurtheilung des Werks Wiſzniewski's heraus, und fragen den rechten Flügelmann , welche Tänzerin
er wünſche , fie bringen ihin dieſelbe, und wiederholen den Act
über die polniſche Literaturgeſchichte.
mit dem linken Flügelniann ; die übrigen holen ſich jeder felbſt ſeine Tänzerin, oder rufen ſie mit einem Zeichen. Nun fängt der Zorzico an , den man auch San Sebaſtian ueint, weil er
3 weite Abtheilung. (Schluß.)
Geſang von acht Tacten , nach deren Vollendung alle mit ei: nem Handſchlag fich umwenden , damit der Tanz am andern
Wir leſen in W.'s Werke von dem blühenden deutſchen Handel, ſeit die Deutſchen um das Jahr 1160 das Land der Wenden unterjochten und bis zum baltiſchen Meere vorbrangen. Aber man muß wiſſen, daß vor Ausbreitung der deutſchen Macht in dieſen Gegenden hier der Handel
Ende beginne , und ſo wird abgewechſelt. Hierauf folgt ein anderer Zorzico , der einem Marſche ähnelt ; dabei halten ſie
in hoher Blüthe ſtand , daß hier berühmte Städte fich fanden , wie ſie Adam von Bremen, der in Jahre 1076 ſtarb, in dem damaligen Europa
Endlich brechen ſie los, und inachen
nicht gefunden hatte , daß hier ein þanptſammelplat griediſcher, fäch fiſcher und arabiſcher Kaufleute war u . dgl. Der berühmte Handels bund der deutſchen Städte , den man unter den Namen Hanfa fennt,
in jener Stadt erfunden worden iſt ; es iſt eine Muſif oder
ſich immer an der Hand.
jeder mit ſeiner Tänzerin einen Tanz , zu welchem man die Muſik des Fandango aufzuſpielen pflegt. Auf dieſen folgt ein ſehr lebhafter ſpaniſcher Contretanz, den lie ,Arinarin“ oder
„ Arinarinca “ nennen ; zulegt ergreifen ſie ſich wieder bei den Händen , und beſchließen den Tanz mit einem langen Lauf um
!
fcheint eine Fortſetung eines ähnlichen Handelsbundes unter den dortigen flawiſchen Städten geweſen zu ſeyn. Auch in dem hanſeatiſchen Bunde, der in verſchiedene Theile zerfiel, ſpielte die ſlawiſche Handelsgenoſſen
888 chaft eine erſte Rolle. Dieß wirft ein großes Licht auf die Induſtrie,
es in der That leiſtet , denn es iſt nicht wohl eine Literaturgeſchichte,
den Handel und die Verhältniſſe der vor der deutſchen Unterjodung blühenden flawiſchen Städte. Der Verfaffer ſagt, daß 160 Jahre vor den deutſchen Städten, die ſeit Heinrich I fich zu heben begannen, zwar foon polniſche Städte entſtanden waren , allein daß ihre Bewohner fich nur mit dem Aferbau beſchäftigten , wie man dieß noch jeßt in den dem Adel gehörigen Städten ſehe. Aber man zählte damal& mehrere Städte bei den Völkern polniſchen Stammes , und ſogar bei den Wis lanen und Schleffern nicht weniger als fünfzehn. Da ferner zahlreiche
als vielmehr eine Geſchichte der polniſchen Civiliſation. Als die erſte
noch zu vervollſtändigen. Das Werk Wiſzniewski's ſollte eine polniſche Bildungsgeſchichte darſtellen , und konnte und durfte ſich auf das bez
Handelsftraßen durch das damalige Polen gingen, wie kann man ſagen,
ſchränken , was andere ſchon in dieſer Beziehung aufgezeichnet hatten,
daß die Städte vor der Ankunft der Juden in Polen ſich nur mit Ader:
und wenn er mehr erreichen wollte, ſo mußte er ſich ein geringeres Ziel feßen. Man kann dem geachteten Verfaffer darin namentlich einen Vorwurf inachen, daß er zugleich erzählen und forſchen will, und dadurch fich eine laſt auf die Schultern ladet , unter der er mehr als einmal erliegen mußte. Er hat viel gethan, wenn er beredt und bündig bekannte Dinge erzählt, und nichts vergißt, was ſchon früher erforſcht wurde und in den Kreis eines ſo umfangreichen Werks paßt. Niemand würde es ihm zum Fehler angerechnet haben , wenn er ſich nicht auf ein wiſſen ſchaftliches Feld eingelaſſen hätte , das ihm nicht bekannt iſt, denn ein allgemeines Werk , eine gute allgemeine Geſchichte und Encyklopädie zu ſchreiben iſt viel ſchwerer, als einen einzelnen Gegenſtand von minderem Belang zu erforſchen ; aber billig tadelt man , daß er mandes , was nothwendig in den Kreis einer ſolchen Geſchichte gehört, unbeachtet ließ. So begreifen wir nicht, warum er es unterließ , einen Abriß des poli
bau beſchäftigten , beſonders da bei den Elbeflawen der Handel in blühendem Zuſtande war. Es iſt eine merkwürdige Sache um den Zu ſtand der damaligen ſlawiſchen Städte, und namentlich um ihren Ueber gang aus dem Slawenthum ins Deutſchthum , aber es iſt hier nicht der Ott, dabei zu verweilen , und eben ſo wenig den Irrthum des Verfaſſers nachzuweiſen , daß man die ſtädtiſchen Rechte und Einrichtungen von den Deutſchen aufgenommen habe ; denn in der Zeit, um die es ſich
handelt (im 12ten und 13ten Jahrhundert), waren dieſe Städte bereits gefallen .
Wir übergeben eine Anzahl einzelner Bemerkungen, und haben nur
noch einige Worte über die römiſche Literatur und den Schluß der Recenſion anzufügen. „ Der Verfaſſer iſt der Anſicht, die römiſche Lite tatur habe die polniſch - ſlawiſche erdrüdt; ich glaube dagegen , daß nicht die rðiniſche Literatur, ſondern die lateiniſche Sprache uns dieſen Qlim men Dienſt erwiefen habe. Nicht im Stande die römiſche Literatur zu verſtehen und durch dieſelbe die ihrige zu entwideln , wie die Italiener , .
anußten die Polen lange rich abmühen , die Schriftſteller der heidniſchen Welt zu leſen und wieder zu leſen , ehe es ihnen gelang , ſie zu ver ſtehen , fie mit Sen Vorſtellungen der Nation in Einklang zu bringen, und dieſe von der Wahrheit zu überzeugen , daß ſie ihre Literatur erſt dann entwideln werde, wenn ſie jene erforſcht, den Weg, auf dem die ſelbe zur Vollfommenheit gelangt, kennen gelernt habe und auf derſelben
Bahn wandeln wolle. Es iſt die Aufgabe des Geſchichtſchreibers, nach zuweiſen , wie neben der römiſchen Bildung , welche ihre allgewaltige Herrſchaft auch bei uns ausbreitete , die eigene für ſich entfaltete ohne Hülfe der erſtern , daß alſo beide , obwohl nebeneinander gehend , fich
gegenſeitig nicht verſtehen konnten , kurz daß fie ſich nicht kannten , ob gleich fie ſo nahe Nachbarn waren.
Man darf indeß der römiſchen
Literatur feine Schuld beimeſſen , daß fie fich der nationalen polniſchen nicht befreundete, da die Nation ſelbſt, d. h . dic Schlachta, das gemeine Volf, welches die Keime einer eigenen Literatur bewahrte, zugleich mit dem Volt auch die vaterländiſche Literatur verachtete und mit der römiſchen fich nicht befreundete. Während ſomit die erſtere herrſchend war und
die andere fern von ihr in Verborgenheit lebte , fann man nicht ſagen, die polniſch - flawiſche ſey yon der römiſchen niedergehalten worden .
Schrift dieſer Art in unſerer Literatur iſt fic lobenswerth, und verdient die Achtung und Dankbarkeit namentlich derjenigen Leſer, für welche fie der Verfaſſer beſtimmte. Für diejenigen, welche die Sache näher kennen, wird ſie immer eine freundliche Erinnerung deſſen ſeyn , was ſie ſchon aus andern Quellen wiſſen , und dieſe auffordern , das etwa Fehlende
.
.
tiſchen Rechts und der Geſchichte des häuslichen Lebens zu geben. Wenn
er forſchen wollte, ſo hätte er genug zu thun gehabt, wenn er ſich auf die Zeit der Piaſten beſchränkt , die Urgeſchichte der Nation verfolgt, ihren politiſchen Zuſtand im weiteſten Umfang dargeſtellt, einen vollen Umriß der Geſchichte des alten polniſchen Rechts , eine Geſchichte der .
Kirchen und der Schulen , der Wiſſenſchaft und ſchönen Künſte gegeben 1
hätte , wenn er die Schidfale der Nation geſchildert , ein Bild ihrer
Civiliſation gegeben , und dann zur Entwicklung der Ergebniſſe dieſer Civiliſation geſchritten wäre und die doppelte Literatur des Volfs, ſo wie
deſſen häusliches Leben dargeſtellt hätte. Die polniſch -ſlawiſche Literatur zur Zeit der Piaſten iſt noch faſt unbearbeitet, Sprache, Poeſie, Volfe
ſagen und das geiſtige Leben ſind noch nicht hiſtoriſch entwidelt, und ſomit die Fundamente des Gebäudes , das die Geſchichte der polniſchen Literatur in fich faſſen ſoll, noch ſchwach und zur Aufnahme der gewal tigen Maſſe noch unzureichend.
Obgleich dieſe und ähnliche Dinge nicht in den Plan des Werks kamen , den Hr. Wiſzniewski auszuführen unternahm , ſo bitten wir ihn doch wenigſtens fein Werk ſo zu beendigen , wie er es anfing. Wenn
irgend ein Wert , ſo hat gewiß dieſes das gebildete Publicum erinnert, daß das alte Heiligthum der polniſden Muſen noch in Krakau iſt, und mir iſt es eine gute Vorbedeutung , daß auch bei uns noch Leute fich
finden , welche die Bedeutung des Slawenthums verſtehen , und mit Man kann ked behaupten , daß wir ohne die gründliche Bildung, die Werken voller Leben und Geiſt auf die beißenden Bemerkungen der wir hauptſächlich durch die römiſche Literatur mit der Zeit erwarben, gegen uns eingenommenen Stammgenoſſen antworten, welche behaupten, auch nicht einmal die vaterländiſche Sprache zur Vollendung ge daß wir findiſch furchtſam von der ſlawiſchen Welt zu entfliehen ſuchen,
bracht hätten und im Stande geweſen wären , die polniſch - ſlawiſche als ob ſie verpeſtet wäre. Literatur in einem ächt wiſſenſchaftlichen Geiſte auszubilden . Statt alſo über die römiſche Literatur ju klagen , wollen wir lieber beklagen, daß wir ſie zu wenig verſtehen. Das Werk Wiſzniewsfi'e verſpricht nach dem Titel weniger , als
Bei der letten Blumenausſtellung zu Lyon fah man 1808 Varietäten von Dahlias, 261 Varietäten von Roſen ; auch Früdyte waren da , und es fanden ſich 269 Varietäten Birnen , 58 Varietäten Aepfel, 39 Varietäten Trauben u . f. w . (Echo du Monde Savant vom 24 Jul .)
Dünden , in der literariſd - Artifliden Anftalt der 3. O. Gotta'ſoen Bucobandlunge Berantwortlider Redacteur Dr. Ed. Bide a ma08.
Nr . 223.
Pa s as
usl a n d . Au
Ein
Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 11 Auguſt 1841 .
Weber die Ortsnamen im Bouvernement Tobolsk.
daß die Mongolenzüge hier , wie an ſo vielen andern Orten ,
Das neueſte Heft des (ruſ .) Journals des Miniſteriums des Junern enthält einen Artikel voll etymologiſcher Unter:
nad der Oſtſee ging .
1
den Anſtoß gaben , und zugleich auch den alten Handelsweg ſtörten , der fonſt aus Südaſien herauf über Perm ( Biarmia )
ſuchungen über die Ortsnamen in dieſem Gouvernement. Ale, To wie auch die Flußnamen, werden aus dem Tatariſchen ab
Die cantabriſche Region.
zuleiten geſucht, jedoch mit einzelnen Ausnahmen ſo gezwungen, daß wir der Unterſuchung wenig Werth beilegen möchten . Die
Sache hat aber eine andere, nicht unmerkwürdige Seite. Die Ruſſen fangen ſeit einiger Zeit an , die hiſtoriſchen Denkmäler der ehemaligen Bewohner der von ihnen im Oſten eroberten Länder zu unterſuchen , und wenn gleich dieſe Unterſuchung bis jeßt nur noch ſehr unvollſtändige Reſultate geliefert hat, ſo gibt ſie doch eine Einſicht in den Gang der ruſſiſchen Erobe:
1. Die
Basken.
( Schluß. )
Das bastiſche Alphabet beſteht aus 5 Selbſtlauten , 6 Dop: pellauten , 15 einfachen und 6 zufammengeferten Mitlauten , ch 11 ñ *) rr st tz ; die Sprache hat 4146 Grundſylben, welche alle eine poſitive und materielle Bedeutung haben , daher die
rungsgeſchichte gegen Oſten . Erwägt man, daß im 9ten Jahr:
Poſitivität eines der Hauptmerkmale dieſer Sprache iſt: dieſe
hundert noch Kiew der eigentliche Mittelpunkt des oſtſlawiſden
Fleiſchwerdung der Metaphyſit, d. 5. die Bezeichnung überſinn:
Lebens war, daß vielleicht ein Theil der Slawenſtämme, welche im 5ten bis 7ten Jahrhundert ſüdwärts zogen, aus den jeßi: gen innern Gouvernements Rußlands famen , und die halb verödeten Stređen von finniſchen Stämmen eingenommen
licher Gegenſtände mit Sylben und Worten, die faſt durchaus von ſinnlichen Gegenſtänden hergenommen ſind, gibt ihr zu
wurden , ſo fand alſo vom 10ten bis 13ten Jahrhundert im öſtlichen Rußland dasſelbe Schauſpiel ſtatt, wie in den nord albingiſchen Ländern Deutſchlands , und nach dem Mongolen: ſturm im 13ten und 14ten Jahrhundert ging allmählich die ruſſiſche Eroberung wieder gegen Oſten. Viele ruſſiſche Ge: lehrte ſcheinen ießt damit beſchäftigt, die Geſchichte der aus der Mongolenperiode fich herſchreibenden Tatarenreiche zu be: arbeiten ; denn viele einzelne Auffäße in den ruſſiſchen Zeit: (driften behandeln dieſen oder jenen Zweig der intereſſanten
Geſchichte der ruffiſchen Eroberungen gegen die Tataren. In dieſe Reihe gehört nun auch der erwähnte Auffaß, der wenig
ſtens in Bezug auf einzelne Städtenamen gelungen zu nennen iſt. Die Sache hat auch inſofern ein geographiſches Intereſſe, als die ruſſiſchen Städte größtentheils an der Stelle einer ehe: maligen tatariſchen Stadt entſtanden ſind. Der Verfaffer be: merkt, er wiſſe nicht, wann die Tataren in dieſe Gegenden ein gedrungen Feyen , die fie nicht urſprünglich beſeffen zu haben
ſcheinen ; im Allgemeinen wird man aber wohl fagen lönnen,
gleich einen dichteriſchen Charakter.
Ihr zweites Hauptmerkmal
iſt die Einfachheit und Regelmäßigkeit ihres Mechanismus : die allgemeine Regel desſelben fowohl im grammatiſchen als im
ſyntaktiſchen Theile iſt die Nachſeßung ſtatt der Vorſeßung, die wir gebrauchen, z. B. dempora ederra e dags, Wetter ſchön es iſt ; Neugaz, mir mit ; dieſes und der Mangel an Artikeln bringt bei den Biscayern, welche ſpaniſch zu reben anfangen ,
eine fonderbare Sprachverwirrung hervor, worüber die Spanier lachen, welche aber in dem Geiſte der bastiſchen Sprache ge gründet iſt.
Dieſe Nachſeßung gewiſſer Sylben , welche den * ) Þr. Zamacola bemerkt, daß die Basken ſprechen , wie fie ſchrei ben , d. h. daß die Buchſtaben ihren alphabetiſchen Werth beis behalten . Aber wir Deutſchen können bemerken, daß dieſer Tons. werth von dem unſrigen verſchieden , hingegen mit dem heutigen Spaniſchen gleich iſt. Zum Beiſpiel Il lautet wie llj, å (aber nicht nn) wie gn, j wie ch, dagegen ch wie tsch, z wie s mit
einer gewiſſen Bewegung der Zunge gegen die Zähne zu u. f.w . Man könnte auch aus dieſem Umſtande einen Beweis ziehen, daß die baskiſche Sprache die uralte ſpaniſche oder celtiberiſche war, von welcher dieſe Ausſprache ein neft iſt, denn weder die römi
ſche noch die germaniſche Sprache fonnte daju das Beiſpiel da von geben.
223
890 Subſtantiven angehängt, oder gewiffer Wörter, welche hinter
im 3. 1300 angelegt ; die Weiler oder anteiglesias (vor der
die Zeitwörter geſeßt werden, dient mit einer ausnahmsloſen Kirdye) "hießen ſonſt monasterios, Klöſter. Biscapa iſt in acht Gleichförmigkeit, nicht nur ſtatt der Geſslechter, Abwandlungen
Merindades eingetheilt. Das Land voller Verge und Gewäſſer iſt maleriſch, aber
der Haupt- und Zeitwörter, ſtatt der Neben . und Vorwörter, fondern auch zur Bezeichnung anderer Unterſchiede, welche die modernen Sprachen oft gar nicht haben oder durch Inflerionen
der Anbau wird nur durch der außerordentlichen Fleiß der
und Umſchreibungen ausdrüden . Das Zeitwort ändert die End fylben nicht nur nach Perſonen und Zahlen, ſondern auch nach Geſchlecht und Würde, die Zeiten und Arten fallen aber bloß auf, die zwei Hülfswörter ; es entſtehen daraus 206 Modifica
ſtigt, ein Pläßchen bearbeiten , das faum den Unterhalt einer
tionen , die aber ſo regelmäßig ſind, daß wenn man zwei Zeit wörter abzuwandeln weiß, man alle übrigen kennt.
Uebrigens
brauchen ſie feine Geſchlechter, denn jede Sache , jedes Thier, je nachdem es Männchen oder Weibchen iſt, hat ſeinen eigenen
Einwohner unterhalten , welche fein Fletchen Erde unbenügt
laſſen, und oft mit” Stricen an Bäume und Felsſtücke befe:
Perſon für acht Tage liefert , und vielleicht bei dem nächſten
.
Regen weggefchwemmt wird. Der Pflug fann in Biscana nicht gebraucht werden, man erſeht ihn mit der Laya, ein Inſtru : ment, das einem Zweizace oder einem umgekehrten h gleicht ; Männer und Weiber bilden eine Reihe von ſechs oder acht
Namen .
Perſonen, jede mit einem Zweizad, den ſie alle mit einem gleich:
So viele ganz beſondere Eigenthümlichkeiten , welche oft zum Vortheil des Basken in Vergleich mit andern Völkern
zeitigen Stoß in den Boden ſteden ,1 mit dem Fuß auf dem Querſtreifen, der den kürzeren mit dem längeren Stiele ver: bindet , drüden , und dann den Zweijack umwenden , um die
find, verbunden mit der Marime, die man ihnen von Kindheit
Erde herauszuwerfen. Für Gerſte und Korn iſt der Boden zu
einprägt , machen , daß ſie mit Fanatismus an ihren Fueros
feucht, man gewinnt einigen Hafer und weniges Getreide; die Haupternte iſt der Mais (artoa ) , aus welchem ſie Torten
hängen, welche ſie als die Quelle ihrer Vorzüge anſehen. Ein
Beiſpiel davon gab der Oheim des Verfaſſers der Artikel,
(talos) machen , welche im Ofeu oder am Herde geröſtet das
deren ich mich hier bedient habe , Don Bernardo Simon de
Maisbrod (borona) liefern ; damit uähren ſich die Köhler und
Zamacola, gebürtig von Dima in Biscaya. Streitigkeiten über die Anlegung eines Freihafens in Abando' bei Bilbao veranlaßten einen Aufruhr, der unter dem Namen der Zamacolada
Schmiede, deren Kraftfülle erſtaunlich iſt.
Man baut gute
Erdäpfel, Lein, Kohl und Stecrüben , rothe Rüben und viele Gartenfrüchte und Fruchtbäuine; aus den Aepfeln macht man bekannt iſt. Denn als Carl IV davon Veranlaſſung nehmen Cider ( sagardua ) und aus der Rebe den ſäuerlichen Chacole. wollte, Einiges in den Fueros abzuändern , begab ſich der er: Die Waldungen ſind entweder Privateigenthum oder Gemein : wähnte Bernhard Zamacola nach Madrid , und fyrieb eine gut ; ſie liefern vortreffliches Holz und viele Eicheln , ſowol von Vertheidigung mit ſolchem Eifer, daß er mehrere Tage und der Kork: als der gemeinen Eiche, aus deren Mehl, mit Waſſer,
ht
Nächte drei Schreibern dictirte und faſt keine Nahrung zu ſich | Honig und Eider gemiſcht man ſonſt einen von den Römern hochges nahm : auch gelang es ihm, den König von der Ungerechtigkeit ſchäßten Teigmachte. Große und kleine Jagd iſt im Ueberfluß. Die .
feines Vorhabens zu überzeugen. Er verlangte nicht einmal Erlaß für die großen, aufgewendeten Koſten , ſo wie er vor:
und nachher wichtige Aemter unentgeltlich verwaltete.
Weiden ſind herrlich und nähren gute Maſtochſen und Kühe, aus deren vortrefflicher Milch auch Butter (butiro) gemacht wird,
Die doch nur friſch, nicht zur Ausfuhr. Die Kaponen von Biscaya,
Landesverſammlung ernannte ihn zum Danke am 1 Auguſt 1804 zum beſtändigen Deputirten am Hofe, aber zu ſpät, denn die große Anſtrengung hatte ſein Hirn gerrüttet, und er ſtarb 1809 an den Folgen ſeiner Narrheit.
mit Mais gemäſtet, könnten mit denen von Steiermark wett: eifern, wenn ſie bekannter wären. Mehrere Minen bleiben unbenußt , . B. die lehr gute Kupfermine von Munieta bei
Wir wollen nun das Land betrachten . Viscaya iſt weder ein Ausdruck für Bergland, noch eine Abkürzung von Vizcar -
Nervion) ; aber die Eiſenbergwerfe yon Somoroſtro an der weſtlichen Gränze verſehen die ganze cantabriſche Region ; auch iſt Biscaya voll Eiſenbämmer ( ferrerias) und Schmieden (mar tinetes). Dieß iſt die einzige Induſtrie im Lande, auch Schiff: fahrt und Handel find unbedeutend , und hier entdeđt man
gavarar hoher Laudrüden , ſondern bedeutet ſo viel als Babía
espumosa, ſchäumichte Bucht, vermuthlich wegen des Schaumes, den das Meer bei ſeiner ſtarken Brandung macht. Es iſt un : gefähr 10 bis 11 Meilen breit und eben ſo lang, hat 110 bis 120,000 Feuerherde , 1 Stadt, 20 Fleđen (worunter Bilbao)
22. Dörfer, 87 Weiler und 70–80,000 erwachſene Perſonen (?) . Es ſind noch keine ſieben Jahrhunderte, daß das ganze Land bloß aus zerſtreuten Landwirthſchaften (haciendas) beſtand, denn
Dima an einem Arm des Fluſſes Durango ( Nebenfluß des
die ſchwache Seite der ſo hochgerühmten baskiſchen Verwaltung,
mit deren Vortrefflichkeit auch das Beſtehen mancher ſchädlichen Zölle und anderer Monopolien in Händen der Patriarchen und Väter des Vaterlandes nicht wohl zuſammen zu reinien iſt. Wenn man bedenkt, daß die Biscayer und Guipuzcoaner unter
der älteſte Ort iſt der Fleđen Balmaſeda im J. 1199 von Diego
die beſten Seeleute von Europa gehören , daß ſie ſonſt durch
Lopez de Haro geſtiftet; Ordugna die einzige Stadt, vom I. 1229, dann die übrigen Fleden von Bermeo 1236, bis Nigoitia 1376, alle von dem Hauſe Haro, und die lentern vier von dem Infanten Don Juan gegründet. Bilbao, ſonſt Villa del Bao ge-
ihre Reiſen auf Fiſchfang und Entdedungen , ſo wie ſpäterhin
durch den Handel mit Amerika großen Nuf erworben, daß das Land von der Plage der Douanen frei, und daher, beſonders Vilbao,
ein Depot des Schleichhandels für ganz Spanien geworden iſt, Biscayer | daß die baskiſche Verwaltung ſich ihrer Sorgfalt für die Wege Bewilligung der nannt, wurde von Diego de Haro mit
891 ( aber nicht für Canale) rühmt, daß die Wege und Wirthshäuſer
wirflich mehr der franzöfifchen Sivilifation als der ſpaniſchen Barbarei nahe ſtehen und der Charakter der Basten dem Han: del günſtig iſt, ſo fann man nicht umhin zu ſchließen , daß es dieſer ſo geprieſenen baskiſchen Staatsmaſchine an irgend einem Rade fehlen muß , deſſen Mangel fie verhindert, mit dem er: findungsreichen Jahrhundert gleichen Schritt zu halten.
Guipuzcoa iſt Biscaya faſt durchaus ähnlich , aber noch gebirgiger. Das Wort Guipuscoa bedeutet hombres del soplo
ò de la nada , 0. h. Menſchen von einem Hauche , oder von >
vereinigt , nachher in den Ebro fallen , weſtlich der Fluß Ega mit der Stadt Eſtella, der wichtigſten nach Pamplona; der
Ega fält auch in den Ebro ; 4) jenſeits des Ebro den Bezirk von Tudela und einigen andern Dertern . Das Land an bei: den Ufern des Ebro wird die Ribera genannt , obgleich man dieſen Namen ſpecifiſch auch der drei Meilen langen, ſchönen
und fruchtbaren Ebene von Olite und Tafalla am Sidacos zwi: fchen dem Aragon, welcher Navarra in der Mitte von Norden nach Süden durchſchneidet, zutheilt. In Olite eriſtirt noch der Palaſt Sarls des Dritten (,,El Noble ,“ vou Navarra), welcher
Nichts, ohne daß man erklären kann , woher dieſe Benennnng
ihn mit dem Palaſte von Tafalla, eine kleine Meile nördlich,
ihren Urſprung hat. Man ſchäßt die Bevölferung auf 110 bis
durch Galerien verbinden wollte.
120,000 Perſonen , alſo beinahe die ſtärfſte in Europa. Seine
Ortſchaften ſind im leßten Kriege nahmhaft geworden ; die vor: züglichſten außer San Sebaſtian find Colofa mit ſieben ſchönen gepflaſterten und mit Trottoirs verfehenen Straßen , anſehn
Eine Tour nach dein Bergwerk zu Sala. ( Schluß.)
lichen Gebäuden und einer ſehr breiten Brüde über den Orio ;
Dgnate, wo Don Carlos ſeinen Siß aufſchlug, und Vergara,
Er leuchtete mir tiefer in den Ort (einen niedrigen Gang,
von 'moderner Bauart durch fein adeliges Seminarium, das
in dem man oft gebüçt gehen muß) bei einem Stollen (dem
erſte in Spanien im vorigen Jahrhundert gegründet, und durch den Vertrag zwiſchen Eſpartero und Maroto berühmt. Her
Gang für die Waſſeradern ) vorüber, bis zu der Stelle, wo die Hauer mit ihren ſpißen Verghämmern ſich befanden . „Wollen der Herr ſie nur einmal betrachten ; kann man glüclicher le
nani iſt gut gebaut und Villafranca genießt das beſte Kilima. Alava, ober baskiſch Araba, niedrige Ebene , iſt ſchon von anderer Natur, weit ebener und fruchtbarer ; es iſt phyſiſch in
das Thal des Badoreå, in welchem Vitoria liegt, nördlich, das Thal des Ayada, der ſich bei Sembeana unweit von Miranda in den Ebro ergießt, ſüdlich, und das Thal"der Heerſtraße, die
von Puentelarrea am Ebro nach Orðugna in Biscara zieht, weſtlich getheilt ; es enthält 300 Fleden und Dörfer in ſechs Madrillas, welche wieder in Hermandades und Pueblos (Ort fchaften ) abgetheilt find.
ben ? Sprechen Sie ſelbſt !" ,,Aber wie haut man dieſe rie ſenhaften Gewölbe aus ?“ fragte ich , indem mein Auge nach der Dede ſchaute und dieſelbe faum finden konnte. „ Wenn
wir einen Ort weit genug eingetrieben und eine gute Silber: ader gefunden haben , wie die , woran hier gearbeitet wird, dann ſtopfen wir die Höhle mit Holz vol. Iſt dieß angezün det, ſo löst und brödelt es das Geſtein nach allen Seiten, und
nachher iſt es eine leichte Sache, es auszuhauen. Merfen der Herr nicht ſelbſt, wie warm es hier iſt, das kommt , weil wir 1
/
Navarra, d. 0. Na -ve -arria , d . h. Steinfeld in niedrigem
ſo gut einfeuern.“ Ich fühlte auch wirklich es ganz laulich und
Thale, wird in Bergleich mit dem franzöſiſchen Navarra auch Hoch - Navarra genannt; es enthält fünf Merindades : Pam plona, Eſtella, Tudela, Saragoſfa und Oliva, neun Städte, 145 Fleden, 682 Ortſchaften (Univerſidades) , wovon ſieben Privat:
mern, wie ſie genannt werden, und freute mich, die kräftigen, wpunter arbeitenden Leute zu ſehen , welche mir jeder I, wenn ich mich ihnen näherte, einen freundlichen Gruß boten . „Doch
herrſchaften ſind, und etwa 39,000 Häuſer , 400 Mahlmühlen,
viele Eiſenhämmer, Schmieden, Striegsmunitionsfabriken , und den berühmten Wald Irati an der franzöſiſchen Gränze, wel: cher vortreffliche Maſtbäume liefert. Phyſiſch betrachtet ent: hält es 1) das That Baſtan , oder des Vidaſſoa jenſeits der
Pyrenäen ; 2) ſüdlich von den Pyrenäen die Hochthäler des Aragon öſtlich, die des Arga weſtlich. Die Zweige des erſteren
vereinigen ſich etwas oberhalb Sangueſa und unterhalb Lum: bier. Der legtere bricht bei Dulascoain durch eine Vergkette,
behaglich in dieſen kürzlich ausgehauenen Räumen oder Zim:
jeßt will ich dem Herrn unſer Grubeuleben von einer andern Seite zeigen ,“ ſagte der Steiger , und nachdem er ſich eine neue Fadel genommen , ging er , nach einem freundlichen Ni:
den und „ Gott helf “ zu den Hauern, weiter. „ Stehen Sie einmal hier in einem von unſern alten Räuinen ſtill und ſe: ben Sie ſich um !" Ich ſtand in einem ungeheuren fühlen Ge: wölbe, ſo hoch , daß der Fackelſchein durch die bläulichen Verg
dünſte , welche ſich immer hier inwendig umherwälzen , nicht hindurch dringen, und die Decke nicht erblicken ließ. „ Die bó:
welche Navarra von Oſten nach Weſten durchſtreift; das That
ſen Wetter haben das hohe Gewölbe eingenominen ,“ ſagte der
zwiſchen dieſer Bergkette und den Abfälen der Pyrenäen heißt
Steiger , „ wir haben es oft ſchlimm mit denſelben .“ Eine
die Borunda , in welcher Pamplona liegt , welches alſo die Schluchten der Pyrenäen beherrſcht, und mit Vitoria durch eine ſchöne Straße , die gerade von Weſten nach Oſten läuft, verbunden iſt; Pampiloona bedeutet, ſo wie ſein älterer Name
wild rauſchende Vergelv, über welche eine hölzerne Brüde ge baut war, ſtürzte ſich neben mir vorbei in ihrem von der Fa: del beleuchteten weißen Schaum ; gewaltig toste ſie in den öden Wölbungen und fang den Baß zu dem knarrenden Pfei
Irugna , einen hohen und abgeplatteten Hügel , es hat einen ſchönen Spaziergang, la Taconera genannt ; 3) weiter im Sü: den, öſtlich die Flüſſe Aragon und Arga, welche bei Andoſilla
fen der Waſſerpumpen , welche Tag und Nacht, faſt wie durch 1
Zauberfraft von einer unſichtbaren Macht getrieben , gehen .
,,Treten Sie etwas weiter rechts hin , aber vorſichtig; ein Herr
892 wie Sie ging vor ein paar Jahren zu weit, und erwachte erſt unten in den Armen der Grubenfrau .“ Es war hier eine mächtig tiefe Senkung, zu der er mich führte, ſteil ſtürzte ſie ſich in die finſterſte Nacht hinab , nach des Steigers Bericht
lieber noch einmal mit mir zu den Hauern !" . - Durch Gänge,
zwanzig Klafter tief. Nur durch die ſchwärzere Dunkelheit konnte ich ſie von der übrigen Höhle unterſcheiden. „Wollen der Herr ſich ſelbſt ſehen ?" fragte er, und trat mit ſeiner Fa del hinter mich ; mein rieſengroßer Schatten in der Berg mannstracht, mit dem Platthütchen auf dem Kopf , warf ſich über den Schlund und die Felſenwand jenſeits , während in weiter Ferne aus einem der innern Räume Licht ſchimmerte
die filberhell aus dem Kalk hervorblühten ; nur Schade, daß die Wände hier, wie an ſo vielen Stellen , ganz von dem
und Hammerſchläge tönten. Das Ganze machte einen wunder:
baren Eindruck auf mich ; hier erſt verſtand ich die Sagen von den Elfen der Berge , welche ſich in ihren Nebeln wälzen und den Wanderer in den Abgrund hinab loden , und von den
Zwergen, die Schäße unter der Erde ſchmieden.
Einen leben
digen Commentar über die lekteren erhielt ich durch die klei nen Buben, welche mir ab und zu begegneten , mit ſchwarzem Jädchen und Müße, mit geſchwärztem Geſicht und Fadeln in
den Händen. „ Aber ſagt mir doch,“ wandte ich mich an mei: nen Führer , „ Ihr ſpracht vorhin von der Grubenfrau, wißt Ihr etwas Näheres über dieſes Weſen ?“ „ Ja, Herr, ro nen: nen wir den Berggeiſt , von dem die Hauer genug zu erzählen
wiſſen . Böſe iſt ſie eigentlich nicht von Natur , aber grimmig
eiferſüchtig ; fommt ein Weib hier herunter , ſo wird ſie arg, und bald fordert ſie dann ihr Opfer. Oft, erzählen die Alten, haben ſie dieſelbe durch die Gewölbe mit vier feurigen Pferden
in welchen muntre fleine Pferde das Erz fortzogen, machten wir noch einen Beſuch in einem Raum. Herrlich war der Anblic
des ſchimmernden Erzſtammes , mit ſeinen tauſend Zweigen, Fadelqualm geſchwärzt waren. Ich ſtand ſchweigend da und bewunderte und träumte von den Herrlichkeiten des Bergkönigs, bis mein Führer mich mit ſich fortzog.
Jeßt haben Sie alles
geſehen , nun muß ich Sie wieder zu Tage bringen !" Hiemit führte er mich eine Reihe ſteiler Treppen bis auf den tiefſten Boden der Grube hinab. An einem Holzhaufen, der angezün :
det war, ſtanden mehrere Bergleute und wärmten fich, indem ſie zugleich die Tonnen beſorgten, welche auf und nieder fuhren. Mein Führer rief hoch in die Deffnung des Schachtes hinauf ; meine Augen folgten ſeiner Stimme, oben ſalı ich einen gelb lichten Schimmer , ganz wie den Schein einer Lampe. „Iſt das Licht ?“ fragte ich. „ Ia, das Tageslicht, gegen 400 Ellen über uns aus der Deffnung des Schachtes ." Unterdeß war die Tonne herab gelaſſen , er forderte mich auf, mit ihm hinein zu ſteigen , und langſam ſchwebten wir in die Höhe. Die ſteile Felswand, welche uns mit ihrer triefenden Feuchtigkeit gang
nahe umgab, öffnete ſich ab und zu mit einer Ausſicht in die dämmerlichſten Seitengänge , aus denen Hammerſchläge er: ſchallten ; alles hatte eine ſeltſame Beleuchtung, aber ſie wurde noch ſeltſamer, wenn der Führer feine Fackel ſchüttelte, damit ſie beſſer brennen ſollte, und die Funken, um ſie herumtanzend,
vor ſich herfahren ſehen ; ich habe nie etwas geſehen , und ich denke auch , wer ſich auf Gott ſtüßt , dem kann nichts ſcha
ſich dann wie tauſend ſchimmernde Sterne in die dunkle Tiefe
den ." Doch, da der Herr alles hier aus der Grube zu hören
Bergluft, welche in einer gewiſſen Tiefe Sommer und Winter ſtets gleich die Gruben durchſtrömt, auf ; der helle freundliche
wünſcht, will ich ihm ein Ding berichten, was ich in einem Buche bei meinem Vater geleſen habe ; es iſt ſeltſam genug. „ Im Jahre 1517 war es, daß Jörgen Tydsfer (Deutſcher ), ein Hauer, mit einem ſeiner Cameraden zur Weihnachtsnacht ſich in der Grube befand; er war ein gottesfürchtiger Mann,
der unter der Arbeit rein Herz mit Gebet und Weihnachtslie:
hinabſäeten. Nach und nach hörten die Nebel nebſt der milden Tag begrüßte uns , und bald ſtanden wir im Sonnenglanje
auf Gottes grüner Erde. Ich dankte meinem Führer, der mir die Hand zum Abſchied dructe, und mich bat, die armen Berg männer in der dunklen Erde nicht zu vergeſſen .
Mis cellen.
dern erheiterte. Aber während er noch mit denſelben munter
fortfuhr, um die zweite Nachtwache, hörte er etwas wie eine Taube über ſich hin : und herfliegen .
Das Ding wurde wil
Bereiderung des franzöſiſchen Münzcabinets. Dieſes hat von der Königin Victoria 195 filberne Münzen, theils anglofächſiſche,
Darauf fingen alle Werkzeuge , die bei der
theils carlovingiſche, erhalten. Unter den leßtern bemerkt man zwei von Karl dem Großen , eine von Ludwig dem Frommen , neun in verſchies
Kleinengrund-Senkung lagen, an ſich zlı rühren und polniſchen Tanz zu tanzen ; zuleßt, und das war das Wunderlichſte, ſah
Karl dem Einfältigen , von Carloman , Eudes , Berengar und lam bert. Unter den angelfächſiſchen Münzen befinden ſich ſieben von
der und ſchlug und klatſchte an die Felſenwände, daß es ein Grauen war.
er es in den fernen Gruben leuchten ; es kam näher, zwei uns
geheure Hunde, furchtbar anzuſehen , zogen eine Grubenfarre, ein Kutſcher ging daneben und hielt die Leine, darin aber faß ein rieſiger Mann ohne Kopf. Sie lenften gerade auf Jørgen und ſeinen Gefährten , der unterdeß in tiefen Schlaf gefallen
war, hin. Da wurde Jörgen gang bange ums Herz, beſonders da er ſeinen Sameraden nicht zu erwecken vermochte ; doch faßte er ſich und fing ein inniges Gebet an, ſo daß der Spuk zulegt verſchwand. Am nächſten Tage, als er heim gekommen war, verfiel er in eine ſchwere Krantheit. Doch es bringt nichts Gutes, länger von den Trolden zu ſprechen , gehen Sie
denen Städten geſchlagene von Karl dem Kahlen , ferner von Ludwig II,
Alfred dem Großen , feche
von dem heiligen Edmond und etwa
vierzig ohne Königenahme, worunter mehrere merkwürdige Nachahmungen carlovingiſcher Münzen. Alle find ausgezeichnet gut erhalten, und mehrere bisher nod unbekannt. (Echo du Monde Savant vom 21 Julius.) Briefwechſel in Paris. Man vertheilt in Paris täglich im Durchſchnitt 20,000 Briefe , die aus Pariß ſelbſt find , 35,000 aus der Provinz , ferner 20,000 amtliche Schreiben aus den Departements , gu ſammen 75,000 Briefe täglich.
Aur Paris nach den Departements gehen
65,000 Briefe, 78,000 Journale (eine Zahl , die ſtets im Wachſen iſt) und über 2500 amtliche Schreiben . (Frang. BI.)
München , in der literariſch - Artifiſchen Anſtalt der 3. C. Cotta'ſden Buchbanblong. Verantwortlider Redacteur Dr. & d. Wide a mann. S
Nr. 224 .
Das
g sl a n d . Au Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 12 Auguft 1841 .
Maturanſichten aus den deutſch-ruffiſchen Offee Provinzen. (Von 3. G. Robl. ) Reiſenden Die , welche, Deutichland verlaſſend, in Memel
Erde herab . Nichtsdeſtoweniger aber hat auch dieſes Land ſeine beſonderen Reize und ſeine eigene Schönheit. Es kommt nur darauf an, daß wir ſie auf ſeine Weiſe faſſen und uns nicht zur baltiſchen Idylle wenden , wenn wir vom Studium des ſchweizeriſchen Epos kommen.
eine Reiſefaleſche beſtiegen und auf der großen petersburgiſchen
Die Länder, welche die Nachkommen der Deutſchen, die Schwert:
Straße von Station zu Station die Pferde wechſelnd die Ge:
hin. Hie und da ſehen ſie ein ödes Haus wie verlaſſen ſtehen ,
ritter, und unter ihrer Herrſchaft die letten und ihre Nachbarn , die Eſthen , bewohnen, liegen unter dem 55ſten und 60ſten Grade nördlicher Breite, und eine ſo hohe Breite iſt kein günſtiges Omen für die Milde ihres Klima's. Der Winter iſt ſechs Monate lang , voll von Stürmen , Eis , Schnee und kalten Froſttagen. Der Sommer iſt kurz und heiß. Der Herbſt iſt trübe, neblich , regenreich und ichmußig. Einen jugendlichen
und die grauen ſchafspelzigen Einwohner , deren Sprache fie nicht verſtehen, huſchen ihnen wie Nachteulen über den Weg.
Die ſchönen Vorläufer im März machen die wieder folgenden
biete der deutſchruſſiſchen Oſtfeeprovingen ihrer ganzen Länge nach durchſeßten , urtheilen zu ungünſtig von ſeiner Natur. Sie glauben durch eine Einöde zu fahren , in der nur Wald
und Sand , Geſtrüpp und Sumpf abwechſelten. Die langen
Tanuenwälder ziehen ſich ohne Ende zur Seite ihres Weges
Frühling gibt es kaum, denn der Mai iſt rauh und genußlos.
Das intereſſante innere Leben dieſer Wälder bleibt ihnen un
winterlichen Tage bald vergeſſen , und der Junius reift ſchnell
bekannt ; wie es ſich im Innern der Häuſer regt und freut,
zum Sommer.
wiſſen ſie nicht, und die lieblichſten Naturſcenen bleiben ihnen zur Seite der großen Heerſtraße, da ſie nicht die ſchlängelnden
Alle dieſe Dinge theilen die Herzogthümer Cur-, Liv - und Eſthland mit allen den weiten, ihnen benachbarten Landſtrichen ,
Pfade betreten, auf denen ,, in des Waldes Geheimniß entfliehet
die ſich mit ihnen in derſelben Zone um den Erdglobus legen. Die Feuchtigkeit des Bodens und der Luft aber ſcheint ihnen
die friedliche Landſchaft. “ Sie haben weder den Schlüſſel dazu,
ſich die verborgenen Thüren zu dieſen innern Schäßen zu öffnen ,
eigenthümlich. Sey die ſumpfige Natur des Landes oder eine
noch auch die Zeit ſie anzuſchauen , und da Verachtung immer leichter iſt als Lob , fo freuen ſie ſich , wenn ſie erſt in Peters: burg wieder an einer reich beſeßten Tafel rigen ,. und die wü: ſten Oſtſeeprovinzen mit dem Rüden anſehen können . Allerdings haben Flora und die übrigen Naturgottheiten
Prädispoſition der Luftſäule daran ſchuld – es tröpfelt hier oft Tage, ja Wochen lang, ohne daß es zu einer kräftigen Ent:
nicht ihr ganzes Füllhorn über dieſe Gegenden ausgeſchüttet, waren hier ſparſam mit der Vertheilung ihrer Wundergaben. Jin Ganzen platt und eben liegt das Bild der Landſchaft am
Boden ; die Vegetation iſt wenig mannichfaltig, ſelbſt die Mens fchen ſind in Kleidung und Wohnung weniger ſchmucreich und durchlechten nur ſpärlich die Werke der wilden Götter, der Faunen , der Sumpf- , Wald : und Wieſennymphen mit den
Werfen der Eultur, init Gärten und Heimathlichen Gebäuden .
ladung und energiſchen Aufheiterung fäme.
Es ſcheint, als
miſche ſich hier alles charakterlos durcheinander. Denn ſelbſt der Schnee ſteigt häufig mit Regen vermiſcht herab. Die Deutſchen haben für dieſe eigenthümlich chaotiſche Wetterform den Ausdruc : „ es ſchladert “ gebildet. Wie die Oſtſeeprovingen in Bezug auf ihre Bevölkerung auf der Gränze liegen zwiſchen dem Slaven - und Germanen
thum, eben ſo liegen ſie auch in Bezug auf das Wetter gwi: ſchen den deutſchen und den ruſſiſchen Wetterformen . Nicht ſo Ichruff, wie in Rußland, ſcheiden ſich die Jahreszeiten und nicht To milde ſind die Uebergänge wie in Deutſchland. Es entſteht
ja ſogar Jupiter, der Hochdonnernde, iſt hier flau und leiden:
daraus das unglüdliche Bettergemiſch der Oſtſeeprovinzen, in
gen fährt er einher, fchaftlog. Auf mattrollenden Gewitt und nur in Nebeln und nie endenden Regen ſteigt er zur
denen der ſibiriſche Boreas noch nicht ſo entſchieden berrſcht, und wo doch baltiſches Meer und weſtliche Einflüſe noch im 224
894 : Sommer fühlen und im Winter wärmen. Daher namentlich im Winter , wenn in Rußland alles ficher überbrückt iſt, die Eispaläſte feſt begründet ſtehen , hier die beſtändige Schwanken
zwiſchen Thauen und Frieren, und namentlich in Curland ein ſo häufiger Wechſel zwiſchen Schnee und Regen und ein be: ſtändiges Klagen über die Unbeſtändigkeit der Schlittenbahn.
In den dunkeln Herbſtmonaten October und November ſcheint es förmlich, als habe die Sonne ihre Erde verlaſſen und als wolle alles ins Chaos zurücfallen . Graue Wolken deđen ein
förmig den Himmel, und Tag und Nacht löſen kaum bemerk: bar ſich einander ab. Wege und Stege verſchwinden in Sumpf,
bare Erdſchicht, denn die in der Tiefe des Sumpfes wurzeln den Moore treiben oben mit einer außerordentlichen Energie neue Spißen und Sproſſen empor , die alles angepflanzte Ge treide oder Gras wieder vernichten. Die vielen Sümpfe und die außerordentliche Bodenfeuch
tigkeit machen eine Menge eigenthümlicher Verfahrungsweiſen in der Cultur des Landes nöthig. Die Aderfelder ſind überall von tiefen Gräben durchſchnitten , welche das Waſſer abziehen und ſammeln. Auf der andern Seite iſt es für die Chauſſi
rung des Landes nöthig, daß die Wege erhöht werden , daher
Melancolie.
faſt alle bedeutenderen Wege Dämme ſind. Im Winter haben dieſe Dämme die Unbequemlichkeit , daß die Schneebahn fich auf ihnen nicht ſo leicht bildet , da der Wind den Schnee be
Die ſchönſten klimatiſchen Phänomene ſind die hellen Som : mernächte und die winterlichen Nordlichter. Doch genießt beide
ſtändig abfegt, daher die ſtets im Lande wiederholte Frage : ,,ſind die Dämme noch fahl ? " auf welche man fo gern die trö
nur der einſame Beobachter, welcher dann gern die wunderbar
ſtende Antwort vernimmt: „ nein, die Dämme ſind ſchon hübſch bededt. “ Auch hindern oder erſchweren die Sümpfe überall den Verkehr, und machen im Sommer große Umwege nöthig.
und aller menſchliche Verkehr hört auf ; die Leute verfallen in
erleuchteten Wälder durchirrt, oder der Lette und Eſthe, wel cher in den Johannisnächten bis zum frühen Morgen ſingt und beim Schein der Nordlichter über die Eisfläche der Seen zu den Hochzeiten ſeiner Befannten fährt.
Sümpfe und Moräſte. Die große Feuchtigkeit der Luft , die weſtlichen Winde, welche hier, vom ſibiriſchen Oſtwinde befämpft, rich ihrer wäſſe: rigen Bürde entladen , haben den Boden des Landes zu einem der feuchteſten und fumpfigſten gemacht , ſo daß in gewiſſen
Jahreszeiten die ganze Oberfläche des Landes ein Sumpf zu feyn ſcheint. Die vielen mooſigen Kräuter , welche den Boden dedeu, halten auch die Feuchtigkeit lange an ſich, und ſelbſt an Abhängen von Hügeln tritt man daher ins feuchte Gras, wie in einen Sumpf. Der bleibenden und nie austrocknenden Sümpfe ſind überall eine Menge, ja, faſt alle Wieſengründe ſind mehr oder weniger ſumpfig. Klare, über kryſtallene Kieſel rinnende Bäche ſind ſelten , und die kleinen Flüſſe des Landes ſind faſt alle ſumpfig und daher ſehr gefährlich ; nur immer an wenigen Stellen gibt es gefahrloſe Furten.
Der Nuancen und Abſtufungen unter den Sümpfen und Moräſten ſind unzählige. Auf der einen Seite gehen ſie zu bloß feuchten Gründen, überwäſſerten Wieſen und Seen überg auf der andern bilden ſie ſich zu eigentlichen Moor- und Moos :
ſümpfen aus , oft iſt in ihnen die ſchwaminige, weiche Moos : maſſe 20 bis 30 Fuß tief. Die ſchlimmſten Sümpfe liegen in weiten Flußthälern und in den dichten , ausgedehnten Wäldern verborgen ; ſie frieren erſt ſehr ſpät im ſtrengſten Winter zu, .
Der Anbli« eines großen livländiſchen Sumpfes iſt ein höchſt trauriger. Auf einer langen nnd weiten Strede Landes
nichts als ein unfruchtbares, unnahbares Chaos , auf dem nur ſteife Rietgräſer, die mit ihren weißen Seidenbüſchen im Winde wehen , und hohe, unſchöne Binſen und blüthenloſe Mooſe ge deihen ; hie und da nur ein fümmerliches Birflein, früppel hafte Fichten , zwiſchen denen die Betula nana und kleine Sa
lirarten als niedriges Geſträuch ſich kaum über den Boden er: heben, und hie und da eine ſchöne, einſame Blume, die nur das Perſpectiv erreicht. Alles fahle , wilde , grauſenhafte Ein
öde, bewohnt von Schnepfen, Becaffinen und ſtets belebt von den freiſchenden Tönen des Kibißes ,1 der über feiner Veſte
freiſet , und der ſchnarrenden Wachtel, welche ſich im naſſen Graſe an den Ufern birgt. Es gibt ſolche Sümpfe, die über eine Quadratmeile groß ſind ; in Livland mehr als in Cur:
land, in Eſthland am wenigſten, welches die trockenſte von den drei Provinzen iſt.
Wo der Grund und Boden der Vertiefungen ſich befeſtigte und die Waſſer darüber ſich rein und klar anſammelten , da entſtehen Seen, mit denen überall am wenigſten in Eſth = land die Landſchaft durchwebt iſt. Selten ſind die Ufer dieſer Seen romantiſch. Gewöhnlich verlieren ſich ihre Geſtade in niedriges, fumpfiges Erdreich oder in fahlen Flurſand und
find rund umher mit dunkeln Wäldern umſchattet. Hie und da erſcheint an ihren Ufern ein einſamer Edelſiß oder ein ruſ
liides Fiſcherdorf. Doch nähren ſie einen Segen von ſchmad
Durd Graben- und Canal:
haften Fiſchen aller Art, und Enten , wilde Gänſe, Schwäne
ziehung iſt es gelungen , einige von ihnen trođen zu legen,
und Möwen hauſen in Schaaren in ihren Binſen - und Schilf
die meiſten aber ſind ſo tief, und ſcheinen To unverbeſſerlich,
wäldern .
daß die Cultur ſich ihrer wohl ſchwerlich jemals bemächtigen wird, namentlich reßen die Moosmoråſte faſt unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen , denn da die ganze dice Moosinaſſe das Waſſer wie ein Schwamm an ſich hält, ſo helfen hier Gräben
Sehr gewöhnlich iſt auf menden Inſeln . Die vielen halten den Boden wie mit reißen ſich daher oft ſolche
nichts ; das Waſſer läuft nur ſo weit weg, als der Graben
Bäumen und Kräutern und allem , was darauf wächst, vom
reicht, zu den Seiten bleibt es aber im Mooſe ſteden. Auch
Winde auf dem See hin- und her getrieben werden.
bildet man auf dieſen Moosmoräſten ſehr ſchwer eine frucyt:
befeſtigen mit Stricten die Anwohner des weſtlichen Ufers die
ja viele bleiben faſt immer offen.
ihnen die Erſcheinung der ſchwim : tietwurzelnden Mooſe und Riete einem Filze zuſammen , und es verbundene Stüce los, die mit Bald
895
Infel auf ihrer Seite, bald, wenn ſie ein Sturm losriß, die
kommen fahen . Wir faßen bei unſern Effecten, als dieſe Leute mit
des öſtlichen Ufers und laſſen ihr Vieh darauf weiden. Bald fingen dieſe Inſeln , wenn ihre Gewächſe Waſſer zogen, zu Bo
Mienen , die Feliteswege beruhigten , und wie Straßenräuber bewaffnet, fich uns näherten , und auf unſere Felleiſen und Teppiche Bliđe warfen, in denen fich eine unfreundliche Lüſternheit fund gab. Nachdem fte die Kunde im Hofe gemacht , gingent fie hinaus , und man fagte uns , daß
den , bald, wenn ſich bei der Faulung Gaſe entwidelten, ſteigen ſie wieder auf der Oberfläche hervor und bedecken ſich mit neuer Begetation . Die Seen und Sümpfe ſpielten von jeher eine große Rolle in der Geſchichte Livlands ; ſie dienten in Ermangelung der Berge als Befeſtigungsmittel zur Sicherung und Vertheidigung des Landes, Schlöſſer und Städte legten fich oft mitten auf
Infeln in Seen ; die Ebelhöfe wählten gewöhnlich einen See
.
,
es Einwohner von Harun - Abad waren , welche von einem Streifzuge gegen die benadbarten Dörfer zurüdtämen. So waren wir alſo mitten unter den Räubern ; der Mihmandar
Reſul- Bey fragte fich ſelbſt, ob er nicht alles ſorgfältig vermieden, was uns irgend ein Unglüđ ahnen laſſen fonnte. && iſt wahr, ſagte er, ich begegnete einer Heerde von Schafen und Ziegen , aber ich brauchte die
Vorſicht, ſte rechts vorüberziehen zu laſſen ; denn wenn Sie fich beigehen
zum Anhaltspunkte.
Weil die Seen meiſtens flache , untiefe Tümpel find, fo vereinigen ſich die benachbarten Gutsbeſiger oft zur Ziehung
eines Canals um den See abzulaſſen und theilen dann das gewonnene Wieſenland, das nicht ſelten ſehr bedeutend iſt, wenn es nur gelang, den Waſſerſtand um wenige Fuß zu erniedrigen. Die Sümpfe, die Seen , die Moorgründe und die beſon ders in Livland (Sandland) häufigen, völlig öden Sandſtriche und Dünen entziehen viele Streden des Landes der Cultur võlig. Nichtsdeſtoweniger iſt das Land im Ganzen genominen
nicht unfruchtbar, vielmehr ſcheint es mancher Culturpflanze, namentlich dem Roggen, der Gerſte, dem Flachſe vorzugsweiſe
zuzuſagen , die nirgends in der Welt fröhlicher und vollkommener gedeihen, als hier. Die Fruchtbarkeit nimmt jedoch von Süden nach Norden ab ; im ſüdlichen Litthauen , dem Weizenlaude, findet ſich das Summum der Fruchtbarkeit , der Niederſchlag der fetteſten Erdfrume, die ſelbſt ungedüngt genießbare Früchte
gibt. Die Curländer ſchon ſehen neidiſch auf Litthauen, werden aber ihrerſeits wieder von dem nördlichen Livländer ihres üppi gen Bodens wegen beneidet, und die Gſthlander ſind im Gan: zen genommen dürftiger als alle begabt. Die Ausbildung der Aderwirthſchaft aber ſtehet im umgekehrten Verhältniß mit
dieſer Fruchtbarkeit ; in Livland befindet ſie ſich im vollkommen ften Zuſtande, und die Curländer loben ihren nördlichen Nach bar wegen ſeines eifrigen Strebens ; auf die unordentliche Birthſchaft der ſüdlichen Litthauer ſehen ſie dagegen mit Ber:
Tafſen , eine Heerde Schafe oder Ziegen in der Mitte zu paffiren , ſo
wird der Tag nie , ohne daß man es bereut , vorübergehen .
Der Mihmandar beruhigte fich , ſo gut er konnte , aber es gelang 1
ihm nicht, ſeine Befürchtungen gänzlich zu zerſtreuen . Indeſjen tritt mein Maulthiertreiber herein und benachrichtigt uns, daß geſtern Abends eine Karawane ausgeplündert und die Maulthiere mit dem Gepäd, welches fie trugen , geraubt worden wären ; er endigte damit , und zu erklären, daß wenn ich ihm nicht wenigſtens eine Escorte von fünf wohl bewaffneten Reitern gäbe , er ſeinen Weg nicht weiter fortſeßen würde. Während mir dieſe Erklärungen gemacht wurden und die Miene von Reſul - Bey je mehr und mehr eine Furcht verfündigte , die mir unter allen andern Umſtänden komiſch erſchienen ſeyn würde , ſah ich mit Inruhe die Individuen , von denen ich oben geſprochen, alle Augenblide
in den Hof zurücfommen und alles durchſchnüffeln , auf eine Art , die mich berechtigte, ihnen äußerſt feindſelige Abſichten zuzufreiben. Sie beſchauten fid im voraus die Beute, die ſie zu machen gedachten. Reſul Bey wollte verſuchen, ob der Ferman des Schah mich nicht einigermaßen in Reſpect ſeben würde, er zeigte ihn den Anführern, welche antworteten , daß ſie ſelbſt Schahe wären , und ſich nicht um den in Isfahan befüm merten .
Ein drohender Verbrechen ſchien über uns zu ſchweben ; die Blide
dieſer Räuber hatten etwas von denen eines auf Beute lauernden Thieres ; von Zeit zu Zeit ſtre & ten fich Hälſe durch die Eintrittopforte in den Hof, und es wurden Worte, die wir nicht verſtehen konnten, gewechſelt; ich fehrte mich gegen meinen Mihmandar Reſul und ſagte ihm : „ Nun !
achtung berab.
( Fortießung folgt. )
was haben wir zu befürchten ? glaubſt du, daß wir in Sicherheit ſeyen ? Sage mir deine Meinung ? Die Sache iſt ernſthaft .“ Reſul-Bey nahm eine wichtige Miene an und zog einen Roſenkranz aus ſeiner Taſche, ließ eine Zeitlang die Perlen durch ſeine Finger gleiten, ohne ein Wort,
Chronik der Reiſeu.
ju ſprechen , und dann brach er das Stillſchweigen , indem er ſagte :
Reiſen eines Franzoſen in Perſien . * )
„ Wir find in Gefahr, ich rathe Euch , Euch wenigſtens durch drei Mann escortiren zu laſſen.“ Idy beauftragte ihn , mir ſie zu verſchaffer.. Er ließ den Vorſtand Ser Einwohner von Harun - Abad kommen , der ſein Zelt außerhalb des Dorfe8 aufgeſchlagen hatte ; derſelbe erſchien zu Pferde, von einigen , mit eifenbeſchlagenen Stöcken bewaffneten Leuten von ſehr ſchlimmem Ausſehen begleitet. Der ßäuptling machte fich verbindlich,
Erſter Brief. So befänden wir uns denn in dem Karawanſerai von Harun -Abad. Wir fanden eg verlaſſen , der den Reifenden die nöthigen Lebensmittel verkaufende Perſer hatte ſich geflüchtet, aus Furcht, von den Kurden, die das Land Surchzogen , geplündert zu werden.
Wir hatten faum von
dieſem traurigen Karawanſerai Beſit genommen , als wir zehn mit Lanzen , Schilden , Flinten , Piſtolen und Säbel bewaffnete Reiter an
.
mir drei mit Piſtolen , Flinten und Säbeln verſehene Reiter zu ſtellen, welche mich für einen Toman (12 Fr. 50 Cent. ) in dem Karawanſerai
bewachen und bis in das Dorf Scherunt begleiten ſollten . Reſul - Bey, wie auch meine andern Diener waren beruhigt , und fchidten fich alle
*) aus dem Sémaphor vom 4 und 17 Februar , 3 und 9 Marz. Die Weiſe ging von Samadan weſtwärts durch einen Theil der Surdenlandes,
und wir beginnen die Auszüge da , wo das unbekanntere Terrain anfängt.
an , ruhig zu ſchlafen. Während dieſer Nadít lieferten mir furchtbare Legionen von Flöhen ein entſebliches Treffen ; aber ich war nicht allein
896 ihren unerträglichen Stichen ausgefeßt: wer noch keine Nacht in einer
nur 45 Sprüchwörter , der Verfaſſer bemerkt aber, daß siele davon demt
Rarawanſerai zugebracht, kann ſich von dieſer aſiatiſchen Geiſel keine höchſten Alterthum angehören , und auf beidniſche Sitten und Gewohn Vorſtellung machen . Die Flöhe Europa's find dagegen die ſanftmüthigſten heiten hindeuten. 1
Thiere von der Welt ; jene Perſiens aber werfen ſich einem nach Tau ſenden auf den Leib , beißen fich allenthalben auf der Haut ein und
dringen fdhaarenweiſe in die geheimſten Falten des Körpers ,
und
Hr. Hanuſk, Profeſſor der Philoſophie an der Univerſität Lemberg, gibt gegenwärtig ein Werk „ über die ſlawiſche Mythologie" herauß,
hüllen einen in eine Art Dejanira -Mantel, welcher aller Anſtrengungen welches viele Nachrichten über den Culturzuſtand der heidniſchen Slawen ſpottet. Reiner von uns ſchlief; Reſul - Bey hüpfte wie ein Narr, meine Maulthiertreiber ſtießen Verwünſdungen aus , wir wälzten und auf unſern Teppichen und vergebens bedeďte fich das Schlachtfeld mit Leichen ; andere nicht minder zahlreiche Feinde rüdten an ihre Stelle ; ich war der Gegenſtand ihrer beſondern Vorliebe ; dieſe entfeßlichen Infecten geben dem chriſtlichen Blute den Vorzug ; mein Körper war den andern Morgen wie tättowirt. Um halb vier Uhr ergriff ich die Flucht, die drei Reiter waren
bereit ; ich befürchtete aber jeden Augenblid , durch meine Escorte ge plündert zu werden . Der Tag war jedoch durch keinen unangenehmen Vorfall bezeichnet ; um 5 Uhr Morgens pafſirten wir ein Thal , wo
enthalten ſoll. Das Werk iſt deutſch abgefaßt, der Verfaſſer foll aber ein gründlicher Renner aller flawiſchen Dialekte feyn. In Agrain find Dichtungen von Stanko Vraz unter dem Namen Dülåbie (vom türk dül, Roſe) herausgekommen . Stanko Vraz iſt bereits befannt durch eine ſchöne Ausgabe illyriſcher Volkslieder in der Mundart, welche iu Steyermark und dem weſtlichen Ungarn geſprochen wird.
Die obigen Nachrichten ſind aus einem Brief entlehnt, den Dubrowski, der auch an der Bibliotheka Warszawska arbeitet , an die Redaction der „ Baterländiſchen Memoiren“ in Rußland fchrieb (f. Nr. 7 v . 0. 3.) .
Er führt in demſelben noch einige ilmſtände an , welche die wachſende
waldige Şügel ihre grünen Gipfel erhoben. Wir erblidten furdiſche
Theilnahme aller Slawenländer an den Fortſchritten des Slawismus
Bauern , die Korn und Gerſte mähten , oder nach Art -ſerer proven çalen die Garben durch im Kreiſe gehenden Pferde auétreten ließ. In
bezeugen : die Lieder Hanfa'& haben in Böhmen die vierte Auflage erlebt,
der Mitte eines kurdiſchen lagers angelangt , forderte ich etwas Milch.
und ſollen allgemein in Böhmen geſungen werden ; in Brünn wurde unter lautem Jubel der Freunde der ſlawiſchen Muſe im vorigen No
Ich trat in eines ihrer plumpen Zelte , und ihre häßlichen Frauen be
vember die erſte böhmiſche Oper aufgeführt. In Neuſat ſoll ein neuer
eilten fich, durchlöcherte und ſchmußige Teppiche unter mir auszubreiten und einige ſeltſame Liebesblide mir zuzuwerfen. Reſul - Bey reichte
Almanach „Baczka Wila“ (die ' Nymphe von Bace) erſcheinen mit dem Motto Herders : „Wer ſeine Mutterſprache, wer die füßen heiligen Töne
mir eine Pfeife, die ich rauchte, indem ich zu gleicher Zeit meine Milch
ſeiner Kindheit, die mahnende Stimme ſeiner Heimath nicht liebt, ver
verzehrte. Die kurdiſche Frau , welche die Sorge übernahm , mir das ſchäumende Getränke einzugießen , war ſehr jung , ihre Häßlichkeit aber
dient nicht den Namen Menſch .“ Das Buch iſt allen füdweſtlident Slawen gewidmet. Dubrowski gibt die in ferbiſcher Sprade erſchei
vernichtete allen Reiz des ſchäferiſchen Bildes , welches wir darſtellten,
nenden Journale auf ſechs an.
ich mit der Lippe in dem Napfe, und ſie vor mir in Bereitſchaft ſtehend, mir Milch einzugießen . Einen Augenblic ſpäter liefen alle Frauen
Literaturthätigkeit : in Laibach ( flawiſc Lublin) erſcheint eine Zeitung
Auch in Dalmatien regt ſich eine ſlawiſche
dieſes Lagers herbei und füllten, von ihren Knaben und kleinen Mädchen
in frainiſcher Mundart unter dem Titel „Carniolia. " Uebrigens beflagt rich Dubrowsti ſehr , daß es ausnehmend fchwer rey , namentlich aus
gefolgt, das Zelt ; alle ſchrien : „ Frantin ! Frankin !"
Illyrien , die neueſten Zeitſchriften zu erhalten.
Der Frankin
Er habe noch nicht
( Franzoſe) war ich. Endlich fam ein wenig orientaliſche Poefte in dieſe
einmal die zweite Jahreshälfte der von Gai in Agram (flaw . Zagreb)
wilden Gruppen ; drei ſehr hübſche Gefichter junger Mädchen neigten fich über den Reiſenden ; drei feinesweg8 menſchenſcheue Geſichter , in denen das Lachen , welches meine Gegenwart erregte, durch Zähne von Elfenbein und Korallenlippen zu paſſiren hatte. Dieſes kurdiſche Lager beſtand größtentheils aus Hütten, die aus Baumzweigen geflochten, mit Laubwerf gedeđt und mit Matten von Schilf umgeben waren. Die Hütten waren dem Naturzuſtande ungemein nahe : etwas weniger als ein Zelt,
erſcheinenden Denniza erhalten könne.
ein bißchen mehr als eine Höhle. Dieſe Hütten ſtanden in Verbindung, und bildeten einen Kreis , deſſen Mitte für das , Nadits durch Hunde bewachte Vieh beſtimmt war. Die Frauen wünſchten mir eine glüdliche
Neiſe, und ich machte mich nach Scherunt auf den Weg, wo ich anlangte.
Mi s cellen. Merkwürdige Geburt.
In der kleinen Gemeinde St. André
( Departement Seine et Oiſe) hat eine Frau Zwillinge geboren , die gleich den fiameſiſchen durch ein unauflösliches Band aneinander gefettet find. Ein zufälliger Umſtand aber verhindert die Lebensfähigkeit derſelbent, denn ihre Verbindung iſt der Art , daß wenn der eine die Füße unten hat , der andere fie oben halten muß. Sie könnten demnach nur in einer horizontalen kage leben , d . . fie müßten ſtets liegen. Uebrigens find beide Kinder ausnehmend ſchön. Die Mutter braucht nicht beide
nachdem ich hundert mit eiſenbeſchlagenen Stöden bewaffneten Reitern
Kinder zugleich zu ſtillen, was überdieß auch nicht möglid wäre ; übrigens
begegnet war.
wenn der eine geſtillt wird, bört auch der andere zu ſchreien auf. (Echo du Monde Savant vom 31 Julius.)
Scherunt hat dreihundert Häuſer und einige Gärten,
und wird von einem Chan beherrſcht, welcher 2 bis 3000 furdiſche Reiter zuſammenbringen fann . 3 berließ Scerunt folgenden Tages Morgen
*
Klee von Bucara. um 2 Uhr.
Die Aderbaujournale Englande haben
ſeit einigen Jahren öfters von einem rieſenhaften Klee aus der Bucharei geſprochen , der 6 , nada andern foar 7 bis 8 Fuß hoch werde.
Slawiſche Literaturnachrichten . ſcheint der fibiriſche Steinflee (trifolium melilotus) zu ſeyn. Graf L. Adam Incewicz gab vor furzem in Wilna „ Sprüchwörter des Gourcy , der eine agronomiſche Reiſe durd England machte, hat eine litthaaiſchen Wolfg“ mit Erläuterungen heraus. Das Bändchen enthält i Probe davon mitgebracht , die weiße Blüthen trägt. (ibid.) Di i nden , in der Literariſo - Ariji'den Anitali der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlider Medacteur Dr. Ed. Widen ma n n .
Nr. 225. rent
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Ausland.
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ing um MOR
E in Tagblatt
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1
für
Sunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 13 Auguſt 1841 .
Allgemeine Bemerkungen über Draflien. Tie Serra do Caraca in wrinas Geraes . Der Gebirgsſtod Caraca gehört neben den Serras de Mantiqueira und da Sanaſtre zu den höchſten Punkten von
Minas Geraes : er liegt acht Leguas nördlich vom Städtchen Marianna und erreicht eine Höhe von etwas über 6000 Fuß. Die Geſtaltung dieſes Gebirges iſt ganz eigenthümlich und
gleicht einer Handflatſche nebſt ihrem Stiele, wie ſie in Por:
deihen. Unter den Arzneipflanzen hat man Süßholz, Salſa parilha, Jalapa und die in der Wirkung mit dem leßtern Ge wächſe übereinſtimmenden Wurzeln eines Sdlingfrautes ge: funden , welche in Minas Batatinhas purgativas genannt wer: den, und einer Trichterwinde ( Ipomoea operculata Mart.) an: gehören. An ſumpfigen Stellen der Weidepláße und an den grasreichen Ufern der Seen wachſen ſeltſame Formen von An: dromeden , Utricularien , Eriocaulen u. 1. w. , und neuerlid hat man auch noch die reizbare Dionaea muscipula entbedt,
tugal und Braſilien in den Schulen gebräuchlich ſind und Pal :
welche bisher bloß an feuchten Stellen der Grasſluren des
inatorias genannt werden. Das Gebirge entſteht in der Nähe von Duro Preto, erſtreďt ſich durch die Arrayale von S. Bar: tholomeu und Capanema , und erhebt ſich zuleßt in fühnen, ſchroffen Umriſſen zum eigentlichen Gebirgsſtod Saraca, deſſen
nördlichen Amerika's gefunden wurde. In dieſem Gebirgsthale ſteht ein Kloſter , Hoſpicio de Noſſa Senhora Mâi dos Homens“ genannt, welches im Jahre
1770 voin Padre Lourenço auf eigene Koſten und mit from :
Breite 6 bis 7 Leguas, mithin über 5 deutſche Meilen be: trägt. Auf der Höhe liegt eines der anmuthigſten Gebirgs:
men Spenden erbaut wurde. Hier wohnte der edle Mann lange Zeit als Einſiedler, und ſtarb im Jahre 1819 , nachdem
thäler dieſer Erde, welches man als das Paradies Braſiliens Es enthält ungefähr eine Geviertlegua Flä: chenraum , und wechſelt mit fleinen Hügeln und Ebenen ab, welche von höbern Bergſpißen umſchloſſen und mit Wäldern betrachten fann.
und Grasfluren bedeđt ſind. Die. Lage dieſes kleinen Land : ſtriches ift bezaubernd und ſowohl Luft als Waſſer ſind von der beſten Beſchaffenheit. Von den Bergen herab rieſeln zahl: reiche Bache und bilden zwei ziemlich beträchtliche Seen, welche
er über ein Jahrhundert gelebt hatte. Vor ſeinem Tode batte Lourenço das Kloſter nebſt den dazu gehörigen Ländereien dem Könige Johann IV vermacht, unter der Bedingung, daß eine religiöſe Geſellſchaft daſelbſt geſtiftet werde , welche Prediger für Minas bilden , und eine Lehranſtalt damit verknüpfen follte. Um dieſe Zeit befanden ſich gerade die beiden Geiſt: lichen Antonio Ferreira Vicoro und Leandro Rebello Peiroto e Caſtro als portugieſiſche Miſſionáre von S. Vicente de Paulo
Das aus dieſen Seen abfließende
in Rio de Janeiro , und der König würde veranlaßt, ihnen
Waffer ſtürzt ſchäumend über die Berge hinunter und bildet bald anmuthige Stromſchnellen , bald überraſchende Stürzungen ,
ein Geſchen mit dieſem Erbgute zu machen . Im Jahre 1820 nahmen fte Befig davon , und durch Ferbeiziehung anderer Geiſtlichen iſt nun die Brüderſchaft auf achtzehn Mitglieder
von Fiſchen wimmeln.
bald im Verborgenen rauſchende Waldbäche , welche dieſer Ge: gend die Reize eines Feenlandes verleihen. In dieſen beiden
Seen iſt eine der Quellen des Rio Doce zu ſuchen , welcher ſeine Gewäſſer nach dem atlantiſchen Meere wälzt.
herangewachſen , unter welden Viçoſo der Vorgefeßte ift. In dieſer zu frommer Andacht ſtimmenden Einode befin det ſich nun die beſte Lehranſtalt von Minas , welche bereits gute Geiſtliche und andere tüchtige Männer dem Staate ge
Auf der Höhe des Gebirgsthales lebt man in einem euro: päiſchen Garten. Da gedeihen, unter 20° 6' ſüdl. B., Aepfel,
liefert hat.
Aprikoſen, Pfirſiche, Nüſſe, Virnen und Kaſtanien, unter wel: chen die Pfirſiche am ſchmachafteſten werden. Die Theeſtau:
welche nur aus einer kleinen Kirche und einem Kloſter beſtan
den, welche man hier gepflanzt hat, ſind zu ſchönen Bäumen berangewachſen, und Kartoffeln gedeihen das ganze Jahr hin: durch. Dieß iſt auch die Negion , wo Gerſte und Weizen ge-
Nach Erweiterung der urſprünglichen Gebäude,
den, wurden bis auf 160 Sdüler daſelbſt erzogen .
Aber im
Jahre 1833 brach eine große Theuerung in Minas aus und veranlaßte die Verminderung der Zöglinge auf 100, weil man die Lebensmittel nur mit unglaublicher Mühe dahin ſchaffen
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898 konnte. Seitdem ſind auch die Gebäude in Verfall gerathen,
Unſere Forſtleute zählen in ihren Büchern in dem Sapitel
und die Zahl der Lernenden iſt auf 50 zuſammengeſchmolzen.
vom Forſtſchuße tauſenderlei Dinge auf, welche den Wäldern ſchädlich ſind , und die man zu vermeiden oder zu beſeitigen Man foll die Bäume wo möglich mit ſammt ſuchen foul.
Da nach einem neuern Geſeße alle Güter der Geiſtlichkeit dem
Staate anheim fallen, ſo mag dieß wohl einer der Hauptgründe ſeyn , warum man dieſe ſonſt ſo ſchäßbare Anſtalt nun zu vernachläſſigen ſcheint. Dieß iſt um ſo mehr zu bedauern, als die Brüderſchaft in der That wichtige Dienſte geleiſtet hat und kein Ort der Erde geeigneter für den Zweck der Erziehung iſt, als das Collegium de Noſſa Senhora im ſtillen und fried : lichen Gebirgsthale do Caraca.
Das Gebäude iſt 425 Palmen lang und von einem ſchönen , mit majeſtätiſchen Cocosbäumen bepflanzten Hofe umgeben . Der Kaiſer Don Pedro beſuchte die Anſtalt ſelbſt und war von
dem Laube fällen, weil ein belaubter Baum ſich ſanfter nieder:
läßt, als ein unbelaubter, und daher theils nicht ſo zerſplittert wie dieſer, theils auch nicht ſo viele junge Pflanzen unter ſei Im Winter ſoll man die Bäume nicht bei zu heftiger Kälte fällen, weil dann die jungen Pflan : nem Sturze erdrüđt.
jen nicht fo elaſtiſch find , und bei ihrer Sprödigkeit leichter
Mäuſe, Kaninchen , Haſen , Rehe, unter der Wucht brechen. Hirſche ſoll man möglichſt vertilgen , weil ſie den jungen An Die Auer - und Birkhühner, die pflanzungen ſchädlich ſind. Tauben ſind den Bäumen beſonders ſchädlich , man ſoll ſie
den Umgebungen ganz entzüct. Im 9. 1838 erhielt ſie auch einen Beſuch von dem ruſſiſchen Geſchäftsträger, jeßt Geſandten gleichfalls vertilgen. – Gegen hundert holynagende Inſecten Lomonoſoff, und kurz vor dem Tode des Stifters Lourenço, weiß man bei uns tauſend Mittel. Die Sumpfhaiden, haben auch die HH. Spir und Martius einige Tage dort Mooſe ; Binſen und Rietgräſer fod man ebenfalls nicht dul: verweilt. den , weil ſie den Bäumen Nahrung entziehen, die ſich nun in Von der Höhe des Caraca herab , deſſen Hauptſtock aus lockere Halme verzettelt, da ſie ſich in compactes Holz verwan= weißem Quarz- und darauf lagerndem Eiſenglimmerſchiefer be- deln könnte. ſteht, iſt eine Menge Waſchgold nach allen Seiten abgeſtrömt, Die Kälte iſt beſonders nachtheilig , weil ſie den Wachs: wie es die in der Nähe liegenden Goldwäſchen beweiſen. Das thum der Pflanze hemmt. Nicht weniger ſchlimm iſt aber die hin gehören die Lavras von Inficionado, Morro d'AguaQuente, Hiße, ſowohl dem Samen als den erwachſenen Pflanzen . Man Catas:Altas , Santa Barbara, Brumado, Brumadinho, S. Gon: ſoll die Schläge mit Rückſicht auf beides , je nach Umſtänden, çalo, Conceiçao, Capanema und Antonio Perreira. bald in dieſer , bald in jener Richtung führen. Zum Scuße 1
gegen die Winde , von denen das Nadelholz beſonders viel lei
Uaturanſchten aus den deutſch - rufliſchen OffeeProvinzen . ( Fortrekung. ) Wald ung e
.
Nichts gleicht dem Anblic der Wildniſſe in den hohen
Fichten- und Kiefernwäldern Eſth :, Liv - und Surlands. Frei: lich hat der ungeheure Verbrauch des Holzes , das ſeit Jahr:
hunderten in den Oefen der Branntweinbrennereien, den Bad(tuben , bei Häuſer : und Zäunebau des Landes verſchwendet wird , ſchon viele Waldungen gelichtet, und hie und da ver: .
nimmt man bereits Klagen darüber, daß die Natur nicht raſch genug wieder erzeuge , was der Menſch in unbedachter Haſt verſchwendet. Allein auf der andern Seite gibt es auch noch hie und da Urwälder , die ro dicht und wild ſind, daß ſie noch
kein Menſchenfuß betrat, und in denen nur das fliegende Eich: hörnchen oder der baumfletternde Luchs noch fortkommt. Es fehlt an Sanälen und Floßbaren Flüſſen, um das Innere ſolcher Wälder auszubeuten , und mit dem Reichthum des einen Fleds der Armuth des andern zu Hülfe zu kommen. Die hohen Fichten und Kiefern ragen hier in zahlloſen Schaaren zum Himmel empor. Manche Gutsbeſißer haben ſo viele grünende Maſten in ihren Wäldern ſtehen , daß fie die gange engliſche
Flotte damit verſehen könnten , und daß ſie Kröſus' Schäße fammeln würden , wenn ſie den ganzen Wald entwurzelt und behauen mit einem Zauberſchlage auf den rechten Marft zu verſeken vermöchten.
det, ſoll man die hohen Fichtenwälder überal mit Säumen oder Mänteln von vorgepflanzten Laubbäumen umgeben und auch an verſchiedenen Orten folche Säume oder Sicherheitsſtreifen durchziehen, Um den Verwüſtungen des Schneebruchs vorzubeugen, foll man die Bäume weiter auseinander pflanzen , jedoch nicht zu
weit, weil frei ſtehende Bäume wieder ſehr der Beſchädigung durch Reif, Duft und Glatteis ausgeſeßt ſind. Man muß das her den richtigen Mittelweg zu treffen wiſſen. Auch ſoll man die jüngern Beſtände, die dem Schneebruche mehr ausgefeßt
find, nicht ſehr geſchloſſen , die ältern hingegen, bei denen der Duft noch mehr zu fürchten iſt, in ſtärferem Schluſſe erhalten. Vor allen Dingen darf man keine Sümpfe in den Wäl: dern dulden, denn es entſteht durch ſie eine Verſauerung des Bodens, auch erzeugt das ſtehende Waſſer an den angränzen: den Orten durch ſeine Ausbünſtung Kälte, welche die Urſache
des Erfrierens der jungen Triebe und Pflanzen iſt. Auch das Aließende Waſſer thut nicht gut, weil es durch Eisfahrten , durch Wegreißung des Bodens und des Holzes ſelbſt , durch Ueber : dachung mit Sand und Steinen, durch lange, anhaltende Uleber: fchwemmung u. r. w. den Wäldern ſchädlich wird. Man foul daher die Waldbäche mit Weiden hübſch bereken, die ſchädlichen Krümmungen der Flüſſe durchſtechen und dafür ſorgen , daß
überhaupt überall die nöthigen Waſſerabſchläge gemacht werden. So lauten die Vorſchriften unſrer Forſtmänner. Betrachtet man nun den Zuſtand , in dem ſich die curi:
Ichen , livländiſchen und eben ſo auch die ihnen benachbarten polniſchen und ruffiſchen Wälder befinden , ſo müßten die mei
899
ften von ihnen als wahre Augiasſtäde erſcheinen , die dem
häufig erfrieren , und welche die Wälder überall in ihrem
Normalzuſtande eines rationell angelegten und bewirthſchafteten Waldes entgegen zu führen Hercules felbſt noch einige Jahr: hunderte zu arbeiten hätte.
Wachsthume zurüchalten , ſo daß in ihnen noch falter Winter berrſcht, während draußen ſich längit der Frühling in allerlei Productionen thätig erweist. Kein Menſch zählt die kleinen
Gerade die den Bäumen ſchädlichſten Vögel , die wilden Tauben , Birk- und Auerhühner niſten am zahlreichſten in
und großen Stämme, Niemand berechnet die großen Holzquan :
dieſen Wäldern ; ja man hegt und wahrt fie fogar zum Scha
titäten , welche hier durch die wild durch die Wälder brauſen : den Flüſſe , die Ueberſchwemmungen und Eisgänge verloren
den der Waldungen.
gehen .
Haren , Rehe , Elenthiere und andere
Feinde der kleinen, jungen, faum ins Leben tretenden Bäum:
Nur in Curland hat man hie und da eine beſſere und
chen , ſind ebenfalls genug vorhanden , ohne daß man darauf
achtſamere Forſtwirthſchaft begonnen , ſonſt iſt im Ganzen und
ausginge, ſie im Namen der Dryaden zu vertilgen. Die gie:
Großen genommen durchweg in dieſen Ländern von Schlägen,
rigen , friechenden , ſchlingenden und ſchmarokenden Pflanzen, die Mooſe und Flechten behängen und umranken hier im Nor:
jährlichem Umtrieb , Durchhauen , Nachläen , Nachpflanzen ic. nicht die Rede . Die vom Winde und anderen Naturkräften
den jeden Zweig der alten Bäume und entziehen ihnen Nah: rung, und die jungen Bäumchen drängen fich kaum aus den wuchernden Binſen , Farren und Rietgräſern hervor. So groß die Kälte hier im Winter iſt, ſo arg iſt die
Hiße im Sommer ; während die Bäume daher im Winter, deſſen Rauhigkeit Niemand auf irgend eine Weiſe für die armen
gebrochenen und umgeworfenen Stämme poltern ſo durch ein: ander, daß das Innere vieler Wälder vollkommen unzugänglich wird, und daß , wollte man einen Maler hieber führen, und i hm ein Paar Fadeln in dieſes Walddidicht halten , ſich ihm inehr als ein Salvator Roſa entdeden würde. — Einige Bäume
find nur halb gekippt, und ſtüßen ſich mit ihren Gipfeln auf ihre thurmhohen Nachbarn , indem ſie nun nachher Jahre
Bäume zu lindern ſtrebt, in ihrem Wachsthum ſechs Monate lang gehindert ſind, und während dann die jungen Pflänzchen, die man nicht durch aufgelegtes Reiſig und durch Anbau ſchüßen : der Gewächſe verwahrt, in ganzen Partien erſtarren und ſter: ben, ſtickt und ſtoďt im Sommer Alles in unerträglicher und
haben ſich auf den Kopf geſtellt , und ſperren ihre Wur: zeln gen Himmel , manche ſind in allerlei ſonderbaren
ungekühlter Hiße, und ganze Wälder gehen dann häufig in
neuem emporgerichtet. Inzählige liegen am Boden der Kreuz und die Quere, den Weg in allen Richtungen für jedes andere
Flammen und Rauch auf.
ang in dieſer balancirenden Stellung verharren.
Andere
Stellungen wieder feſtgewachſen und haben ſich frümmend von
Die Winde find wahrlich in dieſen Gegenden nicht ſchwä :
Weſen als die Eichhörnchen ſperrend; Sträucher und Schling
cher als bei uns , und doch hat man keinerlei Vorkehrungen gegen ſie getroffen ; ſie wüthen zuweilen aufs furchtbarſte unter
pflanzen ranken hindurch, Mooſe verſchiedener Arten haben ſich
den Armeen der Bäume , und werfen oft eine große Fichte über die andere nieder. Der Schnee verfährt nicht weniger wild in den Forſten ; er läßt ſich zuweilen in den didſten Lagen auf die Zweige der Bäume nieder , und drückt Junges ar: und Altes zu Boden , ohne daß eine menſchliche Hand
der Bäume iſt völlig verfault, ein anderer halb, manche zeigen
men belaſteten Pflanzenwelt zu Hülfe fäme.
Der Reif und
das Glatteis ſind oft noch raſcher in dem Geſchäfte der Zerſtörung. Die Wetterform , durch welche ſie producirt werden,
iſt nirgends häufiger , als in dieſen feuchten und falten Nebel: ländern ; es ſchlägt oft in einer Nacht ſo viel Reif nieder, daß die Bäume und Zweige mit einem Panzer von diđem Eiskry ſtal bebedt find, und ſelbſt die kleinſten Splitterchen und Zweig: lein wie in Glas verhüllt erſcheinen . So prachtvoll, ſo zaube:
riſch ein ſolcher verglaster Wald für den nur das Pittoreske Suchenden ausſieht , To Ichmachvoll und traurig iſt dann oft für einen Forſtmann der Anblic der unter der Eislaſt zuſam
angeſeßt und bedecen das Ganze wie mit Schnee. Ein Theil
ſich als ganz friſche Opfer der Winde, des Schnees, der Vliße, der Waldbrände, der Würmer und aller andern auf dieſe Holz: maſſen verwüſtend eindringenden Gewalten. *) Den Leuten hier kommen dieſe Dinge alle ganz natürlich vor, ſie haben die Wälder eben noch nicht in den Kreis einer rationellen Bearbeitung gezogen. Troß aller der widerwärtigen
Ereigniſſe im Laufe des Jahres kommen doch Stämme genug zum Durchdringen , und ohne alle Regulirung des Waltens der wilden Naturkräfte kommen doch Bäume, indem ſie ihre Nach barn ſiegend verdrängen, und indem ſie Winde, Brände, Waffer und Feuer ertragen , zu den anſehnlichſten Dimenſionen der Höhe und Dice, und es wird Holz genug für den Bedarf her: vorgebracht. Es iſt ihnen Nachläſſigkeit im Nadipflanzen u. 1.w. allerdings zu verzeihen, aber wenigſtens rollten ſie dann doch
die Einerntung des von der Natur producirten Ueberfluſſes
menſinkenden Zweige und Bäume. Tauſende junger Spröß
vernünftiger und ſparſamer einrichten . Allein auch hierin ver:
linge werden dafür ihr Leben lang zu Krüppeln gemacht und hundert alte ihrer Zweige und Aeſte beraubt , als wären fie
fährt man auf eine unverzeihliche Weiſe. In unſern forſt: wiſſenſchaftlichen Büchern gibt es in langen Capiteln ganze Reiben von intereſſanten Regeln über das wo, wann und wie
mit Aerten behauen .
Nicht beſſer, oder vielmebr am allerſlimmſten , ſteht es mit der Bewäſſerung und Entwäſſerung des Bodens. Das Erdreich verſäuert und verdirbt überall im Sumpfe und Mo
raſte. Die Moräſte erzeugen in den Wäldern durch ihre Uus: dünſtung eine beſtändige Kälte , bei der die jungen Triebe
des Holzſchlages.
Wir brauchen nicht erſt von jeder Regel be:
fonders zu zeigen , wie wenig fie hier beobachtet werde, wenn * ) Es verſteht fich von felbſt, daß die Sbilderung nicht auf alle Wälder paßt, wohl aber gewiß auf alle Kerne ſämmtlicher Hoch wälder dieſer Landſchaften .
900
wir ſagen, wie es nicht ſelten iſt, daß man oft das ſchöne, ge:
eine neue Schlucht paffërt hatte, nahm ich die Richtung links , und
hauene , geerntete und zuſammengeſchichtete Holz nicht einmal heimfährt. Man kommt oft an ausgehauene Waldſtellen , wo Brenn : und Bauholz, ganze Bäume, in regelmäßigen Haufen
Serpul. Die Hiße war ſehredlich , die Luft brannte und wir athmeten
fich über einander geſchichtet findet.
Aus der Ferne glaubt
man, es ſey fürzlich zum Gebrauch gefältes und des Heim: fahrens harrendes Holz ; bei näherer Betrachtung ergibt ſich
erblickte das Denkmal des Dukan Daud in der Mitte des Ihales von die Hiße eines Somelzofens ein.
Die Vorderſeite des Felſens, der das Monument trägt, iſt ſenkrecht behauen ; auf 7 Metref 30 Centimetres vom Boden erhe ſich ein Sodel, der 1 Metre 30 Centimetres weit vorſpringt; auf 2 Metres 40 Centimetres
aber, daß alles verfault iſt, und obgleich behauen und geſam
Höhe befindet ſich das Basrelief, das 1 Metre 45 Centimetre Höhe und
melt, ſeit Jahren vergeblich einer Benußung barrt. Vor zehn Jahren hatte man allerdings die Abſicht, es heimzufahren ,
2 Metres Breite bat ; es iſt aus zwei Theilen, jeder von 1 Metre, zu
fammengefekt; eine Perſon mit einer Capuze und einem langen mit einer
allein unglüdlicher Weiſe ging die Schlittenbahn zu früh ab
Art Gürtel zuſammengehaltenen Roc nimint die rechte Seite dieſes Bas
und man kam nicht dazu. In den folgenden Jahren fand man
reliefs ein ; ſie hält in der linken Hand , eine Papyrusrolle ; ihr Kopf iſt
es bequemer, das Holz aus einer andern Stelle des Waldes
verſtümmelt; keine Inſchrift. Auf 12 '' Metres vom Sodel , oberhalb
zu nehmen ; im fünften und ſechsten Jahre vergaß man es,
des Basreliefs , iſt eine Begräbnißkammer in den Felfen gehauen ; ein mit zwei zerſtörten Säulen verzierter Porticus idmüdt den Eingang ;
im ſiebenten oder achten , wo man ſich wieder des gefäüten Holzes erinnerte, war es zu ſpät, denn man fand , daß es be reits ſo von der Witterung gelitten hatte , daß es ſich der Mühe des Heimfahrens faum mehr lohute. (Sluß folgt. )
!
!
id fand hier einen Sarkophag und drei kleine Niſchen im Hintergrunde, welche Trauerlampen enthielten. Id ließ mich durch einen Strid in dieſe Begräbnißfammer hinaufziehen , und ich geſtehe Ihnen , daß idy ziemliche Gefahr während dieſer Luftreiſe ausgeſtanden ; die Bauern, 1
.
welche mich aufzugen , waren durch die Spalten der Felſeu, mit Händen, Füßen und Zähnen ſich feſthaltend, dahin gelangt. Anderthalb Stunden pon Dukhan-Daud, in Mitte einer Kette des Zagros, ſah id; die Ruinen
Chronik der Heiſen.
einer von dem Landvolk Kala - a - Kuna genannten Citadelle.
Meifen eines Franzoſen in Perſien . Zweiter Brief. Sie ſind mir alſo , lieber Freund , bis nach Scherunt gefolgt , das !
ich am 3 Juliu: 1840 Morgens um halb drei Uhr verließ ; ich hatte meine Reiter verabſchiedet und nahm den Weg nach Nordweſt; zuerſt kam ich durch zwei Dörfer, Semin - Serein und Halah, deren Einwohner da und dort herumlagerten. Hierauf drang id in ein von hohen bis
zum Gipfel ganz mit Grün bewachſenen Bergen eng umſchloſſenes Thal . Aber, Allah, welcher Weg ! Die Steine ſind hier übereinander gebäuft, enorme Felsblöde verſperren jeden Augenblick den Weg . Nach 4 % Stunden Marſches waren unſere Pferde ermattet, ich ließ ſie zu Mien - Tag, wo id die Nacht unter einem Zelte zubrachte, ruben ; dieſes Dorf war ver laſſen , ſein Karawanſerai im Zerfall.
Ein kurdiſcher Anführer , pon
dem ich eine Wache vor die Thüre meines Zeltes verlangte , antwortete mir , daß er fich nichts um den Schah bekümmere ; er ſpie auf den Ferman desſelben. Reſul-Bey gerieth in Zorn, und fchien mir dermaßen entſchloſſen, die ſeinem Herrn angethane Beleidigung durch einen Dolch .
ftoß zu rächen , daß ich alle möglichen Anſtrengungen machte, ihn zu beruhigen.
Abenda
wollte ich in der Karawanſerai von Serpul - Zohab ſchlafen , aber eine von Bagdad angekommene Karawane hatte dieſelbe gänzlich befekt, und
Der kurdiſche Häuptling ſdište mir endlid drei wohl
ich mußte die Nacht unter einein Zelte zubringen . Serpul - Zohab iſt am Fuße eines Zweiges des Zagros erbaut ; 68
befinden ſich daſelbſt die Ruinen einer alten Stadt, die Holwan geheißen haben ſoll, welchen Namen noch der Fluß trägt , der Serpul - Zobab durchfließt. Die Nuinen bedecken eine ziemlich große Fläche, in der Mitte derſelben , nördlich vom Fluſſe, iſt die der Citadelle. Dieſe Ueberreſte find jedoch ſehr unbedeutend. Auf eine Stunde Entfernung von Serpul - Zobab, gegen Weſten deo Thales , find die Ruinen der Feſtung Kala - Balaf. !
Die in Serpul - Zohab lagernden Kurden kamen aus der Umgegend von Bagdad ; vermittelſt einer Abgabe, die ſie in Lebensmitteln an einen zu Serpul befindlichen perſiſchen Chan ſeit zehn Jahren entrichten, haben
fie die Erlaubniß fich in dem benachbarten Thale niederzulaſſen. Dieſe Kurden nennen fidh Mohammedaner , vollziehen aber keinen Act det
Religion ; fie fammeln das nothwendige Getreide zu ihrer ſchlechten Nahrung und trinken die ſaure Milch ihres Viehes , der ſie noch etwas wilden Konig beifügen. Ihre Verborbenheit geht ins Unglaubliche; furchtbare Ausſchweifung herrſcht unter ihnen ; Scham iſt ihnen gänzlich
bewaffnete Leute zur Bewachung.
unbekannt ; der Vater, die Tochter, die Mutter, der Sohn, die Schweſter,
Um 3 Uhr verließ ich Mien - Tag und verfolgte meine Route nach Nordweſt, immer in ſteinigen Schluchten , die in einen Abhang aue=
der Bruder leben oft in abſcheulicher Blutſchande. Für fie find Dieb ſtahl und Mord angenehme Unterhaltungen ; auch zeigt ſchon ihre wilde Geſtalt alle dieſe beſtialiſchen Neigungen. Ihre Häuptlinge tragen einen Turban und ein langes Kleid.
laufen , in deſſen Mitte fich, mit aller Majeſtät der Wüſte, ein griechiſches Denkmal erhob, wie dieß ſeine Profile und das Anſehen ſeines Mauer: werks anzeigten. Es war eine von drei Seiten geſchloſſene Arkade , an
1
(Schluß folgt. )
!
einen Felſen angelehnt, und wahrſcheinlich ebedem ale militäriſcher Poſten, zum Schuße der Paſſage, daſelbſt erbaut. Von dieſem Punkt , Tath Keraſch genannt, wo ſich die Schlucht bes Berges Zagros endigt, gelangt man in ein Thal mit einem Fluß , wo wir unſere Pferde tränkten . !
Von da näherte ich mich dem Thale von Serpul - Zohab .
Nachdem ich
3
Neues Theatre français. Die Privilegien , deren das alte Theatre français am Palais Royal genoß . find endlich gefallen. Ein Hr . Epagny hat die Erlaubniß erhalten, im Odeon ein zweites Theatre
français zu gründen. ( Voleur vom 25 Julius.)
Münden , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. C. Gotta'ſøen Buchhandlung . Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide n mann .
1
Nr . 226 .
Das
A u sl a n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
1841
14 Auguſt 1841 .
Etwas über die Lage der Dinge in Syrien.
fich einen Paſcha, einen Defterdar, einen Kiahia oder einen Muſteſchar nennt, er kümmert ſich durchaus um nichts, als den
Unter den Provinzen des wanfenden Türkenreichs, welche im gegenwärtigen Augenblid durch ihre innere Zerrüttung die
Sultan und deren Unterthanen zu plündern. Ungeheure Vor råthe, welche die Aegyptier zurüdließen und die auf Jahre hin:
Augen Europa's auf fich ziehen , nimmt Syrien feit einem Jahre den erſten Rang ein. Noch iſt es faum ſechs Monate her, daß die Türken wieder in den Beſiß des Landes famen,
aus für den Unterhalt der Truppen hingereicht hätten, find
und ſchon iſt die Rede vom Aufſtande des fraftvollſten Theils der Bevölkerung, nämlich der Bewohner des Libanon , ſo wie von einem chriſtlich-arabiſchen Fürſtenthum , das ſich in dieſem
Cheile Syriens bilden werde. Das mag vorerſt noch Phan : tasmagorie feyn , aber ſchon daß das Wort ausgeſprochen wird, iſt nicht ohne Bedeutung , um ſo mehr , wenn man ſich erin nert, daß Ibrahim Paſcha fichtlich darauf ausging , Syrien ro
viel als möglich arabiſch , und ſo wenig als möglich türkiſch zu Soon in dieſer Beziehung war die türkiſche Re ſtauration, wo eine Maſſe Beamter von Konſtantinopel her: machen .
geſchict wurde , und die Detailverwaltung leiten follte, wäh: rend ſie bei dem kleinſten Geſchäfte Dolmetſcher nöthig hatten , ein unglückliches Ereigniß , wovon einſichtsvolle Leute, noch vor der
alle hingeſchmolzen , wie Aprilſchnee. Hier iſt für die Türfen feine Hoffnung, denn ſie haben keine Hoffnung und keine Zu verſicht auf ſich ſelbſt .“ Die Schwäche der Machthaber ermun:
terte die alten Feinde der Ruhe Syriens. In Diarbetr und Orfa war ein Aufſtand ausgebrochen und Ehriften ermordet
worden ; die Kurden waren in Bewegung und ſtreiften von Nordoſten her bis in die Umgegend von Aleppo. Die benach : barten Beduinen, zu deren Anſäſſigmachung die ägyptiſche Re: gierung die wirkſamſten Maaßregeln ergriffen hatte, * ) ſtreiften
zwiſchen Aleppo, Homs, Hama und Damascus umber und uns terbrachen alle Verbindung, ſo daß man nur unter ſtarker Ess corte von einem Punft zum andern reiſen konnte.
Tiefer im
Süden , in Jeruſalem , lagen die Katholifen und die ortho doren Griechen in bitterem Streit, und wären ohne Dazwiſchen :
treten türkiſcher Behörden und der Sonſuln einander in die
Kataſtrophe, welche Ibrahim Paſcha verjagte, nichts Gutes weifa ſagten . Es iſt in dieſer leßten Beziehung nicht unmerkwürdig, daß man den Türfen gerathen hatte, dieſelben Leute, welche
Haare gerathen.
In St. Jean d'Acre aber , oder vielmehr
unter den Aegoptiern größtentheils die Verwaltung geführt,
bald wie möglich die Mauern von St. Jean d'Acre wieder aus:
wieder zu benüßen. Es waren dieß freilich meiſt Chriſten , aber intelligente Leute, weit gebildeter als die Moslems, und den Aegyptiern nicht geneigter , als den Türfen , d. 5., fie hätten demjenigen gedient, welcher ſie benüßt und gezahlt
zubeſſern. Ebenſo ſollen fick engliſche Ingenieurofficiere in Damascus, Aleppo, Latafia, furz an allen irgend bedeutenden
hätte. Dieſe Leute wären vortreffliche Vermittler zwiſchen den
Engländer ſuchen ſich im Libanon eine Partei zu machen, es
wegen der Peſt in der Nähe des Berges Carmel , lagerten einige engliſche Ingenieurofficiere mit fünfzig Mann, um ſo
Orten finden. Eine franzöſiſche Correſpondenz (Sémaphore vom 23 Jul.) macht darüber die ganz trođene Bemerkung : „ die
türkiſchen Paídas und dem arabiſchen Volt geweſen, da ihnen
wird ihnen aber nur ſchwer gelingen, denn ſie ſind von den
beide Sprachen gleich geläufig ſind, aber das Mißtrauen und der
Libanonsbewohnern verabſcheut, indem die Verſprechungen Stop
Stolz entfernte die Paſchas von ihnen , wie von der alten arabiſch:
fords, daß ſie, wenn ſie ſich dem Sultan unterwürfen, auf lange Zeit von allen Abgaben befreit ſeyn ſollen , ſich als völlig trüge:
moslemitiſchen Ariſtokratie in Damascus. Doch wir wollen feine Geſchichte der turtiſchen Verwaltung ſchreiben ; dieſe war, wie man ſie gewöhnlich findet, beſtechlich, hochfahrend und fanatiſch. Ein Correſpondent der Times ( f. 29 März, 28 Jun., 9 u. 28 Jul.) gibt hinreichende Proben davon, um am Schlu ſagen
zu fönnen : „ Es iſt in ganz Syrien gleidgültig, ob ein Mann
riſc ausgewieſen haben .“
*) Nur die Stämmer die ſich feſte Wobufine wühlten, durften ihre Wolle und ähnliche Grjeignifie auf die Märkte der großen
Städte Syriens bringen.
Welche Bedeutung dieß hatte, werden
wir ſogleich att dem Beiſpiel.dee Libanon ſehen .
226
902 Die Angelegenheiten im Libanon find es nun hauptfach: lich, welche die Aufmerkſamkeit in Anſpruch nehmen. Zwar
Petition an den Sultan in Stüten zerriſſen habe. Die Druſen ſcheinen den verſchiedenen Nachrichten zufolge minder entſchloſſen ,
befämpfen ſich hier zweierlei Einflüſſe , nämlich die Familie
und geneigter , fich an den Saltan zu wenden, aber auch ſie
Schehab , aus der Emir Beſchir ſtammt, und die Familie Abu Nefad ; doch ſcheinen auch noch andere Umſtände ein gro: ßes Gewicht zu haben , und die erichte über eine äußerſt
ſind gegen die neuen und erhöhten Zölle erbittert, und werden fidh jedem Kampfe gegen dieſelben anſchließen. Welche Folgen ein folcher Ausbruch für das übrige Syrien haben mag , läßt
fürmiſche Verſammlung der Emirs und Scheichs im Gebirge
rich freilich auch nicht mit annähernder Sicherheit behaupten.
lauten To unſicher, daß ſich nichts Beſtimantes daraus abnehmen läßt, doch iſt ſo viel ficher, daß allgemein die größte Aufregung über die Zölle herrſcht.
(Schluß folgt.)
Dieß iſt auch nicht zu verwundern ,
denn hier ſind die armen Gebirgsbewohner an ihrem Lebens: unterhalt angegriffen . Nicht der Tribut, obgleich fie auch hier
Maturanſichten aus den deutſch - raſſiſchen Offee Provinzen.
hart genug behandelt worden zu ſeyn ſcheinen, ſondern die Zölle auf Seide in Städten und bei der Ausfuhr ſind die Hauptflage,
W a I dung e n. ( Schluß. )
und der Correſpondent der Times bemerkt: „ich habe das Land
der Druſen und Maroniten durchreist, und die Ueberzeugung
gewonnen, daß wenn die Regierung in der Tariffrage nach:
In dieſen Urwäldern, die oft mehrere Quadratmeilen Ober
gegeben hätte , to wäre eine Ausgleichung über einen firen Tribut leicht zu Stande gekommen .“ Die Sache verhält ſich nämlich folgendermaßen . Der Libanon hat wenig Ader - und
fläche bebeden , ſtehen die himmelanſtrebenden Fichten Jahr hunderte lang , altern und fallen vom Sturme gekni&t oder vom Bliß getroffen über einander. Hie und da , wenn ſtarke Stürme webten , liegen junge und alte , friſche und faule Stämme ro hoch über einander , daß ſelbſt die Wölfe und
Weideland, fein Haupterzeugniß iſt Seibe ; fie Fleiden ſich in Seide, und wenn man nach dem Einkommen dieſes oder jenes
Scheichs fragt, ſo iſt die Antwort : er hat ſo und ſo viel Ro: toli Seide. Früher bezahlte man dafür, ſobald ſie in die Städte gebracht wurde , 5'/, Piaſter (nach andern 6) vom No: tolo (2 Olas oder etwa 4 Pfund), jeßt 214/2 Piaſter. Damit aber nicht zufrieden, werden auch noch 9 Proc. auf den manu: facturirten Artikel gelegt, wenn er von Aleppo oder Damas:
Füchſe Mühe haben müſſen, durchzufommen ; fein Menſch bes fümmert ſich darum , und wo die Stämme den Weg verſperren ,
cus, wo die Hauptmanufacturen ſind, nach Kleinaſien oder ſonſt
da werden ſie allenfalls mitten durchgehauen und zur Seite geworfen , um Bahn zu ſchaffen. Wie daher der Anblick dieſer Urwälder den nationellen Land : und Forſtmann betrüben muß, ſo erfreut er den freuub der wilden Natur, und der wandernde Eremit findet in ihnen
wohin verſendet wird, wo die in Syrien bereiteten geſtreiften
Genüſſe, die im übrigen menſchenwimmelnden Europa nur noch
Seidenzeuge im Gebrauche ſind. Da der Libanon ſehr wenig Korn erzeugt , und dasſelbe ihm meiſt aus Aegypten oder
felten ſind.
Jaffa über Beyrut zugeführt wird , ſo muß der arme Be :
wohner des Libanon von ſeiner Seide den vierten Theil des Werths aufopfern , ehe er ſich ſein Brodkorn faufen kann.
Daß die Bewohner von Damascus , wie die Bewohner des Libanon und des Hauran , deſſen reiche Ernten durch die Be :
Meilenweit keine Spur von Menſchenhand , fein Fahr- oder Fußweg, nicht aus der entfernteſten Ferne das Bellen eines Hundes ; alles im Beſiß der wilden Thiere, der Wölfe, Bären und Luchſe, alles Eigenthum der Faunen, Nymphen, Najaden
und Dryaden. Hie und da lichtet ſich der finſtere Urwald, doch es erſcheinen nur Wieſen , die das ſcheue Elen begrast, oder tiefe Sümpfe, die ſelbſt der flüchtige Fuchs nicht unge:
duinen geplündert wurden, durch die hohe Beſteurung nicht nur des Rohſtoffes , ſondern auch der fabricirten Waare , während
ſtraft überſchreitet.
die fremde mit einem ganz niedrigen Zou hereindarf, gleich :
falzt der Auerhahn, oder es niſtet in ihnen der ſchwarze Adler.
falls höchſt unzufrieden ſind, läßt ſich von ſelbſt abnehmen, und
Die Luchſe und Eichhörnchen ſchwingen fich, auf der Verfolgung
weun etwas zu raſche Federn von einer möglichen allgemeinen
der Vögel oder auf der Lauer auf ein unten graſendes Reh, auf den ſchwankenden Zweigbrüden von Baum zu Baum . Der Bär hat in dieſen Wäldern unter den Geſträuchen und Bäu: men mehr Wohnungen , als der Menſch , und nur ſelten er :
Niedermeßlung der Türken ſdhreiben, ſo fehlt wenigſtens die Veranlaſſung zu ſolchen Auftritten nicht. Unter allen Bewoh: nern des Libanons ſollen die Maroniten am einigſten und ent:
In dem Dammerlichte der Fichtenzweige
1
ſchloſſenſten ſeyn. Der Correſpondent der Times fagt geradezu :
ſcheint hie und da , wo ſich der Wald zu freiem Felde lichtet,
„ die Maroniten ſtreben augenſcheinlich nach Unabhängigkeit, ſie wünſchen die Küſte von Saida bis Tripoli mit Einſchluß von Beyrut in ihren Veſiß zu bekommen , und es iſt in der That
die trauliche Hütte eines lettiſchen oder eſthniſchen Wald:
/
unmöglich vorauszuſagen , was ſie thun werden.
Sie ſind alle
reif zum Aufſtand und kennen die Schwäche des Sultans voll:
wächters .
Im Frühling , wenn alles grünt und treibt , und beſona ders in den hellen , zauberiſchen , an allerlei Leben ſo reichen Juniusnächten , haben dieſe Wälder ihre ſchönſten Stunden.
kommen ." Vielleicht hångt damit der Umſtand zuſammen, daß
Der friſche, balſamiſche Duft der jungen Keime des Fichten
in der oben erwähnten ſtürmiſchen Verſammlung der Emirs
laubes würzt die Atmoſphäre.
und Scheichs vom Gebirge der Patriarch der Maroniten die
Windſtößen dichte Wolfen befruchtenden Samenſtaubes in die
Zu Zeiten ſteigen bei leichten
903 Lufte, und Schaaren von Bögeln zwitſchern in den Zweigen ,
iſt es umgefehrt ; die Buche erſcheint nur noch im ſüdlichen
von Niemanden belauſcht, als von den Flurgörtern, dem Jäger
Kurland in Wäldern , jenſeits der Düna ſchon hört ihr Gebiet
auf dem Stande und dem einſamen Wanderer , der ſich allein ihr Befißer und König zu ſeyn dünft. Die ſchlechte Walbwirthſchaft , die Fahrläffigteit der Leute,
insbeſondere der Hirten , welche fich überall Feuer anzünden, und die Sitte, welche noch hie und da herrſcht , niedrige Wal:
auf; von der Eiche behauptet man oft fälldlich Aehnliges. Man findet ſie noch in Eſthland und Ingermannland bis Dez tersburg hin , nur in Kurland jedoch in größern Wäldern ;
dungen und Geſtrüppe durch Feuer auszuroden , veranlaßt
doch laſſen ſich dieſe Haine ntot mit den deutſchen Eichenwal dern vergleichen. Nur einzeln ſieht man hie und da fchöne, große Eichen in freiem Felde ſtehen , wie vor Alters noch jeßt
häufig große Waldbrände , die dann im dürren Sommer oft
von den Einwohnern verehrt und heilig gehalten, und mit ei:
fehr unangenehme Zuſtände der Atmoſphäre herbeiführen . In
nem kleinen Gebäge umzäunt. Kein Baum wurde im Lande
manchen heißen Jahren ſind die Waldbrände , bei denen in turzer Zeit in Aſche ſinkt, was die Natur in längen Jahrhun:
mehr verfolgt und ausgerottet , als die Eiche; denn da ſie im Gegenſaß der Fichten, welche mehr fandigen Boden lieben, und der Birken, welche mehr in lehmiger und feuchter Erde fort: kommen , überall ſich den ſchönſten und fruchtbarſten Boden
derten langſam ſchuf, ſo häufig, daß dann das ganze land woMenlang mit didem Rauc angefüllt iſt. Es iſt dieß ein höchſt ängſtlicher Zuſtand ; die Luft iſt ſo dunkel, daß die Sonne
nicht durchbricht, und nur mit Mühe läßt ſich oft der Sik des Brandes errathen. Zuweilen flammen die Wälder rundumher auf, und nicht ſelten gehen ganze von den Flammen belagerte Dorfſchaften mit den Wäldern zu Grunde. · Fichten, Tannen und Kiefern bilden allerdings die Haupt: maſte der hieſigen Vegetation, doch hat dieſelbe auch an Laub:
bäumen feinen Mangel ; die vornehmſte und häufigſte unter ihnen iſt die Birfe und die graue Erle, von denen erſtere be: fonders im ganzen Natür : üud Volksleben des Landes neben der Fichte und Kiefer die Hauptrolle ſpielt.
wählte, ſo mußte ſie überal mehr als irgend ein Baum der aderbauenden Induſtrie weichen ., welche von jeher die Eichen =;
wälder ausrottete, um Plaß für den Pflug zu gewinnen. Die vereinzelten Eichen , welche man oft in den Feldern als ehr: würdige, trauernde Ruinen findet, ſind Zeugen und Reſtie gro Ber ehemals hier gedeihender Walder.
Der Weiden roll ein botaniſirender Prediger des Landes. 60 verſchiedene Arten aufgezählt haben, und Ahorn , Eſpen , Erlen, Pappeln verſchiedener Species , auch wilde Obſtbäume, Tarus, Linden und Haſelſtauden miſchen ſich überall zu bunten
Gehölzen, in denen es nie lieblicher iſt, als im October, weit
Die Birke, ein zierlicher und eleganter Baum, deſſen feines und zartes Laub zuerſt im Frühling grünlich hervorbricht und
auch hier wie in Canada und andern nördliden Ländern das welfende Laub beſonders lange auf den Bäumen bleibt und
die Wiederkehr der ſchönen Jahreszeit verfündet , fcheint in
noch ehe es abfällt , die ſchönſte Farbenſcala von Grün zu
den Oſtſeeprovinzen , obgleich ſie ſehr gut gedeiht und zu einer
Goldgelb , Purpurroth , Violett und Grau durchſpielt, ehe es völlig dürr zu Boden falt. Von den Sträuchern iſt feiner häufiger als der früpplice,
bei uns unbekannten Größe und Schönheit heranswächst, den :
noch feine ausgedehnten Wälder wie in andern Provinzen Ruß "lands zu bilden. Sie kommt in der Regel mit der Kiefer und Fichte zuſammen vor oder bildet lichte Haine, vorzüglich
im llebergange eines Waldes zuin andern ; fie umringt die Seen und Sümpfe des Landes. Die pittoreske Hänge: birke ſieht man an allen Wegen nnd Shauffeen gereiht und ſelbſt in den meiſten Gärten als Zierbaum. Die Moraſt:
und Zwergbirke wächst in großen Geſellſchaften und auf allen feuchten Stellen, und die Vetula alba umzieht mit der Erle als Vorwald den Rand aller dunkeln Fichtenwälder mit einem
knorrige, traurige Wachholderſtrauch, der hier oft mit unnüßem Wuchſe weite Streden bebedt , die ganz den amerikaniſchen Savannen gleichen und hier „ Kaddit “ genannt werden. Dieſe Wachholderfelder ſind gewöhnlich der unfruchtbarſte Voden, auf
dem die kleinen Kühe des Landes zwiſchen dem elenden Ge ſtrüppe der Haiden und Vaccineen nur ſpärlich nährende Gräſer und Flechten rupfen . (Fortfeßung folgt.)
freundlichen , einladenden Saume. An kleinen Tümpeln und ſtehenden Gewäſſern gruppiren ſich die Birken, in lichten und heitern Gruppen vereinigt, auf dem friſchen Wieſengrunde fo reizend, daß man mitten in der Wildniß oft ſtundenlang wähnt, zwiſchen fünſtleriſch angelegten Parkpartien zu wandern. In den Wäldern , wo die Birken beſonders vorherrſchen und dichter
ſtehen , iſt der Lieblingsaufenthalt des Elenthieren , welches vorzugsweiſe das junge duftende Birfenlaub frißt. Wie in den Fichten der Auerhahn , To luſtwandelt in den Birfen das
kleine Birthuhn , deſſen Anſiedelungen man hier überal weit verbreitet findet.
Die Birke wird in den Oſtſeeprovinzen , wenn man in der Richtung von Süden nach Norden vorſchreitet, immer häufiger und ſchöner. Mit der Buche , Eiche , Pappel , Erle , Weide- uc
Die engliſche Maturforſchergeſellſchaft · hat ſich den engliſchen Blättern (Athen. und eitt. Gaz. vom 31 Jul.) zufolge am 28 Juling in Plymouth ziemlich zahlreich zuſainmengefunden. Bie jeßt bringen dieſe Blätter aber feine Nachrichten über die Verhand. lungen , ſondern berichten bloß über Orbnungsgeſchäfte der Geſellſchaft,
die inſofern ein Intereſſe gewähren, als man auch dort die Nothwendig keit fühlt, dem übertriebenen Lurus und den Gaſtereien zu ſteuern. Die Zahl der lebenslänglichen unterzeichneten Mitglieder beträgt jept 1475. Hinſichtlich Ser Vorleſung von Memoiren wurde eine angemeſſenere Ein richtung getroffen , ſo daß man immer voraus von dem Gegenſtande unterrichtet ſeyn wird , um die Vorſchläge in Betreff wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen darauf za begründen. Eine ſehr zweđmäßige Anordnung
904 iſt aud in der Beziehung getroffent, daß der jährlich erfcheitende Bano , der die gehaltenen Vorträge enthält, fünftig in einer minder koſtſpieligen Form erſcheinen ſoll, ſo daß er dann nur noch 4 Sch. foften wird. Friſoe Mitglieder ſind dieſmal in beſonders ſtarker Zahl eingetroffen;
dagegen fehlen die ſchottiſchen großentheile, was man der Entfernung zuſchreibt. Wenn einmal die Eiſenbahnen ſich auch dorthin erſtreden , ſo wird dieſe Sdwierigkeit wegfallen.
wo gange Steinfälle hinabrollten ; endlich erreichte ich den Fluß Holwan, den ich durchwatete, und geradewege auf ein lager ser Einwohner box Redſchab zuging , deren Chan mich ſehr herzlich empfing. Mein Zelt wurde an einem prächtigen Plaße, am Ufer des Flupied, unter herrlicher Nußbäumen aufgeſchlagen . Der Chan verſprach, zwei Mann zu meiner Dispoſition zu ſtellen, aber des andern Tages ( 10 Julius) erwartete ich
pergeblich dieſe Führer ; der Chan fam herbei, um fich über die geringe Herrſchaft, die er über ſeine Unterthanen ausübe, zu beflagen ; nicht einer wollte mit mir geben .
Am 9 Julius wollte idy, wie mir vor dem Inſtitut vorgeſchrieben, die Richtung gegen Sdufter über Sirwan nehmen ; der Chan Ismael
Während er ſeine Klagen vorbrachte, famen die Einwohner herbei gelaufen , mich mit einer Inſurrection zu bewirthen. Sie ſchrien alle : „Was will dieſer Franti ,, aus welchem Grunde fommt er bicher ? Darum , weil ſein König , der König der Franki, fid unſeres Landes bemächtigen will." Ohne die wirkliche Gefahr, in der ich ſtand, würde ich von Herzen gelacht haben über den ſeltſamen Ehrgeiz, den die Kurden Sr. Majeſtät Ludwig Philipp zuſchrieben. Aber der immer ſteigende
bemerkte mir aber , daß ich auf dieſer Reiſe unfehlbar beraubt und er:
Tumult flößte mir eruſtliche Beſorgniſſe ein ; denn man verlangte nichts
mordet werden würde , weil sie kurdiſchen Räuber in Unzagl fich auf dem Wege befänden ; er rieth mir , die weniger gefährliche Route von Burugerb (?) und Kuru - Abad einzuſchlagen , und ich folgte ſeinem Rathe. Der Chan gab mir einen Soldaten zum Führer und einen
Geringeres , als meinen Kopf.
Chronik der Beiſen. Neiſen eines Franzoſen in Perften .
.
N
3 weiter Brief.
.
(Schlus.)
Brief an den Chan von Redſdab.
Ich wollte eben zu Pferde ſteigen ,
als mein Koch Baptiſt fich beklagte, daß man ihm einen Toman (12 Fr. 50 6.) geſtohlen habe ; er beſchuldigte meine zwei perſiſchen Bedienten ; meine Truppe ſcrie und geſticulirte um mich herum ; Reſul- Bey ichwur bei ſeinem Barte , daß er den Schuldigen finden würde. Sogleich trat ein großes Stillſdweigen ein, man brachte eine irbene Vaſe, und Reſul befahl den beiden Angeſchuldigten, einer nach dem andern, eine Handvoll Aſche in die Vaſe zu werfen ; ſie gehorchten. Alsdann luid Reſul sen Maulthiertreiber ein , ſeinen Toman in dieſer Aſche zu ſuchen ; dieſer griff mit haftiger Hand hinein , wühlt berum , wühlt noch einmal und zieht nichts heraus. Das Auskunftsmittel verſagte, und Neſul ftampfte vor
Wuth , feine Abſicht verfehlt zu ſehen ; wüthend holt er zwei Soldaten des Chan, und übergibt ihnen den jüngſten der Angeſchuldigten, nachdem er ihm zuvor die Hände und Füße gebunden hatte ; in dieſem Zuſtande empfing der Unglüdliche 150 Stodſtreiche auf den gemeinſten und poſfier
Der Chan ſuchte die Barbaren zu be
wäre , und daß ich einen Ferman bei mir hätte. Sie verſpotteten den Sdah und ſeinen Ferman.
Die Worte des Chan erregten ein wildes
Gelächter ; wie Vernet , der den Sturm zeichnete, entwarf ich mit an fcheinender Ruhe ihre fraßenhaften Geſichter ; dieſe Ruhe erbitterte fie aufs Aeußerſte, fie fanden ſich auf meinen Skizzen , die nur zu treu waren , ſehr häßlich und riſſen ſie in Stüden ; das Todesgeſchrei nahm einen gefährlichen Charakter an ; der Chan hatte fich vor mid geſtellt, und machte Bewegungen wie ein Schulmeiſter , indem er von Zeit za
Zeit den Vart ftridh; Reſul - Bey , der ganz aufgebracht war, ſobald er einen Mangel an Achtung für den Scah bemerkte , ſagte : „Herr , ich tödte fie alle, ich tödte fie alle !" Seine Wuth war eben ſo gefährlich. als die der Kurden ; ich bat ihn lebhaft fich zu mäßigen. Glücklicher weiſe bemerkte ich zwei Derwiſche in dem Haufen ; ich hatte den Einfall, zu ihnen zu gehen , fie reſpectvoll zu grüßen und ihnen meinen Kalian anzubieten ; dieſe heiligen Männer , von den Beweiſen meiner Verehrung gerührt , nahmen mich unter ihren Schuß und retteten mich von der
Wuth dieſer Räuber ; ich bewirthete ſie mit Kaffee, ließ ſie rauchen ,
Er ¡drie aus vollen Kräften,
gab ihnen Bakrdiſch, und wiederholte „ Allah - Kerim ,“ eine Phraſe, die
und geſtand endlich, daß mein Sais den Maulthiertreiber beſtohlen, und
meine Orthodorie nicht compromittirte und der ihrigen ſchmeichelte, und
Id ließ
fchlug ihnen vor , mich bis zu den Quellen des Flufies zu begleiten .
die jeſuitiſche Erecution ausreken, und nahm mir vor, die beiden Schlingel bei erſter Gelegenheit fortzuſchicken. Die Perſer haben eine gegerbte Haut; mein Kerl hielt ſich ganz
Sie machten nur Eine Einwendung gegen meine Bitte , und zwar mit ausdrudevoller Pantomime : ihre Schuhe zerfielen in Feben ; ich hob
dieſen Einwurf, indem ich ihnen ein Reitpferd anbot , was ſie mit
gerade auf dem Theile , der die Hiebe empfangen , zu Pferde.
Vergnügen annahmen.
lichſten Theil des menſchlichen Körpers.
daß er , der geprügelte , die Hälfte des Toman erhalten habe.
um
7 Uhr feßte ich meinen Weg fort , und zog zwiſchen zwei Gebirgen weiter, wo der Folwan fließt. Hier find fünf Vasreliefs zu ſehen, deren
Beſchreibung ich Ihnen erſpare; id mußte anderthalb Stunden Umweg machen , um die Moräfte zu vermeiden ; wir machten Halt unter drei
Platanen , an deren Fuß eine ſchöne Quelle hervorſprang. Hier ließ ich den Vorſtand des Dorfes Pyram tommen, welches am Eingange einer fenkrechten Sølucht liegt und einen Fläglichen Anblick bietet ; ich fragte ihn , ob nicht einige Basrelief: fich in der Nachbarſchaft befänden , er antwortete mir gerneinend , und empfing meinen Bafidhiſch. -- Weld .
abſcheulichen Weg haben wir gemacht; ich erkletterte einen Berg nebſt einer obligaten Geſellſchaft von Abgründen ; ich ſtieg einen Weg binab,
!
|
Neue Soldatenmüte. Einige franzöſiſche Regimenter tragert jeßt Müßen, die einen abgeſchnittenen Regel bilden und einem Blumen topf nicht unähnlich ſehen. Die Pariſer finden die Müße abſcheulich, aber die Soldaten tragen ſie gern , weil ſie leicht und bequem ift. Kürzlid hat fie noch eine Verbeſſerung erfahren. Der Boden, der aus
wärts die Form einer Untertaſſe hat , ift von geſchweltem Leder und weiß gefirnißt, ſo daß das Waſſer nicht mehr eindringen kann. . Ver mittelſt einer fünftlich angebrachten Feder kann man dieſen Boden ab löſen , und der Soldat hat nun ein ganz artiges Schüffelchen , um im Felde daraus zu trinken und zu eſſen. (Fr. Bl.) · .
München , in der Literarijd - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. r Dr. & . Widermanu. Verantwortliche Redacteur
4
ruhigen , indem er ihnen bemerkte , daß ich ein Abgeſandter des Sohahs 1
1
Nr. 227. Zelt
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Tagblatt Ein e
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für
Kunde des geiſtigen and fittlichen Lebens der Völker. 15 Auguft 1841 . jebem Paare im Durchſchnitt drei Kleine geben , wenigſtens
Maturanſichten aus den deutſch -raſſchen Offee
500 Paare oder 1000 Wölfe unerlegt zurüdbleiben. Es müß
Provinzen.
ten danach in jedem Jahre allerwenigſtens 2500 Wölfe in Liv
3 bierme I t.
land vorhanden ſeyn. Es iſt übrigens ſehr wahrſcheinlich zu
1
machen, daß man dieß Minimum noch um Tauſend erhöhen In der Thierwelt der Oſtſeeprovinzen finden ſich nicht we
und demnach wenigſtens vier Wölfe per Quadratmeile in Liv
niger eigenthümliche Verhältniſſe und Erſcheinungen , wie in der Pflanzenwelt. Manche Thiere find dem Lande audichließlich eigen ; viele , die bei uns häufig ſind, erſcheineu hier gar nicht mehr, oder nur als durchwandernde Pilgrime oder ſeltene
gebeure Menge der lebenden , und des außerordentlichen Ver:
land annehmen kann , wonach man einigermaßen auf die uns brauchs an Soafen , Kälbern, Rehen, Haſen und andern, dem 1
Menſchen ſo nüßlichen Thieren zur Nahrung dieſer Beſtien Eindringlinge. Andere , vou denen man in Deutſchland nur foließen kann. Man verkauft einen alten Wolfspelz in Liv: noch träumt und fabelt, laufen hier auf allen Wegen und land zu 6 bis 7 Nubel, aber man kann wohl annehmen , daß Stegen . jeder alte Wolfspelz dem Lande im Durchſchnitt wenigſtens Von allen wilden Thieren iſt hier , wie im ganzen Diten ein Paar hundert Rubel zu ſtehen kommt. Livland iſt tei: Europa's, der Wolf das gemeinſte und verbreitetſte. In Kur neswegs die von Wölfen am meiſten bevölferte Provinz Ruß
land, wo die Herren recht aufmerkſame Verfolger des Wolfes ſind, iſt er am ſeltenſten, und im ſpärlich bevölkerten Eſthland
am häufigſten . Er iſt eine ſo große Plage der armen Hirten und Heerden des Landes, daß ſie ſogar einen Monat, den De: cember , wo Kälte und þunger ihn zu den Wohnungen der
Menſchen treiben , den Wolfsmonat (Wilku mehnes) genannt haben .
Im Januar, in der Brunſtzeit der Wölfe, iſt das
Wolfsgeheul eine ſo gewöhnliche Nachtmuſit, wie in unſern
lands , vielmehr enthalten faſt alle übrigen Gouvernements noch unendlich viel mehr Wölfe. Allein legen wir auch nur einmal das livländiſche Minimum als Durchſchnittszahl für
gang Rußland zu Grunde , ſo geht daraus hervor , daß das ganze von Wölfen bewohnte Rußland, welches man nach Weg: fall der wenigen nördlichen und ſüdlichen Landſtriche, wo der Wolf nicht vorfommt, zumindeſtens 250,000 Quadratmeilen annehmen kann , ein Minimum von einer Milion Wölfen
Städten das Seſtrei der auf den Dächern wandelnden Haus:
nähren muß. Dieß Minimum iſt durchaus nachweisbar,
faßen. Hinc exaudiri gemitus iræque leonum Vincla recusantum et sera sub nocte rudentum . Livland hält zwiſchen Eith :
wirkliche Anzahl beträgt wahrſcheinlich mehrere Millionen,
und Kurland die Mitte.
Im Jahre 1836 wurden in Livland allein auf den obrig :
feitlido angeordneten Wolfsjagden 507 Wölfe getödter. 1837 1838 1839
468
und man fann daraus fchließen, wie viel dem ruffiſden Reiche die Fütterung dieſer Thiere an Haren :, Reba, Schaf- und Rind: fleiſch foſten mag. Der Bruder oder Vetter des Wolfes, der Vär, hat jeßt
die Provinz Kurland völlig geräumt und nur einzelne Namen : 1/
„ Bärenfluß,“ das „Bärendorf“ oder hie und da das Gemälde
551 523
Durdonittlich im Jahre alſo etwas mehr als 500.
Man
übertreibt wohl nicht , wenn man annimmt, daß auf Privatjagden wenigſtens noch zweimal fo viel Wölfe erlegt werden,
und demnach würden in ganz Livland wenigſtens jährlich 1500 Wölfe getödtet.
die
Um jedes Jahr wieder 1500 iagdbare Wölfe
bervorzubringen, müßten denn doch jedes Jahr, wenn wir auch
einer Bärenheze auf irgend einem Schloſſe erinnern noch daran , daß er früher auch hier gehaust habe. Ju Livland aber und .
noch mehr in Eſthland iſt der Bär nicht ſelten . Es gibt ihrer rebr verſchiedene Arten . Zwiſchen Narwa und Dorpat , am Peipusſee, kommt die ſchlimmſte, größte und ſtärkſte Art vor, alchgrau mit einem weißen Ring um den Hals. Die Báren beße iſt eine der gewöhnlichſten Bergnügungen des Abels ; aud 227
1
906
der Eſthe geht dieſem grimmigen Chiere mit großer alt:
Etwas über die Lage der Dinge in Syrien.
blütigkeit entgegen und bringt deſſen Fleiſch und Fell nicht ſelten in die Stadt zu Marfte.
( Golub.)
Nicht ſo häufig wie die Båren ſind die Luchle und Biela
Es iſt leicht abzuſehen , daß die Stellung und Geſinnungen
fraße und noch ſeltener die Viber, das fliegende Eichhörnchen .
der Maroniten nicht zufällig ſind, und die Engländer erman
Der Fuchs iſt nicht ſo häufig wie bei uns ; das wilde Schwein geln nicht, die Schuld davon den Franzoſen zuzuſchreiben, ob aber kommt nur als ſeltener Gaſt aus Litthauen herüber. gleich die Ruſſen gleichfalls nicht leer ausgehen. In einem Das Reich des Hirſches hat hier völlig aufgehört - Preußen Schreiben aus Beyrut vom 10 Februar (Morning Chronicle iſt ſeine nördlichſte Provinz – das des Rennthieres hat noch nodi 30 März) heißt es : ,,Das Schußrecht, welches Frankreich nach nicht begonnen ." Das nördliche Finland iſt fein füdliditet alten Verträgen, mit der Pforte über die römiſch - katholifden Syriens ausübt, iſt ein mächtiges Werkzeug, deſſen Diſtrict. Zwiſchen beide ſchiebt ſich hier als heimiſch das Rieſen : Gemeinden Anwendung zu ſtudiren Frankreich ſich in der leßten Zeit ſehr thier des Nordens, das Elen ein, das in Preußen jeßt nur angelegen feyn ließ. Die wichtige Secte der Maroniten, welche nod felten iſt und in Finnland ſich mit dem Renntbiet miſcht. Es fommt in allen großen Wäldern vor, doch machten aus die große Maſſe der Bevölkerung des Libanon ausmachen, ſind ſeiner Jagd Tich die deutſchen Herren von jeher ein ſo großes ſtets bis zu einem hohen Grade unter der Leitung ihrer geiſt das Volk Lieblingsvergnügen, daß es in manchen Gegendent ſchon zu ver: íchwinden droht.
In dem weſtlichen Kurland ſind die Elenthiere am ſelten: ften, im öſtlichen häufiger ; am zahlreichſten kommen ſie im
öſtlichen Livland, wo es an die polniſchen Provinzen ſtößt, vor. Während in Kurland auf den Jagden gewöhnlich nur einzelne Elenthierè geſchoſſen werden, und es ſchon für etwas Großes
der Leitung Frankreichs nicht gehorchen wollte, ſo iſt doch dieß großentheils dem Mißvergnügen zuzuſdyreiben , welches ſich das mals unter ihrer Geiſtlichkeit verbreitete.“ Dieſe leştere An gabe iſt ziemlich unverſtändlicy, und ſcheinbar noch unverſtänd: licher eine zweite, worin der Berichtſteller fich beklagt, daß der nem Jahre entfernt wurde , „weil Teine Geſinnungen zu ehr geiziger Art waren , als daß ſie ſich mit den damaligen An ſichten Frankreichs in Bezug auf Aegypten vertragen hätten."
bis 30 , ja zuweilen 40 bis 50 zuſammen .
Dieſe Unverſtändlichkeit löst ſich aber durch folgende beachtungs
Die Landeseingebornen verfahren glimpflicher mit dieſem edlen Thiere, und oft ſieht man eine Eleumutter mit ihrem
werthe Chatſache. Ibrahim Paſcha erkannte die Wichtigteit der
Jungen mitten zwiſchen den Hirten und ihren Heerden weiden. Gezähmt hat man das Glen ſonſt nirgends und alle Verſuche dazu , ſeinen mächtigen und träftigen Körperbau im Dienſte
auch nach der Entfernung des Emir Belchir , Anträge , die ſie
Bevölkerung des Libanons für die Sicherheit und Erhaltung Syriens in vollem Maaße, und machte ihnen , ſowohl vor als
eine faſt gänzliche Unabhängigkeit zu gewähren , wenn ſie ſich
Fleiſched, das oft auf der Tafet erſcheint, hält die Mitte zwi: ſchen dem Rind- und Hirſchbraten. Seine Haut gibt das
in dein begonnenen Kampf auch nur neutral halten wollten . Die Maroniten waren geneigt , auf dieſe Bedingungen einzu geben, trauten aber Ibrahim Paſcha nicht, und verlangten die Garantie Frankreichs , daß die Bedingungen auch ſicher gebal: ten werden würden . Der franzöſiſche Conful , wohl bekannt mit der Lage der Dinge im Libanon und dem S ande der Par
da zu erzählen, wo man es nicht fennt. Doch weiß man auch hier zu Lande nur zu wohl, wie ſchwer ein Eten fällt, felten auf den erſten oder zweiten Schuß,
oft geht es noch mit vier Kugelladungen davon ; ſogar auf dein
teien, ſcheint ihnen dazu Hoffnung gemacht zu haben, und ge wiß iſt, daß er in dieſem Sinne an ſeine Regierung ſchrieb,
glatten Eiſe der Seen und Sümpfe fommt es ſicher fort, weil
aber die übertriebenen Anſichten von der Madyt Ibrahimo,
es mit ſeinem ſcharfen Hufſpiß einſtoßend ins Eis hinein:
und die gründliche Untenntniß orientaliſcher Verhältniſſe, welche
fchlägt, wie ein mit ſcharfen Eiſen beſchlagenes Pferd.
Thiers hier , wie in manchen andern Punkten, an den Tag legte, waren Urſache, daß die Garantie abgeſchlagen wurde, und
Die Rehe ſcheinen einen größern Verbreitungsfreis als
die Hirſche zu haben ; ſie ſind in Kurland noch ſo häufig, daß man auf großen Jagden ihrer 15 bis 20 ſchießt. • Die Haſen
Thiers den Conſul wiſſen ließ , die Gebirgsſtämme ſollten ſich
theilt das Land mit allen übrigen Ländern der Welt , die weißen Haſen aber nur mit den übrigen nördlichen Gegenden.
freie Hand in Syrien haben . Zugleich ward der Conſul ab gerufen ; das neue franzöſiſche Miniſterium ſcheint aber anderer
Dachre und Hamſter durchwühlen , Höhlen grabend , vielfältig
Anſicht zu ſeyn, und jeßt iſt derſelbe Conſul, welcher eine große Specialfenntniß der Verhältniffe beſikt, und nur den Feh: ler hat, nicht Arabiſch zu ſprechen , * ) neuerdings nach Beyrut
den Boden, und Sumpf-, Fiſchotter und Biber bewohnen hie und da die Ufer der Flüſſe. ( Schluß folgt . )
ric
ſich nicht beſſer hätten wünſchen fönnen ; er war geneigt, ihnen
des Menſchen zu nüßen, find mißglückt. Der Geſchmack feines
didſte und ſtärkſte Leder , daß ſie aber an einzelnen Stellen ſelbſt der Flintenkugel undurchdringlich feyn ſoll, weiß man nur
M
franzöſiſche Conſul wieder eingefeßt worden ſey , der vor ei
gilt, wenn man ein halbes Duzend bei einem Treibjagen zählte, treibt man in dem beſagten Theile Livlands nicht ſelten 20
!
1
lichen Führer, und obgleich bei dem leßten Ausbruch
nur unbedingt an Ibrahim Parda unterwerfen; dieſer müſſe
Agent Dort, fr. Wood, ſoll dagegen init dem *) Der engliſche en vertraut fenn. Arabiſch
völlig
ti
907 gefendet worden, jedoch nicht allein , wenn man den Berichten
Secten als möglich, wenn ſie nur irgend zu der griechiſchen
engliſcher Blätter glauben darf, denn eines derſelben (Morning Chronicle, 27 März) meldet : das unglüdliche Land (Syrien )
Kirche ſich zählen ließen , ſeinen Schuß angedeihen zu laſſen , und der gegenwärtige ruſſifche Conful zu Beyrut, ein geborner
wimmelt von franzöfirden Agenten , männlichen und weiblichen ,
Fanariote, arbeitet emſig in dieſem Sinne. Seine Sendung iſt faſt mehr religiöſer als politiſcher Art , und dennoch kümmert er ſich um Dogmas und Sectenunterſchiede verzweifelt wenig.
die unter dem Dedmantel der chriſtlichen Religion viel Unheil
unter den Chriſten anrichten und das Volt glauben machen , Großbritannien trachte nach dem Beliße des Landes , um die Bewohner zum Proteſtantismus zu befehren . Das franzöfiſche
Dampfboot Acheron hat zu Beyrut ( Anfang Mai's ) eine Un zabl franzöſiſcher Capuciner und andere Mönche und Prieſter
Eine große Anzahl Syrer bekennt ſich zur reinen griechiſchen Kirche, eine weit größere aber gründet im Allgemeinen ſeine Glaubensanſichten auf dieſelbe, hat ſich jedod mehr oder minder
dem Katholicismus genähert ; je weniger dieß der Fall iſt, deſto
mit einer Million Franken in baarem Geld and Land gefert. Die Bergvölfer werden unruhig , und in gewiſſer Beziehung ſind ihre Klagen nicht ohne Grund u. f. w . Stellt man dieſe Angaben mit den oben angeführten Urſachen der Unzufrieden heit zuſammen , ſo muß man ſagen , daß die franzöſiſchen Be:
mehr betrachten ſie den ruſſiſchen Staiſer als das Haupt ihrer Kirche, und der ruſſiſche Conſul iſt nun thätig bemüht, alle
{trebungen , falls ſie wirklich an dem angekündigten Aufſtand
chiſchen Kirchenhäupter von einem Ende des Landes zum an
ſchuld find, leichtes Spiel hatten , und daß die Engländer, welche eine Ausſöhnung zwiſchen den Türfen und den Bewohnern
Griechen mit einander in bitterem Streit liegen , haben wir
des Libanons verſuchten , denen ſie für den Abfall von Ibrahim Paſcha goldene Berge verſprochen , nicht eben ſonderlichen Eingang
diejenigen , welche irgend zur griechiſchen Kirche zu rednen
ſind, unter dem gemeinſamen Schuße Rußlands zu vereinen. Während feines furzen Aufenthaltes ſoll er bereits alle grie dern beſucht haben . oben ſchon bemerkt.
finden konnten, um ſo weniger, als das unfluge Verfahren der
Chronik der Heiſen.
türkiſchen Behörden, die dem Libanon ſelbſt die Brodzufuhr, und ſomit den täglichen Unterhalt , durch Zölle erſchwerten ,
Reiſen eines Franzoſen in Perfien .
jede Beſtechung einzelner Scheichs unwirkſam machen mußte.
Es läßt ſich unmöglich vorausſehen, was die Folge dieſes Verhältniſſes ſeyn wird.
1
Im Innern des Landes haben die
Türfen nicht die Macht, ſich der erbitterten Gebirgsſtämme zu erwehren, von der See her kann die Flotte ſie blofiren, allein dann wird ſich ihre Wuth nur um ſo ſicherer gegen die türki fchen Machthaber im Innern wenden. Läßt man aber die Maroniten gewähren, ſo bildet ſich hier, wie ſchon ganz zuver:
fichtlich behauptet worden iſt, ein chriſtlich -arabiſcher Staat, der die ziemlich fanatiſche moslemitiſche Bevölkerung von Mittel und Nordſyrien vom Meere abſchneiden würde. Hiezu kommt,
daß in Damascus die Stellung der Confeſſionen gegen einander erbittert iſt, beſonders der Juden und Chriſten von der Ermor: dungsgeſchichte des Paters Thomas her ; die Juden haben den
Einzug der Türken in Damascus feſtlich begangen, und damit begonnnen, Kreuze zn profaniren und chriſtliche Prieſter zu be: leidigen. Abgeſehen von dieſen Ausbrüchen famen auch noch beſondere Umſtände dazu. Die Leute, welchen Ibrahim die nie
dere Verwaltung Syriens anvertraut hatte , namentlich die eigentlichen Bureaugeſchäfte, waren meiſtens Chriſten ; mit der Růdkehr der Türfen wurden dieſe, wie oben ſchon bemerkt, entfernt, und Juden traten, namentlich als Finanzbeamte, an ihre Stelle. Außer dieſen Streitigkeiten erheben auch in dieſem , von
religiöſen Parteiungen zerriffenen lande die Anhänger der
griechiſchen Kirche das Haupt. Schon in der Zeit der franzöſi Then Revolution und namentlich nach der Niederlage bei Abukir verloren die damals ohnehin ganz unchriſtlichen Franjoren ihre Verbindung mit den Chriſten Syriens ganz , und Rußland Täumte nicht, fo viel möglich an ihre Stelle zu treten. Seit dieſer Zeit war Rußland nie müßig , fo vielen chriſtlichen
Daß in Jeruſalem ſelbſt Katholiken und
Dritter Brief. Ain 11 Julius betrat ich die fleine Stadt Redſchab von kaum 200 Häuſern ; ſie befißt eine von einem Minaret überragte Moſchee. Kedſchab
erhebt fich amphitheatraliſch an dem linken Ufer eines Fluſſes. Meine zwei Derwiſche führten mich in ein von ihren Brüdern bewohntes Haus, und wir wurden dort von zwei dieſer türkiſchen Mönche empfangen, von Senen der eine alt , der andere aber ſehr jung war.
Dieſe heiligen
Leute pflegen einen Garten mit Geſchmack und Ordnung : die Bäume ſind gut gehalten und die Alleen mit Sand beſtreut; der Kalian ( Pfeife), den ſie mir reichten , war von der einfachſten Structur ; er beſtand aus einem irdenen Kopf und einem Schilf als Nohr . Der alte Derwiſch ,
welcher mir ganz abgeſchieden ſchien von den Dingen dieſer Welt, repte mich ſehr durch ein Verlangen in Erſtaunen, das im Orient oft an die Europäer geſtellt wird , aber nicht aus dem Munde dieſe heiligen Mannes hätte kommen ſollen . Er beklagte ſich lebhaft über die Ab
nahme ſeiner körperlichen Kräfte , und bat mich dringend , ihn mit einem ſeiner Aeußerung nach ercellent ſeyn ſollenden Mittel zu be ſchenken , um dieſelben wieder auf den Stand zu bringen , wie fie in ſeiner Jugend geweſen waren . Id antwortete ihm , daß ich nicht weiſe
genug rey , einen Greis in einen jungen Mann zu verwandeln, und daß ich mich überdieß nie mit Magie befaßt habe. Der Derwiſch , in der Meinung, daß ich ihn nicht begriffen, entſagte nun ſeiner metaphoriſchen Sprache. Er redete nun in einer Weiſe zu mir , die mir über fein abſurdes Verlangen Feinen Zweifel ließ ; es war nicht eine Verjüngerung , die er begehrte, denn er gab zu, daß es nicht in der Gewalt det Menſchen ſey , eine ſolche Metamorphoſe zu bewirken , aber er glaubte , daß die !
Europäer immer gewiſſe pharmaceutiſche Mittel bei fich führten , die ☆r. Louvet de Couvray mit ſeiner gewöhnlichen Schamloſigkeit in ſeinem infamen Roman bezeichnet. I forderte ihn auf , darauf Verzicht zu thun, und nur an die Odalisfen des Paradieſes zu denken, wat vernünf tiger und heilſamer für ihn wäre.
908 Dieſer alte Derwiſd war indeß parrſinnig , er blieb bei ſeiner
Trauerbegleitung. Einige dieſer Wittwen rollen untertbege, wie man
Idee ſtehen , und würde mir eine Millior: geboten haben , wenn er fie
ſagt, die Matrone von Epheſus nadahmer. Rerbelah iſt ein belliger, ſehr verehrter Ort in der Nachbarſchaft von Bagdad .
beſeffen hatte , um mich zu beſtimmen , ihm baß pharmaceutiſde Prăpáratis zu liefern ; ich fand ihn Tage darauf an meiner Thüre , mir die Hand reichend ; er folgte mir eine weite Strece Wege, und wiederholte bei jedem Halt , den ich machte , feine dringende Bitte; ich entſchloß mich nun, ihm anzurathen, Waſſer zu trinken, in welchem Waſſerlilienblätter abgefocht worden wären. Er verſprach, fich meines Receptes zu
Morgens 13% Uht , am 14 Julius , verließ ici Harun - Abad ; id
beeilte nämlich meine Abreiſe, um die Räuber leichter zu verineiden, welche dort zwei Stellen von ſehr versächtigein Rufe beunruhigent; es find zwei Berge, wo der Weg abſcheulich wird, und Felſen und Strauds
wert einen Hinterhalt begünſtigen.
Bei der erſten Paflage bemerkten
bedienen .
wir Niemand , aber an dem zweiten Berge, gegen Ende des Fußſteigeb,
An dieſem Tage ſah ich die Quellen des Fluſſes Holwan ; der Ort, wo ſie aus der Erde aufſteigen , iſt mit Bäumen bepflanzt; id gelangte
hörten wir den Galopp mehrerer Pferde; es waren recht Mann zu Pferde
anfang durch abſcheuliche Fußſteige, dann durch eine Schlucht dahin,
Wir waren feineswege Willens, dieſe Anfragen zu beantworten ; über dieß war der Fußſteig zu Ende , und ein Perſer , der mit uns reiste, ſagte uns, dieſe Leute ſeven Räuber und wir ſollten den Lauf unſerer Pferde beſchleunigen ; wir thaten e$ ; ihr Galopp erklang ftets abnehmend
deren Wände mit einer ſchönen Vegetation bedeckt waren . Itt dem Maaße, als ich mich den Quellen näherte, verminderte fich die zu meinen Seiten fließende Waſſermaſſe. Nachdem ich mich überzeugt , daß teine Inſchrift und fein Basrelief fich in der Nachbarſchaft befinde, kehrte ich
und wohlbewaffnet, welche uns zuriefen :
alt , woher fommt Ihr ?
.
hinter uns ; ihre Stimmen wurden drohend , unſere Pferde hatten aber
Die Orientalen lieben es ſehr wenig , daß man Sliggen von ihren Woh-
glücklicherweiſe einen Vorſprung vor den ihrigen ; doch waren wir son der Verfolgung dieſer Räuber erſt befreit, als wir das Thal erreicht
nungen nimmt ; denn ſie verbinden eine abergläubiſche Idee mit dem
hatten .
nach Redfchab zurüd, und begann eine Skizze dieſer Stadt zu entwerfen .
Ich ſchlief dieſen Tag in dem Karawanſerai von Mah - d'Aſcht.
Tag& darauf, am 15 Julius , kam ich zu Tath - Boſtan an , wo ich fich , um den Soldaten von Serpul- Zohab zu fragen , mit welchem erfuhr , daß Hr. Flandin mich zu Bi - Sutun erwarte. Id ließ mein Rechte ich die Häuſer fchriebe; der Soldat, welcher zu meinem Schuß . Zelt nahe au der Quelle von Tath - Boſtan aufſchlagen . da war , belam Furcht und lief, anſtatt zu antworten , eilig davon ; die Bilde eines ihnen angehörigen Gegenſtandes.
Ein Einwohner näherte
Derwiſche, denen dieſelbe Frage geſtellt wurde, beſänftigten die Scrupel
net, welcher mich nun meine Skizze vollenden ließ. Als ide zu den Mönchen zurüdtam , fand id meinen alten Wirth mit dem
det
Missellen
.
Trinken eine8 Abſudes der Waſſerlilie beſchäftigt. geräumt.
Er war ganz auf
Am 11 nahm ich Abſchied von den Derwiſchen und von dem Abſud
trinker , und folug die Richtung gegen die zweite Schlucht ein, wo der Fluß nach Pyram hinläuft.
Capitan Warner& Zerſtö r u ng8 mittel. Ek iſt in der regtert Zeit ſehr viel von dieſer Erfindung die Rede geweſen, und Mande haben die Behauptung , daß vermittelft derſelben ganze Flotten und auch Ba=
Es iſt unmöglich, zu Pferde in dieſe Schlucht
taillone zu Land zerſtört werden könnten , lächerlich gemacht oder ist Zweifel gezogen. Was das lettere betrifft , ſo beruhte der Zweifel
.
einzudringen, und ich ſtieg deßhalb mit großer Beſchwerde zu Fuße binab ; beinahe eine Stunde lang drang ich durch die Felſen und Abgründe, wo der Fluß Fälle bildet , vorwärts. Ich bekam feine Inſchrift zu Geſicht.
Hierauf nahm ich den Weg nach dem Dorfe Iſdharam , welches am Fuße der Kette des Berges Holwan oder Zagros liegt.
Dieſes Dorf hat
20 bis 30 , von ſchönen Nußbäumen und großen Obſtgärten umgebene Häuſer . Von Iſtharam nahm ich den Weg nach dem Dorfe Zarah , ebenfalls ain Fuße des Zagros , und fam Abends zu Pyram an. Auf dem Wege ſah ich die Ruineu einer Feſtung , die von den Eingebornen Kala - Gueber ( Gueber Feſtung) genannt wird. Am 12 Julius um 3 % Uhr Morgené verließ ich Pyram , um nach Tath - Boſtan , wo Hr. Flandin mich erwartete, zurückzukehren. Abends
namentlich auf dem Umſtande, daß man glaubte , der Stoff, vermittelt
deſſen Capitän Warner dieſe ungeheuren Wirkungen erreichen zu können behauptet , ſeyy raſch erplodirender Art , wie Knallfilber und ähnliche Compoſitionen , und man hat deßhalb den Einwurf gemacht, daß jolche Stoffe wegen ihrer leichten Entzündbarkeit gefährlich zu behandeln reyen. Nach dem Schreiben eines Capitän Walesby aber (ſ. Nar. and Milit.
Gaz. yom 31 Julius) ſoll dieß nicht der Fall ſeyn , die Wirkung viel !
mehr erſt im Verlaufe einiger Zeit fich entwickeln, und die Anwendung für den , der das Mittel gebraucht , völlig gefahrlos ferir. .
.
4 Uhr betrat ich das Karawanſerai von Scerunt. Zu Harun - Abad, wo ich am Morgen des folgenden Tages um 10 %, uhr anfam, fand ich das Karawanſerai voll von Pilgerinnen, die Särge nach Kerbelah brachten ;
unterwegs war ich andern Pilgrimmen von Schiras begegnet, weldie gleich falle Särge escortirten .
E& iſt dieſes Sitte in Perſien. Die reichen
Die ſchottiſchen Regimenter in England tragen bekanntlics
keine Hoſen , ſondern den Kilt und die Beine find bloß. In Canada während der langen Winternächte auf der Wadie ſcheint es indeß doch etwas zu kalt geworden zu feyn , und eine nicht unbedeutende Zahl der
Officiere und Mannſchaft dringt jeßt darauf, die alte- romantiſche Klei dụng abzuſchaffen und gemeine Hoſen anzuziehen. Einige Highland soldiers' par excellence ſperren ſich indeß noch fehr.
Leute dieſes Landes halten viel darauf, in Kerbelah begraben zu werden ; Pofteintommen in England. Nach den von Hrn. Rowland
fie verlangen dieſes privilegirte Begräbniß in ihrem Teſtament; dic Verwandten wählen einen unter fich, der den Auftrag erhält, den Körper nach Serbelah zn begleiten, wo er ihn mit allen, dem Range und Stande des Verſtorbenen gebührenden Ehren zur Erde beſtatten läßt. Zuweilen
denſelben Standpunkt erreichen , wie vorher , vorausgeſekt , daß die 3u
erſcheinen auch die Wittwe und die Sllaven des Verſtorbenen in der
nahme der Briefe dieſelbe bleibt , wie bisher. (Engl. Bi.)
Hill der ſtatiſtiſchen Geſellſchaft gemachten Mittheilungen wird das Poſt
einfommen fünf Jahre nach der Einführung der Pennypoſttare wieder
Dünden , in der literariſd - Artiſtiſchen Auftalt der 3. G. Gotta'ſdhen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenin an it.
Nr. 228 .
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Tagblatt
Ein
liet
für
Kunde des geiftigen uad fittlichen Lebens der Völker. 16 Auguſt 1841 . Die cantabriſche Region. II. 1.
Die Montague fe
.
Die Einwohner der Provinz Santander ſind in Spanien, wenigſtens in Madrid und Andaluſien, antonomaſtiſch mit die:
Caſtraurdiales , ein kleiner , aber gewerbſamer Fleđen an der Gränze von Biscaya, Santogna, Laredo, Ampuero, limpias, Colindres, alle an der Bay von Santogna, Santander in ei: nem Winkel zwiſchen der Bucht und dem Meere, Suances, Santillana, der angebliche Geburtsort des Gil Blas und
fem Namen bezeichnet worden , , von welchem auch die Benen: der wirkliche des Dichters Lopez Mendora , etwas ſüdweſtlid a la Barquera , ein Fi: nung ,, Tienda de Montagués " berfommt , weil ſie ein durch von Suances ; endlid San Vicente ropde14. Barquera, ein Fi E gen s run m ge nde tene liu ändi en hwa beſt Nac unterhal Monopo in foerfleđ , welder einigen Handel treibt , oftlich von der Ria der Haltung von Weinſchenken und Gewürzgewölben , wie man des Fluſſes Deba . Jin Innern ſind nur zu bemerken Torre es in Wien nennt , eigentlich Staufläden von Lebensmitteln, la Veja am Pas , etwa 6 Meilen von ſeinem Ausfluffe , uno ausüben , obgleid an dem leßteren Geſchäfte auch einige Aſtu :
Potes am Deba, Hauptort der ſogenannten Liebana , welche we:
rianer Theil nehmen . Da ſie auf dieſe Art allein im prakti :
gen ihrer Waldungen und Pferde berühmt iſt , viertfal oder
Tchen Beſiße der vielen und genauen Detailfenntniſſe bleiben,
vier Meilen von San Vicente . Santander iſt einer der erſten
welche beſonders das lekterwähnte Geſchäft erfordert , und zu: gleich unter fich eine einflußreiche Körperſchaft bilden , ſo iſt es Tchwer , lie aus dem Felde zu ſchlagen , ſo ſehr man auch zu weilen gegen fie foreit. In ihrem Lande ſind ſie Handels:
Handelspläße pon Spanien , und die volfreichſte Stadt von Cantabrien ; ihr Handel beruht vorzüglich auf der Ausführ
leute in Santander, Santogna und Vicente de la Barquera,
von Getreide und Wolle aus Caſtilien, und einigem Holge aus den Hochwaldungen , ſoweit ſie zugänglid find. Aus dem Getreide wird auch Mehl bereitet, und nebit anderen Artikeln nach Cuba geführt; vergebens ſuchen die Biscayer, welche doch
Fiſher an der Küſte und in den Einfahrten , Acerbauer, wo es das Land zuläßt, Hirten in den höheren Berggegenden, ſelbſt das Getreide erſt aus Santander bringen müſſen , und und alles das und Schleichhändler zugleich im Thale des pas, deren Mühlen ſehr unbeträchtlich ſind , einen Theil des Mehl: welches überdieß den Vortheil hat , den Madrider Damen jene | handels an ſich zu ziehen ; beſſer iſt es Bilbao mit dem Wol: rüſtigen , grelbekleideten Kinderammen zu liefern , für welche lenhandel gelungen, da die Entfernung von Soria geringer iſt. Stelle der Name „ Paſiegas " faſt eben fo fehr ein techniſcher Santander befürøtet durch die Schifffahrt auf dem Duero den Ausbrud geworden iſt , als die Benennung , tienda de Mon : größten Theil ſeines Getreidehandeld zu verlieren ; man denkt tagnés " für die Weinſchenfen. daher auf Mittel, die Communicationswege zu verbeſſern, aber Die heutige Proving Santander begreift von Diten nach bisher iſt man bloß bei der Ausbeſſerung einiger Stúde der
Weſten 1) die Bay von Santogna oder Laredo mit dem Flüfte
Poſtſtraße von Repnofa und einer leichteren Conſtruction der
von Colendres und ſeinen Nebenzweigen ; 2 ) die zwei faſt ne:
plumpen Getreidefarren , welche von Dohlen gezogen werden ,
beneinanderliegenden Buchten von Santander und Suances
ſteben geblieben, und ſelbſt zu dieſer legteren, beinahe unmerk: lichen Unternehmung war es nöthig, eine Geſellſchaft aufzurich: ten ! Glaubt man nicht Nachrichten aus Sibirien zu hören !
mit den Flüſſen Cubas , der in die erſtere, Pas , Berapa
und Saja , welche in die lettere münden ; 3) die Ria ober
Einfahrt an der Mündung der vereinigten Flüſſe Deba und Santogna, das ießt nur 4000 Einwohner zählt, iſt endlich zum Cares ; 4 ) den Diſtrict von Reynoſa , Tchon ſüdlich von den Handel berechtigt worden . Jenſeits der Pyrenäen iſt bloß Rey Pyrenäen, welcher aber wegen der durch die Heerſtraße längs noſa, eine alte Stadt von 4000 Einwohnern, zu bemerken ; dem Beſaya unterhaltenen häufigen und To zu ſagen täglichen dieſer Diſtrict gehört geographiſch nicht mehr zu der cantabri Verbindungen zwiſchen Reynoja und Santander hiehergezogen Tchen Diegion , und hat ſchon ganz den fahlen, traurigen Chas
worden iſt. Die vorzüglichſten Ortſchaften liegen an der Küſte :
rafter der caſtilianiſchen Parameras oder Hocheinöden an ſich. 228
910 1
Die heutige Provinz Santander zählt 270,000 bis 280,000
zahlreich. Lachſe, Lachsforellen , Quappen , zuweilen auch Welſe
Einwohner , wovon 20,000 auf den Diſtrict von Reynoſa
in den größeren Flüſſen, Hechte, Karpfen, Schleiche, Karauſchens
arten in allen kleinen Bächen und Seen, und Butten, Store,
kommen.
In Ermangelung einer allgemeineren Beſchreibung, wie
Dorſche, Matrelen, Häringe und Strömlinge in den angräns
derjenigen, welche ich mir über die bastiſchen Länder verſchaffen konnte, werde ich einzelne Skizzen aus den Briefen eines mo : dernen Reiſenden , eines Spaniers , benůßen , welche hie und
und Tümlern , auf welche die eſthniſchen Inſulaner Jagd ma chen , bewohnt werden .
da zerſtreut erſchienen ſind. - Dieſe Bemerkung bezieht ſich
von allen dieſen Meerfiſchen iſt keiner . wie es ſcheint
nicht nur auf die Proving Santander , ſondern auch auf den ganzen weſtlichen Reſt der cantabriſchen Region .
berühmter uud keiner mehr nur an den eſthniſchen Fiſcherfüſten
,
zenden Meeren, die überdieß von Seehunden, Meerſchweinen 1
1
( Fortfeßung folgt. )
Maturanfidhten aus den deutſch - raſliſchen Offee
bauſend und ihnen ſo eigenthümlich als die ,,Strömlinge," eine
kleine Art von Häringen. Die beſten ſind die „ Küllo-Ström linge," die bei Reval gefangen , wie Sardellen eingeſalzen und im ganzen Lande ſo wie auch außer Landes als eine Frühſtücks delicateſſe verſandt werden.
Auch an Inſecten haben dieſe Gegenden feinen Mangel ;
Provinzen. hi e r welt. ( S dlu 6. )
wenn auch im Winter alles völlig todt und öde erſcheint, ro
flattert, friecht und regt ſich's im Sommer in allen Winkeln. Viele Inſecten aſſociiren ſich in . ungeheuern Maſſen , die zur Landplage werden.
So ſteigen aus den Flüſſen und Sümpfen
Unter den Vögeln ſind die häufigſten und edelſten aus der
zahllore kleine winzige Müden, hier „ Schnaden “ genannt, her:
Hühnergattung, die Auer : und Birkhühner, die colonienweiſe
vor, die empfindlich wie engliſche Nähnadeln ſtechen , und Mens
in allen Wäldern niſten. Eine Menge Arten von Adlern und Falfen , Goldadler, Fiſchadler, Steinadler, Geyer, Nacht :, Jagd :
ſchen und Vieh allen Naturgenuß verleiden ; ſie ſind ſo flein , daß ſie in der Regel unſichtbar ſind, und ſie füllen die Luft
und Zwergfalfen niſten in den -Höchſten Gipfeln der Fichten . An wie Staub. Ebenſo häufig tanzen über den Gewäſſern die Eulen zählt man 10 Gattungen, darunter auch der große Schuhu. zahlloſen Schaaren der Eintagsfliegen und Stundenthierchen Wilde Schwäne ſtreichen theils im Frühling nach Schweden wan- ihren ephemeren Tanz. Die Waſſernymphen , die gemeinen , dernd durch, theils hauſen ſie in den ſchilfigen Ufern niſtend auf die gegitterten, die kupfergrünen , die vierfleckigen und tauſend den Seen des Landes, die ohnedieß von einer zahlloſen Menge andere Waſſerinſecten , flattern während des kurzen Summers wilder Enten bewohnt werden. Auf dem Tapenſee bei Libau in dichten Gewölfen über den feuchten Wieſen.
iſt die Schwanenjagd ſo bedeutend , daß fie alljährlich an den Meiſtbietenden verpachtet wird , und nicht unbedeutende Sum: men dafür gelöst werden. Von den Störchen - es gibt ei behauptet man in nen weißen und einen ſchwarzen
Auch die Fliegen , Weſpen , Bremſen holen im Junius fleißig nach, was ihnen der falte April und Mai am Genuſſe kürzten . Wilde Bienen hauſen vielfach in den Wäldern , doch iſt hier häufiger , , welche unter den
Furland,daßfie nur biszur Dúna gingen,docherſcheinen ſiefire fisten des Landes no jabreicheColonienviidete, daß in man auch, wiewohl ſeltener, noch in Eſthland, Die Rohrdommel, chen Wäldern ihre vielen Holzſplitterthüren nur wenige Schritte lettiſch : ,,Dumpis ," brült häufig in den eſthländiſchen Schilf: ſümpfen, und der Schnepfen , Strandläufer und anderer hoch ſtelziger Sumpfvogel gibt es ſo viele unter den Thieren , wie
der Gattungen der Mooſe, Schilfe, Flechten , Schwämme unter den Pflanzen ; Turtel :, Ringel- und Lachtauben girren in den Wäldern über den ſchreienden Eulen und Káuzen , deren man zehn Gattungen zählt.
Unter den Singvögeln entbehrt man
wenige von denen, welche bei uns Gottes Lob verkünden, we:
aus einander liegen. Jeder Baum hat ſeinen eigenen Wurm , und dieſe Holzwürmer vermehren ſich in manchen Jahren bei günſtigen Umſtänden fo raſend , daß ganze Wälder unter ihren
1
1
nagenden Freßwerkzeugen verderben .
Wie in vieler anderer Hinſicht das Land unter aſiatiſchen Einflüſſen ſteht, ſo theilt es auch die aſiatiſche Hausplage der Tarapanen mit ihm , die hier in allen menſchlichen Wohnungen verbreitet ſind .
der die verſchiedenen Arten von Lerchen, Meiſen , Droſſeln ,
Das Mineralreich iſt wohl entſchieden das ärmſte im
noch auch die Dompfaffen, Finken, Ammern, Grasmüđen und
Lande, denn der adernde Pflug Vulcans durchfurchte nicht den
Nachtigallen , welche leßtern ſelbſt im rauhen livländiſchen Mai
ſchon auf den noch fahlen Büſchen flöten, wenn ſie auch keines:
Boden und ſchaffte die Reichthümer der Erdrinde hier nicht ans Tageslicht. Einförmiger Thon , Kalt und Sandlager be:
wegs einen ſo reichen und mannichfach modalirten Geſang ha-
deđen das Innere des Landes.
ben, wie die unſrigen . Sind die kalten , aber Wärme liebenden Amphibien von
heimiſchen Patrioten gelungen, nicht nur Marmor aufzufinden , ſondern ſogar Bergkryſtalle , Achate , Jaſpis , Granaten und
doch verdirbt die Furcht allen Thierſpecies die feltenſten vor der häufigen , aber wenig gefährlichen Kupferſchlange, welche
und ſie für ihr Vaterland als dortige Vorkommniſſe zu vin
hier oft blauſchwarz erſcheint, manchen anmuthigen Spazier:
diciren. Wurden doch eine Zeit lang in Livland ſogar ächte
gang – ſo ſind dagegen die Fiſchgattungen wieder ungemein
Perlen gefiſcht. Allein es verhält ſich mit dieſem Lobe eben ro
Nichtsdeſtoweniger iſt es ein
andere edle Steine auf den livländiſchen Feldern zu ſammeln ,
1
911
wie damit, daß das Land ſeine eigene livländiſche Schweiz auch Surland hat ſeine Schweiz, ja Eurland macht ſogar Wein
rechten Hüfte fab man den Griff feined reichen Facon Stuffäbelo von dag vade mecum des Reiſenden in Braſilien , deſſen cifelirtem Silber
(Cyder) - ſeine eigenen Horaze, ſeinen eigenen Homer habe. Alle Provincialen der Welt Halten ihre Proving immer für
ebenfalle filberne Scheide fich in der Stulpe ſeinet Stiefelé perharg:
das Volfоmmenſte und ſehen darin einen vollſtändigen Mifro:
feßen , daß er in der einen Hand einen Stußen , in der andern eine .
Wir haben in ſeiner Beſchreibung nichte überſehen, wenn wir noch beis Peitſche mit metallenem Knopfe und ein paar Piſtolen trug , welche er aus den Piſtolenhalftern ſeines Sattels genommen hatte. Wer je die dreifache Kette der rieſenhaften Gebirge überſchritten hat , welche den oftlichen Theil Braſiliens von dem weſtlichen ſcheidet, der wird leicht
kosmus.
Der Ausſäßige in Braſilien. (Eine wahre Geſchichte.) ) Im Laufe des Monats Junius 1837 fam ein Bewohner aus einer in dem Mittelpunkte Braſiliens gelegenen Provinz auf einem reid ge
ſchirrten Mauleſel , von zwei gleichfalls berittenen Negern begleitet, deren jeder noch ein Maulthier zum Wechſeln mit ſich führte, durch die
Neuſtadt nach Rio de Janeiro , und nachdem er den Campo de Santa Anna, den Plaß vou Rocio und den des San Francisco de Paola durch zogen , lenfte er in die Duvidor - Straße , das Vivienne - Viertel der Hauptſtadt des braſilianiſchen Reichs. Er ließ ſein Maulthier ruhig dahin gehen , und hielt ungefähr in der Mitte der Straße vor einem Hauſe von mehrern Stofwerfen , deſſen Façade ſich durch eine unge
beure vieredige Laterne auszeichnete , auf welcher man die franzöſiſche, engliſche und portugieſiſche Inſchrift leſen konnte : Hotel de France
Casa de Pasto. Er betrachtete das Haus einige Augen blide unſdlüſſig , dann aber ſtieg er ab , überließ ſein Maulthier den Negern , ſtieg die Treppe empor, trat in den Speiſeſaal und ſprach den gewöhnlichen Gruß des innern Candes Dominus tecum ! mit tiefer, Ehr
in dieſer getreuen Skigge den glüdlichen Bewohner der Sertaon wieder
erkennen , den König der Wüſte, den reichen Beſißer von Negern und Heerden .
Aber welcher Grund war wohl wichtig genug , dieſe Kind der Wildniß auch nur auf kurze Zeit ſeinen Wäldern zu entloden ? Welche Gewalt fonnte ihn von ſeinem patriarchaliſchen Leben wegführen und ihn veranlaſſen , auf dem Müden eines Maulthieres über die breiten Flüſſe,
die furchtbaren Regenbäche und die tobenden Waſſerfälle zu ſeken ſich mit dem Säbel iu der Hand Bahn zu brechen durch die unermeſſene Tiefe der Urwälder, vin zwei Monate lang , umgeben von wilden Thieren, bald auf der Spiße eines Berges von Wolfen bebedt, bald in der tiefen Nacht eines feuchten Abgrundes zu ſchlafen - kurz fich all den Gefahren, Entbehrungen und Anſtrengungen einer Reiſe auszuſeßen , von welcher man ſich keinen Begriff machen kann , che man ſie ſelbſt erfahren hat ?
Prench hotel
.
Aber das Herz eines Vaters fennt weder Gefahr, noch Ermüdung, noch Entſagung. Antonio Machado war jeßt am Ziele ſeiner Meiſe , und, die frohe , hoffende Seele nur mehr den Freuden des Wiederſehens zu .
Aller Augen erhoben ſich und hafteten auf dem Fremden , welcher
gekehrt , hatte er alle Drangſale der legten zwei Monate bereits ver geſſen . Doch wie der Menſch nie ſeine Freude ganz genießt , ale indem er fie andern mittheilt, fo hatte auch Antonio Machado noch nicht
furcht gebietender Tenorſtimme.
.
das vollfommene Urbild eine& Roceiro (Candmannes) der Gebirgsländer
zwei Tage mit mir in demſelben Gaſthofe gegeſſen , als ich ſchon ſeine
von reinein braſilianiſchem Blute war, Seine Geſtalt hoch , aber ſchmale, ſeine ſchwarzen Haare ſchon etwas mit grau gemiſcht, Augen und Augenbrauer ſchwarz, der Bart dünn , verwildert und ſchwarz, das Geſicht lang und dunkelbraun, die Knochen nur mit Haut bebedt, aber
gange Lebensgeſchichte wußte. Antonio war einer der reichſten Güter befißer in der Provinz Goiaz. Er war früh Wittwer geworden , und hatte nur ein einziges Kind , einen Sohn , Marianno Ioſe, der ſeine er einzige Freude , ſeine Hoffnung, fein Abgott war , und deſſen
Sanftmuth und Güte leuchteten aus dem Geſicht hervor, und eine Art natür licher Adel lag in der ganzen Haltung. Alle Braſilianer von ungemiſchtem Blute find rich ſo ähnlich , daß man ſie für verſchiedene Glieder einer Familie halten könnte. Wenn alſo ſeine Geſtalt feinen Erklärungs grund für die Aufmerkſamkeit abgab , mit welcher alle Anweſenden ihn betrachteten, fu lag dieſer um 10 mehr in ſeiner Kleidung, welche ſelbſt
am geſichertſten glaubte, wenn er ihn dic rauhe Rinde der Waldesfinder
.
.
abftreifen ließ , ſeinen Verſtand ausbildete und ihn zu einem gewandten Städter machte. Antonio hatte zwei - , dreimal in ſeinem Leben die aus
gezeichnete Ehre genoſſen , den Ercellenzen, dem Präſidenten der Provinz, dem Befehlshaber der Truppen und dem Oberrichter ſeines Bezirke,
Gaſtfreundſchaft in ſeiner Fazenda erzeigen zu dürfen , und ſich dabei
den Eingebornen der Küſtenländer ganz fremdartig erſcheint. Er trug
geſagt : „Marianno foll auds eine Ercellenz werden ; Präſident ' der
Beinkleider und eine Jade von gegerbten Rehfellen , deren enger Zu
Provinz , Befehlshaber der Truppen , 'wat er will !"
ſchnitt genau den Bau feines Körpers zeichnete , ſein Hut, ebenfalls
der Entſchluß, fich von ſeinem Sohne zu trennen, in ihm feſt, wie ſehr
von Leder, ſchloß wie eine Plattmüße auf dem Kopf , und ſeine ſchmalen Ränder ſchienen mehr dazu beſtimmt , Schuß gegen die Geſträuche des Waldes, als gegen die Strahlen der Sonne zu gewähren. Seine Stiefel, deren Stulpen bis zur Mitte der Schenkel gingen , wurden auf beiden Seiten durch ſchmale Riemen emporgehalten , die um den leib befeſtigt waren , und zeigten die bunten Farben und glänzenden Schuppen der ungebeuren Soucouriou (Voa), welche ihre Haut dazu gegeben hatte. Zwei unverhältnißmäßig große filberne Sporen , bewaffnet mit Chi. len08 , d. h. mit tief gezähnten Nädern in der Ordße eines Sechslivre
fich auch ſeine Zärtlichkeit dagegen empörte , und der Gedanke an die langen Jahre der Verwaiſung ihn niederdrüdts. Marianno wurde für
thalers , vollendeten den feltſamen Anzug dieſes Mannee.
um drei Monate früher die Freude des Wiederſehend zu genießen. Nach wenig Tagen war ich der Freund , der Vertraute aller Gedanken des
.
*) Siebe Journal de Commerce vom 21 , 23 und 26 Julius.
An
iner
.
Von da ſtand
den Anfang ſeiner Ausbildung nach Goiaz geſchidt, von da kam er nach Rio de Janeiro, von wo er ſich in ſeinem fünfzehnten Jahre nach Frant reich einſchiffte , um in Paris den leßten Schliff zu erhalten. Auch dieſe Trauerzeit für Antonio war nun vorüber , ſein Sohn ſollte aus Frankreich, wo er ſechs Jahre verweilt hatte , zurückkehren, und er war ihm bis Rio de Janeiro entgegengeeilt, um Marianno nicht ohne Schuß die beſchwerliche, mühſame Reiſe in die Heimath machen zu laſſen, und
912
Gebirgebewohnere. Er ſprach faſt nur bon ſeinem Sohne, und wenn ich
went feine Miffon erfällt feny, nad Gefallen in dem merkwürdigen
ihm von der Wundern son Bario esgählte, ſo maste: ex mit Freude, das Erſtaunen , wohl auch den völligen Unglauben auf dem Gefichte des guten Mannes zu leſen. Aber die Tage gingen vorüber und der Berg
lande gue reifen.
des Caſtello Fignalifirte kein franzöſiſches Segel. Antonio hatte nur zwei Spaziergänge: den Plaß vor dem Palaft oder den fai von Santa Lucia , und wenn das Meer ſtärker anſchlug, die Wellen ſich gewaltfamer brachen ale gewöhnlich ſo blieb er unruhig, bis ich ihm endlich durch die Ebbe und Fluth dieſen unſchuldigen Anfruhr des Meeres erflärt hatte. Aber einen wahrhaft traurigen Anblick gewährte er, wenn eins jener tropiſchen Stürme fich auf die Stadt niederließ , eines jeuer furchtbaren Unwetter, wo alle Elemente entfeſſelt ſcheinen, wo das brauſende Rollen des Donners Fich mit dem heulenden Gebrülle des Mindes derntengt , und die ewigen Feinde , Feuer und Waffer, fich verföhnt zu haben ficheinen, um .
die Welt in ihrer furchtbaren Vereinigung zu vernichten. Endlich erſchien eine breifarbige Flagge in der Bucht, und wurde
Als er in demſelben antam , wüthete gerade der
Bürgerkrieg , und ſeine Amtsthätigkeit reducirte fica fomit auf Nul ; et erfuhr ſelbſt auf der Reiſe eine Menge Widerwärtigkeiten und Aben teuer , die felbft für einen ſo befonnenen , muthigen und verſtändigen Mann , wie Stephens , in der Wirklichkeit höchſt unangenehm find , im Buche fich aber recht gut ausnehmen. Aber dieſes legtere hat noch ein ganz anderes Intereſſe, indem es eine ſehr umſtändliche Beſchreibung der geheimnißvollen Denkmäler der alten Beſiber des Bodens gibt ; .
ør. Stephens beſuchte nämlich im Laufe ſeiner weiten Reiſe, die gegen 3000 (engliſche) Meilen umfaßte, acht jerſtörte Städte , und ſein alter Reiſegefährte, Hr. Catherwood , ein fleißiger Zeichner , brachte trof tropiſcher Regen und freſſender Würmer eine reich verſehene Mappe vortrefflicher Zeichnungen mit , von denen ein großer Theil , ſchön ge ſtochen , den Bänden beiliegt. .
.
.
Mi s rellen.
von dem Signalthurme verfündet : es war ein Handelsſchiff. der Drei Antonio , beffen Neußered fo Falt, fo unbe-
Wifienſdaftlide Berſa in mluug zu Florenz. Der Groß
weglich ſchien , fand wie vernichtet, ſo pirmte Furcht und Freude auf ihn ein ... Uber fein Sohn kam , fam , das Bild blühender Geſundheit es iſt unmöglich, den Empfang der beiden zu ſchildern. Marianno Joſé war ein ausgezeichnet ſchöner junger Mann , groß , gut
herzog von Toscana trifft alle möglichen Anſtalten, um dieſe Verſamm = lung möglichſt glänzend zu machen . Er hat das in dem Palaſte Bitti
maſter Actif von Havre.
befindliche Muſeum der Phyſik und Naturgeſchichte zu täglicher Benüfung zu öffnen befohlen , und hat den unter dem Namen Cinquecento bekannten
gebaut, ſchön , namentlich von jener tropiſchen Schönheit, die ein Auf
großen Saal im Palazzo vecchio für die Generalverſammlung der Natur
enthalt von mehrern Jahren in milderem Klima nur friſcher und blühender gemacht hatte. Er ſprach die engliſche und franzöſiſche Sprache mit feltener Reinheit. Sein Benehmen hatte ganz die feine, ungezwungene Höflichkeit der höhern Geſellſchaft angenommen , aber fein Herz hatte fic die kindliche Unfduld und Friſche ſeiner ländlichen Wiege bewahrt.
Forſcher beſtimmt. Um den Verkehr unter den Gelehrten während ihres Aufenthalt: leicht und angenehm zu machen, iſt Anſtalt zu einer gemein ſamen Tafel getroffen, und für den Abend ſoll die Galerie und Biblio
thet im Palazzo Riccardi zu ihrer Unterhaltung offen feyn. (Litt, Gaz, vom 31 Julius. )
Marianno hatte nicht, wie der verlorene Sohr, feine Jugend dem jer = förenden Strudel der Vergnügen hingegeben ; wirklich auøgebildet, vont er nun als 21jähriger Jüngling im Stande, in jeder Sphäre zu glänzen, in welche et gewieſen wurde. êr hielt fidh einen Mount in Rio de Zaneiro auf , um fich von den Anftrengungen der langen Seereiſe fut erholen , und ich ſchloß midh in dieſer kurzen Zeit ſo an ihn , daß es, !
Gelehrte Sendungen. Der franzöſiſde Miniſter des öffent lichen Unterrichts hat Hrn. Noel Desverger8 nach Sicilien geſendet, um die Mefte der Normannenherrſchaft daſelbſt zu unterſuchen, und die Docu mente zu fammelu , welche auf die Berrſchaft der Araber im 9ten und Ebenſo hat der Cheb. 10ten Zahrhundert ein Licht werfen können.
.
wie er endlich mit ſeinem Vater Anfalt machte, nach Splaz gürüdgu- Bourgoin, Vicomte d'Drli, ein Drientaliſt, der früher an der könig .
Lichen Bibliothek angeſtellt war , den Auftrag erhalten , die Archive in 1
gehen, mir war, als müßte ich mich von Jahre langen Freunden trenner . Wie fehe beſtürmte mich Marianno und ſein Vater, fte nach dem Sertaon zu begleiten. „ Wir haben ein Maulthier," fagte Antonio, Foinmen Sie init, Sie finden es nicht ſo gut, wie in def Stabt, aber von dem , was wir haben , iſt das Beſte für Sie -
Sicilien , fo wie in Corſica zu unterſuchen ,1 um alle. biß jeßt noch un befannten Documente zu ſammeln , welche die Geſchichte Corſica's und
feine Verbindungen mit Italien, Spanien , Frankreich und der Levante Sie lieben die Sagd, fagte ſein erläutern können . (Fr. Bl.)
Sohn. Nun gut , Sie ſollen Jagden haben , wie Sie in Europa teine
Wert über die cyklopifchen Bauten . Die Familie des
bekommen . Wir jagen den Tapir, die Dncia, den Jaguar, ben Panther,
kürzlich verſtorbenen Petit - Radel , der ſein Leben der Unterſuchung der
und wenn dieß Sie langweilt, fo geben wir Ihnen Neger mit , welche Sie zurütführen. Aber es war mir unmöglich, ihren Bitten nachzugeben ,
rieſenhaften , unter dem Namen der pelasgiſchen oder cyklopifchent
und trof meinen eigenen Wünſchen mußte ich fie allein gehen laſſen.
Was Ihnen auch begegnen mag , ſagte Antonio , als wir uns trennten ,
Director er war, mit einer werthvollen Sammlung von Modellen dieſer merkwürdigen Bauwerke bereicherte, haben die noch unbekannten Schriften
vergeſſen Sie nicht , daß Sie in den Sertaons von Goiaz zwei Freunde
dieſes gelehrten Manned geſammelt, und unter dem Titel : „ Recherches
haben , auf welche Sie zählen tönnen. ( Fortſeßung folgt. )
geben.
.
Stephens' Reiſe in Centralamerika. Wir haben dieſe Meiſe im vorigen Jahre inehreremale erwähnt, und Hr. Stephens hat nun die Ergebniſſe derfelben in zwei Bänden öffentlich bekannt gemacht. Derſelbe war mit einer diplomatiſchen Mif-
fion vom Präſidenten van Buren beauftragt, und hatte die Erlaubniß,
bekannten Bauten widinete , und die Mazariniſche Bibliotheť , deren
sur les Monumens pelasgiques ou cyclopéens,“ unter die Preſſe ge (ibid.)
Ueber das Begräbnißwefen in London. Das Begraben innerhalb der Stabt iſt ein fo freiendes Uebel geworden und hat ſo mannichfache Kraufheiten erzeugt , daß der Gemeinderath endlich den Beſchluß gefaßt hat , darauf hinzuarbeiten , alle Begräbniſſe innerhalb der Stadt zu verbieten . (Eng!. BI.)
Münden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n.
Nr. 229 .
gen Edt
;
Ausland.
Das
Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 17 Auguft 1841 .
Londoner Skizzen.
ſelbſt füllt den Hauptraum des Kahnes aus , in Größe eines
( Vor Dr. Gambihler.) Deffentliche Bäder. Reinlichkeit iſt eine der Tugenden des Engländers ; die:
ſelbe iſt weſentlicher Theil des Comforts. Die Abwaſchung iſt darum auch ein wichtiges und in einem Tage unter gewiſſen ilm: ſtänden mehrmal zu wiederholendes Geſchäft, felbſt unter den beſchmußendſten Beſchäftigungen , deren es bei dem ausgebil:
großen, länglichen Zimmers. Die Höhe des aus dem Strome einzulaffenden Waſſers ift 4 bis 41/2 Fuß, welche Höhe aber durch einen Mechanismus im Baden vergrößert oder verringert
werden fann. Der furchtſame und der fühne Taucher können alſo gleich gut bedient werden. Auch zum Schwimmen iſt Raum genug da. Die Qualität des Waſſers iſt die jedes malige des Stromes ; in der Regel, beſonders bei Fluthzeit, von graulicher Farbe, gerade wie Archenwaſſer. An der dunkeln
deten Stande des Handels und der Manufactur nicht wenige
Färbung nimmt aber der Liebhaber des Babes in ſtrömendem
Wie kann aber dieſe Reinlichkeit in dem rieſenhaften
Waſſer feinen Anſtoß. Die Temperatur iſt eher hoch als nie:
London , mit einer Bevölkerung von zwei Millionen Seelen,
drig, ich fand fie im Auguſt ſelbſt 14 bis 15 Grad. Da der Engländer nicht fälteſdheu iſt , ſo badet er gerne bei einer Wärmetemperatur des Waſſers nur von 10 Grad.
gibt.
I
gepflegt werden , während für dieſen Zweď die mächtige
Themſe im offenen Rinnſale faſt nicht benüßt werden kann ? lekteres fann fie nämlich nicht, weil ſie, ſo weit das unge: heure Stadtgebiet der Länge nach reicht , ganz und gar von Handel und Verkehr ſo zu ſagen in Beſchlag genommen iſt.
An beiden Ufern iſt ein Wharf (Werfte, Landungsplaß, Ein :
und Ausladeplaß) am andern, in Mitte des Stromes gehen die unzähligen kleinen Maarenboote, Dampfboote in einem fort,
und machen die Stromſtraße 10 frequent, als wie nur die frequenteſte Landſtraße in Mitte der Stadt reyn kann. Die einzigen freien Punkte find die Partien des Stromes unmittelbar an den Pfeilern der rieſenhaften Brüden . Dieſe Partien
find nun auch wirflid zu dem beſagten Reinlichkeitszwede be:
nůßt. Es ſind hier ſchwimmende Bäder (floating baths) ange: bracht; fie beſtehen aus ſehr großen Kähnen , die gedeđt find und ſogenannte Siplights oder Licht durchlaſſende Bedachung
haben. Die Liebe zur Eleganz hat noch Seitengalerien und andere Plattformen angebracht, um ſich nach dem Bade ge: mächlich ſonnen zu können, vorausgeſeßt, daß die Sonne in
Das Waſſer iſt in der Fluthzeit nicht falzig, indem das
Meer in zu weiter Entfernung (etwa 10 deutſche Meilen) liegt, und nur die Waſſermaſſen der Themſe ſelbſt 'hebt. Der Eintrittspreis in ein ſolches Bad iſt ein Shilling (36 fr. rh.), inbegriffen das Spediren mit einem Kahne vom Ufer und an dasſelbe. Die vorzüglichſten Bäder dieſer Art find an der Blađfriars : und Weſtminſterbridge. Zum ganz offenen Baden kann, wie geſagt, die Themſe nirgends benüßt werden ; nur in dem im Hydepark liegenden Serpentineriver iſt an den früheſten Morgen : und ſpätern Abendſtunden unentgeltlich öffentliches Baden erlaubt. Dieſer Badeplak liegt aber man: chem Bewohner von London drei oder vierthalb Stunden Wegs entfernt. Indeß der niedrige Fahrpreis der Omnibuſſe (Sir : pence, 18 fr. in jeder Stadtentfernung) bringt doch viele City: bewohner zu jenem , am weſtlichſten Ende von Weſtende ge legenen Bade.
ihrem Originallichte ſcheine und ihre Strahlen nicht durch
Unter Badanſtalten anderer Art find die wichtigſten einige beſondere Gebäude auf dem feſten Lande mit großen Barſins.
Rauchwolfen gefangen nehmen laſſen müſſe. Am hintern und vordern Theile des Kahns find Badſtübchen zum Aus- und
Die größte Anſtalt dieſer Artiſt in einiger Entfernung von der Weſtminſterbrüde auf dem rechten themſeufer, auf
Ankleiden angebracht und mit allem ausgerüſtet, was das Com,
der linken Seite der Hauptſtraße (Bridge road) von der Brüde
fort verlangt. In leşterer Abtheilung findet ſich auch eine Art Wohnung des Kahnbadinhabers, welcher einige Erfriſchungen und Luncheons ( Imbiß) abzugeben berechtigt iſt. Das Bad
aus. Unter einem ungeheuren Hallengebäude befinden ſich drei
Barline ; das eine iſt 150 engliſche Fuß lang , 40 Fuß breit, 5 Fuß tief. Gegen das eine Ende ſteigt aber der bretterne 229
914 Grund ſo ſehr, daß ſelbſt Kinaben ſtehen können. Da das Waſſer aus Brunnen gepumpt wird , ſo iſt die Temperatur zu niedrig, und muß mit Dampf erhöht werden , ſelbſt bis zu 80, ja 850 F. (etwas über 20 und 23. R.). Das Baſſet iſt den : noch ſehr rein und hell; der glattgeſcheuerte Grund ſchimmert lieblich herauf, und ſcheint wegen optiſcher Täuſchung ganz an der Oberfläche zu liegen ; die Körper erſcheinen wie im Stry:
fluß an Waſſer. Iſt dieſes weniger trinkbar, da es aus der themfe 'tömmt (namentlich dem obern theile derſelben , der
außerordentlich hell und klar ift), ſo if et doch zum Reinlich Feitojmede vorzüglich entſpredienb, und wird zu demſelben auch
vorzüglich benüßt.
ſtal. Es wird auf höchſte Reinlichkeit geſehen , weßwegen das Waſſer zum Theil abgelaſſen und wieder erſeßt wird. Am
Die cantabriſche Region. JI. (Fortfeßung . )
Boden fühlt man an manden Stellen den Strom des einſtrö menden Dampfes.
2. Los Paſiego 8.
Wegen Sanitätsrüdſichten muß ohne
Badbeinkleider gebadet werden ; ſonach fönnen ſich dieſen Ther: men nur intacte Körper nahen. An den Badrändern oder Ufern ſind häufig Spudnäpfe angebracht ; an den Seitenwän : den befinden fich die Antleideſtübchen (150 an Zahl) , welche zur Bruſthöhe mit Thüren verſchloſſen werden können ; mehrere ſind mit einer Art tragbarer Defen verſehen. Das Dach der beträchtlich hohen Salle iſt mit den in England: einheimiſchen ,
Die Einwohner des Thales vom Pas find für den Beob: achter eine Aufgabe. Begreift man ein eigentliches Hirten volf, welches rowohl wegen ſeiner baraus folgenden Sitten, als wegen der Umſtände ſeines Bodens, dieſen leßtern nicht einmal geitweiſe verlaſſen fann, und doch ein abenteuerliches , gewagtes, ja vermeſſenes Leben führt ? Wer ihren Hauptort Torre la Veja beſucht, der wird von der einfachen ländlichen Schönheit des Landes
fchon oben erwähnten Skylights verſehen, wovon mehrere bunt:
hingeriſſen , das raube Gebirg wird offener und ſanfter in der
farbig ſind , und dadurdy bei Sonnenſchein einen angenehmen Farbenſchimmer verbreiten.
Richtung nach dieſem Orte und nach den Dörfern San Roque de Riomiera und San Pedro del Romeral, überall wechſeln
Die Badufer ſind von Stein (Granit), und bilden läng-
reiche Weiden und dichte Waldungen ab, der Boden iſt mit ländlichen Wohnungen bedeđt und von einer Menge Heerden aber wenn man am tiefſten in die Anſchauung bevölkert dieſes Gemäldes verſunken iſt , wird man durch die Ankunft
liche Plattformen. In kleinen Diſtanzen ſind Stiegen mit metallenen Geländern in dem Grund des Bades angebracht für die , welche hineinſteigen und nicht hineinſtürzen wollen . Der Eintrittspreis in dieſes Bad iſt ein Shilling. An dieſes
große Baffist ſtößt ein anderes, ganz kleines. Für viel höhern Eintrittspreis hat man hier viel höhere Temperatur , noch niedlicher gemalte Fenſter, aber die Unbequemlichkeit ir drita faſt
einer Quadrille von Schleichhändlern aufgeſcheucht, welche mit ihren ungeheuren Stäbeu über Bäche und Abgründe Teßen, als wären ſie Rehe.
Klopfen Sie an was immer für eine
Thüre jener Landbewohner und Sie werden ſehen, wie willig erſtidenden Dualmes. Ueber dieſes Bad hinaus iſt' . inau ſie öffnet, mit welcher Herzlichkeit man Sie empfängt und tes mit einem großen Baffin , 180 Fuß lang und 50 F. breit ; alles zu Ihrem Dienſte anbietet, aber laſſen Sie irgend eine
es iſt für die arbeitende Claffe beſtimmt. Das Waſſer iſt trübe, indem es Zeugniß gibt von dem Schmuße der Arbeit. Am oberen Ende iſt eine eigentliche Abluitionsanſtalt ange: bracht, wo die Seife vorerſt den badeluſtigen Arbeiter zuin et:
nur mit Ansflüchten antworten und mit dem unverkennbarſten '
gentligen Bad präpariren muß.
Ausbrug des Mißtrauens das Ausſehen und die Bewegungen
In der Mitte des oberen
Aeußerung fallen , welche die Aufmerkſamfeit dieſer Leute erregt,
oder die geringſte Frage, die ihnen zu argwohnen gibt, welche plößliche Umwandlung ; ſie werden nun jedes Wort abmeffen ,
Randes iſt eine Erhöhung aufgeführt , um denen , die ſich imi des Fremden beobachten . Von der einen Seite gang die Nacyi. Tauchen üben wollen , eine Gelegenheit zu geben. Das Waſſer läſſigkeit des Landlebens , von der anderit' ganz die wachſame! iſt hier ro tief, als es in tieferen Flüffen zu ſeya pflegt. Statt Liſt des Städters, der verbotene Waarenballen und die Waffen ? Badeſtübchen laufen 'nur eichene Bänke an der Mauer herumt, des Schmugglers neben dem Milofübel und dem Heuhaufen , and fällt das Sonnenlicht nur durch ungefärbtes Glas . Dan hier hat man in zwei Worten das Leben und den Charakter .
jeder Badende in den zwei erſten Baffins mit Handtuch ver-
der Paſiegos.
ſehen wird, verſteht fich von felbſt ; ebenſo, daß auf Verlangen von dem Badixhaber , deffen Wohnung nothwendigerweiſe ele:
Arten , mit Bogen , Bolgen , Ptſtolen. Eintrittspreiſe ein Shil-
Das Land iſt maleriſch , das ' fann man nicht läugnen. Das Große verbindet ſich mit dem Freundlichen, und da die Hirten nach den Jahreszeiten ihre Wohn- und Weidepläße“ verändern und folglich das Land mit Häuſern, Füttert, Ställen und unterkunftspläßen wie beſäet' iſt, ſo erſcheint es voll Leben und Beweguug. Das häusliche Leben der Einwohner iſt das'
ling, anderthalb Shiling und dret Shilling.
einfachſte, das man ſich denken kann, ſowohl was ihre aufMild
gant und ſolid ift, Erfriſchungen abgereicht werden . Im Minter werden folche Anſtalten, deren es mehrere gibt, zu Schieß:
und Ring : (Bor-) Anſtalten benußt. Das Schießen in allen
I
Ich brauche faum zu erwähnen , daß das Baden in Wannen in der eigener Behauſung in London ſehr häufig fey . An Waffer gebricht es nicht, denn faſt jedes Haus hat im oberſten Stod ein Reſervoir. Die Wafferhebe : und Dructanſtalten ſind
lich (und arbeitſam , aber man glaube nicht, daß ſie an dent' Feuerherb gebunden ſind ; nicht nur tragen ſte beſtändig den
außerordentlich großartig und verſehen ganz London mit Ueber:
kargen Ueberſchuß ihrer eigenen Ernte auf die nächſten Märkte
und Mais beſchränkte Nahrung als die gewöhnliche Vertheilung ihrer Zeit und Arbeiten betrifft.
Die Weiber ſind ſehe rein:
915
und in alle Ortſchaften der Umgegend, ſondern ſie machen auch ihre Schleichbandelserpeditionen , und gewiß , fie gebert an
nett ; nur wenige, und diefe tefftens verheurathet, find wahre
Paſiegas, die übrigen ſind aus andern nabert Gegenden, nen:
Stärte, Ausdauer und Kühnheit den ruſtigſten Männern nichts
men fid aber ſo, itt ein befferes Vorurtheil in Hinſicht ihrer
nad. Da ſieht man ſie ſo weiß, ſo friſch gefärbt, ſo fröhlich,
Geſundheit und Säftigkeit zu erregen . Die Weiber im Pas
mit ihrer Bütte auf dem Rüden * ) über Berg und That auf den rauheſten amb unbekannteſten Pfaden fortſchreiten und der armen Zollwächter ſpotten , welche ſie ſo wenig erhaſchen , als ob ſie mit ihnen die blinde Kuh ſpielten ; und das nicht
thale find eine Art von Lucrezien mit dem Meſſer im Gurt, denen es gefährlich iſt zu nahe zu kommen. Die Race, ſowohl der Männer als der Weiber, iſt wegen ihrer Kräftigkeit, Fri
nur hier, wo ſie Frauen vom Hauſe ſind und jeden Winkel kennen, auch in den offenſten Ebenen von Caſtilien und der Mancha laſſen ſie ſich ſelten auf der Chat ertappen. „Wenn
Tche, Gelendigkeit und Fülle befannt.
Die Eracht ſteht ihnen
nicht übel an, beſonders den Weibern. Dieſe tragen ein Tuch auf dem Kopfe, eine Haarflechte auf dem Rüđen, Arracades
von übergoldetem Silber in den Ohren, viele Korallen um den Hals, ein Hemdmitbreitem Saum, ein Bruſtſtüđ, Pechero, und darüber ein vorn zugeſchnürtes Leibchen , einen Rod, wollene im
ich einen Strafcoder zu machen hätte,“ reßt der reiſende Spanier hinzu, „ich müßte eine Ausnahme zu Gunſten der Schmuga lerinnen voin Pas vorſchlagen, denn ſie ſind geiſtvoll wie ein Gedanke und friſch wie eine Roſe.“
Lande verfertigte Strümpfe, einen leichten Schuh, und dar: über lederne Abarcas. Im Winter Teken dieſelben noch
Unzählig find die Abenteuer des Schmugglerlebens ; jeder
hiezu ein Oberleibchen oder Spencer, eine Art von weiß
andere als ſie ſchauert bei dem Gedaufen an die nächtlichen
licher Deđe , welche ſie Mantel nennen , I eſt r a s oder
Märſche, die ſie, mit einem ungeheuern Waarenbündel bela-
Pellica 8 , d. h. Felle , welche ſie um die Beine und
den und allen Arten von Gefahren ausgeſeßt, über unzugäng=
Escarpinen wideln , und Bar ajones , d. 6. eine dreiedige Tafel, welche ſie mit Riemen an der Fußioble befeſtigen , und die dazu dient, über den Schnee zu gehen. Die Männer tra gen Spişmüße (Montera) , Jade , zwei Weſten , die untere
liche Felſen und durch undurchdringliche Wälder unternehmen . Ihre Manier , ſich des Stoces zu bedienen, iſt für uns unbe: greiflich : zuweilen ſpringen ſie auf demſelben über eine Felſen : wand, öfters ſteđen ſie ihn in die Mitte eines Waldbaches und
weiß, die obere von ſchwarzem Plüſch, mit Silberknöpfen, Leib:
fallen , auf ihn geſtüßt, wie eine Bombe auf das andere Ufer, mit einer Schnelligkeit und Kaltblütigkeit , die zwar aus der
binde , furze Hoſen (Bragos ) , und die Beſchuhung wie die Weiber ; den berühmten Stod, welcher eine Viertelelle über den
Noth und Gewohnheit erflärt werden kann , aber ſchwerlich mit unſern Vorſtellungen von der Kraft und Biegſamkeit
Eigenthümer hinausragt, und die Carcetas oder hinten her: abhängenden loſen Haare nicht zu vergeſſen. „ Wenn Hoff: mann * ) vier oder fünf dieſer Montagneſerinnen mit ihren
menſchlicher Musfeln zu vereinbaren iſt. Vor nicht langer Zeit
diente ihnen ihr ungeheurer Sto& auch zur Vertheidigung und zum Angriff, aber heutzutage haben auch Contrabandiſten blanfe
,
und Feuerwaffen . Daß es an ſchlechten Kerls unter ihnen nicht fehlt, kann man bei einer ſolchen Lebensart wohl er: rathen.
Die Wallfahrten , bei welchen ſich dieſe Ortſchaften vereini gen , ſind ſehr belebt, aber weder Tanz noch Spiel haben etwas Charakteriſtiſches an ſich. Männer und Weiber tanzen ver: miſdt; die erſtern befrönen das Feſt damit , daß ſie ſich be: faufen und einander unbarmherzig abprügeln . Der Wein iſt
weißen Mänteln in einer Mondnacht des Winters am Rand
eines Abgrundes oder über den Schnee , leicht und ſchweigend hingleiten Tähe, würde er ſich nicht einbilden, ſeine Feenmähr: chen Feyen zur Wirklichkeit geworden ?" ( Schluß folgt . )
Walliſer in Amerika.
theuer, ſehr theuer und ſteigt den Paſiegos mit erſtaunlicher
Die Litterary Gazette vom 31 Julius enthält eine Mittheilung von einem Hrn. A. Murray, der in Rüdſicht auf die Entdedung Amerika's durch die Normannen im 10ten Jahrhundert an eine gerichtlich beglau
Leichtigkeit zu Kopf und erregt ihren kriegeriſchen Trieb. Ein
bigte Ausſage erinnert, die im Jahre 1787 oder 1789 in Georgia auf
Umſtand ift bemerkenswerth : wenn ſie einen fremden Gaſt fehen, der ihnen reich ſcheint, ſo geben ſich Jungen und Mäd: chen einen Augenwink, ergreifen ihre Sönupftücher an den
genommen wurde. Sie rührt von einem jungen Walliſer her , der mit ſeinem Vater nach Virginien auswanderte, dort bei einem Ueberfall der Indianer allein am Leben gelaſſen und von einem derſelben an Kindes ſtatt aufgenommen wurde. Auf einer Jagd , die ihn viele Tagereiſen nach Weſten führte, ſoll er auf ſehr weiße Indianer geſtoßen ſeyn, deren Sprache er endlich als wallifiſch erkannte. Dieſe weißen Indianer erzählten eine lange Geſchichte, wie ſie bei einem feindlichen Einfall in ihr Land zu Schiffe gegangen , durch einen günſtigen Wind weſtwärts
Enden und fangen den Gaſt, indem ſie auf ihn zulaufen , wie
in einem Neke , aus welchem er ſich mit einem Trinkgelde losfaufen muß. Auch inich verſchonten ſie nicht mit dieſer
Auszeichnung , und obgleich ich fie , auf mein Dichterrecht troßend, mit Sonetten und Quintillen bezahlen wollte, ro fagten fie mir, fie verſtänden fein Latein , und zwangen mich , getrieben, endlich gelandet ſeyen , und nach Erduldung mannichfacher die gemeine Sprache des Beutels zu reden. Beſchwerden beſchloſſen hätten , fern von allen andern Stämmen .
Die Sitten ſind im Allgemeinen rein und einfach , und die unzähligen Paſiegas von Madrid fönnen nicht als Regel die:
Dieß hatten fie Jahrhunderte hindurch gethan.
*) Dieſe enthält die Waaren und oben darauf oft noch ein Kind.
*) Seine Mährchen find ine Spaniſche überfekt.
zu leben , und jeden Fremden , der zu ihnen komme , fu ermorden. .
Die zufällige
916 Entdedung , daß er die Sprache dieſer Indianer alt feine heimiſche, nämlich als das Wallifiſche, erfannte , habe den jungen Mann gerettet, der einige Jahre ſpäter nach ſeiner Rūdfehr aus dem fernen Weſten in Georgia dieſe Ausſagen eidlich bekräftigte.
Der Ausſáßige in Braſilien. (Fortſeßung .) Der Reiſende, welcher von Rio de Janeiro abgeht und ſeinen Weg durch die Provinz von Minas Geraes gegen den Fluß San Francisco hinwendet , fommt hundert braſilianiſche Meilen weit faſt das Dop
pelte der franzöſiſchen Meilen
durch die fruchtbarſten , reichften und
anlodendſten Gegenden der Welt.
Es iſt ein ewig wechſelndes , aber
immer reiches, iminer bewunderungswerthed und majeſtätiſches Panorama. Nirgends niedere Beengung , nirgends widerliche Contraſte , welche den Geſammteindrud ftören das Bild iſt rieſenhaft , aber die Harmonie 1
desſelben vollfommen .
Die unermeßliche Höhe der Berge , der Felſen ,
die ſtolz in den Wolfen fußen , die furchtbare Tiefe der Abgründe , die heilige Stille der jungfräulichen Wälder , die mächtige Stimme der Waſſerfälle, die donnernd niederſtürzen , und einen Augenblic ſpäter, in der Mitte dieſer wilden Einöde, die zierlichen Fazendas in der ſchönſten, maleriſchſten Gegend , an dem Ufer des Fluffed ruhend , von wellen .
förinigen Hügeln umgeben, die der Kaffeebaum mit ſeinem Teppich von Purpur und Smaragd umzieht - die Thäler , wo der Reis und das Zuderrohr im Ueberfluſſe wuchern der liebliche Duft der Geſträuche -
jagen, die in Fülle in dieſen Gegenden hauſen, oder über die meffingenen Saiten ihrer Violat , einer Art von Guitarre , aber mit ſchreiendem, unharmoniſchem Tone , zu kraßen. Der Landbau beſchäftigt ſie wenig, denn da der Boden trot ſeinc& dürftigen Anſeheng ſehr fruchtbar iſt, ſo genügen einige Händevoll Maie , die ſie ohne weitere Vorbereitung zur Erte werfen , zu einer Ernte , die reichlich ſie und ihre Heerden nährt. An der Sonne getrocnetes Fleiſch , welches fie ftark mit ſpaniſchem Pfeffer einreiben , Kräuter, die ohne alle Pflege wachſen , Maiskörner in Mild gekocht, was ſie Cangica nennen , und Kaffee mit geröſtetem !
Maißmehl gemiſcht, bilden ihre gewöhnliche Nahrung. Geflügel, welches fiche ſo reichlich und ſo nahrhaft in allen übrigen Theilen Braſiliens findet, fehlt im Sertaon gänzlich); nur ſelten zeigen ſich einige Hühner !
mit ſchwarzem , unverdaulichem Fleiſche. Die Wüſtenbewohner trinken nie Wein , und ſehr ſelten Branntwein aus Zuderrohr. Die furcht
barſten Krankheiten ſcheinen ihren Sammelplat in dieſen traurigen Gegenden gewählt zu haben , das Gallenfieber , die Waſſerſucht, die Kraße, Kröpfe und der Ausſat find unter den armen Sertanejos heimiſch , und werden von ihnen ohne Abſchen, ohne Efel, als lang bekannte Dinge behandelt. Dieſes öde Land nimmt in der Gegend von Braſilien , von welcher wir ſprechen , ungefähr 150 Meilen ein , und erſtređt fich bis an die Berge , welche die Stadt Goiaz umziehen. Aber nicht alle Bewohner des Sertaon leben in gleichem Elend.
Man trifft, einige Tagereiſen auseinander, auf kleine Weiler, Arraiaes genannt, die aus einer Capelle und einigen Hütten umher beſtehen , und wohin fich Sonntags die Sertanejos von 10 bis 12 Meilen in der Runde
.
die Heden, die dein Vorübergehenden ihre Arme entgegenbreiten, beladen mit Orangen, ſüßen Citronen, Cedras ( Biſamcitronen ) und Goiabas der reine Himmel blau wie ein friedliches Meer, der milde balſamiſche Luftzug , der üppige Pflanzenwucht, alles mit Einem Wort vereint ſich, die Seele zu erheben und dem Menſchen die unendliche Macht feines Schöpfer8 zu zeigen. Aber wenn der Reiſende über den San Francisco feßend den Weg gegen den Fluß Paranahiba, die Gränze von linas Geraes, einſchlägt, um von da nach Goiaz , der Hauptſtadt der Provinz gleichen Namens, zu gelangen , dann wechſelt der Schauplat plößlich. Das Wachsthum
iſt minder fräftig , die Wälder ſind nicht ſo ausgedehnt , die Bäume hohe Gräfer , verkrüppeltes Gehölze , mageres, kleiner , dürftiger ſchwaches Gebüſch bedeđt die Abhänge , zieht ſich in die Ebene hinab
und bekleidet die Berge. Man glaubt fich wie durch Zauberſchlag in ein anderes land verſekt, und tritt in das, was in Braſilien der Sertaon, die Wüſte , heißt. Dieſes Wort bezeichnet ein zwar nicht ganz unbes wohntes land , aber nur mit Mühe ſieht man da und dort, durch weite Streden getrennt , einige Hütten aus Erde , mit Palmblätterk bededt, ohne Thüren und Fenſter. Eine Odyſenhaut bedeďt die Deffnung , die als Eingang in die Hütte dient. Die Einrichtung derſelben zeigt noch !
die ganze urſprüngliche Einfachheit: ein Tiſch , welcher noch außen die Rinde des Baumes trägt , ein oder zwei Bänke , Hehhörner mit den
Ranfen der Liane an der Wand befeſtigt, um die Flinte daran aufzu
begeben.
Unter der Woche ſind dieſe Arraiae& faſt ausgeſtorben , man
trifft nur einen Caplan, einen Wachofficier mit zwei oder drei Soldaten,
einen Sacriſtan und einen Schenkwirth. Sonntags aber werden dieſe kleinen Vereinigungsorte ſo belebt , daß ſie zum wahren Troſte für den armen Reiſenden dienen , der oft Wochenlang fich in der drüđendſten Einſamkeit ſieht.
Alle reichen Sertanejos kommen danu bewaffnet und
bekleidet , wie wir es am Anfange unſerer Erzählung geſchildert haben, mit ihrer Familie ſtolz einhergezogen , und verfügen ſich entweder in die Venda bed Schenkwirths oder in die Caſas , welche fie fich ſelbſt ald Abſteigequartiere gebaut haben.
Hier in dem Sertaon, nahe dem
Arraial von Bomfim , ungefähr 15 Meilen von der Stadt Goiaz ent fernt, lagen die weit umfaſſenden Befißungen des Antonio Machado. Man fann fich leicht denken, welchen Eindrud die Rücfehr Marianno'& auf dieſe ungebildeten Menſchen machen mußte. Während eines ganzen
Monate war die Caſa Antonio't buchſtäblich angefüllt. Dheime und Tanten, Vettern und Baſen, Compadres , Gommadres , der gange Haufen von Verwandtſchaft, deren Litanei maßlos in dieſen Ländern
ift, beeilten fich , den Neuangekommenen zu begrüßen. Sie wollten faum ihren Augen trauen , denn es ſchien ihnen unmöglich , in dieſem zierlichen Fidalgo den Marianno Joſé wieder zu erkennen. Und wenn er nun von ſeinen Reiſen ſprach , wenn er erzählte, was er geſehen, da hörten ihm die Männer mit Bewunderung, die Weiber mit Entzüden, die Moços (jungen Männer) mit Neid und die Moça : mit Liebe fu. Man hielt ungeheure Jagden , tödtete mehrere Tapir, eine Menge .
.
hängen, und zwei, drei Feßen, welche als Kleidungsſtüde dienen, endlich
Nehe , ich weiß nicht wie viel Duzend wilde Schweine, und als dieß
als Bett ein Geſtell aus ſchmalen ungegerbten Riemen von Ochſenhaut geflochten , oder noch häufiger bloß ein Kaufen Palmblätter , das iſt Dic Bewohner dieſer Löcher ſind faul, grob, halb wild. Sie alles. bringen ihre Zeit entweder damit hin , die Rehe und Wildſchweine zu
alles verzehrt war , als man zwanzig Nächte damit hingebracht hatte, den Batou que zu tanzen , Fehrte jeder wieder zu ſeiner gewöhnlichen Lebensweiſe zurüd. ( Fortfeßung folgt.)
Månchen, in der Literariſch - Artifiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. 6 ). Widenmann.
Nr. 230.
Das
Ausla n d . E in
Cagblatt für
Runde des ge i ftigen und fittlich en Lebens der Völker. 18 Anguft 1841 .
Sowizrzal und Twardowski. *)
machte den Arzt, äffte die Leute mit Sunſtſtůđen , wäre beinahe
(Von Maciejowsli im Juliusheft der Bibliotheka Warszawska mit
vom Teufel in Stüden zerriſſen worden, ging nach Rom, fröhnte des Fleiſches Luſt, wie Twardowsli , und ſtarb auf dieſelbe
getheilt. )
Weiſe. Wir müſſen nun das Verhältni beobachten, das zwi:
Iin 14ten Jahrhundert lebte unter den Slawen an der Elbe ein Mann, berühmt durch ſeinen luſtigen Humor, Namens
ſchen dieſen beiden beſtand, und dann unterſuchen , ob der pol
Sowizrzal. Die von ihm umlaufenden Erzählungen wurden gefarnmelt und niedergeſchrieben , aber wann und in welcher Sprache iſt unbekannt. Im I. 1483 erſchien eine Beſchreibung luſtiger Streiche Sowizrzals in plattdeutſcher Sprache. 3 3. 1519 wurde das Buch zu Straßburg in oberdeutſcher Mundart
herausgegeben unter dem Titel: Von Dil Eulenſpiegel.
niſche Optifer Witelio und der deutſche Fauſt in einiger Ver : bindung mit dem polniſchen Schwarzkünſtler (teben . Nach den obigen Erzählungen wurde Sowizrzal in dem
Dorfe Knotowiz im fächſiſchen Lande geboren ; fein Vater führte denſelben Namen Sowizrzal und den Beinamen Kulas ;
ſeine Mutter hieß Hanna.
Ueber die Taufe hielt ihn Cylach
Zu derſelben Zeit famen dieſe Erzählungen auch in Polen dreimal , wo nicht öfter, heraus. Ich habe zwei Aus :
Lachowic , und dieſer ließ ihn nach ſeinem Namen Dyl nen: nen. Er lebte ein ganzes Jahrhundert, denn er unterhält mit ſeinen Wißen Stafimir den Großen, König von Polen , welcher im Jahre 1333 den Thron beſtieg, und in Erfurt fekte er die
gaben in der Hand , von denen die erſte aus der oſolins
Herren des dortigen Collegiumns (o. h . der im Jahre 1392 ge
kiſchen Bibliothek in Lemberg den Titel führt: der kurz: weilige Sowizrzal u . , der Druck iſt gothiſch , im Anfang
gründeten Univerſität) durch ſeine Klugheit in Erſtaunen , in: dem er einen Eſel leſen lehrte. Er trieb ſich herum in Nord deutſchland und in Polen , und war bei dem gemeinen Volk, wie bei den Herren beliebt. Den erſtern diente er bald als
3m 3. 1540 erſchien eine zweite Auflage in Augsburg.
grob, von der Mitte an ziemlich fein.
Die zweite Ausgabe
aus der Lemberger Univerſitätsbibliothek hat diefelbe Aufſchrift, aber andere Holzſchnitte. Vom Anfang an bis in die Mitte iſt der Druc gothiſch, am Ende aber lateiniſch. Die in der erſten Ausgabe auf dem Titel gemachte Venterkung, daß Sowi: zrzal mit Verbefferungen und in ausgewählterer Rebe neu zum Druc befördert worden , läßt glauben , daß noch ältere Ausgaben desſelben Werfchens eriſtirten . Dieſe müſſen in der erſten Hälfte des 16ten Jahrhunderts herausgefommen ſeyn, denn der polniſche Styl in der zweiten Ausgabe weist auf die zweite Hälfte desſelben Jahrhunderts. Die dritte Ausgabe iſt, wie der Drud zeigt, ſpäter.
liest man den „ kurzweiligen Sowizrzal“ durch, ſo verwun : dert man ſich nicht wenig, daß die Erzählungen von ihm ro ziemlich dieſelben ſind, wie von Twardowski. Denn Sowizrzal war ein Sdwarzfünſtler, beſchäftigte ſich mit Wiſſenſchaften ,
Knecht, bald als Schuſter, bald als Schmied , den andern lie: ferte er Brillen ; beide unterhielt er mit feinen , jener Zeit
entſprechenden Wißen , die freilich oft von der unfläthigſten Art waren. Die gelehrten Herren ſeşte er durch ſeine tiefen Kenntniſſe in Erſtaunen , indem er ihnen : wißige Fragen auf: gab , und die verwideltſten , die man ihn vorlegte , ſogleich löste. Er verbarg feinen Namen , beim Weggehen aber hinter ließ er ein Zeichen ſeiner Anweſenheit , indem er eine Eule damals das Narrenwappen und darunter einen Spiegel hinmalte , in welchem er als geſchicter Optiker ſeine Künſte
Tehen ließ ; unter die Eule und den Spiegel reßte er die la: teiniſche Inſchrift : hic fuit.
Man wiederholte von ihm dieſelben Erzählungen , welche im Anfange des 14ten Jahrhunderts von Boleslaw, dem ſchleſi ſchen Fürſten auf Ziembiß, in Ilmlauf waren , nur mit dem
*) Sowigrzal iſt ſo viel als Eulenſpiegel, von sowa, die Eule, und swierciadlo , oder wie man vor Alters ſagt, Zreadlo, der Spiegel.
Twardoweli iſt der polniſche Fauſt.
Unterſchiede , daß ſtatt Breslau Berlin gereßt wurde. Man berichtet von Sowizrzal dieſelben Abenteuer , welche auf dem Schloſſe von Krakau einem Edelmann Siegmunds des Erſteu 230
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juſtießeu , der gerne ein Schüler des Schwarzkünſtlers Twar: dowsli geweſen wäre. Man erſtaunt über den Scharfſinn und
welchem die übrig gebliebenen Thalbewohner das Andenken der
lüſtete, drohte ihm der Sohn des Kulas mit einem Proceß,
im Jahre 1834 über ſie ergangenen Kataſtrophe mit bittern Thränen feiern . In der Nacht jenes Tages fchredte fie plöß: lich ein unterirdiſches Getoſe , welches die Berge wanten machte, aus dem Schlummer. Die Furchtſamſten ſpranger aus dem Bette und liefen an das Fenſter , aber eine dichte Finſterniß ließ ſie nichts unterſcheiden . Der Wind pfiff dumpf in der Entfernung, der Luftkreis war mit Feuchtigkeit über
Nach Rom
laden , das Erdbeben verbreitete ſich ſtufenweiſe durch die gange
ging er nicht aus Frömmigkeit, ſondern um dem gemeinen
ten Streich : er theilte durch ein Teſtament ſeine Güter in drei Theile, den einen beſtimmte er für ſeine Freunde, den
Bergfette, welche das Thal umgibt, mit einem heiſeren Ge brülle, das die Zerſtörung der Welt anzufündigen ſchien. Plók: lich vernimmt man einen betäubenden Schall , ähnlich dem Donner , aber heftiger als das Krachen einer zerplaßenden Mine ; die Erde erzittert, öffnet ihre tiefen Klüfte, und ſpeit Waſſerſtröine aus, welche in die Niederung fallen, alles, was ſie antreffen , mit ſich fortreißen . Da falı man bei dem Scheine der Fadeln , welche die Furcht vor der Gefahr angezündet,
die Geiſtesgegenwart des flugen Einfaltspinſels , der ſich aus
wandernden Sowizrzal ein unbekannter Menſch traf, ihm ver: ſprach, ihn zu geheimen Schäßen zu führen , und nachher es
ſich zeigte, daß es der Teufel war , den nach ſeiner Seele ge: und befreite ſich von dem Angriff des Satans.
Volte zu zeigen , daß er ſogar die Aufmerkfamkeit des Papſtes auf ſich lenfen könne. Als der heil. Vater in der St. Peters-
kirche die Meſſe las , gewahrte er Sowizrzal , und fragte You gleich die ihn umgebenden Perſonen , was dieß für ein ſeltſamer Menſch ſer. A13 Sowizrzal ſtarb , machte er ſeinen leß : zweiten dem Pfarrer, den dritten den Herren Molinsfi, in
ganze Häuſer ſtređenlang zwiſchen den tobenden Wäſſern ſchwim :
deren Dorf er ſtarb. Er legte ſeine Schäße in ihrer Gegenwart in eine große Truhe, und verordnete, daß man ſie erſt vier Wochen nach ſeinem Tode öffnen rolle. Man befolgte
men , andere , weniger feſte, in ihrer Grundlage angegriffen , bei dem nächſten Windſtoße niederfallen, um ihren Bewohnern
den Willen des Verſtorbenen , als man aber die Truhe öffnete , zeigte ſich ſtatt der erwarteten Schäße nur ein Haufen
ihre Beſtandtheile den Elementen als Beute übergeben. Ka ſtanienbäume mit der ſtarken Krone und dichtbelaubte Nuß
Steine.
bäume ſchwammen auf dem Waſſer , und ſtießen gegen die Ge: (Fortſeßung folgt.)
zum Grabe zu dienen , noch andere rich neigen , wanken und
bäude , ungeheure Granitfelſen ſtürzten von den Gipfeln , und rollten in das Thal ; das Getöſe ihres Falles , das Rauſchen
der Waldbäche, das Sieden der Gewäſſer , welche aus den Klüften ſprudelten , das Ziſchen des Windes bildeten ein furcht bares Longemiſch mit den Seufzern der Sterbenden , dem Ge:
II . Die cantabriſche Region. . ( Schluß.) La Hoz de Barcena.
ſchrei der Verzweifelnden , den Gebeten der Ueberlebenden, dem Krachen und Knarren der zuſammenfallenden Häuſer. Da:
Zehn Meilen von Santander und drei von dem Orte la Hoz , an der Poſtſtraße von Reynoſa, trifft man zerſtreut in einem engen Thale die Ueberbleibſel der Ortſchaften Media Concha, Pie de Concha, Barcena und Pujavo an, von welchen faum der Name und einige verſtümmelte , unſichere Gebäude geblieben ſind. Der Boden iſt mit Steinen überſäet, welche einſt zu ſtarten Mauern und ſoliden Einfaſſungen zuſammen : gefittet waren, und jeßt dem Reiſenden den Weg verſperren, und ihn zwingen, ermüdet auf ihnen auszuruhen, ehe er in
die verlaſſenen Pläße dringt , von welchen ſie losgeriſſen wurden. Der beſcheidene Veraya , deſſen Kryſtallgewäſſer ſonſt ru-
hig über ſeinen Sand rieſelten , muß fich jeßt in fleine Bäche zertheilen , die fich durch die neugebildeten Felſenfrümmungen durchwindend bald verlieren , bald wieder zum Vorſchein fom :
men, bald fích, traurig, murinelnd, in große Brüche und Löcher ergießen. Man kann dieles Flüßchen nicht ſehen , wie es
mals Tah man einen Handelsmann und ſeine Familie mit krampfhafter Anſtrengung auf zwei Tonnen geflammert auf
den wilden Wogen umhertreiben ; der Vater hatte die vier größeren, die Mutter drei kleinere Kinder bei ſich. Von Fin: ſterniß umgeben, ohne Mittel, ihre Fahrzeuge zu leiten, außer ſich vor Angſt und Schređen , trafen ſie bald zuſammen und reichten ſich die Arme , bald wurden ſie durch die dazwiſchen tretenden Gewäſſer getrennt, jest verſinfend , jeßt wieder zum
Vorſchein kommend, verkündigten ſie mit einem Schrei, der aus dein Grabe zu bringen ſchien , den ſtufenweiſen Verluſt der theu: ren Gegenſtände ihrer Sorgen. „ Das Mädchen ertrinkt," rief die Mutter mit einer Ruhe, welche den leßten Grad der Verzweif lung bezeichnete, und „ laß fie fallen ," antwortete der Vater, in: dem er die Kinder , welche noch athieten , an ſeine Bruſt drüdte „ der Kleine kann ſich nicht feſthalten Tauch ihn unter, damit er feinen langen Tod leide . “ Dieſes entſeßliche
Tchmeichelnd die Felſen le & t, welche es nicht fortſchleppen kann,
Geſpräch erzählte nachher der älteſte Sohn – der einzige, wel:
wie es ſeinen Lauf verändert , und ſo zu ſagen ſich nach dem
cher, ſtärker oder glücklicher, Eltern und Brüder überlebte ! Meh rere ähnliche Scenen haben Augenzeugen berichtet und alle er:
Rechte des Stärkeren fügt, ohne den Vergleich mit einem in
Lumpen gehüllten Unglüçlichen anzuſtellen , der fich vor den innern ſich mit Rührung an den Pfarrer von Media Concha, Gewaltigen demüthigt, und, durch die Gaſſen ſchleichend, der welcher an einen Felſen geflammert mit feſter Stimme und 1
Begegnung der Reichen ausweicht, welche vielleicht härter find, als die Felſen. Der 17 Auguſt iſt ein Jahresbegängniß , an
chriſtlichem Eifer feinen untergehenden Pfarrkindern unaufhör: lich den leßten Troſt der Religion zurief, als ob er nicht ſelbſt
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einen tobenden Ocean, der ihn alle Augenblice zu verzehren droht, zu ſeinen Füßen gehabt hätte. – Am folgenden Tage war alles verſchwunden, nur nicht die Leichname und die Ruis nen. Der Beraya, der Waſſer womit er angeſchwollen , entle: digt, fehrte wieder zu ſeinem demüthigen Stande zurüd , und die Steine, welche die Fluth fortgeriſſen , blieben an den Stellen , wo man ſie heute ſieht, feſtgeklebt.
Wenn man von dieſem Thale in der Richtung nach Reynoſa weiter zieht, ſo trifft man einen düſtern Hohlweg zwiſchen zwei ſehr hohen Bergen , welche die Form einer Sichel (hoz) be :
Andere Gedanken erregt der Anblic deſſen , was auf der
neuen Straße vorgeht. Mehr als hundert Biscayer, fonſt mit der brudermörberiſchen Waffe verſehen, die ihnen endlich ein berühmter Vertrag aus der Hand nahm, ießt in friedliche Ar beiter verwandelt, machen die Luft durch die Stöße und Schläge ihrer Eiſenſtangen und Steinbauen erzittern und ſtimmen fröh:
lich den heimiſchen Zorzico an. An Entbehrung gewohnt, zur Arbeit verhärtet, kaltblütig in der Gefahr, bilden ſie hier eine ſich
ſchreiben. Schwerlich kann man eine Stelle finden , wo die Natur ſo großartig und wild zugleich erſcheint; aber der Menſch
ſelbſt genügende Republik in der Wüſte ; dort ſteht eine chavola ( Hütte), wo die Inſtrumente aufbewahrt werden , dort eine größere , wo das Feldmahl vertheilt wird , weiterhin imn nie: drigſten und ſchattigſten Theile des kleinen Reiches eine Gruppe
ringt mit ihr und beſiegt ſie durch ſeinen Geiſt. Ueber einen jener Berge geht die alte Straße nach Reynoſa mit einem ſo
von bäueriſchen Wohnſtätten , am Rande des Abgrundes ver: theilt ; einige davon dienen den ermüdeten Arbeitern zur Nacht:
ftarken Abhange, daß die elenden Freiſchenden Karren des Lan :
herbergé , die übrigen , um das Brod zu bađen , die Inſtru: mente zu ſchleifen , Körbe zu verfertigen . und Verwundete zu
des ihn nur mit Mühe und Gefahr befahren konnten.
Man hat daher angefangen , einen neuen Weg auf halbem
I
Abhange des Berges anzulegen. Von der alten oder von der
heilen ; denn ſo gefährlich iſt die Arbeit auf dieſem ſteilen Ge: birge, daß man nothwendig gefunden hat, ein Spital anzule:
neuen Straße ſieht man gegenüber einen ungeheuern Berg, deffen ungewiſſe Umriſſe ſich in den Krümmungen und Falten
gen, um die Unglüdlichen aufzunehmen , welche von den Felſen abgleiten , oder bei der Sprengung oder dem freiwilligen Los:
eines düſteren Gebirges verlieren. Sein höchſter Gipfel reicht über die Wolken, und wenn die grauen, feuchten Dämpfe unter
reißen derſelben Contuſionen erleiden. Alles ſcheint hier ein uranfängliches Menſchenalter zu verrathen , und ſelbſt die Schlangen wundern ſich , daß man ſie ans den Löchern auf : ſcheuche, wo ſie nie einen menſchlichen Tritt vernommen hatten.
ihm hinziehen, ſcheint er der Kopf eines Rieſen zu ſeyn, der ruhig ſchmauchend unermeßliche Rauchwolfen aushaucht.
Der
ftolze Adler findet dieſe Stelle nicht unwürdig, ſein Neſt dort zu bauen , und zuweilen klimmt ein Bär durch die rauhen Brüche und bringt durch ſeinen plumpen Tritt große Granit: blöde aus ihrer Stelle, welche mit Getöſe bis an den Fuß des Koloſſen rollen . Auf der Mitte des zacigen Abhanges
ſproßt der Madrogno, * ) dehnt der ſchattige Nußbaum ſeine Zweige und ſchüttelt der Kaſtanienbaum vom Winde bewegt ſeine Stachelkugeln . Große Ziegenheerden ſtreifen in den engen Pfaden , welche durch einen Wald von Haſelnußbäumen, Heden und Geſträuchen brechen , und ein vermeſſenes Junges ſteigt auf die Felfen , und ſtredt das noch unbewaffnete Röpf:
Arabiſche Marineausdrücke. Ein Schreiben A. d'Abbadie's an Garcin se Taiſy im Journal asiatique bemerkt , daß die Marineausdrücke im rothen Meere ſehr vers ſchieden find yon denen, die man auf der Nordküſte Aegyptens gebraucht. Bei den leßtern findet man eine Menge europäiſcher , namentlid ; ita lieniſcher Worte , die erſtern deinen mit einigen wenigen , dem Hin buſtani entnommenen Ausnahmen rein arabiſd , und zeugen für die uralte arabiſche Schifffahrt auf dem rothen Meere. Dafür ſpricht auch die Art des Schiffbaues , die dem rothen Meere eigenthümlich und für
chen aus , um irgend eine wilde Pflanze zu erhaſchen. Ver: worren tổnt das Rauſchen einiger Waſſerfälle , und das Mur: meln fleiner Bäche , die unter dem Epheu hinrieſelnd ihre Gewäſſer dem Beſaya zum Tribut bringen , während dieſer Fluß in der Liefe des Hohlgrundes unter Steinen und Felſen
von Abbasie gemachten Schilderung zufolge können ſie es nicht mit denen im perſiſchen Meerbuſen aufnehmen , die oft ſehr gefährliche Piraten
feine Armuth verbirgt, welche dennoch hinreicht, einige Forellen
wurden .
die zahlreichen Untiefen und Klippen ſehr paſſend berechnet iſt. Nichte deſto weniger ſind die Araber hier nur ſehr langſame Seeleute , und der
und Anguillen zu nähren. Am Ende des Berges entdect man einen kleinen Wieſengrund mit der einſamen Eremitei von
San Pedro, ein ärmliches Gebäude, einſt von allen Getreuen der Umgegend beſucht, jeßt nur noch von vier alten Pappeln begleitet, die ſich in ſeinem Gemäuer verſteinert haben. Man :
cherlei Uleberlieferungen wollen den Urſprung dieſer Stiftung in der Einöde erklären , einige halten ſie für den Siß eines reuigen Miſſethäters ,
oder eines beiligen und wohlthätigen
Einſiedlers, den die Engel unter dem Altar der Capelle begru: ben ; andere behaupten , hier habe eine Frauensperſon gelebt,
welche dem Zwang ihrer Eltern entfloh, und nicht in den Klo : ſterorden , wie ſie wünſchte, eintreten founte. *) arbutus unedo .
Der Ausſäßige in Draſilien. (Fortiesung.) So wie Marianno von ſeinen Obliegenheiten als Hauswirth befreit war , eilte er nach Goiaz , um ſich dem Präſidenten und den übrigen Autoritäten des Orts vorzuſtellen. Goiaz iſt eine kleine Stadt von ungefähr 3000 Seelen . Die Mehrzahl derſelben ſind Neger , Indianer
und Miſchlinge. Sie liegt in einem engen , tiefen Thal zwiſchen zwei hohen Bergen , welches der Fluß Vermelho der Länge nach in zwei ungleiche Hälften theilt. Das Klima iſt Faum geſünder als das des Sertaon , und ſeine Bewohner im Durchſchnitt ſchmächtig , blaß und
920 rachitiſch. In dieſen traurigen Gegenden, die gleich verlaffen vor Gott,
Auguftens Hand zu bitten , und die Hochzeit ſollte in Bilde vollzogen
wie von den Menfchen ſcheinen, knüpfen fich die Betanntſchaften ſchnell, namentlich wenn ſie irgend einen Schuß gegen den allgemeinen Feind, die hartnädigſte töttendite Gleichförmigkeit, verſprechen . Ein neuer
werden .
Antömmling iſt ein Geſchenk des Himinels, und fo würde denn Marianno
Diere Liebe war der allgemeine Gegenſtand der Unterhaltung in Goiaz , uns mehr alß ein Herz füllte fich mit Neid und Rache gegen den Fremden “ wie fie bösartigerweiſe Marianuo nannten - mehr
mit Entzücken einpfangen. Er war in wenig Tagen der innige Freund aller Fidalgos son Goiaz. Den Arbeiten ſeines väterlichen Hauſes fremd, vergingen wenige Wowen , wo er fich nicht Zerſtreuung in der Stadt fuchte , und endlich wurden ſeine Beſuche in Goiaz ſo häufig , daß er kaum noch von Zeit zu Zeit zurüdfehrte, die Hand feines alten Vaters
als ein Facon ſpißte fich in der Stille, und mehr als ein Stußen wurde ſchweigend geladen . O habt Geduld, ihr unerbittlichen Eiferſüchtigen,
zu küſſen , denn die Braſilianer füffen nie das Geſicht ihrer Eltern. Antonio war zu glüdlich, wenn er ihn wiederfah , um ſid über dieſe
verzehrt, fchwand Marianno von Tag zu Tag fichtlicher dahin. Innig geliebt von derjenigeit, die er vergötterte , nahe daran , ſich mit ihr durch die feſteſten Bande zu vereinen , fühlte er ſich als den unglüdlichſten
Bernachläſſigung zu beklagen , als aber doch eiuſt lange Zeit wieder vergangen war , ehe er in die Fazenda feines Baters fam , ſo ſagte
laßt eure Waffen ruhen , denn der Vertilgungsengel des Sertaon hat ficherer ſchon ſeine Flügel über ihn gebreitet, als eure Waffen ihn treffen können .
Ja , es war nur zu wahr .
Von einem unbekannten Leiden
der Menſden. Er kannte ſich ſelbſt nicht mehr , er , deſſen Leben ſonſt
Antonio liebreid) zu ihm : „Du wirſt ſehr ſelten bei mir , Marianno ;
jo rubig , ſo friedlich dahin gegangen war , ſchleppte jeßt nur mühſam
„ Ich bin verliebt , Vater .“ „Verliebt ? deſto beſſer, mein Freund , wenn du geliebt biſt, aber wie
geheimen Schreden erſchüttert, ſehnte er fich vergebens nach einem
1
du vernachläffigft mich , mein Sind."
ſollteſt du nicht ? Sie müßte ja blind und taub ſeyn , wenn ſie sich nicht liebte. Biſt du nicht der ſchönſte Cavalheiro in der ganzen
Provinz ? Gehe, mein Marianno, gebe zurück nach Goiaz." Antonio hatte fich nicht betrogen , Marianno ward geliebt , geliebt von dem ſchönſten Mädchen in Goiaz. Auguſta, die Tochter einer reichen Wittwe in der Stadt , hatte noch nicht volle 16 Jahre , und wurde ſeit zwei Jahren bereits als das ſchönſte Mädchen der Gegend genannt. Sie hatte die Fülle der braſilianiſchen Schönheit mit dem Glange des faukaſiſchen Blutes vereint , denn ihr Großvater väterlicher Seite war der Sohn
eines Deutſchen geweſen . Ihre großen blauen Augen mit den langen, ſchwarzen , ſeidenen Wimpern milderten , was ihre koblſchwarzen Haare und Augenbrauen an Härte gaben .
Die blendende Weiße ihrer Haut
ein unerträglidhes Daſeyn dahin.
lfiruhig im Geiſt, die Seele von
Augenblick der Ruhe. Oft überraſchte ihn Auguſta mit Thränen in den Augen , aber er ſchämte fidh ſeiner Schwachheit, und nannte die bitteru Zeugen ſeiner innern Zerrüttung Thränen der Liebe. Die Nacht
brachte für ihn feine kinderung , entweder verſtrich ſie in peinlicher Schlafloſigkeit, oder wenn ihr ein leichter Schlummer ſeinen wirklichen Leiden entriß , ſo wandelte ſie der Traum in neue Schredendgeſtalten
un , ſein Kopf brannte beim Erwachen, und ſein Blut (dien in Feuer aufgelöst ſich durch die Adern zu gießen. Er glaubte , die Aufregung, die ſeine Liebe in ihn gebracht, rey die Urſache dieſer Aufregung ſeines Gehirns , er wollte ſich durch die Fieberhite ſeines Herzens das Fieber erklären , das ſeinen Körper zerſtörte, und hoffte durch die ſtärkende
Gebirgsluft ſeine gerrätteten Nerven wieder herzuſtellen. Aber auch dieß war vergebliche Hoffnung. Seine Kräfte nahmen täglich mehr ab , die
hatte nichts von der nußbraunen Farbe angenommen , welche den Frauen dieſer Länder eigen iſt. Aber ihr Wude, ihre Hände und Füße gehörten
ernatteten Füße konnten faſt den fraftloſen Körper nicht mehr tragen,
ganz zu dem braſilianiſchen Stamm , d. h. zu den ſchönſten , die man
und feine wie von Geiſtermacht gebundenen Hände wurden täglich ſteifer
ſehen kann .
Alle Fidalgos des Ortes zeigten offen ihre Bewerbungen
um die ſchöne Noiva ( Heurathsfähige), aber feiner vor ihnen hatte noch ihr Herz gewonnen . Die Frauen in Goiaz gehen ſehr ſelten aus, die Kirche iſt faſt der einzige Ort , wo man ſie ſieht, und auch da nur wenig , denn fie tragen eine Art von Nonnenſchleier , der den Kopf umhüllt, und am Geſicht init einer Art Masfe ſchließt , ſo daß bloß Stirne und Augen ſichtbar bleiben .
und unempfindlicher.
Endlich fühlte er ſich eines Morgens nach mehrern
idweren Leidenstagen etwas erleichtert, und entſchloß fich nad Goiaz zu gehen . Traurig ſchickte er fidh an ſeinen Anzug zu ordnen , welchen er in der Fazenda feines Vaters gänzlich vernachläſſigt hatte. Aber wer
vermag då8 Entfeßen zu ſchildern , als ein Blick in den Spiegel ihm die Urſache ſeiner furchtbaren Leiden zeigte ? Seine ſonſt ſo reine Stirne
Deflen ungeachtet war Auguſtens
war yoll Fleden , ſeine Augenbrauen waren durch die äßende Kraft einer
Plaß in der Kirche immer lange ſchon vor Beginn der Meſſe von einem
ungewöhnlichen Abſonderung zerſtört, perlenförmige , faſt unmerkliche
Schwarm von Anbetern umgeben . Marianno, der nichts zu thun hatte, lief wie die andern Sonntags in den Kirchen umher, fav , verliebte fich bald in das ſchöne Märchen, und als er mehrere Sonntage hindurch ihr
die Augenwinkel und den ganzen obern Theil ſeines Geſicts. Es blieb kein Zweifel , der Fluch des Sertaon , der ſcheußliche Ausſaß, hatte nach
mit den Augen ihre Liebe geſtanden hatte , ſeien ſie ihn verſtanden zu haben , denn durd, eine leichte Bewegung den Vorſtoß ihres Schleiers wegſchiebend, zeigte ſie ihm den ſchönſten Mund im lieblidyſten Lädheln.
einmal zum Selbſtmord fühlte der Unglüdliche mehr Kraft genug in ſich das Leiden , das ſeine Lebenskraft zerſtörte, hatte auch ſeine
Marianno beeilte ſich, dieſes freundliche Geſtändniß zu benußen , und !
hielt bei ihrer Mutter um die Erlaubniß an, ſich ihrer Tochter nähern zu dürfen . In Braſilien ſind die Werbungen nicht mit einer Menge lächerlicher Formen verknüpft, wie in unſern gebildeten Ländern. Auguſtente Mutter ſagte : das iſt die Sache meiner Tochter, wenn Sie ihr gefallen, mein Freund, ſo gefallen Sie mir auch. Auguſta wurde gerufen, und
erklärte erröthend , daß fie fich gern Marianno': Bewerbungen gefallen laſje.
Antonio Machado fam birls ſelbſt, um für ſeinen Sohn uin
Schuppen mit leichtem Roth begränzt umzogen die Augenbrauenbogen,
ciuem neuen Opfer gegriffen .
Er war in Verzweiflung , dod nicht
Geiſtesfraft gebrochen. Er verſchloß ſich in ſein Zimmer, und nur ſein Bater , der des Troſtes ſelbſt ſo bedürftig war, durfte ſich ihm mandi mal tröſtend mahen. Jede Hoffnung, jede Ausſicht war für ihn ver nichtet , und er rief nach dem Tode als ſeinem einzigen Retter. So vergingen vierzehn Tage ; endlid ſchien ſich ein plößlicher Gedanke ſeiner bemeiſtert zu haben. Er ſchrieb zwei lange Briefe , rief eine alte Negerin, die ihn geſäugt hatte , gab ihr beide Briefe, ſprach noch leiſe Einiges imit ihr , und erwartete dann ruhig und gefaßt die Nacht. ( Fortſetung folgt.)
Münden , in der literariſch - Artiſtiſihen Anſtalt der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann.
Nr. 231.
A u sland.
Das Ein
Tagblatt für
!
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
1841
19 Auguſt 1841 .
Ueber die Bevölkerung von China. Þauthier hat neuerdings ſtatiſtiſche Documente über das chineſiſche Reich" aus dem Chineſiſchen überſeßt, und die Be: võlferung iſt darin auf 361,693,179 Seelen angegeben. Man wird uns die ungeraden Seelen wohl erlaſſen, und wir ſeßen
ſeyn. Das Reich beruht weſentlich auf dem Aderbau, und die Bevölkerung ammelte ſich am Ufer der großen Flüſſe; dieſe Flüſſe aber erforderten eine Menge Arbeiten zur Regulirung,
und dieſe Arbeiten machten einen großen Theil der an den Staat zu leiſtenden Steuer aus ; von der regelmäßigen Unter: haltung der Dämme und Canäle hing , faſt wie im alten Ae:
deßhalb im udgemeinen die Summe von 360 Mill. Wenngopten, weſentlich der Flor des Landes ab , und hier wie dort man erwägt, daß Balbi in ſeinem Werke nur 170 Mill. an:
finden wir auch in den älteren Zeiten das Oberhaupt der Na
gibt, ſo muß man über den Unterſchied billig erſtaunen. Die
tion als geſeblichen Eigenthümer des Landes. Doch über dieſe
Angabe des Flächenraums von China, wie ſie aus den Werfen der Jeſuitenmiſſionäre entnommen iſt, ſchlägt die Ausdehnung
Bodentheilung ſpäter ; jeßt haben wir es nur mit der Bevöl ferung zu thun , und namentlich mit den auf den erſten an: blid ganz unbegreiflichen Sprüngen , welche dieſelbe zu ma: chen ſcheint.
des eigentlichen China auf 333 Millionen Hektaren an, und auf dieſen fann allerdings die angegebene Bevölkerung recht
wohl leben. Zudem beweist die jeßt ſchon ſeit längerer Zeit
Unter den Han ſind in den erſten anderthalb Jahrhunder:
andauernde Auswanderung aus China ſowohl nach den Inſeln des indiſchen Archipels, als nach Weſten , nämlich über Yünnan
ten unſrer Zeitrechnung zehn Zählungen aufgeführt : die erſte
vom F. 2 nach Chr. gibt etwas über 12 Mil. Familien , die
nach Tonkin und Cochinchina, daß eine Art von Uebervölke: rung allerdings ſtatt findet, und die obige Angabe von 360 Mil. eben nicht außerordentlich übertrieben ſeyn dürfte. Indeß
zweite vom J. 57 nur etwas über 4, dann ſteigt ſie bis zum I. 105 n. Chr. regelmäßig bis auf etwas über 9 Mil. Fami:
laſſen ſich allerdings einige Einwürfe machen , und die Art, wie
res 155 gibt auf einmal 16 Mill. Familien . Die Geſchicht: ſchreiber erflaren dieſe Sprünge durchaus auf feine genügende Art ; wäre es wahr, daß Erdbeben ſo ungeheure Menſchenver:
man in China die Bevölkerung berechnet, oder vielmehr, wie die Europäer dieſelbe nach chineſiſchen Angaben berechnet haben, iſt ſo ſonderbar , daß die Sache wohl einer kleinen Er:
luſte angerichtet hätten , ſo müßte man annehmen, daß durch
wähnung werth iſt.
dieſelben die großen Ströme ausgetreten feyen, und die Mehr:
Ed. Biot hat in dem „Journal aſiatique, " Jahrgang 1836 und 1838 , die Nachrichten aus mehreren chineſiſchen Autoren zuſammengeſtellt und Schlüſſe daraus gezogen , die auf den inneren Zuſtand des chineſiſchen Reichs in den verſchiedenen Epochen großes Licht werfen . Die früheren Bevölkerungsberech-
zahl der Bewohner ertränkt bätten. Wie dem auch ſeyn mag, in ſpätern Zeiten finden ſich nicht minder ſtarke Sprünge. Unter den Song (von 976 bis in die Mitte des 13ten Jahr: hunderts) finden 16 Zahlungen ſtatt; die erſte (976 ) gibt drei, die zweite ( 997 ) gibt vier , die dritte ( 1021) 8 %, Millionen
nungen beruhen weſentlich auf den alten Steuerliſten , auf Familien ; von nun an fteigt die Zahl ziemlich reglemäßig bis welchen aber natürlich nur die ſteuerbaren Familien, und von dieſen wieder nur die Perſonen zwiſchen 3 oder 5 und 60 Jah: ren eingezeichnet ſind. Hier fielen alſo nicht bloß alle diejeni:
auf 20 Mill. im Jahre 1102, während das Jahr 1161 nur 11 Mill. gibt. Der Grund der legten Abnahme iſt leicht zu er, flären , denn die Song verloren im Jahre 1125 alles Land
gen Familien weg , deren Häupter zum Staatsdienſt gehörten,
nördlich von Hoangho, und damit etwa den dritten Theil des
ſondern auch diejenigen , welche in einer Att pon Leibeigen : Tchaftsverhältniß waren . Wir müſſen dieſen legten Ausdrud
Landes und faſt die Hälfte der Bevölkerung. Was nun die an: fänglichen Sprünge betrifft, ſo iſt die Erklärung ſehr lehrreich für den innern Zuſtand. Im Laufe der vorhergegangenen Bürgertriege hatte fich ein Verhältniß gebildet, ungefähr wie
gebrauchen, denn die Hausſklaverei ſcheint in China , obwohl fie noch jeßt geſeßlich beſteht , nie fehr ausgedehnt geweſen zu
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in der ſpätern Zeit Karls des Großen. Die geringern Grundeigenthümer waren nicht mehr im Stande, die Abgaben und
Lande wohnenden Mandau , D. h. die ſogenannten acht Fah:
nen, noch nicht einmal begriffen regn ſollen , weſentlich modifi:
Perſonaldienſte zu leiſten , die man von ihnen forderte, und ſo
cirt werden. Dieß erflärt wohl zum Theil die ungeheure Ver:
begaben ſie ſich in eine Art Baſallenſchaft. Mart theilte das mals die Familien in Irau und ste ; die Tichu waren die
ſchiedenheit zwiſchen den 170 Mil. Balbi's und den 1360 Mill. Pauthiers. Wir wagen nicht, zwiſchen dieſen beiden Anſichten
Grundeigenthümer und die ste bauten für ſie, wie es ſcheint
einen Ausſpruch zu thun , um ſo weniger, als auch die Mera fungen , welche unter den verſchiedenen Dynaſtien hinſichtlich der angebauten Ländereien vorgenommen wurden , kein ſicheres
gegen den halben Ertrag, das Feld. Dieſer Stand der Dinge konnte den Kaiſern nicht genehm Ten, denn einerſeits vermin-
derte er die Zahl der perſönlich Dienſtpflichtigen, andrerſeits
Reſultat gaben, indem die Größe der angenommenen Maaße,
ſtieg dadurch die Macht und der Einfluß einzelner Familien . Das Beſtreben der Sung ging deßhalb dahin, das im Laufe der Bürgerkriege entſtandene Vafallenverhältniß wieder aufzuheben, und die Zahl der direct ſteuerpflichtigen Familien zu vermehren.
King und Meu , wechſelt , und man über ihren jedesma: ligen Werth noch feineswegs einig iſt. Da indeß die Mei: nung, daß die Bevölkerung China's zwiſchen 360 und 400 Mil.
Es find mehrere hierauf bezügliche Edicte befannt aus den
Schluß eine Bemerfung aus Biots Memoiren an , die wohl
Jahren 970, 971, 996 ; wenn nun von 976 bis 1021 die Zahl
einen Zweifel dagegen zu erwecken geeignet iſt. Im J. 1745 gaben die Steuerrollen eine Bevölkerung von 142 Millionen an , die Berechnung nach dem damals angebauten
der ſteuerbaren Familien von 3 Mil. auf 842 ſtieg, ſo zeugt
dieß von der großen Ausdehnung, welche das Uebel im Laufe der
.
betrage , ſo ziemlich die herrſchende iſt, ſo fügen wir zum .
Dieſe Veränderung in den
Umfang der Ländereien ſteigt aber auf 223 Min. Es iſt kaum
Steuerregiſtern gleicht einigermaßen , namentlid was die Wir: kung betrifft, den theils gelungenen, theils mißlungenen Ver: ſuchen europäiſcher Fürſten, die vom Adel in Beſig genommenen
glaublich, daß in einer ſo ruhigen Zeit, wie das ganze vorige Jahrhundert für China war, der Unterſchied zwiſchen den regi
Domänen wieder der Krone zu vindiciren.
ſollte. Indeß iſt dieß die leßte auf officielle Angabe geſtüßte
unruhigen Zeiten erhalten hatte.
ſtrirten und nicht regiſtrirten Familien ſo groß geweſen ſeyn
Der Unterſchied der ſteuerbaren Familien von der Ge:
Berechnung, und Biot bemerkt ſodann : „Ich bedauere, feine
ſammtbevölkerung war demnach oft ſehr bedeutend , und dieſe Steuerrollen geben ſomit einen ſehr unſichern Anhalt für die
neuere Kataſtrirung der Ländereien auffinden zu können ; fie würde als nüßliche Controle dienen , um herauszufinden , ob die durch die neueſten aus Canton erhaltenen Documente an
Berechnung der leßtern ; wir haben aber geſehen , wie die nicht auf den Steuerregiſtern ſtehenden Familien einmal die Hälfte der Geſammtzahl betrugen, und einzelne Umſtände machen
es wahrſcheinlich, daß ihre Zahl ſelbſt in ziemlich ruhigen Zeiten etwa ein Viertheil betrug. Dieſe Zahl wird um ſo weniger übertrieben ſcheinen , wenn man in Betracht zieht , melche Fa: milien, dem Pater Gaubil zufolge , ' nicht auf die Steuerliſten kamen, nämlich 1) diejenigen , welche als Leibeigene den Prin: zen von Geblüt oder vornehmen Beamten zugetheilt waren ;
gegebene unermeßliche Bevölkerung von 360 Mill. wirklich vor: handen iſt. China hat, wie oben angegeben, einen Flächenraum von 333 Mill. Hectaren . Rechnet man drei Viertel Hectar
angebauten Landes zum Unterhalte eines Individuums, ſo er: hält man 270 Mill. Hectaren angebauten Landes ; fonach wå : ren drei Viertheile des geſammten Bodens von China an: gebaut, was eine ſehr ſtarfe Annahme iſt.“
2 ) die Familien im Dienſte der Bonzenflöſter ; 3) diejenigen,
welche in den Bergwerken ; namentlich den Salzbergwerken,
Sowizrzal und Twardowski.
arbeiteten, oder die Güter des Kaiſers bebauten ; 4) die Faini: lien im Dienſte der Verwaltungsbehörden . Schon dieſe muß: ten zuſammen feine kleine Zahl ausmachen , und es erhebt ſich
( Fortſeßung . )
nun die Frage : ſind dieſe auch in den neuern Berechnungen
mitgezählt oder nicht ? Wir haben oben Pauthiers Zahl an: gegeben ; bei der ſcheinbaren Genauigkeit derſelben muß man annehmen, daß ſie auf officiellen Berechnungen fuße, und wenn
die oben bezeichneten Slaſſen nicht auf dieſen Liſten ſtehen, ſo
Dieſe Erzählungen beweiſen , daß das polniſche Volf all: mählich ſich an den religiðs -phantaſtiſchen Sagen ( Ktlechben ) über die Peſtiungfrau, die Wahrwölfe u. dgl. langweilte , ein
neues Element ſuchte, und dieß in den entſtellten Mährchen des Orients fand , welche die Griechen ſo ſchön umzugeſtalten verſtanden, und mit dem myſtiſchen Namen Aeſops ausſchmück:
ſteigt die Bevölkerung allerdings auf 400Mill ., wie von mehreren
ten. Da die römiſche Literatur den geiſtigen Bedürfniſſen ei:
Seiten auch in neuerer Zeit angenommen worden iſt. Gaubil
nes muntern, noch nicht nach der Art der weſtlichen Siviliſation gebildeten Volfes nicht entſprady, fo veranlaßte die Neigung zu artigen und nüßlichen Unterhaltungen, welche jedem edlern Ge müth angeboren iſt, die höhere Claſſe des Volfs fich mit den hiſtoriſchen Sagen zu beſchäftigen ; das gemeine Volk aber wie: derholte die poſſierlichen, wenn auch rohen Farcen, ſchuf immer aus der einen die andere , und ergößte rich an dieſen . So entſtand Sowizrzal , und diente zur eigentlichen Grundlage der damaligen Volfsromanze. Er begründet die zweite Epoche der
nimmt in einer ſeiner Berechnungen an , daß die Zahl der wirklich vorhandenen Familien dreifach größer fer , als die,
welche auf den Steuerliſten ſtehen, und ſtüßt ſich dabei auf die Annahmen der chineſiſchen Beamten.
Dieß iſt augenſcheinlich
übertrieben ; indeß iſt Gaubil ein zu guter Gewährsmann, um dieſe Annahme geradezu aus der Luft gegriffen zu haben. Ha: ben ähnliche Annahmen auch bei den neuern Berechnungen
vorgewaltet, ſo muß die Zahl von 360 Mill., in welcher die im
923
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polniſchen Volfsſagen , und iſt der Schöpfer der neuen , aus dem alten Boden entſproſſenen Erzählungen von Twardowski,
Darum likt er nach dem Glauben der Bergwerksarbeiter noch jekt verborgen in den Salzgruben von Bochnia und Wieliczka,
welche meiner Anſicht nach den dritten Kreis der einheimiſchen Sagen ausmachen. Vergeblich würden wir fragen , woher entſprang dieſer phantaſtiſche Menſch, woher ſein Name, und wo iſt er geboren ?
ten aller im polniſchen Lande verbreiteten Metallſchake. Hier ließ er keine alten Weiber zu, denn obwohl auch dieſe Zaube: rinnen waren, und er ſelbſt ein Zauberer, ſo hatte er doch
Twardowski entſtand wahrſcheinlich auf dieſelbe Art wie So: wizrzal ſelbſt , indem er von ſeinem Vorgänger die Erbſchaft
auf gemeine Weiſe mit Hülfe von Sträutern, er aber als ge
1
des geiſtigen Vermögens übernahm , und gleich ihm ein Lieb: 1
ling der großen Herren und des gemeinen Volkes wurde. Er lebre vor dem Jahre 1548 , und konnte ſomit nicht, wie man behauptet hat, dem König Siginund Auguſt Varbara's Schat: ten zeigen, oder wenn irgend ein Twardowski dieſen Schatten feben ließ, ſo war dieß ein Namensgenoſſe, aber nicht der be: rühmte Zauberer ſelbſt, welcher zu einer Zeit lebte , wo die ſchwarze Kunſt auf der frafau'ſchen Schule offen gelehrt wurde,
und fcheint in Verbindung zu ſtehen mit Sfarbnik, dem Regen :
durchaus feinen Verkehr mit ihnen.
Sie trieben die Zauberei
lehrter Dptifer machte feine Zauberkünſte mit dem Spiegel in
der Hand.
Doch konnte er ſich nicht enthalten , ſeiner Frau
einen Streich zu ſpielen : er feßte ſich in eine Chaiſe, fuhr auf den Strafauer Markt, und befahl ſeinem Diener , die Töpfe zu
zerſchlagen, welche ſie verkaufte. Da ſein Vorfahr einen Kulas (Hinkenden) zum Vater hatte, ſo fonnte auch Twardowski dem Schiqſal nicht entgehen, er wurde flumpfüßig, indem der Teufel ihm einen Schaden am Fuß beibrachte. Er hatte dem Satan ver: ſprochen, daß er ihn in Rom endlich abholen dürfe, gedachte aber in ſeinem Geiſte denſelben zu betrügen , denn er liebte es nicht, mit dem Winde zu jagen nach Deutſchland und Italien, wie der windige Sowizrzal, ſondern hütete den väterlichen Herd,
wie dieß die bekannten zwei Hofleute des alten Königs, d. 1. Sigmund des Erſten , umſtändlich berichtet haben. Einer der: ſelben hat uns in dieſer Beziehung eine wichtige Nachricht mitgetheilt, indem er erwähnt , daß zu der Zeit, wovon hier die Rede iſt, noch einer oder der andere Schüler des berühm : und war ein Haushođer nach der Sitte eines kleinen polniſchen ten Schwarzkünſtlers lebte , und von dieſer Stunſt ſo viel ver: Schlachtigen. Er feßte deßhalb nie den Fuß über die Gränge ſtand, wie der Meiſter ſelbſt. Wenn dieß gegründet iſt, ſo und ſtreifte auch nicht weit in Polen umher. Auf der einen zeigt ſich die wiederholt geäußerte Anſicht, daß Witelio und Seite von Krakau wanderte er nur bis an die Bergwerke von Twardowsfi Eine Perſon repen , als völlig ungegründet, denn Witelio muß der Dedication ſeines Werkes zufolge im 13ten
Jahrhundert gelebt haben, und Twardowski, der im 15ten Jahr: hunderte die Schwarzkunſt lehrte, kann nicht mit ihm verwech felt werden .
Twardowski trug , als der wiedergeborne Sowizrzal, den Stempel des ausgebildeten Charlatanismus , und nach den Mährchen zu ſchließen , die das Volf von ihm erzählte , und noch heutigen Tages erzählt , ſtieg ſein Ruhm fortwährend im
Laufe der Zeit ; er lebt im Gedächtniß des Volks, unſterblich) gemacht durch die von ihm aufbewährten Sagen, und verherr: licht durch die Werke polniſcher Schriftſteller. Anſtändiger als ſein unfläthiger Vorgänger wurde er nie zum gemeinen Bauer, Tondern zeigte ſich vielmehr in jeder Beziehung als ein Mann von Stande, als Edelmann, dem ſein Ehrenwort über alles geht. Er verwarf das Wappen ſeines Vorgängers, die Eule, denn er war
kein Narr, aber er behielt den Spiegel, der ihm zu demſelben Zwede dienen ſollte , wie die Zauberlampe den orientaliſchen
Zauberern. Er war kein Poiſenreißer, ſondern ein Gelehrter
und ein angeſehener Mann, und rühmte ſich nicht wie Sowi:
Difuſz , an der andern Seite nur bis zum San , doch wohnte er eine Zeitlang bei den Ruſinen und Litthauern am Dniepr, am Bug und der Wilija ; indeß war er dort nur durch ſeinen hohen Wuchs befannt, denn der gemeine Nuſine, welcher jen : ſeits des San wohnt, weiß Tchon nichts mehr von Twardowski.
Als es aber mit der Zeit dem Teufel gelang, den polniſchen Zauberer nach Rom zu bringen , und ihn durch die Luft zu entführen , gelangte die Kunde von dem furchtbaren Ereigniß bis zum Dniepr, denn dort in der Nähe von Pultawa ſingt das Vole Lieder von Twardowski. Dort liegt das Städtchen Lubno, und in der Nähe eine Schenfe, welche Rom heißt ; von dort rollten nach der Localſage die Teufel den Twardowski fortgeriſſen haben. Die Volksſage der Ruſínen von den Käm: pfen ihrer alten Helden mit Zauberern, follen ſich auf die Zeit Twardowski’s zurückführen laſſen . Einen Veleg hiezu liefert die Sage von dem Kampfe Aloſch Popowitſchs mit dem Zaube: rer Tugarin , deſſen Namen nachher in Twardowski umgewan : belt wurde.
Die Schloßbibliothek zu Wilna, welche König Sigmund Auguſt den Jeſuiten ſchenkte, beſaß eine Handſchrift des berühmten Schwarzkünſtlers, was wohl beweist, daß man auch am Bug und der Wilija Twardowski kannte. Er wurde alt und wieder jung,
zrzal vor den Schulmeiſtern ſeiner Wiſſenſchaft, ſondern ver : ſtand es, den Kenntniſſen , die er beſaß, eine praktiſche Richtung zu geben. Er ſchrieb Verſe, denn ſonſt hätte ihn das polniſche er ſtarb und ſtand wieder von den Todten auf . Klüglich be: Volf, das einen wunderlichen Geſchmack an Poeſie oder viel- fahl er, daß man ſein Grab mit nichts Schwerem bedecken, ſon : mehr an Verſen hatte, nicht als Gelehrten anerkannt. Nach dern nur leicht mit Erde zuwerfen rolle. Er gab gleichſam ſter: der Meinung des Dolls roll er ungeheure Bücher geſchrieben bend zu verſtehen , daß, wenn er wieder zum Leben zurücfebre,
haben, die durch Zauberkunſt von einem Orte zum andern wan: delten, wie jene Bibel im Hauſe der ſchottiſchen Avenels. Er eröffnete eine Sdịule in der Nähe von Krafau, an einem Ort,
wo er in den Adern des feſten Geſteins koſtbare Metalle ſuchte.
er ſich nicht wieder zur Schwarzkunſt wenden werde ; deßhalb deđten diejenigen , welche ihn begruben, ſein Grab nur leicht
mit Erde. Sowizrzal dagegen ſtand nicht mehr auf, als er ins Grab gelegt worden, denn die von ihm handelnde Schrift beſagt,
924 ſeine Erben hätten, verdrüblich darüber, daß ſie in der Truhe
ich es ſagen ? Die Spigen ſeiner Finger hatten ganz ihre Form ver
ſtatt Gold Steine gefunden, ſein Grab mit eben dieſen Stei: nen bedeđt. So viel im Allgemeinen von Twardowski. Wir
loren , die Oberhaut derſelben ſich abgelöst , wie man es oft an den
tommen nun zu dem Urſprung der Sagen, die über ihn im Umlauf waren, und wollen nachweiſen, was wirklich Nationales
Waſſer gelegen hatten , die wenigen Nägel, die noch zu ſehen , waren zuſammengezogen und ſchienen kaum noch am Fleiſch zu halten. Heftig bewegt durch dieſen Anblic, und voll Theilnahme für den Unglüdlichen, verſuchte ich ihn zu tröſten. „O mein Freund ,“ ſagte er , mich ſchnell unterbrechend , „nur keinen Troſt, das iſt unnöthig. Mein Entſchluß iſt gefaßt , in wenig Tagen muß ich geheilt oder todt ſeyn. Das Ein zige , um was ich Sie bitte, iſt, mir einen Zufluchtsort für heute Nacht
daran iſt, und zugleich, was ſich die Polen in verſchiedenen Zeiten für eine Vorſtellung von dieſem Schwarzkünſtler machten. ( Fortſegung folgt. )
Leichen fieht, die in der Morgue ausgeſtellt ſind , wenn ſie lange im
.
.
Der Ausſäßige in Braſilien.
zu gewähren , und mich morgen zu Dr, Santos zu begleiten.
( Fortſepung.)
Dort
Im Auguſt des Jahres 1838 faß ich an einem ſchönen Abend an
follen Sie mein Vorhaben erfahren. Aber jegt laſſen Sie und verſuchen,
dem Fenſter der kleinen Caſa , welche ich auf dem Gipfel der Straße Gloria
von andern Dingen zu reden , das wird mir wohl thun." Ich bot ihm das wenige an , was ich da hatte , aber er genoß nichts ; dann forderte ich ihn auf , fich zur Ruhe zu legen, die er gewiß nach ſo langer Reiſe nöthig habe. „Kann ich denn ruhen ?“ ſagte er heftig. „Wenn die
bewohnte , erfriſdite mich an dem prachtvollen Anblic einer mondhellen Nacht in tropiſchen Ländern, und überließ mich meinen Gedanken an die
ferne Heimath und die fernen Lieben.
Plößlich wurde ich durch das
Erſcheinen zweier Männer in meinem Zimmer aus meinen Träumereien
emporgeriſſen ; troß dem Halbdunkel glaubte ich einen Weißen in Bez gleitung eines afrikaniſchen Sklaven zu erkennen. Wer da ? rief ich überraſcht. „Guten Abend ,“ ſagte der weiße Mann mit einem ſo felt ſamen Ton der Stimme , daß ich unwillkürlich davor chauderte. „Sie
körperlichen leiden einen Augenblic müde find mich zu quälen, dann fühle ich nur die geiſtigen doppelt , die nie ermüden , nie ihre Schärfe ver lieren.
Nein , ich habe die Gewohnheit der Ruhe verloren ; wenn ich
ſchlafe, ſo iſt es einen Augenblic bei Tag , bei der Nacht ſchlafe ich nie , die Nacht gehört mein , das iſt der Tag , das Leben der armen
erkennen mich nicht ? Ad , das wundert mich nicht,“ ſprach dieſelbe
Eule , die das ſchöne Licht der Sonne fliehen muß.
rauhe hohle Stimme weiter
es war ein Ton , alé dränge er aus einem Grabgewölbe hervor. Ich beeilte mich meine lampe anzuzünden ,
eine Freude machen wollen, ſo löſchen Sie Ihre Lampe aus, zum Neden
und als ich bei ihren erſten Strahlen meine Blide auf den Mann warf,
brauchen wir kein Licht, und mir iſt wohler, wenn Sie mich nicht ſehen fönnen .“ Jd that , wie er verlangte , und wir ſepten uns wieder an
Wenn Sie mir
.
Seine
das Fenſter , das ich bei ſeinem Eintritt verlaſſen hatte, er ſchob ſeinen
Stirne, ekelhaft runzelig und aufgeſchwollen, hing in dicken Falten über
Stuhl weit von den meinigen weg ; ich fragte ihn warum ? „Id reße mich fo fern ," ſagte er , „nicht weil ich fürchte, daß meine Krankheit anſtedend iſt, ich weiß gewiß , ſie iſt es nicht, aber weit das Uebel, welches meinen Hals zernagt , meinen Athein unerträglich gemacht hat.
welcher por mir ſtand , bebte ich entſegt einen Schritt zurück.
die Augen hernieder , welche ſaffrangelb , rund , hervorgetrieben waren , wie die eines wilden Thieres , ſeine Naſe war plattgedrüdt, die Naſen-
flügel quer durdſlißt, die Lippen hoch aufgelaufen ; das ganze Geſicht mit ekelhaften Bläschen bededt , hatte eher Vehnlichkeit mit dem Kopfe eines Löwen, als mit dem Antlik eines Menſchen. Er hatte mein Ents feßen bemerkt, ſuchte feine Stimme ro fanft als möglich zu machen und jagte : „So bin ich denn recht unkenntlid), recht abſcheulich ?" E& lag in dem Blide , den der Mann auf mich warf, ſo viel Schmerz, ſo viel
Angſt, fo tiefer Jammer , daß ich meinen Abſcheu überwandt und mich ihm näherte. „ Sollte ich Sie wirklich ſchon geſehen haben ?" fragte ich
ihn bewegt. „Sie fragen mich noch ? Es iſt ſo lange nicht, daß wir und ſahen , heute iſt cost ein Jahr , den 19 Auguſt des vergangenen Jahres war es , als ein Bewohuer der Sertaong pon Goias Sie mit ſeinem Sohn in dieſe wilden Gegenden führen wollte; der brave Sertanejo hieß Antonio Machado , mein armer Vater, der vor Jammer ſtirbt, während mich ein furchtbares Uebel zerſtört mich den Verfluchten von Gott , den Verabſcheuten von den Menſchen mich , deſſen Seele fich 1
1
.
Dieſelbe Urſache hat auch meine Stimme ſo entſtellt, wie Sie wohl So durchbrachten wir die Nacht im Geſpräche , er bemerkt haben .“
erzählte mir alles , was dieſes Jahr ihm gebracht hatte , feine frohen Tage , ſeine Liebe, ſeinen Schmerz. Den andern Morgen um 4 Uhr ſtiegen Marianno , fein Neger und ich die Straße la Gloria hinab, und gingen ſchweigend gegen die Straße Valonga , wo Dr. Santos wohnte.
( Fortſeßung folgt.)
Miscellen. Vervolltom in n ung der N u nkelr übenz u de r fabrication. Fr. Barbau, Runkelrübenzuderfabricant zu Lambres in der Nähe von Aire , hat ein Verfahren und einen Apparat erfunden, .
der in dieſer bedeutenden Induſtrie eine völlige Revolution zu Stande bringen muß. Dieſe Entdeung, auf welche Hr. Barbau ein Patent zu nehmen im Begriff iſt , geht dabin , eine alsbaldige Scryſtalliſation ohne Erzeugung von Melaſſe und zwar mit einer bedeutenden Er ſparung von Zeit und Brennmaterial zu erhalten ; alle bisherigen Ge räthe zur Kryſtalliſirung des Zuders würden mit Einemmal überflüffig. .
einen Augenblic an den Freuden des Himmeld weiden durfte, um den ausſàpig - weil Fluch der Hölle fchärfer zu einpfinden, - idi bin d . h. ein Weſen , das ich das Wort denn nennen muß – ausjäßig aber fein Leben inehr hat , denn es darf fidh bewegt , denft , fühlt an feinem Herzen mehr ruben ausjäßig ein Weſen niedriger als ein Thier nur zum Abſcheu zum Efel auf der Welt. Die Verzweiflung Marianno'& hatte mich im Junerſten erſchüttert,
ich vergaß den Kranken , fab nur mehr den Unglüdlichen , und näherte mich ihm , um feine Hand zu faffen. Danke! danke !" fagte er, indem er mir fie raſch entzog. „ Ihre Theilnahme thut mir wohl.“ Ad ! ſoll
(Echo du Monde Savant vom 7 Auguſt.) Mechaniſche Fl a dhe ſpinnerei in Frankreich. In der Société d'émulation von Rouen las Ķr. Breſſon eine hiſtoriſche
Abhandlung über dieſen Induſtriezweig . deffen Erfindung er Hrn. Girard, gegenwärtigem Bergwertsaufſeher in Polen , vindicirt , und nachweißt, wie dieſelbe nach England übergeführt wurde. Gegenwärtig finden ſich in Frankreich 11 mechaniſde Spinnereien , von denen freilid pie größte nur 5000, die Fleinſte aber nur 4 bis 500 Spindeln hat.
München , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 1. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
(ibid .)
Nr. 232 .
Das
其 AA usl a n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 20 Auguft 1841 .
Auftraliſche Colonien. Neuſüdwale8 .
zur Laſt gelegt, und dieſe genöthigt hätte, zur Beſtreitung dieſer Laſten das durch den Landverkauf gelöste Geld, das zur Ueber: führung freier Arbeiter verwendet werden ſollte, aufzubrauchen .
Frage , wie das Bedürfniß an Arbeitern gedeđt werden ſoll.
Wie dieſer Streit gelöst werden ſoll, geht uns hier uicht an, und wir bemerken bloß, daß die Koſten der Juſtiz und Polizei
Die Regierung hat befanntlich dem Transportationsſyſtem nach
ſehr verſchwenderiſch zu ſeyn ſcheinen , und daß man alſo wohl
derſelben ein Ende gemacht, und die Zuweiſung von Verbre: chern als gezwungene Arbeiter an die großen Güterbeſiker ſoll gleichfalls bald aufhören . Daß die ſtarfe Verbrecherbevölkerung eine ſehr ſchlimme Sache für die Colonie iſt, ſeit ihrer Er: richtung wurden 80,000 Verbrecher hingeſandt – läugnet Nie:
wahrſcheinlich damit beginnen wird, dieſe Anſtalten, die durch
Noch immer handelt es ſich in dieſer Colonie um die
1
eine Nachläſſigkeit der Colonialregierung ſo hoch geſtiegen ſind, zu vermindern.
Der Vorſchlag, die nöthigen Geldmittel durch
eine directe Steuer aufzubringen , fand Hinderniſſe, indem der
theilt ſind. Die, welche mehr das Mutterland berücfichtigen ,
Colonialrath erklärte, ohne eine Repräſentativverfaſſung wage er nicht, das Land in dieſer Art – bisher gelchieht es nur auf indirecte Weiſe zu beſteuern . Eine Repräſentativver:
meinen , die Ausgaben im Mutterlande für die Verbrecher
verfaſſung iſt aber bei dem jeßigen Geſellſchaftszuſtand noch ſo
ſeyen unmäßig groß , und in den Colonien fänden ſie nicht
ziemlich ein Unding , und die Steuern beizutreiben , möchte
bloß Arbeit und Unterhalt, ſondern auch , wie die Erfahrung
nahezu an Uninöglichkeit gränzen.
mand, obwohl über den Grad des Uebels die Meinungen ge-
zeige, die Ausſicht, ſobald ſie frei würden, etwas zu erwerben, und nüßliche Mitglieder der Geſellſchaft zu werden. Dieſen Streitpunkt zu entſcheiden , über den ſo viele befugte Stimmen in England nicht eins ſind, kann uns freilich nicht beikommen , und wir erlauben uns bloß die Bemerkung, daß wohl eine der ſchlimmſten Seiten des Transportatiousſyſtems in der furcht: baren Ungleichheit der Geſchlechter liegt. Am 1 Januar 1838 beſtand die Bevölferung von Neuſüdwales aus 77,096 Perſo : nen. Darunter waren freie männliche Einwohner 30,285, männliche Verbrecher 25,254, weibliche freie Einwohner 18,980, weibliche Verbrecher 2577. Eine ſolche Ungleichheit kann nicht
ohne ſehr ſchlimme Folgen bleiben , und wenn auch die Bevölkerung ſeit dieſer Zeit ſchon bedeutend geſtiegen iſt, man
Dieſe Streitigkeiten geboren indeß zu den mannichfaltigen Nachtheilen , mit denen neue Solonien immer zu kämpfen haben ; ſie ſind ihrer Natur nach vorübergehend und werden
durch den ſteigenden Flor nach und nach von ſelbſt ausgeglichen . Dieſer Flor iſt unläugbar, er zeigt ſich nicht bloß in der zu:
nehmenden Bevölkerung
deren überraſches Steigen in den
Teßten Jahren ſich jedoch beiläufiggeſagt nicht leicht erflären läßt, ſondern auch in der Ein- und Ausfuhr ; die erſtere betrug im I. 1826 nur 310,000 Pf., im I. 1839 faſt zwei Millionen ; die Ausfuhr im J. 1826 106,000, im J. 1839 faſt eine Million. *)
Daß unter der erſtern engliſche Manufacturwaaren etwa die Hälfte, unter den legtern Wolle und Wallfiſchthran faſt das Ganze ausmachen , iſt bekannt, und wir brauchen auf dieſe Ein
ſchlug ſie im Jahre 1839 auf 114,000 , im Jahre 1840 auf | Gelnheiten hier nicht weiter einzugehen. 130,000 an To iſt doch das Verhältniß zwiſchen Männern Die Wollausfuhc circa 100,000 Etr. im J. 1839 iſt und Weibern ſchwerlich ſehr gebeſſert worden , und eine fort- für Auſtralien bezeichnend; es kommen davon auf Neuſüdwales, dauernde Transportation kann es nur verſchlimmern. allein 65,000 Str., und die Wollproduction und Schafzucht ſteigt Man würde ſich indeß über das Aufhören der Transpor: fortwährend, wie überhaupt die Viehzucht gänzlich das Ueber: tation, d. 1). über die mangelnde Zufuhr gezwungener Arbeiter *) Der große Ueberſchuß der Einfuhr über die Auffuhr erklärt ſich
in der Colonie weniger beklagt haben, wenn nicht die Regie: rung des Mutterlandes zugleich einen ſehr großen Theil der durch die Verbrecherbevölkerung veranlaßten Koſten der Colonie
größtentheils aus dem and, daß zu Sydney immer ein großer Vorrath von Wraren liegt, um die andern Colonien damit ju verſorgen..
232
926 , gewicht über den Landbau erhält, und Getreide in großer Menge eingeführt werden muß, namentlich während der faſt periodiſch wiederkehrenden Dürren, wie deren eine vor zwei Jahren das
und dadurch wurde er fchon zu ſeinen Lebzeiten berühmt.
Land furchtbar heimſuchte.
Alle andern bedeutenden Thaten , die man ihm zuſchrieb, wurden
Die merkwürdigſte Erſcheinung in Neuſüdwales iſt die
erſt nach ſeinem Tode bekannt , fie wuchſen im Laufe der Zeit,
Art, wie man ins Innere des Landes vordringt; es geſchieht
und erreichten ihren Gipfel unter dem abergläubiſchen Sig: sund Augußt , der ſeine durch ein ausſchweifendes Leben er ſchöpften Körperkräfte durch Zaubermittel zu erhalten ſuchte, viel zur Verbreitung des Glaubens an ſolche Zauberkräfte beitrug, und vielleicht auch den Nuhin Twardowsfi's unter dein Volk erhöhte, denn es iſt aus der Geſchichte bekannt, daß er Magie und Aldyymie liebte , und mit den Zauberfrauen Suſanna und Korecha geheime Zuſammenfünfte hatte. Man weiß aus der Erzählung Naramowski's, daß jenes berühmte Buch, das von
,
dies , wie bekannt , durch die Viehhirten , welche init ihren Heerden nach Waſſer und Weide herumwandern. Wie weit dieß aber geht, hat man erſt durch einen Bericht des Gouver:
neurs Sir George Gipps vom September vorigen Jahres fen ! nen gelernt. Es ſind außerhalb der eigentlichen Gränge der
Colonie über 300 engliſche Meilen weit ( alſo zwiſchen vier und fünf Breitegraden) nördlich und nordweſtlich 694 ſogenannte Stationen in das noch unbekannte Innere hinien vorge: ſchoben . Jede folche Station umfaßt 5000 bis 30,000 Acres ; ein reiſender Sommiſſär der Regierung ertheilt gegen 10 Pro, Sterl, jährlich und eine Abgabe von Vielſtand das Recht zur Errichtung einer ſolchen Station. Die Regierung behält ſich dadurch einen gewiſſen Einfluß über dieſe Anſiedelungen vor,
I
um mich ſo auszudrüden , eine neue optiſch-magiſche erſchuf. fit dieſer künſtlichen Zauberei war er beſonders ausgezeichnet,
Paul Zydfo *) in Böhmen verfaßt und in der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts nach Polen gebracht wurde, erſt in iener Zeit als ein Werf Twardowski's betrachtet wurde, wohl nur darum , weil viel von Zauberei und Heren darin die Nede iſt. Es circulirten in der That im 16ten Jahrhundert
welche ſie mit dem beſten Willen nicht hindern könnte . Sir
zahlreiche Werfe mit Zauber : und Beſchwörungsformeln , aber
George Gipps bemerkt , es wäre eben ſo leicht, die Araber in ihrer Wüſte in einen beſtimmten Kreis einzuzwangert, als dieſe
am Ende dieſes Jahrhunderts glaubte nur noch das gemeine Voll an ſolche Betrügereien. Ein Schriftſteller jener Zeit
Hirten mit ihren Heerden innerhalb der neunzehn Grafſchaften der Colonie feſtzuhalten . Hier alſo liegt die Zukunft von Neu : füdwales. Der Küſtenſtrich oſtwärts der Waragonggebirge wird dem Handel und einem ſchwachen Ackerbau vorbehalten ſeyn, und europäiſche Siviliſation wird hier durch den Contact mit Europa vorherrſchend bleiben , im Lande aber jenſeits der Berge und der Hochebenen bildet ſich ein Hirtenvoll , das bald aller Controle entwasſen wird. Auf dieſem Wege iſt mit der
Zeit auch allein Kenntniß von dem Zuſtande des innern Lan :'
macht die Bemerkung: „ Die nach Gewinnſt begierigen Leute ergaben ſich der Alchymie, den Zauberfünſten , den dienſtbaren
Geiſtern , obgleich dieß keine treuen Diener waren , ſondern nur dem Körper Leiden und der Seele Schaden zufügten ." Das gemeine Volf und die Leute von gemeiner Erziehung glaubten alſo damals an die Mährchen von Tivardowski. Der alte Sig mund und fein Fluger Hofmann ſpotteten darüber.
Man muß dieſen Sagen, da ſie mit berühmten Städten Po tens verknüpft ſind , für Landesfagen halten , rey es nun, daß
des zu erlangen , was man mit einzelnen Unternehmungen ,
das Vole fie ſelbſt erfand , oder anderswoher davon Kenntniß
wie z. B. der des Hrn. Eyre , wohl ſchwerlich ſo bald errei:
erhielt, und ſie nun dem polniſchen Schwarzkünſtler zuſchrieb. Da der Ruhm dieſer Orte ſich im 15ten und 16ten Jahrhun derte verbreitete, ſo muß man wohl ſchließen , daß auch jene Sagen damals entſtanden. Man erzählt, auf Veranſtaltung Twardowski's reyen die Bergwerfe von Difusz entſtanden , auf ſeinen Befehl Babe Satan ungeheure Steine bei Pieskowa
chen wird,
Sowizrzal und Twardowski. (Fortſekung. )
Im Anfang des 15ten Jahrhunderts lebte in Prag auf den Felsbergen (wie Twardowski auf den Bergen bei Krakau ) ein Schwarzkünſtler, Namens Fauſt, der ſpäter vom Teufel ge:
Sfata und Ezerwiensk in die Erde gelegt , und in einer Nachť die weiten und tiefen Teiche bei Knyszyn ausgegraben . Auf Olkus; fing aber ſchon in der zweiten Hälfte des vierzehnten
holt wurde, und eben daſelbſt auch um eben dieſe Zeit der be rühmte Zauberer Shito, von dem man ähnliche Wunder, wie von Twardowski erzählt ; man fann alſo leicht den Urſpruug einiger Erzählungen von dem polniſchen Schwarzkünſtler er:
Jahrhunderts die Aufmerkſamkeit ſich zu richten an ; Pieskowa
rathen. Aus Dlugoſch iſt bekannt, daß im Anfang des 15ten
wandt ſind, ſie doch, wo ſie von Dingen ſprechen , welche in je: dem Volke und zu jeder Zeit ein genialer (auf die Kraft des
Jahrhunderts berühmte Aſtrologen nach Polen kamen. Dieſe erwedtei namentlich bei den Krakauer Afademikern einen
Hang nach magiſchen Künſten , welcher mit einer Hinneigung
Stala und Czerwiensk find gleichfalls früher bekannt , und die Teiche von Knyszyn ſtammen aus ſpäterer Zeit. Indeß muß man doch auch erwägen , daß wenn dieſe Sagen auch ver: Teufels geſtüßter) Mend ) ausführen kann , dieſe nicht gerade
Die Aſtrologie,
einem Zauberkünſtler des Landes zugeſchrieben werden müſſen;
mit der ſeit den Zeiten Witelios in Polen bekannten Optik
den Sagen von Twardowski etwas Polniſches zu Grunde liegt.
zum Proteſtantismus (Huſſitismus) endigte.
verbunden, gab dein Zauberweſen, zu dem die Polen, wie alle Slawen, eine große Vorneigung hatten , eine andere Richtung, und erzeugte jene berühmte ſchwarze Kunſt , die Twardowski
umſtändlich entwickelte, indem er aus der alten Kräuterzauberei,
da dieß dennoch der Fall iſt, ſo müffen wir wohl folgern, daß *) Man kann dieſen Namen mit „ Judenfind" überſepen, von 396,
der Jude. Dieß weist auf " ähnliche Dinge Spanien hin .
in Italien und A. 0. u .
927
Ich glaube , daß zu den Sagen dieſer Art ſtreng genommen nur die Erzählungen von dem Bündniß eines Schwarzkünſtlers mit dem Teufel gehören. Allerdings haben nach den neuern chriſtlichen Anſichten fchon im 10ten Jahrhundert Leute einen Pact mit dem Teufel geſchloſſen , aber ein Vertrag , wie
derholt. Aus Jalons Schild mit dem Meduſenhaupt ent: ſtanden zauberhafte Spiègel, und aus fremden und eigenen Sagen wurden auf polniſchem Boden die heimiſchen Schöpfun : gen von Sowizrzal und Twardowski geboren , (Schluß folgt. )
ihn Twardowski ſchloß, und ſein ganzes Benehmen dabei, iſt polniſch -nationelt. Er hatte keine Luſt zu ſterben , wollte nicht wie der deutſche Fauſt , fortdauernd der Fleiſchesluſt genie: Ben , ſondern ' Inſtig in
der Welt umherſchwärinen , frei,
Edrift's Geographie. Dieſes wichtigſte geographiſche Werf der Araber iſt jept vollſtändig
durch Niemands Willen gefeſſelt. Er wollte die Zukunft ergrün- von Saubert ins Franzöſiſche überſeht und in zwei Bänden erſchienen . den , ein allen Slawen von den älteſten Zeiten her angeborner M. Gudin de Slane gibt im Journal asiatique (April 1841) eine Trieb, wozu noch kommt , daß ſie ſtets neugierig waren , zu
kritiſche Ueberſicht davon , und bemerkt im Eingange: „Das Werk
wiſſen , welches Ende ſie erwarte ; er hatte dabei einen andern
Edrifi'e iſt eines der Denkmäler der arabiſchen Civiliſation , welches
:
Zwed , als der deutſche Fauſt, welcher, über Büchern faſt er:
frühzeitig die Aufmerkſamkeit der europäiſchen Gelehrten auf ſich ziehen
blindet, doch nicht herausbringen kann, welches Ziel die Kennt: niß menſchlicher und göttlicher Dinge hat, und wohin fie führt.
mußte. Die großen Eroberungen der Moslems, ihr Geſchmack an Reiſen und Fandelsunternehmungen , welovem der Koran und das Beiſpiel Mohammeds felbft Vorſchub thaten ; die Obliegenheit, wenigſtens einmal
Selbſt die Art ſeines Todes, verſchieden und immer poetiſch
.
erzählt , ſtimmt mit unſern nationalen Anſichten zuſammen.
iin Leben die Meiſe nad Meffa zu machen , alles dieß trug mächtig zum
Twardowski ſtarb und ſtand wieder auf von den Todten, er
Fortſchritt der Geographie bei. Die relative Lage der Städte und Länder
wurde alt, und ewig wieder jung . Wenn es galt, ſein adeli:
wurde ſomit buld allgemein befannt, und die Gründung jeder neuen
ges Wort zu erfüllen, nahm er keinen Anſtand, ſich der Macht
Moſchee gab dieſen topographiſchen Kenntniſſen immer größere Genauig
des Teufels anzuvertrauen ; er ſtarb mit einem Gebet auf den
keit. Man mußte eine Menge aſtronomiſcher Beobachtungen anſtellen, um die Länge und Breite der Gebäude und damit auch die Richtung gegen Mekta zu beſtimmen. Die Grundſteuer, weldje der Chalif Omar
Lippen, und eben deßhalb ſtarb er nicht. Dieſe Sage entſtand am Ende des 15ten oder ain Anfange des 16ten Jahrhunderts. Dieſer merkwürdige Menſch war zuerſt das Staunen des
gebildeten Publicums , und ſpäter erſt ging er ins gemeine .
Volf über. Nimmt man alles zuſammen , was irgend in ver:
in allen eroberten Ländern einrichtete, gewährte eine Detailfenntniß der
Hülføquellen jedes einzelnen Orte , und die reitende Poſt, welche Moawiyah nach dem Vorbilde der Griechen einrichtete , gab ein vor
ſchiedenen Zeiten von ihm erzählt wurde , ſo kann man als
treffliches Mittel an die Hand, die Entfernungen der bedeutenden Städte
ſicher annehmen , daß das höhere Publicum ſich den Schwarz
genau zu beſtimmen.
künſtler als einen aufgeflärten Mann dachte , der ſeine Zeit
Fortſchritte unter den Arabern , und verbreiteten ſich unter der Form
über Büchern zubrachte, und einen zahlreichen Kreis von Schü:
von Marſchrouten der Armeen und Karawanen , von Poſtſtraßen , Ra taſtern und allgemeinen Beſchreibungen der Länder. Dieſe ungeheuren Maſſen von Thatfachen wurden von verſchiedenen Schriftſtellern ihren
lern um ſich ſaminelte ; das Volt hatte mancherlei Anſichten über ihn , je nachdem verſchiedene Zeiten verſchiedene Ideen
mit dieſem Manne verknüpften. Twardowski ſteht im Verkehr mit dem Satan, hat Geld zur Genüge , und das Volf denkt ſich ihn als einen reichen Mann , welcher in einen Wagen ſich ſpreizt, mit einem zahlreichen Dienergefolge auf dem Krafauer Marft berumfährt, und alles zerſchlägt, was ihm im Wege iſt. Da' nach der Anſicht des Volkes ein üppiges Leben den
großen Herren beſonders zukommt, ſo war der Schwarzkünſtler
So machten die geographiſchen Kenntniffe große
Werfen zu Grunde gelegt, aber Edriſi umfaßte ſie zuerſt im Ganzen,
combinirte fie mit den Nachrichten von Ptolemæus und andern alten Geographen , fügte ſeine eigenen Forſchungen und Beobachtungen hinzu, und lieferte auf dieſe Art eine allgemeine Beſchreibung der Regionen 1
der Erde.“
Der Ausſäßige in Braſilien.
in ſeinen Sagen ein luſtiger Bruder , ein fröhlich lebender ( Fortſeßung.)
Schlachtize , wie Sowizrzal, von dem ſeit langer Zeit wunder: bare Nasrichten umliefen . Und da Sowizrzal früher der Mittelpunkt der Volfsſage war , ſo trug dieſe nachher auf
Twardowski über, was es nur immer Wunderbares und Spaßhaftes gehört hatte , denn die Volkspoeſie iſt ſchwach im Er: finden, aber ſtart im Entwideln gegebener Dinge ; ſie erſchafft ſelbſt nichts, das heißt, ſie erfindet keinen gehaltreichen Gegenſtand : man muß ihr dieſen geben, oder er muß ſich ihr felbſt darſtellen . Sobald aber das Volk denſelben aufgefaßt hat, ſo macht es daraus mannichfache neue und wunderbare Gebilde , und
Der Dr. Santos war ein junger braſilianiſcher Arzt , welcher au dem Hoſpital dog lazaro8 in Rio Janeiro angeſtellt war. Er lag noch 1
zu Bett , als wir zu ihm kamen, war aber bald zu unſerem Empfange bereit , und nach wenig Minuten führte ung einer ſeiner Neger in ſein
Arbeitszimmer. Ich war in heftiger Unruhe, Marianno hingegen zeigte in ſeiner ganzen Baltung die Faſſung und den ruhigen Ernſt eines feſten , unerſchütterlichen Entſchluſſes. Er näherte ſich dein Arzt und ſagte bloß : „ Sie ſehen meinen Zuſtand , mein Herr.“ Dr. Santos warf einen ſchnellen Blid auf ihn , unterdrüdte die Falten , in die ſich ſeine Stirne !
ſpinnt den begonnenen Faden in lange und breite Stränge aus.
gegen ſeinen Willen gog , und nidte mit dem Kopfe , als wollte
So wurden im Mittelalter die griechiſchen und carthagiſchen
ſagen : ich ſehe ihn. Dann näherte er ſich dem Kranten mehr, betrachtete
Sagen von Oedipus und Dido auf eine wunderbare Art wie:
und befühlte ihn mit großer Aufmerkſamkeit, und in ſeiner Unterſuchung
928 ipeiter ſchreitend , murmelte er ſeinen Richterſpruch kurz , halblaut vor
Verſuch vom Arzt und von mir , ihn von dem Vorhabeu abzubringen,
fich hin. Marianno ſchien ſehr erſchüttert, der Arzt fragte ihn : „Wie
das fo traurige Ausſichten bot , vergeblich. „Könnten Sie mir wirklich die ernſtliche Verſicherung geben, mein Herr, daß Sie an die Heilkraft Ihrer Mittel glauben ?“ ſagte Marianno zu dein Arzt . „Aber wenn auch , was fümmert es mich , ich habe nicht Zeit , eine langſame Heilung abzuwarten ,“ ſchrie er mit ſeiner Heiſern,
lange find Sie frant ?"
,,Seit vier Monaten.“
-
,, Vier Monate !
das iſt merkwürdig. Ich ſah noch nie den Augjat po ſchnell entwicelt.“
Je mehr Fragen fich folgten, je heftiger wurde Marianno's Aufregung; endlich war es ihm unmöglich, dieſe länger zu bemeiſtern. „Was ſollen mir Ihre Fragen , mein Herr !" rief er heftig. „Ich bin ausjäßig. das iſt erwieſen , ich läugne es nicht , aber bei Gott , hören Sie mit
Ihren Fragen auf, ich bin nicht gekommen , um glühendes Eiſen in die Wunden ſtoßen zu laſſen , die ſo ſchon ſchmerzhaft genug find.“ Dr. Santos wars durch dieſe Heftigkeit ſo betroffen , daß er fragend
naci mir herüber fah , zweifelhaft, ob er nicht vielleicht gar mit einem Wahnſinnigen zu thun habe. Dennoch antwortete er : „Sie ſind doch wohl gekommen , fich mit mir zu berathen , und in dieſem Fall" „Nein, Herr Doctor, deßhalb bin ich nicht gekommen . " „ Was wollen Sie denn ſonſt ?" „Ghe ich Ihnen fage, was ich will ," verſeşte Marianno, „muß ich Ihnen auseinanderſeßen, was ich nicht will. Id will nicht Jahre lang dem Grabe zuwanfen , nicht Glied für Glied, 1
Atom für Atom ſterben , nicht heute eine Hand , morgen einen Fuß
begraben und als lebende Leiche Zeuge meiner eigenen Vernichtung feyn. Jetst wiſſen Sie, was ich nicht will, und werden ſomit leicht verſtehen, was id will Heilung , ſchnelle Heilung oder noch ſchnellern Tod ! Dr. Santos hatte dem Leidenden mit ſichtlicher Theilnahme zugehört, und ſagte bewegt, ale Marianno fchwieg: „ Reden Sie weiter, ich darf Sie nicht verſtehen .“
„So haben Sie mich um ſo gewiſſer
verſtanden ," fuhr Marianno fort, und ſeşte ruhiger hinzu : „Sie, Herr
Doctor , fennen die fürchterliche Krankheit, die mich befallen hat, beſſer als ich.
Sie wiſſen , wie viel berühmte Aerzte ihre Urſachen , ihren
Gang und ihre Wirfung ſtudirt haben, wie viele Mittel vergeblich gegen ſie verſucht worden ſind , und wie die Kunſt fich heute noch machtlos gegen ſie erklären muß. Doch iſt es ihr gelungen , einige Fälle von Heilung zu entdecken , die Wahrheit davon iſt zwar allerdings noch .
jweifelhaft, aber doch gewiß einer genauern Prüfung werth.
dumpfen Stimme heftig auf ; „ ich fage es Ihnen nochmals , mir nükt nur ſchnelle Heilung oder noch ſchnellerer Tod . Mein Entſchluß iſt unerſchütterlich. Ich habe das Thier bei mir, welches mein lood ent ſcheiden wird , und verweigern Sie mir Ihre Gegenwart, audy gut , ſo werde ich Sie miſſen können , und ſpäteſtens morgen iſt die Sade abgemacht . " Dr. Santos ſtellte ihm vor , daß ein ſolcher Verſuch in ſeinem
Hauſe , durch ſeine Gegenwart gewiſſermaßen gebilligt, ihm als Arzt von bedeutendem Nachtheil ſeyr fönnte.
Marianno fog augenblicklich
ein kleines Papier aus ſeiner Brieftaſche, überreidyte es lächelnd dem Arzt und ſagte : „Ich ſage Ihnen ja , daß ich das alles voraus über dacht habe.“ Das Papier enthielt eine eigenhändige Erklärung Ma rianno's , daß Niemand ihm den Verſuch , den er entſchloſſen ſey zu wagen , angerathen habe , daß er jede Verantwortlichkeit desſelben alleint .
trage, und im voraus erkläre , er erkenne jede Folge desſelben, ſie möge Als der Arzt gut oder ſchlimm ſeyn , als eine Wohlthat für ihn. fah , daß jede Einrede vergeblich war , ſagte er : „ Ich mache nur noch „Daß der Verſuch nicht jeft Eine Bedingung.“ „ Und die iſt ?" ſchon ſtatt hat, ſondern daß Sie wenigſtens vierzehn Tage fich ausruhen
„ Das iſt lange , Doctor , doch da ich Ihr Wort Und ſo begog Marianno noch denſelben Tag feine Wohnung im Hauſe des Arztes . Id beſuchte ihn täglich , und fand ihn , je mehr ſich die vierzehn Tage zu Ende neigten , immer ruhiger und heiterer. Unſere Geſpräche und vorbereiten . “
habe , unterwerfe id mich .“
betrafen gewöhnlich ſeinen Vater oder Auguſte, oft ſah ich Marianno bis zu Thränen dabei bewegt , wenn ich aber dieſe Stimmung benüßen
Dieſe
wollte, ihn in ſeinem Vorhaben wanfend zu machen , ſo ſagte er : „Das
Fälle würden zeigen, daß Gifte, die auf jeden geſunden Menſchen tödtlid;
iſt ſehr unrecht von Ihnen , mein Freund , warum wollen Sie mir den lebten Funken Muth , den ich ſo nöthig habe , entreißen ? Vergeſſen Sie denn ganz, welded Leben es iſt , zu dem Sie mir rathen wollen ? Bedenken Sie einmal die unausſprechlichen leiden desſelben, welche auch
wirken , von dem Ausſäßigen nicht nur ohne Gefahr für ſein Leben
genommen werden, ſondern ſogar eine vollſtändige Heilung der Krankheit hervorbringen können .
Man nennt namentlich diejenigen Gifte als
heilſam , deren Wirkungen ſich vorzüglich an der Haut äußern, wie z. B.
nicht der Fleinſte Hoffnungeſtrahl mildert, und mein Vater, ſagen Sie ?
den Saft einiger Giftpflanzen und den Biß einiger Schlangengattungen. Sie wiſſen das alles beſſer als ich, Herr Doctor , und ich ſage es Ihnen
jeder ineiner Leidenstage iſt ja ein neuer Schmerz für ihn , und wenn
ſelbſt - das Unglüc inacyt egoiſtiſch – wa& roll ich für andere leben ! "
bloß , um Ihnen zu zeigen , daß ich reiflich über die Sache nachgedacht
So gab ich denn jeden weitern Verſuch auf , ihn von dem Vor
habe , zu einiger Kenntniß der Krankheit gelangt bin , und daher keinen
haben abzubringen , deffent feſtgeſepte Zeit ich mit Angſt ſich immer
1
Nath verlange, ſondern mit einem bereits feſtſtehenden Entſchluſſe der Frucht einer langen , ſchmerzlichen Berathung mit mir ſelbſt
Ihnen die vielleicht einzige Gelegenheit in Ihrem Leben biete , einen
nähern fah .
Die Klapperſchlange (Crotalus horridus) befand ſich in
einem aus engen Drathmaſchen feſt geflochtenen Käfig neben ſeinem Bette. Gewöhnlich ruhte ſie ſpiralförmig zuſammengerollt, den Ropf
Lidtfunken in das Dunkel des Wiſſens über dieſe Krankheit zu werfen,
in die Mitte gelegt , und das Feuer , welches aus ihren ſchwarzen , un
kurz Ihnen Gelegenheit gebe, ſelbſt den Erfolg des Viſſes einer Klapper
beweglichen Augenſternen ſprühte, wirkte wirklich wie eine Art bannender Zauber. Als ſie ſich eines Tages umdrehte , die beweglichen Ringe ihre
ſchlange an einem Ausjäßigen zu beobachten ; denn wie ſchredlich audy die Probe ſeyn mag , ich bin entſchloſſen , ſie zu machen !“ Marianno hatte dieß alles mit ſo viel Kälte , mit ſo tiefer Ruhe
geſprochen , daß mir dauderte. Ich fühlte, daß keine menſchliche Macht ihn in ſeinem Entſchluſſe wanfend machen könne.
Er hatte nach den
erſten Ausbrüchen ſeiner Verzweiflung ſeine Lage ruhig überſdaut, und ſein Entſchluß war
ſevn oder nicht fryn !
So war denn jeder
Schweifes wie das Rauſchen eines Pergamentblattes tönten , konnte ich mid eines unwillfürlichen Scauders nicht erwehren , welchen Marianno
„ Sie fürchten dieſes Thier," ſagte er , „ ſehen Sie , bei mir iſt dieß gerade das Gegentheil , ich liebe es , es iſt mir,
init lädyein bemerkte.
als wüßte es , warum ich es beſiße , was ich von ihm hoffe, weldien ( Soluß folgt . ) Dienſt es mir leiſten roll ."
M'ünchen , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 233 .
Finger, tent
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Das
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Tagblatt
Ein
ist
für
en und fittlichen Lebens der Völker. Kunde des geiſtig ge iftigert
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21 Augufi 1841 . lille
naive Energie, aber wenig dichteriſches Verdienſt antrifft ; dieſe Gedichte kommen mir immer vor wie gereimte Proſa. Die zwei folgenden Artikel, obgleich fie nur den öſtlichen
Die cantabriſche Region. III. Die Aſturianer . i!
$
Die heutige Provinz Aſturien begreift 1) das Thal des
Sella nebſt einigen kleinen Küſtenflüſſen ; 2) das Beden des Nalon , gewiß zwei Drittheile des ganzen Landes , ebenfalls
Theil des Landes betreffen , können doch einen anſchaulichen Begriff von demſelben'geben , da das ſtädtiſche Leben nur auf Oviedo und Gijon beſchränkt iſt.
mit einigen fürzeren Küſtenflüſſen ; 3) das Thal des Navia,
welcher zwar einen langen Lauf, aber beinahe feine Nebenflüſſe hat. Die Zahl der Einwohner wird auf 432,000 angegeben ;
die wichtigſten Derter find Oviedo , in der Mitte des Landes, wo es am breiteſten iſt, mit ſeinen zwei Häfen Aviles und Gijon . Auf faſt gleich weiter Entfernung von Oviedo liegen 1
Schreiben aus Cangas de Onis, 8 Nov. 1838. Man kann dieſes Land, ſo wie gang Aſturien , in drei 30
nen eintheilen : das Gebirgsland, die Ebenen und die Seeküſte. Was das erſtere betrifft, ſo wird man auf beiden Seiten der
Pyrenäen viel Aehnlichkeiten antreffen , da ſowohl das aſturi: die Fleden Cangas de Onis am Sella, und Cangas de Tineo ſche als das leoneſiſche Hochland den Hauptcharakter des Hir: am Narcea , der ſich mit dem Nalon vereinigt ; jenes kann tenlebens an ſich trágt. Im Niederland iſt das Klima milder Ribadeſella, dieſes, welches jedoch tiefer im Innern liegt, Avi: und die Ernten ergiebiger , doch beſchränken ſie ſich auf Mais , les als ſeinen Hafen betrachten , obgleich Avarca, gerade nord etwas Getreide, Escanda (ebenfalls ein Samenkorn) und viele lich an der Küſte , auch einigen Handel treibt. * ) Man wird ausgeſuchte Früchte, beſonders Aepfel, die nicht nur theils ver ſchon bemerkt haben , daß der Name Sanga oder Sangas in zehrt, theils ausgeführt , ſondern auch zu einer beträchtlichen den Ortſchaften und Familien hier eben ſo häufig vorkommt, Erzeugung von Eider verwendet werden. Haſelnüſſe , Nüſſe als der Name Barcena in der Provinz Santander. Am rech und Kaſtanien ſind im Ueberfluſſe vorhanden. Die Seeküſte ten Ufer des Navia bei ſeinem Ausfluſſe liegt der Fleden Na bringt nicht nur alles dieß und noch andere Erzeugniſſe her: via, und am Gränzfluſſe Eo , dem Ribadeo gegenüber, Caſtro: vor, ſondern ſogar Pomeranzen und Sitronen ; es iſt ein herr: pol. Indeſſen iſt heutzutage eine Inſtanz anhängig , die Se: liches und maleriſches Land , mit hübſchen und wohlangelegten
gend zwiſchen dem Navia und Eo zur Provinz Lugo (Galizien)
Ortſchaften beſäet, und reicher , als der übrige Theil der Pro:
zu ſchlagen, und dieß wäre auch das natürlichſte. Jenſeits des ſüdliche Gebirge, welches die cantabriſche Region begränzt, iſt
vinz. In den Gebirgsgegenden hat ſich viel von der alten Ein: fachheit, und man könnte ſagen Rauhheit, erhalten , während man, beſonders an der Küſte, den Einfluß des Verkehrs mit
ſchon weit ſanfter, mit einem Worte, Land nnd Leute nehmen jenſeits des Navia eine andere, die galiziſche Schattirung an,
der übrigen Welt erfennt. Dennoch muß man im Ganzen an: erkennen, daß die Sitten , wie überall, wo das Hirtenleben
Navia trifft man nur noch viele kleine Küſtenflüſſe an ; das
Der
lange vorgewaltet hat, noch immer einen Nachgeſchmack der als
aſturianiſche Provincialdialeft nähert ſich überhaupt fchon ſtart dem galiziſchen ; man hat neuerlich eine Sammlung von Ge dichten in dieſem Dialekte herausgegeben , die als populares
ten patriarchaliſchen Einfalt haben , und freundlich und heiter
Willen aufgenommen , und mit Sorgfalt bewirthet. Gewiß,
Denkmal der Provinz Werth hat, und worin man eine gewiſſe
hier trifft man nicht unſern glänzenden, prachtvollen Süden
*) An einem weſtlichen Nebenfluſie des Sella iſt der beträchtliche
an mit ſeinen brünetten Weibern , ſeinen Pomeranzenwäldern , ſeinen arabiſchen Ruinen und feinen glatten und fryſtallenen
obgleich freilich die Unterſchiede nicht beträchtlich ſind.
Flecken Infiefto zu bemerken , von welchem ein Weg zu dem kleinen Hafen von Caſtres führt.
ſind. Wo ich immer binkam , hat man mich mit dem beſten
Meeren ; indeſſen ſind die Eindrücke, welche man hier empfängt,
wenn nicht ſo heftig und aufreizend, doch milder und befriedi 233
1 1
930 gender. Jenes iſt das Land des Enthuſiasmus und der Ein : bildungskraft, aber hier erweitert und träftiget ſich das Herz,
und ſtatt Wunder und Pomp genießt man hier eine Fülle von fanften, unbeſtimmten , ſchwärmeriſchen Gefühlen , unter deren Einfluß fich die innerſten , bis dahin und ſelbſt unbelannten Falten des Gemüthes eröffnen .
Aber um nicht bei einer trođenen Metaphyſik ſteben zu bleiben , will ich eine Sitte beſchreiben , die meine Aufmerkſam : keit erregte. Zur Zeit der Maidernte unternimmt nicht jeder
Schwarzkünſtler abbrachte, wie man aus den Nachrichten fieht, welche die Jeſuiten Szpot, Butwil und Naramowski über das Buch Twardowski's verbreiteten . Als auch jene franzöſiſchen und deutſchen Romanzen zu langweilen anfingen , und beſſere
Bücher dieſer Art noch nicht unter dem leſenden Publicum fich verbreiteten, holte man abermals Sowizrzal hervor und ver: arbreitete ihn in Dialogen und Satyren. In unſrer Zeit lebte aber Twardowski wieder auf : Jan Nep. Kamienski in ſeinem (handſchriftlichen ) Drama ,,Twardowski auf Krzemionta ," A.
vereinzelt ro gut er kann ſeine Arbeit, ſondern er macht dar- M. in der Ballade „ Frau Twardowska," Kaf. Wlad. Woycici aus ein Feſt, indem er alle Nachbarn und Freunde zu der „ Esforaza ,“ d. h. zum Ausblättern einladet. Die Weiber löſen nämlich von den Maisſtämmen (mazorcas), einen großen Theil
in einein Dialog , Kraszewsfi in ſeiner Novelle „ Meiſter Twardowski , “ und Korjak in ſeinem Gedicht „ der Schwarz: fünſtler Twardowski" riefen ihn wieder ins Leben .
der Blätter ab, und die Männer flechten ſie und machen Bün:
Zum Schluſſe etwas über den Streit, der ſich in neuerer
del daraus, welche zum Tro&nen ausgelegt und endlich gemahlen werden. Man begreift wohl , daß dieſes keine große Arbeit iſt, das Feſt endet daher immer mit Tanz und einer Jauſe, die
Zeit erhoben hat über die Frage , ob der polniſche Twardowski in irgend einem Zuſammenhang mit dem deutſchen Fauſt ſtehe.
fie garulla nennen , und welche aus geröſteten Haſelnüſſen , gebratenen Kaſtanien , Nüſſen und andern Früchten und Sider
ſprechen , daß der deutſche Fauſt aus dem polniſchen Twardowski entſtanden ſey , da er aber ſeine Behauptung durchaus mit keinem Beweis ſtüßte, ſo kann man ihm die Bemerkung ma chen, daß eben ſowohl Twardowski aus dem Fauſt, als Fauſt aus Twardowski entſtanden ſeyn könne, daß beide, der Pole
,
beſteht; zuweilen werden auch Stüde Brod ausgetheilt.
Die
folgenden versos bables *) beſchreiben einfach und natürlich das ganze Feſt : Era d'octubre la nocho postrera
Y acabóse temprano la esfoyaza : Había de ablanes una gocha entera Peres del fornu y gachos de foyaza Y atizaben el fuego con tarucos Fartos de reblincar los rapazucos. Es war die lekte Nacht des Dctober
Majeranowski nahm keinen Anſtand, die Meinung auszu:
nnd der Deutſche, vielleicht einen Böhinen zum Vater hatten ;
daß man endlich den Polen auf den Deutſchen eben ſowohl als den Deutſchen auf den Polen folgen laſſen könne. Es iſt zu
bemerken, daß im 15ten und 16ten Jahrhundert mehrere Fauſt lebten ; jener Fauſt, der böhmiſche Schwarzkünſtler, Fauſt, der Goldſchmied in Mainz, einer von denen , die zuerſt den Bücher druct verbreiteten , endlich Fauſt, der deutſche Schwarzkünſtler, der einſt nach der Angabe deutſcher Schriftſteller ein Student
Und die esfoyaza ward früh beendigt. Es gab von Haſelnüſſen eine ganze Ladung,
der Krakauer Univerſität geweſen, und in demſelben Orte, wie
Birnen aus dem Ofen und Kuchen von Maieblättermehl
nimmt, daß Sowizrzal, Twardowski und Fauſt in Deutſchland,
Und legten dem Feuer Holzſtücke zu Die jungen Leute, nachdem fie fich fatt geſprungen. (Schluß folgt. )
oder daß ſie in Polen geboren ſeyen, ſo muß der Freund der
Sowizrzal und Twardowski. (Schluß.)
Alles unterliegt dem Wechſel und nichts hat einen beſtän:
Sowizrzal geboren fenn roll. *) Wenn man indeß auch an: Wahrheit , wenn er dieſe Perſonen näher betrachtet , leicht bemerken , daß in ihnen eine verſchiedene Nationalität vor: ſchlägt. Denn Fauſt iſt kein Slawe , obgleich man faſt mit Sicherheit behaupten möchte, daß ſein Name aus dem Böhmi: ſchen oder Polniſchen überſeßt iſt ; ** ) auch find Sowizrzal und
Twardowski feine Deutſchen, obgleich es ſcheinen könnte , daß der Name des erſtern wörtlich aus dem Deutſchen überſekt
rey, nämlich von Sowa, die Eule , und Zreadlo , der Spie:
digen Erfolg. Auch das gemeine Voll geſtaltet ſich um , und gel. Fauſt iſt ein Deutſcher, Sowizrzal und Twardowski im jagt der Veränderung nach. Auf Sowizrzal folgt Twardowski, vollen Sinne des Worts Slawen. Der deutſche und der polniſche
und dieſen verdrängen neue Fabeln zuerſt aus der höhern Geſellſchaft, dann auch aus dem ungebildetern Wolfe und ſchieben ihn endlich mitten anter den Pöbel hinein. Das leſende Volt bekommt aus franzöfiſchen, deutſchen und italieniſchen Sagen die ausgebildeten Romane von der ſchönen Meluſine, von Marcholz oder Markulf, von den ſieben Weiſen, liest fie und vergißt Twardowski , beſonders da die durch die Jeſuiten fich immer weiter ausbreitende Bildung das Volt von dem *) d. 5. die in der Landesſprache geſchriebenen Verſe, wahrſcheinlich von Babia, einem Gebirgediſtrict der Provinz Leon.
Schwarzkünſtler hatten nichts mit einander gemein. Der erſte lebte nicht mit und unter dem Volke.
Bei Lebzeiten mußte
er ſich mit ſeiner Kunſt vor ſeinen damals allzu abergläubiſchen Landsleuten verbergen , und noch etliche zwanzig Jahre nach ſeinem Tode gedachte man nur mit Grauſen ſeiner als eines *) In einem Dorfe Reitlingen, man iſt aber nicht einig, wo dieß gele gen haben foll. Dieß ſtimmt nicht mit einer frühern Nachricht. ** ) Jener böhmiſche Schwarzfinſtler, den der Teufel geholt, foll ſich böhmiſch Szcza &niy, d. h. Szczesny, der Olüdliche, Felir, Fau ſtus, genannt haben.
931
Es iſt ein Liebesdienſt , um den ich
Senofen des Teufels , während dagegen Twardowski bei ſei:
armen Vater ſelbſt zu bringen.
nem volte beliebt war , und ſich nicht mit ſeiner Wiſſenſchaft zu verbergen brauchte , die er einſt öffentlich in den Schulen
Sie bitte , und die Bitten eines Sterbenden nennt man ja heilig."
Ich konnte meine Thränen nicht länger bemeiſtern .
lehrte ; jener Ebelmann des ältern Sigmund war ein großer
Sie, lieber Freund , " ſagte er fanft , das Spiel ſteht für mich ro ſchön ,
Freund derfelben , und rühmte fich deſſen , ohne zu fürchten,
ſelbſt wenn ich es verliere , habe ich ja gewonnen .“
daß er deßhalb auf dem Scheiterhaufen brennen müſſe. Aus
Dr. Santos hatte die Mehrzahl ſeiner Collegen in Rio eingeladen , dem furchtbaren Verſuche, welcher in ſeinem Hauſe ſtatt haben ſollte, beizuwohnen. Die Stunde war auf 11 Uhr feſtgeſeßt. Ich fam um
den Nachrichten und Sagen, die darüber umliefen , ſchuf Goethe fein berühmtes Drama und Klinger ſeinen Roman, und beide haben den Fauſt als einen Manu dargeſtellt, der den Charafter der deutſchen Nationalität tief ausgeprägt an der Stirne trägt. Er vertiefte ſich in den Wiſſenſchaften, wollte die Springfebern auffinden , welche die Welt in Bewegung feben, und ver:
fuchte die Ergründung einer für ihn ſelbſt und für andere nuß :
„ Warum weinen
10 Uhr zu Marianno, ſein Geſicht drückte ſo viel Glüc und Begeiſterung aus , daß das Abſchredende desſelben ganz verſd)wand. Es war das erſtemal, daß er mich mit lächeln empfing , er wiederholte mir noch mals die Bitte des vorigen Abende , und id, verſprach ihm mit ſtrömenden Augen alles, was er wollte.
lofen Sache. Er war gierig nach Geld und Ruhm, und als er
Um halb 11 Uhr waren mehr als zwölf Mitglieder der mediciniſchen
beides beſaß, verſenkte er ſich in förperliche Lüſte. Er ſtrebte
Facultät von Nio Janeiro bei Dr. Santos verſammelt, und wenige
mühſam an die Höfe der Fürſten zu kommen , mit den Gro: Ben zu verfehren , erforſchte die Heimlidi feiten des menſchlichen
Minuten nach 11 Uhr traten ſie in Marianno's Zimmer. Der Käfig der Schlange wurde auf den Tiſch geſtellt. Am Obertheile desſelben war in der Mitte eine ſchmale Klappe angebracht, welche ſich nach innen öffnete, und eben Raum genug gab , eine Männerhand Surchzulaſſen. Marianno las nochmals mit lauter Stimme die Erklärung , welche er
Herzens, nnd als er das Ziel ſeiner Wünſche erreicht hatte, perfluchte er ſich und die Menſchheit. Er brach ſein dem Sa : tan gegebenes Wort , aber dieſer erwürgte deu Frevler, und
fchleppte ihn in die Hölle.
Dr. Santos gegeben hatte ; alle Anweſenden waren bleid vou innerer
In ganz anderem Lichte ſtellen uns die von Kaf. Wlad. Woycict geſammelten polniſchen Klech den Twardowsfidar.
Bewegung.
Vergleicht man dieſe leßteren mit den Nachrichten, welche pol: niſche Gelehrte uns von dem polniſchen Zauberer mittheilten, fo kommt man auf den Schluß, daß zwiſchen dem böhmiſchen und deutſchen Fauſt und dem polniſchen Twardowski nur ein fcheinbarer Zuſammenhang beſteht, daß jede dieſer Perſonen
Antwort, ſtreifte den Hemdärmel am Arme zurück und legte ruhig ſeine Hand in den Käfig. Todtenftillo herrſchte in dem Zimmer, aller Augen waren auf das Thier gerichtet , das erſchrođen in die Winkel ſeines Käfige flüchtete und mit ſeiner ſchwarzen geſpaltenen Zunge nach der
eigenthümlich, nationell , und jede von der andern unabhängig iſt, und den Stempel des Volks , unter dem ſie lebten , deut:
Dieſer peinliche Anblic sauerte mehrere Minuten. Die Spannung war auf das Höchſte geſtiegen , und mehr als eine Stirne war mit
lich an ſich trägt. In dieſem Betracht wage ich es, zu behaupten , daß, wie Fauſt ein Deutſcher , ſo der Vorgänger Twar:
rief endlich Dr. Santos.
.
dowski's Sowizrzal ein Slawe war. Dieſer luſtige, leichtſinnige
Menſch , voll angeborner Fähigkeiten , und dabei ein Müßig: gånger, beklagte fich ſterbend über das Unglück, daß er ſein Leben mit Poſſen hingebracht habe.
Aber was er auch für ein
Dr. Santos ſagte mit bewegter Stimme: „Es iſt nocy 1
Zeit , mein Freund, unterlaſſen Sie 48. " .
Marianno lächelte ſtatt der
Hand Marianno's ledte. *)
Schweiß bedeckt. „Sie will nicht beißen, ziehen Sie ihre Hand zurück, "
„ Paden Sie fie um die Mitte ," rief ein
anderer Arzt. Marianno befolgte den Rath des lebtern . Er packte die Schlange, welche, als ſie fich gewaltſam gedrüdt fühlte, fich raſch um wendete und ihn zwiſchen der Verbindung des kleinen Fingers und des
Goldfingers mit dem Handgelenk biß. „Sie find gebiſſen,“ riefen mehr
Leben geführt haben mag , er lebte nicht ſelbſtſüchtig und un-
als zehn Stimmen auf einmal.
ehrlich, nicht für ſich, ſondern für andere, ebenſo wie ſein Nachfolger Twardowski. Die beiden obgenannten genialen Schrift: ſteller ſpannen den von mir hier nur kurz ausgezogenen Faden fort, gründeten darauf eine ganze Reihe abergläubiſcher Sagen
und zog die Hand zurück , welche leicht geſchwollen ſchien , an welcher
der Polen , machten daraus eine vollſtändige -Beſchreibung und
„ Ich fühle nichts ," ſagte Marianno,
er aber nicht den mindeſten Schmerz empfand.
Nur ein kleiner Tropfen
Blut zeigte das Vorhandenſeyn der Wunde. Sein Pul& ging regelmäßig . feine Ruhe war fich durchaus gleich. Nach füuf Minuten fühlte er einen leichten Froſt und einen gelinden Schmerz in der Fläche der Hand.
ſtellten ſie neben das berühmte, von Goethe's Feder gezeichnete
Nach fiebzehn Minuten erſtreckte fich der Schmerz bis an die Handwurzel,
Bild. Das Bild des großen Schwarzkünſtlers , von der Hand
in zwanzig Minuten war die ganze Hand bedeutend geſchwollen , und mit dreißig Minuten wurde der Puls voller und ſchneller. Seine Geiſtes
polniſcher Schriftſteller gemalt, iſt aber bis jeßt noch nicht ſehr gelungen . Umriffe und Schatten täuſchen , denn ſie zeichnen
Twardowski theils in italieniſchem , theils in deutſchem Gewande.
Der Ausſäßige in Braſlien. (Schluß .)
Es war Montag der 3 September,
Marianno gab mir mehrere
ruhe blieb ſich gleich.
„ Nach demt , was ich fühle," ſagte er zu den Aerzten , die ihm riethen fich zu Bette zu legen , „werde ich es wohl bald thun – bilder .
laſſen Sie mich den furjen Lebensreſt noch ein als ich es wünſche wenig genießen." Dann kam er auf mich zu , bat mich nochmals im * ) Mit Unrecht nennen mehrere Weiſenden die Slapperſdlange ein böſes, leicht angreifendes Thier. Dieſe Schlange , faſt im ganzen ſüdlichen
Amerika unter dem Namen Bouquira oder Boquira bekannt, iſt vielleicht
Briefe, und ſagte : „Morgen iſt der große , von mir ſo lang erſehnte Tag. Verſprechen Sie mir , wenn ich ſterbe, dieſe Briefe meinem .
1
die ſanfteſte unter ihrer Gattung , greift nie an , und beißt nur , wenn ſie erſchreckt oder angegriffen wird.
932
Fall ſeines Todes gewiß nach Goiaz zu geben und ſeine Aufträge zu beſorgen .
Es ift wohl nicht nöthig, daß ich nochmals die heilige Verficherung gebe , daß dieß , was ich hier erzähle , nicht etwa die Geburt einer er .
Es war ießt ungefähr eine Stunde , ſeit er gebiſſen worden war . Er hatte ſchon mehrmals ein Zuſaminenziehen der Kehle, vorübergebende Berfinſterung der Augen und ein ſtechended Kriebeln auf der Oberfläche der Haut empfunden . Die Hand war noch mehr angeſchwollen, und ein heftiger Schmerz erſtredte ſich über den ganzen Oberarm . Plößlich lähmte eine allgemeine Erſtarrung den ganzen Körper , man brachte ihn
zu Bette , und bald folgte ein convulfiviſches Zittern dieſem Zuſtande der Betäubung .
Ich bin unfähig , Stunde für Stunde , Minute für Minnte das
hiften Phantaſie, nicht eine Erdichtung , ſondern eine Thatſache iſt, die ich eben ſo wiedergebe, wie ſich die Erinnerung daran unauslöjdlich in mein Herz gegraben hat. Ich habe es mir zur ſtrengen Pflicht gemacht,
nichts beizuſeßen, nichts hinwegguthun. Ich habe die Ortsnamen, Jahr zahlen und Namen der Perſonen gewiſſenhaft beibehalten. Ich betrachte et als einen Tribut, welchen ich dem Anbeufen des Unglüdlichen ſchuldig bin , die Erzählung des ſeltenen Muthes , mit dem er ſich einer Probe unterwarf , deren Gedanke ſchon Schauder erregt, der Deffentlichkeit zu übergeben.
Wird es mir als Laie nun wohl erlaubt feyn , meine
Protokoll dieſes ſchredlichen Todeskampfe8 zu führen . Mir graut, wenn ich daran deuke , mir iſt, als hörte ich nod immer das herzzerreißende Röcheln des Unglüdlichen, als ſähe ich noch ſeine ſchwarzblauen Olieder, die von den furchtbarſten Krampfen verzerrt wurden , und aus allen Poren braunfärbiges Blut ausſchwisten. Das ſo gerühmte Guaco, alle
Anſichten über dieſes traurige Ereigniß auszuſprecher ? Mehrere Fälle,
die geprieſenſten Gegengifte , welche die Kunſt fennt , wurden fruchtlos verſucht. Er ſtarb vier und zwanzig Stunden nach dem unſeligen Ver ſuche. In ſeinen lebten Augenblicken wendete er noch ſeine blutenden Augen auf mich und ſagte : „ Ich ſterbe Mein Vater – Auguſte"
machen wollte, und dazu eine Gattung Wolfsmilch wählte , deren mil
und er war tost .
die von glaubwürdigen Perſonen beſtätigt werden , ſcheinen entſchieden den Saft verſchiedener Giftpflanzen und den Biß einiger Schlangenarten als ein Heilmittel gegen den Ausfaß zu bezeichnen. Gr. v. Sainte-Croir
erzählt, daß in Indien ein Ausjäßiger ſeinem traurigen Leben ein Ende chiger, äßender Saft im ganzen lande als eines der ſtärfſten Gifte bekannt iſt, aber ſtatt det Todes, den er erwartete, vollfommene Heilung
dadurch fand. Ebenſo behaupten zwei glaubwürdige Braſilianer, wovon der eine Arzt , der andere Deputirter iſt , daß fie Fälle von Heilung durch den zufälligen Biß der Klapperſdlange geſehen haben , und der
Die Briefe, welche Marianno der alten Negerin anvertraut hatte,
ehemalige Regent, Hr. 5. Lima , verſichert, daß er zur Zeit , wo er fidy
waren von dieſer ganz nach ſeinem Willen , d. h. vierzehn Tage nach ſeiner Fludyt, abgegeben worden. Bon dieſen iefen , welche ganz den
Carlos einen Mann geſehen habe , deſſen ganzes Geficht eine große,
Ausdrud ſeines tiefen Schmerzes , ſeiner finſtern Verzweiflung trugen, war der eine für ſeinen Vater , der andere für Auguſte. Antonio
breite Narbe war. Hr. v . Lima glaubte, fie ſey in Folge ſtarken Ber brennens entſtanden , hörte aber auf ſeine Frage von mehrern Einwohnern
Machado war wie vernichtet, als er ihn geleſen hatte. Er eilte ſogleidy
des Orte , fie rühre von der Heilung des Ausſaßes her , welche dieſer Mann dem zufälligen Biſſe einer Klapperſchlange verdanke. Derſelbe verſichert auch , daß man in den Bezirken von Caraccas und Apura, wo der Ausſaß ſehr verbreitet iſt, allgemein an die Wirkſamkeit dieſes Mittels
.
nach Goiaz, wo er Auguſte in nicht geringerer Verzweiflung fand. „ Id
habe ihn in der Fülle ſeiner jugendlichen Schönheit geliebt ,“ rief die Unglüdliche, „ ich liebe ihn frank und häßlich immer – immer ! " Und taub gegen den Nath ihrer Freunde , die Bitten ihrer Mutter, verlangte fie dringend nach Mio Janeiro zu ihrem Mariauno, ihrem .
Noivo , ihrem heißgeliebten Gatten.
in der Provinz Carabobo in Columbia aufgehalten , in der Stadt San
glaube. Das traurige Ende Marianno's kann nicht als Gegenbeweis
Antonio , welchen die gleiche
Mir ſcheint , als ſey der Verſuch nicht auf die rechte Weiſe gemacht worden , und der 24ſtündige Todesfampf des Unglüdlichen bot
dienen .
Sehnſucht trieb , machte ſich mit ihr von neuem auf den Weg, welchen
im Gegentheil manche Erſcheinung , welche den im ſüdlichen Amerika
er ein Jahr früher ſo freudig, ſo hoffnungsvoll zurücgelegt hatte. Aber
allgemein verbreiteten Volf@glauben zu beſtätigen ſchien.
troß ihrer ſtarfen Tagereiſen gelang es ihnen nicht , den Heißgeliebten
ungeheure Thätigkeit der Haut, daß ſchnelle Zuſammenfallen der Geſchwüre
lebend wieder zu ſehen.
nicht bei vorſichtigerer Anwendung des Mittels einen glüdlichern Erfolg verſprochen haben ? Wie läßt fich die Menge det in den Körper ges
Am 5 September famen ſie in Rio Janeiro
Sollte die
an , eilten ſogleich in die Wohnung des Dr. Santos und fragten nach Marianno Joſé Machado. „Er iſt ſeit zwei Stunden todt,“ antwortete ein Neger. Das junge Mädchen fank ohnmächtig in die Arme del alten Mannes , dem ſelbſt die Sinne zu vergehen drohten. „ Id will ibn ſehen ,“ ſagte Antonio , und wiederholte dieſe Worte auf die Wei gerung des Sklaven mit fo drohender Stimme, daß dieſer ihm erſchrocken die Thüre des Zimmers mit dein Finger zeigte. Welcher Anblic wartete ihrer , als ſie die Thüre aufſtießen. Ein unerträglicher Geruch qualmte ihnen entgegen , und in der Mitte des Zimmers lag eine gräßlich ge ſchwollene Leiche, mit ſcheußlichem Geſidyt, die ganze Haut voll grüner, rother und gelber Fleden. Auguſta war unfähig dieſen Anblick zu ertragen, fie ſank beſinnungslos zuſammen , und hatte den Verſtand vers loren , als ſie wieder zu fich fam . Antonio blieb mit trođenen Augen, mit ſchmerzverzerrten Zügen und gebrochenem Herzen , bis er ſeinem
Neue Vildtapete. In die Tapetengalerie im Louvre iſt eine neue Tapete aufgehängt worden, welche den Beſuch Napoleons im Peſt
Sohr die lebten Ehren erwieſen hatte ; dann führte er dyweigend die
ſpital von Jaffa nady dem bekannten Gemälde von Gros Sarſtellt. Die
unglüdliche Wahnſinnige in die Sertaong vvu Goiaz zurück, wo er glück
Gobelins haben dieſe Tapete geliefert, welche ſehr ſchön gelungen ſeyn
licherweiſe furz nach ſeiner Anfunft ſtarb.
ſoll. (Fr. VI.)
F. Candolphe.
drungenen Giftes beſtimmen , wenn man ein Thier nimmt, das ſo lange Zeit eingeſperrt hungern mußte, und deſſen Giftblaſen daher wohl über 3ſt die Hand mit ihrer Menge von Flechſen , Nerven , bedeutenden Blutgefäßen wohl ein zu folder Probe geeignetes Glied ? Möchte hier nicht Impfung rathſamer ſeyn oder die Einſaugung einer Fleinen Giftmaſſe, welche bloß die Haut durchdringt, und welche man nach Umſtänden wiederholen und vergrößern kann. Die Sache iſt you hinlänglider Wichtigkeit, daß ich glaube , man follte nichts unverſucht voll waren .
laſſen , ſich darin Licht zu verſchaffen.
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. O. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n .
Nr. 234 .
Das
Ausla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 22 Auguſt 1841 . Vögeln und andern Thieren ausarbeiten.
Am Halſe tragen
Beſchreibung der Inſeln fernando del Po und
die Männer zwei Eingeweide von Ziegen , voll unſchlitt, ohne
Annobon.
Zweifel, um ſich den Körper damit zu reiben , wie ſie es mit
(Ausgezogen aus der Schilderung, welche die Befehlshaber der Erpc
dein Palmenől thun, das ſie mit geſchabtem Staube von rothem Holze vermiſden .
dition unter dem Befehle des Grafen von Argelejos der ſpaniſchen Regierung eingeſendet.)
Die Inſel Fernando del Po liegt ſüdlich von den Islotes Ambozes am Eingang der Bucht , in welche ſich der Fluß Sa:
Auf der Inſel wächst vortreffliches Holz , aber es fehlen viele von den Früchten , die man auf den andern Inſeln des Golfes von Guinea antrifft ; im Innern erhält man Pfeffer
marones ergießt 1, etwa 5 Meilen vom feſten Lande. *) Ihre Südſpiße liegt in 2° 36' und die Nordſpiße in 3 ° 15' N. B.,
und Muscatnuſſe. *) Man findet Hühner , Ziegen , Hirſche, Büffel, große Affen , Schlangen , eine Art Meerſchweine, viele aſchfarbige Papagaien, einige kleine Faſanen , Elſtern und Raub
ihre größte Länge beträgt 17, die mittlere Breite 8 bis 9, der
vogel.
Umkreis 25 Meilen. Die Küſte iſt ſchwer zuganglich und rings: um eine Meile breit mit dichtem , undurchdringlichem Wald
und Bananen, worin hauptſächlich ihre Nahrung beſteht, auch
und Gebüſch bedect. Die Bucht San Carlos in Nordweſt iſt
ben übrigens Luſt und Geſchick zum Fiſchfang.
Die Einwohner pflanzen Ignamen , Platanen , Cocos
preſſen fie Palmwein, denn ſie trinfen felten Waſſer ; ſie ha:
geräumig , aber unſicher, die der Conception im Oſten iſt ge:
Die fumpfigen Gegenden ſind wegen des vielen Regens
räumig, hat hinlänglichen Luftzug, eine Tiefe von 7—15 Kilaf
häufig, und unter dem Einfluſſe der Sonnenſtrahlen in jenem
tern (Brazos) und vier Bäche von füßem Waſſer ; alle dieſe Umſtände veranlaßten die Spanier, hier ihre Niederlaſſung an: zulegen . Die Inſel iſt im Allgemeinen bergig ; die höchſten
heißen Erdgürtel veranlaſſen ſie böſe Fieber , Entzündun: geu, Scorbut, Verſtopfungen und andere Krankheiten, welche die Inſel für jeden Nichteingebornen unbewohnbar machen ;
Spißen ſind bis 26 Meilen auf der hohen See ſichtbar ; die
beſonders find ſie für den Europäer tödtlich. Die Eingebornen
Neger wohnen am Abhang der Berge, wo wenig Waldung
glauben ſich von dieſen Uebeln zu befreien , indem ſie den Neu:
und viel Waſſer iſt, meiſtens unter freiem Himmel, einige in
gebornen Einſchnitte im ganzen Körper machen ; gewiß iſt es
unbequemen Hütten , ohne Religion, Gefeße, noch Oberhaupt,
aber, daß ſie zu feinem hohen Alter gelangen.
denn der Häuptling der Stämme , welcher Cocoroco heißt, iſt
Die Inſel wurde unter der Regierung Alfons V von Por:
es bloß in den Kriegen zwiſchen den nördlichen und den ſüd
tugal (andere behaupten 1471) durch den Edelmann Fernando del Poo entdedt, von welchem ſie den Namen führt. Luis Ra: mirez de Esquivel erhielt die Erlaubniß , eine kleine Colonie anzulegen, von welcher noch einige Reſte übrig ſind; man weiß nicht, was ihn bewog, ſie zu verlaſſen. Die Inſel Annobon wurde von den Portugieſen 1498 (nach andern 1473) am Neujahrstage entdeckt, daher ihr Name.
lichen Einwohnern. Man kann ihre Zahl nicht beſtimmen , weil man nicht ins Binnenland eingedrungen iſt ; **) es ſind nicht fehr dunkle Schwarze, von ordentlichen Geſichtszügen , corpulent und ſtarf, aber ſehr ſtupid und furchtſam . Sie gehen nađt, mit Ausnahme eines kleinen Fürtuches und einer Kopf: bebedung von Rohr oder Rindengeflecht. An den Handgelenfen , um den Leib und unter den Knien bringen ſie mit farbigen
Febern vermiſchte Zierrathen an , welche ſie aus Beinen von *) Die neueren Geographen geben die Entfernung auf 12 Meilen oder 15 lieues an .
**) Dialte Brun gibt die Bevölkerung auf 1700 an ; aber er be bauptet, die Inſel rey 8 Lieued lang und 3 lieues breit.
Sie liegt in 1 ° 42 S. B. , hat 54/2 Seemeilen von Norden nach Süden , und beinahe lieben von Oſten nach Weſten, und 6 Meilen Umfang. Der fleine urbare Theil des Bodens iſt fruchtbar genug, er bringt Medioca ( ?), Mais, einige Grün:
*) Nach den neueren Angaben auch Tabak, Baumwolle und Reis. 234
984
früchte, wilde Früchte, Orangen , Bataten, Cocos, Bananen, Ignamen , Zuca ( ?) , Platanen und Guapaven, aber alles info geringer Quantität, daß es felten für den Unterhalt der Ein : wohner hinreicht. Diefe leben in drei Ortſchaften , S. Juan ,
ten , aber ſogleich gefangen gereßt wurden .
Obgleich Rivera
Mittel ſuchte, nach den Inſeln zurüdzutehren , ſo fand er fich doch am Ende genothigt, den Meſt der Erpedition nad Monte: video zu führen , wo er am 10 Febr. 1783 .bloß mit 22 Mann
S. Pedro und Annobon ; ſie ſind Chriſten , aber voll ausſchwei- , anlangte, die übrigen waren durch Krankheiten umgekommen. fenden Aberglaubens, fdhlecht geſittet, aber entſchloſſene und auf Unter dieſen Umſtänden war der zwei Tage ſpäter angekom ihre Freiheit ſehr eiferſüchtige Leute. Im Nordoſten hat ſie einen Anferplaß in einer Bau, die
weder Sicherheit noch guten Unfergrund darbietet ; die übrige
Küfte iſt ýnzugänglich , theils wegen ihrer eigenen Steilheit, theils weil das Meer an jenen Küſten immer unruhig iſt. Das Klima iſt geſund , ſo weit ſich dieß von der Weſtküſte Ufrika's überhaupt fagen läßt. In dem vorläufigen Gränzvertrage vom 1 October 1777 wurde in drei geheimen Artikeln ausgemacht, daß dieſe In feln als Erlaß für andere Abtretungent (in Amerika ) ant Spanien kommen ſollten , und in dem Tractat , der am 24
März 1778 im Pardo unterzeichnet wurde, fand die förmliche Abtretung ſtatt.
Die ſpaniſche Regierung beſchloß zur ſelben
mene Befehl zur Rückehr nad Fernando Po unausführbar. Ribera übergab die Aufrührer dem Vicefönig von Buenos: Ayres, und erhielt für ſich Urlaub, nach Europa zu gehen ; am 21 Sept, 1784 ( chiffte er ſich in Cadir aus. Die ſpaniſche Regierung hatte gedacht, aus dieſer Inſel den Mittelpunkt des Sklavenhandels zur Verſorgung ſeiner Co lonien zu machen, aber die nachfolgenden Zeitumſtände verhin:
derten, an neue Erpeditionen zu denken. Im I. 1826 ſchlug die brittiſche Regierung vor , den gemiſchten Gerichtshof von Sierra Leone nach Fernando Po zu verlegen , welche Inſel geſünder rew , als jene Küſte. Aber zu gleicher Zeit fendete ſie eine Erpedition unter dem Capitän Owen ab , welcher am 27 Oct. 1827 in Fernando Po anfam. Hierüber entſpann ſich
Zeit mit der Bekanntmachung des Tractats mittelſt einer
ein Schriftenwechſel, in welchem endlich Großbritannien das
von Buenos Ayres dahin abzuſendenden Erpedition , von den Inſeln Beſiß zu nehmen . Der Befehl wurde dem Brigadier Grafen von Argelejos und dem Artillerie-Oberſtlieutenant Don Joaquim Primo de Rivera übergeben, welche am 17 April 1778
Beſikrecht Spaniens anerkannte , und um die Erlaubniß bat,
mit der Kriegsfregatte Catalina und zwei anderen Fahrzeugen
anbot an : erſt im Jahre 1839 kam ſie auf dieſes lektere zu: rüd , und im April b. I. (1811) hat die ſpaniſche Regierung die Summe von 6 Millionen Realen (300,000 Thlr.), welche England anbot , angenommen. Schon die erſten Anſiedler beklagten ſich, daß die Nieder: laffung bloß Auslagen verurſacht hätte, die den nahen portu gieſiſchen Inſeln San Tomas und Principe zu ſtatten tämen ,
von Montevideo unter Segel gingen. Sie führten 150 Mann Truppen und Werkleute, alles zur Einrichtung der Colonie Nöthige, Waffen, Munition, Vorräthe auf ein Jahr und 100,000 barte Thaler mit ſich. Am 21 October langten fie in Fernando
del Po an , nahmen am 24ften feierlich Beſitz und fekten am folgenden Tage ihre Reiſe nach Annobon fort , auf welcher Ueberfahrt der Graf von Argelejos ſtarb. Rivera erreichte
den erwähnten Geridtshof dahin zu übertragen.
Indeſſen be:
werkſtelligte die engliſche Regierung weder dieſe Uebertragung, noch nahm ſie das bei dieſer Gelegenheit gemachte Verkaufs :
1
Annobon am 26 Dec., Tchiffte die Lente am 27ſten aus, konnte aber wegen des Widerſtandes der Einwohner, welche auf das Zureben des portugieſiſchen Commiſſärs fein Gehör gaben und
einen Officier und mehrere Soldaten verwundeten, nicht Beſik nehmen, ohne zu Feindſeligkeiten zu ſchreiten , wozu er ſich ohne ausdrüdlichen Befehl der Regierung nicht berufen glaubte. Er kehrte daher nach San Tomas zurůd , um Verhaltungsbefeble abzuwarten. Die Regierung mißbilligte ſein Verfahren , und
und die Schwierigkeiten keineswegs im Verhältniſſe mit den
Vortheilen ſtünden, welche der Handel mit der nahen Küſte Sklaven, Wachs, Elfenbein , Farbholz u . bringen könnte. Von den 16 Quadratmiglien der Inſel Annobon. Yeyen nur drei des Anbaues fähig, und daher rep die im Jahre 1656 verſuchte Zuđerpflanzung verlaſſen worden. Die Seeofficiere bewieſen außerdem , daß dieſe Inſeln feineswegs als eine Scala für die Schifffahrt nach dem Cap Horn und den Philippinnen dienen könnten, weil die zwiſchen dem Sabo negro und Sabo de las Palmas beſtändig herrſchenden Süd- und Südweſtiinde die
i
befahl ihin im März 1779 Uunobon in Beſik zu nehmen und feine Mühe zu ſcheuen , um eben dieß mit Fernando del Po zu thun , wo er ſich vorzugsweiſe niederlaſſen ſollte. Er bewert
ſtelligte dieß am 9 Dec. 1779 in der Conceptionsban, indem er die Erde regnen ließ , ein Kreuz und eine ſpaniſche Fahne auf:
Fahrt von jenen Inſeln nach den ſpaniſchen Küſten ſehr er: Wozu noch mehr Millionen verlieren ? Teßt die fchwerten . Gaceta vom 16 Julius d. I. hinzu.
pflanzte und dem Könige von Spanien Riebenmal Victoria rief.
Aber die Krankheiten und Entbehrungen brachten Mißmuth unter den Coloniſten hervor, um ſo mehr, da ihnen die ge
Die cantabriſche Begion. III. Die Afturianter.
wohnten Nahrungsmittel fehlten und die Kranten ſich mit
Brühe von Affenfleiſch behelfen mußten , daber viele umtamen . Dieß ging ſo weit, das zu Ende 1781 der Feldwebel Mar :
tin und vier Corporale die Soldaten aufwiegelten, Ribera ver-
hafteten, die Colonie den Negern überließen , und am 31 Oct. nach S. Tomas abſegelten , wo ſie am 16 Jan. 1782 anlang-
(Sluß.)
Unter die eigenthümlichſten Schauſpiele, welche das Land darbietet, gehören die unzähligen Wallfahrten, und darunter ſind die berühmteſten die zu der Mutter Gottes von Covadonga,
zwei Meilen von hier ; zu unſrer Frau von der Höhle, nabe
935
bei dem Fleden Infieſto ; zu den Märtyrern von Valdecuna, im Concejo oder Gemeinbezirke von Lera , und vor allen an: Bern die zu Maria Hilf (Nuestra segnora del remedio ) im Bezirke von Nava. Von dem erſtern Wallfahrtsort werden wir
fallend Ländliches. Unterhalb eines ungeheuren Felſen ſieht
Leichtgläubigteit mit wundervollen Mährchen , in welchen die huestes (Schaaren ) und die Janas ( Elfen ) eine große Rolle ſpielen. Die Queſtes find fymmetriſch und geheimnißvoll geord: nete Reihen von Lichtern , welche des Nachts durch die Einöden ziehen , und den Drt, deſſen Richtung fie nehmen , mit einem Todes: fall bedrohen . Die Janas find hübſche filberweiße Weibchen , welche aus den Löchern der Quellen ſpringen , ihre Wäſche weiß
man drei Capellen, zwei davon mit ihren Safriſteien ; zwei
wie Schnee waſchen und im Mondlicht zum Trođuen aufhängen.
Einſiedeleien , ein ziemlich hohes Haus mit einem Gange und zwei Ställen , alles dieß auf einem geräumigen Plaße. Ueber dem Felfen dehnt eine fruchtbare Wieſe ihren grünen Teppich
Sie ſind nur einen Edenbogen hoch und ziehen ſich mit ihrer
nadher insbeſondere ſpredjen. Der Wallfahrtsort u. F. von der Höhle hat etwas auf:
Wäſche bei jeder Annäherung eines Ungelegenen zurück , ohne daß man jedoch unterläßt, ihnen verſchiedenartige Gewalt zu zuſchreiben . Vielleicht müßte man den Urſprung dieſer Feen
aus, auf welchem oft weiße Lämmer herumhüpfen und ihr Geblođe in die heiligen Geſänge miſchen , die zu ihren Füßen
geſchichten in den ewigen Nächten Skandinaviens ſuchen.* )
ertönen .
Die gewöhnliche Weibertracht beſteht in einem Tuche, das fie um den Kopf vom Kinn bis zum Scheitel wideln , und
Die Wallfahrt zu den Märtyrern von Valdecuna hat nichts
Beſonderes, wird aber, wie alle, dem Fremden durch die Beobadtung des Alters , der Trachten , der Manieren der Wall-
oben an die Sandafina , d. h.-an den Schopf, binden , Reihen ( Corros ) von Korallen um den Hals, einem vorwärts mit Sei:
fahrer, der Andacht, welche inner der Kirche, und der Fröh:
denſchnüren zugeflochtenem Mieder von hübſchem Zeug, einem
lichkeit, welche außerhalb herrſcht, merkwürdig. Eine beſondere
offenen Leibchen von ſchwarzem Tuche , Rod von Wollenzeug
Erwähnung verdient der Nationaltanz , welcher danza prima
(Eſtamegna ), blau, ſchwarz oder roth geſtricten Strümpfen und
heißt, obgleich es eigentlich kein Tanz iſt, denn er beſteht bloß darin, daß große Eirkel von Männern oder von Weibern fich
Schnallenſchuhen.
in die Runde bewegen, indem die Mitglieder ſich bei den Hänben halten und den Körper vorwärts und rücwärts wiegen,
mit einem ſchwarzfammetnen façonnirten Bande eingefaßt iſt
alles ſo eintönig, langſam und reizlos, wie der Geſang, der
Die einfache Bauerntracht iſt, wie man ſie bei den Walſer : trägern zu Madrid fieht, eine Spißmüße, Jade und Beinkleid von braunem Tuch, Weſte von ſchwarzem Plüſch, ſtarke Schube
ihnen den fact gibt, nämlich eine Art von Ballade, welche ſo Nuestro Segnora me valga anfängt : Valgame la Magdalana (Felf mir die Magdalena ; helf mir unſere liebe Frau u. f. w.) Unſtreitig trägt diefer Tanz das Gepräge einer Urzeit, in wel: cher die Länge, wie die Rundtånze Homers, mehr zur Stärkung als zur Verweichlichung des Gemüthes berechnet waren ; und and hier bemerkte man die Spuren eines friegeriſchen Urſprunges nicht nur in dem Nachdrud der Chöre, welche der Mufit
antworten , ſondern auch in der Abſonderung beider Geſchlech ter * ) und felbſt in dem Ausgang des Feſtes, welches felten abläuft, ohne daß die Gemeinbezirfe miteinander in Rivalitäten und Streit gerathen und fich tüchtig abprügeln ; doch ſtellen
die Obrigkeiten und der Einfluß angeſehener Perſonen die Ordnung bald wieder her. Außerdem wird auch, doch weniger allgemein, der iFandango getanzt.
Das Stangenwerfen und
stegelſpiel ſind die übrigen Unterhaltungen ; nirgends ſah ich die Wettläufe, welche ähnliche Feſte in den Gebirgen von Leon To ſehr beleben. Wie in dieſer lebt erwähnten Gegend ziehen die Hirten im Sommer zu ihren Sennhütten (bragnas ) hinauf und be ſchäftigen ſich im Winter mit der Jagd oder irgend einer kleinen Induſtrie, deren Erzeugniſſe ſie dann im Frühjahr
auf den Märkten der umliegenden Derter verkaufen. Die Beiber vereinigen fich in dem Hauſe des Orts, welches dazu am metften Praß darbietet, und ſpinnen und unterhalten ihre * ) Der Briefſchreiber hatte Hinzuſeßen können, in dem Gebrauche,
Auf den Schultern pflegen ſie einen bis an .
den Ellenbogen reichenden ſchwarzen Kragen zu tragen, welcher (Dengue).
und zuweilen bis auf halbe Wade reichende Gamaſchen . Die Einwohner des Landes find einfach, friedfertig, gaſt: freundſchaftlich, umgänglich ; ihren Geſprächen und ihrem Geiſte fehlt es nicht an Lebhaftigkeit und ſelbſt an einem gewiſſen malitiöſen und fatyriſchen Anfluge.
Chronik der Heiſen. Bemerkungen auf einer Reiſe vom Don nach Pätigorsk. Vor uns rollte der prächtige Strom mitten zwiſchen unabſehbaren Fluren ſeine ruhigen Wogen dabin. Verſchiedene Namen und Eigen, ſchaftsworte, welche demſelben in den Gefängen und Sagen des Volks gegeben werben, kommen einem beim Anblid ſeiner ruhigen Wellen ing Gedächtniß. Einft galt der Don für die Gränzſcheide zwiſchen Europa und Aſien , und da er in der That zwei ihrem Charakter nach ganz verſchiedene Länder son einander ſcheidet , ſo wollen wir auch unſere
Bemerkungen hier beim Uebergang in einen andern Theil der alten Welt beginnen. Das redte Ufer des Dons hat hier hohe , dürre Ufer, an vielen Stellen mit so fteilem Abfall, daß man weder hinauf reiten, noch gehen kann. Nichtsdeſtoweniger ift der niedere Abhang des Ufers am Fluffe ſelbft , von der Mündung an 50 bis 60 Werfte aufwärts, mit Anſiedlungen bededt, die eine ununterbrochene Meihe maleriſcher Landhäufer , Vorwerke u . f. w. barbieten. Die Städte Moſtow , Nachi
tídewan und eine Menge Stanipas doniſcher Koſaken , worunter auch * ) In der That Find dieſe Traditionen ganz verſchieben von den
die Ståbe oder Prügel während des Tanzes aufrecht wie ein Ge-
Geiftergeſchichten, die im übr
Wehr in den Händen zu behalten, ungeastet dieſe in einander
und wo fte eriſtiren, ihren chriftligen oder mobriſden Urſprung
greifen.
perrathen.
Spanien nicht ſehr häufig find.
936 Affai, beben fide inaleriſch am fteilen Abfall dieſes Ufers.
Der reiche
des Dons iſt niedrig , und wie ſchon oben bemerkt , auf 12 Werſte und drüber mit Waſſer bedeckt. Hier iſt, von der Mündung des Fluſſes .
Fiſchfang, der mit dem in der Wolga wetteifern kann , die Schifffahrt .
und die Maſſe von herrlichem ſüßem Waſſer halten die Anſiedler an
aufwärts , der Boden ſchlammig und voll Sümpfe ... Wehe den hier
dieſem Fahlen abſchüſſigen Ufer zurück , wo fte häufig durch das Aus-
liegenden Stanifas und dem alten Tſcherkask, das von langen Zeiten
treten der Gewäſſer manche Gefahren zu beſtehen haben. Die Staniga
her auf einer Juſel des Fluſſes liegt : ſie werden jährlich überſchwemmt
Affai und mehrere andere find ſo unbequem- gelegen, daß man in vielen Straßen wegen ihrer Enge und wegen der Steilheit des Berges unmöglich reiten und bei ſchmufigem Wetter nur mit Mühe gehen kann. Aber ihre lage in Gruppen am Abhange, amphitheatraliſch geordnet und länge dem ufer über eine unabſehbare Strede zwiſchen dem friſchen Grün der Bäume und Gebüſche zerſtreut, ift in hohem Grade maleriſch. In Affai muß man fich mit Brod und andern Vorräthen für den ganzen Weg bis Stauropol verſehen , weil man auf dieſer ganzen , über 300 Werfte
oder vom Waſſer umgeben. Kirchen und Gebäude heben ſich wie aus dem Waſſer empor , wenn man an Staro - Tſcherkask, der alten Haupt
.
langen Strede auch nicht ein einziges Dertchen findet, wo man ein
mittelmäßiges Mahl oder auch nur ein gutes Brod erhalten könnte ; int Affai aber kann man ſich in einem für den Ort recht hübſchen Gaſthof an einem herrlichen Rahm , dem ſogenannten Kaimak , erlaben , den die artigen Koſakenfrauen ausgezeichnet gut zu bereiten verſtehen ; hier kann man auch eine herrliche Fiſchfuppe koſten von friſchem Sterläd, ſchmadHafter, als ihn die Newa oder die Wolga bietet. Wenn man in ſeinem eigenen Wagen um die Mitte Mai': den Weg nach dem Kaukaſus einſchlägt , ſo muß man ſich vor allem Aufenthalt beim Ueberſeßen über den Don hüten , der hier in einer Breite .
ſtadt des doniſchen Heeres , vorüberfährt. Nowo - Tſcherkask wurde in Folge dieſer Nachtheile an einer hohen Stelle auf dem rechten Ufer
angelegt , einige Werſte vom Don in einer nicht ſehr günſtigen lage auf dem Berg. In der frühern Harptſtadt hatte man vom Waſſer zu leiden, die neue dagegen leidet am Waſſermnangel. Wenn auf der ganzen weiten niedern Ebene des linken Ufers das ausgetretene Waſſer fällt, ſo ſchießt allenthalben dichtes, hohed Geröhricht oder Sumpfgebüſch empor ; auf der unabſehbaren Strecke bewegt fich's und rauſcht wie im dichten Walde. Dann finden ſich in dieſen ungu gänglichen Strichen Tauſende von Sumpfvögeln, welche in Schaaren über das Gebüſch und die Sümpfe hinfliegen und die Luft mit ihrem wilden Geſchrei erfüllen. Das Rohr iſt ſo hoch, daß ein Menſch zu Pferde bequem fich darin verbergen kann , und ſo didt , ausgedehnt und unzus
gänglich , daß es häufig Vagabunden , Räubern und anderem Geſindel 1
als Verſteck diente , zum Theil noch in neuerer Zeit. Der Räuber Saſſorin ſtrich mit ſeiner Schaar noch im Jahre 1820 hier umher, und
Wir
iſt noch in friſchem Angedenken. Je weiter die Niederungen dieſes Ufers
þatten bereits die Vorſpann nach der nächſten auf dem jenſeitigen Ufer liegenden Station bezahlt , und warteten ruhig auf die Ueberfahrt nach
im Frühjahre vom Waſſer überdeđt werden , und je länger fich das
der andern Seite , waren aber faum an dem fandigen Ufer des Fluſſes
daran .
bei der Regierungsfähre in Affai angelangt , als wir das Befürchtete mit eigenen Augen erblidten : der ſonſt ſo ruhige Don , wild gemacht durch einen heftigen Wind , verwandelte fich in ein ſchäumendes Meer, und warf unter furchtbarem Brüllen ſeine wilden Wogen über das niedrige fandige Ufer. Troß aller meiner Klagen und Bitten antwortete der
nüblich, und um ſo sortheilhafter, als es weite Sumpfftriche einnimmt, aus denen man ſonſt durchaus keinen Nußen ziehen könnte. Das Schilf gibt fürs erſte dem gangen doniſchen Lande, von Taganrot angefangen bis Boſad - Dubowski, den Paläſten der Reichen, wie den Hütten der Armen die Feuerung ; zweitens dient es großentheile zum Bau der Häuſer, nicht
granbaarige Uferaufſeher , der mit munterem , ruhigem Geſicht in die
bloß der Bauern, ſondern auch der Städter : als Fundament werden nur
aufgeregten Elemente hineinblidte , es ſey jeßt durchaus nicht möglich,
Bacchus aufzubrechen ſich anſchicte , und uns aufforderte, unter dem
in den vier Eden ſtarke hölzerne Pfähle eingeſchlagen und Querbalken darüber gelegt , die Mauern aber werden aus Schilf gemacht und mit Thon beſtrichen ; Dächer und ſelbſt Zäune find gleichfalls aus Schilf. Dieſes wird zu Hunderten und Tauſenden von Bündeln verkauft , und
Dache desſelben Gottes auszuruhen ; ſo mußten wir denn mit oder wider Willen drei Tage lang warten . In der langen Weile machten wir
der Mittelpreis für 1000 Bündel iſt 40 Rubel. (Fortfeßung folgt.)
von 12 Werften ſich ergießt.
Ein folcher Unfall ſtieß uns zu .
.
dem Uebel abzuhelfen, und wir follten nur unſer Bertrauen auf Neptun
feßen , während er ſelbſt , nach ſeinem gewohnten Siß im Tempel des .
allerhand Fragen !, betrachteten die einſtürzenden Ufer, die trüben Waſſer
del Don und die merkwürdige Art des Fiſdfanges. Der Don verſteht die ganze Ukraine und einen Theil von Kleinrußland mit Fiſchen . Im Winter und Frühjahr ziehen ruffiſche Fuhrleute mit ungeheuren Wagen nach dem Don , um getrodnete und geräucherte Forellen (cyprinus rimba) , Barben, gedörrte Håringe, Caviar, Sewrugen (acipenser stel. latus) , Sterläde und Stóre zu holen , die man denen von Aſtrachan øvrzieht. Endlich beſtiegen wir das Regierungsboot , und fuhren langſam und ruhig auf dem übergetretenen Waſſer zwiſchen Gebüſchen hin. In der Mitte des Dons iſt eine ſcharfe Linie bemerkbar , welche augenſcheinlich die Oberfläche in zwei Theile ſcheidet, die fich nicht unter:
einander vermiſchen. Nach der Erklärung der Ruderer fcheidet dieſe Linie die Gewäſſer des eigentlichen Don von denen des auf der rechten Seite einfallenden Donez. Es ſcheint indeß , daß dieſe Linie auch die Gränge des feichtern Betted von dem tiefern bezeichnet. Das linke ufer
Waſſer auf denſelben hält, deſto beſſer find alle Uferanwohner des Dons Das Schilf iſt in dem waldloſen doniſchen Lande ausnehmend 1
Miscellen. Nigererpedition. Briefe vom 16 Junius aus St. Vincent melden die Ankunft der Nigererpedition an den Inſeln des grünen Vor
gebirgs am 3 Junius nach einer Fahrt von 21 Tagen , worunter fünf Tage zu Madeira und zwei zu Teneriffa mit eingeſchloſſen . Die Schiffe follten am folgenden Tage nach Cape Coaſt und Sierra Leone abgehen, und am 10 Julius hoffte man würden ſie in den Niger einlaufen. 1
(Athenäum 7 Auguſt .)
Zerſtörung alter Bauwerke in Paris. Seit einein Jahr hundert iſt eine wahre Zerſtörungswuth über Paris eingebrochen , denn im Laufe dieſer Zeit wurden nicht weniger als 306 hiſtoriſch gewordene Bauwerke abgebrochen , nämlich 73 Hôtels und Paläfte, 45 Abteien, 37 Kirchen, 55 Collegien, 17 Poſten und 52 verſchiedene Bauwerle, wie Kreuze , Brunnen u. dgl. (Fr. BI.)
Månden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gs. Widenman n.
Nr. 235 .
Da s as
A usl a n d .
Ein
Tagblatt für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.. 23 Auguſt 1841 .
Der Ørundbeſiß in China.
gabe war alſo in jener erſten Zeit eine perſönliche, und dieſer
Umſtand iſt wohl feſtzuhalten , denn das Schwanken zwiſchen
Die Geſchichte des Grundbeſißes in China iſt die innere Geſchichte des Landes ſelbſt , und ohne dieſe bleibt die äußere Geſchichte ziemlich unverſtändlich . Hier findet ſich die Erklärung in Betreff des Steigens und Fallens der Dynaſtien, weit mehr als in den Siegen oder Niederlagen im Kampfe
Perſonen- und Landſteuer iſt ein charakteriſtiſcher Zug der chi neſiſchen Geſchichte.
Als die Ausdehnung des angebauten Bodens noch gering
in Europa lange umſonſt geſucht hat , und es iſt darum von
war, und das Volk noch faſt unſtät von einem Fle& landes zum andern zog, war dieſe alte Einrichtung, wie ſie oben an: gegeben iſt, ziemlich leicht zu erhalten ; in dem Maaße aber als die Bevölkerung ſich ausdehnte und über mehrere Flußgebiete lich verbreitete, mußte der Kaiſer feine Gewalt über die ent fernten Diſtricte an Beamte abtreten, die nun in ihrem Kreiſe ſich als die Herren des Grund und Bodens betrachteten. Die älteſten drei Dynaſtien ſind die Hia , die Schang, die Tſcheu .
Intereſſe, einen, wenn auch nur flüchtigen Blick auf dieſe Ge:
Die Hia wie die Schang fielen durch die Empörung einzelner
ſchichte zu werfen, welche für die Veurtheilung China's auch noch in der neueſten Zeit nicht ohne Intereſſe iſt. Wir haben
mächtig gewordenen Provincialhäupter : fobald die Straft der erſten Gründer einer Dynaſtie nachließ, handelte jeder Groß
mit den Barbaren des Nordens und des Weſtens. In einem acerbauenden, anſäſſigen Volke liegt eine unbezwingliche Macht,
aber ein ſolches Volk verlangt eine gerechte und ſtätige Ver waltung. In dem ungeheuren China haben gar manche Pro bleme der Staatskunſt eine hiſtoriſche Löſung erhalten, die man
ſchon früher bemerkt , daß urſprünglich die Einwohnerſchaft na's ſich nur um die großen Ströme fammelte: dieſe gro: pen Ströme mnßten gedämmt, Canale zur Bewäſſerung des
Landes mußten abgeleitet werden, und dieſe große Arbeit war nicht von Einzelnen zu unternehmen , ſondern ſie mußte von einem Oberhaupt ausgehen. Der Beſiß des Bodens war für den Einzelnen von feinem oder geringem Werthe , denn wenn
beamte in ſeinem Kreis nur zu ſeinem eigenen Vortheil und
nach Gutdunken. Welche Veränderung unter den beiden erſten Dynaſtien in China vorging, erſieht man am beſten aus der Ge ſchichte der Tſcheu , deren Syſtem die ſogenannte Feudalmonar: chie China's war. Wen-Wang, ihr Stifter, erkannte als poſiti
ves Recht an , was ſich im Laufe der Zeit , wenn auch durch 1
uſurpation, gebildet hatte : er verordnete, daß der Kaiſer, die
oder Kiang nicht durch ſtets unterhaltene Arbeiten bewältigt wurden, ſo war der Anbau unmöglich oder unnüş. Daher die
Prinzen und die Großbeamten jeder ſein gewiſſes Gebiet, und zwar mit dem Rechte der Erblichkeit beſißen ſollte ; der Kaiſer natürlich das größte. Jeder kleine Fürſt ſollte ſeine Untertha:
Erſcheinung, daß der Kaiſer urſprünglich als der alleinige Be:
nen mit väterlicher Gewalt als Repräſentant des Kaiſers re
fißer des Grund und Bodens angeſehen wurde , und daß jeder arbeitsfähige Mann einen Theil ſeiner Zeit im Jahre den Flußarbeiten zu widmen verpflichtet war. Die Ländereien in der Nähe der großen Ströme wurden allein beachtet, da des Landes genug war, und noch in viel ſpäterer Zeit wurde das
gieren, und nur zweimal des Jahres am Hofe erſcheinen , Re
die Bewäſſerung fehlte, oder die mächtigen Fluthen des Hoang
bergige Land gar nicht mit in Berechnung gezogen, und zahlte keine Steuer.
Urſprünglich aber war überhaupt von feiner
Steuer die Rede , ſondern der Kaiſer behielt von dem Grund
und Boden nur einen Theil, gewöhnlich den neunten , zurüđ,
welchen die Befißer der übrigen acht Theile zum Vortheil des Kaiſers anbauen und den Ertrag einliefern ſollten. Alle Ab:
chenſchaft von ſeiner Verwaltung ablegen , und ein gewiſſes
Geſchenk darbringen. Ebenſo ſollte der Kaiſer zwei Reiſen im Jahre durch das Reich machen , die Klagen anhören, und ein: geriſſene Mängel abſtellen. Uebrigens blieb im Weſentlichen die Ordnung beſtehen , daß acht Familien mit einander eine
gewiſſe Ausdehnung Landes bebauen, und den Ertrag des neun ten Theils an den Staat, alſo entweder an die kleinen Fürſter oder an den Kaiſer , je nach dem Gebiet, in welchem ſie wohnten , abgeben ſollten . Begreiflicher Weiſe konnte die Dynaſtie der Tſcheu am wenigſten ſich halten , die Feudalmonarchie zerfiel 235
938 am allerſchnellſten in innere Zerrüttung, und bis in die Mitte
herausſchaut, ſo hat man zur Rechten eine ganz kleine Sapelle
des dritten Jahrhunderts v. Chr. dauerten die inneren Fehden
und zur Linken ein Vordach , unter welchem ſich das Grab Pe
faſt unabläſſig fort; daß es denn auch nicht bei der alten Abgabe und Einrichtung blieb , welcher zufolge je acht Familien gemein
layos befindet. In der Capelle iſt ein Frauenbild, das ſehr alt ſeyn roll, aber weder ſeiner Farbe noch ſeiner Kleidung
fam den neunten Theil des ihnen zugewieſenen Guts bearbei: ten ſollten , ergibt ſich aus vielen erhaltenen Verordnungen ge
nach zu urtheilen alt ſcheint, und in der Kirchenwand rechts ein Stein mit der Inſchrift : „ Hier liegt der katholiſche und
gen umherſchweifendes Leben, aus den Strafen, welche auf den
heilige König Don Alonſo I, und ſeine Frau , Donna Ermeni
Nichtanbau der Staatsgüter geſeßt wurden u. dergl. Die na : türliche Folge war, daß man , da das mit Laſten verſchiede
ſenda , Schweſter des Don Favila, welchem er nachfolgte ; dieſer König gewann viele Siege über die Mohren und ſtarb in Can gas im Jahre 757. “ unter dem erwähnten Vorſprung oder
ner Art überbürdete Volf den Antheil des Staats nicht mehr bebauen wollte , jeßt die anbaufähigen Güter überhaupt be:
ſteuerte, und ſomit nach und nach von der urſprünglichen Per fonallaſt auf eine Grundſteuer überging, was freilich einer Ent: äußerung des alten Eigenthums des Staats gleid, fam . (Sqlu
folgt. )
Dache ſchließt eine gemauerte Wand eine der ungeſtalteten Höhlungen der Grotte ; nur durch ein großes eiſernes Gitter ſieht man zwei pyramidenförmige , von der Feuchtigkeit mit Moos und Pflanzen bedeckte Steinmaſſen, welche man Las Cajas, die Särge des Pelayo und der Hermeniſenda nennt. Ueber dem Gitter enthält ein Stein die Inſchrift : „ Hier liegt der
Die cantabriſche Begion. Das Heiligthum , Covadonga . Wenn man von Cangas de Onis öſtlich durch ein von einem nicht unbeträchtlichen Fluſſe bewäſſertes Chal zieht , ſo
gelangt man zu dem Ort Soto und weiterhin zu der Einmün: dung eines vom ſüdlichen Gebirge herabkommenden Waldbaches. Man ſteigt längs demſelben in tiefen und immer enger werdenden Thale eine halbe Meile weit zu dem Orte la Riera
hinauf, wo die zu beiden Seiten ſich erhebenden Gebirgswände
heilige König Don Pelayo, erwählt im I. 716, welcher in dieſer wunderthätigen Höhle die Wiederherſtellung Spaniens begann. Nachdem er die Mohren beſiegt, ſtarb er im J. 737 und ihn begleiten ſeine Frau und ſeine Schweſter.“ Die Grotte von Covadonga iſt völlig unregelmäßig, der Fußboden, nach außen
zu abfallend, wird zumn Theil mit Tafeln geebnet, die Höhe nimmt gegen das Innere ab und kann in Mitten ihrer Ungleich heiten auf 10 Fuß, die Vreite, ebenfalls ungleich, auf 30 Fuß
geſchäft werden. Im Innern und gegen die Enden gibt es mehrere Höhlungen, einige ſehr tief, aus welchen das Rauſchen des Waſſers ſchallt, welches von dem Felſen träufend an ſeinem
ſchon ein imponirendes Anſehen erhalten . Das Heiligthum iſt
Fuß einen Brunnen bildet ; aus dieſen fließt einer der beiden
noch eine halbe Meile entferut , am Urſprung des Waldbades ; vorher trifft man noch eine Einkehr an, welche ein Chorſänger jener Kirche an einer Stelle angelegt hat, wo man ſchon die Ausſicht auf die Kirche und die berühmte Höhle genießt . Wel
Arme des Waldbaches , rinnt aber vor ſeiner Vereinigung
chen Eindruck macht in jener Einöde, beim blaſſen Schein des Mondlichtes und dem Rauſchen des Waldbaches, der Anblick des Heiligthums und jener erhabenen und hiſtoriſchen Feljen , auf
ihr liegt, ſind 90 Fuß, vom Dach der Höyle bis zum Gipfel des Felſen etwa 300 Fuß. Die Gegend iſt bruchig und impo nirend wegen der Maſſe der Felſen und Wände oder Abhänge,
welchen die hohen ſchwarzen Buchen gegen die Klarheit des
aber der ſtarke Pflanzenwuchs mildert ihren Anblid.
durch das Gemäuer der Grundlage des neuen Pantheon und macht bei ſeinem Ausſtrömen einen ſchönen Waſſerfall. Von der Bruſtwehr der Höhle bis zum Brunnen, der gerade unter
Himmels abſtechen . Am Ende des Engpaſſes iſt eine Brücke,
Auf beſchwerlichen und wenig betretenen Pfaden ſteigt
weldie zu einem ausgedehnteren , aber doch rings mit Bergen
man zu den die Cordillera beherrſchenden Spißen von Europa
Links iſt die Spiße , von welcher
(picos de Europa) auf ; früher trifft man noch alte und große
der Ueberlieferung zufolge ſich während einer Schlacht ungebeure
Buchenwälder, reichliche und häufig benüßte Weidepläße und
Felſenſtücke loßriſſen und die Saracenen erſchlugen ; auf dem Wege von der Brüde zur Höhle iſt das ſchon erwähnte Ein: kehrhaus, etwas entfernt zur Linken verſchiedene Wohnhäuſer der Kirchenbedienten , rechts auf einer Anhöhe die Wohnungen der Domherren . Man ſteigt in mehrern Windungen über einen gemauerten Erdwall zu der Caſa de las Novenas ganz neben dem Felſen ; hier iſt ein Hof, der nichts Beſonderes hat, die
den ſchönen See Nol an , der Muſe eines Virgilius würdig. Von dem Scheitel jener pyramidaliſchen Felſen, auf welchen die Adler niſten, entdeđt man gegen Süden die große caſtilianiſche
umſchloſſenen Plake führt.
kleine Kirche, in welcher beujutage die Jungfrau von Covadonga
I
Ebene , und wie die Hirten verſichern , ſogar die weſtlichen
Spißen der Cordilleren von Guadarrama, welche ſich vorzüglich in der Dunkelheit herausheben , gegen Oſten und Weſten ein Gewirr von Gipfeln und Abgründen, gegen Norden den Ocean, welcher auf eine melancholiſche Art dieſe erhabene und prächtige
verehrt wird, und im Hofe mehrere Grabınäler von Dom: herren ; rechts vom Hauſe erhält ſich noch ein Dach, unter welchem man die Steine zu dem projectirten neuen Tempel
Naturſcene beſchließt.
und Pantheon bearbeitete . Von dem Eingange der jeßigen Kirche führt eine bequeme , ſteinerne Stiege zu der Höhle. Wenn man aus derſelben auf eine hölzerne Bruſtwehr geſtüßt
kann man folgende Ueberſicht der Geſchichte dieſer Collegiatkirche
Mich hatte der Domherr Sr. Pericon begleitet ; aus ſeinen Erzählungen und Urkunden , die er mir nacher mittheilte , zuſammenfaſſen.
Die von Alonſo dein Erſten geſtiftete Collegiatkirche von
939
Covadonga war lange Zeit ein Mönchstloſter , wahrſcheinlich
Betſtube gehabt hatte, wurde, obgleich verunſtaltet , in dem
von Auguſtinern , obgleich viele behaupten von Benedictinern,
Brunnen unter der Höhle gefunden , aus welchem man über:
weil es die jedoch verdächtige, nur in Abſchrift vorhandene
haupt anderthalb Sentner Gold und Silber herausholte. Das ganze Reich war über dieſen Unfall beſtürzt; das Domcapitel
Stiftungsurkunde ſo ſagt.
Ueber ihre Umwandlung in fäcula-
riſirte Domherren weiß man nichts Beſtimmtes ; nur daß im Jahre 1550, in welchem der Abt und drei Domherren eriſtir: ten, einer dieſer leşteren Pfarrer von San Juſto in dem Orte
und die Municipalität von Oviedo, ſo wie die Provincialdeputa tion von Aſturien , fandten Aushülfe und Anerbietungen , die
Riera' war, und daß Ambroſio Morales bei ſeinem Beſuche 1572 feinen im Kloſter Reſidirenden fand. Die Verlaſſung des Kloſters iſt gerade die Urſache, warum man feine früheren
niß zu erhalten, im ganzen Reiche Almoſen zur Wiederherſtel lung der Kirche einzuſammeln . Der religiöſe König und ſeine
Urkunden antrifft, denn da der Abt , von den Domherren ver:
Der Oberarchitekt von Madrid, Don Ventura Rodriguez, er hielt den Auftrag, den Plan zu einem neuen, weniger der Ge
1
laſſen, zuleßt ebenfalls gewöhnlich in Riera ſich aufhielt , ſo wurden nach und nach die Archive dahin gebracht, und als ein Abt die Papiere mit ſich genommen , um in Madrid die Pris
lektere machte eine Vorſtellung an den König, um die Erlaub Söhne gaben das erſte Beiſpiel mit einer beträchtlichen Summe. fahr ausgeſeßten Gebäude aufzunehmen.
Er legte 1778 Hand
ans Wert, und präſentirte im Jahre 1780 ſeine Zeichnungen
vilegien des Kloſters beſtätigen zu laſſen , ſo gingen ſie bei ſei:
und Voranſchläge im Betrag von 2,320,000 Realen, wozu ei
nem Todesfall in Madrid oder auf dem Wege alle verloren. Dieſer große Verluſt fönnte vielleicht erreßt werden, wenn alle
nige geiſtliche Fonds beſtimmt wurden. Von 1781 bis 20 Oc
Urkunden der Archive von Simancas ans Licht tämen ; in den bisher gedructen kommen zwai Beſtätigungsurkunden von den Jahren 1270 und 1308 vor.
Gewiß iſt, daß um die Mitte des 16ten Jahrhunderts
tober 1792 wurde ununterbrochen gearbeitet, unter der Leitung des Stadtarchitekten von Oviedo , Reguera, aber nachdem bei 1
nahe zwei Millionen Realen verzehrt waren , fal man noch nicht einmal den Fußboden des Pantheons beendigt, auf deſſen Gewölbe der Tempel erbaut werden ſollte. Freilich war das
die Domherren nicht in Covadonga reſidirten , obgleich die Kirche
Schwierigſte gethan, nämlich nahe an der Höhle und über dem
drei Präbenden erhielt. Die Aebte hatten die ganze Verwal: tung auf ſich , und wahrſcheinlich war es damals, daß es ihnen
Rinnſaal des beträchtlichen Waldbaches eine Baſis zu finden , welche 184 Fuß Lange, 120 F. Breite beträgt, und auf welcher
einfiel, ſich in der Grotte begraben und, wie Morales bemerft, beſſer als Don Pelayo ſelbſt zur Schau ſtellen zu laſſen , wor:
man ein Gebäude von 96 Fuß Höhe zu errichten beabſichtigte. Die Domherren hätten vorgezogen, daß der Tempel , wie der
auf ſie die Grabſtellen im Kloſter den Anfäufern überließen. Philipp der Sechste, von der Armuth der Kirche überzeugt, gab derſelben im Jahre 1635 mehrere Einkünfte, ſtiftete zwei neue Präbenden, und brachte es ſo weit , daß im Jahre 1650
abgebrannte , an der Mündung der Grotte erbaut worden
wäre, aber der Mangel an Plaß und die geringe Sicherheit, welche in dieſem Falle die einzig mögliche Stüße eines auf zwei ungeheuren Pfeilern ruhenden Bogens dargeboten hätte,
die Domherren wieder , wie heute noch , in ihren Wohnungen
ließen den plat, wo der Bau wirklich begonnen wurde, vorzie:
bei der Kirche reſidirten . Carl der Zweite ließ die Kirche viſitiren, und beſtätigte das Privilegium , demzufolge ähnliche Be:
hen, obgleich die Waſſer- und Steinfälle von dem den Plaß be herrſchenden Felſen noch immer ſehr gefährlich zu ſeyn ſcheinen .
ſuche weder vom Biſchof, noch fonſt von Jemanden ohne aus: drůdlichen Auftrag des Königs vorgenommen werden können. Philipp der Fünfte theilte dem Heiligthum die Abtei Tugnon
Dem Plane des Meiſters Rodriguez zufolge , welcher ſich jeßt in Händen des Hrn. Escudero in Oviedo befindet, ſollte das Grab ein Drittheil, die Kirche ein anderes und die Kuppel ein lektes
zu, und nahm die Kirche und die Derter des umliegenden Bezirkes von dem Majorate des Pringen von Aſturien aus.
Drittheil einnehmen ; auf dem gemauerten Erdwall, in deſſen Centrum der erwähnte Waſſerfall ausbricht, erheben ſich zwei mit Löwen gezierte Stiegen, welche ſeitwärts angelegt vor dem Eingang des Pantheon fich vereinigen - nur das Paviment des Pantheon iſt, obgleich nicht völlig, vollendet.
Aber Carl der Dritte war es vorzüglich, welchem ein unglück: licher Zufall Veranlaſſung gab, ſeine königliche Freigebigkeit an den Tag zu legen .
Am 17 Oct. 1777 Morgens erſchien das ganze Heiligthum in Feuer, ohne daß man wußte, wie es ausgebrochen war, und ohne daß es möglich geweſen wäre , es zu löſchen , da das Ge:
Der Palazzo Vecchio in Florenz.
bäude nur über die Stiege zugänglich, ganz in den Felſen ge-
Darunter befanden ſich zwei Kelche von Philipp dem Zweiten,
Da diefer Palaſt zum Theil der Geſellſchaft der italieniſchen Natur forſcher geöffnet werden ſoll, ſo theilen wir einige aus dem Echo du Monde Savant vom 11 Auguſt entnommenc Bemerkungen darüber mit. Dieſer Palaft iſt der eigentliche Typus der florentiniſchen Architektur, welche in der Mitte zwiſchen dem römiſchen und gothiſchen Styl einer
ein Meßkleid mit Edelſteinen von Philipp dem Vierten , eine
ſeits und dem der Renaiſſance auf der andern einen ſo beſonders vors
ſilberne Lampe von Carl dem Zweiten, und ein koſtbarer Meß:
ſtechenden Charakter hat. Der Styl iſt weſentlich militäriſch , und hat einen ſehr ſtrengen Charakter, der ſeinem Zwed, dem eines feſten Hauſes
preßt, und um fünf Uhr Morgens , da man das Feuer bemerkte, ſchon überall angegriffen war. Es wurde in wenigen Stunden init allen ſeinen Schäßen und Kleinodien verzehrt.
ornat, von der Königin Barbara , Gemahlin Ferdinand des
Sechsten , geſchenft. Ein goldenes Erucific, welches der heil. Franz Borgia, als er noch Herzog von Gandia war, in ſeiner
in dem von
len jerriſſenen Florenz , völlig entſpricht. Es
iſt eine vieredige Maffe mit einem wahren Lurus von vorſpringenden
940
Steinen, wenigen Deffnungen und einem kleinen Thor. Oben erhebt find größtentheils in eifrige Landbauern umgewandelt, aber die Kalmüten fich ein vierediger , mit Scießſcharten verſehener Thurm , der ehemals die Gemeindeglođe trug. Unterhalb deſſen, in den Mauergängen (mache-
lieben die Einſamkeit, ſelten ſammeln ſie ſich zu zwei oder drei Kibitfen, und häufig wandern ſie ganz allein mit ihren unbedeutenden Heerden in
coulis ), ſieht man die Wappen der verſchiedenen Regierungen, der repu-
tiefen Steppen umher.
blicaniſchen , oligarchiſchen und monarchiſchen , die ſich in Florenz folgten,
in der Nähe von Städten und Dörfern , wo ſie ihren Unterhalt durch
die weiße Lilie auf dem rothen Grunde , der Farbe der Gemeinde , die rothe Lilie auf dem weißen Grunde der Gibellinen , die Schlüſſel der Guelfen, die Werfzeuge der Wollfrämpler, die ſeche Kugeln der Medicis, und endlich das Monogramm Chriſti , den die Florentiner , nadidem fie
ihr einziges Gewerbe fuchen , nämlich durch das Zuſammennähen und Fliden der Schafpelze für das gemeine Volf ; faſt jede andere Hande thierung iſt ihnen unbekannt, und dieſe Schneiderei iſt ſo mit ihnen
.
alle Regierungsformen verſucht, durch die ſeltſamſte Fiction im Jahre
Nicht ſelten trifft man Kibitfen von Ralmúten 1
verwachſen , wie das Schmiedhandwerk mit den wandernden Zigeunernt, mit denen ſie in der Lebensart und in der Anhänglichkeit an die Pferde eine große Aehnlichkeit haben ; doch zeichnen ſie ſich vor ihnen durdy größere Ehrlichkeit aus. Zum Landbau und zu einer anſäſſigen Lebenss
1527 zum König wählten. Der Palaſt wurde von Arnolfo im Jahre 1298 begonnen und in pietra forte aufgeführt. Michelozzo reſtaurirte ihn im Jahre 1450 zum erſten - , Bafari gegen 1540 zum zweitenmal. Lefterer ånderte das Innere gang. Seine Reparaturen im Hofe und an den Treppen des Rathsſaales find ſehr leicht zu erkennen , während die Reparaturen Michelozzo's mit großer Beachtung des früher Vorhandenen gemacht worden zu ſeyn ſcheinen. Der florentiniſche Styl ſcheint indeß durch die vorſpringenden Steine (bossage) und die doppelten Bogen an: gedeutet , und dieſe gehören der erſten Anlage und keiner der beiden
In der Umgebung von Stauropol finden ſich Dörfer in ziemlicher Zahl und Bevölkerung, auch ausgezeicuet durch hübſche Bauart und die grünen Gärten umher; andere dagegen , die man längs dem Wege trifft, find äußerſt armſelig gebaut, größtentheils aus Naſen und Thon ; womit aber will man bauen , wenn man weder Stein, noch Holz, noch Waſſer
Reſtaurationen an .
bat.
weife find die biefigen Ralmüfen augenſdeinlich ganz untauglich: das :
Pferd und die Steppe ,
darum dreht ſich ihr ganzes Leben .
Statt des Holzes könnte man die Wurzeln des Meerrettige ane
wenden , der in den hieſigen Stepper wild wächst, und manchmal eine ſo erſtaunliche Dide erreicht, daß man ſie als Balfen gebrauchen könnte.
Chronik der Heiſen.
Am dritten Tage nach unſerem Abſchied von dem prächtigen Don
Bemerkungen auf einer Reiſe vom Don nach Pätigorsk. (Fortfeßung .)
Die erſte Station vom Don auf dem Wege nach Stauropol , eine Entfernung von 25 Werſten , liegt noch in der Niederung , weiterhin
aber zeigt ſich eine allmähliche faum bemerkliche Hebung der Steppe,
und je weiter man kommt , deſto höher ſteigt ſie an ; dieſes allmähliche
erblidten wir die Hauptſtadt der kaukaſiſchen Provinz Stauropol. Mins deſtens 30 Werſte davon wird der Charakter des Landes wilt und düſter, einzelne Berge erheben ſich mit Fahlen Steingipfeln, tiefe Thäler ſind mit dichtem Gebüſch bewachſen , auch wohl auf größere Streden in der Ebene mit grünem Buſtwerk von verſchiedenen Holzarten bedeđt. Dieß find die Ueberreſte ehemals und zwar vor noch nicht ſehr langer Zeit hier
geweſener ausgedehnter Waldungen, in denen die Eiche, die Zwergrüſter,
Xuffteigen 400 Werſte weit vom Don bis Stauropol und weiter hinauf iſt das Fundament des finſtern Kaukaſus, deſſen Spißen , der Elbrus, Kasbek , Beſdhtau und andere Berge , allmählich hervortreten , aber noch
Baumarten waren. Da dieſe Wälder die Einfälle der Vergräuber dedten ,
.
.
der Ahorn , die Gſche, die Linde, die Miſpel u . f. w. die bedeutendſtert
weit hinter Stauropol liegen. Dieſe ganze Strecke ſchließt weitläufige
dieſen Zuflucht und Schuß gewährten und die freie Bewegung unſerer
kahle Steppen ein, auf denen man hie und da Spuren ehemaliger Waldungen findet, und ſelbſt kleine Gehölze zeigen ſich 80 Werſte vor Stauropol , namentlich am Uebergange über das Flüßchen Jegorlyk, das
Truppen gegen dieſelben hinderten , ſo war es eine unerläßliche Maße regel, dieſe Wälder zu vernichten, und ſie wurden darum mit Feuer und
die Gränze zwiſchen dem Lande der doniſchen Roſaken und der kaukaſiſchen
reich bewaldete Land , das jeßt feines koſtbarſten Schaßes und ſeiner ſchönſten Zierde beraubt iſt; der Verluſt iſt um ſo empfindlicher, als
1
Provinz bildet.
Hier erhalten die Steppen ein anderes Anſehen , die
Schwert verheert. Mit Trauer betrachtet man das jeßt entblößte, einſt
Gegendenwerden malerischerund te zeigen ſichgrüneThälerswiſchen man allenthalben in gang Rußland MangelanWäldernzuverſpüren den Bergen , die ſtufenweiſe, künſtlichen Wällen ähnlich , aufeinander anfängt. Um dem Unheil abzuhelfen , hätte man doch die noch übrigen folgen. Ein einziger kleiner Fluß, der Jegorlyf, mit den in ihn mündenden Salzbächen und Bergwaſſern, mit trübem, ungeſundem Waſſer, das durch ſein Stagniren und ſeine ſchlammigen Ufer einem Sumpfe gleicht, bildet den ganzen Waſſerreichthum in dieſen ärmlichen Steppen. An füßem Waſſer zum Trinken iſt großer Mangel. Die Nähe der Salzfeen des Manytid , die das ganze Soniſche Heer mit Salz verſorgen , und die niedere lage der Steppen zwiſdhen dem kaſpiſchen und ſchwarzen Meere haben wahrſcheinlich Einfluß auf den Boden und die unterirdiſchen Quellen. Ganz füßes Waſſer iſt au&nehmend fchwer zu finden , und wenn es fich findet, ſo iſt es bloß in bergigen, felfigen Strichen. Nichts deſtoweniger ift das Gras auf dieſen Steppen vortrefflich und ſehr mannich faltig; fie dienen den Heerden der verſchiedenen Wanderſtämme zur Weide, von denen Tataren und Kalmüten noch ießt in großer Anzahl hier verbreitet ſind. Die Tataren leben in Dörfern oder Auls , und
Buchwaldungen forgfältig hegen und wieder nachwachſen laſſen ſollen , aber vierzig Jahre ſind ſeit der Zerſtörung dieſer Wälder verfloßen ,
und der Buſchwald iſt nach der Meinung alter Leute noch ſo vernach läſſigt wie früher, und wird eher noch mehr ausgerottet, als daß man ihn nachwachſen ließe. Leider gedeihen auch die durch die Sorgfalt der
Regierung angepflanzten Wälder nur langſam , und es iſt, als wollte die Natur für die Vernachläſſigung und Verſchwendung ihrer Gaben uns ſtrafen. ( Fortſeßung folgt.)
Beabfidh tigter Angriff auf Aden. Aden iſt abermals mit einem Sturm bedrohtworden ;11,300 Araber derſelben hatten ſich in der Nähe, geſammelt, angeblich um gegen einen Stamm im Innern zu marſiren in der That aber , um die benadbarten Häuptlinge an ſich zu zichett
und dann über die Engländer herzufallen. Da dieſe aber auf ihrer Hut waren , To jerſtreuten fid die feindlichen Schaaren wieder. (Nar. and Mil. Gaz. 7 Auguft.)
Münden , in der Literariſch - Artiftiſten Anſtalt der 3. G. Gotta'idhen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr . 236 .
Bas
AA usl a n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geift igen und fittlichen Lebens der Völker. 24 Auguſt 1841 . Dieſe Angabe findet ſich in einem Memorial „ über die Ver: brecherdisciplin in Vandiemensland,“ das unter den dem Par: lament vorgelegten Papieren mit abgedruckt iſt. Andere aber
Auftraliſche Colonien. Vandiemensland.
Von dieſer Colonie , der älteſten in Auſtralien nach der
haben geradezu erklärt , Capitán Maconochie habe durch eine
von Neuſüdwales, hört man verhältnißmäßig am allerwenigſten , daß nach dieſem Lande früher eine verhältniſmäßig größere Zahl
allzu trübe Brille geſehen, und zwei Magiſtrate von Van diemensland, der Chef der Polizei und der Schafmeiſter, haben ſich gegen die Darſtellung Cap. Maconochie's als durchaus über trieben ausgeſprochen . Wie man früher Verbrecher zu hart und
freier Einwanderer fam , und ſo die Bildung der Emancipiſten
unmenſchlich behandelte, ſo hat ſich jeßt ein Geſchlecht von krank
als einer beſondern Claſſe verhinderte. Schon im Jahre 1818, alſo nur 14 Jahre nach der Gründung, betrug die freie Bevölke:
haften Philanthropen gebildet, die unaufhörlich declamiren , daß
gewiß ein ſehr gutes Zeichen für den ruhigen Fortgang der: felben. Der Grund davon liegt namentlich in dem Umſtande,
rung, Männer, Beiber und Kinder 1873, die Verbrecherbevölke: rung nur 1684. Später wurde verhältniſmäßig eine weit größere
man auch gegen die Verbrecher die Gefeße der Menſchlichkeit beobachten muſſe, und ſie auch ſo zimperlich behandeln, daß oft der geſunde Theil der Staategeſellſchaft darunter leibet ; dieſes Ge
von welchem der Cenſus öffentlich bekannt wurde, nicht weniger
ſchlecht, das auf dem Continent wieder am Abſterben iſt, ſcheint in England jeßt erſt recht emporzukommen , und Maconochie iſt in Betreff der Strafcolonien einer der Hauptverfechter desſelben.
als 15,825 männliche und 2064 weibliche Verbrecher.
Aber
Die Verſendung der Verbrecher nach Aderbaucolonien kann
die freie männliche Bevölkerung ſtieg doch auf 14,766 , und hatte den Vortheil, daß das Verhältniß der Geſchlechter gün: ſtiger ſtand, als in Neuſüdwales ; dort war das Verhältniß wie 5 : 3, in Vandiemensland war der Unterſchied für eine junge
unmöglich ſo ſchlimme Folgen haben , als die Einſperrung der: ſelben in Zuchthäuſer, die oft zu wahren Diebsuniverſitäten ges worden ſind. Daß die Coloniſten nicht gern dem Vortheit
Malle Verbrecher nach Vandiemensland als nach Neuſüdwales geſchidt, und es befanden ſich dort im 3. 1838, dem lekten,
Colonie unbedeutend , denn die Zahl der Frauen betrug 11,527.
entſagen , unentgeltliche Arbeiter zu haben, und darum das fo: genannte Aſſignment : Syſtem nicht aufgegeben willen wollen,
Die Handelsthätigkeit entſprach der Bevölkerung : die Einfuhr betrug im I. 1838 700,000 , die Ausfuhr 580,000 Pf. St., wovon für nahe an 100,000 PF. Ertrag des Wallfiſchfangs. An
gehen, lauten auch dahin, daß man den Plan , die Verbrecher bloß zu Regierungsarbeiten , d. h. Straßenbau u. dgl. zu ver:
Arbeitshänden iſt hier wie in allen neuen Colonien Mangel ;
wenden, wieder aufgegeben habe.
oft konnte man nicht einmal zu dem leichten Geſchäft des Schafehütens Leute finden , und deßhalb namentlich ſah ſich in
.
iſt natürlich. Die leßten Nachrichten, die bis Ende März d. .
Port Philip. unwichtigen Dingen ab, ſo iſt einzelnen von wir Sehen
früherer Zeit die Regierung veranlaßt, die Zahl der Verbrecher, die ſie hinſendete , zu vermehren. Es hat ſich indeß hier wie
die Geſchichte dieſer neuen Solonie ſchnell geſchrieben , oder
anderswo über den Werth und den Nußen der Verbrecherarbeit ein lebhafter Streit erhoben. Ein Capitän Maconochie , ein
zu machen , der auf ihre Entwidlung den meiſten Einfluß haben
Mann voll Wohlwollen und Menſchenliebe, aber ein abgeſagter Feind, aller Strafcolonien, hat den Einfluß des Strafſyſtems auf
die freie Bevölkerung von Vandiemensland als ſehr ungünſtig geſchildert, und zählt unter anderem im I. 1838 nicht weniger als 381 Verurtheilungen wegen mehr oder minder ſchweren Verbrechen unter einer Bevölferung von 40,000 Menſchen auf.
richtiger geſagt, es iſt nicht ſchwer auf den Punkt aufmerkſam wird. Port Philip, an der Südoſtküſte des auſtraliſchen Sons tinents, und erſt ſeit dem Jahre 1835 von wenigen Coloniſten
bewohnt, die aus Van Diemens Land herüber kamen , hob ſich ſchnell.
In den erſten zwei Jahren tamen 200 Perſonen , und
brachten 30,000 Schafe nebſt Pferden und Hornvieh im Verhältniß mit ; in den nächſtfolgenden Jahren ſtieg die Einwanderung 236
942
meiſt aus andern auſtraliſchen Colonien bedeutend , doch fehlen
Ländereien einzeln zu verkaufen , und von jener Zeit an be:
noch die ſtatiſtiſchen Angaben über die Einwohnerzahl : fie fann
ginnen die perſönlichen neben den Grundſteuern. Leştere war
indeß nicht gering ſeyn, da in der nach dem jeßigen Premier: miniſter Melbourne erbauten Hafenſtadt im Jahre 1839 nicht weniger als 195 Schiffe mit mehr als 45,000 Tonnen anlangten ; die Wiederausfuhr betrug über 40,000 Tonnen in 189Schiffen. Dieſe Blüthe des Handels erklärt es, weßhalb in der Stadt Melbourne der Werth des Landes ſo ſchnell ſtieg, indeß wird dieſe frühreife Blüthe einigermaßen gelnict werden. Die Haupt:
darauf berechnet, ſehr leidlich zu ſeyn , um die Leute vom herum:
ausfuhr beſteht, wie man ſchon aus der obigen ſtarken urſprün .
beugen ; nun aber begaben ſich dieſe Leute in den Dienſt großer, reicher Familien, bauten für dieſe das Feld, und die Perſonal ſteuer wurde daher auch von dieſen getragen. So kam es, daß
lichen Einfuhr von Schafen abnehmen fann, hauptſächlich in Wolle , da die Zahl der Schafe jeßt wohl 200,000 überſteigen mag. Dieſe Ausfuhr muß indeß eine baldige Veſchränkung er:
leiden ; es iſt in der Lage einer angehenden Colonie nicht mög
lich, auf die Zucht der Schafe eine Sorgfalt zu verwenden, wie in einem Lande, wo die Landwirthſchaft in einem hohen Flor ſteht, wenn gleich auf der andern Seite die Maffe der Wolle fonell ſteigen muß. Bereits hat aber die Qualität und Quan:
tität der ſächſiſchen Wolle den Preis der auſtraliſchen auf den engliſchen Märften gedrüct, und ehe zehn Jahre vergeben, iſt
es keine Möglichkeit mehr, daß auch nur die Hälfte der in Aus ſtralien erzeugten Wolle einen Abſaß in England finde. Die Schafzucht wird fich'alto bald nicht mehr lohnen , und man wird ſich mehr an den Aderbau halten müſſen. Oberſt Mits chell beſchreibt dieſen Strich vom Murray fübwärts bis an die Küſte als das vortrefflichſte Land für den Aderbau. Neuſüd wales iſt langen Dürren unterworfen und Mangel an Getreide bat das Land mehrmals in große Noth gebracht ; die Gegend um
ſchweifenden Leben abzuhalten. Denn Vagabunden , bald Räuber, bald Empörer betitelt, traten jedesmal nach den Bürgerkriegen
in China auf, und neben der Beunruhigung des Landes waren ſie auch ein directer Schaden am Einkommen des Staats. Mit der obigen Einrichtung , der zufolge man die Perſonen
härter als die Güter traf, hoffte man dem Uuweſen vorzu:
bald der Güterbeſik in verhältnißmäßig wenigen Händen ſich anhäufte, was auch die chineſiſchen Geſchichtſchreiber mit Kien: ping, d. 1. ,,Anhäufung“ bezeichnen. Um dieſem neuern Uebel entgegenzuarbeiten, verfielen einige Miniſter auf die Idee, dem Volf das Recht des Kaufs und Verkaufs von Grund und Bo den wieder zu nehmen, und Wang -maug, der im I. 9 unſrer
Zeitrechnung den Thron uſurpirte, erklärte ſich wieder, wie die alten Kaiſer, als den alleinigen Beſißer von Grund und Boden. Dieß iſt das erſte auffallende Beiſpiel, wie die Regierung in unbeſonnener Ausführung der Anſichten von Gelehrten, denen zufolge die alte Einrichtung des Reichs wieder hergeſtellt werden follte, in den Beſißſtand und die beſtehenden Verhältniſſe auf
ungeſchickte Weiſe eingriff. Wang-mangs Decret war ein Un : ding ; es mußte nach drei Jahren zurückgenommen werden, und führte zu nichts, als Wang-mangs Sturz zu beſchleunigen .
dieſer Plage, wahrſcheinlich wegen der feuchten Südwinde. Um
Die Tſin (von 265—420 n. Chr.) und nach ihnen die altern Sung, wollten gleichfalls wieder auf die alten Einrichtun : gen des Reichs zurückommen , und es ſollte jeder Arbeits fähige, d. 6. wohl jedes Familienhaupt, einen Theil des Lan
aber wirklich mit Vortheil ſich dem Aterbau ergeben zu können,
des für Rechuung des Staats bauen ; dadurch hoffte die Regie:
Port Philip , die man nicht mit Unrecht Auſtralia Felir ge nannt hat, iſt, fo viel man bis jeßt immer weiß , frei von
muß das Land von der Verbindung mit Neuſüdwales frei fepu ;
rung wieder zu dem alten Eigenthumsrecht über den Boden zu
alles Geld, das bis jeßt aus dem verkauften Land gelöst wird, geht nach Neufüdwales, und wird nicht direct zur Beförderung
gelangen, oder zum mindeſten fam ein großer Theil des Grunda beſikes in unmittelbare Abhängigkeit von der Regierung, und
der Einwanderung in Port Philip benüßt. Neuſädwales will die reiche Beute, die im 1. 1839 für verkauftes Land allein 78,065 Pf. St. eintrug, nicht fabren laſſen , und es wird gegen:
die großen und kleinen Vafallen verloren an Bedeutung.
wärtig vor dem Colonialminiſterium ein wahrer Proceß geführt. Die Colonial Gazette vom 14 Jul. bringt einen Auszug der Duplit, welche die Anſiedler von Port Philip auf die Replik der Solonie Neuſüdwales erließen. Am 1 März 0. I. war zu dem Ende eine Verſammlung gehalten , und die Schrift zur Vertheidigung ihrer Anſprüche genehmigt worden. Er ſeint kaum zu zweifeln , daß fie es durchſeßen , eine eigene, nur von
dem Mutterlande abhängige Colonie zu bilden, und dann dürfte für das Land eine Zeit raſchen Emporblübens begiunen.
Der Grundbeſiß in China
Die Vertheilung des Grundeigenthums war aber ſchon zu groß,
und mußte die Zuweiſung eines Stüd Landes , das für Rech nung des Staats gebaut werden ſollte, höchſt ſchwierig machen ,
wenn man auch dazu, wie im Geſek vorgeſchrieben war, unange: baute, berrenloſe Ländereien wählte.
d. h. der das 60ſte Jahr überſchritten hatte , ſollte abtreten und einem neuen Anbauer ſein Feld überlaſſen ; das ging nicht
mehr. Die Bevölkerung war ſchon im Verhältniß zu dem ver: fügbaren Lande zu bedeutend, wie ein Hirtenvolt ; das Voll eigenem Beſik begierig, und den Sohn über , wurde dann
und zog nicht mehr hin und her, war an den Boden gefeſſelt, nach ſo ging das Land von Vater auf gelegentlich verkauft, und die alte
Berechtigung des Staats auf beſondern Antheil der Ländereien war gar nicht mehr durchzuführen.
(Solu 6. )
Erſt unter der Herrſchaft der Ihfin ſeit der Mitte des dritten Jahrhunderts v. Chr. fängt die Regierung wirklich an,
Eine fortdauernde Auf:
merkſamkeit war erforderlich, jeder nicht mehr arbeitsfähige,
Eine Menge Leute befan ,
den ſich unter dem Schuße und in der Leibeigenſchaft der großen Familien und vergebens ſuchten die Saiſer der Anhäufung von Veſißloſen um reiche Familien her entgegen zu arbeiten. Huen :
943 pong ließ (720 ) die Familien, die der Steuer entſchlüpften, auf:
das Grundeigenthum in China ießt ſo ſicher, wie in einem
fuchen, und bemühte ſich, fie auf den Ländereien anzuſiedeln und
europäiſchen Staate. Wenn wir indeß die ſpeciellen Rechte
der Perſonalſteuer zu unterwerfen ; dieſe Verordnungen wurden
der Provinzen genau fännten , ſo würde ſich wohl der Unterſchied
im S. 736 und im I. 760 wiederholt, da der Senſus immer geringere Zahlen ſteuerbarer Familien angab , allein endlich er: lahmte die Kraft der Regierung an dem gemeinſamen Wider:
in dem verſchiedenen Beſißrechte fehr bemerklich machen . Das
Land an den großen Strömen muß unter ganz andern Rechts
ſtand der mächtigen Grundbeſißer, und die Perſonalſteuer mußte
heiten haben aber jeßt feine politiſchen Folgen mehr.
endlich aufgegeben werden ; die Gewalt der Dinge führte ſtets zur Grundſteuer zurüd. In demſelben Maaße aber, als die Perſonalſteuer und dadurch die directe Einwirkung der Regierung auf die Maſſe des Volks abnahm , ſank auch die Macht
früheren Zeiten zeigt die Geſchichte des Landbeſines die Ge: ſchichte der Geſellſchaftsverfaſſung, bei der jeßigen dichten Be: völferung aber iſt dieſelbe von verhältniſmäßig untergeord: neter Bedeutung geworden.
der Regierung und man datirt das Sinken der Dynaſtie Thang (613—909) von der Zeit an, wo ſie dieſen Stand der Dinge geſeklich anerkennen , und damit vor einem viel gründlichern Feudalſyſtem , als das der Tſcheu geweſen war, die Segel ſtrei
Ueber die Entſtehung von Metalladern.
dhen mußte.
verhältniffen ſtehen , wie das im Gebirge; ſolche Verſchieden : In den
Ein Hr. For fol dahin gelangt ſeyn, künſtliche Metalladern durch Anwendung eines ſchwachen elektriſchen Stromes hervorzubringen. Er
China verſant in die gräulichſte Anarchie, und das Elend
hat Thon mit metalliſchen Subſtanzen gemiſcht, einen elektriſchen Strom
des Volfs ſtieg fo ſehr, daß die Räuberbanden ſelbſt die Haupt ſtädte mehrmals eroberten. Aus dieſer Verwirrung erhob ſich
durch die Maſſe geleitet , und das Metall ſoll ſich in rechten Winkeln mit dem elektriſchen Strom in Adern angefekt haben . Was die Sache noch intereſſanter macht, iſt der Umſtand, daß in Minen von wirklichen
Tai-tſu , der Stifter der Dynaſtie der Sung, und ſtellte mög
lichſt Ordnung her, aber eine feſte Grundlage ging auch von
Metalladern der elektriſche Strom eine gleiche Richtung nimint , ſo daß
ihm nicht aus, und ſeine Haupthülfsquelle, ſo wie die feiner Nachfolger, beſtand darin, daß er die herrenlos gewordenen und
das künſtliche Erperiment die Wirkungen der Natur in dieſer Beziehung völlig ins Klare feßt. Die Proben in dieſer Beziehung ſollen in der „corniſchen polytechniſchen Verſammlung ," die zu Falmouth ſtattfinden wird , angeſtellt werden . (Litt, Gaz, voin 7 Auguſt.)
unbebaut gebliebenen Ländereien au Steuerbare verlieh, und
gegen eine jährliche Rente verkaufte ; die Zahl der* ſteuerbaren Ackerbauer fing wieder an zu ſteigen , nun aber begann der Widerſtand der Grundbeſißer gegen die Vermeſſung und Aufzählung der Ländereien. Unter Schin -tſung (1072 ) und Schi-tſung (1104) ſo wie mehreren andern wurde die Sata:
ſtrirung des Landes unter großen Schwierigkeiten fortge: fekt; aber die Lage des Reichs von außen wurde allmählich ſchwieriger , im erſten Biertheil des folgenden Jahrhunderts
brachen die Mongolen ein , und die Fortſeßung des großen Werts mußte natürlich unterbleiben.
Chronik der Heiſen. Bemerkungen auf einer Reiſe vom Don nach Pätigorsk. ( Fortſepung.) Wir nähern und Stauropol, dem Hauptort der kaukaſiſchen Provinz,
nach einer Reiſe von 370 Werſten durch trübſelige Steppen , wo man unbedeutende Dörfer ſchon ſehr ſelten trifft, von Städten oder Handels orten aber gar keine Rede iſt.
Bekanntlich find in allen vom Centrum
Uus dem Stillſchweigen der Geſchichtſchreiber inuß man
Nußlande entlegenen Gouvernements gegen Norden , Oſten und zum
fchließen , daß die Ming, welche den Mongolen folgten, ſich ein Recht mehr anmaßen wollten über den Anbau des Landes, *)
Theil auch gegen Süden die Landſtreden ſo ungeheuer groß , daß die
uud eben ſo wenig das individuelle Eigenthum zu beſchränken
Jeniſeisk und andern , die der Ausdehnung nach fich den erſten euro päiſchen Reichen , der Bevölkerung nach faum einer ordentlichen euro
fuchten , wie die vorhergebenden Dynaſtien . Die Zeit hatte das Eigenthumsrecht geheiligt, obwohl auch noch ießt das Recht
Bevölkerung fich darin faft völlig verliert, ſo in Wologba , Archangel,
päiſchen Stadt gleichſtellen können.
Stauropol liegt auf einer bedeus
des Grundeigenthums nicht unbeſchränkt iſt. Ein großer Theil der alten vornehmen chineſiſchen Familien hat unter den Bür: gerfriegen und durch den Einfall der Mandſchu ihre Güter
tenden Höhe , auf dem Berge , am Abhange und in der Ebene. Die ſogenannte Feſtung , die den Centralpunkt der ganzen Stadt bildet,
verloren, uud dieſe wurden als eine Art Fideicommiß den acht Fahnen der Mandſchu übergeben , die dem Gereße nach wohl die Nußnießung, aber nicht das Land verfaufen dürfen . Was das übrige Land betrifft, ſo hat ſich ein Reſt der alten Ge walt über das Grundeigenthum erhalten. Die Regierung fann
nach verſchiedenen Richtungen ſich ausdehnenden Stadt überbliden , und
nämlich ländereien , deren Eigenthümer nicht als Steuerzah : lende eingeſchrieben find, oder welche nicht gehörig bebaut wer:
den, confisciren. Indeß wird natürlich dieß Recht in der Pra: ris nur ſelten ausgeübt, und in allen weſentlichen Stüden iſt * ) Die alten Dynaſtien hatten mit der Wertheilung des Landed auch die Art des Anbaues vorgeſchrieben .
liegt am höchſten ; von hier aus fann man alle Theile der maleriſch hat zugleich eine weite Ausſicht über die Steppe, die wellenartig in Hügelrücken und langen Ausläufern der in blauer Ferne fich erhebenden
kaukaſiſchen Gipfel fich ausdehnt.
Dieſe Veſte mit faum bemerkbaren
Gråben hat nur den Namen einer Feſtung, ohne denſelben zu verdienen . In Zeiten der Gefahr aber hat ſie doch den Einwohnern eine Zuflucht
gewährt. Es befinden ſich darin die Magazine, Caſernen und das Bureau des Commiſſariats. In der gegen die Stadt gerichteten Hauptece wollte man gerade über einem Steilabſturz eine Kirche erbauen , wozu auch durch Aufpflanzung eines großen ſteinernen Kreuges im Jahre 1815 der Anfang gemacht wurde. Die Höhe des Orte und die weite Ausſicht, die man von demſelben genießt , hätten ihn zu einem ſolchen Gebäude
944 beſonders tauglich gemacht, leider aber blieb es bei dem Plane. Wenn
man von dieſem Punkte aus den Blick auf den gränzenloſen Horizont wirft , ſo hebt ſich wie eine Zauberinſel aus der Tiefe des Meeres der
1
teten Brunnen geholt und in Fåfjern zum Verkauf in der Stadt herum = geführt. Der Eimer (Wedro) koſtet, je nad der Jahreszeit , 4 bi8 15 Kopeken . Bei Schmugwetter im Herbſt und Frühjahr oder in den
Elbrus in rieſenhaften , aber leichten und halb durdlichtigen Formen
Winterſtürmen , wo man auf den Bergen nicht einmal geben und noch
hervor, gleid) einem geheimnißvollen, mit weißem Nebelſchleier bedecten Grabe , würdig des alten Prometheus, den die griechiſche Sage in dieſen Bergen anjlymieden läßt. Von der Größe des Elbrus fann man fich
weniger fahren kann , tritt manchmal mehrere Tage lang Mangel an ſüßem Waſſer ein, und man muß fich dann des bratiſchen Waſſers auf
einen Begriff machen aus dein Umſtande , daß man ihn aus einer Entfernung von mehr als 500 Werſten ganz deutlich fieht; nach den ange-
Boden unterhalb der Stadt enthält ſehr viel Waſſer , denn man darf
den Brunnen bedienen , die ſich faſt in jedem Haufe befinden.
Der
ftellten Meſſungen iſt er höher als der Montblanc, nämlich etwa 12,800
nur einige Arſchinen , oft nur einige Zoll tief graben , um auf ftarle Quellen zu ſtoßen , aber das Waſſer iſt in größerem oder geringerem
Von dem obengenannten Punkte , d. h. von dem Kreuze aus,
Grade ſalzig und bitter , und ſelbſt unbrauchbar für Pferde und Rind
Wendet man das Geſicht
vieh , die nicht daran gewöhnt ſind ; in den bergigen Strichen findet ſich ſüßes , geſundes Waſſer nicht ſelten in Menge, iſt aber für viele theils wegen der Entfernung, theils wegen der ungünſtigen lage auf ſteilen
Fuß.
ſtellt ſich die Stadt wie im Panorama dar.
gegen Oſten , ſo hat man linke den am Abhang liegenden Theil der Stadt, wo arme entlaſſene Soldaten und Kleinbürger wohnen, vor ſich. Man ſieht, daß Bedürfniß und Gefahr von Näubereinfällen fie veranlaßte, ihre Häuschen wie Vogelneſter in den Bergſchluchten an unzugänglichen Stellen anzufleben . Gerade vorwärts liegt derjenige Theil der Stadt, welcher die Stanißa genannt wird. Dieß iſt cine alte Anſiedlung, eine
ehemalige Koſafen -Stanißa , die jest 30 Werſte weiter hin nach dem Kuban verlegt ift. Rechts dehnt ſich der bedeutendſte Theil der Stadt mit der Hauptſtraße aus, welche den Namen „die Tifliſer Straße“ führt . Dieſe erhebt ſich großartig den Berg aufwärts , hat 3%. Werø Länge, über 40 Klafter Breite , und zeichnet ſich durch ihre Reinlichkeit, ihre ſchönen meiſt fteinernen und zweiftödigen Häuſer und die Regelmäßigkeit ihrer Trottoirs aus. Hier ſteht aud die einzige größere Kirche und der ſteinerne Saufhof , der zwar nicht ſehr groß , aber mit Geſchmack und ſelbſt mit einer gewiſſen Pracht ausgeführt iſt; der Commandant
1
Höhlen von Feinem Nußen. Wäre die Bevölferung von Stauropol nicht ſo gemiſcht , und beſtünde größere Einigkeit , ſo wäre die Stadt wohl längſt vermittelſt einer Waſſerleitung mit gutem Waſſer verſehen. Indeß hat ein reicher und verſtändiger Tifliſer Kaufmann, Namens Tamanſchew , ſich entſchloſſen , ein bedeutendes Capital darauf zu verwenden , und Waſſer in die Mitte der Stadt zu leiten. Er verſchrieb aus Perfien und der Türkei geſchidte Bauleute, und begann aus einer Quelle außer:
halb der Stadt , vermittelſt irdener Röhren , Waſſer in die Stadt ju Die Arbeit begann im März 1810 , ging wegen des ſteinigen leiten .
.
Bodens ziemlich langſam , wurde aber doch im November glüdlich zu Ende gefiihrt. So iſt denn jeßt der große Plat der Stadt mit einem Brunnen verſehen , der füßes Waſſer liefert. ( Fortſeßung folgt.)
ber kaufaſiſchen Provinz , General Emanuel , ließ ihn erbauen , dem
überhaupt die Bewohner von Stauropol , ſo wie der ganzen Proving ſehr viel zu danken haben . In den wegen deg unaufhörlichen tiefen Koths ungangbaren Straßen wurden ſteinerne Trottoire angelegt ; für die Jahrmärkte außerhalb und innerhalb der Stadt Kaufhöfe erbaut ,
tn denen die Waaren Unterkunft und in unruhigen Zeiten Sicherheit finden konnten . Um die Stadt mit ſüßem, geſundem Waſſer zu verſehen, wurde mit vieler Mühe ein Brunnen gegraben. In Pätigorst ließ er die Wannen herrichten, die Wege zu den Quellen mit Alleen bepflanzen, und that überhaupt alles Mögliche , um die Benußung der Bäder zu erleichtern . Der dritte Theil der Stadt , welcher den Namen Worobiebsfa führt , liegt weſtlich von dem erſten auf einer Bergebene, wo nach dem
M
Mi s cellen. E kbare Erde. Hr . St. Julien fchickte an die franzöfiſche Afa demie der Wiſſenſchaften eine mineraliſche Subſtanz, die man an einigen
Orten China's in Hungerjahren als Nahrung nimmt. Dieſe Subſtanz beſteht in einem weißen Staube , der die Stellen , wo er fich findet, zum Anbau untauglich macht. Man gewinnt die Subſtanz vermittelft brunnenartiger Gruben aus dem Boden , und die benachbarten Städte
ſtreiten fich um die Ausbeutung derſelben. Man kann der Hunger damit ſtillen , aber bei zu langem Gebrauche ſtirbt man daran. Man braucht fie nicht lange zu zerbeißen. Hr. Peltier hat fich durdo mikroſkopiſche
Unterſuchung überzeugt, daß man die von Ehrenberg in dem ſchottiſchen
( idhwediſchen ?) Bergmehl entdecten Infuſorien nicht darin findet. (Echo Plane der Regierung alle Bureaur , das Gefängniß, die Cajernen, Spi- du Monde Savant vom 11 Auguſt.) täler , Gymnaſium 1. f. w. erbaut werden ſollen ; mit der Zeit wird dieß alſo der bedeutendſte Theil der Stadt werden. Schon jeßt ſind die
Karlo del Rů hnen Einzug in Arrae. An dieſem Tage (24 Auguſt) ſoll in Arras ein biſtoriſches Feſt gehalten werden , deffen
beſten Häuſer von dem Militärſpital eingenommen , das auf 500 Mann eingerichtet iſt, obwohl ſich ſtets nicht weniger als 800 Kranke darin
Gegenſtand der Einzug Karle des Kühnen ist die Hauptſtadt von Artois
befinden .
Mehr als 600 Perſonen ſollen im Coſtume bet damaligen Zeit im Zuge auftreten . Illumination , Freudenfeuer , Tura
Die Stadt Stauropol nimmt eine Strede von mehr als 10 Werſten in Ulinkreiſe ein , und verbreitet fich maleriſch über den Berg , den Ab
nier , Ball, Sammlung für die Armen , alles in altem Styl , foll auf
hang, das Thal und zwei Schluchten ; aus einer der lettern, welche die Stadt im Süden begränzt , fließt ein Bach, die Mamaifa genannt , init trübem Waſſer. Auf der Nordſeite iſt ein Bach gleicher Größe, Namens Taſchla. Ein anderes fließendes Waſſer iſt nicht vorhanden , und dieß
einander folgen.
im Jahre 1469 ift.
(Voleur poin 10 Auguft.)
der bedeutendſte Nachtheil, den die Stadt hat ; das Trinfwaſſer wird
Fallen der Seine. Man bemerkt als eine eigenthümliche Er ſcheinung, daß trop der ſtarken Megen , die im Julius und bis in den Anfang Auguſts fielen , das Waſſer der Seine nicht ſtieg, ſondern viela mehr abnahm , ſo daß die Schifffahrt für die größern Fahrzeuge obers
3 Werfte weit aus dem obenerwähnten , voin General Emanuel geſtif
halb Parie ſchon aufhören mußte.
!
1
(ibid.)
Münden , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anſtalt der 3. 6. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann.
Nr . 237
Bas
A usl a n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 25 Auguft 1841 .
Weber den Urſprung der Sage von dem fliegenden
Holländer, oder Geſpenfterſchiff. Es gibt gewiß wenige Leſer dieſer Blätter, welche die Sage von dem „fliegenden Holländer" nicht kennen , und wäre es
nur aus Marryats beliebtem Roman : „ das Geſpenſterſchiff;“
Flagt, ins Gefängniß geworfen und vor dem Inquiſitionstribu: nal zur Verantwortung gerufen wurde. Dieſer Glaube wurde in Hinſicht auf Barend Fokke noch geſtärkt durch ſeine ganz
ungewöhnliche Größe und Körperkraft , durch ein höchſt abſchre: dendes Aeußere und ein robes zurücſtoßendes Benehmeu, ſo wie durch ſeine Gewohnheit, bei den geringſten Hinderniſſen, welche
in den Weg legten , die fürchterlichſten Verwünſchun : Sosete genſich ihm auszuſtoßen.
den Wenigſten aber dürfte es bekannt ſeyn , daß dieſe Sage nicht wie ſo manche andere ihren Urſprung bloß in der Phan taſie der Seeleute hat, ſondern wirklich einigermaßen hiſtoriſch begründet iſt , und daß der jeßige fliegende" feiner Zeit ein
hatte, und man nichts mehr von ihm hörte , ſo hieß es ganz
„ leibhaftiger" Holländer war , der ſich als Seefahrer unter fei
natürlich , er rey in die Macht des Teufels gerathen , welcher
Als er nun endlich zum leßten Mal den Hafen verlaſſen
nen Zeitgenoſſen einen großen Namen erwarb ,1 und denſelben
ihn, entweder zur Strafe für ſeine Sünden, oder in Folge des
in dem erwähnten Mährchen auf die Nachwelt gebracht hat.
mit ihm geſchloſſenen Pactums, verurtheilt habe, auf ewig mit
Dieſer Mann hieß Barend Foffe und lebte zu Anfang des
ſeinem Schiffe zwiſchen dem Cap der guten Hoffnung und der
17ten Jahrhunderts. Er war ein ungemein fühner und un ternehmender Seemann, der, wie die Ueberlieferung fagt, ohne
Südſpiße von Amerika herumzukreuzen , ohne jemals irgend einen Hafen beſuchen zu dürfen. Von dieſem ſonderbaren ir:
ſich an Wind und Wetter zu kehren, immer mit vollen Segeln
renden Schiffe wußten im vorigen Jahrhundert faſt alle See
durchfuhr; er hatte eiſerne Stangen auf den Maſten , damit dieſelben , bei ſtarkem Winde, nicht über Bord wehen könnten, und legte bereits damals die Reiſe von Batavia nach Holland in neunzig Tagen zurüd , während er innerhalb acht Monaten
fahrer der indiſchen Meere zu erzählen. Mancher Schiffer war des Nachts von dem verzauberten holländiſchen Schiff angeru: fen worden, und hatte es deutlich geſehen ; die Mannſchaft an
die Hin- und Zurücreiſe machte. Zu ſeiner Zeit , wo die
mann, dem Koch und einem einzigen Matroſen, alle ſteinalt,
Schiffer den Weg nach Oſtindien und die auf dem Weltmeere
und mit langen Bärten . Jede an ſie gerichtete Frage blieb
Bord ' desſelben beſtand nur aus dem Capitän , dem Boots:
herrſchenden Winde und Strömungen noch nicht ſo genau
unbeantwortet, indem ſie zur Folge hatte, daß das Schiff au:
wo der vorſichtige Steuermann , ſobald
die Dauer einer gewöhnlichen Reiſe von Holland nach Java
genblidlich verſchwand. Bisweilen wurde das Geſpenſterſchiff auch am Tage geſehen , und öfters hatten fühne Waghälſe es gewagt , mit einer Schaluppe an Bord derſelben zu gehen,
auf mehr als gegenwärtig die Hin- und Zurü & reiſe geſchäßt
allein fobald ſie es erreicht hatten , entſchwand es wieder den
wurde
zu jener Zeit kann es nicht befremden , daß ſo un glaublich günſtige Reifen als die von Schiffer Barend Foffe
Blicken .
übernatürlichen Urſachen zugeſchrieben wurden : die einen nann:
Der Steuermann des Schiffes, welches Anlaß zu dieſem Mährchen gab , roll nicht weniger roh und ungeſchlacht als der
ten ihn einen Zauberer 1, andere ſprachen von einem Pactum
Capitän geweſen ſeyn, deſſen vertrauter Freund er war. Von
mit dem Böſen u. dgl. Es ging ihm dabei wie jenem ſpani:
dieſem Steuermann wird erzählt , daß, als einſt das Schiff nach einer ſehr kurzen Reiſe in der Sundaſtraße angekommen
kannten, als ießt,
der Abend zu dunkeln anfing, die Segel einzog , und wo daher
fchen Schiffer , welcher zuerſt durch ſeine genauere Kenntniß von den Winden in dem ſüdlichen ſtillen Meere die Reiſe von Callao nach Valparaiſo innerhalb vierzig Tagen vollendete,
war, aber des Südoſtwinds wegen an der Inſel Srodtoa nicht
während man allgemein viel längere Zeit und manchmal ein
vorbeikommen konnte, und daher noch ein paar Gänge laviren mußte , er im Aerger über dieſen Aufenthalt unter Flüchen
Jahr dafür brauchte, und welcher deßhalb der Zauberei ange:
den Wunſch äußerte : der Teufel möge ihn nach ſeinem Tode
237
946 beſtimmen, um die Inſeln Croďtoa und Beſſy an einander zu hiſſen , damit das Fahrwaſſer für die Schiffe breiter werden
möchte ; daß der Teufel ihn beim Wort genommen habe, und
dieſe Wechſel fonnten nicht mehr acceptirt werden , und ſo machte die Colonie, welche nach dem Ausſpruch ihrer enthu: ſiaſtiſchen Freunde alle ihre Ausgaben ohue Hülfe des Staats
man noch heute an der Nordoſtípiße der Inſel Erodtoa den
ſelbſt deđen ſollte, mit einem Male bankerott.
Steuermann bei jener Arbeit , nach Art der Matroſen, wenn
ſchon betrug die Geſammtausgabe nicht weniger als 140,000 Pfd. St. ( 1,680,000 fl.) für eine Bevölkerung von etwa 15,000
fie an der Zugwinde ſtehen , kann ſingen hören. Wirklich vernimmt man an jener Stelle wunderliche Klänge , che jedoch von dem Sauſen des Windes in den daſelbſt befindlichen Fel: ſenhöhlen herrühren. Das Andenken des Schiffers Barend Fokke wurde übrigens
noch auf eine ſchönere Art lange nach ſeinem Verſchwinden be
Im F. 1839
Menſchen, während das Einkommen nicht mehr als 20,000 Pfo. betrug. Unter den Ausgaben waren während der lekten zwei Jahre 24,000 Pro . für ein Regierungsgebäude, 92,000 Pro. für
einen Weg von der Hauptſtadt Adelaide nach dem Hafen , 24,500 Pfd. für das Departement der Landvermeſſung. Der
wahrt durch eine eherne Bildſäule , welche zu ſeiner Ehre auf der kleinen Inſel Kuiper errichtet wurde , an einer Stelle, wo
„ arme Oberſt Gawler, “ wie ihn die Colonial Gazette nennt,
fie allen Schiffen , welche von der Rhede von Batavia regelten ,
in dieſem Zuge.
ins Auge fallen mußte. Dieſes Monument , welches von den Verdienſten jenes alten holländiſchen Seefahrers einen höheren
mer, wurde beauftragt , den Stand der Schulden der Colonie zu unterſuchen, und fand, daß dieſelben bis zum Junius o I.
Begriff geben mußte , als das Mährchen von dem Geſpenſters
auf 402,067 Pfd. St. ſich gehoben hatten. Dieſe Geldverſchleuderung war nicht das einzige Uebel. Das reich bezahlte Corps der Landvermeſſer maß jedem , der 4000 Acres kaufen wollte, 15,000 Acres aus , von denen er dann
ſchiff, wurde von den Engländern, als ſie im Jahre 1811 Java
erobert hatten , von der Kuiperinſel weggenommen. L ..
Auftraliſche Colonien. .
war freilich nur halb ſchuldig, denn er fand die Sache bereits Hr. Parfer, einer der Lords der Schakkam
die ihm beliebigen 4000 auswählte. Dieſe wurden natürlich To ausgewählt, daß Niemand den Reſt wohl benüßen konnte, und ſomit 11,000 weitere Acres mit in den Kauf gingen.
Südauſtralien .
Lord John Ruſſell ernannte einen neuen Gouverneur in der
Dieſe Colonie iſt nach dem Grundſaß einer freien , ſelbſt von der Regierung des Mutterlandes ſo gut wie unabhängi-
Perſon eines Capitäns Grey, desſelben , der vor drei Jahren
gen Verwaltung gegründet worden , dieſer erſte Verſuch aber
die Entdeđungsreiſe an der Nordweſtküſte des auſtraliſchen Continents machte ; Capitän Grey fragte den Miniſter: „ ſollen
nicht ſonderlich gelungen. Ein Landcommiſſär in der Co-
dieſe Landvermeſſungen fortdauern ?" der Miniſter antwortete
lonie und ein Auswanderungscommiffär in England ſollten un :
mit : „ Nein !" Beide hatten erkannt , daß das Hauptübel der Solonie an dieſen wucheriſchen Landverkäufen hänge , und daß
ter Einverſtändniß mit dem Colonialminiſter auf der einen, und dem Gouverneur der Colonie auf der andern Seite die Sache leiten. Anfangs ließ ſich alles ſehr glänzend an : im
Jahre 1836 ward die Colonie angelegt, im Jahre 1837 bereits wurde der Acre Land in Adelaide geſteďten Umkreis Steri. verkauft; im Jahre 150 Pfb. , und im Jahre
dem für die Anlegung der Stadt in einer Auction um 7 bis 10 Pfb . 1839 ſtieg dieſer Preis auf 50 bis 1838 zählte die Stadt bereits zwi:
fchen 4000 und 5000 Einwohner. Indeß blieben die ſchlimmen Folgen nicht aus. Gleich anfangs war der Gouverneur, Sa: pitän Hindmarih, im Streit mit dem Schaßmeiſter , Namens Fiſher , bald auch mit den andern Behörden ; er ſcheint die
die übermäßigen Ausgaben ſich leicht einſchränken ließen .
Zu
gleich garantirte das Parlament ein Anlehen von 250,000 Pid . für die Colonie, und Capitän Grey reiste ab, zugleich mit dein Charakter eines Coloniſationscommiſſärs und eines Gouver
neurs, um den Streitigkeiten zwiſchen dieſen beiden Perſonen vorzubeugen, und mit dem Auftrage, mit dem Colonialmini:
ſterium zu correſpondiren. So iſt Südauſtralien gewifferma ßen eine Kroncolonie geworden.
Die Colonial Gazette vom 30 Jun. bringt den Bericht, welchen die über die ſüdauſtraliſchen Angelegenheiten nieder
ausſchweifende Anſicht, die man hinſichtlich der kommenden
gereßte Committee über die Schuldangelegenheit abgeſtattet hat, und dieß etwas voluminöſe Actenſtüd iſt für die Geſchichte der
Blüthe hegt, nicht getheilt, einzelnen übertriebenen Ausgaben
Gründung der Colonie von nicht geringem Intereſſe ; der Ans
ſich widerſeßt, aber ſeine Vollmacht etwas überſchritten zu ha-
trag der Committee gig darauf hin,, die Acten zur Gründung der Colonie aufzuheben , und der Krone die Ernennung der
ben, und ward zurücgerufen ; Oberſt Gawler, ſein Nachfolger, ließ ſich blenden , und die Ausgaben ſtiegen bald unmäßig ;
der Auswanderungsfonds , welcher aus den verkauften Lände: reien gebildet war, und durchaus nur dazu dienen ſollte, Aus: wanderern eine freie Ueberfahrt zu ſichern, mußte zu den lau-
fenden Ausgaben verwendet werden , und ſo ſtocte die Aus: wanderung ſowohl aus England , als aus den älteren Colo: nien, welche bereits auf 12 bis 15,000 Menſchen geſtiegen war , plößlich. Oberſt Gawler zog zur Beſtreitung der Ausgaben der Verwaltung Wechſel auf den Auswanderungscommilar ;
Autoritäten zu vindiciren. Indeß iſt dem Actenſtück nicht in allen Theilen zu trauen , denn es ſpricht ſich darin augenſchein lich eine Abneigung gegen das Syſtem von Gründung freier,
nur indirect unter dem Colonialminiſterium ſtehender Colonien aus. Der erſte Verſuch war allerdings durch Zuſammenfluß mehrerer Umſtände ſehr ungünſtig ausgefallen , aber dabei darf man nicht vergeſſen , daß wenn die Gründung der Colonie, die zuerſt auf den Grundſaß gebaut war , daß der Verlauf des Landes die koſtenfreie Ueberfahrt für Auswanderungsluſtige
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deden folle, dem Colonialminiſterium überlaſſen worden wäre, die Colonie wohl nie fu Stande gekommen ſeyn würde, da die
erzeugen die Gemüſe , Früchte und das Rorn der gemäßigten länder,
miniſteriellen Beamten dieſer Anſicht von Gründung einer Co:
bindung mit dem atlantiſchen und ftillen Meere.
lonie völlig entgegen waren , und Niemand vertrauen darein gefeßt hätte , daß ſie die Sache wirklich durchführen würden . geßt hat ſich indes der Hauptgrundraß derſelben Geltung erwor: ben, und ſomit wird die Sache nach einer Reihe von Verlegen: Das Klima wird von den einen heiten doch ihren Gang gehen. h andern als ſehr heiß und den , von günſtig außerordentlic als zum Theil ungeſund geſchildert. Lekteres ſcheint indeß, wenn
Chronik der Heiſen . Bemerkungen auf einer Reiſe vom Don nad Pätigorsk.
man die Nachrichten zuſammen hält, nicht in größerem Maße der Fall zu feyn, als ſonſt in der Nähe von friſch umgebroche: nen ländereien der Fall iſt. Golonie am Schwanenfluß . Lange hat dieſe Colonie geſiecht; wir haben in frühern Jahren den Grund angegeben, einfach darin daß man ungeheure Strecken Landes,derz. B. einem Hrn.beſteht, Peel allein 500,000 Acres, umſonſt verwilligte. Keiner der großen ſolchergeſtalt
erſchaffenen Landbeſiker war im Stanse, dieſe Landſtriche ange: meſſen zu verwerthen, vielmehr ſuchten ſich die wirklichen Anfiedler freies Land aus , das ſie nicht bezahlen mußten , das
aber minder günſtig gelegen war. Indeß ſah ſich die Regie: rung durch den ſchlechten Erfolg veranlaßt, alle Ländereien, die
nach einer gewiſſen Zeit noch nicht wirklich bebaut wären, als wieder an die Krone verfallen zu erklären.
Dieß geſchah, und
zugleich wurde das neue Princip, das freie Land zu verkaufen und durch den Erlös neue Auswanderer unentgeltlich überzuführen , auch auf dieſe Colonie angewendet, die ſich in Folge deſſen im J. 1838 bereits auf mehr als 2000 Perſonen gehoben hatte. Alle Verbrecher wurden ausgeſchloſſen ; die hieſigen Anbauer ſind , wie die Engländer fagen , of great respectability, ein guter Theil beſteht aus ehemaligen Land- und Seeofficieren, und es findet ſich hier mehr geiſtige Regſamkeit und Empfänglich: feit, als in allen andern Colonien zuſammengenommen . Indeß wird das Zeitliche darüber nicht verabſäumt: man ſchäßte im 1. 1838 das Gefain mtvermögen der Solonie auf 360,000 Pf. St. mit einem Reinertrag von 72,000 Pf.
und dabei hat dieſeb land den ungeheuren Vortheil einer leichten Ver
(Fortſegung.)
Die Stadt enthält gegen 1580 Häuſer, meiſt von Holz, mit Schilf gededt und von der unanſehnlichſten Bauart ; nur die Hauptſtraße und zwei andere anſtoßende Straßen gleichen in ihren Gebäuden' und in der Reinlichkeit einigermaßen einer Stadt, die aber hinter einer ordentlichen Kreisſtadt im Innern Nußlands noch weit zurüdſteht. Kirchen hat die Stadt vier, darunter eine armeniſche, jedoch verdient nur eine den Namen
eines Tempels.
Zum Bau verwendet man einen weichen gelblichen
Kalkſtein , der in der Umgegend der Stadt gebrochen wird , da man wegen Theuerung des Holzes feine Badfteine macht. Die Zahl der Einwohner von Stauropol beträgt mit Einſchluß der Truppen und der Beamten gegen 10,000. Die permanenten Bewohner der Stadt, Bürger
und Kaufleute, find größtentheils keine Eingeborenen , ſondern Anſiedler aus den verſchiedenen Theilen des weitläufigen Rußlands ; einige kamen freiwillig, andere unfreiwillig in Folge gefeßlicher Beſtimmungen hieher und viele davon , jeft geachtet und wohlhabend , find von ſehr zweifel hafter Herkunft. Der Handel iſt ſehr ſchwach und befindet ſich in den Händen der Armenier, welche hier in gewiſſer Beziehung an die Stelle
der Juden in den weſtlichen Gouvernements treten, und ſich ausſchließlich mit dem Handel beſchäftigen. Tſcherkeffen oder Leute aus, andern Berg völfern wohnen nicht in den faukaſiſchen Städten . Die aus allen mög lichen Orten hieher geſtedelten Beamten vermehren noch durch ihre pro
vincielle Verſchiedenheit die ſchroffe Buntſchedigkeit der Bevölkerung. In den Hauptſtätten , wo gleichfalls Repräſentanten aller Theile des Reiche fich finden , verwiſchen fich die ſcharfen Linien eines jeden weit ſchneller; ſie verſchwinden völlig in der großen Maſſe und nehmen den allgemeinen Charakter der Mehrzahl an, aber in einem kleinen Städtchen iſt jeder Charakterzug, jede Schattirung bemerklich. Alles dieß iſt keines wege geeignet , die Harmonie unter der Einwohnerſchaft zu vermehren, und darum iſt auch die Stadt fo todt. Es gibt keine allgemeinen Intereſſen , jeder lebt für ſich und läßt ſich init Niemand in einen .
engern Verkehr ein , der doch für die Geſellſchaft im Allgemeinen ſo
Coloniſation derla Ofküſte von Centralamerika .. Der Staat Guatima
hat einen Theil feines Gebiets einer eng-
liſchen Compagnie zur Coloniſation abgetreten . Die Coloniſten ſollen nur ihrem Municipalregiment unterworfen ſeyn, völlige Religionsfreiheit haben , auf 20 Jahre von allen Abgaben frei ſeyn und alle Werkzeuge und Maſchinen zollfrei einführen dürfen. So berichtet das Echo du Monde Savant vom 14 Auguſt, wir wiffen nicht, aus welcher Quelle. Indeß gibt auch Stephens in ſeiner bereits mehrfach erwähnten Reiſe die-
ſelbe Nachricht. Der leßte Punkt, wonach die Compagnie alle Werfzeuge zollfrei einführen darf, erflärt ſo ziemlich den Zwed, der verfolgt wird, denn dieß prächtige land wäre nach Stephens allein im Stande , die ganze Welt mit tropiſchen Producten zu verſehen : Ebenen und Thäler find voll von der üppigen Vegetation der Tropen. Die Tafelländer
wohlthätig iſt. Stauropol iſt ſeit 1785 eine Kreisſtadt , ſeit 1827 die Hauptſtadt
der kaukaftſchen Provinz. Wegen der Fruchtbarkeit des Bodens , bes gefunden Klima's und der Sicherheit vor Einfällen der räuberiſchen Bergvölker war 18 in früherer Zeit allerdings Ser beſte Ort zu einer Hauptſtadt der Provinz, jeßt aber möchte man für dieſelbe etwas mehr
Vortheile wünſchen. Der Ruban , ein Fluß von bedeutender Tiefe und Breite, mit ſüßem Waſſer und Reichthum an Fiſchen , iſt von Stau
ropol nur 35 Werſte entfernt. Hier findet fich Bauholz in genügender Menge, und hier wäre es auch möglich, fidh mit Brennholz zu verſehen, woran es dem ganzen lande mangelt. Mosdof, Georgiewek und Kielär haben in dieſer Beziehung viele Vorzüge. Die Umgebungen der Stadt find bergig und maleriſch ; wo man fich hinwendet , find Gärten und Wäldchen . Hier ſollen in früherer
948 Zeit die Tatareit gewohnt haben, zogen aber ſpäter fort, und ließen nur dem Bade Mamaika einen Namen zurück. Bekanntlich floh einſt Temnit Mamai nach der durch Dimitri Donskoi erlittenen Niederlage mit den
Reſten ſeiner Forde über den Don , und verbarg fich in den weiten Steppen und finſtern Waldgebirgen der kaukaſiſchen Länder. Der Gärten find um Stauropol ſo viele, daß die ganze Stadt von der Ferne aus wie in einem Garten zu ſtehen ſcheint; indeß iſt tros des günſtigen Einfluſſes der ſüdlichen Natur der Gartenbau ſehr vernach läſſigt. Nichtsdeſtoweniger gibt es Trauben, Melonen verſchiedener Art, Gurken u . dgl. in Menge. Bon wildwachſenden und Gartenbäumen
finden ſich namentlich Miſpelu, wilde Pfirſiche, Aepfel, Birnen, Zwetſchgen bäume , jedoch nicht in folcher Menge , wie in Rußland. Ueberhaupt iſt im nördlichen Theil der kaukaſiſchen Provinz die Gartenbaukunft ſehr vernachläſſigt, während ſie im Gegentheil etwas weiter ſüdlich, in Mosdok, Georgiewsk und namentlich bei Kislär , in hoher Blüthe ſteht.
befinden fich an ehemaligen Soldaten , Kriegs- und Civilbeamten , mit Einſchluß der Geiſtlichkeit, etwas über 1000 Seelen beiberlei Geſchlechts, Bürger 2500 , Soldaten 3760 , freigelaſſene Bauern und Fremde aus andern Städten gegen 1600. Im Jahre 1839 wurden hier 226 Knaben und 207 Mädchen geboren, und es ſtarben 293 Männer und 95 Frauen. Daß mehr Männer ſtarben , ald Knaben geboren wurden , iſt bei der
Zuſammenſeßung der Bevölkerung ſehr natürlich. Merkwürdig iſt es, daß unter dieſer nicht ſtarken Bevölkerung nicht weniger als vier ein Alter von mehr als 100 Jahren erreichten , zwei Männer wurden 100 bis 115 ; zwei Frauen zwiſchen 115 bis 130 Jahre alt. Die Straße von Stauropol nad Pätigorsk geht ganz über Berge ; an einigen Stellen geht der Aufſtieg unausgeſegt 5 bis 6 Werſte weit ,
geſept; dieſe Nachtheile aber würden von geringer Bedeutung ſeyn, wenn
aber je weiter man kommt, deſto ſteiler werden ſie. Oft endigen dieſe Höhen mit abgeſonderten Berggipfeln, welche das Gemälde der Wildheit und Dede vollenden, da man nur ſelten Spuren von Aderbau fieht, und ſelbſt nicht einmal Vögel , dieſe ſonſt unerläßlichen Bewohner aller Steppen , entvedt. Nur über Gräber ſtreift hie und da der ungeſtüme Wind . Zwiſchen den Stationen Sergiewskaja und Kalinowskaja finden
nidit andere weſentlichere dazu fämen , namentlich ihre Entfernung vom Mittelpunkte der Provinz , der Mangel an einem größern Fluſſe , der zugleich die Stadt mit ſüßem Waſſer verſorgen würde, und die Zerſtörung der Wälder , welche nicht nur die Stadt , ſondern die ganze Provinz in
wie ein kleines Buſchwerk gegen einen Wald erſcheinen. Hier findet man viele maleriſche Anſichten und viele landſchaften , die durch ihre Wildheit und Stille einen unwillfürlichen Schreden einflößen, der noch
Schilf wie ain Don gibt es hier nicht; um
durch die Erinnerung geſteigert wird , mit welcher Grauſamkeit hier die
die Regierung8 - und zum Theil auch die Privatgebäude mit Holz zu
Tſcherkeſſen hausten, wie hier Kaufleute fortgeſchleppt und Dörfer zerſtört
.
Die Stadt iſt, wie ſchon bemerkt , angenehm gelegen , obgleich ſchon etwas bergig, und darum ziemlich fühl und heftigen Winden aus
Folzmangel verſekt hat.
ſich ſo bedeutende Höhen , daß die des Waldai in Vergleichung damit
verſorgen, haut man aus einem niedergefällten Walde jenſeits des Kuban
wurden , lauter Begebenheiten , über welche jeßt noch Erzählungen in
und auf den entfernten Krongütern das dürre Holz aus, und bezahlt es
Menge umlaufen .
mit 32 bis 40 Rubel ; auf dem Markte kommt es noch theurer zu
vielen Anhöhen ſtehen Koſakenwachen , die bei der erſten Gefahr bereit ſind , Hülfe zu leiſten ; übrigens hat man ſeit mehr als ſechs Jahren auf der Straße nach Pätigorsf nichts von gefährlichen Näubereien der Tſcherkeſſen gehört , und die Wege find ſo ficher geworden , daß man fie jekt bei Tag und bei Nacht ohne alles Geleite betritt, ohne an die
ſtehen. Im Jahre 1839 wurde 150 Werſte von Stauropol jenſeits des Kuban ein ſchönes Steinkohlenlager entdeckt , aber man kann es theils wegen der Entfernung , theils wegen der Einfälle der Tſcherkeſſen nicht benußen. Der Kaukaſus iſt bekanntlich ein Land des Kriege , und an Truppen fehlt es darin nicht; faſt jedes Dorf hat ein Koſakenpiquet oder
einen Soldatenpoſten.
In den Städten find regelmäßige Garniſonen,
und häufig finden Truppenmärſche von einem Punkte nach dem andern ſtatt. Daher allenthalben theure und ſchlechte Quartiere , und nur langſame Verbeſſerungen im Häuſerbau. Zu dieſen Nachtheilen fomit noch die Theuerung der Lebensmittel , die in einem fruchtbaren und ſchwady bevölkerten Lande ſehr zu verwundern iſt: das Pud Weizenmehl koſtet 1 % bis 3 Rubel (54 fr. bis 1 fl. 48 fr.) , das Pfund mittelmäßiges Rindfleiſch 10 bis 12 Kopefen (zwiſchen 3 und 4 fr.), während das beſte hieſige Bieh , bekannt unter dem Namen des tſcherkeffiſchen , nach den Hauptſtädten und andern großen Städten geht ; andere Waaren , wie
Bei jeder Station findet fidy ein Koſakenpiquet, auf
Unfälle zu denken , die fide in früherer Zeit unfehlbar der Einbildungs fraft aufbrangen , da die verwegenen Tſcherkeſſen oft in Schaaren weit über den Kuban vordrangen, begünſtigt durch hohe Berge, tiefe Schluchten und weite Steppen , die weder durch Wälder , noch Flüffe einen Schus darboten .
( Schluß folgt.)
Miscellen. Mittel gegen das S dimmeln der Seidenwürmer. Dieſe mörderiſche Krankheit der Seidenwürmer iſt in neuerer Zeit , wo
.
.
Tuch , Seidenzeuge u. dgl. , ferner die jest ju Nothwendigkeiten ges wordenen Lurusgegenſtände, wie Thee. Zuder, Tabak u. dgl. , find hier .
doppelt ſo theuer , wie in den Städten des innern Rußlande. Dieſe ganze Theuerung entſpringt aus der mangelhaften Entwidlung des Handelé, aus der unglaublichen Gewinnſucht der rohen und unwiſſenden
Kaufleute , die faſt ſämmtlich Bauern find; aus der Abgelegenheit der Landes, den Einfällen der Bergſtāmme, der Schwierigkeit der Verbindung u. ſ. w. Uebrigens gibt fich doch ſchon einige Verbeſſerung in dieſen Beziehungen fund. Wir beſchließen dieſe Nachrichten über Stauropol mit folgender ftatiſtiſchen Angabe : die Einwohnerzahl beträgt gegen 10,000 ; darunter männlichen Geſchlecht: 6950, weiblichen Geſchlechts 3050. Unter dieſen
in Frankreich ſo viel für die Seidenzucht geſchieht, der Gegenſtand viels facher Unterſuchungen geweſen, und Hr. Audonin hat nachgewieſen, daß der Roſt des Getreideg (uredo) mit dem Schimmeln (muscardine) der Seibenwürmer aufs engſte verwandt ſey. Ein Hr. Bérard und Gaudis bert - Carré verfielen nun auf das Mittel , die Seidenwürmer mit ges riebenein ungelöſchtem Kalt zu beſtreuen , weil der Kalkſtaub auch der Verbreitung des Roſtes Einhalt thut. Da aber der Kalk manche Nach theile mit ſich führt , ſo hat ein Hr. Villeneuve vorgeſchlagen , Kupfer vitriol zu nehmen , was ſich auch ſehr gut bewährt haben ſoll. ( Echo
du Monde Savant vom 14 Auguſt.) Affen albino. Hr. Alfred Cheneſt , der ſich längere Zeit in Manilla aufgehalten , hat dem Jardin des Plantes in Paris einen voll kommen geſunden Albinoaffen angeboten. Es iſt ein Männchen von der 1
Species Macacus.
( ibid .)
München , in der Literariſd - Artiſtiſchen Anſtalt der 9. O. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n.
Nr. 238.
Das
AA u bl a n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlich ett Lebens der Völker. 26 Auguft 1841 .
Mittheilungen über die Reſidenz, Umgebung, Lebens- | verſchoſſenen Soldatenroď nach europäiſchem Schnitt auf der
und Regierungsweiſe des Kaiſers von Surakarta, robloßen, dunkeln Haut eines Mannes, bald ein ſeidenesoder wie über deſſen Verhältniß zum holländiſchen Gou vernement
baumwollenes Tuch um den faſt naďten Leib einer Dalmbe: wohnerin entweder über die Schultern oder unter den Armen her ungeſchidt vorn zuſammengeſchlagen. Der inländiſche stopf
hat ungefähr 120,000 Einwohner, iſt unregelmäßig und unan:
puß, der zuweilen mit einem nachgeäfften europäiſchen wechſelt, und die bloßen Beine dazu, - To bildet das Ganze eine wahre Sari catur, wie es denn auch nicht anders ſeyn kann, wenn ein ein: faches Naturleben ſich in ein ihm fremdes, gekünſteltes kleiden
Tehnlich gebaut und freundlich nur in ihrer Umgebung durch die vielen Landhäuſer. In ihrer Mitte liegt der Dalm, auch
aber nur leidlich und immer geſchmacklos ausſieht ; es ſind dieß
Surakarta liegt etwa 713° S. B. u. 1262/3° D. f. , in einer fruchtreichen , weiten Thalgegend am Solo.
Die Stadt
Kraton genannt. Er bildet die eigentliche Reſidenz des Kaiſers und beſteht aus einer Gruppe von einigen hundert Häuſern, welche von einer faſt 25 Fuß hohen, diden Mauer eingeſchloſſen
find. Dieſe trägt an einigen Stellen Kanonen , die indeß mehr
-
will. Indeß gibt es einige wenige, deren Kleidung koſtbar iſt, die Vornehmſten am Hofe. In ſolcher Umgebung lebt der Staiſer in feinem Palaſt mit großem Aufwande und von einer zahlreichen
Dienerſchaft umgeben. Hierüber bemerkt ein gewiſſer Hr. S., ein holländiſcher Officier, der, auf einer Dienſtreiſe in Sura:
An der Mauer
karta anlangend, vom Kaiſer zu einem Souper eingeladen wor
felbſt hat ſtark der Zahn der Zeit genagt ; fie iſt in einem bau: fälligen und ſchlechten Zuſtande, und hält als abgelebter Inva-
den war , folgendes : Bei dem Eintritt in die Prunkkammern
zu Feſtivitäten als zur Schußwehr dienen .
libe noch ſcheinbar Wache um den halb vermoderten Thron.
In der Einfaſſung iſt das Hauptgebäude der aus Stein und in einer bedeutungsloſen Form erbaute kaiſerliche Palaſt ; um dieſen herum liegen die übrigen Häuſer ober Hütten planlos durcheinander. Sehr wenige find von Stein, die meiſten von Holz und ſämmtlich unanſehnlich und geſchmadlos ; dazu kommt
machte der Anblic der großen Reichthümer , die hier ihren ſchillernden Glanz verbreiteten , auf mich einen magiſchen Ein druď ; mein Erſtaunen war groß und die ungewohnte und unerwartete Pracht machte mich befangen . Sobald indeß die erſte Ueberraſchung vorüber war und mein Auge ſeinen ruhigen
noch eine große Unreinlichkeit an und in den Wohnungen und auf den Straßen, ſo daß es einem Europäer in dieſer Region förmlich unheimlich werden muß. Stärker noch beengt das
beſonnenen Blick wieder bekam, gewahrte ich eine unangenehme Täuſchung. Die inländiſchen Großen waren alle mit Diaman: ten und andern Edelſteinen wie überladen ; ja der Werth an Koſtbarkeiten, der dieſen Abend zur Schau getragen wurde, war unberechenbar. Indeß war es auch nur ein zur Schau
geiſtige Verkümmern der Menſchengeſtalten , die in dieſen Winkeln wandeln ; es ſind die Frauen, Kinder und Verwandte
Iragen . Europäiſche und einheimniſche Cracht war auffallend und buntſdedig zuſammengeſtellt ; alles war ſo angelegt, daß
des Kaiſers, ſo wie deſſen Diener. Vergebens ſucht man bei ihnen nach einem beſtimmten Nationalcharakter, aus dem eine
es recht grel in die Augen ſpielte , aber man erkannte darin den ungebildeten finnlichen Augengeſchmad , wie man ihn in
wohlthuende Naturkraft hervorblicte. Unzeitige und lintiſche Nachahmung verfälſchter europäiſcher Sultur liegt hier wie ein
Europa zuweilen im Kleinen ſehen kann , wenn ungebildete Menſchen plöblic Reichthümer gewinnen und dann mit uns
unerſättlicher Blutegel an der Lebensader eines vielleicht einſt Fräftigen Geſchlechtes. Schon an der Kleidung der hier auf Koſten des Kaiſers vegetirenden Menſchen ſieht man dieß ; theils europäiſch, theils einheimiſch erſcheint ſie als ein lächer: liches und anwiderndes Gemiſch. So ſieht man z. B. einen
beholfener Hand ihren Leib zur Prunkſtatue herauspußen. Das Souper war indeß fürſtlich zu nennen , mit Ausnahme der
Weine, die herzlich ſchlecht waren ; jedoch ſchlürften die Prinzen dieſelben in großen Quantitäten ein, obwohl ihnen durch die
Saßungen ihrer Religion das Weintrinken ſtreng verboten iſt. -238
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Jeden Augenblic wurden Toaſte durch Kanonendonner ange:
und einige Erfriſchungen zu ſich zu nehmen , unterdeß die Un :
deutet und ausgebracht. Der Kaiſer und ſeine Großen waren
terhaltung über gewöhnliche Dinge ſich verbreitet. Nach einem
freundlich und munter, doch die Unterhaltung konnte nur lang
ein , oft auch mehrſtündigen Verweilen , je nachdem es dem Kaiſer beliebt, verläßt derſelbe ſeinen Gaſt, und begibt ſich un
weilen ; ennuyante und nichtsſagende Aeußerungen beſchloſſen endlich das Mahl, wonach es Jedem erlaubt war, hin zu geben,
wohin es ihm beliebte. Den meiſten , mir beſonders, war dieß ſehr erwünſcht. “
Das öffentliche Auftreten des Kaiſers entſpricht ſeiner Wohnung und Umgebung gang ; namentlich zeigt ſich dieß am
Grabar mulut, einem Volksfeſte, das bei Sonnenaufgang ſtets durch Kanonendonner und inländiſche Muſik angekündigt wird. An dieſem Feſte (To geſchah es nämlich in leßterer Zeit) wird Vormittags 10 Uhr dem Kaiſer ein Galabeſuch abgeſtattet; dieß pflegen , nebſt dem holländiſchen Reſidenten , die höchſten Civil- und Militärbeamten zu thun. Der Kaiſer empfängt den Beſuch in großer Pracht und ſehr leutſelig ; nach Empfang
der Glückwünſche, die man ihm darzubringen pflegt, läßt er
den holländiſchen Beamten für die ihm erwieſene Aufmerkſam keit durch ſeinen Reichsverweſer danken und gewöhnlich ſeine
Anhänglichkeit an das holländiſche Gouvernement wiederholt verſichern. Nach Beendigung der Ceremonie entfernt ſich der
ter der vorigen Begleitung in ſeinen Palaſt zurüd. Gegen Abend verſammelt er ſeine Vafallen um ſich, und gibt ihnen ein Gaſtmahl, wozu denn auch die erſten holländiſchen Beam: ten eingeladen werden. Dieſer Kaiſer, ſo wie der Sultan von Djod jofarta , gehört indeß nicht zu den javaniſchen Fürſten , welche mitunter das Land bebauen , oder ſich für deſſen Bear: beitung ſonderlich intereffiren ; dieſes Intereſſe hat nachgelaſſen , feit fie Söldlinge einer fremden , nämlich der holländiſchen ,
Macht geworden ſind. Den bedeutenden Sold erhalten ſie ja auch ohne dieß ; er beträgt per Monat 40,000 fl. Holland be : zahlt ihn einerſeits für die mit Gewalt genommenen oder durch friedliche Uebereinkunft erſtandenen Befißungen ; andrer: ſeits um den Einfluß , welchen dieſe Fürſten in großem Maße auf das Volk ausüben , zu ſeinen Gunſten zu wenden . Wohl theils in Folge dieſer Einnahme halten es denn auch dieſe bei den Großen unter ihrer Würde , die Bodencultur zu fördern ; ſomit liegen denn große Strecken des herrlichſten und ergie
Beſuch , und der Reſident begibt ſich nach ſeiner Wohnung
bigſten Landes unbenußt , namentlich iſt dieß zwiſchen Sura
zurüd, um den unmittelbaren Gegenbeſuch des Kaiſers abzu
karta und Diodjofarta der Fall.
warten ; dieſer bleibt denn auch nicht aus. Gegen 1 Uhr zeigen 13 Kanonenſchüſſe an, daß der Kaiſer den Dalm verlaſſen hat
fluß Raum gewinnt, da erblühen die herrlichſten Fruchtgärten ,
und ſich mit ſeinem unzähligen Gefolge nähert. Alsbald wird der wunderbarſte Aufzug ſichtbar : ein großes, vielfarbiges Men:
ſchengewühl wälzt ſich heran ; Tauſende von vornehmen Ja vanern in ihren reichſten Kleidungen , in Wagen und Trag ſtühlen , zu Pferde und zu Fuß, umgeben als zuſchauende Be gleitung den eigentlichen Zug. An der Spiße desſelben ſieht man den Kaiſer, getragen auf einem thronartigen , goldenen Stuhl ; ihn umringen die Träger der Reichstleinodien, welche leştere aus koſtbaren Säbeln, Lanzen, Dolchen , Piſtolen, gol denen Keſſeln , Kiſten mit alten Documenten u. l. w. be: ſtehen ; demnächſt folgen die Pringen und andere hohe per: ſonen in ihren reichen Koſtümen , ſie ſind ſämmtlich von einer Menge javaniſcher Kriegsleute umgeben , die , in eine altmodi:
ſche, verſchliſſene, holländiſche Montirung gekleidet, das Poſſen : hafte des Zuges vollenden . An einigen dieſer Kriegsmänner ſieht man ſchlichte , oft löcherichte Strümpfe ; andere haben beim Mangel dieſer Fußbekleidung die Beine mit Kalk weiß
angeſtrichen , bei denen dann die na&ten, von Natur ſchwarzen Füße die Schuhe vorſtellen .
Man kann ſich denken , daß ein ſolcher Aufzug nicht wenig einer geſchmadloſen Maskerade ähnelt, wobei nur wenige durch gewählte und ſchöne Kleidung ſich auszeichnen . Indeß nähert
fich der gewaltige Zug allmählich der Wohnung des Reſidenten ,
Wo jedoch holländiſcher Ein:
und bringen üppige Kaffee-, Zuders, Thee:, Indigo: 16. Felder ihren reichen Gewinn .
Der Kaiſer bringt indeß ſeine Tage träge und zwar meiſt im Harem hin, knechtet jedoch ſeine Unterthanen auf eine wahr
haft deſpotiſche Weiſe. Dieſe Deſpotie , welche eine frühere europäiſche Politik geboren hat , jenes traurige Beiſpiel von Kraft : und Geſchäftsloſigkeit der Höfe, ſo wie der nachtheilige
Einfluß des mit altem Heidenthum vermiſchten Islam haben den Kern eines friſchen Volkslebens zertreten, dem einſt Pracht denkmäler ungeheurer Tempel erwuchſen , und aus dem in tiefromantiſchem Tone ſo manche liebliche , bilderreiche Lieder erflangen .
Auſtraliſche Colonien . Auſtralind. Das ſichtliche Gedeiben der Solonie am Schwanenfluß in den leßten Jahren veranlaßte einen Hrn. Hutt, Parlaments : glied, welcher ſchon an der Gründung von Südauſtralien leb: haften , ja enthuſiaſtiſchen Antheil genommen , eine Geſellſchaft zur Errichtung einer zweiten Colonie an dieſer Küſte, nach den
Grundlagen der Colonie Südauſtralien , zu gründen , doch ging man dabei etwas vorſichtiger , als bei der leßt genannten Co
ſelben am Arm in ſeine Wohnung , wo mehrere holländiſche Beamte ſeiner warten ; es erfolgen dann die ceremoniellen
lonie zu Werke , da die Erfahrung ein guter Lehrmeiſter ge weſen war ; fürs erſte follte Fein Soloniſationscommiffär init: gehen, um die Streitigkeiten mit dem Gouverneur zu vermei: den ; man fpeculirt auch nicht in Ländereien , man errichtet feine Banken ohne Fonds , und will keine glänzenden Städte gründen, ehe man ſie bezahlen kann ; die Geſellſchaft beſteht
Begrüßungen ; hierauf pflegt Se. Majeſtät fich niederzulaffen
aus Leuten von Vermögen, die ihr Capital in Ländereien anlegen
und umfluthet dieſelbe wie ein wilder Strom. Ihr gegenüber öffnet ſich dieſes Gewühl , und bildet einen ſchmalen Durch : gang. Der Reſident tritt hindurch zum Kaiſer, und führt den:
951 wollen . Sie kaufte zuerſt Land an der Leſchenault- Einfahrt (32° S. V.), aber als dieß eben in Ordnung gebracht war, er: fuhr man, daß der dortige Gouverneur zu derſelben Zeit unge-
herbeigezogen werden , allein ob die Regierung darauf eingeht, iſt zweifelhaft, da ſie bis jeßt den Privaten verbot, Landeigen : thum zn erwerben . Das Beiſpiel der Holländer auf Java und den Moluffen wird indeß doch wohl allmählich einwirken , dieſer
fähr dieſen Landſtrich , der ſüdlich vom Swan River liegt, für an die Krone verfallen erklärt hatte. Dieſe Nachricht gelangte erft im October vorigen Jahres nach England , und der Vor : ſtand der Geſellſchaft begab ſich ſogleich zu dem Colonialmini: ſter, ſtellte thin die Sache vor , und erhielt einen Landſtrich etwas weiter nördlich , von Gantheaume Bay in 27° 30' bis 29 ° 30 ' S. B., angewieſen . Ihre fünftig anzulegende Stadt, der ſie den Namen Auſtral- Jnd geben wollen , ſollte unter 290
zugleich die Platten dazu gezeichnet hat , ein Vortheil , der ſich auf den
S. B. am Grey's Hafen (Grey's-Harbour) liegen.
Das Land
erſten Blick ergibt. Dieſer Theil enthält fünfzehn verſchiedene Arten,
roll nach der Ausſage von Grey , welcher dieſe Küſte in den leßten Jahren befuhr, äußerſt ſchön und fruchtbar reyn ; von den nicht ſehr entfernten, mit der Küſte parallel laufenden Ge: birgen kommen zahlreiche Bäche und Flüßchen herunter, und bewäſſern das Land. In der Abſicht, hier fich anzuſiedeln , ging die erſte Abtheilung der Anſiedler Ende Decembers ab,
und ihre unterſcheidenden Merkmale find ſo deutlich und lebendig dar geſtellt, daß fie auch dem Auge des oberflächlichen Beobachters auffallen.
Niederlaſſung eine größere Ausdehnung zu geben.
Monographie der Kängarus. Hr. Gould, der bekannte Zoologe Auſtraliens, hat den erſten Theil
dieſes Werks herausgegeben , das um ſo merkwürdiger iſt, als er auch .
Ein mit dieſen unterſcheidenden Zeichen unbekannter Künſtler hätte dieſe
leicht überſehen oder unzuverläſſig gezeichnet, ſo aber ſind die Verſchie denheiten der Größe und Geſtaltung , der Farbe und Tertur des Peljes
ausnehmend genau , und bezeichnen die verſchiedenen Gewohnheiten der .
und langte am 18 März d. I. in Port Leichenault an ; hier aber und in Perth wußte man von dem Lande nördlich am Schwanenfuß gar nichts , und es war nun nichts Klägeres zu thun, als ſich an den Gouverneur Hutt zu wenden , der ihnen dann auch ohne weiteres den früher ſchon in London eventuell angekauften Diſtrict bei Port Leſchenault abtrat. Die leßten Nachrichten ſind vom 22 April d. J. Man fand das Land um den Hafen Leſdenault fehr fandig, doch nicht unfruchtbar, und alles lebte der Hoffnung , daß die Solonie zu gutem Gedeihen emporblühen werde.
Port Effington . Wir haben ſchon früher die Gründe angegeben , weßhalb man an der in den heißen Erdgürtel hineinreichenden Nord
küſte eine Colonie anlegen will, und dieſer Grund iſt in neuerer Zeit noch viel deutlicher ausgeſprochen worden : man will nicht warten , bis die Holländer ihre Herrſchaft über den ganzen Archipel ausgebreitet , und ſo gleichſam eine Kette um die
Thiere , deren Aufenthaltsorte in der Landſchaft im Hintergrunde anges deutet find. Die generiſchen Kennzeiden der Familie ſind auf den Schluß des Werks verſchoben , aber der Unterſchied der mannichfaltigen Gruppen iſt ſehr augenfällig; die , welche auf den Ebenen leben und Sproffen freſſen, find ſtärker im Hintertheile, brauchen mehr ihren ſtarken Schweif und haben haarige Schnauzen , während diejenigen , welche in dem Gebüſch und auf den Bergen leben und graſen , glatte Schnauzen haben , minder ihren Schweif gebrauchen und ſchlanker in den Hüften find. Es iſt merkwürdig , den Gattungscharakter der ganzen Familie durch die verſchiedenen Modificationen der Arten zu verfolgen, von dem größten , dem großen rothen Känguru, der von der Naſenſpiße bis zum .
Ende des Schweifs 8 Fuß 2 Zoll mißt , bis zu dem kleinen Ratten Känguru , deſſen ganze länge nur 22 Zoll beträgt. Der große graue Känguru , der am verbreitetſten ift, ſcheint ſchon von Cook geſehen .
worden und der Gattungstypus zu feyn , iſt auch die in Europa be kannteſte Art. Unter den größern Arten , wie die ſchon genannten und der „große Felſen - Walloby,“ die Gemſe unter den Kängurus , iſt das
Nordküſte Auſtraliens herumgezogen haben. Bekanntlich hat man
Weibchen viel kleiner und zarter als das Männchen; während unter deu
ſchon mehrmals in der Nähe ein Etabliſſement zu gründen ge fucht, doch nur das leßte, im 3. 1828 gegründete, verſprach günſtigen
kleidern Arten , wie der Faſen - Känguru , die beiden Geſchlechter faum zu unterſcheiden ſind. Der Zerboa - Känguru geichuet ſich auß durch die
Fortgang ; indeß war der damit beauftragte Officier nicht der
Art , wie er feinen Schweif braucht , um Gras für ſein Neſt zu ſam
=
Mann dazu, und machte ſo lange Berichte über die Ungeſund-
meln. Dieſe kleinen Geſchöpfe ſehen äußerſt drollig aus, wenn ſie mit
beit des Orts, bis man die Niederlaſſung wieder aufgab. Kaum waren die Engländer abgezogen, ſo erſchienen die lange erwar: teten Malayen, deren Handel man dahin ziehen wollte , in 34 Proas, und waren ſehr unzufrieden , daß der erwartete Handel
einem Wiſch langen Grafes, durch einen Ring ihres Schweifes feſtgehalten ,
nicht in Ausführung zu bringen war.
Im I. 1839 wurde
Sir Gordon Bremer, derſelbe, der jeßt ein Commando in China übernommen, zur Gründung einer neuen, beſſern Beſtand ver ſprechenden Niederlaſſung auserſehen , und wählte zum Ort derſelben
den Hafen Effington ganz in der Nähe der Rafflesbay, wo die erſte Nieberlaſſung angelegt worden war . Die neue Niederlaſſung iſt im Gedeihen, aber Sir Gorbon Bremer mußte nach China und ſo übernahm Commander Stanley die Oberleitung. Viele
wünſchen , es möchte hier eine Colonie zum Anbau von Zuder und Kaffee angelegt und zu dem Ende Chineſen und Malayen
davon hüpfen.
Chronik der Heiſen. Bemerkungen auf einer Reiſe vom Don nach Pätigorsk. ( Schlus .) Die Stationen auf dieſer Straße find ärmlich gebaut , und nicht ſonderlich mit Pferden verſehen , da der Verkehr zwiſchen Tiflis , Stau
ropol und Pätigorsk ziemlich ſtark iſt; übrigens hat man doch wenig Aufenthalt zu erfahren , da im Frühjahr und Herbſt, wo der Zug nach und von den Mineralbädern am ftärkſten iſt, die Stationsinhaber leicht fich von den Landbewohnern mit Pferden verſorgen können. Hins
ſichtlich der Lebensmittel darf man fich weder auf die Stationen , noch
952 auf die Dörfer in der Nähe verlaſſen , denn hier iſt es ſelbſt in der
beſten Zeit ſchwer , einen Topf Miſch oder ein Duzend Gier zu bekom men ; nicht minder ſchlecht ſteht es um die Nachtlager, da es bis Päti gorsk nirgends Gaſthöfe gibt , und man auf den Stationen auch im Innern Rußlande nicht immer ficher iſt vor Angriffen , zwar nicht von
Bergräubern , aber von läſtigen Inſecten , der Reinlichkeit gar nicht zu gedenken. Zwiſchen Stauropol und Pätigorsk finden ſich jedoch einzelne reinliche Nachtquartiere, wo man ein erträgliches Mittag - oder Abend mahl , wenigſtens für nicht allzu ledere leute , erhalten kann. Auf halbem Wege zwiſchen Stauropol und Pätigorsk findet man
die Staniša Alerandrow , ehemalige Kreisſtadt, und ausgezeichnet surch
vortrefflichen Gartenbau und durch ihre Bevölkerung , welche faſt ganz .
aus ruſſiſchen Juden beſteht. Sprache, äußeres Anſehen, Kleidung und
Oräber einen beſondern Gottesader ausmachten, den man den Affefforts kirchhof nannte. Von Georgiewek nad Pätigorek findet ſich auf einer Strecke von 40 Werften nur eine Station ; der Weg geht durch eine niedrige Ebene
am Ufer des Podkumok. Allenthalben bemerkt man gutangebaute Felder, die Nogaiern gehören , welche fich vom Nomadenthum zum acerbau treibenden Leben bekehrt haben.
Wenn man gegen Alerandrow hinkommt,
bemerkt man vor ſich in der Entfernung einige rieſenhafte Höhen , die mit einem halbdurchſichtigen Gewande umhüllt find ; bald verſchwinden fie, bald zeigen ſie ſich wieder in leichten Umriſſen ſchwankend am ſüd
lichen Horizont. Dieß ſind die berühmten fünf Berge (Beſchtau ). Anfang8 traut man ſeinen Augen nicht recht, und zweifelt, ob es wirklich Berge ſind, aber allmählich werden ihre Umriſſe immer deutlicher. Ihre
viele Gewohnheiten find bei ihnen rein ruſſiſch , aber die Religion iſt
Höhe wädygt , und auf einer Entfernung von 50 Werſten glaubt man
die jüdiſche: ſie haben die Beſchneidung, feiern der Sabbath und die
fie nur noch 5 Werſte entfernt.
Hauptjahresfeſte der Juden ; ihre Bibel iſt die altſlawiſche. Es iſt durchaus nicht zu errathen, auf welche Weiſe und wann dieſe Leute die
hinkommt , ſo trifft man auf halber Station den Kahlen Berg , deſſen
Religion gewechſelt, und wie ſie vom Chriſtenthum zu einem Glaubens bekenntniß fich wenden konnten, welches dem Geiſt des Chriſtenthums ro zuwider ift. Von der alten nowgorod'ſchen Judenſchaft kann inan ſie wohl nicht ableiten , übrigens follen auch die ächten Juden dieſe ruſ fiſchen Subbotnife (Samſtagsleute , wie man ſie nennt) verachten. Sie wurden aus verſchiedenen Gouvernements hier angeſiedelt, und waren bis
bedecft find, aber der Gipfel iſt flach , und ſieht in der Ferne aus wie
zum Jahre 1838 als Bauern, Kleinbürger und Kaufleute in Alerandrow
eingeſchrieben ; ſeit aber der Raifer im Jahre 1838 auf ſeiner Müdfreiſe von Georgien durch Alerandrow fam , erhielten ſämmtliche Subbotnike
Koſakenrechte. Der Kaufaſus wurde nach und nach der Aufenthaltsort für freiwillige und unfreiwillige Anſiedler, und darum finden fidh kaum irgendwo in einem Gouvernement ſo viele religiöſe Secten , wie im kaufafiſchen . Unter einer Bevölkerung von 180,000 Menſchen find über 25,000 Sectirer.
Die Subbotnife machen etwa 1500 aus.
Der Weg von Alerandrow nach Georgiewsk , 70 Werſte weit, war einſt wegen der Plünderungen der Bergräuber höchſt gefährlich, namentlich
Wenn man näher gegen Pätigorsk
.
Seiten durch die Regengüſſe ausgewaſchen und mit dichtem Gebüſch ein Kahlkopf. Hier nimmt die Natur einen ganz verſchiedenen Charakter
an , ſie wird vulcaniſch , und ein ſtarker Schwefelgerudh macht fich bes merklich. Der wunderbare Charakter der Umgebung gibt ſogleich zu .
erkennen, daß dieſe Gegenden einſt der Schauplat der Thätigkeit unter
irdiſchen Feuers geweſen. Die furchtbare Deſſe des Vulcano iſt mit der Zeit erloſchen, oder das Feuer hat ſich in der Tiefe der Erde verborgen, aber ſtarke Spuren erinnern lebhaft an die furchtbaren Umwälzungen, die einſt hier vorgingen. Wenn man an dem kahlen Berge vorüber iſt, ſo erſteigt man eine
flache Höhe, die auf allen Seiten von nebelbedeďten zeltähnlichen Bergen
umgeben iſt; ſie bilden faſt einen regelmäßigen Kreis, burd deſſen Mittelpunkt an kleinen bittern und ſalzigen Seert vorüber die Straße führt : link& gegen Oſten iſt der Fahle Berg , gegen Süden der Dolch berg , gegen Südweſten der Maſchuk , gegen Weſten der eigentliche
Beſchtau und gegen Nordoſten der Schlangenberg. Von hier aus ſtellen
bei der Station Alerandria, wo man auch jeßt noch zu Zeiten vorſichtig
fich dieſe fünf bedeutendſten Berge abgeſondert dar , und darum mögen
feyn inuß. Georgiewsk war noch vor zehn Jahren die Hauptſtadt der kaukaſiſchen Provinz, die Regierung wurde jedoch ſeitdem nach Stauropol verlegt ; in der verfallenden Veſte wird aber noch der vorräthige Artil
wohl die Tataren ihnen den Namen Beſchtau (fünf Berge) gegeben haben . Vor und hinter den Bergen Sehnen ſich weite Steppen aus, und der entfernte Horizont wird nur durch die Kette des faum bemerk
leriepark aufbewahrt.
Georgiewet iſt nicht groß und an Privatgebäuden
lichen Raufaſus begränzt , der in leichten , wunderlichen , halbluftigen
ſehr arm ; da aber die Stadt eine der älteſten am Kaukaſus iſt, ſo iſt hier die Zahl der Kaufleute und die Maſſe des Handels größer ale an andern Orten. Die Caſernen und das große Militärſpital ſind die beſten
Formen fich hervorhebt. Das Auffallende an den hieſigen Bergen iſt, daß ſie ohne vorhergehende Abſtufung unmittelbar aus der weiten Ebene
Gebäude , ſtehen aber größtentheile leer und verfallen allmählich in
der Stelle gerügt wurde. Wenn man über dieſe mächtige Hochfläche hinaus iſt, wechſelt die Steppendecoration in raſcher Reihenfolge : die rieſenhaften Bergmaſſen fangen an niederer zu werden, oder verſchwinden , indem ſie durch andere verdedt werden ; neue Anſichten thun fich auf, und das breite Thal er
1
Trümmer.
Die Ebene , auf der die Stadt liegt , iſt groß und ſchön ,
und wird von dem vielfach gekrümmten Podkumok bewäſſert. Die Ufer
dieſes Flüßchens find ſteil und beſonders reizend ; man findet an demſelben viele verſteinerte Muſcheln und andere Mefte von Meerſchalthieren. Die Fruchtbarkeit des Bodens , der Ueberfluß an Waſſer und die Vortheile eines langen Aufenthalt: der Civil - und Militärbehörden ſollten , wie man hätte erwarten können , den Wohlſtand der Einwohner erhöht und die Stadt bereichert haben. Dem iſt aber nicht alſo, und die Stadt iſt das Dorf der Dörfer geblieben . Die Urſache der Verlegung der Gou
ſich erheben , ohne daß das umliegende land durch dieſe Erhebung von
weitert ſich zur prachtvollen Ebene, die eher das Bett eines Meeres, als eines ärmlichen Flüßchens wie der Podkumok ſeyn ſollte. Man hat auch die Meinung aufgeſtellt, dieſe Ebene bei Pätigorsk rey einſt vor den Ießten großen vulcaniſchen Erſchütterungen vom Meere bedeckt geweſen. — Bald darauf ſteigt man nach dem Podfumok hinab , und erblidt dort
vernementsbehörde war , wie man ſagt , das außerordentlich ungefunde Klima : von denen bieber verfekten alten Titularråthen, weldie gern den
auf der rechten Seite ein hohes Ufer in Form einer langen Hügelfette,
Rang als Collegienafſefſoren erhalten hätten , ſtarben ſo viele , daß ihre
fich finden .
die aus den Kalkniederſchlagen der Mineralwaſſer fich bildete , und
weiterhin den ewig grünenden Maſduk, an welchem die Heilquellen
Münden , in der Literariſch - Artifiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 239.
Aas
A uslI a n n dd . E in
Tagblatt für
' & unde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 27 Auguft 1841 . furz auf ſo lange du Luſt haſt." - „Du willſt gewiß ſagen, daß
Eine Henrath nach koptiſcher Sitte.
man ſich eine Sklavin kaufen oder ſich zum Türfen machen , Biblioth .
und eine Frau desſelben Glaubens nehmen kann, oder auch
Freund, Teke dich zu mir , nimm den Dſchibuk in den Mund,
Tolche , wie bei uns ..." „ Behüte Gott, du täuſcheſt dich gewaltig - hier iſt die Rede von einer wirklichen Frau, einer
wir wollen von etwas reden. Es iſt doch immer wahr, es läßt
Chriſtin, welche dir von ihren eigenen Eltern anvertraut wird,
fich gut ausruhen auf einem bequemen Diwan, in dem fühlen Saale nach dem mühſeligen Morgenritte zu der Zeit, wo die Erde zu glühen ſcheint unter den Strahlen der Sonne. Im
nicht für benachtheiligt halten. Höre, was ich dir fage, wie du es anzufangen haſt, wenn du einmal zu einer ſolchen Ehe Luſt
(Aus Wlad. Weyle Reiſe in Aegypten im Jahre 1839. Warsz. Junius 1841. )
-
die ſich durch ein ſolches Verfahren in ihrer Ehre durchaus
Orient erſt lernt man den Genuß der Ruhe wirklich ſchäßen . Der wohlriechende Tabak , mit Opium gemiſcht, die weichen
hätteſt.
Kiſſen des Diwans, die freundliche Kühle des durch einen fünſt:
TchlechtderLevantiner anvertrauen . *) Du beſchreibſt ihr umſtänd
lichen Luftzug erregten Windes, alles ſtimmt zu einem zauber
lich die Göttin deiner Träume, ihre Haare, ihre Augen, ihren Wuchs, ihr Alter, ihre Geſichtsfarbe u. f. w. Dann legſt du die Hände über einander, blinzelſt mit den Augen, und war
haften Schlummer. Man kann ganze Stunden zubringen, ohne ihren Flug zu bemerken. Die Seele träumt von irgend etwas Schönem , und der Körper ruht, ohne von der Seele 1
Du mußt vor allem deine Abſicht einer Matrone aus dem Ge:
teſt, bis dieſer Traum deiner Seele fich verwirklicht, und zwar
etwas wiſſen zu wollen .
um einen ſehr mäßigen Preis. – Die Matrone Fleidet ſich in
Es iſt fein Wunder, daß der Bewohner des Orients bei Tage. To ſelten den Mund öffnet. Aber dieſer Einfluß der umgebenden Natur iſt nachtheilig für denjenigen , der nicht gång paſſiv auf dieſer Welt leben will. Sein Verſtandsver: mögeri, ſeine Willenskraft, ſeine Thätigkeit ſchlummern nach
ilyre ſchönſten Gewänder, und macht ſich an die Werbung. Sie begibt ſich zuerſt nach der andern Seite der Stadt, nach Bulaf, welches man das Quartier der Kopten nennt , denn du mußt wiſſen , daß Kairo nicht in Straßen, ſondern in Quartiere ein: getheilt iſt. Es gibt Quartiere der Juden, Griechen, Arme: -
und nach ein, verfallen in Lethargie , und laſſen ſich auch nicht wieder ganz erwecken. Hier fragt ſich der Menſch : „warum
Quartiere find beſondere Städte in der großen Stadt. Solcher
ſoll ich arbeiten ? warum nach allen Seiten herumrütteln, wie
großen und fleinen Quartiere gibt es einige tauſend, da jede
der Löwe im Käfig ! das Leben iſt nur ein Tag ! wir wollen warten und in Ruhe und Bequemlichkeit genießen !“ Hier kann nur ein fraftvoller Geiſt die Feſſeln abſchütteln , die ihnen Ge: wohnheit und Natur, dieſe beiden verführeriſchen Sirenen, an : legen.
„ Wir wollen weiter ſprechen , um das Sprechen nicht zu vergeffen .
Willſt du vielleicht dich verheurathen , mein Freund ? "
„ Ohne Scherzi ich will aufrichtig ſprechen . Wenn du dich verheurathen willſt, das iſt ganz leicht.“ „ Schönen Dank ! "
„ Ganz gehorſamſter Diener !"
„Oh ! du glaubſt gewiß, das ſey ſo wie bei uns in Europa, wo man ſich auf die Ewigkeit binden muß. Hier kannſt du dich verhéurathen auf einen Monat, auf zwei, auf ein Jahr,
nier , Kopten , Franken , Türfen , Araber u. P. w. , und dieſe dieſer Abtheilungen einige Duzend oder einige hundert einneh:
men kann. Denn Kairo iſt eine Stadt , die in Nichts andern Städten ähnlich ſcheint, und obgleich ſie jeßt nicht ganz bewohnt, und zur Hälfte menſchenleer iſt, ſo zählte man doch ehedem gegen 500,000 Einwohner. Solche Quartiere nun haben ihre eigenen Thore, die Nachts geſchloſſen werden , ihre Wächter , ihre Be
fehlshaber, ihre Richter, ihre Heiligthümer. Doch fehren wir zur Matrone zurüd , welche inzwiſchen gewiß bereits nach dem Koptenguartier gewandert iſt. Sie be
gibt ſich gerade nach einem Hauſe, wo ſich (mehr oder minder) der Gegenſtand findet , welcher deinen Wünſchen entſpricht. *) Europäer, die längſt im Orient angeſiedelt find, und fich zum griechiſchen Glauben bekennen.
239
954
Sie klopft an die Thüre , ſie tritt hinein , grüßt den Hans
gerade in den Stopf kommt ; die Anweſenden unterzeichnen, du
herrn und die Hausfrau, und ſpricht feierlich : „ Friede rey mit Eurem Hauſe ! — ich komme, um Eurer Tochter Zugula einen
beendigt ; d. 6. noch nicht alles , denn manchmal bekräftigen
Mann anzubieten .“ „ Aus welchem Stamme ?" „ Ein rechtgläubiger Chriſt, fein Jude, fein Türfe . Seine Geſtalt -
iſt reizend, rein Geldbeutel voll !“ „ Aber weißt du , mein Freund, daß wir nur zwei Töchter haben ; Zuzula iſt erſt vier : zehn Jahre alt. Wir wollen Maria geben , denn dieſe war ſchon einigemal verbeurathet. “ „ Und weißt du , daß meine Zuzula noch eine züchtige Jungfrau iſt ?" feßt die Mutter
machſt ein Kreuz, als könnteſt du nicht ſchreiben, und alles iſt zwei Zeugen die Unterſchrift, aber dieß geſchieht nur darum , um Sicherheit wegen der Bezahlung des Reſtes des Vraut ſchakes zu haben. Noch wird ein Artikel hinzugefügt , der ro lautet : „ daß du deine Frau zweimal in der Woche in das Bad gehen laſſen , daß du den Beſuch ihrer Eltern geſtatten
willſt, und daß alles, was du ihr im Laufe des häuslichen Le bens ſchenkſt, ihr für immer gehören ſoll.
Iſt alles dieß ab=
hinzu.
„ Ich weiß das alles wohl, und darum eben habe ich an Eure Thüre geklopft. Der Mann, den ich für Eure Toch
gemacht, ſo fragt man dich : „ ob mit einer Hochzeit, ob ohne Hochzeit ?“ Du wirſt darauf antworten : „ ja, mit einer Hoch
ter habe, iſt fein geringer Mann , Maria will er nicht, eben weil ſie ſchon verbeurathet war ; wenn Ihr indeß Eure Tochter Zuzula nicht verbeurathen wollt , ſo lebt wohl, ich gehe zu Eurem Nachbar.“ „Wartet , wartet, gute Frau ! Was gibt er denn als Brautſdak ? " „ 9 ! er iſt großmüthig , aber er fauft die Kaße nicht im Sad ; er muß zuvor reben." Nach dieſem
Zeitfeier!" Aber dann wird man dich fragen, ob du noch einige
hundert Piaſter aufopfern willſt zur Ausrichtung eines Hoch zeitsſchmauſes. Wenn du begierig biſt , deine eigene Hochzeit aus der Ferne mit anzuſehen , oder wenn du Geld genug haſt,
um dir ſolche Phantaſien zu geſtatten , ſo gehe auf den Vor: ſchlag ein , doch führen ſie dir im andern Falle auch ſo die Verlobte am andern Morgen ins Haus.
Schritt fommt die Matrone, um Nachricht zu bringen ; biſt
( Schluß folgt. )
du munter, To begibſt du dich ſelbſt ins Haus der Verlobten ;
biſt du faul, ſo kommen die Eltern mit derſelben , um dir die erſte Viſite zu machen . Gefällt ſie dir , lo flüſterſt du der al ten Matrone etwas ins Ohr, wo nicht, ſo verbeugſt du dich, und gehſt weiter. Im erſten Falle beginnt die Matrone den
Handel. „ Was begehrt Ihr denn für einen Brautſchak, meine
Die brittiſche Uaturforſchergeſellſchaft. Ehe wir unſere gewöhnlichen Auszüge beginnen ,
wollen
wir abwarten , bis die Verhandlungen möglichſt vollſtändig vor
lieben Leute ?"
uns liegen ; ſie nehmen gewöhnlich drei oder vier Blätter des
„Þe ! ... Tauſend Piaſter ! Das iſt nicht viel für ein ſolches Kleinod.“. Der Handel dauert einige Zeit fort , und man kommt endlich auf 700 überein . „ Alto 700 ! Gebt die
Athenäums und der Litterary Gazette ein , und von dieſen ſind erſt zwei eingelaufen. Vis dahin wollen wir aus der Ein leitungsrede des Vorſikers der Geſellſchaft , Prof. Whewell, einiges ausheben. „ Die brittiſdye Aſſociation ," ſagt derſelbe, „ bat nun ſeit zehn Jahren das Werk der Verbreitung und Förderung der Wiſſenſchaften fortgereßt. Bedeutende , von
Hand darauf, und nun will ich ſogleich zum Schreiber und zum Prieſter ſchiden !" „ Für den Prieſter danke ich ganz gehorſamſt.“ Teht „ Aber, mein Gott ! der Prieſter ! der Prieſter ! dody, wie ſchon ſie iſt." „Für den Prieſter danke ich nochmals ." Nun ! ſo will ich geben , und den Contract vor Eurem Conful aufſeßen laſſen." „ Für den Conſul danke ich ebenfalls , - fonſt gehen wir weiter."
„ Nun , ſo wartet doch ! Mein Gott, wie die Welt verdor: ben iſt!"
Nun wird der Schreiber des Richters im Quartier geholt, welcher, obgleich im Dienſte der Moslems, doch ein Kopte von Geburt iſt. Er ſchreibt auf gewöhnlichen Papier in arabiſcher
Sprache: „ wasmaßen du die Dame N. als Gattin nimmſt, und dich verpflichteſt , ihr 700 arabiſche Piaſter Brautſchaß zu geben . “ Der Vrautſchaß wird ſogleich zur Hälfte bezahlt , die andere Hälfte bei der Scheidung. Im Fall aber die Scheidung nach einem zehnjährigen Zuſammenleben nicht eintritt , fo hat
ſie ſelbſt das Recht, den übrigen Theil des Brautſchakes zu fordern , und ſich zu trennen, wenn ſie mit dir nicht zufrieden en ſtatt deines wit iſt. Wenn der Act abgefaßt iſt, gibſt
Namens irgend einen andern an , den erſten beſten, welcher dir
ihren Mitgliedern zuſammengeſchoſſene, und unter ihrer Lei: tung verwendete Fonds ſind benüßt worden , um Entdeckungen 311 fördern und zu berichtigen . Wir haben Verſuche angeſtellt ani nochöfen und Eiſenwerken , an Eiſenbahnen und Sanälen ,
an Dampfınaſchinen und Dampfichiffen, in einem Maaßſtab, der nur durch den aufgeklärten Sinn und den wiſſenſchaftlichen
Eifer der Eigenthümer und Directoren derſelben möglid) wurde. In den erſten drei Jahren waren freilich die verwendeten Simmen klein , indem die Geſellſchaft ihre Mittel anwenden mußte, um Nachrichten 311 ſammeln , die ihr ſpäteres Verfahren In vierten Jahre wurden 167 Pf. verwendet, und von dieſer Zeit an ſtiegen die Suminen raſd), im fünften Fabre konnten 500, im ſedisten und ſiebenten faſt 1000 , im achten und neunten über 1500 Pf. verwendet werden, und im leiten konnten .
verfloſſenen Jahre wurden 1240 verwendet, obgleid) auch dieß mal, wie die vorhergehenden Jahre, weit mehr votirt worden war. Aber man ſparte die Mittel, und diejenigen, welde die Arbeiten für die Geſellſchaften unternahmen , waren darauf be bacht, die Ausgaben möglichſt zu beſchränken . Es wäre zu lang, wenn ich die einzelnen Summen alle aufzählen wollte , doch will ich einige Gegenſtände bemerfen . Für die Förderung der
955
Aſtronomie wurden 900 Vf. verwendet , größtentheils zur Re: ducirung bereits gemachter Beobachtungen , um dieſe unmittel bar mit der Theorie vergleichen zu können . Ueber 800 Pf. wurden für Fluthbeobachtungen ausgegeben ; 250 zu Erperimen :
ten über die Wellen ; 500 zu Erperimenten über die beſte Form von Schiffen ; 200 zu Verſuchen über gegoſſenes Eiſen ; 400 zu verſchiedenen Arbeiten über Meteorologie, und über 300 zur Beſchreibung foffiler Fiſche und Reptilien. Eine Ausgabe, welche beſondere Erwähnung verdient, iſt die von 550 Pf. in den leßten zwei Jahren, um eine Niveaulinie von der Nord küſte von Sommerſetſhire bis Ermouth anzulegen, und dadurch
zu beſtimmen, ob das Niveau des Meeres im Briſtolcanal und im britiſchen Canal dasſelbe iſt, ſo wie auch um für fünftige Zeiten einen feſten Anhaltspunkt zu haben , wenn aus irgend einer Urſache das relative Niveau des Landes und Meeres ſich ändern ſollte. Seit der erſten Errichtung der Geſellſchaft wur
den etwa 7000 Pf. auf ſolche wiſſenſchaftliche Gegenſtände ver: wendet, und gewiß hätte die doppelte und dreifache Summe nicht die Reſultate geliefert, wenn ſie nicht von der Geſellſchaft überwacht worden wären , und auf der andern Seite wären dieſe Forſchungen ohne die Aufmunterung der Geſellſchaft auch nie angeſtellt worden . Aber nicht bloß durch ihre eigenen Mittel
dieſen zwei Schluchten hatten wir einen Berg zu erklimmen ; der Weg wurde beinahe ungangbar ; wir ließen unſere Maulthiere mitten am Verge, deſſen gange Erſteigung nahe an drei Stunden erforderte ; endlicy
gelangte ich an die Deffnung der Höhle , wo ich mich aber gewaltig getäuſcht fand. Ich mußte eine Zeitlang auf dem Bauche friechen , bis ich zu einer Grotte kam , wo Tropfſteine Säulen und Draperien bildeten. Der Keh - Kodah bereitete mir , ohne es zu wiſſen , eine Myſtification ;
ich wollte mit menſchlichem Meißel ausgehauene Säulen ſehen, und die, welche er mir zeigte , waren das Werk der Natur.
Id ſtieg den Berg hinab, und ging bis Kenifit , wo am Fuße eines Felſen eine kleine Quelle emporſteigt, bei welcher Platanen ein grünendes Dach bilden. Am 18 Julius verließ ich .Tafh - Boſtan um 4 Uhr Morgens, um
Hrn. Flandin zu Bi - Sutun zu treffen . Ich zog länge der Gebirgskette in der Richtung nach Weſten, und kam nach ſechsſtündigem Marſche zu Bi - Sutun an , wo ich unſern vortrefflichen Maler Hrn. Flandin mitten in einem ungeheuren Garten gelagert fand. Am 19 machten wir uns =
beide auf den Weg nach Buronſcherb (?), um Erfundigungen einzuziehen über die Mittel, nach Schuſter zu gelangen. Den 20 verließen wir Sonah und gingen nach Rengavar, wo wir die Nadt zubrachten. Am 21 verließen wir die Straße nach Hamadan , ließen dieſe Stadt zur
Linfen und nahmen die ſüdliche Richtung.
Wir waren neun Stunden
hat die Geſellſchaft gewirft, ſondern auch durch die Unterſtüßung des Landes und der Regierung, welche auf mehrere Vorſchläge
gegangen , als wir in Nahavend einzogen ; dieſe Stadt hat einen Bazar,
derſelben mit einem lobenswerthen Eifer einging. Unter den auf den Vorſchlag der Geſellſchaft unternommenen Arbeiten ſteht die
wird .
große magnetiſche Aufnahme des Erdförpers vermittelſt einer See- Erpedition und feſtſtehender Obſervatorien in allen Theilen der Welt oben an . “
Wir können den Auszug dieſer Rede
nicht weiter fortſeßen, und merken bloß an, daß beſonders dar: auf aufmerkſam gemacht wird, wie lange fortgeſeßte Beobachtun: gen allein ein großes Ziel zu erreichen vermöchten ; die Flu then , die Wellenbildungen , die Winde , die Temperatur , die Feuchtigkeit,Magnetismus,Cleftricitat, chemiſche Veränderungen ,
alles dieß bieß bietet ein Feld der weitgreifendſten Forſchun: gen dar, wo aber nur durch lange fortgeſekte Beobachtungen viel zu erreichen ſey.
ein Sdloß mit Thürmen und einen Gouverneur, welcher Chan genannt Dieſer Chant war abweſend.
Nuinen gibt es in Menge in
dieſer Stadt , aber ſie ſind alle neuern Urſprungs, und folglich ganz unbedeutend und häßlich ; man erntet in den ſchönen Gärten von Naha vend Tabaf , Baumwolle , Gemüſe und Obſt. Sobald wir auf unſern Neiſen in Perſien ein Luſthaus des Schah auswitterten, gingen wir ked darauf zu , um un18 dort einzuquartieren . Indeſſen würde fich fein
Kaſtanienhändler bei uns eines dieſer Luſthäuſer zu ſeiner Wohnung wünſchen ; das von Nabavend trägt einen Titel , der uns zu ſeinen Gunſten einnahm , es heißt.Gulzat (gelbe Roſe). Das Haus war vom Boden bis zum Dadie geſpalten und in ſdylechtem Zuſtande; dennoch hat der Sqah , als er vor vierzehn Tagen yon Isfahan fam , um ſich .
1
nach Hamadan zu begeben , hier logirt. .
Von allen Seiten fließt hier
Waſſer , die Gärten dehnen ſich in ſchönen Verhältniſſen aus , und die Baſſins haben eine ziemlich hübſche Form ; die Mauern aber tanzen bei
dem geringſten Winde ; in dieſem Lande iſt man beſtändig der Gefahr,
Chronik der Reiſen Reiſen eines Franzoſen in Perſien . Vierter Brief. *)
Ich wäre nun in Tath - Boſtan , wo ich aber Hrn. Flandin nicht getroffen ; am 16 Julius ſagte mir der Reh - Rodah ( Dorfvorſteher) yon Takh - Boſtan, daß ſich in einer zwei Stunden entfernten Schlucht Mar morſäulen nebſt einer Aushöhlung in dem Felſen befänden. Dieſe Nach richt erregte in mir das lebhafte Verlangen , dieſe Ruinen zu beſuchen. Die Stelle, wo ſie fid befinden , heißt Mazah ; ich begab mich dahin, begleitet von ſieben wohlbewaffneten Perſonen und dem Keh - Kodah !
ſelbſt , der ſich reichlid mit Lichtern verſehen hatte . Die erſte Schlucht,
in die wir drangen , lief gegen Norden , die folgende nach Süden ; nach *) Sémaphore 19 März .
gefteinigt zu werden , ausgeſeßt.
Nichts fißt hier feſt.
Am 22 Iulius um 4 Uhr Morgens verließen wir Gulzat und zogen nach Oſten, hohe mit Schnee bedeckte Berge zu unſerer Nechten ; nach einem Aufenthalt zu Kutahar nahmen wir die Richtung gegen Kerfutan, wo wir den 23 lagerten ; immer in ſüdöſtlicher Richtung, drangen wir nach Buronſcherb vor , welches wir in Mitte einer reizenden Landſchaft und zwiſchen ſchönen maſſiven Bäumen von ferne erblidten.
Vevor
wir dort anlangten, ſahen wir dać im Einfürzen begriffene Fort Kala Siaram ; wir betraten die Stadt Surd ein großes Thor mit Thürmen
an ſeinen Seiten. Buronſcherb hat fünf Thore , eine Erdmaner , einen Graben , einen Bazar und eine Moſchee. Der Gouverneur war abs , weſend , e$ iſt ein junger Scah Zadeh , der dem Schah einen Beſuch zu Hamadan machte. Ein Weſfir vertritt ihn . Wir trafen dort fein Haus , das nicht wadelte , und nothgedrungen logirten wir uns unter unſere Zelte ; berührt man ein Haus in Perfien , ſo droht es dem Ein
956 ſturz. Welches Land ! Wir lagerten nabe an einem Luſthauſe des Schah Zadeh ( Rönigsſohne). Abende , immer in Gefahr einige Häuſer auf den Rüden zu bes kommen , begaben wir uns zu dem Wefſir Mirza Zeman , deſſen Alter
lag auf meiner Bruſt , und mein Kopf war gang von Schmerz einge
nommen ; gegen Morgen verminderte ſich das Fieber, und ich genoß ein wenig Rube.
Jahr erreicht , alle Tage die Haare , den Bart , die Augenwimper und
Wir verließen Schaftah um halb 6 Uhr Morgen8 (28) ; meine große Sdwäche verſtattete mir nicht, mehr als zwei Stunden Weges zu machen ; wir hielten bei dem armeniſchen Dorfe Lel Lian an , wo ich mich niederlegte. Baron Bowd , Secretär der ruſſiſchen Geſandtſchaft,
Augenbrauen. Dieſer Weffir überhäufte uns mit Artigkeiten , hüpfte
kam gleichfalls einen Augenblick nach uns an , und ſchlug ſein Zelt bei
wie ein Kind, drehte fich alle Augenblicke auf dem Abſaß, und gab ſich
lel lian auf ; er kam von Isfahan und begab fich zu dem Schah nace
ich Ihnen nicht angeben kann , denn in Perften färbt ſich, wie id Ihnen,
glaube ich
.
ſchon geſchrieben habe , jeder Mann , der einmal das 25ſte
ein vornehmes Anſehen , indem er dabei fortwährend die Pfeife rauchte,
Hamadan. Dieſer arme König fann feinen Schritt thun, ohne von den
welche er uns darbot , alles das mit Nervenzudungen begleitet, die mich
Ruſſen begleitet zu werden ; man weiß dieſes gar nicht in Europa.
nicht wenig in Erſtaunen reßten. Wir tranfen Thee. Nie noch bemerkte
Perften iſt in der ſtrengſten Abhängigkeit von dem Zaar , die Miniſter des Schah find alle an Rußland verkauft , und Rußland iſt es , welches
.
ich Nervenverzudungen ſolcher Art ; die rechte Wange des Weſfirs war in einem Zuſtande ganz eigener Bewegung, und wir waren verſucht zu glauben, daß er fich mit Hülfe dieſer convulſiviſchen Grimaſſen, in der
einige Ironie durdzubliden ſdien , über uns luſtig mache. Doch er hielten wir von ihm ſchäßbare Aufſchlüſſe über Schuſter : „Ungläubige Hunde ,“ ſagte er (wir verneigten uns), „die Wege, welche nach Sduſter
I
ihre Politik leitet.
Die Nacht des 29 Julius brachte ich ſchlaflos zu ; dod konnte ich Morgens aufſtehen und das Pferd beſteigen. Beim Halt , den wir Morgens 8 Uhr zu Kumi& machten , fing ich an eine allgemeine Er mattung in allen Gliedern zu fühlen ; das Fieber war nun der unzer
führen , find ſchrecklich ; die Felfen werden eure unreinen Füße blutig
trennliche Gefährte meiner Reiſe.
machen (wir verneigten uns wieder) ; dann werdet ihr große Wälder
mich wieder auf den Weg ; mein Fieber aber verdoppelte ſich ; ich hatte
treffen , wo die Bachtiaris und die Luris fich verſteckt halten. Dieſe werben euch ausrauben und umbringen . Die Jahredzeit iſt noch zu heiß
in der Ebene yon Schuſter; die Sonne wirft dort feurige Pfeile (er ſprach dieſe Worte , indem er und den Raud feines Kalian unter die
Naſe blies, und wir verneigten ung) ; die Einwohner von Schuſter ſind den ganzen Tag in ihren Hütten eingeſchloſſen , und geben nur des Abende an die Luft.
Ihr werdet krank werden, wenn ihr darauf beſteht,
nach Schuſter zu gehen , im Fall euch die Bachtiaris nicht ſchur auf dem Wege ermorden. Schuſter iſt übrigens ohne Gouverneur in dieſem Augenblic , weil fich derſelbe nach Hamadan begeben , um fich vor dem Schab , dem Vetter des Mondes , niederzuwerfen. Der Weffir dieſes Gouverneurs iſt weichlich und ſchwach , die Einwohner von Schuſter fümmern ſich nicht um ihn ; demnach würde er euch nicht beſchüßen können wie ich; wartet die Rückkehr des Gouverneurs ab und das Ende der großen Hiße, um euch dann nach Schuſter zu begeben ; glaubt mir, ungläubige Hunde."
Sein Rath war gut, wir nahmen und vor , ihn bei unſerer Rüd 1
kehr von Perſepolić zu befolgen.
Wir dankten dem cvnvulfiviſchen Weſſir
Dennoch widerſtand ich und machte
Mühe, die Zügel meines Pferdes zu halten ; beim Hinabreiten an einem
Berge war ich genöthigt , alle Augenblice mein Pferð anzuhalten, weil mir der Athem ausblieb ; ich beſchwichtigte idhwach die brennende Trođen heit meiner Zunge , indem id Gerſtenwaſſer zu mir nahm . Meia Leidenszuſtand verſchlimmerte ſich ; ein Schleier ſchwebte vor meinen Augen , ein Feuerkreis drüdte meine Stirne zuſammen , ich war in qualvollem Zuſtande ; bei jedem Saße des Pferdes glaubte ich den Geift aufgeben zu müſſen. Zu Galpegan angelangt, hatte ich die Hülfe meiner Bedienten nöthig , um vom Pferde zu ſteigen , und fiel bewußtlos auf mein Bett.
Das Fieber dieſes verwünſchten Landes hatte midy wie gerävert, ich verließ Galpeidan oder Galpegan erſt am 31 , nachdem ich zwei ziemlich gute Nächte gehabt hatte ; aber am 31 Morgens 9 Uhr, als ich ſchon mehrere Lieues gemacht und die Gärten von Gonſar paffirt
hatte, wurde ich von einem heftigen Zittern am ganzen Körper ergriffen ; meine Zähne flapperten und meine Füße verſagten ihren Dienſt ! Ich mußte dieſen Fieberaufall auf dem Sattel meines Pferdes aushalten,
machte in den Gärten von Gonſar Halt und brachte dort die Nacht zu ,
Die Nacht vom 25 wurde für mich eine Fiebernacht; Tags darauf
mit der traurigen Ueberzeugung, daß ein Wechſelfieber ſich bei mir ein geſtellt habe.
befand ich mich beſſer. Wir lagerten in dem Dorfe Kerim - Abab , das wir am Morgen (25) um 4 Uhr verließen . Abende ſchliefen wir in
erhebt ſich in Mitte eines Thales, wo die Vegetation, durch die aus den
auf das lebhafteſte, und nahmen den Weg nach Isfahan.
einem Weidenwäldchen im Dorfe Merrah - Karun . =
Id litt die ganze
Nacht an einem abſcheulichen Kopfweh , alles tanzte in meinem Gehirn. Ein erfriſchendes Pulver, welches mir Hr. Joachim Beulac zu Marſeille gegeben , verſchaffte mir endlich eine ziemlid; ruhige Nacht. Nächſten
Die Gärten von Gonſar ſind von töniglicher Pracht ; sie Stadt benachbarten Gebirgen herbeifließenden ſchönen Gewäſſer unterhalten, einen erſtaunlid lebendigen Anblid gewährt. Je lag am 1 Auguſt im Dorfe Dom - Menſd ; ineine Nahrung beſtand nur nod in Bouillon. (Schluß folgt.)
Morgen (26) hatte mein Fieber beim Erwachen nachgelaſſen ; Abends hielten wir bei dem Dorſe Amarrat , wo wir uns in einem Garten lagerten. Das Fieber verließ mich nidyt mehr ; es begleitete mich auf
meiner Reiſe. Am 27 war meine Mattigkeit ſo groß, daß ich genöthigt war abzuſteigen und mich auf den Raſen am Wege hinzuſtreden. Als
Hebung des Bodens in Dänemark.
Die Berlingffe
Tidende vom 12 Auguſt theilt aus der Aalborger Zeitung die Nach
ich zu Schaſtah anlangte , verſagten meine Füße den Dienſt, und faum
richt mit , daß Prof. Forchhammer , der in dieſem Frühjahr die Folgen des ſtattgehabten Erdbebens unterſuchte, zu dem Reſultat gelangt ſey ,
lag ich auf meiner Matraße , po verdoppelte ſich das Fieber und se trat
daß das Land ſich an manchen Stellen nicht unbedeutend gehoben
Erbrechen ein ; meine Eingeweide brannt en , eine drüdende Beklemmung
babe.
Dů nchen , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anſtalt der J. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 240 . 胎 四 Das
AA usla I nd. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 28 Auguft 1841 . Die cantabriſche Region. IV.
Die Galizier.
Da eine geographiſche Uleberſicht dieſer Gegend, welche aus
der rechten Hand die Maſſe deſto lebhafter, je mehr ſie kocht,
um die Bildung von verdicten Mehlfügelchen (borbollotes) zu
Stüden der heutigen Provinzen Lugo und Corugna beſteht,
verhindern , welches ein Zeichen ihrer Ungeſchidlichkeit oder
ſchon in der allgemeinen Beſchreibung der cantabriſchen Region
Schalen (cuncas), nun ſo iſt ſie die erſte, die darüber lacht und
vorgefommen, ſo will ich nur folgende zwei Localſtijgen mit: theilen .
1. Die Landleute in der Umgegend von der Corugna . Die leßte Nacht ſchlief ich in Cullerado, 1 , Meile
von der Hauptſtadt. Es iſt ein angenehmer Ort, von den Bergen Alvedro, Elvina und San Cosma de Seſamo beherrſcht, nicht weit von dem Fluſſe Mero und bewäſſert von zwei Bä chen, welche feine Felder und Wieſen befruchten, und einige gut gebaute Mahlmühlen bewegen. Man zeichne eine unregel: mäßige Gruppe von etwa 20 Häuſern , die hölzernen Fenſter vom Regen geſchwärzt oder mit rother Farbe angeſtrichen ,
Trägheit wäre. Trifft man hernach doch noch einige in den
mit Anmuth hinzuſest „ O mais gondo é para à cosigneira, das Didſte iſt für die Köchin .“ Ein andermal fängt ſie mit einem Aeſtchen Erdäpfel aus dem Topfe und gibt ſie ihrem Bruder :
„Antonsigno proba si están cocidas,“ der kleine Bub, nur zu bereit ihr zu 'gehorchen , verbrennt fich den Mund, unterläßt aber darum nicht ſein bejahendes Kopfniden ; die Mutter ſäugt den Kleinſten und ſchaut von ihm auf mich und von mir auf
ihn, gleichſam ſtolz darauf, daß ſie dieß neue Geſchöpf hat. Der Vater neben mir auf einer Bank ſikend, ſcherzt ſchon liebe: voll mit dem Neugebornen. In dieſe Familienſcene verflochten
wie könnte ich die cunca de papas ausſchlagen , in welcher man
Schoppen , ein fuppelähnlicher Strohhaufen auf dem Dreſchplaße
mir die Erdäpfel mit Honig verſüßt und mit Milch überſchüttet anbietet ? ich fand ſogar einen eigenthumlichen Geſchmad an
jedes Hauſes und ein Dörrplaß für den Mais von Reiſern
dieſem Gericht von Erdäpfeln , welche mit dem Maisbrod (broa )
man ſtelle dieß Gemälde auf einen Hinter: grund, den ſchönen Landſchaften des Pouſſin ähnlich , und man wird eine ziemlich genaue Idee von dem erwähnten Dorfe
Kohl, Bataten und See - Muſchelthieren *) die Nahrung dieſer
ſteinerne Wände fo fchwarz wie die Fenſter, Viehhöfe und
oder Mauerwert
haben.
Ich fand hier eine herzliche Gaſtfreundſchaft wie unter
:
Leute ausmachen .
Vor meiner Abreiſe beſtieg ich das Gebirg Elvina um die
Gegend zu überſehen .
Mein nach Grün und Abwechslung ſich
allen Bewohnern des Gebirgslandes und die freundlichſte Ruhe.
rehnender Blic ergößte ſich an den freundlichen Thälern und
Dieß machte mich vergnügt, obgleich das Haus eben nicht ein
ihren Silberbächen von tauſend dichtbelaubten Weißlauben be
Muſter von Reinlimfeit noch guter Vertheilung war ; anſtatt Tchattet, eine Menge Thurmſpißen ragen empor und beherrſchen es zu beſchreiben , will ich lieber eine häusliche Scene anführen , Gruppen von Bauerhäuſern zwiſchen Fruchtbäumen verſtect; die, mit der Phyfiognomie des Ortes zuſammengehalten , eine Anſchauung des hieſigen Lebens gibt.
der Boden iſt ein grüner Teppich, und in der Höhe zeigen die Granitberge ihr mit Rosmarin bede&tes Haupt inmitten
Ein eiſerner ſchwarzer Topf (pote) mit drei fegelförmigen unzähliger neuer kleiner Dörfer und der Ruinen von andern, Füßen iſt über dem heimiſchen Feuerherd aufgehängt, ein zwölf: welche die Zeit und die Revolutionen zerſtört haben. Wer jähriges, auf den Ferſen hođendes Mädchen rührt mit einem
ſollte dieſe Einwohner nicht für reich und glüdlich halten, wenn
hölzernen Stabe ohne Unterlaß den gelben Brei um, der im Topfe je mehr er focht, je mehr fich verdict ; ihr zweijähriger
er die üppige Vegetation felbſt in Klüften und auf Felſen be:
Bruder"leiſtet ihr dabei eine gewiß nicht unnöthige Hülfe, in:
Geſträuche benagen.
merkt und die Menge von Heerden, welche das Gras und die Sie ſind es nicht; daran verhindert ſie
dem er von Zeit zu Zeit einige Reiſer von Seedorn in das
*) aulaga, vielleichtSee-Raute oder Meerſenft, Aeulchenſchote ( ulex,
Feuer wirft; ſie ſelbſt ſchüttet mit der linken Hand noch eini:
nepa ), ein Geſträuch, das vorzüglich in der Nähc des Seeufers
ges Maismehl in das Waſſer oder die Milch, und bewegt mit
fortfommt.
240
958 der Rüdſtand des Aderbaues , der Mangel an Eigenthum ,, die ungeheuren Laſten , die ſie der Herrſchaft bezahlen, eine äußerſt
Gäſte einige Lederbiffen ſchmauſen . Indeß iſt dieſe Sitte beſſer als die unſrige, wo der Bräutigam ſich die halbe Nacht
fehlerhafte Gefeßgebung und die Verachtung, mit welcher man das Landvole in den Städten anſieht; daher die häufigen Auswanderungen, welche doch dem Lande nicht zum Schaden ge-
langweilen muß ; hier führt mit Sonnenuntergang die Mutter
reichen würden, wenn nicht viele die Rückehr vergäßen und andere, von dem Beiſpiel verführt, ihre kleine Landwirthichaft
die Tochter ins Haus. Freilich beginnt auch hier ein ziemlich lang weiliges Ceremoniell; bei der Mutter befinden ſich Brautbeglei:
ter und Brautbegleiterinnen , welche dich fragen, ob du deine Frau liebſt, ob du fie glüdlich machen wirſt ? Die Mutter wird
mit Geringſchäßung zu behandeln lernten. Auf dieſe Artiſt
weinen wollen , du kannſt ſie aber deſſen entheben, und ſie hört
der urſprügliche Charakter der Galizier ſtark modificirt worden.
rogleich auf; oder du geſtatteſt es ihr, und ſie wird eine ganze Stunde fortſchluchzen. Das hängt ganz von deinem Willen
Sie ſind geduldig in den Mühſeligkeiten , aber wenig beharrlich in denen, die ſie ſelbſt auf ſich nehmen, ehrlich aber mißtrauiſch ,
ab, und ich bemerke dir nur , daß dafür nichts bezahlt wird.
langſam in der Ueberlegung, aber ſpikfindig in deren Reſultat, genügſam , aber zu übertrieben ſparſam , dem Herkommen außer:
Sobald alle dieſe Seremonien zu Ende find, übergibt die Mut: ter der Tochter ein kleines mit Gold geſticktes battiſtenes Tudy,
ordentlich zugethan, von geringer Einbildungsfraft, unterwürfig, tapfer bis zur Verwegenheit, ſtarrſinnig in ihren Zwiſtigkeiten ,
und flüſtert ihr etwas ins Ohr ; -
die Tochter erröthet , und
du reißeſt die Augen vor Erſtaunen auf, denn dieß iſt die ganze
neidiſch auf einander in ihrem Lande und dem Aſſociationsgeiſt
Ausſteuer der gnädigen Frau. Du verziehſt etwas den Mund,
entgegengeſeßt, da ſie doch auswärts eine bewundernswürdige
und denkſt wohl, daß du nächſten Morgen Sdneider, Schuſter
Brüderſchaft unter einander bewahren. Obgleich ich in dieſen
u . ſ. w. wirſt zuſammenrufen müſſen.
Dörfern viel ungeſchlachtes Weſen antraf, ſo konnte ich doch
Nun aber beginnt für dich die läſtige Rolle. Hätteſt du
nicht vergeſſen , daß man deſſen noch mehr in gewiſſen , gang
auch die Phyſiologie Balzacs geleſen , To hilft dir dieß doch
nahe an der Hauptſtadt des Reiches liegenden Ortſchaften an:
nichts ; du fannſt der gelehrteſte , der geſchid teſte , der wißigſte
trifft und daß die Bildung hier bald größere Fortſchritte ma chen würde, wenn es den Einwohnern möglich wäre, größere Bedürfniſſe in Rückſicht der Bequemlichkeit des Lebens zu fühlen und zu befriedigen . (Schluß folgt. )
aller Menſchen ſeyn , wenn du nicht die türkiſche Art und Weiſe kennſt, ſo biſt du verloren. In der That, wenn du vom erſten Tage anfängſt, mit deiner Frau höflich und mit euro päiſcher Zuvorkommenheit umzugehen , fo biſt du ruinirt. Sie
wird dir während deines ganzen Zuſammenlebens Grimaſſen ſchneiden , ſie wird dich in unnöthige Koſten verſeßen , du wirſt zweimal mehr Geld zu allen häuslichen Ausgaben verwenden,
Eine Heurath uach koptiſcher Sitte.
und die unendlichen Beſuche ihrer zahlloſen Freunde , Ber: wandten und Nachbarn werden dich langweilen ; in den Stun:
( Schluß. ) Die Hochzeit wird auf folgende Art gefeiert : die Eltern
beſchäftigen ſich mit dem reichlichen Mahle , zu welchein ſie Freunde und Freundinnen einladen ; vor dem Schmauſe ziehen
den, wo du die Süßigkeiten des Zuſammenlebens zu genießen wünſchert , wird ſie dir unaufhörlich in den Ohren liegen : „Balſchifo ! Baffchiſch ! " ( Geſdenfe) , oder : ,,Kauf mir
fie der jungen Frau ihr ſchönſtes Kleid an, bedeđen ſie mit ei:
dieß , fauf mir jenes !" Mit einem Worte , du wirſt Haus und Frau verlaſſen , du wirſt dir einen Stein um den Hals
nem Schleier, feßen eine vergoldete Krone auf ihr Haupt, -
hängen, und dich im Nil ertränken , wenn du nämlich von der
wenn ſie ſelbſt keine haben , entlehnen ſie ſolche von einer Nachbarin und unter einem Baldachin , der von vier mehr
oder minder weiß gekleideten Mädchen getragen wird , führen fie die Braut durch die Hauptquartiere der Stadt. Feſtlich getleidete Burſche laufen vor dem Zuge her , und ſtreuen Blumen auf den Weg, die Muſik aber fiedelt hinter drein. Dieſen Hochzeitsumzug haben die Kopten von den Arabern angenommen , wie ſo manches andere , nur mit dem Unter :
fchiede , daß bei Arabern und Türfen dem Hochseitszuge ein zehnjähriger Burſche, in fchreiende Farben gekleidet, auf einem fchönen Pferde voranreitet , das ſie bei dieſer Gelegenheit nach
Landesfitte zu taufen pflegen. Die Armen erwarten gewöhn: lich bei der Hochzeit von Reichen, daß ihnen ein Stüc Braten zu gut tomme. Hinter dem Hochzeitsjuge reitet ſonſt auf muthigem Rolle der junge Bräutigam mit ſeinen Freunden ; -
du aber, der du dich incognito verbeuratheſt, tannſt ruhig zu Hauſe warten . Der Zug geht, wenn er die Stadt durchgangen bat, in fein Quartier zurüđ , wo die Muſit ſpielt, und die
Schule der Romantiker biſt ; biſt du aber von anderem Stoff, ſo wirſt du deine Frau nach sehntägigem Zuſammenleben hin: ausjagen , und bei dir denken , daß der Fiſch die Sauce nicht werth iſt. So ergeht es dir, wenn du ein Neuling biſt. Nun wollen wir ſehen, wie es dir geht, wenn du brutal biſt. Wenn
du ihr in allem widerſprichſt , ſo wird ſie dich von Herzen baſſen ; ſie wird ſchluchzen, ſie wird ſich bei ihren Eltern befla gen, vielleidt fogar dich beſtehlen , und ſich davon machen . Wo
willſt du ſie dann in Cairo ſuchen ? Um Scylla und Charybdis zu vermeiden , mußt du ſie türkiſch behandeln , d. b., fie muß
zu gewiſſen Zeiten Sultanin , und immer Sklavin reyn, näm: lid Dienerin und Herrin zugleich deines Hauſes. Sie muß dafür ſorgen , daß deine Leute dir treu und ehrlich dienen, daß
das Mittageſſen zur beſtimmten Stunde fertig, daß die Früchte reif, das Waſſer friſch, und alles gut und wohlfeil ſey. Wenn
du von deinem Morgenſpaziergang nach Hauſe zurüdlebrít, ſo muß fie dich an der Schwelle erwarten mit einer fupfernen Schäffel in der Hand , fie muß den Staub von deinen Füßen
!
959 Sitte
waſchen, deine lange Pfeife ſtopfen und anzünden , und ſobald
Nadt uiter
du eſſen willſt, ſep es Frühſtüc oder Abendeſſen , muß fie mit
Die Buinen von Copan.
gefreuzten Händen vor dir ſtehen , oder zu deinen Füßen ſißen ,
(Aus Stephens' Reiſe nach Guatimala. )
ang:
und die Fliegen verjagen. Auch darf ſie ja nicht in deiner Ge:
alei: Pine ird Ert
genwart ellen , das wäre eine zu große Vertraulichkeit, denn
Nach dreitägiger hartef , aber ſehr intereſſanter Arbeit beendigten wir die Unterſuchung , deren Einzelnheiten id dem Leſer mitzutheilen
man darf nur mit ſeinesgleichen eſſen ! Verhüte der Himmel, daß fie je ungefragt ſpreche; du würdeſt ſonſt die Schleuſen
gedenke ; bevor diefes aber geſchieht, werde ich das wenige , was zusor fchon von dieſen Ruinen bekannt war , erwähnen. Huarros , der Ge
zum Mühlrad für ewige Zeiten öffnen. Gegen ihre Eltern Tey höflich, aber behandle ſie ſtets etwas hoch herab, als Herr !
ſchichtſchreiber von Quatimala , fagt : „Francisco de Fuentes , welcher die Chroniken des Königreichs Guatimala ſchrieb, verſichert uns, daß zu ſeiner Zeit , nämlich in dem Jahre 1700 , der große Circus von Copan in ſeiner ganzen Geſtalt noch beſtand. Es war ein freisförmiger Raum von ungefähr: 6 Ellen hohen und ſehr gut gebauten ſteinernen Pyramiden umgeben . Am Fuße dieſer Pyramiden befanden ſich ſowohl männliche als weibliche Figuren von ſehr ausgezeichneter Sculptur, welche damals
Erd.
d
und 14
1
Schide deine Frau zwei , dreimal in der Woche ins Bad, fchide fie auch zu ihren Eltern ; du haſt nichts zu fürchten ,
denn du haſt erſt die Hälfte des Brautſchillings bezahlt. Du kannſt ihr mit der Zeit ein Geſchenk machen ; laſe ſie aber zugleich deine große Freundlichkeit und Großmuth fühlen. Wenn ſie es wagt, dich ſelbſt um etwas zu bitten , ſo rungle
die Stirn und ſchweig , oder geh aus dem Hauſe, ſtemal wagt ſie es gewiß nicht wieder.
das näch
Führe ſie Abends
auf den Spaziergang, aber ſtets nach türkiſcher Art, nämlich ver :
.
noch die Farben trugen, mit welchen ſie bemalt waren, und merkwürdig genug, waren dieſelben jämmtlich im caſtilianiſchen Coſtüm gekleidet. 31 der Mitte dieſer Fläche befand fich auf einer Erhöhung , zu der man auf Treppen hinanſtieg, der Opferplag. Derſelbe Autor verſichert, daß
ſchleiert. Zeige fie Niemand, nicht einmal dem leiblichen Bru
in geringer Entfernung von dem Circus ein aus Steineu gebautes Portal
der.
war , auf deſſen Säulen die Figuren von Männern , gleichfalls in ſpa !
Laß ſie nie mit Gewißheit den Stand deines Vermö: niſcher Kleidung , mit Beinfleidern , Krauſen um den Hals , Schwert, gens wiſſen , damit ſie nie ſicher ſey, wo die Gränze ihrer Hoff Barett und kurzem Mantel, angebracht waren. Beim Eingang in den nung iſt. - Beſonders laß dich nie in Erklärungen ein , (prich Thorweg befinden ſich zwei ſchöne ſteinerne Pyramiden von mäßiger nicht viel, ſondern handle. Breite und Höhe, an welden eine Hängematte aufgehängt iſt, die zwei Wenn du ſo verfährſt, und die Frau jung und nicht von menſchlide Figuren , eine weibliche und eine männliche,. in indianiſcher Natur bösartig iſt, fo fannſt du ein bonigfüßes Leben führen , Kleidung enthält. Erſtaunen ergreift einen unwillfürlich bei dem An ſo lange es dir nämlich nicht ſelbſt läſtig fällt. Haſt du dabei blide dieſes Baues , weil troß der Größe desſelben dennoch keine Spur etwas Drdnung im Kopfe , fo fannſt du mit wenigen Koſten Alles beſtreiten . Haſt du zuvor ein kleines Capital auf den von Zuſammenfügung der einzelnen Theile bemerkbar, und obwohl ganz Anfauf der Frau und eines Pferdes verwendet , To find deine aus einem Steine und von enormem Gewichte, derſelbe doch durch die leiſeſte Verührung der Hand in Bewegung geſegt werden kann .“ Von Ausgaben ungefähr folgende : 1) eine fühle , bequeme 2006 dieſer Zeit an , nämlich ſeit dem Jahre 1700 , eriſtirt keine weitere nung , türkiſch meublirt , innen mit Marmor ausgelegt , und eine Fontaine in der Mitte ; 2) die Frau ; 3) eine dienende Sklavin ; 4 ) ein Sais (Stallknecht) ; 5) das Pferd ; 6) an: ſtändige, aber für dich und die Frau paſſende Kleider ; 7) un : vorhergeſehene Ausgaben ; alles dieß zuſammen fann dich
1200 Piaſter (120 fl.) monatlich koſten , O. B. die Zinſen des ausgelegten Capitals mit eingerechnet, denn Cairo iſt der wohl feilſte Ort in der Welt ; dennoch aber muß man in einem Hotel daſelbſt für ein ſchlechtes Mittagsmahl und Wohnung
2 Ducaten täglich bezahlen. Du lebſt jedoch ganz nach orienta: liſcher Weiſe : du lißeſt auf Divans an der Erde oder auf weis chen Sophas, ſchläfſt auf dem Divan , iſleſt mit den Händen, trineſt Waſſer und Kaffee , lebſt übrigens ganz gut von delica 1
ten Dingen , denn der Nil iſt der beſte Gärtner , und Cairo
Nachricht über dieſe Ruinen bis zu dem öfters erwähnten Beſuche des Obriſt Galindo im Jahre 1836 , welcher dieſelben im Auftrage der
Regierung von Centralamerika unterſuchte , und deſſen Mittheilungen über dieſen Gegenſtand in Europa veröffentlicht wurden . Er iſt der einzige Mann in dieſem Lande, welcher überhaupt einige Aufmerkſamkeit
auf Antiquitäten gerichtet, oder welcher je die Beachtung Europa's auf Copan gelenkt hat. Nidt ſelbſt Künſtler , iſt ſein Bericht nothwendig unbefriedigend und unvollkommen , aber er iſt nicht übertrieben. Er .
erreicht freilid) nicht die 135 Jahre vorher von Fuentes gegebene Dar
ſtellung, und erwähnt nicht die bewegliche ſteinerne Hängematte mit den fißenden Figuren , welche und hauptſächlich zum Befuche dieſer Ruinen beſtimmte. Keine Plane oder Zeichnungen , noch irgend etwas der Art wurden veröffentlicht, was nur eine Idee geben könnte von jenem Thale der Wunder, wo, wie bereits bemerkt, die Genien, welche König Salomo
mit allem in Fülle verſehen . Aber an etwas muß ich dich mahnen , daß , wenn der Sais untreu und ein Taugenichts,
umgaben , die Baumeiſter geweſen zu ſeyn fcheinen.
und die Frau nicht beſſer iſt, wenn du dann noch unklug genug
Landſtriche, den man jeßt als den Staat von Honduras fennt, eines der
biſt, vielGeld im Hauſe zu haben, mehr als für die Ausgaben der Wode nöthig iſt, du eines Morgens aufwachen fannſt mit
fruchtbarſten Thäler Centralamerika's, und dieſes iſt noch jeßt wegen der vorzüglichen Güte ſeines Tabaks berühmt. Þr. Catherwood machte vers ſchiedene Verſuche, die Länge zu beſtimmen, aber der künſtliche Horizont, welchen wir ausdrüdlich für ſolche Zwede mit uns führten , ward ver
Schneiden in den Eingeweiben , und blau und halbtodt auf den Marmor ausgeſtredt liegen , unter Schmerzen , wie ſie der
Urſenit, der Grünſpan , oder irgend ein anderes unbekanntes
Grün erzeugt.
Es liegt in dein
bogen , und gleich dem Barometer nußlos. Die Ruinen liegen an dem
linken Ufer des Copan- Fluffeß , welcher ſich in den Motagua und dann nahe an Omoa in die Bucht von Honduras ergießt, ungefähr 300 ( engl.) Meilen vom Meere entfernt. Der Copan - Fluß iſt ſelbſt nicht für
1
960
Canoes feifbar, mit Ausnahıne einer furzen Zeit während der Regent. | 16 Auguſt war ich , Dank der Bemühungen des Dr. Gepper , eines Sein lauf wird durch Fälle vor ſeiner Mündung in den Motagua unterbrochen. Cortez muß auf ſeinein furchtbaren Marſche yon Merico nad Honduras , von deren 2... ſeligkeiten man ſich jeßt , wo Sas land verhältniſmäßig offen und nicht mit Maſſen von Feinden bedeckt iſt, nur ſchwer einen Begriff machen kann , nur zwei Tagereiſen vor dieſer
Stadt vorbeigekommen ſeyn.
Ihre Ausdehnung längs dem Fluſſe bes
trägt nach vorhandenen Ruinen mehr als zwei Meilen .
Es findet ſich
auch eine Ruine auf der entgegengeſeften Seite des Fluſſes , in der Entfernung einer Meile auf dem Gipfel cines 2000 Fuß hohen Berges . Ob aber die Stadt je den Fluß überſchritt und ſich bis zu jenem Munument ausdehnte, läßt ſich unmöglich beſtimmen. Ich glaube nicht.
Im Hintergrunde iſt ein unerforſchter Wald , in welchem Ruinen fidy finden mögen . Es gibt keine Ueberreſte von Paläſten oder Privatgebäuden , und die Hauptruine iſt jene, welche am Ufer des Fluſſes
Deutſchen , von meinem vermalereiten Fieber befreit.
Dieſes iſt, mein lieber B ... , mein Reiſetagebuch nach Hamadar, .
Rengavar, Bi- Sutun , Takh - Boſtan und Serpul - Zohab. Ich habe die Reiſe in den zwei heißeſten Monaten des Jahres gemacht. Am Ende derſelben erhielt ich das Fieber, und fand glüdlicherweiſe den Dr. Gepper, Jeßt fann ich alle Tage eine Promenade
weldher mich davon befreite.
zu Pferde machen. Hr. Flandin hat nach mir das Fieber gleichfalle gehabt ; er iſt aber wieder hergeſtellt. Alle europäiſchen Reiſenden, welche nach Isfahan kommen , klappern mit den Zähnen , ſie haben alle das Fieber ; ein aus Bagdad angefommener Engländer und zwei Italiener, welche von Bagdad aus nach Baſfora und Schiras reisten , find von dieſen verwünſchten Fieber befallen worden. Wie es nun anfangen , Schuſter ( das alte Suſiana) zu beſuchen ?
von Treppen und pyramidaliſchen Structuren , welche ſich von 30 bis
Die Bachtiaris und Luris find im Beſite von allen Paſſagen ; dieſe Leute hegen die tiefſte Verachtung für den Schals, welcher fie fürchtet und ſchont. Wir haben alſo den Entſchluß gefaßt , in acht oder zehn Tagen unſern Wanderſtab wieder zu ergreifen, und und nach Paſargada, Perſepolis und Schahpur zu begeben ; vielleicht werden wir bis nach Suſa , Darabgerð und Firodabad gelangen. Hr. Flandin will über Teheran , Tebris und Erzerum zurückkehren , und durch das nördliche Kleinaſien nach Konſtantinopel gehen. Was mich belangt, ſo werde ich mich zu Bender - Buſchir nach Baſſora einſchiffen und von da nach Vagdad gehen , um Vabylon und Kteſiphon zu beſuchen . Nach dem Winter werde ich mich auf den Weg machen , und Moſſul (das alte
zu 140 Fuß Höhe am Abhange erheben .
Ninive) , Orfa , Aleppo , Antiochien, Tarſus, Salahieh, Schuia, Bruſja
ſteht , und vielleicht mit Recht der Tempel genannt wird.
Dieſer
Tempel iſt eine länglid te vieredige Einfaſſung. Die Front- oder Flußmauer dehnt ſich in gerader Linie 624 Fuß nördlich und ſüdlich aus, und hat eine Höhe von 60 bis zu 90 Fuß. Sie beſteht aus gehauenen Steinen von 3 bis 6 Fuß Länge und 1 % Fuß Breite. An vielen Orten wurden die Steine durch aus den Spalten hervorgewachſene Vuſde herabgeſtürzt , und an einer Stelle befindet ſich eine Fleine Deffnung, weßhalb die Kuinen zuweilen von den Indiern fas Ventanas oder die Fenſter genannt werden. Die übrigen drei Seiten beſtehen in Neiben Die ganze Umfangslinie hat
.
2866 Fuß , ein rieſenhaftes und ungewöhnliches Verhältniß für einen
und Rouſtantinopel beſuchen , ſo daß Hrn. Flandin das nördliche und
Ban dieſer Urbewohner , dennoch aber , wie ich bemerken muß, damit
mir das jüdliche Kleinaſien zufallen wird .
des leſers Einbildungsfraft ihn nicht täuſche, nicht ſo groß , als die Baſis der großen Pyramide yon Ghizeh.
Was für ein land iſt Perſien ! Unſere Zeitungsredactoren, welche in Franfreich einen ſo herben Tadel ůber unſer Vaterland ausſprechen, würden ſelbſt die Mißbräuche eines europäiſchen Gouvernement: ſegnen,
.
wenn ſie hier zu leben gezwungen wären. Die Degradation des Menſchen
Chronik der Heiſen
geſchlechts iſt hier vollendet; überall fieht das Auge nichts als Nuinen,
Reifen eines Franzoſen in Perſien . Vierter Brief.
in Unwiſſenheit, Aberglauben und einer lächerlichen Eitelfeit verſteinert. Der Schab möchte gern etwas Guteo thun , aber umgeben von Elenden,
( Schluß.)
vermag er nichte, und hat die Hände gebunden ; die Ruſſen, welche hier allmächtig ſind, haben ein zu großes Intereſſe, das Land in Erniedrigung
ulin 1 Uhr Morgens verließ id) Dom - Menſch, und machte mich gegen Südoſt auf den Weg.
Um halb 7 Uhr ſtellte fich der Fieber,
anfall ein , der ſich durch ein allgemeines Fröſteln anfündigte. Id fdhlief zu Iman Zadeh Ametirrat. Am 3 richtete ich meinen Weg gegen Oſten durch eine prächtige mit einigen Dörfern befäete Ebene. Die Fieberfranken mehrten ſich in unſerer Escorte , eine Stunde des Tages zitterten wir alle auf unſern Pferden. Am 4 wollte ich, um 1 Ilhr Morgens abgehen, — wir hatten die Nacht im Dorfe Karvent zugebracht,aber Flandin proteſtirte gegen die Wahl der Stunde und wünſchte mir eine gute Nacht. Im 4 Uhr , im Augenblic , wo das Signal gegeben
önes land und armſelige Bevölferungen ; die perfiſchen Bornehmen find
und Elend zu erhalten , als daß ſie ihren Einfluß zu Gunſten der Eivis liſation anwenden ſolltent.
Arme Menſchheit!
Ich habe bereits eine ſehr beträchtliche Sammlung von Zeichnungen , bei vierhundert , und hoffe, diefe Anzahl noch bedeutend ju permehren .
Erdbeben in Schottland.
Nach ſchottiſchen Blättern hat fich
am 30 Julius zu Comrie , dem alten ſtets betroffenen Punkte , wieder ein Erdbeben verſpüren laſſen, diesmal, wie es ſcheint, ſtärker als früher.
laſſen fonnte. Flandin , ungeduldig Isfahan zu erreichen, ging voraus ;
Die Erſchütterung dauerte eine Minute , und war von einem hohlen rollenden Ton begleitet, gleich fernem Donner. 311 Comrie ſpürte man die Stöße eine ganze Woche lang, den heftigſten gleichfalls am 30 Jul.
ich machte mich erſt Mittage auf den Weg ; Nachts blieb ich zu Neſcheba
Steine wurden von den Dächern fortgeſchleudert und ein Theil eines
Abas , und Tags darauf ( 5 Auguſt) balb 9 Uhr Morgens traf ich in Drohulfa, einer Vorſtadt Isfahang, ein, und ſtieg bei Hrn. Voré, dem wahrhaft evangeliſchen Lehrer , der junge Perſer unterrichtet , ab. Am
auf die Straße rannten. Das vorige Erdbeben war hier am 23 October 1839. ( Litt . Gaz , voin 14 Auguſt . )
wurde , fühlte ich mich dermaßen ſchwady, daß ich mein Bett nicht ver-
Steindammes eingeſtürzt. Die Einwohner waren ſo erſchredt, daß fie
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Vudyhandlu:: ;. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 241 .. ring 1
13NI,
kake
Da1s
Ausland. dis!
Ende Cober,
Ein
nade
Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlicher Lebens der Völker. 29 Auguft 1841 . time
welche die Abtretung des Souveränetätsrechts nach ſich zögen. Aber Hr. Coates ſchwieg weislich von den Landankäufen , welche die geiſtlichen Herren auf eine eben ſo wenig ehrenpolle Weile
Auftraliſche Coloni en. Neuſeeland.
Seit zwei Jahren richtet ſich der Strom der Auswande:
gemacht, und verſchwieg noch mehr die Abſichten , welche bei
rung aus England mit einer Art von Wuth nach Neuſeeland,
der Aufrechthaltung der Souveränetätsrechte der Eingebornen
und mehrere Compagnien ſind entſtanden, um die Coloniſation 3u leiten und einen ſichern Vortheil daraus zu ziehen. Das erſte, was natürlich hier in Betracht kommt, iſt die Erwerbung von Land zur Anſiedlung. Die Leiter dieſer neuen , Coloniſation haben gar gewaltig in die Trompete geſtoßen , mit wel cher Umſicht, Menſchlichkeit und Rechtlichkeit fie bei der Er:
werbung von Landbeſik zu Werke gegangen ; ſie haben manchen Seitenblic auf andere Colonien und das dort eingeſchlagene gewaltſame Verfahren geworfen , allein die alte Geſchichte von der Ochſenhaut der Dido hat ſich hier, -wie noch immer, wie-
derholt ; der Starke nimmt ſich das Land, und folgt hierin eis - nem gewiſſen Naturrecht, das freilich immer das rohe Recht der Stärke bleibt, welches er aber heiligen kann durch den Gebrauch , welchen er davon macht. Wir würden über die Art des Land: erwerbs in Neuſeeland kein Wort mehr ſagen, wenn nicht die
Miffionäre auf der einen Seite , und die laiencoloniſten auf der andern ſich gegenſeitig ihrSündenregiſter vorgehalten hätten, während auch nicht einer an ſeine Bruſt ſælagen und ſagen wollte: Gott ſey mir Sünder gnädig ! Hr, Danderon Coates , Secretär der Kirchen -Miſſions-Geſellſchaft, ſprach ſich in ſeinen Angaben vor der Committee des Unterhauſes energiíd gegen das Verfahren der Regierung aus , welche der Königin von England .
ohne weiteres das Souveränetätsrecht über Neuſeeland zu: ſprach. Juridiſch betrachtet iſt das allerdings ein ſtarker Verſtoß, der darum nicht minder ſtart wird, weil er ſchon ſo oft began: gen wurde ; aber er findet ſeine Entſchuldigung, in dem ein:
fachen Umſtande, daß ohne dieſes angemaßte Souveränetäts: recht dem engliſchen Befehlshaber auch fein Souveränetätsact gegen die in Neuſeeland wohnenden Engländer zuſtand , da doch dieſe fich manches zu Smulden kommen ließen , was das Sou: I
im hintergrunde lagen , und die nichts Geringeres waren , als
daß ſie nach und nach mit dem ſteigenden Werth ihres Land befißes und der Macht ihres Unterrichts über die unwiſſenden
Eingebornen eine Rolle ſpielen wollten ,.,wie die Jeſuiten in .
Paraguay und die amerifaniſchen Miſſionáre auf Hawaii. Ein ehrlicher Deutſcher 1, Hr. Flatt, ſelbſt Katechiſt bei der Church
Miſſionary Society, hat ganz plump die Sache ausgeſchwaßt, und ſo ſehr ſich die geiſtlichen Herren mit ihren zahlreichen Freunden in England und auf dem Continent herauszulügen bemüht waren , ro iſt doch nichtsdeſtoweniger die Behauptung unerſchüttert geblieben , und die engliſche Regierung hat nun für gut gefunden , in aller Stille weil man ſich mit den Frommen in England nicht zu ſehr überwerfen wollte den HH. Miſſionaren das fernere Umſichgreifen zu wehren , und
alle Landanfáute, wenn ſie nicht durch den Gouverneur oder deſſen Beauftragte gingen, zu verbieten. Das wurde denn auch gegen die Miſſionäre, wie es ſcheint, ziemlich ſtreng in Ausübung gebracht, die Laien aber fümmer: ten ſich nichts darum , und handelten den guten , menſchen freſſenden Neuſeeländern eine gute Anzahl Quadratmeilen Lan : des um einige Kleidungsſtüde und Vogelflinten ab. Der erſte Anfauf Wafefields im Namen der Compagnie betrug 110,000 Acres, bald aber ging er weiter ; er regelte in die Cooksſtraße, und hier füllte ſich ſein Schiff bald mit Häuptlingen und ihrem Gefolge an.
Man gibt ihnen Kleider , theilt unter die Vornehm:
ften ein Dugend Flinten aus , und dann unterzeichnen die „ gefeß :: und fopfloſen Wilden," wie Oberſt Watefield fie ſelbſt nennt, die Urkunde, fraft welcher ſie eine gewiſſe Stređe Lan:
des an die Engländer abtreten. „ Sie unterſchrieben die Ur funde," ſagt Oberſt Wakefield in ſeinem Bericht, maahmen ihre
veränetätsrecht der Eingebornen, und mehr noch als dieſes, tiefdoppelläufigen Gewehre, fagten, ſie würden am folgenden Tage, verleßte. Hr. Coates ſprach ſich lebhaft für das Souveränetäte :
wenn der Reſt der zu liefernden Waaren ausgetheilt werden
recht der Eingebornen, und noch eifriger gegen die Landkäufe aus, I foute, die andern Häuptlinge zum Unterzeichnen ( hiden, und 241
962 gingen ans Ufer. Betrachtet man die beiliegende Karte der:
Tehen , wenn ſie unter beſtändigem Geſchwäß und Gelächter
jenigen Theile beider Inſeln , welche an die Cooksſtraße grän:
ihre Wäſche im Fluſſe waſchen oder in großen Körben auf dem
zen, wo ich ſolchergeſtalt Beſißungen für die Compagnie er: warb, die ſich von 38 ' bis 43° S. B. an der Weſtküſte, und
Kopfe tragen und in blendend weißen Streifen auf der Wieſe an die Sonne legen.
von 40° bis 43° an der Oſtküſte erſtređen , ſo erkennt man
Mein gezäumtes Pferd harrte meiner an der Hausthüre.
leicht, daß ich keinen Rechtsanſpruch auf alles zwiſchen dieſen beiden Parallelen eingeſchloſſene Land erworben habe. Um die
Mein Gaſtwirth war ſchon früh Morgens mit dem Sade auf
Ausdehnung und den Werth des Kaufes richtig zu ſchäßen ,
gaben mir ein freundliches Geleit ohne ihren Spinnrođen weg
muß man die verſchiedenen Leute kennen, welche Anſpruch auf
zulegen. Er iſt das Symbol der Heimath und ich begreife, war:
dieß Gebiet machen.“ So lautete der officielle Bericht ; man ver: fuhr aber durchaus, als ob man das Land wirklich angekauft habe,
um man ihn dem Rade vorzieht, wie könnte dieſes leßtere'ein To ungertrennlicher Begleiter feyn und ſich mit dem langſamen und melancholiſchen Tone der Volkslieder vertragen ? Auf dem Wege fiel es mir oft ein, wie ſchwer ein Sa: ſtilianer, an ſein trauriges land gewohnt , ſich einen Begriff von dieſer friſchen , bezaubernden Landſchaft machen könne,
und eine Committee des Unterhauſes , welche die Sache im Julius vorigen Jahrs etwas genauer unterſuchte, hat aus den Angaben eines Arn . Ward, des Secretärs der neuſeeländiſchen
Compagnie, genauere Nachrichten gezogen, als Oberſt Wakefield und die Compagnie bekannt zu machen für gut fanden . Dieſen Angaben zufolge befißt die Compagnie in dortiger Gegend
zwa nzig Millionen Acres , und als man in Hrn . Ward drang, ſich über den dafür bezahlten Preis zu erklären, fo fam heraus, daß man etwa einen halben Penn » für den Acre oder ein Pfund für 500 Acres bezahlt habe, während man den einzelnen Acre zu einem Pfund an die Coloniſten verkaufen will. Hr . Wakefield, der äußerſt falbungsvoll von „ landſpecu : lanten und Landhaien “ ( landjobbers and landsharks) ſprach , wird wohl künftig den Mund etwas weniger voll nehmen.
Aus dem Ganzen geht hervor, daß die Landerwerbung der neuſeeländiſchen Compagnie um kein Haar beſſer war, als alle andern, daß inan eben das Land nahm, das am vortheilhafte: ſten ſchien, und das allerdings die Engländer beſſer als die Eingebornen zu benüßen wiſſen werden. Indeß, ſobald dieſe leßtern einmal fich beengt fühlen , werden ſie ſich doch beklagen,
daß man ihnen ihr Land mit Gewalt genommen oder abbetrogen habe ; Feindſeligkeiten werden nicht ausbleiben, und wer dabei
den Kürzern ziehen wird , braucht gar keiner weitern De: 1
zeichnung (Schluß folgt. )
Die cantabriſche Region. IV.
der Schulter ausgegangen ; aber ſein Weib und ſeine Tochter
deren Grün um nicht eintönig zu werden, bald das Bläulice
eines Sees, bald das Gelbe ins Blaſſe, Pomeranzenfarbige oder Röthliche fallend, bald eine ganz dunkle Schattirung annimmt. Während ich dieſem Gedanken nachhing , machte ein Gemiſch von vielen Stimmen, daß ich den Kopf umwendete. Es war
ein in Gala gekleideter Zug von beiden Geſchlechtern und ich zweifelte nicht, daß ſie von einer der in Leon , Aſturien und Galizien ſo häufigen Wallfahrten zurücfamen . Die Männer hatten ihre tägliche Müße mit einer anderen, welche rothe Ein faſſungen, Federn und Bänder zierten, und ihre braunen Hoſen mit einer von blauem Plüſch vertauſcht ; die Weiber trugen auf ihren Schulten elegante, ſcharlachrothe dengues oder Sfla:
vinen , und ſtatt der picotes große mantelos von ſchwarzem , Tegovianiſchem Tuche, unter welchen eine rothe oder gelbe Leib: binde hervorſchaut. Auf ihren Hälſen fahman Kreuze und Halsbänder , in den Ohren feinere oder gröbere Gehänge und auf ihren Hauben rothe Bänder , zum Zeichen der Jungfrau: ſchaft, weiße, als Symbol des Eheſtandes, und ſchwarze, als
Merkmal der Trauer oder der Wittwenſchaft. Von Zeit zu Zeit ſtimmten ſie drei : oder funfzeilige Strophen in der Lan: desſprache, und in einer langſamen , aus wenigen Noten be: ſtehenden Melodie , wie die Klagelieder (planideras) von An: daluſien an, und ſchloſſen jedesmal mit einem endloſen la, la,
Die Galizier.
1. Die Landleute in der Umgegend von der Corugna. ( Schluß.) Als ich in den Ort zurückehrte , fand ich Männer und
Weiber ohne Unterſchied mit dem Feldbau beſchäftigt. Die leßteren waren in Hemdärmeln, mit einer Haube oder einem Tuch auf dem Kopf, einem Mieder von Mancheſterzeug, vorn zugebunden und darüber ein Halstuch ; ſie haben auch ihren mantelo von braunem Tuch oder einen picote von ſchwarz oder roth geſtreiftem Leinenzeug, womit fie fich an falten Tagen den Stopf bebeden ; ihre Beſchubung beſteht aus almadregnas ober 2ocos, d. h. ſtarken Schuhen, die wir Ueberſchuhe nennen wür:
laaa ... in der Dauer und der ſtufenweiſe Abnahme des Halles wetteifernd. Auch iſt hier ein anderer , viel lebhafterer
Geſang gebräuchlich , welcher zugleich mit der ſprüchwörtlichen Gaita (Dudelſaď ), den Pfeifen , Klappern und Handtrommeln ibre Tänze begleitet. So geſchah es , als die Wallfahrter in der nächſten Schenfe ihren Tanz (Baila) anordneten , den ich nicht unterlaſſen werde zu beſchreiben , denn ich habe immer
dafür gehalten , daß die Nationaltänze eines der vorzüglichſten charakteriſtiſchen Merkmale der Völferſchaften ſind. Der Dudelſac und das Tamboril begannen ihr ſonderba: res Vorſpiel, die Männer warfen ihre Jaden und Prügel weg,
und fielen mit den Caſtagnetten ein , um durch lange Wirbel
in der Form der Müße und in der Tcharlachrothen Weſte mit
die ,,Muigneira " vorzubereiten ; dabei gingen ſie wiederholt im Kreiſe herum, um eine Tänzerin aufzuſuchen , und machten grotesfe Sprünge , als Muſter ihrer Geſchidlichkeit. Ein Au:
fchwarzen Einfaſſungen.
genwink oder eine leichte Bewegung init der Hand ladet ſie
den. Die Mäuner unterſcheiden ſich von den Aſturianern nur Es iſt eine Luſt , dieſe Weiber zu
963 ein , in den Kreis zu treten ; ſie ſtellen ſich mit geſenktem Blick und beſcheidener Gebärde in Reihe , ſo daß ſie die eine, und die Männer die andere Hälfte des Kreiſes bilden. Anfangs zogen ſie vor dieſen , wie geringſchäßig vorüber , aber plößlich vollziehen alle Mitglieder des Kreiſes eine Figur vorwärts , in
Gebirge führten. Den erſten Halt machten wir bei einer Ciſterne, deren Waſſer trinkbar war.
Hierauf famen wir wieder in Schluchten, welche
einer großen Ebene, ohne die mindeſte Spur von Anbau, Plaß machten, und nach ſiebenſtändigem Marſche betraten wir das durd Mauern und Thürme vertheidigte Dorf Maiſchar. Das Karawanſerai , in dem wir
deren Folge die Weiber den Männern zuerſt im Rundtanze,
die erſte Nacht unſerer nenen Reiſe zubrachten , war groß und ſchön :
dann im paarweiſen Tanze , welcher in einer einförmigen Be: wegung vor : und rückwärts beſteht, folgten. Es iſt nicht leicht, die Bewegungen der Männer zu beſchreiben, welche ſehr lebhaft , und beſonders gegen das Ende großentheils impro viſirt ſind; die Schritte und Gebärden der Weiber ſind von geringer Abwechſelung, aber einfach und anmuthig ; die Haupt: fache beſteht darin , daß ſie mit auf den Boden geſenktem
es wurde von Schah Abbas I erbaut.
.
Blicke, die Arme vorwärts gebogen , die Hände halb geſchloſfen, und ohne Caſtagnetten , eine tactmäßige, wiegende Bewegung unterhalten.
Folgenden Tages , 28 September , waren wir Morgens 6 uhr zu Pferde.
Wieder eine monotone und ſterile Ebene , wo wir einer von
Schirag kommenden Maulthierfarawane begegneten. Nach dem Frühſtück, das wir neben einein Garten , deſſen Eintritt uns ungaftlicher Weiſe verſagt wurde , einnahmen , ſahen wir eine durch Taubenſchläge, Gärten
und zerſtreute Wohnungen ziemlich belebte Gegend. Der Weg wendet ſich hierauf nach Süden.
Dieſen Tag faben wir Iman Zadeh (?) ſich
in Mitte eines Gartens erheben . Dieſer Iman wird von den Einwoh
Ein anderer, geräuſchvollerer Tanz iſt
nern von Kum - Schah ſehr verehrt ; die Frauen bringen ihre Gaben
der ſogenannte Contrapaſo, den ich aber nicht geſehen habe.
dabin, und die in der Nachbarſchaft wohnenden Perſér halten ſehr darauf ,
Wer erkennt nicht in dem fo eben beſchriebenen die Allego-
fidh in dem daran gränzenden großen Kirchhof begraben zu laſſen. Die
rie des Mannes , der zuerſt frei und Herr mit ſtolzem Blicke um ſich ſchaut oder feine faſt findiſche Selbſtzufriedenheit mit
Stadt Kum - Shah, wo wir übernachteten, enthält ungefähr 2000 Häuſer.
Sprüngen zu erkennen gibt, und von friegeriſchen Geſinnungen
fort . Die Paſſage wurde weniger monoton , Dörfer bevölkerten die Ebene ; nach Mayud - Seſchi aber verſchwand der Anbau wieder. Wir Am 30 wurden wir beim Auf ſchliefen dieſen Tag zu Amin - Abad.
Den 29 um 5 Uhr Morgens regten wir unſern Weg nach Südoſt .
voll die Anmuth der Weiber wenig beachtet, bis die Scham haftigkeit und Beſcheidenheit ſeine Rohheit überwinden und er in ein ganz anderes Weſen verwandelt ſich ſeiner Begleiterin
hingibt, welche ihrerſeits vergnügt und befriedigt ihn nicht mehr perlaßt. *)
ſtehen unangenehm von einem ſehr falten Südwinde empfangen. Unſere Pferde ſcheuchten in einer traurigen und wüſten Ebene einen Haufen Gazellen auf. Wir blieben zu Vegdikhait , deſſen drei bis fünf Etagen hohe Häuſer hölzerne Balcone nach der Straße zu haben. Den 1 Det.
verließen wir des Morgens Punft 6 Uhr Yezdithait : die auf dieſe Stadt
Chronik der Meiſen.
folgende Ebene hat das Anſehen einer Wüſte; Hafen und Rebhühner
Meifen eines Franzoſen in Perſien . Fünfter Brief. **)
ſind hier im Ueberfluſſe. Wir fchliefen in dem fleinen Dorfe Sulſchiſton. Am folgenden Morgen, den 2, fiel uns die Kälte bis zum Aufgang der
Sonne , die ſehr heiß brannte , nicht wenig läſtig. Wir durchzogen Ebenen , und ſahen ganze Heerden von Gazellen , welche am Horizont verſchwanden . Das find alle Ereigniſſe unſerer Reiſe. Die Ein wohner des Dorfes Abadeh, wo wir die Nađit zubrachten, bewieſen eine .
Wir verließen Dſchulfa ( Vorſtadt Isfahans) am 27 September 1810, um ung nach Perſepolis zu begeben : unſer Gefolge beſtand aus einem Mihmander ( Reſul Bey , den Sie bereits kennen) , zwei europäiſchen Bedienten , zwei Saig (perfiſchen Armeniern ), dreizehn Maulthieren'für
den Transport unſerer Bagage, drei Maulthiertreibern und fünf Pferden :
zubringliche Neugierde. Am 3 unterbrachen wir unſern Marſch bei dem Dorfe Surmef, in
wir hatten im Ganzen zehn Perſonen und zwanzig Pferde oder Maula- reiſen Nachbarſchaft fich zwei Beſten, die eine auf einem Berge und die thiere. Es war , wie Sie ſehen, eine kleine Karawane. Man kann in dieſen Ländern ohne Relais , ohne Poſten und Herbergen nicht anders .
andere in der Ebene, fich befinden.
Den darauf folgenden 4 ſchliefen
wir in dem verfallenen Karawanſerai Konu -Khora, und trafen daſelbſt
teiſen .
Wir nahmen von Dſchulfa aur die Richtung nach Südoft. Hr. Boré nahm Abſchied am Ende der unbebauten Ebene , die ſich jenſeits der Nuinen von Dſchulfa ausdehnt ; denn hier fällt, wie Sie wiffen , alles
in Trümmer. Auf dieſe Wüſte folgten Schluchten , die durch zerriſſene
* ) Die ſpaniſchen Tänzer in Pario haben unter anderm mehrmals auch die galiziſchen Tänze aufgeführt. Dabei ſieht man die gegen einander, doch ohne beobachtend, Schläge rüdwärts Paare, den Taft ausführen, hängenden Armen oder mit fich zu berühren,
eine Rarawane yon Kamelen, die ſich von Schiraš nach Isfahan begab ; hier endigt das öde Thal , welches wir ſeit Isfahan durchzogen. Den 5 erklimmten wir auf einem leicht gangbaren Fußſteige einen Verg, und betraten hierauf das mit Dörfern überſäete Thal von Dehberd. Abends nahm uns das Karawanſerai von Kihona - Khora auf , aber alles, was ein Karawanſerai hier zu Lande bietet , iſt ein mehr oder weniger durchlöchertes Dach.
und vorgeworfenem Unterleibe oder umgekehrt mit dem Rüdent
Den 6 hatten wir einen ſchlechteu Weg zu machen ; er führte über Gebirge , ſteinige Defiléen , Felfen und ſcharfe Kiefel. Abends ſaben wir gegen Südweſt in einer ſchönen , von zwei Flüſſen bewäſſerten Ebene
an einanderſtoßen und zurüdweichen, allee dieß mit Fußgeſtampf
die Ruinen von Mader - i - Suleiman , und endlich entſchädigte ein wür
und Kandflatſchen begleitet und mit vielerlei ähnlichen Figuren
abwechſelnd; dieß iſt wahrſcheinlich der Contrapaſo. **) Sémaphore 17 Junius.
diges Gemälde unſer Auge und unſere Einbildungskraft für die mono tonen Anſichten einer traurigen und mühſamen Reiſe.
Wir lagerten bei
964 dem vermeintlichen Grabe bor Mutter Salomons, das man für das alte Paſagarda hält. Die Nuinen nehmen einen Umfang von 1000 Metres Länge auf ungefähr 400 Metres Breite ein. Die erſte , auf die man von Morgual her trifft, iſt ein großer Bau an der Ede eines Hügelo , es iſt aber . ſchwer, die Beſtimmung dieſes Gebäudes zu errathen : iſt es
die Baſis eines gigantiſchen Grabmals, einer Feſtung oder eines Palaſtet ? ich weiß es nicht. In der Mitte des Umfanges erkannten wir die Ueberbleibfel eines
Palaſtes, von dem noch eine ſchöne Säule in dem ganzen Stolze ihrer .
Höhe übrig iſt ; Pfeiler , welche dem Monument als Stüßen dienten,
ſtehen gleichfalls noch aufrecht; dieſer Palaſt mußte eine Länge von 45 M. 60 Centim . auf 34 M. 20 Centim. Breite gehabt haben.
Im Nord
often dieſes Gebäudes' zeigen zwei Pfeiler eine Keiliufdrift: einer der felben hat auf ſeiner Gauptfronte ein Basrelief, eine Perſon mit ägyptiſchem Kopfpuße darſtellend mit einem doppelten paar Flügel auf dem Rüden ; zwei Flügel ſind gegen den Şimmel und zwei gegen die Erde gerichtet.
Das Grab von Mader - i - Suleiman befindet ſich ſüdweſtlich der Kuinen des großen Palaſtes; es ift in großen Lagen von weißem Stein aufgeführt, deſſen Fugen ſchön gehauen und ohne Mörtel aufeinander gelegt ſind. Das Innere , welches den Sarkophag enthielt , bat 3 Metret 18 Centim . Länge auf 2 M. 80 Centim . Breite und 2 M. 10 Centim . Höhe. Die Erhaltung dieſes Grabmals verdanft man wahrſcheinlich den perfiſchen Moblems , welche einen Andachtsort zur Ehre der Mutter des Salomo daraus gemacht haben. Salomo ſteht in großer Verehrung in diefem Lande ; die perfiſchen Legenden behaupten , daß er die Thiere
ſprechen laſſen fonnte und die merfwürdigſten Verwandlungen bewirkte.
„Eines Tage8, erzählt ein arabiſcher Autor, traf Salomo an der Thüre einer Hütte einen Greis, der fich den Bart aufraufte ; er nahte ſich ihm und wollte die Urſache des Rummer wiſſen ,! der ihn vermochte, fich die Zierde ſeines Kinns Haar für Haar auszuraufen . Der Greis er .
wiederte: „ D. Wanderer , ich bin reich, denn meiner Ramele find viele und meine Mutterpferde beinahe immer trächtig : ich könnte einen Palaſt bewohnen , Eiferſucht und Liebe aber laſſen mich dieſe Hütte , welche einen Schat verbirgt, als Wohnplat wählen. Du fcheinft mir gut und
dienſtfertig ; saber werde ich, um den Antheil fennen zu lernen, den du an meinem Schmerze nehmen wirft , dir meine Seele öffnen.
Der
„ Ach , antwortete der Greiß , wenn meine Rungeln verſchwänden , wenn mein Blut fich verjüngte in meinen Adern , wenn meine Haut wieder der atlaſſenen þaut der Aprifoſe gliche, fo würde Nedidoma nicht mehr weinen und nicht mehr lächeln ; ſie würde ernſthaft werden und mid lieben .“ Salomo berührte die Augen bed Greifeb: gelb und Thränen zerlofſen , wie ſie waren , wurden fie rein , glångend, Flar wie der Kryſtall der Quelle; er kneipte ihm die Naſe, jog ſie heftig na fich , und eine andere Naſe , weiß , weber lang , noch kurz , noch groß, ging unter den Fingern der Weiſen hervor ; er hauchte in ſeinen Munt , und elfenbeinerne Zähne , fein geſchnitten , erfekten die frühern , deren Email die Zeit zernagt und deren Wurzel ſie vertrodnet hatte. In dem Maaße , als Salomo die übrigen Theile des Körpers berährte , wurde
eine vollſtändige Metamorphoſe unter der Hand des Weiſen bewirkt. Der Greis betrachtete fich in einem Spiegel, hielt fid für einen andern und grüßte ſein Bild , indem er die Hand ans Herz legte. Aber die Macht Salomo'd blieb bei der Oberfläche des Körpers ſtehen , es war
ihm nicht verliehen , das Innere zu ändern ; ber Greis blieb mit ſeinem erfalteten Blute und ſeiner verfallenen Einbildungekraft ein junger Mann
von außen , alt inn Innern.
Er verwünſchte zulegt eine Verwandlung,
die ihin eine doppelte Rolle zu ſpielen gab ; er bachte und ſprach wie ein Greis , während ſeine Figur und die Haltung ſeines Körpers be
ſtändig ſeinem Benehmen widerſprac . Seine fchöne circaffiſche Sklavin weinte und lachte mehr noch als vor der Verwandlung .“
Id komme auf das Grabmal von Mader -i-Suleiman gurück. Im Innern dieſes Grabdenkmals hat man dieà Niſche angebracht,
die man ,
umgeben von Inſchriften aus dem Koran, in allen Moſcheen findet; an das Grabmal ſtoßen die Ruinen einer Moſchee; es iſt von andern Grab ſtätten umgeben, worauf fufiſche und perſiſche Inſchriften zu leſen find. Die Perſer beſuchen dieſe Orte wenig, nur zuweilen kommen wandernde
Landleute hieher ; wir ſaben Frauen andäotig, um das Grab herumgehen und die vier Eden desſelben füſſen. In eixer Entfernung von 66 Metres , gegen Nordweſten , findet man eine Moſchee, ein Karawanſergi oder Moreſch aus Steinen antifer Bauten , die auf kleinere Dimenſionen Jugebauen wurden , aufgeführt. Zwei Denkmäler ſchienen und Feueraltáre geweſen zu ſeyn ; 18.find zwei Piedeſtals, und man weiß, daß dat heilige Feuer der Perſer auf Piedeſtals
gebrannt hat. Das Grabmal von Mader - i - Suleiman zeigt die Stelle Wir verweilten zwei Tage unter dieſen Ruinen, die wir aufnahmen und zeichneten. Am 9 machten wir uns um 6 Uhr Morgens nach Perſepolis auf den Weg. Nachdem wir Mader-i-Suleiman verlaſſen, vertieften wir uns in Schluchten, welche von ſenkrechten Bergen
Sdaß , den ich hier beſike, iſt fein Kenner , der es dem Winde im
von Paſagarda an .
Laufe gleich thut , kein Halsband aus Perlen von Ormuz , fein Säbel gehärtet in den Wäffern von Damasfus , noch ein Käſtchen gefüllt mit Tomans oder Diamanten ; es iſt ein lebendiger Schat mit zwei Sternen ald Augen und der Geſtalt einer Houri ale Hülle. Dieſer Spaß iſt jung , ich aber bin alt ; meine ſchöne Sklavin hat ihren Namen im Himmel erhalten, denn ſie nennt fich Nedichma (Stern) . Ihr Haar iſt ein duftendes rabenſchwarzes Vließ ; ihr Mund ein geöffneter Granat apfel ; fie iſt groß und ſchlank, und ich ſchmachte vor Liebe zu ihren Füßen. Nedſchma achtet mich , wäſcht meine Füße , ſalbt meine Hände und meinen Bart , gießt das Waſſer aus der Kanne über meine Haare
begränzt waren ; der Weg zieht fich an dem Fluſſe Mogab hin , deffen Ufer mit Weiden, Pappeln, Sdilfrohr und Harzbäumen bewachſen find. Die Samentörner dieſer leßtern werden zur Färberei verwendet. Wir ſchlugen nahe an dieſem Fluſſe das Lager auf.
und nennt mich „ Vater“ (Abuna).
Wenn die Nacht fommt und ich
deutende Zahl weiblicher Schinudfachen völlig gut erhalten aufgefnnden ,
meine Feſtliche lampe anzünde, weint fie oder lächelt fie: ſie weint aus Mitleid, fie lächelt aus Spott ; meine Kiffe begegnen nur Thränen oder
unter Anderm ein Perlenbalsband , ein Amethyſthalsband , eines von gutem Golde , zwei Braceletten u. ſ. w. Auch fanden fich zwei goldene Münzen von Auguſtus, von denen jede etwa 20 Franken wog : auf einer
ironiſdem Lächeln .“
„ Nun , ſprach Suleiman , welchre Mittel glaubſt du , daß es für dein Unglück gäbe ? "
Römiſche Alterthümer in Frankreich. Auf dem Berge Fourvière (Forum vetus) zu Lyon wurde vor einiger Zeit eine be
derſelben war ein Bild Jupitert.
Das Gold . aller dieſer Gegenſtände
war ſo rein, daß es nicht im mindeſten gelitten hatte. (Fr. BI.) Dünden, in der Literariſch - Artiſtiſiten Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 242.
Das
A u sla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 30 Auguft 1841 .
Arbeiten der hiſtoriſchen Geſellſchaft in Frankreich.
Einleitung zu ſchreiben habe.
Seit dem vorigen Jahre hat dieſe Geſellſchaft wieder eifrig ihre nüßlichen Arbeiten verfolgt. Das erſte Werf, welches her: ausfam , iſt eine anonyme Chronik in Proſa, die im Anfang
der Zahl, die zweite die Verſekung der Reliquien des heiligen
des 13ten Jahrhunderts in nordfranzöſiſcher Sprache geſchrieben
herausgekommene Urkunden.
wurde, und unter dem etwas zu allgemeinem Titel „ Geſchichte der normanniſchen Herzoge und der Könige von England," eine große Maſſe werthvoller Nachrichten über die politiſchen Ver hältniſſe beider Länder am Ende des zwölften und im erſten
Hr. A. Le Prevoſt hat den zweiten Band der Kirchenge: ſchichte von Orderic Vital herausgegeben, der das eilfte Jahr
1
Dieſer zweite Band zerfällt in:
deß in zwei Abtheilungen ; die erſte enthält die Briefe, 70 an Vaters und des heiligen Marcellin , eine Paraphaſe dieſer klei nen Schrift in Verſen und einige neuerdings in Deutſchland
Viertel des dreizehnten Jahrhunderts" enthält, namentlich einen
hundert und die zwanzig erſten Jahre des zwölften umfaßt. Der Herausgeber hat darin feine gründliche Kenntniß der anglonormanniſchen Alterthümer kundgegeben, und namentlich
genauen Bericht über die Erpedition Ludwigs -VIII nach Eng
theils die Genealogie berühmter anglonormanniſchen Familien,
land, welches Ereigniß zur Lebenszeit des Verfaſſers vorfiel. Dieſer Chronik iſt unter dem Titel „ Roman de Ham “ ein etwa fünfzig Jahre ſpäter in demſelben Dialekt von einem Trouvere, Namens Sarrazin, verfaßtes Gedicht beigefügt, das
theils die hiſtoriſche Geographie des Landes beleuchtet.
zwar minder wichtig iſt , als das erſtere Werf, aber in dem
Philipps de Commynes herausgegeben, eines Werks , das für
Rahmen eines Berichts über ein um das Jahr 1279 in der Picardie gefeiertes großes Turnier eine Menge merkwürdiger
die Geſchichte der Sprache faſt eben ſo wichtig iſt, als für die Geſchichte der Begebenheiten. Genealogiſche und biographiſche
Madeinoiſelle Dupont, durch ihre Gründlichkeit und ihren
Fleiß bereits hinreichend bekannt, hat mit einer wirklich be: wundernswerthen Sorgfalt den erſten Band der Memoiren
Sittenſchilderungen enthält, und eine große Anzahl picardiſcher
Noten, die mit einer unermüdlichen Geduld aus den beſten
und flamändiſcher Familien aus jener Zeit aufzählt. Die Ein leitung und der Inder ſind ſehr forgfältig von dem Heraus
Quellen geſammelt ſind, erhöhen noch den Werthy dieſes Buchs,
geber, Franscisque Michel, abgefaßt, dem die Literatur des
Geſellſchaft erſchienen iſt. Dieſer erſte Band enthält die Nach richt über die zwölf Jahre von 1464 bis 1475 , drei Jahre, nachdem Commynes den Hof des Herzogs von Burgund verlaſſen
franzöſiſchen Mittelalters ſchon ſo manches verdankt.
Ein
zweites, auch für Deutſchland höchſt intereſſantes Werk iſt die
das zu den bedeutendſten gehört , das unter den Auſpicien der
hatte, um in die Dienſte Ludwigs XI zu treten. Zwei Bände ſind noch nöthig, um das Werk zu vervollſtändigen.
von Hrn. Teulot unternommene Herausgabe und Ueberſekung fämmtlicher Werke Eginhards, die bisher noch nie in Einer Ausgabe vereint waren. Hr. Teulot hat Manuſcripte benüßt, welche ſeiner Ausgabe ſogar einen Vorzug vor der von Perß
die ,, Conteſſe du Beauvoiſis," herausgegeben von dem Grafen
geben mögen. Der erſte Band, welcher bisher allein erſchienen
v. Beugnot, der ſchon für altfranzöſiſches Recht ro Ausgezeich
iſt, enthält das Leben Karls des Großen und die Annalen, die vom Jahre 741 bis zum Jahre 829 geben. Dieſem Bande
find auch Bemerkungen angehängt, welche unter anderm die
Das nächſte Wert , welches demnächſt erſcheinen wird, iſt
netes geleiſtet hat.
Das Werf , wird zwei Bände einnehmen,
die jedoch zugleich mit einander erſcheinen ſollen , da das Er: ſcheinen der Werke in einzelnen Bänden ſchon manche Nach
Lebensgeſchichte des Bayernherzogs Chaſſilo, den Umfang des
theile mit ſich geführt hat. Nichtsdeſtoweniger will man den Reichs Karls des Großen , die Familie dieſes Fürſten u. dgl. Proceß der Jungfrau von Orleans , von Quicherat bearbeitet, betreffen . Der zweite Band iſt ſo gut wie vollendet. In ei auch wieder einzeln erſcheinen laſſen , da man glaubt, der erſte ner der neueſten Sigungen der Geſellſchaft hat Hr. Teulot an: Band, welcher ausſchließlich dem Proceß und der Verurtheis getündigt, daß er nur noch die Ueberſicht des Inhalts und die lung gewidmet iſt , werde allein ſchon hinreichendes Intereſſe 242
966 erweden . Im zweiten Bande wird eine fritiſche und drono
Bernehmung vor der parlamentariſchen Committee: „ die fos
logiſche Ueberſicht alles deſſen , was auf den Proceß Bezug hat, folgen ; Hr. Quicherat iſt indeß etwas weitſchweifig, und der
ciation fand ſich behindert durch den ihrer Anſicht nad fehr
halb wurde in einer der lekten Verſammlungen der Geſellſchaft
der Wunſch ausgeſprochen , Hr. Quicherat möchte ſich auf eine einfache Auseinanderſeßung des Plans des Werks beſchránken ,
und bloß eine fritiſche Veleuchtung der mitgetheilten Urkunden anhängen.
Auſtraliſche Colonien. Ne u feel and.
( Fortreßung. )
deutlich hervortretenden Wunſch der Miffionäre, die politide Gewalt ausſchließlich zu behalten .“ Die weitern Aus : einanderſeßungen , die in jener Vernehmung Wakefields vorkom= men, laſſen über dieſe Abſichten der Miſſionäre , ſo wie über die Art, wie ſie dieſelben nach und nach durchzuſeßen hofften , keinem vernünftigen Zweifel Raum. Auch unterließen ſie nicht, Botſchaften an die Häuptlinge um die Cooksſtraße zu fenden , und dieſe aufzufordern , den Compagnien kein Land zu ver: kaufen . Ob ein Krieg der nördlichern Stämme gegen die ſüd lichern in der Nähe der Coofsſtraße, welcher damals ausbrach , auch auf Rechnung der Miſſionäre zu Teßen fey , wiſſen wir nicht, indeß würde ihr übriges Benehmen dieſen Verdacht rechtferti:
Da die Eingebornen wahricheinlich nur gelegentlich zur
gen. Uebrigens geht aus dem Verkehr Wakefields mit mehs
Sprache kommen, wenn man in Conflict mit ihnen geräth, nnd ſie auch keinen ernſtlichen Widerſtand leiſten werden und können, ſo haben wir es hier nur hauptſächlich mit den Eng:
reren Häuptlingen hervor , daß das Kirchenregiment , welches die Miſſionäre einzuführen gedachten , gar nicht nach dem Ge: ſchmad der Eingebornen war. Wir übergehen die , ohnehin ſchon früher erwähnte Be:
ländern zu thun , welche die Auswanderung leiteten oder ſelbſt auswanderten. Das erſte, was wir hier erwähnen müſſen , hauptſächlich auch zur Unterſtüßung unſrer obigen Angabe über
die Zwede der Kirchenmiſſionsgeſellſchaft, iſt das Verhältniß der Compagnie gleich bei ihrem erſten Auftreten zu dieſer leſtern . Schon im 3. 1837, gleich nach der Stiftung der erſten
1
denklichfeit der engliſchen Regierung, die Aſociation , oder wie
ſie ſich im Jahre 1839 nannte , die New-Zeeland - Company, anzuerfenuen und zu beſtätigen . Dieſe zweifel nahmen, als
Frankreich gleichfalls Erpeditionen auszurüſten begann , ein Ende, und die Proclamation , welche die Souveränetätsrechte
Geſellſchaft zur Auswanderung, und noch ehe ein offener Schritt
der Königin über Neuſeeland ausſprach ,
geſchehen war, begaben ſich drei Mitglieder derſelben, die Sapi: täne Wellesley und Wakefield und ein Dr. Evans zu dem oben
Im Anfange des vorigen Jahres famen Schiffe in Menge in
erwähnten Hrn. Coates , um ihm die Zwede der Aſſociation auseinander zu ſeßen, und den Wunſch auszudrüden, mit der
Kirchenmiſſionsgeſellſchaft, die ja ſchon eine Niederlaſſung in Neu: ſeeland hätte, in Maaßregeln zu Gunſten der Ureinwohner zu :
fammenzuwirken. Fr. Dandeſon Coates antwortete, „ er werde mit allen in ſeiner Gewalt ſtehenden Mitteln die Zweđe der Aſſociation zu hindern ſuchen .“ Der Rede folgte die That,
erfolgte
endlich .
der Coofsſtraße an , und zwei Punkte wurden namentlich als Niederlaſſungsort ausgeſucht; beide liegen in der Coofsſtraße , der erſte, Port Nicholſon, am ſüdweſtlichen Ende der nördlichen
Inſel, der zweite, New - Plymouth, in der Taranakibay am weſt lichen Ende der Cooksſtraße. Anfang dieſes Jahres fanden ſich an dieſen beiden Orten zuſammen ſchon über 2000 Perſonen ,
und die Anordnungen der neuſeeländiſchen Compagnie ſind fo
und in zahlreichen Zeitſchriften wurde alles mögliche aufgeboten ,
weit getroffen , daß man ſich ſchmeichelt , daß im Laufe dieſes Jahres theils aus England, theils aus andern auſtraliſchen
um die Aſſociation zu verleumden und herabzulegen. Die Miſſionäre hatten ihre Beſißungen und den Centralpunkt ihrer
Colonien 5000 bis 6000 Menſchen dahin ſtrömen werden. Die
Macht an der Inſelbay auf der Oſt-, und an der Mündung
Coofdſtraße iſt ein um fo beſſer gewählter Plag, als die Schiffe, welche von Südamerika nach Neuſüdwales ' gehen, und auf
des Hokianga auf der Weſtküſte (etwa unter 35° 20 S. V.). Wir werden bald finden , daß dieſe Oppoſition der Miſſionäre ſich nicht bloß auf gehäſſige Zeitungsartikel beſchränkte, denn Hr.
eingerichtet werden – gewöhnlich ihren Weg durch dieſelbe
Danderon Coates war in ſteter Berührung mit dem damaligen Colonialminiſter, Lord Glenelg, der, ſo wie einige andere Beamte des Solonialamts , zugleich Beamter der Church Miſſionary Society war. Auch erklärte ſich bald, warum Hr. Coates ſo
Indeß iſt der bisherige Gouverneur in ſeinem früheren Aufenthaltsorte, der Inſelbay, geblieben, und hat ſich wohl nicht ohne Zuthun der Miſſionáre, beſtrebt, die dortige Gegend zum
auf die Souveränetät der einheimiſchen Häuptlinge drang. Man hatte einen angeblichen Congreß dieſer Häuptlinge in der Nähe
Siß der Hauptcolonie zu machen . Die Miſſionäre beſiken dort das beſte Land, und G. Hobſon hat dort nicht nur einigen Beamten Land angewieſen , ſondern auch , wie man wiſſen will, ſich ſelbſt eine
der Inſelbay gebildet, und der engliſche Reſident, Hr. Busby,
ausgedehnte Stređe zugeeignet. Die Vortheile , welche man
war angeblich bei demſelben beglaubigt ; in der That war aber der Congreß ein reines Scheinbild , und Hr. Busby war bei
den Miſſionären beglaubigt, wie dieß aus officiellen Schreiben deſſelben hervorgeht. *) Auch bemerfte Hr. Watefield in ſeiner
dieſer Straße wird wohl bald eine Dampfſchifffahrtsverbindung nehmen.
heraushebt , ſind dieſe , daß die Inſelbar ſehr tief von Oſten
her ins Land einſchneidet, und daß zugleich eine andere Bay von Weſten fo tief hereingeht , daß nur ein ziemlich ſchmales
Stüc Land übrig bleibt, während zugleich mehrere nicht un * ) Wir müſſen hier bemerken, daß dieſe Angaben alle auf Parlas mentspapieren beruhen.
bedeutende Flüſſe ſich nach verſchiedenen Richtungen ergießen. Die Ländereien, welche Hobſon felbſt hier beſigt und ſeinen
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Anhängern verwilligte, zugleich mit denen , welche die Miffionäre hier inne haben , würden dieſer hier vereinten Partei ein bedeu : tendes uebergewicht geben , und Hobſon bot deßhalb allem auf, um die Anſiedler dahin zu ziehen. Mit einemmal erſchien nämlich ein durch G. Hobſon von der Inſelbay hergeſandtes Sdiff, und bot den Arbeitern , die ſich nach Hobſons Nieder : laſſung, der er den Namen Audland gegeben, überſiedeln woll:
an die Colonie ſelbſt übergeben werden . Daß eine befon: dere, mächtige Körperſchaft ſich bilde , iſt in feiner Weiſe zu erwarten .
(Schluß folgt.)
ten, freie Schifffahrt und Ländereien. Dieß erbitterte die Co:
Die äußerliche Geftaltung Haßlands und die Beſchäf
loniſten in Port Nicholſon aufs außerſte , und ſie haben des halb nach den leßten bis zum 5 Mai d. I. reichenden Nach
(Von Baron v. Meyendorf. Echo du Monde Savant. 10 Julius.)
tigung ſeiner Bevölkerung.
richten den Beſchluß gefaßt , die Regierung um Abberufung
Bei dem erſten Anblic ſcheint das europäiſde Nußland den Reis
Hobſons gu bitten. Der Grund der Feindſeligkeit zwiſchen Hobſon und der
ſenden eine vollfommen horizontale Ebene, und doch iſt dasſelbe von mehrern Gruppen fehr charakteriftiſcher Hügel durchzogen ; e$ theilt Fids in Beziehung auf ſeine äußere Form in ein Centralplateau, deſſen Mitte ungefähr Moskau einnimmt , und in drei Seitenabhänge , deren einer gegen die Oſtſee , der andere gegen das weiße und der dritte in zwei
Colonie an Port Nicholſou läßt fich ohne Mühe errathen : die Compagnie iſt hier ſo gut wie allmächtig , ſie hat nur das Intereſſe, den Flor der Compagnie zu fördern, weil dieſer allein
ihr gute Zinſen tragen kann , außerdem iſt ſie feineswegs ge
ſehr bemerkbaren Abſtufungen gegen das ſchwarze und faſpiſche Meer
neigt, die Coloniſten in der Leitung ihrer innern Angelegen: heiten zu beſchränken ; G. Hobſon aber , ein alter Seemann, und geneigt, Gehorſam unter ſeine Befehle ohne allen Wi:
gefehrt ift. 1) Die Höhen des Waldai , beren höchſter Punft 1085 franzöſiſche Fuß iſt, neigen ſich gegen Smolenst, wo ſie zu Riffelewo (nördlich von
derſpruch zu erwarten, iſt dieſer Freiheit nicht ſonderlich günſtig.
Smolensk) nur mehr 770 Fuß haben.
Die Beſchuldigung indeß, daß er aus reinem Eigenfinn die Ans gelegenheit der Colonie am Port Nicholſon von der Inſelbay aus, d. h.aus einer Entfernung von 400 engliſchen Meilen, leiten wolle , iſt ganz unwahrſcheinlich , und hinter der Kart nädigkeit , womit er die dortige Anſiedlung behaupten will welche ſich in Wichtigfeit feineswegs mit denen in der Cooks:
der Waſſerſcheide zwiſchen dem Seitenabhange der Oſtſee und des Dniepere. Gegen Nordoſt verlängern ſich die Höhen des Waldai bis jenſeite des Sees Onega. In dieſen Umgegenden, ſüdlich von Vitegra, haben felbe nur noch eine Erhöhung von 580 bis 600 Fuß über dem baltiſchen Meere. Dieſe Höhen begränzen demnach , im Süduften , den Abhang
ſtraße meſſen kann, ſteďt vielmehr nichts als die Feindſeligkeit der Miſſionäre und die eigene Habſucht, ſo wie die der Beam
ten , denen er Ländereien verſchafft hat. Bei dieſer Gelegenheit fönnen wir nicht umhin , einige Bemerkungen über die Compagnie und ihre wahrſcheinlichen künftigen Verhältniſſe zu machen . Dieſe Verhältniſſe ſind jeßt noch keineswegs drüđend für die junge Colonie, ſondern dieſe Vereinigung von Kräften iſt im Gegentheil ſehr vortheil
haft: aber die Zeit fann kommen , wo dieſe Verhältniſſe drü 1
dend werden könnten.
Man hat ſchon über dieſe Compagnie
viel gefaſelt , als ob ſie eine Macht werden könnte, wie die oſt indiſche Compagnie , das iſt aber in feiner Beziehung zu er: warten. Fürs erſte möchten wir bemerken , daß die oſtindiſche
Compagnie felbſt keine Macht mehr für ſich iſt, ſondern bloß ein Theil der brittiſchen Regierung unter einer beſondern Form, aber auch dieſe Form wird ſich in Neuſeeland nicht hal ten. Ju Indien hatte es die Compagnie nicht mit Englän: dern, ſondern mit ſchwachen, verweichlichten Fürſten oder rohen, unwiſſenden Völkern zu thun ; hier konnte ſich die Form des
Compagnieregiments erhalten, in Neuſeeland aber, wo nur Eng länder oder angliſirte Eingeborne als Aderbauer, Handelsleute und Seemänner ſich finden , wird ſich eine eigene Verwaltung (a selfgovernment) bilden , dem auch die Compagnie wohl fei:
nen Widerſtand entgegenſeben wird. Die Colonie wird auf: blühen durch ihre eigene Thätigkeit und Kraft, und die Leitung det Compagnie wird ſich mehr und mehr auf die Geltendma:
chung ihrer Geldintereſſen beſchränten, die wohl auch am Ende
Dieſes iſt der erhabenſte Punft
der Oſtſce, welcher von 7 Millionen Einwohnern bewohnt wird , und ſich in Hinſicht auf Producte und Induſtrie, durch die Benußung der Wälder , Flachsbau , Bearbeitung vieler Felſenlager und endlich durch maritime Beſchäftigungen auszeichnet. Petersburg iſt der Sammelpunkt dieſes Abhanges , welcher beinahe ausſchließlich die Fryſtalliniſchen, filu riſchen Gebilde und jene der alten rothen Sandſteines des nordweſtlichen Rußlands in fidh faßt.
2) Von dieſer erſten Hügelkette , welche die waldai'ſche genannt wird , ſcheidet fich , ſüslich vom See Onega , ein erhabenes Plateau, welches, gegen Süden nach Wologoa fich hinziehend , ſich wieder an die Kette des Urals , gegen den 62° N. B. , anſchließt. Dieſer Kamm (von !
.
20 bis 40 Werſt Breite) erreicht zu Grefowiß , 22 Werſte ſüdlich von
der Stadt Wologda , eine Höhe von 733 Fuß. Dieſe Erhebung bildet die Waſſerſcheide zwiſchen der nördlichen Dwina und ihren zu flüſſen , und den Zuflüſſen der Wolga. Sie umſchließt den Abhang des weißen Meeres , begränzt beinahe im Süden den größten Theil der waldigen Regivn des Reiche, welcher von den Höhen des Waldai aug und , gegen das weiße Meer fich erweiternd, bis zum nördlichen Ural fich ausdehnt. Dieſe Region ſchließt noch immer über 40 Millionen Heftaren ununter brochener Waldungen, welche beinahe ausſchließlich Eigenthum des Staats find, in fich. Dieſer Abhang des weißen Meeres, deſſen Belebungspunkte Archangel und uftiug find , bildet das eigentliche Waldland deß Reichs. &r iſt nur von 1,200,000 Seelen bewohnt.
3) Eine dritte Region beachtungswerther Hügel fondert ſich gleich falls von der Verlängerung der Höhen des Waldai bis zu dem Süden von Smolensk ab. Dort, nahe bei Jelna, befindet fich ein Hauptfnoten
dieſer Höhen ; fte find dort 707 Fuß hoch, erſtreden fich von da lång der Debna und laufen gegen den Süden von der Stadt Kuret , wo Fie zu .
968 Schelechowa eine Höhe von 826 Fuß erreichen. Sie erheben fidh uachher über. Tino nach Penſa , von wo fie, im Halbeirkel gegen den Süden von Tamboff abweichend , ſich gegen Samara wieder an die ſo merk würdige Krümmung der Wolga anſchließen. Dort vereinigen fich dies
1) Baltiſcher Abhang. Wald , Flachsbau , maritime Thätigkeit Belebung der Küften ; begränzt durch die Höhen des Waldai zwiſchen Smolensk und dem Dnega : Petersburg als Mittelpunkt.
ſelben mit den Höhenzügen, welche das erhabene Ilfer der Wolga bilden,
2) Abhang des weißen Meeres. Ununterbrochener Wald , Jago, Fiſchfang. Archangel und Uftiug als Anziehungspunkte; begränzt durch
und die zu einer durdſchnittlichen Höhe von 400 Fuß über dem kaſpiſchen Meere angenommen werden können. Das Ganze dieſer Centralhöhen Rußlands bildet die Waſſerſcheide zwiſchen der Ofa und ihren Zuflüſſen ,
eine Berglinie, die die Höhen von Waldai mit dem Ural in einer Höhe von 7 bis 800 Fuß vereinigt. 3) Ein Centralplateau , durch dieſelbe Bergreihe im Norden und
und zwiſchen den Hauptzuflüſſen des Dnieper , des Don und der untern
im Süden durch die Reihe des Centralgebirge begränzt , welches die
.
Wolga. Moskau befindet fich beinahe im Mittelpunkte des Central plateau's , im Norden begränzt durch die Waſſerſcheiden des weißen Meered und im Süden durch die Höhen , welche dieſel Centralplateau von dem ſüdlichen Abhange des Reidys treunen. Moskau iſt der Mittel punft einer induſtriellen Region , die im Centrum und im Norden bei nahe genau von dem innern Abhange dieſer Höhenzüge von dem Iral im
Often und von den Höhen des Waldai im Weſten begränzt iſt. Dieſes Plateau , welches 13 bis 14 Millionen Einwohner zählt , ſchließt 5000 von den 7000 Fabrifen des Reiche in fich. Alle Induſtrie der Weberei
.
hohen Ufer der Wolga mit den Höhen von Smolensk verbindet ; fort.
laufende Berge, welche die Gränze von mehrern Abtheilungen bilden Auf dieſem Plateau concentrirt fich hauptſächlich durch die Waſſercommuni cationen, die ſich hier alle vereinigen, die größte Lebhaftigkeit des Landes. Moskau und Niſchnei - Nowogrod ſind der Ausdruď dieſer centralen Belebung.
4) Vom ſüdlichen Nande des Plateau's beginnt der mittägige Ab. hang , der Ader Rußlands, die agricole Region , welche zum Theil die baltiſche Region , die waldige und die induſtrielle Region des Landes
und Metallarbeit iſt hier vereinigt. Moskau iſt der Mittelpunkt dieſer Production und Niſchneinowogorod der Marktplaß derſelben. Das Zu
mit Lebensmitteln verſieht.
fammentreffen der Grängen des induſtriellen Lebens , und der hervor ſtehenden Linien , welche dieſes Plateau umgränzen , muß beſonders her vorgehoben werden ; 68 iſt reich in ſeinen Folgen. An dem Rande des
die zweite Abdachung des mittägigen Abhanges.
Plateau's angelangt , findet man im Norden nur nod Wälder, und im Süten Felder und Agricultur ohne Beimiſchung von Induſtrie. Der ſüdliche Rand , oder die Centralhügelkette, weldie jene der Wolga init denen in der Nähe von Smolensk vereinigt, iſt zu gleicher
ſchwarzen und Faſpiſchen Meere endigen .
Zeit die Gränze der fortlaufenden Tertiår - und Kreideformation. Ebenſo
bildet dieſelbe ziemlich die Gränze des aus verfaulten Pflanzenſtoffen beſtehenden Humus, der im Lande Tſchernoy -fem genannt wird , ein ſchwarzer Boden , welder von dieſen Hügeln aus bis nahe an die Ge genden des Don im Süden und von dem Fuße der Karpathen bei Sames niez - Podolski bis zum Fuße des Urals eine Region von mehr als 80 Millionen Hektaren des fruchtbarſten Landes in ſich ſchließt. Es iſt diefes das A&erfeld und der Küchengarten Rußlands , eine aderbauende
5) Eine lepte Höhenreihe von 180 bis 200 Fuß Erhebung bezeichnet Von dieſen Höhen aus
beginnen die Steppen von Beſſarabien bis zu dem Fuße des Ural, Steppen , die fid in Europa nur am faukaſiſchen Gebirge und am Dieſe Vertheilung nadı der Weiſe, wie der Boden äußerlich gebildet und welche wir nach dem Ausdruck des berühmten Geographen Ritter plaſtiſch nennen könnten , wurde an Ort und Stelle gemacht , und ihr Zuſammentreffen mit der natürlichen Theilung und Repartition der Er zeugniſſe des Bodens und der Beſchäftigungen des Volkes iſt ein Beis ſpiel mehr von der hohen Wichtigkeit, welche die geologiſche Beſchaffen .
heit und äußern Formen des Bodens eines Landes hinſidhtlich der Ent ridlung ſeiner Reichthümer und Reſſourcen aller Art haben. Denkſchriften über die alten druidiſchen Denkmåler
Frankreich 8. Dieſer Gegenſtand gehörte zu den Preisaufgaben der Akademie , und an Denffchriften darüber hat es nicht gefehlt. Das Echo du Monde Savant som 18 Auguſt gibt eine faſt burlesfe Nach ridht davon , indeß geht ſo viel daraus hervor , daß fich manche aus .
Region, die mehr als 20 Millionen Einwohner nährt, und jährlich über 20 Millionen Hektolitres Cerealien an das Ausland und an die übrigen Theile des Reich: abfeßt. Dieſe Region oder dieſer mittägige Abhang endigt fich durch eine Abſtufung oder eine Reihe von Hügeln , die ſich
wiſſenſchaftlicher Liebhaberei damit beſchäftigen . Gin Baron de la Pilaye fchidte ſeine ziemlich voluminöſen Conjecturen im Manuſcript
von dem Dnieper aus bis Ekaterinoslaw über den Donez hin ausbreiten ,
ein , geſteht aber ganz naiv und luſtig , daß er erſt an ſeinem zweiten um ſich im Norden des Don mit den längs der Wolga hinſtreichenden Hügeln zu vereinigen. 4) Dieſe legte Bergkette begränzt zum großen Theil , nordwärts,
Interpretationsſyſtem rey , während einer ſeiner gelehrten Freunde und Nebenbuhler bereits fünfmal ſein Syſtem geändert habe. Indeß iſt die Ein
die Hirtenregion des europäiſchen Rußlands. Dieſe Region , welche ſich von Beſſarabien bis an den Ural erſtredt, zählt ungefähr 3 Millionen
Zeichentalent, und hat mit vieler Sorgfalt eine große Anzahl celtiſcher Alterthümer gezeichnet; ſo hat er eine vollſtändige Darſtellung aller Druidenſteine in den Departementen Ille und Vilaine , Loire- Inférieure
.
Einwohner. Sie begreift die Steppen yon allen Arten : nicht cultivirte
Steppen , die zur Weide dienen können ; Salzſteppen (mit Salzſeen) ; Sandſteppen . Dieſe Region zeichnet ſich durch einen gänzlichen Mangel an Waldung und durch einen beiſpielloſen Reichthum an animaliſchen
Producten aus ; fie liefert 53 Millionen Pud Talg zur Erportation. Dieſe Ebene , deren Tiefe das ſchwarze und faſpiſche Meer einnehmen, endigt am Fuße der Faufafiſchen Gebirge.
ſendung des Hrn. de la Pilaye nidyt ohne Verdienſt: er beißt ein gutes
und Morbihan geliefert, und außerdem einige gute topographiſche Karten zweier merkwürdigen Diſtricte. Ein Hr. Manyon de Lalande hat gleich falls ein ganzes Opus über die „celtiſchen Monumente des Departements der Vienne" eingeſendet. Auch hier nehmen die Conjecturen einen allzu großen Raum ein , und doch fehlt es nicht an einzelnen nüblichen Nach richten. Dieſe Arbeiten konnten natürlich vor dem fritiſchen Auge der
Afademiker und in dem Bericht , den Hr. Berger de Xivrey darüber
Wir ſehen demnach das europäiſche Rußland in fünf Theile ge fdieden , natürliche und für die Repartition der Production im Großen und der Hülf&quellen dieſes Landes ſehr charakteriſtiſche Abtheilungen.
abſtattete , feine Gnade finden , allein folche Arbeiten werden nach und nach eine Maſſe bilden , daß man mit einiger Sicherheit daraus wird Schlüſſe ziehen können . .
Plünden, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 243.
Bad as
Ausland.
Ein Tagblatt für
@unde des geiftiger und fittlichen Lebens der Völker . 31 Augaft 1841 .
Die cantabriſche Region. IV .
Die Galizier.
aus einer Brüde von langen Fichtenſtämmen und einem Fuß boden von Erde und Seedorn , dann aus einer Schenke und
2. Die Galizier von Finibterre. Hier bin ich nun, nachdem ich die ganze Gegend, welche Tierra de Jallas heißt, durchkreuzt, ganz nahe bei dem -
Cap Finisterre, als ob man ſagen wollte, in einem Winkel am
Ende der Welt. Dieſe Gegend von Galizien iſt ſo verſchieden von der, welche ich vorher beſchrieben , daß fie mehr dem Deutſchland, wie es die Romane malen, gleicht, mit ſeinen Schwarzwäldern voller Räubern , feinen Grotten voller Geiſter und ſeinen Gebirgen von düſterer Form und geheimnißvoller Be-
nennung. Aber was dieſem Lande fehlt, das ſind die alten, dort fo häufigen Ritterſchlöſſer , die Einwohner mit blonden Syaaren und blauen Augen , an deren Stelle ich nur ge-
ſchwärzte und ernſthafte Geſichter von Menſchen ſehe, die in
dabei aus einer alten Eiche beſteht, vor welcher ein mit Stroh oder Binſen ausgeſtopfter Wolf hängt. Das alles iſt traurig
genug, und wenn man alle die Mährchen zurüdruft, die ver muthlich darum erfunden worden ſind, um zu verhindern, daß Niemand ſeinen heimathlichen Winkel verlaffe, ſo iſt es fein
Wunder , daß der Geiſt ſich ermüdet und die Augen alles in trüben Farben ſehen. Und docs fehlt es dem Lande nicht an Poeſie , wäre es auch nur ſeine einfache Wildheit und die tiefe Stille in ſeinen Hohlgründen . Seine Unfruchtbarkeit iſt nicht ohne Ausnahmen , die hie und da zerſtreuten Dörfer haben Felder mit Koru, Mais , Bataten und Zwiebel bebaut ; friſche Quellen, die aus dem Felſen ſpringen, befruchten Kleine Waſens
elenden Hütten mitten in einer Sandebene oder im Schatten
gründe, welche von oben betrachtet grüne Sammtteppiche mit filbernen Franzen ſcheinen. Außer den Menſchen und ihren
eines kleinen Waldes leben, Wälder, die jeßt bei dem ſtrengen Froſte To kahl find , wie die Krähenneſter unter den Nadeln
Hausthieren frächst auch der Rabe unter aſchfarbigen Wolken,
der Tannen. Es iſt ein febr trauriger Anblic , ſo eine kleine Bauernwirthſchaft zu fehen , von großen Sandwüſten umgeben ,
Schildwachen, die den Umkreis einer Feſtung oder eines Lagers
und heult der Wolf, dem die andern Wölfe antworten, wie die
und von der Maffe eines mit hohem Haide- , Vinſengras (retama) und goldblumigem Seedorn (aulaga) bedeckten Granit: berges verdunkelt; auf dieſem klimmen fchwarze Schafe ; ihr
vor meinem Hauſe in San Martin de Duyo, welches bei jedem Windſtoße zittert, und in meine Ohren dringt ein Geräuſch ,
Wachter, in eine lumpige grobe Kutte gehüllt, fteht auf feinem Prügel geſtüßt oder fißt am Wege auf einem Haibengeſträuch,
wie wenn viele Trommeln den Wirbel ſchlagen : es iſt das Meer , welches am Fuße des Dorfes anſtrandet. Das Meer!
Teine dunklen langen Haare mit einer alten Müße bedegt, und ſendet dem Vorübergehenden einen ſtupiden Blick und einen religiöfen Gruß zu. Weiter am Wege oder auf dem Felde iſt
hier iſt es nie beſänftigt, nie ruhig, es erbost bei dem gering
ein einſames Kreuz von Stein oder zwei grob behauenen Eichenäften , Sühne einer Mordthat oder als Merkmal des Nusruhens für diejenigen, welche einen Sarg zu der weit ent-
Gerade jekt bör ich ſie in dem gegenüberliegenden Berge,
ſten Wind, es ſchwillt an und wälzt ſich gegen die Küſte mit dem Gebrülle eines hißigen Stieres, es verbreitet ſich über die Sandfläche, ſtoßt heftig an die feſtgebundenen Barfen und treibt
jedesmal die Linie von Muſcheln und Seemoos, an welcher die vorhergehende Welle zerſchollen , viele Fuß vorwärts, mit Schaum
fernten Pfarrei tragen. Sodann kommt man durch ein Didicht,
eine neue Linie bezeichnend, welche von der nachfolgenden Welle
aus welchem man ein verdächtiges Geräuſch vernimmt : freilich iſt es nur ein Ziegelofen oder eine Kohlenbrennerei, um die
wieder verwiſcht werden wird. Es erregt Schreden , dieſe ſtür miſche Bay zu ſehen , ſtets zerrüttet, ſtets durchfurcht und durch :
ein beräucherter Montagnes herumirrt und ein Schäferhund
löchert, von Riſſen und Höhlen umgeben, ſtets aufgeſträubt von
bellt, dem das Krachen der haufenweis daliegenden trodenen
beweglichen Bergen, die mit Getöſe übereinander ſtürzen und
Blätter den Tritt eines Reiſenden verrathen hat. Am Ende
zuleßt in Wirbeln mit ſchaumbededten Kämmen über die Sand
des Waldes trifft man eine Art von Panorama an , welches wüſte hinlaufen. Dieſer nie unterbrochene Wellenſchlag hat 243
970 . ohne Zweifel die Dünen untergraben , auf welchen das alte Dupo, die Hauptſtadt der Nerier, der Siß des Königs Philotro und die Zeugin der Wunder des Apoſtels Santiago, ruhte. Wo iſt jeßt die ſtark befeſtigte Mauer, der Palaſt Philotro's , der Sonnentempel, deſſen Gößenbild auf die Stimme des Apoſtels fiel ? Ein nacter Strand iſt rein ehemaliger Plak, Seemoos und Binſen ſeine Gebäude, Seemuſcheln ſeine Einwohner und wei: ter keine Spur von dem, was dort eriſtirte !
Realen belegt, die nebſt vielen Rationen in 24 Stunden ein : geliefert werden follte ; die Ortſchaften waren durch die wilden Ausſchweifungen dieſer Parteien in Schreden verſeßt, und
zum Theil von ihren Einwohnern , die ſich ins Gebirge flüch : teten, verlaſſen ; die Municipalität, ohne Mittel und ohne Wil
beſchäftigen ſich damit zu ſpinnen, Spißen oder Neße zu ver
len, die Forderung des Feindes zu befriedigen , beſchloß, einen Boten an den Marquis de la Romana zu ſenden , um Inſtruc: tionen und wo möglich Hülfe zu erbitten . Der junge und brave Cayetano Melgar ließ feine geliebte Maria und ihre Mutter in der jeßt ſchon faſt zerſtörten Grotte,
fertigen, mit der Vorbereitung, um die Fiſche einzuſalzen und zu ihrem Transporte mitzuhelfen ; den Männern gibt die Küſten
wo das Grabmal iſt , unter dem Schuße Gottes zurüd , und 30g am 1 Febr. auf ſeine gefährliche Sendung aus. Der ganze
Doch kehren wir zu den jekt Lebenden zurüd. Die Weiber
fahrt, der Fiſchfang , die Schiffbrüche zu thun. Weiter im Innern ſind ſie Maulthiertreiber, Bauern, Schafer, Kohlen oder Ziegelbrenner , auch Fabricanten von gemeinen irdenen Gefäßen . Aber das romantiſche Leben iſt am Ufer des Meeres - des Meeres, welches ihnen für Haus und Hof, Landgut
Monat verſtrich ohne von ihm zu hören , und eine neue Sen: dung wurde dem Domingo Trillo anvertraut. Unterdeſſen hörte María nicht auf , ihren Geliebten zu beweinen , es ser: fchnitt das Herz, fie mit erbleichten Wangen, tief berabgeſenf ten Augenbrauen , und unordentlich flatternden Haaren an den
und Weingarten gilt.
Felſen angelehnt, und all jener Beweglichkeit beraubt zu ſehen ,
Nähert ſich während einer ſommerlichen Windſtille ein Fahrzeug dieſem rauhen Geſtade ? Die Bewohner verwandeln. fich in Laſtthiere , welche die Schleichwaaren in verborgene
wagte es mehr, ſie zu tröſten , und all jene hageren Trauer geſtalten, von dem röthlichen Licht der Feuerbrände beleuchtet,
die ſonſt ſo viel Anmuth über ihr Weſen ausgoś.
Niemand
Fehlt ihnen dieſe Beſchäftigung, ſo ziehen ſie des Nachts mit
bildeten in der Grotte ein unglüdweiſſagendes Schauſpiel. Endlich am 5 März Fehrte Melgar zurück ; Maria und
ihren ſchwachen Barken und großen Neßen aus , um einige tauſend Sardellen zu fangen , welche ſie am nächſten Morgen unter die umliegenden Derter vertheilen. Aber im Winter iſt
ſcheinlich durch Verrätherei , am 17 um Mitternacht wieder den Franzoſen in die Hände fiel. Wenige Stunden vergingen ,
Winkel bringen , wo ſie fein Auge eines Zollwächters erſpäht.
das Meer ihre wahre Fundgrube. Wenn der Sturm am hef= tigſten Taust und tobt , dann wird man dieſe Menſchen mit
ihrem einfachen Anzuge und ihren ſchwarzen , flatternden Haa ren, einen langen , mit einem doppelten Eiſenhaden beſeßten Stod in der Hand , längs den feuchten , glitſcherigen Felſen wie Geſpenſter hingleiten , und dann ſtundeulang auf den Gi: pfeln ſtehen ſehen , mit den Füßen im Schaume, deriſie zuwei len bedect, den grünen Augapfel auf das unendliche Meer ge fpannt, ob ſie etwa zwiſchen ſeinen tiefen Falten einen ſowim
menden Gegenſtand entdeden. Ihnen gehören nach undenk lichem Herkommen die Rumfäſſer , die Zuckerkiſten , die Koffer, die Trümmer des Schiffes und ſeine reichlichen Vorräthe und
ihre Freunde lebten wieder auf, als der junge Patriot, wahr bis man die Nachricht erhielt , er ren zum Tode verurtheilt.
Maria ſchien einen Augenblic verſteinert; plößlich ſpringt ſie mit übernatürlicher Anſtrengung, vielleicht in der Hiße des Wahnſinns, auf, wirft von raſender Freude glänzende Blide um ſich , und indem ſie uns mit einer heftigen Gebärde ein ladet, ihr zu folgen , nimmt ſie mit Rieſenſchritten die Richa tung nach dem Orte , wo Melgar ſich befand. Wir verließen ſie nicht, das Geſchrei ihrer Mutter hatte alle Weiber und
nicht wenig Männer in Aufruhr gebracht; jeder bewaffnete ſich ſo gut er founte, und ſo fielen wir (der Pfarrer iſt's, welcher dieſes erzählt) auf die vereinigten Detaſchements von Se und
ihnen hundert Leichname,
Corcubion, welche ſich , 100 Mann ſtark, um zwei Uhr Mor:
die nun ihr Hab und Gut gegen ein leichtes Zobtengebet und
alles, was auf den Wellen treibt
gens am 18 nach Santiago zurüdzogen. Maria überwältigt
Strande an eingebildeten oder wirklichen Monumenten fehlen ?
alles mit blinder Wuth , weder Pferde noch Reiter, weder Säs bel noch Gewehre , deren Feuer die einzige Beleuchtung dieſer Scene waren, hielten ſie zurück. Ihr Beiſpiel verdoppelte un: ſern Muth , endlich fliehen die Franzoſen , und laſſen Melgar und einen verwundeten engliſchen Gefangenen in unſerer Ge
Ich hege feine große Neigung zu dieſen Schöpfungen der Phan
walt.
taſie, To anziehend fie renn mögen , aber ich kann nicht umhin, einen wirklichen Vorfall mitzutheilen, deſſen Andenken ein mit
ihrem Geliebten in die bewußte Freiſtätte zurüc. Alle Fibern ibres Herzens waren zerriſſen, und die unmenſchliche Rache der
Steinflechte überwachſenes Epitaphium auf einem wie zufällig
Franzoſen, welche Corcubion , Se , Finisterre und andere Ort
an den Fuß der Felſen angelehnten und von einer Thränen: weide beſchatteten Steine bewahrt.
ſchaften verbrannten, gab ihr den Todesſtoß.
ein Grab in fremder Erde umtauſchen . Wie könnte es hier an Erzählungen von wunderbaren Abenteuern und dichteriſchen Legenden , wie könnte es dieſem
-
Aber Maria. Fehrte , Tchou vom Fieber verzehrt, mit
1
Gegen Ende Januars 1809 wurde Corcubion von einer Dragonerpartei des Marſchalls Ney überfallen , und unter To: desſtrafe die Obrigteiten init einer Brandſchakung von 20,000
Melgar über:
lebte den mörderiſchen Unabhängigkeitsfrieg , und hat dieſen Stein niedergelegt und dieſe Thränenweide gepflanzt!
971
Auftraliſche Colonien. Neuſe ela n 8. ( Sdl u 6.)
Jeßt iſt die Colonie, welche früher als ein Anhängſel von Neuſüdwales betrachtet wurde, als beſondere unabhängige Solo: nie anerkannt , die Nachricht davon gelangte am 10 April nach Nicholſon und erregte allgemeine Freude. In einer Danfadreſſe an die Königin wurde dann der Wunſch ausgeſprochen, daß der Gouverneur ſeinen fernen Siß an der Inſelbay verlaſſen und
nach Port Nicholſon ſich überſiedeln möge, oder daß im andern Falle der Stadt geſtattet werden möge, dieſem Mangel durch Einrichtung einer möglichſt freien Gemeindeverfaſſung abzu :
helfen. In welcher Art dieſe Vitten von der demnächſtigen Coryregierung in England werden aufgenommen werden , ſteht
herzurichten . Man glaubt den Flachs zu 15 bis 18 Pf. St. die Tonne nad England liefern zu können in einer Qualität, die dort 20 bis 50 Pf. werth feyn werde. Dabei rüſtet ſich Port Nicholſon, der Haupthafen für alle in dieſen Gegenden freuzenden Wallfiſchfänger zu werden , und der Werth ſeiner
Tonnenlaſt beträgt bereits über 5000 Pf. St. Von Neuplymouth in dem großen fruchtbaren Diſtrict von Taranaki, bis wohin bereits eine für Wagen praktikable Straße nahezu vollendet iſt, hofft man Getreide und Flachs in großer Menge nach Port Nicholſon bringen zu können . Auch die Fiſchereien an der Küſte werden vielen Menſchen Beſchäftigung geben, und hiezu wird
man wohl namentlich die Eingebornen verwenden, deren ſich in Port Nicholſon zwiſchen 8 bis 900 befinden ſollen. Sie haben früher ſich ſchon bereitwillig gezeigt, als Matroſen zu dienen. In den verſchiedenen Häfen und Buchten auf beiden Seiten
dahin ; die alten Vorwürfe, die man der Toryregierung machte,
der Cootsſtraße baut man kleine Fahrzeuge in großer Anzabl,
daß ſie nur ihre Anhänger und Verwandten in den Colonien zu verſorgen gedenke, ſteht noch in zu friſchem Angedenfen und hat über zu viel Colonien Verwirrung und Unglück gebracht man vergleiche nur Canada und das Cap, als daß es möglich wäre, in dem alten Geleiſe fortzufahren . Die Colonial
da man einem lebhaften Küſtenhandel mit Zuverſicht entgegen
Gazette vom 11 Auguſt ſpricht ſich ſehr entſchieden gegen die fernere Sendung von Armee- oder Marineofficieren als Gou: verneure aus, da es nicht genug rev, daß man mit Ehre ein Schiff commandirt oder ein Regiment in die Schlacht geführt
habe , um geeignet zu ſeyn, die Angelegenheiten einer aus: gedehnten Colonie zu leiten. Dasſelbe Blatt enthält unter dem 28 Julius einen Artikel über die Wiederkehr der Tories ins Aint, worin ſie unter anderm ihr Bedauern ausſpricht, daß Sir John Ruſſell jeßt wieder abtreten müſſe, nachdem er ſich faum aus den Feſſeln der alten Routine los gemacht. In
deß ſind die Bedürfniſſe Englands und der Colonien hinſichtlich der Emigration jeßt ſo offenkundig geworden , daß Niemand ſie mehr auf die Länge ungeſtraft verkennen kann. England über: völkert ſich mehr und mehr, und muß Auswanderer hinaus ( chiden, theils damit ſeine Söhne ein leichteres Unterkommen in einem fremden Welttheil finden, theils damit ſich in neuen Co lonien mehr und mehr Abfaß für die Manufacturen Englands
eröffne. Von dieſer Anſicht muß jede Regierung Englands ſich durchdringen , und keine wird auch hierin Schwierigkeiten in den Weg legen. Vielleicht werden die Tories die engliſche Staatskirche in den Colonien entſchiedener begünſtigen , allein auch dieß iſt ein Gegenſtand, der nur vorübergehenden Streit erweđen, und die wachſende Blüthe der Colonien nicht hem men kann.
Wir machen zuleßt noch einige Bemerkungen über einige Unternehmungen , die jeßt ſchon im Gange find. Die Aufmert:
ſieht.
So ſcheint alles auf ein gutes Gedeihen der Colonje hin
zudeuten , und wir müſſen nur noch zum Schluſſe der franzöſi fchen Anſiedlung auf der Halbinſel Vanfs unter 43° 40' geden fen. Dieſe Anſiedlung erweďte lange viel Unruhe unter den engliſchen Anſiedlern , um ſo mehr , als ſie von franzöſiſchen Kriegsſchiffen begleitet war. Wakefield hat in ſeiner Verneh mung vor dem Parlament bemerkt , die neuſeeländiſche Com, pagnie fey entſchloſſen geweſen , ſich einer friedlichen Anſiedlung nicht zu widerſeßen , aber, ſowie die franzöſiſche Flagge aufgezogen werden ſollte, Gewalt zu brauchen. Aus franzöſiſchen Blättern wiſſen wir bloß , daß die Anſiedlung in gutem Gedeihen iſt, die franzöſiſche Flagge ſcheint aber nach engliſchen Berichten
nicht aufgezogen worden zu ſeyn, und von Seite der Engländer war man eben ſo vorſichtig, unangenehme Neibungen zu vermei den. Man ſcheint indeß auf ein anderes wirkſameres Mittel ver fallen zu ſeyn , die franzöſiſche Anſiedlung factiſch zu vernichten , indem man nämlich Engländer veranlaßte, ſich unter und neben den Franzoſen niederzulaſſen. Die neueſten bis zum 5 Mai dieſes
Jahres gehenden Nachrichten aus Neuſeeland ( f. Col. Gaz. 11 Aug.) enthalten die einfache Bemerkung : „ die franzöſiſche Nieder laſſung zu Afaroa · wird wohl bald verſchlungen ſeyn (is in pro I
gress of being swamped), da die engliſchen Anſiedler bereits nur um drei weniger zählen als die franzöſiſchen . Es wird wohl in kurzer Zeit eine werthvolle (engliſche) Station feyn ."
Miscelle n. Die Verbreitung der bånifchen Sprache in Berjoge thum Sdh leo w ig. Mit großer Beharrlichkeit ſucht man von Däne
ſamkeit hat ſich bereits auf den neuſeeländiſchen Flachs gewen-
mark aus nicht allein dem weitern Vordringen der deutſchen Sprache im
det , der frühzeitig ein ſo großes Intereſſe erregte ; man hofft , er werde demnächſt ein Stapelartikel werden , da das bedeutendſte Hinderniß der Einführung desſelben in Europa
Herzogthum Schleswig entgegenzuwirken , ſondern dieſe auch bis an die ,
politiſche Gränge Deutſchlands , die Gider , zurüdzudrängen. In dieſem
einer wohlfeilen Methode, um große Quantitäten in vermin:
Punkte ſtimmen die Beſtrebungen der däniſden liberalen Partei mit denen der Regierung überein , wenn gleich beide durch ſehr verſchiedene Gründe geleitet werden. Zur Erreichung des obigen Zwedo hat ſich im
dertem Umfang und ohne Schaden für die Fibern zur Ausfuhr
Jahre 1839 in Kopenhagen ein Verein gebildet, deffen Wirkſamkeit nací
und Amerika aus dem Wege geräumt iſt durch die Entdedung
.
972 den Statuten darin beſteht: a . lejegeſellſchaften, Volkebibliotheken und
in den Herzogthümern Schleswig und Folſtein, welche früher unbedingt
ähnliche Einrichtungen in den verſchiedenen Gegenden des Herzogthums angenommen wurden , hat man jeßt die mit den Däuiſirungsverſuchen Schleswig zu begründen und zu unterſtüten , b. gute däniſche Bücher, im Herzogthum Soleswig zuſammenhängende Beſtimmung getroffen,
namentlich auch Bibeln, zu vertheilen, und c. den directeſten und leich daß die im Herzogthum Süleswig wohnenden Mitglieder fernerhin als teſten Weg zu eröffnen, um den Schleswigern die von ihnen gewünſchten ſolche angeſehen werden ſollen, daß dagegen die Folſteiner nur als cors däniſchen Bücher zu verſchaffen .
Bereits in dem erſten Jahre ſeines reſpondirende Mitglieder zugelaſſen werden.
Dieſe Beſtimmung hat
Beſtehens find son dein Verein 38 Bibliotheken gegründet oder unter jedoch die Profeſſoren Falfe und Michelſen in Kiel und den Seminar ftüßt und für ſelbige ungefähr 6000 Bücher angeſchafft worden. Auf director Asmuſſen in Regeberg zu der Erklärung veranlaßt, daß fie fich neun und zwanzig Stellen hat nach dem Berichte der Direction die Sache
nur unter der Vorausſeßung als correſpondirende Mitglieder anſehen
den erwünſchteſten Fortgang , obgleich von den Mitgliedern der Leſes könnten , falls auch für das Herzogthum Schleswig folde angenommen vereine nicht mehr als tauſend Geldbeiträge leiſten , die überdieß nur
würden. Ueber den in dieſer Beziehung gefaßten Beſchluß des Vereins
fehr gering find.
wird in der Zeitſchrift nichts gemeldet.
&& iſt daher zu vermuthen , daß die Mehrzahl der
Wie man aber vernimmt , hat
Theilnehmer die däniſde Lecture unentgeltlich erhält und die Ausgaben
der Verein es vorgezogen , die genannten Gelehrten in dem Verzeichniſ
des Vereins nicht unerheblich ſind.
feiner Mitglieder gänzlich zu ſtreichen.
Abgeſondert vou dieſem Verein
.
hat auch der König von Dänemark an einzelne Volfsbibliotheken däniſche Gefundene Alterthümer. In Jütland , zwei Meilen von
Bücher geſchenkt.
Aarhuus, hat ein Baner beim Ausgraben eines großen Steins vier Däniſde literatur. Von Wollert Konow , Schwiegerſohn des
Armringe nebſt der Hälfte eines fünften von dem feinſten Golde uns
berühmten Dehlenſchläger , iſt eine Beifall findende Novelle unter dem
ſehr antifer Arbeit gefunden. Sie wiegen zuſammen 57 Loth und find
Titel : „Nord und Süd,“ erſchienen. Die Geſchichte der Novelle ſpielt nach ihrem Goldwerth auf 1000 Nbankthaler tarirt. Die Bemühungen , in Norwegen, dem Heimathlande des Verfaſſers. Die nordiſche Inniga
die andere Hälfte des fünften Ringes zu finden , find fruchtlos geweſen .
Feit der Liebe , die dortige Gebirgsnatur mit ihrem eigenthümlichen
Charakter ſind vortrefflich darin geſchildert. Mit reicher Phantaſie weiß
Urkunden der däniſchen Geſchichte. Da viele alte Urkunden
zu reproduciren , die ihn von Kindheit an un darzuſtellen , die ihn ſelbſt erregt haben. Hier iſt und der Sprache. Weniger läßt ſich aber von der weit der Verfaſſer , aus der Subjectivität heraus
in Betreff der däniſchen Geſchichte nicht in Kopenhagen vereinigt, ſondern im ganzen Lande zerſtreut ſind , und ſchon vieles durch die Ungunſt der
tretend , ſich zur Objectivität erhebt. Zwar ſind es ganz pifante Cha
gar nicht fennen , ſo hat ſich jept in Fühnen eine Geſellſchaft unter dem Namen : „ literariſche Geſellſchaft des Stifts Fühnen,“ gebildet, um alle Urkunden und hiſtoriſchen Merkwürdigkeiten ans Licht zu ziehen . Der Erfolg war bereits ein Quartband, der in dieſem Jahre zu Odenſe erſchien unter dem Titel : „ Actenſtüde, bisher größtentheils ungedruct, zur Aufflärung des innern Zuſtandes, namentlid Dänemarks , in alten Zeiten .“ Die Herausgeber find Paludan-Müller, Kalfar und Rohmann,
der Verfaſſer Bilder geben, und Gefühle er Meiſter des Stoffs Novelle rühmen , ſo .
raftere , welche miteinander in Conflict gebracht find : ein ſpaniſcher Flüchtling , der ſich mit ſeinein Sohn in Norwegen niedergelaſſen hat,
eine norwegiſche Gutebeſiperfamilie, welche von dem Bauernftande ab ſtammt, aber durch Wohlhabenheit, Tüchtigkeit und Familientraditionen aus der nordiſchen Vorzeit eine ſehr ariſtokratiſche Haltung einnimmt; ein liebendes Paar aus dem eigentlichen Landvolfe und als Nepräſentanten des Böſen ein gemeiner rothhaariger Procurator und eine alte Here, die in dem Solde des lettern ſteht. Allein die Ausführung dieſer
Charaktere läßt Bieles zu wünſchen übrig. Von dem alten Spanier bekommen wir nur das Aeußere zu ſehen , und ſein Sohn , eine der
.
Zeit und durch Nachläſſigkeit oder Unglüdsfälle verloren gegangen iſt. auch die Gelehrten häufig das , was nicht in Kopenhagen ſich findet.
welche dieſe Actenſtüfe , etwa 200 an der Zahl , größtentheils aus dem 15ten und 16ten Jahrhundert, mit außerordentlicher Genauigkeit abdrucen ließen. Die Sammlung betrifft namentlich das ältere Communal- und Kirchenweſen des Stifts Fühnen . (Berl. Tid. 26 Jul.)
Hauptperſonen der Novelle , hat nichts anderes Spaniſches an ſich , als
Däniſde Karte. Capitän Manſa, deſſen Specialkarten von See
den Namen und die dunkle Geſichtsfarbe ; im Uebrigen erſcheint er gang afflimatiſirt. Der Süden findet ſich daher nur ſehr ſchwach vertreten ,
land (4 VI.), Lolland- Falſter (1 BI.) und Fühnen (2 Bi.) wegen ihrer
und der Titel des Buchs wird durch den Inhalt nicht genügend gerecht
ſind , fündigt jeßt eine Fortſeßung an , welche Jütland in 9 und Borns holm in 1 BI. umfaſſen ſoll ; damit wäre denn die Specialkarte des
fertigt. Uebrigens iſt dieſe Novelle das erſte bedeutendere Werf des Verfaſſere.
Genauigkeit, Vollſtändigkeit und ſchönen Ausſtattung hinlänglich bekannt
ganzen Königreiche Dänemark vollendet. ( Berl. Tid. 11 Aug.)
Der hiſtoriſche Verein in Dänemark hat ein neues Heft
Sundfahrt. In den erſten ſechs Monaten dieſes Jahres gingen
Es findet ſich darin
im Ganzen 5840 Schiffe durch den Sund, um 767 weniger als im erſten Halbjahre 1840 ; im Jahre 1840 waren e$ 6607 , im Jahre 1839 6379. Die vorhergehenden Jahre waren weit geringer , die niederſte Zahl war
Ser von ihm redigirten Zeitſdrift herausgegeben.
eine Abhandlung des Dr. Franfe in Flensburg über den Einfluß der Völkerwanderungen auf die ſkandinaviſche Mythologie , in welcher der Verfaſſer große Gelehrſamkeit an den Tag legt. Außerdem iſt eine
Abhandlung des in den vielſeitigſten Beziehungen thätigen Juſtizrathe
im Jahre 1835 , nämlich 3968. Bemerkenswerth iſt, daß nur die Zahl
Molbech über Frohndienſte, Leibeigenſchaft und den Urſprung der Ritter güter in Dänemark hervorzuheben. wun beinſelber wird auch eine
der ruſfiſden , oldenburgiſchen und hannover'ſchen Schiffe , ſo wie audy einigermaßen der holländiſden zugenommen , alle anderu dagegen abges nommen haben , die preußiſchen um ein Sechstheil , die engliſchen faſt
Samnilung däniſcher, bisher ungedrudter Briefe aus dem 15ten und
um ein Siebentel , die ſchwediſchen und norwegiſchen noch viel bedeu
16ten Jahrhundert angekündigt.
tender. (Verl. Lib. 10 Jul.)
Hinſichtlich der Mitglieder des Vereins
Minden , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
(Beilagen : Intelligenzblatt Rr. 8 und Umſchlag zum Monat Auguſt .)
Nr. ' 244.
Das
A usla nd. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 1 September 1841 .
Erinnerungen an Wolhynien , Podlachien und Litthauen. (Von Kraszeweli.)
Der Jahrmarkt in Janowce.
ka's, Reiter und Fußgänger , und mit Leinwand gedecte Fuhr werfe, die mit Juden beſeßt find, und podlachiſche Familien dahin , in deren Geſichtern man vergebens Spuren der ver miſchten Stämme ſucht, welche in alterer Zeit Podlachien be wohnten. Der ganze Marktplaß füllt ſich bis zur Kirche, und breitet
Wir beginnen mit dem Fahrmarkt, dieſem luſtigen , bei Wir befinden und in
ſich ſogar über die Zäune hin aus. Zahlloſe Fuhrwerke dran gen ſich um einander , und ſtehen namentlich , wie man ſich
Janowce, einem kleinen Dertchen des wolhyniſchen Podlachiens (Waldlands). Kaum kennt es Jemand , außer den nächſten
leicht denken fann, um den Brennpunkt des Jahrmarkts, d. h. um die Schenke , wo der verabredete Mobo rycß getrunken wird. Mit dieſem Worte bezeichnet man nämlich die Zugabe
uns ſo caratteriſtiſchen Bolfsfeſt.
.
Nachbarn, denn es iſt ſehr klein, in Wäldern verborgen, ent fernt von der großen Straße.
Ruhig liegt es das Jahr hin:
durch im Sand und belebt ſich erſt bei dem großen Jahrmarkt, am Tage Simons und Judä im October. Es gehörte einſt
zum Preis der Waaren , den Schluď , ohne den kein Dorf bewohner je etwas verkauft, ſo daß er eher den Handel ab bricht, wenn der Käufer den Schluď verweigert. Gegen Mit:
gleichfalls der mächtigen, jeßt fo fehr gefallenen Familie Sapieha.
tag nimmt das Gedränge zu ; von allen Seiten vernimmt man
I
Ihr berühmter Jahrmarkt zieht auf einen Durchmeſſer von 6
lebhafte Geſpräche , und die allerverſchiedenartigſten Klänge.
Meilen rings umher die Juden, die Dorfbewohner, die Guts:
Hier brüllt ein Ochs, dort wiehert ein Pferd, und ſchlägt gegen
verwalter und kleinen Grundbeſißer mit Ochſen und Pferden ,
die Vorübergehenden aus , die an die Wagen angebundenen Eber wälzen ſich auf dem Boden und grungen , und eine große Anzahl Ziegen, welche ſich hier gut vertaufen , vermiſchen ihre
oder auf Ochſen und Pferden u. l. w. an.
Die Ochſen find
eigentlich hier ſtets die Waare par excellence , und bilden in der that den wichtigſten Theil des Markts. Die Lage von Janowce , ganz im Walde , hat burchaus nichts ſonderlich Reizendes ; das ſchon zum voraus eingenom : mene Auge hat Mühe, irgend eine Schönheit herauszufindeu,
Stimme mit den tauſend andern , unter denen jedoch die Stimme des Herrn der Schöpfung , des Menſchen , ſo ziemlich immer die Oberhand behält. Es iſt ſchwer , die mannichfachen
und man muß allerdings in Janowce geboren ſeyn , wenn es
Anzüge zu ſchildern , die hier fich drängen und freuzen . 3u
fich irgend ſchon darſtellen ſoll. Einige Duzend Hütten, die auf dem ſandigen Felde umher zerſtreut ſind, eine öde Schenke,
eine gleichfalls verfallene, aber ziemlich geräumige Kirche mit einem Bernhardiner-Kloſter , ein breiter Marktplaß , auf dem das ganze Jahr Gras wächst , bis man es im October zuſam
mentritt , hölzerne Kramladen , die nur einmal im Jahre be Teßt ſind, das iſt alles , was ſich auf der ebenen Sandfläche mitten im Fichtenwalde befindet ; aber der Lag des Jahrmart:
tes, ein großer und feſtlicher Tag für den Gutspächter , gibt dieſer podlachiſchen Einöde ein belebtes und charakteriſtiſches Anſehen .
Geſtalten , Stiminen , Sprachen , Charaktere, Phyſiognomien und den, mit Waagen wie mit einer Waffe auf der Schulter, ſchlep pen ſich mit Flachs, Schwämmen und Wachs ; die Podlachier in ihren weißen Kitteln mit rothen oder ſchwarzledernen Gür teln, mit Geldbeuteln, Feuerzeug , Tabalsbeuteln und der nie fehlenden Pfeife im Munde, welche ihnen unaufhörlich unter der Naſe dampft, manchmal aber auch im Geſpräche ausgeht, mit ihren hohen Hüten und mächtigen Stiefeln , zeichnen ſich durch ihren Wuchs und ihren Anzug unter der Menge aus ; die
ſchmußigen , abgeriſſenen Jüdinnen mit gierigem Blick , die podlachiſchen Weiber in Kopftüchern , lächelnden Mundes und mit Hennen in der Hand , wahre Folländerinnen mit ihren
Auf allen nach dem Dertchen führenden Straßen ziehen
wunderlichen Mäntelchen und farbig geſtreiften Unterröden ;
zahlreiche Laſtwagen, Karren, bedecte und unbedeckte Britſch:
Holländerinnen mit ihrer ehrlichen , offenen Phyſiognomie, und 244
974 Zigeunerinnen mit ihren ſchwarzen und verwilderten Haaren . Endlich die unſchäßbaren Figuren der HH. Verwalter mit ih-
wo eine ähnliche Scene fich wiederholt. Hinter dieſem ein an:
ren Troddelmüßen, grauen Oberröcken , den Stod in der Hand,
find. Dieſ iſt eine Bude, die man zum Verkauf von allerlei Schuhwerk eingerichtet hat , und wo die reicheren Podlachier
mit hochmüthiger Miene.
derer, wo an einer hohen Stange ein Paar Stiefel ausgeſteckt
Alles dieß iſt in einer unbegreif:
lichen Bewegung und Belebtheit der einzelnen Theile ; von den Pfefferkuchen und Breßeln angefangen bis zu den Stieren und Pferden iſt alles in ſteter Bewegung. Alenthalben flingt Geld, und auf den Geſichtern malt ſich abwechſelnd die Luſt des
lange, ſchwarze, bis an die Knie beraufreichende Stiefel faufen .
Gewinnes, die Hoffnung oder die befriedigte Habſucht.
den verſchiedenartiger Müßen , die an der Wand der Schenke
Dort iſt eine andere Stange , über einem Wagen aufge ſtedt, mit einem vollgeſtopften Tabaksbeutel, der die Dorf:
bewohner zu ihrem beliebten Reizmittel loďt. Ein großer La
Unter einem auf einem Wagen improviſirten Zelte mitten
aufgebäuft ſind , loctt die Bauern berbet , welche mit offenem
auf dem Markt bereitet der rothruſſiſche Kaufmann aus Luc
Munde davor ſtehen , ihre zerriſſenen weißen Tuchmüßen oder
ſeine farbigen Waaren aus, die ſchon von ferne den Podlachie:
ihre abgeſchabten Müßen von Hammelfellen beſchauen, die An:
rinnen in die Augen ſtechen . Hier drängt ſich neugierig und lüſtern, die Halstücher und Perfale ſchon mit den Augen ver:
ſprüche auf eine neue Müße unterſuchen , die Müßen betrach : ten und wieder betrachten , endlich lächelnd ſich zum Kauf ent:
ſchlingend, die weibliche Hälfte des Jahrmarkts , knüpft emſig
ſchließen, und freudig fortgehen , indem ſie ſolche auf dem Kopf
den kleinen Beutel auf , um einen wohlfeilen Puß um den Preis einiger Hennen oder einer alten Lieblingsziege zu er:
zurecht rüden, und herumbliden, ob nicht der ganze Jahrmarft auf ihre neue Müße ſieht. Das geht hier eben ſo zu, wie in
kaufen, die der ſchlaue Jude bereits mitten auf dem Markte
Warſchau .
abſchlachtet. Neben dem rothruſſiſchen Kaufmann ſißen in ihren
Noch weiterhin in der Schenke dampfen Feuer , um welche her bei der herbſtlichen Kälte die Podlachier die er: ſtarrten Hände wärmen , ihre Pfeifen anzünden , Töpfe hin: ſtellen und luſtig dazu ſingen , denn wo der Podlachier ſeyn mag, was er auch thut, ſo liebt er das Feuer und den Rauch,
Kramläden die Juden, unbeirrt durch das Gedränge der Menge, den Lärmen und das Geſchrei, rufen jeden herbei, locken , bitten, zanken fich, und mauſcheln mit einer wunderbaren Allgegen:
wart und einem unſchäßbaren Talent. Zwiſchen dem vielreden: den Juden und dem ſtillen rothreußiſchen Kaufmann ſchwankt das weibliche Geſchlecht, aber der Jude hat ſeine eigenen Anziehungsmittel , er kennt das Volf traditionell, er hat es zu: gleich mit dem Talmud vom Vater gelernt ; er kennt die breiten Wege und die frummen Pfade, auf denen man zum Herzen des Volkes gelangt ; er hat tauſend Mittel, das argloſe Volk
nicht auch haben, was die Frau des Verwalters hat ? Au weih !
du weißt nicht, wie gut es Dir ſteht! Nu ! Nu ! Nimm's, ich
ein Feuerchen anzündet, wohl auch um ſeiner geliebten Pfeife
rers der Indianer in Guatimala gegen Morazan , das Haupt der ſpaniſchen Partei. Wir entlehnen aus Stephens bekannter Reiſe nachfolgende Schilderung ſeines Charakters.
in einem Strome.
„ Zur Zeit meines Beſuches war er unbeſchränkterer Herr von Guatimala , als irgend ein europäiſcher König in ſeinem
Lande , und er wurde von den fanatiſchen Judianern nur el
um kaufſt du das Luch nicht, fieb, wie warın , wie ſtark es iſt !
Hijo de Dios , der Sohn Gottes , und nueſtro Señor, unſer Herr, genannt. Als ich das Zimmer betrat , faß er an einem Tiſche , mit zählen von Sirpence- und Schillingſtiden begriffen. Oberſt Monte Roſa, ein dunfler Meſtize in ſchim :
Nun ! was handelſt du noch; ich gebe es nur dir um dieſen Preis. Du biſt ein alter Bekannter ! da, nimm und zahl !
mernder Uniform , Taß an ſeiner Seite, und mehrere andere Perſonen waren im Zimmer. Er iſt ungefähr 5 Fuß 6 Zoll
Abermals etwas weiter hin ſteht ein Wagen mit Pelzen,
groß , bat ſtraffes ', ſchwarzes Haar , eine indianiſche Geſichts
beifällig lächeln. Ah, ah, da biſt du ein ganz andrer Menſch, war:
tete
habi
nan den fran
Cartet a. Der Name dieſes Mannes iſt " bekannt als der des Füh:
Ich habe aber kein Geld.- Wie.? du haſt kein Geld ? Haſt du nicht vielleicht etwas zu verkaufen ? 16. Und ſo geht es fort
tücher auf einer großen Kiſte, die bereits von einem Kaufen Käufer umgeben iſt, welche ſich in einem neuen Anzug ſelbſt bewundern , und über die trügeriſchen Lobſprüche des Verkäufers
pel , id
( Sclub folgt. )
bab es ſchon ausgemeen , da haſt Du's !
Etwas weiter hin liegt ein Haufe Kittel, Mäntel, Hals:
BE &
ſo daß er ſelbſt im Junius und Julius aus übler Gewohnheit
willen , die ihm unaufhörlich ausgeht. Unter den auf dem Markte in einander geführten Wagen liegen lange Röhren von Eſchenholz , deren Beſtimmung ein Fremder auf den erſten Blick nicht leicht erräth. Es ſind dieß Rauchfänge für die pol: zu beſchwaßen, wenn es ihm darauf ankommt, ſich angenehm niſchen Bauerhäuſer , die man im Scherze wohl auch Kanonen zu machen ; er lockt die gierige Eitelkeit zum Kauf, blendet die nennt. In den Wagen figen die Hausfrauen auf Säcken und Augen und bethört den Sinn des einfältigen Landmanns. Oft erwarten die Käufer , die Männer aber ſind meiſtens in der weiß einer ſelbſt nicht, warum und wozu er etwas kauft, aber Schenfe, oder ſchleppen ſich mit ihren Waaren. Ein nicht uns er fann dem Zauber der jüdiſchen Lodungen nicht widerſtehen . bedeutender Gegenſtand find hier auch die Wagenräder , ferner Nu, biſt du denn verloren , wenn du faufit, au weih, es Baſt zu Schuhen , welcher in Bündeln an den Wagen her: iſt ja eine Kleinigkeit ! die Frau des Verwalters hat denſelben unterhängt. Biß gefauft und theurer bezahlt , und ich gebe ihu dir wohl feiler aus alter Bekanntſchaft. Ich will verdammt ſeyn, wenn ich nicht verliere, aber das iſt ein Reſt. Oder kannſt Du bas
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farbe und Ausdruď , iſt ohne Bart, und fchien nicht mehr als
Vorſtellung, wo mein Land liege , denn er fannte es bloß als
21 Jahre alt zu ſeyn . Er trug eine ſchwarze, runde Jade und
EI Norte, erfundigte ſich über die Entfernung und Gelegen: heit, dahin zu gelangen , und ſagte, wenn der Krieg vorüber ware , würde er trachten , dem Norte einen Veſuch zu ma: chen . Aber er konnte feine Gedanken auf nichts firiren, als was den Krieg und Morazan betraf, und er wußte auch in der Zhat von ſonſt nichts. Er war kindiſch in ſeinen Manieren und der Art zu ſprechen , aber ſehr ernſt ; er lachte nie, 1. 10 im Be:
Pantalons von Baumwollenzeug. Er erhob ſich, als wir ein: traten , ſchob das Geld auf eine Seite des Tiſches , empfing mich, wahrſcheinlich aus Reſpect vor meinem Rod , mit Höflichkeit, und bot mir einen Stuhl an ſeiner Seite. Meine
erſte Bemerkung war der Ausdruc des Erſtaunens über ſeine große Jugend ; er antwortete , daß er erſt 23 Jahre alt ſeo , und gewiß war er nicht mehr als 25 ; alsdann fuhr er, wie
wußtſeyn der Macht , die er übte, war er nicht prahleriſch in
ein Mann, der ſich ſeiner außerordentlichen Thaten bewußt iſt,
der Darlegung derſelben, obwohl er immer in der erſten Per:
ohne auf Fragen zu warten , fort , daß er mit 13 Mann begonnen habe, die mit alten Musketen bewaffnet geweſen, welche ſie mit Sigarren abfeuern mußten ; hierauf deutete er auf acht
ſon ſprach von dem , was er gethan , und noch zu thun be:
Stellen , wo er verwundet worden war , und sagte, daß er drei Kugeln in ſeinem Leibe habe. Er war ſchwer wieder zu erkennen als der Mann , welcher weniger als zwei Jahre vorher Guatimala mit einer Horde wilder Indianer betrat , und alle
Fremden init dem Tode bedrohte. Er hatte auch wirklich in nichts ſich mehr geändert, als in ſeiner Anſicht über Fremde, ein glücklicher Beleg über die Wirkung des perſönlichen Verkehrs, um Vorurtheile gegen Individuen oder ganze Slaſſen zu beſei:
tigen. Er war mit mehreren perſönlich bekannt geworden ; einer derſelben, ein engliſcher Arzt , hatte ihm eine Kugel aus der Seite gezogen, und ſein Verkehr mit allen war ſo freundlicher Art, daß ſeine Geſinnungen eine gänzliche Umgeſtaltung
abſichtigte.
Einer der Anweſenden ſuchte , augenſchein :
lich um ihm zu gefallen , nach einem mit ſeiner Unterſdyrift verſehenen Papier , um
es mir als eine Probe ſeiner
Handſchrift zu zeigen, aber er fand feines. Meine Zuſammen : kunft mit ihm war weit intereſſanter, als ich erwartet hatte ; To jung, ſo niederer Herkunft, ro ohne alle frühern Hülfsmittel, vielleicht voll ehrlicher Abſichten , aber unwiſſend, fanatiſch, blutdürftig und der Sklave heftiger Leidenſchaften ; er beherrſchte
die phyſiſche Macht des Landes unumſchränkt, und dieſe Macht hegte einen natürlichen Haß gegen die Weißen. Beim Gehen be: gleitete er mich zur Thüre, und bot mir in Gegenwart ſeiner räuberiſchen Soldaten freiwillig reine Dienſte an. Ich erfuhr ſpäter, daß ich das Glück gehabt hatte , einen günſtigen Ein:
erlitten hatten, und er erklärte, die Fremden reyen die einzi:
druck zu machen , und er ſtattete mir nachher, unglüdlicherweiſe aber während meiner Abweſenheit, in voller Staatsuniform
gen Leute , welche ihn nie betrogen hätten . Er lernte auch, was ich für etwas Außergewöhnliches halte, während ſeines be
einen Beſuch ab, welches felten bei ihm geſchah.
wegten Lebens ſeinen Namen ſchreiben , und warf ſeinen Stem: pel, den er zum Unterzeichnen gebraucht hatte, bei Seite. Da ich Carrera als einen vielverſprechenden jungen Mann betrach tete , ſo ſagte ich ihm , daß er eine große Laufbahn vor ſich
habe, und ſeinem Lande viel Gutes erzeigen könne ; er legte die Hand aufs Herz, und ſagte mit einem Ausbruch von Gefühl, den ich nicht erwartet hätte, daß er entſchloſſen ſey, ſein Leben
ſeinem Vaterlande zu opfern. Bei all ſeinen Fehlern und Verbrechen zieh ihn doch Niemand der Falſchheit, und vielleicht hält er ſich, wie viele fich ſelbſt täuſchende Männer vor ihm
Die Südweſtküſte von Ueuguinea. Erſter Artifel. Geſchichte der Entdeckung. Phyfiſche Beſchaffenheit. Die Surch die holländiſche Regierung im Jahre 1828 veranſtaltete
Entdedungsreiſe der Corvette Triton entlang eines Theiles der Südweſt küſte von Neuguinea verdient in mehr als einer Hinſicht wichtig und reidh an Ergebniſſen genannt zu werden. Es mag wenige zwiſchen den
Wendekreiſen und in den gemäßigtern Breiten gelegene Inſeln von ſolcher
gethan , für einen guten Patrioten . Ich hielt dafür ,1 daß er beſtimmt ſey , einen wichtigen , wo nicht überwiegenden Einfluß
Unerforſchtheit geben , wie das kaum an ſeinen Küſten gefanute große
auf die Angelegenheiten Sentral-Amerika's auszuüben, und in
vernachläſſigt werden konnte , welches zu den am frühſten entdecten des
der Ueberzeugung, daß die Hoffnung auf einen ehrenhaften und ausgebreiteten Ruf einigen Einfluß auf ſeinen Charafter
haben möchte , ſagte id; ihm, daß ſein Name bereits bis zu meinem Vaterlande gedrungen , und daß ich in den Zeitungen
einen Bericht über ſeinen lekten Einfall in Guatimala mit Lobes: erhebungen über ſeine Mäßigung und ſeine Bemühungen, Gräuel zu verhindern, geleſen hätte. Er zeigte ſich ſehr erfreut, daß ſein Name bekannt, und ſeiner auf dieſe Weiſe unter Fremden
gedacht werde, und ſagte, daß er fein Räuber und Mörder rey , wie ihn ſeine Feinde genannt hätten. Er ſchien ganz verſtändig und einer größern Bildung fähig, und ich ſagte ihm, daß er
Papu - land . Kaum iſt es begreiflich, wie ein Eiland ſo geraume Zeit
auſtraliſchen Archipels gehört und in der Nähe der Moluffen liegt, die yon Anbeginn durch ihre Gewürze und andere koſtbare Erzeugniſſe die Aufmerkſamfeit, aber auch den Neid feefahrender Völker auf fic zogen. Die portugieſiſchen Geſchichtſchreiber geben Antonio Abreu und Francisco Serrano als die erſten Europäer an , welche Neuguinea im
Jahre 1511 ſahen. Mit mehr Sicherheit wird G. de Menefes als eigent licher Entweder (1526) genannt. Ausgeſendet vom Vicekönig von Goa, Lopez de Sampaio , um einen Aufruhr auf den Molukken zu dämpfen und dann die Regierung von Ternate zu übernehmen , wurde Meneſes auf der Reiſe Surd Ströme und Stürme nach der Küſte der Papus verſchlagen , und blieb dort bis zum nächſten Monſoonwedſel, wie die .
in andere Länder, und vorzüglich wegen der nahen Verbindung Geſchichtſchreiber behaupten , ohne jedoch den Ort jener Küſte näher in das meinige reiſen folle. Er hatte eine ſehr unbeſtimmte bezeichnen zu können. Die ſpaniſchen Şiſtorifer hingegen nehmen die
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Ehre der Entdeđung für einen Landsmann , Alvaro de Saavedra , in 1
Auſpruch, einen Verwandten von Fernando Cortez , welcher auf einer Reiſe von Tisur nach der Weſtfüſte Amerika's (1528) an einigen Inſeln (Islas Buenas) vor Anker ging , die wahrſcheinlich am nördlichen Ende von Neuguinea zu ſuchen find.
Indeſſen find alle Berichte über ſpaniſche
und portugieſiſche Entdedungen in jenen Meeren während der erſten Hälfte des 16ten Jahrhunderts ſehr mangelhaft , gegenwärtig oft kaum
Die Weſt- und Südküſte von Neuguinea fennen zu lernen und in den Karten mit Zuverläſſigkeit verzeichnet zu ſehen , lag im Intereffe ſowohl der Britten als der Holländer , ſeit dieſe in Indien wieder zu Befik gelangt waren . Einzelne kleine Rauffahrer , welche Zufall oder Noth nach Neuguinea geführt, hatten faſt immer eine ſo feindliche Begegnung erfahren , daß es wünſchenswerth ſchien, entweder dort feſten Fuß durch Colonien zu faſſen oder Verträge mit den Eingebornen zu
noch verſtändlich , denn aus den Beſchreibungen der geſehenen Küſten
ſchließen . Auf der andern Seite nahm der Verkehr zwiſchen dem raſch
läßt fich ſelten mit Entſchiedenheit auf Neuguinea fchließen. Dieſes gilt ebenſo von der Meiſe des Bernardo della Torre ( 1543), als auch derjenigen des Inigo Ortez (1545) , welcher der Inſel wegen des negerartigen An
wachſenden Neuſüdwales und Indien in folchem Verhältniſſe zu, daß die Unterſuchung des geradeſten Weges von Wichtigkeit wurde. Die wenig bekannt gewordenen Erpeditionen der Britten (1792 bis 1801) nach Neu guinen tragen als Frucht eine nur theilweiſe anreihende Karte , aber vermochten feine dauernde Verbindung mit den Eingebornen zu eröffnen,
.
ſehens der Bewohner den noch jeßt geltenden Namen gegeben haben ſoll. In der Bibliothek zu Weimar wird eine ſpaniſche Seekarte vom Jahre 1559 aufbewahrt, auf welcher das Eiland zwar angedeutet, aber unbenannt gelaſſen iſt. Etwas flarer und geſchichtlider find die Berichte des
und die Unterſuchungen des Capitän Flinders lehrten , daß der kurze
17ten Jahrhunderts über die zum Theil großartigen Entdeđungereiſen
Weg durch die Torresſtraße nads Neuſüdwales von faſt beiſpielloſen Gefahren erfüllt rey, die ſogar bei der raſchen Vermehrung der Korallen
Zum erſtenmal nahmen nun auch die
riffe jährlich zunehmen . Die holländiſche Colonialregierung befolgt be
Holländer (das Schiff Duifhen, 1605) an denſelben Theil, und beſuchten die Südweſtfüſte, welche in demſelben Jahre vielleicht auch der berühmte Seemann Luis Vaz de Torres geſehen hatte, als er die Straße entdedte, die mit großem Recht noch jeßt ſeinen Namen trägt. Der unterneh
kanntlich ein Syſtem , welches an die beſſern Seiten des Verfahrend der lange erloſchenen Compagnie erinnert , und geht mit falter Berechnung
der Europäer in jenen Meeren.
mende Cornelius Schouten und Iacob le Maire famen auf ihrer aben=
teuerlichen Reiſe um das Cap Horn nach der Südſee (im Julius 1616) an der Oſtfüſte von Neuguinea an , entdecten einen großen Theil der jelben , 'geriethen aber bei unvorſichtiger Landung in ein Gefecht mit den Eingebornen , und zogen ſich zurüd , nachdem , in einem Boote allein, ſechzehn Matroſen durch Pfeilſchüſſe verwundet worden. Damals begann die holländiſch - oſtindiſche Compagnie ihre großen Plane zu ent falten , und unterſtüßte mit vieler Kraft alle Berſude der eigenen Aus seinung. Mehrere Erpeditionen folgten ſich, die alle den im Oſten und Süden von den Molukfen gelegenen Inſeln galten ; Caarſtens, der auf Neuguinea ermordet wurde (1623) , führte zwei Fahrzeuge ; Pool , der dort ebenſo durch Ueberfall mehrere Leute verlor, war (1636) durch den
Gouverneur Van Diemen ausgeſendet worden , welcher die nicht minder für die Erdkunde im Allgemeinen , als für die ſpecielle Kenntniß von Neu guinea wichtige Reiſe des Abel Tasman (1642) veranſtaltete. Von nun an vergingen viele Jahre , che wieder ein Schiff das in Indien viel beſprochene Land beſuchte, welches durch das negerartige Anſehen und die Wildheit ſeiner Bewohner berühmt geworden war, wo gemäß einer alten
Sage viel Gold zu finden ſeyn ſollte, und wo man (Keyt8 , 1678) an den Felſen rothe Inſdriften in Buchſtaben geſehen hatte , die Niemand zu deuten wußte, und welche auf die Vermuthung führten, daß im Innern civilifirte Wölfer leben möchten. Erſt mit Anfang des 18ten Jahrhunderts fuhr man wieder fort in den unterbrochenen Entdedungen ( Schiff Geel
an die Ausführung von Planen , die fie , einmal begonnen , mit charak teriſtiſcher Zähigkeit geräuſchlos verfolgt. Die Erfahrungen der Britten benußend und überzeugt, daß nur mittelſt bleibender Anſiedlungen Einfluß auf die unbändigen Bewohner des productenreichen Neuguinea's zu er
langen ſey , ſendete die Regierung ſchon 1826 die Kriegebrigg Dourga unter dem Befehle des lieutenant Kolff nach jener Inſel , um eine
paſſende Stelle für fünftige Niederlaſſungen zu ſuchen , und die Stim mung der Eingebornen zu erforſchen. Kolff ſteuerte you Amboina nad der Südweſtküſte von Neuguinen , entdedte 24 Meilen nördlich vom „ falſchen Cap " eine weite Deffnung, die ihm eine Flußmündung ſchien , und den Namen Dourgafluß erhielt. Die Fahrt wurde von hier weiter
nördlich fortgeſeßt, und ein Gefecht mit Eingebornen beſtanden, welches einem der Holländer das Leben Foſtete. Die Berichte müſſen aber nicht ungünſtig geweſen ſeyn , denn auf Befehl der Colonialregierung wurden 1828 wieder zwei Kriegsfahrzeuge nach Neuguinea geſendet, die Corvette Triton und der Colonialſchooner Iris. Den Befehl der Erpedition führte der Capitänlieutenant Steenboom , welchem eine ungewöhnliche Zahl von Officieren bewilligt worden war , und den außerdem noch eine wiſſens 1
ſchaftliche Commiſfion begleitete , von deren fünf Mitgliedern zwei während der Erpedition dem Klima erlagen , einer ſpäter in Java ers mordet wurde und ein vierter auf Sumatra ſtarb.
Nur Salomon
Müller iſt von allen nod übrig. Wir verdanken ihm ſehr vollſtändige Berichte naturhiſtoriſchen Inhalts. Abgeſehen von den in holländiſchent Zeitſchriften zerſtreuten Abhandlungen anderer und einem nautiſch inter eſſanten Reiſeberichte des Corvettenlieutenants Modera iſt ſonſt nichts
vint 1705 , Dampier 1707 , Roggeveen 1722) , und wie nautiſche Kennt niſſe und wiſſenſchaftliche Bildung unter den Seeofficieren zunahm , ſo
Bufammenhängendee über jene Erpedition erſchienent. ( Fortſeßung folgt.)
wurden auch ihre Berishte intereſſanter. Bougainville (1767), Sonnerat
Entwidung von Waſſerſtofigas bei ausgegrabenen Am 11 Auguſt fand zu Mons ein ſeltſames Ereigniß ſtatt. Ein Schneider hatte einige Tage zuvor ſeinen Kohlenvorrath ein gekauft und in einem wohlverſchloſſenen Keller ohne Luftloch niedergelegt. Als die Mägde mit angezündeter Kerze in den Keller gehen wollten und
.
( 1770 ), beſonders aber Forreſt, ein Schiffbeapitän der engliſch -oſtindiſchen Compagnie ( 1775) , gaben die erſten umſtändlichern Schilderungen jenes Landes, welche im Uebrigen die einzigen brauchbaren Quellen für Geo graphen geblieben find bis zu den Neiſen (1822 bis 28) der von Duperrey und Dumont D'Urville geführten Corvetten Coquille und Aſtrolabe,
Steinkohlen.
die Thüre öffneten, warf ſie eine heftige Erploſion plötlich nieder. Eine derſelben war im Geſicht verbrannt und die Scheiben des Kaufladens
welchen Freycinet ( 1818) inſofern vorausging , als er die zu Neuguinea
wurden zerſdlagen. Die Kohlen ſcheinen alſo noch nach ihrer Ausgras
gehörende Inſel Waigiou genau unterſucht hatte.
bung aus den Gruben Waſſerſtoffgas entwickelt zit haben . Monde Savant vom 21 Auguſt.)
München, in der Literariſch -Artiſtiſchen Antalt der 3. G. Cotta'idhen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann.
(Echo du
Nr. 245 ,.
Bad 18
Ausland.
Ein
Tagblatt für
Runde
des geiftiger und fittlichen Lebens der Völker. 2 September 1841 .
Die neueſte Euphratbeſchiffung.
merft die obige Dentſchrift : ,,drei Tagreifen unterhalb El Deir iſt die Paſſage von 38 Geria (Hit); hier iſt ein Felfenzug
Nach unſäglichen Anſtrengungen iſt es den Engländern
(ledge of rocks), der ſich 150 Vards längs dem Fluſſe erſtredt
endlich doch gelungen, den Euphrat aufwärts bis nach Bir zu gelangen ; bis jeßt fehlen die Details über dieß Unternehmen
und deſſen Bett durchfekt, mit Ausnahme einer Durchfahrt von 16 bis 17 Fuß Breite, wo in der trođenen Jahreszeit 2
gänzlich, und das einzige, was fchon bekannt geworden , iſt
bis 24/2 Fuß Waſſer fich finden. Zahlreiche andere Felſenzüge
ein Schreiben in den Liverpool Times von einem Arzt, Namens
finden ſich bis Anna , und in der That iſt auf der ganzen Stređe von Racca bis Anna das Bett des Euphrat ſehr felſig . Die gewöhnliche Tiefe des Fluſſes , wo keine Felſen und Un= tiefen ſind, iſt 6-9 Fuß." Wie die Dampfboote über dieſe
Floyd, der die Erpedition begleitete. Stellt man indeß das früber bekannt Gewordene mit dieſer Angabe zuſammen , ſo kann man das Geſchichtliche der Unternehmung und zum Theil aud das Geographiſche derſelben wohl im Allgemeinen beur: theilen . Schon im vorigen Jahre (f. Nr. 243) haben wir
Streden hinweg gekommen find , muß man alſo erſt noch ers fahren .
einen Verſuch der von Liverpool abgeſendeten Dampfſchiffe gemeldet, den Euphrat zu befahren ; jenes erſte Unternehmen mißglüdte, das zweite in dieſem Jahre unternommene iſt aber
denn es ſoll der Hafen von Palmyra geweſen ſeyn. Dieß iſt
mit Erfolg gefrönt worden : am 31 Mai langten ſie in Belis an, *) und feierten das glüdliche Ereigniß durch eine Artillerie : ſalve. Es iſt dieß die dritte bekannte Reiſe auf dieſem Theil
El Deir in einem unbedeutenden , weſtwärts ſtreichenden Höhen zug fich verfallene Reſervoirs finden , ſo wie eine gleichfalls ver
des Euphrat: der Deutſche Rauwolfwar der erſte und Chesney der
Palmyra zu verfolgen läßt.
zweite , aber dieſe beiden tamen flußabwärts , und der leßte ſcheint zu Beobachtungen nicht viel Zeit und Gelegenheit ge habt zu haben, denn eine wiſſenſchaftliche Beurtheilung beider (1. Journal of the geogr. Soc. Vol. III. Part. 2) gibt öfter dem deutſchen Reiſenden , als dem engliſchen Oberſt recht. Im
freilich Belis oder Bales ein paſſenderer Ort, da es von hier
porigen Jahre ſcheiterte die Unternehmung im untern Theile des Stroms, wo die eigentlichen Schwierigkeiten ſich nicht fin
den, und an einer gefährlichen Stelle ſcheint der zufällige Um:
El Deir iſt ein in vieler Beziehung merkwürdiger Ort,
um fo wahrſcheinlicher, als nur wenige Stunden weſtwärts von fallene Waſſerleitung fich 12-15 M. weit in der Richtung nach
Für den neuern Handelsweg iſt
aus höchſtens drei Karawanentagmarſche nach Aleppo iſt. Miſa
ſionen und Handel find jeßt das Feldgeſchrei, mit dem man auch hier dem Einfluß der Engländer Bahn zu brecen hofft, zum Beweis, daß man über den frommen Beſtrebungen bas
Zeitliche nie vergißt. Auch unſer Briefſteller, Hr. Floyd, ſtelt die Bekehrung der Armenier und Chaldaer , der Neſtorianer
ſtand Vorſchub gethan zu haben , daß der Euphrat fich ein
und Maroniten , der Johannischriften und der Teufelsanbeter neben den Abſaß der Baumwollenwaaren aus Mancheſter und
neues Bett in dem großentheils angeſchwemmten Boden ge: graben hatte. An welcher Stelle dieß ſtattfand, iſt in dem porjährigen Bericht nicht gemeldet , und auch verhältniſmäßig
der Meſſerſchmiedwaaren aus Birmingham . Als Rüdfracht be zeichnet er namentlich arabiſche Wolle und Gummi , Sandrac
von geringem Intereſſe. Wichtiger iſt die Frage, wie die Felſen: zuge, die ſich namentlich zwiſchen El Deir **) und Anna fins
und Myrrhen, Balſam und Edelſteine, vergißt aber auch nicht den Jubel anzuſtimmen , daß jeßt eine neue Verbindung mit
Indien, unabhängig von Aegypten, eröffnet ſey. Dieſer lektere
den, überſekt worden ſind. Ueber dieſen Strich des Fluſſes be
Punft iſt von hoher Bedeutung, und welchen Werth man in England darauf legt, mag aus dem Umſtand hervorgehen, daß
*) Von Belis oder Baulus (auf Berghaus Starte Bales) aus und
die Erpedition vor jeßt etwa in 18 Monaten, alſo im Anfang des Jahres 1840 auf dem Schiffe eines Privatmannd, aber mit eiſernen Dampfbooten an Bord, die der oſtindiſchen Compagnie
vom 6 Junius iſt der oben erwähnte Brief satirt. Die Fahrt von Belis nach Bir unterliegt keiner Schwierigkeit mehr. **) So viel man vermuthet, das alte Thapſacus.
245
978 gehörten, und mit verſiegelten Inſtructionen abging. Die At:
der am Ende nichts übrig bleibt , als daß man ſich die Lippen
fendung fällt gerade in die kritiſche Periode der Unterhandlungen über die ägyptiſche Angelegenheit.
verbrannt hat , ſo iſt auch der Jahrmarkt an ſeinem Ende
traurig ; da ſieht man Betrunkene, ein wenig blutig oder doch
Erinnerungen an Wolhynien, Podladyien und Litthauen.
mit Schmuß bedect, ſich hinſchleppen mit Pfeifenſtopfern in der Hand, und unter heiſern , allmählich ſtiller werdenden Geſängen . Die Juden packen eilig den Reſt ihrer Waaren ein, denn der
Der Jahrmarkt in Janowce.
Abend ſinkt hernieder. In der Schenfe ſieht man zerſchlagene
Gläſer und Flaſchen, überſchüttete Tiſche, Schmuß in Fülle, und Betrunkene, die unter den Bänken ſchlafen. Auf dem Markt
( Schluß.) An den Zäunen ſteht der größte Theil der Odyſen , welche zum Verkaufe beſtimmt ſind, und freſſen begierig an der ihnen vorgeworfenen Sandvoll Strob ; in der Nähe herum ſchlen : dern Juden und die Beſiker der Ochſen. Der von der Mühle nach dem Kloſter führende Weg heißt das Pferdegäßchen , und hier reiten unaufhörlich die Bauernburſche mit ihren Klep: pern , die Herren Oekonomen mit ihren aufgegurteten Kraten , und die Juden mit ihren abgeraderten Schindmähren,
laut mit der Peitſche knallend. Da und dort entſpinut ſich ein
Handel, der Kenner betrachtet das Pferd , befühlt die Drüſen am Halſe, beſchaut die Füße und Zähne , lächelt und handelt weiter. Bei diesem Handel iſt Kunſt , und zwar viel Kunſt ; wer den Handel nicht verſteht, kommt nicht zum Kauf, wenn
er auch theuer bezahlen will ; man muß Erfahrung haben und das falte Blut des Kaufmanns von Profeſſion , um gut zu
kaufen ; vor allem aber iſt Geduld nöthig. Auch eine beſondere
Kleidung gehört zu einem guten Kauf , denn der Käufer muß ziemlich abgeriſſen ſeyn , eine Müße von Hammelfell auf dem Kopfe , einen Stoc in der Hand haben , und eine klägliche
Mar
ſchuhe und lumpen liegen umher, und in der Nähe leđen die Hunde ruhig das Blut der geſchlachteten Hämmel. An den
eiri
Zäunen erkennt man noch die Spuren der Ochſen , die nicht mehr da ſind. Die Pflöde ſind herausgeriſſen , da und dort die Erde zuſammengetreten .
Auf dem Wege Fehren die Wagen
zurück, bald mit Pferden, bald mit Ooren beſpannt. Alles iſt luſtig , denn alle find ſo ziemlich betrunken , mur die Juden nicht. Ein Zigeuner mit Frau und Schwiegertochter, ſchwarg, ſchmierig, abgeriſſen , daß ihm das Hemd auf der Seite zum Pelz herausſchaut, ſpricht noch in einer Exe mit einem Bauern heimlich und ſtill; dieſer hat die neue Müße aufs Ohr gerügt, die ausgegangene Pfeife zwiſchen den Zähnen, und mit dem Feuer: zeug in der Hand , das er aus ſeinem Beutel hervorgeholt, ſchlägt er Feuer an den Fingern, und ärgert ſich, daß er fein Feuer bekommen kann . Die zwei Zigeunerinnen mit ſchwarzen Haaren und weißen Zähnen ziehen ihn bald da bald dorthin, ſtreicheln ihm den Bart und ſuchen ſeiner habhaft zu werden.
dritten Theile des Preiſes, und gedeiht bis zu Zank und
iſt die ſchönſte und die rührendíte von alleu Bildern des Jahr:
Streit, der aber allmählich abnimmt, bis man ſich endlich über
markts .
Damen, die unruhig umherſchauen , ob nicht irgend ein junger, anſtändig gekleideter Mann ſie betrachte.
Einige Geſichter der
Herren ſind belebt durch irgend einen gut beendeten Verkauf, andere durch einen vortheilhaften Kauf , wieder andere durch etnen guten Trunk , und nur diejenigen machen ein trübſeliges Geſicht, denen bei ihrem Weggange aus dem Hauſe eine alte Frau mit einem leeren Eimer auf dein Wege voranging , und welche deßhalb auf dem Jahrmarkt nichts zu Stande bringen konnten.
In dem Pferdegäßchen um die Ochſen her fängt erſt gegen Abend das Geld zu klingen an, denn jeder Käufer wartet mit
„Ich danke für alles,“ rufen ſie im Weggehen. „ Nehmt vorlieb," verwiedern die Hausherren. ,,Es iſt gut vorlieb nehmen , wenn man ſich ſatt gegeſſen
.
nämlich Gutsbeſißer und, in Hut und nachläſſigem Anzug, ihre
Pube
Alles padt ein, geht fort und eilt nach Hauſe; vor den Häuschen der Ortsbewohner nehmen noch die Verwandten, die
Freunde, die Gevattern und Bekannten aus den benachbarten Dörfern Abſchied, füſſen ſich und ſcheiden dann. Dieſe Scene
einen Preis vereinigt. Gegen Mittag mehrt ſich allmählich die Zahl der vor: nehmen Herren , welche mit Pfeifen im Munde und Stöden in der Hand den bedeutendſten Theil des Jahrmarkts ausmachen ,
+4
1
Gewöhnlich beginnt der Handel mit einem
Miene machen .
.
dampfen noch die halberloſchenen Feuer, Speiſereſte, alte Baſt
hat ."
Das iſt die ſprüchwörtliche Form der luſtigen Antwort, die ſie hundertmal mit naivem, gutmüthigem Lächeln hinnehmen, als wäre ſie ſtets wieder neu. Nun grüßen die Hausherren noch in die Ferne hin und kehren dann in ihre Hütte zurüc.
Vielleicht reyd ihr neugierig, zu wiſſen, wie der Wohnſiß eines wohlhabenden Podlachiers ausſieht.
Der Hof iſt von Schweinſtällen von verſchiedener Form und Größe umgeben, moraſtig, aber abgetheilt durch einen aus: getretenen Fußpfad, der ins Vorhaug führt, wo der wohlge: fütterte große Eber vertraut umherſpaziert und grungt, als ob er wiſſe, daß er der Liebling des Hauſes iſt. Einige Hennen feßen ſich auf eine Stange zum Schlafen nieder, ſchlagen ein
Teinem Kaufe bis zum Abend in der Hoffnung, daß der Käufer
paarmal die Flügel und legen ſie dann zuſammen. Ueber eine
noch etwas an dem Preiſe nachlaſſe. Am Abend iſt das Bild des Jahrmarkts gänzlich verändert. Wie ein Bau , wo die
hohe Schwelle tritt man in eine weiße Stube, das Parade:
Lichter allmählich erlöſchen , wie ein Spiel, wo die Umſtehenden allmählich den Tiſch verlaſſen , wie jede tolle Luſtbarkeit, von
ſpäne brennen ; um den Ofen her iſt eine Bank, in der Tiefe
zimmer, wo der Ofen iſt, auf deſſen Vordertheil einige Kien: eine angefangene Weberarbeit, eine Wiege und ein Tiſd), der
Geel
979 wiederum von Bänken umgeben iſt. Auch an den Seiten laufen rings Bänke umber. An der Thüre ſteht ein Zuber, auf den
Rahmen Töpfe und ein altes Schenkmaaß. In der Tiefe des Zimmers, in der Ece unter einem Bild, iſt die hochgeach tete Mulde zum Brodbacen , die einen ehrenvollen Plaß ein: nimmt unter der Obhut des ſchimmernden Bildes der Mutter
„Die Eisbarre , welche die weitern Fortſchritte verhinderte , wurde
bis auf 300 Meilen oſtwärts verfolgt. Die Erſcheinung dieſer unwirth lidhen Regionen wird als eine fortlaufende Reihe von Eisthälern und Schneegebirgen dargeſtellt. Auch entdeďte man einen vulcaniſchen Berg in einer Wüſte von Eis und Schnee , was ein äußerſt ſeltſamer , wo
nicht furchtbarer Anblick geweſen ſeyn muß , und zweifelsohne in Eng
Gottes, welche ihren Sternenmantel darüber ausbreitet. Ueber
land den Gegenſtand zu manchem panoramiſchen Gemälde liefern wird .
den Thüren und Fenſtern hemmen Kreuze und fymboliſche
Die Officiere und die Schiffsmannſchaft genießen alle einer ausgezeich neten Geſundheit.
flawiſche Buchſtaben den Zugang alles Böſen. Die fromme Hand eines geiſtlichen Schülers hat ſie eingegraben und zum ewigen Andenken auf dem mittlern Balfen das Jahr 1790 hinzugefügt.
Vergebens würde man hier die Spur eines Fußbodens ſuchen , denn es gibt keinen andern, als die feſtgeſtampſte Erde. Die Fenſter ſind klein, zum Theil mit runden Scheiben beſekt, und der geſchäftige Hausherr hat ſeine vier geweißten Wände
vom Fußboden bis in die mittlere Höhe mit goldgelbem Thon beſtrichen , damit ihn das helle Licht nicht blende. - Auf der Vank am Ofen fißt eine alte Frau mit einer Pfeife im Munde, die Augen in die Töpfe vertieft; ein großer Bengel, gleichfalls mit der Pfeife, ſchneidet Späne an der Thür , und eine junge Frau wiegt ein Kind, und ſchläfert es ſingend ein. Dieß iſt das Innere eines Häuschens in Janowce. In:
zwiſchen ziehen auf dem Wege zur Mühle die Britſchkas, die
„Der Erebus und Terror erreichten die Haupteisfläche am 5 Januar d . 3. , wo ſie ſich unter 66° 45' S. B. und fanden. Am 10 desſelben Monats erblickten und 171° 17' D. L. , und als ſie dasſelbe nahmen fie im Namen Ihrer Majeſtät davon
174° 13' 0. l. v . Gr. be fie land in 71° 56 ' S. B. am 12. Januar erreichten, Beſit. Dieſes land dehnt
ſich bis 79° fürwärts aus. Weiter vorwärts wurde ein großer Vulcait, welcher dichte Rauchwolfen ausſtieß , am 28 Januar unter 77 ° 31 ' S. B. und 167° 30 ' D. £. bemerkt. Am 2 Februar erreichten ſie den fernſten Punkt ihrer Reiſe , nämlich 78° 4 ' S. B. und 173° 12' D. L. , und ſie wurden hier durch 150 Fuß hohe Eisberge und durch Eisfelder , die man 300 Meilen oſtwärts verfolgen konnte , an der Weiterfahrt ge hindert. „ Obſchon Capitän Noß im Verlaufe ſeiner Reiſe im Stande war,
fich von der Richtigkeit vieler in den frühern Karten angegebenen Stellen zu überzeugen , ſo entdedte er doch auch einen ſonderbarea Irrthum , nämlich die Eriſtenz von Waſſer über einer großen als Land angegebenen
Fuhrwagen und Pferde dahin ; alles verläßt den Ort des Jahr: markts, und auf ein ganzes Jahr iſt es hier wieder öde, wie zuvor, bis zum Tage Simons und Judä.
regelten , wobei das Land 300 Meilen von der in der amerifaniſchen
(Fortſeßung folgt.)
Karte angezeigten Breite liegen blieb. Dieſer Seeſtridy foll eine Menge
Fläche, wo der Erebug und Terror auf einer ſehr beträdtlidhen Stređe !
von Robben und Pottfiſchen enthalten .“
Die Südweſtküſte von Neuguinea.
Chronik der Reiſen
Erſter Artikel.
Nachrichten von der Südpolar - Expedition . Die Litterary Gazette vom 14 Auguſt enthält nachfolgendes aus
Geſchichte der Entdeckung.
Phyſiſche Beſchaffenheit.
Hobart Town (Vaudiemensland) in London eingelaufene Schreiben vom
(Fortſetung .)
17 April : „ Durch die lebte Nachricht werden Sie die Nüdfehr der Schiffe Erebus und Terror , Capitäne Roß und Crozier , in dieſen Hafen er
Gegen Ende des Maimonats kam die Erpedition an der Mündung des Dourgafluſſes an, und begann ſogleid die Unterſuchung des Küſten landes , indem ſie auf Befehl der Regierung einen zur Niederlaſſung
fahren haben. Es hat bis jeßt noch nichts Officielles hierüber hier ver
geeigneten Ort aufſuchen nnd von ihm Beſiß nehmen ſollte, zu welchem
lautet, aber man vernimmt allgemein, daß die Erpedition ſehr erfolgreich
Zwed an Bord der Corvette das nöthige Perſonal und eine kleine Gar niſon eingeſchifft worden waren. Man ſegelte zuerſt in den angeblichen Fluß , allein nachdem man dieſe nach Oſten gerichtete Fahrt mehrere
geweſen, und dieſe engliſchen Schiffe eilf Grade tiefer nach Süden vor frangen, als die Aſtrolabe oder Zélée, und vier Grade weiter, als irgend ein andere& Fahrzeug je gekommen ; daß ſie im Stande waren, die genaue
Lage des jüdlichen Magnetpols auf ungefähr 100 Meilen Entfernung von ihnen zu firiren , und daß irgend ein ungewöhnlicher Irrthum auf die Berechnungen der Amerikaner, welche dieſe Stridye beſchifften , ein gewirkt haben müſſe." 1
Die Hobart Town Zeitungen enthalten 'ebenfalls folgende Nachricht: „Mit Vergnügen melden wir die glüdliche Rückkehr der Soiffe Grebug und Terror, Capitäne Noß und Crozier, in unſerem Hafen nach
einer ſechsmonatlichen Fahrt zur Aufſuchung des Südpols. Die Erpe bition ward mit dem vollfommenſten Erfolg gekrönt. Sobald die
Jahreszeit ein weiteres Gelingen verſpricht, wird Capitän - Roß anfé neue in See ſtechen .
Tage fortgeſeßt und keine Veränderung der Landſdaft bemerft hatte, außerdem auch Waſſermangel auf den Schiffen eintrat, ſo hielt man es für rathſam umzukehren und die Küſte in nördlicher Richtung zu ver folgen. Während dieſer Reiſe, die darum langſam gemacht wurde, weil alle weſentlichen Punkte der Küſte aſtronomiſch feſtgeſtellt werden ſollten , hatte man vielfache Gelegenheit zu landen und mit den Eingebornen in Verfehr zu treten. Endlich glüdte die Entdeckung eines zur Nieder laſſung geeigneten Plafes. Zwiſchen den Vorgebirgen einer hohen und
maleriſchen Küſte fand inan die Mündung einer tiefen und dabei ſehr geräumigen Bay (3° 45' S. B. und 134° 5 ' O. v . Gr.), legte dort eine Befeſtigung an , und gab dieſer, zu Ehren des Gouverneurs von nieder ländiſch Indien , Du Bus de Gifignies, den Namen Fort Du Bus.
980 Gern würde der Führer der Erpedition auch dem zweiten Theil ſeiner Inſtruction nachgefommen ſeyn , welche ihm die Erforſchung und Aufnahme der Küſte bis zum nördlichen Ende der Inſel aufgab , allein
der bedauernswerthe Zuſtand der Schiffsmannſchaft machte ein ſolches Unternehmen unmöglich. Während dreier an dieſen Küſten verbrachten Monaten waren nicht nur bereits zwanzig Mann geſtorben , ſondern es befanden ſich außerdem mehr als rechzig Kranke an Bord der Corvette, die nun Anfang Septembers eilig nach Amboina jurüdfehrte.
Der
diefe Erſcheinung , angenommen , saß keine Täuſchung zu Grunde liegt, .
eine Höhe der Gebirge über dem Meere voraus, die in Auſtralaſien beis ſpiellos iſt, und mit den allgemeinen Umriſſen derſelben fich nicht recht vertragen würde. Die Bergfetten erheben fich ſtufenweiſe hintereinander, haben aber im Allgemeinen nur wellenförmige Umriſſe. Auf den höchſten Kämmen ſtreben nicht etwa fühne Zaden oder domartige Kuppen empor, ſondern breite tafelförmige Erhöhungen unterbrechen allein die gleich förmigen Außenlinien. Sie ſtellen wellige Hochebenen dar , die dem Anſehen nach zum Theil in der gemäßigten , zum Theil in der kalten Region der Atmoſphäre liegen dürften. Die Berge des nördlichen Küſtens theild ſind weit mehr gerriſſen , aber in der Regel wohl nicht über 900 .
Commandant Steenboom ſtarb wenige Tage nach Erreichung dieſer Inſel, und gewiß iſt dieſe Erpedition nicht die glüdlichſte von denjenigen geweſen , welche in neuern Zeiten in gleichen Abſichten unternommen wurden . Die lekte Erpedition der Franzoſen nach jenen Meeren wurde zwar ebenfalls durch das Ausbrechen einer epidemiſchen Ruhr geſtört und ſie zur Veränderung des Reiſeplane gezwungen, allein im Verhältniſſe war
Fuß hoch.
Nur der Berg lamantejien , an deſſen Fuße die Tritong
Bay und die holländiſche Niederlaſſung fich befinden , macht eine Aus nahme , indem er zufolge trigonometriſcher Meſſung bis zu 2200 Fuß anſteigt. Die Inſeln ſind ſtellenweiſe ſehr zahlreich, und tragen immer
die Sterblichkeit an Bord der franzöſiſchen Schiffe nicht zu vergleichen mit jener, welche ziemlich den ſechsten Mann der Beſaßungen des Triton
den Charakter der Küſte, von welcher ſie ſichtbar durch Waſſergewalt
und der Iris hinraffte. Seit dieſer Zeit gehen jährlich ein- oder mehrere
abgeriſſen ſind.
male die in den Gewäſſern der Molukken ſtationirten Staatsfahrzeuge nach der Weſtfüſte von Neuguinea ab , um ſowohl der Garniſon des Forts Du Bus ihre Bedürfniſſe, zunal Reis , zuzuführen, welcher dort noch ganz unbekannt iſt , als auch um die geographiſche Aufnahme der
wo ihre Felswände nach oben dem Wellenſchlage widerſtanden haben, da find ſie , wenigſtens nach unten , oft bis hoch über die Waſſerlinie tief ausgehöhlt und unterminirt. Nur in den Buchten dehut ſid, bisweiler das Ufer zugänglicher aus , und auf dieſen niedrigen, ſandigen Geſtaden liegen dann die vergänglichen Hütten der meiſt heimathlos herumſtrei fenden Papus. Tiefe Einſamkeit herrſcht in dieſen durch großartige Naturkräfte hervorgebrachten Einriſſen der Felsufer. Einen überraſchenden Gegenſat bilden die vielgeſtaltigen rauhen Klippen zu der im reichſten Farbenſchmud des indiſchen Himmels glühenden Pflanzenwelt, welche bald nur in Form niedriger Stauden , häufig aber auch in derjenigen ſtattlider Bäume einen deutlichen Kampf führt mit den gewaltigent
Küſten fortzuſeßen , ſo weit Zeit und Umſtände e8 geſtatten.
In lepa
terer Bezichung hat ſich beſonders der Seelieutenant A. de Boer große Verdienſte erworben , und mit dem Schooner Sirene 1832 in dem als unterworfen zu betrachtenden Küſtentheile manche wichtige Bay und eine Menge kleiner Inſeln entdedt.
Vor allen bedeutend ſind aber die Ent
deckungen, welche 1835 die Seelieutenants Langenberg - Rool und Banſen al: Commandanten der Kriegsſchooner Poſtillon und Sirene an der Süd weſtküſte von Neuguinea machten. Im Auftrage des damaligen interi miſtiſchen Gouverneurs von niederländiſch Indien, des Staatsrath Baud, ſegelten ſie gerade nach der Mündung des ſogenannten Dourgafluſſes, erreichten dieſe am 26 April , drangen durch diefelbe in ſüdöſtlicher Nidhtung vor , und ſahen ſich am 9 Mai plößlich wieder im offenen großen Ocean. Dieſe tiefe und gefahrloſe Straße erhielt den Nainen der Prinzeſſin Mariane, und das zur Inſel gewordene füdweſtliche Ende von Neuguinea nannte man zu Ehren des als Seemann erzogenen Sohned des Könige Prinz Friedrich Heinrichs Inſel.
Die Küſten Neuguinea's find von ſehr wechſelndem Anſehen. Der nördlichere Theil der Inſel zeigt ſich hoch und mit vereinzelten Felſen umringt, die nur hie und da mit ſchmalen Landſtreden wechſeln, zumal zwiſchen den ſehr zahlreichen kleinern und größern Buchtert , bieweilen aber in der Geſtalt ungetrennter und ſchroffer Wände unmittelbar aus dem Meere emporſtreben . Folgt man der Küſte von dort nach Südweſten , fo bemerkt man deutlich , wie das Gebirge ſich immer mehr zurüdzieht, und ein weites , ebenes Küſtenland rich ausdehnt , welches, mit unburd
dringlichen Wäldern überzogen, bis an die Torresſtraße dasſelbe Anſehen
Ihre Ufer find gemeiniglich hoch und ſteil, und da,
Maſſen des todten Geſteins, und mit jedem Schritt nach dem Innern
und der Gewinnung fruchtbarern Erdreichs an Kraft und Schönheit gewinnt. Zwiſchen den umſdließenden Ufern breitet ſich die dunkelblaue
Waſſerfläche aus, die bald ſpiegelglatt da liegt, bald von der wiederkehrenden Fluth leicht gefräufelt und von allen unreinen Stoffen ſo vollfomment gereinigt wird , daß man in kaum glaublichen Tiefen den Meeresboden mit Deutlichkeit erkennt. Die Beleuchtung der tropiſchen Sonne geſellt ſich hinzu , um diefen Naturbildern einen Neiz zu verleihen , der gewiß kein geringer ſeyn kann , da die holländiſchen Seefahrer , obgleich weder durch Volfethümlichkeit, noch durch Gewöhnung ihres Berufs beſonders für Aufnahme ſolcher Eindrüde befähigt, ihrer doch mit unverkennbarem Enthuſiasmus gebeufen. 1
(Fortſetung folgt.)
Miscelle n . Mechaniſche Schule für Eiſenbahnen.
Das Echo du
Monde Savant yom 21 Auguſt meldet nach belgiſchen Blättern , daß
unverändert behauptet. Im Süden der Inſel vermag man, ſo weit das
man zu Mecheln eine Specialſchule für Mechanik organiſiren will, 11 mt Ingenieure für Eiſenbahnen und darein einſchlagende Induſtrie - Etabliſ=
Auge reicht, auch nicht die geringſte Unebenheit des Bodens zu entdecken .
ſements zu bilden.
3m Mittelpunkte des Eilandes hingegen erhebt fich ſtolz eine Bergkette, deren äußerſte Gipfel vielleicht die Gränze des ewigen Schnees erreichen. Die holländiſchen Seefahrer glauben keiner andern Urſache die glängende weiße Färbung der höchſten Spiten zuſchreiben zu dürfen. Sonderbar
iſt es , daß ſdon mehrere der erſten Entdecker von den Schneebergen dieſes in den wärmſten Breiten gelegenen Eilandes ſprechen. Es ſepte
Neues Syſtem des Seideſpinnens. Ein Hr. Renaur ers ſtattet im Echo du Monde Savant vom 21 Auguſt Bericht über eine neue Methode, die Puppen durch Kohlenwaſſerſtoffgas ſtatt durch Dampf zu tödten , was beim Spinnen einen ungemeinen Vortheil an Zeit wie an Ertrag gewähren ſoll.
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 246 .
Das
A usla 其n d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 3 September 1841 .
Die faſhionable Gaunergeſellſchaft. Unſere Leſer erinnern ſich vielleicht, daß im vorigen Jahre in den öffentlichen Blättern von einem Verſuche die Rede war, eine große Anzahl Banfiers auf dem Continent um eine be deutende Summe zu prellen. Die Namen, die in dieſer Sache
cum vorzulegen, und dieß geſchah in einem Artikel von neun
Spalten in dem Blatte vom 19 Auguſt. Ein nicht unbedeu: tender Theil davon iſt wie natürlich dem fpeciellen Proceß des Hrn. Bogle gegen Hrn. Lawſon gewidmet, da es darauf anfam,
erſtern nicht nur des Mitwiſſens, ſondern auch des Mitwirkens
auftraten,erwegten allgemeinesErſtaunen , und an mehrals beider Sachezu überführen,obgleichderſelbean derVeraus gabung der falſchen Creditbriefe keinen directen Antheil ge Einem Orte ſcheint mau bemüht geweſen zu ſeyn , die ganze
Geſchichte zu vertuſchen , allein ein zufälliger Umſtand hat fie
aufeine Art insLichtgezogen, daß, ſo unklar,noch manche |
habt hatte. Der Proceß Lebens-Beförderung iſt für unſere und Geſellſchafts verhältniſſe durch To bezeichnend die raſche , undneuen
Einzelnheiten desſelben ſind, das Ganze doch hinreichend im
Zuſammenhange erſcheint, um auf manche Seite unſeres ge= | Eiſenbahnen und Dampfboote, ſo wie die Verbreitung mecha: Tellſchaftlichen Lebens einen fatalen Schatten zu werfen . Die Sache kam in Brüſſel an den Tag, verbreitete ſich mit Blißes: ſchnelle nach Paris und London, aber eine genauere Ungabe er: hielt das Publicum erſt durch eine Correſpondenz der Times aus Brüſſel vom 18 Mai 1840. Der Correſpondent hatte, wie, iſt nicht geſagt, - von den Originalpapieren Einſicht genommen , und erklärte in ſeinem Schreiben, daß eine große Verfälſchungs compagnie auf dem Continent fich gebildet habe, aber entdedt worden fer ; der Zwed fer geweſen , die Bankiers des Conti nents vermittelſt nachgemachter Creditbriefe des Hauſes Glyn ,
niſcher und demiſcher Kenntniſſe ſpielt darin eine ſo große Rolle , das wir nicht umhin können , die Geſchichtserzählung
nach dem oben angegebenen Blatte der Times mitzutheilen. Die Specialitäten des Proceſſes zwiſchen Hrn. Bogle und Law:
ſon fallen dabei natürlich weg , und hinſichtlich der Wahrheit der Thatſache müſſen wir uns gleichfalls lediglich auf das ge
nannte Blatt der Times beziehen, da uns fetne andere Quelle darüber zu Gebote ſteht. Die Einleitung des langen Artifels
iſt gleichfalls fo charakteriſtiſch , daß wir uns nicht enthalten können , dieſelbe wörtlich hier anzuführen.
Halifar, Mils u. Comp. zu plündern .“ Der Correſpondent ging
„ Vielleicht gibt es in dem ganzen Bereich der engliſchen
To weit, die Namen der Betheiligten zu nennen, and unter dieſen auch einen Arn . Bogle, Cheilhaber eines Banfierhauſes
Literatur fein intereſſanteres Buch als die Staatsproceſſe. Es iſt gleich unentbehrlich für den Geſeßkundigen , den Ge:
: der in Florenz. Dieſer Flagte den Druđer der Times, Hr. Lawſon, ſchichtſchreiber, den Philoſophen und den Novellenſchreiber Sammlung 1
der Verleumdung an, und daraus entſpann fich nun ein Proceß, der die Times einige tauſend Pfund Sterling koſtete, nicht ſo: wohl an Gerichtskoſten , obgleich dieſe auch nicht unbedeutend geweſen ſeyn mögen , ſondern weil man fich genöthigt fah, in
erſte bezieht ſich darauf als auf eine glaubwürdige von Chatfachen und Rechtsausſprüchen ; der zweite zieht aus
dem Detail von geheimen Verbindungen, Verrath, Verſchwö rungen und Aufſtänden , wobei die mannichfaltigen Charaktere des
halb Europa herum Nachforſchungen anzuſtellen. Der Proceß Verbrechers, des Udvocaten, des Nichters und der Geſchwornen zog ſich deßhalb auch in die Länge, und erſt vor kurzem erfolgte auftreten , das wahre Mark der Geſchichte; der dritte ver-: ein Spruch , der die Times zu einem Farthing Entſchädi: folgt darin die Entſtehung und die Fortſchritte derderLeichtgläu Schulb,
gungskoſten verurtheilte , und in der tauderwälſchen Sprace der engliſchen Gerichte erklärte, daß kein Grund vorhanden ſey,
bigkeit, ber Unwiſſenheit , des Aberglaubens und
und der Novellenſchreiber, welcher darin eine Wahrheit, „ ſelt:
weiter gegen den Druder der Times einzuſchreiten (the judge famer als die ſeltſamſte Fiction,“ findet, braucht ſeiner Einbil refused to certify). Dieſer hielt ſich nun für befugt, alles was
dungstraft nicht länger den Zügel ſchießen zu laſſen , ſondern
durch die Proceßacten zu ſeiner Kenntniß gekommen , dem Publi-
öffnet das Buch der Schuld und des Verbrechend, und ent 246
982 nimmt aus den geheimen Archiven der Sterntammer und Did Baileys feine wahren Inſpirationen .
großes Beſikthum , DAS jeßt unter viele Pleine Eigenthümer
vertheilt iſt, und noch jeßt Ruinen eines großen und ſchönen
„ Obwohl unſere lebhaften Nachbarn auf der andern Seite
Palaſtes und einen öden Garten hat.
Keiner von denen, die
des Canals ein weſentlich dramatiſches Volk find, ſo haben ſie doch keinen ſo reichen Fonds von Thatſachen und Gelehrſam-
vor geraumer Zeit dieſe ſchöne Befißung in einzelne Theile zer: riſſen haben, wollte die Laſt auf rich nehmen, den Palaſt vor
keit, aus dem ſie ſchöpfen könnten. Die S a uſes celebres indeß, obwohl ſie minder umfangreich ſind, und über einen für-
dem Verderben zu ſchüßen, und ſo iſt dieſes noch nicht alte Gebäude durch Verödung in Trümmer gefallen . Alte Bäume,
zern Zeitraum ſich ausdehnen , erweđen hie und da ein außer:
die Ausſicht auf die ausgebreiteten Bruchländereien und die
ordentliches , ſpannendes Intereſſe; wir zweifeln jedoch, ob in
Ruinen des Palaſtes auf der Anhöhe gereichen Sepcewicze zur
den Staatsproceſſen oder in den Tauſes celebres ein
als derjenige, deſſen Geſchichte wir hiemit unſern Leſern vor:
beſondern Zierde. Geht man von dieſem Dorf am Ufer des Horyn weiter, ſo ſtößt man allmählich auf Kurgane oder Gräber, den Ueberreſten irgend eines Kriegs oder Gemegels, die in großer Zahl hier herum ſich finden. Die Localſagen berichten nichts Näheres darüber, für ihr hohes Alter aber zeugen laut
legen wollen ."
die darauf gewachſenen rieſenhohen Fichten.
Fall ſich findet, der größeres Intereſſe bietet, ſcharfſinniger er:
dacht, dramatiſcher in ſeinen Details , fecer im Entwurf, und mit einigen Ausnahmen glüclicher in der Ausführung ware, (Fortreßung folgt.)
Um Sepcewicze
her, namentlich am Aufgang nach Bereznica zu, iſt ein ganzer Haufen ſolcher Kurgane , in deren . Mitte ein umgeſtürztes Kreuz liegt, und geht man weiter, 10 ſtößt man auf eine Menge
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und
zerſtreuter Grabhügel.
Troß der widerſprechenden Sagen von Schweden und La:
Litthauen. Stur und ory . Einer der bedeutendſten Flüſſe Podladziens nach dem Styr
iſt der Horyn, deſſen Ufer nicht ohne Grund durch ihre Schön : heit berühmt ſind. Am Styr wie am Horyn ſind viele An: ſiebelungen und Reſte einer Menge alter Schlöſſer , welche in
älteren Seiten ſtets an der Vereinigung von Flüſſen, oder we-
nigſtens an ihren Ufern ſtanden. Der Styr iſt ſchiffbar, ent: ſpringt in den Bergen nicht weit von dem in der Geſchichte Wolhyniens berühmten Schloſſe Olesk, und fällt in Podlasien in den Propec. Sein Austreten ſichert eine reichliche Ernte von Heu und Gartengewächſen auf den Bruchländern am Ufer, wenn nur das Waſſer nicht zu lange ſtehen bleibt , und das
taren ſcheint es doch außer Zweifel , daß dieß die Denkmäler der Korakenkämpfe unter Johann Caſimir ſind. Wir wiſſen , daß in einem Waffenſtillſtand die Korafen am Fluſſe Horyn ſich ruhig verhalten mußten ; es müſſen dieß alſo Gräber aus
den erſten Kämpfen nach dem feindlichen Ueberſchreiten des Alle Kurgane in dieſem Theile des Landes muß man, wie es ſcheint, auf dieſe Epoche beziehen. In verſchiede: nen Gegenden des wolhyniſchen Waldlandes *) finden ſich aus dieſer Zeit Grabhügel,, nicht weit von den geſchloſſenen Orten ,, Schlöſſern und Caſtellaneien. Andere , bei deren Aufgraben rich nichts fand, können Aufwürfe ſeyn, womit die ins Innere des Landes eindringenden Tataren den Weg bezeichneten ,
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Horyn ſeyn .
Austreten des Fluſſes ſich nicht im ſpätern Frühjahre wieder:
welchen ſie fortzogen , um , wenn ſie das Land geplündert hatten , ſich nach dieſen Aufwürfen richten , und mit ihrer
1 1
holt. Auch erleichtert der Fluß den Holzhandel , welcher ſeit
Beute auf demſelben Wege in die Steppen zurüczieben zu
alten Zeiten für das an Holzwaaren reiche Podlachien bedeus tend iſt. Für die hieſigen Bewohner iſt der Styr , was der Nil für Aegypten iſt ; faſt fortwährend ſtrömt er durch Wälder
können. Wo ihrer aber mehrere ſich finden , da ſind ſie Dent mal irgend eines Kampfes , vielleicht das Denfzeichen eines
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unglüdlicher Ereigniſſes ; einzelne aber in den Wäldern, wenn
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und Bruchländereien , und nur ſehr ſelten ſind ſeine Ufer zu: gänglich und trođen. An den legtern ſtehen , außer vielen an:
ſie ſich nicht durch irgend eine Localfage erklären laſſen , oder
beſondere Namen haben, können faſt nur die erwähnten Aufwürfe
1
dern, die Schlöſſer von Luck und Czartoryst.
zur Wegbezeichnung für die Tataren ſeyn. Ueberhaupt hegt das
1
Der Horyn entſpringt um Uſteczko in Wolhynien, iſt wie der Styr reich an Fiſchen , nur fehlen ihm die ungeſunden , aber ſo ausgezeichnet fühmadhaften Aale. Außer dem Fang der Welſe (Wierozub), welche der Horyn gemeinſam mit dem Styr,
wolhyniſche Waldland in dem Schutt ſeiner alten Schlöſſer, in
.
der Slucza und dem Strumien hegt , und außer dem kleinen
Stór fabeln unſere alten Naturforſcher auch von Perlen, die man bei Oſtrog gefunden habe. Merkwürdiger iſt aber , daß Rzaczynski in ſeiner Historica naturalis curiosa des Horns von
j
den Grabhügeln und Wällen die Spuren zahlreicher Kämpfe und Niederlagen . In einer großen Zahl ehemaliger Caſtelle,
die oft weit von den jeßigen Wohnſißen entfernt lind , gräbt man ſteinerne Aerte und andere Ueberreſte des Alterthums aus. Geht man weiter an den Ufern des Horyn fort, der oft
aus tiefen Schluchten herauf ſichtbar wird, ro kommt man an einen Mahlſtein , der den Namen Stoczyszcze (Ort des Sprungo)
Einhörnern gedenkt, die man bei Bahuryn und Zalin ausgeführt. Maleriſch ſchön , zum einſamen Sinnen einladend, iſt graben habe. Wenn man am Ufer des Horyn fortgeht, ſo er: blidt man vor dem Dorfe Cepcewicze , nicht weit von dem Städtchen Bereznica, ſchöne Bruchländereien, in deren Mitte der
Fluß gleich einem Bande dahin ſtrömt.
Sepcewicze iſt ein
der Ort. Der Horon fließt enggepreßt in einem Thale, und über ihm hängen verſchränkte Fichten, Eichen, Birken und dich :
1
*) Poleſiene, oder wie wir ſagen Podlachiens, von les, der Wald.
!
983
tes haſelgebüſcy ; ſeine Gewäſſer umfließen rings eine grüne, mit alten Eichen bededte Inſel, auf welche, wenn auch noch Vieh darauf weibete, eine Elegie ſich von ſelbſt ergäbe. Zum Ueberfluß hängt ſich daran auch noch eine Volfsſage, eine von
einem Grab am Wege. Das Grab war ganz zugeworfen mit Zweigen ; ich erfuhr, dieß fer der Begräbnißplaß eines Selbſt: mörders oder eines durch Zufall erſchlagenen Menſchen . Ge:
denen, wie ſie nur in Wolhynien das Volk zu ſchaffen vermag
wöhnlich begräbt man folche rac geſtorbene Perſonen auf
und in den langen Winterabenden zu erzählen verſteht.
Kreuzwegen oder an Straßen , und jeder Vorübergehende ſpricht ein Gebet für die Seele und wirft einen Zweig aufs
Der Sofate, der mich im Galopp davon führte, ſchüttelte,
als ich ihn abſichtlich nach dieſem Ort gefragt, den Kopf, und er war aus mit der poetiſchen Einfalt , die dem Ukrainer erzählen. zu inir er begann eigen iſt, der Ukraine gebürtig
„ D Herr ! wiſſen Sie denn nicht, warum der Ort Skoczyszcze heißt ?“ „ Nein ,“ entgegnete ich.
„Ich will es Euch erzählen. Hier hat ſich vor alter Zeit eine furchtbare Geſchichte ' zugetragen . Es war einſt ein ſehr ſchönes Mädchen und : zwei junge Leute waren in ſie verliebt ; fie warben um ſie, gaben ihr Geſchenke, und ſchickten Frei werber an ſie. Ob ihr aber ein böſer Geiſt das Herz beſchwor,
Als ich weiter tam , bemerfte ich ein kleines Streuz auf
Grab. Dadurch bilden ſich endlich ganze Haufen von Zweigen.
Das Kreuzchen war für einen armen Floßer errichtet worden, der im Horyn ertrant und hier begraben wurde. Ruhe dem Armen ! Gewiß fuhr er dahin, für Geld gemiethet, das man ſei nem Herrn bezahlt hatte, wie man ein Pferd zur Arbeit miethet ; er fab im Abfahren reine heimiſche Hütte, ſein Weib und ſeine Kinder am Ufer ſtehen , fuhr gehorſam ab und ertranf. Und der Herr beflagte den verlornen Frohndienſt, nicht den Men: ſchen , ſteďte ſein Geld ein , und entließ die Wittwe , um ihr Brod zu betteln. Was iſt das doch für ein poetiſches Land ! dachte ich im Weiterfahren ; — wie viele Ideen fann man hier doch auf dem .
oder ob das böſe Auge ſie verzaubert, ſie konnte keinen von beiden lieben, und konnte doch auch nicht beide abweiſen. Die Eltern fagten ihr täglich, ſie müſſe heurathen, und doch hatte
fie feine Luſt dazu. Denn in einem Bauernhauſe iſt es ein hartes Leben für eine junge Frau, der Frohndienſt, das Herren:
Wege fammeln – oder Gegenſtände zum Nachdenken : Nuinen von Paläſten , Grabhügel, Sagen welche ſchöne Bilder ! Je näher man Horodec fam , deſto munterer wurde alles,
denn das Volf iſt vermöglicher, die Wälder beſſer erhalten und
und wenn Gott Kinder gibt, ſo hat man nicht mehr
die Luft ſelbſt milder ; obwohl nun der Horyn weit links blieb,
Zeit, das Haupt hinzulegen ; doch aber wenn eins dem andern beiſteht, und die Leute fich lieben, ſo können ſie ein ſolches Leben ertragen, aber das Mädchen liebte feinen von den bei:
ſo that es inir doch nicht leid , denn ich ſah ſchon die Pappeln von Horodec , einen weißen Palaſt und andere Gebäude, ro
den, und auch ſonſt noch Niemand. Sie ſchob die Freier immer weiter hinaus, das einemal bis die Weberarbeit fertig , das andremal, bis ihre kleine Schweſter erwachſen rey ; endlich aber waren alle Mittel erſchöpft und ihre Eltern drängten, ſie
kannte Kreuz am Wege , die bekannten Fußſteige für die Spa: ziergänger , ſo viele theure , wenn auch nicht hiſtoriſche Erin
haus
-
wie ein langes Dorf zur Rechten ; ich bewillkommte das be:
nerungen .
( Fortfeßung folgt. )
mußte endlich mit denſelben zu Ende kommen. Da ergriff die Arme ein ſchlimmes Mittel , und als ſie einmal an dieſen Drt kamen, wo der Fluß zwiſchen den Schluchten , wie ihr ſeht,
Das Muſeum der Alterthümer zu Parma.
eine Aderlänge breit hinfließt, da ſagte ſie zu ihnen halb im
Dieſes Muſeum iſt ſehr reich, und beſteht größtentheile aus Gegen
Scherz, halb im Ernſt: „ wer von Euch über den Fluß ſpringt,
ſtänden , die in der alten Stadt Velleji, die einige Meilen yon Parma nach Piacenza zu lag , gefunden wurden. Die Nachgrabungen, die man
den will ich heurathen .“ Denn ſie dachte, die Freier würden fie fahren laſſen, wenn ſie ihnen dieß ſage. Sie aber gingen zur Kirche, ließen ſich, ohne etwas von ihrem Vorhaben zu
fagen , von dem Popen den Segen geben, füßten das Kreuz und
hier anſtellte , haben eine große Menge Alterthümer zu Tage gefördert,
worunter fich namentlich auch Fresken befinden. Von dem , was fort fchaffbar war , iſt ein großer Theil nach Parma gewandert, deſſen Mu
das Evangelium, gingen dann an's Ufer des Fluſſes , nahmen
feum ſich in mehrere Såle theilt ; der eine iſt den Inſchriften gewidinet,
Abſchied von einander und einer nach dem andern that den
in andern findet inan die Bruchſtüde der Architektur und Sculptur, eine
Sprung, beide aber fanden um des Mädchens willen den Tod
ſdyöne Münzſammlung u . ſ. w .
im Fluſſe. Als ſie dieß fal), rührte ſich ihr Gewiſſen , und fie
alten Statuen eingenommen , die meiſt aus Velleji ſind, aber der merk würdigſte Ueberreſt des Alterthums iſt die ſogenannte Tabula alimen. taria von Velleji. Sie hat den Namen daher , daß ſie eine Art Stif tungsurkunde für eine Anſtalt iſt, in welcher 280 arme Kinder genährt werden ſollen. Der Fonds dazu ward durch freiwillige Beiträge der
fühlte Leið um beide.
„„Zwei Seelen habe ich getödtet, jeßt will auch ich verloren ſeyn !" rief fie, und ſprang in den Horyn.
Bon daber heißt
der Ort Stoczyszcze ."
Eine beſoudere Galerie iſt von den
!
Schon hatten mich die Pferde weit fortgeführt , und im mer noch fann ich nach über dieſe feltſame, ro poetiſche, ſo traurige und ſo nationelle Saye. Ein ganzes Gedicht , oder wenigſtens ein ſchönes Lied ließe ſich daraus machen , um es
reichern Bürger zuſammengebracht und auf Güter hypothecirt. Dieſe
aber ganz ſchön zu machen , müßte man es in der hieſigen
gewiſſen Zwiſchenräumen , To daß die Zähne des einen Blattes in die
Pollsſprache ſchreiben .
freien Zwiſchenräume des andern paßten , was dem Zuſammenſchweißen
Tafel bildet ein länglichtes Viered von 8' 11" 5 ' ' Breite , 4' 4 " 4 "" Höhe und 23%."" Dide. Sie beſteht aus reche Blättern von verſchiedener Größe , die ſtark zuſainmengeſchweißt wurden, ihr Rand hatte Zähne in .
984 Dieſe Tafel inußte an einer Mauer befeſtigt ge
wieder offenere Stellen , deren Boden aber aus weichem lehm befteht.
weſen ſeyn. Die Inſchrift iſt in ficben Colonnen vertheilt , über denen
An ſolchen Orten bietet fich jedoch den Eiffen ein großer Vortheit
mehr Feſtigkeit gab.
der Titel in drei Linien die ganze Breite der Tafel einnimmt. Die Buchſtaben der erſten Linie haben 1 " 8 " " , die der zweiten 1" 1 " " , die der dritten 11"" Höhe. Alle andern Buchſtaben haben nur 5 " Höhe, mit Ausnahme der Initialen , die deren 6 haben. Die Charaktere Find mit dem Grabſtichel gearbeitet , die Orthographie in vielen Worten alt , tie Punctuation nachläfrig und die Abbreviaturen ſehr häufig.
dar , denn das Waſſer iſt da völlig füß , und die Tiefe des Fahrwaffers auch für ein ſchwer beladenes Boot mehr als hinreidend.
In einem
ſo niedrigen , mit dichtem Urwald bedeđten Sumpflande iſt an Quellen nicht zu denken , und ohne jene aus dem Innern abfließenden reinern
Gewäſſer würde unter Anderm bie Corsette Triton dort in große Ver legenheit gerathen ſeyn .
So weit die Unterſuchungen an dem niedrigen Theil der Weſtfüſte vorgerückt ſind, hat man als Hauptbeſtandtheil des bis zu den entlegenen
Die Südwefküfte von Ueuguinea.
Bergen faſt horizontal ausgedehnten Flachlandes einen blaugrauen lehm gefunden , der bald mehr Quarz- , bald mehr Kalftrümmer enthält.
Erſter Artikel.
Phyſiſche Beſchaffenheit.
Nur an den von der Meeresfluth unerreichbaren Orten liegt auf jener
( Fortſetung.) Sowohl in den Canälen zwiſchen den Inſeln, als auch entlang der ſteilen Küſten iſt das Fahrwaſſer aller Orten ſehr tief. An Bord des Triton erreichte man faſt nirgende bei 50 bis 90 Klaſtern den Boden,
Unterlage eine ſpärliche Schicht von Pflanzenerde, anderwärts iſt jener
Geſchichte der Entdeckung.
und oft ſelbſt an ſolchen Orten nicht, wo man nur eine Kabeltaulänge vom Ufer entfernt war. Weiter nach Süden nimmt aber dieſe Meeres tiefe ſo ſchnell ab , daß man dem flachen Ufer nur mit Vorſicht und unter anhaltendem Sondiren folgen kann , ohne ihm je näher als eine .
engliſche Meile kommen zu dürfen. Inſeln find an dieſen Küſten ſelten, dafür aber fehlt es nicht an theils verborgenen , theils hervorragenden Sandbänken.
Solche liegen durchgehends an der Mündung der Flüſſe
und verſchließen dieſe den größern Fahrzeugen. Bisweilen verrathen ſie
Boden weich und fothig. Die oben beſchriebene nördlichere Küſte hins gegen , die , mit Klippen umringt, in ſteile oft höhlenreiche Feldwände ſchnell emporſtrebt, iſt überall, wo die Abſchüſſigkeit nicht gar zu groß iſt, mit einer siden Lage von vegetabiliſchem Erdreich bedect. Das Küſtengebirge gehört der Forination des Jurakalks an, der in den höhern Regionen zu einem ſehr charakteriſtiſchen Juradolomit wird. Solche Felswände befiten nicht ſelten eine glänzend weiße Farbe , und find in
ihren untern, braungrauen Schichten reich an Verſteinerungen, die meiſtens nur von Schalthieren herrühren , an einem Orte aber auch Keſte einer großen vorweltlichen Eidech ſe darboten. Im Innern muß es Berge mit anſehnlichen Schichten on verhärtetem Thon geben , indem der Boden
ſich nur durch ſtärkere Bewegung des Waſſers, allein bei irgend unge=
aller Flußmündungen aus thonigem Schlamın beſteht. Zu dieſer Skizze
ſtümer Witterung erhebt fich auf ihnen eine ſehr heftige Brandung.
eines allerdings unintereſſanten geognoſtiſchen Verhaltens iſt noch hinzu
An der äußerſten Südſpiße der Inſel , wo das Küſtenland überhaupt ſehr
zufügen, daß die Holländer bei den Eingebornen von Utanata abgerundete
niedrig und moraſtig iſt, erſtreďt fich eine breite Schlammbank von der Prinzeſſin Marianen -Straße bis zum falſchen Cap. Die Flußmündungen find zum Theil von po anſehnlicher Breite , daß man den Urſprung der größern Gewäſſer tief im Innern vermuthen muß. Der einzige von den holländiſchen Erpeditionen mit Genauigfeit unterſuchte Fluß Utana iſt an ſeiner Mündung eine engliſche Meile breit , wird aber landeinwärts immer tiefer. Es iſt durchaus nicht unwahrſcheinlich , daß manche dieſer
Geſchiebe von einem hellgrauen , der Grauwade ähnlichen Sandſtein vor fanden , welche theils als Schleifſteine, theils als Ballaſt für die Boote benuft , ,unbezweifelt aus dem Innern herbeigebracht waren . Nicht
ſogenannten Flüffe ſpäter als Meeresarme und Straßen erfannt werden dürften, und fonach ein anſehnlicher Theil des jeßt für eine große Inſel geltenden Neuguinea in einen Archipel zerfiele. Etwas Aehnliches hat ja auf der weſtlichen Halbfugel hinſichtlich des Feuerlandes und des füd ligſten Patagoniens bereits ftattgefunden , ſeit King , Stokes und Fiproy dort zahlloſe Meeresarme entdeďten , welche, tief in das Innere ein
dringend, einen mächtigen Archipel herſtellen.
Man hat fogar Grund
zu vermuthen , daß durch den ſüdlichen Theil Neuguinea's ein tiefer Canal fich zieht, der, zu beiden Seiten mit dem Ocean verbunden, alle
Verſuche , die höchſt gefährliche Torresſtraße zu beſchiffen , überflüſſig machen würde . Für die Verbindung des weſtlichen Nenholland mit Indien wäre dieſes ein nicht zu berechnender Vortheil. Der Anblid
dieſer Flußmündungen iſt aber weder einladend noch maleriſch.
Die
Ilfer find flach und ſo niedrig , daß fie, häufig überfluthet, weite Moräfte darſtellen , über welche nur an wenigen Orten fich geringe und trocken bleibende Anhöhen erheben . Ununterbrochen zieht ſich an ihnen eine
niedrige , aber undurchdringliche Waldung hin , über welche nur weiter landeinwärts einzelne arke Bäume hervorragen. Nur wo kleine Flüffe dieſe Ufer durchbrechend in die Ströme einmünden , zeigen fich hin und
minder wurden Veile aus ſeinem ſehr feinkörnigen graublauen Horis
ſtein bemerkt , denjenigen in allen Hinſichten ähnlich , welche auf vielen Inſeln der Südſee gebräuchlich find. An den Ufern Ser Prinzeſſin Marianen - Straße fand man einzelne Stüde einer ſehr poröſen und leichten vulcaniſchen Schlacke, die, aus andern Gegenden ſtammend, hier angeſpült worden war.
Sand iſt nur an wenigen Orten bemerkt worden .
In den etwas höhern Ufern derſelben Gegend entdedte man einige Stüße (Portiefung folgt.) Naſeneiſenſtein und Bohnerz . liliputiſche& Dampfboot. . Die Bewohner von Lincoln ſaben fürzlid, mit Erſtaunen in ihrem Hafen ein ganz kleines Dampfboot, das nach neuen Grundfäßen eingerichtet war , ankommen . Da man keine Räder ſåh , ſo glaubte man , die bewegende Kraft ſey die archimediſche
Sdraube , dem iſt aber nicht alſo , fondern die Erfindung iſt neu , und hat manche Vortheile vor der archimediſchen Schraube voraus . Hinten find zwei kleine Schaufeln , und der Mechanismus wird in Bewegung
geſept dur. Treibriemen und Frictionsrollen , die in einer Art geſtellt find , daß die Abnüfung vermieden wird. Dieß zierliche kleine Dampf boot iſt nur 26 lang und 5' breit , hat nicht ganz drei Tonnen Träch
tigkeit und die Kraft der Maſchine iſt nicht ganz eine Pferdefraft. Bei ruhigem Wetter legt es 7 engliſche Meilen in der Stunde zurück, und zwar, was ein ungeheurer Vortheil bei der Beſchiffung von ſchmalen Flüffen und Canälen iſt, ohne Wellenſchlag zu veranlaſen . Der Ers .
finder iſt Hr. Barland von Greenwich. Das Miniaturdampfboot hat auch ſchon eine Meerfahrt von London bis Nottingham beſtanden , und alle Sicherheit großer Schiffe dargeboten. ( Echo du Mondo Savant vom 21 Auguſt.)
Di ünchen, in der Literariſch -Artiſtiſchen Angalt der I. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann.
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Ausland..
Tagblatt Ein & für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 4 September 1841 .
Verhandlungen der engliſchen Uatarforſcher geſellſchaft. In der Section der Zoologie und Botanit betrifft das erſte Memoire die geographiſche Vertheilung der Thiere in Neuhol: land von Hrn . Gray. Dieſes iſt nach den von dem bekannten Hrn. Gould gemachten Sammlungen verfaßt, und die Beob:
achtungen eines Hrn. Gilbert aus Weſtauſtralien ſind nebit mehreren andern dabei benüßt. Aus dieſen Materialien geht hervor, daß man jeßt in Neuholland 94 Arten von Säugethieren kennt, die zu 33 Gattungen gehören. Davon gehören 70 Arten und 21 Gattungen zu den Beutelthieren , welche alſo
domyia tritici ) zu unterſtüßen. Er hatte aus den Scheunen der Nachbarſchaft mehrere hundert Larven geſammelt , indem er den Spreu durchſuchte, ' unmittelbar nachdem das Korn aus: gedroſchen worden war ; aber es war ihm nicht gelungen, eine
einzige Fliege auszubrüten. Ein Hr. Curtis war eben ſo wenig zum Ziel gefommen. Die Frage, auf welche er die Aufmerf: ramfeit der Naturforſcher zu richten bemüht war, beſtand dar in, ob die Fliegen, welche in der erſten Woche Junius in My: riaden erſcheinen , und dann ihre Eier in die Weijenähren legen , aus Larven entſprangen , welche im Boden lagen und
dort in den Puppenſtand übertraten, oder aus Larven, die in großer Menge im Korn hauſen und in den Aehren verborgen
durchaus die Hauptrolle ſpielen ; 3 Arten und 2 Gattungen
liegen.
gehören zu den bis jeßt noch ſo wenig bekannten Monotremen, 8 Arten und 4 Gattungen ſind Fledermäuſe, 2 Arten und
wichtig, indem die Möglichkeit, dem Schaden entgegenzuarbeiten ,
2 Gattungen ſind fleiſchfreſſende Thiere , nämlich der Hund und der Nobbe, und die übrigen 11 Arten und 4 Gattungen ſind
Er hält die genaue Beſtimmung dieſes Punfts für
davon abhänge.
Auf die Frage eines Hrn. Webb Hall, ob
Profeſſor Henslow die Weizenfliege' als die Urſache oder als die
Mäuſe. Eine dieſer Mäuſearten findet ſich auf Norfolk, wo ſie
Folge des franken Zuſtandes der Pflanze betrachte, erflärte ſich leßterer durchaus für die erſtere Anſicht. Ein Hr. Taylor be
das einzige Säugethier iſt. Dieſe ſeltſame Thierwelt wird noch
merfte , die amerifaniſche philoſophiſche Geſellſchaft hätte fürz
ſeltſamer , wenn man die Vertheilung betrachtet , von der ſich
lich etwas über den Gegenſtand befannt gemacht, Hr. Prof.
freilich, da man das Land noch ſo wenig fennt , quch nicht ſehr Genslow erwieberte aber, das amerikaniſche Inſect rep die ſo viel ſagen läßt. Indeß iſt es doch wunderlich, daß von den 94 Arten ſich 58 in Neuſüdwales finden, und davon 41 dieſer Colo nie eigenthümlich ſind; von 12 Arten in Südauſtralien ſind 6
dieſem Landſtrich (der doch auch zum Darlinggebiet gehört) eigenthümlich. In Weſtauſtralien, das freilich von allen andern Colonien entfernt liegt, finden ſich 19 Arten , darunter 12 ei:
genthümlich, und an der Nordweſtküſte hat man bis jeßt 5 ge: funden, von denen nicht eine einzige lich auch in andern be: konnten Landtheilen finder. Von 21 Arten in Vandiemens:
land gehören nicht weniger als 11 dieſer Inſel beſonders an. Prof. Owen bemerkte , daß einem neuern holländiſchen Werfe
genannte Hellenfliege, und von der Weizenmüde verſchieden . *
Dr. Lanfeſter theilt einige Nachrichten über das Borhanden: ſeyn organiſcher Stoffe in Mineralwaſſern mit. In den Schwe: felquellen des Leithfluſſes in der Nähe von Edinburgh hatte er Conferva nivea gefunden, eben ſo in mehrern andern Mineral quellen. Zu Moffat in Dumfriesſbire fand er die Subſtanz, die man mit dem Namen Glairine bezeichnet, in großer Menge,
und überzeugte ſich von ihrer organiſchen Natur. Eben daſelbſt fand er auch einen blaßrothen Niederſchlag an dem Abzugs graben außerhalb der Quelle , unterſuchte denſelben mit dem
Chatſache wurde aber noch bezweifelt. (Siehe hierüber die
Mikroſkop und fand , daß er von einem Thierchen erzeugt wurde, das den Charakter einer Monade hat, und nicht über
unten folgende Angabe über Neuguinea .)
1/15000 Zou did iſt.
zufolge ein Stänguru in Neuguinea gefunden worden tey , die
*
Prof. Henslow fordert die Geſellſchaft auf, ihn bei ſeinen
Ein Capitán Widdington las über die Gewohnheiten der
Verſuchen über die Naturgeſchichte der Weizenmüden (Ceci:. | Aale und andern Süßwaſſerfiſchen in Oeſterreich. 247
Wir über:
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gehen die Details dieſer Angabe, die wohl in Deutſchland meiſt befannt ſind, und heben nur zwei Puntte aus , nämlich, daß der Aal beſſer als andere Fiſche hören, und zweitens, daß nach
die Mitte oder gegen das Ende des Jahres 1839 die Ausführ : barkeit des plans beſprachen. In einer lebensluſtigen , glänzenden Stadt , wie Floreng,
der Angabe eines Srn . Couch der Aal in Jamaica giftig
finden fich ſtets Leute von mehr als zweideutigem Charakter,
feyn ſoll.
und das Jahr 1839 bildete in diefer Beziehung feine Aus:
Die faſhionable Gannergeſellſchaft . ( Fortſeßung. ) dieſer tiefverzweigten Verſchwörung Detail Ehe wir in das
nahme gegen ſeine Vorgänger. Unter allen Charakteren der Art aber waren die ausgezeichnetſten der Marquis v. Bourbel
und Cunningham Graham von Gartmore.
Ueber Bourbels
Familie iſt wenig mit Sicherheit bekannt : er ſelbſt behauptet
zwar, ſeine Familie Tep, wie die der Barras, „fo alt, als die eingeben , müſſenwir bemerfen , daß der Zweet nichts Geringeres Felſen -der Provence ;", das ſcheint aber eine der beliebten Ueber: war, als die vornehmſten europäiſchen Banfiers um etwa eine treibungen geweſen zu ſeyn , in denen dieſer gewandte Mann Million Pfund Sterling zu prellen , und nach geſcheheuer That ſich gern erging . Wahrſcheinlich gehörten die Bourbels zu den nac , Amerika, Algier, Indien oder Aegypten zu entfliehen . Gentillards , oder dem kleinen Adel der Normandie, und Dieß ſollte durch Nachmachen von ſogenannten Circularcredit: gewiß iſt , daß der Name de Bourbel in den Adelsbüchern briefen geſchehen , die jährlich zu vielen Tauſenden von ver: Frankreichs nicht vorkommt. Doch wie dem auch feyn mag, Ichiedenen Banfiers in London ausgegeben werden ; ſie ſind in Hr. v. Vourbel trat noch jung unter ſehr günſtigen Verhält: ihrer Abfaffung alle ziemlich gleich , die Räume für die Zahlen niſſen auf den öffentlichen Schauplak , nämlich als Attaché des und den Namen des Inhabers, ſo wie für die Signatur des Hrn. Hyde de Neuville , während feines Botſchafteramts in Banfiers ſind leer gelaſſen . Das Londoner Banfierhaus, deſſen Liſſabon . Wie lange Hr. v. Bourbel der Botſchaft beigegeben Namen man bei dieſer Prellerei benüßen wollte, war die Firma blieb, können wir nicht mit Sicherheit angeben, gewiß iſt aber, Glyn, Halifar, Mills und Comp. Die Creditbriefe dieſer Firma daß er ſie nicht mit freiem Willen , ſondern auf die perempto : ſind ſo ziemlich auf die gewöhnliche Weiſe geſtochen , auf dicem riſche Forderung Hrn. de Neuville's verließ. Später wurde Papier und etwas länger als ſonſt gebräudòlich. Dieſen Credit: er , fo viel befannt , der franzöſiſchen Geſandtſchaft in Stopert: briefen ſind die Initialen der Firma vermittelſt eines Stem- hagen beigegeben , verließ aber dieſen Ort vor ſeinem Duell pels aufgedrüct, und unter dieſen iſt ein leerer Raum für die mit Hrn. Haidé , einem gebornen Griechen , welcher unglüt: Zahlungen, welche von den Banfiers auf dem Sontinent ge- licherweiſe in demſelben umfam. Nach dieſem unglüdlichen 1
macht und angemerkt werden , bis der Creditbrief gänzlich er:
fchöpft iſt. Einen Theil des Creditbriefs bildet eine Namensliſte
Vorfall wurde sr. v. Bourbel ziemlich allgemein als ein Spie ler , Duellant und Roué betrachtet, und man weiß , daß er endlich ein Mitglied der geheimen franzöſiſchen Polizei wurde, .
der bedeutendſten Städte Europa's ; ſie beginnt mit Abbeville und endet mit Zante. Neben dieſen Ortsnamen ſtehen die. Correſpondenten der Firma . Wie der Plan zuerſt entſtand, läßt ſich nicht mit Sicherheit angeben, um aber einen ſolchen
auszuführen , waren vor allem zwei Dinge nöthig : erſtens, einen Banfier auf dem Continent in das Intereſſe zu ziehen , der einige alte Circularbriefe des Hauſes Glyn und Comp. beſäße, und den Verſchwornen unter der Hand mit ſeinem Nath und ſeiner Er: fahrung unterſtüßen fönnte ; zweitens mußte einer der Be :
wozu er ſich durch ſeine verbindlichen Manieren, ſeine Kennt: niß der Sprachen , der Welt und der vornehmſten Perſonen
Europa's vorzüglich eignete ; denn mit einem angenehmen Aeu: Bern , gefälligem und geſchliffenem Benehmen verband Hr. de Vourbel noch manche andere Vorzüge : er ſprach vier europäis ſche Sprachen mit Leichtigkeit und Geläufigkeit , war viel ge reist, und beſaß in nicht gewöhnlichem Grade das Talent ei nes angenehmen Erzählers .
Seinen Geſchmad in Gegenſtän :
theiligten nach London geben,bei dem Hauſe Glyn und Comp. den der Kunſt hatte er durch Studium und Beobachtung aus: eine gewiſſe Summe niederlegen, um einen Circular- Creditbrief gebildet, war ſelbſt kein ſchlechte Zeichner malte r
zu erhalten , um vermittelſt desſelben Abdrüde zu machen , und
,
nicht übel in
einen Stempel zu fabriciren, um die Buchſtaben G H M u.
Del, und verband damit noch das weit gefährlichere Talent ei nes vollfommenen Caricaturiſten . In männlichen Uebungen
Comp. beidruđen zu können. Zwei andere nicht minder wichs
zeichnete er ſich gleichfalls aus; er ritt , tanzte und focht mit
tige Zwede hoffte man gleichfalls durch dieſe Reiſe nach London
ungewöhnlicher Geſchidlichkeit, und hatte , wie wir bereits ge
zu erreichen , nämlich ſich eine hinreichende Menge von deni Papier zu verſchaffen , auf welches dieſe Circular:Creditbriefe
ſehen , mit nur allzu ſicherem Blid einem Gegner das Leben ge nommen. Bei einem ſolchen Manne muß die Galanterie zu den
von Glyn und Comp. gedruct waren, und das, wie ſchon be: merft, etwas länger und diđer war, als gewöhnlich ; zweitens
ernſteren Lebensbeſchäftigungen gehören , und die Chronique ſcans daleuſe von Paris erzählt in dieſer Beziehung Dinge , welche
aber jeden Verdacht des Betrugs einzuſchläfern durch den Um:
weder dem Tact noch der Moralität dieſes „ Fanfaron des crimes ſehr zur Ehre gereichen . Um das Jahr 1832 heurathete Bourbel eine engliſche Dame von bedeutendem Vermögen, da er aber um oder nach dieſer Zeit nicht mehr wohl in Paris bleiben konnte, indem fein Ruf ſelbſt in dieſer laren Hauptſtadt völlig zu Grunde
ſtand , daß einer der Verſchworenen einen ächten Creditbrief dieſer achtbaren Firma beſaß. Es iſt nicht wohl anzugeben ,
wann die erſte Idee dieſes ſchlauen Betruges entſtand ; wahr: ſcheinlich iſt aber, daß man lange ſchon darüber brütete, und gewiß iſt, daß zwei, vielleicht drei Individuen zu Florenz um
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gerichtet war, ſo ging er vermuthlich nach England , und Ende 1833 oder Anfang 1834 mit ſeiner Frau , die inzwiſchen Mutter von zwei oder drei Kindern geworden war, nach Flo:
Tenz, wo er bis zum Frübiahr 1838 blieb, und dann ſich nach einer Villa in der Nähe von Livorno begab. Wie die ehelichen Verhältniffe Bourbels ſtanden , gebört nicht hieber, und wir bemerken bloß , daß er an den Berſtreuungen und Intriguen einer Stadt, wie Floreng, lebhaften Antheil nahm und daß er allgemein für einen gewandten und angenehmen Mann, aber in jeder Beziehung für ein mauvais sujet galt. Im Frühjahre 1838 verließ er Florenz mit dem Kammer : mädchen ſeiner Frau oder einer Dperntängerin , als feine Frau im leßten Monat ihrer Schwangerſchaft war . Seine wieder: holte Untreue , die allgemeine Mißachtung, in welche er gefal len war, und dieſe leßte Infamie, die ſie im Augenblic ihrer Niederkunft erfuhr, verſekten ihr einen Stoß, von dem ſie ſich nicht mehr erholte ; ſie ſtarb im Kindbett. Der öffentliche Un:
Bogle zu ihm tam. Dieſer war aus Glasgow, der Sohn eines mit Weſtindien handelnden Kaufmanns, welcher wenige Jahre zuvor geſtorben war, und deſſen Wittwe fidh mit Graham zum zweiten Mal verehlicht hatte. Sr. A. G. Bogle trat zuerſt in die Marine, und diente hier bis zum Rang eines Lieutenants. Er iſt ſeit mehreren Jahren auf Halbſold . Um das Jahr 1834
trat er, vermuthlich auf Betrieb feines Schwiegervaters, als Commis in Dienſt des Banfiers Johnſtone, und als dieſer fals lirte , errichtete er ein eigenes Baufierhaus im October 1837. Dieß dauerte jedoch nur ſehr kurz, denn im November ded : ſelben Jahres trat er in Compagnie mit den HH. Kerrich und M'Carthy, welche Verbindung jedoch am 11 Mai 1840 auf: gelöst wurde. Dieſe drei, Bourbel, Graham und Bogle, fcheis nen die urſprünglichen Hauptperſonen des Drama's. (Fortreßung folgt.)
wille ſprach ſich nun ſo ſtark aus , daß de Bourbel ihm nach : geben mußte, und ſich mit ſeiner Familie nach der Villa Mi: cali, einem Landhauſe in der Nabe von Florenz , zurüdzog.
Hier blieb indeß unſer Held nicht immer allein , denn hie und da beſuchte ihn ein bemerkenswerther Mann, ein gewiſſer Cun: ningham Graham , ehemals von Gartmore in Schottland , der aber damals, wie jeßt noch, ſeine Heimath und fein Vaterland meiden mußte.
Graham war aus einer alten Familie, und beſaß ein an: fehnliches Vermögen , batte aber nicht bloß den Ruf ſeiner Ah nen beflect, ſondern auch fein großes Vermogen verſchleudert. Um das Jahr 1828 verließ er Schottland , um ſeinen Gläubi:
gern auszuweichen , und ging nach Brüſſel. Hier blieb er indeß nicht lange, denn 1829 befand er ſich in Tours, und im Jahre 1832 oder 1833 ließ er ſich in Florenz nieder mit ſeiner Frau, en der Mutter des oben erwähnten Hrn. Bogle aus ihrer Ehe, zwei Töchtern und einem Sohne , Namens Alerander. Graham war ein Mann von vieler Bildung, aber kalt, ſchlau berechnend und unehrenhaft ; er beſaß einen feinen Geſchmad in den ſchönen Künſten , hatte viel geleſen, und ein von Natur gutes Gedächtniß noch durch Uebung geſteigert ; reine Haupt:
ſtärke aber war in ſeiner mechaniſchen Fertigkeit : er war ein portrefflicher Drechsler , und verfertigte ſelbſt mit einem aus: nehmenden Scharfſinn die Werkzeuge , welche er nadyber an: wandte , um nicht nur Copien der ſeltenſten Stiche von Ra phael Morghen , ſondern ſogar die ausgezeichnetſten Meiſter: werke von Domenichino und Guido Reni nachzuahmen. Hätte er ſeine Kunſt und ſeinen Scharfſinn darauf beſchränkt , ſo hätte ihn Niemand tadeln können ; allein aus dem Verfolg wird erhellen , daß er ſeine Werfzeuge nicht bloß brauchte, um Kupferſtiche und Bilder , ſondern auch um Signaturen von Bankiers nachzuahmen. Wir haben oben bemerkt, daß Gra ham im Jahre 1832 oder 1833 , de Bourbel im Jahre 1833 oder 1834 in Florenz ankam. Wann und wie beide init ein: ander bekannt wurden , iſt nicht genau befannt , wahrſcheinlich aber nicht lange nach de Bourbels Ankunft. Graham war noch
nicht lange in Florenz , als auch ſein Stiefſobu Allan George
Miſſionsthätigkeit in Meſopotamien. Der glüdliche Erfolg , welcher der Miffion der Geſellſchaft gut Förderung chriſtlicher Erkenntniß an den Patriarchen der chaldäiſchen Chriſten in Kurdiſtan
in der Perſon der 66. Ainsworth und Raf
zu Theil wurde, eine Miſſion, die ihren Urſprung in der erſten Euphrat -Erpedition hatte , erwedte das größte. Intereſſe unter allen denen , welchen das Schidſal der chriſtlichen Nationen im Orient am Herzen liegt ; einen beſondern Eindrud aber machte fie auf die einander entgegengeſepten Glaubensbekenntniſſe in den Vereinigten Staaten , denn fam
von einem derſelben beſteht bereits eine Miſfion zu Urumiah ganz in der Nähe der chaldäiſchen Bergvölfer. Zwei Miſſionen ſind nach Moſſul dieſes Frühjahr und dieſen Sommer gekommen . Die erſte beſteht aus
zwei Geiſtlichen, von denen der cine in dieſer Hauptſtadt Meſopotamiene bleibert, der andere ſeinen Wohnſit im Gebirge nehmen fol . Dieſe
beiden find Congregationaliſten , und ein dritter , Dr. Grant , der fich .
ſchon durch ſeine Arbeiten unter dieſem intereſſanten Volfe ausgezeichnet hat , verließ fürzlich Konſtantinopel, um ſich wieder dahin zu begeben.
Auch die biſchöfliche Kirche in Nordamerifa war nicht unthätig , und Hr. Southgate , befannt durch ſeine Reiſebeſchreibung , iſt bereits zu Moſſul angekommen , und hoffte den chaldäiſchen Bifchof zu verinögen, feine chriſtlichen Vrüder in der neuen Welt zu beſuchen. Hr. Maſſam , der bekannte Gefährte Ainsworths, iſt engliſcher Couſul zu Moſſul, wo
er alles thun wird , um die angeknüpften freundſchaftlichen Verhältniffe Ein gelehrter Geiſtlicher aus Orford hat ſich erboten,
zu unterhalten.
als Miffionär zu jenen Bergvölkern zu gehen , und der Aufenthalt eines
engliſchen Biſchofe im Mittelmeere wird gleichfalls in dieſer Beziehung von Nußen ſeyn. (Litt. Gaz, vom 21 Auguſt.)
Die Südweſtküfte von Meuguinea . Erſter Artitel .
Geſchichte der Entdeckung.
Phyfiſche Beſchaffenheit.
( Fortſefung.)
In den niedrigern nach Süden gewendeten Landſtrichen iſt die Vege tation faſt eben ſo einförmig als die Bodenbildung. Zwiſden dem
988 dichten , aber unſchönen Bufchwalbe wird faſt nirgends ein Fahler Fled
ftdytbar, und daher erſcheint das üfer wie mit einer gleich hohen grünen Tapete umſchloſſen. Hohe Bäume, fühner hervortretende Gruppen werden
fo viel Schnelle und Kraft, daß die Hollander lange Zeit das Geräufo des Trittes und Sprunget des Caſuars von einem unbekannten großen Säugthier herleiteten . An den Flußmündungen hat man oftmale große
nur erſt da, bemerklid , wo weiter nördlich der Boden ungleicher fich
aus Lehm und dürren Blättern zuſammengefnetete Haufen gefunden,
ethebt, Felſen nach und nach hervortreten und endlich zu ſteilen Wänden
welche nach Ausſage amboiniſcher Matroſen das Neſt der Maleos , großer Hübnerartigen Bögeln , ſeyn follen , aber gerade hiedurd Verwunderung erregen , indem bekanntlid Vögel diefer Familie ſonſt nirgende Kunſt
fich berbinden . Jene moraftigen Uferwaldùngen beſtehen zum großen Theil aus denſelben Gewädſen, welche im ganzen indiſchen Archipel und an der Küſte von Neuholland gleiche gebildetes Band überziehen. : Die Wurzelbäume (Rhizophoren ) ſpielen auch hier eine große Rolle , und umgeben als äußerſter Saum mit ihrem unheimlichen Didig die flache Küfte. ,, Schöner iſt die Pflanzenwelt der nördlichen Gegenden , aber ſie
trieb verrathen . *)
Einer dieſer Baue maß 22 Fuß im Umfreiſe und
hatte 7 Fuß Höhe. Die Geſtalt glich derjenigen eines ſtumpfen Regels. In feinem Fall war ein Zugang zum Innern zu entdeden , vielmehr fdien diefes nirgendo hohl zu feyn .
befriedigt dennoch den Botaniker nicht ganz, indem ſie meiſtens mit jener
Dem feuchten Klima iſt die Menge der Amphibien angemeſſen, unh
der genauer durchforſchten Sunda - Inſeln zuſammenfällt. Daß die erſte holländiſche Niederlaſſung auf Neuguinea in vortheilhafter Gegend ans gelegt ſey , *) ergibt ſich aus der dort beſonders großen Kräftigkeit des
zumal finden zahlreiche Froſdarten in den unüberſeblichen Sümpfen des
Waldwuchſel. Stämme von einhundert und mehr Fuß fenkrechter Höhe find da keine Seltenheiten , und unter dieſen ſind viele ſchäßbar durch Härte und Färbung ihres Holzes oder durd) Nugbarkeit der Früchte, ſo wie anderer Theile. ' An Palmen der herrlidften Geſtalt herrſcht zumal
Ueberfluß, und der koſtſpieligſten - und mühſamſten aller Zweige der Blumencultur , ber Cultur paraſitiſcher Gewächſe, werden, wenn ander8
dieſe Liebhaberei noch lange fich erhalten ſollte, die Wälder Neuguinea's künftig die reichlichſten Beiträge liefern. Man iſt gewohnt bei Nennung des bisher ſo wenig gekannten Neu guinea faſt ſogleich an jene Wundervögel zu denken , die ehedem zu wunderlichen Fabeln Veranlaſſung gaben , und von Naturforſchern des 17ten Jahrhunderts ernftlich als überlebende Weſen des lange unter gegangenen Paradieſes angeſehen wurden . Natürlich genug ſchließt man yon jener ſo beſondere gebildeten nur Neuguinea und wenigen Nachbar inſeln eigenthümlichen Thiergruppe auf gleiche Schönheit und Wunder barkeit der übrigen Geſchöpfe. Durch die umſtändlichen , leider durch viele Zeitføriften zerſtreuten oder in ſehr koſtbaren Werken aufbehaltenen Arbeiten der holländiſchen Gelehrten gelangt man indeſſen zu dem Schluß,
Küſtenlandet paſſende Wohnorte. Giftpflanzen find glücklicherweiſe ſelten , aber Laubfröjde lärmen unaufhörlich in den Baumzweigen. Einer der ausgezeichnetſten , von dunkelblauer Farbe , beſigt eine ſo Fräftige und tiefe Stimme , daß man in einiger Entfernung ſeinen Nuf mit dem ſcharfen Krächzen der Krähen verwechſeln kann. Auch an Schildkröten
bemerkt man Ueberfluß, beſondere an der gewöhnlichen grünen , weldhe als wahrer Kosmopolit über alle Meere der tropiſchen und ſelbſt der gemäßigten Klimate verbreitet iſt. Die Carettſchildkröte iſt aber durch anhaltende Verfolgung ſo ſelten geworden , daß die Eingebornen ſie mit Mühe und Sorgfalt aufziehen , um das Schildpatt zu erhalten. Die Fiſche weichen von denjenigen ber Sunda - Inſeln wenig ab , indeſſen findet ſich ein Periopthalmus hier in unglaublicher Menge, der theils
durch ſeine ganz ungewöhnlichen Körperumriſſe, theils durch den Bau ſeiner Augen in Verwunderung feßt. Dieſe ragen nämlich wie kleine Hörner oder aufgerichtete Ohren über den Kopf hinaus , ſind ſehr bez weglich, und bliden mit ganz beſonderem Ausdrud von Ernſt und Auf merkſamkeit immerdar im Kreiſe umher. Bei niedriger Ebbe bemerkt man Schaaren dieſer Fiſche auf den entblößten Schlammbänken , über welche fie langſam fortfriechen. Sobald aber etwas im geringſten Vers
daß die Thierwelt jener Inſel durchaus nicht ſo charakteriſtiſd , noch ſo
dächtiges fich naht, heben ſie die Köpfe hoch und frei in die Luft empor,
artenreich iſt, wie man vorausfeste. So find 3. B. den Holländern
chauen fid prüfend um , und flüchten beim Annahen eines Feindes mit
yur ſechs Arten von Säugethieren bekannt geworden , die , obenein alle der Claſſe der Beutelthiere angehörend , an die Nähe Neuhollands er innern und alle bon geringer Größe ſind. Weit anſehulicher iſt der Neidthum an Vögeln ; in gewiſſen Beziehungen übertrifft die ornithos logiſche Fauna dort diejenige einiger ſonſt begünſtigten Inſeln von Auſtralaſien . Eine wichtige Stelle gebührt den mannichfachen und zahlreichen Papagaien . Einer, der gehaubte Papagai , aus deſſen langen Sdwung federn die Eingebornen zierlichen Kopfſchmud verfertigen , fliegt überall in dichten Schwärmen herum. Ueberraſchend iſt die Stille, welche ent ſteht, ſobald eine jener dyneeweißen lautfreienben Schaaren einen Fruchtbaum erreicht und auf ihm ſich niedergelaſſen hat. Ju einiger Entfernung erſcheint die grüne Baumfrone' dann wie mit zahlreichen ,
kurzen Sprüngen dem Waſſer zu . (Schluß folgt.)
Miscellen . Ein Leuchtthurm von gegoffenem Eiſen iſt jeßt in London der Vollendung nahe. Er ſoll auf dem gefährlichen Felſenriff zu Morant Point auf Jamaica aufgeſtellt werden .
Seine Höhe beträgt 100 Fuß
und ſein Durchmeſſer am untern Ende 18%. (Exam . 21 Aug.) Das größte Zeitungsblatt. Die Amerikaner ſcheinen ganz verſeffen auf den Ruhm , das größte Zeitungeblatt zu liefern. Nach der
New World , die ſchon groß genug iſt, und einigen andern minder bes kannten erſcheint jeßt die Boston Quadruple Notion, welche 8 Fuß hoch und 5 Fuß breit iſt. Die Größe des Blattes beträgt ungefähr das Fünffache des Morning Chronicle, und dasſelbe enthält 96 etwa 4 Fuß .
aber mächtig großen Blumen von weißer Farbe bededt. Aus den haar
förmigen Federn des Caſuar weben die Papus künſtliche Armbänder, Gürtel u . dgl. Obſchon dieſer Vogel nicht ſelten iſt, ſo wird er dennod) nicht oft erlegt. Sein feines Gehör paart ſich mit angeſtammter Vorſicht und Schlauheit, und veranlaſſen ihn die Flucht zu ergreifen , lange ehe
der Jäger auf Schußweite gelangt iſt. Das Davonlaufen geſchieht mit *) Bekanntlich iſt ſie aber in neueſter Zeit verlaſſen worden .
A. d. R.
lange Columäen , 34,560 Worte uud 1,460,000 Buch haben , was alles für 25 Cents (36 kr.) verkauft wird. *) Es könnte der auch in dieſen Blättern mehrfach erwähnte ſogenannte brushturkey ( Buſchtrutbahn ) regn. A. d. R.
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlider Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr . 248 ..
Das
Ausland. Ein Tagblatt für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 5 September 1841 .
Die Beajus in dem Reich Banjer - maffing auf
fünf bis rechs Tage mit Gaſtereien und Luſtbarkeiten verbracht,
Borneo.
welches bei ihnen „ Kandia tiwah" genannt wird. Während dieſer Zeit iſt es einem Jeden verboten, an dem Hauſe vorbei:
(Von M. H. Halewyn , vormaligem Neſidenten daſelbſt.) In Nr. 153 und 154 des Auslands vom vorigen Jahre findet ſich ein Aufſaß über die Dayaks auf Vorneo , welcher
zugehen, wo ſie ſich verſammelt haben , welches Verbot durch ein beſtimmtes Zeichen befannt gemacht wird , beſtehend in ei: nem aus Holz geſchnißten Meſſer, Dolch und Lanze, welche an
ſich faſt nur über die Blutdürftigkeit und Raubluſt dieſer in:
einer Stange gebunden vor dem Hauſe hängen. Wenn Je
tereſſanten Völferſchaft verbreitet, dieſelbe von der allerungüns ſtigſten Seite darſtellt, und übrigens ihre Sitten und Gewohn-
mand es wagte, dieſes Verbot zu übertreten , und während des Tiwah - Feſtes an dem Hauſe vorbeizugehen , ſo kann von
heiten faſt unberührt läßt. Folgende kurze Notizen eines höchſt
ihm eine beliebige Summe als Strafe gefordert werden. Wei
achtbaren holländiſchen Beamten, welcher einige Jahre die Ver:
gert er ſich, dieſelbe zu bezahlen, To Foſtet ihm dieſe Weigerung
waltung der niederländiſchen Hauptniederlaſſung auf Borneo
nicht ſelten das Leben .
führte, über einen beſondern Stamm jenes Volkes , welcher
ihre Todten ſchnell, und ſind oft nicht im Stande , die Koſten
dem holländiſchen Gebiete zunächſt wohnt , dürften geigen , daß
des Tiwah - Feſtes zu beſtreiten.
jenes ungünſtige Urtheil gar zu einſeitig war, und zugleich die
fann ſeine Frau fich nicht aufs neue verheurathen, ſo lange
eben erwähnte Lüde einigermaßen ausfüllen . Die Beajus glauben an ein höchſtes Weſen , welches bei
Die weniger Vermögenden begraben
die Leiche noch nicht begraben iſt.
Wenn der Mann ſtirbt, fo
Wenn die Frau geſtorben
ihuen „ Dewata Sanghiang " genannt wird. Sie glauben, daß
iſt, trägt der Mann bis zum Begräbniß eine Müße von Stroh (laung tali). Nach dem Begräbniß wird an dem Ufer des
fie nach dem Tode wieder mit dieſem höchſten Weſen vereinigt
Fluſes vor dem Kampong ein hölzernes Bild aufgeſtellt, zum
werden, und bei demſelben eine angenehme Ruhe nebſt Ueber:
Zeichen, daß der Verſtorbene begraben , und das Tiwab Feſt be:
fluß von herrlichen Speiſen und koſtbarer Kleidung genießen
endigt iſt. Wenn man dieſen Landſtrich durchreist , ſieht man
werden. Dieſer Vereinigungsort iſt ihr Himmel, während der
faſt vor jedem Kampong einige dergleichen Bildſäulen .
Begriff einer Hölle bei ihnen nicht beſteht. Bei dem Tode eines Dajak wird die Leiche in einen Sarg gelegt, und mit dem: felben in ein kleines Häuschen von Bambus gebracht, „ larong"
genannt , wo ſie ſieben bis acht Monate , ia ſogar ein Jahr lang aufbewahrt bleibt , bevor ſie begraben wird. Unten find in dem Sarg eine Menge kleiner Löcher gebohrt , durch welche
die flüſſigen Theile des verweſenden Körpers ablaufen. Eine uralte Sitte erfordert bei jedem Leichenbegängniß ein grauſames Opfer. Ein Sklave wird bei dieſer Gelegenheit mit der gewöhnlichen Kleidung des Verſtorbenen bekleidet ; man gibt
Sobald die Leiche begraben iſt, fagen fie , daß der Ber:
ſtorbene ſich auf die Reiſe macht , uin Dewata Sanghiang auf: zuſuchen. Auf ſeinem Wege findet er zuerſt eine weite Ebene, in deren Mitte ein großer Baum ſteht. Dieſe Ebene wird von einem der nannt, bewacht, Weg zu fragen, dieſes erfahren ,
Söhne Dewata Sanghiangs , Amparong ge zu welchem er lich begeben muß, um nach dem der zu Dewata Sanghiang führt. Nachdem er durchreist er die Ebene und erreicht hinter
derſelben eine zweite, Padang Api oder das Feuerfeld genannt, und von Si-Tilon, dem Bruder des Amparong , bewacht, zu
ihm ein Meſſer, ein Hacmeſſer , eine Lanze , etwas Geld und
welchem er ſich wieder bewegen muß, um die Erlaubniß zur
einige Kleidungsſtücke in die Hand , und nun wird ihm mit
Weiterreiſe zu erhalten. Da dieſes Feuerfeld , der unerträg=
großer Feierlichkeit der Kopf abgehauen , damit er ſich in jener Welt zu dem Verſtorbenen begeben könne , um demſelben zu dienen, und ihm die Kleider und das Geld zu bringen. Nach dieſer Feierlichkeit wird die Leiche begraben , und die folgenden
lichen Hiße wegen, nicht über der Erde paſſirt werden fann, ro führt Si-Tilon den Wanderer auf einem unterirdiſchen Wege, ſie das Feuerfeld hinter ſich haben, wo dann die Reiſe längs
dem gewöhnlichen Weg über Land fortgefeßt wird, bis ſie ohne 248
990 weitere Umwege bei Dewata Sanghiang ankommen, wo die ewige Rubeſtätte iſt.
Die Reajus fennen feine Bücher ; bloß in ihren Geſängen werden die rubmwürdigen Thaten ihrer Vorfahren der Nach kommenſchaft überliefert. Auch die Schreibfunſt iſt ihnen uns
befannt ; zur Correſpondenz bedienen ſie ſich einer Art von hölzernen Puppen (patsk pakaka ), welche ſie einander zuſchiden und von dem Ueberbringer derſelben mündlich ihr Anliegen vortragen laſſen .
Sie nehmen gewöhnlich feine Weiber als aus ihreni eige: nen Stamm. Wenn ſie eine Ebe beabſichtigen , und die beider: reitigen Eltern machen keine Schwierigfeiten , ſo wird dieſelbe ſogleich geſchloſſen. Der Brautigam gibt der Vraut eine be ſtimmte Summe Geld und empfängt ſeinerſeits von ihr eine Gabe. Bei dem Vollziehen der Ehe werden Zeugen gerufen , welche dafür bezahlt werden. Die Brautleute ſißen bei der Gelegenheit auf einem Gong und legen alle ihre Koſtbarkeiten und Güter dabei aus. Alle Freunde werden eingeladen, und es wird eine Mahlzeit angerichtet, um die Hochzeit zu feiern. ( Soluß folgt. )
Die faſhionable Gaunergeſellſchaft.
her auch in der Verſchwörung auftritt, ein liederlicher und ausſchweifender junger Mann war, ſo ließ ſich doch , wenigſtens öffentlich nichts gegen den Ruf ørn . Bogle's aufbringen .
lleber die Beſchuldigung, daß er ein Spieler ſey, eine Beſchul digung , die auch ſeinen Geſchäftsgenoſſen zu Ohren fam , er klärte er ſich gegen leßtere auf eine genügende Weiſe. Es iſt bereits angegeben, daß im ganzen Laufe des Jahres
1838 und im Anfang 1839 die Verbindung Bourbels mit dein ältern Graham immer enger wurde.
Bogle fonnte des Tages
nicht mit ihnen berathen, denn er mußte auf ſeinem Bureau bleiben; aber hier konnte er ihren Zweden wirkſamer dienen, als in Grahams Dreh- und Zeichenfammer. Im März 1839 muß
Hr. Bogle bereits den geheimen Plan gefannt haben, der ein Jahr ſpäter zur Ausführung fommen ſollte. Anfangs März wurde Hr. de Bourbel als ein Mann, der dein Hauſe durch Hr. Bogle Fonds geliefert, in demſelben vorgeſtellt, und zwar durch Niemand anders , als durch Hrn. Bogle ſelbſt. Keiner der übrigen Theilhaber fannte ihn anders als vom Sehen ;
man hielt es jedoch für unerläßlich , daß dieſe Einfüh
( Fortreßung . ) Während des Jahres 1838 wurde de Bourbels Verbin : dung mit Graham inimer inniger. Graham war ein äußerſt
mathematiſcher Kopf, berechnete gern die Möglichfeiten des Spiels, und de Bourbel hatte dieſe Berechnungen bei ſeinien mannich : fachen Spieloperationen unaufhörlich nöthig.
November 1837, wo er an dem Bankierhaus Kerrich u. Comp. Theil nahm , laſtete feine Mafel an ſeinem Ruf. Er lebte ruhig und geachtet zu Florenz, und obwohl man wußte, daß ſein Stiefvater unter nicht ſehr ehrenvollen Umſtänden Schott land verlaſſen , und daß deſſen Sohn Uler. Graham , der nach
Es iſt deßhalb
nicht zu verwundern , daß ſie unzertrennlich wurden ; ihre Be: Idhaftigungen, ibre Grundraße und ihr Geſchmack war zieinlich gleich, und ſie beſchloſſen durch einen feden Streich auf Koſten des Publicums ihre Glütsumſtände zu verbeſſern . Grabams Wegbleiben aus der Geſellſchaft und ſeine Vefangenheit in denſelben begannen Ende 1838 und Anfang 1839 Aufmerkſam :
feit zu erweđen ; man wußte, daß er viel mit Bourbel zu :
rung ſtattfinden rolle , und Bourbel beſtand vermuthlich um ſo mehr darauf, als er gerade das Geld und die Leute ſu :
chen mußte, um die falſchen Creditbriefe in Circulation zu re: ßen. Die Aufgabe des Stiefvaters Graham war , vermittelſt ſeiner Maſchine die nachgemachten Signaturen von Glyn, Hali far, Mills und Comp. auszuführen , und Bogle ſollte aus der Caſſe ſeines Panfierhauſes, zu welcher er den Schlüſſel hatte, einen ächten Creditbrief verſchaffen , um den ältern Graham in den Stand zu feßen , die Fälſchung in Ausführung zu bringen. Alle dieſe gegenſeitigen Obliegenheiten wurden , wie aus dem Verfolg hervorgeht , treu vollzogen . Anfangs December 1839 reiste Bourbel , voll Hoffnung auf den glüdlichen Erfolg , nach England. Ehe er Livorno verließ, ſchrieb er an einen gewiſſen
ſammen fam, und daß ſie viele Zeit in der Werkſtätte Grahains mit einander zubrachten, wo der lektere mit ziemlich bedeu : tenden Koſten eine Maſchine verfertigt hatte, deren oſtenſibler
Freppa , eine Art Spielbanfier und Agenten von ihm , einen
Zwec war, Gemalde nachzuahmen, die aber in der Wirklichkeit
Verfügung zu ſtellen. Ein ſolches Vertrauen auf Erfolg iſt nicht zu
Brief , worin er unter anderm verſpricht,I ihm , wenn einige Speculationen, die er vorhabe, gelangen, 50,000 Fr. zu ſeiner
den Eigenthümer in Stand reßen ſollte , Unterſchriften von verwundern , da in demſelben Monat, wo er nach London reiste, Banfiers mit unfehlbarer Genauigkeit und Aehnlichkeit nachzu Hr. Bogle von Hrn. Kerrich einen ächten Creditbrief des Hau res Glon und Comp. erhalten, den ein gewiſſer Noſter in der zeichnen. Dieſe ganze Zeit über war (Grahams Stiefrohn in der Hand Cunningham Grabams geſehen hatte , welcher ſogar Bank Bogle, Kerrid u . Comp., und man braucht nicht erſt zu ro weit gegangen, Roſtern zu bitten, die Signatur nachzuma: bemerken, in welchem Grade dieſe Stellung des Stiefſohns die len, da ſeine eigene Hand nicht feſt genug rey. Eine feſte verbrecheriſchen Plane des Stiefvaters und ſeines Spießgeſellen hand war hier freilich vor allem nöthig , denn dieß ſollte das 1
befördern fonnte. Zu welcher Zeit der Plan Hrn . Bogle, dem Stiefſohn und Banfier, mitgetheilt wurde , ob er zu den ur: ſprünglich Verſchworenen gehörte oder erſt nach entworfenem Plane eingeweiht wurde, läßt ſich nicht mit Sicherheit angeben,
Facſimile für alle die falſchen Creditbriefe werden , welche zum
über ſeine Mitwiſſenſchaft in einem ſehr frühen Zeitpunkte
Belauf einer Mill. Pfd. St. ausgegeben werden ſollten . So bald Bourbel gewiß war, daß Graham den Sreditbrief erhalten habe, und die Signatur von Glyn und Comp. richtig nach gemacht werden könne , verließ er Italien , um nach Loudon
kann aber wohl fein Zweifel mehr obwalten. Bis zum Monat
zu gehen.
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Wir haben bis jeßt die Verſchwörung bis zu dem Zeit: punkt der activen Dperationen geſchildert: die Präliminarien waren zu Florenz entworfen und in Ordnung gebracht worden.
Pipe, der den Namen Dr. Coulſon füörte, und den Bourbel als einen Affiliirten der Spielhäuſer fennen lernte. 4) Ch. A. Pipe, angebliche Frau des lettern, die einige Zeit früher als Mrs.
Der Stiefſohn, einer der Haupttheilnehmer, hatte nach der Zeu :
Pow wegen Vergiftung ihres Ehemanns proceffirt worden war.
genausſage des Hrn. Kerrich einen ächten Creditbrief für einen
5) Aler. Graham , Cunningham Grahams Sohn, der, wie
Herrn, Namens Nicholſon, erhalten, und dieſen , wie man ver:
oben ſchon bemerkt , den Namen Rob. Nicholſon zu führen hatte. 6) Ch. Ger. de Pain dry, der ſich Graf von Paindry nannte, deſſen Titel man aber vergebens in der Liſte der ade: ligen Häuſer Frankreichs ſucht. 7) Th. W. Perry (alias Ire:
muthen muß, ſeinem Stiefvater zuin Nachmachen der Signatur übergeben ; man war überein gefommen, daß Aler. Graham (Cunninghams Sohn) beim Beginn der Operationen den Namen Nicholſon annehmen , Bogle vermuthlich ruhig in ſeiner Bant
bleiben, Bourbel aber geradewegs nach der „ Sentina corruptionis,“ nämlich London, gehen ſolle, um die tauglichen Werfzeuge für dieſen vorſichtig eutworfenen Plan auszuſuchen . Bourbel fand hier einen alten Freund in der Perſon des
Baron d'Arjuzon, – Sohn des Grafen d'Arjuzon, den Napo: leon im Jahre 1815 zum Patr ernannt hatte
alſo ein
Mann von angeſehener Familie , aber ein unverbeſſerlicher Spieler. Dieſer ließ ſich unſchwer gewinnen , und nun war das erſte, ſich eine hinreichende Menge von dem Papiere, der: ſen ſich die HH. Glyn und Comp. zu ihren Circular -Credit: briefen bedienten, zu verſchaffen , da dieß Papier auf dem Con:
tinent nicht zu haben war. Ein bekannter Papierfabricant wei gerte ſich anfangs, es zu liefern, als inan ihm aber ſagte, daß
das Papier zu einer illuminirten Ausgabe gewiſſer Werfe die: nen ſollte, verkaufte er an Bourbel eine hinreichende Menge. Jeßt mußte man ſich auch den gedructen Theil der Creditbriefe verſchaffen, um ihn nachzuſtechen, und da dieß nur in London mit Sicherheit , und ohne Gefahr entdeđt zu werden, geiche:
land), der nicht franzöſiſch ſprach, und dem man deßhalb Mrs. Pipe beigab, die es als eine Eingeborne der Inſel Jerſen und in Folge eines zweijährigen Aufenthalts in einer Penſion zu Boulogne fließend ſprach.
Alles war nun in Bereitſchaft, de Bourbel , Perrn und Frau Pipe reisten gegen Ende März von London nach Calais, famen daſelbſt am 28 März an, und reşten ſogleich ihre Reiſe
nach Oſtende fort, wo ſie am 29 anlangten . In Oſtende trafen fie d'Arjuzon und ſeine Maitrelle, nebſt einem kleinen Mädchen
und Frau Pipe. Am 1 April reisten alle, de Bourbel und Pipe ausgenommen, mit zwei Dienern nach Brüſſel, wo Aler. Graham unter dem Namen Rob. Nicholſon ihrer wartete. Hier nahmen ſie ihren Aufenthalt im Hotel Bellevue und
lebten luſtig bis zum 19, d. h. einen Tag oder zwei, ehe die Operationen zu gleicher Zeit in Belgien , am Rhein und in Italien beginnen ſollten . ( Fortreßung folgt.)
Anwendung der elektromagnetiſchen Kraft.
hen, der in Florenz befindliche , auf Robert Nicholſon lautende Brief aber nicht von dort weggeſendet werden konnte , ſo gab
Die Litt. Gaz, vom 21 Auguſt berichtet: man hat die Entfernung von 57 Meilen in einem leidten, durch magnetiſch - elektriſche Kraft ge
de Bourbel ſeinem Freunde d'Arjuzon am 7 Januar 1840 eine baare Summe von 150 Pfd . St., womit er zu Glyn u. Comp. ging, und einen Ereditbrief erhielt, welcher durch ein wunder:
zurückgelegt. Der Erbauer dieſer Maſchine kommit täglich von St. Albans
liches Zuſammentreffen ebenfalls, wie der Creditbrief des Hrn. Robert Nicholſon in Florenz , von Hrn. Halifar jun, unter: zeichnet war, obgleich es deſſen gewöhnliches Geſchäft ſonſt nicht
iſt. Bourbel, jeßt im Beſiß eines Originalbriefes und einer hinreichenden Maſſe Papier , miethete nun einen gewiſſen Gullem , um die Kupferplatten zu ſtechen ; ein gewiſſer Pals mer erhielt den Auftrag , das Siegel zu machen , und ein gewiſſer Perry (alias Ireland ), ein armer Graveur , welcher nichts zu leben hatte, mußte die Abdrüde in Bourbels Wohnung machen. Dieſe Abdrüde wurden fäinmtlich an den alten Gra: ham geſchidt, der vermittelſt feiner Sopirmaſchine die Sig:
triebenen Fuhrwert auf der gewöhnlichen Straße in anderthalb Stunden nach der Bank von England in Zeit von einer halben Stunde mit dem Aufwande von einem Sirpence ( 18 fr.). Das Modell einer elektro
magnetiſchen Maſchine , das eine Zeitlang in der Adelaide - Galerie gezeigt wurde, iſt ein Beiſpiel einer ſinnreichen mechaniſchen Einrichtung, wodurdy der Contact abgebrochen, die Pole verkehrt werden u . dgl.; die bisherigen Leiſtungen geben große Hoffnung , daß man die Sache in größerem Maaßſtab werde ausführen tönnen. Von der Erfindung, welche fo Außerordentliches geleiſtet hat , wiſſen wir wenig mehr als den Ers
folg , wir hören aber , daß die Vermehrung der Kraft der Entdedung einer neuen Combination von Elementen zu danken iſt. Hierin liegt das Geheimniß der bewegenden Kraft ; auf die Batterie ſoll ein Patent !
genommen werden .
natur von Glyn, Halifar, Mils u. Comp. auf denſelben nach: malte .
Die Südwefiküfte von Meuguinea. Alles war nun vorbereitet , um die falſchen Circularbriefe auszugeben , und jeßt mußten die Leute geſucht werden , um ſie zugleich in allen Hauptſtädten des Continents zu präſentiren. Dazu wurden außer den urſprünglichen Verſchwörern folgende Perſonen ausgewählt :
1) D'Arjuzon, der unter dem Namen de Caſtel reiſen follte ; 2 ) M. Ror. Desjardins, ſeine Maitrelle, welche den Namen einer Gräfin Bandel annahm. 3 ) Ein gewiſſer Ferd.
Erſter Artikel .
Geſchichte der Entdeckung.
Phyſiſche Beſchaffenheit.
(Schluß.)
Uuter den übrigen Thierclaffen fällt beſonders diejenige der Inſecten durch Reichthum auf.
Sie enthält eben ſo unbeſchreiblich prachtvolle
Geſchöpfe, zumal Schmetterlinge, die alles vorher Befannte weit übers
treffen, als auch die gefährlidiften oder doch läftigſten Feinde der Menſchen.
992 Dienenartige Inſecten find ro häufig , daß man ihren Colonien an allen Drten begegnet, am Felsftrande, im Moraft , auf offenen Pläßen , in den dunkelſten Wäldern, und eben fo an der Wurzel als auf den höchſten
Gipfeln der Bäume. Vor allen wird eine große grün gefärbte Art zur faſt unvermeidlichen Plage. Der Jäger braucht nur größern Stauden zu nahe zu kommen oder wohl gar an fie zu ſtoßen und ſogleich fällt eine Schaar jener faſt giftigen Inſecten über ihn her , friecht ihn zwiſchen die Haare und in die Falten der Kleidungsſtüđe, und verſeken thin wüthend eine Menge Stiche, welche Anſchwellung , mehrſtändigen brennenden Schmerz und nach Umſtänden Fieberſchauer nach Fich ziehen.
ſtöße find laut Ausſage der Eingebornen an der Küſte felten , und nie von erheblicher Stärke. Auf die herrſchenden Winde paffen ziemlid die in den Moluffen feit alten Zeiten angeſtellten Beobachtungen . Der Südweſtmonſoon gilt für die ſogenannte ſchlechte oder Regenzeit , der nordweſtliche hingegen begleitet die trođenen Monate over den Sommer . Dieſer Verlauf der Jahreszeiten ſteht daber im umgekehrten Verhältniß zu dem auf den großen weſtlichen Sunda - Inſeln herrſchenden. Nur
im nördlichen höhern Theil der Inſel iſt das Klima nicht abſolut tödtlich, allein ſelbſt die in Java und Sumatra afflimatifirten Europäer laufen
Gefahr dort an Fiebern zu erfranken. Im Süden hingegen würde , ſo
Eine andere kleinere , aber eben ſo zahlreich vorhandene Art hat die
weit die Küſte bis jeßt genauer bekannt iſt, an keinem Orte eine Nieders
Gewohnheit, ihre großen klumpenartigen Nefter, welche aus Pflanzenfaſern und Erde beſtehen , in den Uferwaldungen unmittelbar über der höchſten Fluthlinie anzubringen , fo daß man mit Genauigkeit auf die
laſſung fich erhalten fönnen, denn die heftigſten klimatiſchen Krankheiten würden in furzer Zeit die Anſiedler vernichten. Daß aber die Regierung von niederländiſch Indien ſich beſtreben wird , eben dort einen möglichſt
äußerſte Fluthhöhe ſchließen kann, wenn man den Abſtand mißt zwiſchen
geſunden Ort für eine zukünftige Culonie zu entdeđen , und vielleicht
dem Waſſerſpiegel der Ebbe und jenen Neftern. Die Plage der Müden
ſelbſt größere Opfer nicht ſcheuen dürfte, um dieſen Zweck zu erreichen, iſt höchſt wahrſcheinlich. Die Verbindung zwiſchen dem großen Archipel Südaſiens, dem Feſtlande Indiens und Neuſüdwalet, ſo wie der Van
iſt indeſſen ohne allen Vergleich größer , und felbft für diejenigen unerträglich, welche lange Jahre in den verrufenſten Niederungen der Sundas Inſeln gewohnt haben. Die fumpfigen Wildniſſe der Südweſtküſte von !
Neuguinea find im eigentlichen Wortſinn überfüllt mit ſolchen blutdärſtigen Geſchöpfen .
Sie vermögen den Eifer des leidenſchaftlichſten
europäiſchen Jägers oder Naturforſchero abzufühlen, denn an das Stilleſtehen, und wäre es nur für einen Augenblid, darf ein ſolcher nie denken . Die Dunfelheit der Wälder und die in ihnen herrſchende Kühle geftatten unaufhörliche Bewegung ; wäre dieſe unmöglich, ſo würden jene völlig unbetretbar reyn. In den luftigern Strandgegenden iſt dieſe Dual nur nach Sonnenuntergang zu fürchten , aber gerade in den erſten Abendftunden find jene blutſaugenden Zweiflügler am beweglidſten und begierigſten . Wenn in jener Zeit der Wind vom Lande wehte, ſo erſchienen
.
.
diemens - Inſel wird in dem Maaße zunehmen , als die Colonien des
öſtlicheu Auſtralien fich vergrößern. So lange keine Durchfahrt durch Neuguinea nachgewieſen iſt, werden aller Gefahren ungeachtet die Schiffe durch die Torresſtraße gehen müſſen. Eine Niederlaſſung in der Nähe derſelben wird alſo im Frieden als Hafen für beſchädigte Fahrzeuge oder als Stapelplaß eines leicht zu ſteigernden Handels eben ſo wichtig
ſeyn als im Kriege, wo ſie den Stüfpunkt bewaffneter Unternehmungen darböte, die jedem fremden Handel im ſüdöſtlichen Theile des aſiatiſchen Archipels ſogleich ein Ende machen könnten. Die Verſuche der Engländer, auf Auſtraliens Nordküſte fich anzuſiedeln , haben zwar bio jeßt wenig Erfolg gehabt , allein das Land iſt in vielen Hinſichten von Wichtigkeit. ſelbſt in der Mitte der oft erwähnten Straße gewaltige Müdenſchwärme, Die Macht, welche auf Neuguinea zuerſt feſten Fuß faßt , wird auf die auf die Schiffe niederſanten , ſich in kurzer Zeit durch alle Winfel ähnliche Verſuche der Coloniſirung großen Einfluß üben und in Kriege verbreiteten und der geſammten Mannſchaft nicht einen Augenblid nächt - zeiten über das Schidſal der jungen Pflanzorte verfügen können. Der gleichen ſehr gegründete Vorausſeßungen beſtimmen aller Wahrſcheinlich licher Ruhe geſtatteten. Die Beobachtungen über das Klima der Weſtfüſte von Neuguinea feit nach die Regierung von Batavia , auf die Südweſtküſte von Neu find nod keineswegs vollſtändig, denn ſie umfaſſen, als mit Genauigkeit guinea ſo viele Aufmerkſamkeit zu wenden, und dort Niederlaſſungen zu angeſtellt, nur die Zeit vom Mai bis September, und rühren aus- begründen, die von brittiſcher Seite mit ſchelem Auge angeſehen werden, ſchließlich von der holländiſchen Erpedition her. Mit ziennlicher Sicher- und in öffentlichen Blättern Englands zu mancher unfreundlichen Be heit find aber umſtändliche meteorologiſche Tagebücher in furzer Zeit zu merkung eben ſo gegen die Holländer als das eigene Miniſterium der erwarten , indem die Beamten der neuen Niederlaſſung , zumal die Colonien Veranlaſſung gegeben haben. Ein anderer , vielleicht unwich Aerzte , von der Regierung den Auftrag erhalten haben , dergleichen zu tigerer Grund iſt die Feſtſtellung eines alle Fremde ausſchließenden führen. In dem oben genannten Zeitraume war das Wetter mehr Handels mit den Eingebornen jener großen und vieler der umliegenden winterlid , 6. h. mehr im Charafter der tropiſchen Negenzeit als der kleinen Inſeln , denn in gewiſſen Beziehungen befolgen die Niederländer trogenen Jahresperiode. Die Luft war did , häufig neblig und unan- noch ießt jene Handelspolitik faſt unverändert , weldie ihre oſtindiſche genehm feucht, die Berge blieben faſt immer mit Wolfen bededt , und Compagnie einſt bereicherte, fie dann zum Sturze brachte und jedenfalls ein ſchöner völlig wolkenfreier Tag konnte als Ausnahme gelten. Noth- für die unterworfenen Völferſchaften kein Segen geweſen iſt. wendig war in dieſer Jahreszeit die Wärme des Tages gemäßigt, während die Nächte fühl, bisweilen ſogar auffallend friſch erſchienen. Am Fluſſe Verfälſchung von Zeitungsſtempeln. Der Zeitungeſtempel utanata zeigte der hunderttheilige Therinometer Mitte Junius kurz vor ſcheint in der That nicht mehr lange als Staatseinkommen beſtehen zu Sonnenaufgang 25°, Mittag$ 29 ° 290,5 , bei Sonnenuntergang 26 °können, wenn er nicht ſo mäßig wie immer möglich angeſeßt wird. Ein 27°. Den höchſten Thermometerſtand, 310,2, beobachtete man am 14 Auguſt Lithograph in Paris hat den Stempel nachgemacht, und in ungeheuren Mittage in der Bucht von Uru - languru , den niedrigſten , 250, eben= Mafſen , wie es ſcheint ohne Vorwiſſen der Journalbeſißer , an deren daſelbſt am 3 Auguſt Mittage. In jener Zeit waren ſchwere Gewitter untergeordnete Bedienſtete verkauft. Der Betrug wurde erſt entdedt, und große Regengüße ſehr gewöhnlich , und faſt an jedem Abend beobindem das Poſtbureau endlich die Zahl der abgeſendeten Blätter mit der achtete man Wetterleuchten in der Richtung des Innern der Inſel. Erd- beim Stempelamt abgegebenen geſtempelten Bogen verglid . (Fr. Bl.) S
Dünden, in der literariſch -Artifiſiten Anſalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. 3
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 249 .
Bas
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* unde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker. 6 September 1841 .
Verhandlungen der engliſchen Naturforſcher geſellſchaft. Hr. I. E. Gray berichtete über eine neue Mausart in Merico.
in ihrem Namen ladet Hr. de Selys Longchamp die Natur: forſcher anderer Länder Europa's zur Mitwirkung ein , um
herauszubringen, in wie weit die Anfunft gewiſſer Thiere und die Belaubung und Blüthe von Pflanzen durch den Zuſtand
Das Thier wurde fürzlich nach England gebracht,
der Atmoſphäre in jedem Jahre beſchleunigt oder verzögert
und zeichnet ſich durch große Bacentaſchen aus , welche außen
wird. Hr. de Selys beſchränkt ſich dieſmal auf die Ornitho
an den Seiten der Baden offen ſind.
Dieſe Bildung wurde
logen, und weist nach, daß wir von den jährlichen Wanderungen
bisher nur an vier Mäuſegattungen beobachtet , welche aus:
der Schwalben , der Kraniche und vieler andern Vögel , welche auf weite Streden zu wandern pflegen , aus Mangel an vergleichenden Beobachtungen nur ſehr unbeſtimmte Stennt: niß haben. Er ſchlug . vor , für jeßt die Beobachtungen hauptſächlich auf Vögel zu beſchränken , welche ſich über gang
ſchließlich die nördliche Hälfte des amerikaniſchen Continents bewohnen, nämlich Saccophorus , Saccomys, Anthomys und
Heteromys. Dieſe Baçentaſchen dienen den Thieren , ihre Nahrung zu tragen, wie die Affen der alten Welt ſich der in: nern Taſchen zwiſchen dem Munde und den Baden bedienen . Die erſte dieſer Arten war ſchon lange befannt , und man glaubte,
oder faſt über ganz Europa verbreiten. Auch gibt er ſeine
Gründe an , weßhalb Landvögel vorzugsweiſe vor Waſſervögeln
daß dieſe Badentaſchen an der Seite der Baden gleich Beu
gewählt werden ſollten , und ſchlägt vor, daß genaue Angaben
teln heraushingen ; dieß ſcheint aber weder mit der vorliegen :
der Daten ihrer Ankunft und ihres Abgangs vom Beginn des Jahres 1812 an gemacht werden rollten.
den Gattung, noch mit der Anthomys der Fall, welche leßtere ihren Namen von Cuvier erhielt , weil dieſelbe ihre Taſchen mit Blumen gefüllt gefunden hatte. Abgeſehen von dieſen Backen :
taſchen könnte man das Thier für eine Ferboa halten, mit der fie hinſichtlich der Weichheit und Farbe des Pelzes ſehr über: einſtimmt, ſowie hinſichtlich der Länge der Hinterbeine und des
Schwanges, der einen Büſchel am Ende hat, ſo daß man ſie von den andern amerikaniſchen Gattungen unterſcheiden kann,
die entweder einen langen ſchuppigen Schweif haben , wie eine Ratte, oder einen ſehr kurzen , wie die Lemmings. Hr. Gray betrachtet dieſes Thier als den Repräſentanten der Gattung Dipus ( Jerboa ), welche auf das gemäßigtere Afrika beſchränft ift. Die Vereinigung der Formen und Farbe der Jerboa init den äußeren Taſchen der Beutelratte bezeichnet dieß Thier als eine neue Gattung, die Hr. Gray Dipodomos zu nennen vor fehlägt.
Die faſhionable Gaunergeſellſchaft. (Fortſeßung. ) geweſen zu ſeyn , daß die Haupt: ausgemacht . Es ſcheint
verſchwornen ſich nicht ſelbſt mit den falſchen Creditbriefen prä: ſentiren , ſondern ſich bemühen ſollten , nur paſſende Werf: zeuge dazu aufzufinden ; Bourbel ſtellte die einen unter die Aufſicht von d'Arjuzon ( alias de Caſtel) , und ging mit Pipe (alias Dr. Coulſon ) über Paris nach Italien zu , um am 21, dem zum Beginn der gemeinſamen Operationen feſtgelegten Tage, in jenem Lande einzutreffen . Zu Nizza trafen ſie ver:
abredetermaßen mit dem alten Graham zuſammen , der , wie aus einem ſpäter aufgefangenen Schreiben erhellt, erklärt hatte,
*
„ die Briefe ſeyen vollfommen , und man fönne ſie unmöglich Hr. de Selys Longchamp ans Lüttich ſchlägt vor, daß die Beförderer aller Zweige der Naturwiſſenſchaften zu gleicher Zeit in ihren verſchiedenen Abtheilungen ein Regiſter über die pe: riodiſchen Erſcheinungen halten rollten . Der Plan wurde von den Zoologen und Botanifern Belgiens eifrig ergriffen , und
refuſiren . “ Bourbel ſchrieb unter dem 14 April an den jun gen Graham und an d'Arjuzon , daß Bogle , ſo wie ſein Stiefvater, überzeugt reyen , daß die Creditbriefe bezahlt werden müßten. Am folgenden Tage reiste de Bourbel nach Floreng
ab, wo er am 18 Ápril angekommen zu ſeyn ſcheint. Am 249
994 Montag, den 20, den Tag vor der großen allgemeinen Opera : tion der untergeordneten Agenten zog de Bourbel einen Wech: ſel von 100 Dollars auf Bogle , Kerrich und Comp. Wie de Bourbel das Geld empfangen, iſt unbekannt , denn er brachte den Wechſel nicht ſelbſt, und ließ auch das Geld nicht abholen . Am folgenden Tage, den 21 , Ram de Bourbel ſelbſt, und blieb
Graf de Pindray kam ain 21 in das Bankierhaus Bogle, Ker: rich und Comp., präſentirte einen Creditbrief von 2000 pfo . Sterl., und verlangte darauf 200. Dieſe wurden ihm in Gold ausbezahlt , aber am andern Morgen erſchien der Graf , um das Gold zurüdzugeben. Er hatte, um noch mehr Geld dar auf zu nehmen, bei einem Kaufmann, Namens Philipsſon , den
mit Bogle in einem Zimmer, wo ſonſt Fremde und das Publis - Creditbrief abgegeben , und ihn in deſſen Händen gelaſſen ; am cum feinen Zutritt hatten , über zwei Stunden lang einge: Abend gab ihn derſelbe an de Pindray zurück , und drü&te das ſchloſſen. Fr. Kerrich ging zweimal an die Thüre des Zim : bei einige Zweifel über ſeine Lechtheit aus. Der Graf er mers, und fand ſie jedesmal verſchloſſen. Dieſes Zimmer war
klärte gegen Kerrich : „Anfangs wollte ich die Sache nicht be:
das Saſſenzimmer der Bank, wo auch die Wechſel lagen, welche
achten; bei näherer Betrachtung aber finde ich, daß fie meine
alſo der Inſpection von Hrn. de Bourbel zwei Stunden lang offen waren. Kerrich war über dieſe lange Unterredung nicht wenig erſtaunt, und ſchöpfte beinahe Verdacht. Was hier vor:
Ehre antaſtet, und ehe mein guter Name hier in Zweifel ge
zogen wird, habe ich mich entſchloſſen, das Geld zurüdzugeben,
Inzwiſchen hatte Ferd. Pipe (alias Dr. Coulſon) einen Ere:
und verlange, daß ſie ihrem Correſpondenten deßhalb ſchreiben." Der Unwille, womit der Graf ſprach , Tein entſchiedener Ton, und das Anſehen von Aufrichtigkeit und Wahrheit, welches er ſich zu geben wußte, machten Eindruď auf die HH. Kerrich und M'Carthy ; die Wechſel, welche der Graf auf Glyn und
ditbrief auf 2000 Pf. in Genua den Fr. Gibbs u. Comp. prä-
Compagnie gegeben hatte, wurden vernichtet und auf dem Eir:
ſentirt, und darauf unter dem Vorwande, daß er Kunſtgegen: ſtände kaufen wolle, 1500 Pf. in Geld verlangt. Gibbs zahlte das Geld; und Coulſon unterzeichnete die gewöhnlimen Wechſel
cularbrief die Worte eingeſchrieben : „Obige Zahlung geſtrichen auf Verlangen des Inbabers. Bogle , Sterrich und Somp."
ging , iſt unbekannt, indeß iſt zu bemerken , daß an dieſem Tage Hr. de Pindray ſeine erſten falſchen Creditbriefe vorleg en ſollte, wovon weiter unten die Rede ſeyn wird.
auf Glyn und Comp. Graham , der ältere, begleitete Coulſon , und da Perry eben ſo bei ſeiner Operation von d’Arjuzon be:
gleitet war, ſo iſt zu vermuthen, daß Graham das Geld in Empfang nahm. Am folgenden Tage präſentirte Coulſon einen andern Creditbrief bei dein Bankierhauſe Nigra und Sohn zu
Turin und erhielt darauf 600 Pfund ; am 23 waren Coulſon und Graham zu Mailand, wo der erſtere auf einen weitern Creditbrief von Paſteur Girod und Comp. 800 PF. erhielt. Am 24 wurde eine gleiche Summe von Louis Laurent in Parma erbeutet. Von da gingen ſie nach Rom, und beſucten bei der Gelegenheit Livorno. Auf der Villa Micali hatten ſie eine Unterredung mit Bourbel, um über den Fortgang zu berichten, und es iſt gewiß, daß ſie ihm einen Theil der Beute einhändigten, denn aus den Polizeibüchern von Florenz geht hervor , daß Bourbel am 28 April dahin fam , und ſein
Bankier Freppa geſtand, daß er an dieſem Tage 1700 Napoleons von ihm erhalten habe. Coulſon und Graham gingen nach Rom, wo ſie am 28 eintrafen , und Soulſon bei Le Meſurier einen Ereditbrief vorzeigte und 200 Pfund darauf verlangte. Dieſe wurden ausbezahlt , aber Coulſon kehrte bald darauf zurüd und verlangte noch 1300. Hr. le Meſurier zögerte, da
dieß das erſtemal war , daß er einen Wechſel von Glyn ' u. Comp. auszahlte. Coulſon wurde über die Zögerung aufge: bracht, erklärte, fein Vater babe ihn abgeſendet, um eine Anzahl Geinälde zu faufen , und wenn das Geld nicht ausbezahlt werde , fo müſſe er die 200 Pfund zurüdgeben, nac, England gehen, und ſein Vater werde dann eine Klage gegen Glyn u. Comp. wegen der Reiſekoſten und Entſchädigung erheben. Le Meſurier und Comp. erwogen den Fall genauer, befragten den engliſchen Conſul und noch einen andern Herrn, und zahlten
/
dray ließ ſich dadurch nicht niederſchlagen , und indem er die 200 Pfund zurückgab, ſtellte er nicht nur ſeinen Charakter wieder her, ſondern gab auch durch die oben angeführten hinein ge
ſchriebenen Worte ſeinem Creditbrief einen deſto größern Schein von Aechtheit. Man wird es vielleicht ſeltfam finden , daß einer der Verſchworenen das Banfierhaus eines Mitverſchwo renen zu prellen ſuchte, die Antwort iſt aber ſehr einfach. Der
Gewinn Bogle's am Naub , der nach einer Zeugenausſage 20 Proc. betrug , war größer als rein individueller Antheil an dem Verluſt bei den 200 Pfund. Zudem ſollte der Umſtand, daß auch Pogle's Banfierhaus dur, die Prellereien litt, allen Berdadt niederſchlagen , der freilich auf Bogle fallen mußte, ſobald die Theilnahme ſeines Stiefvaters an dem Betrug ent deđt wurde. Die ſpätere Zurückzahlung des Geldes mochte auch dazu dienen, um die Wahrheit noch mehr zu verſchleiern. Pindray reiste, nachdem er dieſe Comödie geſpielt hatte, am
22 weiter : am 23 legte er ſeinen Creditbrief den HH. Landi und Roncadelli vor , und erhielt 347 Pfd., und am 25 zu Venedig
von den Gebrüdern Dubois 40 pfd. Zu Venedig nahm de Pindray das Dampfboot und ging nach Trieſt , wo er am 29 von Hrn. Richard Routh 1612 , Pfo. erhob. Hr. Routh war von ſeinem gefälligen Benehmen ſo eingenommen, daß er ihn
Abends in ſeine Opernloge und nachher zum Eſſen einlud. Zum Dank für dieſe guten Dienſte ließ de Pindray feinen
Wagen bei Routh ſtehen , mit dem Auftrag ihm den Erlös nach Griechenland oder Aegypten zu überſenden .
Wir Fehren jeßt zu den Verſchworenen am Rhein zurüc. Die Gräfin Pandel (d'Arjujons Maitreſſe ) reiste nach Köln, wo ſie in dem Hauſe S. Oppenheim jun. u. Comp. einen Ere:
endlich das Geld.
Wir Fehren nun nach Florenz zurüd.
Dieß war ein Meiſterſtreich ! Der Verſuch , Philipsſon zu prellen, war durch die Unbeſonnenheit eines geſchwäßigen Bez dienten fehlgeſchlagen , aber der ausgelernte Spißbube de Pin=
Der angebliche
ditbrief auf 800 Pro. präſentirte und darauf 500 pfd. erhielt.
995
Kein Verdacht 'ward rege , da ſie im eigenen Wagen reiste
die andern Verſchworenen zu verhaften, hatten dieſe Nachricht
mit einem Courier und dem früher ſchon erwähnten kleinen Mädchen . Von Köln ging ſie nach Coblenz, und am 23 April präſentirte ſie einen neuen Creditbrief den HH. Deinhard und Jordan, auf welchen ſie 500 Pfd. verlangte, und, nachdem alles aufs genaueſte unterſucht worden war, auch ausbezahlt erhielt. Am 24 erſchien die Gräfin Vandet bei den HH. Gogel, Koch u. Comp. mit einem Sreditbrief von 800 Pfd., und erhielt darauf 520 Vfd. ausbezahlt . Zu Mainz erhielt ſie von Hu:
von der Entdeđung bekommen und ſich nach verſchiedenen Welt:
mann und Mappes Sohn auf einen weitern Sreditbrief aber:
( Schluß. )
mals 500 Pfund, und reiste hierauf nach Paris.
Ain 20 April , an welchem Tage die falſchen Creditbriefe
gegenden davon gemacht. (S du6 folgt.)
Die Beajus in dem Reich Banjer - maffing auf Borneo . Wenn die Beajus Streit mit einander haben und die beiderſeitigen Intereſſen von den Aelteſten des Volkes nicht in
von Nizza angekommen waren , verließ d'Arjuzon mit Perry
Uebereinſtimmung gebracht werden können , ſo wird beſtimmt,
Aachen , wo ſie ſeit dem 1 April gewohnt hatten, und ging nach Lüttich. In der Straße , wo die Bankiers Nagelmaders
daß die Sache durch Untertauchen der beiden Parteien (bersama banio) ausgemacht werden ſoll. Wenn dieſes angenommen iſt,
und Serfontaine wohnten, übergab d’Arjuzon Perry einen Ere:
fo feßen zuerſt die beiden Parteien gewiſſe Geldſummen gegen:
ditbrief von 800 pfd. , und dieſer verlangte darauf 550 Pfd ., welche ihm aber verweigert wurden , weil ſein Paß nicht in
einander, welche ſie immerfort erhöhen , bis einer von beiden, entweder aus Furcht vor größerem Verluſt oder aus Mangel an Geld die Sache verloren gibt. Im Falle aber, daß beide es aushalten können gleiche Summen gegen einander zu ſeßen, wird endlich zu dem Untertauchen geſchritten. Zwei lange Stangen werden zu dieſem Zweck in dem Fluß befeſtigt, an
1
.
der Ordnung war.
Er fam jedoch den andern Tag wieder,
und erhielt 100 pfd ., wovon d’Arjuzon 80 nahm, und Perry für ſeine Mühe 20 Pfd. gab. Von da gingen ſie nach Brüſſel, am 21 oder 22 ,1 wo ſie bei Engler und Comp. einen neuen Creditbrief von 1400 pfd. präſentirten ,1 und darauf 750 Pfd.
erhielten, wovon Perry 250 Pfd. bekam , und d'Arjuzon den Reſt behielt. ditbrief, den HH. ( dhlägige
Am 23 famen ſie nach Gent, wo Perry denſelben Creauf welchen er zu Lüttich 100 Pfd. erhalten hatte, Meulemeeſter und Sohn präſentirte, aber eine ab: Antwort erhielt , indem Meulemeeſter und Comp
erklärten , ſie hätten keinen Avis von Glyn und Comp . er: halten.
welchen die ſtreitenden Perſonen auf den Grund des Waſſers
hinunterſteigen. Derjenige, welcher am längſten unten bleibt, iſt Sieger, und gewinnt nicht nur den Proceß, ſondern zugleich auch das von der Gegenpartei eingeſeßte Geld. Eine andere Art, Streitigkeiten zu entſcheiden , iſt die, welche mit Pitjies ( chineſiſchen Münzen) ſtattfindet. Beiden Parteien wird öffent: lich ein Napf mit Aſchenlauge vorgerekt, worin zwei mit Wachs
überzogene Pitjies liegen, von denen das eine geſchwärzt iſt.
und präſentirte Hrn. Ugie denſelben Creditbrief , den er be
Derjenige , welcher das ſchwarze Pitjie aus dem Napf heraus: holt, verliert ſeinen Proceß. Manchmal entſchließen ſich zwei
reits bei Engler und Comp. präſentirt hatte : Hr. Agie aber fand es ſeltſam , daß ein Mann von Perry's Ausſehen , der ſo
Parteien , ſelber ihren Streit zu entſcheiden , indem ſie ihre rechte Hand in ſiedendes Del halten ; wer von beiden die Hand
eben bei Engler und Comp. 750 Pro. erhoben hatte, und, wie
zuerſt wieder herauszieht, gibt ſeinem Gegner die Sache ge
An demſelben Tage , dem 23, ging Perry nach Antwerpen
ivonnen .
er ſelbſt erflärte, auf dem Punkte ſtand , ſich nach England einzuſchiffen , noch einen weitern Vorſchuß brauchen follte. Er weigerte ſich alſo unter dein Vorwand, er habe keinen Avis, Tein wahrer Beweggrund war aber, daß er Betrug argwohnte, und ſeine Vermuthung Hrn . Engler mittheilte , der ſogleich Auftrag
Mord wird mit dem Tode des Verbrechers, oder mit einer Geldbuße von 1400 Realen (à 2 Gulden) für die Familie des
ſhidte, Perry zu verhaften. Dieß geſchah auch Samſtag Mor:
Erſchlagenen gebüßt. Der Eidſdwur findet bei den Beajus ſtatt, indem ſie einen Stock durchſchneiden , oder einen Stein in das Waſſer werfen, wobei ſie ſagen : „ Möge derjenige, wel:
gens den 25 April, indem er an Bord des Dampfboots Oſtende
cher falſches Zeugniß ablegt, wie dieſer Stod durchgehauen wer:
mit der Frau Pipe feſtgenommen und ſogleich ins Gefängniß den, oder wie dieſer Stein verſinken !" abgeführt wurde. Am Tage zuvor hatte Aler. Graham unter dem Namen Robert Nicholſon zu Aachen von den dortigen Banfiers 150 Pfund erhoben. Dieß waren die verſchiedenen Summen , uin welche die Bantiers des Continents geprellt wurden, und die zuſammen
Eine gewiſſe Art von Löpfen, „ Balangas “ genannt, und das Muſikinſtrument „ Gong " ſind lurusartikel, welche bei den
Beajus auf Reichthum und Anſehen deuten. Einer , der viel Balangas und Gongs beſikt, gehört einer bevorzugten Claſſe an, und wird für einen reichen und vornehmen Mann gehal ten. Dieſe Balangas koſten bisweilen von 500 bis 2000 Ru:
etwas über 12,000 Pf. ausmachten. Dieſe außerordentliche Verſchwörung, welche ſomit durch die Verhaftung zweier unter:
pien das Stüc , und der Werty derſelben wird nicht nach der Größe, ſondern nach gewiſſen Merkzeichen beſtimmt. Ich habe
geordneter Theilhaber entdect wurde , ward ſogleich durch ein
nie etwas Beſonderes an dieſen Balangas bemerken können ; ſie
Bruſſeler Blatt und dann auch durch Galignanis Meſſenger bekannt gemacht, und ehe man wirkſame Søritte thun konnte,
haben viele Aehnlichkeit mit kleinen japaniſchen Waſſertöpfen , auf welchen allerlei Drachen und Ungeheuer geſchnißt find.
996 Man behauptet, daß ſie zu der Zeit des Madjapahit von Java herübergebracht ſind , und von Zeit zu Zeit bei dem Aufgraben der Erde gefunden werden .
Die Beajus , welche in der Nähe von Banjeu wohnen, nehinen gewöhnlich die Kleidung der dortigen Bevölferung an, vorzüglich wenn ſie zum Islamisinus übergetreten ſind. Die mehr im Innern wohnenden tragen allgemein den Ii awal der Dajals, welches eine Schärpe iſt, die um die Hüften gebunden zwiſchen den Beinen durchgeſchlagen wird, und hinten tief her: abhängt.
Die Häuptlinge tragen dazu baumwollene Weſten
Ehren. Darauf fängt das Bilianfeſt an und währt manomal zwei bis drei Tage, wobei die Gefänge fich auf den Zuſtand des Kranfen beziehen und Gebete für deffen Geneſung ent: balten . 3it dieſes abgelanfen , ſo wird ein kleines Hauschen von Bambus verfertigt und mit verſchiedenen Speiſen ange füllt, in dem Gipfel eines Baums aufgehängt, um die über: irdiſchen Geiſter zufrieden zu ſtellen und ſie zu bewegen, zur Geneſung des Kranken mitzuwirken. Wenn die Beajus eine Reiſe oder irgend eine Unter: nehmung vorhaben, ſo ziehen ſie einen gewiſſen Vogel zu Rath ,
mit langen Vermeln auf dem bloßen Leib, und Tücher um den
welchen ſie Burong Anting nennen . Dieſes geſchieht mit einer
Kopf, welche manchmal prächtig mit Gold geſtidt find. Die meiſten Männer haben die Haut auf dem ganzen Körper täto
beſtimmten Formel, welche ſie herſagen, während ſie gefochten
wirt, und ſind ſehr ſtolz auf dieſe Zierde, weshalb ſie auch
fie einen jener Vögel, welche in dieſer Gegend ſehr häufig ſind, entdeden, erfehen ſie aus dem Fluge desſelben , wozu ſie ſich entſchließen müſſen . Ich habe nie in Erfahrung bringen fönnen , welche Zeichen ſie in dem Fluge dieſes Vogels als günſtig an ſehen, indem ſie vorgeben, daß dieſes nur durch lange Uebung
nicht leicht zu bewegen ſind, eine Kleidung anzunehmen, welche den ganzen Körper bedeđt. Die Weiber tragen gewöhnlich grobe Sarong $ und Selinda ng 8 oder Schleier. Män : ner ſowohl als Weiber pußen ſich gern mit Glascorallen , und ſind große Liebhaber von rothem Tuche , von welchem einige
Ellen das koſtbarſte Geſchenk ſind, welches man einem Häupt ling machen kann. Beide Geſchlechter haben große Löcher in den Ohren , in welchen eine , bei den Reichen mit Gold ver:
zierte, hölzerne Scheibe befeſtigt iſt.
Bei vielen hängen da:
durch die Ohren bis auf die Schultern herab. Ihre Hauptwaffe iſt ein Blaſerohr , welches an dem einen
Ende eine eiſerne Spiße hat. Mit demſelben blaſen ſie kleine kupferne Pfeile, welche vergiftet ſind, und daher, wo nicht tödt: liche, doch gefährliche Wunden verurſachen , indein die mit Wi derhaken verſehene Spiße feſt fißt und in der Wunde ſtecken bleibt, wenn der Pfeil herausgezogen wird. Ferner ſind ſie mit einer Streitart (N e 11 do) und einem kurzen Meffer (Ba dek - Sadof), ſeltener aber mit einem Kris bewaffnet. Feuer gewehre findet man nur bei einigen der Vornehmeren ; ſie wiffen jedoch ſchlecht damit umzugeben . Unter den Beluſtigungen der Beajus iſt das fogenannte
Berretumbong -Spiel das beliebteſte.
Bei demſelben ſchlagen
fünf bis techs Weiber auf eine lange ſchmale Trommel und ſingen dazu, während ein Mann einen Tanz aufführt, welcher
gelben Reis vor ihrer Thüre auf den Weg ſtreuen . Sobald
zu erlernen Ter .
Die bei den übrigen Dajak3 immer noch herrſchende Ge wohnheit des ſogenannten Köpfeſchnellens , wodurch ſie ſich Menſchenſchádel zu verſchaffen ſuchen, iſt bei den Beajus und auch bei anderen Dajafſtämmen, über welche ſich der Einfluß der Niederländiſchen Behörden erſtreckt, größtentheils abgeſchafft.
Auch bei ihren Begräbniſſen werden ſeit einigen Jahren ſtatt der oben erwäßnten Menſchenopfer Büffel geſchlachtet, während Viele die Leichen ihrer Verſtorbenen ſogar ohne dieſe leştere
Feierlichkeit zur Erde beſtatten. Die Beajus werden von ihren Kampongsoberhäuptern re:
giert, welche von einander unabhängig ſind und aus den Aelte: ſten des Volksgewählt werden. Wenn das Oberhaupt ſidy Ungerechtigkeiten oder willfürliche Handlungen erlaubt, empören
fich die Unterthanen gegen ihn und ernennen einen andern an ſeiner Stelle.
Man findet bei den Beajus viele ſogenannte Pfandfllaven , indem es bei ihnen Sitte iſt , daß eine Schuld, welche inner: halb drei Monaten nicht zurücbezahlt wird , ſich verdoppelt.
Wenn man ſich verbindlich macht, bei der erſten Ernte in Reis
nur in dem regelmäßigen Auf- und Niederbewegen der aus :
oder Padie zu bezahlen , ſo wird die Schuld verdoppelt , wenu
geſpreizten Arme beſteht, wobei die Beine dicht zuſammen ge halten und nur die Knie von Zeit zu Zeit ein wenig gebogen
man die Bezahlung unterläßt ; bei der zweiten Ernte geſchieht
Dieſe Mädchen, welche Bilans heißen , ſind eben ſo
er die zu bezahlende Summe nie wird erſchwingen fönnen , fidy.
wie die Ronggings auf Java, ſehr bunt herausgepußt und tra
dem Gläubiger als Sllaven übergibt , bis er ihn bezahlt haben
werden.
gen beſonders eine ziemliche Anzahl fupferner Armringe.
Bei
dieſes abermals, und ſofort, bis der Schuldner, überzeugt, daß
wird. Die meiſten , welche in dieſem Falle ſind, erhalten ihre
ihrem Geſang, welcher Nengorit-gorit heißt, fängt gewöhnlich
Freiheit nie wieder, ſondern ſterben als Sklaven .
Eine an, während die übrigen die Schlußzeile wiederholen. Der Inhalt des Liedes iſt gewöhnlich von der Erfindung der Vor: fängerin und Liebesgeſchichten ſind das Hauptthema.
An 4 Auguſt um 10 % Abende fühlte man zu Jerez de la Frontera (aber auch zu Sevilla und Malaga) einen ziemlich heftigen Erdſtos.
In Krankheiten oder bei Verwundungen machen die Beajus keinen Gebrauch von Arzneien. Wenn Jemand frank wird, To ruft man eine Bilian oder Sängerin. Es werden ihr ver ſchiedene Speiſen vorgeſekt; das Gemach wird oben und an allen Seiten mit Gardinen verhangen und Räucherwerf in dem felben gebrannt , wie ſie ſagen dem Demata Sanghiang zu
Erdbeben. Merkwürdig iſt , daß die Sperlinge, Schwalben und andere Vögel der Nachbarſchaft plößlich im Schreden ihre Neſter verließen und ſich ſchaaren
weiſe in die Straßen und Häuſer flüchteten, wo man ſie in großer An zahl fing.
(fr . 01. )
Am 30 Julius , 2 und 3 Auguſt fühlte man Erdſtüße zu Liſſabon und Leira. (Echo du Monde Savant vom 31 Auguſt.)
München , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 250.
as
A usla nd. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 7 September 1841 .
Alterthümer in der armeniſchen Provinz. Das ruſſiſche Journal des Miniſteriums des Innern vom December 1840 (welches Heft erſt nachträglich eintraf) enthält
Nachitſchewan ſich unterirdiſche, augenſcheinlich nicht in neuerer Zeit gebaute Waſſerleitungen finden, vermittelſt deren man jeßt die Gärten und Felder bewäſſert, die aber ehemals wahrſchein
lich zur Verſorgung der Stadt dienten.
wieder ein langes Verzeichniß von Ueberreſten alter Gebäude in Armenien, und wir heben hier aus dem Bericht über den
Die faſhionable Gannergeſellſchaft.
Kreis Sardarabad
einige hiſtoriſch wichtige Punfte aus, namentlich ſolche, die auf
die vorchriſtlichen Zeiten zurücdeuten.
Um Etſchmiadſin her
bemerkt man noch die Spuren einer alten Stadt , deren Ent:
ſtehung man 600 Jahre vor Chr. unter König Erowant I feßt. Sie foll zuerſt , Ardimet Kagat" oder Dianenſtadt geheifert ba ben, wechſelte aber ſpäter mehrmals den Namen , und foll die:
ſelbe ſeyn, welche man jeßt unter dem Namen Wagarſchabad Fennt.
Bei dem modernen Dorfe Hadſchi Bairamlü , acht
Werſte vom Arares und nahe am Arpatſchai, ſtand vor Alters
( Sciu . ) Wir Pehren iekt nach Florenz zurüd , wo nach den Vors
fällen vom 22 April in der Bank von Bogle, Kerrich u. Comp. alles ſeinen gewöhnlichen Gang ging, bis zum Morgen des 9 Mai. An dieſem Tage traf ein Schreiben des Hrn. Oppens
Heim u. Comp. von Köln ein, mit der Nachricht, daß falſche Creditbriefe von Glyn u. Comp. in Umlauf ſeyen . Andere Nachrichten, welche die Namen Bourbel's und Grahams ernſts
eine Stadt Erowant-Amad (vielleicht Abad) , die man dem ar
haft compromittirten , famen dazu, und am Abend erhielt Kerridy
meniſchen König Erowant II aus der Mitte des erſten Jahr:
ein Paquet Papiere von dem engliſchen Geſandten zu Floreng, mit dem Bemerfen, er habe den Inhalt der toscaniſchen Re:
hunderts nach Chr. zuſchreibt.
Bei dein Dorfe Sofiabad
find noch einige erhaltene Ueberreſte alter Gebäude , und man
gierung mitgetheilt , und fende nun die Papiere Hrn. Kerrid
glaubt, hier habe die alte, in der armeniſchen Geſchichte oft
zum Durchleſen 34. Dieſe Papiere waren nichts Geringeres
erwähnte Stadt Dadicha geſtanden. Daß einſt eine bedeutende
als die Ausfagen von Perry , welche die Namen Bogle, Bourbel
Stadt hier vorhanden geweſen , iſt wegen einer feſten ſteinernen
Brüce wahrſcheinlich , von der man noch Reſte an dem Karaſu ( vor Alters Argun ) bemerkt. Auf dem Gipfel des vulcaniſchen Berges Tapa -diba in der Nähe von Sardar: abad und Schahriar, wo man noch die Trümmer eines großen föniglichen Palaſtes ſieht, ſoll die einſt blühende Stadt Arma
por geſtanden haben, die im erſten Jahrhundert nach Chr. den
und Graham ernſthaft compromittirten.
Sterrich fucte frul.
Bogle ſogleich auf und fand ihn ſehr niedergeſchlagen. Am folgenden Tage, Sonntag den 10, theilte Hr. Kerrich die Sache ſeinem Geſchäftsgenoſſen , Hrn. M'Carthy mit, beide gingen zu
Bogle 'und fanden ihn in äußerſt unruhiger Gemüthsſtimmung im Bette. Er erklärte ihnen ſogleich ſeinen unwiderruflichen Entſchluß, aus der Bant zurüđzutreten , und die desfallſige
armeniſchen Königen als Refideng diente. Der Kreis von Eriwan geht an wirflichen oder vermeintlichen Ueberreſten von vors chriſtlichen Städten leer aus, iſt aber deſto reicher an Kirchen,
Urkunde wurde auch alsbald aufgelegt. Noch ſcheinen aber Kerrid und M'Sarthy die Sache dem Umſtand zugeſchrieben 34 haben, daß Bogle's Stiefvater, der alte Graham , eine ſo ſchänd
zum Theil von hohem Alter ; doch iſt die Stadt Nachitſchewan vielleicht auch zu den ganz alten zu zählen ; da man geneigt iſt,
Befehl zu, Toscana binnen fünf Lagen zu verlaſſen . Bogle ging mit M'Earthy zu dem engliſchen Miniſter, dieſer aber
alle bedeutenden , große Arbeit erfordernden Werke in ein hohes Alterthum zu verſeken , ſo führen wir noch an , daß in
weigerte ſich zu ſeinem Gunſten einzuſchreiten , wahrſcheinlich
liche Rolle geſpielt hatte, aber die toscaniſche Regierung, welche mehr wußte, fchidte Bogle am 22 Mai durch die Polizei den
auch nur, weil er von Bogle's Mitſchuld überzeugt war . 250
Zwis
998 fchen dem 22 und 27 Mai kam ein Paquet mit einer Adreſſe in eigenthümlicher Handſchrift und einem eben ſo eigenthüm: lichen Siegel für Hrn. Bogle an. Hr. Kerrich brachte ihm das Paquet, Bogle öffnete es aber nicht, und erwähnte feiner auch nachher nie. Man verlangte die papiere ſpäter bei dem Proceß, fie wurden aber nicht vorgelegt. Bogle, der den Ausſpruch der
toscaniſchen Regierung nicht zu mildern vermochte, reiste am 28 Mai von Florenz ab, ging nach Lucca und von da nach Corſica, um ſeinen Stiefvater, den alten Graham , der ſicher dort angekommen war, zu beſuchen . Von Baſtia ging er über Marſeille nach England.
Die Nachricht von der Entdeckung der Verſchwörung gelangte ſchnell nach Paris und London ; doch erſt am 26 Mai,
faſt einen Monat nach Perry’s Verhaftung, erſchien ein Corre: fpondenzartikel in der Times, der die ganze Sache auseinander ſekte, und unter den Hauptverſchworenen auch Bogle nannte.
Dieſer ſtellte gegen Ende Junius in London eine Klage gegen den Druđer der fich nahm , zu beweiſen Hr. Lawſon ,
Times an, der die Verantwortlichkeit alsbald über und nun die Wahrheit des Correſpondenzartifels ſuchen mußte. Zu dem Ende erhielt der Druder eine Friſt, um das nöthige Material zuſammen :
Brief an ihn eingeſchloſſen war, allein Bogle erklärte ſich nicht darüber. Die Schuld Bogle's geht aus dieſem Umſtand, wenn auch nicht ſchon aus manchem andern , klar genug hervor. Auch Hr. Kerrich tam auf ähnliche Gedanken, als Hr. Roſter, deſſen wir oben ſchon erwähnten , einmal zu ihm fam, und zufällig einen Circular-Creditbrief von Glyn und Comp. auf dem Tiſch
liegen rah. Hier bemerkte er , daß er einen ſolchen einſt in Grahams Händen geſehen . Kerrich erſtaunte, Roſter aber fuhr fort, er habe geſehen, wie Graham die Signatur nachgemacht,
und feste hinzu , derſelbe habe fogar ihn ,1 Roſter, gebeten , die Schrift nachzumalen , da er eben zittere. Jeßt erſt er: kenne er, zu was dieſes habe dienen ſollen . Hierauf machte er Sterrich auf die Drehmaſchine aufmerkſam , vermittelſt welcher
Graham die Namen nachgezeichnet, und jeħt erſt erinnerte fid Kerrich einerſeits, daß er einmal einen Circular-Creditbrief von Glyn Hrn. Bogle auf eine Zeitlang gegeben, andererſeits, daß die Maſchine ja in ſeinem Verwahr fey. Sie wurde herbei geholt,
und Hr. Roſter erkannte ſie alsbald.
Von dieſem Augenblick
an war Kerrich nicht mehr zweifelhaft , daß Graham die Fäl:
fchung vorgenommen, und daß Bogle fein Mitſchuldiger gewe: ſen . Hiebei iſt indeß zu bemerken , daß bei dem Proceſſe Ro
zubringen , und fchidte einen Advocaten , Namens Dobie , auf
ſters Zeugniß fehlt; als der Advocat der Times nach Floreng
den Continent. Dieſer begab ſich nach Florenz, wo er namentlich bei Kerrich und M’Carthy Nachrichten über Bogle und ſeine Stellung zu der Bank einzog, bei welcher derſelbe die Caſſe, wo auch die Wechſel aufgehoben waren, unter ſich hatte. Bir müſſen einer Augenblid zu Grabar und ſeiner Fa:
kam , verlangte er, Roſter folle dieß Zeugniß wiederholen, Ro: ſter that dieß nicht, und wies den Advocaten der Times an ſeinen Sachwalter , welcher die Sache zu hintertreiben wußte ;
milie zurückehren. Der alte Sünder hatte Florenz heimlich
lich wollte ſie, welche auf die Fremden viele Rückſicht nimmt, einen Scandal vermeiden, ein Umſtand, der auch erklärt, weß halb der alte Graham ſo leicht durchſchlüpfte. Roſters Beneh men iſt zweideutig, oder, zum mindeſten geſagt , herzlich ein:
verlaſſen und ſeine Familie gleichfalls am 29 oder 30 Mai von
der Polizei die peremtoriſche Weiſung erhalten , das Groß: herzogthum zu räumen. Sie übergab Hrn. Sterrich vor ihrer Abreiſe eine Menge Gegenſtände, die ihrem Vater gehört hat: ten, und die ohne nähere Unterſuchung in eine Vorathstammer
im Bankgebäude niedergelegt wurden . Darunter befand fich eine werthvolle Drehbant mit einer großen Anzahl Wertzeuge für fehr complicirte Arbeiten. Dieß erregte Anfangs feine Aufmerkſamkeit, da man Hr. Grahams Talent in der Mechanit
tannte; wir werden aber bald dieſer Maſchine wieder erwähnen müſſen , welche ſtets in einem Zimmer eingeſchloffen war, zu welchem Graham den Schlüſſel bei ſich behielt. Am 8 und 17 Junius tamen zwei Paquete mit dem Poſtzeichen Algier bei der Bank an. Der äußere Umſchlag hatte die Adreſſe: „ An Hrn. Bogle und Kerrich , Banfiers in Florenz.“ Der innere
1
die toscaniſche Regierung ging nicht darauf ein , Hrn. Roſter kraft ihres ſouveränen Rechts verhören zu laſſen . Wahrſchein:
fältig. Das Graham Wechſelſignaturen nachahmte, mußte ihm
auf den erſten Blick klar werden ; daß er vollends die Hand dazu bot, dieſe Nachahmung auszuführen, konnte ihm als Ver brechen angerechnet werden , darum mag ihn wohl ſpäter fein
Advocat aufgefordert haben, nicht das Zeugniß in der verlang: ten Weiſe auszuſtellen ; daß er jedoch gegen Kerrich ſelbſt ſo offen war, läßt glauben, daß er mehr aus Gedankenloſigkeit,
als aus ſchlechter Abſicht handelte.
Der Mangel feines Zeug
nilles fonnte indeß zu Gunſten Grahams und Bogle's nichts
beweiſen. Fr. Dobie ließ von der Maſchine, auf welche man durd Roſters Aeußerungen gegen Kerrich aufinerkſam gewor: den war , eine genaue Zeichnung machen , und die Maſchine
Umſchlag hatten ſie die Aufſchrift „ An A. G. Bogle Esq. Geheim .“ ſelbſt wurde ſpäter nach England gebracht, und bei dem Pro: dem Atelier des ausge: Am 29 Jun. wurden ſie auf förmliche Forderung Hrn. le Meſu : ceſte vorgelegt, wo ein Arbeiter aus den Gebrauch erklärte, wel:
riers, welcher erklärte, daß er die Handſchrift der Adreſſe als
zeichneten Mechanifers Holzapfel
die Pipe's ( alias Dr. Coulſon ) tenne, der ihn um 1500 Pfund
chen man von der Maſchine machen konnte.
geprellt, in Gegenwart von Hrn. For, jeßt Lord Holland, des engliſchen Geſandten , eröffnet. Im zweiten Umſchlage befanden
verbunden mit der vorhergehenden Geſchichtserzählung ließ bei
fich zwei Briefe, der eine an den Marquis de Bourbel , und der andere an E. Smith, Esq.
Dieſe beiden Briefe fprechen deutlich für den ganzen Plan, und Hr. E. Smith kann nicht wohl ein anderer regn , als Hr. Bogle ſe bſt. Jedenfalls mußte Bogle dieſen Smith Pennen , da der
Dieſer Anblic ,
den Gefchwornen feinem Zweifel Raum.
Wir haben zum Schluſſe noch einiges über das Schidſal der Berfdworenen 30 Tagen . Die leßten Nachrichten von Bourbel ſind aus Valencia in Spanien vom 31 Mai 1840.
1
Wahrſcheinlich iſt er aber nach London gegangen, um dort Hrn .
Bogle in ſeinem Proceß, der eben ſo gut ihn ſelbſt anging, zu
1
I
999 unterſtüßen . Pipe (Dr. Coulſon ) und Graham erreichten Neapel am 1 Mai. Erſterer ging , wie aus dem Obigen, namentlich
und die Reiſe ging raſch durch den Wald, vorüber an zerſtreuten Hütten, (Vinterköier) , in denen ſich die Holzhauer aufhalten, wenn ſie Bäume
aus den dort erwähnten Briefen hervorgeht, nach Algier und
fällen und dieſe zu den Elven hinunter ſchleifen, auf denen ſie zu Waſſer
pon da über Marſeille nach England, Graham aber nach Corſika.
weiter befördert werden .
Hin und her lagen auch ein Paar einfame
Später fehrte legterer nad Livorno zurück, wahrſcheinlich um nach Gehöfte, und in der Nähe derſelben häufig ein kleiner durch Ausbrennen Florenz zu geben und die dort in Kerrichs Befiß befindliche
des Waldes urbar gemachter Fled.
Maſchine zu vernichten ; aber die Polizei bemächtigte ſich ſeiner
ſieht nicht ein ſolcher Ader aus ! Wenn die goldenen Aehren zwiſchen
Wie wunderlich , aber maleriſch
führte ihn an die Gränze, und gab ihm die Weiſung, nicht Steinen , großen moosbewachſenen Feløftüden und verkohlten Baum .
mehr in die großherzoglichen Staaten zurüd zufehren . Das
fich incompetent erklärte, über die Sache zu entſcheiden .
ſtämmen wogen, und hie und da eine ſchlanke Fichte, welche ohne Zweige ſtehen geblieben iſt , traurig und nackt über dem üppigen Korn heraus grinet. Doch lange währte es nicht, daß ich mit Bequemlichkeit durch den Wald reiſen konnte, denn die ächten Fjeldſtuer ( Gebirgsſtuben ), wie der Normann ſie ſo ſchön nennt , find nur für Reiter und Fußgänger zu gänglich. Beim nächſten Skydewechſel nahm ich mir deßhalb einen raſchen kleinen Norbaggen, der mich über die Berge tragen ſollte. Nun ging es auf und nieder , bald im ſteinigen Thal, bald über ſteile Berg
Alerander Graham, der von einer anſteđenden Krankheit ſo
lehnen ; meine Sachen waren zu beiden Seiten auf dem Rüden des
angegriffen war, daß er faſt nicht reifen fonnte, ſtarb fürzlich in
andern Pferdes übergehangen oder geſchnallt, und der muntere Gebirge burſche ging voran und trillerte ſich ein Liedchen. Seine Art hatte er nicht daheim vergeſſen, und wir mußten auch oft unſere Zuflucht zu ihr nehmen , da ſchlimme Stellen , über welche die Pferde nicht kommen
Siegel, womit er die falſchen Ereditbriefe geſtempelt hatte, 1
wurde bei ihm gefunden, aber ihm unbegreiflicher Weiſe zurüd: geſtellt. Graf von Pindray wurde in Jaſſy eingeholt, als er aber einige tauſend Franfen feinen Verfolgern zurüdgegeben hatte; auf freien Fuß geſtellt. Er ging nach Konſtantinopel,
wurde von dort auf Befehl des franzöſiſchen Conſuls nach Genua und von da nach Air gebracht, wo aber der Gerichtshof
einem Maiſon de Santé bei Paris unter angenommenem Namen in großem Elend. D’Urjuzon und ſeine Maitreſſe entgingen
den Verfolgungen der rheiniſchen Banfiers. Man weiß nicht genau , wo ſie ſich jeßt befinden , glaubt aber, ſie ſeven im vori: gen Monat November durch Bologna gereist, um nach Frank: reich zu gehen. Aus lekterem Lande erhielt man für den ſtandalöſen Proceß die wenigſte Aufflärung trok aller Mühe, die ſich die engliſchen Advocaten gaben. Der Artikel der Times äußert ſich deßhalb auch folgendermaßen : ,,An Orten, wo Sr.
Dobie ein Recht hatte, auf thätige Mitwirkung zu rechnen , fand er alle möglichen Schwierigkeiten ; das Benehmen der
franzöſiſchen Behörden war weder aufrichtig, noch redlich, noch gerecht , auch in dem Benehmen der toskaniſchen Regierung
verdiente manches eine nähere Erläuterung. Die belgiſche Re: gierung aber zeigte durch ihr Benehmen von Anfang bis zu
Ende, daß ſie die Sache bis auf den Grund unterſuchen und auch andern jede Gelegenheit an die Hand geben wolle, dieſer ſchändliden Verſchwörung nachzuforſchen .
konnten , den Weg ſperrten . Alsdann mußte er die Stämme , die in dieſelben gelegt waren , gerade legen und behauen und die Pferde vor
fichtig über ſie führen, während ich abgeſtiegen, ſo gut ich konnte, über die oft ſchmalen Bauhölzer balancirte.
Die Pferde gingen über ſolche
Paſſagen , ebenſo wie da, wo loſe Steine den Weg gefährlich machten, mit einem außerordentlich ſichern Inſtinct; fie unterſuchten die Stelle zuerſt, wo ſie auftreten wollten, und man konnte gewiß feyn, daß weder Böſes noch Gutes fie weiter brachte. A18 wir ein Stüd durch die Felſen und Moore zurüdgelegt hatten und dann über ein Paar kleine Strudel gereßt waren , wurde der Weg beſſer zum fortkommen. Jest waren wir im tiefen Walde drinnen ; meilenweit nichts als Wald uno lauter Wald ! Es war ein wunderbarer Wanderzug , auf dem die Era innerungen , die ich aus Schweden mitgebracht hatte , recht lebhaft auf gefriſcht wurden. Die Waldeinſamkeit kannte ich nun vollfommen ; ich hatte ſie genoſſen, wenn der Schneeſturm in den dunkeln Gründen raste und ſeine Wirbel um die Denffteine der Sündfluth , die ungeheuren loſen Felsblöđe, trieb , wenn die Elſe, der reizende nordiſche Laubbuſch, -
.
in ihr blühte und die Droſſel in ihrem grünen Zelte felug, wenn die
Chronik der Reiſen. Die Shellemarken in Norwegen. Nordiſche Waldeinſamkeit.
Ich war fertig zu einer Reiſe in die Thellemarfen. Zwar riethen mir meine norwegiſchen Freunde , Proviant einzukaufen, während ich nod in Kongsberg war , und vor allem Brod nicht zu vergeſſen , weil ,
der, der dieß nicht mit fich führe , nur ſchlecht zu einer Reiſe in die
Gebirge vorbereitet ſey , doch ich ſah dieſe Vorſicht für unnöthig an, und tröſtete mich damit , wo andere Menſchen leben könnten , würde ich 18 wohl auch. Id reiste alſo von Kongsberg ab , ohne mich in dieſer .
1
Hinficht verſorgt zu haben.
Das erſte Stüd Weges fonnte ich noch gemächlich in meinem leichten torwegiſchen Gig fiken, mit dem Slyde - ( Poſt-) Bauern hinten auf. Das Gebirge ſtand hell und freundlich in der ſchönen Morgenſonne vor mir,
Morgen - und Abendröthe über dem Walde ftrahlte und wenn die Sterne durch die Nadelzweige ſchimmerten , ich hatte ſie im Sturm und in der
Stille empfunden , am meiften aber in ihrer unendlich tiefen Stille. Stunde auf Stunde verging , und nichts erblidte ich um mich, als die Schatten der viel hundertjährigen Fichten , und das wechſelnde , aber
fchwermüthige Spiel von Leben und Tod , von Auflöſung und Wieder geburt , wenn lichtgrünes Moog oder friſche Schößlinge aus den mul migen Urſtämmen ſproßten , die der Sturm gefällt hatte. Der dumpfe Fichtenduft, der fo ftark ans Leichenhaus erinnert , betäubte mich; mein
eigenes Athemholen war hörbar ; das Auge ſchwärmte ringdumher und ſuchte mit Sehnſucht nach einem neuen Gegenſtande, aber es fand Feinen ; nur immer tiefer verlor es fich in den dunkeln Gründen . Ab und zu ſauste der Wind durch die Wipfel, er klang faſt wie Seuffer ; ein Adler weßte ſeinen Schnabel und flog auf , ein wildes Thier zeigte fich im
.
1000 bichteſten Schatten, ein Eichhörnchen raſchelte oder eine Bergely rauſchte und ein einzelner Waldvogel fang klagend, nicht munter wie die Lerche,
welche hier ſchweigt, da ſie der Vogel der Ebene und nicht des Gebirges iſt.
werden, während ihre Freier auf Küften und Wellen weit umher triben . Da es mich in hohem Grade intereffirte, ſo mid in die ferue Vorzeit gezaubert zu ſehen , ließ ich mich mit ihr in ſcherzhaftes Geſpräch ein. „Wirſt du bald heurathen ? "
Ein Fieldgaard (Gebirgshof). Endlich hörte ich eine Art und die lieblichen Töne (Rouen), welche dem Kuhreihen der Schweizer gleichen , mit denen die Gebirgsmago ihr Vieh ruft ; ich konnte den Laut der Gloden unterſcheiden , welche die
Kühe umhängen hatten, eine friſchere Luft und ein helleres Licht ſtrömte mir entgegen , urd die Ausſicht öffnete ſich außerordentlich ſchön. Tief unten im Grunde des Thales blikte ein heller See , rings von dunkler
Waldung umſchloſſen , vor mir lag eine Gebirgsgegend , bedeckt mit weichen Grasteppichen und lieblichen gelben Blumen , auf welchen das Vieh fo fröhlich ging und weidete , über die Wiefen thürmten ſich die Gebirge bis in den duftreichen Nebel auf , wie dunkelblaue Wellen mit
langen weißen Streifen die Seiten hinab, und mitten auf dieſen lag das Ziel der Reiſe für heute , Bolfefjö - grände , zwei Höfe in ächt norwe
giſchem Styl. Wie faft überall im Lande , gehören viele Gebäude zu einem Hof, und da jedes derſelben in einer gewiſſen Entfernung vom andern liegt , gleicht das Ganze einem kleinen Dorje.
„ Nein , daran benke ich gar nicht !"
antwortete ſie in ihrem ſingenden Gebirgsdialekt. „ Aber wenn der kommt, dem du gewogen biſt ?" „O nein !" erwiederte ſie verſchämt, während ſie ihren Kopf ſenkte und eifrig fortwebte. Indem ſie ſo daſaß, entſtand mit einemmal draußen ein Lärm , eines der Schafe wäre entſprungen ;
fie vergaß Verſchämtheit und alles und ſprang ihrem Lämmchen nach. Lange hörte ich ihr Rouen hinter demſelben her in den Felſen. Unterdeß fab ich mich genauer in der Stube um , und entdedte eine nicht unbedeutende Bücherſammlung auf einem der Wandbretter oben , meiſtens theologiſchen Inhalts , beſonders mehrere von Haugers, Schriſten ; doch waren auch verſchiedene Bücher darunter , die ins Hiſto riſche und in den Staatehaushalt gehörten , denn der Bauer war ein Storthingsmann . Während ich hier blätterte , hatte die Wirthin unit draußen eine Nachtmahlgrüße von Gerſtenmehl bereitet , und brachte fie mit vielen Entſchutwigungen herein, daß ſie keine beſſere hätte, *) wobet .
fie ihre Furcit äußerte, daß einem „nit jo feinartigem Wefen “ als ich
Zuerit fommen
nicht damit gedient ſeyn würde. Ich verfiderte ihr dagegen meine solla,
ein Paar kleine Buden , eine für die Speiſevorräthe und eine für die
kommene Zufriedenheit mit allem , und zum Beweiſe zwang ich mir eine
Kleidungsſtücke; darauf die Scheunen ; dieſe ſtehen auf hohen Pfoſten und haben eine Treppe, die hinaufgezogen werden fann, damit die Mäuſe
Portion hinunter , denn , die Wahrheit zu geſtehen , es koſtete Ueber windung, und bereits begann ich zu bereuen, daß ich mich in Kongsberg nicht verſorgt hatte. Als das Mahl beendet war , machte ich mich ing Freie, um das Gebirge in der ſchönen Abendbeleuchtung zu genießen . Die Leute aus dem Hofe umringten mich mit einer gutmüthigen Zus
ſich nicht in ihnen verproviantiren ſollen ; endlich eine oder mehrere Küchen , Kartoffelkeller , Viehſtälle , die Schmiede u . f. w. Das Wohn gebäude ſelbſt war recht zierlich; oben auf demſelben prangte ein Thürmchen mit Wetterhahn , den Eingang bildete ein Vordad , getragen von zwei
etwas ſchwerfälligen , aber doch ſtattlich ausgeſchnittenen Säulen ; das weiße Holz , woraus das Ganze gebaut war , machte einen freundlichen Eindrud.
dringlichkeit. „ Wo biſt du her ? " „Das iſt eine große Pfeife, die du haſt!" „Aber was iſt das für ein Thier , was darauf gemalt iſt, das iſt wohl meiner Treu ein Renuthier ? " „ Wie alt biſt du, jag ? " 1
.
„ Du willſt wohl zum Gouſta ? " und ſo folgte die eine Frage nach der
Meine Fleine Karawane hielt vor dem Hauſe , bei welchem die Wirthin faß und ihre Strümpfe ſtopfte; fie kam mir freundlich entgegen
andern , bis die Sonne unter ging und ſie zum Nachteſſen hinein gerufen wurden .
und begrüßte inich, ſo wie die Leute, die herbeiſtrömten, um den frem
mand Kar (etwa das fremde Mannsbild) zu ſehen. „Kënnt Ihr mich zur Nacht beherbergen , fragte ich, als fie mir ihre Hand reichte. „Ia, wenn er nehmen will , wie wir'8 haben , “ erwiederte ſie, „aber es iſt nur ſchlimm , daß mein Mann auswärts ift ." Nach dieſem Willkommen
trat ich alſo ins Haus, in welchem alles recht reinlich und ſauber aus ſah ; die Wände waren nach Landesbrauch ganz von Holz mit vielen
Mis selle n .
Neue Art Kartoffeln. Ein Hr. Montain hat der Akerbaua geſellſchaft zu Lyon eine neue Art Kartoffeln vorgelegt, die er wegert ihrer Kleinheit Bohnenkartoffeln genannt hat. Die größten find faum , ſo groß wie eine Haſelnuß. Die Baut ift fein und der gelbe Kern ſehr geſchmackvoll. Sie ſoll außerordentlich nahrhaft ſeyn, gedeiht raſch
eingeſchnittenen Figuren , worunter ganze Bibelſprüche; die Männer be
und ohne beſondere Pflege.
ſchäftigen ſich nämlich in den Winterabenden init dieſer Art Arbeit,
ſo klein wie die Knolle.
während die Weiber bafiken und webert ; fie brauchen dazu feine Lichter, da die fetten Kienſpäne , die in am Herde angebrachte eiſerne Klam inern geſteckt werden , ihnen eine hinlängliche Erleuchtung gewähren. Zwiſchen den beiden großen E & fchränfen der Stube ftand die vornehmſte
iſt eine Ernte des dritten Jahres. Dieß Nahrungsmittel wird bald durch die Feinheit ſeines Geſchmads einen hohen Rang unter unſern
Bank , Hoifädet ( der Hochſit ), von dieſem bis zum Bett hin reichte die ſogenannte Palle (niedere Bank). Dieſe ganze Einrichtung iſt alt .
und unzweifelhaft von den Vätern ererbt , bei denen wir nad den Bes richten der Saga's eine ähnliche finden . Außer den Bänken ſtanden hier noch ein paar Stühle von einem ausgehöhlten Holzbloc, in einem ganz eigenthümlichen Styl. Mitten in der Stube faß die Tochter des Hauſes, ziemlich kräftigen Wuchſes, aber mit dem romantiſchen Namen Adlaug ; fie beſchäftigte fich eben , die feinen Einſchläge zu Aermelborten zu ver
fertigen , ganz wie die Frauenzimmer der alten Saga webend geſchildert 1
Pflanze , Blumen und Früchte find alle
Was Hr. Montain , der Geſellſchaft vorlegte,
gaſtronomiſchen Reichthümern einnehmen. (Echo du Monde Savant vom 31 Auguſt.) Seltſame Thierfrankheit. In den hohen Weiden bei Bigorre find faſt alle Heerden von einer ſeltſamen Seuche befallen. Sie beginnt mit einem ſtarfen Hinken und rafft vieles Vieh hin.
Es iſt ein wahr:
haft trauriger Anblick, die Heerden von den Bergen herabziehen zu ſehen. (Fr. BI .) *) Die Grüße , das wahre Nationalgericht im ganzen - ſkandinaviſchen Norden , wird nämlich in allen Abſtufungen bereitet , von der elendeſten : Soft bis zur delicaten Speiſe der feinſten Tiſche.
Münden , in der literariſch - Artiſtiſchen Anfalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
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Nr.. 251.
Ausland. d
Das Ein
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Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.. 8 September 1841. ::
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthauen. a
ſchränkter Zweige geziert, ſondern frumm, frant, fchwach, meiſt unten vom Brand angegriffen , halb ſchwarz, halb blaßgrün, ab
gemagert, wie ſchlecht genährte, unglücliche Menſchen. Sagt
man eben ſo genug bekommt, wie den Sand, ndherte ich mich Oſowa, dem ehemaligen Landſiße des Schriftſtellers Felinski.
nun ſelbſt, ob dieſe Gegenden Podlachiens, wo die Landſchaft aus dieſen einförmigen Elementen beſteht, wohl ſchön feyn kann ? Indeß darf man nicht denken, daß ganz Podlachien ſo iſt, es gibt darin ganz ſchöne Gegenden, wie 3. B. DlTowa, welches der eben gemachten Schilderung der Umgegend von Stepan:
Auf dem Wege lag Stepanyorod, mitten in dem wildeſten Cheile Vodlachiens, in der That nicht ſchön, oder doch wenigſtens
horob feineswegs gleicht. Ditowa liegt weit ſchöner als andere Streden Podlachiens ; der Herrenhof ſteht auf einer Anhöhe
-ro wunderlich ſchön , daß man ſeine Reize nur ſchwer ſehen konnte, denn das ganze Bild beſteht nur aus den drei Haupt: elementen, Sand, Sumpf und Fichten . Aus dieſem Material
über der durch das Thal hinfließenden Berezanka, an welcher alte Erlen umher zerſtreut ſtehen . Links iſt ein Luſtwald von Eichen , Ahornbäumen und alten Linden, welche den unfreund lichen Anblid auf die Fichtenwälder herrlich werdeden. Rechts dehnt ſich weithin das Dorf bis zur Mühle und zum Teich, in deſſen Mitte ein altes Kirchlein aus den umſchatteten Bäu: men den Kopf hervorſtređt. Ades dieß lehnt ſich an einen entlegenen Waldgrund. Auf der Rüdſeite des Hauſes ſieht man mitten auf einem ausgerodeten Plaße das Dorf Kidry ;
Als ich lange und weite Wälder , etwas Sand und etwas Sumpf durchzogen, und mich an den Fichten überſatt geſehen , die
kann fein Genius in der Welt etwas anders als eine Einöde
bilden ; man belebe ſie mit was man will, mit Gebäuden, mit
Menſchen , mit Thieren , es bleibt immer nur eine traurige Einöde.
Aber gebt mir Birten , Etchen , Thäler, Hohen, einen
Teich oder nur das kleinſte reine Flüßchen , wären auch keine Menſchen und keine Fliegen : hier , es iſt doch keine Einöde mehr. Unglüclicherweiſe ſieht man in dem öden Podlachien ſelten ein anders zuſammengefeſtes Bild , allenthalben neh men Sand, Sumpf und Fichten abwechſelnd den Raum ein, und verunſtalten ihn.
Oft kann der Wanderer einen ganzen Tag lang reine Augen -auf nichts friſcherem ruhen laſſen . Das macht die Reiſe durch
einige Theile Podlachiens fehr langweilig. Sieht man nieder: wärts , ſo hat man vor den Füßen den gelben, nagten Sand,
Anhöhen, Wäldchen und Felder treten vor, übrigens aber be: gränzt der Wald auch dieſe wie jede andere Ausſicht in Pod: lachien .
Wir Fehren zurüd zum Horyn , an deſſen Ufern Stepan liegt, ein kleines, aber ſehr altes Städtchen , in einer ziemlich fchönen Lage, hart am Fluſſe , und rings umgeben von Wäl:
dern, in denen einſt , wie Rzaczynsfi verſichert, eine Menge
man nur gelbe Nadeln und Fichtenzapfen ſieht. Von da dehnen
Elennthiere fich fanden . Es gehörte ehemals zu den unermeßlichen Gütern der Fürſten Dſtrogski, dann zu der Ordensſtiftung * ) dieſes Namens. Schon im 14ten Jahrhundert erwähnt ſeiner
ſich lange Waſſerfurchen aus, und auf beiden Seiten derfelben der dicht bewachſene öde Sumpf, auf welchem große oder kleine Büſchel einſam ſtehen und ein rauhes, ſtruppiges Gras fich langſam im Winde neigt. Hie und da platſcht eine Schlange
ein ruſſiſcher Geograph als eines bedeutenden Ortes. Später war es eine Herrſchaft, die 63 Reiter ſtellte nach dem Anſaß für das Kriegsaufgebot. Bei der Theilung der Ordensſtiftung fiel es an den Fürſten Joſeph Lubomirski , dem Untertruch
der auch nicht mit einem Geſträuche bedeckt iſt, und auf dem
oder ein Schlammbeißer durch den Graben, und darüber hin Teß von Litthauen, und ſpäter kam es in die Hände der Gra: fliegt eiue Elſter oder ein Rabe, eine ſchnarrende Schnepfe oder
fen Worcell. Die am Ufer liegenden alten Wälle des Schloſs
ein kläglich ſchreiender Ribiz. Die Fichten , die den Sumpf fes und die noch vorhandenen Trümmer, ſo wie die Grabhügel umgeben, find nicht die ſchönen, ſchlanken Bäume, ohne Aeſte vom Boden aufwärts und oben mit einer Krone dicht per:
*) Es wurde dem Teſtamente det legten Fürſten zufolge eine mat teſiſche Priorei.
A. 6. U.
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1002 in der Umgegend beweiſen , daß dieſer Winkel von Podlachien
einſt auch der Schauplaß des Krieges war. Im Jahre 1649 feßte Czarnieci von Smogulect aus einer Schaar Koſaten , die das Land plünderten , hißig nach , und dlug ſie bei Ste: pan, wie Samuel Twardowski in ſeinem Gedicht über den innern Krieg berichtet.
Heutzutage iſt Stepan mehr wegen ſeiner lebenden Be mohner, als wegen ſeiner wenigen hiſtoriſchen Denkmäler einer Erwähnung werth. Die alte , in gothiſchem Styl aufge:
den zu zahlende Summe zur Unterhaltung der Lampe in der Kirche feſtlegt, und die Juden zur Sahlung verbindlich macht. Noch verbietet diefelbe Synode, von der hier die Rede iſt, den Shriften jeden nähern Verkehr mit den Juden ; fie dürfen nicht mit ihnen eſlen, ſie nicht als Wächter bei Gräbern mie: then , ihr ungefäuertes Brod nicht verzehren, an ihren Badſtuben
keinen Theil nehmen u. dergl.
Dieſe Synode verbot ferner,
Schenken in der Nähe der Kirchen zu errichten, und in den übrigen zur Zeit des Gottesdienſtes zu trinken , zu ſingen , oder auf
Weiſe die feierliche Zeit des Gebets zu verunebren. Pfarr ähnliche und eine katholiſcheWorcell, führte Synagoge, einige griechiſche So ſtreng waren die Verordnungen auf dem Papier, nicht Grafen v. Grabe kirche, eine Capelle mit einem
der
in Form einer Pyramide , dieß ſind alle lebloſen Merkwürdig:
bloß in dieſer Gegend, ſondern allenthalben , aber nicht alle
Der Bau der Synagoge , die hart am
dieſe Verordnungen kamen zur Vollziehung, und wenn da und dort die Juden gedrückt wurden, ſo konnten ſie ſich doch nir: gends über den ſtrengen Bollzug der gegen ſie aufgeſtellten Anordnungen beklagen . Im Gegentheil nannte man Polen ihr Paradies und das Land der Verheißung, und wo man die
keiten von Stepan.
Ufer des Horyn ſteht, ſcheint auf ein hohes Alter hinzudeuten. Die Juden haben hier ihren Magid, den Rabbiner der Rab biner, welcher fich weiß kleidet, ein wahrer Salomo ſeyn ſoll,
und den ſie ſehr hoch achten. Von weit her werden , wie man ſagt, die ſchwierigſt aufzulöſenden Rechtsfragen hieher zu ſeiner Entſcheidung gebracht. Magid verſteht weber polniſch noch ruf: fifch, ſondern nur Hebräiſch und gebrochen Deutſch ; er fährt in einem halbgedeckten Wagen , und muß ſich zu den 72 Wei : fen zählen , auf deren Schulter die jüdiſche Welt ruht.
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ganze Strenge der Gelege gegen ſie hätte in Vollzug Teßen wollen , da würden ſie die Gebeine ihrer Väter aus den Grä bern geſammelt, den Staub von ihren Füßen geſchüttelt, und jich in ein minder feindſeliges Land begeben haben . Es mußte ihnen aber hier recht gut gehen, da fie ſo lange und in ſo
großer Zahl im Lande blieben, und ſeit ihrer Anfunft unge: mein wenig entnationaliſirt wurden. Sie hatten alles, Druce : das allgemeine Recht aufgenommen ſind , iſt wohl bekannt. Früher gehörte die oberſte Jurisdiction über ſie, ich weiß nicht reien , Synagogen, Schulen und Gerichte, mit dem den Bauern Die jeßige Stellung der Juden , welche größtentheils in
warum , in den Bereich der Geiſtlichkeit. Die Dioceſanſynoden
entriſſenen Gelde fauften fie sich los von den Panen und
ſekten die Vorſchriften über ihr Benehmen , ihre lebensart und ihre Verhältniſſe zu dem ſie umgebenden Volke, nament
Magnaten, und verſchafften fich ſo eine Freiheit, die das Gefeß nicht geben konnte . Nur zur Zeit Fan Staſimirs und der Stofafenaufſtände wurde von ihnen eine große Zahl in den kleinen Städten erſchlagen . Die Grabhügel in der Nähe der
lich dem des Fatholiſchen Glaubensbekenntniffes , feſt. Die ge
wohnte Intoleranz zeigt ſich in allen dieſen Verordnungen . So geſtattete ihnen z. B. die Synode von Luď im I. 1726
nur zur Noth , die alten Synagogen herzuſtellen , aber neue aufzuführen , namentlich höhere , größere und gemauerte Ge bäude, war ſtreng verboten. In einem Orte durfte nur Ein Gotteshaus ſeyn ; ſie mußten zur Unterſcheidung eine von den
1
verſchanzten Punkte find großentheils Erinnerungszeichen jener dauderhaften Korafenmeßeleten.
Anßer der einen fatholiſchen Pfarrkirche war in Štepan ſonſt nie eine andere. Griechiſche Kirchen ſind mehrere da . Aus den Ueberreſten eines großen Baues erſieht man, daß noch vor
Chriſten verſchiedene Kleidung , gelbe Müßen und einen Nod
nicht langer Zeit die reichen Eigenthümer fich bemühten, den Ort
ohne alle Zierrathen und Kleinodien tragen ; es war ihnen ver:
die Juden ſelbſt ſich in die Häuſer zurücziehen und verbergeu.
zu heben. Su Stepan wohnt jeßt in einem kleinen Häuschen die Familie, welche einſt die bedeutenden Güter in der Nähe und Stepan ſelbſt beſaß, alles aber in Folge unglüclicher Umſtände verlor. Dieſe für den Beobacter traurige Glücksruine erweďt ein größeres Intereſſe als die Trüinmer des Schloſſes. Ein Greis, dem das Schiafal ' Tein Vermögen und
Verboten war ferner den Juden , Steuereinnehmer zu werden,
reine Kinder nahm , *) eine Frau in der großen Welt, in den
wie dieß häufig mit Zöllen und Grundzinſen geſchah , die ſie
höchſten Geſellſchaften aufgenommen, welche alle die Fhrigen,
boten, in der Charwoche und bei Proceſſionen ſich auf den Stra:
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Ben zu zeigen , Thüren und Fenſter der Häuſer, an denen die Katholiken mit dem allerheiligſten Sacrament vorbeizogen , mußten geſchloſſen werden , und bei dem Schall des Glödtchens
von den großen Güterbeſigern in Wolhynien pachteten , – als Grund dafür wird angegeben ihre Feindſchaft und ihr Haß ge gen die Chriſten ; verboten war ihnen ferner, Dörfer, Abgaben
und Befißungen zu pachten, und leştere mit Erbſchaftsrecht zu erwerben . Und was noch ſeltſamer iſt, dieſe Synode von Luc feßt feſt, daß die Juden dafür , daß fie Orte bewohnten , wo
mit Ausnahine ihres Mannes überlebte , die ohne fich von threm Canapé zu erheben, nie müßig geht, deren Laune durdy den Verluſt ſo vieler theuern Gegenſtände, der stinder, des Bermögens, ides Anſehens in der Welt nicht gelitten , deren Wiß und Munterfeit die Zeit nicht lähinte, eine Frau , die von der lebenden Welt losgeriſſen ſich ihr Leben felbft erſchuf
Chriften wohnen könnten, zu den Kirchenlampen eine Beiſteuer zahlen ſollten. Ein Beiſpiel einer ſolchen Bergabung findet ſich
in den Schenkungsbüchern der den Sapiehas gehörenden Kirche zu Roden , wo einer der Fundatoren eine gewiſſe von den Ju
*) Seit dieß niedergeſchrieben wurde, find traurige Veränderungen eingetreten, wodurch das hier Geſdilderte nicht mehr gang,der
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Wahrheit gemäß iſt; ich habe es aber um des Ungebenteng willen ſtehen laſſen.
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1003 " butedy "Spändeatbeit und Bücher;endlich eine andereFrau, mit I'autet ibörtlich"fofgendermaßen : „ Wenn aus einem völlig mit Dieſer Familie nicht verwandt, noch ihr verpflichtet, die ihr aber Wolfen bebekten Himmel Regen fällt, Yo findet ſich ünwandel
ihr Leben, ihre Freiheit, alle ihre Stunden widmet; die robar eine ähnliche Wolkenreihe in gewiſſer Erhöhung darüber, ein freiwilliges Opfer des Mitleids ' würde, 'und" es über fich ro daß die Strahleï der Sonne nicht auf die untere Wolfen: nahr , den bittern Reſt der Lage dieſer unglüdlichen Familie amilie zu vetfüßen, —
fdhichte fallen können ; wenn es aber bei anſcheinend 'ganz dem der Das iſt die traurigſte und fahönſte Erinnerung selben Zuſtandbetatmoſphäregar nicht tegnet;toitein dieſes Drts , " Heitiges Tages gewiß das intereffanteſte Bild in Flares Firmament mit einer von Wolfen ungehemmten Sonne Stepan .
unfehlbar der vorherrſchende Charakter des unmittelbar darüber ( Sdluß folgt. )
befindlichen Raumes, ro daß alſo, wenn Regen fält, die Sonne
nicht auf die Wolfen wirkt, 'welche dieſen Regen fallen laſſen,
Verhandlungen der engliſchen Naturforſcher geſellſchaft.
während auf der andern Seite kein Regen aus Wolfen fällt, deren Oberfläche unbehindert von den Sonnenſtrahlen beſchie
nen wird.
Beide Aëronanten , Hr. Monck Maſon und Hr.
Green , haben die Bemerkung gemacht, daß in England etwa In der mathematiſch -phyſikaliſchen Abtheilung wurden ſehr
10,000 Fuß über der Erde die Richtung des Windes unwan :
Die Coinmittee delbar zwiſchen Norden uitd " Wefter ift. umſtändliche Beobachtungen über die Fluth. zuBriſtolund beim Leith mitgetheilt. Das Reſultat iſt, daß nicht bloß die Fluth Tchlägt vorzugsweiſe gleichzeitige Beobachtungen des Thermome
welle, ſondern auch der Zuſtand der Atmoſphäre auf die
ters und Barometers in verſchiedenen Höhen als das erſte
Fluthhöhe einwirkt, und ein Hr. Walter bemerkt, es ſey eine anerkannte Thatſache, zu deren Erfenntniß ihn ſeine vieljähri : gen Beobachtungen der Fluth in Plymouth geführt hätten, daß
und wichtigſte vor, über was Aufſchluß nöthig rev.
.
das Meer unwandelbar ſteigt , ehe der Barometer fällt , und fällt, ehe der Barometer ſteigt. Auch der Einfluß des Windes
Ueber die Bewäſſerung im ſüdlichen Frankreidi.
fer zu berückſichtigen , und er ſchlug deßhalb vor , Beobachtungen in Malta anſtellen zu laſſen , da dort der Einfluß der ei:
famkeit wieder auf den Umſtand gelenkt , daß das nördliche Frankreich eine Superiorität über $ab ſüdliche beſikt und geltend macht, die für
Die neuern Ereigniñe im ſüdlichen Franfreich haben die Aufmerf
gentlichen Fluth fo fchwach rey , ' und man deßhalb den des lepteres nicht wenig drüdend iſt. Ein ør. Dupontès hat im Journal Windes deſto beſſer beobachten könne.
Ueber: Das Verhältniß
des Débats und im Echo du Monde Savant vom 28 Auguſt einige
zwiſchen dem Steigen des Waſſers und dem Fallen des Baro :
Bemerkungen darüber mitgetheilt , aus denen wir Nachſtehendes aus
meters iſt man nach den bisherigen Beobachtungen nicht einig. heben. „Der Süden beklagt ſich über das Uebergewicht des Nordens, Der Präſident, Prof. Lloyd , war der Anſicht, auf zehn Zoll und es herrſcht daſelbſt, wie man ſagt, gegen den Norden eine große Steigen oder Fallen der Fluth komme Ein Zoll Fallen oder Erbitterung. Der Süden wird aber die Waage des Schidſale nie zu Steigen des Barometers ; Profeſſor Whewell aber glaubt, das ſeinen Gunſten lenken können durch die Träume einer Föderalverfaſſung, Verhältniß wie 14 oder 15 fu 1 gefunden zu haben. *
durch Aufſtände und Widerſtand gegen das Gefeß , ſondern nur durch Entwidlung ſeines Aderbaues , und dadurch , daß er gleichfalls zu indu .
Eine Committee war niedergeſekt worden , um zu berich: ten, in wie weit es wünſchenswerth und mit den Mittelu der Geſellſchaft verträglich reg , über den Zuſtand der obern Schich:
ten der Atmoſphäre vermittelſt aëronautiſder Unternehmungen ſich nähere Kenntniß zu verſchaffen. Was den Koſtenpunkt betrifft, ſo erklärte die Committee denſelben als zu groß für die
Gefellſchaft ; man ſcheint indes nicht abgeneigt, Inſtrumente für ſolche Zwede den Aëronauten zuzuſtellen . Aus dem wei1
tern Verlauf des Berichts heben wir einige intereſſante Beobachtungen aus. Nach den Angaben Srn. Greens , des bekann:
ten Luftſchiffers , ſcheint die obere Wolkenſchichte, wenn Wolfen die Erde in mäßiger Höhe überbeden , fich allen Formenwech
feln des untenliegenden Landes anzuſchmiegen ; dieß wird noch weit auffallender durch den Umſtand, daß die Jíotherinalflächen völlig oder nahe zu der Erdoberfläche parallel ſind, ſo daß der Aëronaut, auch wenn ihm der Anblick der Erde durch Wolfen entzogen iſt, doch aus der Verſchiedenheit der Wärme erkennt,
wenn er über eine Bergfette hinfährt.
Noch intereſſanter iſt
aber die Angabe eines Hrn. Mond Maſon über das Wechſel: verhältniß zwiſchen der Bildung oder dem Niederſchlag des Re:
gens und dem Zuſtand der Atmoſphäre über den Wolfen. Sie
ſtrieller Macht gelangt. Zu dem Ende muß er mit Energie die Schwierig keiten des Bodens und des Klima's zu überwinden ſuchen , und er muß .
gegen die unmäßige Hiße fämpfen , wie der Norden gegen die Kälte. Das Waſſer iſt das Element , das dem Reichthum des Südens haupt fächlich fehlt. Ohne Waſſer gibt es keine gewiſſen, zuverläſſigen Ernten ;
ohne Sicherheit der Ernten feine Sicherheit im Handel und Wandel, feine Viehzucht, alſo auch keine Düngung, daber Verarmung der län dereien , Schwäche der Kornerzeugung, Mangel an Sớlachtvieb , und ſomit den Fortſchritten des Nordens in Uderbau und Induſtrie gegen über doppelte und wachſende Inferiorität unſerer ſüdlichen Provinzen. Die glühende Sonne des Südens ſollte für ſie eine Quelle des Neich thums feyn, und iſt häufig die Urſache ihrer Armuth. Aus Furcht vor Dürre (deut ſich der Landmann ſeine Arbeit, ſein Vieh, ſeinen Dünger auf die Erzeugung von Pflanzen zu verwenden, die zum Gedeihen abſolut Waſſer bedürfen. Bei einer anhaltenden Dürre , wie im Jahre 1839,
beeilt ſids der Landmann fein Vieh zu verkaufen , das ihm zur Laft wird : mit dem Viehſtand verſchwindet die Düngung , der Boden wird kraftlos der und das Üebel wächst durch die Folgen des Uebels ſelbſt , das fehlerhafte Cirkel , aus dem der Siden endlich heraus muß. Bewäs ſerung iſt då8 wichtigſte Hülf&mittel des Üderbaues , und durch Ver mehrung der Bewäſſerungecanäle haben die lombardei und Toscana die
1004 hobe Fruchtbarkeit ihres Bodeng entwickelt. . Auch in Franfreich finden
Als wir am Fuß des Felſens. Landeten , traf ich ein paar Leute,
fich Beiſpiele. Zu Orange gibt es Wieſen, die man viermal des Jahres
die bei ihren Booten beſchäftigt waren.
joneidet, und die um 850 Fr. der Bektar verpachtet werden. Zu Avignon
Land ſeßen und meine Sachen hinauf bringen ,", rief ich. „Ja , gern !"
yerdreifacht das Waſſer Sen Werth deß Bodeng in der Nähe der Stadt.
antwortete per eine, und du kannſt gleich mit mir kommen , denn ich
Zu Vaiſon hat die Bewäſſerung den Preis einiger Ländereien auf 12 bis
bin der Gaſtgeber hier !" Ich folgte ihm alſo in ſein Haus, und vers
14,000 Fr. geſteigert, und zu Sorgues hat sie Bewäſſerung, unfruchtbare
langte , was ſie hätten , ain liebſten Kaffee. Zwar waren ſie ſehr ber wundert darüber, daß der „ Kjul - Fante" (das Bürſchchen im feinen Nođ)
Steppen in Fruchtfelder umgewandelt, die mit der lombardeii wetteifern
Helft mir das meinige ans .
.
ſo ſpät trinken wollte , und ficherten zu einander darüber , es wurbex
fönnten .“
aber doch bald Anſtalten gemacht. Ich faß mit in der Küche und ſah Die Thellemarken in Morwegen .
311 , wie die Bohnen gebrannt und der Kaffee gekocht wurde. „ Du ſollſt es ſo gut bekommen , wie wir es haben , das iſt ineine Manier und meines Mütterchens auch. Mady' nur hurtig, Ingebjörg. Es beluſtigte mich,
(Fortſetung.)
auf ſein Geplauder zu hören, nicht bloß, weil etwas Treuherziges darin
Der Lind : See.
lag , ſondern auch weil der isländiſche Anſtrich in der Ausſprache und den Wendungen mir zeigte , wie viel Altes noch in den weſtlichen Ge birgsſtrichen bewahrt iſt. Während wir ſo daſaßen und miteinander
Chronik der Heiſen
Früh am nächſten Morgen war ich auf dem Plat , ſtieg zu Pferde
und gog aus, und die Scenen von geſtern wiederholten ſich in den tiefen Wäldern . „ Du ſollteſt vor einer Viertelſtunde hier geritten ſeyn , da würdeſt du Bamſen (den Bär) zu ſehen bekommen haben , da du ſo
ſchwagten , füllte fich das Haus nach und nach mit einer Schaar große ſprechender junger Kerls ; es waren Soldaten von der Jägercompagnie,
danach verlangſt ,“ ſagte mein Skydebauer , „er iſt juft über den Weg gegangen .“ Ich ritt nun beſtändig mit der Hoffnung vorwärts , das
und Lärmen die ganze Nacht hindurch machte es mir beinahe unmöglich,
Glüd würde mir ein anderes Eremplar vom König des Waldes vor Augen führen , aber leider betrog es mich. Id ſah nichts weiter , als
Ruhe zu gewinnen. Am andern Morgen hatte ich mir ein Boot beſorgt, um den Tind See hinauf zu rudern. Als ich meinen Wirth wegen der Bezahlung
den langen Waldweg und ein paar Vaarſtöler (wörtlich Frühlings fiße , d. h. Hochweiden ) mit der in Norwegen und Schweden ſo gebräuch .
welche hinunter in die Stadt zur Muſterung ſollten , und ihr Singen
fragte, meinte er : „ Nun, wir ſehen sich für einen ordentlichen Burſchen
lichen Einfriedung von übers Kreuz in die Erde geſteckten Hölzern, und ab und zu Ziegen, die zwiſchen den Felſen Kletterten. Um Mittags
an , und du wirſt es wohl am beſten ſelbſt zu machen wiſſen .“ – „Ja, ja , er wird das am beſten ſelbſt machen ', " ſprach das Weib ihm nac.
zeit fam ich zum Sfydswechſel ; derſelbe war noch ſchlechter verfehen, als Bolkeſjö , und es wurde mir nichts Anderes gereicht, als ein Gerſten brod mit vielen Strohhülſen , nebſt dem fauern grünen Molfenfäſe, welchen die Bauern im Winter in einem großen Gefäße ſammeln und
Der Vorſchlag war indeß nicht gar ſo ehrlich gemeint, und im Grunde
mit Waſſer vermiſst dann im Sommer , während das Vieh auf den
hielten.
Hochweiden iſt, genießen. Mit dieſer Verpflegung mußte ich mich heute Abend begnügen ; der Wind hatte nămlich angefangen zu wehen und der Tind - See ging in Wellen . Da derſelbe ftets im Sturm fo gefährlich iſt, wagte mein Wirth mich nicht zur Fährſtelle zu befördern , bis fich
Das Wetter war ſchön, und die Fahrt über den Waſſerſpiegel, der von ſenkrecht aufſteigenden Gebirgen mit Schnee auf ihrem Gipfel ums
rahmt war , werde ich lange nicht vergeſſen. Was mir diefelbe doppelt
das Wetter gelegt hätte; häufig ging ' er auf den Plaß neben ſeinem
Ruderleuten in Gang brachte. Der eine war ein achter junger Gebirge=
Hofe hinaus , um zu fehen , ob es fich nicht geben würde , und endlich
bauer , der andere dagegen etwas polirter , da er längere Zeit in den Städten unten im lande gedient hatte. Dadurch war feine Sprache verſtändlicher und ſein Vorſtellungskreis erweiterter geworden, und da er zugleich am intereſſanteſten erzählte, ſo war er eß, dem ich das mehrfte
-
darauf angelegt, mich bei der ſchwachen Seite zu faſſen. Dbgleich id
nämlich ein ſehr anſtändiges Anerbieten machte , waren fie doch nicht
.
kam er mit der tröſtenden Kunde zurück , daß ich jeßt reifen könnte. In der Dämmerung kamen wir zum See hinunter , trafen aber hier
einen neuen Aufenthalt, da die Fähre auf dem entgegengeſeßten Ufer war.
ganz zufrieden damit ,
ſondern begehrten mehr ,
was ſie auch ers
anziehend und lehrreich machte, waren die Geſpräche, die ich mit meinert .
von dem verbanke , was ich jeßt mittheile.
-
Id leitete meine Sache
Wir ſtanden eine halbe Stunde und riefen lant, aber der Waſſer
fall , der nicht weit davon brauste , übertäubte ung ; zulegt gerieth ich auf den Einfall, meinen Mantel auf eine Stange zu ſteđen und damit ſo lange zu wehen, bis es drüben geſehen würde. Nach langein Harren ſtieß ein Boot vom Land und kam herüber , aber die Magd, die allein in demſelben war, getrauté fich nicht, mich zu fahren, da die Strömung eben ſtarf nach dem Waſſerfall zuging, durch welchen der TindsSee fich ergießt und das Boot außerdem leđ war. Mein Sfyds war nicht zu bewegen , ihr zu helfen . „Aber du ſiehſt ja doch nad einem ſtarfen Kerl aus , du wirſt ja das Boot zwingen ,“ ſagte er zu mir , und ich mußte mir alſo ſelbſt helfen , fo gut ich konnte. Der Abend wurde dunfel , das Boot jog Waſſer , der fci falsídywangere Waſſerfall toate fur Linken , ein alte Weib , die mit war , ſchrie und jammerte laut, aber die Dirne und ich ruderten Soch glüdlich hinüber.
damit ein , fie zu fragen , ob ſie nicht Jemand unter der alten Leuten in der Gegend wüßten, der noch die alten Sagen Pennte, die ſeine Väter erzählt hätten. Sie ſahen fic einander an , als ob fie fich über meine Frage wunderten , beſannen fidh jedoch. „Ad ja," meinten fte, nes gibt wohl noch einen achten alten Burſchen, Thorgrim Björneſkytte (Bären ſchüß ) , der an einer Bucht des Sees wohne , und der eben ro berühmt
wegen all ber Sagen fey, die er im Kopf habe, als wegen aller Helden „Nun , wenn thaten , die er im Kampf mit den Bären ausgeübt.“ Ihr ſagt, daß es nicht weit dorthin iſt ,“ ſprach ich, „ ſo könnt Ihr mich ja allenfalls hinüber rudern . “ „Recht gern ," erwiederten fie , mich -
würde fie wohl etwas für die Mühe bedenken ,“ und fie ruderten alſo quer über den See zu des Alten Wohnung . (Fortfeßung folgt .)
München , in der literariſch - Artiſtijden Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung . Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 252.
Das
3 Ausland.
Ein
Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völke r. 9 September 1841 .
Ueber die Celten als' ehemalige Bewohner des Wallis.
würde ſich nicht der Mühe verlohnen , dieſen Gegenſtand zu erörtern, wenn nicht die Behauptung immer und immer wie: Selbſt Ebel glaubt ſie nicht übergeben zu dürfen ... Zur fichern Forſchung bleibt nur ein einziges Mittel
derholt würde. (Aus 3. Fröbels Reiſc in die weniger bekannten Thaler auf der Nordſeite der penniniſden Alpen .)
Die Alpen von Barma und Liapec gehören zu den mon tagnes des chie, den Alpen der Zehen, was nach der Ausſage meines Führers ſo viel ſagen will, wie montagnes de dix larrons ou brigands. Unter montagne verſteht man hier immer nur eine Alp oder Viehweide * ), wogegen ein Berg ganz im Al gemeinen , wenn man nicht einen Ausdrud gebrauchen will,
welcher zugleich die Geſtalt charafteriſirt, Mont genannt wird ; chié aber iſt das Zahlwort zehn. Als ich ihn fragte, was es mit den zehn Räubern für eine Bewandtniß habe, erzählte er mir, theils zuſammenhängend, theils auf einzelne Fragen Fol:
übrig, das iſt die Sprache.
Man weiß ſchon längſt, daß die 1
romaniſchen Dialekte der weſtlichen Schweiz eine Menge von Wortſtämmen enthalten , welche weder lateiniſchen noch ger: maniſchen Urſprungs find. Es gibt folche belanntlich auch im
Franzöſiſchen , aber ihre Zahl iſt im Schweizer Romaniſch un gleich größer. Bridel fagt im VII Bande des ,,Conſervateur Suiffe" vom Jahre 1815) daß er ſchon ein Verzeichniß von
ungefähr tauſend Wörtern habe, die ,,weder lateiniſchen noch franzöſiſchen Urſprungs“ reyen . Die große Mehrheit dieſer obfcuren Wörter iſt wahrſcheinlich von celtiſdem Stamm. Un ter den Pflanzennamen , welche ich weiter oben angeführt habe,
gendes , was ich als eine für dieſe Gegend nicht unintereſſante
ſind zwei nicht lateiniſchen und nicht deutſchen Stammes und auch
Sage hier mittheile, indem ich mich ganz an die Ausdrüđe
nicht im Franzöſiſchen vorhanden, le recheling die Alpenroſe und la verna die Erle. Da die Alpenroſe in den jeßt noch von Celten bewohnten Gegenden nicht wächst, ſo kann die Sprache derſelben auch keinen Namen dafür enthalten : die Erle aber beißt im Galifden Fearna ( ſprich Ferna ), was
des Erzählers halte. In alten Zeiten, ſagte er, es können mehr als tauſend Jahre her ſeyn , rey das ganze Thal von Erremengre ein einziger großer Wald geweſen . Im ganzen .
Eringer Thale aber hätten damals Wilde „des sauvagesso gewohnt. Als , man nun das Thal entdeđt und darin on a Dörfer erbaut , rem „ die Canaille“ verjagt worden Zulert ſeyen von dieſen „ Brigands " chassé la canaille .“ nur noch zehn übrig geblieben, welche ſich in der Höhle, die
man darum !a barma de chié nenne, aufgehalten, bis ſie end lich dort entdeđt und getödtet worden ſepen. Dieß regen die zehn Räuber „ les dix larrons
-
nach welchen die oberen
ohne allen Zweifel das gleiche Wort iſt. Wenn ſich unter zwei nicht lateiniſchen oder deutſchen Wörtern eins als celtiſch be weiſen läßt, ſo darf man hoffen , bei genauerer Unterſuchung
des Wortſchages dieſer romaniſchen Dialefte eine große Menge celtiſcher Wörter zu finden . Das Einfiſchthal und Eringerthal möchte hier eine betracht
Ausbeute liefern , wenn man die
dunkelſten Wörter des Dialettes zu erfahren im Stande wäre,
Alpen des Thales die montagnes des chié genannt werden.
welche freilich in Wolfspoeſien , überhaupt in ſchriftlichen Sprach
Vier Alpen hätten noch ießt die Namen von vieren dieſer
proben, namentlich Ueberſegungen , nicht vorfommen . Weniger auffallend wird es ſeyn, daß ſich viele geographi
Räuber.
Faſt in allen neueren Schriften, die das Wallis berühren, wird die Vermuthung, wenn nicht gar die Behauptung wieder: holt, daß die Bewohner der genannten Thaler zum Theil ub
kömmlinge von Hunnen , Magyaren und Arabern ſepen ; es * ) C'est une jolie montagne, kann man 8. B. von einer gang ebenen Raſenfläche ſagen, ſobald ſie bloß zur Diebweide benugt wird. Montagne iſt der prairie entgegen gefeßt, von welcher dag Gras zu Gru benußt wird.
ſche Namen des Wallis , und insbeſondere der von mir be: reisten Gegend, als celtiſch nachweiſen laſſen , denn dieß fin : bet bekanntlich auch in anderen Gegenden ſtatt, die früher von celtiſchen Stämmen bewohnt wurden ; aber doch in der Schweiz nirgends in ſo auffallendem Grade wie hier. Ich will nur
folgende Beiſpiele anführen, bei denen ich mich auf „ Armſtrongs Galic Dictionary " ſtüßte.
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1006
Val Dub , der alte Name des Einfiſch Thales , wurde
nur vom geſtrigen Tage lebt , ohne heute und ohne morgen ;
mir von meinem Führer noch durch Vallée sauvage überſeßt. Gäliſch heißt dubh ( ſprich duw ) ſchwarz, o úſter, wild.
an den Wänden hängen die Porträts der Kinder , der ehema:
Ich habe dieſelbe Ableitung ſchon weiter oben für den Duben:
ten Reichthums'; alte Meubles, zu wenig werthvoll für Fremde , als daß man ſie verkaufen ſollte , zu viel werth für ſie ſelbſt, um es zu wagen ſie wegzugeben. Der ehemalige Herr und
See auf der Gemmi, und für den Duben - Wald im Turt: man -Thale gegeben .
ligen Freunde und Betannten , die einzigen Ueberreſte des als
Duran, Name der Eismaſſe vom St. Bernhard bis zum
ießt einfache Bewohner von Stepan hat indeß bei ſeinem vies
Simplon bei den Bewohnern des Einfiſch - Thales ; oder insbe: ſondere Name der Gletſchermaſſe im Hintergrunde des Zinal:
len Kummer doch wenigſtens den ſchmerzlichſten nicht, ben, von den alten Freunden verlaſſen zu feyn . Vor ſeinem beſcheide
thales. Im Bagner Thale fübrt ein Gletſcher denſelben Na: nen Häuschen halten häufig Equipagen , Droſchken und andere men und eine Ebene, "welche zu Zeiten unter Waſſer geſeßt | Fuhrwerke, ſo wie Boten ſeiner Freunde, welche das Mißgeſchic wird, *) heißt dort Plan Duran. Bourrit ſagt in Bezug nicht entfernt hat. Glüdlich, wer ſie noch in folcher Lage be auf den Bagner Duran -Gletſcher, daß die Dranſe von dem: ligen kann ! Bücher und Zeichenmuſter , welche die Beſchäfti: ſelben ihren Namen habe. Dranſe wäre demnach ſo wie Du- gung der Hausfrau find, kommen ihr noch immer aus den ranfe und der Name des Gletſchers Eines Stammes mit Händen ehemaliger Bekannten zu , und mahnen ſie wohl an Dora , Duero , Thur , und mit dem gäliſchen Wort dur, die Zeit, wo ſie ſelbſt ihren Bekannten ähnliche Dienſte leiſtete. welches Waſſer heißt. Diejenigen , welche mit ſich und in fich zu leben verſtehen , Erin , Hérens , Eringen , Hérémence oder Erre: brauchen zum materiellen Leben nicht viel , und wenn die Bes mengſe , Dent d'Erron , Eiro. Jof. Simler nennt wohner dieſes Häuschens nicht ſchmerzlicheren Verluſt als den das Eringer Thal ürenſia vallis , das Thal von Here: des Verinogens erlitten hätten, ſo wäre ihr Lächeln noch das: mence aber Armenſia vallis. Unter allen Thälern , die ſelbe wie früher, und ihr geiſtvolles Geſpräch noch intereſſanter. ſich aus der penniniſchen Alpenfette in das Rhonethal münden, Denn wider ſeinen Willen bildet und verhärtet ſich der Menſch 1
iſt das Eringer Chal dasjenige, deſſen Hintergrund ſeine Sdynee-
und Gletſchermaſſen am auffallendſten zeigt.
durch Widerwärtigkeiten .
Man ſieht den
Nicht weit von dieſem Häuschen ſteht ein anderes – ein
ganzen Ferpecle - Gletſcher , ſowie man nur auf dem Wege von Hérémence bis Ver vorgedrungen iſt. Die Alp und Sennhütte
enges , faltes , nicht ſehr wohl erhaltenes Bauernhaus, und
Eiro liegen gerade über dem Eiſe des Ferpecle - Gletſchers, und nur kurze Zeit iſt dieſe Alp von Schnee frei. Die Dent d'Erron oder Dent d'Erin erhebt ſich mitten in dem großen Schneefelde des Thalhintergrundes. Im Gäliſchen aber heißt Eire Schnee, Eis.
Bei Unbefangenen wird dieß hinreichen, um zu zeigen, daß wohl die meiſten nicht aus dem Lateiniſchen oder Deutſchen
hen
erklärbaren Namen dieſer Gegend celtiſch feyn werden. Auch
daß gerade hier die Berggipfel Pigno und Becca genannt werden, während im Gäliſchen Beinn, ein Berg, Binnean
-
in demſelben wohut ein anderer Greis , eine andere Ruine,
die an einem bellen, muntern, luſtigen Feuer nach und nach verbrennt. Betrachtet dieſen Mann , dem unter den einge fallenen Augenwimpern ſchwarze, noch immer feurige Augen
erglänzen ; bilden nicht ſein geſchloſſener Mund, feine bourbo niſche Nare, feine große Stirne und noch größere Glaße eine gang originelle Phyſiognomie ? Wenn man ſein ſarkaſtiſches lä cheln , ſeine Gleichgültigkeit betrachtet, ſo hat man Mühe, an ſeine Armuth zu glauben. Hört nur, wie herzlich, wie lange er lacht, wie vertrauensvoll er ſich unterredet! Dann muß man wiſſen, daß ſein Frad, ſeine Wäſche, ſein kalter Winkel, einige
ein Gipfel, und beic (gen. fem .) die Spiße und dann erſt ein Bücher, ein Haufen Manuſcripte, und eine alte Lorgnette mit Schnabel heißt, iſt nicht ohne Intereſſe. Pigno, das fran- eiſerner Kette ſein ganzes Vermögen bilden ! Dieſer Mann iſt zöſiſche pignon, das ſpaniſche peñon mag freilich mit pinna und ' aus der Weſthälfte Europa's, einſt den Montmorency's ver pinnaculum näher verwandt fenn, als mit beinn, binneaa ; aber waudt, ein ſo guter Edelmann wie einer in Frankreich , ein
Wörter ſind ebenfalls unter ſich .Freund von Ducis , ein Zeitgenoſſe Napoleons und ihm be: dieſe gäliſchen und lateiniſchen es iſt immer merkwürdig , daß gerade Eines Stammes , und
kannt ; er beſuchte Aegypten als Ingenieur zur Zeit des Kaiſer :
hier in den penniniſchen Alpen die Gipfel häufig Pignoreichs, ſtieg einſt mit einem Luftballon auf, fannte Caglioſtro, und Tah), wie er bei Denon in Neapel binnen zwei Tagen in
heißen .
ſeinem Tiegel aus Quedfilber Gold machte ; dieſer Menſch, der
Erinnerungen an Wolhynien, Podladien und Litthauen. S
te pa n .
( Sdlu 6.) In dem kleinen Häuschen , wo dieſe Perſonen als die eigenen
Europa und Afrifa durchzogen, ſo viele Ereigniſſe überlebt, hat fich in Stepan niedergelaſſen , um hier zu ſterben ! Sein Leben war, wie er ſelbſt ſagt, eine wunderliche Kette ſeltſamer Er: eigniſſe. Als ein guter, aber gewiß nicht reicher Edelmann bil:
dete er ſich zum Ingenieur, und reiste, wie wir oben ange: geben haben , in dieſer Eigenſchaft nach egypten .
Nach ſeiner
Denkmäler ihrer Vergangenheit wohnen, zeigt alles, daß man
Rückehr fand er ſeine Frau als die Geliebte Lucian Bona parte's, trennte ſich ergrimmt von ihr, verwarf ihre Anträge,
*) Dieſe Ebene bildete den Grund des Sees, welcher 1818 durch ſeinen Ausbruch das Baguer Thal verwüſtete.
und verließ ſein Geburtsland mit dem Fürſten von Naſſau ,
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feinem Verwandten, wie er fagt, denn man muß wiſſen, daß | Bewunderung , Mitleid und Lob verdienen? Dieſe Familie, er mit der ganzen Welt in Verwandtſchaftsverhältniſſen ſteht,
welche aus den Fenſtern ihres Fleinen Häuschens auf ihr ehe
felbſt mit den Bourbonen. Hier in Rußland ſchlug er eine maliges Eigenthum blidt , jenen Fremdling aus Frankreich in Zeit lang, beſchüßt von Graf Markow, verſchiedene Lebensbahnen dem falten Bauernhäuschen mit ſeinem Hund , ſeiner Kaße , ein, aber ſein unbeugſamer Charakter ließ ihn nirgends lange ſeinen Akazienkörnern und ſeinen Satyren; endlich dieſen Geiſt: ausdauern. Endlich blieb er bei den Kindern der Grafen
lichen ! Alle dieſe Perſonen ſind durch Freundſchaft, durch ge
Worcell, und ließ ſich hier nieder , ohne je mehr in andere Verhältniſſe eintreten zu wollen .
meinſame Gefühle verbunden ; ſie leben zuſammen und tröſten ſich wechſelsweiſe ; ſie ſind eng unter ſich vereint, und wenn
Mit ächter Philoſophie, in einem falten Bauernhaus, ohne Geld, ohne Familie, und ſelbſt ohne Ruhm, den er als Schrift:
ein Glied aus der Kette brechen ſollte, ſo würden die Glieder alle auseinanderfallen. Zur Geſammtheit des Bildes muß
ſteller anſprechen könnte , lebt dieſer Greis in einem Lande,
man noch eine dürre , bleiche Geſtalt hinzufügen , auf deren
deſſen Sprache er nicht fennt , in einem abgetragenen Frad, Lippen ein ſpöttiſches Lächeln ſchwebt, welche trođen und falt mit ſeinem Hund und feiner Kaße , macht ſich Pillen aus
lacht und auf die Welt wie auf eine verbotene Frucht blidt.
den Körnern der Akazie, der Panacée japaniſcher Miſſionäre Diefer Menſch hat gleichſam ſein Leben beſchloſſen, obwohl er und ſchreibt
Satyren ! Ja , Satyren ! Stets lächelnd, l'erſt in der Mitte desſelben ſteht, und da er ohne Hoffnung ,
ſtets mit einem Scherz auf den Lippen , ein ächter Franzoſe des 18ten Jahrhunderts , Polyhiſtor nach altem Schlage, Alch-
und ohne Zukunft iſt, ſo ſieht er alles ſchwarz und trüb. War: um ſagt ihin keiner ſeiner Freunde, daß auch ein noch ſo ſehr
miſt, Freund der Religion und der Monarchie, endigt er hier
des Zaubers und der Hoffnung entkleidetes Leben dennoch in
lachend fein Leben , unbekannt, auf fremder Erde ; nicht fehn-
Jüchtig nach der Heimath wie ein Schweizer, nicht ſpeculirend wie ein Deutſcher, nicht bettelnd wie ein Italiener , ſondern lachend wie ein Kosmopolit und Franzoſe, ſchreibt er fortſund
fortgeſekter Arbeit und unabläſſiger Beſchäftigung Heilung, Troſt und Hoffnung findet? Was könnte ſonſt hier noch Erwähnung verdienen ? Welches Bild für den Maler von Charakteren in dem ruhigen , hinſters
fort Satyren .
benden , abgeſchloſſenen Leben dieſer Weſen 1, welche ſtehen ge
Die neue Literatur, die neuen Schriftſteller ſind ſeine ganz
blieben ſind, und nicht weiter gehen, in das Grab hinabſchauen
beſonderen Feinde ; er, der ſein geiſtiges Leben aus Racine, Corneille, Delille u. f. w. geſaugt hat , wie ſollte er Hugo,
und ruhig an demſelben ſtehen bleiben, wartend bis die Glocke ſchlägt. So lange der Menſch noch die Welt und die Hoff nungen vor ſich hat, ſo lange er noch nicht weiß, was er iſt,
Dumas , Delavigne und ſelbſt Lamartine ertragen können ? Er haßt fie , ſchreibt Satyren gegen ſie , und ihm ſcheint es, als ſeyen ſeine Werke weit vorzüglicher, wie die jener berühm:
und was er werden kann , iſt er ein ewiges Räthſel für ſich
ten Männer , obgleich dieſelben leider gewiß mit ihm unter:
iſt, wie trübe iſt dann der Lebensreſt! Wenn einer ſich ſelbſt überlebt hat, ſo kann ihm nichts mehr zuſtoßen, und jeder er:
gehen werden.
Wie ſeine Verſe geſchrieben ſind , kann man
aus ſeinem gewohnlichen Ariom abnehmen , daß man ſie nä:
und ſeine Brüder ; aber wenn dieſes Käthſel vollkommen gelöst
het, wie die Stiefel, und daß jeder lernen kann , ſie zu machen .
wartete Wechſel beſteht nur noch im Verfall. Der Wechrel der Tage nimmt die Freunde mit fort, den Reſt der Erinnerungen,
Von der ganzen polniſchen Sprache verſteht er , als ein
die noch lebenden Gefährten , die Munterfeit , und das Grab
achter Franzoſe, nicht das Mindeſte.
Außer dieſen Perſonen, von denen ich hier ein flüchtiges Bild entworfen habe, gibt es noch eine, die in höherem Grade
öffnet ſich immer weiter, immer ſchwärger , je mehr man von den Seinigen jenſeits desſelben erwartet.
der Aufmerkſamkeit, der Erwähnung und des Kuhmes würdig
iſt, den ſeine Umgebungen achten und lieben – der Vater der Armen, Kranken und Nothleidenden, der Diener Chriſti, ein ächt evangeliſcher Geiſtlicher , deſſen Leben mit dem Unterricht
Verhandlungen der engliſchen Uaturforſcher
der Kinder , ain Bette der Kranken und Sterbenden, in den
Die Berichte über die großen magnetiſchen Operationen bringen einiges Neue. Die Beobachtungen an dem magneti:
Kütten der armen Waldarbeiter verſtreicht, der hieſige Pfarrer X. Ch . Er geht gleichmäßig in die Paläſte und in die Hütten, und bringt in beide Troſt ; öfter aber verkehrt er mit den Armen, wo der Troſt nöthiger iſt. Ich ſah ihn von Schlafloſigkeit gequält , als ſeine Geſchäfte ihm nicht einmal Zeit ließen , das Vaterunſer zu ſprechen. Ich fah, und alle Be-
geſellſchaft. Ichen Obſervatorium zu Madras haben am 1 Jan. d. I. be gonnen, ebenſo die zu Petersburg ; die zu Jefaterinburg be: gannen am 10 März ; im Laufe des Sommers werden ſie zu
Helſingfors und im Herbſt zu Tiflis beginnen . In der Ha vana haben zwei Privatleute , die Doctoren Belot und Jörg ,
wohner des Orts ſaben mit mir, wie er ſeine ganze Zeit nicht ein ſolches Obſervatorium errichtet. Die Herſtellung eines ähna als ſein Eigenthum, ſondern als das ſeiner armen Brüder be- lichen zu Hammerfeſt ſtößt auf Schwierigkeiten , und die Beob trachtete. Was ich hier ſchreibe , iſt keine Schmeichelei, ſon: dern nur der Ausſprud, der allgemeinen Stimme. Das find die Einwohner von Stepan . Wer hätte er: wartet, in dieſem Städtchen ſo viele Leute zu finden, welche
achtungen werden wahrſcheinlich zu Chriſtiania von Sanſteen ſelbſt gemacht werden. Die feſtgelegten Tage zu den Haupts beobachtungen im vorigen Jahre , nämlich in den Mona: ten Mai und Auguſt , rollen ſich durch bedeutende Störungen
1008 ausgezeichnet haben.
Lieutenaut Riddel hat es über ſich ge:
nommen, die Beobachtungen dieſer beiden Tage in Curven dar zuſtellen. Sämmtliche Beobachtungen der verſchiedenen Obſer: vatorien , deren jeßt 51 ſind , ſollen auf Koſten der engliſchen Regierung herausgegeben werden .
Hr. Harris ſtattete Bericht ab über den Gebrauch von Whewells Unemometer im leßten Jahre, gibt aber ſelbſt an, daß die Fragen über die Stärke und den Drud, den der Wind auf eine gegebene Fläche ausübt, in ihrer Anwendung auf die Meteoro:
mid ins Boot zurüd lehnte , ſang id halb yor mich felbft das unter allen Landleuten in ganz Norwegen berühmte Liedchen: *) Fahret Holz und Waſſer an, Fahret Stamine aus der Haide, Ja fahre nur , wer fahren kann, Ich fahr' ein Mägolein von der Weide.
Die rothen Roſen und die blauen Augenſtern', Die hübſchen Dirnen , die hab' ich don gern ; Könnt ich nur die kriega, An der mir thut liega,
logie noch gänzlich in der Kindheit ſepen. Harris hatte vorerſt
eine weſentliche Verbeſſerung an dem Inſtrument angebracht. Prof. Whewell bemerkte indeß über das Inſtrument im Allgemei :
nen, man müſſe ſich vorerſt den jährlichen Typus des Windes an den einzelnen Punkten des Erdbodens verſchaffen, und dazu würden Beobachtungen in tropiſchen Regionen weit paſſender ſeyn ; dort
rey der Jahrescyclus der atmoſphäriſchen Phänomene ſehr regel:
Da wär' es ja Luſt noch zu leba ! Und droben auf dem Berge beim Schenk, Dorthin will ich nimmermehr komma,
Dort haben ſie 'ne Tabaføroll ', dent' ! .
Und vier Schilling aus der Taſch mir genomma .
Die rothen Roſen und die blauen u. ſ. w.
mäßig, in unſern Ländern hätten wir nur Feßen von einem
Slima. Die Meteorologie als Wiſſenſchaft würde eine ganz andere Geſchichte haben , wenn ſie zuerſt in tropiſchen Ländern
ein Gegenſtand des Studiums geworden wäre. Prof. Philipps bemerkte, ſeiner Anſicht nach rey es höchſt wahrſcheinlich, daß
Und Gott ſegne meinen alten Vater hier, Er geht in der Stube und ſingt eins,
„ Die leeren Gläſer bei Seit,“ ſpricht er zu mir, Hier find volle , nun trink eins ! a
die bis jeßt angeſtellten Erperimente der Anfang einer ganzen Reihe ſeyn würden ; die am Ende zu einer geographiſchen Karte
Die rothen Noſen u. f. w .
über die Vertheilung der atmoſphäriſchen Strömungen führen könnte, wodurch unſere Kenntniß von dieſen unregelmäßigen Bewegungen in den höheren Breiten ſo genau würden, wie es die der Paſſatwinde- und Monſoons jeßt iſt.
Es ſteht ein Baum an ineines Vaters Scheu'r, Der trägt fo wunderliche Blätter,
Biegſames Elfenbein. Man weiß ſeit langer Zeit, daß wenn man die Knochen mit Salya fäure behandelt , der phosphorſaure Kalt ausgezogen wird ; die ſo
Und alle die Mädchen heurathen heu'r, Aber ich mag doch nicht den Vetter.
Die rothen Roſen und die blauen Augenſtern ', Die hübſchen Burſchen , die hab' id fchon gern, Könnt ich den nur kriega, An dem mir thut liega, Da wär' es ja Luſt noch zu leba !
bearbeiteten Knochen behalten ihre Form , erhalten aber eine große
Biegſamkeit. Ein Hr. Charrière, geſchidter Berfertiger von cirurgiſchen Inſtrumenten , macht das Elfenbein weich , aus dem er die biegſamen Röhren , Sonden u. dgl. bereitet. Dieſe Stüde erhalten an der Dreh bank ihre Form und Politur , und werden dann ganz oder zum Theil
auf eine Zeitlang in Eſſig getaucht, der mit Waſſer verdünnt iſt. Das
Und ich nehme keinen Studenten mir, Der fißt und liefet die Nächte, Doch kommt mit Federhut ein Officier, Den nehm' ich , das iſt mir der Rechte ! Die rothen Roſen u . ſ. w.
Elfenbein wird dadurch weich, biegſain, elaſtiſch und erhält eine gelbliche Farbe. Wenn es trođen wird , iſt es freilich wieder hart und unbieg fam , um aber die Biegſamkeit zu erhalten , darf man es nur burd; Umwidlung mit einem getränkten Tuche oder durch Einſchieben eines Schwammes in die Höhlungen feucht erhalten . Man hat mehrere bieg
Auch mein Begleiter ſtimmte nun feine Lieder an, die in verſchies denen Theilen des Landes von dem Landvolt ſelbſt gedichtet und forts dauernd geſungen werden . Ihre Uebertragung iſt indeß ſehr ſchwierig.
ſame Stüđe acht Tage lang im Waſſer erhalten ; ſie haben nicht ge
Die muſikaliſche Sprache von Sudre ſcheint jeßt eine praktiſche Anwendung erhalten zu ſollen. Man hat zu Toulon Proben angeſtellt, die nach dem Echo du Monde Savant vom 28 Auguſt ſehr günſtig ausgefallen ſeyn ſollen . Man hat dieſer Einrichtung den griechi ſchen Namen Telephonie im Gegenſat gegen die Telegraphie gegeben.
.
litten , und find auch nicht allzu weich geworden ; eben ſo wenig haben fie einen unangenehmen Geruch angenommen.
Chronik der Reiſen. Die Chellemarken in Norwegen . ( Fortſetung.) Gebirgslieder.
Die rauſchenden Bache an den Gebirgewanden, der Flare Seeſpiegel, der heitere Morgen verſepten mich in frohe Stimmung , und indem ich
( Fortſeßung folgt.)
) In der Endung auf & , welche den nordiſchen Sprachen im Bolt mit unſern deutſchen Gebirgsdialekten gemeinſam ift , und die ich einigemal mit Vornicht angewendet, habe ich den Verſuch gemacht, anzudeuten , daß das Eigenthümliche dieſer Lieder , wie faſt bei allen Volksliedern in õrts
lichen Dialekten, in dergleichen Reimen und Rhythmen beſteht, und daß fie ſehr unregelmäßig find , braucht wohl kaum erinnert zu werden .
Münden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anfalt der 3.. O. Cotta ' den Buchhandlung. Verantwortlicher Rebecteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 253. 1
Das
Ausland.
Ein
Ragblatt für
Kunde des geiftigen und fittliche * Lebens der Völker.
1841
10 September 1841 .
Philippeville .
Ende des Uferlandes. Auf dieſem leßteren iſt ein Wert errich = tet, das den Namen Fort d'Orléans führt.
(Echo du Monde savant, 28 Aug.)
Die Fahrzeuge können bei ſchönem Wetter dem Fort de France gegenüber vor Anker gehen, wenn aber der Nordwind
Im Januar 1838 machte General Negrier eine erſte Nes cognoscirung von Conſtantine aus gegen Stora hin ; im April
ward dieſe wiederholt , und man gelangte bis zu den Ruinen
die wiederhergeſtellte Straße, welche nach den alten Magazinen
von Ruſicada ; nun wurde eine Straße unternommen , welche
von Stora führt, wurde ein Blodhaus auf einem Hügel, dem Fort d'Orléans gegenüber und demſelben im Weſten errichtet.
durch die Thäler des Smendu, der Enſa und der Waſch bis an leßteren Ort führen ſollte.
1
heftig weht, müſſen ſie ſich nach Stora flüchten , wo man hart
am Ufer ankern kann. Um dieſen Ankerplaß zu ſichern, ſo wie
Eine neue , auf den Ruinen der
alten römiſchen Stadt gegründete Niederlaſſung , welche den
Die römiſchen Badſteine dienten zur Erbauung von Defeu
Namen Philippeville erhielt , befißt jeßt eine Citadelle, auf einem abgeſonderten Hügel im Weſten , nahe an einer Höhe, die ſich gegen Norden fenft , und das Cap Skikdar bildet. Dieſer Hügel war auch im Alterthum der Hauptpunkt der Po
innerhalb des Fort de France. Vier römiſche Kellergewölbe,
fition, und man fand ihn faſt rings mit ungeheuren Sand ſteinen verkleidet , welche die Zeit auseinander geworfen hat, die aber auch in dieſem Zuſtande noch manche Hülfsmittel zu
einer guten Vertheidigung boten ; die Berkleidung wurde her: geſtellt, und man baute hier ein Fort , das den Namen Fort de France erhielt. Deſtlich und weſtlich von dieſer Poſition
die leicht 100,000 litres Wein aufnehmen können, wurden völlig
aufgeräumt. Man hat eine prächtige Siſterne, die ohne Zweifel durch Quellen genährt wird, denn man konnte das darin befindliche Waſſer ohne allen Schaden trinken, ganz unverſehrt
gefunden. Die Bäume , welche dieſelbe verde&ten , wurden weggeräumt, und ſo dieſer Bau, der als Stunſtwerk und durch Teine vollkommene Erhaltung Bewunderung verdient , zugänga licher gemacht.
Philippeville tann ſpäter, wenn die bisherige raſche Zu
erheben ſich zwei Hügel , die , indem ſie ſich füdwärts verlän
nahme der Bevöllerung fortdauert, ſich über das enge Zhat
gern und einander nähern , zwiſchen ſich ein enges Chal ein:
folgt, und man fand auf mehreren Punkten die Fundamente ihrer Werfe noch unverſehrt; ſie dienten zur Aufführung der
hinaus, in welches es ießt eingeſchloſſen iſt, ausdehnen und einen Theil der Ebene einnehmen, die man leicht gleichfalls mit Verſchanzungen umziehen kann. Der leßte Cenſus vom Monat April 1839 ergab eine Bevölkerung von 290 erwachſenen Fran zofen , 221 Fremden, 97 Frauen, 108 Kindern, im Ganzen 716 Perſonen . Mit der wechſelnden Bevölferung fann man wohl Tauſend annehmen. *) Das benachbarte Land iſt gut ange baut ; das Thal des Wed Waſch, und namentlich das des Web Seſſas ſind ausnehmend fruchtbar und bieten den ſchönſten
Verſchanzungen , welche die Kabylen für immer fern halten rollen. Das Fort, welches die Stellung im Weſten beherrſcht,
Anblid. Alle Hügel und Wälder in der Umgegend find mit Wäldern bedeckt, in denen man viele Korkeichen bemerkt. Dieß
bat den Namen Fort Royal erhalten. Man hat das römi: ſche Paraper hergeſtellt , und ein Blodhaus auf dem höchſten Punft errichtet. Zugleich hat man den alten, von den Römern erbauten Rundweg aufgeräumt, und er verbindet das Fort Royal mit einem Hügel am Meer auf dem entgegengefekten
zeichnet die Umgebungen Philippeville's vortheilhaft vor allen
ſchließen , in welchem jeßt allmählich eine neue Bevölferung
ſich niederläßt. Die durch die Natur des Terrains angedeutete Vertheidigung des plages iſt durch ein Syſtem von detaſchir: ten forts geſichert, welche durch, vermittelft Parapets geſchüßte
Rundwege unter ſich verbunden ſind. Die Römer, welche hier vor nahezu 2000 Jahren bauten , hatten dasſelbe Syſtem be
andern befesten Punkten der alten Regentſchaft aus, und ift *) Es iſt auffallend, daß kein ſpäterer Cenſus eriſtiren ſoll; Privat nachrichten in den frauzöſiſchen Blättern ſchlagen die Bevölkerung ohne bie Garniſon auf etwa 2000 Perſonen an.
253
A. 8. N.
1010 ein um ſo wichtigerer Vortheil, als der Mangel an Holz allent:
halben eine der größten Schwierigkeiten der franzöſiſchen Nie: derlaſſungen war.
Uud hier ſehen zwiſchen den Häuschen die Schenken her: vor, und zuvörderſt die zwei berühmteſten von Lachmann und Cheil , andere fallen vor Alter zuſammen oder halten ſich
Was dieſe Vortheile erhöht, iſt der nahe Hafen von
nur ſchwer vermittelft Stüßen , wie auf Krüden. Dieſe Schen
Stora, wo die Römer Magazine und Comptoirs hatten, und
und das Meer bleibt hier glatt, wie ein Spiegel, wenn es bei
ken ſind hier für die Schlachta, was ehemals in den Städten bas Rathhaus war, und die Pächter derſelben können ſich die Großräthe des Fledens nennen, denn ohne ſie geſchieht nichts. Als wir dahin kamen , um ein Fahrzeug zu miethen , das uns hinæbbrächte nach dem Styr, wollte ich eilig mit dieſem
Ruſicada auch noch ſo unruhig iſt. Durch die Arbeiten , welche
Begehr mich an die Schlachta wenden , aber -mein Reiſegefährte,
wo der Handel blühte, wie ſich aus den ſchönen Straßen und den Bauüberreſten der impoſanteſten Art ergibt. Der Hafen iſt ge
gen die herrſchenden und gefährlichen Nordweſtwinde geſchüßt,
jeſt daran vorgenommen werden ſollen , wird der Hafen der, der die Leute kannte, erwiederte : die Schlachtizen vermiethen ficherſte der ganzen Küſte werden.
weder ihre Barfen noch rich ſelbſt ohne den Schenkpächter, den allgewaltigen Lachmann. Er verdingt ſie und ſteckt die Hälfte
des Lohns in die Taſche. Klein Schlachtig hat auch nur einen
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthanen.
Nachen , und wenn er einen hätte, ſo würden die Juden, die das Monopol der Schifffahrt für ſich behalten wollen , ihm den: ſelben bald abkaufen. Der Jude iſt hier die alles vermögende,
Der Fleden Sernida, Gegen Abend kam ich an einen beſondern Ort , ben idy ich
alles beſtimmende Macht, und die Herren Schlachtizen mit allem ihrem Stolze dienen ihnen , wie ihrem Herren. Herr Lachmann heißt fie gehen, und ſie gehen, er heißt ſie bleiben,
näher beſchreiben will. Es war der Abend des ſiebenten Aprils,
fie bleiben, er verlobt, verheurathet, verheßt, verſöhnt und be:
alſo ſchon etwas frühlingsartig. Etwas ; denn noch hatten taum einige Weidengattungen Schoffen getrieben , auf den Fel: dern hatten nur hie und da einige Blättchen zu grünen begon:
nen , das Gras keimte am Ufer der Gewäſſer, und das auf die
mit Einem Wort, reichert ſie, und zieht ſie wieder aus, das Land iſt ſeine eroberte Provinz, er herrſcht auf dieſer Seite des Stubl unbeſchränkt, Pan Sfirmunt auf der andern . “ Ich zu & te die Achſeln , als ich die Gewalt erwog , welche ſich die
Weide hinausgetriebene Vieh ſuchte mühſam einige größere
Juden durch beweglichen Geiſt, durch ihre Branntweinflaſchen
Blätter, um ſie nur mit den Lippen faſſen zu können. Die
und Schmeicheleien zu erwerben wiſſen .
Siegen benagten die kleinen Veſte, die wilden Schafe jeder
Schlachtizen von Hr. Lachmanns Gnaden und auf ſeine Auf
Farbe, weiße, geflecte, röthliche, ſchwarze, fraßen , bis an die nie im Waſſer, mit Begierde eine Nahrung , an der unſere
forderung an ſich zu nähern , nachdem ſie ihren Schnaps getrunken ,
theuren Merinos crepiren würden. Wir fuhren auf einem Damm fort, dann durch einen Theil des Dorfes eines Hrn . Sfirmunt, bis zu dem von Schlachtizen bewohnten Flecken
und belegten ſie in der Mitte mit Stroh und Sumpfgras. Die übrigen umringten uns müßig und neugierig unter leb:
haftem Geſpräch. Bald ſtießen wir ab , und fuhren an den
Sernida, den ich zwar auch ſchon früher fah, der mir aber
Häuschen der Schlachtigen und den Schenken vorüber den Stubl
nirgends ſo ſeltſam originell vorgekommen, wie jeßt. Der Fle: den liegt mitten in den Sümpfen von Pinse, an dem Flüß:
hinab nach dem Styr, und ſahen noch lange die edle Solachta auf einer großen, mit Töpfen beladenen Barke am Ufer ſtehen.
dhen Stubl, welches im Sommer ſo austrodnet , daß die Hen: nen über denſelben Teken können , der aber im Frühjahr kleine Flöße und ſelbſt Barken trägt. Dieſer Fleden, welcher gegen 240 Schlachtigenfamilien zählt, die fich mit dem Aderbau beſchäftigen , und zu Feldarbeiten ver :
bingen , liegt hart am Ufer des Flübchens. Das Dörfchen bes Sorn. Shirmunt, jenſeits der Brüde, nur durch den Fluß davon geſchieden , iſt regelmäßig und fogar etwas affectirt nach der
Schnur gebaut ; dieſer Schlachtizen -Flecken aber hat keine ei gentlichen Straßen , jeder wohnt und baut auf ſeinem Strich Landes, wo er mag , jeder Viehſtall blidt nach einer andern Seite, jedes Haus nach einer andern Richtung, jeder Hofplaß .
öffnet ſich anders wohin , kurz es iſt das vollſtändige Bild der Unordnung und der Schlachtigenfreiheit. Mitten in dieſem
Jeßt fingen auch die
fie richteten die Barke her, aus derdas Waſſer ausgeſchöpft wurde,
Ich dachte jeſt nach über dieſen fettſamen Ort , ſeine Ge wohnheiten und ſein erbärmliches Leben, deſſen Elend ſich ſchon
aus der Kleidung leicht abnehmen ließ. Die Reichſten ſind die Machnowicz, von denen einer das ehrenvolle Amt eines Dorf richters bekleidete, aber ſeine Erbſchaft hat vor nicht langer Zeit einen lebhaften Streit erregt ; die übrigen Familien leben von ihrem Fleden Landes , vom Lohn für den Dienſt auf den
Schiffen, bei dem Heumähen und der Ernte. Bei all dieſer Ar: muth haben ſie doch eine Art Stolz, die ſie von den Bauern unterſcheidet. Auch der Schnitt ihrer Kleider iſt verſchieden . Der Charafter beider Geſchlechter und ſelbſt die Geſichtszüge unter: ſcheiden beide Claflen von einander , einige haben ehrwürdige Mienen, graue Haare ohne den Weidiſelzopf und anſehnliche
Glazen , unter denen Saus Buckel des Stolzes ſehr deutlich
Sapernaum von Gebäuden ſchlendern Geſtalten umber , den
Hervorragt, wie ich Gelegenheit hatte , an dem Kopfe eines
Dorfbewohnern im Anzug und manchmal auch im Geſicht ähn: lich , 'baarfüßige , gelbe , bagere Weiber , und halbnadte Kin: der alle aber ſind ächte Schlachtizen !
machnowicz deutlich zu ſehen .
Alle betennen ſich jeßt zur griechiſchen Religion ; ihr Aber: glaube iſt derſelbe , wie der der Bauern , von denen ſie trok
1011
röchelnden Stimme und in einem ſo unverſtändlichen Dialeft , daß ich und Gewohnheiten annehmen mußten. Der Schlachtize ſpricht gleich einfah , er würde der Mann nicht ſeyn , sen id fuchte ; er ſprach denn wir trafen das Ruſſiſche der wolbyniſchen Bauern , miſcht aber polniſche noch mehreres , während er ſich die Kleider anzog Worte hinein , und manchmal auch alte Sprüchwörter, ein Deuf: ihn gerade beim Aufſtehen – doch ich verſtand davon ſo gut wie nichts ;
ihres eingebornen Stolzes durch den Umgang viele Meinungen
!
geichen ihrer Abtunft und ein Heberreſt ehemaliger Civiliſas
meine Leute mußten die Dolmetſcher ſeyn . „Thorgrim hat auch garſtig
tion. Ihre Streiti gkeiten und hißigen Zänkereien ſind gleich
abgenommen, ſeitdem wir ihn zum lebtenmal ſahen,“ ſagten fie, „und Sie
falls ein beſonderes Merkmal , das für ihre Abkunft ſpricht,
werden ſchwerlich viel von ihm zu hören bekommen ; es wäre wohl beſſer, wir führen weiter, ſo lange der See noch ruhig iſt.“ Ich hatte natürlich nichts einzuwenden , reichte dem Alten die Hand zum Abſchied und ging wieder mit ihnen ins Boot hinunter. „Aber könnt Ihr denn ſelbſt nichts erzählen ?" fragte ich, als wir wieder im Rudern waren . Ach ja, wenn Ihnen nur gefallen wird , was ein Bauerburſche weiß , viel iſt es eben
und ſie haben noch immer eine ſolche Hartnädigkeit und Erbit: terung, daß manchmal das Schlachten einer Ente oder einer
Henne Urſache eines unauslöſchlichen Zanfes unter ganzen Fa: milien wird. Das Ausſehen dieſer Leute zog mich an und machte mich zugleich traurig. 3hr Zuſtand von barbariſcher Finſterniß , die dabei mit unterlaufenden ariſtofratiſchen Erin: nerungen einer beſſeren Abkunft, der Stolz in jeder Bewegung und jedem Wortę ſtechen traurig unter einander und mit ihter Armuth ab. Durch welchen Umfchwung des Geſchids fa men dieſe Leute in eine ſolche Lage, in ſolche Stumpfheit ! Die Localſage berichtet , ich weiß nicht mit welchem Rechte,
daß die Schlachtizen von Sernica Ein Wappen haben , welches ihnen von der Königin Bona gegeben worden ſey. Nach was man immer in Polen fragt, nach einem Schloß, einer Kirche, einer Schenke, immer gedenkt das Volk an die Königin Bona. Das tft ein trauriger Beweis , wie unverdient oft die Welt Ruhm verleiht, wie Namen, die oft am wenigſten die Erinne:
nicht ,“ erwiederte der eine', und mit einer feſten Glaubhaftigkeit , mit einer innern Ueberzeugung von der Wirklichkeit ſeiner Sagen begann er ſeine einfache muntere Erzählung.
„Die Huldreu find Frauen , ſo ſchön , als ſie nur irgend Jemand
fich denken kann ; ſie wohnen in den Bergen und darinnen weiden ſie ihr Vieh , das oft ſehr fett und gedeihlich , und brandroth oder blau son
Farbe iſt. Sie ſelbſt gehen , wenn ſie ſich vor Menſchen zeigen , in grauen Kleidern mit weißen Schnippen vom Kopf übers Geſicht, und das einzige, woran man ſolch ein Weibsbild erfennen kann, iſt der lange Schwanz, der ihnen nachſchleppt; doch wiſſen ſie denſelben meiſtens ſchlau zu verbergen . Hört man ſie in den Bergen Muſik machen, ſo iſt es ſo ſchön und ſo lieblich, daß man fich kaum ſelbſt vor Freude zu laſſen
rung verdienen , höher ſtehen als die Würdigſten .. Man ſchreibt
weiß ; folches Spiel heißt das Huldrelaat , und es gibt eine Menge
ießt der Königin Bona alles mögliche zu , was ſie nie gethan hat, und ſie iſt in der ganzen Reihe der Könige Polens unwider:
fönnen .
fprechlich die populärſte, und errang dieſen Ruhm durch den Bau einiger3 Schlöſſer und Kirchen , und durch die Ertheilung
des magdeburgiſchen Rechts an einige Städte, welche ihr da:
Bauern , die es gehört und gelernt haben , ſo daß fie es wieder ſpielen
Ein Lied , was ich eben Ihnen vorgeſungen habe , iſt ſo ein
Einſtmals hatte fich oben in jenem Gebirge auf einem Huldrelaat. Säter (Hodweide) ein Bauerburſche, müde von der Arbeit , auf den Säterwall (der Weideplap) hingelegt. Er war kaum eingeſchlafen , ſo .
mals gehörteu .
ſchien es ihm , als täme er auf eine ſo ſchöne Graeffur, wie er ſie nie
Das Wappen der Schlachtizen von Sernida findet ſich nicht in den polniſchen Wappenbüchern . Uebrigens befinden ſich un
vorher geſehen hatte , die Gebirgelilien ſtanden ringsumher in ihrer
ter denſelben auch einige Nichtadelige, Freigelaſſene, die ſich
gehörte, die ſo hübſch ausſahen, wie ihm
nachher hier etwas Band tauften , und folder Familien find
hinein und erblicte eine ganze kleine Familie , alle in Grau gekleidet. Der Hausvater war ein alter Mann mit grauem Bart , übrigens aber
Blüthenpracht, und mitten zwiſchen ihnen lag ein Hof , der Leuten
welche begegnet. Er trat
mehrere. In der Nähe von Sernida finden ſich noch einige folcher Schlachtizenanftedlungen , unter andern Dzikowida, das mitten in unzugänglichen Sümpfen näher bei Pinst liegt,
mit einem gar feinen und freundlichen Weſen. „Seß' dich nieder und ſpeiſe mit uns ,“ ſagte der Greis. „Habt Dank für die Einladung ,"
aber es ficheint, daß die dortigen Schlachtizen ihren charakteriſti:
ſprach der Burſdhe, „aber vorher muß ich doch Tiſchgebet halten,“ worauf
fchen Stolz mehr verloren haben . Wer weiß , woher ſie ſtam :
er den Hut abnahm und ſeine Hände faltete. „Nein, nein , mein Sohn," Fing der Greis an , „ die Künſte brauchen wir'hier nicht, und wollteſt du dein Meſjer und deine filberne Nadel von dir legen , ſo würdeſt du
men ? Sind dieß eingeborne Schlachtizenfamilien , oder Ueber reſte irgend eines zerſtreuten fremden Volfes, dem, wie es oft geſchah, beſondere Freiheiten ertheilt wurden ? Wir überlaſſen dieß weitern Forſchungen .
.
.
inir einen Dienſt erweiſen ; ſolchen Staat liebe ich nicht ſehr.“
Denn
fu lange Jemand Silber oder Stahl bei fich trägt, haben die Berggeiſter feine Macht über ihn. „Nein,“ erwiederte der Bauerburſche, „ ich glaube es ſchon , aber ich trage ſie beſtändig bei mir und trenne mich nicht gern davon . " „ Nun , wie du willſt, mein Sohur ," ſagte der Alte ; „ doch hätteſt du nicht fuft zu einer von meinen ſchönen Töchtern ?"
Chronik der Reiſen Die Thellemarken in Norwegen . ( Fortſchung.)
Sagen von den Huldren. Mittlerweile legte das Boot am fanse an , und wir kletterten zu Thorgrims Hütte hinauf. „ Guten Tag, Thorgrim ,“ riefen die Ruder-
„Großen Dank," ſprach der Burſche, „aber ich bin ſchon verheurathet ." „Ei ſo , “ verſeßte das Zwerglein ; „indeß darüber laß dir keine grauen
„ Guten
Haare wachſen , denn ſie wirſt du nie mehr wiederſehen , ſondern be ftändig hier unten bei uns in Luſt und Freude leben." Da ward dem Bürſchlein eng um& Herz und unheimlich zu Muth ; aber er blieb doch
Jag gleichfalls und Gottes Friede ," antwortete er , aber mit einer ſo
bei ſeinem Nein ! „ Nun , will er nicht gut Freund mit uns ſeyn,“ rief
.
I
leute , „hier iſt ein Fremder , der dich begrüßen kommt. "
1012 der Alte , upo Faun er leicht aus der Thüre fommen ; hinaus mit ihin,
meine Leute !" Da faßten ſie sen Bauern abſcheulich und warfen ihn aus dem Haus ; darüber erwachte er , wurde danach aber todtfranf. „ Auf der Gebirgsweide war einmal eine Dirne , welche die Berge geiſter mit ſüßen Tönen und entzūdenden Melodien zu fich lodten ; ſie war drei ganze Wochen im Berge drinnen , hatte es aber in der Zeit
„ aber doch nie in einem , das tiefer geweſen wäre ! "
Ein andermal
war ihm etwas ins Auge gekommen , das ihm Schmerzen machte ; feine Finger , ſelbſt der kleine , waren viel zu did , um danach zu tragen .
Nach langem Suchen fand er eine Getreidegarbe . "Mit Hülfe derſelben brachte er das , was im Auge faß , heraus ; es war ein Tannenzapfen . .
!
„Hätte ich gedacht , daß ſo ein kleines Ding mir ſo weh thun könnte !" Eines Weihnachtabend8. wollte ein Mann am Mjöfa
ſehr mager, da ſie keine Speiſen anrühren wollte, aus Furcht verzaubert
rief er aus .
zu werden ; nur von einer weißen Kub , welche die Huldrefrau ihr ans Mitleid geſchenkt hatte , ' trank ſie die Milch. Endlich fam fie heraus, ftarb aber bald nachher. Wie ſie nun als Leiche dalag , um begraben
waſſer som lande ſtoßen , um auf die entgegengeſepte Seite zur Weih nachtsgilde zu rudern . Als er fich dazu anſchidte, bekam er eine riefen hafte Geſtalt am Strande zu Geſicht. „Seß' mich über ! " ſagte der
zu werden , und fie eine Tanne zum Sarge an der Stelle fällten , wo
Jette. „Recht gern ,“ entgegnete der Mann , „aber mir iſt bange , daß
fie in den Berg verſchwunden war , fam die Leiche, die ſie mit dorthin genommen hatten , wieder ins Leben , und blieb lange Jahre nachher
„ Sey das Boot dich nicht tragen und led mit dir werden wird.“ deßhalb ruhig !" ſprach der Jette. Es ging auch gut , und obgleich das Boot bis an den Rand fant, ſo fant es doch nicht ganz. All fie nur auf der andern Seite waren , begann der Jette : „Wen glaubſt du wohl,
.
friſch und geſund.
„ Der Thorgrim , Sen fie geſehen haben , hatte ſich einſt, wie er mir ſelbſt erzählt hat , ganz einſam auf einer ſeiner Jagden in einen Säterſtöl (Alpenhütte) gelegt ; als er dort in Schlummer verſauk, kam ein großes Weib in grauen Kleidern , die er ſogleich für eine Huldre 1
}
„Ja ," meinte der Maun , „id fanit haſt du jeßt herüber gebracht. “ „Das es mir wohl denken , ich glaube nicht , daß ich mich irre.“ 1
.
wußte ich ſchon ," erwiederte , der Jette , „ ich bin leicht zu kennene , und Doch für die Ueberfahrt rollſt du
erkannte, zu ihm hin und wedte ihn , indem fie ihn an der Bruſt faßte.
alle Welt weiß von mir zu reden .
Er fuhr auf und betete im erſten Schred ein Vaterunſer, aber daraus machte fid das Weib nicht viel ; er betete es noch einmal, doch es half immer nichts. Zulegt fuhr er nach ſeinem Bärenmeſſer und bieb damit nach ihr ; sa verſchwand alles, aber es wurde ihm ganz ſchlecht darauf." Hiemit endete mein Sagamann die erſte Reihe ſeiner Gebirgs mährchen. Sie hatten eine wahre Familienähnlichkeit mit ihren Ge ſchwiſtern in Dänemark und Schweden , ja bis in die Alpen des Hasli,
jeßt meinen Dank haben , ich hatte es eben eilig , denn ich muß in der Dämmerung noch ein Stück vorwärts ; ich will um eine der Helleju Jungfrauen freien gehen . Nun möchteſt du wohl etwas für deine Mühe
thales , das ja auch nach einer geſchichtlichen Sage zuerſt von einem
„O nein,“ verſeßte der Mann und fragte ſich hinterm Kopf, haben . “ „ Ja , etwag muß ich dir doch geben , „die Ehre iſt groß genug !" ſprady der Jette , und ſchnitt den Daumen von ſeinem Handſchuh ab ;
da , nun fannſt du dir etwas erſparen und brauchſt keinen Kornſad zit kaufen ! “ Senn der Daumen war ſo groß , wie einer der größten Mehl = .
nordiſchen Stamm angebaut worden ſeyn ſoll. Ihre eigenthümlichen
fäcke. Der Mann bedankte fich ſehr und fie ſchieden ganz zufrieden ,
Züge entlehnen ſie von dem Leben in den Hoch - Fjelden des Nordens,
Derſelbe Intule iſt übrigens , wie ſie ſagen , grimmig reich , und hat
zwiſchen den Sätern auf den einſamen Halden , ja ſie zeigen ſich recht als treue Spiegel von dem, was in der Seele der Hirten und Hirtinnen
einen Drachen , der auf den Schäfen brütet, die er ſich bei Mitternachte = zeit auf dem Seegrunde geſammelt hat. Oft , beſonders in Finſterg
vorgeht. Die Vereinigung des Schredenvollen , Grauſenerwedenden mit
Winternādten , fährt er mit einem langen glühenden Schwanz über dent
dem Muntern, Treuherzigen, ich möchte faſt ſagen Gemüthlichen, muß eben ſo auffallend für jeden mit tieferem Sinn ſeyn , als es anziehend
See und verſchwindet in der glatten Bergwand , in deren Innermed dann knallt, als wenn eiſerne Thüren hinter ihm zufielen . Er iſt dann
=
wüthend böſe und ſprüht Feuer , daß es ordentlich gefährlich iſt, ihm
für einen findliden Geiſt ift.
Sage vom Jutulen .
Etwa auf der Mitte unſerer Ruderfahrt wurde mein Blick durch eine mächtige tiefe Spalte im Gebirge gefeſſelt, die faſt von oben bis unten hinab lief. „Hat die Schlucht feinen Namen ? " fragte ich. „&& iſt gut , daß Sie fragen , erwiederte mein Ruderburſdje , „ſo kann ich Thuen zugleich erzählen , wie dieſelbe entſtanden iſt. Hier im Tind ,
Fjeld wohnt von uralten Zeiten her und noch heute ein Jutule *) von größten Art Einſtmale hatte dieſer große Eile und nicht Zeit
genug , den See bis ans Ende hinauf zu gehen ; er dachte da , es ließ. fich auch wohl thun , über das bißchen Waſſer zu ſchreiten , jepte Sagu
ſeinen Fuß hoch oben in den weſtlichen Strand, hatte aber das Unglüd auszugleiten , und machte dadurch die große Schramme ins Gebirge, wie Sie dieſelbe jegt ſehen . Als er ſo glitt , gerieth er mit dem andern Fuß ins Waſſer, aber ſo tief es auch iſt, ging es ihin doch nicht höher
als bis zum Gürtel , und mit dem nächſten Schritt ſtand er oben im Oft - Fjeld .
„ Ich bin in manchem tiefen Waſſer geweſen ,“ ſagte er,
1
* ) Jekt bedeutet dieſer Name, eben fo wie Jette und Sämpe, nur einen
Rielen ; in der Seidenvorzeit aber ſpielte bekanntlich dau Geſchlecht der Jetten eine große Rolle in der mythologie.
hahe ju kommen . Ein Mann , der ihn ſo im Felfen verſchwinden fab , miethete fich leute und grub an der Stelle nach; er fand auch bedeutend, aber kaum hatte er zu andern davon geſprochen , ſo war der Schat fort. Die Sagen beluſtigten mich unbeſQreiblich. liegt nicht in denſelbert der lepte Nachflang aus den Erzählungen der Enda über Thor und die Jetten , die ohne Zweifel in eben ſolchen hohen , nadten Gebirgen ent
ſtanden find alé die , an denen ich jest , vorüberfuhr ? Alles ſtimmte auch in der Natur hier mit der. Foloſſalen Mähre ; die wolkenhoben , ſteil abſtürzenden von Lawinen ausgefurchten, waldeinſamen Fjelde, und mitten in ihnen die todte Stille, jedesmal wenn man ſich einem der Seenſtrande
näherte ; das Kämpengetöſe der zahlreichen Waſſerfälle, die , wenn man dicht an ihnen ſtand , fich ausnahmen wie das ſchäumende Meer , und wenn man ſie von weitem fah , hellen Silberſtreifen glichen, die an den Gebirgelehnen hinab hingen. Hätte jeßt der Donner dazu vom Himmel gefracht und längs den Gebirgögipfeln hingerollt, und hätte der Gewitters fturm in den Wäldern gerast und die Wellen getummelt, ſo würde der Anblid nichts von der Naturnothwendigkeit zu jener Form haben ver miſſen laſſen , unter welcher die Thorſage uns begegnet. ( Fortſeßung folgt.)
Münden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 254 .
th as
A uslla ann d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlich en Lebens der Völker.
841
11 September 1841 .
Die niederländiſche Macht auf Sumatra. Wenn man gegenwärtig faſt die ganze Inſel Java als eine immediate holländiſche Beſikung anſehen kann , wonach dem
keinerlei brittiſche Niederlaſſungen gegründet, noch unter britti: ſcher Autorität irgend ein Vertrag mit inländiſchen Staaten , Fürſten oder Oberhäuptern geſchloſſen werden ſollte.
lekten javaniſchen Krieg den beiden Höfen von Surakarta und
Während alſo durch dieſen Tractat der Beſik der Hollän :
Diociocarta mit einem kleinen Gebiet nur ein ſchwacher Schim :
mer früheren Glanzes geblieben iſt , ſo ſind auf Sumatra die
der auf friedlichem Wege mit den alten engliſchen Nieder: laffungen auf Sumatra vermehrt wurde , bekamen fie durch
Verhältniſſe noch lange nicht ſo weit gediehen, und iſt die niederländiſche Macht erſt in der Entwidlung begriffen . So lange
lieben auszudehnen, und daran wird denn auch ſeit mehrern
die Holländer auf dieſer Inſel nicht die einzigen Coloniſten
Jahren unabläſſig gearbeitet , rey es , daß ein beſtimmter Eroberungsplan vorher feſtgeſeßt wurde , oder daß man der
waren, ſondern ſich mit andern Nationen , und vorzüglich mit den Engländern, ihren Nachbarn, an mehreren Punkten in den Einfluß und die Herrſchaft theilen mußten, fonnten ſie ſchwer : lich an eine weitere Ausdehnung ihrer ſonſt ziemlich bedeuten:
denſelben zugleich ganz freie Hand , um ihr Gebiet nach Bes
innern Nothwendigkeit nachgibt, welche in ähnlichen Fällen zur
immer weitern Ausbreitung drängt.
Nach allem , was man
auf Sumatra wahrnimmt, hat es den Anſchein , als ob es auch
den , aber nicht zuſammenhängenden Beſißungen denken , wo
hier auf die Unterwerfung der ganzen Inſel hinauslaufen wird ,
durch jeden Augenblict Colliſioneu hätten entſtehen fönnen.
ſo weit dieſes wenigſtens nach dem ſo eben erwähnten Tractat
Man beſchränkte fich auf das, was man beſaß: die Lampongo,
geſchehen kann, welcher die Unabhängigkeit des Reiches von
Palembang , Padang mit den umliegenden Gegenden 1c. ; alles, obſchon an ſich nicht unbeträchtliche Befißungen , doch nur
Atſchin ftipulirt hat.
iſolirte Niederlaſſungen, ohne inneren Zuſammenhang , und
Die ſogenannten Lampongs, der ſüdlichſte Theil der Inſel, welche früher dem Sultan von Bantam (auf Java) gehörten,
ohne andere Feſtigteit, als inſofern ſie von Java aus verthei:
ſind bereits vor vielen Jahren mit den Staaten jenes Herr:
digt werden konnten. Der im Jahre 1824 mit England ab geſchloſſene Tractat zur Regulirung der beiderſeitigen Verhält:
fchers unter niederländiſche Botmäßigkeit gerathen, und bilden eine Unterabtheilung der Reſideng Bantam .
niſſe in Oſtindien bat hierin eine weſentliche Veränderung zuwege gebracht. Bei dieſer Uebereinkunft, welche den feit 1814
In dem Reich von Palembang , öſtlich an die kampongs
virten Beligungen der beiden Staaten mehr abgerundet, und die zu häufigen Berührungen der beiderſeitigen Intereſſen und
gränzend, hat die holländiſche Regierung ſeit 1823 die Stelle des Sultans eingenommen ; dieſer Staat iſt alſo ebenfalls als eine niederländiſche Provinz zu betrachten . Das auf der Oſtfüſte an Palembang gränzende Reich von Diambie genießt zwar noch einer gewiſſen Selbſtſtändigkeit, allein auch deſſen Unterwerfung iſt ſchon vorbereitet, indem der Sultan von Diambie in Folge eines im 3. 1833 gemachten feind:
Behörden vermieden wurden.
lichen Einfalles in die Reſidenz Palembang und der deßhalb er:
zwiſchen den Holländern und Engländern in Indien beſtande: nen Reibungen und Streitigfeiten ein Ende machen ſollte,
fand zu dieſem Endzwed ein Austauſch von Gebietstheilen ſtatt, in deſſen Folge die bisher ſehr zerſtüdelten und encla:
Holland überließ dabei an
England unter andern einige Factoreien , welche es noch aufhaltenen Züchtigung einen Tractat mit den Holländern ge dem indiſchen Continent in Hindoſtan u. f. w. beſaß, nebſt der
ſchloſſen hat, durch welchen er die Oberherrſchaft der niederläna
StadtAnſprüche unddem Gebiet von MalaccaEngländern ; ſo wie es ſich zugleich diſchen Regierung anerkennt,derſelben erlaubte, mehrere Punkte aller auf den bisher den ſtreitig gemach in der Nähe ſeiner Hauptſtadt und in den Binnenlanden milia ten Beſik von Singapur begab. Großbritannien hingegen täriſch zu beſeßen, ihrDiambieſtrome das Recht zugeſteht , den Handel und die eigenen Beſtimmungen zu trat an Holland unter andern alle reine Beſikungen auf Su Schifffahrt auf dem matra ab, und verſprach, daß in der Folge auf dieſer Inſel unterwerfen, und ſich verbindet, die Producte ſeines Landes 254
1014 ausſchließlich den Holländern zu verkaufen, wogegen dem Sul: tan eine jährliche Entſchädigung in Geld zugeſtanden wurde. Aehnlide Uebereinfünfte zur Regelung der Handelsverhältniffe
Erinnerungen an Wolhynien, Podladhien und Litthauen .
wurden ſeither, jedoch auf ganz friedlichem Wege mit den Für ſten von Indragiri und Siał an der Oſtfüſte getroffen . Auf der Weſtküſte reiht ſich an die Lampongs , das von
ſie iſt untergegangen in unſerem frühern, durch keine Urkunden
England überfommene Etabliſſement Bencoolen , welches durch
und Ueberreſte erhellten Alterthum .
die Diſtricte Redjang und Ampatlawang mit dem Palembang'ichen Binnenlande zuſammenhängt und neuerdings mit Palembang
ſcheint der Name der Fürſten von Czartorysk als ſehr bekannt,
unter. Einem Reſidenten vereinigt wurde, der ſeinen Siß in
allem das Schloß eriſtírt haben muß, und zwar ſchon ſeit einem bedeutenden Zeitverlauf. Das Schloß, von dem jeßt nur noch
dem Binnenlande hat, wo ein ſtarkes Fort angelegt wurde, um die ziemlich unruhige dortige Bevölkerung im Baum zu halten.
Von dort aus beſteht gegenwärtig bereits eine gute Communi,
Czartoryst , konst u. 1. w. Die Geſchichte des alten Ezartorysk iſt ſchwer zu erforſchen, Um das Jahr 1458 er:
woraus man ſchließen muß, daß damals das Städtchen und vor die naďten Mauern mit Adlern auf den Thürmen , ein hoher Wall und tiefe Gräben vorhanden ſind, war der Sitte gemäß
cation, ſowohl mit Palembang als init Bencoolen, und es ſoll
bart am Styr auf einer nicht unbedeutenden Höhe erbaut, die
im Werk ſeyn , von dieſem Sentralpunkt des ſüdlichen Theils der Inſel aus auch nach Padang eine Verbindungsſtraße her:
man von allen Seiten her auf meilenweit erblidt.
Die Ar
chitektur der jeßigen Schloßruine ſcheint auf das 17te Jahr:
zuſtellen.
hundert hinzudeuten ; ebenſo der geſchmadloſe Bau eines in
Bon Padang , einer alten holländiſchen Befißung aus, wurde in den leßten Jahren die niederländiſche Herrſchaft
der Nähe ſtehenden Kloſters und einer Kirche der Dominica:
am meiſten durch Waffengewalt ausgebreitet , und zwar
gen noch höher als das Schloß. Das Städtchen , welches dieſen
theilweiſe in Folge der Verhältniſſe , welche man vorfand, als dieſe Beſikung nach der engliſchen Zwiſchenherrſchaft wie der an die Niederlande fam . Es hatte ſich damals bereits
Kern umgibt, iſt flein und unbedeutend , aber ſeine Lage ungemein reizend. Mitten unter einzelnen Höhen , auf denen eine große
feit einigen Jahren in den Binnenlandern eine Secte gebildet,
die Padries genannt, deren Häupter , aus Meffa herüber: gefommen , unter den dortigen Einwohnern eine Reformation des auf den Sundainſeln äußerſt verdorbenen Muhammeda: nismus nach der reinen Lehre des Korans predigten, und dieſe
ner, die man weit umher in der Umgegend ſieht, denn ſie lie.
Anzahl Trümmer ringsumber ger ſtreut ift, find tiefe Schlud): ten, Grabhügel , der Styr fließt im Thate durch grüne Wie: ſen , und in der Ferne dehnen ſich ſchwarz die Wälder hin ;
Alles dieß macht ein ſchönes Bild, deſſen Krone die Kirche und
Lehrer getreu dem alten Charakter der muſelmänniſchen Be
das Schloß iſt. Die Anhöhe , auf der das Städtchen ſich er: hebt, iſt nicht ſteil ; ganz unmertlich ſteigt man hinauf , und wundert ſich, wenn man hinaufgeſtiegen iſt, in der That, aus
tehrer, mit dem Schwert zu verbreiten ſuchten. Die ſchwachen ,
welcher Urſache das Städtchen aus ſo weiter Ferne her zu ſe:
duro innern zwieſpalt vertheilten Oberhäupter, welche den ih: nen geiſtig und phyfiích überlegenen und außerdem von Fana
ben iſt. Dieſe die Umgegend beherrſchenbe Lage aber, der Fluß am Fuße der Anhöhe , und die häufig überſchwemmten Wieſen
tismus glühenden Padries nicht gewachſen waren , mußten ſich
mußten den Zugang vertheidigen , und das Schloß ſehr feſt
ihnen einer nach dem andern unterwerfen ", bis ſie endlich im
machen .
Jahre 1815 die Hülfe der engliſchen Behörden gegen den zu mächtigen Feind anriefen . Eine ſolche Gelegenheit zur Aus breitung des europäiſchen Einfluſſes fonnte natürlich nicht ver
Die älte Kirche von Czartoryst iſt um fo merkwürdiger, als ſie von einem Nichtfatholifen begründet und begabt wurde, nämlich von Andreas Leszczynski, dem Woiwoden von Dorpat,
Jäumt werden : die Engländer leiſteten die erbetene Hülfe, ver: anlaßten aber dadurch eine Reihe von Ariegen mit den Pa
das Jahr 1630 dieſe Kirche erbaute, und mit 10,000 polniſden
dried, welche die Holländer im Jahre 1816 mit der Colonie wieder von ihnen übernahmen , und in Zwiſchenräumen mit abwechſelndem Glück bis 1837 fortführten , wo , durch die am 19 Auguft nach einer langen und mühevollen Belagerung ſtatt gefundene Einnahme von Bonjol - dem Hauptfiß der Padries a
Secte: :und dem eigentlichen Focus der von ihnen angezet:
telten aufftande , welche feit einer Reihe von Jahren die Weſtfüfte Sumatras beunruhigt hatten - die Macht der Pa dries gebrochen , und ſie zu einer unbedingten Unterwerfung gezwungen wurden.
Natürlich hatten inzwiſchen die allmäh
lich vom Joche der Padries befreiten malariſchen Stämme nur den Herren gewechſelt , und mancher ausgedehnte Diſtrict war mit dem siederländiſchen Territorium vereinigt worden . ( Sluß folgt. )
welder bei dem Code feiner Gattin , der Fürſtin Koređa, um Gulden begabte. Die Architektur der Kirche und der hohle Fronton find feineswegs ſchön . Als eine Merkwürdigkeit erwähnt Rzaczynski in ſeiner
Naturgeſchichte, daß in Czartoryst eine Frau zwei Knaben und ein Mädchen zugleich geboren habe , als einen Beweis von ungewöhnlicher Fruchtbarteit. Derſelbe gedentt auch in dem
Fürſtenthum eines runden Sees, der alles, was man hinein : warf, wieder ausgeſtoßen habe, ießt aber iſt nidt mehr heraus:
zubringen, von welchem See er fprechen wollte. Die jeßige Veröbung des Städtchens bat etwas Schmerzliches für den Wanderer, denn jemebr es durch ſein hohes Alter und ſeine {age Bemertung verdient, deſto widerlicher iſt es , einen jefi: geu Verfall zu fchauen . Als wir noch ein Stüc Wald und Sand hinter uns hatten , gelangten wir nach Kolti , einem Städtchen auf den
1015 Gütern der Fürſten Radziwil, das am Styr liegt. Dieſe Fa Quelle betrachtet hatten , " und Waſſer daraus tranken, trat der milie befaß ausgedehnte Güter in der Umgegend, von denen
aber viele bereits in fremde Hände übergegangen ſind. An der Kirchenmauer blieb ich ſtehen und betrachtete ein ſteinernes Bild eines Ritters auf einer Säule, in voller Rüſtung mit
Fahne, jedoch ſchon etwas beſchädigt. Niemand konnte mir er : klären , was das bedeute, es ſcheint aber, daß dieß der heilige Florian , der Feuerpatron iſt, der hier nach den Feuersbrünſten aufgeſtellt wurde, die zu verſchiedenenmalen das Städtchen in
Müller heraus, und begann mit uns ein Geſpräch. Wir fragten ihn, ob in der Nähe fich noch weitere ähnliche Quellen fänden ? „ Früher ſoll,“ erwiederte er, „ an einem andern Orte noch eine ſolche Deffnung geweſen ſeyn, aber es iſt ſchon lange her. Jenſeits der Straße , einige Acerlängen weit , iſt eine tiefe, aber tro:
cene Grube , aus der in früherer Zeit Waſſer gefloſſen reyn
ſoll. Als einmal die Kühe mit den Stieren herumliefen , ka: men ſie hieber, um Waſſer aus der Grube zu trinken, fielen
Aſche legten. Kolfi hatte ehemals mehrere Jahrmärkte , na:
hinein, und die Stiere ſprangen ihnen nach. Darüber wurde
mentlich einen auf St. Peter, welcher leßtere in guten Zeiten gegen zwei Wochen lang dauerte, und wohin man aus Litthauen zog, um ſich mit Salz zu verſorgen, das Wolhynien zuführte.
alsbald das Waſſer böſe, die Grube tro&nete aus , und nun eröffnete ſich dieſe Quelle hier. "
Die Kaufleute mit Waaren kamen in langer Reihe bis von
Tradition, und hätte auch gerne die andere jeßt ausgetrocknete Stelle geſehen , aber die Zeit geſtattete es nicht. Ich weiß
Berdycjew her.
Jeßt hat aber dieſer Handel aufgehört, und
Ich war ſehr erfreut über dieſe vollſtändige Erklärung und
der Jahrmarkt auf St. Peter gleicht denen in andern kleinen
nicht, ob Rzaczynski Okonsk meint, wenn er die Nachricht gibt,
Städtchen .
daß in dem Fürſtenthum Czartorysk ein kleiner See ſey , der alles wieder ausſtoße, was hineinfalle. Noch eine andere Volks:
Zur Zeit der Koſafeneinfälle wurde hier eine ſo große An: zahl Juden ermordet, daß noch jeßt das Andenken einer Grube
fage iſt, daß das Waſſer mit ſolcher Gewalt vordringe, daß es
ſich erhalten hat, in der man ihre Leichen aufſchichtete. Auch beſteht eine Sage von einem ehemaligen hier gelegenen Städt:
in der Mitte aufzuwallen ſcheine, das iſt aber nicht wahr. Ich
chen und einer Kirche, die plößlich von der Erde verichlungen wurden, ich weiß nicht wegen welcher Schuld. Die Ortsbewohner
da dieſe Quelle eine ſolche vorzugsweiſe zu verdienen ſcheint, weiß aber nicht , ob gerade dieſe hier unter dem Namen Bezodnia Ornicenſis gemeint iſt, * ) denn es ſtimmt die
behaupten , daß man noch jeßt das Geläute in der untergegan genen Kirche und den Geſang des dort gehaltenen Gottesdien ſtes höre, ſo oft bei ihnen irgend etwas ſich ereignet. Hier
ſuchte in Rzaczynski nach, ob eine Bemerkung über Ofonsf fich finde,
Wirklichkeit mit der Beſchreibung Rzaczynski's barin nicht zu: fammen , daß heutzutage feine Fiſche fich darin finden.
war auch wie an vielen andern Orten ein Schloß, von dem Feine Spur mehr übrig iſt. Von Rolki eilte ich nach Dfonsk, welches ſchon durch ſeine
Chronik der Reilen, Die Thellemarken in Norwegen.
Quelle berühmt iſt. Seine Lage iſt ganz podlachiſch, d. h. es
(Fortſetung . )
liegt ganz im Walde, Sand und Sumpf. Nicht weit von dem
Das Thal der Maane - Elv (Mondfluß ).
Poſtgaſthof in einem kleinen Wäldchen findet ſich eine Deff: nung von unbekannter Tiefe ; das daraus hervorſpringende
Waſſer treibt eine Mühle das ganze Jahr hindurch und nimmt nie ab ; daß es im Sommer falt , im Winter lau ift , feugt für ſeine große Tiefe. Dieſe Deffnung iſt mitten im Sumpfe
Still glitten wir jeßt fort auf dem tiefen , flaren , in weichen Betten von Schilf ausgegoſſenem Gewäſſer , in welchem die Bergreiben fidh fpiegelten ; Waſſerhühner tauchten um ung auf , und die Forellen
fuhren flüchtig dahin ; fich zwiſchen den Schilfbüſchen in der Tiefe ver bergend. „Es iſt gut ," ſprach mein Nuderer , „daß das Waſſer heute ſo ſtill ift. Der Sturm fann es ſouft , wenn er ſich in dasſelbe wirft, in weniger als einer Viertelſtunde von Grund aus aufrühren , und da hier faſt fein Landungsplat iſt, wird es doppelt gefährlich. -Am Nach mittag famen wir endlich zu einem der wenigen Häuſer, welche die ein förmigen Waldfelſen unterbrechen , einem hübſch gebauten Hofe mit zierlichen Thürmchen und freundlich mit Farben angeſtrichen . Da ich nach der langen Fahrt natürlich merkte, daß ich einen Magen hatte, der .
auf einem fandigen Boden von unbedeutender Ausdehnung, und hat der Sage und den angeſtellten Verſuchen zufolge fei:
nen Grund. Die Seiten gehen trichterförmig , aber nicht ſteil hinab, und algenartige Pflanzen bedeđen ſie , welche bei hellem Lichte gleich einem Opal oder wie die bläulichte Bruſt einer Laube vom Himmelblau in eine grünliche Papagaifarbe über:
Tchimmern. Dieſe Quelle zu Okonst iſt eine große Merkwür: digkeit in der Umgegend , und ein bedeutender Schaß für den Beſiger des Guts. Eine fortdauernde und nie verſiegende Waſſermaſſe , deren Kraft man noch durch Kunſt vermehren fönnte, ließe fich hier auf mehr als eine Induſtrieanſtalt ver: wenden, die nüßlicher als eine Mühle wäre.
An dem Flue:
chen , welches ſich alsbald aus dieſer eigenthüinlichen Quelle bil: bet, ſteht in geringer Entfernung eine bedeutende Anzahl von
Mühlen. Die Kraft des aus dieſer Deffnung ſtromenden Waſ ſers iſt ſo groß , daß , wenn die Mühte nicht mablt, man das Waſſer ſeitwärts abführt, da man es wegen ſeiner zunehmen : den Maſſe nicht bewältigen könnte. Als wir neugierig die i
-
.
aud leben wollte , ſo beeilte ich mich hinein zu fommen. „Gottes Friede ," tönte es mir herzlich von den Leuten entgegen. Babt Ihr teinen Kaffee ?" fragte ich. Nein , fo glüdlich ſind wir nicht ,“ war die Antwort. Aber Milch ? " „Die Kühe find alle zu Säter . “ „Sie find alle ges Bier ?" Das ift fauer." „ Kartoffeln ?"
* ) Der Name Bezodin a fommt von bej, ohne, und ono, bér Grund oder Boden ; die Stelle, welche auf dieſe merkwürdige Quelle Bezug hat, findet fich in ſeinem Uuctuarium hift. nat. pag. 225 ; nur iſt dort von einem kleinen runden See die Rede,
in welchem ein Fiſch von vierthalb Ellen gefangen worden reya roll.
1016 worden . "
„Eier ?"
„ Ir , ein wenig , aber gut iſt es nicht.“ ,, Fleiſch ? " „ Ad , Hühner können wir hier leider nicht halten .“ Ich
„ der „Handtuchgipfel" ( Gouſta's Namen wegen den langen Schneeſtreifen, die an ihm herab liegen) kommt bald !" Er hatte Recht ; mit einem
hatte endlich nur die Wahl zwiſchen "Gerſtenbrod mit gutem Käſe und
mal lag er in all ſeiner Herrlichkeit vor mir.
Butter, oder Grüße von Gerſtenmehl und ein wenig Spreu darunter, ohne Bier oder Milch ; ſo ſchlecht muß der Gebirgsbauer, der nicht mit
Hintergrunde des reichen Thales einen einzigen Rieſenberg, welcher die Aubſicht begränzt , mit weißen Schneegründen ſeine Seiten hinab , bis zu ſeinem Fuß für das Auge ſichtbar , in einer entzückenden Abends beleuchtung , und man hat eine matte Vorſtellung von dem prächtigen
zu Säter zieht , im Sommer leben .
Nachdem wir etwa wieder eine Stunde gerudert hatten , landeten wir am Ende des Weſtfjord - Thales , wo die Maan - Elv in den See ausſtrömt. Hier begannen bereits die herrlichen Naturſcenen des Thales ;
ein gewaltiger Waſſerfall goß ſeine Fluthen gerade mir gegenüber in die Bergmulde. Während ich auf einen Sfyds wartete , ſtrömte Jung und Alt aus dem Thale um mich zuſammen ; mitten darunter zeichnete fich ein hoher ſchlanker Bauer mit einer Bärenhaut, die er ſtolz über die Achſel trug , aus. „ Sieh '," ſagte er zu mir und zeigte auf ſein
Man dente fich im
.
.
Anblick , den ich genoß. „ Es iſt wunderbar ſchön hier bei euch !" rief ich aus. „ Ja , du ſollteſt nur im Winter da ſeyn , wenn der Schnees !
ſturm von den Fjelden herabſtürzt, ſich in der engen Schlucht zuſammens drüdt und nun durch das Thal uns über den See heult; dann iſt es
eben nicht ſchön zu nennen ," ſagte der Skyds. Der Thelle - Bonde. * ) Die Sonne ging eben unter , als ich Ingolſtads Hübſche Häuſer
Fell, „haſt du ſo eines wohl ſchon geſehen , und hätteſt du nicht Cuſt, es zu dir mit heim zu bringen ?“ Ich erklärte ihm , daß ich nicht nach Hauſe reiste und deßhalb feinen Gebrauch davon machen könnte , wohl
betrat , in denen ich dieſe Nacht zu herbergen gedachte. Der Eigens thümer , Deſten mit Namen , ídlank und wohlgewachſen , mit einem
aber fäme er mir mit allem gelegen , was er mir von der Bärenjago zu erzählen wüßte. Er war auch ſogleich bereit. „ Du fragſt midy, ob
verſtändigen blid unter blonden buſchigen Augenbrauen , trat mir ents gegen. „ Kann ich bei dir Nachtlager erhalten ? " fragte ich und nahm
wir Bamſen in ſeiner Höhle ſchießen ," ſagte er ; „ nein, aber wenn der Herbſt kommt und die Beeren in den Fjelden reifen , dann gehen wir
ihn bei der Hand . „ Wenn du vorlieb nehmen willſt, ja ,“ antwortete er und nahm die Müße ab , „ aber die Frauensleute und meine Mutter dazu ſind auf den Sätern.“ Nadidem er mich zuerſt aufs beſte mit
!
ihm nach, denn dann iſt er leicht aufzuſuchen und zu finden .
Bams iſt
übrigens ein gutes frommet Vieh ; wenn man ihn ſo in ſeinen Betrach tungen trifft, wird ihm oft ganz Angſt, er zieht das Fell über die 1
Dhren und reißt aus. So kenne ich eine Magd, die einſt in den Bergen beim Hüten dafaß und nähte ; wie ſie im beſten Fadenausziehen iſt,
.
einem Ragout von eingeſalzenem Lammfleiſch und vortrefflichem ſtarkem Bier bewirthet hatte , führte er mich eine Treppe hinauf in eines der Außenhäuſer. „ Du mußt hier liegen , “ ſagte er , „ fo gut du kannſt, 11
denn der Söller (der erſte Stoc) bei mir iſt in Unordnung .“ Die Bude,
fößt ſie mit der Hand an einen Bär, der, ohne daß ſie es gemerft, ihr Sie befam eine gewaltige Ohrfeige , ſo daß fie den Hügel hinunter follerte; doch auch der Bär bekam dadurch einen
welche mir angewieſen wurde , war diejenige, in der alle feine Schäße
plöblichen Schreck in den leib , machte ſich auf die Beine und ſprang
zeug , Leinen , Kleider u. ſ. w. , alles auf Schnüre gehangen , und ſie glich ſo mehr einer Trödelbude , als einem Bauernhaus. Ich öffnete einen der Kaften ; der Dedel war mit rohen Bildern verziert, die Mann
ſo nahe gelommen war.
fort , ſo daß man ihn vor Angſt unterwegs noch in den Bart brummen 1
hörte. Fehlt man ihn jedoch, ſo ſpringt er zu ; indeß iſt er manchmal edelmüthig , wie damals , als er auf einen Burſchen , der fehlgeſchoſſen hatte , losfuhr , ihm die Büchſe nahm , fie ganz zuſammenkrümmte, ihn ernſt und gebicteriſch anſah, und ſeiner Wege ging, ohne das Bürſchlein !
anzurühren ." -
aufgehäuft waren , ſie war vollgepadt mit bunt gemalten Schiebfaſton , ſeidenen Tüchern, kleinen Spiegeln, ſilbernen Löffeln und anderem Silber
und Frau in der Hochzeitstracht vorſtellen , das Innere aber mit Kleis
dungsſtücken angefüllt. Unter allen dieſen Sachen fielen mir beſonders die rieſengroßen Bierhumpen auf ; ffe werden bei Gilben mit ſtarkent Getränk gefüllt, und will man etwas , po ſchöpft man ſich daraus. .
Da unterdeß ein Pferd mit Pacſattel für meine Sachen angefom men war , nahm ich vom Värenjäger Abſchied und ſchritt neben dem Pferd weiter in den Thalweg hinauf. Die Gründe find voller ſaftigen Wieſen , Kornfelder und tauſend üppiger friſchgrüner Laubbäume , eine
viel reichere Pflanzenwelt, als man ſo hoch im Norden gewöhnlich ſich vorſtellt. Hin und her liegen ein paar Kirchen und hübſche Bauerhäuſer mit ihren Thürmchen, die ſehr maleriſch aus den Baumgruppen hervor guden ; mitten im Thale ſchäumt die Maan - Elv, in einem fort toſend, bringt ſie bereits Grüße vom Riufand herunter. Kleine Anhöhen mit Laubwald ſteigen fanft auf beiden Seiten des engen Thalbodens auf, hinter denen mit einemmal die Fjelde mit ihren Nadelwäldern fich wie
Rieſencouliſſen gegen die Wolfen thürmen .
Rechts und link& ſtürzen
fich von ihnen Bäche als Waſſerfälle in die Maan - Elv ; auch ſie er zählen die Wunder aus den Höhen oben . Die unbeſchreiblich liebliche
Abendbeleuchtung , welche bald das Gebirge in Schlagſchatten hüllte, bald nach einer Thalwendung ihren vollen Glanz darüber hingoß. erhöhte noch sie zauberiſchen Vorſtellungen. Ich ſehnte und ſehnte mich nach dem Gouſta ſelbſt. „ Nimm dir nur Zeit, " ſagte mein Sfydsbauer
Laubwerk und bunte Malereien zierten fie , nebſt muntern Inſchriften , zum Beiſpiel: „ Id ſchlage meine zwölf Mann untern Tiſch ," oder : .
„ das war ein herzhaftes Bier, das war Ochſenhammertranf, wer daraus trinft , muß um den Mund ſich ſchleden." Das Dürftigſte hier in des Bauern Reichthum war mein Vett , welches aus rohen Tannenplanten 1
beſtand und Schafpelje anſtatt der Bettlaken hatte. ( Fortfeßung folgt.) Alte franzöſiſche Münze. Vor kurzem wurde bei den Ara beiten , um das Boulevard Bonnes Nouvelles niedriger zu legen , am
Eingange der Straße Hauteville eine der älteſten Münzen mit Liliert gefunden , die inan bis jeft befißt. Sie trägt die Fahrzahl 711 , hat etwa die Größe eines halben Frank und iſt völlig gut erhalten. (Echa
du Monde Savant vom 28 Auguft.) *) Ich behalte hier die norwegiſchen Namen „ Bondes für Bauern als bes zeichnend bei. Sie gilt nur für die Beſiker eines Hofe $. In Saga's der Vorzeit beſucht oft ein König einen Bonden , und läßt fich mit ihm in Bettſpiele ein. Der Vater Frithiofs übergab den Sohn einem Bonden zur Erziehung.
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 255 . tr
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Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und
fittlichen Lebens der Völke r.
12 September 1841 .
um materielle Schwierigkeiten handelt, welche über alle Partei
Ueber die innere Lage Englands.
fragen hinaus liegen .
Nach zehnjährigem Beſiß der Macht treten die Whigs wie der ab, und die Tories ergreifen das Ruder von neuem. Ha-
111
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ic
-11
. !
ben dieſe Parteinamen noch ein Gewicht ? Ja und Nein , je nachdem man es nimmt , denn das Wichtigſte iſt , daß die Whigs ihre Natur weſentlich geändert haben. Früher waren Whigs und Tories zwei ariſtokratiſche Parteien , die ſich gleich viel und gleich wenig um den Zuſtand der Maſſen fümmerten ,
Es iſt gewiß nicht zu viel behauptet , wenn man ſagt,
daß die Unthätigkeit der Whigminiſter in den leßten Jahren ihren Sturz weſentlich gefördert hat. Die Lage Englands er: fordert tief eingreifende Handlung, und hinſichtlich der innern
Angelegenheiten iſt ſehr wenig geſchehen. Vielleicht wird man ſagen, daß ihre Gegner ſie hinderten , man kann aber dieſe Vertheidigung nicht gelten laſſen , denn ſie hätten das als noth die nicht vertreten waren im Parlament , und keinen direc wendig Erkannte thun oder abtreten und ihren Gegnern die ten politiſchen Einfluß beſaßen ; jeßt aber ſind dieſe Maſſen zu Löſung der Schwierigkeiten überlaſſen ſollen , fo aber mußten einer unglaublichen Bedeutung emporgewachſen , die um nichts ſie ſich Jahre lang in allen möglichen Formen den Vorwurf geringer iſt, weil ſie nicht auch ihre geſeßlichen Repräſentanten machen laſſen , daß ſie nichts als ein Zwiſchenſpiel reyen , da hat. In dem Maaße , als dieſer nicht vertretene Theil der die Tories mit ihren Anſichten und Forderungen das Land Nation emporwuchs und Befriedigung ſeiner Forderungen ver : nicht regieren könnten , die Elemente aber zu einem radicalen langte , find die alten Häupter der Whigpartei : Grey , Rich: Miniſterium nicht vorhanden regen . Dieß Urtheil iſt ſo oft
f
mond , Stanley , Graham u. U. zu den Cories übergetreten,
über ſie gefällt worden , daß man es allmählich als abgedroſchen
1
und die jüngern : Ruſſell , Hobhouſe u. 4. find weiter gegan: gen , als man es ſich noch vor zehn Jahren träumen ließ. Noch immer find theoretiſche Aenderungen der Verfaſſung faſt ganz außer Frage, deſto unabweisbarer ſind aber die materiellen Bedürfniſſe geworden , und zwar in Folge des natürliden Wachsthums der Bevölkerung. Im Jahre 1821 betrug dieſe etwa 21 Millionen , im Jahre 1831 ungefähr 24 , und jeßt,
und unwahr anſah, allein die Erfahrung der leßten Monate hat die Richtigkeit desſelben vollkommen bewieſen . Dieſe Wah : len haben gezeigt, daß man um jeden Preis aus einem Zuſtand der Unbeweglichkeit herauskommen wollte, da die Whigminiſter ſich in die Lage verſeßt hatten, weder vorwärts noch rücwärts
zu können. Der Entſchluß, die Korngeſeße und der Zuderzou zu verändern, den die Miniſter „ in der eilften Stunde," wie
obgleich die genauen Zahlen des neueſten Cenſus noch nicht
die Engländer in bibliſcher Ausbrucsweiſe zu ſagen pflegen ,
bekannt ſind , 28 Millionen ; dieſe Menſchenmaſſe will leben ,
ankündigten , vermochte die Schuld vieljähriger Unthätigkeit
und hemmende , läſtige Geſeße , wie die über den Kornhandel, waren im Jahre 1821 noch möglich, ſind es aber im J. 1841
nicht mehr. Am Ende des Jahres 1830 traten die Tories
nicht mehr von ihnen abzuwälzen und konnte nur noch das Feldgeſchrei für die Parteien werden. Wenn aber die Whigs durch ihre, fey es nun freiwillige oder gezwungene, Unthätig
poin Ruder ab ; damals waren einige ſchlechte, oder wenigſtens
keit gefallen ſind, ſo erwartet man um ſo mehr, daß die neuen
mittelmäßige Ernten vorangegangen , und die Brandfadel ging durch das Königreich. Jeßt nach faſt eilf Jahren werden die Whigs.vom Amte getrieben, weil einige ſchlechte oder mittel-
Machthaber handeln werden. Aber was wird, was kann 'ges ſchehen ? Das iſt eine Frage , die umſonſt die verſchiedenſten Köpfe beſchäftigt hat ; fie iſt bis jeßt ein Räthfel geblieben für I
mäßige Ernten die Noth des Volfs geſteigert, und die Staats :
Weiſe wie für Thoren .“ Der Handeldminiſter Labouchere hat
einkünfte vermindert haben, während durch einige außergewöhnliche
im offenen Parlamente geſagt, daß er durchaus nicht einſehen könne, was die Tories als Miniſter zu thun gebächten, und manche Journale haben ſogar über das große Geheimniß zu
Ausgaben vollends ein Deficit berbeigeführt wurde, das in den
leßten vier Jahren allmählich auf 7 bis 8 Mill. Pfd. anwuchs. Dieſe wenigen Ungaben beweiſen hinreichend , das es ſich hier
fpotten angefangen. Die Whigminiſter ſind über die Fragen in 255
1018 Betreff der Korngeſeße und des Zuđerhandels unterlegen, ihre | faſt immer Korn auszuführen hat, kann in gewöhnlichen Jahren Gegner kommen in Folge dieſes Siegs ins Miniſterium ; nun
keines nach England abſeßen, und verliert dadurch ein wichtiges Austauſchmittel. Dieß hat eine ſolche Mißſtimmung in den Vereinigten Staaten erregt , daß man dort mit Maaßregeln
find aber zwei Dinge bis zur Evidenz erwieſen worden : 1 ) daß die jeßige Zollſcala das Getreide , dieſes erſte Lebensbedürfniß, ohne Noth und ſelbſt bis zu einem bedeutenden Grade ohne Vortheil für die Landeigenthümer , bloß zum Vortheil
gegen den engliſchen Einfuhrhandel umgeht , und ſelbſt Diffe:
der Kornjuben ,
len könnte, auf die engliſche Fabrikthätigkeit ſehr ungünſtig zu:
vertheuert , und 2 ) daß
der
jebige 30 !!
rentialzölle gegen denſelben in Vorſchlag ſind, was nicht verfeh:
auf den fremden Zuđer dieſen vom innern Conſum faſt völlig
rüczuwirken. Dieß ſind die kaum geläugneten Nachtheile der
ausſchließt, den Zuđer der engliſchen Colonien unmäßig ver-
jeßigen Scala der engliſchen Getreidezölle, denen man durch Einführung eines firen Zolles abzuhelfen hofft; daß dieß ge: ſchehen werde, wird zwar bekanntlich geläugnet , auch hat man eine andere Zollſcala vorgeſchlagen , und Peel ſelbſt , als fünf: tiger Premier, hat die Aenderung der jeßigen in Ausſicht geſtellt.
theuert, und den Handel nach aubern tropiſchen Productions ländern hemmt und großentheils zu vernichten droht. Wir wollen dieſe beiden Hauptpunkte nach ihren wichtigſten Bezie: hungen kurz dildern.
Der jeßige Zoll des Getreides ., welcher erſt mit 73 Shill.
Wir bemerken indeß bloß, daß die Beſtimmung einesmäßigen firen
per Quarter auf den Nominalzoll von 1 Shill. ſinkt, iſt ſo ge: ſtellt, daß bei einem Preiſe von 60 Shil. der Zoll noch 26,
Zolls, namentlich auch von Kaufleuten, welche die Verwirrung, die durch den jeßigen Kornhandel ins Geldweſen kommt, ain beſten zu beurtheilen wiſſen , gebilligt wird. Hiezu kommt noch der Umſtand, daß diejenige Anſicht der Vertheidiger des jeßi: gen Zolles, nach welcher man dahin trachten muß, daß England
bei einem Preiſe von 66 noch 20. Shil. beträgt.
Sobald nun
die Ernte nicht ganz günſtig ausfält , ſteigt der Preis leicht auf 60 Shill., und wird nun, wie ſeit einem Jahre geſchehen,
auf dieſem Standpunkt von den mit ſehr bedeutenden Geld: mitteln ausgerüſteten und eng unter ſich verbundenen Kornhändlern gehalten, weil bei dem Preiſe von 60 bis 66 Schill. der Einfuhrzoll von 20 bis 26 Shill. einem Verbote faſt gleich kommt. Läßt ſich aber ein ſtärkerer Mangel verſpüren , To trei
ben die Kornhändler den Preis auf 73 Shill. hinauf, werfen dann die Maſſe inzwiſchen zugeführten Korns mit einemmal
ſich ſelbſt genügen könne, und hinſichtlich feines Korns nicht
von andern abhängig ſeyn dürfe, mit jedem Jahre durch das Anwachſen der Bevölkerung mehr zum Unding wird, denn am
Ende hat der Boden ein gewiſſes Maaß von Fruchtbarkeit, das man nicht überſchreiten kann, und die außerordentlich frucht: baren Jahre werden immer zu den Seltenheiten gehören. Es handelt ſich alſo bei dem jeßigen Stande, der Korngeſeße um
auf den Markt zu dem Zoll von 1 Shill.; der Preis fällt dann
die Frage, ob das Volk noch lange jährlich 15 bis 20 Millionen
plönlich wieder, der Zoll ſteigt in noch viel höherem Verhält:
mehr für ſein Brodkorn zu zahlen geneigt und im Stande ſeyn
niß, und alle weitere Zufuhr iſt für den Augenblick wieder ge hemmt, weil der hohe Zoll feine Einfuhr meht geſtattet. Dieß entſekliche Spiel , deſſen Wirklichkeit und deſſen bedeutender Umfang keinem vernünftigen Zweifel mehr unterliegen , bringt eine Unſicherheit und eine Steigerung der Preiſe hervor, welche den Handel benachtheiligt, und ſchwer auf die arme Claſſe drückt.
Man hat aus den officiellen Zahlen berechnet, daß das engliſche Pole in den Jahren 1837 bis 1839 fein Brodkorn um jährlich 15 Mil. Pfo. theurer bezahlt hat , als in den Jahren 1834 bis 1836. Was die ärmere Slaſſe für Brod zahlen mußte,
tonnte fie nicht auf andere Conſumtionsgegenſtände, wie Klei: 1
der, Staffee, thee, Zuder u. f. w. verwenden ; die Zollein :
wird, und ob nicht die Störung der Geldverhältniſſe und des Handels, wie ſie jeßt durch eine ſtarke Kornzufuhr gewöhnlich
eintritt, nicht bald zum weſentlichen Nachtheil Englands um ſchlagen muß. Was die Zuđerfrage betrifft, ſo iſt ſie von faum geringerer
Bedeutung als die Kornfrage , nur trifft ſie die Maffe des Volkes größtentheils indirect durch ungünſtige Einwirkung auf Fabriken und Handel. Der Zoll auf engliſchen Colonialzuđer beträgt 24 Sh. per Str., der auf fremden aber 63 Sh. oder
faſt 2 Pf. St. mehr, was einem völligen Verbot gleichkommt. In den leßten Jahrer hatte der Zucerertrag Weſtindiens theils wegen mangelnder Negerarbeit, theils wegen ſchlechter Witte:
tünfte yon den leßtern Gegenſtänden nahmen ab, wobei alſo der
rung abgenommen , und der Preis desſelben ſtieg auf eine
Staat im Verluſt war, und die Wollen - und Baumwollenmanufacturen festen weniger im Lande ab ,I mußten alſo mehr
ungewöhnliche Höhe, ſo daß der Verbrauch bedeutend abnahm und das Staatseinkommen darunter litt.
fremde Märkte aufſuchen , überführten dieſe, und famen durch
ein unbedeutender Nachtheil, der Hauptſächlichfte lag darin , daß
die Rüdwirtung in Verlegenheit, welche fich fodann den arbei: tenden Elaſſen durch beſchränkten Lohn noch fühlbarer machte. Die directe Folge der jeßigen Korngereße für den Handel be:
der Handel mit den fremden, Zuđer erzeugenden Ländern weſent:
ſteht darin, daß man bei der Unſicherheit der Preiſe und dein fchwankenden Zoll nicht leicht aus weiter Ferne Korn fominen läßt, indem man nicht ſicher iſt, ob das Horn, wenn es ankommt, bei dem vielleicht etwas geſunfenen Preiſe im Lande und dem
Dieß war aber nur
lich bedroht wurde. Dieſe Länder, namentlich Braſilien, wohin für 5 Mill. St. engliſche Manufacturwaaren gehen , hatten zum Austauſch wenig anderes als Zuder und Kaffee zu bieten , die beide , der Kaffee eben ſowohl als der Zuder, mit folchen Differentialzöllen belegt ſind, daß fie nicht wohl mit dem engliſchen Erzeugniſſe concurriren können. Braſilien drohte,
unverhältniſmäßig geſtiegenenzoll noch abgeſeßt werden kann . Deß-
wie Nordamerita , mit Differentialzöllen . Hier alſo, wie beim
balb iſt der Handel, abgeſehen von allen andern ſchliminen Fol-
Korn, ift zu fürchten , daß die engliſchen Rougereße denHandel und
gen, mehr auf die europäiſchen Häfen beſchränkt, und Amerika, bas
in Rüdwirkung die engliſche Fabrikthätigteit weſentlich benach
1019
theiligen , und das Whigminifterium ſchlug hinſichtlich des frem : über einen anſehnlichen Theil Sumatra's , und wenn nicht un den Zuders vor, daß derſelbe nur 36 Sh. ſtatt 63 zahlen folle. erwartete Zwiſchenfälle eintreten, dürfte die Zeit nicht mehr ſo Dieſe Zollverminderung war ſtarfer , als ſie je zuvor vorge: gar ferne ſeyn, wo die ganze Inſel, ſo weit dieſes nach dem ſchlagen worden war, aber nicht übel berechnet ; überblickt man Tractat von 1824 geſchehen darf, der niederländiſchen Herrſchaft die Preisliſten des engliſch -weſtindiſchen Zuckers, ro findet man huldigen wird. Bis dahin wird es aber noch bedeutende Opfer in dieſem Jahre ungefähr einen Mittelpreis von 36 Sh., bei erfordern und jedenfalls noch ſehr lange währen, ehe dieſe Be: dem fremden Zuđer einen Mittelpreis von 24 ; ſchlägt man figung dem Staate einen directen Vortheil abwirft. nun zu dem erſten Preis den Zoll auf engliſchen Colonialzucer mit Zu fanguiniſch dürfte übrigens doch wohl die Erwartung
24, und auf den leßtern den neu vorgeſchlagenen Zollauf fremderer ſeyn, welche, im Hinblick auf die herrlichen Reſultate, die den Zuder mit 36 Sh., ſo ergibt ſich bei beiden ein Preis von 60 Sh., und eine Concurrenz würde möglich, obgleich man den
man ſeit einigen Jahren auf Java erzielt hat , ſich von Su: matra ein gleiches oder gar in dem Maaß größeres Ergebniß
engliſchen Colonien noch immer in Betracht ihrer koſtſpieligen
verſprechen , als Sumatra Java an Umfang übertrifft. Denn
Erzeugung einen großen Vortheil eingeräumt hatte. Die Gründe gegen dieſe Zollherabſeßung waren, daß man dadurch dem durch Sklaven erzeugten Zuder Cuba's und Vraſiliens einen
die inneren Verhältniile ſind auf beiden Inſeln durchaus ver: fchieden . Sowobl die verhältnißmäßig ſchwache Bevölferung als
der durchgehend ungünſtige Charakter und die geringe Bildung der Vorzug einräume , und fomit die Sklaverei indirect begün- Einwohner, nebſt dem ſocialen Zuſtande der meiſten einheimi: ſtige ; daß die Zufuhr aus Oſtindien bald den Ausfall des eng
liſch -weſtindiſchen Zuckers decken würde. Erſterer Einwurf flang feltſam von Seite der Tories , die ſich lange der Abſchaffung der Sklaverei widerſekt hatten , und war ſchon inſofern total
nichtig , als dieſe Länder dennoch Zucker und andere Colonial waaren durch Sklavenarbeit erzeugten , wenn die Waaren auch
fchen der Staaten von Sumatra, würden ſich als ſo viele wie Hinder: Culturſyſtems Einführung niſſe eines. ähnlichen auf , Java, entgegenſtellen, aus welchem der Regierung jene erſtaun : lichen directen Vortheile erwachſen. Um ſo mehr ſcheint man rich aber, ſobald friedlichere Zuſtände auf Sumatra eingetreten
nicht gerade nach England abgefeßt werden ; und was Oſtindien
feyn werden, von der Belebung der freien Cultur und in deren Gefolge von dem ausgebreiteteren Handel beträchtlichen indi:
betrifft, ſo machte man die ſehr triftige Bemerkung , daß man
recten Nußen verſprechen zu dürfen , welcher ſo gut als jene
mit dem in Weſtindien durch unvernünftig hohe Zölle erſchaf: die jeßigen Anſtrengungen verdient und dieſelben reichlich und fenen Monopot hinreichend zu kämpfen habe , und nicht jeħt 1
noch ein zweites in Oſtindien begründen ſolle. Das ſind in möglichſt gedrängter Kürze die materiellen
Streitpunkte , um welche es fich in den leßten Zeiten handelte, und die freilich verwirrend genug waren ; aber hinter der
Frage über Getreide = ' und Zuckerzod ſtand die zweite über Er: leichterung und Ausdehnung des Handels, hinter dieſer das phy: fiſche Wohl und Wehe einer mit jedem Jahre ſteigenden Be:
völkerung, dahinter endlich die Fragen über die Verfaffung,
vielleicht nachhaltiger lohnen wird. Einen, wenn eben nicht gefährlichen , doch hinderlichen und ſtörenden Nachbar werden übrigens die Holländer an dem Reiche von Utſchin haben , ſo lange die Stipulationen des 1
Vertrags von 1824 in Hinſicht auf dasſelbe ihre Kraft behal ten. Bei einer dem Tractat vom 17 März ' annerirten Note
wurde nämlich, auf den engliſcherſeits deßhalb geſtellten Ans . trag, Regierung durch die niederländiſchen Bevollmächtigten im Namen Erklärung abgegeben,
ihrer
die
„daß dieſelbe nichts
über das Verhältniß der Stände zu einander , über die Geiſt- dagegen habe , wenn die Engländer durch eine Uebereinkünft lichkeit, kurz die lange Reihe politiſcher und religiöfer Zuſtände,
Schiffen und Unterthanen in den Häfen jenes
mit Atſchin ihren bei denen das phyſiſche Wohl und Wehe als Linderungsmittel Königreiches eine freundliche Aufnahme zu verſicheru ſuch
oder als Stachet dient.
ten ,"
und wurde ferner verſprochen , „ daß die nieder
( Fortfeßung folgt.)
ländiſche Regierung ihre Verhältniſſe mit Atfchin baldigſt folchergeſtalt zu ordnen Sorge tragen würde, daß dieſer Staat; ohne darum in ſeiner Unabhängigkeit beeinträchtigt zu wer:
Die niederländiſche Macht auf Sumatra.
den, dem Schifffahrer und Handelsmann jene beſtändige Si cherheit gewähre, welche daſelbſt nur durch die gemäßigte Wir: kung eines europäiſchen Einfluſſes beſtehen zu können ſcheine.“
(Schluß. )
Nördlich von Padang war bereits vor einigen Jahren ein
Dieſe Stipulation verbietet nicht nur den Holländern jeden
Bündniß mit dem Volfe der Batta's geſchloſſen, beren Freund:
Verſuch, mit der Zeit auch Atſchin ihrem Gebiete einzuver:
( chaft und Treue ſich in den leßten Kriegen gegen die Padries
leiben, fondern ſie öffnet auch , da die Gränzen von Utſchin
bewährt hat – und wurde neuerdings das niederländiſche Ge biet erweitert, vor zwei Jahren durch die freiwillige Unterwer:
fung von Baros und in dem vorigen Jahre durch die Er oberung von Tapus und Sing Tel. (Siehe Ausland 1840 Nr. 233.)
höchſt ungenau beſtimmt ſind, den Engländern jederzeit die
Gelegenheit, ſich eine Einmengung in die Angelegenheiten von Sumatra anjumaßeii , wie ſie denn auc bis jeßt nicht unter : laſſen haben , bei den meiſten Unternehmungen der Holländer : auf dieſer Inſel über Verlegung der brittiſchen Rechte und
Es erſtredt ſich demnach der Einfluß und theilweile bie unmittelbare Gewalt der niederländiſchen Regierung bereits
Intereffen zu Flagen . metal
1020
Chronik der Reiſen
iſt die Braut oben im Söller mit einem filbernen Gürtel, Ringen, auss
Die Thellemarken in Norwegen .
gejadtem Kragen und filberner Krone gepußt worden , und kommt, mit Muſif vor ſich, herunter. Ŝierauf erfolgt die zweite Gilde, und Braut
(Fortſefung .)
und Bräutigam werden zu Bett gebracht. Am nächſten Tage kommen
Eine Thellemarker Hochzeit. Da ich mich längere Zeit bei Deſten aufhielt und hier ein Ruhe punft in meiner Reiſe war , ſo denke ich , es iſt der paſſende Ort , um
alle im Staate wieder zur Gilde zuſammen ; unter der Mahlzeit fängt einer der Hiaaſätmänd zu fragen an , weßhalb die Braut ſo gepußt iſt,
.
Sie nahmen mich augenblidlich durch ihre Offenherzigkeit und e radheit ein, und dennoch bemerkte ich bald verſchiedene Pfiffe, mir Geld abzuloden, und ihr Prediger, mit dem ich ſpäter in Befanntſchaft fam ,
ob hier irgend etwas vor fich gehen ſoll ? Die Brautdiener antworten : „ Können wir gute Geſellſchaft erhalten , wollen wir ein Stüd Weges reiſen." „Wir wollen euch begleiten ,“ ſagen die Männer. „Was wollt ihr uns da geben , wenn wir euch folgen ?" fragen die Brauta
Der Handel mit Pferden ,
Und die weitere Verhandlung am die ſogenannten Bänkegaben:
Das einzuführen, was ich über das Leben der Thellebauern hörte oder las.
beſtärkte mich in meinen ſtillen Gedanfen .
Handarbeiten u . f. w. , den fte nach den Städten treiben, und die vielen Reiſenden, welche Gouſta'š majeſtätiſche Geſtalt hieher lodt, haben ihre einfachen Sitten verdorben. Uneigennüßige Gaſtfreiheit iſt verſchwunden, und der Gedanke an Verdienſt iſt die Seele aller ihrer Handlungen, auch bei ihren Hochzeiten. Das Mädchen muß ,,bra monir" (? brav Münze) haben , und es war eine ſchöne Seltenheit , die juſt , während ich hier war ,, fidh gutrug, einen Gaardinandjön (Hofeigenthümerſohn) mit ſeinem Dienſtmädchen getraut werden zu ſehen , „ aber die Mutter ,
hätte auch am liebſten in den Teid ſpringen mögen,“ verſicherte Deſten Wenn Jemand freien will, ſendet er zuerſt den Beelegutten (Werber), einen angeſehenen Mann aus der Nachbarſchaft, um zu unter
mich.
.
handeln. Darauf kommt er ſelbſt einen Sonnabend Abend mit jenem und läßt bitten , ob das Mädchen nicht herauskommen will ; ſie weigert fich Seſſen , und nun muß er ſie mit Gewalt nehmen. Wenn das Mädchen entführt iſt , wird ein Bett bei dem Beelegutten zurecht ge macht , in welchem ſie miteinander ſchlafen ; aber am Morgen muß der Freier ſich heimlid fortſdhleichen , und darf erſt drei Wochen nachher
jeine Geliebte mit Geſchenken wiederſehen ; zwiſchen jedemmal, wo ſie
ſich ſehen und zuſammen ſchlafen , muß ein eben ſo langer Zeitraum liegen. Daß nun ſolche Verlobungsgebräuche nicht immer anſtändig
-
.
diener.
geht nun vor fich. Wenn das, was der Bräutigam bezahlen foll, aus gemacht iſt, wird die Kaufgeſundheit getrunken , es wird gegeſſen , ge
tanzt, doch unter allem dieſem darf die Braut nicht verſäumen, bitterlich zu weinen. Von der Oilde zieht man nach der Kirche, wo die Trauung verrichtet wird, und mit lärmendem Jauchzen reitet man von da zu des Bräutigams Haus , wo wieder Gilde ift. Iſt es Zeit zu Bett zu gehen, ſo tanzt der Brautdiener mit der Braut hinaus, ſchlägt, indem er durch .
die Thüre kommt, drei gewaltige Schläge gegen dieſelbe, und führt nurt die Braut , mit drei Lichtern und einem Handtuch vor ihr her gehend, hinauf. Darauf tanzt der Bräutigam die Stube hinunter , haut drei
Schläge mit ſeiner Klinge in den Dedbalfen und geht zur Braut hinauf, wo er von einer der Brautfrauen ausgekleidet wird, eben ſo wie es die Braut vorher von einem der Brautdiener worden iſt. „ Will der äus
tigam zu Bett ,“ ſagt der Brautdiener , muß er es fich erft erkaufen,“ worauf man um die Morgengabe handelt. Am nächſten Tag iſt wieder Gilde , bei der die Braut Anftands halber noch weinen , und der Bräus
tigam Geld in den filbernen Krug legen muß, aus dem er trinkt. Des Abende , ehe fie zu Bett gehen , bindet der Mann ſeiner Braut eint weißes Kopftuch um, zum Zeichen, daß ſie von jeßt an Frau ift, wofür fie ihm Brautgeſchenke geben muß. Da liebe den Ehebund nicht .
abgeben, verſteht ſich leicht, und der Prediger, mit dem ich davon ſpracy, beklagte ſich ſehr über dieſelben. Vor zwei Jahren , vom Beginn der
foließt , ift die Trauer natürlich auch nicht groß , wenn der Tod ihn
Freierei an , darf nicht an die Hochzeit gedacht werden , und fann das
zum Anſtand , daß Trauerweiber zu ihm hereinkommen und über ſein
Mädchen in dieſer Zeit mehrere Werber bekommen, ſo iſt es eine große Ehre für fie , und durchaus feine Schande, wenn ſie den erſten laufen
Ende jammern und weinen. Das Begräbniß iſt oft mit vielen Umſtänden verbunden , ehe fte die Kirche erreichen ; dabei wird die Leiche auf eine Bahre von Fictenreiß gelegt und ſo zur Erde getragen. Aber ſey auch. die Feier groß oder klein , die Familie muß ein anſtändiges Begräbniß bier geben , wozu ein großer Humpen mitten in das Zimmer gerest wird, in welchem Sie Trauergäſte fich verſammeln ; jeder der Anweſenden geht , bevor die Leiche fortgetragen wird , hin und betet ein Vaterunſer über ihn, aber leider geſchieht dieß meiſt ſehr leichtſinnig; der Schenker
läßt.
Den Tag vor der anberaumten Hodyzeit verſammeln fich
alle Mannsleute unter den Hochzeitsgäſten und eine Brautfrau beim Bräutigam ; er wird Sarauf von der Brautfrau in all ſeinen Staat gekleidet ; ein ausgeſäumtes Hemd, faltige Beinkleider , blaue Strümpfe
mit Band umwunden , Meſſinggürtel um den Leib , eine Medaille um den Hals , aufgeſchlagenen Hut mit einer ſilbernen Kette darum , eine 1
löst ; wenn der Sterbende in den legten Zügen liegt , gehört es indeß
fommt zu dem Betenden hin, fragt ihn : „ Biſt du durſtig ?“ und ſchenkt ihin einen Krug voll. Zuweilen tritt ein „ wohlredender “ Mann nach dem geiſtlichen Liede zum Sarge und hält in einer kurzen Rede der P
Klinge ohne Scheide mit weißem Portd'epée in der Hand , eine Tracht, wie man ſich dieſelbe bei den alten Herſen denken kann. Mit zwei
Hiaajätmänd (Brautknappen ) geht er hinab in ſeine Stube, einen Trom melſchläger und einen Geiger vor fich , und hier findet nun die erſte
Leiche meinen Abſchiedsgruß.“
1
Von andern eigenthümlichen Sitten hörte ich feine , die etwas bes
Gilde ſtatt. Darauf reßt er ſich auf ein prächtig ausſtaffirtes Pferd, mit vielen Schellen behangen, die andern folgen ihm ebenfalls zu Pferde, und unter Jubel und weithin fallenden Hochzeits - Juchhei's halten fie vor dem Haus der Braut. Zwei Männer reiter ftill aus der Schaar vor ; ihnen tritt der Küchenmeiſter , entgegen . „ Von wo, kominen die guten Leute ? " (de gode Folf), fragt er ; fie antworten hierauf und bitten
ſonders Merkwürdiges hätte. Die, welche Steffend durch ſeine Novellen berühmt gemacht hat, wonach ein blanfer Keſſel über des Bauern Thüre
um Nachtherberge, wozu fte Einwilligung erhalten , und nun ſtürzt die ganze Schaar mit furchtbarem Getümmel über das Haus her. Unterdeß
ein allgemeines Vergnügen war, ( Fortfeßung folgt.)
andeutete , daß er 1000 Reichsthaler befäße, findet nicht mehr ſtatt ; Ser ' Meſſergang und die damit verbundene Gewohnheit , daß die Frauen
Leichentücher init zur Hochzeit nahmen , verſchwindet mehr und mehr hier, eben ſo wie anderwärts in Norwegen. Und auf dieſelbe Art geht es mit dem alten Luſtfampf zwiſchen Hengſten, der vor 30 bis 40 Jahrent
München, in der Literariſch - Actiftiſden Anſtalt der 3. G. Gotta 'ſậen Buchhandlung. Dera ntwortli Der Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 256 .
as Ausla nd n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftig ett und fittlichen Lebens der Völker.
841.
13 September 1841 .
franzöſiſche Milfton in Südafrika. Paris, der 30 Auguſt.
Vor einigen Tagen iſt in der Föniglichen Druderei ein
Thaba Borſiu , deſſen platter Gipfel ihnen Raum für eine
Stadt darbot , feſtſeşten , und wo ſie ſich ſeit dieſer Zeit be hauptet haben. Moſcheſch , der gegenwärtige Chef des Stam mes, hörte , daß bei andern Befeuanaſtämmen Weiße wohnen,
Buch erſchienen unter dem Titel: Eludes sur la langue Sechuana .
welche fie unterrichten, und er fühlte den Vortheil, den ihre
Par E. Casalis. Es iſt das erſte Zeichen von Intereſſe, das die
Regierung den proteſtantiſchen Miſſionen gibt, und wird die
Anweſenheit ſeinem Volle verſchaffen würde , ſo lebhaft, daß er eine Geſandtſchaft an den großen Fürſten der Weißen ,"
fehr verdienſtliche franzöſiſche Miffion in Südafrika in Europa
(den Gouverneur des Cap) ſchitte, um von ihm Lehrer für
bekannter machen , als ſie gegenwärtig iſt. Das Buch felbſt iſt intereſſant, nicht nur weil es ein neues Glied zu der Kenntniß der Sprachen und folglich der Ethnographie gibt, ſondern auch durch einen Anhang, welcher aus Volksliedern der Baſſutos im Tert mit Ueberſegung und einem Commentar beſteht. Das
feinen Stamm zu erhalten. Er gab den Geſandten 200 Ochſen mit, die ſie als Gegengeſchenk anbieten follten. Dieſe fonder: bare Geſandtſchaft fiel in die Hände der Storanna, welche ſich
Setſchuana iſt die Sprache des Vetſchuanaſtamms , der vom
Nähe jage , ließ ihn kommen und beauftragte ihn, ihin Mir
Nordoſten der Capcolonie fich bis tief ins Innere von Afrifa
fionen zu verſchaffen. Diefer Mann erzählte' bei ſeiner Rück:
Er beſteht aus vier Hauptſtammen , den Baralong ,
kehr fein Abenteuer dem engliſchen Miſſionär, bei dem ich in dieſem Augenblick gerade zwei franzöſiſche Miſſionáre, Caſalis und Arbouſſet befanden , welche eben in der Colonie ange kommen waren , und ſich entſchloſſen , den Ruf anzunehmen .
erſtredt.
Batlapi, Baharuki und Baſſutos. Sie ſind eine milde Men: ſchenrace, weniger friegeriſch als die Kaffern , und haben von dieren und dem Sefindel auf der Gränze der Sapcolonie, den
der Heerde bemächtigten. Morcheſch hörte nun, daß ein Griqua
von Philippolis (einer engliſchen Miſſionsſtation ) in ſeiner
Baſtards, Griquas u. . w. viel zu leiden. Sie ſind daher
Dieß geſchah im Jahre 1834. Moſcheſch empfing ſie mit großer
auch überaus geneigt, Miſſionen bei ſich anfzunehmen , denn die Gegenwart eines Weißen iſt für dieſe Race ein Schuß, der fie
Freude, und fie ſtifteten zwei Stationen, eine in Thaba Boſſiu ,
die andere in Morija ; ihr Diſtrict enthalt etwa 1200 Seelen,
zwar nicht immer vor den Angriffen ihrer Nachbarn bewahrt,
iind dieBekehrung macht ſchnelle Fortſchritte, obgleich Moſcheſch
aber ihnen doch immer einen Haltpunkt gibt. Die Geſchichte
ſelbſt ſich nicht bekehrt hat.
der Miſſionsſtation, welche Caſalis bei den Baſſutos geſtiftet hat, iſt davon ein ſprechender Veweis . Dieſer Stamm wohnte
Die miſſionäre haben Lehrbücher, einen Katechismus uno ein Buch von Symnen in der Landesſprache geſchrieben , die
bis 1824 tiefer im Norden, wurde aber von der furchtbaren Evangelien und andere Theile der Bibel überſeßt, und dieſe Wanderung der Kafferſtämme, welche damals durch die Erobe : Bücher in Albany und der Capſtadt druden laſſen . Die
rungswuth und Grauſamkeit von Chaka, dem Fürſten der Zulas, hervorgebracht wurde , getroffen . Es wälzte ſich damals eine
,
den
Baffutos lernen mit unglaublichem Eifer leſen , und die zwei Miffionäre mit ihrem Gehülfen , Goſſelin , können den Bedürf niſſen
nicht
thun ; ſie haben daher
hertrieb, gegen dieSapcolonie,und man kann in den Berichten hier aus eineVerstärkung verlangt,und mehrere millionäre der engliſchen Millionen das furchtbare Detail der Wandering und Gehålfen ſind im Begriff abzureiſen. Dieſe Gehülfen ſind der Mantati und der Fingos fehen , welche ſich in der engli- ganz beſonders nüßlich, ſie müſſen nach Art der Miſſionen der Ichen Colonie bracy, und deren Zudrang nach und nach der Hunger, das Elend und der Krieg ein Ende machte. Eine der Bewegungen dieſer großen , herumirrenden Maſſe warf die 1
mnähriſchen Brüder ein Handwerf verſtehen, und führen unter
den Betſchuana Gartenbau, Hausbau, Schmiedearbeit u. 1. w. ein , während fie zugleich die untergeordneten Arbeiten der
Baſſutos gegen Süden', wo ſie ſich auf dem iſolirten Berge | Miſſion theilen. Der Süden von Afrika iſt eines der prächtig 256
1022
ſten Felder für Miſſionsarbeiten , das Klima iſt geſund, die Nationen barbariſch , aber für Europäer eingenommen und willig zu lernen, da ſie keine gelehrte Religion haben , welche
geringe Anzahl niedergemeßelt. Dann folgten ſich an verſchie denen Orten die Strites oder Arbeitseinſtellungen , vermittelſt deren die Fabrikbeſiker und Meiſter in den Städten gezwungen
die neuen Ideen zurüđſtößt, und das Bedürfniß einer fried:
werden ſollten , ihren Arbeitern beſſern Lohn zu geben. Alle
lichen Autorität, um dieſe Stämme gegen wechſelſeitige Aus-
dieſe Anſtrengungen führten zu nichts ; die Brodherren, auf den Beſiß des Capitals geſtüßt, konnten einen Verluſt länger
rottung zu ſchüßen , fehr dringend iſt.
Man tann mit Sewis: Gewiß-
heit vorausſehen , daß, wenn die Miſſionäre es nicht hindern, in einer kurzen Reihe von Jahren die jeßt noch zahlreichen Staffer : und Betſchuanaſtamme auf hülfloſe uud zerſprengte Horden, in der Art und der Lage der Buſchmänner, zurüd gekommen ſeyn werden , und es iſt zu fürchten, daß noch immer das Uebel ſchnellere Fortſchritte macht als die Gegenmittel, welche die Miſſionen bereiten.
ertragen , als die Arbeiter , welche endlich , durch Noth und Elend gezwungen , die Arbeit wieder aufnehmen mußten. Dieſe mannichfachen Erfahrungen gingen an dem durch die Noth geſchärften Verſtande der Arbeiter nicht unbeachtet vor : über, und es entſtand allmählich eine eigene Arbeiterliteratur,
die man viel zu ſehr überſehen hat. Winkelzeitungen , Trac: tätchen zu 1 oder 2 P. ſuchten die Armenclaſſe über ihre wahre Stellung aufzuflären, oft genug auch, ſie aufzureizen gegen die
öffentliche Ordnung.
Ueber die innere Lage Englands. (Fortreßung . )
Durdliest man aufmerkſam die Reden der ausgezeichneten Mitglieder, namentlich derjenigen, welche weder dem Whig - noch dem Toryminiſterium angehören oder zu Leibeseigen ſind, ſo
kann man ſich der Beinerkung nicht enthalten, daß eine dritte Partei im Werden iſt, welche ſich um die Kämpfe der beiden genannten Parteien nur in ſo weit fümmert, als ſie ſich der-
ſelben nicht entledigen fany und gezwungen iſt, je nach der Ge-
Eine der merkwürdigſten Phaſen dieſer
Literatur trat wohl in den Jahren 1830 bis etwa 1834 ein ,
wo das Verhältniß von Capital und Arbeit , und die jedem Theil zufommenden Vortheile der Hauptgegenſtand der Be: handlung waren, und oft auch in der That mit einer ungemei nen Smärfe behandelt wurden. Einige erkannten frühzeitig den ſpäter ſo oft angeführten Grundſaß : Knowledge is power , (Wiſſen iſt Macht) , und einer der merkwürdigſten Männer in dieſer Beziehung iſt Detroſier , ſelbſt ein armer , oft mit Noth und Elend kämpfender Arbeiter , aber ein Mann voll klaren Verſtandes und Herzensgüte, der aus eigenem Antrieb , bloß
ſtaltung dieſer Kämpfe Bortheil daraus zu ziehen. Dieſe Partei
aufgemuntert durch die Lage und Stellung der Arbeiterclaſſen ,
will Abſchaffung der Korngeleße, Hinwegräumung aller Hinder: niſte , die dem freien Handel entgegenſtehen , Aufhebung der
ſich umfaſſende Kenntniſſe in Mathematik , Aſtronomie und
Monopolien und Vereinfachung der Staatsmaſchine. Der Fluch,
an dem England leidet, iſt die Herrſchaft des Geldes ; ohne das Chriſtentum, ohne unſere darauf gegründete humaniſtiſche
Bildung würde England unter dieſem Fluch erliegen , und es wird hißige Kämpfe koſten, bis dieſer Feind auch nur zum Theil be-
ſiegt iſt.
Die größtentheils auf den Grundbeſiß gegründete
Vertretung hat ſchon ſeit anderthalb hundert Jahren die Laſten des Staats auf die Conſumtion und den Handel gelegt, und
allen Zweigen der phyſikaliſchen und mechaniſchen Wiſſenſchaften erwarb, und mitten unter Armuth und Noth die erſten Hand werkerſchulen in England, eine zu Huline, die andere zu Sal ford gründete . Wir haben ſeine Rede über die Nothwendig feit einer Ausdehnung des moraliſchen und politiſchen Unter richts der arbeitenden Klaſſen “ vor uns liegen, Die Jahresa zahl fehlt in dein kleinen , nur 23 Seiten ſtarfen Heftchen , das neben der Nede, welche Detroſier in wenigen Stunden nie derſchrieb, auch eine kurze Lebensgeſchichte desſelben enthält;
Toinit die niedrigſte, die arbeitende Slaſſe am ſchwerſten beſteuert. Je mehr nun der Reichthum des Landes ſtieg, deſto drüßen:
er fämpft darin gegen die politiſche und moraliſche Degradation
der wurde das Verhältniß zwiſchen Armuth und Reichthum,
Sonntagsſchulen auf den beſſern Zuſtand des Volfs gehabt,
fortwährend bafteten die Laſten weſentlich auf der angeſtrengt arbeitenden Armuth , und im Laufe dieſes Jahrhunderts hat ſich dieſe Spaltung zu einer ungeheuren Kluft erweitert. Wiederholt war die reiche, beſißende Slaſſe in offenem Kampfe mit der beſigloſen , aber thätigen Bevölferung, ein Kampf, der vorerſt
und nennt die Sonntagsſchulen den jungen Hercules der neuen Zeit, welcher beſtimmt fer , den Augiasſtall der Unwiſſenheit,
nothwendig zum Nachtheil der leşteren ausfallen mußte. Der erſte Ausbruch ſcheint der der Ludditen geweſen zu ſeyn , welche
die Maſchinen zertrümmerten , weil ſie dieſe als die Urſache ihres oft harten Looſes anſahen. Der ſchreiendſte, noch immer in friſchem Gedächtniß befindliche Vorfall war die große Verſammlung auf der Peterloo Haide in der Nähe von Man: cheſter, wo die nothleidenden Fabrifarbeiter ſich verſammelt hatten, um über die Mittel zur Abhülfe ihres Elends zu berath: ſchlagen ; ſie wurden durch die von dem benachbarten Adel auf: gebotene und befehligte Yeomanry angegriffen , und eine nicht
der arbeitenden Slaſſen , zeigt , welchen Einfluß bereits die
der Brutalität und des Laſters zu reinigen .
Dabei wirft er
ſcharfe Seitenblide auf die geſellſchaftlichen Inſtitutionen Eng lands und die Herrſchaft des Geldes, welche dahin führten, den Armen zum Thier herabzuwürdigen, und ſeine phyſiſchen Kräfte bis zur leßten Erſchöpfung auszubeuten. Man erräth leicht,
welche gefährliche Wendung eine ſolche Literatur nehmen konnte, und zum Theil auch wirklich genommen hat , denn Schriften wie die Hetheringtons, worin er in bibliſcher Form die Intereſſent
der Geſellſchaft beſprach , und ,,Advocaten, Pfaffen und heudleri: ſche Phariſäer als völlig geſtählt gegen das Recht der Intereſſen und die Wohlfahrt ihrer arbeitenden Landsleute “ *) geſchildert *) Obige Worte find aus einem Schriftchen von Hetherington genommen, welches den etwas curioſen Titel führt : Cheap Sal
1023 werden, tonnten bei dem zůndbaren Stoffe nur mannichfaches
des Landes ſich ungehemmt entfalten könne, und ſo den niedern
Unheil anrichten. Erſt wenn man ſolche Schriften liest, ver: ſteht man die außerordentliche Wichtigkeit und Wohlthätigfeit
geworden iſt. Lord Brougham hat ſich geiſtig und politiſch an
Claſſen ihr phyſiſches Uuskommen nicht durch falſche Geſelle verkümmert werde. Daran reiht ſich dann die Beförderung der geiſtigen Intereſſen des Volfes , welche allein im Stande ſind, ein Zurüdſinfen in die Rohheit zu verhindern , die Gea wöhnung an Sparſamkeit und Vorausſicht zu begründen , und To allmählich der arbeitenden Elaſſe eine Stellung zu ſichern ,
die Spike dieſer mißachteten und mißhandelten Menſchenclaſſe
daß ſie nicht von jedem Winde , der den Handel augenblicklich
geſtellt, und vertheidigt ihre Rechte mit einem Eifer und mit
bedroht, wieder in den Abgrund des Elends hineingeſtoßen wird.
einer Höhe der Geſinnung, die feinem unlautern Beweggrund
( Soluß folgt. )
einer Unternehmung, wie ſie Brougham einleitete, nämlich die Gründung des Pfenningmagazins, welches den armen Claſſen eine geſunde, ihren Geiſt bildende Nahrung werden ſollte, und auch
Raum gibt und Raum läßt.
Wenn man nun aufrichtig erwägt , wie furchtbar an gewachſen dieſe Volfsclaſſe iſt , unter der ſich mit jedem Lage mehr praftiſche Kenntniſſe ohne alles gelehrte Beiwert verbreiten, wie die Auswüchſe derſelben im Chartismus be: reits die öffentliche Ordnung mit Waffengewalt angegriffen
haben, dann erkennt man die tiefe Bedeutung der Vorwürſe, welche Brougham in ſeiner Rede über die Adreſſe den bisheri gen Miniſtern gemacht hat. Wir heben nur die Stelle über
die Korngeſeße aus, aber auch von allen andern Punkten trifft jeder mit gleicher Schärfe. „ Was die vorgeſchlagene Aende rung der Korngeſeße betrifft, ſo halte ich zwar die Feſtſtellung
eines firen Zolls für einen bedeutenden Fortſchritt im Vergleich mit der wechſelnden Scala ; ich bin jedoch für die gänzliche Ab-
ſchaffung der Korngeſeße, glaube indeß, daß dieſe allmählich ge ſchehen müſſe. Die Miniſter haben dem Volfe die vorgeſchla:
gene Aenderung vorgeſtellt, als fame ſie einem freien Korn: handel völlig gleich ; das Volk fah aber darin nur eine Auflage
Chronik der Reiſen . Die Thellemarken in Norwegen . ( Fortfeßung .)
Züge altnormanniſcher Kampfluſt. Die Bewohner des Tindgebirges find, eben ſo wie die andern Thelle Bouden und die Männer in den norwegiſchen Thälern , im Allgemeinen von uralten Zeiten her ein hartes und ſtolzes Volf geweſen , immer bereit zum Kampf , und wenn man nur etwas von ihnen kennen lernt, jo begreift man leicht, daß Thor nicht umſonſt Norwegene Liebling&gott war . So wie die norwegiſche Natur dem Neußern der Thormythe ent ſpricht, ſo thut es der Volfscharakter dem Innern ; kampfbegierig und fampfesſtark, ehrlich und gutmüthig , aber auch großprahlend wie Aſas thor, iſt der Normann. „Astjör Hägtved, ſo iſt mein Name, ich fürchte mich vor keinem Mann, ſo lange ich die Art noch greifen kann !“ ſteht aus alter Zeit als Inſchrift über einem der Höfe in der Thellemark, und fie paßt vollkommen auf den Gebirgsbauer dort, wie die ganze Geſchichte
auf das Korn von 8 Shill. per Quarter. Ich glaube, ein fe: ſter Zoll von 8 Shill. würde den Preis des Vrodes nicht we
zeigt.
ſentlich vermindern , aber er würde doch dem fremden Handel leidenden Manufacturen wieder beleben, und dem Handwerker,
durch ſeinen Namen an die Heldenzeit erinnert. 1574 wohnte hier ein reicher, aber unruhiger Mann, mit Namen Tjöstor Carlsſon ; beſtändig ſchlug er ſich mit andern , tödtete ſie oft und fühnte die Tödtung durch
wenn auch nicht wohlfeileres Brod, doch beſſeren Lohn verſchaf fen . Deßhalb hielt ich die Aenderung der Korngefeße, felbſt
Bußen . Seine vier Söhne ſchlugen ihm ganz nach . Drei davon ſaßen einſt bei dem vierten , Ola , und tranfen ; Staale ward berauſcht und
wie ſie ießt vorgeſchlagen war , für eine ſehr wohlthätige Maaßregel , und bin deshalb entſchieden der Anſicht, daß das
ſchlug in dieſem Zuſtande den Bierhumpen auf dem Feuerherd entzwei; Dla wechſelte die Farbe vor Erbitterung, verbarg dieſe jedoch in fich
Reſultat der Wahlen fein Ausſpruch des Landes gegen die Abfchaffung der Korngeſeke, ſondern nur ein Ausſpruch gegen die
und ging ruhig hinaus. Aber nun kamen die andern zwei nach und reizten ihn ; als ſie wieder herein kamen , griff deßhalb Dla zu ſeinem
allgemeine Politik des Miniſteriums war , welches das Ver:
Meſſer, aber Staale warf ihn zu Boden und ſie begannen ſich zu ſtechen. Haavar fuhr Staale mit ſeinem Meſſer und der Handart zu Hülfe, ſtach aber fehl und traf Staale ſelbſt in den Rüden. Die Kämpfenden ließen jeßt einander einen Augenblic log , doch Staale ergriff raſch wieder die Art und jagte Ola auf die Bank hinauf ; Haavar half gegen Ola und der Kampf fam wieder in vollen Gang. Ola merkte, daß er die Todes
eine ſehr weſentliche Ausdehnung geben, er würde unſere noth:
trauen des Landes verloren hatte.
Wird man vielleicht ſagen,
daß das Volk im Allgemeinen die Anſicht der Wähler nicht theile ? Das mag vielleicht der Fall ſeyn , wenn aber dem ſo iſt, ſo läuft dieß darauf hinaus , daß die Reformbill verändert
werden muß , da man vermittelſ derſelben nicht im Stande
Zu Aasheim Gaard in Sillejord ſteht ein Söller , der nicht bloß
iſt, die wahre Anſicht des Volfs .bei den Wahlen zu erfahren.“
wunde erhalten hatte , und ſtady nad) Staale über die Schultern ſeines
Dieſe Sprache iſt ſehr deutlich und aufrichtig : allmähliche Erleichte-
Weibes , welche ſie auseinander bringen wollte, doch in dem Moment traf ibn Staale's Art über das Auge, daß das Blut hervorſtrömte, und
rung und endliche Abſchaffung der Korngeſeße, und aller damit
.
zuſammenhängenden Monopole, damit die induſtrielle Thätigkeit
Haavars Meſſer ſaß ihm im Halſe. Nad ſeinem Morde wurden die Brüder geädytet; Saavar räumte das Land, aber Staale verbarg fich in
vation etc. (Wohlfeile Seelenrettung oder ein Gegengiſt gegen Pfaffenliſt, eine kurze, praftiſche , eingreifeude und vernünftige
einer Höhle und ſpäter oben in Aasheim& Söller. Hier fanden ihn die
Religion , abgeleitet aus dem neuen Teſtament ; die allgemeine Annahıne derſelben würde die Nothwendigkeit einer iethlinge-
Gerichtsdiener ; jedoch ergeben wollte er ſich nicht, er verſchanzte ſich in einem Abſchluß , der noch gezeigt wird , bohrte Schießlöcher und tödtete
prieſterſchaft abwenden, und dieſer mit Laſten überbürbeten Hation fünfzehn Millionen jährlich erſparen !!!)
viele von ihnen. Als er endlich gefangen war , erklärte der Vater 1621 vor dem Prediger und dem verſammelten Volf, daß er nicht ſein Sohn,
1024 welches die Nials und die übrigen isländiſchen Saga's ſchildern; dieſelbe
fondern während er drei Jahre abweſend nach dem zweiten Jahre ſeiner Meife geboren Tey ', worauf er für ihn nur Landesverweiſung gegen Bez
Sprache, derſelbe Seift bei Voreltern und Kindern.
jahler ber Mannbuße erhielt. Die Sage legt noch zu, baß, ale Staale
Daß die Normannen mit einem ſo tropigen Sinn , ungeachtet der Dhnmacht, die aus diefen blutigen gegenſeitigen Kämpfen , ſo wie auch
nicht bezahlen konnte , ihm gegen die Bedingung gänzliche Verzeihung wurde , die fleben Räuber am Sundbarms - Waſſer aus dem Wege zu räumen . Er band fich da ein Bündel Kleidungsſtücke auf den Rüden, fuchte fie auf , erzählte, ' wer eć wäre, bot ihnen Cameradſchaft an und wurde natürlich aufs beſte empfangen. Nun bat er um Erlaubniß, Feuer zu machen , um ſeine eingeſchmußten Kleider außzukochen . Dieß war ihm erlaubt , und er machte ſich darüber. Als das Waſſer focyte und die Räuber ſich unterdeß ſchlafen gelegt hatten, nahm er den Reiſel, goß denſelben über ſie auf und gab ihnen ſpäter den Reſt mit einer eiſernen Keule. Es war jedoch eine alte Räubermutter dabei , welche
nicht viel gelitten hatte ; dieſe ſprang auf ihn los wie eine Raſende, und hätte ihn faſt übermannt, bis er endlich auch ihrer mächtig wurde, und ſich ſo Leben und Freiheit erkämpfte. Mit dieſer Luft zu Schlägerei verband fich übrigens ein gewiſſer
.
.
aus dem furchtbaren ſchwarzen Tod erfolgte, fich doch nicht ohne Widers
ſtand unter die däniſchen Könige beugten, iſt ſehr begreiflich. Bis zum Anfang des 18ten Jahrhunderts , bis das Gefdlecht aufgewachſen war, welches Chriftian IV durch ſeine Wufopferungen für Norwegen und ſeine liebe für dasſelbe dazu auferzugen hatte , Dänemark zu ſchäfen , bis zú
den Tagen der Colbjörnſener währte dieſe Spannung. Mehrete Sager melden von der Vernichtung der Juter (Jütländer oder Gothen) , und Hannibal Seheſted klagte noch 1643 über die Unfügſamkeit des gemeinen Voltes während des fahwediſchen Kriegs. Die Thellebauern hatten auch ihr ehrlid Theil an dieſer Unfügſamkeit. Als Chriſtian III fort ein Bergwert anlegen wollte und Deutſche hinauf ſandte, die bei den Bauern eingelegt wurden , machten dieſe einen Aufſtand, griffen zu ihren Bogen, I
welche ſie von alter Zeit her , wie man au& Saro's Bericht über die
13 Meilen weit , um Knud Selleſtad herauszufordern , während dieſer
Bravalla - Schlacht ſieht , meiſterlich zu ſpannen verſtanden , und zogen gegen des Königs Leute. Durch einen kriegsliſtig ihnen zugeſtandenen Vergleich wurden ſie jedoch entwaffnet, darauf imringt und die Anführer
auf der Gilde zu Svinum war.
abgeſtraft.
ritterlicher, gutmüthiger Kämpenſinn, den man unter dem Bauernfittel nicht erwarten ſollte. So reiste ein Kämpe aus dem Sätters - Thal .
E
Sogleich banden ſie ſich mit einem
Gürtel aneinander, fragten ſic , wie tief ſie kalt Eiſen vertragen fönnten, und begannen ernſtlich aufeinander loszuſchneiden ; *) Knud war der
Siegende und bekam den andern unter fich , aber wie ein ächter Ritter jegte er ihn auf ſein Pferd , führte ihn heim , Heilte ſeine Scrammen
Die Geſõidlichkeit des Volkes zu allerhand mechaniſchen Arbeiten, die mit Meſſer und Art verrichtet werden , iſt rühmenswerth , und bei beſſerer Anweiſung ließe ſich ohne Zweifel viel aus dieſen natürlichen
Anlagen machen , was dagegen ihren religiöſen Sinn betrifft, ſo konnte
und behandelte ihn wie ſeinen beſten Freund.
der Prediger fie in keiner Art loben. „Sie ſind nicht ehrlich," ſagte er,
Vor ihren Predigern haben ſie nie beſondere Adtung gehabt, aber viele derſelben haben ſich auch gar ſo vertraut mit ihnen gemacht , daß
„ felbft nicht, wenn ſie in den lebten Zügen liegen und beichten ; nein,
ed fie ſelbſt nicht weiter wundern konnte. In der Mitte des 17ten Jahr Hunderte hatten ſie einen , der mit feinen Knechten Bauholz fällte und in vollem Ornat barfuß nach der Annerkirche ging, Schuh und Strümpfe mit einem Steden übo die Adſel. Des Sommers war er mit auf der hohen Gebirgeweide , hauste dort und hatte ſeinen Webeſtuhl mit fich, auf dem er zum Zeitvertreib Drillid webte. Als er eines Sonntags auf der Kanzel ſtand , kam ein Brautzug in die Kirche; der Bräutigam nahm ohne weitere& ſeine Müße ab , warf ſie dem Prediger ins Geſicht und ſpracy : „Was ſtehſt du noch hier und weberſt, **) du alter Salfa darius (ſein Name war nämlich Zacharias). Weißt du nicht, daß Kittel Die Bauern machten ſich oft den Lie heute getraut werden ſoll ?" Teufel nichts daraus, die Prediger geradewege zu überfallen . Dieß er: 1
!
eignete ſich in der Mitte des 14ten Jahrhunderts in Sillejord , wo ein Geiſtlider nicht nur mit Scheltworten über düttet , ſondern zuleßt auch mit der Art angegriffen wurde. Er wollte fort , aber die Bauern bez ſekten den Ausgang und nahmen ihin das Pferd ; reine einzige Rettung beſtand alſo darin , was auch allein diefen Leuten Achtung einflößen
konnte , lidy zu vertheidigen.
Er erblidte eine Handart an der Wand,
ſprang über den Tiſd , ergriff fie, bat noch einmal um ſeines Amtes willen um Frieden , und hieb, da dieß nichts half, auf den falimmſten der Bauern 108 , daß er todt umſanf. .
Wenn ich an alle dieſe Kämpengeſchichten Senfe, fällt es mir auf, wie gleich doch das Leben hier in Norwegen im Gangen mit dem iſt,
da muß ich den Guldbrandsdaler rühmen , den kenne id; yon einer beſſern Seite ! Haugianer *) ſind zwar viele unter ihnen , aber was nüßt das ?
Zwar iſt beren Betriebſamkeit aller Ehren werth , und ihre Runde in .
der heiligen Schrift ebenſo , aber ihr Hochmuth und ihre Kälte gegen die Armen find ſchimpflich .“ ( Fortſeßung folgt.) Aufgefundene chriſtlice Statuen in Frankreid .
Eint
junger Architeft fand zu St. Germer in der Nähe von Beauvais zwei chriſtliche Statuen von großem Intereſſe für die Geſchichte der ſchönent Künſte. Beide ſind vom Ende des 13ten Jahrhunderts, gemalt und ver
goldet. Sie ſtellen die Jungfrau Maria vor und nach der Geburt Jeſut Da$ Kleid iſt bei der erſten blau , bei der zweiten violett , der Mantel bei der erſten roth , bei der zweiten blau. Beide ſind mit Laubs
dar.
werk, Blumen und Blumenkronen in Gold bejäet . In den aus vieg Blättern gebildeten Blumen und den geblätterten Medaillons finden ſich heraldiſche Greife und löwen , gleidyfalls in Gold gemalt. Auf dent violetten Kleide der Jungfrau, die das Jeſuskind hält , iſt auf einer Neihe von Medaillong abwechſelnd ein Paar krähende und ein Paar kämpfende Hahnen abgebildet. Zwei ganz ähnliche Hähne ſind auf dem
Zodiacus von weißem Marmor abgebildet, die als Frieſe an der Kathe drale von Athen iſt , und wovon Didron einen Abdrud mitgebracht hat.
Die beiden Bilder der Jungfrau, die ſo ziemlich von natürlicher Größe ſind, haben blaue Augen und ein goldfarbiges Haar. Die Jungfrau als Mutter hat eine Krone auf dem Haupt und fikt als Königin auf dem Thron ; fie ſcheint ſtolz auf das Jeſusfind im Goldgewand, das mit ihr ſpielt. Die andere Jungfrau , die noch nicht Mutter iſt, ſteht aufrecht ba ohne Krone , und contraſtirt durch ihr furchtſam demüthiges Weſen eigenthümlich von der ſtolzen Haltung der andern. Die Malerei an den
Statuen iſt eine in Franfreic_feltene Erſcheinung, und bietet ein wich. *) Hiebei wird der Daumen auf die Mefferfpiße nach einem beſtimmten
tiges Document bar in Betreff anderer Statuen aus jener Zeit. (Echo du Monde Savant vom 1 September.)
Maaß gelegt , ſo daß die Wunden nicht leicht tödtlich werden. **) ,,Vāve" heißt überdieß eben ſowohl weben als ralbadern.
*) Nach dem Theologen Sauge.
Dünden , in der literariſch - Artiſtiſiten Anjalt der I. G. Gotta'ſchen Vudhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmani .
Nr. 257. DO
Ba s as !
A usl a n d . E in Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 14 September 1841 .
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und
ſehen ſind, iſt ihr Ausſehen ſchöner , die Bäume erheben ſich
Litthauen.
über das dichte Geſträuch, und bieten, umgeben von blühenden Stauden und wilden Blumen, einen lebendigen Anblic dar.
Die podlachiſchen Wälder. - Der Landbau . Das Verhältniß des mit Wald, Geſtrüpp und Weiden be:
wachſenen Vodens zu dem angebauten iſt der Art, daß jeßt taum der dritte Theil von Menſchenhand bearbeitet iſt. Aller: dings wäre es auch bei der geringen Anzahl Hände ſchwer, den
Hie und da finden ſich Wieſen in den Wäldern, die an Park anlagen mahnen ; wenn man aber mitten im Didicht der Fichten auf einen buſchigen Sumpf ſtößt, ſo ſollte man frei lich die Augen ſchließen . Wenn man erwägt, wie lange man ſchon hier angefangen
hat, ohne alle Ordnung die Wälder niederzuhauen , worüber
Anbau weiter auszudehnen, da noch keine Spur ſich zeigt, daß man mit Maſchinen zu arbeiten Willens fer, und überdieß
bereits Jan Kochanowski in ſeinen Satyren klagt, ſo iſt nur zu verwundern , daß fo viele noch übergeblieben find. Rzaczynski
verſpricht auch der fandige, unfruchtbare Boben nicht viel.
gedenkt der Ausbeute an Stabholz, an Eichenbohlen und Pottaſche,
Der größte Theil der podlachiſchen Wälder beſteht aus Fichten und Sumpffiefern : die einen ſind ſtark, glatt, zur Ver: arbeitung und zum Handel tauglich , die andern gebogen, per:
ſagt aber noch nichts von Fichtenbrettern, die man heutzutage
krümmt, zwerghaft und zu nichts als zum Brennen tauglich. Die podlachiſchen Wildniſſe , in deren Liefen ſich noch jeßt vieles Wild verbirgt, ſind bereits heutzutage des beſſern Holzes
gänzlich beraubt durch das fortwährende Bereiten von Brettern und Pottaſche.
Außer den Fichten wachſen hier auch Weiß-
tannen und Eſchen am Waſſer , Birken in großer Menge, Eſpen , Eichen auf beſſerem Boden u. f. w. Gegen Wolhynien hin zieht ſich Dornengeſträuch und Hagebutten durch die Wäl der. In der Nähe der Straßen iſt der Anblid der Wälder
traurig, da ſie hier in der Nähe der Menſchen ſchon ausge:
vorzugsweiſe daraus gewinnt.
An Wild findet ſich hier eine große Menge , ſelbſt Elenn: thiere, Bären, Wildſchweine, Luchſe und Biber , doch werden dieſe immer feltener, denn die Zahl der Jagdliebhaber ſteigt und die Wälder werden dünner. Es iſt ſchwer, und in einem ſo von Sümpfen und Wäldern erfüllten Lande auch nicht an: gemeſſen, mit Windſpielen zu jagen ; dagegen können Schweiß hunde und Treiber den Jägern ſehr nüßlich ſeyn. Dieſe Art
von Jagd iſt die gewöhnlichſte auf großes Wild. Im Winter fährt man im Schlitten auf die Rehiagd , aber die edle Jagd auf Geflügel mit dem Hühnerhund iſt hier wenig bekannt. Die Jagd mit Treibern iſt häufig , allein ziemlich langweilig für
hauen und unverantwortlich verdorben find ; der größte Theil
diejenigen, welche entweder die Jagd nicht verſtehen , oder nicht
der Fichten iſt angebauen, andere durch Brand beſchädigt, oder
Jagdliebhaber genug ſind, um einen ganzen mühſeligen Tag lang zu warten , bloß um der Annehmlichkeit zu genießen, einen
ſonſt unbarmherzig verſtümmelt. Trübſelig iſt der Anblick der zahlloſen , auf dem Boden
Schuß thün zu dürfen .
verfaulenden Bäume, welche niemand nicht einmal zum Bren:
Gleich am frühen Morgen erwedt den Schläfer das Ge
nen nach Hauſe nimmt , denn die Dorfbewohner hauen ihr Holz vom Stamme herunter und laſſen dieſen liegen.
tümmel der ſich ſammelnden Menſchen , der Schüßen , der Crei:
To breitet es ſich furchtbar aus, und iſt durch nichts zu dämpfen .
deren Pfannen regelmäßig mit Haſenſchwänzchen verſtopft ſind. Natürlich iſt unter ihnen von nichts die Rede, als von der Jagd ; hier iſt das Feld für die argſten Lügner. ,,Euer Gnas 257
ber, der Hundeführer und der Hunde, die an der Koppel ge Häufig trifft man weite Stređen im Wald, die durch Mangel halten im Hofe ſich übereinander wälzen und beißen. Es fam : an Aufſicht und durch Nachläſſigkeit ausgebrannt ſind, denn meln fich die Jäger mit ihren Jagdtaſchen von Dachspelg, in wenn die Hirten in der trođenen Jahreszeit Feuer anzünden ," neuen Baſtſchuhen, mit Gewehren vom verſchiedenſten Kaliber, Ein einziger unglüdlicher Zufall hat oft ganze Wälder zerſtört. Ju den Niederungen, wo die Wälder mehr mit Unterholz ver:
1026 den , " ſo erzählte einer in meinem Beiſeyn , „ als ich im vorigen Jahre auf der Rehjagd war , dort drüben im Wäldchen am Fluſſe, ſtand ich ganz allein in einer Schlucht. Ich horche, die Hunde rennen umher, die Blätter und Zweige raſcheln , ein
hurſt ſprach das bittere und unfluge, aber treffende Wort aus,
,,Völlig wahr," entgegnete faltblütig der Gefragte; „ nach :
die Jren ſepen Fremdlinge in Blut , Glauben und Sprache, ein Wort, das plößlich zündete, und von den Feinden der To: ries genug ausgebeutet wurde, Zögernd, unſchlüſſig gingen die Whigs auf der Bahn der Reformen fort, ſie gewannen nie die weiter gebenden Refor : mer für ſich, und doch gaben ſie genug ihr Gelüſte zu erken: nen, dieß zu thun. Mehr als einmal ſcheinen Plane auf dem Tapet geweſen zu ſeyn , die ſinkende Gewalt der Whigs durch Vereinigung mit den gemäßigten Tories zu ſtärken , aber per ſönliche Antipathien ſtanden im Wege , und langſam fammelte Peel die Elemente einer neuen , der „ conſervativen “ Partei, deren Namen darauf hindeutet , daß man nicht mehr länger
dem der Bod eine Açerlänge weit gelaufen war , nahm er die
die allmählichen Eingriffe in die Einrichtungen ,,Alt Englands "
Müße ab, verbeugte ſich, und ſagte : adieu ! auf Wiederſehen !!" (Fortreßung folgt.)
dulden, ſondern dieſe ſo viel möglich bewahren wollte. Dieſe ſind Erhaltung der Kirche, Erhaltung der Macht des Oberhau: fes , Unterwerfung Jrlands und Schottlands unter engliſchen Einfluß, damit namentlich nicht im erſtern eine gänzliche Reac
Ueber die innere Lage Englands .
tion gegen die engliſche Eroberung eintrete , und der Kampf,
Vod kommt daher ! ich ſchlage an, ziele, laſſe ihn noch etwas näher kommen, ziele noch einmal und ſchieße endlich - Paff !
er fällt. – Io hin, und in der Freude meines Herzens renze ich ihm meine Müße auf die Hörner, die Jäger kommen her-
bei, um den Frühtrunk zu thun ; da hebt ſich, der Teufel ſoll mich holen, man begreift nicht wie, der Boc auf ſeine Füße, richtet ſich völlig auf und läuft mit meiner Müße in den Wald .
Iſt es nicht wahr, Pan Johann !"
.
welcher gegen die Zehnten begonnen hatte , nicht allmählich ſich (Schluß.) Dieſe Stellung der Sache gibt eine Einſicht in den innern
Sang der Verhaltniſſe feit den leßten zehn Jahren, wo die Whigs am Ruder waren.
Die erſten Jahre gingen über die
Einführung und Befeſtigung der Reformbil hin , und als das Werk vollbracht war , trat Nube und bald Zwieſpalt in den Reihen der Whigs ein. Stanley , der hochmüthige und heiß: blütige Sohn eines alten Hauſes , konnte ſich mit den neuen
Ideen von Gleichheit der Rechte zwiſchen Katholiken und Pro: teſtanten nicht vertragen ; er trat von der Stelle eines iriſchen Secretärs zurü& , um die Stelle eines Colonialminiſters zu übernehmen , wozu ihn ſeine Fähigkeiten eben ſo tauglich, als ſein ungeſtümer Sinn untauglich machte. Zu derſelben Zeit, wo ſich der ſtolze Sinn Stanley's nicht zur Nachgiebigkeit gegen die Forderungen der Irländer bequemen wollte , 300 fich
auch Brougham zurück, eine Zeitlang blos aus körperlicher er: ſchöpfung wegen zu ungemeſſener geiſtiger Anſtrengung, bald aber auch, weil die Reform , welche nur hauptſächlich die Macht der Grafſchaften , d. 6. des begüterten Adels gehoben, den mitt-
leren und unteren Claſſen nicht gewährte , was ſie hätte
gegen die „ Renten “ wende , d. h. die Grundabgaben, welche der iriſche Pächter dem engliſchen Grundherrn zahlt, den er als Eindringling und Räuber , als Fremdling in Religion , Blut und Sprache, haßt und verabſcheut. Das Werk iſt ſchwer, faſt unmöglich, denn Peel hat hier
gegen Freund und Feind zu kämpfen. Das Schwerſte , was ſich ihm unter den erſten Arbeiten bietet, iſt die Kirche. Die Idee einer herrſchenden Staatskirche hat vor den Augen der neuen Staatstheorie feine Gnade gefunden , und der Begriff der allgemeinen Duldung iſt bis zu dem ſogenannten „ Volun :
tarý principle" gegangen , vermöge deſſen es jedem freiſtehen roll, ſich ſeine Kirche und ſeinen Glauben zu wählen. Dieſer Grundſaß, ſtreng ausgeführt, führt, wie alle ähnlichen , endlich
zum Unſinn ; aber eine herrſchende Kirche mit bloß gedul deten Secten möchte bei unſerer Culturſtufe im weſtlichen Europa gleichfalls zum Unding geworden ſeyn . Und zum Un heil Englands hat ſich ein zorneifriges Geſchlecht auf beiden Seiten erhoben , und einestheils ſtehen hier die Vertheidiger
der Kirche da, welche Unterſtüßung vom Staate verlangen, um
gewähren ſollen , allmähliche Abſchaffung alter Monopolien, fo : wie Erleichterung und Hebung der niedern Volfsclaſſe. Die
die Herrlichkeit und macht der anglicaniſchen Kirche auch aus ßerlich mehr fund zu geben, während anderntheils die Secten ſich zum gemeinſamen Widerſtand gegen ſolche Anſprüche rüs
Whigs als Partei waren alſo ſchon vor fünf Jahren in Auf-
ſten . Die Conferenz der Geiſtlichen verſchiedener Confeffionen,
löſung: die weiter gehenden Reformer, wie die fälteren An-
mit faſt gänzlicher Ausnahme der Staatskirche, zu Mancheſter,
hänger derſelben hatten ſich gleichmäßig von der Regierung
um ſich zu Gunſten der Abſchaffung der Korngeſeße im Namen
getrennt , die, wie ſchon oben bemerkt, nur noch fortbeſtand, weil die Mittel zu einem andern Miniſterium noch nicht vor:
der Armen und aus geiſtlichen Gründen auszuſprechen , iſt für England ein beunruhigendes Symptom. Es iſt nach zwet Jahrhunderten wieder das erſte offene Auftreten der Sectens
handen waren . Die iriſchen Mitglieder unter D'Connells leis tung, und die liberalen ſchottiſchen Mitglieder bildeten immer
geiſtlichkeit in weltlichen Angelegenheiten , ein Beweis des ſtets
noch mit einer Minorität der engliſchen Mitglieder die, wenn auch ſchwache, majorität der Whigregierung, und gewig hat es zum Sturz dieſer leßtern nicht wenig beigetragen , daß der
genden Einfluſſes dieſer Geiſtlichkeit in politiſchen Dingen, eines Einfluſſes , der ſich ſeit längerer Zeit ſchon in manchen Einzelnbeiten tund gab, und immer ſchärfer vortritt. Seit Jahren bemerft
Stolz Englands getränft wurde , indem die engliſche Mehrzahl das Geſek der Schotten und Fren annehmen mußte. Lpnds
man in England ein Fortſchreiten fanatiſchen Geiſtes, und die Schonung, mit der ſolche Anſichten ſelbſt im Parlament von
1027
den Führern der Parteien , die nichts weniger als fanatiſch ſind, behandelt werden , iſt ein hinreichender Beweis feiner
werden. Zu viele Mitglieder halten dieſen für Wahrheit, und dadurch iſt dem Parlament die eigentliche Leitung des Landes
Stärfe. In der anglicaniſchen Kirche, welche ſich die katholiſche nennt, und die ächte Tradition der chriſtlichen Kirche bewahrt zu haben vorgibt , hat ſich mit der Gefahr , in welche das in
entzogen ; andere Gewalten, wenig oder gar nicht repräſentirt,
ſtitut in neuerer Zeit gekommen, eine Partei von Strenggläu: bigen gebildet, welche den Bau zu halten gedenkt durch Er: neuerung des Geiſtes, in welchem dieſe Kirche gegründet wurde ; ſie iſt dadurch, der laren Obſervang der übrigen Angehörigen der Kirche unbequem gegenüber getreten , und hat auf der andern
wirken ein, und ſchreiben ein Geſeß vor, dem man ſich lange, ſo lange wie möglich , entzieht , und ſich endlich doch unterwer fen muß ; zu dieſen Gewalten gehört der tiefe Haß Irlands,
und die Erbitterung der Beſigloſen in England gegen die Be: fibenden . Es leidet feinen Zweifel , daß Peel die wohl er : fennt ; wird er ſtark genug ſeyn gegen ſeine Freunde , daß er ſtets das Nothwendige nachgibt, aber nicht mehr thut, damit die
Seite den Eifer der Secten gereizt. Peel ſoll hier ſeine eige:
Bewegung nicht zu raſch werde. Mißlingt ihm dieß , und
nen unflugen Freunde auf die Gefahr hin, nochmals als Ab: trünniger verſchrien zu werden , eben ſowohl wie die Secten
müſſen die nothwendigen Aenderungen durch Radicale eingeführt werden, dann iſt es wohl um Alt-England, um feine Ariſto kratie und ſeine Kirche geſchehen, und wie in Rom werden die Söhne der Patricier als Tribunen des Volkes das Patriciat vernichten .
im Zaum halten .
Ganz ähnlich iſt ſeine weltliche Stellung : man erwartet von ihm die Aufrechthaltung des Kornmonopols , ſo wie der
andern Monopole, während es feinem Zweifel unterliegt, daß er in dieſer Beziehung ſehr bedeutende Conceſſionen machen
muß und machen wird. Er tritt an die Stelle der Whigs, nicht um andere, ſondern um die von dieſen ſelbſt vorbereiteten
Chronik der Heiſen
wendigkeit mancher Aenderungen gewiß erkannt hat , iſt zu
Die Thellemarken in Norwegen . (Fortſepung.) Beſteigung des Gouſta. Den Tag nach meiner Ankunft bei Deſten beſtieg ich den Goufta. Er hatte mich doppelt angeloďt , als er in der Nacht mir ſeinen pitto resken , falten Schneeblid herabſandte. „ Ich gebe dir meinen Jungen mit ,“ ſagte Deften, „denn ſelbſt habe ich keine Zeit, kann dir auch kein Pferd, wie du es wünſcheft, verſchaffen.“ Der Burſche, der mich führen ſollte, war ein ächter Sohn der Berge, gutmüthig und offenherzig; feitt
Maaßregeln , namentlich die gänzliche Reform des Tarifs, ing
Leben zu führen ; er ſoll thun , was die fraftlos gelpordenen Whigs nicht mehr thun fonnten , und die Frage iſt nur, ob er, in die Enge gepreßt zwiſchen den Forderungen vieler ſeiner Freunde auf der einen , nnd der Mehrzahl der Nation anf der andern Seite fich hinreichend feſt feßen kann, um die erſtern über Bord zu werfen ; mit einem Wort, Peel, dem man einen
durchdringenden Geiſt nicht abſprechen fann, und der die Noth: ihrer Ausführung ſicherlich entſchloſſen , aber dieſe Aenderungen
Anzug war die gewöhnliche Eracht der Männer, die hier eben po hübſch
ſollen in einer dem Geiſt der alten Inſtitutionen Englands
iſt, als die der Frauen häßlich. Die rothe Müße mit ſchwarzer Borte,
freundlichen Weiſe, und alſo durch die Hände der ,,Conſerva:
die tief in den Kopf fißt, die anliegende Troie (Mittelding zwiſchen Jade und Nod ), grau, mit roth und grünen Kanten verziert, vorn felbft
tiven " vollzogen werden. Darin hat er zwei mächtige Hinder: niffe 1, den langen Schlepp der Partei , vermittelſt welcher er ans Ruder kommt, und Frland, bas ſeit Jahrhunderten gemiß: handelte Irland , das ſchon bei dem Namen einer Toryver: waltung in ſeinen Tiefen aufgeregt wird, noch ehe dieſe auch
nur gebildet iſt. Um Irland in Ruhe zu erhalten, gibt es nur ein einziges Mittel : man muß es beſchäftigen und wohlhabend machen , denn dieſe ungeheure Bevölkerung von mehr als 8 Mil. tann nicht mehr länger bloß vom Acerbau leben. Die Whigs wollten auf Staatskoſten Eiſenbahnen und Sanäle
.
im ſtrengſten Winter offen , wenn der kalte, ſchneeige Luftzug entgegene
kommt, Kniehofen, gezwidelte und geflicte Strümpfe, Schuhe mit großen Schnallen , alles außerordentlich kleidend, beſonders wenn man fich hiezu Wir gingen zuerft den kraftvollen , muskelhaften Körperbau denkt. über eine hölzerne Brüde , unter der die Maane - Elv ſchäumend tobte,
und begannen ſo, während die Lurehörner oben auf den Fjelden klangen , unſere Bergwanderung. Der erſte Theil des Steigens war für mich ziemlich beſchwerlich ; es ging durch den Wald über eine Lehne nach der andern ,. ſtürzende Gebirgsbäche fahen wir rechts und links , die Walde
anlegen, theils um das Volk zu beſchäftigen , theils um den
tauben girrten und die Eichhörnchen ſprangen munter von Zweig fu
Die Mittel dazu verweigert, und dabei war wohl die Eiferſucht
Zweig. Alle Augenblide mußte ich mich hinwerfen, um wieder zu Athem zu kommen , vorzüglich weil der Tag hier im Didicht ſo ſchwül war ; mein Bürſdchen erzählte mir unterdeß von den wilden Thieren des Waldes. „Wir haben and noch ein paar Elenthiere hier, aber es wird
Handel und Verkehr zu heben , ihre Gegner haben ihnen die
.
Englands gegen Irland eben ſowohl, als die Parteieiferſucht, im Spiel, denn wenn in Irland Manufacturthätigteit zur Blüthe gelangt, und der Hanbel fich hebt , wird es England einen
bald mit ihnen vorbei fegn , Bår und Wolf find das mehrſte. Du
nicht geringen Eheil des ameritaniſchen Handels entreißen .
follteft eine Heerde der lestern im Winter beim Mondſchein fehen,
Erwägt man dieſe Umſtände, ſo muß man ſagen , daß im
Parlament ſelbſt, mit wenigen Ausnahmen, nur die Außenſeite der Dinge beſprochen wird ; nur hie und da erhißt fich die Debatte, und die Gegenſtände treten auf in ihrer Nadt: heit, um alsbald wieder mit einem Parteifirniß überfleidet zu
wenn fie fich auf dem Eife fammeln , dann find fle grimmig. Sie glauben fich doppelt ſo ſtark wegen ihrer Schatten, die auf das Blanke fallen, und beſonders find fle arg gegen die Hunde; denn fährt Jemand mit einem Hund in feinem Schlitten , fo fürchten fle fich nicht zu ihm hinaufzuſpringen und den Hund zu nehmen. Sie wählen fic ordentlid .
1028 einen Vormann auf ihrem Zuge; hurtig machen ſie den Angriff wie Räuber , und hurtig ziehen ſie ſich wieder zurüd ; ſogar im Sommer
haben ſie eben po wenig wie der Bär Scheu , den Häuſern nabe zu kommen, vorzüglich in der Nacht den Säterbuden auf den hohen Bergen. Man kann ſie alebann an dem Gebrüll und der Unruhe der Thiere merken, und der Budenmann fährt ſogleich mit einem glühenden Brande Ein anderes kleines Thier , das
vom Herde hinaus ; dann flüchten fie.
auch oft ſchlimm im Gebirge iſt, iſt der Leman, etwas kleiner als eine
Auge öffnete und meinen Fuß hieher führte. Mein Blick ſchwebte hin über die Fanftwelligen norisegiſchen Gebirgsebenen , wo nur das Renn thier fortkommt und Moos , das oft ſogar über der Schneegränze auf
einzelnen vorſpringenden Spißen mit dem Schneeſperling ein fümmer: liches Leben friſtet. Hie und da ragten einzelne Bergfuppen empor, die höchſten bis weit drinnen im Stifte Bergen, ein ſwüler Hegeraud in bläulichem Dunſte hüllte die dunkeln Flächen ein , die häufig von ſchim mernden weißen Schneegruben unterbrochen waren. Wie Geiſter ſchwebten
Ratte , mit einem ſchönen gelben , ſchwarzgefledten Fell, und der årgſte
weiße Nebel aus den Sæluchten herauf, den Wolfen entgegen , die von
Kobold iſt er, den man ſich denken kann , denn greift man einen an, ſo
den Wogen des Eismeeres heran geſegelt kamen ; geheimnißvoll, wunder
vertheidigt er ſich ganz wüthend , und bindet man zwei von ihnen zu-
bar ergreifend war mir ihr Begegnen. Was mochten ſie ſich für ſelt=
ſammen , ſo endet der Kampf nicht eher , als bis der eine unterliegt.
ſame Abenteuer aus dem Gebirge und von der See zu erzählen haben ?
Oft kommen fie von Lappland in großen Schaaren , daß ſie das ganze Field bedecken. Und nun der Adler , du kannſt glauben , er iſt König auf dem Fjeld. Seine Augenbrauen ſind buſchig, ſeine blißenden Augen liegen tief im Kopf , ſeine Kraft in den Flügeln iſt ſo ſtarf, daß er eg im Kampf mit dem wildeſten Winterſturm aufnimmt; ſelten kommt er in die Thäler hinab, er holt ſich denn etwa ein lamm oder Sdaf, aber ſein Neft hat er in den Felſenſpalten , und bei klarer Luft kann man ihn in größter Höhe rehen, ſo hoch, daß er zuleßt unſichtbar wird, und nur ſein Geſchrei tönt herunter und ſcheucht das Nel auf dem Fjeld. Wolficht Wetter dagegen ſagt ihm nicht zu , das drückt ſeinen Muth nieder." Oft warf ich mich noch nieder, nicht ſowohl aus Mattigfeit, als um die wunderbare Waldnatur zu genießen. So lange Zeit ich auch in ihr gelebt hatte , ich wurde ihrer niemals müde; der düſtere Duft der Fichten , der ung unwillkürlic in halbwache Träume wiegt, die mächtigen vielhundertjährigen Stämme , die wie Schildwachen bei des
Dort hob ſich um die Gipfel eine andere Wolkenſchicht, ward dünner
.
.
und dünner und ſchwand zuleßt ganz, wie fortgeweht von des Berggeiſtes unſichtbaren Händen. Es hatte etwas Eigenes , mit Staunen mich Er füllendes, fo zum erſtenmal in Gottes geheimnißvollen Werkſtätten zu ſtehen , wo er den Sturm und den Donner und die Wolfen fidy gebären läßt und ſie ausſendet zu ihrem Werke , die Erde zu befruchten. Die leichte erquidende Bergluft umfühlte inic , und doch war id; ſo müde, daß ich mitten in meinem Entzüden hier auf dem Hochgipfel zwiſchen den Schneefeldern in einen tiefen Schlaf verfiel. Von meines Führers 1
.
ſorgſamer Hand aber wieder gewedt, warf ich einen Blic in das Paradies
des Thales hinunter. Es glich einer kleinen grünenden Spalte im Ges birge, ein gedämpftes Rauſchen tönte von der Maane - Elv zwiſchen den Fichten herauf, ſie ſah aus wie eine kleine Quelle zwiſchen Brenneſſeln
und Grasſtroh.
Lieblich über alle Beſchreibung blühten mitten in den
Wäldern die gelben Fluren um die Säter.
Noch einen Abſchiedsblid
Gebirgðfönige Schlummer daſtehen, während die Elven vor ihm Wiegen-
warf ich über die ganze Gegend , über Gebirge , über Wald; über Thal,
lieder fingen , alles war mir bekannt und doch neu , doch entzüdend.
über die ſchöne Schöpfung Gottes ; Herr , wie viele ſind deiner Werfe, du machteſt ſie alle weislich ! - Das Herabſteigen war leichter, in weiten
Nach und nach hörte der Wald auf , und es wudye nur noch die
fo verkrüppelte Zwergbirke , die ſchon durch ihren unterfäßigen Vau ſo geſchidt iſt, mit den Stürmen zu kämpfen ; zulebt verſchwindet auch ſie, und grüne und braune Gebirgsfråuter find noch das einzige von der
Pflanzenwelt. In dieſem Gürtel iſt der Berg mehr eben , mit tiefen, fiſchlofen Gebirgefeen zwiſchen den Kräuterpläßen. Wir ruhten in einer vom Fjeldgeſtein erbauten Säterwohnung aus und hielten unſer Farges
Mahl , erfriſcht durch das herrliche Gebirgswaſſer, das von den Schneegruben herunter an unſern Füßen über die Steine hintohte.
„ Nun
müſſen wir wohl bald oben feyn !" fragte ich, da ich es noch nicht kannte, wie die Fernen im Gebirge fich unſerem Auge nähern. „ Noch eine gute Weile ,“ tröſtete mich der junge Burſde. Es ging wieder ſteil in die Höhe über lauter Halden , meiſtens auf ſpißen Steinen ; nur grünes Moos wächst auf ihnen ; plößlich erhob fid; eine mächtige, große Felsfuppe an unſerem Weg. „Das iſt die Huldrekirche, die ou dort ſiehſt,“ ſagte der Burſche; „ dort halten die Gebirgsunholde , wie man erzählt, ihren Gottesdienſt.“ Endlich waren wir auf dem Gipfel. „ Es iſt hier .
.
I
Sprüngen ging's über die Schneegründe; ſpäter aber kam die mühſamſte Wanderung, die ich in meinem Leben gemacht, einen Beinväg (Quer weg) nannte ihn mein Führer , im Grunde jedoch war es ein halës brechendes Klettern über einen ſteilen mit Moog bededten Berg ; jeden
Augenblid glitt ich abwärts und ſtieß an Fels und umgeſtürzte Baum ſtämme ; ich war ganz wie betäubt , die Beine wollten nicht länger gehorchen , ſo daß ich , trof meines Führer8 Vorſorge, in mehr als eine Ely plumpte. (Fortſeßung folgt.)
Miscellen.
.
etwas gefährlich ," warnte mich mein Begleiter , aber ich denke wohl,
e8 wird ſchon gehen.“ Es war ein unvergleichlicher Anblic von der Höhe eines Fußſchamels für den Vater der Zeiten, wo man wohl niederfinfen und die allmächtige Herrlichkeit deſſen anbeten mußte, der gebot, daß das Gebirge fich aus der dunkeln Tiefe nach den Wolken des Himmels thürmte. Der ſcharfe Fjeldkamm mit den Abgründen nach beiden Seiten , mit den Ausſichten über das ganze Land lud midi recht ein ,
darauf zu ruhen ; quer über demſelben ſaß ich, und dankte Gott, dermein
Kalte im Norden.
Schiffernachrichten zufolge ſoll es in der
Nordſee in der Nacht vom 27 auf den 28 Julius ſo kalt geweſen ſeyn,
daß einem von Bordeaur nach Stettin gehenden Schiffe das auf dem Verdeck befindliche Waſſer in den Fäſſern gefror. Proceß weg en todter Fiſche. In Folge eines Civilproceſſes fritt der Präfect von Valognes im Mandhe - Departement ein und ver ordnete, daß 77 Fäſſer voll Wein , der als ſchädlich anerkannt wurde, eingeſchlagen und in den Fluß geworfen werden ſollten. Der Befehl wurde vollzogen , und am andern Morgen bededte eine Maſſe todter Fiſche das Ufer. Die Anwohner ſollen die Abſicht haben, einen Proceß beßhalb anhängig zu machen. ( Voleur vom 31 Auguft.)
Münden , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman 1 .
3
Nr. 258 .
d. n d A u sla n
Das
Tagblatt
Ein
für
fittlichen Lebens der Völker.
Kunde des geiftigert und und
15 September 1841 .
Die Korngeſeße und der Landbau in England.
engliſchen Landbau , und es iſt wahr , man hat für eine ver nünftigere Bewirthſchaftung des Bodens in England unendlich
Einer der Hauptvertheidigungsgründe der Korngeſeße liegt in der Behauptung, daß die Abſchaffung oder auch nur Ver-
minderung des Zolls in England eine Menge Boden unbebaut laſſen würde. Die ausſchweifendſten Berechnungen wurden in dieſer Beziehung
gemacht, und die
neueſten
von
Lord
Charles Ruſſell, dem Bruder Johns , der den Vorſchlag zur Feſtſeßung eines firen Zous machte, geht dahin, daß 2 Mill. Acres Land unbebaut bleiben, und ſomit eine ungeheure Maſſe
Feldarbeiter unbeſchäftigt ſeyn würden. Frühere Berechnungen, 3. B. von Lord Brougham ſelbſt (der alſo ſeine Anſicht bedeu : tend modificirt bat) in einer Rede vom 30 Mai 1820 über die Korngeſeke , geben die Zahl der Acres, die durch eine Auf: hebung der Korngeſeße außer Unbau gelegt werden würden, auf
nicht weniger als 7–8 Min. Acres an. Wir ſind ſehr geneigt,
viel gethan , und mit einem ungeheuren Aufwand von Mühe und Koſten ziemlich unfruchtbare Stređen fruchtbar gemacht ; allein dieſer Lobſpruch gilt bei weitem nicht von ganz Eng=
land , manche Streden ſind ſehr nachläſſig gebaut , und die Concurrenz des Auslandes würde dieſe nachläſſige Bewirth ſchaftung nicht wenig fühlbar machen . Eine weitere, und vielleicht noch viel bedeutendere Rüdlicht liegt endlich in dem Umſtande,
daß man in England allerdings mit Mühe und Koſten ziemlich unfruchtbare Ländereien in herrliche Weizenfelder umgeſchaffen bat, aber es fragt ſich ſehr , ob bei größerer Soncurrenz der Weizenbau auf dieſen Feldern ſich erhalten kann. Der Weis zenbau iſt in England ſeit achtzig Jahren mit der Bevölkerung
ungeheuer geſtiegen ; noch im Anfange des vorigen Jahrhun derts war Weizenbrod faſt ein Lurusartikel : Haferkuchen (b a t nods im Schottiſchen ), Gerſten- und Roggenbrod machten die Hauptnahrung des Volkes aus, und die obigen Zahlenangaber
dieſe Angaben als eine pomphafte Redefigur, genannt Hyperbel, zu bezeichnen , indeß iſt jedenfalls wahr, daß eine Aufhebung der Korngeſeke in dem Landbau Englands eine große und
in Betreff der Felder, welche außer Sultur gereßt werden wür:
weſentliche Veränderung zu Stande bringen wird , eine Ver:
den , möchten inſofern eine Richtigkeit haben , als auf denſel
änderung, die in manche Privatverhältniſſe und Privatvergnü-
ben bei freier Concurrenz mit fremdem Korn der Weizenban
gungen hart eingreifen würde. In England iſt ſehr vieles
unmöglich würde, und daß man zum Anbau von Hafer, Gerſte
Land, namentlich ſolches, das von den großen Sonſumtions: mittelpunkten entfernt liegt, nur auf einjährigen Pacht ver-
und Roggen in größerem Umfange zurücfehrte , namentliche zum Bau von Hafer , an welchem England den bedeutend
geben ; es geſchieht ſolches zum Theil, wie die Engländer ſagen , for election purposes , d. 1. um die Pächter für die Wahlzeit
ger als 1,500,000 Quarter in den leßtverfloſſenen Jahren ein :
deſto ſicherer unter der Hand zu haben, andrerſeits aber auch, um das Vergnügen der Jagd auf den kaum abgemähten Feldern in deſto größerem Umfang genießen zu können. Das würde freilich ſtark vermindert werden, ſobald man wegen der Concurreny
ſten Mangel leidet , indem von Frland allein nicht weni geführt wurden , ungerechnet die Einfuhr von Deutſchland aus. Eine Freigebung der Korneinfuhr würde alſo allerdings die bedeutendſten Umgeſtaltungen im Landbau Großbritanniens zur Folge haben, und es möchte nicht übertrieben ſeyn , wenn
mit dem fremden forn genöthigt wäre , die Pachtungen fiche:
einige die Weizeneinfuhr in einem ſolchen Falle auf 4 Mil
rer und auf einen längeren Zeitraum zu ſtellen , damit der Pächter ein Intereſſe habe , ſein Capital und feine Arbeit in ſtärferem Maaße auf die Striche zu verwenden , welche jest
lionen Quarter berechnen . Ob aber das Land definitiv dabei verlieren würde, iſt eine andere Frage, die wir eber verneinen als bejahen möchten . Dagegen macht ſich auf der andern Seite
häufig gleich nach der Ernte von den Fuchsjägern zuſammengetreten werden , wobei noch manches andere , außer der be:
um ſo mehr die Nothwendigkeit bemerklich , ungeheure Aende:
quemen Zeit der Wiederbeſtellung des Bodens , verloren geht.
zuführen.
rungen nicht mit einem Sprung , ſondern ſehr allmählich ein :
Man ſpricht immer von dem hochgeſtiegenen , rationellen 258
1030
Erinnerungen an Wolhynien, Podladien und Litthauen . Die podlachiſchen Wälder .
Der Landbau.
( Fortießung. ) Das ſind die Geſpräche vor der Jagd. Inzwiſchen trinken die Schüßen Branntwein , die Herren nehmen das Frühſtück, die Hunde laufen fchnuffelnd umher , man ſpannt die Wagen an, ruft die Treiber zuſammen , wertheilt Pulver, Schrot, Lauf kugeln und Poſten ; die Hoffnung belebt alle Geſichter , die
Pferde wiehern, – man feßt ſich in Bewegung. Im Walde ſammeln ſich alle, man läßt die Pferde zurück, man berechnet die Zahl der Gewehre , und berathſchlagt lange
und mit wichtiger Miene , wo der richtige Punkt des Waldes iſt, von dem aus man die Hunde loslaſſen , und wie man die
Treiber aufſtellen muß. Lebhafte Streitigkeiten unter den Veranſtaltern und Kennern der Jagd : der will von da , jener wil von dort ausgehen ; der hat den Wind , jener den Um: fang des Jagdreviers im Auge, der weiß dieß, jener hat nichts davon gefehen u . f. w. Endlich bleibt einer, zum Verdruß der andern , Sieger im Streite, in der Stille vertheilen ſich Hunde .
und Treiber , und die alten Schüßen weiſen den verſchiedenen Jägern die Pläße an. Wie man ſich um die Pläße ſtreitet, wie man ſich hütet, ſich nicht in die Nähe eines Schüßen zu
ſtellen, der den Jäger ſtatt des Wildes ſchießen könnte ! End lich begeben ſich alle in der Stiffe nach ihren Pläßen : der ſtüßt ſein Gewehr auf einen Baumklok , ladet und pußt es, der an: dere wählt einen zwiſchen Aeſten verborgenen Ort , damit man
eine Verabredung, noch an eine Gefahr , noch an die Hiße, einige gehen noch den Hunden voran . Jeßt ſchießt einer, der
zweite, der dritte ; das Wild läuft fort, fällt endlich, aber, wer man lacht und trennt fich. hat getroffen, wer hat gefehlt ? Wer gefehlt hat ., wirft die Schuld auf ſein Gewehr , auf das ferne Ziel, auf tauſend Umſtände; er behauptet , er habe ge : ſchoſſen , das Bild habe nach dem Schuſſe geſchweißt, habe ge:
hinkt , habe ſich umgedreht u. 1. w. Triumphirend ſammeln fie ſich nun zum Imbiß , ehe ſie in einen andern Strich des Forſtes gehen , reßen ſich aufs Gras , und holen nun die Fla ſchen hervor. Jegt werden die Geſpräche lebendiger, die Anef: 1
doten fedter, die unglüclichen Schüßen werden geneđt, und oft
folgt Zank und Streit. Manchmal unterbricht ein verrätheri: . ſcher Zufall die Munterfeit ; dem einen zerſpringt das Gewehr, der andere wird verwundet, manchmal miſcht ſich auch der Herr
des Waldes auf eine unziemliche Weiſe ein , fängt die Hunde weg, pfändet die Gewehre , und die betrübte Jagdgeſellſchaft fehrt mit langer Naſe nach Hauſe zurüc. Gelingt aber die Jagd gut, hat man einen guten Schlud , einen guten Imbiſ zu ſich genommen, dann bleibt die Erinnerung an die fröhliche
Zeit lange im Gedächtniß.
Wie vortrefflich ſpeist man zu
Nacht und ſchläft man nach einer Jagd!
Auf Birkhühner jagt man mit dem Schattenbilde, d. h. wenn man den armen Vogel nachgeäfft hat , ſtellt man ihm .
einen ausgeſtopften Vogel oder auch nur ein Stüc Tuch hin, neben welches er fich in gutem Glauben Tekt, und ſich todt: ſchlagen läßt. Eine Menge Haſelhühner und anderes Geflügel fängt man in der Schlinge, wobei man Sperlingbaums- oder Berberbeeren als lodſpeiſe gebraucht.
ihn nicht ſehen könne , der ſchickt ſich ohne weiteres zur Ruhe
Zum Schluſſe will ich hier noch eine Jagdanekdote anfügen,
san, ein anderer ſammelt Preißelbeeren , Heidelbeeren und was ſonſt für Beeren , ehe die Kunde zu treiben anfangen ; wenn
ſprächigen Nachbar auf einem Baumſtamm ein, ohne ſich um
welche mir charakteriſtiſch ſcheint. In einem Orte Podlachiens wohnten ein Pan und ein Schlachtige, deren Güter an einander ſtießen. Beide waren Jagdfreunde, beide auf ihre Wälder eifer: ſüchtig ; aber der Pan jagte nie in den Wäldern des Schlachtizen, während der Schlachtize manchmal in die des Pan hineinſchaute. Da er indeß doch nicht gerade darin jagen konnte, fo chidte er wenigſtens Nachts Leute aus mit Laternen , um vermittelſt des Lichts die Thiere nach ſeinem Wald zu fcheuchen . Das verdroß den Gutsherrn, und da er einmal ein paar Jagdhunde des Schlachtigen erwiſchte , die in einem Wald auf die Heße
das Wild zu fümmern, da er an dem Jagdtrunk vor der Jagd
getrieben waren , ſo ließ er ſie an einem Baum aufhängen.
gehörig genippt hat. Endlich laſſen ſich die Treiber in der Ferne hören, jeder läuft auf ſeinen Standpunkt, beſichtigt ſein
Was das für ein Ingrimm war ? welche Drohungen ausge: ſtoßen wurden, das will ich nicht berichten. Seine zwei ge liebteſten Jagdhunde an einer Fichte aufgefnüpft ! Ein 10 fchimpflicher Lob für zwei fo wohlverdiente Geſchöpfe ; der
man nicht ein Thiet jagt, das einen ſehr ſcharfen Geruch hat, und der Wind vom Forſt gegen die Schüßen kommt , werden die Pfeifen angezündet.
St! alle ſtehen ſchweigend da.
Dieſer Augenblic des
Martens iſt aber oft ſehr lang, und wenn man das Wild von weitem aufſpüren muß, ſo iſt er der langweiligſte Theil der ganzen Tagd. Mancher ſchlummert aus Mangel an einem ge
Gewehr und ſtellt fich. Stil ! ſtill! nur zuweilen nähert ſich
ein Hund, ein Vogel fliegt über den Kopf weg, oder ein Specht unterbricht die Stille, indem er an einem Baum hackt. Wen das koo8 unter einen Bienenſtock oder auf einen Ameiſen
Schlachtize fchwor fich zu rächen , und 'wartete nur ſeine Zeit ab. Einsmals traf er einen Bauern , der in ſeinem Walde
haufen geſtellt hat , der verjagt die Bienen und Ameiſen , ſo
Holz fällte.
gut er tann, wagt aber nicht ſeinen Plaß zu verlaſſen , um nicht erſchoffen zu werden - die Eifrigſten vergeſſen alles ; mit eingekniffenem Auge ſchauen fie in den tiefen Forſt hinein , und
„ Woher biſt Du ? “ ,,Aus D ..., bem Dorfe des Herrn Grafen ." Der Schlad : tize ſprang auf. „ Und Du 'wagſt 'es in meinem Wald Holz zu bauen.
warten auf das Antreiben der Hunde. Jeßt kommen ſie ! Der mannichfache Laut fchlägt lieblich an die Ohren der Jäger, ſie edenken an nichts , weder an
Weißt Du, wie dein Herr mit meinen Sjunden umgegangen iſt ?"
1031
EC,
,,Ach ! gnädiger Herr !" rief der Bauer, fiel auf die nie,
Jagd auf Wild für die Männer , das find Beeren und Pilze
er
und fing an ihn zu bitten und zu beſchwören. Der Schlachtig rief ganz gelaſſen ſeine Leute, ließ das Paar Dufen aus dem
Gegenſtande folcher 28aldwanderung, aber dieſe ſelbſt dauert für die
Wagen ſpannen und dieſelbe an den Baum hängen. Jeßt geh und Tag deinem Herra, er ſoll ſie dir bezahlen.“ So rächte ſich der Schlachtig, der Herr Graf hatte ferner feine Luſt mehr,
Liebhaber beſtändig fort. Wie mancher tröſtliche Zufall ereignet ſich da auf dieſen armen Wanderungen , von denen man meiſt nichts heimbringt, als Pilze und Beeren.
er 6.
10
:
1
für die Weiber. Den ganzen Sommer hindurch wechſeln die
H
In Podlachien finden ſich Anſiedlungen von Maſuren , foge:
Hunde aufzubăngen, denn er bezahlte die Ochſen. Noch iſt eine Jagd übrig , die auf Wölfe , wenn ſie im Winter in Heerden herumſchweifen . Auf einen ringsumber 1
nanute Maidans, da und dort zerſtreut.
Dieſe Häusler be:
ſchäftigen ſich mit Ausrodung der Wälder , und verderben ſie
mit Senſen ausgerüſteten Wagen reßen ſich die Jäger mit
auf eine arge Weiſe. Der Zuſtand dieſer Elaſſe iſt ſehr elend,
Schießgewehren , und nehmen zwiſchen ſich -- ein Ferfel, und
und ſchon ihre Wanderung zeigt , wie arm ſie ſind. Sie mür:
an einer Leine ein Facſimile eines Ferfels, das ſie nebſt einem Bündel Erbfenſtroh nach ſich ſchleppen. Wenn ſie an den Ort
welche Faum gegen die Regenguſſe ſichern, wohnen, zugleich mit
fen das Land umbrechen , und oft Jahre lang in Laubhütten,
kommen , wo Wölfe fich gewöhnlich zeigen, ſo fangen fie an,
ihrem wenig zahlreichen Hausviel, das ſie Sommer und Win:
das Ferfel zu quälen , daß es ſchreit ; ſeine Stimme lođt die Heerde der hungrigen Wölfe, auf welche man ſchießt, ſobald ſie
ter herumſchleppen und ihm Weide ſuchen. Ihr Anzug beſteht
ſich nähern. Dieſe Jagd wird in hellen Nächten vorgenommen ,
und an den Wagen die ſchlechteſten Pferde geſpannt, denn lebhaftere Thiere würden bei der Stimme und dem Anblic der
Wölfe Reißaus nelmen , und hier iſt von den Senſen und den Wolfszähnen Gefahr zu fürchten ,
vom Wagen fällt.
aus einem Ueberrod von grobem Tuch, einer Müße von Ham melfellen und einem rothen Gürtel ; ihre Frauen tragen eine Art Schlafrod , aber ihre vergelbten Geſichter nehmen ſich auch im Sonntagsſtaate ſchlecht aus. An einigen Orten finden ſich åbnliche Niederlaſſungen von Holländern. ( Coluf folgt. )
wehe ! wenn einer
Oft müſſen die Jäger nach umſonſt ver:
ſchoſſener Ladung die Flucht ergreifen , und die ergrimmten
Chronik der Reilen .
Wölfe verfolgen ſie bis ins Dorf , und oft bis in den geſchloſ fenen Hofraum hinein. Es iſt dieß eine ſehr gefährliche Jagd,
Die Thellemarken in Norwegen,
welche felten gelingt. Das Sicherſte ſind die Fallen mit Loc : fpeiſen , wohin das im Winter hungrige Thier durch den Ge:
( Fortfeßung.) Der Rinfand - Fall.
ruch von weitem herzugeloďt wird. Wie die Wölfe durch Fleiſch
Den nächſten Tag beſuchte ich den Riutand. Heute habe ich eint Pferd für did befommen, “ ſagte Oeſten, „und ich will felbft mit. “ Ein
von gefallenem Vieh , ſo laſſen ſich die Hafen durch Hafer nicht ſelten verloden.
Einen bedeutenden Erwerb für die Dorfbewohner PodTachiens bilden die in den Wäldern zerſtreuten Bienenſchwärme,
für deren Fang fie dem Erbherrn eine Abgabe zahlen . Es iſt bemerkenswerth , daß ſie nach Einſammlung des Honigs da:
herrlicher Weg führte und im Laubwalde des Thales durd dasſelbe auf wärts , immer aufwärts nach ſeinem Ende, auf welchem Deſten mich som Normannenleben unterhielt. ,, Seft haben wir es beav , " ſagte erf „ und find ein freies Volf. “ „ Aber natürlich," feßte er gleich darau, hinzu, „ wir haben auch einen König.“ – Er erzählte vom Storemanna
von jedem , den ſie treffen, inittheilen, und denſelben in den
douen *) (der Peſt), welche einen ſolchen Eindrud auf die Einbildunge
Herrenhof, in die Scenfe ic. tragen , indem ffe glauben, daß
kraft des Gebirgsbauern gemacht hat , daß ſie ordentlich eine mythiſche
die Vertheilung dieſer Gottesgabe ihnen Glůæ bringe. In der
Geſtalt angenommen , und ihm vorſchwebt, wie ein erdfahles altes Weib
Beſchreibung Litthauens von Aeneas Sylvius iſt bereits von
in rothem Hemde , mit einem Rechen und einem Kehrbeſen in der Hand. Wo fie den Nechen brauchte , da ſchlüpften einige durch, aber wo fie fegte, ſtarb jede Seele aus ; im Weſtfjordthale hinterließ fie rur drei
einer ähnlichen Gewohnheit die Rede.
Auch legt man etwas
von der Wabe in der Kirche nieder ; der Honig wird zu Meth
gemacht, und an feſtlichen Tagen zum Vortheil des Kirchenſchakes ausgeſchenkt, was ſie stanon nennen. Das Wachs
wird zu lichtern verwendet. Dieſe Sitte iſt allgemein in Pob: lachien. Der Kirchenvorſtand mit ſeinen ausgewählten Bei: ſtänden ſchenkt den Meth aus, und der Schenkpächter muß ſich dieſen Verluſt feines Einkommens während einiger Tage ge: fallen laſſen .
.
rauchende Schornſteine.
Unterdeß waren wir dem Riufand näher ge
kommen. Ich hatte längſt ein Donnern wie von fernem Schießen gehört, das dumpf in den Bergen widerballte und gleichſam den Boden felbft erſchütterte , über den ich ritt ; doch ſo lange ich im Geſpräche vertieft war, hatte ich es nicht beachtet. Jeßt wurde es ſtärker und tönte immer näher. „Das iſt der Riufand, der ſo donnert ,“ ſagte Deften . In dieſem Augenblic kam ich um eine Feldecke und der Stromvulcan lag in aller
Eine Menge Beeren und Pilse der manniofachſten Art wer:
ſeiner Wildheit vor mir , halb eingehüllt in den Rauchwolken, welche
den gleichfalls in den podlachiſchen Wäldern geſammelt. Von
die dunftför.nige Waſſermaffe bildet , die der Abgrund aus ſeiner Tiefe
den erſtern find Moosbeeren , Berberbeeren, Himbeeren, Trun:
zurüdwirft.
kelbeeren u. f. w. die gewöhnlicyſten. An manchen Orten be:
ſchreitend, bald kletternd mich bein Rieſenfall nähern. Den beſten Ueber
Nun mußte ich auch mein Pferd ſtehen laſſen , und bald
ſtehen fogar Abgaben von Beeren und Nüſſen . Gegen Wolhy:
blick über die ganze Scene hat man vom Marienfteig, dem berüchtigten
nien hin fammelt man die wenig brauchbaren Schlehenpflau-
und gefürchteten Vergpfade. Id wollte gern verfuchen, ob das Gerücht
men, welche ziemlich herb und unſchmadhaft ſind.
Was die
*) Zu deutid etwa der Großemanůbtoo.
1032
nicht hiet , wie fo oft , die Schwierigkeiten übertrieben hätte, und fragte
Ich ſtieg wieder zu Pferde. „Du erzählteſt mir vorhin eine Sage,
deshalb Deſten , ob es anginge, ſich auf den Steig zu wagen. „ Ad
Deſten ,“ ſprach ich, „ theile mir inehrere mit, wenn du fannft !" war augenblidlid bereit. „ In der Staffe - Flur , ein Anner von Mo,“ ſagte er, ,wohnte ein
ja ," meinte er , du ſiebft nach einem rüftigen Burſchen aus und kannſt es allenfalls icon wagen .“ Ich begann alſo die Wanderung über die glatten abſchüſſigen Steinflächen , und es ging wader genug aufwärts, .
denn wo ich nicht frei gehen konnte , half ich mir und fletterte oſt auf allen Vieren ; ich erreichte auch den höchſten Punkt , und ſchaute hier
den Waſſerfall von oben in ſeiner ganzen Pracht.
Einen Begriff von
ſeiner Mächtigkeit müßte ſelbſt der Vlinde und Taube durch das bloße Gefühl erhalten ; die Felſen beben unter einem , und ſo gewaltſam wird die Luft in die Höhe gepreßt , daß die Bäume im Thale faſt eine Viertelmeile vom Fall weder Tag noch Nacht ruhig ſtehen . Von der
Höhe der Waſſermaſſe dagegen , welche der Nire in einem einzigen Strahl gegen 500 Fuß lang ausgießt , nimmt man nur eine unvoll-
1
arges Weib, Aaſe Staalkles . Sie meinte, ihre drei Söhne hätten nicht genug an ihrem Vatererbe, und beste fie auf, den Nachbarn das Ihrige zu nehinen. Dieſe vertheidigten fic , und es kam im Thal zu einer Sdilacht, wo die Aaſe-Söhne fielen und auf dem Plaf begraben wurden ; die Bauta - Steine, die man noch dort fieht, wurden über ihnen errichtet, Zulegt wurde das alte Weib ſo ſchlimm , daß der Böſe ſie holen fam ,
und fie auf einen hohen Felſen führte , wo die einzige Spur , die man dann von ihr gefunden hat , ein ſchwarzer Blutstropfen war. „Judith Mjöli hieß ein Weibsbild , die ihren Hochweidefit oben im Tindfield hatte ; jedesmal wenn fie auf ihn oder von ihm 30g, ging
fich ihre Bahn und ſinken dann nieder , aufgelöst in ein Meer von
fie oben auf den Juvaſtein (einen Felſenblock auf einer Bergfuppe), fekte das Beſte von ihrer Säterkoſt vor denſelben und ſprach : „Guten Tag, Juvaſtein ! Ich grüße dich ſeit leşthin !" und wenn ſie fortging : „ Gottes Lohn für mich , Juvaſtein !“ Der Stein juvede (verneigte fich) zum
Staum , der ſich dicht zuſammenhält , wie die Dampfwolfe ang einer
Danf, jedesmal wenn ſie ihn verließ.“
Karthaune, während kleinere Maſſen, den Schwärmern in einem Feuer-
Es iſt ſelten , daß man in folden Erzählungen einen reinen Nacha flang der alten Mythen hört ; foll man ihn irgendwo treffen , ſo muß es hier in den Fjelden ſeyn , wo ſie bauſen ; hier drinnen , wo die Donner am längſten widerhallen. Ich wußte aud), daß weder Ther noch die Aaſen hier vergeſſen waren, aber Deften konnte mir nichts recht
kommene Vorſtellung in fich auf, da die Umgebungen ſo foloſſal find
und man nur die Gebirge zum Maaßſtabe hat. In die Mitte ungeheurer,
ſchwarzer, waldbededter Felſenklüfte fieden die Waſſer hinein , ſprengen
werfe gleich , zur Seite entweichen .
Ehe fie den Voden des Solundes
erreichen , find ſie in den feinſten Staubregen verwandelt , der von dort wieder in die Höhe wirbelt ; ein toſendes Brauſen , ein furchtbares Drängen , Strömung auf Strömung in wildem Toben , das Ganze ein ſeltſam Naturbild des endloſen Sehnens, ' das in raſtloſer Unruhe, ohne !
Zuſammenhängendes darüber erzählen , er hatte nur einen un ihren Begriff vom Asgaardereia (dem Kitt der Aaſen ), der in den Thelles
Daaß , ohne Ziel zum eigenen Untergang fich in dem wildbewegten Menſchenbuſen drängt. „ Rennſt du die Geſchichte vom Marienſteig
marfen die Stelle der Sagen von der wilden Iagd vertritt. Walhallas
hier ?^ fragte Deſten , der mir treulich auf ſeinen Strümpfen gefolgt war. „Auf dieſer Seite des Waſſerfalles wohnte eine Dirne mit Namen
Aaſen ſind zu Geiſtern geworden, die in ihrem Erteuleben weder Gutes noch Böſes thaten, und nach dem Tode in einer ewigen Unruhe zwiſchen
Marie , die einem Burſchen von drüber gut war , aber ihn nicht be-
Himmel und Hölle ſchweben. Sie ziehen in der Nacht auf fohlſchwarzen
, das Fjeld ,
Pferden hin , deren Augen in der Finſterniß leuchten und deren Gebiſſe erzählte es ihm , und oft trafen ſie ſich hier in der ſtillen
Nacht. Als ſie einft von der einen Seite her kam und er von der andern,
trafen fie fich mitten auf der engſten Stelle und bekommen plößlich den Bär zu Geſicht; raſch ſpringt der Burſche in einen Buſch , zieht ſein Schneidemeſſer und ſticht nach dem Unthier ; es kehrt ſich gegen die
glühen ; über das Waſſer geht es eben ſo raſch als über Land, und der Pferdehuf berührt faum den Seeſpiegel. Beſonders zur Weihnachtszeit, wenn die großen Trinkgelage gehalten werden, dann ſpürt man ſie, und
hört man ſie mit Lärmen und lachen über einem Hofe anhalten , jo
Dirne und ſtürzt ſie hinab. Da fuhr er raſend auf dasſelbe los, tödtete
fann man voraus wiſſen , daß es dort drinnen nicht friedlich abgehen wird . Ferner erzählte er mir eine merkwürdige alte Sitte aus Moland ;
es , und für das Fell leſen. Davon wurde aus den Gebirgen find drüber gegangen ſind ,
feuer gebrannt hat , regt man eine Schale mit dem Beſten , was das Haus hat , ale Opfer für deſſen Vätte.i. *) Als wir näher auf der gleichen Weſen zu ſprechen kamen, meinte er, daß fie wirklich eriſtirten ,
ließ er Meſſen für die Seele ſeiner Geliebten der Gang hier Marienſteig genannt. Doch wir jeßt ſo an den Weg gewöhnt, daß ſelbſt Krüppel und junge Kerls mit einer halben Tonne Korn
auf dem Rücken ſchlagen den Querweg über ihn ein . Aber wohl zu merfen , ſie ſind deſſen gewohnt und ziehen die Schuhe aus.“ Das leptere fiel mir mehr als einmal ein , als ich wieder hinunter mußte,
Die ganze verſchlingende Tiefe lag mir jeßt zu Füßen , und obgleich ich nicht ſchwindlich bin , konnte ich doch faum einen geheimen Schauer in mir unterdrüden ; zwar iſt der Abfal des Berges ro fteil nicht, als man es ſich von unten vorſtellt , denn er geht ſchräg in den Abgrund, aber zwiſchen leßterem und uns iſt kein rettender Gegenſtand , ein Fehltritt und man liegt zerſchmettert unten. Bisweilen waren getretene Fußſpuren im weichen Boden , und dann ging es leicht, aber wo nun fein Anhalt Id fletterte indeß raſch vorwärts , und war , als der glatte Stein !
auf Hügeln, die man aufwirft, oder auch auf eine Stelle, wo ein Kocha
und daß der Prediger fie eben ſo gut , wie das Volk kenne , da er im
ſechsten Buch Moſes über ſie geleſen hätte , welches leptere zwar nicht in der Bibel ſtünde, das er aber im Geheimen für ſich beſäße.
Unter ſolchen Geſprächen und bei den luſtigen Gefängen einer Vrauts gilde , der wir auf dem Wege begegneten , ging es das Thal hinunter.
Majeſtätiſch ſtrahlte in vollem Sonnenglanze Gouſta'k zerklüfteter Bergs gipfel ; über die Nadelwälder winkte er mir ſein Lebewohl. (Fortſetung folgt.) Die Königin Victorie ale Componiſti n. Die Rönigins ſoll fürzlich zwei lieder von Schiller , „ Emma“ und „der Jüngling am Bache," in Muſif geſeßt haben. (Fr. Bl.)
ſtand bald glüdlich auf gefunden Beinen am Ende, aber triefend vor
Schweiß, von der Anſtrengung , die es koſtete, die Balance zu halten.
*) Eine Art Schußgeiſter der lebloſen Gegenſtände in der norwegiſchen Mythologie,
Dünden, in der literariſch -Artiſtiſchen Anjalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
1
1
DIO
Nr. 259. 投
as
A usla n d .
Ein
Tagblatt für
Kunde des geift igen und fittlichen Lebens der Völker. 16 September 1841 .
Ueber den Einfluß der Berge auf die Temperatur
Der größte Unterſchied im Klima iſt Anfang Winters. In
des Winters in einigen Strichen der nördlichen Halbkugel.
den tropiſchen Meeren eriſtirt eine Maile Dampf, welcher, zu Waſſer verdichtet, etwa 9 Zoll Regen geben würde. Im Herbſt und Anfang Winters, wenn die nördliche Hemiſphäre ſich ab
(Aus den Verhandlungen der brittiſchen Naturforſchergeſellſchaft.) Ein Fr. Hopkins hat dieſen Gegenſtand auf eine Fehr finnreiche Weiſe durchgeführt, und ſich bemüht, nachzuweiſen ,
daß der große Unterſchied im Winterklima gewiſſer Striche der nördlichen Hemiſphäre den Erhebungen des Bodens zuzuſchreiben iſt, welche den atmoſphäriſchen Dunſt auffangen und verdichten und ro dieſe Striche naß und warm machen , während das gäng: liche Zurüçhalten dieſer verdichteten Atmoſphäre die nördlichen Striche trođen und kalt macht.
Zwiſchen 40 u. 700 N. B. iſt zwiſchen denſelben Parallelen
namentlich im Winter ein Unterſchied der Temperatur, der manchmal 40 und ſelbſt 50 ' F. (18 bis 220 Réaumur) be: trägt. Nach Hadley's Theorie der atmoſphäriſchen Strömungen ſteigt die tropiſche Atmoſphäre in die Höhe , fließt dann über gegen die Polarregionen , und fehrt abgefühlt zurüd, indem ſie
fühlt, zieht ſich der Dampf regelmäßig in nordöſtlicher Richtung gegen die Pole, oder gegen eine hemmende Erhebung des Lane des, und wird in großem Maaße verdichtet ; der Dunſt der tropiſchen Regionen des ſtillen Oceans ſtrömt mit Süd- und
Südoſtwinden nordöſtlich bis zur großen amerikaniſchen Kette, und wird hier verdichtet. Der Erfolg iſt, daß die Südweſtſeite
dieſer Bergfette von den Tropen bis zum Nutkaſund und noch weiter hinauf feucht und warm iſt. Die Nachrichten von Cook, Lewis und Clarke, B. Hall und Humboldt laſſen hierüber fei:
nen Zweifel. Jenſeits der nördlichen Cordilleren oder Felſen gebirge iſt aber das Wetter falt und trođen.
In der alten
Welt iſt es dasſelbe. Auf der Südweſtſeite der obengenannten Bergketten iſt das Wetter im Herbſt und Anfang Winters feucht und ſehr warm für dieſe Breiten , was man namentlich
gegen die Pole hin wird die obere Strömung nordöſtlich, und
in Hindoſtan und Oberitalien bemerkt ; im Norden dieſer Merge iſt das Klima trođen , und je nach den verſchiedenen Breitegraden Palt , ſo im ſüdöſtlichen Deutſchland , in Polen , Rußland, Centralaſien und Sibirien. Die ſchweren Regen , welche im Süden des Himalaya fallen (woher die Unbewohnbarfeit des Carai), zeigen die große
die untere füdweſtlich. Dieſe im Allgemeinen richtige Theorie * ) erleidet aber durch die Unebenheiten der Erdoberfläche bedeu-
Verdichtung des Dampfes an , der in dieſem Theile der Welt ſtatt findet, und die ;Einwirkung auf das Klima iſt merkwür:
über die Oberfläche der Erde hinſtreift. Dadurch würde alſo eine obere Strömung nach Norden und eine untere nach Sü den ſich ergeben , aber wegen der ungleichen Geſchwindigkeit der verſchiedenen Theile der Erdoberfläche, von dem Aequator
tende Modificationen. Trifft die Polarſtrömung zeitig auf
dig. Die Thaler ſind bewohnbar bis zu einer großen Höhe ;
große Höhen, ſo muß fie umkehren , und geht als obere Strö-
nach Major Archer wird Weizen noch unter 32° N. B. bei 13,000 Fuß Höhe gebaut, während nach Humboldt auf Tene
mung nach dem Pol zurüc.
3ft das Hinderniß mehr gegen
Süden, ſo ſtößt die obere Strömung an derſelben an , und kehrt theilweiſe gefühlt als untere Strömung wieder zum Aequa-
riffa, welches 4 ' ſüdlicher liegt, der Weizen nur noch in einer
Höhe von 1300 Fuß fortkommt. Wenn aber der in der Atmo: tor zurüd. Leßteres iſt namentlich in Aſien und Europa der ſphäre befindliche Dampf ganz oder faſt ganz an den Abhängen Fall, wo Himalaya , Hindukuſch, Kaukaſus, Karpathen , Alpen der hohen Stetten verdichtet wird, ſo iſt es klar, daß der erwär: und Pyrenäen einen weſentlichen Unterſchied im Klima nördlich mende Einfluß nicht weiter gegen Norden geführt wird. Daher müſſen die Länder zwiſchen dieſen Ketten und den Polargegen: und füblich dieſe großen Hinderniſſe begründen . den im Herbſt und Winter trođen und falt reyn . Wäre der * ) Dieſe erklärt auch, weßhalb in einer Höhe von 10,000 Fuß in Himalaya plößlich ins nördliche Sibirien gerü&t, ſo würde der England die Luftſtrömung faſt unabläffig nordweſtlid ift. ( S. Nr. 251. p. 1003. ) Strom des heißen Dampfes bis dahin dringen , und Sibirien, 259 I
1034
An vielen Orten haben ſich arme Holländer angeſiedelt un
jeßt ſo trocken und kalt im Winter , würde feucht und warm
werden. Die brittiſchen Inſeln , jeßt im Herbſt und Anfang
fleine Tuchfabriken errichtet, ſie verarbeiten aber nur die Wolle
Winters durch die tropiſchen Dünſte feucht und warm, würden To falt und trođen werden , wie dieſelben Breiten in Aſien und Amerika , wenn plößlich eine Bergfette von den canariſchen Inſeln nach Neuport hin ſich erhobe , und den Dampf der tro:
der gemeinen Schafe, nur fehr wenige der größten Fabriken verbrauchen die beſſere Wolle im Lande, der größte Theil davon geht roh über die Grănje.
Je einleuchtender und lođender
aber mit jedem Tage die Vortheile der Zucht ſpaniſcher Schafe werden, um ſo ſtärker vermehren ſich die Heerden in der Um gegend, und zeigen, daß wir mit der Zeit die Wolle wohlfeiler als die Deutſchen liefern können, wenn nicht auch bei uns die
piſchen Länder ſchon unter 10 oder 15" N. B. auffinge.
Koſten der Unterhaltung mit dem Werth anderer Erzeugniſſe, mit Handel und Induſtrie ſteigen. Nichts ſchadet augenſcheinlich Podlachien mehr , als das
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und fitthauen . Die podlachiſchen Wälder. - Der Landbau .
Aushauen der Wälder ; abgeſehen von dem directen Schaden
( Schluß. )
Auf dem ganzen Umfang Podlachiens iſt der Landbau ver
für die Wälder, und abgeſehen von der Menge von Händen welche dadurch dem Ackerbau entfremdet werden, müſſen wir
nachläſſigt; die große Ausdehnung des Bodens , das leicht er:
noch bemerken , daß der Preis des Holzes im Verhältniß zu
-
den ſtreng berechneten Koſten fehr gering iſt. Die den Handel
rungene Einkommen aus den Wäldern , zum Theil auch die Faulheit und die geringen Verbindungen mit der civilifirten Welt, find die Urſache hievon. Bis Pinsk hat ſich der gegen wärtige ſpeculative Landbau, welcher Tuch- und Runkelrüben:
zuderfabriken , ſo wie eine Veredlung der Schafe im Gefolge hat, noch nicht verſtiegen . Weiterhin gegen Wolhynien beſteht die ganze Speculation in der Benußung der Wälder zu Stab holy, Brettern und Pottaſche ; die Behandlung des Aderfeldes
18welche dabei nur ihre Zeit verlieren, denn wenn ſie dadurch die
und die Viehzucht iſt wenigſtens in dem größten Theile ver nachläſſigt. Indeß gibt es doch mehr Freunde der Pferde- und Rindviehzucht, als der Schafe, da von den leßtern der Gewinn fich noch nicht recht einſehen läßt.
betreibenden Juden gewinnen ſo viel ſie wollen , und wollen viel. Die Eigenthümer vermiethen noch ießt zum Holztrans port ihre Bauernburſche, bald auf den halben Weg , bald bis zu den Häfen. Dieſe Vermiethung , deren Vortheile in die
Fruchtwechſel iſt hier noch
unbekannt, beſſere Schafe ſind ſehr ſelten , verbeſſerte Brannt: weinbrennereien aber ſehr gewöhnlich .
Taſche der Gutsbeſißer fallen, iſt ſehr zum Nachtheil der Bauern,
Steuer abkauften , ſo wäre es gut, aber der gemiethete Bauer befreit ſich dadurch nicht vom Herrendienſt und andern Leiſtun gen. Allerdings kehren die gut gehaltenen Bauernburſche mit rothen und geſunden Wangen nach Haus zurück , aber dieſe
Reiſe demoraliſirt ſie doch, denn die Noth führt ſie manchmal zum Laſter oder zum gemeinen Bettel ; inzwiſchen iſt daheim in der Hütte um einen Mann für die Arbeit zu wenig, und der Erb
herr bedenkt nicht, daß ihm das auch Geld einbringt. Es gibt allerdings gerechte Männer , die, wenn ſie Leute vermiethen,
Die einfachſte Methode der Landwirthſchaft beſteht in einer Art von Dreifelderwirthſchaft, im Umbrechen von etwas neuem Land, um in den mit Aſche gedüngten Boden Hirſe zu ſäen, und
nichts für ſich nehmen, aber offen geſprochen , dieß iſt ſehr, ſehr
dann den Neubruch wieder liegen zu laſſen , im Abmähen der
ſelten. Indeß muß man in allem und gegen alle gerecht ſeyn .
Wieſen , im Ziehen von Gräben zur Austrocknung , in der Ausſaat zu gehöriger Zeit , und im Brennen des Korns zu Branntwein, der jeßt feinen Werth mehr hat. Außer dem Vortheil, den die Umwandlung des Korns in
Der Verkauf von Ochſen , die nachher mit Branntwein tröſtern und Kornfutter gemäſtet , und zum Schlachten ver kauft werden, findet meiſt in Berdyczew ſtatt , wo die berühm
ten Ochſenjahrmärkte find.
Dort fauft man die ſogenannten
Vranntwein hinſichtlich der längern Erhaltung des Products in gutem Werthe verſchafft, iſt aber auch noch der Ueberreſt, den die Ochſen oder Pferde freſſen, für den Landwirth ſehr vortheilhaft.
ſtolgen Ochſen , die ufrainiſchen , auf welche die Speculanten ihr Hauptaugenmerk haben. Sie gehen oft bis nach Warſchau ,
Kartoffeln , Lein, Delgewächſe werden hier wenig, Weizen felten gebaut. Als etwas Beſonderes kann man hier eine hölzerne
kommen, wie er ſie ſchnell füttern und verfaufen kann . Dieſer Handel war früher ausſchließlich in den Händen der Juden ;
ja ſogar nach Wien. Der Ochſenhändler weiß beim Kauf voll
Dreſchmaſchine betrachten. Gegen die Einführung des Frucht- jekt haben ihn die Landbeſiber ſelbſt übernommen , und gehen wechſels führt man hier als Grund an, daß das Verhältniß der Hände im Vergleich zur Ausdehnung der Felber zu flein iſt. Vergeblich würde man ihnen bemerken , daß landwirth ſchaftliche Maſchinen eine gute Anzahl Hände erſparen , denn man iſt kaum im Stande, ihnen ihre augenſcheinliche Vortheile
klar zu machen. Die Vortheile einer vollſtändigern, rationellen Landwirthſchaft ſind indeß allzu augenfällig, als daß fie nicht von den benachbarten Gegenden her in furzem durch ſchlagende
häufig ſogar mit ihren Düren über die Gränge. Die kleinen Dohlen , deren Preis, an der Gränze durch den Zoll geſteigert,
ihren wahren Werth überſteigen würde, müſſen im Lande ab gereßt werden, und gehen höchſtens nach Wilna. Im Allgemei nen geht wenig von den hieſigen Producten über die Gränge, obgleich viele ſchiffbare Flüſſe den Transport erleichtern . An vielen von Wald umgebenen Orten beſtimmt ſich auch das Einkommen durch das Verpachten des Birkentheers und
Beiſpiele Einfluß gewinnen follten , und es iſt Hoffnung dazu
Pechs an die Juden ; dieß verdirbt auch , wie die Pottaſche,
vorhanden, denn bereits iſt da und dort davon die Rede.
viele Wälder , denn die Bäume , beren Rinde ſo zerriffen iſt,
1
1035 verfümmern ſichtlich. Ebenſo verderblich iſt das Abreißen der Rinde von den Linden ; man verwendet ſie zum Ausnähen der Wagen, zur Bedeđung der Ochſenjoche , zur Verfertigung von Schachteln u. dgl. Aus der Birkenrinde macht man Kober,
und aus dem abgeriſſenen Baſt die bekannten Baſtſchuhe. Bas den Baſt betrifft, fo cherzen wir nicht darüber, denn obgleich
der geringe Werth desſelben ſprüchwörtlich geworden iſt , ſo bildet er doch auf vielen podlachiſchen Jahrmärkten einen wich tigen Artifel, welcher wenigſtens immer wohlfeiler als Leder: fchuhe kommt.
Doch wir fehren zum Landbau und zu den Einkünften desſelben zurüd. Der Zuſtand des Landvolfs , von welchem
Encyklopädie ! Es verſteht ſich von ſelbſt, daß der alte Guts: beſißer das ganze Leben hindurch in einem alten Frad geht, denn auch ein neuer erſcheint bei ihm immer wie ein alter, er
weiß ſich nicht in Geſellſchaften zu finden , für welche er ſich ordentlich ankleiden muß , und ſeinen Kindern lehrt er nur das, was er ſelbſt weiß, und wacht darüber, daß ſie, was Gott 1
verhüte, ja nicht geſcheidter werden als er. Denn von ſich hat er eine Vorſtellung, daß er das non plus ultra iſt, und ſo ofi fein Sohn in irgend etwas eine von ſeinen Anſichten abweis
chende Meinung äußert, ſo wiederholt er unabläſſig : das Ei Toll nicht Flüger feyn , als die Henne ! 2. Der Landwirth auf zwei Stühlen. So nenne ich den:
Twardowski in ſeiner Geſchichte des Bürgerkriegs als einer
jenigen, der mehr mit einem gewiſſen Vorgefühl, als mit dem
der Urſachen des Aufſtandes ſpricht , iſt hier immer noch der felbe, wie er war. Außer den drei Herrentagen in der Woche geben ſie Zins an Geld, Abgaben an Pilzen, Nüſſen, Beeren, Honig, Eiern, Hühnern, Hafer und Roggen. Sie ſpinnen Garn,
Verſtande die heutigen Verbeſſerungen annimmt, obgleich er ſie
nicht vollkommen verſteht, und bald auf die eine, bald auf die andere Seite hinüberſchwankt. Mit den alten Landwirthen
ſchlagen umſonſt den Lein und Hanf, und viele andere Arbei: ten müſſen ſie ohne alle Entſchädigung thun. Bei dieſen La
Neuerungen bei. Sein Haus iſt, wie ſein Kopf, halb alt, halb neu ; auch ſind darin neue geſchmadloſe Meubles, und alte, wie
ſten kann der Dorfbewohner ſich nicht wohl gut befinden ; ver
ſeines Vaters Schreibpult, ein Fortepiano aus Warſchau, eine Koſakentheorbe u . f. w. Unter den Koperſtychen an der Wand
ſtändige Gutsbeſißer haben aber ſelbſt die Zahlungen und Leis
ſtungen vermindert. Doch hievon werden wir ſpäter umſtänd licher ſprechen , und kehren jeßt zu den Landwirthen zurück, die wir in folgende Slaſſen eintheilen.
1) Der erſte iſt der alte Landwirth, welcher der Gergebrach ten Routine blind folgt ; da der Großvater dieß gethan, und ſich gut dabei befand, warum ſollte er es anders machen . Er nimmt feine Verbeſſerungen , feine Neuerungen vor, geht auf feine Capitalauslagen ein , und läßt höchſtens einen Graben
ziehen, oder ein Stück Land ausmeſſen . Er verkauft nach alter Weiſe , macht einfachen Branntwein , iſt gierig nach kleinen Gewinnſten , lacht über die, welche beſſere Schafe halten, geht in grauem Saputrock , trinkt noch warmen Branntwein von
der Röhre weg , ißt ſeinen Bartſch und ſeinen Kohl. Sein
macht er den alten , bei den neuern hört er zu und pflichtet den
hängen Jeſus und Maria, Wilhelm Tell's Geſchichte und ver: ſchiedene grelle Bilder, die er aufhängt , weil er fah, daß an derswo ähnliche Dinge an der Wand hängen. Wie mit den Bildern, ſo verfährt er mit allem , er ahmt nach, aber ſchwach und ohne Energie ; er ſchwankt und weiß
nicht, was er thun roll. Die Welt muß ihm das verzeihen im Andenken an den Spruch : „ſie wiſſen nicht, was ſie thun .“ Meiſtens verheurathen ſich ſolche Leute nicht reich, und verbin den ſich doch einigerınaßen mit der höhern Claſſe, um der Aus zeichnung willen ; von ihren Weibern werden ſie völlig an der Naſe herumgeführt. 3. Der neue Landwirth ſchwört auf Thaer und Kurowski, rühmt Oczapowski , glaubt an den Fruchtwechſel, wie an ſein
Haus iſt wie er ſelbſt: die Bäckerei dem Saal gegenüber, im
Credo, an die Merinos, wie an ein Evangelium , an die fünſt
Saal eine mit einem Teppich belegte Bank, die Schlüſſel zur Scheune an einem Ring , auf dem Tiſch ein Kalender von
lichen Wieſen , wie an die Erlöſung. Er baut Klee, Widen, Spark u. ſ. w., und inag es nun gerathen oder nicht gerathen,
Berdyczew, ein Dintenfaß, ein ſchmußiges Spiel Karten, die
er wiederholt es ungeſchredt.
Peitſche an der Thüre, eine Geige über dem Bettgeſtell, eine eichene Schatulle unter dem Kopfkiſſen u. ſ. w. Dabei brennt
mit dem alten Landwirth zankt er ſich , ſpuţt aus, gerätt,
unaufhörlich im Kamin trođenes Erlenholz. Hier müſſen wir gelegentlich hinzufügen , daß in jedem Hauſe in Podlachien ein nie verlöſchender Kamin iſt, in welchem ein großer , trockener Kloß brennt, wie in den alten engliſchen Häuſern am Weih
nachtsabend. Denn das Feuer lieben alle Claſſen Podlachiens, vom Bauer bis zum vornehmen Gutsbeſißer hinauf, und fie können deſſen nicht wohl entbehren. Der alte Landwirth lacht über die neuen, glaubt an Tage,
an denen man das Säen beendigen muß, und an allen andern
Bauernaberglauben, fennt das Wetter an Zeichen , und certirt das ganze Jahr hindurch mit dem Kalender von Berdyczew, deflen Oratelſprüche ihn fo beſchäftigen , daß er unaufhörlich das
von ſpricht: hier hat er's getroffen , da nicht u. 1..w . Der Kalender von Berdyczew iſt für ihn eine ganze Literatur, eine
Bei der erſten Zuſammenkunft
in Zorn , ſchimpft , bedauert und zu&t die Achſeln . Seine Sache iſt es nicht, etwas dem Lande anzupaſſen, in welchem er
lebt, zu denken und zu überlegen, er hört auf die Väter des fruchtwechſels, auf die Patriarchen der neuen Landwirthſchaft, als ob er darauf geſchworen hätte ; das übrige aber, den Er folg, ſtellt er ihnen anheim.
Bei dem neuen Landwirth iſt das ganze Haus neu ,
die
Meubles ſind aus Petersburg , die Bücher von Bellizard oder Gräff, das Tuch aus Warſchau ; alles iſt das neueſte, aber dar um nicht das beſte. Vieles verſteht er nicht , und kann es nicht anwenden, aber es iſt genug , daß er es hat und lobt. Wenn man ihm etwas zeigt, ſo fragt er nicht, zu was man es gebrauche, ob es ihm auch dazu dienen könne , er fauft es ,
lobt es , und iſt durch die wunderlichen Namen verblüfft, welche er auf das ſeltſamſte verdreht.
1036
Notabene, einen ſolchen Landwirth habe ich in Podlachien noch nicht geſehen , und ich gebe fein Bild nur als Pendant zu 1
den vorhergehenden. Die mittleren Schattirungen zwiſchen den: felben brauche ich nicht zu beſdreiben .
Milch gu Käfe bereitet wurde , und vom Boden bis zur Dede waren Wandbretter mit vollen Neſchen beſeßt. „Wir haben übrigens meiſtens drei Arten Säters ," ſagte er , „ Vaarſtöle (Frühjahrsſike), Field fäter oder langheier 8 (Sennhütten oder Langweiden) und oft ſtöle ( Herbſtfibe); zu jeder Jahreszeit iſt man in ihrem Stől , und birgt ſo viel Heu , ale man kann. “
Unterdeß war es recht lebendig
Chronik der Reiſen.
Sraußen geworden , die Oloden des Viehed erflangen von allen Seiten,
Die Thelemarken in Norwegen.
das Kouen der Mägde dazwiſchen und die ſüßen Töne, womit ſie die kleinen lämmchen locken ; blöfend und brüllend näherten ſich die Thiere, um ihre Belohnung, eine Hand voll Salz, zu erhalten, und das Melfen
( Fortfeßung.)
Der Såter (nordiſcher Alpenſit ) und Wanderung übers Hochgebirge.
beganı. Die muntere ländliche Scene, die maleriſchen Gruppen erfreuten
Aus Ingolſtadt beſuchte ich mit Dejten die Kirche. Sie war außer
mich außerordentlicy, doch die Zeit zum Aufruhen war vorbei , wir
halb auf dein „Kirchenhügel“ voller Menſchen, aber da ich meine Freude
fick mandie Sache abhandeln und mancher Kauf idließen , um den man ſonſt weit reiſen müßte .“
mußten weiter. Freundlich nidten die Gebirgedirnen zum Abſchied, grüßten meinen Sfydebauern „auf gut Wiederſehen“ und davon ging es auf& neue in das öde Field . Bald kamen wir zum leşten Birfenwalt. Zwergartig , wie dieſer iſt, knotig , um gegen den Sturm zu fämpfen, legt er dem Reiſenden kein geringes Hinderniß in den Weg , beſonders wenn man , wie ich, zu Pferde iſt. Ich mußte alle meine Geſchidlichs
Als der Gottesdienſt vorbei war , fain der Prediger , ein waderer,
keit gebrauchen, mich durchſchlingen und mich hier und dort hinwenden,
gaſtfreundlicher Mann , zu mir, und bat midy, doch zuleßt ſein Haus
um nicht von dem Zwergvolt abgeſtürzt zu werden. Höher hinauf, auf der Hodfläche, die wir jeßt beſtiegen, hörte auch er anf. Gebirgsraps, niedrige Flechtruthen, die ſich an den Felſen anſchlingen, und die prächtig blühenden Bergfräuter waren das einzige aus der Pflanzenwelt, was ſich
hierüber äußerte, ſtimmte mein Begleiter dieſe bedeutend herab. „ Glaube nicht," ſagte er, „daß ſie alle des Wortes wegen hieher kommen ! Nein , aber das Zuſammenfommen iſt für den Gebirgsmann (dwer ; hier läßt
!
nicht vorbei zu gehen, und es blieb mir nichts übrig, als fein Anerbieten init Dank anzunehmen.
Ein Paar herrliche Tage brachte ich in ſeinem
friedlichen Familienfreiſe zu, und behaglich hingeſtredt in ſeinem zwiſchen wolfenhohen Fjelden blühenden Aepfelgarten , fonnte ich mich von allen Beſchwerden meiner ertemporirten Gebirgsreiſe ausruhen. Id hatte be ſchloſſen , hier von der Predigerwohnung aus über die Gebirge in das Nummethal zu reiſen , und mein Vorſatz wurde zur Wirklichkeit. Einen
Morgen früh hielt der Skyssbauer und ſein Knabe mit zwei Pferden vor dem Predigerhang. Der Regen hatte gegoſſen , mit einemmal aber theilten ſich die Wolfen, ſtürzten ſich in die Thäler und sie hohen Gipfel 1
ſchauten ſonnenvergoldet aus ihnen heraus , als wenn fie im Flaren
Himmel ſchwömmen. Niſch ging es bergan durch Wälder, über Sumpf ſtellen und kleine Elven bis zur Baumgränze, darauf über den langen Gebirgørüden, der in einer funkeln Linie fich am Horizont bis zu einem Säter hinerſtreckte. Ich ritt durch die Einhägung an das niedrige Wohnhaus beran und hielt vor demſelben unter dem Vieh, welches ſich eben zum Melfen fanimelte. Freundlich Fam der Bubenmann mir mit einem Aſch füßer Milch entgegen. „Nube sich und trinfe! Es wird
dich wohl verlangen ," ſprach er ; ein friſches Roggenbrod hatte mein freundlicher Wirth im Thale mir mitgegeben, und ich hielt ein erquidendes Mahl. Mein Stydebauer ſette fich zu mir , und ſo lange die Pferde fich ausruhten , erzählte er mir vom Leben und Treiben des Volke&. „ Siehſt du das Rennthiermoos hier ?" ſagte er ; „du wirſt wohl Faum glauben , daß es ſich eſſen läßt, und doch brauchen wir es in ſchlimmen Jahren zu Brod. Iſt das Jahr beſſer, ſo ſammeln wir es nebſt dem Birfenlaub als Futter fürs Vieh. " „Aber wie lebt Ihr , wenn Ihr auf dem Säter feyd ?“ fragte ich. „Die kleinen leute ," , antwortete er, nziehen ſelbſt aufs Gebirge , ihre jüngſten Kinder haben ſie auf dem Rüden oder in einem Hängeforb über dem Pferde ; wohlhabendere Bauern
noch hier bei Leben erhielt, umſchwärmt von zahlloſen Mückenſchwärmen . Doch bald können auch die Kräuter die Luft nicht mehr aushalten ;
zuerſt werden ſie braun und verſchwinden darauf ganz, weßhalb ich, auf dem hödyſten Rüden angelangt, mich in einer vollfommenen Wüſte be fand. Weit und breit lag vor meinem Blic eine große Fläche, ſchwam mig und voll ſaurer Mooſe , deren Waſſer, wie die ganze Natur hier oben, ftillſtehend und todt war. So einſam, ſo ausgeſtorben war alles, daß ſogar das Kluden des Gebirgshuhns ſchwieg ; nur hin und her piepſte ein Schneeſperling. „Sieh', fieh ?!" rief mein Sfydebauer, „wer ſeine Vüchſe mit hätte.“ Eine große Heerde Kennthiere fuhr auf und ſtrich angſtvoll über die unabſehbaren , graugelben Moosfelder. Mitten .
auf der Fläche famen wir bei einem See vorbei , dem todteſten, den ich
je geſehen habe ; Nebelmaſſen wälzten ſich über ihn hin, niedere Höhen mit Schneegruben umrandeten ihn an den Seiten, und was den traurigen Eindrnd, den des Hochfieldo lappländiſche Wüſten an und für ſich her vorbringen , noch vermehrte, war ein ſtrömender Regen , der uns den ganzen Tag begleitete. Als ich mid über das Leben hier beklagte , er wiederte mein Bauer : „Du flagſt darüber , eine Stunde hier zu ſeyn, wie dann, wenn du den ganzen Sommer bleiben follteſt; es gibt Volkes
genug , denen dieß Loos zufällt. Wir nennen ſie die Schlagbauern. Ohne Haus und Schuß müſſen ſie dem Vieh folgen , wo dieſes etwas zu freſſen findet ; fominen ſie zu den Geſteinhalden , ſo bereiten fie fich ein Lager darunter ; in den Wäldern können fie ficho etwas weicher mit Blättern machen. Ihre einzige Nahrung iſt die Milch , die ſie von den
Kühen haben, und etwas Mehl und Salz, das fie in einem Beutel bei ſich tragen." (Schluß folgt.)
halten nur eine Hütemagd , um das Vieh zu weiden , Butter und Käſe zu bereiten und bei der Hand zu ſeyn , wenn Kälber oder Lämmer .
kommen , hier fannſt du ſelbſt die ganze Herrlichkeit ſehen !" und damit
Ein Erdbeben fand am 6 Auguſt um 10% Uhr Morgens zu
führte er mich in die Hütte. Das Innete war äußerſt einfach und eben nicht zu reinlich ; mitten auf dem Boden brannte ein Feuer , woran die
Tanger Hatt und dauerte eine halbe Minute, doch ohne Schaden anzu
.
richten. (Fr. BI.)
Minden , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Budhandlung.
Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr . 260.
Das
AA usla n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlich en Lebens der Völker.
841.
17 September 1841 .
Das brittiſche Colonialreich.
Anzahl weſtindiſcher Beligungen , meiſt in den Händen reicher
Mit dem innern Zuſtand Englands hängt jeßt das Ver: hältniß zu den Colonien und der Handel mit denſelben viel
Lords und Capitaliſten befindlich, großentheils entwerthet wor: den. Man ſchäßt das Capital, das in dieſen Zuderplantagen
enger zuſammen, als je vorher ; da alle obſchwebenden dringenſtedt, auf 100 Mil. Pf. St.,von denen vielleicht die Hälfte den Fragen in England fich vorerſt nicht auf geiſtige , ſondern . auf ganz materielle Zuſtände zurüdführen laſſen , fo iſt auch
die Lage der Colonien und des damit zuſammenhängenden Co lonialhandels ein Gegenſtand erſter Wichtigkeit geworden , und die Sache hat ſich ſo ſehr geändert , daß an die alte bequeme Herrſchaft, an das Perſorgen von lieben Freunden und Ver:
wandten mit einträglichen Gouverneursſtellen - die alte Tory misrule Faum mehr zu denken iſt, denn die Folgen jedes -
falſchen Schrittes laſſen ſich alsbald in England felbſt und der: Ten Handel ſchmerzhaft empfinden. Hier können auch die neuen Miniſter nicht anders , als auf dein von den Whigminiſtern
allmählich angebahnten Wege fortfahren ,''und' manche von ih: 1
imen 'bisher berworfene und bekämpfte Maaßregel, wie z. B.
die Herabfeßung des Zuđerzolls, wird ſich ihnen bald von ſelbſt aufdrängen. Die alte Colonialpolitik läßt ſich ganz einfach mit den Worten bezeichnen : „die Colonien ſollten die tropiſchen " Producte, worauf inan früher allein Werth legte , nach dein Mutterlandé abfeßen , und dieſes ihnen alle benöthigten Waa-
nicht den Pflanzern in Weſtindien, ſondern einzelnen reichen Familien in England angehört , und begreift deßhalb den Wi: derſtand wohl , den die vorgeſchlagene Herabſeßung des Zolls
auf fremden Zucker erregte. Wir haben dieſes Beiſpiel als eines der auffallendſten angeführt. Die Zuđerplantagenbeſiger Englands wollen ihren Landsleuten den gewonnenen Zuđer ſo theuer wie möglich verfaufen , die Conſumenten aber und die beim weſtindiſchen Handel nicht direct intereſſirten Kaufleute wollen eine Concurrenz des fremden mit dem engliſch-weſtins
diſchen Zuder, theils um ſelbſt weniger dafür zu bezahlen , theils
um im Tauſch gegen den fremden Zuđer engliſche Manufac turen abzuſeßen. Lektere Forderung wird ſich nicht lange mehr abweiſen laſſen , aber die Plantagenbeſiger wollen wenigſtens,
daß der Uebergang ſo ſchmerzlog wie möglich werde. Wenn ſich der alte Verband mit den Colonien , der alte Colonialgrundfaß , nicht mehr in feiner Strenge aufrecht erhal
ten läßt , fo beſteht doch für jeßt der Verkehr noch , und die Engländer arbeiten mit Anſtrengung dahin , daß dieſer Verkehr,
tro derfich durd. Swang nichtmehr erhalten läßt, aufnatürlichem Wege durch die Erzeugung und den Austauſch zahlreicherer
(ren dagegen liefern .“ Dieſer Grundfaß , der auf andere als tro : piſche Colonien ohnehin Peine Anwendung findet, wurde durch berbe, swingende Gefeße aufrecht erhalten , und dadurch manche
Producte erhalten werde. England mit ſeinem großen Solo
Bevorrectang, manches Monopol erſchaffen . Jeßt ſoll und
nialreiche foll ſich wo möglich felbſt genügen , und Auſtralien
wil man von dieſem Wege mehr und mehr umkehren, allein dieſe Umlebr iſt ſchwierig unb erfordert vor allem Zeit. Man
roll ihm Wolle , Neuſeeland Flachs , Oſtindien , und zum Theil auch Weſtindien , Baumwolle , beide zuder, ferner Ditindien
hat den weſtindiſchen Jufeln und den mit denſelben handelnden
mit der Zeit Thee, Weſtindien, Gewürze liefern , Canada Ge
Kaufleuten ein Mondpol für die Zuđerverſorgung Englands
treide und Holz; kurze England ſuchtſich mehr und mehr ſeine Rohſtoffe aus ſeinen eigenen Colonien zu verſchaffen , nicht
gegeben, und dadurch zu Wege gebracht, daß man auf dieſen Inſeln in mancher ungünſtigen Lage, unter manden ungünſti:
gen Verhältniſſen Zuder baute, der nur durch die hoben, in Folge des Monopols hinaufgeſchraubten Preiſe fich lohnte ; die Sllavenemancipation und einige fchlechte Ernten tamen dagu, trteben den Preis des Ruders 'ungemein in die Höhe, und ſo entſtand die Forderung , daß auch fremder Zuder gegen einen
nur, um von Fremden möglichſt unabhängig zu feyn , fondern auch um dieſe Colonien durch die Bande des engſten Intereſſe mehr und mehr an ſich zu knüpfen , und durch die über den ganzen Erdball Ferſtreuten Stationen den Welthandel fortwäh rend zu beherrſchen .
Dieſe Anſichten find feineswegs England
untergelegt, oder bloß aus den Thatſachen abgezogen , nein,
mäßigen Boll zugelaffen werde. Dadurch aber wäre eine große | dieß Ziel iſt ganz deutlich, erfannt und ausgeſprochen. So be: 260
1038 ginnt ein Auffaß in Martins Colonial Magazine ( f. März 1841 ,
Um dieſe Anſichten näher zu entwideln, heben wir einige
S. 340) mit den Worten : „ wenn England ſich ſelbſt treu iſt,
der bezeichnendſten Stellen aus einem Auffaße aus , den das
und weiß, wie es feine faſt unerſchöpflichen Hülfsquellen be nußen roll , ſo kann es noch immer daſtehen als die Königin der Nationen, und fein Uebergewicht in der ganzen civiliſirten
Colonial Magazine ( Aprilheft S. 401) unter dem Titel „ Wir
Welt behaupten. Während es in ſeiner Hand die Schlüſſel zu den Reichthümern aller Nationen hält, beſißt es in ſeiner Con: ſtitution den Keim dauernder Freiheit und Wohlfahrt uc."
wortlichkeit, und im Falle ſchlechter Anwendung ernſte Uebel
fungen falſcher Colonialverwaltung auf England" mittheilt.
„ Der Beſik von Macht führt in gleichem Verhältniß Verants
Das Ziel , welches England ſich vorgeſtedt, iſt , wie man ſieht , nicht klein , es umſpannt die Welt , aber es erfordert
mit ſich. Dieſ gibt ſich in Bezug auf England und ſeine Solos nien augenfällig fund. Klug verwaltet , forgfältig beaufſichtigt, recht verſtanden , ſind große Colonialbeſitungen für ein kleines Inſelfönigreich wie England ein Gegenſtand von erſter Wich
auch eine Einſicht, eine Energie, eine Aufmerkſamkeit und eine
tigkeit ; ſchlecht verwaltet, vernachläſſigt, unvollkommen begriffen
Mäßigung in allen Dingen , die nicht der Antheil eines jeden
ſind, und die Leitung der Solonien zu einem der ſchwerſten
werden ſie Urſache von Beläſtigungen , großen Koſten , und mög licherweiſe Veranlaſſung zum Kriege mit andern Staaten. Wir
Lord John Ruſſell, der wahre Premier:
ſind deßhalb keine blinden Vertheidiger von Colonialbeſikun
miniſter des vorigen Cabinets , war auch zugleich Colonial miniſter. Und nicht mit Unrecht. Sehen wir auch von In
ſchauung ungegründetes Verwaltungsſyſtem annimmt, ſo wäre
dien und China ab , von denen das erſtere ſeine beſondere
England, ganz allein ſtehend, in beſſerer Lage, als wenn es die
Verwaltung hat, deren Anordnungen nur im Allgemeinen der Aufſicht der Regierung unterliegen , während das leßtere als
Colonien aller Nationen Europa's beſäße. Erwägt man die Vorfälle in Indien , in Auſtralien , auf dem Cap und in Sa
ein fremder Staat vorerſt ganz in eine andere Kategorie fällt,
nada, ſo braucht man nicht mehr zu fragen , ob England durch
To finden ſich einzelne Theile des Colonialreichs genug, deren ſchlechte Verwaltung dem brittiſchen Staat am Ende ſehr be
eine falſche Colonialverwaltung gelitten hat. Die Sache iſt aber auch nicht anders möglich : kaum iſt die Dinte der einen
deutende Summen koſtete; ro Canada mit feinem durch unbe:
Depeſche trođen, ro folgt eine andere von einem andern Solo
greifliche Nachläſſigkeit herbeigeführten Aufſtand, ro das Cap
nialſecretär, der von ganz anderen Ideen und Anſichten aus: geht ; die täglich wachſende Maſſe von Geſchäften , welche fein Menſch alle überſehen kann, und die Leuten überlaſſen iſt, welche keine Kenntniß der Colonien haben , und natürlich keine außer gewöhnliche Arbeit wünſchen – alles dieß muß Verwirrung, Uns einigkeit und endlich ungeheure Ausgaben erzeugen, ſey es un
Aemter macht.
mit ſeinen Kafferfriegen und der Auswanderung der holländi
ſchen Bevölkerung, ſo Südauſtralien , die Colonie, welche ganz auf eigenen Füßen ſtehen ſollte, durch unkluge Verwaltung aber
dem Staat in lekter Zeit eine Viertelmillion Pfund Sterling koſtete. Dieſe einzelnen Summen waren noch das unbedeu :
gen, und wenn man nicht ein auf ausgedehnte perſönliche An
tendíte, aber wichtige und folgenreiche Berhältniſſe knüpfen ſich
ter einem Whiga, Tory- oder radicalen Miniſterium , ſo lange
daran : ſeit dem Aufſtande mußte in Canada ein Heer von faſt 20,000 Mann mit ſehr bedeutenden Koſten erhalten werden,
man nicht ein Solonialbureau errichtet , in welchem nur Leute
und noch iſt die Frage ſchwebend, ob nicht die aus dieſem Auf ſtand hervorgegangenen Mißverhältniſſe mit den Vereinigten Staaten früher oder ſpäter zum Kriege führen. In Süd
Plaß nehmen , welche ſich eine auf praktiſche Erfahrung und eis gene Anſchauung gegründete Kenntniß der einzelnen Colonien erworben haben . England iſt, politiſch und financiell , bei der
Frage aufs tiefſte betheiligt ; es leidet jeßt unter den Folgen
afrika hat ſich jeßt ein von den Engländern unabhängiger, und ihnen mit bitterem Haß entgegengeſtellter Staat mitten unter den Staffern und Betſchuanaſtammen gebildet, ein Staat, der
einer ſchlecht geleiteten Colonialverwaltung , und ehe nicht die
gar wohl mit ſeinen ehemaligen Landsleuten , den Holländern,
tigen Colonien, welche ein Segen ſeyn ſollten , können endlich
in Verkehr treten und im Fall eines Kriegs höchſt läſtig wer:
eine ſchwere und unerträgliche Laſt werden." Ein Colonialbureau, wie die genannte Zeitſchrift es wünſcht, wäre nichts Geringeres, als eine Art auswärtiges Miniſterium
den kann. Englands eigennüßige Bemühungen zur Abſchaffung des Sklavenhandels, Bemühungen, hinter denen ſich das Stre: ben verbirgt , den Handel des weſtlichen Afrifa audichließlich
an ſich zu reißen, führen zu immer herbern Zerwürfniſſen mit andern feefahrenden Nationen , furz auf allen Seiten ſind die
Colonialverhältniſſe, felbſt abgeſehen von den Regulirungen des Handels zwiſchen Mutterland und Colonien , zu einer Bedeu: tung berangewachſen , welche alle andern Branchen der Verwal: tung überragt , und doch iſt die Colonialverwaltung noch ſo
ſchlecht wie je beſtellt, die Colonialminiſter wechſeln in raſcher Folge , die untern Beamten ſind in den Bureaur ergraut,
und die wenigſten haben auch nur je eine Colonie geſehen, ſo daß, da dieſen die meiſten Geſchäfte untergeben ſind, Berwir: rung und Mißgriffe unmöglich ausbleiben fönnen.
1
abgeſchmacte Einrichtung des jeßigen Colonialamtes geändert
wird, muß es ſchwere Strafe dafür zahlen , und dieſe auswära
für die unterworfenen Staaten Englands, wie das eigentliche Miniſterium des Auswärtigen die Verhältniſſe mit den unab= hängigen Staaten leitet und beaufſichtigt. Ade Colonien wären durch eigene Abgeordnete bei demſelben beglaubigt, und in allen würde ſich nach und nach eine in allen Details unabhängige Verwaltnng begründen , ſo daß das Colonialbureau nur als der oberſte Schiedsrichter und der Leiter der Verhältniſſe zu England aufträte . Das wäre freilich fein Verwaltungsbureau mehr, fondern eine Behörde, deren Macht nach allen Cheilen der Welt reichte, die den Handel Englauds in Amerika, Aſien , Afrika und Auſtralien regelte, und erſt ſeine Handelsmacht in
ihrem vollem Umfang entfalten könnte. Aber von einer ſolchen
1
1039
Einrichtung, welche England in der That den Weg zur Welt: herrſchaft bahnen würde, iſt man noch weit entfernt, noch ſind die einzelnen Theile des ungeheuren Colonialreichs nicht in der
gehörigen Wechſelwirkung auf einander, noch ſtoßen ſie in den unzuſammenhangenden Verordnungen auf allzu viele Schwierigkeiten, und es iſt nicht wohl möglich, daß ein Colonialminiſter,
namentlich bei dem raſchen Wechſel dieſer Beamten , die Einzelnheiten und den Zuſammenhang des Ganzen überſchauen follte. Inzwiſchen iſt nicht zu läugnen , daß man in England auf ein ſolches Colonialbureau hinarbeitet, und die neuentſtandene, nur den Colonien und ihren mannichfachen Intereſſen
gewidmeten Zeitſchriften , wie Colonial Gazette und Colonial Magazine , wovon erſtere mit bedeutend tiefer eingehendem Geiſte geſchrieben iſt, dringen nicht nur durch ihre Anmahnun:
gen darauf, ſondern find an und für ſich ſchon ein Zeichen , daß die Zeit für eine ſolche Einrichtung gekommen iſt. (Fortreßung folgt.)
wie id meine Lippen damit beneste , das glückliche Spielwerk eines ſeltſamen Zaubers. Ein Trunf war das ſchöne Haar von Fatme, ein anderer die Naſe von Mila , ein Sritter der Bufen von Zubeida , ein vierter Ich halte hier inne ., mein lieber Freund ; der Dichter ſagt in dem Maaße, als er weiter trinkt, ein wenig fede Sachen : es iſt dieſes eines der Trinklieder Perſiens. Doch zurück zu etwas Ernſterem . Wir befinden uns dermalen hier .
zeichnend , von einem Basrelief zum andern laufend , Gewölbe , Säulen und Mauern beſichtigend und verſuchend , in Mitte dieſes Oceang von
Nuinen, wo der Geiſt ſich verwirrt, einen feſten Punkt zu finden. Das ſchöne Wetter begünſtigt unſere Todtengräberarbeiten, denn am häufigſten beſchäftigen wir uns, Nuinenleichen , welche die Erde bedeckt hat, wieder auszugraben. Bauern unterſtüßen uns dabei . Zuerſt haben die Alterthümer von Nafſchi-Ruſtam unſere Aufmerk
ſamkeit auf ſich gezogen : ſie ſind 1 % lieue von den Paläſten von Perſe polis entfernt ; denn Perſepolis iſt, wie Sie gleich ſehen werden , die Stadt der Paläſte. Die Alterthümer von Nafſchi - Ruſtain beſtehen alſo
Chronik der Reiſen. Meiſen eines Franzoſen in Perſien .
Sechster Brief.
in vier königlichen Gräbern , ſieben Basreliefs , einem großen Gebäude in viereckiger Form , zwei kleinen Feueraltären (Ateich - gah) und einem Säulenfragmente. Die Ruinen von Iſtakr oder, wenn Sie lieber wollen ,
Ruinen von Paſargada aufzunehmen und zu zeichnen . Am 9, Morgens
der alten Stadt Perſepolis befinden ſich , wie ich Ihnen eben geſagt, eine Lieue yon den Föniglichen Gräbern von Nafſchi - Ruſtam entfernt. Dieſe Ueberreſte einer Stadt , deren Nuf ſo groß war , nehmen ein
6 Uhr , nahmen wir den Weg nach Perſepolis. Sobald wir das Thal von Mader - i - Suleiman verlaſſen hatten , befanden wir uns mitten
als eine Stunde ,I um ſie zu umgehen.
Teheran, 28 März 1841 .
Wir , Hr. Flandin und ich, verwendeten ſieben bis acht Tage, die
unter engen Schluchten mit hohen , ſehr ſteilen Gebirgen zur Rechten
Thal ein , durch welches der Fluß Morgab fließt; man braucht mehr Bauten aus großen Steinlagen
und linken ; hierauf verfolgten wir einen am Fluſſe Morgab ſide hin=
erheben ſich am Fuße des Gebirges : fie bezeichnen das Hauptthor an der dahingeſchwundenen Stadt. Im Mittelpunkte aller dieſer Ruinen
ziehenden Weg ; um 6 Uhr Abende kamen wir im Dorfe Sivend an, welches am Abhange eines Berges liegt. Tags darauf nahmen wir die Richtung nach Nakſchi - Ruſtam , indem wir das Gebirge umgingen.
befand ſich ein Palaſt , deſſen Lage durch eine ſtehende und mit ihrem Capital gezierte Säule angedeutet wird. Rund um dieſe aufrecht ſtehende Säule drängen ſich andere umgeſtürzte, am Fuße großer Mauern liegende
Wir zogen anfangs nach Oſten , dann nach Weften , wo wir zu unſerer linken die Ruinen von Oſtafr raben (dieſes iſt die wahre Stelle von
Perſepolis). Nach dreiſtündigem Marſche befanden wir uns einem Felſen gegenüber , wo die alten Perſer vier königliche Gräber und mehrere Basreliefs ausgegraben hatten. Wir entſchloſſen uns, einige Zeit
an dieſem mit Ruinen bededten Orte zu bleiben. Unſere Zelte wurden in dem Garten des Dorfes Haſſen - Abad aufgeſchlagen. Der Set-Kodah . hatte ung unhöflicher Weiſe, weil wir ihm unrein ſchienen , ein Haus verweigert. Ueberdieß wird der Ferman des Schah in der Provinz Fare wenig beachtet, deßhalb entſchloſſen wir uns auch unſern thätigen Mihmandar zu dem Gouverneur der Provinz nach Schiras zu ſenden. .
um von dieſem perfiſchen Beamten einen Ferman für ſeine Provinz,
Soldaten für unſere Sicherheit und Lebensmittel zu erhalten. Der Mihmandar kam nach fünf Tagen mit einem Ferman , drei Soldaten von ſehr ſchlechtem Ausſehen und mit Lebenemitteln zurüd ; er hatte ben guten Einfall , une yon jenem Weine von Schirat mitzubringen ,
den die perfiſchen Dichter ſo viel beſungen, und der unter Anderm auch die Eigenſchaft hat , gegen das Fieber zu ſchüßen. Ich erwähne hier einige Strophen , mit denen Hafio den Wein von Schiras preist : 3. grüße dich , Schale von Schiras. Ich habe dreißigtauſend unverſchleierte Houris in den Wellen deines goldenen Trankes geſehen ; fie gingen gleich jungen und föhönen aus Kubinen geſchnittenen Mädchen aus dem Schooße dieſes Getränkes hervor , and iminer mehr wurde ich,
Säulen.
Eine noch leicht erkennbare Mauer umgab dieſe fönigliche
Reſidenz, wo dermalen nur noch der Wind haust. Der Boden iſt bes dedt mit Schaften , Capitälen und Tambours von Säulen , von ein
ſtürzenden und eingeſtürzten Mauern, von Töpferwerk und von Steinen, welche Spuren von Sculptur tragen : gegenüber von dieſer ergreifenden
Maſſe von Ruinen, im nördlichen Gebirge, befinden ſich mit Inſchriften umgebene Grotten. Ich ſpreche nicht von den drei Basreliefs von Nafſci Radſchab , die Beſchreibung davon würde mich zu weit führen. Bes
trachten Sie nur dieſe majeſtätiſchen Trümmer des Takh - Dſchemſchid (Thron des Didhemſchid), ſo nannte man den Palaſt jener mit der Mitra ausgeſtatteten Könige, deren Macht Alerander gebrochen ; man ſieht dies ſelben im Oſten einer großen Ebene , wo die Waſſer ſtille ſtehen und
wo zwei Flüffe fich hinſchlängeln. An ein unfruchtbaref, ödes Gebirge lehnt ſich ein Plateau von 473 Metre8 Långe von Norden nach Süden, auf 286 Metred Breite von Weſten nach Oſten ; eine von 45 zurüd tretenden und vorſpringenden Winkeln gebildete Mauer aus gigantiſchen Steinen umgibt dieſes Plateau, zu dem man durch eine folojjale Treppe mit doppeltem Abſaß und 106 Stufen gelangt ; wenn man dieſe präch tigen Stufen erſtiegen , ſo befindet man fich im Angeſicht eixes mit Sphinren geſchmücten Porticus ; nach dieſem Porticus folgen fiebert Paläfte aufeinander , und es dehnt fich ein unabſehbarer Säulengang aus , drei königliche Gräber öffuen fidy weit auf der Vorderſeite des Gebirges , und man ſteht vor dem Thron des Darius ! .
1040
Der Porticus mit ſeiner ägyptiſchen Sphinxvergierung befindet ſich an der Achſe der großen Treppe ; vier große Pfeiler unterfäßen ihn.
ihnen die Fadeln ausblåst und großen Spaß über ihren Schred hat. „ Ja ,“ ſagte er , „mit ſo etwas kann ich dir wieder aufwarten.“ In
Die Sphinre haben noch ihre Naſen und Bandeletten ; es find Menſchen
einem Fjeld des Nummedals wohnt ein Jutule , der aber ro gruß night
köpfe auf Körpern von beflügelten Stieren. Es iſt ein unerhörter An- | ift, wie der in Tind. Eines Tages war es recht ſchön Wetter und er Blic : weite, jeßt vertrodnete Baffins, Abfäße von Treppen, die ſich hoch hatte Luft ins Frete ju kommen und fich gu fonnen ; boch wie er fo in der Luft verlieren, Gänge von mehr als hundert Säulen, ein Durch- da ſaß und fich recht zu Gute that , fing es auf einmal an oben zu einander , ein unermeßlicher Säulenwald : hier dehnen ſie ſich aus und
donnern. Die Jetten und der Donner können ſich nicht vertragen , und
* verſchwinden, weiter hin reihen fie Fid, in der Runde, bilden eine Spiße, ein Zidjad ; es iſt ein wunderliches Ballet ausgeführt von Tänzerinnen aus forinthiſch zugehauenem Marinor! Auf den Mauern glänzen große Basreliefs ; alles, die Abfäße der Treppen, die Stufen, die Säulenfüße, der Plafond, die Seiten ſind mit Baereliefs bedect : hier verſchlingt ein Löwe einen Stier , dort läuft eine Reihe von Lotusblumen hin ; es iſt eine unbegreifliche Anbäufung von menſchlichen Köpfen , von Thieren,
unſer hier nahm die Beine untern Arm , aber ehe er ſeinen Berg er : Teichte , traf ihn der Bliß und er ſtürzte hin. In der Todesangſt
.
Blumen , Lanzen , Figuren aller Dimenſionen und oft von ausgeſudyter
Zartheit der Behandlung. Ich habe den Kopf voll, die Augen geblendet von all dieſer perfiſchen Pracht, über welche das Schweigen der Wüfte fich geſenkt hat. Ein Augenblid Ruhe - und ich werde meinen Lauf durch
Perſepolis wieder vornehmen.
Chronik der Reiſen. Die Thellemarken in Norwegen .
Der Sater (nordiſdier Alpenfiß ) und Wanderung übers Hochgebirge. (Schluß.)
Der Abend fiel inzwiſchen ein und wir waren noch auf dem Hoch field, doch begann der Berg abzufallen. Raſd ging es hinab bei großen Mooren vorbei, in denen Schneehühner plätſcherten, in den Wald hinein, aber ich habe nur ſelten einen beſchwerlichern Weg gemacht , als dieſen hier ; man founte feine Hand vor Augen ſehen, der Regen goß aus den Wolfen und von den Fichten berab, gegen welche legtere ich jeden Augen blick mit der Gefahr, mir die Beine zu zerſchlagen , anſtieß , das Pferd ſtürzte aus dem einen Sumpfloch in das andere , aus dein einen hoch .
aufgeſchwollenen Gebirgsbach in den andern . Endlid waren wir ain Loven - Stroin, aber der Nebel ließ uns glauben, daß wir noch über ein Stüd Waſſer waten müßten , ehe wir an ſein Ufer kamen , und von
einem Boote war burdha 118 nichts zu ſehen. 1„Wißt Ihr denn nicht irgend ein Sdubdach auf dieſer Seite ; wir haben uns heute genug an = geſtrengt und bedürfen wohl der Ruhe ,“ ſagte ich. Der Skydebauer führte mich zu einem offenen Schuppen . „Hier 'Haben wir wenigſtens Friede vor dem Wetter , “ ſprach er. Das war auch alles, und kaum
noch dieß ; Feuer war nicht anzuzünden , 'nicht einmal ein ebener Fußboden, denn wo man ruben ſollte, lagen kleine, runde, loſe Holzſtämme, einer am andern über eine Lehmdiele. Inzwiſchen breitete ich meinen burch und durch naſſen Mantel aus und ſchickte mid; zur Ruhe an ; die Leute hier drinnen, auch aus dem Unwetter herein geflüchtet, reßten fic , um zu eſſen, ſtredten ſich darauf auf den blanken Boden und ſchnarchten im erſten Augenblid.
Mir war das unmöglich; wenn nichts anderes,
fo erhielten mich ſchon die Müden wacy. Id wedte deßhalb imeinen Begleiter. „ Du fönnteſt mir wohl etwas erzählen , was die Zeit vers treibt,“ ſagte ich. Und was ſollte das ſeyn ?“ fragte ét. Ich begann
krümmte er ſeine Beine zuſammen , mit den Knien in die Höhe , und willſt du glauben, der Raum zwiſchen ihnen und der Erde war ſo groß, daß ein erwachſener Serl aufrecht darunter weggehen konnte. Da fich
Niemand um den Jutulen fümmerte, blieb er - dort liegen und verweste. Doch höre , es ſcheint faſt , der Regen iſt jeßt vorbei , und wir wollen .
verſuchen, hinüber zu kommen.“ Er ging mit mir hinaus, 'machte nach vielem Suchen ein Haus ausfindig und klopfte die Bewohner auf, aber dieſe erklärten, daß das Boot auf jener Seite des Stromeð läge. Einer mußte alſo mit dem Pferde hinüber fchwimmen , um e8 zu holen , und mein guter Sfyds , der dazu nicht ſonderlich Muth hatte , fragte mich, ob ich vielleicht Luft hätte. Erſt als ich ihm dieß wiederholt verneint und ihn an ſeine Pflicht gemahnt hatte , bequemte er ſich. „In Jeſu Namen denn !“ rief er , ſteuerte mit dem Pferde in die Fluth hinein
und kam auch glüdlich in einem Boote zurüd , das mich überfeßte. Dieß war das lepte Merkwürdige, was mir in Norwegen begegnete. Tiefer über die Fjelde in Bergens Stift hinein zu dringen , dort die fteilen Wände zu ſehen , auf denen Feine Pflanze mehr Wurzel ſchlägt, kein Vogel mehr fidh zur Ruhe feßt , über die unermeßlichen Einöden der blauen Gletſcher zu wandern und mit Norwegens Fiſchern zu leben, erlaubte Zeit und Gelegenheit mir dieſmal nicht. Und hätte ich auch gern noch mehr von Norwegen gefehen, ſo hatte ich es doch ſchon theil
weiſe kennen gelernt, und mir das, was ich geſdaut, ro tief eingeprägt, daß ich es nur fpåt vergeſſen werde. ( Schluß folgt. )
Das Feſt in Arras. Dieſes Feſt, deſſen wir in Nr. 236 ge dachten , iſt ſehr glänzend abgelaufen. Es handelte ſich bekanntlich um eine Darftellung des Einzuge Karle des Kühnen in der Stadt Arras im Jahre 1469. Die Coſtume waren von ſeltener Pracht; mehrere Müftungen hatten 800 bis 1500 Franken gekoſtet. Ein ehemaliger Officier der könig lichen Garde ſtellte Karl den Kühnen dar. Diehr als hundert Muftfanten, Compagnien von Bogen- und Armbruſtſchüßen , die Herren im Gefolge des Herzoge, die Corporationen, alles dieß bildete ein Ganzes, von dem
man fidy nur ſchwer eine Vorſtellung machen kann. Man hatte, obgleich es an Reitpferden in der Stadt nicht fehlt, doch noch hundert Pferde
von dem vort garniſonirenden Lancierregiment entlehnt, was fchon allein von dem Untheil zeugen kann , den die Einwohner der Stadt an dem Feſte nahmen, und auch die Damen thaten ihr Möglichſtes, obgleich fie fich augenfdheinlich auf ihren Pferden nicht fonderlich Ficher fühlten. Die Tochter eines Krämer: machte die Herzogin von Burgund. Das Carouffel und Turnier mußte wegen des fdlechten Wetters auf einen andern Tag verlegt werden , und wurde nadi alter Sitte durch einen
ihm nun eine der Sagen mitzutheilen , die ich in den Fjelden gehört | WappenHerold , der mit zwei Knappen und drei Trompetern durch die hatte , vom Huguthurs , einem muntern Zwerglein , der in den Gruben von Rongeberg wohnt, ab und zu die Leute über den Haufen wirft,
Stadt zog , verkündet. Im Turnier felbft miſchte ſich aber Burlestes in das'ernſte Spiel mannichfach hinein. ( Fr. VI.)
Månden , in der Literariſch - Artiſtiſihen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenman n.
Nr. 261 . DO
Das
A u sla n nd d.
E in
Tagblatt für
4
. Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.
18 September 1841 .
Das ägyptiſche Muſeum in Rom. (Revue de Paris , 29 Auguft .) Dieſe merkwürdige Anſtalt wurde erſt im Jahre 1839 voll: endet, und die früher zerſplitterten , in Rom vorhandenen ägyp
tiſden Alterthümer daſelbſt geſammelt. Sie nimmt vier Säle
ſich noch die ägyptiſche Kunſt in der Mitte des vierten Jahr:
hunderts vor Chriſtus erhielt , in der Zeit , wo die politiſche Macht dieſes Staats, bereits durch die perſiſche Herrſchaft ge brochen , unter Alerander erliegen ſollte. Die Reihe der his ſtoriſchen Denkmäler, die im ägyptiſchen Muſeum des Vaticans aufgeſtellt ſind, umfaßt nicht weniger als 20 Jahrhunderte, dar:
ein, abgeſehen von einer im Halbfreis , endigenden Galerie und fünf Seitenzimmern, die alle im Geſchmad der ägyptiſchen Ar
geſtellt durch die Namen von 28 Fürſten, von denen der erſte,
chitektur geziert ſind, in einer Art, die dem Anordner des Ganzen ,
und der leßte Ptolemäus Philopator im Jahr 219 vor unſrer
ein König der 16ten Dynaſtie , ein Zeitgenoſſe Abrahams iſt,
Caval. G. Fabris, alle Ehre macht. Nom war eine der Haupt:
Zeitrechnung regierte.
ſtädte Europa's , wo die Entdeckungen Champollions mit der meiſten Gunſt aufgenommen wurden, und wo dieſer Gelehrte,
hat ſich alſo an einer über zwei Jahrtauſende ausgedehnten
der ſelbſt in ſeinem Vaterlande eben ſo viele Gegner als An:
Bildern , Papyrusrollen , mit Sculpturen und Malereien be: dedten Stelen , Mumienkiſten , Scarabaen und geſchnittenen
hänger zählte, Schüler ſogar unter den Prälaten und Cardinä: len fand, worunter man nur den berühmten Angelo Mai zu nennen braucht. Rom mußte alſo auch ein ägyptiſches Mu ſeum haben, und verdankt dasſelbe dem Papſt Gregor Xyl. Die Papyrus in hieroglyphiſcher , hieratiſcher und demotiſcher
Schrift belaufen ſich, ohne die Bruchſtüde zu zählen, auf etliche
Der Scharfſinn der Alterthumsforſcher
Maſſe der verſchiedenartigſten Ueberreſte von Statuer und kleinen
Steinen zu verſuchen , abgeſehen von einer Menge anderer
Gegenſtände, die zu allen möglichen Bedürfniſſen des Lebens und des Gottesdienſtes dienten , und hiſtoriſche Daten und Namen enthalten, deren Wichtigkeit die des Gegenſtandes weit übertrifft, während zugleich das Ganze den Geiſt mitten in die
dreißig, welche Champollion bereits kurz beſchrieben hat. Eine fchöne Sammlung von gemalten Mumienkiſten und eine Aus:
ägyptiſche Siviliſation hineinführt.
wahl von Stelen , gleichfalls mit Malereien geziert , füllen einen ganzen Saal dieſes Muſeums, ſo daß man ſo gut, wie
ſchließt ſich ein großer ſchöner Saal, in welchem alle Statuen in
in irgend einem andern europäiſchen Muſeum , die Erzeugniſſe
Kanopon der Villa Hadrians zu Tivoli zierten , und bis jeßt meh
der Malerkunſt zuſammengeſtellt findet , welche in Aegypten
rere Zimmer im Erdgeſchoß des Muſeums im Capitol anfüllten. Es iſt gewiß eine glüdliche Idee, die ueberreſte der nationalen
.
mit der Schreibekunſt.ro nahe verbunden war. Ein Saal, welchem man den Namen Low enſaal ge geben bat, enthält einige Meiſterwerfe der ägyptiſchen Sculp :
tur, wie den Koloß der Königin Tuea , der Mutter des Ses ſoſtris , eine ſchöne Statue Menephtahs des Erſten , ihres Ge: mahls , ein prachtvolles Bruchſtüc von dem Throne Rham:
res III ( Seſoſtris ) und einen herrlichen Corſo von Nectanebo, woran man in hohem Grade das Verdienſt der Kunſt bewundern muß, ſo wie an den beiden ſchönen Löwen, die vormals an dem Brunnen von Termini aufgeſtellt waren, dem Zeitalter des ge: nannten Königs, des leßten Pharaonen, angehören, und den über zeugenden Beweis führen , mit welcher Kraft der Grundanſichten in der Kunſt, und mit welcher Superiorität in der Ausführung
An dieſes ganz aus Originalmonumenten beſtehende Muſeum nachgeahmtem ägyptiſchem Styl vereinigt ſind, welche einſt das
Kunſt Aegyptens mit denjenigen , welche der Geiſt der Nachah mung zu Rom im Zeitalter Hadrians erzeugte, zuſammenzuſtellen, um auf den erſten Blic zu zeigen, was dieſe Kunſt auf ihrem Weg durch die griechiſche Behandlung in Styl und Charakter, wie in der Ausführung verlieren oder gewinnen konnte. Uus einer folden Nebeneinanderſtellung geht eine für alle Zeiten nürliche Lehre hervor, denn man lernt daraus , daß ſelbſt der griechiſche Geiſt dem ernſten und ſtrengen Genius der ägyptia ſchen Kunſt nichts geben , und dieſer bei der Miſchung nur verlieren konnte, ein Beweis , daß in den Künſten , wie in
allem andern, eine Vollendung nur dann möglich iſt, wenn man von einem beſtimmten Grundſaß ausgeht, und daß keine 261
1042
Geſchiďlichkeit der Hände das wieder ins Leben rufen kann , was
erſte Pflicht der Regierung geworden, ihnen den Schuß und die
nur im Gefühl und in der Ueberzeugung lebt.
Zuneigung zu Theil werden zu laffen , die allein ihre Ver
Das brittiſche Colonialreich.
nichtung durch den fortdauernden , ſo zu ſagen , zerſeßenden Verkehr mit dein herrſchenden Stamm verhindern kann. Ihre gänzliche Unterwerfung als franzöſiſche Canadier iſt durch die
( Fortierung. )
freundlich als brittiſche Unterthanen zu behandeln." Das iſt
Union bewirkt worden , und die Zeit iſt jeßt gekommen, ſie
Wir kommen nun zu den einzelnen Colonien und ihrer
aber keineswegs die einzige Schwierigkeit. Bekanntlich ſind in
Stellung zu England , ſo wie zu ihren nähern Nachbarn , und
Obercanada ebenfalls Unruhen ausgebrochen , obgleich hier nur
beginnen hier mit Nordamerika , d. h. mit Canada und ſeinen
engliſche Anſiedlec ſich befinden. Die Urſachen waren mancherlei, die hauptſächlichſten aber ſind die zwei folgenden : alle Anſtren gungen Obercanada’s, um vermittelſt Canälen eine Verbindung
Anhängſeln Neuſchottland, Neubraunſchweig u. ſ. w. Die alte
beliebte Manier , alles gehen zu laſſen, und der Sache nicht auf den Grund zu ſehen , hatte in Canada eine Maſſe von Unzufriedenheit erzeugt , die endlich in offene Rebellion aus: brach ; ſie mußte mit Waffengewalt niedergeſchlagen werden, und dabei thaten die engliſch - canadiſchen Milizen das Beſte.
Nach ſolchen " Vorfällen mußte man wohl der Sache auf den
mit dem Lorenzſtrome und dem Meere herzuſtellen , ſcheiterte froß der großen darauf verwandten Suminen , weil Unter
canada aus Abneigung gegen die brittifche Race in Obercanada keinen Zug that , um das Unternehmen auf ſeinem Gebiet fortzuführen. Dieſem Uebelſtand iſt freilich durch die Vereini
gung und durch Uebernahme eines Theils der Schulden Ober: (wohl großentheils von Charles Buller) abgefaßter Bericht, ein canada's auf den Schak Englands abgeholfen , allein der zweite Meiſterſtück von Staatsweisheit, reßte das Ganze in ein hel: Grund iſt noch keineswegs ganz beſeitigt. Dieſer beruht darin , les, nicht ganz erfreuliches Licht. Die Nothwendigkeit war da, daß, wie in Untercanada, ro in Obercanada eine Anzahl Familien die franzöſiſch - canadiſche Nationalität , welche man ſeit dem ſich aller Aemter bemächtigt hatte, und die Angelegenheiten der Unabhängigkeitskriege der Vereinigten Staaten gehätſchelt hatte, Provinz nach Gefallen und für ihr eigenes Intereſſe leitete. zu vernichten , und um ſie zu vernichten , mußten die beiden Man nannte dieß den Family compact. Durham ſelbſt fand Canadas vereinigt , und dem obern , obgleich ſchwächer bevöl- dieſe Verbindung fo allmächtig , daß er fein Mittel dagegen kerten , eine gleiche Repräſentantenzahl geſtattet werden , wie wußte, als daß die Krone nur den Generalgouverneur und den Grund gehen ; Lord Durham wurde hingeſendet, und ſein
dem ſtark bevölkerten Unter - Canada , damit die rein -brittiſche Repräſentation Ober-Canada’s im Verband mit der brittiſchen
Oberbefehlshaber ernenne, alle andern Ernennungen aber durch den Generalgouverneurmit Zuſtimmung des Colonialparlaments
Minorität der Repräſentation Unter - Canada's ſtets in allen
geſchehen ſollten . Der Generalgouverneur ftünde fomit als Vice:
das Uebergewicht der brittiſchen Race betreffenden Fragen den Ausſchlag gebe. Bitterer Haß der franzöſiſchen Sanadier war
könig dem Provincialparlament gegenüber , das durch feine Majoritäten über ſeine Miniſter verfügen konnte . Dieß Syſtem
die unvermeidliche Folge, und es iſt zu fürchten , daß fie bei der nächſten Gelegenheit ſich auf die Seite der Nordamerikaner fchlagen , obgleich ſie auch hier keine andere Ausſicht haben, als daß ihre Nationalität, wie die der franzöſiſchen Louiſianer, von der anglo -fächſiſchen Race úberflügelt und unterdrüdt werde. Aber der Haß überlegt. felten.
muß praktiſch ins Leben eingeführt feyn , ehe von einer ſchließ: lichen Beruhigung der Canadas die Rede feyn tann . Lord Sydenham (Sir Poulett Thompſon ) regiert gegenwärtig
Canada als Beamter des Whigminiſteriums; das vereinigte Parlament von Canada iſt noch verſammelt ; wird aber Lord Sy
In England iſt, ſeitdem die äußere Ruhe in Canada her:
denham jeßt abberufen , ſo bleibt der größte und wichtigſte Theil der Geſchäfte der Seſſion liegen. Hiebei iſt zu erwägen , daß
geſtellt worden, kaum nehr davon die Rede, und die Maſſe
die Reformer von Obercanada , welde hinſichtlich ihres politi
des Publicums iſt hinſichtlich dieſer Colonie wieder ganz gleich . fchen Glaubensbekenntniſſes eben ſowohl nordamerikaniſche Re gültig geworden, obgleich faſt fo viel europäiſche Truppen dort publicaner feyn könnten , im Verband mit den mißvergnügten
ſtehen, wie in Oſtindien , nämlich nicht weniger als zwei Reiter-
franzöſiſchen Canadiern eine große Majorität im Colonialpar
regimenter und 17 Infanterieregimenter, ungerechnet die zahlland wiſſen freilich recht gut, wie die Sachen ſtehen , und wir
lament haben , daß dieſe Majorität ihre Wichtigkeit vollfommen erkennt, und jedenfalls entſchloſſen iſt, Canada nach dem von Durham vorgeſchlagenen und von Lord Sydenham theilweiſe
brauchen in dieſer Beziehung nur aus einem Auffaß: „ Colonial-
eingeführten Syſtem einer verantwortlichen Regierung verwaltet
ſchwierigkeiten Sir Robert Peels " ( f. Col. Gag. 18 Aug.) eine Stelle anzuführen , um zu zeigen , wie wenig man ſich Fuuſionen
wiſſen wollen. Der alte Family Compact in beiden Provinzen
macht: „ Die franzöſiſchen Canadier, die Hälfte der ganzen Bez
gen , um ſich bei ihm in Gunſt und ſich ſelbſt in den Aemtern
reichen Milizen des Landes. Die beſſer Unterrichteten in Eng=
wird aber bei einem neuen Gouverneur alle Kräfte anſtren
völkerung, ſind bezwungen worden, und man hält ſie noch jeßt
zu erhalten ; fie fucht zugleich die glimmenden Funken eines
Ihre Beſiegung war eine
Kriegs mit Nordamerika zur hellen Flamme anzublaſen , weil
Staatsnothwendigkeit, jeßt aber, wo ſie in einem Umfang vollbracht iſt, daß man nicht beſorgen darf, ſie würden je wieder
dann die Reformpartei wegen Unhänglichkeit an die republica=
eine beſondere Nationaleriſtenz zu erringen ſuchen , iſt es bie
eigenes Schifflein dagegen mit allen Segeln ſteuern wird,
durch Gewalt und Furcht nieder.
niſchen Inſtitutionen des Nachbarlandes verdächtig feyn , ihr
1043
Dieſer Stand der Dinge iſt, namentlich bei den gegen: wärtig obſchwebenden Fragen zwiſchen England und den Ver einigten Staaten , ſo ernſt , daß eine einzige unfluge Eruen : nung eines Generalgouverneurs Folgen nach ſich ziehen kann , welche nicht wieder gut zu machen ſind. Die Sache hat auch To reifliche Erwägung bei den jebigen Machthabern in England
gefunden , daß die neueſte Colonial Gazette vom 1 Sept. deßhalb eine Erklärung bringt, von der ſie ſagt: „ wir ſprechen mit derſelben Beſtimmtheit, als wenn wir autoriſirt wären , Thatſachen zu
Chronik der Reiſen. Die Thellemarken in Norwegen. (Schlus.)
Des Nordens Vereinigung ; die nordiſche und deutſche Bildung im Kampfe. Ehe wir das land verlaſſen , ein Paar allgemeine Bemerkungen. Der jellige nordiſche Bund iſt unvollſtändig; das ſagt das Gefühl dem Volfe in Dänemark und Schweden , und iſt dieß auch bio jeßt in Nor wegen weniger klar , fo fommt es nur daher, daß man dort an ſo viel .
nennen .“ Die Autoriſation von dem neuen Colonialminiſter iſt wohl auch gegeben worden , und die Erflärung lautet in ihrer
zu denken hat , um ſeine neuen Verhältniſſe zu ordnen. Aber die feia mende Ausſicht auf eine nordiſche Entwidlung iſt eben die Herrlichkeit unſerer Zeit , eine Herrlichkeit, die wohl mit dem Uebergange aus dem .
weſentlichſten Stelle alſo : „wir können hinſichtlich der Abſichten and Plane der neuen Regierung unſere beſtimmte Ueberzeu gung dahin ausſprechen, daß der Family Compact von der neu eingetretenen Miniſterveränderung nichts zu erwarten , daß er
11ten zum 12ten, aus dem 15ten zum 16ten Jahrhundert, mit den viel verſprechendſten Epochen der Geſchichte, verglichen werden kann. Iſt denn
nicht die geringſte Ausſicht hat, wieder zur Macht zu gelangen,
ein ſo großer Unterſchied in allem geißigen Leben, in den Sprachen des
daß die Wünſche des canadiſchen Volkes , ſo wie ſie von deſſen Repräſentanten ausgeſprochen werden , die vollſte Berückſichti
Nordens, daß man dieſe Hoffnung nur als einen herrlichen Traum be
trachten foll ? Däniſch , Norwegiſch und Schwediſch iſt aus derſelben
gung erfahren , daß die Reformer von engliſchem Stamme
Wurzel , sem Altnordiſchen , entſprungen ; einmal, zur Zeit der Cal
nicht hintangereßt, ſondern mit der Beachtung behandelt wer:
mariſchen Union , näherten ſie ſich einander , und waren nahe taran , zuſammenzuſchmelzen , aber in Zwang , nicht in Freiheit; ſte trennten . fich im Laufe der Zeiten wieder, doch iſt nicht ihr Geiſt und ihr Grund ton noch derſelbe , und iſt es eine ſo angſchweifende Meinung, daß fie in einem ſchönen Zuſammenleben zwar nicht zuſammenſchmelzen , aber fich doch ſchäfen und das aneignen werden , eines , was bei dem andern
den ſollen , welche ihnen als der Majorität ihres Stammes ge bührt ; daß die franzöfiſchen Canadier zuverſichtlich , ſo weit die vollziehende Gewalt betheiligt iſt, ein gerechtes und gütiges Regiment erwarten können , und daß es eine Hauptablicht der
.
neuen Regierung feyn wird, den allgemeinen Wohlſtand durch
die Herſtellung der unentbehrlichen Straßen und Sanäle zu heben.“
Dieſe poſitive Verſicherung in einem für die Colonie To wichtigen und daſelbſt vielgeleſenen Blatt , wie die Colonial
tief , fräftig und lebendig iſt ? Sicherlich nicht ! und ſo weit meine Sprache tönt , habe ich eine Heimath.
Gazette, iſt nicht ohne Bedeutung , denn ſie rou ſichtlich als
Doch ich muß hier nothwendig etwas hinzufügen .. Alle meine lichten Hoffnungen gründen fich auf den nordiſchen Geiſt; aber nun kommt einer und macht mir den ſchneidenden Einwand, daß es gar
eine Art Manifeſt des neuen Miniſteriums wenigſtens in Be
Feinen nordiſchen Geiſt gibt ; Deutſchland hat ſeinen eigenthümlichen
treff der canadiſchen Angelegenheit dienen. Bei der Unſicher: beit der Verhältniſſe zwiſchen England und den Vereinigten
Charakter , England und Franfreich ebenſo , nur der arme Norden er mangelt desſelben, und iſt in jeder geiſtigen Hinſicht nur als ein Anner zu Deutſchland zu betrachten ; die Art , das Leben aufzufaſſen , es anzu
.
Staaten hat dieß eine augenbli & liche ſowohl als eine bleibende Bedeutung, denn Canada iſt für England im Fall eines Kriegs
mit den Vereinigten Staaten von der erſten Bedeutung, und wenn einzelne Stimmen in neuerer Zeit fich erhoben haben, daß an dem Beſik von Canada wenig liege, indem der Handel
mit dieſem Lande, wenn es unabhängig wäre , nur wachſen würde, wie er mit den Vereinigten Staaten feit der Unab hängigkeit gewachſen , ſo iſt dieſe quäferiſche Anſicht ziemlich lächerlich. Was den Handel betrifft, ro mag ſie wahr feyn, und wenn Canada ein unabhängiges land bleiben könnte , fo
würde ſich die Sache auch noch verſchmerzen laſſen , aber es iſt augenſcheinlich , daß Canada mit den Vereinigten Staaten gemeinſame Sache machen würde, und dieſe Macht , die ſchon jeßt für England drohend iſt, würde noch drohender werden. Hätten die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit nicht er: rungen , ſo wären ſie zwar wahrſcheinlich jeßt etwas minder bedeutend, als ſie find, aber die commerciellen und militäri:
fchen Hülfsmittel, welche ſie befißen , würden auf Englands Seite ſtehen , nicht auf der Seite feiner Feinde, und Englands Weltherrſchaft wäre geſichert. (Fortfeßung folgt.)
ſchauen und zu genießen , iſt an beiden Orten eine , und die nordiſche
nach deutſchem Muſter gebildet. Die, welche dieſe Meinung mit dein meiſten Nachdrud aufſtellen, ſind die Deutſchen, und unſere verdeutſchten Landsleute, felbft der große Steffens, deſſen lautes Zeugniß darüber ihr Ånſehen außerordentlich vermehrt hat. Bei uns in Dänemark hat fie bis zu dem lepten ſtarken Stoß , den wir vorwärts erhielten , auch Be wunderer genug gefunden ; in Norwegen hat man ſeit 1814 politiſch
zwar ihr entſagt, aber wiſſenſchaftlich fich zu ihr bekannt ; in Schweden wollen die franzöſiſch Gebildeten ihr ſtark widerſprechen, aber die deutſch Gebildeten
(die Phosphoriſten, die Partei , welche iin Anfange des
Jahrhunderts Upſala’s romantiſche Schule gründete und eigentlich zuerſt die Kenntniß von deutſcher Wiſſenſchaftlichkeit ausbreitete) ſtimmen eben fo ftark mit ihr überein , während die eigentliche Stimme des Volfes noch ſchwach ift. Und was follen wir zu dieſem verwirrten Chor you Stimmen über nordiſchen Geift ſagen ? Daß es wirklich keinen gibt , daß das, was in
unſern herrlichſten Augenbliden uns vorſchwebt und und begeiſtert , ein Traumbild ſey , ein Geſpenſt ohne Leben in ſeinen Lungen und ohne Mark in ſeinen Knochen ? Das wollen wir denn dod nicht. Laßt uns alſo zuerſt unterſuchen, was wir unter dem Geiſt eines Volfes verſtehen.
1044 Die ganze eigenthümlich ausgeprägte Weiſe, das Leben zu nehmen, wie fie für jede größere Gemeinſchaft , die wir Volk nennen , charakteriſtiſch .
iſt, dich möchte wohl deſſen Geiſt reyn.
&& äußert fidi derſelbe in der
eigenthümlichen Art , das Leben und ſeine Verhältniſſe anzuſchauen , in der Philoſophie und der Wiſſenſchaftlichkeit, in der eigenthümlichen Art der Begeiſterung, in der Poeſie, wie im ganzen praktiſchen Leben. Gibt ed nun in dieſen Richtungen etwas , was das Volk des Norden8 , als Eines genommen , vor andern Völkern audzeichnet ? Zuerſt in der
Philoſophie. Lange haben wir uns auf die deutſche Speculation geſtüßt, unſerer gegenwärtigen Bildung eine verkehrte Richtung genommen ; aber die eingeborene Kämpenkraft hat bereits längſt die uralte Rebensbetrachtung, wie ſie in unſern Mythen, Sagen und Sprüch wörtern am Klarſten hervortritt , wieder geltend gemacht. Daß dieſe Betrachtung des Lebens vom Standpunkt der Geſchidytè und Erfahrung grundverſchieden von der deutſchen aprioriſtiſchen Speculation iſt , iſt fidher, deßgleichen , daß wenn wir ihr nadſpüren , wir ſie bei allen be und vieles bat
.
.
deutenden nordiſchen Naturen , zwar etwas verwiſcht, aber doch unaus .
löſchlich finden . Sie iſt keine Kunſtphiloſophie, eine ſolche founten nur Griechen und Deutſche entwideln, aber es iſt eine ädyte Fernfriſche Lebens
philoſophie , eine wahrhaft originale Weiſe das Leben anzuſchauen, die, wenn ſie wieder lebendig wird , unſerer ganzen Wiſſenſchaftlichkeit ein eigenes Gepräge geben wird. Hienächſt in der Poeſie und Kunſt. Hier glaube ich, daß ich in meiner Landsleute jeßigem Bewußtſeyn ſelbſt mehr Rüdhalt finden werde, und ich fann meine Beweiſe dafür von dem herholen , was uns am nächſten liegt
Wer fühlt nicht, trog dem Ge
fdwirre von deutſchen und franzöſiſchen Tönen, einen nordiſchen Grund ton durch Holbergs trockene , Veſſels muntere und Bellmanns ſchwer müthige Scherze , oder durch Oehlenſchlägers , Grundtvig8 und Tegners
Geſänge über den alten Norden, durch Ingemanns und Atterboms poetiſche Schilderungen von dem herzlichen Leben unter den Sternen des Nordens und durch unſere herrlichen geſchichtlichen Lieder ? Der Wiß iſt gänzlich verſchieden von dem deutſchert , der kaum weiter fommt, als bis zum Humor, und die ernſte Dichtung , die hiſtoriſch -romantiſche, auf unſere Lebensanſchauung gegründet , ebenſo wenig übereinſtimmend mit der ausſchweifenden Romantik der jungen Deutſchen , als wie mit Schillers, des eigentlichen deutſchen Dichtere, aprioriſtiſcher Idealität und Goethe's moderner Claſſicität. Selbſt bei unſern Künſtlern, obgleich unſere volft thümliche Kunſt noch in der Wiege liegt, fann man eine eigene Richtung für das Natürliche und Hiſtoriſche entdeden , welche ſie von der deutſchen Kunſtluſt aim nadten Ideale unterſcheidet. Endlich unſer praktiſches Leben . Wer kann z. B. die Bedeutung verfennen , welche dem Bauer in unſern häuslichen Lebensverhältniſſen , welche ihm zu der Geſchichte des Nordens ihre ganze Entwicklung hindurdy und zu unſern jeßt be ſtehenden Zuſtänden im Staatsleben vorbehalten blieb , beſonders in Schweden und Norwegen, aber auch in Dänemarks reiner Monarchie, ge
gründet auf eine ſeltene Harmonie zwiſchen König und Volf , und wer möchte es läugnen , daß ein eigenthümlich praftiſches Leben im Norden zu finden iſt ? Gewiß Niemand ! Ein jeder Däne, Schwede und Nor manne wird , wenn er darüber nachdenft , fröhlich mit mir aufrufen :
ja, es gibt ein urſprüngliches nordiſches Leben, einen allgemeinen Volfe geiſt , den wir in Eintracht ausbilden wollen , und er foll andern Ge
ſchlechtern und andern Ländern Zeugniß geben , daß ein Norden eriſtirt. Dod), weßhalb iſt dieß ſo wenig unter uns ſelbſt erkannt, da doch jedes andere Volf ſeine Eigenthümlichkeit eriennt , wenn es eine ſolde
hat ? Wir müſſen aber daran denken , daß der Nordländer das zuleßt entwideltſte von allen Völfern iſt; die Strahlen der Sonne erreichen den Pol am ſpäteſten, die Sonne der Aufklärung ebenſo. Sie wandert von
Süd nach Nord , und das Land, welches früher von ihrem Licht erhellt, bringt dasſelbe ſeinem Nadbar zu .
So brachte Europa's Süden es
Deutſchland, aber mit ihr ſeine Lebensauſdauung, und es dauerte lauge, ehe Deutſchland ſich ſeiner eigenen bewußt ward ; erſt mit der Reformation fühlte es ſich recht, und brachte nun feit der Zeit ſein Beſikthum ju line. Geblendet von deſſen Glanz im Gegenſab fu unſerer eigenen Dunkelheit, meinten wir , daß wir dieſen uns zueignen und zu dem
unſerigen machen könnten ; dadurch kam des Nordens Verdeutſchung auf, die wir je $ t erſt ablegen können, wo es beginnt, über unſere Dunkelheit
zu tagen , und wo wir merken , daß auch wir eine Originalität zu ent wideln haben. Und das , was dieſe in Freiheit vollenden dürfte , iſt der erwachende Sinn für den einen Norden , dafür , daß der Geiſt, der
fich bei allen drei Völkern auf dreifacic Art offenbart , doch eigentlich derſelbe iſt. Dieß iſt , wie es ſich ſpäter erweiſen wird , die herrliche Frucht von den großen Umwälzungen in unſern Landen ; ohne dieſelben wäre ſie niemals gereift . Nun iſt ſie da , nun iſt unſer Auge dafür geöffnet, was der Norden iſt, und mit Gottes Hülfe ſoll es nicht dafür erblinden , bis des Nordens Werf volljührt , der nordiſche Geiſt in all ſeiner Reichthumsfülle ausgebildet iſt , und es ſich dann zur ewigen Nube ſchließt. Brüder und Landsleute in dem herrlichen Vaterland von der Nordſee bis zu Rußlande Schneefeldern , von Deutſchlands Strömen bis zum Eismeere ! Achtet auf eud, ſelbſt, auf die reiche Erzader in eures
Geiſtes Gruben , bringet das Erz zu Tage , hämmert es zu edeln Kleinodien aus , und laßt euch nie mehr vom Schaum und Flittergold und fremdem Glanze blenden ! Gott wolle euch leiten ! (Aus Ham meriche Reiſeerinnerungen .)
Preis aufgaben der franzöſiſchen Afademie. Dieſe hat für 1842 folgende Aufgaben geſtellt: „Was waren bei den Römern ſeit dem Tribunal der Grachen bis auf Hadrian incl. die Zuſammenſepung der Tribunale und die Rechtsverwaltung hinſichtlid der Verbrechen und Vergehen von Seite öffentlicher Beamten jeder Art ?“ Preis eine goldene Medaille von 1500 Fr. an Werth. Die zweite Aufgabe iſt: „ Schilderung
der Geſchichte der von den Griechen in Sicilien gebildeten Niederlaſſungen,
wobei ihre politiſche Wichtigkeit hervorgehoben, die Urſachen ihrer Maçt und ihres Glanzeß entwidelt , und ſo viel möglich ihre Bevölkerung, ihre Streitfräfte , ihre Regierungsforinen , ihr moraliſcher und intellecs !
tueller Zuſtand, ſo wie ihre Fortſchritte in Wiſſenſchaften und Künſten
bis zur Verwandlung der Inſel in eine römiſche Provinz dargeſtellt werden ſollen .“ Preis eine goldene Medaille von 2000 Fr. Eine Preis aufgabe für das Jahr 1813 iſt die „ Geſchichte Cypernd unter der Herrſchaft des Hauſes Luſignan.“ Es ſoll dieß aber nicht bloß eine Erzählung feyn, fondern außer einer möglichſt vollſtändigen Darſtellung der Geſchichte ſoll nichts außer Acht gelaſſen werden , was auf Geographie , Gefeße, Sitten, ſo wie religiöſe, politiſche und bürgerliche Einrichtungen Bezug hat. Namentlich ſollen auch die politiſơen und Handelsverhältniſſe des
Königreichs mit Europa und Aſien, vorzüglich mit Genua, Venedig und Aegypten hervorgehoben werden .
Preis eine Medaille von 2000 Fr. ( Echo du Monde Savant som 10 Auguſt.)
Münden , in der Literariſch - Artiftijden Anſtalt der I. G. Gotta 'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
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Nr . 262.
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Das Ein
Tagblatt für
A unde des geift igen und fittlichen Lebens der Völker. 19 September 1841 .
Das Muſeo Gregoriano. ( Nach Raoul Rochette , in der Revue de Paris , 29 Auguſt.)
Seit mehreren Jahren hat man auf dem Gebiet zwiſchen der Tiber und der Fiora , und von Rom bis ans Meer viele
Ausgrabungen vorgenommen . Mehrere alte Städte traten wieder ans Licht, oder errangen wenigſtens ihren Plaß in der
Geſchichte durch die Auffindung ihrer Nefropolen . Ueber zehntauſend gemalte Vaſen , meiſt griechiſcher, doch auch etruskiſcher
Arbeit, gingen aus den Gräbern von Vulci, Toscanella, Bo: marzo, Cäre und Corneto hervor, nebſt einer Maſſe von Gegen:
alſo für den Staat angekauft worden , und ſobald die Abſicht des Papſtes, dieſelben in einem nach ſeinem Namen benann ten Muſeum zu ſammeln , kund wurde, ſuchte mehr als ein Sammler durch freiwillige Beiträge den ohnehin bedeutenden Schaß noch zu vermehren, und die von Pius IV erbauten Zim: mer wurden zur Aufnahme des, Muſeo Gregoriano hergerichtet. .
In dem erſten Vorzimmer befinden ſich unter andern drei Figuren in Terra cotta, eine weibliche und zwei männliche, die auf dem Dedel von Graburnen liegen und mit allem Lurus an Kleidungen und Schmuď ausgerüſtet ſind, der bei den Lei: chenbegängniſſen zur Schau getragen wurde. Ein zweites Vor: zimmer enthält eine reiche Sammlung von Graburnen aus
ſtanden in Bronze und Gold, die zum Schmuck von Männern und Frauen, oder zur Verzierung des Grabes gedient hatten ; ebenſo eine Marie Heiliger und profaner Geräthe , Figuren Alabaſter von Volterra , die durch ihre auf dem Vordertheil von Bronze und Thon, deren Aufzählung gegenwärtig unmög: | dargeſtellten Sculpturen nach griechiſchen Basreliefs ein ſo lich iſt, und deren ganze Maſſe als der reichſte Schaß betrach- großes Intereſſe erregen ; die mythologiſchen Compoſitionen ſind tet werden kann, den die Alterthumswiſſenſchaft feit der Wie: meiſt aus den griechiſchen Zragödien entlehnt, welche auf den dererſtehung der Literatur und Kunſt gewonnen hat. Die Theatern von Etrurien und Rom das Bürgerrecht erhalten Frucht dieſer Entdeđungen verbreitete ſich nach allen Muſeen hatten. In dem folgenden Zimmer iſt der prächtige Sartophag Europa's ; London , Berlin und München haben den ſchönſten
Theil erhalten ; eine Menge Privatperſonen traten in Wett: tampf mit Fürſten, um Sammlungen von gemalten Vaſen an:
zulegen, und alle Staaten Europa's ſtritten ſich um die bedeutendſten und ſchönſten derſeiben , die des Hrn. Durand , auf deren Beſiß Paris ſtolz war , die es ganz zu behalten hoffte, und die ihm wie ein Traum verſchwunden iſt. Rom, dem dieſe Reichthümer entſtrömten , und das Eu: ropa ausſtatten konnte , ohne daß es arm zu werden ſchien , hatte dennoch zu fürchten , daß der Boden, welcher fie lieferte, endlich ſich erſchöpfen fönnte, und nach der Bildung ſo mancher Muſeen es der ewigen Stadt endlich ſelbſt fehlen möchte ; To
entſtand der Gedanke , ein etrusfiſches Muſeum im Vatican zu gründen , und dieſer Gedanfe , der Gregor XVI zur Ehre gereicht, wurde ſchnell in Ausführung gebracht. Die römiſche Regierung hatte das Recht ſich vorbehalten , aus allen Ulterthumsgegenſtänden , die auf ihrem Gebiete gefunden wurden , dag Beliebige auszuwählen. Die bedeutendſten etrusfiſchen und griechiſchen Alterthümer aus Vulci, Corneto, Lodi, Bo-
marzo, Säre und ſo vielen andern etrusfiſchen Städten waren
aus dem Nenfro genannten Steine , welcher eine völlig authentiſche und die voltommenſte belannte Darſtellung der Begräbnißceremonien der alten Etrurier zeigt; ferner eine Sammlung der fleinen ., vor einigen Jahren bei Albano ent: dedten Urnen , welche die Form einer Hütte, der ländlich roben Bebauſung der alten Ureinwohner , haben , und unter ihrem kleinen Dache das ärmliche Mobiliar einer faum begonnenen
Civiliſation in Thon nachgebildet enthalten. Sodann tritt man in den Mercurſaal, ſo genannt wegen einer fürzlich zu Tivoli aufgefundenen Statue dieſes Gottes. Hier ſind die Ueberreſte
der Plaſtit ſowohl von etrustiſdem , als von griechiſchem oder römiſchem Styl vereinigt, ſo daß man in einer eben ſo leichten als intereſſanten Ueberſicht den Charakter jeder Soule und den Geſchmad jeder Zeit ertennen tann. Im folgenden Zimmer beginnt die prachtvolle Sammlung gemalter Vaſen, und hier iſt lein Stüd , das nicht in irgend einer Beziehung vom erſten Range iſt. Sie füllen eine lange, in mehrere Säle getheilte Galerie , wo ſie einigermaßen chro : nologiſch und zugleich fünſtleriſch claſſificirt ſind. Wir erwäh: nen bier nur in Kürze, daß die Abbildungen auf den verſchie. 262
1046
denen Vaſen aus der griechiſchen Götter : und Herdengeſchichte
Fiſchen Städten entnommenen Schmucgegenſtände für Männer
genommen ſind , daß aber darunter auch eine traveſtirte Dar: ſtellung der Geſchichte des Dedipus und der Sphinr, und Dar:
mit den Abzeichen ihrer Würde, den Belohnungen friegeriſcher oder bürgerlicher Tugenden u . Bürger-, Triumph -, Lorbeer
the
ſtellungen gemeiner Trinkgelage mit allen Folgen, Erbrechen x .
fronen, Halsbändern , Befehlshaberſtäben , Prieſterabzeichen u. dgl.
NO
fich finden . Nur Einen ſpeciellen Gegenſtand, der in Bezie : hung auf Kunſtgeſchichte von größtem Intereſſe iſt , können wir
Am merkwürdigſten ſind diejenigen aus einem einzelnen Grabe
nicht übergeben. Es iſt dieß eine Pare in Santharenform , mit
von Säre, das freilich ein Hauptſiz etruskiſchen Lebens geweſen zu ſeyn ſcheint. Auffallend iſt an einer ſilbernen Schale der
Henkeln am Bauche und weiß gemaltem Grunde; darauf heben ägyptiſche Styl der menſchlichen Figuren , während die Gegen ſich mit dem Pinſel gemalte Figuren in der Art, daß Schattenſtände auf Chaldáa , Perſien und Altgriechenland hinzudeuten und licht vortreten. Mit Ausnahme einer zweiten nach dem:
(cheinent ; die Thatſache , daß die Verbindungen zwiſchen Etru
felben Syſtem , aber nicht auf weißem Grunde, gemalten Vaſe zu Florenz, in der Sammlung des Doctors Pizzati , iſt dieß
rien und Aegypten wahrſcheinlich anfangs durch die Phönicier,
das einzige befannte Beiſpiel dieſer Art von Arbeit unter den
und ähnliche Dinge außer Zweifel geſeßt.
Tauſenden von gemalten Vaſen jeder Form, jedes Zeitalters
Von dem Saale der Vroncen , welcher dem Philoſophen
glei
und jeder Bereitungsart, und was die Bewunderung noch ver-
und Alterthumsforſcher ſo viele Gegenſtände des Studiums
feu
mehren muß , das iſt die Vollendung der Zeichnung und der vortreffliche Styl , welche den Werth der Bearbeitung noch erhöhen. Der Gegenſtand iſt das Kind Bacchus, das von Mercur, in Begleitung breier Nymphen, feiner Ammen , dem alten Silen in die Arme gelegt wird .“ Noch ſind unter den
darbietet, geht man durch einen mit etrusfiſchen Inſchriften angefüllten Corridor in einen ungeheuren Saal , wo an den vier Mauern Copien der Malereien aufgeſtellt ſind , die man
und
in einigen Gräbern von Corneto und Vulci fand. Dieſe ſorg :
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Rola men
1
Ueberreſten der Töpferkunſt in der eigentlich ſogenannten Ga1
lerie die Opferſchalen (pateræ) zu erwähnen , welche ſich be:
der päpſtlichen Regierung für die glüdliche Idee Danf wiſſen ,
1
kanntlich durch die Feinheit des Thons und den Glanz des firniſles, To wie durch die Eleganz des Styls und die Zierlich :
daß fie dieſe einer baldigen Zerſtörung preisgegebenen Denk: male der Wiſſenſchaft erhalten hat. Die Mitte des Saales
feit der Zeichnungen vor allen ähnlichen Erzeugniſſen auszeich : nen. Es wäre nicht leicht, eine ähnliche Sammlung zu finden ,
iſt angefüllt mit etruskiſchen Vaſen und Sculpturen in Nen:
zu erkennen glaubt, bis zu denjenigen , wo die griechiſche Kunſt fich in ihrer Vollendung zeigt, ſind durch einige Eremplare voin erſten Range repräſentirt. Unter dieſen zeichnet ſich eine faſt ganz aus Säre gekommene Sammlung , worauf Scenen aus
fro , meiſt mit etrusfiſchen Inſchriften geziert , ein wahrer Schaß für den Philologen und den Forſcher des etrustiſchen Alterthums. - Endlich hat man am Ende des Zimmers , in einem zu dieſem Endzweck eingerichteten Naum ein etrusti: rch es Grab gebaut , das den ſchönſten , in neuerer Zeit auf gefundenen Denkmälern dieſer Art getreu nachgeahmt iſt. Man findet ſich hier in einem Heiligthum des etrusfiſchen Alterthums,
dem Argonautenzuge dargeſtellt find, beſonders aus , und vie
denn alles iſt forgſam an dieſelben Pläße geſtellt , wie in den
baben außerdem noch das literariſche Intereffe , daß ſie auf Vorfälle hindeuten , von denen die auf uns gekommenen Sagen
wirklichen Gräbern ; auch bewadzen zwei Löwen aus Nenfro die Thüre in derſelben Art, wie ſie an einem Grabe zu Vulci aufs
nichts berichtent.
geſtellt waren .
wie die im Muſeo Gregoriano.
Alle Formen , von der älte-
ſten an, bei welcher man noch den Einfluß phöniciſchen Styls
!
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und dann durch die Tyrrhener ſtatt hatten , ſchéint durch dieſe
fältigen Copien ſind zu einer Zeit aufgenommen worden, wo die Originalgemälde noch faſt unverſehrt waren, und inan muß
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Der Saal der Bronzen , der für ſich allein ein ganzes Mu
Das brittiſche Colonialeeidi.
feum iſt , bietet eine Sammlung von etrusfiſchen Kunſtgegen : 1
ſtänden, die gewiß einzig auf der Welt iſt. Das Denkmal, welches in dieſem ungeheuren Saale,, der anf rund umlaufenden Marmortiſchen , in den die Mauer bedexenden Schränken und ſelbſt an den ronſt freien Wänden bis hoch hinauf mit
(Fortſeßung. )
||
Die weſtindiſchen Befißungen werden ihre Wichtigkeit in commercieller und politiſcher Beziehung erſt im Laufe der nädje ſten Jahrzehnte entwickeln, doch ſcheinen ſie jeßt den Uebergang
Gegenſtandeu aller Art, mit Waffen , Baren , Spiegeln u. 1. W.
von der Sklaverei zur Freiheit ſo ziemlich überſtanden zu Hate
angefüllt iſt, am erſten die Aufmertſamfeit auf ſich zieht, iſt
ben ; das bisherige Syſtem der legislativen Verſammlungen,
die zu Todi aufgefundene Statue des etrusfiſchen Kriegers in
die Neger , welche ſie nicht mehr durc directe Mittel zur Ar
Küraß ' und Helm mit einer Inſchrift in etrustiſchen Charakteren, die bis jeßt aller Verſuche der Alterthuisforſcher ſpottete. Wenn aber die Inſchrift noch immer ein tiefes Geheimniß iſt, fo iſt es die Statue ſelbſt nicht, welche durch die hohe Kunſt, die Originalität des Styls und den tief eingeprägten Nationals
prip
beit zwingen können , indirect durch Gefeße 30 nöthigent, hat
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fehlgefchlagen , und ſcheint auch ſo ziemlich aufgegeben. It
dieſem Jahre iſt von einem Hrn. Gurney ein Werk über Werts indien erſchienen , das eine fehr vortheilhafte, vielleicht zu vot:
theilhafte, Schilderung macht, wenigſtens hat man leßteres mehr
charakter einer der Auf merkwürdigſten Ueberreſte des etrustiſchen Fach in Europa und Amerika behauptet. Dem fep indeß wie ihm Alterthums iſt. einer großen runden Tafel in der Mitte wolle : fowohlder in dieſem Jahrewieder geſtiegene Zuderbau, ale des Saals ſind die Sachen 'in Gold und Silber ausgebreitet.
das Steigen der Güterpreiſe und die nicht unbeträchtlichen
Wichtiger als die weiblichen Schmudfaden find die aus den etrus:
Banfgewinnfte zeigen genngend, daß das Schlimmſte des Ueber
de
1047
gangs vorbei iſt. Einzelne, welche die Sklavenpeitſche nicht vergeſſen fonnten , haben freilich ſchwer gelitten , andere aber, menſchlicher und flüger, ſchicten ſich in die Umſtände, und befinden fich wohl dabei. Su erzählt Gurney mehrere Beiſpiele mit Na mensnennung (fo daß es nicht wohl gelogen feyn fann), wo nad mehrere größere Plantagenbeſißer auf ihren Gütern Fleine Hauschen zu Duzenden und Hunderten bauen ließen , und je: des mit einem Stüc Feld von einem Acre verſahen . Davon fann ein Neger allenfalls leben. Dieſe Häuschen mit dem
Stůd Feld wurden vortheilhaft vermiethet , und zugleich für die großen Arbeiten der Pflanzung dadurch eine Maſſe Arbeiter gewonnen , welche man jeßt nicht tagweiſe, ſondern nach dem Maaßſtabe der geleiſteten Arbeit bezahlt, und gut bezahlt. Zu: gleich ſind an manchen Orten freie Dörfer entſtanden , wo die Reute von dem üppigen Ertrage ihrer Felder und von der Ar: beit auf den benachbarten Plantagen harmlos und in guter Ordnung leben . Es geht aus den Reiſeſchilderungen Gurney's und Anderer unyweideutig hervor, daß die Neger den angebor: nen Reſpert vor den Weißen feineswegs verloren haben , daß folglich von einem wüthenden Haß, wie er auf Domingo die
Neger entflammte, keine Rede iſt ; kurz im Allgemeinen genom: men, hat man Urſache, den günſtigen Verlauf der Emancipa tion zu bewundern. *) Dieß Reſultat dankt man nebſt der Standhaftigkeit der Regierung vorzugsweiſe den Bemühungen
ſondern daß die meiſten feit mehrern Generationen ſich in Weſtindien befinden , und ſomit die gewöhnlichen Mängel des Negercharakters meiſt abgelegt haben.
Wir kommen nun zu der politiſchen Stellung, die für England gegen die nordamerikaniſchen Staaten beſonders güns ſtig iſt.
Die engliſchen Negerregimenter laſſen ſich leicht ver:
mehren, und ein Corps von 6 bis 8000 Negertruppen in den ſüdlichen Staaten ans Land geſekt, möchte ein furchtbarer Feind für lektere ſeyn. Wir haben dieſen Punkt ſchon mehrmal be rührt, und reken hier nur noch hinzu , daß die engliſchen Ve mühungen jeßt auch gegen Cuba gerichtet ſind. Ein anerkann ter Negerfreund, ein Abolitioniſt, befindet ſich dort als Conſul, und neuliche Unruhen ſind, wenn auch nicht ſein unmittelbares, doch ſein mittelbares Werf. Begreiflicher Weiſe hat er indeß aufs heftigſte gegen den Haß der weißen Bevölkerung Cul
lich erregt, und einer Privatnachricht zufolge hätte man ihm wiſſen laſſen , wenn er ſeine Bemühungen nicht ausſeße uud ſich in ſeinen Neden nicht mäßige , ſo werde man einen feiner lieben Neger dingen, der ihn für einige Unzen Gold mit vier Zoll falten Stahls aus der Welt erpediren werde. Seit dieſer Zeit rol er behutſamer auftreten . Judeß iſt es eine ausge machte Sache , daß die Verhältniſſe der Negerbevölkerung nicht
bloß in Weſtindien , ſondern in ganz Amerika einer raſchen Kriſe fich nähern.
England hilft dem temporären Mangel an
der Miſſionäre, vor allem der Baptiſten. Die Pflanzer haben
Arbeitern möglichſt ab, indem es Neger dahin ſchidt, wo es
dieſe Leute früher als Feuerbrände verſchrieen , welche die Neger zum Aufſtand reizten , und allerdings mögen ſie gegen die härte Behandlung der Sklaven manchmal Einſprache gethan,
ſolche auftreiben kann.
und ſomit indirect die Abneigung der Sklaven gegen die Her
Die Guiana Times vom 5 Jul. d. I.
führt als Einwanderer ſeit dem 18 Febr. d. I., (wo die Ein: wanderungsverordnung in Ausführung fam), folgende Einwan derer an : 1) aus weſtindiſchen Inſeln 935, aus Madeira 362,
Mancher mag auch in ſeinem chriſtlichen
aus Sierra Leone 199, aus Rio Janeiro (weggenommene Skla
Eifer wirklich zu weit gegangen feyn . Sobald aber das Wort
ven) 160. So wenig die lekten freiwillige Einwanderer ſind, ſo wenig werden es die aus Sierra Leone ſeyn, und ſo be
ren genährt haben.
der Freiheit einmal ausgeſprochen war, wurde ihre Einwirkung auf die Schwarzen eine wohlthätige. Die Neger vergaßen in der Freiheit nicht, daß die Miffionäre während der Jahre der Sklaverei ihre Lehrer und Tröſter , und oft ihre Fürſprecher geweſen waren . Sie üben jeßt über die ſchwarze Bevölkerung eine große geiſtliche Gewalt aus, von der nur zu wünſchen iſt, daß fie folche nte mißbrauchen. Bis jeßt hat ſie wohlthätig gewirkt, denn die Gefängniſſe und Correctionshäuſer ſtehen größten:
giant eigentlich England einen neuen Negerhandel, nur unter milderer Form, während es ein ähnliches Verfahren andern
Nationen verwehren will, und auch einmal ſchon den Franzoſeu verwehrt bat , was endlich zu ernſten Berwürfniſſen führen
theils leer, obgleich die Pflanzer und ihre Gefeße mit Polizei :
muß. England aber will, es koſte was es wolle, ſeine Inſeln beben , und durch die freie Arbeit die Concurrenz der Sklaven: arbeit vernichten ; dazu find aber noch mehrere Jahre erforder: licy. Hierin liegt die Erflärung von Peels Ausſpruch , daß er
ſtrafen nicht ſparſam waren.
nicht durch Herabſeßung des Zolls auf fremden Zuder die Sache
zu beinerken iſt hiebei auch noch , daß das Beiſpiel der
der Sklaverei fördern wolle. England wird die größten Anſtren
Weißen ,fehr dazu beiträgt, einen gewiſſen Lurus unter den
gungen machen , um ſeine Colonien emporzubringen , und dem
Schwarzen zu fördern , und ſie aufmuntert, mehr zu erwerben ,
Zuderbau in Cuba, Braſilien , vielleicht ſelbſt dem in Java, eine
Dadurch wird Fleiß,
übermächtige Concurrenz zu erweden. Bis dieß der Fall iſt,
Thätigkeit und Ordnungsliebe geweđt, während man ziemlich allgemein befürchtete, der Neger würde, ſich ſelbſt überlaſſen,
wird man noch den Sllavenhandel ſo gut als möglich zu hem men ſuchen , und ſich deſſen bedienen , um den Handel mit Weſtafrita wo möglich allein an ſich zu reißen . Die Handels: partti in England, welche den Zoll auf fremden Zuder herab Teßen will, verfolgt fonach ein ganz anderes Ziel : ſie wil der
um fich anſtändig fleiden zu können .
in Stumpfheit zurü & fallen . Freilich iſt zu bemerken , daß in der Negerbevölferung Weſtindiens wenig Bozales ( folche, die
friſch aus Ufrita herüber gekommen find) fich mehr befinden ,
wachſenden Manufacturconcurrenz des Auslandes direct ent: * ) && finden allerdings auf verſchiedenen Inſeln bedeutende Ver s, woauďalles land Barbado eiten auf dig . B. friedenhiſt, wandern härter; nothwen der iftNeger loogro das ſtatt; beſeßt mande aue.
gegen arbeiten ; Sir Robert Peel aber ſucht die Länder nieder : zu halten , welche mit dieſen fremden Manufacturwaaren ver : feben werden ſollen , und mit den tropiſchen Producten zu zah
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len geſonnen ſind. Ob dieß noch möglich iſt, muß die Zukunft | für finniſcher Abkunft, geſtanden aber , daß fie in den allgemeinen Ges fichtszügen den Tataren ähnlicher feyen , alb . irgend einem finniſchen lehren ; wir ſind geneigt, es zu bezweifeln . .
Stamme , daß fie , wie die Tatarên , größtentheils ſchwarzhaarig reyen,
(Fortfeßung folgt.)
.
während die Finnen rothhaarig find, daß die Frauenkleidung der tata
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements
riſchen gleicht, und daß fich in der Sprache der Tſchuwaſchen viele tatariſche Worte finden .
kaſan.
Es iſt nicht nöthig hier anzuführen , wie die jeßige tatariſche Bes !
(Journal des miniſteriums des Innern . März 1841.)
von allen Gouvernements de8 ruffiſchen Reichs iſt Kaſan von Sen.
verſchiedenartigſten Völkern bewohnt , nämlich von Ruſſen , Tataren,
Tſcheremiſſen , Tſchuwaſchen und Mordwinen. Dieſe Wölfer leben feit einigen Jahrhunderten nebeneinander , ohne fich zu vermiſchen, und ver meiden gleichſam die gegenſeitige Berührung ; nur die Nationalität der
völferung ins faſan'ſche Gouvernement kam , doch iſt zu bemerken , daß der Einfall der Tataren , ihre Herrſchaft, die Gründung der tatariſchen Hauptſtadt Raſan und die Eroberung dieſer Stadt durch Johann einen entſcheidenden Einfluß auf die Wohnpläße der jeßt hier hauſenden Völfer hatte. Natürlich drang mit der ruſſiſchen Herrſchaft auch die ruſſiſche !
Ruſſen, die mitten unter allen andern wohnen, ſucht nach und nach alle andern in Eine Maſſe mit ſich zu verſchmelzen. Zu .der Zeit , wo die
Nationalität allmählid in die finniſche und in die tatariſche Bevölferung
Geſchichte allmählich den dunkeln Schleier , der den ganzen Norden
Wolgaufer die Iſcheremiffen , ein finniſcher Stamm , der fich felbft
einer Betrachtung der jeßigen ethnographiſchen Verhältniſſe müſſen wir den drei ältern Völkern den erſten Rang einräumen. Die Tfcheres miffen nehmen den nördlichen Theil des Gouvernements ein bis zur Wolga , die Tichuw afdhen neben ihnen im Süden bis zur Sura, die Tataren im ganzen übrigen Theil des Gouvernements. Aus dieſer Vertheilung erfieht man , daß die Tſcheremiſſen die niedrigen, mit Nadel
Mari nannte, und weſtlich bis Murom hauste. Hieher ſcheint er aus
wäldern bedeckten und von zahlreichen Flüßchen uns Bächen durchſchnit
ſeinen älteſten Sißen zwiſchen dem Don und der Wolga gezogen zu ſeyn.
tenen Theil des Landes einnahmen, die Tſchuwaſchen ließen fidy auf der Bergſeite der Wolga in einem trockenen , fruchtreichen Lande nieder, die
Europa': dedte , hob , ſehen wir alles Land ain baltiſchen Meere vom Niemen bis zur Newa und von da bis ins Wolgagebiet, wo die Kama fich in lettern Strom einmündet, und ſelbſt bis in den Ural hinein von finniſchen Stämmen bewohnt. Nach Neſtor wohnten auf dem linken .
Die Erfen oder Mordwinen, die nach derſelben Quelle gleichfalls auf dem linken Ufer der Wolga wohnten und weſtlich an Murom, fädlich an die Meſchtſcheräken grängten , lebten nach Edrifi in 10ten Jahrhundert wie wilde Thiere in den Wäldern und Gebüſchen , ſo daß
Niemand in ihr Land nordwärts von Kafan einzubringen wagte , weil ſie jeden Fremden auffraßen. Strabo reßt den Stamm der Aorſen, der eine Zeitlang große Macht beſaß, gleichfalls hier im Norden. Die Wotjäfen - ein Name , der fich von den Nuſſen herſchreibt , denn ſie ſelbſt nennen ſich ud -Murt, was Menſch bedeuten ſoll — heißen
bei den Tataren Ari. In Folge von Umwälzungen , worüber die Ges ſchichte nicht berichtet, zogen ſie an der Sama nach der Wolga hin auf das arifde Feld , aber von hier durch die Tataren nach Often
gedrängt, ließen ſie ſich im jebigen Gouvernement Wjätka nieder , wo fie noch wohnen. Ihre Verpflanzung in die Gouvernement: Raſan und Orenburg gehört in die ſpätere Zeit. Aber die bedeutendſten unter allen dieſen Völfern waren die Bolgare it an der Wolga von tatariſchem Stamı , die hier ſeit den älteſten Zeiten ihr Reid gegründet hatten, welches durch Kraft und Handel blühte , und zu verſchiedenen Zeiten ſich von dem Ural bis zur Sura und Ola und von der Wjätfa bis zur Kama und bis zu den Quellen des Don , Choper und der Samara
Unter und neben ihren wohnten die Wotjäfen , Tſcheremiſſen, Mordwinen und Tſchuwaſchen , die aber von ihnen in Schatten
ausdehnte.
geſtellt und verdrängt wurden .
Jeft ſind alle Spuren der bolgariſchen
Stämme, bis auf einige elende Bauüberreſte, verſchwunden. Hr. Fuchs aber, Profeſſor an der Univerſität Kaſan, glaubt, auf eine philologiſche und phyſiologiſche Verſchiedenheit der Tſchuwaſchen von den übrigen finniſchen Stämmen geſtüßt, in dieſen die Ueberreſte der Bolgaren an der Wolga zu ſehen. Wenn man es als crwieſen annimmt, daß die Bolgaren tatariſchen Stamme8 waren , ſo kann man nach den ziepilich deutlichen Anzeichen des Tatarismus der Tſchuwaſchen die Möglichkeit der Sache annehmen . Pallas , Georgi und andere Reiſende, welche im yorigen Jahrhundert Rußland durchwanderten , hielten die Tſchuwaſchen
ein, und die Ruſſen bildeten endlich die überwiegende Bevölkerung. Bei
Tataren aber bilden den herrſchenden Theil der Bevölkerung in fieben der öftlichen Kreiſe. Die ſcharfe Abgränzung der Wohnfiße dieſer drei Völfer hat ſich bis auf die heutige Zeit ſo völlig erhalten, daß es auch jeßt noch nicht unrichtig wäre , das ganze Gouvernement in die Gebiete der Tideremifſen, der Tſchuwaſchen und der Tataren abzutheilen. Zwar fins im Laufe der Zeit allerdings einige Aenderungen vorgegangen , fie
find aber im Vergleich zum Ganzen höchſt unbedeutend. Die zulegt gekommenen Bewohner des Fafan'ſchen Gouvernements find eigentliche Ruſſen , Wotjäfen und Mordwinen. Dieſe Stämme kamen erſt in ſehr ſpäter Zeit und ſiedelten fich unter den urſprünglichen Einwohnern an , wo es ihnen beliebte. So ſind die auf Veranſtaltung der Regierung aus großruſſiſchen Gouvernements herbeigefommenen Ruſſen in allen Kreifen angeſiedelt , oder ſie ſind auch von einzelnen Güter beſißern aus ihren anderwärts gelegenen Gütern hieher gezogen worden . Die Wotjäfen famen von Oſten her aus dem eigentlichen Gouver nement Wjätfa und ließen ſich läng8 der Gränze nieder. Die Morde winen famen aus Siden , aus ihren alten Wohnſißen, den Gouvernemente Simbirsk und Penſa.
Die Geſammtbevölferung beträgt nach der neueften , möglichſt ge nauen zählung 1,309,432 Seelen. Davon bilden die Ruſſen , die fide ſeit der Zeit der Eroberung Kafans hier anſiedelten , die Hauptmaffe, dann kommen die Tataren ; die Zahlen find folgende : Ruſſen 470,000, .
Tataren 435,000 , Tſchuwaſchen 300,000 , Tſcheremifſen 80,000, Morde .
winen 10,700, Wotjäfen 7400 , alles , wie ſich verſteht, in runder Babl. Unter dieſer Geſammtbevölkerung iſt die bedeutendſte Claſſe die der !
Kronbauern , deren man im Gouvernement 445,148 männlichen Geſchlechts zählt, alle übrigen zuſammen machen 128,662 Seelen, Edelleute, Beamte und
.
Soldaten ungerechnet. Daß die feit ſo langer Zeit nebeneinander wohs nenden Stämme ſich doch nicht miteinander vermiſchten, hat ſeinen Grund
darin , daß weder Religion noch Sprache, weder Sitten noch lebens weiſe fie verbindet.
Di ünden , in der literariſd - Artiſtiſchen Andalt der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenm a n n.
(Fortſepung folgt.)
Nr. 263 .
PAS
A u sland.
Ein Tagblatt für
Aunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.
1841 .
20 September 1841 .
Die Apalachen - Berge. ( Nach Woodbridge. Bull. de la Société Geogr. Juill. 1811. ) Das Bergſyſtem , welches ſich längs der Oſtfüſte der Ver:
Fredericksburg und Richmond in Virginien , Fayetteville im nördlichen , Colombia im ſüdlichen Carolina , endlich Auguſta und Milledgeville in Georgia. Vom Delaware bis zum Noa: nofe bezeichnet dieſe Linie auch die Gränge , bis zu welcher die
einigten Staaten hinzieht, kann im Allgemeinen als ein breites Plateau betrachtet werden, das zwiſchen den niedern Strichen
Fluth fühlbar iſt .
am atlantiſchen Ocean und dem Baſſin des Miſſiſippi von Süd-
Küſte bildet , als da wo er ehemals den Ocean begränzte, eine
oſt nach Nordoſt ſtreicht. Das Plateau iſt auf allen Seiten von
Höhe von 50 bis 300 Fuß über dem Meere. Er bildet die erſte Stufe einer Terraſſe, die ſich allmählich von den Niede:
Berglehnen geſtüßt, und von zahlreichen , den Hauptfetten pa :
rallelen Zügen durchzogen . Seine Breite iſt gewöhnlich 100 bis 150 (engl.) Meilen , ſeine Oberfläche aber fann nicht wohl unter 175,000 2.-M. betragen. Die weſtlichſte Kette , welche man zuleßt überſteigt, wenn man voin atlantiſchen Meere nach dem Miſſiſippithale geht, iſt die Kette der Alleghannys , wel: chen Namen man oft dem ganzen mittleren Theil dieſes Hihenſyſtems beilegt ; aber dieſer Name gebührt eigentlich nur
einem einzelnen Zweige , und wird nie den Bergen im Oſten des Hudſon, welche doch den höchſten Theil des Ganzen bilden ,
beigelegt. Die berühinteſten Geographen Amerifa's haben deßa balb den Namen Alleghannns verworfen , und das geſammte Längenplateau mit dem Namen Apalachen bezeichnet. Wenn man von Oſten her nach den Vereinigten Staaten kommt, fo findet man zuerſt eine zerriſſene, aus Urgeſtein ge: bildete Küſte mit vortrefflichen Häfen ; dieſer Theil erſtređt ſich von Maine bis Neuyorf. Südlich von dieſer Stadt zeigt die Küſte eine Reihenfolge von flachen Uferſtrichen , Sandbänken
und Inſeln ; die Zahl der Hafen iſt gering. Man muß, ehe man die Felſenlinie erreicht, welche die Fortſeßung der oben be: fchriebenen Küſte iſt, einen Gürtel von Alluvialboden und Tertiär:
Dieſer Felſenkamm hat ſowohl da , wo er jeßt noch die
rungen bis zu den großen Bergfetten erhebt.
Dieſe Terraffe,
welche wir die atlantiſche nennen wollen , iſt ein fruchtbarer
Landſtrich, zeichnet ſich vor den Niederungen durch eine größere Reinheit der Luft und des Waſſers, und tiefer im Süden durch ein gemäßigteres Klima aus. Man nennt ſie gewöhnlich das Mittelland (middle Country) zum Unterſchied von dein höhern oder Tafelland und dem Niederland (low land). Sie iſt von einigen unbedeutenden Höhen durchzogen , welche die vorge ſchobenen Punfte der Apalachen bilden . Die erſte Vergfette , die man gegen Weſten findet, nach . dem man die atlantiſche Terraſſe durchzogen , iſt die der blauen Berge (blue ridge). Man fann ihren Anfang in Alabama reßen, an den Quellen der Gewäſler , die ſich in den mericaniſchen
Golf ergießen : ſie erſtrect ſich, bald mehr bald minder nord: weſtlich, 1500 Meilen weit ins brittiſche Gebiet hinein, und
theilt ſich im Staate Vermont in zwei Arme, deren weiterer Verlauf in das ſtreitige und das entſchieden brittiſche Gebiet hinein noch nicht genau ermittelt iſt. Vom Alabama bis zum Fluß Roanoke in Viginien trennt die blaue Kette die Flüſſe,
welche ſich ins atlantiſche Meer ergießen von denen, die in den
formation überſchreiten, deſfeu Breite allmählich zunimmt, und
Miffiſippi und ſeine Zuflüffe fallen ; von Roanote an aber bis
wo man auf jedein Schritt die Spuren findet, daß einſt das
zum Hudſon einſchließlich entſpringen alle in das atlantiſche Meer fallenden Flüſſe in dem hohen Plateau weſtlich von der blauen Sette, die ſie gewöhnlich in tiefen Soluchten durchſchnei:
Meer bier geweſen. Von dem Hudſon an bis in die Nähe des Miſſiſippi iſt dieſe 50 bis 100 Meilen von der Küſte entfernte
Felſenlinie durch die erſten Schnellen in den ins atlantiſche Meer ſich ergießenden Flüſſen , To wie durch die großen Städte
den. Der Durchgang des Potomac bei Harpers Ferry und der des Hudſon bei Weſtpoint bieten prachtvolle und wohlbekannte
bezeichnet, welche ſich natürlicherweiſe da bilden, wo die Schiff
Landſchaften dar. Vom Hudſon bis zu den Quellen des St.
fahrt anfängt : To Trenton am Delaware, Baltimore am Patapsco, Georgetewn , Alerandria und Waſhington am Potomac,
John bildet der Höhenzug dieſer Berge die nicht beſtrittene Gränze des brittiſchen und ameritaniſchen Gebiets. Gegen die Quellen 263
1050 1
1
des St. John zu ſpalten ſich die blauen Berge ; der nördliche
dieſer Belißungen befinden ſich auf den dort freuzenden Schiffen ;
Aſt läuft gegen den Lorenzſtrom hin, und dann an deſſen Ufer
die Negerſoldaten aber, die man anwarb, fühlen ſich ſtolz auf
fort bis zum Golf von St. Lorenz. ' Er ſcheidet die Zuflüſſe des Lorenzſtroms und des St. John, der in die Fundyban fällt.
ihren Rang, find gut gefteidet, gur genährt, und nach allen Nachrichten völlig zuverläſſig. Die von Gambia haben zwei
Darum betrachten ihn die Vereinigten Staaten als denjenigen Aſt, der die beiderſeitige Gränze ausmachen ſoll. Die engliſchen Commiſſäre behaupten dagegen , dieſe Kette rey durch einen
Beſtimmungen : einerſeits die Franjoren am Senegal im Schach zu halten, da ſich ſeit den leßten Jahren bittere Streitigkeiten über den Handel von Portendit zwiſchen den beiden aneinan der ſtoßenden Colonten, d. 6. zwiſchen England und Franfreich erhoben haben, und zweitens, ſo viel möglich die Mauren im
ſumpfigen , niedern Strich unterbrochen , und weiterhin fanden ſich nur einzelne Gipfel und Berge ; ſie halten ſich alſo an den
ſüdlichen Aſt, von dem es jedoch ſicher iſt, daß er nicht die | Zaum zu halten. Dieſer" léktere Punft, der beſonders herbor: Waſſerſcheide ausmacht, ſondern von den Flüſſen durchbrochen gehoben wird, *) gibt einen Wint über die weiteren Plane wird. So viel über dieſe ſtrittige Frage. ( Schluß folgt. )
Das brittiſche Colonialreich. ( Fortießung. ) Die verſtändigern Negerfreunde in England haben ſeit
ܕܪ
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hinſichtlich Nordafrika's. Man muß fich erinnern , daß von Seite der Franzoſen die Idee angeregt wurde, den Handel am
hi
Senegal aufwärts nach Tombuctu mit dem von Algier land
an
einwärts nach und nach in Verbindung zu bringen . Der Plan , ro fabelhaft er ausſieht, iſt feineswegs außer dem Bereich der Möglichkeit, aber die Franjoren müßten ſich zu dieſem Ende der Araber und arabiſirten Mauren bedienen . Wie weit dieſe
no
Jahren den Saß aufgeſtellt, und genuigſam durch die Erfahrung Verbindungen bis jeßt geglückt ſind, dayon haben wir keine Kenntniß, gewiß iſt aber, daß, ſo wie die Ruhe in Algier her:
die
Sklavenhandels nicht zureichen , und daß überhaupt, ſo lange
ni
bewieſen , daß die bisherigen Mittel zur Unterdrücung des
die Sklavenarbeit Gewinn bringt , die Bewachung Afrifa’s von keinem ſonderlichen Erfolg begleitet ſeyn faun. Sucht man alle Mittel hervor, die engliſch -weſtindiſchen Inſeln zu heben, und befördert man die Ausfuhr von Cuba und Bra: filien durch Zulaſſung des Zuders in engliſchen Häfen, ſo geht der politiſch commercielle Vortheil der Emancipation verloren ,
111111
geſtellt und Abdel-Kaders Macht gebrochen iſt, die Karawanen aus dem Innern Afrifa’s wieder wie früher über Tuggurt nach Conſtantine kommen werden. Die alten Verbindungen der Franzoſen mit Marocco, und die jekige Stellung Muley
Abderrahmans, der Abdel-Kaders ſteigenden Ehrgeiz mehr als
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die Franzoſen fürchtet, und nur den Fanatismus ſeiner Unter:
thanen zu ſcheuen hat, können zu dem Plane weſentlich bei
und es iſt zu fürchten, daß das engliſche Weſtindien die vereinte
Dagegen werfen ſich die Engländer als Beſchüßer der
Concurrenz des ſpaniſchen , ſo wie Braſiliens und Oſtindiens
Negervölier gegen die Mauren und Araber auf. Allerdings wer:
nicht ertragen, daß der Werth, des Vodens daſelbſt ſinken, und
den , namentlich im Weſten , die Neger von den Mauren furchtbar mißhandelt, und die faſt regelinäßig angeſtellten Sflavenjagden ſind ohnehin befarint. Andrerſeits aber ſind die mehr aus dem
{
das ungeheure engliſche Capital, das auf dieſe Inſeln verwens
det wurde, großentheils 311 Grunde gehen werde. Dann fiele auch die Hoffnung weg, Weſtindien allmählich zum Entrepot
Díten-fommenden Araber die Vorläufer einer gewiſſen Civili
des ganzen Handels im caraibiſchen und mericaniſchen Golf zu
fation , und der Islam hat ſicherlich viel vor dem rohen Fetiſch
machen , und die ungeheure Maaßregel der Splavenemancipation , welche England an die Spiße aller , durch Neger bebauten
dienſt voraus; wir ſehen deßhalb auch , wie derſelbe immer tie
Länder Amerika's ſtellen ſollte, wäre in ihrein Hauptzweck ver: eitelt. Sonach möchte es ſcheinen , als ob man den Forderun:
gen Braſiliens feine Conceſſionen machen und fortfahren wird, die Maſſe der tropiſchen Waaren in den brittiſchen Beſiſungen ſelbſt fortwährend zu vermehren , um ſich ſo viel möglich ſelbſt zu genügen .
Dazu find freilich Arbeiter aus Afrifa fortwährend nöthig, und darum hat die neue Phaſe des Negerhandels begonnen . Dieſer Negerhandel oder vielmehr dieſer Negertransport wird
fer in Weſtafrika eindringt, und die mohammedaniſchen Neger völfer, wie die Felathas, der Schređen ihrer Nachbarn werden Dagegen ſind nun die Beſtrebungen der Engländer, und nament lich auch die neue Nigererpedition gerichtet. Kaum iſt zu be
zweifein, daß man am Niger aufwärts militäriſch-commercielle Stationen errichten wird, von denen aus man die Felatahs im Schach halten fann, denn wir wiſten aus Macgregor Lairds und Oldfields Neiſe, daß wenige europäiſche oder europäiſch disciplinirte Soldaten die rohen Haufen durch ihre Feuerwaf fen leicht werden im Zaum halten fönnen, und der Schuß, den
in den nächſten Jahren wahrſcheinlich bedeutend ſich vermehren,
fie ſomit den andern ſchwächern Negerſtammen vor den jährlich
und die Abſicht der Engländer iſt eine doppelte : vorerſt rollen, wie ſchon erwähnt, die weſtindiſchen Inſeln mit Arbeitern ver : ſehen werden, dann gedenkt man diejenigen Neger, die folches verlangen , nac Afrifa zurüđzuführen , und hofft durch dieſe
wiederkehrenden verheerenden Raubzügen gewähren werden,
allmählich mehr Sinn für Lurus und Civiliſation zu erweđen. Inzwiſchen thun die Tchwarzen Garniſonen in den Colonien Gambia, Sierra Leone und Cap Coaſt Caſtle vortreffliche Wir kung ; man hat die weißen Truppen wegen des mörderiſchen Klima's größtentheils . entfernt , und die weißen Garniſonen
fichert den Engländern den einträglichſten Handel mit Palmen
öl, Elfenbein, Holz, Gold und andern Erzeugniſſen, die man uuter ihrer Aegide bald in immer größerer Menge gewinnen wird. Iſt die Anlage von Stationen am Niger aufwärts ein : *) Siehe den Aufſaz: the britisch Colonies considered as mili tary posts, " on Oberſtlieutenant Wilfie.
Er läuft durch eine
große Anzahl befte des linited Service Journal rowohl vom vorigen als von dieſem Jahr.
G
1051 Fen;
"mal geſichert, ſo nimmt der Handel des größten Theils von
winnen, und wenn ja ein Seefrieg ausbrechen ſollte, der die
Weſtafrifa diefe natürliche Straße, während er jeßt zum Theil
engliſchen Niederlaſſungen gefährdet, ſo wird England ſich wie Anteus immer von neuem mit Kraft aus dieſem Boden
,
über faſt ungangbare Hochgebirge nach der Küſte geht. Ehe dieß aber geſchehen iſt, muß man fremde Schiffe inöglichſt von
tao iren
cich IM
.
( Solus folgt.)
erheben.
der afrifaniſchen Küfte abhalten , und dazu liefert die Beauf:
fichtigung des Sflavenhandels-den willwmienſten und gelegen
Chronik der Entdeckung und Eroberung von Guinea.
ften Vorwand. Sehr gefördert würde diefer Zwed , wenn man
Gomes de Cannes de Azurara ſchrieb im Jahre 1448 , alſo noch vor dem berühmten Venetianer Cadamoſto (1455) , eine Geſchichte der
die Portugieſen zur Abtretung der Capverdiſchen Inſeln bewe
gen könnte. Gambia und Sierra Leone find für die Zwede portugiefifchen Entdeckungen in Weſtafrika. Dieſe Chronif, die volle
01:
der Engländer ungünſtig gelegen, namentlich das leßtere, deiſen
lle
Berbindung mit dem Innern ſehr ſchwierig iſt.
ſtändigfte und beſtgeſchriebene über diefen Gegenſtand, die man Fennt, galt Jahrhunderte lang für verloren. Hr. Ferd. Denis entdedtefte im
Man wird
1
vielleicht bald von Vorſchlägen an die portugieſiſche Regierung
Jahre 1837 zu Paris, und der portugieſiſche Gefandte fuchte alsbald um
11
hören, die Capverdiſchen Inſeln abzutreten , wie man Vorſchläge
11
an Spanien wegen Annobon und Fernando Po gemacht hat, und wie bereits Anfragen wegen Angola geſchehen ſeyn ſollen .
sie Erlaubniß nady, das Werk herausgeben zu dürfen. Dieſe Arbeit wurde dem Vicomte Santarem übertragen, der eine Vorrede dazu ſchrieb,
und Noten beifügte, die in ſprachlicher ſowohl als in hiſtoriſcher und
Bekanntlich bringt man die aus Sklaveufchiffen befreiten
geographiſcher Beziehung zur Verdentlichung des Tertes nothwendig find.
1
31
3
1
1
Neger nach Sierra Leone ; wie es aber diefen ergeht, mag man ! aus folgender Schilderung eines Engländers entnehmen : „ Was die befreiten Sklaven Betrifft , ſo iſt die Niederlaſſung auf Sierra Leone eine halbe Maaßregel ; da dieſe armen Teufel nicht ihrem Lande und ihren Freunden zurückgegeben ,, ſondern
zuſammengeworfen werden zu der heterogenſten Volfsmalle, Stämme die vielleicht je an einem Orte verfammelt war , von allen Theilen Afrifa's, die aller Claſſification troken, und die Straßen von Freetown zu einem wahren Negerbabel mas chen . Dieſe armen Geſchöpfe kommen oft in großer Zahl an ,
drei oder vier Priſenſchiffe vielleicht an einem Tage
ſie
ſind durch das auf den engen Sklavenſchiffen erduldete Elend zu Skeletten ausgerwergelt, und werden in dieſem Zuſtand an dem Ufer abgereßt, um ſich dann zu helfen, ſo gut ſie können . Die
Das angehängte Gloſſar iſt indeß nicht von Santarem ſelbſt, ſondern von einem Franzoſen , Namens Rouquette, der ein geſchäftes portu
gieſiſdyed Perifon herausgab . (Echo du Monde Savant, 28 Auguft.)
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements Kaſan. ( Fortſepung .)
Hinfidhtlich der Religion theilen fich die Bewohner des Gouver nements in griechiſch -ruffiſche Chriſten , Altgläubige , Mohammebaner und Heiden. Zu den erſten gehören faſt alle ädyten Ruſſen , und eine gute Anzahl getaufter Tataren , Tſcheremifſen , Tſchuwaſchen , Wotjäfen und Mordwinen , 882,030 Seelen ; die Zahl der Altgläubigen beträgt nur 3600 , die der Mohammedaner 306,780 , die der Heiden 17,000.
Colonialregierung thut, was ſie fann , aber ihre Gewalt be: ſchránft ſich darauf, ſie fürs erſte vor dem Hungertod zu ſichern ,
Die religiöſen Anſichten der Mohammedaner find ſo ziemlich jedem bekannt, und wir machen hier bloß theil& auf den Unterſchied zwiſchen den
und dann ihnen Beſchäftigung zu geben, eine höchſt ſchwierige Sache, da die Zahl unaufhörlich wächst." Es bleibt dann freis lich, um ſie zu nüßlichen Mitgliedern der menſchlichen Geſell:
mohammedaniſchen und getauften Tataren , theils zwiſchen den moham medaniſchen Tataren im Vergleich mit andern Glaubensgenoſſen auf
/
ſchaft zu machen, nichts übrig, als daß man ſie, ſtatt auf por:
merkſam . Man muß ihnen die Gerechtigkeit erzeigen , daß fie außer vrdentlich an den Gebräuchen und Glaubensanſichten ihrer Religion
tugieſiſchen und ſpaniſchen Sklavenſdiffen nach Euba und Braz
hängen , und die Vorſchriften des Korang , mit Auenahme des Weins,
ſilien , auf bequenien engliſchen Schiffen als freie Arbeiter nach
ſtreng und buchſtäblich vollziehen : fie forgen für ihre unvermöglichen Brüder , und unterrichten faſt alle ihre Kinder im Leſen und Schreiben ,
Weſtindien ſchickt. Wie alles' dieß ſich entwirren wird , was aus dieſer Niederlaſung , 311'der noch Cap Coaſt Caſtle
ſo daß fie hinſichtlich des Primärunterricht: den ruſſiſchen Bauern voran
mit ſieben andern kleinen Punkten fommt, werden ſoll, ob die Nigererpedition gelirigt , das ſind alles Fragen , welche eine
fins; in vielen Dörfern find Sculen , die auf Koſten der vermöglichen
nicht ſehr férne Zufunft löſen muß , die aber auf Weſtindien nicht wenig zurücwirken werden. Die Negernation', 'welche fich in Weſtindien entwicelt , und deren Hebung Englands
Einwohner erhalten werden , und wo die Kinder Unterricht im Leſen, Schreiben und dem Koran erhalten ; die Mullas unterrichten die Knaben,
ihre Frauen die Mädchen bei fich im Hauſe gegen eine unbedeutende Vergütung oder anch nur gegen kleine Gefdenke. Die Weiber Fönnen
Intereſſe iſt, wird in immer engere Verbindung mit ihrem
faſt alle leſen, und wenn eine Tatarin bei ihrer Heurath 8 noch nicht
alten Vaterlande kommen : der Anfang iſt gemacht, Neger aus
kann , ſo lernt fie es noch nach der Hochzeit. Die driſtlichen Dataren
Sierra Leone hinüberzuführen , und die Sache wird fortgefeßt werden, troß des Geſchreieg, das die fetavenhaltenden Staaten Amerifa’s erheben werden, daß England ſie betrüge; und nur
ihre Väter ſchon nach der Einnahme von Kafan zu den Zeiten Johann
unter milderem Namen nichts anderes thue , als ſie felbſt, England hat ſich an die Spiße der Negeremancipation geſtellt,
es iſt im beſten Zuge, die Zuneigung und Hochachtung der Ne: ger in Afrika und Weſtindien in immer höherem Grade zu ge!
nennen fich theile Alt- , theils Neugetaufte. Die erſtern behaupten , daß
Waſiljewitſche getauft worden ſeyen , und thun fich nicht wenig darauf zu Gute .
Finfichtlich der religiöſen Gebrauche und der Dogmad unterſcheiden fich die Fafan'ſchen Tataren nicht von andern Mohammedanern ...dodo haben ſie zwei Feſte, Saban und Sien , die einen heidniſchen Auftrich
1052 haben , und die fie vielleicht von den ehemale hier hauſenden Bolgaren übertamen . Der Saban wird mit Eintritt deg Frühjahrs beim Anb*fdhlagen der Bäume gefeiert , der Sien nach der Ausſaat des Sommerkorns ; das erſtere iſt aber das wichtigere Feſt. Es wurde früher auf dem ariſchen Felde gefeiert, woher die berühmte Makarius -Meſſe (ießt zu Niſchneinowgorod) ihren Anfang nahm ; hier bewirtheten die Ber: ehrer Mohammeds unter freiem Himmel unentgeltlich ihre unbemittelten Glaubendgenoſſen, und dieſe Bewirthung hieß Iui. Jeßt iſt dieſe Sitte faſt verſchwunden , und das ariſche Feld iſt ein bloßer Spaziergang für !
!
die Ruſſen ; die Tataren haben ihren Saban außerhalb der Stadt auf
eine von Hügeln und Gebüſch uingebene Wieſe verlegt. Das Wort Sabar bedeutet Pflug, ſo daß wenn man dieſe Bedeutung mit der
Zeit des Feſtes jufammenhält , die Vermuthung nahe liegt , daß dieß, Feſt urſprünglich den Beginn der ländlichen Arbeiten und das Gebet zu
religioſe.Gebräuche finden . Bei Geburten , Beurathen und Todesfällen werden feine Ceremonien vollzogen , und dieſe Vorfälle geben nur Ber anlaſſung zu . Feſten und Böllerei. Die Tſderemiſjen nennen das höchſte Weſen Juma , wat an das finniſche Jumala mahnt, und die Iſchus waſchen Tara , was an den Thor der Skandinavier erinnert ; fie machen
kein Bild davon und halten ihn für allgegenwärtig. Einige Untergötter find je nach den Oertlichkeiten verſchieden. Im Allgemeinen iſt ihre Mythologie ſehr verwidelt und dunkel, und es iſt darin weder die Poeſie der Griechen und Römer , noch der männliche Muth und kriegeriſche
Geift der germaniſchen und flawiſden Välfer. Uebrigens nehmen fie auch zu ihren Göttern nur bei Unglüdsjällen ihre Zuflucht, bei lange herrſchenden Krankheiten, Viehſterben , Mißernte u . 1. w .; dann verjam meln ſie fic ,. bringen Opfer und beten um Abwendung des Unheils ;
den Göttern um Fruchtbarkeit bezeichnet habe ; ähnliche Feſte finden ſids
einige Diſtricte vereinigen ſich und bringen alles Nöthige zuſammen : Füllen , Kühe , Hämmel; Enten , Hühner , ſelbſt Badwerk , Bier und
faſt in allen heidniſchen Religionen. In den Kaſan benadbarten Dörfern
Meth. Ieder iſt verpflichtet, etwas dazu beizuſteuern. Sie wählen zuin
wird dieß Feſt bald nach der Schneeſchmelze gefeiert , in Saſan ſelbſt etwas ſpäter, weil der Ort , wo e& gefeiert wird , im Frühjahr durdy das Austreten der Wolga überſchwemmt wird. Das Feſt dauert ſieben Tage, vom Freitag bis wieder zum Freitag. Die Tataren verſammeln
Opfer einen Plaß um eine Eiche aus , der auf eine ziemliche Strede von allem Gebüſch und Unreinigkeit geſäubert wird. Dann wählen ſie einen alten Mann , der die Ceremonien kennt, und mit Hülfe einiger
fich um Mittag auf dem beſtimmten Plaß, man bildet einen Ning mit Striden , um den ſich die Zuſchauer reßen oder ſtellen , und innerhalb
beginnen die Spiele , Wettrennen und Ringen. Auch die Frauen finden fich dabei ein, halten ſich jedoch in einiger Entfernung. Das ſeltſamſte iſt , daß dabei auch die Mullas anweſend find , und , wenn fie einige Zeit nach Sonnenuntergang zugleich mit den Aelteſten in größter Frömmigkeit ihr Abendgebet verrichtet, fid; wie alle übrigen der Fröhlichkeit hingeben. Das Sien wird ganz auf diefelbe Weiſe gefeiert, nur mit dem einzigen Unterſchiede, daß hier auch die Erinnerung an die Todten 1
eine Rolle ſpielt , und die Pferderennen unterbleiben. 1
Die Tataren find der induſtriöſeſte Stamm im Gouvernement. Der jährliche Capitalumkehr der Tataren beträgt Y der ſtädtiſchen Induſtrie und . %, in den Kreiſen. Der größte Theil ihrer Capitalien wird ſomit in den Dörfern umgekehrt, der Grund davon liegt in der Gewohnheit vieler tatariſchen Kaufleute , fich hinfidtlich ihrer Capitalien in Arsf,
welches feine Kreisſtadt iſt, einſchreiben zu laſſen , und inzwiſchen an ihrem Geburtsorte im Umfange des Kreiſes zu leben. Die Veranlaſſung daju iſt der Umſtand, auf dem Lande gemiethete Arbeiter wohlfeiler als 1
in der Stadt zu haben. Vielleicht hat die Sache, aber auch noch den andern Grund , daß ſie als Raufleute mit Capital in der Hand in den Das ) Augen des Landvolk& Bedeutung gewinnen und Einfluß erhalten. Weben der Kumatiche (rothe bulgariſche Baumwollenzenge) ſcheint die Lieblingsbeſchäftigung der Tataren ; fie haben eilf Fabrifen dieſes Zeugs, fünf Nankingfabriken , fünf Lederfabrifen , vier Seifenfiedereien , zwei Lichterziehereien und zwei Papierfabrifer , ſeltſamer Weiſe aber bejchaja tigen fie fich nie mit Bereitung von Pottaſche, welche Induſtrie unter
den andern Stămmer ſehr verbreitet iſt.
Die ungetauften Tſduwaſchen und Tſcheremiſſen gleichen fidy in ihren religiöſen Anſichten und Gebräuchen ſehr. So hartnädig ſie in ihrem Aberglauben find , ſo iſt doch anzunehmen , daß der Ginfluß der fie umgebenden Stämme ihre religiöſen Begriffe verwirrt hat , und daß
doch in ihren religiöſen Anſichten manches fich gegen ehemals veränderte; keine Schrift haben. Daher mag es denn auch wohl kommen , daß ſich bei Ilderemiſſen und Tſchuwaſchen ſo wenig
um ro mehr , da
.
.
andern Männer das Opfer vollbringt; man nennt ihn dann Kart oder Jumlan , was in der Sprache der Tjouwaſchen Eide bedeuten roll.
Jeder Theilnehmer bringt einen kleinen Nußholzſtab mit fich, auf welchem eine Wachsferze befeſtigt iſt, und ſteckt ihn in der Nähe der Eiche in den Boden. Der Jumlan umgürtet die Eiche mit einem Lindenbaſt, hängt daran eine kleine Zinnſtange, bindet vier Tannen- und zwei Linden zweige zuſammen und macht ſo viele Einſchnitte hinein, als Betende da find. Während der Opfernde das Füllen , den Hammel oder die Kuh
ſchlachtet, werden die angezündeten Kerzen ausgelöſcht, nachher aber
wieder angezündet. Mit dem Blute der geidlachteten Thiere beſtreicht der Jumlan den an die Eide gebundenen Baſt. Dann hängt man um die Eiche her über Nrüden einige Kefſel auf und beginnt das Opferfleiſdy zu kochen ; während dieſer Zeit werden die Lidhter ausgelöſcht, wenn das Fleiſch aber gar iſt, zündet man ſie von neuem an, føneidet dann an jedem
Theil des Fleiſches ein Stück ab und wirft es in das Feuer, das zu dieſem Endzwed vor der Eiche angeſchürt iſt. Ingwiſchen ſeben ſie ſich um die Keſſel und eſſen das Fleiſch , trinfen Bier oder Meth und werfen die Knochen ins Feuer. Bei jedem Anzünden der Kerzen ſagt der Jumlan
Gebete her.
Nach Beendigung des Mables löſchen ſie das Feuer aus,
laſſen die Zinnſtange an der Eiche hängen , die Stäbe im Boden fteden und geben nach Hauſe , wobei fie die Lichter , wenn ſie nicht ganz vers brannt ſind , mitnehmen . Manchmal werden dieſe Opfer von ganzen
Dörfern vollzogen , und hie' und da kommen Tſmeremiſſen und Tſchu waſchen ſelbſt aus andern Kreiſen herbei.
In dieſem Fall wird ein
ſtiller Ort mitten im dichteſten Walde ausgewählt. Statt der in den Boben geſteckten Stäbchen ſtellen ſie dann um einige Eichen herum lange Tiſche auf, befeſtigen Wachsferzen daran , und ſtellen Gebackenes, Meth , Bier u. dgl. auf. Solche Feſte dauern mehrere Tage , bis das herbeigebrachte Dieb Vieh verzehrt ift. 3cft übrigens find dieſe religioſen
Ceremonien ſehr ſelten geworden , und werden im größten Geheimniß vollzogen. Früher war dadurch namentlich der Kreis Zarewo - Rolfdai berühmt, wo noch beſondere Opferprieſter oder Tomfao lebten , zu denen alte Leute aud aus andern Kreiſen famen , um ſich in den Opfer ceremonien zu unterrichten. ( Fortfepung folgt.)
Månden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widermann.
Nr. 264.
Das
A usl a n dd . Ein
Tagblatt für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
1841.
21 September 1841 .
Der Thurm der Ligue.
man Müe. de Rouet, deren Reize den ſchwachen Prinzen An: ton von Navarra ſeiner Partei und ſeiner edlen Gattin untreu
(Athenäum , 28 Auguft .)
machten . Er ſteht hinter ihr, faſt verborgen. In der Anord nung der weiblichen Gruppen liegt viel Scönheit , aber der
Auf dem Wege von Aurerre nach Dijon liegt die Stadt Tonnerre, und einige Lieues von da das Schloß Tanlay, welches der Familie Courtenay gehörte, von welcher ein Zweig den
Thron von Konſtantinopel beſaß. Nachher ging das Schloß in
Mangel an Draperie und der Umſtand, daß es augenſcheinlich Porträts find , gibt dem Ganzen etwas unangenehmes und etwas Gezwungenes. Die Juno , Minerva und Urania allein
das Haus der Montmorency über, und durch eine Frau in die Familie der Coligny. D'Andelot, der jüngere Bruder des Car:
guerite von Valois , Catharine, und vielleicht Eliſabeth , die
haben fließende Gewänder, und dieſe ſtellen wahrſcheinlich Mar
Die alten Mauern
Gemahlin Karls des Neunten, dar. Catharina iſt das Haupt: porträt, und der Künſtler hat einen Schein von Gutmüthig keit und Sanftmuth und eine Wahrheit von Perfidie, Haß und
lieferten das Material , um das Schloß im Styl der Renaiſ-
Grauſamkeit hineingelegt , die wirklich zum Erſtaunen ſind.
dinals Odet de Chatillon , und des Admirals, erbte dasſelbe als
ſeinen Antheil , aber die Freundſchaft der Brüder machte das Schloß zum gelegentlichen Wohnſiß aller.
fance wieder aufzubauen , aber das urſprüngliche Fundament
Nach der Sage ſoll unterhalb dieſer Göttinuen die Hölle rich
aus dem 13ten Jahrhundert war zu ſtark , als daß man es
geöffnet, und manche Porträts unter den Bewohnern desſelben
hätte wegräumen können , ſo daß das Gebäude ſehr unregels
fich gezeigt haben .
mäßig wurde. Mitten in ſeinen Bauereien ward jedoch d’An delot durch die Bürgerkriege verhindert fortzufahren, da das
Geld zu andern Zweđen verwendet werden mußte ; vieles war
Das brittiſche Colonialreich.
indeß ſchon gebaut, und der ſogenannte Thurm der ligue bietet manche Erinnerungen aus jenen Zeiten, namentlich das zweite
( Schluß. ) Mit dem Cap gelangen wir auf ein ganz anderes Gebiet.
Stodwerk. Es iſt dieß ein rundes, von fünf Fenſtern erhelltes Gebäude ; jedes Fenſter hat eine Vertiefung , die ein kleines
Es iſt weſentlich eine militäriſche Station, zur Sicherung des Handels. Die Engländer haben , um das Uebergewicht der Holländer zu brechen , eine Anzahl engliſcher Coloniſten nament: lich auf der Oſtſeite gegen Algoabay hin und in der Umgegend
Zimmer bildet , von denen aus man auf die nächſten Berge eine ſchöne Ausſicht hat. Es roll dieß der Lieblingsaufenthalt des Pringen Condé , der Solignys und ihrer proteſtantiſchen Freunde geweſen fenn , doch mehr zur Beluſtigung , als zum
ernſten Geſchäft, wie die noch übrigen Malereien zeigen , näin :
von Grahamstown angeſiedelt.
Eine Izweite Maaßregel gegen
die holländiſche Bevölkerung war die Emancipation der Sklaven, und insbeſondere auch der Hottentotten. Die Verationen, von
lich die Fresten an der gewölbten Deđe, ausnehmend schön.ge: rung denen derdieß Gränzboers alles begleitetwar, führten die bekannte Auswande herbei , die jeßt wohl 20 bis 24,000
malt, aber, ob der Gegenſtand als Compliment oder als Spott
dienen ſollte, iſt jeßt nicht mehr zu entnehmen. Die Scene ſtellt den Olymp dar, und die Gottheiten tragen die wohl be: kannten Züge der Königin Mutter, Catharina, und ihrer be-
rühmten Bande von Schönheiten . Der Prinz von Coude
Menſchen betragen mag , von denen ein Theil am öſtlichen Meere um die Natalbai fich niedergelaſſen, der andere an den obern Zuflüſſen des Gariep fiken geblieben iſt. Dieſer Umſtand veranlaßte die Engländer ernſtlich an ihre Sicherheit zu denkens
erſcheint als Mars, und neben ihm ſteht Venus, augenſcheinlich
nicht als ob die Voers Luſt und Macht hätten, im Bunde mit
ein Porträt, doch feines der ſchönſten ; der Rath de Birague, als Vulcan, blidt verſtohlen nach dem Paar ; eine Gruppe von
den von ihnen unterworfenen Kaffer- und Betſchuanaſtämmen über die Colonie Herzufallen , ſondern weil die Entbloßung der
Niymphen - uingibt die Königin , und unter dieſen bemerkt
Gränze die anſtoßenden Kaffern fed gemacht hat, und dieſe ſeit 264
1054 einiger Zeit nach und nach in ein Reitervolt ſich umgewan : delt haben. Dieſe Umwandlung hatte die Umgeſtaltung des
richten über die Lage und Verhältniſſe Indiens , namentlich auch in Bezug auf China auszuſprechen . Zudem werden wir
zum Schuße der Gränze aufgeſtellten Hottentottencorps in Rei:
auf dieſe mit jedem Moment an Wichtigkeit wachſenden Ver hältniſſe am Ende des Jahres zurücfommen müſſen . Jndes ſind noch einige andere Punkte übrig, welche in das Neß, das England uin Afrifa ber geſponnen hat, gehören, und die einer beſondern Erwähnung bedürfen. Der erſte Punkt iſt Mauri: tius, das ehemalige 3sle de France. Sie iſt für England von
terei zur Folge, und es iſt ernſtlich davon die Rede, ein nicht unbedeutendes Colonialcorps aus Eingebornen zu bilden , da das Bedürfniß an Truppen allenthalben , in Judien , in Auſtralien und in Amerika fich immer fühlbarer macht, und
es ſchwer iſt, die nöthige Maſſe europäiſcher Truppen an allen Orten zu erhalten . Die Vertheidigung der Capſtadt gegen eine vom Meer herkommende Macht iſt nicht ausführbar : ein Sturm,
großer Bedeutung wegen Madagascar , da ſie dort die von Bourbon aus operirenden Franzoſen ſtets zu bewachen hat.
der die engliſchen Schiffe von der Küſte treibt, oder das Be-
Dieß iſt der Grund, weßhalb die Inſel nach dem Frieden nicht
dürfniß, dieſelben anderswo zu verwenden, wie dieß gegenwärtig
zurückgegeben wurde ; ſpäter ergab ſich der zweite , nämlich die
in dem chineſiſchen Meere der Fall iſt, läßt die Capſtadt ſo gut wie ſchußlos, und wenn die engliſchen Truppen ſid, dann
Bewachung des Sklavenbandels in Mozambique. Die Verwal: tung diejes leßtern Landes, ſo wie die von Angola, iſt ſo ſchlecht,
nicht ins Innere zurüdziehen und auf ein Colonialcorps ſtüßen
daß dieſe portugieſiſchen Länder ohne Sklavenhandel kaum be
können , ſo iſt die Eroberung der Capſtadt fiir einen entſchloſſenen
ſtehen können ; je mehr alio England dieſen Sklavenhandel hin
Feind feine ſehr ſchwere Aufgabe. Dieſe Lage der Dinge macht die freundliche Zuneigung des Landvolfs zu einer Sache von
dert, deſto mehr iſt zu hoffen, daß dieſe Veſikungen mit der Zeit in engliſche Hände übergehen. Mit den Sklaven auf Mauritius ſcheint man nicht ſo gute Fortſchritte gemacht zu haben, als in Weſtindien, und die Klagen über Arbeitsmangel,
erſter Nothwendigkeit, da aber die holländiſche Bevölkerung, verſteht ſich hauptſächlich die Boers ,- noch immer der engliſchen Niegierung ſehr abgeneigt iſt, to iſt die Lage der Engländer nicht ſehr erfreulich. Die Eriſtenz eines unabhängigen holländiſchen
Stants im Innern iſt für die Unzufriedenen ein fortdauernder Stüßpunkt, und das fortgeſeßte Schweigen engliſcher Blätter,
dem der ießt verbotene Handel mit Kulis aus Oſtindien nicht
abhalf, erneuert ſich häufig. Die Sklaven auf Mauritius find großentheils madacaſſiſchen Stamms, und die Engländer haben deßhalb angefangen, von dort Arbeiter nach Mauritius zu füh
verbunden mit einzelnen, theils ausgeführten, theils projectir:
ren , wie von Sierra Leone nach Weſtindien ; dieß wird vielleicht
ten militäriſchen Einrichtungen zeigen hinlänglich, daß man
dem Arbeitermangel allmählich abhelfen .
jich in dieſer Beziehung keineswegs ſonderlich ſicher fühlt. Es erfordert alſo dieſer Zuſtand der Dinge eine nicht geringe Sorgfalt und Mäßigung, um ſo mehr , da die Maile der nach Indien und China zu ichidenden Verſtärkungen noch immer den Weg über das Cap nehmen muß , und eine Militärſtraße
zufolge zu einer Kriſe. Wir haben im vorigen Jahre die Geſchichte Madagascars überſichtlich behandelt , und namentlich die Laufbahn Nadama's geſchildert. Nach deſſen Tode trat befanntlich eine Reaction gegen die europäiſchen Neuerungen
durch Syrien oder Aegypten noch nicht hergeſtellt iſt.
und das Chriſtenthum ein . Die Engländer hat deßhalb ein frommer Eifer ergriffen , und ſie ſind ſehr geneigt, den gedrüd
Es iſt aus dieſen Umſtänden erſichtlich, daß die Kraft, alle
Die Verhältniſſe zu Madagascar reifen allen Nachrichten
die gemachten Eroberungen , alle die neuen Beligungen zuſam :
ten und mißhandelten Unterthanen der Königin Ranavalona
menzuhalten, etwas nachzulaſſen beginnt . Sobald die engliſche Regierung genöthigt iſt , in den verſchiedenen Colonien fide
beizuſtehen.
zur äußern und innern Sicherheit mehr auf die einheimiſchen als auf die europäiſchen Truppen zu verlaſſen, ſo bleibt nichts mehr übrig , als im Sinn und zum wahren Vortheil der
Mehrzahl der Bevölkerungen zu regieren , und die alte , in üblem Geruche ſtehende Tory - misrule, welche aber eben 10 gut auch der andern Partei mit zur Laſt gelegt werden kann , iſt zu Ende. Die Verhältniſſe werden dringender , die Solo:
nien ſchreiten fort in Bevölkerung und in commercieller Bedeutung , manche Einrichtungen veralten , manche Handels: 1
beſchränkungen , früher höchſt unbedeutend , werden läſtig, kurz, die Maſſe und Schwierigkeiten der Geſchäfte wachſen auf
Welchen Werth und welche Bedeutung man auf
dieſe Punkte legt , darüber führen wir nur eine Stelle aus Martins Colonial Magazine (Jul. 1841, S. 284) an : „ Die politiſche Nothwendigkeit (eine Befreiung der Malgaſchen vom
Joch ihrer Königin) iſt eben ſo offenbar,1 als die Billigkeit der Sache ſelbſt. Madagascar muß der Verbündete Frankreichs oder Englands werden. Der ganze verſtändige Theil ſeiner Bevölkerung iſt mit der jeßigen Herrſcherin unzufrieden , und blidt auf Europa um Rettung. Die Malgaſchen ziehen Eng land vor, weil dieſes ſtets ihren Vortheil ſuchte, während die Franzoſen in ihrein Verkehr mit den Malgaſchen nur ihre ei: genen Intereſſen , ohne Rüdſicht auf die Wohlfahrt des Bolfes,
zu fördern beſtrebt waren. Wenn aber wir uns weigern, ih:
eine Art, daß dem Entſchloſſenſten davor grauen kann. Wir haben in dieſer Ueberſicht weder die auſtraliſchen Colonien , noch Indien und ſeine Dependenzen Berührt , die erſten nicht, weil wir vor furzem erſt unſere Anſichten über einzelne Theile derſelben geäußert, die leßtern nicht, weil ſie
nen zu helfen, ſo werden ſie ganz ſicher fich Frankreich in die Arme werfen , das begierig die Gelegenheit ergreifen wird, fei: nen Einfluß wiederum zu gewinnen. Eine Alianz mit Ma dagascar wäre unter allen Umſtänden vortheilhaft, aber dieſer
einen ganz abgeſonderten Theil des brittiſchen Colonialreichs
Inſel in Bezug auf unſere oſtindiſchen Belitungen.“ Den
ausmachen , und wir ſchon ſonſt Gelegenheit hatten, unſere An:
Commentar zu dieſen Worten mag fich jeder ſelbſt machen ;
Vortheil wird verzehnfacht durch die geographiſche Lage der
1055 wir erwähnen nur noch den Umſtand , daß Madagascar auch
Der weſtliche Theil iſt bergiger. In Virginien und den andern
ein Zwiſchenpoſten auf dem Wege nach Abyſſinien iſt,und daß ſüdlichen Staaten gewährt die Höhe dieſes Plateau's ein Klima, aus allem dieſem hervorgeht, wie jeßt die europäiſche Coloniſa:
das ſo gemäßigt iſt, als ob man ſich um mehrere Grade weiter
Von Gorée und dem
gegen Norden befände; man findet daſelbſt, zur Erholung von
tionswuth ſich gegen Afrifa richtet.
Senegal an , bis zum Cap hinab, und von da bis Abyſſinien
der unmäßigen Hiße des Niederlands einen herrlichen Zufluchts
aufwärts werden an allen paſſenden Punkten Verſuche ange: ſtellt, um ſich Eingang in das Innere dieſes bisher ſo vers
ort. Auch verdankt man dieſer Höhe eine große Mannichfaltig
ſchloſſenen Erbtheils zu machen .
Solonialverhältniſſe Englands und die Bemühungen, ein -Colonialbureau zu errichten, für die ganze Welt haben werden. Neue
wolle und den Reis der Niederungen dieß Plateau Korn und Gemüſe in Menge liefert. Die Katatin : oder die endloſen Berge der Indianer ſind nach der blauen Kette die bedeutendſten im Syſtem der Apalachen . Ihr Anfang iſt leicht erkennbar in der Grafſchaft Ulſter (Neu:
I
Wir glauben mit dieſen kurzen Andeutungen hinreichend
auf die Wichtigkeit aufmerkſam gemacht zu haben , welche die
keit der Vegetation , ſo daß zum Austauſch gegen die Baum:
Länder aufzuſchließen, iſt für England eine Art Nothwendigkeit
vorf), einige Meilen weſtlich von dem Punkt, wo der Hudſon
geworden ; es muß vorwärts auf ſeiner Bahn , wenn gleich leicht abzuſehen iſt, daß die Kraft, alles dieß zuſammenzuhalten,
ſich durch die blauen Berge Bahn bricht. Sie ziehen ſich dann in einer Entfernung von 5 bis 10 Meilen den blauen Bergen
mit der Zeit abnehmen muß. Jeßt noch aber iſt ſie nicht er:
entlang, durchſeßen den Delaware , den Susquehanna , durch ziehen Virginien und mehrere unterbrochene Ketten, und errei.
ſchlafft, und es fragt ſich nur, ob im Fall eines Seekriegs das
Neß, das England um die ganze Welt geſponnen hat , nicht
chen die Südgränze dieſes Staats , wo ſie den Namen Eiſen :
irgendwo zerriſſen wird.
beige annehmen. Dann wenden ſie ſich ſüdweſtlich, und bilden die Gränze zwiſchen Nordcarolina und Teneſſee, wo man nach
den neueſten Meſſungen einige der höchſten Gipfel des ganzen
Die Apalachen - Berge. ( Schluß.)
Syſtems der Apalachen findet.
Endlich verlieren ſie ſich in
Wenn man ſüdlich voin Hudſon die Kette der blauen Berge überſchritten hat,, findet man ſich auf einem hohen, weſtwärts bis zu den Alleghannys ſich erſtredenden Plateau. Dieſe Kette, welcher der erwähnte Name allein zukommt , erſtreckt ſich zwi:
die Bergmaſſen , wo alle Ketten, ſüdlich vom Teneſſeefluß, en: digen. Die Geſammtlänge der Kette beträgt etwa 800 Meilen. Am Nordende der Katatinberge findet ſich ein anderer Aſt, der unter dem Namen Katsfid-Berge gegen Norden zieht. Dieſer Aſt verbreitet ſich in mehrere Zweige , und theilt die Gewäſſer
schen den Flüſſen Kenhawa und Susquehanna 300 (engl.) M.
zwiſchen dem Hudſon und dem Lorenzſtrom ; der Landſtrich
weit.
zwiſchen den beiden Hauptlinien , der nordöſtliche Theil des Staates Neuyork , iſt hoch und ein durch ſeine Mineralreich :
Auf dieler ganzen Ausdehnung bildet ſie die Waſſer:
ſcheide zwiſchen dem Ohio und einigen Flüſſen , die ſich nach Durchbrechung der blauen Kette ins atlantiſche Meer ergießen. Der Stenhawa, der auf dem höhern Plateau entſpringt, durch: bricht indeß die Alleghannns, um ſich in den Ohio zu ergießen. Südlich vom Kenhawa reßen minder hohe Aeſte die Ketre fort,
thümer beſonders ausgezeichnetes Land . Jenſeits der Alleghannys iſt die große Weſtterraſſe der Apalachen , minder hoch und minder ausgedehnt, als die atlan:
tiſche. Sie iſt von tiefen Canälen durchſchnitten , welche von
undverlieren ſich in die Cumberlandberge,oderindengebirgi- / den weſtwärts ſtrömenden Flüffen ausgegrabenwurden. Die gen Strich, der alle Zweige des Syſtems vereinigt. Nördlich vom Susquehannah findet die Fortſeßung gleichfalls durch un-
bedeutend hohe Aeſte ſtatt, welche auf dem Plateau oder der Terraſſe von New -York auslaufen .
Zwiſchen der blauen Kette und den Adeghannys iſt das ungeheure Plateau der Apalachen , oder die ſüdliche Hochfläche; ihre Ausbehnung von den Hochlanden Alabama's durch Teneſſee, die beiden Carolinas, Virginien, Maryland, Vennſylvanien und
einen Theil New-Yorfs beträgt über 800 Meilen. Ihre Höhe ſteigt von Norden nach Süden von 5—600 bis 1000 und 2000 Fuß über dem Meere ; in einigen Strichen gefriert es in allen Monaten des Jabrs. Dieß Plateau iſt von mehrern Bergtetten durchzogen, deren bedeutendſte , die Katatin -Berge, das: ſelbe in einen öſtlichen und weſtlichen Theil ſcheiden . Der Bo: den iſt im allgemeinen fruchtbar, das Klima günſtig, und man tann dieſen Strich als die Korntammer der Vereinigten Staaten
bezeichnen. Der öſtliche Zheil, in Virginien unter dem Namen
Hauptfette ſind hier die Cumberland - Berge im Süden von Kentucy und Teneſſee, in Pennſylvanien ſind einige andere Retten, die ſich bis Virginien hinabziehen , und die nördlichen verlieren ſich in dem Plateau weſtlich von Neuyorf. Dieſe Beſchreibung fann einen allgemeinen Ueberblid der
Hauptzüge des Gebirgs geben , und wir führen hier nur noch zum Schluſſe einige geologiſche Punkte an. In der atlantiſchen Terraſſe, ſüdlich von Potomac, finden ſich die Goldminen, welche bald in Gängen, bald im Aluvium ſich durch Virginien ., die
Carolinas und Georgien hindurch ziehen. Nordweſtlich von den blauen Bergen iſt eine Kaltformation , die ſich vom Staate Vermont bis Carolina hinabzieht.. Hier finden ſich zahlreiche Marmorbrüche und die warmen Mineralquellen Virginiens. Die Katatin -Berge und die Alleghannies ſcheinen ganz aus Grauwvade zu beſtehen . Norboftlich von den KatatinBergen, nach dem Susquehannah bin , ſind die Anthracitminen Penn: ſylvaniens , welche alle Städte am Meere mit dieſem Brenn: --
des großen Zhals betannt , ruht auf einem Kalfboden und iſt
material verſorgen .
durch ſeine Schönheit und Fruchtbarkeit beſonders berühmt.
geheure Lager von Erdpech , welches bis nach Alabama hinab:
Weſtlich von den Alleghannas iſt das uns
1056 geht, und deſſen ſüdliche und nördliche Gänge noch nicht be: ſtimmt ſind. Auch finden ſich zahlreiche Lager von Salz und Gyps. Das ganze Syſtem der Apalachen iſt reich an Eiſen minen, die der Induſtrie unerſchöpfliche Hülfsquellen darbieten. Die Höhe der Apalachen iſt mittelmäßig ; die Kämme ha :
ben im Allgemeinen nicht über 2500 Fuß , und hohe Pics ' ſind felten ; an den Thälern des Delaware und Hudſon iſt die Kette
eingedrückt , denn hier beträgt die Höhe nicht über 1000 bis 1500 Fuß ; gegen Süden und Norden ſteigt ſie wieder an, und 1
ſchreiben ; Jelam und tatariſches Leben wirften damals ſtark auf die ungebildeten finniſchen Völfer ein. Bei den Ejderemiſſen iſt der An fauf der Weiber gegen einen Kalym , den ſie jedoch olon nennen, durchaus gebräudlich . Ihre Feſte heiße. Beiram ; fie feiern den Freitag und fangen damit die Woche an ; nach Pallas und Georgi verehren ſie rogar Mohammed , und nennen ihn Ambar oder - P idyamber- *) Juma (Gottesbote). ' Unter den localgebräuchen der Tſchuwaſchen im Kreiſe von -Tides
die höchſten Punkte finden ſich an beiden Enden. Die weißen Berge im Norden haben Pics von 5000 bis 6500 Fuß , und die neueſten Meſſungen haben ergeben , daß am Südende eine Anzahl Pics dieſelbe Höhe erreicht.
1
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements Kaſan. ( Fortſetung . ) Das Wäldchen , in welchem die Opfer gebracht werden , heißt bei
den Tideremiſſen und Tſchuwaſchen Keremet, mit welchein Worte ſie indeß auch den böſen Geiſt, den Schaitan, zu bezeichnen ſcheinen, einen Begriff, den ſie wohl von ihren Nachbarn angenoinmen haben. Ein Ticheremiſſe oder Tſchuwaſche wird bei allem in der Welt ſchwören , nur nicht beim Keremet. Tſcheremiſſen und Tſchuwaſchen hatten wohl urſprünglich einerlei Religion, da ſie aber in ihrem ſittlichen Charakter ſich ſehr von einander unterſcheiden , ſo haben ſich allmählich manche
Verſchiedenheiten eingefunden. Die Tſderemiſſen , ein roheres , ſelbſt ſtändigeres Volf, blieben der alten Neligion getreuer , die Tichuwaſchen, ein friedliches , ſanftes , abergläubiſches Geſdylecht, gab allmählich ſeine Gebräuche und Religionsanſidten auf, namentlich diejenigen, die in der
des Maifeſt e 8 (eigentlich der ſiebente Donnerſtag nach Oſtern) bei den
$
getauften Tſchuwaſcen. Madame Fuchs berichtet hierüber Folgendes : „ Das Kohlfeſt iſt hier ſeit langer Zeit ein Volfefeſt, das der Stadt Ijchebokſar und ihrem Kreiſe beſonders angehört. Man ſieht demſelbent mit eben ſo viel Freude und lingeduld entgegen , wie in andern ruſs fiidhen Städten dem Weihnaditsfeſt, und macht ſich nicht ininder luſtig daber . Wenn die Zeit kommt , den Kohl auszuſtechen , fo ftrömen alle Frauen zuſammen und die Arbeit geht natürlich ſehr ſchnell von Statten : das Abendeſſen beginnt, und geht noch ſneller vorüber, weil die Männer gleich nadyher erſcheinen . Man ladet auf dieſen Abend nur Verwandte ein , Fremve aber , namentlich ledige Leute , kommen von ſelbſt, wagen
aber nicht gerade ins Haus zu gehen , ſondern gehen ans Fenſter und bitten den Hausherrn um Erlaubniß. Jeder junge Mann bringt irgend einen Lederbiſfen mit ſich. Wenn eine hinreichende Anzahl beiſammen iſt, werden allerlei Spiele geſpielt , was bis zum Morgen dauert ; im Laufe der Nacht ziehen die jungen Männer mehrmals Paar und Paar mit den Mädchen unter fröhlichen Gefängen umher. Das Kohlfeſt ſpielt hier eben dieſelbe Nolle, wie in Peter&burg der Spaziergang am 1 Mai ; die beurathaluſtigen jungen Leute beſehen ſich hier gewöhnlich die Bräute,
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mit denen ſie ſich verheurathen follen , und oft trifft es fich, daß ihnen .
die nicht gefällt, die ſie ſehen wollen. Darum lieben Väter und Mütter
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das Kohlfeſt nicht, denn oft ereignet es ſich, daß nach dieſem Abend die
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Nähe der großen Straßen , der Städte und der ruſjſden Dörfer leben .
Sühne und Töchter heurathen , aber nicht diejenigen , die man ihnen
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So beſteht bei den Tſcheremiſſen nod; ein Hauptfeſt, Jumon Bairam,
vorgeſchlagen hat. „ Die Tſchuwaſchen im Kreiſe Tichebokſar feiern den Semik , d. . den ſiebenten Sonntag nach Dſtern , auf eine beſondere Weiſe. Die Märchen aus einigen Dörfern kommen zuſammen , eſſen Eierfuchen und
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gehen dann in den Wald , um Kränze aus Birkenreiſern zu flechten ; ins Dorf zurüdgekehrt , wählen ſie ſich das beſte Haus , waſchen sé, kraßen ſogar die Wände ab , und fegen den Hof. An dieſem Tage bringt jedes Mädchen Mehl , Malz und Hopfen mit , woraus fie dann Bier fochent. Am Dreifaltigkeitstage früh verſammeln fich die Mädchett in ihren beſten Kleidern , und geben in den Wald , wo fie am Semif Kränze geflochten haben ; dort holen fie Birkenſtämmchen, zieren fie mit
fo
das fie bald jedes Jahr , bald nur alle zwei , drei oder vier Die Zeit der Feier wird durch allerlei Wahrſagerkünſte , ß. werfen u. dgl. , ermittelt. Dann zündeit ſie im Keremet an in der , Richtung von Nordweſt nad Sütoſten . Das
Jahre feiern . V. Bohnen ſieben Feiter erſte iſt dem
.
oberſten Gott Juma, das zweite deſien Gattin, Jumon - awa, der Mut ter der Untergottheiten u. ſ. w. , geheiligt. Bei jedem dieſer Feuer finden ſich Opferprieſter, die mit verſchiedenen Nameit, als Kart, Muſchan
und Udſche, bezeichnet werden . Auch haben ſich noch an einzelnen Orten jährliche Feſte bei beſondern Gelegenheiten, als beim Eintritt der Ader zeit , nach der Ernte u . f. w . , erhalten . Bei den Ticheremiſſen gibt es auch ein Opfer für den Shaitan , das in einem Füllen beſtehen muß , und bei Unfällen , namentlich bei Krankheiten , vollzogen wird . Sie peinigen das dem Schaitan beſtimmte Opfer auf alle Weiſe, führen es
dann in den Keremet, fdließen es in ein Viered ein, legeir Holz , Stroh 2. dgl. hin, und ſteden dieß zu gleicher Zeit von allen Seiten in Brand, während ſie ſelbſt weglaufen und aus Leibeskräften „hai! hai ! hai!" ſchreien. Wenn das Füllen todt iſt, kehren ſie zu ihm zurüd, nehmen rie Leber und drei Nippen aus der rechten Seite, verbrennen das Füllen zu Aſche und geben die Leber dem Kranken zu eſſen. Von der Herrſchaft der Tataren über die Tſcheremiſſen ſind nodi dentliche Spuren vorhanden , die fid aus der Mongolenzeit, vielleicht
1
bokſar find die merkwürdigſten dag Kohlfeſt und die beſoadern Gebräuche
fogar von früher, nämlich aus der Zeit der Bolgarenherrſchaft , her
dh
Bändern , und bringen fte unter Geſängen in das von ihnen zum Fefte hergerichtete Haus; hier wird nun der ganze Hof mit den Birkeaſtămment und Kränzen geziert , und drei Tage lang dauert das Feſt , wozu eine Menge Gäſte aus verſchiedenen Dörfern und ſelbſt aus der Stadt fommert.“ ( Fortiefung folgt.)
Benukung der landet. Endlich foll ernfilich Hand angelegt werden , um die Landes nutbar zu machen, und zwar vorerſt zur Vich weide, um Schlachtvieh und Pferde darauf zu ziehen. ( Echo du Monde Savant vom 8 September.) * ) Dieß Wort iſt wohl das perfiſche peighamber.
A. d . u . 1
1
Dünden, in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'jden Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenin an n.
Nr. 265 .
Das
A usl 其a n d. Tagblatt
Ein
für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 22 September 1841 .
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthanen .
Berezny fangen die langen, dazu gehörigen Dörfer an , und endlich kommt man in das Städtchen , an dem man wohl vor:
durch Fichtenwaldung. Ich habe ſchon ſo oft Fichten , Sand
übergehen kann , wenn man die Kirche geſehen. Sie beſtand ſchon im Jahre 1726, denn auf der Synode von Lud in dem genannten Jahre wird bemerkt , daß die Kirche ganz ruinirt, ohne Propſt und ohne Fonds ſer. Seitdem wurde auch auf
und Sumpf geſchildert, und. muß es noch mehrmals thun,
Koſten des Grundherrn eine neue Synagoge gebaut. Es iſt
Ein Stück Wege$ durch Podlachien nach Wolhynien. Von Stepan nach Kazimirka iſt es ein langweiliger Weg
daß man mir die Schilderung dießmal wohl gerne erlaſſen
eine kleine Tuchfabrif, einige Gärten und eine Apotheke hier.
wird. Die aus dieſen drei Elementen zuſammengeſekten Land ſchaften ſind einander ſtets ro ähnlich, daß es läſtig iſt, ſich lange dabei aufzuhalten . Kazimirfa felbſt , obgleid) auch pod: lachiſch gelegen, iſt doch etwas erträglicher, der rings umgebende Wald iſt nicht ſchön , aber in der Mitte desſelben ſeßt ein abge: legenes Kirchlein nach dem ermüdenden Anblic der Fichten und Sümpfe den Wanderer in freudiges Erſtaunen. Kaſimirka hieß früher Kazimirow und war ein Städtchen ; zwölf Dörfer gehörten vor hundert Jahren zu ſeiner Pfarre. Durch einen Damm geſchieden, ſtehen ſich zwei rivaliſirende Schenken , wie
Die Lage der Stadt an der Slucza begünſtigt den Holzhandel,
zwei zum Kampf gerüſtete Ritter gegenüber.. Rechts ſchaut
welcher auch lebhaft betrieben wird.
Fortwährend durd Wald und Sand 309 ich fort in das Nachtlager nad Moskwin, wozu mich das äußere Anſehen einer mit Mauern umgebenen Schenke loďte. Aber , o Nichtigkeit
der menſchlichen Hoffnungen ! auch hier täuſchte ich mich! Es befanden ſich darin einige zwanzig Poſtpferde und etliche be trunfene Poſtillone, welche hier von ihrem Trinkgeld die Nacht hindurch zechten , nachdem ſie irgend eine neue Herrſchaft nach einem neu angekauften Gute geführt hatten. Dazu kamen noch die Löcher in den Fenſtern , die kalte Stube, der mangel
Es be
an Thee , und , in der That , es war dieß das allerſchlechteſte
findet ſich darin ein wunderthätiges Bild der Mutter Gottes,
Nachtlager in meinem gangen Leben, in dem argſten Dredneſt,
das in weitem Umfreis von frommen Pilgern verehrt wird. Um die Kirche und die Pfarre her dehnt ſich der Kirchhof und ein Gärtchen aus. Alles dieß und die umgebende Stille ſcheint zum Gebet einzuladen, weit mehr als viele lärmende Kirchen, in denen man vor lauter unnüßem Schimmer das Bild des Herrn nicht fehen fann. Ruhe, Abgelegenheit, Stille , Entfer: nung von der Welt erklären ſehr gut die religiöſe Eraltation,
von dem ich je - berichtete. Indeß ging auch dieſe furchtbare Nacht vorüber, wie alles in der Welt ; der Morgen brach an, die Poſtillone ritten heraus , und ich trat hervor , um ihren Abzug über die Schwelle der Schenfe zu fegnen. Hier fam mir ein fleines dreizehnjähriges Mädchen , barfuß und vor
die Unterredungen der Seele mit Gott, und das Wurzelſchlagen derſelben im himmliſchen Gemüthe. Die Welt fettet ſich an
dankbar bin.
das kleine, freundliche Kirchlein aus Bäumen hervor.
Kälte ſtarrend, mit zwei Waſſereimern auf der Schulter ent gegen, und bot mir einen einfachen Gruß, für den ich ihr noch
uns mit ſo vielen und ſo ſtarken Banden, daß wer ſich losreißen will, mehr noch mit dem Körper , als mit dem Gemüth von den Menſchen und den Gegenſtänden geiſtiger Verſuchung fich entfernen muß. Frömmigkeit - erfordert mehr Stille und Ein:
Nach ihr wünſchte mir noch jemand guten Tag, nämlich ein großer Bock, der Liebling des Hausherrn, welcher, gelb von Farbe, mit langem Barte, ſtingend und doch ſchön, gravitätiſch einherſchritt, ſo daß ich ihn wahrhaftig in das berühmte Bild von Rubens Bachus und die Silenen “ verſeken möchte. So
Famfeit, als Heraustreten und Weltgetümmel ; zum mindeſten
dann begrüßte mich eines nach dem andern : die Poſtpferde,
fühle ich es ſo.
hierauf Poſtilone mit den Pfeifen im Munde und einen Fluch zwiſchen den Zähnen ; endlich erſchien die Sonne und nun zog ich ab. 265
Bon Kazimirta bis Berezny iſt es ein ganz unintereſſanter Weg, und ich ſchweige deßhalb völlig darüber. Nicht weit von
1058 Auf dem Wege muß ich noch das Städtchen Siedleszcze
gereichen dem Ort ungemein zur Zierde , und nehmen ſich am
an der Slucza im wilden Podlachien erwähnen. Es findet ſich
ſchönſten vom Thale ber aus. Auf einem der Berge ſteht die Pfarr kirche. Am andern Ende des Orts waren Franciscaner, deren
hier eine Schreib- oder vielmehr Löſchpapierfabrik /, Mühle uc.
Nicht weit von da auf der Höhe jenſeits der Slucza finden ſich die Ruinen eines alten Schloſſes, Hutkow genannt, wie man ſagt, in einer ſehr ſchönen Lage, hart am Ufer des Fluſſes. Es war dieß einſt das Eigenthum und der Wohnſik der Familie Siemaszel ; auf dem einen Berge ſtand nach der Tradition das feſte Schloß, auf dem andern das palaſtartige Wohnhaus, und
Kirche ſchön, aber nicht vollendet iſt, denn nur das Schiff iſt oben gedeđt, das übrige fällt in Ruinen. Die Fürſten Koreci, deren Wiege dieſer Ort war, führten in ihrem Wappen den litthauiſchen Reiter , der den Pfeil ab
ſchießt, und leiteten, wie Nieſieđi berichtet, ihren Stamm von Olgerd ab , zunächſt aber von Dymitri Battow Olgerbowicz,
Mit dem Dörfchen Rzeczki hört Podlachien auf, und Wol
der zu ſeinem Erbtheil Güter in Wolhynien erhielt , und das Schloß auf dem Felſen über dem Fluß Korzec baute , da wo derſelbe in die Slucza fällt, ſo daß es rings von Waſſer um
hynien beginnt. Wir treten ein in die Steppen, und erblicken von ferne die grünen Kirchendörfer und den Thurm von Korzec.
geben war. Er nannte es Korec, und davon wurde denn auch der Sitte gemäß der fürſtliche Name abgeleitet. Er fiel im
Hier ertönt der ſchwarze Boden unter den Hufen, Staubwolfen
Jahre 1399. *) Seine Nachkoinmen zeichneten ſich alle durch kriegeriſche Thaten aus, deren ſchönſter Schauplaß damals Wol hynien war, das unaufhörlich von den Einfällen der Tataren,
beide Berge waren durch eine gewölbte Brücke verbunden. Auf beiden ſind noch eingeſtürzte Souterrains.
fliegen auf, das Auge erbli&t nicht mehr jeden Augenblick die langweiligen Fichten und fann ſich hier weit ergehen . Korzec bat
eine ſtolze Lage auf einer Anhöhe. Von der Seite von Mied
Türken und Nothruſſen zu leiden hatte.
zyrzecz her muß man über einen ſteilen , mit Felſen beſäeten Berg nach der Stadt kommen. Die Ufer des Fluſſes, an dem fie ſteht, zeigte mir die erſten Felſen in meinem Leben. Wie war ich erfreut! Felſen ! Felſen ! dieſer poetiſche Ausdruck, den man in jeder Elegie, in jeder Tragödie, in jedem poetiſchen Roman findet; wirkliche, ſchroffe, aus der Erde, wie Knochen aus einem zerriſſenen Körper bervorſtarrende Felfen , das iſt ein Anblic , den man im eigentlichen Polen nicht zu ſehen be
Lew und Alerander, Fürſten von Koređi , die ohne Nachkom : men ſtarben , und in den Höhlen von Kiew begraben liegen.
kommt.
Storzec war in den leßten Zeiten das Eigenthum der Für ſten Ezartoryski, iſt aber jekt in einzelne Theile getheilt; es hatte eine gute , jeßt verfallene Porcellanfabrik, die dort von einer Geſellſchaft Actionnäre unterhalten wurde. Auf dem
Berge ſtehen Trümmer eines nicht ſehr alten Palaſtes, wie man aus der Architektur erſehen kann. Zur Zeit Joſeph Czar. toryski's, des leßten Beſibers dieſes Gutes, welcher Trucſes von Litthauen und Staroſt von £ud war , wurde in Korzec fehr viel gebaut ; es hatte außer der Porcellan : und Fayencefabrik auch Tuch :, Hut- und andere Fabriken. Auf dem Schloßberge, wo nach der Tradition gleichfalls eine Kirche und ein Kloſter der Baſilianer ſtand , und deſſen fanft fich neigende Abhänge mit Bäumen , Grotten, Mauern und verſchiedenartigen Gebäuden bedeđt waren , befanden ſich ungeheure Gemächer mit einem Thor und wie gewöhnlich mit einem Thurm darüber . Dieſer Palaſt brannte im Jahre 1831 ab. Unter dem Fürſten Joſeph, welcher Storzec merflich hob, ſtanden ſich die hieſigen Einwohner
ſehr gut, und nach dem, was die Volfserzählung vou ihin ſagt, war er ein ſehr wohlthätiger, rechtlicher Mann. Dieß drüđt ſich
Zu ihnen gehören
Bohusz Fedorowicz , Woiwode von Wolhynien , Staroſt von Luck,1 Winnica, Vraclaw und Shytomir , gründete mit Erlaub niß des Königs im Jahre 1550 das Schloß in Braclaw, und
im Jahre 1572 das in Winnica , . und befeſtigte beide. Vor ſeinem Tode ſchicte er dem Könige ſeinen Bogen und die Pferde, welche er im Kriege gebraucht. Unſere Chroniſten mel: den mehrere ahnliche Geſchenke. Bohus; liegt in der Höhleu: firche der Jungfrau Maria zu Kiew begraben . Die berühm: teſten Fürſten Koreci ſind die Brüder Samuel und Karl;
Samuel war Schwiegerſohn des Hoſpodars der Moldau , bes kämpfte die Türfen in neunzehn Schlachten , wurde gefangen ,
befreite ſich durch Liſt und Kühnheit aus ſeinem Gefängniß, und kehrte über Italien , wo er, einem Gelöbniß gemäß, fatho liſd geworden , nach Polen zurüc. Mit Herman Zolki ewski zog er abermals gegen die Türken , wurde nochmals gez
fangen , und wieder iu dasſelbe Gefängniß geſperrt, aus dem er früher entflohen war, dießmal aber beſſer verwahrt, ſo daß er darin ſtarb. Sein Bruder löste ſeinen Körper aus , und
begrub ihn in dem von ihm geſtifteten Franciscanerkloſter. Mit dieſem , der gleichfalls in Gefangenſchaft gerieth, jedoch bei den Schweden , erloſch im Jahre 1611 die männliche Linie der Fürſten Koređi.
Moro de c.
Ich wage nicht, einen mir ſo werthen Ort, wie Horodec, mit einer breiten Beſchreibung zu profaniren . Es iſt nicht
auch in ſeinem Porträt aus, welches in der Kirche von Korzec
jedem geſtattet, dasſelbe zu ſehen , wie dem Reiſenden , den das Herz, nicht Neugierde oder Luſt fich zu unterrichten dahin 30g.
hängt. Die heutige Kirche iſt gleichfalls von ihm gegründet, und bloß vorgeſchrieben worden, daß der Vordertheil derſelben nad) dem Palaſt hin gerichtet ſeyn ſoll. Die Votodis, Erben der Ezartoryskis, bauten ſie aus. Die Lage des Städtchens auf dem Berge, die darüber her: vorſchauenden Kirchendörfer , die Mauern und verbrannten
wäre eine unerläßliche Sünde. Ich werde deßhalb aus Hochs achtung von den Bewohnern nichts ſagen , ſondern nur von einigen Merkwürdigkeiten ſprechen. Die Lage von Horodec, ob gleich in der Ebene, iſt dennod ſehr fchön . Das große Banda
Ruinen des Palaſtes , der Teich und die Gewäſſer der Slucza
*) Wahrſcheinlich in der großen Latarenfolacht Witolds. A. d. u .
Doch Podlachien beſchreiben und Horodec nicht erwähnen , das
1059 haus ſteht gerade an einem mächtigen Teich, von welchem nur
nen Rahinen gefaßt iſt. Der Ausdrud des Geſichts, das Lå:
das Waſſer es ſcheidet. Aus den Fenſtern ſieht man in der Ferne die über die ganze Breite des Teichs geſchlagene Brüde, das Dorf an ſeinen Ufern weit hingeſtredt, und im Hinter: grund Wälder, wie allenthalben in Podlachien. Der Garten, der allerdings auf einer ziemlich unfruchtbaren Stelle angelegt ift, zieht ſich hinter dem Hauſe fort, und man ſieht von dem:
cheln , die Milde ſind ausnehmend lieblich. Schade , daß durch die lange Zeit die Farben etwas gedunrelt haben, und die Schat ten etwas zu ſcharf erſcheinen, was dem Bilde freilich im Auge
felben aus auf den in der Ferne fließenden Horyn und die Wieſen an ſeinem Ufer.
Die Bibliothef, die erſte der Aufmerkſamkeit würdige Sache >
in Horodec, wurde mit großem Aufwand von Zeit, Geld und
Mühe geſammelt, und befindet ſich in einem beſonders dazu erbauten und geſchinackvoll gemalten Locale.
Außer vielen
Bibliographiſchen Seltenheiten finden ſich hier auch merkwürdige Manuſcripte, unter denen ſich durch Schönheit und kalligraphiſche Kunſt ein Manuſcript von Valerius Marimus auszeichnet in frans
zöſiſcher Sprache aus dem 14ten Jahrhundert, auf Pergament
der Kenner von ſeinem Werthe nichts nimmt.
Zwei Bilder
von Raphael, das erſte eine noch unangekleidete Frau, bloß im
Pelzumwurf, das andere die Verlobniß Maria's darſtellend. Ein Bild von Roelandt Savery vom Jahre 1619 ſtellt den Auszug der Thiere aus der Arche dar , und hat in allen Ein
zelnheiten eine wunderbare Vollendung ; es iſt dieß Bild um To werthvoller, als dieſer Maler ihrer ſehr wenige hinterließ. Von Van de Werg iſt eine heilige Cäcilie im Kleinen da, die als Miniaturbild vollendet iſt. Von Raphael findet ſich ein kleines Bild der heiligen Familie auf Blech , wie ein ähnliches unter den Copien der orleaniſchen Galerie iſt ; die Köpfe des heiligen Johannes und Jeſus ſelbſt ſind beſonders ausgezeich: net. Die Verkündigung von Dominichino, eiu großes Bild,
in Folio, mit Miniaturen, Vergoldungen, Zierrathen, und in
das die Familie des Darius darſtellt, aus der neuen Schule,
einem ungemein koſtbaren und zierlichen Futteral. Aus demſelben
der heilige Franciscus von einem der Caracci, und endlich das
Jahrhundert ſind mathematiſche Handſchriften, das älteſte und einzige Actenbuch der Caplanei des Erzbisthums Toulouſe,
Reni, das ſind die bedeutendſten Bilder der Sammlung und
eine Handſchrift über arabiſche Theologie,an der ſchon Waclaw
die ſehenswertheſten Gegenſtände des Schloſſes für den Fremden .
Lieblingsbild des Hausherrn, eine heilige Jungfrau von Guido
Rzewuski arbeitete, und viele andere lateiniſche und polniſche Bücher. In der franzöſiſchen Sammlung befindet ſich eine ganze methodiſche Encyklopädie , viele Geſchichtſchreiber , eine
fchöne Ausgabe der ornithologiſchen Werke Levaillants; deutſche Monographien von Muſcheln , Pflanzen u. f. w., ſo wie eine Menge Werke über Malerei, find gleichfalls vorhanden. Eine bedeutende Münzenſammlung befindet fich im Biblio:
thefenſaale in zwei Käſten : dieſe wurden aus einer Verſteige: rung bei den Potocis um einige tauſend Ducaten angekauft.
Sie gehörten einſt dem Könige Leszczynski , und wie die dar:
auf befindlichen Medaillons beweiſen, waren ſie auch urſprüng lich zu einer Münzſammlung beſtimmt. Wie es ſcheint, waren ſie ein Geſchenk Ludwigs . des Fünfzehnten an ſeinen Schwie:
gervater , wie auch die Medaillons und die koſtbare Arbeit an: zudeuten ſcheinen . Dieſe mit paſſenden Brongeverzierungen geſchmückten und mit Marmor bedecten Käſten find fchön, ein
Boologie von Madagascar. Dieſe Inſel iſt für die Zoologen einer der intereſſanteſten Punkte
der Welt, ihre Fauna hat ſogar einen ſo eigenthümlichen Charakter, daß man gencigt ſeyn möchte, fie als den Ueberreſt eines ehemaligen Con= tinents anzuſehen , der eine beſondere Art von Guſchöpfen hegte. Die Forſchungen von Commerſon , Sonnerat und einigen andern Natur forſchern haben hingereicht, um zu zeigen, daß die Thiere Madagascars fich von denen anderer Länder ſehr unterſcheiden , aber die Kenntniſſe von der madecaſſiſchen Fauna find doch ſo unvollſtändig geblieben , daß man ſeit langer Zeit wünſchte, neue Aufklärungen darüber zu erhalten. Şr. Louis Rouſſeau, naturwiſſenſqaftlicher Gehülfe am Muſeum , reiste zu dieſem Endzwed im Auguſt 1839 ab, und iſt jeßt nach zwei Jahren zurückgekommen. Er hat die Sechellen , St. Marie de Madagascar,
Zanzibar und endlich auch Maskat beſucht, ſo wie einige Punkte auf
werthvolles Andenken und zugleich fo angeineſſen , daß inan nicht
der Küſte von Malabar. Die Kriegøgerichte ain Ende vorigen Jahres
leicht ein ſo wohl angewendetes altes Stüd ſehen kann. Die Arbeit iſt noch jeßt ſchön und gefällig, obgleich ſo viele Jahre und Ge: ſchmadswechſel darüber hingegangen ſind. In der Münzſamm : lung ſelbſt zeichnen ſich die griechiſchen und römiſchen Münzen
gegen 4000 Eremplare von Thieren mitgebracht, darunter 1034 Artex ;
aus , die der Kaiſer , der Familien und der Städte ; die große polniſche Sammlung aus der Regierung Sieginund Auguſts. Hier kann man auch die einzige, noch nie beſchriebene litthaui Iche Goldmünze von zehn Ducaten am Werth feben , die im Jahre 1562 geſchlagen wurde, und vortrefflich erhalten iſt. Auf
führten ihn nach Bourbon und von da nach Frankreich zurüd .
Er hat
piele davon ſind ganz neu , und einige werden wohl ten Zypus neutet Gattungen ergeben. Er ſcheint ſich indeß hauptſächlich auf Seethlere .
und Amphibien beſchränft zu haben.
(Echo du Monde Savant worm .. ) ( гээ
8 September.)
LI 2017
Ethnographiſche Beſchreibung des: . :.Gouverneme nts ۱۱۲ : 3 از : تم3t
ber einen Seite ift das Bildniß Siegmund Auguſts , auf der
Kaſan .
andern das Wappen Litthauens mit einer Blumeneinfaſſung. Unter den Bildern , die in den ſchönen Sälen von Horodec
(Fortſokang:) 11111 ?) 1:1 :191119 12143 6:::: Man fann fid leidt burfetten , Ndg Bei effent polpetyagte amb zugleich ſo ungebildeten Bofte, wie die futbafoheli, ef#e Menge Abte
aufgehängt find , zeichnet fich der heilige Johannes von leonardo da Binci aus, ein unbeſtrittenes Original , welches das
Datum 1495 trägt, und in einem ganz alten , aber ſehr ſcho:
bila
97 € .313.81
glauben und Borurthelle hereften ." Wenn's..bet (hnet Diodgebacfett wird , ſo fcauent pe unaufhüttich the ben Ofen , ***nichtbelt togeab .
. = chi707113 Tidui , !19 biti ir 19ilitam1:10798
1060 einem Brode die Rinde berftet. Wenn dieſ geſchieht, ſo werfen ſie das Bekenntniß der Neue über ſeine Sünden in Anweſenheit auch von Fremden Brod augenblidlich heraus in eine Schlucht. Wenn der Tſchuwaſche aus. Die Jumſas geben auch den Kindern Namen bei der Geburt u.ſ.w. aus einem Fluß , einem Brunnen oder einer Quelle trinkt und fühlt | Uebrigens find dieſer Jumſas ſehr wenige , und man trifft fie nur in fich danach übel , was im Sommer bei der Hiße leicht geſchieht, fo den vom ruſſiſchen Einfluß entlegenſten Dörfern. läuft er über Hals und Kopf nach Hauſe , holt Geld , Brod , Eier In der Religion der ungetauften Wotjäfen bemerkt man unzweifel u. dgl. , und wirft es an dem Ort, wo er getrunken hat, hinein. Be- bafte Spuren des alten Heidenglaubens im flawiſch- finniſchen Norden, .
merkenswerth find bei den Tſchuwaſchen die Ceremonien und Gebete,
zugleich aber läßt die Beimiſchung einiger Anſichten der islamitiſchen
wenn ſie zum erſtenmal neues Brod eſſen . - In fruchtreichen Jahren, wenn das alte Korn bei allen bis zum neuen reicht, fangen alle Tſchuwaſchen in einem Dorfe an Einem Tage zu dreſchen und zu mahlen an,
Tataren, der Tſcheremiſſen und Tſchuwaſchen und ſelbſt chriſtlicher Ideen
bereiten ſodann in jeder Familie aus dem
neuen Koru Malz , brauen
Bier auf den zum Gebet beſtimmten Tag und baden Brod aus dem
mit Wahrſcheinlichfeit annehinen , daß ihre Religionsbegriffe ſelbſt noch .
in neuerer Zeit durch den Einfluß der umgebenden Bölfer eine Umwand lung erfahren haben . Die heidniſchen Wotjäfen erkennen eine oberſte Gottheit an , die ſie Inmar , Inma und Kua6 nennen ; daß erſte
neuen Mehl. An dieſem Tage faſten ſie. Die ganze Verwandtſchaft Wort foll Himmel bedeuten. Dieſer einzige Begriff iſt bis jest bei famielt ſich bei dem Aelteſten in der Familie und fängt an zu beten ;
auf den Tiſch legen ſie das noch unangerührte Brod und das Salzfaß, daneben aber ſtellen ſie ein großes Glas Bier. Das Zimmer füllt ſich mit Männern und Frauen , die alle der Neihe nach ſich reßen. ' Der
Prieſter tritt hinein und alle ſtehen auf; er geht zu jedem , und be zeichnet ihm die Götter , zu denen er beten ſoll, dem einen zu Tara , dem oberſten Gott , dem andern zu feiner Mutter , dem dritten zu dem Gottesſohne, dem vierten zum Waldgott , zum Gott der Wege , des Viches , zur Sonne, fiir Mutter der Sonne u. f. w . Dann öffnet er die Thüre , und alle richten ſich mit dem Geſicht nach derſelben , d. h.
Inmars , der Göttin der Fruchtbarkeit der Erde , der Menſchen und
Thiere , von Schundu -Muma, der Mutter der Sonne, von Wu Murt , dem böſen Geiſt des Waſſers , Pala8-Murt, dem Halb menſchen , Alido , dem Waldteufel , Alboſt , dem Hausgott , und .
.
andern Gottheiten der alten Religion ſind ſehr dunfel geworden . In
der alten Neligion der Wotjäfen ſcheint auch der Begriff eines Himmels und einer Hölle beſtanden zu haben , jeßt aber beten die Wotjäfen nur fum obern Gott um zeitliche Güter, und fürchten fich vor nichts. Ihre
nad Oſten , denn die Häuſer aller Tſchuwaſchen ſind mit den Thüren gegen Oſten gerichtet, und jeder fängt ſein Gebet an . Das Gebet
Ceremonien find einfach , und beſtehen allein in Opfern , die ſtels im Anfang und am Ende der Feldarbeiten dargebracht werden . Das Feſt vor Anfang der Feldarbeiten heißt Tulis Nunal, und ſie beten dann
dauert eine halbe Stunde , dann bringt man eben ſo viele hölzerne Schalen als leute im Zimmer Find , der Aelteſte gießt in jede Schale
vorzugeweiſe um Befruchtung der Erde ; nach Beendigung der Ernte und aller Feldarbeiten feiern ſie das Keremet - Nunal und danken Gott
Vier , theilt Brod an die Anweſenden aus, die ſich abermale gegen die
für die gewährten Gaben. Zu dieſem Feſte verſammeln ſie ſich in ganzen
Thüre richten, vor fidy bin wiſpern, zu trinken anfangen und das Brod ſtüdweiſe verzehren. Dann kommen die Söhne , die Frauen und die kleinen Kinder zu den Vätern und Müttern , beugen ſich zu ihren Füßen herab und ſprechen : „wir haben 311 Gott gebetet , daß ihr am Leben bleiben möget, daß Gott ung im fünftigen Jahre wieder zuſammen für das neue Brod beten laſſe.“ Endlich bringt die jüngſte Frau allen Bier,
aus Fichten beſteht und an einer hohen Stelle liegt. Ein ſoldies Wäldchen heißt luda , wie bei den TfQeremiſſen und Tſchuwaſchen Keremet. Hier zünden die Wotjäfen Fener an , und bringen Opfer an Pferden , Hornvieh , Schafen , Ziegen , Gänſen , Enten , Spechten, Honig und Meth , Bier und verſchiedenem Badwerk. Sic richten die
1
1
.
1
ihnen deutlich geblieben ; die Anſichten von Mukalzina , der Mutter
und nun beginnt der Tanz.
Geſellſchaften in einem beſonders dazu gepflanzten Wäldchen , das ſtets
Bliçe gen Himmel , halten Brod und Fleiſch in den Händen , ſprechen
Als einen lleberreſt der Religion der Tſchuwaſchen fanu man audy
ihre beſondere Zeitrechnung anſehen. Die Tſchuwaſchen zählen gewöhnlich nicht die Jahre , ſondern die Monate. Das Jahr zerfällt bei ihnen in Winter und Sommer und beginnt im November , welcher Trd ufuich, der Opfermonat , heißt. Iin Anfange dieſes Monats wird das .
erſte Brod , das erſte Bier ,, das aus dem neu eingeheimsten Getreide
dabei unter Verbeugungen ihre Unterwürfigfeit unter den Allerhöchſten, ſo wie einzelne, jeder für ſich, ohne beſondere Gebete ſeine Wünſche nennt; dann eſſen ſie das Opferfleiſch, trinken den Branntwein und das
Bier , bio fie trunfen ſind , und gehen dann nad Hauſe. Bei dieſen Ceremonien der Wotjäfen werden keine beſondern Gebete geſprochen und keine feſtgefepten Gebräuce beobachtet.
bereitet wird, Gott geweiht , und der beſte Theil davon als Opfer dar gebracht zum Zeichen der Dankbarkeit für die Ernte. Dieſes Opfer und dieß Feſt heißt Tidulle mä.
( Fortſeßung folgt.)
Die Woche beginnt mit dem Freitag
(jarne-non ), welches auch der Ruhetag iſt. Den Mittwoch nennen ſie den blutigen Tag .
Tunnell auf der Great Weſtern - Eiſenbahn. , Zwiſchen Briſtol und Bath , auf einer Strede von 12 engliſchen Meilen , hat
Eine Art beſondere Claſſe von Geiftlichfeit bilden bei den Tſchu- dieſe Bahn nicht weniger als fechs Tunnels , und einer derſelben , der waſchen die ſogenannten Iumfas, welche Männer und Weiber feyn können. Ihre Verbindlichkeit beſteht darin , dem Volt nach dem Befehl .
und dem Willen der Götter die Darbringung von Opfern zu verkünden. Gewöhnlich ſagen fie , daß der oder jener Gott ihnen im Traume erfchienen ren , und ihnen befohlen habe , ihm an dieſem oder jenem Drte dieß oder jenes Thier zum Opfer zu bringen. Sie nehmen den Tſchuwaſchen vor ihrem Tode die Beidyte ab , und der Kranke ſpricht das
bei Borhil , 6 Meilen von Bath , hat nicht weniger alo 3 engliſche Meilen (nahezu 5 Viertelſtunden) länge. Er bot ſo große Schwierig feiten dar , daß kein Architekt ſich damit befaſſen wollte. Hr. Brunet, der berühmte Erbauer des Themſetunnele, ward gerufen, unterſudyte die Dertlichkeit genau und erklärte endlich die Sache für möglich. Der Tunnel ift 306 Fuß unter der Oberfläche , und großentheils durch den feſten Feld gehauen. (Athenäum vom 28 Auguft.)
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſq en Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman u.
Nr. 266 .
Das
usl a n d . Aแ .
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völke r . 23 September 1841 .
Die callaiſche- Region.
Ave, Cavado und Lima ; der erſtere ergießt ſich bei Villa do
1. Ueberſicht.
Meilen vom Meere und auf 2 Meilen öſtlich von dieſem Ort
Als ein Anhang der cantabriſchen Riegion kann die callai: ſche betrachtet werden, welche von jener im Norden durch den
Sonde in den Ocean, an dem zweiten liegt Barcellos, etwa 3 Braga, auf einem Plateau, welches militäriſch die ganze Pro vinz Entre Douro e Minho beherrſcht; der Lima iſt bis 6 M.
weſtlichen Auslauf des pyrenäiſchen Gebirgsſyſtems bis zu ſeinem
von ſeinem Ausfluſſe ſchiffbar, und hat die Brüde von Ponte
Anſtoß an das Meer beim Cap Finisterre getrennt iſt. Die
do Lima, 4 Meilen vom Meere, und den Hafen von Viana an
öſtliche Gränze bildet ein Gebirgsarm, vielleicht die eigentliche
ſeinem Ausfluß. 2) Der Fluß Minho. Seine Hauptarme ſind der Perga, welcher aus dem Thal von Lugo, und der Sil, wel:
Fortſeßung des Hauptlammes, welcher von dieſem lettern an der Gränze von Aſturien, weſtlich vom Paſſe Pajares ( 2 ° 10'
weſtlich von Madrid), fchief gegen Südweſt unter dem Namen
cher aus dem Chal Vierzo bervorkommt; beide vereinigen fich
Rabanal, San Mamed, Sierra de Jerez rich hinabbiegt und
etwas oberhalb Orenſe im flacheren Lande ; der Sil hat an dem Biber einen beträchtlichen Nebenfluß, der aus einem eigenen,
wieder andere Verzweigungen ausſendet, von welchen eine die Waſſer der Flüſſe Tamega und Ave , oder um allgemeiner zu
Hafen von Bayona .
ſprechen, die weſtlichen Küſtenflüſſe und das Beđen des Minho
Vigo Pontevedro und Arofa ; die erſtere iſt einer der vortreff
von SO. gegen NW. geöffneten Thale ausbricht. 3) Der 4) Die drei beträchtlichen Buchten von
von dem des Duero ſcheidet, indem ſie an dem leßtern nahe
lichſten, größten und reinſten Häfen von Europa, die zweite
bei ſeiner Mündung endigt. Dieſe Region begreift alſo den größten Theil von Galizien, den Diſtrict Vierzo und die portu :
empfängt den Fluß Larejo und die dritte den weit beträcht:
gieſiſche Provinz Entre Douro e Minho , mit Ausnahme des Diſtricts von Amarante.
lidhern Sar, an deffen weſtlichem Zweig (Sar del Arzobispo ) die Stadt Santiago, fo wie an dem öſtlichen , aber viel weiter füd lich, das Städtcen el Padron liegt ; in der Bucht iſt die Inſel Aroſa , von welcher ſie den Namen führt. 5 ) Die ebenfalls be
Durch dieſe Gegend ſtreifen fechs oder ſieben hohe, und den größten Theil des Jahres mit Schnee bedeďte Gebirgszüge, trächtliche Bucht von Nopa , bei welchem Hafen der Cambre deren tiefe Thäler von größern und kleinern Flüſſen, Dächen , mündet. 6) Die Bucht von Corcubion , an deren ſüdöſtlicher und zuweilen von heftigen Waldſtrömen bewäſſert ſind. So iſt | Seite der Fluß Ezaro mit einem ſchönen Waſſerfalle ins Meer
das Land, obgleich an mehrern Stellen rauly, im Allgemeinen
ſtürzt; an der Bay und noch füdlich von dem Gebirgszugé,
abwechſelnd, und kann als ein ungeheurer, gegen Südoſt ab-
welcher ſich durch die Landjunge von Finisterre bis an deren
hängiger, mit vielen Widerlagen befeſtigter Fels angeſehen
Spiße verlängert, ſind die Ortſchaften Se und Corcubion ; wir
werden , welcher auf dieſer Seite die Halbinſel gegen die An:
haben dieſe Gegend in der cantabriſchen Region beſchrieben ,
fälle des Meeres vertheidigt. Dennoch hat ſich der Ocean häufige und tiefe Eingänge zwiſchen den Widerlagen eröffnet, be: fonders: in dem galiziſchen Theile, und wenn man zugleich die
weil dieſer zu beiden Gegenden gehörige Winfel auf beiden Seiten des Gebirgsjuges die näinlichen caratteriſtiſchen Züge darbietet. An der Küſte ſind einige Inſeln, die Inſel Ons vor
Flüſſe betrachtet, welche aus dem Janern gegen dieſe Eingänge
der Bay von Pontevedra iſt die beträchtlichſte; die von Bapona dienen zuweilen
ober die Küſte zulaufen , ſo wird man ſchwerlich eine andere
Gegend der Halbinſel finden , welche ſo gut bewäſſert iſt und ſo
als Lazareth .. Die Hauptſtraße von Madrid theilt ſich bei Benavente in
viele Häfen beſikt. Auf den 56 Meilen der hieher gehörigen zwei Arme: der nördliche bricht über Aſtorga in das Thal galiziſchen, und auf den 25 Meilen der portugieſiſchen Küſte Vierzo ein , und geht über Lugo nach der Corugna und dem vor Entre Douro e Minho findet man von Süd nach Nord
Ferrol ; der ſüdliche geht über die Quellen der Flüſſe, welche
folgende bemertenswerthe Flüſſe und Buchten. 1) Die Flüſſel in den Duero falen , ſo daß er erſt weſtlich von Monterep in 266
1062 die callaiſche Region eintritt , wo er dann über Orenſe nach
mit der Ausbreitung der chriſtlichen Herrſchaft in ganz Portu
Santiago fortzieht. Von Santiago , dem Mittelpunkte von
gal geinein wurde. In der alten Geographie werden Oporto und die Sorugna als Häfen der Callaici angegeben , daher nennt man ießt das zwiſchen dieſen beiden Häfen liegende land die callaiſche Region. Allein dieß iſt wohl nur ein generiſcher Name, etwa als ob man ſagen wollte, die Selten oder Kelten, worüber wir uns in der Beſchreibung der cantabriſchen Region erklärt haben. Hier
Galizien, geht eine Hauptſtraße nach der Corugna und mehrere ſchlechte Wege an die Küſtenpläße und ins Janere nach Lugo und Puertomarin am Fluſſe Perga. Noch ſchlechter ſind ſie im portugieſiſchen Theile, obgleich einige derſelben , im Zuſammen : bange genommen, eine mit der Küſte parallele Verbindung von Santiago bis Braga und Oporto bilden.
Die ohne Zweifel zahlreichen Mineralproducte ſind wenig be:
iſt nur von der phyſiſchen Region die Rede, welche die Bra cari und Nerii einnahmen, kriegeriſche, bartnädige, dem Un gemach troßende Völker, welche die Römer mit vieler und lan
kannt, den Goldreichthum des Sil haben die Römer erſchöpft ;
ger Mühe unterjochten, und daher in folchem Anſehen hielten,
heute erſcheint nur ein ſeltenes Körnchen im Flußlande. Der * Pflanzenwuchs iſt nicht ſo reich wie in den ſüdlichen Ländern ,
daß ſie dieſelben an die Spiße anderer angränzenden Diſtricte Tekten, und unter ihnen zwei Colonias Auguſtas, Braga und
doch ſind die Felder von Orenſe , Rivadavia , Tuy , Monforte
Lugo errichteten, welche zugleich Siße der Gerichtsbarkeit (Con venta juridica) waren . Außer dieſen Städten waren Iria Flavia (el Padron ), Aurium (Orenſe) , Tyde (Tuy) und Belgi
Das Klima iſt falt im mittleren und Hochlande, traurig wegen des Häufigen Regens, mild und angenehm an der Küſte.
(alles am Minho), die von Pontevedra, das Thal von Mignor und viele Gegenden zwiſchen Duero und Minho ſehr fruchtbar.
Mehrere Stellen ſind dicht bewachſen , es fehlt weder an Bau holz, noch an Weiden für das Hornviel), Pferde und Schreine,
dum ? im Vierzo bekannt; zwei Heerſtraßen erleichterten die Verbindungen, die eine längs der Küſte, die andere zwiſchen
welche einen beträchtlichen Induſtrieartikel bilden. Noch wich : tiger iſt die Fiſcherei; unter hundert Arten ſind die Lampret
Braga und Lugo.
ten des Minho , die Sardellen von Vigo , die Auſtern von
während den anderthalb Jahrhunderten ihrer Dauer war Braga
Redondela (an derſelben Bucht) , die Lachle und Zungenfiſche des Berez u . f. w. berühmt:
Die Einwohner ſind von celtiſchem Urſprung, brav, arbeit: fam , ausdauernd und kräftig. Männer und Weiber arbeiten im Felde ; die Spindel iſt unzertrennlich von den letteren und
gewiſſermaßen ihr Schmud. Beide verſtehen ihre Intereſſen und treiben gute Hausipirthſchaft. Die Bevölkerung dieſes kleinen , großentheils rauben und ſelbſt bie und da an Naha rungsmitteln Mangel leidenden Landes, beträgt ungeachtet der häufigen Auswanderung und der geringen Zahl von Grundeigen thümern wohl zwei Millionen , woyon 900,000 auf die Proving
Entre Douro e Minho kommen ; dabei iſt es merkwürdig, daß die Bevölkerung von Galizien ſeit dem 16ten Jahrhundert fort: dauernd wächst, ungeachtet ſie um dieſe Zeit in den übrigen Provinzen abzunehmen begann . Das urſprüngliche und patriar chaliſche Syſtem der vielen zerſtreuten Häuſer und kleinen Dör
Dieſes Land war das Kerngebiet der fueviſchen Herrſchaft ; die Reſidenz der Könige.
Die Weſtgothen bemächtigten fid
desſelben unter Leovigild , und verloren es erſt durch den Eina fall der Saracenen . Ungeachtet die Neſtauration bald wieder bez gann, ſo blieb das Land bis zu Ende des 13ten Jahrhunderts häufigen und verderblichen Anfällen nicht nur von Seite der Mohren, ſondern auch der normänniſchen Seeräuber ausgeſekt; dieſes Uebel wurde durch mehrere Volksaufſtände gegen die Herrſchaft der Könige von Aſturien und Fehden zwiſchen ſeinen Edelleuten vermehrt. Obgleich es zeitweiſe eigene Stönige auf ſtellte, folgte es im Ganzen doch dein Schidſal der Krone von Leon, wozu es gehörte. Endlich im 12ten Jahrhundert wurde der heutige portugieſiſche Theil dieſer Gegend unabhängig.. Heinri
von Burgund , Schwiegerſohn Alfons des Sechsten ,
hatte es bis zu ſeinem Tode (1112) noch als Lebensgraf von EAE ſtilien , obgleich mit ausgedehnter Gewalt, beherrſcht. Ihm folgte
ſein Sohn Don Alonſo, einer der Helden jener Zeit, in derſel
fer, die Verbindung des Aderbaues mit der Viehzucht, die
ben Forin , aber als er im Jahre 1139 den merkwürdigen Sieg von Durique über die Mohren erfocht, wurde er von den Sola
Pflege des Leins , die Fiſcherei und überhaupt der Fleiß der Einwohner erklären zum Theil die ſtarke Bevölkerung.
den Völkerſchaften als ſolcher anerkannt.
1
daten auf dem Schlachtfelde zum König ausgerufen , und von Er ſoll in dieſer
Die Sprache des Landes entſtand aus derPerderbung des Latein ſeit dem Einfalle der Sueven und Gothen , aus der Miſchung mit dem auch erſt aufteimenden Caſtilianiſchen und
Schlacht fünf königliche Standarten der Mohren von blauer
mit vielen lothringiſchen und burgundifchen Wörtern , feitdem fich die franzöſiſchen Pringen Heinrich und Raimund von Bur:
und Álfons dem Siebenten von Caſtilien , welcher fein Recht vertheidigte; aber die Sache wurde endlich beigelegt, und die Unabhängigkeit Portugals anerkannt. Man nannte das Land bis zum Duero die Provinz entre Douro e Minho', weil es
gund, als Schwiegerſohne Alfons des Siebenten von Eaſtilien
und Lehendgrafen , mit mehreren ihrer Landsleute dort nieder: ließen , endlich aus der eigenthümlichen Art, wie alles dieſes im Rande felbſt fich ausbilbete , und gerade ſeit jener Nieber:
Jaſſung der Franzoſen , zu Anfang des 12ten Jahrhunderts , eine beſtimmtere, in zwei Dialette gerfallende Geſtalt annahm , nämlich den galiziſchen und den portugieſiſchen , welcher lettere
Farbe erbeutet haben , welche man heute im portugieſiſchen
Wappen fieht.
Es brachen Feindſeligkeiten aus zwiſchen ihm
zwiſchen dieſen beiden Flüſſen liegt ; der Siß der erſten Könige
war Guimaraens , etwa 3 Meilen ſüdöſtlich von Braga ; aus dieſem Orie fol der Prinz Alfonſo Enriquez, der Stifter der portugieſiſchen Monarchie, ſelbſt gebürtig geweſen feyn.
1063
Neues Meubelzeug. Die Manufactur der Gobelins iſt die einzige in Europa, wo man hiſtoriſche Bilder fertigt, jeßt hat aber ein þr. Gantillon aus Lyon ein
nie aus ihrem Hauſe hinaus , damit die Bienenſtöde nicht leer werden. Allen Mißwache ſchieben ſie den getauften Wotjäfen zu , welche Gott fein Opfer darbringen wollen . Solcher und ähnlicher abergläubiſcher Meinungen iſt eine ungählbare Menge.
Patent auf eine Erfindung genommen , welche er dem Kupferſtich vere
gleicht, während die Fabrication der Gobelins eine Malerei ſey. Wir heben einige der bedeutendſten Vorzüge der neuen Erfindung vor den Die Fabrication des leßtern iſt der Art , daß das Ge webe dieſelbe Größe wie das Gemälde hat , das als Muſter dient , die Gobelins aus.
neue Erfindung kann aber dasſelbe Gewebe mit demſelben Deffin in
allen Dimenſionen liefern. Die Fabrication der Gobeling iſt langſam ,
Die Feurathe - und Begräbnißceremonien bei dei beidniſchen Wot
jäfen find fehr einfach. Bei den Heurathen nimmt der Bräutigam , ſobald er ſich mit den Eltern der Braut über den Preis ( jarduk) ver
einigt hat , alsbald die Braut mit ſich. In dem elterlichen Hauſe ſammeln ſich inzwiſchen die Verwandten , zu denen die Braut im Ge wande verheuratheter Frauen heraustritt , und auf einem ausgebreiteten
und die Bilder haben einen unerſchwinglichen Preis. Es braucht- 6 bis
Tuch an der Thüre wartet , bis der Opferprieſter einen Becher Bier
8 Jahre , um ein Bild von 10 Quadratfuß zu liefern , und wenn man ein zweites ganz ähnliches will, ſo dauert die Herſtellung desſelben
geopfert und das Gebet um Glück für die Verebelidten geſprochen hat.
wieder eben ſo lange , während die neue Erfindung, wenn die Koſten
beſteht die ganze Ceremonie. Deu Todten wäſcht man , kleidet ihn in ein reinliches, neues Kleid , und bricht dabei von dem Meſſer , das er
Das geweihte Bier gibt man den jungen Leuten zu trinken , und darin
.
.
deß erſten Bilder einmal bezahlt ſind, im Verhältniß zur Zahl der Bilder, die ſię liefert, immer wohlfeilere Preiſe machen kann ; ferner iſt die Bea reitung ſehr ſchnell: ein Webeſtuhl liefert ein gewobenes Bild von 10
bei ſich am Gürtel trug , die Spiße ab . 1
Eine Wachsferze brennt vor
Duadratfuß in 14 Tagen. Der Stoff, den man dazu nimmt, fann
dem Todten, bis man ihn hivandträgt, und auf ſeiner Bruſt liegt etwas Badwerk. Zwiſchen Brettern läßt man den Todten in die Erde hinab,
Seide oder Wolle ſeyn , und wird ſo ſtark, daß man ihn im Waſſer
wirft einige kleine Geldmünzen ins Grab, und ſcharrt auch einen Keſſel,
kneten und klopfen kann, wie ein gewöhnliches Tuch. (Echo du Monde Savant vom 8 September.)
zugeworfen iſt, zündet man einige Wachsferzen darüber an , wirft die
eine Art, eine Schaufel, Baſtſchuhe u . dgl. mit ein. Wenn das Grab .
zerbrochenen Stüde von drei hartgeſottenen Eiern darauf und ſpricht: „ das - iſt für didy, möge es dir wohl bekommen .
Bei der Rücfehr nach
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements
Hauſe ſchreitet man durch das vor dem Eingange des Hauſes, aus dem
Kaſan.
man den Todten getragen , angezündete Feuer , reibt die Hände mit
( Fortſefung .): Außerdem feiern die Wotjäfen noch ein Feſt, Butfd iin - Nunal
genannt, das mit unſerer heiligen Woche zuſammenfält. Wahrſcheinlich
Salz , wäſcht ſich, wechſelt die Kleider und beginnt dann das Mahl. Am dritten Tage verrichtet man die erſten Todtengebete , am fiebenten ſchlachtet man ein Schaf, am vierzigſten ein Stück Hornvieh oder ein Pferd. An dem Feſte Butfohim -Nunal feiert man das allgemeine Todtenmahl für ſämmtliche Verſtorbene.
war es nada heidniſchen Begriffen der Eintritt des neuen Jahres 'und der Frühlinge-Lag - und Nachtgleiche , jeßt aber iſt das ganze Feſt fidhtlich aus der chriſtlichen Religion entnommen. Die ganze Ofterwoche hindurch arbeiten die heidniſchen Wotjäfen nicht, färben Eier nach ruſ-
ſtreng auf die chriftlichen Gebräuche. Indeß ſchlagen auch bei den Ge
fiſcher Sitte , und bringen die Zeit mit Schmauſereien zu , welche bei
tauften die Spuren des Heidenthums durc ; viele glauben blind an
ihnen von alter Zeit her eine Art Gottesdienſt ausmachen. Bei welcher Gelegenheit dieſe.Sitte angenommen wurde , wiſſen die Wotjäfen ſelbſt
Zauberei , an Beſchädigung durch Zauberworte, durch den Blick, ſo wie an Verwandlungen , weßhalb Gaufler eine große Gewalt über fée aus
nicht zu fagen. 3hr drittes Feſt endlich , Wiffesko - Nunal , findet
üben.
am Vorabend des Keuinachens ftatt.
fchönes Wetter und Erleichterung der Arbeit, opfern einen buntfarbigen
(keremet) und Prieſter (ate). Sie berehren das höchſte Weſen unter dem Namen Paas ; mit demſelben Worte bezeichnen fie die Sonne
Spect, und überlaffen ſich dann dem Shmauſe und Drunke , weßhalb
( tſchipaas ); fie verehren ferner eine Mutter der Götter, Götterſöhne,
felbft arbeitfame und gute Landwirthe unter den Wotjäfen manchmal beim Geumachen nicht ſonderlich fchnell zu Ende kommen . Die Wotjäfen find im Allgemeinen ſehr abergläubiſch. Den Mittwoch und Freitag halten ſie für Unglüdstage, und an dieſem Tage wird kein Wotjåfe irgend ein Geſchäft anfangen . Wer eine Scwalbe tödtet,
Sonne und Mond ; beter aber auch zum heiligen Nikolaus , den fie Nikolai paa $ nennen , und ſtellen vor ſeinen Bildniſſen Kerzen ſowohl in den Kirchen als in ihren Wohnungen auf, da ſie ſeinem Schuße die
An dieſem Tage bitten fie um
.
Die religiöſen Anſichten und Ceremonien der heidniſchen Mord winen gleichen denen der Wotjäfen ſehr ; die getauften dagegen halten
Die Heiden haben für ihren Gottesdienſt beſondere Häuſer
.
Macht Rußlande zuſchreiben .
Außerdem haben die Mordwinen einen
fie felbft den Schwalben Neſter. Ein angeſchoſſener Bär kennt nach der
Degriff von einer dem Menfchen feindſeligen Gottheit, welche ſie Moſt er Kas nennen . Die Opfer geſchehen bei den Mordwinen faſt auf diefelbe Weiſe, wie bei den Dſchuwaſchen und Tſcheremiſſeu ; am Chriſttage
Meinung der Wotjäten inmer feinen Feind , und rächt fic an ihm ;
bringen ſie den ihnen unbekannten ruffiſchen þeiligen Opfer. Dieſe
hat kein Glüd in der Viehzucht , und um dieß Glüd zu haben , bauen
und ſo leørt fle ihre Philoſophie dem Feinde nicht bloß halb, ſondern farten Spuren der griechiſch =tuffifchen Kirche in dem þeidenthum der 3
ganz zu ſchaden.
Dom Aufblühen der Roſen bis zum legten Auguſt
Mordwinen zeigen ziemlich deutlich, daß dieß Volf länger unter dem
gilt die Zeit des Mittageffens für ſehr gefährlich. Wenn der Wotjäkt Einfluß von: Muffen ſtand, daß es miuder zahlreich und ſahwächer als über ein Waffer geht, ſo wirft er eine Handvoll Grad hinein und ſpricht:
Jalte mich nicht !" Der Blib, der in einen Baum følägt, tödtet, wie
andere inehr gegen Norden wohnende finniſche Stämme war , daß es einen der füdlichften finniſchen Stämme bildete , und in fernen Zeiten
die Wotjäfen meinen, dex barin,wohnenden Eeufel. Wache tragen fte mit anderu gebildetern Bölfera in Berührung ſtand, die es auf eine
1064
höhere Entwidlungsſtufe emporhoben , und ſeine Nationalität zugleich
ſeits den Körper weiter , ſo daß er manchmal in ein benachbartes Dorf
in Schatten ſtellten.
kommt , und mit der größten Schnelligkeit ſo lange wandert , als der
Die Religion der Mordwinen geſtattet ihnen Vielweiberei , der Einfluß der Nuſſen hat dieſe aber ſehr außer Gebrauch gebracht. Die Heurathéceremonien find bei ihnen höchſt einfach ; der Vater des Bräu tigam8 unterhandelt über den Kalym, zahlt ihn an den Vater der Braut, und führt dieſe unter einem Schleier ohne alle Begleitung ins Haus. Inzwiſchen ſitzt der Bräutigam mit einer über die Augen gezogenen Müße an einem zugedecten Tiſche und rührt fich beim Eintritte der Braut nid )t vom Plaße. Neben ihn feßt man die Braut , und ſchiebt
dag zur Hochzeit gefertigte Badwerk ſo nahe an ſie hin , daß ſie es
Kërper nicht entdeđt wird. Aus Gefälligkeit und aus Wohlwollen für Kinder leiſtet der Tſdu
waſche was in ſeinen Kräften ſteht; gegen die Behörden und gegen ältere Perſonen iſt er achtungsvoll, in 6er Ehe treu , im ledigen Stande feuſch,
mit der einzigen Ausnahme, daß er , alter Sitte und ſeiner Religion gemäß , als Bräutigam mit ſeiner Braut Verbindungen noch vor der Hochzeit unterhält. Im Hausweſen ſind die Tſchuwaſchen ſehr arbeitſam , .
namentlich diejenigen , weldhe auf der Bergſeite der Wolga wohnen, wu ſelbſt die Fruchtbarkeit des Bodens den Menſchen zu Arbeit und
Dann ſagt der Vater des Vräu
Anſtrengungen nöthigt. Die Tiduwaſchen find vorzugsweiſe Acerbauer,
tigams : rblicke auf und ſey glüdlich beim Genuß des Brodes und der Kinder ;“ die Schwiegermutter nimmt der Braut den Schleier und dem Bräutigam die Müße ab. Dann beginnen erſt die jungen Leute mit einander zu ſprechen , die Gäſte, ſowohl von Seite des Bräutigams, als der Braut , treten herein und das Hochzeitsmahl beginnt. Nach
mit Ausnahme der in den waldigen Diſtricten , die ſich auch mit dem Sammeln von Baſt und dem Bereiten von Matten und Säden daraus beſchäftigen . Freilich ſteht der Aferbau diefe& unwiſſenden Volfe auf einer ziemlich tiefen Stufe, und nur die Fruchtbarkeit des Bodens macht, daß fie jährlich ziemlich viel Getreide abgeben und auf der Wolga ver
dem Mahle begibt ſich der Bräutigam in die Hochzeitskammer , wohin ihm die Verwandten die Braut auf einer Matte bringen , mit den Worten : „ Wolf , hier iſt dein Lamm .“ Die Begräbnißfeierlichkeiten
ſchiffen können . Auch beginnen ſie aus Nachläſſigkeit, oder vielleicht
unter dem Schleier vor ſehen kann.
find noch einfacher:: man begräbt den Todten in ſeinem beſten Kleide, ißt uns trinft auf ſeinem Grabe, und läßt einen Theil der Speiſe und des Tranfe für den Verſtorbenen darauf zurüd. Die Sitten und Gewohnheiten der Stämme, die in dem Gouver
nement Kaſan wohnen , ſind ſo verſchieden yon einander , wie die Neli gionen , ja noch mehr , weil Abſtammung , Schickſale, Dertlichkeit,
noch mehr aus religiöſen Vorurtheilen, ihre Feldarbeiten ſpäter als die Nuſſen . Das Schädlichſte ihrer Vorurtheile iſt der allgemeine Glaube, man dürfe vor dem Eliastage (s . h. vor dem 20 Julius) kein Heu mähen, ſonſt würden alle Felder vom Hagel zuſammengeſchlagen werden.
Die ſpäte Einſammlung des Heues erzeugt eine Verſpätung der Ernte ;
inzwiſchen wird das Korn überreif, fällt aus, und wird von den Vögeln verzehrt. Natürlid treten ain Ende der verſpäteten Ernte häufig Regen ein , welche die Einheimſung des Korng in die Tennen verhindern.
klimatiſche Verhältniſſe und eine Menge anderer Urſachen auf diefelben
Häufig ſieht man bei den Tſchuwaſchen im Noveinber und ſelbſt noch
Tſcheremiſſen und Tſchuwaſchen , die in der Religion init
im December unzuſammengebundene Getreidehaufen, namentlich Sommer forn. Dieß Getreide wird gewöhnlich von den Vögeln gefreſſeu oder verfauſt ganz. Noch inehr werden die Feldarbeiten durd; die religiöſen Feſte verzögert, die am Semit gefeiert werden , durch das Erinnerungsfeſt
einwirken.
einander übereinſtimmen , unterſcheiden fich in ihrer Lebensweiſe fehr.
Die Tſcheremiffen ſelbſt kann man in Wald- und Berg - Iſdereiniſſen eintheilen . Wotjäfen und Mordwinen, die in ihrem religiöſen Glauben gleichfalls ſich vereinigen , zeigen in ihrer Lebensweiſe ganz verſchiedene Charaktere.
Getaufte und ungetaufte Tataren gleichen fich in ihrer
moraliſchen Phyſiognomie ungemein , unterſcheiden ſich aber ſcharf von allen andern , neben ihnen lebenden Stämmen.
Endlich fiuden wir bei
den Ruſſen ſelbſtſtändige Züge, aber auch Aehnlichkeit mit allen andern Stämmen. Nach dieſein Vorwort einiges Specielle. Man kann die Tſchuwaſchen nicht ganz wild nennen, aber ſie ſtehen dem Naturzuſtande noch ſehr nahe , und inan fann an ihnen erſehen,
daß die Natur mehr Gutes als Böſes ſchafft.
Gutmüthigfeit iſt den
Tſchuwaſchen angeboren , und ſelten findet man unter ihnen einen bös artigen Menſchen . Im häuslichen Leben find fie friedlich , ſelten findet
an die Verſtorbenen u . dgl. , weßhalb man den Tſchuwaſchen überhaupt
Trägheit vorgeworfen hat , obgleich alles dieß nur temporäre Unter brechungen des gewöhnlichen Fleißes find.
Ihre Felder dingen die
Tſchuwaſchen nie, und deßhalb iſt auch der Boden , obwohl guter Humus ( Schwarzerde im Ruffiſchen), im größten Theil des Gouverneinents ſehr ausgeſogen, ſo daß die Roggenernte nach einem zehnjährigen Durchſchnitt nur das dritte. Korn gibt , während man bei verſtändiger, fleißiger Bez handlung in der Umgegend das achte und ſelbſt das zehnte Korn gewinnt.
Die Viehzucht iſt bei ihnen im ſchlechten Zuſtande , namentlich wegen der häufigen Diebſterben , die hier , wie man glaubt , durch den 1
Transport großer Maffen von Fellen nach den Gerbereien des Faſan'ſchen Gouvernements und einigen andern Städten im Norden entſtehen. Bei
unter ihnen ein Zank , noch ſeltener Feindſchaften ftatt; Beleidigungen ertragen fie leicht, und rächen ſich nicht gern . Wenn aber die Belei digung der Art iſt, daß fie um Rache foreit , ſo rächt ſich der Tſchus waſde auf eine ſehr ſeltſame Art ; nach ſeinen Begriffen hat es gar
der großen Sorgloſigkeit, mit der die Tſchuwaſchen das Vieh behandeln ,
nichts auf fich, ſich ins zukünftige Leben zu verfeben, und wenn er gegen einen Beleidiger erbittert iſt, ſo ſudt er ihm durch feinen eigenen Tod zu ſchaden . Auf dem Hofe, in der Schlaffammer des Beleidigers nimmt er fich das Leben , gewöhnlich erhängt er fich , um über den Hausbefiger
nach einem Volfsſprüchwort die dürre Noth , d. h. das Landgericht,
Der ſiebente Cungreß des hiſtoriſchen Inſtituto ſollte am 15 September zu Paris eröffnet werden. Die Preiſe follen dann für die gelösten Fragen ausgetheilt und die neuen Fragen bekannt ge macht werden . Diejenigen , welche dießmal beſprochen werden ſollen, find vorzugeweiſe die über den Einfluß der Druiden auf die Giviliſation Galliens ;“ „ über die Haupturfaden , welche die Einfälle der deutſchen
Wenn deßhalb der Hausherr bei Zeiten den Körper bes
Völfer in Gallien vom dritten bis fünften Jahrhundert erleichterten ;" liber den Einfluß der barbariſchen Sprachen auf das Latein des Mittel
merft , ſucht er mit aller möglichen Lift denſelben einem Nachbar zu zuſchieben und ſo die Noth von ſich abzuwenden ; dieſer ſchafft nun ſeiner
alter8;“ „über dieElemente der ſüdfranzöſiſchen ( romaniſch -provençaliſden )
zu bringen.
werden dieſe Diebſterben ſehr verderblich. Das Dreſchen iſt gleichfalls ſehr unvollfommen ; das Sommergetreide wird größtentheils durch Pferde ( Fortfeßung folgt.) ausgetreten .
.
Sprache" .u . dgl.
Münden, in der literariſch -Artiſtiſchen Anfialt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenman n.
1
Nr. 267 .
Das
1 n d. AA u sla Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtiger and fittlichen Lebensdér Völker. 24 September 1841..
Die franzöſiſchen Miederlaſſungen in Madagascar. militäriſcher Sträflinge theils freier Neger, die man in Mada : Es iſt ſeit einiger Zeit in Zeitungen von engliſchen und franzöſiſchen Planen auf Madagascar die Rede ; es iſt zweifel: haft, ob ſie ernſtlich beſtehen , und noch mehr, ob ſie gelingen
,
:
könnten, da das Klima ein unüberſteigliches Hinderniß zu bil: den fheint. Das franzöſiſche Marineminiſterium bat fützlich
gascar miethen wollte, ferner die Cultur von Colonialproducten in Madagascar, beleben , und den Handel mit der Inſel aus. dehnen, endlich den Ueberſchuß der Bevölkerung von Bourbon
in Sainte Marie unterbringen. Aber dieſe Abſichten wurden vom Anfang an durch die ehrgeizigen Plane von Radama, dem Siönig der Owas, zerſtört; er ſprach die Herrſchaft der ganzen
(in dein vierten Rand der ſtatiſtiſchen Notizen über die fran - Inſel an , ließ im Junius 1822 Foulpointe durch 3000 Mann zöſiſchen Colonien) eine Darſtellung des Zuſtandes der franzö: beſeßen , ſchicte im folgenden Jahre Truppen an das Ufer fiſchen Niederlaſſungen daſelbſt, ſo wie die Anſprüche der Regie:
gegenüber pon Sainte Marie , ließ Tintingue niederbrennen,
rung auf gewiffe Theile des Ufers der Inſel herausgegeben,
und wollte Sainte Marie angreifen , Verzichtete jedoch darauf
und da dieſe Documente nicht fäuflich ſind, ſo ziehen wir bier und 309 ſich wieder zurüd , ließ aber Garniſonen an der Küſte. die Hauptacta derſelben aus. Die Befeſtigungs- und Culturarbeiten in Sainte Marie, Im Jahre 1814 gab der Frieden von Paris Frankreich 1 welche feit der Ankunft der Expedition begonnen worden wa feine alteu Niechte auf Madagascar zurück, die . Engländer mach: ten ſie zwar ſtreitig, aber,die franzöſiſche Niegierung nahm im Jahre 1818 feierlich Befit von der Juſel Sainte Marie, von Tintingue, Fort Dauphin und Sainte Luce , und ſtellte dieſe Puufte unter die Befehle des Gouverneurs von Bourbon. Der Berluſt von Išle de France und Haiti machte für Frankreich
ren , wurden dann wieder aufgenommen. Im Anfange des Jahres 1824 beſtand das Etabliſſement aus 73 Weißen und
wünſchenswerth, ſich in Madagascar neue Hülfsquellen zu er:
die Krankheiten , welche jeden Winter wiederfehren , ſo wie der Militärdienſt hatten der Ausdehnung des Aderbaues ſehr ge ſchadet. Eine Erfahrung von fünf Jahren hatte überdieß ge zeigt, daß der Boden von Sainte Marie im Allgemeinen ſehr ſchlecht iſt, und ſich durch die Eultur leicht erſchöpft ; daher
öffnen , und ſich für einen Theil ſeiner Colonialverluſte zu entſchädigen . Da aber die Gründung einer Aderbaucolonie, befon : ders in einem Lande, wo ein großer Theil der Küſte von Euro:
päern nicht bewohnt werden fann, große Schwierigkeiten und Ausgaben nach ſich zieht, ſo wollte man zuerſt einen Hafen
182 in Sold ſtehenden Negern . Außer den ſechs franzöſiſchen Coloniſten hatten einige Kaufleute , die auf Madagascar an Täſſig geweſen waren , Pflanzungen in Sainte Marie gebildet,
und hatten auch etwa hundert Neger in ihrem Dienſt. Aber
fonnte man kaum hoffen , daß die Inſel je eine große Maſle von Producten liefern könne.
Der Zuſtand von Madagascar
gründen , welcher den franzöſiſchen Schiffen jenſeits des Cap dienen könnte. Dazu wurde die Inſel Sainte Marie gewählt ; ſie bildet den Shlüſſel von Tintingue , welcher leßtere Hafen allein auf der Ditfüfte Schiffe von großem Tonnengehalt auf
fen ; aber der Beſiß von Sainte Marie gab die Mittel , ſich auf der gegenüberliegenden Küſte feſtzuſeßen , fobald es die
nehmen kann. Dazu fam, daß Sainte Marie als Juſel leichter zu verteidigen iſt, als die übrigen Punfte der Küſte. Die
Stand, in der Zwiſchenzeit den Handel zu ſchüßen ; auch dieute ſie
erlaubte auch nicht, an die Soloniſation von Tintingue zu den Lage der Dinge erlauben würde , und reßte Frankreich in den
Erpedition, welche beſtimmt war, dieſe Niederlaffung zu grün: als Entrepot für den Handel mit Frankreich und mit Bourbon. den, fam Ende Octobers 1821 in Sainte Marie an.
Sie be:
ſtand aus 79 Perſonen, nämlich den Eivilbeamten , 60 Officieren und militarifchen Arbeitern, und 6 freiwilligen Arbeitern. Man wollte Frankreich den Beſin des Hafen von Tintingue Fichern ,
in Sainte Marie freie Culturen einführen , mit Hülfe theils
Die Regierung beſchloß daber, troß aller Schwierigteiten , auf der Soloniſation von Sainte Marie zu beharren . Nadama didte im jahre 1825 etwa 4000 Mann Owas an
die Küſte und bemächtigte ſich des Forts Dauphin , in dem bloß ein Officier und fünf Mann lagen , und bald darauf begann 267
+
1066 ein Syſtem von Erpreſſungen gegen den ganzen franzöſiſchen
nachfolgende Beſchreibung gehört alſo noch zu der calaiſden
de von ſie dem heutzutageiſt auch DiſtrictHochlan und Provins indeſſen eift,deſſen von Vierg obegrLeon, den ganzen hinten | Region, Handel der Küſte. Die Regierungüberzeugtefotos em hech daß ihr bisheriges Syſtem von Nachricht nur üble Folgen nach ſelbſt im Weſentlichen dem Sochlande auf der Nordſeite der
ziehe, und beſchloß ſich zu rächen und ihren alten Einfluß auf der Inſel wieder zu gewinnen. Sie war im Begriff eine Erpe:
aſturiſchen Pyrenäen gemein ; wir haben ſchon anderswo be
dition auszurüſten , als den 24 Julius 1828 Radama ſtarb, und
merft, daß die alten Aſtures zu beiden Seiten wohnten , und Leon eine ihrer Städte war.
Ravalo-manjaka, eine ſeiner Wittwen, den Thron beſtieg. Die militäriſche Faction, welche ſie auf den Thron erhoben hatte, forderte ihr einen Eid ab , nie einen Theil von Madagascar an Fremde abzutreten ; daber feßte die franzöſiſche Regierung
ihče Vorbereitungen fort. Die Erpedition beſtand aus einer Diviſion von ſechs Swiffen mit 5–600 Mann Landtruppen ;
Palacios del Sil , 8 Auguſt 1837 .
Hier bin ich, perloren in einem herrlichen Lande, verloren ſage ich, derin wie ſelten wird es von einem unſerer Touriſten betreten ! Aber ich habe keine Urſache, meinen Entſchluß zu
fie fam den 9 Julius 1829 auf der Rhede von Tamatave an
bereuen . . Von Leon gedachte ich mich über Aſtorga in das
und nahm den 2 Auguſt Tintingue in Beſiſ. Dieſer Punft
Thal Vierzo zu verfügen , und unterwegs die römiſchen und
wurde befeſtigt und erhielt eine Garniſon von 400 Mann.
gothiſchen Alterthümer des Landes zu beſuchen.
Die Königin verweigerte alle Satisfaction und die Feindſelig: teiten begannen den 10 October ; man ſchlug ſich in Tamatave, Ambatumanni, Foulpointe und Pointe-a-Larrée gegen die Owas. Dieſe fingen nun an zu unterhandeln, aber die Königin ver: eitelte immer den Abſchluß des Friedens, den ſie ſelbſt vor: geſchlagen hatte, und man beſchloß eine neue Erpedition gegen fie. Aber in der Zwiſchenzeit brach die Revolution aus und die Regierung beſchloß für den Augenblic , den Plan einer Nie :
rab ich die Berggruben de las Medulas, prächtige und noch im
In der That
mer ſolide Reſte aus den Zeiten des Königs-Volfes, die Stätte einer ſeiner Colonien, die Belgidum hieß, das geweſene Bern hardinerkloſter Carracedo ,I welchem noch immer ein Reſt des alten dortigen Ergoßungspalaſtes der Könige von Leon einge
fügt iſt, mehrere, größtentheils verfallene Feudalſchlöſſer, beſon ders das von Ponferrada , in welchem noch das Wappen und
die Symbole feiner Belißer , der Tempelherren, lichtbar ſind.
derlaſſung auf der Inſel aufzugeben , und Tintingue wurde den
Ich verfolgte den Lauf des Sil aufwärts, ging aus dem Vierzo
20 Jun. geräumt. Dagegen konnte man Sainte Marie nicht aufgeben , wie man anfangs im Sinne gehabt hatte ; man
heraus, durchkreuzte die ſogenannten Silthäler, die Seana, die Omagna , und hielt mich an den leßten Gränzen der Babia
konnte die Jutereſſen der franzöſiſchen Anſiedler nicht aufopfern ,
auf.. Ich bemerfte die geringen Hülfsmittel, welche die Ein
und man war den Madecaſſen, welche ſich in Menge auf die
wohner aus ihren Feldern von Mais , Erdäpfeln , Storn und Lein ziehen können ; fie rechnen hauptſächlich auf die Viehzucht.
Juſel geflüchtet hatten , und welche die Partei der Franzoſen gegen die Owas genommen hatten, Schuß ſchuldig. Man wollte Das Land iſt weſentlich ein Hirtenland, und die Sitteneinfalt ſich überdieß die Mittel vorbehalten, den Handel mit der Küſte ſeiner Bewohner macht einen angenehmen Eindruđ auf den, zu ſchüßen , und durch das Aufrechthalten der franzöſiſchen der fo eben die ungefälligen Leute des traurigen und nacten Flagge beweiſen, daß Frankreich ſeine Rechte auf ſeine alte Be: Caſtiliens verlaſſen hat. Aber das Hirtenvole per excellentiam fißungen behaupte. Man begnügte ſich daher, das Perſonal und iſt das von der Babia. Sein Hauptreichthum beſteht in ſei: die Ausgaben der Niederlaſſung auf das Nöthige zu beſchrän: nen Merinoheerden, und da dieſe ſchwachen Thiere den ſtren ken. Seitdem hat der Krieg zwiſchen Frankreich und den Owas gen Winter dieſer Gebirge nicht aushalten können, ſo muß die aufgehört, aber die Handelsverbindungen ſind nur unvollſtändig wieder' hergeſtellt. (Slue folgt . )
ganje männliche Bevolferung mit ihnen nach den Weideplaßen
von Eſtremadura wandern.
Wenn die Hiße des Maimonats
die dortigen Felder verſengt , fehren die Heerden ins Gebirge zurüd, und bleiben daſelbſt bis in den Herbſt. Als ich in der
Babia anfam , war es gerade die Zeit, in welcher die Merinos
Die callaiſche Region. 2. Die Gebirgsbewohner von Leon. Obgleich das Beden des oberen Sil eine zuſammenhängende, ſtarf bezeichnete phyſiſche Abtheilung bildet , welche zu der cal-
laiſchen Region gehört, ſo hatte mau in der vorgenannten Ein: theilung Spaniens doch den nördlichen Theil desſelben von dem Diſtricte Vierzo, welcher ſonſt dieſes Beden ausfüllen würde,
ihren Sommeraufenthalt ſuchen , und ſchwerlich fann man eine intereſſantere und lebensvollere Scene erdenken. Weiber, Kin:
der und Greiſe kommen , die ſo lange Abweſenden zu empfan gen, die Hunde erkannten und liebkosten die zurüdgebliebenen Hausfrauen , die Schafe blödten vergnügt, als ſie die ſchmad : haften Weiden des Gebirges rochen , die Stuten wieherten und
hüpften auf den Wieſen , wo ſie zu Hauſe waren ; Umarmun : gen, Fragen und Antworten freugten ſich allenthalben ; Hin: gebung und Herzenserguß verſchönerten das Willfommen. Un wiüfürlich drang rich mir die Erinnerung an die Zeiten der Patriarchen Jakob und Laban auf. Die Nacht, in welcher die
abgeſchnitten , und der Provinz Leon zugetheilt. Die nördlichen Gegenden zwiſchen dem Vierzo und den aſturiſchen Pyrenäen ſind unter den Namen der Ceana, der Omagna , der Babia und des Sil-Thales bekannt, in welchem leßteren die vorzüg: Hirten ankommen, iſt immer Tanz , reichliches Abendmahl und lichſte Ortſchaft, Palacios del Sil, an dieſem Fluſſe liegt. Die alle Arten von Luſtbarkeit, wobei die Weiber den Puß und die
1067 Gefchente zur Schau ſtellen , welche ihnen ihre Ehemanner oder ihre Liebhaber gebracht haben.
Die Babia iſt im Winter ein trauriges, tables , rauhes Land, denn es liegt auf dem Tafellande des Gebirgs , und die
Schneegeſtöber und Ungewitter ſind zu jener Zeit unaufhörlich.
neigt die Seele zu jenen unbeſtimmt ſchweifenden Betrachtun : gen , während welchen man das eigene Selbſt zu vergeſſen
ſcheint, um ſich ganz den äußern Eindrüđen hinzugeben. Wie könnte man , wenn man von den Sitten dieſes Lan: des ſpricht, die Wallfahrten übergeben , welche gerade auch in
Im Sommer iſt es angenehmer ; die ſmaragdgrünen Wieſen
dieſe Jahreszeit fallen . Ein Plaß oder Feld beim Ort iſt ganz
auf den oberen Stellen , die reichlichen Gewäſſer, die ſymmetri:
mit Schengen , Tabuletfrämereien und Fruchtläden bedect; ohne
ſchen Reihen ſeiner grauen Kaiffelſen , halb bededt von den Dünſten, welche die Sonne aus den feuchten Wieſen aufzieht, geben ihm ein gewiſſes ſchwarmeriſches, ſanftes Anſehen , wel:
Unterbrechung langen die aufgepußten Wallfahrer an, die Pfar :
ches man nur in einigen Ländern des Nordens findet. Nicht fern von der Gränze des Diſtricts , bei dem Orte Barrios de
rer unter ihren Pfarrtindern, die berittenen Hirten auf ihren nomadiſchen Stuten mit ihrem weiblichen Anhang auf der Gruppe, Reiter und Fußgänger miſchen ſich mit der herzlichſten Eintracht. Auf der Wieſe tanzt man nach Landesfitte, weiter:
Luna, ſieht man die allenthalben eingebrochenen Mauern des
hin üben ſich die fräftigſten Jünglinge im Wettlauf und Stoc:
Schloſſes ,oder Caſtillo de Luna , wo Alfons der Keuſche den Grafen von Saldagna , den Vater des berühmten Ritters
werfen ; aber die Preiſe , welche in Krapfen oder Früchten be ſtehen, werden am Ende des Feſtes auf gleiche Weiſe von Sie:
Bernardo del Carpio, einſchloß.
gern und Beſiegten verzehrt. Sind die Wettſpiele beendigt,
.
Die übrigen Diſtricte, die
Ceana, die Omagna, der Sil, find einander ſehr ähnlich, der
ſo wird dann der Tanz zur allgemeinen Unterhaltung , bis vor
leştére iſt der kleinſte, enthält aber die ſchönſten und am dich-
Einbruch der Nacht Jedermann ſich zurüdzieht. Man wird ſich ſchon vergeſtellt haben , daß bei einem ſo religiöſen Volke
teſten bewachſenen Berge.
Die Gaſtfreundſchaft iſt eine Art Religion, unter dieſen Gebirgsleuten , es iſt keine Thüre ſo arm , daß ſie ſich dem Fremden nicht öffnete. Wo er Unterkunft genommen, da ver einigen ſich des Abends die jungen Leute beider Geſchlechter,
wie dieres, die erſte Pflicht des Wallfahrers iſt, ſeine Andacht
bei dem Heiligen zu verrichten . ( Schluß folgt. )
um ihn den Beiche (ſprich Behtſche) zu geben, welcher nichts anders iſt als der Fußboden und der Tanz des Landes , unter Begleitung von Panderos (Handtronimeln mit Schellen ), Sa : ſtagnetten und Gefängen , die ſo zahlreich und abwechſelnd ſind,
wie ihre Quellen und Baumpflanzungen . Aber es iſt Sitte, daß der Fremde, ſo gut er fann, an dem Tanze Theil nehme, wenn er ſich nicht den Sacharrones ausſeßen will, ein gar nicht angenehmes Aequivalent unſeres Plumpiades, deſſen Handha:
bung den ruſtigen Händen der Montagneſerinnen anvertraut iſt. Wenn der Gaſt ein Bekannter des Hauſes iſt , 10 pflegt man ihm überdieß ein Geſchenf von Feimelo s Gebadenes) und Milchrahm zu bringen. Den Abend vor ſeiner Abreiſe beurlaubt man ihn mit einem ähnlichen Feſte; dieß heißt ihm den Gue iſo auf den Weg geben. In der Sommerjahreszeit ſteigen die Montagneſerinnen mit den Heerden auf die Berge , um die hohen Weidepläße zu benüßen, und wohnen alsdaun in Hütten, welche man Braga nas nennt , bis die Herbſtfälte ſie den Plaß zu verlaſſen no
thigt. Sie wenden die größte Sorgfalt auf die Reinlichkeit und Auszierung ihrer Schaferhütten an , hängen ſie mit Bü: fchen und Zweigen aus , und halten für die Beſucher immer Feimelos und Milchrabın bereit , welches mit von ihren Män nern oder Geliebten fünſtlich gearbeiteten Beſteden von Eiben: holz aufgetiſcht wird. Bewirthung , Tanz und Fröhlichkeit ſind außerordentlich in dieſen Hütten , von welchen man beſchränk: tere, aber nicht ininder ſchöne Ausſichten , als in der Schweiz, beherrſcht. Man athmet eine gemäßigte und friſche Luft , die klare und heitere Atmoſphäre läßt die Gegenſtände in der vollen Reinheit ihrer Farben und Umriſfe ſehen . Die Stille der Wälder, das leichte Geräuſch aus den Fruchtgärten und von den Waſerfällen , die Ruhe und der Friede, den man genießt,
Antiquariſche Nachrichten von Meflor l'Hôte. Der Moniteur Universel enthält einen Brief Neſtor l'Hôte's an den Miniſter des öffentlichen Unterrichte , worin derſelbe Nachricht von
feinen Forſchungen in Aegypten gibt. L'Hote kam den Nil nicht weiter hinauf all bie Theben. Auf dem Müdwege fuchte er zu Denderah ver gebens nach einer griechiſchen von Caillaud erwähnten Inſchrift. Glüds licher war er zu Atſchmuncin (dem alten Hermopolis magna) , wo er den Anfang einer von Linant citirten griechiſchen Inſchrift som Schutt reinigte und copirte ; da die Blöde umgeſtürzt waren, ſo ging das Ges ſchäft nur langſam von Statten. L'Hôte'd Lieblingsproject ſcheint die Aufräumung des berühmten Labyrinthe im Thale von Fayum zu feyn .
„Die Lage des Monuments ," ſagt er , „ ſcheint mir durd die Pyramide von El Bawareh und die ungeheuren Ausgrabungen von Bahr Bilama (dem waſſerloſen Fluß) vollſtändig bezeichnet; die Anlage, die Tiefe und die Fortführung der Canäle fogar durch die Felfen zeigen an , daß dieß ein riejenhaftes Werk von Menſchenhand ift .“ Ueber den Koloß von Dritra
hine, eine Statue Nhamſes des Großen, die auf der Ebene von Memphis umgeſtürzt liegt , beinerkt er : „ Der obere Theil des Körpers iſt ſchon erhalten. Kopf und Geſicht find: völlig ganz , und man könnte fogar, ohne zu weit zu gehen , die Feinheit der Züge und die zierliche Arbeit bewundern , welche dieſen Kopf zu einem wahren Meiſterwerk machen .
Die Engländer haben von dieſem Koloß Befit genommen , und einen Wächter darüber hingeſeßt , der ſich aber beflagt, daß er ſeit 3 Jahren kein Geld befommen .
Eigentlich aber gehört die Statue demjenigen,
der ſie wegführen kann , und es wäre ſehr zu wünſchen , daß ein fo
prachtvolles Erzeugħiß der ägyptiſchen Runft an einen fichern Plaß ge fchafft würde.“ In den Gräbern von Saffarah öffnete l'Hòte einige neue Galerien und copirte zahlreiche Inſchriften, welche unfere Kenntniß von der Sprache der Pharaonen zu erweitern verſprechen .
1068
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements erf. ſeit kurzem verbeuratheten, beſteht der Hauptreichthum in Hemden, farbiger Kafan . ( Fortfepung.)
die oft auf der Bruſt und an den Soultern mit Seide oder Baumwolle ausgeftigt find; eine reiche Tſchuwaſchin erhält oft hundert folder Hemden.
Außer dem Aderbau beſchäftigen fich auch einige Tiduwaſchen in
Die Djoumafohen find qußerordentlich , ichen und furdtjam . Sest
den Kreiſen - Bywilef und Jadrinst mit der Jagd , namentlich auf Eich-
man in eines ihrer Dörfer, namentlich ſolche, die von der - großen
hörnchen , die ſie nach den Jahrmärkten in Städten und Dörfern oft zu
Straße entfernter ſind, und fordert Vorſpanu, Geflügel, ein Kalb, was
Dabei fann man nicht umhin , die Geſchidlicfcit
man immer will, ſo laufen ſie ſogleid fort und bringen das Geforderte,
dieſer halbwilden Tichuwaſchen im Schießen zu bewundern ; um das Fell
ohne zu wiſſen, ob der Fordernde auch ein Recht hat. . In der Zwiſchen geit bliden Kinder und Frauen aus der Ferne , que irgend einer Ede mit der Neugierde von Wilden auf den Fremden ; thut man nur einen
Lauſenden bringen.
des Eid hörnchens nicht zu verderben , machen fie , ſobald ſie ein ſolches auf dem Baume jeben , ein leichtes Geräuſch , und wenn das Thierchen
porblidt, ſchießen ſie es mit einer kleinen Kugel gerade auf die Naſer und fehlen ſelten. So wie das Fell an einer andern Stelle getroffen iſt, hat es nur den halben Werth,
Schritt gegen fic, fo laufen fie aufs ſchleunigſte davon.
In den an
den Fahrſtraßen gelegenen Dörfern aber fängt dieſe wilde Scheu all mählich an abzunehmen.
mindeſten eben ſo arbeitſam wie die Männer ; abgeſehen von der Hauswirthſchaft theilen ſie auch mit Männern , und Brüdern alle Arbeiten, ſelbſt die auf dem Felde. Darum ſieht der Tſchuwaſche bei der Wahl
Unter den ſchlimmen Eigenſchaften der Iſduwaſchen kann man nicht umhin cine ſtarfe Neigung zum Pferde - und Viendiebſtahl überhaupt ju bemerken , worin fie es faſt den Tataren gleich thun, doch muß man ſagen, daß dieſes Laſter nur unter denen herrſcht, die den Tataren nahe
einer Braut nicht auf Jugend und Schönheit (welche legtere auch bei
wohnen. Eine andere Schwäche iſt ihre Neigung zum Trunf ; der ſonſt
Die Frauen der Tjøuwaſchen ſind, wo nicht arbeitſamer, doch zum
Dſchuwaſchen niật leicht zu finden wäre) , und fucht nur Geſundheit
ſo ruhige Tſchuwaſche wird , wenn er getrunken hat , lärmend , händel
und einen feſten Körperbau. In ihrer freien Zeit beſchäftigen ſie ſich gewöhnlich mit Handarbeit , im Gegenſaß gegen die Tatarinnen , von denen die Reichen gewöhnlich ihre Zeit mit Nichtsthun zubringen. Je
ſüchtig und zum Theil ſogar fed.
reicher die Tſchuwaſdinnen find, deſto mehr treiben ſie Handarbeit : fie
Die Tſchuwaſchen ſprechen ihre eigene Sprache, in der ſich viele Tatarismen und tatariſche Worte finden , der Hauptcharakter derſelben aber iſt finniſch. Indeß gibt es mehrere Dialekte im Gouvernement, fo Eine Schrift haben ſie nicht, die
nähen ganz vortrefflich ihre Hemden mit Seide aus, und zwar nach ſehr
daß fie einander nicht ganz verſtehen .
ſchweren Muftern .
philologiſchen Formen ihrer Sprache ſind auch nicht ſchriftlich abgefaßt,
Der Hauptreidthuin der Tſchuwaſchen beſteht in Roen, "Bienen und Vieh. Bei manchen Tſchuwaſchen findet man noch Getreide bom Groß-
ergehen läßt.
water her ; ſie bewahren es Jahre lang in Baufen auf, die ſie sich um e'l
nennen , und natürlicherweiſe trifft es fich oft, daß wenn ſie einen folchen
Eſchumel benüben wollen, derſelbe ganz verfault und von den Würmern zerfreſſen iſt. Den Reichthum eines Tſchuwaſchen kann man nach der Zahl der Vorrathsfammern und Magazine ſchäßen, die im Şofe erbaut find. Indeß iſt in der Lebensweiſe der reichen und armen Tſchuwaſchen kein Unterſchied; denn einer "wie der andere führt ein ſehr mäßiges Leben. Im Eſſen ſind fie ausnehmend mäßig : ihre ganze Mahlzeit beſteht aus Brod und dieß nicht von der beſten Qualität , weil fie das beſſere Korn verkaufen - , aut Knoblauch und Milch. Selten nimmt
ein Tſchuwaſche aus ſeinem zahlreichen Viehſtand etwas zu ſeiner Nahtung; alle8 ; Eier , Butter , Vich , wird verkauft und zu Geld gemacht, das- fie auf die Zeit der Noth aufſparen. Die Lieblingeſpeiſe der Tſchu-
waſchen wird aus Juſchkalda ( Gerſtenmehl) bereitet; auch machen ſie
Käſe auf Quarg. Stwas (das gewöhnliche ruffiſche Getränt) findet man in wenigen ßäuſern , dagegen trinken ſie ſaure, mit Waffer verSünnte Milch. Ihr einziger Luruf iſt eine Art trübes weißes Bier ohne Hopfen. Jeßt hat auch der Kartoffelbau Eingang gefunden. Ein To mäßiges Leben ſchreiben viele mit Unrecht einem der Tſchuwafben angeborenen Geiz zu ; die wahren Urſachen liegen aber theils in der
niedern Entwiclungsſtufe des Volfe , theils sarin , daß ſie ihren Reich thum verbergen und arm ſcheinen müſſen , aus Furcht vor der dürren Noth , wie ſie von Alters ber die Landgerichte nennen. Es iſt der Fall vorgelonimen , daß nach dem Tode eines reichen Tſchuwaſchen ſein ganzes Vermögen verſtedt war, felbft vor ſeiner Familie , und erſt viele Jahre nachher gefunden wurde. Bei den Frauen , namentlich bei den .
weßhalb ihre Sprache den Einfluß der Ruſſiſchen ſehr leicht über ſich Seit die Tſchuwaſchen ſich mit dem ruſſiſchen Lebent
bekannt gemacht haben, macht die ruſſiſche Sprache ſichtliche Erobernngen, und namentlich in den Dörfern an der Straße ſind eine Menge ruſſiſche Worte und Ausdrüde gebräuchlid . Das äußere Anſehen der Tſchuwaſchen unterſcheidet fie ziemlich ſcarf ſowohl von den Ruſſen, als von den andern hier wohnenden Stämmen : ſie ſind alle ſchwarzhaarig , während die Finnen tothbaarig ſind , und ihr Geſichtsſchuitt iſt unſchön , aber originell. Kiufichtlich des Coſtüm: Friid die Männer von den Ruſſen nicht verſchieden , die Frauen aber gleichen in ihrem Anzug mehr den Tataren ; fie Fleiden ſich ſehr reinlich, doch wie natürlich ohne alle Kunſt. " Nie ſieht mait eine Tſchuwaſchin mit bloßen Füßen ; fie ſchämen fich, und halten eß .
fogar für Sünde, ihre Füße zu zeigen, gerade wie die Tatarinrten ihr Geficht verdeden , und ſelbſt noch mehr; fie umwideln Sommer und Winter ihre Füße mit einem diden ſchwarzert Tuch und binden findenbaſt dar über. Die Mädchen gehen manchmal mit offenem Haar , die Frauen niemals , und tragen ſelbſt vor ihren Verwandten eine Binde um den Kopf , welche den Nacken und Hale tedt. An den Zopf binden ſie fupferne Röhrchen und an die Röhrcheu hängen fie Flechten aus Pferde
haaren.
Auf der Bruſt tragen ſie vieredige Platten , die mit kleinen
filbernen Münzen und Ringen von Zinn gefchmidt ſind. ( Fortfeßung folgt.)
Eine Nechenmaſchine wurde noch ganz an Soluſſe der eng lifden Naturførſdergeſellſchaft vorgelegt von einem Hrn . Fowler ; fic foll nach dein Princip des alten Abacus oder der Rechenſtäbe entworfen
reyn , und dein äußern Anſehen nad einem aufgeſchlagenen Pianoforte oder einer Orgel gleichen. (Athenäum vom 4 September.)
Di ünden , in der Literariſd - Artiſtiſiten Andalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 268.
Das
Ausland.
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und ſittlicher Lebens. der Völker. 25 September 1841 .
Verhandlungen der engliſchen Naturforſcher
gangener Wälder. Bekanntlich ſind an dieſer Küſte in den ſpätern Zeiten noch ſtarke Veränderungen des Niveau's vor:
geſellſchaft. Ein Hr. Walfer las über die geologiſche Veränderungen , welche eine Bohrmuſchel (saxifraga rugosa) im Plymouth Sound ange: richtet. Dieſe Muſchel ſcheint der Hauptzerſtörer des Kalfſteins zu ſeyn, und man hat bei Plymouth Blöde von dem ſogenannten Portlandſtein , die man zur Befeſtigung der Boyen dahin ge ſchafft hatte, nach wenigen Jahren theils ſchwarz punktirt, theils ſchon tief durchbohrt gefunden. Die Sache ſoll ſo weit gehen, daß im ganzen Sund das Waſſer, da wo es über Stalfſtein hin: geht, weit tiefer iſt, als wo es über Sandſtein geht. Man hat bei Unterſuchungen mit der Taucherglocke Stüce heraufgebracht, die durchlöchert waren, wie Honigwaben. Es wurden noch meh:
rere Localitäten angeführt, wo man ähnliche Bemerkungen ge: macht hat. Die Löcher, welche die Pholade und die Sarifraga machen , ſind an der Oberfläche kleiner als tiefer im Innern,
da die Muſchel wächst und das Loch ihre Geſtalt annimmt.
gegangen. Einer der intereſſanteſten Gegenſtände iſt der unter: ſeeiſche Wald bei Torbay, wo man noch oft in den Neßen Neha
hörner u. dgl. heraufbringt. Die ganze Bay dort ſoll erſt in der Zeit der Bearbeitung der daſigen Eiſenminen entſtanden ſeyn .
Die callaiſche Region. 2. Die Gebirgsbewohner von Leon. ( Schluß.)
Im Winter verändert ſich die Scene völlig. In der Babia bleibt fein männliches Weſen außer den Greiſen und Kindern ; in den übrigen drei Diſtricten werden während der Schneezeit Jagdpartien unternommen , zu deren Leitung jährlich ein Jagd
richter (Juez de Caza) von der Gemeinde erwählt wird. Des
Dr. Pudland erklärte das Bohren durch eine ſäuerliche Aus :
Abends vereinigen fich die Weiber in dem geräumigften Hauſe des Orts, um 311 ſpinnen . Daher der Name Filandon, welchen
ſcheidung der Thiere, die das Geſtein auſlöſe, worauf dann die Muſchel durch das Kragen die aufgelösten Theile hinwegſchaffe.
um die lebte Stunde mit ein wenig Tanz zu erheitern. Na
Profeſſor Owen wollte dieſe Erflärung , nicht gelten laſſen, fie
ſchien indeß bei den anweſenden Naturforſchern noch am meiſten Beifall zu finden . Die für England in ſo mancher Beziehung wichtige Frage über die Fluthwelle fam wieder zur Sprache, und wir heben die eigenthümliche Thatſache aus, daß im Frith of Forth an
manchen Stellen drei , ja vier Fluthen in 24 Stunden ein: treten. Man ſchreibt dieß dem Umſtand 311, daß zwei Fluth : wellen auf verſchiedenem Weg , alſo auch zu verſchiedener Zeit
in der Mündung des Canals anfommen ; ſie vereinigen ſich zwar manchmal mit einander , gewöhnlich aber bleiben ſie ge: trenut und erzeugen eine nochmalige Fluth. 来
Ein Hr. Bartlett las einen umſtändlichen Auffak über die neuen ( postlertiary) Formationen in Cornwall und Devon, und ihm folgte Hr . Auſten mit einem Vericht über die verſchiedenen Nachrichten in Betreff reuerhobener uferſtriche und unterge
dieſe Zuſammenfünfte führen ; die Männer kommen ſpäter, türliderweiſe fehlt es nicht an Mährchen , welche die Mütter: chen am Feuerherde erzählen ; aber ich habe auch einen ehrba ren Alcalden die Heldenthaten der zwölf Ritter von der Tafel runde and ihres Kaiſers Start des Großen vortragen hören.
Der Tanz iſt ſehr lebhaft und ausdrudsvoll : die Weiber und die Männer bilden anfangs zwei abgeſonderte Reihen, miſchen ſich aber bald mit einem Caſtagnetten - Feuer , welches dem der
Bolerotänger auf dem Theater nichts nachgibt. Die Geſänge find anmuthig, einfach , rührend ; ich bin der leidenſchaftlichen und feurigen andaluſiſchen Volksmuſit ſehr zugethan, aber der melancholiſch -ſchwärmeriſche, geheimnißvol ſchweifende Ion der hieſigen Geſänge hat meine Seele auf eine unerwartete Art bewegt ; nur in Deutſchland oder vielmehr in Irland fann man
eine ſo ſanfte , ſchmachtende Zonart antreffen ; denn was die alten franzöſiſchen Romanzen und Balladen betrifft, to find ſie eintönig und farblos im Vergleich mit den Harmonien dieſer Gebirgsmuſit. Und auch die Strophen haben dieſen zarten und 268
1070 Corazon que sufre y calla No se encuentra do quiera, Ne hay corazon come el mio,
anmuthigen Ausbrud ; ich habe von beiden eine Sammlung
gemacht, und werde ſie vielleicht dem Publicum mittheilen. Die Weiber tragen auf dem Kopfe ein unter dem Kinne zuſammengebundenes Iud , deſſen eine Spiße hinten herab: hängt ; auf den Schultern einen Dengue oder Kragen , 'rüd wärts mit einer eleganten ſilbernen Schnalle gefangen , ein Leibchen von façonirtem Sammet oder Seidenzeug , vorne zu : geſchnürt, ein Hemd mit einem filbernen Knopf am Halsfra : gen, einen Rod von regovianiſdem oder im Lande verfertigtem Tuche (er heißt Rodado) mit einer ungeheuren Marche auf dem Kreuzbein, von welcher zwei lange nach abwärts breiter
Que sufre y calla su pena Tus cejas son medias lunas, Tus ojos son dos luceros, Que alumbran de noche y dia Lo que no hacen los del cielo El que estrellas estudia Ve su destino :
Y yo estudio tus ojos Por ver el mio .
werdende, und dann wieder in eine Spiße zugeſchnittene, mit Quaſten und Stidereien verzierte Bänder hinabhängen ; Escar: pita (Gamaſchen ) von weißem Leder und Abarcas (beſondere
Qué son celos ? pregunta Un hombre sabio,
Art Schuhe von Rinde oder Baſt) im Winter , und Strüm :
Y un rustico le dice :
pfe und Schuhe im Sommer . Bei ſchlechtem oder ſtrengem Wetter pflegen ſie noch eine kurze offene Jacke und eine Kopf
Ama y sabráslo. Es la esperanza un arbol
bedeckung, welche Rebocigno heißt, hinzuzufügen. Die Männer
El mas frondoso, Que de sus bellas ramas
haben auf ihren häufigen Reiſen nach Süden die Landestracht etwas verändert ; dieſe beſteht eigentlich in einem großen Flü gelhute, einer kurzen Jade von Tuch aus dem Lande, einer Weſte von Plüſch oder gegerbtem Hirſchleder (Deſtazado ) , Beinfleider von eben dieſem Zeuge oder Tuc , ledernem Leibgurt , Gama fdhen und Abarcas für den täglichen Gebrauch , und feinere le: derne oder tuchenie Bottinen an den Feſttagen . Die Manta oder Dede auf den Schultern und Pluderhoſen find vielmehr Nachahmungen aus den ſüdlichen Provinzen. Die Race dieſer Gebirgsbewohner iſt ein wahrhaft privile: girter Stamm , welcher alle Kraft und Stärke des Nordens und viel von der reizenden Zierlichkeit des Südens beſikt. Die häufige Verbindung beider Gegenden mag die Urſache dieſer Miſchung ſeyn, welche man in den naben Gebirgen Aſturiens
Dependen todos . Du biſt wie der Vogel Phönir Der wenn er ſtirbt wieder auflebt,
Liebesbrunſt in deinem Buſen Herrſcht und erlöjdhet nimmer. Ein Herz, das ſchweigt uud duldet 3ſt nicht ſo leicht zu finden, Es gibt kein Herz wie meines, Das leidet und die Pein verſchweigt. Halbmonde find deine Brauen Zwei Sterne beine Augen, Die Tag unv Nacht ſtets leuchten Wie nicht die Himmeløfterne.
fchon nicht inehr antrifft ; dieſer Anflug von andaluſiſcher und
eſtramaduriſcher Weichheit gibt demi Lande etwas Ausgezeichne: tes. Nirgends habe ich zu gleicher Zeit ſo viele Strenge und Zartheit, noch unter den Bauernweibern eine ſo durchſichtige Haut und ſo ebenmäßige Formen geſehen ; die Männer im au : gemeinen und beſonders die Babianer wären vortreffliche Mo
Wer die Sterne ſtudirt
Siiht ſein Geſchid Deine Augen ſtudir' ich um meines zu ſchi.
delle für eine Zeichnungsakademie .
Was iſt doch die Eiferſucht ? Fraget ein Weiſer,
Die Häuſer, obgleich armſelig, find reinlich, die Nahrung gut, man ſieht wenig Spuren von Dürftigkeit, man kanu ſogar behaupten, daß der Ertrag der Viehzucht das Land bereichert. Die Sitten ſind friedlich und ſanft , die Leute zeigen einen
Und ein Schlichter entgegnet: Liebe ! dann weißt du's.
Die Hoffnung iſt ein Baum Vom diďteſten Laube, An einen ſchönen Zweigen
Scharfſinn und einen natürlichen Verſtand , deſſen Entwidlung man oft bewundern muß. Ich glaube, daß jeder, der dieſe Ge gend beſucht, ein langes und angenehmes Andenken davon be balten wird. Muſter eines Volkegeſanges, aus dem leonefiſchen Gebirge wie man fie unter den vornehmern Mädden hört. Eres come el ave Fenix
Que cuando muere renace ; Fuego de amor en tu pecho Preside sin apagarse
Hängen wir alle ! Man ſieht aus dieſem Muſter, daß die Volksgelänge hier, wie überhaupt in Spanien , jenen unzuſammenhängenden Styl haben, welcher aus jeder Strophe eine eigene Improviſation macht. Und ro iſt es auch , wie jeder temerfen kann, der mit den Maulthiertreibern , Hirten , Landleuten u. f. w. in Geſells ſchaft reiſet.
1071
Die franzöſiſchen Diederlaſſungen in Madagascar. ( Fortreßung. )
Die Inſel Sainte Marie. Die Madecaſſen nennen ſie Norſi Ibrahim ; ſie iſt von der Oſtfüſte von Madagascar durch einen Canal getrennt, der in ſeiner kleinſten Breite, gegenüber von Pointe à Larrée, 1 %. Meile, und gegenüber von Tintingue 4 Meilen breit iſt. Ihre Lange beträgt etwa 12 Meilen, ihre
Breite 2 bis 3, ihr Umfang 25, ihre Oberfläche 90,975 Hecta ren .
Ein Arm der See ſchneidet den ſüdlichen Theil derſelben
ab, und bildet daraus eine beſondere Inſel, Jlet genannt, die etwa 2 Meilen im Umfang hat. Der Sanal , welcher Sainte
Marie von Madagascar trennt , bildet eine große, ſichere Rhede, wo der Anfergrund vortrefflich iſt.
Die bauptſächlichſte Bay
der Inſel iſt Port Louis , ſie iſt etwa 2000 metres tief und I
1000 M. breit ; in der Mitte des Eingangs liegt die kleine Inſel Ilot Madame, welche durch einige Baſtionen und Batte:
rien vertheidigt iſt, und die Caſernen , die Magazine der Ar: I
tillerie und die Werften der Regierung enthält. In der Mitte der Bay liegt die Gle aux Forbans, ein tieiner Felſen von hun:
dert Fuß Höhe, der ſeit dem Jahre 1832 durch einen ſteinernen Damm mit der Inſel verbunden iſt. Die Vay fann Fregatten aufnehmen, und iſt mit einiger Vorſicht das ganze Jahr ſicher Das Ufer der Inſel bildet eine ſandige Ebene , die von einem reichen Graswuchs bedeckt iſt, das Innere iſt von vier Vergfet ten durchzogen , die weder hoch noch ſteil find, und bis auf den
Gipfel bebaut werden fönnen. Der Boden iſt ſchlecht, außer etwa 20,000 Hectaren im Süden , welche den Eingebornen ge hören, und wo ſie ihre Pflanzungen haben . Die Wälder be: deden etwa 25—30,000 Hectaren .
Die ganze Bevölferung von Sainte Marie beläuft ſich auf 5000 Seelen , worunter 67 Beamte und 700 Neger im Solde
nichts als Reis und Bananen baut. Die Wälder des Innern enthalten im Ueberfluß Schiffbauholz. Die erſten Verſuche von Cultur wurden in Sainte Marie von Europäern nach der Teşten Beſignahme gemacht. Im Jahre 1819 vereinigten fich einige Perſonen , um die Kaffeecultur im Großen zu unter: nehmen, ſo wie die der Gewürznelte. Man errichtete einige Pflanzungen , aber der Krieg von 1829 hinderte ihre Entwica lung, und es beſtehen jent nur noch fünf Pflanzungen, welche Gewürznelfen, Kaffee und Zuder in geringer Maſſe liefern .
So lange die Eingebornen frei mit Madagascar handeln konn, ten, beſchäftigten ſie ſich wenig mit Landbau. Sie lieben den Fiſchfang, er lieferte ihnen einen Theil ihrer Nahrung, und den Reſt zogen ſie aus Madagascar, wo ſie Reis gegen den
Ueberfluß ihrer Fiſchereien eintauſchten. Sie bauten damals nur ein wenig Reis in den Thalern. Seitdein aber die Owas ihnen den Handel verboten haben und ihre Zahl ſich durch die
Flüchtlinge aus Madagascar vermehrt hat , haben ſie ſich noth gedrungen dem Landbau ergeben , und ihre Pflanzungen haben rich ſchnell vermehrt, und ihre Reisernte überſteigt gegenwärtig bei weitem das Bedürfniß. Das Vieh war vor einigen Jahren fehr ſelten, fängt aber an gemeiner zu werden, doch ſind die Weiden zu beſchränft , als daß die Inſel ie ihr Bedürfniß
erzeugen könnte, und man muß den Neſt aus Madagascar ziehen, wo der indiſche Ochſe mit einem Höder im Ueberfluß zu haben iſt. (Schluß folgt. )
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements Kaſan. (Fortfesung .)
der Regierung. Im Jahre 1828 beſtand die eingeborne Bevöl
Die Ticheremiffen kann man nach ihren Sitten, ihrer lebensart
kerung aus etwa 2000 Menſchen , welche ungefalir 40 Dörfer bewohnten , von denen die meiſten am Meeresufer lagen , und nur drei bis vier im Innern . Seit dieser Zeit hat faſt dieſe
und ſelbst ihrem äußern Anſehen nach in Wald - und Bergticheremiffen eintheilen. Die erſtern gleichen in geiſtiger Hinſicht den Tjohuwaſchen,
ganze Bevölkerung das Ufer verlaſſen, und ſich ins Junere 311 ,
aus und find iin Verfehr mit Fremden nicht ſo furchtſam ; ſchön find
rüdgezogen : zwiſchen 1830 und 1831 ſiedelten ſich etwa 3000
find aber förperlich fräftiger, größer, zeichnen ſich durch hellrothe Haare
die Partei der Franzoſen genommen hatten , auf der Inſel an ,
aber weder Männer , noch Weiber , denn alle ſind ſchmußig und hager. Ihre Sprache gehört augenſcheinlich zum finniſchen Stamm , hat ſich aber durd, fremde Einflüſſe ſehr davon entfernt. Die Tſcheremiſſen
namientlid ſeit der Näumung von Tintingue, um ſich der Nache
haben keine Schrift , find im Aderbau nicht ſo fleißig und mehr dem
der Owas zu entziehen. Die trügeriſchen Vorſtellungeu der Kö: nigin Ranavalo bewogen die meiſten , wieder in ihre Heimath zurüctzufehren, aber dieſes unvorſichtige Zutrauen foſtete eini: gen von ihnen das Leben , und noch mehreren die Freiheit. Die übrigen famnen nicht ohne Gefahr nach und nach in den Jahren 1834 und 1835 nach Sainte Marie zurü& , etwa 2000 an der Zahl, und leben noch dort. Die Beſaßung der Juſel belief ſich den 1 Nov. 1839 auf 144 Mann ; die adminiſtration foſtet jährlich 6000 Franken . Die Vegetation der Juſel iſt ſehr fraftig, und das heiße und feuchte Klima iſt der Entwidlung der Pflanzen auf den Hoben und in den Thälern gleich günſtig, aber der Boden iſt beſſer
Walègeſchäft ergeben, denn ihre meiſt in ausgehauenen Nadelholzwäldern beſtehenden Felder haben einen ſandigen nicht ſehr fruchtbaren Boden ; ihn zu düngen, ſind ſie aus Mangel an zureidendein Vieh und Futter
bis 4000 Madecaſſen , weldie in dem Kriege gegen die Owas
nidt im Stande. Da alſo der Aderbau fich nicht hinreichend lohnt, ſo fuchen ſie andere Mittel, um ihre Familien zu nähren und ihre Steuern und Abgaben zu zahlen. Dieſe liefert ihnen der Wald : Fie handeln mit
Schindeln , Baumrinde und Baſt, woraus fie Säcke und Matten flechten ;
in den Thälern, wo die Negen die vegetabiliſdie Erde abſeßen.
die meiſten aber beſchäftigen ſich mit der Jagd auf Eichhörnchen , Füchſe, Bären und im Kreiſe von Zarewo-fofſchai aud auf Rennthiere. Wenn der Tſcheremiſſe auf die Jagd gebt, entfernt er ſich gewöhnlich auf eine Wodhe von Haus, manchmal auch auf zwei und mehr, vertieft fidh mit Meſſer, Urt und Gewehr in den tiefſten Wald, und kommt oft biß an die nördlide Gränze des Gouvernemente. Ein Stüc Brod und ſeine
Nur ſind ſie zu eng und daher zu feucht, ſo daß man in ihnen
Tabafopfeife iſt alles , was er auf dieſe Wanderungen mit fid nimmt.
1072
Eine ſo lange, oft wiederholte, ſtets lang dauernde und von allen Ent: behrungen begleitete Entfernung in dem Dunkel der Wälder, endlich die Urt der Beſchäftigungen ſelbſt haben die Bergtſcheremiſſen ungelehrig,
Man erſicht auf dieſen wenigen Angaben über das leben und die Gewohnheiten der Tſcheremiſſen, daß fie mehr als die andern finniſchen Stämme des Gouvernements threr urſprünglichen Lebensweiſe treu ge
roh und finſter gemacht, und durch das raube Klima und die ſtets feuchte Luft haben ſie eine Vorneigung zu Branntwein uud. Feuer
blieben ſind. Die Tſcheremiſſen beſchäftigen fich wenig mit dem Ader
erhalten. Wo der Tſcheremiſſe auch ſich befinden und welche Jahredzeit es ſeyn mag , ſtets zündet er Feuer an , und ſein Lieblingsvergnügen iſt es , am Feuer zu figen und Tabat zu rauchen. Nicht nur in den Wäldern , ſondern auch in den Wohnungen halten ſie den Rauch für
den ungeheuren , undurchdringlichen Wäldern , die im Alterthum den ganzen Norden Rußlande bedeckten, fanden ſie reiche Quellen der Wohl habenheit in der Jagd, namentlich auf Pelzthiere, die aus ihren Händent zu den Bolgaren und Nowogrodern gingen, und einen bedeutenden Zweig
das einzige Mittel gegen die Unzahl von Müden , die fteten Bewohner
des rufftfchen Handeld mit Griechenland und ſpäter mit dem Weften
der Wälder ; die Folge davon iſt eine unter den Tichereiniſſen faſt all
belebte. An den Aderbau gewöhnten ſich die Finnen erſt unter ruffiſcher
+
gemeine Augenfrankheit, und im Alter ſogar- Blindheit. Wenn ſie von der Iago und andern Waldbeſchäftigungen zurücfehren , ſchlendern ſie eben ſo gern müßig umher , wie die Tſchuwaſchen , ohne zu erwägen, ob es Ernte- oder Mußezeit iſt. Wenn ſie zu trinken anfangen, werden ſie unruhig , und feine , auch nicht die allerdringendfte Arbeit fann fie
bau , und bekanntlich waren die Finnen fein acerbauended Volk.
Herrſchaft
In
Als Beweis davon fann auch dienen , daß fie in ihrer
Sprace kein Wort für Noggen haben , und die Benennungen der andern Kornarten und Aderwerkzeuge aus dem Tatariſchen entlehnten.
Jagd und Fiſchfang waren die Hauptbeſchäftigungen der finniſchen Völker in dem waldigen Norden Rußlands. Die Waldtſcheremiſſen zeigen alſo
abhalten , benachbarte, oft aber auch ziemlich entlegene Dörfer zu be
der urſprünglichen finniſchen Charakter beſſer, wo der Menſch über eine
ſuchen , wo irgend ein Feft gefeiert wird ; fie trinken dort ſo lange fort, bis bei dem Hauswirth weder Branntwein , noch Bier mehr übrig iſt. Im häuslichen Leben dagegen ſind ſie in Speiſe und Trane ſehr ſparſam ,
noch rauhere und wildere Natur, wie jeßt, gebot. Die Wotjäfen , ein ruhiges , ſtilles , ganz mit dem Aderbau beſchäftigtes Volf , treiben diefen mit mehr Fleiß und Kunſt als die Tſchuwaſchen , und haben faſt immer Ueberfluß an Getreide , ſo daß
und ſogar geizig gegen ſich ſelbſt; je wohlhabender einer iſt, deſto ſchlechter lebt er, ſpart Geld auf, und vergräbt es im Geheimen, ſelbſt
vieles zu Grunde geht.
Außer dem Adferbau treiben ſie Bienenzucht
daß ſeine Familie es nicht weiß , ſo daß man öfters in den Dörfern, Gott weiß wann , vergrabenes Geld findet, das für die dürre Noth aufbewahrt wurde. Ihre Viehzucht iſt in völliger Harmonie mit ihrem Landbau ; das Vieh iſt ſchlecht, und läuft ohne Hirten und ohne Aufſicht den ganzen Sommer hindurch im Wald und auf Weiden. Man kann indeß die Tſcheremiſſen nicht arm nennen ; Waldgeſchäft und Aderbau,
und Jagd mit Vogen, Gewehr und Fallen . Sie ſind unreinlich, geizig
die in Einer Hand vereinigt ſind, geben ihnen Mittel genug, nicht nur die ihnen auferlegten Steuern zu zahlen und ſich ſelbſt zu erhalten, fondern auch lieberſchüſſe auf die Zukunft zurüdzulegen ; der beſte Bes weiß des Reichthums der Tſchereiniffen ſind die bei einem großen Theil ftehen bleibenden Getreidehaufen , die oft Jahre lang nicht angerührt
Regierung hat durch gefeßliche Mittel die Bereitung dieſes Getränkes zu beſchränken geſucht. In ihrem äußern Anſehen und ihrer Kleidung gleichen ſie völlig den ruſſiſchen Bauern , nur haben ſie alle am Gürtel einen eiſernen Ring, um die von ihnen unzertrennliche Art hineinzuſteden,
werden.
Er iſt oben ſchon beinerkt worden , daß die ſogenannten Berg
tfcheremiſſen auf dem rechten Ufer Ser Wolga in den ſüdlichen Theilen der Kreiſe Kosmodemiansk und Tſchebokſar wohnen.
Dieß in einer
beſſern Gegend fiedelnde Volt , das hier unter dem Einfluſſe von friſcher
und geſunder luft fteht und von Feldern und Wieſen umgeben iſt, bietet fchon ein viel angenehmeres Bild dar , als ihre Stammgenuffen in den
und halten ſich von andern Stämmen fern.
Wie alle ungebildeten
Völfer , lieben ſie den Branntwein , aber noch mehr ein faſt für heilig
gehaltenes Nationalgetränk , Namen8 Rumyſchfa, ein ang Hafer durch die Branntweinblaſe abgezogenes Getränk, das einer trüben Jaume gleicht, und die Eigenſchaft hat , auf 15 bis 18 Stunden zu berauſchen .
Die
Die Weiber gleichen im Anzuge den Eithinnen um Petersburg . Die Mordwinen , die ſeit alter Zeit den Rußlen näher ſtehen ,
unterſcheiden ſid nur nod) ſehr wenig von ihnen, und wenn die finniſchen Stämme endlich in der ruſſiſchen Nationalität aufgehen ſollen, ſo werden wohl die Mordwinen den Anfang machen ; ſie ſind faſt alle getauft, alle ſprechen das Ruſſiſche neben ihrer Stammſprache, in welcher verdrehte ruſſiſche Worte in Menge vorfominen. Ihre Lieblingebeſchäftigung iſt Bienenzucht und Gartenbau , überhaupt die Landarbeiten , die feine weite Entfernung von Hauſe erfordern . Ihr Aeußer18 iſt hübſcher als das
Wäldern. Ihr Frohſinn und ihre Munterfeit, ihr zufriedenes und gut müthiges Weſen brüder fich ſtark in ihrer Phyſiognomie aus , und ihr regelmäßiger Körperbau, der ſich namentlich bei den Weibern manchmal bis zu einer gewiſſen Schönheit bemerflich macht, ihre verſchiedene, nicht fo rauhe lebensart macht aus den Bergtſcheremiffen faſt einen andern Stamm. Sie fiud alle ziemlich häufige Aderbauer , lieben die Gärten
der Bergtſcheremiſſen , und ſie ſind regelmäßig gebaut , namentlich die Weiber ; ibre Geſichtsfarbe auffallend weiß und der Ausdrud angenehm , obgleidh fich der finniſche Geſichtsſchnitt keineswegs verläugnet.
(mas bei den Waldtſcheremiffen gar nicht der Fall iſt) und beſchäftigen
Lebensart der Wotjäfen , Mordwinen , Ticheremiſſen und Tſchuwaſchen
Im häuelichen Leben find fie ſtill und
läßt ſich leicht abnehmen, daß ſie auf Einheit des Stamınes und ähnliche Schicfale deuten. Auch müſſen wir noch einen , allen gemeinſamen Zug erwähnen , nämlich die Sorge für ihre Armen. Man ſieht deren wohl
Fich gern mit der Bienenzucht.
ruhig , übrigens den Feſten und dem Herumſchlendern gar nicht abge neigt auch trinken fie gern. Zu ihrem Ruhme muß man ihnen nach
Aus dieſen furzen Bemerkungen über die Religion , Sitten und
fagen , daß fie den Behörden ſehr gehorſam , für die ihneu gewidmete
in den ruſſiſchen uud tatariſchen Dörfern , aber in feinem finniſcher.
Vorſorge ſehr dankbar find, ihre Steuern regelmäßig zahlen und die ihnen geforderten Arbeiten willig ausführen , worin fie fich vor ihren Nachbarn im Oſten , den Tataren , ſehr auszeichnen.
Sie nehmen arme Leute geru ins Haus, ſogar in die Familie auf, bes ſonders die jungert, und verſorgen die Alte :1 unentgeltlich. ( Soluß folgt.)
VO
Münden , in der Literariſo - Artiſtiſbon Anfalt der 3. O. Gotta'ſden Buchandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 269 .
Das
A u sla n d . Ein Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
841
26 September 1841 .
Die callaiſche Region.
beſteht in Lein, Getreide und Korn ; die Männer ſuchen Ge
Die W a r a gate n .
winn mit ihren Laſtthieren , und die Weiber bauen während
In der Provinz Leon , zwiſchen Aſtorga und dem Vierzo,
ihrer Abweſenheit das Land. Etwas Beſonderes ſind die Maragaten : Hochzeiten , welche
lebt ein Völkchen , deſſen Tracht eben ſo ſehr in ganz Spanien
wir daher beſchreiben wollen . In dieſem Lande , in welchem
die Aufmertſamkeit auf ſich zieht , als die Eigenthümlichkeiten ſeines Landes unbekannt ſind. Denn der Maragate iſt der unternehmendſte Maulthiertreiber in der Halbinſel, aber die
der patriarchaliſche Geiſt überall vorherrſcht, ſind es die Eltern , welche die Heurathen ihrer Kinder in Gemäßheit des Alters
Heimath, aus der er gezogen , wird felten von Jemand beſucht, obgleich an ſeiner füdlichen und nördlichen Gränze zwei Stra
Niemand bedauert den Mangel einer Glückſeligkeit, die er nicht fennt. Die feierliche Brautwerbung , welche der Bräuti:
ßen hinziehen , wovon die eine eine Hauptſtraße, und die au dere ziemlich gangbar iſt; beide führen von Aſtorga nach Villa
gam und ſein Vater im Hauſe der Braut anbringen, iſt daher eine bloße Formel , und nur das Zeichen , daß es Zeit iſt, an
franca del Vierzo.
den Anfauf der Brautgeſchenke zu denken. Der Bräutigam verehrt ſeiner Braut erſtens die ſchwarztuchene Mantille, oder vielmehr den Manto von grotesker Form , denn man läßt dem Tuche ſeine Eden , und macht auch nur einige Falten in dem Theil, der auf die Stirne fällt ; dieſe Bedeckung dient für den Kirchengebrauch ; dann die Donas, eine große Menge Halsket: ten mit Roſenträngen und Medaillen , die Brautringe , den Sayuelo oder das Leibchen mit den Agolletas oder Seidens
3,
1
und der Intereſſen abmachen . Daran ift man gewohnt, und
I
Das Land hat ſich ungeachtet dieſes Vor:
theils der allgemeinen Siviliſation ſo zu ſagen entzogen , und der Maragate behalt feine Eracht auf den Spaziergängen der Hauptſtadt, in Gegenwart des . Thrones und auf den Bänken der gereßgebenden Verſammlung ; * ) vielleicht fürchtet er , daß
man es ihm in ſeiner Heimath zur Schande anrechnen würde, wenn er ſich einer Veränderung unterzöge. Woher der Name Maragaten kommt, weiß man nicht; der gelehrte Benedictiner
Sarmiento hat hierüber geſchrieben , aber fein Manuſcript iſt
ſchnüren, um es vorwärts zuzuſchnüren , die Vincos, d. h. Ohr:
verloren ; einige leiten ihn von Mauragat , der ſich einſt zum
gebänge, den Fajero oder wolenen Leibgurt, die Mangas oder Aermel, unter welchen es eine Art gibt , welche von der Achſel
Uſurpator der Krone von Leon aufwarf, ab, andere behaupten, vielleicht richtiger, daß dieſer Uſurpator vielmehr ſeinen Namen von ſeinem Geburtslande erhielt ; wenigſtens erhält ſich in Aſtorga die Ueberlieferung , daß der heilige Loribius , welcher früher als Mauragat lebte , die Streitigkeiten unter den Ma aten , wie ſie ſchon damals hießen, auszugleichen pflegte. Das Maragatenland (La Maragateria ) grängt gegen Often
bis zum Handgelenfe inwendig aufgeſchlißt iſt.
Die Madring
oder Gevatterin ſchenkt der Braut ein feidenes Kopftuch von
Deputirten Alonſo Cordero im Jahre 1835 , wenn ich nicht irre,
Toledo . Die Geſchenke , welche die Braut ihrem Zukünftigen macht, beſtehen in einem ſchwarztuchenen Mantel, Almilla , d. h. eine Jade mit einer Seibenſchnur von demſelben Zeuge, eine Weſte von Scharlachtuch mit ſeidenen Sticereien an den Taſchen , Bragas oder kurze Pluderhoſen , ſchwarze Gamaſchen, die bis über das Knie reichen , feine wollene Strumpfbänder (die ſie Cintos nennen) mit Inſchriften , ein Hemd von guter, ordinärer Leinwand, und Unterhoſen mit einer Seidenſchnur. Am Vorabend der Hochzeit halten die Beiſtände ( Padri: nos) eine Nachtmahlzeit, aber die Brautleute wohnen nicht bei, fondern bleiben jedes in feinem Hauſe eingeſperrt, nachdem fie an jenem Nachmittag eine Prüfung über den Eatechismus
Anlaß gab, aber der Diaragate triumphirte.
beſtanden und gebeichtet haben.
an den Diſtrict Valduerna , gegen Süden an die ziemlich hohe Sierra de Teleno , und gegen Weſten an die Sondillera de Fuencebadon. Seine vorzüglichſten Ortſchaften find SantiagoMillas , Santa Colomba , Rabanal del Camino (welches der
Hauptort zu ſeyn ſcheint), Santa Catalina und el Val de San Lorenzo ; das Land iſt tahl und traurig , ſeine ſparſame Ernte * ) Man erinnere fide, ju welchem Etikettenſtreit die Tradt des
.
Bei der erſten Tageðröthe 269
1074 ertönt ſchon der Dudelſack im Orte , um die zur Hochzeit Ge: betenen zuin Frühſtück zu rufen. Nach dem Frühſtü wird
zur Meſſe geläutet : der Beiſtand , der Vater der Braut und die männlichen Hochzeitgäſte begeben ſich nach der Wohnung
Am Tage nach der Hochzeit verfügen ſich die Brautleute, nachdem ſie mit einander gefrühſtüct, mit der nämlichen Sere: monie wie Tags vorher in die Kirche , und werden bei ihrer Rüdkehr nach der Meſſe von den Zamarrones, einer Art Fas
des Bräutigams, vor ihnen zieht der Dudelſack und die ledigen
ſchingsproceſſion, die ſie an der Kirchthüre erwartet, begleitet.
Freunde des Bräutigams (Mozos del Saldo, Burſchen von der
Dabei wird ein Wettlauf nach der Hochzeitpaſtete (Bollo de la
Brühe, man wird nachher ſehen , warum fie ſo heißen) , dieſe lekteren machen Salvenſchüſſe aus ihren Carabinern. Sobald
Boda) gemacht, welche die Gevatterin mitten unter den Tan jenden in den Händen hält , und welche von den ledigen Hoch geitsgäſten ſorgfältig gegen die Anfälle der Fremden vertheidigt
fie in das Haus treten , empfängt der Bräutigam kniend den
väterlichen Segen, und verfügt ſich dann , ſtill und eingezogen,
an der Seite des Beiſtandes und in Begleitung ſeiner Freunde
wird. Der ganze Tag wird mit Eſſen und Tanzen zugebracht, und mit einem Abendmahle beſchloſſen. Iſt der Bräutigam
nach dem Hauſe der Braut.
Dort erwarten ihn ſchon die le:
aus einem andern Dorfe, als wo die Kirche ſteht, ſo führt er
digen Freundinnen derſelben, und fingen ihm Geſänge voll Anſpielungen , wovon einige wegen ihrer Einfalt nicht ohne
die Braut am Tage nach der Hochzeit gleich nach der Meſſe
Anmuth ſind, und wenn es Zeit iſt, nach der Kirche aufzubre:
chen , ſo erhält dann auch die Braut gewöhnlich unter vielem Schluchzen den Segen ihrer Eltern. Der Bräutigam geht un:
gefähr 60 Schritte von der Braut, dieſe, völlig in ihren Manto verhüllt, iſt von der weiblichen Begleitung umgeben, welche bis
mit ſich, und wird von allen Hochzeitsgäſten auf ihren Maul thieren begleitet. Die Tracht der Maragaten kann man zum Theil aus den oben erwähnten Hochzeitgeſchenken abnehmen. Die Weiber tra gen gewöhnlich ein Tuch auf dem Kopfe , Halsketten oder Ro
fenfränze, die ziemlich lang ſind , am Halſe, ein Leibchen mit
zur Kirchthür nicht aufhört zu ſingen. Die Vermählung findet in der Sacriſtei ſtatt, die Brautleute ſteden einander den Braut:
einem auf der Bruſt geſtickten Hemde , einen Leibgürtel, einen Roc, oder Rodo, von grobem, weißlichem Tuche, in deſſen Ver:
ring an die Finger, und geben die gewöhnlichen Arrhea oder Reu:
fertigung die Hauptinduſtrie des Landes beſteht, zwei Fürtü: cher, eines vorwärts (mandil), das andere rückwärts (facha), auch pflegen ſie unter dem Hemde geſtricte farbige Aermel zu
gelder. Nach der Meſſe zieht das Gefolge in derſelben Ordnung aus
der Kirche, aber der Bräutigam und ſeine Freunde bleiben, um einen Wettlauf nach dem Bollo oder Paſtete des Beiſtandes zu machen ; der zuerſt anlangt, nimmt den Dedel, das Uebrige wird in ganz kleinen Stüdchen unter die Umſtehenden vertheilt.
tragen. Die Verheuratheten gehen in die Kirche mit dem Manto, die Ledigen mit dem Dengue oder Friſo von gemeinem
geſchmücten Stuhle ſißend, mit völlig verdecktem Angeſichte,
Tuche, mit rothen Franzen. Die Tracht der Männer beſteht aus einem breiten und niedrigen Flügelhute , um welchen eine Seidenſchnur gewunden iſt, einem ledernen Wams oder Har: niſch ohne Aermeln, und ſo lang, daß er einige Zoll unter dem
erwartet.
Die Gevatterin iſt an ihrer Seite, und es darf an
Leibgurte, welcher zugleich als Piſtolenholſter und Patrontaſche
Zuderwerf nicht fehlen . Der Bräutigam läßt ſich auf einem
dient, hervorragt, einem Leibel, Weſte, Hemd mit geſticktem Kragen , kurzen Pluderhoſen , Gainaſchen , die ſie Calzones, (Beinfleider) nennen, und zugeknöpften Schuhen.
Die Wettrenner begeben ſich dann nach dem Hauſe der Braut,
welche ſie an der Hausthüre , auf einem ſo viel möglich aus:
Stuhle an der andern Seite nieder und ſo fehen ſie den Tän:
zen zu, mit welchen ihre Freunde das Feſt feiern ; ſind dieſe beendigt, ſo tritt alle Welt ins Haus und ißt und nimmt Theil
Der ländliche Tang iſt eine Zuſammenſeßung von der aſtu :
an der Fröhlichkeit, welche nun die bisherige Etikette erſeßet.
rianiſchen Danza prima , welche wir ſchon beſchrieben haben,
Nach dem Eſſen wird angeboten (se ofrece ), d. h. der Beiſtand
und einem andern lebhafteren Tanze , welchen ein oder zwei
präſentirt ein ſilbernes Celer, auf welches er einige Geldſtüde gelegt hat, und ſo macht es die Runde um den Tiſch, ohne daß jemand es unbeachtet vorübergehen läßt. Hierauf
Paare im Innern des Sirkels ausführen, und wodurch der ur: ſprüngliche Charakter jenes Tanzes ſehr alterirt wird. Was die Sitten betrifft, ſo ſind ſie rein und regelmäßig ; es herrſcht gute Wirthſchaft und Einigkeit in den Familien,
macht lich die moza del caldo (die Dirne von der Brühe); d. h. die Herzensfreundin der Braut, and Geſchäft und ſammelt für den Hausrath, 3. B. die Spindel, den Flachsbüſchel u. l. 1.
Die Burſchen von der Brühe thun dasſelbe für den Bräutigam. Damit ſind die Beiträge noch nicht geendigt ; denn nun ſtehen die Gäſte auf , und während die Braut mit ihrem Neuver:
viel Ehrfurcht gegen graue Haare und überhaupt viele Elemente von Ruhe und Frieden. Aber man ſtelle ſich darum nicht jene Sanftheit vor , die wir gewöhnlich mit der Idee eines patriars
chaliſchen Lebens verbinden. Die Phyſiognomie dieſer Leute iſt ernſt und abſtoßend, die Bequemlichkeiten des Lebens ſehr ge
mählten tanzt, gehen die Burſchen von der Brühe in die Häuſer ring und gar nicht im Verhältniſſe mit den beträchtlichen Sapi:
der Hochzeitgäſte, um Hühner für die Brautleute einzuſammeln, talien, welche die Maragaten erwerben. Die Häuſer der Armen und nehmen ſie weg, wenn man ſie ihnen nicht gutwillig gibt. Find niedrig , finſter und armſelig, die der Neichen hoch und Endlich fönnen die Brautleute nicht ohne Mühe rich in ihr geräumig, aber ſchlecht vertheilt und geſchmadlos eingerichtet: Gemach einſperren ; um 2 uhr Morgens bringen ihnen die die Unreinlichkeit und geringe Sorgfalt iſt beiden gemein. Aber Burſchen von der Brühe ein Gericht von den eingefangenen die Redlichteit und Treuherzigkeit der Maragaten iſt ſprüch Hühnern (daher der Name), und laſſen ſie dann in Rube bis wörtlich , obgleich fie darum unterlaſſen , großen aus ihrem wandernden Lebennicht zu ziehen, denn ſie ſindNußen nicht am Morgen.
1075 nur Maulthiertreiber, ſondern zugleich Handelsleute, Lieferanten u. 1. 1., und da ſich viele in den Handelsſtädten, beſonders in Cantabrien niederlaſſen , welche die Verbindungen mit ihren
Landsleuten unterhalten , ſo bilden ſie eine Art von KörperTchaft und finden viele Leichtigkeit in ihren Speculationen. Sie haben viel Aehnlichkeit mit den Tyrolern , es fehlt ihnen aber die Grazie, welche man unter den lekteren häufig antrifft.
Dels für die Conſumtion von Bourbon und Mauritius liefern werden . Ebendaſelbſt beſtehen große Pflanzungen von Gewürz
nelfen, Kaffeebäumen und Indigo. Die Wohnungen liegen in einiger Entfernung im Innern, und bis ießt haben die Euro päer dort keine übeln Folgen von dem Klima verſpürt. Der Handel mit Madagascar beſtand lange im Tauſchhandel und
verurſachte faſt keine Koſten, daher bot er auch beträchtliche und ſichere Vortheile dar, aber ſeitdem die Owas ſich der öſt lichen Küſte bemächtigt haben, iſt es nicht mehr ſo. Sie haben
Die franzöſiſchen Niederlaſſungen in Madagascar. (Schlu 6. ) Klima von Madagascar. Die ungeſundheit , welche man von jeher dem Klima der Oſtküſte von Madagascar vor: geworfen hat , kommt faſt allein von den Regen her, welche das Land jedes Jahr überſchwemmen , und von dem Austreten der Flüſſe, deren Mündung oft durch den Meeresſand verſtopft
iſt. Der ebene und niedrige Boden dieſes Theils des Ufers bietet dem Waſſer feinen hinlänglichen Fall gegen das Meer, ſo daß es vom Fort Dauphin bis zum Cap de l'Eſt die ganze
Küſte auf eine Breite von vier Meilen überſchweinmt, und zahlreiche Sümpfe bildet. Dieſe bringen im Januar und Fe: bruar, wenn die große Hiße einen Theil derſelben austrocknet, bei der großen Fäulniß der Maſſe von Pflanzen - und Thier:
ſtoffen, die ſie aufgenommen haben , gefährliche Miasmen her: vor, welche die Winde, die ſich an den Gebirgen und den Wäl
lich des Handels bemächtigt, zwingen die Eingebornen, ihnen ihre Producte zu niedrigen Preiſen zu liefern , und verkaufen dieſe zu hohem Preiſe an die Kaufleute, von denen ſie bald
baares Geld, bald Pulver und Flinten fordern als Bezahlung der Ein- und Ausfuhrzölle, welche auf 10 Proc. feſtgeſeßt ſind. Bisweilen gefällt es dem oder jenem Chef , die Ausfuhr zu
verbieten , oder plößlich die Art der Bezahlung der Zölle zu verändern , und die Schiffe ſind genöthigt ohne Ladung zurückzukehren. Daher hat auch der Handel von Bourbon, durch dieſe Pladereien entmuthigt , angefangen , beinahe allen Neis, deſſen die Inſel bedarf, aus Indien zu ziehen. Auf der Oſtküſte beſteht noch einiger Tauſchhandel ; da aber die Einfuhr
meiſtens kleiner iſt, als die Ausfuhr , ſo laſſen ſich die Owas den Ueberſchuß in ſpaniſchen Colonnaden bezahlen , welche nie mehr ausgeführt werden. Madagascar bezieht im Durchſchnitt von Bourbon für 160,000 Fr. Waaren jährlich , uud liefert der Inſel für 800,000 Fr. Producte. Dieſe beſtehen in Schlacht:
dern des Ufers ſtoßen , nicht ſchnell genug zerſtreuen können, und ro die tödlichen Fieber des Landes hervorbringen. Ihr
vieh, Häuten, unſchlitt, Schildkröten, Neis, Ambra, Copal und
Einfluß erſtređt ſich aber auf nicht mehr als 10—12 Stunden
von Vombetok ausgeführt.
Wachs ; dieſe leßten Artikel werden beſonders vou den Arabern
ins Innere, wo der Boden anfängt, ſich zu erheben, und die
Luftfriſcher iſt. DieNordküſteder Inſel iſt nicht ſo ungeſund,, Erſcheinung von verheerenden Holzraupen im ſüdlichen weil ſie aus hohen Ebenen beſteht, die nur mit einzelnen Bäu:
Rußland.
men beſeßt ſind, welche die Luft frei umgibt ; die Sümpfe ſind daher ſelten , die Regen nicht ſo heftig , und die Temperatur
Die Nordiſche Biene vom 28 Auguft berichtet nach einem
trođener. Auf der Oſtküſte erklären ſich die Fieber meiſtens im December, und verurſachen eine große Sterblichkeit unter
Blatt in Tſchernigow , daß dreißig Werfte von da in den Wäldern mehrerer Gutsbeſiger mit einemmal eine verderbliche Holzraupe erſchienen
den Europäern, von denen feiner ihrem Einfluß ganz entgeht.
rey. Der Civilgouverneur von Tſchernigow , ein Hr. Paul Heffe, und
Wenn man auch die Vorſicht hat , in der guten Jahreszeit anzukommen, um die Zeit zu haben , ſich zu acclimatiſiren , ſo
der Medicinaldirector, ein Hr. ljubarski , begaben ſich in einen der be nachbarten Wälder und fanden hier zu ihrem nicht geringen Erſtaunen hundertjährige Fichten vom Gipfel bis zu den unterſten Zweigen herab völlig kahl. Man hatte das zerſtörende Infect der Bericht nennt es
bezahlt man doch gewöhnlich ſeine Schuld im nächſten Winter. Gegen Ende des Mai's verſchwindet das Fieber , der Kranke erholt ſich während der Regenzeit und hält ſich für acclimatiſírt, aber dieß iſt oft eine trügeriſche Hoffnung. Die Owas widerſtehen dem Klima der Oſtküſte nicht viel beſſer als die
Europäer, die Eingebornen dagegen leiden wenig davon, außer in ihrer Kindheit, wo die Fieber fie in Menge wegraffen. Induſtrie und Handel. Die Königin der Owas hat
vor etwa 10 Jahren auf gemeinſchaftliche Rechnung mit einem
ſchon das Jahr zuvor entdeckt, aber für die gewöhnliche Gartenraupe gehalten. Allein wenn man erwägt, daß von dem beſuchten
eine Naupe
Walde ſchon gegen 10,000 Defjätinen durch dieſe Inſecten zerſtört ſind, ſo kann man nicht wohl annehmen , daß fie erſt ſeit einem Jahre ſich hier befinden. Nach den Bemerkungen der Waldwächter wählten ſich die Naupen bie Spißen der hohen Fichten aus ; hier ſpannen fie fich in
Franzoſen eine Pflanzung in Mahela, in der Nähe von Tama:
feidenartige Cocons ein , aus denen zimmtfarbige Schmetterlinge aus frochen, die nicht über zwölf Tage gelebt haben ſollen . Dieſe Schmetter
tave gegründet.
linge thaten den Bäumea feinen Schaden , als daß fie ihre Eier in die
Sie wird von 10 Franzoſen betrieben, welche
1500 Neger unter ſich haben.
Sie liefert jährlich 25—30,000
Centner Zuder und 1200 Fäſſer Rum ; dieſelbe Pflanzung be: greift eine Anlage von 30,000 Cocospalmen , welche in wenigen
Nipen der Bäume legten ; auß diefen trochen nach einiger Zeit kleine Raupen aus , die der gewöhnlichen Raupe an Gefräßigkeit nichts nachs geben. Wo die Raupen im Herbſt ſich verbargen, konnten die Wächter
Jahren anfangen werden zu tragen und die einen Theil des
nicht angeben, mit dem Eintritt der erſten Frühlingstage aber erſdienen
1076 fie in unzähliger Menge auf den Fichtenbäumen.
Das Tſchernigower
Blatt nennt die Raupe den großen Fichtenſeideſpinner ( Phalæna bombyx pini), fie ift jedoch 4 bis 6 Zoll (2 bis 3 Werſchof) lang und 4. Zoll ('8 Werſchof) breit. Woher die Raupe kam , darüber hat man nicht einmal Vermuthungen .
elterlichen Hufe ſcheidet man die Hälfte ab , die dann auch durch einen Zaun geſchieden wird , und der Neuangeſiedelte umbaut fich hier mit ſeinen beſondern Wohn- und Wirthſchaftsgebäuden . Es zeigt ſich hierin der aſiatiſche Charafter , wo das Familienband alles Andere überwiegt,
wo man auf Sorgloſigkeit keine Regelmäßigkeit und Symmetrie will, und wo das Haupt der Familie, der Deſpot der Frauen und Kinder, fich po
Ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements
mit ihnen umgibt, daß er die Kinder nie aus der Sphäre ſeines Ein
kaſan.
fluffes entläßt, und die Frauen vor dem fremden Auge verbirgt. Die Dörfer der Tſchuwaſchen bieten ein ganz anderes Schauſpiel
(Schluß.)
dar : die Lataren lieben den freien Raum , die Tſchuwaſchen dagegen
Die im ganzen Gouvernement, mit Ausnahme der Kreife Jadrinsk und Kosmodeniansk , zerſtreuten Tataren gleichen obigen eingeborenen
Stämmen in keiner Art ; im Gegenſat mit ihnen find fie ſchlau , und
Güte iſt nicht immer ein Grundzug ihres Charakters. Trägheit und Weichlichkeit finden ſich unter den Tataren , namentlich bei denen , die
im Land- oder Seedienſt geſtanden haben, vom Reichen bis zum Armen ; ſelten iſt es, daß man in einem Hauſe nicht Federbetten, Kiffen , Deden , Theefangen u. dgl. findet, und alles das fürs Auge, um reich und groß zu erſcheinen. Akerbau iſt der Tataren Sache nicht; fie beſchäftigen ſich nur ungern und ungeſchickt damit, dagegen iſt der Handel ganz im Sinne des Tataren, rey der Gegenſtand auch noch ſo unbedeutend; fragt man in einem tatariſchen Hauſe den Beſiger, ob er nidht dieß oder jenes verkaufe , er iſt gleich dazu bereit, und verkauft alles, um was man mit
bauen in einer Straße nebeneinander fort, ſo daß man oft gar keine Seitengaſſen fieht, und man auf einem Wege durchs ganze Dorf kommt. Dieſe beſtehen ſomit nur aus einer Aneinanderreihung Fleiner Maier böfe. Jin Hofraume errichten die Tſchuwaſden gleichfalls einzelne Ge bäude, ja noch mehr als die Tataren , ſelbſt bei den Aermſten findet man
immer fünf , ſechs und mehr Scuppen und 'Vorrathshäuschen. Das Charakteriſtiſde ihrer Wohnart beſteht darin, daß ſehr häufig auf Einem Hofe zwei , audh drei einander ganz fremde Familien wohnen ; ihre
Friedensliebe iſt aber ſo groß , daß dennod fein Streit unter ihnen entſteht. Die Häuſer der heidniſchen Tſchuwaſchen ſind mit der Thüre
alle gegen Oſten gerichtet, was mit religiöſen Anſichten zuſammenhängt. Die Tſcheremiſſen wohnen in Weilern von fünf bis zehn Höfen ; jeder Weiler iſt von dem andern durch die dazu gehörigen Felder ge
Im Trunfe haben c8 die Tataren , Weiber wie
ſchieden , und nur von einer oder von einigen , durch Verwandtſchaft
Männer, allen zuvor gethan, obgleich ſie ſpäter als alle andern anfingen. Diebſtahl und Betrug haben ſich unter ihnen ſo verbreitet , daß fie
unter ſich verbundenen Familien bewohnt. Einige Weiler, die in ihrer Mundart Sola heißen , bilden ein Dorf , faſt jeder Weiler hat ſeinen
endlid ſelbſt die Geduld verloren haben , und -überwieſene Diebe zu
eigenen Namen , und jedes Dorf erſt ſeine officielle Benennung. Will
ihm handeln will.
.
Die Sucht
man nun einen Bauern aufſuchen und weiß nur die allgemeine Benen
Proceſſe zu führen , in irgend etwas den Unterhändler zu machen , oder zu verleumden , das find angeborene Eigenſchaften der Tataren. Die Ruſſen , die unter allen den fremden Stämmen zerſtreut ſind, haben natürlich von denen , mit welchen ſie leben , mehr oder weniger angenommen, im Ganzen aber find fie ihrem Charafter treu geblieben, und namentlich zeichnen fidh sie aderbautreibenden Soldaten durch Betriebs
nung des Dorfes , nicht aber die des beſonderu Weilers , wo er wohnt,
Soldaten oder Anſiedlern in ferne Gegendın auslieferten.
ſamkeit und Wohlſtand aus.
Die verſchiedenen Völkerſchaften unterſcheiden fich auch im Bau ihrer Dörfer , und ſelbſt der Häuſer , ſo daß man aus dem äußern Anſehen mit ziemlicher Sicherheit auf das Volf ſchließen kann. Die Tatarendërfer breiten fich gewöhnlich von Einem Centrum nach allen Seiten hin aus. · Straßen und Gaſſen frumm , eng und
ſo fann man bei den Stumpfſinn der Tſcheremiſſen und ihrer Abneigung, über irgend etwas auf Befragen Aufſchluß zu geben , ſich leicht deafen, daß man gehörig im Kreiſe umher geſchidt wird, bis man an den ver langten Ort kommt.
Die Dörfer der Wotjäfen und Mordwinen gleichen den ruſſiſchen und find, namentlich an den Straßen, zieinlich regelmäßig gebaut , zum mindeſten nie ſchlimmer als die tatariſchen. Im Allgemeinen muß man bemerken, daß das Gouvernement Kaſan
ſchmubig , geben nach allen Seiten mit aller möglichen Unſymmetrie,
mehr flach als bergig , waſſerreich, fruchtbar und nach allen Richtungen von Straßen durchſchnitten iſt, was eine ziemlich gleiche Vertheilung der Dörfer erzeugen würde , wenn nicht in einzelnen Gegenden der Mangel an Holz fühlbar wäre, der fidh namentlich in der Bauart der Wohnungen
und find an vielen Stellen durch Planken und Zäune durchſchnitten,
beinerflich macht. Die innere Einrichtung der Bauernhäuſer iſt ſehr
welche den Vordertheil jedes Dorfes bilden. Hinter den Planken dehnen fich weite Höfe aus, die mit verſchiedenen fleinen und großen Vorrathes
einfach , aber für das Bauernleben ſehr bequem ; im Winter vertheilen ſich die Bewohner im Allgemeinen in zwei , durch die Flur geſchiedene
.
.
häuſern befekt find, und in der Tiefe finden ſich dann ohne alle Ordnung
Zimmer , im Sommer wohnt man in den kleinen Häuschen im şofe.
und ohne Rüdficht auf die Bequemlichkeit der Wirthſchaft Wohnbäuſer, Schuppen , Dreſchtennen u. dgl. Häufig ſtößt der Hof eine Tataren mit ſeiner ganzen Wirthſchaft nicht einmal an die Straße , er iſt auf allen Seiten von ähnlichen Höfen umgeben , und um dazu zu gelangen, muß man durch die andern hindurchgehen. Solchergeſtalt find indeß bloß die untereinander verwandten Familien zuſammengedrängt , die
Durch Reinlichkeit im Innern zeichnen ſich vorzugsweiſe die Mordwinen
fremden ſcheiden ſich durch Gaſſen und Straßen.
daß wenn z. B. in irgend einer Familie ſich einer verbeurathet, ro baut
werden , und zwar , wie man verſichert , mit einem ungeheuren Durch meſſer; wenn man auf eine eben ſo reiche Quelle ftößt, wie in Grenelle,
man ihnen nicht ein Haus am Ende des Dorfes , ſondern von dem
ſo muß derſelbe mit der Zeit einen wahren Strom bilden. ( Fr. Bi.)
.
Dieß kommt daher,
aus, am wenigſten aber die Tataren und Ruſſen. Die Heizung geſchieht meiſtens' durch Holz , die Beleuchtung durch Kienſpåne, nur die reichen Tataren haben lichter. Ein artefiſser Brunnen foll im Jardin des Plantes gegraben .
Minden , in der literariſd - Artifiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'jo en Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 270.
A A usl a n di
A ass Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke r.
841.
27 September 1841 .
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthanen . Pindt und das pinskiſche Waldland. Mögen andere zur Entdeđung neuer, nie beſchriebener Länder ausſchiffen , wie Roß durchs Eis, oder zu den Nilquellen geben, wo ſchon ſo viele untergegangen find ; mögen andere
Reiſende ſich Gewalt anthun , das längſt Bekannte, Geſehene, Beſchriebene, Heruntergehämmerte auf eine etwas andere Art zu wiederholen ; wenn die Ufer des Rheins , die Berge Schott:
Und die Dörfer ! Hütten, halb in der Erde, ſchlimme Hunde, boſes, halb nactes , durchräuchertes, vergelbtes
ſtüßte Kirche.
Vole, Kinder mit zerzaustem Haare, ſonſt durchaus nichts Mert:
würdiges. Nur in dem Städtchen Chomsť iſt eine neue Kirche, einer Bratpfanne mit Deđel, aber ohne Stiel, ſehr ähnlich, ro
wie ſie ſich etwa eignen möchte, um das Abendeſſen Gargantua's zu ſchmoren .
In der Nähe bei Bedziez iſt das Denkmal eines
erſchlagenen Striegers.
Indeß nähern wir uns Pinse, dem Stern ſeiner Umge:
lands , die armen Hütten der Dorfbewohner Jrlands (viel
bung, der Stadt , die mit dem weißen und ſchwarzen Meer Verbindungen hat, wie ein jüdiſcher Bantier in einem großent Gaſthofe ſikt, bis an die Knie im Stoth, Salz im Sade und
følechter als die unſrigen ) bis zum Ueberbruſſe ausgemalt, be:
Rubel in der Geldgurte. Von ferne ſchon zeigt ſich der Thurm
ſprochen und poetiſch behandelt ſind , wenn die Naturforſcher unbekannte Thiere in der Tiefe der Erde , neue Pflanzen im Grunde des Meeres ſuchen wollen , bei uns in den ſlawi ſchen Ländern iſt noch alles in jungfräulichem Zuſtande hin: fichtlich der Beſchreibung, der Entdedung , der Darlegung vor der Welt. Sterne oder Pallas, Humboldt oder Miß Trollope, Baſil Hall und Fürſt Püdler-Mustau , jeder könnte hier ſeine Art von Reiſe ſich vorſeßen , und zu jeder würde ſich noch
der erjeſuitiſchen Kirche.
Man fährt fort im Sande, ſieht ſich
um, Schober, Schenfen, Pappeln, in der Ferne auf der Straße etwas wie Windmühlen , wie Häuſer mit fünfzig Kaminen ,
endlich rechts eine große Säule mit ausgeſchnißten Bildern von Jeſus, der h. Jungfrau und dem H. Johannes. Man will die Inſchrift der Fahne, das Datum des Denkmals leſen , -
umſonſt, es ſind Hieroglyphen.
Wir nähern unddemSchlagbaum
unberührtes Material finden . Ich frage z. B. , wer hat Pinse
halt ! Ein Israelit kommt hervor, ſchnüffelt um deine Perſon , deinen Wagen, dels
und das Land umher , wenn auch nur in maleriſcher Bezie
nen Koffer, ſucht und riecht nach Branntwein , denn es iſt
hung, beſchrieben ? wer hat auch nur den Handelswerth dieſes
nicht erlaubt, folchen einzuführen , außer im Magen. Gehörig durchſucht, gelangſt du nun in eine breite, ſumpfige Straße, zwiſchen zwei Häuſerreihen . Da und dort iſt ein gemauertes, da und dort ein neues, hölzernes Haus , der Reſt aber ift
Winkels der Erbe geſchäßt ? Bis jeßt iſt nichts der Art ge-
ſchehen , und auch unſere Beſchreibung iſt nur ein ſo leichter Verſuch, daß man auch nach und noch wird ſagen können : keiner hat etwas gethan ! So fann meine Reiſe von Pruzana nach Pinst nicht be-
---
ſchief, frumm und alt. - Rund umher gehen lange Proceſſionen
ſchreiben , denn dieß wäre die langweiligſte Phraſenmacherei,
von Fuhrwagen nach Sobryn , Prujana und einige 20 Meilen in die Runde, welche Getreide dahin führen , und Salz, Bit
die man leſen könnte. Was findet ſich hier ? Waldland, Sand,
kentheer u. ſ. w. von dort mit zurücnehmen ; um dieſelben
Sumpf, arme Leute, ſchmußige, lumpige und {umpen machende
her ſtehen und laufen die ben hieſigen Handel treibenden Juden in Fuchspelgen , Bärenpelzen, Rebpelzen , Schafpelgen , mit gel
Juden, ſtinkende Schenken , wantende und zerbrochene Brüden, Dämme, auf denen man mit den Zähnen klappern muß, aus
ben, rothen, grauen , ſchwarzen und weißen Bärten , oder ohne
Scređen, es möchten einem alle Knochen im Leibe zerbrechen, Bart, in Müßen und Hüten , in Strümpfen und barfuß, in traurige Fichtenwälder, rogar rachitiſche, buďliche , hinkende' zerriſſenen Stiefeln , Schuhen , ganzen Pantoffeln u. f. w. fichten mit einer Unzahl von Wurzeln auf der Straße, hie
und da ein Kreuz am Scheidewege, eine alte, mit Balken ge-
Gehſt du noch etwas weiter über den belebten Markt, fo er hebt fich rechts die Façade der ehemaligen Jeſuitenkirche und
270
1078 die Wäle des geweſenen Schloſſes. Dieß erinnert uns , daß wir einige Züge der Geſchichte dieſer Stadt und der Umgegend mittheilen müſſen . Poleſien iſt weit größer, als das Land , das wir mit
dieſem Namen bezeichnen. Es gibt vielmehr einige, wo nicht viele Poleſien ,
und
die Geſchichte ,
die darin die alten
Niederlaſſungen der Jacwiezen, Jazygen, Metanaſten und Geten verfolgt, weiß ſelbſt wegen der Ausdehnung des Poleſien genannten Landes *) nicht, wo man ſie eigentlich ſuchen foll. Das Poleſien genannte Land dehnt ſich von Rothreußen und Wol-
einen Theil Poleſiens mit einſchloß. Das übrige Poleſien ge hörte zu Wolhynien und mit dieſem der Krone. Berühmt iſt im 12ten Jahrhunderte, im 3. 1192, der Zug
Staſimirs des Gerechten gegen die Jacwiezen in Poleſien. Er drang mit ſeinen Truppen, troß der Hinderniſſe, welche ihnen die undurchdringlichen Sümpfe und Einöden entgegen fekten , tief ins Land. Der Ausgang und die Einzelnheiten dieſes Er eigniſſes zeigen den Geiſt und Charakter der Jacwiegen . Als Kaſimir, die Verheerungen in Maſowien rächend, bis Drohiczyn 309 , gaben ſich die Sacuiezen das Anſehen , als fürchteten ſie
und das Land Chelm. Ein Theil der Woiwodſchaft Brzesc hieß lange Poleſien . Eben ſo nennt Cromer das heutige
für ihre Köpfe und ihre Tempel : ſie verſprachen Ruhe, Unter: würfigkeit und gaben zur Sicherheit Geiſeln. Beruhigt dadurch nabi fie Kaſimir auf, vertheilte fein Heer unvorſichtiger Weiſe, und die gute Zeit verſtrich. Dieſen Aufichub benüßten die
Podlaſien, und Stryikowski ( Verfaſſer einer Geſchichte Litthauens)
Jacwiezen, legten an mehrern Orten Hinterhalte, hieben Bäume
Das Chelmer Land hat
das nowogrodiſche Poleſien iſt dem Pinsfer Lande ( Pinszczyzna)
um , verrammelten die Wege , kümmerten ſich nicht um das Leben ihrer Geiſeln , da ſie an Unſterblichkeit glaubten (wie ſchon Herodot von den Geten berichtet), und fielen über die
Das Pinsker Land
Polen her. Man wollte ſich durch die Flucht retten, aber dieſe
hynien bis nach Preußen , Marowien und Litthauen aus, und
umfaßt die alten Woiwodſchaften Podlachien, Brzesc, Nowogrod
verwechſelt Podlaſien und Poleſien.
auch rein Poleſien , das von Chelin bis Ratnow geht. und der Gegend von Mozyć benachbart.
Auch
hieß das litthauiſde Poleſen. Naruszewicz folgert bloß aus
war von allen Seiten verſperrt, denn allenthalben ſtanden die
dem Namen , daß in dem ganzen Umfang Poleſiens die Jacwiegen ihren Sik batten. Aber wegen eines Namens, welcher augenſcheinlich aus der natürlichen Beſchaffenheit entſpringt,
Voleſier, vertheidigten die Ausgänge , und bieben die Truppen
auszudehnen, weit auszudehnen, ſcheint es nicht angemeſſen, ihre Siße ſo weit denn da und dort an den Gränzen des wolhyniſchen und lit: thauiſchen Poleſiens finden ſich die Krywitſchert und Drewlanen
nieder .
Da ſtürzten ſich
aufs Aeußerſte gebracht, die Polen
auf die Schaaren der Barbaren , die ihr Land ſo wirkſam ver theidigten und ſchlugen ſie in die Flucht. Ihr König brachte Geſchenke dar und ſchwor den Eid der Treue.
Die unaufhörlichen Kriege und die feindlichen Einfälle
Einen bedeutenden Theil Poleſiens nahmen allerdings die Jacwiezen ein , welche nachher ro vernichtet wurden , daß
rotteten allmählich die Jacwiezen aus und entvölferten das Land ;. Leute aus den benachbarten ruſſiſchen Ländern ſiedelten ſich darin an. Später jedoch, mit dem Aushauen der Wälder
man ihre Spur nicht mehr findet , ſo wenig als die ihrer Sprache, welche von der ſlawiſchen ganz verſchieden , und mehr
und der größern Bevölkerung dieſes Landſtrichs, paßt allmählich der Name Poleſien durch die neuen Eintheiluugen mehr zu
der litthauiſchen ähnlich geweſen feyn muß; wäre eine Spur
dem größern Theile desſelben. Das Poleſien , von dem wir hier einige Skizzen mittheilen wollen , haben wir von Pinst bis
angeſiedelt.
noch übrig, fo müßten ihre völlig fremden Sitten ſie jeßt noch auszeichnen . Die Jacwiezen wurden zwei Jahrhunderte vor Kaſimir dem Großen von den Polen und Nuſſen angegriffen, und erlagen allmählich unter den Streichen ihrer Nachbarn . Mladimir Swätoslawitſch nahm ihnen im zehnten Jahrhundert einen Theil des wolbyniſden Poleſiens , und ſeitdem ſcheint
das griechiſche Glaubensbekenntniß hier eingedrungen zu ſeyn. Boleslaus der Tapfere trennte ſie von den Preußen ; eben der ſelbe zog nach Kiew, bemächtigte ſich desſelben , und entriß den
Ruſſen das von ihnen eroberte Poleſien. Jaroslaw, Fürſt von Kiew, der unter Mieczyslaw II erobernd bis Maſowien 30g, beſekte einen Theil des Landes mit Rothreußen (Ruſinen ). Dieß mag der Anfang der ruffiſchen Herrſchaft in Podlaſien ſeyn. Kaſimir , der Mondo, ſchlug die Polefier, und brachte das alte polniſche Poleſien an Polen zurüd . Später rekte Swätoslaw, von Kiew
die Bernichtung der Poleſier fort, und nahm das an olhpnien ſtoßende Poleſien ein ; endlich aber tam das Ganze (mit Litthauen ) an Polen Por dem S. 1520 gehörte das Land ganz zu der
litthauiſchen Woiwodſchaft Troki, und erſt ſpäter ſtiftete Sieg: mund die Woiwodſchaft Podlachien oder Podlaſien, in die er * ) Man darf immer nicht vergeſſen, daß der polniſche Name, Pole ſien , das Waldland bedeutet.
Lud nud Olit durchreist.
( Fortreßung folgt.)
Verhandlungen der engliſchen Uaturforſcher geſellſchaft. Ein Hr. Rennie theilt Beobachtungen mit über das Fort ſchaffen der Schiffe durch das Trapez chaufelrad." Er hält das Schaufelrad im Allgemeinen für das beſte Mittel, Schiffe fort: zutreiben, aber die redtedige Form der Sdaufeln fey unpaſſend. Er ſchnitt bei ſeinen Verſuchen fürs erſte die ſcharfen Eden ab, und fand den Widerſtand gegen das Rad nicht gemindert. 3m Laufe derſelben nahm er endlich nach dem Vorbild eines En: enfußes eine Schaufel an, deren ſpißiges Ende abwärts geht, und er will gefunden haben , daß ein Schaufelrad von dieſer Trapezform und nur der halben Größe und Schwere fo viel leiſte, als ein gewöhnliches rechteciges Schaufelrad von boppel : ter Breite und Gewicht.
Man hat bis jeßt Molos bloß von feſtem Mauerwerk auf: geführt, die aber eine Anhäufung von Sand und Schlamm
1079
veranlaßt , und nicht volle Sicherheit gewährt. Ein Capi: tän Taylor ſchlägt nun ſchwimmende Molos von Holz vor, die
Wifenſchaft ſein Leben verloren . *)
ProfefTor Whewell war
nämlich durch die verſchiedene Zeit des Hochwaſſers an der Oſts
Dieſe würden , da ſie nur aus
füſte Englands und der Nordweſtküſte Deutſchlands zu dem
einem Gerüſt beſtehen, die Wellen unter, über und durch ſich
Schluſſe gekommen , es müſſe in der Mitte der Nordſee ein
hindurch geben laſſen, ſie ſomit theilen und unſchädlich machen.
centraler Rauin ſich finden , wo das Steigen und Fallen der
an Vfeilern befeſtigt wären.
Die Formen dieſer Gerüſte mußten je nach den Dertlichkeiten Fluth verſchwinde. Ein Schreiben Capitän Hewetts, das einen wechſeln . Bei ganz ſtürmiſchem Wetter ſoll das Meer in einer Tiefe von 16 bis 18 Fuß ruhig ſeyn , eiu Molo alſo , der ſo tief einſinkt, und ſechs bis acht Fuß über das Waſſer hervor: 1
ragt, würde auch an einer ganz ſtürmiſchen Küſte einen ſichern Hafen gewähren. Die Neigungslinie wäre 35 ". Gegen den
umſtändlichen Bericht über einige Meſſungen enthält , die freilich nicht genau an dem bezeichneten Orte gemacht wurden, ſcheint die Anſicht Whewells zu beſtätigen, indem ſich da, wo die Mer fungen angeſtellt wurden , ein Unterſchied der Waſſerhöhe von nur drei Fuß ergab.
Pfahlwurm ( teredo ) fönnte eine Beſtreichung mit Theer helfen .
Profeſſor Wartmann von Lauſanne las eine Mittheilung über den von ihm ſogenannten „ Daltonismus,“ eine Augen krankheit , vor, deren wir bereits in dieſen Blättern gedacht
haben ; ſie beſteht in einem unvollſtändigen Sehen der Farbe, und wird Daltonismus genannt, nach dem berühmten Profeſſor
Nangverhältniſſe und Titulatur bei der inländiſchen Bevölkerung yon Java. Einige der unter den Javanern üblichen Titel find die wirklichen
Benennungen des Amtsranged; andere ſind mit den verſchiedenen Kangſtufen verbunden , ſo wie bei uns die Worte : Majeſtät, Hoheit , Ercellenz, Eminenz u . ſ. w . , wieder andere find bloße Ehrentitel.
dieſes Namens, der die Krankheit zuerſt genau beſdyrieb. Er
Die leßtern
legte der Geſellſchaft einen Auszug aus einem größeren Werke
laſſen ſich in der javaniſchen Sprache durch Zuſammenſeßung ins Unenda
vor, der im weſentlichen folgende Beobachtungen enthält. Die Daltonier bilden zwei Claſſen , die Dich romatiker ( Zwei
liche vervielfältigen ; z . B. Sindu - Praju , Rahm , d. h. Kern der
farbigen ), welche nur zwei Farben, gewöhnlich weiß und ſchwarz,
unterſcheiden , und eine beſondere Fähigkeit zu haben ſcheinen, im Dunkeln zu ſehen , und die Polychromatiker ( Vielfar: bigen), welche eine beſtimmte Auffaſſung von wenigſtens drei
Farben haben . Der Daltonismus iſt nicht immer erblich, und ſchreibt ſich auch nicht immer von der Geburt her. Entſchie: dene Farben ſcheinen vielen Daltoniern ſchwarz, wenn ſie nicht durch ein ſehr glänzendes Licht erhellt ſind. Die Zahl der
Farben, für welche die polychromatiſchen Daltonier empfänglich find, iſt nicht immer dieſelbe ; einige ſehen drei , andere vier Farben, unter denen blau und roth beſonders erwähnt werden
können . Hochroth und hochviolett find oft von ihnen nicht zu
Frvmmen ; Tjakra Nagara , ſcharfer Pfeil des Landes ut. ſ. w. Der (arabiſche) Titel Sultan deutet die höchſte fürſtliche Würde an , und wird zuweilen verwedſelt mit dem (madjapahitiſchen ) Titel
Suſuhunan (Geſandter des Himmels) und mit Panumbahan (Hoda erhabener).
Der vollſtändige Titel des Sultan oder Suſuhunan von Java ift gewöhnlich : Suſuhunan Paku Ruwana Senapati heng Alaga Abdul Rahman Sieyd ed Din Panata Agama ; ungefähr ſo viel als : der Höchſt erhabene , die Grundſtüße der Erde , der Oberherr der Tapfern , der
Diener deg allgütigen Schöpfers , der heilige fromme Vertheidiger des 1
Glaubens.
Der Titel von Suſuhunan wird für höher gehalten , als der von Panumbahan. Als Ibn Scheif Mulana zu Anfang des 15ten Jahr:
unterſcheiden, ein Umſtand, welcher nach der Auſicht Frn . Wart
hunderts den Islam in Cheribon einführte und ſich zum Sultan dieſes
manns mit der Frage über die Zahl der Elementarfarben in Verbindung ſteht. Der Grad von Politur der farbigen Ober:
Reichs erhob , nahm er den Titel von Suſuhunan an , welcher in der Folge bei den Sultang von Java erblich blieb. Wenn ein Javaner den Fürſten anredet , nennt er denſelben immer König und Herr der Welt (Radja fri alam ). Es gibt noch viele andere Ehrennamen , welche ausſdhließlich dem Sultan von Java beigelegt werden , unter welchen
fläche hat einen Einfluß auf die richtige Auffaſſung der Farben. Einige Daltonier erkennen auf gleiche Weiſe den Glanz und
die Entfärbung von Supplementartinten , die wir nicht Zwei Farben ſcheinen uns durch eine
Ratu und Datu (beides heißt Großvater), Nara Pati (Herr des Reiche)
Reihenfolge von Mitteltinten in einander verſchmolzen, wäh rend die Daltonier ſie im Contraſt neben einanderſehen.
und Maha s radja (großer König) am häufigſten vorkommen. Wenn der Fürſt freiwillig die Regierung niederlegt , um ſeine übrigen Tage der
Profeffor Whewell bemerkte, er habe mehrere mit dieſem Hebel
Religionsübungen zu weihen , wird er Bagawan (ein Heiliger) genannt.
als ſolche anerkennen.
behaftete Perſonen gekannt, namentlich Mitglieder der Familie Eroughton, wobei es bemerkenswerth iſt, daß nur die Männer derſelben unterworfen ſind. Uebrigens proteſtirte er gegen die
.
Ratu und Pramiſuari ſind die Titel der legitimer Fürftir. Die Prinzen vom Geblüte führen den Titel Pangheran Aria , und
die Prinzeſſinnen Ratu. Die Prinzen , welche außer det rechtmäßigen Ehe geboren werden , heißen Pangheran Ayu , die Prinzeſſinnen, welche ſich in dieſem Fall befinden, Ratu Ayu. Die Söhne der Prinzen nennt man Nadin -Mas, wenn ffe aber verheurathet find , Radin ſchlecht weg. .
Benennung Daltonismus. *
Profeſſor Whewett erwähnte ber Bemühungen Capitän Hewette, eine ſehr intereſſante Frage zu löſen , und that dieß
um fo bereitwilliger , da er dadurch zugleich eine Schuld des Dankes an den Capitän Hewett abtrug , der im Dienſte der
*) Sein Schiff wurde, wenn wir nicht irren, in der Nordſee vom Bliß getroffen, während « r mit wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen befdäftigt war.
A. 8. N.
1080 Die Töchter der Prinzen Nadin Adjing, und wenn ſie verhenrathet find Nadin Ayu . Die fernern Deſcendenten des Suſuhunan führen den Titel von Radin , wenn ſie aus einer rechtmäßigen Ehe geboren ſind, im ent I
gegengeſeßten Fall heißen fie furzweg Mas. Dieſer leßtere Titel iſt erblich unter den Nachkommen der rechtmäßigen Gattin , wird aber für die Nachkommen eines Rebeweibes in Agus oder Bagus verändert, welcher der geringſte Titel von fürſtlichen Angehörigen iſt. Die obenerwähnten Titel fann man als Geburtstitel anſehen, welche vorzüglich bei dem Hofe gebräuchlich ſind. In allen übrigen Theilen Java'ø , beſonders aber in den Preanger Landſchaften , beziehen die Titel fich meiſt auf den Rang oder das Amt.
ſo iſt dieſe dem Oberprieſter oder Panghuſuh anvertraut, welcher einem aus Ratibe oder geringern Geiſtlichen zuſammengefeßten Gerichtshof yorſikt. Als ſehr bewandert in den mohammedaniſchen Gefeßen , hat er in allen Streitigkeiten über Ehen , Geburten , Sterbefällen , Erbſchafts angelegenheiten , Vormundſchaften , ſo wie in Uebertretungen der Neli gionsvorſchriften zu entſcheiden. Der Djakſa , Oberſtrichter , der jedoch troß dieſes Titelé son ge ringerem Nang gehalten wird als der Panghuluh. von dem Djakſa
wird weniger Kenntniß der muſelmänniſchen Gefeße , dagegen aber eine größere der alten javaniſchen Gebräuche (adat) gefordert , welche geſeka liche Kraft haben.
Er hat einen Gerichtshof für Civil- und Criminal
Radin und Mas find daſelbſt die einzigen Geburtstitel ; erſterer
ſachen , und wird dabei unterſtüßt durch einen Deifiker (Paliwara) und
jedoch hat hier einen geringern Werth als am Hofe, wo , wie oben
einige Mitglieder des Hofes (Kerte) . Der Wedono Gedong , oder Oberſthofmeiſter. Dieſer hat die Obers
.
erwähut wurde , ' nur die Söhne der Prinzen ein Recht darauf haben , während hier und in den übrigen Provinzen Java's die Kinder eines Radin, ſobald ſie beſchnitten ſind, dieſen Titel als erblid führen. Ob gleich derſelbe alſo hier viel häufiger gehört wird als an den Höfen , ſo
aufficht über die Finanzen , die Einfünfte des Fürſten , die Koſten des
Hößt er doch der Maſſe des Volfs noch immer große Ehrfurcst ein, und bildet mit dem etwas weniger angeſehenen von Mas den eigentlichen Adel der Bevölferung. Die Kinder eines Nadin heißen bis zur Beſchnei dung , oder bis ſie irgend ein Amt erhalten , Ndien , oder Agus , oder Aſſep. Die beiden leßten Titel find auch für Kinder eines Mas ge bräuchlich. Agus ſtammt von Bagus (d. h. ſchön , lieblich) her. Aſſep iſt ein Wort aus der bergiavaniſchen Sprache und bedeutet ganz dasſelbe . Die Titel , welche nur mit Aemtern verbunden ſind , ſind von den
Hafens, oder allgemeiner Einnehmer aller Steuern. Ii den niederländiſchen Provinzen von Java ertheilt die nieder
.
obigen ganz verſchieden , und bezeichnen eigentlich den Rang , natürlich ohne erblich zu ſeyn. An dem Hofe des Suſuhunan findet man noch die Spuren der uralten Anordnung des Madjapahit , nach welder das Reich hauptſächlich regiert werden ſoll durch den Suſuhunang, den Adi Patti, den Papatti (gewöhnlid Bopatti genannt),
den Guru ( gewöhnlich Panghuluh genannt) und den Diaffa.
Der erſte Staatsminiſter an dem Hofe des Suſuhunan iſt der Adi Patti. Dieſer Titel gebührt dem präſumtiven Thronfolger oder Stron pringen , obgleich der Souverän nach Gefallen dieſes wichtige Amt auch einem andern übertragen kann. Der Adi Patti , auch wohl bloß Patti genannt, übt im Namen des Suſuhunan die unbeſchränkteſte Gewalt aus, und vertritt den Fürſten , welcher ihm alle Geſchäfte überläßt. .
Hofſtaats u . f. w.
Endlich der Shabandar (von Shah - Bendara) , Oberhaupt des !
ländiſche Regierung die folgenden Range, welche jedoch immer mit wirf lichen Aemtern verbunden ſind , nämlich Pangheran , Adi Patti , Tom = mongong , Aria , Demang und Ranga . Dieſe Rangſtufen gehören alle mehr oder weniger vornehmen Häuptlingen, find jedod ganz unabhängig 1
von der Geburt, ſo daß ſogar ein Radin, wenn er den Titel Adi Patti,
Aria , Ranga oder dergleichen erhält , gewöhnlich ſeinen Geburtstitel behält und zuerſt nennt, ß. B. Radin Aria, Radin Tommongong u. f.w. Die übrigen Titel find bloße Namen von Aemtern, welche von des niederländiſchen Regierung Eingebornen ertheilt werden ; es find die fol= genden : Regent, Bopatti, Djakſa, Kandruwan, Kapala Tjutaf, Patingi (bisweilen auch Djammat genannt) , Ingebei , Priey , Panglaku , Lurah und Djuroh - tulis. Alle dieſe Namen , obgleich zum Theil mit den adeligen Titeln der Javaner übereinſtimmend , haben unter der nieders
ländiſchen Regierung keinen andern Werth , als den der Functioner , welche dieſelbe mit dieſen Titeln tüchtigen Inländern überträgt, und 7
wozu dieſe Inländer fich beſſer eignen als Europäer.
der ſo oft vorkommenden javaniſchen Amtsnamen dienen , ſondern auch zeigen , in welcher Ausdehnung dieſe Provinzen durch die Eingebornen ſelber (natürlich unter Beauffichtigung von niederländiſchen Beamten ) verwaltet werden.
Die Verwalter von Provinzen werden Pratiwa , Panggawa , Niali ober Bopatti genannt.
Eine kurze
Ueberſicht dieſer verſchiedenen Aemter wird nicht allein als Erklärung
(Schluß folgt.)
Mit dieſen Aemtern werden in der Regel nur
Perſonen von fürſtlichem Geſchlecht bekleidet, denen man den allgemeinen Namen Priay (Vornehme) gibt. Zu der Clafle Ser Mantries ( Edle, welche nicht von der fürſtlichen Familie ſtammen ) zählt man die Verwalter von kleinern Landestheilen,
Diſtricten u. f. w. , 4. V. die Tommongeng, Ranga, Demang, Ingebei, Pramia , Menak , Kliwon u. f. w.
Cultur des Polygonum tinctorium. Bekanntlich gibt ein Pfund Körner 40 bis 50,000 Pflanzen und 8 bis 12,000 Kilogramme Blätter. Ein Hr. Jaume St. Hilaire hat voriges Jahr bewieſen, wenn man die Stängel einige Centimetreß von der Erde abſchneide, ſo erhalte man einen zweiten Blätterſchnitt und eine faſt doppelte Maſſe Blätter.
Ferner findet man die feche folgenden wichtigen Aemter :
In dieſem Jahre hat Hr. St. Hilaire ein neues Verfahren angenommen ,
Der Senapati , Generaliſſimus der Truppen. Der Caffimana , Oberbefehlshaber der Seemadt. Der Panghuluh , Oberprieſter. Vor der Einführung des moham
vermittelſt deſſen er von einem Pfund Körner drei- oder viermal ſo viel
medaniſchen Glaubens hieß derſelbe Guru .
Da weder der Fürſt noch
ſein Reichsverweſer, der Adi Patti , fich mit dem Juſtizweſen abgibt,
Blätter wie vorher erhalten zu können vorgibt. Ehe er ſein Verfahren bekannt macht, wünſcht er , daß eine Commiffion der franzöſiſchen Aka demie die von ihm im Jardin du Lurembourg angeſtellten Verſuche näher prüfe. (Echo du Monde Savant vom 15 September.)
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenman n.
Nr . 271 .
Das
A usla nu d . a Ein
Tagblatt für
Aunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
1841
28 September 1841 .
Das. Pets des amerikaniſchen Präſidenten in der der ſchen Frachtichifffah Kriegs,derrt,miteineeinem Mal ſeinem Handel, beſonders faſt unnatürliche Ausdehnung Dankbill.
Die Bankpartei in den Vereinigten Staaten hat im vori: gen Jahre durch unerhörte Anſtrengungen und durch einen Zuſammenfluß von günſtigen Umſtänden einen Mann auf den
Präſidentenſtuhl erhoben, von dem ſie ſicher annehmen zu kön: nen glaubte, er werde ihre Anſichten in Allem befolgen müſſen ,
gab.
Die großen Vortheile führten zu Wagniſſen , und bei dem von 1792 bis 1815 audauernden Striegszuſtande waren gewagte Unternehmungen gewiſſermaßen am Plaße : konnte man Inſeln und feſten Pläßen , die vom Feinde blodirt waren , Lebens
mittel und andere Bedürfniſſe zuführen , ſo war der Gewinn
Launen einer Partei war. Der gebrechliche, alte Harriſon kann
uugeheuer, gelang es nicht, ſo war die Ladung ganz verloren. So war eine große Anzahl amerikaniſcher Handelsleute zwiſchen großen Gewinn und raſchen Verluſt geſtellt, und der amerifani:
aber die Laſt eines plößlich über ihn hereinbrechenden Geſchäfts:
rche sandel nahm nur allzu oft die Geſtalt eines Hazardſpiels,
tumults nicht ertragen, wird frank und ſtirbt ; der erſte Präſident
an. Der Banferott war keine Schande mehr, da er ſehr häufig den redlichſten Staufmann durch unvorhergeſehene Unfälle traf, und alles trug dazu bei, dem Handel jenes Waghalſige und Un
da er nicht der Sohn ſeines Ruhms , ſondern das Kind der
der Vereinigten Staaten, der im Laufe ſeiner Amtsfunctionen geſtorben . Seine Stelle nimmt der Vicepräſident ein , und
dieſer zeigt ſich gleich in ſeiner erſten Botſchaft ( f. N. 188 ) der Errichtung einer Nationalbank ziemlich abgeneigt ; nichtsdeſto:
fichere zu geben , was man ihm ſo oft vorgeworfen hat. Der
weniger glaubt man, da die Bankpartei im Congreß die Mehr:
Schwindel erſtreďte ſich nicht bloß auf den Seehandel , er er: griff auch die Banken , und da bei der rieſenhaft ſich ausdeh
heit hat, der geweſene Vicepräſident und nunmehrige Präſident
nenden Bevölkerung raſche Umlaufsmittel ein erſtes Bedürfniſ
würde es, durch keine der beiden großen Parteien direct unter:
waren, ſo ſchoſſen die Banken wie Pilze aus dem Boden, macha ten aber ſo ſchwindelhafte Operationen, daß fie in Maſſe fallirten. Da ſuchte man dem Uebel durch eine große Nationalbank abzu:
ſtüßt, nicht wagen , einer vom Congreß angenommenen Bill
feine Zuſtimmung zu verſagen . Aber ſiehe da , Tyler zeigt ſich als einen unabhängigen Mann, und trok des unverfennbaren
Ingrimms der Bankpartei verſagt er der Bill zur Errichtung einer Nationalbant feine Zuſtimmung. Dieß iſt jeßt ſchon der
dritte Präſident, der ſich ohne oder nur mit ſchwacher Majoris tät im Congreſſe der Errichtung einer Nationalbant widerſeßt. Jadſon ſchafft ſie ab, Van Buren läßt ſie trok des wüthendſten
Geſchreies und der ungünſtigſten Verhältniſſe nicht wiederher: ſtellen, und nachdem Harriſon , der ſich , wie es ſcheint, der
Bantpartei als ein willenloſes Wertzeug hingegeben hatte, geſtorben, tritt Tyler in Jadſons nnd Ban Burens Fußſtapfen. Dieſem Berfahren muß eine beſtimmte Urſache zum Grunde liegen , die nicht gerade offen in den Journalen ausgeſprochen iſt, wie man denn überhaupt in Amerila die Bemerkung machen will, daß die Fournale nur in ſehr uneigentlichem Sinn
die öffentliche Meinung repräſentiren . Die zu Grunde liegende Urſache iſt vielleicht nicht ſchwer aufzufinden . Nordamerifa begann feine unabhängige Laufbahn am Vorabend des europai:
helfen, und ſiehe da, dieſe Nationalbank war im Jahre 1832 gleichfalls ſo gut wie bankerott. Die Freiheit, welche dieſe Ban= ken beſaßen , Papiergeld zu machen , war das Verderbliche: fie gaben zu viel aus, trieben die Preiſe der Waaren in die Höhe, die Fremden verkauften nun die ihrigen zu guten Preiſen, 30 gen das Geld aus dem Lande, und wenn man nun anfangen wolte zu rechnen und Schulden einzucaſſiren , 10 war nicht mehr genug Metallgeld vorhanden , um die Papiermaffe zu tragen . Dieß Verhältniß, das ein unabläſſiges Schwanten in den Prei ſen , namentlich auch in denen der liegenden Güter, herbeiführte,
iſt nun hinreichend erkannt, aber ein Theil des Handelsſtandes will uoch nicht von dem alten, ihm vortheilhaften, aber dem
Geſammtwohl ſchädlichen Privilegium , nach Willfür Geld zu ſchlagen , ablaſſen . So blieb nichts Anderes übrig, als ihn indi: rect zu nöthigen, Metallgeld als die Grundlage des Berfehrs anzunehmen , und dieß geſchah durch die Subtreaſurpbill. Wenn nun auch jeßt ein Inſtitut mit dem Namen einer National: 271
1082 bank errichtet werden ſollte, ſo wird es doch nicht eine Bant Teyn, die Wechſel umfeßt, und ſich mit den gewöhnlichen Bant: geſchäften befaßt , fondern ſie wird bloß der financielle Agent
men, von Iwan , Fürſten von MosFau , losgelauft, und unter dem Namen Gleb getauft; er ſcheint in der Nähe von Nowgorod Gürer erhalten zu haben , und ums J. 1340 geſtorben zu ſeyn .* )
der Regierung reyn, die darauf beſtehen muß , daß die Regies | Gewiß iſt, daß Georg Narymundowicz, Fürſt von Belg, ſein Sohn war. Ein anderer Narymund, gleichfalls Fürſt von Pinst, fcheint der Sohn Olgerds und Bruder Jagello's geweſen zu
rung in Baarem oder in gültigen Papieren bezahlt wird ; furg dem alten Bankunweſen iſt das Urtheil geſprochen , und der Handel Nordamerika's wird mehr und mehr eine ſolide Grundlage erhalten.
reyn ; er wurde bei Wilna von den Kreuzrittern gefangen und
Erinnerungen an Wolhynien, Podladien und
So unterſchrieb er ſich bei dem Eid des Gehorſams und der Treue, den er im Jahre 1386. Wladislaw Jagello zu Luď let ſtete, mit dem Beifaß : „ Dur de Pinsko ." Nach ihm finden ſich noch einige Fürſten mit dieſem Titel ; bald darauf wurde
Litthauen .
erſchoſſen. In der Taufe hatte er den Namen Waſili erhalten.
aber das Fürſtenthum zur Woiwodſchaft Brzesc und mit dieſer Pinst und das pinskiſche Waldland. ( Fortfeßung. )
zu Wolhynien geſchlagen . Bei Pinst, oder wenigſtens in deſſen Nähe , ſchlug Fürſt
Die Pinsk umgebenden Sümpfe an der Pina und Jaſiolda,
Conſtantin Oſtrogski im 1. 1527 etliche zwanzigtauſend Ta
die Menge von Flüſſen und Bächen , die das Land durchſchnei den , haben zu einer der ſeltſamſten Fabeln Anlaß gegeben,
taren, welche zuvor die Umgegend von Pinsk und wahrſchein lich auch die Stadt ſelbſt geplündert und verheert hatten.
welche der menſchliche Speculationsgeiſt und eine ruhelore Forſch:
Zur Zeit der Koſakenaufſtände traf die Stadt ein ſchweres Loos, namentlich im F. 1648, wo ſie wegen Treubruchs und wegen ihres Uebertritts auf die Seite der Aufrührer verbrannt wurde.
begierde je erzeugten. Die Fabel entſprang aus der Lage des Landes und ſeinem Ausſehen zur Zeit der unermeßlichen Früh: jahrsüberſchwemmungen , die eine ungeheure Strede von Süm: pfen und Bruchwieſen überdeđen. Die Uleberlieferung ſagt, daß einſt in alter, alter Zeit das ſchwarze Meer bis Pinsk gereicht hätte, ein mächtiger Monarch in Kiew aber habe die Berge ge: theilt, das zurückgehaltene Waſſer frei gelaſſen , und es ſeyen
nur Sümpfe zurücgeblieben. Beſſer wäre es geweſen , das Meer hier ſtehen zu laſſen , als Sümpfe. Als Beweis dafür wird angeführt, daß man auf den Feldern mit dem Pflug Anker ans Tageslicht gebracht habe , aber wo, wann und wer, das ſagt man nicht.
Die erſte Erwähnung von Pinse findet ſich bei Neſtor uins Jahr 1097, wo Mſtislawl, Swatopluks Sohn, die Einwohner zur Ver: theidigung von Wolodimir aufrief und ſich mit ihnen verbündete. Wer war der Gründer von Pinst ? was war die erſte Niederlaſſung ? das iſt nicht geſagt. Geſtehen muß man , daß es mit einem wunderbaren Inſtinct an dem Zuſammenfluß fo vieler Ge: wäſſer, an einer Stelle angelegt wurde, die in der Zukunft für den Handel von großer Bedeutung werden konnte.
Im 13ten Jahrhundert war Pinsi der Zufluchtsort Wol: ſtynifs und ſeiner Genoſſen, der bald darauf von der Hand des Fürſten Lew ( 1267) in Wolodimir einen ro grauſamen Tod fand. Zu jener Zeit iſt in den Chronifen von einem griechi:
ſchen Kloſter zu Pinsk die Rede , man weiß aber nicht, ob es wirklich in Pinst ſelbſt oder nur in der Umgegend lag . Wir vermuthen , daß eben daſelbſt auch ein feſtes Schloß geweſen ſeyn müſſe, das durch das Waffer beſſer als durch alles andere
geſchüßt war. Nahezu in der Mitte des 14ten Jahrhunderts war es der Hauptſik eines kleinen Fürſtenthums , das aus Mojyr, dem eigentlichen Pinsferland und dem wolbyniſchen Polefien beſtand : es fiel dieß bei der Theilung des litthauiſchen Reichs im Jahre 1277 dem Sohne Gedimins, Narymund, zu. Dieſer Narymund, Fürſt von Pinsf, wurde nach den ruſſiſchen Chroniken in einer Schlacht mit den Tataren gefangen genom
In ſpäterer Zeit gab man ihr 4000 Einwohner, und gedenkt
der ruſiniſchen Kaufleute, welche den Handel mit Mosfau und Deutſchland trieben. Starowolsfi erwähnt ſchon in der Mitte des 17ten Jahrhunderts den heutzutage ſo bedeutenden Han del mit Getreide.
Die Geſchichte des alten griechiſchen Kirchenſikes iſt noch nicht gehörig aufgeklärt. Die Chronik von Mitrofanius, einem
Mönch von Pinsk, iſt ſchou ſehr alt, und läßt vermuthen, daß hier ein Kloſter war, was die Anführung der Chroniſten aus den Zeiten Wolſtunits beſtätigt. Im J. 1146 iſt ein Joachim Wladyka als Biſchof von Pinsk und Turowsk aufgeführt. Eine abermalige, oder vielmehr eine neue Stiftung eines ruſſiſchen Bisthums geſchah durch Witold, und wurde ſpäter durch Kaſi mir Jagello im J. 1448 beſtätigt. Pinsk erhielt auch mehrere katholiſche Kirchen und Klöſter : das der Franciscaner iſt ſehr alt, und wahrſcheinlich der älteſte katholiſche Convent hier ; ferner gab es eine Pfarrkirche der
Communiſten, der Dominicaner, deren Mauern noch jeßt uns vollendet daſtehen , eine Kirche und Capelle der Jeſuiten, der Baſilianer u. ſ. w. Von allen dieſen Orden waren , wie allent halben, ſo auch hier, die Jeſuiten die mächtigſten . Die unge: heuren Mauern ihrer Kirche, die noch heutzutage die Stadt *) Dieſe Nachrichten deuten auf eine für den europäiſchen Dſten ſehr wichtige Zeit. Damals erhob ſich das litthauiſche Fürſtens thum über Polen und Rußland, welches leptere an die Mongolen Tribut zahlte, und dafür gewiſſermaßen von ihnen gegen die Mat Gedimins und ſeiner Nacfolger geſchüßt wurde. Die ru fiichen Füriten ſuchten ihren Einfluß in dem litthautſchen Fürſtenhauſe daduro zu befeſtigen , daß fie die cinzelnen Mitglieder zur grie chiſchen Religion befebrten. So ſoll audy nach den ruſſiſchen Chroniken Jagello, der ſpäter den polniſchen Thron, welchen man
nicht mehr gegen ihu vertheidigen fonnte,beſtieg, bereits griechiſch getauft geweſen ſeyn, während die polniſchen Radrichten ihn als Heiden ſchildern , der erſt in Polen das Chriſtenthuin annahm. A. 8. u .
1083
überragen , gelten in der Umgegend für ein Wunder der Architektur, obgleich ſie in Wahrheit nichts als eine im Geſchmack des 18ten Jahrhunderts aufgethürmte Badſteinmaſſe find. Nur die Größe feßt in Erſtaunen , aber dieſer Orben ließ allenthalben , auch in ſeinen Bauten, den Stempel der Größe zurüd. Er: blidt man irgendwo große Gebäude, eine hohe, über alles em : porragende Kirche, die ſo gebaut iſt, daß fie Aufmerkſamfeit
erregen muß , - frage nicht, wer ſie aufführte, es ſind gewiß die Jeſuiten. Dabei hatten ſie eine eigenthümliche Art von ge: fchniegelter, mit Verzierungen überladener Architektur, die kleine Bauten auf große Mauern aufferte, woran man ihre Bauwerke leicht erkennen kann. Hier fiel mir eine Malerei auf, welche gleichfaus den Cha: rakter "des Ordens zeichnet. In der Mitte eines gegen die Straße zugemauerten Fenſters ſind zwei Figuren gemalt, in ei : ner Stellung, als ſprächen ſie mit einander. Was meint ihr
wohl, daß dieſe Figuren ſeyen ? Zwei Prieſter ? -- Reineswegs.
Sorafen beim Meſfeleſen überfielen und zu Tode marterten . Lange lag ſein Körper hier begraben und niemand dachte an teine
Stanoniſation, bis endlich Godebski, Rector in Pinst, und der Biſchof von Lud, H. Wyhowski, darauf verfielen . Der leßtere
ließ den Körper in ein anderes, minder feuchtes Grab bringen. Die Synode von Luc im Jahre 1726 gedenkt ſchon der Leiche Andr. Bobola's in Pinst, und die Beſuiten bemühten ſich bei
Benedict XIII ſehr um ſeine Heiligſprechung. Aber der Proceß dauerte noch unter Benedict XIV ; erſt dann wurde er als Märtyrer und Heiliger anerkannt. Auguſt II, der im 5. 1726
an einer Fußfranfheit litt, opferte an ſeinem Grabe einen Fuß von reinem Golde.
Noch iſt eine Tradition aus den Zeiten des Baues der Jeſuitenkirche übrig , denn wo finden ſich nicht Traditionen , wenn man ſie ſucht ? Als man noch am Collegium baute, war ein Laienbruder da, ein heiliger Jeſuite, der viele Wunder that, bis ihm der Rector, fey es aus Eiferſucht, oder aus Ordens
Einige behaupten , es repen
demuth, die feinen Ruhm verlangte, das weitere Wunderwirfen
dieß zwei Arbeitsgehülfen , die zur Zeit des Kirchenbaues erſchlagen wurden, aber ihr Anzug widerſpricht dieſer Anſicht vollſtändig .
verbot. Er gehorchte und börte auf, als er aber einmal an
Eine gewiſſe Idee gab ſichtlich zu dieſer Zeichnung Anlaß ; es war dieß eine Art , den Vorübergehenden zu ſagen : „wir bekehren die Türfen . “ Die Jahrbücher der litthauiſchen Jeſuiten ſind in der That auch voll von ähnlichen Befehrungen . Der
D rettet ! rettet!" riefen alle ihm zu. „Ich habe keine Erlaubniß dazu ,“ ſagte ruhig der Laien bruder, „ aber wartet, ich will gehen und darum bitten . “ Und in der That, ſobald er das Wort geſprochen : „wa r tet !" blieb der Arbeiter in der Luft hängen und wartete, bis
Zwei Türfen am Kirchenfenſter.
eine dieſer Ungläubigen, im weiß und rothen Turban, ſcheint ein friſcher Ankömmling, der andere, ein alter Katechumen , iſt är inlich grau gekleidet. Ihre Bewegungen zeigen eine lebhafte Unterhaltung ; ſie ſcheinen zu erſtaunen über die Macht des
Ordens, und mit Bewunderung von der Kothſtraße unter ihren Füßen auf den mächtigen Bau zu ſchauen . Dieſe zwei Türfen frappirten mich nicht wenig, und ich dachte, Tercjal oder ſein Bruder Coadjutor müßten die Kirche wohl ſelbſt gemalt haben, denn ein Fremder hätte den Ordensgeiſt nicht ſo aufgefaßt. Das Jeſuitercollegium wurde hier vom Fürſten Stanis laus Radziwil, Biſchof von Wilna und Kanzler des Großfür: ſtenthums Litthauen, geſtiftet, und durch die Reichsconſtitution
dem Bau vorüber ging , fiel eben ein Arbeiter vom Gerüſte.
der Lalenbruder von dem Rector mit der Erlaubniß ihn zu retten, zurüdfehrte. Nun betete der Bruder, und der Maurer wurde erhalten. Ob er wieder hinauffam auf ſeinen alten Standort, oder ob er fanft zur Erde fiel, darüber berichtet die Sage nichts.
Die von dem Collegium hinterlaſſene Bibliothek und Hand ſchriften kamen an die Schule von Pingf. Die lektern ents Galten wahrſcheinlich meiſt aſcetiſche Tractaten. ( Fortresung folgt. )
vom Jahre 1635 beſtätigt. Sie hattenhier eine Drucerei, | Rangverhältniſſe und Titulatur bei der inländiſchen doch ſcheint ſie, wenigſtens im 17ten Jahrhundert, nicht bedeu: Bevölkerung von Java.
tend geweſen zu ſeyn. In der hieſigen Jeſuitenkirche lag auch der Leib des 3e:
ſuiten Andreas Bobola begraben , welchen man nach der Aufhebung des Stiftes mit Erlaubniß der Regierung nach Po: loze führte. Andreas Bobola , geboren im Jahre 1591 , trat im Jahre 1611 in den Orden , und begann rein Noviciat in
Wilna. Der Schauplaß ſeiner apoſtoliſchen Arbeiter *) und feines Todes war Janow und der ganze Pinsker Kreis, wo er 26 Jahre lang in Städten und Dörfern das Bekehrungswerk trieb. Im I. 1657 zur Zeit der Koſakenaufſtände wur-
(Scius.) Der ( javaniſche) Regent verwaltet unter Aufricht 088, niederlän diſchen Reſidenten eine Regentſchaft , *) und iſt demſelben verantwortlich
fürj die Erhaltung der Ordnung und einer guten Polizei . Er mus über den gehörigen Betrieb der Culturen ein wachſames Auge haben, Inſpectionen halten , die Anpflanzungen leiten , und im Einverſtändniß mit dem (niederländiſchen) Inſpector der Culturen alle Maaßregeln zur Verbeſſerung derſelben ausführen . Er hat auch Sorge zu tragen , daß die Einwohner nicht von den Häuptlingen unterdrüdt werden , daß die
den in Janow alle Katholiken ausgerottet, und in Pinsk und
Bevölkerung ſich nicht verlaufe, und daß , wenn zuweilen Mangel an
Nieswiez rechs Jeſuiten erſchlagen. Andreas Bobola befand fich gerade in dem Dorfe Mobiluo bei Janow, als ihn die
Lebensmitteln (Reis) entſtehen ſollte, der nöthige Bedarf herbeigefchafft
werde. Er muß die öffentlichen Arbeiten leiten und fördern. Uebrigens ertheilt er , wo er es nöthig findet, ſeine Befehle dem Bopatti , oder
*) Nămlich zur Belehrung der griechiſchen Chriſten zum Katholi ciemus, was damals mit Gewalt und mit Ueberredung betrieben wurde .
A. D. u .
*) Jede Negentſchaft iſt in Diſtricte , und jeder Diſtrict in Städte und Dörfer (Negorien oder Kampongs , Deffas genannt) vertheilt. .
1084
Stellvertreter des Regenten. Dieſer hält ſich, eben ſo wie der Regent, untergeordnet, und werden von demſelben meiſt zur Eintreibung ſeiner gewöhnlich an dem Hauptort der Regentſchaft auf, und nimmt überhaupt alle Geſchäfte des Regenten wahr , überall wo dieſer nicht in Perfon zugegen ſeyn kann. Häufig gibt man dieſein Bopatti auch den Titel
Madia Patti', weil zu dieſer Würde gewöhnlich ein Sohn dee Regenten, oder wenigſtens ein Javaner von angeſehener Geburt gewählt wird.
Zehnten und übrigen Gebühren gebraucht. Die Mudine find zahlreicher. Dieſe ſchlagen den Betuf, um die Gläubigen zum Gebet zu rufen. *). Dieſes geſchieht täglich fünfmal, nämlich Morgens um 5 , Mittage,um 12 , Nachmittags um 4 und 6 , und Abends um 8 Uhr ; am Freitag aber ununterbrochen von Morgen , .
Der Djalſa verſieht das Amt eines öffentlichen Anklägerd bei dem 6 bis Mittag8 12 Uhr. Uebrigens haben auch die Musins kein anderes. Landrath . In jeder Regentſchaft befindet ſich ein Hauptdjaffa , und namhaftes Geſchäft als das Einſammeln der dem Panghuluh gebührenden Djafat (Zehnten) . mehrere Unterdjaffas find in den verſchiedenen Diſtricten angeſtellt. Der Sandru wan iſt das Oberhaupt des Balibandong oder des Die Amilo find die Prieſter in der Kamponge. Sie unterrichten Rathhauſes in jeder Hauptnegorie. **) Er nimmt die Functionen des die Jugend in dem Agama-islam, oder der mohammedaniſchen Religionse Bopatti wahr, um unbedeutende Streitigkeiten zu ſchlichten , die Polizei lehre. Auch geben ſie den Kindern bisweilen ( jedoch ſelten) Unterricht in dem Javaniſch- und Arabiſdſchreiben , und in dem Leſen des Koran zů verwalten , für die Trangportmittel zu ſorgen u. dgl. Der Kapala Ijutaf , oder Diſtrict&oberer , ſteht unter den Bes und der Heifajat oder Legenden. Unter der unzählbaren Menge von fehlen des Bopatti. Er ſchaltet in ſeinem Diſtrict als Stellvertreter des Amils gibt e& jedoch ſehr viele Miskien (Arme), die faſt nur von den milden Gaben der übrigen Bevölkerung leben, und daher den Einwohnern Regenten . Der Patingi oder Tiammat iſt wieder der Adjunct oder Ges mehr zur laſt als zum Nußen gereichen. Dieſe ſind wahre Schmaroger hülfe des Diſtrictsobern , ſo wie der Bopatti jener des Regenten iſt. pflanzen für die Bevölkerung ; ſie ſind durch nichts gezwungen zu arbeiten , Bei Abweſenheit des Kapala Ijutat verſieht er deffen Stelle. und verdienen in jeder Hinſidst den Namen von Müßiggängern. Von Der Ingebei ( eigentlich Ngabehi) führt in den Hauptorten die Zeit zu Zeit , wenn es aus irgend einer Urſache an Arbeitern für die Befehle des Bopatti oder Randruwan , und in den Diſtricten jene des Kaffeegärten oder Zuderfelder fehlt, wiſſen indeß die Regenten die von Diſtrictsobern oder des Patingi aus. Faulheit ſteif gewordenen Arine dieſer Tagdiebe durch nüßliche Arbeit Der Priei und der Berglaku werden als Boten zu dem Ueber- wieder geſchmeidig zu machen , und zwingen ſie manchmal , ſo gut wie bringen von Befehlen gebraucht. lepterer fungirt zugleich als Gerichts- die fleißigen Landbauer , ihr Brod im Schweiße ihres Angeſicht zu diener, und hat Verbrecher und verdächtige Perſonen aufzuſuchen und in verdienen . Lebe und Santri find allgemeine Namen für Prieſter jeglichen Gewahrfam zu bringen. Der { urah (auch lengſer) iſt der erſte Beamte eines Kampung ; Ranges , und für alle folche Perſonen , die einen ſtreng gottesfürchtigen .
.
.
er forgt daſelbft für die Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe , und
Wandel führen und ſich gleichſam von der Welt zurückziehen ; um ſich
fendet bei etwa vorkommenden Störungen ſeine Berichte an den Patingi
religiöſen Betrachtungen hingeben zu können.
bber geradezu an den Diſtrictsobern.
Eine ganz eigene und von den übrigen Prieſterclaffen durchaus ver
Der Djuroh - tulis iſt der Schreiber des Regenten oder eines Diſtrictsobern . Auch bei der Geiſtlichkeit beſteht eine feſte Rangordnung mit den
folgenden Titeln : Der Panghuluh , der Katieb , der Mudin , der Amit und der Muraphir. Die erſtern drei Claſſen werden überdieß mit dem Namen Fafir genannt und bilden die höhere Geiſtlichkeit. Die Amils bilden die geringere Geiſtlichkeit. Die zuleftgenannten find herumziehende Prieſter.
ſchiedene Claſſe ſind die Hadji , d. h. die , welche die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht haben ,1 und die Seyids , welche ſich ihrer Herkunft von einem der zwölf Khalifen rühmen. Beide wiſſen aus der Einfalt der
Javaner ," legtere vorzüglich, in den Seehäfen guten Nußen zu ziehen, indem dasſelbe ihnen bei vielen indiſchen Völkern zur Befreiung von verſchie= denen Zöllen und Abgaben verhilft. Dieſe Seyits vereinigen in der Regel Fanatismus mit Liſt und Treuloſigkeit.
Andrerſeits muß man jedod geſtehen , daß die Prieſter auf Java
In jeder Regentſchaft iſt ein Panghuluh oder Oberprieſter, der in dem Hauptort ſeinen Siß hat , und gewöhnlich von ſehr vornehmer
einen großen Nußen ſtiften , obgleich fie ſelber einigen Gewinn dabon haben. Die niederländiſche Regierung hat denſelben nämlich unter der
Familie ift.
Er iſt ausſchließlich berechtigt Ehen zu ſchließen und zu
Beaufſichtigung der Panghuluhs oder Oberprieſter - und gegen eine bez
ſcheiden , gerichtliche Theilungen von Gütern und dergleichen Amtsver : richtungen prieſterlicher Autorität vorzunehmen. Daher hat er auch nicht bloß an dem Hauptort, wo er ſelber ſich aufhält, ſondern auch in den entferntern Diſtricten ſeine. Stellvertreter (Wafiel Panghuluh oder
ſtimmte Belohnung die Beſorgung der Vaccination unter der inländiſchen Vevölferung aufgetragen , welchem Geſchäft ſie ſich mit großem Eifer unterziehen , und dadurch viel beigetragen haben ,. um den Verheerungen der Poden Einhalt zu thun.
Chalifa ), welche ihm bei ſeinen Geſchäften behülflich ſind oder ſelbige für ihn verrichten.
Eine Windhore,. nur denen ähnlich , die man häufig auf den Antillen beobachtet, zog während eines Orfang , der nur fünf Minuten
In jeder Regentſchaft gibt es ferner feche bis zwölf Katiebe,
dauerte , über Louvier bin , und zerſtörte alles auf ihrem Wege , indem
wovon einige , g. B. drei oder vier , ftet8 zur Verfügung des Regenten
Mauern umgeſtürzt und Bäume umgeriſſen wurden , wie wenn man ſic
find , um denſelben bei ſeinen Inſpectionsreiſert zu begleiten oder ſeine
init der Art abgehauen hätte. ( Echo du Monde Savant. 15 Sept.) *) In den meiſten Sampongs iſt der Betut ein @tüd eineb ausgehöhlten Baumftammes , auf welchen mit einem ſchweren Stüc folg geſchlagen
Wohnung zu bewachen .
Die übrigen find den Befehlen des Panghulub
**) man denke hier nicht an ein Negerdorf ! Das acht javaniſche Wort Nagara heißt Land , Stadt oder großes Dorf. So nennen die Javaner Holland öfters Nagara oder Negorie Wolanda.
wird. Der Bitut fteht gewöhnlich vor dem Eingang der Moſchee oder
Miſfidjit, bisweilen aber auch auf einem Minaro (kleiner Thurm) in der Nähe des Sempels.
Månden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſ en Budhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widerman a.
Nr. 272. ONO
as
A usl a n d .
Tagblatt Ein E für
Kunde des geiftigen und ſittlichen Lebens der Völker. 29 September 1841 .
S a I am a
ca.
Los Charros de Salamanca.
Das Feld von Salamanca hat ſchon in den älteſten Tradi: tionen Ruf, wie man aus dem Volfsgefang ſchließen fann : -
y el Moro en el Ara . Bernardo estaba en el Carpio no se pueden Como el Tormes va por medio pil -
combatir. In unſeren Zeiten , wer erinnert ſich nicht an die Schlacht von den Arapiles ? Die Bewohner dieſes Feldes haben bis jeßt feinen Gutsbeſik gehabt, denn es gehörte durchaus
doch wenigſtens ro lange hinhalten laſſen , bis ſie irgend einen Hausvogel, ein Truthähnchen oder ein geröſtetes Spanferkel
zubereitet, und die Ziegen, regen ſie auch eine halbe Meile ent fernt, gemolfen haben . Es iſt Etikette, daß das Bett viele Ma tragen habe, ſo daß man einen Anlauf nehmen und ein guter Springer ſeyn muß, um ſich mit einemmale in das Bett zu pflanzen , und da die Kopfkiſſen mit ſchwarzer Wolle en relief geſtiđt und die Leintücher an den Näthen durchbrochen ſind, ſo
findet ſich der Gaſt am nächſten Morgen init einem Adler auf einer Wange, einem Löwen auf der andern, und die Füße ro
Störperſchaften oder Majoraten , aber ſie befaßen Viehheerben , beſonders von Hornvieh. Sie wohnen meiſtens in vereinzelten
verwidelt , daß es ihm Mühe koſtet, fich loszumachen. Die Rechtſchaffenheit der Charros iſt ſprüchwörtlich, aber ihre Eins
Häuſern , die man Montaracias nennt, und nehmen Stüde
fachheit dient den böſen Stadtleuten zum Spott.
jener weit ausgebreiteten uncultivirten Felder (dehesas) in Pacht, um ſie zu bearbeiten , oder als Viehweiden zu benußen.
Charro einem Stüde beiwohnte, in welchem der König von einem Verräther hintergangen wird, rief ihm ein Charro zu : Signor, glaubet dem da nicht. Ein anderer, der einer feier
Ihre Sitten, obgleich ländlich und ungebildet, find nicht wild, Tondern rechtſchaffen und menſchenfreundlich ;. ihre Perſonen find hübſch in der Jugend, ſtarf im Mannesalter, nnd nie lä-
cherlich, auch wenn ſie zu einem hohen Alter vorrüden. Die
Als ein
lichen Gradertbeilung in der Univerſität beiwohnte, und den man um ſein Urtheil fragte, meinte : dieſe Herren müſſen in ihrein Hauſe wenig zu thun haben, wenn ſie die Zeit mit fol.
Jugend übt ihre Kräfte im Ringen, Laufen , Stodwerfen und
chen Dingen zubringen . Die Charros haben den Ruf nicht nur
Reiten, welches lektere ihnen vorzüglich nothwendig iſt, um ihre zahlreichen und ungezähmten Heerden zu bewachen . Ein
von hübſchen , ſondern auch von empfindſamen Weibern. Daher die Erzählung von einer Mutter, die ſich bei einem Mönch
guter Ochſenhirt muß mit einem Stein eine Stuh unter zwei:
über den Umgang ihrer Tochter mit den Lanziers des Don
hundert treffen , einen Stier zu Pferbe mit der Lange aus den Saaten heraustreiben , und Stärfe und Gewandtheit genug haben , um ihm im Viehhof bei den Hörnern feſtzuhalten , wenn man ihn zähmen oder beſchneiden will. In den Feſten , welche man Herraderos (das Huf- oder Beſchlagfeſt) nennt, kommen die Familien vieler Montaracias zuſammen ; die Jüng:
Julian Sanchez im Franzoſenkrieg , lauter Sharros, beklagte ; der Mönch antwortete bei jeder Geſchichte : das freut mich, unb als ihn die Mutter fragte, was er damit ſagen wolle, antwor
linge ſuchen ihre Vravheit und ihren Verſtand an den Tag zu legen , und auch die Jungfrauen zeigen ihre Reise und
ihre Gaben in dem Tanze von den grünen Bohnen (de las ' habas verdes>, von der Fahrszeit) und in den Abend-
geſängen.
Bei dieſer Gelegenheit geben die Charros viel
aus, denn ſie über die Gaſtfreundſchaft mit freigebigleit und ſelbſt mit zu viel Ceremonie. Denn fo ſehr ein Fremder, der
tete er : ich wußte nicht, daß Sanchez ſo viele Leute habe.
Uebrigens iſt der Charakter dieſer Leute To friedfertig, daß fie in den politiſchen Bewegungen unſrer Zeiten nie eine Rolle
geſpielt haben. Ihre Tracht ähnelt etwas der Schweizertracht, und zeich net ſich vorzüglich durch die vielen Sti&ereien aus.'. Wenn man zu verſtehen geben will, daß eine Mode ſchreiend oder nicht elegant genug iſt, fo fagt man , das iſt ch arro , allein
wenn man dieſe wohlerhaltene Race in ihrem Galla - Aufzuge fieht, fo findet man , daß ihre Eracht ihre phpfiſchen Bortheile
in einer Montaracta anlangt, des Schlafens bedarf und ſo ſehr heraushebt. Die Mädmen binden ihre Haare růdwărts mit er die Ruhe allem Nachteilen vorziehen würde, ſo muß er ſich einer Maſche zuſammen, ſo daß fie über den Rücken hängen ; 272
1086 die vielgewundene Bruſtfette angeknüpft iſt, ſo wie ſie anderer:
Barfen, begrüßt und bewillkommt von den Eigenthümern , auf dem Waſſer ſich wiegen, wenn die ganze ſchmierige, im Sumpf
ſeits mit den langen Ohrgehängen zuſammenfält. Das Kleid,
begrabene Bevölkerung von Pinsk am Waſſer ſteht , und vom
mit eng anliegenden Aermeln , hat eine breite, geſtickte Ein faſſung, ein geſticktes Fürtuch bedeckt den Vorderleib, und wird
Geiſt der Induſtrie und des Handelsbelebt iſt. Dazu müßte noch eine offene und gehörig ſchmierige Schenke kommen mit verſchiedenen Juden, ein Schmied mit ſchwarzer Lederſchürze,
auch unter dem Kinn haben ſie ein Band , an deſſen Maſche
mit einem Bande, deſſen ausgeſchnittene Zipfel weit herabhän: gen, auf dem Rücken zuſammen gebunden ; dadurch wird auch
ein geſti & tes Tudy feſtgehalten , welches den Buſen bede&t ; die Fußbedeckung hat nichts Beſonderes. Die Männer tragen einen breiten Hut mit einem runden , niedrigen Kopfſtück und einer Schnur, daran zwei Duaſten über den Rand hinaushängen.
rabenſchwarz mit Zange in der Hand ; Kinder und Judenjun: gen, einige böſe Hunde, und ein Israelit im gedeckten Wagen, mit Zobelpelf angethan , der König dieſes Handels und Ges tümmels , der ſtolz darein ſchaut auf die ſchwimmenden Hoff nungen.
Unter einem kurzen , offenen , an den Rändern mit Schnüren
Es wäre dieß ein Bild, des Vinſels würdig , wenn nicht
oder Sticereien verſehenen Wamſe tragen ſie bloß ein Hemd
mit geſticktem Kragen , Jabot und Falten , und eine Art von Bruſt- oder vielmehr Bauchſtüd , das nur auf die Halbe Bruſt reicht, zwei Knopfreihen und zwiſchen denſelben Schnüre oder
die allzugroße Gleichartigkeit der Charaftere die Phyſiognomien durch Monotonie verpfuſchte. Denn was anders liest man auf dieſen Geſichtern , als das ungezügelte Verlangen nach Ge winn und die Begierde ? Von dem alten Bettler, deſſen Eine
Stickereien hat ; um die Taille eine breite, einfache Binde mit
Barfe einſt mit ſeinen Hoffnungen und ſeinem Schicale dei :
einer Schnalle.
terte, und dem nichts biieb, als ſein Stab, ſein Vettelſack, der Traum und die Erinnerung, bis zu dein Judenjungen, welcher die Zeit abwartet , wo er unter den Rippenſtößen ſeines Prin:
Kurze Veinkleider mit vielen Knöpfen an der
Seite und Knieguaſten , und geſtiďte Strümpfe vollenden die
Kleidung, – auch ſie haben das Haar rücwärts zuſammen ge -
bunden , und in einer Art von Zopf herabhängend. ( Schluß folgt. )
cipals in die Welt gehen und zu handeln anfangen wird, alles denkt nur an Gewinn , an Geld , Salz , Branntwein , Leder , Korn und an die Hoffnung eines vortheilhaften Ber: faufes.
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthauen. Pinst und das pinskiſche Waldland. ( Fortſetung . ) Der Theil der Stadt , welcher unſerer Einfahrt gegenüber
lag, heißt Karolino , und iſt das Supplement von Pinst, aber das ſchmußigſte. Dennoch aber muß man dorthin gehen , um das ufer zu ſehen , den bedeutendſten Plaß in Pinst und einzig in unſerem Lande. Hier kommen die Fahrzeuge an mit Salz, und fahren ab mit Bränntwein , Getreide , Sohlen , Reifen ic. Ein Blic darauf erinnert jeden an eine der , wenn auch nur durch Gemälde bekannten, Anſichten der trüben Ufer Hollands. Alte
zerbrochene Schiffe , deren Fahle Maſten auf dem trođenen Lande emporſtarren , eine Maſſe Fahrzeuge jeder Art und Größe, und Pinsfer in ihren grauen Regenmänteln , mit ſchwarzen
Nach einer alten Gewohnheit haben viele benachbarte
Gutsbeſißer ihre Häuſer in Pinsk. Eines derſelben, das des Hrn. Sfirmunt, iſt ſogar aus Mauerwerk aufgeführt, ziemlich ſchön, und ſchämt ſich vielleicht ſogar, wie ein Elegant auf ei nem Dorfe, des Auzupretentiöſen in ſeiner Architektur neben den andern Häuschen , die ganz ohne Ceremonie daſtehen , wie ein altes Käſtchen mit Fächern. Außer ihm haben auch die Fürſten Lubeđi und viele Andere Häuſer hier.
Eine der naturgeſchichtlichen und faſt auch hiſtoriſchen Merk würdigkeiten von Pinsk iſt der Wiun oder Schlainmbeißer, der rich in den Sümpfen und Gräben der Umgegend und Pole: fiens überhaupt in großer Menge findet. Ryaczynsli fchreibt, und Augenzeugen beſtätigen es, daß er getrodnet an einigen Orten wie eine Fadel benüßt wird. Bei dieſer Gelegenheit muß ich erwähnen , daß in dem waldloſen Wolhynien und in der Ukraine die Bauern das Wollfraut, welches ſie wie Hanf
Gürteln, den Feuerzeug in der Hand, die Pfeife im Munde, und
einweichen , trodnen und der Rinde entfleiden, zur Beleuchtung brauchen ; den Kern ſteden ſie auf, und brennen ihn wie licht.
mit einem langen, diden Weichſelzopf ſtehen da auf die Ruder
Um Pinsk her iſt auch der Hauptſik der Schildkröten , wie foon Rzaczynski in ſeiner Naturgeichichte erwähnt.
gelehnt. Die Juden ſpähen am Ufer umber nach Gäſten , die aus den gededten und ungedeckten Schiffen ſteigen , und Jüdin nen laden ein zu den nahen Schenken.
Der Grund dieſes Bildes iſt Sumpf, Waſſer, und weiter: hin Sand und ein trüber Himmel, wie der Hollands ; die Luft iſt recht eigentlich mit Salz geſchwängert. Ich wünſchte , daß einer unſerer Maler, der die Kraft dazu in ſich fühlte, ſtatt der Copie einer nichtsragenden flämiſchen Schenfe , ein Bild entwürfe von dieſer originellen Stelle , im Frühjahre , wenn
das Eis aufgeht, die Schollen dahin ſchießen und der Handel ſich belebt, wenn die Menſchenmaſſe am Ufer ſich fammelt und die
Die bieſigen Bauern haben , offen geſtanden , keine hohe Reputation hinſichtlich des Verſtandes ; ſie ſind gewohnt, ihr
Pinse, wie die Chineſen Pekin, für den Mittelpunkt der Welt zu halten, und da die Hälfte des Jahres hindurch die Verbin dungen mit der übrigen Welt durch die Ueberſchwemmungen ſehr erſchwert ſind, ſo leben ſie halbwild.
Wie viel bleibt für
die Civiliſation noch zu thun übrig ! Indeß iſt Hoffnung vor handen, daß nach den Waarenmagazinen noch etwas Wünſchens wertheres, nämlich eine allgemeinere Aufklärung, Eingang finden wird. Vielleicht eröffnet die Induſtrie , welche hier zu tagen
1087
beginnt, dazu den Weg. Zuđer :, Tuch - und Leinwandfabriken
befäeten Fläche , die den Mond widerſtrahlt, der am Himmel
erheben ſich. Auch hat man hier eine Probe mit einer Hand lung auf Actien gemacht, dieſe iſt aber wahrſcheinlich nicht ge:
lungen. Indeß hält ſie ſich doch ſo lange , daß man Hoffnung
ſteht, wie der Leuchtthurm für dieß nur einige Wochen dauernde Meer. Dieſe ſtille Fahrt hatte für mich einen unvergleichlichen und unausſprechlichen Reiz. Und wenn ich noch in der Nacht an
hat, ſie werde nicht von den Juden todtgeſchlagen werden, denn dieſe geben ſich ohne Zweifel alle Mühe , dieſen Verſuch fchei:
dem Ufer anlegte unter dem alten hiſtoriſch berühmten Schloß, von dem nur die Wälle noch ſtehen , wenn id den Jeſuiten :
tern zu machen .
rieſen jah, init ſeinen drei Thürmen und hundert weißen Ka minen, und in der Ferne die Maſten mit den Fähnchen, dann
Der Pinsfer Streis zerfällt in zwei Theile : Zarzecze (das Land jenſeits des Fluſſes) und Zahorodzie (das Stadtgebiet),
zwiſchen denen Pinsf, das litthauiſche Liverpool , welches frei: lich dieſen Namen lange nicht vollſtändig wird verdienen können , gravitätiſch mit ſeinem Bart und ſeinem Salzſack in der Mitte
war ich ro erfreut, wie ein anderer Reiſender, der die Ruinen der Akropolis erreicht hat. Wenn dann die Sonne aufging, eröffnete ſich der Markt, und wenn die Maſſe der in einer Reihe am Ufer ſtehenden Barfen
lißt. Der Zarzecze iſt der ödeſte und oft unzugängliche Theil
den Handel begann mit Heu , Holz und andern Vorräthen,
des Kreiſes, aber eben darum der inerkwürdigſte, Flüſſe durch : ſchneiden ihn auf allen Seiten, und winden ſich durch uner
ſchaute ich mit Staunen auf dieß Getümmel, auf dieß Leben,
meßliche Sümpfe und Gebüſche. Wir wollen nur den Styr, die Pina, den Propec, Stublo, Slucz, Stochod und Strumien
und mit noch größerem auf die Waghälſe, die auf einem ſchma len , leden Fahrzeug auf die bewegte See im Sturm ſich hin auswagten, rüſtig das Ruder ſtehend handhabten , und es nicht
nennen . In die Pina bei Pinsk münden ſich von Oſten her die Jaſiolda , der Horyn, die Wetlica und Turia , von Weſten der Styr, Stochod, Lukowicz, Lany und die Horodeczka . Ale dieſe vereinigt nennt man Propec. Außer den Schildkröten und Schlammbeißern iſt dieß auch der Hauptſitz der Krebſe, und nach Nzaczynski konnte man ehemals einen ganzen Kahn voll um einen Kaiſergroſchen, und ein Schoc um einen polni:
für den, der das Pinsfer Land kennen lernen will, wäre es eine Sünde, von dieſen nichts zu wiſſen . Sie gehören, wie das Waſſer,
fden Spilling faufen .
nothwendig zu dieſem Land. Das kleinſte Fahrzeug heißt Pla
achteten, daß der Nachen unter ihren Füßen verſchwand und ſich abwärts neigte, wie ein Blatt. Ein ſo waſſerreiches Land hat eine Menge Arten von
Schiffen zum Fahren und zum Verführen der Producte, und
wiezfa (von plawic , ſchwimmen ) , iſt aus einem Baum ge Die in dem Krebſe gefundenen Steine, welche man Krebs augen nannte, wurden hier in ſolchem Ueberfluſſe geſammelt, daß man ſie in ganzen Laſten nach Danzig ſchickte. Dieſe
zimmert und Ein Mann ſchafft ſich ſtehend darin weiter. Etwas größer und namentlich länger iſt die pławica , die ſchon et. was laſt tragen kann. Das am häufigſten gebrauchte Fahrzeug
Steine hielt die alte empiriſche Medicin für ein großes Heil
zu Transporten und zu Reiſen iſt die ſogenannte Sju baleia ;
mittel gegen den Biß von giftigen Thieren , gegen die Peſt
ſie wird aus einer ausgebrannten Eiche gemacht, mit fichtenen
und das hißige Fieber , ſo wie ſie auch die Stelle des Bezoar
Querribben , und in der Mitte iſt ſie mit Pech ausgegoſſen .
einnahmen.
Ein ſolches Fahrzeug fann 40 bis 120 Sentner führen . Die
Der Prypec iſt breit, wie die Weichſel, hat regelmäßige
großen Fahrzeuge dieſer Art aus Eichen von Czarnobyl ueb
Ueberſchwemmungen und fällt in den Dniepr. Man fängt auch
men bis 160 Centner. Wenn ein Gutsbeſiker mit einem fol
Störe darin. Die Frühjahrs- und Herbſtüberſchwemmungen , welche die Communication auf lange Zeit erſchweren , machen,
chen Fahrzeug nach Pinsk fährt, ſo errichtet man in der Mitte
daß dieſer Strich wilder iſt, als alle benachbarten , aber die Zeit, die ſo manche Wunder wirft, wird auch hieher allmählich Aufklärung bringen . Die alte, vor 200 Jahren abgefaßte Be.
die Hiße eine Art Boutique, die man ein Verdeď nennt. Der Vau iſt ganz einfach : einige junge Stämme werden gebogen
ſchreibung dieſes Landes von Starowolski paßt noch heute in phyſiſcher und moraliſcher Hinſicht, da feitdem ſich wenig ver: ändert hat. Ich habe dieſen Strich in allen vier Jahreszeiten geſehen , und ſtets erſchien mir dieſes wilde, einſame, ſtille Land jenſeits des Fluſſes gleich poetiſch. Der Handet, wenn er ein ::
mal hinkommt, wird ohne Zweifel die Poeſie austreiben , aber das Volt wird ſich ohne dieſelbe ganz bequem finden. Und wer ſucht ſie denn jeßt hier, wer ſucht ſie in dieſen Fluß betten , dieſem durch unermeßliche mit Heuſchobern überſäete
zum Schuße gegen Regen , Feuchtigkeit überhaupt, und gegen
und init andern ins Kreuz gelegt, darüber kommt Leinwand, Leder und ganz obenauf Binſenmatten . Dieſe Binſen dienen
auch, wenn ſie noch ſehr jung ſind, den Bauern als Pferde futter, da die Spißen eine gewiſſe Süßigkeit enthalten. Auch das Schilf (czeroi), das hier ſo ungeheure Sumpfſtređen über: wächst , hat ſeinen Nußen , es deđt die Dächer weit beſſer als das Stroh, und gibt überdieß, im Winter auf dem Eiſe abgeſchnit:
ten, ein herrliches Feuerungsmittel. Auf dieſe Szuhaleja folgt die Barle, die weit größer iſt, ein vorſpringendes Border : und Hintertheil hat, und 1200 bis
2000 Sentner trägt. Die Barke dient zum Transport von
Sumpfwieſen ſich hinwindenden Waſſer, wer erräth ſie in dem kläglichen Gefang der Rohrbommel ? wer fühlt ſie, wenn er im Frühjahr bei Nacht dahin fährt über die zum Meer gewordenen
Töpfen , Tonnen , Getreide, und bei den Baidaken zur Lichtung,
Sümpfe ? Dh ! für mich iſt es poetiſch , dieß nächtliche Herum: fahren auf der weiten, ruhigen , mit beladenen Fahrzeugen
Feit nicht gehen können. Die größten Fahrzeuge ſind die Bai. Dals, welche 3600 bis 4000 Str. tragen . Dieſe geben gewöhn:
d. 1. zum Erleichtern der laſt, da wo dieſe wegen der Seichtige
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lich bis Krementſchuk mit Branntwein, Getreide, Holzwaaren,
Nafſchi –Ruſtam , über den Beften der Berge Iftalt, ben Sculpturen von
Kohlen u ., und kehren zurüd mit Salz. In dieſem Waſſerlande hat alles , was darauf Bezug hat , ſeinen eigenthüm: lichen Ausdruc, ſo namentlich auch die Fiſche, die indeß nach
Natſchi - Rabſchab und den Gebäuden von Fakh - Ruftam . Unſer Aufents
dem Urtheil von Kennern nach dem Sumpfe ſchmeden ſollen, die Schifferſprache u. f. w. Die hieſige Sprache iſt im Auge:
meinen eine Miſchung von Polniſch und Kleinruſſiſch , wobei manchmal der wolhyniſche Accent vorſchlägt. ( Soluß folgt. )
halt in Mitte dieſer ſchönen Nuinen bauerte an zwei Monate. Hr. Flandin hat al die Basreliefs in ſeiner ſchönen und gefälligen Weiſe gezeichnet.
Id *) habe die Plane der königlichen Gräber und der Paläfte aufgenom men , Durchſchnitte und Profile auf allen Seiten gemacht, einen allges meinen Plan des Plateau's von Perſepolis und alle Reil- und Pehlwi inſchriften copirt, die fich auf 66 belaufen und nahe an 900 Linien ausmachen. Das Ganze nimmt 113 Bogen Papier ein, ohne die Noten der Tagebücher zu rechnen , und doch haben Gewitter und ungeſtüme +
Winde oft unſere Arbeiten unterbrochen. Am 8 December gaben wir endlich das Zeichen zum Aufbruch, und nachdem wir allen den Steinen , welche das Andenken einer blühendent
Chronik der Reiſen . Neiſen eines Franzoſen in Perſien . Siebenter Brief.* ) Fahren wir fort jene majeſtätiſchen Ruineu zu durchwandern , wo
die Macht und der Geift einer großen Nation wieder aufleben. Im Süden des großen Säulengange zeigt ſich ein durch zwei Treppen von 23 Stufen angekündigter Palaſt, init einem ſchönen Porticus, welcher in einen nod mit ſeinem Karnieß und Geſimſen verzierten großen Saal leitet : in der nördlichen Maner dieſes Saales hat man zur Seite der zwei Thore eine Nifdie ausgehöhlt; die Thore ſind mit Basreliefs geziert : auf einein derſelben iſt die Figur des Königs dargeſtellt, in der rechten Hans einen Stab und in der linken die ſymboliſche Lotosblume. Dieſe
königlide Figur iſt übrigens auf allen Seiten des Palaſtes angebracht ; bald bekämpft ſie einen Löwen , bald einen beflügelten Greif mit einem Chimärenhaupt und einem Scorpionſdyweif, bald endlich einen Stier. Die königliche Geſtalt iſt in all dieſen verſchiedenen Verridytungen bez
ſtändig von einem Sklaven begleitet , der den Sonnenſqirm trägt , von einem andern , der eine Gießkanne und ein Tuch hält , und vou einem dritten, welcher ein Näucherpfännchen mit Wohlgerüchen darreicht. Dieſer Palaſt iſt beinahe vollſtändig erhalten , hat aber nur noch die Figuren ſeiner Basreliefs zu Bewohnern. Weiter entfernt findet ſich ein anderer Palaſt , aber beinahe in
Stadt bewahren , Lebewohl geſagt, machten wir uns nach Schirag auf den Weg .
Vir durchzogen die Ebene, ohue Kanarah, daß wir zu unſerer
Linfen ließen , zu berühren. Der Boden , den wir paſfirten , war von Canälen und Moräſten durchſchnitten ; das Salz glänzte auf den Theilent desſelben , die nicht vom Waſſer bebedt waren. Nach vierthalb Stunden Marſch erreichten wir die mit Spißbögen über den Fluß Murgab ges
ſchlagene Brüde, und durchzogen hierauf eine andere Ebene, welche ſich im Winter in einen See verwandelt ; wenn ſie unter Waſſer ſteht, wird dieſelbe auf einer ziemlich ſolid hergeſtellten Chaufice paſſirt, die hie
und da durch Brüden unterbrochen iſt; wir habeú fie trođen gefundent. Abends blieben wir im Dorfe Zergum. Als wir Tags darauf, den 9 , unſere Reiſe fortſekten , war der
Himmel wolkicht: wir folgten einem ſteinigen Wege, dann einem Thal, wo uns der Regen überraſchte. Der nach Schiras führende Weg geht immer abwärts ; auf einige Entfernung faben wir Schiras in ſehr maleriſcher Art ſich vor uns ausbreiten , zur Rechten und linken belebten
herrliche Gärten den Weg , und im Hintergrunde derſelben erhoben fich elegante Luſthäuſer. Wir hielten unſern Einzug in Schiras durch ein Thor, an deſſen Seiten ſich zwei runde Thürme befanden, die vom Fuß bis zun Gipfel mit glafirten Bafſteinen bedeckt waren, und famen nur in enge , frumme, dunkle Straßen , welche zum großen Bajar führen,
.
deſſen Mittelpunkt eine Kuppel hat, durch die das Licht hereinfällt. Ruinen,
Von dieſem Bazar aud famen wir wieder in gleich enge und wintlichte Das anſehnlichſte dieſer königlichen Gebäude iſt das , wo ich Sie jeßt hinführen werde : es iſt in der Nähe des jüdlichen Palaſtes. Hier
findet ſich ein Ueberfluß von Säulen und Sculpturen ; ſedhe elegante Säulen flüßen den zierlichen Porticus; man tritt in einen großen Saal von 36 Säulen , die aber zum größten Theil nur noch durch die Unter
fäße angedeutet ſind ; im Dſten und Weſten ſind verſchiedene noch immer mit Säuleu verzierte Gemächer. Die füdliche Mauer hatte ſechs breite Fenſter ; in jeder Exe der Mauer ſtand die Figur des Königs mit ihrem
Stabe und dem Lotusblatte ; Basreliefs bedecen die Treppen. Das Plateau von Perſepolis trug dieſe drei Paläſte wie ein drei
Gaſſen , und nun ſaben wir den Königsplat (Meidan - Schab) fich aus breiten ; wir zogeu bindurch , um uns in die Wohnung zu begeben , die man für uns in einem armeniſchen Hauſe in Bereitſchaft gefeßt hatte. Ich habe vergeſſen, Ihnen zu ſagen, daß eiu Reifender, ør. Graf von Civrac, auf den Ruiner von Perfepolis ſein Zelt neben dem unfeigen aufſchlug , und uns benachrichtigte , daß ein europäiſcher Krieg auf dem Punkte wäre , auszubrechen. Eine Nachricht dieſer Art , empfangen
zwiſchen den Gräbern der perſiſchen Könige, konnte nur eine philoſophiſche Aufnahme finden: von der Höhe dieſer Ruinen beurtheilt man ziemlich
faches ſtrahlendes Diadem .
richtig die Ereigniſſe und die Leidenſchaften der Menfden. Was iſt das Ende all dieſer Bewegung , wodurch die Wölfer verſchlungen werden ?
Id unterlaſſe lange Beſchreibungen , da dieſelben ihrer Zeit vers öffentlicht werden können. Das alte Perſepolis nahm einen Flächenraum
Gräber, von indiscreten Reiſenden durchwühlt, Schutt, von Malern und
.
von 14,000 Metre& Länge auf 8000 Metre Breite ein ; ed erhob fid in
einer großen Ebene von 12,000 Metre Breite auf 15,000 Länge; zwei Flüſſe durchziehen die Ebene.
Ein prächtiger Himmel glänzte über all
diefen Paläſten , über den föniglichen Gräbern und den Basrelief8 von *) Sémaphore 3 Julius .
Arditelten gezeichnet und gemeſſen. Der Hr. Graf von Civrac fügte bei , daß Kleinaſieu in Flammen und die um Bagdad lagernden Völker in voller Inſurrection fich befänden. Wir mußten demnach auf unſere Reiſe -nady Bagdad verzichten. (Schluß folgt.) *) Wahrſcheinlich br. Cofte.
Münden , in der literariſch - Artiftijden Anſtalt der 3. G. Cotta'ſ en Budhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 273.
Das
Ausland. Tagblatt
Ein
für
. Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 30 September 1841 .
Verhandlungen der engliſchen. Waturforſcher-
Erinnerungen an Wolhynien, Podladhien und
geſellſchaft.
Sitthauen.
Profeſſor Owen berichtete über einen Thylacinus, das große hundsköpfige Opoſſum , welches eine der ſeltenſten und größten
Pinst und das pinskiſche Waldland. ( Schlu B. )
Arten aus der Familie der Beutelthiere iſt. Gegenwärtig eriſtirt
Eine gewöhnliche Krankheit iſt hier , wie in Pofutien der
es bloß in Vandiemensland , obgleich es in früheren Epochen
Weichſelzopf, den man auch bei den Tataren und in Ungarn trifft. Manche ſehen darin eine bloße Folge der Unreinlichkeit,
eine weit größere geographiſche Verbreitung hatte.
Es iſt
fleiſchfreſſend, und ſteht zu den übrigen Beutelthieren ungefähr in demſelben Verhältuiß, wie die andern fleiſchfreſſenden Thiere zu den Säugethieren. Es iſt in ſeiner Heimath für die Schäfer
andere behaupten , er ſtamme von den Einfällen der Tataren
eine wahre Peſt, und gleicht in ſeiner Liſt und Schlauheit ſehr
ten zu. In Pofutien iſt er gewöhnlich und kam durch den
dem Wolfe. Es zerreißt nicht bloß ein einzelnes Schaf, um ſich davon zu nähren, ſondern mordet fort, wo möglich bis die Heerde vernichtet iſt. Sein Geruch iſt ſehr ſtark ; es hat ei-
Krieg aus Rußland nach Polen. Selbſt die wilden Thiere ſind dieſer Krankheit, die ſich in den Haaren äußert, unterworfen , worans hervorzugehen ſcheint, daß ſie aus localen Urſachen ent: ſpringt. Jedenfalls iſt ſie bei nahem Verkehr anſtecend und erblich, auch ſehr ſchwer zu heilen. Ihre ſchädlichen Folgen be
nen ſchmalen Kopf, eine große Anzahl Schneidezähne, und lauter gleiche Badenzähne.
Der Knochenbau des Gaumens
her, die das Waſſer vergiftet hätten, andere ſchreiben ihn dem unmäßigen Gebrauch des Branntweins und den rauchigen Hüts
iſt ſehr mangelhaft, und es ſteht in dieſer Beziehung niederer,
ſchränken ſich nicht bloß auf die Haare , denn die Säfte werden
als die Fleiſchfreſſer Europa's. Seine innere Organiſation
verdorben , und unerträgliche Krankheiten erzeugt.
gleicht der des Daſyurus ; *) ſeine äußere Organiſation hat
Einige Meilen von Pinsk, hinter Dzikowicz , einer armen, von acerbauenden Schlachtizen bewohnten Niederlaſſung am
nichts Beſonderes : der Beutel iſt ſo charakteriſtiſch wie bei den andern Thieren dieſer Familie, und zwar bei Männchen , wie bei Weibchen ; nur iſt er bei dem Männchen etwas minder
Styr , iſt eine dem Lande ganz entſprechende Schenke , die am Ufer ſteht , wie bei uns Landratten die Schenfen am Wege.
ſtarf, als beim Weibchen , jedoch ſtärfer als in den andern Gat:
Buſchige Sümpfe und ungeheure Binſenſtreden umgeben ſie
tungen entwiđelt.
von allen Seiten, und kaum führt ein ſchmaler Pfad dabin ; auf meilenweit iſt ringsumher alles öde, nicht ein Dorf. Die ſo Fliſaken , d. h. diejenigen , welche die Holzſchiffe genannten führen, kommen allein hieher , denn weiterhin kann man nur
* .1
Hr. Couch machte einige Bemerkungen über die weißen Varietäten einiger Thiere, und ſprach ſich dahin aus , daß er nicht glaube, daß dieſe Farbe mit der Kälte im Zuſammenhang
mit kleinen Kähnen fahren. In dieſem , Horwas genannten
Orte, mußte ich einen ſolchen Kahn abwarten. Der Weg zu dieſer Oberſt Smith 91 Schenfe iſt unſäglich traurig , die unerträglichſte Einöde von
ſtehe ; er kenne in Cornwall einen Diſtrict, wo eine weiße Va:
rietät von Haſen eriſtire, und ſich fortpflanze. erwähnt einen Fall, wo man eine Anzahl Eremplare von Le
pus Americanus in Amerika ganz weiß eingeſchifft habe , und
Sand und Sumpf. Der beſtellte Kahn traf immer noch nicht
nach zwanzig Tagen waren ſie völlig braun geworden ; ſie hat: ten die Haare nicht abgeworfen , und die Veränderung muß fos mit in den Haaren ſelbſt vorgegangen feyn.
Toll ich die Einöde von Vinſen , von Waſſerweiden ſchildern , in der ich meilenweit hinfuhr. Stellt euch einen Binſenwald vor,
ein, und ich mußte endlich ein anderes Fahrzeug miethen. Wie ſo verſchlungen, wie die Haare eines Weichſelzopfes, und dieſeu
* ) Raubidwang, gleichfalls eitt Beutelthier.
Wald endlos , wie das Meer , nur da und dort von dem Bett eines Fluſſes durch dnitten , der fchlangenförmig fich durch 273
1090 die dichten Schaaren der Vinſenbüſchel hinwindet. Hier hört
„Was bedeutet das Kreuz am Ufer ? “ fragte ich einen
man im Herbſt keine lebende Seele, nicht einmal eine Fliege,
Fuhrmann. „Iſt hier jemand ertrunfen ?":
nur das Säuſeln der verwelften Blätter und Stängel; im
,,Nein, Herr, " war die Antwort ; ,,die Flifafen , die mit Holz nach Danzig fahren, ſtellen ſie zum Andenfen an dem Ort auf, wo ſie ſich in der heiligen Woche befinden . Es iſt dieß eine ſchöne Sitte unſers frommen Volfs , die es zu einem ro poetiſchen Ausdruc feines Gefühls für Religion deitet. Von
Sommer aber ſchweben Heere von Fliegen um dieſe Sümpfe. In der Seele ermattet über die umliegende Dede wandte ich
mich endlich nach einer andern Seite, und o Wunder ! ich er: blidte mitten in derſelben eine kleine Schenke. Wir hielten an , um auszuruben. Die Schenke war gang unbeſucht. Sie war rings umgeben von Binſen , Bachweiden und Strauchwerk, das hier gerade anfing, und den pomphaften Namen Wald führte. Die Schenke war klein, budlicht, ſtand mit den Füßen im Waſſer , und ragte mit dem Haupte nicht über das Vuſchwerf empor. Vom Fluſſe bis zur Schwelle
führten einige kleine Zugänge , und etliche Nachen hielten am Ufer. Der Wirth kami, als er an das Thor flopfen hörte, mit Branntwein heraus auf den Weg , welcher zu ſeinem Hauſe führte. Er war grau , buďlicht, alt, wie ſeine Hütte, und paßte
ſo zu ihr, als machte er den Schlußſtein davon aus. Wir nahmen Abſchied und fuhren , weiter, immer dieſelbe
wie vielen Sachen wiſſen wir die Bedeutung nicht , wie von dieſen Kreuzen ! Was bedeuten z. B. die Räder auf Stangen vor einer Hütte ? Ein Mädchen , das ausgeheurathet wird.
Die Reiſighaufen an den Wegſcheiden ? Grabër von Fürzlich Verſtorbenen. Und die Pferdeſchädel an den Zäunen vor den Bauernhäuſern, oder wie aus Nachläſſigkeit auf den Weg ge : worfen ? Dieſe zeigen den Pferdedieben, Zigeunern, Juden u. f.w. den Weg und die Herberge.
$ a I am a n c a. Los Charros de Salamanca.
Monotonie, Binſen , Weiden, Waſſer, Sumpf und Luft. End:
(Schluß.)
lich hörten wir Stimmen ; es war das mir entgegengeſandte Boot ; wir ſeşten uns ein, fuhren wieder fort, immer dasſelbe !
Eine ihrer ſonderbaren Sitten iſt die Art, wie ſie ihre Hochzeiten feiern. Sobald der Bräutigam um die Braut an
Das erſte lebende Weſen, das wir ſaben, waren einige aus: nehmend zutrauliche Elſtern ; aber fortdauernd blieb das Land
gehalten, vereinigen ſich die reſpectiven Verwandten und Freunde um über die Wahl der Gevatter a us der nächſten Stadt zu berathſchlagen . An einem beſtimmten Tage reist eine von
langweilig wie ein Herbſtabend, einförmig, wie die Stunde des Müßiggangs. Endlich ließ ſich Hundegebell, Kindergeſchrei und das Klappern einer Mühle hören ; ich näherte inich dem Nacht: lager ! Wir fuhren auf einem Nebenarme in den Styr hinein ,
ich ſah ein Dorf, ich fah Menſchen und Leben, und von ganzem
den reſpectiven Vätern präſidirte Deputation nach der Stadt,
und macht den Gevattern die auf ihre Perſon gefallene Wahl bekannt, der Vater des Bräutigams dem Gevatter und der der Braut der Gevatterin. Nehmen die erwählten Perſonen den
Herzen begrüßte ich Swanczyce.
Auftrag an, ſo erhalten ſie zum Danke einige kleine Geſchenke.
Doch müſſen wir auch noch dieſe Einöde von Zarzecze im Winter ſehen , wenn der weiße Schnee alles umher bedeđt.
In dieſem Falle kehren ſie vergnügt nach dem Dorfe zurück und beſchäftigen ſich mit den Vorbereitungen der Hochzeit, Ein: ladungen in der ganzen Umgegend , Ankauf von Vorräthen, Weißnung und Reinigung der Wohnungen, beſonders aber mit
Wenn der Wind kalt init trockenem Schnee daher braust, dann
rührt ſich nichts auf dem Wege ; jeder bleibt, wo das Un:
wetter ilin trifft, und wen die Noths aus dem Hauſe treibt, der
den Hochzeitkleidern, welche ſo zu ſagen zum Maaßſtabe ihres
vertraut auf die Vorſehung , daß ſie ihn aus einer Tiefe, in
Geſchmaces, ihrer Mittel und ihrer Hoffnungen dienen .
die er geſtürzt , wieder herausziehen werde. : Der Schneeſturm
Die Menge von Gäſten, welche an dem beſtimmten Tage
iſt in den Waldern am wenigſten furchtbar, denn hier wird er durch die Bäume gebrochen , aber in den freien Gegenden iſt jede Spur verſchwunden , und man kann höchſtens nach der
anlangt, findet zuweilen nicht genug Unterkunft ,1 allein dieß iſt ein geringes Unglüd , da das Feſt nur einen Tag oder zwei
Richtung des Windes den Weg nehmen , um immer nach
Um 9 Uhr beginnt der Zug nach der Kirche , welcher etwas
dauert und die Hodizeiten meiſtens im Frühjahre ſtatt finden .
Einem Orte hinzugehen , obgleich natürlich jeder Windwechſel
Trauriges und Majeſtätiſches ían ſich hat. Die Männer mit
gefährlich iſt und es Verunglücte genug gibt. Man muß, wie
ihren ſehr langen Mänteln und den oben erwähnten Hüten, die Beiber ſchwarz gefleidet und die Wangen mit der Man tilla bedeďt, alle ſchweigeud, langſam dahinſchreitend, in Gruppen vertheilt, die Brautleute weit von einander entfernt. Auf halbem Wege beginnt man aus allen Gaſſenečen Geſänge zu hören, die bis zur Kirche immer zunehmen ; die ledigen Freundinnen der Braut ſtellen ſich nämlich auf der Linie des Zuges auf und er heben in traurigen Liedern und Wehflagen die Laſten des Ehe
mir ein Reiſender ſagte, entweder verliebt oder ein Kaufmann
oder wahuwißig ſeyn, un fich zu dieſer Zeit auf den Weg zu machen .
Wie man im Sommer auf den Flüſſen ſchifft, ſo muß man im Winter darauf reiten, denn ſie zeigen den Weg am beſten .
Man fann freilich in den nie ganz zufrierenden Sümpfen hineinbrechen und ertrinfen, allein wer füinmert ſich um ſolche Bagatellen ? Ungeheure Reihen von Fuhrmannswagen ziehen oft tros des Thauwetters fort bis an die Knöchel im Waſſer,
ſtandes, den Brautleuten anrathend, von ihrem Vorhaben ab.
durch Flüſſe und Seen, die unter ihren Füßen kniſtern, manch:
zuſtehen . Dieſes Wehgeſdrei wird immer allgemeiner und ſtärker, je näher der Zug der Kirche. kommt. Bei der Rücfehr
mal verſinfen ſie auch, aber ſie fahren doch.
iſt es etwas anderes ; die Geſänge muntern alsdann die Neu
!
1091 vermählten auf , ihre Fehler wechſelſeitig mit Geduld zu er: tragen , denn es fer ſchon fein anderes Mittel. Man kann nicht läugnen, daß dieſe Sitte eine gewiſſe Analogie mit den antifen Religionsgebrauchen der Griechen und Römer hat. So
lamanca und Zamora liegt. Der Boden iſt ungemein frucht: bar, liefert vortreffliche Erzeugniffe an Getreide , Garbanzos
( Erbſen ) und Sumach , welcher leştere den Gärbern von Sa
aud das Hodyjeitmabl, welches auf langen Tiſchen im Freien
lamanca dient. Aber unter ihnen trifft man kaum ein Dus zend Eigenthümer an, und ſie ſind daher in Elend und Ernie:
eingenommen wird, und an welchem man auch den dürftigen
drigung verſunken . Nur einige Fuhrleute ( d. h. in Spanien
Taglöhnern und den armen Bauern Theil zu nehinen erlaubt.
nicht nur Wagenführer, ſondern auch Eſel- und Maulthiertrei
Anfangs herrſcht eine große Stille, nachher wird geſungen und
ber, Arrieros) haben den ihrer Heimath eigenthümlichen Be trieb verlaſſen, und mit Erfolg ihr Glüc im Weiten, beſonders in Transportverträgen für die Armee , geſucht , nachdem ſie ſchon früher durch ihre Züge nach Bilbao und Santander an
werden Verle improviſirt, welche bei all ihrer Unregelmäßigkeit
oft etwas Geniales und Gemüthliches an ſich haben. Nach dem Eſſen wird auf einem dazu vorbereiteten Plaße, faſt immer im Freien, getanzt. Ein Violiniſt, den man aus der Stadt verſchrieben , ſpielt für die Ariſtokraten auf , welche Contretänze und Rigodons zu machen wiſſen. Aber wenn die Sonne fich fenft, wird um das Tamboril (eine Trommel mit
einem Beden , die mit der Hand geſchlagen wird) ein weiter und allgemeiner Kreis gebildet , und der Caſtagnettentanz be: ginnt mit großem Jubel. Im Innern des Cirkels iſt ein Ziſch mit einer Schale , und die Gevatter präſidiren . Die er: ſten Mittänzer der Braut legen einige Münzen in einen vierfach geſpaltenen Apfel, welchen bald die Braut ergreift, und auf die Spiße eines Meſſers ſteckt; mit demſelben in der Hand
einen größeren Speculationsgeiſt gewöhnt worden waren. Die Eröffnung der Schifffahrt auf dem Duero fönnte auch dieſem Ländchen zu Statten kommen. Tracht und Sitten unterſcheiden ſich wenig von denen der ärmeren Charros. Die Männer tragen eine Binde ſtatt des Gurtes , und behalten noch den Chignon am Hinterkopfe bei.
Die Weiber, beſonders die alten Weiber , tragen auf dem Kopf eine Sobina von grüner Serſche, die ſie unter dem Sinn zuſammenbinden , übrigens ihr Leibchen von ſchwarzem oder
braunem Tuche mit rothen Beſeßungen an den Näthen , ihr Fürtuc), oder Picote , und ihr Manteo de vuelta , d. h. eine
reßt ſie den Tanz fort, und zu Ende des Tanzes wirft ſie den
Mantilla, deren Zöpfe man vorn übereinanderſchlägt. Um den
Apfel auf die Schale , damit die herausrollenden Mungen der
Hals und die Bruſt haben ſie ſtatt des Halstuches eine Art
Großmuth derGevattern und Angehörigen zum Anſtoß dienen : dieſe Sammlung nennt man das Ofertorio, welches ein kleines Heirathsgut bildet. Zuweilen widelt man die Münzen in ein
von Kragen. Die Wittwen , wenn ſie in die Kirche oder nach Salamanca gehen, tragen einen großen, ſchwarztuchenen Man: tel (veintioseno), der ihnen den Kopf bebedt, und rüdwärts bis an die Füße reicht.
Papier, davon iſt man aber wegen der unzeitigen Späße, welchen
dieſe Gewohnheit zum Dedmantel diente, abgekommen, ſo wie
Die Heirathen werden von den Vätern wie ein Handels
auch von der Sitte , daß die Braut ihren Tänzern eine Um armung und einen Kuß erlauben mußte. Endlich bei völligem Sonnenuntergang verengt ſich der Kreis , an die Stelle des
geſchäft abgemacht, und unterbleiben oft , weil ſie über eine
Tiſches mit der Schale kommt eine kleine Banf, und auf derſel:
ben ein hölzernes Gerüſt mit einer großen Torte von Getreide: oder Stärkmehl, la rosca genannt. Nur Ein Paar darf jedes
mal um dieſelbe tanzen , und hier iſt es , wo die Tänzer und 1
Tänzerinnen in unzähligen Wendungen und Figuren ihre Kunſt zur Schau ſtellen , die ſie gewiß nicht ohne vorläufige Verſuche erworben haben ; auch ſteht die Rosca in einem beſondern An fehen , denn ſie wird zu Ende des Feſtes nur unter die Gevat: tern und vornehmſten Perſonen vertheilt. Des Nachts läßt man den Ledigen Freiheit , ſich mit dem Bräutigam luſtig zu machen , indem ſie ihn von der Braut
losreißen , ihn feſſeln , ihm ein Joch auflegen u. ſ. w. Wenn ſchon alle ſchlafen, und ſchon ſpät in der Nacht, wird einer un: veränderlichen , und auch im mittäglichen Frankreich, im Depar:
Mantilla oder ein paar Tücher nicht einig werden können. Die Söhne erhalten von ihren Vätern als Ausſtattung die Pacht güter, welche in Folge des nun abgeſchafften Tarirungsgeſeķes
als Eigenthum angeſehen werden.
Am Hochzeitstage läßt die
Braut ihre Haare und mit Bändern geſchmückten Zöpfe über den Rücken hängen ; am folgenden Tage trägt ſie ſchon den
Rebozo , d. 1. eine Toque von Gaze oder Muſſelin , auf dem Kopfe. Ihr Hochzeitsſchmuc verhindert ſie nicht , mit ih 1
rem neuen Gefährten am Pfluge zu ziehen , oder auf einem Eſel inmitten eines allgemeinen Gelärmes zu trottiren. Auch unter ihnen erhält die Braut beim Schalle des Tamborils Geſchenke ; man nennt dieſes espigar la novia , gleichſam die
Aelrenleje der Braut. Aber nicht nur die Männer mit dem Bräutigam an der Spike, ſondern auch , und zwar zuerſt, die Weiber mit der Gevatterin , geben der Braut die Aehre, d. h. das Geldſtück ; die Weiber und der Bräutigam mit der Hand,
tement der Landes u. f. w. , üblichen Gewohnheit zufolge, den die Männer mit den Zähnen, und die Braut muß es mit den Brautleuten ein eigens für ſie zubereitetes Gericht auf ihr Zähnen nehmen. Zimmer gebracht. Nach der Espiga folgt die Escuadra oder die Sharrada : Dieſe von den urälteſten Zeiten herrührenden Gebräuche der erſtere Tanz von drei oder vier Perſonen, der lektere von beginnen dem Neuerungsgeiſte zu weichen , und finden faſt nur einer unbeſtimmteu Anzahl von Tängern. Auffallend find die noch unter den kleineren Pachtleuten ſtatt. ungeheuren Caſtagnetten der Männer und die Handſchläge, we: Mit den Charros hat ein anderes Völfchen viele Aehnlichkeit, nämlich die Bewohner der Armugna, welche zwiſchen Sa:
mit ſie die Weiber zum Tanze auffordern.
Der Tanz dauert
bis ſpät in die Nacht, und damit und mit andern Scherzen
1092
verhindert man oft die Brautleute , fich zur Ruhe zu begeben. Der Hauptſpaß ift, ihnen das Lager mit Sand anzufüllen . Das Wehege dyrei bei den Begräbniſſen iſt nicht mehr im
Gebrauche, wohl aber die Gewohnheit, alle Feſttage eine Kerze als Todtenopfer in die Kirche zu tragen , doch wird riie dieſe Kerze , ſondern ein dieſelbe begleitendes Wachsſtöttchen ver: brannt.
Die Erfriſchungen bei Hochzeiten und Taufen werden auf eine ſonderbare Art gegeben. Man bringt in die Mitte des Saales hölzerne Geſtelle mit Gefäßen , welche wie Waſchbecken ausſehen, und Tembladeras (zittergefäße) beißen ; im Weine ſchwimmen die Bernagales , oder Gläſer mit Henfeln – jeder nimmt was er mag und kann , zu ſich. Die Unterhaltungen find Ballſpiel, Prügelwerfen , la Salva (eine Art von Zielwer:
fen ), und zuweilen Hahnenfämpfe , welche man vorher in der Stadt anfündigt , und die meiſtens der Schenkwirth verföſtigt.
Ravenna in antiquariſcher Hinſicht. (nad Srn. de Caumont. Echo du Monde Savant vom 15 September.) Ravenna iſt eine der intereſſanteſten Städte , die der Alterthume forſcher beſuchen kann. Man kann dort den Typus der erſten Bafilifas
ſtudiren , der in den beiden Kirchen zu St. Apollinar faſt unverſehrt erhalten iſt; St. Vitalis iſt eine durch ſeine Verzierungen und ſeine Form orientaliſche Kirdye.
Zu Ravenna findet man auch die von
Theodorich gebaute Cupole , die ihm als Grab dienen ſollte, und die kleine Grabcapelle, wo die Ueberreſte von Gallia Placidia , der Tochter des Theodoſius, und die des Kaiſers Honorius ruhen . Wenn auch die Wuth der Verſchönerungen zu einer gewiſſen Zeit hier herrſchte wie anderswo, ſo find doch die Gebäude nicht ſo ganz verunſtaltet wie in Rom. Eins zelne Theile ſind noch faſt ganz unangetaſtet, und man kann über die Kunſt im 6ten Jahrhundert hier ſehr beſtimmte Belehrung finden .
Ravenna enthält übrigens eine Sammlung von chriſtlichen Gräbern in Marmor, die einzig in ihrer Art iſt. Sie finden ſich in allen Kirchen, die zu St. Apollinar iſt aber ein wahres Muſeum für dieſe Art von Alterthümern . — Bis jeßt iſt noch ſehr wenig für die Alterthumsfunde son Ravenna geſchehen, und Hr . Caumont erwähnt ihrer mehr, um die
Kunſtkenner anzuziehen , als ſie zu unterrichten . Der bekannte Kunſt alterthumsforſcher du Sommerard hat nur wenige Tage vor Hrn. Cau mont Ravenna gleichfalls beſucht , und die Moſaifen von St. Vitalis für fein großes Werk über die chriſtliche Kunſt im Mittelalter gezeichnet.
fühaft für Moſcheen ließ mich audy hier deri Gefahr tropen , iu der tch mich ſchon oft bufand, wenn ich es unternahm , dicſe geheiligten Gebäude zu zeidnen. Ich trat , begleitet von meinem Mihmandar, in den Hof, und machte.Anſtalt, die Skigge der Moſchee zu beginnen . Aber das Bild einer Moſchee entwerfen, iſt in Afien ein abſcheuliches Verbrechen ;
nichts bringt die Galle der gläubigen Muſelmänner mehr in Aufregung: der Menſch iſt ſo ſtupid in allen Breitegraden ! Es dauerte gar nicht
lange is ſo wurde ich durch ein Geſchrei unterbrochen , welches mir die 1
Dhren zerriſ : feche Mollahe ſtrengten ihre Lungen an , mich mit Chriſten hund zu bewirthen. Ich brachte ihre Erbitterung zum Uebermaaße , als ich das Unſehen annahm , ſie felbſt in ihrer ganzen ,
heiligen Wuth zeichnen zu wollen; einer von ihnen rief das Volt her: bei : häßliches Gefindel kam auf den Ruf des Prieſters herzugelaufert, und ſie machten Miene mic ſteinigen zu wollen . Ich ſchwang mich auf mein Pjes
und jagte im Galopp Savon ; die Steine pfiffen rings um
mic : icy that ein Gelübde , feine Moideen mehr zu zeichnen . Der Palaſt des Gouverneurs iſt ein großes, mit Mauern umgebenes Gebäude , welches von Thürmer und Schießſcharten flankirt iſt : et ent
hält geräumige Zimmer und große Gärten, uns iſt zu gleicher Zeit ein Palaſt und eine Citadelle . Sciras zählt nur füuf arineniſche und hundert
jüdiſche Häuſer ; alle übrigen find muſelmänniſch. Die Bevölkerung dieſer Stadt iſt abergläubiſch und meuteriſch. Die Stadt liegt im Norden der Ebene auf eine Stunde Entfernung von deu nördlichen, zwei Stunden von den weſtlichen , eine halbe Stunde von den öſtlichen und
vier und eine halbe Stunde von den ſüdlichen Gebirgen ; dieſe legtern umſchließen den Salzſee , worin eine einzige Sorte Fiſch ſich vorfiudet ;
dieſer See hat ungefähr 15 lieues im Umfange. Das bedeutendſte der Luſthäuſer , welche ſich im Nordoſten von Schiras befinden, iſt der Palaſt Barnau ; daſelbſt wohnt der Schahe zadeh-Ferraden (Firmai ?) Mirza, Gouverneur von Schiras. Die Orangen bäume und die Springbrunnen machen den Aufenthalt daſelbſt ſehr ans genehm.
Id oube das Grabmal des Dichters Sadi , welcher die Sonnen blumen mit einer in Schlachtordnung aufgeſtellten Armee vergleicht, geſehen ; die perſiſchen und arabiſchen Dichter ſehen ſo manches! Dieſes Grab iſt ſüdöſtlich von Schiras auf Dreiviertelſtunden Entfernung von
der Stadt ; 68 iſt ein Sarkophag von ſehr zartem , kalfartigem Stein mit Inſcriptionen und Berzierungen bedect. Man hat es im Winkel eines von Kerym = Khan errichteten Gebäudes angebracht, im Mittel .
punkt eines fleinen Gartens, den die perfiſchen Dichter ſehr vernad :
läſſigen : Brombeerſträuche wachſen daſelbſt auf allen Seiten. Das Grab Sadi's iſt nahe an einer mineraliſchen Quelle , welcher beſondere Heil kräfte zugeſchrieben werden . Der lebte Wohnort des Dichterf war in
Chronik der Reiſen. Neiſen eines Franzoſen in Perſien . Siebenter Brief.
einem von hohen Bergen umgebenen Thale ; nicht weit davon befindet fich der berühmte Brunnen von ungewöhnlicher Tiefe, in welchen die ehebrecheriſchen Frauen geworfen wurden . Wenn dieſer Vrunnen mit
( Schlus .)
Schiras iſt mit einer Mauer, auf die ſich von Erde gebaute Thürme ſtüßen , umgeben ; es hat fünf Thore , und man braucht anderthalb Stunden , um dieſe Mauer zu umgehen. Die Bazars von Schirag find wirklich ſchön ; man trifft auch in dieſer Stadt ziemlich hübſde Häuſer. Die älteſte ihrer Moſcheen wurde von Saad Atta - Bey , im Jahre 1226
ſeiner alten Beſtimmung in Europa eriſtirte, fagte mir ein Perſer,
er würde bals gefüllt ſeyn. Was ſagen Sie zu der Meinung, die dieſe
.
=
unſerer Zeitrechnung, zur Epoche der Kreuzzüge gebaut ; der Name dieſer Moſchee ift Mirdid - Didumah ; *) fie fällt in Ruinen. Meine Leidens *) Dieß Wort bedeutet etwa, was wir mit Sathedrale begeidnen. A. d. 11.
Leute von der Treue unſerer Frauen haben.
Ich ſah auch das Grab von Hafis, eines andern perſiſchen Dichters ; dieſes if in einem artigen Garten, deſſen Kiobf, mit Säulen geſchmüdt, rich in einem ſchönen Baffin ſpiegelt; das Grabmal von Hafis iſt aus einem ſchönen, achatartigen Marinorblod von Tebri8 gebaut. Man zeigte mir ein Manuſcript von Hafis, welches man hier mit einer religiöſen Verehrung aufbewahrt.
Diünthen , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide nmanu.
( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 9 und Umſchlag zum Monat September .)
Nr . 274 .
Pas
A u s I a no
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker, 1 October 1841 .
Künftlerleben in Hom. (Aus den Mittheilungen eines Neiſenden.) Es ward in mancherlei Blättern ſchon oft genug der Pro: ductionen Erwähnung gethan, welche unſere deutſchen Landsleute unter dem ſüdlichen Himmel zu Tage fördern, und wurden
beſonders Werke der in Rom lebenden Künſtler mit fritiſchen Augen geſichtet. Möge es heute unſern Leſern gefallen , unſere römiſche Künſtlerzunft auch in ihren ſocialen Verhältniſſen zu verfolgen , um zu ſehen , wie ſie ihre Frühſtunden , nachdem ſie im Schweiße ihres Angeſichts gearbeitet haben , zu erheitern und zu würzen verſtehen . Hat es ja doch immer ein ganz ei genthümliches Intereſſe für uns, von Männern, die durch ihre Leiſtungen, rey es auf dem Gebiete der Kunſt oder dem der
Wiſſenſchaft, unſere Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen haben, zu wiſſen , wie ſich ihre Privatverhältniſſe geſtaltet haben, und die Schauſpieler hinter den Souliffen zu beobachten . Wie oft zeigt fich im Privatcharakter eines Mannes, deſſen Erſcheinung und die
keinen andern Zweck, als den Kunſtfreunden einen Blic zu er öffnen in die Erholungsſtunden , welche die in Rom lebenden
deutſchen Künſtler ihren Arbeiten folgen laſſen . Man erwarte alſo hier nicht eine Würdigung des fünſtleriſchen Talentes der
Einzelnen, noch eine Kritik der Arbeiten , welchen ſie ihre Tas gesſtunden weihen : über leßteres iſt bereits genug und über genug von unſern wie der Pils aufſchiebenden jüngern Kunſt dilettanten geſchrieben worden , als daß wir uns in Eine Claſſe mit ihnen gezählt willen möchten .
Unſere römiſchen Landsleute ſind dazu verurtheilt, von den meiſten Reiſenden verſchrieen , und als unumgänglich und ab ſtoßend verrufen zu ſeyn. Ein neuer Vorwurf wurde ihnen von Greverus in ſeiner unlängſt erſchienenen Reiſebeſchreibung
gemacht ; dieſer ſagt: „ wegen des Mangels an gründlich huu maner Bildung iſt denn auch die Unterhaltung mit dieſen Künſtlern oft ſehr dürftig und dreht ſich um die Vorfälle des Tages, und in welchen Oſterien man den beſten Wein trinkt.
Geburtswehen eines in fich zerriſſenen Gemüths vergegenwärtigt, eine Harmonie und ungetrübte Seelenruhe , von der wir bei ihm feine Ahnung gehabt ! Und mit welch' andern Augen leſen wir nun in ſeinen Schöpfungen , und erkennen , wie ſich zwi ſchen den Zeilen die felige Ruhe eines Geiſtes ausſpricht, dem
Geſelligen Uingang außer ihrem Kreiſe ſuchen ſie ſelten, oder nie, weder mit intereſſanten Fremden, noch mit Einheimiſchen ; auch fehlt es ihnen ſehr oft an anſtändigen Kleidern, um in Geſellſchaft aufzutreten . Der Ion der Unterhaltung iſt keines
unter allen Schmerzen der Entzweiung und des Stampfes die
Fidelität, die wenigſtens für Undere tein Intereſſe hat, wie wohl ſie ſelbſt das Sichgehenlaſſen für Genialität anſehen . “
ungetrübte Sonne der Wahrheit ſtrahlt , und ihn über alle Schattengeſtalten und Irrlichter hinweg mit ihren Strahlen
wegs roh , aber flach ; fie leben in einer gewiſſen Malerburſden
Solche und ähnliche Aeußerungen kann man in den meiſten -
erwärmt und beſeelt. Und welches unſelige Zerrbild zeigt uns
der über Italien erſchienenen Reiſebandbücher finden ; auch mich
nicht ſelten das innere Leben jener Männer, welche nie an: ders, denn in glatten , ſchönen , gefühlvollen Redensarten vor das Publicum traten : der Menſch iſt ein Janus mit doppeltem
batten Vorurtheile dieſer Art längere Zeit von dem nähern Umgang mit dieſen Landsleuten ferne gehalten, bis mich mein
Geſichte, und nur wenige gibt es , deren Aeußeres der getreue Spiegel des Innern iſt , und doch iſt immer das eine der Commentar für das andere. Darum tadle man unſere heu
guter Genius eines Abends unwillkürlich in den gewöhnlichen Zuſammenfunftsort der Künſtler führte, und mich fo von einem ganz unbegründeten Vorurtheile befreite. Es mag reyn , daß einzelne dieſer Männer fich ro ſehr in ihre Productionen ver
tige Literatur nicht , das ſie ſich allzuſehr in das Alltagsleben
rannt und vergafft haben, daß ſie keine Kritit, geſchweige den .
verliere, und vor lauter Bäumen den Wald nicht ſehen laſſe ;
bloßen Tadel anhören mögen ; allein geht es in den übrigen
wir verdanken dieſer Tendenz unſerer Zeit viele liebenswürdige
Gebieten der menſchlichen Thätigkeit nicht ebenſo her ? Und
Genrebilder, und die Folgezeit wird uns in ihnen für manche lehrreiche Beiträge zur Sittengeſchichte unſerer Lage aufrichti gen Dant wiſſen . Auch die hier folgenden Erzählungen Baben
wem dürfte dieſer Egoismus und Eſotiasmus , den er mit ſeiner Kunſt treibt, weniger zu verargen ( ſeyn , als eben dem Künſtler, dem jeder durch Stalien Reiſende ins Handwert
274
1094 pfuſchen zu dürfen glaubt ! Wer kann es dem Künſtler ver:
Reiz, den die in Rom zuſammengehäuften Kunſtſchäße auf die
denken, wenn er ſich von Leuten abwendet, die mit hochge: rümpften Naſen eine Kritik über ſeine Arbeit abſudeln , zu deren Vollendung er ein vieljähriges Studium anwandte, wenn
Künſtler ausüben, wie wird er noch geſteigert durch das trau
er ſo oft Blinde von den Farben reden hört ! Man bringe auch nur Einen Tag auf dem Studium eines ſolchen Künſtlers zu , und man wird erſtaunen über die unſägliche Geduld, mit welcher dieſe unſere deutſchen Landsleute die Grillen anhören , welche ihnen Engländer und deutſche Philiſter vorſchwadroniren . Die Kunſt theilt hierin gleiches Loos mit der Philoſophie : jeder Zweifüßler meint fchon durch ſeinen aufrechten Sang dazu
liche Zuſammenleben , welches unſere Landsleute zuſammenhält.
Scheint es ja doch recht eigentlich eine Künſtlerfamilie zu ſeyn, welche ſich hier aus allen Enden und Eden Deutſchlands zu: fammengefunden , deren jedes einzelne Mitglied den Andern den vaterländiſchen Boden und Familienkreis zu erſeßen ſucht.
Mit welcher Freude wird jeder neue Ankömmling bewillkommt, und von ſchon länger in Rom Eingebürgerten mit Rath und That unterſtüßt.
berechtigt zu fenn , mit ſeinem hausbackenen Verſtande über
Die deutſchen Künſtler bewohnen faſt alle den Monte Pincio, der daher auch von den Römern das deutſche Viertel genannt
derlei Dinge abzuurtheilen und nach der Laune des Augenblicks fie zu befritteln. Der Philofoph mag ſich von ſolchem Geſchwäß
Stadt, und bietet den Künſtlern recht hübſche Studien und
mit gutmüthigem Lächeln abwenden ; dem Künſtler dagegen, der darauf angewieſen iſt, ſich von ſeiner Kunſ 311 nähren,
wohleingerichtete Wohnzimmer bar. Auf ihm befindet ſich jene Piazza delle quattro Fontane, die Jeden, der in Rom war,
kann es nicht ſo ganz gleichgültig ſeyn , 'welch' Urtheil der Laie
durch die freundliche , aber ſchmußige Lage an einen unſrer
über ſeine Leiſtungen fällt, und hieraus läßt ſich der Unmuth und die Verdrießlichkeit leicht erklären, die ihm das unberufene
deutſchen Marktpläße erinnert. Dieſen Plaß umgränzt der barberiniſche Palaſt, ein prachtvoller, großartiger Bau , was
Aburtheilen ſeiner Werke verurſacht. In Rom vollends, wo
man auch immer gegen ſeinen Erbauer, Bernini, einwenden
die verſchiedenen Künſtlerſchulen ſo nahe neben einander ihre Werkſtätten aufgeſchlagen haben, wo die franzöſiſche Leichtigkeit
mag . In dieſem Bau arbeiten namentlich fortwährend viele Künſtler: in ihm hat Thorwaldſen eines feiner Studien, und
wird ; dieſer Hügel enthält die geſundeſten Wohnungen der
und techniſche Vollendung ſo gerne gegen die Tiefe und Inner-
ſtets hier aufgeſtellte Equipagen der Vornehmen verkündigen
lichkeit der deutſchen Kunſt beſticht, mag eine ſolche Kritik der
uns, daß hier ein reicher Markt von Kunſtgegenſtänden gehal ten werde. Die meiſten der Häuſer dieſer Gegend haben einen Aushängeſchild mit den Worten : Stanze e studi a nolo. Denn nur ſelten enthält eines dieſer Häuſer bloß Ein Appar tement für Einen Künſtler ; die meiſten beherbergen mehrere Landsleute, die ſich theilweiſ. "uch in Ein Studium theilen,
unkünſtleriſchen Menge doppelt gefährlich und einſeitig ſich geſtalten .
So kommt es denn , daß unſere deutſchen Künſtler aller:
dings nur ungern mit Laien fich ins Geſpräch über Kunſtgegenſtände einlaſſen , und ſelbſt in ihren focialen Unterhaltungen,
wo ſie für ſich ſind, Geſpräche dieſes Inhalts ſo viel als moga lich vermeiden . Nachdem ſie ſich den langen Tag über aus: ſchließlich mit der Kunſt beſchäftigt , iſt es ihnen des Abends Bedürfnik, Meißel, Palette und Meßinſtrument bei Seite zu /
legen , um auch den rein menſchlichen Beziehungen des Lebens ihr Recht angedeihen zu laſſen . Doch ſind ſie darum nicht fchlechthin unzugänglich für Unterredungen über ihre eigenen
wodurch ein engeres Zuſam .......... der Künſtler unter einan: der noch mehr befördert wird. Ebenſo theilen ſie meiſt dieſel ben Cafés und Trattorien, und es mag für den in Rom neu ankommenden Deutſchen einen eigenthümlich gemiſchten Ein: bruď von Freude und Wehmuth hervorrufen , wenn er bei
Lepré oder im Café greco unerwartet in ein Zimmer eintritt, wo er wieder einmal nach Herzensluſt gut Deutſch reden hört.
Arbeiten und die Anderer : ich für meinen Theil geſtehe, daß
Herder ſagt: „ der Mutterſprache Laut im fernen Lande wirkt
mir der Umgang mit dieſen Künſtlern immer nicht minder be: lehrend, als angenehm und belebend war. Ich habe ihrer Be-
im Wanderer wie das Frühlingslied der Lerche im Gefange:
gleitung zu den Galerien und Kunſtfammlnngen recht viel zu danken, und die Abende , welche ich in ihrem traulichen Kreiſe
perlebte, gehören mit zu den angenehmſten Erinnerungen, die mich an Rom feſſeln . Sieht man dieſe jungen Männer, die dem Lande ihrer Geburt nach einander fremd , aber hier durch
Liebe zur Kunſt Landsleute ſind, ſo ſcheint das neue Rom wirf:
nen, Schmerz und Wonne , Sehnſucht und Wehmuth." Das Frühſtüď wird in verſchiedenen Gruppen, theils im Café greco, theils im Café delle belle arti, theils endlich im Café dei cog zeſi eingenommen ; früher war das Café greco der ausſchließ liche Sammelplaß der Deutſchen ; in meiner Zeit hat dieſes Café, wohin noch immer die meiſten deutſchen Briefe adreſſirt find, an ſeiner althergebrachten Geltung eingebußt , und die
auch in den beiden andern Cafés rich vorfindenden Exemplare der Allgemeinen Zeitung, im zweiten Cafe auch das des Kunſt ter manchen Entbehrungen, fern vom heimathlichen Herbe, füh- blattes, haben die Morgenbeſuche geſpalten , und in kleine Ge: ten fie rich heimiſch und wohl zu Muthe , und Keiner trennt fellſchaften getrennt. Mit Tagesanbruch finden ſich die Künſtler fich anders, als unter bittern Schmerzen von der Siebenhügel- den Winter über in dieſen Cafés ein, eilen aber fo chnell wie ſtadt, nachdem er zuvor im Scheine des Vollmondes aus der möglich zu ihrer Arbeit wieder fort, denn ſehr fleißig ſind un: Quelle Trevirí ſeinen Durſt gelöſcht, ſich gern der Sage an- Tere Landsleute, und äußerſt beharrlich bei der einmal begon : fichließenb, die jedem , der in voller Mondnacht aus dieſer Quelle nenen Arbeit. Die meiſten von ihnen, welche nicht Penſionare geſchöpft, baldige Rüdfehr verheißt. Und dieſer unwiderſtehliche einzelner Kunſtatademien find, leben von ihren Arbeiten , wozu
lid in eine unermeßliche Werkſtätte verwandelt , die ſich an ſtrengt, das Bild des alten wieder hervorzurufen . Mitten un :
1095
ſich in Rom für einen, der etwas leiſtet, immer Gelegenheit genug findet, indem Engländer und Ruſſen es nie an Be:
ſtellungen fehlen laſſen. Dieſer Zwang, ſich durch ſeine Kunſt die Eriſtenz zu ſichern , iſt freilich nicht leicht einem Anderen drüdender , als gerade dem Künſtler, und ihm mag da:
her wohl nicht ſelten der Zug einer triſten Melancholie zu : zuſchreiben ſeyn , der ſich auf dem Geſichte manches unſrer Landsleute ausdrückt. Wie manche ächt fünſtleriſche Idee geht verloren unter dem Zwange, Copien fremder Meiſterwerke oder Porträts zu liefern ; wie manche in Gyps ausgeführte plaſtiſche
1
Einer der Dayries hatte einen dritten , ſehr geliebten Sohn , den er im Range gern dem zweiter gleich gefeßt hätte. So befahl er deun , daß beide , der zweite und der dritte , den Rang des Oberbefehlshaber bekleider , und in dieſem Amte fich von drei zu drei Jahren ablöſen
ſollten. Dieſe Neuerung ging durch. Als nun auf dieſe Weiſe der jüngſte Sohn an die Spiße des Heeres getreten war, zeigte ſich derſelbe ſo übermüthig, daß er ſich den Befehlen des Vaters in weltlichen Angelegenheiten entzog , und ſogar, al& die drei
Jahre ſeines Amtes verſtrichen waren , ſich weigerte, dieſes vermöge der Uebereinfunft an ſeinen ältern Bruder abzutreten. So fah der Dayrie fich genöthigt, gegen ſeinen jüngern Sohn den ältern mit einem mäch
Kunſtwerfe erhalten nicht ihre Vollendung in Marmor, weil es an Beſtellungen fehlt, die den Anfauf des theuern Mate
tigen Heere zu ſenden , mit deſſen Hülfe ſich dieſer lektere wieder in
rials möglich machten ! Doch darf nicht verſchwiegen werden,
ſein Amt einführte, aber nun audy wieder ſolchen Geſchmack am Regieren
daß die einzelnen Geſandten und Conſuln ſich ihrer Landsleute treulich annehmen , und ihnen Fremde, ſo viel fie vermogen, zuführen ; beſonders viel verdanken hierin die hannövriſchen Künſtler ihrem Geſandten , dem Hrn. von Kaſtner , einem
Angelegenheiten ſich der Herrſchaft des Vaters entzog und dieſem nur
Manne, der ſelbſt Dilettant in der Kunſt, ein äußerſt reges Intereſſe für alle Erſcheinungen der Kunſt in älterer und neuerer Zeit hegt, und deſſen Kunſtſammlungen von den für alte Kunſt beſonders ſich intereſſirenden Reiſenden nicht un: geſehen gelaſſen werden ſollten .
( Fortſetung folgt. )
und Befehlen fand, daß er, gleich ſeinem jüngern Bruder, in weltlichen noch in geiſtlichen Sachen gehorchen wollte.
Den alten Dayrie über
mannte der Gram dermaßen , daß er ſtarb , und nun folgte ihm andy den Reichsgefeßen ſein älteſter Sohn in der Regierung. Der neue Dayrie, um ſeine Herrſchaft aufrecht zu erhalten , nahm ſeine Zuflucht fu einem ſeiner Großen , Namens Nobunanga , dem er
den Auftrag ertheilte , den widerſpänſtigen Bruder zu ſeiner Pflidyt zu rüdzubringen , zu welchem Zweck er ihm den Befehl über eine andere Heeresmacht verlieh . Dieſer neue Feldherr war in ſeiner Unternehmung glüdlich , wurde aber darob ſo ſtolz , daß , ftatt als gehorſamer Unter
than zu ſeinem Herrn zurückzukehren, er die Confuſion vollſtändig machte ,
Skizzen aus Japan. ( Deutſche Bearbeitung der neueſten holländiſchen Reiſewerke der HH. Meylan, Tobias , Dorff, Kämpfer, Tiedemann und Overmeer: Fiſcher von Tiek .)
1. Die Regime !; * des Landes.
1
das ihm anvertraute Heer unter ſeinein Befehl behielt, und ſich dieſelbe Macht anmaßte , die früher die beiden Brüder des Dayrie uſurpirt hatten. Um ſich in ſeiner lage beſſer behaupten zu können , ſchloß er
ein Bündniß mit verſchiedenen Gouverneurs einzelner Provinzen. Andere
Den größten Einfluß auf die Sitten und Gebräuche des Volks übt
jog der Dayrie ſelbſt an ſich, und ſo wurde das ganze Reich der Schau
die Regierung des Landes aus , und ſo ſtehe alſo dieſen Blättern voran die Skigge der Regierung des japaniſchen Reichs im Allgemeinen , und
plaß eine& Bärgerkriege , in welchem eine Partei fich an den Dayrie, die andere an den Koebo , der Titel des jedesmaligen japaniſchen Ober
die der Stadt Nagaſaki
feldherrn , anſchloß .
deren Hafen nur die Niederländer , welche
unter ſtrenger Aufſicht auf der Inſel Deſima wohnen , und die Chineſen beſuchen dürfen.
.
Der Roebo Nobunanga hatte einen alten , getreuen Diener , deſſen Sohn fich von früheſter Jugend an durch ſeinen Geiſt und die Veharr .
Die Baſis, auf welche die Regierung Japans fußt , iſt die Ueber- lichkeit in ſeinen Unternehmungen ausgezeichnet hatte. Dieſer ſtand im lieferung , daß die Landesfürſten unmittelbar göttlicher Abfunft reyen . So wie fich in Peru die Infa& Kinder der Sonne nennen ., und dieſes himmliſche Licht dort als oberſte Gottheit angebetet wird , ſo glauben
die Japaner , daß ein übernatürlid Weſen , gefandt vom Himmel, ihre Inſelgruppe zur Heimath erleſen und diefelbe in der Folge bevölfert habe. Den Abkömmlingen dieſes Gottes verleihen die Japaner den Titel : Dayrie , die ſeit undenklichen Zeiten über das Reich unbeſchränft ſowohl in geiſtlichen , wie in weltlichen Sachen gebieten : eine Macht, die ſie, wenigſtens dem Namen nach , bis jeft ausüben , wenn auch in der That 1
Dienſte eines der kleinern Landesfürſten , der im Bürgerkriege Partei ergriffen, und ward von ihm mit einer großen Summe Gelded nach
Miäfo geſandt, um dort Waffen und andere Kriegsvorräthe cinzukaufen, was er auch that, damit aber nidt zu ſeinem Herrn zurüdfehrte, ſondern
zu dem Koebo Nobunanga überging , in deſſen Heer er , auf Fürſprache ſeines Vaters , eine Stelle erhielt. Muth und Kriegserfahrung erwarben ihm ſchnell einen großen Namen , ſo daß ihm Nobunanga den Befehl . über ſein Heer ertheilte , mit welchem er dem Dayrie vielen Abbruch that , ſo daß dieſer ſeinen gänzlichen Untergang vor Augen fah.
eine vor ungefähr 300 Jahren ſtattgefundene Umwälzung dieſer Herrſchaft
Unterdeß war der Koebo Nobunanga von einem feiner hohen Diener,
einen andern Charakter verliehen hat. Ueber dieſe Umwälzung iſt uns Folgendes bekannt :
welcher ſich ſelbſt zum Koebo aufzuwerfen beabſichtigte, ermordet worden.
Um dem Ausſterben des gottfürſtlichen Stammes zuvorzukommen , iſt der Dayrie gehalten , swölf aus den edelſten und ſchönſten Töchtern des Landes gewählte ächte Frauen zu nehinen. Der erſte von dieſen zwölf Frauen geborne Sohn war vormals, ſo wie noch jeßt, der muth-
Als dieß Nobunanga's fiegreicher Feldherr vernahm , befann er ſich feinen Augenblic , ſchloß mit dem Dayrie einen Waffenſtillſtand und führte ſein Geer gegen den mörderiſchen Uſurpator, um den Tod feines Herrn zu rächen . Der Ausgang war für ihn glüdlich : er ſchlug den Feind und proclamirte fich nun ſelbſt als Koebo.
Der Dayrie , der perſön
maßliche Erbe des geiſtlichen und weltlichen Throns, der zweitgeborne,
lichen Grull gegen ihn nicht hegte , lieh gern dem neuen Koebo ſein
dem Gefeße nac , Oberbefehlshaber der Kriegsmacht des Staats.
Ohr zu Friedensvorſchlägen , die dieſer ihm machte, und deren Folge '
1096 ein Vertrag des Inhalts war , daß der Dayrie der geſebliche Oberherr des ganzen japaniſchen Reichs ſowohl in geiſtlichen , wie in weltlichen Sachen ſeyn und bleiben , und ihm als ſolcher alljährlich gehuldigt
gewiſſen Gelegenheiten . Die Stunden ihres Zubettegehen und Auf ſtehens find ebenfalls vorgeſchrieben , ſo wie jede ihrer Handlungen und Geſchäfte, ſo daß fie im ſtrengſten Sinne des Wortes ,,Sflaven ihres
werden ſolle, ferner daß ihm , ohne Einmiſchung irgend einer andern
Dienſteß“ find. Damit ſie von dieſen Vorſchriften nicht im geringſten abweichen ,
Gewalt , die Verwaltung über alle geiſtlichen Angelegenheiten bleiben, und ihm allein das Recht zuſtehen ſolle, alle geiſtlichen Titel und Range
find ſie von einer Menge öffentlicher und geheimer Faiſerlichen Agenten umringt, die in wörtlicher Ueberſebung aus dem japaniſchen im deutſchen :
zu vertheilen. Dagegen erkannte er den Feldherrn als rechtmäßigen Koebo an, und genehmigte, daß dieſe Würde in ſeinem Geſchlecht erblich
„von der Seite Schauende“ genannt werden können.
ſey.
Zugleich ernannte er ihn zu ſeinem Stellvertreter in allen welt
darin, alle Verrichtungen und Handlungen der Statthalter und Gouver
lichen Angelegenheiten , doch mit dem Beding , daß ſeine, des Dayrie, Zuſtimmung erbeten werden müſſe, wenn irgend eine Abänderung in
neure genau zu beobachten und darüber getreuen Bericht an den Hof zu erſtatten. Die geheimen „von der Seite Schauenden“ trifft man unter
den Rechten und Gefeßen für nöthig erachtet werde.
allerlei Geſtalten , als Kaufleute , Prieſter, Reiſende , Bettler , ja als Man kann behaupten , daß die japaniſche Staatswiſſenſchaft größtentheils auf dem Spionirſyſtem beruht, ſo daß es unter Fouché in Paris nicht ärger geweſen feyn kann . Ein Fall , der ſich in Matsmai zutrug , werde hier erwähnt. Gegen den Gouverneur der Provinz waren einige Klagen eingelaufen ,
!
Diefergeſtalt ward Tayko Samma Kaiſer , deſſen Name in der japaniſchen Geſdichte als ein glänzender Stern erſcheint , und der im Angedenken ſeines Volfs als ein hochverehrter , heldenmüthiger Monarch
Ihr Amt beſteht
1
Blinde.
.
fortlebt .
Zuerſt als Tayko Samma geſeßmäßig zum Kocbo erhoben war, ſorgte er dafür, fich auf der hohen Stufe, die er erſtiegen, feſtzuſtellen ; die Mittel dazu fand ſein ausgezeichneter Geiſt leicht.
Zuvörderſt traf er eine Auswahl unter den urſprünglichen Fürſten des Landes , unter welche er die Landſchaften und Provinzen des Reiche vertheilte , wobei er die ſeiner Reſidenz am nächſten gelegenen ſeinen Freunden und Vertrauten verlieh , um ſich ſo mit einer Schußwache zu umgeben. Dann belehnte er dieſe Fürſten mit gewiſſen hohen Aemtern, ähnlich den verantwortlichen Miniſtern in unſern heutigen conſtitutionellen Staaten. Zulegt , um dieſe beamteten Reichsfürſten in einer gänzlichen Abhängigkeit zu erhalten, legte er ihnen die Verpflichtung auf, mit ihrer ganzen Familie den Aufenthalt in der kaiſerlichen Hauptſtadt zu nehmen , ſo daß er
, wenn er auch das Familienhaupt entſendete, immer Geiſeln
für deſſen Treue zurüdbehielt. Die Fürſten, die al8 Statthalter in den Provinzen fungiren, müſſen ein Jahr in der kaiſerlichen Hauptſtadt, das andere Jahr in der ihnen untergebenen Provinz zubringen , wobei ihnen in dieſem leßtern Fall noch aufgegeben wird, in der größten Abſonderung zu leben und allen Umgang zu vermeiden. Als der Koebo auf dieſe Weiſe das Reich eingetheilt , behielt er
für fich ſelbſt mehrere anſehuliche Städte mit den dazu gehörigen
wonach der Hof Maaßregeln nahm , um ſich von der Wahrheit der Klagen zu überzeugen, in Folge deren auch die Abfeßung des Gouverneurs bald ſtattfand. Man war nicht wenig verwundert, in dem unterſuchenden
Beamten einen Tabak & ſchneider wieder zu erkennen, der, ein Großer des Reichs, unter jener Masfe mehrere Monate in Matemai bei einem
Meiſter gearbeitet und nebenbei dem Herrn Gouverneur auf die Finger von der Seite geſd a ut“ hatte. (Fortſetung folgt.)
Miscelle n . Boucherie's Behandlung des Holzes . Der Courrier français vom 20 Auguſt enthält eine nähere Nachricht über dieß Ver
fahren, vermittelſt deſſen man die Dauerhaftigkeit, Elaſticität, die Farbe und ſelbſt den Geruch der verſdiedenen Holzarten zu verbeſſern hofft.
Das Verfahren beſteht darin , daß man ſich der Lebenskraft des Holzes ſelbſt bedient , und gewiſſe dazu beſonders bereitete Flüſſigkeiten in das ganze Gewebe eines auch noch ſo großen Stammes hineinzubringen .
Dieſe Flüffigkeiten theilen fich der ganzen Organiſation des Baumes mit , und treiben die wäfferigen Theile des Saftes aus , welche ver
Diſtricten in den verſchiedenen und vornehmſten Theilen des Landes , die ihm als ſtarke Pläße dienen ſollten , um mit ihnen die Schlüſſel des Reichs in Händen zu haben. Dieſe Orte , „ kaiſerliche Reichsſtädte“
dünſten oder ausſchwißen , während das in den Flüſſigkeiten enthaltene Salz fich mit den feſten Theilen verbindet, und durch ihren antiſeptiſchen
genannt, läßt er durch einen aus den Vertrauteſten ſeiner hohen Beamten gewählten Gouverneur regieren. Für jede faiſerliche Reichsſtadt werden
Charakter alle Tendenz zur Gährung und ſomit zur Auflöſung zerſtört. Das Waſſer von Salzſümpfen theilt dem Holz eine Biegſamkeit mit,
ſtets zwei Statthalter oder Gouverneure ernannt, wovou der eine feinen Aufenthalt in ſeiner Provinz, der andere in der Hauptſtadt hat, womit
verliert , und die brenzlichte Holzſäure härtet es dermaßen , daß es einer
fie – wie oben ſchon erwähnt — alljährlich abwechſeln . Der regierende
Musketenkugel undurchdringlich und gegen alle Fäulniß geſchüßt iſt.
Gouverneur hat eine fortwährende Correſpondenz mit ſeinem Amtåbruder in der Hauptſtadt, an den er von allen Vorfällen berichtet, welche dieſer
ſeinerſeits wieder dem Reichsrath vorlegt, und ſich bemüht, eine ſchnelle und gewünſchte Entſchließung zu erlangen. Der regierende Gouverneur
.
die e8 , auch wenn es dem Witterungewechſel lange ausgefeßt iſt, nicht .
Taubſt u in me in Frankreich. Man will berechnet haben, daß es etwa 600,000 Taubftumme auf der Welt gebe , und daß Frankreich deren wenigſtens 25,000 beſibe. Die Zahl der Inſtitute , welche für
muß , gleich den Provinjſtatthaltern , ſeine Familie als Bürge für ſeine treue und ehrliche Handlungsweiſe in der Hauptſtadt laſſen , und beide, ſowohl Provinjſtatthalter , wie die Gouverneure der kaiſerlichen Reichsſtädte , müſſen von der Ausübung ihres Amtes an nicht allein allem
dieſe Unglüdlichen in civilifirten Ländern errichtet ſind , beträgt 130,
Umgang mit dem weiblichen Geſchlecht entſagen , ſondern dürfen auch nicht ihr Palais verlaſſen , außer zu eigen8 beſtimmten Zeiten und bei
Flora Danica. Ein Dr. Dreyer iſt von der däniſchen Regies rung mit Herausgabe dieſes Werks beauftragt. (Berl. Tid. 6 Sept.)
.
1
von denen in Frankreich allein fich 30 befinden, die faum 1000 Zöglinge enthalten. (Voleur vom 10 September.)
M & ndhen, in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſ en Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
1
Nr. 275.
Das
A usla n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlich er Lebens der Völker. 2 October 1841 . i
1
Man hat die Lage der Dinge in Inneraſien gleichſam
Man wird ſich erinnern , daß während der Belagerung Herats durch die Perfer ſich ein junger engliſcher Officier, Namens Pottinger, in Auftrag des Generalgouverneurs von In
ganz aus den Augen verloren, ſeit die lärmenden Ereigniſſe in
dien, daſelbſt befand und die Vertheidigung leitete. Sobald im
Syrien und die angebliche Beilegung der orientaliſchen Streitigkeiten den Blick anders wohin gelenkt haben ; man darf aber nicht vergeſſen , daß die Frage, in weſſen Händen oder unter weijen Einfluß Herat ſtehen folle, die Kriſis der orientaliſchen
Sept. 1838 die Perſer abgezogen waren, beeilten ſich die Eng länder, das Oberhaupt von Herat, den Schah Kamran und ſeinen famoſen Miniſter Yar Mohammed, für ſich zu gewinnen, und man regte ihnen, wie aus jeßt bekannt gemachten officiellen Actenſtüden hervorgeht, einen Monatsgebalt von 25,000 Rupien,
Die Stellung von Herat.
Angelegenheiten weſentlich herbeigeführt hat. Wenn Herat in
]
ruſſiſchen Beſiß oder unter ruſſiſchen Einfluß kommt, ſo bejißt
alſo jährlich 300,000 Rupien oder 360,000 fl. aus, die auch bis
Rußland den Hebel, alle Unzufriedenen in Indien aufzuregen, und dieſe Gefahr iſt ſeit der Beſeßung Afghaniſtaus durch eng liſche Truppen noch zehnfach gewachſen . Sobald Herat bedroht war, mußte England den kurzen Weg nach Indien über Aegppten
zuin Abzug des engliſchen Bevollmächtigten , der an des jungen Pottingers Stelle trat , des Majors Todd , richtig ausbezahlt wurden. Daneben wurden noch bedeutende Koſten aufgewendet, um Herat in vertheidigungsfähigen Stand zu ſtellen , damit ein nochmaliger Angriff der Perſer deſto ficherer zurüdgeſchlagen werden könne, kurz, man berechnet, daß ſeit dem Jahre 1839 auf Herat eine Summe von drei Millionen Nupien verwendet
oder durch Syrien und auf dem Euphrat eifrigſt ſuchen , weil es nur auf dieſem Wege Truppen ſchneller nach Indien bringen
fann, als Rußland von Aſtrabad aus, wenn Herat in ſeinem Veſiß oder unter ſeinem Einfluß iſt. Daraus folgte die Noth: wendigkeit , Mehemed Ali , der nicht im engliſchen Intereſſe war, und den Weg über Aegypten , wie über Syrien bewachte, zu demüthigen, ihn zu ſtürzen, oder ihm wenigſtens Syrien zu
1
wurde, eines der vielen Jteins, das die kriegeriſche Diplomatie
Englands in Aſien auf die Rechnung des indiſchen Budgets ſekt, bis dieſes die Laſt nicht mehr tragen kann . *) Als durch brittiſchen Beiſtand Herat gegen die Perſer geſchüßt worden
entreißen. Daher der Handelsvertrag mit der Türkei, der die
war , ſcheint man gar keinen Zweifel gehegt zu haben, daß
Monopolien aufhob, und ſomit Mehemed Ali's Macht, die dar: auf beruhte , angriff ; daher die Anreizungen Sultan Mahmuds,
Kainran und fein Weſir dem engliſchen Intereſſe getreu bleiben würden, und da die Perſer noch immer die im Gebiet von He
den widerſpänſtigen Varallen zu züchtigen und zu vernichten .
rat gelegene Veſte Ghorian beſeßt hielten, ſo machten es die
Die Engländer haben fürs erſte ihren Zwed , wiewohl nicht in vollem Maaße, und nur nach bedeutender Schwächung der Türfei erreicht : Syrien ſteht ihnen offen , und ſie haben, noch ehe Mebemed Ali daraus vertrieben war , ſchon die Dampfſchiffe nach der Mündung des Euphrat geſendet, um ſich wenigſtens den einen der kürzern Wege nach Indien zu öffnen . Sie wer:
Engländer zur unerläßlichen Bedingung der Wiederanknüpfung
diplomatiſcher Verhältniſſe mit Perſien, daß Ghorian geräumt werde. Dieß geſchah endlich, dafür aber erklärte ſich Kamran ſelbſt als Vajallen Perſiens und ſtellte Herat unter deſſen
Schuß, nachdem Todd ſeit einiger Zeit daraus abgezogen iſt.
ſchwieriger, und wenn man, wohl nicht mit Unrecht, annimmt, daß Rußland bei allen dortigen Vorgängen die Hand im Spiele
* ) Die Verlegenheiten des indiſchen Schapes find bereits groß ; man hat ein Anlehen ausgeſchrieben, das im laufe von 5 bis 6 Mo naten nicht mehr als 65 Lake Nupien (650,000 Pf. St.) eintrug, wovon noch überdieß die Banken von Calcutta und Bombay 45 übernahmen, ſo daß die Privatſubſcriptionen nur 20 Lake betrugen . Zur Zeit des birmaniſchen Kriegs war die zehnfache Summe in
hat, ſo muß man ſagen, daß dasſelbe ohne Kriegsfoſten ficherere
drei bis vier Monaten unterzeichnet. Iſt dieß Mißtrauen, Ab neigung oder Unfähigkeit, größere Summen aufzubringen ? Eins
Fortſchritte als England in jenen Ländern gemacht hat.
iſt ſo ſchlimm wir das andere,
den wohl bald im Falle ſeyn , ſich desſelben zu bedienen, um Truppen nach Indien zu ſenden , denn die Lage der Dinge in
Oſtperſien , und namentlich in Herat, wird von Tage zu Lage
275
1098 Der Verlauf dieſer Sache iſt ein artiges Beiſpiel von orientaliſcher Schlauheit und Hinterliſt. Todd ſcheint in der
land daſelbſt ſich feſtreke , und der ganze Zwed des afghani:
That nie viel mehr als Zahlmeiſter in Herat geweſen zu ſeyn . Die 25,000 Rupien monatlich , wodurch man Kamran an das brittiſche Intereſſe feſſeln wollte, gingen durch ſeine Hand, und
welche einen Troß von 40,000 bis 50,000 Mann haben, koſtet
. er ſcheint auch die Macht beſeſſen zu haben , Kamran in Geld-
ſchen Feldzugs vereitelt werde ? Ein Zug mit 8000 Mann, einige Mill. Pfd. St. , und die fortbauernde Unterhaltung der
außerordentliche Forderungen, welche Var Mohammed für Stamran machte, gewährt wurden, ermunterte zu ſtets erneuerten
8000 M. wieder Hunderttauſende jährlido. England bezahlt nicht bloß die angloindiſchen Truppen in Afghaniſtan, ſondern auch die Schab Schudſcha's , die 180,000 Pf. jährlich koſten, denn Schab Schudſcha hat weder Mittel noch Luſt, ſie ſelbſt zu bezahlen. Und welche Truppen roll England ſenden ? Engliſche ? Sie koſten das drei- bis Vierfache der indiſche und es fehlt in Indien
Anſprüchen unter allen möglichen Vorwänden , und als end
ſelbſt und in manchen andern Colonien an Mannſchaft. In:
lich dieſe ſo hoch ſtiegen , daß Todd ſie nicht mehr gewähren
diſche Mohammedaner ſind nicht ſehr zuverläſſig, wie die Schlacht bei Parwani gezeigt hat, wo die Neiterei gegen Doſt Moham
verlegenheit zu feßen , wenn er Intriguen mit Perſien arg-
wohnte oder auskundſchaftete. Die Leichtigkeit indeß, womit ſelbſt
konnte, ſo wurde der Weſir übermüthig. Todd ſelbſt hatte nach ſeiner Ankunft in Herat , im Anfange des Jahres 1839, vorgeſchlagen , daß eine gewiſſe Subſidie gewährt werden ſolle, und die Bezahlung dauerte regelmäßig fort , bis auf einmal Todd einen Brief Kamrans oder Yar Mohammeds an die
med nicht fechten wollte , und die Hindui' ſtarben in Afghani: ſtan am Heimweh und an Bruſtleiden . Man hat in England die Schwierigkeit , Afghaniſtan durch eine engliſche Truppens
perſiſche Regierung von dem engliſchen Conſul in Erzerum zu : geſchidt erhielt , worin Kamran ſich erbot , Herat an Perſien
verſucht , durch Subſidien an einzelne Fürſten und Häupter
auszuliefern ; wie der engliſche Conſul in Erzerum zu dem Briefe kam, iſt unbekannt, ſo viel iſt aber ſicher, daß man in Perſien die Sache noch nicht für reif halten mochte. Todd
ſchlecht gelungen, und hat ungeheure Summen gefoſtet, die wohl
machte Vorwürfe, allein man kam dennoch wieder zu einem Einverſtändniß , mit andern Worten , Kamran und Yar Mo: hammed hatten noch Geld nöthig , und namentlich wünſchten jie die Befeſtigung von Herat , die im Fortſchreiten begriffen war, vollendet zu ſehen . Je mehr aber dieſe fortſchritt, und je mehr Kamran und Yar Mohammed ſich innerhalb derſelben
ficher fühlten, deſto höher ſtiegen ihre Forderungen , und deſto Offener gab ſich nach und nach ihre Treuloſigkeit fund , denn im Sommer vorigen Jahres ging ein Abgeordneter Kamrans, troß der dringenden Vorſtellungen Todds , nad Merched ab,
wahrſcheinlich um ſich mit dem dortigen perſiſchen Gouverneur zu verſtändigen. Todd drohte nun, kein Geld mehr zu liefern , und Yar Mohammed legte ſich noch einmal auf Entſchuldigun gen und Ausflüchte , die Todd zwar nicht mehr täuſchen konn: ten , welche er aber doch annabm , um keinen offenen Bruch herbeizuführen. Bald darauf begannen die Geldforderungen aufs neue, und betrafen nichts Geringeres, als einige hundert: tauſend Nupien, um Kamrans Schulden zu zahlen , und die Feſtungswerke zu vollenden . Todd forderte als Sicherheit das für die Zulaſſung einer engliſchen Befaßung. Dieß ſchlug Var
Mohammed gänzlich ab , und erklärte , wenn Todd nicht zahle, müſſe er Herat räumen. Von dieſer Zeit an waren Drohun: gen von Seite Yar Mobammeds an der Tagesordnung , Todd
/
macht zu beherrſchen und zu bewältigen , wohl gefühlt, und hat die Herrſchaft indirect zu begründen. *) Bis jeßt iſt dieß nie in ihrem Detail zur öffentlichen Kunde gelangen werden. Jeßt muß man doch mit Waffengewalt nachrücken , und die Summen ſind großentheils nußlos ausgegeben. Der Streit um Herat, der in den Jahren 1837 und 1838 die politiſche Welt lebhaft anregte und den Feldzug nach Afghaniſtan herbei führte, beginnt jekt von neuem unter weit ungünſtigern Ver:
hältniſſen als damals I, wo Kamran und ſein Weſir ihre Unab : hängigkeit gegen Perſien vertheidigten ; ießt ſind ſie genöthigt, ſich auf die ruſſiſch -perſiſche Seite zu ſchlagen , wenn ſie nicht das Geſeß des verhaßten Englands in all ſeiner Härte über fich ergehen laſſen wollen . Das Schlimmſte aber iſt , daß fich für England die Nothwendigkeit ergeben hat , abermals vor zurüden.
Künftlerleben in Rom. ( Fortießung. ) Im Allgemeinen genießt die deutſche Kunſt in Rom großes
Anſehen , ja vielleicht eine Bevorzugung gegenüber von andern Schulen ; die natürliche Kraft und Wahrheit des Ausdrucks , die ſinnige Gutmüthigteit, Herzlichkeit, Naivetät, ja vielleicht
ſogar Spießbürgerlichkeit der Darſtellung erſeßen das Mangel hafte im Colorit und in der freien Beweglichkeit der Figuren. Im Fleiße thun es den Deutſchen höchſtens die Franzoſen
mußte endlich perſönliche Mißhandlung fürchten , und verließgleich, die in ihrer Atademie einen ſchönen Vereinigungspunkt Herat im Februar dieſes Jahres. Kamran ſchicte ſeinen Sohn
an den Schab von Perſien , und bot Teine Unterwerfung an, die jeßt angenommen wurde ; die Perſer räumten Ghorian auf Englands peremtoriſche Forderung , aber Herat und Ghorian find jeßt perſiſche Beſīgungen unter der Verwaltung Kamrans, der wahrſcheinlich ſeinen Sohn als Geiſel in Perſien ließ. Was rod ießt England thun ? Nach Herat marſchiren
und es befeßen , damit nicht unter perſiſcher Firma Ruß:
haben, und in jährlichen Kunſtausſtellungen ihre Producte zur Schau tragen. Dieſe Ausſtellungen , an denen die Tüchtigern
der franzöſiſchen Künſtler leider nicht Theil nehmen, laſſen frei lich vieles zu wünſchen übrig, und manche deutſche Künſtler * ) So ſoll aud der Chan von Chiwa eine bedeutende Summe ers halten haben , damit er die weggefangenen und als Sklaven
zurüdgehaltenen Ruffen an Rußland zurückgebe und den Vors wand zu weitern Unternehmungen gegen Chiwa abſchneide.
1099 würden beſſer daran thun , ihre Leiſtungen davon ferne zu
halten. Dem, der ſich für ihre Arbeiten intereſſirt, ſteht ja
Stunde nach Ave Maria ſammeln ſich die ſingluſtigen Künſtler im Hauſe eines ihrer Freunde , und üben mit Begleitung
jeder Zeit der Zugang zu ihren Studien geöffnet , und die
des Claviers vierſtiminige Lieder ein. Hr. Greverus ſcheint
Reiſenden können ſich durch ſolche Beſuche bei den verſchiedenen Freundlichkeit eröffnen die Künſtler dem Fremden ihre Kunſt fchäße, und ein längeres Zuſchauen bei ihren Arbeiten gewährt
auch hier , wie bei ſo mancher andern Veranlaſſung , ſehr ſchlecht berichtet zu ſeyn , wenn er ſagt : „Auch der Geſang wird als Kunſtübung von den deutſchen Künſtlern vernach läſſigt, und felten trifft man unter den Hunderten Männer
dem laien eine für die Beurtheilung der Kunſtwerke nicht un wichtige Einſicht in die Techniť der Arbeit. Um die Mittagsſtun verſammeln ſich die Künſtler aufs
um gerade die entgegengeſeßte Bemerkung gemacht zu haben : die Künſtler zeigen viele und lebhafte Freude an der Muſik , und
neue zu einem frugalen Mittagsmahl in der Trattoria von
ſelbſt dem Italiener, deſſen Gott die Muſik iſt, dünkt ihr Ges
Lepré vis à vis dem Café greco. Es wird hier nach der Karte geſpeist , und mit ſeltener Schnelligkeit erhält man zu jeder
gereuen würde, rich häufig um die feſtgeſekte Stunde vor dem
Künſtlern manche
verg
ste Stunde bereiten .
Mit vieler
quartette, geſchweige Männerchöre." Ich geſtehe, auch hier wieder:
fang nicht zu unbedeutend und geringfügig , als daß es ihn
Tageszeit die verlanyten Speiſen. In verſchiedenen Zimmern,
betreffenden Hauſe einzufinden , und in größerer Geſellſchaft
deren jedes ſeine zwei eigenen Camerieri hat , reßen ſich die Bekannten zuſammen , und Leute von allen Nationen pflegen
den Geſang der Deutſchen zu belauſchen . Andere, denen Polye
ſich hier ihr Rendezvous zu ertheilen. Zu hüten hat man ſich
den Cafés, um entweder ein Schach zu ſpielen , oder die Zei
jedoch, nicht etwas zu ſpät , erſt gegen 1 Uhr, beim Tiſch zu erſcheinen : in dieſer Stunde ſind von jungen Italienern die meiſten Tiſche bereßt , und nur die Engländer vermögen es,
tungen nochmals durchzumuſtern , und nach Briefen zu ſehen , welche ſie ſchon längſt aus der Heimath erwarten. Seit dem
Beginne des lekt verfloſſenen Jahres kommt die deutſche Poſt
dieſe mit ihrem gehäſſigen Schmaßen zu übertreffen. Während der Faſtenzeit ſcheiden ſich die Confeſſionen nach den Tiſcheli, da an einem und demſelben Tiſche Faſtenſpeiſe und Fleiſch zu eſſen für eine der härteſten Sünden gilt. Die Keßer, die gern mit den Faſtenſpeiſen ihr Fleiſch zu verbinden ſuchen , ſind daher
nicht, wie früher , bloß dreimal wöchentlich, ſondern, mit Auss nahme des Sonntags, täglich , was für die Zeitungsleſer fein geringer Vorſchub , aber auch für die , welche auf Briefe uma ſonſt warten, keine geringe Qual iſt, indem ſie nun, ſtatt drei mal die Woche, jeden Tag in den April geſchidt werden. Zur
genöthigt, zuerſt Suppe und Fleiſch an Cinem Tiſche zu ge
Winterszeit kommt es auch nicht ſelten vor , daß Rom von
nießen, und hierauf ſich zum andern zu verfügen, um an ihm treffliche Fiſche und andere Delicateſſe zu koſten. Doch eilen die Künſtler ſobald als möglich mit dem Eſſen fertig z11 wer: den, um in Ruhe bei einer Taſſe Kaffee ihre Cigarre zu rau chen, die, wenn auch herzlich ſchlecht, doch ein nothwendiges Surrogat für ſie iſt. Wer erinnert ſich nicht oft, wenn er zu
hymnia feine ſo reiche Ausſteuer mitgegeben , fammeln ſich in
der Poſtverbindung mit dem Norden durch Ueberſchwemmuns
gen des Po auf inehrere Tage abgeſchloſſen iſt. Gegen zwei Uhr (denn mit Ave Maria beginnt der 3tas liener ſeinen Tag zu zählen) endlich verlaſſen die deutſchen Künſtler ihren bisherigen Zeitvertreib , und der lange Arm, den unſer Herrgott auf der Viazza delle Quattro Fontane iu
Hauſe ſich ſein Getränke ſelbſt braut, des gutmüthigen, beleibten
den ſogenannten Catacomben herausſtreďt, gilt als willkomme
Pietro's, der ihn mit ſeinem aufgeſchnappten ſchlechten Deutſch
ner Wegweiſer, das Ziel des Tages auf würdige Weiſe zu be
fragte : una tazza mit Milf ? Ungern vermißt man bei dieſem Mittagsmahle die öſterreichiſchen Künſtler ; ſie haben auf dem Monte Quirinale einen regelmäßigen Tiſch bei einer italieni: ſchen Deſterreicherin, die, eingeweiht in die Myſterien unſrer deutſchen Kücherunſt, ihnen ihre gewohnte Muttermilch dar: reicht, wobei Mehlſpeilen eine Hauptrolle ſpielen . Die Zeit
gehen, und alle Sorgen und Mühen desſelben geziemend zu
ihres Mittageſſens iſt nach den Jahreszeiten verſchieden ; Fremden, die ſich nach guter Hausmannskoſt rehnen, rathe ich, ſich ein: mal bei den Deſterreichern zu Gaſt zu laden, wo ſie ſich von
( Fortſerung folgt. )
erſäufen , gemäß dem Schartenmayeriſchen Kneipmotto : Doch dem Guten iſt' 6 zu gonnen, Wenn am Abend ſinkt die Sonnen,
Daß er in fich geht und denkt, Wo man einen guten trinkt.
Der neuere Urſprung des Sanſkrit.
der magern, fraftloſen Wirthshausfoſt wieder erholen können. In England find zwei neue Vertheidiger dieſer Idee aufgetreten ,
Freilich zur Arbeit macht ein ſolches Eſſen für mehrere Stun: den unfähig, und es gehört für ſolche coſt ein Deſterreicher, ähnlich dem, der zu ſagen pflegte, er könne nur dann friſchweg malen, wenn er zuvor ſeinen förperlichen Begierden volle Ge: nüge geſchafft habe ! Um Ave Maria - Zeit verläßt endlich der Künſtler ſeine Zelle, und ergeht ſich in der abendlichen Kühle , um von irgend ei:
die von ſehr verſchiedenen Anfangspunkten ausgingen. Der erſte , ein Geiſtlicher , Namens Wall, ſchrieb über die Verbreitung der Alphabete und anderer phonetiſchen Syſteme in Oftaſien. Dieſer ſtellt aus Gründen, deren Auseinanderſepung hier zu weit führen würde , die Behauptung auf , die hebräiſchen Buchſtaben feyen urſprünglich ein Syllabarium
geweſen, und in ein Alphabet umgewandelt worden durch die, wenn auch unvollſtändige, Einführung der griechiſchen Bocaliſation. Daraus ſchloß
nem der Hügel aus die von der Abendſonne prächtig beleuch
er , daß der Einfluß der Griechen auf die Sprachen und die Literatur
tete Stadt zu ſehen , oder ſich am Anblic der in röthlichen Duft gehüllten Albaner : und Sabiner-Gebirge zu laben. Eine
Afieng viel größer geweſen , als man gewöhnlich annehme , und daß namentlich das Sanſfrit eine fünſtliche Sprache, die Anſprüche der .
1100
bramaniſchen Literatur und Philoſophie auf ein hohes Alterthum unhaltbar feyen. Dieſe Anſicht iſt bekanntlich auf dem Coutinent längſt verworfen. Mehr Schein hat eine Auseinanderſebung von Obriſt Sykes in einem Werfe : Notes on the religious, moral and political state of India. Er gründet ſeine Anfichten auf die Reiſen des chineſiſchen Buddhiſten Fa - hian im Jahre 399 17. Chr. in Indien.
Damals herrſchte
Nagaſaki iſt ſonſt ziemlich regelmäßig ans Norimon befinden kann. gelegt ; die geraden Straßen freuzen fidy in rechten Winfeln und haben eine beſtimmte Länge , welche ungefähr 173 holländiſche Ellen betragen mag. Abgeſchloſſen ſind fie durch Gitterthore , ſo daß nach Belieben jede Straße von der andern abgeſperrt werden kann , ein Mittel, zu
welchem die japaniſche Polizei öfter ihre Zuflucht zu nehmen pflegt. Man zählt in Nagaſaki 79 ſolche Straßen , überdem nod 13 außerhalb der Stadt , die kleinen Querwege nicht mit einbegriffen. Jede Straße hat ungefähr 100 Häuſer und einige darüber , ſo daß die Summe der ſelben in der Stadt und den Vorſtätten ungefähr 10,000 ausmacht. Jedes Haus wird , nach polizeilichen Angaben , von ſechs bis fiebert
dort der Buddhismus, und die heiligen Bücher und Gedichte, welche die allgemeine Herrſchaft des Bramanismus behaupten , gehören ſomit einer ſpätern Zeit als der bed 5ten Jahrhundert n. Chr. an. Aus der Erzählung dieſes Prieſters geht hervor, daß Pali damals das herrſchende Idiom in Indien war , was durch den Umſtand beſtätigt wird , daß alle auf den Buddhismus bezüglichen Inføriften , die zwiſchen dem Himalaya und
Meniden bewohnt, ſo daß die geſammte Einwohnerzahl ſich auf 60 bis
Cap Gomorin entdeckt wurden , im Pali - Joiom abgefaßt ſind. Da Fa-
70,000 beläuft.
hian feiner andern heiligen Sprache erwähnt, ſo iſt Obriſt Syfes geneigt
Der Ausgang jeder Straße iſt durdy cine ſehr feine Capelle bes
zu glauben , das Sanſkrit habe, wenigſtens ſo, wie wir es jeßt beſiken , zeichnet; ſehr kiein , da das ganze Gebäude aus einem ſteinernen Unterſat damals nicht beſtanden , und da Pali „urſprünglidy ,“ Sanſfrit aber „vervollkommnet,“ „ verfeinert“ bedeute, ſo möchte wohl das lettere eine
künſtliche, aus dem rohen Material der erſtern zuſammengefügte Sprache reyn. (Athenäum vom 18 September.)
Skizzen aus Japan .
von ungefähr einem Fuß im Durchmeſſer und drei bis vier Fuß Höhe beſteht, auf welchem fid ein kleines fteinernes Tempeldhen befindet , in der Form einer Laterne, drei Fuß im Umfreiſe und zwei Fuß hodi, im Innern zwei oder drei Heiligenbildchen enthaltend, welche die Schirmvögte der Straße vorſtellen und von den Vorbeigehenden mit Blumenopfern und Gebeten regalirt werden .
Die einzelnen Zimmer in den Häuſern werden von einander durch (Fortſetung . )
mit buntem geblümtem Papier beklebte hölzerne Nahinen geſchieden ; an
2. Die Stadt Nagaſaki.
den Eingängen befinden ſich keine Thüren, wie bei uns, ſondern Schieber.
Nagaſafi iſt eine der anſehnlichſten Städte des japaniſchen Reiche, die , gleich mehrern europäiſchen, z . B. Amſterdam , ihren Urſprung von einem unbedeutenden Fiſcherdorfe herleitet. Als die Politik des Koebo
Obgleich mit gebrannten Dachſteinen gedeckt, find die Gebäude doda nur von leichtem Fadwerke erbaut, das mit einem Flechtwerk von Bambus
die Ausſchließung aller fremden Nationen aus Japan beſchloß, bezeichnete
er Nagaſaki als den einzigen Ort , zu welchein fremde Kaufleute, und zwar nur Holländer und Chineſen , den Zugang haben ſollten. So ſehr die Japaner fich rühmen inögen, in Scooße ihres Landes alles das zu befißen , was zur Eriſtenz nothwendig iſt, ſo ſcheinen ſie !
fidh doch gern zu den beiden genannten fremden Nationen hinzuneigen. Zu den Chineſen ohne Zweifel deßhalb, weil die erſte Cultur aus China über Corea zu ihnen gekommen iſt, .
zu den Niederländern , um von
dieſen Kenntniß der europäiſchen Geiſtesfortſchritte zu erhalten , und ſo die andern Völker des Dſtens, z. B. China, das im geiſtigen Stillſtande verharrende , zu überflügeln. Für Künſte und Wiſſenſchaften zeigen die Japaner eine rühmenswerthe Vorliebe , worauf wir ſpäter in dieſen Blättern noch einmal zurüdfommen werden .
Die Stadt Nagaſaki iſt an einer Höhe gelehnt, die das Ende von zwei Bergreihen anemacht, welche die Geſtalt eines länglichen Hufeiſen8 haben , in deſſen innere Ausbeugung das Meer hineintritt und ſo die vortreffliche Bay von Nagaſaki formt. Die Lage der Stadt am !
Berge ift Sadurch uneben , und ein Spaziergang durch dieſelbe führt Trepp auf und ab, längd Straßen , die mit ungleich großen Steinen
rohr verfleidet und mit Kalk überſtrichen iſt. Anſehnlichere Häuſer von behauenen Quaderſteinen gibt 8 dagegen auch. Fenſter wie unſere europäiſchen haben die Japaner nicht; die dieſe Stelle vertretenden und nach der Straße zu liegenden Deffnungen ſind mit Jalouſien verſehen.
Der leichte Bauſtoff und die Unachtſamkeit verurſachen oft ungeheuer große Brände , ähnlich den Konſtantinopolitaniſchen. Dieſe Gefahr hat es veranlaßt, daß faſt jeder Hausbeſißer unfern ſeinem Wohnhauſe noch ein feuerfeſtes Gebäude von ſtarken Dauern und fupferner Bedcdung errichtet, das zur Aufbewahrung der werthvollen Sadien dient, Merkwürdig find die zu jedem Hauſe gehörigen Luſtgärten , und zwar wegen des Miniaturmanßſtabes, nach welchem ſie angelegt ſind. Jedes auch noch ſo kleine Wohnhaus beſißt einen ſolden Garten , der
mandımal nur wenige Quadratfuß begreift , trog dieſer Kleinheit aber von dem Iapaner mit Bergen , Felſen , Teichen , Blumen , kurz mit allem bejäet iſt, was nur in einen großen Park gehört. Man könnte ſagen , daß , ſo wie wir in Europa die Natur in Bildern nachahmen, der Japaner in dieſen Gärten natürliche Miniaturbilder liefert, wobei
zu bemerken iſt, daß die hieſigen Einwohner die Kunſt verſtehen , nicht 1
gepflaſtert ſind. Hienach läßt ſich ſchließen , daß man in Nagaſaki nicht
nur Blumen , Bäume und andere Gewächſe, ſondern ſogar Thiere im Wachsthum zu hemmen . So wurde im Jahre 1826 dem Oberhaupte des niederländiſchen Handels in Japan eine kleine Doſe von einem Zoll
durch Fuhrwerke incommodirt wird, und die Klagen Merciers über Paris in dieſer Hinſicht hier keine Anwendung finden dürften. Es iſt dieß
im Durchmeſſer und drei Zoll Höhe zuin Verkauf angeboten, in welcher ſidy, mirabile dictu ! ein wirklicher Miniaturtannenbaum , ein Bambus
eine große Annehmlid feit für die Fußgänger , und namentlich für die Träger der Noriinous, einer Art Palanfin , in welchen ſich die Voruehmen der Stadt tragen laſſen. Die Geſchidlichkeit der Träger iſt
durch Augenzeugen als wahr verbürgt.
.
übrigens zu bewundern ; ihr Gang iſt ſo ſchwebend und gleichförinig, daß ein volles Waſſerglas ohne Verluſt ſeines Inhalts rich in dem
und ein blühendes Pflaumenbäumchen befanden !! Unglaublich, aber In den japaniſchen Wohnzim
mern findet man ſelten Meubel, nur ſehr hübſch geflochtene bunte Rohr
matten ſchmüden die Fußböden. ( Fortſetung folgt.)
München , in der Literariſdi - Artiftiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'íd en Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widermann.
Nr . 276 . O
as
A u sland .
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 3 October 1841 .
Maſchinen , denn bisher war alles bloß mit Handarbeit ge
Etwas über den engliſchen Eiſenhandel.
ſchehen .
Von einem Frui. Scrivenor iſt eine umfaſſende Geſchichte des Eiſenhandels erſchienen , aus der wir einige der intereſſan ten Punkte ausheben , da dieſer Gegenſtand mit dem immer
Der Mangel an Holz zu Holzkohlen ſtieg nun fortwährend, und verſchiedene Verſuche wurden gemacht, Eiſen vermittelſt Steinkohlen zu ſchmelzen , und der Verſuch galt für ſo wichtig ,
ſteigenden Eiſenverbrauch allmählich mehr ein allgemeines, hi
daß Lord Dudleys Patent auf dieß Verfahren ganz ſpeciell von dem Geſek über die Monopole ausgenommen und ungewöhn liche Vortheile gewährt wurden . Unglücklicher Weiſe wurden die von ihm errichteten Werke durch einen unwiſſenden Pöbel
ſtoriſches Intereſſe gewinnt. Ob die alten Britten Eiſenſchmelzen fannten, oder nicht,
darüber iſt jeßt noch Streit unter den Antiquaren, daß aber die Römer die engliſchen Eiſenminen thätig bearbeiteten, unter : liegt keinem Zweifel. Unter den Sachſen wurde Glouceſter der Hauptſiß des Eiſenhandels ; nach den fachlichen Chronifen
fanden ſich daſelbſt 6 Eiſenſchmieden. Beim Tode Eduards des Bekenners, und aus dem Domesday Book *) geht hervor, daß
die Stadt ihren Tribut an den normänniſchen Eroberer in Eiſenſtangen zahlte. Der Betrieb fant indeß nach der nor: männiſchen Eroberung ſo ſehr , daß man einen Mangel an Eifen für Waffen und Aderwertzeuge befürchtete, und deßhalb
unter Eduard III verbot , verarbeitetes Eiſen , auch wenn es fremd und nur in England eingeführt war , auszuführen . An :
derthalb Jahrhunderte lang hört man nun nichts mehr vom Eiſenbetrieb ; er muß aber bedeutend zugenommen haben , da
im Anfang der Regierung Richards III ein Geſeß gegen die Einfuhr von verarbeitetem Eiſen erlaſſen wurde. Die Liſte der verbotenen Artikel umfaßt beinahe alle zum Aderbau und im
Hausweſen nöthigen Wertzeuge, nicht aber Rüſtungen und
Waffen, deren Fabricirung von den Engländern ſelten unter: nominen wurde. Unter Eliſabeth hatte die Bereitung von Eiſen
zerſtört, und es dauerte faſt hundert Jahre, ehe wieder ein Verſuch im Großen angeſtellt wurde. Während dieſer Zeit ſchlug man allerlei Abhülfsmittel vor, 3. B. alle wüſteliegenden Län: dereien Englands mit Wald anzupflanzen , das Erz zum Schmelzen nach den amerikaniſchen Colonien zu ſenden und Prämien auf
die Holzeinfuhr zu geben. Da die Wälder in Irland noch ſehr ausgedehnt waren, wurden große Maſſen von Erf dahin ge Tendet. Damals begann auch die ſtarke Einfuhr von ruſſiſchem und ſchwediſchem Eiſen in England ; die Hochöfen waren ſeit der Regierung Jakobs I bis auf Georg II von 300 auf 60 ges fallen .
Die Blüthe des Eiſenbetriebs in England datirt von der Errichtung der Eiſenwerke zu Carron im I. 1760, wo Stein tohlen, die man einem ſtarken Gebläſe ausſekte, den Holzłohlen völlig gleich befunden wurden. Die Dampfmaſchinen, wodurch die Fabricanten in den Stand geſeßt wurden, das Gebläſe zu
reguliren und zu ſteigern , gaben dem Schmelzen nodh einen ſtärkern Impuls , und vermehrten die durchſchnittliche Produc: tion jedes Ofens von 294 am 545 Tonnen, und die jährliche
Robeiſen von 17,350 auf 61,300 Tonnen. Im J. 1796 ſo zugenommen, daß man unruhig wurde über die Ausrottung Maſſe ſtieg die durchſchnittliche Production der 104 Hochöfen in Eng= der Wälder. Gefeße wurden erlaſſen, welche den Holzverbrauch land und Wales auf 1048 Tonnen des Jahres, was im Ganzen beſchränken ſollten, und in einigen Grafſchaften wurde die An 108,992 Tonnen ausmacht. Pitt wollte damals eine Steuer legung neuer Eiſenwerte ganz verboten ; in den Stahlfabriken auf Roheiſen legen, ging aber bei näherer Erwägung davon ab. follte kein Eiſen von geringerer Qualität verwendet werden. Die Maſchinerie hatte damals ſchon einige Fortſchritte gemacht, Im I. 1806 wurde der Plan erneuert, nnd man fand damals, und eine Compagnie bildete ſich zum Drathziehen vermittelſt daß in Großbritannien 133 Hochöfen beſtanden, die im Jahre * ) Das alte anglouorianiſche Steuerbuch.
258,206 Tonnen Eiſen lieferten , der Ofen von Eyfartha in Südwales 10,460, der von Dover in Nordwales nur 750. Nad langer Berathung wurde die Steuer als unpaſſend aufgegeben . 276
1102 Die Anwendung von Walzen ſtatt der Hammer zur Bereitung von Stangeneiſen gab dem Eiſenbetrieb einen neuen Auf
Künftlerleben in Rom .
ſchwung , namentlich in Südwales , denn die Maſſe des den Glamorganſhirecanal hinab verſendeten Eiſens ſtieg von 41,611 Tonnen , im I. 1818 auf 89,839 im I. 1828. Die
( Fortſeßung . )
Maſſe des Roheiſens läßt ſich nicht genau angeben, da keine Acciſecontrole darüber vorhanden iſt, im I. 1839 ſollen aber
the wir uns mit unſern Landsleuten an den langen in Hufform aufgeſtellten Tiſch feßen , fer es mir zuvor erlaubt, ihr äußeres Auftreten gegen den Vorwurf des Hrn. Greverus in Schuß zu nehmen. Dieſer meint , es fehle den Künſtlern
377 Hochöfen im Gang geweſen und im Durſchnitt 3310 Tonnen,
großentheils an anſtändiger Kleidung, um in Geſellſchaft auf
im Ganzen 1,247,981 Tonnen geliefert haben. Die Einführung des heißen Gebläſes führte in den Eiſen :
zutreten. Auch dieſer Vorwurf zeugt wieder von gänzlicher
werfen zu einer großen Erſparniß in den Kohlen : im 3. 1829 brauchte man 8 Tonnen 14/4 Entr. Kohlen , um eine Tonne Eiſen zu produciren, nach Einführung des heißen Gebläſes aber erhielt man in Schottland eine Tonne Eiſen von 2 T. 13 %
Ctr. Kohlen. Dieß Schmerzen mit erhißter Luft wurde auch in England, aber mit geringerem Erfolge, verſucht, in Folge verſchiedener Qualität der Kohlen, und der Verfaſſer gibt deutlich
Unkenntniß des römiſchen Lebens. Den Berliner Leibrod habe ich allerdings nur in ſeltenen Fällen bei den Künſtlern ge ſehen, und auch im Uebrigen fehlt den meiſten das neueſte Mo dejournal, um ſich danach zu Fleiden ; gehört dieſer Modeſchnitt zu einer anſtändigen Kleidung , ſo mag Hr. Greverus immer: hin Recht haben. In früherer Zeit ſollen ſich die Deutſchen
in Nom durch burſohikoſe Trachten ausgezeichnet haben : jeßt haben ſie alles Aufſehen Erregende abgelegt , und gehen in
Die Ausfuhr von Eiſenwaaren mit Einſchluß von unver:
ſchlichtem Gewande , meiſt mit einem weißen , breitgekrämptent Hute durch die Straßen. Unanſtändig fann man ihre Kleidung eben ſo wenig nennen, als es mit Recht für übertrieben gelten
arbeitetem Stahl , Eiſen und Meſſerſchmiedwaaren nach den Vereinigten Staaten betrug im I. 1839 etwa ein Drittel des
müßte, wenn ſie ſich in Rom in denſelben Schmuď werfer würden, den unſere deutſchen Hauptſtädte von Gebildeten vers
Ganzen oder 85,171 L. Der Verfaſſer ſtellt indeß eine Menge
langen. In Rom iſt zumal der Fremde viel ungezwungener
Documente zuſammen, welche beweiſen , daß die Nordamerika: ner dieſe Abhängigkeit tief fühlen , und daß die Hüttenbeſiter
und natürlicher , und je näher Einem die vollendete Schönheit in Natur und Kunſt ſteht, deſto weniger verlangt man nach ei
Pennſylvaniens große Anſtrengungen machen , um Schutzölle zu erhalten, die das engliſche Eiſen ſo ziemlich vom Markte
nem eiteln, modernen Surrogat für diefelbe , und der ärmſte Vettler in Rom, welcher ſeinen zerlumpten Mantel mit Grazie
verdrängen würden. Die Geſammtmaſſe von geſchmiedetem
über ſeine Schulter ſchlägt, trägt ſich in den Augen des Sunſt
und gewalztem Eiſen , die in den Vereinigten Staaten im Jahre
verſtändigen gewiß tauſendmal ſchöner , als ein Berliner Stußer , der , geſtriegelt und gepußt comme il faut, einem engliſchen Garten gleidt , der auf alle den Eindruck einer uns ausſtehlichen Fadheit und Eintönigkeit macht. Nirgends fällt
in verſtehen , daß das ſchottiſche Eiſen wohl bald das engliſche vom Markt verdrängen werde.
1830 verbraucht wurde, läßt ſich auf 144,566 Tonnen anſchla: gen, davon wurden aber 31,800 Tonnen eingeführt ,1 zu einem
Werth von 5 bis 6 Mill. Doll. jährlich. Das Uebrige iſt wohl nach Südamerika u. r. w. wieder ausgeführt worden. In Frankreich kann man den jährlichen Verbrauch an Eiſen auf 160,000 Tonnen anſchlagen . Da der Preis der Tonne Eiſen in den leßten zwanzig Jahren um etwa 10 Pfund St.
höher war , als in England , ſo erwächst dadurch dem Volke ein jährlicher Verluſt von 1,600,000 Pfd. Sterl. oder 40 Mil.
folche Monotonie des Angugs mehr auf , als in Italien, wo der milde Himmel und die ſchönen Künſte ein Aufgeben der Regeln des Comforts rechtfertigen , wenn nicht gebieten möch ten. Die nöthige Kleidung, um mit Anſtand auch in feineren Geſellſchaften erſcheinen zu können , beſigt gewiß jeder , und
wenn er nicht in ſolche Geſellſchaften kommt , ja ſie vielleicht
Franken , was natürlich auf die ganze Nationalinduſtrie, ro
gefliſſentlich vermeidet , ſo hat dieſes wahrlich einen anderen
weit dieſe Eiſen bedarf, ſehr läſtig und hemmend wirkt. — Man muß in der That erſtaunen, daß die Eiſenproduction, welche in England fo ungeheuer in den leßten 25 Jahren geſtiegen iſt, dennoch den Markt nicht überhäuft hat , denn mit dem
Grund, als den der Dürftigkeit der Kleidung.
Wachsthum der Conſumtion haben ſich auch neue Verbrauchs: wege geöffnet. Die Gießerei hat ſich unendlich vervielfacht, in Bauten liſt Eiſen ein ſehr allgemeines Erſaßmittel für Holz gewor:
den, und die Eiſenbahnen verzehren eine ungeheure Maſſe. Es würde zu weit führen, wenn man die zahlloſen Gegenſtände aufführen wollte, wozu man in neuerer Zeit das Eiſen ver: wendet; der bedeutendſte aber möchte in nicht ferner Zukunft der Schiffsbau ſeyn, da man bald die Schiffe größtentheils aus .
Eiſen ſtatt aus Holz bauen wird, und dann öffnet ſich für die Eiſenproduction ein unabſehbares Feld.
Vor allem iſt zu bemerken , daß es ohne Empfehlungen
gar nicht ſo leicht iſt, in Geſellſchaften eingeführt zu werden ; die Italiener laden höchſt ſelten in die Familie ein ; ihr ganzes Leben iſt viel zu öffentlich und unter freiein Himmel , als daß fie Sinn für geſchloſſene, häusliche Cirfel hätten ; die in Rom ſid) aufhaltenden Fremden aber ſuchen wohl ſich ihre Abends geſellſchaften zu bilden , aber fordern dafür auch Gegendienſt
leiſtungen ; ſie wollen , der Künſtler möge ſie begleiten zu die Ten und jenen Kunſtdenkmalen , aber hiezu hat jener weder Zeit, noch Luſt ; ſo iſt er denn genöthigt , ſich ferne zu halten , um von ſeiner koſtbaren Zeit nichts einzubüßen. Und würden dieſe Forderungen an den Künſtler auch nicht geſtellt : wer mag es ihm verargen, wenn er nach angeſtrengter Tagesarbeit es vor
zieht, unter Alters - und Kunſtgenoſſen in ungezwungener Nas
1103 türlichkeit der augenbli& lichen Laune fich hinzugeben , ſtatt ſich in das Büßerhemd unſerer heutigen Etiquette einzuſchnüren ,
welche Verſtand und Gemüth meiſt gleich ungeſättigt und leer läßt ! So kommt es denn , daß allerdings die meiſten die Ge ſellichaften fliehen , und darum vielleicht bei manchem in das I
Gerede einer barbariſchen Ungeſchliffenheit und Rohheit kom men. Der Aufenthalt in Rom erſeßt den jüngern Künſtlern die Univerſitätsjahre , und welche Laſt die Familienbeſuche für
den Studirenden ſind , erinnert ſich wohl mancher der Leſer ſelbſt aus eigener Erfahrung. Die älteren Künſtler aber , die in Rom ihre Meiſterjahre zubringen , ſind meiſt dieſes Jung geſellenlebens ro zufrieden , daß es ihnen nicht in den Sinn fommt, einen eigenen Heerd aufzuſchlagen , von dem ſie fürch :
ten, er würde ſie zu ſehr ihren bisherigen geſelligen Kreiſen
entziehen. So ſind es nicht bloß jüngere , welche an dieſen Abendunterhaltungen Theil nehmen, ſondern auch ältere, dar
unter anerkannte Koryphäen der Kunſt, wie ein Reinhardt, Profeſſor Wagner , Rizzenhauſeu u, A. Statt unſerer Sere: viskappen tragen ſie aufgeſtülpte Raphaels můßen von ſchwar zein Sammet, ſtatt des Kneiprods kommen ſie meiſt in ihren Mancheſterjaden , welche ihnen bei ihren Landercurſionen die nen. Bei dampfenden Pfeifen wird alsbald der Humor und
ſchen , Spanier und 3taliener nachzubilden , - turz, jeder trägt auf ſeine Weiſe zu einer recht gemüthlichen Unterhaltung bei, während einzelne nicht verſäumen , die andern an den Wein
zu erinnern , den ſie nicht allzu lange auf ſich warten laſſen ſollten . So viel aber dieſe Geſellſchaften auch immer mit un ſerem Studentenleben gemein haben mögen, und ſo wenig bei ihnen eine ächt joviale, burſchifoſe Sneipfidelität fehlt, ſo darf doch nicht unerwähnt bleiben, daß die Heiterfeit im Spiel und
Trinken nie bis zur Gemeinheit und Unmäßigkeit ausartet, ſondern ſtets auf dem Stadium gemüthlicher Aufgeregtheit verharrt , wie denn überhaupt dieſes Lob unſere Landsleute
verdienen, daß ſie ſich durch Sittlichkeit und Anſtand vor ans dern Nationen ſehr vortheilhaft auszeichnen. Wenigſtens ha ben die römiſchen Künſtler zu dem nicht mit Unrecht in Ita lien verbreiteten Vorurtheil feine Veranlaſſung gegeben , daß wir Deutſchen gern im Trinken zu viel thun. Eher möchte dieſer Tadel von den in Italien ſtationirten Schweizern gelten , wie ich mich namentlich erinnere, in Neapel viele bieſer Schweiz jer in Schreden erregender Trunfenheit auf den Straßen um:
herwanken geſehen zu haben. Einen Italiener in dieſem Zus ſtande erbli&t zu haben, erinnere ich mich durchaus nicht! ( Schluß folgt. )
die Atmoſphäre des beſeligenden Kneiplebens aufgethan , und bei lautem Gläſerflange werden die Sorgen und Mühen des 1
Tages zu Grabe geläutet. Vor wenigen Jahren diente noch ein großer Saal zu dieſen Abendzuſammenfünften der Deutſchen ; mit Räumung dieſes Locals theilten ſich leider die Künſtler in mehrere kleine
Skizzen aus Sapan. (Fortſeßung.)
3. Die ſpecielle Regierung der Stadt Nagaſaki.
Partien, doch iſt der eigentliche Kern und die Stammgäſte noch
Nagaſaki iſt eine faiſerliche , ju dem Antheil des Landes gehörige
immer in der oben erwähnten Trattorie beiſammen , die von
Stadt, welchen der Koebo bei ſeiner Erhebung fich vorbehielt, und wird
den Deutſchen wegen ihrer winkeligen , halb unterirdiſchen Lage Katakomben titulirt wurde. Gewiß iſt dieſe Bezeichnung ſchon an ſich für ein Wirthshaus nicht unangemeſſen , in welchem
mit dem dazu gehörenden Diſtrict von zwei Gouverneuren regiert, die
man den alten Werktagsmenſchen ausziehen will , und ſich der Feſſeln des Alltaglebens zu entledigen bemüht iſt. Das von
unſern Landsleuten beſeşte Zimmer trägt in Allem ſo reche den Zuſchnitt unſerer deutſchen Kneipen : zu ebener Erde ge langt man in ein kleines, aber dicht vollgepfropftes Zimmer, deſen vier weiße Wände durch den Cabafrauch nicht wenig geſchwärzt ſind ; von allen Seiten hört man Foglietten und Gläſer erklingen , dazwiſchen hinein italieniſches Commando an
jährlich , wie oben erwähnt , in ihren Functionen abwechſeln . In der Perſon des Gouverneurs iſt die politiſche und richterliche Macht vereint, doch gehen alle Sachen durch die Hände von zwei Oberbeamten , die den
Titel Secretäre führen. Auf dieſe folgen die ſogenannten Ober- Banjojen , ebenfalls eine Art von Hauptbeamten , die wieder ihre Befehle durch Unter - Banjozen ausführen laſſen .
nur durch frohen , heitern Gefang deutſcher Lieder unterbrochen
Unmittelbar im Range auf den Gouverneur folgt der Rentmeiſter, der die kaiſerlichen Domänen verwaltet und die Aufficht über alle Recha nungsämter führt , zu welchem Ende ihm Nedenmeiſter Calcu attachirt find. Dem Rentmeiſter im Nange folgt der Ges latoren fd üßmeiſter, der die Functionen eines Militărcommandanten der Stadt verſteht. Hiebei ift noch zu bemerken , daß die Secretăre, Obera Banjozen und Rechenmeiſter während ihre8 Aufenthalts in Nagaſaki,
wird. Nur ſelten vermag ſich die Unterhaltung zu einem all:
eben ſo wie der Gouverneur verpflichtet ſind, ihre Frauen und Familien
den Kellner , der deutſche Speiſen auftragen ſoll, die Gäſte ſelbſt im lebhafteſten , gemüthlichſten Geſpräche begriffen ,1 das
gemeinen Geſpräch ausjudehnen ; meiſt ſind es kleine Grup
in Jedo zurüdzulaſſen und allen weiblichen Umgang zu meiden. Das
pen , und dieſes Zuſammenreden Vieler in deutſcher Zunge ſpricht wohl nirgends den Deutſchen heimiſcher an , als gerade
gegen iſt der Rentmeiſter und Geſchüßmeiſter davon enthunden , und
hier in der fremden Weltſtadt. Der Eine befint mimiſch -thea : traliſches Talent, und unterhält durch ſeine treffenden Geſticu :
lationen , der Andere macht ſchlechte Wiße , und verſichert da bei, daß ſchlechte Wiße allein gute feyen ; ein Dritter hat eine geſchmeidige Kehle, und weiß aufs täuſchendſte der Reihe nach die verſchiedenen Singſtimmen der Engländer, Franzoſen , Deut:
dürfen dieſe ihre Familien bei ſich in Nagaſaki haben.
Für die eigentliche Regierung der Stadt find neun lebenslängliche Bürgermeiſter angeſtellt, eine Würde , die , wie faſt alle in Japan , in der Familie erblich iſt. Ihre Macht erftredt fich aber nur auf die niedern Polizeifunctionen und das bürgerliche Recht unter Oberaufficht des Gouverneurs, während die höhere Polizei und Juftiz son dieſem leßtern felbſt verwaltet wird. Eine Berufung auf eine höhere Inſtang
;
1104 fcheint in der japaniſchen Rechtopflege nicht vorzukommen. Das Collegium der Bürgermeifter urtheilt über Sachen , die in fein Fady gehören , einſtimmig ab. Finden ſich opponirende Stimmen in dieſem Collegium , ſo liegt es dem vorfißenden Bürgermeiſter ob, den in Nede
Mehenden Fall dreimal zum Vortrage zu bringen , und dreimal ſeine Heberredungskraft aufzubieten , um die verſchiedenen abweichenden Anfichten ſeiner Collegen unter einen Hut zu bringen. Gelingt ihm dieß nicht, ſo wird der Gouvernenr zum Schiedsrichter žaufgerufen , deſſen Ausſpruch dann die Angelegenheit beſchließt. Der Gouverneur iſt Richter in den Fällen , wo auf Arreßt oder
Leibesſtrafen abgeurtheilt wird.
Bezieht ſid, aber das Verbrechen auf
Die Vertheilung in Familien hat das Gute , daß in Zeiten der Noth und Gefahr dadurch leicht ein Aufgebot und Zufammentreten der
Bürger zur Hülfe zuwege gebracht werden kann. Jede Familie liefert in ſolchen Fällen einen bewaffneten Mann , und die fünf zuſammen .
gehörigen Familien eine „Rotte oder Glied ," die denſelben Verſamm lungsplat hat. Fünf und zwanzig ſolche Rotten treten wieder zuſammen und machen unter Anführung der Ottonat und Kaſſeros einen Theil der
6 bis 7000 Mann ſtarten:Maďt aus, welche die Stadt Nagaſaki bei dem erſten Aufruf zu Hülfe liefert. Alle dieſe wohleingerichteten und ſtrengen Polizeimaaßregeln be wirfen , daß nur ſehr ſelten öffentliche Erecutionen und Strafen vor:
die Perſon oder das Eigenthum des Kaiſers , ſo muß der Gouverneur,
kommen .
nachdem er über den Verbrecher die in dieſem Fall übliche Todesſtrafe verhängt hat , die Sache noch dem Kaiſer vorlegen , der dann oft eine
tugendhaft macht , ſondern wohl die Strenge der Gefeße , wozu noch
geringere Strafe verfügt. Unter den Bürgermeiſtern ſtehen bei der Verwaltung der Stadt die
Freilich iſt's nidit die Polizei , die ein Volk ſittlich und
kommt, daß die japaniſchen Rechtsgelehrten wenig auf die Umſtände Nüdſicht zu nehmen pflegen, unter welchen ein Verbrechen begangen iſt,
ſeyen ſie erſchwerende oder erleichternde. Ihr Grundſat ſdeint zu ſeyn :
Ottonas,“ Stadtviertelmeiſter, welche die Aufſicht über einzelne Stadttheile
„ein Dieb iſt ein Dieb !" groß oder klein iſt ganz gleid , und der Dieb
oder auch nur Straßen haben. Man könnte ſie mit den europäiſchen Friedendrichtern vergleichen. Ihr Gefdäft iſt theils , die Befehle der
werde als Dieb geſtraft. – Einen Staats procurator oder einen öffentlident Ankläger hat man in Japan nicht, und ſo , da die Strenge der Gefeße befannt genug iſt, ſoweigt ſehr oft aus Mitleid lieber die beleidigte Perſon , als daß ſie den Beleidiger der Schärfe des Gerichts überliefert,
Bürgermeiſter zu vollziehen, theils durch freundliche Ueberredung kleinere zu dieſem Ende iſt verordnet , daß jede Klage zuerſt vor die Ottonas gebracht werden muß , und daß dieſe nur dann erft zu den Bürgermeiſtern gelangt , wenn die Ottonas keinen Vergleich herſtellen können . Als Aſſiſtenten der Ottonas ſind dieſen Hausmeiſter, wieder niedere Beamten beigegeben , Kaſjeros genannt welche die Aufſicht über einzelne Häuſer und Grundſtüde führen. Glieder der Stadtbeamtenfette ſind noch die „Nitſi- ge8=zi,“ Schreiber und Boten . In jeder Straße befinden ſich einige Wachthäuſer, die des Nachts ober bei Gelegenheiten , wo ein Volfdandrang zu erwarten ſteht, mit Mannſchaften beſeßt werden, gegen welche ſich zu vergehen als ein HauptStreitigkeiten zn ſchlichten.
1
.
un ſo mehr, da der obenerwähnte Verband der Familien es leicht fügen könnte, daß auch unſchuldige Perſonen bei der Anklage leiden könnten und unverdient die Schuld des andern büßen müſſen .
Die Richter in
Japan find zu gewiſſenhaft, um das Geſet bloß auf den Uebertreter anzuwenden , von bein fie überzeugt ſind , daß er vollfommen das Geſet gekannt und das Verbrechen mit Wiſſen und Willen begangen hat. Bei dem mindeſten Zweifel, ob nicht der Angeklagte unwiſſend gefehlt habe bringt man die Strafe nicht
bei jungen und unerfahrenen Perſonen
in Anwendung; dody muß in dieſem Fall der Angeklagte ſich durch eine
verbrechen betrachtet und ſtets ſehr ſchwer , mandmal ſogar mit dem Tode beſtraft wird .
Sørift , die er mit ſeinem Blute unterzeichnet , verpflichten , niemals
Den Hauptmittelpunkt, um welchen ſich die japaniſche Polizeiver-
ſein fernered Betragen Würgen ſtellen . Bricht er dieſe Verpflichtung, vſo hat das Meer nicht Waſſer genug ," um ſeine Schuld abzuwaſchen, und er ſowohl wie ſein Bürge fallen der härteſten Strenge des Gefeßes
.
waltung mit leichter Mühe bewegt , bildet die regelmäßige Vertheilung der Eingeſeſſenen in Familien .
Nicht allein daß jedes Familienhaupt
für ſeine Kinder, Diener und die Fremden , die bei ihm wohnen , ver-
!
mehr ſich eines ſolchen Verbrechend ſchuldig zu machen und zugleich für
unerbittlich anheim .
antwortlich iſt , ſo ſind auch noch immer fünf Familien untereinander
Nach dieſein Geſagten dürfte man der Verſicherung Glauben ſchenken,
wechſelſeitig zur Verantwortung verbunden, was bei einer oder der andern
daß es wohl kaum ein ander land der Welt gibt , wo man ruhiger gut
von ihnen geſchieht. So iſt die immerwährende Beaufſichtigung dieſer fünf Familien gegeneinander hier Pflicht, wie ſie bei uns in Europa
Bett gehen kann , und wo im Allgemeinen die Sicherheit für Perſon und Eigenthum größer wäre , ale hier. (Fortſeßung folgt.)
eine läſtige Unbeſcheidenheit wäre. Erfundet nun irgend einer bei dem andern eine rechtswidrigkeit, ſo muß er ſich vier Augenzeugen zu ver
ſchaffen wiſſen , und die Sache ſofort bei den Kaſſeros und ſo weiter hinauf bei den andern Beamten anzeigen. Zeigt das beaufſichtigende Familienglied eine Nechtswidrigkeit nicht an und ſie kommt zur Sprache,
Ueber die Einwirkung giftiger metalliſcher Sub ftangen auf die Vegetation. Es iſt an einigen Orten Gebrauch, metalliſche Gifte , 3. B. Arſeniffăure , auf dem Boden zu verbreiten ,
Yo wird der Nachrichtige als Hehler ebenfalls beſtraft. Der Hausarreſt, eine in Japan oft vorkommende Strafe, iſt nicht To leicht, wie etwa in Europa. Gewöhnlich dauert er hundert Tage.
um die ſchädlichen Inſecten zu zerſtören.
.
.
Dieß Verfahren hat ſchon
mehrfach die öffentliche Aufmerkſamkeit rege gemacht, die Brüſſeler .
Afademie hat die Sache zum Gegenſtand einer Preisaufgabe gemact,
Die Thüren und Fenſter des Hauſes werden dicht verſchloſſen , und jeder Umgang mit Fremden ſtreng unterſagt. Mekleiden die Arretirten ein
und zwei Schriften ſind über die Sache eingelaufen , die ſich jedoch im Weſentlichen dahin vereinigen , daß ſolche metalliſche Gifte von den
Umt , ſo wird ihnen dieß für die Zeit genommen , ebenſo wird ihnen
Pflanzen nur dann abſorbirt werden, wenn ſie auflöslich find, und dann
das Gewerbe oder der Handel , mit welchem ſie fido etwa ernähren,
wird die Reimung ſelbſt verhindert, diejenigen Pflanzen aber , die dann
fiftirt. Auch dürfen ſich die Männer nicht raſiren, mit welchem Verbot
nadkommen , zeigen feine Spur von metalliſchen Giften. (Echo du
zugleich nach japaniſchen Begriffen eine Art Schande verbunden iſt.
Monde Savant vom 18 September . )
1
g 1
Di ånden, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſialt der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
1
Nr . 277 ..
Das
AA 其 usla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 4 October 1841 .
Petersburger Skizzen.
Es iſt rührend anzuhören , was die Beißer von Leibeiges
(Von Treumund Welp.) Der Leibherr .
nen in Rußland zum Vortheile dieſer wohlthätigen Einrichtung anzuführen wijſen . Ein Pröbchen der Menſchlichkeit und Ges rechtigkeit der ruſſiſchen Leibherren lieferte uns Fr. Wilhelm
Totum in eo est, ut tibi imperes ! Cicero.
Es beſteht Alles darin, daß du dir ſelbſt gebieteſt.
v. Lüdemann in ſeinem Buche über Petersburg , indem er eis I
nen Grafen Gregor recht erbaulich die Eriſtenz der Leibeigens fchaft beklagen läßt, daneben aber doch anerkennend bemerkt :
Wir ſuchen vergeblich in der Culturgeſchichte nach dem Namen des glorreichen Erfinders der Leibeigenſchaft. Ueberall
wie den glebae adscriptis gar nichts am Geſchent der Freis
entbehrlicher wird und das große Genie, welches für eine
heit gelegen ſey , ſie alſo vielmehr im Gefühl von etwas Höherem und ganz gegen ſonſtige gemeine Menſchennatur lich lieber für andere , als für ſich ſelbſt plagen. Der Hr. v. Lüdemann läßt auch feinen Grafen nur gegen die Idee , alſo
Perſon die größtmögliche Anzaht anderer wünſchenswerth macht, blieb unbekannt und ungenannt. Doch es wimmelt ja
gegen die Theorie ſprechen, während er die Praris ſtark in Schuß
ſtoßen wir auf Leute, die ihren Wiß angeſtrengt, um Maſchine
rien auszuklügeln, durch die der Menſch dem Menſchen immer
die Geſchichte von Ungerechtigteiten !
Unſer monumentluſtiges Zeitalter iſt alſo außer Stand
nimmt, und das zu ſeiner Ehre ; denn welcher wohlgeſinnte
Leibherr wird ſich die Schande anthun mögen, zu erklären : die falle oder Leibeigene Sorge um ſo und ſo viele Seelen ihm zu ſchwer, da Federmann weiß, daß dieſe Sorge eben nur in Einſtreichung der Summe beſteht, welche der Obrok abwirft, oder die von den Seelen bearbeiteten Grundſtüde bringen . Der Leibeigene denkt viel zu nobel, um ſeinen Leibherrn mit -
geſeßt, bei Chorwaldſen das Standbild des unſterblichen Wohl tbaters von Millionen auf unkoſten weniger beſtellen zu können.
Zur Huldigung des Zeitgeſchmades und damit namentlich uns Deutſchen nicht eine Menge von Feſtivitäten, hauptſächlich aber
keine erdenkbare Schmauſerei entgehe, ließe ſich die Errichtung eines moglichft ſchweren Steines vorſchlagen , auf deſſen Seiten:
wänden man die Namen der berühmteſten Beförderer der Idee des großen Unbekannten eingraben dürfte. Es würden bei der Gelegenheit die Namen der größten Juriſten ( vulgo Rechts : verdreher) aller Zeiten dem Publicum ins Gedächtniß gerufen
werden ; denn deren Scharfſinn iſt wohl hauptſächlich die recht: liche Begründung der Leibeigenſchaft zuzuſchreiben. In Bezug
anderer Sorge beſchwerlich fallen zu follen .
Die großen Seelenbeſißer wiſſen zum Glück des Staatsa oberhauptes auf allerhand eindringliche Art und Weiſe begreife lich zu machen , wie gefährlich es werden müßte , wollten oder ſollten ſie ihren Seelen die Freiheit ſchenken . Die dankbare Anhänglichkeit der Leute ließe Revolutionen über Revolutionen fürchten , und wenn die Krone etwa mit der Behauptung aus
auf Rußland würde man weniger rechtswiſſenſchaftliche, dafür
geſtiegen fåme : daß die von ihr frei gegebenen Millionen
aber um ſo mehr gewaltwiſſenſchaftliche Beförderer anzuführen
Bauern ganz ruhig das Geſchent der Freiheit angenommen , To verſteht es ſich von ſelbſt, daß dieß theils undankbares Gea
haben.
Obenan käme der Name des liebenswürdigen Iwan IV, dem die garſtige Dame Hiſtoria einen Kleds im Zunamen des Grauſamen , Schredlichen angehangen ; darauf folgten etwa
Alerei Michailowitſch , beffen große Verdienſte um die Sache hervorſtechend ſind, und der große Peter glänzte — wie in vielen andern Dingen auch hierin, und deſſen Namensbuchſtaben müßten aus der groben Schwabacherſchrift genommen werden.
findel ohne rechte leibeigene Anhänglichkeit fer , welches nur rund um von ihren ächten Seelen eingefaßt wäre, und nur
darum Ruhe halten müſſe. Wohl geſtehen die leibherren inds geſammt zu : es könne Mißbrauch mit den Seelen getrieben werden ; denn es läßt fich die bei den vielfach vorkommendent Beiſpielen nicht abdisputiren , allein ,,Katſche" (wie denn ) heißt es „wozu wären denn die Gefeße ?" 277
1106 Das klingt freilich beinahe wie des Juden Bemerkung :
„Wozu wären denn die Eide , wenn nicht falſch geſchworen werden könnte ?!“ Aber wer wird uns ſo etwas zumuthen ? Zwar erſchalten ſchon öfter Klagen bis zum Throne, denn ein
deren Andenken noch in friſcher Erinnerung der älteren Ge: noffen fortlebt. Von Chorwaldſen iſt bekannt, daß er, zu feis nem König eingeladen , alle Ordensbänder abgelegt , und mti
zelne Wagehälſe oder Verzweifelte drangen mit ihren Klagen
Teinem Bajocco - Orden an der Bruſt ſich zum Mahle geſeßt habe. Vor zwei Jahren verfaßte der durch ſeine Lieder (mit
zwar nicht durch, ſondern wurden durchgeſchoben, um als Mittel
Randzeichnungen Düſſeldorfer Künſtler) längſt bekannte Maler
zu andern Zweđen zu dienen , allein bei welcher noch ſo vor: trefflichen Sache fände fein Mißbrauch ſtatt ? Bei welcher Heerde
Robert Beiniť , aus Veranlaſſung eines ſolchen Ponte -Molle Feſtes eine Parodie des Liedes vom Prinzen Eugenius, die
fänden ſich keine Mißrathenen ? Werden nicht in ſolchen Fällen
ießt als ſtehender Feſtgeſang verwendet wird , und deßwegen
die Mißbräuche der Gewalt beſtraft ? Und wozu endlich eine Radicalcur riskiren, ſo lange wir noch mit Palliativen durch kommen ? Daß es eben etwas ſchwerer hält für die Seelen,
hier ihre Stelle finden möge. Der Titel des Liedes lautet : „ Neu entde&te und ſehr merkwürdige Hiſtoria , aus was
mit ihren Klagen ſich nach oben Gehör zu verſchaffen ; dan
Molle hat erbauen laſſen, und was dabei weiter arrivirt, ans Licht gefördert, und nach der fürſtlichen Weis des
man ihnen alle dergleichen Verſuche wo möglich derb eintränken läßt, iſt ganz in der Ordnung, denn ſie würden immerfort zu queruliren haben. Man iſt es den Behörden ſchuldig, dagegen zu ſteuern , und dieſe unterſtüßen denn auch , wie billig, alle Autoritäten, zumal ſie wiſſen, wie dieſe doch ſtets beſſer zu bonoriren im Stande find. Unſere Seelen find noch viel zu dumm und beſchränkt, um von der Freiheit vernünftigen Ge:
brauch machen zu können.
Selig ſind die Einfältigen , wir
wollen alles aufbieten, ſie in dieſem ſchuldloſen Zuſtande zu
erhalten . Betrachten wir uns ſelbſt; macht uns die Erfennt niß beſſer ? Warum die Unſchuldigen einer Sultur entgegeu führen, die ſo viele Gefahren zu beſtehen hat ? In ihren jeßigen Zuſtänden befinden ſie ſich wohl!" (Fortreßung folgt.)
Künſtlerleben in Rom . ( Schluß.)
Die Geſellſchaft trägt den Charakter eines geſchloſſenen Kreiſes ; alle Mitglieder desſelben ſind in einem Buche einge: tragen, und ihre geſelligen Vereine find durch die Chargen ei: nes Präſidenten und zweier Volfstribunen im Junern geordnet.
Nachdem ſich nämlich der neue Ankömmling als paſſendes Mit glied ausgewieſen hat, ſteht es ihm frei, ſich um die Ehre des Bajocco-Ordens zu bewerben , und ſeine Landsleute zu einem
faſſe Wein einzuladen, bei welchem er dann zum Mitter dieſes
Urſachen Conſtantinus der römiſche Kaiſer den Ponte:
Prinzen Eugenii in teutſche Reimen geſeßt zu Ehren der teutſchen Künſtlerzunft in der weltberühmten Stadt
Roma durch N. N. Rom, 16te Olympiade der Pontes Molle und Servaren . “ Conſtantinus der röm'ſde Kaiſer Wollte baun Paläſt wie Häuſer,
Rom aueſchmücken ganz und gar ; ließ drum ſchlagen eine Brufen, Daß da rollt herüberruden Eine deutſche Künſtlerſchaar.
Als die Bruden nun war gefolagen, Daß nun funnt ein Reifewagen Frei paffir'n den Tiberfluß;
Nannt er ihn den Ponte-Molle, Ordinirt ſtatt Brüdenzolle Ein Faß Wein zum Wilkomm -Gruß. Am acht und zwanzigſten November ſo eben Ram ein Courier bei Sturm und Regent
Zeigt's im Café Greco an ; Daß die Künſtler arriviren , So viel als man funnt verſpüren,
An die dreimalhunderttauſend Mann.'
Namen Ponte :Molle zuvor im Café greco angekündigt , und
Al& Kaiſer Conftantinus dieß vernommen, ließ er gleich zuſammenlommen Sein Senat und Hofmarſchall;
nachdem ſich die Künſtler zahlreich verſammelt haben, wird der
Er that fie recht inſtruiren ,
Candidat mit verſchleiertem Geſicht vor den Volkstribun vor : geführt, um Namen , Beruf gefragt , ihm einige bedenkliche Fragen vorgelegt, in deren Beantwortung ihn ein Schlud Wein
Seine Gäft' mit großem Schali.
erhabenen Ordens gewählt wird.
Das Feſt wird unter dem
Wie man ſollt' introduciren
unterſtüßt, und hat er ſich endlich durch dieſes Eramen be:
Bei der Parol' thắt er befehlen ,
währt, ſo übernimmt es der im feſtlichen Gewand obenan: figende Präſident, dem Genoſſen den Künſtlerorden umzuhan: gen, und läßt ihn in ein Buch feinen Namen aufſchreiben,
Daß man ſollt die fieben zählen
das er ſpäter mit irgend einer Arbeit ſeiner Hand auszuſchmů: den hat. Dieſes Album enthält bereits eine namhafte Anzahl
Mit dem Wein zu ſcharmurißen ,
Nach der Uhr de Francia ; Aller rollt im Fiano *) ligen , Was von Künſtlern wäre da.
von Handzeichnungen und kleinen Malereien unſerer bedeutend
ſten Künſtler, und mit Stolz und Wohlgefallen durchblättert der neue Ordensbruder die Namen ſo vieler Notabilitäten,
*) So heißt das Wirthshaus, das bei dieſen Plenarverſammlungen ſeinen geräumigeu Saal einräumt.
1107 Alles ſaß aud gleich im Fiano,
auf welchen die Fremden in den winfeligen Trattorien gepropft
Jeder trant erſt ganz piano,
ſind, Abends zu manchen luſtigen und ergößlichen Scenen Ver anlaſſung gibt.
Bis die Gäfte traten ein : Maler, Bildner, Rupferſtecher, Architekten, wadre Zecher ;
'8 gab fürwahr einen guten Wein. Ihr Oeſellen auf der Seiten Spielet auf mit Gläſer- Täuben Mit den Gläſern groß und klein , Daß die Türken und die Heiben, Die den Wein nicht können leiden, Mögen laufen all' davon ! Conſtantinus, der röm'ſche Kaiſer, Drauf nebſt ſeinem Vice-Raiſer Den Sermon ſehr ernft begann . Der Tribun lief auf und nieder :
Doch genug von dieſem fröhlichen, heitern leben, wodurch die harte Tagesarbeit unſerer Künſtler gewürzt wird, und Er: holung findet ; laſſen ſich doch ſolche Erlebniſſe immer nur halb ſchildern und halb verſtehen , weil die augenblickliche Laune und
die äußere Stimmung dabei fehlen . Haben wir unſere Lefer vermocht, ihr Vorurtheil , das ſie gegen die deutſchen Künſtler gefaßt, wenigſtens ſo lange zurüdzuhalten , bis das Glüc fie ſelbſt in ihren Umgang geführt hat , ſo haben wir unſere Ab ſicht erreicht. Gerne möchten wir auch Andern Muth machen , ſich eines Vergnügens nicht zu berauben , das dem Verfaſſer
in der Erinnerung nicht unten ſteht unter der reichen Fülle von Freuden aller Art, beren Erlebniß ihn ſtets mit innigem Dant und herzlicher Liebe an Heſperiens Wunderland fer: ſeln wird.
„ Halt't eud brav, ihr beutſchen Brüder,! Greift euer Werk recht herzhaft an .“ Raiſer Conſtantinus, der mußt' aufgeben
Seinen Geiſt und großes Leben , Ponte Molle doch beſtand, Und noch ießt in frohen Liedern Bringen wir darauf den Brüdern Deutſchen Gruß am Tiberſtrand.
(Fortſegung .) Die Inſel Deſima. Es iſt bekannt, daß die Portugieſen die erſten Europäer waren, 4 4.
die um die Mitte des 16ten Jahrhunderts in Japan feſten Fuß faßten,
welche, nach dem Namen ihres Präſidenten benamst, in einer
wo ſie durch Hülfe der Jeſuiten verſuchten, das Chriſtenthum einzuführen , und hiedurch zugleich das ganze Land unter die Herrſchaft ihres König! zu bringen. Da ſie ſich aber zu dieſem Zwed höchſt verkehrter und unkluger Mittel bedienten, fo ſtieg der Argwohn des japaniſchen Hofes, und das Ende des liedes war , daß die japaniſche Regierung ihre unbe: ſcheidenen Gäſte hinauswarf und ihnen das Wiederkommen verbot. Ein loos , das alle übrigen chriſtlichen Fremdlinge, wenn auch nicht in ſolcher Ausdehnung wie die Portugieſen , traf. Indem die japaniſche Regierung die früher zugelaſſenen chriſtlichen Gäſte unwürdig erklärte , japaniſchen Grund und Boden zu bewohnen , gab fie ben Befehl, am Ende der Stadt Nagafafi eine Inſel, Defima, einzurichten, welche den Fremdlingen zum Aufenthaltsort oder eigentlid; zum Gefängniß dienen ſollte, eine Gunft, die auch noch die Portugieſen bis zum Jahre 1639 genoſſen , in welchem Jahre ſie dann aber plößlich auch aus dieſem legten Zipfel des
der Steinwände eingemeißelt wird ; auf dem freien Felde ne:
Reichs entfernt wurden.
ben den Höhlen werden Eſelswettritte, Tourniere und Feſtſpiele angeſtellt, und auf einen Strohmann, deſſen Kopf ringsum mit Federn verſehen einen Kritifer präſentirt , tauſend Pfeile ab:
Die Inſel Deſima ift fein Werk der Natur, ſondern von Menſchen händen , die auf faiſerlichen Befehl dieſes Stüdchen Erde in ba& Meer fenkten und es aus demſelben aufſteigen ließen. Als der japaniſche Herrſcher gefragt wurde, welche Form das Eiland erhalten ſolle, zeigte er als Antwort ſeinen Fächer , welche Geſtalt audy wirklich die mit der Stadt durch eine Brüde verbundene Inſel erhalten hat. Die Holländer, die im Jahre 1609 nach Japan famen , bezogen dieß Gefängniß, die Inſel Deſima, im Jahre 1641 unter ihrem Gou verneur Marimilian Lemaire. Auf der Inſel befinden ſich die Wohnungen
Ein zweites Feſt ähnlicher Art, das alle Deutſchen , Künſt: ler, Gelehrte und Laien vereinigt, iſt das ſogenannte Cervaros
feſt, der Sarneval der Deutſchen ; in buntem Coſtüm , unter verſchiedenen Maskenanzügen ziehen die Künſtler am Morgen
eines heitern Frühlingstages in verſchiedenen Cohorten , theils zu Roß, theils zu Eſeln, theils zu Wagen, oder zu Fuß in die
zwei Stunden von Rom entfernten Steinbrüche, um hier unter freiem Feld mit falter Küche einen Tag zu campiren ; ein
Drafel, das die Sibylle des Cervaro von ihrer dunkeln Höhle heraus unter geheimnißvoller Muſit ſpricht, verkündigt den Deutſchen die Freuden und Leiden der kommenden Olympiade,
abgeſchoſſen . Doch
dieſes Feſt hat der leider zu früh ver
ſtorbene Gaudy To allerliebſt geſchildert, daß es genügen mag, auf dieſe Erzählung unſere Leſer nochmals aufmerkſam gemacht zu haben. Außerdem ſind Ausflüge in die benachbarte Sam:
pagna, auch zur Winterszeit in größerer Geſellſchaft angeſtellt, nichts Seltenes , wie ich mich beſonders erinnere, bei einem deutſchen Weinhändler in der Umgegend von Tusculum in ve: gleitung vieler Landsleute eine recht heitere ellerinſpection 1
Skizzen aus Japan.
vorgenommen zu haben, bei welcher es im Kopf und Herz der Gäſte nicht minder gährte, als im unterirdiſchen Kellergewölbe. Der Sommer bringt wenigſtens die Landſchaftsmaler zu gro: Beren gemeinſamen Ercurſionen , bei denen der enge Raum,
.
.
des Gouverneurs und der andern holländiſchen Beamten ; dann eine Reihe
von Padhäuſern zur Unterbringung der Schiffsladungen , und Gebäude zum Aufenthalt der japaniſchen Ober -Banjozen , Ottonas , Kafferoſſen, Dolmetſcher, der Beamten der Finanzkammer und der übrigen japaniſchen Staatsdiener. Ein oßer Maſtbaum mit der holländiſchen Flagge erhebt fich hoch über die Häuſer. Auch iſt ſeit 1823 ein mehr merkwürdiger =
.
1108
Stifter bebfelben waren , ein Monument errichtet, das aus einem drei
oder vielmehr mit Geld nicht handeln. Das , was file zum Verkauf bringen , wird durch die Finanzłammer in Nagafati öffentlich verkauft und für den Betrag davon , nach Abzug von 35 Procent, dem Oberhaupt ein Credit eröffnet,“ was den Namen von Lambang - Rechnung führt, im Gegenſat von der ſogenannten Komp8 = oder Compagnierechnung, welche aus dem Verlauf der Ladungen entfteht, die jährlich auf Forderung der Finanzkammer durch das niederländiſche Gouvernement angegebent wird, und wofür dem Käufer nach einer beſtimmten Tare andere Güter
edigen , ungefähr 3 % Fuß hohen und 5 Fuß im Durchmeffer haltenden Stein beſteht, auf welchem in goldenen Lettern fich folgende Inſchrift
an die Stelle gegeben werden. Was die Niederländer kaufen wollen , wird ihnen von beſtimmten Lieferanten zugebracht, die unter Aufſicht der
befindet:
japaniſchen Finanzkammer ſtehen , nämlich von dem Comprador , bem
als ausgebreiteter botaniſcher Garten unter Leitung des berühmtex Dr. $. Siebold auf der Inſel angelegt. Alles dieß befindet fich auf einem Raume von ungefähr 56 Ruthen länge und 18 Ruthen Breite, trägt aber deſſen ungeachtet den großartigen Titel ; „Niederländiſche Handelsfactorei in Reiche Japan .“ In bem botaniſcher Garten hat Dr. v . Siebold zum Andenken an ſeine verdienſtlichen Vorgänger, Kämpfer und/Thunberg, welche die erſten 2
E. Kämpfer,
Stof - Mann und dem Lad - Mann , von welchen der erſtere alle Ef=
C. P. Thunberg.
waaren und die Sachen zum häuslichen Gebrauch liefert, der zweite alle leinenen , ſeidenen und andere Stoffe , und der dritte die weltberühmten
Ecce ! virent vestrae hic plantae forentque Quotannis cultorum memores , serta ferunt Qua pia. Dr. v. Siebold.
Von dem Inſelchen felbſt wäre nun wohl eigentlich nichts mehr zu
ſagen ; das wenige , was wir hier erwähnt haben , diene nur als Ein leitung , um dem Leſer einige Bemerkungen über den Aufenthalt der Holländer auf Deſima und über die Art der Behandlung , welche die Japaner ihren Freunden , “ den Holländern , angedeihen laiſen , mitzu
japaniſchen ladirten Sachen . Beſit von Waffen jederlei Art iſt den Holländern verboten , nur das Oberhaupt darf einen Degen tragen , und zwar nur bei amtlichen Vorfällen . Streng genommen iſt auch der Befit der Bücher verboten,
die über die chriſtliche Religion handeln , und von Bildern , die dazu gehören .
311 den leßten Jahren iſt darin mehr Nachricht gezeigt
worden .
des verbotenen Handels zu hemmen. Die Niederländer dürfen mit Nies mand verkehren , als mit den Dolmetſchern , und ſelbſt diefen iſt der Zutritt zu dem Gouverneur und den andern holländiſchen Beamten nur unter Begleitung eines Ottora oder Kaſſeros geſtattet, die darauf ſehen müflen, daß bei dergleichen Zuſammenfünften nichts, als was ſtreng zur
Obgleich auf der Inſel Defima kein Japaner wohnen darf und mag, ſo erlaubt doch die Regierung, daß fich japaniſche Mädchen dort an die Niederländer vermiethen und Tag und Nacht auf dem Eilande bleiben dürfen , mit der Verpflichtung, fich einmal des Tages bei dem wacht habenden Banjoz am Landthore zu melden , daß fie dort noch anweſend find. Ieber dieſe Mädchen , die der holländiſche Reiſende Meylan kurze weg , B n“ nennt , laſſen wir ſeine eigenen Worte folgen , die alſo lauten : „ Ich will nicht abſtreiten , daß dieſe Freiheit , Mäschen in Dienſt zu nehmeit, meiſtens zu einem Umgang Veranlaſſung gibt , der nach unſern europäiſchen Begriffen eben nicht ein fittlicher und ehrbarer iſt. Andrerſeits aber ſind dieſe dienſtbaren Geiſter ſchwer zu entbehrert, obgleich die japaniſche Regierung auch das miethen männlicher Diener erlaubt, die aber nicht vor Sonnenaufgang auf die Inſel kommen und
Sache gehört , geſchieht. Von der Inſel darf kein Holländer gehen,
nach Sonnenuntergang auf derſelben nicht bleiben dürfen , ſo daß ohne
wenn er nicht die ausdrüdliche Erlaubniß des japaniſchen Gouverneurs
die Hülfe der erwähnten Mädchen die Holländer in den langen Wintera abenden ſogar ohne Theewaſſer bleiben müßten , was doch eine große Unbequemlichkeit wäre.“ Der lebte Saß diefed Räſonnements befundet
theilen. Dieſe Behandlung kann mit den Worten eines dort lange lebenden Niederländers angedeutet werden , der fich folgendermaßen aus . drüdt : „ Wenn die Japaner ſo mit Freunden umgehen , ſo bewahre
der Himmel Jedermann , als Feinde in ihre Hände zu fallen!" Das Augenmerk der japaniſchen Regierung gegen die Holländer geht darauf hinaus, alle Gemeinſaft derſelben mit den Japanern abzuſchneiden,
und ſo die Verbreitung der chriſtlichen Religion und das Emporfommen
dazu erhalten hat.
Nach Sonnenuntergang in Ser Stadt zu verweilen,
ift gänzlich unterſagt , und während des Tages nur unter Bewachung eines Unter - Banjozen erlaubt. Auch darf er fein Haus betreten , das
.
.
.
deutlich den Niederländer.
nicht in der Erlaubniß ausdrüdlich bezeichnet ; ausgenommen ſind hieron
Was den Holländern ſehr mißfällt , iſt die ihnen ungewohnte Höf=
die öffentlichen „ Theehäuſer.“ Die Inſel iſt durdy zwei Thore , eines an der Land - , das andere an der Seeſeite gelegen , abgeſperrt, wovon
lichkeitsbezeugung, die bei jeder Gelegenheit die japaniſchen oder vielmehr
die Nagaſaki'ſdhen Negenten von ihnen fordern. Wenn die Bürgermeiſter,
das leptere nur während der Handelszeit, wenn die holländiſchen Schiffe
Ober - Banjozen und andere hohe Beamte fich in Oeſchäften zu dem
auf der Rhede liegen , geöffnet wird. Nach Ablauf dieſer Periode wird
holländiſchen Oberhaupt verfügen , ſo iſt dieſer verpflichtet , in ſeinemt þauſe Teppiche ausbreiten zu laſſen, Liqueure und Confituren zu ſervirent, den japaniſchen Beamten an der Thüre zu empfangen , und wenn dieſer
1
dieſes Thor nicht allein verſchloſſen , ſondern ſogar verſiegelt. - Das
Landthor iſt Tag und Nacht mit einer ſtarken Wache beſeßt, die Niemand ohne ſpecielle ſchriftliche Erlaubniß 868 japaniſchen Gouverneurs aus oder einpaſſiren läßt ; auch für die geringſte Kleinigkeit von Waaren;
Eswaaren ausgenommen , iſt ein Paſſirſchein nöthig.
Jeder das Thor
paſſirende Holländer wird am Leibe ſtreng unterſudt, ob er keine ver botenen Güter bei fid führt ; der holländiſche Gouverneur ben wir zum Unterſchied von dem japaniſchen lieber nach holländiſchem Sprach iſt von dieſer niedern gebrauch das „Oberhaupt “ nennen wollen Viſitation befreit.
Ferner dürfen die Niederländer fein Geld haben ,
nach ſeiner Landesfitte auf den Ferſen auf dem Teppich niederfauert,
dieſe Stellung nachzuahmen und ſein Haupt zwei- bis dreimal bis zum Boden ju neigen die Weiſe, wie man hier ſein „ Compliment“ macht. Wenn der ſteife holländiſche Naden fich nun zu ſolchem Gruße bequemt hat , ſo verbindet ſich damit der gefränkte Stolz, daß die Japaner dieſe Verneigung gar nid t erwiebern , ſondern im günſtigſten Fall höchſtens mit einem leidhten Kopfniden antworten. ( Schluß folgt.)
München , in der Literariſch -Artiſtiſchen Auftalt der 9. 6. Cotta'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widerman n.
Nr. 278 .
Bas
A u sland. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtiger und fittlichen Lebens der Völker. 5 Dctober 1841 .
Bemerkungen über die pyrenäiſche Halbinſel.
genheit übernommen, und es fragt ſich, wie er dieß Vermächts niß benußen wird. In gang Spanien und zum Theil auch in
Es iſt kein Zweifel, daß für dieß ſchöne Land eine neue Zeit angebrochen iſt, indem die bedeutendſten Hemmuiſſe einer lebendigern Entwidlung endlich einer kräftigen Regierung und der wachſenden Einſicht der Nation weichen werden. Wir haben es hier uicht mit der Art zu thun, wie Eſpartero zur Gewalt gelangte, oder überhaupt , in welchem Verhältniß zu einander die verſchiedenen politiſchen Parteien ſtehen, ſondern bemerken bloß, daß man bisher über dem lärmenden Kampf dieſer Parteien und Perſonen die allgemeinen Strebniſſe der
Portugal gab es ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts, ſeit nämlich
Nation unbeachtet ließ, und wenn man ießt auf einmal von
Bemühungen hört, Straßen und Sanäle herzuſtellen , ſo darf man nicht glauben, als ob die Nation früher gar nicht darauf geachtet; im Gegentheil, es iſt einleuchtend , daß ſolche Be: mühungen ſchon von früherer Zeit her datiren, und nur bei den mannichfach anderswo in Anſpruch genommenen Regie: rungen wenig Gehör und Unterſtüßung fanden . Spanien befindet
fich in demjenigen Zeitpunkt ſeiner Entwidlung, wo die Mehr: zahl, des Bürgerkriegs und ſeiner Verwirrungen herzlich müde, fich der Leitung einer feſten Hand hingibt, welche ihm Rube und eine freiere Entwidlung ſichert. Deſhalb werden alle an : ſtrengungen der einzelnen , glüdlicher Weiſe meiſt zertrümmer:
die franzöſiſche Revolution alle Geiſter aufgeregt, eine bedeus tende Anzahl Männer, welche den geſunkenen Glanz des ſpani ſchen und portugieſiſchen Namens recht wohl und mit Ingrimm fühlten ; der Haß, welcher ſich gegen die in Spanien eingefalle nen Franzoſen , wie gegen die zu Hülfe eilenden Engländer ent: widelte, war nichts anders als der Neid und die Erbitternng über die politiſche Nichtigkeit der Nation , und über den Ein
fluß, welchen Fremde über die Regierungen von Spanien und Portugal ausübten ; man verlangte von dieſen leßtern , ſie ſoll: ten dieſes Einfluſfes fich erwehren, und als fie dieß theils nicht
zu thun vermochten, theils nicht wollten , fielen ſie in Verach tung, und dieſe Verachtung war die Mutter der meiſten Re: volutionen, welche die pyrenäiſche Halbinſel ſeit 30 Jahren ro unſäglich verwirrten. Es konnte nicht fehlen, daß ſich in den zahlreichen Clubs, welche die politiſche Regeneration der Halb
inſel durch geheime Machinationen zu befördern ſtrebten , die Anſicht ausbildete, daß man vor Allem zwiſchen Portugal und Spa
nien Einheit herſtellen müſſe, und wir ſehen deßhalb jedesmal, wenn die ſogenannte revolutionäre Partei in beiden Ländern
am Ruder iſt, wie z. B. im Jahre 1821, beide Regierungen ten Parteien , die der wüthenden Moderados ſo gut wie der bedächtiger gewordenen Carliſten , an dein feſten Willen und der Ruhe Eſpartero's ſcheitern , und auch die Beſtrebungen ener
ſich freundlichſt die Hand reichen . So wurbe eine Vereinigung beider Reiche ein Lieblingsgrundſaß der revolutionären Partei,
giſcherer Männer wie Narvaez *) werden am Ende ins Lächer:
ein Grundſak, den freilich der Einfluß der Fremden, nament: lich Englands, mit Hülfe der betheiligten Regierungen leicht
liche fallen, wie die Thaten des Ritters von der Mancha. Espartero hat den jeßigen Stand der Dinge auf der pyre näiſchen Halbinſel nicht erſchaffen, er hat ihn von der Vergan
darnieder hielt, der aber nichtsbeſtoweniger ſeit zwanzig Jahren ſidhtlich an Straft und Bedeutung gewachſen iſt, und deſſen fer
*) Don Ramon Narvaez iſt derſelbe , den man im I. 1838 zum Oberbefehlshaber der Armee des Südens ernannte, um dem be
Portugal ſtets in ihren Grundfäßen einander entgegenſtehende
reits übermächtig werdenden Einfluß des Grafen von Luchana
nere Entwiklung das Beſtreben Englands, in Spanien und Parteien in der Regierung zu erhalten , nicht auf die Länge hindern wird.
ein Gegengewicht entgegenzuſeßen ; allein die Andaluſierließen ihn, wie früher Cordova, im Stich. In neueſter Zeit iſt Narvaez in London, Paris, Bayonne, Perpignan, Gibraltar und Liſſabon geweſen , wie man vermuihet, in der Abſicht, Plane gegen Eipar
tero's Ferrſ¢ aft ins Werk zu reben ; ſo ſehr aber ſeine Energie und Thätigkeit zu fürchten find, ſo wenig will man ſeinen Planen im Allgemeinen große Goffnungen verſprechen.
Es fragt ſich nun , in welchem Verhältniß ſteht Espartero zu dieſer ſichtlichen Tendenz der Geſammtnation.
Für die
Beantwortung dieſer Frage läßt fich freilich nur ein Inductions: beweis führen ; nachſtehendes aber möchte von der Wahrheit
wohl wenig abweichen . Eſpartero verkennt dieſe Tendeng 278
1110 nicht, ſiebt aber flar ein, daß eine gewaltſame Vereinigung
des freien Verkehrs mit dem ganzen übrigen Spanien das
beider Reiche in dem Entgegenwirken der Fremden, namentlich
Ihrige dazu beizutragen , denſelben vollends zu beſchwichtigen.
Englands, fürs erſte noch auf ein unüberſteigliches Hinderniß
Die Geduld , welche Eſpartero bisher bei der Unterhands
ſtieße; er hat deßhalb die gewaltſame Verfolgung der Frage
lung gezeigt hat, iſt bei ſeinem bekannten Charakter ein riches
über die Dueroſchifffahrt aufgegeben . Man hat in ihn gedrun : gen , auf den Grund alter , aber bereits erloſchener Verträge
res Zeichen, daß ein entſcheidender Schritt , wenn ſein Ents ſchluß einmal gefaßt iſt, mit Raſchheit zur Ausführung kom
hin von Portugal die Hinwegſchaffung der Depots von eng
men wird .
liſchen Waaren in der Nähe der ſpaniſchen Gräuze peremtoriſch zu verlangen ; er hat dieſes Anſinnen zurüďgewieſen , läßt aber längs der portugieſiſchen Gränze ein halbes Heer aufgeſtellt,
So ſchreitet Espartero auf der Bahn der nationalen In tereſſen , wir möchten ſagen , mit ſpaniſchem Phlegma und ſüd licher Raſchheit vorwärts. Ade ſeine Schritte zeigen , daß er
um dem Schmuggelhandel wirkſam zu ſteuern , was ihm auch
Spaniens Stellung zwiſchen England und Frankreich vortreff
wenigſtens im Norden ſo ziemlich gelungen ſeyn ſoll. Indeßlich erkennt, daß er deſſen Unabhängigkeit bewahren und nöthis fchreibt Campuzano ſeine Flugſchriſt über einen Zollverband genfalls ein geachteter Bundesgenoſſe oder ein gefährlicher Feind zwiſchen Spanien und Portugal, die portugieſiſche Revolutions- werden könnte, wenn man ihn durch unkluge Schritte nöthigte, partei, die Septembriſtas, faßt den Gedanken aus Haß gegen feine neutrale Stellung aufzugeben . Jeder Sdiritt Eſpartero's , England auf, und dieſer Haß ſteigert und verbreitet ſich durch der Unterricht im Leſen und Schreiben , welchen er ſeinen Solda die von England gemachte und von der portugieſiſchen Regie:
ten geben läßt, wie die Anlegung von Straßen und die Schiff
rung aus Finanznoth zugeſtandene Aufhebung des Schußjolls für die portugieſiſche Schifffahrt im Verhältniß zur fremden, d. 6. zur engliſchen . Während ſo in Portugal die Geſinnungen gegen die Han: deldherrſchaft Englands ſich ausbreiten und befeſtigen , iſt es:
barmachung von Flüſſen, alles iſt auf den Einen Zweck gerich fet, Spanien in ſich kräftig, uud ſomit gegen außen unabhäng gig zu machen , während die innern Zuſtände Portugals einer
het op
immer unabfehlicheren Verwirrung entgegengehen .
partero in Spanien ſelbſt nicht unthätig. Abgeſehen von der Beförberung des Straßenbaus iſt man ernſtlich auf die Recti:
Petersburger Skizzen.
fication der Flüſſe bedacht: namentlich nehmen der Tajo und Guadalquivir die Aufmerkſamkeit in Anſpruch ; die Cordoveſen haben dringend um Wiederherſtellung eines Decrets vom Jahre
Der Leibherr .
1821 gebeten, welches die Guadalquivir:Compagnie aufhob, weil
Dergleichen Erpectorationen werden von den Gewandteſten und Stimmführern abgegeben , wenn man Proſelyten zu ma chen beabſichtigt; ſonſt ſchweigen auch ſie, aus Mißtrauen gegen den Fremden. Zum Schluſſe weiſet man in der Regel auf
fie, ſtatt die Flußſchifffahrt zu beförderu , die Anlegung von
Querdămmen zur Bewäſſerung jund von Fiſchwehren ſich vor: zugsweiſe hatte angelegen regn laſſen ; die Cordoveſen erinnern
daran, daß ein Theil der Gallioten der ſpaniſchen Armada in Cordova erbaut worden ſen, und daß man ſelbſt unter Marſchall Soult im Unabhängigkeitskriege den Fluß zwiſchen Cordova
(Fortjeßung.)
Mißbräuche und Uebelſtände hin , welche zufolge menſchlicher Unvollkommenheit ſich im Gefolge des Beſten - mithin auch
ſtauration im I. 1823 auch die Guadalquivir-Compagnie wieder
der Freiheit - zeigen in Ländern, wo Emancipationen der Nation vorgenommen worden ſind. Hierin liegt ſo viel Plaus ſibles, daß man - ernſtlich davon geſprochen – nur mit dem allgerneinen Erfahrungsraße : „ je mehr geiſtige und perſönliche
reſtaurirt. Die Schiffbarmachung des Guadalquivir und des
Freiheit, je mehr wahres Glüd für jedes Individuum !" bages
Tajo öffnet das Binnenland in einem Grad, der für den Abſaß der Producte die bedeutendſten Folgen haben muß. Ein noch wichtigerer Schritt iſt aber die nicht mehr zu bezweifelnde Einſchließung des bastiſchen Landes in die ſpani-
gen erfolgreich fämpfen kann. Wer nur oberflächlid beobachs tet, nicht tiefer in die Natur des ruſſiſchen Volfes einzudrins gen vermag, wird gar leicht für ſolche Meinungen gewonnen. Bliebe nicht ewig wahr und leider durch die Menſchens
ſche Zollinie. Dieſe Einſchließung, weit entfernt , dem Lande
natur bedingt, daß Glüd, Macht und Anſehen zu oft und zu
ſelbſt nachtheilig zu ſeyn , iſt es nur für einzelne, freilich ſehr einflußreiche Elaſen . Seit anderthalb Jahren wird wegen
leicht zur Ueberhebung , zum Uebermuth und zu Mißbräuchen den Weg bahnen ; müßte man dieß auch nur nicht als Regel auftreten ſehen , ſo würde gewiß jeder Wohldenfende unbes dingt für ein patriarchaliſches oder ſtreng ariſtokratiſches
und Sevilla mit großen Booten habe befahren können , was ießt nicht mehr der Fall iſt: Ferdinand hatte nach ſeiner Re:
der Sache unterhandelt ; die Provinzialdeputation hat alle mög: lichen Mittel, die Unterhandlung in die Länge zu ziehen, beo nüßt, aber auch nahezu erſchöpft, und man ſieht von einem
Tage zum andern einer Maaßregel entgegen , wodurch Eſpar: tero die Einſchließung der baskiſchen Lande in die ſpaniſche
-
Princip ſprechen dürfen.
C
Allein tägliche Erfahrungen im Gro
Zollinie, wenn es nicht anders ſeyn kann, mit Gewalt bewerk-
ßen, wie im Kleinen, ſo wie Rüdbliđe in frühere Zeiten, bes weiſen : wie gefährdet alles Gemeinwohl iſt , ſofern es unbes dingt und widerhaltslos in die Macht eines Einzelnen gelegt
ſtelligt. Das Land iſt des Bürgerkriegs zu müde , als daß
wurde.
ernſtliche Unruhen darüber ausbrechen ſollten , und wenn der
Zeigt uns nun ein ungetrübter Blid in die ſocialen Zus
erſte Unmuth verraucht iſt, ſo werden die gewiſſen Vortheile
ſtände der civiliſirteſten Länder, wo tein Gebante an Leibeigens
1111
fchaft iſt, außer etwa in Fällen der Gefahr des Gemeinwohled, | Leibeigenen zu verfahren gewöhnt iſt, will ich hier einige Beis wie Arme, Niedriggeborene dennoch gar ſehr der Uebermacht
ſpiele folgen laſſen, die den gewöhnlichen Gebrauch am deuts
Reicher und Hochzeborener in vielen Fällen nnd in mancherlei
lichſten veranſchaulichen . Unter meinen literariſchen Bekanntſchaften befand ſich auch
Beziehungen bloßgeſtellt daſtehen ; wenn wir dieß Zeichen
menſchlicher Unvollkommenheit nicht abzulegen vermögen, ſo er: ſcheint jede Enſchußnahme der Leibeigenſchaft Rußlands als vorfäßliche Vertheidigung des Unrechtes . Hier ſehen wir bei
weitem die Mehrzahl aller Beſißer von Leibeigenen in Petersburg oder Moskwa ( wohnen und nur auf Augenblicke in der Mitte derjenigen erſcheinen , deren ganzes Erbenglück in ihren Händen ruht. Vielleicht iſt die Anzahl der auf ihren Gütern
Lebenden kaum größer als die Menge der jährlich ins Ausland Ziehenden .
Alles Wohl und Wehe des armen, in jeder Hinſicht ab hängig gemachten Volfes , das Gott in die Hände Einzelner
gegeben , wird von dieſen nur etwa inſofern wahrgenommen,
Fürſt X ; nicht daß er ſelbſt Literat geweſen wäre, allein er beſaß eine hübſche Bibliothek der neueſten Belletriſtik in drei bis vier Sprachen , fand ſich an ein paar Orten ein , wo Lite raten verkehrten und legte viel Theilnahme für Poeſie an den Tag. Wie nicht ſelten unter dem männlichen Adel Rußlands, To zeigte ſich auch bei ihm nichts von dem Falten Vornehm thun , das der deutſchen Ariſtokratie noch vielfach aus den Zopfzeiten anklebt. Er ſprach immer ſehr freiſinnig und liberal, dabei ſprach er auch gut, weßhalb er für mich zu den anziehend ſten Erſcheinungen meines Bekanntenkreiſes gehörte. Es war
bekannt geworden , daß ich Theil an der Herausgabe eines
Buches gehabt, welches die Mängel und Gebrechen der Freis
als ſie Abgaben beziehen wollen . Aber ſelbſt dieß Geſchäft
maurerei beſprach, und da der Fürſt an der Sache lebhaftes
leitet man nur numeriſch , jede ſpeciellere Einrichtung ab:
Intereſſe nahm , ſo gab dieß Veranlaſſung zu näherer Bekannt:
gerichteten Dienern anvertrauend. Die Knechtſchaft aber iſt ſchaft. Einſt taßen wir, fechs oder ſieben an der Zahl, zuſam bekanntlich immer am härteſten unter einem Knecht.
In
Staaten , wo Sklaverei herrſcht, ſieht man gemeiniglich dar .
auf : daß dem Sklaven alles entfernt bleibt , was ihn an Frei: heit erinnern oder gewöhnen könnte. Darin liegt wenigſtens Conſequenz und, wenn man will, auch Menſchlichkeit; allein davon weiß man in Rußland nichts! Niemand kennt dergleis chen Rüdlichten ! Mag der Leibeigene Jahre lang nur durch
men in einer großen literariſchen Soirée , eine der vielen kleinen Unterabtheilungen des Ganzen bildend, und beſprachen oder beſpöttelten auch wohl gelegentlich die geſchäftige Unthätig
Feit einer philanthropiſchen Geſellſchaft der Hauptſtadt, die der Fürſt in Anregung gebracht und in Schuß genommen hatte. Ich war einer der lebhafteſten Gegner, was den Fürſten zu der Außerung veranlaßte : ,,Sie verfennen jene Geſellſchaft !" Um
eine Geldzahlung an ſeine Abhängigkeit erinnert worden ſeyn ,
mich davon zu überzeugen, wollte man mir Belege beibringen
und ſich an eine perſonelle Freiheit gewöhnt haben , die Um: ſtände, oder auch oft wohl die Laune, oder Gunſt und Ungunſt,
von der außerordentlichen Wirkſamkeit und Thätigkeit der Mit: glieder, und lud mich zu einein Beſuche bei ſich ein.
liefern das entwöhnte Individuum ohne Widerrebe auf den
(Fortſeßung folgt.)
Standpunkt zurück , von welchem es ausgegangen. Keine Art von eigenem Beſik - hum findet ſtatt, Alles gehört dem Leibs
Stern (dynuppen.
herrn , iſt deſſen Willkür, oder was noch ſchlimmer iſt, den
Neigungen des Bevollmächtigten anheim geſtellt. Darin liegt gräßliche In conſequenz und , wenn man wil , harte u n menſchlichkeit.. Man täuſche ſich nicht mit dem Vorgeben, der Idee, daß der gemeine Ruſſe für ſolche Dinge feinen Sinn habe, den Druď, welcher auf ihm laſtet, nicht fühle. Schon der ganze Habitus ſpricht dagegen. Das gedrüdte Weſen , die nas tionelle Melancholie, die nur momentan und grell auftauchende Luſtigkeit , die mangelnde Offenheit und eine Menge andere, untrügliche Zeichen ſprechen da , wo der Mund fchweigt, wo das Individuum oft ſelbſt nicht zum rechten Nachdenken über ſeine Lage gekommen iſt. Allein , wer ſich nur etwas mit dem Volt abgibt, wird mehr als genug zu hören bekommen für die Behauptung : der Leibeigene kenne das Drůdende ſeiner Lage, fühle es, und habe darüber gedacht. Oft hörte ich ſehr bete Bende und fartaſtiſche Bemerkungen darüber von ganz gemei. nen Leuten, die eben erſt zur Stadt aus dem Innern kamen. Wer mir nicht glaubt, vergleiche nur den Charakter des Nach barvoltes, der Schweben , mit dem der Ruſſen , der grelle, fola
der
gende Beweis wird nicht ausbleiben .
Aus einem reichen Vorrathe geſammelter Erfahrungen über die Art und Weiſe, wie man in Rußland hinſichtlich der
Dieſer Gegenſtand liefert unaufhörlich Stoff zu neuen Beobachtungen ; Fr. Heric , Arzt in Amerifa , hat an die franzöſiſche Afademie eine
Arbeit eingeſendet, ähnlich der der HH. Charles und Biot, nämlich eine Liſte der von den Geſchichtſchreibern berichteten Sternſchnuppen.
Dieſe
Broſchüre iſt namentlid dadurl bemerkenswerth, daß ſie nachweist, das Phänomen fey ſchon zur Zeit der erſten Commentatoren des Ptolemäus beobachtet worden. In einem Anhang gibt der Verfaſſer einen Begriff
von dem ungeheuren Maaßſtab, in welchem dieß merkwürdige Phänomen in Amerifa fich kund gibt ; man hat ſeiner Behauptung nach Unrecht, einen Sternſchnuppenfall für außerordentlich zu halten , wenn man nicht mehr als 1000 Sternſchnuppen in der Stunde geſehen hat. Er iſt der Anſicht , der Durchgang dieſer Sternſchnuppen durch die Erdatmoſphäre kehre für die Novemberphänomene je nach 35 Jahren wieder, und er glaubt, !
das Phänomen werde im Jahre 1867 wieder in ſeiner ganzen Stärke ftattfinden. ( Echo du Monde Savant vom 22 September.)
Skizzen aus Japan. 4. Die Jnſel Defima. (Schluß.) Ferner beſteht noch der Gebrauch , daß kein japaniſcher Großer ,
unmittelbar mit dem Holländer ſpricht, auch wenn dieſer der Sprache
1112
kundig iſt , ſondern ſich eines Dolmetſchers bedient. Die holländiſchen befehlen wir euch jeßt neuerdings, daß ihr keine Gemeinſchaft mit den Reiſenden glauben, daß hierin keine Zurücfeßung für ſie zu finden ren, Portugieſen halten folt. Erfahren wir, daß ihr dieß dennoch thut, ſo ſondern daß dieß japaniſche „Etiquette“ iſt, die ſich z. B. bei den Audienzen,
foll euch die Fahrt nach Japan verboten werden .
die das Oberhaupt bei dem Gouverneur von Nagaſaki hat , noch ver-
unterſagt , auf euren Schiffen Portugiefen herzubringen.
mehrt , bei welcher der Gouverneur gegen den Secretär, dieſer gegen den Dolmetſcher und dieſer gegen das Oberhaupt und ſo wieder umgekehrt
„Wollt ihr ferner die Erlaubniß zum Handel nach Japan behalten, ro follt ihr jedesmal bei der Ankunft eurer Schiffe uns von den Unters nehmungen der Portugieſen gegen unſer land , die ihr etwa erfahren habt, fofort Nachricht geben ; ebenſo von allen Vorfällen in den Ländern, mit welchen ihr Handel treibt. Auch ſollt ihr in den Ländern, wohin
ſpricht.
Das holländiſche Oberhanpt hat jährlich bei dem Gouverneur von Nagaſaki zwei Audienzen , die eine , um dem leßtern den ,,Safſak“ Geſchenke anzubieten , die andere zum Abſchied bei der Abreiſe der holländiſchen Schiffe. Der Sonderbarkeit wegen folge hier das dabei
Auch wird es eucy
ihr mit euren Schiffen kommt und wo ihr Portugieſen findet , mit ihnen keinen Verkehr treiben . Ihr ſollt keine chineſiſchen Dichonken
gebräuchliche anbefohlene Geſpräch , und zwar bei der Anbietung der
nehmen , die nach Japan beſtimmt ſind, ebenſo auch niật den Lifiöner,
Saſſaf :
welche Unterthanen des japaniſchen Reiche find . “
Das Oberhaupt: Es iſt mir höchſt angenehm , den Herrn Gouverneur im vollkommenen Wohlſeyn anzutreffen . Auch danfe ich für die Hülfe , die Eure Ercellenz dieſes Jahr hinſichtlich des Handels den Niederländern angedeihen ließ , weßhalb ich im Namen des hulländiſchen Generalgouverneurs auf Batavia Eucr Ercellenz die Güter zum Geſchenk anbiete , die nach altem Gebrauch für Hochdieſelben beſtimmt und deren Verzeichniß bereits Eure Ercellenz empfangen haben . Der japaniſche Gouverneur: Es iſt mir eben ſo angenehm , das Oberhaupt geſund vor mir zu ſehen, und wünſche ihm ſowohl dazu, alb zu dem gedeihenden Handel Glück. Mit Dank nehme ich das Gefchenk an, das mir nach Brauch und Sitte die hohe Regierung zu Batavia
Nach dieſer Verleſung ſchärft der Gouverneur noch ein : dieſe Be fehle ſtreng zu befolgen, und trägt dem Oberhanpt auf, darauf zu ſehen, daß fich die zurüdbleibenden Holländer gut betragen ſollen. Welches dat Oberhaupt auch verſpricht, und dann nach beendigter Andienz nuchy einen Beſuch bei den japaniſchen Secretären abſtattet und dieſen einige
anbietet. Da jeßt die Zeit zur Abreiſe der holländiſchen Schiffe heran-
rüdt, ſo möge das Oberhaupt dafür ſorgen , daß ſich dieſelben dazu eilig in Bereitſchaft ſeben, und erwarte id), wenn dieß geſchehen , davon Anzeige.
Gewöhnliche leere Complimente ſchließen dieſe Audienz. Die Abſchiedsaudienz müſſen wir deßhalb noch folgen laſſen , da wir ihr einige Erläuterungen hinzufügen , die das Verhältniß zwiſchen den Japanern
Geſchenke überreicht.
Die Zimmer in dem japaniſchen Gouvernementspalais, in welchem die Audienz gegeben wird, find länglich vieredig und haben in der Länge zwei Abtheilungen , eine breite und eine ſchmale.
Die erſtere iſt mit
Matten belegt , die ſchmalere dagegen hat nur den bloßen hölzernen Fußboden. Perſonen von Rang wird der mit Matten bededte Naum , den niedern Beamten der andere angewieſen. So gehört zu den erſtern das Oberhaupt und der ihn begleitende Pachausmeiſter, den legtern die Dolmetſder .
So ſehr fich auch die Holländer über die nachläſſige und zurüds wie dieß feßende Behandlung von Seite der Japaner ärgern mögen .
in allen vor mir liegenden Reiſeſchriften jener Nation nicht undeutlich zu erkennen
ſo find fie doch geſcheidt genug , dieß nicht offen zu ge
und ihren holländiſchen Gäſten deutlicher machen .
ſtehen, ſondern höchſtens 'etwas derb ſich über das „läſtige japaniſche
Das holländiſche Oberhaupt: Indem ich dem Herrn Gouverneur eine erfreuliche Geſundheit wünſche, mache ich Euer Ercellenz bekannt , daß die holländiſchen Schiffe übermorgen , am 20 , nach dem Papenberg abgehen werden , wozu fie durch die Hülfe des Herrn Gou
Ceremoniel“ auszuſpredjen. (Schluß folgt. )
(Einem kaiſerlichen Befehl zufolge müſſen nämlich die niederländiſdhen
Miscellen. Diner im Themſetunnel. Mehrere vornehme ( und müßige) Engländer, die fürzlich im Pavillon Heinrichs IV, in dem Saal , wo
Schiffe beſtimmt den 20ſten Tng des 9ten japaniſchen Monats die Rhede
Ludwig XIV geboren wurde , ſpeisten , haben mit dem Beſißer dieſes
verneurs in den Stand geſcßt worden find.
von Nagaſaki verlaſſen , gleichviel, ob ſie dazu vorbereitet oder nicht find. Doch können ſie unter dem Vorwande, auf guten Wind zu warten, noch einige Zeit unter dem Papenberg vor Anker liegen und dort die nod; fehlende ladung einnehmen. Die Abſchiedsaudien; findet ſtets den 18ten Tag des gedachten Monats ſtatt.)
Der japaniſche Gouverneur : Es iſt mir angenehm , daß die Schiffe zur Abreiſe bereit ſind , und es wird dem Herrn Oberhaupt befohlen, diefelben am 23 d. M. abgehen zu laſſen. Ich werde jekt
Etabliſſements, einem Arn. Gallois, eine ſehr ſeltſame Verabredung getroffen . Sie ſprachen von einem Banquet von 4000 Couverte , das fie in London geben wollten , und überlegten , welchen Plaß man ju dieſem monſtröſen Diner wählen könne. Kr. Gallvis ſchlug ihnen den Themſetunnel vor. Der Vorſchlag gefiel, und die Sache ſoll jeßt aus
geführt werden. Die Koſten find auf 3 bis 400,000 Franken berechnet, und Hr. Gallois ſollte demnächſt mit einem ſtarken Vorſchuß abreiſen. (Voleur voin 20 September . )
das vorleſen , was Faiſerlicher Befehl iſt, wonach ſich das Oberhaupt Carabiner für die ruſſiſche Reitergarde. Der Kaiſer
ſtrenge zu richten hat.
Hierauf folgt , erſt durch den Gouverneur in japaniſcher , dann durch einen Dolmetſcher in hulländiſcher Sprache, die Vorleſung folgenden
von Rußland foll für die faiſerliche Garde bei einem Waffenfabricanten
kaiſerlichen Befehle :
beſtellt haben. Dieſe Gewehre ſollen 1000 Schritte weit tragen . Der Kolben ſoll einen leicht zu öffnenden Raum haben , in welchem Kugel
„Unſere kaiſerlichen Vorfahren haben euch Holländern zugeſtanden,
daß ihr alljährlich in Nagaſaki Handel treiben dürft , und, wie früher,
zu Lüttich , Hrn. Malherbe, 15,000 Karabiner zu 80 Franken das Stüd
sieher , Raumnadel u. f. w. aufbewahrt werden können. (ibid.)
Minden , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta ' ſcậen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widermann.
Nr. 279.
d. nd A있 us la n
Das
Ein
agblatt für
Kuude des geift igen und fittlichen Lebens der Völker. 6 October 1841 .
$ a I am a 11 c a. Inmitten ſeiner Ruinen bietet Salamanca dein Ger
geſebt; daran hatten nicht nur die Striege mit den Saracenen,*)
fchichtſchreiber, dem Freunde der Künſte und Wiſſenſchaften, Stoff
lichkeit in Vereinigung gewählt, damals auch die bürgerliche
zu tiefen Betrachtungen dar, und die bemoosten Steine, welche die Reſte feines alten Ruhmes zeigen , müſſen in den Einwohnern traurige Gedanken über das was ſie ſind, aber ſtolze
Verwaltung ausübten, und überhaupt die Sowäche des Feudal ſyſtemes Schuld. So nahm Salamanca Theil an den Streitig keiten der Donna Urraca , des Infanten Don Juan gegen
Ideen über das was ſie geweſen ſind, erregen.
Sancho IV, des Johann II, welcher vergebens die gegen Alvaro
Salamanca lag in der Mitte des Landes, welches die alten Vektonen einnahmen. Der Name bedeutet, „ Land der Wahr-
de Luna aufgeſtandene Stadt bezwingen wollte , und ſich ge zwungen fand, ſeinen Günſtling zu entlaſſen ( 1423). Unter:
ſondern auch innere Unruhen, die Parteiungen Spaniens , die Wahlen der Prälaten, welche, von dem Volke und der Geiſtlich
ſagung" (tierra de adivinacion), er wurde aber von den Alten
deſfen war die Univerſität geſtiftet ( 1200) und unter anderm
durch die verſchiedenen Schreibarten , Salmatis, Salmatice, Er:
durch den berühmten Enrique de Villina **) und den ſprüch wörflichen Toſtado in hohen Ruf gebracht, mehrere Concilien
mandica , Halmantica modificirt. Die Gründung wird dem Teutros, Sohn des Telamon , Königs von Salamanca, zuge: fchrieben , aber die erſte hiſtoriſche Erwähnung findet erſt 220
v. Chr. ſtatt, zu welcher Zeit es , mit den Römern in Bund ſtand. Hannibal ſuchte ſie zuerſt durch Geſchenke, dann durch Gewalt zu gewinnen, welches ihm gelang, nachdem die Bewohner
gefeiert und auf einem derſelben die Tempelherren unſchuldig
erklärt, aber doch ihr Orden aufgehoben und ihre Güter im compoſtelaniſchen Bezirk eingezogen ( 1310), endlich Salamanca
durch den Beſuch des heil. Vincenz Ferrer , Zeitgenoſſen des Toſtado und großen Judenbefehrers, beehrt worden.
zurüdgezogen , eine ehrenvolle Sapitulation erhalten hatten. Eben ſo ungeduldig ertrugen ſie die Tyrannei der neuen Erobe-
Im Jahre 1440 begannen die Bandos de Salamanca, welche 30 Jahre dauerten. Ein Streit beim Ballſpiele veran lafte einen Vierlampf zwiſchen zwei Rodríguez del Monzano
rer , der Römer , bis ſie Marcus Porcius Cato , Prätor der
und zwei Enriquez de Villaboa. Die legteren unterlagen, aber
Hispania ulterior, unterjochte. Als römiſche Solonie genoß es
die erſteren wurden auf ihrer Flucht nach Portugal von der Mutter der lekteren, Donna Maria de Monroy , ſeitdem la Brava genannt, überfallen , und ihre Köpfe nach Salamanca
die Sarthager zweimal aus der Stadt geworfen und, in die Gebirge
unter Tiberius des Münzrechtes und einer ſeiner Duumvirn ſchlug Medaillen zu Ehren des Vaterlandes und des Kaiſers.
Dem Benedictiner -Chroniſten Urizar zufolge war S. Pius Martyr (a. C. 83) der erſte Biſchof von Salamanca. Die Saracenen,
gebracht. Die Stadt theilte ſich in zwei Parteien , welche ſie
welche den friegeriſchen Geiſt der Einwohner fürchteten , ver:
fich tſoliren und in zwei verſchiedenen Stadtvierteln leben muß
wielen dieſe in die Vorſtädte; die Prälaten flüchteten ſich zu Pelagius in die Gebirge, und es wurden immerfort Biſchöfe
ten. Der heilige Johann von Sahagun machte endlich durch
von Salamanca in partibus ernannt.
Nach der Mitte des
9ten Jahrhunderts wurde es bald erobert , bald verloren, und von Almanſor zu Anfang des 10ten Jahrhunderts beinahe ger ſtort. Chriſten und Mohren verließen die Stadt, bis ſie im Jahre 938 von dem Grafen Fernan Gonzales wieder hergeſtellt wurde. Obgleich eine Kathedralkirche (die alte) gebaut und im
I. 1100 eingeweiht werden konnte , ſo blieb Salamanca doch vielem Schicfalswechſel, Plünderungen und Zerſtörungen aus:
mit Mord und Gewaltthaten anfüllten , ſo daß die Parteien
rein Zureden dieſem Unheil ein Ende, wurde aber bald darauf von einem Weibe vergiftet, weil er einen Edelmann aus ihren Armen geriſſen. * ) Aus dieſerzeit datiren die Ueberlieferungen von dem Schwarzeu, der Zauberflaſche, der Höhle des Ciemefin und von der Mutter Göleſtina. **) El Toſtado war Doctor in allen Facultaten, und frieb ſo viel , daß man noch heutzutage ſagt : er ſchreibt mehr als der Toſiado.
279
1114 Salamanca lieferte 100 Lanzen und 50 Fußknechte zu dem Zuge nach Granada (1480 ), war der Vereinigungsort der Cor: tes von 1506 , um die Streitigkeiten , welche das Teſtament Iſabellens über die Regentſchaft verurſachte, beizulegen, und nahm an dem Aufſtande der Comuneros mit 200 Lanzen und 6000 Fußinechten *) unter der Anführung des Stiefelinachers Valoria Antheil. Nachdem aber Padilla geſchlagen worden, ehe ſie ſich mit ihm vereinigen konnten, liefen ſie auseinander,
Valoria wurde aufgehängt, die Stadt , deren Adel ſich dem Kö nige getreu erhalten, litt indeſſen nichts , vielmehr wurde bei dem feierlichen Einzuge Carls des Fünften 1535 die Façade des Thores von Zamora erneuert. Im Jahre 1600 wohnten Philipp III und Donna Margarita von Deſterreich der feier: lichen Ertheilung eines Doctorgrades bei, und erhielten, unter die Zuſchauer gemiſcht, wie alle übrigen die Geſchenke, welche
man bei dieſer Gelegenheit auszutheilen pflegt ; um dieſe Zeit ſtarb dort der wegen ſeiner Gelehrſamkeit und ſeines Genie's berühmte Francisco Sanchez , alias el Brozenſe, weil er von damals Profeſſor der Brozas in Eſtremadura gebürtig war, Rhetorik und der griechiſchen Sprache. Wir ſind nun bei der Epoche des Verfalls von Salamanca
Petersburger Skizzen. Der Leibherr. ( Fortſeßung.)
Wer ſich wahrhaft unterrichten wil, darf ſo etwas nicht von der
Hand weiſen, darum faß ich ſchon am nächſten Vormittag im Stu: dierzimmer des Fürſten , um anſtatt der angezogenen Belege nur fortgeſeptes Raiſonnement uud etwa ein paar mündliche Anekdoten aufgetiſcht zu bekommen. Während wir plauderten, meldete der Kammerdiener den Uprawitel (Geſchäftsführer ). Jedenfalls glaubte der Fürſt, mir gehe – wie in der Regel den noch nicht eingebürgerten Ausländern die Kenntniß der Landesſprache ab ; denn er wandte ſich an mich und bat, ihm zu erlauben, ein kleines Geſchäft mit einem ſeiner Untergebeneu
in meiner Gegenwart abmachen zu dürfen, und ſehte hinzu : „ich habe Ihnen nachher noch vielerlei mitzutheilen, bis dahin wird es Ihnen nicht an beſſerer Unterhaltung fehlen , als ich zu gewäh= ren im Stande bin . “ Dabei zeigte er auf einen mit Büchern
und Zeitſchriften bedeckten Tiſch , an welchem ich ſofort Plaß nahm, um zu blättern , dabei aber fein Wort von dem verlies rend, was der Fürſt mit dem eintretenden Uprawitel verhan
delte. Dieſer, ein nicht zu großer, aber gut genährt ausſehen
angelangt. Im Jahre 1611 wurden 942 als Morisken verdäch
der Menſch, in faiſerlichem Uniformrođe, zeigte unter blondem
tige Perſonen aus dem Bisthum Salamanca vertrieben . Im
Jahre 1626 riß der ausgetretene Tormes 500 Häuſer und
Haare eines jener nichtsſagenden , ausgelebten Duzendgeſichter, auf denen ſich niemals eine Spur innerer Bewegung bemert
mehrere Klöſter und Collegien weg. Im Jahre 1706 wurde Salamanca von dem portugieſiſchen General Magallaens nach
bar macht, und welchen wir auf allen Straßen , in allen Thea
einer mehrmonatlichen Belagerung durch Sapitulation ,, und
rief ihm ,,Sdraſtwui ! (Sey gegrüßt !) Iwan Fedritſch !" der Fürſt entgegen, „Was bringſt du ?" Jeßt erfolgte eine Entladung von Complimenten, Glücs wünſchen und Entſchuldigungen , daß es nicht möglich geweſen wäre, die Abſchlußrechnung über den Obrof früher abzuführen. Der Fürſt nahm das Papier , während der Uprawitel Geld auf einem der Tiſche abzählte, und ohne einen Blick in die Rech nung zu thun, fragte der Leibherr : ,, 28ie viel bringſt du, Iwan Febritſch ?" ,,Ew . Ercellenz gehorſamſter Diener hat die Ehre, 11,500 Rubel abzuführen." ,,Da müſſen ſtarfe Reſte ſtatt finden , oder du betrügſt mich zu arg," ſagte etwas lebhaft der Fürſt.
bald darauf wieder durch den ſpaniſchen General Armendarriz erobert, und widerſtand einem neuen Angriffe der Aliirten . Um 1755 litt Salamanca durch das große Erdbeben. Um dieſe
Zeit war die alte Gelehrſamkeit zu bloßer Spikfindigkeit aus: geartet, und der gute Geſchmad durch die von den ſalamanci Ichen Profeſſoren mit Eifer vertheidigte Sonörfelmanier des Churriguera verdorben. Im Unabhängigkeitskriege wurde Sa lamanca nach einander durch die Generale Lapiſle , Ney und Marmont befekt; der zweite ſchaffte den Clerus weg, welchen er nach Valladolid verwies. Im Junius 1812 wurde ein fran zöſiſches Detaſchement im Kloſter San Vicente von den Eng= ländern angegriffen , und der Stadt durch eine eilftägige Blo: cade viel Schaden gethan. Im Julius ſprang ein Pulverina gazin, und zerſtörte zwei Straßen . Ungeachtet Lord Wellington
die Schlacht de los Arapiles gewann, tehrten die Franzoſen im November desſelben Jahres wieder, und plünderten die Stadt
grauſam aus. Während dieſes Krieges waren fechs oder ſieben Collegien und mehrere Klöſter zu Grunde gegangen. Seitdem konnte ſich Salamanca nicht erholen ; man thut keinen Schritt, ohne auf Ruinen zu ſtoßen , man kann den Blic nicht ausdeh nen, ohne lange und ſchweigenvolle Gaſſen zu überblicten , hin :
ter deren hohen Mauern feine lebende Seele rich verbirgt und kein Geräuſch ertönt , als das des Windes , welcher die leeren Wände peitſcht. (Schluß folgt. ) *) In dieſer Zahl ift jedoch auch die von Eſtremadura nad Sa lamanca geſendete Mannſchaft begriffen .
tern u. ſ. w. zahlreich begegnen.
„ Pamiluitje wasche prewoskhoditelstwo ! (Erbarmen ſich Ew . Ercellenz !) Ihr treueſter Diener hat bereits 200,000 Rubel früher abgeliefert.“ „Snaju , durak ! (Das weiß ich, Narr !) aber ich weiß auch , daß ich 8000 Seelen beſige.“ ,,Erlauben Sie , daß 3hr ehrlichfter Diener Sie bitten darf, einen Blick in die Rechnungen zu thun, da iſt Ales geo nau aufgezeichnet !"
„ Ich tenne das, Iwan Febritfo ; das Papier iſt geduldig ! " „Ach ! die Zeiten ſind ſo ſchlecht ; von denen Seelen , die auf Obrol entlaſſen find, gingen über die Hälfte nach Mostma,
wo aber kaum der dritte Theil ein Untertommen fand, weil eben große Stockung in den Fabriten herrſcht.
Daher, und
weil auch hier einige Ausfälle kamen , konnte eine große Zahl nicht den vollen Obrot einzahlen , und bat um Nachſicht."
1115 „ Man roll von mir nicht ſagen, daß meine Seelen gedrüdt würden, und du weißt auch , wie uns ber Statſer aufpaſſen läßt, darnach richte dich ein für allemal !" „ Das geſchieht auch, und eben darum“ „ Geh, Duraf, ich will feine Klagelieber, ſondern verlange, daß die Einnahme jährlich nicht abnehme, ſondern wachſe, und
wenn der jährliche Zuwachs nicht hinreicht , ſo können ja wohl noch hundert Seelen mehr auf Obrok entlaſſen werden ! "
,,Nun dort iſt noch eine lange Bücherrechnung zu bezah len ! Verſtehſt du ?" ,, Sluschu's !" ( Ich gehorche , Herr ! ) ertönte aus dem
Munde des Geängſtigten, Zerkuirſchten , der nun unter tau fend Glüdwünſchen , Verbeugungen u. f. w. rüdwärts gehend die Thüre ſuchte. Wir ſehen , Fürſt X. hatte doch für ſeine Leibeigenen
manche Rüdlichten , und er vergaß wenigſtens nicht, gelegentlich
„ Pamiluitje ! Das wird ſich ſchwerlich thun laſſen , denn die
das bei der betreffenden Perſon in Erinnerung zu bringen,
fortwährenden ſtarken Aushebungen fürs Militär machen es Faum möglich , die Zahl der auf die Güter nöthigen Bauern voll zu erhalten . “ „ Ja , die Aushebungen , das wäre etwas ! Aber warum
was die Fama ihm zu Ohren gebracht, und was zur Aufrecht: erhaltung des beliebten Ruhezuſtandes der Großen nöthig er:
ſorgt man nicht dafür, daß die Seelenzahl nicht zu hoch ange
achtet wird. Ohne Uebertreibung iſt anzunehmen , daß gar viele Leibherren weit rüdſichtsloſer und noch viel unbekümmer ter um ihre Seelen find. Je mehr, je beſſer von ihnen zu er:
geben, und zur Aushebung Untaugliche geſtellt werden ? “
preſſen , oder erpreſſen zu laſſen , und ſie gelegentlich zu ver
„ Die Verwalter verſichern, ihr Möglichſtes zu thun, und behaupten , man ſebe ihnen immer genauer auf die Finger. “
Hierauf murmelte der Fürſt etwas , das mir nicht eben wie ein Compliment auf die Krone klang.
Nach einer kurzen
Pauſe begann der Uprawitel wieder :
kaufen, darin beſteht faſt alle und jede Beachtung, welche dieſer
armen, gedrücten Menſchenclaſſe zu Theil wird.
Niemals
hörte ich in anderer Weiſe als fächlich von den Leibeigenen ſprechen , etwa wie man in Sachſen und Schleſien von den
Schafen zu reden pflegt. Es fäme keinem Menſchen ein, ge
„ Und inein gnädiger Fürſt will auch nicht, daß der Obrot der Kaufleute erhöht werde ?" „ Nein ! Nein ! damit komme mir nicht, das läßt ſich nicht
thun (eto nelsiä) , man wird ins Geſchrei gebracht ! Nein ! Nein ! denke auf andere Mittel, Iwan Fedritſch !" „ Ja, wenn man nachgeben wollte, daß ſich einige Begüterte freikaufen dürften !" „ Komme mir nicht mit ſolchen Dingen ! Das kann nicht
ſeyn ! Darunter litte mein Ruf. Ich will, daß man ſage, ich ſer im Befiße reicher Menſchen !"
„ Dann weiß ich keinen Ausweg, und fürchte, daß die Ein nahmen noch geringer ausfallen werden .“
legentliche Nußanwendung von Menſchenrechten u. 1. w. auf ſie zu machen ; felbſt nicht von Perſonen , die ſonſt lebhaftes
Intereſſe an Menſchlichkeiten nahmen.
Man fand die Aufs
hebung der Sklaverei in Ordnung, ſtimmte für alle Emancipa
tionen der Frauen , Juden u. ſ. w. , vertheidigte gute Erzie: hungsprincipien, und beklagte ſehr , daß Sieſer oder jener Leh rer in Familien ſeine Pflichten nicht erfülte ; allein was die
Leibeigenen betrifft , ſo ſchien man ſie für eine ganz andere Art von Gewächſen zu halten , weit entfernt davon , daß jene Principien auch auf ſie in Anwendung gebracht werden könn:
ten. Mir fiel oft der liebe Gellert dabei ein mit ſeinem : „ ia Bauer, das iſt ganz etwas Anders !"
( Fortfellung folgt:)
„ Höre, Iwan Fedrowitſch, du fängſt an nachzulaſſen, gibſt
I
dir nicht mehr Mühe um meine Seelen. Du beutelſt auch dret Reichen auf der Perſpective zu wie ich weiß ſtart aus,. und ſpiegelſt ihnen vor, mich zu bewegen, in ihren Freifauf zu willigen , obſchon du weißt, daß dieß - ſo lange ich ide lebe nie geſchehen wird. Sieh , ich weiß alles , und muß auf einen Nachfolger bedacht feyn für dich !" „ Ach Boshe moj ! (mein Gott !) Ihr Sinecht wirb Gheï Bogu ! (bei Gott !) alles thun , was möglich iſt! Die neue Equipage für den gnädigen Herrn bei Jwan Iwantic Fröbe: lius iſt ja auch ſchon bezahlt , ebenſo die Droſchke für den jungen gnädigen Herrn , und im engliſchen Magazin éft eine lange Rechnung der allergnädigſten Herrin auch bereits getilgt. Boſhe moj ! ich hoffe , daß mein gütigſter Fürſt feinen alten , treuen Diener nicht verſtoßen wird !" Won ! (Fort !) Pascholl ! ( Pade dich !) Ubirai ! (Ver: Tchwinde !) Du biſt ein Schelm , ein Betrüger ! Du verdieuſt nicht meine Gnade und Nachricht. Weißt du 1, wo der Buch händler Belliſaro wohnt ? " ,,Ja snaiu's, na nefskoms!" ( 3ch weiß es, Herr, auf der Nefskiſchen – Perſpective nämlich.) -
!
Skizzen aus Japan. (Schluß .)
3.
Die Tempel und Theehäuſer in der Umgegend Nagaſaki's.
Nehmen wir an , daß das holländiſche Factoreioberhaupt auf ge .
ziemendes Erſuchen von dem Herrn Gouverneur von Nagaſaki die Er laubniß erhalten hat , mit ſeinen Beamten einen Spaziergang in - und außerhalb der Stadt zu machen , daß das Wetter einladend iſt und er
nun im Begriff ſteht, die Inſel Deſima zu verlaſſen . Es finden ſich zu der Begleitung des Herrn Oberhaupts drei bis vier Unter - Banjozen, eben ſo viel Dolmetſcher , ein Comprador , ber die Stelle des Caffiers I
verſteht und die entſtehenden Ausgaben berichtigt, ein ; hiezu die Diener des Oberhaupte , der Unter - Banjozen und Dolmetſcher , ſo daß daraus
eine Geſellſchaft von 25 bis 30 Perſonen entſteht, die noch durch eine unzählige Menge von Kindern vermehrt wird , welche ſich in der Stadt dem Zuge anſchließen, und dieſen mit dem betäubenden Geſchrei: „Hole landa ! Hollanda !“ verfolgen. Thüren und Fenſter ſind mit neugierigen
Buſchauern angefügt, ungefähr als ob – wie ein niederländiſcher Reiſes ſchriftſteller meint
-
die Stast paradirt.
in Amſterdam Franconi mit ſeiner Truppe durch
1116 Um dein Gebränge zu entfommen , beeilt fich das Oberhaupt , je
eher je lieber die Stadt hinter ſich zu laſſen , wo er dann auf einen Augenblic frei Athem fchöpfen kann, obgleich die aufgezwungene Gefellſchaft ſeiner Wächter ihn nicht verläßt. Das Gemüth erfreut ſich nun an der herrlichen Ausſicht über Land und Meer, Berg und Thal, Fluß und Bay eine Ausſicht, die hier über jede Beſchreibung den Charakter des Erhabenen und Lieblichen vereint. Das erſte, was die Aufmerkſamkeit des fremden Wanderers auf fich
zieht , find die Tempel , die von allen Seiten Nagaſaki umringen. Et ſcheint, als ob die Japaner die zarte Meinung gehabt , das Haus , in weldiem man den Schöpfer verehrt , nicht in den beengenden Raum der
Stadt zu bauen ; alle ihre Tempel ähneln Luſtgärten , hoch auf Bergen , von denen fich dem Blid eine anmuthige Ausſicht darbietet. gelegen Jeder Tempel iſt von einer großen Terraſſe und einem im japaniſchen Geſchmad angelegten Garten umgeben, der mit unbeſchreiblichem Fleiße und Sauberkeit unterhalten wird.
Man unterſcheidet zwei Arten von
Tempel : die Sinto und die Boeddo. Die erſtern, die zu dem urſprüng lidhen japaniſchen Gottesdienſt gehören , zeichnen ſich durch ihre große Einfachbeit aus : das Dach iſt von Nohr oder Stroh , die Wände von
glattem , aber ſehr ſauber bearbeitetem Holze. In ihnen wird der y unſichtbare Gott“ angebetet , und deßhalb findet man sarin auch keine Bilder oder Verzierungen . Die leßtgenannten Tempel dagegen ſind der
und haben beſtimmte Vorſchriften, nach welchen ſie beaufſichtigt und geleitet werden . Die unglüdlichen Bewohnerinnen oder Prieſterinnen , die dieſe Altäre bedienen, find Kinder bedürftiger Leute, die gewöhulich fchon ſehr jung durch ihre Eltern hieher gebracht werden , und für eine Summe Geld eine gewiſſe Anzahl von Jahreu zu dem ſchamloſen Handel dienen müſſen , der hier mit ihnen getrieben wird . Die während ihres zu zarten Alters noch unbrauchbaren Kinder werden als Dienſtmädchen
ben ſchon mannbaren Frauenzimmern beigegeben , obgleich dieſe leßtern oftmals nach unſern europäiſchen Begriffen audy noch wahre Kinder der Jahren nach find . Gegen Mittag werden dieſe Mädchen gepußt und geſchmüdt, und warten nun auf die Gäſte, denen ſie ſich um den be ſtimmten Preis überlaſſen . In ſolche Häuſer gehen , um ſich von ihren Geſchäften zu erholen , die Japaner aus und ein , ohne daß dieß ihrem Rufe iin geringſten ſchadet , eben ſo als ob wir in Europa ein Kaffee haus oder eine Conditorei beſuchent . Dieſelben Mädchen laſſen ſich auch außer dem Hauſe vermiethen , nach Uebereinkominen auf beſtimmte oder unbeſtimmte Zeit, ſo lange die abgeredete Summe richtig bezahlt wird . Aus dieſen Häuſern miethent auch die Niederländer , wie oben bemerkt , ihre Dienſtmädchen , und es iſt bei ihrer Sittenloſigkeit merkwürdig , daß dieſe Miethlinge ſelten oder nie Sen Miethern untreu werden , die ihre Gunſt bezahlen . Nach unſern Begriffen von Sittlichkeit muß es noch mehr auffallen , .
Verehrung der fremden Gottheiten geweiht , die aus China nach Japan
daß dieſe Mädchen, wenn ſie ihre Miethzeit in dieſen öffentlichen Häuſern ausgedient haben , in den Schooß der Geſellſchaft als ehrbare Frauen
gekommen oder in ſpätern Zeiten durch die Lehre des Confucius von den Japanern aufgenommen find. Sie prunfen von außen mit gewählten
zurüdfehren und ihnen kein Makel anklebt, ſo daß ſie noch fehr vortheil
Sinnbildern in Bildhauerarbeit, fiind mit Dachziegeln gedeckt und haben im Innern eine Menge Altäre und Gößenbilder, reich vergoldet, ſo daß ganz wie „römiſch wie der proteſtantiſde Holländer meint fie
katholiſche“ Kirchen ausſehen. Bei jedem Tempel findet man eine große metallene Glode , die mit der Hand geſchlagen und auf welcher die Stunden angezeigt werden , was zum Dienſte der Prieſter gehört.
hafte Heurathen ſchließen, tüchtige Hausfrauen und gute Mütter werden . Ueber den Urſprung dieſer Häuſer wird erzählt, daß in dein durch
die Erhebung des Koebo entſtandenen Bürgerkrieg das ganze Hofgeſinde des Dayrie , worunter fich ſehr viele Frauen befanden , in die Notha wendigkeit fam , ſich um ſeinen Unterhalt ſelbſt zu bemühen. Bei dieſer Gelegenheit ſollen ſich dieſe Damen des Hofes , um ſich und dem .
jungen Dayrie , den ſie bei fich hatten , das Leben zu friften , den Reis ſenden und umherziehenden Soldaten gegen Bezahlung preisgegeben haben, welches Handwerk“ feit dieſer Zeit nicht mehr als ein unehrliches, 1
Im Ganzen befinden ſich in der Umgegend von Nagaſaki 61 folder Dempel, wovon nur 7 Sinto, die übrigen Boesdo ſind, und verſchiedenen fum Gottes von denen ſpäter die Rede ſeyn wird Religionsfecten dienſt dienen.
Die Japaner ſind ſehr bereitwillig , jedem ihre Tempel zu zeigen , und , ohne das mindeſte Aergerniß , einen Blic bis in das Innerſte des
Heiligthumë zu geſtatten. Aber nicht allein dieß , ſondern ſie machen auch nicht die geringſte Schwierigkeit, die zu dem Tempel gehörenden Säle und Zimmer zur Abhaltung von Gaſtmählern zu veriniethen, wobei
ſondern als ein makelloſed betrachtet wird. Eine andere mehr wahr fcheinliche Meinung iſt die , daß der Koebo Joridonno oder Joritomo, als er init ſeinem fiegreichen Heere dne Land durchzog , die Errichtung
ſolcher Häuſer anordnete , um ſich dadurch ſeinen Kriegern beliebter ju machen und ſie an fich zu feſſeln . Mag nun die Entſtehungsart ſeyn, welche fie wolle , ſo iſt doch das richtig, daß in Japan dieſe Häuſer in
Menge gefunden werden , und die darin fich aufhaltenden Opfer der 1
oon den Prieſtern den Gäſten jede Gelegenheit verſchafft wird , ſowohl Bacdus als Venus zu opfern . Faſt unglaublich, aber doch wahr.
Wolluſt ſebe zahlreich find.
In der Stadt Nagaſaki allein zählt man
Ein
Holländer erzählt uns, daß, als er einſt einen ſolchen japaniſchen Tempel beſah , er von einem Prieſ und ſſen Frauen eingeladen wurde , in einem Seitenzimmer eine Taſſe Thee zu trinken. Nach eingenommenen
150 ſolche Häuſer. Der Abend beginnt zu dunkeln ; die holländiſchen Spaziergänger, das Oberhaupt an der Spite , fehren ermüdet von dem , was ſie Selts .
Erfriſchungen boten die Frauen dem fremden Reiſenden unzüchtige Bilder zum Kauf an , und ahmten unter lautem Gelächter jene Darſtellungen
ſames in dem ſeltſamen Lande ſahen , nach Defima zurüd , und hinter ihnen ſchließt ſich die Pforte ihre$ politiſchen Gefängniſſes, in welchem fie von den „gemietheten Mädchen“ mit der willkommenen Theekanne
in Natura nach.
erwartet werden.
.
igkeit e Merkwürd e japaniſch ſinde eine Tempeln Nach denuſer e, wahre Tempel der und Trinkort Spiel-beſonder , öffentlich die Theehä
Elektriſcher Fluidum in den Dampfapparaten . Am 15 September wurden zu Vrüſſel in Gegenwart der HH . Baron Seguier,
Venus und des Bacchus. Es iſt unbegreiflich, wie eine Nation , die, wie die japaniſche, ſo vielfältig einen feinen Geſchmad befundet , in dieſer Hinſicht jedes Gefühl von Ehrbarkeit und Scham verläugnet. Dieſe
Jobard und anderer Gelehrten Verſuche angeſtellt , ob wirklich ein elek triſches Fluidum in den Dampfapparaten ſich finde. Die Reſultate haben die Entdeđung Hrn. Taffing vollfommen beſtätigt. (Echo du Monde
öffentlichen Häuſer ſtehen unter dem unmittelbaren Schuße der Regierung,
Savant vom 25 September.)
Dünden , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anfalt der J. G. Gotta'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
1
Do
Nr. 280.
羽 as
A usl a n d .
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völke r. 7 October 1841 .
Die Juſufſei's. (Aus dem Afiatie Journal. Auguſt.) Man hat den Namen dieſes afghaniſchen Stammes ſeit
lauger Zeit gekannt, und er hatte ſich auch durch ſeine fanati fche Tapferkeit gegen die Sith8 hinlänglich berühmt gemacht,
Siths weſtwärts vom Indus nur ſchwache Fortſchritte mach ten. Selbſt oſtwärts desſelben haben ſich die Juſufſeis etwas . weiter im Norden ausgebreitet, und troken den Sikhs. In
dem Sum, und wie es ſcheint noch mehr im Gebirge , ſind Ureinwohner, die zu Heloten herabgewürdigt ſind ; von welchem Stamme, ob Hindus, iſt nicht geſagt.
aber erſt in neueſter Zeit hat man etwas Näheres über ihn er: fahren. Doctor Lord und Capitän Sonolly , der erſte befannt
ald politiſcher Agent in Bamian, der zweite als Reiſender, welcher kurz vor Burnes den Weg durch Perſien nach Indien nahm, und welche beide in Gefechten mit aufrühreriſchen af ghaniſchen Stämmen umgekommen ſind , haben Nachrichten über die Juſuffeis geſammelt , aber nur Fonolly ſchicte furg vor ſeinem Tode eine Abhandlung über die afghaniſchen Stämme an die aſiatiſche Geſellſchaft von Bengalen ; bis jeßt iſt jedoch bloß ein Theil davon unter dem Titel : Noten über die Juſuf
Petersburger
Skizzen.
Der leibherr. (Fortſepung.) Berufsreife führte mich im Jahre 1837 nad Sachſen Eine
und in das Erzgebirge.
Ich übernachtete im Gebirgsſtädtchen
Annaberg, und eine Erinnerung aus der Knabenzeit zog mich am andern Morgen zur alten, ehrwürdigen Kirchhofslinde, des
feis * ) ( Eusofzyes) erſchienen . Ihr Land , das die Diſtricte
ren Wurzeln zu Zweigen geworden, während umgekehrt Aeſte
Eldumla , Bunir und Swat umfaßt, liegt oberhalb Attol auf
die Gräber durchziehen . Hierüber hatte ich ſo meine Gedan ken, mit denen ich ſonſt Niemand behelligen will, und ſinnend
der Weſtſeite des Indus , zwiſchen 71 und 73° D. £. 3. Gr., und zerfägt in die Ebene, Sum, und das Bergland, Kohiſtan . Ihre Verfaſſung iſt faſt ganz demokratiſch , doch mit Anhängs lichkeit an die Slanhäuptlinge. Conolly's Nachrichten laſſen feinen Zweifel über die Wichs
tigkeit des Stammes. Sie unterlagen vor den diſciplinirten Sikhs in der Schlacht bet Noſheta ( 1823), und erlitten dort in Folge des fanatiſchen Muths, mit dem ſie fochten , furcht bare Verluſte, die ſie noch betrauern , aber die Sikhs ſcheinen ſich nur Einmal in ihr eigenes Land gewagt zu haben, und ihre verzweifelte Tapferkeit bewog die Anführer der Sikhs zum Abzug . Conolly fchäßt die Bevölkerung des Sum allein , in welchem Hunderte von Dörfern ſich befinden, auf 100,000 ſtreit: fähige Männer. Die Schilderungen ihres Unabhängigkeits geiſtes und ihrer fanatiſchen Tapferkeit gehen ins Unglaubs liche, und man erſieht daraus mit Leichtigkeit , weßhalb die * ) Die auf „ sei“ ausgehenden Stammnamen find häufig; fo Bas rukſei, Sedduſel u . ſ. w.; „ sei“ ift im Puſctu ſo viel als
„ sadeh ,“ im Perſiſchen „Sohn," ſo daß Juſufſei im Puſtus dialekt ſo viel bedeutet, als „ Beni Jufluf" im Arabiſchen.
wollte ich wieder die Ertrapoſt beſteigen , welche mich über die Berge weiter nach Böhmen befördern ſollte, als ein wohlgefleis deter Mann mich begrüßend anſprad ), ſeine Freiheit in üblichert
Redensarten - ſingend - entſchuldigte , und ſich mir als der -
Spißenfabrikant f. aus S ... g vorſtellte. Er habe gehört, idy rep ein Ruſſe , oder doch aus Rußland , und da hätte er wohl eine recht große und dringende Bitte an mich. Sein Vetter, mit dem er leiblich verwandt und recht Geſchwiſterkind ſeg , wäre vor mehreren Jahren als Maſchinenmeiſter auf die Güter des Grafen B. nach Rußland verſchrieben worden , und ſeit
ſeiner Abreiſe fehlten der Familie alle Nachrichten über ihn. Ob ich nun nicht wollte ſo gut ſeyn , mich bei meiner Zurüd funft nach dem guten Hrn . Vetter umzuthun , und ihm darüber Nachricht zukommen zu laſſen ; er wolle mir ſeine genaue Adreſſe geben, unter welcher alle Briefe ſicher nach S ... g in ſeine Hände gelangten. War es nun die drollige, naive Art des Bittſtellers, oder deſſen jugendlich offenes , bieberes Antlik , was mich beſtachi, kurz ich verſprach , mein Möglichſtes in der Sache zu thun, 280
1118
beffer – das Accompagnement übernimmt. Nach vielen Bitten,
obgleich derlei Nachſuchungen und Nachfragen im weitläufigen Rußland etwas ſchwieriger zu betreiben feyu dürften , als etwa im Fleinen,, beſonittenen Sachſenlande. Dieß gab mein Spi:
Complimenten und dergleichen Teßte ſich neben mich ein recht
Benherr gern zu , feßte aber ein eigenes Zutrauen in meine
gleitend.
Wirkſamkeit, und ſo fuhr ich – begleitet von feinen Segens: der naben Gränge zu.
wünſchen
Obwohl ich mir vorgenommen hatte , dem Manne zu die: nen, fo würde die Sache gewiß vom Geräuſche des Reſidenzlebens ins Reich der Vergeſſenheit gedrängt worden ſeyn , wenn nicht – in Folge meiner zurüďgelaſſenen Adreſſe – ein -
Mahnbrief des Syrn . Vetters aus S...g an mich gelangt wäre, nachdem ich ſelbſt erſt kurze Zeit nach Petersburg zurückgekehrt. Nun aber that ich viele zweclore Schritte, meinen Auftrag zu erfüllen , bis ich endlich erfuhr, der titularnoi Sowiet: nik (Titularrath) Galubin ſey ſchon ſeit Jahren Uprawitel des
Grafen B. und ein durchtriebener Schelm , der die Affairen
nettes Stumpfnädchen , meinen Geſang ziemlich gewandt be: Später erfuhr id , daß es eben die Tochter des lächelnden Uprawitels war. Freilich verſuchte ich anfänglich ohre Erfolg , mehr als das beliebte oui und non monsieur der Petersburger jungen Damen aus Fräulein Saſchinta her:
auszuloden ; indeſſen glücte es mir bei ihr endlich doch beſſer als bei ihrem Herrn Papa , oder Papinka , wie es zärtlicher hier heißt. Ich fand eine Fleine Kunſtenthuſiaſtin , und da ich
erzählte , mit Henfelt, Meyer, Gelind und andern Muſikern perſönlich bekannt zu ſeyn, als ich ſogar mich einigen Umganges mit den Helden der Oper Breiting , Verſing und den trok aller Verdunkelung immer noch der Damenwelt angenehmen Holland, oder wie die Ruſſen Tagen, Golland, rühmen konnte, wurde die Kleine nicht müde zu plaudern.
Wie das nun ſo in der Geſellſchaft fömmt , bald wurde
des Staates , ſo wie auch des Grafen B. fo vortheilhaft zu leiten gewußt, daß er ſehr reich dabei geworben. Zuweilen widerfährt es mir, ſo gut als andern Menſchen :
ich von glia Michailowitſch zu ſich geladen , und niſtete mich
kindern, daß ich mich gerade für fremde Angelegenheiten em:
ſchaftstagen vorſprechen durfte. Der kleine Papa wurde nach
figer bemühe, als für die eigenen, und dieß war hier wieder einmal der Fall ; ich pifirte mich, dem ehrlichen Spigenmann
und nach auch etwas geſprächiger , und endlich erfuhr ich genug
mein Wort zu löſen.
Bei einem Menſchen , wie Salubin mir geſchildert war,
dort ziemlich ein , ſo daß ich endlich ſelbſt außer den Geſell: über den erzgebirgiſchen Maſchiniſten, um ſeinem Herrn Vetter Spißenfabrikant ziemlich ausführliche Nachrichten zukommen laſſen zu können.
geradezu zu tappen, würde Geldkoſten gemacht haben, ohne viel-
Eines Tages war Fräulein Saſchinka nicht daheim , weß:
leicht ein anderes Reſultat, als eben dieſe, herbeizuführen ; denn welchen Grund das Stilſchweigen oder Verſchwinden des ſächſiſchen Maſchinenvetters hatte , wußte man ja noch nicht. Demnach forſchte ich dem Umgange des Uprawitels nach , und
halb ich im Geſchäftszimmer des Papa Poſto faßte , Cigarren
rauchte und ein gerade vorliegendes Bilderwerk beſah, welches Galubin für den Grafen B. beſorgt hatte. Es war um die Zeit, wo die Leibeigenen ihren Obrot einzahlen , und da der
es dauerte nicht lange, ſo war ich in einer Familie eingeführt, welche öfter kleine Abendgeſellſchaften bei fich verſammelte und
kleine Uprawitel ſicher auch der Meinung war, ich verſtehe kaum
wobei Jlia Michailowitſch Galubin nebſt ſeiner Tochter Sardinia (Ulerandrinchen ) felten fehlten . Tanzt man franzöſiſche Qua-
Leuten und Teşte mich in den Stand Einiges aufzufaſſen, was
drillen oder verſteht ſie auch nur auf dem Piano zu ſpielen , ſo iſt nichts leichter, als überall hin eingeführt zu werden. Ich ließ mich zuerſt durch die Anordnung meines einführenden Be.
mein Gedächtniß es behalten. Ich laſſe dieß hier folgen .
1
ein paar Worte Ruſſiſch , ſo verhandelte er sans gène mit den ich ſogleich nach meiner Nachhauſekunft niederſchrieb , ſo gut
(Fortſeßung folgt.)
kannten an einen Whiſttiſch placiren , wo der Herr Uprawitel Mitſpieler war und machte hier die Bekanntſchaft des ſüß
S a I am a 11
a.
lächelnden , aber ſehr wortarmen Männchens. Vergeblich ſuchte
ich nach beendeter Partie' ein Geſpräch anzuknüpfen ; die Ant worten blieben einſylbig, obgleich begleitet von verbindlichem , artigem Lächeln . Anfänglich glaubte ich, es liege am Mangel an Gewandtheit in der franzöſiſchen Sprache und es lag in
meiner Politit überall, und hier ganz beſonders, Peine Bekannt: fchaft des Ruſſiſchen zu verrathen ; man erfährt auf dieſe Weiſe
( Schluß. )
Salamanca liegt in 41° 20' Br. und 12° 50 öſtl. £. am rechten Ufer des Tormes auf drei kleinen Hügeln , einer im Weſten, der andere im Oſten , der dritte im Süden . Die Stra ßen ſind eng, krumm, Ichmußig , die Häuſer alt und fehr uns gleich ; unter ihnen iſt das Haus de las Salinas , das de las
oft mancherlei, wozu man ſonſt langſam oder gar nicht gelangt
Muertes, die Façade des Hauſes des Vicomte 1. Garcigrande,
feyn würde. Allein ich fand glia Michailowitſch auch gegen andere, die Ruſſiſch mit ihm ſprachen , gleich ſchweigſain.
und der Palaſt von Monterey mit ſeinen Verzierungen, in der Manier des Berruguete, bemerkenswerth . Das Schauſpielhaus
Der Frau vom Hauſe waren meine muſitaliſchen Talente hoch angeprieſen , darum erfolgten nun , als die Canzwuth eine Pauſe gemacht, dringende Bitten , mich and Piano zu reßen .
iſt Flein , aber ſehr ſchön ; es gibt auch ein anatomiſches Ums phitheater, und man baut einen Stierplan. Die merkwürdigen öffentlichen Bauſtücke ſind der Hauptplaß , die Brüde, die bei:
Es lagen franzöſiſche Romanzen vor, und man darf ſchon mehr
den Kathedralkirchen nebſt mehreren andern Kirchen und Kló:
Anſprüche an die Aufmerkſamfeit der Zuhörer machen , wenn ir: gend ein weibliches Mitglied der Geſellſchaft - je hübſcher, je
ſtern , und die Univerſität mit den dazu gehörigen Collegien . Der Univerſität wollen wir einen eigenen Abſchnitt widmen .
t
1
1119
en Bitten - ein rrat
Tandt be ther on
Der Hauptplaß iſt nach alter ſpaniſcher Art vieredig, und
1 Mill. Ducaten rechnen konnte : demnach wurde am 12 Mai 1513 der Grundſtein gelegt ; der Zeichner war Juan Gil Hon
rings mit gleichartigen Säulengången und Balconen umgeben, welche beſonders bei einer künſtlichen Beleuchtung großen Effect
tagnon und der Baumeiſter ſein Sohn Nodrigo : die damals
machen. Die Seiten haben 90 bis 100 Ellen Länge , und entHalten 83 Bögen und 53 Häuſer , jedes von drei Stocwerken
berühmteſten vier Meiſter Covarrabia , Filipo , Badajoz und Vallejo gaben ihre Billigung.
inglich onsieur
mit Balconen.
Das Municipalitätshaus mit korinthiſchen
Nachdem der Gottesdienſt am 25 März 1560 von der al
la ber:
Säulen und ſchlechten Verzierungen nimmt eine Seite ein ; der Bau dauerte von 1720 bis 1733 nach dem Plane des D.
ten Kathedralkirche hieher übertragen, und der Bau 1589 aus:
+ teiler rtificat
Andre Garcia de Quiñones ; aber auch Churriguera arbeitete baran. In den Höhlungen der Schwibbögen ſind Bruftbilder
mehrerer ſpaniſcher Könige und Helden in Relief und Naturgröße.
gereßt worden , befahl Philipp II die Fortſeßung nach dem Plan des Juan de Ribera, aber vor 1733 wurde die Kirche nicht voll: endet. Sie iſt ein halbgothiſcher , prächtiger Tempel , welcher durch ſeine hohen Säulen, fein breites Fußpflaſter, ſeine genau
· Die Brüde , 250 Ellen von dem Flußthore, enthält 27 Bö-
und künſtlich gearbeiteten Verzierungen überraſcht, und noch
gen, iſt 423 Ellen lang und 8!/2 breit ; *) zur Hälfte iſt ſie
mehr Eindruck machen würde , wenn nicht der in der Mitte
cucbmen
wie die Brüden von Segovia , Alcantara und Merida von
forte
römiſcher Bauart, zur Hälfte in neuern Zeiten unter Philipp IV
ſtehende Chor die Ueberſicht verhinderte. Dieſer Chor iſt über: dieß ein ſo geſchmackloſes und überladenes Werk in der Manier
wurde
ſehr gut ausnimit, nicht ſo die Zinnen man weiß nicht aus welcher Zeit - welche auf den Seitenwänden auffißen.
yuna
ausgebeſſert; in der Mitte iſt ein Thurm oder Pavillon ,der ſich
12 meid
i nad sening
Hier wird alles dein Herkules zugeſchrieben ; gewiſſer iſt, daß
Churriguera's , daß ihn einige eine Mißgeburt der neueſten Zeiten genannt haben . Die Kirche hat 370 Fuß Länge und 181 Fuß Breite (ohne die Mauer ), welche in fünf Schiffe er: theilt find ; das Hauptſchiff bildet ein lateiniſches Kreuz von 50 Fuß im Viereck und 130 Fuß Höhe ; alle Schiffe haben eine hohe Galerie, mit Medaillous von Helden und Heiligen ver ziert. Das Aeußere und beſonders das Portal init drei Ein gången iſt mit ausgeſuchten Filigranarbeiten und Statuen ge:
So 16
Trajan, als er den Weg de la Plata, von Salamanca nach Ma riba, herſtellte, auch die Brücke aufgebaut oder wieder gebaut
und ſie vielleicht dem Herkules als Schußgott geweiht hat ; benn bei einer Ausbeſſerung im Jahre 1767 fand man unter
ſchmüct ; merkwürdig iſt der 120 Ellen hohe und beiden Ka
met JOTTA Video
einem Quaderſtein eine Kiſte mit einer Medaille von Silber, auf deren einer Seite Herkules mit der Rechten auf einen Pilaſter geſtüßt , mit der Linfen die Steule haltend, abgebildet war : auch D. Mariano Tejeiro fand einen Herkules von Kupfer.
drittes Stocwerk, ohne Blei : noch Schieferbedeckung auf der
n
zu Anfang der Brüde ſtand ſonſt ein uraltes, ſteinernes Dent
Rotunde, die ihn beſchließt, und welche ſelbſt noch in eine kleine
mal, welches auf eine ungeſchlachte Art das Bild eines Stiers
Kuppel endigt, wo die Uhr und zwei kleine Glođen ſind. Im
nachahmte ; die unwiſſende Verſchönerungsſucht der Neueren
Jahre 1755 litt der Thurm durch das Erdbeben ; man wird
hat dieſes geſchichtliche, in mehrern Gegenden Spaniens vor: kommende Zeichen , deſſen Bedeutung noch nicht erörtert iſt, bei
Plan des D. Ventura Rodriguez ausführen , zwei niedrigere
Seite geſchafft.
ihn vielleicht jeßt abtragen müſſen .
Alsdann kann man den
Thürme zu bauen, welche mit dem Cimborium in beſſerer Har
Die alte Stathedralkirche von drei Schiffen , deren mittleres
monie ſtehen würden.
An Stunſtwerfen iſt dieſe Kirche nicht
190 Fuß lang, 33 breit und 60 hoch iſt, zeichnet ſich vorzüglich ſehrreich; das Beſte iſt eine, Navarrete dem Stummen zuge durch das Simborium oder die Kuppel aus. Sie ruht auf vier ſchriebene Copie von dem Begräbniß Chriſti, welches Tizian ftarten Pilaſtern , iſt mit großen Säulen, dann mit kleinern in 1
im Escurial gemalt hat.
Auch bewahrt man das Crucifir,
dem obern Stocwerk und mit Fenſtern in den Zwiſchenräumen
welches der Cid, deſſen Beichtvater Visquio hier begraben liegt,
geziert , rund im Innern und auswärts in eine ſchuppige Pyramide auslaufend; die Façade iſt ungeſchlacht, und die Mauern ſtark und dick ; daher kam das alte Sprüchwort : Sancta
reichte, wollte man auch eine prächtige Kathedralkirche haben, wie ſie andere weniger berühmte Städte aufweiſen konnten.
in ſeinen Schlachten bei ſich getragen haben ſoll. Das Grab: mal Bobadillas neben dem Chor iſt ein ſchönes Werk. * ) Meh rere andere Kirchen inner- und außerhalb der Mauern , beron ders das Kloſter der beſchuhten Carmeliter, außerhalb dem Paul: thore ſind wegen ihrer Bauart oder irgend einem Kunſtſchak den ſie enthalten , merkwürdig ; man hat daher Salamanca das kleine Kom genannt. Sonſt gab es hier 25 Mönchs - , und 25
Die katholiſchen Könige ſchrieben daher aus Sevilla am 7 Febr.
Nonnenflöſter.
1491 an den Cardinal Angers, erſten Miniſter Innozen; VIII,
Klöſter fürMänner , 12 für Frauen, 2 Beaterien oder Colle:
1
Ovetensis, dives Toletina, formosa Leonina, fortis Salman. tina. Als die Univerſität von Salamanca ihren hohen Nuf er:
A:
Dodoma
thedralfirchen gemeinſchaftliche Zhurm. Auf demſelben ruht eine 400 Arrovas ſchwere Glođe , und dann folgt noch ein
damit der Papſt einige Gnaden zur Errichtung Kathedralkirche ertheilen möchte. Aber erſt im 5. der Eifer und die Aufopferung des Oberhauptes ſprengels, D. Francisco Bobadilla, die Mittel auf, beginnen. Bobadida gab 10,000 Ducaten , ihm
Bei der Aufhebung der Orden gab es noch 18
einer neuen gien, wo man das Kloſterleben freiwillig befolgte, und eines, 1511 brachte wo man dazu gezwungen wurde. jenes Kirch * ) Die gemalten Glasfenſter deg Cimborium& find von großem den Bau zu folgten alle Verdienſt, aber fie verſchwinden von Tag zu Tag und werden
Corporationen und Bürger, ſo daß man auf einen Fonds von * ) Die ſpaniſche Ele iſt ungefähr 1/3 Fleiner als die pariſer elle.
mit gemeinen weißen Gläſern erſept.
1120
Chronik der Heiſen.
wir , wenn die Wolken es nicht verhindert , ein impoſantes Gemälde
Neiſen eines Franzoſen in Perſien .
hätten umfaſſen können : es war von allen Seiten ein unglaubliches Durcheinander von Bergen jeder Form und jeder Größe, an deren Seiten die Wolken in zerriſſenen Maſſen hinzogen ; ſämmtliche Gipfel waren in
Achter Brief. * ) Wir befinden und ſomit in Schiras , deſſen Antiquitäten ein ſehr geringes Intereſſe darbieten ; wir fanden in dieſer Stadt den General
chaotiſchen Dunſt gehüllt. Der Sturm und der Donner, welche plößlich
Seminot , welcher, wie General Allard , zu Saint- Tropez (in der Pro
lodhrachen , vermehrten noch die Troftloſigkeit des Bildes : der Blik
vence) geboren iſt ; ſeit 15 Jahren iſt derſelbe im Dienſte des Königs von Perſien , der ihn nach Schira8 geſendet , um den Plan der Stadt
erleuchtete die Gipfel , die bei deflen Schein ihre zerriſſenen und aufa gejadten Formen zeigten ; dann umgab wieder die Nacht jene langert Wolfenſtreifen und Felſen , an deren Ende wir bei einem heitern Tage den perfiſchen Golf hätten leuchten ſehen. Am 21 kamen wir in ſchnellem Marſche in einem Thale an , wo dornige, reizloſe Bäume wuchſen , und
aufzunehmen ; er beabſichtigt ſich ſpäter nach Bender-Buſchir zu begeben, um die Unterſuchung der ganzen Süfte des perfiſchen Golfes bis nach
Bender - Abafi vorzunehmen , und dieſelbe gegen die Engländer in Ver theidigungsſtand zu feßen. Der Bruder des Schab, Fernaze -Mirza , iſt =
Gouverneur von Schiras : es iſt ein junger Mann von 22 Jahren ,, von
ſehr angenehmer Geſtalt und großer Thätigfeit des Körpers und wahr ſcheinlich auch des Geiſtes; er ſpricht einige Worte franzöſiſch, von denen er in der Unterhaltung , die wir init ihm hatten , einen häufigen Ge brauch machte ; wir fanden bei ihm einen ſehr wohlwollenden Empfang . Der Vorabend unſerer Abreiſe ( 17 December) wurde durch eine Begebenheit bezeichnet, von der wir nahezu das Opfer geworden wären : während der Nacht verzehrte das Feuer eine kleine, gegen das Thor von Bender - Buſcir liegende Moſchee; des Morgens, als die Mollahe ihren
Tempel in Aſche fanden , wollten ſie dieſen Vorfall gegen uns benußen. Dieſe impertinenten Prieſter verbreiten im Augenblick das Gerücht, daß die zwei Frankis (Hr. Flandin und ich ) Feuer in die Moſchee gelegt hätten , um ſich für die brutale Weiſe zu rächen , mit der ich aus der Moſchee Dichumah vertrieben worden war. Dieſe Beſchuldigung läuft von Mund zu Mund , Niemand beſtreitet ſie, fie fridyt wie der. Blig .
ſtrahl auf uns los ; ganz Schiras iſt im Aufſtande ! Ein ſcheußlicher Pöbel umgibt unſer Haus und ſtößt Todesdrohungen aus ; die Frauen machten ſich , wie billig , durch die ſtupide Heftigkeit ihres Fanatismus .
bemerkbar, und überhäuften und mit den beleidigendften Beinamen . Unſere Gefahr wuchs mit jeder Minute , die Thüren waren im Begriff, unter den Streichen dieſer durch die Mollahs aufgereizten Elenden nachzugeben ; glüdlicherweiſe entbedt nun der Gouverneur, rechtzeitig von unſerer Oes fahr unterrichtet, daß die Moſchee durch ihren Mollah angezündet worden .
zogen nun gegen Süden bald in Schluchten, bald über abſchüſſige Stellen , die durch eine lange Mauer von furchtbaren Abgründen getrennt waren ; hierauf erreichten wir die Ebene von Raro -Nun , wo eine lebhafte Vegetation fich zeigt . Kars-Run iſt eine artige Stadt, weldje ihrem Aeußern nach an eine
afrifaniſche Küfte erinnert ; die Häuſer , mit Kalk übertüncht und vont platten Terraſſen bededt, ſtehen mitten in Wäldchen von Datteln. Wic
logirten in einem in Ruinen liegenden Pavillon , der fich in der Mitte eines Gartens von Orangen und Dattelbäumen befindet. Hier erfuhren
wir , daß wir in dem Thale von Kars - Run ſehr füglich durch Löwert hätten zerriſſen werden können , denn einige Tage vor unſerer Ankunft .
waren ſechs Keifende durch dieſe Thiere verzehrt worden.
Kar8 - Run
hat 5 bis 6000 muſelmänniſche und 150 jüdiſche Häuſer. Die Umgebungen find gut cultivirt. Am 22 December beſuchten wir die Ruinen von Schapur; jwel Khulas (Gendarmen des Landes) , die uns von dem Gouverneur geſtellt
wurden , hatten Befehl , uns bei den Mamacennie , einem kriegeriſchen Nomadenſtamm , welche von dem berühmten Ruſtam , dem Hercules vor Perſien, abzuſammen behaupten, Achtung zu verſchaffen. Wir verließen
Kars - Run Mittags und machten uns nach Nordweſt auf den Weg . Nach einſtündigem Marſche kamen wir an dem Dorfe Aſchah - Naturt vorbei , dann verließen wir die Straße von Bender - Buſchir , um rechte die von Schapur einzuſchlagen : eine Viertelſtunde von dieſem Punkte kommt man in das Dorf Debris, und eine Stunde nacher in das Dorf Tumlu - Kuah : der Weg zieht ſich hierauf am Gebirge hin, und dauert noch eine Stunde , bevor man die Ruinen von Schapur erreicht, die im Winkel einer Schlucht, in der ein Bach fließt, gelegen find. 6
wäre , welcher das ganze Mobiliar daraus genommen und dann Feuer angelegt hatte ; er läßt den Mollah ergreifen und ihn in die Mitte des um unſere Wohnung fein Tobelgefchrei ausſtoßenden aufen führend befiehlt er , daß er gepeitſcht werde , was auch ſtattfand, während Sol: daten den Haufen zerſtreuten. Am 18 December verließen wir Schiras und wandten uns nach Bender - Buſchir; wir batten , um ſchneller zu reiſen , unſere Escorte vermindert; es begleiteten ung nur noch acht Maulthiere und ſechs Pferde.
dem Echo du Monde Savant voin 25 September noch bei , daß eitt
Nachdem wir in einem Rarawanſerai geſchlafen, fepten wir unſern Weg mit dem Regen , der während der Nacht gefallen war , fort. Eine
Hr. Farel an die Société d'encouragement 10 Kilogramme Indigo, den er aus dieſer Pflauze gewonnen , überſandt hat , wofür ihm die
Viertelſtunde jenſeite des Fluſſes , den wir durchwateten , drangen wir
Medaille von 500 Franken zuerkannt wurde. Er gibt den Indigoertrag auf % Procent an , meint aber, man könne ihn vielleidt auf 1 Procent bringen. Die Behandlung iſt zum Theil ſehr mühſam , und es ſcheint
( Sdluß folgt. )
.
in das traurige Gebiet der Gebirge ; hier gewann der Weg einen trübs ſeligen Anblick, kaum daß ein harziger Buſd den ſteinigen Boden durch drang. Jeden Abend ſuchten wir Zuflucht in dlechten Karawanſerais. Am 20 nahmen wir die Richtung nach Weſten , und gingen dieſen Tag
Miscellen. Anbau der Polygonum tinctorium . Wir haben int Nr. 270 ſchon einiges über dieſen Anbau bemerkt, und fügen hier nach
1
nochbedeutend an Erfahrung in dieſem Fache zu fehlen.
durch das Dorf Daſcht- Heſchem , wo wir nur einen einzigen Einwohner
Canaliſation der Rhone von Genf nach lyon. Hr. Teſte , der Miniſter der öffentlichen Arbeiten in Frankreich, hat fürzlich
ſahen. Wir waren in den Gebirgen von Dochter - Þyrarun. Ein äußerſt
eine Reiſe dahin gemacht, um ſich von der Möglichkeit dieſes großen
unebener und gepflaſterter Weg führte uns auf eine Höhe, von wo aus
Unternehmens zu verſidern, und es ſcheint, daß dieſe Möglichkeit allers dinge vorhanden iſt. Auf Genf würden für die Arbeiten von Genf bio Collonges 500,000 Fr. treffen. " (Echo du Monde Savant. 25 Sept.)
!
*) Sémaphore 22 Julius.
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 281.
Bas៨
A usla nd. Ein
Tagblatt für
Kunde des geift igent und fittlichen Lebens der Völker. 8 October 1841 .
Brafliens Handel. Vielleicht gibt es kein Land auf der Erde , das troß der geringen Vorſorge der Regierung ſo rieſenhaft fortſchreitet. In Zunahme der Bevölkerung , ſo weit wir dieſe beurtheilen können, ſteht es nur den Vereinigten Staaten , in Zunahme feiner Erzeugniſſe nur den holländiſchen Beſißungen in Oſtin : dien nach. Die Kaffeeausfuhr aus Rio Janeiro hat ſich von 1821 bis 1840, alſo in zwanzig Jahren, verzehnfacht ; ſie be: trug 1821 nur 105,387 Säde, im Jahre 1840 1,051,190 S. Der Zuderbau iſt eher im Abnehmen begriffen , zum mindeſten iſt die Ausfuhr in den lekten fünf Jahren um etwa die Hälfte geſunken . Der Grund läßt ſich ziemlich erklären ; denn der
Preis der Sklaven iſt ſeit 20 Jahren um etwa das Vierfache geſtiegen .
Einen gleichen Grund hat wohl der ſchlechte Fort
ſchritt der Baumwollenproduction , ſo wie die des Theed, welcher gut, aber zu theuer iſt, auch in Folge ungeſchidter Behandlung
nach langer Aufbewahrung einen Modergeruch bekommt. Da: gegen ſteigt wiederum die Ausfuhr von Medicinalpflanzen , vott denen namentlich die Brechwurzel ( Ipecacuanha ) im Innern Bra: filiens üppig gedeiht. Der einfache Schluß daraus iſt, daß est an Händen zur Arbeit fehlt, und der Arbeitslohn zu theuer iſt, ein Uebelſtand , dem auch die Einfuhr von Schwarzen aus
Afrika , wenn ſie auch noch so ſchwunghaft betrieben würde, nur in ſehr geringem Maaßſtabe abhelfen kann ; denn die Mehrzahl der eingeführten Sklaven find Männer , die Forte pflanzung ift fomit ſchwach , und die Sllaven ſterben ſchnell hinweg. Braſilien wird noch auf lange Jahre hinaus ſich auf
die Einſammlung der roheſten , am wenigſten Arbeit erfordernden Erzeugniſſe beſchränkt ſehen, und davon auch ohne allen Zweifel den größten Vortheil ernten . Zu dieſen Producten gehören , wie
in dem ganzen Oſten Südamerika's , namentlich auch Häute vom Rindvieh , das auf den unermeßlichen Weiden zu zahlloſen Heerden anwächst. Dieſer Handel mit rohen Naturproducten wird, wie bemerkt, noch auf lange Jahre hinaus , zum Theil
auf immer, das Mittel ſeyn , um die Erzeugniſſe gewerbreicher Länder zu bezahlen .
Der Einfuhrhandel iſt eben ſo ſcharf bezeichnet, und bie
langen Liſten von Waaren in dem jährlich erſcheinenden Rio Circular , das ein Hr. Freeſe in Rio zuſammenſtellt , darf einen nicht irre machen . Vom I. 1835 bis 1840 hat die Einfuhr zwiſchen 23,000 und 35,000 Contos de Reis, d. h. zwiſchen 62 und 94 Mill. Gulden geſchwankt. Davon nahmen aber Bauma wollen ., Wollen ., Leinwand- und Seidengeuge, kurz die noth wendige Kleidung , deren Bearbeitung im Lande zu hoch toms men würde , allein ſchon für etwa 35 Mil. Gulden weg , Lebensmittel, nämlich Mehl, Fleiſch und Wein 10 bis 12 ; die
übrigen Hauptitems ſind Gewerbserzeugniſſe von Eiſen , Stahl Leder, Glas u. ſ. w.
Wie ſich die Ein- und Ausfuhrgegenſtände auf wenige Hauptſachen beſchränken , ſo auch die Hauptorte, woher die Ein fuhr kommt und wohin die Ausfuhr geht. Von der ungeheuren Kaffeeproduction nimmt Deutichland , wenn wir Trieſt ein ſchließen, wenigſtens ein Drittheil, Nordamerika ein gutes Viet : theil, England ein ſchwaches Fünftheil. Bon Zuder nehmen Ham burg und Trieſt die Hälfte , von den Häuten ein Drittheil, dert bedeutendſten Theil des Reſts Frankreich, Portugal und England. Dieſen Ausfuhrverhältniſſen entſpricht die Einfuhr feineswegs . Der Werth der engliſchen Einfuhr beträgt 30 bis 36 Mia ., die
von Frankreich 10 bis 12 , die von Nordamerika 2 bis 24/24 die von Hamburg , Bremen und den Oſtfeehäfen 4 bis 5 mil . Gulden . Die Folgen find leicht zu ermeſſen : die Engs länder führen franzöſiſche und deutſche Waaren dahin , und nehmen braſilianiſche, namentlich nach Deutſchland, zurüd . Sie haben die Hälfte der Einfuhr, und müſſen in demſelben Vera hältniß ausführen ; dieſe Ausfuhr geht zum Theil nach dem engliſchen Solonien, in der größern maſſe aber nach Deutſchland, wo ihnen die Häfen offen ſtehen . Seinen eigenen Markt fant es mit dieſen Erzeugniſſen , die durch hohe Zolle ausgeſchloſſent ſind, nicht verſorgen . Dieß unnatürliche Verhältniß muß all mählich fidh ändern , auch wenn feine deutſche Navigationsacte je dieſem Zwiſchenhandel Schranken feßt. Ein näherer Ver . fehr Deutſchlands mit Nordamerika muß weſentlich dazu bei: tragen , indem die Nordamerikaner ſich mit acht rüſten , die Engländer einigermaßen von dem Fuhrhandel zu verdrängen , da fie meiſt ſehr umfangreiche Waaren hinführen , und ſomit 281
1122
Schiffe genug haben , die faum minder umfangreichen Waaren Braſiliens wegzuführen . Dieß erſieht man auch ſchon aus tion frei duchte l es ka , die eineri Vierth demm Anf lich woh zehsrt der auf Espromöc . fee wirdKaf vereil Nordam in auf Fau erſten Anblic gleichgültig fcheinen , ob wir die Zufuhr durch den län Eng der oder Nordamerifaner erhalten ; dem iſt aber nicht alſo, da die Nordamerikaner nicht viel eigene Gewerbserzeugniſſe abzuſeßen haben , und leicht die deutſchen nehmen können,
„ Proschu pokornoi ! (ich bitte gehorſamſt !) Ilia Michai: lowitſch , bedenlen Sie meine große Familie, der ich doch aud
n muß kho !" zesch !" (Wie du willſt !) erflang die Furje ichide,,Kak nung hes Entgeg le jaRatſchon. viel mehr , als im Paſſe geſchrieben „ Ich zahdes
was bei den Engländern in viel minderem Grade der Fall iſt.
iſt !" ließ der Bärtige fallen .
„Im nächſten Jahre wird anders geſchrieben ſtehen , Sukin
syn, (Sohn einer Hündin ) , wenn ich dich nicht ganz nach Hauſe ſchreibe. Es fehlt dort an Recruten ! " war die Unt wort„Ich daraufwerd . e
damit gemeint) zu ch Füßen fallen ! " „ Kak khozes ! wenn dich der Budel zu ſehr judte,
Petersburger Skizzen . Der leibherr. (Fortſeßung .) Nach anhaltendem Geräuſch vor der Thüre , welches von
Femanden herrühren mußte , der beſchmußtes Schuhwert ab : ſtrich, mithin nicht zur fahrenden oder Ueberſchuhe tragenden Menſchheit gehörte , wurde die äußere Doppelthüre behutſam geöffnet; ebenſo langfam und vorſichtig – alles Geräuſch ver: that ſich die innere Stubenthür auf. Gebüct, nur meidend
hätteſt dur es ſchon egethan ." „ Abe ich dien noch bei dem deutſchen Doctor, der jeßt oft die Herrin (wohl die Gräfin B.) beſucht, wenn ich ihn bitte, legt er gewiß ein gutes Wort für mich ein . “ Mein Titularrath verzog keine Miene , aber murmelte,
einen raſchen Blick ins Zimmer werfend , ſodann die Augen
niederſchlagend , und fo leiſe als möglich die Thüre hinter ſich zuziehend, ſtellte ſich ein ſtattlicher Kutſcher in reichem Kaftan , den Kolpat in der rechten Hand , neben der Schwelle ſchweigend
hin , nachdem er zwei tiefe Büdlinge gemacht. ai ,,Ei , tömmſt du endlich , Jermol
! " rief Hr. Galubin
ziemlich lebhaft , und gar nicht in ſeinem gewöhnlichen fü . nn im ſtattlichen Gewand und mit ſchönem Barte ToneMa ßen Der
machte hierauf nur eine ſtumme Verbeugung , dabei nach der Seite auf mich ſchielend. Dieß bemerkte der Hr. Titularrath , und ,,Ma ſagted: Ichnell vorwärts , es iſt ein Fremder , er verſteht nicht unſerre Sprache ."
„Hie ſind 120 Rubel, Jlia Michailowitſch , und ich bitte um ein Sapisotschku. “ (Kleines Schreiben , hier Quittung .) „ So ! gut ! da nimm !
für mid Naheſißenden verſtändlich genug „ niemezki sobaki !“ (deutſche Hunde ). Jermolai ſtand eine Weile ſtumm und neſtelte im Futter ſeines Kolpals . Endlich ſagte der Rath : „ Wozu dir Feindſchaft machen , Jermolai ? Wenn eine Hand die andere wäſcht, werden beide naß ( ruſſiſches Sprüchwort ).
Ich will billig reyn ! Gieb noch einen blauen Zettel (5 Rubel) t i s'bogum ! (ui kow und geh mito Got .)"
„ Zol dowoln (Ein Silberrubel wird wohl genug itſch feyn )„Geh, Ilia Mic biſtlowein Gei. “zhals , ein Knider ; ich ſehe ſchon , mit du hai dir iſt ſchlimm auszukommen . Gieb nur her und mach's beſſer hſten hretan !" Jermolai's durch die Thür verſchwunden im näc Als derJaKaf war , ſagte ich um den Rath richer zu machen : ,,Darf ich fragen, welche Geſchäfte Sie mit dem hübſchent Bärtigen hatten ? Der Menſch hat eine intereſſante Phyſiognomie ." „Ach, mein Herr , ich habe es übernommen, den Obrof von
den Leibeigenen des Grafen B. einzuziehen, und da hat man
1
nichts als Mühe, Plage und Aergerniß, um die Selber gehörig
Aber du könnteſt ſchon einen
beizutreiben . Keiner will daran , Jeder hat Ausflüchte und fchwört, den Betrag nicht aufbringen zu fönnen . Von mir
Rothen (10 Rubelſchein ) zulegen , Jermolai ; ich weiß, du ſtehſt dich gut „ Pam!"iluitje,
Grigor Andreitſch (vermuthlich war Graf B.
Glia Michailowitſch ! mein Herr, der Gene.
ral, * ) hat dieß Jahr viel am Hafer und Heu für die Pferde abgebrochen ; wie ſoll man da beſtehen ? Ghei Bogu ! ( Bei Gott !) Ich konnte faum die 120 Rubel zuſammenbringen !" „ Geh, geh, du biſt ein Lügner , ein Flauſenmacher ; ich weiß , was ich weiß ! Nächſtes Jahr läuft dein Paß ab, und da ! " inhin General genannt , und oft er. denkengeme michz wird an llen du Erce tan*nſt ) Jede ſcheint dieß den Deutſcher recht komiſch, die gewöhnt finb, fich unter einem General ftete eine Militärperſon zu denken . Gørte auch wirtlicher ich einen meiner Freunde , den Mediciner M., en ire man denGeneral re fqmeift, tituldieß alsmir tam mit , und esnennent, Saty nach immermein wollte fo por, Staatsrath
aber verlangt der Graf die vollen Summen , ohne daß ich je: mals für meine Mühe entſchädigt werde. “
„ Aber warum weiſen Sie dieß Geſchäft nicht von der Hand , da Sie reich genug ſind , um von Niemanden abzu . N
? ch genug ? Sagen Sie das nicht! Ich bin ein Mann , hängen „ Rei
der nur von dem lebt , was er täglich mühſam erarbeitet, und legte man auch ein paar Kopeten zurüd , ſo hat man ja auf Saſchinka für die Zukunft zu denken .“ Dabei ſah mich der
Rath ganz beſonders an, und ich muß argwöhnen , daß er mir Abſichten auf ſein Zóchterlein unterlegte , die durchaus nicht in
folchem Grade vorhanden waren. „Und," fuhr er fort, „was den Grafen B. anlangt, ſo iſt in mir ſo eine alte Unhänglich:
keit oder Gewohnheit, derentwegen ich mich immer wieder aufs Freund ,,Br, Iodtenlieferant !"
11 23 neue bereden laſſe , das lange Jahre ſchon beſorgte Geſchäft
,, Dit wirſt ihn geſtohlen haben !"
auf den Hals zu nehmen ."
„ Ghei Bogu niets !" (Bei Gott nicht, Here !)
Hätte der Schelm mich genauer gekannt und gewußt , wie gut ich mit den Manipulationen der Herren Uprawiteli be: tannt war, es würde ihn doch etwas frappirt haben. Kein Ruſſe iſt geneigt , eine durch ſeine Hände gehende Geldſumme paſſiren zu laſſen , ohne daß von derſelben etwas für ihn abfält. Die Herren Uprawiteli machen hiervon aber Teineswegs Ausnahmen , verſtehen ſich vielmehr gar trefflich darauf, ihre uſuellen Gebühren nach Möglichkeit zu ſteigern . Suerſt wird den Leibeigenen ein Plus über die im Paſſe be: merkte Summe des Obrol abgepreßt , ſodann aber verkürzt man nach Möglichkeit die den Leibherren abzuliefernden Summen unter den pfiffigſten Vorwänden. Die Andeutung Jer: molai’s, „ er zahle ſchon mehr , als im Paſſe geſchrieben ſtehe,“ bezog ſich auf jenes Nefas. Da die Intereſſen der Leibherren von den Uprawitels bei den Leibeigenen wahrgenommen und
,,Nun fo mag es feon , ich will das Geld ſelbſt zulegeu ,
vertreten werden , ſo iſt das Geſchic der lekteren natürlich ſehr in der Gewalt jener Herren. Klagen gegen ſie führen in der Regel nur dazu, das loos der Kläger zu erſchweren ; denn die Leibherren willen zu wohl , wie allgemein herrſchend der Gebrauch bei allen Uprawitels iſt , um auf Klagen große Rück . ficht zu nehmen, wenn ihnen ſonſt nur ihre Einkünfte nicht allzu verfürzt zukommen. Monſieur Golubin notirte den Vorfall in eine Art Regioff fter, während ich in meinem Bilderwerfe fortblätterte ; da öff nete ſich leiſe abermals die Thür , und herein trat ein junges, ſtarkes, ziemlich corpulentes Frauenzimmer in Nationaltracht. Eine Amme (dachte ich ), was mag die wollen ? Sie blieb bei der Thüre ſteben , fab fragend den ſchreibenden Uprawitel an, indem ſie nach mir ſchielte.
aber merke : der Ring muß mir bleiben !“
„ Budet tak, Sudar ! “ (ES ſey ſo, Herr.) ,,Für's nachſte Jahr zahlſt du das Doppelte an Obrot und dentit noch an mich , ſonſt ſchreibe ich mehr. Dein Lohn als
Amme reicht dazu hin . “
„ Totschen tak's !“ (Es iſt volldommen gut ſo, Herr.) Auf das Parcoll des Raths verſchwand unter tiefen Verbeugungen auch dieſe Erſcheiuung. Der Uprawitel überfah die Abgabe des Kindes an das Findelhaus gewiß uur darum, weil es ein Mädchen war und auf dieſe nur geringer Werth . von Seiten der Leibherren gelegt wird, ſie werden nicht zu den Seelen gezählt ; dieſen Vorrang hat nur das männliche Ge
ſchlecht. Ueber die Fühlloſigkeit, mit welcher gemeine Ruſſinnen ihre Kinder ins Findelhaus abgeben, eße ſich viel ſagen. So ſtreng man auch in den höhern Claſſen die unverheuratheten Damen bewacht und vor gewiſſen Zufällen zu bewahren ſucht, und wie getrennt auch die Sitte beide unverheurathete Ge: ſ @ lechter hält , ſo wenig bedeutet ein kleines Falliſſement, oder auch etliche dergleichen, bei der niedern Volleclaſſe; namentlich
ſehen dieß ſogar die Leibherren ſehr gern, zumal wenn männ liche Nachkommenſchaft erfolgt, wodurch die Seelenzahl ver: mehrt wird. Auf Geſundheitspflege der Mädchen wird noch weit weniger geachtet, als auf die der werthvolleren Knaben,, und das will viel fagen ; denn gewöhnlich ſieht der gemeine Ruſie mit größerer Sorgfalt auf ſeine paar Stüde Vieh als
auf ſeine Kinder, die ſchon von ſelbſt nebenbei aufwachſen und kak ni budy (wie es geht) gedeihen ! ( Fortreßung folgt. )
,, Alſo du biſt jeßt Amme, Mar Iwan ? ( Gebräuchliche Ab
türzung für Maria Iwanowna.) Wo blieb dein Kind ?" To fragte Golubin. Die Antwort lautete : „ Im Findelhauſe." „ Kaksche ! Im Findelhauſe ? "
„Ia, Herr ! Es war ein Mädchen ! " „ Wo iſt das Atteſt ?" „ Hier , Herr !" Dabei übergab das Frauenzimmer einen Zettel. „ Khoroscho ! (Gut !) Es mag ſeyn ! Und dein Obrok ? Du bliebſt lange damit aus !" „ Wot polowina's ! (Da iſt die Hälfte , Herr !) Den Reſt tann ich erſt in zwei Monaten bringen.
Preisfragen des franzöſiſch - hiftoriſchen Inſtituts. Dießmal ſind die Fragen , wenn ſie gehörig gelöst werden ſollen, in der That nicht leicht, wie man aus folgender Angabe erſehen wird. „Man ſoll mit Genauigkeit und ſtrenger Kritik die Quellen der Geſchichte der alten Völfer überhaupt , und namentlich der Aſſyrier, Aegyptier,
Perſer , Phöniciet , Hebraer und Griechen angeben.“ .
Preis 400 Fr.
Man ſollte freilich meinen , 68 wäre an der Aufzählung der Quellen
für die Geſchichte eines einzelnen dieſer Völfer genug. Zweitens : „die Geſchichte des Concile von Trient in ſeinen Beziehungen zur franzöſiſchen Politik zu entwerfen .“ Drittens : „die Urſachen zu beſtimmen, wodurch
die franzöſiſche Sprache zur Verkehrsſprache der Nationen (langue in. ternationale) geworden iſt , und welche ihre definitive Erhebung zum Nang einer univerſellen Sprache vorbereitet haben, ſo daß fie der latei I
„ Smotri schliucba ! (Sieh Einer die Schlumpe !) Du ſchaffſt alles zur Stelle , oder ich laſſe dich bis aufs Blut peit fchen, und ſchreibe dich beim !" .,Pamiliutje, Jlia Michailowitſch ! Ich war vorher fo frant und es ging alles auf, bis ich jeßt wieder in Dienſt kam .“
niſchen , wie dieſe der griechiſchen folgte. " Je mehr man gereigt reyn
„ Moltschi! (Schweige !) Es bleibt bei dem , was ich ge:
in Frankreich gelehrt oder verſucht wurden ; das Verhältniß zwiſchen
fagt ! " „ Boshe moi, tschto dielatj ? (Mein Gott , was roll ich
dieſen Syſtemen und den verſchiedenen politiſchen Doctrinen nachzuweiſen,
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Anfangen ?) Hier iſt ein Ring, Herr, den ich geſchenkt bekam, nehmen Sie ihn, bis ich den Reſt bringe ! "
wirb , über dieſe leptere Aufgabe Gloſſen zu machen , deſto intereſſanter iſt die folgende: „Eine furze Geſchichte der verſchiedenen ökonomiſchen Syſteme zu geben , welche von Colbert bis zum Ende des Raiſerreidyo
welche ſeit zwei Jahrhunderten in der franzöſiſchen Staatsgeſellſchaft auffamen. “ (Echo du Monde Savant vom 25 September.)
1121
Chronik der Reiſen. Neiſen eines Franzoſen in Perſien . Adter Brief, (Solus.)
Fuße eines dieſer abſcheulichen Abhänge ben Fluß Gereh, den wir frels mal überſchreiten mußten ; alsdann erflimmten wir eine neue Solucht, welche fich durch die lebte Gebirgskette zieht ; am Ausgange dieſer Schlucht dehut fich eine Ebene aus mit einem Dattelwald. Wir ſchliefen in dein Dorfe Dalafeh. Am 28 begegneten wir bei dem Dorfe Baraſun einem
Wir wählten zu unſerer
Char, welcher, von 50 Mann nicht ſehr empfehlenden Anfehend begleitet, eben von einem Gefechte mit ſeinem Rival von Dalakeh zurüdfam ; wir hielten ég nicht für gerathen , in Mitte dieſer Leute zu halten , welche
Wohnung einen vieredigen Thurm , welcher in der Mitte des Thales
durch das Gefecht, in dem ſie einige der ihrigen verloren , erhißt , uns
von Schapur, am Rande des Fluſſes und bei den Kara -Scheder, mamacenniſchen Bauern , liegt. Dieſe hatten die Zuvorfommenheit, und eine
ſchief anſahen, und ſeßten unſere Reiſe nach Südweſt fort. Die Ebene, welche wir durcſchritten , hat mich an Nieber - Aegypten erinnert.
Dieſe Ruinen nehmen einen ſehr ausgedehnten Raum ein ; die
Basreliefs find am Fuße eines Felſen eingehauen , am Eingange der Schlucht,. welche ſich nach Nordweſt hinzieht.
Ehrenwache zu geben, und wir ſchliefen , umgeben von ihren Schildwachen.
Am 29 verließen wir Anudah , wo wir die Nacht zubrachten , und
Die Basreliefs find in Stein geſchriebene Epigramme gegen die Römer :
gingen bei ſtürmiſchen und kaltem Wetter durch eine wüſte Ebene,
ſo zeigt uns das erſte Basrelief einen durch einen Perfer niedergetretenen Römer und einen andern Römer vor dem König auf die Knie niederfallend. Auf dem zweiten Basrelief ſprengt Schapur ſein Pferd über
alsdann durch einen kleinen Fluß von ſalzigem Waſſer , endlich über Sandbuben mit einem kleinen See zur Rechten. Bis Bender - Buſchir marſchirt man durch Sand; die Stadt hatte von weitem ein ſchönes
den Körper eines Römers ; mit der linken Hand hält er einen Römer bei den Haaren, und ein Römer kniet vor ihm . Dieſe Sculpturen ſind gut ausgeführt ; es iſt griechiſche Kunſt von der ſchönſten Art ; die
Anſehen , in der Nähe aber iſt ſie ziemlich häßlich.
Sie iſt von einer
mit Thürmen befekten Mauer umgeben ; vor dem Stadtthore lagen drei
Römer nehmen darin alle Stellungen von Erniedrigung ein. Im Mittels
alte eiſerne Kanonen auf ſchlechten Caffetten in der Sonne ; Soldatent init langer Luntenflinten in den Händen ſpazierten auf den Wallen und
punkt des Thales , auf dem Gipfel eines renfrechten Felſens, ſieht man,
gähntent.
gegenwärtig am Boden liegend, die koloſſale Statue Sdapurs , welder
Bender - Buſchir enthält 25 Karawanſerais , 5 armeniſche , 200 jüdiſche und 2000 muſelmänniſche Häuſer : von den Muſelmännern find
die Römer auf allen Badreliefs ſeiner Stadt ſchlug.
Das ſchlechte
Wetter hunderte und an einein längern Aufenthalt unter dieſen impoAm 25 December 9 Uhr Morgen8 verließen wir das Thal von Sthapur und richteten uns gegen Bender - Buſcir ; nachdem wir von
die einen Perſer, die andern Araber. Die Barken mit ihren lateiniſcher Segeln können ſich dem Ufer nähern, aber die großen Fahrzeuge bleiben auf zwei Meilen von der Stadt , die , wie Sie wiſſen , am perfiſchen Golf erbaut iſt. Wir ſahen auf der Rhede eine engliſche Brigg und
neuem die Ruinen , benen der ſtolze Saſſanide ſeinen Namen gegeben,
einen Dreimaſter des Seid-Seid vou Mascat mit engliſcher Bemannung.
ſanten Ruinen.
durchzogen hatten , erreichten wir die große Straße , die uns in eine
Ein fredlider Regen, der uns feit Anudah begleitete, bezeichnete
ſteinige Schlucht führte, nach welcher fich das Thal von Kumah - Rejch entfaltet ; in dieſem Thale brachten wir die Nacht zu.
unſern Eintritt in Bender - Buſchir. Şr. Joſeph Malcom , vormaligre .
engliſcher und franzöſiſcher Agent, empfing uns ſehr herzlich und logiste
Tags darauf verfolgten wir einen Weg , wo von allen Seiten die
uns in eines ſeiner Häuſer ein , welches an der Seite ſeines eigenen
ſchwarzen Spuren alter vulcaniſcher Umwälzungen aufgehäuft waren ;
Hauſed liegt, und deſſen Lage die ganze Stadt beherrſcht. Die Karawana ſerais ſind mit Kaufinannsgütern aus Indien gefüllt: Blei, Zinn, Zuđer,
der Weg führte in Gebirge , die vom Fuße bis zuin Gipfel durch die
alte titaniſche Kraft geſpalten waren ; 6 war ein ungeheurer Ausbruch von Marmor - und Kalkblöden, Feljen im Zuſtande des Werdens, Kiefels
Pfeffer , Indigo, Eiſen, Kattunwaaren werden durch arabiſche oder enga
liſche Schiffe hieher gebracht ; man rechnet 2 bis 300 arabiſche Barken , maſſen u . f. w .; es war als ob ein mächtiger Hauch , um dieſes Chaos welche jährlich dieſe Reiſe machen. Dieſe Kaufmannsgüter find in den zu verſteinern, den Augenblid gewählt habe, wo es fic in ſeiner ganzen Karawanſerais niedergelegt , von wo ſie auf Maulthieren in das Innere wilden Wuth darſtellte. Der Weg vertiefte fich in wahrhafte Thermo- Perſiens verſendet werden . Die Bazars von Bender - Baſdir gewähreu pylen , in ſteile und enge Krümmungen, denen ein abſchüſſiges Geländer einen elenden Anblid ; man verkauft dort beinahe nichts als Datteln . folgt, eingefaßt von einer doppelten , auf jedem Scritt geſpaltenen Am weſtlichen Winfel der Stadt iſt die Kuine eines holländiſchen Forte. Mauer. Wir ſtiegen ab , aux Furcht, daß der geringſte Fehltritt und Bender-Buſchir beſchreibt von der Seite des Meeres eine Art Bogen. Es ging mit unſern Maulthieren in die Abgründe hinabſtürzen möchte ; in einem hier das Gerüdt, daß franzöſiſche Schiffe im rothen Meere den engliſchen derſelben fahen wir die leidhe eines Maulthieres, an welcher Wölfe- Dampfpafetbootdienſt von Bombay nach Suez unterbrochen hätten ; auch einen Schmaus hielten. Nach dieſem Abhang kommt der Fluß Soapur, glauben wir , daß die beiden Nationen handgemein geworden ſind. den wir verließen , um durch das Gebirge das große Thal von KanahZwei Stunden von Bender - Buſcir entfernt befinden ſich am füb Tartah und das Dorf dieſes Namens zu erreichen, deſſen Einwohner unter lichen Ende einer Halbinſel die Ruinen von Riſchebr ; fie dehnen ſich Hütten aus Nohr und Dattelzweigen wohnen. In dem Karawanſerai, länge des Meeres aus, und zeigen eine große vieredige Mauer von beis wo wir die Nacht zubrachten , befanden ſidh mehrere Sarawanen. läufig 200 Metres länge und Breite , die auf drei Seiten von einem Am 27 um 8 Uhr Morgens ſepten wir unſere Reiſe fort; welche ziemlich tiefen Graben eingeſchloſſen iſt ; dieſer Umfang trägt den Namen abſcheuliden Wege! Man muß unaufhörlich Fußſteige, auf denen ganze Kalleh -Riſchehr ( Citadelle von Niſdehr ); die Mitte iſt von Bruch- und Steinmaſſen ins Rollen kommen , hinauf- oder hinabgehen ; hier finden Badſteintrümmern bededt. Man verſichert, daß Bender - Buſdir aus fich lödjer auf jedem Sdritt in Menge, längd deren die Abgründe ihre den Steinen gebaut iſt, die bei dem Bau von Riſdehr gedient haben . .
,
weiten mit ſpigen Felſen befesten Kinnladen öffnen ; wir trafen am
Das iſt alles , was wir von der todten und der lebenden Stadt fahet .
Münden, in der Literariſch =Artiſtiſihen Anſtalt der I. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann.
MI
Nr. 282. f
as
A uslI a n d . E in
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 9 October 1841 .
Einiges über inländiſche Gerichtsverfaſſung und Geſele anf Sumatra. Die meiſten Fürſten auf Sumatra, ſo wie in ganz Indien, behalten ſich ſelber die Ausführung der Gefeße vor ; jedoch un: terziehen ſie ſich nie perſönlich dem Richteramte , auch ihr Stell vertreter, der udi - patti ( Reichsverweſer), beſchäftigt ſich we: nig oder gar nicht mit Juſtizſachen , ſondern überläßt dieſes
Handſchriften *) findet. „ Vor allem , heißt es da , roll ein Richter die größte Unparteilichkeit beſiben , und alle Streit: fragen, welche ihm vorgelegt werden, mit derſelben Genauig keit abwägen können , womit man Gold oder andere koſtbar Feiten in einer Schale wiegt, das Auge feſt auf das Züngelchen 1
geheftet, ſo daß weder an der einen noch an der andern Seite
das Geringſte hinzugefügt oder abgenommen wird. Er ſoll der
faſt immer dem Panghulu ( Oberprieſter) und dem Dialla
Beſtechung unzugänglid, reyn, rey es daß man ihm Geld, Ehre oder andere Güter anbiete. In keinem Fall darf ein Richter
(Fiscal oder Oberſtrichter).
Erſterer iſt vermöge ſeines prie:
von einer der beiden Parteien Geſchenke annehmen ; denn wenn
ſterlichen Berufsfehr bewandert in der muhammedaniſchen Geſetzgebung , und ſteht höher im Nang , als der Djafia, wel:
ſolches ihn auch nicht zur Ungerechtigkeit verführen könnte, ſo
chem beſonders die weniger wichtigen Nechtshändel zur Ent ſcheidung überlaſſen werden. Der Diafia feinerſeits iſt vorzüge
würde es doch ſeinem guten Namen ſchaden . In allen ihin vorgetragenen Sachen ſoll er ſelber entſcheiden , und zwar inner : halb der möglichſt kurzen Zeit, damit die Parteien ſo kurz wie
lich bewandert in dein Adat des Landes, d. h. in allen Vor:
möglich in der Ungewißheit bleiben und man den Richter nicht
ſchriften, welche von dem Geſeke des Propheten abweichen, aber durch den Gebrauch ſeit undenklichen Zeiten geſeßliche Kraft
für einen Heuchler anſehe, der für Geld ſeinen guten Leumund feil hat. Indeſſen wird er ſich die nöthige Zeit nehmen , um alle Umſtände , welche zur nähern Veleuchtung einer Sache
erhalten haben .
Kleinere Streitigkeiten werden durch den Rath der Dorfs
dienen können, fleißig zu erforſchen und reiflich in. Erwägung
obern geſchlichtet, und zwar mehr iin Wege eines gütlichen
zu ziehen. Sein Ausſpruch muß iinmer auf der Heiligen Wahr heit und auf feine innige Ueberzeugung, die Frucht gewillen
Uebereinfommens , als durch einen Dichterſpruch. Die Sißun: gen desſelben werden öffentlich in einem dazu geeigneten Ges
bäude (Bali Bali) gehalten, und das Volk wird durch Schla gen auf einem Gong - gong oder einem Bedut (ein aus: gehöhltes Stück Holz) dahin zuſammengerufen. Sachen von größerer Wichtigkeit werden immer ſchriftlich behandelt , und die Unterſuchung von Verbrechen , welche mit dem Tode geſtraft
werden , bleibt dem höchſten Gerichtshof überlaſſen. Bei der Behandlung von wichtigeren Sachen werden die Sißungen mit großer Feierlichkeit in der Vorhalle der Moſchee oder Mirrid jiet gehalten. Der Kläger führt ſelbſt das Wort ; er trägt Teine Klage dem Richter vor, ohne Anwalt, und legt dabei nicht ſelten eine merkwürdige natürliche Beredſamkeit an den Tag. Darauf producirt er ſeine Zeugen. Die andere Partei vertheis digt ſich auf dieſelbe Weiſe , worauf der Richter ſogleich ſein Urtheil fällt, und dasſelbe unverzüglich ausführen läßt. Merkwürdig iſt die Beſchreibung der Eigenſchaften , welche ein guter Richter haben ſoll, ſo wie man ſie in zwei alten
hafter Forſchung, gegründet feyn. – Beſint ein Richter dieſe unentbehrlichen Eigenſchaften nicht , ſo wird man ihm die Zunge aus dem Mund ſchneiden ; man wird ſeine Lippen mit glühenden Zangen zwiden , oder ihm beide Ohren abſchneiden !
Wenn der Richter in wichtigen Sachen einen officiellen Bericht erſtattet, welcher der Wahrheit nicht gemäß iſt, ſo wird man ihm, wenn das Urtheil bereits vollzogen iſt, beide Hände ab hauen , wenn aber das Urtheil noch nicht vollzogen iſt, wird man ihn jedenfalls aus dem Lande verbannen .“
um in irgend einer Sache Zeugniß vor Gericht ablegen zu können, muß man aus einem andern Dorf und von einer andern Familie ſeyn, als die ſtreitenden Parteien ; wenn jedoch
der Rechtshandel zwiſchen Perſonen aus demſelben Dorf ge führt wird, fo werden ihre Mitbürger als Zeugen zugelaſſen. Uebrigens iſt es Weibern, Sklaven, Stammlern, Lahinen, Ver: *) Niti-pe-Rodja (Auge der Fürſion ), und Suria Alam ( Sonne der Welt. )
282
1126
ſtümmelten, Ausjäßigen und an der Fallſucht Leidenden ver: boten, Zeugniß zu geben. Selten wird das Zeugniß mit einem Eid bekräftigt, indem die Eidesleiſtung bei dieſen Völkern mit viel größerer Feierlichkeit geſchieht als bei uns. Sie ſchwören entweder bei dem Koran oder auch bei den Gräbern ihrer Väter. Die Eidesformel iſt einfach aber bedeutungsvoll : Spreche ich unwahrheit , ſo möge das Glüd ſich auf immer von mir wenden ; ſpreche ich hingegen Wahrheit, ſo ergieße ſich der Re: gen des göttlichen Propheten , aller meiner Vorfahren und
Petersburger Skizzen. Der
leibherr.
( Fortſetung.)
Während ich meine Bilder weiter beſah und hin und wieder mir den Anſchein gab eine Seite zu leſen , waren meine
Gedanken anderweit und ſehr beſchäftigt. Mich intereſſirten
ineiſtens verlangt in Fällen , wo der wahre Thatbeſtand nicht
dieſe Beſuche bei Hrn. Golubin , und ich wünſchte , daß Fräu lein Saſchinfa noch recht lange wegbleiben möchte , damit ich wo möglich mehrere Bemerkungen machen könnte. Man bleibt
durch authentiſche Beweiſe ermittelt werden kann . In eiifem
in Rußland ziemlich ruhig bei Verhandlungen der Art, wie vie
meines Herrn und Königs über mich.
Der Eidſchwur wird
folchen Fall verlangt der Richter , daß der Unſchuldige feine
Ausſage durch einen Eid beſtätige. In Europa würde man ein ſolches Verfahren als höchſt mangelhaft betrachten ; allein es beſteht gewiß kein Volf, welches größere Ehrfurcht vor der Heiligkeit des Eides hegt, als der indianiſche Gebirgsbewohner. Das Geſeß beſtimmt keine Strafe für den Meineid , ſondern die Ahndung desſelben wird den unſichtbaren himmlichen Mäch: ten (Diwata) anheim geſtellt. Bisweilen wird auch der Eid von andern , den Parteien
angehörigen Perſonen gefordert.
Wenn der Streit über den
Nachlaß des Großvaters geführt wird , ſo werden nicht nur ſeine Nachkommen , ſondern auch die Seitenlinien ſeines Ge: ſchlechtes in den Eid mit begriffen . Wenn der Gegenſtand des Streites den Vater betrifft, ſo müſſen nur ſeine Deſcendenten ſchwören ; wenn aber die ſtreitige Sache die beiden Parteien
perſönlich betrifft , ſo werden nur ſie und ihre unmittelbaren Deſcendenten zu dem Eidſchwur gerufen ; und wenn auch nur ein einziger unter all dieſen Verwandten ſich ungeneigt er: Flärt, den Eid zu leiſten , ſo wird durch dieſe Weigerung der Eid aller übrigen Perſonen und Zeugen entfräftet und ungül tig gemacht, gerade ſo, als ob eine der Parteien ſelber ſich ge weigert hätte, zu ſchwören. Dieſer Fall kommt nicht ſelten vor. Das Abzwingen eines Geſtändniſſes durch die Folter iſt
bei den Sumatranern nicht geſeßmäßig , jedoch unter der Re: gierung von eiuigen ihrer Deſpoten nicht ohne Beiſpiel. Got: tesurtheile durch Zweikampf oder andere Proben kommen eben: falls vor , und ein Artikel des Redjang'ſchen Geſekbuches be: fiehlt ſogar , daß in allen Fällen , wo man feine hinreichenden
Beweiſe für die Wahrheit erhalten kann , zu dem Mittel des Gottesurtheils gegriffen werden muß. Wenn ein Angeklagter
Herr Golubin vornahm , weil faſt ein Jeder die Erfahrung gar bald zu machen Gelegenheit hat, daß der ruſſiſchen Nation von Natur eiue weit reichere Doſis zäher Geduld , die in nicht ſeltenen Fällen an Unempfindlichkeit gränzt, zugekommen iſt, 1
als andern indo -germauiſchen Brüderſtämmen . Dieß ſteht zwar in Widerſpruch mit dem ſonſtigen lebhaften Weſen des Volfs , allein iſt die Menſchheit nicht wie laus Widerſprüchen zuſams mengeſebt ? Erblicken wir nicht Aehnliches an den Iſraeliten ! Ich hatte eben die Ehre, meinem Wirthe die Abbildung eines indiſchen Gößenbildes zu erklären, als raſche Schritte im Vorſaal hörbar wurden. Aha , jeħt legte man die Ueberſchuhe ab, und ſogleich trat auch ein lebhafter, kleiner Mann herein,
ohne ſonderliche Ceremonie Hrn. Golubin mit „Sdraſti , gli Michailitſch !" begrüßend ; worauf dieſer „Sdraſtiti , Iwan
Iwantſch ,“ entgegnete , ſich nach dem Befinden der Familie er kundigte, und bald auf die Frage nach dem Begehren überging, nachdem er bemerkt, ich ſey ein Zeuge ohne Gehör. Schon am ganzen Habitus fall ich, daß der Angekommene kein Ruſle ſey. Ein ſolcher, und wenn er ſich nach der neuſten Mode kleidet, behält immer etwas ganz Eigenthümliches an ſich, woran man den europäiſchen Gränzbewohner erkennt. Ich
möchte ſagen , es ſey ſchon die Art und Weiſe den Rolle zuzu knöpfen bezeichnend. Immer will es ſcheinen , als ſey die Klei dung dem Träger unpaſſend, ungewöhnt.
Es verſteht ſich, daß
ich die geringe Zahl Vornehmer hiervon ausnehme , welche be: reits an europäiſche Sitte gewöhnt und hier , wie in der gan: zen Welt , diefelbe iſt. Jeder etwas Bewanderte kann in Rußland ſchon an den Begrüßungsworten faſt erkennen , wie
zwei Leute mit einander ſtehen . Abgeſehen vom Reſpectsvol len, das zwiſchen Entferntſtehenden im Range obwaltet, und überall leicht wahrzunehmen iſt, walten unter ſolchen , die ſich gleich fühlen, gewiſſe den Grad des Vertrautſeyns bezeich
läugnet , und weder er noch der Kläger zuläſſige Zeugen vor: bringen können , ſollen die Parteien mit einander auf Leben und Tod fämpfen , oder ſich der Probe des geſchmolzenen Zinns oder des kochenden Dels unterwerfen . Dieſe Probe beſteht darin, daß man einen Streifen Papier oder ein Baumblatt, worauf ein bezüglicher Spruch aus dem Koran geſchrieben iſt, mit bloßer Hand aus der ſiebenden Flüſſigkeit herausgreife.
nende – Convenienzen ob. So ſpricht man das „Sdraft: wuitie Sudar" — eigentlich „ ur Geſundheit, Herr“ — wel ches die gewöhnliche Begrüßung iſt, vollkommen aus gegen Fremde, die man reſpectiren will. Nimmt man ſchon etwas
Wenn der eines ſchweren Verbrechens Angeklagte durch dieſe
den erſten Buchſtaben bei, und ſagt; „ Sdraſtwitie's." Je
1
-
weniger Rücficht, ſo behält man vom Herrn (Sudar) nur
Probe überführt wird , ſo ſoll er den Tod erleiden ; wenn er
weniger Umſtände, ie weniger Buchſtaben , daher „Sdraſtis
hingegen die Probe beſtanden hat, ohne Schaden zu nehmen,
ti's ," ,,Sdraſtiti, " ,,Sdraſtí," und endlich nur légeres
To iſt die Todesſtrafe gegen den Kläger ausgeſprochen . (Sluß folgt.)
ment kurz „ S draſti.“ Aehnliche Convenienzen finden ſtatt mit den Hinzufügungen der Titulaturen oder des Namens.
In der Regel ſtrebt Jeder den Vornamen des Andern , nebſt
1127
dem Vornamen von deſſen Vater zu erfahren , und es treten alsdann beide an die Stelle des Sudar oder ſonſtiger Titula tur. Faſt nur gegen Reſpectsperſonen ſpricht man die Vor namen derſelben vollkommen aus , roniſt aber treten ebenfalls,
Hiemit empfahl ſich der Beſuch, welchem det Rath nach murmelte : Kolbasnik (Wurſtmacher) -- gewöhnliches Schimpf wort der Ruſſen gegen die Deutſchen. (Schluß folgt. )
nach den Graden der Bekanntſchaft, Abkürzungen ein, in Hin: weglaſſung von Buchſtaben. So wird aus Jlia Michailowitſch Ili Michailitſch, gli Michailtſch und 31 Michail. „ Ach ! Sie haben mir da ein ſchönes Aergerniß ins Haus
geſchafft, Ili Michailtſch, mit dem Weibsvolfe, das ich lekt von Ihnen in Dienſt bekam . Meine Frau macht inir alle Tage Geſchrei deßwegen . Sie ſtiehlt wie ein Rabe , iſt faul wie ein Eſel und vollkommen zu nichts zu brauchen . “ ,, Pamiluitie, Swan 3wantich ! was iſt zu machen ? Sie wollen nicht viel daran wenden , und müſſen die Leute alſo nehmen, wie ſie vom Lande kommen . Man muß ſich die Mühe nicht verdrießen laſſen , ſie abzurichten.“ Dabei machte der ſüße
Rath eine Handbewegung , die deutlich genug eine Anweiſung zur zweckdienlichſten Erziehung des Volfes bezeichnete.
„ Eto ni dowolno (das reicht nicht hin ), Jli Michailtſch, und man kann doch auch nicht immer ſelbſt drein ſchlagen .“ Boshe moi ! (Mein Gott) ich ſehe ſchon , wo es hinaus will! nun podoschditje (warten Sie) da iſt ein Ausweis !" Jwan Jwantſch ſtedte gelaſſen dieſe Anweiſung ein, wonach er ermächtigt wurde, die Leibeigene des Grafen B. von der Polizei mit gewiſſen Kantſchubhieben beſſern zu laſſen .
„ Wenn Sie gelegentlich ein nicht zu häßliches Frauenzim mer haben, ſo laſſen Sie mich's wiſſen , Jli Michailitſch ; ich könnte noch eines für meine Töchter brauden ."
„ Otschen khoroscho ! (Sehr wohl!) Und was wollen Sie geben monatlich ?"
„ Je nun , etwa zehn Nubel.“ „Das iſt zu wenig , Jwan Iwantſch , dafür gebe ich feine ab . “
„ Sie fann noch jung ſeyn , und ſoll nicht zu ſchwerer Arbeit.“
„ Posmotrim ! (Wir wollen ſehen !) Es fömmt nächſtens ein neuer Trupp von den Gütern. Wie iſt's , können Sie nicht einige Jungen zur Lehre in Ihre Werkſtatt brauchen?"
,,Nein, Jlia Michailitſch , ich will keine Ruſſen mehr leh: Man hat nichts als Aerger mit ihnen , ſie begreifen nichts redt, find nachläſſig in allem , und verderben noch die Geſchäfte, wenn ſie hernach ſelbſt anfangen." ,,Nun, 3hr habt genug Vortheil an ihnen, ſo lange ſie ren .
lernen . "
,,Ach, gehen Sie ; die Schlingel freſſen wie die Wölfe, und ich nehme lieber deutſche Geſellen , da weiß ich, was ich für Urbeit erwarten kann, und brauche auch nicht die Stehlerei ſo ſehr zu fürchten . "
„Kak wam ugodno's!" (Wie es Ihnen beliebt, Herr !) ſagte Galubin etwas ſpiß .
„Nichts für ungut , Jli Michailitſch, ich bin ein Deutſcher und gerade aus, wir können deßhalb immer Freunde bleiben . "
Skizzen aus Japan. Zweite Abtheilung . 1. Die japaniſchen Volk & claffen . Das japaniſche Volt wird in acht Claßen getheilt : 1 ) die Darmio, die regierenden Fürſten, unter welchen die Provinzen des Reichs vertheilt ſind.
Man nennt ſie auch Kof- fioe, Landesherren , von Kok, Land, und
Sjoe , Herr. 2) Die Kie -nien , der Adelſtand, von fie, édel, und Nien, Menſch. 3) Die Bongen , oder Prieſter. 4) Die Krieger. 5) Die bürgerlichen Beamten. 6) Die Kaufleute. 7) Die Gewerbtreibenden und Handwerker. 8) Die Bauern und Taglöhner. .
Die erſte Glaſſe, die der Landesherren, zerfällt in große und kleine,
je nachdem ſie ihre Provinz vom Dayrie oder Roebo in Lehen haben, denn jeder landbeſit in Japan iſt Lehen. Dieſe Landesherren zweiten Ranges können ſtreng genommen eigentlich nicht Daïmio genannt werden , ſondern tragen den beſtimmtern Titel Sjo - mio .
Wir haben ſchon in der erſten Skizze von der Regierung des Landes geſehen , in welcher Abhängigkeit die Landesherren von dem Koebo ſtehen .
Als Folge davon iſt ihnen ihre hohe Stellung eine Laſt, und es geſchieht darum oft, daß, wenn der Landesherr einen Sohn hat, der die Verſtandes jahre erreicht hat , er ſeine Würde niederlegt und fie, mit Zuſtimmung des Roebo, an feinen Sohn abtritt. Obgleid hienach die meiſten Landes
herren in Japan noch ſehr junge Leute find, ſo leidet die Regierung des Landes doch dadurch nicht, weil die Sorge berſelben gewöhnlich auf den Sdultern der Secretāre Leute von Bildung und Verſand - ruht.
Wenn ein Landesherr feine Würde niedergelegt hat , wird er nach japaniſcher Titulatur Freiherr , deſſen Freiheit darin beſteht, daß er mit dem ſich vorbehaltenen Jahrgelde ſeine Tage ruhig im Schooße ſeiner Familie beſchließen kann. Es gibt Freiherren des erſten, zweiten, dritten und vierten Ranges, je nachdem ſie einen höhern oder niedern als Landes, herren bekleideten. Die in den Freiherrnſtand getretenen Landesherren
müſſen in dieſem Fall auch den Titel Kami Samma, Herr von Gottes Gnaden , ablegen , und behalten nur den als Samma , Herr. Dieſen .
Titel Kami haben die faiſerlichen Räthe und die andern hohen Reichs beamten, zu welchen auch die Gouverneure der taiſerlichen Städte gehören, mit den Landesherren gemein. Es iſt der höchſte Titel, den man Leuten geben kann, die nicht von kaiſerlichem Blute ſtammen, und bei der Ver leihung desſelben iſt die Zuſtimmung des Dayrie nöthig . Aus der zweiten Claſſe, dem Adelſtand , der im ganzen Reich in ſehr großem Anſehen ſteht, werden die Faiſerlichen Reichsråthe, die Be fehlshaber der Armee , die Gouverneure der kaiſerlichen Provinzen und Städte, kurz alle hohen Reichsbeamten gewählt. Dieſe Adelsverhältniſſe
haben viel Aehnlichkeit mit dem frühern europäiſchen Feudalſyſtem . Die Edelleute erhalten land und leben , wovon fie die Einkünfte erblich in ihrem Geſchlechte genießen , po lange fie bem Dayrie und Koebo getreu bleiben. Dagegen ſind ſie in Zeiten der Noth verpflichtet, mit einer beſtimmten Anzahl von Gewaffneten zu Felde zu ziehen und dem Koebo
Hülfe zu leiſten . Die Beſoldung für dieſe gewaffneten Mannſchaften
1128 merklicher Unterſchied in der japaniſchen bürgerlichen Geſellſchaft ein.
beſtreiten ſie aus der Verleihung von Unterlehen , und dieſe Unterbelehnten machen den Soldatenſtand aus , von dem ſpäter geſprochen werden ſoll. Die Edelleute ſind zu großem äußerlichem Aufwande verpflichtet, eine
ſammenhängt, iſt ſchon bedeutend lang. Im 11mgange mit dieſer Glaſſe
Verpflichtung, die ihnen auch auferlegt, die Zahl ihrer Unterlehnsmänner
glaubt man ſchon ein andere& Volk vor fich zu haben , das mit den
Das Kettenglied , durch welches dieſer Stand mit den höhern noch zur
zu vermehren, wodurch natürlich ihre Einkünfte vermindert werden. Einen
Japanern nur die Sprache und einige tägliche Gewohnheiten gemein zi
Theil des Jahres müſſen ſie am Hofe zu Jedo zubringert, ein ſo koftUm den Erelleuten in ihren Finanzen aufzuhelfen, ſchidt der Koebo den
haben ſcheint, und dieſer plöbliche Abſtand hat wohl in dem allgemeinen Vorurtheil ſeinen Grund, das man in Japan gegen den Kaufmann hegt. Man könnte ſie mit den „ Zöllnern und Phariſäern“ bei den alten Judent
einen oder den andern dann wohl auf einen gewinnreichen Poſten in die
vergleichen.
Provinz ; eine ſolche reſtaurirende Stelle iſt z. B. die des Gouverneurs
Hoſen , fo fein und ausgeſucht ſeine übrige Kleidung auch feyn mag. Doch werden in dieſem Stande die reichſten Einwohner Japans ange= troffen , und er hat eigentlid, nur die wahren „ Geldbeſißer," um einen
barer Aufenthalt , daß dadurch der größte Theil des Adelé arm wird .
von Nagaſafi.
Dieſe Armmachung des Adels dürfte übrigens Politik
des Koebo reyu , der dadurch den Adel von fich abhängig erhält , und fidh feiner Treue durch Gunſtſpenden leicht verſichern kann .
Kein Kaufmann darf einen Säbel tragen , eben ſo wenig
I
weiſten Bonzen bringen ihr Leben in Trägheit und Wolluſt zu ; um Wiſſenſchaften, wie bei uns doch wohl die meiſten Geiſtlichen , fümmern
recht bezeichnenden Ausdruck zu gebrauchen. Indem ſie dadurch in den Stand gefekt ſind, einem oder dem andern vornehmen , in ſeiner Gaſſe beſchränkten Herrn hülfreid unter die Arme za greifen, ſo nimmt dieſer ſie dann wohl dankbar unter die Zaḥl ſeiner Diener, aber nur titular auf, wodurch der Kaufmann und Titularbediente eines anſehnlichen Herrn das Vorrecht erringt, mit einem langen Säbel zu prunken. Was aber die „ Hofen “ betrifft, ſo muß er ſid; ohne dieſe ſchon behelfen ! Der ſiebenten Claſſe , Gewerbtreibende , Handwerker und Krämer, geht es hinſichtlich der Adytung , die ſie genießen , eben ſo wie den
fie ſich wenig, und ſo find ſie dem Volke in keiner Hinſicht ein ehren-
Kaufleuten. Inter fidy zerfällt dieſer Stand in Ober- und Unterabtheis
Deſto höher werden aber die Prieſter geachtet, die davon eine Ausnahme machen ; ihr Bild wird in dem Tempel aufgeſtellt,
den er bearbeitet, edler oder niederer iſt. Ein Maler ß. B. wird mehr
und nach ihrem Tode verehrt man ſie gleich einem Gott. Die vierte Claſſe, der Kriegerſtand, iſt ſchon deßhalb hochgeachtet,
geadytet, als ein Zimmermann oder Maurer ; ein Gold - oder Silber ſchmied ſteht höher , als der Kupfer - oder Eiſenſchmied. Das allers
weil er ſich im Beſit der Unterlehen unmittelbar an den Atel anſdließt.
niedrigſte Gewerbe iſt das der Lohgerber, die in Japan von der bürger
Im Range ſteht der Soldat über dem bürgerlichen Beamten, und genießt vor dieſem viele Freiheiten und Vorrechte. Einigermaßen hat die Chrfurcht, die man dem Kriegerſtand früher bewies, jebt wohl abgenommen , da der faſt zwei Jahrhunderte in Japan herrſchende Friede ihn als einen entbehrlichen zeigt. Das Hauptabzeichen des Kriegers vom Feldherrn bis zum gemeinen Soldaten hinab iſt das Tragen von zwei Säbeln, ein Vorrecht , welches mit ihnen nur die hohen þürgerlichen Beamteit theilen , die ihre Anſtellung unmittelbar vom Kaiſer erhalten haben. Außer dieſer Kriegerclaſſe, die nur bei außergewöhnlichen Gelegen-
lidhen Geſellſchaft gemieden werden und eine abgeſchloſſene Straße be wohnen müſſen. Bei Tod- oder Leibesſtrafen müſſen ſie den Delinquenten Taglöhner, die, gleich ihren Genoſſen in Europa im Mittelalter , Leib eigene det Adels find. Freilich gibt': auch Bauern, die eigene Beſisungen haben , doch ſeufzen ſie unter fchweren Abgaben, die faſt die Hälfte ihrer Ernte betragen. Ihre wenigen Bedürfniſſe und die ausnehmende Frucht barfeit des Landes hilft ihnen durch. 311 den Taglöhnern gehören nicht
heiten und in Zeiten der Noth aufgerufen wird , unterhält der Koebo
nur die Arbeiter bei den Bauern , ſondern auch die Matroſen , Träger
noch eine andere bewaffnete Macht, die ſtets im Dienſte iſt, und ungefähr mit den europäiſchen Polizeigendarmen zu vergleiden wäre. Sie tragen zwar auch wzwei“ Säbel, ſtehen aber im Range unter den Kriegern ,
16 alle , die ſich den Tag über zu Dienſten vermiethen . (Schluß folgt.)
Die dritte Clafle, Bonzen oder Prieſter, iſt in Japan ſehr zahlreich. Obgleich ſie in der Staatsgeſellſch einen hohen Rang einnehment , ſtehen ſie ſelbſt doch in wenig perſönlichem Anſehen , und nur ihrem !
Dienſte erweist man die erforderliche Ehrerbietung. Dieſe geringe Achtung ſteigert oder mindert ſich, je nachdem die Prieſter zu einer oder der andern der neun in Japan beſtehenden Religionsſecten gehören. Die
werthes Vorbild .
.
die den Namen Samlai führen , während dieſe Polizeiſoldaten Dozin heißen. nach europäiſchen Begriffen der „ gebildete Zur fünften Claſje !
gehören die bürgerlichen Beamten, die nicht in einer höhern Claſſe rangiren oder deren Stelle ſie unter den „gebildeten“ Stand feßt. Man zählt zu ihr auch die Aerzte , Wundärzte und alle ſolche Perſonen, deren Beruf nicht mit Handarbeiten verbunden iſt. Das Unter Stans
lungen, je nachdein das Gewerbe mehr Anſehen genießt, oder der Stoff,
.
zum Nichtplat führen . Wir kommen nun zu der achten und leßten Glaſſe: Bauern und
Mi s cellen. Bernard Cavanagh , .der lange Faſter. Dieſer Mann ließ ſid, eilf , rage eilf Tage lang in ein kleines Cabinet 15 ' lang , g'
breit und 7 hodi cinſperren ohne Speiſe und ohne Trank. Er verließ das Cabinet nur einmal am Sonntag , um in die benachbarte Capelle
fdheidungszeichen iſt das Tragen eines Säbels , ein Recht, das dieſe
zu gehen , wurde aber dabei von dem Arzt und einem Advocaten ſtreng bewacht. Nach ſeiner Befreiung am 16 September ſah er etwas inager, ſonſt aber ganz unverändert aus. So berichtet die Litt. Gaz, vom
Perſonen audy auf den niedrigſten ihrer Bedienten übertragen fönnen .
18 September. && ſcheint eine Wette gegolten zu haben.
Hauptſächlich iſt die fünfte Claſſe aber am „ Hoſentragen “ kenntlich, ein Vorrecht, das ſie mit dem Adel und jeder höhern Claſſe theilen. Die niedern Claſſen tragen keine Hoſen, find alſo wahre Sansculote, wovon .
unten noc näher geſprochen werden wird.
Die Kaufleute bilden die ſechste Claſſe, und hier tritt nun ein
Erdbebent in Indien. Im Anfang Junius wurde der obere Indus (Attoc ) in Folge eines Erdbebend geſtaut, daß eine Ueberſchwem mung erfolgte, die Feſtungen und Häuſer niederriß und einer Anzahl Meniden das Leben koſtete. Litt. Goz, vom 11 September.)
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 1. G. Cotta'ſden Buchhandlung.; Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n .
Nr. 283.
Das
Ausland. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 10 October 1841 .
,,Aber Du biſt ein Schlaufopf, ein Heimlicher, der ſeinen großen, großen Reichthum verbirgt. Pege noch zu, Semen Dini:
Petersburger Skizzen. Der Leibherr. ( Schluc. )
Herr Galubin ſekte ſich wieder zu mir und ſtimmte das ewige Klagelied aller Beamteten über das Drüdende ſeiner
Dienſtverhältniſſe an , mich wohl eine halbe Stunde damit unterhaltend, ſo daß ich weil keine Unterbrechung nahete nur durch die Verſicherung mich länger halten ließ : Saſchinfa könne unmöglich noch lange wegbleiben . Ich ſchlug eine Partie Schach vor , und mein Gegner hatte mich eben recht arg mit Thurm , Springer und Laufer ins Gedränge gebracht, als die
Thür ſich leis öffnete und ein großer, ſtattlicher Mann ein trat, bis auf Halstuch und Bart ganz modiſch ausſehend. „Sdraſti Il Michail ! ich dachte Du wäreſt allein , und ich kann ein andermal wiederfommen .
„ Iritt nur näher, Semen Dmitritſch, wir ſind ſo gut wie allein , der Herr iſt ein Fremder !" „ Haſt Du mit dem Grafen meinetwegen geſprochen ?"
tritſch ! Lege noch zu und Du wirſt ſehen , was ich vermag !" „ Sieh, Il Michailtſch , wie gefällt Dir dieſe Dore ?" Der Rath beſah das goldene Geſchenf, mit Steinen beſeßt, und ging ſchmunzelnd zu ſeinem Schreibtiſch. Dort ſchloß er er ein Fach auf, nahm einen großen Bogen mit Siegeln verſehen , heraus , ging auf ſeinen Clienten zu und fagte , indem er dieſem das Document überreichte : „Ich begrüße Dich als deinen eigenen Herrn, Semen Dmi:
triewitío Slufoff! Bleibe mein Freund, wie ich der Deine !" Der Freigewordene zählte Geld ab und darauf folgten lebhafte und fußreiche Umarmungen, deren Ende ich nicht ab wartete, ſondern ins Nebenziminer trat , weil dort ein auf dem Pianoforte angeſchlagener Accord mir die Anfunft der
kleinen hübſchen Saſchinka angezeigt hatten , die ich immer lie ber ſah, als alle Männerumarmungen. Daß man in der Regel beim Umgange mit Petersburgern
„Ich ſprach ! aber er will nicht daran, man hat ihm ge ſagt; Du reyeſt fehr reich und ich glaube dein Gebot war ihm zu gering !"
„ Du weißt recht gut, Jl Michail, wie ich ſtehe, wenn meine
oder Nuſſen überhaupt über Leibeigenſchaft zu ſprechen ver:
meidet , weil das immer ein delicater Punkt iſt und bleibt,
fann als Grund angeführt werden , weßhalb ſo wenig die ſpe ciellen Verhältniſſe dieſer Einrichtung gekannt ſind. Der
Heurath nicht zu Stande fömmt, kann ich dir fünftig wenig
Fremde, welcher dieſe Gewohnheit nicht kennt, empfängt ge
mehr abgeben , und ich denke, Du findeſt 10,000 Rubel ein
legentlich darüber nur hohle Phraſen, wie etwa: unſere Leib eigenen wollen nichts von Freiheit wiſſen , ſie befinden ſich beſſer
ſchönes Geld zum Freifauf!"
„ lege noch zu Bruder ! vielleicht kann ich den Handel abſchließen . ,, Nicht einen Kopefen fann ich zulegen, „ heih Bogu !" aber wenn Saſchinka ſich in meiner Laffa im Goſtinoi Dwor
etwas ausſuchen will, ſo ſoll es mir nicht darauf ankommen !", ,,Sey fein Filz, Semen Dmitritſch ! beſinne Dich ! alles
was dein iſt, iſt ja dem Grafen ; lege noch zu ! Ich bin dein Freund und rathe Dir !" „ Glei Bogo ni wosmosebno !“
(Es iſt bei Gott uns
möglich .)
„Nun
!
etwas beim Grafen ,
es;
bei dem patriarchaliſchen Verhältniß.
Ja man geht ſo weit
reiche, leibeigene Kaufleute in den Hauptſtädten als Beiſpiele anzuführen. Der Unterrichtete weiß jedoch ſehr gut , daß wohl nur der
aus Eitelkeit oder Intereſſe entſpringende Wille der Leibherren dieſe Leibeigenen vom Freifaufe abhält. Allerdings würden viele Leibherren einen großen Theil ihrer Eigenen gern gegen angemeſſene Entſchädigung frei geben , und hin und wieder wohl auch mancher Eigene fich freizukaufen im Stande ſeyn,
ohne dieß zu thun ; indeſſen iſt es feineswegs die Anhänglich
feit an ihre Herren , welche ſie zurüchält. Dieß dürfte ſicher ich werde thun,was Fann ich ;aberbebenteauch Dum c h i ! ? " leit jährlich Gewilles ausgeſett ,,Habe ich Dir nicht ein ? Und nur in ſehr wenigen Ausnahmsfällen angenommen werden
kannſt Du ſagen ; ich ſey geizig gegen Dich ? "
dürfen . Unter die wahren Urſachen ſolcher Unterlaſſungen 283
1130 ſtehen obenan : die Furcht, militärpflichtig zu werden , und ſo:
Einiges über inländiſche Gerichtsverfaſſung und
dann die gewiſſe Erfahrung , daß jede an den Tag kommende Wohlhabenheit von den Leibherren oder deren Vevollmächtigten weit lieber als Capital betrachtet wird, das hohe Zinſen bringt, und welches man mithin nicht einzuziehen veranlaßt iſt. Von Natur feig , friedliebend und den Zwang Haſſend, iſt dem Ruſſen der Militärdienſt in hohem Grade zuwider. Er
Gefeße auf Sumatra.
fügt ſich nur darein, wenn er nicht anders kann, und ergibt ſich alsdann mit orientaliſcher Gefühlloſigkeit. Wer erfahren hat , wie der ruſſiſche Soldat behandelt wird , welch eiſerner Feſſel er unterworfen iſt, wie wohlfeil man ſein Leben oft an: ſchlägt und anſchlagen muß , dem iſt es nicht mehr befrem dend , daß dem Leibeigenen nach dieſer kaiſerlichen Freiheit keineswegs gelüſtet. Unter ſeinem Leibherrn bleibt ihm doch mancher zwangfreie Augenblick, wo er völlig einmal machen
kann, was er will. Beträgt er ſich gut und unterwürfig, ſo fann er mit ziemlicher Gewißheit annehmen , gar nicht als Mi: litär dienen zu dürfen. Je mehr er an Obrof zu zahlen ver:
mag, je weiter entfernt ſich dieſe Möglichkeit , und nebenbei genießt er um ſo mehr Freiheit. Ein auf Obrok Entlaſſener darf ſicher ſeyn, daß ſich Jahr aus, Jahr ein, gar Niemand
um iln fümmert , ſofern er feine dummen Streiche macht, worunter auch gehört , etwaigen Neichthum ſehen zu laſſen. Wie ganz anders ſteht es um den freien Soldaten ! Es iſt demnach ganz natürlich, wenn die Leute vorziehen, Leibeigene zu verbleiben und ſich eher Mühe geben kak ni
budy (gut oder böſe) hindurch zu ſegeln , als die möglichen Chancen eines Gelingens an die einzige günſtige Perſpective der unbedingten Militärunterworfenheit – das Juvalidenthum zu wagen. Vaterlandsliebe , Nationalſtolz und dergleichen
Dinge, oder wenn man will, Fata Morgana , find lodſpeiſen , wonach die loſen Vögel anderer , in der Ausbildung höher
ſtehender Völker nur ſparſam gehen ; es bedarf bei mehr Wahr ſcheinlichkeit des Vorhandenſeyns gewiſſer Begriffe von Stag tenleben, der Conſcriptionsgeſeße, oder eines allgemeinen , por:
züglich materiellen Druces , um die Leute unters Gewehr zu bekommen ; wie viel mehr alſo bei den Kuſſen . Ueberall ringt der Menſch zunächſt um beſtmögliche Eriſtenzinittel, gleich darauf aber um größtmögliche Freiheit. Der Ruſe thut dieß eben auch , nur iſt die Art und Weiſe verſchieden von der an:
( Schlu. ) Die zum Tode Verurtheilten werden gewöhnlich mit dem
Siris oder der Lange (Tumb a f) hingerichtet. Staatsverbre cher werden manchmal heimlich zu Tode gebracht. Das Amt eines Scharfrichters iſt bei den indiſchen Völfern nicht ver achtet, wie bei uns, es wird vielmehr als eine Ehre und Aus
zeichnung betrachtet , und der Scharfrichter ſteht auf gleicher Rangſtufe mit dem Adel. Die Strafe des Hängens oder Wür: gens iſt bei ihnen nicht bekannt, ſo wenig als Verſtümmelun gen , Abhauen der Gliedmaßen, oder dergleichen Grauſamkeiten, obgleich dieſelben durcy Muhammeds Gefeße gegen den Dieb
ſtahl vorgeſchrieben ſind.
Gefängnißſtrafe iſt ebenfalls nicht
üblich , mit Ausnahme der Gegenden , wo ſie von den Euro päern eingeführt wurde.
Das Vogelfreierflären iſt gebräuchlich in dem Hochlande von Palembang, in der Rediang und anderen Gegenden Sils matra's. Es iſt dieſes keine geſeblich beſtimmte Strafe für ir
gend ein Verbrechen , ſondern ein Recht, welches jeder Familien ſtamm hinſichtlich ſeiner Mitglieder ausübt, in Folge der Ver
antwortlichkeit, welche das Geſek ihm für alle ſeine Mitglieder auferlegt. Solch ein Proſcribirter wird ein Orang Rifait genannt. Man betrachtet ihn als aus der menſchlichen Geſells
Tchaft verſtoßen , als ein wildes Thier. Das Redjang’ſche Geſell ſagt darüber : „wenn ein Orang Riſau einen Mord verübt hat,
To wird es den Verwandten des Ermordeten erlaubt ſeyn, ihn zu tödten ; wenn aber ſolch ein Orang Riſau, von einem , der keine geſeßliche Blutrache zu nehmen hat , getödtet wird , ſo wird derjenige , welcher ihn getödtet hat , die Sache mit der Bezahlung einer Geldſtrafe an den Fürſten abmachen können , indem alle Geächteten , gleich allen andern wilden Thierent , des Fürſten Eigenthum ſind. " Der Sultan von Palembang verbannt ſeine Höflinge und Verwandte nach ent fernten Diſtricten , vorzüglich nach dem von Blitie, und nimmt ihnen nach Willkür ihre Beſikungen. Auch andere Wölfer pflegten häufig die Strafe der Verbannung anzuwenden , welche noch auf den Inſeln Timor , Wetter , Bali u. ſ. w. üblich iſt.
Der Verurtheilte wurde nach einer unbewohnten Inſel ge
I
derer Nationen .
Wo der Engländer z. B. brutal verlangt,
der Schwede oder Norweger mit Gelaſſenheit und Selbſtgefühl
bracht, oder in Wälder und ungeſunde Gegenden verwieſen, welche das Volf für den Aufenthalt böſer Geiſter anſal).
Bisweilen, bei ſchweren Verbrechen , wird der Schuldige
geradebin in Anſpruch nimmt , wo der Franzoſe ſpectafelt, da
verurtheilt, von einem Tiger zerriſſen zu werden. Dieſe Strafe
ſucht der Rufe unter Bücklingen dasſelbe zu erreichen , und
dient zugleich zur Beluſtigung des Fürſten und ſeines Hores , welcher immer bei dieſem ungleichen Kampf zugegen iſt.
erreicht es öfter, als es wohl den Anſchein haben mag. Nur die Form iſt entehrender, während die Sache dieſelbe bleibt. Man entferne nur den Militärdienſt, oder ſtelle denſelben mehr dem freien Entſchluß an: wenn dieß möglich iſt
Faſt alle Leibesſtrafen können bei den Sumatranern für Geld abgetauft werden, woraus man jedoch nicht folgern muß, daß die Richter fich durch Geſchenke beſtechen laſſen. Das Ab
heim ; man gebe alsdann die Mittel zum Freimachen, und es
kaufen der Strafen iſt nach den Gefeßen erlaubt.
wird ſich zeigen, wie die geprieſene Anhänglichkeit der Leibeige: nen offen Bankerott macht. Ich wollte eine hohe Wette eins
Strafen ſind Geldſtrafen , ſogar die des Todtſchlags. Einige
gehen , daß in dieſem Falle alles, was ächter Ruſſe iſt, ſich frei machen , und dem Schacher in die Arme ſtürzen würde.
Die meiſten
Beiſpiele aus den Gefeßen von Rediang fónnen zum Beleg das von dienen : Für eine Wunde, welche den Verluſt eines Auges, eines andern Sliedes oder lebensgefährliche Krankheit zur Folge
hat, wird die Hälfte der gewöhnlichen Strafe (bekannt unter
1131
dem Namen Bangon) bezahlt werden . Für eine Kopfwunde
befremden, wenn man bedenkt, daß die Rechtspflege in dieſen
iſt die Strafe 20 ſpaniſche Thaler, für geringere Wunden nach
Ländern zu mangelhaft iſt, um für jede perſönliche Beleidigung
Verhältniß weniger. Wenn jemand über das Gebirg entführt
vollſtändige Genugthuung zu verſchaffen. Wenn ein Zweifampf
und daſelbſt als Sklave verkauft wird, ro roll der Thäter, nach:
regelmäßig ſtattfindet, verbietet das Geren, die Kämpfenden zu
dem er zum Geſtändniß gebracht, die volle Strafe zahlen, wenn
trennen, obgleich es erlaubt iſt, dieſelben wo möglich durch freundliches Zureden mit einander zu verſöhnen . Das Palem bang'ſche Adat beſtimmt hierüber Folgendes : Wenn zwei Män
aber der Entführte vor dem Gerichtstag ſeine Freiheit wieder erlangt hat, ſo braucht der Thäter nur die Hälfte der Strafe zu entrichten. Für einen Brudermord zahlt der Schuldige der
ner, welche einen gleichen Haß gegen einander hegen , gleichen
Obrigkeit das Sühngeld (Tepung- b umi); Todtſchlag über-- 1 Muth und Kräfte beſißen und gleiche Waffen tragen , einen haupt wird als der Raub einer Sache angeſehen , welche einen Zweikampf haben und der eine derſelben verwundet oder ge:
Geldwerth hat. In dem Fall eines Brudermords wird eine tödtet wird , ro foll der andere dafür nicht geſtraft werden. Veſudelung des Erdreichs vorausgeſeßt, und dieſe That für" | Wenn ein Dritter herbeikommt, die Kämpfenden auseinander etwas mehr als einfacher Todtſchlag angeſehen . Dieß alles entſteht aus der Geringſchäßung des menſchlichen Lebens , welches die Indier ſelber nicht viel höher achten , als das wilder Thiere. In der Volksſprache beſteht kein Wort, welches Mord
oder Mörder bedeutet. Sie kennen , wie es ſcheint, keinen Unterſchied zwiſchen tödten und ermorden , Bunu oder
bringen will und ſelber dabei verwuudet oder getödtet wird , ſo
wird die Obrigkeit den Tod desſelben nicht an einer von den ſtreitenden Parteien rächen . In einzelnen Fällen iſt jedoch die Dazwiſchenfunft eines Dritten geſekmäßig. Es iſt nämlid) er laubt, einem verheuratheten Mann bei dem Tödten eines Ehe brechers zu helfen ; es iſt erlaubt, feinem Freund beizuſtehen , wenn dieſer felbſt unvermögend iſt, ein ihm zugefügtes Unrecht zu vergelten ; es iſt erlaubt, einem Jüngling zu helfen , der
Membunu heißt beides. Eine Frau, welche ihren Mann ermordet, muß die Todesſtrafe erleiden. Merkivürdig iſt in den Geſeken dieſer Völker der Unter: ſchied der Strafen je nach dem Rang des Verbrechers. Die
ſelbſt zu ſchwach iſt, ſich wegen einer erlittenen Beleidigung zu
Edlen , Freien und Sklaven ſind die drei großen Slaſſen der
als geſeßlich erlaubt angeſehen werden , ſich in einen Zwei
Bevölferung , denen die Gefeße verſchiedene Rechte verleihen. Nach dein Gefeße von Redjang iſt die Strafe für den an ei-
kampf zu miſchen.
nem Bupatti oder Oberhaupt verübten Mord 500 ſpaniſche
dervergeltung gegründet. Nicht nur wird durchaus fein Unter
Thaler ; für den Mord eines gemeinen Mannes 80 Thlr. , eines Weibes oder Mädchens aus den untern Claſſen 150, und eines dem Bupatti angehörigen Weibes 250 ſpan . Thlr. 16. Die Strafe des Diebſtahls iſt verſchieden , je nach der Stunde, in welcher, dem Orte, wo, der Perſon, an welcher der Diebſtahl verübt wurde ,1 und dem Range des Diebes. Die gewöhnlichen Strafen ſind : Abhauen der Hand , ſchimpfliche Ausſtellung auf einem weißen Büffel, Geldſtrafe , und wenn
die That unter erſchwerenden Umſtänden oder an einem Adeligen verübt ward, der Cod. Auch wenn ein Dieb in flagranti erwiſcht wird, iſt es nach dem Gefeß erlaubt , ihn zu tödten. Bei unterſchiedenen Stämmen oder Völkern herrſcht große Uebereinſtimmung in ihren Geſeßen , welche alle in demſelben Geiſt verfaßt ſcheinen .
rächen. In dieſen , aber in keinen anderen Fällen , wird es
Viele dieſer Gefeße ſind auf das rohe Princip der Wie: ſchied gemacht zwiſchen vorfäßlichem Mord und zufälliger Töd tung in einem Gefechte , ſondern es wird ſogar das Miethen eines Meuchelmörders für fein ſchwereres Berbrechen gehalten,
als Todtſchlag durch unvorſichtigkeit. Der Verluſt eines Mens ſchen, oder lieber der Werth von der Arbeit desſelben für ſeine Familie oder die Gemeinde , iſt das einzige , worauf bei dieſen Völfern Rüdſicht genommen wird. Der bereits erwähnte Te: pong Bumi wird nicht als Strafe gefordert, ſondern als eine in ihren abergläubiſchen Begriffen begründete Reinigung der
Erde von dem Blutflecken , welchen dieſelbe durch den Mord erhalten hat. In einigen Gegenden muß der Todtídläger der
Familie auch die immer ſehr geringen Begräbnißkoſten ver: güten.
Einfacher Diebſtahl wird faſt überall
Wer nicht im Stande iſt , die für den Bangon oder Tes
mit einer Geldſtrafe gebüßt. Die Geſeke von Redjang beſtim -
pong- Vumi beſtimmten Summen zu bezahlen , muß ſo lange
men, daß einer, der des Diebſtahls überführt wird , den dop-
als Sklave dienen und arbeiten , bis er den fchuldigen Betrag abverdient hat. Wenn ein Weib ermordet wird, iſt der Ban
pelten Werth des Geſtohlenen vergüten ſoll, nebſt einer Strafe ſtohlene den Werthy von 5 ſpan . Thalern nicht überſteigt, in
gon oder der Tepong-Bumi gewöhnlich höher , als für den an einer Mannsperſon verübten Mord. Auch machen die Geſeke
welchem Falle, neben der Vergütung des zweifachen Werthes, die Strafe aus 5 ſpan . Chlrn. und einer Ziege beſtehen wird.
Unterſchied zwiſchen freien Weibern und. Sflavinnen , zwiſchen verheiratheten Frauen und Mädchen.
von 20 ſpan. Thalern und einem Büffel , außer wenn das Ges
Im Ganzen ſind die Diebſtähle in dem Binnenlande ſehr fel:
Amok machen und Aufruhr gegen den Fürſten ſind Ver:
ten. Ein Europäer wundert fich , wenn er die Wohnung des
brechen , welche ohne weiteres mit dem Tode beſtraft werden. Der Amok-Macher wird mit einer großen Gabel von Bambus gegriffen , welche zwei mit einwärts laufenden Spigen verſehene Zaden hat, ſo daß der damit Gefangene ſehr leicht hinein, aber nicht ohne ſich überall zu verwunden wieder heraus kann. Ver:
Landbewohners Tag und Nacht unverſchloſſen fieht ; ſogar in abgelegenen einſamen Gegenden herrſcht ein zuverläſſtges Ver:
trauen auf die Ehrlichkeit , welche bei einfachen Sitten und mäßigen Bedürfniſſen fo natürlich iſt. Der Zweitampf iſt gefeßlich erlaubt, und dieß kann nicht
brecher, welche fich des Aufruhrs gegen den Fürſten ſchuldig
1132
gemacht haben, werden bisweilen zum Kampf mit einem Tiger
Regierung , den Tod des Beamten geheim halten oder vielmehr nicht
verurtheilt ; gewöhnlich aber werden ſie dem Volfe überliefert, um durch dasſelbe nach Gefallen zu Tode gebracht zu werden. Man hat Beiſpiele , daß ſolche Verbrecher von dem Volke mit
öffentlich anzeigen. Unterdeß wird unter dem Vorwande , daß der Vers
Nadeln todtgeſtochen oder todtgezwiđt wurden.
daß der Sohn den Dienſt verſehen könne.
Dieſe Ueberſicht der Geſeke der Völfer im Innern Suma: tra's, welche der niederländiſchen Regierung nicht ganz unter: worfen ſind, gibt eben feinen großen Begriff von ihren Fort ſchritten in der Civiliſation. Mit einigen Modificationen be ſtehen dieſe Adat, außer Sumatra, auf Borneo, Bali, Celebes, in einem großen Theile der Moluffen, auf Riauw, und längs
ſchließung, ſo entſagt der „Verſtorbene" erſt vflichtmäßig, und dann erſt kommt die öffentliche Bekanntmachung ſeines Todes.
der Küſte von Malacca , weniger auf Java, wo ſich der hollän: diſche Einfluß auch in der Gereßgebung der Eingebornen fühl
bar macht. Uebrigens werden die niederländiſchen Geſeße von den einheimiſchen Fürſten meiſtentheils für zu gelinde und die Nechtspflege für zu langweilig gehalten. Der Sultan von
Palembang wollte einen ſeiner weiblichen Bedienten , welche ihrem Geliebten außer dem Hauſe einen Beſuch gemacht hatte,
Naſe und Ohren abſchueiden laſſen, und konnte nicht begreifen, daß der holländiſche Reſident dieſe Strafe unmenſchlich nannte und nicht erlauben wollte, daß dieſelbe vollzogen würde.
ſtorbene Frank und ſowady reys, ſein Amt ſo gut als möglich verwaltet,
und die Regierung unter demſelben Vorwande um die Erlaubniß gebeten, Folgt eine günſtige Ent
Es geſchieht öfter, daß auf dieſe Weiſe das Ableben eines Veamten Jahre lang geheim gehalten wird , und dieß nennt man in Japan : „ todt
ſeyn an der innern Seite." So trug es ſich zu , daß der „ Hoſpeg " der 1
Niederländer in Miako, d . h . der Mann , der von der Regierung an geſtellt war, die Holländer auf ihrer Gefandtſchaftsreiſe nach der Haupt ſtadt Jedo zu begleiten und für ihre Bedürfniſſe Sorge zu tragen, ſchon
ſeit drei Jahren todt war , ohne daß dieß öffentlich bekannt gemadit war , oder , japaniſch ausgedrüdt, „ eine Befanntmadyung an die Außen ſeite“ erfolgt war . In dieſem Fall war es nicht liebe zu ſeinem Sohn,
daß „der Todte an der innern Seite“ ſo lange „ an der äußern Seite leben blieb ." Der Mann hatte nämlich viele Schulden hinterlaſſen und die Oläubiger hatten Veſchlag auf fein nadhgelaſſenes Amt gelegt ; ſie ließen für ein kleines Süminchen 898 Amt verwalten und nahmen die hohe Beſoldung an ſich. Dieś wollten ſie ſo lange treiben, bis ſie ſich
bezahlt gemacht hatten, und dann den Mann in optima forma öffentlich ſterben laſſen .
Skizzen aus Japan.
Dieſe Regel der Nachfolge leidet Ausnahmen bei Aemtern von hohem zweite Abtheilung. 1. Die japaniſchen Volksclaſſen . ( Sslus. )
Wir laſſen hier einige Beſonderheiten folgen , die mit der Ein theilung in Volksclaſſen in genauer Verbindung ſtehen. Wir wiſſen, .
daß die kaiſerliche Würde und die der Landesherren von Rechtswegen erblich iſt , und von dem Vater auf den Sohn , oder wenn ein ſolcher nicht vorhanden , auf den nächſten Blutsverwandten übergeht. Ein gleiches Syſtem der Nachfolge ſcheint in Japan bei allen Aemtern und
Bedienungen eingeführt zu ſeyn, vielleicht weniger aus anerkanntem Erba recht, als nady feſter Gewohnheit , die ſeit Jahrhunderten beſteht, daß der Kaiſer fich das Recht vorbehalten hat , einen offenen Plat wieder auszufüllen , und dabei in ſeiner Wahl gang frei zu verfahren ſcheint.
Selten oder nie umgeht er dieſe alte Gewohnheit, außer in dringenden und gewichtigen Fällen , z. B. wenn der Vater wegen Untreue oder ſchlechten Vetragene feines Amtes entfeßt worden, in welchem Fall ſeine Familie ſeine Schande theilt , und ſein Sohn alle Anſprüche auf die Nachfolge verliert. Aus dieſer Gewohnheit entſteht ein anderer Gebrauch, nämlich der, daß der Vater fich bemüht, ſchon vorweg die Zuſage zur Nachfolge für feiuen Sohn zu erlangen , was auch ſelten verweigert wird, ſelbſt wenn der Sohn noch Kind iſt. Hat dieſer nun die Zuſage erhalten und er .
Gewicht , z . B. bei den Gouverneuren faiſerlicher Städte , Oberbefehle
haber der Armee u . dgl. m . , welche Poſten der Kaiſer ausnahmsweiſe an ſeine Günſtlinge verleiht , die fein vollfommenes Vertrauen beſigen , die jedes Jahr abgelöst werben und ſelten mehr ale dreimal in ihrem Leben, in Betrejf eines und desſelben Amtes, dieſelbe Gunſt genießen . So bequem es iſt, in das Amt ſeines Vaters zit treten, jo mühſam iſt es , über den Stand hinauszuſchreiten , in welchein man geboren iſt. Hiebei ähnelt die Claſſenabtheilung faſt den Kaſten in Hinduſtan.
In
ſeltenen Fällen wird Jemand für große Verdienſte in eine höhere Claſſe erhobent, dod muß in dieſem Fall der Begünſtigte von irgend einem aus der Claſſe als Sohn angenommen werden , in welche er hinaufſteigt.
So verliert dabei der angenommene Sohn alle ſeine Beziehungen zu ſeinen natürlichen Eltern , er verändert ſeinen Namen und gehört nun zu einer ganz andern Familie.
Shließlich iſt nody zu erwähnen , daß es in Japan Aemter gibt, die man Faufen kann, uns wohlhabende Bürger thun auf dieſe Art ihre Capitalien aus, um von den Renten zu leben .
Es find dieß aber nur
ſolche Stellen , wie bei uns in Europa die der Notare , Procuratoren, Mäfſer , Boten u . ſ. w . , durd, welche man wohl ſein Vrod verdienen kann , sie aber nicht vom Staate befoldet werden . ( Fortſeßung folgt. )
Mu i scellen.
tritt in die Jahre , um dem Amte vorſtehen zu können, ſo tritt er hin=
Der Reiſende Brooked , deſſen wir ſchon öfters gedacht, roll
fichtlich des Ranges und der Stellung mit dem Vater auf gleiche Stufe, und dieſer kann den Sohn überall als ſeinen Stellvertreter einführen . So verwalten dann zwei Perſonen ein und dasſelbe Amt ; die Bezahlung oder der Ochalt erfolgt aber nur für eine.
son dem Radſcha von Borneo Erlaubniß erhalten haben, das Innere der Inſel zu unterſuchen , was bisher nie einem Weißen geſtattet wurde.
Iſt bei Lebzeiten des Vaters dieſem in ſeinem Sohn oder nächſten Blutøverwandten noch fein Nachfolger gegeben und er ſtirbt, ſo geſchieht eg ftet , daß ſeine Freunde und Bekannte , und zwar mit Nachricht der
Dampfidiffe , Nimrod und Nitoeris , follen wegen Waſſermangel den
Beſchiffung 068 Euphrate. Die beiden in Belos angelangten Euphrat nicht hinabfahren können , und bei Beles vorerſt liegen bleiben müſſen . (Times vom 17 September.)
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Auſalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. El. Wide nman n .
Nr . 284 . .
***
Das
Ausland.
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftiger und fittlichen Lebens der Völker. 11 October 1841 .
Die Univerſität von Salamanca., Die Namen gewiſſer Orte führen unvermeidliche Ideen
aſſociationen mit ſich , und eine dieſer iſt die Erinnerung an die Univerſität, ſo oft man von Salamanca ſpricht und von ihrem Ruf im 15ten , 16ten und 17ten Jahrhundert. Dieſer Gedanke erfüllt den Reiſenden , welcher ſich der Stadt nähert,
und nichts demſelben Entſprechendes entdeđen kann. Endlich wenn er die todten und häßlichen Gafen bis zur Kathedral. kirche durchſeßt hat, kann er von dem Vorhofe der lekteren das
Portal der Univerſität, den Hof mit der ringsumlaufenden Gas lerie und einen langen , ſich in die Ferne verlierenden dunkeln
Gang überſehen . Vielleicht macht dann ein plößliches Geläute
Die Façade der Univerſität iſt mit ausgeſuchter Kunft in : der Silberarbeitermanier (estilo plateresco ) gearbeitet und :: folglich voll Filigranverzierungen , Säulen , Medaillons, Figuren und Pyramiden. Sie wurde unter den katholiſchen Königen von 1415–1430 gemacht , und war gleichſam der Schlußſtein , der verſchiedenen Bauten, welche ſeit Johann II und Ferdinand V unternommen , wenig Gleichförmigkeit und Verhältniß beobachten.: Im Mittelpunkt der Façade enthält ein Medaillon die Relief- i Bruſtbilder der katholiſchen Könige, nicht weit davon , en relief i auf einem runden Medaillon : iſt das Wappen der Univerſität, nämlich ein Lehrſaal mit einem Statheder und zu beiden Seiten ſikende Zuhörer. Neben dem Katheder ſind Löwen und Schlöſſer,
auf dem Gipfel eine Tiare mit der Schlüſſeln des h. Petrus, uud über alle dem die Inſchrift: Omnium scientiarum prin
von der Univerſität, der Kathedralkirche und dem Jeſuitenge: bäude die griechiſch- römiſchen Schwibbögen , welche er betrachtet, erzittern , vielleicht ſieht er eine lange Proceſſion in ſchwarze Talare gekleideter Perſonen durch den Gang aus der Univer: ſität ziehen , und durch eine nabe Galle gegen ihn herauftoms
5 der Bibliothek liegt von Staub bedeckt eine launenhafte Gott: heit mit einer Zehenſpiße auf die Erdkugel geſtellt, nadt, tahl
men, um ſich in die Kathedralkirche zu verfügen. Sie tragen
köpfig, die Füße beflügelt; hinter ihr bemüht ſich ein abges
ceps Salmantica docet , bei welcher man ſich unwillkürlich des
einfach erhabenen „ Bolonia docet “ erinnert. In einem Wintel
Stod geſtüßtes Mütterchen um die Schulter ein auf der Bruſt zugeknöpftes Stüd Seidens mergeltes, ſterbendes, auf einen zurüczu
halten, und verzerrt vor
zeug, das in pyramidaliſcher Form bis zur Müße*) hinaufſteigt,
pergebens, die fliehende Göttin
und durch ſeine grüne, rothe, weiße oder gelbe Farbe mit der
Schmerz das Geſicht, ſtüßt den Kopf in die Hand, und ſcheint ſeine Klagen dem Himmel zuſenden zu wollen. - Wäre das nicht ein treffendes Wappen für die Univerſitäten ? Einer in einem Winkel des Clauſtrum verborgenen lateini ſchen Inſchrift zufolge wurde die Univerſität von dem König von
.
gleich farbigen Quaſte, die von der Müße auf die Stirne her-, abhängt, ein Spiel machen ; vor ihnen zieht ein Amtsbiener in ſchwarzer Tracht mit der Gobilla oder dem Halstragen , nur 查。
an dem zwei Seiten canalartig aufgeſtülptem Hute ( sombrero
de teja, Ziegelhut) und einem großen Stod ; dieſem Folgt ein
Leon, Alphons dem IX, als Nacheiferung der von dem caſtiliani
Jüngling mit einer Daje, auf welcher eine Müße und eine
Ichen Alphons VIII zu Valencia geſtifteten Univerſität aufges
Quaſte wie die vorbemerkten liegt. Das ganze Gefolge und
richtet, aber nicht wie Mariana ſagt, von Palencia hieher über:
eine große Menſchenmenge drängt fich in die Kirche, um den
tragen , Ferdinand III gab ihr die erſten Statuten, um 1245 fing, man ſchon an von ihr zu ſprechen ; aus ihr gingen die Mitarbeiter Alphons des Weiſen und die Ueberſeker des Avere roes, Avicena und Abenzergue hervor , und während die Unis
vorläufigen Ceremonien der Ertheilung eines Doctorgrades beizuwohnen.
Die Müße heißt el bonete, die Quafte la bonla (das Symbol
derſität von Palencia wegen Mangel an Fonds zu Grunde
des Doctorgrabes ), das Stück Seidenzeug el capirote ; dieſe Stüde find weiß für die Theologen, grün für die Ranoniften, roth fir
ging , wurde die von Salamanca vorzüglich durch die Päpſte
en, gelb für die Aerzte, blau für die Philoſophen oder die maestros in artes. In den Coffegien trägt man zuweilen vers ſchiedene Farben.
bereichert; ihre Verleihungen betrafen hauptſächlich mehrere Zehenten, und da dieſe jeßt abgeſchafft find , ſo wird es der
Univerſität an Einkünften mangeln.
Die Studenten genoffen
284
1134 mehrere Privilegien , ſie waren frei von Steuern und Wegzöl:
len ; ſie hatten das Recht , zuerſt vor andern ihre Wohnungen
mirum ! clauditur ingenio ,“ welche gewiß nicht Galilei ver: faßt haben würde , als er im Gefängniſſe von Arcetri ſaß.
auszuſuchen , und der Preis dieſer war tarirt ; alles dieß iſt ſchon lange abgefommen. In dem erwähnten Gange, der von dem erſten Hofe in das Innere führt, iſt der Fußboden von
Das Geſeß, welches hierauf folgt, wird durch eine ſchlanke Jung
Soieferplatten durch die Menge der Paſſirenden ausgetreten ;
Piedeſtal fagt ſo viel als „ das Gefeß Geſchenk der Götter . " Die Bibliothel, von den katholiſchen Königen geſtiftet und ur ſprünglich mit einer Rente von 30,000 Realen begabt, iſt durch die Bücherſammlung der Jeſuiten und die bis zu Anfang des Ießigen Jahrhunderts fortgefeßten Anfäufe Bereichert worden. Es iſt ein ſehr weitläufiges Gebäude, welches wegen ſeiner
die Wände des inneren Hofes ſind mit den Namen der Be: fuchenden in allen Arten von Chiffern und Buchſtaben , ohne alle Ordnung, berühmte und unbekaunte unter einander gemiſcht, völlig angefüllt ; dieſe ſtummen Bewohner find fo zu
fagen die einzigen, welche von dem geräuſchvollen Rufe dieſer Univerſität noch übrig blieben. Es iſt noch nicht ſehr viele Jahre her, daß der Schatten alter Zeiten völlig verſchwand , nachdem die
Matrikeln reißend abgenommen und faſt alle alten Formen ausgelöſcht worden. Zuleßt wurde auch das lange fchwarze Talar: Fleid, welches wenigſtens in der gelehrten Welt die Gleichheit and Dekonomie begünſtigte, dasſelbe, welches Cervantes , Leon und Mariana getragen hatten, abgeſchafft. Man fagte, es Tey altväteriſch , dem Geſchmace und der Bildung neuer Zeiten wenig angemeſſen ; aber das Decret, welches die neue Uniform einführte und das kleinſte Detail, ſogar die Schuhbinde, vorſchrieb, empfahl dieſe leßtern, ſonderbar genug, durch den Umſtand, daß
ihr Modell von demjenigen genommen ſey , welches den ricos homes von Caſtilien und Aragon im 14 und 15ten Jahrhun: /
dert gedient hatte.
frau auf ſchwarzem Grunde mit Schwert und Wage und ver bundenen Augen dargeſtellt , die griechiſche Inſchrift auf dem
Höhe und ſeiner Dachwölbung einer Kirche ähnlich ſieht. Die Bücher ſind in zwei Hauptabtheilungen, die untere und die obere, aufbewahrt; die Verzierungen der Bücherfaſten ſind von ſchlechtem Geſchinad , und die Sinnbilder und Statuen in den
Eden der obern Abtheilung mit Staub und Spinnengeweben bedeđt. Nachher gibt es noch mehrere mit Tapeten ausge: hangene Gemächer und die Sala del Clauſtro, wo die Juntas oder Rathsſigungen der Univerſität gehalten werden , welche aber außer der obenerwähnten Inſchrift nichts Merkwürdiges enthält.
Unter den Collegien gab es einige Gebäude von beſonde rem Verdienſte, vorzüglich das alte oder Hauptcollegium von S. Bartolome , welches zugleich mit dem erzbiſchöflichen in
neueren Zeiten wieder hergeſtellt wurde, aber beide ſtehen jest
In dem Porticus des Hofes iſt die Capelle des H. Hierony: mus, ein ſchönes, vor nicht langer Zeit ausgebeſſertes Bauſtüd ,
leer. Das von S. Bartolomé, Werk des Baumeiſters Herno Tilla, befindet ſich nahe an der Univerſität gegenüber von der
im Innern mit Vorhängen von carmoiſſinfarbenem Sammt
Kathedrale, und hat einen Porticus von vier joniſchen Säulen,
und Franzen bedeckt, längs welchem mehrere Reihen Bänke von
einen Hof oðer Clauſtrum von zwei Galerien, die untere und die obere, jede von 16 Säulen, und eine prächtige Stiege. Die
dem nämlichen Sammt das Univerſitätswappen tragen. Der Hochaltar hat ſchöne Marmorſäulen und ſechs Gemälde, wovon eines den feierlichen Schwur des Myſteriums der Conception, welcher einem Decret Philipps III zufolge im Jahre 1617 geleiſtet wurde, und ein anderes das Porträt des Seligen (beato) Juan de Ribera, Doctors und Profeſſors an dieſer Univerſität, darſtellt. Ehemals waren die 48 Figuren der achten Himmels:
drei Collegien der Orden von Santiago , Alcantara und Ca latrava wurden von Philipp II geſtiftet, das erſtere von dem Meiſter Goma de Mora gebaut, von den Franzoſen ruinirt, 1
nacher ausgebeſſert, iſt jeßt völlig vernachläffigt ; das von Al
cantara mit ſeiner prächtigen freien Stiege in vier Abthei: lungen von 13 Fuß Breite iſt ebenfalls ſehr beſchädigt. Die
An die Capelle ſtößt der Theil des Gebäudes, welcher die
Collegien Cuenca und Oviedo wurden im Kriege zerſtört; noch blieben einige ſchöne Nuinen. Jeßt eriſtiren noch neun Colle: gien : das der Magdalena, der Waiſen , des Carvajal für arme Waiſen, welche man in einem Handwerk unterrichtet, das der
anteren Schulen und das ſehr herabgefommeue phyſiſche Cabinet
Engel von Hieronpmus Arce im Jahre 1563 geſtiftet, das von
ſphäre auf der Dachwölbung in Gold und blau gemalt, aber bei der Ausbeſſerung ſind ſie zugleich mit dem damaligen Ge wölbe verſchwunden .
enthält. Hinter den übrigen Bögen des innern Bezirks, welche
Ildefonſo , das der Grünen , der Inländer , das muſikaliſche
alle in ziemlich gutem , griechiſch -römiſchem Geſchmade errichtet
für die Chorknaben der Kathedrale und das Conciliar - Se: minarium ; das der Grünen, ein prächtiges Gebäude, iſt jekt
ſind, trifft man die Eingänge zu den Lehrſälen , zu der Bibliothel und die Communicationen nach außen. Die Galerie ents hält viele Abbildungen von Königen und einige Statuen . Das
-
ruinirt, das Waiſencollegium aus der Zeit des Berruguete iſt
erſte, was man links nach den Abbildungen der ſpaniſchen
geſchmadvol. Das ehemals berühmte Silberarbeitergreinium ſtiftete 1782
Könige antrifft, iſt ein Gemälde der Minerva, welche bewaffnet aus dem Haupte Jupiters ſpringt ; hierauf folgt das Symbol
eine Zeichenſchule für arme Kinder , welche heutzutage durch die Cheilnahme anderer Perſonen zu einer Afademie ber ſcho:
der Wiſſenſchaft : ein Alter , der in einer Hand den Zirkel, in
nen Künſte geworden iſt , und Sectionen für Mathematif,
der andern eine Erdkugel hält, gibt einem Zuhörer Uuterricht;
Zeichnung, Malerei und Muſil enthält.
in der Mitte iſt ein Globus, auf dem Boden mehrere mathe
matiſche Inſtrumente und darunter die Juſchrift: „ Sidera, terra , fretum coelo claudantur , at ipsum - humano, -
1135
Franzoſen und Engländer in Abyſſinien.
daß man nicht der Meinung Glauben ſchenken follte, es wären im erſtent Jahrhundert des Chriſtenthums Apoſtel bis in dieſen fernen Oſten vor
Das Journal des Débats theilt einen Brief von Hrn . Eombes aus Cairo über die Verhältniſſe von Abyſſinien mit, und der Sémaphore einen andern, vielleicht aber auch nur ein anderes Bruchſtüc . Es iſt darin von dem ſteigenden Einfluß der Engländer die Rede , den ſie mit Geld und dem ganzen Gewicht ihrer Macht unterſtüßen . Sie ſcheinen ſehr raſch zu
Werke gegangen zu lepu , denn als das zweite franzöſiſche Schiff, das den Handel mit Abyſſinien führen follte, der Anfober, ankam, war die Karawanenſtraße den Franzoſen bereits geſperrt und Tadſchura gekauft. - Indeß iſt auch für die Engländer trok ihrer großen Hülfsmittel nicht alles günſtig. Die Litter. Gaz. vom 18 Sept. enthält eine Nachricht aus Bombay vom 12 Julius, wonach die engliſche Erpedition unter Capitän Harris , dem mehrfach erwähnten ſüdafrikanſchen Nimrod, ſchon einen
großen Theil der Wüſte hinter ſich hatte , und in kurzem die kühle Bergregion zu erreichen hoffte. Das Wetter war
gedrungen , um die Lehre unſeres Heilandes hier zu verbreiten ; eine Meinung , die noch wahrſcheinlicher durch japaniſche Nachrichten wird, welche erzählen, das erſte Erſcheinen dieſer Religion in Japan ſey unter
die Regierung des chineſiſchen Kaiſers Mimti geweſen, alſo ungefähr im fünfzigſten Jahre der chriſtlichen Zeitrechnung .
Aus den genannten drei Hauptreligionen ſind einige beſondere Secten hervorgegangen, wodurch, zu dieſen drei hinzugezählt, im Ganzen neun verſchiedene Glaubensbefenntniffe entſtanden , und zwar :
1) Sinto, die alte urſprüngliche japaniſche Religion, deren Prieſter den Ehrentitel Kan = noefi tragen , und von der Gottheit begnadigt find, die Zufunft vorausſagen zu können. 2) a. Djen - Sjoe. Der braminiſche Gottesdienſt, der Lehre von Siaka oder Xafa aus Siam , folgend . Der hödýjte Gott iſt Mida-Siaka Niorai , deſſen Prieſter den Namen Hoo - Zio führen . 3) b. Djen - Sjve. Ebenfalls eine braminiſche Religion desſelben Lehrers , aber aus China herübergekommen. Zwiſchen beiden herrſcht 1
unerträglich heiß, das Land völlig dürr und von Waſſer entblößt. Man kann es als einen Beweis anſehen, Ende Mai's
wie ſehr die Engländer die Nothwendigkeit fühlten, die Fran zoren bei Zeiten auszuſtechen, daß ſie den Weg in dieſer, faſt der ungünſtigſten Zeit des Jahres, antraten. Sie ſtießen auf manche Widerwärtigkeiten , fanden bald ihre Reiſegeſellſchaft
wenig Verſchiedenheit, nur daß dieſer Gottesdienſt in chineſiſcher Sprache gehalten wird und die Prieſter Sans heißen. 4) 3100 =80. Eine Secte des braminiſchen Glaubens , die ihren Gott Siafa Niorai und ihre Prieſter Hoo - Zio mennen .
5) Ilhoo - Sjoe. Ebenfalls eine braminiſche Secte , die beſondere
1
zu groß, und fie mußten die Hälfte ihrer Leute und faſt das ganze Gepäck, alſo wohl wahrſcheinlich auch die für den König
von Schon beſtimmten Flinten und Kanonen zurüclaffen , aus
den Gott des Himmels Amidas Niorai verehrt. Der Stifter war ein Sohn des geiſtlichen Kaiſers . Ihre Prieſter heißen Goënge. Von den
vorigen unterſcheiden fie fich auch dadurch , daß fie ihre Verſtorbenen nicht begraben , ſondern verbrennen.
Mangel an Laſtthieren . Ob dieſer Mangel abſolut, oder ob er nur der feindſeligen Geſinnung der Eingebornen zuzuſchreiben
war, iſt nicht geſagt. Die Franzoſen haben ſich eines Mittels gegen die Engländer bedient, das in dieſen Ländern ſehr wirk: ſam iſt : das geſammte Bolt war der Anſicht, die ganze eng liſche Erpedition habe feinen andern Zweck , als den Sklaven: handel zu vernichten ; da dieſer nun den Haupthandel dieſer Länder vorerſt ausmacht, ſo kann man ſich leicht vorſtellen , daß
6) Hoffe - Sjoe. Eine Secte der Sintoiſten, welche die japaniſchen Urgötter und die nach ihrem Tode zu Göttern erhobenen japaniſchen
Helden und Gelehrten verehrt. Ihr vornehmſter Gott heißt Niet Sjiren, dai boſatſoe; ihre Prieſter führen den Titel Oſtoö -nin. 7) Tendai - Sjve , eine Secte , die alle Gottheiten der Sinto- und
1
das Volk darüber nicht wenig aufgebracht war.
Skizzen aus Japan . 3 weite Abtheilung . (Fortſepung.)
Vraminemythologie verehrt , für den höchſten Gott aber den Jaffoefi Niorai hält.
8) Singon - Sjoe. Eine der vorigen ganz ähnliche Secte, nur daß fte für den vornehmſten Gott den Swamze - ou - boſatfoe hält. Die An
hänger beider Secten befolgen die Lehre des Confucius. Ihre Prieſter heißen Hoo - in . Zu der legten befennen ſich die meiſten japaniſchen Fürſten und Herren.
9) Endlich die Jamaboefi , ein geiſtlicher von der reinen Sinto religion abſtammender Orden. Obgleidy ſich ſeine Mitglieder weder der
* . Die Hauptreligionen und die Nebenſecten in Japan.
Frauen noch der thieriſchen Nahrung enthalten , wodurch ſich alle die
Es iſt oben erwähnt, daß es in der Umgebung von Nagaſaki gweierlei Arten von Tempeln gibt : die Sinto und die Boesdo. Ebenſo hat man in Japan zwei Hauptreligionen , oder , um einer genauern
unmittelbar von der Braminenreligion abgeleiteten Secter unterſcheiden, ſo iſt ihr Leben doch voll ſchwerer Prüfungen. Sie müſſen bei ihrer
Unterſcheidung zu folgen , drei , nämlid : 1 ) die Sintoreligion ; 2) die .
Braminenreligion , welche die Lehre von Siała oder Xafa , und 3) die chineſiſche Religion , welche die Lehre des Confucius befolgt. Vor zwei Jahrhunderten kam hiezu noch der r /miſch - Fatholiſche Glauben, der ſich damals in Japan weit verbreitet und tiefe Wurzeln geſchlagen hatte, doch jeßt durch Feuer und Schwert ausgerottet iſt. Eine der chriſtlichen in vielen Lehrſåpen dynliche, oon der braminiſchen abgeleitete Religion .
Die treffende Uebereinkunft der Grunds
hat dasſelbe Suidfal gehabt.
wahrheiten dieſer Religion mit deneu der driftlichen ift zu auffallend, als **
Aufnahme in den Orden geloben , für ihre Religion zu ſtreiten und zu ſterben ; ſie haben viele Faſttage und find zu Vußfahrten verpflichtet, auf
welchen fie ſtets unter freiem Himmel ſchlafen müſſen. Im Sommer ift ihre Kleidung warm , iin Winter leicht, und in dieſer Jahreszeit müſſen fie fich oft in eiskaltem Waſſer baden. Durch alles dieß glauben
ſie fich ihren Göttern angenehm zu machen , und von ihnen die Gabe ju erhalten , die Zukunft zu prophezeyen , Teufel und böſe Geifter zu .
beſchwören und zu bannen und mehrere andere Wunder su verrichten ,
durch welche ſie in ganz Japan den Ruf einer großen Heiligteit erlangt haben .
1136 Die Prieſter der unter 1 , 5 und 9 angegebenen Religionen find
lehre des Confucius, bedarf , als bekannt , hier ebenfalls keiner weitern
zugleich geiſtliche und weltliche Perſonen. Außer ihrem prieſterlichen
Erläuterung.
Dienſt tragen fie weltliche Kleidung und einen Säbel, laſſen das Haupt-
Bewunderungswürdig iſt die Verträglichkeit und Duldſamkeit der verſchiedenen japaniſchen Glaubeasbekenner unter - und gegeneinander, ein Beiſpiel für manche chriftliche Glaubensgenoſſen. Es geht ſo weit, daß
haar wachſen und binden dasſelbe auf eine eigene Weiſe oben auf dem Scheitel zuſammen. Sie beurathen und genießen alle Nahrungemittel aus dem Thier - und Pflanzenreich. Die Prieſter der andern erwähnten Religionen find nur geiſtliche Perſonen und legen nie ihr prieſterliches Gewand ab. Das Haupt ſcheeren ſie kahı, thun das Gelübde der Keuſchheit und effen nichts ,. was thieriſches Leben empfangen hat. Die Befenner des Sintogottesdienſtes haben nur einen unvollfom = menen Begriff von der Unſterblichkeit der Seele , obgleich ſie ein über-
von Zeit zu Zeit die Mitglieder einer Secte den Göttern der andern
höfliche Ehrfurchtsbeſuche abſtatten. Dieſe Verträglichkeit mag wohl daher fommen, daß fämmtliche Religionsfecten ein Fichtbares, göttlides Oberhaupt auf Erden anbeten , nämlich den Dayrie , geiſtlichen Kaiſer,
der nach ihren Begriffen ja unmittelbar von den Göttern abſtammt. Aberglaube iſt den Japanern nicht fremd.
Sie glauben an Ge
mådhtiges Wefen erkennen und anbeten , daß in dem höchſten Himmel ſpenßler, haben glüdliche und unglüdliche Tage, ſo daß fie es ſorgfältig wohnt , und auch an eine Belohnung und Strafe nad; dieſem Leben glauben. Doch halten ſie die Erde für den Ort der Glüdſeligkeit, die ihnen nicht entgehen kann , wenn ſie rein an Gemüth und leib bleiben, was fie für die höchſten Tugenden halten. Der Gott , den ſie anbeten ,
iſt ein unſichtbarer, ihre Tempel find ohne alle Verzierung. In der Mitte des Tempels hängt ein reiner metallener Spiegel, an den Wänden kleben Papierſtreifen mit Sittenſprüchen. Den Spiegel betrachten ſie als das allſehende Auge des unſidytbaren Gottes . Vor dein Eintritt in den Tempel wäſcht ſich der Sintoiſt, und ſchlägt dann an eine Glode, um dem Gott ſeine Anfunft zu verfünden ; mit dem Geſicht auf die Erde geworfen , verrichtet er dann ſein Gebet. Dann beſchaut er ſich
vermeiden, an den legtern irgend etwaß zu unternehmen. Auch glauben ſie an einen böſen Geiſt (den chriſtlichen Teufel) , und haben ein eigenes
Feſt, an welchem ſie ihn aus ihren Wohnungen vertreiben . Diejenigen, die eine Seelenwanderung annehmen , glauben , daß der böſe Geiſt in dem Körper des Fuchſes hauſe, weßhalb dieſer auch bei den Japanernt
ein verachtetes Thier iſt, und der Name Fuchs als das ärgſte Schimpf wort betrachtet wird.
Nodh einige Worte über eine ſonderbare Geſellſdhaft in Japan. Es iſt dieß nämlich die „ Oenoſſenſchaft der Blinden,“ die, unter dem Schuß des Kaiſers ſtchend , ihre eigenen Gefeße und Vorſchriften hat, und von
einem Oberdirector, mehrern Unterdirectoren, Schafmeiſtern und niedern
in dein Spiegel in der Ueberzeugung , er ſpiegle ſich im Auge Gottes
Beamten regiert wird , die alle aus der Genoſſenſaft gewählt werden,
ab , und zuleft opfert er beim Ausgange aus dem Tempel in eine
vorſchrift iſt, droht überall Verunreinigung. Das Vergießen des Blutes
alſo ebenfalls blind find. Jeder Blinde wird in dieſe Geſellſchaft auf genommen und nach ſeinen Fähigkeiten einem gewiſſen Berufe gewonnen. Viele ſind Prieſter, andere Aerzte, die meiſten aber Muſifanten. Das Geld, das fie verdienen, wird zu dem allgemeinen Fonds gegeben , und aus dieſem werden ſämmtliche Blinde ihrem Stande gemäß unterhalten .
von Menſchen oder Thieren, vorſäßlich oder zufällig, das Berühren eines Leidinams , das Betreten eines Leichenhauſes u. dgl. m. machen ihn für
dreiben .
Büdje viel oder wenig Geld , nach Belieben und nach Maaß ſeines Beutels.
Wem , wie dem Sintoiſten, die Neinhaltung des Leibes Religiongs
Die Entſtehung dieſer Geſellſchaft foll fich von folgendem Vorfall here
mehr oder weniger Tage unrein. Aus dieſem Grunde werden auch die
Ein Feldherr wurde nach einer unglüdlichen Schlacht des Bürgers
Thiere , die zur Nahrung dienen, nur durch Erwürgung oder durch heiß in die Kehle geſtopften Reis geſchlachtet. Thiere , die bei der Aderarbeit gebraucht werden , zu tödten , hält der Sintoiſt für die größte Undankbarkeit gegen dieſes nübliche Vieh, würdig der Todesſtrafe. Auch verſchmäht er aus ähnlichem Grunde Milch und Butter.
krieges, in welcher ſein Fürſt von dem Sieger getödtet war, von dieſem lestern gefangen , aber mit großer Achtung und Chrerbietung behandelt.
Dbgleich die Sintoiſten hauptſächlich den „ unſichtbaren " Gott an
beten , ſo find ſie doch nicht ganz vom Bilderdienſt frei. Sie verehren nämlich ihre Helden und um den Staat verdiente Männer nach deren Tose dadurd , daß fie deren Bilder in kleine , rund um den Tempel
Der Sieger bat ihn ſogar , in ſeine Dienſte zu treten , was er aber , obgleich der Gefangene den Edelmuth ſeines Gegner 8 wohl erfannte,
ſtandhaft verweigerte , und ſich nicht enthalten fonnte zu erklären , daß er ſeinen getödteten Herrn ſo lieb gehabt habe, daß er jedesmal, wenn er den Sieger anſchaue, in die Verſuchung gerathe, diefen wegen des an ſeinem Fürſten begangenen Mordes wieder zu tösten.
Um nicht dieſer
Verſuchung zu unterliegen, wolle 'er lieber ſeinen Ueberwinder nicht mehr fehen und bei dieſen Worten flach er fich die Augen aus. Des Siegers Achtung für den Feldherrn ſtieg noch höher und dauerte bis zu
gebaute Capellen aufſtellen und ihnen nicht Anbetung , aber Ehrfurcht beweiſen . Ause der Reihe dieſer vergötterten Menſchen wählen ſie auch Schirmheilige des Landbaues , der Fiſcherei , der Jagd , des Reich
des Teßtern Tode fort , nach welchem der Sieger , um auch noch den
thums u . f. w.
Gemmenfabrication in Rom. Die Litt. Gaz. vom 18 Sept. erwähnt bei Gelegenheit eines Verkaufe von etwa 200 Gemmen , der am 11 Auguſt in London ſtattfand, der noch immer ſehr umfaſſenden
Die braminiſche Religion, die lehre von Siaka, einem Sohne eines Königs von Ceylon , geboren im Jahre 1020 vor der chriſtliden Zeit rechnung , iſt die zweite Hauptreligion Japane. Siafa iſt vermuthlich der Buddha der Braminen , und dieſe japaniſche Religion diefelbe , wie die auf der Küſte Indiens, allzu bekannt, um hier ausführlicher darüber zu ſprechen. Ihre Hauptgebote ſind : 1. nichts tödten , was leben empfangen hat ; 2. nicht ſtehlen ; 3. nidt Unzucht treiben , 4. nicht lügen 5. nicht dem Trunfe fich ergeben.
Verſtorbenen zu ehren , die „ Geſellſchaft der Blinden“ ſtiftete. (Fortſeßung folgt.)
Fabricirung angeblich alter Gemmen in Rom . Die Bereitung iſt ſo gut , daß fie oft ſelbſt von Rennern nur fchwer von achten zu unters
ſcheiden ſind , um ſo mehr , als man ihnen auch das äußere Anſehert eines hohen Alter zu geben weiß. Dieß geſchieht dadurch , daß man eine friſch geſchnittene Gemme einem Truthahn den Halshinunter zwängt, und den Stein eine gewiffe Zeit in den Eingeweiden läßt, worauf das Thier getödtet wird. Der dem Arbeiten der Magens eine geraume Zeit unterworfene Stein hat ganz das Ausſehen einer feit 2000 Jahren ver
Die dritte Hauptreligion der Japaner: die dineſiſche , nach der
grabenen griechiſden Gemme.
Dünden , in der Literariſd - Artiſtiſiten Anfalt der 3. S. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Eb. Bidenmann,
1
Nr. 285 .
四 as
AA usl a n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des ge iftigen und fittlichen Lebens der Völker. 12 October 1841 .
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organiſirten mauriſchen Polizei, immer ſeltener , aber immer
noch famen die Araber nicht auf die Märkte, und man war Folgen des Frühlingsfeldzugs.
Verhältniffe der
Goloniſation .
Algier wird mit jedem Jahre ein intereſſauterer Gegeu-
ſtand, und wenn gleich die franzöſiſchen Blätter meiſt eine Flägliche Unwiſſenheit der innern Zuſtände verrathen, ſo liefern
in lebhafter Spannung, ob der Feldzug denn gar keine Folgen
unter den Stämmen nach ſich ziehen würde. Endlich aber langte mit einem Mal eine Nachricht von Moſtaganem an. Ein Dampfboot, das eine Abtheilung Zuaven von Oran nach Algier führen ſollte, wurde von dem Commandanten von Mo:
fie doch bei aufmerkſamer Durchleſung eine Menge Details,
ſtaganem , Oberſt Tempourre, angehalten, die Truppen aus
aus denen folgenreiche Schlüſſe zu ziehen ſind. Wir haben
ſchifft und das Dampfboot mit Depeſchen an den General
ſchon mehrmals bemerkt, und wir müſſen hier wiederholen, daß die Franzoſen ſeit dem November des Jahres 1839, wo Abdel.
gouverneur weiter geſchi& t nach Algier, wo es am 7 Auguſt
Kader, von England aufgereizt, ſelbſt einen Krieg begann , der auch dem Blindeſten die Augen öffnen mußte , eine Thätigkeit und eine Conſequenz in Verfolgung wohl erwogener Plane
ankam. Bugeaud hielt die Depeſchen für ro bedeutend, daß er unverzüglich an Bord desſelben Dampfſchiffs abging , um ſich
nach Moſtaganein an Ort und Stelle zu begeben, wo eine wich tige Begebenheit vorging.
gezeigt haben , die alle Bewunderung verdienen, und namentlich
Der Stamm der Medſchehers , am autern Scheliff wob:
hat Bugeaud eine Energie in allem ſeinem Thun entwidelt,
nend, hatte ſchon ſeit einiger Zeit dem franzöſiſchen Comman: danten zu Moſtaganem , dem oben genannten Oberſt Tem
daß feine Tadler faſt gänzlich verſtummt find. Andrerſeits hat
man die Nothwendigteit des bisher befolgten, allerdings grau, dinem faciunt, pacem appellant, zugerufen haben , ſo hat es auf der einen Seite nicht an bittern Entgegnungen gefehlt, andčerſeits aber haben ſie das Wort angenommen, und geradezu
pourre, Eröffnungen gemacht, daß ſie geneigt reyen , fich mit Frankreich zu verbinden , wenn Frankreich ihnen gegen Abdel Kader Schuß zuſage. Eine Zeit lang erfolgte nichts , endlich aber rüdte Abdel- Stader mit einem Theil feiner Truppen den Medſchehers , denen er zu mißtrauen anfing , auf den Seib, und nun war nicht mehr zu zaudern . Eines der Häupter des
erklärt, ja, es rep wahr, man befolge dieſen Spruch , aber die
Stamines, der nach dem zuſammengeferten Namen zu ſchlie:
Araber verſtänden keine mildere Sprache, und betrachteten jede
ßen in viele Unterabtheilungen gerfällt , ſchicte ſeinen Bruder an den Oberſt Tempourre, bat dieſen um Hülfe, und ließ zu:
famen Syſtems der Razziad erfannt, und wenn Engländer ihnen mit ſcharfem Tadel das Wort des Römers : ubi solitu.
menſchlichere Sriegführung nur als einen Beweis von Schwäche.
Namentlich in dem Feldzug des leßten Frühjahrs hat man das
gleich ſeinen Bruder als Geiſel in Moſtaganem . Oberſt Lem :
Syſtem , die Ernten zu verbrennen und die Dörfer zu zerſtören , mit einer gewiffen Birtuoſität betrieben , und ſelbſt unter den Franzoſen erboben ſich einzelne Stimmen dagegen, da der Er:
pourre rüdte mit aller Mannſchaft, die er zuſammenbringen
folg die gehegten Erwartungen nicht zu rechtfertigen ſchien , denn
Moſtaganem .
die Araber Übdel - Kaders batten gleich nach dem Abmarſch der franzoſen die zerſtörten Punkte wieder beſeßt ; bald aber brachten einzelne, aus der Gefangenſchaft entronnene Soldaten Nach-
Die kurje Bogerung, welche in dem Entſchluſſe der Meb , ſchehers fich ergeben hatte, läßt ſich vielleicht durch folgenden
konnte, aus, drängte Abdel-Kaders Eruppen zurüd, und ein
Theil der Medídehers zog nun ſogleich unter die Mauern von
Umſtand erklären . Die Franzoſen hatten Mascara mit 6000
richt von der herrſchenden Entblößung unter den Truppen
Mann befeßen wollen , ließen aber auf dem erſten Zuge des
Abdel- Kaders , pon der Entmuthigung der Stämme und dem allmählich ſich entſpinnenden Hader, Die Angriffe in der Ebene um Algier wurden, namentlich auch in Folge der von Bugeaud
Frühjahrs nar etwa 2000 M. zurüd. Im Unfange Julius
machte Lamoriciere einen neuen Zug, wahrſcheinlich um felbſt als Commandant in Mascara zu bleiben , oder doch den 285
1138 größten Theil ſeiner Truppen zurüdzulaſſen . Hier ging indeß
in Noth und Verlegenheit zu feßen. Aber die Franzoſen hat
nicht alles nach Wunſd . Die Zahl der zurüdzulaſſenden Trup: pen hing von der Maſſe der Lebensmittel ab , die man in Mascara zuſammenbringen fonnte, und hierin war Lamoricière nicht ganz glüdlich ; einen Theil der Ernten hatten Abdel-Ka
ten anderweitige Hülfsmittel , während die Araber einerſeits ihre Producte nicht abſeßen konnten, andererſeits immer ſtär:
ders Anhänger ſelbſt eingeſammelt, einen andern Theil, den ſie
nicht fortbringen fonnten , verbrannt , Lamoriciere wagte ſich
auf ſeinen Zügen , um die Ernten einzubringen, etwas weit, und verlor theils durch die Angriffe der Araber , theils aber und vornehmlich durch die Hiße eine bedeutende Anzahl ſeiner Truppen, ſo daß er den Rüdzug nach Moſtaganem unter man
fere Forderungen Abdel-Kaders befriedigen ſollten . Ueber dieß Verhältniß kam es auch endlich mit den Medſchebers zum Vruch. Troß des Krieges hatten einige Araber fortwährend den Franzoſen Pferde verkauft , deren dieſe zur Remontirung ihrer Cavallerie ſehr bedurften . Sobald nun der Rüdzug der franzöſiſchen Truppen nach dem Zuge ins Innere Abdel-Kadern
einige freie Hand ließ, erſdien er mit einem bedeutenden Theil ſeiner Truppen mitten unter den Wohnſigen der Medichehers und verlangte, daß man ihm diejenigen, welche den Handel mit den
cherlei Schwierigkeiten antreten mußte. Dieſer Nichterfolg der franzöſiſchen Waffen ſcheint die Stämme nochmals ſtußig ge: macht zu haben. Indeß war die Noth unter ihnen zu groß und zu allgemein , und ſo erfolgte endlich ein Anfang von Ab:
bitten, und dieſer erſchien nun alsb
fall. Unter dem 16 Auguſt ſchreibt der Moniteur algerien :
die Medſchebers zu ſchüßen . Abdel-Kader griff ihn an, ward
„ Das Publicum und die Armee erſtaunten mit Recht, daß nach einem ſo energiſchen, ſo durchgreifenden Feldzug, der die französ ſiſchen Fahnen in Länder trug, welche die Araber für unerreich
aber zurüdgeſchlagen , worauf Tempourre ſelbſt die Difenſive
bar hielten ; daß nach Zerſtörung der Veſten des Emirs, nach : dem ſeine Truppen in allen , zum Theil ſehr ernſten Gefechten
geſchlagen worden waren , auch nicht ein Stein des von Abdel Staber aufgeführten Gebäudes zuſammenbrach. Endlich iſt dieß
geſchehen ; in den erſten Tagen dieſes Monats iſt ein Theil des mächtigen Stammes der Medſchebers , welcher die beiden Ufer des untern Scheliff bewohnt , mit 160 Zelten und 900 Menſchen unter unſere Fahnen getreten. Alles läßt vermu then, daß der Ueberreſt des Stammes nicht ſäumen wird die ſem Beiſpiele zu folgen . “
In der That war dieß nur ein Anfang geweſen, und bald folgte nicht bloß der größte Theil des Stammes der Medſche
Franzoſen unterhalten hatten , ausliefern rolle.
Der Stamm
weigerte ſich, ließ den Oberſt Tempourre insgeheim um Hülfe auf dem Schauplat , um
ergriff, und Abdel- Kaders Truppen ſo weit zurückwarf, daß die Medichehers abziehen konnten.
So erfolgte der erſte Abfall.
Die übrigen Medſchehers kamen nicht mehr , wie die erſte Ab theilung von 160 Zelten, nach Moſtaganem , ſondern blieben in ihren Sißen, und unterhandelten von da aus theils mit den
Franzoſen ſelbſt, theils mit dem von den Franzoſen als Vorſtand der Araber aufgeſtellten Hadſchi Muſtapha Uled Osman Bey, dem Haupt einer alten Eulugli-Familie , der früher ſchon die
Provinz verwaltet, im Lande ein ungemeines Anſehen genoß, und von Vugeaud zum Bey von Mascara und Moſtaganem erhoben wurde.
Wie weit der Abfall von Abdel - Kader bereits
ſich verbreitet hat, iſt ſchwer zu ſagen ; doch läßt ſich mit Sicherheit annehmen, daß die Stämme im ganzen untern Schelifthale, ſo wie an dem Minafluß aufwärts , ſich entweder bereits für
hers, ſondern eine Menge einzelner Araber , die unter Abdel
die Franzoſen erklärt haben, oder im Begriff ſtehen dieß zu
Staders regulären Truppen gedient hatten , ſtellte ſich bei den
Auch aus dem mittleren Schelifthale ſind Nachrichten über Medeah eingelaufen, welche ähnliche Entſchlüſſe auch von Seite der dortigen Stämme erwarten laſſen. Das Land um
Franzoſen ein, um hier Dienſte zu nehmen. Zugleich vernahm man von allerlei Kämpfen , in welche die Ehalifahs Abdel-Kaders
thun .
verwidelt ſepen. Es iſt bei unſerer unvollſtändigen Kenntniß
Mascara dagegen, wo der Stamm Haſchem , aus dem Abdel
der Stämme nicht wohl möglich , Licht in dieſe verworrenen
Kader hervorgegangen, feinen Siß hat, iſt entſchieben feindlich .
Angaben zu bringen ; ein Rüdblick auf die frühere Zeit, und
Dieſer Stamm gehörte natürlich vorzugsweiſe zum Machſen des
die Einrichtung des ſogenannten machen wird indeß manches
Emirs, benüßte wahrſcheinlich ſeine Stellung zu mannichfachen
aufklären. Schon unter türkiſcher Herrſchaft waren mehrere
Bedrückungen der übrigen Stamme , und darum wohl roll
Stämme mit den Türken und Euluglis verbunden , ſtellten
das dortige Land an andere Araber theils verliehen, theils
zur Beitreibung der Steuern eine Anzahl Mannſchaft , und
verkauft werden . Man beeilte ſich , den neu ernannten Bey
waren dafür ganz oder größtentheils von Abgaben befreit, mit andern Worten , ihre Abgaben beſtanden in Kriegsdienſt. In
von Mascara und Moſtaganem mit einem möglichſt glänzen den Gefolge von arabiſchen Reitern auszuſtatten ,. und errichs
gleicher Weiſe richtete Abdel-Kader ſeine Herrſchaft ein : eine gewiſſe Anzahl Stämme bildete ſein Heergefolge , die andern
die Franzoſen immer mehrere Bataillone in Mascara laſſen .
waren vermuthlich nur, wenn in einem oder dem andern Orte der Dichad, d. 1. der heilige Krieg, gepredigt wurde, zur Theil
nahme verpflichtet ; fie mußten dagegen die Abgaben zahlen, vermittelſt deren Abdel-Kader ſeine regulären Truppen unter: hielt, ſeine Städte und Feſtungen baute, ſeine Gießereien und Gewehrfabriken anlegte. Seit nahezu zwei Jahren ſind ießt dieſe Stämme von allem Handel mit der Küſte abgeſchnitten , denn Abdel-Kader verbot bekanntlich dieſen , um die Franzoſen
tete zu dem Ende vorerſt zwei Schwadronen.
Freilich werden
Man beſchleunigte jeßt den Feldzug, um dem ſichtbar wan fenden Gebäude Abdel-Kaders den leßten Stoß zu geben , indeß wird, wie billig, über das Ziel des Feldzugs völliges Schweigen
beobachtet. Daß der Zug gegen Mascara gehen wird, unter liegt freilich keinem Zweifel, aber über zwei andere Punkte iſt man völlig ungewiß. Die gegenwärtige Lage der Franzoſen er: fordert eigentlich einen Marſch von Moſtaganem aus das Sche: lifthal aufwärts , und von Mebeah das Schelifthal abwärts ,
1139
um wo möglich dieſe ganze Linie zu beherrſchen , und dadurch
Skizzen aus Japan.
alles, was rücwärts liegt, d. h. das Land zwiſchen dem Schelif und dem Meer , wo auch das Gebiet der fanatiſch begeiſterten Hadichuten *) liegt , deſto leichter im Baum halten zu können. Der zweite Zug iſt gegen Tlemſan ; da indeß von Marokko aus
für die Franzoſen nichts zu fürchten iſt, ſo möchte wohl dieſer Zug vorerſt unterbleiben, wenn nicht auch hier der Abfall um fich greift, denn Bu Hamedi, Chalifab von Mascara, roll be:
3weite Abtheilun g. (Fortſetung.)
3. Die Kleidertracht der Japaner. Kleidermode iſt bei den Japanern ein unbekanntes Wort.
Wie
vor Jahrhunderten , präſentirt fich das Volk in ſeinem Aeußern auch noch heute.
reits mit den widerſpänſtigen Stämmen im Kampfe liegen.
Die Friſur iſt bei allen Japanern, vom Hödiften bis zum Niedrigſten ,
Die Lage Abdel-Kaders iſt augenſcheinlich ſehr prefär geworden, und die Ueberzeugung davon iſt ſo allgemein , daß man ſelbſt von einigen ſeiner Chalifas wiſſen will, daß ſie mit den Franzoſen unterhandeln ; ſo namentlich Sidi Embarel , der bisher immer in der Provinz Titteri commandirte, wo er zu Hauſe iſt. Sollte dieß Gerücht ſich beſtätigen , ſo kann man Abdel-
dieſelbe : der Kopf wird glatt geſchoren , nur das Haar , das von einer
Kaders Sache für verloren anſehen ; nicht als ob Sidi Embarel
Schläfe bis zur andern läuft, bleibt ſtehen, und wird auf dem Scheitel in einem fingerlanger Zopf zuſammengebunden und ſtark mit Pomade eingefømiert. Das Kind , ſo wie es das fiebente Jahr erreicht, erhält dieſe Haardreſſur und legt fie bis zum Tode nicht mehr ab. Nur die Aerzte und Chirurgen machen hievon eine Ausnahme : die erſtern ſcheeren den Kopf , gleich den Prieſtern fäinmtlicher Religionsſecten , ganz kahl ;
für fich ein ſo bedeutender Mann wäre, ſondern weil es beweiſen würde, daß die Provinz Titteri ihn verloren gibt. Dort
die Chirurgen dagegen laſſen das Haar wachſen und binden es auf dem Scheitel in einem Büſchel zuſammen. Das Naſiren iſt allgemein
beſaß früher Abdel-Kader gar keine Gewalt, und ſie wurde ihm erſt durch den Vertrag an der Tafna ertheilt. Der Siß feiner Macht iſt im Weſten um Mascara, und fällt Titteri ab, ſo iſt
gebräuchlich. Die Friſur ſämmtlicher japaniſchen Mädchen und Frauen ähnelt
dieß ein Beweis, daß man ihn durch den Verluſt Mascara's ſo
geſchwächt glaubt, daß er die Herrſchaft über Titteri nicht mehr behaupten könne. Was von den franzöſiſchen Nachrichten zu halten, daß Tedſchini, Herr von Ain - Maadi , wieder gegen .
Abdel-Kader zu Felde gezogen ſey , läßt ſich ſchwer fagen ; wir ſind geneigt, das Ganze für Lüge oder Täuſchung zu halten , denn Abdel-Kaders Zeit war durch die innern Wirren im Gebiet ſeiner Herrſchaft während der Monate Julius , Auguſt und September hinreichend in Anſpruch genommen, daß wir nicht auch noch entfernte Züge vorauszuſeßen brauchen , ja kaum an : nehmen können. Eine Zeitlang war man der Anſicht, Abdel:
genau den europäiſchen Chignons und Toupets aus dem vorigen Jahr hundert,. nur fehlt der Puder und die Loden . Man läßt das Haar in aller Ueppigkeit wachſen , mit Ausnahme einer kleinen Tonſur uf dem
Scheitel: Pomade , um die Friſur glänzend und glatt zu machen , wird nicht geſpart. Durch den hintern Chignon ſteden die Damen ein ungefähr 14 Zoll langes Stäbchen, das auf beiden Seiten am Haupte hervorſteht; hinter dieſem ragt dann noch ein 5 Zoll hoher , abgerundeter Kamm herüber. Von den Schlafen um das Vorhaupt herum fteden die Damen
noch Nadeln mit dicen blanken Knöpfen ins Haar, ſo daß dieſer Schmud eine Fächerform annimmt. Dieſes Stäbchen, der Kamm und die Nadeln
find von Schildpatt wunderſchön gearbeitet , wie in ſolchen Sachen die Japaner eine unübertreffliche Meiſterſchaft befunden .
Eine Garnitur
Kader werde, da reine Sachen im Weſten ſo ſchlecht ſtanden,
ſolcher Verzierungen iſt ſehr theuer , weßhalb die minder wohlhabendent
Feine Hauptmacht auf den Oſten, namentlich die Provinz Con, ſtantine wenden ; auch lag hier Faraad-ben Said , die alte Schlange der Wüſte , in fortwährendem Kampf mit dem von den Franzoſen aufgeſtellten Scheith el Arab, Bu Aſis-ben - Oana,
Frauen dieſelbe von weißem Horn , die noch ärmern nur von Palmholz
und Sidi Amelawi, einer der von den Franzoſen aufgeſtellten Agas, wurde der Correſpondenz mit Abdel-Kadern überführt, allein Einfluß und Gewalt ſind in dieſen Ländern zu perſönlich und local, als daß ſie ſich ſo leicht verpflanzen ließen , und
einige kleine Bewegungen, die man entdeckte, laſſen bloß ver muthen, daß es auf eine Alarmirung der Franzoſen in Con ſtantine abgeſehen ſey, um ihre Hauptmacht womöglich von dem eigentlich wichtigen und gefährlichen Punkte, dem Weſten , abzuziehen.
( Fortſetung folgt. )
tragen .
Die japaniſchen Damen färben ſich das Geſicht oder reiben es viels
mehr mit einer Art von feinem weißem Puder ein. Ein Haupterfordernis ber japaniſchen Toilette iſt eine Art Firniß , Beng genannt, womit die Frauen fich die Lippen färben. Die erſte Couche gibt den Lippen eine karmoifinrothe Farbe , der zweite folgende Anſtrich färbt ſie violett mit einem goldglänzenden Widerſchein , und ſolchen Lippen widerſteht das Herz eines japaniſchen Liebhaber$ ſelten , da es nach ſeinen Begriffen das Schönſte iſt, was die Welt aufzuweiſen hat. Mädchen vor ihrer Heurath ſorgen fehr für die glänzende Weiße ihrer von Natur ſchon ſchönen Zähne.
Wenn ſie ſich verheurathen oder
nur verloben , fårben ſie dieſelben aber agatſdwarz, und dieſe Schwärze, vereint mit ben violetten Lippen , iſt dann, wie ſchon oben bemerkt , ein
Hauptanziehungsmittel für ihre Liebhaber. *) Unter den Şadſchuten iſt ein nationaler Dichter aufgeſtanden, te Landsleu zauberha deffen ,Lieder eit der ftenſeine Tapferl romanbaauf Grundftender"Einfluß mit ein und einen äußern Hadſouten ſeyn ſollen . Sein Name iſt Abu- Teldſcha. Er fiel
De gustibus non est dis
putandum !
Eine Kopfbedeckung tragen die Damen nicht, auch nicht die Männer, außer bei ſtarkeur Regen , wo ſie einen von Papierleder oder dünnem
in den Reihen der Truppen Abdel-Kaders im I. 1837. Vielleicht | Holz geflochtenen mit einem kleinen ſpißen Kopf und breiter Rrempe zurüd , kommen wir ſpäter auf dieſe merkwürdige Erſcheinung A. 8, N.
perfehenen Hut auffeßen .
Das erſte Kleidungsſtüc des Mannes iſt ein Tuch , daß um den
1140 Unterleib geſchlungen und zwiſchen den Lenden durchgezogen und dann befeſtigt wird. Die Frauen tragen an derſelben Stelle ein gewöhnlich aus rothem , dünnem Zeuge verfertigtes Tuch , $as aber in Form eines
Gewährtmann meint , daß der Fächer ſehr oft bei hohen Beamten und Geſchäftsleuten zum Ableiter der Verlegenheit benußt wird, und dieſelbe Stelle vertritt, wie bei manchem europäiſchen Staatsmann eine „ prise
Rödchens bis zu den Knien hinabhängt.
de contenance."
Die Oberkleider der Männer
ſchlagenden Röden , die bei den Männern bis auf die Füße reichen, bei
Die Japaner tragen gewöhnlid feine Strümpfe , im Winter aber eine Art von Soden , die bei Vermögenden von weißem , bei Aermerit
den Frauen aber eine Schleppe haben. Das merkwürdigſte dieſer Röde
von blauem Kattur ober Leinwand gemacht find , und im Fuße ein
find die weiten und die Körperlänge erreichenden Aermel. Unten näht bilden ; an der Seite mehr nach oben zu haben fie Deffnungen , um die
eigenes Futteral für den großen Zeh haben , ähnlich wie die europäiſchen Faufthandſchuhe. Eben ſo wenig bedient man ſich der Schuhe und Stiefeln ; im Hauſe geht man baarfuß , außer dem Hauſe zicht man
Hände durdyjuſteden.
zu großem Staate bei den Frauen gehört es,
ein paar Pantoffeln an , die entweder von Stroh ober Holz geflochtent
mehrere dieſer Röce, ſogar zehn bis zwölf, übereinander zu gieben. Im
und oft audy ladirt find. Bei Regenwetter vertauſcht man dieſe Pans toffeln mit ſtärkern , die hölzerne Sohlen haben. Wir gelangen jeßt zu den japaniſchen Hoſen ," die , ähnlich den
und Frauen beſtehen aus langen , vorn offenen ; aber übereinander
man fte zu , ſo daß fie Säcke zur Aufbewahrung von Kleinigkeiten
Sommer trägt man ſie von dem feinſten Seitenſtoff oder Krepp , im Winter ſind ſie von dickerem Zenge, und der oberſte Rod iſt dann auch mit ſeidenen Watten gefüttert.
Die dunklern Farben , ſowarz , braun, türkiſchen , beinahe die Form eines unten zugenähten und nur mit zwei
blau , violett, find am meiſten beliebt ; doch werden dieſe dunkeln Röđe bei den Frauen mit hellern , grellern Farben geſtigt und beſeft , und oben mit einem ſchwarzſeidenen Kragen verſehen. Zu feierlichen Gelegenheiten trägt man auch goldgeſti & te Nödfe. .
Um die Taille tragen die Männer über dem Rode ein handbreites Band , in welchem auf der linken Seite der Säbel ſtedt. Bei den
Deffnungen für die Füße verſehenen Frauenrođs haben. Wie früher bemerkt, dürfen dieſe şofen nur von den Vornehmen getragen werden. Sonderbar iſt's , daß die Japaner keinen Begriff von dem haben, was wir „ Edelſteine" nennen, oder vielmehr denſelben keinen hohen Werth beilegen. In ihren Augen beſteht zwiſchen einem Stüdchen Glas und einem geſchliffenen Brillant fein Unterſchied. Deßhalb iſt der Ge brauch, den fie von derartigeu Steinen machen, ſehr gering. Manchmal
Frauen iſt dieſer Gürtel gewöhnlich ein Prachtſtüd von Seide oder Sammt, mit Gold reich bordirt , zwei Spannen breit , wird sweimal um die Taille geſchlagen und hängt dann vorn als Smårpe hinab. Auf der Bruſt unter dem Rođe tragen Männer und Frauen eine Brieftafche, in welcher ſie Geld , Papier und andere Kleinigfeiten , die
ringe findet man bei den Japanern niďt, da es nach ihrer Meinung
Frauen auch kleine Spiegel aufbewahren.
entehrend iſt , die Zeichen der Sklaverei “ als Schmud zu tragen.
.
Außerdem bewahrt man an
dieſem Orte andy nod eine Menge Papier auf, wovon die Japanes deuſelben Gebrauch machen , wie wir Europäer von unſern Schnupf=
und Handtüchern . Da natürlich das Papier nicht gewaſchen wird, ſo kann man ſich einen Begriff von der großen Conſumtion deſelben machen.
Ueber dem Nod tragen die Männer noch einen kurzen Mantel, der mit einer ſeidenen Schnur um den Hals befeſtigt wird und nur über den Vorderkörper hinabhängt. Während des Winters iſt dieſ auch bet den Frauen in Gebrauch . Bei feſtliđen Gelegenheiten verwechſelu die Männer dieſen Mantel mit einem andern , der den Namen „ Complio
iſt ein Ring , Gürtel oder Mantelſchloß mit Steinen oder Glas beſeft, aber nur ſelten.
Uechte Perlen ſind dagegen beliebter, auch tragen die
Damen Sterrathen von rothen Korallen im Haar. Halafetten und Ohre .
Das koſtbarſte Stüd, bag ein Japaner an ſeinem Körper trågt, iſt
Die Klinge, das Gefäß , die Stoßplatte und die Scheibe haben jedes für ſich einen beſondern Werth , je nachdem ſie ſorgſamer gearbeitet oder aus feltenem Stoff verfertigt find. Die Preiſe für auss gezeichnete Såbel find ungeheuer , aber die Liebe und Sorgfalt , die ein Japaner für ſeine Waffe begt , iſt auch über alle Beſchreibung, Haupt fädlich wenn er fie von ſeinen Vorfahren geerbt oder in einem glüd ſein Säbel.
lichen Gefecht gebraucht hat.
Der Japaner , der berechtigt iſt , einen
Säbel zu tragen , legt ihn nicht bei Tag und Nacht ab.
Dieſer iſt ſtets von heller Farbe , fein gefältelt
Die ftete Einförmigkeit und die ſich nie andernde Mode der japa
und geſteift. Er hängt rechtwinklig von den Sğultern herab, und zwar vorn und hinten , und iſt auf den Seiten offen , ganz ähnlich den Chore
niſden Kleidung ſollte glauben laſſen, daß man ſie nicht fuſibar trägt ; doch dem iſt nicht ſo ; und der eigentliche Lurus beſteht darin , daß man die ganze Garderobe oft wechſelt. Der Kaiſer trägt täglich ein
kleidern der katholiſchen Geiſtlichen .
neues Kleid , die Gouverneure und Landesfürſten wechſeln es alle acht
Die Oberfleider ſowohl der Männer als der Frauen ſind ſtets mit drei Wappen geſchmüdt: auf jedem Aermel eines und eines zwiſchen den Schultern ; jeder Japaner , hoch oder gering , führt nåmlich ein Oes
Tage, and ſo bei den Vornehmer ſtufenweiſe. Die abgelegten Kleidungs
mentenmantel“ trägt.
ſtüde werden an Günſtlinge und Diener vertheilt und von dieſen hody Miscelle n .
ſchlechtswappen, die Diener nur das der Herren. Die verheurathete Frau
nimmt das isres Mannes an, ſo wie die Diener, wenn fie ihren Dienft wedſeln , das ihres neuen Herren.
Zu dein japanijden Anjuge gehören, fowohl bei Männern wie bet Frauen , eine Preife , ein Tabarébeutel und ein Fächer.
Die Labaks
beutel find gewöhnlich von koſtbarem Stoffe und ſehr ſchön gearbeitet ; die ärmern haben fie von einer Sorte Papier , bao po flarł wie Leder ift. Stußer führen auch noch ein Kiedydõdden bei fide von fünftlich ladirtem Holze. Was den Gebrauch des Fachers ſelbf bei alten ehpa baren Männern betrifft, die mit zwei ungeheuren Säbeln bewaffnet ſind, ſo erſcheint dieſer dem Europäer oft ſehr komiſch.
Unſer holländiſcher
( Fortſeßung folgt.)
geachtet gehalten.
Künſtlides Eis für Schlittſd u hlaufer.
Man hat in
England auf ſolches künſtliches Eis ein Patent genommen ; Böden in Zimmern können nach Gefallen damit belegt werden , und wenn man das Zimmer anders benußen will, darf man nur Teppichedarüber a1182 breiten. Ein paar Anſtalten von bedeutendem Umfange ſollen demnadit unter dem Patronat der Schlittſchuhläufergeſellſchaft in London errichtet werden. (Litt. Gaz, vom 25 September.)
Dr. Aubert , bekannt durch ſeine Forſchungen über die Peſt im Orient , trug in einem Memoire vor der verſammelten Akademie in Paris am 21 September auf eine allgemeine Ermäßigung der Quarantäneut in Frankreich an.
Münden, in der literariſch - Artiſtiſden Anſtalt der 3. G. Cotta'ſą en Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man n.
1
Nr . 286 . DIO
Das
A usl aม n d .
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 13 October 1841 .
Etwas über den botaniſchen Garten in Calcutta.
arten , to wie hinſichtlich der Proben über Stärke und Dauer:
(Aus Rople's: Essay on the productive Resources of India .) Der botaniſche Garten in Calcutta wurde zuerſt im Jahre 1786 gegründet , woran Doctor Norburgh den bedeutendſten
ſchehen. Doctor Rorburgh hatte eine ziemlich ſchwache Geſundheit, und dieſe nöthigte ihn während ſeines Amtes , das er im Jahre 1793 übernahm ,. und bis zu ſeinem Tode im I. 1813
haftigkeit der Fibern verſchiedener Pflanzen und dergleichen ge
Antheil batte. Der Garten enthält jeßt etwa 3500 Arten, und
nicht weniger als 1570 davon wurden erſt durch den unermüd: lichen Eifer Rorburghs gehörig bekannt. Seine Nachrichten darüber ſind in dem Kataloge dieſes botaniſchen Gartens enthalten.
Abgeſehen von dieſen 1570 Arten , unter denen ſich viele gang neue Gattungen befinden , gab er noch einen zweiten Katalog indiſcher Pflanzen heraus , die noch nicht in dem botaniſchen Garten gezogen wurden, und welche ſich auf 453 Arten belau: fen , ſo daß er im Ganzen 1963 indiſche Pflanzen zeichnete und beſchrieb. Doctor Carey, bekannt durch ſeine Miſſionsarbeiten
behielt , drei Erholungsreiſen , eine nach dem Cap und zwei nach Europa zu machen . Während dieſer Abweſenheit vertra ten ihn Doctor John Flemming i Präſident des mediciniſchen Bureau's , bekannt durch ſeinen Verſuch über die indiſchen Me: dicinalpflanzen , und ein andermal Colebroote , bekannt dura
Sanskritgelehrſamkeit , ſo wie durch ſeine Bemühungen um in diſche Pflanzenkunde , die er in ſeinen Aufläßen über Dliba .
num, Kampher u. f. w. in den Afiatic Reſearches mittheilte.
und ſeine Kenntniß der aſiatiſchen Sprachen , bemerkt in der
Auch Doctor Carey blieb in ſtetem Verkehr mit dem botani ſchen Garten zu Calcutta , deſſen Katalog er im Jahre 1814
von ihm geſchriebenen Einleitung zu dem Kataloge des Hortus
herausgab, welchem in den Jahren 1831 und 1832 eine vollſtän
Bengalensis * ) ganz richtig , daß die botaniſchen Gärten und
dige Ausgabe von Doctor Rorburghs Flora indica folgte.
andere Pflanzenſammlungen Europa's nie zu der Vollkommen :
Vermittelſt des botaniſchen Gartens wurden eine Menge
beit hätten gelangen können , wären nicht in den verſchiedenen Anſiedlungen in Amerika, Afien und Afrifa folcheSammlungen und Anlagen gemacht worden. „Noch wichtiger haben ſich in: :
nüßlicher Pflanzen in Indien eingeführt , fo 3. B. der Maha gongbaum , welcher turz vor 1814 von Jamaica bahin verpflanzt
deß ſolche Gärten für das Land ſelbſt erwieſen , in welchem man
ſie anlegte. Nüßliche Gewächſe von Kornarten und Zimmerholz wurden hier zuerſt eingeführt , und dann erſt verbreitete ſich
der Anbau im Lande umher. Aderbau - Geſellſchaften würden dieſen Zwed freilich mehr befördern , und mit größerem Erfolg wirten , da die Anlagen in einem bedeutenden Umfang geſche: ben müflen , mit Rücficht auf die Vortheile der verſchiedenen Culturarten und die verſchiedenen Eigenſchaften des Bodens.
wurde, und jeßt ſchon in Tauſenden von Eremplaren in Ben galen üppig gedeiht. Pfeffer und Staffee gedeihen in Bengalen jekt ſo gut, wie in ihrem heimiſden Boden , und die Muscats
nuß, obgleich es ſchon etwas zu falt für ſie iſt, bringt jedes Jahr Früchte. Die Muscatnuß war , bis Doctor Rorburgh ſie nach Eremplaren, welche im botaniſchen Garten zu Calcutta
wuchſen, beſchrieb , nur ſehr unvollkommen getannt. Eine Ge würzplantage ward gleichfalls angelegt, ferner der Zimmtbaum aus Ceylon , der sampberbaum vom Sap eingeführt , wohin
Dieß iſt jedoch meiſt in ſolchen fernen Ländern unthunlich, und
ihn die Holländer verpflanzt hatten ,1 ebenſo der Benzoëbaum
der beſte Erfaß für ſolche Geſellſchaften iſt die Anlegung einer
von Sumatra und der Eulitlawan von Amboina. Merkwürdig
Probe- und Muſterwirthſchaft neben dem botaniſchen Garten ;
iſt es , das Doctor Rorburgh bereits Proben mit Barilla ,
dieß iſt auch in Indien mit großem Vortheit für das Land hinſichtlich des Anbaues und der Production verſchiedener Korn:
Baumwolle, Zuder, Indigo, Hanf u. dgl. anſtellte, welche jest erſt die Aufmerkſamkeit der Compagnie in hohem Grade be:
Tchäftigen . *) Dieß Duch wurbe zu Serampur im Jahre 1814 gebrudt.
286
1142
A l A i ¢ . Folgen des Frühlingsfeldzugs. - Verhältniffe der Coloniſation .
den Schiffsbau um 20 Proc. theurer als den der andern be nachbarten Staaten, beſonders der italieniſchen und öſterreichi: fchen in Trieſt.
Seit der Eroberung von Algier hatten beſon
dere, in Gemäßheit der franzöſiſchen Navigationsgeſeße vom I. ( Fortfeßung.)
1793 erlaſſene Verordnungen die Schifffahrt zwiſchen Algier und
Einige Verwunderung erregte vor kurzem das Aufbrechen
Frankreich der franzöſiſchen Marine beſonders vorbehalten. Im
aller franzöſiſchen Truppen in Bona nach der tunifiſchen Gränze,
f. 1837, als die franzöſiſchen Niederlaſſungen ſchnelle Zufuhren
wo ein Truppencorps des Bey von Tunis erſchienen war, ſehr nöthig hatten , wurde mit einem Mal auch die fremde allein es handelte ſich nur um Gränzregulirungen , und die
Marine zum Transport zwiſchen Frankreich und Afrifa gegen
raſch erwachte Beſorgniß, es möchte von dorther etwas gegen die franzöſiſchen Beſigungen verſucht werden, verſchwand ſchnell; die Regierung ſelbſt war ohne alle Furcht , da ſie recht wohl
einen Suſanjoll von 2 fr. per Tonne zugelaſſen, und alsbald ſtieg die Zahl der fremden Schiffe , fardiniſche, neapolitaniſde und öſterreichiſche, To ſehr, daß die größere Hälfte der Tonnen
wußte, daß der Bey von Tunis, was auch ſeine Privatgeſinnun : gen ſeyn mochten, ſich auf die franzöſiſche Seite halten müſſe,
zahl des Handels zwiſchen Frankreich und Algier in fremden Händen iſt. Nach einem officiellen Berichte gingen im 3. 1840
wenn er nicht von den verbundenen Zürfen und Engländern
von Marſeille nach Algier 197 franzöſiſche Schiffe mit 18,775
åberwältigt werden wollte, denn zu derſelben Zeit, wo der et- Tonnen, und 143 fremde mit 25,772 Donnen. Noch ungün : was Soldaten ſpielende Bey von Tunis ſeine Truppen bis an ſtiger ſoll das Verhältniß in den Häfen von Toulon, Cette und die franzöſiſche Gränze vorrüden ließ, langten vier franzöſiſche Linienſchiffe vor dem Hafen von Tunis an, um dieſe Stadt gegen einen allenfallſigen Angriff der türliſchen Flotte zu ſichern .
Ueberhaupt iſt Frankreich hinſichtlich der einheimiſchen Für: ſten Nordafrika's von der großen Syrte bis zum weſtlichen
Port Vendres ſich ſtellen .
Die Handelsbewegung überhaupt
in den Häfen Nordafrika's , die unter franzöſiſcher Herrſchaft ſtehen, betrug im F. 1837 113,513 franzöſiſche Tonnen (algie 1
riſche Küſtenfahrer mit eingerechnet), und 114,56t fremde Ton nen ; im folgenden Jahre , wo die Schifffahrt überhaupt ab:
Meere in einer ſehr günſtigen Lage : die Stellung des Bey
nahm, betrug die franzöſiſche Tonnenzahl 92,760, die fremde
pon Tunis zur Pforte macht dieſem den Schuß Frankreichs unentbehrlich , und die auf religiöſe Grundlagen gebaute Herr: Tchaft Abdel-Kaders erwedr die Furcht des altersſchwachen ma-
104,246.
roccaniſchen Reichs , ſo daß die Franzoſen von dieſen beiden
Das natürliche Verhältniß der Nähe Süditaliens
mag hier das Seinige beitragen , indeß iſt es namentlich die Öſterreichiſche Marine, gegen welche die Klagen der franzöſiſchen
Seiten her nichts zu fürchten haben , als gelegentliche Unter:
Rheder ſich erheben , und eine vor kurzem erſt eingegebene Vorſtellung franzöſiſcher Schiffsrheder äußert ſich darüber fol
füßungen Abdel-Kaders durch eifrige Moslems, und dieſe
gendermaßen : „ Es iſt von weſentlicher Bedeutung, daß die
wollen nicht viel beſagen . So kann Frankreich ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf die inneren Verhältniſſe wenden , und da die europäiſche Kriegskunſt ihnen ein leichtes Uebergewicht über die rohen Schaaren der Kabylen und Araber gibt , und der be: deutendſte Feind im Klima und den großen Entfernungen liegt,
flagge erhalten werde, um ſo mehr, als ſie die Concurrenz der fardiniſchen unb öſterreichiſchen Flagge nicht aushalten und nicht ſo wohlfeil fahren kann. Die öſterreichiſche Marine zahlt feine
ſo iſt durch Geduld und Ausdauer viel zu erreichen . Auch ſind jeßt die Franzoſen nach einem langen , nicht eben glüdlichen Kreis: lauf der Dinge auf die oft beſprochene Nothwendigkeit zurückgekom :
directe Schifffahrt zwiſchen Frankreich und Atgier der National
Abgabe von Eiſen ; Japrien und Dalmatien liefern ihr das
ſchönſte Holz im Ueberfluß , die italieniſche Küſte verſorgt fie mit Hanf zu ſehr mäßigen Preiſen . Hinſichtlich des Perſonals iſt ſie noch günſtiger geſtellt ; die ganze illyriſche Küſte und ihre
men, das Land weſentlich durch die Hülfe der Türken unb Culuglis
zahlreichen Inſeln nähren eine unerſchöpfliche Bevölkerung vou
zu regieren .
Nun aber kommen die Verhältniffe Frankreichs
Seeleuten, nüchterne, arbeitſame, von Kindheit auf an Disciplin
im Mittelmeere zur Berůæſichtigung , und dieſe erfordern , daß ſeine Herrſchaft in Nordafrifa nicht bloß durch die unun:
gewöhnte Menſchen . Die unbedeutende Militärmarine geſtattet der Handelsmarine , den niedrigſten Sold zu zahlen : ro Hat
terbrochene Hülfe des Mutterlandes geſichert rey, ſondern auch ,
Trieſt alles geerbt , was früher die Seemacht Venedigs aus:
daß die dort ſtehende franzöſiſche Urmee rich wenigſtens auf
machte. Darum hat auch die oſterreichiſche Marine ſeit einiger
einige Zeit ſelbſt genügen könne , ohne Zufuhr von außen her.
Zeit im Mittelmeere ein bedeutendes Uebergewicht errungen : Me herrſcht ausſchließlich im ſchwarzen Meere, und hat faſt den
I
Dieß war ſeit zwei Jahren das eifrige Streben Frankreicho, es rüdt auch dieſem Ziele fichtlich näher , und wir fügen hier
.
zum Schluſſe nur noch einige Bemerkungen an über die Schiff-
ganzen Ausfuhrhandel von Salonichi, Smyrna und Syrien an ſich geriſſen . Ein einziger Punft blieb der franzöfiſchen Ma
fahrtsverbindung zwiſden Frankreich und Nordafrika, über die Einſchließung der Metidſda, und über die Coloniſationsver:
aber kaum ſind ſeit der Ordonnanz von 1837 drei Jahre ver:
rine, der directe Transport zwiſchen Frankreich und Algier ;
vältniſſe.
Floſſen , und die fremde Flagge hat ſchon mehr als die Hälfte
Was die Schifffahrt zwiſchen Frankreich und der afrikani: Ichen Küſte betrifft, ſo verfolgt der Unſtern fer franzöſiſchen
davon an ſich gezogen ; dreihundert franzöſiſche Fahrzeuge liegen gegenwärtig unbeſchäftigt im Hafen von Marſeille, und die
Rougereßgebung auch hier die franzöſiſche Marine ; die hohen
franzöſiſchen Capitäne ſeben mit Schmerz die fremde Flagge für faſt alle Transporte der Verwaltung und des Handels
Zölle fauf Eiſen , Kupfer, Seilwert, Segeltuch u. ſ. w. macht
1143
der ihrigen vorgezogen.“ Dieſe Inferiorität der franzöfifden Schifffahrt iſt ein bedeutendes Hinderniß der En'widlung der Coloniſation , bei welcher. wir wiederum auf fremde ſtoßen
Skizzen aus Japan. 3 weite Abtheilun g. (Fortſefung.)
werden .
Wir wenden uns nun zu dem zweiten Punkte , der Ein : ſchließung der Metidſcha.
Dieſer Plant wurde feit zwei Jah:
4. Die allgemeinen und öffentlichen Feſte der Japaner. Die Japaner theilen die allgemeinen und öffentlichen Feſte ein in
ren gefaßt, und ſeitdem mit Unterbrechungen , in der lekten Zeit aber eifriger fortgeſeßt; der Zwed tft nämlich der , die
kleine, mittlere und große.
Coloniſten gegen die unvermutheten Einfälle der Araber ſicher zu ſtellen , und innerhalb dieſer Einfriedung ro viel Getreide,
15ten und 28ſten jeden Monats fallen , nämlich auf den Tag des neilen ,
Die fleiuen Feſttage find die , welche alljährlich auf Sen 1ſten, den
des vollen und den leßten Tag des abnehmenden Mondes, welche bei den
Futter und Heu zu ſammeln, daß die Bevölkerung der Colonie, militäriſche , wie civile , davon leben kann , ohne Zufuhr von
Japanern die „Complimententage" genannt werden , und in der Feier
Am weiteſten vorgeſchritten iſt die Einſchließung einerſeits bei Blidah , andererſeits von Coleah bis ans Meer. Der erſte Punkt iſt gegen die Beni Salah gerichtet, die unmittelbar ſüdwärts in der Atlasfette fiken ; der
dienſte geweiht , der übrige wird zu Beſuden bei Gönnern , Freunden
außen ber zu bedürfen .
andere vorzugsweiſe gegen die Hadſchuten .
Ueber die weitere
unſern Sonntagen gleichen.
Ein Theil dieſer Tage iſt dem Gottes
und Verwandten benußt.
Die mittlern Feſttage ſind die, an welchen die Verehrung befouderer Gottheiten ſtattfindet, und zwar ſind die vornehmen : 1) Das Feſt Hatſuka - Slöguats , am 20ſten Tage des erſten .
Fortſegung des Werkes haben ſich indeß Zweifel erhoben, die fich in Folgendem zuſammenfaſſen laſſen : eine ſolche Unterbre:
chung der Verbindung würde zwar allerdings einigermaßen ge: gen die Einfälle feindſeliger Araber ſchüßen , aber auch die
Monats , zur Ehre gebies , des Gottes der Fiſcher. .
An dieſem Tage
reßt man eine eigene Speiſe , Nigomi, dem genannten Gott und den
Freunden , von denen man Veſuche empfängt, vor. 2) Das Feſt Hatſu Muma , gefeiert im zweiten Monat, aber an einem unbeſtimmten , jedesmal vom geiſtlichen Kaiſer zu beſtimmenden ,
Eingebornen abhalten , innerhalb dieſer Einſchließung zu woh nen ; die Märkte würden dadurch auf einige Gränzpunkte be: fchränkt, und die Verſorgung von Algier eher erſchwert als befördert ; eine ſolche Trennungslinie würde zugleich beweiſen ; daß die Europäer und Eingebornen nicht neben einander leben können , und daß man alſo darauf denken müſſe, lebtere in
Güte oder Gewalt nach und nach ganz aus dieſem Umkreis zu verdrängen. In einer, im Laufe des Julius von den Mitglie:
dern der algieriſchen Colonialgeſellſchaft an den Generalgouver: neur eingegebenen Schrift iſt die Umwalung der Metidſda
auf der Seite von Blidah), d. h. direct gegen Weſten , und auf der Seite von Soleah, d. h. gegen die Hadſchuten hin , völlig gebilligt ; dagegen bedeutende Zweifel erhoben gegen eine ähns liche Linie , die an der Aratſch herauf rich zöge. Einerſeits würden dadurch Striche ausgeſchloſſen , die nur 3 Lieues von Algier entfernt lägen , während im Weſten einige bis 10 Lieues entfernte Orte eingeſchloſſen würden . Der wichtigſte Punft
ba würde , während der
Tage. Der Gott Inarie , der die Häuſer vor Brand beſchüßt, iſt der Heilige dieſes Feſtes.
3) Am 15ten Tage des zweiten Monats wird der Todestag des An allen ihm geweihten Tempeln hängt man dann fein Bild aus, den Gott vorſtellend auf dem Sterbebette und ſeinen Jüngern die leßten guten Lehren ertheilend. Die Feier findet übrigens Gottes Siafa gefeiert.
nicht bei Tag , ſondern in der Nacht ſtatt. 4) Das Feſt des Gottes Konpira am 10ten Tage des dritten
Monats. Man wallfahrtet zu ſeinem auf einem hohen Berge liegenden Grabe , betet und läßt dann 311 feiner Ehre große Papierbraden in Menge fliegen. 5) Der 8te Tag des vierten Monats iſt der Geburtstag des Gottes Siaka, wo man die Tempel mit kleinen zierlichen Häuschen und Blumen ſớmüdt. In den Häuschen befindet ſich das Bild Siaka's und daneben kleine Gefäße mit Thee und Süßholz. Am frühen Morgen ziehen die .
Kinder nach den Tempeln mit kleinen Töpfchen , in welchen ſie etwas
en
aber rey , daß nur der niedrige , ſumpfige Theil der Metidſcha
in die Einſchließungslinie hereingezogen höher gelegene, fruchtbarere und geſündere Theil , der von den
Beni Muſa, Kraſchna und Beni Khelil bewohnt ſer , und wo ſchon viele franzöſiſche Capitalien ihre Verwendung gefunden hatten, ſchußlos bliebe. Hierbei wird noch angeführt, daß feit
acht Jahren die öſtlichen Stämine bis zum Iſfer hin friedlich
mit dem übrigen , unter welches fie Waſſer mengen , fich waſchen. Es iſt ein allgemeines Reinigungsfeſt der Kinder. 6) Das Feſt Giwons , des Gottes des Handels , dauert vom 7ten .
bis zuin 17ten Tage des ſechsten Monats , und ähnelt den deutſchen
Kirchweihfeften , indem man allerlei Seram und Schaubuden errichtet. Auch wird an dieſem Feſte die Lotterie gezogen .
die franzöſiſchen Märkte beſuchten , während die weſtlichen
7 ) Die allgemeinen Bezahltage gehören ebenfalls zu den Feſten ,
Stämme ſich fortwährend feindlich bewieſen hätten. Man kennt die Antwort Bugeauds nicht , faſt aber ſcheint das ein gereichte Memoire von ihm ſelbſt hervorgerufen, um mit guter Art von dem pomphaft angekündigten Plane, die ganze Metid fcha einzuſchließen, wieder abgehen zu können.
obgleich ſie für den Zahlenden wohl keinen feſtlichen Charakter haben
(Schluß folgt. )
mögen.
In Nagaſaki finden ſie zweimal jährlich ſtatt , nämlich am
15ten des flebenten Monat8 und am lebten Tage des zwölften Monats. Alle Buchſchulden müſſen an dieſen Tagen berichtigt werden , widrigen falls eine ſofortige Erecution eintritt, und der ſäumige Zahler für immer ſeinen Credit verlieren würde.
8) Das Feft Simotſuki - Zugonti, am 15ten des gehnten Monats, beſteht darin , daß man an dieſem Tage an den Kindern, die das fünfte .
1
1144 Jahr erreicht haben , das Haupthaar wachſen läßt , um ihnen die japa= .
niſche Friſur bilden ju können. Auch wird den 7 Jahre alten Knaben
init vieler Feierlichkeit der Complimentenmantel angezogen. Große Feſte haben die Japaner feche, und zwar folgende :
1) Das Neujahs , das größte Feft bei den Japanern , beffen erſte fechs Tage mit Höflichkeitsbeſuchen und Beluftigungen verbracht werden, die den Namen von Matſu no - uti tragen. Hauptſächlich ſind die drei erſten Tage beſtimmt, um den Regierungsbeamten und dann ſeinen
Haushaltung zeigt. Vor der Menge Puppen ſtehen kleine Tiſdchen mit Reis und Beifußblättern. Hauptſächlich wird dieß Miniaturfeſt durch ein großes Gaſtmahl gefeiert, zu welchein alle Verwandten und Freunde geladen find, und bei welchem die Mädchen , wenn fie nicht mehr zu jung find , die Aufwartung beſorgen. 3) Das Flaggenfeſt, an welchem das Geburtsfeſt aller japaniſchen Knaben gefeiert wird.
Freunden und Befannten Gratulationsbeſuche abzuſtatten. Den vierten
und fünften Tag thun dieß die Prieſter , die vorher davon durch den
geidmüdt mit Freudenflaggen , aufgeſtellt.
Tempeldienſt abgehalten werden. Im Hauſe ſtellt man eine Art Kuchen , ähnlich den jüdiſchen Schanbroden, zur Schau aus, daneben einen Strebe,
welchem das Gaſtmahl angerichtet wird , iſt ebenfalls mit Puppentram
einen Orangenapfel, ein Stüc getrodneten Fiſch, ein wenig Neis. einige Körner Salz und einen Zweig vom Tannenbaum. Vor dem Hauſe errichtet man aus Tannenzweigen und Bambusrohr eine Art von Ehrenpforte , Simenava genannt, an deſſen höchſten Bogen ebenfalls die
ftelen nämlich die großen japaniſchen Helden vor , der übrige Kram ! beſteht aus Säbeln , Flinten , Lanzen , Schilde , Harniſchen u . . w.
1
4) Das Sternenfeſt, japaniſch Tanabata Sifffu , zur Ehre der
obengenannten Sachen, ein Krebs u. f. w. , befeſtigt ftud, als Erinnerung
Götter Inkai und Tanabata , die unter der Geſtalt von Sternen als Beſchüßer der Dichtkunſt angebetet werden. Wie bei allen japaniſchen
an die Sparſamkeit und Einfachheit ihrer Voreltern, die in Hütten von
Feſten , iſt auch hier ein Gaſtmahl die Hauptſache. Die Gäſte, anges
Tannen und Bambus wohnten und ſich mit jenen Speiſen begnügten.
feuert durch den Genuß des Saffie , eines Getränke , das in Japan die
Zugleich iſt auch der Tannenbaum wegen ſeiner immerwährenden Grüne
Stelle des Weing vertritt, bemühen fid Verſe zu dichten, die auf buntes íder Papier niedergeſchrieben und an aufgeſtellte Bambusſtangen gehängt Bo werden. Auch die Frauen ſtrengen ſich zu poetiſchen Ergüſſen an , und 11 a wenn dieſe Ader nicht fließen will, ſo ſchneiden fie ſtatt deſſen mit ihren
.
kunſtfertigen Händen allerlei Bilder , 3. B. Vögelchen, Schildkröten St
denen Kräutern beſteht, und die Kraft haben ſoll, das Jahr über gegen
u. dgl. m. , aus buntem Papier aus , die ebenfalls an die Bambusſtäbe mi
bösartige Krankheiten und beſonder8 gegen ſchädliches Waſſer zu ſchüßen. Obgleich hiemit eigentlich das Feſt beendet iſt, dauern die Luftbarkeiten bei den vermögendern Perſonen dennoch den ganzen Monat noch fort. 2) Das Puppenfeſt , bei den Japanern Sanguatſu no Silffu
befeſtigt werden. Audy iſt man ſu gütig, den beiden Göttern eine Tafel all mit Speiſe und Trank zu ſerviren , die natürlich von den Unſichtbarenga
genannt , als deſſen Urſprung man folgende Fabel erzählt. Eine reiche, viele Jahre verheurathete Frau entbehrte, obgleich ſie täglich die Götter barum bat , des Kinderſegeng.
nicht angegriffen wird . 5) Das Lampen- oder Laternenfeſt beſteht in einem Beſuch , den die Japaner jährlich an den Gräbern ihrer Voreltern abſtatten , ähnelt
Endlich wurde ihr Gebet in der Art
erhört, daß fie „fünfzig Eier“ zur Welt brachte. Die Mutter, die nicht
wußte , was ſie mit ſolcher Nachlommenſchaft beginnen ſollte, legte die Gier in eine mit einer Inſchrift verſehenen Schachtel und ließ dieſe den .
Fluß hinabſchwimmen . Die Schachtel wurde von einem armen Fiſcher und deſſen Frau aufgefiſcht, und dieſe ließen die Eier von Geflügel auss brüten , worauf fünfzig Kinder zum Vorſchein kamen . Die Ernährung derſelben wurde ben armen Leuten ſehr dywer , doch zu gutherzig , um
1
Der Saal im Hauſe , in
gepußt, der aber anders wie bei dem vorigen Feſt ausſieht. Die Puppen
das Sinnbild eines langen Lebens. Am ſechsten Tage , Nachmittage 4 Uhr , bricht man die Ehrenpforten ab und verbrennt ſie den Göttern zum AmMahlzeit fiebenten, Nanaffuſa Tage , den, man Nanufa nenntWohlgefallen. , ſervirt man eine die aus fleben Sioguats verſchie1
Es ſtammt von einem Siege her, den die Japanet
über die Chineſen erfochten , als dieſe mit großem Groberungsheer heran gezogen waren . Vor jedem Hauſe werden zwei lange Bambusſtangen ,
ewigen Glückſeligkeit abfahren. Da die Japaner ihre Todten gewöhnlich in der Nähe der Tempel auf hohen Bergen begraben , ſo hat man von
und Beifußblätter , das einzige , was ſie hatten, bis die Kinder mit den Jahren auch mehr Bedürfniſſe hatten , die ihre Pflegeltern ihnen nicht herbeiſchaffen konnten. In ſolcher Noth legten fich die Kinder aufs
Nagaſaki aus einen ſchönen Anblic auf die ausgebreitete bunte Illumi
Betteln , und der Zufall brachte ſie dabei vor das Haus ihrer rechten
Luft, beſonders in Nagafali , wo zugleich das Feſt des Sdusgottes der Stadt , des Suwa , eintrifft. Außer prächtigen Gaſtereien finden Tänze und Schauſpiele auf den Straßen ftatt. Tänzertruppen holen daß reich gekleidete Bild Suwa's aus dem Tempel und tragen es , begleitet von den Beamten und Prieſtern, in Proceſſion durch die Stadt . Die Hande
fie keinen hätten und ſo auch ihre Geſchichte erzählten. Die Mutter erkannte erfreut ihre Kinder und richtete ein großes Gaſtmahl an. Sie
wurde ſpäter durch die vereinte Arbeit ihrer Kinder noch reicher als fle ſchon war , und wurde nach ihrem in hohem Alter erfolgten Tode von An dieſe rt , vereh Reichthumsaller GöttinderdesGeburtstag die Reiche den FeſteJapa wirdnern im als ganzen Mädchen gefeiert undm zwar folgender Art . Das ſchönſte und größte Zimmer im Hauſe wird mit einer Menge Puppenkram aufgepußt, der den Şof des Dayrie (geiſtlichen Raiſers) vorſtellt, ſo wie alle Geräthſchaften einer japaniſchen
X
alſo dem Allerſeelentage in katholiſchen Ländern. An jedem Grabe brennen le bunte Papierlaternen ; ebenſo ſtellt man dabei ein Häuschen auf, in welches eine ladirte Holztafel mit den Namen der Verſtorbenen , ſo wie It ic Thee und Speiſen gelegt werden. Die Japaner glauben, daß des Nachte una 2 Uhr die Verſtorbenen von dieſen Nahrungsmitteln Gebrauch madhen, und zu dieſem Ende feßt man die Häuschen mit ihrer Füllung in kleine Strohſchiffchen und dieſe um die genannte Stunde in die See oder einen Fluß, wo dann die Geiſter mit ihrem Geſchenke nach dem Lande der
fie von fich zu ftoßen , fütterten ſie fie, ſo gut ſie konnten , mit Reis
Mutter , die ſie nach ihrem Namen fragte, worauf ſie antworteten , daß
NO
.
nation der nächtlich erleuchteten Gräber.
6) Das Matſurie oder Opferfeſt find zwei Tage der Freude und
werker verſammeln fich gildenweiſe und tragen ihre Gildenſchirmgötter ebenfalls tanzend durch die Straßen.
So dauert Tanz , Geſang und
-
Muſit einen Tag fort ; der zweite iſt der Ruhe beſtimmt, und am dritten
wiederholt ſich die Luft des erſten Tages , womit dann das Feft fein Ende erreicht. (Schluß folgt.)
Münden , in der literariſ -Artiſtiſchen Anfalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann.
Nr. 287 .
Das
sland. Au us Ein
Tagblatt für
1
Kunde
des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 14 October 1841 .
Sam O'Brien , der Harfenſpieler.
Tie bisher ruhig gelebt hatte, zurüdlehrte, um zwei Jahre ſpäs ter als Prätendent auf die Inſeln von Arran und als Anführer
(Aus einem neuerſcheinenden Werk : Europäiſche Bilder.)
der Independenten in einer Schlacht gegen die königlichen Truppen feinen patriotiſchen Geiſt zu verhauchen . Des Harf ners Sohn wurde wegen Theilnahme an einem ähnlichen Un ternehmen als Rebell und Hochverräther verurtheilt , doch im
In Irland liest man auf den Geſichtern einzelner Men: ſchen die ganze Geſchichte des unglüdlichen Landes. Faſt jeder Volksgeſang dort iſt, wenn nicht ein Spottlied auf die Saße:
n ab, * ) eine Elegie auf einen untergegangenen vaterländiſchen
Wege der Gnade auf Lebenszeit nach Botanybar verbannt. Er
Stern. Nicht ohne geheimen Schauder ſieht man dort mehr,
ſelbſt, der lekte des Stammes, irrt jekt, nachdem er ſich lange heimathlos im Auslande umhergetrieben , mit wildflatterndem
wie in irgend einem europäiſchen Lande , ſowohl den Wechſel aller menſchlichen Dinge, als die Stabilität eines über einem ganzen Volke ruhenden Unglücks. Der mit den Freuden, dem Glanze und den Genüſſen des Lebens mehr wie irgend Einer vor ihm bekannte morgenländiſche König rief mit von trüben
Ahnungen bewegter Bruſt noch lange vor dem Tode aus : „ Alles iſt eitel auf der Welt ! "
Ich hatte in meiner Jugend den weiſen Spruch des lebensluſtigen Königs gar oft gehört, aber ſeine tiefe Wahrheit habe ich nicht eher gefühlt, als bis ich in Irland Bekanntſchaft mit
Haar, wahnſinnig wie König Lear, durch die Nebel ſeiner va
terländiſchen Haide , um den verlorenen Fürſtenhut, und wer weiß was ſonſt noch, zu ſuchen . Von Jung und Alt gern ge ſehen , fand er überall gaſtliche Aufnahme, und ließ zum Dante die Saiten erklingen , vom feierlichen Hochlandsgefange beglei: tet ; dann ſtrömte Ades herbei , jubelnd den Spielmann zu be
grüßen, der nur unter dem Namen des „ Lorde von den Inſeln" bekannt war.
Sam O'Brien, dem halb wahnſinnigen Harfenſpieler, gemacht
À 18
batte.
Der Greis , welcher die Bettlerlumpen , mit denen ſeine einſt kräftige, jeßt abgemagerte, aber immer noch hohe Geſtalt bededt war , für den Fürſtenmantel ſeines Ahnherrn hielt, ſtammte , wie mir wohlunterrichtete Perſonen wiederholt er: zählt haben , in gerader Linie von dem edlen Geſchlechte der
Tieg D'Vrien ab, welches einſt mit königlicher Gewalt über die Inſeln von Arran herrſchte.
Sams Urahn war noch mit allen den ſeinem hohen Range gebührenden Ehren in der Erbgruft zu Tromara begraben. Der Urältervater des Spielmannes wurde ſeiner weitläufigen Herrſchaft unter der Königin Eliſabeth beraubt. Des Landes verwieſen , wandte er ſich mit ſeiner Familie nach Spanien.
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Folgen des Frühlingsfeldzuge. - Berhältniffe der Goloniſation .
(Schluß. ) Was nun die Coloniſation betrifft, ſo iſt darüber von den Franzoſen unſäglich viel geſchrieben worden , wir möchten aber eben nicht behaupten , daß man dadurch viel Flüger geworden
wäre über die Frage, was denn der eigentliche Zweck und iPlan der Regierung war und iſt. Einen Plan hatte bis vor etwa zwei oder drei Jahren die Regierung nicht, indeß ging die Coloniſation dennoch vor ſich, d. h. einige reiche Leute begaben ſich nach dem fruchtbareren Theil der Provinz Algier, namentlich im
Der Sohn des Vertriebenen war erſt Gouverneur von Sala
Dſten , wo größere Sicherheit herrſchte, gründeten da und dort
brien, und fiel ſpäter in der Schlacht von Cremona. Deſſen
große Pachthöfe (Hauſch ), die freilich beſonders in den leßten zwei Jahren manches zu leiden hatten , aber doch fich ſo ziem
:
Nachkommen blieben im Auslande , bis der Vater des erwähn: ten Unglüdlichen mit ſeiner Familie aus fremden Landen, wo * ) Engländer, Abkömmlinge der Sachſen.
lich erhalten zu haben ſcheinen ; die kleinen Anſiedler in ein
zelnen Dörfern in der Nähe von Algier wollten nicht recht ge deihen ; der unſichere Zuſtand, namentlich der Mangel an einer 287
1146
wirkſamen Polizei, ſtörte alle einzelnen Bemühungen, und der tung dahin zu geben ; Stodmars' perſönliche Stellung und das Beginn des Kriegs im 3. 1839, wo eine der Hauptbülfsquellen die ſerarmen Anſiedler, das Heumachen auf der Metidſcha, ihnen
Anſehen, deſſen er in der Schweiz genießt, waren an und für ſich ſchon im Stande, dem Plan einen ſichern Erfolg zu ver
entweder gänzlich gewehrt , oder das aufgeſchichtete Heu in
ſprechen . Das franzöſiſche Miniſterium antwortete , nachdem es anfangs alle Luſt bezeugt, durch den Mund des Miniſter präſidenten , der Plan feyzu umfaſſend angelegt. Die Ver
Brand geſteckt wurde , machte vollends dieſen Anfängen ein Ende. Im Oſten, in der Provinz Conſtantine, war man bis vor zwei Jahren noch zu ſehr auf dem Feldfuß , als daß man kleine, zerſtreute Anſiedlungen hätte begünſtigen können, und in der Nähe von Conſtantine wurde der Landankauf ſogar vor:
läufig verboten. Im Weſten , in der Provinz Oran, war man zu ſehr auf die Küſtenſtädte beſchränkt, als daß man an einen
andern Anbau als den der allernächſten Umgebung hätte denken können ; felbſt die Militărcolonie Miſerghin ging wieder ein,
und die Duairs und Smelas * ) ſaben ſich auf den nothwendigſten Raum beſchränkt; furz vor dem Jahre 1839 war an ein Coloniſationsſyſtem nicht zu denken. Seit dieſer Zeit ſcheint ſich dieſe Sache geändert zu haben ; nicht bloß ward Philippeville in der ziemlich ruhigen Provinz Con-
ſtantine lebhaft begünſtigt, und hebt ſich auch ſichtlich, ſondern in Blidah und Soleah wurde den Anſiedlungen unbemittelter Leute aller Vorſchub gethan ; namentlich melden die franzöſiſchen Blät:
1
muthung liegt nahe, daß die franzöſiſche Regierung fich nicht der
Gefahr ausſehen wollte, möglicher Weiſe in wenigen Jahrzehnten eine ſchweizeriſche Bevölkerung von 100,000 Menſchen in Algier zu erbliden , während vielleicht die Zahl der franzöſiſchen Ans ſiedler kaum die Hälfte betrug ; ſie mochte erwägen, daß die
Deutſchen in ihrer Ausdauer ein viel beſſeres Talent der An raſiigmachung beſißen , wie die Franzoſen, und daß dieß in ge wiſſen möglichen Fällen ſehr läſtige Unterthanen werden fönn ten. Eine andere Deutung laſſen die Worte des franzöſiſchen Conſeilpräſidenten kaum zu, um ſo mehr, wenn man bedenkt, daß man die Niederlaſſung armer, franzöſiſcher Soldaten, von
denen nicht zu fürchten war, daß ſie mit der Zeit eine wider ſpänſtige , vielleicht ſogar feindſelige Bevölkerung ausmachen würden, auf alle Weiſe begunſtigt. Man darf hierüber 3. B.
ter, daß ſich manche alte Soldaten , die zuvor in Afrika ge-
nur den Moniteur Algérien vom 14 Sept. leſen, wo ſich eine Verordnung über die Vertheilung von Feldern und Gärten zu
dient hatten, jeßt daſelbſt niederließen, um das Land zu bauen ;
Scherſchell, meiſt an alte Soldaten , findet. Aehnliche Verord
Nicht unbedeutend iſt auch
nungen in Betreff Blidahs ſind ſchon von álterem Datum. Aber dieſe Anſiedlungen armer Soldaten , die in politiſch
ſo in Blidah, ſo auch in Coleah.
die Zahl der Mahonneſen, die nach und nach ſich nach Afrika begeben ; es fehlt in neueſter Zeit an einer genauen Zählung, man wird indeß die Zahl mit 2000 nicht zu hoch anſeßen . Die franzöſiſche Regierung heißt alle dieſe Zuzügler lateiniſcher Zunge willkommen , denn ſie weiß recht gut, daß ihre verſchiedenartige Nationalität fich nach und nach in die herrſchende franzöſiſche
auflöſen muß und auch auflöſen kann. Anders aber iſt es mit einer Colonie deutſcher Schweizer, die ein Hr. Stocmar in der Nähe von Bona anſiedeln wollte. Dieſe Sache hat in den franzöſiſchen Blättern viel Aufſehen gemacht , iſt ſehr lebhaft beſprochen worden, und an Vorwürfen gegen die Regierung bat es nicht gefehlt, um ſo mehr, als Angeſtellte der Regierung der
Sache anfangs öffentlich Vorſchub gethan. Die Vorſchüſſe, die Fr. Sto&mar verlangte, und die ſich auf dritthalb Millionen Franken beliefen, waren auch nicht der Verwerfungsgrund, und in Ermangelung einer andern triftigen Urſache müſſen wir uns entſchieden an diejenigen halten, welchen Soult in ſeiner Ant-
militäriſcher Hinſicht eine vortreffliche Anſtalt ſind , und die Sorgfalt der Regierung wohl verdienen , ſind zu unbedeutend ,
die Maſſe des Bodens, den ſie zu bebauen im Stande ſind, iſt zu gering, als daß ſie im Stande wären, das Gebiet von Algier
hinſichtlich feines Bedürfniſſes an Getreide und Pferdefutter unabhängig zu machen . Hiezu bedarf es größerer Anſiedlungen , und dieſe ſind noch kaum begonnen. Wie dieſe Anſiedlungen begründet und geleitet werden ſollen , damit haben wir es hier nicht zu thun, ſondern wir wollen bloß die Orte bezeichnen, wo man hofft, daß Afrika ſeinen alten Ruhm , die Kornkaminer
Europa's zu ſeyn , wieder erlangen werde. Die ſicherſten Nach richten , worunter wir die Angabe der franzöſiſchen Soloniſa
tionsgeſellſchaft und die eines elſäſſiſchen Abbas, Namens Land: mann , rechnen , der eine eigene Schrift über die Coloniſation Algiers geſchrieben , ſtimmen darin überein, daß der Nordab hang der vordern Atlaskette von Scherſchell oſtwärts bis zum
wort an Hrn. Stocmar ausſprach , ſo wenig derſelbe auch nach dem Geſchmad der franzöſiſchen Journale war, Hr. Stodmar hatte ſich anbeiſchig gemacht, im Laufe von 6 bis 7 Jahren
Ilier, und vielleicht noch weiter, das fruchtbarſte und geſundeſte
etwa 1000 Schweizerfamilien nach dem Gebiete von Bona zu
peville nach Conſtantine. Dieſes lektere hat etwa 18 Lieues Länge und beſteht eigentlich aus drei Thälern , die von Hügel
führen und ſie hier auf den ihm bewilligten Grundſtüden an:
zuſiedeln ; er glaubt ſogar, in 25 Jahren fönnte die Colonie
Land enthalte. Außer dieſem bezeichnet Landmann noch einen zweiten Strich, nämlich das Land längs der Straße von Philip
Darin lag
fetten durchſchnitten ſind ; das lekte Thal iſt eine prächtige, von Bergen umſchloſſene, und zum Theil mit Oliven :, Datteln-,
auch gar nichts Uebertriebenes, denn man brauchte nur den zahl:
Orangen- und Mandelbäumen befekte Daſe. Doch wir wollen
reiden jährlichen Auswanderungen aus der Schweiz die Rich
uns hier an den erſten Punft , als den wichtigeren , halten. Es iſt dieß das Gebiet der Beni Muſa , der Kraſchna, der Beni Khelil ( gegen deren Ausſchließung aus der Umwal: lungslinie die Solonialgeſellſchaft geeifert hat) ; weiterhin woh:
eine Bevölkerung von 100,000 Seelen erreichen .
* ) Stämme , die zu dem alten Machſen ber türkiſchen Deye gehört und ſich den andern ſo ſehr verhaßt gemacht hatten , daß fie faſt nothgedrungen dem neuen Eroberer fich in die Umne werfen mußten.
nen noch die Uled Zeitun (ein von den Deys hieher ver:
1147
pflanzter Eulugliſtamm ), die Beni Aiſha u. 4., mit denen die
Ueber die Winter in Nordamerika.
Coloniſten immer , auch während des Kriegs mit Abdel-Kader, (Auf Buckinghams: America , historical , statistical and descriptive.)
einen ziemlich friedlichen Verkehr unterhalten haben .
Die
Colonialgeſellſchaft bemerkt in ihrer mehr erwähnten Eingabe an den Generalgouverneur , ein großer Theil des Gebiets der 1
Kraſchna, der Beni Muſa und Beni Khelil fönne ohne weite
res mit dem Pflug bearbeitet werden, während das Land wei:
Viele behaupten , daß die Winter Amerika'd immer nach zehnjährigen Perioden wechſeln , daß z. B. die Winter während zehn Jahren ſtreng find , ja vom erſten bis zum leßten immer ſtrenger werden , uud daß dann eine Reihe von zehn milden Wintern folgt, die gleichfalls allmählich
ter nördlich und viel näher der Küſte ohne koſtſpieliges Um:
milder werden , bis die ſtrenge Periode wieder anfängt. Der berühmte
brechen des Bodens und ohne noch koſtſpieligere Austrođnungs arbeiten nicht benüßt werden könne. Der Grund iſt einleuch tend : von der Atlasfette ſenkt ſich das Land allmählich gegen Norden, nur das Ufer ſelbſt iſt wieder hügelig, ſo daß das Land in der Nähe der Küſte, wo die vom Atlas herabfommen: den Gewäſſer nicht abfließen können , ſumpfig iſt, und nur mit großer Schwierigkeit troden gelegt werden könnte. Die dazu erforderliche Arbeit würde ſich aber bei dem jeßigen Stande
Dr. Dwight aus Neuengland bemerkte zuerſt dieſe Eigenthümlichkeit, und ſein Sohn , dem ich dieſe Mittheilung verdanke , behauptete , er habe nach einer dreißigjährigen Beobachtung dieſe Anſicht beſtätigt ge
funden.
Den gegenwärtigen Winter ( 1837 auf 1838) betrachtet er als
den erſten einer Reihe von zehn milden Wintern.
Skizzen aus Japan.
des Anbaues nicht lohnen. Dieſer Theil der Metidſcha iſt ei:
3 weite Abtheilung.
nige Zeit hindurch im Sommer ſehr ungeſund. Nähert man ſich aber mehr der Atlaskette, To findet man eine reine, durch die Nähe der Höhen erfriſchte Luft , eine Menge reichlicher Quellen, auf der einen Seite die Berge und Thäler des Atlas zum Anbau des Weinſtocks, des Delbaums 20., auf der andern
3. Zeitrechnung der Japaner.
(Shluß.)
Die Japaner theilen ihre Zeitrechnung ein in die wiſſenſchaft lide , beſondere und allgemeine.
Seite den ſüdlichen Theil der Ebene mit dem fetten Boden
Die erſtere, die ſie in ihren aſtronomiſchen und Zeitrechnungstafeln
zum Anbau der Cerealien, des Maulbeerbaums, der Baum wolle, des Tabaks uc., ſo wie der Futterkräuter, um zahlreiche Heerden zu nähren. Die Beſtellung des Feldes bei den Aras bern iſt die elendeſte, welche man denken kann ; ſie ſtreuen den Samen auf dem unumgebrochenen Boden , und reißen dieſen dann mit einem elenden Pfluge auf ; dennoch trägt der Ader im Durchidhnitt zwölf- bis fünfzehnfältig , an einigen Orten fo :
gebrauchen, beſteht aus Abſchnitten von 60 Jahren , und entſpringt aus einer Vervielfachung der zwölf Himmelbzeichen durch die Bezeichnung der zehn Urſtoffe, woraus fechzig andere Zeiden entſtehen , die eben ſo viele Jahre andeuten, und alsdann einen Cyklus oder Zeitabſchnitt ausmachen.
gar fünfzigfältig, wie Desfontaines behauptet , der das Land
Die zwölf Himmelszeichen find : 1) Ne , die Maus , 2) uſte, der
Stier , 3) Torra , der Tiger , 4) u , der Haſe, 5) Tats , ber Drache, 6) Mi , die Schlange , 7) Muma , das Pferd, 8) Tfitſuſie , der Bod , .
9) Sar , der Affe , 10) Torri , der Hahn , 11) Inu , der Hund, 12) Ii, das wilde Schwein. Obgleich die Japaner nur fünf Hauptſtoffe und Elemente zählen, 1
in allen Richtungen durchreist hat. Abbé Landmann iſt der An: ſicht, man folle auf dem Striche von Scherſchel bis zum Iſer, eine Strede von 30 bis 40 Lieues , eben ſo viele Dörfer an:
fo erhalten ſie doch durch Unterabtheilungen deren zehn, nämlich : 1) Kino
legen .
Je , das Holz, als Baum, in der Natur wachſend, betrachtet. 2) Kino
Wir wollen nicht auf die Einzelnheiten eingehen , welche
to , das Holz , als geſchlagenes und durch Menſchenhände bearbeitetes.
Hr. Landmann vorſchlägt, um zu dieſem Ziele zu gelangen ; ſie
3) Fino Je, das Feuer, inſofern es die Natur felbſt in der Luft, auf der Erde , 3. B. als Blit , feuerſpeiender Berg u. ſ. w. , hervorbringt.
find etwas bizarr : er fchlágt vor, die Truppen zu den Arbeiten bei den Pachthofen zu verwenden , an die Spiße eines jeden einen Geiſtlichen zu ſtellen ., und acht oder zehn Nonnen, wahr:
ſcheinlich graue Schweſtern, ihm beizugeſellen. Der Vorſchlag möchte wenig Beifall finden ; dieß darf aber gegen die wirklichen
Vorzüge feiner Mittheilungen nicht blind machen ; er hat den natürlichen Reichthum des Landes erfannt , vertheidigt es mit Gründen gegen den Vorwurf der Ungeſundheit , und weist
.
4) Fino to , das Feuer , inſofern es durd, den Brand anderer Stoffe, als Holz , Del u. ſ. w. , hervorgebracht wird. 5) Tſutono Je , die Erde , nämlich die unbearbeitete , wie man ſie auf dem Lande , in den .
Bergen , auf dem Grunde der Seen und Flüſſe findet. 6) Tfutóno to, die Erde , bearbeitet durch Menſchenhände zu Porcellan , Töpfen u. f. w.
7) Ranno je , das Metall, das robe. 8) Kanno to , das Metall, be arbeitet. 9) Mieteno Je, das Waſſer, nämlich das fließende. 10) Mietsno
geaud, ſelbſt ein Landbauer, iſt vielleicht, ſobald der Krieg bez endigt iſt, der tauglichſte Mann, in dieſer Beziehung Großes
to , das Waſſer, in Teichen und Moräſten ſtillſtehend. Die zweite oder beſondere Zeitrechnung heißt bei den Japanern Nengo , und dauert kürzer oder länger, je nachdem dieß der Dayrie bes ſtimmt, fo daß fie von einem bis zu zwanzig Jahren wechſelt. Sie dient hauptſächlich dazu , um in der Geſchichte merkwürdige Vorfälle zu verewigen, z. B. der Kaiſer läßt einen Tempel bauen und er ſtellt dabei
zu bewirken , und zum mindeſten hat er es bis jeßt an Auf
einen Nengo an, ſo dauert dieſer bis zu einem neuen Vorfall, der merk=
munterungen und einzelnen Unterſtüßungen nicht fehlen laſſen .
würdig genug erſcheint , als eine Ueberſchwemmung oder dergleichen. Der folgende Nengo löst den vorigen ab, und ſo erhalten die japaniſchen
auf die Quelle der Wohlfahrt hin , welche eine thätige Aus wanderung hier finden und entwickeln könnte. Die Frage iſt nur , ob die Franzoſen , deren Aderbau im eigenen Lande ſo
ſchlecht beſtellt iſt, tüchtige Coloniſten werden können ? Bu
!
Geſchichtſchreiber eine Jahreszählung nach Ereigniffent.
1148
genannt, iſt die Neihefolge der Regierungsjahre bes geiſtlichen Erbkaiſere,
ift 18 , die 1 nehme ich weg , bleibt 8 , die achte Stunde ; 3 mal 9 ift 27 , die 2 fort, bleibt die 7 , die fiebente Stunde; 4 mal 9 iſt 36 , die
wobei jede Regierung den Namen Dai trägt. Sie beginnt mit dem
3 fort , bleibt die 6 , die ſechste Stunde , und ſo fort bis 6 mal 9 ift
Kaiſer Zimmu , mit deſſen Regierung die japaniſche Geſchichte ihre fabelhaften und zweifelhaften Erzählungen verläßt und auf mehr fichern Grund fortſchreitet. Nach dieſer Zeitrechnung werden alle Acten und Schriften datirt , die nun ſchon ( 1840) eine Folgereihe von 2527 , alſo
54 , die 5 fort, bleibt 4 , die vierte Stunde ; weiter wird nicht gezählt. Meine holländiſchen Gewährsmänner werden aus dieſer Rechnung eben ſo wenig flug , wie ich , und wir überlaſſen das Weitere alſo Mathe
Die dritte oder die allgemeine Zeitrechnung, Nin D oder Watið
!
687 Jahre mehr als die chriſtliche Zeitrechnung begreift.
Bemerkenes
werth iſt, daß der rechste Kaiſer nach Zimmu , Namens Roan , 102 Jahre regierte, der Kaiſer Su -i - nin , der zu Chriſti Zeiten den Thron behauptete, 99 Jahre. Der gegenwärtig regierende Kaiſer bekleidet dieſe Würde jeßt , 1840 , ſchon 23 Jahre. Dieſe Angaben find von dem neueſten holländiſchen Reiſenden Meylan , dem die beſten japaniſchen Chronifen vorlagen. Ein früherer Reiſender , Kämpfer, weicht davon ab , und läßt in der Erwähnung der Daiß die japaniſche Zeitrechnung nur bis zu 660 Jahren vor Chriſti Geburt , alſo 27 Jahre weniger .
.
.
.
hinaufgeben .
Die Japaner rechnen, wie die meiſten öſtlichen Völker, nach Mond jahren von zwölf Monden, und ſo hat das gewöhnliche Jahr 354 Tage.
matikern .
Die zwölf Stunden des Tages und der Nacht führen bei den Japa nern auch die Namen der zwölf obengenannten Himmelszeichen, ſo daß die Stunde des Sonnenaufgangs die Stunde der Hafen beißt , und ſo fort in der Reihefolge, wie wir die zwölf Himmelszeichen erwähnt haben.
Ganz auf gleiche Weiſe theilt man auch den Compaß in zwölf Theile und bezeichnet die Winde mit den Namen der Himmelszeichen ; der Nord
wind iſt der „Mauswind ," der Oſtwind der „ Haſenwind ,“ der Südwind der „ Pferdewind ," der Weſtwind der „ Hahnenwind“ u . f. w. Die Stunden des Tages und der Nacht werden durch das Anſchlagen
der Glocken auf den Tempeln angezeigt , und zwar in der Art, daß erſt drei Schläge geſchehen, um die Hörer aufmerkſam zu machen, und dann nach furzen Zwiſchenraum erſt die Stundenzahl folgt.
Um aber in ihren Jahreszeiten des Frühlinge , Sommer , Herbſt und
Mi s cellen.
Winter mit dem Umlauf der Sonne gleich zu bleiben , fügen ſie jedem 1
dritten Jahre einen dreizehnten Monat hinzu, oder, um genauer zu ſeyn,
Der Cua - Vogel von Madagascar , von den Eingebornent
in neunzehn gemeinen Jahren zählen ſie ſieben Schaltjahre, von welden jedes gewöhnlidi 388 Tage hat. Wir ſagen gewöhnlich , da
auch Tamac- Acora , der Schuedenbrecher genannt, iſt von dem Marine
außerdem noch durch den Dayrie und ſeinen Aſtronomen manchmal für einen oder den andern Monat die Zahl der Tage verſchieden feſtgeſtellt wird , ſo daß dieſe zwiſchen 28 , 29 und 30 Tage wechſelt.
Der Beginn des japaniſchen Jahres fällt ein zwiſchen dem 22 December und dem 22 März , ungefähr auf den 5 Februar , denn da jedes Jahr und auch jeder Monat mit einem Neumonde beginnen muß , ſo wird zum Neujahrstag der außerwählt, an dem in jener Zeit Neumond erſcheint. Im Schaltjahre wird irgend ein Mouat, wie es der Dayrie befiehlt , verdoppelt.
Uebrigens iſt das japaniſche Jahr noch in vier
chirurgen Adermann näher beſchrieben worden. Der Cua , ein Kletter vogel vom Kulukgeſchlecht, hat in ſeinem Gefieder nichts beſonderes ; dieß iſt am ganzen obern Theil des Körpers glänzend ſchwarz, weiß an der Kehle und der Bruſt und hellroth am Unterleib .
Seine dunkel
braunen Augen ſind ſehr lebhaft. Sein langer ausgebreiteter Schweif iſt häufig in Bewegung , wie bei den Elſtern, und dieß gibt dem Vogel ein ſehr lebhaftes Anſehen , welches noch turch ſeinen abgeſtoßenen ,
fpringenden Gang verinehrt wird. Er geht in den Wäldern von Zweig zu Zweig , von Feld zu Fels , um Schneđen zu ſuchen ; wenn er eine
findet, ſo groß fie auch ſeyn mag , ſo trägt er ſie fort nach einem großen Stein , auf den er ſich ſekt, indem er die Schneđe am Ende der
und zwanzig Zeiten abgetheilt , vou denen in jedem Monate zwei fallen , die erſte vom erſten bis vierzehnten Tage , die zweite vom fünfs
Muſchelöffnung mit dem Schnabel hält.
zehnten bis legten Tage.
den Kopf bald rechts , bald links dreht , die Sænede ſo lange auf den
Die Tage und Nächte find in zwölf Stunden eingetheilt, feche für den Tag , Peche für die Nacht , dod ſind ſie nicht ſtets gleich lang , da man den Tag von Sonnenaufgang bis Untergang und die Nacht um gekehrt rechnet, und dieß für den Sommer und Winter eine große Verſchiedenheit gibt. Da hienach ftreng genommen die Stunden jeden Tag variiren, ſo haben es ſich die Japaner bequemer gemacht und regeln ihre Uhren nur viermal im Jahre , für jede neue Iahreszeit. Neun iſt in Japan die vollkommenſte Zahl, darum iſt Mittag um 9 Uhr im Tag , Mitternacht um 9 Uhr in der Nacht, und Sonnen aufgang um 6 Uhr am Tag, Untergang um 6 Uhr Abends. Die erſt genannte Stunde nenuen die Japaner Afie moots , die leßten Koeré
zerbrochen iſt . rept dann den Fuß darauf und zieht mit dem Sonabel
.
Er ſchlägt ſodann , indem er
Stein, bis er aus dem Geräuſche des Anſchlage8 erkennt, daß die Schale
!
moote . Nun wird es dem Leſer fonderbar vorkommen, daß man, obgleich
die Zeit nur in fechs Stunden getheilt iſt , doch bis neun zählt. Noch ſonderbarer iſt:& aber , daß die Japaner zurüđzählen und nur bis vier gehen. Fragt man nach dem Grunde , ſo antwortet der Japaner ganz eruft: „das macht die Multiplication !“ und fügt dann folgende Erklärung bingu . Neun iſt die vollfommenſte Zahl , und hienach rechnet man : 1 mal 9 iſt 9 , die Hauptſtunde des Tages und der Nacht; 2 mal 9
die Sdnede heraus , die er ſogleich verſchlingt. (Echo du Monde Savant vom 15 September.)
Verbeſſerung in den Mardinen der Dampfboote. Hr. Noffin , Unteringenieur in der Werkſtätte zu Indret (wo die fran= .
söftſche Regierung ſeit einiger Zeit ihre großen Dampfmaſchinen bauen läßt) , hat jeßt mit Genehmigung der Negierung ein Dampfbootvollendet,
das mehrere weſentliche Verbeſſerungen und Erſparniſſe hat : Erſparung an Eiſen , an Brennmaterial und an Raum , Erſparung an Gewicht, ohne daß die Solidität darunter leidet, und größere Schnelligkeit. Bisher wogen die franzöſiſchen Staatsdampfboote 1000 Kilogramme per Pferdez kraft , und gaben dem Schiff eine Schnelligkeit von 6 bis 7 Knoten in Die Maſchinen eines Dampfbootes von 60 Pferdefraft der Stunde, wogen alſo 60,000 Kilogr. Die von Norfin nach dem verlangten Fuß
von 60 Pferdefraft erbauten Dampfmaſchinen , welche kaum die hiegu nöthige Maſſe Kohlen verbrauchen , entwiceln in Wirklichkeit beinahe 80 Pferdefraft; ftatt mit dem Keſſel 60,000 Kilogr. zu wiegen, wiegent
fie nur 39,000 , und nehmen um die Hälfte weniger Raum ein , ale die alten Maſchinen ; ftatt 7 Knoten in der Stunde legt das Schiff 9 bis 11 zurüd. Demnächſt foll ein Fahrzeug von 450 Pferdekraft nach demſelben Plan gebaut werden. ( Echo du Monde Savant. 25 Sept. )
München, in der Literariſch -Artiftijden Anſtalt der I. G. Cotta'ſ en Buchhandlung. Verantwortlicher Reracteur Dr. Ed. Widen manu.
Nr. 288 .
Das
Ausland .
Ein Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke r. 15 October 1841 .
Volksliteratur in Italien. Zweiter Artikel. *)
In Bezug auf die Volksliteratur der übrigen Hauptſtädte Italiens können wir uns fürzer fallen, da hier einestheils der Volksdialekt weniger als Schriftſprache ausgebildet wurde, oder, wenn dieſes geſchah, nur zu Streitſchriften gegen die allen übrigen italieniſchen Städten verhaßte Anmaßung Toscana's,
ihren Namen der italieniſchen Sprache zu geben , gebraucht wurde, anderntheils in ihren Dichtungen weniger das indivi:
duelle, charakteriſtiſche Leben des Volkes ſich ausſpricht. Wir würden daher ſogar die fämmtlichen Dichtungen im
neapolitaniſchen Dialekt zu erwähnen Bedenken tragen,
1554 vom Parlamente als Geridytsſprache verboten.
Erſt im
17ten Jahrhunderte finden wir jene Mährchenwelt auftauchen , von der wir oben ſprachen .
Jene alte Chronik, deren Verfaſſer den pſeudonymen Namen Villani trägt, der aber wahrſcheinlich ein berühmter Rechtsgelehrter
Bartolomeo Caraccioli war, der ſie nach der Florentiniſchen Chro nik des Giovanni Villani bearbeitet, ſcheint den Stoff dazu gegeben
zu haben, der in dieſer ſpätern Zeit durch den Ritter Baſil, durch Marſilio Reppone und Corteſe umgebildet und neugeſtaltet wurde. Bei Villani erſcheint der Zauberer Virgil in ſeiner ganzen Macht und Herrlichkeit, er erbaut den Thurm, von dem aus man alle Feinde entdecken konnte, welche das Reich angreifen wollten ; er gibt Neapel das geſunde, ſtärkende Klima, erbaut
da ſie mit wenig Ausnahmen in Mährden und Zaubergeſchichten beſtehen , die, wenn auch nicht entlehnt aus den arabiſchen Er:
das marmorne Roß, welches alle Krankheiten der Pferde heilt.
zählungen von Tauſend und eine Nacht, doch eine große Familienähnlichkeit mit ihnen beſigen , wenn wir nicht glauben
deutendſtes Werk iſt der Pentamerone oder Eunto de li Cunti. Form und Inhalt hat ſehr viel mit dem Mährchenbuch von Tauſend und einer Nacht gemein ; es ſind Erzählungen und
Baſil hat offenbar manches aus ihm geſchöpft. Sein be
müßten , daß dieſe Jagd nach wundervollen 1, alle natürlichen menſchlichen Verhältniffe vernichtenden Phantaſien , abgeſehen
Novellen, welche zur Unterhaltung einer Königin erzählt wer
von der im ungebildeten Geiſte vorherrſchenden Hinneigung zum Wunderbaren , bei den Neapolitanern ein Erbtheil der frühern arabiſchen Herrſchaft rey , und alſo ganz eigenthümlich
den, doch hat die Einkleidung derſelben wieder viel Aehnlichkeit mit dem Decamerone des Boccacio , da Baſil wie ſein Vor gänger die Rolle des Erzählers unter verſchiedene Perſonen ver:
zum Volfscharakter gehöre.
theilt. Der König von Monterunno nämlich iſt durch einen Zau:
Uebrigens iſt dieſe Mährchenwelt häufig ſo innig mit dem Lande, der Stadt, dem Volfe verbunden, daß man auch aus
berer in eine Statue verwandelt worden , und kann nicht eher wieder ins Leben zurückkehren , bis ein junges Mädchen drei
1
dieſem Grunde ſie als ein heimathlich erzeugtes Product nennen
Eimer mit ihren Thränen angefüllt hat. Die Uufgabe iſt
kann .
ſchwer, und der König liegt mehrere Jahrhunderte lang in Tei nem Mauſoleum . In einem andern Königreiche lebt eine
Es iſt natürlich, daß wir zuerſt jener Legende von Virgil dem Zauberer begegnen , welcher über das Geſchic Neapels wacht. Sie iſt in einer Chronik vol wunderbarer Ereigniſſe,
Prinzeſſin , weiſe wie Zoroaſter, und ernſt wie Heraflit. Ihr Vater, der ſie gerne zum Lächeln bringen und ſo ihre Melan
welche im 14ten Jahrhundert geſchrieben wurde, enthalten. Da:
cholie beſiegen möchte, hat alles verſucht , zu dieſem Zwed zu
mals thronte noch der Volksdialekt in unbeſtrittener Herrlich
gelangen ; vergebens hat er alle Aerzte und Quackfalber zu
Feit im Lande , die Regierung , die Gerichtshöfe ſprachen ihn
Rathe gezogen. Da kommt ihm einſt der Gedanke , auf die Straße einen Brunnen voll Del feßen und die Vorübergehen : den damit beſprißen zu laſſen . Die Idee hat einen glüdlichen Erfolg ; eine alte Zauberin , welche die Straße hingeht , macht ſo feltrame Sprünge , daß die Prinzeſſin laut auflacht. Für dieſes Lachen aber legt die Here der Prinzeſſin Boja die Strafe 288
und verfaßten in ihm ihre Verordnungen. Schon im folgen : den Jahrhunderte wurde er von der durch Dante, Boccag, Pe
trarca gebildeten reinen italieniſchen Sprache bekämpft und * ) Siebe Nr. 56 f .
1150 auf, die Gemahliu des Königs von Monteruuno zu werden.
zoza verlaßt den Palaſt ihres Vaters , um ihren Gemahl auf: zuſuchen , und kommt mit Hülfe zweier wohlwollenden Feen in das Reich desſelben . Sie begibt ſich ſogleich zur Statue des Königs, und fängt an , die Eimer mit ihren Thränen zu fül: len. Zwei Tage lang weint ſie, und hat die Aufgabe bald er: füllt, als die Ermattung ſie überwältigt – ſie ſchläft ein. Un: terdeß nimmt eine Negerſklavin die Eimer weg, und macht ſie vollends voll. Sogleich erhebt ſich die Statue , und die Nege: rin vermählt ſich mit dem König. Als Zoja bei ihrem Erwa chen den Vorgang erfährt, zieht ſie ſich in einen benachbarten Palaſt zurüd. Während ihrer Schwangerſchaft hat die Nege: rin die ſeltſamſten Gelüſte, welche der König mit großem Eifer -
zu ſtillen ſucht; unter andern wünſcht ſie mit Erzählungen
riglio" (der Name einer Schenke in den Vorſtädten Neapels), verbindet das wirkliche Leben mit wundervollen Begebenheiten und Zaubereien. Der König von Ceriglio nämlich will ſein Schloß gegen die Angriffe des Sarripant durch Zauberſprüche
ſchüßen . Er verwandelt einige Soldaten ſeines Feindes in Thiere. Ein Gefangener entführt ſeine Tochter, und wird mit ihr, die ihm willig folgt, in Statuen verwandelt, gleiches Schic : ral trifft einige alte Männer , welche das Mädchen verführen wollten , und ihre Statuen , behauptet Corteſe, ſchmücken noch einen öffentlichen Vrunnen in der Stadt. Doch Sarripants Tapferkeit beſiegt alle Hinderniſſe ; er betritt als Sieger das Schloß, und in Folge dieſes Sieges feiert er mit ſeinen Leu ten ſo tolle Orgien , daß es in eine Schenke verwandelt wird. Die Diction, die Darſtellung des Dichters ſind von großer
unterhalten zu werden, und der König wählt zehn Damen ſei:
Schönheit und Lebendigkeit, doch nur in dieſen Gedichten ; in
nes Hofes , unter ihnen auch Zoza , um dieß Geſchäft zu er:
anderen, welche er mehr in der reinen, italieniſchen Sprache
füllen . Und jeßt folgen fünfzig Novellen , mit Epilogen und andern Gedichten vermiſcht, alle voll der ſonderbarſten Bizarre rie. Gozzi hat einen großen Theil zu ſeinen Drainen benüßt.
verfaßt hat, iſt er fchwächer. Auch ſind ſie keine Originalſcho:
Endlich erzählt Zoja ihre eigene Geſchichte , wodurch der König
Cervantes ähnlichen Inhalts und Namens zum Muſter gedient
belehrt wird , wem er eigentlich ſeine Befreiung danft. Er läßt die Negerin ermorden , und heurathet die Prinzeſſin . Eine ähnliche Sammlung von Novellen gab Marſilio
pfungen , ſondern Nadyahmungen anderer Originalwerke, wie
3. B. die Reiſe zum Parnaß , wo ihm wohl das Werk von hat. Das Schäferſpiel, „ die Roſe,“ iſt ſichtbar eine andere
Reppone (eigentlich Perrone geheißen) in ſeiner Poſelicata.
Auflage des „Paſtor fido." Noch müſſen wir hier die „ Mattinata“ des Sgrutte11: dio erwähnen , Schilderungen der Vollstänze , Dithyramben
Der Zeitgenolie, Freund , nach Einigen der Schüler Baft los , Corteſe , iſt für unſeren Zweck von größerer Bedeu
der Lazzaroni , in denen die wilde Luſt des Südländers wi derhalt.
.
Seine Dichtungen , meiſt komiſche Heldengedichte, geid ):
Mit dieſem Dichter , deſſen Gedichte 1670 im Druck er:
nen ſeine Zeit , und in leden charakteriſtiſchen Zügen ſein
ſchienen , ſinkt die Volkspoeſie. Was nach dieſer Zeit erſcheint,
Volf, die Neapolitaner der untern Claſſen der Geſellſchaft. :In
ſind lieberſegungen des Homer , Epigramme gegen die Feinde
tung .
dieſer Beziehung ſind ſie von ausgezeichnetem Werthe, welcher auch allſeitig anerkannt worden iſt, indem ſeine Gedichte häufig gedruckt und wieder aufgelegt wurden . Das beſte Werk iſt „ el Micco paſſaro ,". ein Gedicht in zehn Geſängen , das Sce: nen aus dem Kampfe Neapels mit den Räuberbanden ſchil: dert. Die Scene beginnt in Neapel. Der Vicekönig wird von Madrid aus benachrichtigt, daß die Räuberbanden des Landes fich Neapel nähern. Alle Köche der Stadt laufen bei dieſer Nachricht zuſammen , um Neapel zu vertheidigen, und der Welt zu zeigen, was ein Neapolitaner vermag ; unter ihnen auch Micco, ein Haſenfuß erſter Größe, der immer von Heldenthaten ſpricht, aber ſtets am erſten davon läuft, wenn er ſie verrichten
des Volksdialekts als Schriftſprache, von Werth für den Sprach forſcher, aber für unſern Zwec faum der Erwähnung werth. Doch dürfte die bittere Satyre Lombardi's , „ die Eſel von Gragnano, “ noch zu nennen ſeyn, worin er die Gründung die : fer Stadt den Eſeln zuſchreibt, welche, nach des Dichters Ver ſion , am Schluſſe des goldenen Zeitalters, wo die Fruchtbarkeit
von der Erde entweicht, und Krieg und Zwietracht bei Göttern und Menſchen herrſchend werden , von den andern Thieren ver : folgt, zu ilyrer Vertheidigung dieſe Stadt erbauen.
( Fortſerung folgt. )
fol . Mädchen und Frauen treten auf, ihre Männer und Lieb :
Unterſeeiſcher Telegraph.
haber abzuhalten , den Gefahren des Krieges entgegenzugehen ; die Unternehmungen der Räuber werden geſchildert, und Sce: nen voll komiſcher Satyre zeigen den Muth dieſer tapfern Be pölkerung. Am Ende wird Micco der alleinige Gegenſtand des Ge dichts, und das Ganze ſchließt damit , daß er Nora, ſeine Ge : liebte, heurathet. Ein anderes Gedicht ſchildert die Frauen Neapels ; Volksfeſte, häusliche Scenen der geringeren Stande, Liebesabenteuer , tomiſche Eiferſüchteleien , Verlobungen , Heus
Der ,,Phare de Nyon " enthält über mehrere von Profeſſor Colladon auf dem Genferſee angeſtellte Verſuche einige inter: effante Nachrichten . Man hat ſchon lange gewußt , daß der
rathen, wechſeln ab, und geben ein intereſſantes und lebendiges Bild des Volfs , mit allem ſeinem Aberglauben, Sitten und
im Genferſee genau zu meſſen. Seine Verſuche führten ihnt zu der Entdeckung, daß ein dünnes metallenes Gefäß, welches
Gebräuchen .
Ein drittes Gedicht, „ die Eroberung von Ce:
Ton des Zuſammenſtoßens !zweier harter Körper unter dem Waſſer in bedeutender Entfernung hörbar iſt.
Franklin hat
die Thatſache angemerkt, daß, wenn man den Kopf ganz unter das Waſſer taucht, der Zuſammenſtoß zweier Steine auf meh rere tauſend Fuß weit hörbar iſt. Im Jahre 1836 verſuchte Hr. Colladon die Schnelligkeit des Schalles unter dem Waſſer
1151
unten geſchloſſen, oben offen iſt, einen Klang von ſich gibt , der
Chronik der Reiſen .
fich unter dem Waſſer fortpflanzt, ohne daß über demſelben irgend etwas ſein Daſeyn verräth. Dieß führte zu der Erfin dung eines Inſtrumentes , vermittelſt deſſen der Klang einer unter dem Waſſer angeſchlagenen Glođe oder eines anderen klangreichen Körpers in der Entfernung von mehreren Lieues
(Aus Rochet de sericourts Reije.)
Das Land Adel. Ich gelangte in das Königreich Adel durch die Bucht von Tuſdurra,
welche etwa 32 bis 34 Lieues Länge auf 6 bis 7 Lieues Breite bat.
gehört werden kann. Statt den Kopf ins Waſſer zu ſtecken, Dieſer große Canal , deſſen Eingang durds eine unendliche Zahl kleiner kann der Beobachter ruhig im Boote liben , und das Ohr auf das Inſtrument lehnen ,1 welches unterhalb der Oberfläche die Schwingungen des Scalles aufnimmt, welcher in der Sekunde
Eilande vertheidigt oder eigentlich verſtopft wird , iſt in feiner ganzen Ausdehnung mit Klippen überſäet, die 7, 5, 3 und ſelbſt nur 2 Fuß
eine drittel lieue weit ſich fortpflanzt. Um das Maaß zu neh: inen, läßt Hr. Colladon in dem Augenblick ,1 wo die Glocke an
Anfergrund, wo die Fahrzeuge den Winden von Weſt gen Südweſt und yon Nord gen Nordweſt, welche hier oft mit ungeſtüm wehen , aus
geſchlagen wird, etwas Pulver abbrennen , während er in der
gefegt bleiben .
Entfernung von mehreren Meilen auf das Signal wartet ; ſo:
bald er das Pulver aufflammen ſieht, feßt er den Zeiger des Obronometers in Bewegung ; der Schal kommt bald hernach
an, er hält den Zeiger auf , und der Raum , den derſelbe auf der Scheibe durchlaufen hat, bezeichnet die Zeit , während wel: cher der Schall die Entfernung zurüclegte. Die ſolchergeſtalt auf große Entfernungen genommenen Maaße ſind durch ihre Genauigkeit und Regelmäßigkeit merkwürdig.
Das Waſſer
pflanzt den Schal vier und ein halb Mal ſchneller fort , als die Luft, denn in der Atmoſphäre braucht der Schall dreizehn Secunden zu einer Lieue. Fr. Colladon machte ſeine Ver
ſuche zuerſt an der größten Breite des Stromes , zwiſchen Rolle und Thonion , hat ſie aber fürzlich bei der ungeheuren
Entfernung von faſt neun Lieues zwiſchen der Spiße von Pro mentheur und dem Berg von Grandvaur , in der Nähe von Cully, wiederholt. Das Waſſer iſt alſo ein ſo vollſtändig elaſti: ſcher Körper, daß ein Schlag mit dem Hammer von einem einzi: gen Manne den See, d. h. etwa 300 Milliarden Pfund Waſſer
in Bewegung reßt, ſo daß jeder Tropfen ſich mit einer Stärke
unter dem Waſſer rich befinden. Auch bietet er einen ſehr gefährlichen
Das kleine Dorf Tuſchurra liegt im Hintergrunde des Canals ; 5 oder 600 Einwohner finden hier in den auf der Küſte zer: ſtreuten 300 Hütten Unterkunft. Der Anblick dieſes Dorfes und ſeiner Umgebungen gibt dem Reiſenden einen Vorgeſchmad von der Haupts
phyſiognomie des Landes von Adel ; ich weiß nichte Traurigeres als dieſe landſchaft. Am Rande des Meeres ein weißlicher von der Sonne aud
gedörrter Uferſtrich , auf welchem die ärmlichen Hütten , die das Dorf Tuſchurra bilden , eine an die andere gelehnt, umherliegen; im Hinter grunde Felſenberge vulcaniſchen Urſprungs, die zu einer anſehnlichen Höhe emporſteigen und ihre ſchroffen Linien nach allen Seiten ausdehnen – dieß iſt der einförmige Anblick , den eine farge Natur an dieſem Plate darbietet .
Einige verkrüppelte Geſträuche ſind die einzigen Spuren von
Vegetation , denen der trauernde Blic begegnet ; es ſcheint, als ob alles Leben ſich von hier zurückgezogen , und man fann ſich unmöglich den trüben Eindrücen dieſer einförmigen Oede entziehen.
Die Einwohner von Tuſchurra find Muſelmanen und gwar ſehr orthodore. Der Handel iſt die einzige Triebfeder , welcher ſie auf dieſer Küſte vereinigt hat und daſelbſt zurüdfält; ſie ſind die Vermittler des
Kleinhandels zwiſchen dem ſüdlichen Abyſſinien und Arabien ; es iſt ihre einzige Beſchäftigung nach Abyſſinien zu gehen, und Sfiaven und einige andere geringfügige Gegenſtände zu kaufen ; fie verkaufen alsdann die Sklaven 31 Moffa und Hodeida , wo ſie blaue Leinwand , altes Kupfer , Zint,
bewegt, daß eine dünne Eiſenplatte davon afficirt wird, und das von Hrn. Colladon erfundene Inſtrument anflingt. Das iſt ohne Zweifel eine wundervolle Thatſache, aus der man bei der Schifffahrt gewiß einſt Vortheil ziehen kann, denn in einer Entfernung von 10 Lieues ſind Kauffalrer faum ſichtbar, ein
welche die Austauſchartifel mit Abyſſinien bilden. Wuaufhörlich auf der Reiſe , vernachläſſigen ſie jede Art von Anbau und Induſtrie ; ſie
Kanonenſchuß iſt vernehmlich oder nicht, je nach dem Zuſtand der Atmoſphäre ; vermittelſt der Fortpflanzung des Schalls
empfangen daher ſelbſt ihren Vorrath von Lebensmitteln von außen , weßhalb auch die nothwendigſten Epwaaren zu Tuſdurra ſehr theuer
unter dem Waſſer fann man Escadren zuſammenziehen, un: ſichtbare Signale geben, bei Nacht, wie bei Tag, bei neblichtem ,
find . Das Getreide , der Durra , kommt aus Abyſſinien oder Auſja,
wie bei klarem Wetter. Hr. Colladon hegt gar keinen Zweifel, daß man unter günſtigen Umſtänden zur See auf 50 bis 60 Lieues communiciren fönne. Unter dem Waſſer iſt es leicht, die verſchiedenen Töne zu unterſcheiden , ob ſie von Schlägen auf Eiſen , Bronze oder Holz herrühren. Hr. Solladon hat ge:
fundeni, daß die Annahme , durch den Lärm der Dampfboote würden die Fiſche erſchredt, ganz irrthümlich iſt; die Schaufel: räder eines Dampfboots machen unter dein Waſſer weit weni: ger Lärın, als der Bläuel einer Waſchfrau oder das Zuſammen : chlagen kleiner Kieſel.
ſchlechte Scheeren und Meſſer , ſo wie einige Seidenzenge einfaufen,
der bedeutendſten Stadt des Reiches Adel ; Ser Reis , die Datteln , der Kaffee und Tabak werden von Mokfa eingeführt. 1
Dieſe kleine Bevölkerung von Tuſchurra fann durch die Verbin bungen , welche fie init dem ſüdlichen Abyſſinien unterhält , und durds
die Kenntniß der Sitten , des Geſchmacks und der Bedürfniſſe der Ein wohner dieſes Landes den Europäern nüblich werden , wenn dieſe ſid, mit denſelben in Berührung ſeben werden. Die Einwohner von Zuſchurra werden alsdann zwiſchen uns und den Abyſſiniern das Geſchäft der Mäfler beſorgen , und wir werden bei ihnen Führer und Dolmetſcher finden. Es iſt deshalb vielleidt nicht ohne Intereſſe, die hauptſächlichſten Züge ihrer Sitten und ihres Charakters hier furz zu bemerken . Die Eingebornen von Tuſdurra tragen den Stempel ihrer Handele
gewohnheiten ; ſie fangen damit bei Zeiten an : Kinder von drei Jahren gehen in die Schule, und es iſt ſelten , daß ſie mit zehn Jahren nicht
1152 das Arabiſche zu lejen und ſchreiben verſtänden ; dann fangen ſie an, hre Väter auf den Karawanenzügen oder auf dem Meere zu begleiten , und fie in ihren Handelsoperationen zu unterſtüßen . Sie ſind nidit friegeriſch, und ſtürzen ſich nicht wie die Beduinen in die Zufälle eines
Kampfes , bloß um des Rampjes willen ; ſie ſind im Gegentheil ſanft, Flug und beſonnen ; vielleicht könnte man ihnen ein wenig Zaghaftigkeit porwerfen .
Obgleich gewinnſüchtig , ſind ſie feine Diebe , und wenn
man von Aegypten lommt , wo die Fellahs bis zu einem feltenen Orade
Tode des Sultans folgt ihm der Wejfir, und der älteſte Sohn des ver ſtorbenen Sultans wird Wejſtr, und erwartet ſpäter ſeinerſeits den Plaß ſeines Vaters cinzunehmen. Die Gewalt des Sultans , wie ſeine Ein
künfte ſind ſehr beſchränkt. Alle Angelegenheiten werden in öffentlicher Verſammlung verhandelt und nach Stimmenmehrheit entſchieden ; jeder
Einwohner hat das Recht, bei der Verſammlung gegenwärtig zu ſeyn, und niwimt fonach an der allgemeinen Entſcheidung Theil . (Schluß folgt. )
Lügner find, iſt man angenehm überraſcht, in dem Munde der Einwohner von
Colonialnachrichten.
Tuſchurra die Wahrheit wieder zu finden. Sie ſind ausnehmend mäßig : Nahrung. Sie rauden nicht , aber ſie fauen und ſchnupfen Tabak, und
Wolla usfuhr aus Neuſüdwales. In der frühern Zeit mußte die Regierung , um Auswanderer nach Neuſäowales zu loden , ihnen das Land umſonſt geben , da außer dem Nachtheil periodiſcher
bei dieſer leßten Gewohnheit offenbart ſich ihr ſparſamer Sinn oft auf
Dürren auch der moraliſche Fleden , der auf dem Namen Botany Bay
ziemlich foiniſche Weiſe ; fie halten ihren Tabak in einer kleinen Darm
haftete , die Auswanderung wejentlich hinderte. Dennoch ging die Ein wanderung nur ſchwar vorwärts , denn es dauerte geraume Zeit , bis die Engländer ihre Ideen von engliſchem Landbau ablegten , und die
eine Handyoll grobes Durrabrob iſt ihnen für einen ganzen Tag der Neiſe zur Nahrung hinreichend ; die meiſte Zeit iſt Milch ihre einzige
blaſe verſchloſſen , bie , fie ſorgfältig aufwideln , daß ja der edle Staub
nicht verloren gehe.
Wenn ſie in Geſellſchaft ſchnupfen , ſo entfalten
fie den Beutel mit großer Umſtändlichkeit und Sorgfalt , ſteden den Daumen und Zeigefinger in die Deffnung und ziehen diefelben mit einer kleinen Priſe zurück , die ſie den Perſonen ihrer Geſellſchaft Jarreiden und ihnen anbieten , davon , was keine leichte Sache iſt, einige Körner zwiſchen ihren Fingern zu ergreifen , und wenn dieſe Form generöſer Artigfeit vollzogen iſt, ſo nehmen ſie mit der Genugthuung von Per fonert, die den ganzen Werthy eines ſolchen Vergnügens zu ſchätzen wiſſen, den Neſt der Körner , welche ſie für ſich ſelbſt zurüdzuhalten wußten. Man kann ſich vorſtellen , daß bei ihrer Armuth und der Hiße des
Klima's ihre Kleidung weder reich noch mannidfach iſt: ſie beſchränkt
fich auf ein Stüc Baumwollenzeug , in welches fie fich einhüllen , und auf ein kurzes Stüc von demſelben Stoff, mit dem ſie die Mitte des Körpers von den lenden bis zu den Knien umgeben ; dieſes leßtere iſt an dem Gurt durch den Riemen befeſtigt, an dem ihr Dolchmeſſer an
Entdedung machten , daß nicht im Umbrechen des Bodens , ſondern in
Benübung der Weide der Hauptvortheil des Landes liege. Im Jahre 1822 wurden erſt_172,880 Pfund Wolle ausgeführt , im Jahre 1825 bereits 411,600, im Jahre 1830 899,750. Im Jahre 1831 wurde endlich das Syſtem eingeführt, die Ländereien nicht mehr zu verſchenken , ſondern
zu verkaufen ; dennoch aber hatte die Wollerzeugung ſchon ſo ſehr ſich vortheilhaft erwieſen, daß der Verkauf raſch von Statten ging, und nun die Schafheerden ſich noch idueller mehrten ; im Jahre 1835 betrug die Wollausjuhr 2,893,927 Pfund, im Jahre 1840 aber 7,668,960 Pfund. Die Wichtigfeit der Sache für die Colonie ergibt ſich am einleuchtendſten daraus , daß im Jahre 1830 die Geſammtausfuhr der Colonie 159,659 Pfb. St. , die der Wolle 34,907 Pid . St. , alſo etwa % , im Jahre 1835 die Geſammtausfuhr 682,193 Pft. , die der Wolle 299,587 Þfd . , .
alſo beinahe die Hälfte , im Jahre 1810 die Geſammtausfuhr 2,007,992
Haarwuchs , der ſich natürlich rollt , freien Lauf. Die Frauen tragen eine Art Blouſe : ihre langen Haare, welche in einer großen Zahl Zöpfe bis zum Gürtel herabfallen , ſind ihr ſchönſter Schmud. Obgleich Mosleins , haben ſie dieſelbe Freiheit , wie die Männer, und tragen das
Pfb. , die der Wolle 1,235,310 Pfd. St. , alſo über 3s betrug. Dieſe aug dem Colonial Magaz, September entichuten Notizen erfiređen ſich leider nicht weiter, und geben nicht an, was die Ausfuhr an Erträgniſſen der Rinderheerden find ; wahrſcheinlich würde dieß sie zwei Millionen Pfund nahezu voll machen , da die Colonie außer dem Ertrag des Wallfiſch
Geſicht unverſchleiert.
fanges ſonſt nichts Beſonderes auszuführen hat, und namentlich Getreide
gebracht iſt. Sie bedecken nie den Ropf , und laſſen ihrem bedeutenden
Das Innere ihrer Wohnungen iſt eben ſo einfad), eben ſo ärmlicy, wie ihre Kleidung.
Es iſt gewöhnlich durch einen rohen Verſlag in
zwei Theile getheilt ; Feldſtühle (Serir) aus Weiden oder öfter aus ledernen Niemen , einige Gefäße für die Milch ihrer Ziegen und Schafe bilden das ganze Ameublement. Einige dieſer Hütten ſind im Innern init Matten aus Palmblättern tapezirt, welche von den Frauen ſchwarz,
gewöhnlich einführen muß. Die Geſammtbevölkerung neigt ſich alſo, mit Ausnahme der Handelsſtädte an der Küſte , mehr und mehr zuin Hirtenleben hin. Ein w anderung in Trinidad.
Die Zahl der Einwanderer
bis Ende Junius d. I. betrug 1737 Perſonen ; überhaupt hat ſich ſeit
Aufhebung der Sklaverei die arbeitende (Neger-) Bevölkerung von 8000 roth und gelb gefärbt und geidsidt geflochten werden , und nicht ohne eine gewiſſe Eleganz ſind. Man darf den Schild und die Lanze nicht vergeſſen , welche die hauptſächlichſte Decoration der Hütte ausmachen ; ſie ſind ihre einzigen gewöhnlichen Waffen ; ſie tragen dieſelben ſo oft .
ſie ausgehen ; fie machen buchſtäblich keinen Schritt ohne dieſelben ; ſie
kennen jedoch die Feuerwaffen , machen aber ſehr ſelten davon Gebrauch.
auf 12,000 vermehrt. Trinidad erzeugte troß dieſer geringen Bevölkerung in Einem Jahre 30,000 Orhoft Zuder , während Barbados mit 80,000 Sklaven nicht mehr lieferte. Aus lepterer Inſel ſcheint aud mehr und mehr eine Auswanderung nach Trinidad ſtatt zu finden , da hier der größere Bodenreichthum mehr Vortheil verſpricht, als der ziemlich er ſchöpfte und allenthalben angebaute Boden von Barbados. Man erfieht hieraus , wie ſehr manchen Nachrichten aus Weſtindien zu mißtrauen
Tuſchurra beſikt ſelbſt Artillerie , und dieſe beſteht in einer langen
iſt; es iſt nichts leichter als den Stand der Sache an einigen Orten
eiſernen Zwölføjünder Kanone.
ganz der Wahrheit gemäß als ſehr nachtheilig zu ſchildern , während er
Die Autoritäten des Dorfes find der Sultan, der Werfir, Ser Kadi und der Schulmeiſter ; ſie können init dem Maire , deſſen Adjuncten,
an andern bei weitem günſtiger feyn kann. Vor der Emancipation konnte man die Sklaven an dem Orte, wo ſie waren , zurüchalten ; jeft gebent fie dahin , wo ſie vortheilhaftere Arbeit und Unterhalt finden. Die
Friedensrichter und Schullehrer unſerer Dörfer verglichen werden. Beim
obigen Zahlenangaben ſind aus dem Col. Mag. Sept. entnommen.
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anfalt der I. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Er. Widenmann .
Nr. 289.
Das
Ausla 3 n d. Ein Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 16 October 1841 .
Ueber die Aushöhlungen bei Bamian.
turzierrath in Tibet. Vier Figuren unterhalb des Bogens des
(Nach Moorcrofte Reiſe.
Alcove's waren ſehr ſchön gezeichnet , und ausnehmend zierlich
Die großen ausgehauenen Bilder von Bainian find wohl bekannt, und in dieſen Blättern iſt eine Mittheilung darüber
ausgemalt ; unter denſelben war der Kopf einer männlichen Figur, welcher im Ausdruck der von den Tibetanern Tſcham -ba
ſchon gleich nach Erſcheinung des Werkes von Vurnes erfolgt ;
genannten Gottheit gleicht. Am weſtlichen Ende der Kette fanden wir nun eine Menge
wir wollen deßhalb die Beſchreibung derſelben , wie ſie Moorcroft liefert, und die nichts beſonderes Neues enthält , über: gehen, und theilen nur ſeine Anſicht über die merkwürdigen Aushöhlungen mit, da ſie auf eine ſeltſame Art mit der neuen Entdeđung über die ehemalige Herrſchaft des Buddhismus in dieſen Ländern übereinſtimmt.
Bamian trägt gewöhnlich den Namen Bhut- oder IdolBamian wegen der bekannten zwei Figuren , die in ſeiner
Nähe aus dem Felſen gehauen ſind. Die alte Stadt, Gulgula genannt, ſtand auf und um einen iſolirten koniſchen Berg, der wie auch das benachbarte Thal mit ausgedehnten Ruinen be: deđt iſt, ein Beweis, daß hier früher eine zahlreiche Bevölke:
rung lebte.
Werfzeuge von Stupfer und Erz, ſo wie Münzen,
findet man häufig, und Schriften , die arabiſch und perſiſch, ro
wie in einer andern unbekannten Sprache verfaßt ſeyn ſollen , ſind mehrmals entde&t worden.
Nach den mohammedaniſchen
Traditionen wurde Gulgula von Dſchelaleddin , König von Charism, erbaut, iſt aber wahrſcheinlich viel älter. Der Verg war befeſtigt und ſein Inneres von Höhlen durchbrochen , die
mit der Oberfläche in Verbindung ſtehen , und Reſte von 1
Reſervoirs , wahrſcheinlich für Waſſer zum Gebrauch der BeTagung , enthalten.
Höhlen , von denen eine von vierediger Form in bemerkens werther Weiſe architeftoniſch verziert war.
Der Vordertheil
war eingefallen , aber die Seiten beſtanden aus cannelirten und
vieređigen Pfeilern , mit und ohne Capitale, und in Zwiſchen räumen, die nicht breiter als ein Pfeiler waren. Die Dede war in einer Art ausgehauen, daß ſie einander durchkreuzende Balfen darſtellte, die im Aufſteigen immer enger wurden, bis nur noch ein achteckiger Raum von nur zwanzig zold übrig blieb, gang ro wie das Dach eines aus rohen Balken aufge:
führten Hauſes in Tibet und Kaſchmir. Die von den Pfei lern eingeſchloſſenen Zellen ſtanden durch eine Galerie mit einem großen Gewölbe in Verbindung , und jenſeits desſelben mit einem 53 Fuß langen, 28 breiten und 40' hohen Zimmer, längs deſſen Seiten eine Anzahl kleiner, gewölbter Niſchen hin: lief, in denen man Spuren von Frescomalereien, freilich durch
die Zeit beſchädigt und durch den Rauch geſchwärzt, entde&te. Am Ende, dem Eingang gegenüber, bezeichnete eine große Niſche die Stelle einer Statue, und ein fleines Stück Fries an der Exe des Bodens zeigt die Vollendung, zu der die Sculptur zu jener Zeit gediehen war, wo die Kammer erbaut wurde. Die: res Stüd Fries iſt etwa 2/2 Zoll lang , 18 Zoll breit und
Von den beiden foloſſalen Idolen , die aus dem Fels ge-
hinſichtlich des Gegenſtandes in drei Abtheilungen getheilt : in
hauen ſind , dem Berge gegenüber , auf dem die Stadt ſtand, heißt die eine größere „ Sang-Sal“ oder „ Rang:Sal,“ die klei: nere „Schay Muma ;“ lektere iſt 117 Fuß hoch , erſtere um
der obern und untern waren Faſanen in Hautrelief abgebildet, und der mittlere Streifen beſtand aus Blätterwerk, alles mit
ein Drittel größer. Die innere Seite des Alcove's oder der
Obertheil dieſer Vorhalle war mit Frescomalereien von fliegenden
eigenthümlicher Wahrheit und Geſchic ausgeführt.
Der Urſprung und Zwed dieſer Ausgrabungen iſt ungewiß. Den Angaben eines alten, verſtändigen Eingebornen zufolge
Figuren bedect, deren Köpfe mit einem Heiligenſchein umge-
hat man in den unterirdiſchen Kammern Leichen in bedeutender
ben ſind. Malereien dieſer Art finden ſich bis auf 20 Fuß vom Boden hinab, aber der Gyps iſt größtentheils abgefallen.
Anzahl gefunden, die aber, wenn ſie der Luft ausgeſeßt wur: den, in Staub zerfielen . Es iſt alſo nicht unmöglich, daß ein Theil dieſer Aushöhlungen als Catacomben dienten ; ich bin aber überzeugt, ſie waren und ſind jeßt noch zum Theil Woh: 289
Eine hier ſehr häufige Verzierung des Grundes iſt eine weiße Kugel mit einer Pyramide darüber , eine gewöhnliche Sculp:
1154 nungen für die Lebenden. Nach dem Charafter der Gebäude, der Höhlen, Sculpturen und Gemälde zu ſchließen , muß ich glauben, daß Bamian, was auch fein alter Name ſeyn mag, der Wohnſiß eines großen Lama war, der zum Lamaisius des Weſtens in demſelben Verhältniß ſtand, wie Lhaſſa zum Lamais:
das Volt als ſein Eigenthum vindicirt hat, weil ſie ſein inne res leben, ſeine tiefſte Eigenthümlichkeit widerſpiegeln .
Die namhafteſten Dichter des Volfsbialekts lebten im 17ten Jahrhundert. Sie heißen Perreſio und Bernieri ; jener der Sänger des ai feſtes, dieſer der Verfaſſer des Heldenges
mus des Dſtens. Der Name des fleinern Idols, Schah -muma
dichtes, Meu Patacca. Veide zeichnen die Sitten des Volfes,
iſt augenſcheinlich eine Sorruption von Schaf-muni; doch dieſer Beweis iſt von geringerer Bedeutung. Aus einer ziemlich ge : nauen Bekanntſchaft mit den Kloſterbauten von Ladakh und Croanthan habe ich allen Grund, die Behauptung aufzuſtellen , daß dieſe Aushöhlungen , welche durch Galerien und Treppen mit einander in Verbindung ſtanden , den höhern Claſſen der
beide ſchildern die Volksfeſte, die Leidenſchaften, Kämpfe und Streitigkeiten des Volkes , die faſt immer durch Meſſerſtiche entſchieden werden ; in beiden Gedichten athmet die wilde Leis denſchaftlichkeit des Kömers, die mitten in jubelnder Luſt zu den blutigſten Gewaltthätigkeiten aufgelegt iſt ; doch während Perreſio Scenen des Lebens in heitern Bildern malt, lehnt ſich Bernieri an eine geſchichtliche Begebenheit an. Sein Gedicht
Lamageiſtlichkeit zur Wohnung dienten, daß die eingelnen Zel: len und Höhlen der Aufenthaltsort der niedern Claſſen der
beſingt in oft ſchlagender Ironie die Aufregung , welche bei
Kloſtergeſellſchaft, der Geluns (Mönche) und Anis (Nonnen) waren. Die Laien bewohnten die benachbarte Stadt.
Gelegenheit der Belagerung Wiens durch die Türken zu Ende
des 17ten Jahrhanderts die Römer der unteren Claſſen ergriff, ſie auf Augenblicke zu fühnen Thaten begeiſterte, die aber nur
Volksliteratur in Italien.
bei heftigen Worten, Verſammlungen des Volfes und Ent :
( Fortierung. )
würfen heldeumüthiger Kriegszüge ſtehen blieb, und als einzige Frucht eine Plünderung des Judenviertels zur Folge hatte. Noch weniger als von den Volfsdichtern Roms läßt ſich
Die römiſche Volfsliteratur , wie ſie in den Schauſpie: len und Poſſen des Volkstheaters vorliegt , haben wir ſchon an einem andern Orte ausführlich beſprochen ; *) andere Dich /
ter, welche ſich des Volksdialekts zu ihren Poeſien bedient ha ben, ſind nur wenige bekannt , ſo reich auch die Maſſe der
Volkslieder und Romanzen iſt, welche noch im Munde des Volfs lebt, von einzelnen Literaten geſammelt, und in Ueber: feßungen oder im Originale veröffentlicht wurde.
Db dieſe Dichtungen wirklich im Munde des Volfs ent ſtanden, und alſo keinen Verfaſſer haben, weil ſie dem Augen blid ihre Entſtehung und der Zeit und Tradition ihre Ausbil dung verdanken, wie mehrere neuere Forſcher meinen , oder ob fie nur ihres inneren Gehaltes wegen in dem Gedächtniß des
von denen Toscana's, oder vielmehr der Stadt Florenz, fagen ,
obgleich auch hier der Dialekt des Volkes weſentlich von den durch die Crusca geheiligten Sprachformen abweicht. Zwar haben Baldovino, Lorenz von Medici, Pulci, Verni, Simeoni, Doni, Cicagnini, Michel Angelo , Buonarotti , der Sohn des
Malers, Becco da Braggi, Lorenz Lippi, dieſes Dialeftes rich bedient, und die Liebesklage Baldovino’s wird ſelbſt von den ſtrengſten Kritikern als höchſt ausgezeichnet anerkannt ; der Ge genſtand der Dichtungen dieſer Männer aber nähert ſich zu
ſehr den höhern Kreiſen der Geſellſchaft, als daß wir ſie zu der eigentlichen Volksdichtung, wie wir ſie hier verſtehen , rech nen möchten . Ja ſelbſt der Volkswiß, wie man ihn in Nea
Volkes fortgelebt haben /, iſt eine Frage , die freilich hier ihre völlige Auflöſung nicht finden kann. Doch müſſen wir geſte:
pel, Rom und beſonders Venedig findet, fehlt faſt ganz in den Dichtungen von Florenz und Padua , welche ſehr viel Uebereins
ben, daß eine, wenn auch nicht immer glückliche Nachforſchung,
ſtimmendes in der Bildung ilres Dialektes haben . Es iſt die Schäferpoeſie früherer Zeiten, welche in ihrer geſtaltloſen Rhe torik ſo weſentlich verſchieden von dem kräftigen Leben der
und die Vergleichung der Gegenwart mit der Vergangenheit,
uns die Ueberzeugung gegeben hat, daß eine ſolche Volfspoeſie, wie z. B. die Talvi in ihrer „Charakteriſtik der Volkslieder “ annimmt, wohl nie und nirgends beſtanden hat. Von jeher waren es die Bevorzugten des Menſchenges
ſchlechts , denen die Gabe des Geſanges verliehen war ; die Maſſe des Volkes und der Gebildeten verliert in dem Gewühl des geſchäftigen Lebens, unter dem Drud der Sorgen und Mühen jenen Schwung der Phantaſie, jene Tiefe des Gefühls und die
faſt göttliche Anſchauung der Verhältniſſe des irdiſchen Lebens, welche erſt die Dichtung bedingen und hervorrufen ; oder wenn dieſe Elemente auch im Keime vorliegen, kommen ſie nicht zum Bewußtſeyn , zur fröhlichen Blüthe des Dareyns. Die Gegen:
wart aber, welche viele Volkslieder entſtehen fab), d. h. Lieder, die ſo genau ins Leben des Volkes eingreifen , daß es ſie als
Tein Eigenthum anerkennt und ſich aneignet, zeigt daß Volkslieder nicht lieder ſind , welche das Volk gedichtet , fondern, welche *) Volk&theater in Italien , Ausland 1840, Nr. 216 ff.
ſiciliſchen Hirtengedichte iſt.
Auf gleiche Weiſe müſſen die genueſiſchen Dichter be urtheilt werden ,, welche ſich des Volksdialektes bedient haben. Zwar haben ſie feine Schäfergedichte aufzuweiſen , wie Florenz, aber ihre Sonette und Canzonen gehören in der Gefühls: und Ausdrucsweiſe der höheru Geſellſchaft an , wenn auch oft
die in ihnen gebrauchten Bilder fräftig und von eigenthüm: licher Schönheit ſind. Nur Einen Dichter können wir von dieſem Urtheil aus: nehmen und ihm den Rang eines wirklichen Volksdichters zu
erkennen. Er gehört der älteſten Zeit an, nämlich dem Ende des 13ten Jahrhunderts ; doch ſind ſeine Gedichte, ſo viel wir wiſſen , noch nicht gedrudt, was ſie doch in Bezug auf Sprache und Darſtellungsweiſe fowohl, als in Rücficht auf den Inhalt ſeiner Dichtungen ſehr zu verdienen ſcheinen . Der ungenannte
Verfaſſer der „ Storia literaria de la Liguria, “ welche in zwei
1155
miſchung die ältere provençaliſche Mundart deutlich bindurch,
Bänden 1824 in Genua erſchienen , und einen intereſſanten Ueberblid der Literatur- und Kunſtſchöpfungen dieſes Landes bis zum Anfang des 16ten Jahrhunderts liefert, ſpricht von
provençaliſcher Muſter , wie &. B. ein Dialog zwiſchen einem
Das Manuſcript , darin am Anfange,
franzöſiſchen Ritter und einer piemonteſiſchen Dame , welge
ihm zum erſtenmal.
ja manche ſeiner Gedichte ſind nur Wiederholungen älterer
in der Mitte und am Ende einige Blätter fehlen, und welche er bei einem feiner Freunde, dem Advocaten Matteo Molfino
endlich den Bitten und Verſprechungen des Ritters weicht.
fand, der es ihm zur Benußung bereitwillig überließ, enthält mehrere Gedichte von größerem und geringerem Umfange, theils
biets erweiterte, traten mehrere Dichter auf , wie Jølor, Salvi, Pipino, die noch jekt von den Piemonteſen gerühmt wers
im genueſiſchen Dialeft, theils in lateiniſcher, gereimter Sprache. Jene feiern mehrere in den Jahren 1293 und 1294 von den Genueſern gegen die Venetianer erfochtene Siege ; ein an: deres ſchildert die Uebel, welche den Völkern begegnen , bei
den und zur Kenntniß des häuslichen Lebens von nicht gerin gem Intereſſe find. Eine Zeitlang herrſchte franzöſiſche Sprache und franzöſiſche Sitte im Lande und verdrängte die heimiſche Sprache wenigſtens aus den Drudſchriften . Doch ſicher hat
denen feine Gerechtigkeit herrſcht; ein drittes greift den gro: Waffen der Satyre an ; noch ein anderes iſt ein Lobgedicht auf
die Poeſie die heimiſche Sitte, das Leben des Volkes nicht ver laſſen ; dafür ſpricht namentlich der Fauſtiſche Wiß, der in man chen Marionettenſpielen erſcheint , die gewandte , tiefe Auf
die Marronen. Der Dichter ſcheint ein Mönch im Kloſter S. Andrea di Seſtri geweſen zu ſeyn , Namens Giovanni , von ſeinem Geburtsort del Cecor genannt. Seine Gedichte, vou Kraft und Würde , und voll charakteriſtiſcher Züge aus dem
faſſung des häuslichen und täglichen Lebens , die mannidfachen Mährchen , welche in eigenthümlichen Geſtalten unter dem Volfe ſich fortpflanzen , und vor allem der Gracioſo der piemonteſi ſchen Volfsbühne , Gerolamo Giauduja , eine Caricatur des
ßen Aufwand der genuefiſchen niedern Wolf& claffen mit den
Später, als das Haus Savoyen die Oranjen feines Se:
Volksleben, ſind auch in der Hinſicht intereſſant, daß ſie zeigen,
Volfs, immer heiter, voll treffenden Wißes, für alle Schelme:
wie nach und und nach die italieniſche Dichtkunſt ſich aus den
reien gerecht, abergläubiſch bis zum Lächerlichen, und gehorſam
Feſſeln der provençaliſchen befreite, welcher die früheſten Dich:
gegen ſeine Herren. Aber alle dieſe literariſchen Schäße, die nach
ter Staliens ausſchließlich huldigten.
Berichten der Reiſenden ſich im Lande vorfinden , ſcheinen nur noch als Manuſcript oder Sagen des Volfes zu leben und
Außer ihm gehören zu der früheren Epoche Foglietta, Zabatta, Dortona, Villa, Spinola, Caſero u . 4., ju der ſpätern Cavalli. Italieniſche Kritiker, wie namentlich der Herausgeber und Sammler der zerſtreuten Gedichte Savalli's, ſtellen dieſen über die frühern , doch möchten wir ihre Anſicht nicht theilen. Zwar fehlt ihm nichts von dem, was wir an den genueſiſchen Dich tern im Allgemeinen rühmten ; er iſt glänzend und reich an ſchönen Bildern und Vergleichen , doch der Inhalt ſeiner Ge dichte, der theils ſich nur mit der Geliebten beſchäftigt, und nur Slagen über ungeſtillte Sehnſucht enthält, theils Gelegen: heitsgedichte des Danfes und der Schmeichelei für Fürſten und hobe Gönner gibt, zeigt ſeine Stellung genugſam an. Jene theilt der Herausgeber in verſchiedene Bücher , nach der Art
warten des Nufes, der ſie ins wirkliche Leben erweden fod. ( Fortſeßung folgt.)
Ausbreitung der Sikbherrſchaft im Gebirge. Der neueſte Overland Courier som 1 September entnimmt aus einem andern angloindiſchen Blatt die Nachricht, daß die Sifhe fich Tibeto (Wefttibets) bemächtigt hätten. Die Bergſtämme behaupten , es habe bereits ein Treffen zwiſchen den Sifhe und den Chineſen ſtatt
gefunden , Teptere hätten ſich aber ſehr feig benommen , ſeyen bei dem erſten Angriff davongelaufen und hätten die triumphirenden Sithe im
ruhigen Berit des Landes gelaſſen , das Goldſand , Salz und Borar in
der Bilder , die in ihnen gebraucht ſind, in Amori civili , Menge enthält. Die Zemindars und Reiots ſcheinen allen Nachrichten Rime scrvili , Rime villerecche, Rime marinaresche ein, ob zufolge die Pendſchabis zu begünftigen , und ihre Herrſchaft der der gleich ſie immer nur denſelben Gegenſtand, die Verherrlichung rattenfreffenden Chineſen vorzuziehen. Aller Handel iſt vorerſt der Geliebten, oder Klagen über ſie , behandeln. Verſchieden unterbrochen , und die Bhutiahs und andern Kaufleute , welche den .
1/
von beiden iſt die „ Corona ſacra,“ ein Gedicht an die heilige Jungfrau , aus neun Sonetten beſtehend, die oft von über: raſchender Schönheit ſind.
Auch in Iurin und Pie in ont überhaupt hat ſich nach und nach eine eigenthümliche Literatur des Volksdialekts ge bildet, die lange noch nicht ſo bekannt iſt , als ſie es wohl ver:
dient. Zwar iſt das Wenige , was bis jeßt gedruckt worden, nur von geringer Ausbeute, obgleich in mancher Hinſicht ſchon von hohein Intereſſe.
Einer der alteren Dichter , Aglione,
Handel zwiſchen Hinduſtan und Tibet betreiben , find alle aus dem lektern Lande entflohen . Die Ghorfas follen 20,000 Mann abgeſendet
haben, um die Sifhe zu unterſtüßen, wahrſcheinlich iſt aber Plünderung ihr einziger Zwed. Die Bewohner von Lhaſſa (in Oſttibet) ſollen den Umſtand, daß England mit China im Kriege iſt, benüßt und das Joch
der Chineſen abgeworfen haben. Dieß iſt freilich bis jekt bloß Gerücht, allein es ſcheint doch , daß die Sache nicht ganz ohne Grund iſt.
Chronik der Reiſen.
deſſen Gedichte zum Theil 1515 geſammelt erſchienen , ſcheint
Bant ) Da
in ſeiner Sprache noch zwiſchen der reinen italieniſchen Sprache, dem Lateiniſchen , Franzöſiſchen , und dem Dialett von Aſti zu
(Schluß.)
ſchwanken , und hat dadurch eine Aehnlichkeit mit den macar: miſchen Berſen erhalten . Doch ſcheint durch alle dieſe Sprach-
A d e I.
Tuſchurra , Rahieta und Gargori , ein Dorf 7 lieues weſtlid von Auffa , find die Wohnflte dreier Sultane , welche die nominelle Suje
1156 ränität des Rönigreiche Ábel theilen. Sie find von einander unabhängig, abyffiniſchen , dem åthiopiſchen und von der Sprache der Gallas vers und haben überdieß außerhalb den Dörfern , die ſie bewohnen , wenigſchieden; bas leßte Idiom iſt indeſſen dasjenige , mit welchem er am Einfluß. In Wirklichkeit wird dat land, welches uneigentlich Königreich meiſten übereinkommt. Adel genannt wird , indem eß keiner monarchiſchen Gewalt unterworfen Im Allgemeinen find die Danakild von ſchönem Wucſe, musculos ift, von verſchiedenen Stämmen bewohnt, die ſich jeder nach ſeiner Art, und ohne eine höhere Autorität als die ihrer Kas anzuerkennen , regieren.
uud ſtark gebaut.
Die allgemeine Form ihrer Regierung iſt ſehr einfach und erinnert an
den Negern durchaus nicht, ihre Stirne iſt breit und hoch ; ſie haben beinahe Adlernaſen , gut zugeſchnittenen Mund, und ihre Lippen find nicht did , wie die der eigentlichen ſchwarzen Race. Die Danafile bekennen ſich nominell zur muſelmänniſden Religion ;
die älteſten Zeiten ; ſie iſt jul gleicher Zeit republicaniſch und ariſtokratiſch : republicaniſc), weil nichts geſchieht, ohne daß ſämmtliche Glieder des Stammed zur Berathung gerufen wurden und die Majorität ihre Entſcheidung gegeben habe ; diefe Berſammlungen fdlagen den Krieg vor und beſchließen den Frieden , beſtimmen vorzunehmende Arbeiten,
feßen den Zeitpunkt feſt, wo ein Ort verlaſſen werden soll , und die Weiden , zu denen man ſich begeben wird , um dort zu lagern . Einige Prärogative ,. die auf alte Gebräuche und den moraliſchen Einfluß , den
Sie ſind mehr kupferfarbig als ſchwarz; ihren Ge=
fichtszügen nach gehören fte aber zur kaukaſiſchen Stace.
Sie gleichen
1
die von Tuſdurra find ſehr fanatiſch ; aber je weiter man ins Innere
kommt, ſieht man die religiöſen Schattirungen fich mehr und mehr vers wiſchen , ſo zwar, daß bei vielen Stämmen keinerlei religiöſe Gebräuche mehr zu bemerken find. Sie find außerordentlich mäßig : Milch iſt ihre hauptſächliche , wenn nicht ausſchließliche Nahrung. Die Frauen theilen in dieſem Lande den ſchönen Vau der Männer ; ihr langes Haar, welches bio über die Lenden herabfällt , zeigt wohl , daß die Danafilé nicht der Negerrace angehören. Man mödte fragen, wo dieſer Volksſtamm ſeinen Urſprung herleitet ; ich habe hierüber feine beſtimmten Anzeichen , und .
die Familien der Nas und Sultane genießen, gegründet ſind, deuten auf ein ariſtokratiſches Princip unter dieſen Völfern. Die Ras find in keiner Weiſe den Sultanen unterworfen ; fte find durch kein Band der
Abhängigkeit an dieſelben gefeſſelt, ſo daß z. B. , wenn eine der Kara .
wanen von Tuſchurra , welche durch Adel gehen , um ſich nach Efat Arguba zu begeben , nicht einige kleine Geſchenfe den auf dem Wege befindlichen Ras machte, fie nicht durchkommen könnte , oder wenigſtens ristiren müßte , angefallen und ausgeplündert zu werden . : 3d habe das Land , welches von den Geographen uneigentlich mit dem Namen des Königreiche Adel bezeichnet wird , im Süden ſeiner ganzen Breite nach durchzogen , von Tuſchurra bis in das Königreich
Schoa ; die Hauptdirection iſt Südſüdweſt; es iſt eine Entfernung von ungefähr 129 lieues.
Man kann dieſelbe nur zur Zeit bereiſen , wo
die jährlichen Negen die natürlichen Reſervoirs , welche man auf der Route findet, mit Waſſer füllen ; wenn man es wagen wollte, fich zu einer andern Jahreszeit auf den Weg zu machen , ſo würde man dem Verdurften ausgefekt ſeyn. Die große Wüſte , welche das Land Adel bildet , iſt ein vulcaniſmer etwas erhabener Boden , ſelten Ser Cultur fähig , noch ſeltener aber cultivirt ; es iſt nach allen Seiten von Hügelketten mittlerer Höhe durchſchnitten , die ſämmtlich das Gepräge der Wirkungen von unterirdiſchem Feuer an ſich tragen. Ich traf in dem Reiche Adel eine große Zahl erloſchener Vulcane , . aber feinen , welcher noch in Thätigkeit geweſen wäre. Auf dem Wege von Tuſchurra bis in das Königreich Schoa fand ich auch drei und zwanzig Quellen heißen Waſſers, deren verſchiedene Temperaturen nach Réaumur von 53° bis .
zur Hiße des ſiedenden Waſſer8 variiren. Ich habe in meinem Reiſejournal und in meiner Karte alle Marſch
ftationen durch Adel ſorgfältig angemerkt. Die Bevölkerung dieſes Landes beſteht aus nomadiſchen Stämmen , die keine andere Beſchäftigung haben .
und keine andere Induſtrie als das Hirtenleben kennen. Mehrere der ſelben find dem Naube ergeben, einige ſind von ſehr wilder Gemüthsart, und die durch ihre Gebiete paffirenden Karawanen werden oft das Opfer ihrer Habſucht. Die Namen derjenigen , denen ich von Tuſdurra bis in das Königreich Schoa begegnete, find: die Stämme Ad-Ali, Debenet, Aſchemali, Debenet - Buema , Azuba , Talaide. Dieſe verſchiedenen Stämme gehören derſelben Race an , und geben ſich den Volfenamen Danakil, haben aber kein anderes gemeinſchaftliches Band unter ſich, als die Sprache. Der banatil'ſche Dialekt iſt von dem arabiſchen, dem neu-
kann bloß ſagen , daß mir der Kadi yon Tuſdurra als eine in dem
Lande feſtgewurzelte Tradition die Nachricht mittheilte, daß die Danakils von Arabien nach Afrifa gekommen ſeyen. Dieſe Angabe iſt nicht ohne Wahrſcheinlichkeit.
Die bedeutendſte Stadt des Königreiche Adel iſt Auſſa , welde .
25 lieues von Duſchurra und nur 14 lieues von dem rothen Meere entfernt iſt. Nach den Erfundigungen , die ich bei den Eingebornen des
Landes einzog, iſt Auſſa bloß ein Haufe von 14 bis 1500 Hütten, deren Bevölkerung ſich auf 5 bis 6000 Einwohner belaufen kann , welche fämmtlich Aderbauer und Raufleute find.
Der Boden in der Um
gebung von Auſſa iſt ſehr fruchtbar und jeder Art von Production fähig ; er liefert den Durra für den größern Theil des Landes Adel. In der Nähe von Auſſa befindet ſich ein großer See , der ſich während
der Regenzeit in Abyſſinien anfüllt. aus , und laſſen , wie die des Nils Schlamm zurüd , durch welchen die und erhöht wird. Am Ausgange des !
Scine Waſſer treten jedes Jahr in Aegypten , einen wohlthätigen Fruchtbarkeit des Bodens genährt Sees wurde von den Eingebornen
eine Spleuße angelegt , um die Waſſer zurüdzuhalten; fie fließent Siefelbe , bis die Felder vollkommen getränft find. Wenn dieſes ges ſchehen , öffnen ſie die Schluße, und die Waſſer ergießen ſich in Maſſe in einen Salzſee , der von Gebirgen umgeben und 3 lieues tiefer unten nach Nordweſt hin gelegen iſt. Nach der Ernte , welche gewöhnlich im Januar ſtatt hat, wird das Terrain trođen und brennend. Von Tuſquera bis an die Ufer des Hawaſch iſt die öde Oberfläche des Landes Adel von
Antilopen , Gazellen von zweierlei Arten , wilden Eſeln , Straußen und Perlhühnern beſucht; aber die Thiere, welchen man dort in der größtent Anzahl begegnet, find die geflecten Hyänen oder die Tigerwölfe des Caps , deren Gefräßigfeit die Karawanen zu fürchten haben. In der
Nähe des Kawaſch finden ſids Löwen , Panther , leoparden, Tigerwölfe, Elephanten, Nilpferde, Zebras, wilde Eſel, Antilopen, Gazellen, Gemſen
und eine unendliche Zahl von Vögeln verſchiedener Art. Die Vegetation des Reiches Adel iſt ſehr beſchränkt ; man fieht dort einige Gummibäume , Aloën und vorzüglich faferige Agaven , auß denen die Eingebornen ſehr gute Stride bereiten.
Münden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'íd en Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wideumann.
Nr . 290. or
as
A usland.
Ein Tagblatt für
* unde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 17 October 1841 .
Ausſichten des Plantagenbaues in Braſilien .
Weſtindien, wie die Nord- und Nordoſtküſte von Südamerika leiden Mangel an Arbeitern, und der Abfluß aus Nordamerika,
Im Monat Junius eröffnete Senhor Souza Branco , Prä-
gegen den ſich übrigens ſelbſt Abolitioniſten dieſes Landes ſchon
fident der Provinz Para, den legislativen Rath dieſer Provinz
ausgeſprochen haben , möchte jedenfalls ſehr gering ausfallen.
mit einer Rede , worin er ſich über die Ausſicht des braſiliani: fhen Acerbaues ausſprach. Er ſtellte als das Haupthinderniß
England hat angefangen, die Sklaven, die es auf der offenen See wegnimmt, und die ſich in Sierra Leone befanden , nach Weſtindien zu führen, als freie Arbeiter. Wird es den Bra=
eines größern Fortſchrittes den Mangel an Arbeitern dar, und erklärte : „ Was ſich auch immer gegen die Einführung, von und es laſſen ſich allerdings gewichtige Sklaven fagen läßt, ſo bleibt es doch unläugbar, daß Einwürfe dagegen machen unſere Acerbauinduſtrie einen Todesítuß erhält, wenn die Stelle
andern Sklaven nennen, und Braſilien hat ja nicht die Macht,
der Sklaven nicht durch gemiethete Arbeiter eingenommen
eine andere Erklärung geltend zu machen ; ſonſt würde ſie wohl
wird ; und wie nüßlich auch Fremde feyn mögen , die zu uns kommen, um Handel oder Handwerke zu treiben, oder auch ein kleines Stück Feld für ſich anzubauen , ſo wird doch das Land einen langen Leidensweg durchlaufen müſſen , wenn aus Mangel an gezwungener oder gemietheter Arbeit feine gro:
zurüc als vorwärts kommen , wenigſtens hat ſich dieß ſchon in ſofern bewährt , als in den leßten Jahren zwar die Kaffee ausfuhr noch zugenommen , die Zuđerausfuhr aber abgenommen
Ben Zuder: und Staffeeplantagen vernachläffigt oder aufgegeben
wandlung in ſeinen inneru Verhältniſſen entgegen , die großen
Der Nedner erwähnte ferner , daß ſich in
Plantagen werden bald nicht mehr zu halten ſeyn, und die Bevölkerung der Neger und Mulatten muß fich allmählich in
werden müſſen . "
der Provinz Para gegen tauſend Fremde befänden, von denen aber keine zehn ſich mit Acerbau beſchäftigten , und zwar aus
Mangel an Händen ; Land zu verſchenfen, führe zu nichts, denn Land ſey ſo wohlfeil, daß man es ohnehin faſt umſonſt haben könne ; der einzige Ausweg rey, das Wafefield'ſche Syſtem an: zuuehmen, d. h. das Land zu einem beſtimmten Preiſe zu verkaufen, und mit dem gelösten Gelde . Arbeiter ins Land einzus
führen, die dann wenigſtens eine Zeit lang um lohn dienen müften .
Hr. Souza Branco hat hier eine fremde Idee aufgegriffen, die auf Braſilien faum Anwendung finden möchte. Hrn. Wafe:
fields Syſtem iſt vortrefflich auf England und die engliſchen
ſilianern gleichfalls geſtatten, folche freie Arbeiter in Angola und Mozambique anzuwerben ? Das wird wohl niemand glau: ben, denn was ſie ſelbſt freie Arbeiter nennen , werden ſie bei geſtattet werden.
hat ( l. Nr. 281).
Braſilien alſo wird in ſeiner Ausfuhr eber
Braſilien geht alſo einer weſentlichen Uma
kleine Landeigenthümer umgeſtalten. Dadurch droht dem Aus fuhrhandel Braſiliens eine weſentliche Abnahme , denn wenn auch der Kaffeebau ſich noch halten läßt , ſo iſt es doch mit
dem Zuckerbau anders . So erklären ſich die Vorgänge in dem engliſchen Parla: ment ; es erflärt ſich, warum man auf den Saß beſtand, nicht die Sklaverei durch die Zulaſſung von Zuder aus Sklavenlän: dern befördern zu wollen . Das Spiel , welches man gegen
Braſilien ſeit zwanzig Jahren mit Energie verfo!gt , und das durch dem Zuckerbau desſelben eine unheilbare Wunde geſchla
gewährt den Colonien einen fichern Zuzug von Arbeitern und
gen hat, dieſes Spiel wird jeħt gegen Cuba und Portorico mit verſtärftem Eifer fortgeſeßt werden . Schon hat man auf der erſten Inſel Negeraufſtände angezettelt, und dieß wird fort:
dem Mutterland einen Abfluß ſeiner übermäßigen Bevölferung . Wo roll aber Vraſilien ſeine Arbeiter Herholen ? Europäiſche
dauern , bis man auch dort der großen Sultur ein Ende ge macht hat. Ob man das Ziel erreicht, iſt ungewiß, aber die Eng
fann es, wenigſtens in ſeinem , dem Aequator näber liegenden
länder fönnen in dieſer Beziehung warten ; ſie führen Neger aus Afrika in ihren Beſitzungen ein , und hindern die Zufuhr in fremde fo viel als möglich. Der Zwed iſt, alle fremde Pro: 290
Colonien berechnet, wo Weiße arbeiten können und wollen : es
Theile nicht brauchen , da ſie hinſiechen und ſterben müßten ; alſo Schwarze oder Mulatten. Wo Tollen dieſe Gerfommen? 1
1158
duction der tropiſchen Waaren , ſo viel wie möglich, zu hinz dern , und die Verſorgung Europa’s vom engliſchen Weſt und Oſtindien aus zu unternehmen . Hier thun ihm Hols lands Beſtrebungen in Java freilich Eintrag , allein wenn alle andern Productionsländer mehr oder minder nieder gehalten werden, ſo wird ſich auch ein Mittel gegen den einzelnen Feind
finden . Nichts iſt deßhalb unſeliger , als die freilich durch mannichfache Umſtände gerechtfertigte Eiferſucht, welche ge: genwärtig zwiſchen dem holländiſchen und hanſeatiſchen Han: del hinſichtlich der Producte Amerika's und Java's ſtattfin det. Wenn beide ſich fortwährend entgegen arbeitert, ro för:
dern ſie nur das Werk des gemeinſamen Feindes , England. Der Fortgang dieſer Angelegenheit in Bezug auf Braſilien iſt deßhalb aller Beachtung werth.
Volksliteratur in 3talien.
in allen Städten dieſes Landes , wie er unter den Masken des Arlechino in Florens , Meo Patacca und Caſſandrino in Rom und Pulcinell in Neapel erſcheint. Prahlerei von Helden
thaten, hinter der ſich Feigheit verbirgt, Vorſicht und liſt, die doch ſtets dem gewandteren Gegner unterliegt , Treue ge: gen ſeinen Herrn, Unglüc in der Ehe , da die Frau es mit
andern hält, und er trok aller ſeiner Wachſamkeit nur Schläge davon trägt, immer mit dem Glüce fämpfend, das ihm einen großen Kinderſegen gegeben und ſtets eine Veute der lädier
lichſten Verlegenbeiten und Verwirrungen . Doch erkennt man leicht in dieſen Schilderungen , ſo ſehr ſie mit eiriandei über: einſtimmen , eine Verſchiedenheit, die durch den Volfscharakter der verſchiedenen Städte gegeben iſt. Die Trägheit und Liebe zur Pracht auf fremde Koſten bei dem Florentiner, die heiße Leidenſchaftlichkeit und blutige Rachſucht des Römers und Neapo: litaners ſucht man in Mailand vergebens, und ſelbſt die Feig heit, die man als eine Nationalſchwäche der Italiener oft dar
geſtellt hat, iſt eher die Scheu vor dem fremden Eroberer , der ( Fortſeßung. ) Bon größerer Bedeutung, wenigſtens in Bezug auf die
die Stadt frechtet und defien Tyrannei fie nicht unnöthig
aufrufen wollen ; noch öfterer aber eine Maske, hinter der fie
Anfangs war es zweifelhaft , ob der Dialekt des Landes
ihrem Hang zur Satyre und ihrem Haß gegen die fremde Unterdrücung ungeſtraft nachhängen zu fönnen glauben . Uebrigens iſt Meneghino oder Beltram nicht der einzige
oder der Stadt Mailand vorherrſchen folle. Der älteſte Dichter,
Typus des Wolfslebens, den die Dichter Mailands mit Vor:
größere Menge der vorhandenen Materialien, iſt die Volks: literatur Mailands und Bologna's.
Wenn hier die niedere VolksclafTe
Loma330 , ein blinder Maler, gebrauchte in ſeinen zahlreich
liebe ausgebildet haben .
vorhandenen Sonnetten und andern Dichtungen zuweilen den erſtern, obgleich die größere Anzahl im reinen Italieniſch, einige
gezeichnet wird, ſo gibt der Charakter der Dona Quinzia in den Poſien Maggi’s ein treffendes Bild der höhern Stände, und geht als ſolches Hand in Hand mit Meneghino durch die ver : ſchiedenen Werke der Dichter ſpäterer Zeit, nur in den Schat:
auch im Dialekt der Stadt verfaßt ſind. Später wurde der Dialekt des Landes verlaſſen und von den Dichtern vorzugs weiſe der leßtere gebraucht, je mehr die Stadt fich iſolirte und
als ſelbſtſtändiger Staat unter der Herrſchaft der Spanier
tirungen wechſelnd, welche die Zeit erheiſcht, im Allgemeinen immer dieſelbe, ſtolz auf ihren Adel, Reichthum durch eine Heurath
ihrer Töchter mit Beamten der eingedrungenen Dynaſtie ſu:
und Deſterreicher verlor.
Daher finden wir auch zwei verſchiedene Perſonen als
chend, vorausgeſeßt, daß ſie ihr ebenbürtig ſind, bigott und nach
Typus des Voltes in den verſchiedenen Dichtungen geſchildert.
dem Umgang init Prieſtern ſtrebend, die ſie bald vergöttert, bald zum gemeinen Lafaiendienſte zu verwenden fein Vedenken trägt. So erſcheint ſie in allen Luſtſpielen Maggi's, in allen
Die ältere Schule, wenn wir uns ſo ausdrücen dürfen, zeich: nete in der Perſon des Beltram die Eigenthümlichkeiten und Lächerlichkeiten des Landbewohners, die neueren Dichter, 'beſon ders ſeit Maggi, einem Dichter aus der zweiten Hälfte des 16ten Jahrhunderts, in der des Meneghino die Sitten und Gebrechen des Stadtbewohners.
Beltram wird gewöhnlich als ein Bewohner des Dorfes
Gaggiano au der Adda, an den Gränzen der venetianiſchen Be: lißungen dargeſtellt, weßhalb er auch häufig in den Dichtungen der venetianiſchen Volfsdichter
erſchien .
Noch der Dichter
Capis, der um 1605 blühte, gebraucht dieſe komiſche Perſon in ſeinen , die frühere, ſelbſtſtändige Periode Mailands feiern : den Gedichten. Mit ihm verſchwindet ſie und kommt nur ſpäter, ſehr modificirt und als Stadtbewohner traveſtirt wieder
zuin Vorſchein , um dem Meneghino als Folie zu dienen, und mit ihm vereint die Eigenthümlichkeit des Mailänders voul: ſtändiger zu zeigen .
Geht man genauer auf die Charakteriſtik dieſer beiden
Perſonen ein, wie ſie in Novellen und Poiſen dargeſtellt wer: den, ſo iſt es freilich immer nur der Charakter des Italieners
ſeinen kleinen Novellen , Satyren und andern Gedichten . Noch müſſen wir einer andern Dichtung Maggi's gedenken,
der „ Dialogi della abbadia dei Meneghini, “ welche der Dichter als Antwort auf die vielen Anfechtungen gleichzeitiger Schrift: ſteller verfertigte , die ihn wegen des Gebrauchs des Volfs dialefts heftig anfeindeten. Seine Gegner werden hier , unter verſchiedenen Beinamen , als Männer dargeſtellt, welche einen
Plaß in der Abtei zu erhalten wünſchen . Sie müſſen ſich deß: halb einer Prüfung unterwerfen und Maggi benußt dieſe Ge legenheit, ſeine Kritik über die Oper, das Luſtſpiel, die Litera tur ſeiner Zeit und ſelbſt über die hohe Ariſtokratie auszu : ſprechen. Signora Quinzia tritt auf und gibt ihr Mißfallen zu erkennen , daß man auf dieſe Weiſe die gebildete Welt dein
Gelächter des Pöbels preis gibt, doch finden ihre Vorſtellungen feinen Anflang, und die Bewohner der Abtei beſchließen end lich, daß die neue Poeſie als völlig berechtigt angenommen und ihre Riegeln feſtgeſtellt werden ſollen . Maggi ſtarb 1699, als Secretär des Senats von Mailand
1159
und Profeſſor der Beredſamkeit. Bald nach ſeinem Tode kam
und Romantismus – das alles dient den neuern Dichtern
Mailand unter öfterreichiſche Herrſchaft , und wenn auch die
als reiche Fundgrube für ihre Erzählungen, Novellen , Sonette
Literatur des Volfsdialefts nicht unterbrochen ward , ro find doch die Dichter nicht bedeutend genug, um einer namentlichen
und Sanjonen .
Erwähnung zu verdienen. Es ſind Nachahiner Maggi's , die
Unter ihnen nimmt Start Porta den vornehmſten Plaß ein. Seine einfache Darſtellung , fein treffender Wiß , Teine
Teine Ideen wiederholen , feine Kämpfe gegen die italieniſche
Fähigkeit, die fomiſche Seite an jedem Ereigniß ſogleich zu er:
Literatur fortſeßen und in Klagen ausbrechen gegen die größere
kennen und feſtzuhalten , gibt ſeinen Darſtellungen einen un endlichen Reiz. Auch er gebraucht die Perſon des Meneghino
Herrſchaft , welche dieſe nach und nach erlangte ; doch ſeinen Geiſt hat feiner geerbt, original wird keiner ſeiner Nachfolger. Man ſieht das am deutlichſten an Baleſtrieri, dem bedeu: tendſten unter ihnen , welcher gegen die Mitte des vorigen
als den Träger feiner Ideen , denn indem er ſich zu ſeinem Biographen macht , weiß er alle Schwächen und alle Noth der
Anſtatt das Leben und die Sitte des Volfes, das Familien: leben der höhern und mittlern Stände zum Gegenſtande ſeiner
Mailänder, allen ihren Kummer über die franzöſiſchen Einquar: tierungen und die nußloſen Neuerungen, welche das franzöſiſche Heer gebracht hat, in lebenden Bildern darzuſtellen ; doch ſteht er höher als Maggi und Baleſtrieri, denn ſeine Dichtungen
Poeſien zu machen , ſind es Gelegenheitsgedichte, Einfleidungen
ſind fünſtleriſch geordnet, und fein Wiß, ſo fauſtiſch er auch
der Novigen in den Kloſtern, Begräbniſſe bedeutender Perſonen , die Geburt eines Prinzen, Hochzeiten, Mahlzeiten, Schmeiche: leien gegen Adelige und Geiſtliche, Lobgedichte für Maria Thereſia
zuweilen Teyn fann , iſt mild und unbeleidigend in der Mehr zahl ſeiner Gedichte. Signora Quinzia treffen wir natürlich
und Joſeph II, die ſeine Muſe begeiſtern. Er parodirt Taſſo's befreites Jeruſalem , ahmt , auf den Rath eines Freundes, den
und ſeiner Hoffart. Ein kurzes Gebet, in welchem ſie die Rache
Jahrhunderts blühte.
Anafreon nach, und der Tod einer Kaße gibt ihin Anlaß, eine Menge von Gedichten niederzuſchreiben, nur der Dialekt,
welchen er hier gebraucht , unterſcheidet ihn allein von den übrigen Dichtern ſeines Landes und ſeiner Zeit. Polizioni , welcher zur Zeit der franzöſiſchen Nevolution lebte , iſt nicht beſſer als Baleſtrieri. Liebhaber von guten Mahlzeiten, beſingt er jedes Feſt , das ihm gut zu eſſen gab, und verfolgt mit ſeiner Satyre diejenigen, welche ihin weniger
.
aud) hier wieder als die . Carricatur des mailändiſchen Adels des Himmels auf die Straßenbuben -und die Leute des Volfs herabruft, welche über ſie gelacht haben, als ſie vor Eintritt in die Kirche zum Wagen herausfiel, iſt von trefflicher Wirkung ;
die Geſpräche der Prieſter und Geiſtlichen , die ſchmußige Re: den mit lateiniſchen Pralmenſtellen miſchen , aus dert aufgeho benen Kloſtern umherwandernde Nonnen im Geſpräche mit al
ten Bürgern und Frommen u. f. w., ſind eben fo viel Zeug niſte für unſere Behauptung.
Der Erfolg von Porta's Dichtungen war ungeheuer , und ſie ſind noch in Oberitalien nicht vergeſſen. Der mailändiſde
Aufmerkſamfeit zeigten , als er verlangen zu fönnen glaubte. Doch liegt vielleicht gerade hierin das wahre Bild ſeiner Zeit
Dialekt , ſonſt ſchwer und ſchleppend,1 wird bei ihm lebendig,
und ſeiner Landsleute. Genußlucht und Theilnahınloſigkeit an
fräftig und voll ſchneidender Schärfe ; reine Carricaturen ſind
den öffentlichen Angelegenheiten waren an die Stelle des frühe ren Patriotismus getreten ; Selbſtſucht und Eigen nutz hatten
ſtereotyp geworden , und ſeine Feinde wurden durch ihn für immer lächerlich. Er ſtarb 1821 mit dem Ruhm , der einfluß: reichſte Schriftſteller der Lombardei geweſen zu feyn . Nach ihm hat ſich nur Tomaſo Grorli noch des mailändiſchen Dialekts bedient , doch ſeine Dichtung iſt ernſt ; es iſt die lie: bes- und Leidensgeſchichte eines jungen Mädchens , die ihrem
ſich der Behörden bemächtigt , und die Beſorgniß , daß ſelbſt ſolche anſcheinend harmloſe Poeſien den Krebsſchaden der Zeit 1
offenbaren , und eine lebendigere Theilnahme an den Zeitereig niſſen hervorrufen könnten , ließ Polizoni in den Augen des Senats von Mailand als einen ſehr gefürchteten Satyriker er ſcheinen .
Geliebten , einem Officier in dem Heere Napoleons, nach Mos: kau folgt, ohne ſich zu erfennen zu geben, ihn auf dem Schlacht:
Napoleon und die franzöſiſche Nevolution vernichteten end: lich die leßten Spuren der alten mailändiſchen Republik. Fran:
felde ſterben ſieht, und gebrochenen Herzens zurückkehrt, um
zöſiſche Sitte und franzöſiſcher Leichtſinn bürgerten ſich in Ita
lien ein ; die Erinnerungen an den alten Zuſtand Mailands, welche noch hie und da lebten , und in einzelnen Ständen der
Verſuch Groſſi's , den heimathlichen Dialekt zur Schriftſprache zu erheben ; aber ſo glüdlich er darin war , hat er keinen wei tern gewagt , ja jene Erzählung ſelbſt ſpäter in rein italieni:
Bewohner aufrecht erhalten wurden ., gaben den Dichtern der neuen Zeic Stoff genug zu Spott und komiſchen Darſtellungen .
wiſſen , keiner feiner Landsleute dieſe Seite der Literatur an:
Der alte mailändiſch - ſpaniſche Adel mit ſeiner Bigotterie und
zubauen verſucht. Seit Manzoni iſt wohl die hiſtoriſche Vor: geit Mailands vielfach zu romantiſchen Dichtungen benußt, aber
wegwerfendem Hochmuth , die Prieſter und Abbaten mit ihrer Striecherei und Sehnſucht nach weltlichen Genüſſen , wie ſie mit Bereitwilligkeit den Launen der Vornehmen genügen, und tro
in den Armen ihrer Mutter zu ſterben.
ſcher Sprache wieder umgearbeitet.
Es iſt der einzige
Nach ihm lat, ſo viel wir
das individuelle Leben des Volkes und der Gegenwart nicht mehr berückſichtigt worden .
Unwiſſenheit und erheuchelter Frömmigkeit die Paläſte der Rei chen in Schaaren belagern , um eine fette Pfründe oder eine bequeme Sinecure zu erhaſchen ; ihr Zorn gegen die neuen
lange Zeit die Pflegerin der Rechtsgelehrſamkeit des mittelal
Einridtungen zum Unterricht des Volfes, gegen Liberalismus
die Veiträge , welche ſie dem Wiße anderer Städte Italiens
Bologna, die früher den Beinamen „ la docta “ führte, und
terlichen Europa's war , hat mehr Bedeutung gewonnen durch
1160 gab, als durch ihre eigenen Schriftſteller. Der Doctor Gra: tian , welcher als Typus pedantiſcher Gelehrſamkeit bis in die neueſten Zeiten in den italieniſchen Luſtſpielen herrſchte, wird
gewöhnlich als Bewohner Bologna's dargeſtellt , und ſelbſt die wenigen Schriftſteller, welche von Zeit zu Zeit im Bolfsdialekt
dieſer fomiſchen Abfürzung und Zuſammenziehung des mailän: diſchen Dialetts , ſchrieben , haben nur dieſen Charakter aus: gebeutet und breitgetreten . Der erſte Schriftſteller , den wir zu nennen haben , Jul. Cál. della Croce , ein armer Schloſſer, welcher , nm ſeine vierzehn Kinder zu ernähren, zu der Feder griff, und mehr als 400 Vroſchüren ſchrieb , iſt noch jeßt der Homer aller Ammen
und Kinderfrauen , denn er ſammelte alle luſtigen Mährchen und Geſchichten, die in Bologna von Mund zu Munde gingen. Sein Meiſterwerf iſt die Erzählung „ Bertoldo , “ der weiſe Rathgeber eines Königs Alboin , oder vielmehr fein Hofnarr.
und äthiopifchen, und es handelt ſich jeßt darum , die Gefeße auf zufinden , nach denen die Miſchung der Nacen erfolgte, und die Wirkung der Kreuzung zu unterſuchen. Man wird durch dieſe Methode endlich darauf kommen , die Thatſache zu erklären , weßhalb . B. unter den gebildetſten Völkern der kaukaſiſchen Race fidh ' einzelne Judividuen finden, die in oft ſehr martirtem Grade an die mongoliſche oder äthiopiſche !
Race erinnern . Mit Einem Wort , man wird den Schlüſſel der Bers
ſchiedenheit der Temperamente haben. Dieſe phyſiſchen Erkenntniſſe fönnen ſomit zu moraliſchen Folgerungen führen. Die Verhältniſſe jedoch , die in den Individuen der kaukaſiſchen Race wenig bervortreten und übrigens durch die Civiliſation der Völfer modificirt fiud, zeigen ſich
im Gegentheil in den einzelnen Nacen in Maſſe genommen ſo auf fallend, daß die Geſchichte unaufhörlich ihre Wirkungen aufzeichnet, theils in der verhältniſmäßig größern Fähigkeit der einen Race für Wiſſenſchaften , literatur und Kunſt , theils in den Gewohnheiten und
Der Berichterſtatter läßt ſich hierauf in eine Argumentation über die Verbindung zwiſchen Phyſiologie, Philoſophie und Geſchichte Sitten .
Sie iſt ins Italieniſche und faſt in alle Dialekte überſeßt worden. Sein Nachfolger, Scaligero della Fratta , ſeşte die Sammlung luſtiger Einfälle und Späße des Croce fort , farieb
ein , worein wir ihm nicht folgen wollen, und lieber auf die Thatſachent übergehen. Hr. Dumoutier, der die Reiſe als Naturforſcher mitmachte,
außerdem ein gutes Luſtſpiel, und eine lange Schußſchrift für den Volfsdialekt ſeines Landes gegen die italieniſche Sprache. Der heitere Scherz , die feine Satyre , welche die genann
hat ein und fünfzig Köpfe abgeformt, nachdem er den Originalen die Haare abgeſchnitten ; er hat ſodann ſeine Büſten mit den Farben der Originale bemalt und ihnen ihre eigenthümlichen Haare gegeben. Von den ein und fünfzig Köpfen gehören fünf und zwanzig der kupferfarbigen
ten Schriftſteller in ihren Werfen entwideln, mangeln einem dritten , dem Letto Lolli , welcher gegen Ende des ſiebzehn : ten Jahrhunderts lebte ; er verliert ſich in Einzelnheiten, und
gibt ſich ſogar her, ein Gedicht auf die Belagerung von Wien zu machen , in welchem Mahomet in Haarbeutel, Perücke und
einer Vrille erſcheint, gleich einem boloneſiſchen Advocaten. Sein beſtes Werk in Verſen iſt ein Dialog, „ der Advocat“ betitelt. Sobald die Schule von Bologna felbſt die Erinnerung ih
res früheren Glanzes verliert , iſt auch die heimiſche Schrift: ſtellerei zu Ende. Sarali , der leßte, den wir erwähnen müſs fen , und der 1802 ſtarb, unternimmt es, den heiligen Stuhl
auf Koſten der alten Republik zu erheben. Aber al fein Wik,
alle feine lächerlichen Einfälle und Perſonen , haben nicht das Leben , was die Schöpfungen ſeiner Vorgänger athmeten. (Schluß folgt. )
Bericht über Dumont d'Urville's anthropologiſche Sammlung . Hr. Serres erſtattete in der franzöſiſchen Akademie einen Bericht über die Sammlung von Abdrüden der Köpfe, welche Dumont D'Urville von ſeiner Neiſe zurückgebracht, und wir heben aus demſelben nach dem Echo du Monde Savant vom 29 September und 2 October einige der bedeutendſten Punkte aus , ohne daß wir deßhalb geneigt ſind die
geäußerten Aufichten zu theilen. Der Berichterſtatter ſchiebt die Schuld, weßhalb die Anthropologie bis jeft noch ſo ſchwache Fortſchritte gemacht hat , auf den Mangel von Muſeen , welche dieſer Wiſſenſchaft beſonders
gewidmet ſeyen ; dieſem Mangel ſey namentlich nod die Meinungsverſdie denheit der Gelehrten über die Einheit oder Mehrzahl der Typen zuzus
ſchreiben, auf welche ſich dat Menſchengeſchlecht zurückführen laſſe. Die Wif ſenſchaft iſt jeßt, fährt er fort, zum Theil auf ſehr verſdyiedenen Wegen dahin gelangt, drei Urtypen anzunehmen, den kaukaſiſden , mongoliſchen
(malayiſchen ) und ſechs und zwanzig der melaneſiſchen (Negrito =) Race an .
Die Köpfe von der kupferfarbigen Race wurden auf den Gambier-,
den Schifffahrtsinſeln , Baboa , Salomonsinſeln und Hogolen , auf den Philippinen und Neuſeeland geformt ; die Melaneſier auf den Viti-Inſeln und der Halbinſel Malacca , in der Torresſtraße, in Vandiementland und auf der Inſel Bourbon ; die legtern waren theils von der Küſte vor Mozambique, theils von Madagascar gekommen. Die Localitäten an und für ſich haben wenig Intereſſe, um ſo intereſſanter Find aber die Modificationen , welche der mongoliſche und melaneſiſche Typus daſelbſt erfahren zu haben ſcheint. Der Hauptunterſchied liegt in der niedern oder höhern Stellung der Naſenwurzel, welche auf die ganze Form des Kopfes die bedeutendſte Rückwirkung hat , und man kann in der vors liegenden Sammlung den Uebergang von den Negern in Vandiemensland bis zu den Findus im Innern und an der Küſte von Malacca genau verfolgen. Die Negernationen auf den Viti - Juſeln dienen als Ueber gang zwiſchen der ſchwarzen und fupferfarbigen Race , und ſie führen
dem Berichterſtatter zufolge zu einem merkwürdigen Schluſſe.
Wäre
die malayiſche oder gelbe ( kupferfarbige) Nace ein Urtypus , wie man bisher annahm, în müßte bei der Miſchung mit Negern der malayiſche Charakter vorherrſchen , da die Malaven die höher organiſirte Race ſind. Bei den Miſchungen herrſcht aber der Negercharakter vor , weil dieſer .
ein Urtypu: iſt, während die malayijdhe Race nur einen Uebergang bildet.
Der melaneſiſche Stamm hat Polyneſien ſeine lireinwohner
gegeben , und auf dieſe find erſt in ſpäterer Zeit die Hindus, die Mons golen , Chineſen und Araber gepfropft. Defertion unter den engliſchen I r 11 ppen in Indien .
Unter den zu Firozpur am Sutledſch ſtehenden Truppen dauert feit einiger Zeit die Deſertion in ſtarfem Maaße fort , namentlich aus dem zweiten Cavallerieregiment, das in der Schlacht bei Parwani gegen Doft
Mohammed ſeine Officiere im Stich gelaſſen hatte und von Lord Aud: land cafiirt worden war . Der unruhige Zuſtand im Pendſchab ſcheint für manchen abenteuerlichen Geift ſehr verführeriſch. (Overl . Cour. 1 Sept.)
Di ünden , in der literariſch - Artiſtiſiten Anſtalt der I. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 291 .
Das
A usland. Ein
Tagblatt für
Kunde des geift igen
und fittlichen Lebens der Völker. 18 October 1841 .
Skizzen aus Meſopotamien. (Nach Southgate's : Narrative of a tour etc.) Reiſe von Bagdad nach Wrojful. Am 7 Februar war ich zur Übreiſe fertig ; da es aber
Undern Eags eilten wir zuerſt einige Zeit dem Fluß ent= lang, und verließen ihn dann , um ihn erſt in Moſſul wieder .
zu ſehen . Nach zwei Stunden erreichten wir einen Chan, drei
oder vier Meilen weiter wechſelten wir Pferde bei dem Dorfe Jenidſcheh , und famen gegen Abend zum Chan Deli Abbas.
Mittwoch war, und dieſer nach Anſicht der Mohammedaner ein Unglückstag iſt, ſo wartete ich Mohammed Aga zu Liebe bis
Die Ebene , welche wir am Morgen durchritten hatten , war
Donnerſtag. Als wir nun am 8 Nachmittags dem Nordthore
rer großen Beſchwerde ohne Brüden waren , wohl bewäſſert. Solche Sanäle durchſchnitten.cheben , die esenhoitzárty flicka barkeit fie erzeugen mußten. Andere Theile der Ebene find gänzlich unfruchtbar, oder mit dürrem Geſträuch bedeckt , das den Dörfern als Feuerungsmittel dient. An verfchiedenen
zu durch die Straßen eilten , wurde der Tatar jeden Augen wantto blick non lonton- angavufen, die ihm Briefe mitzuacbou Erſaß einzige Türkei ſind inihrederReiſen Die Tataren ten. mäßig eine Poſt, und da auch ſehrderunregel ſind,für ſo
iſt der Briefverfehr höchſt unzuverläſſig. Die Tataren weiſen die Briefe, welche man ihnen anvertrauen wil, ſelten zurüc, und eben ſo ſelten erhalten ſie eine Vergütung für deren Be: med Uga wurde Moham jedoch ſorgung. Im vorliegenden Falle mit einer Unzahl freundlicher Wünſche für eine glüdliche Reiſe belohnt, denen er jedoch boshaft die Auslegung gab, als ſegen
gut gebaut, und von zahlreichen Canálen (Chalis), die zu unſe OT
Stellen konnten wir über die Ebene hin die Lage zahlreicher
Ortſchaften an den Dattelbosketen wahrnehmen , welche ſie um geben . Hie und da faben wir auch einen einſamen Imam , das Grab eines Heiligen , welches die frommen Muſelmänner der Nachbarſchaft mit Wallfahrten ehren . Delt Abbas felbſt
iſt ein einzeln ſtehender Chan mitten in der Wüſte. Ein Rua : del großer Hunde bewachte den Eingang , und verwehrte uns Male in der Wüſte. Ungefähr zehn oder zwölf Meilen von hartnädig den Zutritt, bis ihr Herr herauskam und ſie abrief.
t, alsn,fürwaren ihn ſelbſt. gemeingetrete die Briefe für aus fie mehr Als wir dem Thore wir. mit einem
Bagdad kamen wir wieder an den Tigris. Um die Ebene vor feinen Ueberſchwemmungen zu ſchüßen , waren hier Dämme aufgeworfen , denn gerade an dieſem Punkte hatte die Fluth vor 1831, welche das Land bis unter die Mauern der Stadt
unter Waſſer Nicht weit ſeşte, davon durchgebrochen eilten wir an. einem Shan vorüber , dann
Wir fanden da zwei Familien und reichlichen Vorrath guter Lebensmittel. Dicht bei dem Chan iſt eine ſolide Ziegelbrüde
über die Chalis . Von Deli Abbas an nahm unſer Zug eine nördliche Rich
túng, bis wir in einer Entfernung von fünf Meilen die Ham = : rin -Hügel erreichten . Die Ebene dazwiſchen bot den ſchönen
dem Ufer entlang in einem Hain von Dattelbäumen , und er: Anblic einer friſchen Aue dar, die ſich auf jeder Seite fo weit reichten nach einer Stunde das Dorf Howeſch. Die einzige erſtreďte, als das Auge reichen konnte ; wie denn dieſe Flachen
Wohnung, welche wir erhalten konnten , war in einem Neben- | Gegenden nicht wegen Mangel an Fruchtbarkeit oder Wachs =" hauſe, das feine Thüre hatte.
Wer auf Reiſen einen Tataren
bei ſich hat , bedarf keines Firmans , um in den Dörfern das Beſte zu erhalten , was ſie aufzuweiſen haben, nothwendig aber iſt es , um in den Städten anſtändiges Quartier zu bekommen . Die Friſt, auf welche mein Firman lautete , war nun zwar abgelaufen ; ich hatte mir jedoch in Bagdad einen Buyurultu
thum Wüſten genannt werden , fondern nur weil es voltoma. men ebene Landſtriche ſind mit wenigen Wohnungen . Der
Boden iſt aufgeſchwemmt, bat große productive Kraft, und iſt geeignet, eine beträchtliche Bevölkerung zu nähren. Wirjaga ten verſchiedene Arten Wild in großer Anzahl auf - in der Ebene Antilopen , Schatale und Rebhühner
in den Pfüßen ,
本
oder Parchas- Firman verſchafft, welcher aber nur in der Pro- die der jüngſte Regen zurüđgelaſſen hatte , anderes. wildes : Geflügel. ving gilt, in welcher er ausgeſtellt iſt. 291
1162 Andern Tags nach vierthalb Stunden kamen wir in das Dorf Kara Tepeh ( ſchwarzer Berg) , welches ſeinen Namen
von einem naheliegenden Grabhügel erhalten zu haben ſcheint. Ein neuerer Reiſender , der vormalige brittiſche Reſident zu Bagdad, Claudius James Nich, ließ dieſen Hügel öffnen, und fand darinnen Urnen mit menſchlichen Gebeinen angefüllt. Er
In der erſten Periode iſt ſie in manchen Stüden mit der Komödie der Afademie übereinſtimmend ; ſie betritt im Verein mit ihr alle Bühnen Italiens , iſt diefelbe in Florenz, wie in
Venedig und Padua, erſcheint am Hofe Leo X, wie in Neapel, ſogar bei den venetianiſchen Garniſonen Candia’s und Corfu's. Sie hat dieſelben Sujets : Intriguen von fahrenden Frauen,
vermuthete, es möchte dieß urſprünglich ein Begräbnißplaß der
Entführungen junger Mädchen und Abenteuer von Schülern
alten Feueranbeter geweſen ſeyn ; ießt aber pflegen die Muſel
und Studenten ; ſie beſißt dieſelben Perſonen : unbedeutende Frauen, ſchwache Väter, fahrende Frauen, Kaufleute, Pedanten, welche die Gelegenheitsmacher für ihre Zöglinge abgeben, wäh
männer an großen Feſttagen hier ihr öffentliches Gebet zu verrichten . Das Dorf, wie alle andern, durch die wir gekommen, war
,
,
,
rend ſie den Seneca citiren, Banditen, Juden, Sbirren. Nur
ein erbärmlicher Haufen von Erdhäuſern , welche zum Theil in
in der Ausführung war ſie nicht dieſelbe, denn dieſe war meiſt
Trümmern lagen, und hier, wie bisher, waren alle Einwohner
eine freie Darſtellung der Schauſpieler, welche zugleich Dichter waren, und eine Fülle von Beiwerk, Nebenſcenen, Poſlenrei:
Muſelmänner. Der Patriarch der Jacobiten ſagte mir in ei: ner Zuſammenkunft, die ich mit ihm zu Konſtantinopel hatte, daß der größere Theil der zwiſchen Bagdad und Diarbekir woh:
nenden und Araber genannten Muſelmänner Nadkommen von Chriſten und durch Gewalt von ihren Glauben abgebracht worden ſeyen ; einer der Biſchöfe zu Moſſul beſtätigte dieſe
Angabe. Ein großer Theil der mohammedaniſchen Bevölkerung
Bern ic. hinzuthaten, wodurch jede einzelne Darſtellung zu ei: nem Carneval wurde. Die Perſonen lieferte ganz Italien : die Diener gaben Mailand, Mellina, Bergamo ; Venedig die Pan talone ; die Romagna die Verliebten und Laſtträger ; Neapel
die Pulcinella und Capitani . So war jedes Land, jede Stadt vertreten, und jeder Schauſpieler ſuchte ſeiner Rolle oder viel:
zwiſchen Bagdad und Moſful iſt jedoch urſprünglich nicht ara biſch oder chaldäiſch, ſondern türkiſch. Ihre Sprache iſt tür: kiſch, und ſie nennen ſich Turkomanen. Sollten ſie nicht die
mehr feinem Charakter die größte Wahrheit durch eifriges Stu:
Ueberbleibfel jener tatariſchen Horden ſeyn, welche ſich beim
dieſe Improviſationen feſtgehalten, die bei andern dem Gedächt: niß entſchwanden , ſobald ſie die Bühne verlaſſen hatten. Von anfurahan 1830nto war der größte Buffone Padua’s ; er brachte den Sommer bei einem Cornaro von Codevico zu, lernte den Dialeft der Bauern, und
Gipfall Hulaau’s über dieſe Gegend ergoſſen ? Volksliteratur in Italien . ( Schluß. )
dium zu geben .
Salmo, Ruzzante und Molino haben in ihren Luſtſpielen
Nur wenige Worte fügen wir noch über das fomiſche
bediente ſich ſeiner, um mit den Vewohnern des Dorfes ſeinen
Theater Italiens bei. Noch 1796 gab es in der Lombardei Ges
Spaß zu treiben ; ſeine wißigen Antworten gingen in der gan: zen Gegend herum , Adel und Volk war gleich von ihm ent gückt. Er ſoll die Rollen des Arlekin und Pantalon auf der Vühne eingeführt haben . Auch Molino war Schauſpieler, als er in Garniſon in Candia und Corfu ſtand , und kam hieburch erſt dazu, das Theater auch als Schriftſteller zu bereichern . Mit der Herrichaft der Spanier gegen 1560 beginnt die zweite Periode des improviſirten Volkstheaters. Strengere Grundfäße werden nach und nach eingeführt, man findet die
fellſchaften von Edlen und Bürgern , die eine lange Lehrzeit be : ſtanden , um die Rollen des Arlechino, Pantalon und der an: dern Masken des Carnevals zu ſpielen. Es waren Ueberreſte aus dem Mittelalter, der Zeit, wo die Poeſie noch der Welt an
gehörte , und ſich noch nicht aus dem Leben in eine Schule von Dichtern geflüchtet hatte, wo der Carneval eine gronie des ge: wöhnlichen Dreibend und Lebens war, und Feder die Lächer: lichkeit der verſchiedenen Stände und Verrichtungen , wie ſie der tägliche Verkehr und Gewohnheiten erzeugten, erkannte und zur Schau trug. Später, als dieſe fronie des Lebens ſich in beſondern Perſonen und eigenen Darſtellungen conſolidirte,
wurden ſie Erzeugniſſe von Studien, und deßhalb wohl erhielt die improviſirte Komödie, diejenige , welche des Volkes eigen thümliches Treiben darſtellte , den Namen der Comedia dell' Arte , im Gegenſaß der Luſtſpiele , welche ſchon fertig dem
Dichtungen Aretins anſtößig. Man entfernt die öffentlichen Mädchen , die Kuppler und Pedanten , verlegt die Scene in das Innere der Familien , zeichnet eheliche Zwiſte und Intriguen der verheuratbeten Frauen , und die Diener und Zofen bekom: men eine größere Rolle, denn ſie ſind es, welche den Liebhabern die Pforten öffnen . Auch die Perſonen ändern ſich zum Theil ;
Schauſpieler vom Dichter übergeben wurden , und deren Rollen
zwar holt man immer noch die Verliebten aus der Romagna, und ſie ſprechen allein rein italieniſch ; aber Pantalon wird zum
er wörtlich auswendig lernen mußte. Doch find dieſe Comedie dell'arte nicht immer bloß Sce narien ; die vorzüglichſten Dichter Venedigo 3. B. und Neapels
ein Wittwer, der zwei Töchter hat, und ſtets von einem Lieb:
venetianiſchen Kaufmann, wird ein einfacher , rechtlicher Mann,
tet hinterlaſſen , und ſie in Kürze zu betrachten , möge und hier
haber oder der Zofe und dem Diener überliſtet wird ; Arlekin übernimmt die Rolle des Einfältigen , der, freiwillig ober ge: zwungen, eine Menge Betrügereien macht; ihn unterſtüßt ſein
noch verſtattet ſeyn. Man kann für dieſen Zweig der italieni : fchen und beſonders venetianiſchen Literatur fünf Perioden an :
Pedant wird zum Doctor Graziano aus Bologna, der mit ſeinem
nehmen.
Geldwaß und feiner brutalen Gelehrſamkeit die gelehrte Ein :
haben eine große Zahl ihrer Dichtungen vollſtändig ausgearbei:
Landsmann Scapin, Burattin oder Trivelin aus Bergamo ; der
1163 falt darſtellt ; an die Stelle des neapolitaniſchen Capitano tritt
der Capitano Fuego oder Muerte, da die Spanier die neapo: litaniſche Prahlerei nicht mehr gelten ließen. Doch iſt es nicht
allein mehr das häusliche Leben, welches in dieſen Stüden den Zuſchauern auf ſeiner lächerlichen Seite gezeigt wird , ſchon
Skizzen aus Japan. " Dritte Abtheilung.
1. Kunſtfleiß und Betriebſamkeit , Stand der Rünſte und Wiſſenſchaften bei den Japanern.
fängt man an wunderbare Verwandlungen, Feen und Geiſter
Unter allen öſtlichen Völfern haben die Japaner die höchſte Stufe
in die Scene zu bringen. In dieſer Hinſicht erinnert eine Poſſe des Pacqualigo vom Jahre 1581 in mehr als Einer Hin
der Verfeinerung erreicht, ſo daß ſie , was Betriebſamkeit , Kunſt und Wiſſenſchaft betrifft, gegenwärtig ſelbſt die Chineſen übertreffen , obgleich ſie eigentlich nur Schüler dieſes Volfs waren. Im Aderbau ſind die Japaner Meiſter; die dankbare Erde belohnt ihren Fleiß reidlich. Die Ländereien ſind ſorgſam mit Reiß , Roggen , Weizen , Gerſte bejäet , und ſchimmern in allen Schattirungen 8e8 dem
ſicht an Shafſpeare's Sommernachtstraum . Es führt den Titel l'Intricati. Eine Schäferin , welche ſehr viel Aehnlichkeit mit Alanio hat , verkleidet ſich als Mann, wirbt um Selvaggia's Liebe, und flößt ihr eine heftige Leidenſchaft ein. Darauf ſagt fie alles Alanio, der von dieſem Jrrthum Selvaggia's Gewinn ziehen will, ob er ſie gleich nicht liebt, denn ſein Herz hängt an Ismenia, die aber nicht ihn, ſondern Montano liebt, der wie: der Selvaggia leidenſchaftlich liebt. Zwei andere Paare find nicht glücklicher, denn Philemon und Danteo huldigen den Rei:
zen Armia's und Irida's, ohne erhört zu werden. Dazwiſchen treten noch auf ein Capitän , der ſpaniſch ſpricht, der Doctor Gratiau aus Bologna und ein Bauer und vermehren die Ver: wirrung noch, indem ſie zwei Schaferinnen entführen.
Dieſe
entfommen ihnen, werden von ihnen wieder ergriffen, machen ſie aber trunken und entfliehen von neuem .
.
Auge wohlthuenden Grüns.
Wo der Pflug die Erde veridont hat ,
erheben ſich Gebüſche und kleine Wälder , aus denen man das nübliche Bambusrohr und das uöthige Zimmerholz gewinnt. Ueberall , von den Spißen der Berge bis zu den Tiefen der Thäler, wuchert die Erde von dem Fleiße der Menſchenbände und nur ſchmale Wege ziehen ſich durch
die Felder hin , um zu den Aederu zu gelangen. Auch in dem Gemüſebau ſind die Japaner nicht unberühmt, obgleich fie darin es nicht bis zu einer großen Mannichfaltigkeit gebracit haben. Nettige , Zwiebeln und einige Wurzelgewächſe find die hauptſächlichſten Früchte dieſer Art, aber an dieſen iſt auch kein Fleiß geſpart. Beſondere
Nach mehrern
verſtehen es die Japaner , die Rettige bis zu einer unglaublichen Größe
Teltſamen Scenen kommen die Schäfer und Schäferinnen zu dem Tempel der Venus und bitten die Göttin, ſich ihrer Lei:
zu treiben , ſo daß man Stüde dieſer Art hat , die 50 bis 60 Pfund wiegen. In der Anlegung von Gärten zeichnen ſie ſich ebenfalls aus,
den zu erbarmen. Sie treten in den Tempel, ſchlafen ein und beim Erwachen findet ſich jedes zufrieden geſtellt.
obgleich ihr Geſchmad darin ſehr von dem europäiſchen abweicht. Man
Mit dem Jahre 1611 wurde das Nationaltheater aufge:
kann nicht umhin, die Kunſt und Geduld in dieſem Fache zu bewundern , wie z. B. die Aefte des in Japan beliebten Tannenbaumes und anderer
hoben, doch der Bann traf nur die Comedia academica, die ſich mit zurechtgeſchnittenen Dramen des Calderon und Lopez be:
über die Weiher und Grotten gebogen und ſchattenreiche Pläschen gebildet
gnügte ; die Comedia dell'arte nahm zwar auch ihren Theil an dieſen ausländiſchen Früchten , die ſie mit Arlekin und Van
talon verſeßte ; aber die Poſſen, welche das häusliche und bür: gerliche Leben der Zeit darſtellten , hörten deßhalb nicht auf, wenn ſie auch weniger ausführlich aufgeſchrieben wurden. Fla: minio Scala entwarf das Scenarium zu mehr als 50 Schau ſpielen, Andreini beutete das ſpaniſche Theater aus, bis end lich mit 1680 das ſpaniſche Uebergewicht ſchwächer ward und an ſeine Stelle das franzöſiſche trat.
Dieſes ſcheint wirklich lähmend auf den italieniſchen Geiſt ge
ſind , die den Wanderer zur Ruhe einladen . Von der Zucht der Frucht: bäume halten ſie weniger , wie von der der Blumen. Es iſt in dieſen Blättern ſchon früher erwähnt worden , wie ſie die Kunſt verſtehen , ſu wohl bei Thieren als auch bei Pflangen und Gewächſen das natürliche
Wachethum zu unterbrüden , und umgekehrt , dieſes wieder bis zu einer rieſenhaften Größe empurgutreiben.
Hauptſächlich iſt dieß ihre Lieb
baberei bei Blumen und Blüthen , ſo daß man f. B. Pflaumenbäume ſieht, die über und über mit Blüthen bedeđt find , von denen jede die Größe einer Roſe hat.
Wir wiſſen, daß nach religiöſen Begriffen die Japaner das Scladten und Effen des Nupvieheß als eine Abſcheulichkeit betrachten.
Dagegen
wirkt zu haben ; in dem Streben, Molière, Corneille und Racine
unterhalten ſie Federvieh , hauptſächlich Kühner und Enten in Menge,
nachzuahmen , geht ſelbſt der Comedia dell'arte der Athem aus,
und die Vornehmen üben auch die Iago aus , da die Wälder und Ge Ebenſo büſche von Hafen , Fafanen und anderem Wilde wimmeln. wird die Fiſcherei ſtart betrieben , denn fiſde bilden nach den Felda früchten die Hauptnahrung der Japaner. Ein vorzüglicher Leckerbiſſen
jo daß endlich in voller Verzweiflung ein dramatiſcher Dichter, Riccoboni, zu der alten Komödie des Arioſt, la Scolaſtica, ſeine Zuflucht nahm 1, und des ſeltſamen Glaubens war, das Volt, das ftets in der Gegenwart lebt, müſſe ſeinen antiquariſchen Geſchmact theilen. Sein Verſuch ſchlug fürchterlich fehl, und aus Verdruß verbannte er ſich nach Frankreich. Vier Jahre
nach ihm erſchien Goldoni als Schauſpieldichter. Wohl führte er eine neue Zeit für das Theater herbei , doch das Volfs
theater, wie es in der alten Zeit beſtand, vermochte weder er, noch rein gentaler Antagoniſt C. Gozzi wieder ins Leben zu rufen .
iſt der Wallfiſchſpeck , von welchem Thiere eine ſehr große Anzahl in dem japaniſchen Meere gefangen wird .
Nach einer Mittheilung des holländiſchen Generalgouverneurs von Imhoff vom Jahre 1744 betrug im Anfange des 17ten Jahrhunderts, als der Handel in Japan noch frei war, der Werth des ausgeführten Goldes
und Silbers jährlid 10 Millionen holländiſche Gulden. Dieſe Ausfuhr wurde , zuerſt beſchränkt und 1680 ganz verboten. Die genannte Mit theilung gibt fie für die Zeit von 60 Jahren auf die unermeßliche Sumine von 3 bi& 600 Millionen Gulden an. Außer dieſen Gold und Silber
1 164
noch hervorbringt an Stahl und Eiſen, und daß dieſe Detalle alle wegen
den inländiſchen Handel, der von einem Ende des Reichs bis zuin anderni in großer Ausdehnung getrieben wird. Nagaſaki, Oſakko , Miako und Jedo ſind nicht allein ſehr volfreiche, ſondern ſehr große Handelsſtädte, deren treffliche Häfen zu diefein Ende 'von großem Nußen ſind. Unter
ihrer abſonderlichen Reinheit in hohem Werthe ſtehen, ſo fann man den
den Kaufleuten iſt der Gebrauch vor Wechſelbriefen allgemein, und in
lieferte Japan noch eine große Maſſe Kupfer, ſo daß es Jahre gab, wo die Holländer allein von dieſem Metall 30 bis 40,000 Pifold (?) aus-
führten. Rechnet man noch hinzu , was Japan hervorgebracht hat und
Japanern die Kunſt, Bergwerke zu bearbeiten und das Grz zu reinigen, verſchiedenen Städten werden Einrichtungen gefunden, die nicht unäßulich nicht abſtreiten.
So viel übrigens fremde Reifende erfundet haben,
rollen die Bergwerfe durch die ungehenre Ausbeute doch jeßt ſchon ſtark
den europäiſchen Banken find.
Bankiers ' und Mäfler trifft man
überall; furz alles beweißt die hohe Stufe, auf welcher der Handel int Japan fteht.
ſeyn.minderem Grade verſtehen die Japaner die Kunſt, die angegriffen In nicht Metalle zu bearbeiten . Alles , was aus den Händen eines japaniſchen Gold - und Silberarbeiters, eines Eiſen - und Kupferſchmieds oder eine Zinngießers kommt, iſt ſo ſauber und hübſch, daß es nichts zu wünſchen übrig läßt. Ihre Waffen gehören in ihrer Art zu den beſten in der Welt, uns dies läßt ſich ſelbſt auf ihre Kanonen und Gewehre anwenden, deren Gebrauch ſie von den Europäern kennen lernten, die aber noch mit Punten abgeſchoſſen werden ; vielleicht deßwegen , weil man in Japan keine Feuerſteine findet , und es dort Grundſaß iſt , kein Kriegegeräthe
aus der Fremde zu beziehen , ſondern es im Lande anzufertigen. Die Japaner verfertigen auch ſehr ſchöne Bilder und Baſen von
Vronze, womit ſie ihre Tempel und Häuſer ausſchmüden. Die Tiſchler liefern die Meubel einer japaniſchen Haushaltung ſehr ſauber und dauer
Was für die ausgebreitete Bildung in Japan ſpricht , iſt, daß das Schreiben im Allgemeinen faſt von jedem Taglöhner und Bauern erlernt iſt. Die Frauen bedienen ſich einer eigenen Schrift, die leichter erlernt Ebenſo liebt man in Japan die Lecture , die durd, die werden kann .
Ausgabe vieler Bücher aus allen Wiſſenſchaften , größtentheils mit .
Vildern verziert , befördert wird . Die meiſten Werke werden in Miafo und Jedo gedrudt. Die Lieblingslecture bilden Chroniken , Jahrbücher und die Lebensgeſchichte großer , berühmter Männer, Die rein wiſſens
ſchaftlichen Werke erſcheinen größtentheils in chineſiſcher Sprache obet werden aus China eingeführt. Was übrigens die Buchdruferkunft bes trifft , ſo ſteht dieſe der europäiſdien ſehr weit nach , ba man fich in
Japan noch nicht der beweglichen Lettern, ſondern der in Holz geſchnits tenen Platten bedient.
haft. Seit einigen Jahren beſchäftigt man ſich in Japan auch mit europäiſchem Fabrifweſen , wie mit dem Olasblafen und Glasſchleifen
wie in Europa das Griechiſche und das Lateiniſche.
und mit der Anfertigung von phyſikaliſchen und optiſchen Inſtrumenten.
Aſtronomie, Geographie, Medicin und Kräuterkunde , ſo wie alle Zweige
Die Holländer haben in Nagaſaki Glasflaſchen , Thermometer, Barometer,
Fernröhre und Uhren gekauft, die ſie nicht genug zu rühmen wiſſen.
Ser Naturgeſchichte werden in Japan fleißig ſtudirt. Es mangelt ant nationalen Werfen über dieſe Wiſſenſchaften keineswegs. Für die Er :
Der Gouverneur von Nagaſaki , Honda Sado No Sami Samma , ließ,
lernung derſelben wird von der Regierung viel gethan : in der Haupt
als er vor ein paar Jahren von ſeinem Poſten nach der Hauptſtadt Jedo zurüdfehrte, in jener Stadt ein Uhrwerk anfertigen , das er zum Geſchenk für den Raifer beſtimmt hatte , und das einer fleinen Bes
ſtadt unterhält der weltliche Kaiſer auf ſeine Koſten ein Inſtitut, ähnlich täten angeſtellt ſind , und in welchem junge Leute , die fich den Wiſſen
ſchreibung werth iſt.
ſchaften widmen wollen , aufgenommen und unterhalten werden.
Das Kunſtwerk ſtellte nämlich in einem 3 Fuß
Die gelehrten Sprachen in Japan find holländiſch und chineftfc . Mathematik,
unſern Univerſitäten , an welchem Profeſſoren für die verſchiedenen Facul. I
hohen und 5 Fuß breiten Rahmen eine Landſchaft vor. Blühende Pflauinen - , Kirſchen - und andere Bäume zierten den Vorgrund ; den Hintergrund bildete ein Berg, von dem ein Waſſerfall fortwährend ſeine Wogen niederrollte , dann als Bach die Landſchaft durchzog und fich endlich in einem Wälschen verlor. Das Waſſer war von Glas künſtlich gebildet. Am Firmament thronte die goldene Sonne , die fich drehend die Stunden angab. Eine Schildkröte, die den Berg hinauf- und auf der andern Seite wieder hinabkroch, deutete ebenfalls die Stunden an. Jedesmal wenn eine Stunde vorüber , fang auf einem Baume figend ein fleiner Vogel ein Liedchen , worauf eine Olodë bie Stundenzahl angab , bei beren Klang eine Maus aus einer Grotte hervorſchlüpfte .
und über den Berg laufend im Gebüſche verſchwand. Alle einzelnen Theile dieſes Kunſtwerke waren jedes für fich ſehr ſauber gearbeitet, nur hätte der europäiſche Geſchmad dagegen eingewandt, daß das Ganze nicht zuſammenpaſſe : die Maus war größer als die Schildkröte; dieſe, in Verhältniß zu dem Berg, den fie erſtieg , lief gleich einem engliſchen Vollblutrenner , und ſo eine Menge von Inconſequenzen mehr. Einen Beweis für den Kunſtfleiß der Japaner liefern ihre feidenen und andern Stoffe, die ja auch bis Europa gelangen , ſo wie das noch bis jept von europäiſchen Fabriken kaum erreichte treffliche Porcellan , vornehmlich aber Sie ladirten Waaren, in béren Anfertigung fie Niemand Alle dieſe verſchiedenen Zweige des Runft fleiße8 befördern übertrifft. .
Unter den ſchönen Künſten wird in Japan die Malerei am meiſten
geachtet , und ſoll dieſe , nach der Meinung unpartetiſcher Beurtheiler, dort nicht ohne Talent betrieben werden, beſonders was das Porträtiren
betrifft. In andern Bildern verrathen jedoch die japaniſchen Maler große Unfunde , indem ihre Perſpective fehlerhaft und von Licht und Schatten nicht viel die Rede iſt.
Die Malerei zählt bei ihnen zwei
Schulen , nämlich die chineſiſche und die japaniſche, und fie haben darin ihre Raphaels und Correggio's, ihre Rembrandte und van Dykt. Vor .
nehme und bemittelte Leute beſigen in Japan , wie bei uns in Europa,
größere oder kleinere Bildergalerien. (Sdluß folgt.)
A u 8wanderung von England nach Canada. Bis zum Ende Auguſt find in Canada über 24,000 Einwanderer aus England und Irland , angekommen , über 4000 mehr als im vorigen Jahre. Die Colonie befdwert fich indeß, daß fie für die ganz entblößt ankommenden Auswanderer , namentlich die Irländer , ſorgen müſſe, bis fte ſonſt Bee fchäftigung finden , was ihr große Aufgaben made. In dieſer leßtern Beziehung ſcheint Lord J. Ruffed geneigt geweſen zu ſeyn , eine Deis ſteuer von dem brittiſchen Parlament zu verlangen ; ob das neue Minis ſterium fie gleichfalls gewähren wird , fteht dahin.
Münden , in der literariſch - Artifiſchen Anfalt der I. G. Cotta'ſden Dudhandlung. Verantwortlicher Redactenr Dr. Eb. Widenmann.
Nr. 292.
Das
ausland .
Ein Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 19 October 1841 .
Archäographiſche Arbeiten in Rußland. Von der am 24 December 1834 eingeſekten archäographi:
druđt werden ; unter dieſen befindet ſich das Rechtsbuch (Su debnik ) Zaar Johann Waſiljewitſch , nach drei Manuſcripten aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert zuſammengeſtellt. Hin
ſchen Commiſſion ſind jeßt drei Bände in Quart erſchienen , und zwei andere rollen demnächſt folgen. Die Hauptſammler der hier gedruckten Actenſtücke waren Strojeff und Beredni:
Fichtlich der hiſtoriſchen Actenſtüưe wurde mit großer Auswahl verfahren , und nur folche aufgenommen , welche unmittelbar
toff, welche einen großen Theil Rußlands durchreisten , um Documente zur Aufklärung hiſtoriſcher Begebenheiten, ſo wie
zur Aufklärung hiſtoriſcher Ereigniffe, der Gefeßgebung, Statis ftit u. dgl. dienen ; alle anderen wurden vorerſt an einem be :
zur Kenntniß des alten Rechts und Gerichtsweſens aufzuſu-
ſonderen Orte niebergelegt. Die aufgenommenen wurden for
chen. Die Regierung öffnete ihnen zu dem Ende die großen
viel möglich in dronologiſche Ordnung gebracht, von beſonders
ruſfiſchen und ſibiriſchen Archive, ſo wie die der weſtlichen
dazu unterrichteten Leuten abgeſchrieben, und die im Cert be:
Gouvernements , und bevollmächtigte fie , aus den geiſtlichen und weltlichen Bibliotheken die nöthigen Handſchriften zu ent lehnen ; zugleich wurde auch Profeſſor Solowieff nach Schweden
merkten Fehler, Auslaſſungen und die Varianten angemerkt. Wir können hier natürlich nicht auf die Einzelnheiten ein gehen , ſondern machen namentlich auf eintge Punkte aufmert:
abgeordnet, um dort archäologiſche Nachforſchungen anzuſtellen,
fam .
da in der unruhigen Periode vor der Thronbeſteigung des Hauſes Romanow , namentlich zur Zeit der falſchen Dimitris, wiederholt ſchwediſche Truppen im Lande geweſen , und man: ches von ihnen mit fortgenommen worden war. Da in den
verleihungen, die das ruffiſche Erbrecht beleuchten , namentlich
Provincialarchiven die älteren Documente in der Regel nicht
Im erſten Bande finden fich außer zahlreichen Güter
kirchliche Attenſtüde, Sendſchreiben der orientaliſchen Patriar den an die ruſſiſchen Baare und Metropoliten. Von allgemeinem
hiſtoriſchem Intereſſe find aber die über die Unterwerfung Now
gorods, ferner die Vorladung des Fürſten von Sjemerien, Waſili
über den Anfang des 17ten Jahrhunderts hinausgehen, wahr-
Schemjakin, nach Moskau , wegen angeblicher Verbindungen
ſcheinlich ebenfalls wegen der unruhigen Zeiten , die auf das
mit dem Polenkönig Sigismund 1517—1523 ; über die Flucht des Fürſten Joan Joannowitſch von Rjäſan nach Litthauen . Dieſe Actenſtúde geben Auffoluß über die Politik der mods
Ausſterben der Familie Johann Stalitas folgten , ſo entſchloß
fich die archäographiſche Commiſſion endlich mit ihren Arbeiten ans Licht zu treten , und gab nun die oben erwähnten drei Bände Actenſtüde heraus , welche vom Jahre 1334 bis 1645
reichen. Urkunden, die ſpäter der Commiſſion zu Handen kom-
tauiſchen Großfürſten gegen die Theilfürſten im 16ten Jahr Hundert, um ihre unbeſchräntte Obergewalt gegen dieſe ihnen ſonſt gleichſtehende Fürſten zu begründen. Eben ſo intereſſant
men, follen im vierten und fünften Bande Plaß finden , als beſondere Ergänzung. Einen eigenen Band follen die „ auf die Geſchichte des weſtlichen Rußlands bezüglichen Actenſtüde" bilden ; da nämlich die aus den weſtlichen Gouvernements geſammelten Urfunden ſich namentlich auf die durch den Einfluß
bis zur gänzlichen Einheit des Reiche unter den leßten Nach kommen ſeiner Familie nimmt, und namentlich auch die Bez
Polens veränderte Gefeßgebung des litthauiſchen Rußlands
gründung der unumſchräntten Serrſchaft, das ſind Punkte, die
beziehen , und überdieß auch im weſtruſfiſden Dialette geſchrie:
bis jeßt in der ruſſiſchen Geldichte aur unvollſtändig aufgebellt
ben ſind , ſo hielt man für angemeſſen , eine beſondere Abthei:
find. Der zweite und dritte Band beziehen ſich beinahe ausſchließ
lung daraus zu machen . In den erwähnten drei Bänden ſind bloß hiſtoriſche Ur: tunden , die juridiſchen ſollen erſt ſpäter als Ergänzung zu
lich auf die uaruhigen Zeiten , welche der Erhebung des Hauſes Romanow forangtngen . Hierüber haben die fchwediſchen Ar
iſt ein Document über die Bojaren - Unruhen zur Zeit der
Minderjährigkeit Johanns des Schredlichen. Der Gang , den die Geſchichte Rußlands von Johann Kalita ( 13281340) an
chive faſt die meiſte Uusbeute geliefert.
den im Jahre 1838 erſchienenen „ juridiſchen Actenſtüden" ge 292
1166
Skizzen aus Meſopotamien.
zu Kifri dreht ſich die Straße plößlich , und nimmt ihre
Reiſe von Bagdad nad Mofful.
Richtung nach Nordweſt, långs einer Kette von Hügeln. Als
( Fortreßung. )
raben wir einen Derwiſch gegen uns kommen mit phantaſti:
wir am Fuße derſelben längs der Ebene von Kifri hinritten,
nichts um ſich, als ein Cuch über Er hatte Gebärden., und ſchen Schultern Anderen Tages hielten wir wegen eingetretenen Regens ſeine ein anderes um ſeine Hüften . Er gab
bei guter Zeit in Kifri, von wo aus über die Ebene hin in
kurzen Entfernungen von einander mehrere Dörfer zu ent
deden waren, jedes bezeichnet durch einen kleinen Thurm , der
ſich für ein Mitglied des Ordens der Kadri's aus , und bat um Almoſen im Namen des beiligen Abdul Kadir. Der Ta
Wir fanden ein treffliches Poſt:
tar füßte ehrerbietig ſeine Hand, füllte ſie mit Geld, und der
haus (Menſil Chaneh) in dem Dorfe, und da der Regen den
arme Derwiſch ging fingend davon. Ich fragte Mohammed Aga nach den Gründen ſeiner Wohlthätigkeit , und er antwor
eine Mühle zu bedeuten hat.
Tag über nicht mehr nachließ, ſo blieben wir dort bis zum
nächſten Morgen. Der Poſtmeiſter war der Bey von Kifri. tete, der Mann rey inſpirirt, und er habe ihn beſchenft, damit und von ſieben andern Dörfern auf der Ebene. Er brachte den Nachmittag mit uns zu , und ſeine Gegenwart gewährte mir eine ſeltene Unterhaltung . Jede halbe Stunde fam uäm: lich Jemand herein, um eine Klage gegen ſeinen Nachbar an
zubringen , was ſtets in den lärmendſten Worten geſchah. Der Bey ſchlichtete ihre Zerwürfniſſe in höchft fummariſcher Ma
er für ihn bete.
Es iſt allgemeiner Glaube der Muſelman
ner , daß Geiſtesarme unter beſonderem göttlichem Einfluſſe ſtehen, und Mohammed Aga war ganz empört , als ich ihm ſagte, ein ſolcher Menſch würde in Amerika das Spinnhaus zu gewärtigen haben. Fünf Stunden von Kifri erreichten wir einen Fluß, auf
-nier, ſo daß der Kläger ſelten länger als fünf Minuten zu ver:
deſſen anderem Ufer Tus Churmati liegt, wo wir wegen Mangel
Ein Fall war jedoch von zarterer Natur, als
an Pferden den ganzen Tag verweilen mußten. Dieß war das größte Dorf, welches wir pafſirt hatten, und enthielt eine Be völkerung von tauſend Seelen . Im Jahre 1830 zählte es fünftauſend, und ſeine kleinen Pazare , die jeßt ganz verfallen ſind, zeigten, daß ein fürchterliches Unglück das Dorf befallen hatte. Die Peſt hatte es heimgeſucht, zu gleicher Zeit , als ſie in Bagdad wütheté. Aus den Erzählungen , die wir täglich
weilen hatte.
die übrigen, wurde indeſſen mit faſt gleicher Geſchwindigkeit er: ledigt. Ein Mann, der ſich von ſeiner Frau getrennt, und eine andere geehelicht hatte, wünſchte die erſte wieder zu ſich zu neh: men , und die zweite dabei zu behalten. Die erſtere, mit dem ihr zuſtehenden Rechte der Verweigerung, lehnte die Wieder: vereinigung ab, und der Mann hatte ſofort ſein Anliegen mit ungeziemender Hartnädigteit betrieben. Das beleidigte Weib
hörten, war zu entnehmen , daß dieſe Geißel die ganze Gegend
war nun gekommen , um den Schuß der Behörde anzuſpre
zwiſchen Bagdad und Moſſul nahezu entvölkert hatte , und wir
chen, und brachte, außerhalb ſtehend und ungeſehen, ihre Klage
fanden überall Zeugniſſe ihrer Verwüſtungen in den verlaſſe :
jammernd vor. Als ihr Vortrag zu Ende war, entgegnete der
Ber : der Mann hat ein Weib ; zu was , braucht er eine an
nen und eingeſtürzten Häuſern .
Andern Tags inachten wir einen langen Marſch und er:
adere ? Die Erkenntniß, als von einem mohammedaniſchen Rich
reichten vor Nacht das Dorf Tiſiin. Unter Tags waren wir
ter gefällt, ſchien feltſam , aber in Wahrheit war es nicht ſo
durch das Dorf Tauf gefommen , das unſere Aufmerkſamkeit
auffallend, als es ſchien , denn die Vielweiberei iſt allenthalben in der Türkei unter den Mujelmännern ſelten , und keines: wegs, wie ich früher immer vermutbet hatte, eine gewöhn-
durch die große Menge alter Gräber in ſeiner Nachbarſchaft und durch ein verfallenes Minaret von Ferne auf ſich gezogen hatte. Es finden ſich da mehrere Anzeichen, daß es ebedem
1
liche Sache.
ein Ort von mehr Erheblichkeit geweſen , als jeßt , und bei
In Kifri, welches früher ein bedeutender Drt war , finden fich gegenwärtig nur hundert Familien, und die Stadt iſt nur der Schatten von dem, was ſie früher geweſen . · Mit einbre: chender Nacht kam ein Trupp pon achtzehn Tataren von Konftantinopel an , die auf dem Wege zum Paſcha von Bagdad
unſerm Eintritte entdeckten wir deutliche Spuren alter Reſte.
* waren, um ihm die erneuerte Beſtätigung ſeines Amtes für das laufende Jahr anzufündigen. Dieſe Förmlichkeit wieder : holt ſich alle Jahre bei der Wiederbeſtallung der Paſcha's am Schluſſe des erſten Bairams. Die Zahl der Sendboten richtet fich nach dem Range des Paſcha's, oder nach der Ehre, welche
ihm der Sultan zu erweiſen für politiſch hält. In dieſem Jahre waren zwölf nach Erzerum und ſechzig nach Vegypten gegangen. Der Haufen übernachtete in Kifri, und brach andern Morgens früh wieder auf. Als auch wir zur Abreiſe be: reit waren, fanden wir, daß ſie zwei von den friſchen Pferden , die wir für uns ſelbſt beſtellt hatten , mitgenommen, und und
zum Erſaß zwei von ihren abgejagten zurüdgelaſen hatten.
Der eigentliche Name des Orts iſt Tafuf, und Tauf nur ver: derbte Ausſprache. Dieſe Behelfe leiteten mich darauf, hier die Lage von Dafofa anzunehmen , welches von Allemanni Bibliotheca orientalis als der Siß eines chaldaiſchen Biſchofs aufgeführt wird. Zu Tiſſin bemerkten wir wie bisher in
den Dörfern , daß das Licht, welches unſer Zimmer erleuchtete, brennende Naphtha war, welche die Eingebornen Naft nennen. Man bedient ſich hiezu offener Gefäße, welche die Form von alten römiſchen Lampen haben. Bei Tiſſin verließen wir die Poſtſtraße, um Kerlut, eine
Stadt, die eine halbe Tagreiſe öſtlich liegt, zu beſuchen. Der Ort hat das nämliche außere Anſehen wie Arbela , durch wel: ches wir Tags darauf famen. Ein Zheil der Stadt liegt auf dem flachen Rüden eines Hügels, der zwiſchen 100 und 150 Fuß hoch iſt und etwa anderthalb Meilen im Umfang, hat. Dieſe Stadt iſt mit Mauern umgeben, und die Seiten des
1167
Hügels find zu ſteil, um anders als auf ſchräg hinlaufenden
Verkauf einer hiftoriſchen Bibliothek in Lüttich.
Pfaden erſtiegen zu werden. Der übrige, bei weitem größere Theil der Stadt liegt in der Ebene unten an der ſüdlichen und
Zwei Lüttider , ein Notar , Namens Renoz , und ein Buchhändler, Namens Polain , haben eine koſtbare Sammlung von Manuſcripten,
öftlichen Seite des Hügels. Dieſe Erhöhungen, welche in dieſen
alten Urkunden u. dgl. , auf die Geſchichte Frankreich : bezüglich , ange
Gegenden und weſtlich bis Mardin bin ſehr häufig vorkommen,
fündigt. Wenn man dem Ratalog glauben darf, ſo enthält dieſe Samm lung die koſtbarften Stücke aus der im Jahre 1804 verkauften Bibliothek
find ohne Zweifel fünſtliche, und wurden ſowohl zur Erzielung größerer Kühle als größerer Sicherheit wegen aufgeführt. Zu Arbela hörte ich, daß, wie man gefunden, die Anhöhe, auf welcher dieſe
.
det ørn. Cotte, mehrere Manuſcripte aus den Bibliotheken des berühmten Präſidenten de Thou und Colberts ; ferner zahlreiche diplomatiſche Corres
Stadt ſteht , aus Maſſen von Ziegelſteinen zuſammengeſeßt rey ; äußerlich jedoch ſind ſie alle mit Erde bedeckt. Als be feſtigte Pläße ſind dieſe Höhen nicht unwichtig. Mohammed Ali Mirza von Kermanſchah lag bei ſeinem Einfalle in dieſe Ge genden zehn Tage vor Kerkut und zog dann ab, verzweifelnd an der Möglichkeit , es zu nehmen. Ich beſtieg die Citadelle nicht, aber die untere Stadt zählt gegen 15,000 Seelen, unter
über die Art , wie dieſe Bibliothek geſammelt wurde ; es iſt aber faſt kein Zweifel , daß ſie während der erſten Jahre der franzöſiſchen Revo
welchen viele Juden ſind. Es finden ſich hier auch gegen 50
lution aus den damals ftattfindenden Verkäufen zuſammengebracht worden.
1
Familien Chaldäer, welches die erſten waren , von denen ich ſeit der Abreiſe von Bagdad hörte. Eine Stunde von der Stadt verließen wir die Straße wie der, um einen Ort zu beſuchen , wo, wie ich ſchon lange vorher
gehört hatte, Feuer an verſchiedenen Stellen aus dem Boden brechen ſollte.
ſpondenzen und eine Reihe von Bänden über die Geſchichte der großen
politiſchen Proceſſe. Die Archive mehrerer franzöſiſchen Provinzen finden ſich dort faſt vollſtåndig , namentlich die des Orléanais , des languedoc, Maine , der Bretagne , Guienne und Auvergne. Das Echo du Monde Savant vom 2 Dctober , dem wir dieſe Notiz entnehmen , ſagt nichts 1
Skizzen aus Japan. Dritte Abtheilung. 1. Kunſtfleiß und Betriebſamkeit , Stand der Künfte und Wiſſenſchaften bei den Japanern.
Wir ritten über eine unbedeutende Höhe und
ſahen in einer engen Schlucht vor uns Flammen , die aus einem Duzend kleiner Löcher in der Erde hervorſchlugen ; die Löcher waren ungefähr fechs Zoll tief, und augenſcheinlich von Menſchenhand ausgehöhlt. Die Flamme war, wie wir ſowohl an ihrem Anſehen , als an dem Geruch abnahmen, brennender
(Soluß. ) Ebenſo ſind die Japaner große Liebhaber der Muſif , obgleich fie in dieſer Kunſt noch ſehr zurüd ſind. Eine Unterſcheidung in Atagios, Allegros, Andantes iſt ihnen unbekannt, ebenſo die Lehre der Harmonie. Von Baß , Tenor , Discant haben ſie feinen Begriff ; alle ihre Inſtru
Wenn man den Boden an andern Stellen umlegte,
mente ſpielen fie unisono , nur wenn ſie den Gejang begleiten, glaubt
so ſtellte ſich das ganze Erdreich als tief mit Schwefel ge ſchwängert dar, und wenn man neben den brennenden andere Löcher grub, ſo kamen plöblich Flammen heraus. Das Feuer iſt ohne Zweifel allererſt durch Zufall angezündet worden, und erhält ſich jeßt nur dadurch brennend , daß ihm friſche Löcher geöffnet werden. Es zeigten ſich da viele alte Aushöhlungen, wo der Schwefel ausgebrannt war ,, und der Rüdſtand fdien reiner Kalk zu reyn . Kaum hatten wir die Straße wieder gewonnen , ſo tamen wir an eine andere Stelle , wo mehrere in dieſen Gegenden ſehr berühmte Erdpechquellen waren. Es waren ihrer fünfe am Abhange eines Hügels, jeder ungefähr zwanzig Fuß tief,
man eine Idee von Accorden durchklingen zu hören . Ihre Melodien bewegen fich meiſtens in Molltönen , ſo wie ihre Tonleiter ſtatt bei uns
Schwefel.
und die ſchwarze Flüſſigfeit lag auf dem Grunde , wie Waſſer ' in einem Brunnen. Die Arbeiter holten für ein kleines Ge: ſchenk zwei oder drei Einzer vol herauf , gollen es über die Oberfläche einer kleinen Pfüße hin , und zündeten es an. Die Flüſſigkeit breitete ſich auf dem Waſſer aus, wie Del, die ro then Flammen ſtiegen zu großer Höhe auf, verurſachten eine fengende Hiße, und endeten in diden, ſchwarzen Rauchwolten .
Bald hierauf erblidten wir gegen Nordoſt die Berge von Kurdiſtan wieder. Jene, welche zuerſt ſichtbar wurden, waren die ſchneeigen Gipfel von Revenduz, aus welchen einige Jahre vorher der berüchtigte Bey dieres Namens hervorgebrochen war, deſſen Raubzüge in der Ebene den Schređen ſeiner Waffen
irogar bis nach Konſtantinopel gebracht hatten. ( Fortreßung folgt. )
aus fieben , aus zwölf Haupttönen beſteht.
drei Saiten.
Die andern hauptſächlichſten japaniſchen Inſtrumente ſind : Kolju , eine fleinere Art Sjamſie, ebenfalls mit drei Saiten , die mit dem Bogen geſtrichen werden. Nioohatſt , die Beden der türliſchen Muſif. Biwa , eine Art von Guitarre mit vier Saiten . !
Sujuw , kupferne Schellen , in Form einer Weintraube aneinander gefügt, mit einem Handgriff. Kagura Daiko , eine große Trommel , auf einem Geſtell ruhend, die von beiden Seiten geſchlagen wird. Siaff Faßi , eine Flöte , aus Bambus , mit vier Fingerlöchern. 1
Sime Daïfo , eine in ſeidenen Schnüren hångende Trommel , die nur auf einer Seite geſchlagen wird. Rotſuffumi , eine Art Tamburin , in Form einer Sarduhr. Kien, ein kupferner Keſſel, an den mit einem Stod geſchlagen wird. Daifo , eine foomale Trommel , zum Gebrauch im Tempel. Sjo , eine Art von Papagenopfeife, aber mit vielen Fingerlöchern. .
.
fitilifi , eine Querflöte , mit rechs Fingerlöchern . Suligane , zwei Metallbeden , an Schnüren hängend. .
Lappa , eine fupferue Trompete. Djantjan , der auc jest in unſern Cheaterorcheftern gebrändlide Lamtam .
.
So hat z. B. ihr vorzüg
lichftes und complicirteftes Inſtrument, der Gotto , eine Art liegender Harfe, dreizehn Saiten. Dann folgt eine Art Zither , Sjamſie , mit
1168 von allen dieſen Inſtrumenten iſt die Sjampte am meiſten in
Sißt du auch gleich gefangen
Gebraud , und es gibt wenig Mädchen , die fie nicht zu ihrem Geſang
Im Käfig gleich dem Vogel,
und Tanz zu ſpielen verſtehen. Bei dem Tanz iſt den Japanern , wie allen orientaliſchen Völfern, das europäiſche Springen und Drehen unbekannt. Bei ihnen beſteht er
Sey darum nicht betrübt. Wer öfter wird gefangen , Macht ſich auch öfter frei.
in abgemeſſenen Bewegungen , Windungen und Biegungen des Körpers, der Hände und der Füße , worein die jungen Damen eine ſolche ver führeriſche Kraft zu legen wiſſen, daß ein Mannesherz leicht dadurch in unruhigeres Klopfen gebradyt werden kann . Eigentlich ſind die japaniſchen
Eine Stelle eines der japaniſchen Sittengedichte lautet folgenderweiſe: Kakoro da ni makoto, No mitri ni kana fi naba, I ! no ro tsu to te mo kami
Tänge pantomimiſche Vorſtellungen verſchiedener Art , in welchen aber immer Liebe die Hauptrolle ſpielt.
Jama mo ramu .
3ft rein dein Herz und offen ,
Mufit , Geſang und Dichtkunft find Verwandte, und ſo findet man
Dann wird der Segen Gottes Auf ewig bei dir feyn ; Ein laut Gebet iſt überflüſſig, Schön iſt ein rein Gemüth, Das Gott im Stillen ehrt.
dieſe lettern auch bei den Japanern , die ſie befonders durch Impro
viſationen üben. Die Japaner ſchließen nicht, wie die andern orientaliſchen Wölfer , ihre Damen von der Geſellſchaft aus , im Gegentheil iſt es gewöhnlich ihnen überlaſſen, die Honneurs des Hauſes zu machen. Bei fröhlichen Zuſammenfünften erfreuen dann auch Frauen und Mädchen
die Gäſte unter Muſifbegleitung, mit Gefang, deſſen Tert oft impro
Ueber alles hoch achten die Japaner die dramatiſche Poefie , die
viſirt wird , und größtentheils liebe&angelegenheiten behandelt. Wir laſſen dergleichen Liederchen hier in der Urſprache, wie ſie von Europäern nachgeſchrieben worden , und in deutſcher Ueberſeßung folgen , bei der inan und wo möglich den Reim erlaſſen wird.
eigentlich aus lauter Heldengedichter beſteht, da der Stoff aller S - au
Aïta kanbé
ſpiele aus der Geſchichte ihrer größten Kaiſer und berühmteſten Helden geſchöpft iſt. In dieſem Zweige der Poeſie übertreffen fie alle andern orientaliſchen Vöffer, auch ſelbſt die Chineſen, von denen ſie zuerſt ihre Schauſpiele entlehnt haben. Aud halten ſie viel , was die Chinefen vernachläſſigen , auf Decorationen , um die Illuſion zu erhöhen. An
Kawo mita kanbé
die Einheit der Handlung, des Orts und der Zeit halten ſie ſich gerade
Mamani hana siwo
nicht; ihre Stüde vereinen , wie bei Shakſpeare, Freude und Trauer ,
Itasi ta kanbé
Scherz und Ernſt in fich ; der Schauplaß iſt bald im nördlichen , bald
Uti siri tara
im ſüdlichen Theile des Reiche, bald in Japan , bald tauſend Meilen Sakamasi kanbé
davon , ſo wie die Handlung gewöhnlich die ganze Regierung eines
Sikenni war kanbé.
Dein Angeſicht zu ſeh'n ; D fönnte ich dich ſprechen , Doch dieß darf nicht gefdeh'n. Denn würd's bekannt zu Hauſe,
Kaiſers, alſo oft 20 bis 30 Jahre, umfaßt. In der Darſtellung ähneln die Schauſpieler den franzöſiſchen , indem ſie , wie diefe , ihren Ruhm in einer hochtrabenden Declamation ſuchen. Zum Schluſſe dieſer Stijze geben wir nodi ein Próbchen japaniſcher logit. Im Jahre 1790 warb durch einen Befehl des weltlichen Kaiſers der Handel der Holländer ſo weit beſchränkt, daß dieſe nur jährlich mit
Daß ich dich hab' geſprochen,
einem Schiffe in Japan erſcheinen und damit nicht mehr als 6000 Pifole
So würde man mich ſchelten ; Verloren wär' auf immer Mein guter Name dann.
Rupfer ausführen Surften . Dieſe Beſchränkung ward durch den Vortrag
Ja ! groß iſt mein Verlangen,
eines hohen japaniſchen Beamten , der , obgleich fein Freund der Hol länder , dod den Schein davon haben wollte, an den Kaiſer bewirkt, ber folgendermaßen lautete :
Aita meta sawa,
„Die Urſache der Freundſchaft mit den Holländern in der Handel,
Tobi tatsu bakari,
und dieſer Handel wird mit Kupfer getrieben. Das Rupfer vermindert
A ! kagono lorikaia, Mama na ranu .
fich in den Bergwerfen aber alljährlich, und wenn beffen Ausbeute beendet, ſo iſt auch die Freundſchaft mit ben Holländern zu Ende.
Was hilft mir mein Verlangen, Dein Angeſicht zu ſeh'n ?
zu laſſen , damit unſere Freundſchaft mit den Holländern recht lange
Darum iſt es nicht rathſam , bas Kupfer in großer Menge ausführen Kupferminen ſind nicht gleich dem Haupt- und Barthaar der Menſchen , das abgeſchoren wieder wächst, ſondern gleich den Beinen , die abgehauen nicht wieder wadiſen. Man erwäge ferner, daß in unſerem Handel init Fremdlingen das Kupfer das Haupt, die Fremdlinge aber
dauere .
Au fieh’! ich bin gefangen Und aller Freiheit baar, Gefangen gleich dem Vogel, Der in dem Käfig flagt.
die Füße find. Was ſollen die armen Füße aber ohne Haupt machen ?
Das holländiſche Oberhaupt Cof Bloomhoff bewunderte die treffe Kago no tori ziato, Kfujamu na nakfuna, Kagoga Jaburer, Setsu mo aru .
liche Logif: Rein Kupfer , keine Holländer !" diſputirte aber doch ſo
eindringlich dagegen , daß ſeit 1820 die japaniſche Regierung erlaubt, zweien holländiſden Schiffen nach Japan ju kommen und 11,000 Pifols Rupfer auszuführen , (Fortſeßung folgt.)
Månchen, in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſ en Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Wideumann.
Nr. 293 .
Das
Ausla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlicher Lebens der Völker. 20 October 1841 .
der Jude ein Paar hundert Rubel , To behandelt er den Rei:
Erinnerungen an Wolhynien, Podladjien und Litthauen . Schenken und Juden . Nach den Wegen weiß ich in dieſem Lande nichts Schredlicheres, als die Schenken . Wie freut ſich der Reiſende ſchon in der Ferne , wenn man ihm ſagt, daß vald ein Wirthshaus
ſenden de puissance en puissance , ſteďt die Hände in die denn hier rauchen Taſchen, ſpuckt aus , raucht ſeine Pfeife alle Juden – und läuft mit der Müße auf dem Kopf herum. Sind aber die Pferde hübſch ſchwarz aufgeſchirrt mit Schellen
am Lederzeug, ſo iſt der Reſpect ſchon größer ; findet er aber eine halbgedeckte Chaiſe mit Padraum, ſo jagt er die Bauern
kommen wird ! Er blidt endlich hin , und wird unruhig, denn er ſieht von weitem ein Licht durch ein zerſchlagenes , zugeſtopf:
hinaus, und räumt dem Reiſenden die erſte Stube ein , die Frau wiſcht Tiſche und Bänke mit der Schürze ab, und beſtreut den Fußboden mit Sand. Aber wer befreit einen von der
tes, mit Leim verſtrichenes Fenſter ſchimmern . Halt ! das Dach neigt ſich herunter, das Kamin wankt , der Eingang iſt ver: ſperrt durch eine Pfüße, der Stall mit Rindviel , Wagen und
ganzen Naturgeſchichte , die ſich an den Wänden hinniſtet, gleichſam abſichtlich ſich der Beobachtung aufdrängend, von dem Geſtank, der die Mauern durchdrungen , von dem Geſchrei der
Schlitten. In der Stube dampfen die gräulichen Pfeifen der
Judenfinder , Juden und Staßen , das aus der benachbarten Stube berüberdringt ? Es gibt nichts Efelhafteres auf der Welt, als eine poleſiſche Schenke : hier iſt nichts, das nur entfernt auf Reinlichkeit hin: deutet, dabei nichts Langweiligeres als die ſie bewohnenden Juden, welche wie Blutegel in jedem Dorfe ſißen , die Bauern
.
Poleſchufen ; man hört das Gemurmel eines Geſprächs von Beſoffenen . Du verlangſt nach einem beſonderen Zimmer die Juden lachen dir ins Geſicht. Aber du magſt wollen oder To geht nicht; es iſt finſter, ſpät und ſchlechtes Wetter , man endlich hinein , und oh weh ! unter deinen Füßen krächzen .
Judenjungen , Gänſe und Enten ; dein Kopf ſtößt an den ſie: benarmigen, von Talg triefenden Leuchter, in deine Naſe dringt der Geruch des Fuſels, der Dampf der Pfeifen, der den Juden eigenthümliche Geſtanf, der Dunſt von Calg, Cheer und Stoth,
in deine Ohren das vereinte Getön des Kindergeſchreies, des Gefreiſches von Hennen , Enten , Gänten und Jüdin-
ausſaugen , die Reiſenden ausziehen , und auf die verſchiedenſte Art ihre Herren bezahlen ; häufig geht eine ſolche Schenke erblich in der Familie fort. Nichts iſt zugleich ſchädlicher für die Landwirthſchaft als ſie; ſie ſtehen zu dem Dorfbewohner in ſehr
naher Beziehung, wiſſen alles , was er beſikt, jede Garbe iſt
nen, das Geklirre der Gläſer und die Geſänge der Bauern. Du tröſteſt dich mit der Stubenkammer. Im Alfoven liegen
bei ihnen gezählt, jebes Stůd Vieh in ihrem Gedächtniß ver: zeichnet. Was ſie nur immer um den halben Preis ſtatt ei: ner Schuld nehmen können , das nehmen ſie an , Getreide,
auf Petten und Leintüchern die Brodlaibe und Nudeln , eine Wiege hängt oben, ein hinkender Tiſch ſteht in der Mitte, eine
Vieh, bis zu den geringſten Sachen , ſelbſt Werkzeuge für den Landbau , die übrigens von den Säufern ſelbſt zum Schenk
Kaße mit ihren Jungen ſtreďt fich auf dem Boden , Ziegen
påchter gebracht werden . Der Schaden, den dieß Schenkenver:
ſpringen herum, ein Sack init Hafer verſperrt den Weg, in einer Ede ſtinken Rüben und Kohl , und eine andere birgt
pachten an die Juden erzeugt , iſt unſäglich , das Joch, welches
1
I
fie dem Landmann auflegen , ſchimpflich. Dabei möchte man erſt
einen Haufen Kartoffeln. Wo ſoll ich denn da übernachten ? denkt
noch die nur allzu reellen Vorwürfe der Demoraliſation wie:
der arme Reiſende.
Der Jude, ein durchtriebener Schelm , läuft zuerſt in den
derholen, denn Niemand verderbt die arme ungebildete Bauern: claſſe mehr, als die Juden. Was hält nun dieſe in Poleſien
Stall, um zu ſehen , in was für einem Fuhrwert der Reiſende
und an ſo vielen andern Orten in den Schenken ? Nichts als
gekommen iſt. Davon hängt die Aufnahme ab. Hat er nur
die Trägheit , die Ungeneigtheit zu entſcheidenden Schritten .
ein Paar Pferde und einen ungededten Wagen , beſißt dagegen
In Anbetracht des eigenen Vortheils und das der armen Un= 293
1170 terthanen ſollten ſich die Gutsbeſiter das Wort geben , dieſen
Skizzen aus Meſopotamien.
verderblichen Stainm aus ihren Dörfern zu verweiſen ; die gu
Reiſe von Bagdad nach Mofful.
ten Folgen für die Unterthanen und die eigene Wirtſchaft würden ſich bald zeigen. Die Juden , genöthigt zu einem an dern Erwerb zu greifen , werden nach und nach Handwerke er : lernen, nüßlichere Bürger des Landes werden , und vielleicht würde dann auch zu ihnen das Licht der Aufklärung dringen. Jekt ſtehen ihnen nur zwei Wege zum Fortkommen offen : die Schenken und die Factorſchaft, *) - von dieſen beiden muß man ſie entfernen , und dann werden ſie ſich wohl aus Noth zu etwas anderem wenden müſſen . Auf den großen Straßen ſind die Schenken freilich etwas ordentlicher , aber ſelbſt wenn man in der ordentlichſten eine falte und feuchte,
( Fortießung. ) Wir feßten unſern Weg in einer ebenen Gegend von gro
ßer Fruchtbarkeit fort , bis wir die Stadt Alton Köpru erreich ten , welche auf einer Inſel im kleinern Zab ſteht, der jeßt Alton Köpru Su , oder Fluß der goldenen Brüden genannt
dabei doch abgeſonderte Kammer findet, in der man eine Muu ſterkarte von Fenſterſcheiben unter Zähnklappern durchſehen
wird. Dieſer Name , den Stadt und Fluß zugleich tragen, roll von der Koſtbarkeit der Brücken herrühren , welche die Inſel mit dem feſten Lande verbinden.
Gleichwohl ſind dieſe nur
aus Ziegeln gebaut und gepflaſtert, und erheben ſich, indem jede nur aus einem Bogen beſteht, in der Mitte in einem ſo ſpißigen Winkel, daß es auf einer Seite ſchwer hinauf zu kom: men, und faſt gefährlich iſt , auf der andern wieder hinabzu
kann, ſo iſt es ein großes Glück. Da und dort nach Wolhynien hin haben ſich einige angeblich aderbauende Judenanſiedlungen gebildet. Dazu bewog fie die Befreiung von der Verpflichtung zum Militardienſt , dellen
bloße Erinnerung ſie ſchaudern macht. Sie haben mitten in den ausgehauenen Wäldern von Gutsbeſitzern Land angefauft, aber was thaten ſie dann ? Im tiefen Walde bauten ſie Häus : chen , ſtatt des Aderbaues beſchäftigen ſie ſich mit Gewerben und Schacher, miethen Vauern zur Feldarbeit , freilich etwas theuer, und ſind im übrigen, wie ſie waren . Die bedeutendſte
ſteigen . Die Inſel iſt klein , und die Stadt , welche ſie faſt ganz überdect , zählte nur hundert Familien , da die übrigen von der Peſt hinweggerafft worden waren . Es gibt keinen Bazar hier, überhaupt nichts , was einen Reiſenden nur eine halbe Stunde aufhalten könnte. Wir wechſelten die Pferde,
tranfen unſern Kaffee, und zogen weiter. Die Nacht fiel ein, endlich hörten wir Hundegebell, und betraten bald das kurdiſde Dorf Kuſch Tepeh, nachdem wir ſeit dem Morgen zwei Städte geſehen, zwei Naturmerkwürdigkeiten beſucht und beinahe ſech
dieſer Anſiedlungen heißt Neujeruſalem , und bietet ein Bild ſeltenen Schmußes und Unreinlichkeit dar. Mitten im Wald und Sumpf, auf einem eben ſo gefähr:
lichen als abſcheulichen Knüppeldamm, kommt man in eine Straße, Hier find Häuschen mit Einer Stube, Einem Fenſter, dort or: dentliche, ausgebaute oder auch nur angefangene Häuſer, alles von einerlei Judenbevölferung jeder Tracht, jedes Geſchlechts
und jedes Alters belebt. Schmuß und Unreinlichkeit haben ihren Thron hier aufgeſchlagen. Sie dürfen hier keine Schenken
halten , aber nichts hindert ſie doch am Ausſchenken. Ihre Wieſen vermiethen ſie, und ſie würden auch ihre Felder ver miethen, wenn Jemand ſie nehmen wollte. Hier war einſt ein Borwerk des Gutsbeſihers und eine Sapelle ; ſie haben aus dem Maierhof ein Gemeindehaus, aus der Capelle eine Syna: goge gemacht. Warum ſie die Kreuze auf den Wegen ihres Gebiets ſtehen ließen , weiß ich nicht. In der Stadt reinigt ſich der Jude , um das Auge des Reiſenden nicht zu beleidigen, aber hier gibt es keine Reiſen den, denn Neujeruſalem liegt mitten im Wald , feine Straße
führt hin, ſelten ſieht man Fremde, ſo ſißt man dann am beſten im Schmuß. Die Ordnung in der Anlage der Häuſer iſt hier, wie alles andere ; wo es jedem gefiel, da baute er ſich an , einige machten ſich ihre Wohnungen aus Schuppen und Schweinſtällen zurecht. Was die Zukunft dieſer Niederlaſſung feyn wird, das wagen wir nicht errathen zu wollen , daß aber gegen: wärtig an Acerbau hier gar kein Gedanfe iſt, dafür bürgen wir. Alle, die hier wohnen, ſind Handwerker und Trödler. * ) Factor heißt bier der, welcher die Geſchäfte beſorgt, vom Steuera A. d. u. eintreiber bis herab zum Lohnbedienten.
zig Meilen gemacht hatten Wir verſchafften uns ohne Mühe Unterkunft für uns felbſt und unſere Pferde , und zündeten ein Feuer an , um welches und ein halb Duzend Kurden einen Kreis bilden hal: fen. Sie waren, wie gewöhnlich, geſprächig, und die meiſten ſagten ihre Gebete herab, worin überhaupt die Kurden, welche
ſich zum Islam bekennen , pünktlicher ſind als die Türken. Sie klagten über die Unbilden , welche ſie von den irregulären Truppen des Paſcha zu erdulden hätten. Die meiſten Paſchas der entfernten Provinzen halten ein ſolches Corps , und bea nüßen es für jeden beliebigen Dienſt. Es iſt dieß eine Ei genthumlichkeit des alten Syſteins, die noch nicht verſchwunden iſt, eine Quelle großer placereien und Beläſtigungen für die
armen Landleute, welche die Soldaten, ſo oft ſie kommen, be:
herbergen und ihnen Alles reichen müſſen , was ſie verlangen. Es iſt einer der ſchönſten Züge der neuen Reformen, daß Sola daten, welche ſich auf dem Marſche befinden , den Landleuten nichts abzwingen dürfen , ſondern Alles , was ſie empfangent, zu bezahlen haben. Die Bewohner von Kuſch Tepel) waren aus ihrer frühern Heimath geflohen , und an den Ort gezogen,
wo wir ſie fanden, in einiger Entfernung von der Hauptſtraße, um den Uebeln, unter denen ſie gelitten hatten , zu entgehen. Dennoch waren ſie ihnen nicht entgangen , und ſie baten mich, beim Paſcha für ſie ins Mittel zu treten. Als ich mich ſchla fen legte, poſtirte Mohammed Aga einen von ihnen zu meinem Haupte, einen andern an die Thüre, die übrigen ſchi& te er weg,
Auf dem 10 Meilen langen Wege von Kuſch Tepeh nach
Erbil, was das Volf gewöhnlich Evril ausſpricht, iſt die Ge gend offen, reich und wellenförmig. Erbil iſt das alte Arbela und ſteht, wie Kerkut, auf einem runden , oben flachen Hügel,
der etwa 150 Fuß hoch iſt. Die Mauer, welche rund herum
1171
läuft, umſchließt 1000 Häuſer und 500 andere liegen am Fuß des Hügels. Es gibt hier eine beträchtliche Anzahl Juden, aber
gerade einen japaniſchen Kalender vor ung haben , der troß des weit verbreiteten Gubik'ſchen Berliner Volkskalenders über jedem Monat mit
keine Chriſten.
einem ſaubern Holzſchnitt geziert iſt, welcher die in demſelben ſtatt
Dreiviertel Stunden nordweſtlich von der Stadt liegt Enfeva, ein Dorf de Chaldåer. Da es mein Wunſch war, ſo viel als möglich von dieſem Volke zu ſehen , ſo entſchloß ich
findenden Feſtlichkeiten und Gebräuche darſtellt.
die Vorbereitungen zu den Begebenheiten des erſten Monats Sjoguats
mich nach einer Stunde Aufenthalt in Erbil dahin zu gehen
getroffen werden .
und den übrigen Theil des Tages unter ihnen zuzubringen. Wir kamen um Mittag an und ich betrat das Dorf mit einem Herzen, das bei dem Gedanken ſchlug, einen halben Tag unter einem chriſtlichen Volfe verleben zu können . Ich fand bald
der früher erwähnten Ehrenpforten vor den Häuſern beſchäftigt; überall begegnet man Trägern mit Tannenzweigen , auf denen noch der Schnee
Aufnahme bei einer Familie und fühlte mich ganz zu Hauſe. Alles ſchien anders , als ich es ſo lange her geſehen hatte. Da war nichts von der Fernhaltung und Anmaßlichkeit der Muſelmänner. Die Weiber, unverſchleierten Geſichts, beſchäf tigten ſich mit ihren häuslichen Obliegenheiten. Die Männer ſtanden ihnen bei in der Sorge für die Kinder , und unter hielten ſich frei und freundlich mit ihren Weibern. Es ſal ſo ziemlich aus wie Chriſtenheit, und obgleich nur eine ſchwache Andeutung, ſo mußte ich ſie doch tief füllen .
In dem Dorfe waren mehrere kurdiſche Familien , und ungefähr fechzig chriſtliche.
Leştere hatten eine Kirche, welche
ich kurz vor Sonnenuntergang gerade am Schluſſe des Abend
gottesdienſtes beſuchte. Zwei von den drei Prieſtern des Dor: fes waren gegenwärtig, und zeigten mir das Innere ; es war ſebyr einfach, und ich bemerkte keine Gemälde. Das Gebäude war mehr als ein Jahrhundert alt , und ziemlich anſehnlich für eine Dorffirche. Es war von einer hohen Mauer umfan
gen, deren Eingang ro nieder war , daß man ſich faſt auf die Knie niederlaſſen mußte, um hineinzukommen. Ich war überraſcht darüber , daß viele der Einwohner blind waren, oder an den Augen litten. Ich gab daher dem
Kiaja des Dorfes etwas ſchwefelſaures Zink, mit der Anweiſung, allen , die ſich melden würden , davon zu reichen. Dieß ver ſchaffte mir alsbald den Namen Hekim Baſchi , und die Pa tienten kamen in Schaaren herein. Die Leute in dem Dorfe ſprachen einen verderbten Dialekt ihrer altere Sprache, viele davon verſtanden aber auch Türkiſch. Sie ſchienen zufrieden und beſchrieben ihre Lage als durchaus unbeläſtigt und angenehm , außer den gelegentlichen Beſuchen
von den zügelloſen Soldaten des Paſcha's. Ich gewahrte in ihnen die nämliche freie, offene und freundliche Gemüthsart, die ſchon unter den Neſtorianern in Perſien ſo tiefen Eindruck auf mich gemacht hatte.
Wir beginnen mit dem zwölften Monat, Zuïniguats, da in dieſem In den leßten Tagen desſelben iſt alles beim Bau
ruht , mit Aepfeln , Orangen , Krebſen und den nöthigen Requiſiten.
Im Schweiße ihres Angeſichts mahlen Arbeiter das Neismehl, das zu den Kuchen gebraucht wird , die man ſeinen Freunden und Bekannten
als Geſchenk überſendet. Unter allen dieſen Vorbereitungen zur Freude und zum Vergnügen empfängt man aber auch Beſuche, die mandem die Freude verbittern . Man erinnere fidy, daß e& zwei allgemeine Be
zahltage im Jahre gibt, und daß der eine auf den letten Tag des Jahres fällt. In dem Tumulte der nahenden Neujahrsfreude könnte man leicht dieſe Zahlung vergeſſen , da erſcheint dann aber ein ſehr dienſtfertiger Mann, den man in Europa Gerichtsbote nennt, der von Haus zu Haus
geht und, die Rechnungen in der Hand, die fäumigen Schuldner au ihre Pflicht erinnert. Da ein ſolcher Mann gewöhnlich zu den unangenehmſten Erſcheinungen gehört , fo geben ihm die Japaner den charakteriſtiſchen Namen Teufel. Ich weiß nicht, ob es dieſer oder ein anderer Grund iſt, daß die .
Japaner in den leßten Tagen des alten und in den erſten des neuen ein Feſt feiern , bei welchem ſie den Teufel verjagen.“
An dem
Tage , an welchem ſie glauben , daß nicht der körperliche , ſondern der geiſtige Teufel Anſtalten macht , ſich in ihrem Hauſe zu verbergen , be ſtellen ſie einen Teufelsbeſchwörer, und während dieſer ſeine Beſchwörung anhebt, machen ſie einen fürchterlichen Lärm durch Steinewerfen, Schlagen mit Stöden , Schreien u. dgl. mn. , ſo daß der Teufel dadurch erſchredt wird und eine andere Zufluchtsſtätte fucht. Der Teufel , der ſehr liſtig iſt, ſucht gewöhnlich unerwartet des Nachts zu erſcheinen, damit er ride .
.
ungeſtört im Hauſe feſtſeben kann. Allein der geiſtliche Kaiſer , der noch pfiffiger wie der Teufel iſt , verſteht'® , bis auf die Stunde die
Ankunft des Teufels zu berechnen , und gibt davon ſchleunigſt ſeinen getreuen Unterthanen Nachricht, die ſich dann auch gleich auf den uns angenehmen Beſuch vorbereiten. Nach Ablauf der erſten ſechs Tage des Neujahrs gewährt et den Japanern eine Feſtlichkeit, das zu vernichten , was ſie furz vorher mit vieler Sorge aufbauten. Die Ehrenpforten vor den Häuſern nämlich werden abgebrochen, Scheiterhaufen davon errichtet und dieſe dann durch die Kinder in Brand geſtedt.
Sie halten dieß für ein den Göttern
angenehmes Opfer , und glauben , daß der Rauch und die Flamme alle
(Schluß folgt. )
anſtedenden Krankheiten vertreibe , die etwa das neue Jahr mit fich
bringen könnte. Die während der leßten ſechs Tage gebadenen Kuchen
Skizzen aus Japan. Dritte ub tb e ilun g. (Fortſeßung.)
2. Beſondere Feſtlichkeiten und Gebräuche in den vers
fchiedenen Monaten des Jahres.
werden ießt an Arme vertheilt , die damit eine Zeitlang ihren Hunger ſtillen. Am achten Tage des erften Monats beginnt in den Städten , in
welchen früher das Chriſtenthum fich ausgebreitet hatte , hauptſächlich auch in Nagaſaki , 8a8 rpflichtmäßige Bildertreten ," bas , je nachdem die Städte groß oder klein find, längere oder fürgere Zeit fort
Obgleich wir ſchon früher von den Feſten im Allgemeinen ge
dauert. In Nagaſaki ift man gewöhnlich damit in acht Tagen fertig ;
ſprochen , ſo liefern wir doch noch einige Ergänzungen bazu, indem wir
für gewiffe Straßen find beſtimmte Lage angefeßt , wo dieſer Gebrauc
1172 dann audgeübt wird. Die Feierlichkeit beſteht darin, daß man mit dem Fuße gegen eine kupferne Platte ſtößt, auf welcher die Jungfrau Maria mit dem Jeſuekind gemalt iſt, und dieß findet in Gegenwart von Ne gierungscommiſſarien ſtatt, die darüber eine eigene Verhandlung auf
Nach dieſem kommt nun wieder der Teufel an die Reihe. Im achten Monat, Hatfiguats, nämlich wird auf den Straßen von Perſonen , die als Teufel, denen auch die Hörner nicht fehlen , verkleidet ſind, ein
nehmen. Niemand darf ſich davon ausſchließen : Kranke, ſo wie Kinder
beiung iſt unſern holländiſchen Gewährømännern nicht bekannt geworden. Außer den maskirten Geſichtern und phantaſtiſchem Höllencoſtüm tragen
ob zu Ehren oder zu Spott des Gottſey
grotesker Tanz aufgeführt
werden dazu getragen , und man unterſtüßt fie, damit ſie nur den Fuß an das Bild bringen können. Es iſt hiebei zu bemerken, daß die Japaner Fein größeres Zeichen der Verachtung kennen, als gegen etwas mit dem
die Tänzer noch eine Trommel , auf der ſie mit lautem Geraſſel den
Fuße zu ſtoßen .
nannten Teufel in vier Farben gekleidet ſind , nämlic : weiß , ſchwarz,
Eine Lüge iſt es , wenn frühere Reiſebeſchreiber er
wähnt haben , daß zu dieſer Feierlichkeit auch die Fremden verpflichtet ſeyen , und ſelbſt Holländer es gethan hätten. Nur japaniſche Unter
Lact zu ihrem Tanze angeben. roth und grün.
Originell iſt es noch , daß dieſe ſoges
Es iſt bekannt , daß die Weißen ihren Teufel ſich
Man erzählt , daß , als die Portugieſen
ſchwarz , die Neger dagegen weiß denken ; doch von grünen und rothen Satans dürfte nur Japan Eremplare liefern. Als Grund Folgendes .
aus Japan vertrieben wurden , die Regierung nur eine fupferne Tafel
Unter andern Religionsſtreitigkeiten entſtand auch darüber in Japan ein
thanen find dazu gezwungen. mit dieſer Abbildung befaß.
.
Da dieſe natürlich nicht hinreichte , ſo
bekam ein japaniſcher Künſtler Befehl, eine Menge Copien anzufertigen, die ihm auch ſo gut gelangen , daß der japaniſche Kaiſer befahl, ihm dafür den Kopf abzuſchlagen , damit er nicht etwa auf den Gedanken käme , ſein Talent ſpäter zum Nußen der Chriſten anzuwenden. Im zweiten Monat , Niguats , wenden ſich die Japaner zu der fhönen Natur , die jeßt ein neues Leben beginnt.
Der Schnee ver
ſchwindet, Felder und Auen ſchmücken ſich mit friſchem Grün , der Blüthenduft der Bäume verbreitet ein köftliches Arom durch die vom Südwinde durchſtrömte Luft. Inmitten dieſer üppigen neu auffeimenden Natur feiert man nun das Feſt des Frühlings natürlich wieder mit Eſſen und Trinken.
Zwiſt, welche Farbe eigentlich der Teufel habe .
Die Streitenden waren
viererlei verſchiedener Meinung, wie wir oben der vier Farben erwähuten. Schon war die Sache ſo weit gediehen , daß iñan einem Bürgerfriege entgegenſah , als man auf den geſcheidten Einfall kam , den Zwiſt durch
den geiſtlichen Kaiſer entſcheiden zu laſſen , welder den noch mehr ges ſcheidten Einfall hatte und mit dem Ausſpruch alle vier Parteien be: friedigte , daß es ohne allen Zweifel ſowohl weiße !, als auch ſchwarze,
rothe und grüne Teufel gebe.
Seit welcher Zeit in Japau dieſe vier:
farbigen Beelzebubs nicht aus der Mode gekommen find.
Im neunten Monat , Kfuzuate , findet bei den Gärtnern eine Blumenausſtellung ſtatt, zu der man ſchaarenweiſe in die Gärten wall : 1
auf dem Trocnen zurüd. Sinaben und Mädchen ziehen nun mit Gefang
fahrtet , um dort Auge und Naſe zu erquiden . Im zehnten Monat , Zuguats , rückt die Winterfälte heran , und ſämmtliche Ofens nun werden - aber auch nicht früher oder ſpäter fabricanten requirirt, um eine Art Defen in den Zimmern zu feßen , die nur für einen Winter dienen und dann wieder abgebrochen werden .
hinaus und ſammeln jene Erzeugniſſe der Seen, wobei ſie darauf bedacht ſind , wechſelſeitig fich die gefüllten Körbe umzuwerfen und mit Waſſer
Feſten , namentlich zu dem der „ Complimentenmäntel ,“ beſtimmt. Den
Im darauf folgenden Monate , Sanguats, haben die Kinder ein Feſt. In dieſer Zeit tritt das Waſſer der Landſeen ſtark von den Ufern zurück , und läßt eine Menge von Muſcheln und kleinen Waſſerthieren .
zu beſprißen .
In dieſen beiden leftgenannten Monaten find zwei Spiele bei den Erwachſenen an der Tagesordnung. Die Männer laſſen nämlich Papiers drachen fliegen, ein Spiel, das hier bis zu einer gewiſſen Kunſt getrieben wird. Die Drachen ſteigen bis zu einer unglaublichen Höhe ; dabei ſind die Stride derſelben am obern Ende mit einer Maſſe von grob ge ſtampftem Glaſe beſtriden , ſo daß ſie dadurch eine ſchneitende Schärfe erhalten. Nun laſſen zwei Perſonen ihre beiden Drachen nebeneinander aufſteigen , fuchen ſie einander ſo nahe zu bringen, daß die Sünüre fich .
Der eilfte Monat , Zu - itſi- guate , iſt größtentheils zu häuslichen .
.
Knaben , die jest ſteben Jahre alt geworden , wird nämlich in feierlicher Verſammlung von Verwandten und Freunden der ſchon früher beſchrie bene Complimentenmantel umgehängt. Zuvörderſt begibt ſich die ganze Geſellſchaft in den Tempel , wobei der Knabe auf den Schultern eines
ſeiner Blutsverwandten fift.
Im Tempel regnet der Prieſter den Mantel
ein, und die Feſtlichkeit endigt tout comme chez nous fröhlichen Gaſtmahl . ( Fortſetung folgt . )
· mit einem
berühren, und derjenige, deſſen Schnur von der det andern Drachen ent
gweigeſchnitten wird , hat die Wette denn Wetten finden dabei à l'anglais ſtatt – verloren. Die Damen cultiviren dagegen das Ball ſpiel, das nach der vor uns liegenden Beſchreibung wenig von der euro päiſchen Manier dieſes Spiels abweicht, Der vierte Monat , Siguats , iſt der Hauptarbeitsmonat des land mannes , während welcher er fein Feld befäet und es zum Pflanzen des Reiſes beadert. Dieſes Ausſeßen der jungen Meispflanzen beſorgen im folgenden Monat , Goguats , die Frauen. Der ſechste Monat , Rokguats , iſt derjenige , in welcher der japa .
.
!
niſche Landmann ſeine von Ser Sonne ausgetrockneten ländereien ſorgſam bewäſſert, und ſo wie in Japan alles und jedes in einer durch die
Gewohnheit beſtimmten Zeit geſchieht, ſo werden im fiebenten Monat Siſtiguats
regelmäßig in jedem Jahre die Brunnen rein gemacht.
Mi s celle n. Baumwollendrud vermittelſt Elektricität. Die Lill .
Gaz, vom 2 October meldet von einer Verfahrungsart , Baumwollen
zeuge vermittelft Elektricität zu bedrucken . Der Verſuch ſollte öffentlich in dem polytechniſchen Inſtitut gezeigt werden , ſcheint indeß bereits Ficher, denn 68 roll ein Patent darauf genommen ſeyn. Bemerkung über die Architektur der Alten . In dem
Congrès scientifique , der Anfange September zu Lyon gehalten wurde, ſprach ein Hr. Couchaud die Anſiďt aus, daß man in der Projection der großen Tempel der Griechen gewiſſe Curven bemerke , die darauf hindeuteten , daß man dadurch die Gebäude gegen die Wirkungen der Erdbeben ſichern wollte.
Dünden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n.
Nr. 294 .
A usla n d .
as Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlich en Lebens der Völker. 21 October 1841 .
Jahresbericht der aſiatiſchen Geſellſchaft zu Paris.
der Catalog der berühmten Bodleyaniſchen Bibliothek zu Orford, Prinſep ließ kurz vor ſeinem Tode den Catalog der Manuſcripte
Dieſer Bericht, abermals von Dr. 3. Mohl abgeſtattet,
in der Bibliothek der aſiatiſchen Geſellſchaft zu Salcutta druden,
richte waren immer , wie wir ſchon voriges Jahr bemerkten, auf die Arbeiten der Pariſer Gelehrten beſchränkt, allein man
Fleiſcher that dasſelbe für die Dresdner und Leipziger Bibliothet, und Broſſet gab den Catalog der Bibliothek von Etſchmiadzin
heraus. Der zur Einrichtung einer Sivilverwaltung nach Trans
fand, daß eines Theils dieſe manchmal etwas dürr ausfallen
kaukaſien geſchickte kaiſerliche Commiſſär, Hr. N. Hahn, bewog
möchten, andern Theils, daß ſie ohne eine Ueberſicht der orien:
endlich den Katholifos, den Catalog dieſer berühmten Bibliothek
taliſchen Studien überhaupt gar nicht einmal in ihrer Bedeutung erkannt werden dürften. So entſtand die werthvolle Darſtellung des Fortſchrittes der aſiatiſchen Studien überhaupt, von einem umfaſſenderen Standpunkt aus und mit dem klar erfannten Zwed, den die Orientaliſten verfolgen, nämlich dem, die Geſchichte des Orients nach und nach von der dicen Schichte von Fabeln und Widerſprüchen zu befreien, die ſie jeßt noch be-
an die Akademie in Petersburg zu ſchiđen . Leider aber haben die Unfälle, welche die armeniſche Nation ſeit ſo vielen Jahr
deden. Der Verfaſſer verkennt nicht , daß dieß Ziel noch ſehr
Hammers, und Dulauriers Catalog der malayiſchen Manuſcripte
weit entfernt liegt, aber man macht doch jeßt Fortſchritte, die
in der aſiatiſchen Geſellſchaft zu London erwähnt. Unter den Catalogen, denen man in nicht ferner Zeit entgegenſeben darf,
wenigſtens im Vergleich mit der früberen Zeit von Bedeutung ſind. Es iſt für die Wiſſenſchaft des Orients ein ſehr friti: ſcher Zeitpunkt eingetreten ; allenthalben in Afien , China ausgenommen , nimmt die Gelehrſamkeit ab , man copirt keine Manuſcripte mehr ; durch die Zufälle des Krieges und die Armuth der Familien werden die Manuſcripte zerſtreut, und oft
findet man in Manuſcripten, welche nach Europa gelangt ſind,
hunderten getroffen, auch die Literatur derſelben nicht verſchont, und es finden ſich nur noch 481 Manuſcripte , von denen etwa 100 hiſtoriſchen oder geographiſchen Inhalts find, die übrigen
find theologiſche oder ſcholaſtiſche Werke. Unter andern minder bedeutenden Catalogen wird ferner auch der der Bibliothek
iſt der der Bibliothek zu Liſſabon, wo wahrſcheinlich in Folge der langen Herrichaft der Portugieſen in vielen Theilen Afiens
große Schäße aufgehäuft ſind ; das brittiſche Muſeum wil vor erſt den Catalog ſeiner ſyriſchen Manuſcripte drucken laſſen , und die Pariſer aſiatiſche Geſellſchaft wird bald die Cataloge der hiſtoriſchen arabiſchen Manuſcripte, die ſich in 32 öffent lichen Bibliotheken Konſtantinopels finden , aus den Papieren
ausgelöſchte Siegel von irgend einer großen Familie , die zu arm geworden war, um die Bücher zu behalten, und zu ſtolz blieb, um wiſſen zu laſſen , daß ſie ſolche verfauft habe. Die im Oriente um fich greifende Armuth uud Verwirrung drohen einer Menge Ueberreſten der alten Literatur den Untergang, und es iſt hohe Zeit, alle Aufmerkſamkeit darauf zu wenden,
des unglüdlichen Reiſenden Schulz dem Druck übergeben. So gewinnt man allmählich eine Ueberſicht des Vorhandenen und Erreichbaren, und kann mit Conſequenz und Sachkenntniß an
das möglichſt viel noch gerettet werde.
Jahr die arabiſche am reichſten bearbeitet worden. Die lon:
Wegen dieſes Zuſtandes der Dinge im Orient iſt es von großem Intereſſe , daß mehr und mehr Cataloge der in den
Ausführung der Lüden arbeiten.
Von allen orientaliſchen Literaturen iſt auch in dieſem doner Geſellſchaft für orientaliſche Ueberſegungen hat den erſten Band der Geſchichte der Araber in Spanien von Makkari her
verſchiedenen Bibliotheken Europa's . vorhandenen orientaliſchen Manuſcripte verfaßt werden , ſo daß man doch immer mehr zur Kenntniß deſſen , was vorhanden iſt , gelangt, und weiß, was man in den noch beſtehenden Bibliotheken des Orients
ausgegeben. Der Ueberſeßer iſt Pascual de Gayangos. Ahmed el Maffari el Telemſani iſt ein mogrebiniſcher Schriftſteller,
namentlich aufſuchen muß. So erſchien vor nicht langer Zeit
firs von Grenada , Mohammed ibn al Khatib, und fügt als
der aber zu Damaskus im J. 1631 ſtarb.
Er verfaßte eine
ſehr umſtändliche Biographie des berühmten und gelehrten We:
294
1174 Einleitung eine allgemeine Geſchichte der Araber in Spanien
mit Ueberlegung der Reiſenden und Waaren ſich beſchäftigen .
hinzu, von der Eroberung bis zu ihrer Vertreibung. Es iſt dieß eines der wenigen arabiſchen Werke , welche die ganze
Die hier gebräuchlichen Flöße waren ungefähr zehn Schuh ins
Dauer der arabiſchen Herrſchaft in Spanien umfaſſen, und ihr Werth iſt von allen anerkannt worden , die ſich mit dieſem Theil der Geſchichte beſchäftigen . - Koſegarten gab den erſten
befeſtigt und aufgeblaſen waren, und aus einer Lage von Zwei gen und Reiſern darüber. Jene, welche Xenophon am Tigris
Theil des Kitab el Agani heraus, und der zweite wird bald folgen. Die Buch iſt eine Sammlung von Lebensbeſchreibungen einer großen Anzahl Dichter, und iſt eines der merkwürdigſten
Denkmäler der politiſchen und literariſchen Geſchichte der Araber, um ro merkwürdiger, als die Poeſie bei den Arabern bekannt: lich mehr ins Leben eingriff, als bei irgend einem andern Volke.
-Sprenger hat den erſten Band von Maſudi's „ goldenen Wieſen" herausgegeben. Maſudi ſchrieb in der für den Geſchichtſchreiber günſtigſten Zeit des arabiſchen Reichs, nämlich am Anfang des
4ten Jahrhunderts der Hedſchra , wo das Chalifat faſt ſeine ganze Ausdehnung erreicht hatte ; der Geiſt der Nation noch nicht unter das Joch der grammatiſch -rhetoriſchen Studien und durch den Sectenhader gebeugt, ſondern vielmehr noch angeregt war
Gevierte und beſtanden aus Ziegenhäuten, die dicht an einander
fand, ſcheinen von gleicher Zuſammenſeßung geweſen zu ſeyn . Der Floß wurde von zwei Männern mit Rudern geleitet.
Nachdem wir den Zab verlaſſen hatten , durchſchnitten wir eine unfruchtbare und unbebaute Strede Landes und kamen in anderthalb Stunden an den Fluß Hager , den wir ohne Schwierigkeit durchritten. Dieß iſt unbezweifelt der Bunadus,
an welchem im Jahre 331 v. Chr. die große Schlacht zwiſchen Alerander und Darius geliefert wurde. Sie heißt die Schlacht von Arbela, weil dieſe Stadt der einzige bedeutende Plaß in der Nähe war. In der That war aber das Schlachtfeld bei dem großen dem Dorfe Gaugamela, zwiſchen dem Lycus und dem Bumadus. Dieſem leßtern Fluſie entſpricht zab nun der Hazer, aber es ſcheint, die Schlacht habe oberhalb der
Stelle , wo jeßt die Straße die beiden Flüſſe durchioneidet, ſtatt gefunden, denn die Geſchichtſchreiber der Schlacht, Curtius
durch den Reſt der alten Siviliſation und Literatur der beſiegten Völker, und wo die Stellung des Chalifats die fernſten Reiſen
und Arrian, ſekten die Entfernung zwiſchen dem Lycus und
erleichterte ; Maſudi benükte alle dieſe Vortheile in vollem
dem Bumadus auf 80 Stadien oder mehr als 9 Meilen, wäh:
Maaße; er beſaß eine unglaubliche Beleſenheit und machte unauf: hörlich viele und große Reiſen. Seine Schriften umfaſſen
rend ſie an der Stelle, wo mein Weg darüber ging, nicht größer als fünf Meilen ſeyn kann. Auch geben ſie die Entfernung
nach der Gewohnheit der Gelehrten ſeiner Zeit faſt alle Gegenſtände, welche ſeine moslemitiſchen Leſer intereſſiren fonnten.
des Schlachtfeldes von Arbela zu 500-600 Stadien oder etwa 57—69 Meilen an, wogegen die Entfernung des Hazer von
Die erſte feiner Schriften ift Akhbar el Zeman (Buch der Zeiten),
Erbil an unſrer Straße nicht größer als 25 Meilen ſeyn kann.
ein ungeheures Werk, das wenigſtens 20 Bände umfaßt; das zweite iſt Kitab-el-Auzet, eine Ergänzung des erſten und endlich die „ goldenen Wieſen , die zu gleicher Zeit ein Auszug
wo ſich zahlreiche Dörfer zeigten. Wir hielten in einem , Na
und eine Ergänzung der beiden erſten ſind. Leßteres Werk iſt
tauſend Einwohner zählend , doch ſeit den frühern Zeiten, wo es nach Aſſemanni ein Viſchofsſiß der Jakobiten geweſen,
Wir famen nun nach und nach in ſchönes , ebenes Land, mens Batoli, welches, obgleich ſehr beträchtlich und wenigſtens
allein in Europa bekannt, zwar außerordentlich unmethodiſch geſchrieben, enthält aber eine große Menge Nachrichten über die
ſehr herabgekommen ſeyn
merkwürdigſten Gegenſtände, da Maſudi fein bloßer Compila :
Peſt lower gelitten, und viele Häuſer lagen in Ruinen.
' tor iſt, wie die meiſten orientaliſchen Schriftſteller , fondern felbſt Beobachtungen und Forſchungen anſtellte.
B.
Es hatte von der jüngſten
Die Bevölkerung beſteht zur Hälfte aus Jakobiten, zur
Skizzen aus Meſopotamien.
Hälfte aus ſyriſchen Katholiken. Wir fanden die Leute rehr gaſtfreundlich ; ſie gaben uns treffliche Unterkunft und ein Abendeſſen, wie es der Reiſende in einem morgenländiſchen slück h . U at nter anderen Gerich Dorfe ſelten zu fiuden das ten waren auch Oliven ; der Tatar begann einen kühnen An:
Neiſe von Bagdad nach Morſul.
griff darauf, als ſein Sohn bemerklich machte , daß der Eſſig ,
(Schlu 6. ) Als wir den nächſten Morgen unſern Weg zum großen Bab fortſekten , war der Boden fettes ſchwarzes Erdreich ; Land: leute pflügten auf allen Seiten , und ſo groß war die herrſchende Betriebſamkeit oder der Mangel an Thieren, die zum Aderbau
„ Wahrhaftig !" ſagte der ulte , und ſtieß ſie mit Ekel von ſich. Mohammed Aga that ſich gern etwas darauf zu gute , daß er bei all den Fehltritten ſeines langen Lebens ſich nie der Sünde, Wein zu trinken, ſchuldig gemacht habe , und daß er jeßt in feinem hohen Alter nicht einmal den Geſchmack dieſer verbote:
geeignet, daß alle Arten von Vieh aufgeboten waren. Einmal
nen Flüſſigkeit fenne.
( fortfeßung folgt. )
ſaben wir ein Gſelein und ein Rind am nämlichen Joche z iche .
Von Enkeva braucyten wir vier Stunden , um die Furt åber den großen Bab zu erreichen. Am Ufer, dicht bei der Furt , ſteht ein Dörfchen , welches den ſehr paſſenden Namen Stellet ( Floß) führt, da alle Männer in ſeinen vierzig Familien
in dem ſie aufbewahrt waren , eigentlich ein ſaurer Wein rey. 1
Batoli liegt mitten in einem fruchtbaren und intereſſanten Lande : chriſtliche Dörfer und Klöſter finden ſich in großer Au zahl in der Nähe , aber auch Dörfer, die von Kurden , Jeſidis und Türfen bewohnt ſind. Lettere nehmen , wie man mich verſicherte, zwölf (engl .) Meilen ober- und unterhalb Moſſul
auf dem öſtlichen Ufer ein, und ſind wahrſcheinlich von demſelben
1175
Stamm , wie die früher ſchon erwähnten tiefer im Süden. Drei Stunden von Batoli find die Ruinen von Niniveh. Wir ſaben ſie zuerſt von der Höhe eines Hügels, gerade vor
eſſanten Aufſaß über die Gruppe Ser Azoren im atlantiſchen Meere, aus
der Fläche, auf welcher ſie liegen. Der erſte Gegenſtand, wel :
dem wir Nachſtehendes ausheben wollen.
cher mein Auge auf ſich zog ,1 war das angebliche Grab des Jonas. Darüber hinaus war deutlich Moſſul zu ſehen , und
Die Orangengärten auf den Azoren. Das Septemberheft der Revue britannique bringt einen ſehr inter
Am 26 März d . I., erzählt der Verfaſſer, beſuchten wir verſchiedene
hervor. Näher kommend beobachteten wir , daß ein niedriger
Orangengärten . Wir fanden hier hundertjährige Bäume , welche in reicher Blüthenjülle ſtanden und Früchte ſpendeten , die durch ihre zarte Shale , ihren überaus angenehmen Saft und den völligen Mangel der
Hügelzug ganz rund um die Stelle von Ninivel , welche eine
Kerne bemerkenswerth find.
weite Ebene dicht am Tigris war, berumläuft. In verſchiede nen Punften dieſer Ebene , zumal in der Nähe des Hügels, auf welchem das Grab des Jonas ſteht, waren Reihen von Grabhügeln, bei deren Deffnung Rich Reſte von alten Bauten
die Schale und deſto trefflicher und Fernloſer die Frucht; die jungen und fräſtigen Stämme geben minder gute Früchte. Die Bäume werden durch Stedung von Ablegern vermehrt, welche im Laufe von zwei Jahren Wurzel faſſen . Die Ausſaat der Kerne würde nur ſehr langſam zu einem Reſultate führen, doch widerſtehen die auf dieſe Weiſe gewonnenen Stämmden eher den Stürmen als die Seßlinge, welche häufig ent
dies - und jenſeits trat in der Ferne hie und da der Tigris
auffand. Dieſe Anhöhe ſelbſt mag der Plan der Citadelle oder
des Palaſtes geweſen ſeyn . Sie iſt augenſcheinlich künſtlich aufgeworfen , wie die zu Kerfuk und Arbela , ſcheint aber im
Verlaufe der Zeit zum Theil zuſammengeſtürzt zu feyn. Jeßt liegt ein muſelmanniſches Dorf an ihren Abhängen . Die Mohammedaner haben ſich das Grab zugeeignet , und nennen es das Grab des Nebbi Jonan, oder des Propheten Jonas, für welches es dann auch von den Juden und Chriſten gehal ten wird. Jeßt befindet es ſich in dem Umfange einer Mo fchee, welche ehemals eine Kirche geweſen ſeyn ſoll. Dieß iſt alles, was der Reiſende jert von Niniveh ſieht, doch würden ſich ohne Zweifel durch Ausgrabungen allenthalben intereſſante Ueberbleibſel auffinden laſſen. Da in dieſen Ge .
genden zumeiſt nur aus Erde gebaut wird , ſo erhalten fich die Neſte nicht ſo lange ., als in andern Ländern. Einige Grab hügel ſind alles, was jeßt noch von Babylon zu rehen iſt , und
Je älter der Baum wird, deſto zarter wird
.
wurzelt und dann untauglich werden. Der durch den Kern erzeugte Baum gibt aud eine beſſere Frucht. Wir ſahen in einem kleinen Garten
acht Orangenbäume, deren Ernteertrag vor 2 Jahren 30 Pfd. St. einbradyte. Von den fieben Inſeln , welche die Azoren bilden , liefern Fayal und St. Michel die meiſten Früchte. Man umgibt die Gärten mit hohen Mauern und die darin ſtehenden Orangenbäume mit Tannen und
Kampherbäumen , um ſie gegen die häufigen Winde zu ſchüßen ; ohne !
dieſe Vorſicht würde der Ertrag kaum die Koſten der Eigenthümer deden . Wir ſtießen auf eine Gruppe von Männern und Kindern , welche
fich thätig mit dem Verpaden der Pomeranzen beſchäftigten ; jede einzelne Orange ward ſorgfältig mit einem trodenen Maisblatt umwidelt ; während die Männer dieſe Arbeit verrichteten , bereiteten die Kinder die
nöthigen Blätter , welche ſie den Erwachſenen zureichten .
Ein alter
die hauptſächlichſte Belohnung für den Reiſenden , welcher die
Inſulaner leitete das Ganze, warf bei dem mindeſten Geplauder der Kinder Zornblide um fich und trieb ſie auch dann und wann mit dem
Stelle, wo es einſt ſtand, beſucht, iſt der Gedanke, daß er auf
Stode zum Fleiße an. Einige legten die Orangen fdichtweiſe in Kiſten,
dem Boden der mächtigen Stadt Nebukadnezars ſtehe. Nini:
welche wieder mit Maisſtroh bededt , von einem Zimmermaun gut vera
veh muß einen bei weitem größeren Flächenraum eingenom : men haben, als die vorerwähnte Ebene. Die Vreite derſelben zwiſchen den Hügeln und dem Tigris kann nicht mehr betragen als anderthalb Meilen , aber die Länge längs dem Fluſſe iſt
nagelt und je zu zwei auf Eſel geladen wurden, deren Treiber ſie hierauf mit dem fortwährenden Ausruf saccajo nach der Stadt führte. Die Bäume bieten einen wahrhaft überraſchenden Anblid , und es
Tehr beträchtlich.
Von der Höhe, wo wir die Ebene überſehen hatten, herab ſteigend, kamen wir bald an den Tigris , der übrigens nicht
halb 10 breit iſt, als zu Bagdad. Wir fanden hier die Ueber reſte einer ſteinernen Brüde, deren Pfeiler noch ſtanden bis in die Mitte des Fluſſes. Dieſe Pfeiler waren mittelſt einer leichten hölzernen Ueberlage verbunden ; zwiſchen dem leßten aber und dem gegenüberliegenden Ufer war eine Brücke von Booten , welche großen hölzernen staſten glichen und immer
einige Fuß weit aus einander in eine Reihe geſtellt waren. Mein Tatar war vorausgegangen , um dem Paſcha von Moſſul meinen Buyurultu vorzulegen und eine Wohnung für mich zu
beſtellen.
Als ich beim Zhore anfam, wartete er bereits auf
mich und führte mich unmittelber zum Hauſe des ſyrifeh -katho liſchen Metropolitano.
!
fcheint, als ob ſie mit goldenen Früchten beladen wären . Sehr häufig fallen die Bäume vom Winde entwurzelt um ; man läßt ſie ſo liegen, und ich ſah einige ſolche , welche nach zwei Jahren noch ſehr ſaftig waren und jährlich eine reiche Ausbeute an Früchten gaben. Die Zeit Ser Reife iſt gegen Ende März oder Anfang8 April , die genåſchigen Sinaben binden fich indeß nicht an dieſe Periode, laſſen ſich die Frucht auch früher gut und häufig ſchmeden , und ihre Geſichtsfarbe iſt daher in der Neged fo gelb , als ob fie mit Orangenſaft übergeſſen wäre. Im Jahre 1839 wurden von den Azoren 120,000 Kiſten Pomeranzen
und 215 Kiſten Citrouen nach England geſendet, deren Werth mindeſtens auf 115,000 Pid. St. angeſchlagen werden kann.
Skizzen aus Japan. Dritte Abtheilung .
2. Beſondere Feſtlichkeiten und Gebräuche in den ver: fchiebenen Monaten des Jahres. ( Fortſetung .)
Wenn eine japaniſche Frau fick ſchwanger fühlt, fo bindet man ihr in Gegenwart ihrer weiblichen Verwandten eine ſtarfe, rothe Schnur
1176 feſt um die Taille , welche ſie bis zu ihrer Nieberkunft tragen muß.
Die japaniſchen Frauen glauben nämlich, daß ohne dieſe Fürſorge das neugeborne Kind in den Magen der Mutter emporklettert und dieſe ihrer
dergleichen Untugenden der Kinder ; förperliche Züchtigungen ſind daher auch faſt unbekannt. Der erſte Unterricht im Leſen und Schreiben wird
Weiber , die mit ihren Dummheiten auch die Frau im Wochenbette quälen und plagen. Man legt ſie nämlich ins Bett in ſigender Stellung, ſchiebt ihr unter jeden Arm ein mit Reis gefülltes Kiſſer und in dieſer
in Schulen ertheilt , die von Knaben und Mädchen , aber beide auf ab geſonderten Pläßen , beſucht werden. Der Religionsunterricht in den niedern Schulen beſchränkt ſich auf das Auswendiglernen von Sitten ſprüchen aus den Schriften des Confutſius. Wenn die Kinder die Schule verlaſſen , beginnen ſie ans Heurathen zu Senken , was in Japan ſo früh ſtattfindet, daß man Knaben und
lage muß die Wichnerin, ohne ſich zu rühren , neun Tage lang ver
Mädchen von 15 Jahren ſelten mehr unverheurathet fieht.
harren. Dazu kommt noch , daß man ſie dabei fo wenig wie möglich ſchlafen läßt und ſie ſo dieſer nothwendigen Stärkung beraubt. Deſſen
Geſet darf man nur Eine Gattin nehmen, doch der Gebrauch erlaubte ,
fich außerdem ſo viele Nebenfrauen zu halten , wie man will und fann.
ungeachtet ſind unglüdliche Wochenbetten in Japan eine ſeltene Er ſcheinung.
doch iſt übrigens ihre Stellung eben ſo geachtet, wie die der rechtmäßigen
Nahrung beraubt. Die japaniſden Aerzte theilen dieſe uuſinnige Mei nung nicht, käinpfen aber vergebens gegen den Aberglauben der alten
Die Behandlung des neuen Weltbürgers iſt dagegen lobenswerth. Man wäſcht das Kind und denkt nicht daran es in Binden und Tücher einzuwideln , ſondern läßt ihm in jeder Hinſicht freie und unbeſeränkte Bewegung , woher es auch wohl kommen mag, daß man in Japan ſehr
.
Nach dem
In gewiſſer Hinſicht ſind dieſe leßtern der Hauptgattin untergeordnet, Frau . Die Männer haben das Recht ihre Frauen zu verſtoßen und ſie
mit einein Scheidebrief wegzuſchiden , ohne dafür Gründe anzugeben. Doch muß für den Unterhalt der Geſchiedenen vom Manne geſorgt
werden. Dieß iſt nicht nöthig, wenn der Mann , nach den japaniſchen
wenig verkrüppelte Menſchen ſieht. Andrerſeits bewirkt die Gewohnheit
Begriffen , Gründe vorbringen kann , welche die Verſtoßung rechtfertigen .
bei Männern und Frauen auf den unter den Körper zurückgebogenen Füßen zu hođen, daß man bei ihnen die angenehme Haltung des Körpers vermißt. Der Gefdmad iſt verſchieden : in Japan hält man einwärts gekehrte Füße bei einem Mädchen für eine Schönheit; in Europa ift
Ehebruch ſeitens der Frau wird ohne Gnade mit dem Tode beſtraft.
et anders .
betrachtet wird, ſo nimmt man doch auch die Einſegnung eines Prieſtere
Wenn die Mädchen 30 , die Knaben 31. Tage alt ſind , werden ſie .
nach dem Tempel getragen, um dort einen Namen zu empfangen, wobei der größte Aufwand damit getrieben wird , daß man dem Kinde eine Menge Kleider übereinander anzieht. Ein Dienſtmädchen trägt dabei
Sie darf aber dagegen aus feinem Grunde ihren Mann verlaſſen . Warum ? Les plus forts ont fait la loi !
Obſchon in Japan die Heurath nur als ein bürgerlicher Vertrag Es iſt auch Sitte , nur ebenbürtige Ehen zu ſchließen, was für manche hohe Beamten ſehr läſtig iſt. So hat z. B. der Rent meiſter in Nagaſaki , da er der einzige dieſes Amtes iſt , nicht ſeines in Anſpruch.
gleichen. So iſt er nun verpflichtet für ſeine Söhne und Töchter aus
ein kleines Käfchen, worin ſich etwas Geld für den Prieſter, dann aber
andern Städten des Reichs andere Rentmeiſtersjöhne und Tödyter ju
ein Zettelchen befindet, auf welchen drei Namen geſchrieben ſtehen , die von den drei vornehmſten Mitgliedern der Familie entlehnt ſind , zu welcher das Kind gehört. Der Prieſter fragt die Götter, welchen Namen von den dreien das Kind erhalten ſoll , dieſe ſagen ihm ihre Meinung in der Stille, und der Prieſter ſchreibt nun dieſen Namen auf ein Papier und übergibt dieſes einer eigens zu dieſem Zwed im Tempel
Gatten zu holen. Eine Mesalliance würde einen Makel auf die Familie bringen. Die erſte liebeserklärung des Jünglings beſteht darin, daß er einen Zweig des celastrus alatus (Linne) an das Haus ſeiner Geliebten bra
.
angeſtellten Frau .
Dieſe legt das Zettelchen auf das Kind , klingelt .
feſtigt.
Wird der Zweig angenommen , ſo hat das Mädchen den Bes
werber erhört , und fdwärzt ihre Zähne , als Zeichen , daß fie Braut
iſt. Von Seite beider Brautleute ſchlagen fich jeßt männliche und weib
dabei mit dem Suzuw, einem Inſtrument, das wir oben beſchrieben ha
liche Verwandte ing Mittel , sie als „Þeurathemäfler“ das übrige
ben, und die Ceremonie iſt beendet.
verabreden und den Heurathécontract zu Stande bringen. Auch kommt es vor, daß Eltern dergleichen Heurathamäfler in Anſpruch nehmen, um
Dieſer erſte Name , der dem Kinde gegeben , iſt aber nicht ſtabil, ſondern Gebrauc , den Namen inehreremal zu ändern. Im fiebenten Jahre erhalten ſie einen andern , im fünfzehnten Jahre einen dritten .
.
Namen.
Ferner wird er verwechſelt, wenn ein Beamter eine höhere
Charge erlangt, und auch dann, wenn derjenige, welcher der Chef des Beamten iſt, denſelben Namen führt. Bei den Frauen kommt dieß nicht ſo oft vor. Für die japaniſchen Knaben und Jünglinge iſt das dritte , fiebente und fünfzehnte Jahr von Bedeutung . Im Sritten wird ihnen das Band
umgebunden , an welchem man die Kleider befeſtigt, im fiebenten empfangen ſie den Complimentenmantel , und im fünfzehnten nehmen ſie die männliche Friſur an , wodurch ſie mündig werden. Dieß leptere geſchieht früher , wenn ſie vor dem fünfzehnten Jahre in eine ſelbſt ſtändige Stellung treten ; doch wird dazu von der Regierung eine eigene .
Erlaubniß – venia aetatis
erfordert.
Die Erziehung der japaniſchen Jugend iſt ſehr milde. Selten hört man von Strenge der Eltern, aber aud nicht von Widerſeklichkeit oder
ihre Kinder , wenn dieſe auch von dem Project noch nichts wiſſen , mite
einander zu verheurathen . Die Sache macht ſich dann auch gewöhnlicy, wie es ja auch bei uns in Europa geſchieht. Da die Japaner ſtark an glüdliche und unglüdliche Tage glauben , ſo wird natürlich zu der Hochzeit immer ſehr ſorgfältig einer der erſten ausgeſucht , was fie
mittelſ eines Kalenders und eines Compaſſes bewerkſtelligen . Der Bräutigam ſendet der Braut Geſchenke, die gewöhnlich , nach ſeinem Stand und Vermögen berechnet , ſehr koſtbar find; dagegen empfängt er nur Kleinigkeiten.
Uebrigens erhält die Braut die Geſchenke nur dem
Namen nach, in der Wirklichkeit nehmen fie ihre Eltern an fidy, ſo daß ein Hausvater , der viele ſchöne Töchter hat , durch ihre Verhen rathung ſich ein Capital ſammeln kann. (Schluß folgt. )
Gewehrprobe in Birmingham . Nach einem neuern eng lifchen Werfe , the Science of gunnery , wurden im vorigen Jahre zu Birmingham nicht weniger als 249,500 Gewehr- und Piſtolenläufe probirt.
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. g. Cotta'ſchen Buchhandluna. Verantwortlicher Refacteur Dr. Eb. Widenmann.
Nr. 295 .
Das
Ausla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völke r. 22 October 1841 .
Skizzen aus Meſopotamien. Die chaldäiſche Kirche.
Zu Moſſul befanden wir uns im Mittelpunkte der chal däiſchen Bevölkerung und auf der beſten Stelle, ihre alte und ehrwürdige Kirche näher zu betrachten. Die Angaben, welche ich nun hier über die Veränderungen, die im leßten Jahrhun: dert in der Neſtorianiſchen Kirche ſtattgefunden , niederlegen will, ſind das Ergebniß der verläſſigſten Aufſchlüſſe, die ich zu erhalten vermochte ; was mir nicht authentiſch ſchien , habe ich unberührt gelaſſen.
fühnere Handlungsweiſe angenommen wurde. Der jeßige ehr: würdige Patriarch war damals ein Jüngling von 15 bis 16 Jahren und lebte zu Al Koſch bei Moſſul, dem Siße der neſto rianiſchen Patriarchen. Da er bereits den Rang eines Mutran oder Metropolitanbiſchofs erlangt hatte, ſo wartete er nur auf
den Tod ſeines Oheims, um als rechtlicher Nachfolger das Pa triarchat zu übernehmen. Bei dieſer Lage der Sachen regten ſich nun die Katholiken auf irgend eine Weiſe in Beſiß des
Fermans, durch welchen der Uebergang des Kirchenamts nach bem Herkommen der neſtorianiſchen Kirche beſtätigt wurde – -
Ich bin nicht im Stande zu beſtimmen , um welche Zeit
oder , wie es mir wahrſcheinlicher -dünft, ſie bemächtigten ſich
die päpſtlichen Miſſionen unter den meſopotamiſchen Chriſten
des Fermans, welcher nach dem Tode des Dheims erſchien , uin und ge die Nachfolge Mar Johanna’s zu genehmigen brauchten ihn als ein Werkzeug zu ſeiner Bekehrung, indem ſie
ihren Anfang nahmen. Sie ſcheinen zuerſt in Diarbekir aufgetreten zu ſeyn , wo bereits zahlreiche Proſelyten gewonnen
-
waren und der Papſt ſchon einen Patriarchen ernannt hatte, drohten, ihm den Ferman vorzuenthalten, wenn er nicht ſeine ehe irgend ein Verſuch von Bedeutung in Moſſul gemacht Abhängigkeit von dem Biſchof von Nom anerkennen wolle. Hier: auf ſandte Mar Johanna ſeine Unterwerfung ein.
wurde. Der erſte Patriarch der römiſchen Proſelyten aus der neſtorianiſchen Kirche wurde von Papſt Innocent XI ernannt im Mai 1681. Er erhielt ſeinen Siß zu Diarbekir und den Titel : Patriarch der Chaldäer. Die früheſten römiſchen Mij: fionäre , an die fich die Einwohner dieſer Stadt erinnern können , erſchienen ungefähr vor 90 Jahren. Zu dieſer Zeit
behindert zu beſteigen gedachte, hören, daß ſeine Bekehrung die ganze Kirchengewalt an den Papſt übertragen habe, und damit auch das Recht, einen Patriarchen zu ernennen. Das Ende war, daß
lebte in Moſſul ein wohlhabender und einflußreicher Katholit, welcher, obgleich ein Spanier von Geburt, eine Chaldäerin von
Mar Johanna die Dioceſe von Moſful erhielt und Mar Juſſuff alleiniger Patriarch blieb. Des lektern wirkliche Gewalt war
Moſſul geheurathet und ſich in dieſer Stadt niedergelaſſen hatte. Sein Einfluß beförderte in hohem Maaße die Abſichten der
jedoch, wie ehedem, beinahe ausſchließlich auf die Provinz Diar belir beſchränkt , denn die Neſtorianer von Moſſul erkannten
Der Tod des vorigen Patriarchen erfolgte im Jahre 1775
und nun mußte Mar Johanna, der den Patriarchenſtuhl un
römiſchen Kirche, deren Miſſionare innerhalb weniger Jahre zu
die Neuerung nicht an , und auch Mar Johanna, der ſich der:
drei oder vier anwuchſen . Das einſchmeichelnde Vorgeben Roms
felben nicht unterwarf, weihte öffentlich Biſchöfe in einigen
war , alle morgenländiſchen Kirchen mit ſich in Einigung zu
Dörfern ſeiner Diócefe für Kirchen , welche ihrem alten Glauben treu geblieben waren. Dieſe Handlung erregte zu Rom eine große Indignation. Mar Johanna wurde ercommunicirt und die Dioceſe von Mofful einem andern , Namens Mutran
bringen, und es wurde ausdrüdlich erklärt, man wolle dieſer Vereinigung zu liebe alles unberührt laſſen , was dieſen Kir: den in Verfaſſung und Ritus eigenthümlich wäre,
Obgleich nun der abtrünnige Patriarch der Chaldaer mit
Schimon , gegeben. Zu gleicher Zeit donnerten die römiſchen -
dem Namen Mar Yuſſuf, der von dem erſten Patriarchen auf Miſſionäre, welche ſich damals in der Stadt aufhielten — zwei ſeine Nachfolger übergegangen war , wie die Namen Mar Elia und Mar Schimon bei den Neſtorianern , ſchon längſt zu Diarbelir reſidirte, ſo machte dennoch das Wert der Befehrung in
Moſul teine bedeutenden Fortſchritte , als bis endlich eine
Dominicaner und ein Jeſuit ihr Anathema gegen Alle, die dem Willen des Papſtes zu widerſtehen wagen würden. Doch war das Volt zu ſehr gegen ſie aufgeregt, als daß dieß Mittel gefruchtet hätte, und die Miſſionäre verließen bald darauf die 295
1178 Stadt. Zwei davon wurden von einem Haufen raubender Kur: den bei Amadiah angegriffen und ermordet - eine that , die
Jahresbericht der aftatiſ aftatiſchen chen Geſellſchaft 3a Paris.
man jedoch jeßt, wie damals , der Veranſtaltung der Chaldäer
Die Geſchichte des nördlichen Afrika iſt ſeit der Eroberung
zuſchreibt. Im I. 1826 ſtarb Mar Juſfuf, und da kein Nach
Algiers durch die Franzoſen ein Gegenſtand beſonderer Aufs mertſamkeit geworden . Hr. de Slane hat im Journal aſiatique eine Geſchichte der muſelmänniſchen Dynaſtien in Afrika nach Nowairi mitgetheilt , die bis zu den Aglabiten geht. Dieſe
folger für ihn ernannt wurde , blieb Mar Johanna, wie er es noch iſt, in unbeſtrittenem Beſiße des Patriarchats. Die Unterwerfung , zu der er ſich in ſeiner Jugend be:
kannte, hat übrigens nach und nach die ganze Kirche zur An erkennung gleicher Abhängigkeit geführt. Ihre Glieder fingen an ſich Katholiken zu nennen, ohne jedoch mehr von der Sache
zu wiſſen , als daß ſie jeßt unter dem Papa , dem Papſte, ſtehen.
Die einzigen Neſtorianer, die noch übrig ſind, ſollen ,
wie man mir ſagte, einer andern Secte angehören und in den
( Fortſerung. )
beherrſchten während des dritten Jahrhunderts der Hedſchra den öſtlichen Theil der Küſte der Verberei, und wurden end lich durch die Dynaſtie der Fatimiden verdrängt, welche drei Jahrhunderte lang den größten Theil des Maghreb beherrſchten .
Hr. Nicholſon gab in Deutſchland nach einem Gothaer Manu :
jedoch von der Art der Befehrung der Neſtorianer, die ja von
ſcript eine engliſche Ueberſeßung der Geſchichte des Emporkom: mens dieſer Dynaſtie heraus. Der Verfaſſer iſt unbefannt, ſein Werk aber ſcheint ſowohl dein oben erwähnten Nowairi, als dem bekannten 3bn Khaldun zur Grundlage gedient zu
einem Acte ihres Patriarchen und nicht von allgemeiner Met: nungsveränderung ausging, erwarten kann, ſo iſt dieſelbe mehr formell und nominell, als im Einzelnen durchgeführt und prac:
des Chalifats , in mehr Details ein , als dieſe beiden ; dieß
tiſch. Ihre eigenen Begriffe von der Veränderung , die mit ihnen vorgegangen iſt, ſind höchſt unbeſtimmt. Sie anerkennen
Ereigniß bedrohte die Exiſtenz des arabiſchen Reichs , und ret: Die tete vielleicht Europa von einer arabiſchen Eroberung.
Bergen von Kurdiſtan wohnen
in dieſer unbeſtimmten
Weiſe ſprachen ſie von den Anhängern Mar Schimons. Wie man
zwar alle eine Verbindung mit der päpſtlichen Kirche, aber ich fand keinen, auch nicht unter der Geiſtlichkeit, der beſtimmte Rechenſchaft von dem Unterſchied ihres gegenwärtigen und frü hern Glaubens geben könnte. Es find nach Meſopotamien eine große Menge römiſch :
katholiſcher Bücher in lateiniſcher , ſyriſcher, chaldäiſcher und arabiſcher Sprache geſandt worden , doch beſonders in arabiſcher. Unter denen , die ich im Hauſe des ſyriſch : atholiſchen Erzbi: ſchofs von Moſſul faby, waren die Werke Ephraims mit einer
lateiniſchen Ueberſegung und ein fyriſches Brevier. Ebenſo iſt auch die Liturgie der chaldäiſchen Kirche gedrudt worden. Au ßerdem ſind noch zahlreiche Bände von römiſchen Gebetbüchern and von Werken verſendet worden , welche die Lehrfäße und Uebungen der lateiniſchen Kirche auseinanderſeßen und verthei digen. Die heilige Schrift im Ganzen oder in ihren Theilen iſt unter den Chaldäern in verſchiedenen Sprachen verbreitet.
Zu Moſſul findet man in den Familien das ganze neue Teſtament
haben, und geht über dieſes große Ereigniß in der Geſchichte .
franzöſiſche Regierung , welche die wichtigkeit einer Geſchichte des nördlichen Afrika's fühlte , trug bekanntlich Hrn . de Slane auf, das Werk Ibn Khalduns, der unter dem Titel einer „ Ge: fchichte der Berbern “ alles behandelt , was im Mittelalter die Geſchichte des Maghreb betrifft, zu überſeken. Das Werk ſoul 1
zu Algier erſcheinen , und in zwei großen Bänden den Tert, eine franzöſiſche Ueberſeßung und einen hiſtoriſchen Commentar enthalten. Hr. Cureton , Conſervator der Manuſcripte des brittiſchen
Muſeums, hat den Druck der „ Geſchichte der Religionen " von Schariſtani begonnen , welcher ſein Werf im Anfang des éten
Jahrhunderts der Hedſchra niederſchrieb. Die Arbeiten von Pocode und Hyde hatten längſt auf dieß Werk aufmerkſam gemacht, das nacheinander die orthodoren nnd heterodoren
Secten des Solams, die philoſophiſchen Schulen, die perſiſchen Secten und den Sabaismus , ſo wie den Aberglauben der al ten Araber behandelt , und namentlich über dieſe leßtern Ge:
und Theile des alten im Strangeloſchrift, aber ſie ſind ſchwer zu
genſtände eine Menge Chatſachen mittheilt, die man vergebens
erhalten und ich fah nichts davon. Man behauptet, die ganze Bibel
anderswo ſuchen würde. Es iſt dieß eines der arabiſchen Werke, das in unſerer Zeit, in welcher Geſchichte der Religionen
eriſtire chaldaiſc in Privathänden , aber ich konnte trok aller Mühe
der Gegenſtand fo vieler Arbeiten geworden iſt, am lebhafteſten 1
kein Eremplar auftreiben. Das neue Teſtament in dieſer Sprache iſt in allen Kirchen . Die gebräuchlichſten Bibeln ſind jedoch ara : biſch, und es ſind von dieſen hie und da vollſtändige geſchriebene Cremplare zu finden , die gewöhnlichen ſind jedoch nur Erem:
plare einer in Rom gedructen Ueberſekung. In den Kirchen pon Moſſul werden die Lectionen und Evangelien zum beſſern Verſtändniß des Volfs aus arabiſchen Handſchriften geleſeu.
das Intereſſe des Publicums erregen wird. Hr. Schmölder in Bonn, der ſich bereits durch ein kleines Werk über arabiſche
Philoſophie bekannt gemacht, und mit ähnlichen ſich noch be: ſchäftigt, ſoll eine Ueberſeßung beabſichtigen.
Die remitiſchen Dialekte haben dieß Jahr Stoff zu neuen und intereſſanten Studien gegeben.
Es iſt eine ſehr bekannte
Einige die ich fah , waren mit caldaiſchen Buchſtaben geſchrieben ,
Sache, daß wenn man vom Golf von Suez nach dem Berg
die allgemeiner bekannt ſind, als die arabiſchen, obgleich dieſe leßtere Sprache allgemeiner verſtanden wird. In einigen Dör:
Sinai geht, der Weg burd, thehrere Seitenthäler führt, welche den Fuß des Berges durchfchneiden , und daß auf den durc
fern Kurdiſtans, wo Arabiſch nicht geſprochen wird, werden die Lectionen und Evangelien Chaldaiſch geleſen.
ſchnittenen Felfen ſich Inſchriften finden , die noch nicht entzif: fert waren . Eines dieſer Thaler iſt dergeſtalt angefüllt, daß es den Namen „ Wadi Mofatteb" erhielt , das beſchriebene Thal.“ Eine bedeutende Zahl dieſer Inſchriften iſt in mehre
1179
ren Werten mitgetheilt, und ein Hr. Beer in Leipzig, der ſich fchon in andern Zweigen ber orientaliſchen Paläographie ver: ſucht, unternahm die Entzifferung. Er iſt leider geſtorben , ehe er ſeine Arbeit vollenden konnte , iſt aber doch zu dem Reſultate gelangt, daß die Inſchriften aus dem vierten Jahr: hundert, daß fie in einem ſemitiſden Alphabet und Dialeft geſchrieben , und das Wert der Nabatäer ſind.
Für die perſiſche Literatur iſt wenig geſchehen ; doch iſt eine Ueberſegung des Dabiſtan gegenwärtig in der Arbeit, von einem Hrn. Troyer , der ſich in Paris befindet. Es iſt dieß eine Geſchichte der Religionen zur Zeit Akbars von ei:
rem Urſprung bis zur Zerſtörung des von ihr geſtifteten Nei: ches verfolgt, ſondern auch über die allgemeine Geſchichte der
Mongolen und die Verwaltung ihres Reichs neue und wichtige Thatſachen mittheilt, ro z. B. die Einrichtung des mongoliſchen Hofes, und die Sammlung einer großen Anzahl Beſtallungs briefe von mongoliſchen Civil- und Militärbeamten . Der Ver: faſſer wil den Gegenſtand verfolgen , und wird demnächſt eine Geſchichte der Mongolen in Perſien herausgeben , woju er ſeit langer Zeit die Materialien ſammelt. ( Schluß folgt. )
nem zum 3slam belehrten Guebern , Namens Mobed Schah, Hiſtoriſche Actenſtücke zur Geſchichte Rußlands aus geſchrieben. Die Abſicht des Verfaſſers ſcheint geweſen zu ſeyn, dem Kaiſer Afbar eine angeblich hiſtoriſche Baſis für die Re: ligion zu liefern , welche derſelbe ausgedacht hatte und einfül): ren wollte. Deßhalb beginnt der Verfaſſer mit einem ſehr langen Capitel über die Religion der Mahabadier. Dieß iſt nichts als ein Gewebe von unzuſammenhängenden Fabeln, nun aber geht er ernſtlich auf ſeinen Gegenſtand ein , und behan delt die perſiſche, indiſche, jüdiſche, chriſtliche Religion und den Jólam ., ſodann die Secten der Erleuchteten , der Sofis und einige andere. Man darf ſich zwar dieſes Werkes nur mit einem gewiſſen Mißtrauen bedienen, es enthält aber über uns
bekannte Secten eine Menge Details , welche mit der Zeit die Geſchichte der Religionen vervollſtändigen werden. Die engliſche Geſellſchaft zur Herausgabe orientaliſcher Zerte hat dret perſiſche Werte angekündigt. Das erſte iſt ,,Shamſehi Nameh," b. 1. die ,,fünf Bücher," halb epiſcher, halb
romanesker Gedichte, von Nizami , von dem bis jeßt bloß eines, das „ Sefander Nameh " ( Alexandersbudy) gedruct iſt. Das zweite iſt „ Juſſuf und Zuleikalı" von Firduſi , von wel:
fremden Archiven.
Erfer Band.
Dieſe von dem ruſſiſchen Staatsrath Turgeneff herausgegebenen
Actenſtücke haben ein merkwürdiges Schickſal gehabt : ſie wurden zuerſt von dem gelehrten Abbate Albertrandi aus der vaticaniſchen und andern römiſchen Bibliotheken gezogen in lateiniſcher, italieniſcher und polniſder
Sprache, und zwar auf Begehren des polniſchen Könige Stanislaus Auguſt für den Hiſtoriker Naruszewicz. Später ſchenfte der König dieß Eremplar
dem ruffiſchen Geſandten in Warſchau , Hrn. Bulgakoff, von welchem eg an den Staatsrath Turgeneff überging , von dem es Karamſin ent lehnte , um es zu ſeiner Geſchichte zu benußen. Turgeneff wollte auf Karamſine Rath das Ganze herausgeben , aber verſdiedene Umſtände hielten ihn ab, und inzwiſchen erhielt er Gelegenheit den Schat zu ver vollſtändigen auf mehrern Reiſen in Deutſdland , Italien , Frankreich, England , Dänemark und Schweden .
In Nom
allein machte er eine
Sammlung, reicher als die Albertrandi's ; namentlich mit Unterſtüßung des Vorſtehere des geheimen Archive , Grafen Marino Marini , zog er über 400 Actenſtüde aus dieſem unerſchöpflichen Schaße aus, den bisher bloß Deutſchland benußt hatte.
Indeß lieferten auch andere Bibliotheken
Beiträge, namentlich in Turin , Paris und London. Die geſammelten Actenſtüde betreffen vorzugsweiſe die Verhältniſſe der Päpſte 1) zum ſüdlichen Rußland , 2) mit Livland , 3) mit Litthauen , 4) mit dem Großfürſten Wladimir in Moskau, ſo wie den Czaareu von ganz Ruß .
chem es während ſeiner befannten Flucht vor Mahmud ver: faßt wurde. Es galt lange für verloren , und iſt erſt vor we nigen Jahren aufgefunden worden. Das dritte iſt die Geſchichte Indiens, welche einen Theil des großen Werfes von Raſhid eddin ausmacht. Letterer lief bekanntlich in einer Anzahl
Bibliotheken Exemplare feines Werkes niederlegen .
Einem
Hrn. Morley gelang es , eines dieſer authentiſchen Eremplare zu entdeden, und er will jekt den Theil , welcher von der Ge fchichte Indiens handelt , herausgeben , uamentlich weil dieſer in den auf dem Continent befindlichen Manuſcripten Raſchid: eddins fehlt.
Ehe wir von der moslemitiſchen Literatur ſcheiden , wollen .
wir noch eines merkwürdigen Werkes erwähnen, das hinſichtlich des Neueſten und Wichtigſten , was es enthält, aus perſiſchen
land ; fie laufen vom Jahre 1075 bis zum Tode des Czaaren Joann
Waſiljewitſch im Jahre 1584 , uns beziehen ſich großentheils auf die Beſtrebungen der Päpſte, ihre geiſtliche Herrſchaft auch im Oſten Europa's
auszubreiten. Dieſe mit den ruſſiſchen Fürſten direct gepflogenen Unter handlungen ſollen zwei Bände umfaſſen, und das Ganze wird wohl wahr ſcheinlich ſechs füllen. Das Werk dürfte wohl für die Geſchichte des öftlichen Europa's im Mittelalter unentbehrlich ſeyn. Nach der Nordiſchen Biene , aus der ( f. Nr. vom 22 Sept. a. St.) dieſe Angabe entnommen iſt, hat der bekannte ruffiſche Alterthumsforſcher Woſtokoff den Druck beaufſichtigt, wag allerdings für die wiſſenſchaftliche Gründlichkeit eine große Bürgſchaft iſt.
Geſchichtſchreibern geſchöpft iſt, nämlich die Geſchichte der gol denen Horde von Hammer :-Purgſtall. Befanntlich herrſchte die
Skizzen aus Japan.
goldene Horde über zweihundert Jahre in Rußland, und übte
Dritte Abtheilung.
auf die Bildung und das Schidſal des ruſſiſchen Reichs den größten Einfluß aus ; bis ·jeft aber fehlte eine detaillirte Ge ſchichte dieſes wichtigen Zweiges des mongoliſchen Reichs. Hr.
2. Beſondere Feſtlichkeiten und Gebräuche in den vers
V. Hammer füllte dieſe Lüđe aus durch ein Werf , in welchem
( Salus .)
er den ganzen Umfang ſeiner Gelehrſamkeit entfaltete, und worin er nicht nur die Geſchichte der goldenen Horde von ih-
eine Menge Hausrath und Küchengeräthſchaften ; unter dem erſtern bez
1
fchiedenen Monaten des Jahres.
A18 Heurathegut empfängt die Braut außer ihren Kleidern noch
1180 findet ſich jederzeit ein Spinnroden und ein Webeſtuhl. Dieſe Sachen werden am Hochzeitstage, von einem Gefolge begleitet , in das Haus des Bräutigams gebrad)t und bleiben da einige Zeit zum Prunk aué
die Sowelle treten , um fich nicht zu verunreinigen.
Indeſſen wird
die Leiche gereinigt und ihr das Todtenkleid angezogen , das aus einem weißen Mantel mit weiten Aermeln beſteht, die mit heiligen Charakteren
geſtellt. Die Puppen und andere Spielſachen der Braut werden dagegen
beſchrieben find, für welche Mühe der Prieſter fich theuer bezahlen läßt.
an dieſem Tage mit großer Feierlichkeit verbrannt, als Zeichen, daß ießt die Kinderjahre mit ihren Spielereien vorüber und die ernſten Tage der
Dann ſtellt man den Todten in figender Stellung, die Füße unter den
ehelichen Häuslichkeit und Sorgen erſchienen find.
ſtets neben einem Tempel befindlich, iſt vieredig in die Erde gemauert,
Am Abend des Trauungstages wird die Braut unter großer Feiers lichkeit ins Haus des Bräutigams gebracht. Die Braut fißt in einem Palankin und wird von den Heurath& mäflern, Verwandten und Freunden begleitet , wobei die Männer ihre Complimentenmäntel, die Frauen ihre koſtbarſten , mit Gold geſtidten Röde anhaben. In des Bräutigams
inwendig mit einem feſten Cement ausgeſtrichen , um es gegen eindrin= gende Näſſe zu ſchüßen, und mit einer Spitfäule überbaut, auf welcher
Hauſe iſt alles in geſchäftiger Bewegung , um die Erſehnte würdig zu enipfangen , namentlich die Köche und Köchinnen. Die das Haus ihres fünftigen Gatten betretende Braut iſt in ein weißes Gewand gekleidet , das Haupt init einem Schleier von derſelben Farbe bebedt. Es iſt dieß eigentlich das Todtenkleid der japaniſchen Frauen, und dieſe ernſte Tracht an dieſem Tage bedeutet, daß die Braut für ihre eigenen Verwandten abgeſtorben iſt und nun in der Familie
ihres Mannes ein neues Leben beginnt. Zwei ihrer frühern Spiel genoſſinnen und eine weibliche Dienerin führen ſie nun in das Prunks zimmer des Hauſes , wo der Bräutigam , auf dem höchſten Plaß ſipend ,
Körper gebogen, in einen Raften. Das Grab auf dem Gottesacker, der
der Name des Verſtorbenen geſchrieben ſteht. Mann und Frau laſſen fich ſtets in einem und demſelben Grabe beiſeßen. Der Name des Zuerſtverſtorbenen wird mit ſchwarzen Lettern geſchrieben , der des noch Lebenden mit rothen , und wenn dieſer auch ſtirbt, werden die rothen fcttern ſchwarz gemacht. Bei Neichen und Vornehmen ſind die Buch .
ſtaben goldent.
Wenn die Leiche aus dem Hauſe getragen iſt, ſo wird dieſes mit Raud, yon Oliven und wohlriechenden Kräutern gereinigt , und die Thüren und Fenſterladen wieder in thre gehörige lage gefeßt. Der Leichenzug beſteht aus folgenden Perſonen : 1) Zwei oder mehrere Fadelträger. 2) Eine Menge Priefter mit heiligen Büchern , Rauch fäſſern u . ſ. w.
3) An beiden Seiteu der Prieſter verſchiedene Diener,
und umgeben von ſeinen Eltern und nächſten Blutøverwandten, die Braut
die an langen Bambusſtöcken Papierſtreifen tragen , auf welche heilige Sprüche geſchrieben ſtehen. Ferner eine Menge Laterne und Sonnen
empfängt. In der Mitte des Saal: ſteht ein ſchön gearbeitetes Tiſdịchen,
ſdyirmträger. 4) Die Leiche in einein mit weißen Papier bezogenen
auf welchem ſich ein Tannenbäumchen , ein blühender kleiner Pflaumen baum , Krammetevögel und Schildfröten , d. h. nur künſtlich , nid )t in
Kaſten getragen. Ueber dem Kaſten wird an einem langen Bambusrohr
Saffy. Bei dieſem Tiſche nimmt die Braut Plat , trinkt erſt ſelbſt einen Becher Saffy , und bietet dann davon , als Zeichen ihrer Liebe
eine Art Krone gehalten. 5) Die Freunde und Bekannten des Ver ſtorbenen. 6) In der Mitte der vorigen geben die nächſten Verwandten in weißen Kleidern , die Farbe der Trauer. Alles geht zu Fuß , nur die Frauen werden in Palankinen getragen. An der Thüre des Kirch hofes wird der Zug von Prieſtern empfangen , die mit fupfernen Beden einen gewaltigen Lärin machen. Dann wird die Leiche beerdigt und darauf im Tempel gebetet.
und Treue, dem Bräutigam und ihren Schwiegereltern an . Wenn dieſe getrunken haben , iſt die Heurathsfeierlichkeit beendet. Jeft treten die
Verwandten des Verſtorbenen täglich in dem Tempel neben dem Grabe
!
der Wirklichkeit, befinden , und die Sinnbilder von der Kraft des Mannes,
der Schönheit det Frau und eine langen und glüdlichen Lebens vor ſtellen. Am Ende des Saald auf einem andern Tiſche ſteht in den dazu oben erwähnte gehörigen Geräthſchaften der in Japan beliebte .
Gäfte ein, und während dieſe effen und trinken, verſchwindet das Braut paar und begibt ſich zu Bette. Drei Tage nach der Hochzeit ftatten Mann und Frau bei den Eltern und Verwandten ber lettern ihre Viſiten ab . Wenn ſich in einem japaniſchen Hauſe eine Leiche befindet , ſo werden zum Zeichen der Trauer die Thüren und Fenſterladen verkehrt,
das Oberſte nach unten , eingehängt , auch ziehen die Hausgenoſſen ihre Kleider verkehrt an, nämlich das Aeußere nach innen .
Es iſt übrigens
merkwürdig, daß fich gewöhnlich auf dem Leichenhauſe eine große Menge Krähen niederlaſſen , die der Japaner aus Vorurtheil nie tödtet, und die
vielleicht von dem Todtengeruch herbeigeloďt werden.
Der Arzt , der
etwa noch kommt, um den Kranken zu beſuchen, ſieht an dieſen Zeichen
ſchon , daß ſeine Hülfe unnöthig iſt, und zieht dann gewöhnlich ſchnell weiter .
-
.
Die tiefe Trauer dauert 49 Tage, während welcher Zeit die nächſten beten und jeden Tag einen Kuchen auf den Altar ftellen , ſo daß nach Ablauf dieſer Trauerzeit 49 Kuchen vorhanden ſind, die ſich die Prieſter
zueignen.
Während der Trauerzeit laſſen ſich die Männer nicht das
Haupthaar , auch nicht den Bart ſdheeren , wað erſt am 50ſten Tage
geſchieht, wo ſie dann nebſt den Frauen zu ihren gewöhnlichen Geſchäften zurüdfehrent. Wir bemerken, daß dieſe in den beiden leßten Abtheilungen gegebenen
Skizzen der Sitten und Gebräuche fich auf die Japaner beziehen, die der alten Sintoreligion anhängen. Abweichend ſind die derjenigen Japaner, welche ſich zu der Lehre des Siaka und des Confucius bekennen , und deren Beſchreibung man in den Werken über Hinduſtan und China findet. (Schluß folgt.)
Ihn löst der Prieſter ab , der am Todtenbette ſeine Gebete
abliest.
In den höhern Standen iſt es Sitte, daß die Nächſtverwandten des
Verſtorbenen fich gar nicht um das Begräbniß bekümmern, ſondern dieß den Freunden des Hauſes überlaſſen , ſo daß auch einer von dieſen , be kleidet mit dem Complimentenmantel , an der Thüre des Hauſes die
Condolenzbeſuche empfängt und abfertigt, da die Beſuchenden nicht über
Schlangenarten .
Hr. Dumeril lag am 20 September in der
franzöſiſchen Akademie eine Abhandlung über die Solangenarten , und wieg nach , daß die Zahl der Rüdenwirbel bei denſelben zwiſchen 100 und 400 wechſelten, und daß einige Arten nicht niger als 100 Ribbens knochen hätten .
Di ånden , in der Literariſc - Artiſtiſiben Anſtalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman n.
Nr. 296.
Das
Ausland .
Ein Tagblatt für
Sunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völke r. 23 October 1841 .
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthauen. Schlöſſer und Unterthanen . In Poleſien , namentlich gegen Wolhynien hin , findet ſich eine Menge alter Schlöſſer , Befeſtigungen und Umwalungen,
ſene Wälle. Berühmt iſt der Ort ſeit langer Zeit durd, ſeine Töpferwaaren, ſo daß der Naturforſcher Rzaczynski ſeiner zwei: mal erwähnt. Noch ießt beſchäftigen ſich viele ſeiner Bewohner
mit dem Töpfergewerbe , da ſie dazu einen vortrefflichen Thon beſigen , den der genannte Schriftſteller mit den beſten ihm befannten Thonarten vergleicht. In der Nähe des Städtchens iſt eine durch ihre Heilkraft berühmte Quelle mitten im Walde,
bei denen als unzertrennliche Genoſſen ſich die grünen Grab:
und die frommen Einwohner haben eine Capelle darüber erbaut.
hügel erheben , Denkmale blutiger Kämpfe und Meßeleien, welche einſt hier vorfielen. In den lekteu, ganz ruhigen Zeiten muß die Bevölkerung Poleſiens ſich bedeutend vermehrt haben, ſowohl in ſich ſelbſt , als durch das Einſtrömen von Majuren
einer inetalliſchen Sättigung , verdirbt aber nicht, jelbſt wenn
und anderen Fremden . Die Schlöſſer und Städte liegen größ tentheils , ſo wie auch die alten Umwallungen , an dem Ufer von Flüſſen oder an ihrer Vereinigung. So der Ringwall in Horodzec gegen Wolhynien hin am Horyn , ſo das Schloß
in Kryczylsk auf einem Berge gleichfalls am Horyn, wovon nur noch ein Fleiner, die Umgegend beherrſchender ueberreſt in ei: ner ſchönen Lage übrig geblieben iſt ; ro in Stepan, wo noch
bedeutende Mauern ſtehen , in Czartorysk am Styr , in Kolli und an vielen andern Orten. Auch befand ſich ein Schloß am Styr iu zetwertni, dem Stammſiß der Fürſten Ezetwertynsfi,
Ihr Waſſer iſt rein und falt , zeigt keine ſichtlichen Spuren man es lange in der Wärme ſtehen läßt.
Den alten Zuſtand der Unterthanen in den ruſſiſch -litthaui fchen Provinzen findet man ſehr ausdrudsvoll geſchildert in den Werfen, wo von den ufräniſchen Aufſtänden die Rede iſt.
Der Verfaſſer des Werfs über die „ Reformation der polniſchen Sitten “ ſchreibt gleichfalls von der großen Bedrückung der Unterthanen im reußiſchen Lande. „ Von unſern Vor ältern wurde auf dem Reichstage ein Statut gemacht , daß
die Unterthanen ſowohl der geiſtlichen als weltlichen Herren einen Tag in der Woche nicht arbeiten ſollten. Und wenn ein Herr gegen ſeine Unterthanen Gewalt brauchte, und ſie alle mit
dem Bannfluch zur Arbeit nöthigte, ſo ſollte das ganze Dorf
in einer ſchönen Lage am Ufer dieſes Fluſſet. Aus den Fenſtern des jeßigen Wohnjīgies des Fürſten Dymitri Ezet:
ſich von dieſem Herrn losſagen und zu einem andern gehen
wertyusli in Hodomicze am andern Ufer des Styr ſieht man noch jenſeits des Fluſſes die alte , weiße Kirche in Ozetwertni.
fönnen. * ) Daraus ergibt fich, daß die Republik Polen wollte,
Familienbildern. Die weitläufigen Güter dieſer Familie lie:
wir rollten unſere Unterthanen nicht wie Sklaven behandeln , ſondern als Aushelfer bei unſern Arbeiten. Es iſt aber lehr nöthig, daß die Republik hierin auf das Beiſpiel anderer Völ fer ſebe, damit die Herren nicht ihre Unterthanen ſchlagen und
gen , abgeſehen von andern Gegenden Wolhyniens , hier in
fie deſſen , was ſie beſißen , berauben, ihnen den Boden den ſie
Poleſien um den Styr , und noch nicht alle ſind derſelben ver:
bebauen, nicht nehmen, und ſie nicht gewaltthätig mit Arbeiten
In dem dortigen Schloſſe war einſt eine große Sammlung von
loren gegangen .
Der Namen des Städtchens Wlodzimierzec in Poleſien ,
das früher gleichfalls den Fürſten Szetwertynski gehörte, führt auf die Idee, daß dasſelbe von ihrem Ahnherrn Wlodzimierz ( Wladimir ) geſtiftet, oder nach ſeinem Namen benannt wurde.
Seine Lage , welche ganz poleſiſch , d. 5. rings von Wald und Sumpf umgeben iſt , hat nichts Beſonderes. Man ſieht hier
Spuren eines Schloſſes, und mächtige, mit Bäumen überwach:
belaſten ſollen , wie das ſtumme Vieh, ſondern mit ihnen als mit Menſoen menſchlich umgeben u. ſ. w . “ Weiterhin ſtellt dieſer Reformator das Beiſpiel fremder völfer auf, und räth ſtatt der Herrendienſte ſich mit Pachtzinſen zu begnügen. Unerhört war in den reußiſchen Landen der Drud der Pane, was den furchtbaren Aufſtand , der ſo viel Blut foſtete, * ) Alfo aud bier eine Spur der Freizügigkeit der Bauern, die in Rußland bis zum Ende des 16ten Jahrhunderts bauerte .
296
1182
zum Theil veranlaßte , und zum mindeſten Chmielnici ( den Anführer dieſes Koſafenaufſtandes) ſehr unterſtüßte. Die zugen Zahlungen , wozu bald auch noch die Beherbergung der
mit lebhaft beſchaftigt. Auch das indiſche Drama wird vielfach bearbeitet, da aber der Bericht faſt nur Namen enthält, ſo be merfen wir bloß , daß in Calcutta eine neue Ausgabe des be rühmten Sacuntala erſchienen iſt. Dieſe Erſcheinung iſt in
Soldaten fam , wurde nach und nach in der That unerträglich.
doppelter Hinſicht merkwürdig ; erſtens , weil die Ausgabe für
nehmende Menge von Abgaben , Steuern und verſchiedenarti:
/
Bei der Geburt eines Kindes, bei Heurathen wurde ein Silber-
die eingebornen Bengaleſen beſtimmt iſt, wie man aus der
groſchen gefordert, und noch jeßt hat ſich in Poleſien und Wol-
Bengaliſchrift erſiebt, und zweitens , weil der Herausgeber,
1
hynien die Sitte erhalten , Geſchenke in den Herrenhof zu tra-
Préma Tſchanda, Profeſſor der Rhetorit am Sanskritcollegium
gen, als ſchwarze Hennen, Leinwand, Zeuge, Braitntwein, Ku: chen , rothe Gürtel u. dgl. Aber die Zahlungen an Geld und
zu Calcutta, eine Sanskritüberſeßung der im Prakrit geſchrie:
andern Steuern wurden trok des Verbots der Diöceſanſyno: den damals größtentheils an Juden verpachtet und mit Strenge von den armen Unterthanen beigetrieben. Die Juden wurden deßhalb auch durch das von Chmielnicki angerichtete Blutbad furchtbar geſtraft, und es iſt ungewiß, ob ihrer nicht eine großere Zahl als Chriſten umfamen. Ein jüdiſcher Geſchichts-
ein häufiger Stein des Anſtoßes geweſen ſind.
benen Stellen beifügt , welche befanntlich bisher in Europa Auch in
Deutſchland iſt eine neue Ausgabe des Tertes im Werke, von Seite Böthlinghs zu Bonn ; dieſer Tert roll in manchen
wichtigen Stellen von dem Chezy's abweichen . Die Werke über die Sanskritgrammatik können uns hier weniger inter: effiren , als der Umſtand , daß die religiöſen Kämpfe , welche
ſchreiber, Augenzenge des Gemeßels , zählt viele Tauſende von
Hindoſtan ſtets bewegten, jeßt durch den Contact mit Europäern
Erſchlagenen auf. Der Verfaſſer der Reformation der polni:
einen neuen Schwung erhalten und einige merkwürdige Publi:
ſchen Sitten ſagt über dieſe Pachtungen , man habe z. B. die Hornviebſteuer anfangs alle zehn Jahre, dann alle ſieben , dann alle fünf, hierauf alle drei und endlich alle Jahre erhoben ;
cationen veranlaßt haben . Die erſte iſt eine alte im Sansfrit
feinem war erlaubt, Bier oder Vranntwein, auch nur zu ſeinem
eigenen Verbrauch, zubereiten, Fiſche und Vögel zu fangen uc., man
geſchriebene Abhandlung eines Buddhiſten , der die braminiſche
Kaſteneintheilung angreift.
Hr. Wilfinſon , politiſcher Agent
zu Bhopal, entdeckte das Werk, und wollte es druden laſſen , um die Kaſteneinrichtung zu erſchüttern, aber der braminiſche
habe den Unterthanen allen Grund und Boden genommen, und
Pandit, den er dazu verwenden wollte, bat ihn ſo lange, bis er
nahezu den armen Leuten das Fell über die Ohren gezogen. Solche
ihm erlaubte , eine Refutation dazu zu ſchreiben , die nun hin: ten dem Buche angehängt iſt. Die zweite Schrift iſt eine Widerlegung des Chriſtenthums durch einen Parſiprieſter ; fie
Mißbräuche beſtanden in dem wolhyniſchen Poleſien , und beſtehen zum Theil noch, denn außer der gewöhnlichen dreitägigen Arbeit für den Herrn, außer einer Menge außerordentlicher Frohndienſte
wurde veranlaßt durch die Angriffe der amerikaniſchen Miſſio
bei Bearbeitung des Leins, des Hanfs, der Gärten, beim Aus:
näre, aber das Merkwürdigſte daran iſt der Umſtand, daß der
weißen und Reinigen der Gebäude uc., außer den Abgaben von Erdjchwämmen , Beeren, Methy, Honig, ſelbſt von Nüſſen, von Roggen und Hafer, wird auch noch ein Geldzins erhoben. Mit es möglich, daß ein Dorfbewohner, der auf einem kleinen Stüc
Parſi-Mobed fich dabei auf die Argumente Voltaire's gegen
Feld fikt, allem dieſem genüge, und dabei reich werde ? Und
das Schu : King nach der Ueberſeßung des Pater Gaubil und die vier moraliſchen Bücher der Schule des Confutſe, von
dabei iſt noch zu erwägen , daß die Erbherren, die ſelbſt ihre Güter verwalten , ſich mit dieſem alten Herfommen nicht einmal begnügen , ſondern ungeſtraft den Bauern auch noch
unentgeltliche Transporte und andere Dienſte abnöthigen ; namentlich diejenigen, die wegen Unordnung in ihren Angelegen: heiten ſtets Geld nöthig haben, vermiethen ihre Leute an Juden
zu Waſſertransporten oder entlegenen Arbeiten , und laſſen ihnen dennoch dafür von ihren Steuern und Abgaben nichts nach.
(Schluß folgt. )
den Katholicismus ſtüßt. Für die chineſiſche Literatur iſt wenig geſchehen. Pauthier bat in einer Sammlung der heiligen Bücher des Orients auch
ihm ſelbſt, überſeßt aufgenommen . Auch beſchäftigt er ſich mit
der Ueberſegung von ſtatiſtiſchen Documenten über das ganze Reich . Hr. Bazin fündigt die nahe Erſcheinung eines Werkes an, das die Neugierde des Publicums lebhaft erregen wird ; es iſt dieß die vollſtändige Ueberſegung des Pi-pa-ki, eines Drama's in 24 Darſtellungen von Kao-kong-tia im 14ten Jahrhundert verfaßt. Ifai-pong , der Held des Drama's, iſt eine hiſtoriſche Perſon : er war im Anfang des 3ten Jahrhunderts unſrer
Zeitrechnung Präſident des Tribunals der Geſchichtſchreiber. Er iſt einer von den Gelehrten, wie ihrer die chineſiſche Ge ſchichte nicht wenig aufzählt, der den bürgerlichen Heroismus , Summer, weil der Kaiſer ihm nicht geſtattete die Geſchichte der Dynaſtie Han zu vollenden . Das Drama Pi-pa-ki beſchäftigt
Jahresbericht der aftatiſchen Geſellſchaft zu Paris. aufs höchſte trieb , denn er ſtarb in ſeinem Gefängniß vor ( Schluß .)
Was die indiſche Literatur betrifft, Yo nehmen vor allem die Arbeiten über die Vedas und ihre Upaniſchade, d. h. Commentarien derſelben und dogmatiſche Auslegung der Lehrfäße, den erſten Rang ein ; die bedeutendſten Sanstri gelehrten Eng
lands, wie Wilſon , Stevenſon und ein gewiſſer Poley Find das
fich jedoch nicht mit dieſer Kataſtrophe, ſondern ſtellt Trai-pong in feiner Jugend dar. Die chineſiſchen Kritiker finden nicht Worte genug , um die Eleganz und die mannidfachen Ver: dienſte dieſes Drama's zu loben, das nur einen Kivalen hat, über den man es aber nod emporhebt, weil es neben ſeinen poe.
1183
In
mann im vorigen Jahre ans Licht gefördert worden ſind , das
Europa wird man es als Dichtung vielleicht anders beurtheilen,
Problem zu löſen geſucht. Er nahm zur Grundlage ſeiner Ar.
jedenfalls wird es aber als Schilderung der Sitten China's im 14ten Jahrhundert einen unbeſtreitbar hohen Werth haben.
beit das Kawi, die alte Sprache Java's , und hat die Gram: matik derſelben durch die Analyſe des Tertes des Brata
tiſchen Schönheiten einen reinen moraliſchen Zwed habe.
um die vier großen orientaliſchen Literaturen , die arabi:
Yuddha hergeſtellt.
Er geht ſodann zu einer ähnlichen Ana
idhe, perfifche , indiſche und chineſiſche ,1 gruppiren fich die der andern orientaliſchen Völker, welche ſich nicht ſelbſt zu Brennpunften der Siviliſation ausgebildet haben, ſondern ihre Ideen einer oder mehreren dieſer großen Nationen entlehnten . Man
lyre der andern malaviſchen Dialefte. über, von den Philippinen
darf in dieſen fecundären Literaturen feines der hohen origis nalen Werfe ſuchen , die in der Geſchichte der Menſchheit Epoche
über den Einfluß der Schrift auf die Sprache u. f. w. ., lauter Gegenſtände, die aus dieſem Werke eine Fundgrube von neuen
machen , aber es iſt doch zu wünſchen , daß ſie deßhalb nicht
und wichtigen Ideen machen. Buſchmann hat angekündigt, daß
ganz vernachläſſigt werden , denn faſt jedes dieſer Völker beſikt mehr oder minder bedeutende Chroniken , die meiſten haben
eine Volfspoeſie, und ihre theologiſchen und ſchönwiſſenſchaft:
er den Tert und die Ueberlegung des Prata Yuddha, welche das Wert Humboldts vervollſtändigen , herausgeben werde. Es iſt dieß ein epiſches Gedicht , eine Nachahmung des Maha:
lichen Werke zeigen wenigſtens , wie weit ſich der Einfluß der
bharata, und datirt aus giner Zeit, wo der Einfluß der indiſchen
Nationen erſtredte , denen ſie ihre Ideen und Kunſtformen
Ideen noch nicht den muſelmänniſchen Plaß gemacht hatte.
bis Madagascar ; die grammatiſche Arbeit wird vielfach gehoben durch Mémoires über den Einfluß der Hindus in ganz Malaiſien, über die Alterthümer Java's, über die Wanderung der Malayen,
entlehnten . Die Grammatiken und Wörterbücher dieſer Sprachen ſind für die Ethnographie unentbehrlich , und liefern eine Maſle hiſtoriſcher Thatſachen, von denen die Geſchichte ſchweigt ; über:
Skizzen aus Japan.
haupt füllt jede dieſer Literaturen ihren Raum in dem allge D r itte
Mehrere dieſer Spra: chen haben in dem verfloſſenen Jahre Bearbeitungen erfah:
ineinen Gemälde des Drients aus. ren .
Das Studium der georgiſchen Sprache, welches die
aſiatiſche Geſellſchaft zuerſt hervorrief, hat ießt in Rußland Wurzel geſchlagen, wo ſein natürliches Terrain iſt, und wo es
unter dem Einfluſſe der Bedürfniffe der Verwaltung gedeihen fann. ' Sr. Broſſet hat unter dem Titel : „ Materialien zur Geſchichte Georgiens" eine neue Bearbeitung ſeiner Ueber:
feßung der georgiſchen Chronit herausgegeben. Hr. Tſchubinoff,
b the il un g. (Schlus.)
3. ueber den Charakter der gapaner.
Hochmuth und Stolz ſind Hauptzüge in dem Charafter der Japaner, und hierin beharrend, rühmen fie fidy, die muthigſte und noch nie über
wundene Nation vor allen übrigen der Erde zu ſeyn, – eine Behauptung, die meine holländiſchen Gewährømänner inſofern bekräftigen, daß fie den entſchiedenen Muth und die Tapferkeit der Japaner rühmen , welchen fie zu der Zeit bewieſen haben , als ſie in der Armee der vormaligen
-
ein geborner Georgier 1, hat ein georgiſch - ruſſiſch - franzöſiſches
Lerikon herausgegeben , das unendlich reicher iſt , als die bis:
oſtindiſchen Compagnie einige Feldzüge mitmachten.
Selbſtmord , der mit falter Ueberlegung und mit ruhigem Vors .
berigen Wörterbücher, und ungefähr 35,000 Wörter enthält.
Hr. Dorn hat zu Petersburg eine afghaniſche Grammatik herausgegeben , welche genauer als die Klaproths , und um: ſtändlicher als die Ewalds iſt , die einzigen , welche man bis
jeßt beſeſſen. Das Intereſſe an der afghaniſchen Sprache iſt rein ethnographiſch , denn die Literatur iſt unbedeutend , und beſteht, ſo viel man jeßt beurtheilen kann , nur aus Dichtun-
bedacht ausgeführt wird , iſt in Japan an der Tagesordnung , und das ſogenannte „ Bauchaufſchneiden “ wird dort als eine Tugend betrachtet, die inan den Kindern ſchon in früheſter Jugend einprägt. Der Japaner,
der ſich dazu entſchließt, führt es mit einer gewiſſen Feierlichkeit in .
Gegenwart ſeiner mächtigſten Verwandten und Freunde aus, deren Beis
fall ihm den Schmerz und die Todesangſt verſüßt. Was die nähern Verhältniſſe dieſes „ Bauchaufſchneidens" betrifft, ſo iſt darüber Folgendes
gen, welche dem Perfiſchen nachgeabmt ſind. Aber das Problem
zu bemerfen. Die japaniſche Nation hat die Anſicht, daß derjenige, der
der Herkunft des Volkes iſt noch nicht gelöst , und die Ele: mente der Löſung finden ſich nur in der Grammatik und im
ſich einer Miſſethat , einer Uebertretung der Gefeße oder einer Ver
Die malayiſden Dialekte, welche bisher faſt ganz vernach :
fäumniß ſeiner Pflicht ſchuldig gemacht hat, fich mit der Obrigkeit und ſeinen Mitbürgern verſöhnt , wenn er die Hand an fich ſelber legt und durch freiwilligen Tod für ſein Verbrechen büßt. In dieſem Fall ſtirbt
láſſigt waren, haben in der leßten Zeit einige Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen , und Hr. Dulaurier eröffnet jeßt in Paris
die Schande init ihm und geht nicht auf ſeine Kinder und Verwandten über , die das Recht behalten , ihm in feiner Würde und ſeinem Amt
einen Curſus der malapiſchen Sprache. Sie hat, abgeſehen von ihrer Literatur, eine ausnehmend große Wichtigteit für die
zu folgen.
Wörterbuch
Ethnographie , denn die unruhige, handeltreibende Race der Malapen bat fid über eine ungebeure Maſſe von Küſten und Inſeln verbreitet, und die Geſchichte dieſes Idioms iſt großen
Cheils die Seſdichte der Seevdlter im indiſchen und ſtillen Ocean. Der verſtorbene W. v. Humboldt hat in ſeinem Werfe
Im Gegentheil , wenn er die råchende Hand des Gefeßer
oder die Ungnade ſeines Fürſten abwartet , ſo zieht er ſein Geſchlecht, ſeine Kinder mit ſich in ſein Verderben , die unverdient ſeine Schuld theilen müſſen . Was man auch von dem Antriebe zu ſolchem Selbſtmorde bei den
Japanern denken mag, fo fcheint es doch, daß eine That, burde die man fein Leben für die Zukunft ſeiner Familie opfert, wohl von Muth und
über die Kawi-Sprade, deſſen beide legten Bände durd Buſch: | Hochſinn zeugen dürfte, obgleich andrerſeits der japaniſche Selbfmörder
1184 nur dem unvermeidlichen Schidfal Sühne leiſtet, das ibu ſouſt, vielleicht
nur wenige Tage ſpäter , durd die Hand del Henfer& ereilt. Der folgende Vorfall. Faun übrigens für den Edelfinn des Betreffenden ſprechen. In October 1808 erſchien ein Schiff unter niederländiſcher Flagge auf der Rhete von Nagaſaki , das ſpäter als eine engliſche Kriegsfregatte
erkannt wurde, die gefommen war, um niederländiſche Handelsſchiffe zut erbeuten , was aber nicht gelang , da in jenem Jahre Feine holländiſchen Schiffe hieber unterwege waren . Das holländiſche Oberhaupt, durch die
falſche Flagge mißleitet , ſandte nach gewohnter Weiſe zwei Beamte an Bors, um die Schiffspapiere in Empfang nehmen zu laſſen. Die Eng länder hielten ſie gefangen an Borb der Fregatte zurüd.
Der japaniſche
Gouverneur von Nagaſafi , der fich verpflichtet hielt, die Holländer auf .
Deſima nicht allein zu bewachen , ſondern anch fit beſchüßen, betrachtete et als einen Ehrenpunkt, die niederländiſchen Gefangenen zu befreier .
Ob er ſich nicht ſtark genug glaubte , dieß mit Gewalt thun zu fönnen, oder ob er Gewalt gegen die Fregatte anzuwenden nicht wagte , aus .
Furcht, daß fich dann vielleicht die Engländer an ihren Gefangenen rächen würden , iſt unentſchieden . Der Gouverneur ſchlug den Weg der Unter bandlung ein , wobei die Engländer für die Herausgabe der Gefangenen verlangten , daß man ihnen Waffer, Brennholz, Proviſion und beſonders eine Menge Ochſen an Bord liefern ſollte. Obgleich nun das Verlangen
allgemein, daß ihre Erwähnung weder das Oht, noch das Gefühl beleidigt. Dagegen find aber die verbeuratheten Frauen Muſter von Keuſchheit, und ſo lange die Kinder unter der mütterlichen Zucht bleiben, bewachen fie mit der größten Sorgfalt das fittliche Betragen derſelben. Ein rachſüchtiger Menſch iſt gewöhnlich auch grauſam , und dieſe Regel wiederholt ſich auch in Japan. Wehe dem Feinde, der unterliegt, und gegen den man nicht mehr die Waffen der Verftellung zu benußen braucht. Die japaniſche Geſchichte liefert Beiſpiele der Grauſamkeit in
Menge , vor welcher das menſchlide Gefühl zurücjchaubert. Als s. B. die Portugieſen , Unterthanen damals des Königs von Spanien , bei Todesſtrafe aus Japan verbannt waren , unternahm es der Gouverneur von Macao, eine Geſandtſchaft nach Nagaſali zu ſchicken, um durch dieſe Widerruf der Verbannung zu bewirken. Dieſe Geſandten kamen alt
demüthig Bittende ohne Waffen. Der Kaiſer von Japan aber war ſo grauſam , ſechzig dieſer Unſchuldigen öffentlich enthaupten zu laſſen. Zwölf, die feine Chriſten waren, oder vorgaben es nicht zu ſeyn, wurden verſchont und zurückgeſchidt, doch kamen auch ſie auf der Sec um ,
ihrer zu wenig waren, ihr Schiff glüdlich nach Macao zurückzubringen. Die Gefangenſchaft und grauſame Behandlung des ruffiiden Soiffe: capitäns Golownin iſt bekannt, da er ſie, als er mit Mühe den Händen
.
eben nicht unerfüllbar war , ' ſo mußte es doch für den Gouverneur ein großer Anſtoß ſeyn , Rindvieh zuin Sdladyten an die Fremdlinge aus zuliefern , da , wie früher bemerkt , 18 ein großes Vergehen gegen die göttlichen Geſeße iſt , dergleichen Vieh zu tödten oder dazu hilfreiche Hand zu reichen. Deſſert ungeachtet erfüllte der Japaner das Begehren, und als er die Niederländer frei ſah , tödtete er ſich durch das Bauch aufichueiden , indem er glaubte , dadurch die Ehre ſeiner Nation gerettet und ſich ſelbſt mit den Gefeßen ſeines Vaterlandes , die er übertreten hatte , verſöhnt zu haben. Nody ein anderer Hauptzug im Charakter des Japaners iſt die
der Japaner entrann , durch den Drud veröffentlichte.
Die Japaner glauben, daß ſie göttlicher Abkunft ſind, und daß ihr Land der geſegnetſte Fleck des Erdbodens iſt, den ihnen vorzugsweiſe die Götter angewieſen haben. Daher auch wohl der Stolz und der Hoch muth in ihrem Charakter. Mit Mißachtung ſehen ſie nieder auf jedes
andere Volk , fich , gleiche wie die Juden , für das erſte und beilige haltend. Aus dieſem Grunde nun auch wiederum die Abſonderung und Ausſchließung aller übrigen Nationen, die ihre Regierung als Grundſats aufgeſtellt. Derſelbe Wahu , daß fie göttlicher Abkunft , gibt ihnen deu egoiſtiſchen Glauben ihrer Unfehlbarkeit. Aus dieſem Grunde bez barren ſie auch feſt auf einmal ausgeſprochenen Beſchlüſſen , die fie
böchſtens nur dann widerrufen , wenn ſie irgend einen Beſdönigung&=
darauf hindeutend , daß die Japaner tatariſchen Stainmes Rachſucht zu ſeyn ſcheinen , da dieſe ebenfalls die Vergebung einer empfangenen Beleidigung für eine tadelnswerthe Schwäche halten. Eine Verſöhnung,
grund dafür vorbringen können. Hauptſächlich legen ſie dieſe Unfehl= barkeit ihrer Regierung bei , was and ungefähr durch ihr Sprüchwort
Wer
bekundet wird , „daß die Befehle des Kaiſers dem Schweiße des Körpers
und zwar eine aufrichtige, iſt in Japan eine unbekannte Sache.
fich beleidigt glaubt, fiunt ſein Lebenlang auf Radie, und kann er dieſe por ſeinem Tode nicht befriedigen , ſo erben ſie die Kinder und Ver wandten.
Nur einerſeits die Strenge der Polizei , andrerſeits die über
.
gleichen , der , einmal zum Vorſchein gekommen , nicht wieder zurüd= gebracht werden kann.“
triebene Feierlichkeit und Zurüdhaltung im geſelligen Uingange verhindern
Fluß in Oſtafrita. Unſere Karten zeigen vom Zaire aufwärts eine ſehr dürre Küſte, und der einzige bedeutende Fluß auf der Küſte
das öftere Vorkommer von Beleidigungen, und ſo auch die Folge, nämlicy die Nache. Heuchelei und Argwohn find darum auch an der Tages ordnung. Doch hindern diefe nicht , daß Freundſchaftsbündniſſe , und
von Zanguebar iſt der Quilimance, über deffen mittlern und obern lauf wir aber ſehr ſchlecht oder vielmehr gar nicht unterridytet ſind . Dr. Beke,
zwar feſte und beſtändige , vorkommen . Bei den Japanern entſpringt aber die Freundſchaft weniger aus dem Herzen , als aus dem Verſtande.
in Südabyſſinien an die Geſellſchaft zur Civiliſation Afrifa's geſendet
Gegenſeitige Hülfe und Schuß ſind die Haupterforderniſſe derſelbeit. Dagegen iſt die gegenſeitige Liebe zwiſchen Eltern und Kindern nicht genug zu rühmen , und das väterliche Anſehen fteht vor allem in hoher
ein großer Fluß Namens Godſchob entſpringe, der durd Thrifte und
Achtung
deſſen wir bereits erwähnt (Nr. 185), hat nun einen Brief aus Angolalla mit der Nachricht, daß in dem Lande Gobo ( ſüdweſtlich von Abyffinien ) Thambara, ſodann jenſeit: Gingiro ( Bendero ) füdwärts nad dem Cande der Araber fließe. Die Küſte von Zanguebar war bekanntlich lange Zeit und iſt zum Theil nod jeßt im Beſit d'er Araber, und Melinda iſt eine
Weniger zu loben iſt die eheliche Liebe , was ſeinen Grund theils
alte arabiſche Niederlaſſung. Das Land Gingiro ſoll das Land der Affen
in der erlaubten und allgemein gebräuchlichen Vielweiberei , dann aber
bedeuten , indem Gingiro im Ainhariſchen ein Affe beiße , und die Eins
auch in der übertriebenen Neigung zur Wolluft , burch welche fich die Japaner auszeichnen , haben mag. Jeden finnlichen Genuß jagen fie mit ungezähinter Begier nads; die Solachtopfer derſelben find häufig. Die Krankheit , die man in Europa fich fcheut zu nennen , iſt hier fo
wohner wegen ihrer tiefen Unwiſſenheit von den Abyſſuiern Affen gez
,
nannt würden . Dr. Bele meint , der Godſdob, der alſo wahrſcheinlic der von den Portugiefen ſogenannte Quilimance wäre , könnte eine äht liche Straße ins Innere Afrika's werden , wie der Niger auf der Weſt ſeite. ( Athenäum vom 9 October.)
ånden , in der literariſch -Artiſtiſchen Anfalt der 3. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wide n man n.
10
Nr . 297.
as
AA u sla n d. Ein
Tagblatt für
Sunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 24 October 1841 .
Parteikämpfe in England. Kaum ſind ſechs Wochen verftoffen , daß die Lories mit
fiegender Mehrheit ins Miniſterium einbrangen , und ſchon iſt der Zwieſpalt in ihren eigenen Reihen. Das Peel die Korn : gefeße ermäßigen wild , leidet taum einen Zweifel , daß die
Squirardy, d. h. die jeßt im Unterhauſe durch Mehrzahl ge bietenden Gutsbeſiker, die inan in England zum Spott mit dieſem Namen bezeichnet, keine irgend weſentliche Veränderung der Korngereße dulden wird, iſt eben ſo gewiß ; ob dieſe Squi: rarchy es wagen werde, den einzigen Führer , auf welchen fie zählen kann , zu verwerfen , und Männer ihrer Wahl, d. h. ent ſchiedene Freunde und Bertheidiger der Korngefeße, ins Mini ſterium zu bringen , das iſt die Frage , um welche es fich han:
delt, und die in der Zwiſchenzeit zwiſchen dem Schluß und dem Wieberzuſammentritt des Parlaments entſchieden werden wird. Es fehlt nicht an Leuten in England, welche dieſe Frage
entſchieden bejahen , welche ein Miniſterium von unverſchleier: ten Monopoliſten für wahrſcheinlich halten, und den Sturz der engliſchen Ariſtokratie mit Sicherheit prophezeyen ; es ſind dieß nicht etwa die Chartiſten, fondern gerade jene früher (f. Nr. 255 ff.) erwähnte Mittelpartei , welche das als noth
wendig Erkannte langſam und ſtufenweiſe einführen möchte. Gerade dieſe fangen an , an ihren eigenen Ausſichten zu vers
zweifeln , da die blinde Squirarchy auf keine Gründe hören wil . Hier iſt Faum ein Unterſchied zwiſchen Whigs und Co
ries, und immer deutlicher tritt die nacte Frage auf: foll das Intereſſe der Mehrzahl der Bevölkerung fortwährend dem Vor rechte, welches ſich die Landbeſißer angemaßt, aufgeopfert wer: den ? Je fchroffer dieſe Frage heraustritt, deſto unverföhnlicher werden die Parteien , deſto weniger findet ſich Raum für eine Mittelpartei. Hierin liegt die Gefahr für das Land. Als Hr. Hume im Jahre 1827 auf einen feſten zou des
Jeßt rüđt man weniger gern mit ſolchen Ausdrüden hervor , weil die Anwendung praktiſcher geworden iſt, und John Bull, fo
ariſtokratiſch auch ſeine Neigungen ſind , doch auch einen buns grigen Magen hat. Indeß hat man in England ein gutes
Gedächtniß , und ſolche Neußerungen werden nicht vergeſſen , ſondern zu gelegener Zeit wieder aufgefriſcht, um fo mehr, als Lord Stanley vor kurzem ein ziemlich ähnlich lautendes Ge: ſtändniß gemacht hat. Was im Jahre 1827 eine vergleichs weiſe ziemlich harmloſe Leußerung war , das iſt jetzt bei der
ungeheuer vermehrten Bevölkerung und der ziemlich erwieſenen Unmöglichkeit, das Kornmonopol länger zu erhalten, ein gewals tiger politiſcher Verſtoß geworden. In dem Maaße, als die alten Parteinamen der Whigs und Lories ihre Geltung verlieren - und mit Recht , da ſie in Wahrheit doch nur im perſönlichen Kampfe um den Beſiß der Gewalt waren - deſto mehr treten die wahren Parteien Hervor : wie in den alten Städten des Mittelalters die Geſchlechter
gegen die Kaufleute und Gewerke kämpften , To jeßt im wei tern Umkreiſe der Adel Englands gegen die mittleren und un teren Claffen.
Wir machen dieß Gleichniß , weil der Stampf
keineswegs wie in Frankreich mit theoretiſchen Gründen ge führt wird. Man beſtreitet ſelbſt dem Adel ſeinen Einfluß auf die von ihm abhängigen Wähler nicht, und findet dieſen bilig, aber man wil ihm doch die Mittel beſchneiden , ihn auðju üben. In dem neuen Parlament ſollen nicht weniger als 240
Männer lißen , welche die Balotage vertheidigen gegen das jeßige Geſek der öffentlichen Abſtimmung , und ſo follte man meinen , es ſey ein ſtarker radicaler Phalanr vorbanden ; allein
dieſem fehlt es an Führern. Lord 3. Ruſſell geht nicht ſo weit, und andere Führer haben , wie es ſcheint aus einer Art von
Verzweiflung, den Kampf aufgegeben ; fo Molesworth, To Grote.
ſagte : „er überſehe ganz die politiſchen, mit der Frage in Ver bindung ſtehenden Rüdſichten , denn es fer die conſtitutionelle
Dadurch zieht ſich das eigentliche Intereffe des Sampfes im: mer mehr aus dem Parlament zurück , zum großen Nachtheil aller legalen Macht und Wirtſamkeit. Das iſt ein fchlimmes Zeichen in einer Zeit, wo, nach dem Urtheil der aufmerkſamſten Beobachter in England ſelbſt, die demofratiſche Meinung mit
Politit Englands, die Ariſtokratie und die Lorbe (high magistracy )
unwiderſtehlicher, unberechenbarer Straft ſich an die Spiße der
als weſentliche Cheile der Gemeinheit aufrecht zu erhalten . "
Staatogeſchäfte drängt.
Getreides antrug, ließ ihn Sir R. Peel ziemlich hart an, und
297
1186 Die Mittelpartei iſt geſonnen , einen leßten Verſuch zu
beibehalten , durch die ſie zum Trunk verleitet werden. Ihre
machen, um Sir R. Peel auf ihre Seite zu ziehen, aber man
Sitten ſind im Allgemeinen friedlich , nur im Trunke ſchlagen
fcheint zu fürchten , daß er mit der alten Torypartei zu tief fich eingelaſſen , als daß er einen To unabhängigen Schritt wagen Yönnte, und ſo ſtehen alle Parteien ziemlich rathlos da : Peel, ein Führer ohne Partei, die Radicalen eine Partei ohne Füh:
ſie manchmal zu . Sie leben mäßig, und die Verborbenheit bei
rer, die Mittelmänner ohne Parteiorganiſation und ohne Führer
einer tiefen Verdorbenheit der Grundſäße hervorgehenden Ur: fachen. Mütterliche und eheliche Anhänglichkeit zeigen ſich am beſten im Unglüđ. Man höre nur, wenn einer zum Rekruten genommen wird ! Was iſt das für ein Weinen ! eine Verzweif lung ! Auffallend iſt es, daß bei ſolchen Anläſſen der Silage die
zugleich.
Die Lage iſt höchſt ſchwierig geworden , und wird
durch den Stand der auswärtigen Verhältniſſe noch vermehrt.
Indeß würden ſich die Feinde Englands gewaltig irren, wenn fie auf ſolche widerwärtige Lage große Hoffnungen bauen woll,
den Weibern zeigt hier dieſelben Symptome, wie ſie in Schwe: den jeder neue Reiſende bemerkt, es iſt mehr eine Folge der -
Gleichgültigkeit als anderer, aus dem Temperament oder aus
ten, denn wie Rom unter dem erbittertſten Parteikampf ſeine
Weiber ſtatt zu ſprechen und zu weinen , fortwährend ganz
glänzendſten Siege erfochten , ſo würde Eugland auch eben jeßt feine größte Macht entfalten . Das aber läßt ſich nicht läugnen, daß die Zeit des gedeihlichen und ruhigen Fortſchrittes vorüber iſt: nicht mehr wird Englands Induſtrie durch die gemächliche Ausdehnung der engliſchen Herrſchaft in Ruhe und Frieden Schäße aufhäufen , jeder Vortheil muß fünftig mit hartem
weinerlich, gleichſam wider Willen, ſingen . Wenn ſie hinter dem Wagen des armen Verbannten drein gehen , wiſchen ſie ihre Thränen ab und begleiten ihn gleichmäßig mit trübſeli:
Kampf gegen innere Vorrechte und äußere Conturrenz errungen
gem Geſang bis zum nächſten Städtchen . Geht man freilich tiefer in die Urſache der Klagen und Thränen ein, ſo findet
man gewiß materielle Urſachen, aber was läßt ſich von einem
geſinnten Männern , welche eine Abhülfe der Uebel, an denen
To ungebildeten, ro armen Volke ſonſt erwarten. Selten ſah ich in Poleſien geſchorene Köpfe, dafür aber häufig lange Bärte. Ihre Müße iſt von Tuch, mit farbigen Schnú:
das Land leidet, nur noch in einer raſchen und gewaltſamen Umänderung der jeßigen Staatseinrichtungen fehen, ſo ſchlimm iſt aber die Sache noch nicht, wenn gleich dieſe Anſichteu ſelbſt
ſieht man ſelten . Einen nie fehlenden Theil der Kleidung ei nes Poleſchuken bildet der mit fupfernen Knöpfen beſchlagene
werden.
Es fehlt nicht an Engländern, und ſelbſt ſehr wohl
ein ſprechender Beweis ſind, daß es nicht gut ſteht und Aen : derungen unvermeidlich geworden. Wir würden bei dieſem Gegenſtande nicht ſo lange ver: weilen , wenn nicht jede Aenderung , welche in England mög licher Weiſe eintritt, auf die Handelsverhältniſſe Englands und
der übrigen Welt den entſchiedenſten Einfluß hätte. Vor der franzöſiſchen Revolution konnten die engliſchen Korngeſeße, da: mals auch noch nicht ſo ſchroff wie iegt , nicht die Wirkung außern, ſchon weil die Menſchenmenge nicht ſo groß war , und
England, Tehr ungünſtige Jahre ausgenommen , ſeine Einwoh nerzahl reichlich nähren konnte ; jeßt aber , wo es nur in ſehr günſtigen Jahren dieß thun kann, iſt die Sache anders, und
ren eingefaßt , im Winter oft von Hammelfell. Strohhüte Ledergürtel. Von dieſem hängt ein Beutel herab , in welchem man ſtets Feuerzeug , und gewöhnlich auch einige Groſchen ſorgfältig in einen Zipfel eingewiđelt findet. Eben daſelbſt hängt an einen Riemen in einer ledernen Speide ein tüchti
ges Meſſer, und daneben ein Eiſendrath , um die Pfeife aus I
zuſtochern . Ohne dieſe weſentliche Ausrüſtung tritt ein Poleſier
nicht über die Schwelle ſeines Häuschend. Adenthalben, wo er auch auf dem Felde arbeiten mag , läßt er die Pfeife nicht aus dem Munde. Selbſt alte Weiber hinter dem Ofen rah ich manchmal mit der Pfeife. Der Geruch dieſes Narkoticums läßt ſich mit nichts vergleichen , und iſt für den Ungewohnten 1
ſehr unangenehm .
eine Verminderung des Einkommens der Ariſtokratie , und
Der poleſiſche Bauer fällt noch nach alter Sitte vor ſeis
Bermehrung der allgemeinen Wohlfahrt, die aus einer Ab: ſchaffung der Korngeſeße ſicher hervorgeht , weist dem Welt: handel mehrfach andere Bahnen ; doch dieſen Gegenſtand haben
nem Herrn aufs Geſicht nieder, und begrüßt ihn mit „ Slawa Bohu !" (Gelobt fer Gott !) oder „ Pomahai Bil !" (Hilf Gott !)
wir bereits anderswo beſprochen .
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthauen . Solofier und Unterthanen. ( Sqlu ß.)
Judeß iſt der poleſiſche Bauer troß allem dem nicht ſo gang im Elend ; ſeine Lebensweiſe iſt erbärmlich, ſeine Kleidung unrein , ſeine Hütte ſchmußig, Teine Speiſen roh , mehr aus
Er iſt ſchweigſam , aber freundlich gegen Fremde , und knüpft gern Geſpräche an , namentlich wo von dem Herrn und ſeiner Noth die Rede iſt. Der Verſtand dieſer Leute iſt einfach, aber teineswegs allzu gering anzuſchlagen , denn manchmal verbirgt ſich unter einer anſcheinenden Dummheit eine durchtriebene Schlauheit. Sie tanzen ſelten , öfters aber ſingen fie, und ihre Lieder find meiſt traurig , doch aber zu Zeiten überluſtig und lchamlos. Sie ſind feineswegs ohne Poeſie , ihre Ausdrüđe einfach und kräftig, aus der Tiefe der Seele. Man ſieht, daß die Luſtigreit und Traurigkeit aus dem Herzen kommt , daß Pie die Lieder ſingen und nicht ſchreiben . Dieſe Lieder , die
Kinder des Waldes , malen den Zuſtand der Unterthanen auf
Gewohnheit, als aus Mangel. Gegen Wolhynien hin eſſen ſie etwas beſſer, trinken aber auch hie und da beſſer, und wo dieſe Gewohnheit erblich iſt , folgt die Noth auf dem Fuße nach.
keit und ihren Leichtſinn ſchließen wollte , würde ſie für weit
Wer aber iſt Schuld daran, als die Herren, welche die Juden
fohlimmer halten, als fie wirklich ſind. Sie geben darin in ih:
1
eine ausdrudsvolle Weiſe, wer aber daraus auf ihre Zügelloſīgs
1187
ren Liedern viel weiter, als in der Chat. Oft flagen die jun: gen Mädchen , daß man ſie verkauft , daß es ihnen beſſer ging in der Hütte bei ihren Eltern. Solche Klagen werden in uns endlichen Varianten abgehandelt. Oh ! auch ſie verſtehen den Reiz der Jugend , die bald genug durch harte Arbeit getödtet wird. Daß in Poleſien , namentlich gegen Wolhynien hin, die Wolfslieder einen großen Reiz auch in der Muſik haben, dieß
läugnet Niemand, der ſie hörte , namentlich an ſtillen Abenden im Walde. Oft wenn ein Hirte hinter ſeinem Vieh mit heller Stimme ſeine Lieder fang , ſo hielt ich an , um ihn länger zu
Chronik der Heiſen. Bemerkungen auf einer Reiſe in Cuba. *) Dieſes Reiſewert iſt unter der Maſſe folcher Werfe , welche der malen die Preiſe verlaſſen , durch drei Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet, welche ihm ein außergewöhnliches Intereſſe verleihen . Der Verfaſſer beſuchte die Inſel Cuba , welche wenig von Reifenden frequentirt und noch ſeltener beſchrieben wurde. Er brachte einige Monate unter einem Stamme von nordamerifaniſchen Indianern zu , nahin Theil an ihren
hören, denn es lag ro etwas Feierliches in dem Geſange, daß
Beſchäftigungen, und führte dasſelbe Leben, wie ſie ſelbſt. Er behandelt die Sitten und Inſtitutionen der Vereinigten Staaten mit einer gang
das Ohr lange hinhorchte , wenn auch der Ton ſchon verflun:
ungewöhnlid)en Freiheit von nationellen oder Kaſtenvorurtheilen , ſo daß
gen war.
wir ſelten , wenn je , eine ſchönere Darſtellung republicaniſcher Einrich
Eine Menge Sagen curſiren unter dem Volfe, haben aber einerlei Quelle und großentheils einerlei Gehalt mit andern
tungen und der amerikaniſchen Geſellſchaft getroffen haben, als in dieſem
ſlawiſchen Sagen ; die Verſchiedenheiten ſind nur local. Häufig
Familien des Reiche geſchrieben iſt. Es enthält noch andere Eigen thümlichkeiten von geringerer Wichtigkeit, obſchon auch file dazu bei tragen die Lecture ſehr unterhaltend zu machen ; unter dieſe gehören einige ſehr gefahrvolle Abenteuer ſowohl zur See als ju land.
treten darin gewiſſe wunderbare Thiere auf , denen die poleſi: fchen Wälder und Sümpfe zum Aufenthalte dienen ſollen . Verſchiedene Arten von Schlangen ſpielen darin eine ausge: zeichnete Rolle , und ihre Eigenſchaften ſind in dieſen Sagen des Volfes ungemein übertrieben. Im Winter , wenn die Schlangen in den Häuſern ſich finden , darf man ſie nach der
Anficht der Poleſier nicht tödten , ſonſt befällt einen großes Unglüc ; höchſtens darf man ſie hinauswerfen. Ich war Zeuge eines Brandes in einem Dorfe. Erzurnt,
erſchrect, bat und trieb ich ſie zum Löſchen , dem ſich alle ent: zogen ; ſie wollten nicht einmal Eimer und Hacken hergeben. Was ſollte das heißen ? Sie wollten ſich nicht dem Feuer wi . derſeßen , und nahmen es auf, wie einen Gaſt, ſo ſehr, daß die alten Weiber auf den mit einem Tiſchtuch bedeďten Tiſch vor dem Hauſe den Brodtrog und Salz ſtellten , und ſo, ſelbſt hin= ter dem Tiſch ſtehend, mit gefalteten Händen ins Feuer ſchau :
ten , gleichſam um ihm zu zeigen, daß fie es mit Brod und - dem Zeichen der Gaſtfreundſchaft -– empfingen . Als Salg auch dieß und das wenige erzwungene Löſchen nicht half, nahm
Werfe , welches von einem Höfling and Mitglied einer der edelſten
Selten , in der That , wird ein Neiſender mit genauerer Noth
davon gekommen ſeyn , als wir ſolches im Eingange dieſes Werks be ſchrieben finden. Hr. Murray ſchiffte fich zu liverpool auf einem amerikaniſchen Schiffe ein, wo ſich außer eilf oder zwölf Mitpaſſagieren in der Cajüte noch 140 oder 150 irländiſche Auswanderer im Zwiſchen .
raume befanden , deren Benehmen im Anfange der Gegenſtand nicht
unbilliger Klagen ſelbſt von Seite des minder ekeln Theiles der Geſell Und doch verdankte das Fahrzeug , ohne allen Zweifel, dieſen unglüdlichen Leuten ſeine Rettung. Denn wenige Tage, nadidem es den Canal verlaſſen und im ſchnellen Laufe war , bekam es einent furchtbaren Led, gegen welchen die Pumpen, obgleich von den kräftigſten Händen bedient, nichts auszurichten vermochten. Nachdem alle Anſtren ſchaft waren.
gungen vergebens, wurde es nothwendig, nahe an hundert Tonnen Roh eiſen über Bord zu werfen und auf die Azoren zuzuſteuern . Ein fored licher Sturm kam dazu, und inachte es beinahe unmöglich, die Pumpen zu gebrauchen . Nichte als die große Anzahl von Menſchen an Bord
es eine alte herenhafte Frau über ſich, dem Brande den wei teru Weg zu verſperren ; ſie zog ſich naďt aus, 1o daß ſie nur den Unterroď anbehielt, lief mit fliegenden Haaren dreimal um das Feuer , und murmelte einige Beſchwörungen. Dieſem
Theil aber auch dadurch verurſacht wurde , daß man einer ſchnellen und
konnte das Schiff retten, welches nach neun Tagen der augenſcheinlichſten Gefahr zu Fayal anlangte , wo es ſich fand, daß der ledt fünf oder
ſechs Fuß groß war , und durch ſchlechtes Stauen des Ballaſtes , zum
Mittel ſchrieben ſie die Rettung zu, die man nur unſerer thäti
wohlfeilen Arbeit im Bau des Schiffbodeng die Sicherheit zum Opfer
sen Hülfe verdanfte. Das Prod und Salz, das mir wie ein gaftlicher Empfang des Feuers erſchien, war in ihren Augen ein Mittel, es zurüdzuweiſen. Brände ſind häufig in Poleſien bei der unglaublichen
gebracht hatte.
Sorgloſigteit, woinit fie mit dem Feuer umgehen. So 3. B. günden ſie beim erſten Gerücht von einer umgehenden Bieh: trantheit faſt in jedem Hauſe das Hühnerhaus an. Freilich iſt das Unbeil der Dorfbewohner groß , wenn eine Viehkrankheit ausbricht, denn vom Vieh hängt ibre Exiſtenz ab. Dennoch benimmt ſich der Bauer gegen dasſelbe ſehr undankbar, denn
åußerſt unangenehm war. Endlich famen fie zu New - Yort an, nahezu
an vielen Orten herrſcht noch die barbariſche Gewohnheit , die Arbeitsochren mit einem zugeſpißten Stode anzutreiben, ob
gleich dieſe Thiere die Stimme ihres Herrn und den Ruf, mit dem man ſie lodt, ſehr wohl kennen.
Nach einem monatlichen Aufenthalt auf den Azoren , der zur Her ftellung des Schiffet verwendet wurde , reßten ſie die Reiſe fort , welche
bei den herrſchenden Windſtillen und dem Mangel an Lebensmitteln drei Monate nach ihrer Abreiſe von England, und hier beginnt eigentlich Hrn. Murray's Wert. Wir können wohl vorausſagen , daß der Leſer es reich finden werde an intereſſanten Erzählungen und Beſchreibungen, indem es eine große Maffe von Nachrichten in klarer Weiſe mittheilt. *) Reiſen in Nordamerika in den Jahren 1834 , 1835 und 1836 , mit Ein: ſchluß eines Sommeraufenthalte unter dem indianiſchen Stamme der Panib in den entlegenen Provinzen des Miſſouri, und eines Beſuches in Cuba und auf den ajoriſden 3nſeln . Bon Sarl Auguſt Murray. Dieß iſt der ganze Titel des Werff , aus deffen Beurtheilung im Edinburgh Review (April 1841) wir Obenſtehendet entlehnen.
1188 Der Umfang der Bände möchte vielleicht oberflächliche und läſſige Leſer abſchreden ; aber keiner der begonnen , wird dieſelben , ohne fie ganz durchleſen zu haben, aus der Hand legen. Der Verfaſſer begab fich von
New - York nach Cuba , und da dieſe Inſel gegenwärtig bei dem ver widelten Stand der Dinge in Weſtindien von hoher Wichtigkeit iſt, ſo theilen wir hauptſächlich dieſe Bemerkungen mit. Cuba ift in jeder Beziehung die wichtigſte der weſtindiſchen Inſeln, die größte im Umfange, beſigt Ueberfluß an dem ſchönſten und mannich faltigſten Boden , iſt ſchon ſeit ſehr alter Zeit angebaut , zahlreich be wohnt , und hat die ſchönſte Hauptſtadt, die älteſte Stadt der neuen Welt. Die Bevölkerung belief fich im Jahre 1827 über 700,000 Seelen, wovon 311,000 Weiße , 106,000 freie Farbige und 287,000 Sklaven waren ; aber die leßtern haben ſich ſeit dieſer Zählung beträchtlich ver mehrt , und wir erſehen aus Sir T. Burtons leftem Werfe , daß fie 1828 auf 301,000 fich beliefen , alſo ein Zuwadys von 14,000 in Einem Jahre , der offenbar aus dem Sklavenhandel entſprang. Es iſt aber .
ganz unmöglich, daß im Jahre 1830 ihre Zahl bis auf 479,000 ange: wachſen ſeyn konnte, wie derſelbe Verfaſſer berichtet ; denn dieſes würde sorausſeßen , daß dieſer Handel auf einmal im Verhältniß von 90,000 zu 14,000 fich erhöht habe. Die Angaben des Hrn. Murray indeſſen beweiſen jedenfalls hinreichend , daß die von den Abolitioniſten gegebenen
Berichte von der offenkundigen Umgebung des Vertrages von 1817 durch die Spanier im Ganzen ſehr wohl gegründet find.
Denn während fie
fich anheiſchig machten , den Handel im Jahre 1820 aufzugeben , indem fie von dem reichen , achtloſen England nahe an eine halbe Million und während der Preis Pfund Sterling als Entſchädigung annahmen, der Sklaven in Guba, wenu ſte ihre Verbindlichkeit erfüllt hätten, noth finden wir , Saß ſolcher 20 wendig bedeutend geſtiegen ſeyn müßte , oder 25 Procent unter denjenigen herabfanf, der zur Zeit beſtand , als der Vertrag ratificirt wurde , und zwar ungeachtet der Nachfrage nach .
.
Landed mehr intereifirt zu haben , als die Luftbarkeiten der Hauptſtadt Das köftlice Klima machte dieſe Ausflüge um ſo angenehmer ; dent Luft und Blumen glichen denen des Sommers, obgleich es Januar war. Das Gemälde , dat die landſchaft bot , war ſchön und mannid faltig ; die Einwohner waren überall ausnehmend gaſtfreundlid , und bildeten
inſofern einen auffallenden Contraſt zu ihren Landsleuten in Europa. Aber das Leben zeugt mehr von Fülle als Eleganz, und die Zahl der Dienfte boten gleicht mehr dem Orient ale Weſtindien , ba 100 oder 120 niot ſelten in einer Haushaltung fich finden. In einer Beziehung mangelt
aber die Aehnlichkeit mit dem Orient ; denn ør. Murray Flagt über die Bedienung bei Tiſche, die ſchlechter fey , ale in England bei drei oder vier Dienern. Die Erzählung , welche er über die Gebräude, Beſcħaf tigungen und überhaupt über die Geſellſchaft in dieſen Landhäuſern gibt, iſt aufnehmend günſtig, und es iſt eine Gemüthlichkeit und Gutmüthig feit bei deren Bewohnern vorherrſchend , die wahrſcheinlich frei ift von .
dem charakteriſtiſchen Stolze des ſpaniſchen Charakters. Der fandeigen thümer in Cuba nimmt an dem Handel ſo gut Theil als an dem Felde bau. Zweifelsohne würde ein längerer Aufenthalt unter ihnen nicht verfehlt haben , and die dunklern Schattirungen zu enthüllen , welche dem Charakter durch die Sklaverei, worauf das geſellſchaftliche Gebäude
gegründet iſt, eingeprägt ſind , denn nur ein Wunder könnte dieſes vers hindern. Wir brauchen ung bloß der von Hrn. Gurney in ſeinem lebtex intereſſanten und wichtigen Werke erwähnten ſchrecklichen Thatſache zu erinnern , um davon überzeugt zu ſeyn. Die große Maſſe der einges führten Sklaven beſteht aus Männern , als den ftärkern und nüglichern .
Arbeitern ; auf manchen Gütern iſt kaum ein einzigeg weibliches Weſen
zu finden , da die teufliſche Politik die Einführung der Sklaven zur Erhaltung der nöthigen Zahl Arbeiter der Fortpflanzung vorzieht, um To die Unglüdlichen gänzlich auszubeuten. * ) Was auch immer ein ſolches Volk für eine Außenſeite tragen mag , ſo können wir wohl überzeugt ſeyn, daß alles, wenn nicht „ falſch und hohl,“ doch mindeſtens nicht ganz gefund im Innern iſt. Die Zunahme des allgemeinen Wohlſtandes dieſer Inſel iſt eben po unläugbar , als die Urſache davon traurig. Die ganze Ausfuhr der Vereinigten Staaten nach dem ſpaniſchen Weftindien belief fich im Jahre 1814 auf drei Millionen Dollars. Im Jahre 1833 betrug die Ausfuhr
is
von Wichtigkeit wird von Hrn. Murray erwähnt .
Der Preis iſt der
doppelte in den Vereinigten Staaten , indem er dort 900 oder 1000 Dollars, in Cuba aber nur 450 bis 500 Dollars beträgt.
Daher die
große Verſuğung , Sklaven heimlich einzuführen , und die Nachbarſchaft von Teras erleichtert dieſen abſcheulichen Handel ungemein , ſo daß , ſo lange die Einführung nach Cuba durch die ſtrafbare Nachficht der ſpa niſchen Behörden leicht iſt , die Sklaven alsdann von Cuba nach Teras
(vorausgeſeßt ,
die
ihre
durch
.
nach Cuba allein 15 Millionen ,
ein umfaſſender Handel , und eine
Zunahme in weniger als 20 Jahren um weit mehr als bas Fünffache, vielleicht , Siebenfache. Werben wir hierauf
benmififippt witfam verhindert) unbvonLerasindiefüblichen Beweis ziehen,um die Auftrengungen derer, die den Sflavenbanbel, die Staaten der Union gebracht werden können. Die Anzahl der Weißen große Quelle dieſes raſchen Emporblühens, unterdrücen wollen, zu ents in Cuba, jene der freien Farbigen, welche ſtets im Fall einer Rebellion gegen die Sklaven Partei nehmen die Strenge der Regierung ,
muthigen ? Ganz das Gegentheil. Wir ftellen die Thatſade vor ihre Augen , damit ſie aufmerkſam ſeyn mögen auf den Widerſtand, dem fie
die große bewaffnete Macht, welche in 25,000 Mann regulärer Truppen
begegnen werden , und ihre Anſtrengungen nach dem Gegner bemeffen
und 40,000 Milizen beſteht , ſtellen die Erfolge einer Inſurrection als
mögen , welchen ſie zu überwinden haben.
.
ſehr geringfügig dar, und werden zur Fortſeßung des Handels ermuthigen,
1
ohne eine Ausſicht auf die verdiente Strafe , für welche Dr. Johnſon
Nachrichten von dem Reifenden Schomburg. Aus George Town in Guiana find Briefe von dem Reiſenden Schomburg
feinen eifrigen Wunſch in dem wohlbekannten Toaſte ausſprach. *)
vom 31 Juliu8 eingelaufen, denen zufolge derſelbe von einem dreimonate
I
Die Havana , gegründet im Jahre 1515 , gleicht einer alten Stadt der alten Welt, und hat dieſelben lururiöſen Gewohnheiten und dieſelbe
ariſtokratiſche Geſellſchaft. Ihre Bevölkerung beträgt 120,000 Menſchen. Indeß fcheinen unſeren Verfaſſer ſeine Reiſen durch einige Theile des *) E6 war an dem großen Bike det paſſiven Geborſams, an der Univerſität Drford , daß dieſer barınadige Cory mitten unter den Doctoren die
Worte ausſprach : „ Eine ſehleunige und erfolgreiche Rebellion der Neger in Jamaica !"
lichen Ausflug ins Innere zurüdgekehrt iſt , auf welchem er die Grang linie zwiſchen Guiana und Braſilien zu beſtimmen ſuchte. Die Reiſe
geſellſchaft hatte ſehr durch Krankheiten gelitten, war aber wieder hers geſtellt, und ein neuer Zug zur Herſtellung der füdweſtlichen Granje ſollte demnächſt unternommen werden und 12 bis 18 Monate dauern . ( Athenäum vom 9 October.) *) Sr. Gurnen war rährend ſeiner Tour blog drei Tage in Euba , aber er
ſah den Sklavenverkauf bei offenem Cage, trok aller Berträge und Gefeße.
Månden, in der Literartíc - Artifiſchen Anſtalt der 3. 8. Cotta'ſ en Buchhandluno. Verantwortlicher Redacteur Dr. Gs. Widerman a .
Nr. 298 .
Das
Ausland.
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völker. 25 October 1841 .
Die Lage von Sybaris. Les Calabres et la Sicile, par Francis Wey .
(Nevue de Paris
27 Junius und 26 September. )
in den Bergen baute. Man wird aus dieſer Bemerkung leicht ſchließen, daß das Zeitalter der Barbarei in dieſen Ländern uns näher iſt, als das der Siviliſation . Welcher Unterſchied zwiſchen dem Mittelalter mit ſeinen feſten Schlöſſern, ſeinem
Zur Zeit, wo die griechiſchen Republiken blühten , lag am
Aberglauben , ſeinen gepanzerten Kriegern und dem goldenen
Ufer des ficiliſchen Meeres eine reiche, glänzende Stadt, ge gründet von einer atheniſchen Colonie. Dieſe in einer grünen
Zeitalter , in welchem ein Moſchus und ein Theocrit lebten ! Ferner ſind alle durch die Schönheit ihrer Lage , ihre reine
den Aue, zwiſchen fruchtbaren Hügeln in einem gelegene Stadt , deren Einwohner nur immer uüfle Tannen, das bekannte Sybaris, iſt jeßt in vou zehn Ellen Tiefe begraben. Von dieſer
zweiten Tempe auf neue Ge: einem Sumpfe ganzen Stadt,
Luft und die Pracht ihrer Gebäude einſt ausgezeichneten Städte
ihrem Lurus, ihren Wollüſten , ihren Paläſten und Gärten iſt
Nachdem wir bis zum Abend lange in dem grauen Sand umhergeirrt waren, und hinter den Apenninen die Sonne hatten verſchwinden fehen , die noch das joniſche Meer vergoldete, gingen wir weiter, um zu Santa-Maria, einem traurigen Dorf,
nicht eine Blume, nicht eine Säule , nicht ein Stück Mauer
übrig geblieben ; vergebens ſieht man ſich um nach der geringſten Spur, welche andeuten könnte, daß hier einſt die berühmte Stadt lag. Die leidtſinnigen , wollüſtigen Sybariten hätten allerdings von dem Schlage verſchont werden ſollen , der ſonſt
nur die Stirne des Ehrgeizigen trifft. Aber ihre Nachbarn, die Erotoniaten , ſuchten Streit mit ihnen, nöthigten fie , die Süßigkeiten des Lebens zu verlaſien und ſich zum Kampfe zu rüſten . Die Sybariten wurden geſchlagen, und ihre auf Ver: nichtung dieſer blühenden Colonie erpichten Feinde gruben am Fuße der Verge große Canäle, in denen ſie die Bergwaſſer des
Landes und die beiden Flüſſe , von denen Sybaris umgeben war, vereinigten . Dieſe vereinten Waſſermaſſen brachen ein in die Stadt, ſtürzten die Mauern um, und hüllten ſie und die Einwohner in eine gleichförmige Maſſe von Sand und Kothy, unter denen nun alles begraben liegt. Seit dieſer Zeit fah man keine Spur mehr von Sybaris. Von Zeit zu Zeit verläßt der ſeit ſo vielen Jahrhunderten zu dieſem Rachewerk auser: ſehene Srathis fein Bett, und bede&t von neuem das Geſpenſt
ießt anſtecende Cloake geworden, als ob die verbanuten Götter
einen Boden verflucht hätten , wo man ihre Tempel nieder: ſtürzte.
von welchem aus man das Gebiet des alten Sybaris überſieht,
die Nacht zuzubringen, und um uns gegen die ſchlechte Luft zu ſchüßen , zündeten wir ein Feuer von getrocneten Seepflanzen an , welche fehr heilſame Jod : und Chlordämpfe entwideln, und darum häufig als Feuerungsmittel dienen.
Erinnerungen an Wolhynien , Podladyien und Litthauen . Eintritt in Wolhynien.
Auf halbem Wege nach Szepetowka im Walde traf ích abermals auf maleriſch zwiſchen den Bäumen hervorſtehende
Spuren untergegangener Städte, und dieſe führten uns immer
Felſen , deren Anblick mich ſchon in Korec ſo erfreut hatte. Sjepetowka, ein kleiner , nur durch ſeine Mineralwaſſer be: rühmter Ort, wohin im Sommer diejenigen ſich begeben, die in das Ausland nicht gehen wollen oder nicht können, liegt im Walde mitten unter Hügeln. Eine Kirche mit einem grü
Alle, calabreſiſchen Städte, zerſtörte,
nen Dach, und von außen mit Heiligenbildern bemalt , wie
der Stadt, 10 oft es ſich aus ſeinem Grabe erheben will. Mehr als einmal fanden wir in Großgriechenland die zu zwei Beobachtungen.
ſo wie ſolche, die noch bevölkert ſind und aus alter Zeit ſtam- | dieß hier Sitte iſt, einige nach dem Brande friſch aufgebaute men, liegen in der Ebene, während die neuere Siviliſation ſtets
Schenfen, einige redt ordentliche Gebäude und Berge in der
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1190 Keine Alterthümer ,
Als ich auf die am Berge der Kirche gegenüber liegende
keine Erinnerungen , außer einem Gefecht von Partiſanen aus den legten Jahren des 18ten Jahrhunderts. Es war ſchon
Schenke zufuhr, weďte mich der Bauer, der mich fuhr, aus
ſpäter Abend, als ich hier anfam, und ich ließ möglichſt ſchnell füttern , um noch weiter zu kommen. Ich fragte über die dießiährige Zahl der Gäſte, deren Spuren zum Theil an den Scheiben bemerklich waren , zum Beweiſe , daß ſie ihre Zeit nicht umſonſt verloren hatten ; ich betrachtete das hieſige
er nach der Kirche, wandte ſich dann zu mir und ſagte: „ Die Kirche, deren Gipfel Sie hier im Eichenwalde jenſeits des Teichs rehen, ſtand auch einſt auf dem Berge, wo jeßt das Kloſter iſt.
Ferne , das iſt das ganze Szepetowka.
meiner Träumerei . Beim Vorüberfahren an dem Teiche blicte
Volf, Tein Fuhrwerk, feine Pferde, ſeinen Anzug und ſein Ge :
Aber einſtmals in der Charwoche bewegte ſie ſich Abends von ihrem Siß, rücte den Berg hinab, fuhr über den Teich und blieb da ſtehen , wo ſie jeßt ſteht. Zum Beweis davon ſchwimmt
ſpann , denn dort fährt man nicht wie in Litthauen und Poleſien
ießt noch in dem Teich einer der Balken der Kirche, den ſie
einſpännig , ſondern die Bauern ſpannen drei bis vier Pferde an , - ein gutes Zeichen für ihre Wohlhabenheit. Hier theilt man das Feld nicht in Schläge ein , und drei oder vier Paar Ochſen ziehen den Pflug auf dem fetten , ſchwarzen wollyniſchen Boden. Ich freute mich des Eintritts in dieſes Land 1, dem die Natur ſeine Gaben nicht knapp zumaß, und dem nur noch Bewegung, Handel und allgemeine Bildung fehlt. In dieſen Betrachtungen unterbrach mich ein Jude , der
beim Ueberfahren unbedachtſamer Weiſe fallen ließ." Dieſe Sage ergößte mich ungemein ; ein ſolches Theilchen aus dem
unter einem Leinwanddache an der Schenke hervortrat ; ein Jude, welcher recht wohl in einem Romane Walter Scotts
oder auf einem Bilde Rembrandts hätte figuriren können, ein Jude auf zwei Tchmächtigen Füßchen , die in himmelblaue, her: unterhängende Strümpfe gehüllt waren , mit einem gerriffenen Hut auf dem Kopfe , deſſen Krämpen herabhingen, und nur Einem Auge , denn das andere war mit einem ungeheuren ſchwarzen Pflaſter bede & t. Das Pflaſter erinnerte mich an alle diejenigen, die man bis zum Jahre 1825 ſo lange in Romaneu und in Komödien benüßt hatte. Ich wollte dieſe geheim-
Schaße der Sagen und Lieder des Volks, die dem ſchweigſamen Dorfbewohner ſo ſchwer abzufragen ſind, da er für ſeine Scaße nur das Lachen des Unglaubens und der Verachtung befürchtet, machte mich munter, und erweckte mir tauſenderlei Gedanken. Doch ward mein guter Humor etwas herabgeſtimmt, als ich in die ungeheure, falte Schenke voll beſoffener Leute trat. Allers dings traten mir die Juden ihr beſtes Zimmer ab, worin ihre Vorräthe von Cheer, Talg, Nudeln und Kartoffeln lagen, aber leider plagten mich die unreinlichen Betten und die Ausſicht auf eine Abtheilung Huſaren , welche in der Nacht fommen follte, entſeßlic ).
Ich büßte für die Freude, die ich über die Sage von der wandernden Kirche des h. Nikolaus empfunden , dadurch , daß ich die ganze Nacht fein Auge fchloß, die Huſarenabtheilung kam fingend vor mein Fenſter, ſchreiend und ſtampfend bis vor meine Thüre, und im andern Zimmer ſchnarchten Zuden,
nißvolle Figur genauer auffaſſen , und griff nach meinem Blei: dinnen und Judenkinder, ſpazierten Mäuſe und knarrte eine ſtift, um ſie zu zeichnen , aber ſie verſchwand, wie in einem Wiege, in der ein dider zehnjähriger Judenjunge umherſchaufelte . Roman , Ich mußte aus lauter Langeweile das Inventar der Stube Schon in ſtarker Dämmerung fuhr ich in die Berge hinein, machen , in der ich vergebens den Schlaf ſuchte. ” Hier befano welche Szepetwoka vou Horodyszcze trennen . Die Berge hatten
ſich ein Schrank mit einem ſlawiſchen Lalmub und Erbauungs
etwas Furchtbares für mich, weil ich, ein Bewohner des flachenbüchern, die zehn Gebote hinter einem Vorhang aufgeſtellt, Landes, fie zum erſtenmal in meinem Leben zu überſteigen hatte; zwei leere Betten, die ich aber aus Achtung für die frühern indeß war ich weniger erſchrođen als traurig, weil die Dunkel- Inhaber nicht zu berühren wagte, ein grüner Koffer, ein Paar heit mir die Ausſicht benahm , und ich eilen mußte. Wir Pantoffeln , die durch das Verweilen auf dem Ofen eingetrodnet kamen allmählich tiefer in die Berge, der Abend fant nieder, waren, ein Paar Strümpfe auf einem Holzpfloc , ein Topf mit und die Wäldchen, durch welche die Lichter hindurch ſchimmer- den Reſten des Abendmahls vom vorigen Tage, nicht ohne Gles ten, zeigten mir endlich Horodyszcze und mein Nachtlager an.
Die Lage dieſes Orts iſt eine der ſchönſten in dieſen Gegenden . Auf einem hohen Berge ſteht eine alte gemauerte Kirche mit
ruch, ein alter Beren, ein neuer Beſen , zwei zerbrochene Teller und eine ungeheure Peitſche. Als ich dieß alles überzählt
hatte, erwog ich, daß wenn ich eine ſentimentale Reiſe in dieſem
einem Kloſter der Carmelitermönche, an ſeinem Fuße ein großer
Zimnmer ſchreiben wollte , Materialien für wenigſtens zwei
Teich, weiterhin maleriſche Berge, bedeđt mit hochſtämmigen
Bände da wären.
Eichen , aus denen die Kirche hervorragt. Dieſer Berg , die Waffer, der Wald und das mächtige Kloſtergebäude auf einer bedeutenden , die Umgegend beherrſchenden Höhe bilden ein
Endlich tam der Morgen , welcher mich aus dieſer jüdi: den Gefangenſchaft befreite , und ich machte mid auch los, ſo ſchnell ich tonnte. ( Schluß folgt . )
ſchönes Landſchaftsgemälde. Die Wohnungen liegen zerſtreut zwiſchen dem Gebüſch am Teich. Für mich gewann Horodyszcze noch einen Reiz durch den lieblichen Abend
I
die Lichter in
den Häuschen , die Sterne am Himmel, alles das widergeſtrahlt im Leiche und vergrößert, wie gewöhnlich in der Nacht die
Weinausfahr in der Provinz von Cadir.
Gegenſtände find, deren Entfernung man nicht mehr gut be: meſſen fann alles dieß gab ein reizendes Bild.
Im Jahre 1821 betrug die Weinausfuhr aus Jerey über 8000 Faffer zu 30 Arrobas, im 3. 1823 über 9000 , im 3. 1824
1191
gegen 12,000, im I. 1825 gegen 15,000, im J. 1826 nur 8000,
Land fann nur dabei gewinnen, daß man ſich auf die Erzeugung
aber im J. 1828 16,000 , und in dieſem leßtern Jahre führte der Puerto Santa Maria über 10,000 Fäſſer" aus, wovon ein
nothwendiger Artikel verlegt.
einziges Haus 2000 erpedirte.
Seitdem hat die Ausfuhr noch
Chronik der Reiſen.
ſtark zugenommen , ſo daß fie im I. 1838 über_40,000 Fäſſer Reifen eines Franzoſen in Perfien .
betrug, wovon ungefähr 16—17,000 auf den Puerto und 3 oder 4000 auf San Lucar fommen. Dazu hat die Herabſeßung der
Neunter Brief.
Preiſe viel beigetragen, welche freilich auch mit einer Herab:
Den 2 Januar 1841 um 9 Uhr Morgens verließen wir bei herr
leßung der Qualität begleitet iſt. Heutzutage wird viel Wein lidem Sonnenſchein und einer Hiße von 15 Graden Bender - Buſchir. von San Lucar, Moguer , Puerto Real, geringere Sorte von
Nachdem wir Srei Stunden auf der Straße nach Schiras fortgewandert
Jerez, ja ſelbſt Wein von der öſtlichen Küſte, z. B. von Malaga mit dem Scheerwein vermiſcht, oder in Tonnen, die eine
waren , wendeten wir uns rechts , und famen nach einer halben Stunde
gute Grundlage von ausgeſuchtem altem Weine haben, aufge:
zogen. Man fauft in England Fäſſer von ſogenanntem Scheerwein ſogar um 33—40 Pf. St., aber der gute Wein wird von den Kennern ſelbſt zu 100 Pf. bezahlt. Was die Erzeugung betrifft, ſo berechnet man , daß in Jerez bloß innerhalb der Stadt , die Landhäufer und Weingärten ungerechnet, über
40,000 Fäſſer, und im Puerto 10—12,000 Fäſſer jährlich ein: gebracht werden, ſo daß man die ganze Production dieſer zwei Städte wohl auf 60,000 und mit den Weinen von San Lucar
und Trebujena auf 70,000 Fäſſer anſchlagen fann, welche in den Weinmagazinen einen Werth von wenigſtens 3 %, Millionen
Thalern darſtellen. Wenn man die Einfuhr fremder Weine einerſeits und den Verzehr im Lande andrerſeits in Anſchlag bringt, ſo kommt man auf das Reſultat, daß jährlich ein be-
trächtlicher Ueberſchuß bleibt, welcher ſich ſtark vermehren wird, wenn die neugepflanzten Weingärten ihren vollen Ertrag liefern
werden ; denn die Erzeugung wird alsdann um ein Drittel ſteigen. Die Ausfuhr kann nicht viei mehr zunehmen, ſelbſt wenn in England eine Herabſeßung der Einfuhrzölle zu er: halten wäre. Frankreich nimmt nur geringe Quantitäten in Halb- oder Viertelfäſſern , in den Vereinigten Staaten trinkt
!
durch das mit Dattelbäumen umgebene Dorf Mir - Abdulah ; wir nahmen den Weg nach dem Dorfe Abadah , wo ſich einige Inſchriften finden
ſollten, aber die Nacht ereilte uns in Schah -Kuttah , und der Polars fern mußte und zum Führer dienen, was uns aber nicht hinderte, lange Zeit in der Jrre zu laufen , ehe wir den rechten Weg fanden . Endlich kamen wir ſehr ermüdet in das Dorf Schab-Ruttah , aber die Bewohner
desſelben waren erſt dann zu bewegen uns ihre Thüren zu öffnen , als fie fich feſt überzeugt hatten , daß wir wirflich Frankis ſeven . Dent
nächſten Morgen fepten wir unſern Weg in der Richtung von Abadah fort, und alé wir einen Sandhügel erſtiegen hatten , ſahen wir das Dorf Abadah am Ende des Thales vor uns liegen ; eine lange Reihe von Dattelbäumen bezeichnete den Weg dahin. Bei unſerer Ankunft fragten
wir ſogleich bei den älteſten Bewohnern des Dorfes nach den Inſchriften, welche wir ſuchten ; fie erwiederten une : Inſchriften ſeyen feine in dieſer Gegend , aber auf dem Gipfel eines nahe gelegenen Berges fänden ſich noch Ruinen einer Feſtung , zu welcher ein verfallener, ſteiler Fußweg führe. So verzichteten wir denn auf die Inſchriften , und wendeten uns gegen das Dorf Haram. Noch muß ich bemerken , daß unſere Gegens wart in Abadah ben Bewohnern desſelben bedenklich genug erſchien, fich bie an die Zähne zu bewaffnen. Die Dörfer , welche an den Abhängen der Berge bis an das Meer hin liegen , ſind faſt alle von Arabern bewohut; die Engländer liefern 1
li
man noch vielen franzöſiſchen Wein ; beſſern Abſaß verſprechen
ihnen Waffen und Pulver, felbft einige der Anführer ſtehen in ihrem
die ehemaligen ſpaniſchen Solonien , doch fangen ſie ſelbſt ſchon an Wein zu pflanzen. Die Weinerzeugung der Provinz Cadir hat alſo wahrſcheinlich ihre größte Höhe erreicht; nicht nur hat
Solde
die feit 16 oder 18 Jahren mit einem blinden Eifer betriebene Anpflanzung neuer Weingärten abgenommen, ſondern hie und
da reißt man fchon die altern nicht mehr ſo ergiebigen Weingårten aus und beſtimmt ſie zu andern Culturgattungen . Dazu trägt aud die Natur dieſes Zweiges felbſt bei ; es werden dazu ſtarfe Capitalien erfordert, nicht nur um den foſtſpieligen an: bau zu unterhalten, ſondern auch um die ſchlechten Jahre und das öftere Stoden des Verkaufes auszuhalten. Daher ſind nicht nur die kleinen Eigenthümer, ſondern ſelbſt diejenigen, welche 60 , 80, 100 Fäſſer jährlich erzeugen, großentheils zu
Grunde gegangen , und ſelbſt unter den Ertractoren ſind die Failiten niot felten. Sie ſuchen ihren Gewinn heutzutage vorzüglich in dem wohlfeilen Anlauf, d. h. in dem Ruin der: jenigen, welche ſich gezwungen ſehen , ihre kleinen Vorräthe um einen Spottpreis zu verkaufen , um die Gläubiger zu bezahlen, welche ihnen Geld vorgeſtredt haben. Man fängt alſo an, den Getreidbau für ſicherer und vortheilhafter zu halten, und das
ſtille weigern fich dem Bender - Buſcir , unbeläſtigt, weil .
Eingriffe, die unbeachtet bleiben. – Dieſe Dörfer Schah Abgaben zu bezahlen, und der Gouverneur pon deſſen Autorität fie anzuerkennen ſcheinen , läßt fie er ſelbſt in engliſchem Solde fteht, und ſo fann Enge
land fich zum Herrn von Bender - Buſcir und der ganzen Küſte erflären ,
wann es will. Dieſe Dörfer leben mit denen der benachbarten Thäler in beſtändigem Kriege; auf den Höhen find Männer vertheilt , welche durch einen Flintenſohuß das Zeiden geben, ſo wie fie einen Neiter oder Fußgänger nahen ſehen , und ſogleich läuft alles zu den Waffen und
hält ſich ſchlagfertig. Darum hatten uns auch die Bewohner von Abadah mit dem Dolche in der Hand und der Flinte auf dem Rüden empfangen .
Auch in Bender - Buſchir ift man immer im Kriegezuſtande. In den Bazaré haben die Raufleute ihre Waffen an den Wänden hängen , und ſo wie die Wachen das Lärmzeichen geben , ſtellt fich die ganze Bevöl
ferung zum Rampfe bereit. Erſt kürzlich wollte der Chan von Bibaban einen Ueberfall auf Benber - Bufchir verſuchen , aber die Wachen gabea
die Zeiden , er fand die Thore geſchloſſen , die Walle mit Soldaten .
befeßt und entſchloß fich deßhalb zum Rückzuge.
Die Unterfügungen
der Engländer an Geld und Kriegebedürfniffen unterhalt dieſen forts währenden Kriege- und Aufruhrbjuftand. Raum waren wir in Haram
1192
angelangt, als deſſen Bewohner, eben ſo friegsgerüſtet wie die in Abadah, fich entgegenſtellten, doch da es uns leicht warb, ihren Ket-Kobah (Ober haupt) von unſern friedlichen Abſichten zu überzeugen , ſo wies er uns ein Haus an , wo wir unſere vom Regen durchnäßten Kleider trodnen
konntent. So oft wir mit arabiſchen Ket-Robahs zu thun hatten, haben dieſe jedesmal die Bezahlung für die Wohnung entſchieden abgelehnt, die perſtſchen Set - Rodah: aber haben jedesmal gierig danad gegriffen. Den 1 Januar Mergens um 8 Uhr verließen wir Haram und gingen länge dem Fluñe Boheh, den wir acht- bis zehnmal überſchreiten mußten ; der Weg länge dem Ufer iſt abſcheulich , an mehrern Stellen
wird er ſo ſchmal und die Löcher darin ſo zahlreich, daß wir genöthigt waren unſere Maulthiere abzuladen und unſer Gepäd ſelbſt zu tragen. Die Maulthiere rutſcteu auf den Felſen , fielen ins Waſſer und konnten fid nur mit der größten Anſtrengung wieder erheben. Alle unſere Lebensmittel verdarben, unſer Zuder ſchmolz und wir ſelbſt trieften von
Waſſer. Als die Nacht einbrady, faben wir nicht fern von uns einige
Schneediadein ziert. Die Stadt Firuz - Abad hat eine ſchöne Ringmauer, einen Bazar , ein großes Karawanſerai, alles in gutem Zuſtande. Da der Chan abweſend war , ſo wollten wir ſein Haus beziehen , ohne
und um das Erſtaunen und die Mißbilligung ſeiner Dienſtleute zu be füinmern. Das Haus war in allen Fugen bergoldet und hatte einen ſchönen Orangengarten, aber die Leute waren ſo über uns erbittert, daß fie gern alles niedergeriſſen hätten.
So zogen wir denn lieber nach dem
Dorfe Krebit , welches ungefähr drei Viertelſtunden von der Stadt ents fernt liegt, und wo ein ehrlicher Mollah , der den ganzen Tag mit feinen geſerlichen Waſchungen beſchäftigt war , uns gaſtlich empfing. Der Koran macht , daß dieſe Leute wie die Enten leben. Die Ruinen find eine halbe der alten Sajjaniden - Stadt von Firuz - Abad Stunde von der neuen Stadt entfernt , und liegen nahe an dem Fluſſe, der die Ebenen befruchtet. Ich will nur von dem Safſaniden - Palaſt ſprechen , weld)en die Perſer Uteſch - Gah (Feueraltar) nennen . Dieſer Palaſt, oder beſſer dieſe Ruine , beherrſcht den Eingang einer langen
Hütten einſam an dem rechten Ufer des Fluſſes gelegen ; wir wünſchten
Schlucht, aus welcher der Fluß hervortritt. Die Ringmauer des Palaſtes
ſehr in ihnen unſere Nachtruhe halten zu können, aber ſo wie wir, um
hat 88 Metres Länge und 60 Metres Breite ; der Haupteingang, welcher
dahin zu gelangen , Anſtalt machten , den Fluß zu -burdſchreiten , riefen
gegen Norden gerichtet iſt, war einer Quelle gegenüber; ein großer
uns mit Gewehren bewaffnete Männer zu , daß ſie auf uns îdzießen würden , ſo -wie wir die Gränze überſchritten , welche uns von ihren Hütten trennte. So blieb denn nichts zu thun , als durch die tüdiſchen Schatten der Nacht den daudervollen Weg zu ſuchen, der ſich zwiſchen
gewölbter Saal von 28 Metres länge und 13 Metres Breite diente ale Vorhalle, dieſem zur rechten und zur linken finden ſich zwei andere, mit
fteilen Felſen , tiefen Abgründen und dem Flußbette faum bemerkbar
ringsumber von einem Säulengange umfQloſſen iſt. Die neueru Perjer haben Unrecht, dieſen Palaſt, welcher die Sommerwohnung eines Saija nidenfürſten war , für einen Feuertempel zu halten. Dringt man nun
.
.
hinzog. Endlich gelangten wir an einen ziemlich breiten Wiefengrund und entſchloſſen uns hier zu bivouakiren ; wir ſchliefen unter freiem Himmel, und erwaďten ain nächſten Morgen , glänzend som Thau. Wir mußten wieder auf gleich erbärmlichem Wege fort, der immer längs' dem Fluſſe jich hinzieht ; dichter , ſtinkender Nebel ließ und kaum fünfzig Schritte weit ſehen. Endlich gelangten wir in eine Ebene, in welcher das Dorf Kialamat liegt , und wo der Bruder des Chan uns .
Niſchen geſchmüdte Säle ; dann kommen drei Säle mit breiten Kuppela von 22 Metres Höhe, und dann breitet ſich ein herrlicher Hof aus, der
in die ſdmale Schlucht ein , aus welcher der Fluß hervorkomint, ſo trifft man noch eine mit Sculpturen bedeckte Felſenwand , auf welcher
Sdhapur abgebildet iſt, wie er einen Neiter mit einem Langenſtoße nieder wirft.
Es iſt viel Leben und gute Stellungen in dieſem Basrelief.
Die Beſchreibung der übrigen Ruinen und Basreliefs erlaſſe ich Ihnen.
Am 6 faben wir nichts als ein Thal ,
Am 13 Januar verabſchiedeten wir uns von unſerem Waſchungs
in welchem eine Anzahl Kara -Chuder campirten, einen Berg mit außer
menſchen , und mad ten uns troß sem , daß der Regen in Strömen
ein Häusen zum Obdach bot.
ordentlich ſteilem Abfall, das trocene Bett eines Baches , wie der von Kidron, aber voll Kieſelſteine , und das Dorf Buſdgum , wo wir unter einem Dach von Palinblättern ſchliefen . Den 7 durchidhritten wir einen
Fluß, deſſen Waſſer ſalzig iſt, ſodann eine mit ſehr ſtacheligem Gebüſch
angefüllte Ebene , und famen über ſandige Hügel , endlich an einen 1
fdmalen Engpaß, welcher uns in ein großes Thal führte, wo das Dorf
Faruſch - Bend liegt und deſjen Ket - Kodah und ſehr artig aufnahm . Am 8 verließen wir Faruſch - Bend um 8 Uhr Morgens und gingeu füdwärts in der Richtung nach Firuz - Abad. Der Weg war ſehr ſchlecht
niedergoß , auf den Weg ; wir hofften , sie aufgehende Sonne werde dieſen Regen zertheilen, aber leider hofften ivir vergeblich. Die Maule thiere fonnten in dem aufgeweichten, ſchiußigen Wege nicht fortfominen , einige ficlen, die Pferde ſtrauchclten. Wir ſepten unter fortſtrömendem Regen über den Fluß , verließen am Ausgange der Schlucht den Weg nad Schiras und wendeten uns rechts. Auf allen Berggipfeln lag Schnee, und bald verwandelte fic auch der Regen um uns ber in Sdnee. Der Weg verſchwand , eine weiße Dede breitete ſich über alles umher, und ein eiſiger Wind jagte une dichte Sdneemaſſen entgegen. Nach
und die Nacht überfiel uns, als wir eben an dem Lagerplaße der Kara
fünf Stunden des furchtbarſten Kampfes gegen Wind und Wetter famen
So entſchloſſen wir uns denn , bei ihnen zu bleiben.
wir endlich in das Dorf Meïman, und erhielten bei dem reichen Mirja Seit eine Wohnung. Wir trodneten an einem guten Feuer unſere Kleider , und da mein Begleiter fich unwohl fühlte, ſo hielten wir in Meřinan Raſttag. Wir fanden dort Orangenbäume. Den 15 Januar Morgens um 8 Utir ſepten wir unſern Weg wieder fort und wendeten
Chuber waren .
Dieſes freundliche Wandervolk beſtand aus vier Familien , und empfing und bediente uns mit der größten Zuvorkommenheit ; unſere Betten
waren im Augenblic bereitet , und wir ſchliefen bald gut und ſicher unter bem treuen Schuß dieſer herumziehenden Familien. Am 9 Januar verließen wir ihre gaſtlichen Zelte , und mußten durch eben ſo ſchlechte Wege, wie in den frühern Tagen, weiter ziehen. Endlid aber breitete ſich die große Ebene von Firuz: Abad vor ung aus ; mehr als zwölf
uns oſtwärts. Um 10 Uhr erſchien die Sonne und der Nebel gertheilte ſich. Wir übernadyteten in Bendenſchan , einem von unbebauten Hügeln
Dörfer lagen in derſelben gerſtreut. Wir brauchten drei Stunden , bis wir die Ebene durchſchritten hatten und zu der Stadt Firuz - Abas ge
erſt am 17 bei ſehr mildem Wetter . Den nächſten Tag übernachteten wir in Gugham und gingen dann immer öſtlid der Richtung von
langten , welche an einen hohen Berg angelehnt iſt, deſſen Gipfel ein
Todavend ju .
.
.
und großen Orangegärten umgebenen Dorfe , und verließen dasſelbe
Di un ceni , in der literariſch - Artiſtiſiteu Auſalt der 3. 6. Gotta'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 299 .
Das
A usla nd. Ein
Tagblatt für
Sunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 26 October 1841 .
Beſeßung von Peſchawer und Kaſchmir durch die Engländer. Die neueſten Nachrichten aus Indien bringen ein Gerücht mit, das ſeltſam genug klingt , um es etwas näher zu unter ſuchen . Die Engländer ſollen von dem Beherrſcher von Lahor die Abtretung von Peſchawer und Kaſhmir an den alten Be: fißer , den Herrſcher von Afghaniſtan , jeßt Schah Schubſcha,
verlangt , und dieſer ſodann die genannten Provinzen an die .
Englánder abgetreten haben. So geſtellt hat die Gerücht we: nig Wahrſcheinliches , denn die Engländer haben jeßt feine
fügliche Veranlaſſung, von Schir Singh eine ſolche Abtretung zu fordern. Wahrſcheinlicher iſt es, daß ſie von Schah Schud
zu arm , theils an zu rohe Freiheit gewöhnt , als daß es die Koſten einer Monarchie im orientaliſchen Schnitt tragen könnte ; daher die unaufhörlichen Raubzüge der afghaniſchen Herrſcher von Ahmed Schah bis in den Anfang dieſes Jahrhunderts hins ein ; die Beute aus Indien, und der Tribut von Kaſchmir ere hielten den Thron und beinahe alle die großen Familien. Se: bald die Engländer ſeit 1806 den Einfällen der Afghanen in Indien ein Ende machten , wandte ſich die wilde Kraft nach dem Innern ; Unruhen brachen aus , in denen die Fönigliche familie zu Grunde ging, das Reich in mehrere Theile zerfiel, und Randídit Singh die wichtigſten auswärtigen Befinungen , nämlich Kaſchmir und Multan, an ſich riß. Da nun jeßt die
Engländer die Reſtauration Schah Schudſcha's auf den Thron
Schah Schudſchah nicht daran denken kann , ſolche mit Gewalt
ſeiner Våter unternommen haben, und bezahlen müſſen, ſo wäre es nicht unwahrſcheinlich, daß ſie diejenige Provinz, vermit telſt deren früher der Aufwand der Monarchie beſtritten wurde,
(dah die Abtretung ſeiner Anſprüche auf Peſchawer und Kaſch mir verlangt , und auch um ſo leichter erhalten haben , als
wieder zu unterwerfen. Da indeß beide Provinzen gegenwärtig
in ihre Verwaltung nähmen , um fich für ihre aufgewendeten
in dem Beſike; der Sikhs ſind , ſo muß auch eine Abtretung
und noch aufzuwendenden Koſten zu entſchädigen .
Schir Singhs erfolgen , und dieſe zu erpreſſen , wird es wohl
hat aber noch zwei andere Seiten , eine coinmercielle und eine
nicht an Vorwänden fehlen . Bis jeßt iſt alſo die Sache nur Project , allein allzu gut ausgedacht , als daß man die Sache
politiſche. Die Engländer haben ſich wiederholt bemüht , die Shawl
für ein leeres Gerücht halten ſollte. Seit mehr als achtzig Jahren iſt Kaſchmir dem alten Mongolenreiche entriſſen ; ſechzig Jahre etwa behaupteten es
fabrication Kaſchmirs nach Indien zu verpflanzen ; ſie haben pich weder Mühe noch Koſten verdrießen laſſen , und haben Leute
die Afghanen, ſeit zwanzig Jahren iſt es im Befiße der Siths, und ſeit dieſer ganzen Zeit iſt es von Stufe zu Stufe immer
tiefer geſunken ; das Elend des Landes war gränzenlos , die Habſucht der Befehlshaber unerſättlich, und dennoch hat Rand: Idhit Singh noch vor wenigen Jahren ſehr bedeutende Summen aus dem Lande gezogen .
Kaiſer Aurengſib hat vor 120
Die Sache
aus Staſchmir berufen , die Staſchmirwolle ſelbſt nach Indien geſchafft, aber alles umſonſt. Die Erzeugniſe wollen immer den achten Kaſchmirſhawls nicht gleichen ; wahrſcheinlich gehört Staſchmirs
Luft und Kaſchmirs Waſſer dazu , um den Stoffen die Weichs eit und den Farben die Dauer welche bis jeßt unerreicht geblieben nad Stardymir kommen , werden ſie welche durch den entſeklichen Druc
und den Glanz zu geben, ſind. Wenn die Engländer ſchon die Shawlfabrication , ro tief geſunken iſt, wieder
Jahren viertehalb Lat Rupien ( 35,000 pfo. Sterl.) in dem Lande erhoben. Der Afghane Timur Schah bezog im J. 1790
zu heben wiſſen . Die feigen Kaldmirer feßen ihnen gewiß nicht
das Doppelte , und ſeine Befehlshaber erpreßten wohl noch
das Mindeſte in den Weg, ſondern werden im Gegentheil froh feyn , nach der rohen Afghanen : und der drůdenden Sithherrſchaft
zwanzig Laks ( 200,000 Pfd. Sterl.) dazu. So mußte das Land ſchnell ſinken und verarmen . Indeß iſt es nichtsbeſtoweniger
wieder unter eine menſchliche und gerechte Verwaltung zu
eine ausgemachte , und von Burnes mehrfach erwähnte Chat,
kommen . Auch werden die Engländer mit den Shawls nicht den barbariſchen lurus treiben , wie Randichit Singh, der Zelte
ſache, daß das afghaniſche Reich im Grunde nur durch den Tribut von Kaſchmir fich erhielt. Afghaniſtan felbſt iſt theils
daraus verfertigen ließ, ſondern ſie werden als koſtbare WANTS 299
1194
in alle Lande des Orients und des Occidents gehen, und zu : gleich einer Menge anderer engliſchen Waaren den Weg bah.
auch durch das unerwartete Auffinden von bewohnten Orteu ergößt.
Zahlreich erblict man am Wege die Wahrzeichen der Fröm
nen ſollen .
Kaum minder wichtig iſt aber eine politiſche Nudſicht.
migkeit , Kreuze an jeder Krümmung des Weges und an dem
Seit acht Jahren dringen die Sikhs iminer weiter im Gebirge
Durchſchnittspunft der Straßen. Dieſe Kreuze find bedeutend mehr verziert, als in Litthauen und Poleſien , häufig mit einem
im I. 1835 (f. Ausl. I. 1836 Nr. 113) ſchlugen fie
por ; ( d)
ſich mit den Chineſen in Ladak, und Randſchit Singh hatte Bilde des Gefreuzigten bemalt, mit einem kleinen Dache verſehen , augenſcheinlich den Plan, im Gebirg fich möglichſt feſtzuſeßen, an dem das ganze Firmament vergoldet und verſilbert hängt, um, wenn in der Ebene ihm durch Engländer oder Afghanen nebſt den Marterwerkzeugen des Herrn. In Alt-Litthauen ſtelt ein Unfall zuſtoße, dort eine Zuflucht vzu haben . Im I. 1812. man noch jeßt auf den Gräbern kleine Häuschen auf, mit ei fchon war die Herrſchaft der Gorkhas von Oſten' her bis an nem "Kreuz auf dem Dache, die Reichen größere , die Armen den Setledſch vorgerüft, und die Engländer hatten nicht ohne nur etwas, das einem Häuschen gleicht, oder ein großes Stüd blutige Anſtrengung dieſe wieder oſtwärts zurüdgeworfen und Holz auf zwei Stüßen . Dieſe Todtenhäuschen, welche augen: einen Theil des Gebirgs vom Setledich bis zum Kali oſtwärts ſcheinlich ein Ueberreſt des Heidenthums ſind, werden jeßt fels fidyzugeeignet. Dadurch hatten ſie ſich zwiſchen Sikhs und Gorkhas tener aufgeſtellt. In dieſelben oder neben denfelben ſtellte man eingeſchoben , und ein politiſches Bündniß dieſer Länder war Speiſe für die Armen oder für die Todten. In Wolhynien
ha át Co
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fomit nicht unwahrſcheinlich. Das Verhandlungen zwiſchen
und dem reußiſchen Lande, wo das griechiſcheGlaubensbefennt:
dem Hofe von Nepal und den Sikhs fchon unter Randſchit Singh ſtatt hatten, leidet feinen Zweifel, da die Engländer ſich
niß ſeit älterer Zeit eingeführt iſt , ſieht man dieſe Häuschen
D
nicht mehr, ſondern nur doppelte oder dreifache Kreuze bezeichnen
ur
veranlaßt fanden , eine nepaleſiſche Gefandtſchaft anzuhalten . Eine Vereinigung der Siths und Gorkhas könnte den Englan : dern höchſt läſtig werden , und wie ſie den Befiß von Aſam
das Grab. Ich weiß auch nicht, ob ſich hier noch die Sitte findet, unter das nächſte Kreuz die beiden Stücke Holz zu wer: fen, auf denen im Haus der Sarg des Tobten ſtand, oder ob
fin
* erſtrebten und ſich darin zu befeſtigen ſuchen , um Birma und Nepal auseinander zu halten, wie ſie das Land zwiſchen dem Kali und Setledſch beſekten, um die Sikhs und Nepaleſen im Baum zu halten , ſo können ſie jeħt verſucht ſeyn, dem Umrich-
fie an Pfingſten , wo die Thüren mit jungen Birfen geſchmügt werden, diejenigen ungeſchmůđt laſſen , zu denen im Laufe des
2
Jahrs der Tod hereinblidte. Dieſe traurige Sitte in Litthauen, welche die Freude von der Trauerthüre entfernt, hat mir tin:
de
1
greifen der Sikhs im Gebirge durch die Befeßung von Pefcha-
Wer und Kaſchmir Schrauben zu Teßen , um ſo mehr als Kaſcha
Früh war ich aus meinem ſchreclichen Nachtlager zu Ho: robuszsze aufgebrochen , und fuhri träumend dahin , etwas uns willig über den langſamen Schritt des Pferdes, als ich ein Ge:
Fall iſt.
trappel hinter mir vernahm.
Id drehte mich um , und Tah
Erinnerungen an Wolhynien , Podlasien and
einen junger Mann auf einem grauen Pferde, und hinter ihm einen Diener mit zwei gekoppelten Hunden . Der Anblid fiel mir auf, denn der Morgen war herbſtlich kalt , und ich dachte
fitthanen .
bei mir : der muß ein großer Jagdliebhaber feon, daß er fich
1
Eintritt in Wolhyuien,
for früh auf den Weg macht. 3chfah ihm in die Augen, aber
( Sdtu ß .)
ich tonnte Feinen "Ritt keinem andern Beweggrund zuſchreiben. Ein tieferer Blid auf den Jäger entriß mich indeß meinem Gréthum . Zwei Leute, die fich auf dem Wege an einem kalten
Von Horodyszcze nach Hrycow geht der Weg ganz 'durch Hier fühlte ich recht den Mangel an Bäumen ,
Herbſtmorgen zum erſten und ficherlich auch zum teßten Male
'Welche auch die unbedeutendſte Landſchaft beleben. Ueberbli & t Tehen, und ſich neugierig anbliken , als wollten ſie fich gegen: feitig verſtehen und errathen , - das : bildet allerdings eine man Berge und Thaler , fo fieht man nichts, als das herbít: "feitig liche Grün oder die ſchwarzen Aderfelber , nur hie und da an
curioſe Scene. Er fah neugierig auf das Buch, welches ich in
einem Bache ein Paar verkrüppelte Weiden ; dafür aber, wenn
den Händen hielt ,/
ich auf einen Grauſchimmel und feine
Wolhynten einmal ein lächelndes Angeſicht hat , ſo iſt es auch Hunde. Der junge Herr wollte ſich mit feinem Pferde von ein herrlich ſchönes Land.
Mitten aus Hügeln ' ſehauen die Dörfer mit weißen Häus :
mir loben laſſen , ritt an mir vorüber, trabte und gallopitte ;
ich aber las fort. Keiner wollte zu ſprechen anfangen, und ſo
den, die dreiluppeligen , bemalten und gezierten Kirchen ber :
flog er endlich, nachdem er noch einen Blick auf mid, jurid:
vor, die Teiche und Flüſſe und Eichenwälddien . Das Bedürfniß
geworfen , auf ſeinem Grauſchimmel fort, Diener und Hunde 'ilm trach, und bald verſchwand alles vor einem acht wolhyni: fchen Staube. Nach 'eitrer Fahrt den Berg hinab, kam ich mac Hrycow . Links lag ein Garten und ein wlter Palaſt mit einem großen
des Waffers nöthigte die Einwohner , fich in den Thälern an:
zuſiedeln, in denen Flüßchen und Bäche ſich finden, darum fin: det man in Wolhynien , und namentlich in allen tửgeligen
Thälern alle Anſiedlungen in Schluchten und Thälern , was auf den erſten Anblic den Reiz der Landſchaft fchmälert, aber
di
gemein gefallen .
mir ſeine Beſaßung mehr als zahlen würde, was bekanntlich mit den wenigſten Befißungen der Engländer in Indien der
Die Steppe.
RE
1
"Hofe und einem Herrentbor in altem Geſchmack , mit dem Na: !
fo
8 b d TE
1195
mengjug und der Krone auf dem Fronton. Wolhyniſche Sitte ! Ein Herrenhaus, weiter unten ein Teich, über idemſelben eine
-Handvoll zerſtreuter Vappeln , die hier von feinem Partomanen sigeſchont werden , weiterhin rechts , jenſeits des Teiches, ein sábgebranntes Städtchen mit gemauerten Bazarn und einer Colonnade. ' Die griechiſche oder katholiſche Kirche auf dem *Markt iſt von einfacher, aber guter Bauart. Die neuen Ge bäude, deren nicht wenig in Hrycow fich finden , find präten : tiös, aber nicht fchön, ſtattlich, groß und mit Shiffern verſehen , wie Sadtücher. Was ließe ſich nicht aus dieſen Bergen, die: fem Waſſer, dieſen Mauern noch machen , bei folcher Lage ! Die Schmiede iſt gothifch, wirklich gothiſch, denn ſo nennt man die Thüren ' und Fenſter , aber fie hat keinen gothiſchen Charakter.
Bei uns verſteht man es allenthalben, Spißbögen , Dreib'att treuge und Zigzags hinzuzufügen , und das heißt dann einen gothiſchen Bau aufführen , aber in Wirklichkeit bleibt der Hauptcharakter der gothifchen Bautunſt, die Leichtigkeit , die
Durchſichtigkeit, die Erhabenheit, und von dieſen fieht man bei 'uns nichts. Unſere gewöhnlichen gothiſchen Gebäude im Lande
" Find plump und verfehlt. Die urſprüngliche gothiſche Bautunſt in ihrer Kindheit machte bei uns, ſo lange fie nicht ihre hohen Chürmchen aufführen fonnte, zum mindeſten ſpißige, riefenhafte Dächer, fühne Spißgewölbe.
Es iſt wahrhaft poffierlich , daß
es in unſerem Lande feine leichten Gewölbe gibt , als die aus dem 15ten und 16ten Jahrhundert , und keine plumpen, als die aus fpäterer Zeit. Jo verließ Arrcom , klagend über den Brand, der ihm das Anfehen eines trübſeligen Trümmerhau fens gab.
Toh fuhr nun durch eine Anzahl Ortſchaften , unter denen
' fich Kiffiety durch ſeine liebliche Lage, To wie durch das wohl
jog darauf mit 300 gelehrten Juden , in ihre Todtenhemden gekleidet, in die Synagoge. Den unvermeidlichen Tod erwar: tend, beteten ſie, - der Tod fam , aber ſie ſtarben mit einem Gebet auf den Lippen. Es gibt wenig ergreifendere Scenen in der Geſchichte dieſer Zeit , obwohl große Erfchütterungen ſtets auch große Charaktere entrideln.
Chronik der Reiſen . Abriß eitter Preiſe von New
York nach Auftin , der
neuen Hauptſtadt von Tegas, im Frühjahr und Sommer des Jahres 1840 , nebſt Bemerkungen über dieſes Land. Der jugendliche Freiſtaat Teras , welcher fich erſt vor wenigen Jahren von Merico lobriß und in den Kreis felbftftändiger Staaten trat, hat die Aufmerkſamkeit der civilifirten Welt in der jüngſten Zeit be ſonders in Anſpruch genommen. Der Strom der Auswanderung ſowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Europa aus hat ſich in der legten Zeit vorzugsweiſe nach dieſem Lande ergoſſen ; aud viele Deutſche find ſeinem Laufe gefolgt, und ſo hofft der ' Ginſender, daß die folgenden
Notizen nicht ohne Intereſſe für die Leſer tiefes Blattes feyn werden. Es war erſt meine Abſicht , von New - York aus einen “ Abſtecher nach Boſton zu machen , allein eine furchtbare Kataſtrophe, der mehrere
Hunderte von Menſchenleben zum Opfer fielen , und der auch 'ich nur wie durch ein Wunder entkam, änderte dieſen Reiſeplan. Es war dieſes der Brand' 8e8 Dampfſchiffes Lerington auf offenem Meere. Wir hatten und Nachmittags in New - Mort auf dieſem Fahrzeuge eingeſchifft, flachen auch ohne Unfall in See , und die meiſten Paſſagiere (gégén 3 bis 400 an der Zahl) hatten bereits die Ruhe in ihren Solafſtätten geſucht, ale fie auf einmal der Soređendruf :: „Die Baumwolle ift in Brand gerathen , das Zwiſchended ſteht in vollen Flammen !" aus dem erſten
Leider hatte dieſe Stimme nur die Wahrheit vers
gebaute Schloß auszeichnet , von dem aus man allenthalben
Sælummer wedte.
hin eine freundliche Ausſicht genießt, und kam endlich nach
kündet. Das Feuer griff in dem brennbaren, Teicht entzündlichen Stoffe
dem Stadtchen Dſtropol, rimer traurigen Ruine und abſcheue lichem Judenneſt ; hier ſieht man feine Verzierung, und von einer Verſchönerung iſt auch kein Gedanke. Man muß ſich
Elements Herr zu werden , fich als unzulänglich erwieſen , und den
„ nur wundern, daß der Eigenthümer , der in ſeinem Leben auf I
Reiſen fo viele ſchöne Drte geſehen , ſo an ſeinem eigenen Städtchen verzweifelt , und die Hände in den Schooß legt.
Bon Oſtropol an beginnt die eigentliche wolhyniſche Steppe foncgarnca.
mit ſolcher Schnelligkeit um fich, daß alle Anſtrengungen, des zerftörenden Paſſagieren trat die furchtbare Gewißheit immer deutlicher vor Augen, entweder in den Wellen oder Flammen ihren Tod zu finden. Eine Schređensſcene voll namenloſer Verwirrung erfolgte jeßt , von der nur
derjenige fich eine Vorſtellung machen kann , der eine ähnliche Begeben heit in ſchaudervoller Wirklichkeit erlebte. Das brennende Dampfſchiff .
Rzaczynski ( chreibt, er habe von hier bis
war mehrere Meilen von der Rüfte entfernt, und auf der ganzen weiten
Biafacerfor eine Menge wilder Roſenbüſche gefunden , mir
Waſſerwüſte des Oceans zeigte fich tein Hülfe bringende Fahrzeug. Die
iſt aber inicht einer aufgeſtoßen. Zur Zeit der Koſalenein : fälle war bei dieſem Städtden ein Kampf mit ihnen , in welchem afie von dem reußiſchen Woiwoden Stanislaus. Lando:
ronski aufs Haupt geſchlagen wurden . Damals lebte hier der
berühinte CabbaliſtRabbi Samſon. Als die Einfälle begannen , -befand er fich gerade in idem Städtchen Polonne. Es war bieß im Fahre 1648 . Tief ergriffen von dem furchtbaren Strafgericht Dieſes Krieges, das Tein " Voli ro hart traf, mun: terte er es auf, in die Gotteshäuſer zu gehen, aus Reue und Leid über ihre Sünden, und um den ihnen von Gott geſende:
ten und faſt unvermeidlichen Tod abzuwenden. Wohl mehr aus Schreden als ' aus Zerknirſchung folgten ihm die Juden. Die Nachricht kam , daß die Korafen ſich näherten. Samſon
Nacht war dunkel , fehr kalt und nur die immer mehr Spielraum ges
winnenden Flammen warfen weithin einen ſchauerlichen Schein durch die ringe fict lagernde Finſterniß. Die Hiße auf dem Schiffe wurde mit jedem Augenblick unerträglicher, da der ſtets neue Nahrung findende Brand nicht mehr bewältigt werden konnte. Das Gewinſel der Damen,
Mütter und Kinder , der Angſt- und Hülferuf der Männer, der Kampf der Mannſchaft gegen die Elemente alles 'diefes vereinigte'fide zu einem Nachtſtüd , das nicht mit zu büftern Farben gezeichnet werden konnte. Von den Männern wurde ießt großmüthig der Befchluß gefaßt, in dem auf dem Dampfſchiffe befindliden Boote die Frauen und Kinder wo möglich an die nicht ſehr entfernte Rüfte zu tetten . " Das Boot, welches
höchſtens 40'Perſonen faffen konnte, wurde auch glüdlich herabgelaffen, allein in dieſem Augenblic ergreift die Lebe zum Leben und die Ausſicht
1196
auf Rettung den größten Theil der Paſſagiere : alles ſtürzt ſich vom
des verſclucten Salzwaffers hatte einen unlöjdlichen Durft erzeugt.
Verded ins Boot, der Zudrang iſt fürchterlich einen Schrei, entſeßlich und grauſenhaft, hören die Zurüdgebliebenen noch, dann wird alles ſtill wie das Grab . Das ſchwache Boot , welches eine ſo große Laft nicht zu tragen vermochte, war umgeſchlagen , und das wilde Meer hatte die
Allein meine ſtarke Körperconſtitution und die Pflege von den Sänden liebevoller Menſchen halfen mir bald wieder zur Geneſung. Meine Sachen waren insgeſammt ein Raub des Brandes geworden , allein
darin befindliche Menſdenzahl verſchlungen .
Das leptere war das wenigſt furchtbare
welcher eine Sumine in Banknoten enthalten war. Nachdem ich unges fähr acht Tage das Bett und Zimmer gehütet hatte , war ich ſo weit wieder hergeſtellt, daß ich an meine Abreiſe denken konnte. Gerührt nahm ich von meinem biederherzigen Wirth und den Seinigen Abſdieb ; eine Vergütung , die ich ihm anbot , lehnte er großmüthig mit den
Schidſal, und viele ſtürzten fidy in der Verzweiflung in die See , die ihre Beute bald in die Tiefe hinabriß. Da das Schiff immer mehr
Worten ab : J have done only that sacred duty which our holy Saviour prescribes for all mankind. Farewell, Sir. Wie ich erfahren ,
.
Das loot der Zurüdgebliebenen, unter denen auch ich mich befand, war um nichts beſſer ; der Tod ſchien unvermeidlich, und c$ blieb ihnen
nur die entſeßliche Alternative , entweder ihr Leben in den Flammen oder Wellen zu endigen.
glüdlicherweiſe fand ſich meine Brieftaſche in meiner Bekleidung, it
!
und rettungslos ein Raub del Branded wurde , ſo war auch ich , der
find von den 3 bis 400 Menſchen , welche fich auf dem verunglüdten
bis jeßt auf dem äußerſten Hintertheile desſelben geſtanden , zu dieſem
Dampfſchiffe lerington befanden , nicht mehr als fieben bis acht mit dem
salto mortale gezwungen .
Leben davon gekommen. Unter den Verunglüdten befand ſich auch der ale Literator bekannte Dr. Follenius. Dergleichen Unglücbfälle bilden leider ſtehende Artikel in den Tageblättern der Vereinigten Staaten, da die ungemeine Eilfertigkeit des Amerikaners ihn tollfühn und blind gegen
.
Mit einem „in Gottes Namen ! “ umfing
mich das naſſe Element , nachdem ich mich aller das Schwimmen ers ſdwerenden Kleidungsſtüde entledigt hatte. Ein guter Schwimmer war
id freilich, allein das mehrere Meilen entfernte Geſtade zu erreichen, war eine Aufgabe, die menſchliche Kräfte überſtieg. Meine Schwimm fertigkeit ſchien alſo nur dazu geeignet , den Todeskampf zu verlängern. Lange fämpfte ich gegen die Fluthen an , und meine Kräfte waren faſt erſchöpft, als ich in geringer Entfernung einen der Baumwollenballen umhertreibend gewahrte , die man ſchon früher über Bord geworfen hatte. 3d machte verzweifelnde Anſtrengungen dieſe Rettungetrümmer zu erreichen. Es gelang ! ich ſchwang mich glüdlich hinauf , und durch etwas Nube erhielten die entſchwundenen Kräfte einen neuen Impuls. .
Der Ballen trug ſeine Laſt, allein nichts weniger als comfortable war meine Lage zu nennen. zu wiederholtenmalen peitſchten mich die Wellen
jede Gefahr macht und ihn die nöthigen Vorſichtsmaaßregeln anzuwenden verabfäumen läßt. Tauſende von Menſchen verlieren auf dieſe Weiſe alljährlich Leben und Geſundheit. In New -York , wohin ich mich nun abermals wandte , bezeigte man mir überall große Theilnahme. Sowohl die dortigen Deutſchen als auch die Amerifaner beeiferten fidy , mir ihre Hülfe anzubieten , da
das Schickſal der auf dem Lerington Verunglüdten , unter denen fich Perſonen aus den erſten Familien befanden , allenthalben das lebhafteſte Intereſſe erwedt hatte. Da ich inzwiſchen noch mit Geldmitteln verſehen war , ſo lehnte ich alle Hülfeanerbietungen ab , und traf Anſtalten zur
Reiſe nach Teras.
Ich hatte mir vorgenommen , zu lande durch die
von meinem ſonderbaren Fahrzeuge , und wohin mich dieſes führte , ob immer tiefer hinein in die endloſe Waſſerwüſte des Weltmeeres oder an
Union , um den aufblühenden Weſten Fennen zu lernen , den Dhio unb
ein rettendes Geftade , mußte ich füglich dem Schidfal anheimſtellen.
Mifftfippi binab über Neu - Orleans die Reiſe zu machen .
Mehrere Stunden war ich ſolchergeſtalt auf dem Meere umhergetrieben. Die Kälte hatte faſt meine Glieder erſtarrt , eine unwiderſtehliche Schläfrigkeit überfiel mich, die jeden Augenblid mich in die Arme des Schlafes und alsdann wahrſcheinlich auch in die ſeines Zwillingsbruders, des Todet , zu überliefern drohte. Sonderbar iſt es übrigens , daß in dieſer gefährlichen Lage fein Gedanke an Todesfurcht in mir auftauchte: mein Gemüth war vollfommen ruhig. Wie lange ich eigentlid, auf dieſe Weiſe umhergetrieben bin, kann ich nicht genau angeben. Die Sóläfrigkeit oder vielmehr die Erſtarrung 1
hatte mich endlich übermannt.
Als ich zu mir kam , befand ich mich
unter den Händen eines Arztes , auf einem weichen Lager und in einem .
( Fortſeßung folgt . )
Miscellen. Der Reifende Friedridothal. In einer neuerlichen Sigung der Afademie zu Berlin ſtellte Humboldt dieſen ber t.t. öſterreichiſchen Geſandtſchaft in den Vereinigten Staaten beigegebenen Diplomaten vor , der drei Jahre lang Guatimala und Yucatan durchreist hatte. Außer
einer zahlreichen naturwiſſenſchaftlichen Sammlung befißt derſelbe auch eine Menge Abbildungen , die zum Theil mit dem Daguerreotyp aufgenoms men find, namentlich von einer Stadt Urmal , 18 leguaß füdlich von Merida, welche der Hauptſiß eines Volke gewefen zu ſeyn ſcheint, bat ſchon mehrere Jahrhunderte vor der Ankunft der Spanier unterging. Die Ruinen rollen einen hohen Grad von Kunſtvollendung zeigen. .
warmen Zimmer. Mein Erſtaunen fann man ſich denken. Als ich mich
von dieſem erholt hatte , berichtete man mir auf meine Fragen : yom Lande aus habe man den Brand des Schiffes zufällig wahrgenommen ,
einige beherzte Schiffer am Strande fepen darauf mit ihren Fahrzeugen in See gegangen , um den Unglüdlichen wo möglich Hülfe zu bringen. El rey ihnen gelungen, den Schauplat des Jammers zu erreichen, einige
Leichen aufzufiſchen und mich, den ſie anfange für todt gehalten , auf
Mofailboben in Frankreich aufgefunden. In der Nähe von Robaſtens im Tarn - Departement hat man ein durch Mannichfaltig keit und Reichthum ausgezeichnetes Moſait aufgefunden , das eine große Villa geziert haben muß , von der man mit jedem Tage mehr Spuren
einem Baumwollenballen erſtarrt zu finden.
auſfindet. ( Echo du Monde Savant vom A Dctober.)
Als man noch leben in
1
mir entdedt habe, ſey ich in dieß Haus geſchafft, wo man mir mit der größten Bereitwilligkeit alle Hülfeleiſtungen angedeihen laſſen werde. Io war auf den Tod ermattet. Arme , Beine und der ganze
Eine Dampfbootverbindung zwiſchen Frankreich und Braſilien iſt im Werte und die nöthigen Vorbereitungen werden
Körper waren auf eine furchtbare Weiſe angeſchwollen und die Menge
raid betrieben . (ibid . )
Månden, in der Literariſch - Artiftiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſ en Buchhandlum . Berantwortlicher Meracteur Dr. Ed. Widenmann.
2
|1 Nr. 300.
Das n
A usl a n d .
Ein Tagblatt für
Kunde des geiftigent and fittlichen Lebens der Völker. 27 October 1841 .
nach einer alten Tradition die Jungfrau Maria erſchienen
wurf für das deußere der Häuſer verwendet wird. Einige Theile der Stadt erhalten hiedurch ein ſehr nettes Anſehen . Die Häuſer ſind ganz aus Stein erbaut ; die Dächer platt, außerhalb wie die Mauern angeworfen , und gewähren, da ſie mit Einfaſſungen umgeben ſind , angenehme Gelegenheit, ſich zurüdzuziehen und im Sommer da zu ſchlafen . Die Stadt iſt ſehr ausgedehut , aber auch voll Ruinen ; dieſe leßten rühren von einer großen Hungersnoth her, welche die Stadt zwei Jahre vor der großen Peſt zu Bagdad befiel. Der Hungersnoth folgte die Peſt , welche gegen 100,000 Mens ſchen wegraffte, ſo daß die Stadt faſt eine Wüſte wurde. Die
ſeyn ſoll, um die Stadt zu befreien , als dieſe etwa vor hun:
ießige Bevölkerung fchäßte ich nach den Angaben , welche ich
dert Jahren von einem perſiſchen Heere belagert wurde. Der
erhielt, ungefähr gleich der von Bagdad, auf 40,000 Seelen. Unter dieſen ſind 1500 Jacobiten , etwa eben ſo viele ſyriſche Katholifen , mehr als 3000 Chaldaer und 1000 Juden. Das
Skizzen aus Meſopotamien. MN o
n I.
Moſful iſt ſehr annehmlich am Tigris gelegen , an dem Punkte, wo der Strom ſeinen Lauf oſtwärts aufgibt, und ſich gegen Süden wendet , weßwegen denn auch zwei Seiten der
Stadt an dem Fluſſe liegen. Sie erhebt ſich in der Mitte zu einer beträchtlichen Höhe , und iſt von einer Mauer umgeben, welche eine der beſten iſt , die ich im Orient geſehen zu haben mich erinnere. Die Baſtion gegen Nordoſt iſt die Stelle, wo
Paſcha verſuchte in der leßten Noth das Mittel , ſich an eine chriſtliche Heilige zu wenden , und gelobte daher , wenn die Stadt gerettet werden würde, der heiligen Jungfrau zwei Kir:
Uebrige find Muſelmänner arabiſchen Urſprungs mit einer be:
cheu zu erbauen. Die folgende Nacht erſchien ihm ein Frauen- | trächtlichen Miſchung von Türfen und Kurden. bild im Traum und ſprach : „Fürchte nicht, denn ich will dich Mit der Bevölferung der Stadt ſcheint auch ihr Handel
erretten aus den Händen deiner Feinde.“ Am andern Morgen
abgenommen zu haben. Gegenwärtig ſind ihre Bazars klein
tam die Nachricht, die Perſer hätten die Belagerung aufgehoben , und zogen ſich in Schređen zurüť , weil ſie in früher
und unanſehnlich ; die Straßen voll Bettler, und von dem Ge: räuſch in Bagdad oder in den großen Städten Perſiens war
Dämmerung auf der erwähnten Baſtion ein Weib fişen geſe: hen, deren übermenſchliche Erſcheinung ſie mit Entſeßen er: füllt habe. Der Paſcha blieb ſeinem Worte getreu, und errich-
wenig zu bemerken. Die Haupterzeugniſſe der Stadt find Hand: tücher und andere Baumwollenſtoffe , als Ziß , Shawls gu
tete der Jungfrau zwei Kirchen , welche noch ſtehen . Die eine iſt von den Chaldäern befeßt , die andere von den Syriern, unter denen die Legende als ein unzweifelhaftes Factum auf:
ſeiner Manufacturen von Muſſelin, welcher hier erfunden wors
bewahrt wird.
ruinirt , und der Wohlſtand der Stadt hat nach Verhältniß
Auf derſelben Seite der Stadt, gleich außerhalb der Mauern,
find mehrere warme Schwefelquellen , von welchen eine in einem Teich gefaßt iſt, wohin die Bewohner im Sommer zum Bade geben.
Nicht weit von da find ausgedehnte Marmorbrüche,
und der Stein iſt ſo weich , daß er ſich ſchneiden und hauen läßt, wie Holg. Man verwendet ihn in der Stadt ſehr häufig
bei Bauten , zu Thürpfoſten , Fenſterſimſen u. f. w. , während
Turbanen und Salicots.
Chedem war der Plaß berühmt wegen
den ſeyn, und daher ſeinen Namen erhalten haben ſoll. Jeßt aber hat die Einfuhr europäiſcher Stoffe die Manufacturen abgenommen .
Der Handel mit Bagdad wird zum Theil auf dem Fluſſe mit Flößen betrieben , wie die früher beſchriebenen , doch noch einmal ſo groß. Sie machen den Weg in neun Lagen. Unten werden die Flöße auseinander genommen , das Holz verkauft,
die Häute aber auf Mauleſel gepact, und zu Lande wieder zu: rückgebracht. Das Nämliche ſcheint nach Herodot in alten Zei:
eine Schicht rauben Geſteins , welche in dem Steinbruce bar: über liegt, reichliches Material für die Mauern liefert. Auch
ten Sitte geweſen zu feyn.
wird Kalt daraus gewonnen, der, mit Erde vermiſcht, als An:
laffen , iſt ein rother Wein von ausgezeichneter Beſchaffenheit
Unter den guten Dingen , die in dieſer Stadt fich finden
300
1198 zu erwähnen , ferner das Brod , welches beſonders weiß und wohlichmedend iſt , und der Käſe, welcher in fleinen , harten Laiben angefertigt wird , und von vortrefflichem Geſchmack iſt.
Das Klima betreffend , ſo iſt die Hiße im Sommer ſehr groß, und unterirdiſche Gemächer ſind eben ſo in Gebrauch, wie zu Bagdad ; der Winter iſt mild , zuweilen fällt Schnee , welcher
gelaffen wurde. Die Bazars waren geſchloſſen , und man fah Väter und Mütter um das Haus des Paſcha's verſammelt und für ihre Kinder bitten , die man ihnen genommen hatte. Die Sprache', welche in Moſſul allgemein und faſt aus:
Im Februar, während ich
ſchließlich geſprochen wird , iſt Arabiſch ; doch finden ſich auch Perſonen , welche Türkiſch, Kurdiſch und verſchiedene chriſtliche Sprachen zu ſprechen verſtehen. Im Chaldäiſchen , wie es an ver
dort war, waren Regen ſehr häufig , und die Morgen froſtig, aber das Getreide in den Feldern um die Stadt war bereits
fchiede. Jede Gegend hat ihren eigenen Dialekt , je nachdem
einen oder zwei Tage liegen bleibt.
aufgegangen. Der politiſche Zuſtand von Moſſul hat ſich innerhalb weniger Jahre ſehr zu ſeinem Vortheile verändert. Bis in die
legten Zeiten wurde es von Paſchas regiert , die aus einem Geſchlechte waren , welches von chriſtlichen Ahnen abſtammte. Abdul Zellul lebte vor mehr als einem Jahrhundert in dieſer
ſchiedenen Orten geſprochen wird, finden ſich bedeutende Unters der Verkehr mit andersredendem Volte größer oder kleiner iſt. So iſt z. B. in Moſul bas Chaldaiſche ſtart mit Arabiſchem verſeßt. In den Dörfern nördlich von Moſul, wo man das Arabiſche nicht fennt, iſt es mit Kurdiſchem vermiſcht. An andern Dertern, wo die Chaldaer faſt ganz abgeſchloſſen leben ,
iſt es beinahe rein , und die Sprache der Neſtorianer von Dſchus
Stadt; er war ein Neſtorianer, und ſein Grab iſt in der
malerit, welche im Herzen von Kurdiſtan wohnen , zurüdges
Kirche von St. Peter noch daſelbſt zu ſehen . Er hatte zwei Söhne , wovon der eine Mufelmann wurde , und ſpäter zur Paſchawürde emporſtieg. Vom ihm ab wurde die Herrſchaft in der Familie erblich , und erhielt ſich in ihr in ununterbrochener Erbfolge bis vor wenigen Jahren , wo ſie durch einen Aufſtand geſtürzt wurde. Mehrere Paſchas aus der Familie, welche die Herrſchaft wieder an ſich zu reißen ſuchten , wurden
zogen von jedem anderen Volfe, iſt wahrſcheinlich das reinſte
claſſiſche Chaldäiſch, die Bücherſprache, verſtehen, ohne Schwierig
ermordet, und der leşte des Namens, welcher ſich außer dem
feit ſich mit ihnen unterhalten .
Halle des Volkes auch noch die Abneigung des Sultans zuge:
In der Kenntniß der eigenen Sprache werden ſowohl Chal däer als Syrier nur in fehr beſchränktem Maaße unterwieſen .
zogen hatte, wurde als Verbannter in die Nähe von Konſtan :
Chaldäiſch, das geſprochen wird. Etliche von dieſer kühnen Race, deren Name ſelbſt den Kurden ein Schreden iſt, kommen von Zeit zu Zeit des Handels wegen nach Moſul, und ihre Sprache
wird wegen der großen Reinheit von den Chaldäern der Stadt nur unvollkommen verſtanden. Doch können jene, welche das
tinopel verwieſen. Während dieſer Ereigniſſe wurde die Stadt der Schauplaß der vollſtändigſten Anarchie. Der Handel war ganz vernichtet, und der Ort einige Zeit lang ohne Obrigkeit. Meuchelmord war häufig, und wurde ungeſtraft begangen ; die Einwohner konnten wegen der Räuber aus der Wüſte fich
Die meiſten der Chriſten zu Moſſul ſprechen nur Arabiſch, das Chaldäiſche und Syriſche werden in den Knabenſchulen gelehrt,
leine balbe Stunde von der Stadt entfernen.
den kirchlichen Verrichtungen zu leſen und zu antworten, gerade in derſelben Weiſe, wie man türkiſche Kinder lehrt, den Koran
Der fühne
Häuptling Revenduz Bey wagte ſich mit einigen hundert Leu-
aber der Unterricht beſchränkt fich darauf, das Leſen zu lehren ,
ohne daß die Bedeutung der Worte verſtanden wird, da man nichts weiter beabſichtigt, als daß die Knaben fähig werden, bei
und erpreſte durch Drohungen ungeheure Summen von den
zu leſen und arabiſche Gebete zu ſprechen, ohne daß fie den Sinn verſtehen. Unter den Chriſten von Moſſul wird dagegen
Einwohnern .
das Arabiſche, als die im Umgange, auf dem Markte und in
ten bis zu dem kleinen Dorfe Dichonah, gegenüber der Stadt,
Inmitten dieſer Bewegungen trat der Sultan ein, und der Familie geſprochene Sprache beſſer gelehrt, und die Kinder fandte den jeßigen Paſcha , einen Mann , welcher wegen ſeiner lernen es lefen , freiben und verſtehen . ſtrengen, ſchonungsloſen Gemüthsart bekannt iſt. Kaum war Die Bücher, welche in den Schulen der Chaldaer hauptſäch = er jedoch angekommen , als ohne Aufhören Anſchläge auf ſeinlich benügt werden , ſind die Pſalmen und die Evangelien, fo Leben geſchmiedet wurden , denen er aber durch ſeine Energie wohl chaldäiſch als arabiſch; ferner ein chaldaiſches Werk, genannt and Chatkraft entging.
Er bemächtigte ſich nach einander der
Anführer der Factionen, und ſchaffte ſie in der Stille aus dem Wege.
Mit ihnen war auch die Gefahr vorübergegangen , und
er reßte ſo ſeine Enthauptungen nach Muße fort , bis jede Spur des Aufſtandes verwiſcht war.
Warda, die Rofe , welches aus frommen Betrachtungen und Lobgeſängen in Verſen beſteht, und ein anderes in gleicher Sprache, nach dem Verfaſſer betitelt : Chamis bar Kardahi, Chamis, Sohn des Schmiedes, ein poetiſches Wert gleich dem vorigen . Die religiöſen und theologiiden Werke fowohl im
Der Paſca war jeßt eben in Einführung der neuen Mi: litärorganiſation begriffen. Es war kaum kund geworden, daß
drüđen , welche urſprünglich von den ſyriſchen und chaldäiſchen
er damit umgebe , die erſte Aushebung vorzunehmen, als ein
Gelehrten, die griechiſche Werte ftudirten , eingeführt wurden.
unbeſchreiblicher Schreden die Stadt überfiel. Die Officiere
In den oben genannten poetiſchen Büchern , wie überhaupt in
gingen durch die Straßen , um Leute aufzuſuchen ; Tauſende flohen und verbargen ſich an heimlichen Stellen der Stadt, oder entrannen in die Berge. Der Paſcha ließ alle Thore
der caldaiſden Poeſie, find die Verſe gereimt.
ſperren, bis auf eines , durch welches aber Niemand ohne Paß
den mit vier oder fünf Jahren in die Schule geſdict, wo die
Chaldäiſchen als im Syriſchen ftroßen von griechiſchen Aus
Aus dem Geſagten geht hervor, daß der Unterricht bei dert
Chaldäern von ſehr untergeordneter Art iſt. Die Knaben wer
1199
meiſten nicht mehr lernen, als ich bereits erwähnt habe. Einige gehen einen Schritt weiter und erwerben ſich Kenntniß der einfachſten Regeln der Arithmetit, welche in wenigen Tagen und ohne ein Lehrbuch erlernt werden . Einige wenige aus den angeſehenften Familien bleiben bis zu 14 oder 15 Jahren unter Erziehung, aber im Allgemeinen erwartet man, daß ein Kind init 12 Jahren fich feinen Lebensunterhalt ſelbſt erwerbe. Die Lehrer in den Schulen ſind die Prieſter, welche, außer wenn die Noth dringt, feine Bezahlung erhalten und höchſtens ein kleines Lehrgeld bekommen. Die Mädchen genießen nicht ein: mal die unbedeutenden Vortheile, die den Knaben eingeräumt
werden. Es gib : zwar Schulen für ſie, aber es wird dort nur das Nähen gelehrt. Wenn ſie irgend weitern Unterricht er: halten, was zuweilen der Fall iſt, ſo wird dieſer von ihren Verwandten ertheilt. Dieß kommt jedoch ſo ſpärlich vor, daß man ſelten eine Perſon weiblichen Geſchlechtes findet, welche leſen kann .
Alles zuſammen genommen haben dieſe Chriſten die Form, und unter den Kirchen des Orients eine bemerfenswerth reine
Form des Chriſtenthums, und ich will nicht fagen, daß ſich nicht einzelne wahrhaft geiſtige, wenn auch ſchwache und uns
unterrichtete Chriſtgläubige finden ; aber nach all den unter: redungen, die ich mit ihnen gepflogen , und nach allem , was
ich von ihren Andachtsübungen und Gebräuchen fah, konnte ich nicht die tiefe Uleberzeugung abwehren , daß das Chriſtenthum bei den meiſten eine Form ohne innere Macht rey. (Schluß fol gt. )
Chronik der Reiſen. Abriß einer Reiſe von New - York nach Auftin , der neuen Hauptſtadt von Tegas, im Frühjahr und Sommer
des Jahres 1940, nebſt Bemerkungen über dieſes Land , ( Fortſetung.)
New - York und Philadelphia ſind zu bekannt, al& daß ich mich bei einer Beſchreibung derſelben lange aufhalten ſollte.
Jenes iſt die voll
reidſte Handelsſtadt Amerika's, und zählt gegenwärtig mehr als 320,000 Einwohner. Der durch den großen Brand im Jahre 1838 eingeäſcherte Stadttheil hat fich ſchöner aus ſeinen Trümmern erhoben. Philadelphia iſt nach meiner Anficht die ſchönſte und regelmäßigſte Stadt in Amerika, und enthält mehr als 185,000 Einwohner , die ſich durch Geſittung und Aufklärung vor vielen andern Städten vortheilhaft auszeichnen. Es leben hier faſt 30,000 Deutſche und deutſch wird faſt in allen Häuſern ge= ſprochen. Die öffentlichen Pläge , Waſhingtonſquare , Franklinſquare, Independenceſquare, find angenehine, dem Publicum offen ſtehende Pro menaden und wahre Zierden der Stadt.
Ebenſo find die öffentlichen
Gebäude , die Vereinigte Staatenbank , die Börſe, das Gerardcollege, prachtvoll, meiſtens von Marmor und mit Säulenreihen geſchmüdt. Das legtere , noch im Bau begriffene Gebäude wird eines der präch tigſten in den Vereinigten Staaten , indem es ſchon jeßt , alſo noch unvollendet , den Koſtenaufwand von mehrern Millionen Dollars übers
ſteigt. Der Gründer desſelben iſt der verſtorbene Banquier Gerard, ein Franzoſe von Geburt , der als ein armer Jüngling in das Land fam und ſich durch umſichtige Speculationen ein ungeheures Vermögen ers
warb , das er größtentheils , da er kinderlos ſtarb , zu wohlthätigen Sweden verwendet hat.
Die Bevölkerung von Travancor. (Aus Pavie's Reiſe. Echo du Monde Savant vom 12 October .)
Die Bewohner von Travancor fchienen mir , wie sie von Coſchin , ſchlecht gebaut , klein und ſehr ſchwarz ; Männer und Weiber find den Hautfrankheiten fehr unterworfen , und in der niedern Claffe ſieht man
wenige , deren Beine nicht durch den Ansfat abgezehrt oder durch die Elephantiaſis aufgetrieben find; bei andern haben bie Hände dermaßen gelitten, daß ſie zu feiner Arbeit fähig find. Von Cananor bis Quilon
ſchien mir die Phyfiognomie der Eingebornen fich von der der Hindus zu entfernen ; die Naſe iſt fürzer und gerade, das Geſicht, minder oval, hat etwas vorſtehende Badenknochen , jedoch ohne die mindeſte Analogie mit den Zügen der Afrikaner. Wenn die Farbe nicht wäre , ſo ſollte man dieſe Malabaren für Europäer halten. Dieß gilt indeß nur son den niedern Kaſten , die höhern find minder gemiſcht , leiden weniger durch die Localkrankheiten , find nie ſo ſchwarz und fo mannichfaltig in ihrem Typus ; übrigens find fie von Einem Ende Indien8 zum andern dieſelben . Die unterſten Kaſten , die Arbeiter, fcheinen die Urbevölkerung, die ſpäter von indoſrythiſchen Stämmen unterjocht wurbe. Dieſe ver meiden die Miſchung mit der beffegten , unterdrüdten und kränklichen Kaſte. Die Braminen von Malabar behaupten , von Paraſurama ins Land geführt worden zu ſeyn , und diefer foll auch die militäriſchen Stämme die Aſchatripas vernichtet haben ; demnach wäre der Einwan derung der Braminen noch eine andere vorangegangen . - Die Hindu ſitten haben ſich um ſo reiner hier erhalten , als die moslemitiſche Herrſchaft fid nie bis hieber erſtrecte,
Die Reiſe yon Philadelphia nach der 106 engliſche Meilen ents fernten Hauptſtadt Pennſylvaniens , Harrisburg , hat beſonders deßhalb für den Deutſchen Intereſſe, weil die ganze Gegend eine Bevölkerung deutſchen Urſprungs enthält , deren fleißigen Händen man die Umwand
lung des urſprünglichen Urwaldes in blühende und ergiebige Fruchtfelder und Gefilde verdankt.
Es gibt hier ganze Grafſchaften (counties), in
welchen nichts als deutſd ( freilich durch eine Maile corrupter engliſcher Wörter ſehr verderbt) geredet wird. Hier liegen die gedeihenden , von Deutſchen gegründeten Städte Germantown, Reading, Lancaſter, Libanon, Allentown, Schäfferstown , Meyerstown und eine Menge anderer, in denen eine deutſche Bevölkerung entweder ausſchließlich anfäffig oder dochy wenigſtens vorherrſchend iſt. Die Einwohner , deren Voreltern zum
Theil ſchon zu Penns Zeiten oder kurz nadyher einwanderten, haben ihre einfachen Sitten , ihre Sprache und ihre Biederherzigkeit bewahrt. Sie leben faſt alle im Wohlſtande, und ihre gaſtlichen Wohnungen ſtehen dem Wanderer ſtets offen . An den großen, mit venetianiſchen Blenden
gezierten und in der Regel wohlgefüllten Scheunen , in deren Vergleich die Wohngebäude nur winzig erſcheinen, erkennt man eg gleich, wo ein pennſylvaniſcher Deutſcher wohnt. Mäßigkeit , Redlichkeit und Arbeits ſamkeit find ihnen angeborene Tugenden, und ſie gelten für ſehr achtbare Bürger. Sie fümmern ſich im Allgemeinen weniger um Politik , ale ihre Mitbürger engliſcher Abkunft , halten dagegen ihre Aeder und Wohnungen in einem nachahmungswürdig guten Zuſtande. In ihren
-
Kirchen wird in deutſcher Sprache Gottesdienſt gehalten.
Der Sectens
.
geiſt und Myſticismus ſcheinen inzwiſchen unter ihnen eingeriffen zu ſeyn, und namentlich macht der Methodismus viele Proſelyten.
1200 Harrisburg , der Regierungsſis des Staates Pennſylvanien , liegt an dem Susquehanna, über die zwei hölzerne Brüden führen. Die eine derſelben , welche erſt vor kurzem gebaut iſt, hat eine Länge von 3700
Schritten , und verdient ihrer gefälligen Bauart und Dauerhaftigkeit
Von St. Louis den Miſſippi hinab ging die Reiſe weiter nach
Neu - Orleans . Auf keinem Strome hat fich vielleicht die Erfindung der Dampfſchiffe uüßlicher erwieſen, als auf dieſem, denn während in früherit Zeiten ein Segelſchiff rechs bis acht Wochen bedurfte , um von Neu
wegen beſondere Aufmerkſamkeit, ſo wie ſich überhaupt alle öffentlichen
Orleans nach St. Louis hinaufzuſegeln, wird dieſe Strede durch Dampf
Bauwerke und Anlagen , als Eiſenbahnen , Canäle , Schleußen u. ſ. w. in Pennſylvanien durd ihre Großartigkeit auszeichnen. Von Harrisburg reßte ich meine Reiſe nach Pittsburg , der weſt lichſten Stadt Pennſylvaniens, am Zuſammenfluſſe des Alleghany und des Monongahela gelegen , welche Flüſſe hier den Ohio bilden , fort. Wie alle Städte des Weſtens , gewinnt auch dieſe von Tag zu Tag mehr an Bedeutung , wozu ihre lage , auf der Oſtſeite durch Eiſenbahnen und Canäle mit den öſtlichen Handelsſtädten und im Weſten durch den Ohio
kraft in ſechs bis acht Tagen zurücgelegt.
und Miſſiſippi mit dem großen Buſen des atlantiſchen Oceano , dem
Golf von Merico, in Verbindung, in keinem geringen Grade beiſteuert. Hier beginnt $as ſogenannte Weſtland oder der „ far West ,“ wie es
Zahlloſe Fahrzeuge und
Flache Boote bededen den breiten Spiegel diefes ebeln Stromes.
Seine
Ufer find niedrig und alljährlic reßt er eine große Ländermaſſe unter Waffer, ſo daß er oft inehr dem weiten Meere, als einem Fluſſe gleicht.
Dieſe niedrigen Ufer verhindern die Anlage größerer Städte , und deß halb findet man auf der ganzen Stređe von St. Louis bis Neu-Orleans nur eine bedeutende Stadt
Natchez.
Als wir hier landeten hatte
kurz vorher ein furchtbarer Orkan dieſen Ort faſt in einen Trümmer haufen verwandelt , und unſägliche Verheerungen ſowohl an Gebäuden als Sdiffen angerichtet. Viele Menſchen hatten bei dieſem Naturereig niſſe ihr Leben eingebüßt.
der Amerikaner in den öſtliden Staaten nennt , jenes ungeheure Thal,
Neu - Orleans , in dem niedrigen Delta und faſt am Ausfluſſe des
das im Weſten von den Felſengebirgen und im Oſten von den Alleghannies begränzt und von dem Miſſiſippi, Miſſouri, Ohio , Illinois , Arkanſas
Miffifippi in den mericaniſchen Meerbuſen, iſt die größte und wichtigſte
u . p. w. mit ihren Tauſenden von Armen , die entfernteſten Winkel mit
dem Herzen eines reichen , fruchtbaren und unermeßlichen Landes ver knüpfend , durchſchnitten wird. Zu den ſchönſten Flüſſen der Erde ge hört der maleriſche Ohio. Die Länge dieſes Fluſſes von Pittsburg bis zu ſeiner Vereinigung mit dem Miſſiſippi beträgt 237 deutſche Meilen und ſeine Breite abwechſelnd von 700 bis 1800 Fuß. Er bewäſſert eines der geſegnetſten Länder der Erde , und nimmt in ſeinem Laufe von Norden nach Süden eine Menge bedeutender und ſchiffbarer Flüſſe auf.
Es bebarf nur weniger Tage, um den Ohio hinab nach Cincinnati Zum Beweiſe von dem raſchen Aufblühen des Weſtens darf man nur dieſe Stadt anführen . Vor wenigen Jahrzehnten ſtanden kur einige unanſehnliche Häuſer an dieſer Stelle, und jeßt erblidt man
zu gelangen.
Handelsſtadt im Süden der Vereinigten Staaten. Sie zählt im Sommer, wenn alle Reichen auf das Land fliehen, da ſie alsdann häufig von jener peſtartigen Seuche , dem gelben Fieber , heimgeſucht wird , weldes in dem niedrigen Küſtenſtriche des tropiſchen Amerika's ſo furchtbare Ver ,
wüſtungen anrichtet, gegen 70,000 Einwohner, während im Winter, den
eine Maſje Fremder hier verlebt , ihre Bevölferung 110,000 Seelen überſteigt. Sie bildet den großen Stapelplaß der Baumwolle, und muß itt dein Maaße an Bedeutung gewinnen , als das ungeheure und fruchtbare Stromgebiet des Miſſiſippi immer mehr von einer gewerbøfleißigen und aderbautreibenden Einwohnerſchaft bevölkert und angebaut wird .
Neus
Orleans, das mit Louiſiana abwechſelnd unter der Herrſchaft der Fran 30ſen und Spanier ftand , gleicht in ſeiner Bauart ganz den Städten des ſüdlichen Frankreich und Spaniens. Arumme , enge Straßen , die .
eine ſchöne handel- und gewerbtreibende Stadt mit 48,000 Einwohnern,
von hohen, mit Altanen verſehenen Häuſern eingefaßt find , contraſtiren
welche den ſtolzen Beinamen, „ die Königin des Weſteng," führt. Unter den Einwohnern befinden ſich 15,000 Deutſche audy erſcheinen hier mehrere deutſche Blätter. Abwechſelnd durch Prairien und waldbedeckte Gegenden und an mehrern gedeihenden Dörfern und Städten vorüberziehend, regt der Ohio ſeinen Lauf fort , bis er endlich unterhalb St. Louis in den mächtigen
auffallend mit den regelmäßigen Städten in den anderu Theilen der
Miſſiſippi, „den Vater der Ströme,“ wie ihn die Indianer in ihrer oft
blumenreichen Sprache nennen , ſich mündet.
Eigentlich gebührt dieſer
Beiname dem Miſſouri, welcher ſeine Quellen weit entfernter im tiefen
Nordweſten hat und dem Miffiſippi burch ſein Einſtrömen ganz feinen Charakter mittheilt ; der lebtere , zuvor flar und rubig dahin ſtrömend, wird alsdann trübe und unruhig, Eigenſchaften, die dem Miſſouri angehören. St. Louis iſt eine ſchöne Stadt und mag eine Bevölferung von 40,000 Einwohnern haben , unter denen fich , wie überall im Weſten, eine Menge Deutſcher befindet. Wie alle amerikaniſchen Städte , iſt auch ſie ſehr regelmäßig gebaut , und in ihren Straßen hrrrſcht große Regſamkeit. Ein hier lebender Deutſcher , Hr. Kod), erwirbt fich be fondere Verdienſte um das Aufſuchen vorweltlicher Thiere , und ſein Cabinet enthält viele Merkwürdigkeiten dieſer Art. Als ich ihn beſuchte, war er fürzlich von einer Ercurſion aus dem Innern zurückgekehrt, und
hatte das vollſtändige Gerippe eines ungeheuren , unbekannten Thiere8
Vereinigten Staaten, die fidh faſt alle durch ſchnurgerade, breite Straßen
und Gebäude moderner Bauart auszeichnen. Dieſer Contraſt wirs noch mehr durch die Verſchiedenheit der hier herrſchenden Idiome gehoben, indem in dem einen Stadtviertel meiſt nur engliſch , in dem andern franzöſiſch und in einem dritten nur ſpaniſch geredet wird. Audy eine beträchtliche Anzahl Deutſcher hält ſich hier auf, und es erſcheint ein deutſches Blatt. Eben ſo grell ſticht die Bevölkerung in ihren Sitten und ihrer Lebensart gegen die der öftlichen Staaten ab ; die Leute find hier (in Neu - Orleans) mehr Sinnen - und Genußmenſchen , und ſtatt .
der lebendigen , nie ruhenden Thätigkeit, wodurch ſich die übrigen Ame= rifaner auszeichnen , gibt inan fich unehr dem dolce far niente hin. Ein ungemeſſener Lurus herrſcht hier, und die Lebensbedürfniſſe find verhälte nißmäßig ſehr theuer. Die Sklaverei , dieſer Krebøſchaden am Herzen der Vereinigten Staaten, iſt hier noch in vollem Schwunge, und erfüllt den Europäer mit Abſcheu und Entrüſtung. Mit tiefer Indignation bin ich Zeuge geweſen , daß faſt ganz weiße junge Mädchen, deren Väter Weiße und deren Mütter Mulattenſfavinnen waren, öffentlich verſteigert wurden. Unter dieſen Opfern driſtlider Barbarei bemerfte ich ein ſehr zu welchem dönes junges Mädchen, das von einem reichen Wüſtling Zwed läßt fid leicht denken
erſtanden wurde.
bei dieſer Shandſäule nicht verweilen .
mitgebracht.
(Fortſetung folgt .)
Dünden, in der Literariſch -Artiſtiſchen Anfalt der J. G. Cotta'ſchen Budhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Doch wir wollen uns
Nr. 301.
Das
A u slaa n d. Ein
Eeite
Tagblatt
iter
für . 16
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
danie
28 October 1841 . Teig:
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und Litthauen. jenci
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ਲੋ:
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TabC1
obec
Am
Acerbauverbeſſerungen gehen in Wolhynien , wo man ihrer nicht zu bedürfen ſcheint , ſehr ſchwach. Vergebens gibt Hr. Nep. Kurowski ein Werk nach dem andern über die Seiders
würmer, die Schafe, den Fruchtwechſel, die Branntweinbrenneret
I am ut a.
heraus, vergebens erſcheint das Wochenblatt für den Aderbau , In den Umgebungen Slawuta's dehnen ſich die weiten
Beſikungen der Fürſten Sanguszto aus ; man erkennt ſie an
vergebens entwiđelt der gelehrte Oczapowski ſeine abſtractent Theorien über den Landbau Wolhynien wird noch ießt bes
den wohleingerichteten Schenfen , an dem Wohlſtande der Un
wirthſchaftet, wie vor alter Beit.
terthanen, mit Einem Wort, an der bei weitem höheren Civi:
augenſcheinlich vortheilhafte Zucht veredelter Schafe - die
liſation , als ſonſt in der Nähe herrſcht, an der Bewegung und
ſchönſten in dieſer Gegend ſind die des Eigenthümers von Slawuta. In dieſem Orte find auch die Euch , Deden , Flas nell . und Papierfabrifen ſehenswerth. Von dem leßtern wird viel fabricirt, aber von nicht ſehr guter Art , und fie ſtehen darin einigen benachbarten Fabriken ſehr nach. Der fürſtliche Palaſt in Slawuta iſt groß, wurde aber nur aus einem ältern Gebäude umgebaut, und hat nichts Auszeichnen des. Die Kirche zur heiligen Dorothea ift für den Ort ſehr
der Wohlhabenheit. Mich zogen die mit verſchiedenen Bildern bemalten Fenſterläden der Schenken an, eine Verzierung, die man bei uns nicht ſieht. Mit Vergnügen betrachtete ich dieſe Proben einer Populariſation der Kunſt, überzeugte mich aber mit Be
dauern , daß die Herren Lådenmaler keine Scenen aus dem Leben des Landes , ſondern allgemeine Gegenſtände, meiſtens Jagdſcenen , gezeichnet hatten. An einer Stelle fab ich indeß einen Bärenführer mit ſeinem Bären , und dieß war augen
Langſam geht ſelbſt die
.
hübſch, aber leider nicht vollendet. Ein oben angebrachter Sars
ſcheinlich dem Lande ſelbſt entlehnt. Auch erzählte man mir ,
kophag und ein Kreuz darüber erinnern daran, daß hier eint
daß irgendwo bei Konſtantynow an dem Fenſterladen eines
Denkmal der Trauer und ein Grab iſt. Die Kaufläden , die
Gaſthofes ein Bacchus abgebildet ſer , der mit einem dicen
man auf dem Marktplaß in einem länglichen Kreiſe geſchmad
Haarwulſt auf dem Faſſe fikt, und eine Peitſche über die Schulter hat, ein ächter Stofafenbacchus. Bergebens aber fah
voll zu bauen anfing, gereichen Slawuta zur beſondern Zierde. Außer dieſen Gebäuden und Anſtalten muß man auch noch eine auserleſene Apothete und eine berühmte Judenſchule ers
1
ich mich nach einem Fenſterladen um , auf dem eine luſtige Scene aus dem Lande ſelbſt abgebildet geweſen wäre. Unſere Verfaſſer hiſtoriſcher Romane müſſen ſich das Ver gnügen verſagen , ihren Wirthen nach dem Vorbilde Walter
Reſidenz aus Zaslaw hieher verlegt.
Scotts Schilde und Malzeichen zu erſinnen , denn bei uns
wohnte der berühmte Nathan Moskowicz aus Hannover, det
finden ſich dieſelben nur in den großen Städten , und auch
Kranzes , wie man es auch noch ießt hie und da finden kann.
als Augenzeuge die Unruhen unter Wladislaw dem Vierten zur Zeit der Kofafenaufſtände unter Nalewaiko und Pau luf beſchrieben hat. Dieſes merkwürdige Wert iſt hebrätfd in Venedig und in Durenfort hebräiſch gedrudt worden ; auch hat
Wir haben jeßt Cuch-, Zuder :, Papier- und Leinwand
Abraham Stern einen Theil davon ius Polniſche überſeßt.
fabriten im Lande, Maſchinen werden aber jeßt noch immer aus England oder Rußland eingeführt, denn bei uns macht man nichts der Art. Wir erwarten noch eine polytechniſche Schule. Nur die Branntweinbrennereien vervoltommnen ſich im Ber:
Zaslaw verlor bei jenem Koſateneinfall zweihunbert Leute, welche erſchlagen wurden, ohne was in den Wäldern umkam.
.
hier ſpåt. Im 15ten und 16ten Jahrhundert bezeichnete man eine Scente durch die Aushängung eines Fichtenaſtes oder eines
hältniß zur Localitat mehr als alle andern Induſtrien . Die
wähnen .
Die Fürſten Sanguszko haben vor nicht langer Zeit ihre In dem leßten Orte
Die Juden des Ortes erbaten es ſich von den Barbaren, daß ſie zuſammen in dem Trauerhauſe ermordet , und mit dem Hauſe verbrannt wurden.
301
1202 Slawuta beſaß reit alter Zeit eine berühmte Dru & erei jüdiſcher Schriften , welche Erbauungsbücher und Kalender für die Iſraeliten von ganz Wolhynten lieferte. Einen Katalog der hier herausgekommenen Schriften haben wir nicht , doch führen Ezado und Niemcewicz einiges an. Dieſe ſowohl als
Das Hauptfloſter der Jacobiten war das von Mar Mat: tai, einige Stunden von Moſſul, auf dem vorerwähnten Berge ;
es iſt gegenwärtig ganz verlaſſen. Ein anderes chaldaiſches Kloſter, Mar Dſchurdſchis ( St. Georg ), ſtand auf dem linken ufer des Tigris , drei Stunden oberhalb Moſſul. Es iſt jeßt
die andern jüdiſchen Drudereien Wolhyniens in Sudyllow
and Dſtrog wurden kürzlich wegen Mißbrauch unterdrüdt.
unbewohnt, während das von Mar Elia (St. Elias) , errichtet in der leßten Hälfte des 6ten Jahrhunderts , etwa 9 Meilen
unterhalb Moſſul, auf dem linken Ufer, nunmehr eine Ruine iſt.
Skizzen aus Meſopotamien.
In der Nachbarſchaft von Moſſul gegen Norden ſind rechs chriſtliche Dörfer, zwei chaldaiſche und vier ſyriſche, welche nebſt
den andern bereits beſprochenen auf der Oſtſeite die ganze fu 1.
chriſtliche Bevölferung um die Stadt enthalten. In der Stadt ſelbſt ſind acht chaldäiſche Kirchen , von wel:
( Schluß. )
Moſſul war einſt die große Metropole der meſopotamiſchen
chen vier in der nämlichen Umfaſſung und unter dem näm: lichen Dache ſtehen ; von dieſen vier ſind dret ganz verlaffen.
Chriſten , deren Zahl ehedem ſehr beträchtlich war, nun aber
Im Hofe der Peterskirche , welche die älteſte caldăiſche in der
durch Abtrünnigteit , Krieg, Unterdrüdung und Anarchie ſehr
Stadt iſt, findet ſich das Grab eines römiſch- katholiſchen Miſ
perringert iſt. In jenen Zeiten hatten ſie zahlreiche Klöſter, von denen einige noch bewohnt werden, während von andern nur der Name und die Trümmer übrig ſind. Das angeſehenſte
fionärs, der 1767 ſtarb ; das Grab iſt geebnet , und mit Blu
pon jenen der Chaldaer war Rabban Hormuzd, ungefahr eine Lagreiſe nördlich vou Moſul in den Bergen gelegen. Der Name rührt nach Verſicherung der Chaldaer von dem Sohne eines Königs von Perſien her, der zum Chriſtenthum überging und für den Glauben Märtyrer wurde. Er gilt für einen großen Heiligen , und fein leichnam foil in dem Kloſter be : graben ſeyn , welches noch Affemanni Tomarſa, der Patriarch der Chaldaer , in der lekten Hälfte des vierten Jahrhunderts er:
mächern, welche die Wohnung des Patriarchen waren , wenn
1
men bedeckt, und die Stelle wird mit großer Sorgfalt unter: halten. Im nämlichen Hofe war früher eine Reihe von Ge: er in der Stadt ſich aufhielt ; ſie ſind aber jeßt verfallen, Sämmtliche Kirchen waren arm , alt und vernachläffigt, und
die Einrichtung des Sanctuariums war verbraucht und un anſehnlich. Das Innere war finſter und ohne allen Anſchein
von Verſchönerung irgend einer Art. In allen dieſen Bezie hungen ſtanden ſie weit unter den Kirchen der Syrer. Der Metropolitan (Mutran 3fai), bei dem ich wohnte,
war ein Mann von mittlerem Alter , mit einem Geſicht voll
richtet hat.
Das Kloſter war einige Zeit lang verlaſſen und ſo ging.
um den Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts ein eifriger Mönch von Mardin nach Rom, um zu feiner Wiederherſtellung Fonds zu ſammeln . Seine Bemühungen brachten jedoch dem Kloſter keinen Vortheil, denn er wurde bald nach ſeiner Rück: tehr von dem Kurdenhäuptling Revenduz ums Leben gebracht. Gegenwärtig wohnen jedoch dort wieder ein Metropolitan , vier Prieſter, mehrere Mönche und einige Schüler der Theologie,
Gutmüthigkeit und von freundlicher Gemüthsart. Er lebte in febr prunfloſer und mäßiger Weiſe , wie es in den Augen
des Volfes der Heiligkeit ſeiner Würde zufömmt. Einige rei ner Prieſter entſchuldigten ihn wiederholt wegen meiner ein: fachen Bewirthung , und erinnerten , daß ich in dem Hauſe ei: nes Biſchofs nicht mehr erwarten dürfte. Das Haus ſelbſt
welches er miethfrei bewohnte, hatte nur drei Zimmer ; in ei: nem wohnte der Bifchof, im andern ein Diener, und das dritte Mutran 3fai gab mir gleich bei meiner
die von den Prieſtern Unterricht erhalten. Die Anſtalt erhält
war mir angewieſen.
ſich von freiwilligen Beiſteuern des Volkes und die Bewohner
Ankunft zu verſtehen , daß ich mir meine Nahrung auswärts faufen und zubereiten laſſen rolle, da er nicht die Mittel habe,
des Kloſters bauen Weinberge zu ihrem Gebrauch. Am Fuße des Berges , auf welchem Rabban Hormuzd
ſelbſt für mich zu ſorgen .
Seine Häusliche Einrichtung war
ſteht, und ungefähr eine Meile näher an der Stadt iſt das Dorf Al Koſch, gefeiert als der Siß der chaldäiſchen Patriarchen. Es iſt jeßt der Siß Mutran Juſufs, eines Neffen des gegenwärtigen Patriarchen und ſeines rechtinäßigen Amtsnach:
auch in der That von der beſcheidenſten Art ; einige Teller
folgers. Das Dorf hatte ſieben Jahre vor meinem Beſuche,
Abendgebetes nahte , reßte er einen zierlichen Turban auf,
wie die ganze andere Gegend auch, viel von den Räubereien Revenduz Bey's zu erleiden. Damals wurden die zahlreichen Bücher, die man hier fand, geraubt, und mehrere Kamelladun-
nahm einen weiten Mantel um , und einen einfachen, filber: beſchlagenen Stab - in die Hand , und ging langfam zur Kirche, um den Gottesdienſt zu beginnen . Sein Gemach ſtand Feder:
gen davon nach Moſſul gebracht und dort, verkauft. Das Dorf wird für den Geburtsort des Propheten Nahum gehalten , wel:
mann offen, und ich fand ihn ſelten allein . Die Lermſten fei:
cher in der Bibel der Elfo
Die Vermuthung wird
und die Vekümmerten brachten ihre Klagen vor. Ich hatte zu
unterſtüßt durch den Umſtand , daß ſein Grab hier iſt, und
jeder Stunde Zutritt zu ihm, aber er ſprach nicht fürfiſch, und To wurde unſere Unterhaltung nur durch Dolmetſcher geführt.
heif
1
die frommen Juden machen noch immer Walfahrten dahin.
von Metall, Gabel und Löffel, ein Erintglas und ein Handtuch
bildeten fein ganzes Tafelgerätbe. Er verbrachte ben Tag in ſeinem Gemache; nur wenn die Stunde des Morgen- oder des
ner Heerde tamen , Inieten vor ihm , und Füßten ſeine Hand,
9
1203 In all ſeinem Verkehr mit dem Volte hörte ich keine andere
ters zu Tage legen. Ich bemerkte dieß nirgends deutlicher
Sprache, als arabiſch . Die Religion der Mohammedaner ſchien mir hier minder
als in den Städten Moſſul und Mardin.
wieſen mir hier viele unaffectirte und Herzlich gemeinte
ſtreng zu ſeyn, als in Bagdad. Ihre Gelehrſamkeit findet hier
Freundſchaft , während ich wenige Spuren von jenem zurüd:
ſogar noch weniger Pflege, als in der ſüdlichen Stadt. Die Medreſſeho find unbedeutend und die Moſcheen , deren man etwa vierzig zählt, waren ehedem zum großen Theil chriſtliche Kirchen. Eine davon fod das Grab des heil. Georg enthalten,
ha'tenden und furchtſamen Benehmen gewahrte , das unter den Rajast in der Türkei ro gewöhnlich iſt. Sie ſtehen
welches die Mohammebaner an ſich geriſſen und in ein Heilig: thum der Gläubigen umgewandelt haben. Dieß iſt jedoch nur eines von vielen Beiſpielen der raubluſtigen Ehrfürcht der Muſelmanner vor chriſtlichen Heiligen. Bezüglid) der Medreffehs lernte ich hier eine ſeltſame Sitte kennen, die ich anderswo nicht beobachtet habe. Einige dieſer Schulen find nämlich nicht nur außer aller Verbindung mit den Moſcheen , ſondern bilden Beſtandtheile der Privat-
wohnungen wohlhabender Muſelmänner. Sie werden erbaut von dem Eigenthümer des Hauſes , der den Lehrer aufſtellt .
und bezahlt. Sie ſind jebem offen , der ſie beſuchen will. Für Lebensmittel ſorgt der Hausherr, und alle Lage wird eine für die gerade anweſenden Schüler hinreichende Menge vertheilt. Die Anſtalt geht mit dem Hauſe in andere Hände über und
der Nachfolger übernimmt ſie um ſo lieber, alsinan glaubt, ſie bringe Segen über die Haushaltung. Auf meinen Wanderungen und Spazierritten um die Stadt begleitete mich hin und wieder einer oder der andere von den chaldäiſchen oder ſyriſchen Prieſtern , wobei ich denn mit Ueberraſchung bemerkte, wie achtungsvoll und herzlich lie allenthalben von den Muſelmännern gegrüßt wurden. Ich glaube , es entſpringt dieſe Vertraulichkeit aus verſchiedenen
Die Chriſten er:
in dieſer Beziehung über den Neſtorianern in Perſien , bei
welcheu die gleichen Eigenſchaften durch die Verachtung und Unterdrücung , denen ſie ausgeſeßt ſind , verwiſcht werden. Sowohl zu Moſſul als ſpäterhin zu Mardin , waren die meiſten , mit denen ich umging , thätige und verſtändige
Männer ; zumal unter der Geiſtlichkeit fand ich einen unge: wöhnlichen Grad von Würde und Anſtand. Mit einem Wort, in der ganzen Türkei und in Perſien fand ich kein Volf, wel: ches mir ſo tiefe Theilnahme einfößte , bei dem ich ſo gerne meine Tage verleben möchte. Als wir die Stadt verlaſſen ſollten , wandte ſich Moham: med Ugå an den Parcha um eine Schußwache von der irregu : lären Savallerie, die er zu derlei Zweden befoldete. Der Paſcha
beſtimmte zehn Mann , uns durch die Wüſte zu geleiten. Während wir noch in der Stadt waren , hatte Mohammed Aga in Erfalırıing gebracht, daß eine Bande Araber von einem
der Stämme der Wüſte auf der Straße , die wir zu verfolgen hatten , erſchienen ſer und Räubereien verübe. Dieß jagte ihm einen großen Schređen ein , denn obgleich ein waderer und abgehärteter Tatar, war er doch von viatur aus ein ſehr furchtſamer Mann. Deßwegen nahm er denn auch eine halbe
Stunde vor unſerer Abreiſe ſorgfältig ſeine Waſchungen vor, nnd fagte ſeine Gebete herunter , zum erſtenmale feit wir Bagdad verlaſſen hatten.
einmal haben die Chriſten in frühern Zeiten in Bertheidigung der Stadt ausgezeichnete Kriegødienſte geleiſtet; Urſachen
dann ſtand dieſe ro lange Zeit unter Paldjas, welche, ſelbſt von Chriſten abſtammend, wahrſcheinlich die Anhänger dieſes Be: kenntniſles billiger behandelten, als es anderswo in der Türkei gewöhnlich war ; ferner find viele nüßliche Handwerke in den Händen der Chriſten, was ihnen ebenfalls Anſehen und Einfluß
Chronik der Heiſen . Abriß einer Reiſe von New York nach Auftin , der A
neuen Hanptſtadt von Teras, im Frühjahr und Sommer des Jahres 1940 , nebft Bemerkungen über dieſes Land. (Fortfeßung.)
verſchaffen muß, und endlich iſt ein großer Lheil der Muſel: männer von chriſtlicher Abkunft, was man ſie ſelbſt oft einge: ſtehen hört.
Dieſem lektern Umſtand mag es zujufchreiben ſeyn , wenn die muſelmanner ihre Achtung vor den Ehriften fo weit treiben, daß fie ihre abergläubiſchen Gebräuche vornehmen und ſogar ſich ihrem Ritus " unterwerfen . Ein einzelnes Beiſpiel unter mehrern iſt, daß muſelmänniſche Eltern , deren Kinder der Tod hinweggerafft, ein nachfolgendes in die Kirche tragen, um es
taufen zu laſſen , was natürlich ohne alle richtige Begriffe von der Bedeutung dieſes Ritud und - nur in der Einbildung gefoieht, er befiße eine magiſche Gewalt, das Leben der Kinder zu erhalten .
Ich habe allenthalben -bemerkt, daß überall , wo ſich ein
gewiſſer Grad von Vertrauen und Achtung von Seite der Muſelmänner gegen die Chriſten findet, dieſe verhältnißmäßig +
tnehr männliche und hocherzige Eigenſchaften des Sharaf:
Mein Aufenthalt in Neu - Orleans war nicht von langer Dauer. Nach einer kurzen Fahrt durch den mericaniſchen Meerbuſen erreichte ich Galveſton, eine ziemlich öde teraniſche Stadt mit etwa 4000 Einwohnern.
Auch hier hatte das gelbe Fieber viele Opfer gefordert , und ſeinem verderblichen Einfluſſe mußten beſondere viele inwanderer erliegen. Das Leben in Teras iſt ſehr theuer : für ein Faß Mehl , das in den Vereinigten Staaten 3 bis 4 Dollars koſtet, mußte man hier das Vier
fache erlegen , und in gleichen Verhältniſſe ſtehen alle übrigen Lebens bedürfniſſe.
Teras, obwohl ſeine Gränzen noch nicht gehörig feſtgefeßt find, ift vollfommen ſo groß als ganz Deutſchland. Es kann in verſchiedene Regionen in Anſehung der natürlichen Beſchaffenheit des Landes ein getheilt werden , die hinſichtlich der Oberfläche, des Bodens und Klima's verſchieden ſind , nämlich :
1. Der niedrige Küſtenſtrich , aus reiche in Marfd land beſtehend , von der Sabine bis zum Rio Grande und vom
1204
Matſchboden und zum großen Theil von der reichſten Gattung. Es wird
3m Jahre 1836 , até Teras fide von Merico lotrik, hatte es eine Bevölkerung von nicht mehr als 65,000 Seelen , allein ſeit dieſer Zeit iſt der Zudrang von Einwanderern , beſonders aus den Vereinigten Staaten , ſehr groß geweſen. Auch viele Deutſche haben ſich hieher gewandt , und es iſt wohl keinem Zweifel unterworfen , daß dieſe Einz
von zahlreichen Flüſſen durchſchnitten , liegt nahe an der See und bietet für Zwede der Agricultur dem Pflanzer große Vortheile dar, beſonders
wanderung noch bedeutend zunehmen wird. Was den fittlichen Zuſtand der jebigen Bevölkerung anbetrifft, ſo iſt leider bis dahin nicht viel
Meere ungefähr 30 bis 40 Meilen in das Innere ſiders ftredend. In dieſer Abtheilung befindet ſich vielleicht ein eben ſo großer Theil reichen Bodens , als in demſelben Flächenraume in irgend einem andern Theile des amerikaniſchen Feſtlandet.
Es iſt faſt lauter
in Hinſicht auf Baumwolle und Zuder. Wie aber der ganze niedrige Küſtenſtrich der amerikaniſchen Erdfeſte von der Mündung der CheſapeafBay bis zum Amazonenſtrome mit weniger Unterbrechung der Siß des gelben Fiebers iſt, ſo wird auch dieſer Theil von Teras häufig von jener peſtartigen Seuche heimgeſucht, und fordert jährlich viele Opfer. Auch andere Krankheiten graſſiren hier, und es iſt verhältnißmäßig ſehr ungeſund , obgleich mehrere Monate hindurch erquidende Seewinde die Luft reinigen und erfriſchen . Im Sommer iſt die Hite ſehr brüdend und die Luft voll von läſtigen Inſecten, beſonders von Stechfliegen und Mosfitos , welche dem Reiſenden ſehr beſchwerlich fallen . Großc und
Lobenswerthes von dieſer Seite her zu berichten .
Die Einwohner bez
ſtehen zum Theil aus der Hefe der verſchiedenen Nationen, und beſondere
ziehen fich viele Abenteurer, Schwindler und noch ſchlimmere Uebelthäter aus den Vereinigten Staaten nach Teras. Wer in den Vereinigteit Staaten von den Gefeßen verfolgt wird , flieht nach Teras , wo er frei wie der Vogel in der Luft iſt, bis neue Unthaten ihn dem ftrafenden Arme der Gerechtigkeit überliefern. Freilich werden Schwert und Waage •
der Themis bis
nur ſehr fahrläſſig in dem jungen Freiſtaate gea
handhabt , dagegen aber ſind die berüchtigten Lynchgefeße hier in vollem
Schwunge. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung , daß bei Sieſem
zahlreiche Sümpfe verunreinigen ebenfalls die Atmoſphäre , und in der Regenzeit iſt das Reiſen faſt unmöglich. Das Trinkwaſſer iſt äußerſt ſchlecht , und das blaſſe Ausſeben der Bewohner jeugt von dem verderb-
Verfahren die ſchreiendſten und unerhörteſten Gewaltthätigkeiten begangen
lichen Kliina .
gewüthet , denn innerhalb eines Monats waren von der dortigen etwa 4000 Seelen enthaltenden Bevölferung nicht weniger als 400 Menſchen hingerafft. Ich trat von hier aus die Neiſe nach Auſtin in Geſellſchaft
2. Das idone Hügellani voin Red - River ( rothen Fluß ) und dem Sabine bis faſt in die Nachbarſchaft des Rio del Norte und von ungefähr 35 bis 40 Meilen vom
werden.
In Galveſton hatte das gelbe Fieber auf eine furchtbare Weiſe
mericaniiden Meerbuſen bis ju den Bergen. Hier findet
eines Braſiliers an , deſſen Bekanntſchaft ich zufällig machte und deſſen Leidenſchaft das Reiſen war. Er hatte bereits einen großen Theil
man die hohen , wallenden Prairien , die mit Holz bewachſenen Niede-
Amerika's durdſtrichen , und da eş nur ſehr gebrochen engliſch redete,
rungen , die maleriſchen Hügel und Thäler , die ſchönen herrlichen Ge- ich aber ſeiner Landesſprade vollkommen mächtig war , ſo war er ſehr .
hölze, die ichnell dahin eilenden Flüſſe, die erfriſdienden fühlen Quellen , erfreut , Jemanden zu haben , mit dem er fich geläufig unterhalten Es gibt in der That wenige Länder, welche größere Annehmlichkeit darböten , als dieſer Theil von Tera8.
das geſunde Klima von Teras.
3mmer ein heiterer , ätherblauer Himmel, eine elaſtiſche Atmoſphäre und friſche geſunde Luft. Hier gibt es feine läſtigen Injecten , feine Sümpfe , feinen Somuß. Hier ſteht der Boden dem Marſchlande an Güte nicht nach und läßt fich leichter bearbeiten . Der Producte find hier eben ſo viele und mannichfaltiger Art. Die Baumwolle gedeiht
portrefflich , und große Viehheerden laſſen ſich ohne beſondere Aufmerf
fonnte. Wir wollten den Weg zu Pferde abmachen , und hatten uns beide gut mit Waffen verſehen, eine nicht zu vernachläſſigende Vorſichts maaßregel, indem es eben nicht gerathen iſt, in den teraniſchen Einödert jemanden Anders als mit geſpanntem Sahne zu begegnen. – Die Gegend iſt ziemlich eintönig , und weit ſchweift das Auge in der Ebene umher , ohne einen angenehmen Ruhepunkt zu finden. Einzelne Pflanzungen , wo Baumwolle , indianiſches Korn und Indigo gebaut werden , untera brechen zuweilen die große Eintönigkeit. Doch gewahrt man ſchon dent
ſamkeit , faſt ohne alle Arbeit ziehen. Hier herrſcht ein ewiger Früh- Beginn des regen Lebens, das die Vereinigten Staaten auszeichnet, und ling , wo man den Winter faum fennt.
Wenn auch die Producte nicht
alle bequem für den ausländiſchen Markt ſind, ſo werden ſie leicht einen inländiſchen finden . Hier muß im Laufe der Zeit die dichteſte Bevöl ferung von Terat leben . In dieſem geſegneten Striche liegt Auſtin, die neue Hauptſtadt von Teras.
3. Dad Tafelland jenſeits der Berge. Dieſer Theil von Teras iſt bis jeßt noch wenig bekannt, allein die einzelnen Schilderungen davon ſtellen ed als ein reiches, üppige: Land, wie ein Eden dar. Hier iſt bio jeßt noch die Heimath unabhängiger Indianer (welche aber häufig mörderiſche Einfälle in die Niederlaſſungen der Weißen machen ) und das Gebiet der Büffel. In Hinſicht des Bodens , des üppigen Pflanzen
wenige Jahre dürften vielleicht hinreichend ſeyn , um dieſe bis jeft ziemlich unwirthbare Gegend mit einer ſtärkern Bevölkerung anzus .
füllen. Das Reiſen in Teras ift dußerſt befchwerlich , da von Wegen nur ſelten eine Spur vorhanden iſt. Die Hiße war ſehr drüdend, und eine Menge Inſecten , beſonders gegen Abendzeit , fallen den Reiſenden mit einer wahren Wuth an. Glüdlicherweiſe iſt fein gänzlicher Mangel ant .
Wirthshäuſern , wo der Reiſende fich erquiden kann , aber auch dafür enorm bezahlen muß. (Schluß folgt.)
.
reichthums wetteifert er mit den bevorzugteſten Tafelländern Merico's. Region dieſe von wenigerte als Terasiſt befannt , die ſich bis zum 42 ° Gegend 4. Noch die nördlichſ N. B. erſtredt. Sie ſoll beſonders reich an edeln Metallen ſeyn und von manchem kräftigem Fluſſe bewäffert werden . Indianer leben hier
in völliger Unabhängigkeit.
Ueber die Erhaltung und da 8 Reimen der Samena
förner iſt von R. Ch. Joubert ein Wert angekündigt. Jeder der 184 Pflanzenfamilien iſt ein beſonderer Paragraph gewidmet, und das Werk foll , wie es ſcheint, ein wiſſenſchaftlides Handbuch für den Gärtner werden . ( Echo du Monde Savant soin 9 October.)
Münden, in der Literariſo - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widen mann .
1
Nr. 302 .
Das
A uu sland.
Ein Tagblatt
.
für
Runde des ge ift igen und fittlichen Lebens der Völker. 29 October 1841 .
Machricht über einige Länder im Mordoften von
ein Lagerplaß , der aus einigen Zelten und einigen Häuſern
Ladakh.
von gebrannten Badſteinen , gleich den Häuſern in Ladakh
Da vor kurzem das Gerücht nach Indien gelangte , die Sikhs hätten ſich Ladakhs bemächtigt und Oſttibet habe ſich
gegen die Chineſen empört (f. Nr. 289 ), ſo entheben wir aus Moorcrofts Reiſe (Vol. I. p. 361 ff.) einige Bemerkungen über
beſteht; es iſt in der That wenig mehr als eine Handelsſtation, wo in den Sommermonaten die Producte von Tibet und China gegen die in Kaſchmir und Hinduſtan ausgetauſcht werden ; in den Wintermonaten iſt der Ort beinahe verlaſſen . Lichanthan iſt der Hauptſiß der Shawlwollziege, und nahrt
kreisförmigen Linie liegt die Provinz Tſchanthan (Schneeland ).
auch zahlreiche Schafheerden , deren Wolle einen bedeutenden Handelsartikel abgibt. In der Ebene bei Ghertope ſahen wir wenigſtens 40,000 Stüce Rindvieh, Ziegen, Schafe und Yafs,
Der nördlichere Theil bildet eine beſondere Proving Namens Rodoth, deren wenig zahlreiche Bewohner meiſt Hirten find,
demiſche Krankheit, die kurz vor unſrer Ankunft namentlich die
dieſe Länder und ihre Herrſcher.
Längs der öſtlichen Gränze von Ladakh in einer faſt halb-
die vom Verkauf ihrer Wolle an die Kaufleute von le oder
Ladakh leben. Die Provinz Rodokh mit der befeſtigten Haupt: ſtadt gleichen Namens hat einen eigenen Befehlshaber , der aber von dem Garphan in Tſchantan abhängig iſt. Von Rodokh führt eine Straße über die Berge nach Schoten , und die Reiſe dahin ſoll nur drei oder vier Tage dauern ; die Chineſen laſſen aber auf dieſem Wege keinen Fremden ins Land. Südlich von dem Fluſſe Sinh-kha -bab ſtoßen die Diſtricte Sumgiel und Tholing unmittelbar an Piti in Ladakh und an
und ihre Zahl wäre noch weit größer geweſen, ohne eine epi: Schafbeerden faſt vernichtet hatte. Die Wolle von Tſchanthan wird in Kraft einer alten Uebereinkunft nur an die Ladakhis verkauft. Die Provinz erzeugt auch Gold in bedeutender Menge, allein das Graben darnach wird theils durch sen Localaber: glauben, theils durch die chineſiſchen Behörden verhindert. Tſchanthan hatte früher unabhängige Fürſten , ihre Macht
ging aber allmählich in der des Oberprieſters von Hlaſa unter ; es ſteht noch dem Namen nach unter denſelben , da aber im
Jahre 1792 die Gorkhas ( Nepaleſen ) die ſüdlichen Provinzen
die brittiſchen Beſikungen von Biſahar und Kunawar. Der Hauptort des Diſtricts Tholing liegt auf dem linken oder ſüd:
angriffen , ſo rief der Daiai Lama die Chineſen zu Hülfe. Diere trieben die Gorkhas zurück , fekten ſich aber nun
lichen Ufer des Setledích, und foll 108 Tempel enthalten, denen faſt ſämmtlich Gelums beigegeben ſind ; der Oberlama wohnt hier während des Sommers , im Winter aber zu Laſchigon am
ſelbſt in Tibet feſt, und zwei von Peking geſendete Ambang, die nun fortwährend in Hlaſa reſidiren , haben die politi: ſche Verwaltung an ſich gezogen. Von Klaſa werden zwei
linken Ufer des Indus auf der Straße von Ladakh nach Gardokh. Der größere Theil von Tſchanthan ſteht mit Ladakh in
Beamte , Eingeborne des Landes , als Garphans nach Gar:
Verbindung längs dem Sinh-tha-bab , welchem Fluſſe der Weg in allen feinen Krümmungen folgt ; er führt durch fandige, nur ſchwach mit rohem Graſe bedecte Thäler zwiſchen dürren, zerriſſenen Bergen hindurch. Anderthalb Cos von der Haupt-
ſtation Gardoth oder Ghertope, auch Garo genannt , welches ſechs Tagreiſen von der Gränze entfernt ſeyn ſoll, wird der Sinh-tha-bab überſchritten und der Weg folgt nun dem rechten
Ufer. Die Haltpläße au der Straße ſind nur Schäferhütten, mit Ausnahme von Taſchigon , welches ziemlich bedeutend iſt. Garboth felbſt, weldes id im Jahre 1812 beſuchte, iſt faſt nur
dokh geſendet, und alle drei Jahre abgelöst. Im Norden iſt Ladakh von den Pamer : oder Starakoram - Bergen begränzt, durch welche ein ſehr ſchwieriger Weg nach der Stadt und Pro .
ving Yarfend oder Vartiang führt. Dieſe bedeutende, an ei: nem Fluſſe gelegene Stadt , iſt das große Emporium des Han dels zwiſchen Turkeſtan, China und Tibet, ſo wie auch der SiR eines thätigen Handels mit Rußland. Die Bevölferung foll zwiſchen 50 und 60,000 betragen , faſt lauter Mohammebaner, Tadſchile , Türfen und usbelen. Etwa 60 Jahre vor unſerm Beſuche zu Ladakh ( 1820) war die Regierung von Yarfend noch
in den Händen der Usbeken , aber die Häuptlinge haberten un: 302
1206
aufhörlich mit einander , und ein Theil rief endlich die Chine: , Hügel herum auszuſtellen , während mich Mohammed Aga mit
ren herbei, welche die Gelegenheit ergriffen 1, ihre Macht hier
einem Löffel vol trockenen , geriebenen Kaffee's bediente, den
feſtzuſeßen . Die politiſchen und militäriſchen Autoritäten der
er mir als ein treffliches Surrogat für die flüſſige Effenz em
Stadt ſind daher chineſiſch ; doch geſtatten ſie den Mohammeda - pfahl. Er fügte noch ein Stüc Brod und Käſe hinzu , legte nern zur Schlichtung von Streitigkeiten einen Hakim aus ih: rer Mitte zu wählen. Außer den Zöllen wird von allen
zwei Piſtolen unter mein Haupt , und bat , mich niederzu:
männlichen Erwachlenen eine Stopfſteuer erhoben. Varfend iſt
legen und zu ſchlafen , während er die ganze Nacht wachend zubrachte.
von einem Erdwall umgeben , aber nicht feſt.
Skizzen aus Meſopotamien. Neiſe von Morful nach Mardin . Mein Verkehr mit meinem Wirthe, dem ſyriſch -katholiſchen
Erzbiſchofe von Moſſul, war von der freundlichſten und ange: nehmſten Art geweſen , und die Stunde der Trennung wurde mir eine ſchmerzlidhe.
Die Schußwache wedte und lange vor Tag. Nach einigen Stunden ſaben wir zur Linken die lange, niedrige Kette der Sindichar - Berge, welche in der Wüſte ihren Anfang und ihr Ende zu baben ſcheinen. Gegenwärtig iſt die ganze Kette von Jezidis bewohnt ; dieſe Hügel ſollen wohlbewäſſert und fruchts bar reyn , und namentlich eine kleine Gattung Feigen in Ueber: fluß hervorbringen. Die Bewohner waren früher der Schre: den der Ebene, welche ſie in zahlreichen Banden durchſtrichen , raubend, zuweilen auch mordend , worauf ſie ſich dann ſoleus
Mutran Iſai kam in den Hof vor ſei:
nem Hauſe , mir Lebewohl zu ſagen , und als ich daran war, mein Pferd zu beſteigen, ſchlang er ſeinen Arm um mich , preßte mit Rührung ſeine Wangen an meine , und entließ mich mit ſeinem Segen. Unſere Reiter erwarteten uns am Serai und wir ritten aus der Stadt. Wir zogen ungefähr ſieben Meilen über hügeligen und ſteinigen Boden , bis wir an den Tigris
nigſt wieder in ihre Berge zurüczogen.
Im Frühling 1837
unternahm es Hafiz Paſcha , den ich ſpäter auf ſeinem Siße zu Sharput, jenſeits Diarbekir , jah , und der mir die meiſte Belehrung über dieſe Berge ertheilte , dieſe Räuber zu bändi gen. Demnach rüdte er gegen ſie auf einer Seite vor, wäh:
kamen, welchen wir aber wieder zur Seite ließen, worauf wir
rend der Paſcha von Moſſul auf der andern heranfam ; in drei Monaten war die Arbeit gethan. Die Bewohner zogen ſich bei Annäherung dieſer Heere in ihre zahlreichen Berghöhlen
den übrigen Tag eine faſt parallele Richtung mit ihm hielten.
zurück, von wo aus ſie auf ihre Feinde ſchoſſen , bis ihr Waſſers
Einer von unſerer Schußwache, ein alter Mann , verſicherte
vorrath zu Ende ging , wonach ſie dann gezwungen waren , ſich
mir, vor zwanzig Jahren ſey dieſe Gegend, nun eine unfrucht bare Einode, bewohnt und bebaut geweſen . Die Leute von unſerer Wache trugen alle die alte Klei dung, und waren mit Säbeln, Piſtolen und Speeren bewaffnet. Es war robes , gemeines Volk , vol niedriger Späße und un
auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Dieſe Höhlen ſollen das Werk von Menſchenhänden , aber von hohem Alterthume
züchtigen Geſchwäßes. Ich war froh , als meine Aufmerkſam teit durch meinen jungen Freund Achmed , des Tataren Sohn,
Teon . Ein Mann , der die Erpedition begleitet hatte , ſagte 1
mir, er habe die Belagerten , als ſie aus einer derſelben her:
ausfamen, gezählt, und es repen 516 Perſonen geweſen. In den Ertrag ihrer nen fand man Sachen von jeglicher Art vielen Raubzüge. Mohammed Aga behauptete mit dem Nusa
von ihnen abgelenkt wurde, indem dieſer ruhig an meine Seite beranritt , und mich über den Glauben der Chriſten in Bezug auf Chriſtus zu befragen begann. Er nannte ihn Hadidrati Frai, den edlen Jeſus, welches die gewöhnliche Benennung
druck des größten Entſeßens , man habe darin auch nicht wes
des Meſſias unter den Türken iſt. Ich gab ihm die Aufſchlüſſe,
genthum von jeder Art, und auch Mädchen . Dieſe wurden im
welche er verlangte, und das veranlaßte ein Geſpräch, welches mich meine leidigen Begleiter und die Beſchwerden des Weges ganz vergeſſen ließ . Es gibt feinen Gegenſtand , über welchen cin Mohammedaner lieber mit einem Chriſten ſpräche, als die Natur Chriſti ; doch hörte ich jie nie darüber unehrerbietig
Lande herum zum Vertaufe ausgeboten , und einige bis nach
reden.
Wir hielten nach einem Marſche von neun Stunden an einem Hügel , auf welchem einſt das Dorf Hofneh ſtand. Ein verfallenes Serai krönte noch den Gipfel der Anhöhe. Wir traten in den kleinen Hof , brachten unſere Pferde in ſeinen verlaſſeuen Gemächern unter , und ließen uns ſelbſt außerhalb unter freiem Himmel auf der Erde nieder. Die Begleitung machte für ſich ein Feuer auf , und faß ſchwaßend und lachend die halbe Nacht darum her. Als das ſtarke Licht des Feuers auf ihre dunkeln Geſichter und ihre roben Züge ſchien , ſahen
ſie aus wie ein Haufen Banditen , der ſich nach einem harten Strauß erluſtigt ; doch hatten ſie die Vorſicht, Wachen um den
niger als zwanzig Tatarenſáttel gefunden .
Als die Arbeit
vorüber war , wurden die Berge der Plünderung Preis gege:
ben. Es wurden 30,000 Schafe weggeführt, nebſt anderem Eis Konſtantinopel gebracht, wo ſie indeß wenig Beifall fanden, da
man ſie für nichts Anderes anſah , als für junge Teufelsanbete: rinnen. *) Ein Mann , der ihrer zwei gefangen hatte , fagte *) Zur Erklärung dieſer Stelle ſagt der Verfaffer im Anhang unter
auderm folgendes : die Religion der Dezidis iſt in ihren Haupts zügen augenſcheinlich die der alten Feueranbeter.
Sie nehmetto
gleich dieſen, zwei Principien, das der Guten und daß des Böſen an, und verehren , wie ſie, das legtere ebenfo wohl als das et:
ftere. Aber die Mohammedarrer und die Chriſter meinen , dieſes legtere vertrete der Satan, und belegen fie ' mit dem Namen Teufelsanbeter. Die Jezibie ſelbſt geðrauden jedoch das Wort Satan (Sceitan ) nie, ſondern nennen dag böſe Princip mit einem
Worte, welches der große Heer" bedeutet. Sie verehren und fürchten dieſen , geſehen abernicht ein, daß fteihn lieben. Sie wollen nichts Böſes vonihm geſagt wiffen , weil ſie vor ſeiner großen Macht in Furcht ſind. Šie baben keinen öffentlichen Gottesdienſt, weder Faften, feſte, noch Opfer.
1207
mir , er habe ſie in Mardin vertauft, die eine für 650 türkiſche
wahrſcheinlich Arabern und Kurden , und die übrigeu 27 von
Piaſter (5 pfd. Sterl.), die andere für 100 piaſter mehr. Die
fyriſchen Jacobiten bewohnt
Berge waren jeßt ganz ruhig ; die Bevölterung war fämmtlich
Dörfer find zum Theil ebenfalls mit Jacobiten bevölkert, wie
als dem Sultan ſteuerpflichtig einregiſtrirt worden , und die Männer wurden mehr und mehr auf den Bazars zu Moſſul
Haznaur. Außer dieſen iſt aber eine viel größere Anzahl von Dörfern innerhalb weniger Jahre durch den Krieg zerſtört worden. Von Haznaur aus ſieht man die künſtlichen Anhöhen , welche die Stellen ehemaliger Dörfer bezeichnen , in jeder Richa
und Mardin geſehen , wo ſie früher felten zu erſcheinen ge wagt hatten .
Die Oberfläche der Wüſte war zu dieſer frühen Jahreszeit
werden.
Die muſelmänniſchen
tung über die Ebene hin.
(27 Februar) mit einem Anflug von friſchem Grün bedect, was von den Hügeln , die hie und da in der Ebene ſtehen , berab betrachtet, ein ſchönes Anſehen hatte. Dieß zarte Grün
bezahlte und von den Erpreſſungen lebte, die er den Reiſenden
verſchwindet jedoch bald unter der fengenden Sonnenhiße, welche mit dem Vorrüden der Jahreszeit ſo heftig wird, daß es ganz unthunlich wird, bei Tage zu reiſen . — Wir erreichten
und den Karawanen als Entgeltung für ſeinen Schuß abzwang. Vier Jahre, ehe ich durch die Gegend kam, ſandte der Paſcha von Bagdad eine Armee, die das Land unterwarf und verwü
-
vor Nacht Eſchöllak, ein kleines kurdiſches Dorf in der Ebene. Als wir einritten, kamen wir an einer weiten Strece bebauten Landes vorüber ; die Schußwache machte ſich den Spaß , ihre Pferde über das emporkeimende Getreide galoppiren zu laſſen. Chedem gingen die Pferde, die man in Moſful nahm, bis
Mardin ; nun hat aber der Paſcha in Tſchöllaf eine Poſt er: richtet und drei andere von da bis ſchon hundert Mann von der Armee der Gegend zu Eſchöllat aufgeſtellt. pernahm, daß wir unſere Reiſe mit
Mardin. Auch hatte er des Sultans zum Sduk Ich freute mich, als ich einer Escorte von dieſer
Truppe fortſeßen und daß unſere unflathigen Geſellen von Moſful am andern Tage dahin zurüdfehren würden. Hier will ich, weil ſich vielleicht keine andere Gelegenheit mehr dazu findet,
bemerken, daß ich nicht glaube, es gebe irgend Sprachen in der Welt , die mehr von unzüchtigen und verabſcheuenswerthen Ausdrüđen ſtroßen , als das Türtiſche und Perſiſche, und daß in der ganzen Welt fein Volt in dem Gebrauch derſelben freier iſt, als jene beiden, denen dieſe Sprachen angehören.
In frühern Zeiten wurden alle dieſe Dörfer von einem
Bey regiert, der keine Botmäßigkeit anerkannte, keinen Tribut
ſtete, und nach dieſem famen die Raubzüge des Revenduz Bey,
der nördlich von Moſſul über den Tigris feßte und hier eben To hauste als auf der andern Seite. Hierauf beſchloß der Suls
tan dieſe ganze Gegend wieder zu unterwerfen und übertrug dieß dem Reſchid Paſcha von Siwas , der bald ſo glüdlich war ſich des Revenduz Ben und eines andern gefürchteten arabís
fchen Häuptlings durch Lift zu bemächtigen, worauf er ſie nach Konſtantinopel ſchicte. Dieß Land gewann unter der neuen Ordnung der Dinge nunmehr ſeine Ruhe wieder und die Dörs
fer in der fruchtbaren Gegend um Haznaur füllten ſich zuſes hends von neuem. Die Mehrzahl der Einwohner waren Ja
cobiten ; doch war in der ganzen Ebene nur Eine Kirche, und dieſe war ſichtbar in einem fernen Dorfe, nördlich von Haznaur.
( S diu
folgt. )
Slawiſche Literatur in der Laufiß.
Wir brachen am Morgen von Tſchöllat auf mit den Sol: (Bibliotheca warszawska. October 1841.)
daten , die beritten und mit Pifen und Säbeln bewaffnet waren . Sie marſchirten in regelrechter Ordnung, mit einem
Leop. Haupt , Secretär und Bibliothekar der oberlauſibiſchen Ges
Officier an der Spiße und ihre Disciplin ſchien mir durch den Contraſt mit der zügelloſen Meute, die wir hinter und ge laſſen hatten, nur um ſo trefficher. Über der angenehmſte
ſellſchaft für Wiſſenſchaften in Zholerc (Görlit) und I. E. Smoler, Candidat der Theologie und Mitglied der oberlauſibiſchen Geſellſchaft der Prediger in Leipzig, geben demnächſt die „lieder der ober - und niedera
Unterſchied beſtand darin, daß unſre Geſellſchafter von geſtern
dauſitiſchen Serben aus dem Munde des Volfe entnommen mit Mufit,
auf dem Marſche verlangten, wir müßten uns nach ihnen rich: ten, während die von heute in dieſer Sache unſere eigene Bes
einer deutſchen Ueberſebung und Erklärungen“ heraus. Hinzugefügt roll werden eine Schilderung der Sitten und Gewohnheiten der laufibijchert Serben , ihrer Boltsſagen , Legenden und Sprüchwörter. In der Aufa forderung zur Subſcription heißt es unter Anderm : „man hat in der neuern Zeit angefangen , die Aufmerkſamkeit auf alles Nationale fut
quemlichkeit zu Rathe zogen. Wegen Mangel an Pferden mußten wir in Saznaur Halt Es war machen und ſo blieben wir da bis zum andern
dieß ein Dorf von vierzig Familien, mit einer aus Jacobiten und Kurden gemiſchten Bevölkerung. Der Vorſteher der in der Ebene gelegenen Dörfer hatte hier ſeinen Wohnfiß und ich war für dieſen Tag ſein Gaſt, was mir Gelegenheit gab, eint
.
richten , und ſo faßte auch die oberlauftfiſche Geſellſchaft der Wiſſens ſchaften ben Gedanken , die Lieder des Volfs aufzuſuchen und zu ſammeln .
In dem Landſtriche, der von den ſchmalen Bächen be
Der Erfolg davon war, daß man über 400 lieder ſammelte und nieders ſchrieb zugleich mit ihren urſprünglichen Melodien. Dieſe Lieder find von großem Werth , und laſſen fich in jeder Beziehung mit den beftext deutſchen und ſlawiſchen Liedern vergleichen. Sie find beſonders inters
waffert wird, welche die Straße durchſchneiden und in den Euphrat fließen , zwiſchen der Höhe von Rumili und Niſibin
eſſant zur Renntniß der Sitten und Gewohnheiten dieſes flawiſchen Stammes , der um ſo mehr Aufmerkſamkeit verdient, als er mittent
einerſeits und den Bergen von Sindſchar und Tur andrerſeits find 54 Dörfer, wovon 9 pon Jefidis, 18 von Muſelmännern ,
unter einer deutſchen Bevölkerung ſo lange ſeine Gewohnheiten erhielt. Die Einleitung, welche fowohl deutſch ale laufifiſch erſcheinen ſoll, wirb
ges über die Bevölkerung des umliegenden Landes zu verneh m en.
1208 alles enthalten , was auf die Herkunft, ben Namen , die Geſchichte, die
Sprache, die Körperbeſchaffenheit und die Sitten der Lauſißer Bezug hat. Der erſte Band enthält in fieben Abtheilungen die oberlauſibiſchen Lieder , der zweite Band die niederlauſitiſchen , und eine beſondere Zu gabe ſoll Erklärungen und Erläuterungen verſchiedener Art , ſowohl fpradliche als hiſtoriſche , enthalten .“ 1
wie wir waren , mußten wir uns mit der Rolle ſtummer Zuſchauer begnügen , denn wenn es fich hätte Jemand gelüften laſſen , zu Gunſter des Negers zu interveniren, ohne mit hinlänglicher Waffengewalt ſeiner Verwendung den gehörigen Nachdruck zu geben , ſo würde er fich den grobten Mißhandlungen jener Laugenichtje ausgefeßt haben. mindeſten würde er getheert und gefedert worden ſeyn.
Die Bruſt
meines Reiſegefährten , des Braſiliers, der doch gewiß in ſeinem Vater
Chronik der Heiſen. Abriß einer Neiſe von New York nach Auftin , der .
tenen Hauptſtadt von Teras, im Frühjahr und Sommer
des Jahres 1940, nebſt Bemerkungen über dieſes Land. (Schluß.)
Am Morgen der vierten Tages fahen wir auf unſerer Wanderung in der Nähe eines kleinen Ortes eine Menſchenmenge verſammelt, die
unſere Neugierbe erregte, und da der Verſammlung&ort nicht entfernt
war , ſo ſchlugen wir unſern Weg dahin ein . Wie wir bald erfuhren, hatte ſich der Haufen , aus etwa 60 Kerlen , einigen Weibern und Kindern beſtehend, zur Vollziehung eines Lyndygeſebes verſammelt. Ein Neger , den man gebunden und bereits ,getheert und gefedert“ hatte, ftand in der Mitte. Er war ein ſtarker , musculöſer Mann, und ſeine Haltung jeugte von Energie und einem gewiſſen Selbſtgefühl, wie man .
!
es bei Sklaven nur ſelten antrifft. Aus ſeiner Miene und ſeinen Blicken
fprach eine grånzenloſe Verachtung gegen die ihn umgebende unheilige Rotte .
Aus dieſer trat jeßt ein Kerl Hervor , der ſich augenſcheinlidy
feines verdächtigen Ausſehens wegen zum Galgencandidaten qualificirte. Er eignete fich mit einer noblen Unverſchämtheit ſogleich jämmtliche richterlichen Functionen zu , und ſtellte in furzer Nede das Verbrechen des Neger8 dar , das derſelbe angeblich an der Perſon ſeiner Herrin 1
lande, wie ich daſelbſt, Zeuge manches Juſtizmordes geweſen ſeyn mochte, mußte von ähnlichen Gefühlen bewegt werden , denn er machte ſich eine mal über das andere durch den Ausruf Luft : Le vergonha! (Es iſt eine Schaude !)
Wir gaben unſern Rofinauten die Sporen, um den Schauplat des Erceſſes und Verbrechen8 ſobald als möglich hinter ung zu haben , und betraten nun das von mir oben beſchriebene Hügelland, wo abwechſelnd die maleriſchen Landſchaften, welche dieſe Gegend umſchließt, vor unſern Bliden ſich ausbreiteten. Hohe Prairien und fühlende Gehölze wech
ſelten auf das angenehmſte, und nach zwei Tagen gelangten wir nach Auſtin. Dieſe neue vor etwa zwei bis drei Jahren gegründete Hauptſtadt von Teras liegt in einer romantiſchen Gegend am Fuße eines bis hieher ftreichenden Zweiges der Cordilleren und am ſchönen Coloradoflußle. Die Stadt iſt noch in ihrer Kindheit,. allein ſo groß iſt der Zudrang von Einwanderern aus allen Gegenden , daß fie in kurzer Zeit von Be
deutung werdeu muß. Sie iſt , wie alle neuern amerikaniſchen Städte, nach einem regelmäßigen Plane angelegt , indem ſich die breiten ſchuur geraden Straßen in rechten Winkeln durchſchneiden. Ueberall war man init Erbauung neuer Häuſer beſchäftigt. Die junge Stadt gewann mit
jedem Tage ein lebhafteres Ausſehen , und die hier herrſchenden ver ſchiedenen Zungen, engliſch, deutſch, ſpaniſch, franzöſiſch u. ſ. w. , zeugen
begangen haben ſollte, und das , wenn es fich als wahr und bewieſen
von dem großen Zufluſſe von Einwanderern aller Nationen .
herausſtellte, allerdings eine ſcharfe Ahndung der Gefeße verdiente. Er war entlaufen und jeßt wieder eingebracht. Als der Neger darauf
Bau begriffenen Regierung8gebäude, das Capitol und die Geſchäftslocale für die verſchiedenen Regierungsbehörden werden mit Geſchmack und . I. B. Eleganz aufgeführt.
gefragt wurde , was er zu ſeiner Rechtfertigung zu ſagen hätte , ant wortute dieſer mit ſtoiſchem Gleichmuthe, daß er an dem angeklagten
Die im
Slawiſche Literaturnachrichten.
Verbrechen ganz unſchuldig ſey, daß die ſchlechte Behandlung von Seite Ser Herrſchaft ihn zur Flucht gezwungen und daß er im übrigen einen Haufen Banditen , wie ſie ſeyen , nicht für ſeine Richter anerkenne; fie möchten mit ihm machen , was ſie wollten , ihm ſey alles gleichgültig.
Derſelbe weiße Kerl verkündete dieſe Erklärung des Negers der Ver
fammlung und fragte an , was ſie mit dem ſchwarzen Kerl (black
Vor furzem erſchien zu Paris ein neuer Roman von Michal Czay Fowski unter dem Titel : der Hetman der Ufraine. " Der Gegenſtand ift aus der unglüdlichen Regierung Ian Kaſmire entnommen, als Jan Wychowski Koſakenhetman war. Es war dieß die Zeit der Lodreißung der Koſaken von Polen, in deſſen Unterthänigkeit Wydowali ſie erhalten wollte.
Dieſe Angabe iſt aus einem Schreiben im Tygodnik literadi
fellow ) anfangen follten ? Wie aus einem Munde rief der ganze Haufen : „hang him ." Zum Schluß hielt das mehrgedachte Subject eine kurze Anrede an die Rotte , in welcher er dieſe Vagabunden Gentlemen“ betitelte , und faßte dann das Urtheil über den Neger ab ,
Nr. 35 entlehnt , und die weitern Angaben enthalten eine bittere Kritik gegen Gjaykowski's Talent. Seine Sprache iſt allerdinge manchmal
das allgemeinen Beifall fand , und im Deutſchen ungefähr ſo flang :
geſehen , wäre Czaykowski nicht zu einer andern Partei übergetreten . Unter der polntſen Emigration herrſcht gegenwärtig eine religiös
Sintemal der ſchwarze Kerl Tom Niles an ſeiner Herrin, Mrs. Rana dale , das Verbrechen der Violation begangen hat , ſo erkennen wir, das ſouveräne volt von Teras , für Necht: daß der gedachte ſchwarze Kerl an feinem Halſe gehängt werde, bis er todt iſt.“ Fünf Minuten darauf baumelte der arme Schwarze am Baume. Ich erinnere mich nicht, jemals lebhafter von dem Wunſche durch
gezwungen und geziert , allein dieſe Fehler hätte man ihm wohl nach hiſtoriſche Spaltung, die nicht ohne Einfluß auf ihre politiſche Stellung iſt, und Ozaykowski , der ſich beikommen ließ , die Jeſuiten zu verthets
!
digen , wird nun hart angegriffen. Pan Slanski (ein Pfeudonym ) hat in böhmiſcher Sprache einen
brungen geweſen zu ſeyn , ſechs bio gehn wohlbewaffnete Männer zur
„ Reichstag der Thiere “ herausgegeben. Es iſt dieß eine Satyre, welche in den an Madjaren und Deutſche ſtoßenden Slawenländern eine große
Hand zu haben , um jene Bande geſetloſer Schurken auseinander zu ſpreugen und ſo den Act der Gewaltthätigkeit zu verhindern ; allein fo
auszeichnen . (Bibl. Warsz . Dct . )
Bedeutung hat ; ſie ſoll gut geſchrieben feyn und fich durch ſcharfen Reis
Minden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſ en Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. 65. Widen m a n.
.
303 ..
Nr
Das
A usla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 30 October 1841 .
Erinnerungen an Wolhynien, Podladhien and
Beim Abfahren hatte der gute Wolhynier nicht gefragt, wohin wir gehen wollten , und war in der Einfalt feines Herzens
Litthauen .
gerade zugefahren , ber Himmel weiß wohin. Es war von ihm
Diyta . Miedzyrzecz Korecki. Ich reiste weiter mit einem Freunde , Hrn. Anton, wir
fanden aber beide bis Miedzyrzecz Koređi nichts merkwürdi ges, Wald und Feld, Feld und Wald. Rechts in der Ferne hatten wir die von Bäumen umgebene Reſidenz des alten Gutsherrn, vor uns einen Ort , der ſich durd nichts auszeich nete, als durch eine Kirche der Piariſten , welche hier eine feit alter Zeit berühmte Schule unterhielten . Ihnen gehört auch die
Pfarrkirche. Unſer alter Naturforſcher Rzaczynski erwähnt von dem Ort bloß , daß er auf dem Judenkirchhof einen rothen Chon geſehen habe. Wir traten in die große gemauerte Schenke , aus deren Fenſtern fich und eine Ausſicht auf ein Schloß, einen fothigen Markt und das prächtigſte Haus im Städtchen mit zwei beſchlagenen Pfeilern und einer Galerie, die man einen Balcon nannte, eröffnete. Kramláden , Juden , Ktoth , das war das ganze Bild aus dem Fenſter. Es begann fich zu umwölken. Freund Anton wärmte ſich am Kamin , wäh rend er auf den Thee und die Eier - unſer engliſches Abend: wartete ; ich unterhielt mich mit dem Getrißel auf den eſſen Fenſterſcheiben , bis endlich Freund Anton mich in meinem Studium der Scheibenliteratur unterbrach.
nichts zu ſehen und zu hören , während der Abend und die Nacht einbrach. Endlich rollte ein Wagen heran, den Freund Anton als die Equipage eines feiner Verwandten erfennt, und da dieſer in die Gegend ging, wo wahrſcheinlich unſer Fuhrs mann herumfuhr , ſo bat er ihn , denſelben nach Miedzyrzecz
zu weiſen . Wir machten und inzwiſchen , da wir in der elen den Schenke nicht bleiben konnten , troß der einbrechenden Nacht auf den Weg nach Rasnifi.
Hier fanden wir die
Schlafſtube der Schenke bereits befeßt, zum Glüc aber von einem Belannten meines Freundes Anton, den wir ohne weis teres weďten , um das Zimmer mit ihm zu theilen, wo wir den Reſt der Nacht zubrachten , freilich ziemlich ſchlecht. Am andern Morgen früh , mit dem Grauen des Tages , brach unſer Schlafgenoſſe auf, und wir ſaßen wieder ba in trübem Sinnen : ohne Speiſe, die in dem elenden Wirthshauſe nicht zu haben war , und ohne Kleider ſollten wir in der Schenke
warten und warten , ohne zu wiſſen , wie lange. Wir legten uns aufs Stroh, und machten gute Miene zum böſen Spie . Zum Eroſt hatten wir einige Feigen und einen Roman Bals jac's , beides gut um daran zu knuppern , aber nicht für den Funger und die Unruhe ; indeß mußten wir aus der
Noth eine Tugend machen , legten noch etwas Holg ins Sta :
,,Was wir hier eſſen , und worein wir uns Eleiden wer: den, das weiß ich nicht,“ ſagte er lächelnd, „ denn unſere Küche und unſere Bettfäde bleiben aus, und offenherzig geſprochen , ich weiß nicht, wie ſie uns zukommen ſollen , denn es zeigt
fich nun , daß unſere Leute nicht wiſſen , nach welder Richtung rvir gegangen ſind.“ „ Effen , das iſt das Wenigſte ! - aber fich tleiden , das iſt -
arg !" Man muß nämlich wiſſen , daß ich mich in einem gräu: lichen , alten, ehemals weiß geweſenen Ueberrod, und überhaupt in einem ſo nachläſſigen Reiſebabit befand , als man ſich nur denken kann. Dieſe Nachricht verdarb mir den Zhee und die
Eier, wir ſeufzten beide , und blidten unaufhörlich unruhevoll nach der Straße, aber nirgends lteß fich ein Fuhrwagen fehen .
min , und zündeten Eigarren an , ſo lange wir deren noch hatten.
Ade Augenblide gingen wir hinaus auf den Gang, um zu ſehen , ob noch rein Fuhrwagen tomme , immer umſonſt;
wir batten hinreichende Zeit, die ziemlich hübſche Lage von Rasniti, ſo wie das renovirte , und mit einer Mauer umge : bene Schlößchen in Augenſchein zu nehmen. In der Ferne liegt das ſchöne Städtchen der Fürſten Egetwertynskt, Horyn : brod ; der Schenke gegenüber auf einem Berge ſab man Mauern
und eine Windmühle ; ringsumher lagen die Bruchwieſen am Flußufer, Berge und Felder. Während wir ſo herumſchlenderten,
unterbrach ein anderer Gegenſtand unſere Langeweile , nämlich eine ſtumme, tranke, alte Bettlerin mit Thränen in den Au 303
1210 gen, und einer ſchweren Laſt auf den Schultern ; fie und ihr Mann gingen zu Fuße , weil ihr Pferd krepirt war. Dieſer Anblick wirklichen Unglücks und Elends verleidete uns die Klage über das Ausbleiben des Fuhrwagens, über unſere Langeweile
und unſern Hunger , und ſelbſt darüber , daß wir vielleicht ei: nen Tag in der Schenke zubringen mußten ..
Endlich fam jedoch unſer Fuhrmann unerwartet herbei zu unſerer großen Freude ; wir fuhren ungeſäumt weiter, und blidten noch auf das Schloßchen zu Rasniki ſo wie auf die lieb :
Skizzen aus Meſopotamien . Reife Dont Wrofiul nadh Mardin. ( Schluß. ) Als wir am vorhergehenden Tage in der Wüſte dahin 30
gen, beinerkten wir eine lange und düſtere Reihe von Bergen vor uns, die vom Tigris aufſtiegen , und ſcheinbar uns in den Weg traten. Als wir iedoch näher tamen I, wand ſich unſer
herum gegen Weſt und blieb faſt liche Ausſicht , welche ſich uns auf die Kirche von Horyuhrod -Weg allmählich rund um ſie parallel mit ihnen bis in die Nähe von Mardin ; dieß war die vor dahinter die und das Städtchen darbot. Die Bäume und blinkenden weißen Mauern im Thal, nebſt den ringsherum mit Kette des Dſchebel Tur oder Tur Dagh, des Turberges. Es Wald bewachſenen Hügeln machten die Landſchaft wirklich rei iſt das Land der Jacobiten , wie die Verge des innern Kurdi: gend. Das Land , welches wir bis nach rowny durchzogen , iſt
Qußerſt hübſch, hügelig, und mit kleinen Eichenwäldchen beſäet ; die Bevölkerung aber ſcheint im Vergleich zur Ausdehnung des Landes flein zu ſeyn . Rowny , ein artiges Städtchen , hat ei
ſtan das der Neſtorianer find. Ihrer Dörfer ſind es etwa 60 bis 70, die eine Bevölkerung von je 50 bis 600 Familien ent:
halten.
Nach der Schäßung ihres Patriarchen beträgt die
ganze jacobitiſche Bevölkerung ungefähr 6000 Familien . Sie
waren ehedem frei von der Kopfſteuer und lebten unabhängig, nige hübſche Häuſer und ein ziemlich ſchönes Schloß am War in beſtändiger Feindſchaft mit den Mohammedanern , ſich ſelbſt fer, das ſich von dem Städtchen her remt gut ausnimmt ; dazu kommt eine Zuderbäderei mit einem Billard, mit Talglichtern ,
mit Waffengewalt beſchüßend; jeßt ſind ſie zwar unterworfen,
mit abſcheulichen Bildern an den Wänden und einer Guitarre
aber ihr Charakter iſt noch der eines Bergvolfes, und ſie be:
ad usum publicum. Ihren Tou hatten wir zur Genüge ver:
fißen unbezweifelt in einem ausgezeichneten Grade jene mäng: lichen und , edlen Eigenſchaften , durch welche ſich die Chriſten
nommen , als ſie in dem Nebenzimmer vor den vertrauteren
Gäſten erklang ; dabei thaten die , welche auf Credit in der Zuderbäckerei lebten , fehr ſchlau mit dem Kinde zärtlich. Ei nige von dieſen Herren traten nach einer Weile zu uns her : aus , warfen einen vornehmen Blick auf die Eindringlinge ;
wir aber tranken unſere Rowny -Chocolate, und eilten dann,
von Kurdiſtan bewerklich machen. Einige ihrer Dörfer enthal ten mehrere Kirchen , und bisher haben ſie ſich von dem Fluch der Abtrünnigkeit bewahrt ; möge es immer ſo bleiben. Den nächſten Tag erreichten wir Niſibin.
Wir waren
nunmehr. fo nahe san den Bergen, daß wir einige der Dörfer
um zu übernachten nach Radochowka, wo wir erſt in der Nacht wahrnahmen und auf den Abhängen der Hügel ausgedehute ankamen.
Weingärten entdecken konnten. Niſibin, das in der Kirchen
In der wie gewöhnlich ziemlich ſchmußigen und ſtinkenden Schenke, denn
die Schenfen . haben ich bitte das Gleid niß zu entſchuldigen wie die Blumen ihren eigenen, ihnen an.
geſchichte ſo oft genannte alte Niſibis , liegt auf der Ebene,
welche jedoch hier in der Nähe der Gebirge eine ziemlich un regelmäßige Oberfläche hat ; die Gegend in der Kunde iſt von
gebornen und unzertrennlich mit ihnen verbundenen Gerud , ungemeiner Fruchtbarkeit. Der jeßige Ort iſt ein Dorfchen befand ſich außer den Vauern und Juden noch eine beachtens-, von etlichen 30 Häuſern , aber der Plak umber war in großer .werthe Figur, nämlich ein junger Jube, welcher Thee trank,
den ihın die Wirthin aus einem Topfe einſchenkte, und , wozu
Ausdehnung mit Steinen bedeckt, welche offenbar Ueberbleibfel eiver viel jüngern Stadt find , als des alten Niſibis. Der in
er ein Stüc Zuder, das er in der Hand hielt, able& te. Kein tereffanteſte Ueberreſt, iſt die Kirche des heil. Jacob (Mar Ja: Piufel malt dieſe ſtolze, eingebildete und zugleich dumme:uað ficub), welche auf der Südſeite der Stadt ſteht ; Tie beſteht aus einfältige Miene , das zurechtrüden der maleriſchen Schlaf
zwei getrennten Abtheilungen , von denen die eine eine Kirche,
müße, die . Grazie der fünf ausgeſpreizten Finger, das Ver: die andere ein Grab geyeſen zu ſepa ſcheint. Erſtere wurde ziehen des Mundes und das jüdiſch -ariſtokratiſche Ausſtreden
als , ein Magazin für das Pferdefutter der hieſigen Truppen benußt ; ich konnte durch ein Feuſter nur einige glatte Pfeiler ſehen, welche einen langen , runden Bogen trugen. Die andere
ider Füße, alles nur darauf berechnet, die Anweſenden in Er ftaunen zu ſeßen und Achtung zu erwecken . Als er den Chee , getrunken , hatte er das Stüd Zuder noch nicht ganz abgeleckt, Ubtheilung , welche ich für ein Grab halte, war offen. Es war und ließ es für die Kinder auf dem Tiſch liegen , um zu zeigen , ein kleines Gemach mit einem Dome darüber , ſo gerriſſen und es ſchien , als brauche es nur angerührt zu wer: daß er nicht kniçerig ſen, wie ein Jude. Dieß Opfer geſchah den baufällig, zuſammenzufallen ; im Gemach umher fanden ſich , um babes um unſertwillen, ſonſt hätte er den Zuder wohl gegeſſen oder in die Taſche geſchoben , aber was thut man nicht, um ſeine Würde ausgezeichnet gearbeitete Sculpturen , das erheblichſte Stüd
.
war ein Gürtel von Irauben und Weinlaub, welder ſich längs
gu bebaupten !
( Sdlus folgt. )
der Mauer hingog , und im fühnſten Relief gemeißelt war. An einem Pfoſten eines Thürgerüſtes hing das Weinlaub in
Feſtons, " welche von dem Stein , aus dem ſie gearbeitet, ganz getrennt waren , ausgenommen an den beiden Enden , woran 1
1211
fie zu hängen ſchienen . Wenn dieß, wie ich annahm, ein Grab
Chronik der Heiſen .
war, fo mögen die Ornamente von einem anderen Gebäude, wahrſcheinlich einem römiſchen , genommen, und bier , ohne piel Rücficht auf die Schidlichkeit ſolcher Verwendung , ge:
Meiſen eines Franzoſen in Perften . Zehnter Brief.
braucht worden feyn , um das Grab eines Heiligen zu zieren. Niſibin iſt das Hauptquartier der Eruppen , welche den Dienſt in der Wüſte haben. Es waren ihrer da 500, außerdem eine Compagnie zu Haznaur , zu Eſchöltat und zu Amadieb, näher bei Mardin . In Niſibin errichtete man Caſernen , und der Pafcha beabſichtigte, wie er mir ſpäter ſagte , eine Stadt auf dieſer Stelle zu bauen. Die Lage iſt für eine Stadt ſehr vortheilhaft, da das Land gut, Waſſer im Ueberfluß vorhanden , und die Steine in beliebiger Menge von den benachbarten Ber:
gen zu beziehen ſind.
Die Sommerhike muß in ro niedriger
Lage ſchredlich drückend ſeyn , aber es war da einmal eine Stadt, und, ro Gott will, fügte der Parcha hinzu, als er dieſen Umſtand erwähnt hatte, ſo wird da wieder eine reyn. Ich ver: muthe jedoc , es wird dieſelbe wenig Fortſchritte gemacht haben , da der Krieg in Syrien , zu dem ſich der Paſcha damals eben rüſtete, einen ſo unglücklichen Ausgang nahm. Nach einem Nachtlager zu Niſibin rekten wir andern Tags unſern Weg nach Mardin fort. Wir hörten nichts mehr von
den Arabern , die in der Nachbarſchaft auf Plünderung aus: geweſen waren, als daß ihnen eine der Coinpagnien nachgeſekt
Den 19 Januar um 8 Uhr Morgens verließen wir Tubavend, und
übernachteten in Feich - Dégun , welches 225 Häuſer zählt und große Gärten, Orangebäume, Cypreſſen und Dattelbäume beſikt. Feſch -Dégun treibt einen bedeutenden Handel mit Pomeranzenſaft , und baut Korn und Bauinwolle.
Das Haus des Ret - Rodah , welcher uns beherbergte,
iſt geräumig und von Palmen - und Orangenbäumen umgeben. Von Feſch - Dégun gingen wir nordweſtlich nadj Fejſa , welches im Norden einer Ebene liegt, in der ſich mehrere Dörfer erheben. Feſja zählt gegen 2000 Häuſer; man inſtallirte une in das Schloß, welches mit einer Mauer umgeben iſt, die durch runde Thürme vertheidigt wird. Aber die Ruinen, um derentwillen wir nach Feſja gekommen waren , eriſtiren gar nicht, troß dem , daß man uns verſichert hatte , die Ruinen um
Feifa ſeyen ſo großartig , als die von Perſepolis. Ein Gelehrter hatte uns in Paris eine lange Beſchreibung dieſer Ruinen gemacht:: wer ihn hörte, hätte wirklich geglaubt, er habe ſie auf das genaueſte unterſucht ,
ſo ſchön beſchrieb er die Lage und Anſichten. „ Hier ſüdlich von Feſia,“ ſagte er, rempfehle ich Ihnen einen Tempel, von dem noch eine Säule durch die wirklich wunderbare Art, mit weldier ſie ſich im Gleichgewicht hält, Verwunderung erregt ; nördlich finden Sie einen Palaſt, welder noch
faſt gar nicht durch die Zeit gelitten hat ; Basreliefê werden Sie in Frijan
und lie in die Wüſte zurüdgetrieben hatte. Während ſie uin die Dörfer Berumſtreiften , ſchlich ſich ein 3ezidt bei Nacht in ihr Lager, und brachte ein Pferd von großer Schönheit, welches
ſehen .“ Wer ſollte ſo glänzenden Verſpredjungen den Glauben verſagen ? Aber leider ! dieſe idyönen Ruinen ſtehen nur im Kopfe des Gelehrten,
30,000 Piaſter werth geweſen ſeyn roll , mit ſich zurück. Als
eines Iman - Zadeh !
der Paſcha davon hörte , ließ er ſich das Pferd bringen, und wahrſcheinlich war ein kleines Geſchenk Alles , was der arme Jezidi für ſeine Gewandtheit erhielt.
Am 21 Januar verließen wir die Stadt der archäologiſchen Myſti fication , und wendeten uns zuerſt gegen den Tub , um unſer Forſcher gewiſſen zu beruhigen. Dieſer Erdhaufen iſt mit einem Graben um geben · nachdem wir die Unbedeutenheit dieſer einzigen Nuine gehörig
wir fahen in Feſſa nur einen Erdhaufen, Tub genannt, und die Nuinen
Als wir Mardin näher" Fainen , zeigte ſich die Stadt an ſepten wir unſern Weg füroſtwärts weiter fort tie der obern Halde eines Berges hingebaut , und an einem Ende erkannt hatten , Bewäſſerungscanälen durchſchnitten . Wir ſchliefen in Ebene war von überragt von einem hohen, ſteilen und einzeln ſtehenden Felſen, auf welchem , faſt ſchon in den Wolken , die Sitadelle empor: por: wieder -verließen,, um uns nach Darab-Gerd zu Verfügen , wo Mohammed ſtieg. Als ich in den engen Paß zwiſchen den Hügeln , welche Sadik - Chan ung in einem ſehr hübſchen Hauſe empfing. Die Stadt wie rieſige Schildwachen am Fuße des Berges ſtehen , einritt, fand ich zu meiner großen Ueberraſchung eine treffliche Fahr : ſtraße , neu angelegt , und zwar augenſcheinlich mit großer
Mühe. Wir verfolgten ſie, an dem ſteilen Abhange hin = und herziehend, bis zu ihrem Ende , wo eine große Anzahl von Ar
beitsleuten beſchäftigt war, ſie weiter zu führen , indem ſie den Felſen bis auf die nothwendige Breite aushieben und dann ein Pilaſter darüber legten . Den übrigen Theil des Weges erkletterten wir mit vieler Schwierigkeit, und nachdem wir die Stadt betreten hatten, ſtiegen wir noch immer fort durch enge und winkelige Gaſſen aufwärts , bis wir das Haus des ſyriſch Latholiſchen Metropolitans von Mardin , Mutran Antun , er: reichten , welcher mich mit vieler Freundlichkeit empfing, als er erfuhr, daß ich durch einen Brief feines geiſtlichen Bruders,
Mutran 3ſai von Moſful, an ihn empfohlen ſem. I'I
Darab - Gerd iſt nèu und man ſtößt nirgends auf Alterthümer ; ſie liegt am Fuße hoher Berge , und zählt gegen 1000 mosſemitiſche und 50 jüdiſche Familien ; es find ſo viel Dattelbäume in der Nähe , daß fich die Stadt wie in einem Walde verliert. Nicht fern von Darab - Gers , welches wenigſtens einen alten Namen hat , denn die beiden Worte Darab - Gerd bedeuten Stadt des Darius ,“ befindet ſich ein Basrelief, /
von Erde aufgeworfene Befeſtigungswerke und eine Waſſerleitung, welche die Lage der alten ' perfiſchen Stadt bezeichnen , deren Name nicht er: loſden iſt.
Wir verließen Darab - Gers den 26 Morgens um 7 Uhr , und gee langten auf ſehr ſchlechten Wegen nach Derakiain, wo wir übernachteten. Den 27 gingen wir nordweſtlich und kamen durch eine große, fumpfige, yon Bergett umſchloſſene Ebene. Die Kara - Chuder, welche unter Hütten
und Zelten am Fuße dieſer Berge wohnen, bebauen nur wenige Morgen Landes ganz in der Nähe ihres Lagers. Wir famen dieſen Tag noch in das Dorf Scheſteh. Eine Stunde davon entfernt fainen wir durch ein
ausgetrodneted Flußbett, dann jog fici der Weg zwiſchen kahlen Hügeln
1212
hin und ſenkte fich , nachdem wir eine Stunde gegangen waren , in ein Thal , welches ein kleiner Fluß von Norden nach Süden durchſchneidet; der Weg zieht fich durch lauter unfruchtbare Gegenden , deren eintönige
Hyperbeln im Harein eben ſo wie im Thronſaale üblich ſeyn. Ain Tage beg Kurban - Beiram erſtiden fich die Perfer faſt in Umarmungen ;
Dürre durch nichts unterbrochen wird. Die Bewohner von Tenkuran,
fallen und fich ſchallende Rüſſe geben. Die Bakthiaris und der Chan von Bibahan find in vollem Auf ftande, Manu - Scher - Char , der Maht - amyn- ed = bauleh (Wefſtr und
.
wo wir übernachtet hatten , forderten uns auf, eine Kuine der Guebern zu beſichtigen , welche ſie fehr rühmten . Wir gaben ihren Bitten nachy, .
benn fie ſchienen folg auf dieſe Ruinen , und begaben uns trof des eifigen Windes an den Eingang einer Schlucht, auf welcher der Fluß
Hervorkommt. Auf einem Felſen ruhten die Reſte eines Baues , der einen ſaffanidiſchen Charakter an fich trug
das war alles. Nachdem
wir dieſe unbedeutende Ruine beſichtigt hatten , gingen wir füdweſtlich, .
fortwährend von einem ſcharfen Winde geplagt , ber uns das Geſicht zerriſ. Am Abend beherbergte ung der Chan der Salbiftris, und den nächſten Morgen faben wir zu Cohenſan eine ziemlich bedeutende Ruine. Es war dieß ein Tempel oder eigentlich ein Palaſt, deſſen Umfang 40 Det. 35 Cent. Länge und 33 Met. 80 Cent. Breite hat. Sein
man fteht in den Straßen nichts al& Leute, die fich einander in die Arme
Statthalter von 3ſpahan ) hat am 1 Januar dieſe Stadt verlaſſen und
iſt nach Schufter gezogen. Der Schah Zadeh Ferrade Mirza, Statthalter von Schiras , hat zwei Bataillone nach Bibahan geſchidt, und ſo ſehen Sie wohl , daß es unmöglich, dieſe Provinz zu beſuchen , in welcher der Bürgerkrieg nadı allen Seiten hin ausgebrochen iſt. Wir nehmen auch wieder den Weg nach 3ſpahan . Am 12 Februar brachen wir dahin auf, und hatten den Plan, uns
in Perſepolis aufzuhalten und den Damm Bend Amis zu beſichtigen . Am 13 ſchidten wir all unſer Gepäc nach Ranarah , einem Dorfer
Haupteingang liegt gegen Weſten und wird durch drei Vorhallen gebildet, welche mit in der Wand eingefügten Säulen geſchmüct ſind. Aus dem
welches ungefähr eine Stunde von Perſepolis entfernt liegt, und nahmeu den Weg, welcher öſtlich länge der Berge fich hinzieht ; wir kamen durch ein fumpfiges Thal , in dem wir eine große Menge von Enten und
mittlern Porticus gelangt man in einen Saal , welcher ſein Licht durch
Gänſen fahen , die uns aber nicht nabe kommen ließen. Nach dreis
ein ſehr hohes Ruppelgewölbe empfängt.
das it ſtündigem Marſche famen wir an den Damm Bend Amis eine große aus Mauerwerk aufgeführte, 115 Met, lange , 26 Met. breite und 18 Met. hohe Barre , welche über die ganze Breite des Fluſſes geht. Die Waſſermenge hinderte uns zu unterſuchen , ob die Dauer auf einer Verpfählung ruht. Auf dieſem Damm erhebt ſich eine Brüde
Hinter dieſem Saale öffnete
fich ein Hof , in dem der Wind traurig durch Brombeerſtauden ftrich
und die gelben Blätter auf den Boden ſtreute.
Der zweite Porticus
führt in einen andern Saal, wo paarweiſe geſtellte Säulen das Gewölbe
tragen. Die Wölbungen der Thüren und der Fenſter haben volle Bogen rundung , die der Kuppeln und Gewölbe find höher als die Bogen . rundung .
Der Palaſt erhebt ſich einſam in der Mitte einer weiten,
traurigen Ebene. Am 31 ſepten wir unſern Weg wieder nordweſtlich weiter fort, und trafen an dieſem Tage einen von Bergen umſchloſſenen See , deſſen Waſſer ſehr falzig war. Wir ſchliefen in Barmahſdur und gelangten
den nächſten Tag bei dein ſchönſten Sonnenſchein nach Schiras. Det Armenier Kambet empfing ung in feinem Hauſe, in welchem wir ſchon früher die gaſtfreundlichſte Aufnahme gefunden hatten. Wir erholten ung im Weine von Schiraß von unſern Anſtrengungen. Am 3 Februar war der Anfang des Kurban - Beiran (der erſte Tag des Jahres bei den
Muſelmännern ). Der Etifette aller Länder zufolge machten wir dem Sohah Zadeh Ferrade Mirza (dem Gouverneur) unſere Aufwartung. Der Prinz empfing ung auf einem Lehnſtuhle in der E&e eines offenen Saaled fifend. Die Eftrabe, welche der Lehnſtuhl trug, war mit zwei Såulen gefdmůđt, und ein durch einen Springbrunnen belebter Garten breitete fids vor dem Gemache aus.
Alle Hofbeamten des Prinzen,
Generale , Oberften , Chans, Mirzać , ſtanden in ehrerbietiger Stellung .
auf der Terraſſe. Zwei Mirzas hatten eg übernommen, die Glüdwünſche aller Anweſenden vorzutragen , und lafen dieſelben mit lauter Stimme dem Gouverneur vor , welcher mit Alerander dem Großen , Kuſtan und Napoleon barin verglichen wurde. So oft der Name des Pringen in
.
on 13 ſpißigen Bogen , durch welche ſich das Waffer ſchäumend hins durch wirft und einen Waſſerfall von 12 Met. Höhe bildet. Dieſer Damm , ein wahrhaft nüßliches Werk, und ein ſchönes Denkmal wurde im Jahre 977 n. Chr. unter dem Khalifat von Azüd = ed = Dulah erbaut, um das Waſſer zur Befruchtung der Felder höher zu ſtellen , und um 25 bis 30 Mühlen zu treiben , welche ftromaufwärts an beiden Ufern .
ſtehen .
Am 14 faben wir die Ruinen von Perſepolis wieder, und nachdem wir fie den nädyſten Morgen zum legtermal begrüßt hatten , wendeten wir uns gegen Sivend, wo wir die Nacht zubrachten. Den 17 Morgens fainen wir in das Karawanſerai von Ronat - Kergun , wo wir mehrere Karawanen von Kamelen und Eſeln fanden. Regtere hatten fich eigens 3
.
mächtig in die Zimmer der Reiſenden einlogirt , wir waren ermüdet und
mußten und erſt dieſer unbequemen Gäfte entledigen , ehe wir uns auf unſer Nachtlager ftreden konnten. Die Efel find überall eigenſinnig, .
die perfiſchen aber auch noch boshaft.
In dem Zimmer , welches wit
gewählt hatten, waren ungefähr dreißig diefer Thiere, mein Diener und ich nöthigten fie, mit guten Prügeln bewaffnet, zum Auszug , trogenb dem wahrhaft hölliſchen Geſchrei, welches fte erhoben. Am 18 übers nachteten wir in dem Karawanſerai von Konu - Rorate ; während der Nacht kam ein furchtbares Uugewitter, Wind und Regen fürmten noch .
1
fort , als wir unſere Reiſe wieder antreten wollten , unſere Efeltreiber
der Rede der Mirzas vortam grüßte er ung , und wir thaten dasſelbe.
wollten dem Sturnie nicht troben , und wir mußten fie mit Gewalt
Wir grüßten ung gegenſeitig unzähligemale , es war ein beſtändiges
zwingen fich auf den Weg zu machen. Als wir nach Surmet tamen, trieften wir von Waſſer , und beeilten und febt , unſere Kleider an deir Feuer zu trodnen ,. deſſen erſtidender Rauch die ganze Stube füllte. Ein ardåologifd er Congreß ſoll im Junius 1842 ju Bors deaur gehalten werden. Þr. de Caumont ift an der Spiße der Geſell ſchaft, die fich zu dem Ende gebildet hat; man will auch einen Band
Kopfvor - und Zurüdbeugen , man hätte uns für Polichinelle halten
Jönnen. Der Pring føien ſehr zufrieden , mit Alerander , Ruſtan und Napoleon verglichen zu fepn. Als die Neden beendet waren, grüßte der Prinz nochmals und entfernte fich dann , um auch die Glüdwünſche feiner Frauen zu empfangen , welche ihn wohl nicht mit Hercules ver gleichen konnten , da er ziemlich ſchmächtig iſt, es müßten denn die
.
,
Abhandlungen herausgebent. ( fr. Bl.)
Månden, in der Literariſd - Artiftijden Anſtalt der I. G. Cotta 'idea Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenm a n u.
Nr. 304.
Bad
Ausland.
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens Lebeus
der Völker .
31 October 1841 .
niſterien und die stammerparteien die Eiſenbahnprojecte herum :
Die franzöſiſchen Eiſenbahnen .
zerrten, die ſogenannten conseils généraux der Departements
Seit vier bis fünf Jahren iſt in Frankreich ungemein viel
eine Initiative ergriffen haben , und der Regierung bedeutende
von Eiſenbahnen die Rede, geſchehen iſt aber, außer der wichti:
Summen anboten , namentlich Burgund, Lothringen , Elſaß
gen Bahn von Straßburg nach Baſel, noch ſehr wenig. Die Unterſuchungen über die verſchiedenen, für nothwendig erachte
Verbeſſerungen iſt kein unbedentendes Zeichen in Frankreich,
ten Bahnen liegen großentheils fertig ſeit Jahren in dem Bureau der Brüden und Chauſſeen zu Paris, aber ein Bericht
und das Seinegebiet.
Dieſe Initiative in folchen materiellen
da es allmählich Niemand mehr entgehen kann , daß die von
Parteien und Parteifämpfen zerriſſene Kammer, ſo wie die mit dieſen Streitigkeiten ſich abmühenden Miniſter ſehr unmächtig
iſt nicht darüber abgeſtattet, nicht einmal über die von Paris nach Bordeaur über Chartres, welche man ſeit langer Zeit, wir werden weiter unten erwähnen , weßhalb, für die wichtigſten er : Flärt hat. Endlich aber haben die Fortſchritte der Eiſenbahnen
in Einführung großer , durchgreifender Verbeſſerungen gewors den ſind. Die Departementalräthe dieſes Jahres werden Epoche
in dem mit ſo vornehmen Bliden angeſehenen Deutſchland
der Eiſenbahnen , ſondern auch, gelegentlich bemerft, wegen ih
doch endlich die Franzoſen geſtacelt, und ſie haben ſelbſt mit
machen , nicht bloß wegen ihrer Auerbietungen zur Förderung
Die Søläfrigkeit, mit der die Sache in den amtlichen Bureaur,
res Votums über das von Humann angeordnete Recenſement. Ader ſogenannte legale Widerſtand gegen die von der Rea gierung angeordneten Maaßregeln fiel plößlich , als die Gene: ralconſeils ſich über die Sache auszuſprechen hatten. Es iſt dieß in der innern politiſchen Entwicklung Frankreichs eine
die in Frankreich ſo wenig als in Deutſchland ihren Søreibergeiſt verläugnen können, ſeit Jahren betrieben wurde, hat zu
höchſt merkwürdige Phaſe. Doch wir kehren zur Sache zurút . Die Eiſenbahnlinien , deren Anlegung namentlich in dem
dem höchſt unwahrſcheinlichen Verdacht geführt, die Regierung
großen Projectjahre 1838 vorgeſchlagen wurde, waren folgende :
großer Aufrichtigkeit bemerkt, daß Frankreich, wenn es ſich nicht beeile, das Verſäumte einzuholen, ſich nicht mehr an der Spiße der Siviliſation befinde, wie es ſich deſſen ſo oft gerühmt habe.
wolle durchaus feine Eiſenbahnen , und ſuche fie auf alle Weiſe zu hindern, allein auch den Fall angenommen, daß ſolche Ge:
lüſte beſtanden, ſo iſt der Drang unſerer Zeit nach ſolchen materiellen Verbeſſerungen zu ſtarf, als daß einzelne Perſonen , auch die einflußreichſten , ſich demſelben widerfeßen könnten.
1 ) die große Linie vom Mittelmeer über Paris an die Nord
fee nach Havre und Dünfirchen ; 2) die Oſtweſtbahn von Straßburg über Paris , Tours und Bordeaur nach Bayonne ; 3) eine kurze , aber ſehr wichtige Linie ſollte das Mittelmeer mit dem Rhein verbinden , und von Chalons ſur Saone nadi
Die Eiſenbahnen und die daraus ſich ergebende Bewegung Straßburg gehen . Endlich um den Nordweſten nicht leer aus: mögen mit dem alten Schlendrian im Staats- und Handels- gehen zu laſſen , ſollte 4) eine Linie zwiſchen Paris und Breſt leben in Widerſpruch ſtehen, darnach fragt aber der Drang . hergeſtellt werden , wodurch alſo die Hauptſtadt mit dem be: der Zeit nicht: wenn einem der Feind in 24 Stunden ein balbes Heer an die Gränze hinzuführen vermag, ſo iſt man ver : loren, wenn man die zur Vertheidigung nöthigen Truppen in fechs Wochen erſt zuſammenbringen fann. Was vom Kriege
deutendſten Kriegshafen verbunden worden wäre. Andere vor: geſchlagene Linien ſind noch die von Paris nach Lille, von Pa ris nach Toulouſe über Orleans , Chateaurour, Lulle, Cahors
und Montauban. Man fühlt freilich , daß ſich eine ſo uner:
gilt, gilt eben ſowohl vom Handel ; hier iſt alſo feine Wahl
meßliche Ausdehnung von Eiſenbahnen nicht mit einem Male
mehr, ſondern Nothwendigkeit. Dieſe Nothwendigfeit fühlt man jeßt in Frankreid , und
herſtellen läßt, allein auf der andern Seite iſt es doch nöthig, die großen Linien, welche unternommen werden len, ruf einmal
alle Parteien ſind darüber eins, daß man zum Werte ſchreiten feſtzuſtellen, damit nicht bei der Bewilligung zu den Geldern der muß. Bemerkenswerth iſt, daß während die verſchiedenen Mi:
Provincialgeiſt in den Kammern einen nachtheiligen Streit er: 30+
1214
rege. Das Journal des Débats reducirt die obigen 800 Lieues projectirter Eiſenbahnen auf 375, als das ſtreng Nöthige, glaubt, daß man dieß mit 300 Mil. Franten ausführen könne , und will dieſe 300 Mill. von der Summe nehmen, deren Erhebung
die Kammer ſchon autoriſirt hat , welche aber der Finanzmini: ſter nicht zu bedürfen erklärte. Befanntlich hat nämlich die Stammer zu den außerordentlichen Rüſtungen ein Anlehen von 450 Mill. verwilligt, und Hr. Humann hat bis jeßt nur 150 in Anſpruch genommen. Sonach wäre dem Journal des Débats
zufolge das Geld ſchon gefunden, um ſo mehr, da ſich mehrere Departements bereitwillig gezeigt haben , dem Staate das no: thige Terrain umſonſt abzutreten. Uebrigens iſt in der leß :
ten Zeit auch das Project aufs Tapet gekommen , daß der Staat die Erdarbeiten übernehmen , und Compagnien das
Uebrige thun follen , eine Cheilung, die nicht ſonderlich praktiſch
iſt, und zu manchen unnüßen Streitigkeiten führen müßte.
den Krieg nach der Loire zu verlegen . " Paris bezieht jeßt ſchon in dieſer Richtung den großen Theil ſeiner Lebensmittel, die
Beauce liefert ihm allein ein Drittheil ſeines Bedarfs an Mehl (45,000 Tonnen), und könnte ihm nöthigenfalls das Doppelte liefern , ſo wie alle ſonſtigen Nothwendigkeiten , ſo daß Paris die , Zufuhr von Oſten her entbehren könnte. Doch nicht nur für Kriegs
gwede, auch in Handelsbeziehung fand man dieſe Bahn als die wich tigſte von allen. Statt deſſen kommt jeßt mit einem Mal die Bahn von Paris nach Lille vorzugsweiſe in Antrag, man will ſich mit den belgiſchen und rheiniſchen Eiſenbahnen in Verbindung Tea
Ben. Liegen dielem Entſchluſſe politiſche, militäriſche oder com mercielle Rüdſichten zum Grunde? Möglicherweiſe alle drei, und der Plan ſcheint mit demjenigen zuſammenzubängen , der Belgien in die franzöſiſche Douanenlinie einſchließen ſollte. Je benfalls iſt ſo viel gewiß , daß die Linie von Paris nach Bor:
deaur über Chartres, abgeſehen von ihren Handelsvortheilen ,
Wie ſich dieß nun auch verhalten mag, ſo viel iſt gewiß,
eine defenſive Operation war, während die Linie nach Lille eine
daß man ernſtlich Hand ans Wert zu legen geſonnen ſcheint; der Werth der oben angeführten Linien iſt einleuchtend, nament: lich das der beiden großen Straßen von Süd nach Nord, und von Oſt nach Weſt. Indeß hat ſich über zwei ſpecielle Linien
offenſive iſt. Gälte es dem Handel allein , ſo wäre die nach Havre die erſte. Dieſe iſt aber auch bekanntlich bereits in ei: nigen Theilen im Bau begriffen.
ein Streit erhoben, der nicht ohne Intereſſe auch für andere
Erinnerungen an Wolhynien, Podlachien und
Länder iſt, und in directer Verbindung mit dem Befeſtigungs: plan von Paris ſteht. Der Plan des Weges von Paris nach Bordeaur über Chartres iſt ſeit Jahren aufs genaueſte aufge: der nommen , die Berechnung über den möglichen Ertrag fehr glänzend iſt - mit möglichſter Berüdſichtigung aller Um: -
ſtände entworfen, und ſeit dem Auguſt 1838 liegt das Ganze vor der Adminiſtration der Brüden und Straßen, ohne erledigt zu werden. General Bernard, früher Striegsminiſter, eine Au:
torität in inilitäriſchen Angelegenheiten und Vertheidiger der
detaſchieten Forts äußerte ſich während ſeines Miniſteriums
Litthauen . Miedzyrzecz Korecki.
Dlyka . (S1u .) Als wir dieſen Gaſt losgeworden und die Bauern hinaus gejagt hatten , legten wir uns ſdlafen , und Freund Anton ſchnarote bereits vortrefflich, als ſich eine furchtbare Verſchwö -
rung gegen unſere Ruhe anzettelte. Ratten und Mäuſe rotte ten ſich in Haufen zuſammen , mir wurde gang bang und ich wedte endlich Freund Anton. Unſer erſter Gedanke war, ein
gegen den Ingenieur der Compagnie, welcher die Eiſenbahn von
Licht zu machen , aber die verdammten Ratten, als hätten ſie
Paris nad Bordeaur ausführen wollte, folgendermaßen : „Wenn die detaſdirten Forts ausgeführt werden, ſo iſt die natürliche Folge die alsbaldige Anlegung einer Bahn von Paris nach Bordeaur ; dieß iſt meiner Anſicht nach die wichtigſte und die
vorausgeſehen , daß wir dieſes Vertheidigungsmittel gegen ſie
am meiſten ſtrategiſche Linie von allen , die mit der Zeit Frank-
benüßen würden, hatten die Sterge bis auf das leßte Stümpf den aufgefreſſen . Rettung that indeß noth, wir ſprangen aus
dem Bette, und gingen hinaus nach unſerem Wagen, wo wir , möglichſt zuſammengetauert, die ganze Nacht in der Kälte
reich durchziehen ſollen ; ſie fekt Paris in Verbindung mit 38 Departements, deren Bevölferung die Hälfte des Königreichs ausmacht, und die im Nothfall binnen wenigen Tagen 500,000
Am frühen Morgen brachen wir auf und fuhren nach Dlyka, einem alten Städtchen mit einem feſten Schloß, das früher den
Mann Paris zu Hülfe ſchicken und Vorräthe jeder Art liefern
Kiszete, dann den Radziwild gehörte. Ueber ſteile Berge fuhren
zubrachten .
lonnen, während ſie zugleich die nöthige Truppenjahl gegen die
wir hinab nach dem Sumpf und Teich, die auf dieſer Seite
Vendee zuſammenzubringen vermöchten , im Fall dieſe bei einer Belagerung von Paris in Aufſtand geriethe. Toulouſe, Angou:
Olyta umgeben ; in der Ferne blidten die poleſiſchen Wälder Towarz herüber . Olyfa hat außer ſeinem Schloß nichts Schönes ,
leme und Nantes könnten Pulver, Kanonen undKriegsvorräthe
beſigt aber doch viele alte Gebäude und Ueberreſte der frühern
aller Art liefern, und unſere unterbrochene Verbindung mit dem Meere würde großentheils vermittelſt dieſer Linie bewerk: ſtelligt werden, und ſo lange wir ſie behaupteten, könnte auch Paris fich vertheidigen. Einmal genommen oder zerſtört, wäre
Zeit. Das Schloß wurde, wie ein Stein" mit einer Inſchrift beſagt, ſchon im Jahre 1564 gegründet, mit einem gemauerten Graben umgeben, in welchen das Waſſer aus dem Teich und
das Schiafalvon Paris entſchieden. Wäre Paris genöthigt ſich
geführt. In den Eden erheben ſich noch jest runde und vier
zu ergeben oder zu capituliren, ehe dieſe Eiſenbahn genommen oder zerſtört wäre, ſo würde man vermittelſt derſelben beſſere
edige Baſtionen , über dem Dache die Radziwiliſchen Adler. Selten ſieht man noch ein ſo wohl erhaltenes feſtes Schloß, dem nur die Geſchüße in den Schießſcharten, die Zugbrüde und
Bedingungen erhalten, um den Rüdzug zu bewerkſtelligen und
Fluß ſtrömt, und im Quadrat mit Thoren und Thürmen auf:
1215 die Menſchen fehlen , denn in den gepflaſterten Schloßhöfen , in denen nur das Echo ertönt, erkennt man bald , daß das Leben
längſt aus dieſem Gebäude entwichen iſt. Abgeſehen vom Schloße ſieht man noch Spuren ehemaliger Befeſtigungen in den das Städtchen umgebenden Wällen und einigen Thürmen . Beachtens : werth iſt aud das eingeſtürzte Rathhaus mit einem Thurme und
die Collegialkirche. Dieß berühmte, aus Poſtbarem Marmor auf: geführte Gebäude ziert noch jeßt das Städtchen , obgleiches , als Kunſtwert betrachtet, nicht ſchön iſt. Der Fronton iſt höchſt ge
ſdymadlos, hat ſchwarzes Sdnißwerf, marmorne Säulenfnäufe und dergleichen Bildſäulen , die von vandaliſcher Hand neuerer Reſtaurateurs bunt angemalt wurden . Im Innern ſind ziemlich ſchöne marmorne Altäre , aber die Sculpturen ſind ſchlechter, als der Marmor ; die neuern Verbeſſerungen und Auffriſchun: gen haben das Gebäude unſäglich verdorben. Ich bat Gott,
Worte, alles was die Welt geben kann , war damals in ihrem Beſiße, und wenn ſich Fleden auf den Blättern ihrer Geſchichte
finden, fo frage ich : wo finden ſich dieſe nicht ? Ich kenne fei nen einzigen Radziwil , ich ſtehe mit feinem in der mindeſten Verbindung , aber ich muß zur Steuer der Wahrheit geſtehen , daß es wenige Familien gibt , die in verſchiedenen Zeiten dem Lande fo große Dienſte leiſteten . Die Geſchichte dieſes Hauſes würde ein Buch füllen , das faſt alle großen Ereigniſſe dieſes Landes berühren müßte , ſo ſehr iſt dieſe Familie mit allem ,
was iu dem von ihr bewohnten Lande geſchah , verknüpft ; die Archive des Hauſes Radziwil müſſen , meiner Anſicht nach, nicht bloß zu ihrer eigenen Geſchichte, ſondern auch zu der von
ganz Polen, die wichtigſten Materialien enthalten.
daß er dieſen Reſtauratoren die Verhunzung ſeiner Kirche ver:
Chronik der Reiſen.
zeihen möge , denn in der That , ſie wußten nicht , was ſie
Reifen eines Franzoſen in Perſien .
thaten. Der urſprüngliche Architekt der Kirche war ein gewiſſer
Italiener, Johann Maliverna, die Sculpturen führte Melchior Almpoli aus , den übrigen Bau leiteten einige Deutſche und Einheimiſche; aber ihr im Jahre 1640 vollendetes Werk hat ſeit der Zeit arge Veränderungen zum Schlimmen erfahren . Beim Eingang zu den Gräbern iſt das Bild des Grün: ders, Fürſten Stanislaus Radziwil, aufgeſtellt im Paradefleid über dem Katafall. In der Kirche ſind außer andern merkwür:
digen Sachen noch zwei ganz beſondere - nämlich reiche Kaßen und die Naſe des Sacriſtans. Dieſe Kaßen , deren bedeutende Familie von den Gräber- und Kirchenratten lebt, beſißen , wie man mir ſagte, einen von dem Gründer ausgeworfenen Fonds,
Gilfter Brief. Am 20 Februar verließen wir Surmet , und kamen nach vierſtünə
digem Marſche in das beträchtlide Dorf Abadeh, daß 300 Häuſer zählt. Man macht hier zierliche Löffel aus Pappelholz , mit durchbrochener
Zierrathen und init einem Firniß überzogen ; aus dem gelben Holze
machen dieſe induſtriöſen Leute Käſtchen , Spiegel, Dintenzeuge , auf denen ſie mikroſkopiſches Schnißwerk anbringen. In dem Zimmer , das wir zu Abadeh bewohnten , befand ſich ein Kamin , der aber , wie wir
zu ſpät bemerkten , innerhalb vermauert war ; wegen der heftigen Kälte gündeten wir ein ſtarkes Feuer an, das bald das Zimmer in Maud hüllte, daß wir weinten und hufteten, daß und die Kehle hätte ſpringen mögen. Unſern Weg nach 3ſpahan , den ich bereits beſchrieben ,. will ich nicht noch einmal beſchreiben . Am 10 März verließen wir Iſpahan ,
und ſind dafür bezahlt , alle Mäuſe und Ratten aufzuzehren, welche die Luſt ankommen möchte , ſich den fürſtlichen Gräbern
ſeine Vorſtadt Dſchulfa, ſeine Brüden, ſeine ſchönen Alleen, ſeine großen
zu nähern. Es iſt dieß , ſo viel ich weiß, die ausgezeichnetſte
Pläße , wo die Dome und die tauſendfarbigen Minarets fich drängen .
Kaßenfamilie im ganzen Lande , zum mindeſten gewiß die
ſeine Moſcheen und ſeine Bazars , wo es von fchmußigen lutis
reichſte. Wenn einmal dieje Stelle offen iſt, muß es Candi:
(Dieben) wimmelt.
daten genug im Lande geben. Die Naſe des Sacriſtans ver:
unermeßlichen , aber größtentheile zerſtörten Stadt von uns Abſchied.
dient in Spiritus aufbewahrt zu werden.
Abende hielten wir am Karawanſerai von Rieſt , am 11 an dem von
Dlyka war vor Stanislaus Radziwil ein Siß der Evange: liſchen, denen ſeine Voráltern hier Schuß gewährten , er aber
Der würdige Boré nahm an dem Thore dieſer
.
.
Muſcha Kort , am 12 mußten wir uns wegen der großen Schneemaſſe, welche die Straße von Sauh bedte , linke wenden und den Weg nadi
hob ihre Verſammlung auf. Dieſer durch ſeine große Sprach
dem Karawanſerai von Nubad Arlamat nehmer , es war aber ſo soll
fenntniß berühmte Mann, welcher Marſchall des Großfürſtenthums
Reiſender , daß wir noch eine halbe Stunde weiter nach dem Karawans ſerai des Schah wandern mußten. Dieß erhebt fich am Fuße hoher Berge in einer trübſeligen Einöde , welche an dieſem Abend durch den Schnee noch trübſeliger war ; die furchtbaren Bachtiari& haben es in ihren nächtlichen Angriffen oft mit Blut überſtrömt. Am folgenden Tag , den 13 , verließen wir den unglüdweifſagenden Ort , gogen nord
Litthauen war , vertrieb ſie, als er fich zur Gründung dieſer Colegialtirche entſchloß. Durch ſeine Bemühungen hob und verſchönerte ſich Olyfa, er baute das Schloß, und ſtiftete neben der Kirche eine Akademie. Der pomphafte Titel einer Akade mie war damals nicht ſelten, es gab eine Akademie in Oſtrog, und eine zu Biala in Podlaſien , welche ſich eine Tochter der frafauiſchen nannte ; die zu Olyfa batte auch noch ein Semina rium , und war eine einfache Scule mit einigen Profeſſoren. Die Familie der Radziwil wird immer eine der angeſe: henſten Polens bleiben , und taum hat eine ſo viele Ehren
ſtellen im alten polniſchen Reiche bekleidet, wie ſie ; im I. 1747 zählte ſie bereits fünfzehn Hetmane, zehn Woiwoden von Wilna,
fünf von Trofi u . dgl. unter ihren Mitgliedern. Mit Einem
!
wärts durch ſchneebededte Berge, und als wir oben angefommen waren,
überfiel uns ein Sturm mit unerhörter Gewalt.
Ich faßte krampfhaft
den Sattel , um nicht in die Luft geſchleudert zu werden.. Mehrere unſerer Maulthiere wurden mit dem Gepäc umgeworfen und unſere Pferde verſanten im Schnee. Doch kamen wir endlich glüdlich ohne andern unfall and Ende diefer abſcheulichen Berge , und übernachteten zu Rurut in einem verfallenen Karawanſerai. Am 14 ftiegen wir die Schluchten von Rurut hinab , indem wir
.
1216 den Wafferbachen in den zwiſchen zwei grauen Granitbergen eingeldlofics
angeordnet , und iſt ſehr alt. Auf den Bafreliefe der großen Treppe
nen Gärten folgten , und betraten die darauf folgende Ebene von Sta-
iu Perſepolis iſt es abgebildet : man fieht daſelbſt Leute von verſchie
fchaim ; von hier au8 erblidten wir den hohen Demavend, ben wir aber
denem Stande , welche dem König Geſchenke bringen ; ießt beſchenkt der
nicht begrüßten , ba der Schnee ſein Ausſehex trübſelig genug machte.
König ſeine Unterthanen , und erhält nur von den Miniſtern , den Gou verneurs, Chans und den verſchiedenen Gewerben Geſchenke, Dieß Ein
Unſere Ausſicht umfaßte einen Horizont vou 50 Lieues ; ein furchtbarer Wind aug Nordweſt herrſchte in der Ebene, und trieb einen Staub auf,
kominen wird auf mehrere Millionen Tomans geſchäft.
faſt wie der Champiu in der ägyptiſchen Wüſte; dieſer Staub, ein dichter
banert mehrere Tage; am zweiten zeigt ſich der Stah ſeinem Volt in vollem Glanze in einem Pavillon über dem großen Thore des Palaſtes nach dem großen Plaße zu. Hier ziehen vor ihm die regulären Truppen vorüber , ſo wie die friedlichen Einwohner der Stadt , die ſich mächtig
zwiſchen Himmel und Erde aufgehängter Schleier, verbarg und die Sonne und ließ uns nicht 20 Schritte weit ſehen. Wir kamen gepudert zu Saſchaim an , um hier zu übernachten. Am 15 ſchien die Sonne hell
Das Feft
bei unſerer Abreiſe aus dieſer Stadt, wir übernachteten in dem Karawan-
freuen , einen ſo glänzenden Fürſten zu haben , denn er ſtrahlt von
ferai von Zenzeu , und durchzogen nun die Ebene von Rum , wo der
Diamanten und andern Edelſteinen. Die Maſſe iſt unermeßlich , die Mauern
.
1
Staub ung einhüllte; Abends blieben wir in Paſenyan. Am 17 ge. fattete uns ein klarer Himmel und ein ſchönes Wetter , die vier Lienes entfernte heilige Stadt Sium zu ſehen , wo man farbige Vaſen und Teller fabricirt. Am 18 marſcirten wir wieder gegen Norden, und der falte Wind bededte uns abermals mit dem verzweifelten Staube, der und ſeit einigen Tagen ſo hartnäckig verfolgte. Am 19 Surdizogen wir die Salzwüſte , brachten die Nacht in dein Sarawanſerai von KirmanGerd zu, fepten am folgenden Tag unſern Weg gegen Norden fort und langten Abends zu Teheran an , wo wir uns in einem Hauſe des perfiſchen Stadttheils einquartierten. Wir hatten den Weg von Iſpahan nach Teheran in 63 Stunden zurückgelegt. Am folgenden Tag , 21 März , holte mid Geueral Duhamel, der ruffiſche Geſandte , ab , um mich dem Schah Mohammed vorzuſtellen ; .
und Terraſſen beugen ſich uuter der laſt der Zuſchauer , und auch die Frauen betrachten, jedoch mit verdedtem Geſicht, sieſe menſch
liche Sonue. Dieſe Anbetung eines Diamanteninenſchen geſchieht unter dem Schmettern der Trompeten , und Sriltänzer zeigen dabei ihre inte unglaubliche gehenden Kunſtſtücke , vor Senen alle ihre Zunftgeneffen in Europa erblaſſen würdent.
Hr. de Sorcey , Ser die Functionen eines Botſchafter : würdig er: füllte , hatte für die eilf lInterofficiere, welche Huſſein -Chan , der pers fiſche Botſchafter in Paris, angeworben, den Capitänsgrad erlangt ; ihre Stellung war einigermaßen compromittirt worden durch das ercentriſche Benehmen des Generals D. , der in ſeiner Reiſe nach Perſien nur eine
Gelegenheit ſah, mit allen europäiſchen Sitten zu brechen und ſich inufels männiſch einzurichten , d. h. ſtatt ſich mit Regimentern zu beſgäſtigen ,
€8 war das Feſt des Neuruz. Der König empfing ung in einem kleinen
errichtete er ein Harem , nahm vier Frauen und außerdem noch einige
Saal : er war ſehr einfach gekleidet , und ſaß mit untergeſchlagenen Beinen in einer Ede ſeines Zimmers. Er fragte uns über unſern Ausflug in der Provinz Fars , und wünſchte Nachrichten aus Frankreich zu
in der That viel dazu bei , daß manche Europäer fich im Dricut nieders
hören. Nach dieſem Beſuch begaben wir uns in einen Pavillon neben
hübſche Beijdlägerinnen. Die realiſirten Träume eines Hareme tragen laſſen , und die Opern ſind Sould baran.
Wohin dringt nidot das
franzöſiſche Epigramm ? Wer hätte mir geſagt, daß ich zu Teheran die drolligen Artifel des Charivari über die franzöſije Geſandtſchaft in
dem Saal, wo der Schah die Glüdmünſche wegen des Neuruz empfangen follte. Der Garteu war mit Miniſtern , Civil- und Militärbeamten, Seids , Mollahe, Officieren und Soldaten angefüllt. Sobald der König erſchien, ertönte eine Artillerieſalve auf dem öffentlichen Plaße, und die Mufit und Tambourg ließen ſich hören. Der Schah regte ſich unter einem mit Spiegeln , Gemälden und Vergoldungen ganz bedecten Pors ticus auf einen Thron, an dem eingelegte Perlenmuſcheln allerlei bizarre Linien beſchrieben. Seine Kleidung glänzte von Edelſteinen und Perlen, ein pridtiger Diamantenſtrauß zierte ſein Haupt. Man ſervirte Sorbet, dann traten die Dichter vor und recitirten die üblidyon Complimente,
Mahon vorgeleſen . Er hatte einen Ausflug nac) -Palma gemacht, und hier namentlich in dem ſchönen Thale Valbemoſa feine Studien begons
wo ſie ſich auf die Folter ſchraubten, um die Hyperbeln der Schmeichelei
neu ; hier erheben ſich die Felſen perpendicular von der Straße zu einer
felbft über das im Orient belannte Maaß hinaus zu treiben ; der Shah hörte fie aber uur zerſtreut und ziemlich ungläubig an . Nachdem man
unglaublichen Höhe undihre grauen Gipfel find meiſt in Wolfen gehüllt. An ihrem Fuße iſt die Vegetation unvergleichlich üppig. Höher hinauf aber ſieht man nur verkrüppelte Steineidjen oder Fidyten (P. balepensis). die aus dem feſten Feld hervorzuwadſen feinen . Unter den von ihm geſammelten Pflanzen zeichnen ſich namentlich folgende auß : Punica granatum , Asphodelus ramosus und fistulosus, Origanum majoricum , Salvia clandestina und viele andere. Sein nächfter Ausflug war nach
ibn genügend über die Sonne und alle Zeichen des Thierfreiſes erhoben, traten zwei Ceremonienmeiſter , gefolgt von zwei Sllaven , vor , welche
große Platten vol kleiner Silbermünzen trugen; ehemals waren dieſelben yon Gold ; ſte wurden an die Nuweſenden , die von dem königlichen Ge fchent fehr gerührt dienen , ausgetheilt. Nad den Kniebeugungen der Menſchen kamen die der Thiere : vier ungeheure Elephanten , denen man den Kopf mit verſchiedenen Farben bemalt hatte, fenften ald wohl dreſs firte Höflinge ihre Müffel und ließen ſich vor dem Schah auf ein Knie nieder. Als der Köuig fich zurüdgezogen hatte, erfolgte eine allgemeine Umarmung , denn in Perften füßt man ſehr viel.
Das Neurugfeſt wurde zur Feier der Frühlingstag - und Nachtgleide
Perſien leſen würde ?
Id überfekte fie einem meiner perfiſchen Freunde,
der darüber weinte ſtatt zu laden. Die Nummer des Charivari circu li te in den Salons der Miniſter des Schah. eine Ehre, auf welche fico
wohl sie Nedacteure des Blattes richt viel zu gute thun.
Miscellen. Der Botaniter J. Nic.
Iu øer botaniſchen Geſellſchaft zu
London am 3 September wurden Briefe von Hru . James Nlich aus .
Soller , 6 bis 7 Stunden von Palma; darüber Fehler indeß noch die genauern Augaben.
la Hotte de Gargantua. Eine gute Stunde weſtlich von Laon iſt ein runder Hügel, der 80 Metreg im Durdymeffer und 15 Met. Höhe hat. Er beſteht aus einer ungeheuren Marie rober Steinblöde. und gleicht ganz einem gälifden Cairn . Die Volf& fage aber beridtet , der Nieſe Gargantua habe eines Tages eine Steinlaſt, die er, trug, hier
fallen laſſen ; daher der Name. ( Litt. Gaz, vom 16 October.)
Diünden , in der Literariſc - Artiſtiſchen Auſalt der 3. G. Cotta'ſden Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Wide n man n.
( Beilage; Intelligenzblatt Nr. 10 und Ilmſdlag zum Monat October.)
1
Nr. 305 .
1 I nd. AA usla
Das Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen fittlichen Lebens Lebens der Völker. 1 November 1841 .
Bemerkungen über die Vereinigten Staaten. Die Sklaven .
Kunſtgriff iſt zu plump, als daß fich die ſüdlichen Staaten das durch veranlaßt finden ſollten, von dem Bunde mit den nörda
lichen Staaten abzugehen : ſie würden das Nichtbekriegtwerden Die Verwidlungen zwiſchen England und Nordamerika ha: ben allmählich einen Charakter angenommen , daß man ohne Anmaßung behaupten darf, die härteſte Probe, welche die Vers einigten Staaten vorerſt zu beſtehen haben , ein Krieg mit England, fey nicht mehr ſehr ferne, und in dieſem Falle tritt die Sllavenfrage mit zehnfachem Gewichte wieder auf. haben früher oft erwähnt, wie England ſeine Sllavenemanci: pation gegen Nordamerika zu benüßen gedenkt, und daß es im
von Seite Englands annehmen , die unläugbaren Vortheile das von mit dem Erlös aus ihren Baumwollenballen in die Talde
ſteden , und die Engländer nichtsdeſtoweniger als ihre bitteru Feinde anſehen , welche ſeit Jahren durch ihre Emancipation der Sklaven in Weſtindien einen ihnen ſehr nachtheiligen Ein fluß auf die farbige Bevölkerung Nordamerika’s ausgeübt ha ben. Was den lekten Punkt betrifft, ſo würden die Engländer balb finden , daß es nicht ſo leicht iſt, von einem viele Jahre
Fall eines Krieges nicht ſäumen werde , ſeine Negerregimenter
lang befolgten Syſteme abzugehen. Man hat in England auf
in Weſtindien nach den ſüdlichen Staaten zu ſenden, um einen Aufſtand der Neger und andern Farbigen gegen die Weißen
zu veranlaſſen. Dagegen iſt aber in neuerer Zeit ein anderer,
allen Dächern gegen die Gottloſigkeit gepredigt, den durch Skla venarbeit erzeugten Zuder aus Euba , Portorico und Braſilien in England, einführen zu laſſen , während man über die zu
ziemlich ſonderbarer Plan aufs Tapet gebracht worden , ein
Hunderttauſenden eingeführten Baumwollenballen aus Nord
.
Plan, den man, wohl mit Unrecht, dem Capitän Marryat zu:
amerita, welche doch auch durch Sklavenarbeit erzeugt ſind, fein
ſchreibt, und der darauf hinausläuft , im Fall der Krieg mit
Wort verlor , ſondern nur möglichſt eifrig den Baumwollenbau in Dſtindien förderte , um die ameritaniſche mit der Zeit ent:
Nordamerika ausbrechen ſollte , denſelben nur gegen die nörd: lichen und mittleren Staaten , nicht aber gegen die Sllaven: 1
ſtaaten zu führen , und dadurch eine Spaltung zwiſchen dem Norden und Süden herbeizuführen . Die Gründe dafür find, daß wenn den ſüdlichen Staaten Ruhe und ſicherer Fortſchritt für ihre Baumwollencultur gewährt wurde , fie den Vortheil , ſich einſeitig mit England zu verbinden , gewiß erwägen , und
in Anbetracht , daß England ihre Neger gegen ſie loslaſſen könnte , fich theils aus Furcht, theils aus Dankbarkeit , von dem Norden trennen, und gemeinſchaftliche Sache mit England machen würden. Der Plan iſt ziemlich abenteuerlich und ſein Gelingen mehr als problematiſch, denn der baare engliſche Eigennuk tritt darin zu deutlich hervor, als daß man ſich über die Gründe desſelben
täuſchen fönnte. Der Handel und die aufteimende, zum Theit
behren zu können . Jeßt aber die Sklaverei in Nordamerika offen zu beſchüßen , nachdem man ſie ſo lange durch die Aboli: tioniſtenpartei in Nordamerita felbſt bekämpft , iſt doch etwas
gar zu ſchreiend, und man möchte es leicht mit Abolitioniſten und Sllavenhaltern zugleich verderben, Dhnehin ſcheint die Abolitioniſtenpartei in Nordamerita
ſeit etwas mehr als einem Jahre eine nicht unbedeutende Wer: ånderung erfahren zn haben. Die Frommen in England, welche die Sache der Emancipation der Schwarzen in der gan zen Welt befördern , haben ihr Wert, ebenfalls durch Fromme, - denn durch die fämmtlichen nördlichen Staaten geht ein
bald ſtärkerer, balb ſchwächerer fanatiſch -religiöſer Zug , der ſich nie verläugnet - auch in Nordamerika fortgeſeßt, and die Abolitioniſtenpartei hat fid in halbgeheimen Verbindungen -
ſehr blühende Induſtrie der nördlichen Staaten ſollen zum Vor: theil Englands vernichtet werden , während es die nöthige Baumwollenzufuhr aus den ſüdlichen Staaten nicht nur fich erhalten, ſondern auch die Schifffahrt, die bisher faſt ganz von
man möchte faſt ſagen in einem gluminatenorden - über die nördlichen Staaten verbreitet, und dieſe Partei würde auch bei ihrer Energie und ihrer ſtarfen Organiſation mit der Zeit von
Nordamerifanern beſorgt wurde, an fich reißen will. Dieſer
Plane Englands gegen die nationale Einheit der Vereinigter
großer Bedeutung geworben ſeyn , aber die hinterhaltigen
305
1218 re
Staaten traten nach und nach zu deutlich ans Licht , und der .
bewerkſtelligt werden follte und ſchon brennende Sachen aufs
im Junius oder Julius vorigen Jahres abgehaltene , und auf
Dach geworfen waren, traten Lovejon und vier ſeiner Freunde
das nächſte Jahr wieder ausgeſchriebene „ Weltconvent" der
aus dem Hauſe, um den Pöbel zurüdzutreiben , aber ein Schub
Abolitioniſten in England ſcheint manchen , in acht religiöſem
ſtreďte "erſtern alsbald todt zu Boden. Mehrere von Lovejoy's Freunden wurden verwundet, die Preſſe in Stüde zerbrochen
Sinne auf die Sklavenemancipation bedachten Amerikanern
Man hätte glauben ſollen, die
eine andere Meinung eingeflößt zu haben , denn es hat ſich
und in den Fluß geworfen .
augenſcheinlich eine Reaction gegen die Abolitioniſten fund ge-
ganze Preſſe, wenigſtens die in den nicht ſelavenhaltenden Staa ten, würde einen allgemeinen Aufſchrei gegen eine ſolche Se: waltthat erheben, - feineswegs. Mit ſehr wenigen Ausnah men drückten ſich die Blätter aller Parteien tadelnd über die
geben, wenigſtens gegen die plane der engliſchen .
Eine Art
Manifeſt gegen dieſe Plane der Engländer, die Union durch die Abolitioniſten zu ſprengen , hat Van Vuren in ſeinem Vor-
fchlag zu einer Aenderung des Milizweſens erlaſſen ; es follte dadurch eine Armee von 200,000 Mann geſchaffen werden
Hartnädigfeit und den Eigenſinn Hr. Lovejoy's aus, und mein :
( 1. Nr. 236), die in wenigen Wochen beiſammen fern fönnte ; der Vorſchlag ſcheint von dem Präſidenten ſelbſt nicht ſonder : lid verfolgt worden zu feyn , in der öffentlichen Meinung ging aber die Warnung ſichtlich nicht verloren. Dieſe Rüdſicht auf die Einheit und Einigkeit der geſamm :
er wiſſe , daß die Mehrzahl denſelben abgeneigt fey, verdiene mit Gewalt zum Schweigen gebracht zu werden.
ten, ein Mann, der öffentlich Unſichten vertheidige, von denen I
ten Staaten hat die Empfindlichkeit der Amerikaner über den
Aller Commentar über ein ſolches Verfahren iſt natürlich ganz überflüſſig; es geht aber entſchieden daraus hervor , daß die Mehrzahl der Bewohner Nordamerika's , auch wenn ſie im Herzen die Sklaverei und ihre ſchlimmen Folgen verdammt,
Punft der Sklaverei noch geſteigert; Ausdrücke des entſchieden :
die Sache doch nicht ſo öffentlich beſprochen haben will, und
ften Haſſes gegen Unterdrückung jeder Art find ihnen geläufig,
zwar aus feinem andern Grunde , als weil ſie die Einigkeit
und werden mit einer gewiſſen Oſtentation vorgetragen , aber die Anwendung dieſer Grundſäße auf die Sklaverei gibt man
der Union nothwendig ſtören müſſe. Daß aus einem ſolchen Stande der Dinge die eigentlichen profeſſionellen Vertheidiger
nicht zu, und dieſe Inconſequenz, die ſie recht wohl fühlen,
der Sklaverei mehr Nußen ziehen , als billig , und ſelbſt die
macht ſie eben über den Gegenſtand empfindlich und geneigt,
Gegner derſelben mehr Nachſicht zeigen , als gut iſt, wird man Tehr natürlich finden , eben ſo, daß die Abolitioniſten ſich mehr
die Sklaverei mit allen möglichen Sophiſtereien zu vertheidigen.
Schlimm genug, daß von dieſer Sophiſterei auch die Geiſtlich
und mehr in ein gewiſſes Geheimniß hüllen ; aber auch das
teit fich keineswegs fern hält, und daß es bei der Sophiſterei
wird man wahrſcheinlich finden , daß wenn es zum Kampf mit
durchaus nicht ſein Bewenden hat , ſondern daß die ſchreiend:
England fommt , ein Abolitioniſt, ein Freund Englands und
ften Gewaltthaten gegen einzelne unvorſichtige Freunde der
ein Verräther gleichbedeutende Worte jern werden. Die ge:
Abolition nicht ſelten begangen worden ſind. Charakteriſtiſch
ringſte ünvorſichtigkeit auf Seite der Abolitioniſten fann ſchon
für den Stand der Dinge iſt folgende Erzählung .
In Miſſouri
ießt bei der gereizten Stimmung gegen England Anlaß zu
batte der weiße Pöbel einen Farbigen , wegen eines wirklichen
furchtbaren Gewaltthaten werden . Dazu nämlich ſcheint die
oder angeblichen Verbrechend, jedoch jedenfalls ohne gerichtliche Mehrzahl der Nordamerikaner entſchloſſen , in das Verhältniſ Ein Geiſtlicher , Namens Elias zwiſchen den Sklaven und ihren Herren feinen Fremden, und Lovejoy, ſprach ſich ſehr ſtark gegen dieſe Ungeſeßlichkeit und am wenigſten England ſich einmiſchen zu laſſen. Die Amerika: Gewaltthat aus, wofür der Vöbel ihm die Preiſen zerbrach und ner ſind wohl ſelbſt im Fall eines Krieges ſtark genug, frem die Lettern in den Fluß warf. Hr. Lovejoy fonnte gegen dieſen den Einfluß, felbſt wenn er in Geſtalt engliſcher Negerregimen: Form , lebendig verbrannt.
Gewaltſtreich feine gerichtliche Abhülfe finden, und begab ſich
ter auftreten ſollte , abjuwehren , und die Sllaverei foll eine
auf die andere Seite des Miſſiſippi in den Staat Illinois , wo die Sklaverei nicht eriſtirt. Auch hier reizte er durch ſeine
innere Angelegenheit bleiben, die je nach Drang und Noth der
Pertheidigung der Abolition den Pöbel gegen ſich auf, der : ilm feine Preſſe gerſtörte, und einer zweiten Preſſe, die er kommen
ließ, gleiches Loos bereitete. Als endlich die dritte Preſſe an: tam , griff der Pöbel, noch ehe ſie ausgepackt war , das Vor: rathshaus, in welchem ſie ſtand, an, um auch dieſe zu ver: nichten ; dießmal aber vertheidigten ſich Lovejoy und ſeine Freunde mit Feuergewehr, und ein Mann aus dem Pöbel blieb auf dem Plaße. Die reichen Einwohner des Orts, wo dieß vorfiel, der Stadt Alton, hatten den Pöbel zu dieſem Angriff aufgereizt, da ſte ihr gutereſſe bei der Sklaverei betheiligt glaubten, und fie ließen es auch jeßt an Aufreizungen nicht fehlen. Man
Umſtände, vielleicht auch nur durch eine ſehr allmähliche Ent : widlung gelöst werben Fann . Daß dieſe Löſung nicht unblutig fern wird, das hat der neuliche Vorfall in Cincinnati , wo der weiße Pöbel und die Schwarzen mit einander in Kampf gerie: then, hinreichend gezeigt. Wenn irgendwo , ro läßt ſich gewiß in Amerika Niegierung und Wolf nicht trennen : der Geſinnung des Volfs, welches ſich
entſchieden gegen eine fremde Einmiſchung in dieſe Angelegen : heit erflärt , entſpricht ein ſehr conſequentes Verfahren der Regierung : Nordamerita iſt in nationalökonomiſcher Hinſicht
noch immer eine Solonie, wenn nicht Englands , dod Europa's,
und daß es nicht eine ausſchließliche Colonie Englands werde,
vertheilte Branntwein unter den Pöbel und übergab ihm gleich
darauf iſt die Handelspolitik der Regierung gerichtet. Die ſüd:
falls Feuergewehre ; To lehrte er in größerer Zahl nach Lovejop's
lichen Staaten ſind weſentlich von Pflanzern bewohnt, d. h. von Leuten, die ihre Bodenerzeugniſſe nach außen abſeßen müſſen,
Wohnung zurück , um ſie in Brand zu ſteden .
Als dieſes
1219
oder ihre gange Landwirthſchaft aufzugeben oder zu ändern ge: Ichen Baumwolle einen ſehr ungünſtigen Einfluß äußern, falls nöthigt ſind : Tabak, Baumwolle, Reis, ſind die Producte, ver. nicht andere Abſaßwege ſich inzwiſchen allmählich erweitern.
mittelſt deren ſie die fremden Waaren erkaufen. England iſt Mangel an Abſaß dieſer und anderer Stapelwaaren macht aber ſehr geneigt, ihnen die genannten Producte abzunehmen, und ſie aus ſeinen Fabriken mit allen möglichen Waaren zu ver:
den ganzen jeßigen Anbau des Südens unhaltbar, und führt zu einer mehr oder minder gewaltſamen Emancipation.
Aber hier tritt der nördliche Theil der Vereinigten
Man würde den Nordamerikanern ſehr unrecht thun, wenn
Staaten dazwiſchen , und will die Geſchäft großentheils ſelbſt
man ſie in der Mehrzahl für abſtracte Vertheidiger der Skla:
ſorgen .
übernehmen ; daher die Eiferſucht einerſeits der ſüdlichen Staa: verei halten wollte ; verzeiblich iſt aber ihre Empfindlichkeit ten gegen die nördlichen , andererſeits der nördlichen Staa-
über diejen Punft , der bei ihnen identiſch mit Nationalunab
ten der Union gegen England , die noch um ein Gutes dadurch
hängigkeit geworden iſt, und zugleich mit ihrem ganzen jeßigen
gehoben wird , daß die engliſchen Korn ; efeße feinen regelmaßia
Wohlſtand, mit der Cultur der Baumwolle , des Tabafs, ſelbſt
gen Abzug ihres zu viel erzeugten Getreides geſtatten. Stiege die Eiferſucht der ſüdlichen Staaten gegen die nördlichen fo hoch, daß fie leßtere um jeden Preis des Zwiſchenhandels zwi:
des Reiſes zuſammenhängt, und den Handelsflor der nörd lichen Staaten weſentlich unterhalt. ( Fortfeßung folgt. )
fchen ihnen und England berauben wollten , ſo wäre aller: dings das Ende der Union da, und die ſüdlichen Staaten waren in der ganzen Stärke des Worts eine engliſche Colonie. Das fühlen die nördlichen Staaten recht wohl , und wenn gleich in den ſüdlichen ſich vor einigen Jahren manche Symptome einer
Chronik der Reiſen . Ausflug in das Gebirge Gede auf Java.
argen Ungeduld über die Handelsherrſchaft des Nordens fich
(Aus dem solländiſchen des Profeſſor Dr. 6. £. Blume ju lenden.)
fund gaben , ſo ſind doch namentlich ſeit den leßten zehn Jahren die Bande zwiſchen dem Norden und Süden durch
Den 13 April verließ ich Buitenzorg ; die ganze Maſſe des ſüdlich por mir liegenden Berges Salak zeigte ſich in den deutlichſten Umriſſen auf dem hellen Blau des ģiminels, ſo daß ich deſſen füdöſtlich gegen das Gebirge Gede fich erſtređenden Fuß bis in weiteſter Ferne wahr nehmen konnte. Faſt in derſelben Richtung läuft die große Landſtraße
Canäle und Eiſenbahnen 211 eng und mannichfach geworden, zu viele Südländer (Southerners) ſind bei dem Handelsfor des Nordens , zu viele Nordländer bei dem blühenden Land: bau der Sklavenſtaaten betheiligt , als daß hier eine Spaltung entſtehen fönnte , und die Regierung iſt emſig bemüht , die Handelsbeziehungen beider Cheile auszubehnen . Zuerſt erfah fie ſich Frankreich als das Land, welches ihnen die nordame: rikaniſchen Producte vorzugsweiſe abnehmen, und dagegen Ame: rifa mit Fabrikwaaren verſorgen ſollte ; aber Frankreichs Handelsſyſtem iſt zu engherzig, und es iſt in neuerer Zeit zu ei: ner Art von commerciellem Bruch zwiſchen beiden Staaten
gekommen, - ein Bruch, den Nordamerika lange verſchob, zu dem es aber endlich doch ſich entſchließen mußte. In Vorausſicht die: Tes Bruches hat ſich nun die nordamerikaniſche Regierung an . den deutſchen Zollverein gewandt , und will dieſem gegen ein: zelne Zugeſtändniſſe die Vortheile gewähren , welche es Frank: reich nicht mehr geſtatten fonnte , und England aus politiſcher und commercieller Eiferſucht nicht geſtatten wollte. Die Vor: theile, welche aus einem ſolchen Anerbieten für Deutſchland hervorgehen könnten, das ein Land, welches in 20 Jahren über 30 Mill. Menſchen zählen wird , mit ſeinen Fabrikaten zu verforgen hätte, brauchen wir hier nicht auseinanderzuſeßen , ſon : .
an der Nordſeite nach dem Gede, zu beiden Seiten von reich bewäſſerten
und fleißig angebauten Ländereien umgeben.
Die zuerſt flache Gegend
erhebt ſich bereits bei Gadok, einige Palen von Buitenzorg , indem eine
nortwärts laufende Gebirgsfette ſich in einem Halbcirfel öſtlich nach Lewemalang wendet und ſich neben dem fruchtbaren Thal von Ijiceroa endlich mit dem Vorgebirge des Gede vereinigt. Wenn man in der kleinen Negorie Tugu, dem leßten Dorf an der
Weſtſeite des Meggamedung , anfoınmt , befindet man ſich bereits 962 Metres über dem Meeresſpiegel. Der ſtumpfe, kegelförmige und an ſeiner Nordweſtſeite ein tiefes Felſenthal bildende Panggurangu verdedt ganz den mehr fürëftlich liegenden Gede, und ſchließt bei Tugu faſt die 1
.
ganze Ausſicht nach Süden .
Das bunkle Grün des Waldes , welcher
dieſen Berg bededt, feine anſehnliche Höhe und weite Ausdehnung , und die tiefen Klüfte, welche feine ſchroffen Abhänge zerreißen , verleihen dem Panggurangu ein erhabenes Anſehen. In ſolchen Klüften und Sdyluchten fieht man die Haupturſache der Aenderungen , denen das Gebirge noch immer unterworfen iſt; denn die Attraction einer ro hohen mit Waldung bedeckten Bergmaſſe hat einen bedeutenden Waſſerabfluß
zur Folge , welcher ſowohl die Form als den Zuſammenhang der Berge
dern machen nur auf die Abſicht der nordamerikaniſchen Regie:
allmählich ändert und den tiefer liegenden Gegenden einen immer neuen
rung aufmerkſam , welde wohl erfennt, daß ſie von Deutſchland
Zuwachs von Erde zuführt.
weder eine umfaſſende commercielle Rivalität , wie von Seite Englands, und noch viel weniger eine politiſche Gefahr zu be:
Der Gipfel des Panggurangu zeigt keine Spur eines Kraters ; dieſes beweist jedoch nicht , daß nicht auch dieſer Berg zu vulcaniſchert Eruptionen beigetragen habe. Heiße Waſſer, welche man als Ueberreſte eines alten Kraters zwiſchen dem Panggurangu und dem Gebe an der Nordſeite findet, ſcheinen anzudeuten , daß die Grundlagen dieſer beiden Berge einſt yon Eruptionen erſchüttert worden ſind. 30h eile jedoch meinem Tagebuche voraus und Fehre daher nach dem ſchönen, von Bergen faſt ganz eingeſchloſſenen Tugu zurüd, wo ich alles ſchon zur Fortſepung
ſorgen hat. Kann die amerifaniſche Regierung es dahin brin: gen , daß ein ſehr bedeutender Theil der Baumwolle und des Tabafs ſtatt nach England , nach Deutſchland geht , ſo iſt 1
es von einer großen Furcht befreit , denn die Anſtrengungen
der Engländer , ihre Baumwolle fünftig aus Oſtindien zu ho: len, müſſen in wenigen Jahren auf den Abfaß der amerikani:
1220 der Reiſe vorbereitet fand. "
Meine Revegeſellſchaft beſtand aus sein
Regierung@gårtner Rent , zwei Zeichnern , nebſt einer Anzahl Bedienten und Rulics. Für heute war es jedoch zu ſpät , um aufzubrechen , und ich benugte den noch übrigen Theil des Tages , um die an der Nordweſtſeite des Panggurangu angelegten Kaffeegärten zu beſuchen. Der Boben erſchien mir ſehr für dieſe Cultur geeignet ; auch unſere europäiſchen Gemüſe gedeihen hier vortrefflich ; die hieſigen Kartoffeln werden für die beſten in dieſer Gegend gehalten , und bringen , zwar nicht den Eingebornen , aber doch den Eigenthümern der Ländereien bedeutenden Gewinn. Dieſe ſcheinen nämlich eine Art Monopol mit dieſem Product
wächst, das höchſtmögliche Alter erreicht, und dann niederſinkt, um die Erbe auf& neue zu befruchten ! Unter den hohen Bäumen , die wic koloſſale Säulen über die übrigen hervorragen , zeichnen ſich beſonders die Roſamala, der Palaglar Mienjaf, und ein wenig höher der Riputrie und Kimerat aus, deren dide, oft 200 Fuß hohe Stämme auf das Auge des Europäers einen außerordentlichen Eindruď machen. I founte mich
eingeführt zu haben , welches, obgleich für die Inländer nicht drüdens,
jedoch für jeßt mit dem Unterſuchen ſo vieler neuen Gegenſtände, die fich hier bei jedem Schritt zeigten , nicht befaſſen, indem ganje Stunden erfordert werden , um Bäume von einem ſolchen Umfange zu fällen.
Auch koſtete das Bahnen eines Weges uns große Mühe ; oft ſanken wir bis an die Knie in den durch häufige Regengüſſe erweiçten Boden , ſo
ihnen doch nicht erlaubt für eigene Rechnung den Anbau dieſer nüblichen Pflange ſo zu betreiben , als die Güte des Bodens und die Leichtigkeit Sed lanserwerbes in dieſer wenig bevölferten Gegend es möglich maden
daß wir nur ſehr langſam zwiſchen den dicht verwachſenen Sträucher und Bäumen durchdringen konnten. Außer dieſer Sumpfigkeit und den
würde .
dieſe Wälder bis zu einer gewiſſen Höhe noch das Unangenehme , bak
Mit den erſten Strahlen dc8 folgenden Morgens zogen wir über den Meggamedung, über welchen die Landſtraße in öſtlicher Richtung fich hinzieht. Die Sonne hatte an dem jenſeitigen Abhange dieſes Vor:
fie von einer ungeheuren Menge von Blutegeln wimmeln , welche durch
gebirge bereits ben didaten Nebelſchleier weggezogen, welcher gewöhnlich den Fuß des Gede bededt, als wir die höchſte Spiße des Meggametung
gegen dieſelben zu ſchüßen , indem fie ſich die Beine mit eingeweichtem
erreichten, welche eine Höhe von 1477 Metres über dem Meere bat.
gerade die Beine am meiſten zu leiden haben , ſo hilft dieſes Mittel
Nun fliegen wir an der Oſtſeite einige hundert Fuß herunter und ver
nur für kurze Zeit.
ließen die Landſtraße, um in füblicher Richtung in die Walbungen durchzubringen. Da lag dag mächtige Gebirge majeſtätiſch vor uns : in dem jüdlichen Hintergrunde der breite und oben Flache Gede, welcher die
ftinfenden Gasarten , welche dem Boden fortwährend entfteigen , haben !
alle Deffnungen der Kleider friechen und den wehrloſen Wanderer fürchterlich quälen. Unſere indiſchen Begleiter wußten fich einigermaßent Kalk beſchmierten ; weil berſelbe aber bald wieder abgeſpült wird and
An dem Urſprunge bed Tjimadjang ließ ich unſere Träger ein wenig ausruhen .
Dieſer Strom entſpringt, wie die meiſten unſerer
Spalten an der Nordſeite theilweiſe dem Blic entfaltete. Seine nord-
Flüſje, aus einem im Walde gelegenen Sumpfe. Von hier ging ich mit einem Theil meiner Bedienten , welche ftets mit dem Aushauen cines Pfades in dem Didicht beſchäftigt waren, voraus, um eine geeignete
weſtliche Spiße hängt mit dem Regelförmigen Panggurangu zuſammen,
Stelle für unſer Nachtlager aufzuſuchen.
hiiterſte Wand ſeines rauchenden Kraters, ſo wic die ſchroffen gelblichen
.
anfangs gen Norden läuft , aber ich dann im Halbfreiſe gen Weſten
Rein Ort ſdien mir daju beffer gelegen , als bei den Quellen des Tjiwaling , welche an den öſtliden Abhang eines idonen Thales liegen , und wo man neben dem
wendet. Man fühlt ſich hingeriſſen und entzüdt bei dem Anblic einer folden Gebirgemale , welche hier leben , das üppigfte Pflanzenleben,
Genuß des fryſtallhellen Waſſers noch den Vortheil hat, daß hier einiget Bambus und wilder Piſang wächet, Pflanzen, welde zur ſchnellen Eins
und dort, wo die Raudjäule aufſteigt, nichts als Tod und Vernichtung
richtung eines Nachtlager& ſehr nüßlich find.
athmet.
nöthige Naum für unſere Zelte geebnet , und luson um 5 Uhr Nach mittags erſchollen aus den mit Piſangblättern bedeđten Hütten die luftigen lieder unſerer Indianer , deren Freude burch eine soppelte
an deſſen ſüdöſtlicher Seite fich der Geger Bintang erhebt , welcher 1
Ich warf einen Blick auf meine indiſchen Begleiter , um mich zu
überzeugen, ob dieſe Scene auch auf ſie einigen Eindrud gemacht hätte. Alle hatten fich bereits gelagert , und init einigen wenigen Ausnahmen
-
.
Alsbald war hier der
Ration Tabak und Kaffee nicht wenig erhöht wurde. (Fortfeßung folgt.)
hatten ſie das Antliß nach jener Seite gewendet , und auch in ihren Zügen las man ſprachloſes Erſtaunen.
„ Dort oben , wo zwiſchen den .
eingeſtürzten und zerſprengten Felſen der aufſteigende Shwefeldampf den
Mistellen.
Krater ankündigt, dahin ,“ ſagte ich zu den Anführern meiner Träger,
Der A u ſternfang zu St. Marc hat am 1 Dctober begonnen , und 65 Fahrzeuge haben fich einſchreiben laſſen ; da aber ſo viele gat nicht auf einmal zum Fang kommen können , ſo hat man drei Abtheis
müſſen wir uns einen Weg bahnen , um über jene riſſige Mauer in den Krater hinabzuſteigen .“ Alles gerieth nun in Bewegung. Die Vorhut war mit Klewang ( Hadmeſſern) verſehen ; andere führten Aerte, und langſam bewegte fich der Zug in dem didteſten Walde fort . Wir hatten gleich anfangs in tiefe Soluchten ab- und aufzuſteigen, in welchen mehrere Bäche fließen , die wir durchwaten mußten. Die jekt hatten wir überall noch Spuren von Menſchen gefunden , welche
.
lungen gebildet, die der Reihe nach zum Fang werden zugelaſſen werben. Man hat die Maſſe der Auſtern an dieſer Bank auf zwei Millionen
geſchäft, und Siſcher behaupten, die Ståpung rey keineswege übera trieben .
Der Preis der Auſtern , die vor dem Fang ſchon verkauft
wurden , beträgt an Ort und Stelle 12 fr. bas Tauſenb. ( Fr. Bi.)
fich ſo weit wagen , um Rottang zu ſuchen , aber an jener Seite des Dae
Ijimandjan , eines kleinen , aber reißenden Baches , verſchwanden dieſe
Da6 Kelmen jweitauſendjährigen Samenk.
Spuren ganz und gar. Hier wird man erſt recht vertraut mit dem Charakter unſerer Urwälder ; hier, wo nimmer die Hand des Menſchen der Vegetation Schranken geſett hat , wo der Baum ungehindert auf-
Athenäum vom 16 October berichtet als beglaubigte Thatfache, baß ein Korn ang einer ägyptiſchen Mumie in England gepflanzt worden frem und Aehren getrieben habe.
Münden, in der literariſch = Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Meracteur Dr. Od. Widenmann.
1
Nr. 306 .
A usland .
as
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen # Lebens der Völker.
341.
2 November 1841 .
den Menſchen flieht, ſondern im Gegentheil feine Geſellſchaft
Maßen der Vögel für den Ackerbau. Der amerikaniſche Landmann weiß die Dienſte, welche die inſectenfreſſenden Bögel ihm leiſten , in der Regel beſſer zu
aufſucht. In mehrern Staaten Nordamerika's hat man den Nußen bemerkt, den man von dieſen Vögeln ziehen kann, und hat faſt bei jedem ländlichen Hauſe ein hölzernes Käſtchen für
fchäßen , als der europäiſche. Hr. Barton aus Philadelphia
ſie auf einer Stange befeſtigt, damit ſie hier brüten , was auch
ſchrieb eine Naturgeſchichte ſeines mentlich mit vielem Scharfſinn Vögel herauszuheben. Wahrhaft nur die Raben und die Tauben
nie ausbleibt. Sobald die Kleinen ausgetrochen ſind, ſuchen
Landes, und bemüht ſich nadie Nüßlichkeit der wilden zerſtörend für die Ernte ſind Die Zahl der leßtern kann
die Alteil Inſecten für ſie. Man hat Beobachtungen angeſtellt über die Zahl der Aus: flüge, welche ro ein Zaunkönigspaar den Tag über macht, und
man leicht vermindern , und übrigens verzehren ſie in den ein:
hat fünfzig in der Stunde gezäbit ; das Minimum iſt vierzig ,
gefäeten Feldern eben ſo viel Unkrautſamen , als Körner, welche man dem Boden anvertraut hat. Die Taucherſchwalbe , welche
das Maximum ſechzig ; nur einmal zählte man einundachtzig
.
namentlich Bienen fängt , wenn ſie mit Beute beladen nach
dem Stode zurüdkehren , kann gleichfalls als ein Feind des Landmanns betrachtet werden. Was andere Vögel betrifft, 10 hat eine aufmerkſame Beobachtung den Nußen von Arten ge:
zeigt, welche man ſonſt nur für verderblich hielt ; im Staate Virginien f. B. verbietet ein beſtimmtes Geſeß, die Geyer zu tödten , indem man erkannt hat , daß ſie zur Reinigung der
Ausflüge. Dieſe Jagd dauert ohne Unterlaß den gangen Tag.
Eine Mittelzahl von fünfzig gibt in zwölf Stunden 600 Raus pen oder andere Inſecten , wovon ein Zaunkönigspaar den Gar: ten reinigt, ſo lange fie Junge zu ernähren haben. Dabei iſt nur Ein Inſect auf jeden Ausflug gerechnet , gewöhnlich aber
bringen ſie zwei oder drei auf einmal mit, was 1200 bis 1800 Inſecten des Tages gibt. In den Diſtricten ', wo man Tabak baut, ſieht man oft genug Neger, Männer ſowohl als Kinder ,
Luft beitragen , indem ſie die in manchen Jahreszeiten ſebr
beſchäftigt, auf Pflanzungen von 20 bis 30 Hectaren dieſe werth
zahlreichen Leichen von Büffeln und andern großen Thieren verzehren , ehe ſie in Fäulniß übergeben . Mancer Vogel, von
vollen Blätter abzuraupen. Einige Zaunkönigsfamilien würden
dem man in einiger Entfernung glaubt , er verzehre die Kör:
Kirſchen oder Erdbeeren mit verzehren, ſo darf man den Ver:
ner einer Aehre , weil er mit ſeinem Schnabel ſcharf zwiſchen die Hülſen hineinhadt, ſucht feineswegs das Korn heraus, ſon :
luſt nicht hoch anſchlagen.
wohl denſelben Dienſt leiſten ; wenn ſie dann auch einige
dern das Inſect, welches das Kora Anfrißt. Die Sing : und Schwaßvögel gelten namentlich für die
Feinde unſerer Kirſchen und anderer rothen Früchte und freſſen
Bemerkungen über die Vereinigten Staaten. Die Sklaven. ( Fortſetung . ) Sehen wir nun völlig von auswärtigen Verhältniſſen ab,
auch in der That daran, aber Raupen und Spinnen machen doch ihre Hauptnalyrung aus ; die Rothkehlchen , welche ſo viel: fach die Rebengelände heimſuchen , verzehren nicht die Trauben , ſondern fleine Müđen und Würmer. Der größte Theil der
und behalten wir bloß den innern Zuſtand mit ſeinen morali:
kleinen Vögel aus dem Sperlingsgeſchlecht verdient den Schuß des Menſchen ; inehrere ſind ausſchließlich Inſectenfreſſer, einige
rchen und politiſchen Folgen im Auge, To zeigt ſich uns aler: dings ein höchſt unerfreuliches Bild, über deſſen moraliſchen
verzehren freilich auch Körner, aber der Schaden , den ſie an: richten , iſt höchſt unbedeutend in Vergleich mit den Dienſten ,
zu urtheilen. Gar vieles erflärt ſich aus der geographiſchen
Gehalt wir uns jedoch büten müſſen , mit puritaniſcher Strenge
die fie leiſten . Einer der nüßlichſten Vögel, was die Zerſto. Lage und wir dürfen nicht vergeſſen, daß New-Yorf mit Neapel rung der Inſecten betrifft, iſt der Zaunkönig, der feineswegs | und Neuorleans mit Marokfo unter einerlei Breite liegen. Das 306
1222 her macht ſich namentlich in der amerikanijden Frauenwelt, die nördlichen Gegenden ausgenommen , eine eigenthümliche Ab:
ſpannung, languor, wie europäiſche Reiſende fich ausdrüden , bemerkbar ; wir möchten es im Algemeinen mit einem gewiſſen Mangel an Lebensfriſche bezeichnen , der häufig ein aus dem Norden in ein ſüdliches Klima verpflanztes Geſchlecht ergreift,
und welcher in der europäiſchen Kreolenbevölkerung Weſtindiens ſich
mehr, als es folches eigentlich verdiente. Indeß mag dieſer Umſtand wohl am meiſten dazu beigetragen haben , daß die Abolitioniſten des Nordens die Abſchaffung der Sklaverei im
Diſtricte,Columbia wünſchten uud betrieben ; ſie betrachteten dieß gewiſſermaßen als eine Erflärung gegen die demoraliſiren den Folgen der Sllaverei, und von Seite des Congreſſes als ein Manifeſt, daß er die Sllaverei nicht im Princip billige,
ehelichen Verbindungen mit denſelben etwas ſehr Gewöhnliches, und die Amalgamation, vor der die Amerikaner in geſellſchafts
und nur über die Mittel zur Durchführung einer Emancipa: tion nicht einig rey. Aber eben einer ſolchen Erklärung und einem ſolchen Manifeſte wiberfeßten ſich die Abgeordneten der ſüdlichen Staaten aufs entſchiedenſte, und ließen ſich ſelbſt durch authentiſche Beweiſe von ſchaudervollen Chatſachen nicht
lider Beziehung einen bis ins Abſurde gehenden Abſcheu fund
abwendig machen . *)
geben, geht in anderer Beziehung in ſehr ſtarkem Maaße vor: wärts , ſo daß eine endliche Verſchmelzung der Racen unver:
von Emancipation im Congreß hören wollen , und als ein Mit
noch viel auffallender fund gibt. Dieſer Umſtand führt zu zahlreichen Ausſchweifungen mit Negerinnen und noch mehr mit Mulattinnen : von New-York bis; Neu -Orleans ſind die außer:
Belannt iſt , das die ſüdlichen Mitglieder durchaus nichts
meidlich iſt.
glied des Nordens von der wachſenden Zahl der Abolitioniſten
Während man aber von Seite des Nordens allen Anſchein permeidet , als wolle man ſich in die Sllavenfrage des Südens
ſpraco, antworte ein Senator aus Südcarolina, wenn einer in
miſchen , gibt es doch einen Punkt, der ſchon mehrmals Streit erregt hat, und noch oft erregen wird. Dieß iſt das Beſtehen der Sklaverei in dem Diſtrict Columnbia, über welchen der Congreß alle Macht ausübt , wie ſie die legislativen Verſammlungen
lina's gehängt werden. Indeß geht die Empfindlichkeit der Nordamerikaner aus den ſüdlichen Staaten ins Weite : in Waſhington durfte z. B. Shakeſpeare's Othello nicht mehr auf:
der einzelnen Staaten ausüben . Wiederholt, und erſt in neue:
ter Zeit wieder, ſind aus dem Norden, namentlich aus Maſſachuſetts, Anträge und Erklärungen der oberſten Behörden des
Staats eingelaufen , dahin lautend, daß der Congreß das Recht habe, die Sllaverei in dem Diſtrict aufzuheben . Allerdings
hat die ganze Union, und namentlich der Norden, ein Inter: effe, daß dieß geſchehe. Die Stadt Waſhington ſelbſt bat etwa
20,000 Einwohner , wovon 5000 fluctuirend ſind ; von dieſer Geſammtzahl iſt etwa die Hälfte farbig , alle Dienſtboten ,1 die ganze arbeitende Bevölkerung gehört faſt ohne Ausnahme der
ſeinen Staat komme, ſo würde er fráft der Geſeße Südcaro
geführt werden, da es nicht anſtändig fey, daß ein Mohr einer gelegentlich bemerkt — in Amerika nur allzu oft vorkommen foll ; bei einem andern Schauſpiel, „ der Gladiator,“ wo Spartacus ſeine Gefährten zum Aufſtand auffordert, wurde auf dem Theaterzettel mit großen Lettern bemerft , das Farbige diesmal nicht in die ihnen ſonſt angewieſene beſondere Galerie kommen dürften . Dieſe
Weißen den Hof mache, was doch
krankhafte Empfindlichkeit iſt Beweis genug, daß man ſich bei den gegenwärtigen Verhältniſſen nichts weniger als behaglich fühlt, und die Art, wie die Pflanzer im Süden unaufhörlich eine ſtrenge Polizei üben müſſen , um einen Ausbruch zu ver:
farbigen Race an. Hiezu kommt noch , daß hier bei dem Zu-
hindern, iſt hinreichend bekannt.
fammenfluß vieler reichen Leute aus allen Theilen der Union , namentlich auch aus dem Süden , ein ziemlich ſtarter Sklaven:
der größte Theil der Farbigen —- 2,300,000 von 3 Millionen -
Indeß iſt leider der Zuſtand der Sflaverei, in welchem ſich
handel getrieben wird , großentheils auch in jungen Mädchen , 1 befindet, nur als ein erſchwerenderUmſtand zu betrachten ; das die hier eine ſehr currente, viel geſuchte Waare ſind. Da die Stadt einen ſehr ſchwachen Fonds eigener Bevölkerung hat,
eigentlich Schlimme iſt das Vorhandenſeyn der ſchwarzen Race
überhaupt , und wenn heute mit einem Male eine Emancipa:
und dieſe aus allen Theilen der Union zuſammengewürfelt iſt,
tion erfolgte, fo würde die moraliſche und politiſche Lage der
To übt die Geſellſchaft felbſt in Folge des Mangels an innerem
Vereinigten Staaten dadurch nur wenig gebeſert ſeyn. Das Uebel liegt im Untereinanderleben zweier ſo ſehr zerſchiedener
Zuſammenhang nicht den ſonſt ſo heilſamen , moraliſchen Zwang aus, und es herrſcht nach allen Nachrichten eine große Zügelloſigkeit der Sitten. Namentlich ſind viele Congreßmitglieder
der Verführung ausgeſeßt; daheim unter ihren gewohnten Be: tannten, in Schranken gehalten durch den wohlthätigen Zwang, den eine ausgedehnte Zahl von Freunden und Bekannten mit fich führt, leben ſie ganz anſtändig ; in Waſhington aber , wo dieſer Zwang wegfält , und die Verführung unter ſo mannid:
Racen.
In der alten Welt iſt eine ziemliche Scheidewand gegen die ſchwarze Race gezogen : ſie überſchreitet nur in ge * ) Vor einigen Jahren wurde eine reſpectable , noch junge Frait, Mutter mehrerer Kinder, eine Mulattin, auf einmal als Sklavin reclamirt, und mit ihren Kindern in einem Sklavenbehälter eins
geſloffen. In der Verzweiflung wollte fie wenigſtens ihre Kin= der nicht zu Sklaven werben laſſen , und ermordete zwei derſelben,
aber das Geldbrei der beiden aubern rief Hülfe herbei, und ſie
fachen Geſtalten ſich zeigt , find ſchon viele das Opfer gewors
wurde an der Vollendung des Morde gehindert.
den, und haben nach ihrer Rüctehr in die Heimath dem puri:
geftellt, erkannte dieß, daß fie im „ temporären Wahnſinn" gec handelt habe, und ſprach fie frei. Sie wurde verkauft , aber
taniſch ſtrengen Bekanntenkreiſe großes Pergerniß gegeben. Das Verderben blieb natürlich meiſt bei den Ausichweifungen in der finnlichen Liebe nicht ſtehen , und ſo iſt Waſhington viel: fach als ein Pfuhl des Laſters betrachtet worden , freilid oft
Vor Gericht
nach kurzem an den Verkäufer zurüdgegeben , da ſie nicht ges ſunden Geiſtes (of a sound mind) ſey. " Ein Menſdenfreund crbarmte fich endlich ibret und kaufte fie, damit ſie durch ihre
Arbeit nach und nach fic frei machen könne,
1223 ringem Grade die große Sabara und nur in einzelnen Erem : plaren das Mittelmeer, da das Land im Norden desſelben ihrer Conſtitution nicht zuſagt, in Amerita iſt dieß aber anders.
len. Auch an der Gränze von Teras roll ſich in dieſem Jahre ein moderner Raubritter mit 300 Negern feſtgereßt haben.
Farbige finden ſich in allen Staaten , faum die nördlichſten aus.
Hände geliefert, und es wäre nicht zu verwundern, wenn ſie
genommen , im Süden nehmen ſie in ſtärferem Maaße zu, als die Weißen, in andern Staaten halten ſie ſich das Gleichgewicht, und im Norden verdrängen ſie an vielen Orten die Weißen, wenigſtens aus den niedern Beſchäftigungen , zum Theil ſelbſt aus den Handwerfen. Daher der vielfach ausgeſprochene Haß der Menge gegen ſie. Wie weit verbreitet die farbige Race iſt, mag man aus der Umſtand abnehmen, daß Buđingham in ſeinem etwas gar voluminöſen Reiſewert (America, histo
folche nach und nach gegen die Weißen überhaupt wendeten , nicht als ob ein eigentlicher Erfolg eines folchen Negeraufſtan des zu erwarten wäre , aber immerhin könnte die Zahl der
rical, statistical and descriptive) über die Stadt Rocheſter, die ganz am Ufer des Ontarioſees liegt, die Bemerkung macht: „ unter den minder bedeutenden Eigenthümlichkeiten von No:
So werden dieſen mehr und mehr die Waffen ſelbſt in die
Weißen an einzelnen Orten ſtark gelichtet werden. Engliſche Blätter berichteten in dieſem Sommer von einer Sklavenver: ſchwörung, welche im untern Miffiſippithale angezettelt gewe: ſen , und bis Natchez gereicht haben ſoll. (Sluß folgt. )
cheſter bemerkten wir, daß weniger Farbige ſich in den Straßen
Die Wirkungen des Haſsiſch.
zeigten, als wir fonſt in den Städten geſehen hatten . Wir ſahen während unſers ganzen Aufenthalts in Rocheſter Faum ein halb Dugend Afrikaner, und der Adler war der erſte Gaſt:
Der Arzt I. Moreau theilt in der Gazette médicale einen Bericht über die Wirkungen des Hafdhiſch mit, auf dem wir Nachſtehendet auss heben. „ Die allgemeine Senſibilität, das Gehör, Geſicht, Gefühl u. f. w.,
hof feit unſerer Landung in Amerika, * ) in welchem wir keine
erlangen eine ungewöhnliche Stärke , und können die Quellen mannich
farbigen Dienſtboten fahen .
facher Täuſchungen werden. Die roheſte Muſif, das einfachſte Anklingen der Saiten einer Harfe eraltiren bis zum Wahnſinn oder verſenken in eine jüße Melancholie. Die Faſchiſcheſſer kennen dieß wohl , und per meiden deßhalb ſorgfältig alles, was ſie zur Melancolie ſtimmen könnte ; fie effen das Hardiſch in ihrem Harem, umgeben von ihren Frauen oder
Es follen etwa 300 Farbige in
der Stadt ſeyn , die ſich freilich unter einer Maſſe von 20,000 Menſchen ziemlich verlieren . “ Der Hochmuth und die Zurüd: feßung, womit die Farbigen ohne Unterſchied der Schattirung behandelt werden, iſt bekannt, und wenn ſie gleich gegen die Uebermacht der Weißen nichts vermögen , ſo glimmt doch ein finſterer Geiſt des Haſſes in ihnen. Welche Vorfalle dieſer Zuſtand der Dinge , da wo die
Kräfte nicht gar zu ungleich find , erzeugen kann , hat das be: kannte Ereigniß in Cincinnati gezeigt , wo der weiße Pöbel mit den eine Vorſtadt bewohnenden Farbigen in blutigen Kampf gerieth. Ein noch ſchlimmeres Beiſpiel iſt folgendes, das fich noch etwas tiefer in Südweſten , alſo noch mehr im Gebiete
der Schwarzen, zutrug. Im Laufe dieſes Frühjahres rottete
in Geſellſchaft vertrauter Freunde. Im Anfange der Berauſchung hat man noch das volle Selſtbewußtſeyn, inan fühlt ſich aber wie von einer reizenden Träumerei fortgeriſſen , der man fich gern hingibt. Ein neues Leben durchdringt den ganzen Körper , die Träuine, die Sebilde der Imagination reißen einen aus dem alten Zuſtande ; man fühlt, daß man in eine fictive Welt übergeht, und wenn ich mich ſo ausdrüden barf, denn ich weiß keine rechten Worte zu finden , man ſchläft ein , ohne aufzuhören was zu feyn. In dieſem Zuſtande iſt man bald nicht mehr fähig die Zeit zu meſſen , die mit einer ertődtenden langweile fich forts
ſich eine Bande von 600 Menſchen , meiſt Farbige , indeß auch
zuſchleppen ſcheint. Ein junger Künſtler fühlte ſeinen Körper fo elaſtiſch,
eine Anzahl Indianer und etliche Weiße , zuſammen , erbaute
daß er glaubte, in eine Bouteille hineinkriechen zu können. Ich ſelbſt batte nur eine ſehr ſchwache Doſis genommen, und fühlte mich ſo leicht, daß ich beim Gehen den Boden kaum zu berühren glaubte. Ein anders mal bei einer viel ſtärkern Doſe glaubte ich, mein Körper bläße fide auf wie ein Ballon. Die ſeltſamſten Gebilde drängen ſich durch den Ropf mit einer unglaublichen Schnelligkeit.“ Der Berfaffer ſchreibt eine Menge der unglaublichften Sagen des Drients dieſen durch den Kaſdiſch erzeugten Hallucinationen zu , und führt aus ſeiner eigenen Erfahrung Leute aus dem Orient an, welche die widerfinnigſten Dinge behaupteten, die nur auf ſolchen durch Faſchiſch erzeugten Täuſchungen beruhen konnten.
nicht weit von dem Fort Leavenworth , an der Gränze von Ar: lanſas und Miſſouri, ein Fort aus Baumſtämmen , und fing
an, in der Umgegend Räubereien auszuüben, namentlich gegen die Nation der Eſchattaw , welche in der Nähe wohnt, und unter dem Schuße der Vereinigten Staaten ſteht. Drei Com pagnien Dragoner wurden abgeſendet , um dieß Raubneſt zu vertilgen, aber auch dieſe konnten ohne Kanonen nichts aus:
richten. Nun wurden zwei Compagnien Infanterie mit zwei Kanonen nachgelchidt, die das Fort beſchoſſen , und zwar eine Zeit: lang ohne Erfolg . Endlich aber mochte es der Bande im Innern etwas zu warm werden ; ſie rüdte heraus , und lieferte nun den anrüdenden Truppen ein regelmäßiges Gefecht , in wel:
chem fie freilich geſchlagen, großentheils niedergemacht, und der Reſt gefangen genommen wurde. Solche Auftritte wird es in dem weſtlichen Lande noch manchmal geben , um ſo mehr, da
es immer gewiſſenloſe Weiße gibt, die ſich an die Spiße ftel * ) Budingham hatte bereits faſt das ganze Gebiet der Vereinigten Staaten durchzogen.
Chronik der Reiſen. Ausflug in das Gebirge Gede auf Java . (Fortfeßung.) Die Sonne ftand bereits am Şimmel , als wir uns den 15 des
Morgens fertig machten , um aufzubrechen. Wir folgten nunmehr einem fteilen Bergkamm , und bekamen von Zeit zu Zeit durch eine .
1224
Deffuung in dem dichten Wald die nördlichſte Spiße des Geger Bintang zu ſehen . Ein tiefes Thal , durch welches die Gewäſſer des Tjifunbul und Tjiburrum murmelnd floſſen , trennte uns von dieſem Zweige des Gebirge .
Der Zug bewegte fich für meine Ungeduld ju langſam sorwärte, weßhalb ich den Häuptern unſerer Inländer befahl, unſerer Spur nuc zu folgen , und, wo ſie dieſelbe auch finden würden , ſich durch Feine .
Hinderniſſe von dem Fortſeßen ihres Weges abhalten zu laſſen . Ein großer Rawa (Moraſt) , welcher mit Martensia dichotoma und Allang
Doch was iſt jenet anhaltende dumpfe Hauſchen , weldes and dem bon der erwähnten Bergen Begrăngten Chal herauftont ? An der Nordweſtſeite des Gunong Batu wird man , dest Pfaden der Rhinoceros folgens , plößlich durch die Ausſicht auf zwei hohe Säuler überraſcht, welche, blendend weiß wie Marmor , gegen eine ſchroffe ſhwarze Bergwand im Hintergrunde des Thales emporragen . Ehe ich jedoch bis zu dieſen Säulen gelangte, ließ mich der Zufall uoch eine andere Entdedung machen, welde ich nicht mit Stillſchweigen übergehen darf. Da das Eindringer in jenes Thal durdi dio tiefen
Allang bewachſen und an der weſtlichen langſam aufſteigenden Seite von
Sümpfe ſehr erſchwert wurde, fu verſuchte ich , die fteilen Wände des
verſchiedenen Quercusarten und Fagus Javanica umgeben iſt, wird im Südoſten von den ſteilen Abhängen des Gunong Batu faſt ganz ein geſchloſſen und vereinigt fich im Weſten mit der Abdachuug des Geger Bintang. Theils aus dieſem Rawa, theils aus einem noch ausgedehntern Sumpf , welcher ſich wie ein langes Thal gen Süden zwiſden die ge nannten Gebirge hinzieht , entſpringt der Tjiburrum. Man fann nur bedauern, daß der A&erbau noch nicht bis in dieſe ſchöne Gegend durch
Gunong Batu zu erſteigen , um ſo den ſüdlichen Theil des Thales zu erreichen. Plößlich ſah ich meine Søritte gehemmt durch eine geräumige Höhle in der nordweſtlichen Seite des Gunong Batu. Diefelbe hat einen gewölbten Eingang, welder ſich 50 Fuß breit nach Südoſten hin. zieht, dort ungefähr 40 Fuß hoch iſt und an der entgegengeſeßten Seite immer enger wird. Eben ſo weit erſtredt die Höhle fich, wie es ſcheint, horizontal in die feſte baſaltiſche Lasamaſſe , in welcher fich durchaus
gedrungen iſt, wo man den Himmel des ſüdlichen Europa über ſich zu
keine Spuren der Kryſtalliſation zeigen.
ſehen glaubt, und wo die reiche Flora unſerer Gebirge ſeit uudenklichen
horizontal , denn den Boden der Höhle bildet ein grünlicher Waſſer ſpiegel, deſſen Tiefe nicht erlaubt , die Richtung der Höhle ganz genau zu ermitteln. Auch konnte ich nicht entdecken, wohin dieſes Waſſer aba läuft ; saß es indeſſen einen Ablauf haben muß , iſt ſchon daraus zu folgern, weil ſonſt durch das ſtarke Tropfen der Wände die Waſſermaſſe ſo zunehmen müßte , daß fie fich nothwendig einen Ausweg erzwingen würde. Die grüne Farbe des Waſſer8 fcheint einem trüglichen lichteffect
Zeiten dem Boden eine unerſchöpfliche Fruchtbarkeit verlieh , und ihn
befähigte, nicht nur die tropiſchen , ſondern auch die mehr nördlichen Producte der Begetation hervorzubringen. Man fann nämlich dieſe Gegend als eine ſolche anſehen , wo ſich zwei durchaus verſchiedene Pflanzenformen vereinigen , d. h. die , welche .
Ich fage , wie es beint,
in mittlerer Höhe wachfen , mit denen, die höhern Bergen eigen find, ſo daß hier bereits einige Geſchlechter vorkommen, welche den nördlichen
jugeſchrieben werden zui müſſen ; in einem Glas wenigſtens ift es nur
Breiten angehören , obgleich man ſich hier nur etwa 1600 Metres über
ein wenig trüber als gewöhnliches Quellwaſſer, und weicht aud weder im Geſchmad , noch in der Temperatur von demſelben ab.
dem Meere befindet.
Allein ganz unbebant liegen ſie dort vor uns,
dieſe herrlichen von den Wellen des Tjifundul und Tjiburrum mild
Der Eindrud , welchen der Anblid dieſer Höhle macht, iſt unbe.
bewäſſerten Thäler. Seine Spur eines menſolichen Beſuches zeigt ſich hier ; vergebens ſpenden die uralten Bäume ihren fühlenden Schatten ; fie find unbewohnt , ſogar von Thieren wenig befucht, indem dieſe, nur
ſchreiblich. Während der Blick ſich hier in das unterirdiſche Dunkel
mit einzelnen Ausnahmen , die Nähe des Menſchen zu lieben ſcheinen . Nur das Gerippe eines Rhinoceros und die Menge der an den Berg= abhängen hinlaufenden und die Sümpfe durchfreuzenden Bege laffen vermuthen, daß dieſes Thiergefchlecht, welches den Menſchen meidet, aus den nördlicher gelegenen feit einigen Jahren mehr angebauten Gegenden
wird , und Schwärmne von Fledermäuſen ſummend hin- und herfliegen, bringen dumpfe Schläge von jenen marmorweißen Katarakten aus dem
hieber ausgewandert iſt.
E8 Hertfot hier daher auch eine tiefe Stille,
welche mich ſo frappirte, daß ich ſogleich beſchloß, nach unſerer Rüdfehr
tief ausgehöhlter Felſenwände verliert, deren mit Waſſer bebedter Bodent
von den herunterſtrömenden Waſſerſtrahlen wie von einem Regen beneßt .
nahen Hintergrunde des Thales herauf, welches zum Theil vor uns liegt , und wo der Tjikundul ſeine von den Waſſerfällen getrenntent Gewäſſer dem Geger Bintang entlang wieder in Einem Bett vereinigt.
Uin bis dahin zu gelangen , muß man wieder in das fumpfige Thal
hinunterſteigen , indem der Gunong Batu fich allmählid wie eine ſenf: von dem Krater , hier an den Quellen des Tjiburrum , im ſchattigen rechte unzugängliche Mauer von Südoſten nad Nordweſten an der Seite Eichenwalde eine Zeitlang unſer Lager aufzuſchlagen . Und nie wird des Thales hinzieht. mid die Ausführung dieſes Entſchluſſes reuen, denn außer einer reichen ( Fortſetung folgt.) Sammlung unbekannter Pflanzen , welche ich den Tag über unterſuchte und beſtimmte , machte ich gewöhnlich gegen Abend kleine Ausflüge, welche mir ſtets neue Gegenſtände zur Unterſuchung lieferten. An dem BIŭ then und frů do te jugleido auf einem Bi'r n = Ufer des Tjifundul gelagert , deffen Flare Wellen unter einem über ball in . Das Echo du Monde Savant soin 26 October entlehnt aus hängenden Laubbade forteilen , lauſchte ich mit Entzüden auf das Mur dem Journal de Limbourg folgende Nadricht. In der Nähe von meln diefes Stromes, welches bisweilen durch ein dumpfes Geräuſch aus Maeſtricht trieb ein Birnbaum, während er mit Früchten beladen war, dem füdlichen Thal zwiſchen dem Gunong Batu und Geger Bintang neue Blüthen in großer Menge hervor , die ihrerſeits wieder döne noch verſtärkt wurde. Sogar dad fdarfe Gezirpe einer großen Art von
.
Früchte erzeugten , und jeßt , wo dieſe zweite Fruchttreibung völlig ents
Locufta und die tiefen Töne der Pipas, welche fich gegen Abend ab
widelt iſt , bedeđt fich der Baum zum drittenmal mit Blüther. &&
wechſelnd im Chor hören ließen, waren in dieſer Einſamkeit bei weitem fo unangenehm nicht, als es wohl an einem andern, von mehrern Thieren
läßt ſich dieſe inerkwürdige Erſcheinung nur aug den ſtarken Tems peraturwechſeln erflären , die im Frühling und Sommer des Jahr ſtattfanden .
belebten Ort der Fall geweſen ſeyn würde.
Dfinden, in der Literariſch - Artifiſiten Anfalt der J. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide n mann .
Nr. 307.
Das
AA usla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde $ es geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 3 November 1841 .
Skizzen aus Meſopotamien.
unter den Syrern zu finden fey ; mit Büchern in zwölf ver: fchiedenen Sprachen .
W ar di
.
Der Felſen , auf welchem Mardin ſteht, iſt Stalkſtein , wel:
cher der Stadt -reidliches und treffliches Baumaterial liefert. Faſt jede Terraſſe oder jedes Dach beherrſcht eine ausgebreitete Ausſicht über die Hügel, welche den Berg umgeben, dann über die breite, hie und da bebaute Ebene bis zu den Sindſchar Bergen und denen von Abd-el-Aziz, welche drei Tagreiſen entfernt gegen den Euphrat liegen. Dieſe erhabene Lage gewahrt der Stadt eine reine und fühle Luft und befreit ſie in hohem Maße von der erdrückenden Hiße der Ebene. Sie zeichnet ſich aus durch ihr geſundes Klima , die Einwohner aber durch ihr behagliches und geſundes Ausſehen. Während Moſſul unter
Mardin felbſt iſt als der Hauptplaß der fyriſchen Nation und als der große Vereinigungspunft dieſes Volkes zu betrach
ten. Außer feiner eigenen Bevölferung von 200 Jacobiten ſteht es in nächſter Verbindung mit den Dreißigtaufend, welche die Turberge bewohnen , mit den Fünftauſend, welche in der
Nähe der Klöſter leben, mit den Dorfbewohnern auf der Ebene von Sindſchar und in der unmittelbaren Nachbarſchaft von Mardin, welche auf 6000 geſchäßt werden dürfen. Die jacobi: tiſche Bevölkerung von Moſul, Diarbekir , Sharput und Orfa, welche ungefähr 12,000 Seelen begreift , iſt von dieſem Punkte aus ebenfalls zugänglich , ſo daß in einem Umkreiſe von weni: gen Tagereiſen von Mardin nicht weniger als 35,000 Sacobi
den Verheerungen der Peſt litt, tamen zu Mardin nur ſehr wenige Fälle vor. Daher iſt es auch nicht , wie jenes, ſo voll
ten wohnen .
von Ruinen verlaſener und verfallener Häuſer. Ein Theil
Syrien. Ich bin deßwegen nicht im Stande geweſen , feinem
des alten Bajars wurde in einer neueren Belagerung zuſam : mengeſchollen ; der jeßige dagegen iſt aus Stein erbaut, ſehr
Aufkommen näher naduſpüren , er ſcheint übrigens höchſt be :
geräumig, mit weiten Gewölben , Kaffeeſchenken und allen Ge: werben und Handwerken verſehen , die in verſchiedenen Abtheir lungen untergebracht ſind.
Die Bevölferung der Stadt darf auf 3000 Familien ge: ſchäßt werden, wovon 500 armeniſche Statholifen , 900 Jacobi:
Der Proſelytismus in der jacobitiſchen Kirche begann in
ſchränkt geweſen zu ſeyn, bis der Patriarch das Beiſpiel ſeines Amtsbruders unter den Neſtorianern befolgte, und nach meinen
beſten Quellen ungefähr 15 Jahre ſpäter ſeine Abhängigkeit von der Stirche zu Nom erklärte. Er hatte ſeinen Siß zu Aleppo, und die Wirkung außerte ſich anfangs in Meſopotamien nicht mečflich. Seine Handlung wurde mehr als eine indivi:
ten, 250 ſyriſche Katholiken , 100 Chaldaer, 10 Juden, und die
duelle Abtrünnigkeit, denn als ein officieler, die Verhältniſſe
übrigen Muſelmäuner,ſind. Die Chaldaer, ſyriſchen Katholiken
der Kirche berührender Act betrachtet.
Indeſſen wurden von
da an die Befehrungen häufiger. In Moſſul traten die romi liken ſtößt an des Biſchofs Wohnung'an , und wurde unter. ſchen Miſſionen unter den Jacobiten vor ungefähr 40 Jahren dem Namen eines Bethauſes erbaut ein üblicher Aus: zum erſtenmal auf, aber bis por 20 Jahren waren wenige und Armenier haben je eine Kirche. Jene der ſprifchen Katho:
drud, mittelſt deſſen die türkiſche Regierung das mohammeda:
lyriſche Katholiken in der Stadt, und die Zunahme fand haupt:
niſde Gereß umgeht ., welches den Chriſten verbietet , neue Kirchen an neuen Stellen zu erbauen , ſo daß ihnen geſtattet wird , Bethäuſer in Privatwohnungen zu errichten , was das nämliche iſt unter anderem Namen. Die Jacobiten in Mar: din haben ihre Kirchen , und drei ihrer Biſchöfe wohnten in einem eine Stunde von der Stadt liegenden Kloſter. Ich be: ſuchte es nicht, aber ich hörte von einem Prieſter, welcher zu
ſächlich in den lekten fünf Jahren ſtatt.
Mutran Iſai , mein Wirth zu Moſul , war vormals jaco: bitiſcher Biſchof von Mardin. Vor einigen Jahren war er von ſeiner Kirche abgefallen , und nach Aleppo gegangen ; von da ging er nach Rom , wo er einige Monate blieb , und dann 着
über Sonſtantinopel zurüdfehrte. Während er ſich dort auf:
bielt, wurde durch Vermittlung des franzöſiſchen Geſandten ein demſelben gehörte, daß es die größte Bibliothet enthalte, welche | Firman erwirft , der die ſoriſchen Katholiken als eine für ſich 307
1226 beſtehende Nation anerkannte, und ihnen als folder Rechte und
Privilegien verlieh.
Dieſes Ereigniß gab der Sache einen
neuen Anſtoß: der Bifchof ging nad Meſopotamien zurüd und verlegte ſeine Reſidenz nach Moful, wo die Abfälligen an Zahl
ſo zugenommen hatten , daß ſie nun den Jacobiten faſt gleich waren ; mit dieſer Vermehrung wurden aber auch die Reibun: gen ſtarter , zunächſt in Bezug auf die Kirchert. Die beiden Parteien konnten nicht länger gemeinſchaftlich Gottesdienſt
halten , und die Abtrünnigen verlangten , die Kirchen ſollten getheilt werden . Dieſem Begehren widerfekten ſich die Jacobi: ten , weil dieſe Gebäude als jacobitiſche Kirchen erbaut und
ftoriſcher Hinſicht gleich wichtig und intereſſant. Man hat ſeit Jahr: bunderten Neger nach allen Theilen gita's gebracht, weil fie von Natur kräftiger und andhauernber in der Arbeit ſind, als die
ameritaniſchen Eingetornen der helfen Bone. Die Idee war, ſie als Werkzeug, alø Sache zu gebrauchen , aber das Werfzeug war nicht immer willenlos : in Braſilien , in Weftindien und in Nordamerita war die öffentliche Gewalt ſtark genug, ſie als Werkzeuge zu erhalten , in den andern Tbeilen Amerika's find fie allmählich in die Maſſe der Landesbewohner eingedrungen ,
und haben ſie modificirt ; ſo entstand & . 8. in Venezuela aus der Miſchung von Europäern, Caraiben und Negern eine gelbe
wurde eine Uebereinkunft bewirkt , wonach beide Parteien die
Race, welche ſich immer mehr ausbildet. Dasſelbe geſchieht allenthalben , uur iſt die Stufe des Uebergangs und der Amal
nämlichen Kirchen benüßen ſollten , aber zu verſchiedenen Stun:
gamation verſchieden . Die Engländer haben aus Gründen, de:
eingeweiht worden , und daher folche zu bleiben hätten . Endlich
den und abwechſelnd bezüglio des Vorangehens in der Zeit. N18 jedoch einmal die Papiſten durch die Predigt eines von Aleppo gerommenen berühmten Prieſters über die Zeit
aufgehalten wurden , drangen die Jacobiten berein , und da er-
ren Auseinanderfeßung jeft völlig überflüſſig iſt , die Neger der weſtindiſchen Inſeln emancipirt, und ſie ſind dabei, was auch ihre Nebenzwede geweſen fen mögen , von einem allge meinen , humanen Princip ausgegangen , einem Princip , das
ftere Biberſtand teiſteten , ſo entſtand ein heftiger Streit ; die
eine Tochter des Chriſtenthums und der europäiſchen Bildung
Sache fam zu des Paſcha's Ohren, welcher hierauf alle Prieſter
iſt, und dem ſie auch allgemeine Gültigkeit verſchaffen wollen.
in der Stadt ohne Unterſchied einziehen und ins Gefängniß
Dabei aber ſtoßen ſie mit fremden Intereſſen zuſammen, und
werfen ließ. Die chaldäiſchen Prieſter baten um ihre Loslaſ: fung, da ſie gar keinen Theil an dein Vorfalle gehabt , aber
find ſehr freiger mit philanthropiſchen Declamationen . Es iſt eine ſehr richtige, wenn gleich oft beſpottelte gee,
simfonft. Endlich wurde des Paſcha's Barmherzigfeit durch eine
daß die Zeit der Naturſtaaten für uns vorüber, und die des
beträdtliche Summe ertauft, welche die angeſehenſten Chriſten
Vernunftſtaats begonnen hen ; es heißt dieß nichts anders, alb
der Stadt zur Auslöſung ihrer Geiſtlichen zuſammenſchoſſen .
daß man jeßt ſeine Staatseinrichtungen mit Bewuſtheit des
Dieſe wurden ſofort freigelaſſen, und die Lehre, welche ſie em: pfangen hatten , verhinderte von da an offene Ausbrüche, wo:
Ziele und der Richtling, mit Kenntniß der Wirkung verſchie: dener Formen treffen will, wobei man nach allgemeinen Prin
gegen das Zerwürfniß im Stillen fo heftig blieb, als zuvor. Endlich wurde der Streit durch ein ſeltſames Mittel beigelegt.
cipien handelt. Dieſe Idee , deren philoſophiſche Richtigteit auch ihre praktiſche Bedeutung fern 315. außer 2012 mag , mucht ſich in allen weſteuropäiſchen Staaten , d. 1. in
Durch den fchon erwähnten Einfluß erwirfte man zu Konſtan : tinopel einen Firman, welcher verordnete, jede Kirche route in der Mitte durch eine Mauer abgetheilt werden , und jede Partei eine Hälfte einnehmen . Dies wurde auf der Stelle ausgeführt und zwar im Jahre 1837 , und während ich in Noul war , tonnte ich, dem Gottesdienſte auf einer Seite beiwohnend , hören, wie das Volt auf der andern Seite eben :
falls damit beſchäftigt war. Die Wirkung dieſes Firmans machte ſich ſehr bemerklich.
allen an Bevölkerung und in Bildung ſtart vorgeſchrittenen Ländern auf die mannichfachſte Weiſe geltend : es gibt humani:
ſtiſche Anſichten, die über alle Regierungsgewalt hinausliegen und Geltung verlangen. Wir möchten nun fragen : iſt dieſe Zeit
auch ſchon für Nordamerika gekommen , für ein Land, daß eben ſo gut 170 Millionen ernähren könnte, als es jeßt 17 zählt, wo feit Jahrhunderten zwei Racen neben einander be:
Geſandten den Einfluß einer der mächtigſten Nationen der
ſtehen, von denen keine die andere ausſtoßen könnte , wenn ſie auch wollte. Das Verhältniß der Weißen zu den Schwarzen iſt in Nordamerita feineswegs dasſelbe, wie in Weſtindien: in Weſtindien iſt die fowarze Race durchaus der Zahl nach über:
Erde gegen fich in den Schranken fahen. So wuchs denn, wie
wiegend, die Weißen ſind beinahe nichts als die reichen Grund:
Er ichien die Regierung auf die Seite der Abtrünnigen zu
ſtellen , während die Facobiten in den Schritten des franzöſiſchen
, diedieHerzen zu erwarten Zahl der Proſelyten höherem Grade berren; die Maſſedes Polls beſteht ausSchwarzen oder Mu: in weit Jacobitenfüllte als vorber, und der unterdrüdten fide mit düſtern Befürchtungen und traurigen Ahnungen .
latten . Ganz anders in den Vereinigten Staaten. Abgeſehen davon, daß die Geſammtmaffe der Weißen gegen die Farbigen,
(S dluß folgt. )
wie 14 : 3 iſt, ſo haben die Farbigen auch nur in wenigen Staaten
Bemerkungen über die Vereinigten Staaten.
ein fleines numeriſmes Uebergewicht. In Weſtindien iſt die Emancipation in politiſcher Hinſicht bloß eine öfonomiſche Frage, ob man mit den freien Schwarzen die bisherige Cultur fort Teßen kann ; die gegenwärtige Erfahrung hat gezeigt, daß dieß nicht
Die Sf I au e n .
(Schluß.)
allenthalben, aber an ſehr vielen Orten möglich iſt, und daß
Das Verhältniß der ſchwarzen Nace in Nordamerika iſt, abgeſes hen von den geographiſchen Beziehungen , in philoſophiſcher und hi:
ſelbſt eine veränderte Culturart den Belißern feine großen Nachtheile bringt. Unter der Aegide der engliſchen Macht
1227 fcheint nun dieſe mertwurdige Umwandlung ziemlid ruhig vor: überzugehen , und die Schwierigkeit löst ſich verhältnißmäßig
ziemlich leicht. In Nordamerita ift aber die Frage ganz anders geſtellt.
Die Sklaverei iſt dort nur die Form , unter welcher, man die fowarze Race am leichteſten in Unterwürfigleit balten zu fón: nen glaubt , und die vollftändigſte Emancipation würde , wie
wir bereits bemerkt haben , die Schwierigkeit gar nicht löſen : die beiden Racen ſollen auch noch unter und mit einander le:
ben . Es iſt gar leicht und ſchön , in der. Studirſtube von der Gleichheit der Menſchenrechte ohne Rücfibt auf Farbe und Sperkommen zu reden und zu fahreiben , aber in der prattiſchen
Welt eriſtirt ein Haß der Racen gegen einander , und fein Philofoph wird ihn mit einem Beweis ſeiner Unvernünftigkeit wegdisputiren. In Nordamerika ſprichtdas Gefeß jedem Freien ohne Unterſchied der Farbe politiſche Rechte zu ; das Gefeß iſt aber nach europäiſch -philoſophiſchen und humaniſtiſchen Ideen abgefaßt, und bleibt ein todter Bugſtabe , denn fein farbiger wagt es auch nur ; feine politiſchen Rechte auszuüben. In Nordamerifa bildet fich , trop alles Firniſſes von Civiliſation, .
welche in neuerer Zeit über Suba aus Afrifa eingeführt wur: den, und deren Zahl , wenn auch nicht groß , doch nicht ganz unbeträchtlich feyn tann. Wenn ihrer aber auch einige Tau : ſend jährlich eingeführt wurden, welche Annahme beim Ver: gleich des Preiſes der Sflaven in Cuba und New-Orleans doch wohl etwas zu groß iſt ſo kämen dieſe gegen die Vermeh
rung der farbigen Nace in ſich ſelbſt ſo wenig in Anſchlag, als ießt noch in Nordamerika die Vermehrung durch Einwanderer gegen die Zunahme der eingebornen Bevölferung in Betracht tommen kann. Die Farbigen Nordamerika's find ſomit längſt Bürger des Bodens geworden , fie ſtehen dem Bozal , den in Afrika gebornen Schwarzen, bereits ziemlich ferne, und ſo ſehr eine grauſame Beſchränkung alle Mittel des Unterrichts von ihnen fern hält, ſo können ſie doch unmöglich ganz ausgeſchloſ: ten bleiben von den geiſtigen Fortſchritten , welche Amerita
macht, denn ſchon die zahlreichen Werkzeuge des gewöhnlichen täglichen Lebens, und der Umgang mit den Weißen ſelbſt mül: fen ihnen einen Ideenreichthum geben , der dem Bozal fehlt. Ob eine gewaltſame Emancipation, ein Hineinwerfen von eng liſden Negerregimentern unter dieſe gáhrende Bevölkerung et
was Anderes als vorübergehendes Unheil zur Folge haben fönnte,
erſt der Naturſtaat aus , das Bolt will fico erft als Indi: viduum , als homogene Maſſe erkennen , Por ? ſo wird das
möchten wir indeß fehr bezweifeln.
Fremdartige mit Haß und Beachtung zurüdgeſtoßen , freilich nicht von den Geiſtiggebildetern , wohl aber von der alle , die
Der aſiatiſche Urſprung der amerikaniſchen Völker.
nur ihrem Inſtinct folgt. Sobald man die Sache von dieſer Seite auffaßt, fo er: tennt man augenblidlich , weßhalb die Regierung alle Ein : miſchung in dieſe Angelegenheit, im Gefühl ihrer gänzlichen
Von einem Obriſtlieutenant Sir N. Bonnycaſtle iſt eine Schilderung der Canadad im Jahre 1841 erſdienen , welche ſich auch über die Abs kunft der amerikaniſchen Völker verbreitet. 311 einer umſtändlichen Anzeige dieſes Werks ( 1. Times vom 19 October) beißt e darüber unter
Machtloſigkeit, von fich weist. So wenig wir irgend geſonnen 0% !! & fie er : ſind, der Sklaverei und den mannichfunzo edit yeſtehen, doch wir müſſen ſo reden, zu Wort das irgend zeugt, daß die Amerikaner , als Nation betrachtet , hinſichtlich der Farbigen mehr zu beklagen als zu verbamnen find. Man fage ja
Anderm : „Im Widerſpruch mit Humboldt, Volucy und andern ſchreibt
nicht, die obige Auseinanderſeßung rep eitel, denn die Amerikaner
Beweiſe ihrer Wanderung von den öſtlichen Ufern der alten Welt. Die Zeit des Scepticismuß über dieſen Gegenſtand iſt mit den Tagen der
feyen felbſt weit entfernt, diefe Argumentation für ſich anzu:
Sir R. Bonnycaſtle den Indianern Amerika'd einen orientaliſchen Urſprung zu . Ein aufmerkſamer Beobachter fann beinahe nidt umhin , in dem .
Geficht, dem Gang und der Haltung dieſer ſtattlichen Wilden ben Stempel einer hohen aſiatiſchen Abkunft zu entdeden . Jeder Tag bäuft die
führen ; dieß mag wahr feyn, aber des herrſchenden Kaffes der
Unwiſſenheit vorüber , und das unwiderlegliche Zeugniß der Statuen,
Racen ſind ſie ſich wohl bewußt, und hierin liegt das Schwierige der Löſung. Daß im Lauf der Zeiten eine Amalgamation erfolgen muß, liegt in der Natur der Dinge, daß im untern
Altäre und Obelisken von Merico und ſeiner Nebenländer, die Tempel, Traditionen , Namen , Sitten nud Sprachen , der Gleichklang mit ägyp =
Miſſiſippithal eine ganz andere Nationalität fich bilden wird,
tifchen , phöniciſchen und andern Worten, alles ſcheint für die afiatiſche
als in Illinois und Jowa, ober gar in Maſlachuſetts und Bermont, wird tein Bernünftiger bezweifeln, und wenn gleich
Verwandtſchaft der rothen Männer der neuen Welt zu ſprechen. Die älteſten Bebauer von Merico waren wohl nicht dieſelben mit denjenigen, welche ſo glänzende Ueberreſte in der Proving Yucatan , in Central amerika und in Peru hinterlaſſen haben. Die Eriſtenz dreier verſchies
die weiße angelfächſiſche Race die berrſchende bleiben muß, To wird ſie doch im Süden faſt zum Untenntlichen modi:
ficirt werden . Dieſer nothwendige Gang der Dinge wird jeßt noch ſcheinbar durch die Beibehaltung der Stlaverei aufgehalten, geht aber dennoch fort , wie die ſteigende Zahl der Mu: latten beweist. Noch hat und fein Reifender irgend Beobachtungen mitgetheilt, in wie weit der achte Negertopus noch unter den Sklaven und freien farbigen Leuten vorherrſcht; es möchte aber kaum zu viel behauptet feon , daß der völlig reine ungemiſchte Afrifanerſtamm nicht mehr beſteht , und ſich nur
wenige Individuen finden , die nicht zum mindeſten einiges weiße Blut in ihren Adern hab.n , diejenigen ausgenommen,
Hieroglyphen und Waſſerleitungen , die Ueberreſte alter Ceremonien,
denen Racen in dieſen drei Ländern ſcheint uns jeßt faſt ein beweisbares
Factum , und wenn wir die Geſichter , die Schädel und die Zierratbeu Der alten Welt von den Nicobar - Inſeln bis Etrurien mit denen der neuen von Potoſi bis Californien vergleichen , ſo finden wir uns bes troffen von den phyſiſchen und mythologiſchen Aehnlichkeiten , welche
unbeſtreitbar auf eine alte Identität hinweiſen. Die Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten der Architektur find nicht minder auffallend. Indeß ift es eigenthümlid , daß die Wiſſenſchaften und die Civiliſation felbft in
diefen alteften Zeiten Nüdſchritte gemacht zu haben ſcheinen , und daß die älteſten Bewohner von Merico und Peru , welche die rieſenhaften
1228 Denkmäler hinterließeit, nachhistor und nach durchic eine tiefer ftehende, soch immer noch civilifirte Race verdrängt wurde.“ Dieß ftimint indeß nicht mit der Bemerkung von Stephens zuſammen , daß einige Bauwerfe in Copan z. B. noch in die Zeit der ſpaniſchen Beſigung fallen .
Naufen eines Stromol zu urtheilen , wieder ta ber näbe eines Waſſere
Chronik der Reiſen.
in den Walt, wo das Krachen der zerbrochenen Zweige ung noch in der Ferne feine eilige Flucht verfündigte. Un ein Fertfeßen der Reiſe war jeßt gar nicht mehr zu denken, denn einmal waren wir ungewiß, welcher
falls, auf einer Höhe von 2089 Metres, an der Weftfeite des Gunong Batu, wo wir ben in tegenſchwangern Wolfen verhüllten Panggurangu vor uns Tiegen ſahen . Hier ſprang ein durch unſere Annäherung aufs
geſcheuchted Rhinocerot aus einem kleinen Gebüſd auf, und floh ſūnaubend Ausflug in das Gebirge Gebe auf Java . ( Fortſetung .) Bon dieſer Vergwand nun, welche au der Dftſeite und in der Mitte am höchſten iſt, an der weſtlichen Seite aber ſich in tiefe Spalten berab
fenft und überall Spuren noch friſcher Einſtürze zeigt , ſtrömen die
Richtung wir jegt folgen müßten , und dann war die ganze Gegend ro mit Wolfen überzogen , daß wir in der Dämmerung felbft die nächften Gegenſtände nur mit Mühe unterſcheiden konnten ; auch fühlten wir uns fu ermattet , daß 'unſere Füße uns faſt den fernern Dienſt verſagten.
Fluthen des Tjifundul in mehrern Armen herunter , von welchen der öftlichfte Fall , der breiteſte, ungefähr 80 Fuß hoch und 20 Fuß breit, der weſtliche dagegen, welcher viel weniger Waſſer führt, 160 Fuß hoch
Nur das Laub des Polypodium Arboreum und einiger andern Farren gewährte uns einigen Schuß gegen den immer ſtärker werdenden Regen, bis endlich unſere Zelte antamen, von denen eines als allgemeines Nacht
iſt und fich ein viel tieferes Beden ausgehöhlt hat. Sogar in den jüd
quartier aufgeſchlagen wurde.
weſtlich gelegenen Spalten verkündigt das dumpfe Toſen des vorwärts dringenden Stromes , daß auch in dieſer Richtung der Tjifundul fich getheilt hat. Obgleich die Anſicht dieſer Waſſerfälle bei weitem nicht fo großartig iſt, als der 80 Fuß hohe Fall des Tjantang , auf dem
Daß rauhe Wetter fichien unſere inländiſchen Begleiter ganz nieber geldlagen zu haben, denn obgleich threr mehr als ſechzig bei uns waren,
hörten wir dieſen Abend feines ihrer ſonſtigen Lieblingslieder erklingen ,
Lanto Sading , befannt unter dem Namen Tjiruk Lontar , wo die ab wärts ſtrömende Waſſermaſſe über ein Amphitheater von gegliederten
und ſogar ihre Geſpräche beſtanden nur auf einzelnen Worten. Unſere Lage war auch wirklich einigermaßen bedenklid , denn da wir den ganzen Tag noch nichts genoſſen hatten md nur mit Mühe einige Feuer , um
Baſaltſäulen in ein tiefes Beden hinabgeſchleudert wird , ſo gewährten fte mir ' doch immer ein höchſt merkwürdiges Schauſpiel, und mehrere male beſuchte ich ſie mit meinen obenerwähnten Reiſegefährten. Es
ung zu erwärmen und einige Speiſen zu bereiten , brennend erhalten konnten , ſo mußte ung die Nachricht, daß kein Trinfwaffer in der Nähe
.
muß hier noch beinerkt werden , daß die hie und da mehr als 200 Fuß
zu finden ſey , hödſt unangenehm feyn ; alle unſere Nachforſchungen waren vergeblich. Die nach den Waſſerfällen abgefertigten Indianer
hohe Mauer , über welche der Strom rich herabſtürzt, größtentheils and einer feſten , in horizontaler Schichten brechenden Lavamaſſe beſteht,
fehrten mit dem Bericht zurüd , daß fie der tiefen Abgründe wegen nicht bis dahin hätten fominen tönren ; daß ihnen in der Nähe der Katarakten
.
Trappſtein ſehr einem ſchieferartigen betrifft Subſtanz was welche, iſt mit überallheißeDämpfe entgegengeſtrömt ſeyen, und daß ſogar ein kleiner, Fahl,größtentheilsjedoch iſt , dieſelbe Stellen ; andie einigen ähnlich den Waſſerfällen gegenüberliegender Bad nur heißes und ungenießbarer kleinen Pflanzen bewachſen. Außerdem findet man hier häufig Frag=
Waffir enthalte. Die Idee von heißen Waſſerfällen kam mir fabelhaft
mente von poroſer Lava und biệweilen auch Tufijtein . Schon durch den
der großen durdlöcherten dieſerwird Anblic Lavamaſſen man von Wände einer und dunkeln Ahnunghierderzufgethürmten ynlcanijden
vor , und die Noth zwang ung alſo , ung des Waſſer8 aus dem ſchlame
migen Bade deg entflobenen Rhinoceros zu bedienen , ſo ſchmußig und efelhaft es auch ſeyn mochte.
Soredendſcenen erfüllt, welche die höhern Berggegenden darbieten. Nur mit Mühe ließen meine Neijegefährten ſich bewegen , noch heute unſere Reiſe fortzuſeßen.
Unſere Träger waren nämlidh durch derr
ſchlechten ungebahuten Weg aufgchalten , und lange Zeit warteten wir vergebend auf sie zurückgebliebenen Erfriſchungen ; die Pfade der Rhino cerofje begünſtigten jedoch mehr als vorher unſere Fortſchritte. Gleich anfange hatten wir abermals einige Sümpfe zu paffiren, wo uns , die dichtverwachſenen Martensia dichotoma und andere Geſträuche ſehr hinderlich waren. Immer ſchroffer wurde nun auch das Gebirge, immer weniger üppig die Vegetation ; denn obgleich unſer Weg noch ftets durch Wälder führte , wurden doch die Stämme und die Kronen der Bäume viel dünner und lichter ; die hohe Naſamala hatte und be : reits ganz verlaſſen ; der Kimerak zeigte ſich in weniger rieſigen Dimene
ftonen; die hohe Puſpa ſtreute reichlicher ihre weißen Blüthen auf das niedrigere Gebüſch, und die Andromeda Leulokarpa, die Myrica Javanica und einige Vaccinien fingen an unſere Begleiter zu werden . Wir waren
idon einige Stunden in dem Regen fortgewandert , und mußten une, von dem immerwährenden Berganffteigen aufs hödyſte ermüdet, zu wieder : holtenmalen hinftređen , um ung zu erholen , bis auch ich , etwa um 5 Uhr , die Hoffnung verlor , in der Nähe des Kraters' anſer Nadat quartier aufſclagen zu können . Wir befander une ießt , nach dem .
Schon ſehr früh verließ ich mein feuchtes und faltes Lager, in der Abſicht, die umliegende Gegend und vor allem die ebenerwähnten Waſſer
fälle zu unterſuchen. Weld eix Contraſt zwiſden der Vegetation , die mich hier umgab , und jener , welche wir in den legten Tagen geſehen
hatten. , Alle Gewädję ſchienen hier das Ueppige der Tropenländer ver loren zu haben, und ich hätte glauben fönnen, mich in einem nordiſdheut
Walde zui befinden , wenn nicht die ganz eigenthümlichen Formen des Pflanzenreich: mich eines beffern belehrt hätten.
Dbſchon nicht arm an
Bäumen , ſind dieſe bereits unten am Stamm init Zweigen verſehen ; dichtes Roos bebedt die Stämme, und alle Zweige ſind mit gangen Schichten von Orchideen überzogen. Sogar ihre Anzahl beſchränkt ſich
anf wenige Arten , unter welchen vorzüglich einige Eidhen , die Engel hardtia Spicata, Melostoma Arborea u. f.w ., während das Polypodium Arboreum feine wie einen Schirm ausgebreiteten Blätter auf einem
nicht felten 40 Fuß hohen Stamm trågt, und die Wipfel des Rhodo dendrum Javanicum mit dichten Büſcheln von dunfelorangefarbigen großen Blumen geſchmüdt iſt. Wie geſagt , im Weſten vor ung lag der fegelförmige Gipfel der Panggurangu , deſſen Erſteigung an dieſer Seite durch tiefe Schlucten erſchwert wird. Suwarje Lavamaſſen , welche an dieſer weſtlichen Seite des Gunong Batu aufgethürmt liegen und ſich gegen den Panggurangu hiu in tiefen Abhängen verlieren , bes
grånzen hier das Bett von ſo merkwürdigen Waſſerfällen, als man in irgend einen lande findet. $ } (Fortſeßung folgt.) " ,
Di i nuen , in der Literariſch - Artifiſiteu Anfalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
1
Nr. 308.
Das
IT : OH ,
OH
.1999,1
903
Ausland .
Ein Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittliches Lebens der 4Völker 4 Movember 1841 . s
Die Stellung von Cuba. Je näher der Ausbruch eines Kampfes zwiſchen Nord amerika und England rüct, deſto wichtiger wird der Zuſtand und die Verhältniſſe der Inſel Euba. Belanntlich iſt ihre Pros duction an tropiſchen Waaren ſeit 20 Jahren unglaublich ge
ſtiegen ( ſ. Nr. 297), und Cuba verdankt dieß hauptſächlich der Einführung von Sklaven , die feit dem Jahre 1821, wo der
Vertrag zur Abſchaffung des Sllavenhandels zwiſchen Spanien und England geſchloſſen wurde, gegen 200,000 betragen haben foll. England iſt auf dieſen Flor neben der ſeit mehrern Jah:
ren geſunfenen Production auf ſeinen weſtindiſchen Jufeln ziemlich eiferſüchtig, weil dadurch der Zwed der Sklavenemancis pation mehr und mehr vereitelt wird. Man hat deßhalb ſchon mancherlei verſucht, um dieſem Sklavenhandel Einhalt zu thun, jedoch bis jekt ohne Erfolg, weil der Gouverneur von Suba ein großes Eiukommen von den eingeführten Sllaven bezieht, näinlich eine halbe Unge Gold (2 Louisd'or) vom Stopfe. Frei: lich iſt die ein unrechtmäßiges Einkommen , allein da im Durchſchnitt jährlich 10,000 Sllaven eingeführt werden, ſo macht dieß ein Nebeneinkommen von 20,000 Louisd'or jährlich, welche der Gouverneur nicht leicht aufgibt, und deßhalb alle ernſtlich
oder nicht ernſtlich gemeinten Vorſchriften der Regierung, dem Sklavenhandel Einhalt zu thun , unbeachtet bei Seite legt.
Wie feine Vorgänger, fo bandelt auch der gegenwärtige Gou.
verneur, Fürſt Anglona. Adein der Zorn der Engländer ſcheint
Sklavenhandels eingeführten Neger freizugeben . Der Hof von Madrid roll fürs erſte feine Antwort gegeben , ſondern bloß
eine Unterſuchung angeordnet haben , in wie fern die Sache überhaupt ausführbar rep. lekteres ſcheint mehr als proble: matiſch, denn einestheils iſt es durchaus unmöglich, dieſe Skla : ven zu identificiren , anderntheils wird die ſpaniſche Regierung
die Einfuhr nicht zum voraus anerkennen und ſich eines Ver: tragsbruch
ſchuldig bekennen wollen . Inſofern iſt dieſe Ein:
miſchung total eitel, fie nimmt aber alsbald eine andere Geſtalt an, ſobald ſie nur die Einleitung ſeyn ſoll , " um dem fünftigen i Sklavenhandel -- eine Forderung, der ſich die ſpaniſche Regie .
rung mit Fug nicht entziehen fann - wirtſam Einbalt ju -
thun. wil die ſpaniſche Regierung dieß mit Gewalt ausfüh = 7 ren, ſo iſt Widerſtand und endliche Trennung vom Mutterlands faſt unvermeidlich. Aber ſeit Jahren ſind eine Menge junger Leute von reichen Familien in den Vereinigten Staaten erjogela worden , und demokratiſche Regierungsanſichten , wie ſie in den Vereinigten Staaten herrſchen und ſich mit dem Beſtand der Sklaverei recht gut vertragen , verbreiten fich immer mehr. Einer Trennung vom Mutterland würde ein zweiter Schritt nothwendig folgen, nämlich der, fich den Vereinigten Staaten i
anzuſchließen , oder fe wenigſtens um Hülfe anzugehen , und bet : der Ausdehnung des Handels zwiſchen beiden Länderit, den aud- 1 gedehnten Befißungen , welche einzelne Amerikaner auf der
Inſel haben, würde eine Vereinigung unter irgend einer Forme ſchnell zu Stande kommen .
Aber die Havana iſt ein zu wichtiger Hafen , als daß ihn England im Beſiße der Vereinigten Staaten reben tönnte, und darum ſcheint man ſich bei Zeiten vorſehen zu wollen . Nicht das Mutterland roll die Unterdrüdung des Sklavenhan
dels vollziehen , ſondern es iſt davon die Rede , daß England eine fleine Flotte von Kriegsbrids und bewaffneten Schoonera in den Häfen von Havana und Matangas unterhalten ſoll, um dieſelben zu blofiren , im Fall der Sklavenhandel fortgefeßt
würde ; dieſe bloße Drohung wäre hinreichend, demſelben Ein: halt zu thun. Es iſt kein Zweifel, daß auf dieſe Weiſe dem .
nun erwacht, und es werden Anſtalten getroffen, dem Sklaven handel von Suba mit Gewalt Einhalt zu thun. Der erſte Schritt dazu beſteht darin, daß die engliſche Regierung Spanien aufgefordert hat, alle ſeit dem Vertrag zur Abſchaffung des
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Sllavenhandel wirkſam Einhalt gethan würde , allein eben damit wäre es auch mit der Herrſchaft Spaniens, fo wie mit der Unabhängigkeit Suba's zu Ende, und die Engländer waren factiſch Herren der Inſel. Ob Nordamerita dieß würde geduldig geſchehen laſſen , iſt ſehr die Frage ; frühere Ertlärungen der Vereinigten Staaten ſpreden dagegen , und in dieſem Betract
iſt eine erzwungene Einſtellung des Sllavenhandeld eine Feind: ſeligkeit gegen Amerika . Die Zeit ſcheint mit raſchen Scrit: ten heranzurüden, wo die Emancipation eine der wichtigſten
308
1230
Fragen des internationalen Rechtes wird , und die nächſte
.Haben wir nicht die Volmacht ein Weib, eine Schweſter mit
Beranlaſſung zum Kriege zwiſchen Nordamerita und England
umherzuführen , wie aud die übrigen Apoſtel und die Brüder
werden tann.
des Herrn und Repbas ." 30 fpielte auf I Timoth. 3. 2. an : ein Bifchof muß untabelhaft fepn , Eines Weibes Mann um zu hören, wie er das Wort „ Bifchof interpretiren würde. Ein Geiſtlicher aber , der gegenwärtig war , bezog es ſogleich auf ſein eigenes Kirdenamt, und ſagte, daß ſeine Amtsgenoſſen beurathen dürften .
Skizzen aus Meſopotamien. M a ro i n. ( Schluß. )
Dieſer nämliche Prieſter war einer der intereſſanteſten
Der erſte Firman, welcher den zu Aleppo refidirenden pa:
Geiſtlichen, die ich im Orient getroffen habe
einer von den
triarchen ald das Haupt der ſyriſchen Katholiken anerkannte, ließ wenigen, die einen tiefer gebenden Begriff von Religion zu die Jacobiten ohne Patriarchen , denn bis dahin hatten ſie ſich von dem abtrünnigen Patriarchen von Syrien noch nicht lod:
haben ſcheinen. Er beklagte in den wärmſten Ausdrüden die
geſagt. Dieſe Logſagung war nunmehr nothwendig geworden,
Unwiſſenheit ſeines Volfes und meinte, es ſollte einer oder der andere nach England oder Amerita geſendet werden, um ſich
und ſo wurde denn in einer Verſammlung der vornehmſten
jene Kenntniſſe zu erwerben, die unter ihnen ſelbſt nicht zu
Geiſtlichen der jacobitiſchen Kirche der Metropolitan von Mars din , Mutran Iacub, zu der Würde eines Patriarchen erhoben
erlangen reyen . Er hatte ſelbſt Luſt mit mir zu geben, wenn ſein Patrirch es erlauben würde
da ich aber nicht befugt war,
und Mardin zu ſeinem Siße beſtimmt. Nach ſeiner Erwählung
dieß Anerbieten anzunehmen , ſo bat ich den Patriarchen auch
begab er ſich nach Konſtantinopel, um durch einen Firman die Beſtätigung ſeiner Erhebung zu erhalten. Als ich dort im Frühling 1838 von Meſopotamien kommend eintraf, war er
nicht um ſeine Einwilligung. Io hatte teine Vollmacht , Bor : ſchläge zu machen und beſchränkte mich daher darauf, die An: richten über die Unterrichtung ſeines Voltes in Erfahrung zu bringen. Seine Geſinnungen waren durchaus günſtig , obgleich er von dem, was noth that, teine ſehr umfaſſende Anſchauung
noch daſelbſt, und ich machte ihm zwei Beſuche.
Er empfing
mid mit der größten Herzlichkeit und beide Male brachte ich im Geſpräche über mehrere die Chriſten in Meſopotamien be: rührende Puncte einige Stunden mit ihm zu . Er ſprach ohne Rüdhalt über jeden Gegenſtand, den ich anſchlug, und drücte
zu haben ſchien . Der perſönlichen Erſcheinung nach war der Patriarch ein
mehrmals rein Bedauern aus , daß er zur Zeit meiner Un:
ehrwürdiger Mann ; fein langer voller Bart weiß wie Schnee, und ſein Geſicht zeigte einen ernſten , obgleich nicht unange:
weſenbeit in Marbin nicht dort geweſen fer , um mir wichtigere
nehmen Ausdrud.
Dienſte zu leiſten. Wir unterhielten uns eines Breitern über
Die Anhänger der römiſchen Kirche unter den Syrern
den Zuſtand ſeines Voltes, und er erkannte mit Aufrichtigkeit
find alle eingeln und nicht im Großen befehrt worden , wie die
und Rührung die tiefe Unwiſſenheit an, welohe unter demſelben
Chaldäer, oder ſie find die Kinder von einzelnen übergetretenen
berrſcht. Wir beſprachen mit der äußerſten Unbefangenheit die
Eltern. Deßwegen hängen ſie ihrem neuen Glauben mit mehr Eifer und mehr Verſtändniß an. Sie ſind bezüglich der Be: ſonderheiten der römiſchen Kirche beffer unterrichtet und ſtren ger in Verwerfung der jacobitiſchen Keßerei bezüglich der
Mittel zu ſeiner Emporbringung, und er gab den Anſichten, welche ich aufſtellte, ſeine Beiſtimmung. Er ſchloß unſere erſte Zuſammenkunft mit einer Einladung, Mardin nach ſeiner Rüd: kunft noch einmal zu beſuchen , wo wir dann mit mehr Vor: theil über dieſe Dinge reden könnten. Bei meinem zweiten Beſuche erkundigte er ſich beſonders um die ameritaniſche biſchöfliche Kirche, als deren Prieſter ich
mich eingeführt hatte. Nie werde ich das Vergnügen vergeſſen , das er ausſprach, als wir nacheinander die Aehnlichkeiten in den äußern Einrichtungen unſrer reſpectiven Kirchen hervor: hoben. Dann fragte er nach dem Namen unſers Patriarchen,
en ,
und ich erzählte ihm von unſerm ehrwürdigen vorſißenden Biſdof. Er bat ſich ſeinen Namen und Wohnort aus, welche
er den Dolmetſch arabiſch aufichreiben und zu feinen Papieren
Perſon Chriſti. Außerdem trägt noch Anderes bei ihren Eifer rege zu halten. Ihre Anzahl iſt flein im Verhältniß zu der der reinen Syrer und ſie leben in beſtändigem Streite mit ihnen. Durch die foriſchen Katholiten von Aleppo ſtehen ſie in naher Berührung mit den lateiniſchen Katholiken und haben auch an Büchern , Roſenträngen und Bildern mehr Geſchenke von der römiſchen Kirche erhalten. In Syrien iſt übrigens die Uebereinſtimmung noch mehr verwirklicht, als in Meſopo tamien. Einige Prieſter in dieſem Lande halten ſich ſogar im Stande der Eheloſigkeit, obgleich ihnen das Recht ſich zu ver: ehelichen noch nicht verſagt wurde. Die Ehrfurcht vor der
legen ließ, wobei er ſcherzend bemerkte, es könne wohl eine Zeit lommen, wo er ihm eine brüderliche Epiſtel zuzufertigen
Kirche zu Rom iſt unter den ſyriſchen Katholiken viel tiefer,
wünſchen würde. 3d bot mich an ., eine ſolche Mittheilung zu
zu ſtellen, viel ſtärfer,
als unter den Chaldaern, und die Neigung fich ihr ganz gleich
Obgleich nun der Proſelytismus unter den Syrern nur se !im Einzelnen um ſich griff , To find doch eine beträchtliche An:
åberbringen, aber er meinte, der Briefwechſel würde auf der andern Seite fchidlicher begiunen. Er befragte mich bezüglich der Ehe unſrer Geiſtlichkeit und hatte gegen die der Biſchöfe
zahl der Convertiten über die Natur der vorgegangenen Aen:
nichts zu erinnern, ſondern half mir vielmehr noch zu einer
derung nicht beſſer unterrichtet, als die Chaldaer. Der Erg: biſchof von Moſſul hatte ſich ſelbſt dabin ausgeſprochen , daß
Beweisſtelle zu ihren Gunſten, indem er 1. Cor. 9. 5. citirte :
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die Fermane die Belehrungen am meiſten befördert hätten.
den ; wir erkennen teine Verehrer der Sonne an .“ Einige
Der Umſtand , daß die Kirche von Rom nicht unter der Bot:
von ihnen traten hierauf zum Jólam über , und wurden in Ruhe gelaſſen ; die übrigen wurden auf Befehl des Paſcha's
mäßigteit des Sultans ſtehe, batte manche auf den Gedanken geführt, daß fie unter ihrem Souße ficherer feyn würden . Sie
in die Stadt geſchleppt, und mit dem Tode bedroht , wenn ſie
wähnten, ſie würden gewiſſermaßen die Privilegien der Franken
ihren Gößendienſt nicht aufgeben würden. Durch Vermittlung
erhalten , und unter dem Schirme eines fremden Geſandten , als die Angehörigen einer fremden Kirche, würde auch ihre bürgerliche Stellung ſich zum Beſſern wenden. Dieß iſt denn auch zum Theil verwirklicht worden . Die fyriſchen Statholiten fühlen ſich erhaben über jene, von denen ſie ſich getrennt, und treten mit Selbſtvertrauen auf ; die Jacobiten aber zeigen ſich im Gegentheil voll Bangigteit , gegen frånfiſchen Einfluß zu tämpfen , und find deßwegen niedergebrüdt und furchtſam ; die
des ſyriſchen Biſchofs wurde ihnen jedoch ein kleiner Aufſchub geſtattet, und zuleßt brachte er es dahin , daß fie fich für jaco : bitiſche Chriſten erflärten. Unter dieſe ſind ſie ſeitdem gies rechnet worden , doch bilden ſie noch immer ein beſonde:
Zukunft erſcheint ihnen in den düſterſten Farben , und in der
res Volt.
Sie beſuchen den Gottesdienſt der Kirche , beobachten ihre
Feſte und ihre Faſten , taufen ihre Kinder , tragen das Ges wand der Chriſten , geben mit ihnen um , und laſſen fich von jacobitiſchen Prieſtern trauen ; doch gehen ſie mit den Syrernt
Ihat ſcheint auch der Triumph ihrer Feinde unabwendbar,
ober mit andern nicht zu ihnen Gehörigen keine Ehe ein, und
wenn ihnen nicht mächtige Einflüſſe zu Hülfe kommen. Ich ſah in Mardin am Abende nach meiner Ankunft den
nennen ſich noch immer mit ihrem alten Namen Schemſieh, während ſie die Syrer Chriſten heißen. Mein Gaſtfreund
chaldäiſchen Prälaten der Stadt ; er fam felbſt , begleitet von
ſagte mir , daß neuerlich einige von ihnen ſyriſche Katholifen zu werden wünſchten , und ſich daher an ihn gewendet hätten .
zwei Mönchen, aus Rabban Hormuzd. Dem äußeren Anſehen nach war er einer der edelſten und würdigſten Männer, die ich je geſehen habe. Er ſprach Arabiſch, und Mutrau Antun, der auf ſeinen Reiſen Türkiſch gelernt hatte , dolmetſchte für
ihn. Er beſtätigte viele der Einzelnheiten über ſein Volk , die ich ſchon gegeben habe, und ſtellte eine Menge Fragen über die neue Welt. Die Idee einer Republit ſchien ihm ſehr wider: wärtig, und er wollte nicht glauben, daß ein Volt je im Stande
rey, ſich ſelbſt zu regieren. Er fragte, ob es wahr wäre, daß der neue Herrſcher von England ein Weib rey 1, und als dieß bejaht worden , machte er Bemerkungen dazu , welche zeigten, daß er über den Punkt ganz denke, wie ein Orientale. Beide Prälaten fagten mir , daß der lateiniſche Biſchof zu
Bagdad über die einheimiſchen Kirchen feine geiſtliche Gewalt habe. Dieſe Angabe hatte mich anfangs, nach dem was ich in Bagdad über die von dieſem Biſchof erhobenen Anſprüche ge: hört hatte, überraſcht ; aber Mutran Irai, Mutran Antun und
Mutran Anatios , der chaldaiſche Erzbiſchof von Mardin , be: haupteten , er habe keine andere Autorität denn als Biſchof der Römiſch- Statholiſchen zu Bagdad.
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Er verweigerte ihnen die Aufnahme , außer mit der Bebin: gung, daß ſie auf ihre Eigenheiten verzichten , und ſich mit ſei: nem Volke verheurathen würden . Dazu wollten ſie ſich nicht verſtehen , da ſie eine eigene Race , und ihre Sitten und Ge bräuche von denen der Chriſten verſchieden reven ; hienach blieb
es denn , da der Biſchof auf der geſtellten Bedingung bebarrte, beim Alten. Ihre Sprache iſt die arabiſche, und man ſagt, fie üben im Geheimen noch mehrere ihrer alten Gebräude. zu ihren Begräbniſſen rufen ſie einen Prieſter, der, wenn er reine
Gebete über den Leichnam geſprochen hat , wieder entlaſſen wird, worauf ſie gewiſſe beſondere Ceremonien verrichten , zu denen fein Fremder Zutritt hat. Auch feiern ſie jährlich ein großes Feſt, wobei eine Art von Stuchen gemacht wird , und Alle fich verſamıneln , um ſich zu erheitern und zu erluſtigen .
Der Kuchen wird dann in die Mitte des Zimmers geſtellt, und nachdem die Lichter plößlich ausgelöſcht worden , fallen ſie Alle darüber her , und raufen ſich um die Stüđe ; dieß aber und alle die abſonderlichen Gebräuche, welche man ihnen zu: ſchreibt , läugnen ſie ab. Niebuhr ſagt, ſie kehren ſich beim
Die muſelmänniſche Bevölferung von Mardin iſt ein Ge:
Gebet gegen die Sonne, bauen ihre Häuſer mit der Thüre ge:
miſch von Arabern und Kurden , doch bilden die lekteren die
gen Dſten , raufen den Verſtorbenen die Haare aus , und legen doch konnte ich davon ihnen zwei Ducaten in den Mund
Mehrzahl. Die Sprache der Stadt iſt Arabiſch ; Curtiſch ſchien nur von Wenigen geſprochen zu werden . Die Muſelmänner haben acht Moſcheen und zwei Medreſſehs , wovon einige hüb
nichts hören. Sie zählen ungefähr hundert Familien , und le ben größtentheils in einem beſonderen Quartiere beiſammen .
ſche ſteinerne Gebäude ſind. Uebrigens findet ſich in Mardin eine beſondere Secte, welche der Erwähnung werth iſt, da fie,
einige Familien zu Diarbekir abgerechnet, nur in dieſem Orte vorkommt ; man nennt ſie Schemſieh , welches Wort Anbeter der Sonne bedeutet.
Huano.
Sie wohnten früher in einem Dorfe bei
In der Mitte Dctobers lief ein belgiſches Schiff von der Inſel Chinca
Mardin , und hatten damals freie Religionsübung . Ungefähr
(13º S. B. 78° L.) in Antwerpen ein und brachte von dort eine volle
vor 75 Jahren ſchickte aber der Paſcha von Mardin Reute aus, um ſich nach der Beſchaffenheit ihres Glaubens und ihrer Got:
Ladung Huano mit. Dieß iſt eine ſtark riechende, gelblich ausſehende, trođene Maſſe , die man namentlich als eine Art Dünger zur Cultur
tesverehrung zu erkundigen. Sie gaben zur Antwort, fie repen
von Pflanzen benußt. Man findet ſie auf der Inſel Chinca, wo der Bo
Schemſieh, worauf der Paſcha erwiederte : „Wir wiſſen nichts von einer ſolchen Religion ; repd moslem , Chriſten oder zu :
den allenthalben damit bedeckt iſt und wo ſie mit der Steinhaue abgelöst wird. In England macht ſie ſchon ſeit einiger Zeit einen nicht unwich
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tigen Handelbartifel aus, von welchem jährlich mehrere ladungen zu hohen
Wafſero entſteht. Einer ſehr merkwürdigeu Erſcheinung der Vegetation
Die Inſel Chinca iſt unbewohnt , und von der peruaniſchen Regierung einer engliſchen Compagnie überlaſſen worden, welche fremde Schiffe mit dem genannten Artifel verſieht.
muß ich hier noch erwähneu ; ein Theil der Abhänge, über welche dag
Preifen verkauft werden .
heiße Waffer herabftrömt, iſt mit einer mehrere Fuß diden gäbeu Sub= ' ftanz bebedt , welche ihr Daſeyn wahrſcheinlich einer Art von Ulva ver danft. Nur an der Oberfläche läßt fich auf derſelben ein ſehr zartes, grünet, gallertähnliches Gewebe wahrnehmen , welches mit der Zeit zu einer gähen , weißen Maffe erhärtet, weder Geruch noch Geſchmad hat und fich im Wafſer nicht auflöſen läßt. Meine inländiſchen Bedienten ineinten , es ſehe auf wie gekochter Fijd , und wahrlid ich weiß dieſe Subſtanz mit nicht beſſer zu vergleichen. .
.
Chronik der Meiſen. Audflug in das Gebirge Gede auf Java. (Fortſeßung .)
Nur mit Leben@gefahr läßt man ſich über dieſe Maſſen herunter gleiten , zwiſchen welchen heiße Dämpfe aufſteigen , wodurch die Tem peratur merklich erhöht wird . Iekt liegen die Waſſerfälle vor mir, allein dag laute Toſen der ſchäumenden Wellen , der ungewohnte Ein drud der wie ein weißer Nebel aufſteigenden heißen Waſſersämpfe, und nod mehr das ganz unerwartete Schauſpiel, welches mau hier genießt, betäubteu mich anfang zu ſehr , als daß ich mich ſogleid hätte ent ſchließen können , etwas darüber aufzuſchreiben.
Dieſe Waſſerfälle , aus drei Armen beſtehend , von welchen zwei nach Südoſt und der dritte ſtärfere nach Südweſt fließen, ſtürzen fich in mehrern Abjäßen herunter, und eilen, nachdem ſie fich wieder vereinigt, wie ein ſchäumender Strom in nordweſtlicher Richtung fort. Was hier vorzüglid Staunen erregt , iſt weniger die anſehnliche Höhe der
Katarakten, welche über 200 Fuß beträgt , als die ungeheure Maſſe heißen Waſſers, welche hier unaufhörlich abfließt, da der ſüdweſtliche
Arm allein faſt 25 F116 breit iſt. Auch der Urſprung dieſer Fälle iſt höchſt merkwürdig , deun obgleich ein heißer Bach denſelben einen Theil ſeines Waſſers zujührt, ſo entquillt doch ein großer Theil desſelben aus den Felſenmaſſen an derſelben Stelle , wo es lindy herabſtürzt, und wird hie und da mit Gewalt zwiſchen den Felſen heraufgetrieben. Dieſes bemerft man unter Anderm deutlich oben an den Waſſerfällen , wo die Temperatur des Waſſer & 126 bis 128° F. beträgt , da hingegen der Bach oberhalb der Fälle bei einer Luftwärme von 68° F. nur 102° F. und an dem Rande, wo ſich ebenfalls Quellen befinden, 116° hat. Und mit welden ſchönen Gewächſen hat die Natur hier die Abhänge neben den Kataraften geſchmüdt! Neue Kräfte ſcheint fie hier durch den erwär menden Dampf der heißen Gewäſſer der Puſpa verliehen zu haben. Stolz erhebt der Baumfarrn ſeinen Gipfel in die Wolfen. Die ſpöne Laurus Citrata , deren Minde ein nervenſtärfendes Mittel verſchafft, jah
ich nirgende fo herrlich gewachſen , als hier an den erwärmten Ufern , und die Gunnera erosa und Marumia debilis ſcheinen faſt ausſchließlich in dem heißen Schlamm fortzufommen, da ich dieſe beiden Pflanzen nur hier und mehr nördlid an den ſteilen Wänden eines wahrſcheinlich er
loſchenen Kratere gefunden habe. Sogar die Vögel der Umgegend, von der Wärme herbeigelodt , beleben in den Morgenſtunden dieſen ſchauer
Man hat von hier auf eine herrliche Ausſicht auf den brauſender
Strom , welcher häufig durch die aufſteigenden Dämpfe dem Blick ent zogen wird , je nachdem der Wind dieſelben vertreibt oder auf das Bett dc8 Fluſſes zurüdwirft. Daß Geräuíd des Waſſers, welches fidh an den im Strombett zerſtreuten Felſen ſchäumend brist , vermiſcht fich hier noch mit dem dumpfern Toren eine& mehr nordweſtlich gelegenen, von dem Ejifundul gebildeten Waſſerfalls. Iroß aller Bedeutlichkeiten meiner inländiſchen Begleiter, entſchloß ich mich dem Lauf ded warmen Stromer zu folgen, um auch den dortigen
Fall zu beſuchen. Nur pon einigen wenigen meiner Bedienten begleitet, erreichte ich glüdlich die gegenüberliegende Seite , und befand mich all bald auf einem Plateau , welches vor einer faſt halbrunden ſenkrechteir
Mauer gleichſam eingeſchloſſen iſt. Auf dem jüdlichen Hintergrunde iſt dieſe Wand von den obigen þeißen Waſſerfällen durchbrochen , deren dampfendes Waſſer aus dem dichten Geſträuch hervorſtıömt und ſich an der weſtliden Mauer mit dem Tjifundul voreinigt. Dieſer Fluß , welcher an der ſüdweſtliden Seite des Panggurangu entſpringt , bildet auch hier , nachdem er ſich in ſeinein frühern lauf bereits in mehrern Kataraften herabwälzte , einen nicht unbedeutenden Fall von beiläufig 80 Fuß Höhe an der ſüdweſtlichen ſteilen Want. Staunend ruhten auch hier meine Blide auf dieſer ausgedehnten , nur
mit niedrigem Geſträuch bewachſenen Ebene und auf der ſchroffen Felſen wand .
Und wenn ich ſchon früher in jenem Thal , wo der Tjifundul
ſich in mehrern Armen herunterſtürzt, mich der Gedankeng an vulcaniſche Ausbrüche nicht hatte erwehren können , ſo regte ſich derſelbe nunmehr mit doppelter Kraft. Denn auf welche andere Art , als durch vorüber
gehende Eruptionen ſollten dieſe baſaltijden Wände die Geſtalt erhalten haben , in welcher wir diefelben vor und ſehen ? jenen faſt cirfelrunden Umfang, welcher den meiſten unſerer Krater eigen iſt ? Schon die Lage dieſer in Amphitheaterform an der Nordſeite Ses Gebirgs liegenden Nings mauern ſcheint ſolches anzudeuten , indem ſelbſt der große , noc bren: nende Krater in derſelben Richtung auf dem obern Gipfel dieſes Vulcans gebildet iſt , und idy glaube , taß die Lage der heißen Ratarafte sicje
Vermuthung faſt zur Gewißheit bringt. (Fortfeßung folgt.)
lichen Ort mit ihrem Geſang.
Ehe ich den Urſprung des warmen Baches oberhalb der Kataraften aufſucte, ließ ich an der Oſtſeite des Gunong Batu einen Weg bahnen, um unter dem Vereinigungepunft der drei Arme die Temperatur des Waſſerø zu unterſuchen.
Dieſe beträgt daſelbſt noch 100° F.; das Waſſer
iſt hier noch , wie an dem Uitſprung , geruchlos; der Geſchmad iſt fade durch die Menge der in demſelben aufgelösten Kalferde. An den Ufern findet man lagen von Eiſenođer , welcher vielleicht mehr auf der Aufs löſung der baſaltiſchen Lava , ale aus der Zertheilung deb warmen
Das alte Quantovicum.
Im Departement Pas de Calais
werden auf der Stelle , wo dieſe alte Stadt Rand, au &gedehnte Nach forſchungen angeſtellt , um die Spuren derſelben zu entdeden . Man fand aud Refte von Häuſern , römiſche Münzen u . dgl. , ſo wie eine Menge Aſche ,. worauf man foließen will , daß die Stadt durch Feuer .
zerſtört wurde. Alled trägt einen entſchieden römiſchen Charakter , und
erſt hinter Etaples findet man wieder galliſche Münzen. (Litt. Gaz, vom 16 October.)
M uden, in der Literariſch - Artiſtijden Anſtalt der 3. O. Gott a 'ichen Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 309.
A usla n d .
Da18 s Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 5 November 1841 .
Ceremonien und fefte der griechiſch -ruſſiſchen Kirche.
tern das Recht , den Kaiſer zum Gevatter zu bitten 1, welcher es dann ſelten abſchlägt, und der ohne Zweifel im ganzen
Man müßte in ſo großer Noth ſeyn , wie ein armer ruſſi:
Reiche mehr Kinder zu ſeinen Pathen hat , als irgend einer
ſcher Seminariſt, der gern Pope werden will , oder eine Luſt
feiner Unterthanen .
an müßigen Seremonien finden, wie mancher griechiſch-ruſſiſche Chriſt, der des Kirchengehend nicht ſatt wird , wenn man Ver:
Der Prieſter beginnt die Taufhandlung im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geiſtes , und mit einem
langen tragen rollte, alle die verſchiedenen gottesdienſtlichen Handlungen fennen zu lernen , welche die Phantaſie der Prie ſter und des Volfs für die ſämmtlichen 365 Heiligen des Jah res und zur Verzierung aller der jahlreichen intereſſanten Mo : mente eines fiebzigjährigen Menſchenlebens von der Geburt bis zum Tode erſonnen hat. Es iſt aber nur die Neugierde
Gebete, welches für die heilige Handlung paßt. Da das Kind, fo lange es noch nicht getauft iſt, als Heide, und als ſolcher mithin als ein Unterthan des böſen Geiſtes
eines allgemein gebildeten Mannes vonnöthen , um doch auch mit Intereſſe von den ruſſiſchen Kirchenceremonien , bei denen
,, ſprich dich vom Teufel los !"
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fich des Verſtändigen und des Phantaſtiſchen , des Bedeutungs: vollen und des Sonderbaren 10 viel durcheinander gemiſcht fin : det, wenigſtens Einiges zu hören , von dem man alsdann auch auf das Andere und auf den Geiſt des Ganzen ſchließen könne. Wir greifen Saher hier nur einiges des uns darüber näher
betrachtet wird , ſo iſt das Erſte, womit der Prieſter ſich an das Kind wendet , eine Bitte , daß es dem Neiche des Böſen entſagen inöge. „ Atrckaissæ a diawola ! “ redet er es an ; Da das Kind dieß natürlich
weder verſteht noch beantworten fann, ſo antworten die Tauf eltern für das Kleine und ſprechen : „Ich thue es !" Alsdann ' und dieß iſt ſonderbar anzuſehen
ſpeit der Prieſter hins
ter ſich, und ebenſo fpeien alle Anweſenden hinter ſich, was dann bedeuten ſoll, daß ſie dem wegfahrenden Teufel nachſpeien . Damit ſchließt dann der erſte Hauptact der Taufe.
Bekanntgewordenen heraus, und beginnen – wie das Leben –
Als Zwiſchenact liest der Prieſter wieder ein Gebet, und
mit der Geburt , oder vielmehr mit der ihr unmittelbar nachfolgenden
wenn er Sänger mitgebracht hat, fingen dieſe dazu. Das Kind
-
Taufe. : Dieſe kirchliche Handlung folgt nach dem griechiſchen Ritus
gewöhnlich der Geburt ſo ſchnell , daß die Mutter nicht dabei
befindet ſich während deſſen einige Augenblice in einem ganz neutralen Zuſtande, und es iſt eigentlich ſchwer zu ſagen , wel: chem Reiche denn nun ſeine Seele angehöre. Die böſen Geis
ſter haben es bereits verlaſſen , aber die guten haben noch nicht davon Beſik genommen . Nach dem Gebete folgt nun die eigentliche Taufe, jedoch
zugegen Teyn kann, und da vom Vater angenommen wird, daß er bei ſeiner Frau fey, ſie zu tröſten und zu pflegen , ſo iſt es
zuvor noch ein feierlicher Umzug um das Taufbeden herum,
ſogar geſebliche Gewohnheit geworden , daß beide Eltern der Taufe ihres Kindes nicht beiwohnen. An ihre Stelle tritt
wobei die Prieſter und die Taufeltern mit dem Kinde voran geben und alle andern nachfolgen . Dieſer llngang wird drei
eine Freundin und ein Freund als Taufvater und Taufmutter. Außer ihnen befinden ſich dann noch die Gevattern dabei, meh rere Taufzeugen und viele ſonſtige eingeladene Gönner und Bekannte. Zum Taufpathen wählt man gewöhnlich einen ho ben Gönner ; viele Vornehme bitten ſelbſt den Kaiſer und die Kaiſerin 30.Gevattern. Sind dieſe vielleicht zufällig auf der Reiſe an einem Orte zugegen , in deſſen Ringmauern während ihrer Anweſenheit ein Kind geboren wurde , fo haben jene EI:
mal wiederholt, einmal im Namen des Vaters, das zweitemal im Namen des Sohnes u. ſ. w. Darauf weiht der Prieſter das Waſſer, ſpricht darüber einen Segen und legt ein metalle
nes Kreuz hinein, das recht hell das ganze Waſſer durchſtrahlt. Nun erſt nimmt er das Kind und taucht es dreimal ganz in
das Waffer unter , wiederum im Namen des Vaters u. ſ. w., und ſpricht dabei das, was er thut, aus, indem er ihm zugleich den ihm beſtimmten Namen gibt.
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ihnen die Wahl ſchwer wird, den , den ihnen der Zufall zu: führt. Die Dauern dürfen in einigen Gegenden nur den Bei-
erfahren fönnen , welche Bedeutung dieſem Haarſchneiden zum Grunde liegt. Das Haar wird entweder ſo ohne weiteres, oder auch mit etwas Wachs zu einem fleinen Ball zuſammen: geflebt , in das Waſſer des Taufbedens geworfen , und dann endlich noch ein Mal zum völligen Schluß gebetet und ge
ligen des Tauftages nehmen ; in andern dürfen ſie unter allen
fungen.
Mit der Wahl dieſes Namens verhält es ſich in verſchie:
denen Gegenden Rußlands ſehr verſchieden . Die Vornehmen wählen freilich immer den Namen, der ihnen gefällt, oder wenn
den Heiligen Namen wählen, die acht Tage vor und acht Tage Wieder in andern Gegenden beſtimmt der Prieſter den Namen, und dieß iſt wohl überhaupt
nach der Geburt vorkommen .
der häufigſte Fall, weil er doch immer bei der Wahl zu Rathe gezogen wird. Uebrigens iſt noch zu bemerken, daß alle Ruſſen nur einen einzigen und nie mehrere Namen haben und haben können. Dieß rührt von der Vorſtellung her, daß jeder Name ſeinen Vorſteher im Himmel hat, der zugleich der Schußengel aller derer iſt, die dieſen Namen führen . Unmöglich fann alſo
Jemand zwei Namen haben , da er nicht zweien Schußengeln zugleich angehören, d. 5. zweien Herren zugleich dienen fann. Nach dem dritten Untertauchen iſt das Kind nun ein
Die Meiſe.
Eines der allermerkwürdigſten Schauſpiele, welche die ruſ fiſche Kirche bietet , iſt der ſonntägliche und auch ſouſt an allen
andern Feiertagen dem beſonderen Gottesdienſte des Tages voraufgehende allgemeine Gottesdienſt,“ die „gewöhnliche Meſſe " mit der Ertheilung des Heiligen Abendmahls verbunden. Da
dieſe Meſſe das Hauptſtück des ganzen Gottesdienſtes von über 5.0 Mill. Menſchen ausmacht, und da ſie ſo äußerſt viel Cha rakteriſtiſches für dieſe Menſchen enthält, ſo wollen wir es ver: ſuchen , von ihr eine getreue Darſtellung zu geben . Vorſchriftmäßig zerfällt die Liturgie der ruſſiſchen Meſſe
Chriſt geworden und wird ſogleich, damit ſolches auch ſichtbar
in drei Theile : in die „ Vorbereitung “ durch Gebet und Bibels
werde und ſichtbar bleibe, mit einem kleinen metallenen Kreuzchen verſehen, das der Prieſter ihm mit einem ſchwarzen Bänd: chen um den Hals hängt, und das er nun ſein ganzes übriges
leſung, nebſt der Zubereitung des Brodes und Weines, – in
1
wieder mit Hemdchen und Häubchen bekleidet und nun wie zuvor in Proceſſion dreimal ums Taufbecken herumgetragen,
und in die die „ Verwandlung “ des Brodes und Weines , „ Vertheilung“ und den „ Genuß desſelben“ nebſt Schlußgebete. So einfach und leidt dieß Alles vollbracht werden zu fön: nen ſcheint, ſo ungemein ſchwer haben es ſich die Prieſter durch eine Menge Zufäße gemacht , und ſo bunt und lang gedehnt
jedoch mit dem Unterſchiede, daß es bei der erſten Proceſſion
erſcheint durch Ausarbeitung des Details das Ganze , der Art,
Leben als Amulet auf der Bruſt bewahrt.
Darauf wird es
nur in den Klöſtern daß eine vollſtändige Melle, wie ſie indeß die Taufmutter, bei der zweiten der Taufvater trägt, und ferner, von den müßigen Mönchen abgehalten wird, ihre vier bis fün
daß bei dieſer zweiten Proceſſion brennende Lichter vorausge
tragen werden, deren Flamine überall in den ruſſiſchen Kirchen
Stunden dauert. In den gewöhnlichen Kirchen , wo Manches
den heiligen Geiſt repräſentirt. Sie konnte daher auch nur
abgekürzt und beeilt wird , dauert ſie aber auch noch zwei bis
erſt auflodernt, nachdem das Kind von dieſem durchdrungen. Der Täufling iſt freilich nun im Allgemeinen geweiht,
drei lange Stunden.
jedoch bedarf es noch einer ſpeciellen Einweihung und Stärkung
Vorbereitung .
fürs Leben. Es werden ihm daher noch beſonders verſchiedene
Wenn die Gemeinde vor der Galerie des Allerheiligſten
• Theile ſeines Körpers, die Augen, die Ohren, der Mund, die Stirn, die Hände mit einem heiligen Dele , dem ſogenannten
verſammelt ſteht , und die Stunde des Anfangs gekommen iſt, tritt zunächſt ein Diacon ( nächſter Prieſtergrad unter dem Po
„Mir," eingerieben. Der Prieſter macht auf jeden Körper- pen) aus einer der beiden Seitenthüren des Ikonoſtaſes (der theil mit dieſem Mir vermittelſt eines Pinſels das Zeichen des Kreuges und ſpricht dabei die Worte : „Zur Heiligung deines
das Allerheiligſte von der übrigen Kirche abſondernden Bilder wand) hervor , ſtellt ſich mitten vor die während der ganzen
Verſtandes, deines Herzens und deiner ganzen geiſtigen Kraft ; Vorbereitung verſchloſſenen königlichen Pforten des Ikonoſtaſes, damit deine Ohren und Augen nichts Böſes einlaſſen , damit dein Mund nur Chriſtliches auslaſſe 1, damit deine Hände nur Gutes thun, und damit deine Füße immer auf dem Pfade der Tugend bleiben mögen ."
Das heilige Tauföl, das Mir, das allen dieſen ſchweren
das Geſicht gegen die Zuſchauer gewandt, und mit der linken Hand ein langes , breites , goldgeſtiktes Vand , welches ihm über die Schulter herabhängt , an dem einen Zipfel ergrei fend, und hoch empor haltend , ruft er aus : „daß im Na: men des Vaters , des Sohnes und des heiligen Geiſtes der Gottesdienſt beginne."
Man
nimmt immer ei:
Anforderungen entſprechen ſoll, iſt freilich aber auch fein gewöhnliches Del. Es wird dasſelbe für den größten Theil von
nen in Figur und Stimme vollkommenen Praeco zu dieſer
Rußland in der kleinen Kirche des alten Patriarchenhauſes in
Ausrufung , wo möglich einen Rieſen mit einem erſchütternden
Moskau bereitet, und außerdem nur noch in der Kathedrale Baffe, der die Anfündigung überlaut in die Kirche hineinruft. von Kiew,
er
Gleich nach der Eröffnung fündigt der Herold , in derſelben
Man könnte nun den kleinen Chriſten wohl entlaſſen, allein maleriſchen Stellung mit hoch erhobener Hand verharrend, auch muß nothwendig zuvor noch etwas Haar laſſen . An vier an, im Namen welcher Perſonen man jeßt das Brod zur Be
Stellen ſeines Häuptchens ſchneidet ihm nämlich der Prieſter freuza
gehung der heiligen Handlung ſchneide. Er ſpricht mit Donner:
weiſe etwas von ſeinem Seidenhaar ab; ich habe aber leider nicht ſtimme: „ Im Namen unſers Herrn und allergnädigſten Kaiſers
1235
Nicolaus Pamplowitſch ! Im Namen unſrer Kaiſerin Alerandra
Feodorowna! Im Namen des ganzen taiſerlichen Hauſes! des Staats ! des Militärs ! des Civils ! Im Namen aller recht: gläubigen Chriſten und unſerer ganzen chriſtlichen Brüderſchaft “ „(wsse prawoslawije Christiane i wsei ssobratiü nasche).“ aber unſichtbar Während deſſen gießt der Prieſter ſelber hinter der Bilderwand auf einem kleinen zur Seite des -
Altars ſtehenden Tiſche den Wein in den Becher, gerichneidet das Brod in kleine Stüdchen und ſchüttet es auf einen ſilber: nen Leller.
Darauf nun wird das Evangelium hervorgetragen , eben falls aus einer der Nebenthüren. Der Diacon , von einigen dienenden Diatſchofs gefolgt, hält es hoch empor, indem er es nur noch an der unteren Kante mit der Stirne berührt. Er
tüßt es, und legt es auf ein Pult nieder , das in der Kirche mitten vor den föniglichen Thüren ſteht. Dieſe Procedur iſt Teine leichte Arbeit, da die Bibeln der ruſſiſchen Kirchen immer ungemein groß und ſchwer find. Auf dem Kreml in Moskau gibt es Bibeln , die der Art mit Edelſteinen , Silber - und Goldſchmud beladen ſind, daß zwei Prieſter oft nicht hinreichen,
Eine zweiköpfige Schlange. Doppelgeburten hat man bekanntlich ſchon bei vielen Säugethiereu gefunden , und auch bei Menſchen iſt dieſe Erſcheinung, wenn wir auch die beiden flameſiſchen Zwillinge nicht erwähnen wollen , nicht ganz .
ſelten ; eines der bewährteſten und befannteſten Beiſpiele iſt die Rittar Chriſtina. Unſicherer find die Belege unter den Faltblütigen Thieren. Ein Hr. Silly fand (dem Echo du Monde Savant vom 23 October
zufolge) eine zweitöpfige Schlange lebend , ſie iſt aber feitdem crepirt, und er iſt geneigt , das Thier an die franzöfiſche Afademie der Wiſſen Nach ſeiner Angabe waren die Bewegungen der
fchaften einzuſenden .
beiden Köpfe gleichzeitig, aber das rechte Auge des einen Kopfes und bas linfe des andern waren blind. Wenn alles fich ſo verhält , wie Hr. Silly behauptet , und man hat bis ießt durchaus feinen Grund an ſeiner Wahrheitsliebe zu zweifeln , fo fann die anatomiſche Unterſuchung der Thieret zu ſehr intereſſanten Forſchungen führen.
Chronik der Reiſen. Ausflug in das Gebirge Gede auf Java.
ſie zu tragen. Kraftvolle Diacone reßen dann etwas darein, A1s fie dennoch allein ohne Beihülfe zu übernehmen. dann liest einer der Geiſtlichen aus dem Evangelium einen endloſen Abſchnitt vor. Dieß Leſen , was man nun eigentlich für das Gedeihlichſte halten ſollte , iſt aber ein ſo raſches Ge:
( Fortſeßung .) Aus dieſem Thal , welches ganz den Charakter eines erloſchenen Kraters hat , erſtieg ich wieder die nördlichen Schluchten zur Seite der Waſſerfälle und ging an dem warmen Bach hinauf. Bemerkenswerth
plapper, daß die Leute dabei aller Augenblice außer Athem
iſt, daß das Waſſer dieſes Baches an einigen Stellen, vorzüglich in der Nähe der Waſſerfälle, hydrogenhaltige Dämpfe entwidelt, während es
tommen, und kein Menſch ein Wort davon verſteht , während die ins Auge fallenden Handlungen , welche weiter gar keinen Sinn haben , die Anlündigung , das Heraustragen der Bibel,
das Deffnen und Schließen der Thüre u. ſ. w. mit der male: riſcheſten und pomphafteſten Langſamkeit vorgenommen werden. - Ich bemerkte dieß ein Mal einem Prieſter, und fragte ihn, warum man ſo raſend ſchnell leſe ? „Ach, Väterchen," antwor: tete er , „wir müſſen wohl eilen, es iſt ſo viel zu thun , wir würden ja in einem halben Tag nicht fertig .“ Der Leſer wird häufig von dem Sängerchor unterbrochen mit den beſtän dig wiederholten Worten : „ Gospodi pomilui!“ (Herr , er:
barme dich !) Doch läßt man ſich dieſe Unterbrechung , die, wenn auch eintönig, doch immer ſehr harmoniſch iſt, noch ſo ziemlich gefallen. Unangenehmer iſt es, wenn der leſende Prie
an andern Stellen gar keinen Geruch hat, und dabei , je mehr man fich der Quelle nähert , an Wärme verliert. Dieſe Quelle liegt noch weiter
ſüdlich an dem Gunong Batu , zwiſchen dem Gede und Panggurangu, wo das bis auf 86 — 87° erwärmte Waſſer gleichfalls mit einiger Ge walt aus den Felſen hervorſprudelt, und darauf mit einer nordweſtlichen
Biegung über abſchüſſige Felſenmaſſen fließt, welche mit einer Schicht von Kalferde bedeckt ſind , wodurch das Waſſer wie Milch gefärbt wird. Wir bießen bei dem Fortſeßen unſerer Wanderung die mehrerwähnten .
Katarakten weſtlich liegen , näherten uns , indem wir über große Lavas maſſen wegkrochen , dein warmen Bad ), welchen wir durchwateten , und
erſtiegen nun die mit Quercus pruinosa bewachſenen Anhöhen , unter deren Schatten wir ausruhten . Nach langem Klettern durch dichtes Geſtrüppe erreichten wir endlich sie nördliche Vormauer des Kraters.
ſter ſich ſelber zuweilen mit dem „ Gospodi pomilui!“ unter
Welch ein Anblick ! Aus dem Wald tretend liegt vor uns ein kleines
bricht; denn er ſpricht es oft dreißig bis vierzig Mal in Einem
Thal (Kandang Badaf) , welches im Süden durch die nördlichen wüften Abhänge des rauchenden Kraters begränzt wird. Mehr als 1000 Fuß hoch iſt dieſe Seite des Gebirg8 wie in eine große halbrunde Fläche
Athemzuge hinter einander.
Während dieß vor dem 3fonoſtaſe in der Kirche vor ſich geht, iſt der Oberprieſter , welcher eigentlich das Ganze leitet, beſtändig am Altare geheimnißvoll beſchäftigt mit allerlei nicht
deutlich erkennbaren Zurüſtungen . Da die großen königlichen Thüren des Ikonoſtaſe's immer von durchbrochener Arbeit ſind, und hinter ihnen nur ein duftiger , halb durchſichtiger Schleier herabhängt, ſo ſieht man den Oberprieſter ftets geſchäftig hin: und herweben , und die Bühne iſt wie die Action gleichſam eine gedoppelte , eine offenbare , und eine halb verhüllte. Sit die Sache endlich reif , iſt der Guß bereit , fo eröffnet ſich der zweite Act.
( Fortſeßung folgt. )
.
abgeriſſen , deren nordöſtliche Spiße , der Gunong Sella (wegen ſeiner fattelähnlichen Form ſo genannt) , wie eine Ruine der großen Krater wand daſteht, während hingegen die weſtliche Seite von der Verlängerung der nordwärts abſteigenden Kratermauer gebildet wird. Der Zwiſchenraum zwiſchen dieſen Kraterwänden iſt , beſonders au
der Oſtſeite, vielfach ausgezađt. Schwarze Steinmaſſen, welche dort an manchen Stellen 20 Fuß hervorragen , geben dieſen Wänden ein wüfteg Anſehen , welches noch erhöht wird , indem oben in der Mitte dieſes
Halbcirkel& die vulcaniſchen Eingeweide durch ſpätere Einſtürze der atmoſphäriſden Einwirkung bloßgegeben find. Aus dem in fteter Auf löſung begriffenen Geſtein ſteigen unaufhaltſam dwefelhaltige Waffers
1236 dämpfe Herauf ; auch beißes Waſſer, welches bei Regengüſſen zu einem kleinen Bach anwächst , ſtrömt in das Thal hinab, und führt demſelben die von den ſchwefeligen Dämpfen aufgelöste weiße Erde in fo großer Menge zu , daß der Boden von Randang Babat damit wie mit einer Eiefruſte bedeckt iſt.
Es iſt jedoch nicht bloß dieſer nördliche ſpärlich mit Sträuchern bewachſene Abhang , welcher dieſem Ort ein dauerliches Anſehen gibt ; auch ſind es nicht die zahlreichen Einſtürze unter dem verbrödelten Rand
des Kratert , welche durch den hoch aufſteigenden Rauch das Bild der Zerſtörung noch mehr verdunkeln ; es iſt vielmehr ein von dem Gunong Sella nordöflich auslaufender Rüden von aufgethürmten Baſaltmaſſen, welche, durch keine Erde verbunden, mit dürren Flechten und Moog bededt, nur hin und wieder einen verkrüppelten Strauch tragen. Wunderlich contraſtirt dieſer Arm des Gunong Batu mit den an
der Weſtſeite von Kandang Badak liegenden Bergen und mit dem Pang gurangu ; denn während die Vegetation auf jenen fowarzen den Eins geweiden der Erde entrüdten Steinmaſſen nur die erſten Spuren ihrer Zeugungskraft offenbart , prangt ſie an der andern Seite bereits in dem Schmud des Frühlings . Doch iſt auch dieſe Gegend noch arm an Ge
wächſen , und zwar nicht nur des ſteinigen Bodens , der hohen Lage des Gebirgs und damit verbundenen niedrigen Temperatur wegen , ſondern
Die Unterſuchung berſelben wird durch die tiefer Spalten , die aufftets genden Dämpfe und den ſtark erhißten Boden ſehr erſchwert. Mart erkennt jedod deutlich die horizontale Lage der baſaltiſchen Schichten , welche bisweilen eine ſchiefe Richtung annehmen , und in der Länge von tiefern , aber unregelmäßigen Spalten durchfreuzt werden . Mit lautem Ziſchen bringen aus allen dieſen Deffnungen dichte Dämpfe hervor, welche einen hochgelben ſublimirten Schwefel niederſchlagen , oder durch ihre Vermiſchung mit Orygenium ſich zu Acidum Sulphurosum oder Acidum
Sulphuricum verbinden , wodurch der Felfen allmählich ausgebeizt und jerſeßt wird.
Von folchen aufgelösten ſulphuriſden Steinmaſſen bes.
finden ſich bedeutende Schichten in dieſen Vertiefungen. Sie bilden eine ſchmußige, weiße, feuchte, beim Anfühlen weiche Maſſe, welche größten theils aus Thon und Ralferde beſteht, mit Schwefeltheilen und unvolla, kommen aufgelöstem Feldſpath vermiſcht. Der größte Theil der Dämpfe verdict ſich jedoch und fließt als eine wäſſerige, ſchwefelhaltige Säure hinunter. Zwiſchen vielen der Horizontallagen dieſes Geſteins , deren äußere Flächen jener Zerſeßung noch ausgeſeßt iſt, findet man eine dünne , harte Schicht von einem weißen Cement, welches vielleicht nichts Andereg iſt, als ſchwer auflösbare Theile von Feldſpath. (Fortſepung folgt.)
.
vorzüglich durd die ſtarken Schwefeldämpfe , welche dieſe ganze Gegend überziehen und einen höchſt ſchädlichen Einfluß auf das Pflanzenreich üben. Froh , dieſes Thal erreicht zu haben , welches von der Menge der daſelbft ſich aufhaltenden Rhinoceroſſe den Namen Kandang Badak (Rhinoceros - Kraal) führt, ließ ich ſogleich an der ziemlich erhöhten Weftſeite , wo man einige Quellen findet, unſere Zelte auffdlagen . Allein der Gedanke , mich in ſolcher Nähe des Kraters zu befinden , die himmelhohen Rauchſäulen, welche aus demſelben in gerader Richtung vor uns auſſtiegen , der Anblick ſeiner Vormauern , dieß alles ſteigerte meine Ungeduld , den Mittelpunkt der Zerſtörung noch heute zu beſuchen , in folchem Grade , daß ich , meine Müdigkeit nicht achtend , mich alsbald mit einigen meiner Begleiter auf den Weg machte. Allein ſehr bald mußte ich erfahren , daß ich mid in der Entfernung
Miscellén. Anſiedlung nordamerikaniſcher Indianer.
Amerifaa
niſche Blätter (und nad ihnen die Colonial Gazette vom 20 October)
geben Nachricht von einem neuen Vertrag zwiſchen der Unionsregierung und dem Indianerſtamm der Siour. Alles Land ſüdlich vom St. Peters,
fluß und öſtlich von einer linie , die von ſeiner Quelle gerade gegen !
.
betrogen hatte ; denn nachdem wir die mehr als 100 Fuß hohe vor uns liegende Mauer erſtiegen hatten , waren wir noch nicht auf der Hälfte des Weges , welcher bis hieher über ſteile Vaſaltblöcke, aber je näher wir dem Krater kamen , über ausgebrannte Steine und in tiefen Schluchten lief. Schon dehnte ſich der ſüdliche Theil der ungeheuren Ringmauer por uns aus , ſchon waren wir bis auf 50 Schritte an den gähnenden Schlund hinangekommen , als ein Nordoſtwind die Gegend mit einem dichten Nebel bedeďte , und zugleich die Rauchſäulen folchergeſtalt in den Krater zuſammendrückte , daß wir von dem Rand herab nichts als ein
Süden läuft , mit etwa 25 Millionen Acres , wird an die Vereinigten Staaten verkauft. Dagegen behalten ſich die Siour 3 bis 400,000 Acres vor , auf denen ſie ſich anſiedela und den Boden bauen wollen unter
Anleitung von Leuten , die ihnen von der Ilnionsregierung zugeſendet werden ſollen . Auf dem angekauften Lande ſollen 52,000 Indianer vom
Often des Miſſiſivpi angeſiedelt werden , und das Ganze ſoll mit Eins ſchluß der Siour tas „ indianiſche Gebiet" ( territory) genannt werden. Die Generalregierung ernennt den Gouverneur , und die Indianer ſelbſt
!
dunkles Wolfenmeer in demſelben bemerken fonnten .
Sowohl die er:
ſtidenden Dämpfe, welche ſich an dem Rande des Kraters verbreiteten, als auch zum Theil der herabſtürzende Regen nöthigten ung, die Rüdfehr nach dem Lager zu beſchleunigen . Durch den anhaltend bewölften Himmel und häufige Regenſchauer von einem neuen Beſuch des Krater8 fürs erſte abgeſchredt, beſchäftigte
ſollen Leute erwählen , die ſeinen Rath bilden.
Drei Forts follen im
Gebiete erbaut werden, theils um unter ihnen ſelbſt Rube zu erhalten, theils um ſie gegen fremden Angriff zu ſūüßen.
Dieſe Einrichtung
wird eine große Maſſe Indianer unmittelbar an der Gränge zuſammen bringen . Die Bemühungen zu ihrer Civiliſation aber werden wohl ihr friedlides Benehmen fichern.
Anſiedlung canadiſder Indianer . Ein Stamm Mohawks iſt von den Engländern an der Gränze von Canada angeſiedelt worden ; ſie beſigen jeßt Eigenthum , bauen den Boden und Geiſtliche der anglis caniſchen Kirche verrichten bei ihnen den Gottesdienſt. Im Jahre 1837 .
wurden ſie ale regelmäßige Miliz organiſirt und dienten ohne Sold, den
fle verſchmähten , an der canadijd - amerifaniſchen Gränze , wo ſie viel
erſtieg ich dann die an der Oſtſeite aufgethürmten Felſenmaſſen oder die
dazu beitrugen , den Einfällen der Sympathizers ein Ziel zu feßen. (Bonnycaſtle : the Canadas in 1841.)
nördliche Wand des Kraters , theils um mich bei unbewölfter Luft der weiten Ausſicht in die nördlichen Landſchaften zu erfreuen , theils um
land wird auf 100,000 Pid. St. geſchäft. (Engl. VI.)
ich mich jept mit dem Suchen und Ordnen von Pflanzen. Des Abends .
Dad monatliche Einkommen der Gifenbahnen in Eng
die Schwefelwertſtätten (Solfataren genannt) in Augenſchein zu nehmen . Dünden , in der Literariſch - Artiſtiſiteu Anjalt der J. G. Gotta'ſchen Vudhandlung . Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widerman n.
Nr. 310 .
1
Das
A usland.
Ein Tagblatt für
Runde des geiftiger und fittlichen Lebens der Völker. 6 Movember 1841 .
Die Indianer und die Büffel in Nordamerika.
taugt, und nie taugen wird. Hier namentlich hauſen die Büffel, und mit und neben ihnen hauſen und blühen die Indianer
(Aus Catlin's Werk über die nordamerikaniſchen Indianer.) Einſt war der Büffel verbreitet über das ganze Land von
ſtämme, welche Gott zum Genuß dieſes ſchönen Landes ge
ſchaffen hat. Es iſt für denjenigen, der , wie ich, dieß Land durchreist, und dieß edle Thier in all ſeinem Stolz und ſeiner
dem Felſengebirge bis zum atlantiſchen Meere, jeßt iſt er auf die Prairien des fernen Weſtens beſchränkt. Das Männchen
Pracht geſehen hat, ein trauriger Gedanke, daß dasſelbe ſo rald von dem Angeſicht der Welt verſchwindet, und daß mit ſeinem
wächst oft zu dem ungeheuren Gewicht von 20 Centnern heran. In manchen Jahreszeiten ſieht man ſie zu Heerdeu von Tauſen : den, zu andern Zeiten gerſtreuen ſie ſich in einzelne Familien. Die beliebteſte Jagd der Indianer iſt die auf Büffel, die faſt
Untergang auch der Friede und das Glüd, wo nicht das Da= Teon der Indianer verloren iſt, die mit ihm dieſe unermeßlichen Ebenen bewohnen . Auf dieſen mit Büffeln ſo reichlich ge
en het
immer zu Pferd mit Bogen und Lange betrieben wird. Im tiefen Winter, wo der Büffel in den Schnee einſinkt, bedient
ſich der Indianer der Schneeſchuhe , und der Büffel wird dann eine leichte Beute. Um dieſe Zeit iſt die Jagd am thätigſten , weil dann auch das Fell des Büffels am werthvollſten iſt. Es iſt jedoch ein trüber Gedante, daß die Zeit ficherlich nicht mehr
ferne iſt, wo das leßte dieſer edlen Thiere der unflugen Raub: gier der weißen und rothen Männer zum Opfer fallen wird ;
dann werden aber auch dieſe unermeßlichen Prairien auf Jahr : hunderte hinaus eine öde Wüſte regn. Dieß iſt keine Ueber: treibung, und man darf nur ſehen , wie die Indianer und Weißen verfahren , um ſich zu überzeugen , daß die Bernichtung der Büffel nicht lange ausbleiben kann. „ Einſt tamen eine Übthei: lung Siour in eines der Forts an der Gränze , nur etliche Tage , ehe ich ſelbſt dorthin fam ; ihre Zahl betrug 5–600 Mann , alle beritten. Am Mittag Teßten ſie über den nahen Strom, da die jenſeitige Ebene mit einer unermeßlichen Büffel: heerde bedect war, und am Abend famen ſie wieder ins Fort zurüc mit vierzehn hundert friſchen Büffelzungen , die auf einen Haufen geworfen wurden, und wofür ſie nur einige Gallonen
Branntwein verlangten , die alsbald ausgetrunten wurden .“
;
ſegneten Ebenen finden fich die fchönſten indianiſchen Stämme;
hier erſcheint der Wilde in ſeinem reichſten Coſtume, und hier, nur hier allein ſind alle ſeine Bedürfniſſe, ſelbſt die des Lurus
aufs reichlichſte befriedigt. Hier iſt er noch der ſtolze, ehren hafte Mann , ohne angelernte Bedürfniſſe, die nur Nieder trächtigkeit und Laſter erzeugen ; hier iſt er noch geleitet vou Gefühlen der Ehre und der Tugend , womit ihn die Natur
nicht ſparſam ausgeſtattet. Hier befanden ſich noch vor kurzem 300,000 Indianer , die vom Fleiſch der Büffel lebten. Die mannichfache Verwendung aller Theile des Thiers iſt für jeden , der nicht unter dieſem Volke gelebt und ſeine Sitten und Ge bräuche genau fennen gelernt hat , faſt unglaublich. Jeder
Zheil des Fleiſches wird in einer oder | Speiſe verwandelt , und davon nähren
der andern Form in fie fich ausſchließlich
Der Pelz dieſer Thiere dient ihnen ſtatt der Mäntel, die ge gerbten Felle zu Deđen ihrer Hütten und zu Lagerſtätten , un segerbte verwendet man zum Bau von Sanoes , zu Sätteln ,
Zügeln, Riemwert aller Art, wie Laſos u. dgl.; aus den Hör nern macht man Löffel u. f. w., das Gehirn wird zum Serben
der Håute benüßt, die Sinodhen zu Sattelbäumen und Kriegs
Dieß geſchah zu einer Jahreszeit, wo die Felle ohne Pelz, und
teulen ; andere werden zerbrochen , um das darin befindliche Fett zu erhalten , kurz alle Theile dieſes nüßlichen Thieres
alſo das Abſtreifen nicht werth waren. Hr. Catlin betlagt dieß aufrichtig und bemerkt, daß die Prairien der leßte Zufluchts:
wiſlen ſie aufs beſte zu benüßen, und bei allen den Genüſſen , die ſie ſich daraus verſchaffen, und bei ihren mannichfachen Spielén
ort der Büffel und der Indianer ſind ,, und daß die Gebeine Landes, der ſich von Merico bis zum Winnipegſee hinaufzieht,
find ſie g'üdlich in der Unwiffenheit des traurigen Schidſals, das ihrer wartet. Dieß intereſſante Volt mit ſeinen Jagden , ſeinen Wildniſſen , reinen Sprachen, mit allen ſeinen merkwür:
iſt eine faſt ununterbrochene Grasebene, die zum Anbau nichts
digen Sitten und Gewohnheiten könnte fortdauern , und die
von beiden mit einander daſelbſt bleichen werden. „ Der Streif
310
1238 Zahl der Büffel fönnte ſich vermehren, und ihnen auf Jahr: Hunderte freies Leben und unterhalt ſichern wenn man den Bertehr mit den Weißen abſchneiden tönnte.
Aber dieß iſt
Heil unſerer Seelen ! um die Reinheit der Lüfte! *) um die Mehrung der Früchte! um die Befreiung der Gefangenen ! um das Glüđ der Reiſenden ! um die Geneſung der Kranten !
nicht mehr möglich : des Büffels Schidſal iſt beſiegelt, und mit
Wir bitten dich für unſere Eltern , unſere Brüder , unſere
ſeiner Vertilgung müſſen auch die Bewohner dieſer Ebenen , die
Kinder ! für die hier verſammelte Geineinde ! und für die,
fonſt keine andern Subſiſtenzmittel haben, in Elend und Ver:
welche ſich nicht in der Kirche befinden ! Gospodi pomolimssæ !
zweiflung verſinken, und endlich den Wölfen und Genern , die ſonſt keine Knochen zu nagen haben, zum Opfer heimfallen ."
Gospodi pomolimssæ ! Gospodi pomolimssæ !“ („ Herr, wir bitten dich !" ) An die allgemeine Gebet ſchließt ſich alsdann
wieder das beſondere Gebet für den Kaiſer, ſeine Familie und den Staat. Das Gebet beginnt mit den Worten : ,,Für ſeine
Ceremonien und fefte der griechiſch -ruffiſchen Kirche. Raiſerliche Großheit , unſeren großen Herrn , Herru Nikolat, Pauls Sohn, aller Neußen Imperator, Gott, wir bitten dich ! ( Fortſeßung. ) Die Verwandlung .
Wie die Vorbereitung mit einer fraftvoll geſprochenen Ankündigung , ſo fängt die Verwandlung mit einem herrlich geſungenen Pſalm an , den anzuhören in allen ruſliſchen Kir:
(Gospodi pomolimssæ !) und für ſeine Gemahlin, unſere Stai: ferin Alerandra , Friedrichs Tochter ! Herr , bitten wir dich !
(Gospodi pomolimssæ !) “ und ſo wird das ganze faiſerliche Haus durchgegangen, indem alle Mitglieder desſelben befon : ders namhaft gemacht werden ; auch der Großherzog von Weimar ,
chen angenehm, in den Kathedralen der Hauptſtädte aber ein hober Genuß iſt. Die königlichen Thüren öffnen, ſich und es zeigt ſich mit einem Male dein Volke der geſchmücte Altar
ſchatfa und Amerifa hin , täglich für ihn viele tauſend Gebete geleſen werden.
und das glänzende Innere des Allerheiligſten . In demſelben
Sind nun des Diacons laute und des Oberprieſters leiſe
Augenblide öffnen ſich auch die Seitenthüren, und aus einer von ihnen tritt die ganze Prieſterſchaft der Kirche in Proceſſion, Brod und Wein bringend, hervor ; voran ſchreitet ein Diatſchof mit brennender Kerze. Dann folgt der Oberprieſter mit dem filbernen Weinbecher in der Hand, und ihm auf dem Fuße ein anderer mit dem ſilbernen Brodteller hoch auf dem Kopfe,
Gebete beendigt , ſo tritt jener unter einem einfallenden Pſalm
des Sängerchors zu dieſem heran , und ſpricht langſam und feierlich, auf den Kelch mit dem Weine weiſend : ,,Segne, Wla: diko, **) dieſen Becher ! " Hat der Prieſter den Wein geſegnet, ro fordert der Diacon dasſelbe für das Brod : „ Segne, Wla : diko, das Brod !"
Alsdann wird das Brod zum Wein in den
Sie ſtellen ſich einen
Becher geſchüttet, und es heißt : „ Blagosslowe obei!“ „ Segne
Augenblick vor die königlichen Thüren in dieſer Haltung auf,
und der Diacon ſpricht laut ein Gebet ; alsdann treten ſie durch die königlichen Lhüren ins Allerheiligſte zurüc und Teßen
beide !" Der Moment dieſes Segens iſt der Augenblick der Verwandlung des Brodes ; in demſelben Augenblice fallen die Prieſter platt am Altare zu Boden , die Gemeinde befreuzigt
unter dem Geſang: „ Ille Cheruwimi“ Brod und Wein feier:
fich in endloſer Bewegung , und füßt wiederholt den Boden,
lichſt auf dem Altar nieder, wo nun die Verwandlung vor ſich gehen ſoll. Der Oberprieſter kniet beim Altar nieder und liest eine Menge Gebete leiſe für ſich, um ſich noch beſonders zur
und die Gloden der Kirche brechen auf ein Mal alle los , da: mit auch außer der Kirche dieſer Vorgang durch ein Gebet gefeiert werde. Doch verleidet einem dieß unleidliche und rüc:
Einweihung des Brodes und Weines zu ' heiligen und um Gottes Beiſtand zu flehen. Indem dieß ein Prieſter drinnen , nicht hörbar, aber ſicht:
dem Sängerdor zur Begleitung dieſer Vorgänge geſungen
hintennach noch viele andere Prieſter.
fichtsloſe Gepimpel den Genuß des ſchönen Pſalms, welcher von wird. Nun öffnen ſich die königlichen Pforten des Ikonoſtaſes von neuem, denn die lekten feierlichen Handlungen ſchim : merten auch nur halb durch durch den Vorhang Hervor – und -
bar verrichtet, tritt wiederum der Diacon in ſeiner früheren Stellung als Herold hervor , und ruft oder ſingt mit einer donnernden Stimme die Worte in die Kirche hinaus : „ Isititje ogluschennui da nikto is ogluschennuich !“ „Geht hinaus,
ihr Ungläubigen, ſo daß kein Ungläubiger in der Kirche weile. Wir gläubigen Geſichter *) wollen abermals und abermals den Herrn um ſeinen Frieden bitten .“
es beginnt der Schlußact,
der Empfang des heiligen Abendmahls. „ Tretet herzu mit Gottesfurcht und Glauben , " ſpricht der Oberprieſter zu denen I, die das heilige Abendmahl empfangen
Dieſe Seremonie mag ſich aus den älteſten Zeiten des
wollen, und betet alsdann , den Vecher in der Hand , mit fol
Chriſtenthums, wo Heiden und Chriſten in den Städten Grie:
genden Worten über fie: „ O Gott , gib , daß wir eine gute Beichte gemacht haben . Vergib uns alle Sünden, die wir mit oder ohne unſer Wiſſen begangen haben. Gib , daß wir nicht zum Unglüc , ſondern und zur Rettung das Abendmahl neh men, und daß wir dich nicht füſſen , wie Judas, ſondern wie
chenlands noch gemiſcht waren , herüber geerbt haben. Doch I
auch jeßt noch müſſen die Juden und Mohammedaner , welche
etwa in der Kirche ſeyn ſollten , hinaus , weil ſie bei dem be: vorſtehenden feierlichen Momente der Verwandlung nicht zu
gegen ſeyn können . Gleich darauf beginnt der Diacon das
der Räuber, und ſprechen : Ich hoffe mit dir in der andern
lange, eigenthümliche Gebet : ,,Wir bitten dich , Herr ! um das *) Wörtlich überfekt.
*) 0 blagotvorenie wosduchow ! **) Wladifo läßt fid) am beſten mit „ Rabbi,“ „ Meiſter," geben .
1239 Sann treten Om
ommuni:
Erkenntniß, nichts erbaut das Herz, nichts ſucht die ſchlum :
yaour drei Mal canten , einernach dem andern, herzis talensavue
mernden Keime des Gewiſſens zu weđen. Eigen aber iſt es,
auf die Kniee , und empfangen das heilige Abendmahl, indem
daß die Leute dieſes Schauſpiels nie überdrüſſig werden, daß man nie einen auch nu: Unachtſamen in der Kirche findet, ge
Welt im Paradieſe zu repu!"
Alst
fie die Hände freuzweiſe auf der Bruſt halten . Es wird ihnen ein Stüdchen dasſelbe in einem kleinen ſilbernen Löffel Brod und etwas Wein vermiſcht gereicht. Darauf füſſen
fie den Becher , in deſſen Metall fich gewöhnlich eine Menge
ſchweige gar einen Schlafenden , wie doch ro häufig in unſeren proteſtantiſchen Kirchen , und daß ſie alle Feiertage auf dieſelbe Weiſe mit demſelben Eifer dasſelbe hören und ſehen. Dieß
kleine Heiligenbilder eingeſeßt finden , fallen noch einmal auf
Leştere iſt denn nun wohl noch die erfreulichſte Bemerkung,
die Kniee und geben.
welche eben beweist , daß die Leute doch höhere Ideen mit dem verbinden, was die Prieſter nur zu einem Schauſpiel machten.
Damit wäre nun der Hauptzwed erreicht ; allein ſo wie die Sache in mehreren Stufen aufſtieg , ſo muß fie auch wie: der in eben ſo vielen Cadenzen zum Finale abfallen . Dieſes
Finale beſteht wiederum aus einer Menge langer Gebete für
Denn man verſuche einmal, dem ruſſiſchen Publicum alle Tage, Jahr aus, Jahr ein, dasſelbe Schauſpiel ohne weitere Bedeu tung zu geben ; die Schauſpieler würden bald genug allein
den Staat , für die Reinheit der Lüfte , für die Mehrung der
agiren .
Früchte und Heerden u. f. w. , welche theils geſungen , theils
(Fortretung folgt.)
1
geſprochen werden , und endlich aus abermaligen langen Vor: leſungen aus der Bibel. So nähert man ſich endlich dem Ab: ( chiedsſegen , den der Oberprieſter, gewöhnlich ein alter Mann,
falſche etruskiſche Alterthümer.
mit ſchwacher Stimme , auf die Gemeinde herab bittet : „ von
Das Journal des Débats vom 6 October enthält folgende merf
Gott dem Vater , dem Sohn und heiligen Geiſt ! von Johan nes dem Zäufer , von Joſeph und Anna ! von der Bogorodiza (der Gottgebärerin), vom Heiligen des Tages , vom heiligen Antonius , von Michael und Nikolai , und von allen übrigen
das Gerüdt, in Italien , an einem nicht näher bezeichneten Plate, feyen
würdige Nachricht: „In den erſten Monaten des Jahres ging in London eine große Menge etrusfiſcher Alterthümer , aus der beſten Periode der Kunſt, entdedt worden .
wunderthuenden Höhlenbewohnern (Einſiedlern).“ Es ſchließen ſich nun die föniglichen Pforten , die Sänger ſtimmen einen himmliſchen Pſalmen an , und es entfernt ſich die freugeſchlagende Gemeinde. Bis nun aber der Oberprieſter und ſeine Gehülfen zum Hinausgehen kommen , dauert es we.
nigſtens noch ein halb Stündchen , beſonders wenn etwa ein Biſchof oder Metropolit fungirte, wo die Ceremonien des Aus und Anfleidens, des gegenſeitigen Küſſens und Bedienens, des Segenſpendens und Begrüßens, des Kniebeugens und Kreuzi:
gens fein Ende nehmen. . Selbſt wenn der Viſchof ſchon völlig
Ein jüdiſcher Juwelier, Kupferſtecher und Anti
quitätenhändler in Weſtminſter ſollte ſie fäuflich an ſich gebracht haben, und man behauptete, er werde fie demnächſt öffentlich ausſtellen. Dieß geſchah denn auch , und die erſtaunten Alterthuingforſcher fanden hier eine Sammlung von Gegenſtänden in Gold, die an Zahl, Größe, Form
und Arbeit alles bisher Bekannte übertrafen. Gefäße, Dreifüße, Diademe, Waffen, ſelbſt eine Begräbnißurne mit dem Todten von derſelben Form, wie die Urnen aus Terra Cotta in den Gräbern von Chiuſi , alles aus
dem reinſten Golde und von der ausgeſuchteſten etruskiſchen Arbeit, alles auch bedeckt mit dem Firniß , den das Alter gibt , hie und da nur mit ſowachen Spuren von Verderbniß , gleichſam um den Werth des Ganzer zit erhöhen. Ein ſolches Schauſpiel war geeignet, den Neid der reichſten Liebhaber zu erweden , denn das Ganze ſollte nut zuſammen .
in ſeine alltäglichen Kleider geworfen , und bis zur Kirchenthur
gelangt iſt, wo ſein Vierſpänner ſdhon lange vorgefahren, liegt ihm dort noch wieder ein Teppich mit umſtellten Shorfnaben
verfauft werden , und zwar um eine Million Franken , ſo daß nur eine .
und Wachskerzen bereit, auf dem er das Thürgebet verrichtet. Gegen dieſe orientaliſche Phantaſie iſt die occidentaliſchrömiſche
ling einen eigenen Eindrud, beſonders aber, wenn er es auch von den vornehmſten Damen geſchehen ſieht.
Regierung es kaufen kornte. Die glänzende Sammlung wurde den Muſeen von London und Paris angeboten , die Conſervatoren hielten eb aber doch für flug, ein wenig zu warten, bis die Sache genauer unters ſucht wäre. Und ſie thaten wohl daran , denn es ergab fid , daß das Gange ein Werk des Betrugs war , was die geübten Augen einiger era fahrenen Archäologen alsbald entdedten. Dieſe legten dem Befiger folgende Fragen vor : Wie kommt es, daß eine fo große Anzahl Alter thümer , und zwar von ſo außerordentlicher Art , an demſelben Orte, wie es heißt , gefunden , und alle zuſammen zuerſt an der Themſe ans
Die Verſammelten haben durchaus gar kein Buch in der Hand, weder zum Nachleſen noch zum Mitſingen, ſie ſind durch:
wahuung geſchah ? Warum wird der genaue Ort ihrer Entdedung nicht angegeben ? Wie kommt es, daß auch nicht Ein neuer Gegenſtand auf
ein bloßes einfaches Kind.
Nichts fällt unangenehmer bei dem ruſſiſchen Gottesdienſt auf, als die erſtaunliche Unthätigfeit der Gemeinde. Das Ein : zige, was ſie während dieſer ganzen dreiſtündigen Ceremonie thut, iſt ein häufig wiederholtes Kreuzigen und ein Berühren des Bodens mit der Stirn. Leşteres macht auf den Fremd:
aus nichts als Zuſchauer, und das Ganze iſt ein Sdauge:
.
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Licht getreten ſeyn ſollen , ohne daß davon aud nur in Italien Ers
dieſen Alterthümern abgebildet iſt, ſondern nur ſolche, die aus Broage
pränge. *)
Nichts erleuchtet den Geiſt, nichts fördert die
* ) D. h . ich meine ſo, wie die Sache von den Prieſtern zuge-
ftnitten iſt, denn mau will damii ja nicht alle Frömmigkeit und Religioſität den Ruſien abſprechen ; vielmehr formen gewiß
viele in die Kirche mit" frommen Gefühlen und laſſen ſidh dort von einem höhern Geiſte anweben.
gegenſtändert, auf Terra - Gotta - Urnen oder gemalten Vaſen bereits be kannt ſind ? Daß fie meiſtens nur Copien oder bloße Umriſſe enthalten ? Daß auf der goldenen Itrne ohne alle Abänderung der oft wiederholte Kampf jwiſden Eteocles und Polyniced fide findet, wie er auf den Urnen von Terra Cutta und Alabaſter aus Volterra mit der gewöhnliden
1240
Begleitung von Chimäras , Sphinren , Charon, den Furien, mit Einem Wort , der ganzen etrusfiſchen Hölle abgebildet iſt ? Dieſe und eine gute Anzahl ähnlicher Fragen beantwortete der Juwelier damit , daß er die Ausftellung plößlich aufhören ließ , ſeinen Schaß einpadte und nach dem Continent ſchicte, wahrſcheinlich um einzeln verkauft zu werden.“
Chronik der Reiſen. Audflug in das Gebirge Gede auf Java . ( Fortſefung.)
Den 19 ichidte ich sie mich begleitenden inländiſchen Häuptlinge aus , um einen Verſuch zu machen , ob die große Mauer , welche den Krater an der Südſeite umgibt und an ſeiner Weſtſeite die höchſte Spiße
des Gede bildet , von hier aus nicht zu erſteigen ſeyn würde. Sowohl dieſen als den folgenden Tag kehrten ſie mit der Verſicherung zurück, daß daran , der ſenkrechten Wände wegen , nicht zu denken ſey , und ſo entſchloß ich mid den 21 , aufs neue den Krater zu beſuchen, und tann mit dem Erſteigen jener Wand einen Anfang zu machen. Bereits am frühen Morgen des beſtimmten Tages erſtiegen wir die nördlichen Schluchten , wo unſer Weg ung den Gunong Sella entlang .
.
rn, und ſo würden faum noch Klüfte verrathen, daß hier einft ein Feuerſchlund tobie , der fich hinwiederum an einer andern Seite empo
einen neuen Ausweg gebahnt haben würde.
Während wir ſo in ſprachloſem Staunen daſaßen und unſere Bliđe. wie zwiſchen Leben und Tod , bald auf das herrliche Schauſpiel der nördlichen Gegenden , bald auf die uns umringenden Zerftörungeſcenen warfen , brachten unſere Indianer dem Geiſt , welcher dieſes Gebirge beherrſcht, dem Kibajus Kalintugaga and den .Orang Selumang oder geringern Geifterrt ein feierliches Opfer. Sonurgerade ftieg der Rauch des wohlriechenden Benzoin you dem glühenden Reisſtroh gen Himmel, und daruin waren ſie überzeugt , daß unſer Beſuch den Berggeiſtern nicht unangenehin ſeyn könne. Wir brachen nunmehr nach dem gegenwärtig noch rauchenden Krater auf , welcher , wie bereits geſagt wurde , an der füdweſtliden Seite des alten Kraters liegt. In ſeiner Nähe iſt der Boden von tiefen Spalten
zerriſſen , aus denen Schwefeldämpfe heraufſteigen , und daher fonnten .
wir uns dem Rande nur langſain nähern. Nun lag der mehr als hundert
Fuß tiefe Trichter vor uns. Ein fürchterlicher Anblid ! Die ſenkrecht
führte. Hier lagerten wir uns auf dem nadten Baſaltſtein, und weibeten
aufſteigenden Dämpfe erlaubten uns, bis auf den Boden herab zu ſehen. Ein weißlides Waſſer im fochenden Zuſtande füllt die Mitte des Kraters, während an den Seiten aus fünf Höhlen mit dumpfem Ioſen und mit
unſere Augen eine lange Zeit an der herrlichen Ausſicht auf die nörd lichen Gegenden, die wie eine ungeheure Landkarte vor und ausgebreitet lagen. In der Form eines Hufeiſens lag der Geger Bintang dort vor ung , an welchen ſich die Gebirge des Meggamedung im weiten Halb cirfel anſchließen ; doch als Hügel lagen fie jest zu unſern Füßen, dieſe Gebirge , in dunkles Grün gehüllt , und ſich im reizenden Gewande zeigend im Vergleich zu den wüften Steinmaſſen des Gunong Batu .
einer Gewalt , welche fogar den Rand bisweilen erſchüttert, Schwefel Die Oftſeite jenft fich ſo ſanft in die Tiefe , daß man daſelbſt bis auf den Boden hinunterſteigen fann ; ich that dieſes jedod nicht, und verbot es aud meinen Bedienten , die fichy freiwillig dazu erboten , weil meine Neugierde durch das Geſehene hins reichende Befriedigung erhalten hatte , und weil dieſe Unternehmung ſtete mit großer Gefahr, im Schwefeldampfe zu erſtiden, verbunden iſt.
Aber weit über alle dieſe Gebirge hinweg und jenſeits der Landſchaften , welche fich nordwärts wie eine ausgedehnte Ebene vor dem Gebirge hin
Ich warf jeßt einen Vlick auf die vor uns liegende Kingmauer, welde ſich an der Weſtſeite bedeutend erhebt , an der Oſtſeite aber all
ziehen , erreicht das Auge am Horizont den glänzenden Spiegel des Meeres , erkennt die Inſeln und ſogar die Rhede von Batavia , dort, wo die Maften der Echiffe fich wie ein Wald erheben. Noch treffender iſt das Schauſpiel, wenn man ſich von dort nach den dunkeln Wänden des Krater$ juridwendet, wo alles von ewiger Zerſtörung zeugt. Von jener ganzen ungeheuren Kingmauer , welche früher ungefähr 6000 Fuß
mählidy herabſenkt. Dieſe Mauer beſteht aus mehrern compacten baſale tiſchen Laraſchichten, abwechſelnd mit einem röthlichen Gonglomerat von
.
in ihrem Umfang enthielt und faſt einen Girfel un den alten Krater bildete , iſt nur der ſüdliche Theil ſtehen geblieben , welcher bei einer
Höhe von mehrern hundert Fuß noch eine länge von 2391 Fuß hat . Suwohl jene Ueberbleibſel , welche mehr nordwärts neben dem öſtlichen Ende dieſer Wand wie eine alte Burg fich erheben , als die Lage des Gunong Sella an der nördlichen Spiße der Mauer , beweiſen deutlich, daß dieß aller früher zuſammengehangen hat. Welch eine Kraft muß hier nicht gewirkt haben , um die in der Jugendperiode dieſes Vulcano gebildete Ringinauer wieder zu zerſtören ! Wände von einer ſo harten Subſtanz als der Bafalt ift, und dazu von ſolcher Höhe und Dice ! Wahrſcheinlich iſt es indeffen , daß dieſe Zerſtörung des großen Strater: nicht überall gu gleicher Zeit ſtattgefunden habe, ſondern nur allmählich, je nachdem der in der Tiefe liegende Feuerherd fich an den Seiten Auß .
dämpfe ausgeſtoßen werden . .
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ausgebrannten laven. An'allen Punkten , wo ich fie unterſuchte , fand id dieſelbe Conſtruction , nämlich 30 bis 40 Fuß hohe , ziemlid hori
sontale, nach den Seiten ein wenig abſchüſſige compacte baſaltiſce lavar ſtröme , welche, obſchon hin und wieder tiefe Riſle vorkommen , dodo Feine Spur von prismatiſder Form zeigen. Auf dem Bruch iſt dieſe Subſtanz ziemlich eben , von bläulich grauer Farbe, Kryſtalle von Felda ſvath und Amphibole enthaltend und ziemlich ſtark auf die Magnets nadel wirfend. Die dazwiſchen liegenden Sdichten find bei weitem po did nid ) t, und haben einige Aehnlidfeit mit ausgebrannter Lava, welche .
mit einem röthlichen eiſenhaltigen Thon zuſammengefnetet iſt.
Anf
dieſen Lagen hat die Vegetation bereits einige Fortſchritte gemacht, mos gegen das didere baſaltiſche Geſtein ganz nađt liegt , ſo daß man hier .
deutlich fünf verſchiedene baſaltiſche Schichten bemerken kann. (Solus folgt.)
.
wege bahnte , welche früher oder ſpäter den alten Bau untergruben, deffen Schutt nach allen Richtungen zerſtrenend und zu neuen Bergen aufthủrniend. Nur zu ſchnell wird auf dieſe Weiſe auch der weſtliche Theil dieſer Wand zerſtdrt ſeyn können ; ungeheure Felſenblöde würden dann die Abgründe verſchütten , auf welcher jeßt die Schwefeldämpfe
Eine Seeſchlange, nicht die berühmte 80 bis 100 Fuß lange, ſondern eine andere von 5 bis 6 Fuß Länge und der Dice eines Mannees îchenfeld, wurde fürzlich von Lieutenant Stokeb, von dem Schiff Beagle, an das brittiſche Muſeum geſchidt. Sie gehört zu dem Geſchlecht Hydrus , iſt viel größer als jede bisher befchriebene Art, und gewiß die
dicffte und ſchwerſte giftige Schlange, die man fennt. (Athenäum vom 16 Auguft .)
Månden , in der literariſch - Artiftiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Refacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 311 .
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Tagblatt für
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Sunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 7 November 1841 .
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Ceylon .
nach entäußert, jedoch mit ſehr geringem Vortheil, da ſie einen unmäßigen Ausfuhrzoll vom Zimmt erhebt , was denſelben To vertheuert , daß er mit dem von der malabariſchen Küſte
Kaum iſt weniger von einer engliſchen Colonie die Rede als von Ceylon, und doch wird dieſelbe bald zu einer bis jeßt
und den holländiſchen Gewürzinſeln nicht concurriren tann. Dieß iſt ein Nachtheil, der aber allmählich zu deutlich erfannt iſt, als daß die Abhülfe lang ausbleiben ſollte . Indeß iſt dieſ
Engliſche Colonien.
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Euters,
ungeahnten handelswichtigkeit erwachen . Um zu begreifen , wie dieß in wenigen Jahren geſchehen kann, und warum es früher nicht geſchehen, müſſen wir einen Blic auf die Geſchichte de Inſel werfen. In früherer Zeit reßten ſich hier die Portugieſen feſt, aber nur an der Küſte, auf ſie folgten in der Mitte des 17ten Jahrhunderts die Holländer, und dieſen im J. 1796 die
nur ein unbedeutender Schaß im Gegenſaß zu denjenigen Pro ducten , deren Anbau jeßt begonnen hat : Zuder und Kaffee. Geraume Zeit ſtand es an, the die Engländer ſich einzeln in
das Innere begaben , und Plantagen anzulegen ſich getrauten ,
reit etlichen Jahren aber iſt dieß ſo gewöhnlich geworden, das
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Engländer. Alle aber hatten init dem Reiche Kaudy in der
faſt alle Civil : , und ſelbſt viele Militärbeamte ſich zum Nach
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Mitte der Inſel zu kämpfen und beſaßen nur die Seeprovinzen. Bald nach der Beſignahme wurden die Engländer , wie früher
fleißiger beſorgen, als ihre Staatsgeſchäfte. Die Klage darüber
theil des Dienſtes Staffeeplantagen angelegt haben, und dieſe
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die Holländer, häufig in Krieg mit dem Beherrſcher von Staudy
iſt allgemein , und man erwartete, daß der neue , im Anfang
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verwidelt , drangen zwar im Jahre 1803 bis zur Hauptſtadt vor ; allein mit einem Male wurden ihre Truppen angegriffen ,
Aprils dieſes Jahrs angelangte Gouverneur, Sir Solin Campbell, dem Uebel abhelfe. Die Sache iſt übrigens ſehr erklärlich : die
Auslagen bei einer Kaffeepflanzung ſind klein, der Arbeitslohu
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ſämmtlich niedergemeßelt , und die Engländer waren wieder
1
auf die Seeküſte beſchränkt. Indeß der leßte König von Kaudy
niedrig, der Abſaß ficher , und ſo hat ſich die Speculati
1
war ein Wütherich, und die Großen des Reichs, die von ſeiner
Kaffeeplantagen bis zur Wuth geſteigert: es ſollen von Leuten
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; die
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Pernik Brazilian
Grauſamkeit viel zu leiden hatten, riefen endlich die Engländer zu Hülfe. Dieß geſchah im J. 1815. Der König ward abge
feßt, auf das feſte Land Indiens in Gefangenſchaft geſchidt, und die Engländer waren nun Herren der Inſel. Allein ſchon nach zwei Jahren begannen die Großen einen neuen Kampf um ihre Unabhängigkeit , der zwei Jahre lang dauerte, und im
jährlich auf Kaffeeplantagen verwendet werden. Manchmal finden von Seite der Regierung, welche Landeigenthümerin an der Stelle der alten Regierung iſt, Landverfáufe von 25,000 Acres auf ein mal ſtatt. Die Staffeeausfuhr iſt bis jeßt noch unbedeutend : fie betrug im Jahre 1839 nur 139,590 Pfd ., im Jahre 1840 aber
doch ſchon 214,492 Pfo.; indeß die Hunderttauſende von Pfun
Laufe deffen die Inſel von den engliſchen Truppen nach allen Nidtungen durdizogen und erſt recht befannt wurde. Seit
den werden ſchnell zu Millionen anwachſen , da die meiſteu
dieſer Zeit ſind die Kaudyer ſo gehorſame Unterthanen, als die
Plantagen erſt in den leßten Jahren angelegt ſind, und alſo
irgend einer Colonie, und wenn vor einigen Jahren viel die noch nicht zur gehörigen Tragfähigkeit gelangten. In einem Nede von einer Verſchwörung der Prieſter und des hohen Adels. Screiben aus Colombo vom 31 Oct. 1839 ( ſ. Col. Gazette war, ſo ſcheint ſich das Ganze doch mehr auf Wünſche und un:
11 März 1840 ) heißt es : „Nach einem Zwiſchenraum von etwa
gefährliche Worte beſchränft zu haben.
vier Jahren beſuchten wir wiederum das Innere der Inſeln , und waren ſehr erfreut über die großen Fortſchritte , welche
Das Haupteinkommen der Holländer von dieſer Inſel war
der Ertrag der Zimmtgärten, die nach holländiſcher Weiſe Re: gierungseigenthum waren , und ſo auch in die Hände der eng liſchen Regierung übergingen , die ſich derſelben aber nach und
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aus allen Theilen der Welt nicht weniger als 150,000 Pf. S.
das Land augenſcheinlich in dieſer kurzen Zeit gemacht hatte. Die Todtenſtille der dichten Dſchungelwalder iſt jeßt den ra:
ſchen Schlagen der Art und dem geſchäftigen Treiben der Ar beiter gewichen ; die früher unendlich ſich hindehnenden Wal 311
1
1242 der find jeßt allmählich von Kaffeeplantagen unterbrochen : die gütige Natur verſpricht der Klugheit und dem Fleiße reiche
Ceremonien und fefte der griechiſch -ruſiſchen Kirche.
Belohnung, und wenn man nur die Localität gut ausgeſucht hat, To iſt kein Zweifel, daß die fühnſten Erwartungen fich ver:
( Fortreßung. ) Berfluchung der Keßer . Es iſt in dem griechiſchen Gottesdienſte faum etwas zu
wirflichen werden.
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Um über die raſchen Verbeſſerungen der
Wohnhäuſer der Eingebornen ſich zu freuen , darf man nur die
vormaligen mit den neuen Häuſern vergleichen ; auch die Klei:
finden, was die Erkenntniß förderte, einiges, was die Seele ungemein lieblich anregt, manches , was Schreden einflößt, rehr
dung der Eingebornen beſert ſich ſichtlich .“ Eben ſo günſtig
lauten die Correſpondenzen der neuen Zeit , welche bis herab zum 10 Auguſt d . 3. gehen. In einer derſelben heißt es, daß das Jahr 1841 Epoche in dem Anbau von Ceylon machen werde, indem eine vollſtändige Maſchinerie zurZuderfabrication vor turzem angelegt fer. Bis jeßt noch hat Ceylon Zuder einge :
weniges, was durchaus beleidige und verleße. Des lekteren bat der katholiſche Gottesdienſt allerdings vieles, der überhaupt
in ertravaganten Auswüchſen wie in erhabenen Ideen viel vor dem Ruſſiſchen voraus hat.
Das abſcheuliche Chorknaben:
glöckchen , das bei den Katholiken immer den Gottesdienſt mit
führt, doch nimmt die Einfuhr ſeit den leßten Jahren ab, und bald wird es nicht bloß ſeinen eigenen Bedarf erzeugen. Es
Geſchrei unterbricht, fehlt in den ruſſiſchen Kirchen ganz ; das Rauchfaß fehlt nicht, denn ohne Raud kann, wie es ſcheint, in der ganzen Welt kein Prieſterthum beſtehen . Ferner fehlen
iſt kaum zu bezweifeln , daß Ceylon in wenigen Jahrzehnten ein bedeutender Nebenbuhler von Java werden kann.
den Ruſſen dieſe bei den Katholifen ſo häufigen ganz unfirch
Aber die aufblühenden Kaffeepflanzungen , von denen man
lichen Schmuckſachen , mit denen ſie ihren Gottesdienſt zieren, dieſer bunte Bilder -, Bänder -, Blumen- und Goldflitter-Auf:
fich das Mutterland binnen fünf Jahre verſorgen zu können ver: ſpricht, und der beginnende Zuđerbau ſind nicht das einzige : Ceylon beſißt noch ein anderes bloß von der Natur geſchenktes,
wand, dieſe farbigen Glasgeräthſchaften , die dem Auge ſo wehe
böchſt werthvolles Product , man berechnet nämlich , daß der
thun, wie das Glöckchen dem Dhr. Even To fehlt das ganze katholiſche Puppenweſen, das Aus : ud Anfleiden der Figuren, die ſchredlichen blutigen Leidyname des Gefreuzigten u. 1. 1.,
Diſtrict Colombo allein eine hinreichende Menge Cocosbäume beſikt, um nicht weniger als 25,000 Tonnen Palmenöl jähr:
da in der griechiſch -ruſſiſchen Kirche alle Sculptur ausgeſchlofen iſt und nur Gemaltes geduldet wird, ſo daß die Bilder, wenn
lich liefern zu können, ſo daß dieſe Inſel das Mutterland un:
auch gewöhnlich unäſthetiſch genug, doch feine handgreiflichen , rondern nur gemalte Häßlichkeiten ſind. Ebenſo iſt bei dem ruſſiſchen Gottesdienſt weit weniger Getümmel und Lärm, wie
abhängig von der Einfuhr ruſſiſchen Talgs machen könnte. Del macht auch jeßt ſchon nächſt Kaffee und Zimmt einen Haupt: artikel der Ausfuhr aus .
Der Haupthafen der Inſel iſt Colombo , in deſſen Feſtung die Regierungsgebäude ſind, und wenn gleich viele Europäer
bei den oft forybantiſchen Feſten der Katholiken . Es geht alles mit einem ruhigern und aſiatiſchern Pompe vor ſich, und man kann dem allem nach behaupten , daß hier ſeltener als dort
in den minder heißen Vorſtädten leben, ſo iſt doch in der Fe:
Würde und Anſtand fehlen. Förmliche Narrenſpiele und offen :
ftung der Sammelplaß auch der kaufmänniſchen Welt. Die
bare Poſſen haben ſich dem griechiſch -ruſſiſchen Gottesdienſte nie
Pettah, oder ſchwarze Stadt, iſt dicht bevölkert mit Eingebornen ,
teigemiſcht , und ſolche fcandalöſe Kirchenmasferaden ſind in Rußland nie Gebrauch geweſen , wie ſie nicht bloß im Mittel
deren Geſichtern man jede mögliche Schattirung zwiſchen dem weißen Europäer und dem fohlſchwarzen Neger findet.
Dieſe Mannichfaltigkeit der Farbe und des Geſichtstypus eri: ſtirt freilich nur in der Nähe folcher großen europäiſchen Na: tionen, wo die Holländer und noch mehr die Portugieſen ſich
alter, ſondern auch noch manchen Orts jeßt in der katholiſchen Welt vorkomme
Die Abrömmlinge
Die unbegreiflichte , Tonderbarſte und zugleid) ſtrechafteſte gottesdienſtliche Handlung, die mir in der orientaliſchen Kirche zu Geſicht gefommen , iſt die ,,Verfludung der Keßer ," der
der portugieſiſchen Coloniſten ſind entfeßlich entartet ; nicht die
politiſchen wie der religiöſen , die ich im Winter 1837 in Pe:
entfernteſte Spur von dem Unternehmungsgeiſt ihrer Porväter, der fühnen Seefahrer des 16ten Jahrhunderts, iſt an ihrer
tersburg anzuſehen Gelegenheit hatte.
mit den Eingebornen verheurathet haben.
Nachkommenſchaft in Ceylon bemerkbar. Dieß leidet zwar ei: nige ehrenwerthe Ausnahmen , ab.r die moraliſche und phyſiſche Entartung der Indoportugieſen iſt nichtsdeſtoweniger ſprůch :
wörtlich. Die Holländer , welche noch immer auf dem Schau: plaß ihrer früheren Eroberungen zahlreich ſind, bilden einen auffallenden Contraſt mit den geſunfenen Portugieſen , mit de : nen ſie ſich ſelten oder nie verbinden . Sie ſind in feiner Art
verändert : ehrlich und fleißig gewinnen ſie allgemeine Achtung. Die Vorſtädte in Colombo dehnen ſich über eine Stunde weit voin Fort aus, und ſind von wenigſtens 50,000 Men: iden bewohnt .
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Ich hatte ſchon vorher viel ſprechen gehört , daß nun bald ein Tag täme, wo man die Keßer in der Kaſan'ſchen Kirdie verfluchen würde. Ich fand daher auch, als endlich dieſer Tag, der 7 März, erſchien, eine ungemeine Menge von Gläubigen, die ſich vor den Eingängen der Staſan'ſben Kirche drängten ;
ein Piquet von Gendarmen hatte genug zu thun, um Ordnung zu erhalten , und nur die Anſtändiggekleideten in die Kirche einzulaſſen ; ſie wurde aber dennod brechend voll. Die Anathe: matiſirung wurde mit einem ſtundenlangen Gottesdienſte einge:
leitet, mit Singen, Leſen , Thürſdließen und Thüröffnen, mit Räuchern , Lichteranzünden, Hin- und Hergehen , mit Gospodi pomilui und Gospodi pomolimssæ, wie gewöhnlich. Der ur: alte, gute Metropolit fungirte ſelbſt dabei ; alsdann trat ein
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Prieſter auf, und hielt eine Rede , worin er den Zwec des heutigen Gottesdienſtes auseinanderſette. Nach dieſer Einleitung trat dann der gewaltige Balliſt der faiſerlichen Kirche hervor , und rief das Anathema der Reihe nach auf eine Menge Leute berab : auf den falſchen Demetrius, auf Boris Godunow, auf Mazeppa , auf Stenfa Raſin , Pu: gatſdeff, und alsdann nach dieſen politiſchen eben ſo auci), aber nur im Allgemeinen, auf die kirchlichen Keßer. Jede Perſon oder Perſonenclaſſe wurde erſt mit ein Paar einleitenden uns
verſtändlichen Worten charakteriſirt, alsdann ihr Namen ge: nannt, und darauf zwei oder drei Mal wie Bliß uud Donner das Wort : „ anåfema ! anafema!“ durch die Kirche geſchleu:
ro mehr erflärlich, wie man darauf fam , auch die politiſchen 1
Rebellen einsumiſden . Dieß iſt aber auch die einzige Gelegenheit, wo man in der
ruſſiſchen Kirche etwas verwünſchen ſehen kann – freilich iſt dieß einzige Mal auch ſchon zu viel.
Sonſt aber muß man
geſtehen , daß die Nuſſen weit mehr fürs Einregnen ſind. Großer Gott ! was wird in Rußland nicht alles eingeſegnet, geweibt, befreuzigt und mit geheiligtem Waſſer beſprengt! die Häufer, die Stallungen, die Zweige im Frühling, die Früchte im Herbſt, die Oſterſpeiſen, die Heerden, das Waſſer, die Luft, .
kurz alle Elemente und alles was lebt und webt ,1 und deſſen
Gedeihen dem Menichen einigermaßen am Herzen liegt.
Gleich darauf wurde dann dieſes Wort von einem ſcho:
Weil wir in ungeweihten Häuſern leben , kommen wir den
nen Sängerchor hübſcher Knaben aufgenommen , und häufig wiederholt, nach einer Melodie, welche ſo lieblich und freundlich war, daß ſie eher zu : „ Seht den Himmel, wie heiter, “ oder Tonſt einein hübſchen Liedchen gepaßt hätte. Selten wird man eine Melodie hören , welche in ſo merkwürdigem Contraſte mit ihrem Inhalte ſteht, wie dieſe. Gleich darauf fiel aber wie : der der Baliiſt mit einem neuen zu anathemiſirenden Namen ein . Bei Boris Godunow , der freilich ein illegitimer , aber
Ruſſen wie Heiden vor, wie wir unſererſeits die dafür halten
dert.
doch guter Regent war , wurde das Gute vom Vöſen geſchie: den, und es wurde geſagt: „ Für das Gute , was er gethan , fey ihm der himmliſdhe Segen ! Für das Böſe anáfeina ! aná. fema !“
Das Vole zeigte viel Theilnahme bei der Sere
würden , welche ihre Kinder ungetauft ließen.
Kein Ruſſe
würde es möglich halten , daß ſeine Heerde fich mehren fönnte, wenn ſie im Frühling nicht den prieſterlichen Segen empfan:
gen. Und im Herbſt Aepfel zu eſſen , bevor ſie vom Prieſter eingeſegnet, würde jedem die größte Sünde fern.
Auf dem Boden , wo der Prieſter mit ſeinem Weihwaſler nicht hingefommen iſt, meint der Rufie , refidire der Teufel; und furzum , dieß iſt überhaupt ſeine Anſicht, das was das Streus, die veiligenbilder und die Segensſprüde nicht fürs Chriſtenthumu geweiht , das ſey unchriſtlicher Natur und im Beſiße der böſen Geiſter. (Fortreßung folgt.)
monie, und jedes Mal, wenn ein Name genannt war, welchen die Entfernteſten nicht verſtanden hatten, ging ein Gemurmel Gerum : „ Wer war es ? Wer war es ?" „ Mazeppa ! Ma: Unmittelbar auf das lekte anafema folgte ein Ge: Beppa !" bet für das ganze Haus Romanow, und es wurden alle Spröß: linge desſelben , von Michael und Alerei an , hergenannt, und der Segen des Himmels auf jedes einzelne Saupt berabge: fileht, und ebenſo wie zuvor das ,, Anáfema“ ſo hierbei das „ Amen “ von em Sängerchor wiederholt. Man fann ſich
Ferlini von Vologna aus Nubien zurücbrachte, und die gegenwärtig dem Budhändler Rolandi in London übergeben ſind. Eine Nachricht über Zeit , Ort und Art der Auffindung iſt in einer „hiſtoriſchen Er:
denfen, daß das Ganze ziemlich lange dauerte, da es gleichſan
jählung“ gegeben , welche bei Salviucci in Rom erſchien. Dieſer Er
eine Sonderung und Sichtung alles Guten und Vöſen war, was die Erſcheinung der ruſſiſchen Geſchichte ſeit etwa 250
zählung iſt ein Katalog beigefügt über die ſeltenen Gegenſtände, welche die Sammlung umfaßt , und welche von den robeften bis zu den gier lidſton, yon den älteſten biß zu den vergleichungsweiſe neuern ein außer ordentliches Intereſſe in Anſpruch nehmen, und dieß Intereſſe fteigt noch durch die Angabe der Orte , wo alles dieß gefunden wurde , nämlich in einer der 47 Eyramiden in der Nähe des alten Meroe , daß von
Jahren bot. - Wie die religiöſen Keller eigentlich bei jener -
Aufzählung genannt wurden, habe ich nicht recht erfahren fón :
nen. Ob man die Katholiken, Lutheraner u . ſ. w . alle einzeln aufzählte , oder nicht, oder ob vielleicht gar die Verfludung etwa nur gegen die auf der Nicäiſchen Synode zur Keßerei Verdammten gerichtet war. In leßterem Falle würde eben die Ceremonie in religiöſer Hinſicht nicht viel zu bedeuten haben, da jene Sießer nun ſchon ſo ziemlich zerſtoben ſind, und
da die Sache dann nur eine aus dem Alterthume übernoin : mene todte Seremonie ſeyn würde. Ich ſage, in religiöſer Beziehung todt, denn als politiſcher Actus hat ſie allerdings, wie wir zeigten , Leben und Wirkung. Bezöge fich wirklich jene Berfludung auch mit auf die Katholifen, Lutheraner, Rie : formirten ſpeciell, wie Viele behaupten , ſo wäre ſie durchaus .
nicht in Einklang zu bringen mit der ſonſt ſo großen Duld : ſamkeit der Nuſſen . Schreibt ſie ſich aber , wie wiederum An: r
dere lagen , aus den Zeiten der Vilderſtürmer , ſo wäre um
Ferlini's äthiopiſch - ägyptiſche Alterthümer. Die Litt , Gaz, vom 23 October enthält hierüber Folgendes : Wir habent
der yerfloſſenen Woche eine merkwürdige Sammlung von
äthiopiſchen und ägyptiſchen Alterthümern geſehen , welche Dr. Joſ.
Caillaud und Hosting beſchrieben wurde , und dieſe Zierrathen ſowohl
als das Geld der frühern Periode, *) zu der ſie gehören, ſind gewöhnlich mit heiligen Symbolon , Gottheiten und verſchiedenen Attributen be jeidinet ; da dieſe von den ägyptiſchen Alterthümern ähnlicher Art fide bedeutend unterſcheiden , fo sürfen wir mit Recht annehmen , taß fie einem äthiopiſden Volfe angehörten , von dem ung die alten Særift:
ſteller nichts als fabelhafte Erzählungen hinterlaſſen haben. (Wir werden auf Ferlini's Reiſe zurüdkommen.) *) Im alten Aegopten ſcheint man keine Gold- und Silbermünzen unſerer Art gekannt zu haben , ſondern beide Metalle wurden vermutblich in Ringform in Umlauf gerekt, obgleid ) nicht wie die Fingerringe in Ferlini's Sammlung .
1214 Dichter iſt das Salbrund des Gebirg6 an jener Seite des Thales
Chronik der Reiſen.
bewachſen ; dieſes iſt ſchroffer und ſenft fich merklich tiefer gegen Oſten , während der Seda Natu an der Weſtſeite den höchſten Gipfel der ganzen
Ausflug in das Gebirge Gede auf Java. (Schluß.)
Bergmaſſe bet Gede bildet, obgleich die gegenüberliegende höchſte Spike
Der Leſer folge mir nun långø dem oftlichen Theil dieſer koloſſalen Mauer , wo die Spalten bereit& mit Myrica Javanica , Vaccinium
dce Krater8 (der Gamuru ) nicht viel niedrige ift. Auch an dieſer Kette de8 Seda Natu : ſieht man die deutlichſten Spuren ſeines vulcaniſchen
tubiflorum und Grophalium Javanicum bewadſen find. Nur inein alter Neiſegefährte Rent und einige meiner unverzagteſten Bedienten begleiteten mid dahin , und gern geſtehe ich , daß ich ſelber mehrere
Urſprunge, indem fich hie und da horizontale Sdichten eines compacten Baſaltes entblößt zeigen. Eigenthümlich iſt dagegen die Vegetation in
.
male die Hoffnung aufgab , meinen Zweck – die Mauer dort zu übers ſteigen zu erreichen . lange Zeit waren wir an ihr entlang forts
geſchritten , und mehrere Verſuche , an ihr hinaufzuſteigen , waren fehle
dem zwiſchen beiden liegenden Thal ; hier findet man faſt keine andern
Gewädje als Graphalium Javanicum und einige Grafarten , jwiſchent welchen die Swertia Javanica, Gentiana Quadrifaria und einige Ortiseen
.
kümmerlich fortfommen.
geſchlagen. Grmattet von dem Klettern und dem Bahnen des Wegee, ruhten wir auf Steinmaſſen aus , von denen einige mehr als 20 Fuß
Das Auge ſieht hier feine Felſenmaſſen von
einigem Umfang, keine Geſträuche als die, welche dieſes Thal umfäumen .
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hoch aus der Mauer heruntergeſtürzt waren. Hicr entdeckte ich , daß wirklid zwiſchen der öſtlichen Spiße der Ringmauer und den mehr nördlichen hohen Kuinen ein Durdgang würde gefunden werden können . Obgleich es ftark zu regnen aufing , eilten wir nach der erwähnten Stelle, und indem wir uns mit der einen Hand an den Geſträuchen feſthielten und uns mit der andern einen Weg bahnten , erreichten wir eine Biegung, wo die größere Abſchüſſigkeit der Ringmauer 68 möglich
Einſam liegt es da in dem fablon Gewande des Graphalium ; nur ein
.
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machte ſie zu überſteigen. Erfreut, unfern Zwed erreicht zu haben, zur nicht geringen Verwunderung der früher dahin abgeſchidten Häuptlinge. gingen wir noch um einen Theil des alten Krater: herum, nnd fehrten
fleiner Vach entſpringt in der Mitte und belebt die Einode mit ſeinem leiſen Gemurmel. Vulcaniſche Ajdhe hat die Abgründe in dieſem That ausgefüllt und geebnet ; ſie iſt c8 , welche dieſe fümmerliche Vegetation nährt und unterhält. Mitten in dicſein einſamen Thal neben dem Bach errichteten wir unſer Zelt und bereiteten und von Graphalium ein ſanftes Nachtlager , auf welchem wir ſehr bald Schuß vor dem Negen ſuchen mußten. Die
darauf nach Kandang Badak zurück, wo wir des Abends um fünf Uhr
Nadyt war ſehr falt , und als wir den folgenden Morgen früh um Uhr aufbrachen , um die Spiße des Seda Natu zu erſteigen , ftand der Fahrenheit'ſche Thermometer auf 40°. Der Weg dahin war noch in
anfamen.
ziemlich brauchbarem Zuſtande, denn mehrere hundert Mann hatten hier
Erſt den 26 April fonnte ich , nadidem ich einen neuen Vorrath
von Lebensmitteln empfangen hatte , mein Vorhaben ausführen , um durch die entdecte Paſſage die höchſte Epiße des Gede zu beſuchen. Rent und einige wenige Träger begleiteten mich , und da wir einen
im Jahre 1811 Monate lang arbeiten müſſen , um eine Straße zu ebnen und Treppen und Geländer herzuſtellen , ſo daß damal& das Beſteigen del Seda Natu nicht ſehr beſchwerlich geweſen ſeyn muß. Wir erreichten denn audy in Furzer Zeit ſeine höchſte Spiße , und fanden daſelbſt noch
ſehr beſchwerlichen Weg vor uns hatten , nahm ich nur ein leichtes Zelt und Lebenemittel für einen Tag mit. Wir befanden ung bald an der
die Ueberreſte der Hütten , welche der Profeſſor Reinwardt vor dret Jahren bewohnt hatte , ſo wie ein fleines im Jahre 1811 von Sic
Stelle, wo wir einige Tage zuvor die Mauer erſtiegen hatten. Von hier verfolgten wir unſern Weg weſtwärts an dem tiefen Abgrunde des
Stamford Raffles dem Generalgouverneur Graf Minto geſtiftetes Denfe
Krater8 entlang , und naddem wir uns hier eine Strece durch Vacci. nium Varingæfolium , Myrica Javanica und Rhododendra hindurch
und trägt eine weiße Marmorplatte mit einer Juſdrift. Der zerſtörende
gearbeitet hatten , entdedten wir Spuren von abgehauenen Sträuchern, und fanden nun bald den Weg, welcher vor drei Jahren meinem Freunde, dem Profeſſor Reinwardt, gedient hatte, um den Gamuru an der Süd feite zu befteigen.
Ein langes Thal , welches fich von Nordoſt nach Sütweſt zwiſchen den ſüdlichen Abhängen des Vulcang und die halbfreisförmige Bergfette des Seda Ratu hinzieht, ein ſo ausgedehntes Thal wie diefce auf einer ſo anſehnlichen Höhe iſt eine merfwürdige Erſcheinung. Für mich war
fie um ro trefiender , da mein Geiſt ſich noch immer mit den (dwarzen !
Abgründen , die wir überſtiegen hatten , mit dem angeheuren Umfang des Kraters , welder fo eben noch zu unſern Füßen gelegen hatte , und mit den Spuren aller von dieſem Vulcan angerichteten Birwüſtungen beſchäftigte. Wenn man dieſen ſüdlichen Abhang die großen Feuerherdee, mit Vaccinien und Rhododendra bededt , hinanſteigt und das üppige Grün der Waldungen ſieht, welche die Gipfel 868 Seda Ratu beſchatten ,
ſo würde man ſich ſchwerlich vorſtellen , daß die nördliche Seite dieſes Gebirg8 einer ro foredlichen Zerſtörung ausgeſellt iſt. Die Pflangen jedoch, welche man hier findet, gehören ausſdließlich zu den Umgebungen unſerer Vulcane und beſchränken fich auf wenige Gattungen. .
mal. Dasſelbe beſteht aus Badſteinen , hat die Form eines Würfels Zahn der Zeit hat indeſſen auch dieſes Denkmal nicht gefoont, und bald wird von der Jaſchrift nichts mehr übrig regn. lange warteter wir hier , in der Hoffnung , daß der Nebel, welcher die tiefer liegenden Gegenden bededte , wegziehen würde. Unſer Wunſch wurde jedoch nut
zum Theil erfüllt. Nur in fwachen Umriſſen konnteu wir den Gunong
Sarang in dem Bantam'ſchen und den mehr nördlich gelegenen Onnong Salaf im Weſten erfennen . Sogar das ſchöne Land von Sufa - Bumi im Südweſten war mit dunklem Nebel überzogen , und nur mit Mühe
unterſchieden wir die Hügelreihen , welche dieſen herrlichen Garten der Preanger Regentſchaften durchfreuzen. Sozar um 10 Uhr Vormittags ſtand der Thermometer hier bei einem bewölften Himmel noch auf 59€
Fahrenheit, und da wir auch jeßt noch nicht hoffen fonnten , daß der Himmel fich aufflären würde , ſo febrten wir nach unſerem Lager gir Kandang Badaf zurüd.
Mericaniide Alterthümer auf der Inſel Sacrifi
cioe. Die Dfficiere der franzöſiſchen Fregatte Sabine, Capitán Co8mate Dumanoir, haben eine große Menge mericaniſder Alterthümer auf der genannten Inſel geſammelt, wo früher ſchon ein engliſches Kriegeſchiff eine reiche Entdedung ähnlicher Art gemacht hatte. (Litt. Gaz, 23 Oct. )
Ni ünden , in der literariſch - Artiſtiſiten Anfalt der 3. O. Gotta'ſchen Bud bandlunc. Bercutrortliper Redacteur Dr. Ed. Widenin a n n .
Nr. 312.
A as
Ausland. Ein Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlich e # ebens der Völker. 8 November 1841 .
Bemerkungen über die Vereinigten Staaten. Ginfluß des Bankweſens auf die Sitten . Stein Gegenſtand hat natürlicher Weiſe ſo viel von ſich re
deften Speculation erfolgte, einer Speculation , die ſo weit unt
rich griff, daß ſelbſt die Landleute in den fruchtbarſten Korn=' diſtricten ihr Geſchäft ſtehen ließen und fich mit Land :, Canal
den gemacht, als die Banken in den Vereinigten Staaten,
und Eiſenbahnſpeculationen abgaben , fo Tehr, daß man in der
und man darf nicht außer Acht laſſen , daß faſt alle reichen Staufleute und Capitaliſten , namentlich in Newport und Phi ladelphia, zu der Whig : oder Bankpartei gehören , welche die
bemerkte , der durch fremde Einfuhr gebedt werden mußte.
politiſche Macht des Landes mehr in die Hände des Reichthums zu bringen fuchen. Da nun dieſe Whigs in den genannten Städten das Uebergewicht haben , und die meiſten und beſt redigirten Zeitungen ihnen zu Gebote ſtehen , ſo hat auch die Anficht der Whigs in Europa lange Zeit den meiſten Anflang gefunden, zum Theil freilich aus politiſcheu Sympathien ; ſeit: dem aber die Vereinigte Staatenbank ein ro ſchimpfliches Ende genommen , haben ſich die Stimmen mehr und mehr gegen die Banten ausgeſprochen. Wir ſind feineswegs geſonnen , hier
allgemeinen Kornproductiou einen nicht unbedeutenden Ausfall Die Leichtigkeit , fich von den Banken Geld , freilich immer in Papier, zu verſchaffen , trieb zu allen mögliden Unternehmungen ,
und gegen die Ausgaben , welche dieſe verurſachten , waren die Ausgaben einer noch ro toſtſpieligen Haushaltung unbedeutend. Man ließ fich deßhalb um fo leichter verleiten , ein koſtſpieliges Hausweſen zu unterhalten , als man dadurch noch die Meinung von Reichthum beſtätigte und feinen Credit befeſtigte. Ueber dieſen unmäßigen Kurus äußert fich ein amerifaniſches Blatt folgendermaaßen ; ,,Mitten in dieſem Schimmer von fiktiver
Geſchäftsthätigkeit ſtürzte man ſich in die Ueppigkeit hinein,
die Frage über die Banten in ſtaatsökonomiſcher oder politi: ſcher Beziehung weiter auszuſpinnen , und bringen den Ge:
um dem Gedanken an die Zukunft zu entgehen, wie der Spieler ſtart trinft, wenn ſein Alles auf dem Spiele ſteht. Ein ertra
genſtand nur in moraliſcher Beziehung zur Sprache, da er in
vaganter Lurus war der gemeinſame Fluch aller Claſſen vom
dieſer Hinſicht für die neue Entwidlung der Vereinigten Staa : ten , namentlich der mittleren Staaten , von beſonderem In: tereffe geweſen iſt.
Einen unmäßigen und ungezügelten Spes
culationsgeift hat man ſeit lange den Nordamerikanern vorge: worfen, in neuerer Zeit hat aber die Sache eine unnatürliche Hobe erreicht. Zum Theil haben europäiſche , namentlich eng=
lifche Bantiers zu der Sache beigetragen , indem ſie nach dem
Reidfter bis hinab zum Nermiten .
Europäiſche Adelige und
Fürſten mit großem, ſicherem Eintommen wurden zum Vorbild ächtem ameritaniſchen Unternehmungs : genommen , und - mit ddtem geiſt
noch überboten . Schaaren von Bedienten traten an
die Stelle des Kochs , des Stubenmädchens und des kleinen Johanns; man nahm drei, wo ſonſt ein einziger ausreichte. Hochgewürzte Schüſſeln und toſtſpieliger Schnicidnad traten
Jahre 1830 , als ſie die während der vorhergegangenen Frie
an die Stelle der einfachen Hammelsfeule , Silberſervice an
densepoche allmählich aufgehäuften Capitalien nicht mehr ſicher in Europa verwenden zu können glaubten, ſich mit denſelben nach Amerika wandten , hier ihr Geld zum Theil mit gros
die Stelle des Porceland, koſtbare. Carroſſen an die Stelle des alten bequemen Familienwagens , und Kutſchen und Chaiſen
ßer Unvorſichtigkeit anlegten, und durch die Maſſe der auf ein mal nach Amerita geworfenen Capitalien der Speculation eis nen Anſtoß gaben, deſſen die Amerikaner ſelbſt nur allzuwenig beðurften. Hiezu tam , daß bald einige Schlauföpfe, namentlich Hr. Biddle, diefe Tendenz der europäiſchen Bantiers und Ca
wurden von Familien gehalten , die in der Zhat in Verlegen: heit waren, fie nur zu brauchen. Die ſchönen Künſte, die einen
To herrlichen, verfeinernden Einfluß ausüben können, vermehr: ten nur die Zahlungsunfähigkeit derer , die den Werth gang allein nach dem Gelde bemaßen , welches ein Kunſtwerk koſtete.
pitaliſten bemertten , und durd ſchlaue Aufmunterung zu Actien
Das Reiſen in fremde lander wurde bis zum Mißbrauc ges trieben ; fonſt war es ein großes Mittel fich auszubilden, jeħt
unternehmungen aller Art das Geld aus Europa zogen . Der Anſtoß mar ſomit gegeben und eine Zeit der wila
febrten unſere jungen Leute als Spißbuben und Narren zurüd , mit ertravaganten antiameritaniſchen Ideen und mit der Luſt, 312
1246 alle Thorheiten europäiſcher Reiſenden in dieſem Lande nachzuahmen . Die Köpfe der ameritaniſchen Weiber und Mädchen wirbelten, und fleine Kinder ſprachen ſchon von Reifen , „ um
ihre Bildung zu vollenden .
ſich in immer ſtärferem Maaße erhebt, und den ungünſtigen
раа
Einfluß betämpft, den die Städte durch die Banten auf fie
tes
ausübten.
die me
Man ſuchte Unterhaltungen , was
ſie auch foſten mochten , und je höher der Preis war, deſto beſſer.
Ceremonien und fefte der griechiſch -ruſſiſchen Kirche.
Frugalität ward verächtlich angeſehen , als eine altmodiſche
( Fortreßung. )
knauſerige Schwäche. Kleidung wurde unmäßig toſtſpielig, denn hohe Preiſe waren der einzige Maaßſtab für die Qualität." Nach dieſer aus dem Leben gegriffenen Schilderung wird
man den Ernſt und das Treffende der Ermahnung erfennen, welche Van Buren in ſeiner Botſchaft am Ende des Jahres 1839 ausſprach, indem er ſeine Mitbürger ermahnte, zur alten republikaniſchen Einfachheit zurüdzukehren. Man liebt den nicht, der ſolche Lehren ausſpricht , und Ban Buren fiel als Opfer der gereizten Eitelkeit , welcher er einen allzu hellen
Die Waffert eihe. Vor allen Dingen intereſſant iſt die „ Einweihung des
re re
na
Waſſers ,“ das ſogenannte „Jordansfeſt,“ in Mosfau auch „ der Kreuzgang" genannt. Es hat dieſe Waſſerceremonie dreimal im Jahre ſtatt : einmal im Winter auf dem Eiſe, einmal im Frühling, und einmal in der Mitte des Sommers. In Dor:
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X
pat lud mich eine Magd ganz ernſthaft zu dieſem Feſte ſo ein : 011
„ Heute iſt Jordan, da werden die Götter gewaſchen .“ Die ge meinen deutſchen Leute beehren die ruſſiſchen Bilder gewöhn
Indeß iſt allen Umſtänden
mit dieſem Titel : ,,Götter," und von der Waſſerweihe bil
nach die öffentliche Meinung im entſchiedenen Umfehren, man erfennt , daß eine ungeheure Thorheit begangen worden iſt, und das mag den „ hochpreislichen Stolz wohl befehren . “ Die empfindlichen Verluſte , welche namentlich durch den Sturz der Vereinigten Staatenbant einer Menge von Menſchen , beſonders
den ſich die meiſten ein , daß es eine Abwaſchung der Bilder
Wittwen und Waiſen , zugefügt wurden , und über die Stadt Philadelphia eine allgemeine Trauer verbreiteten , waren wohl geeignet, auch den Unbeſonnenſten zur Beſinnung zu bringen, und da man jeßt die Gefahren einer übermäßigen Ausgabe von Papiergeld aus ſo bittern Erfahrungen erkannt bat, ſo werden von den eigentlich induſtriellen Elaſſen , d. h. allen de: nen, die nicht von ererbtem Vermögen leben können, die Ban: ten mit einer Eiferſucht bewacht, welche die ſtärkſte Schukwehr
Fluſſe der Nachbarſchaft, oder wenn ein ſolcher nicht vorhanden iſt (wie z. B. bei Odeſſa ) , auf einem benachbarten See oder Teiche ein kleiner Bezirk abgegränzt , und mit einer Galerie und mit Tannenbäumen umſtedt. In der Mitte dieſes Be zirks wird ein vierediges Lodh gehauen , und die Prieſter tre ten, indem ſie mit Kerzen , Fahnen und Bildern in feierlicher Proceſſion aus der Hauptkirche berankommen , in dieſe Tants nenlaube ein, und beginnen mit Geſängen und Räucherungen,
gegen die Wiederkehr ähnlicher Uebel iſt , um ſo mehr, als die Folgen des früheren Rauſches noch immer ſehr empfindlich
die aus jenem Wäldchen hervordringen , einen Gottesdienſt.
nachwirken. Es wird in Amerika immer mehr eingejehen , daß
Male ins Waſſer hinab getaucht, und das leştere auf dieſe Weiſe und mit Segnungen geſund, heilſam und rein für Fiſche
Spiegel entgegen gehalten hatte.
an
der Sturz des extravaganten Bantſyſtems tommen mußte,
rey, und alſo eine Weihung derſelben durch das Waſſer, und
{
nicht , wie es in der That iſt , eine Weihung des Waſſers
durch das Untertauchen der Bilder. Im Winter ſieht dieſe Handlung am eigenthümlichſten aus ; es wird alsdann auf dem
Es wird dabei unter vielerlei Ceremonien ein Sireuz mehrere
und ohne das geitige Einſchreiten Jadſons und Ban Burens nur etwas ſpäter und furchtbarer eingetreten wäre. Man fann deßhalb die Bankpartei, und hat ſie auch foon mit Recht eine abſterbende Faction genannt. Daß die Kriſe ſo ſchnell, ſo vollſtändig gelommen, iſt für die moraliſche Bildung der Ameritaner als Nation nicht ohne
und Menſchen gemacht. Freilich iſt dieſe Weihung nicht bloß auf das Waſſer, welches durch das Eisloch plätſchert, allein be:
Vedeutung : der ihnen oft vorgeworfene Hochmuth hat dadurch
eine bittere Lehre erhalten ; es fehlte freilich nicht an verſtändi:
der benachbarten Hauſer, ſo wie aufdem Eiſe gruppirt, glaubt doch noch an eine beſondere Straft des durch das Kreuz bez
gen, nüchternen Leuten , die ſich vom Schwindel nicht ſo hatten
rührten Waſſers des Eislochs , und alles ſtürzt fide daher ,
hinreißen laſſen ; dieſe hatten aber von andern , oft von ihren
wenn die Prieſter wieder aus der Laube hervorgetreten ſind, mit Flaſchen , Krügen , Eimern und Scherben zu der Deffnung
eigenen Kindern, nicht wenig zu leiden ; der Vater , welcher nicht ſein ganzes Vermögen in die gewagten Speculationen des jungen Sohnes ſteden wollte, war, zum mildeſten genom : men, ein guter , alter , ehrlicher Mann , aber mit veralteten Begriffen, die nicht auf der Höhe der Zeit ſtanden . Der große Nach :
B
rechnet, ſondern auch auf das Waſſer aller Quellen und Flüſſe
umher, und namentlich aller Brunnen der Gegend. Allein das Wole, welches ſich während des ganzen Vorganges hödſt male rich an den hohen Ufern des Fluſſes und auf den Dächern
heran , als wenn es darauf ankomine, die von dem Kreuz uns
theil dieſer in den Handelsſtädten der Union nur zu ſehr ver
mittelbar berührte Welle zu erbaſchen , obgleich dieſe ſchon längſt hinweg iſt. Mit Lärmen, Streiten , Scherzen und Ge ſchrei fallen ſie über das Waſſer Her ; die meiſten begnügen fich damit, nur eine Flaſche herauszuſchopfen , welche ſie mit nach
breiteten Denkungsart war die Verachtung, in welche ein em:
Hauſe nehmen , um davon dann und wann des Morgens zu
ſiger Fleiß und Zufriedenheit mit einem mäßigen, aber ſicheren Gewinn fiel, und dieß drohte ſich peſtartig ſelbſt auf das Land
trinken, ſich die Augen zu waſchen u. 1. w. Die Eiferer aber legen ſich auf dem Eiſe hin, und beplätſchern ſich damit, wie
umher zu verbreiten. Dieſe Gefahr iſt aber nun glücklich ab-
die Enten bei einem Regen nach langer Trođenheit. Daß der
gewandt, und namentlich die ländliche Bevölkerung iſt es, welche
Nordwind dabei pfeift , und ihnen das Waſſer auf Haut und
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Haar gefrieren macht, ſchadet ihnen nichts, denn es iſt geweih-
ſchadet das Feſt noch eher, denn mit ibm, glaubt der Ruſſe,
tes Waſſer. Die Bettler kommen , und füllen ihre Scherben ,
die lataien holen für ihre vornehmen Herrſchaften in geſchliffe:
rey nun alles auf einmal reif und heilſam geworden und er reißt alles ab, ſo daß gewiß in feinem Lande mehr unreifes
nen Caraffen , die jungen Mädchen umkreiſen das Getümmel
Obſt genoſſen wird, als in Rußland, wo überhaupt ſo weniges
.
ängſtlich mit ihren Kübeln, weil ſie fürchten, daß sie nicht mehr zeitigt, vielmehr faſt alles ſchon lange vor ſeiner Entwiclung recht kraftvolles bekommen. „Ach, Väterchen, mein Väterchen,
wieder ausgerottet wird.
reicht mir doch meinen Stübel voll !“ ſprechen ſie zu einein jun: gen Burſchen , der ſich für ſie durchſchlägt. Die kleinen Buben nacher, welche mit grünen Flaſchen von ihren Eltern geſandt ſind, machen ſich dann luſtig mit dem Waſſer , trinken es, gie: Ben es ſich über den Kopf, und füllen ſich neues ein. Wenn aber das Getümmel vorüber iſt, reßen ſich noch wohl ein Paar Alte an die Eisgrube, und trinken daraus mit einer Erbauung und Zufriedenheit , als ſchöpften ſie die Labung aus einer
Die Beerden weihe. Die Beſprengung und Einweihung der Heerden hat man mit dem Feſte des h. Gregorius verbunden , welcher der Schuß : patron der Ochſen und Pferde iſt ; fein Feſt fällt auf den 23 April. Vor dieſem Tage treibt man das Vieh nicht aus, aber ſo wie es die Weihe vom Prieſter erhalten, der zwiſchen den verſammelten Heerden des Dorfs herum gebt und eine Anrede ſprechend ſie beſprengt , laßt man es getroſt hinaus ins friſche
Bowle Punſch .
Gras, indem man nun weit beruhigter und gefaßter an Hun
Die oftweihe. Eines der niedlichſten Feſte der bezeichneten Art iſt das Feſt der Obſtweihe. Es fällt dasſelbe immer auf den 6 Auguſt mit der Feier der Verflärung Chriſti zuſammen (,,Preobrashe
gersnoth, Seuche, Unfruchtbarkeit und Wölfe denkt. Geweihte Brod. Unter allen den geweihten Dingen , den Palmenzweigen des Palmen Sonntags , dem geweihten Waſſer, den geweihten
nie Gospodne.“ Die Feſte der Pomona müſſen ungefähr einen ſolchen Anblict gewährt haben. Ich feierte es am hüb:
Oſterkuchen , den geweihten Aepfeln u. l.. w., mit denen man
immer die Heiligenbilder in den Zimmern jedes Ruflen um :
fcheſten einmal in einem ziemlich angeſehenen Kloſter Nearuß= geben fieht,ſpielt eine der größten Rollen das geweihte Brod, lands. Aus weit entlegenen Steppengegenden waren die Leute dazu herangekommen, und eine Unzahl von Fuhrwerfen, Bauern: wagen, Kaleſchen , Einſpänneru, Ochſengeſpannen u. f. w. füllten die weitläuftigen , das Kloſter umgebenden Baumgarten. Vor den hohen Pforten der innern Höfe und Blumengärten hatten
Form und Ausbadung, ſie ſind graulich weiß und faſt ſo hart
ſich unüberſehbare Reihen von Obſtverkäufern aufgeſtellt, für ſolche Gläubige, die fein Obſt von Hauſe mitbrachten. Alles
wie eine Kaffeetaſſe mit Unterſchälchen , oben mit einer Art
ſchleppte ſich mit depfeln , Pflaumen und Birnen ; die Alten trugen ſie in weißleinenen Tüchern heran , und die Kleinen
Prieſter beim Abendmahl, der oben ein ganz kleines Stückchen mit drei Schnitten herausſchneidet und dasſelbe in den Becher
hatten die Taſchen und Hände voll.
Nach Beendigung des
zum Weine wirft. Dadurch nun , daß dieſes Stüdchen zu ro
Gottesdienſtes bildeten ſie nun davon doppelte Spaliere in der
heiligen Zweden diente , wird der Reſt des Brodes geweiht und mit dem kleinen Löchelden oben verſehen an die Eigen thümer zurüdgegeben . Dieſe bewahren dann dasſelbe forgram ſorgſam auf und gebrauden es in manderlei Fällen . Sie eſſen dann und wann ein Stüdchen davon , beſonders wenn ſie ſich unwohl fühlen , auch verſchenken ſie es als etwas Beſonderes an gute Freunde. Haben ſie an einen Mächtigen , einen Statthalter u. f. w. ein Anliegen , wo ſie ſich ein wenig ,
Stirde, und was nicht Plaß hatte, aus der Kirche hinaus weit
in die Blumenbeete und Grabmonumente des Kloſtergartens hinein . Dann gingen die Prieſter zwiſchen den Reihen herum und beſprengten alles mit dem ſegensreichen Naß. Diejenigen, die auf Sitte und Sakung nur etwas halten , eſſen bis zu dieſem Actus durchaus fein Kernobſt irgend einer Art; ießt aber beißt alles fröhlich ein. Dann gruppirten ſie ſich auf den Grabſteinen des Kloſtergartens und unter den Bäumen , und
alles fpeiste Aepfel, Pflaumen , Honig , Milch und was fie noch ſonſt mitgebracht.
Ade Kinder konnten nun ſo viel Obſt
eſſen , wie ſie wollten, ſelbſt den Säuglingen gab man dieſe Aepfel zum Belnauſern, die als geweihte ihnen nur wohlthun
das beim Genuß des Abendmahls übrig bleibt. Dieſe für das
Abendmahl beſtimmten Brode haben eine ganz eigenthüinliche
wie Zwiebal, dabei ungefähr von der Geſtalt eines kleinen Huts mit breitem Rande und ſchmalerem Cylinder, ſo groß Stempel verſehen . Ein ſolches Brod bringt man nun dem
fürchten , ſo nehmen ſie ein ſolches Brod in die Hand und überreichen es ihm als ein Zeichen des Friedens und der
Gnade.
Wenn die Gutsherren den Beſig ihrer Güter an
treten und zum erſtenmal oder nach langer Abweſenheit er: ſcheinen, werden ſie ebenfalls mit ſolchen Vroden willkommen
tonnten , und Aepfel ſpeiſend gingen die Leute zu den offenen
geheißen. Auch find dieß dieſelben Brode, die jedesmal dem
Tempelthüren ein und aus. Die armen Bettler bekamen ganze Säde von Pflaumen und Birnen und alles war froh in dem Genuſſe der ſchönen Gaben der Pomona. Wenn der 6 Auguſt A. St. ( 18 Auguſt N. St.) nicht etwas zu früh wenig ſtens für das nördliche Rußland angefeßt ſchiene, fönnte die Meinung von der Schädlichkeit der Früchte bis zu dieſem Feſte die nicht unvortheilhafte Wirkung haben , das ſo häufige Ver: ſpeiſen des unreifen Obſtes etwas zu beſchränfen . So aber
Kaiſer überreidt werden, wenn er nad Moskau kommt.
(Fortreßung folgt.)
Birma. (Bon Jof. Smith in Asiatic Journal April 1841 mitgetheilt .) Die
ationen jenſeits des Ganges theilen ſich in mehr als dreißig
Zweige , welche , wie behauptet wird , dieſelbe phyſiſche Geſtalt beſigen .
1248 Ihre durchſchnittliche Größe ift 5 Schuh 3 Zoll, und fle wiegen' ungefährliche Gegenftande find Ueberſebungen aus dem Bali ; fe haben keine 120 Pfund; fie find gewandt, fleiſchig , fart und proportionirt gebaut. Kenntniß von der Perſpective, ihre Zeichnungen find alle im Profili Die Chineſen, Siameſen und Karier find die hellſten , die Aralanefen , ihre Porfie beſchränkt fich auf Oden , liebeds und Kriegsgefänge, die Birmanen und Peguer die dunkelften ; die drei erſtern find hellbraun,
größern Gedichte ſind umſchreibende Ueberſebungen der großen epiſoen
die Testern drei tunkelbambusfarbig: die übrigen Stämme haben die Kindubichtungen ; ihre Kenntniß vonMuſif iſt ſehr beſchränkt; ihr Syſtem Farbe der verſchiedenen Zwiſchenfchattiruugen. Sie fino alle gleichförmiger der Anatomie unvollfommen; ſie ſind unbekannt mit Chemie und glauben hinſichtlich der körperlichen Bildung als die Stămme der faulafiſden
an die Berwandlung der Metalle. Auf der andern Seite find dieſelben
Race ; der Abweichungen von dem obigen Maaße fiud wenige, und auch
mit der Pflanzenphyſiologie bekannt , und kennen die Geſchlechter der
dieſe nicht von bedeutender Art.
ſelben ; ſie wiſſen ſehr geſchmackvoll in Gold zu arbeiten , weben ſehr
Die Peguer erheben ſich jest aus einem Zuſtande von fiebzigjähriger
zuſammengeſepte Muſter, deren Nachahmung felbft in England ſchwierig
Knechtſchaft, und bilden ſich unter engliſdem Schuß in den abgetretenen Provinzen von Tenaſſerim zu einer blühenden und intelligenten Völfer-
befuuden wurde , und ſie verſtehen mit erträglicher Geſchicklichkeit in
Was die Birmanen betrifft, ſo iſt es felbft für den gleich-
netem, oder auch nur zur Mittelmäßigkeit in irgend einer Runft, welde ſorgfältige Manipulation erfordert , und die wenigen Manufacturen, die fie noch beſiken , blühten in größerer Vollfommenheit unter ihnen zur
ſchaft aus.
gültigſten Beobachter an Ort und Stelle augenſcheinlich , daß das Land
ftufenweiſe ſeinem Verjall entgegen geht.
Während die Bevölferung
Indiens ungeachtet der Hemmungen durch die Raften mit raſchen Schritten vorwärts foreitet , faum hinter ſich blidt , und dann bloß um über die
Irrthümer ſeiner Vorfahren zu lächeln, gehen die Birmanen vom Zwielidht
Holz zu ſchneiden ; aber im Ganzen bringen fie es zu nidyte Ausgezeich
Zeit der erſten Bekanntſchaft der Engländer mit ihnen, als in dem gegens wärtigen Augenblid. Ein gelehrter italieniſcher Geiſtlicher , der ſich eine Anzahl von
in die Dunkelheit über , ſammeln ihre Weisheit aus vierzehnhunderts
Jahren in Birma aufhielt und in enger Verbindung mit dem Volke
jährigen Büchern, die Fabeln ihrer Vorväter in Wahrheiten verwandelnd,
lebte , ſagt , daß dasſelbe „bloß durch die Peitſche zu beherrſchen revy,“ es ſcheint aber , daß der Pater den Vorwurf der Halsſtarrigkeit dem
bleiben in findiſcher Bewunderung bei dem Wiffen und den Thaten ihrer
Vorfahren ſtehen und bejammern ihren eigenen Verfall. Die Regierung trägt indeſſen das Thrige bei , ein bereits halb entvölfertes land noch mehr zu entvölfern ; Städte ſchwinden in Dörfer zuſammen, Dörfer verſchwinden gänzlich ; die Communicationen werden immer geringer , und
Volfe unbedachtſamer Weiſe aufbürdete , anſtatt die Regierung , welche die Grauſamkeit gut heißt, die er täglich mit anſehen mußte, zu beſchul
digen. Der Staat nimmt bei dem geringſten Schein einer Oppoſition zur Gewalt ſeine Zuflucht , denn die Gefeße ſtud in einem rachſüchtigen
das Volf durch Unterbrüdung entmuthigt und leidenſchaftlich an dem
Geiſte abgefaßt , und Strafe wird als die gerechte Folge des Wider
Boden hängend , erwartet ängſtlich die Erfüllung der Verheißung, durch welche ihm die Wiederherſtellung ſeines verlorenen Glücks und ſeiner Macht unter einer weiſen und gerechten Dynaſtie verſprochen wird. *) Die feit dem 12ten Jahrhundert bald zwiſchen den Scans und Birmanen ,
ftandes betrachtet. Die Birmanen ſind indeß nicht weniger empfänglich
.
bald zwiſchen den Siameſen und Peguern und ſpäter zwiſchen den Peguern and Virmanen ſtattgefundenen Kriege hatten beinahe dieſe Länder von ihren Bewohnern entblößt, als die friegeriſchen Neigungen der Nachfolger Alompra's der Wohlfahrt von Birma 'den legten Schlag verſekten : fie beraubten ihre Städte jedes kräftigen Mannes, und trugen ihre Waffen nach Siam , Arrafan, Affam und Caſſay, iberall, wohin fie fanten, die Bevölferung vertilgend, bis die ganze Strecke von 95 ° bis 100® und vom Cap Negrais bis zum Wendekreis beinahe von menſdlichen Bewohnern entblößt wurde. Dieſe weite Strece iſt nun mit ausgedehnten Dſchungelwäldern bedect , welche innerhalb ihrer riefenhaften Erftredung die Ruinen zahlreiber Forts und Tempels einſchließen , die dazu dienen, die Stellen zu bezeichnen , welche in frühern Zeiten mit einer dichten Devölferung beſeßt waren, deren Nachfommen in ſpärlichen Gruppen an den Ufern der herrlichen Flüſſe fich rammelten , welche noch immer das Land bewäſſern ; dieſe Nachfommen haben aber den Unternehmungsgeiſt und die Tapferkeit verloren , die fie vor Zeiten zum Süreden aller be:
für eine anſtändige Behandlung , noch tauber für die Stimme der Vers
nunft, als die Einwohner der civilifirtern Länder Europa's ; gleich andern
Menſchen , ſind ſie nicht geduldig bei Unterdrückung, und ahuden rücfa fichtsloſe Acte perſönlicher Gewaltthätigkeit , wenn ſie es immer mit
Erfolg thun fönnen , ob ſie gleich bei dem geringen Schube , welden die Gefeße dem Armen gewähren, und der rohen Härte ihrer Vorgefesten häufig ihrem Schidſal ohne einen Seufzer ſich unterwerfen , indem fle die ausgeſuchteſten Qualen mit derſelben Standhaftigkeit und äußerſten Verachtung der Schmerzen erleiden, wie die nordamerikaniſchen Indianer in dein lager ihrer Feinde, bei dem Feſte über ihre eigene Niederlage. Hier hat indeſſen die Aehnlichkeit ein Ende ; der Birmane fann fich
niớt ber adeligen und gefaßten Miene des Indianer8 rühmen ; fein Geficht iſt ohue Intelligenz; ſein Mund iſt groß und finnlich, die Zähne hervors ſtehend und die Naſe platt. Ueberhaupt iſt die nationale Geſichtsbildung äußerſt gemein , und ſo ſtarr , daß die Leidenſqaften faum einen Eins
drud darauf machen.
In anderer Beziehung mag die Parallele wieder
angehen : wenn der amerikaniſche Wilde eitel auf ſeine Perſon ift und
nachbarten Länder machten , und nur noch die Eitelkeit, Hartnäckigkeit
auf den Flittertand , der ſeinen Anzug ſchmüdt, ſo iſt es der Birmane gleichfalls auf ſeine athletiſche Geſtalt und flimmernden ſeidenen Potfo. Dieſe ungemeſſene Eitelfeit iſt in jeder Handlung ſeines Lebent erfitlich ;
und Raſtloſigkeit behalten, die ſie zu allen Zeiten auszeichneten. Dieſes entartete Volt unternimmt ſelten irgend etwas, wozu große Verſtandesanſtrengung erforderlich iſt; ihre Bücher über Religion und wiſſenſchaft
Augen : eine Affectation verachtungsvoller Superiorität über jede andere Nation iſt dort die herrſchende Leidenſchaft , die das Urtheil verblendet
an dem Hofe von Ava aber tritt dieſelbe noch hervorſtechender in die
) E6 circutirt dermaten eine Tradition unter den Birmanen , daß der
und eine lächerliche Zurüchaltung erzeugt , welche jeden Augenblic
Riebente Souverän der durch Alompra gegründeten Dynaſtie durch einen
fürchtet, fich durch irgend einen Art der Höflichkeit oder Freundſchaft
Fürſten von übernatürlicher Weisheit erlegt werden wird , welchem die allgemeine Herrſchaft über die ,,Südinſel ,“ das heißt die Welt, zu Tbeil
ju compromittiren. (Fortfeßung folgt. )
werden ſou.
München, in der Literariſc - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſben Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide u ma nn .
Nr. 313 .
Das
att bland. A Ein
***
Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen gebeus der völker. 9 November 1841 .
Herr Barrachin und die Pforte.
auf einen mathematiſchen Saß reducirt ; " man wird daraus erſehen, daß „die Annahme des Syſtems , welches die Revue
Herr Barrachin hat ſich ſchon entfeßlich viel Mühe gegeben,
orientale auseinandergereßt hat (und das auf den oben ange:
die Pforte vom Verberben zu retten. Wir erinnern uns bereits vor vier oder fünf Jahren eine Auseinanderſeßung ſeiner Eivi :
führten Grundſäßen beruht) , jeßt eine über die Macht der Diplomatie hinausreichende Nothwendigteit iſt , und daß die
liſationsideen geleſen zu haben , zu deren Verwirklichung er
verſtandigſten Regierungen ihre Politit im Sinne dieſer uns
damals auch nach dem Orient ging, und wenn wir recht be
vermeidlichen Löſung vereinigen werden.“ Das tlingt ziemlich
richtet ſind, ſo iſt ein Reformationscomité noch zu Lebzeiten Sultan Mahmuds unter Leitung oder unter Mitwirtung Herrn
noch -dem verſtorbenen Sultan Mahmud duro Reſchid Pardha
Barraching errichtet worden, doch ohne daß eine fonderliche
ein Memoire übergeben laſſen , „ ſtatiſtiſche Betrachtungen “ be:
Wirkung davon zu verſpüren geweſen wäre, wenn man nicht etwa den todtgebornen Hattiſderif von Gülhané dahin rechnen will. In neuerer Zeit hat ſich Kr. Barrachin an die Spiße der Revue Orientale geſtellt , welche das türfiſche Reich zu retten gedenkt durch die Emancipation der chriſtlichen und
titelt, das derſelbe mit Vergnügen aufgenommen und aufmert: fam geleſen haben foll. Darin tft fürs erſte auseinandergefeßt, wie die Türfet, welche faſt halb fo groß iſt, wie Europa, nicht
ifraelitiſchen Bevölkerungen des Orients ; die Grundfäße, welche
bombaſtiſd ), iſt aber doch nur allzuwabr.
Kr. Barrachin bat
mehr als etwa 17 Millionen Menſchen auf einem Raum zählt, auf dem in europäiſchen Staaten nahe an 100 Millionen wob nen ; wie feit dreißig Jahren die Ausgaben nicht durch die
dabei als Leitſtern dienen follen , find: bürgerliche und politiſche
Einnahmen gebedt wurden , und man jährlich die Münzen vers
Gleichheit der Bevölferungen ; völlige religiöſe Freiheit, Trens
ſchlechterte, um das Deficit auszugleichen , und wie dieß dem : nachft zur Verausgabung von Papiergeld führen müffe,. bis
nung der geiſtlichen und weltlichen Gewalt, und das Recht des Landbefißes für die Fremden. Es gehört ein ſtarker Glaube daju, folche Dinge in der Zürtei für möglich zu halten , daß aber dergleichen von einer gewiffen Seite unterſtüßt werden,
leidet teinen Zweifel. Ob Hr. Barrachin hinſichtlich der weitern Plane folcher Beſtrebungen zu den Wiſſenden oder Unwiſſenden
auch dieß Austunftsmittel erſchöpft fen , und dann die osma: niſche Regierung zu einem völligen Stillſtand tommen müſſe. Daß man bereits zu dieſem legten Mittel gegriffen , und das es auch bereits fehl zu ſchlagen beginnt, iſt betannt. Der leßte Punft, auf welchen Sr. Barrachin den Sultan
gehört, das müſſen wir in aller Demuth dem überlaſſen, der die Herzen und Nieren prüft, und bemerken bloß, daß es ſich dabei für die Pforte einzig um die Frage handelt, ob fie in Convulſionen oder an der Abzehrung, von Aerzten gebührend
im Verhältniß zur chriſtlichen, hervorgerufen durch die zahlreis chen, unter den Türfen herrſchenden Laſter , namentlich das in
geplagt, ſterben will.
Konſtantinopel immer ſchauberhafter um rich greifende Abtrei:
Das Comité central pour l'Emancipation des popula. tions chrétiennes et israélites d'Orient iſt gegenwärtig nicht beiſammen . Hr. Barracin hat es aber, und nicht ohne Grund, ſo eilig, ſeine Mirtur zur Rettung des türkiſchen Reichs unter das Publicum zu bringen , daß er einen von ihm an Se. Ho: beit , den Sultan Abdulmedſchid erlaſſenen Brief durch ein Rundſdreiben den europäiſchen Journalen mitgetheilt hat. Auf dieſe Weiſe ſind auch wir in den Befir dieſes Briefes gekoms men, welcher die definitive Löſung der orientaliſden Frage
aufmerffam macht, iſt das freilich nur allzu offenkundige Sint ten der muſelmannifden und national - türtifchen Bevölterung
ben der Leibesfrucht, ſo wie durch die Aushebung zum Kriego: dienſt, wovon die chriſtlichen Bevölkerungen befreit find. Ge:
gen die Folgen dieſes Zuſtandes , der nothwendig mit der Zeit eine Herrſchaft der Cürfen über die Ehriſten unmöglich machen muß, gibt es nad Hrn . Barrachin nur Ein Mittel, das oben vorgeſchlagene, die Emancipation der Chriſten ; und dazu iſt, wie er ſagt, tein Augenblid Zeit zu verlieren , denn das
Frühjahr wird die Inſurrection fich wiederholen ſehen , und dann iſt alles zu Ende.
Man fiebt, Hr. Barracin ſtedt dem 313
1250 Leben und dem Fortbeſtand der Pforte tein weites Ziel mehr ;
er zu einem Prieſter , zahlt ihm einen Rubel, und bittet ibn,
wir wollen darüber nicht mit ihm ſtreiten , ſondern bloß eine Bemerkung über ſein eigenes Mittel zur Abhülfe machen . Wenn man erwägt, durch welche furchtbaren Kämpfe die weſt:
ein Moleben, wie ſie es nennen, zu leſen . Dieſe Sache beſteht
europäiſche Menſchheit durchging , bis man zu einer Flaren Scheidung der weltlichen und geiſtigen Macht fam , ſo iſt es
ſeinen Unterprieſtern vorfingt, vorräuchert und Gebete vorliest, wobei ſich der, dem es gilt, beſtändig verbeugt und betreuzigt.
offenbar den Türfen gewaltig viel zugemuthet , daß ſie in ſo kurzer Zeit, wo ihnen das Verderben ſchon ſo nahe ſteht, auf einmal zu einer praktiſchen Einſicht davon gelangen ſollen .
Das Gebet wird nicht an Gott gerichtet, ſondern an den „ AR gel chranitel“ (Shußengel) des Pfarrfindes , und das Ganze
Würden die Rajahs emancipirt und ihnen gleiche Rechte mit
Schußengel bereitet ; daher eben auch das Molében beſonders
den Türken eingeräumt, würde gar vollends den Fremden das Recht des Grundbeſißes gegeben , ſo könnten die europäiſchen Mächte nicht genug Conſuln anſtellen , um beide gegen den Uebermuth und die Placereien der Türken zu ſchüßen. Jekt iſt dieß ein verhältnißmäßig kleines Ulebel, nachher wäre es ein großes und noch dazu ein geſeßliches anerkanntes. Die Pforte fäme alſo aus der
häufig an den Namenstagen geleſen, und deßhalb denn auch der Namenstag bei den Ruſſen ſo heilig gehalten wird, welcher
dann darin, daß der Prieſter ihu in die Kirche nimmt, ge: wöhnlich geht noch ein Freund zur Begleitung mit – ihm mit
iſt alſo ſo zu ſagen ein kleiner Feiertag , welchen er für ſeinen
Da 8 Kreuzſchlagen . So viel Dinge indeß der Ruſſe auch einweihen, und ſo
alles doch nur unbedeutend gegen die unzähligen kleinen Wei: hen, welche er ſich in eigener Perſon ſeinem eigenen Selbſt durch das unaufhörliche Befreuzigen gibt , welches bei ihm in ſo unzählig vielen Vorfällen in jeder Stunde vorkommt, und ſen Handlungen iſt, daß man nicht umhin fann , die Sache
Thatſache; nun möchte Frankreich namentlich in Syrien und Meſopotamien dasſelbe erreichen. Darin liegt wohl die Löſung
andere als die des Katholifen ; er zieht den kleinen und Ring:
des Näthfeld, warum die Revue orientale ſo mannichfache Un:
als Zeichen der Dreieinigkeit vorſtehen . Mit ihnen berührt er zunächſt die Stirn , fährt zur Bruſt herab und zieht alsdann
etwas näher in ihren verſchiedenen Anwendungen und Bedeu tungen zu betrachten . Die Art, wie der Ruſſe das Kreuz ſchlägt, iſt eine ganz finger in die Hand zurück, ſo daß nur die drei übrigen Finger
geſchritten, die Hülfsquellen ſchon zu ſehr erſchöpft ; man nimmt
die Querlinie des Kreuges von der rechten zur linken Schulter, indem er ebenfalls beide berührt. Zu gleicher Zeit verbeugt er ſich dabei mit dem ganzen Körper. Die gemeinen Leute führen nun dieſe Bewegung auf eine äußerſt grotesfe Weiſe aus, in: dem ſie ſich mit gewaltigen Armbewegungen ein Kreuz über
jede kleine Geldſendung des ſchlauen Mehemed Ali freudig an,
den ganzen Körper hin machen . Die Vornehmen deuten das
da ſie wenigſtens für eine Spanne Zeit der Noth aufhilft; aber wo ferner die Kräfte herkommen ſollen , wenn in Albanien oder in Kleinafien ein Aufſtand ausbrechen ſollte , das weiß Niemand, und das gänzliche Schweigen , das man über den Auf: ſtand in Kurdiſtan beobachtet, iſt Beweis genug, daß es durch aus an Mitteln fehlt, ihn zu dämpfen.
Zeichen des Kreuges nur mit leichter Handbewegung an. zwi: ſchen beiden Ertremen gibt es nun eine unzähliche Menge Zwie
Laufs wechſelt. Ein durchgeführtes Syſtem chriſtlicher Eman:
cipation , wodurch die Rajabs als gleichbehandelte Unterthanen an die Legitimität des Großherrn gefeſſelt würden, iſt ein Unding ; dafür iſt die Berrüttung im Innern ſchon zu weit vor:
ſchenſtufen , und es iſt, wenn man bei einem viel begrüßten Heiligenbilde in einer ruſſiſchen Kirche ſtehen bleibt, intereſſant,
alle die verſchiedenen Manieren des Kreuzſblagens zu beobach ten und von ihnen auf den Charakter und Stand der Leute zu ſchließen. Grazie, Affectation , Selbſtzufriedenheit, Frömmigs keit, Kälte, Stolz, kurz alle menſchlichen Scwächen und Tugen
Ceremonien und Feſte der griechiſch -ruſſiſchen Kirche.
den ſpiegeln ſich in dieſen Befreuzigungen und Begrüßungen
(Fortreßung . )
ab. In den Kirchen nimmt das Kreuzigen nun gar kein Ende,
und eine ſolche beſtändig mit Kreuzſchlagen, Verbeugen und 1
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Eine der fonderbarſten Weihen in Rußland iſt aber die, 星
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das in einem ſolchen Grade die Hauptſache aller feiner religið
Solaueſte und derjenige, welcher bei den verſchiedenen chriſt: lichen Bevölkerungen ſich am meiſten Einfluß verſchafft, die Oberhand behalten. Daß Rußland über die Chriſten der orientalis fchen Kirche dieſes Uebergewicht beſikt, iſt eine ausgemachte
terſtüßung findet, und hie und da auch die Richtung ihres
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wie jeßt die europäiſchen Geſandten um Einfluß in Konſtantinopel
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weiten Provinzen frei ernennen. Das wäre aber das Wenigſte;
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genannt werden ſollte.
gern er ſich ein Molében vom Prieſter teſen läßt , ſo iſt dieß
plaß eines ähnlichen Kampfes unter den Confuln der verſchie: denen Mächte, und bei dieſem Kampf würde freilich der
alle
eigentlich nicht Namenstag , ſondern Feſttag des Schußengels
Vormundſchaft nicht heraus, ſondern immer tiefer hinein, und bald fönnte ſie nicht einen Beamten mehr für ihre
ſtreiten, ſo würde dann jede Stadt und jede Provinz der Schau :
mu frei
welche die Leute zuweilen ihrer eigenen Perſon geben laſſen. Wenn nämlich jemand gerade etwas Beſonderes vor hat, oder wenn ein Tag im Kalender kommt , an welchen er beſonders werthe Erinnerungen knüpft, namentlich wenn ſein Geburtstag erſcheint, oder auch ſonſt, wenn es ihm einmal einfällt , geht
Zubodenfallen bewegte ruſſiſche Gemeinde gibt das ronderbarſte
Schauſpiel von der Welt ; beſonders und vor allem an dem Feſte, welches ſie die Poklonenie Andrei (dieAnBernieung oder dieſem Feſte Beknicſung des H. Andreas *) nennen.
,
* ) Das Wort Pollonenie kommt von poklon , welches eben ſo viel als eine Verbeugung mit Kreuzſchlagen verbunden bedeutet.
r
1251 måſen ſich die Mönche zweihundertmal hinter einander be: freuzigen , verbeugen und zu Boden werfen . Außer der Kirche macht jeder Ruſſe feinen Poflon zunächſt allemal, wenn er vor einer Kirche oder Capelle vorübergeht, wobei ſie dann auch ihren Hut abnehmen. Dieß thun indeß nur die Geringeren , doch vergeſſen ſie es nie, wenn ſie auch das eiligſte Geſchäft haben ; ſie begrüßen fo geineiniglid die lutheriſchen wie die ruffiſchen Kirchen , und zwar ſelbſt aus
Es iſt übrigens nicht der Pollon allein, der ſich bei den Ruſſen aus der Kirche ins gemeine Leben übertragen hat, und ohne den fie feine Suppe effen, ja nicht einmal gåhnen können,
ſondern auch noch manche andere Ceremonien , die ſie gelegent lich in der Kirche aufgreifen und mit fortnehmen , wie wir neue Erkenntniß , Berubigung und neue Ideen mit hinaus nehmen. Beſonders bei den kleinen Kindern iſt es etwas ſehr Gewöhnliches, bem Prieſter nachquahmen , wie er beim Gottes:
und namentlich ſind es die auch einem Fremden fehrweiten Entfernungen,z. B.wenn ſiequerüber eineGaffe am pienſtagirthat, meiſten auffallenden recitativiſchen Gebete und Geſänge,
geben, an deren einem Ende lie eine Kirche ſchimmern ſehen . Allein auch ſonſt wird das Kreuz in tauſend Fällen im ge: wöhnlichen Leben angewandt , wo man es nicht ſo leicht ver: muthen fodte. Kein Ruſſe erhebt fich z. B. vom Tiſch, ohne ſein Kreuz zu machen ; dieß thun alle 1, Vornehme wie Gerin : ge. Eigentlich ſollte ein Vaterunfer damit verbunden ſeyn , allein bei den meiſten iſt nicht einmal ein ernſter Ausdruc des Geſichts damit verbunden ; viele thun es während des Sprechens und Lachens, und bei ihnen iſt dann das Kreuzigen
welche die tiefen Babſtimmen vortragen , die ſie am meiſten wiederholen , ſelbſt, unter den Geringeren wenigſtens, die Er wachſenen ,
In ſolchen Dingen und überhaupt in der ganzen lauten und unzarten Art und Weiſe, wie man über Beten und über alle Gegenſtände des Gottesdienſtes ſpricht, zeigt ſich nur leider zu ſehr, in wie hohem Grade dieſer nur ein äußerlicher ſey. (S dluß folgt.)
To zu ſagen eine kleine Unart, die ſie ſidy von Jugend auf ange
wöhnt haben, und deren ſie ſich ſogar, wenn ſie unter Prote: ſtanten effen , leiſe ſchämen .
Die allerfonderbarſte Anwendung
Weber die Abkürzung der Quarantäne.
Wenn ſich
Wir haben vor kurzem (f. Nr. 285) erwähnt, daß Kr. Aubert, der
nämlich der Mund zu dieſer Operation öffnet , von der man allerdings Sonderbares denken kann, da ſie ſo ganz gegen un-
bekannte Schriftſteller über die Peſt, in einem Vortrag an die Akademie
des Kreuzigens findet aber beim Gähnen ſtatt.
fern willen vor ſich geht, ſo denken die gemeinen Ruſſen, daß es der Böſe thue , und damit er nun nicht in der Mund hin: einfahre, die Seele zu holen, ſo machen ſie das Zeichen des Kreuzes davor. Es find indeß beſonders die alten Weiber, die dieſem Glauben huldigen , und es fieht nichts fomiſcher aus 1, als ein ruſſiſches gähnendes altes Weib , welche ihren
Mund, welcher ſich zuweilen gar nicht wieder ſchließen will, beſtändig mit Kreuzen gegen den Teufel vertheidigt. Alle Fuſſen ohne Ausnahme befreuzigen ſich bei jedem Schreden , den ſie haben, %. B. wenn ein beſonders ſtarker Bliß durch die Luft fuhr, oder wenn man ſtolperte, oder wenn unerwartet
Jemand hereintrat. Ja fie freuzigen ſich ſogar wieder , wenn ſie nur von fosen ſchredhaften Ereigniffen andern erzählen.
„Ach mein Gooi, wie erſchrack ich damals !" heißt es, ein Paar Kreuze folgen hinterher. In der Krim wohnte ich einmal einem die Art des ruſſi Ichen Kreuzſchlagen und Betens bezeichnenden Vorfalle bei.
Es war in einer ſehr zahlreichen Geſellſchaft, wo der kleine Pflegeſohn des Hauſes mit einem Agnus Dei in der Hand zu ſeinem Pflegevater lief und es ihm zeigte. „ Kannſt du denn aber auch zu ihm beten ? " fragte der Vater. „ Nun bete ! " Der Kleine ſtellte das Agnus Dei auf den Boden und fiel fich bekreuzigend davor nieder, die Stirn mit dem Boden berüh
auf Abkürzung der Quarantäne antrug, der Miniſter des Innern ant wortete aber in einem Schreiben an die Akademie vom 11 Detober, es fey ſeit Jahren der Gegenſtand mannichfacher Unterſuchungen geweſen. was die geringſtmögliche Zeit für die Dauer der Quarantäne fey , die bisherigen Beobachtungen und Gefahren hätten fich aber ſo widerſprechend gezeigt , daß man nichts mit Sicherheit habe beſtimmen können. Der Miniſter zeigte an , er habe alle Documente fammeln laſſen, um fte der .
Akademie zuzuſtellen , und fügte einen Auszug aus der Depeſche des
franzöfifchen Conſuls in Malta über einige neuere Peſtfälle im dortigen Am 1. Junius d. 3. famn ein türkiſches Schiff mit der Drei Hadſchis , brei Matroſen und ein malteſiſcher
Sagatets bet.
Peſt an Bord an .
Bootemann ſtarben auf dem Schiff an der Peſt, und auf einem öfter reichiſchen Schiff, das um diefelbe Zeit gleichfalls mit der Peſt einlief, ſtarb ein Paſſagier und ein Matroſe. Der Bootsmann , der mit dem türkiſchen Schiff am 27 Mai in Berührung gekommen war , erkrankte erſt am 7 Junius und ſtarb am 10. Sein Vater, der ihn pflegte, erbte die Krankheit nicht. Ein anderes türkiſches Schiff mit 72 Habrois an Bord kam am 8 Julius in Quarantäne ; auf der 37tägigen Fahrt hatte
fich kein Peſtſymptom , ſondern nur einige chroniſche Serankheiten gezeigt, aber am 24 Julius , fechzehn Tage nach dem Beginn der Quarantäne, farb ein Matrofe mit den entſchiedenſten Symptomen ber Peft. Man kann alſo nicht fagen , daß die bisherigen Vorſichtsmaaßregeln gang .
uiüs fepen.
rend. „Falſch ! falſch ! " ſagte der Vater, „ du mußt es ſo ma chen ; ſieh !" Und nun fiel der alte diđe Mann ſelber vor dem Agnus Dei zu Boden. - Ich freute mich unendlich, daß der proteſtantiſche Paſtor nicht dabei war , gegen den ich noch am Abend zuvor die Ruffen eifrig vertheidigt hatte, als er fle der Gößendienerei beſchuldigte.
Birma.
-
( Fortſefung.)
Der durch die unabläffige Betrachtung ihrer erhabenen Größe ver urſachte Stolz verleitet die regierende Dynaſtie, bei allen Veranlaſſungen des Verkehrs mit andern Nationen eine hochfahrende und verächtliche,
*
1262
für die Europäet äußerſt anſtößige Phraſeologie, in welcher die Attribute tonigliche Großvater, *) Nga Phnju bei dem Namen rennend, ihn um det föniglichen Familie aufgezählt find, zu gebrauchen. Der König erkennt nicht Seinesgleichen ; felbft den Kaiſer von China redet et mit dem Ausdrud „ königlicer Freund" an , und nennt fich zugleich oben Beherrfder der Welt.“ Zu den Inſtructionen , welche für die von dem
legten König an den Hof von Codinchina abgefohidten Geſandten aude gefertigt wurden , ſind diefelben angewieſen , auf alle Anfragen , die in Bezug auf den Hof ihres königlichen Herrn gemacht werden würden, in
folgenden Ausdrüden zu antworten : „ Gleich wie der König der Enges welcher in Thubathana auf dem Gipfel des Mienmu - Berges herrſcht
in Weybayanta's hohem Palaſte wohnt , ſo wohne ich in einer goldverzierten Wohnung , befeßt mit den neun Arten der Edelfteine; meiner Paläſte ſind mehr als hundert an der Zahl."
Dieſe Eitelkeit, welche
fich mit feinem geringern Titel als „ Beherrſcher der Welt“ begnügt, und den hölzernen Palaſt der Hauptſtadt mit der himmlifchen Wohnung einer Gottheit vergleicht, hatte indeſſen nicht, wie es gewöhnlich berichtet und geglaubt wird , die Wirkung, die birmaniſchen Geſchichtſchreiber ihre leßten Unfälle und den an England bezahlten Tribut als Siege und Geſchenke zur Beſtreitung der Koſten für unſere Rüdfehr darſtellen zu machen ! Im Gegentheil detailliren die Staatsurkunden (welche von mehr als einem Europäer geleſen wurden) mit großer Genauigkeit alle die Hauptereigniſſe des Feldzugs. Folgende Erzählung , die genau wahr und init jenen Ereignifſen in einiger Verbindung ſteht, mag dienen , ein bezeichnendes Bild des birmaniſchen Charakters zu geben : Bandulah , der zu Dennopbyju als Anführer der dem Sir A. Campbell entgegengeſchidteu Streitfräfte gefallen , begann ſeine Laufbahn als Lubeobau oder Kammerdiener in des Könige Palaft zu Ava. Er blieb in dieſer Stellung bis zu ſeinem
36ften Iahre, bisweilen arm, bisweilen reich, verfekte heute feine goldenen Dhrenringe, um Nahrung zu kaufen, und beraubte morgen die Gewölbe der fremden Kaufleute ihrer ſchimmerndften Seidengenge und feinſten Muſſeline.' Gleich den andern Hofleuten niedern Ranges , war er beftändig mit ſeinen Gefährten im Hader , aber ob vielleicht aus Behuts famkeit in ſeinem Betragen , wenn er fich in der unmittelbaren Nähe der königlichen Gemächer befand, oder ob der König vielleicht von ſeinen unruhigen Weſen feine ernſtliche Notiz nehmen mochte, genug, er hatte nicht ein einzigesmal ſeinen Namen von den goldenen Lippen , ſelbſt nicht einmal tadelnd ausſprechen hören. Da er fich aber zu etwas Beſſerem als den Dienſtesleiſtungen eines bloßen Pagen geſchaffen glaubte, Po überlegte er , wie er die Aufmerkſamkeit feines Herrn auf fich ziehen könne, und faßte endlich den Entſchluß, einen Tumult im Palafte, unter den Augen des Könige ſelbſt, zu veranſtalten. Er brachte die Gefahr, die er dabei lief , ſein çigenes Leben zu verwirfen , mit der elenden Monotonie in die Wagſchale , in der er ſo viele der beften Sabre feines Lebens zugebracht , und fühlte, daß es weit beffer ſer , durch die Hand des Fenters ju fallen , ale feine gegenwärtige unerträgliche Eriften ; fortzuführen. Des nächſten Morgens alſo , als ſeine Dienſttour begonnen hatte und er mit einem einzigen Gefährten die Ehre theilte , im Vors zimmer der goldenen Perſon ju warten , ergriff er den lettern plößlich bei den Haaren und verfekte ihm eine tüdtige Tracht Schläge. Das Geſchrei ſeines Opfer& zog eine Anzahl erſchrođenet Diener zur Stelle, .
.
die Urſache fragte, warum er ſeinen Gefährten angegriffent.
Bloß
damit id meinen Namen von Eurer Majeſtät goldenen Lippen ausſpreden hören möchte,“ erwiederte Nga Phyju. Der König war, wie man denkett tann, son der Sonderbarkeit der Entſchuldigung des jungen Mannet febr überraſót, und da ſeine Eitelfeit der lächerlichen Schmeichelei ſeinet Dienerß nicht widerſtehen konnte, ſo verzieb er ihm auf der Stelle und 208 ihn in ſeine nähere Umgebung. Der alte König, deffen Einficht in den Charakter ſeiner Bedienten unfehlbar geweſen ſeyn ſoll, entbedte bald die guten Eigenſchaften des Moung Phyju , und da er bemerkte, daß die Neigungen desſelben ihn zum militäriſchen Leben beſtimmten To fandte er ihn zur nächſten auswärtigen Erpedition , wo er fich die Bufriedenheit feines Herrn ſo ſehr erwarb , daß er bei jedem darauf folgenden Streifzuge verwendet wurde ; bei dem Einfall der Engländer in das Land wurde er von dem legten König zum Anführer der Armee
gegen die weißen Fremdlinge gewählt. Er faß bei ſeinem Frühſtüd außerhalb der Stadt Dennophyju , als eine Bombe aus dem Lager des Sir A. Campbell nabe an der Stelle niederfiel, und das Reich der ein
sigen Manged beraubte, welcher hinreichende Geſchidlichkeit beſaß, es mit den Engländern aufzunehmen .
Die Perſon , welche dieſes erzählte , bemerkte, daß eine oder die andere Uneldote dieſer Art von jedem Höfling in des Königs Palaft .
berichtet werden fönnte : denn da fte den Wechſel auf jede Gefahr bix
der Monotonie eines Hoflebens vorziehen, nehmen ſie ein tumultuarifdes Betragen an, bis die Geduld ihre& Herrn erſchöpft iſt, und ſie entweder durch Beförderung , Verſtoßung oder Tod beſeitigt werden . In den niedern Leben gibt dieſe Naftloſigkeit dem Bolte einen Geſchmad an
Beränderung, den fie durch ein vagabundirendes Leben und Herumziehen von einer Stadt in die andere befriedigen ; an einem Drte find fie fafts träger, an einem andern Zimmermann und an dem dritten Schiffer ; dann kehren ſie auf furze Zeit nach Hauſe zurüd , um ſich bald wiedet auf neue Reifen zu begeben .
Die Lebhaftigkeit der Birmanen zeigt ſich in ihrer Unterhaltung fie ſprechen über Kleinigkeiten mit demſelben Eifer und Intereſſie , als die Bewohner anderer Länder Vorfälle von bedeutender Widtigkeit bez
handeln. Ich muß leider hinzufügen , daß fie ihre Geſpräche mit den auffallendſten Unwahrheiten würzen , welde ohue weitere Notiz als ein
Lächeln hingenommen werden , denn fügen ſteht in feiner großen Miß = achtung ; 68 iſt im Gegentheil ein Nationalruhm , daß die Birmanen , itt der Geſchicklichkeit , die Wahrheit zu verbergen , nicht ihresgleichen bes fißen. Offenheit und Aufrichtigkeit find ihnen unbekannt ; ſie ſind durch
Erfahrung frühzeitig belehrt , Vorſicht anzuwenden , und gebrauchen die Verſtellung bei jeder Sandlung ihres Lebens. Frob oder traurig, .
verrathen ihre Phyfiognomien weder Vergnügen noch Gram ; über den einfachſten Gegenſtand befragt, geben ſie eine unbeſtimmte Antwort. Ihre Verſprechungen find leer und ihre Achtungsverſicherungen nichtig ; Kunſtgriffe und Betrug gehören zu ben legitimen Mitteln , ihre Zwede zu erreichen , und werden als ſo nothwendig betrachtet , daß Jemand, welcher weder Betrug noch Lift zur Erlangung feines Gegenſtandeg ans .
wendet , für wenig beſſer als ein Narr betrachtet werden würde. ( Fortſeßung folgt.)
welche den unglüdlichen Höfling aus den fånden feines Angreifers be
• Mendaragpe , der Großvater deß vorigen und gegenwärtigen Könige, iſt
freiten und beide vor den König brachten . Die Veranlaſſung des Cărms war bald erklärt , und der Sšuldige erwartete ſein Urtheil, als der
den Birmanen bloß unter dem Namen Pbau : dau oder der königliche Großvater bekannt.
.
Di ånden , in der Literariſd -Artiftifdeu Angalt der 3. O. Cotta'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Hebacteur Dr. Gb. widenmann .
Nr. 314 .
listede
IN
Ausland. 3
Das
Tagblatt
Ein
reedte
salt,
für
Kunde des geiftigen und fittliche # Lebens der Völker. 10 November 1841 .
Ceremonien und fefte der griechiſch -ruſfiſchen Kirche.
jenen Heiligen beſonders ehren wollen. Auch befinden ſich vor
(Schluß. )
dem Sfonoſtaſe große filberne Leuchter, jeber init einem ſtets
brennenden, gewaltig diđen Wachslidate, um das man dann
Religiöſe Erziehung .
this
noch eine Unzahl von kleinen herumfleben kann. Eben fo fönnen auch die großen , überall hängenden Lampen mit Wachse
Dieſe Aeußerlichkeit zeigt ſich auch in der ungemeinen Kürze der religiöſen Erziehung, welde der Jugend zu Theil wird.
Da fint:
lichtern beſeßt werden. An der Kirchenthüre befindet ſich immer
der fein allmähliches Entwideln und Reifen der religiöſen Be:
ein Kirchendiener, der dieſe Wachslichter verkauft, ganz kleine und dünne, gelbe, gebleichte, dide, lange, vergoldete, bemalte, nad eines jeden Geldbeutel und Frömmigkeit. Auch gibt es Buden in jeder Stadt , welde folche Wadslichter verkaufen .
griffe ſtatt, und ein fortſchreitendes, immer tieferes Einweihen
in die geheimen Wahrheiten des Chriſtenthums.
So wie ein
Kind getauft iſt, iſt es in die chriſtliche Gemeinde aufgenoin :
Fr
.
Telepon
men , und iſt als vollkommener Chriſt zugleich fähig , aller Wohlthaten des Ehriſtenthums theilhaftig zu werden . Daher wird den kleinen Kindern fchon das Abendmahl gegeben , daher teine Confirmation oder etwas ihr Aehnliches, daher die Beichte foon bei Knaben, welche kaum ſprechen können . Sie geben Felbſt dem Säugling auf dem Arme der Amme das Abend-
maht in der Kirche, zumal wenn die Kinder fränkeln oder dem Tode nahe find , weil ſie denken , daß das geweihte Vrod und Wein fchon ohne weiteres durch ſich ſelbſt wie ein zauberiſches
Die Kirchen ziehen ein bedeutendes Einkommen daraus, denn nicht nur der Handel geht auf ihre Rechnung , ſondern auch das kleine Stümpchen, welches von jedem Lichte übrig bleibt, und das abtröpfelnde Wachs gehört ihnen und ſie laſſen alles
wiederum zuſammenſchmelzen. Solche Lichter nun faufen die Leute ein, zünden ſie an den Lampen an und ſtellen ſie ſelber auf, indem ſie dann nachher viel fromme Verbeugungen hins
gen eines der zehn Gebote geſündigt habe, und daß er, wenn dieß der Fall, bevor er zum Abendmahl zuläßt , dafür gewiſſe tirchliche Strafen, 3. B. eine beſtimmte Anzahl von Verbeu:
zufügen. Un großen Feiertagen, 3. B. zu Oſtern , wo die Stir : chen immer gedrängt pol ſind und nicht jeder dahin kommen kann , wohin er wünſcht, ſpazieren beſtändig während des Gottes dienſtes Lichter von Hand zu Hand, bis ſie mit der Bitte zu den Vordermännern gelangen, ſie vor dem oder jenem Bilde anzuzünden. Dieſe haben dann immer vollauf zu thun , thuu es aber gern und mit Andacht. Solche Aufträge, hie und da einem Bilde ein Licht anzuzünden , geben aber auch oft durch Wenn 8. B. ein guter Freund von Pe das ganze Reich. tersburg ins Innere reist, ſo bittet man ihn ; „ Väterchen, rens doch ſo gut und ſtede mir dem wunderthätigen Dimitrius in
gungen auferlegt, über welche Abbüßung und Vergebung der Sünden dann auch ein Schein ausgeſtellt wird.
40 Kiopefen auf.“
Arzneimittel wirke. Wir würden das für eine Entweihung des heiligen Abendmahls halten , da wir glauben , daß es nur nach Maaßgabe der Erfenntniß ſeiner Heiligkeit und unſerer
Unwürdigkeit wirke. Schon vom ſiebenten Jahre an laſſen ſie die Kinder das heilige Abendmahl mit Veichte nehmen. Dieſe Beichte beſteht denn darin, daß der Prieſter fragt, ob man ge
der Kirche des Erzengels Michael auf dem Kreml ein Licht zu oder wenn man ein beſonderes Glüď ge
habt hat und dieß vielleicht dem Einfluß und der Fürbitte ir: gend eines Heiligen zuſchreibt, ſo ſchreibt man einer Freundin
Lidt - Anzünden.
Uußer dem Kreuzſchlagen iſt noch das Licht-Anzünden eine im Junern, ſie möchte ihm doch ein Paar vergoldete Wachs religiöſe Handlung, welche der Ruſſe dem Prieſter nicht über:
kerzen anzünden. Eben ſo, wenn man ein beſonders wichtiges
läßt, und, die er ſelber in der Kirche verrichtet. Vor jedem
Unternehmen vorhat , rüſtet man ſich dazu mit einer Menge von Verbeugungen , Befreuzigungen und Lichteranzündungen. Und wenn ein Ruſte ſich nun recht ordentlich befreuzigt und
Heiligenbilde befindet ſich nämlich ein kleines Brett mit kleinen
16
metallenen Röhrden oder mit eingeſchlagenen Nägeln, an denen
die Gläubigen Wachslichter befeſtigen , wenn ſie dieſen oder
verbeugt und endlich ſeinem Lieblingsheiligen ein Licht anges 314
1254 zündet hat, ſo glaubt er fich gegen alle Angriffe des Teufels fo ficher, wie in Abrahams Sdooße. Von außen iſt er es denn auch freilich , aber leider hat jener feinen Siß icon drinnen. Es iſt ein äußerſt häufig vorkommender Fall, daß dieſe Leute ihre Lichter , wie andere fromme Menſchen , den
ihn eines Tages einmal ausgelöſcht hätte. Es iſt, als wenn die Ruffen ſich die Algegenwart Gottes , welche doch nur mit
dem Getſte aufgefaßt werden tann , hätten handgreiflich ma: chen wollen .
Selbſt die Deutſchen und anderen Fremben im Innern
Heiligen aufſteden, wenn ſie die abſcheulichſtert Plane porhaben,
des Reiches haben dieſem Bedürfniſſe der Ruffen Raum geben
um fie gleichſam zur Beihülfe dabei zu beſteden . - Morgen ,, iſt alſo der Tag, lieber Jwan, wo wir nun endlich unſer Vor:
müſſen , und haben wenigſtens in einem Vorzimmer den mit
haben ausführen lönnen. Verſäume doch nicht, morgen. Früh am 9 Uhr der Kaſan'ſhenMutter Gottes ein Wachslicht anzus zünden ; ich werde dasſelbe in der Trinitatistirche dem heiligen Jobannes thun." – Dieß ſchrieb an ſeinen Mitſpuldigen ein Schelm , der ſeinem Herrn nicht weniger als 600,000 Rubel ſtehlen wollte, was er denn auch wirtlich, ſo lange jene Lichter noch brannten , ausführte. - Kein Fiſcher geht auf den Fiſch: fang, lein Schiffer auf die See, fein Reiſender verläßt feine Wohnung, fein Dieb geht auf den Raub , obne Lichter anzu: zünden und ſich zu freuzigen . Das iſt denn freilich ein Tchlimmes Zeichen für die griechiſche Religion, daß die Böſen We eben ſo bequem für ihren Zwed balten , als die Guten. -
-
Heiligenbilder. Die Ruiten ſind ein fo durchaus in beſtändig fich thätig erweiſender äußerer Religioſität befangenes Volt , und haben ein ſo ungemein dringendes Bedürfniß, die äußeren Gebräuche ihrer Religion fortwährend zu üben , daß es ihnen bei weitem nicht hinreicht, ihre Kirchen mit Bildern, heiligen Geräthſchaf: ten , ewig lodernden Lampen und Reliquien gefügt zu ſehen ; pie müſſen auch in jeden Wintel ibres Hauſes ein Stüd der Kirche hineintragen , in jedem Zimmer ihrer oft ſo zimmerrei: den Häuſer iſt ein Heiligenbild aufgehängt , und vor demſelben eine kleine , ſtets brennende lampe. Ein folches Bild heißt „ Obras ," und dieß Obras übt eine ſolche Gewalt auf jeden Ruſſen , daß er eher alles vergißt, als ſich vor dem Obras zu beugen. Erſt wenn er den Obras begrüßt hat , wendet er ſich an den Hausherrn, grüßt ihn, und trägt ihm fein Anliegen por, macht das Geſchäft ab, ſchilt ihn aus , oder beſtiehlt ihn, je nachdem er nun zu dieſem oder jenem Zwede zu ihm ge: kommen war. Nicht bloß in den Wohnhäuſern , ſondern auch in den öffentlichen Speiſes und Staffeehäuſern bängt in jedem
Zimmer ein Heiligenbild, und es gewährt in Moskau einen eigenen Anblid, lange Suiten von Zimmern in den Kaffeehäu : fern zu überſehen , in jedem ein großes , goldgerahmtes Heili : genbild und ein Lämpchen darunter ; ja ſelbſt die Zimmer der öffentlichen Häuſer ſind nicht davon ausgenommen , in denen die Prieſterinnen der Venus thronen. Auch ſie ſind halbe Capellen , und ich glaube , ruſſiſche Räuber wurden in ihrer
ihnen verkehrenden Nuſſen zuliebe Heiligenbilder aufgehängt. Ein Arzt würde ſehr wenig Zuſpruch haben , wenn er dieſes nicht thate.
Gewöhnlich iſt es „ Bog otez" (Gott der Vater), „ Bog [syn“ (Gott der Sohn), welche auf jenen Bildern gemalt ſind, oder auch die beilige Dreieinigkeit , wo denn der Heilige Geiſt
durch eine Taube vorgeſtellt wird ; weit ſeltener iſt es die hei lige Maria, es rey denn in einem ruſſiſchen Gemande, als Sta:
ſan'ſche oder Jberiſche Mutter Gottes. Noch viel ſeltener ſind die heiligen Johannes, Petrus, Paulus, Jacobus 1. , dagegen iſt der heilige Michael, und vor allen der heilige Nicolaus
ſehr häufig ; lekterer iſt faſt überall zu finden , er iſt überhaupt entſchieden der größte Heilige in ganz Rußland, und kommt in der Meinung der Ruſſen nach dem lieben Gott zunächſt. Ihm ſind die meiſten Kirchen geweiht, und er hat auch, was ſonſt tein Heiliger hat, zwei Feiertage im Jahre, die ihm gewidmet ſind, einen im Sommer, und einen in Winter. Es ſagte mir einmal ein Ruſe, der heilige Nicolaus wäre in den Augen der gemeinen Leute in der Welt der Geiſter ungefähr das, was der Thronfolger in der politiſchen . Alle dieſe Bilder ſind in der Regel nur Bruſtbilder, und vollſtändige Bilder , wie bei den Katholiken, kommen faſt gar nicht vor. Auch ſind ſie alle äußerſt geſchmadlos gemalt, und dabei zum Glück meiſtens ſo dunkel gehalten , ſo veraltet und, verwiſcht, daß man gar nichts Beſtimmtes erfennt. So iſt es dem Ruſſen aber gerade recht, und er liebt durchaus nicht die neuen Gemälde mit beſtimmten , ſcharfen Umriſſen und flaren ſprechenden Zügen . Der Rulle hat nicht, wie der 3taliener , ein ſchönes Bild nöthig, um ſich in deſſen frommen , leidenden oder troſtvollen Ausdrud hineinzufühlen , und dadurch ſeine ei:
genen religiöſen Empfindungen zu ſteigern.
Man könnte dar
aus die Hoffnung ſchöpfen , daß daber fein Bilderdienſt im nicht ſo tief fiße, wie manchen criſttatholiſchen Nationen , welche die Bilder auch beſtimmt erkennen woden , wenn ſie zu ihnen beten ſollen , und an einem bloß undeutlich bepinſelten Leinwandfledohen nicht genug haben , um ſich das Göttliche zu vergegenwärtigen . Allein wahrſcheinlich iſt es wohl nur ein Theil ſeiner Barbarei , welche den Nuſſen noch nicht einmal
bat auf die Stufe gelangen laſſen, feiner eigenen Seele Tiefen
Höhle nicht wagen , ihren Raub zu vertheilen , wenn nicht ein
ro flar zu denken , und die Gottheit mag nicht deutlider por ſeiner Seele ſteben , als jene trüben Bilder.
Schiffer haben ein ſolches Obras darin aufgehängt wäre. Die en Obras auf ihrem Soiff, die reifend Kaufleute nageln ein kleines an ihren Wagen , und auch in den Soilfhütten der
land bei den verſchiedenen Standen und in verſchiedenen Ge
Fiſcher, welche ſie ſich nur auf einige Zeit am Ufer aufbauen , flimmert Nacht und Tag der trübe Lampenſaimmer unter dem Braunen Heiligenbilde, und ſie würden nicht wagen, beim heie
Die Aufſtellung der Bilder in den Zimmern iſt in Rusa genden febr verſchieden. Bei den Kaufleuten findet man das Solideſte, lauter große Bilder, deren Rahmen gewöhnlic durd filberne ober goldene Weintrauben, Frucht: und Blumentrånje
terſten Wetter in die See hinauszuſtechen , wenn ein Zufall ) gebildet werden, die überall prächtig wie bei uns die Spiegel
1255
in den Zimmern glänzen. Bei den Vornehmen iſt es nur immer ein kleines, taum bemerkbares Pildchen , das irgendwo
in einer Ede des Zimmers über den Gardinen angenagelt iſt. Auf die Größe kommt es ja natürlich nicht an, und ein kleines
thut ganz dieſelben Dienſte. Die Bauern haben für ihre Bilder immer eine Art kleinen Schrankes bereitet, auf dem fie oft eine ganze Reihe von Heiligen wie die Römer ihre Laren aufſtellen ; dieß Schränkchen iſt aber gewöhnlich, be: fonders in Kleinrußland, To bunt und niedlich arrangirt, daß .
jedes Kind ſeine Freude daran haben muß. Zierlich gefaltete, weiße Gardinchen garniren den Schrank rund herum ; gemachte
find mehr als boshaft, faſt alle find unverſchämt, aber nichtsdeſtoweniger gibt es fein Bauernhaus , wo ſie nicht Aufnahme finden , und deſſen Gaftfreiheit fie nicht in der That mißbrauchen. Einige alte Familien haben es gern , wenn ſolche Balbuarren ſich bei ihnen einfinden , denn fte hången fich an ihre Herren mit einer Art von thieriſchem Juftinct
und mit einer unvergleidlichen Treue. Auf der Jagd find ſie beſonders Im Hauſe iſt der junge Erbherr der Gegenſtand aller ihrer Sorgfalt und ihrer Aufficht, fie helfen bei den Spielen der kleinen Kinder mit und ſuchen ihr Spielzeug. Man gibt ihnen den Abtrag von dem Domeftifentiſch nüblich , da fie die · Fuchsbaue meiſt vortrefflich kennen .
und der Heuſpeicher dient ihnen als Schlaffammer, denn fie ziehen meiſt
einen Bund Strob jedem Bett sor , dat ihnen wie ein Gefängniß vor
Blumen und allerlei wohlriechende Sträuter ſind überall ange bunden , wo es ſich thun ließ. Die Bretter des Schrants find
fommt.
mit bunten Papiertapeten beflebt ; bei den Bildern ſteht ge:
doch find fie wenigſtens allenthalben geduldet, und einige Edelleute yon
wöhnlich noch allerlei herum, ein Fläſchchen mit heiligem Waſſer,
altem
ein geweihtes Brödchen , ein Oſterkuchen u. f. w., und die ganze kleine Kunſtausſtellung iſt von dem vor ihr ſchwebenden Flämm:
Bezirke für den erblichen Appendir ihrer Hofhaltung , und in mauchem Schloß hat man einen beſondern Plaf für den Narren, wie für den Hund.
Freilich ſieht man folche Gäſte nicht in allen Häuſern gern, Sorot und Korn halten den Narren oder Blödfinnigen ihres
den ſo hübſch illuminirt, daß wenn man die dunkelbraunen
Bilder ſelbſt nicht zu genau unterſucht, einem recht heimlich
Birma.
und weihnachtsabendmäßig dabei zu Muthe wird , beſonders
wenn ſo ein guter , alter , gaſtfreier, langbärtiger Ruſſe mit
(Fortfesung . )
dabei ſißt und durch ſeine freundliche Bewirthung einem die
Einige entlegene Dörfer aufgenommen , ſteht das Volf auf einer durchaus gleichen Stufe der Erziehung, indem dasſelbe auf dem gewöhn lichen Wege des Schulunterrichts feine Belehrung empfängt, welche überall die gleiche iſt, und Lefen und Schreibeu in der Mutterſprache, fodann eine
.
beſte Vürgſchaft gibt, daß dieſe Laren feinem Fremdling übel wollen .
Bildervorräthe. Der Vorrath von Heiligenbildern in reichen Häuſern , die
oberflädliche Kenntniß deb Pali auß einigen Elementarbüchern umfaßt;
auf Religion und Gottesfurcht etwas halten, iſt oft erſtaun
man kann dieß eine alte heidniſche Geſchichte nennen , und s8 ſind darin die
lich groß ; in jeder Vorrathsiammer eines ſolchen Hauſes findet
Süße im Original von einer birmaniſchen Ueberſepung begleitet. Da die Sculen frine directen Nevenuen befißen , ſo find die Prieſter von den freiwilligen Gaben des Volfs zu ihrem Lebensunterhalt und Kleidung abhängig ; das Hertommen aber legt den Eltern die Verbindlichkeit auf,
man eine Menge der verſchiedenſten Art aufbewahrt und immer wenigſtens eine große Kiſte voll mit Delgemälden , mit
Porcellangemälden , mit Metallfreuzchen , die man gelegentlich hie und da einkaufte oder .glänzenden Amuleten, die Käpſelchen , in welche die Märtyrers einſiegelten .
geſchenkt bekam, init von Brillanten inan ererbte, mit kleinen goldenen Prieſter Knodienſtüdchen eines heil. Dieß alles bewahrt man für den
Sausgebrauch, zu Geſchenken an die Bedienten und Stammer: frauen , zum Erſeßen abgängiger Bilder , für die Reiſe, zum
die Geiſtlichkeit der Schule, wo ihre Kinder erzogen werden, ja ernähren ;
eine große Anzahl Schüler bildet daher die beſte Ausſtattung der Vrüder ſchaft, woraus fic die Heftigkeit erklärt , mit der ſie ihre Zuhörer er mahnen, ihre Kinder in die Schule zu ſchicken, und die in dieſer Hinſicht låifigen als Feinde der Religion bezeichnen. Der Prieſterſtand ſteht als Kdrperſchaft in Einfachheit nnd tugendhaftem Lebenswandel der Geiſt
Meubliren eines neuen Hauſes, zu Präſenten an Kirchen, die man auf ſeinen Gütern baute, um die heranwachſenden Kinder damit zu verſehen , von denen ein jedes ſchon im ſechsten Jahre ſein
lisleit mancher mehr civilifirter Länder nicht nach. Da er , wie eben bemerkt , auf die freiwilligen Gaben des Volfs angewieſen iſt, ſo hångt
eigenes Obras über dem Bette hängen hat , und bei anderen
ab ; ihre Predigten enthalten hauptſächlich das Pob der Mildthätigkeit, und Beiſpiele von Heiligen und Königen, die der Welt entjagt und ihre Reichthümer der Kirche permacht haben, ſind ſehr ausführlich behandelt, und weiblich der Betrachtung ihrer Verſammlung empfohlen. Da tas Intereſſe derſelben lo tief hiebei betheiligt , ſo iſt es beinahe unnöthig hinzuzufügen , daß fie bierüber mit weit größerer Beredſamfeit ſpreden ,
Gelegenheiten .
- Ein reicher Ruſſe fagte mir, daß er für
-
mehr als 50,000 Rubel Heiligenbilder in ſeiner Kiſte hätte, und daß er für alle möglichen vorkommenden Fälle damit ver: Teben ſey.
ſein Vortheil von der Beobachtung eines untadelhaften Lebenswandelo
Die Varren in Irland.
als über irgend einen andern Gegenſtaud , und auch mit einem ent
(Revue britannique. September 1841.)
fprechenden Grade yon Erfolg , denn ſo lange fie einen sollen Zehnten son dem Befifthum in milden Gaben empfangen, unterlaſſen ſie es, das Voll zu einer geordneten und vorſichtigen Lebensweiſe zu bereder . Ungeachtet die Prieſter ſo viel in Beziehung auf Mildthätigkeit und deren Belohnung ſprechen , ſo werden doch auch die Lehren des Guatama nicht ohne Erklärung gelaſſen. Die Geiſtlichkeit verſammelt fich viermal des Jahres in ihren reſp. Sduler , um die Lehren ihre&.
1
Man follte glauben , die Irländer hielten , wie die Moslems , !
die
Narrbeit für eine Inſpiration, fo viel Milde liegt in der Sorgfalt, die fie für arme beruniirrende Biddſinnige haben. Selten erlauben fich die Bauern ein hartes Wort, einen Ausdrud dro Zorns oder der Berachtung
gegen dieſe Unglüdlichen , die man in Irland wie in Schottlaud die unfouidigen oder auch die unglüdliden nenut. Einige derfelben
1
1256
Heilande und ſeiner Heiligen fu erklären , wobei fie mit verzeihlicher Weitſchweifigkeit bei deren Enthaltſamkeit, ihrer Leiden und der Geduld unter all den Uebeln , denen ſie ausgefeßt waren , verweilen . Die Vers
folgungen derſelben , wie ſie durch die buddhifiſchen Geſchichtſchreiber erzählt werden, ſind der Art, daß fie uns mächtig an die Mühſeligkeiten und leiden der frühern Martyrer der chriftlichen Kirche erinnern. And
beſchränft ſich die Aehnlichkeit noch nicht hierauf ; wenn wir auf die Epoche der Entſtehung des Buddhismub zurücgehen , ſo finden wir den Gründer dieſer Religion , geboren von der unbefledten Sungfrau Maya
( bildlich die ſchaffende Einbildungefraſt. Durch welde das höchſte Weſen alle Dinge gemacht hat) ; er lehrt die Einheit Gottes , die Gottloſigkeit des Haders , der Undankbarkeit uns Trunfcubcit, und die Glüdſeligkeit, welche ein Leben von Frömmigkeit und Wohlthätigkeit erwartet. Die Aehnlichkeit iſt nicht weniger merkwürdig in den äußern Formen der Gottesverehrung mit jenen der fatholiſchen Kirche dasſelbe Cölibat der Prieſter , ihre Abſonderung von dem Volfe , ihr ausreichnendes Coſtüm , ihre Wachsferzen , Proceſſionen, Noſenkränze, Opfer und Bilder ; .
ihre heutigen Doctrinen aber ſind entſtellt durch die Lehrjäße zahlreicher Commentatoren , und ein myſtiſcher Pantheismus trat an die Stelle
eines reinern Gottesdienſtet.
daher , da es ſich nicht verräth , als Mittel der Aufregung gewählt. Ein Birmane , welchem einſt über ſeinen unmäßigen Gebrauch dieſel Mittels Vorwürfe gemacht wurden , vertheidigte fich mit vieler Freis müthigfeit folgendermaßen : 3c fann mit dieſen Händen arbeiten," ſagte er , wie ich es ſtets that , und ich fann meine Empfindungen auf die gewöhnliche Weiſe ausdrüden ; aber id habe andere Kräfte und
Empfindungen , die durch den Gebrauch dieſes Mittelt erwedt werden, und von Körper und Geiſt unabhängig ſind , indem ſie weder auf den
einen noch den andern Einfluß ausüben oder denſelben unterordnen !" Obgleich ein Contrebandartifel , findet das Opium ſeinen Weg in alle Theile des Königreiche, eben ſo wie alle andern liqueurs Europa's ; dieſe werden von den Leuten vom Stande mit Begierde getrunken , ob .
gleidy dieſelben ihre Kehle nidt mit Arrak verbrennen wollen . Ein Officier , welcher einſt in cinein ſo entfernten und vereinzelten Shan
Staat vordrang , daß er auf einer Reiſe von zehn Tagen nur einem einzigen Wanderer auf dem Wege begegnete, fand den Fürſten desſelben vollfommen befähigt, über den herrlichen Geſchmad det Kirſchbranntweins zu ſprechen, und es war dieß der einzige engliſche Artifel, der ihm unter feinem rechten Namen bekannt war. Waš das Spiel betrifft , ſo iſt
Aber ſo geſunken auch die Religion des
dieſe8 bei allen indo - chineſiſchen Nationen einheimiſch , der Sohn erbt
Salyamuni iſt, lehrt ſie doch noch immer, daß eine irdiſche Wanderung
die Leidenſchaft vom Vater , und in größerer Ausbildung , alo irgend
uns zu einem Zuſtande der Ruhe hinführt, in welchem die Individualität nicht zerſtört wird, daß Thiere durch Wanderung an dieſer Unſterblichkeit
eine artdere ererbte Lieblingsneigung .
Theil nehmen , und ſie verbietet Morb , Diebſtahl, Ehebrud , Böllerei und alle ſchlimmen leidenſchaften. Unter die ſchlechten Gewohnheiten , denen die Virmanen beſonder:
ſpiele der Reichen , und Karten und Wohnen die der Armen .
ergeben ſind , gehören Opiumrauchen und Spielen. Sie überlaſſen ſich denſelben zum Nuin ihrer Geſundheit und ihres Vermögens , und tro $
zu erheben , die in dem öffentlichen Spielhauſe gewonnen werden , das fich gewöhnlich ein paar Schritte von dem Gerichtshauſe befindet. Das
der ſtrengen Strafert, die zu deren Unterdrüdung beſtehen. Dieſe Laſter
Spiel wird auf einem erhabenen Boden von flachem Lehm mit großen
find gewöhnlich in derſelben Perſon vereinigt , denn der Spieler flieht zum Opium , um dem Gedanken an ſeine Berluſte zu entgehen , und
ſchwarzen Bohnen geſpielt ; die Partien regen jede eine gleiche Zahl von Bohnen , welche einen gewiſſen Werth haben ; diefe find in einer Reihe
erlangt von deſſen Gebrauch einen erfünſtelten Muth, der ihn unempfindlich
zwei Zoll von einander, im Angeſichte der Spieler geordnet, welche auf
macht für fehlgeſchlagene Hoffnungen. Dpiumrauchern von Profeffion kann man in jedem Theile des Landes begegnen ; ein folder verweilt nie lange
fünfzehn Schritte danach werfen , indem ſie die Bohnen aus der Fläche der linken Hand mit dem Vorfinger der rechten abſtoßen ; jebe Perſon nimmt das , was reine Wohnen umgeworfen , zu fich , welche dann am Ende des Spiels durch die Verlierenden ausgelöst werden , um die Zahl
.
.
an einem Orte , ſondern wandert von Stadt zu Start , bald als Junge gefelle, bald verheurathet ; er iſt der Mann vieler Weiber und der Vater von einer Menge Kindern ; heute ſieht man ihn mit einem ſeidenen Potfo von dreißig Streifen ; er hat eine Rolle von Goldblatt in jedem ſeiner Ohren , von einem Zoll im Durchmeſſer, und trägt ein paar Rubinringe
Pferderennen , Bootrennen und Habuengefechte ſind die Liebling&s Dieſes
leßtere Spiel iſt von dem Staate ſanctionirt , welcher die Obrigkeiten der Städte und Dörfer autoriſirt, eine kleine Revenue von den Summen
.
.
ihres Safes wieder voll zu machen .
( Forticuung folgt.)
Niis selle n.
an ſeinen Fingern : es iſt diej wahrſcheinlich die Beute von irgend einer reichen Wittwe, die er zu einer temporären Heurath verleitet hat. Einen Monat ſpäter findet man ihn in einem entfernten Theile des Landes in
Gallorömiſcher Begräbnisplat. In Folge von Nades grabungen , die man in der Nähe von Bicil - Evreur auf dem Gebiete 2
Geſellſchaft einer Vande von Spielern ; die Ringe ſind von ſeinen Fingern
des Weilers Cracouville anſtellte, haben zu einer Reihe von Grabſtätten
verſchwunden und ſeine Dhren ſind mit Holz verſtopft ; aber ſeine fließende Sprace *) und die Anmuth , mit welcher er die Harfe ſpielt , haben bereits die Aufmerkſamkeit einer jungen Frau auf fich gezogen , von deren
geführt, welche glauben laſſen , daß hier der Begräbnißplat für die römiſche Stadt war , deren Ueberreſte fich bei Vieil - Svreur befinden .
Ringen und Braceletten er bald Defit nehmen wird. Es gibt indeſſen Tauſende der reſpectabelſten Einwohner, welche mit ſolcher Geheim haltung und Gefividlichfeit dieſelbe Gewohnheit pflegen , daß ſie ſelbſt nicht den Verdacht der Welt auf rid ziehen. Arrat lähmt die phyſiſchen
Illſchriften zu finden hoffte, die weitern Aufſchluß über die Stadt geben fönnten. Bis jett Find Münzen , Bruchſtücke von Todten , Urnen und Moſaifs, ſo wie ziemlich gut erhaltene Srebfen gefunden worden. (Echo du Monde Savant vom 27 October.) Neueſte Zählung der Bevölkerung von Neapel. Dieſe
Man hat dieſen Begräbnißplats ſeit langer Zeit geſucht , da man dort
•
Kräfte und betäubt den Verſtand , Opium aber, obgleich es den Körper
ſchwäden mag , hat keinen fichtbaren Einfluß auf den Geiſt; pg'wird
hat für den 1 Januar 1811 6,142,273 Seelen ergeben , um 29,014 mehr
) Die Bewobner von Shoen : down und Prome find wegen ihrer Leichtig : keit der Rede und Reinbeit der Ausſprache berübmt ; die manner find im
als im vorhergehenden , alſo nicht ganz ein halbes Procent Zunahme.
gangen Lande als Glücksjäger , Dp:umtander und Büſtlinge bekannt.
( Lloyd austr . 86.)
München , in der Literariſco - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Retacteur Dr. Ed. Widen in a n n.
Nr . 315 . DIE
Das
Au 3 sland .
Ein Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 16
11 November 1841 .
Bemerkungen über die Vereinigten Staaten. Politiſche Entwidlung im Norden . So ſehr auch die Amerikaner auf ihre eigenen Einrichtungen ſtolz ſind , ſo haben ſie folche doch in allen weſentlichen Stüden von Europa überkommen , und der Hauptunterſchied iſt nur, daß ſtatt eines erblichen ein gewähltes Haupt an der Spiße ſteht. Aber neben dieſen europäiſchen Einrichtungen , welche der Regierung immer noch einen verhältniſmäßig wei: ten Spielraum laſſen , bildete ſie auch ein theofratiſch-republi:
caniſches Princip aus, das ſie aus den Zeiten der Religions: tämpfe in England mit herübergenommen , und das in feiner Entwi& lung für den innern Zuſtand Nordamerika’s von der größten Wichtigkeit geworden iſt.
Die Pilgrimväter waren
das ſich alsbald naturgemäß in einem über das ganze Land verbreiteten Neß von religiöſen und Wohlthätigen Geſellſchaften ausſprach . Dieſes: Neß von Geſellſchaften war nicht das Wert eines Plans, fondern eine organiſche Entwiclung aus der nas . türlichen und moraliſchen Lage . Einmiſchung Der Staat erklärte, daß er ſich keine in die religiöſen Verhältniſſe anmaße, und po bildete ſich das Syſtem
dieſer Geſellſchaften um fo ungezwungener aus , als es auf .
Peinen Gegner ſtieß, und mit feinerStaatseinrichtung collidirte Wäre eine Colliſion mit irgend einer erfolgt , fo ' hätte man bald gewahr werden müſſen , welche furchtbare Maſſe von Kräften dieſes Aſſociationsſyſtem in fid fchloß; man würde gefunden
haben , es fer fo mächtig , daß der Staat, auch wenn er wollte, gar nicht mehr damit kämpfen kann , indem es alles
eine, ſtreng genommen , religiöſe Körperſchaft ; ihre politiſchen
dermaßen durchdringt, daß es den Staat felbſt in ſeinen In
Einrichtungen waren religiös , nach den Formen der urſprüng:
dividuen umfaßt. Dieſe zahlloſen Aſſociationen haben niemand
lichen chriſtliden Kirche gemodelt, kurz puritaniſch . Die Aus: ſprüche der Bibel follten das Gefeß der Republik feyn . In dem Maaße alſo, wie ſie ihre religiöſen Angelegenheiten leite: ten , mußten ſie auch mit den politiſchen ſich befaſſen , und dieß führte geraden Weges zum Republicanismus, deſſen Sieg
hinſichtlich ihrer Entſtehung um Erlaubniß gefragt , fie haben
und deſſen Kraft auch weſentlich in dem ſogenannten Neueng: land lag, deſſen Anſichten die herrſchenden in Nordamerika wurden. Mit der Revolution und der Unabhängigkeitserklärung mußte der kirchlich -politiſche Staat der Neuengländer ein Ende neh.
fich ſelbſt organiſirt, fie verwalten ihre Geſchäfte ſelbſt, ſie ſind
unabhängig, unverantwortlich, keiner Art von Controle unter worfen , und fie lenfen durch ihre Zahl und ihren Einfluß viel fach die öffentliche Meinung nach ihrem Willen . Die Leitung
ihrer Geſchäfte erfordert oft To viel Talent und praktiſchen Tact, als die Leitung des Staats. · Kurz, es iſt hier ein neues
politiſches Syſtem entſtanden , deſſen Maſchinerie ſich dem öffent lichen Blic entzieht, und deſſen Einwirkung auf den offent
men, die Kirche trennte ſich vom Staate, und die Trennung
lichen Geiſt geräuſchlos, aber darum nicht minder mächtig iſt.;
gab einer neuen , bisher in der Geſchichte unbefannten Art
Ob dieß Syſtem gut oder ſchlecht fer, das wollen wir hier nicht unterſuchen ,'feine geſelfchaftliche Bedeutung aber und
* pon ſocialer Organiſation ihr Entſtehen , welche in weniger als 50 Jahren nach dem Unabhängigkeitsfriege den ganzen Charaf: = fer der amerifaniſchen Religionsverhältniſſe weſentlich änderte,
套
ſeine Macht laſſen ſich nicht abläugnen . Dieſe freiwilligen Affo
ciationen find ſo zahlreich , To groß, und ſo thätig, daß fie im
* und bereits auch die bedeutendſten politiſchen Folgen gehabt Allgemeinen als die große Schule der politijden Erziehung be hat, obgleich man der Sache noch nicht die gehörige Aufmerke
trachtet werden können , worin die Anſichten über Religion, Po
famkeit widmete, und uoch ſeltener der Entſtehung uachforſchte.
In dem Augenblick , wo Staat und Kirche fich trennte, war
litik und Gefellſchaftsverfaſſung fic bilden , wodurch die öffent liche Meinung in allen weſentlichen Dingen geleitet wird ; in:
! die leßte auf einmal ohne Form und ohne einen andern als den geiſtigen Halt, welcher in dem religiöſen Sinn der Bewoh :
ſofern kann man ſagen, daß das Aſſociationsſyſtem dem Staate über den Kopf gewachſen iſt. An eine Gefahr dachte indeß ge
"ner lag. Dieſer religiöſe Sinn ſchuf ſich aber bald feine Form
raụme Zeit niemand, obgleich es einleuchtend war, daß eine ſo
* wieder in dem Freiwilligfeitsprincip (voluntary principle ),
vollfommene Organiſation gar leicht zu Zweden benüßt werden 315
1258
tonnte , woran die Gründer und Beförderer nicht entfernt dachten. Nun trat aber der Fall ein, daß ſich eine ſolche Aſſo: ciation mit einem philanthropiſch-politiſchen Zwec bildete, nám:
die Entwi& lung ſelbſt hängt mehr von den Umſtänden ab. Den religiöſen Geſellſchaften folgten die Wohlthätigkeitsgeſellſchaften , welche in den Vereinigten Staaten allerdings eine mertwür:
lich die Geſellſchaft der Abolitioniſten ; die Organiſation der
religiöſen Geſellſchaften wurde auf dieſe ſcheinbar ganz verwandte Aſociation übergetragen, und bildete fich in den mittlern und
nördlichen Staaten aus : im I. 1838 roll die Geſellſchaft im Staate New York 40,000 Stimmen, alſo etwa ein Viertheil der Geſammtzahl beſeſſen haben, und in den übrigen nördlichen und öſtlichen Staaten war das Verhältniß wohl dasſelbe. » Vor jekt bald drei Jahren erſchien ein ameritaniſches Werk unter dem Titel : a Voice from America to England.
dige, bewunderungswerthe Ausdehnung erlangt haben ; auf die Wohlthätigfeitsgeſellſchaften aber folgte eine philanthropiſche, die
in ihrer Entwiclung nothwendig politiſch werden muß , und alsbald traten nun auch ganz politiſche Geſellſchaften auf, gleich felbſtthätig, gleich unabhängig vom Staate. Wir haben oben bemerkt, daß die Antiſlavereigeſellſchaft, in ihrem Urſprung
Dieſe
Stimme ſegt namentlich das Verhältniß der Sllaverei in den Bereinigten Staaten weſentlich in der Weiſe auseinander, wie wir im Anfang dieſes Monats gethan , und macht besonders darauf aufmerkſam , daß eine zu eilige Beförderung der Eman:
weſentlich engliſcher Natur, im I. 1838 bereits zu einer großen, bedeutungsvollen Entwi& lung gelangt war, und bereits batte pie auch ihren Gegenſaß, eine antiengliſche Verbindung, in den Jägerlogen hervorgerufen . Von welcher Zeit dieſe datiren , iſt und unbekannt, wahrſcheinlich iſt aber, daß fie nicht lange nach
1
cipation den gangen ſocialen Zuſtand Umerita's erſchüttern müſſe ;
ſie ſollte den Engländern zeigen, daß es fio für die Vereinigten Staa: ten dabei noch um ganz andere Dinge handle, als um die Emancipation, und ſie ließ ſich in ihrer politiſchen Naivetät nicht träumen, daß der Streich Englands abſichtlich gegen die Vereinigten Staaten
gerichtet, und wahrſcheinlich auch die Abolitionsgeſellſchaft zum Theil engliſches Machwert iſt , um den Reim eines freſſenden Haders in den Vereinigten Staaten auszuſtreuen . Damals erwedte die Geſellſchaft der Abolitioniſten große Unruhe in den
der Verbrüderung der Abolitioniſten als Gegenmaaßregel ent: ſtanden ſind, denn im I. 1838 ſehen wir die Geſellſchaft bereits in Hunderten von Logen in den nördlichen Staaten verbreitet, mit dem entſchiedenen und anerkannten Zweck, die brittiſche Herrſchaft vom amerifaniſchen Boden zu verjagen . So viel iſt
sewiß, daß der am Ende des Jahres 1837 in Untercanada aug: gebrochene Aufſtand die Jägerlogen nicht erſt hervorgerufen haben kann, und wahrſcheinlich fanden damals ichon wie jest
.
dieſelben Parteien in den Vereinigten Staaten und in Canada ſtatt, und die in den Jahren 1837 und 1838 erfolgten Ereig niſſe in Canada waren wohl Folge mehrjähriger Verabredungen
Vereinigten Staaten ; wir haben früher ſchon bemerkt , daß ſie felbſt im Congreß zur Sprache tam, und die eben bezeichnete Schrift ſagt von ihr ohne Umſtände : „ die amerifaniſche Anti : ſllavereigeſellſchaft iſt ein wahrer Staat im Staate, aus ſich
zwiſchen den Anhängern der Unabhängigkeit in Canada mit ihren Freunden , wohl zum Theil ſehr angeſehenen Perſonen in
felbſt Hervorgegangen, durch ſich ſelbſt verwaltet und unverant:
einen großen Theil, namentlich der ſchottiſchen und iriiden
wortlich, mit einem Oberhaupt, einem Cabinet, einer legislati-
Auswanderer, aus Canada nach den benachbarten Staaten der
ven Gewalt , Secretären und Unterſecretáren , untergeordneten Agenten , einem complicirten und wohleingerichteten Verwal:
Union trieben, haben wohl ſchon ſeit geraumer Zeit die Idee
den Vereinigten Staaten . Die ſeit Jahrzehnten fortdauernden Mißgriffe Englands in den beiden Canada's, Mißgriffe, die
tungsſyſtem , mit Erhebung und Verausgabung von Geldern. Hier iſt alſo eine ungebeure politiſche Organiſation , unabhän:
in einigen Nordamerikanern erzeugt, England vom amerikani: Tchen Boden zu verdrängen. Ob die umfaſſenden Vertheidi: gungsmaaßregeln, welche die Engländer feit dein leßten Kriege
gig vom Staate, uno demſelben feindlich , indem ſie ſich nicht
von 1812 bis 1814 in Canada ergriffen , und die Fortſchritte
darauf beſchränft , Meinungen auf eine gerekmaßige Weiſe zu berichtigen, ſondern ſich ſelbſt an die- Arbeit macht , die ganze
der engliſchen Abolitioniſten in Deſtindien , die Ameritaner vorerſt angeregt, oder ob die Angriffsplane der Ameritaner die Engländer zu Gegenmaaßregeln trieben , das wird wohl nicht
geſellſchaftliche Maſchinerie umzuwandeln . Bereits hat dieſe Geſellſchaft einen bedeutenden Theil der politiſchen Gewalt des Staats errungen, und ſtrebt ganz offen nach völligem Ueber: gewicht. Abgeſehen davon , daß der friebe der Union geſtört, und ihre Integrität durch ein ſolches Verfahren bedroht iſt,
mehr erörtert werden , und man fann nur ſo viel ſagen, daß
bietet das Emportommen und die Fortſchritte einer ſolchen
kommen wir ſpäter , hier haben wir nur noch einige Bemer:
Gewalt, innerhalb der Grängen der Republit , und doch unab:
fungen über die innern, aus dieſem Verbindungsweſen berfic Benden Verhältniſſe zu machen . Wir haben geſehen, in wel:
hängig von der Staatsgewalt, eine Anomalie der eigenthüm : lidoſten Art dar." Dicle Erſcheinung iſt indeß nicht ſo anomal, als es dem Verfaſſer vorkommt, ſie iſt vielmehr ganz dieſelbe, wie die religiöſen und Wohlthätigteitsgeſellſchaften auch nur mit dem Unterſchiede, daß dieſer philanthropiſche Zwed mit po: litiſcher Lendenz verknüpft iſt, welche früber oder ſpäter eine Colliſion mit dem Staate berbeifübren muß.
Das Princip, einmal befrugtet, wirtte natnrgemäß fort,
und nur die raſchere oder langſamere Entwi& lung, nicht aber
ſeit zehn Jahren beide Theile fich fortwährend immer weiter geſtachelt haben. Doch auf die Striegsausſichten der Vereinigten Staaten
der raiden Entwidlung feit zehn oder fünfzehn Jahren die barmlos , weil ſie bloß früher harmloſen Aſſociationen -
mit Religion und wohlthätigen Zweden fica befaßten -ges wonnen haben. Wenn damals die Zahl der Abolitioniſten im
Staate New - Yort allein 40,000 betrug , ſo mögen ſie in den nördlichen und mittleren Staaten zuſammen wohl gegen 200,000 betragen haben ; find nun dieſe Verbindungen ſeitdem mit Ei nemmal erſtorben ? Das iſt nicht wohl, wahrſcheinlich , unb
f
1259 wenn ſie nicht erſtorben ſind , ſo ſtehen ſie den Jägerlogen feindlich gegenüber. Die Partei der Abolitioniſten verfolgt aus
Bemerkungen über die Azoren.
rein philanthropiſchen Zweden , in einer allgemein humanen
( Revue britannique. Sept. 1941.)
und chriſtlichen Idee die Sklavenemancipation ; in welchen
Den Namen Azoren erhielt dieſer Archipel von den Falfen , die
Conflict aber dieſe humane , chriſtliche Idee mit dem Ver: hältniſſe der Raceu und dem Intereſle eines großen Theiles
unaufhörlich über den Felſen ſchweben , und in der Sprache des landes
der Vereinigten Staaten gekommen iſt , haben wir früher ge: zeigt. Haben nun die Leiter der Abolitioniſten dieß Verhält: niß eingeſeben , und die Verfolgung ihrer Zwede vorerſt auf:
Açores heißen.
Die Inſeln ſind von den Portugieſen und Spaniern
colonifirt, einige Bewohner derſelben haben jedoch audy mauriſches Blut Man ichåßt die Zahl der Bewohner auf etwa 250,000, in den Adern . was nicht der fünfzehnte Theil deſſen iſt, was sie Inſeln gut angebaut
ernähren könnten . Dieß Feudalresýt herrſcht hier imnier noch mit allen
gegeben ? Handeln ſie überhaupt in gutem Glauben oder in einer feindſeligen Abſicht ? Das iſt eine Frage , die wir nicht beantworten fönnen , welche aber für den innern Frieden der
ſeinen Nachtheilen : die großen Domänen der Lebensherren , Dorgados,
Vereinigten Staaten entſcheidend iſt.
allen Erpreſſungen und Lannen ihrer tyranniſchen Herren außgefeßt,
Hier kann nicht mehr die Frage ſeyn , ob dieſes Aſocia: tionsweſen gut oder ſchlimm iſt; wenn es ſo weit um ſich greift, daß ſich Parteien im Staate geheim, nicht offen vor der
Nation befänıpfen , wenn die Wirfſainkeit der einen Partei dem Landesfeinde in die Hände arbeitet, die der andern den
Staat in offenes Zerwürfniß mit dem Nachbar zu bringen droht, ja beſtrebt iſt, dann hat das Uebel eine gefährliche Höhe erreicht; und erwägt man vollends, daß es dem Staate gar
nicht an Mitteln fehlt, dieſen Aſſociationen entgegenzuarbei ten, ſo gewinnt die Sache allerdings mein drohendes Anſehen.
erbeu fich von Geſchlecht zu Geſchlecht fort , und die Pächter derſelben, leiden unter den färfſten Mißbriuchen , die jedes Feudalweſen in den verſchiedenen Ländern Europa's begleitet haben. Sie leben deßhalb in den Tag hinein , ſo zu ſagen , von der Hand in den Mund , und ver nachläſſigen den Ader bau, in welchem ſie ſehr zurüd ſind, und der ihnen keinen directen oder dauernden Vortheil verſchafft. England erhält den
größten Theil ihrer Ausfuhr, die meiſt in Orangen, Citronen und etwas Wein und Branntwein beſteht; dagegen ſendet es ihnen Quincaillerie,
Wollen - uns Baumwollenzeuge. Die Azoren unterhalten auch einige Handelsverbindungen mit dem Mutterlande , und führen grobe Zeuge und Wein nac Braſilien und den Vereinigten Staaten.
Judeß fann man freilich ſagen , daß dieſe Aſſociationen durch äußere und innere Verhältniſſe die Bürger eines freien Landes Lande drohen, gar wohl in ihrem uen , während die Regierung noch hindert iſt, handelnd aufzutreten.
hervorgerufen ſind, und daß gegen Gefahren , die ihreni Kreiſe Vorſorge treffen fón: durch allerlei Umſtände ver: Aber mit einer ſolchen jus
ridiſchen Rechtfertigung iſt hiebei wenig gewonnen ; die Frage iſt, ob dieß geheime Aſſociationsweſen
denn durch die Ge:
beimhaltung unterſcheiden ſich die Logen der Jäger und der Abolitioniſten von den früheren religiöfen und 20obithatigfeits:
geſellſchaften - nicht weiter greift ; man wird ſich erinnern, daß vor mehreren Jahren Leute , welche das Freimaurer : Ges beimniß nicht bewahrt , ſelbſt den Mord ihrer Genoſſen zu
Birma. ( Fortiefung .) Ein anderer nicht minder beliebter Zeitvertreil iſt das Balls ſpiel ; aber die Art des Spielend iſt inſofern von der unſern ver
ſchieden , als die Aufgabe der Spieler iſt, din Ball in der Luft zu er halten und ihn nicht auf den Boden fallen zu laſſen . Sechs oder ſieben Leute ſtehen in einem Girfel, wenn der Ball, der aus Flechtwert gemacht iſt , einem derſelben zugeworfen wird , der ihn mit der Fußſohle , dem Knöchel oder Knie fortſtößt; der Ball ſpringt gegen einen andern , der
ihn im Fluge empfängt. Bei der aufnehmenden Elaſticität des Balls und der Geſchidlichkeit der Spieler iſt die Schnelligkeit zum Erſtaunen,
fürchten hatten ; wird die Stimme der Verounenen, welche ſich in einem ſo freien Lande gegen alle geheimen Geſellſchaften ohne Unterſchied als gegen eine dem Gemeinwohl entſchieden ſchädliche Sache erklären , wird ſie überwiegen ? Wir inüſſen geſtehen , daß wir einigen Zweifel begen , und glauben, daß das geheime Verbindungsweſen in Nordamerifa vorerſt noch Forta
Balls, zuweilen mit der Fußſohle vorwärts, zuweilen rückwärts mit dem Knöchel, Knie, Hüfte, Rügen und Zehe. Bei dieſen Spielen zeigen die Männer dußerſt guten Humor und anſcheinende Oleichgültigkeit über
mit welcher der Ball von einem zu dem andern wandert. Das Untera haltende des Zeitvertreibe beſteht in der zahlloſen Art des Schlagens des
Toritte inachen und in gewiſſer Beziehung den Staat über:
Verluſt: ihr Stolz erlaubt ihnen nicht, ihre wahren Gefühle öffentlich
flügeln wird. Wie Wie früher früher in Europa in ſolchen geheimen Verbindungen eine freie Auslegung der religiöſen Eym: bole, die man der Maſſe des Volfs vorenthalten zu müſſen glaubte , üblich war , ſo wird in Amerita , dem Lande der unbeſchränkten, aber auc mannichfach ſehr unbequemen Freis beit, ein geheimes Aſociationsweſen ſich fortſpinnen , um Plane
34 zeigen, und erſt bei ihrer Nachhauſefunft werden ſie durch die ſtunden lange in ihren Ohren flingenden Vorwürfe ihrer Weiber aus der idealen Welt , in welche ſie durch das Opium verſenkt waren , erwedt, und fie genöthigt , die reellen Dinge mit jenem Grabe von Aufmerkſamkeit zu betrachten , die ihnen zukommt. Sie kehren zu ihren verſchiedenen Bes foaftigungen garåd, und da Arbeit überall im Ueberfluß vorhanden und
zu verfolgen , die man der großen Maſſe nicht mitzutheilen
Lebensmittel wohlfeil find, fo fühlen ihre Familien bald die Segnungen
fich getraut. Es tönnen auf dieſem Wege allerdings nürliche Zwede verfolgt werden , allein die Wahrſcheinlichfeit iſt dafür,
der Behaglidkeit und des Ueberfluffeb; aber die Begierde nach Aufregung führt ſie wieder in den Dplumladen und das Spielhaus zurüd , und es
daß man ſolche Aſſociatioueu mißbraucht, und daß ſie den Staat in Verlegenheiten , vielleicht in Verwirrung ſtürzen werden.
eruenert ſich die Scene der Vorwärfe uns harter Arbeit.
Die Araber von ·Maskat und Bamfora und die Perfer am Golfe waren die erften Raufleute, welche mit den Ginwohnern von Birma .
11260
Handel trieben ; diefen folgten die Armenier und die Eingebornen von Surat ; jene behielten aber dennoch den größten Theil des Handeld big
zur Anfunft der Portugieſen, welche in der Mitte des 16ten Jahrhunderte einen blühenden Handel getrieben zu haben ſcheinen . Pegu, Siriam und Martaban waren zu jener Periode volfreiche Städte, die Stapelpläße der
reidſten Erzeugniſſe der zwei Continente , und die Bewunderung der Fremden wegen der dort herrſchenden Ordnung und Sicherheit.
Die
Portugieſen errichteten Handelsagentſchaften an vielen Punkten der Rüfte,
und waren bald im Befiß des ganzen Handels; ihr unruhiges Betragen aber und ihre Einmiſchung in innere Angelegenheiten machten bald einen ungünſtigen Eindruct; fie benahmen fich mit der Anmaßung von Eroberern,
wurden , wie zuvor , durch kleinliche Pladereien gequält, die ſie ſich nur zu häufig felbft zuzogen : die wenigen Europäer , welche zu jener Zeit und noch Jahre nadyher dauernd im Lande wohnten , waren , vielleicht ohne eine einzige Aufnahme , leute von dem ſchlechteſten Charakter, welche entweder auß dem engliſchen Gebiet vertriebeu worden waren, oder ein freiwilliges Eril in Birma gewählt hatten, weil ſie dort einen føändlichen Lebenswandel mit weniger Sdmade führen konnten als in den brittiſchen Deſigungen. Das gewöhnliche Verfahren der Capităne von Handelsſchiffen war, bloß an dem Seehafen fich temporär aufzuhalten
während des Verkauf& ihrer Ladung , die in die Kände der arabiſchen .
und armeniſchen Kaufleute überging , wobei die obengenannten euros
intriguirten mit den Eingebornen und ermuthigten ſie ſogar zur Empörung:
päiſchen Abenteurer in den meiſten Fällen ale Vermittler und Dolmetſcher
Dieſes Betragen führte zu verſchiedenen Anorbuungen , die den euro :
dienten , und die Gelegenheit benugten , ſo viel immer möglid für ſich
päiſchen Fremden feindlich und der Verbreitung des Handeld nachtheilig
zu gewinnen , womit ſie dann zuweilen bis in das Innere deg . König
waren , denn die Regierung, ſtets geneigt, mit Argwohn auf Fremde zu
reiche brangen und es mit enormem Gewinn verfauften . Beim Beginn der Feindſeligfeiten von 1823 waren die reſpectablen
bliden und ihr Betragen mit Strenge zu beurtheilen , ſah in dem anfrühreriſchen und herrſdſüchtigen Benehmen der Portugieſen die gefährDie Araber bagegen
engliſchen Kaufleute durch Pladereien ſo entmuthigt geweſen , daß nicht mehr ale drei Häuſer in Ava und vier in . Nangun tid befanden , um
traten in geſellſchaftlichen Verkehr mit dem Volfe , fchmeichelten feiner
eine Bevölkerung von nahe an drei Millionen mit fremden Waaren zu
Eitelfeit , indem ſie die Sprache desſelben erlernten und Weiber unter
verſehen , und erſt bei Beendigung des Kriege wurde der Handel auf feſten Fuß geſeßt : nadýdem zahlreiche Beſchränkungen durch einen Kantelic
lichſten Folgen für die Integrität des Staats. .
ihnen nahmen : als daher die Macht der Portugieſen in Indien abzu: nehmen begann , wurde die Nachricht davon mit Freude empfangen , und das Gouvernement , die durch ihre Schwäche dargebotene Gelegenheit ergreifend , ſchrieb neue Einrichtungen und Abgaben vor , unter welchen ihr Handel ſchnell in Abnahine gerieth und in die Hände der Moham =
medaner zurüdfiel.
Nicht lange nachher begannen die Franzoſen und
Engländer , deren Schiffe vorher bloß in langen Zwiſchenräumen das Land beſuchten , nun in großer Anzahl die Seehäfen zu frequentiren ;
vertrag beſeitigt worden waren , brachte die Rücfehr des Friedens eine
beträchtliche Vermehrung der engliſchen Kaufleute mit fic , und die Eins fuhren von einfachen nnd gefärbten Kattunen , Muſſelins, Opium , Waffen und verarbeiteten Eiſen ſtiegen beträchtlich und nahmen jährlich nocy zu ; die Ausfuhrartifel waren Teafholz, unverarbeitetes Gold und Silber
Reis u . dgl. , als eine Unterbrechung des freundſchaftlichen Verkehrs
swijden der Compagnie und Charawaddy plößlich den Handel vernichtete ,
and Furcht vor den Eingebornen und vor einander ſelbſt bauten fie Waarenriederlagen , angeblich für die Aufbewahrung ihrer Güter , und umgaben ſie mit Befeſtigungswerfen , um ſich ſelbſt vor jenen Angriffen zu ſơüßen , die ſie nur zu oft ſelbſt hervorriefen. Da die Birmanen
und was noch viel følimmer , die Engländer hinſichtlich der Vollziehung der übrigen Artifel des Vertrag8 von Yandabu ohne Garantie ließ.
und Peguer zu jener Zeit in Feindſeligkeiten begriffen waren, fo nahmen
liſtigen Kunſtgriffe , durch welche er ſich ihre Unterſtügung in dem
Wenn alle Jutriguen aufgezählt werden könnten , durch welde der neue
König zuerſt die Zuneigung ſeiner dermaligen Freunde gewann , und die
die rivaliſirenden Kaufleute , eingeladen durch die Ausſicht auf Gewinn
kritiſchen Momente ſeiner Thronbeſteigung ficherte , ſo würde dieß ein
und immer bereit Uneinigkeit unter den Völfern , mit denen fie Handel trieben , zu fördern , eifrig an dem Streite Theil , die Engländer mit den Birmanen und die Franzoſen mit den Peguern ; aber beide zu ſchwach, irgend einer Partei wirkſame Unterſtüßung zu leiften, verlängerten durch
abſcheuliches Gemälde von ſchändlicher Corruption auf der einen und
1
moraliſcher Degratation auf der andern Seite darbieten . Intrigue ift das Lieblingsſtudium und die Liebling & prariß der Birmanen , welche ebent ſo wenig ohne dieſelbe eriſtiren fönnen , als ohne die Luft, die fie athmen .
ihre Einmiſdung bloß den Krieg und vermehrten das Blutvergießen ,
und zu erwarten , daß Tharawaddy eine ſo eingewurzelte Gewohnheit
ohne zu einem entſcheidenden Nefultat zu führen. Die Europäer fingen
aufgeben werde , heißt eine Unmöglichkeit erwarten. Ueberdicß iſt et ein erklärter Reformer , und bat verſprochen , ſeinem Lande die frühern
bald darauf an, hinlängliche Beſchäftigung unter fidh felbft in Hinduſtan zu finden , und der Handel ging wieder an die Araber und Armeniet
Gränzen wieder zu geben. Man hörte ihn erklären , daß die lebte Res
über, denen er verblieb , bis die Beendigung des Kampfes um die Herró
gierung die Nation erniedrigt habe, und daß dieſer Fleden nur durch die
ſchaft in Indien , zwiſchen den Franzoſen und Engländern , die Testeru Wiedereroberung der drei Königreiche ausgetilgt werden könne, welche in den Stand legte, wieder theilweiſen Befit von den Märften zu nehmen ; in dem birmaniſchen Kriege von demſelben abgeriſſen wurden , daß er in was ſie jedoch nidt ohne geheime Oppoſition von den Mohammedanern die Fußſtapfen ſeines glorreichen Vorfahren Alompra treten und , dem und offen ausgeſprochenen Widerwillen von Seite der Regierung thaten. erſten Wunſche reines Herzens gehorfend , die Intereſſen ſeines Landes 31 der Abſicht, der veratoriſchen Behandlung , der ſie täglich aus- aufs Beſte befördern werde.
gejekt waren, ein Ziel zu feßen und ein freundliches Vernehmen zwiſchen
(Fortſeßung folgt.)
beiden Regierungen herzuſtellen , fchidte der Generalgouverneur von Indien eine Geſandtſchaft unter Capitän Symes ab , welche nach Ava
ging . cine Audieng bei dem König hatte und zurüdfehrte ; aber 'mit Ausnahme eines ſehr hübſchen Buches und einer guten Karte des Iras
waddy führte die Reiſe zu feinen günſtigen Neſultaten ; bie Raufleute
Die Pedquellen auf 3 ante , welche Mercati für Naphta , John Davy für eine Miſchung von Steinöl und Aſphalt hielt , haber das Eigenthümliche , daß ſie im Monat April fidh bis an der Rand füllen und dann von dem Landvolf ausgeſchöpft werden. Schon Herodot gedenkt ihrer. (Lloyd austr. 86.) .
Di ünden , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anſtalt der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandling. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann . 1
Nr. 316 .
Ausla n d .
Das
Ein
Tagblatt s für
lichen ens der Völker. Lebens er Leb Kunde des geiftigen und fittlich 12 November 1841.
i dem
Reiſeerinnerungen in Rußland. * ) 1. Abreiſe aus Moskau . - Wloskaniſcher Taranta ,. Podol8k. - Cerpuchoff. - Nitita Antufieff. Wer hätte vor 20 Jahren geglaubt , daß ein Bewohner Petersburg, der nur einige Sommerwochen zu ſeiner Verfügung entlegenes Dorf eben hat, in ſein 2000
Lande ſuchen, tönnen ſie bei uns, innerhalb der Gränzen Rußlands, eben ſo häufig finden, und das Sperz fchlägt doch ge wig ſtärker bei einem Blic auf den Reichthum des ruffiſchen
Lanbes , auf die Kraft, die Geſundheit und Zufriedenheit der Bauerit, auf unſerefonen Städte und Flüffe, auf die mannich faltige Übwechslung von Steppen und Bergland , uud au große
artigen hiſtoriſchen Erinnerungen iſt hier ſo wenig ein Man: erswo
als and . ! unts reicht"reifen würde,als nach ſeinem Landhaus in satbai gelovenever hetnießt Hori den angeblichen Schwierigkeiten, rinenhof. Infeinem Dorfe fann
er dann ſpazierengehen imInnern Rußlando-gu"teifen; denn wenn dies auchwirklich einige Unbequemlichkeiten hat, ſo ſind daran unſere, in die
arbeiten haftsanordnungen treffen und Sommer Wirthſchtigen , ſo leicht wie , und kehrt zu ſeinem Dienſtdiezurüd beaufſic
von einer Spazierfahrt auf dem Newski-Proſpect. Gegenwär Fremde ziehenden Wanderer Schulb. Mit der Zunahme der Confumenten verbeſſernt und veredeln fich auch die Conſum = tig findet man es nicht ſeltſam , nach einem Sommerausflug tionsgegenſtände. Man darf mrſuchen , und in Rußland fin Belannte anzutreffen , welche die Zeit über in Odeſſa, in Ham det fic Karlsbad und Grafenberg.' Die Heilquellen von Pätis burg, in Orenburg, in Reval, in Venedig waren, mit Einem gorst, Slawenst, Lipezt, Staraja Rufa u. a. erwarten nur Worte in allen Gegenden Europa's. Jeßt koſtet das ' Reiſen Beracjer, und in der maleriſchen Naturder utraine und des
faſt dasſelbe, was das gewöhnliche Leben in derStadt foſtet; das Reiſen iſt wohlfeiler
Kautaſud werden ſich alle Bequemlichkeiten der fremden Län
das ſtädtiſche Leben theurer geworden,
der vereinigen . Dann werden die Fremden zu uns kommen.
man auch nichtvonden Poſtkutſchen reden will,
obgleid dasReiſen ebenſo, wie das Leben in der Stadt zu
kſamsb worüber die Fremder fich nicht wenig wundern , von den brei die Aufmer , welche eine Frage iſt eben Dieß en bat. öfonom genom t , wie die, weßhal ſo verdien feit dermenStaats
ten Chauffeent, wie keine in einem fremden lande , und vou
in Rußland ſelbſt auf Reiſen die Bedürfniſſe biet woble
den mannichfachen Diligencen der zwölf Petersburger Poſtan: feiler , die Lurusgegenſtande dagegen ' unmäßig viel theurer en Europa's , 100 hlich ſind , als in andern deGegend hauptſäc unſere Vielleicht ziehen wohlfeil find. nur die Lurusgegenſtän
ſtalten , ſo verweiſe ich auf die Bequemlichkeiten einer Reiſe nach Niſchney Nowgorode Kiew und Charkow , wohin von Moskau aus Larantaſſen gehen , und bald, wie man verſichert,
Wanderer das Reiſen im Weſten darum dem Reiſen in ihrem
auch franzöſide Diligenceh geben werden. Gegenwärtig find
heimathlichen Rußland vor. Wir ſprechen 'natürlich nur von
in Serpuchow , in Lula , in Orel und Kursk ganz annehmliche
denjenigen Reiſenden , welche in Schaaren ziehen , um Nichts
Gaſthöfe ,, und in Chartow wetteifert der Franzoſe Albuſſon mit den beſten din Moskan. Doch ich habe mich ſchon zu viel
man ind Die le temps. , pour thunFalle zu en Mode in Nußlan , dennfann annehm als Urſache nichtpasser dieſem
reiſen jeßt auch eine Menge Engländer und Fremde überhaupt, i Kaiforihements- eingelaffen; ich muß fie jeßt ånch mit That: n. die jedoch vor allem ihr eigenes Land geſehen und fennen ge- fachen füßen, und einen Bericht von meiner Reiſe abſtatte ſe der Tarantaſ einer in Mosfau ich verließ Julius 11 Um ſogar en jedoch ſich finden Reiſend unſern Unter haben. lernt *
chartow'iden Poſtanſtalt, der leidoteſten , einfachſten und bequein Leute, die über fein einziges, duro Raum oder Zeit von uns geſchiedenes Land ſo verfehrte Begriffe haben, wie über Ruß: ngen e Die
land.
ſtarken Anregu
ſten
, die einzelne Reiſend in frems der Kochfläche von Mostau nach Charkow führt. Der ganze
* ) S. Nordiſche Biene ' Nr. 215 f.
Bau einer folden Tarantaſie beſteht aus einem leichten Ge flechte , das durch Riemen an zwei hölzernen , ſehr langen
5.3 kg
0316 -
3:13.
ALLOI,!15
1262 Schwingbäumen und an zwei etwas fürzeren befeſtigt iſt. Der
Reiſende erfährt darin teine ſtarke Erſchütterung, ſondern wiegt fich, wie in der Cajüte eines Dampfbootes bei ſtillem Wetter. Außer dieſen Tarantaffen gibt es in der cartow (deu Poſt: anſtalt auch ſogenannte ſibiriſche Wagen, nach Art der Britſch
fas, für drei Paffagiere. In einem vierſißigen parantaß figen wie in einer Poſtkutſche zwei Reiſende innen , und zwei vorne
weſentlich Sache der Yankees , d. 6. des Nordens der Union , der Süden wird nur zur Mitleidenſchaft herangezogen, als inte grirender Theil des Gangen. Denn abgeſehen hievon haben die Engländer fein Intereſſe, dem Süden webe zu thuu, von wo ſie ihre ungeheuren Baumwollenvorräthe ziehen, und der ihnen gerne ibre Manufacturwaaren ohne allen Zoll abnehmen würde. Daher wohl der abenteuerliche Plan , im Fall der Strieg aus:
neben dem Conducteur. Sißen und liegen kann man in ei
bricht , den Süden unbeläſtigt zu laſſen , und nur über den
ner ſolchen Tarantaß febr bequem , und das Stoßen iſt, ſelbſt
Norden herzufallen . Der Plan iſt bei der in England vor
kiſſen oder Bänke, an ihre Stelle treten die Felleiſen der Paſ-
und eine der erſten Kriegsmaaßregeln wird , wie wir ſchon
en Außer , den Rad-
früher bemerft haben, die Ausſchiffung von engliſchen Neger:
fchienen iſt an einer ſolchen Tarantaß faſt tein Eiſen , das
fagiere, auf welche man leichte Kiſſen legt.
regimentern an der Südküſte reyn. Die ſüdlichen Staaten
Dreigeſpann geht ſelbſt im Sande febr leicht fort, und in vier Tagen kann man immer von Moslau nach Charlow fommen.
können ſich in einem ſolchen Falle ohne bedeutende Hülfe des Nordens nicht wohl halten ,
ſo müſſen die Yanfees nicht nur
Der Vortheil der Fahrt in folchen Larantaſſen auf gewobnlichem im Norden Front machen, ſondern auch im Südeu eine bedeu: Wege beſteht auch darin , daß die Ausbeſſerung weder Zeit noch tende Kraft entwickeln ; auf ihnen liegt demnach weſentlich Geld koſtet, und während meiner Fabrt traf es ſich, daß man die laſt des Stampfes , aber wenn ſie fiegen, ro iſt auch ihr einen neuen Schwingbaum für einen Viertelsrubel erhielt, Einfluß im ganzen Gebiet Nordamerika's vom merikaniſden und binnen einigen Minuten denſelben einſekte. Ein Plaß in Golf bis hinauf nach Labrador übermächtig, denn Canada iſt einer ſolchen Tarantaß bis Charlow roſtet nicht mehr , als wie in einer Diligence von Petersburg nad Moslau , und dabei
dann für die Englander verloren , die Hudſonsbai- Geſellſchaft hört auf eine engliſme zu ſeyn , das Land jenſeits der Felſen :
darf man den Poſtfrechten nicht einmal ein Trintgeld geben ,
gebirge iſt in den Kreis der ungeſtümen Bewegung der Van:
weil die Gefellſchaft ihnen faſt doppeltes Pferdegeld bezahlt,
fees hineingezogen, und ſelbſt über die Sllavenſtaaten werden ſie dann auf eine viel entſcheidendere Art Herrſchen wie bisher. Wir haben nicht unabſichtlich den Namen Yanfee gebraucht, denn in dieſem Spottnamen faßt man in England den Haß
weßhalb ſie auch im Fahren und im Wechſeln der Pferde ſehr genau ſind.
In dunkler Nacht fuhr , dein Wunſche der Paſſagiere ge: mäß, unſere Tarantaß aus Mostau ab , und nur das Wetter: leuchten eröffnete uns hie und, da die Ausſicht auf die umlie: genden Dörfer. Nach einigen Stunden pernahmen wir den Donner, und jeßt war es nicht mehr ein Wetterleuchten, ſon :
dern der Bliß, welcher die Wollen burdjudte.
Der Regen
gegen den als übermüthig , ſelbſtſüchtig und hartherzig bezeich : neten Bewohner der nördlichen Staaten der Union zuſammen . Die engliſche Regierung hat ihre Mißgriffe in Betreff Cana da's erfannt, ſie iſt ernſtlich bemüht , ſie zu verbeſſern , und namentlich durch Anlegung von Canälen und Straßen die bis
goß unabläſſig berab , und unſer Dreigelpann fuhr ſtart im
her fiechende Handelsentwiclung zu befördern.
Trabe, als fühlte es den Sand nicht, der an der Moskwa bin
bier eine Stelle aus Oberſtlieutenants Bonnycaſtle's Werfe :
liegt.
the Canadas in 1841 an, welche für die Stellung Englands und der nordamerikaniſchen Union – eine Stellung, bei der ro vieles von der Meinung abhängt – ungemein bezeichnend iſt:
Unſer Poſillion fang in mannichfaden Stimm
altes Lied, ſchwang dabei feine Peitide, und munterte feine Pferde auf mit den Worten : „nun, meine Fallchen , nun, meine Täubchen , lauft zu, meine Betterchen!" . (Schluß folgt. )
Wir führen
-
,, Sollte die engliſche Regierung der großen Plan einer Schiff:
barmachung des Ottawaſtromes zu Ende führen , dann wird
die Provinz Obercanada vielleicht der Siß einer fünftigen Na: tion Teon , deren innere Hülfsquellen ſo ungeheuer und über: wiegend werden müſſen , daß einige nördliche Staaten der
Bemerkungen über die Vereinigten Staaten.
Union dagegen vergleidungsweiſe völlig nnbedeutend werden .
Kriegeausſichten .
Umgeben und durchkreuzt von Canälen , Seen und Strömen wird ihre Induſtrie dann den Weſten und ſeine noch unentfal: teten Reichthümer beberrſchen. Stellt man ſich einen von dem Lorenzſtrom, dem Ottawa, dem Huron-, Grie : und Ontarioſee eingeſchloſſenen Länderfreis vor, mit einer meiſt brittiſchen Be: volferung von Millionen , ſo kann man leicht errathen , welde Stellung ſie einſt einnehmen werden , und wie ſehr es die
Wir haben in unſerm geſtrigen Blatte der Jagerlogen er: wähnt, die fid) über einen bedeutenden Theil der Union , aber
auch über Canada und Neubraunſchweig verbreiten . Ihr aner: tannter Zwec , auf den auch die Mitglieder vereidet werden, gebt dabin, aus allen Sträften zur Bertreibung der engliſchen Herrſchaft vom amerikaniſchen Boden beizutragen . Hier alſo gehen die Vereinigten Staaten angreifend zu Werfe, ihre Ber :
Klugheit gebietet , daß England über dieß fruchtbare Reid ro
bindungen reichen ins feindliche Land hinein, während ſie auf
lange als möglich ſeine Herrſchaft behaupte , die Verbindung
der Südſeite einen Angriff von der Seefeite her und einen Sklavenaufſtand zu gewärtigen haben . Der Krieg iſt ſomit
durch alle möglichen Wohlthaten befeſtige, und in der neuen Welt fich eine fünftige brittiſche Macht ſichere , unähnlich der,
1263 welche ſich jeßt in den Vereinigten Staaten entwidelt, und wo in Folge der großen Miſchung der Racen, brittiſche Geſinnung und Zuneigung gewichen ſind vor einer Fluth von unbeſtimmten Begrif-
taner den leßten Angriff auf New Orleans abgeſchlagen, glauben ſie eines Erfolges ganz ſicher zu ſeyn , und wenn gleich
Fen über Freiheit und Gleichheit, gemiſcht mit ariſtokratiſchen Reich:
res nicht läugnen , fo glauben fie bennod , die würde in furzer Zeit fich geben , und nach einem fatalen Probejahr die
thum , Sllaverei und Bigotterie. So ſtolz auch die Stellung iſt, welche die Vereinigten Staaten durch fremde Hülfe er: rangen , als England durch einen langen und ſchweren Strieg
und durch die Rebellion Waſhingtons fidh gefeſſelt fühlte , ſo 1
find dieß doch nicht mehr die Vereinigten Staaten, wie War hington fie erſchuf. Die Saat der Uneinigfeit iſt ausgeraet
worden, als die brittiſchen Kanonen den legten Abſchiedsſchuß
die Vernünftigeren die ſlechte Einrichtung ihres Landhee:
Streitträfte der Amerikaner den engliſchen Mann ſtehen können . 3ſt aber die ſtrategiſche Leitung der engliſchen Truppen richtig berechnet, ſo möchte dieſe Hoffnung fich ziemlich irrig erweiſen ,
und ein Unfall dem andern folgen . Erwägt man vollends, daß die Engländer offenfundig Anſtalt machen , alle indianiſchen Stämme im Weſten , die größtentheils von Haß gegen die
thaten ; ſie hat tiefe Wurzel geſchlagen, und iſt bereits zu ana
Vereinigten Staaten glühen , zu bewaffnen, um ſie gegen ihre
Tehnlider Hobe emporgewachſen . Die Zeit iſt nicht mehr fern , wo ein furchtbarer Kampf beſtanden werden muß, um ihrein
Feinde auszuſenden ; daß fie feit Jahren dieſe Stämme an fich zu ziehen geſucht, daß fie namentlich jenſeits der Felſen :
üppigen Wachsthum Einhalt zu thun. Kein Volt in der Welt weiß die beſſer als die Obercanadier, niemand iſt weniger geneigt an dem ſchredlichen Kampf Theil zu nehmen, in welchem
gebirge am Colombiaſtrome, auf welches Land die Nordameri: faner gegründete Anſprüche haben , ſo ziemlich alle rothen Män :
ner für ſich gewinnen, erwägt man alles dieß : den Angriff der
Amerita ſeine tiefe Schuld zahlen muß : der Neger hebt ſeine ge:
Negerregimenter im Süden, den der engliſchen Regimenter im
feſſelte Hand in täglichem Gebet ; das Verſainmlungsfeuer des ro then Mannes brennt fortdauernd hell bei den Beſprechungen über das erduldete Unrecht; der Meritaner heiſcht Rache für den ver:
Norden, der Indianer unter engliſcher Leitung von Weſten her,
rätheriſchen Einfal in Teras ; der Obercanadier hat eine tiefe Schmach auszutilgen, ſelbſt der franzöſiſche Canadier wünſcht teine Brüder(chaft, und der geduldig leidende Irländer er:
und der brittiſden Flotte im Oſten , dann muß man geſtehen , daß mit dem Kriege eine Stunde der ernſteſten Prüfung für die Vereinigten Staaten bevorſteht , und daß das jeßige lodere Band, das ſie umſchlingt, fchwerlich geeignet iſt, einem ſolchen
hochgeachtete Religion in einem Lande ausgelegt ſind, wo man
Andrang von Feinden zu widerſtehen. Freilich aber wird Eng : land auch nicht mit den Vereinigten Staaten allein zu fämpfen haben, um alle ſeine Kräfte auf die Dauer dorthin verwenden
von unbeſchränkter Freiheit des Gedankens und der Religions-
zu lönnen.
innert ſich in ſeinen Gebeten des Hohns , dem er und ſeine übung ſpricht. “ Dieſe vielleicht ziemlich achtlos niedergeſchriebene
Apoſtrophe bezeichnet deutlich die ganze Tiefe der Kluft, welche den Altengländer von dein Neuengländer ſcheidet; man hat den Unabhängigkeitsfrieg und die Rebellion Waſhingtons nicht
Der Handel an der ibiriſchen und srenbargiſchen Linie, ſo wie in Kiachta .
vergeſſen, England fühlt mit Ingrimm , daß Amerika in ſeinem Unabbängigkeitstriege und im 3. 1812 ein furchtbarer Bundes ,
genoſſe ſeiner Feinde war, und man beſchwört alle Götter der Race, ben Neger und den rothen Mann, um das Ilnrecht, das England erlitten hat, zu rächen .
Es iſt einleuchtend , was ein Krieg zwiſchen England und
Nordamerita bedeutet; es iſt ein Bürgerkrieg mit allen ſeinen Charatterzügen und Folgen ; es iſt für Amerika der dritte Un : abhängigteitsfrieg , denn für England beſteht die Nothwendig:
Die Nordirde Biene vom 30 September berichtet hierüber Folgendes : Die Unt en , welde in den Kirgiſiſchen , an Rußland ſtoßenden Steppen geherrſót haben ,! ſind im verfloſſenen Jahre zu Ende
gegangen ; der ruffiice Gandel mit Mittelafien hat ſomit wieder ſeinen frühern Gang genommen und ſich auf& neue belebt. Die Waarenauss fuhr Sahin betrug 2,914,026 R. Silber , die Einfuhr von dorther 2,345,582 R. 6 . Der Handel zu Riadta war im Jahre 1940 in jeder Be ziehung erfreulich , uud es wurden 89,230 Kiſten Thee (7000 mehr als ini Jahre 1839) eingehandelt. Dagegen ſepten die Ruſſen namentlich
teit, Nordamerika in Gutem , d. h. durch eine möglichſt unbe: dránfte Handelsherrſchaft , oder mit Gewalt wieder in ſeinen Kreis zu ziehen , und bis zu einem gewiſſen Grade von ſich
Tud und andere Fabrikartifel, ſo wie feines Pelzwerk ab. Die Maffe des abgeſepten Tuches betrug 1,241,133 Atſdinen, lauter ruſſiſche Tücher i
abhängig zu machen .
Nußlando Gandel nad Afien. Nr. 301 ff. voin vor. 3. )
So erflárt ſich auch der tiefere Grund
polniſches und fremdes kam dabei gar nicht in Handel. (S. Sarüber
pon Jadſons und Van Burens Venehmen in der Banfange: legenheit: ſie wollten die immer ſtärkere Abhängigkeit von Eng: land, in welche man hiueingerieth , brechen . Hier iſt alſo fein
Birma.
gewöhnlicher Kampf, feine Gränzſtreitigkeit , über welde man
( Fortfeßung.)
jich leicht vergleichen könnte : der Geiſt engliſcher Herrſchaft und amerikaniſcher Freiheit fönnen nicht auf die Länge neben
Tharawaddy , oder Tharet -men , wie er gewöhnlicher von ſeinen Unterthanen genannt wird , zeichnete fido ftets durch ſeine liberalen An
einander beſtehen. Der beleidigende Hochmuth, des amerifani:
ſichten und ſeine Oppoſition gegen die begünſtigte Bofpartei oro lepten
hen Pöbels, welcher ſeinen Feind verachtet, iſt in dieſer Be : ziehung ein ſchlimmer Reiz zum Striege, und ein ebenſo
Könige an18, welcher fich unglüdlicherweiſe durc dic Königin, ein lafter haftes Weib von niederer Geburt und heftigen leidenſchaften, beherrſchen ließ. Während des legten Kriego befehligte der Prinz ein Truppencorps
ſchlimmer Rathgeber in einem ſolchen geworden. Weil die Ameri:
( 1264 und befand fich mit demſelben in der Nachbarſchaft von Prome ; all dieſer Plat in engiiſche Hände fiel , war er der erſte , die Nachricht
zu bilden, welcher unter die Aufſicht einiger halbblütigen portugieſiſoen
zu irgend einem Vergleich zu kommen mit
Topaſſis geſtellt wurde : die erſternt wurden bald auf dem Felde guin Pflügen , Säen und Ernten gebraucht , und der leptere verblic cines natürlichen Todes , aug Mangel an Pulver. Seine nächſte That war
dein Feinde , der viel zu machtig rey, als daß er mit den,mangelhaften;
die Unterbrüdung einer gefährlichen Verſchwörung, welche auf dem
in ſeines Bruders Gewalt befindliden Mitteln zu bekämpfen wäre, Dieſer Nath ſagte den Miniftern .ſo wenig zu , daß fie ihn öffentlich
Punfte war , in Rebellion überzugehen zu Gunſten ſeineê verſtorbenen Neffen , def Thronerben , den das Volt noch immer am Leben glaubte Er weigerte ſich dann , den brittiſchen Neſidenten zur Audienz vor fide zu laſſen , dieſer Beamte verließ daher Sas Königreich, und ließ Thara waddy in ſeiner gefährlichen Lage, in die er durch Uebernahme der Gewalt
yon dem Vorrüden der Engländer zu den Ohren de Königd zu bringen, und er rieth ihm ernſtlich
anzuflagen drohten , und ſie brachten es auch bei dem König , indem fie ihn als einen Feind der. Integrität des Staat6 darſtellten, ſo weit, daß ihm der Palaſt verboten wurde , und von dieſem Augenblic an mag fich der Haß zwiſchen ihm und der Partei der Königin datiren,
welche zuleßt zur Revolution und den darauf folgenden furchtbaren Grau-
fanfeiten geführt haben .
ſidy verſekt , und welde zu behaupten er ſein königliches Wort vers pfändet hat.
In den vorhergehenden Bemerkungen habe ich gezeigt, daß die
Von Perſon ift Tharawaddy mittelgroß, nämlich 5 Fuß 4 Zoll,
Birmanen eitel, halsſtarrig und argwöhuiſch ſind ; daß die Gleichförmiga
etwas ſchmächtig und von heller Bambusfarbe ; feine ne iſt übermäßig hoch, und da diefer merkwürdige Bau des Kopfes bei jedem männlichen Nachkommen des berühmten Alompra rich zeigt , welcher ſelben in ungemeinem Grade befaß , so wird er bei dem Volfe die Alompra Stirne“ genannt und ſehr bewundert , obgleich er beinahe
feit , welche durch die ganze Bevölkerung in deren phyſiſchen Bejdaffen
.
heit vorherrſcht, ſich auch in gleichem Grade auf die moraliſche Entwic lung ausdehnt ; die Verſchiedenheit des Talents , die Mannichjaltigkeit des Aeußern und Unähnlichkeit der Geſtalt, ſo auffallend an den Judivituen der civilifirten Länder Europa's ,' ſind in Birma faum zu finden ; der
einer Mißgeſtaltung ähnlich iſt. Seine Augen ſind lichtgrau und raſtlos,
König und der Prinz Mekran find beinahe die einzigen Aufnahmen ber
fein Mund iſt groß und ſinnlich. In Beziehung auf allgemeine Bildung ſteht er in ſeinem Neid nur ſeinem Onkel Mefran -men nach, aber in Schlauheit und Geſchidlichkeit hat er weder innterhalb uody außerhalb
allenthalben vorherrſchenden Mittelmäßigkeit. Die nationalen Charakters züge ſind vielleicht weniger bemerkbar bei den Prieſtern , was von den Studien und dem andächtigen Leben , welches dieſelben zu beobachten .
der Grängen des Königreicht ſeines Gleiden. Da er den Grundfäßen,
gezwungen ſind, ſich herſchreibt; dieſe pflanzen ſich aber bei dem be
nad w'elchen ſeines Bruders Regierung geführt wurde , entgegen ſtets
ſtebenden Gölibat night fort.
eine große Bewunderung für die Europäer an den Tag.legte, erwartete man , daß ſeine uſurpation zur Anuahme eines weniger barbariſchen
der Maſſe, und in Beziehung auf Vermögen ſtehen ſie auf glecerem Fuße zu einauder , als irgend ein in Städten wohnendes Volf. Jeder
.
Jede Perſon bequemt ſich zu den Sitten
Syſtems von Politik führen, und die Eiferſucht beſeitigen würde, welche
hat dieſelbe Meinung von ſich, von ſeinem Lande, und von Fremden im
allenthalben gegen die Niederlaſſung von Fremden vorherrſcht; aber Tharawadah hatte iticht ſobald ſeinen Bruder vom Ibron vertrieben , als ſeine Regierung auf eine Bahn einlenfte, welche jeden in Erſtaunen
Allgemeinen. Symmetriſch und robuſt gebaut, affectirt der Birmane eine Veradtung gegen den ſchwarzen Fremdling “ aus Indien , welcher ſchmächtig gebaut und durch die Rüdridhten der Kaſte beſchränkt iſt.
feste, der ihn als einen liberalgeſinnten Fürſten gefannt hatte. Zuerſt
Hinſichtlich ſeines Landes glaubt er, es ſry die begünſtigtſte Region der
ließ er alle Mitglieder der alten Hofpartei mit Einſchluß der Königin und deg muthmaßlichen Thronerben hinrichten. Er verbanute alsdann den brittijden Neſidenten aus ſeiner Hauptſtadt, und beſtimmte zu ſeinem Vicetönig in Nangun den chemaligen Anführer einer Diebsbaude, welcher früher als Spion von ihm benußt worden , aber ſeiner Niederträchtigkeit
Südinſel : « ſeine Felſen ſind Rubinen , ſein Sand iſt Gold . " Der König
rich ſelbſt ſo bewußt war, daß er es ablehnte, mit den Ehrenbezeugungen eines Mannes von Nang empfangen zu werden. Dieſer Mann hatte nun alle Correſpondenz mit dem brittijden Geſandten zu führen ; aber jo rob er immer war, hatte er doch die Beſcheidenheit, ſich als gånzlidi unfähig zu betrachten für die ihm angewieſene Stelle , und bat ernſtlich um ſeine Abberujung. Seiner Bitte wurde entſprochen, und ein Ghaung
empfängt Tribut von hundert und einem Vafallenfürſten der Schans und Karier ; er eroberte ein ft Aracan, Aſlam, Siam , Pegu und Tenafſerim , und vertrieb eine chineſiſche angreifende Armee , „deren Gewicht die Erde
aus ihrem Mittelpunkte drüdte.“ Hinſightlich der Fremden ſind alle. welche weſilich vom Ganges wohnen (mit Ausnahme der Araber) „ fremde linge , “ getheilt durch die Kaſte, ſchwarz, arm und furditſam . Die Chineſen leben nahe am Aufgang der Soune , find hellfarbig , finnreich und fleißig ; die Siameſen ſind die ſchönſteu und feigſten ; die Aracarejen die dunfelſten , ärmſten und unterwürfigſten. ( Solnß folgt.)
Der König begann als:
Drudder Originalwerke Radibidsind. Das Journa )
dann ſeine Reformen oder Wiederherſtellungen, denn er verſicherte, nichts Neues zu thun, ſondern bloß die Uebel wieder gut zu machen, die ſeines Bruders Regierung hervorgerufen hatte. Er ſuchte alle Proclamationen der frühern Regierungen in Beziehung auf Wucher, Rechtsſtreitigkeiten , Parteilichfeit und Unterdrüdung der Richter, Erpreſſungen der Einwohner,
Asiatic (Auguſt 1841 ) meldet , daß die neu gegründete Geſellſchaft júr
oder Dorfvorſtand an ſeine Stelle eingereßt.
Kirchenraub und Grauſamkeit gegen Sllaven hervor , wodurd, er dem
Volfe ſchmeichelte , ſeine Ehrfurcht für den abgeſetten Monarchen vertilgte und deſſen Treue auf ſid ſelbſt übertrug : die Proclamationen
Herausgabe orientaliſcher Terte in London das vollſtändige Manuſcript
des großen Werke von Rajdideddin , „ Sammlung der Chronifen“ betitelt . zu druden beabſichtigt. Der gelehrte Orientaliſt Falconer, Profeſſor an dem Univerſity College zu London , war ſo glüflich den perſiſchen Originaltert zu entdecken , der mit der von den HH . Forbes und Morley entdedten arabiſchen Ueberſeßung nicht verwechſelt werden darf. Nur der im Plane des Verfaſjers angeführte geographiſche Theil fehlt , és
blieben ſo gut ein todter Budſtabe, ale wenn ſie nie wieder erſchienen
ſcheint aber beinahe , ale ſey derſelbe nie geſdrieben worden, denn man
wären . Er begann ſodann Necruten außzuheben und einen Artilleriepark
findet ihn nirgende citirt.
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſialt der 3. G. Cotta'ſchen Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wideri a n n.
Nr. 317.
22 AS as
A u sland.
Ein
Tagblatt für
Hunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
841.
13 November 1841 .
kunftsmittel ergriffen, die Steuer von der Seide nicht mehr
Die Lage der Sachen im Libanon. vor kurzem
ziemlich drohenden
im
von den Landleuten , ſondern von den Kaufleuten zu erheben .* ) Wie vorhält, ſteht
Libanon ſcheinenfich, für diesJahr wenigſtens, zu einemZiele
zm InnernSpriensgehtinzwiſchen diefchlechteVerwaltung
zu legen, da bald der Eintritt der ſchlechtern Jahreszeit die Verbindung zwiſchen den verſchiedenen Theilen des Landes ſehr
der Türken ihren gewöhnlichen Gang fort, und die Engländer, hierüber beunruhigt, haben ſich wiederholt , und zwar ſo auf fallend in dieſelbe eingemengt , daß die Pforte ſich endlich ver anlaßt fab, dagegen zu remonſtriren , worauf mehrere Englan: der entfernt wurden. Indeß benehmen ſich dieſe jeßt mit gro Ber Borſicht und Klugheit. Einige proteſtantiſche Miſſionare hatten in ihrem unflugen Eifer den Plan entworfen , zu Sca:
erſchweren wird. Die Türken allein wurden mit den Libanons:
bewohnern nicht fertig , obgleich ſie alles gethan hatten, um Uneinigkeit unter Druſen und Maroniten auszuſäen. Fr. Wood , engliſder Conſul zu Damascus und des Arabiſchen volfоmmen mächtig, mußte zu Hülfe gerufen werden, und am
2 September fand eine Verſammlung der Häupter des Gebirgs
waifat, einem Dorfe nordöſtlich von Beirut, eine proteſtanti
ſtatt, in welcher Wood fie ernſtlichſt warnte , gegen fremde
iche Kirche zu erbauen, da ſie dort bereits Proſelyten gemacht; der engliſche Conſul aber, welcher wohl erkannte, wie nachtheia , lig ein ſolches Unternehmen den Intereſſen feines Landes ſeyn würde , hat ſie bewogen , davon abzuſtehen , denn aller Wahrs ſcheinlichkeit nach hätte der Patriarch der Maroniten , wenn
Emiſſäre mißtrauiſch zu ſeyn, und ſich der Pforte anzuſchließen , indem ſie nicht, wie man ihnen vorſpiegele, der gedrüdteſte, ſondern der begünſtigtſte Theil der Unterthanen der Pforte
ſepen .
Ueber den Tribut fcheint man ſich auch geeinigt zu .
haben, eben ſo über die ſchiedsrichterliche Behörde, welche über alle Streitigkeiten unter den verſchiedenen Stämmen entſcheiden roll ; dieſe Behörde führt den Namen Medſchlis (Verſamm :
man der Sache Folge gegeben , ſein Anathema gegen alle ge ſchleudert, welche mit den Proteſtanten und mit den Englän dern überhaupt einen Verkehr unterhielten. Dieſer Schritt
lung), und ſoll mit Einſchluß des Präſidenten aus 11 Perſonen beſtehen. Die Maroniten, als der bedeutendſte Stamm , ver.
des Conſuls zeigt , wie ſehr man die geiſtliche Gewalt des
langten für ſich fünf Stimmen , alſo, den Präſidenten abge: rechnet, die Hälfte der Geſammtzahl: nur nach langen und ſehr hißigen Debatten gaben ſie den Vorſtellungen der türfi-
Volfs ſchonen muß.
Patriarchen fürchtet, und wie man die religiöſen Anſichten des Der geringſte Fehler in dieſer Beziehung
würde die Chriſten des Gebirgs, namentlich die Maroniten,
fchen Behörden und Hrn. Woods nach, und begnügten ſich ends
den Engländern völlig feindſelig gegenüberſtellen. Stomiſch lau: tet es, wenn die Franzoſen und Engländer gegenſeitig in ihren
lich mit drei, ſo daß die ſieben übrigen unter die Druſen und
Correſpondenzen behaupten , daß ihre Nebenbuhler feinen Ein:
die andern Stämme vertheilt werden konnten. Wahrſcheinlich
Aluß in Syrien hätten.
iſt dieſe Uebereinfunft nur eine Folge des Umſtandes, daß der
gewiß England, unter den übrigen Bewohnern Frankreich ſehr
gegenwärttge Fürſt des Libanons ein Chriſt iſt, und daß es den von den Türfen aufgereizten Druſen nicht gelang , einen moslemitiſchen Häuptling zum Emir zu erheben . Uebrigens iſt
wenig Einfluß, und legteres möchte wohl den ſeinen noch mit Deſterreich theilen, welches den armen Bewohnern des Libanon
die Hauptfrage, der Zoll auf die Seide, wovon bekanntlich der Unterhalt eines großen Theils des Gebirgsvolls abhängt, nicht
Unter den fatholiſchen Chriſten hat
mit Geldunterſtüßungen entgegenkam , und dem man keine To eigennüßigen Abſichten zuſchreiben tann, als den beiden andern, von denen die Syrier wohl willen , daß ſie andere Zwede ver:
beigelegt, und man ſcheint ftillſchweigend auf ein Compromißfolgen, als das Wohl der Eingebornen . hinausgelommen zu ſeyn , indem man die Waaren etwas nie derer tarirt, und noch übrigens die Contrebande bei der Sorg:
loſigkeit der Türten ſehr leicht iſt. Zudem hat man das Aus:
* ) Dabei können nur die Ruffen und ihre Sclißlinge gewinnen, weil dieſe dem jest in Syrien allgemein eingeführten Tarif nicht unterworfen find.
317
1266
Eine etwas myſteriöſe Angelegenheit hat neulichdie Ge: müther ſehr beſchäftigt. Einige Prieſter durchzogen das Land der Maroniten, um ſie zum Aufſtand aufzureigen , indem fie
ihnen vorſpiegelten , die chriſtliche Religion lep in Gefahr, wenn nicht der alte Emir Beſchir ins Land zurücfebre. Da indes dieſer Mann ſehr unpopulär iſt, fanden die Predigten wenig
der Bauernphantaſie bemalt ſind. Die Bauern find auf dem ganzen Strid, bis Charkow hoch gewachſen , hübſch, Fräftig, und ihre Kleidnng iſt, je nach den Gouvernements , in einigen Thei
len verſchieden . Dieſe Verſchiedenheit in der Kleidung iſt na: mentlich bei den Weibern bemerkbar .
Hier , wie allenthalben ,
ſind unſere Bauern ſehr religios ; mit dem Wort „ Sowore !"
Eingang, und der Patriarch ließ die ungerdidten Aufruhrpre=
find alle Proceſſe zu Ende , fie faſten unwandelbar zweimal in
diger verhaften , und ſchicte ſie in ein Kloſter nach Cypern.
der Woche, aber ſonſt fann man faſt bei jedem, auch an Werf
Ob und auf welche Weiſe er mit dem Umſtand quedieſer Vorfall daß gegeben zuſammenhängt, die ,Engländer Emir Beſchir enhängt und ihn dem nach alten Konſtantinopel de
Im
tagen , außer Kwaß und Kobljuppe , auch Hammelfleiſch finden . Innern Rußlands muß man ſehr oft ſtaunen über die
:
Wohlhabenheit der Bauern , und ich habe während zweier Rei:
ſchict haben, iſt noch nicht abzuſehen , und die Sache fann nur
ſen faſt keine Bettler getroffen , obgleich die zwei legten Jahre
wieber
als Beweis dienen, in welcher Verwirrung die Angelegenheiten Mißernten tergaben ; fleine Jungen , die zur Näſcherei um des Landes ſind.
Aus verſchiedenen Umſtänden geht hervor,
etwas bitten , fann man nicht zu den Armen zählen.
Der
daß die Engländer den alten Emir Beſchir als ein Mittel ge
engliſche Reiſende Clart, den ich bei Cula traf, fagte mir mit
brauchen wollen, um den neuen , Beſchir Alcaſſem , in ihr In:
wahrem Vergnügen, er habe ganz Europa und faſt ganz Ruß
tereſſe zu ziehen, indem ſie ihm die mögliche Wiederernennung
land durchreist, aber nirgends ſo viel Wohlſtand bei der nie derſten Claſſe des Volfes, und ſo wenig Bettler getroffen, wie in Rußland. Er war vom Kopfe bis zu den Füßen bewaffnet, als reiste er in Italien , und war ſehr erſtaunt, als ich ihin fagte, daß ich ſeit zwei Jahren mehr als 6000 Werſte durch reist hätte, ohne alle Waffen, und ohne mid, vor dunften Nächten und finſtern Wäldern zu fürchten . Ich wiederhole es nochmals , man muß im Innern Rußlands reiſen , um eine richtige An licht von unſerm Vaterlande zu gewinnen . Schon die große
des alten Beſchir durch die Pforte als Drohung vorhalten. So
viel geht aus dem Ganzen hervor , daß die mannichfachſten In triguen im Gange ſind, um ſich Einfluß im Libanon zu ſichern , deſſen Haltung auf das L003 von ganz Syrien einen entſchei denden Einfluß ausübt. -101911 ) 'I
Reiſeerinnerungen in Rußland.
70S In
1. Abreiſe aus Noskau. - Moskaniſcher Zarantaß. = Podolok. - Perpudhoff. Nikita Antufieff.
Katharina ſagte, n' ur Zeit und Erfenntniß vermöchten bei uns das ſchädliche Vorurtheil zu zerſtören , als Tev bei uns alles ſchlecht, in fremden Ländern aber alles gut, und dieſe Zeit fcheint
(Schlu B.) um 4 Uhr Morgens mit Sonnenaufgang erblicten wir
ießt eingetreten zu ſeyn . Niemand beſtreitet, daß die germa:
vor uns Podolsk (früher Podol), eine Stadt, welche 55 Werſte
niſche Welt der ſlawiſchen in der Kultur voran iſt, aber ſchon
von Mosfan liegt , und über die Anhöhen am Fluſſe Pachra
beginnt der Wettſtreit auf dem Felde der Wiſſenſchaften zwis ſehen dieſen beiden Welten . Der Kampf iſt ungleich , aber in phyſiſcher Beziehung haben ſchon unter Peter dem Großen die
ſich ausbreitet. Dieſe Stadt hat nur 180 Häuſer, die größten: theils halb aus Stein, halb aus Holz erbaut ſind, und nicht ganz 2000 Einwohner. Die Poſtillione waren nicht lange unſchlüſſig darüber, wem ſie die Delerchanfr , wie ſie die Tarantaſie
Schüler ihre Lehrer überwunden .
nannten , zuführen ſollten , und nach einer Viertelſtunde wieg-
von Tarutino nach der Ofa fließt; an ihren Ufern ward der
ten wir uns bereits wieder auf der Chauffee , die nach dem
unbeſiegte Napoleon zum erſtenmal geſchlagen.
70 Werſte entfernten Serpuchoff führt ; das Jahr zuvor hatte der Aufenthalt viel länger gedauert. Auf der Chauſſee iſt die Fahrt in einer Tarantaſſe weit fühlbarer , als auf einem gewöhnlichen Wege , auf deſſen glatter Oberfläche ſie ſich leichter
wurde im Jahr 1374 gegründet, und war das Eigenthum Wla
wiegt, und nicht ſo lärmend iſt. Fuhrwerke findet man zur Sommerszeit hier ſehr wenig , da man die Waaren größten: theils zu Waſſer 'verſendet , oder im Schlitten während des
Winters, wo man fich denn auch in den Dörfern faſt nur mit dem Frachtführweren abgibt.
Die Station Lopašná ( 32 Werſte ) gleicht mehr einer
Die Stadt Serpuchoff liegt an den Ufern der Nara, die Serruchoff
dimir Andrejewitſch des Tapferi , bedeutend in der Geſchichte durch die von ihm ausgeſtellte Urkunde, durch welde'die Thron folgeordnung in Rußland verändert wurde, ſo daß ſie nun, ſtatt auf den älteſten des ganzen Stammes, auf den erſtgebornen des regierenden Fürſten überging. Dieſe zum Vortheil der Kinder Dimitri Dongfoi's ausgeſtellte Urfunde , erklärt die Urſache der inneren Kämpfe unter den Theilfürſten , da bei
der Vermehrung der fürſtlichen Familien es ſchwer war her: auszubringen , welcher der älteſte des ganzen Geſchlechts ' ſey,
Stadt, als manche, die den Namen führt, und überhaupt, wenn und ſomit das Recht habe, den Chron Monomachs zu beſteigen . man im Innern Rußlands manche gar ärmliche Städte findet, Die Stadt Serpuchoff nimmt teßt den erſten Rang unter den To ſtößt man dagegen auch häufig auf reiche, ungemein große Städten des Gouvernements Moskau ' ein , hat 13,000 Cin : Dörfer mit bedeutenden , nicht felten ſteinernen Häuſern und
Kirchen. Die Häuſer an der großen Straße ſind im mosfau':
wohner und etwa 1000 größtentheils ſteinerne Häufer, To wie Fabriken von Stahl- und andern Arbeiten . Jenſeits Serpuchoff
fchen Gouvernement immer zwetſtddig , mit Freitreppen " und Fenſterläden , welche hie und da mit intereſſanten Vildern aus
auch die Wolga iſt, welche die Ora bei Niſchnei Novgorod auf
fließt die Öfa, hier noch ein kleiner Fluß, wie in dieſein Lande
1267
nimmt und gegen Kaſan zu immer mehr anwächst. Im Gou:
Die Stadt Tula breitet ſich in einem Bogen zur Seite der
vernement Ewer im Kreiſe Oſtaſchtoff iſt ein kleiner Sumpf,
großen Straße aus, und die hölzernen Häuſer der Vorſtadt ziehen
aus dem zwei Bäche nach ganz verſchiedenen Richtungen fließen,
fich regelmäßig am Ufer der Upa hin . Auf der einen Seite des
nach Smolenot und Iwer. Einer dieſer Bache iſt der Dniepr,
Fluffes ſieht man die ungeheuren Gebäude der berühmten Ge: wehrfabrik, auf der andern die Stadt felbſt mit ihrer gezahn
der andere die Bolga.
Das Gouvernement Tula beginnt nicht weit von der
ten Mauer. Dod) von Tula ( päter.
Station Wedmensfie Sawody, einem reiden Dorf, wo noch
in der Mitte des 17ten Jahrhunderts Eiſengießereien und Waffenfabrifen (Sawody) waren. Dieſe Anſtalten wurden zu: gleich mit einigen andern in Tula um das Jahr 1630 von
Det
einem Holländer, Namens Winius, gegründet. Winius und nach ihin Afem und Marſerius legten den Grund z1l faſt allen Eiſen - und Gewehrfabriken im hieſigen Lande, namentlich an den Flüſſen Tulija, Waſdan und um die jeßige Station Wed: mensfie Sawody.
Nach der Station Waſchan, die am Fluſſe gleiches Namens
.
cheia Tma
Sprache mehreremal Erwähnung gethan , und fügen hier aus einem
Briefe A. d'Abbadie's einige Bemerkungen bei. Der Galla - König von Limmu ſandte in einer wichtigen Angelegenheit einen Boten an den abyſfiniſchen Fürſten von Godſcham mit einem Brief in unbekannter Charakteren auf einem Streifen gewöhnlichen ägyptiſchen Papiere. Zum
liegt, kamen wir am Abend. Hier iſt ein Magazin von Stahlwerf:
Erſtaunen des Boten konnte Niemand den Brief lefen , und er producirte
geügen, welche jedoch dreimal theurer verkauft werden , als in
dann einen arabiſchen , im Allgemeinen gut abgefaßten, doch hie und da dunfel ſtyliſirten Brief. Beide fielen in die Hände Abbadie's , und da
Tula, weßhalb der Kaufluſtige ſich bis Tula geduldet, das noch 25 Werſte weiter hin liegt. Nicht weit von dem Dorfe Wolot, wo die Poſtſtation ſich befindet, iſt ein Dörfchen, der Geburts: ort des bekannten Schmieds von Lula, Nikita Demidytich An
tufieff, in Betreff deſſen Peter der Große auf die Bemerkung on
toch etwas über die 3lmorma - Sprache. Wir haben vor zwei Jahren ( f. 1839 Nr. 98 und 110 ) dieſer
Graf Aprarins, wie gut es wäre, wenn man nur ein Duzend folcher Leute, wie Demidoff in Rußland hatte , die Antwort gab, wenn ihrer nur fünf oder ſechs, oder ſogar noch weniger wären, würde er ſich glücklich ſchäßen . Man erzählt, als Peter
im Jahre 1696 auf dem Wege nach Woroneſ zu Tula anbielt, and Hellebarben nach einem mitgebrachten Muſter beſtellen wollte, habe keiner der Schmiede von Tula ſich getraut, den Auf trag anzunehmen , Untufieff allein ausgenommen . Peter lieb ihn zu rich fommen, fand Gefallen an ſeinem hohen Wuchs
er den Brief in unbekannten Charakteren für Ilmorma - Sprache hielt, *)
ſo ſuchte er zum mindeſten Einiges zu entziffern.
Ex gelang nur mit
wenigen Worten . (Das Athenäum gibt drei linien dieſer Schrift, welde ſeiner. Vermuthung nach von links nach Rechts geſchrieben iſt. Wir wagen nicht ſie mit irgend einer unſerer bekannten Schrift zu vergleichen, äthiopiſch aber iſt ſie nicht, cher haben einige Züge mit Zend und Pehlwi Aehnlichkeit .) Abhadie macht den Schluß, daß alſo dieſe Gal
laß eine eigene Literatur haben müſſen , die nicht mit aſiatiſcher oder abyffiniſcher Literatur gemiſcht iſt, und wirft die Frage auf: läßt fich irgend eine Achnlichkeit nachweiſen zwiſchen dieſen Charakteren und den
ältern Schriftformen , wie ſie das Volk des Seſoſtris brauchte , deſſen Sit nad Berotot in den unerforſten Höhen Aethiopiene gewefen feyn ſoll ?
und ſeiner ſchönen Geſtalt, und ſagte ſcherzend, daß er ihn ins
Preobraſchenski’ſche Regiment ſtecken werde, wenn er ihm nicht verſprochenermaßen die 300 Hellebarden liefere.
brachte er machte ſich an die Arbeit , und nach einem Monat Peter war über
(Schluß. ) Mit dieſen ertravaganten Begriffen in Betreff fremder Wölfer
die Arbeit entzückt , belohnte ihn dreifach , und ſtieg auf dem
und ihrer ſelbſt, begannen die Birmanen im Jahre 1823 den Krieg
die Hellebarden völlig fertig nach Woroneſh.
Rücwege nach Moskau in ſeinem Hauſe ab. Der Schmiedwollte den
mit der Compagnie , und des ausgezeichneten Erfolge der Englänser
Zaar mit Wein bewirthen , Peter aber wurde unwillig , und
ungeachtet haben ſich ihre Ideen nur ſehr wenig geändert. Der Muth und der Hochſinn der Engländer erregten feine Bewunderung ; ihre Mäßigung wurde überſehen , und das Zurüdbehalten der eroberten
fagte: „ es ziemt ſich nicht für Schmiede , einen ſolchen Wein at
zu trinken ; gib mir ein Glas gewöhnlichen Branntwein ! "
M
B i r m a.
Antufieff
Dann beſtellte er bei Nikita Demidytſch Waffen für ſeine Trup
Königreiche ſchlug der Nationaleitelkeit eine unheilbare Wunde ; ſelbſt
pen, und war damit ſo zufrieden, daß er ihm einige Delfätinen Landes anwies, um hier nach Erz zu graben ; Demidytſch legte bei dem Einfluſſe der. Tuliza in die Upa , in der Nähe der
Se. Hoheit , Tharawaddy , welcher zu Prome vor unſern Truppen floh,
Stadt, eine Eiſengießerei an.
So begann der Reichthum De:
midoffs , zugleich aber auch ſeine Aufopferung für das allge
meine Beſte, denn er lieferte unter Peter dem Erſten die Waffen für die Armee 'um
einen äußerſt niedrigen Preis.
Bis auf unſere Zeit blieben Reichthum und Edelmuth under: trennlich von der Familie Demidoff, und viele, fehr viele für das Reich und die Menſchheit wohlthätige Einrichtungen vers danken ihr die Begründung .
und ſeinen Bruder bat , Friede mit den furchtbaren Fremden zu machen , hat ſeine eigene Furcht und ſeinen eigenen Rath vergeſſeit. Die reichen
Präſente von den Vicefönigen des Nordens, Südens und Oſtens fließen nicht länger in ſeinen Schat ; der Glanz ſeines Hofes iſt vermindert, und das Vertrauen ſeines Volks auf die Vortrefflichkeit der unumſchränkten Gewalt fängt an zu wanken . Anſlatt das Heilmittel für die Krankheit, welche das Land auf den Punkt der Auflöſung gebracht, in Umwandlung : der Regierung und Anſchmiegen an die Zeitumſtände zu ſuchen, bildet er
fich ein , daß die Wiedererlangung der verlorenen Provinzen den Fort * ) Orma iſt der einheimiſche Name für Gada.
1268 fritt des Verfalé hemmen, und endlich das Königreich in ſeiner frühern
Wenn die Einwürfe gegen eine Wiederanknüpfung unſeres Verkehrs
Araft wieder herſtellen Werbe. Um dieſes Unternehmen zu bewerkſtel-
mit Seiner goldfüßigen Majeftat auf diefem Wege zu groß find, for bleibt nur noch das einzige Mittel übrig , ihn mit Gewalt zu zwingen, einen Reſidenten der Compagnie zu empfangen. Dieſes Mittel wäre mit mehr Ausgaben verknüpft als das erſte, mehr den Grundfäßen der Mäßigung eutgegen , nach welcher unſere Politik im Orient geleitet werden ſollte , und mehr geeignet, den þaß zu verewigen , welchent Tharawaddy dermalen gegen die Compagnie empfindet; aber daß es
ligen , fühlt er wohl, daß er der Hülfe anderer Mächte bedarf, und um deren Sympathien zu erwerben, muß er dieſelben auf die fie umgebenden Gefahren aufmerkſam machen. Der ungemeſſene Durft der Compagnie nach Univerſalherrſchaft iſt das Thema, welches fie am beſten verſtehen ;
et ſpricht zu ihrer Erfahrung und erweďt ihre Beſorgniſſe; Pie haben alle mehr oder weniger durch die Nähe der Engländer gelitten , und
wenn einige von ihuen einen gelegentlichen Vortheil aus unſerem Schuße gezogen , po machte diefes fie nur neidiſch auf unſere Tapferkeit. Den gemeinſamen Feind durd eine gleichzeitige Bewegung aller indiſchen
Fürſten zu vertreiben , wurde hundertmal ſchon beabſichtigt, und bei .
mehr als einer Gelegenheit verſucht ; e8 bleibt immer das Lieblings-
gleichfalls ausführbar wäre, kann von Niemand bezweifelt werden, der mit dem Lande , welches die Erpedition zu paſfiren hätte , bekannt iſt. Die Hauptſtadt durch einen Handſtreich zu nehmen, mag für den erſten Augen = blid zu gewagt fcheinen , aber es würde in der That mit weit weniger Gefahr verbunden ſeyn, als ſolche Unternehmungen gewöhnlich find, und
project der Unzufriedenen , und wird , ſobald immer ſich eine günſtige
ficherlich init weit weniger , als ein langſamer Vorrüden durch das
Gelegenheit dazu zeigt , wieder verſucht werden.
land.
Mittlerweile beſøäftigt es die ganze Aufmerkſamkeit Tharawaddy's, welcher an der Spiße des Bundes fteht, jeden Augenblid bereit , ſeine Ergebenheit für die Sache zu beweiſen. Er beginnt damit , den engliſchen Reſidenten fortzuſoiden , weil er feinen Spion an ſeinem Hofe
bis ins
.
Der Fluß Irawaddy begünſtigt die Fahrt einer Dampfflotille des Königreich auf eine Art, wie ſolches in feinem anderu
Lande der Fall iſt; der Strom iſt in ſeinem niederſten Waſſerſtande, tief genug , einige der auf unſern Strömen in Bengalen verwendeten Dampffahrzeuge zu tragen, und ſein Bett und ſeine gefährlichen Stellen
unterhalten , noch die Freundſchaft der Compagnie pflegen will, deren
ſind allen am Ufer lebenden Einwohnern hinreichend befannt. Die Ent
Artigkeiten ſelbſt ihin unerträglich find ! Er ſendet einen beſondern
fernung von Rangun nad) Ava iſt ungefähr 500 engliſche Meilen , und
Abgefandten an ſeinen königlichen Freund , den Kaiſer von China , mit welchem Zwed , iſt leicht zu errathen ; er empfängt einen Agenten der
franzöſiſden Regierung und bewirbt ſich um die Gunſt der Nepaleſen.
nicht ein Fort oder eine einzige Kanone iſt auf dem ganzen Wege zu finden , audy nicht eine verdeckte Stelle zu Hinterhalten , mit Ausnahme von zwei Punkten sicht oberhalb Prome , die aber, unbewaffnet wie ſie
Dieß iſt alles , was er dermalen bewerkſtelligen kann, und es iſt unſere
ſind und bei dem Schreden über das Erſcheinen einer ſo unerwarteten
Sache, den trobigen Intriguen , in welche er ſich verwidelt , ein Ende zu machen . Es kann dieſes auf zweierlei Art geſchehen, wovon jede zu
.
dem erwünſchten Reſultate führen würde : die erſte iſt, einen Botſdafter
Streitmacht, dem Feinde nidhte helfen würden. Die Erpedition ſollte gänzlich aus Europäern und meiſtens in Artillerie beftehen ; fie ſollte in Dampffahrzeugen transportirt werden , welche auf dreißig Tage mit
vom engliſchen Hofe abzuſchiden ; die zweite beſtimmt, bem Tharawaddy
Proviſion und auf acht Tage init Feuerung verſehen wären ; fie könnte
einen Reſidenten mit Gewalt aufzuzwingen. Es iſt unmöglid ), in einem Fleinen Auffase, wie der gegenwärtige, die Gründe zu unterſuchen , warum die engliſche Regierung , welche fich bisher der directen Einmiſchung in die Politik der Compagnie in Indien enthalten , ſich nun mit dem König pon Birma in Verbindung feßen ſollte. Etwas indeſſen muß nothwendigerweiſe geſehen , um die durch
an verfdiedenen Orten ain Ufer fich Holz verſchaffen ; ſie ſollte feine Gewaltthätigkeit begeben und alle Gefechte mit den Birmanen vermeiden,
.
.
.
.
welche wahrſcheinlich ihre Durchfahrt zu Prome , Meaybay , Pagahm und Rhyoukta - bou ſtreitig machen würden.
Die Flotille ſollte ſich
immer für die Nacht drei oder vier Meilen von den Städten entfernt halten ; der Hauptzwec des Commandanten, den er immer vor ſich haben
einen Aufwand von 13 Millionen Pfund Sterling und mit dem Leben
follte, müßte die baldmöglichſte Anfunft bei der Hauptſtadt feyn ; er
vieler tauſend tapfern Männer erreichte Stellung zu behaupten. GS ift notoriſc , daß ungeachtet der rachſüdhtigen Geſinnungen des Könige gegen die Compagnie er nicht allein keine Animoſität gegen die brit-
ſollte ſich keinen Augenblick durch freundſchaftliche Anerbietungen oder
Deputationen zurückhalten laſſen , denn die Abſicht beider würde nur ſeyn , Zeit zu gewinnen . Die Erpedition könnte Ava leicht in zwangig
tiſche Regierung unterhält, ſondern vielmehr ein großes Verlangen hegt,
Tagen erreichen , und angenommen , daß ein abgeſendete& Boot mit der
!
einen Geſandten vom Londoner Hofe zu empfangen , und bei der gegenwärtigen Lage unſerer Angelegenheiten in Indien würde der Würde der Krone nicht vergeben , wenn man ſeinen Wünſchen entſpräche. Da es jedoch wünſdenswerth wäre, die Miffion einigermaßen mit Indien in Verbindung zu bringen, und ſchnellere Verhaltungebefehle einholen zu fönnen, follte diefelbe ihre Inſtructionen von der Colonialregierung von Ceylon
su ſprechen, weil mein Ueberſolag für zu gering gehalten werden würde ; aber ich bin überzeugt, daß wenn auch die Zahl noch ſo gering wäre,
erhalten. Die Vortheile , unter der Controle einer Autorität zu ſtehen ,
die Beſtürzung des Hofes und des Volkes beide unfähig machen würde,
die nicht entfernter iſt als Calcutta ſelbſt, wären inannichfaltig, und die Geſandtſchaft würde durd den Uinſtand allein , daß fte son jener Inſel
Maaßregeln für ihre eigene Sicherheit zu treffen : der erſte würde Ab geſandte mit ſchönen Worten und großen Verſprechungen ſoiden , um die Erpedition zu überreden , nach Rangun zurückzufehren , und das leptere würde in ſummer Verwunderung an den Ufern des Fluffes ſtehen, oder vielleicht ein Gefdrei anſtimmen , daß die heilige Weiſjagung
au&ginge , einen Charakter von Heiligkeit und Wichtigkeit erlangen, welcher nicht verfehlen könnte , ihr eine ehrenvolle Aufnahme an dem Hofe von Asa ju fichern. *)
Nachricht an demſelben Tage mit der Flotte Rangun verließe, ſo würden alle Anſtrengungen der beſten Ruderer des Landes nicht im Stande ſeyn,
in weniger als acht Tagen die Nachricht an den Hof zu bringen. Ich habe abſichtlich vermieden , von der Anzahl der Fahrzeuge und Iruppen
in der Antunft der Selya - Männer endlich erfüllt wäre. *) Cebion iſt nämlich ſeit Jahrbunderten der bauptſik des Buddhitmus im Güden.
2. D. X
München , in der literariſch - Artiſtiſden Anſtalt der J. G. Gotta'ſiben Buchbandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 318 .
Ausla n d.
Das Ein
Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Leben
der Völker.
841.
14 November 1841 .
Die Verhältniſſe zwiſchen Spanien and Portugal. Die Bedeutung mancher Vorgänge auf der pyrenäiſchen Halbinſel, namentlich das offenfundige Losſteuern auf eine
zu erklären . Dem ganzen Verbalten liegen auf beideu Seiten noch andere Motive zu Grunde. Um die Stellung beider Län der zu einander genau zu erkennen , iſt vor allem nöthig, auf
ihre Colonialverhältniſſe zurüđzugeben , an die ſich ſeit drei
nähere Verbindung zwiſcheu Spanien und Portugal, ein Ziel,
Jahrhunderten die Geſchichte von Spanien und Portugal auf
um deſſen Erreichung oder Nichterreichung fich für viele Jahre die Politit auf der Halbinſel bewegen dürfte, hat in Deutſchland noch nicht die gehörige Würdigung, faum Beachtung gefunden. Man ſcheint ſich von mancher Seite gleichſam zu ſträuben, auzuerkennen, daß Völler, welche mau zu früh für verſunfen hielt, ſich wieder emporſchwingen und nicht ohne Glück nach Wiedererlangung der alten, verloren gegangenen Stellung ringen ; ſelbſt die öffentliche Meinung ſcheint hier den Thatfachen zögernd
das engſte anknüpft. Spanien, wie Holland, büßten ihre Macht zur See uno ihren Handel faſt zur ſelben Zeit ein, als ſie nämlich unter dem Einfluſſe Frankreichs gegen England ſtanden , dass eine durch Einverleibung, das andere duro Bündniß. Nach dem Friedensſchluß erhielt Holland einen Cheil feiner alten Colonien zurüd. Die neue, umſichtige Regierung ſuchte dieſe aus allen Kräften blühend und für das Mutterlaud nüßlich zu machen , was nach langen Anſtrengungen denn auch über Erwarten ges lungen iſt, zum Zeugniß, was feſter Wille, Muth und Beharra lichfeit vermögen. Spanien blieb anfangs weit hinter Holland zurüc ; es hatte zwar die meiſten ſeiner Colonien gegen aus wärtige Feinde zu behaupten gewußt, konnte ſie nun aber nicht in Abhängigkeit von ſich erhalten , ein langjähriger Kampf mit ihnen verſchlang die Kräfte und Mittel des Mutterlandes ; überdieß wurden die ihm noch verbliebenen Solonien während
nachhinten zu wollen . Auch haben ſich ſchon Stimmen verlay: ten laſſen , die Vorgänge in Spanien bedrohten das politiſche Gleichgewicht, man müſſe mithin durch Intervention dem Lauf derſelben Einhalt gebieten. Spanien hat, wie gewöhnlich nach einem Bürgerkrieg , große Kräfte zu ſeiner Verfügung , durch die lange Aufregung und die großen Anſtrengungen iſt die ganze Thatkraft der Nation erweđt worden, und der Wunſch nach Aufſchwung und Machtentwidlung iſt allgemein ; man fürchtet den Mißbrauch jener Kräfte und dieſer Stimmung, man fürchtet ſelbſt eine Nothwendigteit, die zu gefährlichen
Unternehmungen hinreißen könnte.
Der Conflict zwiſchen
Spanien und Portugal wegen der freien Dueroſchifffahrt iſt beigelegt worden, aber der Argwohn beſteht, es ſtedten hinter dieſer Angelegenheit ehrgeizige Plane.
Spanien taun unter den gegenwärtigen Umſtänden gar nicht daran denken, und es fällt ihm auch nicht im Traume bei, Portugal erobern zu wollen . Wenn dieſes auch nicht ſtart genug wäre, dem Nachbarſtaat ohne fremde Hülfe zu wider: ſtehen , ſo wäre es doch ſtark genug, die Kraft und die natur: gemäße Entwidlung Spaniend auf lange Zeit hin zu lähmen. Dies wiſſen die Spanier ſelbſt am beſten . Aber eben ſo wenig galt der Streit allein die freie Dueroſchifffahrt. Wollte man dieß annehmen , ſo wäre das Benehmen der portugieſiſchen Re: das in anderer, mehr dynaſtiſcher gierung gegen Spanien
als nationaler Beziehung vielleicht woblbegründet iſt – taum
beider Epochen der Reſtauration auf unverantworliche Weiſe vernachläſſigt, man fuchte ſo viel Geld aus ihnen zu ziehen als möglich, ohne ihre Eultur zu heben ; noch weniger geſchah für den Wiederaufbau der Seemacht. Für Spanien beginnt eigent: lich erſt 1833 die neue Epoche, wie ſie für die Niederlande ſchon 1815 begonnen hat, wir reben von da an ſeine Colonialfräfte wieder anwachſen , ungeachtet des rechsjährigen Bürgerkriegs.
Gleich bei dem Anzug der neuen conſtitutionellen Epoche wurde den Colonien ein größeres Augenmerk zugewendet und im 3. 1834 bedeutende Reformen in ihrer Verwaltung vorgenom
men, die auf die Eultur ſehr günſtig einwirften und die Hülfo mittel des Staats vermehrten. In den Cortes, die nach dem
Eſtatuto real eröffnet wurden , erhoben ſich ſofort fräftige Stim men für die Pflege der Colonien , des Seebandels und für die allmäbliche Wiedergewinnung einer Striegsmarine , die bei der
gangen Nation Wiederball fanden .
In der Chat, eine Menge
Don Beläſtigungen des Handels fielen feitdem weg , die Orang
318
1270
wache gegen den Schleichhandel wurde zum Schuß der ein:
da hier die europäiſche Sonſumtion nicht beſchränkt gehalten
heimiſchen 3nduſtrie neu organiſirt, die auf den Solonialhandel bezüglichen Verträge revidirt, die Cultur in den Colonien be: trächtlich gehoben (die Ausfuhr aus den Philippinen ſoll ſich ſeit 1835 mehr als verdoppelt haben, und eben ſo auch die Einfuhr aus Spanien nach jenen wichtigen Inſeln ); endlich wurde mit Reformen im Marineweſen der Anfang gemacht, nament:
wird, wie in den holländiſchen Belitungen , was denn auch wie der auf die Verbeſſerung des heimiſchen Aderbaues vortheilhaft
lich auch die darauf bezüglichen Unterrichtsanſtalten zu neuem Leben gewedt. Die Cortes hielten unausgeleßt ihr Augen: merk auf das Colonial- und Seeweſen gerichtet, und auch der Regent, der in den alten Colonien ſeine Schule gemacht und ſeine Laufbahn begonnen hat , wie faſt alle hervorragenden
früher geſchehen , hervorgerufen wird , und der äußere Handel
einwirft.
Wegen der continentalen Beſchaffenheit Spaniens fann nicht wohl eine vorherrſchende Handelsſtraße in das Innere
entſtehen , ſo lange ſolche nicht durch eine Art Zwang , wie es muß ſich ziemlich gleichmäßig um die Küſte vertheilen. Das iſt gegenwärtig der Fall. An dem Handel mit den Philippinen haben vorzüglich Sadis , Barcelona, Malaga, Valencia, Santan:
Spanier ſeit mehrern Jahrhunderten, hegt großen Eifer dafür ; er hat erklärt, dem Aufblühen der Colonien und des Handels,
To wie der Herſtellung einer Kriegsmarine, die größte Thätig-
der, Coruña Theil (auch die biscay'ichen Häfen werden lebhafter Theil daran nehmen, ſobald die Zollgränzen hier an das Meer und die Pyrenäen vorgerüđt werden – eine Maaßregel von nicht zu berechnender wichtigkeit für Spanien), und die hinterliegen
feit widmen zu wollen .
den Provinzen Catalonien , Valencia, Andaluſien und Santan:
Wie für Holland die oſtindiſchen Befißungen , die Gouvernements Batavia und Bencoolen und die Gewürzinſeln
der, in welchen die Induſtrie die meiſten Fortſchritte macht, gewinnen daraus ſichere Abſaßwege für ihre Manufacte. Be denkt man nun , daß Spanien bei ſeiner günſtigen maritimen
mit jedem Jahre wichtiger werden , fo für Spanien namentlich die Philippinen. Dieſe herrliche Inſelgruppe, an die ſich weiter
Lage und ſeinem weiten , reichen Boden , im Colonialhandel
Inſeln anſchließen , hat eine Vevölkerung von mindeſtens ſechs
weit unabhängiger vom Auslande daſteht, als Holland, - ſo lange dieſes nämlich in ſeiner Iſolirung gegen Deutſchland verbaret -
Millionen Seelen , wovon über die Hälfte in regelmäßigem
To darf man audy gewiß eines dem holländiſchen ähnlichen Auf
Unterthanenverbande zu Spanien ſteht. Die Inſel Luzon mit der Hauptſtadt Manila , deren Bevölkerung nahezu 200,000
vungs des ſpaniſchen Handels in nächſter Zukunft gewärtig is und wir werden das freudige Schauſpiel reben , wie die ciden alten Hauptgegner auf dem Gebiete der Kirche und der viitik im Laufe der Zeiten herabgedrückt , zugleich mit neuem Wetteifer und friſcher Rüſtigkeit der alten Bedeutung und Macht entgegenſtreben . - Wie aber die Dinge jeßt ſtehen ,
öſlich die Vaſchii:, Marianen :, Babuyanen - und Carolinena
See en beträgt, zählt allein bei drei Millionen Einwohner ; fie ſind malaniſcher Race, kräftige und gewerbfleißige Menſchen ; den Städten iſt die Bevölkerung gemiſcht mit Chineſen und
Europäern. Luzon wird mit der Zeit die wichtigſte Beſiſung Spaniens, wichtiger ſelbſt nnd milderes Klima und Java , überhaupt iſt ſie , tommt ungefähr England 1
als Cuba. Sie hat ein geſünderes einen eben ro fruchtbaren Boden als ſie wenn auch nicht die größte doch ſonſt an Ausdehnung gleich
in jedem Betracht die wohnlichſte unter den oſtindiſchen Inſeln .
1
ſcheint mir Spanien günſtigere Ausſichten zu haben, als Hols land, es müßte ſich denn dieſer Staat früh genug dem deut: ſchen Geſammtkörper wieder anſchließen , was ohne Zweifel dem gangen holländiſchen Colonialweſen eine ungleich großartigere Geſtalt geben würde .
Hinſichtlich der Einwohner beſtehen die gunſtigſten Verhältniſſe,
In Deutſchland iſt die Meinung nicht ſelten , Colonien
ungleich günſtiger als auf Java oder in Hindoſtan ; die Ein-
reyen für mittlere Staaten eine Bürde , mindeſtens ein ſehr
gebornen haben eine ſpaniſche Geſinnung, man hat niemals Drud gegen ſie ausgeübt, ihnen vielmehr , obgleich ſie kriege:
ten als Beute zufallen könnte.
unſicheres Gut, das jeden Augenblick den mächtigeren Seeſtaa: Damit Leute dieſer Anſicht
riſch ſind, Waffen anvertraut und die Vertheidigung des Landes in die Hand gegeben . Sie bilden eiue mächtige Milig, die regelmäßige Uebungen hält ; ſie haben ferner die Wohlthaten der chriſtlichen Religion und des Unterrichts empfangen, fie
nicht einwenden , die Philippinen gehörten nur ſo lange den
beſißen Schulen, Seminarien, Prieſter, Klöſter, Kirchen, Ge-
einer Zeit, da hier noch Alles in Verwirrung war , nur eine
meindeverfaſſung, ordentliche Zuſtizpflege. Das Zeugniß eines ausgezeichneten deutſchen Reiſenden ſpricht nicht minder vor: theiltjaft für die Verwaltung als für die Luzoner ſelbſt; er rülhmt die Zuſtände auf den Philippinen als die freieſten, mil-
ſchwache Beratung die Stadt beſeßt hielt , und die ſpaniſche
deſten , chriſtlichſten , vor denen der Colonien aller übrigen Völfer. Kein Wunder mithin, daß die Cultur hier nicht in gefünſtelter, ſondern in natürlicher Zunahme und geſunder Entwidlung fich
jerſtörten die niedrig gelegenen , offenen , meiſt von Chineſen und Malayen bewohnten Stadttheile , landeten und führten
befindet ; daß die Staatscaſſe alljährlich eine ſteigende, reine Ein: nahme aus Luzon bezieht , wie Holland aus Java ; daß die vermehrte Production auf Luzon Schifffahrt und Handel be:
nen aber die trefflich eingeübten Eingebornen aus allen Thei:
lebt ; eben ſo die vermehrte Einfuhr nach den Philippinen,
Spaniern, als die Engländer ſie ihnen ließen , mithin habe der
ſpaniſche Seehandel fein feſtes Fundament, erinnere ich nur an die Belagerung von Manila durch eine engliſche Flotte zu Kriegsmarine mitſammt der franzöſiſchen beim Cap Trafalgar ihr Grab gefunden hatte.
Die Engländer loďte das wohlgele:
gene Luzon , auch drangen ſie in den Hafen von Manila ein,
Batterien auf gegen die eigentliche befeſtigte Stadt ; da erſchie len der Inſel in großen Maſſen auf den Gebirgen umher, griffen muthig die Engländer an , und warfen ſie auf ihre Schiffe zurüt. Die Erpedition ſcheiterte völlig.
1271 Während wir die ſpaniſchen Colonien und den ſich auf ſie
vier Werſte entfernt iſt.
Indeß iſt dieſe Beſte ſehr friedlich, denn man
ſtüßenden Handel im Aufblühen fehen , finden wir das Entge:
Fteht hier gar keine Befeſtigungen ; fie liegt zwiſchen Bergen , und im
gengeferte in Portugal ; der Aufſchwung, welcher ſich, wenn auch
Sommer ergießt fich von dem ſtarfen Regen das Waſſer in ganzen Bächen durch die Straßen, und macht folche Einrifſe, daß es manchmal Abends gefährlich iſt, in einer Straße zu gehen, die Morgeng noch ganz gut war. Die Straßen find ziemlich regelmäßig , die Häuſer von Folg, mit Aubnahme des Zollhauſes , und die ganze Veſte gleicht überhaupt einer gewöhnlichen Kreibſtadt. Vier Werfte von Troizfojawsk, hart an der Gränze von China , liegt die ruſſiſche Slobode Kiachta , wo die den
gering, doch im portugieſiſchen Handel bemerflich macht, beruht
lediglich auf innerer Verbeſſerung der Bodencultur und in den Gewerben. Der Grund hievon beſteht zum großen Theil dar:
in, daß Portugal faſt nur ſolche Beſißungen behauptet hat, die ihm weniger an ſich, als für die andern Colonien , welche es verloren , von Nußen waren. Holland und Spanien find in weit günſtigerem Verhältniſſe ; ſie haben Befißungen und Stük : punkte des Handels, ſowohl in Oſtindien , als in Weſtindien , und nicht bloß Handels: , ſondern auch Acerbaucolonien. Por : tugal hat ſeine meiſten Beſißungen an der Küſte von Afrika, und Inſeln zwiſchen dieſem und Amerika , ohne beſondere Vor: theile, ſeitdem es feinen Fußbreit Landes mehr in Amerika
beſigt; ſeine afritaniſchen Befißungen zählen eine Million Ein: wohner, feine übrigen in Aſien , Goa und Macao, nur 125,000. Vordem, als es noch allein den Handel mit Braſilien führte, waren ihm alle die Inſeln und Felſen im atlantiſchen Meere und ſeine Niederlaſſungen in Angola und Nieder-Guinea von hohem Werthe ; als es noch einen großen Handel nach Oſtin =
.
.
chineſiſchen Handel betreibenden Kaufleute wohnen, und auch der Grång= befehlshaber ſeinen Siß hat. Nur das Thor trennt Kiachta von Mal mai = tfchen der chineſiſchen Stadt , die einen ſo ſchroffen Gegenſat mit Kiachta bildet. Hier gibt es feine hölzernen Häuſer, ſondern alles iſt aus Lehm aufgeführt , der mit Stroh gemiſcht iſt; in den Fenſters öffnungen ſind hölzerne , mit Papier verklebte Gitter , und nur bei den reichſten Kaufleuten ſieht man einige Glasſcheiben.
In Kiachta blieben wir einige Tage, um den chineſiſchen Beamten abzuwarten , der ung nach Peking begleiten ſollte. Inzwiſchen lang
weilten wir uns nicht , denn der Zolldirector und die in Kiadta woh nenden Kaufleute luden uns ſehr freundlich zu fich ein, ſo daß wir jeden Tag der Reihe nach bei einem andern zubrachten . Sie zeichnen fide
dien betrieb, waren ihm die Beligungen von Mozambique und
überhaupt durch ihre Gaſtfreiheit aus , und der Champagner fließt bei
die Amiranteninſeln von der größten Bedeutung. Nachdem
ihnen in Strömen .
Hier fahen wir zum erſtenmal Chineſen, die jeden
es die großen Länder in Amerika und Aſien verloren, was nü- Tag vom frühen Morgen an aus Mai-mai-tſchen nach Riachta herüber Ben ihn jeßt die Zwiſchenſtationen , welche zu bloßen Stape' commen ; an ihrem Benehmen aber erkennt man den Einfluß der ruſe pläßen des Sklavenhandels herabgeſunken ſind ? ſchon ſehr ſtark, und nur ihre Unreinlichkeit, ſo or " Sen Gewohnheiten eine gewiſſe Frechheit zeichnen fie aue. Wenn der Chineſe in ein Hier leuchtet nun ein, daß die portugieſiſchen Belitungev .
einen ganz andern Werth erhalten, ſobald ſie in näheren Ver:
po!l.3 tritt , geht er gerade auf das Gaſt zimmer zu , wälzt fich auf dem
band mit den ſpaniſchen treten. Beide ergänzen ſich gewiſſer:
Diwan umber , klopft ſeine Labakspfeife mitten auf dem Boden aus,
maßen zu einer Stapelkette über alle Meere. Das ießt ver-
raucht ihrer zwei oder drei , trinkt einige Taſſen Thee , und geht dann
fallende Goa würde ſchon bloß als Zwiſchenſtation des ſpanie ſchen Verkehrs mit den Philippinen und China wieder eine neue Bedeutung gewinnen ; eben ſo Mozambique und die Ami:
rænteninſeln. Und die jeſt faum Haltbaren portugieſiſchen Befißungen und Niederlaſſungen an der weſtafrikaniſchen Küſte mitfammt der portugieſiſchen Inſelmenge im atlantiſchen Meere
würden in Verbindung mit den erſten Märkten von Weſtin : dien , mit Cuba und Portorico, wieder zur Wichtigkeit auf: ſteigen. Portugal befißt gerade das, was Spanien fehlt, und es mangelt ihm, was dieſes hat. Alſo die Ergänzung durch
zu einem zweiten , einem dritten und ſo fort bis zur Dämmerung ; defa halb wird dieſer Gäſte wegen bei allen ruſſiſchen Kaufleuten der Ther topf den ganzen Tag nicht falt. Endlich erſchienen unſere Begleiter , und der Vorſtand unſerer Mif
fion ſchicte nach chineſiſcher Sitte die für ſie bereiteten Geſchenke ab, jedem ſeinen Antheil nach ſeiner Würde ; die Geſchenke beſtanden in Tud , Zobelpelzen und Galanteriewaaren . Am andern Tage fchidten auch ſie dem Vorſtande Geſchenke, die aber nicht den hundertſten Theil des Werthes der unſerigen betrugen ; ſo ſchigte der eine von ihnen einen
ſeidenen Geldbeutel , der nach der Schäßung von Riachta - Kaufleuten
eine Colonialunion würde für beide Theile die größten Vor: theile herbeiführen , und dieß begreifen verſtändige Portugieſen
etwa fünf Rubel werth war , ein zweiter benkte einige Räucherferzen, ein dritter eine ähnliche Kleinigkeit. Wir machten 118 eben auf den
eben ſo gut, als hellbliđende Spanier.
Weg , ale nach Mai -mai -tſchen ein mongoliſcher Fürſt aus Urga kam, der Sohn des bekannten Wang , der früher die Unterhandlung mit dem
(Schluß folgt. )
ruſſiſchen Geſandten Golowin geführt hatte.
Wir wünſchten ungemein
ihn zu ſehen , und der Director des Zollweſens lud ihn zum Eſſen fein,
Chronik der Beiſen . Reiſe nach China von de Min. *)
Wir verließen Petersburg und gelangten nach einer ſedysmonatlichen Reiſe nach der Veſte Troiztoſawek, die von der chineſiſchen Gränze nur *) Bon einem der ruffirchen Gelehrten, welcher Rich mit der rurfſchen Miſ: fion fechs Jahre lang in China aufhielt. Der Name iſt , wie die Otetschestwennga Sapiski ( September 1841) bemerken , ein chinefilmer Preudonym .
woju wir natürlicherweiſe auch geladen waren. Nach langem Warsten erſchien endlich der Fürſt mit einem großen Zuge von Leuten , etwa
vierzig Perſonen an der Zahl ; das ganze Gefolge war aber ſehr årmlidi gekleidet ; einige hatten nur Schafpelze ohne allen Befaß , andere trugen blaue leinene Kittel , alle aber waren mit Bogen und Köcher ausgerüſteta
Der Fürſt ſelbſt trug gewöhnliche mongoliſche Tradit, einen langen feidenen Kaftan von blauer Farbe ; darüber ein kurzes ſeidenes dunfel violettes Kleid , eine Art Weiberrod mit weiten Aermeln ; auf dem
1272 Ropfe hatte er eine Art Strohhut mit rother Quafte und rothem Knopf, den Abzeichen feines Ranges als General. A18 ſein zweirädriger nur
mit einem Maulthier beſpannter Wagen herbeifuhr , famen ihm der
Geologie Südafrika's. In einer ber nçueſten Sibungen der geologiſchen Geſellſchaft von London las ein Hr. Clarke eine Abhandlung über die geologiſchen Phänoinene in der Nähe der Gapſtadt. Wir heben
Director der Zodpätte und die übrigen Gäfte an der Treppe entgegen. Einer feiner Kutſcher, der voraus lief und den Wagen leitete, hielt das Maulthier an , und ein anderer, der hinten auf dem Tritt faß, ſprang mit ungewöhnlicher Gewandtheit herab . 30g unter dem Vorbertheil des Wagens einen Schämel hervor , ſtellte ihn am Wagen auf den Boden und half dem Fürſten herunterſteigen,
Dieſer begrüßte nun den Hausheren, indem er ſeine beiden Hände faßte, verbeugte fich gegen ung und begab ſich ins Gaſtzimmer in Be gleitung der vornehmſten Beamten, welche den Hausherrn ganz auf dies ſelbe Weiſe begrüßten und ſich gegen uns verbeugten. Hinter den Gäſten traten ing Gaſtzimmer ohne alle Einladung auch ihre Diener ,
und als man ſich an den Tiſd ſekte , fonnte man ſie nur mit Mühe an die Thüre drängen , wo auch für ſie das Eſſen bereitet war. Das Gaſtmahl war nach ruſſiſcher Weiſe hergerichtet, vor demſelben aber wurde Thee und Gebacenes gereicht. Der Fürſt, von mittlerer
and derſelben die Bemerkung aus , daß fich ſowohl im Innern , als in der nächſten Umgebung der Hauptſtadt deutliche Spuren der Veränderung in der Land- und Seehöhe finden ſollen , eine genaue Karte würde nach Hrn. Clarke'e Angaben die lieberzeugung geben , daß Südafrika einfa ein Archipel war. Am Schluſſe der Abhandlung find einige allgemeine Bemerkungen über die große Aehnlichkeit von Südafrika und Neuſüda wales hinſichtlich des geologiſchen Baues beigefügt. (Athenäum . 30 Oct.) .
Geologie der Südſpite Amerika't. Ein Hr. Dawſon gab in derſelben Sißung eine Ueberſicht der Vertheilung der Wanderblođe und der gleichzeitigert ungeſchichteten Ablagerungen an der Südjpige Amerika's , welche über den Bau dieſes in ſo mancher Hinſicht merk würdigen Landes ein vielfaches Licht verbreitet .
Wenn man den Rio
.
Größe, bräunlich, voll, mit lebendigen ſchwarzen Augen, der mongoliſchen Sprache völlig Meiſter und ſehr liebenswürdig , aß nur wenig , lobte aber die Speiſen ; der Wein behagte ihm ſehr , namentlich aber der Champagner. Nach dem Ejjen rauchte er zwei Pfeifen von ſeinem eigenen Tabaf , die ihm ein beſonders dazu aufgeſtellter kleiner Junge 1
reichte. Jeder angeſehene Chineſe hat immer einen kleinen Knaben voit 14 bis 15 Jahren bei ſich, der ein hübſches Ausſehen hat, ſchön gekleidet
Santacruz hinauſgeht , ſo ſtößt man etwa 100 engliſche Meilen vom Meere und 67 von den Cordilleren zum erſtenmal auf Rollſteine, und wenn man dem Gebirge um 12 Meilen näher kommt, ſo werden dieſe außerordentlich zahlreich , und beſtehen aus cdigen , oft ſehr großen Maſſen von Thon - und Chloritſchiefer , Feldſpath und baſaltiſcher Lava. .
Dieſe Ebene iſt 1400 Fuß über dem Meere , und fie beſteht, von der
Oberfläche abwärts gerechnet, aus einem 212 Fuß dickem Kiedſchutt, der ſich bis zum Meere ausdehnt, aus einer 322 Fuß dicken Schichte baſal tiſcher Lava und aus 588 Fuß mannichfacher dünner Schichten, von denen die
dankte nun für die freundliche Aufnahme, ftand zuerſt auf und ihm
unterſten Fleine Kieſel , von derſelben Art , wie die Rolſteine auf der Oberfläche enthalten , nur daß feine Lava darunter ift. Auf dieſe 1400
folgten die übrigen Gäſte; man begleitete jämmtliche Equipagen , und fie entfernten ſich in ceremonieller Ordnung : vorn zog die Wache,1 hinter ihr ein Vorreiter und dann kam der Kutſcher , der das an den Wagen geſpannte Maulthier führte ; hintendrein ritt das übrige Gefolge. Nach
Fuß hohe Ebene folgt eine zweite, die nur 800 Fuß hoch iſt, und Kiefel und große Rollſteine in bedeutender Menge trägt, aber von anderer Art als auf der hohen Ebene, ſo daß Darwin glaubt, fie reyen keine Folge der Auswaſdung , ſondern von den Cordilleren herabgekommen. Nach
einigen Tagen wurden auch wir nebſt ſämmtlichen Beamten aus Troiga
dieſer 800 Fuß hohen Ebene kommt eine dritte , die nur 440 Fuß über
koſawet und der Kaufmannſchaft aus Kiachta zum Mittagemahl eingeladen. Wir begaben uns um 2 Uhr dahin , und wurden von dem Fürſten und dem Hausherrn, dem Dſargutſchei, am Eingange empfangen.
dem Meere liegt, und auch noch in verhältnißmäßig neuer Zeit vom Meere bebedt geweſen ſeyn muß , da ſich an der Mündung derſelben Schalen
iſt und zu dem beſondern Dienſte des Ķerrn verwendet wird. Der Fürft .
Kleine Tiſche nach Art der l'hombretiſche waren im Hofe aufgeſtellt;
.
von noch lebenden Seemuſcheln finden . (ibid.) Aufgehäufte Guineen in Irland.
Auf dem Deridht der
hier gab es keine Meſſer , keine Gabeln , keine Löffel, keine Tiſchtücher
Banfcommittee geht hervor, daß die iriſche Bank in den legten 15 Jahren
und feine Servietten , da wir aber die kleinen Stäbchen , womit die
von ihren Nebenbanken in verſchiedenen Theilen Irlands bedeutende
Chineſen eiſen, nicht zu handhaben verſtanden , ſo hatten wir ſelbſt
Summen in Guineen empfangen hat , die meiſt noch keineswegs abges rieben waren , und ganz das Anſehen hatten , als reyen fte in Malle aufgebäuft geweſen. Die Bank von Irland hat ſeit dem Jahre 1820
Meſſer, Gabeln , löffel, und sogar Brot und Wein mitgenommen. .
(Fortſeßung folgt .)
feine Guineen an das Publicum au@gezahlt , in den legten 16 Jahren Miscellen. Der See Rotaroa in der nördlichen Inſel Neuſeelande iſt etwa 10 engliſche Meilen lang , 5 breit , und ſeine ganze Umgebung iſt mit kochenden Quellen , Schlammvulcanen und Solfataren befeßt. Aug in
aber zuſammen eine Summe von 612,000 pfd. St. in Guineen an die
der Tiefe des Sees ſcheinen viele heiße Quellen zu ſeyn, da es ſich ſehr annjenehm warm darin badet , was man bei der natürlichen Temperatur der Atmoſphäre nicht erwarten ſollte, denn dieſe iſt ungemein Falt, nach
im Stadthaus von Mons (Hennegau) Ausgrabungen gemacht, und bei dieſer Gelegenheit fand man einen bleiernen Sarg , der die wohl erhal
der Angabe der Miffionäre iſt dieß der fälteſte Ort der Inſel , der Thermometer zeigt im Zimmer ſelten über 58° F. ( 9 % ° M. ) und am Abend war ein Feuer ſtets nothwendig . (Bidwill's Rambles in New-
ein Beweis von einer geſchehenen Hinrichtung. Au Nachforſchungen als
Zeeland .)
Münze geſchidt. Wa& fann wohl in früherer Zeit dieſe Aufſtapelung von Gold veranlaßt haben ? (ibid .) Grab ber Gräfin Inez Mendoja. Vor einiger Zeit wurden tene , in ein gleichfall& beinahe unverlegtes ſowarzſeidenes Gewand ge fleidete Leiche einer Frau enthielt.
Der Kopf lag neben dem Körper,
ergab ſich , daß es die Leiche der Gräfin Inez de Mendoja war, die Mitſouldige der Verſdwörung des Marquis de Henriquez am 9 Junius
1618 im Sofe des Stadthauſes inegeheim hingeridtet wurde; ein Ring an einem Finger trug noch das Wappen der Familie Mendoza. (Litt. Gaz, vom 30 Dctober.)
Můnden, in der Literariſch -Artiſtiſchen Anſtalt der 3. 6. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenman a .
Nr. 319.
Das
Ausland.
Ein Tagblatt für
Kuude des geiftigen und fittlichen Lebens der Völke r. 15 November 1841 .
Clermont Ferrands Umgebnng.
dert wurde, von großer Wichtigkeit.
Nahe bei dem Jardin des
1. Die Limagne.
Plantes, der in dem obern Theile der Stadt liegt, iſt ein
Die große und wichtige Stadt Clermont Ferrand , worin leßten Sommer ro blutige Ereigniſſe vorfielen , ſteht mitten in
Plan du Taureau genannt , in deſſen Nähe das Denkmal des Generals Deſair errichtet iſt, der aus Clermont ſtammte. Von dieſem Plaß aus hat man nicht bloß den Ueberblic auf die großartigen Pläße und Straßen der Stadt , denen nichts als
der weiten und fruchtbaren Ebene der Limagne, einem Diftrict, der ſich 15 Lieues weit ausbreitet, wie ein Garten. Dieſe bez rührute Ebene, welche faſt in der Mitte von Frankreich liegt, und ihren Reichthum nach allen Seiten hinausſendet, iſt von
entſprechende großartige Gebäude fehlen , ſondern man ſieht auch die Limagne unabſehbar vor ſich ausgedehnt, den Berg von
men gibt. Den Monts Dômes gegenüber ſtreichen die mäch : tigen Ketten von Le Forez , und der Alier fließt ruhig zu ih-
fondern wegen ihrer herrlichen Chäler und ihrer ſtaunenswerthen Fellenhöhen , die ihresgleichen nicht im Lande haben ; gegen Dſten und Süden ſind die fühn aufſtrebenden Berge von Cours
Chantourgue, die mit einem Thurm gekrönte Höhe von Mont hoben Bergen eingeſchloſſen , welche ſich raſch erheben , und im- ferrand , die Berge von Fouz , und in nebelgrauer Ferne die mer höher anſteigen , bis ſie endlich von dem höchſten , dem Stadt Thiers, die niemand unbeſucht laſſen ſollte, der die Aus Puy de Dome, überragt werden , welcher der Provinz den Na: vergne betritt, nicht wegen ihrer gerühmten Papiermanufacturen , ren Füßen hin. Das Klima dieſer reichen Ebene iſt wegen der Nähe der Berge ſehr unzuverläſſig , und ein Hauptſchmud der Gegend, die herrlichen , ſmaragdgrünen Wieſen, haben ih
court , Ser Puy de Mur und der Puy de Dalet, deren Fuß von dem Silberſtrom des Allier bewäſſert wird. Zwiſchen den
ren Grund in ausgedehnten Gümpfen , die in manchen Jahres:
fernen Höhen von Gandaillet , Faucon und Puy Long erhebt
zeiten gefährlich und nur in der Ferne ſchön find. lleberhaupt
fich endlich einſam aus der Ebene der zierliche, kleine Pup de Trouël, dann der majeſtätiſche Puy St. Romain, die Wälder
iſt manches nur in der Ferne ſo ſchön , denn wenn man von den hohen Terraſſen Clermonts aus die blühenden Gärten und üppigen Wieſen betrachtet, und ſie zu beſuchen wünſcht, ſo muß man eine gute Stunde lang durch Staub und zwiſchen Mauern
man den vieređigen Thurm des Saloſſes von Opme, den Pur
wandern, bis man die zauberiſchen Gärten erreicht , welche in
von Mont Royon mit den Ruinen auf ſeinem Gipfel, eine
von Vic Le Comte, das berühmte Plateau von Gergovia, wo
Cäſars Armeen lagerten. Zwiſchen den beiden Pups entdeđt
der Nähe zu gemeinen Nußgärten zuſammenſchwinden , und ſo
ehemalige Beſigung der Dauphins von Auvergne, undvor dem
gut gedüngt ſind, daß man die Naſe zubalten muß. Nichts:
Berge liegt, auf die Lava des großen Gravenoir gebaut, das
deſtoweniger iſt unter den Vortetten des Gebirges feine bedeu: tendere Anhöhe, von der aus man nicht eine Ausſicht genöſſe
freundliche , fürzlich im Aufſtand befindliche Dorf Beaumont. Wenn man ungeſättigt von dieſem prächtigen Anblic in der
die an Schönheit und Großartigteit nicht leicht ihresglei- Straße fortgeht, tritt auf einmal, wie durch einen Zauber zwi chen hat.
ſchen einer Deffnung in den Gebäuden, eine rieſenhafte Geſtalt
Clermont, wo ſonſt die Unwiffenheit und Rohheit zu Hauſe iſt, befißt doch einen Mann von gründlichem Wiſſen und be:
hervor, die in einem Augenblid alles übrige in Schatten ſtellt,
fannt durch ſeine Entdedungen in der Chemie , Hr. Lecoce.
der Puy de Dome, der über einer Schaar von Trabanten zu feinen Füßen fein majeſtätiſches Haupt emporhebt. Von
Sein Wert über die „ Mont Dômes ,“ und Mont Dores find äußerſt intereſſant und von hohem Intereſſe, und ſeine Artig: keit und ſeine Bereitwilligkeit, Fremden jeden möglichen Auf: ſchluß zu geben, ſind für den leßtern, der unter die in Cler:
ſeiner dominirenden Stellung kann man ſich einen Begriff ma:
mont reichlich vorhandenen Sandbäufe der Unwiſſenheit geſchleu=
Theil der Montblanchette, und ſelbſt, wie man behauptet, auf
chen , wenn man weiß, daß von der kleinen Hochfläche berab,
die ſeinen Gipfel bildet, der Blid nicht bloß über die gange Limagne hinreicht, ſondern auch auf die Mont Dores, auf einen
319
1274
die Pyrenäen. Dieſe Ausſicht roll aber ſelten mehr als zehn Minuten dauern , da die Wolfen , welche ſtets umberwogen,
fanell wieder den König der Auvergne in undurchdringlichen Nebel einhüllen .
gerecht eingehen kann , natürlich von Portugal eingeſchmuggelt; es muß alſo bei erleichterter Durchfuhr durch Portugal weit mehr auf dem natürlichen Waſſerwege eingehen , als früher, und jener Pardhandel dadurch einen Hauptſtoß erfahren . Viele ausgezeichnete Männer in Portugal wie in Spanien wünſchen eine nähere Verbindung beider Länder, und verabſäumen nichts,
Die Verhältniſſe zwiſchen Spanien und Portugal. diefelbeanzubatnen:nicht,daßdieſes Ziel etwa durch gebeime (Schluß.) Portugal hat in jüngſter Zeit ehrenhafte Anſtrengungen
Verbindungen und Umtriebe erſtrebt würde , ſondern es ſind patriotiſche Wünſche, welche laut ausgeſprochen , laut verfochten
gemacht, ſich den Armen Englands zu entwinden , feine Indu ſtrie zu emancipiren ; aber es war ihm unmöglich eben wegen
werden, wie bei uns etwa die nähere Anſchließung von Hol
ſeiner verſchrobenen Colonialverhältniſſe , und weil es ſeiner Lage nach vorzüglich auf die See angewieſen iſt. Portugal ſteht Spanien gegenüber , wie Holland ſich Deutſchland gegenüber
land, Belgien und der Schweiz an Deutſchland. Eſpartero an der Spiße gehört zu ihnen , eben ſo Linage , ein ächter, ferniger Spanier, der die Franjoren eben ſo glühend haßt, wie er von ihnen gehaßt wird. Diejenigen , welche ſich die Nationalpartei
befinden würde, wenn dieſes eigene Colonien und weit reichere
nennen, die Progreſſiſten , ſind einig im Unwillen über den frem :
befäße, als Holland.
Könnte Holland ohne Verband mit uns
den Einfluß und die abhängige Lage des Vaterlands.
Ein
beſtehen, wenn ſein Ablaß nach Deutſchland ſich auf Schmuggel
gleichgeſinnter Kern von Männern beſteht ebenfalls in Portu
beſchränkte, zu dem ihm die günſtige Seelage ein Monopol für
gal, obgleich hier der Einſichtsvolleren weniger ſind , der 31 terefſirten verhältniſmäßig mehr ; dodh mögen manche ihre Wünſche auch überſpannen . Gleichwie Schottland und England zum großbritanniſchen Reiche vereinigt ſind , fo hat man die
die angränzenden Lande verſchaffen dürfte ? So iſt es in der Chat mit Portugal , das nach dem Verluſte ſeiner alten Solo nien nur ein Seeland ohne Hinterland iſt , deſſen Handel es vermitteln könnte , das daher lediglich auf den Schmuggel nach Spanien, und auf nicht fehr vortheilhaften Zwiſchenhandel be:
ſchränkt iſt. Man begreift , daß Portugal in dieſer Lage un: möglich beſtehen kann , es mußte früh oder ſpät eine Beſikung nach der andern aufgeben , oder an eine andere Macht abtre:
1
freie Vereinigung Spaniens und Portugals zu einem beri: fchen Reich in Ausſicht, ein alter Name , welcher bereits durch junge Dichter wieder lebendig geworden iſt, die in ihren Poes pien öfter die Iberer, als die Spanier anrufen .
ten, es müßte hinſiechen , endlich die leichte Beute jedes Ehr:
Die nähere Verbindung zwiſchen Portugal und Spa: nien kann nur auf einem freiwilligen Wege und allmählich
geizigen . Wenn nun vollends , was gewiß iſt , die Spanier
geſchehen , ſo iſt die Meinung aller Parteigånger dafür, vor
nicht ermangeln werden , dem portugieſiſchen Paſchhandel, und die Engländer es erſtreben werden , dem portugieſiſchen Skla: venhandel den Garaus zu machen , ſo wäre Portugal in ſeiner
allen im Handel, zoll- und Colonialweſen . Hieraus würde uns ſtreitig Portugal die größten Vortheile ſchöpfen , da es eine lange Küſte und die fchiffbaren Stređen von fünf bedeutenden
Sfolirung verloren . Auf neue Aderbaucolonien kann es ſich
Strömen beſikt, namentlich des Duero , Tajo und des Gua
to wenig ſtüßen , wie auf Belebung ſeiner Induſtrie durch ein
diana : ein großer Theil des innern Spaniens , ja ganz Neu:
nationales Schußſyſtem , da es für ſich zu flein , und ohne
da es noch im Beſige von Braſilien und Oſtindien den Welt:
caſtilien mit der Hauptſtadt Madrid , würde dadurch fein Hin: terland, das von ſeinen Häfen aus mit Waaren verſorgt würde, deffen Handel und Verfehr zu vermitteln ihm für immer zu:
handel in den dortigen Meeren beſorgte. Seit ſich dieſe gün:
gewieſen bliebe. Welche Züge von Schiffen würden dann aus
ſtigen Umſtände verändert haben , gibt es für Portugal - die Regierung mag fich dagegen ſträuben wie ſie will - fein an:
Oſt- und Weſtindien nach den wohlgelegenen Hafen von Lisboa und
Hinterland iſt. Einſt freilich konnte es ohne Spanien blühen,
deres Heil, als eine Handelseinigung mit Spanien , ſeinem alten Bruderland , und ſo dieß nicht geſchieht, ſinkt es unausbleiblich zu der Provinz eines auswärtigen Staats herab. Der Duerovertrag war in dem auf Einigung ausgehenden Geiſte
geſchloſſen, den die portugieſiſche Regierung jeßt als ihr gefähr: lich zu fürchten beginnt, beſonders ſeit das bourboniſche Haus:
intereſſe auf der Halbinſel ſehr geſchwächt zu ſeyn ſcheint. man ſieht, jener Vertrag hat eine weit größere Bedeutung als die, Spanien die freie Benußung des Duero auf einige Met: len zu verſchaffen , wiewohl auch dieß ſehr wichtig iſt , und es hierbei gar nicht auf die Länge der ſchiffbaren Strecke an: kommt. Weil Spanien Gebirgsland iſt , und der Waarena
Oporto hingieben, welch neue Handelsregſamkeit würde ſich an dieſen Geſtaden entwideln ! Die Hoffnungen tauchen fühner auf, als je, da auf dem ſpaniſchen Throne Iſabella II ſißt, die Erben aber des portugieſiſchen Thrones Prinzen ſind, und beide fich vereinigen ließen, wie einſt die Throne 3ſabella's I und Ferdinands - ein feltenes Geſchic , das Spanien lediglich) dem Feſthalten an der weiblichen Erbfolge verdankt, die beinahe das ganze Reich zuſammengefügt hat, und dem es auch noch den lebten
Verſchmelzungsact verdanken würde. Dabei geht aber die Mei nung nicht dahin , die Eigenthümlichkeiten Portugals irgendwie zu gefährden : abgesehen von den allgemeinen Reichsmaaßregeln,
die beide länder mit einander gemeinſam beſchließen , würden
transport zu lande um Portugal herum von der ſpaniſchen
dieſelben in ihrer ganzen Stärke beſtehen bleiben ; ja , die Phantaſie einiger Perſonen geht ſchon ſo weit , aus Achtung
Küfte nach Eſtramadura und Salamanca febr theuer zu ſtehen
für die beiderſeitige Vollsthümlichkeit eine neue Hauptſtadt zu
kommt, fo wird das, was hier nicht zu Waſſer frei aber 300-
gründen, zum SiR des Iberiſchen Thrones und der Zberiſchen
1275
Regierung, auf der Gränze zwiſchen Spanien und Portugal, #sla
zwiſchen Madrid und Liffabon.
freiſe des übrigen Spaniens inniger hereingezogen , bat es eine Eroberung gemacht , deren Vortheile binnen kurzein das
Dieß alles iſt, einzelner phantaſtiſcher Ausſchweifung wegen tein bloßes Hirngeſpenſt , es find Gedanten eines ſtrebenden
Endlich gehört zu den großen Intereſſen der Nation auch die
Unglück des rechsjährigen bürgerlichen Krieges aufwiegen dürften.
Dolfes, die eine innere Berechtigung, einen beſtimmten Jahalt freie Schifffahrt auf den Strömen, die aus Spanien ſich duro und einen Flaren Sinn haben, und die wir Deutſche nicht bloß Portugal ins atlantiſche Meer ergießen, ſtünde damit ſonſt auch
aus dem franzöfiſchen oder dem engliſchen Geſichtspunkt anſehen kein anderes Motiv in Verbindung , und man kann es nur Beläſtigungen billigen wenn durch fräftige Maaßregeln
dürfen . Spanien iſt in einer merkwürdigen Bewegung be: griffen, und wenn deutſche Philoſophen noch bis über das Jahr 1830 hinaus auf dem Lehrſtuhl orafelhaft ausſprachen , die ſpaniſche Nation fev von feiner Bedeutung mehr für die Welt: hiſtorie, fie habe ihre Zeit gehabt und ſey grau und alt gewor: ANCIA
er den To
3, etc.
,
es
die
und Chicanen eines Nachbarſtaates vereitelt, deſſen verſöhntes
Intereſſe zuleßt mit dem reinigen einerlei iſt. Portugal hat alle die großen Einfünfte aus ſeinen alten
Colonien mit dieſen ſelbſt verloren , und dennoch foldled den
den,, 10 beweist dieß nur , daß fie eben die ſpaniſche Geſchichte
früheren Staatsapparat , eine ſelbſtſtändige Repräſentation im
nicht fannten und nicht wußten , daß das fern : und dauerhafte Gebirgsvolt der Halbinſel - denn nichts Anderes ſind ſie als Gebirgs- und Küſtenbewohner - eines der friſcheſten Völfer Europa's iſt. Ohne Zweifel würde die Herſtellung der Iberi:
In- und Auslande , ein Heer von Beamten , eine land- und
ſchen Union ein folgenwichtiges Ereigniß bilden, das vereinigte
eine Seemacht unterhalten ; es muß in ein immer größeres
Deficit, in tiefere Schulden ſtürzen. Sich dem zu entreißen, wird auch der neueſte Verſuch des portugieſichen Miniſteriums
Wohl möglid,
ſich vergeblich erweiſen. Alle Bemühungen, aus den ihm ver : bliebenen Colonien etwas zu machen, ſcheiterten - es hat kein
daß ſolche von mancher Seite nicht gern geſehen würde, wohl
Hinterland. Sich auf ein ſelbſtſtändiges Handels- und Indus
man
möglich, daß Frankreich und England - lekteres die große Po : litik, die es ſeit 140 Jahren auf dem Continent einhielt, über
ſtrieſyſtem zu ſtüßen , dazu iſt es zu klein ; der Schußgoll er: zeugt in kleinen Ländern nur Monopoliſten , verringert alſo
ita dari
dem eigenen Vortheil vergeſſend — ſich am Ende noch vereini:
von Jahr zu Jahr denjenigen Handel , welcher für die Zollein
ren
gen können , um jene Sache gemeinſchaftlich zu hintertreiben,
nahme am wichtigſten iſt, alſo auch dieſe ſelbſt. So fam Por:
weil fie beide darin wirklichen oder relativen Verluſt für ihre
- SD
Macht und ihren Einfluß erbliden. Es wurde auch ohue Zwei-
tugal durch ſein Schußſyſtem auch in ein immer größeres finan : cielles Gedränge, ſo ſehr, daß es neuerdings ſogar die Diffe:
Reich alsbald zu einer Großmacht emporſteigen .
múblia
-
fel Einfluß auf das politiſche Gleichgewicht Europa's äußern, rentialzölle zu Gunſten ſeiner Schifffahrt wieder aufzuheben im Begriffe ſteht, und die Zölle nicht mehr nach dem gewerblichen
ur , w
dieſes aber nicht ſchwächen , wie man an der Seine Tagt, ſon :
de I
dern ſtärken , namentlich ſtärken zu Gunſten Deutſchlands , zu Gunſten unſrer Stellung am Rhein , an der Weichſel und
es
an der Donau ; denn Spanien , wenn es nicht von den bour: NE ulio
j
in
boniſchen Hausneigungen regiert wird , iſt der natürliche Bun:
desgenoſſe Deutſchlands und hat mit uns gegen Frankreich Ein Intereſſe, Ein Intereffe auch zu Gunſten des freien Handels auf dem Mittelmeer, bet dem wir hoch betheiligt ſind, nach
เร มี
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1131
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dem Orient und nach Afien . Ein mächtiges , unabhängiges Reich im Südweſten Europa's , am Mittelmeer, an der Straße aus dieſem in das atlantiſche, an der Südgränze Frankreichs und Afrifa gegenüber würde gewiß einen feſten , mächtigen Ed-
ſtein in dem europäiſchen Staatenſyſtem bilden , eine ſtarke Garantie für deſſen Beſtand, Gleichgewicht und Freiheit.
Schuße, ſondern nach ihrer Einträglichkeit einzurichten ſucht. Aber auf dieſem Wege , welcher doch ſeine Finanzlage nimmer gründlich verbeſſern kann, verſinkt es in Abhängigkeit, und wird eine europäiſche Niederlasje für den Schleichhandel nach Spa nien ; außerdem bleibt es noch eine Station für den Zwiſchen handel. Die großartige , von ganzen Nationalkörpern getra: gene Entwidlung des Welthandels haben , man muß es jagen , das Berhängniß über Portugal herbeigeführt, daß ihm nur die Wahl bleibt : entweder durch Einigung mit Spanien im Zoll,
Handel und Colonialweſen eine kräftige, alle Elemente der Ent: widlung in ſich tragende Union herzuſtellen, oder zu einer eng liſchen Proving herabzuſinfen.
Spanien hat in dreißig Jahren hartnädiger kämpfe nach
Die Schughars in Kunawar.
einer ſtarken Regierung geſtrebt, die ſich auf die National: intereſſen ſtüße, und nach einer Verfaſſung, welche ihm ſichere
Die Reiſen des jeft verſtorbenen Capitän Aler. Gerard, der theils
Gewähr dafür leiſte. Es ſcheint feinem Ziele näher als ſonſt . Gewerbfleiß und Handel thun fich auf, nachdem die
von Burges , manche Ausflüge in die höchſten Striche des Himalaya
größten Hemmniſſe derſelben nach einander beſeitigt ſind. Die
Colonialthätigkeit , einſt faſt mehr eine ritterliche in Fort:
allein , theils mit ſeinem Bruder, bem bekannten Dr. Gerard, Begleiter gemacht, ſind jebt von einem Hrn. Lloyd in London herausgegeben Sie liefern über die höhern Theile des Himalaya manches
worden .
feßung des Geiſtes aus den romantiſchen Maurenfämpfen
Neue und Intereſſante, und unter Anderen iſt darin folgende Sitte ers
als eine bürgerlich - taufmänniſche, blüht neu auf , angemeſ: Tener den Bedürfniſſen der Zeit, als früher, wo Gewerbthätigkeit dem ritterlich ſtolzen Sinn und anti-mauriſchen Vorur : theilen noch verächtlich dünkte. Dadurch , daß es die ſchönen ,
wähnt : An allen hohen Paffen findet fich eine Anzahl vierediger Stein haufen, Schughar genannt, auf den die Reiſenden gewöhnlich ein Stüd
gewerbreichen navarro-vascongadiſchen Provinzen in die Lebens:
Quarz legen , oder einen Feßen an eine in der Mitte befeſtigte Stange Heften ; auch finden ſich mehrere Schugharg auf der benachbarten Höhen, die Sen Deotag oder Berggeiſtern heilig find, von denen man glaubt,
1276 daß ffe die hooften und unzugänglichften Spißen , namentlid mobiel 'Schnee liegt , bewohnen. Die Sdughar8 an den Påffen find von den Reiſenden errichtet , die auf den höhern Gipfeln aber gewöhnlich auf Roften eineß reichen Pilgrims, der an die Berge nicht ſehr gewöhnt iſt, und einen Paß überſtiegen hat , was von einem Bewohner der Ebene
auf ihren Tellern etwas zu zerſchneiden. Statt des Brobes gab man
als ein großartiges Unternehmen angefehen wird. Als mein Bruder und
und weiße Semmeln aus gefåuertem Teig und im Dampf gekocht, nnd eine Art Pfannkuchen auß fäßem Leig , die aber kaum außen gebacken und innen faſt ganz roh waren . Am Ende des Gaſtmahls repte man trocenen , in Waſſer gefochten Reis vor , den die anweſenden Chineſeu mit dem größten Appetit aßen, indem fie ihn mit verſchiedenen Saucen
ich im October 1818 zu Burendo uns befanden , verlangten die Führer
anfeuchteten . So viel wir bemerkten, bildet der Reiß ihre Hauptſveiſe.
von und etwas Geld zur Erbauung zweier Schughars , um die Geiſter
Während des Gaſtmahls wurden im Hofe mehrere Schauſpiele auf geführt und den größten Theil der Zeit über ſpielte die Mufit. Ueber das Theater kann ich bloß ſagen , daß die Schauſpiele ohne alle Decor rationen aufgeführt werden, aber die Coſtüme au nehmend prächtig find, und die weiblichen Rollen von hübſchen jungen Leuteu geſpielt werden, welche Weiberkleidung tragen, und ſelbft falfde kleine Füße angebunden
des Orte zu verſöhnen , da wir ſonſt unfehlbar vor Kälte umfommen müßten , indem es etwas Unerhörtes war , in ſolcher Höhe anzuhalten.
Wir hätten das Geld gern gegeben, hielten aber die Forderung nur für einen Vorläufer vieler andern , auch wollten wir ihnen die Möglichkeit zeigen , an einem ſolchen Paß eine Nacht zuzubringen , ohne auf ihre abergläubiſche Furdyt zu achten; fie fößten aber unſern Bedienten einen Tolchen Schrecken ein , daß ſelbſt die Mohammedaner darunter zwei Edngharg bauten und ſie mit Tudyfeßen verzierten.
Von Geſticulationen , Ausdruck im Geſicht , wie wir es ver
unbekannt ; fo g. B. follte der Kaiſer fich auf einen Thron feßen , und ſiehe da , ein Theaterdiener erſchien , reste einen Tiſch hin und auf den
Chronik der Heiſen. Reiſe nach
haben.
ſtehen , ſcheinen fte nicht zu wiſſen ;- ihre Geſtieulation befteht in here fömmlichen Bewegungen , mit denen der Zuſchauer zuvor fich bekaunt maden muß. Alle unſere fceniſchen Feinheiten find ihnen gleichfalls
6 h in a.
( Fortſepung .)
Anfange ſtellte man geſalzene Speiſen auf : geſalzene Nettige , ges falzene Möhren , geſalzene Peterſilie, geſalzenen Knoblauchy , Kohl und Rüben , alles geſalzen ; aufgeſtellt waren dieſe Dinge auf zwölf ſehr kleinen Tellerchen ; für jeden Gaſt wurde ein Schälchen zum Brannt wein , von der Größe eines großen Fingerhute, hingeſtellt, und auf den Tiſch vieredige Stüde Papier ſtatt der Servietten hingelegt , um die Hände und den Mund abzuwiſchen. Statt des Weing wurde gewärmter Branntwein in kleinen zinnernen Krügen gereicht. Wir ſaßen zu fecio an einem Tiſch , und zwar ſo , daß nur drei Seiten befekt waren ; die vierte Seite blieb frei, um die Speiſen deſto leichter hinſtellen zu können . .
.
Als wir uns an den Tiſchen vertheilt hatten , fepte man die geſalzenen
Tiſch einen Stuhl , und der Thron war fertig; ein Heerführer ſollte fich zu Pferde repen , hob den Fuß in die luft, ſchwang die Peitſche, und die Zuſchauer begriffen nun, daß er auf einem rajden Nenner davon ſprenge; eine dritte handelnde Perſon follte in einem Nachen fahren , und machte gleichfalls eine entſprechende Bewegung , als reße er ſich in
den Kahn , ein Ruderer trat hinter ihn mit dem Ruder, ſtieß dieſes in die Luft ftatt ins Waſſer , und alles war zufrieden , obgleich weder Kahn noch Waſſer, noch irgend etwas im geringſten Aehnliches da war. .
Die Mufif war im vollen Sinne raſend ; ſie beſtand aus Geigen voit
verſchiedener Größe , auf denen zwiſchen den Saiten Bogen eingefügt waren , weßhalb ſie die abſcheulichſten Töne von fidh gaben ; aus Flöten mit Deffnungen , die mit feinen Blaſen zugeklebt waren , und nicht minder abſcheuliche Töne von fid gaben, als die Geigen ; aus Clarinetten,
Speiſen und den Branntwein auf. goß einem jeden von legterem in ſein Schälchen , und nun ſtand der Wirth auf und bat alle dasſelbe auszu.
Kupfertellern und ungeheuren Pfannen, die alles durch ihre ſeelenerſchüts
trinfen. Dann erſt reste man die Speiſen auf. Zuerſt gab man jedein eine Schale mit heißer Brühe , hierauf brachte man eine andere Schale
erzeugten. Um die Sache voll zu machen , ſtand vor dieſer Capelle ihr Dirigent ohne Naſe und Oberlippe , so daß die ganze obere Kinnlade
‘ mit einem zweiten Gerichte und ſtellte fie neben die erſte; ſodann brachte man zwei Taffen zugleich an jeden Tiſch und ſtellte ſämmtliche vier ins Kreuz; endlich brachte man vier Taſſen zugleich an jeden Tijd und ſtellte alles zuſammen in Kreisform auf. In dieſen Schalen war Schweinefleiſch , Hammelfleiſch, Paſtetchen, Gebacenes in Waſſer, Eier fpeiſe u. f. w. Hierauf brachte man Speiſen in Schalen von Fleinerem Umfang ; die erſten hatten die Größe einer gewöhnlichen Spülſchale, die .
zweiten waren nicht größer als Bouillontafſen . Auch waren die Speiſen in dieſen letern delicaterer Art , nämlich :: Enten mit Neis, gebratenes
Hühnerfleiſch mit Sauce übergolfen , Vogelneſter mit gehadtem Rauch fleiſch und Taubeneier zu einem Kuchen zuſammengefocht. Dieſe Neſter
find knorpelich und haben einen ungenehmen Geſchmad ; auc mundeten fie uns allen .
Dieſe Fleinen Schalen wurden oberhalb der größern in
ternde Klänge betäubten und eine wahrhaft ſchmerzliche Empfindung
bloß lag , and feine flappernden Zähne im Angeſicht des ganzen geehrten Publicums einen regelmäßigen Tact ſchlugen. Inzwiſchen wurden Schalen und Teller vom Tiſch weggenommen , alles ſtand auf , ſepte fich aber nach kurzer Zeit wieder zum Eſſen nieder. Jeft fing man an , das Deſſert aufzutragen , nämlich rüße Paſtetchen , getrodnete Pfirſiche und Aprikoſen , eingefottenen Berberißenfaft , Melonen - und Kürbiskerne, woju Thee ſervirt wurde ; wer wollte , der rauchte eine Pfeife. Das ganze Gaſtmahl bauerte von 2 Uhr bis 7 Uhr Abende. M16 wir auf: ſtanden vom Tiſde verabſchiedeten wir uns von dem Fürſten , danften .
für ſeine Gaſtfreundſchaft und gingen zurüc nad Troigfoſawek in Bee gleitung von ſechs Koſaken. Noch muß ich bemerken , daß auch nicht Eine Dame bei dem Gaſtmahl war. (Fortſeßung folgt.)
der Art hingeſtellt , daß ſie alle miteinander eine Pyramide bildeten. Hierauf wurden auf ſehr kleinen Tiſchden größere Braten gebracht,
Plane zum Grabe Napoleone. Man hat im Gangen nicht
nämlich ganze Spanferkel und Enten ; Diener, mit großen Meſſern aus gerüſtet, fuieten vor die Tiſchchen hin , und ſchnitten Spanferkel und Enten in ſo fleine Stüdchen , daß die Gäſte nicht mehr nöthig hatten
weniger als 82 Zeichnungen und Reliefarbeiten an die königliche Scule der ſchönen Künſte eingeſchidt. Alle Vorbereitungen find getroffen, um diefelben öffentlich auszuſtellen . (Voleur vom 25 October.)
Münden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſpen Buchhandlung. Verantwortlicher Neracteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 320 .
Das
A usla n d . Ein Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 16 November 1841 .
Reiſeerinnerungen ans Rußland. 2. Hiſtoriſches über Tula. - Bevölkerung der Stadt. Der Landbau .
Schuisfi zur Einnahme von Tula angewendet wurde. Auf den Vorſchlag des Bojarenſohns Krowfoff wurde die Upa unterhalb durch einen Damm geſperrt, ſo daß das angeſammelte Waſſer
allmählich über die Stadt eindrang. Am 10 October ergab ſich „ Halt !" ſchrie die Schildwache unfern Poſtillon an in der alte Poſtillon entſchuldigte ſich, daß er dießmal aus Verſehen
Tula, Jleifa wurde ergriffen, und in der Nähe des Daniel: kloſters auf der Straße nach Serpuchoff aufgeknüpft. Dieſe Zeit wurde noch lange nachher feierlich begangen. Im Jahre 1712 wurde der Grund gelegt zu dem Baue der
nach den Fabrikgebäuden zugefahren ſey , obwohl er ſeit 20 Jahren jeden Tag nach der Stadt fährt. · Man kann daraus
jeßigen Tulaer Gewehrfabrif, und gerade 100 Jahre nachher diente es als Arſenal für das Heer , das den Angriff der
ſchließen, daß Gewohnheit nicht die andere Natur des Menſchen
neuen Völkerwanderung unter den Fahnen Napoleons aufhielt.
iſt. Die Sache war indeß bald ausgeglichen , wir fuhren nach der andern Brücke und dann in die Stadt hinein auf einem holprigen Pflaſter aus unregelmäßigen Sandſteinblöcken . Die Tarantaß hielt in der Hauptſtraße bei dem Gaſthofe St. Pe:
das 1. 1150, und die einen leiten denſelben von dem Worte
Nähe der Brüde über die Upa, als wir bei Nacht nach Tula hineinfuhren.
Der Conducteur erwachte, ſtieg aus ., und der
tersburg, wo auch die Poſtſtation iſt, und troß der Nachtzeit einige Poſtillone um die Wagen her beſchäftigt waren . Ich
Der Name Tula findet ſich in den Chroniteu zuerſt um Tula, ein Köcher, andere von einem finniſchen Worte Tule ab. Im 13ten Jahrhundert gehörte die Stadt Tula zu dem Fürſtenthume Rjäſan , am Ende des 14ten Jahrhunderts fam
ſie unter die Herrſchaft der Tataren , und erſt ſpäter ging fie Im J. 1703 wurden in Tula bereits mehr Treppe hinauf , wo ein Magazin von Stahlwaaren und Culaer : als 15,000 Gewehre für das Heer verfertigt. Es befindet ſich Pfefferkuchen Tag und Nacht offen iſt. Die Sachen werden hier ein Sadettencorps, das im 1. 1802 unter dein Namen des hier ſehr wohlfeil verkauft, die Handlungsdienei aber treiben Alerander- Inſtituts gegründet wurde, und vor zwei Jahren hat die Sache auf eine Art, daß jeder die Geduld verliert. Daran ſich hier auch eine Geſellſchaft für Wettrennen gebildet. Die ſind indeß die Reiſenden ſelbſt ſchuldig, durch die ſie verwöhnt Stadt Tula iſt im Allgemeinen ziemlich hübſch ; um die Stadt: werden, indem dieſe jeden Preis unbedingt bezahlen und die mauern her befinden ſich Boulevards zum Spazierengehen, und
verließ gleichfalls die Tarantaß und ſtieg in dem Gaſthofe die
an Moskau über.
gute Waare nicht von der ſchlechten unterſcheiden . Das Jahr zuvor fam ich an einem Morgen durch Tula,
im Innern wird, wie es ſcheint, wenig gefahren und gegangen,
und hatte Gelegenheit , ſeine Thürme und geraden Straßen mit den großen ſteinernen Häuſern zu ſehen . Die Ufer der Upa werden jeßt auf der einen Seite mit Steinen belegt,
Trottoirs gemacht und ein ſchönes eiſernes Geländer aufgeſtellt. Die ſteinerne gezahnte Stadtmauer, welche im Jahre 1514 nach dem Muſter des Mosfauer Kremls gebaut wurde, erſtređt ſich 400 Klafter weit und hat 9 Thürme, von denen 4 ſich über
che Hinter dieſen Mauern hielt ſich im
nicht weit von der Kathedrale erhebt ſich ein großer Kaufhof; und das Pflaſter iſt da und dort mit Gras überwachſen . Tula hat ießt 8714 Hauſer und 52,231 Einwohner. Im 9. 1825 hatte es nur 5340 Häuſer, ſeit 15 Jahren iſt alſo ein gutes Drittheil hinzu gekommen. Im J. 1790 hatte Tula 17,600 Einwohner, im 3. 1825 38,000 ; es ergibt ſich hieraus, daß die Bevölkerung in etwa 30 Jahren ſich verdoppelte. Aus Tula fuhren wir mit Tagesanbruch ab , und ließen
den Weg, der über Bogorodijt nach Woroneſh führt, links bei
den Stadtthoren erheben. I. 1607 mit einer Schaar Aufrührer der falſche Peter , der Storat Jleita, der ſich für den Sohn Fedor Joannowitſche aus gab. Kaum trift man in unſrer Geſchichte ein ſolches Ver:
Seite. Hier liegt nicht weit von Tula die Slobode Dediloff, wo noch im 16ten Jahrhundert auf Eiſen gegraben wurde, und nicht weit davon das berühmte Kulifow'lche Feld, auf welchem
fahren bei einer Belagerung, wie es hier von dem Zaar Waſili
Dimitri zum erſtenmal die Mongolen ſchlug. Wie Peter der 320
1278 Große bei Poltawa vor der Schlacht mit Karl dem Zwölftenſchaft völlig vernach äffigen . Und doch beſchäftigen ſich im Aus
Gott um Rettung des bereits Mann gewordenen Rußlands
lande, z. B. in Deutichland, die großen Sutsbeſiker und die
bat, ſobeteteanden Ufern der NepriadnaDimitri für das Págter emfig mit der Landwirthſchaft; darum aber fümmern jugendliche Rußland, und ſtürzte ſich nach der Erzählung des ſich unſere Wanderer nicht im mindeſten , und wenn ſie zu: #
Chroniſten mit den Worten : „ Gott iſt unſere Zuflucht und rückkommen, wiſſen ſie von der Landwirthſchaft nicht mehr, wie Stärfe, " zuerſt in den Kampf.
vorher. Und doch, in welchem Lande finden ſich 10 ungeheure
Das Flüßchen Nepriadwa fällt in den Don , und hier im
landwirthſchaftliche Mittel , als viele unſerer Gutsherren fie
Kreife Bogorodijt entſpringt leşterer aus dem Iwanſee. Dieß iſt wohl der Grund, weßhalb das Volt ihn Don Jwanowitſch
befißen !
nennt.
an einigen Orten findet ſich die befannte ſchwarze Erde, en
Der Boden des Gouvernements Tula iſt ſehr verſchieden :
Nach der Station Iaßnaja Polana kamen wir um vier
vielen aber Sand und Thon.
Das Gouvernement gehört zu
Uhr, und lange betrachtete ich in der maleriſchen Umgebung
den bevölfertſten in Rußland.
Die Bauern ſind hier ſehr ar:
den Aufgang der Sonne. Der Weg windet ſich hier über beitram , und beſchäftigen ſichgern mit dem Acerbau, der jedoch Berge zwiſchen Wäldern hindurch, welche von hier an ſich ſeit: wärts über mehrere Kreiſe erſtreden. Die Bauernhäuſer ha: ben hier nur Ein Stocwerf, ſind klein, und vor vielen derſel: ben erheben ſich mächtige Räder neben den Brunnen .
Die
nicht immer ihre Arbeit lohnt. Das vorige Jahr war ein Mißiahr, das jebige aber iſt ziemlich ergiebig, und man drifcht an vielen Orten etwa das vierte Korn aus. In dieſem Gou: vernement iſt eine rationelle Landwirthſchaft in großem Maaß
Bauern famen eben aus ihren Häuſern hervor , als wir um
ſtabe lund mit Erfolg auf den Gütern des Grafen Vobrinski
halb fünf Uhr an der Station anhielten.
eingeführt worden . Gebe Gott , daß dieß gute Beiſpiel viele
Die große Straße
iſt hier allenthalben ſehr breit , und wenn auch hie und da durch das Fuhrwerf verdorben , welches zur Zeit der großen
Jahrmärkte nach Kursk und Charkoff geht , ſo fährt ſich's doch in der Tarantaß noch ziemlich leidlich, weil dieſe ſich leicht in einem Geleiſe wiegt, das ſchlangenartig auf der ganzen Straße fortgeht. Hier glänzen auch an den Seiten die maleriſchen
Linſenbäume, welche bis nach Sharkoff hin gepflanzt ſind. In den Dörfern 30g wegen des Himinelfahrtstages das Volk in Schaaren in die Kirchen , die Bauern größtentheils in rothen Hemden und Oberröđen, die Bäuerinnen iu ſeltſamen hohen Auffäßen , ſogenannten Powoiniks , mit verſchiedenen metalle: nen Zierrathen, mit Ohrringen aus Glasperlen und verſchieden : farbigen, vorn mit Knöpfen befeßten Röcken . Nach dem Got
tespienſte famnen , ſo viel ich bemerkte, die Dauern und Bäue:
uuſrer Gutsbeſißer zur Nachfolge reize.
Eine Ernte fann
immer geſichert werden, wenn auch, wie ſich von ſelbſt verſteht nicht gang, doch bis zu einem gewiſſen Grade. Und in Ruß land hängt von der Entwicklung der Landwirthſchaft auch die Induſtrie und der Handel und der gånge Nationalreichthum ab. Von der Station Groß -Skuratoff bis zur Stadt Mzensk rechnet man ungefähr 36 Werſte, und auf dieſer Strede trifft man Fieben ſteile Berge, oder richtiger geſagt, Thaleinſchnitte, weil hier einige Berge von der Hochfläche auslaufen . Hier
trifft man Sandſteine und Schieferfalt, und tiefe Durchriſte, die das Waſſer ausgewaſchen hat. Das Hinauf- und noch mehr das Hinabfahren an dieſen Bergen iſt, wo nicht gefähr lich , doch im böchſten Grade mühſam , und mein Reiſegefährte erzählte mir mehrere Vorfälle, die in Anbetracht der Dertlichkeit
rinnen zuſammen : die jungen Leute tangen und ſingen , die
beachteuswerth genug waren. Uebrigens famen wir ſelbſt, Gott
Kinder treiben ſich ſpielend umher, und die Alten liten dabei auf den Bänken herum , und ſchauen dem Treiben der jungen
Tey Danf ! über die ſieben Berge hinweg, und ungefähr um 6 uhr Abends betraten wir die Gränze des Gouvernements Orel,
Welt zu . In den Dörfern trifft mau bäufig Vorſänger, welche
indem wir die Stadt Tſchern , durch welche fünftig die Chauſſee
ſo laut ſingen , daß man in der Ferne einen ganzen Chor zu
von Moskau nach Orel führen ſoll, bei Seite ließen,
hören meint, und man gar nicht glauben fann , daß es nur
Gine Stimme iſt. Die Nuſen ſcheinen überhaupt mehr als andere Völker zum Choralgeſang geneigt .
In dieſer Gegend traf ich ein zum Theil abgebranntes Dorf, und auf meine Frage, wann es abgebrannt ſen , erhielt ich von dem Dorfälteſten die Antwort : „ Es wird ſchon ſieben Ich vermutbete ſogleich , der Gutsbeſißer Jahre her ſeyn ." Id
werde wohl ſeit langer Zeit nicht in Niußland leben, da er ſich ſo wenig um ſeine Bauern fümmere , und in der That er:
fuhr ich auch, daß er ſchon ſeit mehreren Jahren in fremden Ländern ſey. In der Nähe dieſes Dorfes liegt ein anderes mit ſchönen Bauernhäuſern , einem großen Herrenhauſe und einem Garten. Hier erfuhr ich aber auch, daß der Gutsbeſiger ſelbſt ſich mit der Landwirth aft beſchäftige , und freute mich ſehr, daß doch die Zahl der Leute abnimmt , welche um des
Nichtsthun willen in fremde Länder gehen, und die Hauswirth
Clermont Ferrands Umgebung. 3. Die Umwohner von Clermont. Die Stadt iſt an den zahlreichen Markttagen mit Bauern aus den umwohnenden Fleden und Dörfern angefüllt ; die
vieredigen Pläße und Straßen ſind von Doren und Wagen und ihren Treibern en blouse gedrängt voll, und durch dieſen Knäuel durchzufommen , iſt nicht ohne Gefahr. Mit Tages: I
anbruch beginnt der Charivari, und wenn der Handet zu Ende iſt, neigt ſich auch der Tag.
Die Staufleute ziehen dann
durch die Straßen, treten in die Wirthshäuſer, beluſtigen fich , und fingen im Hochton ihrer lauten Stimme auvergnatiſche
Liedchen , die ſich aber nicht durch ihren inelodiſchen Gehalt auszeichnen . Sie ſind ein ſeltſames , wildes Geſchlecht , geld gierig und habſüchtig tron ihrer Wohlhabenbeit, außerordentlich
1279 eingebildet, und rob in ihren Sitten, leicht gereizt und ziemlich
brutal in ihrem Betragen. Manches, das die Einwohner der verſchiedenen Städte und Dörfer um Clermont fo charakteri:
dunfelfarbigen Racen Afrika's. Afrika't. Sie tragen einen kurzen Unterrod von bunfelfarbigen zierlich geſtidtem Ralbefell und eine Gourda oder dủngen Gürtel von
Glasperlen , ganz ähnlich dem Nefa' der Frauen im ſüdlichen Arabien. Ihre Kleidung vollendet ein fließendes Gewand von einheimiſchem , ſchwarz, .
ſirte, iſt in den legten Jahren verſchwunden , in Montferrand aber beſtehen noch drei Elaſſen , welche eine nähere Beſchrei: bung verdienen , da ſie ihre urſprünglichen Sitten bis auf den heutigen Tag beibehalten haben. Dieſe drei Claſſen halten ſich immer geſondert , und verachten einander ; es ſind die V a: ders , die Vignerons und Villadiers.
ſtamm verdient dieſen hochflingenden Namen , wenn er über ſeine hei= miſchen Fluren dahin ſtreift. Seiu Gürtelband iſt ein dunkelblauet
Die Vachers ſind im Allgemeinen reich und wohlhabend, bauen ausſchließlich die großen Güter der Limagne an, und
Surattuch , und ſeine Toga vou ſchwarz und weißem Baumwollenzeug bildet eine prächtige fließende Draperie, des alten Romě nicht unwürdig .
halten ſich ſorgfältig frei von dem Weinbau , welchen ſie den
Die Galla find ſehr ſchlanker Statur , und ihr dided , buſchiges Haar
Vignerons überlaſſen. Sie ſind Eigenthümer des Landes, das
ſteht zu ihren ausdrucksvollen feurigeit Zügen vortrefflich. Obgleich ſchmächtig, ſind ihre Glieder doch fräftig, und mein Bruder ſah einmal einen Drmatrieger einen wüthenden Stier bei einem Beine paden und
fie bauen , und leben gewöhnlich auf ihrem Gute , obgleich die meiſten Familien auch ein Haus in der Stadt haben , wo ſie
und rothem Baumwollentuch, und ihr Haar iſt auf eine Art aufgebunden,
daß ein Pariſer Haarkünſtler bei der bloßen Beſchreibung davon das unbedingteſte Lob ausſprach.
Der Herr der Schöpfung“ vom Galla
.
jedoch ſelten ſchlafen, da ſie es nur bei feſtlichen Gelegenheiten,
niederwerfen . Der Gallaſäbel ift frumm , doppelt geſchärft , und wenn
bei Markttagen oder am Sonntag beſuchen .
an die Seite gebunden, ſo ſieht die Spiße abwärts gegen den Gebrauch
Man nennt ſich
nicht anders als Maitre und Maitreſſe. Die Vignerons ſind nicht ſo reid , ſollen aber auch weniger unwiſſend
ſeyn ; dagegen ſind ſie anmaßend und eingebildet, und halten ſich für eine vornehmere Claſſe als die erſteren.
Die Villas
diers find arm, meiſtens faul und verſchwenderiſch ; ſie ver:
zehren ihren Lohn im Wirthshauſe , und überlaſſen ihre Wei -
.
aller andern äthiopiſchen Stämme.
Ihr Wurfſpieß iſt kurz und wohl
abgewogen , ihre Schilde Flein. Ihre Reitkunft iſt unübertrefflich, und wenige engliſche Amazonen möchten es mit einer Galladame aufnehmen , wenn ſie durch Did und Dünn reßt. Ihre Pferde find ausgezeichnet durch ihre Schnelligkeit , obgleich geringer als die ächte Race von Dons gola. Es iſt vielleicht noch viel zu voreilig von den Gefeßen und Sitten
ber und Kinder der öffentlichen Mildthätigkeit. Wenn die Noth fie treibt, fommen ſie berab. von den Bergen, und die: nen als Taglöhner bei den Vachers. und Vignerons, welche ſie zu den mühſeligſten Arbeiten gebrauchen . Manchmal dienen fie auch als Knechte auf den Landgütern , und heißen dann
der Drmas zu ſprechen , einige aber ſind zu auffallend , um mit Stills
Gouris .
Ropfliſſen ; wie die Juden heurathen ſie die Frau eines verſtorbenen
Das Patois der Auvergne iſt ſehr merkwürdig ; es hat noch viel von der alten Sprache der Troubadours , und von Kindern oder ſehr jungen Frauen geſprochen, klingt es muſifa:
Bruders ; wie die Etrurier und Römer ſuchen ſie aus dem Vögelfluge und den Eingeweiden der Opferthiere zu wetſſagen. Zeigen die leßtern Glüc an, ſo hängen Tie folche um den Naden. Sie beſigen entſchieden mehr Edelinuth alb die Abyſſinier , und in dem unruhigen Treiben mander landſtriche, wo jeder Häuptling eines Stammes ſo unabhängig iſt, wie ein arabiſder Scheifh, findet ſich häufig Gelegenheit dieſen Edel
liſch und angenehm ; aber die Gewohnheit der Bergbewobner, einander in der offenen Luft aus großer Entfernung anzuru :
fen , nimmt der Stimme alle Schönheit , welche ſie ſonſt be: figen mag. Alle Stadtbewohner in Auvergne ſprechen das Patois, und die Leichtigfeit, mit der ſie bei der Anrede eines Fremden ins Franzöſiſche übergeben, iſt in der That merkwür: dig. In den Bergen verſtehen viele Bauern das Franzöſiſche gar nicht. Einige Melodien der Bourrées und Mon tagnardes ſind angenehm, aber der gezogene ſchrille Ion der
.
ſchweigen übergangen zu werden, und ſtehen in ſo engem Zuſammenhang mit einigen Gebräuchen der civilifirteſten Völfer des Alterthums , daß man,
geneigt iſt, darin eine Hinweiſung auf gemeinſamen Urſprung zu ſehen.
Gleich den alten Aegyptiern dient den Gallas ein ausgehöhltes Holz als
muth ju jetgen .
Chronik der Reiſen. Reife na ch ohin a. ( Fortſefung.)
Muſette, der auvergnatiſchen Sadpfeife iſt nicht geeignet, ſie keit in den Bewegungen, und die Stimmen des gemeinen Vol kes beim Sprechen und Singen ſind auffallend unangenehm .
Endlich kam der ſo lange von uns erwartete Tag , und wir übers fdritten die ruſſiſche Gränge. Noch am Abend zuvor fingen wir an unſer Gepäd zu ordnen : 75 Karren wurden mit Zwiebadfäſſern , mit Silberſtangen zur Vezahlung der Miſſion und verſchiedenen andern ju
Schilderung der Gallas.
Geſchenken beſtimmten Gegenſtänden beladen. Mit Tagesanbruc trieb man eine Sdaar von Pferden , gegen 300, herbei ; davon wurden 75 an
zu verſchönern ; auch bei ihrem Nationaltauz. iſt keine Zierlich
.
(Aus einem Briefe A. D'Abbadie's im engliſchen Athenäum vom 30 October .)
die Karren geſpannt und 30 an die zehn leichten Wagen der Miſſionare;
Die Galla nennen Fid, ſelbſt Orme (plur. son Orma) , und be-
haupten, von drei Sdweſtern, Töchtern Ieruſalem8, abzuſtammen. Die
alle andern mußten zum Abwechſeln in einem Rudel fortgetrieben werden, ſo wie'30 zu unſerem Unterhalt beſtimmte Ochſen . Es iſt zu bemerken,
Kinder derſelben griffen das Königreich im Süden an und betraten Afrifa
daß dieſe ganze Pferdeheerde , ſo wie and die Ochſen vort'den Gräng=
Das Wort Galla , womit fie von
foſaten und Buräten freiwillig für die Miſfion dargebracht wurden ; ſie
den andern Bewohnern Abyffiniens bezeichnet werden , ſoll „ Eingewan-
prhalten dafür von der Regierung gewöh..lid Medaillen und verſchiedene Ehrenwaffen. Es verſteht fich von ſelbft , daß nur einige von dieſen
über die Straße Bab el Mandeb.
derte " bedeuten. Die Gallafrauen find vielleicht die ſchönſten unter allen
1280 Pferden je geritten worden , und nicht eines je eingeſpannt war ; dieß
lieder des gelehrten Deutſchlandt an , gewiß ein ſeltener und feltfamer
ſvien aber unſern Gränztofafen von gar keiner Bedeutung zu ſeyn, wenigſtens fingen Sie uns als Geleitemänner zugegebenen Leute jedes
Vorfall an den Gränzen von China. So verließen wir fröhlichen Sinnes Riachta , begleitet von den Damen , die um 5 Uhr nach dem Ende des Gaſtmahls mit uns aufbrachen , um uns noch eine Strede das Geleite
beliebige Pferd fo fed und leicht aus der Heerde heraus , daß wir oft ein wahres Vergnügen daran hatten. Ein Koſat reßt ſich auf ein ge
zu geben ; ſo zogen wir alſo wiederuin mit einem großen Haufen fort
zähmtes Pferd mit einem zu dem Ende beſonders feſtgemachten Sattel,
unſerem Gepäck nach.
nimmt einen Arfan, D. h. eine aus Striden gemachte und an eine lange
Stange befeſtigte Schleife, nähert fich dem beſtimmten Pferde, wirft ihm die Schlinge über und zieht es an fich; dann nähert ſich einer ſeiner Gefährten dem beſiegten Thiere , faßt es an den Ohren und legt ihm einen Zügel an , womit die Sache beendigt iſt. E& fommt wohl vor, daß ein ſo verfolgtes Pferd , alémerfe es die Abſicht des Verfolgers, im vollen Laufe davon eilt, aber alles umſonſt ; der unermüdliche Roſak fliegt ihm in allen Richtungen nach und weiß es ſtets einzuholen. Das Seltſamſte iſt das Benehmen des geſattelten Pferdes : kaum iſt die Schlinge geworfen und den andern Roſaken dat Zeichen gegeben , jo
Hinter Maimaitſchen breitete fich vor uns ein weites.Thal aus, in welchem rich weder Wegſäulen noch ein Weg erbliden ließ, und nur ein halbverwachſener Pfad verlor fich in der unüberſehbaren Steppe. Als wir etwa 7 Werſte auf dieſer unſichern Straße fortgezogen waren, erblicten wir einige Jurten , welche durch die Vorſorge der chineſiſchen
Regierung zu unſerem erſten Nachtlager hergerichtet worden waren, und hier wurden noch einmal unter dem Klange der Champagnergläſer die Abſchied &grüße gewechſelt. Als wir endlich allein waren , warfen wir ung auf die Filzdeden nieder, und ich wenigſtens ſchlief ganz vortrefflich.
Um 5 Uhr Morgens würde ich aber durch ein gräuliches Geräuſch
ſtemmt ſich das Pferd , wenn es auch vorher wie im Sturme dahin
aufgewect, und vernahm ein Getümmel, ein Wiehern, ein Geſchrei und
flog, plöblich mit allen Füßen an und ſteht wie angenagelt, troß aller Bemühungen des gefangenen Pferdes, es von der Stelle zu ziehen. Nun
ein Schimpfen durcheinander , daß ich ſchnell aus der Jurte ſprang, welches wunderbare Schauſpiel bot ſich hier meinen Augen dar : mitten
fommt es hauptſächlich darauf an , die Schlinge nicht aus den Händen
in der weiten Steppe ſtanden unſere Jurten , an dieſe ſchloſſen Ficha
zu laſſen , und darin , ſcheint es , beſteht der Hauptruhm des Roſaken.
unſere Kibitfen an , und das Ganze war von den Laſtwagen , die einen ziemlich regelmäßigen Kreis bildeten , fo eingeſchloſſen , daß unſere ge ſammte, in der unermeßlichen Fläche wie verlorene Bevölferung eine
.
Es kommt wohl vor , daß ſie Steppenpferden die Schlinge ohne Hülfe
von Reitpferden überwerfen und ſo auf dem bloßen Boden ſtehend wiſſen
ſie ſich ſo gut im Gleichgewichte zu erhalten , daß das Pferd , wenn es fie auch einige Schritte weit fortſohleppt, dod bald ſtille halten muß.
Indeß troß aller Gewandtheit und Recheit unſerer Rojafen waren unſere Padwagen , obgleich die Operation mit Tagesanbruch begonnen hatte,
.
Fleine Veſte bildete ; über uns war der reine blaue Himmel ohne die geringſte Wolfe, und im Oſten hob ſich die prachtvolle Sonne mit den goldenen Strahlen langſam am ßorizont empor. um die nöthige Ans zahl von Pferden bequemer einzufangert, trieben unſere Koſafen lie in
doch nicht vor 10 Uhr angeſpannt, und bewegten fich nur mit der größten Mühe von der Stelle : das eine Pferd bäumte ſich , das andere fiel unter die Deichſel, das dritte ſtemmte fich mit allen Füßen ein , und
den Kreis der Laſtwagen, und in dieſer kleinen Strede wurden ſie leicht
Feines achtete weder auf die Peitſche noch auf den Zügel. Endlich repte fich der Train ſo gut es geben wollte in Bewegung , und um 12 Uhr
(Schluß folgt.)
befanden wir uns in Riachta , nachdem wir nicht mehr als vier Werſte gemacht hatten , und ach! wir mußten ihrer 1500 zurüdlegen , um das
Mis cellen. Seltſame Sitte der Marneanwohner. Einem alten Aberglauben zufolge wird an der Marne, wenn Jemand ertrinkt , eine
.
.
gewünſchte Pefing zu erreichen .
Mit dieſen Wagen jog die ganze Be
mit der Schlinge gefangen ; dieß war die Urſache des Lärms , der mich ſo früh gewedt hatte. .
völferung von Troizkuſawat, Equipagen , Reiter und Fußgänger bis zur
geweihte Wachsferze in eine Schüſſel geſtellt, und dieſe läßt man ſodann
Kirche von . Riachta , wo die Gefammtheit unſerer Miſſion einem feier
auf dem Waſſer ſchwimmen , indem man glaubt , fie werde unmittelbar
lichen Gottesdienſte beiwohnte. Nach der Beendigung desſelben trat der Geiſtliche, ein ehrwürdiger 70jähriger Greiß , mit dem Kreuze in die Vorhalle der Kirche und beſprengte unſer ganzes Gepäck mit Weih waſſer. Alle zur Begleitung der Miſſion beſtimmten Koſafen Füßten
an der Stelle, wo der Körper liegt , einen Augenblid anhalten. Vor kurzem badete Zemand aus einer Gemeinde des Marne - Departements in dieſem Fluſſe und verſchwand plößlich. Zwei Fiſder ſahen dieß,
1
das Kreuz , und entfernten ſich mit einem Gefühl , ale gelte es ewige Trennung vom Vaterlande. Ich geſtehe, daß dieß auf mich einen trüben Eindrud machte , und der Gedanke an das Vaterland, an die zurüd
gelaſſenen Lieben erwedte unwillkürliche Trauer. Id war weit entfernt, faſt am Ende der Welt und hier jenſeits dieſer geheimnißvollen Linie, was wartete meiner ? In der That, ich war trübe geſtimmt in vollem
Ernſte. Doch wag dauert lange in dieſein Leben ? Die Wagen zogen
.
ſtatt aber eilig nach der Stelle zu fahren und zu verſuchen , ob der
Unglüdliche noch zu retten rey , eilten ſie nach dem Dorfe , um ein
Licht und eine Schüſſel zu holen. Das Licht wurde aufs Waſſer geſest, ſchwamm fort, und hielt wirklich einen Augenblid an der Stelle au , wo auch wirklich der Körper, freilich ſchon völlig leblos, fich fand. (Fr. BI.) Die malteſiſe Kanvne im Tower. Unter den aus dein niedergebrannten Waffenfaal geretteten Gegenſtänden findet ſich die ge nannte eberne Kanone, welche Napoleon mit den darüber hängenden acht
über die Oränze, hinter ihnen wurden die Odſen und Pferde getrieben,
Fahnen im Jahre 1798 an das Directorium ſandte.
und wir begaben uns in das Haus eines angeſehenen Kaufmannet von Kiachta , wo von Seite der ganzen Kaufmannſchaft für die Miffion ein
aber in die Häude der Engländer und mit ihm die merkwürdige Stüd, deffen Zierrathen von ausgezeichneter Arbeit find.
Mahl , und, die Wahrheit zu ſagen, ein prächtiges Mahl bereitet war. ,
Medaillon mit dem Kopfe des Großmeiſterd , getragen von Genien, int dem Koran, einem
Der Champagner verdrängte bald unſere trübe Stimmung , und am
Küuftlere. Auch auf der Laffette ſind allegoriſche Figuren ausgehauen, und die Räder bilden Sunnen. (Engl. BI.)
Ende des Gaſtmahls ſtimmten unſere jungen Reiſegefährten die Studenten
Das Schiff fiel
Sie beſtehen in einem
urban und dein mit Blättern umgebenen Kopf te
Dünden, in der Literariſo = Artiſtiſiten Anfalt der 3. G. Cotta'jøen Buchandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb, Widenmau nt.
Nr. 321 . DO
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A usla n d . a gblatt
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für
Kunde des geiftigen un uud fittlichen Lebens der Völke .r. 17 November 1841 .
H i n te ri ndi e n .
alle die Hauptrichtung von Norden nach Süden haben, von dem
cochinchineſiſchen Küſtengebirge bis zu dem von Birma nach Erſter Artikel.
dem bengaliſchen Golf zu, und die lang geſtredte malaviſche
Da der Krieg Englands mit China faſt unfehlbar zu Zer: würfniſſen mit den verſchiedenen Staaten Hinterindiens füh-
Halbinſel iſt im Grunde nichts als eine Fortſeßung des Mittels
ren muß, auch die neueſten durch den Overland Courier vom
1 October mitgetheilten Nachrichten kaum mehr einen Zweifel laſſen , daß der König der Birmanen , aufgereizt durch China
gebirgs zwiſchen dem Saluen und Menam. Aber weder Flüſſe noch Gebirge bilden hier fortlaufende, fichere Gränzen der Staa: ten , denn auf keinem großern Landſtrich häufen wohl fo viele
ganz , halb oder gar nicht unterworfene Stämine unter einan
und feinen alten Haß gegen ' die Engländer , demnächſt einen Angriff beginnen wird, welcher bei der tiefen Schwäche feines Reichs und ſeiner Herrſchaft nur ungünſtig für ihn ausfallen fann, jedenfalls aber die Folge haben wird die Engländer im
der. She wir deßhalb auf einzelne Staaten eingehen, müſſen wir eine kurze Ueberſicht der Hauptſtämme geben . Man zählt gewöhnlich ihrer ſechs; nämlich die Mranmas oder Bir
mer tiefer in das Innere der hinterinbiſchen Halbinſel hineinzuführen, 1o können wir nicht umhin , hier eine Ueberſicht der Wölfer und Reiche dieſer merkwürdigen Länderſtrede zu geben , die man zu den unbekannteſten Theilen der Welt zählen kann, wenn man erwägt, in welcher Nähe die gebildetſten Völfer Uſiens wohnen , und welchen leichten Zugang eine bedeutende Anzahl Flüſſe
meſen ), die Shamen ( Cambodſchaner), die Cochindineſen und Tongfiner, zuſammen als Ana in befannt, und die Malaien . Zu bemerten iſt hier alsbald, daß im Weſten indiſche Bildung
bis tief ins Innere gewähren. Zieht man von dem Nordoſten Aſſams, d. h. von dein Lande der Singphos , Miſamis und Abors , die zum Theit in den unzugänglichen Bergſchluchten
und die Lebensanſichten der mohammedanifchen Völker gründet. Sie ſtehen deßhalb auch dem hinterindiſchen Stamm am ferna
wohnen, eine Linie ſüdöſtlich nach dem Golf von Tonkin, fo bezeichnet dieſe eine Strede , über welche wir faſt gar nichts wiſſen . Geht man von dem Hochgebirge im Oſten Aſams noch
manen , die Mon oder Peguer, die Sch an oder Pao (Sias
Tchon vor langer Zeit mit der Buddhalehre eindrang, von Oſten her aber chineſiſche Cultur kam , und die Malaien dieſen beiden
gleich abgewendet ſtehen, da ihre Cultur fich mehr auf den Koran ften, wie denn auch ihr Urſprung von Süden her, wahrſchein lich aus Sumatra , fie den eingebornen Stämmen , die zwar durch nordiſche Eindringlinge mannichfach modificirt feyn mögen , aber doch immer Autochthonen ſind, am ſchroffſten gegenüber
etwas weiter öſtlich, ſo ſtoßen wir auf eine der geographiſchen Hauptfragen dieſer Länder , nämlich ob der Frawaddi der große Strom von Tibet Tey, oder nicht. Eben ſo wenig wiſſen wir
ſtellt.
über einige andere Flüſſe, g. B. über denjenigen, der tiefer unten
lich ihren Hauptfig in dem Gebirg zwiſchen dem Irawaddi und dem bengalifchen Golf gehabt zu haben, und man betrachtet ſogar Arracan , alſo den Dſtabhang dieſes Gebirge, als den Urfiß der Race. Die Karier, oder nach der birmaniſchen
Saluen heißt, und betrachtet man die Berghaus’ſche Karte Hin : terindiens, welche doch nach den beſten vorhandenen Quellen bearbeitet iſt, ſo muß man namentlich über den Maethaun oder
Die Mr anma, gewöhnlich Myanma oder Byanma aus : geſprochen , woraus unſer Birma geworden , ſcheinen ausſchließ
Ausführung dieſer Zweifel kann hier zu nichts führen , und
Ausſprache Shapen oder Shiaen , einer der ungebildetſten Stämme dieſes Gebirgs, der in einzelnen Gegenden dem Staate Virma
wir faſſen das Land nur fübwärts der hier bezeichneten Linie
unterworfen , in andern unabhängig , aber harmlos ift, ſpricht
auf, wo es doch in den Hauptumriſſen ziemlich bekannt iſt.
gleichfalls die Mranmaſprache, wenn gleich in einem ziemlich
Sehen wir von dem nördlichen Hochgebirge, von welchem wir, die Wahrheit zu ſagen , ſo gut wie nichts wiſſen , ab, ſo
abweichenden Dialeft , und da dieß Volt faſt von dem füd: aſſameſiſchen Hochland bis zum Cap Negrais im Süden zer: ſtreut iſt, ſo kann man mit ziemlicher Gewißheit ſagen , daß 321
Strom von Cambodſcha ebenfalls Zweifel erhalten ; doch die
finden wir, daß in dem ſüdlich gelegenen Lande die Vergletten
1282
die Mramnas von hier ausgingen , und ſich nach und nachtungen der Namen auf die Völkerverwandtſchaften ſchließen zu oſtwärts und weſtwärts ausgebreitet haben, denn auch weſtwarts, können, aber man hat wohl viel zu viel Hauptnationen geſchie in Dichittagong gegen Bengalen hin ſteht das Volt den Mran:
mas näher als den Hindus ; lektere ſind nur in der ſchmalen Ebene,wo aber die Berge beginnen, fängt auch der Mranma-Stamm
ben. Hamilton, eine große Autorität über dieſe Länder, ſagt unter andern über die Laos, welche wir hier alsbald anführen müſſen , da, wie ſchon bemerkt ; der Name Ta:laiu den Namen
an, obgleich die Häuptlinge ihren Namen und ihren Sitten
nach indiſcher Abkunft ſind. Nody auffallender iſt, daß die von den Bengaleſen ſogenannten Mugg fich ſelbſt noch Mranma oder
Laos in ſich ſchließt, „ die Lowa oder Lawa reyen einerlei mit den Lolos der Chineſen , und ſie ſeven die Urbewohner dieſer Länder, welche durch Vermiſchung mit dem verwandten Stamm
Marama nennen, aber auch den Spottnamen Dubadre, die Zweizungigen , erhalten haben , weil ſie ihre Urſprache zum Theil vergeſſen und das Bengali nur dürftig erlernt haben. Es ſcheint ſomit beinahe, als ob einer und derſelbe Stamm ſich
der Chineſen oder mit Auswanderern aus Indien die Schan
urſprünglich bis zum Unterlauf des Burramputer ausgedehnt
ching dieſe Lowa's (wohl fälſchlich) einen Zweig der Karaen nennt , die auch in den Gebirgsſchluchten am obern Saluen
oder Lay-Race gebildet hätten ; ihre Sprache fey, ſo weit unſere
habe, und nur nach und nach von den gebildetern, acerbauenden Hindus verdrängt worden ſey. Ob die Stämme in dem Gebirg , die man auf den Karten mit den Namen Laengaen, Kungky u. r. w. bezeichnet findet, andere Stämme ſind als die Mranmas, iſt ungewiß, indeß von feiner ſonderlichen Bedeutung, da ſie gar wohl von den Aſſamgebirgen herabgedrun-
gen ſeyn können, und ſomit die Kette der Mranma-Wölfer nur ichwach unterbrachen. Wichtiger iſt die Frage, ob die Karier, die man hauptſächlich im Süden des Arracangebirges und in Pegu aufzählt, ein anderer Stamm fepen als die Khiaen . Die Verſchiedenheit des Worts iſt für nichts zu rechnen , denn der im feinem birmaniſchen Dialekt gewöhnliche Uebergang des r
Kenntniß reiche, ein Dialekt des Siameſiſchen .“ Fügt man noch hinzu, daß Crawford in ſeinem Werk über Siam und Cochin :
und gegen Bhanmo hin unter dem Namen der Ka - Kyia e n *)
wohnen ; daß ferner der Name Lowa oder Lawa in der Mranmaſprache eine Völkerſchaft bezeichnet, die in den Bergwal dern der Schanländer ein größtentheils wildes, unabhängiges Leben führt , ſo können wir uns aus dieſen Angaben einen ziemlich ſichern Schluß über einige allgemeine Verhältniſſe im
Innern ziehen . Zwei Culturvölker, Chineſen und Hindus, has ben zu verſchiedenen Zeiten und unter verſchiedenen Umſtänden ſich des Handels wegen an der Mündung der Flüſſe angeſie:
in j macht beide Wörter ziemlich gleich, und die Verſprengung des Stamms unter die Peguer hinein könnte die bemerkte ſtarke
Verſchiedenheit zwiſchen der Birmanenſprache und der der Karier erklären. Ehe nicht poſitivere Zeugniſſe für die Verſchiedenheit der Stämme ſprechen , möchte es gerathen ſeyn, ſie als einen Mran: maſtamm anzuſehen, ohnehin da auch Hamilton ſie für Urbe:
wohner des ſüdlichen Theils von Birma hält. Die Frage iſt darum nicht gleichgültig, weil ſie auch ein Licht auf die Peguer wirft. Kibyen oder Khiaen und Karier trifft man in Pegu oft nicht weit von einauder , und ſie ſind jedenfalls häufig ver: wechſelt worden. Peguer und Siameſen dagegen ſcheinen Glie :
der Eines Stammes , die auch lange mit einander in Verbin, dung ſtanden, bis ein religiöſer Kampf zwiſchen ihnen aus:
brach, in welchem von beiden Theilen die Mranmaſtamine zu Hülfe gerufen wurden.
Die Mon oder Peguer , welche man als den zweiten .
Hauptſtamm aufführt, find jeßt durch die Birmanen und ihre
Beſißungen völlig von den Siameſen geſchieden , mit denen ſie vorerſt in der engſten Verbindung , ſpäter in fortdauerndem Kriege lebten. Der Name Mon , wie ſie ſich und das Land nennen ſollen , iſt wahrſcheinlich ein arges Mißverſtändniß, denn Mon oder Man bedeutet , wie im Siameſiſchen , das „ Land “ oder „ Neich .“ Die Birmanen nennen ſie Ta-lain (gew. Talien), in welchem Namen das in der ganzen hinterindiſchen Halbinſel als unſicherer Volksname verbreitete Wort Laos, loe, Lowa, Lawa u . dgl . eben ſo vorſticht, wie in dem Namen ei: nes andern Schanſtammes , der Pa-laun :Schans. Wir ſind noch nicht genug in die Sprachen der hinterindiſchen Völfer
eingeweiht, um auch nur mit halber Sicherheit aus den Bedeu-
belt, ſo wahrſcheinlich Hindus in dem jeßigen Pegu und in
dem Golf von Siam an der Ausinündung des Menam ; nach Cochinchina, das heißt an die öſtliche Abflachung der hinterin diſchen Halbinſel tamen Chineſen fowohl von Norden zu lande
als oſtwärts vom Meere her. Die Coloniſten vermengten rich mit den eingebornen Stämmen, und neue Völkerſdaften und Sprachgemiſche entſtanden , welche wir noch nicht zu enträth:
ſeln wiſen. Um über die wirkliche Grundverſchiedenheit der Völkerſtämme entſcheiden zu können , müßten wir mit dem in nern Lande weit genauer bekannt ſeyn , als dieß wirklich der Fall iſt, und wir dürfen feine abſoluten Stammesunterſchiede zwiſchen Peguern, Siameſen uc. annehmen , ſondern wir müß ten die Stämme im Innern , die unläugbaren Ureinwohner,
die Mranmas im Weſten , die Laos --- um dieſen Namen beizu: behalten, der ſo flüchtig iſt, wie nur je in der alten Geographie der Name der Selten im Oſten und Norden vergleichen, welche wahrſcheinlich gänzlich verſchiedener Abſtammung find ; aber bis jeßt kennen wir die Mranmaſprache, wie ſie im Gebirge geſpro chen wird, und die der Laos im tiefen Innern nur aus ſehr unſichern Quellen , und die Vermuthung iſt vielleicht nicht zu
kühn, daß dieſe beiden die einzigen eigentlichen Aboriginer, Ma: laien uud Anam aber, die erſtern von Süden aus dem Archipel, die lettern aus dem Norden eingewandert ſind. Das ganze Gräng: gebirgsland zwiſchen China und Hinterindien iſt von den Lowas oder Lawa befekt; wir finden ſie ferner auf dem ſiameſiſchen He:
birge zwiſchen 15° und 19 ' N. B. und als urbewohner des Landes Tſiampa im ſüdlichen Theile des cochinchineſiſchen Gebirges ; audy heißen ſie in der Anamſprache Loye, loi oder loe. Die Sprache
der Laos iſt nach Crawfurd durchaus identiſch mit der Tay-Sprache, *) Fier werden alſo Khiaen und Karaen 118 gleichbedeutend neben einander genannt, welde Vermuthnng wir weiter oben ſchon ausgeſprochen haben.
1283 d. h. mit der Sprache der Bewohner des Tieflandes *) am
bodſcha ein, aber von da aus weſtlich herrſcht der Stamm der
Menam, oder der Siameſen , und es zeigen ſich nur leichte
Laos und Schans, d. 1. der reinen und gemiſchten Ureinwohner.
dialektiſche Verſchiedenheiten . Gleichfalls nach Erawfurd reicht dieſe Sprache bis hinauf nach Tibet, und ſchließt ſich im Südoſten an die Sprache von Cambodſcha , iſt alſo im Grunde die Sprache des Gebirgs im Norden und Oſten. Nach dieſen Auseinanderſeßungen haben wir über die ver:
Im Weſten, im Gebirge von Arracan bis hinab zum Cap Ne: grais ſiben die Mranmas , der Urſtamm der Birmanen , zu denen auch die Karien oder Kiaye gehören. Die Peguer ſind ein mit Hindueinwanderern gemiſchter Stamm, ob Lawi oder Mranma iſt zweifelhaft, wahrſcheinlich das erſtere. Ob einzelne
ſchiedenen als Hauptſtämme genannten Völker nur noch wenige
wunderlich unter den andern hervorſtehende Namen, 3. B. der
Bemerkungen zu machen. Der jeßt bekannte Name Siam iſt
der Moi zwiſchen Cambodſcha und Cochinchina , eine beſona
nichts als eine portugieſiſche Verfeßerung von Schan, jeßt unter:
dere Bedeutung haben, ob ſie Reſte fremdartiger Stämme
ſcheidet man aber zwiſchen dem Staat Siam, mit der Haupt: ſtadt Banfof, und den übrigen Schanſtämmen , die mehr oder weniger unabhängig, bald aber auch dem Staat Siam oder dem
ſind, das können wir bis jeßt bei unſerer mangelhaften Kennt aber ein zufälliger Weiſe in Folge von Kriegszügen oder ähn
Reich Birma unterworfen ſind. Was der Name Schan be: deutet, wiſſen wir nicht, gewiß iſt er aber kein alter Volfs: name, und die Herkunft der Schans von fremden, wahrſchein-
lichen Begebenheiten fißen gebliebener Stamm an der Richtig keit der allgemeinen Ueberſicht nichts ändern, und wir wenden uns jeßt von den Volfsſtämmen zu den Staaten der hinterin
lich chineſiſchen Einwanderern und eingebornen Laos leidet wohl taum einen Zweifel. Die samen oder Cambodſchaner, auch Khammer oder bloß Siham genannt, bilden nach der obigen Aufzählung den fünften Hauptſtamm . Nach Burnouf und Klap roth weicht ihre Sprache nur dialektiſch von der Tay : oder
niedergelegten Anſichten uber die Stammesverhältniſſe beſtätigt oder widerlegt. (Fortreßung folgt.)
niß der Sprache noch keineswegs beurtheilen , jedenfalls fann
diſchen Halbinſeln, um zu ſehen, inwiefern ihre Geſchichte die hier
Ueber den Verbrauch an Lindenbaft in Rußland.
Schanſprache ab, nach Crawfurd roll ſie von der ihrer Nachbarn völlig verſchieden ſeyn , hinſichtlich des Körperſchlags, der Sitten , Gelege und Religion ſtehen ſie übrigens den Siameſen am
nächſten ; man wird ſie alſo wohl auch zu dein Laosſtamm rech nen dürfen. Was die Anam betrifft, welche das Hauptvolk in Cochinchina und Tonkin ſeyn rollen , ſo iſt zu bemerken, daß Naoc Anam in der cochinchineſiſchen Sprache **) das „Reich des Weſtlandes “ heißt, Anam iſt demnad kein Volfsname ; dagegen iſt es als gewiß anzunehmen, daß Tonkineſen und Cochinchineſen als Race zuſammengehören, daß ſie phyſiſch von den Siameſen ſich ſehr unterſcheiden ., ***) einerlei Sprache ſprechen, und daß dieſe zu den einſylbigen gehört ; man bezeichnet die Race als mongoliſch, was doch wohl nur ſo viel heißen foul, als daß fie aus dem Norden gekommen. Nach dieſen Angaben ſind wir im Stande, eine ungefábre
Schilderung der Volksſtämme der hinterindiſchen Halbinſel zu machen : die Malaven find fremd, von Sumatra her eingewan: dert, und ſtehen ohne weitere Vermiſchung mit den Ureinwoh nern da, die größtentheils verdrängt ſcheinen ; fremd, wie die
Malayen, ſind die Anameſen , aus dem Norden gekommen, und wahrſcheinlich ſchon in ſehr alter Zeit aus Yünnan her: abgewandert ; in welcher Verbindung ſie mit den Barbaren yon Yünnan , den Miao-tſe u. dgl. ſtehen , wiſſen wir noch nicht, doch iſt die Verwandtſchaft faum zu bezweifeln. Die Anameſen nehmen auch noch einen Theil des öſtlichen Sam *) Die laos nennen dort die eigentlichen Siameſen Tid an
Hr. Köppen , der bekannte Statiſtiker Rußlands , hat am 28 Mai
der ruſſiſchen Akademie eine Mittheilung über dieſen Gegenſtand gemacht, die äußerſt viel Intereſſantes cuthält.
Wo das Baftſchälen regelmäßig
getrieben wird , verläßt der gemeine Mann ſeine Behauſung im Mai oder Junius , ehe noch der Saft in die Bäume getreten iſt, und zieht mit Frau und Kind und Pferden in die Waldungen. Hier treibt er ſein Weſen einige Wochen lang , wobei er oft bis zum Gürtel im .
Sumpfe waten und ſich von Müđen zerſtechen laſſen muß.
Iſt ein
Baum gefällt und geſchält, fo legt man die Rinde ins Waſſer,
wo
fie bis zur Zeit der erſten Fröſte verbleibt ; Ende September8 oder Ans
fang October8 werden die Rinden aus dem Waſſer gezogen und in freier Luft aufgehängt, mit erfter Sdlittenbahn aber nach Hauſe geführt. Hier werden ſie in ſtark geheizte Stuben gebracht, und wenn ſie gehörig getrodnet find in Bänder zerriſſen , aus denen man dann die Matten webt. Im Durchſchnitt gibt ein Baum etwa 1 Centner Baft und 12 bio 13 Sadmatten.
Man kann annehmen , daß im nordöſtlichen Ruß
land jährlich gegen 14 Millionen Matten und Mattenfäde verfertigt werden , wozu im Durchſchnitt 700,000 bis eine Million findenbäume gefällt werden müſſen. Zu dieſen 14 Millionen liefert dat Gouvernement Wjätfa gegen reche, Roftroma gegen vier, Raſan eine, Niſchneinowgorod etwas mehr als eine , die Gouvernements Wologda , Tamboff , Penſa, .
!
Simbirsk u. f. w. zwei . Der Geſammtwerth aller jährlich verbrauchten Lindenrinde beträgt etwa 3 Millionen R. S. Da von allen jährlich
verfertigten Matten gegen 3 %, Millionen Stüd über die Gränze geben, ſo muß die inländiſche Conſumtion 10 %, Millionen Stüđ betragen. (Bull. sc. de l'acad. de St. Petersbourg. Nr. 200.)
thai oder Bewohner des Tieflandes.
**) Der Name Codhinchina iſt birmaniſch und heißt eigentlich Kiofatſchin -Scan ; dieß iſt wenigſtens die Erklärung von Hamil ton, im Lande ſelbſt iſt der Name gänzlich unbekannt.
***) Bei den Siameſen findet ſich unter den einzelnen Individuen bedeutende Vannichfaltigfeit des äußern Anſehens, wie dieß von einem Miſchlingsvolk zu erwarten ; Sagegen ſind die Anameſen fich in Deußern ungemein ähnlich.
Chronik der Reiſen . Reiſe nach
hint a .
(Schluß der erſten Abtheilung .) Um 7 Uhr verſamınelten wir uns alle in der Jurte unſeres Vor
ftanded , um Thee zu trinken , und ich bemerke hier im Vorübergehen,
1284 daß wir son biefem Lage an bis zur Rüdfehr des Borſtander nach Rußland den Thee ſämmtlich miteinander gemein hatten. Die Jurte unſerex Vorſtandes gehörte ihm eigen, und geichnete ſich deßhalb augen fcheinlich durch ihre Reinlichkeit vor den unſrigen aus, welche durch die chinefiſchen Defehlshaber von den benachbarten Mongolen für uns res quirirt worden waren. Eine Jurte ift nichts anderes, als ein hölzerner Käfig , der in einen abgeſchnittenen Regel ausläuft ; von der Außenſeite ift fie mit Filzen gedeckt, und oben eine Deffnung gelaſſen , die als Rauchfang dient. Andere Jurten find auch innen mit Filzen andges fchlagen ; diejenigen aber , welche die chineſiſche Regierung uns lieferte, waren ſo gerriffen, vom Nauche geſchwärzt und ſchmurig, daß wir ſchon in der zweiten Nacht in unſern Kibitfen zu ſchlafen beſchloſſen. Wenn
wir ung zum Thee verſammelten , mußten wir uns auf Mangel an Stühlen und Schämeln auf Filzen niederſcßen, die ringe um die innere Waud der Jurte auf dem feuchteu Boden ausgebreitet waren. Unſer erſtes Theefrühſtüd war etwas langweilig , das Geſpräch wollte nicht recht in Gang fonimen , und es war ſichtbar, daß jeder von uns an die
Heimath dachte. Beamte ein .
fchäftigungen beſtanden darinnen , daß einige von uns geognoſtiſche Fora ſchungen anſtellten , andere Pflanzen fammelten , barometriſche und metereologiſche Beobachtungen machten oder landſdafteftijgen aufnahmen, und bei der Ankunft im Nachtlager trug jeder ſeine Bemerkungen in ein Journal ein , ftillte ſo gut als möglich feinen funger und warf fich erſchöpft auf ſein nichts weniger als üppige lager. Hier muß ich auch unſerer Meiſegefährten erwähnen : unſerer waren fürs erfte neun Miffionäre , von denen vier Geiftliche, die übrigen weltlich waren . Uußerdem war der Vorſtand der Miffion ba mit einem Geſchäftsführer,
zwei Koſafenofficiere und zwei Civilbeamte, von denen der eine fich mit Botanik, der andere mit aſtronomiſchen Beobachtungen beſchäftigte, und endlich zur Bedienung und Aufſicht über die Pferde und das Gepäck 30 Koſafen. Jeder dritten Tag machten wir in der Regel Rafttag, am die Pferde ausruhen zu laſſen . Dieß war die langweiligſte Zeit , und um ſie zu tösten, wechſelten wir ab Mit Effen und Boſtonſpielen. So gelaugten wir nach Urga .
Am Ende unſeres Frühſtücks traten zwei chineſiſche
Mi s cellen. Verminderung der Armentare in England. Aus einem
Der ältere davon , Fu - lao - e , hatte auf der Müße einen
weißen undurchſichtigen Knopf , war hager , ſchwarz und yon mittlerem Alter ; der zweite , Fu =ba = é , mit einem kupfernen Sinopfe, war ein fleiſdiger , rothbadiger Mann von 25 Jahren.
Sie traten ein mit
chineſiſchem Ceremoniell, begrüßten den Vorſtand und uns, wurden nach dem Ehrenplaße geführt und tranken eine Taſſe Thee ohne Zucker, wie dieß allgemein chineſiſche Sitte iſt. Das Geſpräch beſtand nur aus den
gewöhnlichen Begrüßungen , und war bloß dadurch beachtenswerth , daß
auf Befehl des Parlaments gedructen Document geht hervor , daß die Geſammtſumine der zur Erleichterung,ber Armen bezahlteu Abgaben in dem am 25 März 1840 zu Ende gehenden Jahre 3,850,010 Pft. St. betrug, während dieſelbe Ausgabe im Jahre 1834 , dem leßten Jahre vor dem neuen Armengefeße , 5,520,924 Pfo. St. betragen hatte. Die Vermin = derung betrug alſo über 1,600,000 Þfd. St. (Engl. Bi.)
.
die Herren dhineſtſch ſprachen , was erſt von einem ihrer dazu mitges brachten Diener in8 Mongoliſche und dieſes von unſerem Dolmetſcher ins Ruſſiſche überſeßt werden mußte. Man fann fich denken , wie die chineſiſche Phraſe in ruſſiſcher und die ruſſiſche in cineſiſcher Forin
ausſah nach einer ſolchen Wanderung . Nach einiger Zeit fepten fich die chineſiſchen Beamten zu Pferde und sogen uns voran nach der nädſten Station,
Ihnen nach folgte
unſer Wagenzug. Einige von uns feßten ſich gleichfalls zu Pferde, die übrigen nahmen Plas in den Kibitfen .
Verlängerung des Sommers im Norden. Hr. Källftröm hat Nachforſchungen angeſtellt über die Zeit des Gefrieren und des Wiederaufgehens der bei Archangel ins weiße Meer mündenden Dwina, und zieht aus den umſtändlichen Angaben der Zeit , wo die Dwina zu
fror und aufging, den Schluß, daß in der Breite von Archangel vom Jahre 1740 bis 1840 der Sommer im Durchſchnitt um vier Tage länger
geworden fey . (Bull. sc . de l'acad. de St. Petersbourg. Nr. 187.) *
Unſer Marſch war höchſt er :
müdend , da wir immer im Schritte zogen , aus Furcht die Pferde zu ermüden , die auf dem ganzen Wege fich nur vom Gras auf dem Boden nähren konnten . A18 wir adt Werſte weit gezogen waren , erfliegen wir einen Hügel, von dem aus wir zum lebtenmal das faum noch aus
der Ferne fchimmernde Kiachta betrachteten. Ohne allen Befehl hielt der Wagenzug an , und einige Minuten lang konnten wir nicht von der Stelle. Hinter uu$ erblidten wir noch das Vaterland, und vor uns
Ichthyoſauren in Nußland. Bisher hat man in Rußland, tas an Ueberreſten vorweltlicher Landthiere ſo reid ift, von dieſen Waſſer thieren nichts aufgefunden. Dr. Gidwald hat aber in einer Abhandlung nachgewiefert, daß ſich im Wolgagebiet in der Nähe von Simbiret ders gleichen finden, und zwar gehören dieſelben einer der größten Arten an. Damit iſt zugleich auch die fiasbildung in dem dortigen Gebiet außer Zweifel geſtellt. (ibid. Nr. 200.)
grünte ein Fichtenwald , jenſeite deſſen ſich völlig öde Bergfetten erhoben , wo auch nicht eine menſchliche Spur zu ſehen war. Als wir nach ſechs
ftündigein Marſch 30 Werfte zurüdgelegt hatten, erblickten wir abermals die für uns hergerichteten Jurten.
Hungrig und erſchöpft von dem
langſamen Marſde, fielen wir beißhungrig über den Zwieback und Thee her, während die Koſaken einen Odſen ſchlachteten und Sotſchi fochten . Schtſchi und Thee nebſt Roggenzwiebad waren unſere einzigen Nahrungs mittel bis Urga, welches 300 Werſte von Kiachta entfernt iſt, und wohin wir etwa zwei Wochen brauchten. Unſer Marſch bis dahin war eben ſo einförmig alb unſere Lebensmittel. Jeden Tag brachen wir um
9 Uhr auf , gogen ö , 6 oder 7 Stunden , je nachdem der Weg mehr oder minder ſchwierig war , und hielten dann Nachtlager. Unſere Be
Härtung von Gypefigurer.
Ein Hr. Penware hat ein
Verfahren erfunden , Statuen und Büften aus Gyps vermittelſt einer
Auflöſung von Alaun hart zu machen ; fie ſollen ein marmorartiges Ausſehen und faſt auch Marmorhärte erlangen ; man kann ſie auch ohne Edaden der Feuchtigkeit aufſeßen , fte werden nicht ſo leicht fchmußig, und laſſen ſich ſo leicht reinigen , wie der Marmor. Man läßt die Gypsfiguren in einer leichten , aber ziemlich warmen Alaunauflöſung 15 bis 20 Minuten liegen ; nimmt ſie dann heraus , läßt fie abtropfen und erfalten und gießt dann erſt wieder eine Alaunauflöſung darüber, To taß der Gyps wie mit einer Fryſtallifirten Schichte beredt wird. .
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( Echo du Monde Savant vom 6 Noveinber . )
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Gott a'iden Budhandlung. Verantwortlicher Neracteur Dr. Ed. Wide n m a n 11 .
Nr. 322.
Das
A usland . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 18 November 1841 .
Alte Kuinen in Vacatan .
den Maſſen , welche wahrſcheinlich die Ueberreſte großer Städte
(Nach einem Memoire des þrn. von Friedrichthal. Athen, vom 16 Det.)
nos oſtwärts erſtredt, zeigt eine faſt ununterbrochene Reihe
Ich landete im December 1838 an der Mündung des Fluſ
von Trümmerhaufen und Städten bis zu den Heiligthümeru
ſind. Der Landſtrich , welcher ſich von der Laguna de Termiz
fes San Juan im Staate Nicaragua , und beſuchte die In ſeln des gleichnamigen Seed , deren größte wegen ihrer zahl:
der Inſel Cozumel.
loſen Begräbnißplaße die Todtenſtadt einer einſt hier wohnens
Gebäuden unterſcheiden, und ſie zeigen unzweifelhafte Spuren
Drei verſchiedene Epochen der Kunſt laſſen ſich in dieſer
den , aber jeßt erloſchenen Nation geweſen zu feyn ſcheint.
eines gleichen Urſprungs mit den Ueberreſten von Palenque.
Nach mehreren Kreuz- und Querzügen im Lande umher ver :
Dieß iſt namentlich mit den ältern Werken der Fall, welche aus großen rohen Blöden beſtehen , die ohne Mörtel zuſammen
I
ließ ich es wieder; aber aufgemuntert durch die Reſultate mei: ner Reiſe und durch die Berichte des Hrn. Stephens über die
antiquariſchen Schäße der ſüdlichen Provinzen von Merico, be:
gefügt find ; ſolcher Art ſind die Gebäude in der Nähe der Hacienda Ati, 27 engliſche Meilen ſüdöſtlich von Merida. Zu
tratioimSpätſommer1840 die Halbinſel Yucatan,entſchlof: Trümmer, Chichenißa,die85 Meilenweiter,aber in derſelben Richtung,find das Anſehen haben, als gehörten ſie zu einer
ſen, eine Unterſuchung der alten Denkmale dieſes Landes mit
meinen botaniſchen und phyſikaliſchen Forſchungen zu verbin: den. Es iſt jeßt 350 Jahre her, ſeit die Spanier zuerſt dieſen
heiligen Stadt, und man findet die Thorwege und die innern Mauern mit in Stein gehauenen menſchlichen Figuren und
Boden betraten ; wohin ſie aber auch ihre Herrſchaft ausbreite:
Symbolen geziert, auch ſind hier Colonnaden, zwar von plumper
ten , da ſchloſſen ſie alle anderen Nationen vom Verkehr mit dem beſiegten Lande aus. Die Nachrichten der erſten Erobe: rer enthalten manche Notizen über die glänzenden Gebäude,
Bauart aber erſtaunlichem Umfang : an einer Stelle liegen 480 Pfeiler am Boden, die zu einem einzigen Gebäude gehörten . Bei Urmal dagegen , zwiſchen Merida und Campeche finden fich
welche ſie in Merico und Yucatan fanden , und auch die fircha
im Innern Faum irgend Zierrathen , dagegen aber iſt das
lichen Chroniten des Landes gaben einige oberflächliche Schil: derungen derſelben , aber Unwiſſenheit und Eiferſucht hemmten jede Bekanntmachung über dieſe merkwürdigen Gebäude , und
Mauerwert außerhalb koſtbarer und feiner ausgearbeitet. Einige
der Fanatismus ließ kein Mittel unverſucht, um auch die uns ſchuldigſten Gegenſtände , welche an das Heidenthum erinnern konnten, zu zerſtören , und ſo kam es, daß unter den Maya:
Indianern auch nicht Eine Tradition über den frühern Zuſtand ihres Landes übrig blieb. So ſind auch dieſe intereſſanten Ge: bäude, die einzigen Zeugen der Macht und Bildung entſchwun : dener Zeiten und Völker , nach und nach in Trümmer zerfal: len, und die Hieroglyphen , Statuen und Basreliefs, welche die Mauern bedesten, und die im Ganzen manche wichtige Kunde hätten geben können , find jeßt zerſtört, auseinander gefallen,
und nichts mehr als antiquariſche Curioſitäten. Wir haben feine Mittel, die Zahl der alten, über die Oberfläche von Yucatan zerſtreuten Gebäude zu beſtimmen , aber ſie iſt ſehr groß : fie finden ſich manchmal einzeln. manchmal in bedeuten:
der unterſcheidenden Charakterzüge dieſer Bauten ſind folgende :
1) ganze Städte ſcheinen auf einmal erbaut worden zu ſeyn ; 2 ) alle heiligen Gebäude ſind genau gegen Oſten gerichtet; 3), das Fundament ſowohl als die Mauern ſelbſt beſtehen aus einer feſten Maſſe von Mörtel und kleinen Steinen, die lekterrt aber waren auswendig und inwendig mit Steinen in Parallele : gramm-Form, von 8 bis 12 Zoll Länge und 5 bis 7 Zoll Höhe bedect ; 4 ) alle Gebäude ohne Ausnahme ſtehen auf einer oder
mehreren Terraſſen von mehr oder minder bedeutender Höhe; 5) die Höhe der Gebäude iſt ſelten über 20 bis 30 Fuß, und die äußere Seite gewöhnlich vom Boden auf bis etwa zur halber Höhe ohne Abſaß , dann kommt eine wechſelnde Anzahl Kars nieße, hierauf ein glatter (oder auch verzierter Zwiſchenraum , und dann ſchließt wieder ein Karnieß den obern Rand. Die wichtigſten Gebäude zeigen in dieſem : obern Raume eine er :
ſtaunliche Mannichfaltigkeit von Hieroglyphen und zierlichete 322
1286 Figuren , und ſelbſt Bildhauerei findet ſich angewendet, um den
dien her, wohl hauptſächlich auch des Handels wegen über Pegu,
Glanz zu erhöhen ; eine der gewöhnlichſten Verzierungen auf heiligen Gebäuden iſt eine gewundene Schlange. Die Bauten von geringerem Range haben an dem obern Theile Reihen von kleinen Halbſäulen . 6) Ein ziemlid; allgemeiner Eindrud iſt, daß
unabläſſig fortdauerte.
Ein etwas helleres Licht über die Lage des Birmanenreichs verbreitet die Aufzählung der „Kriege zwiſchen Birma und China, ' welche Oberſt Burney , vor einigen Jahren engliſcher
Reſident in Ava, aus einer 38 Bände ſtarken Chronik der Kö: nige von Prome, Pagan und Ava zuſammenſtellte. *) Der äl: oft ſo nachläſſig aneinandergefügt, daß manchmalZwiſchenräume teſte darin erzählte Vorfall fällt in der Zeit vor Chr. unter die
der ausgezeichnete Plan der Architekten augenſcheinlich auf eine fehr untergeordnete Weiſe ausgeführt iſt, denn die Steine find
von mehreren Zollen mit Mörtel ausgefüllt ſind. Wir können
Dynaſtie Han, wo eine chineſiſch -tatariſche Armee das Land an :
daraus den Schluß ziehen , daß die Eingebornen des Landes gefallen haben roll; das zweite Ereigniß fällt ans Ende des nicht im Stande waren, die Bauentwürfe ihrer gebildeten Et: zweiten Jahrhunderts , wo eben in China arge Verwirrung oberer auszuführen . Man ſtößt indeß , namentlich zu Usmal,, herrſchte, und gewiß keine großen Heerzüge unternommen wur:: auf genügende Beweiſe einer weiter vorgeſchrittenen Kunſt in ben . Im 11ten Jahrhundert iſt von Tribut an China die der Ausführung ihrer Sculpturen , und ihre Geſchidlichkeit in Rede, der bald verweigert, bald bezahlt wird. Bedeutender der Plaſtik zeigt ſich in den Götterbildern und andern figuren als dieß iſt der Umſtand, daß in den Jahren 1281, 1284 und von Thon, welche häufig in den Graburnen gefunden werden, 1300 chineſiſche Kriegszüge erwähnt werden , denn die Mongo: und in künſtleriſcher Hinſicht alles übertreffen , was ſonſt die len dehnten allerdings nach der Einnahme von China ihre Nation hervorgebracht hat.
H i nter in die n .
Kriegszüge über den ganzen Süden aus.
In der Mitte des
15ten Jahrhunderts find wieder mehrere Feldzüge der Chineſen gegen Birma aufgezählt , ießt trifft aber der Zug die Birma
nen nicht mehr zufällig, weil die mongoliſch -chineſiſchen Heere .
(Fortſeßung. )
Wir beginnen mit dem Birmanenreich als demjenigen, das
bloß erobern wollten, ſondern der Grund des Krieges liegt in beſtimmten Gränzſtreitigkeiten , und dieſer Grund iſt auch an :
and hier zunächſt intereffirt. Augenſcheinlich iſt es, daß Hins gegeben ; es handelt ſich um einige Schanſtaaten , mit denen welche von den Shi hieraus deutlich, daß und Birma nicht die zu ſprechen , Erpeditio:
deſſen Gründung man einem Enkel Gautamas , alſo einem Hindu zuſchreibt, deſſen Nachkommen noch überdieß bald im
die Birmanen im Streit leben , und nelen beſchüßt werden. Man erſieht von eigentlichen Kriege zwiſchen China Rede ſeyn kann, es ſind , um cinefiſch
Irawaddythal, bald in Indien gewohnt haben ſollen. Später
nen der Gränggouverneure , um die benachbarten Barbaren in
dus zuerſt als Lehrer und Coloniſten ins Land zogen. In der Nähe des heutigen Prome lag die älteſte Hauptſtadt des Reichs ,
wurde Pagan die Hauptſtadt, von deſſen Gründung man eine
Ordnung zu erhalten, ja die Bedeutungsloſigkeit Birma's tritt
ähnliche Legende erzählt, wie von Carthago, zum mindeſten ein ficherer Fingerzeig, daß auch dieß eine Colonie iſt. Pagan blieb
noch viel auffallender hervor , indem die Talainen in Pegu, civilifirter und reicher als die Birmanen , gar kein eigentlich
Reſidenz bis zum I. 1356, 1215 Jahre lang. Die Trümmer der Tempel von Pagan kann man noch ſehen , ſie ſind ungemein zahlreich, ſo daß die Birmanen ein Sprüchwort haben : To zahl.
birmaniſches Reich anerkennen , ſondern der Streit um die Gränge zwiſchen Pegu und China geht. Der Handels- und
reich wie die Tempel von Pagan ; bei der Zeit, in welcher Pa : gan hauptſächlich blühte, kann es nicht verwundern, daß ſie nicht mehr den reinen indiſchen Styl an ſich tragen, ſondern ſchon von der Ausartung dieſer Baukunſt, wie ſie in China namentlich ſich zeigt, deutliche Spuren an ſich tragen. Die zahlreichen Tempel
und die vielen künſtlichen Aushöhlungen in den Felſen , in welchen einſt buddhiſtiſche Einſiedler gelebt haben müſſen , zeigen
Culturſtaat Pegu dehnt feine Anſprüche bis zu dem Ge: biete des nächſten Culturſtaates China aus , mit wie viel Fug, iſt freilich eine andere Frage. Der König von Birma erſcheint
als ein barbariſcher Häuptling, der aber in den Kriegen zwiſchen Pegu und Ebina, ſo wie bald darauf auch zwiſchen Siam und Pegu, nach und nach eine Bedeutung erhält , welche die Rache der Peguer über ihn herbeizieht: in derMitte des 16ten Jahr: hunderts ift Birma völlig erobert, und Pegu's Grängen reis
chen wieder bis China. Indeß am Ende desſelben iſt die Hauptſtadt Ava wieder hergeſtellt, und in der zweiten Hälfte des 17ten finden wir einen ernſtlichen Krieg zwiſchen Uya und China , in dem einſt auch einer zahlreichen Colonie buddhiſtiſcher Prieſter als ein aus China veriagter (Provincial :) Kaiſer in Birma Auf
deutlich, daß hier hauptſächlich bloß eine fremde Niederlaſſung war , die verhältnißmäßig wenig Einfluß auf das Volt hatte. Ebenſo haben die Aushöhlungen bei Bamian wahrſcheinlich
!
Aufenthalt gedient, und wie dieſe Prieſtercolonie längere Zeit das umliegende land beherrſcht zu haben ſcheint, bis irgend 1
eine kriegeriſche Begebenheit ihr ein Ende machte, ſo ſcheint es ein ähnlicher Fall mit Pagan geweſen zu feyn. Doch iſt von jener Zeit her den Birinanen die Paliſchrift geblieben, und hat
auch auf ihre Sprache mannichfach eingewirkt. Merkwürdig iſt, daß ſich auch Spuren vom Bramacultus in den Ruinen zeigen, ein Beweis, daß die Einwanderung und Einwirkung von In:
nahme findet. Den eigentlichen Anfang des neubirmaniſchen Reicho fann
man alſo erſt an das Ende des 16ten Jahrhunderts reßen, Birma wurde groß durch den Kampf zwiſchen Pegu und Siam,
deſſen wir oben gedachten, und bemächtigte ſich Pegu's am Ende des 17ten . Aber die Peguer, jeßt durch Europäer, Franzoſen, Portugieſen und Engländer, wie früher von Hindus, unterſtüßt , *) Siehe Afatic Journal 1833. Jul. Aug. Sept.
1287 erwehrten ſich der barbariſchen Feinde , und unterwarfen fich
ganz Birma im Jahre 1733 , bis ein heldenmüthiger Land: mann aus dem Dorfe Mitſobo feine Landsleute zu den Waffen rief, die Peguer aus dem Lande jagte , und den Thron be:
ftieg unter dem Titel ut aong - b'bura (gewöhnlich : Alom : pra, der zum Buddha beſtimmte ). Er iſt der Wiederherſteller feiner Nation und des Reichs, und von ihm datirt alles, was auf die fpecielle Birmanengeſchichte der neuern Zeit Bezug hat. a
Alompra ſtarb bald, hatte aber bereits Pegu und beinahe auch
Siam unterworfen. Seine Nachfolger erweiterten das Reich nach allen Seiten , ſchlugen, wenn man ihren Nachrichten glau: ben darf, in den vier Jahren von 1766 bis 1770 die Chineſen zurüc , eroberten Munipur , brangen in Arracan ein , über:
ſtiegen endlich die Gebirge am Südrande von Aſſam , und eroberten dieß land.
Selbſt die oberflächlichſte Kenntniß des
lifchen Truppen am Frawaddy aufwärts. Dennoch dauerte der Krieg, tror der großen Entfernungen , nicht völlig zwei Jahre. Die Bedingungen des Friedens waren freilich für den birma niſchen Stolz empfindlich, und von Seite Englands ungemein wohl berechnet : Aſam mußte an die Engländer abgetreten
werden, welche das 1chöne, aber verwilderte Burramputterthal alsbald beresten ; die Gebirgsſtaaten , namentlich Munipur,
welches die Verbindung zwiſchen Birma und Afam bildet, wurden für unabhängig erklärt, d. 6. ju mittelbaren engliſchen Provinzen gemacht ; ganz Arracan nebſt Longthwen , d. h. die
weſtliche Abdachung des Gebirgs zwiſchen Birma und dem ben: galiſden Golf mußte abgetreten werden ; für England waren
die zahlreichen Hafen dieſes tief eingeſchnittenen Küſtenlandes und ſeine Teakwälder von hohem Werthe. Das Wichtigſte aber für England waren die ſogenannten Tenaſſerimprovinzen.
Zuſtandes dieſer Länder erklärt die Leichtigkeit der Eroberungen , aber die Birmanen wurden dadurch doch ſo übermüthig, daß ſie
Dieſer, nirgends über einen Grad breite Landſtrich liegt auf der
endlich auch mit den Engländern anbanden. Indeß vergrößerte die Ausbreitung der Herrſchaft in die armen und entlegenen
Gebirgs , erſtredt ſich von 200 40% bis 10° 50' und bietet nicht bloß vortreffliche Zwiſchenſtationen für den engliſchen Handel nach Pulo Pinang, Malacca und Singapur, ſondern er: öffnet auch dem engliſchen Handelsgeiſte die ganze Halbinſel Malacca, ſo wie die Schanſtaaten im Dſten und Norden. Wel
Länder die Macht der Birmanen keineswegs, ſondern ſchwächte fie vielmehr, da ſie zu roh und ungebildet waren , um die durchzogenen Länder in Unterwürfigfiit zu erhalten ,. und ei: nen wahren Nußen daraus zu ziehen . In den Jahren 1795, 1802 und 1809 gingen engliſche Geſandtſchaften nach Ava, uin die Jrrungen mit dem Hofe ſelbſt auszugleichen , und engere Handelsverbindungen anzuknüpfen , aber ſie ſcheiterten alle an
der Unwiffenheit und dem Uebermuthe, vielleicht auch zum Theil an der Furcht dieſer Halbbarbaren , da ſchon ſeit der engliſchen Geſandtſchaft an den Hof Alompra’s im Jahre 1755 fich unter den Birmanen die Anſicht feſtgeſegt hatte , daß die
Engländer ihnen wie den Bengaleſen mitſpielen würden. Allein die fortgeſenten Erfolge gegen die ſchwachen Nachbarn ſteiger: ten ihren Uebermuth, und nicht nur geſchaben einzelne inſolente Gränzverlegungen in Dichittagong, ſondern der birmaniſche Be: fehlshaber an der Gränze von Aſſam gegen Bengalen ließ auf eine brittiſche Reclamation wegen Gränzbeeinträchtigung die Antwort geben , „ der König von Ava werde von Aſſam aus in Bengalen einfallen , und Dacca und Murſchedabad beſeßen."
Nun war nicht länger zu zögern , und unmöglich konnte Eng: land die Beleidigungen mehr in die Taſche ſteden , wie dieß im Jahre 1812 von Lord Minto, und im Jahre 1818 von dem
Marquis 6. Haſtings geſchehen war , denn der Schreden in Bengalen , und in Folge deffen auch die Hoffnungen der Feinde Englands, waren ſo groß, daß, als die birmaniſchen Truppen
Oſtküſte des Saluen und dem Beſtabhange des ſiameſiſchen
chen Gebrauch die Engländer von dieſer Stellung zu machen wußten, werden wir ſpäter ſehen . Die eingebildete Macht der Birmanen war ganzlich gebro: chen, und ihnen blieb nichts als ihr Hochmuth, der ihre Nieder: lage bald genug durch den raſchen Ueberfall der Engländer, den
Abfall einiger Peguer u. dgl. entſchuldigte.
Seitdem iſt in
Birma eine Thronrevolution erfolgt. Der König, welcher im Anfang des Jahres 1826 den Frieden mit den Engländern ge: ſchloſſen hatte, ſtarb am Ende des Jahres 1836 , und Chara:
waddi, ſein Bruder, verdrängte feinen Neffen. Seit dieſer Zeit haben die Kriegsdrohungen der Birmanen nicht aufgehört: viele meinen, England habe ſich durch die hochmüthige Behandlung
ſeiner Reſidenten ſchon zu viel gefallen laſſen, und gewiß iſt, daß die angloindiſche Regierung längſt dieſe Beleidigungen geahndet hätte , wenn ſie nicht die Koſten eines ſolchen Kriegs: zugs ſcheute. Von einem eigentlichen Widerſtande der Bir: manen fann faum eine Rede reyn , aber England wird durch einen ſolchen Krieg genöthigt, den ganzen Irawaddylauf zu be: regen , und wird dadurch China's Landnachbar, eine Ausſicht zu unſaglichen Schwierigkeiten .
(Schluß fol gt.)
in einigen Vorpoſtengerechten in Dichittagong die engliſchen
Truppen zurüddrängten , alles auf der Oſtſeite des Ganges, obgleich man noch durch den breiten Burramputer geſchüßt
war, fich auf die Weftſeite flüchtete. Jeßt ging aber ein brit: tiſches Corps nach Aram , eine Flotte mit Landtruppen nach Rangun, dem Haupthafen von Pegu , zugleich wurden die Ha:
fen von Mergui, Cavan and Martaban jenſeits des Saluen ohne Schwertſtreich beſeßt , und die Birmanen erlitten eine
Niederlage nach der andern. Nur die Negenzeit und die Ueber: fchwemmungen hemmten eine Zeitlang das Vorrüden der eng:
Die Eroberung der Jnſel Capri. Der dießjährige September des Morgenblatts (Nr. 217 bis 219) bringt unter der gleichlautenden Ueberſchrift ein neueſtes Product von Alerander Dumas, welches der Berichterſtatter, als „ für den Mann und die Nation gleich bezeichneud ," ausnahmsweiſe und der ſonſtigen Dar ſtellungsart desſelben Autors gegenüber , allerdinge mit Recht als „ flaj fiſch“ aufführt , ſofern ſeine Schilderung lebhaft an die renommirenden Berichte von den Thaten römiſcher Heere erinnert. Une ftieg alsbald bei teſſen Leſung eine näher liegende, auch unſerem tranerhenanen Nadi
1288 bar, wie ein auch nur flüchtig vergleichenber Blid darthut , keinesweg ! unbekannte Erinnerung auf : die Darſtellung nämlid , welche ber nicht nur als Augenzeuge, ſondern als Berather und Krieger weſentlich bei der Unternehmung mitbetheiligte Pietro Colletta in der Geſchichte ſeines Vaterlandes *) von jenen heißen Octobertagen des Jahres 1808 entwirft.
Jedenfalls wird eine Zuſammenſtellung des italieniſchen Borgänger8, deffen Schilderung zu der feines franzöftfchen Nachfolgero fich ungefähr
verhält wie ein Capitel aus Tacitu8 oder Salluft zu einem Bulletin det Moniteurs , mit der lebtern , die gewiß noch in friſchem Andenken auf merkſamer Leſer des Morgenblatte ſteht, nicht ohne Intereſſe feyn. „Mitten unter dieſen Feſten **) betrieb der König die Ausrüſtung gegen Capri. Dieſe Infel, wie ich im vorigen Buche berichtet , in den Händen der Engländer zum Herde von Verſchwörungen und Räuberei .
geworden, war der Obhut des Obriſten Lowe übergeben, eiuein jämmer
lichen , geizigen Menſchen (uomo tristo ed avaro ). Der Angriffeplan war vom König Niemandem vertraut als dem Kriegsminiſter, um Waffen uns Vorräthe herbeizuſchaffen , und einem Genieofficier, einem Neapoli
Theil durd das Alter und durch das Strömen der Waſſer zerſtört ift. Viertauſend Einwohner bebauen die Inſel, damals treu ergeben der 1800 Mann ſtarken engliſden Befaßung. Wo auch immer ein Wage=
Hals hätte landen mögen , wehrten ihm Graben , Mauer aber Wache ; den Hafen und die Marine bewachten Batterien ; fünf befeſtigte Punkte, einer auf Anacapri , vier auf Capri, alle wohlbewaffnet, vertheidigten jedes Fledchen Erde ; die Stadt war mit Mauern umgeben. Die Eng= länder , welche dieſe Stelle für unüberwindlich hielten , nannten fie Kleingibraltar ; aber nicht vermochte den friegeriſchen Drang Joachims
zurüdzuhalten , dem eß ſchimpflich ſchien , von ſeinen Hallen baß feinde .
liche Banner wehen und die Beſaßung ficher und ſorgloß weilen zu ſehen .
Nachdem der Plan gereift , viele Barfen ausgerüſtet, noch mehrere mit franzöſiſchen und neapolitaniſchen Soldaten vollgepfropft, der Ober befehl dem General Lamarque übertragen , bewegte fich der Zug in der Nacht des 3 October8 aus dem Hafen von Neapel, ein anderer fleinerer
Um Mittag des 4 wird die Inſel von drei Seiten an gegriffen : am Hafen , an der Marine , an einem ſchroffen Punkt der
von Salerno.
taner , ***) um die Inſel auf einem kleinen unbemerkten Fahrzeuge zu
Küſte von Anacapri .
umkreiſen und den Landungsort nebſt den übrigen zum Unternehmen nothwendigen Kriegerforderniſſen anzugeben. Zweimal unter der Herre ſchaft Jofephe war dieß Unternehmen verſucht, eben ſo oft aus Mangel an Geheimhalten vereitelt , ja zu Schaden und Schmach ausgeſchlagen , weil unſere Schiffe von den ihnen entgegenſteuernden der Feinde genoin
falſche, obgleich durch die Zahl der Barken und die Beftigkeit als die wahren erſcheinend; der auf Anacapri, unſcheinbar und fauin bemerklich, war der eigentliche.
Von den drei Angriffen waren die beiden erſten
Hier , auf einem kleinen Felſen , den die Wellen
.
bedecten , landeten wir , einige Officiere , und indem wir eine hölgerne
men und zerſtreut wurden.
Leiter an den Fel8 lehnten , ſtiegen wir aufwärts , eine unbedeutende Strede weit an dem Geſtein uns anklammernd ; dort eine andere Leiter aufſtellend und ſie erflimmend , gelangten wir auf einen weiten rauhen
Die Inſel Capri, 26 Miglien von Neapel, 3 vom Vorgebirge Campanelle entfernt , erhebt ſich aus dem Meeré als ein Gürtel hober Felſenmaffen ; eine enge Bucht, Hafen genannt, gewährt Fleinen Schiffen
unſichere Zuflucht; an einem andern Orte hätte ein fdmales Sandufer unbedeutendern Fahrzeugen anzulegen geſtattet, wenn nicht mächtige Batterien, Befeſtigungen und Trancheen es verhindert. Das Innere der Inſel theilt ſich in zwei Theile , der eine gegen Morgen von geringer, der andere gegen Abend von bedeutender Höhe ; in jenem iſt die Stadt, ebenfalls Capri genannt, viele Landhäuſer , die Marine , die ſtolzen 1
Zeugen der tiberianiſchen Wolluſt, und fruchtbarer Boden mit Wein pflanzungen bedeckt; auf der andern Seite , genannt Anacapri , iſt das Erdreich unfruchtbar und ſteinig , der Himmel ſchwer von Wolfen , bes wegt von Winden , und på findet ſich dort eine kleine Ortſchaft, zu der man auf einem einzigen engen Pfade gelangt, in hohen Stufen (es find deren dreihundert ein und achtzig ) aus dem Feld gehauen, beren größter .
) Storia del Reame di Napoli dal 1734 sino al 1825 del Generale Pietro Colletta. Libr. VII, Cap. 1. Das Werk ifi eingetheilt in gebn Bücher. Das erſte und zweite Buch führt, nad) einleitendem Rückblick auf frühere
Jabrhunderte , von der Chronbeſteigung Saris von Bourbon ( 1734) bis zum Jahre 1790 ; das dritte , vierte und fünfte geht bis zum Februar 1806 ; das rechste , das kürzeſte von allen , iſt ausſchließlich demn Regies
rungsintermezjo Joſeph Bonaparte's , das ſiebente , bei weitem das ums
Plaß, von der Natur bekränzt mit großen bogenförmig gereihten Steinen, die leßten überwindlichen Şemmniſſe , um auf die Höhe der Inſel ju gelangen. Die Bahn war eröffnet; den zulegt Gelandeten folgten mehr und
mehr ; ſchon über achtzig hatten wir den Fuß auf der Inſel, der General mit uns ; auf der Spiße jeder Leiter ſtand als Wabr - und Siegeszeichen unſere Fahne aufgepflanzt und die unaufmerkſamen Bertheidiger batteit noch nichts bemerkt.
Endlich wurden wir entdedt; heran eilte der Feind
auf dem Kamm des überragenden Hügels ; aber aufgehalteu durch Schüffe, die wir hinter den Feldblöden hervorſandten , und furchtſam , unent fchloſſen , erwartend die von Capri verlangte Hülfe, wagte er nicht heranzunahen , indeß andere Soldaten landeten , ſo daß binnen furgent .
fünfhundert der Unſrigen im Kampfe ftanden .
Allein das Meer ward ftürmiſch, unſere Schiffe fuchten das Weite; dem erſten Fels zi naben war unmöglich; eine kleine Schaar Verwegener, die es verſuộte, wurde von den Wellen verſchlungen, das Landen nahm ein Ende. Weil die Ausgejơifften zu der Unternehmung nicht hinreidten (indem von den fünfhunderten ſieben todt , hundert fünf und dreißig verwundet waren) , erwarteten wir die bereits herannahenbe Nacht in der Hoffnung , daß fie dein Feinde die Geringheit unſerer Streitkräfte .
Unterdeſſen ward im gangen
fangreichſte , der Epoche Joachim Murats gewidmet. Das achte bis zum Schluſſe (1815 bis 1825 ) behandelt die Zeit der Wiederherſtellung der
verdeden und ihm Furcht einflößen möchte.
Bourbonen und der vielfachen innern Gährungen dieſes für Italien ro
unerfahren im Kriege, verſchob, verwirrte alle Regeln des Commando's ;
bewegten Jabrzehnts , mit prophetiſchen Bliden übergreifend in die 311: kunft. Wenige neuere Geſchichtswetfe dürften an Gehalt und geſtaltender Bollendung , wenige Romane an fortreißendem Intereſſe dem an Macht und Füde bis zum Schluſſe wachſend fortſchreitenden dramatiſchen Leben
wie ſich leichthin unſere Barfen auf dem Meere bewegten , fo ließ er ſchwerfällig auf der Inſel die Beſaßung hin- und herziehen , ohne Ziel
dieſer Bücher beikommen .
**) Zur Feier der Ankunft der Königin Karoline, Joachim Murats Gattin, Napoleons Schweſter , im September 1808. ***) Der Autor ſelbſt.
Umfreiſe der Inſel gekämpft. Obriſt Lowe , gewandt in Polizeiränken ,
und ohne Zwed , und mittlerweile blieb Anacapri und ein kleines mala
teſiſches Regiment, das es bejeßt hielt , ohne Verſtärkung. Die Nacht brach ein, und der Anſchein, nicht die Anſtalten des Krieges hörten aufa (Soluß folgt.)
Diūnden , in der Literariſch -Artiſtiſchen Anfalt der 3. Ø . Cotta'jøen Buchhandlung. Verantwortlicer Redacteur Dr. Ed. Widen man n. 3
Nr.. 323.
在as
Ausland .
Ein Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens Der Völker.
841.
19 November 1841 .
Slawiſche Charakterzüge.
Bruſt, dabei richtete fferandächtige Blide nach einem gegen:
( Von 3. G. Elener.)
war einige Schritte zurü &getreten , unb.ſtand als das perfont
1.
ficirte Clenb ba. 3ch reichte ihr einige Streuzer als Almoſett dar, und ſie fchien über die Größe der Gabe ganz erſtaunt zu reyn , denn ſie blieb einige Secunden faſt regungslos ſtehen .
In Kr. im Großherzogthum Pofen beſuchte ich einſt einen
über an der Wand hängenden Marienbilde.
Die Gebrechliche
Freund, der 'mich in ſeiner Oekonomie umherführte, um mir deren ganze Einrichtung zu zeigen. Wir durchſtreiften auch die Endlich kam ſie auf mich zu, und wollte mir den Rod füſſen , Felder und fanden dort eine Menge Noboter ( Fröhner ) ange- während ſie reichliche Thränen vergoß. Ich reichte ihr die ſtellt, die nach ihrer Art arbeiteten. Plößlich kam ein Beamter Hand, und dieß überraſchte ſie aufs neue ro , daß ſie dieſelbe
daher geſprengt, ritt mit ſeinem Pferde mitten zwiſchen die
nicht zu küſſen wagte. Bald darauf kniete fie vor dem Ma
Arbeiter und theilte mit ſeinem Kantfchu rechts und links
rienbilde , und betete , dem Anſcheine nach , inbrünftig ; turz
Hiebe aus. Einer folchen Art der Aufmunterung nicht ge: "wohnt, äußerte ich mein Befremden gegen meinen Freund und
nachher entfernte fie fich. Als ich weiter und an der Kirche
drůdte ihm meine Berwunderung darüber aus, daß die Leute
vorüberfuhr r kniete an der Sowelle, alle aber erhoben fido , tiefen mir noch einen .
fo etwas duldeten. Er meinte, es rey mit ihnen nur auf dieſe Dant nach, und machten Zeichen des Segens für meine weitere Art auszukommen, denn Milde mache ſie nur halsſtarrig und
Reiſe. Solche Züge von Dantbarteit find mir bei Slawen oft
widerſeßlich. Wir miſchten und eine Weile darauf unter fie, vorgekommen, ſo wie nicht minder Beweife von großer Gefäl und mein Freund unterhielt ſich wohlwollend mit ihnen. Sie ·ligkeit. Ohne auf eine Gabe Anſpruch zu machen, haben mich aber zeigten, wie es wohl nicht anders zu erwarten war, Miß
oft Leute von dieſer Nation mit der größten Bereitwilligteit
trauen' und'Abneigung. Während wir ſo mit ihnen verkehrten,
auf den rechten Weg gewieſen , und fich überhaupt , (wo io ir
Santídu getroffen, Hörten wir einige von denen, welche der Kantſchu unter einander murmeln ; ich konnte, da ich der Landesſprache nicht mächtig war, nichts davon verſtehen , und hörte nur zu.
gend etwas wünſchte, fo dienſtfertig bezeigt, daß ich nur einen Mint außern durfte, um auch alsbald bieſen oder jenen Wunſd erfüllt zu fehen .
weilen den Ausbrud, ,, Nimezty " und dazwiſchen einen Fluch .
Mein Freund ſtellte ſich , als höre er nidt barauf, fagte mir aber , als wir weggingen , was ſie mit einander geſprochen , näinlich : wenn ſie der verfluchte Deutſche gehauen hätte, ſo würden ſie es ihm ſchon gedenken, da es aber ein Pole Ter (der Beamte, der die Züchtigung vollzog, war ein folcher ), ſo wollten ſie es hingehen laffen . II .
In Galizien machte ich einmal in einem Wirthshauſe , das
inte fin dui
n.
Erſter Artikel. (Slue ) Ueber Siam und ſeine frühere Geſchichte wiſſen wir am alerwenigſten ; die Siameſen rühmen fich zwar , daß ſie eine
Reichschronit im königlichen Palaſte hätten , welche aus, die alte Gefchichte umfaffe, und noch jeßt immer '' fortgeführt werbe,
unweit seiner kleinen Kirche auf einer Anhöhe allein lag, Mit: - die Sache iſt aber nicht ſehr wahrſcheinlich, und jedenfalls tennen tag. Die Wirthin war allein , und nur eine arme, gebrechliche Weibsperſon war da, und ſchautelte ein kleines Kind in einer
wir die Chronil noch nicht , und unſere Stenntniß der fiameſta ſchen Geſchichte beginnt erſt mit der Zeit , wo Europäer dort
Wiege. Dieß erwachte und fing an zu weinen . Die Wirthin ,
bekannt werden. So wenig wir indeß von der politiſchen Geſchichte wiſſen , To unzweifelhaft iſt dennoch im Allgemeinen
ſeine Mutter, Iniete neben der Wiege , und reichte ihm die
323
1290
der Gang der Dinge. Saum wird es eine Localität geben , welche in ähnlicher Weiſe zum Handel und zur Schifffahrt ein : ladet , wie die des Golfs von Siam. Deſtlich und weſtlich
findet .Das indiſche Element iſt hier alſo noch weit mehr, wie in Birma, obgleich vielleicht weniger als in Pegu eingedrun
dehnen ſich reiche, fruchtbare Küſten aus , und der Menam : ſtrom führt tief ins Land hinein bis in die Gebirge. Deſt:
gleicher Kraft ſich geltend machte, 10 wurde feines von fonder licher Wirkung auf das Volt. Die Siameſen find in allen
lich , weſtlich und nördlich erheben ſich dieſe, und ſchließen das
religiöſen Beziehungen höchſt gleichgültig , und ſelbſt die Theo:
Land ab , ſo daß es von fremden Eroberern wenig zu fürchten
kratie der Talapoinen hat feinen irgend bedeutenden Einfluß im Lande gewonnen .
hat. Aber das heiße , ziemlich entnervende Klima des Tief-
gen, und da das Braminiſche neben dem Buddhiſtiſchen faſt in
landes wirtt ungünſtig auf die Bewohner ein, und die Siame: ſen gelten für die feigſten Bewohner Hinterindiens . Wie es
dennod tam, daß fie ein ziemlich großes, über ihre Sprachgránije hinausgebendes Reich eroberten, das wiſſen wir nicht, und es läßt fich nur durch ihre frühere Cultur und den größeren
i
E
Ob der Culturſtaat Siam auch eine blühende Periode der Macht gehabt hat (um 1500 ?), wiſſen wir nicht, und der einzige Be: weis dafür iſt wohl die jeßt noch beſtehende Herrſchaft über ei nige Malavenſtaaten . Ji Norden iſt ſeine Machtausdehnung nie groß geweſen , und nach allen Umſtänden zu ſchließen, bat es
Reichthum erflären. Die über ihre Sprachgränze hinauslie: genden Länder umfaſſen hauptſächlich einen Theil der Malapen : ſtaaten ,1 von denen weiter unten die Rede feyn wird. Das übrige auf beiden Seiten des Menam ſich ausbreitende land gehört der Zay : oder Schan - Race, die, wie ſchon erwähnt, mit den Laos im nördlichen Gebirge weſentlich eine Sprache redet. Cultur , Handel , Reidythum und politiſche Macht tam ihnen von Indien zu, und das jekige Volt der Siameſen iſt ein aus
nie ſeine Herrſchaft über die Schanſtaaten zwiſchen dem Menam und Frawaddy recht begründen fönnen , gegen Nordoſten aber zeigte es ſich noch ſchwächer, wie ſich aus dem Umſtande ergibt, daß man gegen die Gebirgsvölker , die nur 50 bis 60 geogr.
Hindus und ächten Caps entſprungenes Miſchlingsvolt. Der
und dort iſt auch erwähnt, wie die Siameſen , um fich der
Handel 30g zwar auch andere Voller herbei , fie find aber im Bergleich mit dem Zuſaße von Hindublut unbedeutend , mit Ausnahme der Chineſen , deren Einwanderung im Großen je :
Peguer zu erwehren, ſich mit Birma verbanden , und dadurch legterem Staate erſt eine wichtigkeit verlieben und den Unter: gang von Pegu berbeiführten . Auch über ſich ſelbſt brachten ſie dadurch Noth genug, denn im Jahre 1567 drangen die von Natur ſtärkern und abgehärtetern Birmanen ins Land ein und
Meilen im Nordoſten entfernt ſind, Sklavenjagden anſtellt, und
doch aus neuerer Zeit datirt , und eine beſondere Erwähnung verdient.
die, welche man einfängt, nach Bangkot auf den Markt führt. Daß Siam ſeit dem 15ten Jahrhundert aus religiöſen Gründen mit Pegu im Kampfe lag, wiſſen wir aus der Pegugeldichte,
Wie die Buddhaprieſter und Buddhaherrſcher aus Indien
behaupteten ſich daſelbſt bis zum J. 1596. Die nächſte Zeit
das Gebirg von Arracan überſtiegen, und im Irawaddpthale einen Staat begründeten , deſſen Hauptſtadt Pagan war, ſo Bogen ſie auch zu den Soand oder Caps- ob zur See oder zu
der Siamgeſchichte iſt mit innern Revolutionen und dem Kampfe
Lande mag dahin geſtellt bleiben - und gründeten hier ver-
zwiſchen fremden Einflüſſen angefüllt ; es beſtand unter anderm auch der Plan, verinittelſt der Jeſuiten und einiger gewandten Abenteurer das Reich Siam den Franzoſen in die Hände zu
ſchiedene Städte. Die erſtere, von der wir eine Kunde haben, iſt Lafontai ( nach Berghaus ungefähr unter dem 18° N. B.). Zwei Jahrhunderte ſpäter , um die Mitte des 14ten , wird Vuthia * ) gegründet, unter 14° 40' N. B. , und die jeßige
ſpielen. Als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Alompra
Hauptſtadt Bangkot liegt unter dem 14° N. B. Die Haupt
zogen, und im J. 1766 völlig erobert, die Königsfamilie er:
ſtadte ſind alſo wie in dem Nilthale allmählich ſtromabwärts gerüđt, und dieß läßt vermuthen , daß die urſprünglichen Erobe : ter und Civiliſatoren zu lande ins Menamthal, wie in das des Frawaddy tamen, wiewohl die ſpätere zahlreichere Verbindung
mordet, und die Hauptſtadt
über Pegu ſtattgefunden zu haben ſcheint. Daß indeß der Handel
die Fahne des Aufruhrs gegen die Peguer erhob, und das Bir: manenreich unter ihm und ſeinen Nachfolgern ſich nach allen Seiten ausbreitete, wurde auch Siam mehrfach mit Krieg über:
damals noch Duthia
der:
heert. Indeß zog das Birmanenheer, ohne irgend Vorlehrum: gen zur Behauptung des eroberten Landes zu treffen, wieder ab, die Siameſen erhoben ſich ſogleich wieder,verjagten die Bir: manen völlig, meßelten die ihnen ergebene Partei nieder, und
und daß das Zuſtromen von Handelsleuten und Coloniſten
ein neuer König, der Anführer des Aufſtands , mard ausges rufen unter dem Namen Phiatar, welcher Bangtot alo.Feſtung
Jahrhunderte lang fortbauerte, und zwar in viel größerem
und neue Hauptſtadt anlegte.
Maaßſtab, als im obern 3rawaddythale , geht aus dem Um. ftande hervor, daß man in Siam nicht bloß einzelne Spuren
Daß auch Phiatat nach zwölf Jahren wieder geſtürzt wurde, und daß unter dem neuen König die Birmanen wieder tamen,
pon Braminencultus , wie in Pagan findet, ſondern bedeutende
und ſich wenigſtens im Beſiße der Tenaflerim - Provinzen be:
die Hindus auch direct zur See herbeiführte, leidet leinen Zweifel,
Braminentempel mit den Bildern von Siwa u. dgl., und neben
haupteten , bis dieſe im Jabre 1836 an die Engländer über.
der Paliſchrift und Sprache auch das Sanscrit, das ſich mit dem Pali in ziemlich gleicher Doſis in der ſiameſiſchen Sprache
gingen , fümmert uns hier weniger , als der Umſtand, daß Phiatat ein Chineſe war. Dieß führt und auf den Umſtand, daß in den leßten 70 bis 80 Jahren Siam faſt zur mineſiſchen Colonie wurde. Seit dem Jahre 1769 , wo der balbblütige Chineſe Phiatal den Thron von Siam beſtieg, hat die vorbet
* ) Oder Ayuthia, wahrſcheinlich der alte indiſche Name Ayodhya (bie Unbeſiegbare), die ebemalige Hauptſtadt der unter dem mo: bernen Namen dudh bekannten landed.
1291
unbedeutende Auswanderung dabin mehr und mehr zugenom men , und man rechnet jeßt etwa 7000. Einwanderer , welche jährlich ankommen . Im Lande , namentlich in der Nähe der Hauptſtadt, befindet ſich jeßt vielleicht nabe an eine balbe Mil:
franzöſiſchen Regierung einen Landſtrich abtrat mit einem ha: fen. Der Plan blieb in Folge der kurz darauf eingetretenen
lion Shineſen und chineſiſche Abkömmlinge , und in Bangtot
glüd der franzöſiſchen Waffen aus Indien vertrieb , nach Co
Revolution unausgeführt, dennoch aber tamen viele franzöſiſche
Officiere, welche die Revolution aus Frankreich, und das Un
felbſt iſt ihre Zahl der aller andern Einwohner zuſammen
chinchina , und der franzöſiſche Einfluß blieb daſelbſt, troß
Erwägt man , daß die Bevölkerung Siams auf
mehrfacher Bemühungen , übermächtig bis zu dem Tode des
höchſtens drei Millionen angeſchlagen werden kann, daß die
Könige, mit welchem der Bund geſchloſſen worden war , und
Chineſen den Eingebornen an phyſiſcher Stärke und Betrieb: famkeit weit überlegen ſind , daß die Siameſen unter einem
der erſt im Jahre 1819 erfolgte. Während dieſer Zeit war der Umſchwung erfolgt, daß Cochinchina zum Hauptreich und
furchtbaren Druce ſchmachten, der jede Entwiclung des Han:
Tontin zum Nebenreich wurde, und natürlich griff auch das
überlegen .
.
dels und der Gewerbe hemmt , daß dagegen die Chineſen , ge-
Chriſtenthum unter Leitung franzöſiſcher Prieſter bedeutend
gen eine alle drei Jahre zu zahlende Abgabe von 3 Piaſtern , völlig frei ihrem Handel und Gewerbe nachgeben können, ſo wird man die Behauptung nicht übertrieben finden , daß bald
im Lande um rich , und daher die Reactionen , welche als bald nach des Königs Tode im Lande eintraten. Der neue
Siam in jeder Hinſicht in eine chineſiſche Colonie verwandelt
feyn wird. Die chineſiſchen Einwanderer kommen namentlich aus Folien, alſo zur See, während die Einwanderung zu lande über Vünnan bis jeßt noch unbedeutend geweſen iſt. Die Länder Cambodſcha , Sochinchina , Tontin ftanden in engerer Verbindung mit China, als mit Indien, der weſtliche
König Ming -menh war ein entſchiedener Feind des Chriſten : thums, ließ auch keine Franzoſen weiter in ſeine Dienſte zu, ertannte die Oberhoheit China's an was ihn jedoch nachher und that gereute ,1 indem er den faiſerlichen Titel annahm
alles, um das Chriſtenthum in feinem Lande wieder auszurot: ten. Dasſelbe hatte aber ſchon zu tief gegriffen, und der Plan tonnte nur unſägliche Verwirrung erzeugen ; Ming-menys e
Theil von Cambodſcha ausgenommen , wo die Buddhalebre herrſchend wurde. Sie iſt zwar auch in Sochinchina und Ton:
gener Glaube an die Lehre des Confutſe's war erſchüttert , er
fin die Religion des Volkes, aber hieher fam fie aus China, abgeblaßt, ohne alles Anſehen und Energie von Seiten der Prieſter und Lehrer. Die höhern Stände folgen dem Theis: mus der Chineſen , der gleichfalls ohne alle Wärme ift. Dben haben wir ſchon erwähnt , daß allen Umſtänden nach der in Tonkin und Cochinchina herrſchende Stamm von Dſten her in Cambodſcha eingedrungen war , und dieß er:
ausführbaren Planen , welche ſein ganzes Leben beunruhigten.
klärt die in der neuern Zeit ( 1809) vollendete Theilung dieſes Strich zwiſchen Siam und Cochinchina. Dieſes, ſo wie Zon: tin, haben ihre Cultur durchaus von China erhalten, wohl auch
einen Theil ihrer Bewohner zur See, welcher ſich mit den Einge: bornen vermiſchte. In verſchiedenen Perioden des chineſiſchen Reichs waren ſie immer der Schidſale desſelben theilhaftig.
Im achten Jahrhunderte , wo Yünnan eines der rechs Haupt: reiche der aſiatiſchen Welt ausmachte , gehörten ſie zu dieſem ;
im 14ten Jahrhundert iſt Cambodſcha , und zwar der buddhi: ſtiſche Theil desſelben , herrſchend über Sochinchina und Tons
kin, aber der Mongolenſturm , welcher auch in dieſe Länder .
drang, unterwarf die beiden lekten gang, und ſie wurden völlig
wollte eine neue Religion ſtiften , und ſo verlor er ſich in uns
Eine modecaſſiſche Trouſſeau - Ausftellang. Der Moniteur vom 6 November berichtet von einer Ausſtellung allerlei Buß- , Mode - und Schmudjachen , welche ein Hr. Delaſtelle, der fich feit 15 Jahren in Madagascar anfhielt, in Paris machen ließ, in Auftrag der Königin Ranavalu , Manjaka, der Wittwe bed bekannten
Radama , der im Jahre 1828 ftarb. Die Königin, eine ausſchweifende, genußfüchtige Fran , hat ſeit langer Zeit faſt alle Pariſer Modethor heiten mitgemacht. Neben den weiblichen Putſachen find indeß aud Kleider für alle Hofchargen beſtellt worden , Sammtuniformen mit Gold fti& ereien doppelt ſo ſchwer und koſtbar alê die der franzöſiſchen Mar ſchade, felbft Prieſtermüßen mit Edelſteinen und zahlreichen Glödden ; Goldgürtel mit Kaimangzähnen in ungleicher Zahl , die Pariſer In duftrie hat für alles Rath gewußt. Indeß hat man neben dieſem foft baren Schnidſonad boch auch an ernftere Dinge gedacht, und Hr. Delaftelle nimnit unter Anderin 25,000 Gewehre für die Elitentruppen der Königin , ein Fleines Kriegsfahrzeug zur Bewachung der Küſten u . dgl. mit . Die ganze Beſtellung muß der ziemlid umſtändlichen 1
als dineſiſche Provinzen eingerichtet .“ Im 15ten Jahrbun
Schilderung nach, welche ein ør. Ches. d'Argé in dem genannten Blatt
derte macht ſich ein tonfineſiſcher uſurpator von China unab:
des Moniteur macht , auf mehrere Millionen Franken kommen , 'ein Bes wéis , daß ex der Königin feineswegs an Mitteln fehle.
hängig, deſſen Oberhoheit er indeß immer noch anertannte, und
eroberte auch Cochinchina , ohne daß China dagegen Einſprache wagte. So blieb es unter tonkineſiſcher Herrſchaft bis gegen das Ende des 18ten Jahrhunderts , wo eine Empörung gegen
Die Eroberung der Inſel Capri.
den Tributärkönig ausbrach , während welcher die franzöſiſchen Miffionäre Einfluß im Lande erhielten , namentlich der Biſchof
( Salus .)
Adran, durch deſſen Vermittlung ein Vertrag zwiſchen Cochins china und Frankreich ( 1787) abgeſchloſſen wurde, vermöge deſſen Frankreich dem Könige zur Wiedereroberung eines Landes Geld, Mannſchaft und Schiffe fenden ſollte , wogegen der König der
Der Ģimmel war für ung. Nach kurzer Dunkelheit befchien der Mond, klar und voll am Horizont aufgehend, den samm des Hügels, den der Feind beſeft hielt, erhellend. Die engliſchen Soldaten, erſchaut von uns
durd Felfen und Schatten Gededten , wurden getödtet oder verwundet, und alfo weidenb , nur einige Spaber rüdlaffend , die von den Unſern .
!
1292 beinerkt und angegriffen raſch fielen oder flohen , blieb ber Plas leer. Nunmehr ordnete fich unſere kleine Schaar in zwei Häuflein , überſtieg
burch anhaltendes heftiges Artilleriefeuer bie Belagerung. Nunmehr errichteten die vereinigten Franzoſen und Neapolitaner, zugleich Angreifer
ohne Widerſtand jene legten ßemmniſſe des Bodens, fchritt ruhig vor-
und Angegriffene, mit verboppelter Anſtrengung und Ruhm ben Doppel kampf beftehend, eine neue Batterie (zur Ehre der Belagerung bie hinter welchen zu Geräuſch und Täuſdung einige Mann zurüdgelaſſen | Breſdebatterie genannt , obfcon 300 Metres von der Stadt entfernt). wurden , um das Feuer zu unterhalten, und ſo gelangten wir unbemerkt ſo daß nach Eröffnung des Feuers die Kugeln, Sechspfünder, die Mauern auf die Fläche der Anhöhe , unfern den feindlichen Schaaren. Wir burdbohrten , ohne fie zu erſchüttern , und , um einige Brefdewirtung griffen fie an mit Ungeffüm , Oeſchrei, Sohüſſen und Trommelwirbel; zu erzielen, zur Berminderung der Ladung zwangen. Aber Obrift Lowe, wir ſchlugen ſie in die Flucht, und fie ergaben fide, aufgenommen furchtfam von Natur, noch mehr entmuthigt burch einige Neapolitaner, wenige , die , ſchneller und gewandter , in der Verwirrung der Nacht die wegen Verbrechen oder Anzettlung von Verſchwörungen nach Capri und durch die Hinderniſſe der Wege und des Bodettt zum ſchübenden geflüchtet , in die Hände der Neapolitaner Polizei zu fallen fürchteten, fort gelangtert. pflanzte die Friedensfahne auf und übergab unter am nämlicher Lage, In derſelben Nacht, nachdem das obere Ende det langen Stufen- den 18 October , feſtgeſtellten Bedingungen Stadt , Inſel , Magazine, wärts, ein Häuflein zur Rechten , das andere zur Linken der Felsblöde,
.
weget , der nach Capri führt , und ſo viel Boden von Anacapri man
alles Sriegøgeräthe und fich felbſt nebſt 780 Soldaten , Engländer und
vermochte und erfannte , beſeft war , wurde das Fort umſtellt.
Corfen , zur Ueberfahrt uac Sicilien , nady abgelegten Eide, weber gegen Neapolitaner, nodi Franzoſen , noch irgend einem Verbündeten
Und
beim erſten Tagen des š , nachdem auf Uebergabe angetragen und die
.
Befaßung mit dem Neußerſten bedroht worden im Fall der Bertheidigung, Frankreiche während Jahr und Tag zu kämpfen. Jene Unglüdlichen oder welche der Abgeſandte, wie es sitte iſt , ale vergeblid darthat , ward Schuldigen , die in Capri weilten , erhielten vor dem Vertrage noch nach furzer Berathung das Fort übergeben ; noch dreihundert Soldaten Zuflucht auf den engliſchen Schiffen. Die Stadt ward übergeben, die ergaben fich als Gefangene, und wurden nebſt vierhundert bereits früher Gefangenen ſegelten binnen zweier Tage ab , und während dieſer Zeit Aufgehobenen zum Triumph nach Neapel geſandt. Dort langten fie langten aus Sicilien, jde ſpät ! andere Schiffe, andere Mannſdaft, anderes eben an , als die Böswilligkeit einiger , die Furchtſamkeit anderer und Striegegeräthe an. die angeborene Geſchwätigfeit des zu Unglüdsbotſchaften geneigten Pöbel8 Capri ward von den Franzoſen befeßt und beſſer befeſtigt; denn e6 ung für todt oder gefangen ausſchrie; uns, bereits Herren von Anacapri, hatte die legte Belagerung viele Fehler in ben Werfen aufgedect , und mithin der Inſel, ſtolz einen der feſteſten Punkte eingenommen zu haben, die Inſel, ſtatt Feindin nunmehr I heil des Königreiche , hatte ihre Belagerer , obgleich an Zahl nur der vierte Theil der feindlichen Be- Verhältniſſe im Kriege geändert. Die Regierung erließ den Inſulanerk ſabung und an Gefangenen etwa das Doppelte unſerer Streitfräfte hütend ; sie Steuern eines Jahres ; aber dieß Geſchenk war gering in Verhältnis uns, als Franzoſen freudig zu ſtreiten unter den Augen eines anerfannten Bu dem frühern Gewinn durch die Freigebigkeit der Engländer , durch muthigen Führers, als Neapolitaner noch freudiger, weil bewundert von Gelegenheit zum Schmuggeln und durch Verſchleuderung der öffentlichen dem neuen König , von unſerer zuſdauenden Vaterſtadt , und als wett- Gelder für Kriegserforderniſſe. Dieſe raſche Unternehmung mehrte .
eifernd in Kriegsfunſt und Muth init den franzöſiſchen Schagren. Jenen ganzen Tag über ſchaute der König von ſeinen Hallen aus den Angriffen und der Vertheidigung zu , fandte Befehle und Anordnungen, ließ nicht ab bis in die Nacht , und am folgenden Tage , bei noch nicht voller Helle, nahm er die unterbrochene Fürſorge wieder auf ; ſpäter jedoch,
voll Ungeduld , begab er fich nach Maſſa , Capri ſo nahe als möglich. .
Am ſelben Tage , nach unterſuchung des Vorgebirge von Anacapri,
Aufſtellung der Lager , Bildung einer Batterie zum Angriff. jedoch nur im äußerſten Fall, der drunten gelegenen Stadt, wurden alle Theile des
durch Art und Erfolg ſehr den Kriegérubin Joachime."
So weit Colletta über die Eroberung von Capri. Was dem über ihn ausgeſprochenen Urtheil nicht entſpricht, kann nur sem hinter der Kraft und Gewandtheit des Originals zurüdgebliebenen Ueberſeßer zur Laſt fallen. Mödyte leßterem Muße und Stimmung bleiben , die mit Luft und Liebe begonnene Verdeutſchung des geſammten Werke$ würdig zu vollenden ! Möchte es ihm gelingen ſeine Aufgabe ſo zu löſen, daß er auch Andere zu der Ueberzeugung zwänge , 8 fey dieß Wert im
Waffendienſtes angeordnet durch ſchleunige Herbeiziehung auberer Schaaren ,
Weſentlichen den edelſten und anerkannteſten hiſtoriſchen Muſtern an die
die auf demſelben Wege der erſten Bandung anfamen, indem inan ſelbſt
Seite zu ſtellen.
bei ruhiger Beobachtung keinen minder mühevollen gefunden als jenen
frommen Anfeindungen mander ſeiner jüngern literariſchen Landsleute
unter den Bewegungen und Anſtrengungen des Kampfes eingeſchlagenen. Nachdem man die Nacht erwartet zum Abwärteſteigen nach Capri, glaubte man auf jedem Sdritte dem Feinde zu begegnen , weil durch Gäuſer , Mauern und andere Hemmniſſe der Boden ſehr zur Vertheidigung fich eignete; Obriſt Lowe aber hielt mit tauſend Kriegern fich eingeldloffen in der Stadt , daher wir dieſe in der Nacht mit Poften umſtellten und
In Colletta finden wir
gegenüber ſey es frei bekannt !
den parteiſüchtig bitters
wie bei feinem der jeßt ſchreibenden
Italiener, Gefühl, Gedanke, Form, alles aus Einem Guſſe , bei antiter Geſinnung , Kraft und Gebiegenheit durchgehend lebendigſtes Intereſſe .
für die Gegenwart , alles beſeelt und durdydrungen von dem Geiſte der Wahrheit
„Und die Wahrheit wird euch frei machen .“
Viele
ſolcher Männer , ' und Italien wăre , was 68 ſeyn ſollte , ſeyn könnte. .
Allein die Engländer in Ponja und Sicilien , benachrichtigt von der Gefährdung Capri's, eilten mit mehrern Kriegeſchiffen herbei , und kaum
Venedig , im Drivber 1841. H. St. Anwendung ber. Daguerréoty po gegen Spitbuben. Die franzöſiſche Polizei foll gegenwärtig alle größern Spigbuben , die
angelangt , fepten ſie ſich mit der belagerten Stadt vermöge bed Safens in Einverſtändniß , unterbrachen unſere Verbindungen mit Neapel, ver
'legen laffen . Sind fie frei uns eines neuen Verbrecens verdächtig, To
ſuchten oder täuſchten mit Scheinangriffen auf Anacapri, und hemmten
(Echo du Monde Savant vom 6 ' November.)
am folgenden Tage die Belagerung begannen .
fie unter der Hand hat, daguerreotypiren und das Bild den Acten beis
jeigt man den Polizeiagenten ihr Bild, und ſie ſind bald entdect.
München , in der Literariſc - Artiſtiſchen Anftalt der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr . 324 .
Ausland .
Das
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker.
841.
20 Uovember 1841 .
das Prakrit , d. h. die Vollsſprache im Lande Magadha (Nord:
H in terindie n .
.
indien ), dem Vaterlande Buddha's ; die Schriften des lekteren
2. Augemeine Bemerkungen über Berhältniffe der Bölker und ihre Cultur .
waren in dieſer Sprache geſchrieben , und ſie verbreiteten lich mit ſeiner Lehre über die Grånzen Indiens hinaus. Dieſes
Vielleicht hätten wir unter den Reichen der hinterindiſchen
Pali wird , wie das Sanskrit , mit verſchiedenen Alphabeten
Halbinſel auch Laos aufzählen ſollen , aber die neueren Nachrichten laſſen es ſehr unwahrſcheinlich, ob es noch ein ſolches Reich gibt; das Volt iſt freilich noch da , wie zuvor , ob aber
geſchrieben ; die Handſchriften 3. B. , wie ſie aus Siam nach Paris kamen , find theils mit einer runden , theils mit einer
das Land nicht unter Siam, China, Tonkin und Birma ge: theilt iſt, das wiſſen wir nicht. Im 17ten Jahrhundert gab es
edigen Schrift geſchrieben ; die Schriftart der Birmanen iſt ziemlich quadratiſch und voll; gleich der erſte Reiſende, welcher von der Paliſprade berichtet, Laloubere , Geſandter Ludwigs
ein Reich der Laos , oder der louwen , wie die Reiſeberichte XIV am Hofe von Siam , theilte drei Alphabete mit , aber der Holländer ſagen , von denen eine Gefandtichaft an den Hot 1 alle, die man bis jeßt fennt, ſind nach dem Dewanagari-Alphas des Louwenkönigs ging. Einige Bemerkungen in dieſem Reiſe bet des Sanskrit gebildet, und ſtinimen mit demſelben in den
bericht geben ſo ziemlich Auffchluß über den damaligen Zu : Lauten überein. Die Manuſcripte , welche man ' bis jeßt von ſtand der Dinge. Siam war noch kräftiger als es jeßt iſt, und
den in Pali gelchriebenen Büchern der Buddhiſten Hinterin:
ſtrebte alle mit ihm verwandten Laostamme zu unterwerfen ;
dieß hatte irgend einem Häuptling des Gebirge, der feine Un:
diens in Europa beſikt, ſind zum Theil ſehr prächtig geſchrie: ben, aber nicht ſehr zahlreich , denn wenn wir recht berichtet
abhängigkeit glüclich vertheidigte, königliches Anſehen verſchafft. Dieſer König , im Nordoſten von Siam zu Hauſe denn der holländiſche Geſandte fuhr den Maekhaun hinauf – ſtand in
iſt noch feines. Man hat in neuerer Zeit zweifel aufgeworfen , ob die von den alten Reiſenden in Laos entdeđten Tempel
fehr gutem Vernehmen mit dem damals noch unabhängigen
buddhiſtiſch repen, allein der Umſtand , daß die Laps geradezu
und mächtigen Cambodſcha, aber auf ſchlechtem Fuße mit Siam,
behaupten, die Siameſen hátten von ihnen Schrift und Religion erhalten , und daß die Siameren dieß felbſt zugeben , ſcheint
ſind, To ſteigt die Zahl der Werfe nicht über acht, und gedruct
Die und indiſcher Schriftſprache in Laos zu zeugen.
deſſen Geſandte mit großem Mißtrauen behandelt wurden. Die
Städte, welche der holländiſche Geſandte auf ſeiner 25tägigen entſchieden für ein frühzeitiges Eindringen des Buddhismus Fahrt den Maekhaun hinauf fand und benannte, ſind uns jeßt gånglich anbefannt, und wir wiſſen mit den Namen nichts anzufangen . Deſto intereſſanter iſt für uns die Bemerkung, daß
Crawfurd er:
hielt bei ſeinem Aufenthalt in Bangtot ein Manuſcript aus dem Innern, ſagt aber darüber bloß , daß die Schrift ſehr rob
er auch eine gute Anzahl ſteinerner Tempel geſehen.. Da nach geweſen ſey. Kämpfer die laos ſich auch zur gleichen Religion mit den Siameſen bekennen, ſo müſſen wir ſchließen, daß die bekehrungsįeiftigen Verfünder der Buddhalehre ſchon in alter Zeit auch in das unwegſame wilde Land der Laos eingedrungen.
To unzugänglich und wild auch ihr Land im Allgemeinen iſt, ſo haben ſie doch entſchieden den Keim einer höhern Cultur erhalten,
Sprache der - Buddhiſten , das Pali , einzuſchieben , welches in
lingsvölker ſich an den großen Stromen bilden mögen , ſich bis
So ungebildet auch die kaos im Ganzen feyn mögen ,
und ſind das Hauptvolf Hinterindiens, welches, was immer an den Es iſt hier der Ort , einige Bemerkungen über die Heilige Küſten vorgehen, welche Fremde hier Fuß faſſen , welche Miſch .
ganz Hinterindien, wenigſtensallenthalbenwonichtdie chi iegtnoch in ſeinerReinheit daſteht. Jede Schwachung der erhalten,hat, Culturſtaaten uudunerſchüttert an den Mündun:
neſiſche Cultur vorherrſchend wurde, die Prieſter: und Gelehrten:
ſprache, ungefähr wie bei uns Das Latein im Mittelalter, ge:
gen der großen Ströme wird das Volt der Laos oder Shand,
worden iſt. Die Paliſprache iſt weſentlich nichts anderes , als
wie es die Birmanen nennen , wieder benüßen, und ſchon aus 327
1294 dem Umſtand, daß z. B. die wichtige Proving Yungoma ober
überhaupt dieſe Soloniſten und Handelsleute, welche von Yunnan
das Land der Vün -ſchan ( zwiſchen 19 u. 220 N. B. am Menam )
ausgehen , nicht ſo unternehmend und energiſch, wie die zur
noch vor kurzem Siam unterthänig war , ießt aber wieder ſo gut wie unabhängig iſt, erſehen wir, daß die kaos durch Zuwarten
See kommenden Leute aus Fotien. Dieſes lektere Volt, welches eine ganz eigene, faſt völlig geſonderte Abtheilung des chineſi nichts verlieren. Wie im Weſten das Urvolt der Mranmas fden Reichs ausmacht , einen ziemlich ſteinigen und unfruot gegen das Miſchlingspolt der Peguer das Uebergewicht wieder baren Boden hat, und ſeinen Erwerb auf dem Meere und im errungen hat, ſo können und müſſen beinahe die Laos : oder Handel ſucht, den ihm die Habſucht der Mandarinen und das Schanſtamme durch ihre nationale Einheit mehr und mehr wie- Mißtrauen der Mandſchukaiſer gegen den fremden Handel wes der das Uebergewicht erlangen. Die neuern Forſchungen ( f. ſentlich verkümmern, ſtrömt in immer größeren Schaaren nach Ritters Erdkunde von Aſien III, 1228 ) haben ergeben, daß ſelbſt Siam, wo wir ihrer ſchon erwähnt, nach den Malapenſtaaten , .
das Land zwiſchen Saluen und Irawaddy, ja ſogar über dieſen
wo das Verhältniß der chineſiſchen Coloniſten zu den Eingebornen
hinaus nach Weſten, als Heimath der Schans und das bekannte Bhanmo am Irawaddy (24° 10' N. B.) als ihre dortige Hauptſtadt anzuſehen iſt ; felbſt tiefer im Süden iſt das Land weſtlich von Saluen ein Land der Laos oder Schans, und man ſieht nun wohl, wie die Peguer, ta lain, nicht außer Verbindung mit
an einigen Orten ſchon wie 3 : 1 fich ſtellt, nach Cochinching und Tonfin , wo ſie aber viel ungünſtiger geſtellt ſind, als in Siam, aus Mißtrauen gegen die chineſiſchen Herrſchaftsanſprüche. Dieſes Einſtrömen der chineſiſchen Handelsbevölkerung in die hinterindiſchen Handelspläße muß wohl mehr und mehr zu einer materiellen Entwidlung des Reichthums beitragen , aber es liegt in dieſer chineſiſchen Bevölkerung nicht die geis
ihren Stamingenoten ſtanden , wenn gleich ſeit Jahrhunderten
viele Mranmas, meiſt unter dem Namen Karier oder Khiaen, in das Land eindrangen, und überhaupt etwas gegen Oſten und Süden vorgedrungen ſind. Aber die jeßige Schwäche des
ſtige Regſamkeit, welche durch die Europäer hervorgerufen wirb ;
auch ordnen ſich dieſe ausgewanderten Chineſen bis zu einem
Birmanenreichs und ein demnächſtiges , unzweifelhaftes zero
gewiſſen Grade Tehr leicht ben Europäern unter. Bei den Eu:
würfniß mit den Engländern muß den Schanländern ihre Frei:
ropäern iſt immer, wenn auch oft aus ſehr weltlichen Zweden,
heit wieder geben.
Wie im Weſten, fo geben die Laosſtämme
eine geiſtige und geiſtliche Belehrung neben den Handelsverbin
im Oſten vom Süden der chineſiſchen Proving Yunnan durá Weſttonkin langs dem Gebirge hinab, bis faſt ans Meer, 10 daß den Anameſen nur ein ſchmaler Küſtenſtreif übrig bleibt.
dungen thätig geweſen , und das geiſtige Uebergewicht mußte auch immer allmählich zum weltlichen führen , auch dazu vet: leiten , ſo lange die phyſiſche Uebermacht es nicht abwehrte.
Ritter ſchließt ſeine Ueberſicht der Verbreitung der Schans Dieſes europäiſche Gährungselement wird jeßt immer tiefer oder Laos mit den Worten : „ So nehmen die Schan immer den großen , innern , zuſammenhängenden Landſtrich ein , in welchem auch die Namen Lowa , Lawa , Lao , Lawro , laha, Law immer nur wieder dieſelbe Race bezeichnen , die in ihrer ganzen Ausdehnung bei weitem den größern Theil des ganzen continentalen Theils von Hinterindien einnahm , und
auch in die hinterindiſche Halbinſel hineingetragen , und wird unfehlbar von großen Folgen ſeyn, obwohl ſchwerlich zu directer
in den verſchiedenſten Zuſtanden , unvermiſcht und vermiſcht,
bensfülle auch eine unendliche geiſtige Reglamfeit fich entfal:
Herrſchaft führen, wenigſtens nicht in größerem Umfange. Hin terindien bildet durch ſeine geographiſche Geſtaltung das völlige Widerſpiel gegen Indien. In leßterem Lande bietet der nörd: liche Theil die großen Culturebenen dar, in denen mit der les
wild und cultivirt, unabhängig oder tributpflichtig, ſelbſtſtändig
tete, die aber , vom ſüdlichen und nördlichen Hochgebirge zu:
und mächtig, oder unterwürfig und zerſtidelt, durch die ganze
gänglich, ſtets der Zantapfel der Völker waren. Dieſer Nor:
Halbinſel lich erhalten hat , aber die verſchiedenſten Namen
ben iſt zugänglich durch den Indus und Ganges , aber der ganze Süden iſt dem fremden Zugang wie verſchloffen : er bil
birgt, und zu den verſchiedenſten politiſchen Herrſchaften gehört.“ Unter dieſen Umſtänden wird die Einwirkung der Chineſen
und Europäer von der größten Bedeutung. Die der Chineſen dauert vom Lande her ſchon ſeit den Zeiten der Han fort, die zur See iſt mit Ausnahme von Tonkin und Cambodſcha vers
hältniſmäßig neu. Zu Lande über Yünnan haben die Chineſen allmählich ihre Herrſchaft , ihre Sitten und ihre Bevolterung ausgedehnt, doch ſcheint aus einer Vergleichung der verſchiede: nen Nachrichten hervorzugehen , daß wenigſtens ein Drittheil
der Proving Yunnan nod jekt von Laos bewohnt iſt, die zum Ebell faſt ganz unabhängig , zum Theil wenigſtens unter erb: lichen Herrſchern ſtehen ; im nördlichen Theil ſind die Chineſen durch bereingeführte Colonien immer mehr Meiſter geworden. Von da aus dringen dieſelben als Handelsleute immer weiter
det ein hohes Plateau, das auf der Weſt: wie auf der Offüſte ſteil abfällt, nur einen ſchmalen Küſtenſtrich darbietet , und durch keine großen Ströme das Innere aufſchließt ; denn felbſt im Mahanado , Godavery , Kriſchna u. f. w. hört die Sdiff:
fahrt an dem anſteigenden Hochplateau auf, wenn ſie auch tiefer innen wieder offen iſt. Darum hat ſich die fübliche Halbinſel immer bis zu einem gewiſſen Grade von fremdem Einfluß frei erhalten ; ſelbſt Braminenherrſchaft und Braminen, einfluß iſt unr wie ein dünner Soleier darüber hingebreitet;
die mobammedaniſde Herrſchaft dauerte nie lange , der Islam iſt dort wieder im Abnehmen, obgleich Heiderabad ein inobam : medaniſches Reich iſt, und es findet ſich mehr als Ein Voll, an welchem dieſe fremden Eroberungen völlig ſpurlos vorüber:
vor, doch,1 wie es ſcheint, zahlreicher nach Weſten , als nad Süden , wo die Schwierigteit des Landes und wohl auch das
gezogen ſind ; man dente nur an die Goands. Dagegen iſt Hinterindien allenthalben im Süden durch
Mißtrauen der Bewohner ihnen hinderlich Tcheinen . Indeß ſind
große Ströme, den Frawaddy , Saluen , Menam, den Maet:
1295 baun zugänglich, während der Norden voller Gebirge und Wale der eine Urpopulation hegt, an der bis jeßt alle fremden Eins
aber zwei andere hineingerufen ; ſo ging die Procedur fort, bis
flüſſe geſcheitert find. Bon den Culturſtaaten Pegu und Siam iſt erſteres bereits vernichtet durch die Aboriginerbevölkerung im
tion ſtanden die andern draußen und raben zum Fenfter hins
Innern , Siam fint augenſcheinlich immer tiefer , und wird wohl vors erſte Fremden , Chineſen oder Europäern , anbeim: fallen, aber der Einfluß der Europäer, die dem Handel eine bisher ungelannte Ausdehnung geben werden, muß im Laufe
der Zeit dem innen wohnenden Urvoll, den Laos, eine geiſtige Regſamteit geben , die ihm bisher gefehlt zu haben ſcheint. Wenn uns das nördliche Indien das trübe Bild einer verfuntenen ,. an ſich ſelbſt irregewordenen Siviliſation darbietet,
die erſt durch das Gährungselement der europäiſchen Bildung
weiteres hin und wurden alsdann entlaſſen , an ihre Stelle alle, gegen vierzig Mann, durch waren. Während der Erecu: ein, ohne daß nur ein einziger Mieng machte, dem Verfahren durch einen Gewaltftreich ein Ende zu machen . Nachdem ſie ſämmtlid abgeſtraft waren , hielt der Amtsvorſteber noch eine donnernde Unrede an ſie, und entließ ſie mit der Bemerkung,
daß fie ihre weitere geſeßliche Beſtrafung noch zu erwarten hätten . Mit hängenden Köpfen zogen ſie ab , auch hatten ei nige andere Gemeinden , welche von der Erecution Nachricht befommen, alsbald ,,Kehrt “ gemacht, ohne ihren Genoſſen zu
Hülfe zu . marſchiren . Seit dieſer Zeit hat man auf jener Herrſchaft die treueſten und ergebenſten Unterthanen .... 6. ในอน 2 79814- this type of wel :93 65 IV . sie gestu Hot das Bei einer Reiſe durch die Sarpathen fam ich einſt in ein
die alte Haut abſtreifen und ſich innerlich regeneriren muß, ro tann die Urpopulation Hinterindiens aus dem Verkehr mit Europa direct eine Belehrung ſchöpfen und , wenig gehemmt durch eingewurzelte alte Anſichten und Meinungen , in der rol . Wirthshaus, in welchem ich eine Menge von Slovaken traf, Civiliſation fortſchreiten . sina welche mit einander in Streit waren , und eben Miene mach ??? ?
che garakterzuge.nl Slawiſ Spaintis III. OM ,35987 B A BS.
ten , handgemein zu werden. Ich 309 mich in einen Winkel der großen aber dunklen Stube zurüd , und beobachtete von da
aus ein für mich neues Schauſpiel. Drei Kerle von ſehr wil: dem Anſehen zantten mit mehreren andern , von denen der
... an der Gränge von Galizien
eine beſonders hißig zu ſeyn ſchien , und überdieß vom Brannt:
ſtifteten im Jahre 1830 mehrere Bauern in einigen Dörfern
Auf der Herrſchaft
wein ſtart berauſcht war. Nicht lange , ſo fuhr er auf die drei los , und gab dem erſten , der ihm in Wurf tam, einen Schlag ins Geſicht , ward aber ſofort von den andern beiden
Meutereien an. Man verſammelte ſich und 309 das Loos, wel
ches Dorf zuerſt und an der Spiße der übrigen ausziehen, das Amtshaus umlagern und Forderungen für ihre vermeinten Rechte ſtellen follte. Es traf eine Gemeinde, welche die mei:
ften Renitenten zählte, und die auch früher ſchon oftmals durch Zwangsmittel zur Ableiſtung ihrer Schuldigkeit hatte anges Es war an einem Sonntage, wo man anrüdte, das Amtshaus belagerte und ſtürmiſch nach dem gehalten werden müſſen .
Umtsvorſteher rief. Da man dort auf einen dergleichen Auf:
ergriffen , niedergeworfen , bei den Beinen gefaßt , und zum Hauſe hinausgeſchleift. Dieſe Erecution ging wie ein militäri ſches Erercitium , und es ward nach derſelben fortgefecht. Der Hinausgeworfene trat wieder ein , forderte , obgleich ihm das Blut vom Kopfe lief, Branntwein , ging auf ſeine Gegner zu,
ſtieß mit ihnen an , und ſie ſchienen wieder die beſten Freunde
ſtand völlig unvorbereitet und gerade auch kein Militär in der
zu ſeyn . Während ich dieſem Schauſpiele zuſah, batte ich nicht bemerkt , daß ein ſehr verdächtig ausſehendes Geſicht ſeine
Nähe war, indem es damals die Gränzen gegen Polen befekte,
Blide auf mich beftete , und fie rard von mir abwandte , als
Die Klugheit und Gei.
ich es firirte. Ein ſtarter Mann war der Eigenthümer dieſes
ſtesgegenwart des Amtsvorſtehers aber rettete ihn vor Mif:
Geſichts ; auf ſeiner Schulter hing ihm eine Holzart , auf fei:
bandlungen . Er trat beraus zu den Aufrührern und fragte nach ihrem Begehren , mittlerweile aber hatte er nach dem
nem Kopfe trug er eine Pelzmüße , die eine dide Schramme auf der Stirne bebedte. Dieſer unheimliche Anblic machte, daß ich ein wenig zur Seite trat. Da näherte ſich mir eine
ſo war die Sache ziemlich bedenklich.
Amtsdiener geſchidt. Die Antwort war : ſie wollten ſofort frei fern und es folle ihnen der Vorſteher dieß ohne weiteres be:
ſtätigen . Einige rücſtändige Abgaben ſollten ebenfalls nieder: geſchlagen werden. Dabei gaben ſie demſelben nicht unbeutlich zu verſtehen, daß fie es auf ibn abgeſehen hätten, und daß fie ihre Rache fühlen wollten für die Strenge, die er zuweilen geübt hatte. Während dieſer Verhandlungen verſuchten mehrere ins Amtshaus zu dringen, was ihnen aber der Vorſteher da: durch verwehrte, daß er feſt an der Thüre ſtehen blieb. Unter:
deß war der Amtsdiener angelommen, und mit ihm und noch einem Beamten jog fich der Vorſteber in die Amtsſtube zurüd
und verſchloß hinter ſich die Thüre, nachdem er zuvor erſt noch zwei von den Rädelsführern hineingerufen hatte. Nach einem
Slovatin, und fing leiſe mit mir zu fprechen an ; ich verſtand ſie nicht, und bat die Wirthin , mir zu verdolmetſchen , was fie mir ſagen wollte. Dieſe that es , und es tam heraus , daß mich die Frau warnen wollte vor dem Manne , der als Rauba morder in Unterſuchung geweſen war , fid aber durchgelogen batte. 3d dantte ihr für die gutgemeinte Warnung , und
entfernte midy , als eben der unheimliche in der Mitte ſeiner Cameraden ſich mit einem Weibe unterhielt. Da überdieß die dortige Gegend verrufen war , ſo eilte id hinweg, und ſprach meinen Pferden wader zu , um bald aus dem Bereich unliebs ſamer Begegnung zu tommen .
turzen fummariſchen Verfahren befahl er dem Diener, einem
jeden zehn Kantfubiebe aufzujáblen.
Sie uahmen fie obne
R
101
1296
Braſilien.
2 Pfarreien, von welden die Bevölkerung nicht genau bekannt
Die Provinz Rio de Janeiro .
war, nämlich Inhomerim , bo Pilar, Sguaſjú, Lambin, San = tiffima Trinidade, Barreto, Defterro de Quiffamaa, Carapebus,
abrend im nörblichen Amerika ſtatiſtiſche Forſchungen in Menge
Dores und Conceiçao do Baquequer, zuſammen
angeſtellt werden und großen Anklang unter dem Volke finden, liegt die
22,788 430,000
Südhälfte der neuen Welt noch gleichſam verſchloffen vor unfern Augen. Rein Gefét hat es bisher in Braſilien vermocht, $ a8 Dunkel aufzuklären ,
Gemeindebegirl, auch ofbezirl (Municipio da Corle ) genannt 147,078
und keiner Provincialregierung iſt es noch gelungen, die nöthigen Mates
577,078
tialien zu ſamineln , um ein gehaltvolles Wert aufzuſtellen, das der Wiffenſchaft genügte. Die Einſicht von der Wichtigkeit ſolcher Arbeiten hat dort noch keine Wurzel fallen können, vielmehr legt man ihnen von Seite des Velfs große Hinderniſſe in den Weg, weil man in ihnen nur bie Vorläufer neuer Auflagen und Beſteuerungen erblict. Indeſſen
bricht auch in dieſer Beziehung eine ſchönere Morgentöthe an , und der erſte Verſuch zu einer ridtigern Erkenntniß des Landes iſt wenigſtens
Ferner die Stadt Rio de Janeiro, als vierundzwanzigſter
Dieſe Bevölkerung beſtand 1840 auf folgenden Elementen : 1. Freie Bewohner. Weiße .
Schwarje. 3udier. Farbige. Männlich. Weiblich. Männlich. Weiblich. Dånnl. Weibl. Männl. Weibl. 2,798 2,817 24,678 26,572 6,181 7,216 58,579 54,394 Ganze Zahl der Freien 183,190
2. Sllaven.
in den Provizen Rio und Sam Paulo gemacht worden , worüber einige
Beiträge im Druck erſchienen find. Spätere Forſchungen werden dieſe Vorarbeiten berichtigen und erweitern , und wenn die Regierung fortfährt, in ihrem Streben nad licht und Aufflärung zu beharren, ſo darf man audy in wenigen Jahren einem beſſern Entwurf über die Staate. kräfte Braſiliens entgegenſehen.
Aus der mit großer Mühe vollbrachten Rählung geht nun endlich Hervor , daß sie Provinz Rio eine Bevölferung von 577,078 Seelen beſikt, wovon 430,000 auf das Land und 117,078 auf die Stadt kommen. Ju der erſten dieſer beiden leßten Zahlen find jedoch adyt Kirchſpiele ( freguezias) und zwei Pfarreien nur muthmaßlich angenommen und auf 20 bis 25,000 Seelen geſchikt worden. Municipios.
Comarcas.
1. Nictheroy
Nictheroy *) Mage
25,815 13,599
Sguaffú
15,049 "28,956
Staborahy
2. Staborahy
3. Cabo Frio
4. Angra dos Reis
Bevölferung.
S. Antonio de Sá Maricá
23,444
Cabo Frio
32,577
Macahé' me
10,051 22,624
Parahy
Mangaratiba 5. Campos
'Campos
6. Reſende
Reſende S. Joao do Principe Barra Manſa Piraty
S. Joao Sa Barra
Vaſſouras
60,968
8. Cantagallo
}
17,339
56,607
9,167
6,759
131,114
6,368 79,781
}
224,022
Ganze Bevölferung 407,212 Vergleicht man die Zahl der Sklaven mit jener der freien Bewohner, ſo kann man nicht ſagen , daß hier ein großes Mißverhältniß ſtattfinde,
denn ſie verhalten fich gegenſeitig wie .224,022 : 183,190 oder wie 2,24 ju 1,83. Aber sie Bevölkerung der Stadt Nio ift nur im Ganzen und
nicht dem Stande oder der Farbe nad angegeben, und es iſt baber nicht
möglich zu einer genanen Spaßung zu gelangen. Ungenommen jedoch, daß die Sflaven die Bälfte betragen , ſo bleibt das Verhältniß fo ztemlid unveränd ert , und bei näherer Vergleichung mit Süd - Carolina in den Vereinigten Staaten , deſſen Bevölkerung 594,398 Seelen beträgt und alſo‘mit jener der Provinz Nio nahezu übereinſtimmt, ergibt fich ein bedeutender Unterſchied « zu Gunſten der brafiliſchen Landſchaft, wie et Süd - Carolina. Freie Farbige. Sllaven .
67,310
18,477 :*
11,969
42,517
12,101 17,232 20,589
51,205
297,561
Das Freigeben der Sklaven , oder die Leichtigkeit, wontit fie ihre Freiheit erkaufen können , worüber eine geſebliche Verordnnng beſteșt, Taut welcher jeder Sllave frei iſt, ſobald er ſeinem Herrn den Ankaufe
Süd - Carolina ; denn das Verhältniß der freien Farbigen in beiden Pro vingen ſtellt ſich wie 51,205 zu 8279, und dieſer Umſtand allein iſt hin länglids, um die Sklaverei Braſiliens in ein günſtigeret licht zu ſtellen. Selbſt in Virginien ſind nur 48,425 freie Farbige auf eine Bevölkerung von 1,239,797 Seelen, unter welchen 447,207 Sklaven fich befinden. Das
Verhältniß der inännliden Sklaven 'zu den weiblichen iſt dagegen in ' Rio wie 131 : 79 , während es in Süd - Carolina wie 127 : 124 fic des
18,171
rechnet. Dieß iſt eine der Hauptſächlichſten Urſachen, warum die Sklaver in Braſilien eher ab- als zunehmen, und immer wieder durch neue Bus fuhren erſeßt werden müſſen .
15,700 5,924
5,043
327,158
Rio de Janeiro .
Freie Farbige. Sflaven.
preis erfeßen Fann , iſt alſo in Rio de Janeiro fechsmal größer als in
7,477 62,752 : *4,608
71,692
{
Farbige Schwarze
8,279
42,628
7. Vaſſouras Valença Parahiba do Sul Cantagallo Nova Friburgo
Männlic. Weiblic .
aus folgenden Angaben erhellt :
8,568
Angra dos Reis
Staguay
51,463
.
} 10,967 407,212
Dazu kommen noch die obenerwähnten 8 Kirchſpiele und
(Fortſetung folgt.) *) Die eigentliche Hauptſtadt der Provins Pio de Janeiro ift Nictberov ;
ſie ift der Aufenthalt der Provincialregierung.
Die Saitprſtadt des bra :
filianiſchen Kaiſerftaats iſt Rio , womit eine beſondere Gemark/daft per: bunden iſt , welche aucy Municipio Neutro genannt wird.
Månden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anftalt der 3. G. Cotta'ſden Buchbandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Widen ma nn.
Nr. 325 .
Dag
A usl a n d . a gblatt
Ein
für
. Runde des geiftig eu und fittlicher Lebens der Völker. 21 November 1841 .
Ueberblick von Ungarn . (Bon J. G. Elsner.) Die Lage und äußere Anſicht des Landes , die darin vor: kommenden atmoſphäriſchen Erſcheinungen und die Eigen: thümlichkeit ſeiner Bevölferung find die drei Gegenſtände, welche dieſer Ueberblic von Ungarn auffaſſen ſoll. Wird das auch nur rhapſodiſch geſchehen können , ſo wird doch manches Beach tenswerthe darin anzutreffen feyn . Sfaplovics ragt in feinem „ Gemälde von Ungarn ," bie Lage und äußere Anſicht dieſes Landes repräſentire das übrige Europa, und er ſagt die Wahrheit. Worauf man immer ſehen mag, überall findet man den Ausſpruch beſtätigt. Das Klima
von Norwegen , Schweben und dem nördlichen Rußland trifft man in dem nordöſtlichſten Zuge der Karpathen , in der Mar: maroſch, wo in der Mitte des Mai's gewöhnlich erſt der Früh
Mauer eingeſchloſſen , welches die mannichfaltigſten, mitunter
die grotesteſten Gebilde enthält. Alpenhörner und lange Se: birgstämme, Kegel und weit ſich ausſtredende Plateaur findet man darin in Menge, und häufig in nahen und ſoroffen Ge genfäßen . Hochaufgethürmte Bergwände ſind an mehrern Orten durch gewaltige Erbrevolutionen , wie von Menſchenhand, durch brochen und mit Schluchten durchzogen , die noch ſelten ein menſchlicher Fuß betrat .
Wie ein großer Rieſenkörper ſtreden
dieſe Gebirge ihren Leib in die Mitte des Landes hinein, rechts und linfs weit in ſeine Ebenen ſich legend. Es iſt da, wo die Matra ihr Haupt erhebt und nach allen Seiten über die ge fegneten Auen ſchaut. Und aus dieſen Bollwerfen ſtromen in tauſend Rinnfalen die Gewäſſer der Donau zu, und machen
ſie erſt zum größten Strome Europa's , was ſie beim Eintritt .
wo die Ernte oft genug auf den Feldern verſchneit wird. Aber
in Ungarn noch nicht iſt. Dieſe Gewäſſer helfen die maleri: fchen Schönheiten, welche die mannichfaltigen Gebilde der Kars pathen hervorbringen, vermehren. Wenige Gebirge ſtellen das Wildromantiſche, ja das Abſchređende ro nahe mit dem Lieb
nicht ganz ähnlich iſt ſich dieſes Klima in der Wärme des Som:
lichen und Anziehenden zuſammen . In ihnen gränzt zuweilen
mers , worin die genannten Länder dieſe Gegend Ungarns überbieten. Faſt das Klima von Griechenland hat dagegen der
die Wüſte dicht an das Paradies. Welch einen ſchroffen Gegenfaß gegen dieſe Koloſſe bilden
Theil des Landes, welcher an der untern Donau liegt. Deutſch -land gleich ſind die obern Chåler , welche von den aus den
die Ebenen , welche unfern von ihnen ihren Anfang nehmen , und ſich unabſehbar hinabziehen bis an des Landes Gränzen.
Starpathen ſtromenden Gewäffern durchzogen werden . Aehnlich dem Klima von Spanien iſt das , welches die Gegenden an
Auf ihnen, einem vorzeitigen Meeresgrunde, haben noch keine
ling, und Ende Octobers ſchon wieder der Winter eintritt, und
der Donau haben, und dem von Frankreich das in der Mitte des Landes. Nach dieſer Eigenthümlichkeit hat denn auch das Land eine große Mannichfaltigkeit in ſeinen erzeugten Früch: ten, die es noch mehr haben würde , wenn die Cultur im ud:
Erdwenen ihre Spur zurüdgelaſſen , denn nirgends ragt eiu Berg oder Hügel vor, der davon Zeugniß gäbe. Was die See, als ſie hier Jahrtauſende ihr Regiment übte, abgelegt hat, das liegt daher noch unzerſtüdt da. Sand-Dünen zwiſchen unges heuren Stređen, die mit Dammerde überzogen ſind, ziehen in
gemeinen auf einer höhern Stufe in demſelben ſtünde. Die Lage und Geſtalt des Landes bringen dieſe Erſcheinungen her:
Streifen durch die Ebene,. welche Modererde genug enthielte, um alle ſterilen Stređen unſers Erdballs in fruchtbares Land
vor. In ſeinem Norden hohe Gebirge, und im Süden unüber:
umzuſchaffen. So wie die Gewäſſer aus den Gebirgen auf die
fehbare Ebenen , ſo müſſen nothwendig die Abſtufungen in der
Ebenen eintreten, wird ihr Lauf, ſo reißend und raſch er auch zuvor geweſen , langſam und ſchleichend, und jede geringe Ans ſchwellung treibt ſie über ihre Ufer. Wie könnte es auch an ders ſeyn , da hier ihr Fall oftmals auf tauſend Fuß Länge taum einen halben Fuß austrägt. So horizontal ſind die Ebe
Temperatur ſehr auffallend ſeyn . Sehen wir ferner auf den Anblic des Landes , den es durch ſeine Oberfläche gewahrt, ſo iſt er ebenfalls von eigener Art. von ſeinem außerſten Nordweſten bis in den fernſten
Südoſten iſt es mit einem Bollwert, gleich einer chineſiſchen
nen , daß man überall der optiſchen Läuſchung unterliegt, als 325
1298 wäre man auf dem niedrigſten Punkte derſelben , weil rings :
bis über den Plattenſee vorſpringenden , zwiſchen ihm und dem
am fich das Terrain zu erheben ſcheint, ganz gleich , wie es auf offener See iſt. Die am weiteſten ausgeſtreďte Ebene
Neuſiedler-See ſich einſchiebenden Bergrüđen und Kegel fei: neswegs ſo großartig , wie die Matra mit ihren ſie umgeben :
liegt auf beiden Seiten der Theis hinab , von ihrem Ausſtrö
den Kindern.
men aus dem Gebirge an bis zu ihrer Einmündung in die Donau, in einer Länge von mehr als dreißig und in einer Breite von wohl zwanzig Meilen. Sie ſeßt ſich über die Do : nau hinaus fort, und wird nur durch die Gebirge am Plat: tenſee und in der Umgebung von Fünfkirchen unterbrochen . Auf ihr kommen im Sommer faſt alle Erſcheinungen der Wüſte por, und die „ Fata morgana “ ſpielt ihre Rolle. Dieſe und viele
andere Erſcheinungen der Steppen und der Wüſte wechleln hier, und unterhalten und äffen den Reiſenden auf ſeiner ein: famen Fahrt. Bebaut wird das fruchtbare Land faum zur
Hälfte, weil es an Händen zur Bearbeitung und an Gelegenheit zum Abſaße der gewonnenen Producte fehlt. Ungeheure Vieh: heerden bedeđen ganze Strecken , und wenn man dieſe, wo ſie nicht die Nacht hindurch im Freien campiren , in die ſparſam vorkommenden Ortſchaften einziehen ſieht, da meint man, ihre Bahl ſer faum auszumitteln. Grell iſt der Abſtid der blühend
weißen, mit langem Gehörn, ähnlich dem Geweih des Hir: fches, geſchmücten Rinder gegen die grauſchwarzen, mit furger, trummer Waffe auf platter , finſterer Stirn verſehenen Büffel. Klein von Geſtalt, aber munter und behend , ziehen, ſich fort: während tummelnd, die Roſſe ein ; hinten nach grungt eine
Unzahl von Schweinen , denen Myriaden von Schafen folgen. Kühn wie die Emirs der Wüſte ſchreiten die Hirten hinter
den Heerden ; auch möchte es gefährlich ſeyn, ſich mit ihnen in cinen Streit einzulaſſen, weil ſie einen gar hohen Begriff von ihrem Stande, ihrer Kraft und ihrer Freiheit haben. Wohl mag man behutſam reyn, wenn man nothgedrungen in einer Elcharda (allein ſtehendem Wirthshauſe ) einfehrt , weil man dort leicht auf beuteluſtige Geſellſchaft ſtößt, die, den Bedui: nen gleich, gern mit dem Reiſenden theilt , für ſich aber im: mer die größte Hälfte behält.
Alle dieſe Erſcheinungen kommen vornehmlich auf der gro: Ben Ebene vor, deren Begränzung ich ſchon angab.
Die kleine
iſt weit mehr von der Cultur umgeben , und zum Theil ſchon pon ihr durchbrungen . Sie zieht ſich an beiden Seiten der untern Waag, ſo wie der Neutra und der Gran hin, iſt auch mit Hügeln durchzogen , und daher bei weitem weniger mono ton , wie jene.
Das Veſchriebene 'umfaßt die große, nördliche Hälfte uns garnd. Die ſüdliche kann man eine Nachbildung von jener
nennen, To zwar , daß es iſt, als gäbe ſie das ein wenig ver: kleinerte Spiegelbild von ihr. Denn wie im Spiegel die rechte Seite des Gegenſtandes zur Linken , und dieſe zur Rechten wird, ſo zeigt ſich auch hier das Obere unten, und das Untere aben. Wo bei der nördlichen Hälfte das einfaſſende Gebirge im Norden liegt, ſo finden wir es hier iin Süden , dagegen die Ebene im Norden und Nordoſten , wo ſie dort im Süden
and Südoſten ſich hinzieht ; alles aber iſt hier im kleineren Maaßſtabe, denn die an Croatien hin aufſteigenden Gebirge
find bei weitem niedriger, wie die Sarpathen , auch ſind die
So komme zum zweiten auf die atmoſphäriſchen Erſchei:
nungen. Die beſondere Lage des Landes läßt ſchon von ſelbſt eigenthümliche Erſcheinungen in der Atmoſphäre vorausſeßen. Sie ſind in hohem Grade mannichfaltig und ihr Wechſel iſt nicht ſelten faſt urplößlich ; eine ſolche Erſcheinung, die fata
morgana, habe ich ſchon genannt. Aber es kommen deren noch eine Menge anderer vor. Zuerſt verdient angeführt zu werden, daß Trodenheit und Näſſe hier gewöhnlich bis zum Ertreme gehen und auf den Ertrag der Ernten einen ſolchen Einfluß üben, daß z. B. in den beſchriebenen fruchtbaren Ebenen in manchen Jahren faſt gar nichts , in andern aber wieder 15 bis
18fältig geerntet wird ; dieß iſt aber nur der Fall bei Jahr: gängen , wo Regen und Sonnenſchein in richtigem Maaße wechſeln , denn wenn große Dürre berrſcht, fo verlengen auf dem ſchwarzen , bißigen Boden die Pflanzen ſo, daß die Erde wie ausgebrannt erſcheint und den traurigſten Anblid gewährt. Da pflegt es vorzukommen, daß man auſ den Ebenen in weiten
Flächen feinen grünen Halm erblickt, und daß man alſo mit
ſeinem Viehe, wenn man es nicht verhungern laſſen will, in die Ferne ziehen muß.
Selbſt die im Frühjahr überſchwemm :
ten Stređen, welche oftmals erſt in der Mitte des Monats Mai To trođen werden, daß man ſie anbauen kann , brennen in folchem Falle aus, und es verfümmern die auf ihnen an: gebauten Gewächſe. Iſt dagegen der Jahrgang naß, fo wachſen
alle Pflanzen und Kräuter , insbeſondere aber die Getreide: früchte ſo viel und üppig auf, daß ſie ſich lagern und keine Körner bringen ; zudem treten die Flüſſe über ihre Ufer und überfluthen ungeheure Landſtreden, weil ihnen auf dem Niveau der ungeheuren Ebenen tein Damm entgegenſteht. Da kommt
denn der Reiſende oftmals hart ins Gedränge, denn er findet da, wo ſonſt auf den großen Puſten (Steppen) Weg an Weg geht, nichts als eine wogende See, der er ſich, zumal wenn er die Dertlichkeit nicht genau kennt, nur mit großer Gefahr an vertraut. Zu bewundern iſt alsdann die Kühnheit und Sicher: heit, mit welcher die Bauern ihre Wege verfolgen, ihre kleinen Pferde gehen bis über die Flanken im Waſſer und zeigen eine wahre Amphibiennatur, denn ſie ſchwimmen durch, wie Fröſche, und ziehen das leichte Fuhrwert hinter ſich her, auf dem der Lenfer oben quer über auf den Wagenleitern fißt, und auch da noch die Beine oft genug ins Waſſer taucht, weil das ganze Fuhrwerk nur etwa einen Fuß über dasſelbe hervorragt. In der Ferne verſchwimmt dann Waſſer und Luft ſo miteinander, daß man durchaus nicht unterſcheiden kann , welches das eine
oder das andere iſt, und man alſo nur noch ängſtlicher wird. Ziehen Gewitter über das Land , fo erfaßt ſie gewöhnlich
der Sturm, der im Fortſchreiten zum Wirbel wird, und, eine furchtbare Windsbraut, die Wolten bahin reißt, die nicht ſelten gur Waſſerhoſe werden. In den Gebirgen aber geben ſie mei : ſtentheils mit furchtbaren Regengüſſen nieder, woher die vielen Rillen entſtehen , die ich in teinem Lande in der Menge und
1299
von der Bedeutung geſehen habe , wie in Ungarn. Wer bei
Geborene. Sklaven. Freie. Männl. Weibl. Männl. Weibl.
Seftorbene.
einer ſolchen Erſcheinung durch Chalfchluchten reist, der fommt oft in die augenſcheinlichſte Lebensgefahr , denn es ſtürzen auf allen Seiten Ströme von den Bergen herab , die Erde und Steine mit ſich bringen, und Menſchen und Thiere mit fort: reißen. Da werden oftmals die Straßen zu Waſſerbetten , in denen ſchnell genug tiefe Löcher entſtehen .
allein es iſt wahrſcheinlich , daß viele Kranke aus der Provinz nach den
Wenn im Sommer die Hiße ihren höchſten Grad erreicht
Spitälern kommen ; daß mancher Fremde , durch den Handel angezogen,
hat, dann mangelt auf den weiten Flächen aller Thau, und in wenigen Tagen verſchmachten Gräſer und Pflanzen. In den Gebirgen aber wird ſie, wo die Sonne ihre Strahlen faſt renk:
nicht ſo ſtrenge genommen wird. • Endemiſche Wechſelfieber und die
recht herniederſchießt, beinahe unerträglich, zum Glück aber fühlt dort der Thau in den Nächten die Luft ab. Eine Zeitlang vor
beträchtliche Verheerungen unter der armen Volf & claſſe an.
1428
1243
1542
1159
Freie. Männl. Weibl. 1966
1537
Sllaven. Männl. Weibl. 1925
1332
Ganze Zahl der Geſtorbenen 6760 Demnach wären 1388 Menſchen mehr geſtorben als geboren worden ;
Ganje Zahl der Geborenen 5372
dort ſein Grab findet , und daß es mit den Taufen unter den Sflaven Blattern herrſchen übrigens nicht ſelten in Rio de Janeiro, und richten Im Jahre
und eben ſo nach der Sonnenwende aber wechſelt in der Ebene die Temperatur vom Tage zur Nacht ro raſch und ſo bedeu: tend, daß man am Tage vor Hiße und in der Nacht vor Kühle ſich kaum zu helfen weiß. Die Einheimiſchen nehmen daher auf Reiſen ſtets thre Pelze mit, und die Hirten tegen ſie auch am Tage nicht ab , nur drehen ſie da die Wolle nach außen. Der Fremde , der ſolche Vorſichtsmaßregeln weder anwenden
1840 hat das Krankenhaus Santa Caſa da Miſericordia 1960 Leichname zur Beerdigung übernommen. Da frühere Angaben nicht vorhanden ſind, fo läßt ſich nicht mit Zuverläſſigkeit beſtimmen, wie das Verhältniß der Geborenen zu den Geſtorbenen fich geſtaltet; es iſt aber ziemlid wahr ſcheinlich , daß die jährliche Zunahme der Bevölkerung nicht mehr als 1% beträgt, *) wie es in einigen angränzenden Bezirfen beobachtet wird. Dazu kommt noch die jährliche Einwanderung von etwa 2000 Seelen aus verſchiedenen Theilen der Welt , beren Zahl mit der Zeit immer
kann noch will, unterliegt dann leicht den verderblichen Fiebern,
größer werden wird .
die ihn unvermuthet überfallen. Einzig ſchön glänzt aber in ſolchen fühlen Nächten der Himmel und die Sterne funkeln
In Beziehung auf den öffentlichen Unterricht befißt jeßt die Pro ving Rio noch nicht mehr als 26 Elementarſchulen, wovon 20 für Knaben und 6 für Mädchen beſtimmt ſind. Von jenen werden 17 beſucht und
und leuchten ſo, wie man dieß nur in Italien ſehen kann. ( Schluß folgt. )
zählen 967 Schüler; in dieſen dagegen find nur 187 Schülerinnen ent
Nachrichten von der Wiger - Erpedition.
halten. In Vergleich mit 1839 haben die Knaben um 114 und gegen 1838 um 314 zugenommen ; bei den Mädchen beträgt die Zunahme gegen Da die Provinz 60 Kirchſpiele und 15 Pfarreien
Von den dieſer Erpedition beigegebenen Naturforſchern find Briefe aus Cap Coaſt Caſtle vom 29 Julius eingelaufen. Dr. Vogel , der Botanifer , war ſehr glüdlich im Pflanzenſammeln zu Madeira , St. Vincent, Sierra Leone und den verſchiedenen Stationen, wo die Schiffe
1839 die Zahl 111 .
anhielten , und hat bereits über 700 Specimens beiſammen. Darunter
zählen ; allein ihr Daſeyn iſt ſo vorübergehend , daß fie wie Pilze über Nacht entſtehen und eben ſo ſchnell wieder verſchwinden. In einem ſo
ijt eine neue Gattung , die der Belvisia ſehr nahe ſteht, jener ſchönen blauen Blume , die der Stolz Afrika'd feyn roll. Er hat Blüthen und Früchte gefunden, und ſeine Specimens werden deßhalb wohl hinreichen,
den Botanikern alles zu zeigen , was ſie über dieſe Pflanzen zu wiſſen wünſchen . Hr. Roſcher , der Mineraloge, ſchreibt mit Enthuſiasmus über die neuen Länder , die er bereits geſehen hat. Auch er war un
enthält, wovon jede 2 Elementarſchulen für Knaben und Mädchen habent follte , ſo folgt daraus , daß noch 124 Schulen fehlen. Zwar find noch 55 Privatſchulen in der Provinz vertheilt , welche ebenfalls 658 Schüler
jungen Lande als Braſilien kann man nur mit Mühe die erforderlichen
Lehrer finden, weil die Beſoldung gar zu gering iſt, und ſelbſt diejenigen, welche in der fürzlich errichteten Normalſchule für dieſe Fach erzogen werden , wollen ſich ihm aus gleichen Gründen nicht widmen.
Der
1
ermüdlich in Verfolgung ſeiner Lieblingewiſſenſdaft. Von St. Vincent hat er eine geologiſch colorirte Karte der Inſel eingeſendet, von Cap Palmas eine ſehr intereſſante Ueberſicht des umliegenden Landes , und von Sierra Leone einige werthvolle Bemerkungen über den Boden dieſer Colonie , deren Anbau ſeiner Anſicht nach bisher ganz falſo betrieben war, da man die dem Boden angemeſſenſten Producte vernachläſſigt und andere zu erzielen geſucht hatte , welche die Arbeit nicht lohnen . Dab ſelbe Schiff brachte auch Nachricht von den Aſhanti Prinzen , die im
Gehalt der Lehrer in den Elementarſchulen wird für das Jahr 1841/42 auf 18,040,000 Reis (27,000 fl.) angegeben. Der höchſte Gehalt iſt 900 , der niederſte 225 fl. .
In der Stadt Nio befinden ſich 21 Elementarſchulen, wovon 15 für Knaben und 6 für Mädchen beſtimmt ſind. Jene enthalten 1004, dieſe 365 Zöglinge.
Ueberdieß ſind noch 9 andere Schulen für verſchiedene
Zweige vorhanden , nämlich 3 für Latein und je 1 für Philoſophie, Rhetorik , Griechiſch , Franzöſiſch , Engliſch und Geometrie , wovon die leßte unbeſeßt iſt und die übrigen 126 Schüler zählen. Rechnet man die Zahl der Schüler zuſammen , ſo beträgt fie 3307 , oder 1 Schüler
Begriff ftanden nach Cumaſt, der Reſidenz ihres Vater , aufzubređen .
auf 147 Perſonen der ganzen Bevölkerung. Unter den Studirenden find
Braſilien.
213 mit der Arzneikunde und 94 mit den ſchönen Künſten befliffeu.
!
Unter jenen befinden ſich 120 Studirende von Rio de Janeiro , 8 von
Die Provinz Rio de Janeiro. Bahia, 4 von Alagóas, 3 von Pernambuco, 2 von Cearà, 1 von Piauhy, ( Fortfeßung .)
Ueber das Verhältniß der Geborenen zu den Geſtorbenen find noch keine Angaben für die ganze Provinz bekannt gemacht worden , in der Stadt Rio aber hat fich das Verhältniß im Jahre 1840 alſo geſtellt:
) Die neueſten Nachrichten geben das Verhältniß der Geborenen wie 1 auf 27.6 /100 Perſonen an ; in England iſt es wie 1 auf 39. Ueber das Pers hältniß der Todesfälle fehlen die nabern Berichte.
.
1300 3 von Maranhao, 1 von Para , 1 von Guyaz , 42 von Minas , 8 von S. Paulo, 13 pon S. Pedro do Sul, 1 von der cisplatiniſchen Republik,
lepte bereits große Vorzüge vor dem erſten , und nach wenigen Jahren wird man dieſelbe Genauigkeit darin finden, die man jeßt in Europa zu
1 von Mexico und 3 von Portugal. Die Afademie der ſchönen Künfte
erwarten berechtigt ift.
.
Die Zahl der Verbrechen wird im verfloſſenen
zählt 94 Zöglinge , welde in fechs Claſſen abgetheilt find. Der gesJahre auf 279 angegeben, bei welchen 392 Mitſchuldige verwidelt waren ,
fchichtlichen Malerei widmen fich 4 , der Landſchaftsmalerei 8 ,
bem
Der Nation und Farbe, dem Stande und dem Alter nach werden ſie
architektoniſchen Zeichnen 5, der Bildhauerkunft 7, der Medaillenſtecherei
folgendermaßen eingetheilt :
7 und ber Portraitmalerei 63 Zöglinge. Endlich find auch noch in der
Der Nation nad : Braftlianer 315
Dem Stande nad :
Frembe 77 Der Farbe nach :
Freigelaſſene
25
Silasen
27
Handelsſchule (Aula do Commercio ) 75 Zöglinge enthalten . *)
Ueber die öffentliche Sicherheit der Provinz läßt ſich im Allgemeinen
freie
Dem Alter nach: Don 10 bis 20 Jahren 10
340
Weiße
196
Indier
Farbige
5 80
Von Von Von Bon Von
der Ländereien zu ſuchen , wo man zuerſt ganze Provinzen , ſodann
Schwarze
111
Unbekannt
mehrere Leguat Boden an einzelne Menſchen vertheilte, oder gegen eine
Von dieſen Verbrechern konnten 110 leſen und 111 nicht; 35 hatten
kleine Summe unter dem Namen von Sesmarias verkaufte.
etwas Unterricht genoſſen und 136 gar keinen. Die häufigſten Ver brechen find Mord , Mordanſchläge und Verlegungen. Sie ftehen in
ſagen ,. daß , wenn perſönliche Feindſchaften , aus den dortigen Verhälts niffen erwachſend, nicht ſo häufig wären , die Ruhe nur ſelten geſtört würde. Der größte Zantapfel unter den Bewohnern Braſiliens iſt in der von der frühern Regierung befolgten unvernünftigen Vertheilung .
Dabei
wurden jedoch die Gränzen der abgetretenen Ländereien nicht genau beſtimmt; eine Landverkaufbehörde war nicht vorhanden , und zwiſchen den beiden nächſten Nachbarn herrſchte Ungewißheit über das fich berüh rende Eigenthum. Daß ein ſolches Verhältniß anfänglich zu keinen Reibungen führen konnte , war natürlic); denn man hatte land im Ueberfluß , und der Anbau des Bodeng war unbedeutend in Vergleich mit dem Grundbefiße.
In neuerer Zeit aber fängt das Land an einen
20 30 40 50 60
bis bis bis bis bis
30 40 50 60 70
59 55 -
21
13 -
15 219
folgendem Verhältniß : Mord
48
Mordanſchläge 28 Schwere Verlegung 33 Leichte Verlebung
24
Vergleicht man dieſe Verbrechen mit der Volfa
oder 133 gegen 279.
höhern Werth zu bekommen ; der Eigennuß will fich anmaßen, wað ihm nicht gehört, und daraus entſteht Erbitterung, die nicht ſelten zu Mord thaten führt. Auf richterlichen Ausſpruch wird in einiger Entfernung von der Hauptſtadt nicht viel gehört, oder er wird durch Einſchüchterung zu Gunſten der ſtärkern oder verwegenern Partei gegeben. Ohne unter: ſtüßende Macht kann fich die Obrigkeit keine Achtung verſchaffen. Man lebt in der braſilianiſchen Wildniß frei wie der Vogel in der Luft, bez
zahl der Gemeindebezirke , in welchen ſie begangen worden , ſo ergibt
trachtet jeden Befehl als einen Eingriff in die Rechte der Menſdheit,
Magé
und hinter Gebirgen , Flüſſen und einer rieſigen Pflanzenwelt verſchanzt
Angra
ſvottet man der Gerechtigkeit. Iſt auch der Thäter eines Verbrechene
Mangaratiba
fich folgendes Verhältniß : Morb auf Mordverſuch auf Schwere Verlegung Gemeindebezirke. Menſchenzahl. Menſchenzahl. aufMenſchenzahl. Nictheroy
Iguaſſu
1 auf 25,815
1 auf 25.815 1 5,016 1 6,799 22,624 1 1 7,477 1 17,339
1 auf 7,524
-
1
- 17,339
1
10,051
1
22,624
1
7,477
1
32,507
bekannt , ſo wagt ef Niemand ihn anzugeben , und diejenigen , welche
Itaguaby
als Zeugen aufgernfen werden, wollen nichts von der Sache wiſſen, aus
Cabo Frio
1
8,144
Furcht, die Rache möchte auch ſpäter bei ihnen einkehren. Daher kommt
1
10,051
es auch , daß aus dem Geſchwornengericht noch wenig Vortheile für
Macahé 3taborahy
1
28,956
Brafilien erwachſen find ; denn in Erwartung ſchlimmer Folgen werden manche Verbrecher freigeſprochen. Wild wie die Natur um ihn her
Maricá S. Antonio de Sà
1
11,722
1
8,568
wird der Menſch, wo er auf großen Mäumen zerſtreut und nicht geſell fchaftlich beiſammen lebt, und dieß iſt ſo gewiß, daß durch ganz Amerika
Cantagallo 1 Nova Friburgo S. Joao do Principe 1 Valença
2,962
1
5,924
5,043
1
5,043
hindurch dieſe Erſcheinungen fich gleich bleiben , wovon wir ein fchauderhaftes Beiſpiel in dem ſogenannten Lynchgefeße der Vereinigten Staaten
bemerken . Ueberdieß führen auch die Wahlen der Deputirten u. ſ. w.
Reſende
zu Blutvergießen , Parteiſucht und Haß.
Barra Manſa
Dem Gefeße gemäß roll in jeder Provinz ein genaues Verzeichniſ der begangenen Verbrechen an die Regierung nach Rio geſchickt werden ; allein dieſe Arbeiten bleiben noch immer ſehr unvollkommen.
Vaſſouras Campos
-
8,568
1
3,989
3,989 18,171
1
9,085
1
9,238
1
18,477
12,101 5,144 3,022
1
12,101
1
1
4,183
1
1
2,614
(Soluß folgt.)
In der
Provinz Rio ſelbft wurde das erſte Verzeichniß im Jahre 1839 , das .
zweite 1840 gemacht. Beide find natürlich noch fehlerhaft, doch hat das
W agen in Parit. Man zählt nach officiellen Angaben 53,481
Fuhrwerke aller Art in Paris ; nämlich 948 große Miethwagen , 1533 ) Im Ganzen ſteht die Erziehung in Rio de Janeiro doch noch vortheit: hafter alß in Spanien und Rußland , und kommt dem Verhältniß in Portugal ſehr nahe. In Rußland wird nur 1 Schüler auf 794, in Spa. .
nien 1 auf 346 Perſonen gerechnet; in Portugal dagegen 1 auf 109.
Fiaker , 10,000 eigene Equipagen , 11,000 bürgerliche Cabriolets und 30,000 Karren , die Zahl der Zugpferde ift 34,927 , die der Reitpferde .
aber nur 1316.
Di ånden , in der literariſch =Artiſtiſchen Anfalt der 3. o Gotta'lchen Budhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenmann.
Nr. 326 .
Das
A usla n d. Ein
Tagblatt für
Kunde
des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 22 November 1841 .
Flachs- und Hanfbau in Rußland.
in Oſtindien der Flachs um ein Drittheil höher als in Europa, und iſt von vorzüglicher Güte ; die davon nach Calcutta geſen :
Die „ vaterländiſchen Memoiren“ vom October d. J. enthal:
deten Muſter haben dort allgemeines Erſtaunen erregt. Die
ten einen ziemlich umſtändlichen Auffaß über die mechaniſche
Geſellſchaft begann ihre Thätigkeit mit einer Erklärung , daß England jährlich aus Rußland gegen 700,000 Centner Flachs
Flachsſpinnerei in England, und über das Verhältniß der Län : Unter dieſen
beziehe, und dafür 2,800,000 Pfund Sterling zable , während
iſt Nußland bis ießt immer noch der bedeutendſte Lieferant, denn von einer Million Centner Flachs und Hanf, welche
Oſtindien dieſelbe Maſſe auf 110,000 Acres um ſo leichter er: zeugen fönne, als man Flachs und Indigo auf demſelben Felde zu gleicher Zeit ausſäen könne. Die Judigo:Plantagen in Oſtin : dien betragen 165,000 Acres;, der Flachs fann alſo hier ohne
der, welche England den Rohſtoff dazu liefern.
England im Jahre 1837 erhielt , famen 682,000 aus Rußland, und nur das leßte Drittheil aus Holland, Belgien und Frankreich, oder auch aus Ländern , denen Belgien und Holland als Ausfuhrbäfen dienen. Dieſe große Ausfuhr Rußlands iſt
für dieſes Land von ſolcher Bedeutung , daß es ſich wohl der
neue Ausgaben angebaut werden. Man erſieht hieraus, wie ſehr dieſe aufſtrebende Nebenbuhlerſchaft die Aufmerkſamkeit der ruſs
fiſchen Landwirthe verdient. Man behauptet zwar , daß wir
Mühe verlohnt, aus allen Kräften dahin zu wirken, daß Eng-
vor Oſtindien den Vortheil der Nähe und ſomit des wohl
land ſich nicht anders woher verſorge, und in dieſer Beziehung lautet nun der oben erwähnte Artifel folgendermaßen .
feilern Transports voraus haben, aber man darf ſich biedurch nicht in Sicherheit wiegen laſſen ; denn wenn der Anbau des
„ Man darf es nicht als eine Unmöglichkeit anſehen , daß | Flachſes in Oſtindien , durch Klima und Boden be ert, wobl feiler zu ſtehen kommt, als der ruſſiſche, wenn die Qualität ſächlichten und faſt einzigen Lieferanten werden. Dieſe Be: des oſtindiſchen Flachres beſſer iſt, dann wird der nähere Trans fürchtung iſt um ſo gegründeter, als im Jahre 1825 England port dem ruſſiſchen Flachſe feinen Vorzug mehr geben. Wir aus Amerika nur Einen Sentner, im Jahre 1835 aber bereits bemerken noch, daß die Ausführung einer einzigen Unterneh 3157 Centner Hanf erhielt ; die Zufuhr ſteigt alſo ſehr rard), mung, die einer Eiſenbahn vom rothen Meere nach dem Nil, und obgleich ſie bis jeßt noch in der großen Maſſe der jähr: den Weg von Oſtindien nach England faſt um die Hälfte ab
die Vereinigten Staaten, wie bei der Baumwolle, die haupt:
lichen Einfuhr in England verſchwindel, ſo könnte es ſich doch leicht ereignen , daß, wie die Baumwolle das Erbtheil des Sü-
fürzt. Wenn wir dabei den ausdauernden Charakter der Eng= länder und, offen geſprochen , die Sorgloſigkeit unſerer Land
dens und Südweſtens der Vereinigten Staaten geworden iſt,
wirthe in Betracht ziehen, ſo wird der Verfall unſers Flache
ſo der Flacho : und Hanfbau die nördlichen Provinzen dieſer
bandels nach England immer wahrſcheinlicher.
ungeheuren Republik bereichern würde, beſonders wenn Ruß:
ießt nichts übrig , als auf alle Weiſe ſich zu bemühen , die
land es vernachläſſigt, dieſen wichtigen Zweig der Landwirth:
Qualität des einheimiſchen Flachles zu verbeſſern.
fchaft zu erweitern und zu verbeſſern .
Rußland bleibt
.
,,Bis jeßt hat ſich die Ausfuhr feines ruſſiſchen Erzeugnit :
,, Jeßt iſt noch ein neuer Nebenbuhler des ruſſiſchen Flachs .
Tes fo vermehrt, wie die von Flachs und Hanf. In den zehn
und Hanfbaues aufgetreten , nämlich Oſtindien . Im I. 1836 bildete ſich in London eine Geſellſchaft von Handelshäuſern zu
Jahren von 1788 bis 1797 wurden ausgeführt an Flachs 5,815,670 Pud, an Hanf 74,120 Pud, an Leinſamen zur Aus
dem Zwed, die europäiſche Methode des Flachsbaues in Oſtin- faat 336,208 Tibetwert, zum Delſchlagen 563,566 Tſchetwert. dien einzuführen , und dieſe Geſellſchaft hat bereits viele Lán: dereien auf der Nordſeite des Ganges in Pacht genommen, um hier nach europäiſcher Methode Flachs anzubauen. Nach den
Dieſe Maſſe nahm , mit Ausnahme der ungünſtigen Kriegs jabre , ſtetig zu , und betrug in den Jahren 1828 bis 1837 14,964,550 Puð Flacho, 520,824 Pud Hanf, 752,828 Tſchetwert
Berichten der zu dem Ende dahin geſchikten Flamander wächst leinſamen zur Ausſaat, und 1,315,342 Tſchetwert Leinſamen 326
1 302
zum Delſchlagen.
Dieſe Zahlen gelten nur von dem Hafen
pon Riga, da die Offeeprovinzen , ſo wie überhaupt der weſt-
handeln , ja ſogar zu meinen , ſich zu beſchimpfen wenn ſie Deutſch ſprechen , ſo ſtoßen ſie alle Germanen in die Reihen
liche Theil Rußlands, am meiſten Lein und Hanf bauen . Die Geſammtausfuhr aus Nußland betrug im I. 1839 allein 2,234,826 Pud Flachs und 3,571,768 Pud Hanf. Dieſe große Malle aber
ihrer Gegner , und machen ſich den Kampf und Sieg nicht allein ſchwer, ſondern in hohem Grade zweifelhaft. Man ver:
ſtellt Rußland nicht ſicher vor Nebenbuhlern, und gewährt uns teineswegs die Vortheile , welche die Einfuhr mechaniſcher Fladsſpinnerei und Weberei gewähren würde." Der lieberreſt des Auffaßes betrifft einige Specialitäten des Anbazies, und die Tendenz des Ganzen geht ſichtlich dahin ,
gleicht diefelben nicht unpaſſend mit den Ultras in Frant reich und Spanien , auch werden , dem Anſcheine nach , die Er folge ihres Strebens denen von jenen gleich feyn.
ir
Für den fremden Reiſenden iſt es faſt wunderbar, wenn er zuweilen in Einem Tage durch das Gebiet mehrerer Na
tionen kommt, und bei jeder ihre Eigenthümlichkeit ſo ſoroff
die Nothwendigkeit der Anlegung mechaniſcher Spinnereien dar:
hervortreten ſieht. Bei einiger Uebung erfennt er ſogleich eine
zuthun, da England ſich mit Macht rüſtet, die Zufuhr von Roh:
jede an ihrem Aeußern ; der Magyar im reinen Typus der faufafiſchen Race ; der ebenfalls zu ihr gehörende, jedoch auf
ſtoffen aus Europa entbehren zu können.
der erſten Stufe des Uebergangs zur mongoliſchen ſtehende
Ueberblick von Ungarn.
Slave ; der zwiſchen beiden das Mittelglied bildende Deutſche laſſen ſich ein jeder gar bald von den andern unterſcheiden.
(Schlu ß.)
Aber auch in ihren häuslichen Einrichtungen herrſcht ein her: vortretender Unterſchied ; die Bequeinlichkeitsliebe des Magparen ſpricht ſich überall aus, und wenn auch keine Pracht in ſeinem
Endlidy dritteus nenne ich die Eigenthümlichkeit der Be: völkerung von Ungarn. Schon die Verſchiedenheit des Landes in ſeinen Theilen würde ihren Einfluß auf die Bevölkerung geltend machen , und ſie in verſchiedenen Geſtalten erſcheinen
Hauſe herrſcht, ſo iſt es doch überall ſehr wohnlich und meiſten: theils reinlich .
Der Slawe macht in allem dem weit weniger
laſſen, auch wenn dieß nicht dadurch entſtünde , daß ſie aus ro
Anſprüche, und daher kommt es, daß ſich der Fremde bei ihm
verſchiedenen Nationen beſteht. Die Geſdichte des Landes weist nach, woher dieß kommt. Politiſche Stürme und über das Land gezogene Völkerſtröme haben ſeine heutige Geſtalt und ſeine dermaligen ſocialen Verhältniſſe herbeigeführt. Db
weniger gefällt. Im Hausweſen des Deutſchen deutet alles auf Nüßlichkeit und Erwerb, und ſelbſt wo auch das Aeußere
die Völkermiſchung , wie ſie Ungarn zeigt, jemals in Eins ver:
läßt. – Die Landestheile, welche dieſe drei Hauptnationen be: wohnen, entſprechen ihren Neigungen. Die weiten, fruchtbaren Ebenen ſind ganz für den Magyaren und ſein Weſen geeignet ;
ſchmelzen werde, das iſt wohl ſehr in Frage zu ſtellen. Bilden auch die Magyaren das Sentrum und den Kern des Ganzen, ſuchen ſie das auch gegenwärtig aufs ſtärkſte geltend zu ma chen, und von innen heraus die andern Volfsſtämme zu durch dringen, und mit ſich zu amalgamiren, ſo wirken doch ſo viele Reagentien, daß an ein ſolches Verſchmelzen noch lange, lange nicht zu denfen iſt. Zudem iſt ein gewaltſames Verfahren hiezu am allerwenigſten geeignet , denn es macht die Stoffe
Einfachheit, ia faſt Dürftigkeit verräth, entdeckt das ſpähende Auge doch einen Hinterhalt, der auf Wohlhabenheit ſchließen
deren Zahl ſo bedeutend iſt, mit zu großer Nichtachtung, ja
in den meiſtentheils ſteilen und undanfbaren Gebirgen fann nur die Genügſamfeit des Slawen ſich behaglich fühlen . Der Deutſche hat meiſtentheils unbebautes Land zu ſeinem Erb: theile bekommen, deſſen Werth er aber durch Cultur ins wahre Licht geſtellt hat. Da nun einem jeden das Seine ſo gewor: den, ro jollte und könnte volle Eintracht herrſchen , die es ihn auch genießen ließe ; indeß werden auch die gegenwärtigen Gährungen nicht ohne gute Folgen bleiben . Vor allem aber iſt dem Lande innerer und äußerer Friede zu wünſchen , weil
fart feindſelig behandelt, dieſen Volfsſtamm, der die Magyaren faſt im
ſeine Segnungen für dasſelbe beſonders groß werden müſſen, indemn
Art von Schlummer gewedt hat. Jahrhunderte lang iſt er nicht
ſchwung der Gewerbe und des Handels, es iſt, die dort noch ro ſehr des Wachsthums bedürfen .
nur ſpröde, und vermehrt ihren Widerſtand.
Schon iſt eine
heftige Reaction hervorgerufen , dadurch, daß man die Slawen, ganzen Lande umklammert , und den man aus einer
zu einem folchen Selbſtbewußtſeyn gelangt , wie gegenwärtig, und Jahrhunderte lang hat er nicht ſo lebendig daran ge dacht, daß alle feine Abzweigungen zum Stamme gehören, und dieſen fräftig und mächtig machen. Slowafen und Ruthenen,
die Hauptfrucht , zunehmende Bevölkerung und Auf
Wachrichten von Dr. Beke aus Süd- Abyſſinien.
Croaten und Serben waren geſchieden, und dachten kaum dar:
* Es find Briefe von dieſem Reiſenden aus Anfober vom 21. Junius
an, daß ſie urſprünglich zu einer und derſelben Nation gehö: ren. Zu dieſem Bewußtſeyn hat ſie der Eifer der Magyaren gebracht, und ihre Kraft des Widerſtandes iſt erſt in der Ent: widlung . Dazu kommt aber noch ein mächtiger Verbündeter,
eingetroffen , worin er ſich über die Hausſflaverei im Königreich Schoa ausſpricht. Die Sklaveret iſt erblich , aber die Behandlung der Sklaven allgemein mild , wie in den meiſten Ländern des Orients. Ein Herr fann einen chriſtlichen Sklaven nicht verkaufen , bei Strafe ſein ganzes
und das ſind die im ganzen Lande zerſtreuten Deutſchen , die
Vermögen zu verlieren. Einen Galla oder Moslem fann ein chriſtlicher
durch das Maaß ihrer Intelligenz noch mehr als durch ihre Anzahl beachtenswerth ſind. Wenn nun der Eifer mancher Magyaromanen fo weit geht , alles Deutſche feindſelig zu be:
Eigenthümer gegen Geld hergeben , aber dieß geldieht ſelten , da fie gewöhnlich gleich nach ihrer Ankunft im Lande zum Chriſtenthum bekehrt werden, und es iſt hinreichend, den Matab oder die blaue feidene Schnur
1303 um den Hald zu tragen , um vor dem Gefeß als Chriſt zu gelten , da dieß in ganz Abyſſinien als das unterſcheidende Merkmal aller Chriſten betrachtet wird. Die Chriften Abyſſiniens ermuntern den Sklavenhandel, find aber nicht ſelbſt Sklavenhändler, und wenn ein anderer Handel
empor fåme , ſo würden die Handeldgeſchäfte des Landes allmählich aus den Gånden der Moslem& in die der Chriſten übergehen , denn gegen wärtig gibt es gar keine chriſtlichen Kaufleute, und der ganze Handel iſt in den Händen der erſtern .
Der Begehr der Eingebornen nach den
wenigen fremden Waaren von beinahe abſoluter Nothwendigkeit ver anlaßt fie , Handelsleute von der Küſte her einzuladen , und dieſe find Batürlid Moblems, welche aus Eigennuß und aus Vigotterie die driſt lichen Abyffinier vom Handel ausſchließen.
In Nord - Abyſſinien ver
Nordamerika , namentlich in New = York , wo nach den legten Berichten 17 Mordthaten gegen 1 in London fallen . Hinſichtlich der meiſten andern Vergehen ſteht die Provinz Nio höher , als der größte Theil der euro päiſchen Länder. Brandſtiftung und Nothzucht ſind nicht vorgekommen ; des Diebſtahls wurden nur 30 und des Einbruchs 23 angeklagt, was in
einem Sklavenlande ein gang merkwürdiger Fall iſt. Ueberhaupt ergibt fich bei näherer Vergleichung ſämmtlicher Verbrecher , daß wenn in Englandi ein Vergehen auf 750 und in Schottland eines auf 1183 Per ſonen kommt , in der Provinz Rio nur 1 auf 1792 Seelen gerechnet werden kann.
Die Anlage von Straßen, Brüden und Canälen und die Verbeſſerung der Fahrwege in den Flüſſen ſchreitet in Rio unaufhaltſam fort . Von
fuchen ſie es manchmal, aber in Maſlowah und Arfefo find ſie den Erpreſſungen der mohammedaniſden Gouverneure aufgefeßt, welche ihnen
gute Wege nach den verſchiedenen Landſtädten.
den Gewinn, den fie mit ihren Speculationen zu machen gedachten , bals
S. Paulo über den ſchönen Hafen von Paraty und die Serra Geral
entreißen. Bon Sdoa ift, glaube ich, niemals ein Chriſt um des Handels
wird ausgebeſſert, und dürfte in nicht gar langer Zeit Veranlaſſung geben , daß nicht nur die Erzeugniſſe des Gemeindebezirks von Paraty,
willen an die Küſte gegangen. Bei dem gegenwärtigen Zuſtande des Handels find Sklaven das einzige , was man als Bezahlung für fremde .
Waaren verlangt, und die Eingebornen haben deßhalb keine Veranlaſſung, in ihrem ſchönen und fruchtbaren lande etwas Anderes zu bauen , als was für ihre unmittelbaren Bedürfniſſe nothwendig iſt. (Athenäum som 6 November . )
der Stadt Rio und den wichtigſten Küſtenplaten ziehen ſich nach und nach Die alte Straße nach
ſondern auch diejenigen der benachbarten Diſtricte von S. Luiz, Guara tinguetá , Pindaminhangaba , Cunha ,! Taubaté und Lorena in S. Paulo hier ihre Niederlage finden. Von Angra dos Reis führt eine zweite Straße nach Areas in S. Paulo . Eine ſchöne Brücke wurde auf dieſer Strece über den Piraqué erbaut, und eine zweite ſoll über den Mama
Braſilien .
bucaba gemadt werden. Dieſer Weg hat der ßandel nicht wenig be lebt , und Veranlaſſung gegeben, daß 1839 467,489 Arroben Kaffee über Angra ausgeführt wurden.
Die Provinz Rio de Janeiro . ( S $ lus . )
Aus dieſer Ueberſicht geht hervor , daß die meiſten Mordthaten in Cantagallo und die wenigſten in Itaborahy verübt worden find , und daß zwiſchen beiden das Verhältniß wie 2962 gegen 28,936 fich ſtellt. In der Stadt Rio wurden 1840 8 Mordthaten begangen , oder 1 auf etwa 18,380 Perſonen. Schwere Verlegungen Fanien überdieß 6 und leichte 8 vor. Im Jahre 1836 geſchaben daſelbſt 26, 1837 24, 1838 13
Ueber den Fluß Caputera fehlt noch eine
Brüđe, welcher Umſtand in der regnichten Jahreszeit die Verbindung zwi fchen dem Hafen und einigen innern Theilen der Gemarkſchaft unterbricht. Vermittelſt der Straße von Bocaina wird die Serra von Bocaina durdh brochen , und das Municipio Reſende mit den nahe liegenden Ortſchaften Baependy), Ajuruoca , Campanha u. f. w . der Provinz Minas in er
leichterte Verbindung treten , wozu eine Brüde über den Rio Preto erforderlich iſt.
Von Rio de Janeiro zieht ſich eine Straße durch die
Municipios Iguaſſú , Vaſſouras und Valença nach Minas ,. und theilt
und 1839 8 Mordthaten , während auch die Verlegungen in gleichem fich weſtlich von Iacotinga in zwei Arme , wovon der eine unter dem Maaße abgenommen haben . Rechnet man Stadt und Land zuſammen , Namen der Polizeiftraße ( Estrada da Policia) und der andere unter ſo ergeben ſich für die bezeichneten 20 Gemeindebezirke nebſt Rio 56 Mordthaten , 29 Mordanſchläge und 39 ſchwere Berleßungen, weldie mit Inbegriff von 32 leichten Verlegungen die Zahl von 156 Verbrechen bes dingen, wodurch das Leben eben ſo vieler Mitbürger bedroht oder geopfert wurde. Daraus folgt , daß je auf 3200 Perſonen ein Mord oder ein Mordanſvlag nebſt Verlegung zu rechnen iſt, und daß das Verhältniß noch ſchlimmer als in Spanien ſteht, wo auf 4113 Bewohner 1 ſolches Verbrechen zum Vorſchein kommt. Läßt man die leichten Verlegungen hinweg , ſo iſt das Verhältniß in Nio wie 1 auf 4032 , und ſtellt ſich mithin zwiſchen Spanien und Dalmatien, wo 1 Mord oder Mordverſud,
jenem der şandel 8 ftraße ( Estrada do Commercio ) bekannt iſt. Beide
Wege werden in dieſem Augenblid nicht nur in einen guten Zuſtand perſeßt, ſondern ein großer Theil der leßtern wird ganz neu hergeſtellt. Man hat es für nöthig gefunden die Straßenzüge über die Gebirge zu pflaſtern, weil die tropiſchen Regengüſſe fonft die ganze Arbeit zerſtören. Vom Hafen von Eftrella bis nach der Brüde von Parahybuna , über welche in dieſer Richtung der Eintritt in die Provinz Minas geſchieht,
führt die Hauptſtraße (Estrada de Estrella) in die weſtlichen Länder gebiete des braſilianiſchen Kaiſerſtaats , welche nun im beſten Zuſtande hergeſtellt wird. Theils wird der alte Weg beibehalten , theils aber hat man auch neuere und beffere Richtungen eingeſchlagen. Dieß ift
nebſt iwerer Verlegung auf 700 Perſonen (1823) ſtattfand. In Eng land wurden dieſe Verbrechen während 8 Jahren ( 1824 bis 1831) durch
namentlich beim Uebergang über die Serra da Eſtrella der Fall , über
ſchnittlich wie 1 auf 115,000 Seelen beredinet; in den Niederlanden (1826) wie 1 auf 33,000. Nach dieſem Verhältniß wurden 13 folder Verbrechen in London begangen, wenn man die Bevölkerung auf 1,500,000
welche der neue Weg im Zidjad führt und mit einer Steigung von 1.15 gemacht wird. Zwiſchen der Spiße der Serra da Eſtrella und jener do Pegado liegen die geräumigen Thäler von Tamaraty und
Seelen ſchågt , während im Jahre 1840 , bei einer Bewohnerzahl von
Piabanba , wo die neue mit der alten Straße wieder zuſammenſtößt.
150,000 , 14 in Rio vorg fallen find. In Vergleich mit Europa ſind alſo , Dalmatien ausgenommen, Mordanſchläge häufiger in Riv als bed
şier ift fein şinderniß zu überwinden ; dagegen aber fößt man auf große Schwierigkeiten von der Höhe des Pegado weiter landeinwärte und in der Nähe des Parahybuna. Gleiche Verbeſſerungen werden mit
uns , dagegen aber nicht ſo häufig als in den Bereinigten Staaten von
1 304 der Straße zwiſchen dein Qafen das Cairas , Cantagallo unb Nova Fri-
Millionen betragen.
burgo vorgenommen , und mehrere Millionen Gulden find überhaupt für
ſeiner Bevölkerung, welche einſt auf 3 Millionen Men chen ſich belaufen kann.
Rio de Janeiro enthält erſt den fechsten Theil
bieſe und andere öffentliche Arbeiten beſtimmt, welche in vier Sectioner
abgetheilt find und vou tüchtigen Ingenieuren geleitet werden. Dei den Arbeiten der zweiten Section ſind viele Deutſche beſchäftigt, welche täglich 3 fl. befommen. Am Canal von Nogueira, welcher vom Para-
Die nordiſche Alterthumsgeſellſchaft zu Kopenhagen hielt am 28 October ihre Bierteljahrsfißung, worin erſt Rechnung aba gelegt wurde über die Koſten einer literariſchen Sendung nach Stod
hyba nördlid biß zum See Maria do Pilar und von da nach Tacuaraſſú
holm. Die 6H. Sivertſen und Paulſen ſollten nämlich die Bibliotheken und dem Brejo im Municipio von Campos fich e:ſtredt, wird emſig | in Stoďholm und Upſala unterſuchen , und von den dort aufbewahrten gearbeitet. Vermittelſt dieſes Canale werden die Producte aus dem altnordiſchen , namentlich iblandiſchen Sandſchriften Einſicht nehmer. Innern von Campo8 mit weniger Koſten und Zeitverluſt nach dem Para- Man kam ihnen mit großer Zuvorkommenheit entgegen, und ſie wurden byba und dem Hafen S. Joao de Barra gejchafft werden können. romit in den Stand gefekt, ein ausführliches raiſonnirendes Verzeichnis Die Ergengniſſe der Provinz Rio beſtehen überhaupt aus Kaffee, ſämmtlicher isländiſcher Handſchriften aufzunehmen. Sie nahmen auch Zucker , Rum , Bohnen , Maid , Mandiocca , Reis , Roſenholz , Cedern- genaue Abſchriften uud Collationirungen der alten Werke vor , deren .
holz und einigen minder bedeutenden Gegenſtänden. Ueber die Häfen von Angra dos Reis , Itaguahy , Mangaratiba , Macahé , S. Joao, Paraty und Cabo Frio find (1839) 1,606,070 Arroben Kaffee nach Rio gebracht worden.
Mit der Verſendung find 203 Küſtenfahrzeuge von
10,210 Tonnen Trädtigkeit und 1484 Mann Befaßung beſchäftigt. Ueber Land dagegen kommen meiſtens die Erzeugniſſe von Valença, Vaſſouras und Pirahy , und über Piedadi , Eſtrella und Cairas jene von Magé, Parahyba , Itaborahy , S. Antonio de Sá, Cantagallo, Nova Friburgo,
Erſcheinung demnächſt bevorſteht, nämlich von den Sagen der isländiſchen Staatsrath Magnuſſen legte ſein jest erſchienenes Werk über die Runen vor und Prof. Peterſen theilte für die
Vorzeit und Snorre's Edda.
Annalen der Geſellſchaft eine Unterſuchung über die Bearbeitung der Kämpeviſer (Kampflieber) mit. Hr. Jonas Hallgrímſout, der als Naturforſcher Island bereiết, hatte für das Archiv der Geſellſchaft einen Auszug des Tagebuchs ſeiner Reiſe im Sommer 1841 bearbeitet, ſo weit fie Alterthümer betraf ; e8 follen ſich darin manche Aufſchlüſſe über
Maricá und Nietheroy . Der ganze Kaffee - Ertrag hat 1839 3,598,589
die alte Geographie , ſo wie Abbildungen merkwürdiger Runenſchriften
und 1810 4,500,000 Arroben betragen , wovon etwa 300,000 von den
finden. Hr. Hallgrimſon hat ſelbſt auf ſeiner Reiſe mehrere bisher unbekannte Nunenſteine entdedt. Der Miſſionär Jörgenſen zu Juliane haab hatte auf Veranſtaltung der Geſellſdaft eine antiquariſche Reiſe am Fjord Tunnudliarbif im Diſtrict Julianehaab in Südgrönland unter
benachbarten Provinzen S. Paulo und Minas gekommen find. Der Werth dieſes Gewächſes fann auf 20 Millionen Gulden angeſchlagen werden . Der Anbau des Zuders, wovon der meiſte und beſte in Campos
gewonnen wird , beläuft ſich auf etwa 2 Millionen Arroben, wovon die Hälfte ins Ausland geht. Ende 1839 waren 900 Zucferpflanzungen im Gange, welche einen Ertrag von 5 Millionen Gulden geliefert haben.
Schlägt man die übrigen Erzeugniſſe , namentlich Lebensmittel , biezu, fo wird der Geſammtertrag des Aferbaues auf 50 Millionen Gulden fich belaufen . Ein Ueberſchlag über den Reichthum der Provinz Fann
mit Zuverſicht noch nicht gegeben werden ; nur einzelne Angaben find möglich, wodurch man zu einer annähernden Schäßung gelangt. In den Sflaven allein ftedt ein Werth von 100 Millionen Gulden.
Gebäude
und Anlagen nebſt Geräthſchaften , welche zu einer Kaffeepflanzung er forderlich ſind , die jährlich 3600 Arroben trägt, koſten ungefähr 30,000 fl., und folglich mögen an 40 Millionen Gulden in dieſen Gegenſtänden verwandt reyn . Zur Errichtung einer Zuckerpflanzung von jährlichen 15,000 Arroben Ertrag find nahe an 150,000 fl. erforderlich , und was .
in dieſen Anlagen ſtedt, kann auf 25 Millionen berechnet werden . Das Grundeigenthum in günſtiger Lage iſt neuerlid beträchtlich geſtiegen .
Eine Pflanzung , früher 120 Contos werth , gilt jeßt 180 Contos, d. h. fie find von 180,000 auf 270,000 fl. geſtiegen. Zum Anbau des Kaffees
find wahrſcheinlid) an 3 Millionen Morgen Land benübt, und zu jenem des Zugfert etwa 300,000 Morgen. Das ganze bebaute Eigenthum dürfte daher nicht über 4 Millionen Morgen betragen . Den Flächengehalt von
nommen, und fandte eine Beſchreibung der an dieſem Fjord befindliden zahlreichen Ruinen aus der altffandinaviſchen Coloniſationszeit ein nebft Grundriſſen der merkwürdigern Gebäude und einer Karte des Fjorde über haupt. (Berlingſke Tidende. 2 November.) Alte Stadt in Braſilien . Man iſt bekanntlich in Braſilien
auf alte Wohnungen geſtoßen, welche man für Ueberreſte ſfandinaviſcher Anſiedlungen gehalten hat. Hr. Paſtor Pontoppidan , Schifféprebiger auf der Fregatte Bellona , welche für die Jahre 1840 und 1841 auf
Station in den Gewäſſern von Südamerika war , erfundigte fich bei ſeinem Aufenthalt in Bahia nach dieſen Ueberreſten , und ſtattete debe halb bei dem Erzbiſchof Don Romualdo einen Beſuch ab. War er darüber erfuhr , beſteht nach den Mittheilungen in der obenerwähnten Verſammlung der nordiſchen Alterthumsforſchergeſellſchaft in Folgendem . Profeſſor Schüch hat zuerſt, auf die in den Ruinen aufgefundenen In ſchriften geſtüßt , die Anſicht aufgeſtellt, die Ruinen rührten von einer alten ſkandinaviſchen Colonie her. Der Erzbiſchof erklärte ihm , die Ruinen lägen an der Gränze der Provinzen Bahia und Minaß-Geraed; die bisher darüber erhaltenen Aufklärungen Feyen ganz unſicher, aber das hiſtoriſch - geographiſche Inſtitut in Rio Janeiro habe einen jungen
Kanonikus hingeſendet, um die Ruinen zu unterſuchen. Der Erzbiſdof
welche 10839's deutſchen geographiſchen Meilen gleich find. Es liegen
adreſſirte an den Biſchof in Rio und durch deſſen Vermittlung erhielt er den vom Kanonikus Don B. Joje de Carvalho e Qunha eingeſendeten vors läufigen Bericht über die ſchon im Jahre 1753 in den braſilianiſchen
daher noch etwa 9 Millionen rheiniſche Morgen unbenußt , wovon ein
Steppen (Sertoes) entdeckte unbewohnte Stadt.
großer Theil in den Municipios ron Cantagallo, Campos und Macahé
fie jedoch ſelbſt noch nicht aufgefunden, ſondern bloß aus den eingezoges nen Erfundigungen entnommen , daß man ſie auf der Südſeite der Serra
Rio de Janeiro fann man füglich auf 1300 Quadratlegoas berechnen ,
zu ſuchen iſt. Unter den jebigen Umſtänden hat dieſe Bodenfläche einen durdhſchnittlichen Werth von 300 Millionen Gulden, und nach oberfläche Licher Späßung wird das Eigenthum der ganzen Provinz nahe an 700
Der Ranonifus hatte
do Gincora und auf dem linfen Ufer des Braco do Gincora in dem ſüdlichen Theile der Provinz Bahia zu ſuchen habe.
München , in der Literariſch - Artiftiſden Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wide a manu.
1
Nr. 327 .
Ausland.
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Kunde des geiftigen und ſittlichen Lebens der Völke r. 23 November 1841 . pat
Nußen, den die Engländer lange Zeit von der Provinz hatten, beſtand
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3. Die brittiſchen Beligungent. Der Krieg mit Birma in den Jahren 1825 und 1826 gab, wie ſchon erwähnt , den Engländern zwei Küſtenſtriche , das
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Land Arracan mit Tonighfwen oder den weſtlichen Abfall der Küſtenkette gegen den bengaliſchen Meerbuſen hin , und das Ienaſferimgebiet, deſſen Auedehnung und Lage am Dítufer des Saluen und dann auf der Weſtſeite der malapiſden Halbinſel
bis 10° 50' hinab wir ſchon erwähnt haben. Das Land Arra: can , von einem Mranmaſtamme bewohnt , der ſich jedoch feit dem 11ten Jahrhundert von den Mranma imn Irawaddy
in den Teatwaldungen. Die Lage aber iſt für ſie beſonders vortheilhaft, denn von der Hauptſtadt Arracan aus führt der kürzeſte Landweg ins Jrrawaddy-Thal. Dieß erfannten auch die Birmanen recht wohl , denn ſie vertheidigten dieſelbe im Jahre 1825 ſehr hißig, und erſt nach dreitägigen , ziemlich blutigen und höchſt můbſeligen Gefechten fiel ſie in die Hände der Engländer.
Wichtiger in jeder Beziehung werden die Tenaſferimpro: vingen ; ſie zerfallen in vier Theile , Martaban, Ye oder Re, Zavoy und Mergui oder das eigentliche Tenaſſerim. Die ehemalige birmaniſche Provinz Martaban iſt durch den Saluen
thal getrennt batte, und erſt in neuerer Zeit mit Gewalt wie:
in zwei Theile getheilt, und nur der öſtliche ſteht jeßt unter
der mit denſelben vereinigt worden war , zeigt Spuren einer alten Cultur, die ihm ohne Zweifel, wiewohl in ſehr verſchie:
dener Zeit, aus Indien zukain ; ſo z. B. iſt die Senntniß des
brittiſcher Hoheit. Die Provinz Ye iſt wie verſchollen, und es iſt auch nicht einmal ein brittiſcher Beamter dort, man rechnet fie alſo wohl immer zu Martaban , oder wie man den britti
Leſens und Schreibens unter dem freilich nur etwa 200,000 Menſchen zählenden Volfe allgemein verbreitet. Die Mugg:
ſchen Antheil jeßt nach der bedeutendſten Stadt zu nennen ge wohnt iſt, Moulmein. Leştere Stadt liegt auf einer Landzunge,
ſprache, welche von dem Birmaniſchen nur dialektiſch abweicht,
die von dem nördlich kommenden Saluen -Gaine und dem ſüd:
iſt die allgemeine Landesſprache, während die muſelmänniſchen Sirdars das Hinduſtani reden. Das Klima des Landes iſt ungemein feucht und in den Niederungen beiß , daher unge: fund , und nicht nur die engliſchen Truppen , ſondern ſelbſt Pferde, Stamele, Rindvieb und Elephanten ſterben wie die Flie: gen hin ; ſeltſamer Weiſe iſt aber etwas weiter im Süden, . nämlich um Sandowar , das Klima der Art , daß zahlreiche Heerden von Büffeln und Elephanteu fortfommen . Die Vege:
wärts tommenden Ataran kurz vor ihrer Einmündung in den
tation iſt, wie ſich denken läßt, ungemein üppig : Indigo und Zuđerrohr wachſen wild, eben ro Pfeffer, und manche Stređen
Saluen gebildet wird, und beſtand zur Zeit, wo das Land an die Engländer fam , nur aus einigen Hütten, da das gegenüber:
liegende alte Martaban den Haupthafen bildete ; ießt aber iſt Moulmein zu einer Stadt von mehr als 17,000 Seelen an:
gewachſen, während das einige Meilen ſüdwärts gelegene und im Jahre 1827 gegründete Amherſttown, ſo genannt zu Ehren Lord Amherſte, der zur Zeit des Birmanenfriegs Generalgou :
verneur war, nicht gedeihen will.
Die engliſchen Beamten im
Lande beſtehen aus einem Commiſſär, einem Untercommiſſar,
fcheinen ſich für den Kaffee-, Baumwollen- und Zabaksbau vor:
zwei Affiftenten und einem Polizeimagiſtrate. Der erſte, nebſt
züglich zu eignen. Lange aber war die Einwohnerzahl noch zu ſchwach, um den Unban im Großen zu treiben , es wurde nicht einmal genug Reis für den Bedarf gezogen,* ) und der wichtigſte * ) Das hat ſich freilich in den lebten Jahren bedeutend geändert,
einem Aſſiſtenten und dem Polizeimagiſtrat wohnen zu Moul:
1
denn nach den Times vom 10 November betrug die Kornausfuhr (wahrſcheiniich Neis) in
3. 1840/41 nicht weniger als 100,000
Tonnen, die einen Ausfuhrzoll von 11 %, laf Rupien abwarfen. 9. 1831 hatte das geſammte reine Einkommen nur 3 % laf Im betragen .
mein, der Untercommiſſär zu Tavoy oder Dahway , wie man im Lande fpricht, und der jüngere Affiftent zu Mergui. Bel: coes Gewicht die Compagnie auf Moulmein legt, geht aus dem Umſtand hervor, daß dort zwei europäiſche Regimenter, zwei Sipabiregimenter, nebſt einer Compagnie europäiſcher Artilleriſten ſteht, und auch ein Localcorps aus Talaing gebildet wurde. Nach den neuern Nachrichten iſt auch dieſe Truppenmaſſe noch 327
1306 durch ein Regiment verſtärkt worden, da man von Seite des Königs von Birma einen Angriff auf Moulmein befürchtet,
ropäer, denen bald nach dem Frieden mit den Birmanen aus:
Das Erſte, worauf wir die Aufmerkſamkeit unfrer Lefer
gedehnte Waldſtreden verliehen wurden, unter der Bedingung, fie fortbauernd bearbeiten zu laſſen . Die Syſtem hat aber zu
richten müſſen, iſt die Herkunft der Bewohner dieſer Provinzen.
den gröbſten Mißbrauchen geführt , indem die Wälder auf eine
Es iſt dieß für die Geſchichte dieſer Länder von erſter Wichtig
ſchamloſe Weiſe ausgebauen wurden ; auch ward keine Gränze
keit. Das Volf von Tavoy und Mergui iſt birmaniſch, das Vole
beachtet, und zahlloſe Proceſe waren die Folge. Indeß hat
vonMoulmein beſteht in der Mehrzahlaus Talains,wenigſtens nichtsdeſtoweniger das Holzſchlagen fortgedauert, und der Schiffs: in der Stadt.
Im Gebirgsjuge hauten Starains, der fchon oft
bau wird zu Moulmein in ſehr großem Umfange betrieben ;
erwähnte Nebenſtamm der Mranma's, auch einige Lowaſtämmë
oft ſind zehn bis fünfzehn Schiffe von 250 bis 600 Tonnen
werden etwas weiter gegen Oſten genannt, und ein Stamm Kuwi, aus dem man bis jeßt noch nichts zu machen weiß. Ini Tavoy
auf einmal auf den Werften , und die Regierung ließ fürzlich hier ein Dampfboot von 700 Tonnen bauen .
und Mergui iſt das Landvolk in den Ebenen unter birmaniſcher
Herrſchaft vollends in Sitte und Sprache birmaniſch gewor: den, während die Talain-Bevölkerung von Martaban in Shaa: ren vor dem Deſpotismus der Birmanen flob und auswan: derte, unter engliſcher Herrſchaft aber zum Theil zurückehrte, wie denn auch noch jeßt die Talains aus dem birmaniſchen Untheil häufig herüberwandern . Die Stadt Tavoy, unter 14° 56
Diele Thätigkeit hat einen ſehr wohlthätigen Einfluß auf das Volf, indem der Taglohn im Vergleich zu der Wohlfeil: heit der Lebensmittel ungemein hoch iſt. Die Arbeiter ſind deßhalb auch alle in febr guten Umſtänden , ihre Wohnungen werden immer beſſer und ſchöner, und ſie kleiden ſich wie ihre Familien in die ſeidenen Stoffe von Birma , die meiſt ſehr buntfarbig ſind ; arme Leute ſieht man ſehr ſelten , und Betts
N. B. an dem Fluſſe gleiches Namens gelegen , ſcheint ſehr
ler , außer an den großen Feſttagen in den zu den Tempeln
alt zu ſeyn, und es iſt kaum ein Zweifel, daß ſie zur Zeit des alten birmaniſchen Reichs, deſſen Siß zu Pagan war, ein unab:
führenden Straßen gar nie. Die Talains, welche die Mehrzahl
hängiges Fürſtenthum bildete. Die Bewohner gelten für eine der ſieben Familien , in welche, der Tradition zufolge , der
mäßig leben, nennen daher das Land nur Nat - peii : glay oder das kleine Paradies. Freilich mag es ihnen als folches er: ſcheinen , da ſie meiſt aus dem birmaniſchen Gebiet, aus Mar:
Mranmaſtamm getheilt iſt, und ſollen von einer arracaneſiſchen Colonie abſtammen , die in ſehr früher Zeit ſich hier nieders ließ ; daß demnach die Landeseinwohner ſchnell mit den ver: wandten Birmanen ſich verſchmolzen , iſt natürlich. Als gegen
Ende des 13ten Jahrhunderts das alte birmaniſche Reich zer: fiel, hoben ſich die Fürſten von Pegu und Martaban auf den Trümmern der umliegenden kleinen Staaten , und breiteten ihre Herrſchaft Oſtwärts aus, nach der Seite von Siam hin .
Dabei blieb Tavoy , ein für jene Zeiten ſtark befeſtigter Ort ziemlich ruhig ; als aber die ſchon mehrfach erwähnten Kriege zwiſchen Pegu und Siam ausbrachen , wurde es allmählich An: griffen von beiden Seiten her ausgereßt, tauſchte häufig feine Herren, bis es eudlich Pegu verblieb und bei der Eroberung
der Bevölkerung in der Stadt Moulmein ausmachen, und ſehr
taban, Siriam und Dalla herüber gewandert ſind 1, und ſomit der birmaniſchen Tyrannei ſich entzogen haben ; indeß wandern
auch manche Birmanen berüber , um auf eine Zeitlang Arbeit zu ſuchen. Der Anbau des Bodens iſt wenigſtens fo weit vorgeſchritten , daß bereits wieder Reis ausgeführt wird, wah
rend derſelbe unter birmaniſcher Herrſchaft ſo geſunden war, daß man Reis einführen mußte. Eine Zeitung , welche in Moulmein erſcheint , und den
Namen Moulmein Chronicle führt, theilt einen Bericht über die Einwohnerzahl der Provinzen init , der bis zum Januar 1839 geht. In Moulmein felbſt wohnten damals ſchon 17,042 Menſchen , darunter über 14,400 Birmanen und Talains, über
dieſes Landes in die Hände der Virmanen fiel, von denen die
2000 Leute verſchiedener Urt aus Indien und 540 Chineſen ;
Engländer es erhielten. Aus dieſer Erzählung geht ſo ziem. lich hervor, daß die Maſſe der Bewohner in ſämmtlichen Te:
die Bewohner des übrigen Landes betrugen 41,700, worunter drei Viertheile Birmanen und Talainen, und ein Drittheil um:
naſferim : Provinzen zum Mranmaſtamm gehört, und daß nur
herwandernde Karier waren. Die Stadt Tavoy hatte 10,500, die Provinz 25,500 Einwohner, die Stadt Mergut 7500, die Provinz etwas über 10,000 , das Ganze alſo 112,000 Menſchen. Das Einkommen betrug im J. 1838 allerdings nur 351,746 Ru: pien, die Ausgaben , die Garniſonen freilich mit inbegriffen, 1,325,119 Rupien, alſo faſt eine Million Rupien mehr, aber dafür hatte ſich ein nicht unbeträchtlicher Handel mit dem Junern, namentlich mit den Schanſtaaten eröffnet, zu welchen fchon frühzeitig Geſandte abgefertigt wurden ; der erſte der felben war im J. 1830 Capitän Richardſon , deſſen Reiſe noch
in Martaban, d. h. in der Stadt Moulmein und der nächſten Umgegend die Peguer oder Lalainen herrſchend wurden. Die
Engländer wiſſen viel zu erzählen, mit welcher Freude in allen dieſen Gebieten ihre Herrſchaft aufgenommen worden ſey und wie ſehr man die der Birmanen verwünſcht habe, allein wahr ſcheinlich gilt dieß hauptſächlich nur von der Provinz Martaban,
deren Handel treibende Bewohner meiſt Peguer waren und, wie dieß ganze Volf, von den Birmanen mißhandelt wurden , weßhalb ſie auch ſehr zahlreich nach Siam auswanderten , ſo
wenig die Herrſchaft desſelben ſonſt in dieſen Ländern beliebt iſt. Ein Hauptaugenmerk der Engländer , auch bei Befeßung dieſes Landſtriche, waren die Teak - Waldungen , und der Holga
Ritter in ſeiner Erdkunde (III. 1240 ) erwähnt.
handel iſt auch noch jeßt der einzige bedeutende Ausfuhrhan :
den Waffen in der Hand einnehmen würden, weßhalb man E.
del des Landes. Er iſt ausſchließlich in den Händen der Eu:
Richardſon nicht auf dem leichten und bequemen Weg, ſondern
Er wurde
nicht ohne Mißtrauen empfangen , da auch in dieſem entlegenen Lande die Furcht verbreitet iſt, daß die Engländer es einſt mit
1 307 auf einem ſehr beldwerlichen nach Zimmai ( Cb'biang-mat, Yan :
Chronik der Heifen .
goma) führte.
Reiſen eines Franzoſen in Perſien .
Indeß erkannte man dort die Vortheile eines Verkehrs ſehr gut; namentlich warb aus den reiden Weideländern der Schans ein ſtarter Viehhandel getrieben , und auch in anderer Bezie:
Zwölfter Brief. Ain 24 April d. I. derließen wir Teheran , und die franzöfiden
bung fühlte man ſich den Engländern zum Dant verpflichtet.
Officiere in perfifden Dienſten begleiteten und eine Stunde weit von
Der Menſchenraub, den die Birmanen auf ihrer ganzen Gränze
der Stadt. Unſer Weg führte nach Suleimanieh, einem vom Feth Ali
gegen die Schans oder Laos üben, hatte', wenigſtens von dieſer . Shah für ſeinen Sohn Soliman erbauten Luftſchloß. Von dem Elbrus Richtung her, aufgehört. Eine zweite Geſandtſchaft , die am Ende des Jahres 1836 nach denſelben Schanſtaaten und gegen
ſtrömten ftarfe Bädhe herab , über die wir nicht ohne Mübe fekten . Wir übernachteten in der Nähe des Gartens von Suleimanieh in einem
die chineſiſche Gränze bin geſendet wurde, in der Perſon eines Capitäns M'Leod, wurde ſchon günſtiger aufgenommen. Von mißtrauiſchen Vorſichtsmaaßregeln hinſichtlich des Weges iſt nicht mehr die Rede , und er fand die in Labong , einer der Hauptſtädte der Provinz Yangoma , verſammelten Häuptlinge
zerſtörten Karawanſerai, Namens Reraſch. Am 25 brachen wir Morgens um halb 7 Uhr bei nebligem Wetter auf, bald fiel auch der Regen und begleitete uns bis Kaſſe Nebzin, wo wir in einem elenden Hauſe über gebautes, bloß von nomadiſchen Stämmen nachteten. Wir hatten ein bewohntes Land durchzogen ; von dieſen Nomaden leben die einen unter
auf alle Weiſe bemüht, die beſtehenden freundſchaftlichen Ver:
runden , fuppelartigen, mit gegerbten Fellen bedecten Zelten, die andern
Weiterhin in Zimmai fand er zwar
unter vieredigen , welche man hier Sara - Schater oder ſowarze Zelte nennt. Am folgenden Tage kamen wir bis zum Dorfe Kara - Rulad,
bindungen zu erhalten.
dieſelbe Geneigtheit, allein wegen der Verbindung mit Bankok
waren die Behörden unſchlüſſig, was ſie thun ſollten , da ſie nicht wußten, wie man in Banfot es aufnehmen würde, wenn man den Engländern die Handelsſtraße nach China eröffne. Die Weiterreiſe M'Leods gibt eine ziemlich flare 3bee von dem Zuſtande des Landes nach der chineſiſchen Gränze hin .
Von Zimmai reiste er zwölf Tage lang, bis er an die zu Ava gehörende Provinz Kiung Tung fam ; *) hier war das Land wieder ziemlich bevölkert, während es von Zimmai an faſt men-
.
am 27 nach Schubindar , am 28 nach Keryfd - Ryh und am 29 nach Rurendereh, einem Dorfe , das an einem ſehr fifdreichen Fluſſe liegt. Wir verließen Kurendereh am 30 April um 7 Uhr Morgens , um nach Sultanieh zu gehen. Welche Reiſe ! Der Wind , der Hagel und der Regen hatten ein wahres Höllenbündniß gegen uns gefoloſſen , der Weg war ganz aufgeweicht. Wir begegneten einer Familie ron Iliate, welche und ganz die Gebräude des Nomadenlebens in Erinnerung .
rief ; dieſe Leute trieben eine große Anzahl Ramele vor fich her , auf
fchenleer geweſen war , in Folge der ewigen Kriege, die hier
welche ſie ihre runden Zelte , ihre Teppiche, ihr þausgeräthe, ihre ſehr
zwiſchen Birma und Siam ſtattfanden. Daraus erklärt ſich denn freilich der unauslöſchliche Haß, welcher in Zimmai gegen die Birmanen herrſcht, man duldet nicht einmal einen Handel mit ihnen, und ſelbſt die Chineſen , mit denen man ſonſt ſehr
häßlichen Frauen und ihre verkrüppelten Kinder geladen hatten ; ihre
befreundet iſt, dürfen ihre nach Birma ziehenden Karawanen nicht durch Zimmai gehen laſſen , ſondern müſſen oſtwärts ei-
nen Umweg machen , und das Land jüdwärts umgehen. Von Zimmai ging M'Leod über hohe Berge nordoſtwärts fort, bis er an den Mekhong oder Maethann, den Strom von Cambod:
1
Heerden und Stuten liefen nebenher. Als wir nach fiebenſtündigem
Marſche in Sultanieh ankamen, waren wir bis auf die Haut naß, aber ein gutes Feuer trodnete uns ſchnell. Die Stadt Sultanieh wurde 1303 unter Mohammed Khodah Bendeh erbaut , der erſte perfiſche König, welcher fich zu der Secte des Ali bekannte.
Dieſe Stadt breitete Fich
unter der Regierung dieſes Fürſten fehr aus, aber ſie hat fidh ſeit deſſen um vieles verkleinert ; das Grabmal ihres Gründer8 macht ſich durch ſein zierliches Suppelgewölbe bemerkbar.
Idha, gelangte, unter 21° 28 ' N. B., wahrſcheinlich eine hdhere
Am 1 Mai beſuchten wir den Palaft des Feth Ali Soah, welcher
Breite, als die Hollander zwei Jahrhunderte zuvor hinauf ge-
auf einer dem alten Sultanieh benachbarten Anhöhe aufgeführt iſt; man
tommen. Hier erfannte man China's Oberhoheit an , wie in
gelangt zu dieſem Palaft über weit umfaſſende Terraſſen , deren majes ftätiſde Stufen eine prachtvolle Stiege bilden, und in Badſtein erbaute Pavillons ſtehen ebenfalls auf der Eſplanade, welche den Palaſt umgibt. Wir fanden nur in einem einzigen Saale Malereien . Sie ſtellen Feth
Zimmai fiameſiſche, und in Kiung Cung birmaniſde ; auch wa-
ren alle Sitten der Vornehmen dineſildy, ſo daß man ſich in China glauben konnte. Das eigentliche China durfte indeß
1
M'Leod nicht betreten , doch ließen ihn die chineſiſchen Gränze
Ali Schab auf einer Antilopenjagd vor, an den beiden Seiten des Saales
beamten wiſſen , daß ſie die unter engliſchem Schuße reiſenden
find die Schab Zadeb oder Söhne des Königs in acht Niſchen gemalt, aber alle dieſe Gemälde find ſehr mittelmäßig. Der Palaft iſt nicht mehr
Kaufleute mit Vergnügen empfangen , und eben ſo die chineſi: Tchen Karawanen nach Moulmein ziehen laſſen würden. Das
bewohnt und zerfällt in Nuinen ; von den Terraſſen überſieht man eine
mit war M'leods Auftrag erfüllt und ſein Zweck erreicht: in
prachtvolle Landſchaft, die ganze weite Ebene von Sultanieh , von der
den folgenden Jahren tamen mehrere chineſiſche Karawanen nach Moulmein und der Handel des Orts verſprach mit jedem Jahre größern Aufſchwung. ( Fortſerung folgt.) * ) Die auf Berghaus Karte mit Ober-lao6 bezeichnete Proving
ein Theil ſehr gut bebaut iſt und der andere als Weide dient.
mit der alten Hauptſtadt Remalatain .
Von dort nahmen wir unſern Weg nach Zeingam , anfange von dem fcönften Sonnenſchein begünſtigt, aber bald brado das Unwetter von neuem los, und Regen und Hagel vereinten fid , die Widerwărtiga keiten des Weges zu erhöhen. Wir übernachteten in Zeingam. Am 2 Mai brachen wir bei dem ſmönſten Sonnenſchein auf, und trafen mehrere Reiter, welche fich in aller Gile der Erpedition uad Kerman
1 308 arabiſche, perftiche und felbft rufftſche Sprache. Sär die leßtern Sprachen
anfoloſſen. Als wir durch einen reißenden Strom fepten , riß das Waſſer die Laftpferde fort, welche die beiden Lederkoffer trugen, in denen meine Effecten , meine Papiere , die Kiſte mit meiner Flinte , der Säbel von
Anſtalt von Hrn. 6. Boré gegründet , und fteht unter der Leitung des
Hafis Pafcha, mein Degert und meine Bücher waren. Nach fünfſtündiger
Hrn. y. Quevauvilliers.
.
hat er mehrere Mirzas (lehrer des Landes). In Urmia iſt eine ähnliche
Mühe gelang es endlich die Pferde ans Ufer zu bringen, aber der größte Theil meines Gepädes war natürlich verdorben .
Wir übernachteten
dieſen Tag in dem erbärmlichen Dorfe Nifbeh. Am 3 Mai abermals Regen ; nachdem wir vier Stunden gegangen , brach ein furchtbares Ges witter 108 ; die Pferde, durch das Heulen des Windes und den ſtrömenden
Regen erſchredt, wollten nicht mehr von der Stelle, nur mit der größten
Unſtrengung gelang es uns , ſie im Gang zu erhalten. Der Weg war von Regenbächen durchſchnitten , die tobend heranſcoffen und ihn tief
Misselle n . Neue Einrichtung der Krieg8d ampfboote. Die unges heuren Räder auf den Flanken der Dampfboote werden als das größte Hinderniß der Anwendung der Dampffraft auf die Kriegømarine ange ſehen. Der Raum , welchen fie einnehmen , die Zielſcheibe , die fie den feindlicher Kugeln barbieten , haben ſtets den Wunfo erregt, einen
!
aushöhlten : alle Elemente fchienen fich empört zu haben. Endlich ge langten wir in das Karawanſerai von Serſchem Bey, wo wir die Nacht unter dem Geheule des Windes und dem Raſſeln des ſtrömenden Regens zubrachten, der auch durch die Dachung auf uns niedertrof. Am 4 Mai verließen wir das Rarawanſerai und gingen gegen Miana. Wind und Regen plagten uns wenig an dieſem Tag. Nad dem Frühſtüc, welches wir nahe der Brüde über den Fluß Kiſil - Uſen, nicht fern der Citadelle der Stadt , zu uns nahmen , überſtiegen wir den Berg Kotelan Ruh, kamen dann auf einer Brüde von drei und zwanzig Bogen über den Fluß Karangu und gelangten nad Miana , einer kleinen Stadt , welche von Gärten und Moorgrund umgeben ift. Es werden da Teppiche ver fertigt. Miana iſt die erſte Stadt von Adferbeidſdan , welche Provins auf Irak Adſchem folgt. Die Bergfette von Kotslan - Kuh trennt ſie. Den 5 Mai hielten wir in Miana Nafttag , denn unſere Pferde und Maulthiere waren ſo erſchöpft, daß fie der Ruhe ſehr nöthig hatten. .
anderu Mechaniømus an ihre Stelle zu feßen . Jeßt kündigt man die
Entbedung eines Verfahrens an, das alle gewünſchten Bedingungen ver einigen ſoll.
Wenn man dem Erfinder glauben darf, ſo würde die
bewegende Kraft verdreifacht , und das Schiff von dem Wellbaum und der ganzen plumpen Maſchinerie befreit, wodurch dasſelbe gegenwärtig in Bewegung gereßt wird. Der neue Apparat wäre fo angebracht, daß ihn Feine Kugel erreichen könnte , und man würde alſo den ganzen von den Rädern eingenommenen Raum benüßen können , um Kanonen auf .
zuſtellen , wodurch die Stärfe des Soiffs bedeutend vermehrt würbe. Die lenfung des Schiffs würde leichter bewerkſtelligt, und die verbrei fachte Bewegkraft würde auch eine große Erſparung im Brennmaterial geſtatten. (Voleur vom 5 November.)
.
Ein gewiffes Inſect in Miana , deſſen Namen inan , trog feines nahen
Orobe8 franzöfide 8 Rrieg & dampfboot. Das grose Etabliſſement zu Indret fährt fort Beweiſe ſeiner Thätigkeit zu geben : am 30 October lief die Dampffregatte Asmodee von 450 Pferdefraft zu Rochefort vom Stapel. Dieſe Fregatte iſt größer als ein Linienſchiff
Berfehre mit dem Menſchengeſ@ lecht, nicht nennen kann , iſt, weil ſein
von 120 Kanonen .
.
( ibid .)
Biß giftig ſeyn ſoll, durch ganz Perſien bekannt ; uns hat es glüdlich verſchont.
Den 6 Mai verließen wir um 6%, Uhr Morgens Miana und über nachteten in Turk Mantichai. Den 7 frühſtüdten wir in Kara Schumen und gelangten dann unter fortwährendem Donnerstad Tifly Mentaſch, wo wir ein gutes Nachtlager zu finden hofften', aber zu unſerem nicht geringen Erſtaunen das ganze bedeutende Dorf von allen ſeinen Bewoh nern verlaſſen fanden . Die Art , wie man in Perſien die Steuern eins
treibt, wird noch alle Dörfer entvölfern und zu Grunde richten. Wenn die Bewohner eines Dorfes pidy weigern , die Steuerit, die man von ihnen verlangt , zu bezahlen , ſo kommen die Soldaten , plündern und fchleppen alles weg , die Bewohner entfliehen und ſuchen Schuß in den Gebirgen. Wir übernachteten in dem ſchlechten Karawanſerai von Kiel liach. Den nächſten Tag gelangten wir, immer noch von Regen durch 1
näßt und voin rollenden Donner begleitet, nad Seid Abu. Den 9 Mai
Zahl der Briefe in Frankreich. Die Zahl der dein Porto unterworfenen Briefe betrug im Jahre 1821 45,382,151 ; im Jahre 1830 bereits 63,817,260 ; im Jahre 1835 ſtieg ſie auf 75,019,918, und in dem
laufenden Jahre wird ſie wohl nahezu 100 Millionen betragen. (Voleur voin 10 November.)
Peruaniſche Vaſen. Paſtor Pontoppidan verſchaffte Fide in Lima fünf merkwürdige alte peruaniſche Vaſen nebſt einem Bogelbild von Thon , die fäinmtlich in einem Grabhügel in der Umgegend von Lima gefunden wurden . Dieſe Baſen zeichnen fich fowohl duro Form und Bearbeitung , als durch die theils gemalten Zierrathen , theils in den naſſen Lehm geformten Darſtellungen menſchlicher Figuren aus. .
(Berl. Tid . 2 November.)
Urnen aus Nordungarn. Prof. Zipper in Neuſohl überſandte
der nordiſden Alterthumsgeſellſchaft in Kopenhagen eine Sammlung an frühſtüdten wir in dem gierlichen Kiosk von Kalaat Puſchend, wo dem Gouverneur von Tebris die Kalaat oder Ehrenpelze überreicht werden, geblich ſlawiſcher Alterthümer, die er im nördlichen Ungarn aufgefunden . welche ihnen der Schab zuſchidt. Seit undenklichen Zeiten iſt es Ge- Dieſe Sammlung beſteht aus Urnen und Urnenfragmenten vou Thon, brauch, diefen Kalaat immer außerhalb der Stadt zu empfangen. An - ſo wie aus verſchiedenen Brongefachen, die zum Theil eine merkwürdige dieſem Tage kamen wir nach Tebrie , wo wir in dein kleinen Hauſe Uebereinſtimmung mit nordiſchen Alterthümern haben. ( ibid.) Miffionär, für übernachteten , welcher Hr. Fournier , ein lazariftiſder Bevölferung von Rom . Das Diario di Roma enthält fols uns hergerichtet hatte. Hr. Fournier aus Toulouſe hat in Tebris die Leitung der Anſtalt, welche Hr. 6. Boré zur Ausbreitung des chriſtlichen gende ſtatiſtiſche Angaben : Rom gåhlt in dieſem Jahre 158,308 Eins Glaubens gegründet hat. Dieje Anſtalt hat 35 theils armeniſde, theils wohner , 4000 mehr als im Jahre 1840. Darunter befinden fic 1478 Prieſter , 2208 Mönche und 1581 Nonnen. perfiſde Zöglinge. Man lehrt in derſelben die franzöſiſche, armeniſche, .
.
Di ånden , in der etterariſd - Artiſtiſiten Anjalt der 3. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicber Redacteur Dr. Ed. Wide nman n.
Nr. 328.
Trprete Sprache
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Ausland.
Daเs Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftige
und fittlichen Lebens der Völker. 24 November 1841 .
.
TE
ſtringentien ſind als unfehlbare Gegengifte zu gebrauchen , wenn ſie ſogleich bei der Hand find ; ia , es iſt wahrſcheinlidir daß ſelbſt die Rinden der Pflanzen , aus welchen das Gift ge
Das Pfeilgift Borore in Braſilien.
AAG
Die Sitte, mit vergifteten Pfeilen anf Feinde oder Thiere zu ſchießen, iſt in Aſien und Amerika noch immer gebräuchlich. Ueber die gräßlichen Wirkungen des Euraré von Esmeraldas, am Orinoco, des Wurali von Surinam , des uſari vom Ya: yura und des Upas ( Antiaria loxicaria) von Java und Bor: neo, find ſchon vielfältige Berichte geliefert worden ; allein der
Padre Gumilha hat in ſeinem Werfe „ Orinoco illustrado"
9 geke
frai )
cicard
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Post
auch eine weniger befannte Beſdreibung des Pfeilgiftes „ Bo: rore" hinterlaſſen , welche in hobem Grabe Aufmerkſamkeit erregt. Man gebrauche dazu lange Wurzeln, welche in Seen,
wonnen wird, den nämlichen Zweck erfüllen würden , wie es auch bei einigen andern Giften , namentlich beim Tucupi , der Fall iſt. Ein langſam tödtendes Gift , wodurch das Opfer nach und nach bis auf die Knochen abmagert , wird aus dem Nattenkraute (llerva do Rato) bereitet, welches die Indier „Guabiru ripoti “ nennen. Dieſes Gift iſt bis nach Patago nien hinab unter den Urſtämmen bekannt , und wird nicht ſel ten aus Eiferſucht und Rache angewandt. Das Rattenfraut hat dieſelbe Wirkung auf die Hausthiere, wenn ſie davon frer 1
Teichen und an feuchten Stellen wachſen , und die Herſtellung
ſen .
des Giftes ſey eine ſehr gefährliche Arbeit. Gewöhnlich berei: ten die Indier eine ziemliche Menge auf einmal vor , welche entweder auf mehrere Monate oder auf ein ganzes Jahr für den ganzen Stamm ausreicht. zum Auskochen des Giftes werde das älteſte Weib gewählt , welches gewöhnlich während der Arbeit den Geiſt aufgebe , indem ſie von den Dünſten ver : giftet werde. Manchmal werden zwei, auch drei Weiber ein Opfer dieſer Arbeit. Die Probe, ob das eingefochte Gift ſtart
bornen „ Jeferi,“ auch „ der Weiber Bosheit“ (Malacia das
Aus den Blättern einer andern Pflanze, von den Einges
mulheres) genannt, wird ebenfalls ein ſchnell wirkendes Gift gewonnen, wenn man ſie nach dem Einweichen auspreßt.
H i nter in die n. 5. Die brittiſchen Befißungen .
genug ſen , wird folgendermaßen gemacht : ein Indier macht nämlich am Arm oder Bein eine kleine Wunde , bis das Blut langſam ſich hervordrängt, taucht eine Fingerſpiße in das Gift, und nähert die ro beneßte Stelle dein Blute , ohne es damit zu berühreni. Tritt bei dieſer Annäherung des Giftes das
Blut ſogleich nach innen zurüd , fo iſt jenes ſtark genug, und die gefährliche Arbeit vollendet; erſtarrt aber das Blut bloß im Ungefichte des Giftes , ro -muß es noch mehr eingefocht werden. Dieſes Gift hat eine ſo heftige Wirkung , daß felbſt
( Fortſetung. ) Der erſte engliſche Commiffär über die Cenafſerimprovingen war ein Hr. Maingy vom Jahre 1826 bis 1833. Von dieſem iſt ein umſtändlicher Bericht über dieſe Provinzen bekannt, der einige ſpätere abgeriſſene Nachrichten weſentlich beleuchtet. Das
wo es gerinnt, und dem Leben ein Ende macht. Der Padre
erſte , was Maingy zu erreichen ſtrebte, war, wie natürlich öffentliche Sicherheit, denn nächtliche Einbrüche und Straßen räubereien waren unter der birmaniſchen Herrſchaft gewöhnlich geworden, und was dieſen Zuſtand noch verſchlimmerte, war der fortgelegte Menſchenraub, da Siameſen und Birmanen, ohne eigentlich mit einander im Kriege zu feyn, fortdauernd nächtliche Streifereien auf das fremde Gebiet machten , um
Gumilla bat einen mit dieſem Gifte getödteten Affen ſogleich unterſucht und gefunden , daß das Blut im Herzen geronnen
Menſchen zu fangen und als Sklaven zu verkaufen. Dies batte die Dörfer entvölfert, und die Einwohner in die Städte
die Spiße eines Federmeſſers darin eingetaucht, und den Kör: per damit verwundet , einen raſchen Tod herbeiführt. Es durchſtrömt alle Adern, und treibt das Blut nach dem Herzen,
war. Im Magen ſcheint es durchaus feine ſchädliche Wirkung zu äußern, und ſogar ſtärkend zu ſeyn. Zucker, Salz und ad-
1
getrieben .
Unmittelbar nach der Berebung der Tenaflerim :
provinzen durch die Engländer ging ein Major Burnep (iegt 328
1
1
1310 Oberſt und vor kurzem Reſident in Ava) nach Bankok und brachte es dahin, daß ſowohl im eigentlichen Gebiete von Siam, als in Zimmai die ſolchergeſtalt weggefangenen Leute frei ge geben wurden. Dieß flößte der Bevölferung Vertrauen auf
die engliſche Macht ein , und da ſie ſich nun ficher fühlte, ſo fing ſie erſt an , ſich allmählich im Lande umher auszu
ben und Leren , bei den Prieſtern aber erſtredt ſie ſich auf Arithmetit , Theologie , Metaphyſie , Aſtronomie , Rechtsfunde, Geſchichte, Poeſie und eine mehr oder minder gründliche Kennt: uiß des Pali. Jeßt hat der Zudrang zu den Klöſtern abge nommen, da das Volt findet, daß es ſeines Eigenthums auch ohne dieß ſicher iſt, und da das Volf fogar ſchon eine geringere Achtung vor dem Prieſterſtande zu äußern angefangen hatte, ſo fürch : tete Maingy, die nächſte Generation werde gang roh aufwach:
Man erfieht indeß aus den Bevólferungsangaben Dom 3. 1839, daß die Bevölferung der geſammten nicht unbe : deutenden Proving Moulinein nicht viel mehr als doppelt ſo groß iſt, wie in der Stadt , daß alſo die größere Sicherheit
richt im Aſiatic Journal , Auguſt 1840 , alſo um ſieben Jahre
nur ſehr allmählich Früchte trug. Freilich war die Unſicherheit durch feindliche Einfälle es nicht allein, ſondern namentlich die täuberiſchen , im Lande umherziehenden Karier, die ſogenannten
ſpäter als die von Maingy , beſagt darüber Folgendes , was auch für die Stellung der Prieſterſchaft charakteriſtiſch iſt : „Faſt jeder kann leſen , und unter zehn gewiß auch ſieben ſchreiben ;
breiten.
fen . Dieß ſcheint indeß keineswegs der Fall, denn eine Nach :
Karain - ni oder rothen starier, welche die Unſicherheit ver:
weiter aber geht es bei der Mehrzahl nicht, da ſie zu kurze
mehrten, und dagegen ergriff Maingy ſehr frühzeitig das Mittel,
Zeit unter Aufſicht der Prieſter bleiben , um ihre Kenntniſſe noch weiter auszudehnen. Die Jünglinge , welche das geiſtlide Kleið anlegen , und die etwa ein Zwanzigſtel der Geſammtheit
ein Corps aus Talains zu errichten. Vielleicht leitete ihn dabei 'noch ein anderes Intereſſe. Die Karier gehören zu dem Mranma:
ftamm , find ſomit den Talains als Feinde verhaßt, und die An :
ausmachen , lernen auch etwas Mathematik, Geſchichte, Theo:
wendung dieſer legtern als Truppen gegen die erſtern konnte
logie, Poeſie und ein wenig von der Paliſprache ; aber ſelbſt drei
ſomit nur gute Folgen haben. Maingy aber fah weiter, und war der Anſicht, wenn der Verſuch mit einem Talaincorps ge Tinge, To würde man die Tenaſſerimprovingen binnen kurzem mit demſelben vertheidigen können , „ da die Talains ungemein Beſtrebt ſeyen , ſich in Sprache und Sitten von ihren beiden Nachbarn , den Siameſen und Birmanen , geſondert zu hal
Viertheile von dieſen verlaſſen die Klöſter wieder , ebe ſie ihr Noviciat vollendet baben. Gewöhnlich kochen die Eltern für ihre Kinder, und tragen die Speiſen nach dem Kloſter ; wenn ihre Umſtände es erlauben , ſo ſteuern ſie auch zum Unterhalt der Prieſter bei durch Geſchenke von Kleidern, Lichtern, Bü
ten, und ihre alte Unabhängigkeit als Nation wieder zu ge: winnen . “ Da die Lalains nur in Moulmein und der nächſten
Umgebung , die Birmanen aber mit den ihnen verwandten Stämmen im ganzen übrigen Lande die Mehrzahl bilden, ſo läßt ſich der Grund dieſer Vorliebe leicht erklären. Daß man Beabſichtigte, die Provinzen dadurch um ſo ficherer zu beherrſchen ,
indem man den ſchwächern Theil der Bevölkerung durch das gange Anſehen des engliſchen Einfluſſes ſtärkte , geht aus dem Umſtand hervor, daß Maingy darauf Orang, eine Anzahl Ma lapen hieher zu verpflanzen, indem Birmanen und Talains einen großen Soreden vor dieſen leßtern haben. Dieſe Anſiedlung
pon Malayen gelang aber nicht, oder wurde nicht gut geheißen, denn die Bevölkerungsliſten vom Jahre 1839 führen nur etwas åber 500 Malayen in allen Provinzen auf , und von dieſen wohnen noch die meiſten in dem ſüdlichſten Theile des Landes, .
in Merguí , wohin ſie ſelbſt ohne Zuthun der Regierung am cheſten ziehen konnten. Die Einwohner der Proving find , mit Ausnahme der Wanderſtämme, keineswegs ein robes, ungebildetes Volf, denn
chern u. ſ. w. Die Lage der Prieſterſchaft iſt weit beſſer als ſelbſt die der reichen Einwohner: die Klöſter (Kaium), in de nen ſie wohnen, ſind die beſten Gebäude im Lande , die Nah
rung , welche ſie als Almoſen vom Volfe erhalten, iſt nicht bloß reidlich, ſondern auch meiſt mit großer Sorgfalt zuberei: tet ; die Kleidung, welche ſie tragen, wird wieder erſeßt, ehe ſie alt geworden , und die einzigen Belchwerden , wozu fie durch die Regel ihres Standes verurtheilt ſind, beſteht im Sölibat, und in der Verpflichtung vom Mittag bis zum Sonnenaufgang zu faſten . “ Die Religionsanſichten des Volkes ſind zwar inſofern ſtrenge, als es eine große Empfindlichkeit gegen Befehrungs : verſuche zeigt, abgeſehen davon aber ſind die Birmanen und Talains von einigem Vermögen ſtolz darauf, ihren Kindern
Unterricht in der engliſchen Sprache geben zu laſſen , ſo wie in andern zweigen des Wiſſens , wozu bei ihren Prieſtern feine Gelegenbeit iſt. Dazu trägt der Umſtand bei, daß dieſe dem Buddhismus
ergebenen Völferſchaften ſo ziemlich frei vom Kaſtengeiſt
namentlich unter den männlichen Bewohnern wird man faum
ſind. In Birma iſt eine gewiſſe Kaſtenunterſcheidung üblich , denn man theilt das Volk in Lu - fang und lu : jot. Die Lu Kang bilden die böhere, freie Elaſſe, wozu freilich and gang
Einen finden, welcher nicht leſen und meiſt auch ſchreiben kann. Der
arme Leute gehören fönnen , die Lu-jok aber ſind die uiedere
Grund dieſer allgemeinen Verbreitung von Schulfenntniſſen · ift freilich ſeltſam geuug , denn er hatte ſeinen Uriprung zum
Kaſte und zerfallen in vier Elaſſen : die erblichen Bettler, die Ausſäßigen, die Pagodabſtlaven und die Uparadja, welche das Verbrennen der Todten beaufſichtigen . Dieſe Claſſen können ſich nicht unter einander verbeurathen, auch nicht in die höhere Claſſe aufſteigen , da perſonen der leßtern, welche ſich mit den Lu-jofs verbinden , alsbald ihr Geburtsrecht verlieren und in die niedere kaſte eintreten. Jede der vier Elaſten bat einen Vorſtand, der alle Gewalt einer Magiſtratsperſon ausübt, und
Cheil in der Tyrannei der birmaniſchen Regierung. Die Prie:
Ater in den Kloſtern waren frei von Frohnarbeiten und von den gewöhnlicheu Erpreſſungen der Beamten , und ſomit drängte
fich alles nach den Kloſtern , wenn aud nicht gerade um für das ganze Leben darin zu bleiben. Bei der Mehrzahl reicht freilich die erlangte Kenntniß nicht weiter als bis zum Schrei:
1311 unter dieſen wird einer zum Oberhaupt dieſer vier Claſſen ausgewablt, der den Titel „ Fürſt der vier untern Claſſen " führt. Dieſe leben getrennt von der Maſſe des Volls in ein.
zelnen Dörfern oder in den Vorſtädten , können ſich zwar alle Bequemlichkeiten des Lebens anſchaffen , wie die andern Landes: bewohner, müſſen ſich aber mit Arbeiten befaſſen, worauf ſie beſchränkt ſind ; die Bettler müſſen von Almoſen leben und dürfen nur zu einer andern Beſchäftigung greifen, wenn dieſe fehlen ; die Pagodahſllaven müſſen in der Nähe der Tempel wohnen , die Höfe reinigen , die Gaben von Wachskerzen, Fahnen , Geld u. r. w. einſammeln , und den Erlös dar aus ihrem Vorſtand abliefern , von dem man erwartet , daß er die Hälfte ſeines Einkommens an den König entrichte;
die Uparadja müſſen allen Begräbniſſen beiwohnen. Wann dieſe Kaſtenunterſcheidung in Birma herrſchend wurde , iſt
unbekannt , fie ſcheint aber nicht fehr tief gegriffen zu ha ben, denn die engliſche Regierung machte derſelben ohue Wi derſtand ein Ende , und troß des furzen , ſeitdem verfloſſenen Zeitraums find in Moulmein die Vortheile bereits ſehr erſicht: lich, und jeder greift jeßt nach der Beſchäftigung, welche ihm die angemeſſenſte dünft.
Dieß und der zuſehends ſteigende
Handel zieht immer mehr Anſiedler, namentlich aus Pegu und
Der fernere, gedeihliche Fortſchritt des Aderbaues iſt, ab geſehen von der äußern Sicherheit, welche die Engländer hers ſtellten , auch durch ein vernünftiges Steuerſyſtem gewährleiſtet. Die Grundſteuer iſt zwar hoch nach unſern Begriffen, denn ſie beträgt 25 Procent des Robertrags , aber bei dem Reichthum
des Bodens iſt ſie leichter zu tragen , und bei der Art wie ſie aufgelegt wird , feineswegs drůdend : der engliſche Beamte fommt mit dem Dorfvorſtand über ein gewiſſes Steuerquan :
tum nach altem Herkommen überein ; dieß Steuerquantum wird dann von den Dorfbewohnern unter einander ausgetheilt, und die entworfene Liſte an den öffentlichen Plaßen angeſchlagen ,
lo daß Niemand über den Betrag ſeiner Steuer in Ungewiß beit ſeyn , und Niemand überfordert werden kann. Maingy ſchlug vor, die Grundſteuer , wenn auch nicht permanent zu machen, doch auf 15 bis 20 Jahre gelten zu laſſen , und nur
neu uingebrochene Ländereien nach drei Jahren zu beſteuern. Die Regierung iſt, wie es ſcheint, auf dieſe Anträge um ro mehr eingegangen, da man hier noch weniger wie in Indien ein Obereigenthumsrecht der Regierung an dem Voden vor ausſeßen konnte, indem auch unter birmaniſcher Herrſchaft das Grundeigenthum ungehindert verkauft, verpfändet und vererbt wurde.
Birma, an. Wie dieſer zunimmt , kann man aus einer, frei:
Dieſe zuſammenhängenden Maßregeln der Regierung ha
lich jeßt ziemlich alten Angabe erſehen : im Jahre 1830 betrug
ben dem ſteigenden Wohlſtande des Landes eine feſte Grund
die Geſammtausfuhr zur See , größtentheils aus eingeführten europäiſchen und chineſiſchen Waaren beſtehend, nur wenig über drei Lafs Rupien, im Jahre 1833 bereits über acht Lafs, und daß die engliſchen Manufacturen dabei nicht zu kurz famen, -Zeigt der Umſtand , daß die Einfuhr von ſolchen im Jahre 1830 nicht völlig fünfthalb Laks . betragen hatte, im Jahre 1833 aber ſchon über zehn Lafs betrug ; das meiſte ging zu Lande dann
lage gegeben, und man kann ſich denfen, daß die umliegenden, unter birmaniſcher oder ſiameſiſcher Herrſchaft befindlichen Pro vingen manche Vergleichungen anſtellen , die für ihre Regierun: gen nicht ſehr günſtig ausfallen. Siam hat faſt jährlich Kauf leute und Beamte als Spione nach Moulmein geſendet, und die ſtrengen Maaßregeln, welche dieſes ſowohl als Birma gegen die Auswanderung ihrer interthanen angeordnet , laſſen keinen Zweifel übrig, daß fie die weitgreifende Wichtigfeit dieſer eng liſchen Beſißungen erfennen .
weiter ins Innere.
Das erfreulichſte aber ſind die Fortſchritte des Landbaues.
Wir haben ſchon oben erwähnt , daß unter der Birmanenherr, ſchaft durch die Unſicherheit des Lebens und Beſiktbums der Aderbau ſo geſunken war , daß man Reis einführen mußte, jeßt wird troß der bedeutend geſtiegenen Bevölkerung bereits Reis ausgeführt, und aller Wahrſcheinlichkeit nach wird dieß
ein Gegenſtand von Wichtigkeit werden. Boden und Klima ſind ſehr günſtig, und die Ernte Tchlägt nie ganz fehl, da die
(Schluß folgt. )
Die Alterthümer in Perm . ( Aus einer Reiſe von Tamboff nach Sibirien. Srptember und October.
Baterländiſche Memoiren. 1841. )
Monſuns ſehr regelmäßig Regen bringen. Maingy berichtet,
Ju dem Gouvernement Perm ſind noch viele tſchubiſche Befeſtigungen
daß man gegenwärtig bei der nachläſſigen Art des Ausfäens auf dem beſten Boden 50 bis 60fach ernte , aber die aus Pegu gelommenen Talaing und die in der Provinz Mergui angeſiedelten Malanen haben das bei ihnen gewöhnliche Sy ſtem der Verpflanzung des Reiſes eingeführt mit einem ſolchen
erhalten, welche viel Aehnliches mit den Rurganen im ſüdlichen Rußland
Erfolge , daß ſie 200fach ernteten. Die Proving Moulmein iſt zwar allein in größerem Umfang flach und eben, doch haben alle Provinzen mehr oder minder ebene Striche, wo Tabgt, Zuderrobr, Pfeffer, Indigo und Baumwolle gedeihen wurden. Leştere, beſonders die langſtapelige Pernambucobaumwolle, hat
man reit acht Jahren in Tavor zu bauen angefangen , und ſie verſpricht guten Erfolg ; doch ſcheint der Ertrag noch nicht ſo,
daß er im Handel irgend von Bedeutung wäre.
und noch mehr mit denen in Sibirien haben. Ich kenne ihrer mehr als fünf und zwanzig ; auf einigen derſelben war ich ſelbſt, von andern habe ich die ſicherſten Nachrichten. Außer den mir namentlich befannten finden fich tm Gouvernement Perm noch viele andere Städteſpuren ſowohl auf dieſer als auf jener Seite des Ural. Sie ſind meift an hohen Stellen
angelegt , mit Wällen umgeben , und bei einigen derſelben finden ſich Koblengruben , Kohlen und Scladen in Menge , die ficherſten Kenn peichen, daß hier einſt Metalle bearbeitet wurden . Außerdem finden ſich viele Kunſterzeugniſſe der alten Landeseinwohner ; 1o %. B. auf dein linfen Ufer der Tſchufiowaja, 5 Werſte unterhalb del Dorfes Charenti,
Pfeilſpißen aus Kochen , was alſo auf eine Zeit zurid deutet, wo die Biarmier den Gebrauch des Eiſeng und ſelbſt des Kupjers nod nicht
1312 fannten. Þr. Berdh fand vor 20 Jahren bei Iſcherbyit einen Ring aus reinem Silber ohue Legatur , zwei Schlöſſer von ſehr zierlicher Arbeit, einen Schlüſſel von wunderſchöner Arbeit mit goldener Damascirung,
eine fünftlich geſchmiedete Hellebarde mit angeſchweißtem Stahl , ein rohgearbeitetes Pflugeiſen, zwei Meffer, eine Lange und einige Stücke Giſen und Stahl. Berch erzählt auch noch von andern , an demſelben Orte aufgefundenen Gegenſtänden, und da ſo viele Alterthümer nur zu1
gruben zuerft Kupfer und Silber, als die minder ſtrengfiüjligen Metalle, und ſpäter auch Eiſen. Bepteres Metall aber wußten ſie nicht gut gu bearbeiten , fie erhielten es meiſt von den Bolgaren. Deshalb iſt ber größte Theil tſchubiſcher Geräthſchaften , die man in der Erde findet, aus irgend einer Compoſition gemacht, worin das Kupfer einen Haupt beſtandtheil bildet. von ihrem Silber ſprechen fowohl ruffiſche alt orientaliſde Chronifen.
fälligerweiſe im Gouvernement Perm aufgefunden wurden , fo iſt anzu=
Die Tempel in Biarmien waren reid an foftbaren Metallen und
nehmen , daß bei gehöriger Aufmerkſamkeit noch weit mehr entdeckt werden würden . Man müßte dabei unwandelbar den Feſtungswerken und ſonſtigen bemerkenswerthen Punkten folgen , und ein ſoldhet Verfahren würde gewiß auf das rāthſelhafte Viarmien ein großet lidt werfen. 311 der Nähe des Dorfes Iljinskoje ist eine tſchudiſche Ringmaner auf dem Berge Masläna am Ufer des gleichnamigen in die Obwa fallenden Fluſjes. Dieſe Stelle iſt im Srciſe von Perm, 100 Werſte yon der Gouvernementsſtast. In der Nähe dieſes Ningwalles wurden zu verſchiedenen Zeiten die Gegenſtände ausgegraben, welche gegenwärtig in dem Cabinet eines ørn. Wolegoff aufbewahrt werden. Die Zeit ihrer
reizten die räuberiſchen Normannen. Bekannt ift die Plünderung eines biarmijden Tempel& durch Other nod iin 10ten Jahrhundert. In Belgen und Detallen handelten die Biarmier mit Inviern, Bolgaren, Normannen und endlich auch mit Kuſjen. Daß fie mit Indiern Handel trieben , ergibt fich daraus , daß in denjenigen Gegenden , wo früher Biarmier
lebten , noch jeßt Carneole , Rubinen , Bergkryſtalle, Amethyfte, Agathe, .
Emaille , weißes und farbiges Glas gefunden werden, die in mannich .
Wenn man auch annimmt, daß fie einige Steine aus dem Ural erhielten, woher nahmen ſie dat Schmelzwert, und
fachem Gebrauche waren.
nachher noch einige aufgefunden wurde , ich habe aber feine Kunde
namentlid die Perlent , und verſtanden ſie es wohl Glas - zu machen ? Was der gelehrte Lehrberg über Jugra ſagt, können wir auf die Biats mier überhaupt beziehen, und annehmen, daß die buchariſchen Karawanen ,
davon erhalten. Von dem, was ich geſehen, will ich eine Beſchreibung
welche jeßt nad Orenburg ziehen , ſchon zu jener Zeit beftanden. Zu
geben, zuvor aber einige Bemerkungen über die Biarmier iin Allgemeinen einſdalten. ( Der Verfaffer läßt ſich hier auf einige Ableitungen des Namens Biarmier ein, in welche wir ihm um ſo weniger folgen wollen , a18 wir ſie für ſehr verfehlt halten , *) wenn aud das Neſultat , daß die Diarmier tſchudifchen oder finniſchen Stammes reyen, völlig richtig iſt.) Sdon im Alterthum waren die Biarmier durch ihren Handel be
dier , ſchwarze Leute , wie Herberſtein fagt , zogen gewiß mit dieſen
Entdeđung fällt in die Jahre 1830 bis 1839. Es fann ſeyn, daß auch
faunt.
Mit ihnen trieben die volgaren Handel , welche aus ihrem
Lande Pelzwert und koſtbare Metalle holten , deren Bearbeitung die Biarmier wohl verſtanden . Ebenſo handelten mit ihnen die feden Nor
mannen , welche freilich fie oft auch plünderten, und endlich die Ruſſen , deren Handel aber nach dem Fall Nowgorods aufhörte. Von der Ge ſchichte der Biarmier iſt wenig zu ſagen , da ſie noch gar viele For idungen erfordert ; wir halten uns deßhalb an ihre Handelewege und
ihre Civiliſation , und wollen zum Schluß dann unſere Bemerkungen !
über die im Gouvernement Perm aufgefundenen Alterthimer mittheilen. Die Biarmier ſtanden auf einer Stufe von Bildung , daß mande Ge
lehrte aus den von ihnen hinterlaſſeneu Denfmälern den Schluß zogen , fie ſeven im tiefſten Alterthum der erſte gebildete Staat im Norden geweſen. Ihre Civiliſation beruhte auf dem Handel. Die von ihnen bewohnten Länder find noch jept reich an Pelzthieren , und waren es früher noch mehr. Auch jeßt noch beſchäftigen ſich ihre Nachkommen, die Wogulen , Samojeden , Permier , Oſtjafen u . f. w. , hauptſädlicy mit der Jagd wilder Thiere , ja mande von ihnen leben den Sommer über ganz ruhig in ihren ärmliden Jurten , und erſt mit Eintritt des
Karawanen bis zu den altai'ſchen und uraliſchen Bergen, und erſchienen mit ihren Waaren auf ben biarmiſden Märkten , wo fie die an den Ufern des Ganges to feltenen und ſo hochgeſchäften Pelze erhielten. ( Fortſetung folgt.)
Neuer A u swanderungsplan in Deſtindien. Die Aus wanderung von Negern aus Afrika, namentlich aus Sierra Leone, geht den weſtindiſden Pflanzern viel zu langſam , und deßhalb iſt ein neuer Plan , die Auswanderung von Weißen nach Weſtindien , vorzüglich nach Jamaica , zu befördern , auf dem Tapete. Die Colonial Gazette vom 10 November berichtet darüber und führt aus Jamaicablättern einen
Bericht an, der das Hauptſächlichfte des Plans enthält, welcher in Kürze darin beſteht, daß man die weißen Arbeiter die vier heißeſter Monate des Jahres hindurch in den Hochländern wohnen und ihr eigenes kleines Stüd land bearbeiten , die übrigen acht Monate des Jahres aber mit den Negern auf den Zuderfeldern und in den Zuckermühlen arbeiten laſſen will. Zum Beweiſe, daß Europäer in Weſtindien auf dem Felte arbeiten und fortfommen können , führt man die ſpaniſchen Befigungen, und beſonders Portorico an , welches 357,000 Einwohner hat, von denen
188,000 Weiße find.
Dieſer Plan wurde auf einer Verſammlung bet
Agerbau - und Einwanderungsgeſellſchaft in Jamaica beſprochen , dabei aber nur vergeſſen, daß die Weißen, welche in Portorico und Cuba del
Feld bauen können , Sürſpanier ſind, welche im Laufe von einigen .
Jahrhunderten fich akklimatiſirt haben. Die Pflanzer auf Jamaica find
Winter : waffnen ſie fich mit der Büchſe, binden die Taſchen Schneeſchuhe
freilich in nicht geringer Verlegenheit ; denn in dem genannten Berichte
an die Füße , nehmen auf eine Woche Lebensmittel mit ſich , vertiefen
iſt die Schwierigkeit, namentlich wenn die Zeit drångt, an Feſttagen Arbeiter zu befoinmen, uih ſtändlich hervorgehoben , und zugleich anerfannt,
ſich in die zur Sommerszeit undurddringlichen Thaler, und rutſchen ſo den ganzen Winter auf dem Sdnee ihrer reichen Beute nach. Die
Jago wilder Thiere iſt ihre ausſchließliche Veſchäftigung , und die in Sonee gehüllte Waldeiuðde ihr Element, Aber ihre Ländereien waren auch reid an Metallen, und ſie ſchmolzen auf einfache Weiſe in Koblenz *) Er leitet nämlich den Namen Biarmien von dem ſkandinaviſchen Beorg,
daß & Thorheit fev, die Anſiedlung von Negern auf bisher unbebautem Boven hindern zu wollen, da ein Neger für wenige Dollar & ſein eigenes
freies Beristbum faufen und ſich von der Plantagendisciplin befreieit könne. Auf dem geſammten Berichte geht hervor, önß demnäcft miebet ein träftiger Verſuch gemacht werden wird, um Weiße zur Einwanderung
Berg, her , allein abgereben von allem anderm , konnte dein Skandinavier
das periniſche Land nicht als bergig erſcheinen.
zu bewegen.
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. (Sott a'iden Buchbandlung. Verantwortlicher Neracteur Dr. Ed. Widenin anal.
Nr. 329.
A as$
A usl a n du .
Ein
Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker . 25 Movember 1841 .
Indiſche Thiere. * ) Störung der Nachtruhe und bárm am Tage. Schon am zweiten Tage unſerer Ankunft in Indien hatten wir Gelegenbeit, die abſcheuliche Plage kennen zu lernen, welche die Musquitos verurſachen , dieſe giftigen Inſecten , die mit ihrem unerſättlichen Blutdurſt den Menſchen faſt umbrin:
gen. Zum Unglüd war es uns nicht eingefallen , den Vorhang
Staßengeſchrei , oft unter ſeinem eigenen Bette , geweđt zu werden, und es hilft nur wenig , wenn man böſe wird und
aufſteht, um die Kaße zu ſtrafen , denn ſie entflieht ohne .
Mühe durch eine der vielen Thüren oder Fenſter, die immer
offen ſtehen, und dann kommt vielleicht bald, darauf eine an dere zu demſelben Wege herein , um gleichfalls ihr abfchen :
liches Geſchrei anzuſtimmen . Schlimmer iſt es jedoch mit den herrenloſen Hunden , Pariahunden genannt , von denen
von Flor zu brauchen , der dazu dient, gegen ſie zu ſchüßen und Musquitogardine heißt ; derſelbe war unter dem Betthimmel zu-
manche in verhungertem Zuſtande in der Nacht von den Dör
fammengeknüpft. Aber eine ernſthaftere Lehre für Nachläſſigkeit, als wir in dieſer Nacht bekamen , kann nicht leicht Jemanden
fuche abſtatten. Ich habe einmal vergebens verſucht, einen folchen aus meinem Schlafzimmer zu jagen , ep legte ſich gang
gegeben werden . Die Musquitos (von Musca) ſind übrigens
dieſer hatten wir ſchon am Lage erfahren , daß fie nichts zu
ruhig hin und Inurrte , ſo daß ich um Hülfe rufen mußte, und ihn endlich in den Hof brachte, wo er julegt getödtet wurde, aber leider auf eine langſame und grauſame Art mit Sinütteln und einer Schlangengabel , den einzigen Waffen , welche im Hauſe waren. Die Schakals hört man weit umber in der Nacht beulen. Sie halten ſich beſonders bei den Ver
Leide thun. Man hat und dabei erzählt , daß ein neu ange :
brennungspläßen der Lodten auf , wo die Leichen der Kin =
tommener Sergeant die erſte Nacht in Indien damit zugebracht batte, dieſe unſchuldigen Thiere zu tödten , in dem Glauben , es wären giftige Skorpionen , und es gelte alſo das Leben, ſie zu
der und gewiffer Kaſten begraben werden. Sie gleichen den Pariahunden , find aber kleiner . Wenn ſie ſich den bewobu ten Orten nähern , gerathen ſie bisweilen mit den Hunden in ein Gefecht , entlaufen aber meiſtens , da ſie viel ſchnel ler ſind und mit großer Liſt zu entkommen verſtehen. Der Waldhund , Maranar , iſt eine Art Iltis oder Mars
nicht größer , oder anders von Ausſehen , als die gewöhnliche
Müde, vielleicht auch nicht giftiger , wenn die Sache recht unterſucht würde. An den Wänden läuft auch ein ganzer Schwarm .
Eidechſen herum , die ſehr tüdiſch ausſehen , aber in Betreff
vernichten. Weit entfernt indeß , daß dieſe Chiere ſchädlich waren , find fie vielmehr ſehr willfommen , inden ſie unauf-
hörlich nach Musquitos , Ameiſen und Wanzen , die ſich in
fern hereinfommen , und in den Häufern der Europäer Be
unzähliger Menge vorfinden, auf die Jagd gehen. Die Tamulen
der, und nährt ſich auf eben dieſelbe Weiſe, wie dieſe. Er
nennen dieſe nüßlichen Eidechren Ipulli , das iſt Müden: oder Fliegentiger ; ſie ſollen alſo für die Folge meine beſten Freunde ſeyn, und ihr ziſchender Laut foll mir niemals nach dem maJabariſchen Aberglauben etwas Schlimmes prophezepen . Man muß fich auch bald gewöhnen , die übelriechende Spißmaus oder Moſchusratte nach Belieben in ſeinen Zimmern aus: und einſpazieren zu laſſen , denn man hat Thüren und Fenſter in
ſchlägt ſeine Wohnung unter den Dächern auf , beſonders in Häuſern , welche längere Zeit unbewohnt geweſen find ; man fann alsdann reinen langen Schwanz unter dem Dache her vorbängen ſeben , und ihn an demſelben ohne Schwierigkeit fangen . Haren und Kaninchen ſind in Indien allgemein . Eine
der warmen Seit Tag und Nacht offen . Eben ſo wenig darf
der Stadt auf, wo ſie ſich in die Hühnerhöfe zu ſtehlen ſuchen.
es einen anfechten , in dem erguidendſten Schlummer mitten
Die Eulen machen auch ein unangenehmes Geſchrei, heulen aber nicht ſo melancholiſch wie bei uns ; ſie haben einen ſchrillenden und dem fremden ſehr ungewohnten Laut ; die Miffionsfirche
in der Nacht durch ein eben ſo plößliches als durchdringendes
*) 128b16 Briefe aus Iranquebar.
Art febr große wilde Kaßen, dunkelgrau mit ſchwarzen Streifen ,
wie unſere zahmen zu Hauſe, halten ſich in den Garten vor
hier in der Stadt iſt ihr Lieblingsaufenthalt. 329
1314
So geht es in der Nacht, am Tage aber machen Sper
H i nter in die n.
tinge und Strähen einen gewaltigen Lärm , beſonders die leßteren , die ſehr dreift ſind. Das Schlimmſte find die vielen giftigen Thiere. Man muß in Wahrheit fich glüdlich
3. Die brittiſden Befigungen .
I
(Gdlu .)
preiſen , wenn man in feiner Stube nicht auf Schlangen tritt
um das Verhältniß Englands mit Birma, Siam und
oder Skorpionen berührt , was ſehr leicht geſchehen kann, weßhalb man auch die ganze Nacht in dem Zimmer Licht hat,
Moulmein Chronicle ( i. Afiatic Journ. Mär, 1838 ) aus, worin
den Schanſtaaten zu zeigen , ziehen wir einen Artikel des
in welchem man ſchläft. Wäre es nicht wirklich gefährlich, roes heißt: „ Von den zahlreichen kleinen Staaten , nördlich von 1
würde man wohl nicht umſonſt die Lampe brennen.
Zwei
große Boa-Solangen ſind hier im Hauſe, die mit dem Schiff in die Heimath geſendet werden ſollten . Die eine hatte ſich indeß irgendwo verſtedt, ſo daß man nicht mehr im Stande war ſie zu finden , ſeitdem ſie geſtern vorgezeigt wurde. Man fand fie einen Tag ſpäter, nachdem das Schiff abgeſegelt war , hinter einem großen Schrank, wo ſie ſich die Zeit über zu verbergen ge:
den Lenaſſerimprovinzen , nämlich Zimmar , Labong und Lagon, wiſſen wir, obgleich ſie bereits mehrfach beſucht wurden , noch Srängen immer ziemlich wenig . ſehr unſicher, und ſind ſie ſchei: .
nen nebſt zwei andern Staaten Moung-pap und Moung -nam das Erbtheil Einer Familie zu ſeyn. Vor etwa fünfzig Jah ren ſtand dieß ganze Land unter der Herrſchaft von Birma,
wußt und von Moſchusratten u . dgl., was ſie im Hauſe faugen ſieben Brüder aber erhoben fich mitHülfe Siams, verjagten die
konnte, gelebt hatte. Sie verrieth ſich ſelbſt, indem ſie in ihrem Verſteď ziſchelte oder giepte, als man hinter dem Schrank rein machen wollte. Ein Troſt iſt es zu wiſſen , daß diere
Solange nicht giftig iſt und nichts zu Leide thut, außer wenn fie hungrig iſt.
Birmanen , wurden von Siam in der Herrſchaft über dieſe Provinzen beſtätigt , blieben an dasſelbe tributär , und wider :
ſtanden allen Verſuchen der Birmanen , ſich abermals feſtzu Von den urſprünglichen Einwohnern des Landes iſt indeß nur wenig übrig geblieben, vielleicht faum ein Drittheil,
feßen .
Des Morgens bei Sonnenaufgang iſt die Luft am kühl , ſten , und deßhalb machte ich auch, fobald der Tag graute, einen
da von den Birmanen , die das Land überzogen , eine Menge
Spaziergang um die Stadt über den Kirchhof und zu meinem fünftigen Hauſe. Der Lärm , welchen die Krähen hier zu Lande
aus Birmanen , Peguern und Schans , aus den verſchiedenen Ava tributbaren Staaten, meiſt Flüchtlinge oder Sklaven, denn
gleich des Morgens und beinahe den ganzen Tag machen , iſt faſt nicht zu ertragen. Heimathlicher – obgleich das Krähengeſchrei
Sklaverei eriſtírt hier in ihrer fchlimmſten Geſtalt.
uns nicht gerade fremo iſt Hahns, und ein kleiner Vogel
tönt jedoch das Krähen des Krähenkönig - läßt ſich ſtets
man ſagte ihm, die fünf genannten Städte enthielten 15,000 bis 20,000 Menſchen jede , er hält aber dieſe Angabe für febr
etwas vor Tagesanbruch mit einer ſchönen flötenden Stimme,
übertrieben . Aus allem , was Doctor Richardſon (auf ſeiner gweiten und dritten Reiſe) beobachtete und berichtet, geht her:
-
faſt wie die Droſel, hören. Papagaien, von denen ganze Heer: den herumfliegen, ſpettafeln auch gehörig , aber doch nicht fo viel und fo unangenehm wie die Krahen. Das Gefchrei der Pfauvögel dagegen iſt äußerſt durch dringend , nicht der wilden,
Menſchen fortgeſchleppt wurde.
Der Ueberreft beſteht meiſt
Doctor
Richardſon konnte die Bevölkerung des Landes nicht ſchäßen ;
vor, daß die Häuptlinge und das Volk des Landes nicht nur wünſchen , fortdauernd auf dem freundſchaftlichſten Fuß mit ben Engländern zu leben , fondern daß fie ungemein bantbar
die man nur im Innern des Landes findet, ſondern der zah :
ſind für die großen Vortheile , welche der Aufenthalt der
men, welche die wohlhabendern Tamulen in ihren Häufern und die Braminen bei den Pagoden halten. Aber ein mehr ſchmet:
Engländer in ihrer Nähe ihnen gebracht hat ,
halb fein Zweifel, daß wenn ja in Zukunft eine Gefahr fie be
ternder und lärmender, ermüdenderer und betäubenderer Klang,
droht, fie ſich mit Vergnügen unter engliſchen Schuß ftellen werden. Unſere Belegung der TenaſTerimprovinzen håt Frieden
als die Muſik in den Gößentempeln, die unter dem eigenen Namen
„ Pagodenmufit“ bekannt iſt , iſt wohl nirgend aufzufinden, und iſt der Gößendienſt felbft eben ro monoton und langweilig, ro iſt es unbegreiflich, daß die Tamulen ſich nicht längſt zum
Chriſtenthum bekehrt haben, nur um von dieſer Muſif befreit zu werden ; denn ſicher , fein europäiſches Ohr fönnte lange dieſes abſcheuliche Geräuſch aushalten, welches durch die langen Poſaunenzüge, die polternden Trommeln (Tamtam, eigentlich Lammufutammulu ) die lärmenden Beden und die Flirrenden
und es iſt der
und Glüc über einen weiten, von unſerer Autorität ganz un abhängigen Landſtrich verbreitet, indem er dem ruolojen urid verheerenden Kriegsſyſtem ein Ende machte , das ſeit Jahrhun derten zwiſchen Birmanen und Siameſen fortgeführt wurde,
und deſſen Zweck nicht Eroberung , ſondern Plünderung und 1
Menſchenraub war. Als Doctor Richardſon durch das Land reiste, fprachen die Landleute häufig ihre Freude darüber aus, wie verſchieden jeßt ihr Zuſtand gegen den in früheren Jahren Tey , wo ſie kaum ihre Stadtmauern zu verlaſſen wagten, um
Triangel hervorgebracht wird. Aber man mag fich auch wohl hieran gewöhnen und dieſen Laut eben ſo ſchön und national finden können, wie der Schottländer ſeine Sadpfeife. Man
das Land zu bebauen , während fie jeßt völlig ficher find, und
glaubt es nicht, wie abſurd Geſchmad und Vergnügen werden
rimprovingen für einen großen Theil Birma's gleichfalls von unberechenbarem Vortheil war, da die Behörden dieſes Landes in der Nachbarſchaft, namentlich zu Rangun , ihre Erpreſſungen und Tyrannei ermäßigen mußten , iudem ſie wohl erkannten , daß
lönnen .
( Fortreßung folgt. )
ohne alle Furcht ihrem Beruf nachgehen fönnen .
Auch mag
hier nicht unbemerkt bleiben , daß die Befignahme der Tenaffe:
1315 das Wolf, wenn es zum deußerſten getrieben würde, eine zu: flucht in unſern Provinzen bätte. " Dieſe Anſichten ſind vollkommen der Richtigkeit gemäß, verlangen aber doch einige nähere Beleuchtungen von Seiten des Benebmes der Regierungen , namentlich Siams. 2Bir haben oben ſchon bemertt , daß die Schanſtaaten einen ſtarten Biebhandel nad Moulmein trieben , daß ſowohl Dr. Richardſon als Sapitan ' Leod nad Zimmai geſchict wurden, um dieſen Handel, der für die angloindiſche Regierung wegen der Fleiſch
lieferung für die Truppen von nicht geringer Bedeutung war, ſtets in gutem Gange zu erhalten. Nach Tharamaddi's Chron: beſteigung, begannen aber die Schwierigkeiten . Das feindſelige und verachtungsvolle Benehmen desſelben , das die Engländer ungeahndet hingehen ließen , machte ſichtlich einen ſchlimmen Eindrud, und im Spätjahr 1838 mußte Richardſon abermals
nach zimmar gcſendet werden , um den dein Viehhandel ent: gegenſtehenden Hinderniſſen , welche, wie man bereits argwöhnte,
von Siam ausgingen, abzuhelfen. Im Frühjahr 1839 fam wie gewöhnlich eine Anzahl fiameſiſcher Beamten nach Moulmein, angeblich um für den König Rubinen zu faufen, in der That
ſtaaten ihre Feindſchaft gegen Birma nicht, und da ein baldia ger Bruch des Testern mit England immer unzweifelhafter wird, ro regten ſich alle unter birmaniſcher Herrſchaft ſtehenden
Schanſtamme, und nach dem Moulmein Chronicle vom 28ſten Auguft d . I. ſtanden dieſe gegen Birma unter den Waffen . Nach allen Umſtänden zu foließen , legt Tharawaddi die Schuld davon den Engländern bei , und hat darin auch , wenn gleich ſo die directe Aufreizung von Siam ausgegangen feyn mag, weit nicht Unrecht, als die bloße Anweſenheit der Engländer den Scans Muth einftößen mußte. Darum haben wohl die
von den Engländern als gewiß angenommenen chineſiſchen Ein flüſterungen bei Tharawaddi ein geneigtes Ohr gefunden, und er iſt nach den neueſten Nachrichten mit einem bedeutenden Heer nach Martaban gezogen , um zuerſt die Anſtifter deg Aufſtandes, dann erſt die Empörer ſelbſt zu vernichten . Für China iſt dieß immerhin eine kleine Diverſion, die, wenn ſich auch Nepal anſchließen ſollte, von einiger Bedeutung werden kann. Freilich ſteht den Engländern gegen Birma die Waffe der Dampfſchiffe zu Gebot , und der Krieg iſt jeßt ein Spiel gegen den erſten in den Jahren 1825 und 1826. Die
aber, um die Lage des Landes, namentlich die Verhältniſſe mit
Folge desſelben iſt, wo nicht die gänzliche Vernichtung des bir
Birma, auszufundſchaften . Damals ging in Siam das ſeltſame
maniſchen Reichs , doch deſſen Zerſtüdelung, indem Pegu und die Schanſtaaten abgeriſſen und beide unter engliſchen Schuß,
Gerücht, Birma habe bereits eine Verbindung mit Frankreich abgeſchloſſen und den Krieg an England erflärt . Es bezieht fich dieß auf den Umſtand, daß im Jahre 1839 allerbingo ein
bedeutende und unvermeidliche Folge der Bereßung der Les
franzöſiſcher Abgeordneter in Ava fich befand, und mit Thara:
naſlerim - Provinzen durch die Engländer.
d. h. engliſdhe Herrſchaft werden geſtellt werden . Dieß iſt die
waddi über einen Handelsvertrag unterbandelte. Richardſon , der den Weg nach Zimmap über Bankof genommen hatte, fand ſchöne Worte, am dortigen Hofe eine ſehr falte Aufnahme, aber allenthalben Hinderniſſe, und hinſichtlich des Viehhandels
mit den Schanſtaaten berichtet das Moulmein Chronicle ( dem alle dieſe Angaben entnommen ſind), daß der Verſuch, denfel:
Das böhmiſche Archiv, oder „alte ſchriftliche Denkmåler nue Böhmen und Mähren,“ von ørn. Paladi beraubgegeben , enthält jeft 4 Hefte. Das älteſte der darin niedergelegten Documente iſt aus dem Jahre 1384 , bei weitem die Mehrzahl aber aus dem 15ten and einige find aus dem 16ten Jahr:
ben in ſeiner alten Ausdehnung wieder herzuſtellen , gänzlich
und Richardſon ſtieß auf ſeiner Reife mehrfach auf Hinderniffe, die ihm nur der Hof von Bankok bereitet haben konute ; Bo ten , welche er nach Moulmein fandte , tamen nicht an , und
hundert. Religioneftreitigkeiten , Diplomatie , Rechtsweſen , kurz das ganze öffentliche und Privatleben des böhmiſchen Volfe, daß im 15ten Jahrhundert ſo friſch und reich war , hat zahlreiche Denkmåler hinters laſſen , die bis jekt größtentheils in Verborgenheit lagen. Die diplo matiſden Documente nehmen , wie leicht zu erachten , aus jener Zeit der Huſſitenkriege einen nicht unbedeutenden Raum ein . Die böhmiſche Sprache war damals ſo verbreitet, daß fie felbſt im Verkehr mit fremden Mächten angewendet wurde. So fand Paladi 3. B. in München einen
eine von Moulmein nach Zimmar gefandte Deputation , um
reichen Schaf von böhmiſchen Urkunden ; Briefe an die bayeriſchen Fürſten,
fehlgeſchlagen habe. Um dieſelbe Zeit erließ Siam , nach dem Veiſpiel und vielleicht in Aufforderung China's , die ſtrengſten
Edicte gegen den Opiumhandel und das Opiumrauchen. Bald häuften ſich die Anzeichen feindſeliger Geſinnungen,
die chineſiſche, daſelbſt angelangte Karawane nach Moulmein zu
an den Pfalzgrafen zu Rhein , waren böhmiſch geſchrieben . Merkwürdig
geleiten , wie es verabredet war , wurde gleichfalls unterwegs
iſt in dieſem Abſchnitt der böhmiſchen Geſchichte auch das Uebergewicht
aufgehoben. Daher fam die im Jahre 1839 erwartete chineſi: ſche Karawane nicht an , und die von Moulmein nach Zimmar
einzelner Städte, wie Prag, Tabor, Kuttenberg u. dgl. Sie perhandeln
gereisten Kaufleute erfuhren directe Weigerungen, das ange: taufte Vieh aus dem Lande fübren zu dürfen. Das Moul: mein Chronicle vom 3 Febr. d. I. enthalt deßhalb die Be merkung : die tendeng dieſes Verfahrens geht augenſcheinlich dahin, dem gangen fraglichen Handel ein Ende zu machen . Es iſt gar nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe Hinderniſſe auf eingelaufene
al& würde ſie heute noch verhandelt , eine böhmiſch - deutſche , und ſie iſt ro deutlid . mit ſolcher Sachkenntniß in den Schriften des Senats vor
Befehle von Bankof in den Weg geworfen werden , und viel
leicht mit unſern Verhältniſſen zum chineſiſchen Reich in Ver: bindung ſtehen .“ Dabei aber vergaßen Siam und die Schan :
mit den vornehmſten Herren des Böhmerlandes , wie mit ihresgleichen , und einige davon , namentlich Tabor , treten als Vertheidiger der böh= miſchen Sprache auf gegen das eindringende Deutſde. Die Frage war, .
Labor auseinandergereßt , daß man nod jeßt weder etwas hinguſeßen , Außer den böhmiſchen und mäh noch fie fraftvoller ſchildern fönnte.
rifden Verhältniſſen find hier auch die von Schleſien behandelt , deffen Geſchichte mit der böhmiſchen ſo enge verbunden iſt. ( Bibl. Warsz. Nuv.)
1 316 Einfluß ausübte. Der Handel ber Normannen mit dem Volfe,* welchem fie den Namen gaben , ben es in der Geſchichte trägt, wurde über das
Die Alterthümer in Perm .
重
( Fortſeßung.)
Eismeer , die Dwina, die Petſchora und auf dem Wege getrieben , bent
Der Handel mit den Bolgaren war von großem Umfange. Şierüber finden wir viele Zeugniſſe in den orientaliſchen Schriftſtellern. Balui und Abulfeda ſprechen von dem ftummen Fandel der Bolgaren mit den Biarmiern. Abulfeda fagt ausdrüdlich :: im Norden von dem
ſpäter die Nowgoroder einſchlugen. Die Normannen handelten wie gewöhnlich mit der Biarmiern und plünderten ſie daneben aus ; fie
Urud hauſen Wölfer, welche mit den Fremden unſichtbar Handel treiben .
berichtet iſt.
Gin Mann, welcher ſelbſt dahin reiste, erzählte mir Folgendes : „ Diefe Wenn Karawanen
Der ruffiche Handel war nicht der bedeutendſte , aber der ſpätefte der Zeit nach, und uns am meiſten befannt. Man kann im Allgemeinen
an ihre Gränge kommen , fu warten ſie, bis die Eingebornen folded
fagen , daß die Diarmier mit den Kufſen, oder richtiger geſagt mit ben
erfahren .
Novgorodern, bis zur Zeit ihres Falls Handel trieben. Die Nowgoroder nannten einen Theil Biarmiens Perm , den andern Theil Jugra, indem
Völfer wohnen an den Ufern des nördlichen Oceans.
kauften Waaren bei ihnen und führten. Golonien ing lang.
Pelz
werk und Metalle holten auch fie , wie dieß in den nordiſchen Sagen
Dann legt jeder Handelsmann ſeine Waaren an einem bes
ſtimmten Orte auseinander und macht ein Merfzeichen darauf. Wenn nun die Handelsleute weggehen, ſo kommen die Eingebornen herbei, legen ihre Waaren dagegen aus und begeben fich fodann nach Hauſe. Dann erſcheinen die Handelsleute auf& neue , und derjenige , dein der Kauf
fie das Wort Biarmien in ihre Sprache überſegten. *) Den dritten Theil nannten ſie Petſchora , wegen der vielen Höhlen (Beidhtidera
portheilhaft ſcheint, nimmt die Haaren des Gingebornen ; wem aber der
im Ruffifchen ). Noch im 12teu Jahrhundert trieben die Nowgoroder mit den Biarmiern Handel ; im 13ten waren Perm, Petſchora, Jugra u. ſ.w.
bis
.
beide Theile über den Preis einig find. Dann entfernen fie fich ." Man erkennt in dieſer Beſchreibung allerding8 die Chantaſie des Araberd, aber
wer möchte behaupten, daß alles tieß albernes Zeug rey ? Mir ſcheint, Abulfeba hörte, daß Bolgaren und Biarmier miteinander Handel trieben, ohne ſich gegenſeitig zu verſtehen , und ſchrieb dieſe allegoriſche Erzählung nieder, deren Grund vielleicht nur die Chrlichkeit der Biarmier iſt, deren Nachkommen fich jeßt noch dadurch audzeichnen. Noch ießt, wenn ein Wogule auf die Jagd geht, vergräbt er im Waldé im Schnee ſeinen Vorrath an Lebensmitteln , um fich nicht damit auf der Jagd zu be.
Pelzwerk und edle Metalle, verkauften erſtere auf den Märften der Hanſe ftädte, und lieferten auf dieſe Weiſe Europa die Erzeugniſſe der uraliſchen Länder. Die Nowgoroder zogen nach Biatmien durch die jebigen Gou. vernements Wologda und Perm , erhoben von den Einwohnern Tribut, der unter dem Namen : Silber von jenſeits der Rama (srebro sakamskoje) befannt war , und hatten ihre Hauptniederlage in Große Uſtiug. Der Fall Nowgorode, welches Biarmieu gerade ſo wie England gegenwärtig Oſtindien beherrſchte, unterwarf die reichen uraliſchen Länder der Gewalt der modkowitiſchen Großfürſten .
läſtigen ; an dem Baume , unter welchen er ſeinen Vorrath vergraben
Man erfieht hieraus, daß zu den Biermiern zu verſchiedenen Zeitert
hat , legt er ein Merkzeichen hin , und fliegt nun auf ſeinen Schnee
folgende Handelsleute famen : 1) indiſche, vom Süden det Aralſees her
fduhen in die nur ihm bekannten Einöden.
und durch die jeßigen Kirgiſenſteppen ; 2) bolgariſde, von Südweſten ber, auf der Kama und ihren Nebenflüſſen , namentlich der Tſchuffowaja; 3) normamiſche, vom Norden her, auf dem Eismeere, und 4) ruſſiſche ( zuerft Nowgoroder , dann Moskowiter), von Weſten her , auf den Flüſſen Suchona , Jug , Dwina , Kama , Petſdora. Außerdem trieben die Biarmier auch noch mit den Bewohneru des öftlichen Sibirien Handel , und erhielten von ihnen wahrſceinlich die koſtbarſten Pelje.
.
Ein anderer , dem erſten
gånglid unbekannter Wogule , der vielleicht mit einer reichen Jagdbeute belaſtet iſt , aber Diangel an Nahrung leidet, fommt an die Stelle, wo
1
ſein Jagogenoſle ſeine Vorräthe verborgen hat ; er gräbt den Schnee auf.
nimmt einen Theil der Speiſen herauß und legt ein , zwei oder auch inehr Thierfelle dafür hinein.
Wenn er alles wieder vergraben hat,
geht er weiter. Man behauptet, eo gebe fein Beiſpiel, daß ein Wogule einem andern ſeinen ganzen Vorrath nahm , oder für den weggenommenen Theil nicht etwas von ſeinen Fellen hineinlegte. Dieſe unter den halb wilden Jägern ohne Zweifel uralte Sitte gab vielleicht Veranlaſſung zu der von Abulfeba mitgetheilten Fabel . Die Biarmier reidten nicht ſelbſt zu den Bolgaren : Bafui berichtet , dieß ſexy deßhalb geſchehen , weil fie die Sommerhiße an der Wolga nicht ertragen konnten ; wir glauben aber , daß die Wiarmier überhaupt zu Niemand mit ihren Waaren
zogen und ihr Handel in den Händen der Fremden war. Der Handels
weg der Bolgaren zu den Viarmiern wird durch die Rama bezeichnet. Die Worte Batui's : „der Weg zu den Diarmiern führt durch ein land,
in welchem der Sdnee niemals ſchmilzt," find nichts anderes , als eine 1
orientaliſche Hypetbel .
Die Bolgaren brachten den Diarmiern nach
Bafui'8 Angaben Leder , das ſie von den Kaufleuten von Rufa und 1
(Sdlus folgt.)
Nachrichten aus Port Natal.
Nach Zeitungen vom Cap
find die ausgewanderten Boers zu Port Natal untereinander uneing
geworden , und die engliſche Regierung wird eifrigit anfgefordert, bit Gelegenheit zu ergreifen, um die engliſche Herrſchaft wieder herzuſtellen. Der Briefſteller ſagt indeß ſelbſt, wenn England fich nicht beeile , fo werde eine thätige und heftige Partei unter den Boers eine feſte Ober Herrfdaft erringen. Faſt ſcheint (8 , als habe man uneinigkeit untes den Boer8 ausgefået, aber der Herrſchende Haß derſelben gegen die engs lijde Herrſchaft dürfte wohl dieſe Bemühungen vereitelt.
Bagdad erhalten , und Säbel, wie überhaupt gutes Eiſen den Diarmiern durd die Bolgaren gufam . Dieſe fanden überhaupt den Handel mit dem you atien übrigen Völfern entfernten Biarmiern fehr vortheilhaft,
*) Wir haben oben ſchon bemerkt , daß der Verfaffer den Namen Biarmien
ließen keine Fremde zu ihnen ine Land , und erhielten ſo eiu Monopol, das auf die geiſtige Entwidlung der Biarmier einen ſehr nachtheiligen
leitet : u gor heißt : an den Bergen , und daraus entſprang ugorie und
von dem ſkandinaviſchen Beorg - Berg- ableitet ; die obige Stelle in wohl der beſte Beweis dagegen. Der Name Jugra iſt waht richtig abges endlich Jugra.
Diūnten , in der 'iterariſc - Artiſtiſiben Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Ed. Wide n man n .
Nr. 330 .
Das
Ausland. Ein
Tagblatt für
Runde des geiftigen und fittlichen Lebensder. Völker. 26 November 1841 .
H i nter in die n . 4. Neuere Verhältniſſe von Siam und Cochinchina. Die Stellung von Siam zu den Engländern haben wir bereits angedeutet ; ſie hat ſich durch das hocmüthige Beneha
men Birma's und durch die Inſinuationen des chineſiſchen Ho: fes ziemlich verſchlimmert, ohne entſchieden feindſelig zu ſeyn. Wir haben jeßt noch zwei Gegenſtände zu behandeln : der erſte iſt die Stellung Siams zu den Malavenſtaaten , namentlich in Betreff Quedahs, und der zweite die Stellung zu Cochinchina.
das Land zu verwalten , ordnete dieſer zwar anfangs ein reht prachtvolles Leichenbegängniß für Ta-Kong an ; nach Unterſu : chung der Arſenale und der Finanzverwaltung aber ergab ſich ein wirfliches oder angebliches Deficit, und nun wurde Tas Kong noch nach ſeinem Tode verurtheilt und mehrere reiner Unterbeamten hingerichtet. Die Provinz Südcochinchina mit der Hauptſtadt Saigon liegt auf dein linfen Ufer des Camboda ſchaſtromed , und iſt gegen Norden durch wilde Lowaſtamise
faſt ganz von dem eigentlichen Cochinchina getrennt.
Da auch
Da wir der Malayenſtaaten überhaupt bis jeßt nur im Vor:
nordwärts, in Tontin, Mißvergnügen herrſchte , ſo hofften die Freunde Ta-Kongo um ſo mehr einen Erfolg gegen den König,
übergeben erwähnt haben, ſo wollen wir fürs erſte das teſtere im Auge behalten. Wir haben früher ſchon der Revolution erwähut,1 welche in Anam , d. h. den verbundenen Staaten Tontin und Cochinchina, vorging, wodurch die Herrſchaft, welche in den leßten Jahrhunderten ſtets in Tontin geweſen war,
pflanzen . Die Ehineren , von La - stong in ihrem Handel beſchüßt, und ießt darin bedroht, ſchloſſen ſich ſogleich an , und in kur: sem auch die nicht minder bedrohten Chriſten . Was die lek teren betrifft , ſo haben die Miſſionäre ſich viel Mühe gegeben ,
gegen Ende des leßten Jahrhunderts wieder auf Cochinchina
ſie von der Beſchuldigung des Aufſtandes freizuſprechen, allein
Kia-long , der ehemalige Bicefönig von
es iſt nichtsdeſtoweniger wahr, daß ſie ſich in großen Schaaren dem Aufſtande anſchloſſen , wenn gleich nicht zu verkennen ift, daß Minh-meng ſie ſpeciell verfolgen und das Chriſtenthum ausrotten wollte, wozu die Empöruug in Saigon einen wid
übertragen wurde.
Cochinchina , wurde durch einen Aufſtand verjagt , ſammelte aber, unterſtüßt von den franzöſiſchen Miſſionären , neue Kräfte ; europäiſche Officiere tamen ins Land , und Kia-long ſawang ſich wieder auf den Thron , deſſen Obergewalt nun auch Tonfin anerkennen mußte. Während dieſer Unruhen war Cam :
und entſchloſſen ſich , alsbald die Fahne der Empörung aufzu=
kommenen Vorwand bot.
Der Aufſtand ſchien anfangs ganz glüdlich zu geben, denu
bodſcha, das Zwiſchenreich zwiſchen Siam und Cochinchina, faſt
auch die benachbarten cambodſchaniſchen Provinzen Athiene
ganz zerriſſen worden, und der Fürſt, welcher ſich dort behaup tete, war in ewigem Schwanken zwiſchen beiden Staaten. In:
(Haitan) und Gayto ( ?) ſchloſſen ſich an , und Siam verſprach Hülfe ; zudem ſoll das Haupt des Aufſtandes, ein gewiſſer Thay,
deß war verhältnißmäßig Ruhe , bis im Jahre 1832 der Vice: könig des füdlichen Theils von Cochinchina , Ta - Song , ſtarb.
ſeinen in Tonkin commandirenden Bruder gleichfalls zur Em pörung bewogen haben, ſo daß Minh-meng, der ſchon auf dem Anmarſch war, und bereits die Gränzſtädte der Provinz Saigon
Dieſer hatte mit unumſchränfter Gewalt geberrſcht, der König
Minh-meng hatte ihn geachtet und gefürchtet ; da indeß Tas Song regelmäßig den Tribut eingeſendet hatte, ſo war alles in fcheinbarer Nube geblieben .
In ſcheinbarer nur , denn Ming:
meng erließ im Januar des Jahres 1833 , kurze Zeit nach TaKongs Tode , ein Edict gegen die Chriſten , welche Ta-Kong beſchüßt, ſo wie einige mißtrauiſche Verordnungen gegen die Chineſen , deren Handel , nady Singapur ta : Kong , tror der Berbote des Königs Minh-meng, befördert hatte. 418 nach Ta-Kongo Lode der König einen ſeiner Miniſter ſandte , um
erobert hatte, ſeine Truppen theilen und die Hälfte davon nach Confin ſenden mußte. Die Sache hatte für Minh-meng ein um ſo drobenderes Anſeben, als er ein nicht ganz unbeſtrittenes Necht an den Thron beſaß. Sein älterer Bruder war mit
Hinterlaſſung zweier Söhne noch vor dem Vater geſtorben . Minh -meng hatte ſich mit Hülfe des Militäre auf den Zhron
geſchwungen und warf ſeinen ältern Neffen ins Gefängniß, der andere aber wurde nach Siam geflüchtet und begab ſich jeßt, als die Unruhen in Tonfin dem Ausbruche nahe waren ,
330
1318
dahin. Dieſe Proving war unter dem Vormund der bei: den Prinzen, einem alten verdienten Beamten Kia-longs, ge-
den, erhob aber zum Behuf des Schiffbaues neue Steuern, und begünſtigte, um Geld zu erhalten , ein Erzeugniß der europäi :
ſtanden, und ſollte wahrſcheinlich des älteſten Enkels Erbproving
ſchen Civiliſation, nämlich eine Lotterie,
werden..
A18 nun Minh-meng den Thron beſtieg, und ſeinen
Zahlenlotterie, - welche den verheerendſten Einfluß hatte. Der
Neffen ins Gefängniß warf, ſchiate er auch drei Großbeamte
König und der Lotteriepächter gewannen unmäßige Summen,
nach Tonkin, um dieſes Land wie eine eroberte Provinz zu verwalten. So entſtand, da jeßt ſchwere Auflagen erhoben
aber das betrogene Volk verarmte ; Diebſtahl, Mord und Raub kamen an die Tagesordnung, und der Handel zerfiel , da dem
wurden, großes Mißvergnügen, und alsbald erſchien der zweite Enfel, den man nach Siam geflüchtet hatte, um hier die Fahne
Volfe die Mittel fehlten , die fremden Waaren zu kaufen. Weit
des Aufruhrs aufzupflanzen. Alles ſtrömte zu ihm, bald ſtand
er an der Spiße eines bedeutenden Heeres und proclamirte ſich nun als König von Tonkin oder Nang-nai. Vergleicht man die Daten dieſer Vorfälle , ſo ergibt ſich, daß die obige Er:
zählung, wonach Thay den Aufſtand in Tonkin erſt durch ſeis nen Bruder veranlaßt haben ſoll, unrichtig iſt, und man kann
ſich der Vermuthung nicht erwehren , daß dieß ein lange vor: bereiteter Plan gegen Minh-mengs Herrſchaft war. Am 4 Julius 1833 betrat der junge Prinz die Provinz Tonkin , am .
19 proclamirte er ſich zum König, und am 5 Auguſt brach in
der 150 geographiſche Meilen (10 Breitegrade ) entfernten Proving Saigon der Aufſtand aus , dem ſich alsbald ein Heer Cambodſchaner anſchloß und den Siam alsbald unterſtüßte.
Minh-meng war fomit in keiner geringen Noth, aber aus allem geht hervor, daß er der Liebling der alten , unter feines Vaters fortwährenden Kriegen gebildeten Soldaten war. Ueber den Gang der Begebenheiten fehlen und die einzelnen Nach-
richten, ſo viel iſt aber gewiß , daß Minh-meng im Anfang des Jahres 1834 ſchon wieder Herr von Saigon war ; und als die 90,000 Mann ſtarfe geſindelhafte Armee von Siam erſchien, welche das befreundete Cambodſcha plündernd durchzogen hatte, wurde ſie, wie es ſcheint oſtwärts vom Cambodſchaſtrom , von 1
der weit ſchwächeren Macht Minh-mengs angegriffen und ganzlid)
geſchlagen , ro daß ſie am 1 Mai 1834 bereits wieder in Bankok war. Beachtenswerth iſt, daß beide feindliche Theile, von denen teiner das von Laos bewohnte , zwiſchenliegende Bergland in ſeiner Gewalt hatte, nur an der Küſte hinzogen , und romít auch einer Flotte bedurften ; die der Siameſen ward zugleich mit ihrer Landarmee geſchlagen , und 9 Schiffe ihr abgenom:
wie es ſcheint, eine
Flüger benahm ſich Minh-meng. Abgeſehen von ſeiner thörid: ten und grauſamen Verfolgung der Chriſten feßte er ſein Heer und ſeine Flotte in Stand, um an Siam, das ihm durch In
trigue und Waffengewalt ſein Reich hatte entreißen wollen , Rache zu nehmen. Die europäiſch - aſiatiſchen Zeitungen ſind Minh-meng wegen ſeiner Chriſtenverfolgung obne Unterſchied gram , aber ſelbſt der fanatiſche Haß kann die Chatſache nicht abläugnen , daß Minh- meng zivar das Chriſtenthum und in demſelben den Einfluß der Europäer daniederhielt, aber europäiſche Kenntniſſe
und Geſittung keineswegs verſchmähte. Er ſandte ſeine Schiffe nach Singapur und bis nach Calcutta, um Handel mit dieſen Orten zu treiben ; er ſammelte eine europäiſche Bibliothek, worin ſich die Werfe Buffons, die neueſten Abhaudlungen über Taftif, die beſten geographiſchen Schriften, Karten u. dgl. fanden . Minh: meng war fein gemeiner Kopf, und ſelbſt ſeine barofe Idee, den zehn Geboten der Chriſten einen anderen, aus Confutſe und
lonſtigen chineſiſchen Schriften geſchöpften neuen Decalog ent: gegenzuſeßen , zeigt zwar den halbciviliſirten , aber auch den unternehmenden und denkenden Geiſt. Miny -mengs Geſchichte, recht verſtanden, wird eine merkwürdige Epiſode bilden in dem
großen Drama, welches ſich durch das Eindringen europäiſcher Bildung in Aſien vor unſern Augen entrollt. Minh-meng reßte nach der Vertreibung der Siameſen fein Verfolgungswerf gegen die Chriſten mit Eifer fort ; gegen Ende
des Jahres 1838 zählte inan bereits 19 theils eingeborne, theils europäiſche Prieſter, die den Märtyrertod erlitten hatten , oder
in den Gebirgen, wohin ſie ſich geflüchtet , vor Hunger und Elend umgekommen. Sobald Minh-meng fich ſo ziemlich der
Chriſten erwehrt zu haben glaubte, überzog er Ende 1838 , nach der Regenzeit, Siam mit Strieg, ſchlug die Siameſen in mehreru
men. Die Sache iſt deßwegen nicht unbedeutend , weil beide
Schlachten , nahm einige feſte Pläße , deren Namen ſich auf
Cheile keineswegs mehr den alten plumpen Schiffsbau nach chineſiſchem Muſter haben , ſondern die europäiſche Schiffsbau:
unſern Karten noch nicht finden, mit Sturm, und machte ſtarke Fortſchritte auf dem ſüdlichen Gebiet. Indeß ſtarb Minb-meng, wie es ſcheint, ſchon im I. 1840, ſein Sohn ſoll aber den Tod ſeines Vaters lange Zeit geheim gehalten haben, während er
kunſt mit Vortheil anwandten. Minh-meng hat ſogar 1päter von der holländiſchen Regierung ein Kriegsdampfboot erkauft.
die Kriegsrüſtungen gegen Siam eifrigſt fortfeßte. Leşteres Siam hatte bei dieſen Vorfällen offenbar den Zweck, rich ganz Cochinchina's zu bemächtigen , glaubte ſich zu Lande ſtart genug, und bat deßhalb die Engländer um eine Unterſtüßung zur See, wogegen es ihnen verſprach, alle cochinchineſiſchen Hä:
hoffte nicht mehr mit ſeinem zuſammengerafften Gefindel etwas
auszurichten, ſondern ſchickte Leute nach Celebes und Borneo,
gapore Free Preß vom 19 Nov. 1839. Minh-meng machte aber
um dort Miethstruppen anzuwerben , die, 5-6000 Mann an der Zahl, auf Schiffen bugineſiſcher Handelsleute nach Banfol geſchafft wurden . Ueber den Erfolg dieſes Auskunftsmittels wiſſen
den Engländern ganz ähnliche Anträge. Natürlich unterſtüßten
in Dienſt treten , ſo wäre das Uebergewicht auf Seite Cochin
dieſe keinen von beiden Theilen, Minh-meng roll aber von dem Gouverneur von Canton 2000 Mann Truppen erhalten haben,
china's wohl entſchieben . da die alte Kriegsgeübtheit ſeiner Truppen und der Befiß von Dampfichiffen ibm einen großen Vortheil gewähren.
fen ihrem Handel zu öffnen , ſo berichtet wenigſtens die Sin:
wir noch nichts. Sollten Europäer bei Minh- meng8 Nachfolger
welớhe wohl hauptſächlich gegen die Tonkineſen verwendet wurden. Mit Cochinchina hatte jeßt Siam weber Krieg noch Frie:
1319 Landes gebraucht, und um ihresgleichen zu fangen auf Seps
Indiſche Chier e.
lon, wo ſich noch viele in wildem Zuſtand befinden . Einen Fehler haben noch jeßt die meiſten europäiſchen Zeichnungen
( Fortretung .) Haut bier e. Die Alleen haben ſchon ein nacktes und vertrodnetes An:
des Elephanten an den Hinterbeinen, deren Glieder ſich näm: lich eben ſo wie die der Vorderbeine biegen.
rehen von der Hiße, und zur Zeit ſind alle Nellu -Neder (Reis: felder) gänzlich von aller Vegetation entblößt, ſo daß man über ſie und die vielen Sanäle und Gräben, von denen ſie durch : freuzt ſind, ſpazieren gehen kann. Dieſe haben nicht einmal ein ſo gutes Ausſehen als wie ein abgeerntetes Kornfeld zu Hauſe, ſo nađt iſt der Boden und ſo nahe werden mit der Sichel bie reihenweis gepflanzten Nellubüſche abgeſchnitten . Es wird nun von Tag zu Tag ſchlimmer, und alles, was nicht mit Waſſer begoſſen wird oder Schuß im Schatten von Bäumen hat, dorrt gänzlich dahin . Die Bäume widerſtehen mit einer
Liftige Vögel. Ein Beiſpiel von der Dreiſtigkeit und Gefräßigteit der
Vögel erhielten wir bier in R'.s Garten des Mittags einem Malabarvogel, einem tamuliſchen Habicht (Brandú der Gerüb genannt, dem Gößen Striſchna geweiht) , der unterſtieß und ein Stück Carbonade von einer Schüſſel ſchnappte, die ein Diener aus der Küche durch den Garten
von oder her: fort zum
Tiſch trug. Er war kaum zu bemerken, init ſolcher Behendiga feit beging er den Raub, und als ich verſuchen wollte , ob er
bewunderungswürdigen Kraft der ſtarfen hiße, die außer ihnen
dasſelbe mit mir probiren würde , war er damit ſchon zu
alles zu beſiegen ſcheint. Die armen Ochſen und Büffel, die in dieſer Sonnengluth ſchleppen müſſen und jeßt nur ſo ge: ringe Weide finden ! auch die Kühe müſſen ſchwere Reisſäcke tragen und ſich außerdem melfen laſſen , wenn es überhaupt mög
Stande, ehe ich ihn geſehen und den Teller in Acht nehmen konnte.
lich iſt, ihnen etwas Milch abzuzapfen . Eſel gibt es hier eine große Menge und welche von beiden häßlicher ſind , die Eſel oder Büffel, will ich unentſchieden laſſen , denn mit ihrem
fchmußig aſchgrauen Fell und dem faulen Schlendrian , in dem ſie ſich bewegen , ſtreiten ſie ſich gegenſeitig um den Preis. Die großen weißen Ochſen , deren ſich die Europäer und Ein : gebornen, welche ſich kein Pferd halten können , bedienen, ſind
prächtige ſchöne Thiere mit hohen glänzenden Hörnern , die
Einen andern merkwürdigen Zug einer Krähe, die ſehr geſchickt mit dem Schnabel den Dedel von der Waſſerfrufe zu nehinen
und daraus ihren Durſt zu löſchen verſtand, darf ich hier nicht vergeſſen , da dieſe beiden Beiſpiele beweiſen können, wie die indiſchen Vögel ihren Hunger und Durſt auf eine ganz über: legte und verſtändige Weiſe zu ſtillen wißen. Daß die Int= dianer ſo viel Schlauheit haben , ſcheint hieraus von ſelbſt zu
folgen , da ſchon die Thiere ro klug ſind ; nur wäre zu wün: fchen, daß die Klugheit bei den Menſchen ſich mehr auf das Gute richtete, als bei den Thieren. Vor den Schlangen muß man ſich doch ſehr in Acht nehmen ; faſt wäre eine traurige
häufig mit einem Metallknopf auf den Enden geziert ſind. Die eingebornen Pferde ſind freine, häßliche Straden , welche Tattur genannt und für einen Spottpreis gekauft werden, aber
Kataſtrophe hier im Garten eingetroffen , als einer der Sühne,
zu nichts anderem taugen, als Laſten zu tragen wie die Eſel, mit derſelben Trägheit und Langſamkeit. Die arabiſchen Pferde,
Augenblide den Vogel im Geſicht hatte.
die man öfters aus Iran hier einführt, und andere minder koſtbare Pferde aus dem Mahrattenland, aus Pegu, Utſchin u . kann man hier in Südindien nicht eingeboren nennen, und ſie
gewahr und konnte fliehen, und auch der Sperling erhielt wahr:
werden an die Engländer für sehr hohe Preiſe verkauft , als 1
70, 100, 500, 1000 bis 1500 Madras R.
Eine ſeltſame Un
fitte haben die Hindoſtaner, die Schwänze und Mähnen ihrer Pferde und die Hörner ihrer Ochſen init den grellſten Farben anzumalen, aber ſie lieben den buntſchedigen und vielfarbigen
ein munterer Knabe, einen Sperling ins Auge gefaßt hatter
ohne zu bemerken, daß eine Brillenſchlange in dem nämlichen Die Schlange erhob
ſich, der ſinabe wurde ſie aber glücklicherweiſe noch bei Zeiten ſcheinlich vermittelſt der doppelten Verfolgung Gelegenheit zu entkommen .
Ein ſehr künſtliches Vogelneſt entdeckten wir heute zufäls lig ; es iſt aus einigen Blättern des Mangobaumes zuſammen : genäht, und ſo funſtvoll, daß ich es zu allgemeiner Bewun: derung nach Hauſe ſenden will , zugleich mit den Früchten des Baumwollenbaumes, wovon der Vogel vermuthlich Teine Fäden .
Gerdmad , gerade wie das gemeine Volk zu Hauſe.
ſpinnt. Ich muß geſtehen, daß er den Namen Schneider vor
Einen Elephanten ſah ich neulich bei einer mohriſchen Hoch zeit, wozu er aus einem Hindutempel im Innern des Landes für 5 Pagoden , d. i. 14 Conventionsgulden gemiethet worden
allen übrigen Schneidern verdient , und keiner von der Zunft
war. Er ſah aus, als wenn er weite Hoſen anhätte, Yo faltete ſich die Haut um die Beine, wenn er ging, vermuthlich aus Magerkeit und ſchlechter Fütterung , denn ein ſolches Thier
darf ſich ſchämen , ihn als Meiſter anzuerkennen , wenn er be: denkt, daß er ſeine Profeſſion ohne Scheere und Nadel ſelbſt gelernt hat , und ſogar ſelbſt den Faden verfertigt. (Scius folgt. )
verzehrt für eine Madras N. täglich, wenn es nicht verhungern ſoll. Es ſind darum nur die bemitteltſten Pagoden und reichen Eingebornen , beſonders die Fürſten , welche dieſe koſtbaren
Die Alterthümer in Perm.
Thiere halten. In der Colonie hier am Ort findet man ſie nicht; die engliſchen Gouverneure dagegen halten ſie gleich den
(Schluß.)
Der Bildung& grad der Biarmier läßt fich annähernd beſtimmen aus
indiſden Fürſten . Zur Eigerjagd werden ſie im Innern des
ihrer Sdrift, ihrem Städtebau und endlich den Geräthſchaften ,. welche
1320 Filch bis auf unſere Tage im Scooße der Erde oder in den Cabinetten
finden ſich im Gouverne nent Perm viele ruffiſche Dörfer init permifc .nt
der Alterthumsfreunde erhalten haben. An verſchiedenen Orten des Gouvernements Perm finden ſich Fels wände und Steine mit ausgehauenen oder aufgemalten unbefannten
und ſelbſt mit normanniſchen Namen . Die Biarmier verſtanden Metalle aus den in Menge bei ihnen fida findenden Erzen zu bearbeiten. Ihr Erzgraben und ihre Schmiedekunſt
Schriftzügen. Dieſe Sdriftproben kann man in zwei Claſjen abtheilen ; in ſolche, welche ohne allen 3 weifel einen Wortfinn haben , und
iſt in den ffandinaviſchen Sagen erwähnt , und die Arbeit in den Berga werfen an den Abhängen des uraliſchen Gebirgs ſcheint die hier woks nendeu Biarmier eben ſo ſehr beſchäftigt zu haben , als die Jagd ihrer
in jolche, denen , wie es ideint , Ser Wortfinn fehlt.
Zu den leßtern
zähle ich diejenigen Inſchriften , welche gerade Linien, die unter Winkeln miteinander verbunden find , oder Einfaſſungen theils abgerundet , theils edig tarſtellen. Solche finden ſich auf dem Granitfele am Fluſſe Smolenka , der in den Jrtyrch fällt , auf dem ſogenannten beſchrie .
.
benen Stein , *) welcher auf der linten Seite des Tabil, in der Nähe des Dorfes Gajewa , im Gouvernement Perm liegt.
Rommel bemerkt, daß ähnliche Inſchriften wie dieſe ſich auch in .
Amerifa in der Nähe großer Ströme finden. Zu den Juſdriften erſter
.
nördlicher wohnenden Stamıngenoſſen . Die reichen Kupfererze in ihrem Boden und die leichtigkeit , ſie zu ichinelzeit, zogen ſchon im grauen Alterthum bie Aufmerffamfeit der Biarmier auf fich. Daß fie das Eiſenſchmelzen nicht recht verſtanden , geht aus dem Umſtande hervor. daß ſie ihre Säbel von den Bolgaren erhielten. Auch ihr Kupfer war
nicht rein , ſondern eine beſondere Compoſition , die dem Bronze glich, und worin Kupfer der Hauptbeſtandtheil war .
Aus dieſer Compoſition
waren alle ihre Geräthe und ſelbſt die Waffen verfertigt ; was aber
Claſſe zähle ich die hieroglyphiſchen Abbildungen von Thieren , Köpfen
einige ciferne Panger betrifft , fu gehörten dieſelben entweder ruffichen
u . dgl. , wie man ſie auch bei Tomek entdedte , aber auch unbekannte
Kriegern an oder waren aus Nußland eingeführt , denn ſie gleichen den
Schriftzüge, welche Worte ausdrüden , wie ſie fich am Flufſe Pyſchia
ruſſiſchen Panzern vom 14ten und 15ten Jahrhundert vollfommen .
und an andern Orten finden. **)
In dem Cabinet eines Ørn. Wollegoff befanden ſich 55 Gegens ſtände aus dem biarmiſchen Alterthum , welde auf dem obenerwähnten, mit einem Wall umgebenen Berge Matlåna gefunden wurden. Das wichtigſte Stüd iſt eine 4 bis 5 Zoll hohe, in Reiterſtellung abgebildete.
.
.
Wem gehört nun dieſe Schrift an ? Ohne Zweifel den alten Be wohnern des Landes, der tſchudiſche" allgemein unter dem Namen Biar
mier befanuten Bevölkerung. Eine Schrift, welcher Art fie audy fryn mag , bezeidynet fchon nicht mehr einen ganz niedern Grad von Bildung und Aufflärung. Die Biarmier beſaßen ſomit eine Bildung , welche wenigſtens die ihrer Nachkommen übertrifft. Als Handelsvolk mußten fie wohl eine Schrift haben , und die Hypotheſe , daß die Schrift aus den auf Waaren gemachten Merfzeichen entſprang , iſt nicht unwahr. .
ſcheinlich. Außer der Schrift dienen als Denfmale der Civiliſation der Biar
innen hohle Figur aus Siupfercompoſition , Geſicht, Bart und Hände ſtart vergoldet. Die Figur ſaß gewiß auf einem Pferde , das aber ver
loren gegangen ; der Sattel iſt jedoch erhalten. Die Geſichtszüge tragen den finniſchen Stempel , und wahrſdeinlich war die figur ein 300l .
Außerden findet ſich eine Anzahl Täfelchen mit mehr oder minder gut erhaltenen menſchlichen oder thieriſchen Abbildungen. Intereſſant iſt eine
mier die Trümmer ihrer Städte und ihre in der Erde aufgegrabeucu Geräthe. Wie in Sibirien , ſo finden ſich auch im Gouvernement Perm
filberne ſtark vergoldete Tafel, mit einer Unzahl eingeſchlagener Tupfen und fünf eingeſeßten Steinen , von denen aber nur der mittlere , ein blaßrother Carneol , erhalten iſt. Mehrere Umſtände machen es wahr
auf hohen Bergen in der Nähe der Flüſſe alte Wälle und Gräben : dieß
ſcheinlich , daß dieſes Stüc nicht in Biarmien gefertigt war , ſondern
find die Ueberreſte biarmiſcher einſt durch ihren Handel berühmter Städte. Dieſe Trümmer werden den Tſchuden zugeſchrieben , und finden fich
aus dem Orient fam.
hauptſächlich im nördlichen und nordweſtlichen Theile des Gouvernements Pern , in den Kreiſen Tſcherdynsf und Solifamsf. Hier war das Centrum
der biarmiſchen Bevölkerung vom Kamenſtamm (Komi-udiry). Im Ganzen zählt man gegen dreißig ſolcher Städtereſte, von denen
zwanzig dieſſeite, die übrigen jenſeite der Rama liegen. In ihrer Nähe fand man verſchiedenes Geräthe und Spuren der an dieſen Orten be
triebenen Metallarbeiten. Ohne allen Zweifel gab es aber früher weit mehr Städte. In den Urkunden der Familie Stroganoff ***) iſt mehr als einmal geſagt , daß ruſſiſche Dörfer erbaut wurden „auf tidudiſchen
Auſiedlungen, welche verödet und mit Wald überwachſen waren.“ Noch *) Dieſe Inſchrift iſi mit rother Farbe geſchrieben , der Stein hat 10 Slafter Höhe. Das gemeine Bole erzählt , der Eroberer Sibiriens , Jermal , der bei ihnen für einen großen Zauberer gilt, babe dieſe Inſchriften geſchrieben . **) Dem Left iſt eine Atbildung dieſer leßtern Inſchriften aus Strahlens berg angehängt. Die Schrift macht einen Eindrud , wie etroa die türs kiſdie Schrift , welche in Muradgea d'Dhfens Werke , alt im Finanzs miniſterium gebräuchlich , abgebildet iſt. Sie hat etwas ungemein Sdnörtelhafte $ , das an einigen Stellen ſogar ans Fraßenhafte geht, ſo daß ſich wohl kaum eine Buchſtabenſchrift daraus entnehmen iåbt. 4. d. u. .
*** ) Diere Kaufmannsfamilie war es, welche im 14ten und 15ton Jahrhundert dieſe Gegenden commercioned aubbeutete und die Eroberung Sibiriens einleitete.
A. d. u .
.
(Wir übergehen die ſpecielle Aufzählung einer guten Anzahl minder bedeutender Gegenſtände, und fügen hier nur noch die Solußbemerkung an .) Faßt man alles zuſammen , was wir hier über die Biarmier und ihr Alterthum geſagt, ſo muß man befennen , daß fie einen gewiſſen
Grad yon Civiliſation und ſelbſt von Bildung erreicht hatten.
Aber
welche Vortheile gewährte ihnen dieſe Civiliſation und dieſe Bildung ? muß man antworten : nichts , als das Mitleiden der neuern Völfer . Das iſt das Sõidfal aller Wilden , welche nur durch fremde Völfer civilifirt wurden , nur einen paſſiven, nicht einen activen Handel trieben. Auf die Frage , warum die Biarmier nicht ihre Civiliſation ſo weit entwidelten , daß fie ein hiſtoriſches Volt wurden ? antworten wir : daß
ihre Entfernung von andern gebildeten Stämmen die neidiſche Politik der Bolgaren und endlich der Einbruch der Mongolen wohl die Haupt= urſadyen waren.
Sundfahrt. Im Dctober find im Ganzen 1829 Schiffe durch ben Sund gegangen, nämlich 1303 von der Nordſee nach der Offee und 526 von der Oſtſee nach der Nordſee. Vom 1 Januar bis 1 November find 13,580 Schiffe durch den Sund gegangen ; 850 weniger als im Jahre 1840 und 1300 weniger als im Jahre 1839. (Berl. Tid. 9 Nov.),
Münden, in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Wideni a # 11.
Nr. 331.
Ausland.
股 Da s
Ein
Tagblatt für
Runde des
geiftigen
und fittlich en Lebens der Völke r. 27 Uovember 1841 .
Ueber den Juyrismus.
der Slawen. Janko Draszkowic ſpielt eiue bedeutende Rolle in
( Nach A. Mosbach. Tygodn. lit. vom 4 Nov. ) Auf dem ungariſchen Boden hat ſich ſeit einigen Jahren ein hißiger Kampf zwiſchen ſlawiſcher und magyariſcher Na,
patriotiſche Unternehmung , welche die Erhebung des Illyrismus
tionalität entſponnen , denn die Magyaren, welche die Mitte des Landes innehaben , ſuchen die ungariſchen Slawen auf alle Weiſe zu magyariſiren, erfahren aber ſowohl bei den Slowafen, den nordöſtlichen Slawen, als bei den Illyriern , den ſüdweſt: lichen , einen thätigen Widerſtand. Bei den Slowaken, die ſich zum böhmiſchen Stamme zählen, gewinnt der Slawismus fort: dauernd neue Stärke, denn nicht nur hält ſich die ſlowakiſche Jugend mit aller Kraft an die angeſtammte Nationalität, das theure Erbtheil ihrer Väter, ſondern auch , was noch wichtiger
iſt, der ſlowakiſche, bereits zum Theil magyariſirte oder zum Magyarismus fich hinneigende Adel fängt an, die fremdartige Element von ſich zu ſtoßen und ſich zu ſeiner eigenen Nationa: lität zu wenden. Bei den Illyriern ſchlägt der ſlawiſche Geiſt noch ſtärfer vor. Zwei Männer , Ludwig Gai und Santo
Draszkowic fülreu unter ihnen den Reihen. Von Agram, der Hauptſtadt Croatiens , aus verbreiten ſie wie aus einem Brenn : puntte des Illyrismus Liebe und Auhänglichkeit an die eigene Nationalitat. Ludwig Gaj , Herausgeber der Dennica
Ilirska , * ) welche unter ſeiner Redaction bereits im 6ten Jahre
der Belebung der illyriſchen Nationalität, und unterſtüßt jede zum Zwec hat : er iſt Vorſtand einer in Agram errichtetex tilyriſchen Leſegeſellſchaft, welche gegenwärtig eröffnet iſt und zahlreich beſucht wird. Man liegt daſelbſt außer andern ſlawis iden Zeitſchriften auch polniſche , und unter der Jugend in Agram wird die polniſche Sprache vielfach erlernt. Das illyri ſche Theater * ) in Agram iſt ſehr gut , und namentlich iſt der Patriote Draszkowic bemüht, ein für das illyriſche theater be ſtimmtes Haus herzuſtellen , denn bis jet fand das flyriſche
und deutſche Theater in einem und demſelben Gebäude ſtatt. Draszkowic ſteht auch an der Spiße der illyriſchen Concerte, in denen nur illyriſche Lieder ertönen. Wie ſehr das deutſche Weſen bereits dem flyrismus weichen mußte , erſieht man auch daraus, daß man nicht nur auf den Aushängeſchilden der Staufleute , Handwerfer und Buchhändler illyriſche Inſchriften ſieht, ſondern daß man ſelbſt in den Conditoreien Bonbons verkauft, die in Papierchen mit illyriſchen Verſen und Deviſen gewidelt ſind. Was die illyriſche Literatur betrifft, ſo erſchien
außer dem erſten Bande einer neuen Liederſammlung des illy riſch-ferbiſchen Volfs von Wuf St. Karadzic, in Eſſet, der Haupts ſtadt Slavoniens, das erſte neft der Lieder des flawiſchen
Bolf8 ( Tamburaszi ilirsky ) auf Veranſtaltung einer Geſells
herauskommt, wirft vermittelſt der Literatur unabläſſig auf alle Slawen illyriſchen Stammes ein ; auch hat er eine Recht: ſchreibung feſtgeſtellt , welche die illyriſchen Slawen vom römi:: ſchen Glauben annehmen, und welche allgemein auf Befehl der Regierung in den illyriſchen Bolfsiculen eingeführt und in
Voltsliteratur zuſammengetreten iſt. Dieſe Geſellſchaft gibt
fchaft, welche gleichfalls zu dem Zwed der Emporbringung der auch eine literariſche Zeitſchrift Jeka od Oszeku (das Eco von Eſſel) unter der Redaction von Topalowic heraus. Auch wird
den Elementarbüchern zum Gebrauch der illyriſchen Jugend an
eine Beſchreibung Bosniens und ein illyriſch -deutſches Wörter:
gewendet werden ſoll. Auch die von ihm gegründete illyriſche
buch zum Druce vorbereitet. Wuf St. Staradzic ſoll die ganze
Druderei unterſtüßt die literariſchen Fortſchritte dieſes Zweigs
beilige Schrift in die Sprache der illyriſchen Serben überſeßt haben.
* ) Dieſe Zeitſchrift hat bereits über 50 Mitarbeiter aus allen Cheilen 3uyriend.
Zu 3llyrien rechnet man Kärnthen, Rrain,
Steyermark, das eigentlid, ſogenannte Königreich 3Uyrien, Dals matien , Kroatien, Slavonien, die ſlavoniſche Militärgränze, Boss nien, Serbien und Montenegro. Die Illyrier griechiſchen Glaus bens balten immer noch feſt an ihrem geliebten cyrilliſchen
*) Vor einiger Zeit wurde hier Zryni (uicht der Körnerifcbe), eitt Drama in 2 Acten , aufgeführt. Die Leute Bryni's ſprachex illyriſch , die Türken deutſch . Dieſe Truppe illyriſcher Schaua .
ſpieler ſpielt abwechſelnd an vielen Orten .
Bidjad.
331
1322
Indiſche Thiere. ( Schluß.)
Eine Schlangenjagd , Beſchwörer , Schlangenkämpfe und ein ſich begattendes Paar.
In der warmen Zeit kommt das große Gewürm zum Vor: ſchein , und ich habe bereits mit Schlangen und Skorpionen
Bekanntſchaft genug gemacht. Häute von Schlangen findet man oft bei den Häuſern , viele bis drei Ellen lang , ſo daß die Furcht vor dieſen Thieren keinesweges ungegründet iſt. Eines Abends traf ich eine Schlange auf meinem Hofe, die
jedoch flüchtete , und ſich in einem kleinen Seitenhauſe ver: ſte & te, wo der Palanquin ſtand. Ich konnte es nicht unter: laſſen , ſie zu verfolgen , zündete deßhalb ſogleich eine Laterne
gegenüberliegenden Nellu :Magazin getödtet , und unter den Weinranfen im Hofe zur Schau aufgehangen . Dieſe furchtbaren Brillenfchlangen , wenn ſie die chineſiſchen Gaufler vorzeigen, ſich in der Form eines Schwanenhalſes em: porheben zu ſehen, in einem Halbzirkel pfeifend und ziſchend, und die breite Nadenhaut, worauf das Brillenzeichen deutlich abgezeichnet iſt , ausſpannend , iſt ein intereſſantes Schauſpiel, und mit keiner Gefahr verbunden , da die Schlange auf das Commando gehorcht, und ſobald die Muſik aufhört, in ihr Ge: fås friecht.
Die Schlangenbeſchwörer verſtehen es, dieſe Thiere
aus ihren Schlupfwinkeln herauszuräuchern , und dann ergrei: fen ſie ſie am Schwange, wenn ſie hervor kommen , ſchwingen ſie 10 ſtark im Kreiſe um ihren Kopf, bis ſie dieſelben be: täuben, worauf fie fie in Gefäße bringen und durch Hunger
zähmen. Jedoch nur in den Gebirgsgegenden und im Innern
an, und nahın einen Stock in die Hand. Nach einem ziemlich
des Landes an den großen Flüſſen, beſonders in den Sunderbunds
Towierigen Kampf in dem engen Raume , wobei ſie ſich meh rere Male umwendete und ziſchte, tödtete ich ſie endlich, als fie fich unter einem lojen Mauerſteine verſteđen wollte , aber ich fand, daß ſie nicht von der giftigen Art war. Dagegen faß ich eines Abends vor der Hausthür neben einem guten Freund, und ſtußte nicht wenig über einen dumpfen Laut und darauf.
in Bengalen , zwiſchen den vielen Mündungen des Gauges,
ein ängſtliches Kakengeſchrei nebſt einem ſchleppenden Geräuſch im Vorzimmer. Ich konnte mich kaum auf dem Stuhl um: kehren, um in die Thüre zu ſehen , als eine gewaltig große Schlange in mächtigen Windungen aus derſelben heraus fam. 3c faßte meinen Freund ganz ſchweigend unter dem Arm, und als die Schlange ſich nach der entgegengeſekten Seite
fann man Zeuge der furchtbaren Naturſcenen ſeyn, welche die Kämpfe unter den großen Raubthieren der Erde darbieten. Dort iſt der Schauplaß der eigentlichen Thiergefechte , welche ſtattfinden , wenn der ſchredliche Alligator den blutgierigen Königstiger anfällt , oder wenn der Dichungelbuffel ſich gegen einen Angriff dieſer fürchterlichen Feinde wehren muß. Auch
der monſtröſe Tapir wird bisweilen ihre Beute, troß ſeiner diden, undurchdringlichen Haut, und wenn ein ſo gewaltiger Cadaver auf dem Walplaß zurücbleibt , ſammeln ſich die Adler
und Aasvögel und theilen die Beute mit Shafals und Krofo: dilen ( Alligators) und allerhand kleinerem , verzehrendem Unge :
wandte, und fid längs des Hauſes hin auf das hohe Geländer
ziefer. Das größte Aas wird ro in kurzer Zeit gänzlich zumn
der benachbarten Veranda hinaufſchliche er geſehen hätte , was ſo eben neben er aber von der Thür etwas entfernter gehört , und wurde erſt aufmerkſam , nahm. Ganz facht ließ ich ſämmtliches
Sfelett.
fragte ich ängſtlich, ob uns hingefrochen. Da geſeſſen , hatte er nichts als ich ihn am Hausperſonal herzuru
fen , mit Stöden und ſpaniſchen Rohren bewaffnen , und nahm
ſelbſt die Laterne in die Hand, worauf wir, von der Kaße be: gleitet , an der nahen Veranda ſtehen blieben , welche zu dem Hauſe des Katſcheri gehörte. Auf die Staße hatte ich nicht Acht gegeben , bis ich ſah, wie ſie ſich hinſtellte und in die Deff
Ich habe ein anderes Mal ein Paar lebendige, in einem
Kaldeirabuſche mit funkelnden Augen und mit ſpielenden Zun: gen ſich einander umſchlingen ſehen .
Ich hätte wohl gefonnt,
wollte jedoch ſie nicht tödten. Sie feßten ihr Spiel ungeſtört
fort, bis ſie mich durch eine kleine Bewegung, die ich nach vorwärts machte, gewahr wurden, worauf ſie in einem Nu
verſchwunden waren. Ihre großen Körper von der Dicke eines Arms und etwa fünf Eden lang, verurſachten ein Raſcheln im Gebüſch , welches man weit fort batte hören fönnen .
nungen hineinſtierte , aus denen das Waſſer von der Veranda auf die Straße läuft.
Bei genauerem Nachſehen wurde ich
die Schlange in einer von dieſen richtig gewahr, und mit dem Worte ,,11 Pambü" zu ein Paar vorbeigehenden Soldaten erhiel: ten wir von einem derſelben Beiſtand. Er jagte mit ſeinem Säbel die Schlange zu und heraus , worauf ſie durch unſere
gemeinſchaftlichen Beſtrebungeu glüdlich getödtet wurde. Es war eine giftige Brillen (chlange von bedeutender Größe. Dieß war nicht die erſte Schlange, welche ich hier ſah ; die erſte war vor der
Schlangenbiß und Skorpionſtid . Der tödtliche Biß der Vrillen ( chlange hat juſt in dieſer Zeit ein Opfer gehabt, nämlich einen Pfeifer von der Garni: ſon, der den 11 Auguſt von ihrem giftigen Zahn verwundet
ward. Das Unglück geſchah in der Nähe des Moſcheenteichs (einem gemauerten Baſſin mit Waſſer zum Waſchen und Ba den, welches man bei den Moſcheen findet, gerade ſo wie bei den Pagoden mit Treppenſtufen , um ins Waſſer hinab : und
Hinterthür des Predigerhauſes getödtet worden , und man
heraufzuſteigen ). Er wurde um zwei Uhr verwundet , und
nannte ſie ein „Kudduvirien," ſie war aber nichts weiter , als eine ganz unſchuldige Mauerſchlange, lang und ſchmal, glanzend wie ein Aal, wohingegen die vorgenannte zu den ſehr giftigen gehört. Aber eine der allergiftigſten , die Brillen (clange (Co
Begräbniß von den fatholiſchen Padres erhalten , die ihn für
luber Naya, Cobra Capella) , wurde vor einigen Tagen bei dem
Alle Sur pflegt gegen den Biß der Brillenſlange pergeb:
ſtarb um fünf uhr , konnte aber nicht einmal ein chriſtliches ercommunicirt anfaben , weil er beidniſche Zauberkünfte ge:
braucht hatte, um gerettet zu werden.
1323
lich zu ſeyn , wenn fich das Blut mit dem Gifte gemiſcht hat. Ich habe einmal einen Büffel mit Schaum vor dem Maule ſein Leben ausſtdhnen fehen , nachdem er von einer Brillen :
ſchlange gebiſſen worden war, während ſeine arme und dürftige Eigenthümerin jämmerlich über den Verluſt wehklagte. Für deh Skorpionenſtich foll es jedoch eine eigene Maſſe geben, die eine ausſaugende Kraft hat, und Storpionenſtein heißt , deren Anwendung ſogleich die Schmerzen lindert, wenn ſie bei Zeiten
gebraucht wird ; ſonſt bedient man ſich des Cajeputöls u . dgl. Ich ſelbſt habe einen Storpion getödtet , aber zwei von
worden, ohne daß ich im Stande geweſen, zu entdeđen, wann und woher ſie kamen. Eine große Weſpe (Vandu) , die mir mehrmals drohte gerade ins Geſicht zu fahren , während ſie rummend im Zimmer umherflog, tödtete ich nach einem langen Gefecht mit meinem Lineal. Einen Augenblick nachher ſah ich ſie von einer unzähligen Menge Ameiſen wegtransportiren,
die ſie verzehrten und abklaubten , bis ſie ein Skelet war. Die Weſpen machen ihr Neſt unter den Dedbalfen in den Zimmern, zuweilen an die Meubel. Ich fonnte eines Tags meinen Schreibtiſch nicht aufſchließen , weil das Schlüffelloch von einem
unſern Leuten baben ſeinen Stachel fühlen müſſen . Sie wein :
folchen Weſpenneſt ganz verſtopft war.
ten bitterlich, wie Kinder bei einem Bienenſtich , und wanden
fie „ Wanduputſchi." Die fliegenden Ameiſen kommen des Abends in ſolcher Menge um das Licht, daß ſie ſehr beſchwerlich werden . Sie verlieren ihre Flügel , indem ſie das Lichtglas umſchwärmen und ſich an einander reiben . Auf dieſe Weiſe läßt es ſich be greifen , wie überall in das Haus und auf die Dächer Ameiſen
ſich vor Schmerz, den Tag nachher war es jedoch vorbei. Sonderbar iſt die Weiſe , wie der Skorpion ſeine Jungen verſorgt ; ob ſie aus feinen Rüden herauskommen , weiß ich nicht , aber ich habe eine Mutter mit zehn Jungen geſehen , und es ſchien , als wenn ſie im Sinne hätten, ſie zu verzehren , ſo unbarm : herzig hatten ſie ihren Rücken , an dem alle feſthingen , ge: mißhandelt.
Inſecten , die Blättern und Grashalmen gleichen , Flie: gen zur gülumination und zum Damenſchmuck , an:
ſteckende Fliegen , Meubelweſpen , Ameiſenfeſtung in den Wänden.
Die Verwandlungen im Würmer : und Stäferreich ſind ſehr merkwürdig : Larven können mehrere Monate , ia bis ein hal-
bes Jahr verpuppt liegen , ehe ſie als beflügelte Infecten aus:
Die Tainulen nennen
fommen , da ſie zuerſt eine Zeitlang beflügelt ſind. Man hat
keine Stelle im Hauſe , welche vor ihnen ſicher iſt , und die weißen Ameiſen ſind, wie bekannt , viel verderblicher, weil ſie alles auffreſſen und beſchmuken. Man hat ja ſogar , ich erin
nere mich nicht, ob zu Malacca oder Batavia , ſie beſchuldigt eine bedeutende Summe Geld ( vermuthlich Papiergeld), das in einer öffentlichen Caſe fehlte, aufgefreſſen zu haben. Die weis ßen Ameiſen machten mir vor einiger Zeit einen ſchlimmen Beſuch , und ich fürchtete für meine Bücher , war aber glücklich
genug, dieſes ſchädliche Ungeziefer auszurotten, ehe ſie Schaden anrichten konnten . Jeden Morgen , wenn ich in mein Zimmer
kommen. Eine große, grüne Larve, die ſich auf dem Weinblatt aufhält, wird zu einem Inſect mit Flügeln , welche ganz den Blättern eines Baumes gleichen . Eine Art Grashupfer bat ſo viel Aehnlichkeit mit den Grashalien , daß ich erſt durch ſeine lebenden Bewegungen ihn von denſelben unterſcheiden konnte. Ein ſehr glänzendes Schauſpiel hat man oft Abends in den
Stothmaffe riß ich täglich berat, fand fie aber den Tag nad ber
Gärten durch die ſogenannten Feuerfliegen , welche die Gipfel
erneuert, oft in doppelter Größe. Ich verſuchte beißes, fochen :
der Bäume illuminiren . Dieſelben ſind vermuthlich beflügelte Inſecten , aus einem leuchtenden Larvengewürin entſtanden , welches man im Gras ſieht , und das einen To ſtarken Schein hat, daß man bei mehreren davon in finſterer Nacht zu leſen im Stande ſeyn würde. Andere glauben , daß die Fliege und das Gewürm beides Inſecten derſelben Slaſſe ſind , aber von verſchiedenem Geſchlecht, und daß fie einander durch das Licht
aufſuchen, wie andere Thiere durch die Stimme. Eine grau: ſame Sitte ſoll in früherer Zeit ſtatt gefunden haben , indem
die Damen dieſe reizenden Thierchen gleich Schmuc als Beſaß auf ihren Kleidern brauchten , um auf den Gouvernements:
bällen damit zu glänzen . Eine Menge kleiner Fliegen, die unaufhörlich ihr Vergnü
gen daran finden, ſich in den Augenſternen der Menſchen ab: zuſpiegeln , ſind ſehr empfindlich , und verurſachen oft Inflam :
hinab fam, hatten ſie ſich über die ganze Wand fort von einer thonartigen, übelriechenden Schmuşmaſſe einen förmlichen Bait gebildet, unter welchem ſie zum Schuß gegen Ipulli und au dere Feinde. ihre Gänge in der Mauer hatten . Eine ſolche
des Waſſer in die Mauer zu ſprißen , aber es half nichts ; felbſt ſtarfer Tabaksabguß hatte nicht die mindeſte Wirfung,
ihnen ihren Aufenthalt unangenehm zu machen . Endlich be: der Tamulen, klugen, Männern von denhwörer quemte ich mich, einen Schlangenbeſc holen zu laſſen , welche den ſogenannten die ſchwarzen Künſte zu verſtehen und allerhand Ungeziefer zu vertreiben vorgeben. Ich wurde auch nicht betrogen, denn der Zauberer bekam richtig fowohl den König als die Königin in dieſem Ameiſenreich gefanen , ohne eine andere Hererei zu brauchen , als ein Loch tief in die Mauer bis zu der Reſideng
bir
zu bauen. Ich war ſo aufgebracht, daß ich einen Faden um beider Ameiſen :Majeſtäten Hals legte, und ſie in eine Spiri tusflaſche hing Tag , worin ſollen. Den nächſten war fie ganzeHauſe Reichgeſendet geſtört, werden das nach und ſeitdem habe ich nichts mehr von diefen unangenehmen Gäſten verſpürt.
mation, indem ſie Anſtedung von einem Menſchen zum andern bringen . Doch bin ich ſelbſt bisher von dieſer Plage frei ges
blieben , wogegen ich heftige Anfälle von Ohrenſchmerzen be
Braſilien .
kommen habe. Ich bin auch von einigen giftigen kleinen In: ſecten an den Händen und mehrmals an den Lippen gebiſſen
Die Provinz Santa Catharina. Die Provinz Santa Catharina beſteht bekanntlich aus der Juſel gleiches Namens und einem romalen , gebirgigen Küſtenlande zwiſchen
1324 S. Paulo und Rio Grande do Sul.
Die weſtliche Gränzidheite wird
fernteſten Anſiedlungen von der Meeresfüfte ſind gerade in dieſer Ridtung, und liegen hauptſächlich an den Flüfſen Peirabeiraba , Cubatao , Peraty
von der Serra do Mar gebildet , und gegen Morgen umfluthet der Ocean ihre Ufer. Gegen Mitternacht trennt der Fluß Sahy Grande
und Quaty.
die Provinz von S. Paulo , und gegen Mittag ſcheidet ſie der Mampi-
Kaffee ſehr gut gedeiht , und an Itajahy liegt eine zweite von 141
Weftlich, in den Gebirgen , ſind die Grängen noch nicht beſtimmt. Da die Gebirge im Allgemeinen nicht über 8 bis 10 Legoas von der Küſte entfernt ſind und das Land mit den ſchönſten Wäldern prangt , ſo beſigt dieſe Provinz die herrlichſte Bewäſſerung , und wird einſt bei gehörigem Anbau einen reichern An-
tuba von Rio Grande do Sul.
Am Tijucas iſt eine Colonie angelegt worden , wo der
Perſonen , unter welden 17 Deutſche fich befinden.
Zu beiden Seiten
des Straßenzuges liegt der fruchtbarſte Boden , wo die Gewächſe der Tropenländer und der gemäßigten Himmelsſtriche nebeneinander ihren Wohnort finden. Die Erfahrung hat gezeigt , daß der Zuđer bis nach Porto Alegre hinab gedeiht und von dort bereits ausgeführt wird,
blid gewähren , als die Lombardie in ihren glänzendſten Gegenden.
während am Tijucas jeßt eine ſchöne Pflanzung von 50,000 Raffee
Beſonders ausgezeichnet iſt der an der mitternächtlichen Gränze dahin
bäumen ſteht.
ſtrömende S. Francisco , an deſſen Aufluß die Inſel de Graça in einem Dreieck gelagert iſt und den Fluß in zwei Arme theilt. Der nörtliche
Die Bevölferung der Provinz iſt noch unbedeutend . Sie beſtand 1840 aus 66,218 Seelen , unter welchen 12,511 Sklaven fich befanden. Dieſe Bevölferung war folgendermaßen vertheilt :
Arm iſt tief und breit, und bildet eigentlich eine große Vucht , die nahe
an fünf Legoas in das Land hinein ſich erſtredt, in welder Fregatten und Corvetten ohne Gefahr einlaufen rrunen , und wo die Natur alle
Mittel geboten hat , einen großen Handeléplaß anzulegen. Am Ende
der Bucht im Junern , Tres Barras genannt, ſtürzen drei Ströme zu : ſammen, und gewähren eine nicht unbedeutende Binnenſchifffahrt . Von dieſem Punkt aus genießt der Reiſende eine wundervolle Ausſicht über dieſes ſchöne Waſſerbeden und die reizende Geſtaltung der umgebenden Landſchaft.
1. Nördlide Gemarfſchaft (Comarca do Norte ). Sllaven. Freie Bewohner . Bezirke. Männlicy. Weiblich. Männlid . Weiblich . S. Francisco
3,752
Porto Bello S. Miguel
2,648
Laget
Innerhalb der Buďt liegt der nod unbedeutende Hafen
S. Francisco. Der ſüdliche Arin des Fluſjes dagegen iſt nur für kleinere Fahrzeuge zugänglich. Aber hier hat auch ein Inſelmeer fich gebildet, das von zahlreichen fchiffbaren Canälen durchſchnitten iſt und gleichſam zur Vormauer der Inſel de Graça dient. Eine Menge Bäche und
719
561
2,973
3,114 2,177 2,862
442 871
248 493
1,248
1,175
128
162
10,621
9,358
2,160
1,464
II. Südliche Gemartſchaft (Comarca do Sul). 1,791 2,545 7,363 Stadtbezirk 7,669
Flüfchen (riachos) ergießen fic in das umgebende Gewäffer, in welchem
Laguna
5,014
5,488
1,282
die Vorrathskaminer eines auegedehnten Fiſchfangs zu ſuchen iſt.
S. Joſé
4,004
4,190
1,361
864
16,687
17,041
5,188
3,699
Die Provinz S. Catharina wird in zwei Gemarfſchaften (Comarcas)
und ſieben Gemeindebezirke ( Municipios) getheilt. In der nördlichen Gemarkſchaft liegen die Gemeindebezirfe you S. Miguel, Porto Bello, S. Francisco und laget ; in der ſüdliden jone von Laguna , S. Joſé
1,044
(Fortſeßung folgt.)
und der Stadt Deſterro. Alle dieſe Gemeindebezirfe ſind durch Flüſſe von einander getrennt. Zwiſchen dem Gravatá im Süden und dem
Miscellen.
Sahy Grande im Norden liegt der Gemeindebezirf S. Francisco ; Porto
Verſprochene ſtatiſtiſde Nadridten über Merico.
Bello zwiſchen dem Gravatá und den Nio do& Bobos ; S. Miguel zwiſchen dem Rio dos Bobox und dem Quebracabaços ; S. Joſé zwiſchen
In der Sibung der Londoner geographiſchen Geſellſchaft am 8 November wurde eine Mittheilung vom General Don Juan de Orbegoſo aus Merico
dem Quebracabaçoß und dem Pao da Rainha ; Laguna zwiſchen dem Þao da Rainha uud dem Mampituba. Der Stadtbezirk ( Municipio da
vorgeleſen , welder die Geſellſchaft benachridrigt, daß der gegenwärtige Sriegsminiſter Don Juan Nepomuceno Almonte eine Commiſfion nieder
Cidade) begreift die ganze Juſel S. Catharina und der Bezirk von Lages im Norden iſt zwiſchen dem Pelotas und Canvinhas eingewängt. Alle dieſe Bezirke find noch von vielen andern Flüſſen durchſchnitten , wohin
geſeßt habe, um eine militäriſche, geographiſche und ſtatiſtiſche Bejdreis bung von Merico ju entwerfen ; die Reſultate der Arbeiten dieſer Coins miſſion fullen in der Regierungszeitung nach und nach mitgetheilt werden .
der Capivary , Braço do Norte , Itajabymirim , Tijucas , Perequé, Itapocú , Peirabeiraba , Cubatao und andere gehören. Man kann ſich einen Begriff vom Reichthuin dieſer Bewäſſerung machen , wenn mau
Na dricht von der Nigererpedition. Den neueſten Briefen sufolge find die drei Spiffe am 14 Auguſt in den Niger eingelaufen, und
bedenft , daß die jeßt in Arbeit befindliche Straße von der Hauptſtadt über Pregibabé nach dem Fluſſe Tavares , eine Entfernung von etwa 12 Legoas , drei und zwanzig Brüden erfordert, wovon fechzehn noch zu bauen find , und wovon die größte über den Bigua und S. Miguel
zwar in den Nun - Arm . Mit Ausnahme von zwei Farbigen aus Weft indien, welche da afrikaniſche Fieber bekamen, befan ſich die Oeſammt
gemacht werden muß. Vermittelſt dieſer Straße werden die Erzeugniſſe
Þulu. Dieſen neuen , gang unverſtändlichen Namen hat man einem fürzlich in England erfundenen Kitt zum Sliden von zerbrochenein
aus den Gemeindebezirfen S. Francisco , Porto Bello und S. Joſé ju
mannſchaft wohl. (Litt. Gaz, vom 13 November.)
Wagen nach der Küſte gebracht werden fönnen , von wo ſie nad Deſterro
Porzellan und ähnlichen Dingen gegeben. Ein Patent iſt darauf ge=
hinüber geſchafft werden .
nommen worden , und der Kitt foll wirklich von ganz vorzüglicher Art
Am Berge Soleira, an deſſen Fuß der Tavares hinfließt , ſoll die Straße vor der Hand ihr Ende erreichen . Die ent-
ſeyn. (ibid.)
Diủ nien , in der diterariſch - Artiftifiden Anſtalt der 3. 6. Cotta'ſden Vudbandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen ma n n .
Nr. 332.
rez Sretan
Das
A usl a n d.
de
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. tand
351
28 November 1841 .
H i n te ri n die n. 5. Die Malayenſtaaten und die Verhältniffe von Quedah .
25
93 62
17
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Unterhalb der Tenaflerimprovingen , ungefähr unter 100 45' N. B. geht ein tiefer Meereseinſchnitt von Weſten Her ins Land hinein , und ein Fluß, Tſchumphon, fließt nach Oſten , ſo daß in der Mitte nur ein ſchmaler, niederer Strich Landes bleibt. Hier iſt alſo eine Senkung des Bodens , und die ma-
layiſche Halbinſel wie abgeſchnitten von dem nördlichen Feſt: jande. Das Gebiet iſt immer noch unzweifelhaft ſiameſiſch, aber ſchwach bewohnt, theils von Siameſen , theils von Chine: fen , die Malayen treten erſt im Süden in größerer Zahl auf .
In einem Theile des innern Gebirges wohnen noch Negritos,
von dem damaligen Beherrſder von Quedali, Sultan Abdallah ,
deſſen Tochter er geheurathet hatte , die Inſel Pinang , ießt häufig Prinz-Wales - Inſel genannt , gegen eine jährliche Zah lung von 10,000 ſpaniſchen Thalern erkaufte. Der Zweck der Compagnie war, eine Station für den Handel nach China 34 erhalten. Der König von Quedah glaubte wahrſcheinlich durch ein Bündniß mit den Engländern ſich zu verſtärken . Er ſtand in einer gewiſſen Abhängigkeit von Siam , und fandte dahin
alle drei Jahre den Bungo :Mas oder Goldbaum , als Zei chen ſeiner Unterwürfigkeit ; da indeß Siam ſelbſt den Bungo Mas nach China Jendet , dabei aber doch keine Einmiſchung in ſeine innern Angelegenheiten duldet , fotit der Grad der Abhängigkeit Quedahs von Siam eine ſehr unſichere Sache. Die Compagnie hatte auch vorſichtshalber befohlen , ſich in
unter dem Namen S a mangs , ſonſt aber iſt die Bevölke:
nichts einzulaſſen , wodurch ſie in Weitläufigkeiten verwidelt
rung eine Miſchung von Malayen und Siameſen, welche lek:
werden könnte. Gewiß iſt indeß, daß Siam die Abtretung der Inſel Pinang ſehr ungern ſah, und es den Engländern zum mindeſten ſpäter fehr verargte, daß ſie die damalige Zerrůttung von Siam (durch den unglüdlichen Krieg mit Birma) benüßt hätten, um ſich dieſe Inſel abtreten zu laſſen. Nichtsbeſtowe niger erfolgte im Jahre 1800 eine zweite Abtretung, und dieße
tere jedoch je tiefer gegen Süden immer mehr abnehmen . Die Malapenſtaaten find, von Norden nad Süden gezählt,
Ligor, Quedah auf dem Weſtufer, Patani, Salantan , Trin: ganu auf dem Oſtufer.
Dieſe erkennen mehr oder minder die
Oberherrſchaft von Siam an ; dann folgen Perak und Selan: gor auf der Weſt :, Pahang auf der Oſtſeite , in der Mitte
mal ſogar auf dem der Inſel Pinang gegenüberliegenden feſten
des Landes Rumbo , und ganz im Süden Djohor. Ueber Ligor, Patani und Quedah haben die Siameſen die Verwaltung
Lande , wo ein ſchmaler Küſtenſtrich jeßt den Engländern ge hört. Damals ſchloß man mit dem Radſcha von Quedah eís
To ziemlich an ſich geriffen, über die andern ſind die Anſprüche
nen Friedens-, Freundſchafts: und Allianztractat ab , und die Engländer machten ſich namentlich anheiſchig , die Küſte von
mehr nur nominell, die auf Peraf ſind ganz aufgegeben, und im Süden übt Djohor ein entſchiedenes Uebergewicht über ſeine
Nachbarn . Gold und Zinn ſind die Ausfuhrartikel, die man
Quedah gegen alle Feinde , Räuber und Piraten zu ſüßen.“N Dieß waren die Verhältniſſe Englands zu Quebah im I. 1821. Am 12 Nov. 1821 erſchien plößlich unter Anführung des
aus den großentheils von Chineſen bearbeiteten Bergwerken gewinnt , Pfeffer iſt ein Erzeugniß der Küſte, und hierin be- Radſcha von Ligor eine ſiameſiſche Flotte mit 7000 Mann an ſtehen die Ausfuhrwaaren des Landes, deſſen Bewohner meiſt Bord vor Quedah, unter dem Vorwande, Reis für einen Kriegs. von Reis und Mais, auch Kokospalmen, an andern Stellen fug gegen Birma kaufen zu wollen , ſie überfielen die nichts Ar vom Fiſchfang leben. ges vermuthenden Malayen , meßelten den größten Theil der Ein Die Stellung dieſer Malapenſtaaten zu Siam geht am wohner nieder, und ſchleppten andere in Sklaverei, während eine beſten aus der Geſchichte des Streits über Quedah hervor, Menge Menſchen nach dem benachbarten Pinang entfloh. Die Sia von welcher wir hier einen furzen Umriß geben wollen . Die meſen hausten ſo ſchredlich im Lande, daß von 80,000 Menſchen , Verhältniſſe Englands zu Quedah datiren ſich von dem Jahre die vor dem hinterliſtigen Anfall ſich im Lande befunden ha 1786, wo ein Capitan Fr. Light, im Auftrag der Compagnie, ben ſollen , nach 6 Jahren nur noch 6000 übrig waren. Der 332
!
1326 Radſcha von Quedah , Achmed Taschudin Halim Schab , der
einem Plaß auf der Oſtküſte von Sumatra, zu begeben , braci
gerade abweſend war, entfam, und flüchtete ſich nach Pinang,
er ſein Verſprechen , und ging mit einer bewaffneten Brigg
wo er von den Engländern gaſtfrei aufgenommen wurde, und nach wie vor die 10,000 ſp. Thaler für die frühere Abtretung pon Pinang erhielt. Mehrere Jahre lang bemühte ſich der
und einer zahlreichen Flottille vom malapiſchen Praus nach Vruas in Perak , dem Quedah benachbarten malayiſchen Lande. Über die benachbarten Malavenfürſten beeilten ſich nicht ihm beizuſtehen , und der alte König fam in bittere Noth. Zudem ſammelten ſich daſelbſt Seeräuber von allen Seiten her, die ſich ſeines Namens bedienten , und ſo ſaben ſich die
engliſche Gouverneur von Pinang ſeine Wiederherſtellung zu bewirfen, aber umſonſt. Das Haupthinderniß war der Radſcha pon Ligor, der auf dieſe Weiſe mit Hülfe der Siameſen ſeine Macht ausgedehnt hatte , und mit den aus Quedal fortgeſchleppten Sklaven die Vornehmen in Bankok beſtach . Im J.
Engländer gezwungen abermals einzuſchreiten ; aus einem Ge: fühl von Scham aber ſchicten ſie zuerſt einen Abgeordneten
1826 ging Sapitän, jeßt Oberſtlieutenant, Burney nach Banfor
an ihn, uin durch Güte ihn zum Abzug zu bewegen. Dieſer
als Geſandter. Damals war der Krieg mit Birma ſchon im
fand ihn klagend über ſein hartes Loos, daß er jeßt alt, arın
Zuge , und Siam hielt Truppen in Bereitſchaft, um den Ausgang des Kampfes womöglich für ſich zu benüben ; der Generalgouverneur war ſehr ungewiß , wie die Sache enden würde, beſonders da in Indien ſelbſt die Ruhe geſtört war.
Leben, ſo elend es war, einem glänzenden Gefängniſſe zu Ma: lacca vor, und es mußte abermals zur Gewalt geſchritten wer:
Unter dieſen Umſtänden ſchloß Burney am 28 Junius einen Vertrag ab, in welchem die Intereſſen des armen Königs von Quedah aufgeopfert, Quedah als ſiameſiſche Provinz anerfannt
März 1837 brachte man den König als Gefangenen nach Pi:
und (im 13ten Artifel) ausgeſprochen wurde, daß die Engländer
dem frühern Gouverneur nicht geſtatten ſollten , das Gebiet von Quedah auf irgend eine Weiſe anzugreifen oder zu beun :
ruhigen ." Der Erradſcha, welcher nach den vorherigen Aeuße: rungen und Unterhandlungen nichts anderes erwartet hatte, als daß er demnächſt wieder als Herrſcher nach Quedab werde
zurüdfehren können, war bei der Nachricht wie vom Donner gerührt, und man kann ſich denken, daß er ſich durch die in Folge des Vertrags geſchehene Auslieferung ſeiner Familie den Engländern um ſo weniger zum Dank verpflichtet fühlte, als man ihn , um den Siameſen und dem Radſcha von Ligor,
der ſich noch überdieß ſehr trokig gegen die Engländer benommen hatte , keinen Anlaß zu Unzufriedenheit und Be:
und verlaſſen umberirren müſſe. Dennoch 30g er ſein jeßiges den. Ein kurzes Gefecht erfolgte, in welchem des Königs älte ſter Sohn in der Nähe ſeines Vaters verwundet wurde. Im nang und von da nad Malacca, wo ſein jährliches Einkommen
von 10,000 ſpaniſchen Thaler auf die Hälfte herabgeſeßt wurde. Noch aber war das Trauerſpiel nicht zu Ende : im Junius 1838 beſchloß Tuanku Mohammed Saad, Sohn Tuanku Dauds und Neffe des Königs, einen neuen Angriff auf Quedah zu machen . Da ſein Vater bereits als fünftiger Radſcha nach
malayiſchem Erbrecht bezeichnet worden war, ſo hatte er alſo einen gewiſſen Anſpruch auf die Herrſchaft. Wie früher, wur: den die auf ihre eigene Macht beſchränkten Siameſen geſchlagen und Quedah wieder erobert. Die durch die ſiameſiſche Tyrannei aus dein lande getriebene Bevölkerung ſtrömte wieder von allen Seiten Herbei, und nur allein aus den benachbarten brittiſchen Beſißungen famen 4000 Menſchen . Sechs Monate lang blieb
ſorgniſſen zu geben , bald darauf nach Malacca entfernte, und daſelbſt unter polizeiliche Aufſicht ſtellte. Die Veranlaſſung
Quedah im ruhigen Beſiß der Malayen ; die Siameſen mach ten keinen Verſuch, den Plaß wieder zu erobern , und würden auch gewiß auf alle Verſuche verzichtet haben, wenn nicht aber:
dazu war folgende. Im Jahre 1831 griffen die Malayen von
mals die engliſche Regierung eingeſchritten wäre .
Quedah, unfähig länger die Tyrannei der Siameſen zu ertra: gen, denen häufig auch 200 bis 300 junge Mädchen geliefert werden mußten , ein Gräuel für die mohammedaniſchen
König , von Krankheit und Unglüc gebeugt , erklärte ſich,
zu den Waffen , unter Auführung von Tuanku Kudin, einem Neffen des geweſenen Sultans. Studin hatte
Malayen
cine Zeitlang in der Provinz Wellesley , dem abgetretenen
Küſtenlandſtrich , unter brittiſchem Schuße gelebt , ſtellte ſich jekt an die Spiße ſeiner Landsleute, nahm Quedah ein, und hätte ſich wohl gegen die herbeieilenden Siameſen behauptet,
wenn nicht die Engländer, in Kraft des oben erwähnten Ver: trags, felbſt mit einigen Kriegsſchiffen den Fluß und die Küſte
von Quedah blokirt hätten. Der ungleiche Kampf endigte mit
einer Wiedereroberung Quedahs durch die Siameſen am Aten October 1834. Tuanku Kudin und die meiſten ſeiner Leute fielen nach einem entſchloſſenen Widerſtand. Dieſes niederträchtige Benehmen der Engländer fonnte nicht ohne Folgen bleiben ; der Radſcha fühlte ſich aller Pflichten ge gen ſie entbunden , und als er im Jahre 1835 von den eng-
liſchen Behörden die Erlaubniß erlangt hatte, ſich nach Delli,
wahrſcheinlich auf dringende Veranlaſſung
Der alte
der Engländer
gegen Tuanku Mohammed Saad, und einer Proclamation des Gouverneurs von Pinang folgte ein Kriegsſchiff, das die Küſte von Quedah blokirte , und vergeblich verſuchte , die Malaven zur gütlichen Uebergabe zu bewegen. Vom December 1838 bis Már; 1839 vertheidigten ſie ſich gegen die vereinigten Eng länder und Siameſen, endlich aber wichen ſie und ſuchten eine Zuflucht in Perak, wo ihr Treiben allerdings in Seeraub aus: artete, um ſo mehr, da der Radſcha von Perak ſie aus ſeinem Gebiet zu vertreiben ſuchte. Endlich brachte ihn ein engliſcher Capitän, halb mit liſt, halb mit Gewalt , nach Pinang, wo man ihm und ſeinen beiden Brüdern den Proceß als Seeräu: bern machte, und nur mit Mühe gelang es ſeinem Vertheidi: ger, eine Losſprechung zu bewirfen, worauf Mohammed Saab, den man drei Monate lang im Gefängniß mit Ketten belaſtet
hatte, als bloßer Kriegsgefangener zurücgehalten wurde. Die Erzählung dieſer Begebenbeit, welche auf die Malapen
der Halbinſel den ſchlimmſten Eindrud machte, iſt in ihren
1327
weſentlichen Theilen dem Afiatic Journal ( Junius 1841) ent nommen, das Auguſtheft aber enthält eine ſehr labme Recht:
Caucasum, das von Eufratides wieder aufgebaut und deßhalb Eufratidia genannt wurde.
Cabul iſt ohne allen Zweifel Orteſpana.
Sidwärts
vom Hindu - Kuſch hat Major Rawlinſon gleichfalls verſchiedene Punkte
fertigung, die einzig auf der Behauptung beruht, daß Quedah ſeit alter Zeit von Siam abhängig geweſen , und daß der Ver:
identificirt, und gibt überhaupt Hoffnung , daß die bis jeßt noch ſo ſehr
trag von 1786 keineswegs beabſichtigt habe , dieſen Malayen: ſtaat gegen Siam in Schuß zu nehmen . Die Hauptbeſchuldi
im Dunkeln liegende vergleichende Geographie dieſes Theils von Afien demnächſt mannichfache Aufflärung erhalten werde. (Litt, Gaz, 13 Nov.)
.
gung aber , daß erſt der Vertrag vom Jahre 1826 , welchen
Burney mit Siam abſchloß, den Nadſcha von Quedah dem Haß der Siameſen und der Habſucht des Radſcha von Ligor auf opferte, woraus dann conſequent alle andern Maaßregeln der
Braſilien.
Engländer folgten , entkräftet jene Rechtfertigung keineswegs.
Die Provinz Santa Catharina.
Die obige Darſtellung wird vielmehr in allen weſentlichen Punften beſtätigt, nicht bloß durch Newbolds höchſt intereſſan : tes Werk über die Halbinſel Malacca , ſondern auch durch An derſon , eine Hauptautorität in allen die engliſche Politit in Rückſicht auf Malacca betreffenden Fragen . *) In einem Aufraße im Aſiatic Journal ( Julius 1841 ) läßt
(Fortſetung .)
fich derſelbe über die geſammte Angelegenheit umſtändlich aus,
und ſagt über die Stellung der Englander zu den Malayenſtaaten im Allgemeinen : „ Wir müſſen wohl bedenken , daß die Sia: meſen und Birmanen ſeit mehr als 50 Jahren mit einander im Kriege waren. Alles Land von Mergui abwärts bis zur Inſel Salanga (unter 80 N. B.) wurde bald von dem einen, bald von dem andern Theile erobert. Alle Kraft und alle Aufmerkſamkeit der Siameſen -Staaten von Tſchumphon , Phunga und Ligor (weſtlich und ſüdlich von den Tenaſſerim - Provinzen ) war nur darauf gerichtet, die Birmanen abzuwehren. Alle dieſe Mühe und Koſten erſparte ihnen die engliſche Eroberung von Tavoy und Mergui, und unſere Stellung zwiſchen ihnen und ihrem alten Feinde ; alle ihre Hülfsmittel konnten jeſt zu an dern Zweden verwendet werden, und ſpätere Erreigniſſe haben hinreichend gezeigt , daß der erſte dieſer Zwede die Unterjo chung der malayiſchen Halbinſel war.“ Daß der Angriff der Siameſen auf Quedab ſchon im Jahre 1821 erfolgte , während der engliſche Krieg mit Birma erſt im Jahre 1824 ausbrach, ändert an dieſer Argumentation nichts, da die Siameſen durch
Aus dieſer Zählung ergeben ſich 27,308 freie männliche Bewohner auf 26,399 weibliche, und mithin ſtellt ſich das Verhältniß der Männer
zu den Weibern wie 1 zu 0.96. Bei den Sklaven iſt das Mißverhältniß noch größer ; denn hier find 7318 Männer auf 5163 Weiber , oder 100 det männlichen auf 70 des weiblichen Geſchlechte. Zwiſdhen den Wittwern und Wittwen der freien Claſſe ſteht das Verhältniß wie 590 von jenen ju 1396 von dieſen. Freie Ledige zählt man 18,461 männlichen und 17,060 weiblichen Geſchlechte. Unter den Schwarzen ſind nur 280 Heus
rathen auf 12,511 Seelen geſchloſſen. Die ganze Provinz zählt 11,222 Feuerſtellen ( fogos). Die Bevölkerung der hauptſächlichſten Ortſchaften iſt wie folgt : Bezirfe.
Drtſchaften.
5. Miguel
{
Lages
Stadtbezirk
Eine Mittheilung vom Major Rawlinſon aus Candahar enthalt mehrere intereſſante antiquariſche Angaben : er glaubt an einem Orte Namens Shehir - i - Gofit die alte Stadt Arachoſia entdeckt zu haben ; Candahar hält er für das Alerandropolis der Griechen , und zu Zamin Dawer , wo die Nuiuen einer prächtigen Stadt find , glaubt er das
Tazora der Peutinger'ſchen Tafeln gefunden zu haben.
Der Helmend
oder der Hermandu8 der Alten bietet ſeiner Anſicht zufolge ein reiches
Feld für vergleidende Geographie dar. Beyhram ift das Alexandria ad *) Siehe Acheen and the Ports and the North and East Coasts of Sumatra pag. 73.
3974
{
}
8,176 5,515
1541
1753
Lages Stadt Deſterro
7178
5446
7,199 2,713
Ribeirao
2134
Lagoa
4235 2509
Nio Vermelho
6. Joſé
1640
S. Miguel Tijucas Grandes
Canadvieiras
Laguna
Antiquariſche Forſchungen in Oftperſien.
Stapacoroy Porto Bello 3tajahy
S , Antonio
die Ausbreitung der birmaniſchen Herrſchaft über Tavoy und Mergui veranlaßt waren , ſich gleichfalls auf der Weſtfüſte der Halbinſel feſter zu regen . ( Fortreßung folgt. )
6536
S. Francisco
Porto Bello
Bevölferung .
S. Francisco
19,368
1351 1961
Laguna
6249
Imaruhi
2562
Villa Nova Tubarao
2874
S. Joſé Enſcada
7688
12,828
1143
2731
}
10,419
66,218 Seel.
Ueber die Zahl der noch in S. Catharina lebenden Indier ſind keine nähern Angaben bekannt . Sie gehören zum Hauptſtamın der Botocudos, werden nach ihrem Anführer „ Bugres " genannt und find feindlich ge ſtimmt. Sie hauſen jedoch bloß an den weſtlichen und nördlichen Gränzen , und werden nach und nach immer mehr in die Wildniß ver drängt, machen aber von Zeit zu Zeit Einfälle unter den entfernteſten Bewohnern . Um dieſes Uebel abzuwenden wird eine leichte Bertheis
digungslinie angelegt , welche im Julius 1840 begonnen wurde , und bereits von Tres Barrad am Francisco auf 10 legoas hin bis zum
1328
Fluffe Itapocú geſichert iſt. Gelegentliche Streifzüge werden yon der Bürgermiliz gemacht, die ſich gewöhnlich vom Francisco am Cubatao entlang nach den Bergen , auch bis nach Campinas , Jararaca , Campos .
Alegre und dem Rio Negro ausdehnen und in den Ambroſien ( Ambro.
von Lagoa , Neceffidades, S. Joſé , Enſcada, Villa Nova und Imaruhy iſt die öffentliche Nube gar nicht geſtört worden. Man fanit nidt umhin zu bemerken , daß dieſe Erſcheinung in einem Lande , wo der Menſch noch gleichſam in der Wildniß lebt, und in welchem über 12,000
sios) von Coritiba in S. Paulo ihr Ende erreichen. Die braſilianiſche Regierung läßt jeßt wieder Miffionäre aus Europa kommen , um die
Sklaven ſich befinden , ſehr für die guten Sitten des Volfs ſpricht.
Befehrung der Wilden , wie in frühern Zeiten , mit neuer Kraft zu
Früchte getragen. Drei überwieſene Mörder wurden ohne Anſtand freis
betreiben .
Zu dieſem Behufe find bereits acht Capuziner angelangt, wovon vier nach Pernambuco, zwei nach Maranhao und zwei nach Goyaz
geſprochen . Lucinda Maria von Eſpirito Santo , die ungetreue Gattin
beſtimmt find , welchen noch andere folgen ſollen. Man fann dieſen Anſtrengungen der Regierung nur die gerechteſten Lobederhebungen zollen,
die feiner von den übrigen amerifaniſchen Staaten , und der nördliche
ihres Mannes Vicente Dias , erwürgt ihn mit Hülfe ihres Buhlen, geſteht beim Verhör das Verbrechen mehrmals öffentlich ein und das Geſchwornengericht ſpricht ſie beide frei! Die Organiſation der Bürgerwade ( Guarda nacional) hat in
Bund am wenigſten , verdient.
Vraſilien init großen Schwierigkeiten zu kämpfen . Bald fehlt es an den
Uebrigens hat auch hier das Geſchwornengericht noch keine ſonderlichen
Der Geſundheitsguftand der Provinz S. Catharina iſt erfreulich.
geeigneten Perſonen zum Unterricht, bald an Waffen , und bald iſt die
Die Einimpfung der Poden breitet ſich nach und nach immer mehr aus,
zu den Bataillonen gehörige Mannſchaft ſo weit auseinander entfernt,
und es wurden legtes Jahr 320 Perſonen geimpft. Die vorherrſchenden Krankheiten im verfloſſenen Jahre waren Magen- und Gedärmentzündung
daß man ſie nur mit der größten Mühe zuſammenbringen fann. Aus denſelben Gründen iſt auch noch an keine Einheit , an fein Zuſammen,
nebſt Seitenſtechen , hauptſächlich bei entfräfteten Leuten , und meiſtens
wirken zu denfen , und dieſe nöthigen Eigenſchaften können erſt mit der
vom Genufle ſchlechter Speiſen und geiſtiger Getränke herrührend. Ueber dieß waren hartnädige Flechten , Rheumatisinug und Rothlauf an der Tagesordnung , wie nicht minder alltägliche Fieber , beſonders während der warmen Jahreszeit , aber keine dieſer Krankheiten war endemiſch. Bei gehöriger Rüdficht auf die Beſchaffenheit des Waſſers und der Nahrung und Vermeidung gefalzener Fleiſch- und Fiſchſpeiſen , wie ſie
Zeit erreicht werden , beſonders was die ſchwach bevölferten , erſt noch im Werden befindlichen Provinzen betrifft. In Santa Catharina iſt die Bürgerwache in vier Legionen getheilt. Die erſte Legion liegt im Stadts bezirk Deſterro (Municipio da Cidade) und zählt 1511 Mann , unter welchen 255 Mann Reiterei. Die zweite Legion gehört zum Diſtricte Laguna und beſteht ans 1185 Mann , wovon 267 beritten ſind. Die
dort in Menge genoſſen werden, gehört S. Catharina zu den geſündeſten
dritte Legion , aus 1252 Mann beſtehend, unter welchen 299 Mann
Ländern Braſiliens, und wird dieſe Eigenſchaft um fo mehr bewähren, je weiter der Anbau des Bodens vorwärts ſchreitet. Uebrigens iſt das Klima außerordentlich angenehm , wirs häufig von den Bewohnern der nördlichern Tropenlänter beſucht, und Monate lang ſteht 8 ( Wärme meſſer auf 180 bis 20° N. Gegen rheumatiſche Ilebel uit : 'Hautaus ſchläge hat man bie jest zwei gute Heilquellen entdedt , nämlich die
Reiterei gezählt werden, iſt aus den Bürgern von S. Joſé uns S. Miguel zuſammengeſett, während die vierte den Gemeindebezirken Porto Bello und S. Francisco angehört , wovon die Zahl der Mannſchaft nicht bes
kannt iſt. Im Ganzen wird die Vürgerwache der Provinz 4000 Mann
+
warmen Bäder von Tubarao und Gubatao.
Zur Aufnahme von Kranken
iſt indeſſen noch keine Anſtalt getroffen; bei der befannten Fürſorge des Präſidenten aber dürfte fie bald ins Leben treten .
Das Land iſt noch
Jede Legion beſteht aus
Fußvolk und 1000 Mann Reiterei betragen.
zwei Bataillonen und zwei Schwadronen ; Artillerie dagegen fehlt gänglich. Dieß liegt jedoch in der Beſchaffenheit des Landes , und natürlich audy in den großen Koſten dieſer Waffe. (Schluß folgt.)
zu wenig bevölkert , um Unternehmer zu den erforderlichen Auslagen zu finden , wenn nicht die Koſten der Anlage von der Regierung getragen
Mi s cellen.
werden .
Der Unterricht ſteht nod) auf einer niedrigen Stufe. Die Elementar
Zerſtörung der Ruinen ju Gau - al - Rebri.
Lieutenant
ſchulen werden von 361 Snaben und 63 Mädchen beſucht. Eine latei niſche Schule in der Hauptſtadt zählt 7 Schüler , und drei andere Lehr anſtalten für Rhetorit , Philoſophie und Geometrie ſtehen leer. Der
Newbold überſandte der aſiatiſchen Geſellſchaft einen mit Sculpturen
Lehrer an der lateiniſchen Schule hat einen Gehalt von 600 fl.; die übrigen bekommen 540 , 450 und 325 fl. Die Lehrerinnen empfangen
Ruinen übrig ſeyen.
.
450, 390 und 225 Ft.
In S. Franci &co, Ribeirao, Š. Joſé, S. Miguel,
bededten Stein aus Gau - al - Kebri in Oberägypten mit der Nachricht,
es rey dieß der lefte von drei Steinen , die noch von dieſen prädhtigen Alles andere iſt zerſtört von den Beamten des
Paſcha , die , um nicht neue Steine aus den ganz nahen Steinbrüchen holen zu müſſen, die ſtaunenswerthen Denkmäler, welde die Eroberungen
Porto Vello und Lages befindet ſich je eine Knabenſchule; Mädchenſchulen find nur in S. Francisco , S. Joſé und S. Miguel errichtet, gleich
der Perſer , Griechen und Röiner überſtanden , und felbſt die Bigotterie
Ueberdieß ſind
Knabenſchulen in Neceſſidades , lagoa , Rio Vermelho , Canasvieiras,
fellſchaft beſchloß, deßhalb ein Schreiben an Mehemed Ali zu richten, und ihn zu bitten , dieſen Zerſtörungen Einhalt zu thun. (Litt. Gaz.
Imaruby, Villa Nova , Tubaran, Enſcada , Itajahy , Tijucas Grandes
yom 13 November.)
wie audy eine in der Stadt und eine andere in Laguna . .
.
der erſten Chriſten und der Mobleme überdauerten, zerſtörten. Die Ge
und Stapacoroy .
Die Zahl der im Jahre 1840 in feche Gemeindebezirken begangenen Darunter waren 6 Mordtbaten , 2 Vers leßungen, 3 Tiebſtähle nebſt 15 Vergeben von minderem Belange. Von Lage& waren die Berichte noch nicht eingelaufen , und in den Diſtricten Verbrechen hat 27 betragen.
.
Senkung des todten Meeres.
Nach einer Mittheilung au
die geographiſche Geſellſchaft in London hat Sir David Wilfie auf ſeiner leßten Reiſe in Syrien die Senkung des todten Meered mit dem Barda meter genteffen und ſie zu 1198,76 Fuß gefunden. (ibid .)
Mů nden , in der Literariic - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'iden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. & d. Widenman n .
Nr. 333.
Das
A u sland. Ein
Tagblatt für
Kunde
des geiftigen
und fittlich ent Lebens der Völke r .
841.
29 November 1841 .
Etwas über Böhmen.
ſchen Anthologie ; auch findet ſich hier Franklins erleſene Schrift
zuſehends, und dabei breitet ſich auch im Lande die Volksſprache
„ der arme Richard,“ und Chateaubriands „ Atala . “ Unter den vielen Originaldichtungen ſind „Didruch und Borbena " durch ihren Inbalt und ihre lebendige Perſification , und die Novelle „ Krok “ durch die Schönheit und Einfachheit der Erzählung
immer mehr aus, denn ſelbſt Leute, die, wenn gleich im böh
anſprechend. Mitten unter den gelehrten Arbeiten findet ſich
miſchen Lande geboren , doch bisher mit einer gewiſſen Ver:
auch ein drolliges Geſpräch über die böhmiſche Sprache zwi: ſchen einem Stockböhmen und einem Deutſchen , der das Böh
(Aus dem Tygodn. lit. vom 21 Oct.) In Böhmen entwickelt und kräftigt ſich die Volfsliteratur
achtung auf ihre Mutterſprache blidten , wenden ſich jeßt mit ledhaftem Cifer ihr zu .
Der Gedante einer Wiedergeburt der
geiſtigen Nationalität , welcher ſeit kurzem in dem Vaterlande von Huß, ziszta und Podiebrab aufging, ergriff zwar die Lan:
deseingebornen nur langſam , reßt ſich aber um fo dauernder in ihrem Geiſte feſt, und entzündet ſie zu einer um fo fol genreicheren Thätigkeit. Dieſer Geiſt leitet die Thätigteit der gelehrten Geſellſchaft des „ böhmiſchen Muſeums“ und der da: mit verbundenen ,,böhmiſchen Muttergeſellſchaft" (matica ) ; zur Theilnahme an dieſen drängen fich Prieſter, Profeſforen , Aerzte,
Studenten, Beamte, Kaufleute und namentlich viele Mitglie: der des böhmiſchen Adels , mit Einem Wort alle , welde ihre heimathliche Sprache und Literatur lieben, und nicht ablaſſen folche zu pflegen. Die genannten Geſellſchaften ſtrengen ſich nicht nur an , die Landesliteratur zu heben, ſondern auch ſie zu verbreiten, indem ſie die Früchte der nationalen Geiſtesthä tigkeit in ſchönen Ausgaben und zu einem ungemein niedern Preiſe ans Licht geben , und dadurch den Beweis liefern, daß
nur wahrer Patriotismus und nur die Rücſicht auf die Bes
dürfniſſe des Vaterlandes ſie zur Herausgabe böhmiſcher Bü: cher veranlaſſen. Vor kurzem erſchien durch die Vemühungen der oben ge
nannten Geſellſchaften der erſte Band der neuböhmiſchen Bibliothel , welcher verſchiedene Gegenſtände in Proſa und Berſen pon 7. Jungmann (dem Verfaſſer einer böhmiſchen Literaturgeſchichte und eines deutſch -böhmiſchen Wörterbachs in fünf Quartbänden) enthält, ſo wie ein Band des böbmiſchen
miſche radbrecht. Das dritte und vierte Heft des böhmiſchen Archivs oder der Sammlung vou Actenſtücen aus dem 14ten und 15ten Jahrhundert ſind in hiſtoriſcher und juridiſcher Be
ziehung von Bedeutung. Palady gedenkt ſeine böhmiſche Ges ſchichte auch böhmiſch abzufaſſen . Der leſende Theil des Bols fes fan. rich nicht beklagen über den Mangel an guten Zeite
ſchriften, welche ihnen die Arbeiten ihrer jungen ſchriftſtellern: den Landsleute mittheilen, und es mit den verbrüderten Lite
raturen und dem Fortſchritt des . Slavismus bei den benach barten Slaven befannt machen .
Ununterbrochen kommen die
Quartalſchrift des böhmiſchen Muſeums , die Blüthen, der Morgenſtern, die Leſebibliothek, der Jugendfreund , der va
terlandsfreund u. dgl. heraus. Namentlich der leştere, ent: hält oft Ueberſeßungen aus polniſchen Schriftſtellern , 3. B. in
den Heften dieſes Jahres Marcina Kaptura , eine Novelle von Straszewski.
Die Poeſie hat ſich in dieſem Jahre bei den Böhmen glänzend gezeigt in den Gedichten Boleslaw Jablonski's, wahr haft poetiſche Arbeiten, die den Geiſt eines fernhaften Böhmen:
thums athmen. Sie bilden fünf Abtheilungen, 1 ) die drei goldenen Haare (eine Sage aus der böhmiſchen Heiden
zeit ; 2) der Gott der Liebe (ein Bild aus den heidniſch criſtlichen Zeiten Böhmend ; 3 ) liebeslieder in zwei Ab
ſchnitten ) ; 4 ) die Weisheit der Våter , ein didaktiſcher Spclud ; 5) Vermiſchte Gedichte. Nebesky, der diere Ge
Archivs (. Nr. 329) von Palady. Die Schriften Jungmanns
Dichte fritiſch beleuchtet hat, ſchließt ſeine Recenſion mit den
beſtehen in Ueberlegungen theils aus dem Deutſchen , einige Dichtungen von Schiller, Goethe (unter anderm das ganze Ge: dicht : Hermann und Dorothea ), Bürger und Herder ; theils aus
Worten : Fave, Phoebe, novus tua templa intrat sacerdos.
dem Engliſchen von Pope, Gay u. f. w. und aus der griechi:
Polfsgeiſtes zeigen , nämlich des böhmiſchen Theaters und der
Zum Schluß gedente ich noch zweier Erſcheinungen in Böhmen, und zwar darum, weil ſie die ſteigende Energie des
333
1330
böhmiſchen Bälle und Concerte. In mehr als 30 böhiniſchen länder verſichern, und es wäre in der That auch ihrem Inter: Städten und Städtchen , ſo wie in einigen mähriſchen und efle gemäß geweſen , die Siameſen in dieſen Gegenden nicht flowakiſchen werden böhmiſche Stüde aufgeführt. Aber nicht Herr werden zu laſſen ; ein nur etwas entſchiedenes Auftreten auf allen dieſen Theatern treten ſtehende Truppen bezahlter
gegen Siam hätte nach dem Urtheile der erfahrenſten Männer
Schauſpieler auf, ſondern Privatperſonen , großentheils Studen: ten, welche in ihrer Ferienzeit ſpielen ; und zwar treten dieſe nur
allen weitern Anſprüchen ein Ziel gefeßt. Der Streit über Quedah , ob das Recht auf Seite des
auf, um den Wünſchen und Bitten ihrer Landsleute zu wil: Radſchah oder des Hofs von Siam fey, und ob das Verfahren fahren. Der Erlös iſt für wohlthätige Zwede, meiſt für Arme
beſtimmt. Es finden ſich unter dieſen Schauſpielern viele wahr haft tatentvolle Leute, z . B. Tyl, der auch originelle Bühnenſtüđe ſchreibt.
der engliſchen Regierung fich rechtfertigen laſſe, geht uns hier wenig an. Der Rechtspunkt iſt der allerunſicherſte, denn es
iſt eine ausgemachte Sache, daß Siam ſeine wirklichen oder ver
Außer ihnen liefern Klicpera, Stepanek, Tu:
meintlichen Rechte geltend machte, wenn es die Macht beſaß,
rinski u. a. Arbeiten zu den ſceniſchen Darſtellungen. Auf den
drohten ihm aber Feinde von andern Seiten her, ſo fümmerte
böhmiſchen Bällen und Concerten, namentlich in Prag, herrſcht 1 fich der Radicha von Quedah nicht um die Befehle von Siam. die böhmiſche Sprache vor, und man hört nur böhmiſche Lieder.
Sehen wir deßhalb ganz von dem Rechtspunkt ab, wie denn auch Capitän Burney felbſt vor ſeiner Sendung nach Siam in
H in te ri n die n .
die angloindiſche Regierung drang , den Grundſaß der Unabe hängigkeit der Malanenſtaaten anzuerkennen, - fo muß man ge
5. Die Malayenſtaaten und die Verhältniffe von Quedah .
( Fortreßung . ) Es wäre überflüſſig, in die Einzelnheiten der Verhältniſſe
und Geſchichte der einzelnen Staaten der Halbinſel Malacca eingeben zu wollen , und wir erwähnen deßhalb nur , daß in
den vorigen Jahrhunderten ein malayiſches Sultanat ſo ziem: lich den ganzen Süden der Halbinſel bis 6° oder 70 N. Br. umfaßte. Später zerfiel dieß Sultanat , wie ein Lehnreich in mehrere einzelne Staaten, deren Einwohnerzahl - die ungezähl: ten treinwohner abgerechnet meiſt nur 20 , 50 bis 80,000 Einwohner beträgt ; auf der Oſtſeite wohnen die Chineſen neben
den Malayen ; auf der Weſtſeite ſind ſie in geringer Zahl, als Bergleute aber finden ſie ſich allenthalben . - Zu Sangora (unter 7° 10' N. B. ) finden ſich ſchon Siameſen , Malayen und Chi: neſen in ziemlich gleicher Zahl. Dieſe einzelnen Malayenſtaa: ten ſind demnach ſehr ſchwach, und nur ihre Tapferkeit hielt ſie
gegen die wachſenden Anſprüche von Siam aufrecht.
ſtehen, daß die durch den birmaniſchen Krieg erregte Furcht die Engländer zu einer ſehr unklugen Nachgiebigkeit gegen Siam bewogen hat. Der Radſcha von Ligor, ein Vaſal Siams, hatte
den Angriff auf Quedah geleitet, und ließ auch nach dem Jahre 1821 feinen Sohn Po:ſeng als Befehlshaber dort. Die weſt: wärts und nordwärts von Ligor gelegenen kleinen Staaten , namentlich die Häuptlinge von Phunga und Salanga, welche gleichfalls von dem Radſcha von Ligor bedroht waren , drangen in das Gouvernement von Pinang, der Ausdehnung der fiame:
fiſchen Herrſchaft über Quedab und die Malayenſtaaten ein Ziel zu feßen , indem dieß leicht geſchehen könne , ohne daß
man deßhalb mit Siam zu brechen nöthig habe , da mehr der
perſönliche Ehrgeiz des Radicha von Ligor, der die ſiameſiſchen Miniſter und Großen beſtach, dabei betheiligt fer. Capitän Burney war ſelbſt dieſer Anſicht, um ſo mehr, als ihm der
Radſcha von Ligor verweigert hatte, den Weg quer über Land nach Siam einzuſchlagen, auch eine Zeitlang Rüſtungen gemacht
Seit aber
batte, die augenſcheinlich gegen die Engländer in Pinang ge
das Sultanat von Dſchohor immer tiefer tant, und Siam auf
richtet waren , 10 daß dieſe alsbald einige Kriegsſchiffe
der andern Seite durch die Birmanen bedroht war, ſuchte leß-
ausrüſten mußten . Capitän Burney ging, ehe er nach Banfor
teres ſeine Herrſchaft immer mehr über alle dieſe Malapen:
abreiste, erſt nach Calcutta, um ſich mit dem Generalgouver neur zn beſprechen, und kam ganz umgewandelt zurück. Der
ſtaaten auszubreiten, weil es dadurch auf der Weſtſeite feſten Fuß faßte , und den Birmanen von Pegu aus beikommen konnte. Aus den mancherlei Angaben geht hervor , daß die ſiameſitchen Anſprüche erſt ſeit der Wiedererſtehung des Birmanenreichs unter Alompra to gewachſen ſind , und als die Birmanen den Engländern unterlagen, war es die reine Hab: ſucht, welche Tribut von den ſchwachen Staaten verlangte. Die Anſprüche Siams auf Perat und ſelbſt auf Tringanu find durch den Vertrag von 1826 , welden Capitän Burner abſchloß, be:
birmaniſche Krieg, der am Ende des Jahres 1825 noch ein ſehr drohendes Ausſehen hatte, ſcheint dieſe Veränderung herbeiz geführt zu haben . Statt den Radicha von Ligor wegen ſeiner
Rüſtungen zur Rechenſchaft zu ziehen, und ihm die Ausbreitung der fiameſiſchen Herrſchaft über Quedab abzuſchneiden , wurde er mit der größten Rüdſicht behandelt , und im Vertrag mit
Siam der Radſcha von Quedah aufgeopfert. Nichts zeichnet den damaligen Stand der Dinge in Indien beſſer , als dieſe
ſeitigt (obwohl Tringanu noch auf Berghaus' Karte als ſiameſt- Nadgiebigkeit, welche für den Süden der malayiſchen Halbinſel ſches Gebiet verzeichnet iſt), und es iſt nicht aus der Acht zu talen, daß leßteres es fchon im J. 1785, als Eapitán Fr. Light die
Inſel Pinang von dem Radſcha von Quedah taufte , den Enge ländern anbot, eine Factorei auf ſeinem Gebiete zu errichten . Die gdee, welche dabei vorwaltete, war wohl diefelbe, wie bei dem
Radſcha von Quedah ; man wollte ſich des Schußes der Eng:
fo unglüdliche Folgen hatte.
Alle die gräuliden Ermordungen
im Gebiet von Quedab , das Fortſchleppen von zahlreichen Sila : ven und das Seeräuberwelen , zu dem die unglüdlichen Ma lapen durch die Verzweiflung getrieben wurden, alles dieß wäre nicht eingetreten , wenn man im 3. 1825 oder Anfang 1826 den Radſcha von Ligor, zur Strafe für ſeine Rüſtungen , zur
1331 ihrem Jata
ks asirds
Räumung von Quebah angebalten und den Grundſaß der Unabhängigkeit der Malayenſtaaten ausgeſprochen hätte. An:
Die Furcht war ſchon damals ein ſchlechter Rathgeber ; man
derſon, welcher Secretär des Rathes von Pinang war, äußert
ließ die Siameſen fortwährend um fich greifen , ſie übten ends
rung des Peiſchwa und Holfars gegen die engliſche Macht.
fich hierüber (Afiatic Journal, Julius 1841 p. 147) folgender: loſe Erpreſſungen gegen den König von Quedah, zwangen ihn , maßen : „ich habe die leßten zehn Jahre in England gelebt, Perak anzugreifen ( 1818), und als ſeine Hülfsmittel gänzlich aber es haben ſich feitdem viele der Uebel verwirklicht, welche erſchöpft waren , verjagte man ihn endlich ganz aus ſeinem der Gouverneur von Pinang und die Mitglieder des Raths Befifthum . ( Schluß folgt. ) damals befürchteten , und wofür die Zeitungen der drei britti:
fchen Niederlaſſungen in der Malakfaſtraße unzweideutige Be: Gewürznelken- Manufacturen aufderInſel Amboina. weiſe geliefert haben . Ein allgemeiner, tiefer Unwillen herrſcht (Pon Julius Kogel.)
unter allen Claſſen , Europäern und Eingebornen , und mein einziger Troſt iſt, daß ich nicht dort blieb, um Zeuge der em :
Tut
põrenden Maaßregeln zu ſeyn , die gegen die unglüdlichen Ma*
15 DEE Furtle Chen CH
layen ergriffen wurden. Man hätte erwarten ſollen , daß die abſcheulichen Details von Sklavenhandel und Blutvergießen, wie ſie kürzlich in Judien veröffentlicht wurden , ein Wort des Mitleids für die Unglücklichen , die durch den Vertrag litten , und Abſcheu gegen die Siameſen hervorgerufen hätten , welche einen der Artikel des Vertrags fo grob verleßten, und ſtatt, ihrem Ver: ſprechen gemäß, das Land in Güte zu verwalten, das Voll uns terdrüdten und zu Sklaven machten . “ Die Furcht, welche der
Da die Gewürznelfen , der vornehmſte Ausfuhrartifel Amboina's, auf dieſer Inſel Monopolproduct des Gouvernements von Batavia find
weßhalb bie Amboinefen auch genöthigt ſind die eingeernteten Gewürz nelten zu äußerſt billigen Preiſen in die Regierungsmagazine abzuliefern, ſo find die Eingeboruen auf dieſer Inſel ſeit einigen Jahren hauptſächlich darauf bedacht , die eingeernteten Gewürznelken der Ablieferung an die Holländer zu entziehen. Zu dem Ende wird gegenwärtig eitt großer Theil von den auf Amboina erzeugten Nelfen von den Eingebornen abgepflügt, ehe ſie noch völlig reif geworden ſind, und daraus verſchie dene Gegenſtände, alé Riſtoen, Doſen, Stridförbchen, Toiletten, Cigar renetuis u. dgl. m . gefertigt. Einige hundert amboineſiſche Familien
Dilee
birmaniſche Krieg erweďte, hatte die anglo- indiſche Regierung
Ctasta
bethört, und nachher mag der entſtandene Seeraub ſie zu har:
find jeßt ſchon mit dem Verfertigen ſolcher Gewürznelfenwaaren beſchäf=
ten Maaßregeln ſowohl gegen den alten Sultan, als gegen Tu:
tigt , nnd es ſteht zu erwarten , daß die neuerſtandenen Gewürznelfen Manufacturen ſich auf Amboina bald noch vermehren werden ; denn es ſehen die aus Gewürzuelfen gefertigten Gegenſtände nicht nur ſehr niedlich
dranget
Jamie
Daf
hr da
efider
Zuritat
790
urt
anku Kudin und Tuanku Mohammed Saad veranlaßt haben. Der Grundirrthum der Engländer lag darin , die Siame: ſen für eine Macht zu halten, obwohl Crawfurd frühzeitig ibre gänzliche Schwäche und Nichtigkeit erkannté, und namentlich in Betreff der Angelegenheiten von Quedah fich folgendermaßen über ſie geäußert hat : „ Ein entſchiedener Ton und ein frafti-
wahrten Sachen, f. B. Wäſche, ganz ben Geruch der Näglein annehmen, weßhalb denn auch die amboinefiſchen Gewürznelfenwaaren alljährlich einen größern Ablat in Europa gefunden haben. Wenn die aus Geo
ges Benehmen ſind gegen die Siameſen unerläßlich nothwen : dig. Sie find von ſchwachen Nachbarn umgeben , haben dieſe
würznelfen gefertigten Gegenſtände ihren angenehmen Geruch verlieren, wie dieß von Zeit zu Zeit geſchieht, ſo muß man dieſelben nur gehörig
unterjocht, und gebieten ohne Widerſtand über ſie. Dieß und
mit faltem Waſſer begießen , dann bekommen ſie den vorigen Gerud augenblidlich wieder zurüd . Das holländiſche Gouvernement hat bis
ihre große Untenntniß fremder Nationen hat ſie, obgleich we: fentlich ſchwach und findiſch, habfüchtig , eitel und unglaublich anmaßend gemacht , 10 daß fie ſich für die erſte Nation der Welt halten. Dieſe Prätenſionen äußerten ſie ſo grell, daß es gar nicht rathram iſt, fie in Güte gewinnen zu wollen , und die gemäßigtſte Politik anderer Nationen ſtets von ihnen als Furcht vor ihrer Macht ausgelegt wird. Aus meiner eigenen Erfah rung ihres wunderlichen Sharafters habe ich mir die Ueberzeu:
gung abſtrabirt , daß, wenn die Zeitumſtände der Regie: rung zu Pinang geſtattet hätten , den gedrohten Angriff der Infel, den partiellen Einfall in das gegenüberliegende Küſtengebiet und die drohende anmaßende Sprache des Nadicha von
Ligor alsbald mit Waffengewalt zurück zuweiſen , der fiameſiſche Hof fich alsbald furchtſam entſchuldigt, ſeine Maaßregeln zurüdgenommen , feine Cruppen von Quedab zurüdgezogen, und felbft verſprochen hätte, ſich fünftig nicht in die Angelegenhei:
ten dieſes Staates zu miſchen ." Die Zeitumſtände hatten ſchon früher auf diefe Angelegenheit eingewirkt , nämlich im Jahre
aus , ſondern fie haben auch noch das Angenehine, daß die darinnen bez
jeßt das Abpflüden unreifer Gewürznelfen den Eingebornen auf Amboina noch nicht unterſagt, und man hofft dafelbſt, daß vou Seite jenes Gou
vernements den Gewürgnelfen - Manufacturen kein Kinderniß in den Weg gelegt werden wird.
Braftlien. Die Provinz Santa Catharina . ( Schluß .)
Die Erzeugniffe der Provinz ſind Raffee, Suder , Melaſſen, Rum, 1
Reis , Mandioca , Mais , Bohnen , Getreide , Gumini , Mate (Erva de
Mate ), Holz in Menge, Kalk , Steinkohlen , Töpfergeſchirr, Häute, Vieh u. f. w. Mehrere dieſer Gegenſtände find noch nigt lange im Anbau begriffen , und ſowohl Steinfohlen als Eifen find in Maſſe vors banden, werden aber noch nicht zu Lage gefördert. Die meiſten Gaben
der Natur finden hier ihren geeigneten Boden , und es fehlt nur an
Siam beklagte; zu jener Zeit waren es der Krieg gegen Nepal,
Händen, um die rieſenhafte fruchtbarkeit dieſes Landes in vollemn Maaße zu benußen. Schågt man den Flådenraum auf 700 deutſde Geviert meilen , fo leben erſt:95 Perſonen auf jeder Meile, während bier 3000
die Pindarrifriege in Indien ſelbſt und die belannte Verſchwö-
Seclen Raum und Unterhalt finden idanen . Ueber den Geſammtwerth
1814, als der König von Quedab ſich bei den Engländern über
1
1332
der jebigen Erzeugniſſe iſt nichts bekannt ; die Ausfuhr aber hat von 1838 bis 1839 450,000 und vor 1839 bis 1840 360,000 fl. betragen. Die Einfuhr dagegen belief fich im erſtgenannten Jahre auf 600,000 und im lektgenannten auf 736,000 fl. Da jedoch manches Erzeugniß zu
ſeitigkeit gemacht hat, zahlen, je nach der Bedeutung des Geſchäfte, 90 , 30 und 18 fl. jährlich); die eingebürgerten Handwerker aber haben nichts zu entrichten. Rechnet man die Zölle auf ein- und ausgehende Waaren ab , welche allein 57,235,200 Reis abwerfen , ſo bleiben bloß 14,355,000
Lande über die Gränze gebracht wird , ſo fann man feinen großen
Reis für alle übrigen Abgaben , ſo daß der jährliche Beitrag zu den
Irrthum begehen , wenn man die Handelsthätigkeit der Provinz auf 1,400,000 fl. berechnet. Daraus ergibt ſich ein Arbeitsüberfluß von 11 fl.
Provincialfoften auf jeden Kopf nicht mehr als 12 kr. beträgt. Es ſteht daher einer blühenden Entwidlung des dortigen Aderbaues gar nichts
auf die Perſon , gegen welden aber auch eine gleiche Summe zur Beſtreitung der eingeführten Waaren erforderlich iſt. Inter den leßtern
im Wege ; uirgende eine hemmende Feſſel und keine unerſchwinglichen Laſten. Die Ausfuhrzölle entrichtet der Kaufmann in den Verſchiffunge
befinden ſich baumwollene, wollene , leinene und ſeidene Stoffe, Eiſenund Klingwaaren, Hausrath, Weizenmehl, Steingut, Wein und Liqueur. Außer mit dem nahe liegenden Montevideo und den Vereinigten Staaten
häfen ; der Landwirth hat ſich nicht darum zu kümmern. Uebrigens roll die Einfuhrzölle für den Staatshaushalt ausreichen , und der Handels
treibt Santa Catharina noch keinen unmittelbaren Verkehr mit fremden
und Gewerbſtand zahlreidyer wird.
Ländern. Nach Montevideo geht hauptſächlich Holz , gegen welches gez falzenes Fleiſch geladen wird.
Von den Vereinigten Staaten kommen
grobe , baumwollene Zeuge und Mehl ; der ganze Verkehr mit dieſem Bande aber beträgt nicht über 24 bis 30,000 fl. Aller übrige Handel geht über Rio de Janeiro. Die Einfuhr hat 1839 bis 1840 174 Fahrzeuge von 17,959 Tonnen beſchäftigt; 1838 bis 1839 zählte man dagegen 250 Fahrzeuge von 22,418 Tonnen. Die Einkünfte der Provinz werden für das Jahr 1841/42 auf
auch dieſe Abgabe aufgehoben oder wenigſtens vermindert werden, ſobald
Die öffentlichen Ausgaben ſind folgendermaßen für das Jahr 1811/12 angeſchlagen : Provincialverſammlung Regierung ſecretariat Schapfammeramt (Provectoria) Deffentlicher Unterricht Vertheidigung und öffentliche Sicherheit Nechtspflege
(204,000 fl.) geſchäßt. Der größte Theil der Einnahme beruht auf den
Armenpflege und Geſundheitsanſtalten
Zöllen der auß- und eingehenden Waaren.
Deffentliche Arbeiten Beleuchtung der Stadt Defterro Coloniſation Druck der öffentlichen Actenſtüde Laufende Schulden . Zufällige Audgaben
Ab für Verwaltungskoſten
Die Einfuhrzölle haben
.
35,795,023 Neis 1,301,874 1,614,568 38,711,465 Reis
.
Reiner Ertrag
1,576,264 37,135,201 Neis
oder 53,702 fl. Die Ausfuhrzölle werden auf 20,100,000 Reis (30,150 fl.) angeſchlagen . Auf Holz werber 10 % , auf Häute 20% , auf Kalf 10% and auf Branntwein und Bieh ebenfall8 10 % erhoben. Für jeden eingebrachten Sklaven muß ferner eine Abgabe von 20,000 Reis (30 fl.) erlegt werden ; allein die Einfuhr muß ſehr unbedeutend ſeyn , denn der ganze Erlös von dieſer Seite wird nur auf 300 fl. angeſchlagen. Die innern Abgaben find kaum der Erwähnung werth. Auf liegenden Gründen Taſtet durchaus feine Abgabe ; bloß innerhalb der Stadtbezirke von Deſterro, S. Jojé , S. Miguel , Porto Bello u. f. w. werden ſogenannte Stadtzehnte ( Decima de Predios urbanos) auf Gebäude erhoben ; allein dieſe .
.
Gottesdienſt
71,590,000 Reis (107,385 fl.) , die Ausgaben auf 136 Millionen Reis
sergangenes Jahr eingebracht : 1. In der Stadt Defterro 2. In Laguna 3. In San Francisco
5,438,000 Reis 4,720,000 2,700,000 8,580,000 30,074,000 21,933,000 3,100,000 10,000,000 36,580,000 6,191,280 3,000,000 692,000 .
2,524,261 2,467,009 136,000,000 Reis
Die Provincialverſammlung beſteht aus 20 Abgeordneten , wovon jeder während der Dauer der Verhandlungen 2100 Reis (3 fl. 36 fr.) tăglich erhält.
Für jede Legoa der Hin- und Herreiſe wird ihnen ferner 1 p .
48 fr. bezahlt. Der Gehalt der Angeſtellten beim Regierungsſecretariat und Spaßfammeramt iſt gering. Der Secretär (Secretario ) hat die höchſte Beſoldung nach dem Präſidenten ; ſie beträgt 2100 fl. Die übrigen Beamten erhalten von 1050 pl. abwärts bis auf 450 fl. Die beträcht lichſten Auslagen fallen ießt auf den Straßenbau und die Vertheidigungs
linie gegen die Indier, welche bereits acht Militärpoſten gåhlt. Die Koſten der Polizeiwadhe, beſtehend aus 85 Mann Fußvolk und 8 Maun Reiterei , nebſt den dazu gehörigen Ober- und Unterofficieren , betragen
Auflage wirft nur 3,400,000 Reiß oder 5100 fl. ab , und faun daher
jährlid, 15,542,400 Reis (23,314 fl.).
nicht anders als ſehr gering reyn. Außerdem werden auf jedes zur Nahrung geſchlachtete Stüc Rindvieh 36 kr. erhoben , wofür etwa 2,600,000 Reis (3900 fl.) in die Schablammer fließen. Nach dieſer
dienſt fallen 12 Millionen Reis auf die Ausbeſſerung der Kirchen und 6 Millionen Neis für Beſoldung von 19 Geiſtlichen , deren Gehalt durch fchuittlich 300,000 Reis oder 450 fl. beträgt. In dieſer Darſtellung iſt eine gedrängte Ueberſicht vom gegenwär tigen Zuſtande der Provinz S. Catharina gegeben , deren Lage , Klima,
Rechnung zu ſchließen werden daher jährlich an 6500 Stüc geſchlachtet. Ueberdieß beſteht auch eine Steuer auf lebendiges Vieh überhaupt , von
welcher 5,200,000 Reis (7800 fl.) eingenommen werden.
Von den Auslagen zum Gottege
Ale übrigen
Boden und Fruchtbarkeit ſo beſchaffen ſind , daß ſie zu den ſchdnften
Abgaben ſind Patentſteueru oder Gewerbſteuern . Der Fiſchfang an der Küfte wird verpachtet und bringt 1500 fl. ein. Bei gehöriger Erweiterung dieſes Nahrungszweiges fönnte er zehn - und zwanzigmal mehr einbringen . Branntweinſchenken werfen jährlich für die ertheilten Patente 9000 fl. ab. Alle übrigen Gewerbe, welde von Leuten frember Nationen betrieben werden, womit Braſilien feinen Vertrag der Gegens
Landſtrichen der Erde gezählt werden kann. Geſundheit und Reichthum der Natur ſind hier miteinander vereint , und die Auflagen auf die
Betriebſamkeit des Menſchen noch geringer als in den Vereinigten Staaten .
Für Handel und Gewerbe ſind die Glemente im reichlidſten
Maaße vorhandent ; ein einziges Geſchlecht eines fann dort Wunder bewirken.
Månden , in der Literarijd - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen ma n n .
itigen Volfbftammes
Nr. 334.
Pas
Ausland.
Ein Tagblatt für
Runde des
geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker . 30 November 1841 .
Alte Stadt am Cincoragebirg in Braſilien.
Ellenbogen (Cotovello) , von ivo er auf Cachoeira fich wendet,
Ungeachtet des großen Verkehrs, welcher in der Stadt Bas
um in der Bucht von Bahia, nordweſtlich von der Inſel Ita parica, auszumünden. Auf der ſüdlichen Seite des Gebirgsar: mes fließt ein einziger Strom von der Höhe herab, welcher den
hia fich entwickelt hat, iſt das Innere des Landes immer nur wenig bekannt. Zwar führen einige Handelsſtraßen burd faſt ununterbrochene Wälder nach den angräuzenden Provinzen , aber um- und neben ihnen herrſcht ſchwer durchdringliche Wild :
niß, und manche Stređe iſt wahrſcheinlich noch von feinem menſchlichen Fuße betreten worden. Eine feierliche Stille ums
Namen Braço de Sincora führt.
Auf ſeinem Laufe folgt er
der Richtung der Berge von Abend gegen Morgen, und indem er hier einen Abſprung macht, wirft er fich nördlich in dert oben bezeichneten Bogen des großen Paraguaſſu, zwei Tagerei
ren weſtlich von Maracá. Seine Quellen liegen in 43° 6' weſt
gibt den Wanderer, während ſonderbare Geſtaltungen des Bo- licher Länge und 13° 40' füdlicher Breite. dens das Gemüth in beſtändiger Regung erhalten . ? Zu dieſen auffallenden Geſtaltungen der braſilianiſchen Erde gehört unſtreitig die Serra von Cincora , welche man als die
von Mittag her. Der erſtere , am Fuße des Gebirges begin
leſte nordöſtliche Ausſtrahlung der großen Serra de Mantis
nend, zieht ſich zigzag hinauf, und erfordert einen angeſtreng
queira betrachten kann. Auf ihr iſt das eigentliche Alpenland
ten Marſeh von drei bis vier Stunden , um die Zinne zu er:
Auf dem Gipfel des Gebirgsaſtes von Tincora führen bis ießt nur zwei Wege, der eine von Mitternacht, der andere
der Provinz Bahia zu ſuchen , gleichwie ſie auch nicht minder
reichen. Von Bahia über Cachoeira, Lagem , Maraca, Fazenda die höchſten Spigen ber dortigen Hochländer enthält. Bis geo das Flores und das Dorf Cincora braucht man etwa zwanzig gen die Mittagsſtunde iſt ihr Gipfel. beſtändig in grauen Nes Tagmārſche“ zu dieſer Reiſe ; will man aber auf dem ſüdlichen bel gehüllt ;; ihre Umriſſe ſind fühn und feſtungsartig gezeich: Wege vordringer , ſo geht man von Valença aus ,, wo die öſt: net , und wie eine von der Natur aufgeführte Schußmauerlichten Ausläufer der Serra nur vier Cagemärſche entfernt glängen ihre ſteilen Wände blendend weiß, mit unzähligen Kro : Find ." In dieſer Richtung folgt man dem Braço do Cincora , Aallen eingeſprengt, aus der Ferne. Dieſer Gebirgsarm liegt und gelangt unter großert Schwierigkeiten bis zu feinen Quel= ' ungefähr zwiſoen dem 42ſten und 44ſten Grad der Länge, *)
lent. Unterhalb derſelben ſtürzt ſich der Fluß durch mehrere
und hat ſeinen öftlichen Ausläufer in der Nähe von Rio de
Felſenſpalten unter großem Geräuſche herab, und bildet meh
Contas. Eine Menge Gewäffer entſtehen auf ſeinem Gebiete.
rere, in fchönem Grün prangende Inſeln. Die Reife auf dieſer
Auf der Abendſeite ſtrömt der Fluß Eincora Don Mitternacht
Seite erfordert "fünfzig Tage, wenn ſie gemächlich und nach den Verhältniſen des Boðens ohne Nachtheil für die Gefund
gegen Mittag , und in gleicher Richtung wälzen fich die Flu-
then anderer Ströme dahin , darunter befinden ſich der Arean Heit geſchehen ſoll. Rio Preto , Rio Pires, Rio das Pedras, Rio d'Agua Branca,
der Manaqueru und Drico -guafu , welche fämmtlich in den
So viel. n'un aus den von Carvalho e Cunha in Valença eingezogenen Nachrichten bervorgeht , welche er einem mit dem
Nio de Contas fich ergießen . Von der Morgenſeite der Serra Laufe des Braço do Sincora ſehr vertrauten Manne verdankt, eilen mehrere Flüſſe dem Meere zu , und zwar der Maradú, ro Pollen in der Nähe der bezeichneten Waſſerfälle die Trüm Caciocira, Acaraby , Iguarapinos, Serinhehem, Fiquié, Unna mer einer alten Stadt hegen, welche ſchon im Jahre 1753 von und kleine Paraguaſſu. Der große Paraguaſſu entſpringt in einigen Abenteurern beſucht und beſchrieben wurden, worüber der Nachbarſchaft der Gebirgsäfte von Chapada und Orobo
und bildet, der Serra von Cincora fich nähernd, einen großen * ) Bon Ferror.
das Nähere vergangenes Jahr in der Reviſta Trimenſal von Rio de Janeiro erſchienen iſt. Dort wollten ſie eine verlaſſene Stadt mit runiſchen oder griechiſchen Inſchriften nebſt einer
geſchlagenen Münze gefunden haben , was jedoch wieder in 334
1334
Vergeſſenheit gekommen iſt. Nachdem nun aber das aufbehal
H i nter in die n.
tene Manuſcript veröffentlicht worden, hat es die Aufmerkſam feit des oben erwähnten Mitgliedes der hiſtoriſchen und geo
5. Die Malagenſtaaten und die Verhältniſſe von
graphiſchen Geſellſchaft aus Rio erregt , und aus den Erkundi: gungen, die er in der Nähe geſammelt , geht hervor, daß die veröffentlichten Angaben in der Beſchreibung der Dertlichkeiten ganz genau ſind. Namentlich hat auch ein gewiſſer Antonio Joaquim da Cruz, Viehhändler von Valença, welcher zwei Tas gereifen über die Waſſerfälle hinaufgekommen iſt, die Nagricht
(S
Quedgh . I u 6. )
Daß Siam gegen alles Recht feine Eroberungen in der malaviſchen Halbinſel ausdehnen wollte , zeigt eben der Angriff von Quedah auf Perak, welches ſeit der Beſignahme von Ma
lacca durch die Holländer im J. 1642 ein Vaſallenſtaat dieſer leßtern geweſen war, ro daß gewiß von einer Unterwürfigkeit
bien elbisunter s zumSiam3. 1795, nicht die Rede ſeyn konnte. Engländ wo
der frühern Reiſenden bekräftigt , daß auf dem öſtlichen Ufer
des Braço do Sincora alte Bergwerke ſtehen, bei deren Bear beitung große Geſchidlichkeit und Ausdauer an den Tag gelegt wurden. Seiner Ausſage nach follen bisweilen Felſenbögen in dieſe Schachte führen , welche anfänglich eben ſind, zuleßt aber in unergründlicher Liefe ſich verlieren , und vermuthlich unter dem Fluſſe hinwegſtreichen. Auch bemerke man von Zeit zu Zeit die ronderbare Erſcheinung, daß ein ungeheures Getöſe aus dieſen Schlünden hervorbreche, was die dortigen Bewobner als ein Zeichen des Daſeyns edler Metalle betrachten . Wahr: ſcheinlicher iſt es jedoch , daß durch periodiſche Waſſerſtürzungen
in dem unterirdiſchen Geſtein die Luft mit Gewalt durch die Felſenſchlünde hinausgetrieben wird , und augenblicliches Ge töſe veranlaßt.
Mit dieſen Ausſagen ſtimmen auch die Ueberlieferungen der älteſten Leute in Valença, Jequiriça und Mapendipe über ein ; aber die alte Stadt ſelbſt ſcheint Niemand Luſt zu haben beſuchen zu wollen . Wer dahin ſich wage, ſagen die Leute, kehre nicht lebend zurüd , und ein Drache bewache die Zugänge. Joaquim da Cruz ſelbſt gibt an, daß die Stadt auf der Mor genſeite durch einen großen Wald gedeđt ſey, den er nicht ge
wagt habe zu durchdringen , hat ſich aber erboten , dem Hrn. Carvalho e Eunha von Bahia als Führer zu dienen, welcher in dieſem Monat November die Reiſe dahin machen wollte. Auf fallend iſt es immerhin, daß faſt zur nämligen Zeit, als dieſe
für die Völferzüge ſo wichtige Entdedung ans Licht kommt, Dr. Lund Ueberbleibſel von Ruuenſchrift in der Nähe von Bahia gefunden haben will, wie nicht minder die Grundmauern von Häuſern aus behauenen Steinen beſtehend , die den im
nördlichen Norwegen , in Island und im weſtlichen Grönland noch vorhandenen Ruinen ungemein gleichen . Das Braſilien ſchon acht Jahre vor Cabral von einigen Portugieſen bewohnt
war, haben mehrere alte Handſchriften in der Ribliothek der Stadt S. Paulo bewieſen ; ſolche Entdeđungen aber, wie die vorliegende, führen und in die frühern Zeiten der Geſchichte zurüc , und es mag uns vergönnt feyn die nähern Auffchlüſſe
mit Sehnſucht zu erwarten. Genauer Schåßung nach liegt die alte Stadt drei Tagreiſen oberhalb der Waſſerfälle auf der
Mittagsſeite der Serra , von wo unſer Reiſender auch eine be: rühmte Alabaſtergrotte beſuchen will , die noch nicht beſchrie: ben iſt und nur vier Legoas vom Pfarrborfe Cincora ent fernt liegt.
Die Holländer hatten die er fich Malacca's bemächtigten eine befeſtigte Factorei daſelbſt, um ihr Zinnmonopol zu ſchüßen . Nach der Vertreibung der Holländer ward das Land als freies, unabhängiges Beſikthuin dem eingebornen Fürſten über laſſen, aber kurze Zeit darauf wurden die etwas weiter gegen Norden gelegenen Länder , namentlich auch Quedah), in den
Sampf zwischen Birma und Siam hineingezogen , und erſteres
trug im I. 1810 nicht wenig bei, die Birmanen aus der Inſel Salanga, wo ſie ſich bereits feſtgeſeßt hatten , zu vertreiben.
Als kurze Zeit Ruhe zwiſchen Siam und Birma eintrat, ſuchte erſteres ernſtlich ſeine Macht auszubreiten ,1 Quedah war das mals bereits ins Neß gezogen, und im I. 1814 drängte man den König , Perak anzugreifen , was Siam ſelbſt zu thun ſich wahrſcheinlich vor den Engländern ſcheute. Der Sultan
von Quedah beklagte ſich über dieſe Forderung bei dem Gou verneur von Pinang, der, wie bemerkt, nichts dagegen that, und
ro erfolgte im Jahre 1818 wirklich der Angriff Quedals auf Perat, welches unterlag, und den Bungah Mas oder Goldbaum
als Zeichen der Unterwürfigkeit nach Siam ſenden mußte. Als aber im Jahre 1821 Quedah von dem Radſcha von Ligor ein
genommen worden war, zog der Radſcha von Salengor im fols genden Jahre (1822) nach Perak, verjagte die Siameſen , und ſtellte den Radſoha von Perak wieder her , da er für ſeine ei gene Herrſchaft zu fürchten begann. Das Verhältniß der Hollander zu den Malayen-Staaten war ganz einfach : fie fchloſſen einen Handelsvertrag , worin fie
ſich ausſchließliche Vorrechte bedangen und dagegen Schuß gegen alle einheimiſchen Mächte verſprachen . Als Capitän Fr. Light im Jahre 1786 die Abtretung der Inſel Pinang bewerkſtelligte, fürchtete er immer, der König von Quedah möchte ſich in die Arme irgend einer europäiſchen Macht, der Franzoſen , Hollän der oder Dänen werfen , welche alle ihm die annehmbarſten Be dingungen boten, im Falle er eine Anſiedlung in ſeinem Lande geſtatten wolle. Von dieſer Furcht wurden die Engländer durch den Krieg mit Frankreich im I. 1793 und mit Holland im
9. 1795 befreit ; ſie fekten aber nicht das holländiſche Syſtem fort, dem zufolge die umliegenden benachbarten Staaten durch Unterwerfungsverträge gebunden wurden , ſondern behandelten dieſe Staaten als frei und unabhängig. Dieß war zwar vers muthlich feine freiwillige Liberalitat, denn die Holländer hatten, kurz ebe ſie abziehen mußten, dieſe benachbarten Staaten ſelbſt
für frei und unabhängig erklärt, um die Wichtigkeit Malacca's, deſſen Beſignabme durch die Engländer ſie nicht mehr hindern tonnten, zu vermindern. Dieß gebt wenigſtens aus dem ſpa :
1335 tern Benehmen der Holländer hervor, als ſie im Jahre 1818 ) Abkunft , Religion und Sprache ſind verſchieden,.
Malacca wieder in Beſiß nahmen : ſie erneuerten ſogleich ihre politiſche Verbindung mit Salengor, und thaten entſprechende Schritte , um auch Peraf wieder in ihren Kreis zu ziehen. Wenn die Regierung zu Batavia dieſe Schritte im J. 1820
mißbilligte, ſo geſchah dieß wohl nur darum, weil die holländiſche Regierung bereits ihren Entſchluß gefaßt hatte, alle ihre Beſißungen auf dem feſten Lande aufzugeben und ſich auf die Inſeln des Archipels zu beſchränken , um nicht mit den Eng-
ländern in Zerwürfniß zu kommen . Darum entband ſie die Fürſten ihrer Verbindlichkeit gegen die holländiſche Regierung, höchſt wahrſcheinlich wieder aus demſelben Grunde, wie im I. 1795, um den Werth der demnächſt abzutretenden Veſißungen nicht zu erböhen durch angefnüpfte und befeſtigte Berbindungen mit den einheimiſchen Fürſten .
Mit der Entfernung der
holländiſchen Obermacht aus der Halbinſel fiel aber auch die Schranke, welche eine Eroberung derſelbey feit zwei Jahrhun : derten verhindert hatte, und es fragte ſich nun, was die Engländer thun ſollten , welche an die Stelle der Holländer traten. Man erkannte in England recht gut , daß die malayiſche Halbinſel durch den Vertrag des Jahres 1824 und die Abtre: tung Malacca's von Seite der Holländer der That nach unter engliſchen Schuß und Einfluß geſtellt rey . Die Engländer ſtanden jeßt in Bezug auf Malacca wieder auf demſelben Punkte, wie
Wie der
ſcharfſinnige Crawfurb ſich darüber geäußert, haben wir oben bereits geſehen , und daß man eine ſolche Rechtsfrage aus der Angelegenheit von Quedah gemacht, beweist nur, daß man ſich wegen eines begangenen Fehlers entſchuldigert wollte. Die Malayen, welche aus Sumatra herüber gewandert ſind, und die ſchwachen Negritoſtämme in die Gebirge drängten, bildeten völlig unabhängige Staaten. Die Bündniſſe, welche die Hollander mit ihnen ſchloſſen, waren nur darauf berechnet, leşteren ſelbſt die
Handelsvortheile zu ſichern , und die Malapen gegen die Angriffe einheimiſcher Fürſten, alſo namentlich gegen Siam, zu ſchüßen . Eine Befeßung des Landes fonnte den Holländern ſo wenig wie den Engländern einfallen ; beide mußten, wenn auch auf verſchiedene Weiſe, ihren Vortheil im Handel ſuchen , und dieſer Vortheil war gewiß eher zu erreichen, wenn dieſe kleinen Ma layen-Staaten unabhängig blieben, als wenn man ſie unter die
rohe Herrſchaft von Siam fallen ließ. Die Engländer hatten ſomit gewiß ein eben ſo gutes Recht, die Malayen Staaten zu ſchüßen, als Siam eines Gatte, ſie zu unterjochen , und ſämmt liche Malayen-Staaten hätten gewiß jeden Vorſchlag der Eng
länder, der darauf abgezielt hätte, ſie gegen Siam zu ſchüßen , mit Freuden ergriffen .
Die Engländer haben dieß nicht gethan und ſich durch ihr
Die Unabhängigfeit der fleinen einzelnen
Benehmen in mehr als einer Beziehung weſentlich geſchadet: ſtatt ihren Einfluß bei den einzelnen Malayen-Staaten anzu:
Staaten war anerkannt , aber wie nach dein Jahre 1795, ſo
wenden , und auf dieſe Weiſe dem ſtets in jenen Gegenden
geſchah auch nach dem Jahre 1824 durchaus nichts Entſcheidendes, und man ſchloß bloß mit einzelnen Staaten Handelsver:
betriebenei Seeraub entgegen zu arbeiten, haben ſie ſich die
träge ab, deren Hauptpunft darin beſtand , daß dieſe Staaten
keine neuen Verträge ſchließen oder alte erneuern ſollten , wo-
ſie haben dadurch den Holländern , welche die Malapen beſſer zu behandeln verſtehen , in die Hände gearbeitet, und ſich am
durch der Handel mit den Engländern abgebrochen , oder einer andern Nation ein Vorzug gegeben werden könnte. Dieſe
Ende dennoch genothigt geleben , dem Umficgreifen der Sias meſen Schranken zu reßen , ſo daß ſie durch ihre Nachgieb :
im Jahre 1795.
Verträge, die keineswegs politiſcher Natur waren, hatten bloß die Tendenz , den ercluſiven Handelsverträgen der Hollander zuvorzukommen , aber ſie hatten durchaus feinen Bezug auf
die Verhältniſſe der Malayenſtaaten unter einander und zu Siam.
Es iſt ſchon oft und mit Recht bemerkt worden , daß
die Engländer in Indien nie eigentlich einen Krieg aus Lán: dergier anfingen, ſondern daß ihnen die Eroberungen gewiſſer: maßen aufgenothigt wurden. Der Grund la: hauptſächlich dar
in, daß die Engländer ſich der Einmiſchung in die Angelegens heiten der benachbarten fleinen Staaten enthielten, daß aber das Gleiche nicht von Seite der mächtigern eingebornen Staaten geldah. So wurden dieſe kleinern Staaten verſchlungen , und die anglo -Indiſche Regierung fand dann zu ihrem Schaden , daß fie es jeßt mit einem mächtigen einheimiſchen Feinde anſtatt mit einem ſchwachen Nachbar zu thun hatte. Dieſe Erfahrung batte ſie im Betreff der malapiſchen Halbinſel leiten fönnen .
Mit dem Abzuge der Holländer fiel die Schranke gegen die Angriffe der Siameſen , und es fragte ſich, ob man dieſen bei Zeiten Einhalt thun oder warten ſolle , bis Siam rich bereits in weiterem Bereiche feſtgelegt habe. Die Malapen ſind nicht Ratürliche Unterthanen Siams, und ſie waren es nie, denn
Malayen in dieſen Seeſtrichen weſentlich zu Feinden gemacht ;
keit in Betreff Quedahs die Geneigtheit der hochmüthigen und unwiſſenden Siameſen feineswegs erworben haben, und viel leicht in furzem genöthigt reyn werden, ihnen eine tüchtige
Lehre zu geben. Eine einzige Bewegung von Moulmein aus gegen Zimmay würde die Räumung der ganzen malayiſchen Halbinſel von den Siameſen zur Folge haben, käme aber auch
einer Vernichtung dieſes Staates ziemlich gleich, und die Eng länder ſtehen ſomit auf dem Punkte, den gangen Irawaddilauf und den Mittel- und Unterlauf des Menam , d. 6. die Reiche, Virma und Siam, beſeßen zu müſſen , ſo daß vielleicht in wes
nig Jahren die halbe hinterindiſche Halbinſel unter ihrer Ober: hoheit ſteht, und ſie nur noch durch die balbroben Laosvölfer von Chiña getrennt ſind.
Klimatiſche Bemerkungen über den Himalaya. (Aub Aler. Gerards: Account of Koonawur.)
Die Gipfel des Himalaya unterſcheiden fich von denen der Anden durch die verhältnißındßige Milde det Klima's , das auß der größern Crocfenbeit der Atmoſphäre“ entſpringt. Gerard beſtieg den Pariſdiul (? Purgeool) , der eine Höhe von 19,411 Fuß hat , und ganz frei von
Schnee war, als er im Auguft den Gipfel erreichte. Die äußern Hima apaketren find hoc genug , um alle Waſſerwolfen , die fide übır den
1336 Ebenen Indiens ſammeln , aufzufangen. Je weiter man daher in dem
längern Schlitten fahren , faſt gar keine uchabi auf den Landſtraßen
Himalaya vordringt , defto geringer wird die Schneemaffe, die im laufe des Jahres fält, und deſto höher natürlich auch die Linie des ewigent Schnees. Die eigenthümliche Krümmung der Linie des ewigen Schneed im Himalaya, die auf der nördlichen Seite des Berges gewöhnlich höher iſt als auf der ſüdliden und gegen Norden ſtets anſteigt, wird der Hiße zugeſchrieben , welche das Tafelland im Innern ausſtrahlt; wir find aber überzeugt , daß die Theorie diefes merkwürdigen Phänomene
findet. *)
fich noch ſehr verbeſſern läßt , indem man die angegebene Erflärung in
fich dieſe zu dem bergierteit Ropfſtüde (bem ſogenannten sagolowok ) aufbiegen, was man auch dadurch ſieht, daß die Kufen an dieſer Stelle ſtets am ftärkſten abgenußt werden . So ſchlägt nun der Schlitten , der Fich mit dieſer am ſtärkſten belaſteten und dabei bogenförmigen Stelle ſeiner Kufen auf den Boden ftüßt, mit derſelben gewaltſam in alle
.
ſehr weitem Umfange zuläßt. Die Culturgränze der füdweſtlichen Seite des Himalaya ift faum
10,000 Fuß hod ., und es iſt ſehr ſeltſam , daß Culturgränge und Beges tation höher ſteigen , je tiefer inan ing Innere dieſes außerordentlichen Landes kommt: auf dem nordöftlichen Abhang der äußern Schneefette, .
weſtlich von 789 D. l. , iſt die höchſte Culturlinie 10,500 Fuß , in dem
Thale des Bubpa ift fte 11,400 und in Hangerang iſt die größte Höhe, wo Korn reift', 13,000 Fuß. Die Felder , die Gerard in einer Höhe von 13,600 Fuß fah , hatten ein ärmliches Ausſehen, und die Bewohner bemerkten , fie würden nie recht reif, obgleich in der chineſiſchen Tatarei Korn in der Nähe von Kunglung zur Reife fommt, welches wenigſtens 16,000 Fuß über dem Meere ' liegen muß. Die Verſchiedenheit der lage
macht einen viel größern Unterſchied in Beſchleunigung oder Verzögerung der Ernte, als die abſolute Höhe. Ein auffallendes Beiſpiel davon ergibt fich bei Vergleichung von Numdichia (Numgea) , Schipfe und Nako ; der erſte Ort liegt nur'9300 Fuß über dem Meere, iſt aber von ſo hohen Bergen umgeben , daß man am längſten Tage faum 9 Stunden Sonnenſchein hat. Im Anfang Auguſt waren die Ernten noch ganz grün, während die zu Schipfe, 1400 Fuß höher, alle gelb und zum Theil ſchon geſchnitten waren. In der Nähe von Nalo , wo der Anbau lich bis 12,700 Fuß ausdehnt, hatte- dae Korn an demſelben Tage die Aehren
zu ſ &nfen begonnen, und war viel weiter vorgeſchritten als zu Numdſchia.
Auch fann man ſich leicht von der Richtigkeit meiner Behauptung überzeugen , wenn man einen unſerer Fuhrwerkəzüge ( obosi) betrachtet und die eigenthümlide Bewegung ihrer Schlitten , fo wie die Vertheis lung des Druces , welchen ein jeder von ihnen auf die Landſtraße aute übt , in Erwägung zieht. Die auf dieſen kurzen Schlitten ruhende Laft drücft nämlich am ſtärkſten auf den Vordertheil ihrer Rufen , da wo
Fleiuften Vertiefungen der Schneebahn , welche theils von Unebenheiter der Unterlage , theile von den Hufen der Pferde oder von dem Winte herrühren. **) Durch dieſe Schläge wird dann der Schnee bald zur
Seite gedrängt , bald ausgehöhlt und nach vorn geſchoben , ſo daß fichi eben dergleichen wellenförmige Unebenheiten (uchabi) bilden, und durd die Schläge der aufeinander folgenden Fuhrwerfe mit äußerſter Schnellige
keit vertiefen und vergrößern.
Ein einziger Zag von einigen Dugend
Laſtſchlitten reicht oft hin fie vollſtändig auszubilden. Die Fuhrwerfer welche die Wirkung dieſer Hügel durch ſeitliches Ausbiegen vermeiden. wollen , erzeugen dann ähnliche in andern Richtungen , bid daß endlich der ganze Weg eben ſo wie die Meereboberfläche bei dem ftarfen Wellen ſchlage, welcher auf den Sturm folgt , ausſieht. Die Kräfte , welche alédann auf ſolcher Landſtraße verbraucht werden, find wohl mindeſtens .
doppelt ſo groß als früher , wo ſie noch eben war.
Der Verfaſſer
dieſes Auffages ſchlägt dann vor, daß zur Verhütung dieſes Uebele dent Fuhrleuten und Bauern ſtreng anbefohlen werde , nur Laſtſchlitten zu brauchen, deren Kufen mindeſtens 5,8 engliſche Fuß ( 24 %, Arfdinen ) lang wären , und zwar von ihrem hinterſten Ende bis zu dem Punfte , wo
fie fich gegen das Kopfſtüc aufwärts biegen , und bei denen bag Brett. auf welches man die Laſt legt , nad hinten um mindeſtens 6 Werſchot
Weber die Entfiehung der ſogenannten Uchabi oder wellenförmigen Unebenheiten der Schlittenbahn auf den Landſtraßen in Rußland.
(12 Zoll) weiter vorſpringe als das Ende der Kufen.
Miscellen. Nachrichten aus Teras. Den engliſchen Blättern (Morning
( archiv für wiſſenſchaftliche Sunde von Rußlcad. · Erſtes Heft.)
Ein jeder, der im Winter unfére großen Landſtraßen befahren hat, därfte wohl auch einmal bis zum Uebelwerden geſchaukelt wor
ben fenn *) auf den dicht hintereinander folgenden ud abi oder Wegega wellen . Durch dieſe werden ferner nicht bloß der Vorreiter und der Kutſcher auf einer Station von 20 Werfter 4 oder 5 Stunden lang unbarmherzig zerſchlagen , fondern auch die Pferde unter beſtändigen Stößen des Rummet gegen ihre Bruſt und ihre Schultern ſo ſehr ge quält , daß fie, vor dem Stationshauſe angekominen, fich kaum auf deu Füßen erhalten können und nicht ſelten blutig find. Ich halte bafür, daß die Kürze der Schlittentufen unter unfern Fuhrwer ten den einzigen Grund zu dieſer Erſcheinung abgibt , denn ich habe oft bemerkt , daß man in Gegenden , wo Fuhrleute und Bauern mit *) Der Verfaffer dieſes Auflagen gebraucht das Wort ukatschiwatj, welches etwa durch ich autein bedeutet , und namentlich für den Einfluß der Schiffsbewegung auf den menschlichen Körper üblich iſt , weil in der Chat die Schlittenfahrt auf den u da bi bei vielen eine vollſtändige Sets krankheit zur Folge hat. Erman .
Chronicle vom 17 Nov.) zufolge iſt Teras im Begriff eine Flottile auszurüſtert, um Yucatan in ſeiner Unabhängigkeitserklärung zu unter ſtügen ; dabei werden aber wohl Virger der Vereinigten Staaten das' Meiſte thun, denn die Teraner ſelbft find in nicht geringer Verlegenheit cine Erpedition, welche ſie gegen Santa Fé im mericaniſchen Gebiet au & geſendet haben, iſt von den Indianern, wahrſcheinlich den Comanches, mit Verluſt zurückgetrieben worden.
Die Batten von Montfaucon. Der Schindanger von Mont Faucon bei Paris nährt bekanntlich ſeit langer Zeit eine Unzahl Ratten : man hat den Schindanger jeßt auf eine bedeutende Entfernung verlegt. und zwiſchen dem neuen und alten Schindanger befindet ſich das große Baſſin de la Villette. Vom Hunger getrieben , ſind die Natten in die .
Borſtidte von Paris felbft einigebrochen, und ſelbſt bio ing Centrum vont Paris , in die Getreibehallen .. (Voleur vom 15 Nov.) y Im nördlichen Norwegen , wo man wohl auch vorzugsweiſe futje Schlitten gebraucht, kommen dagegen ſowohl die uchabi, 216 auch deren E. der Serkrankheit gleide Folgen vor. * ) Daß die Kufrchläge am meiſten zur Entſtehung der weltenförmigent bügel beitragen , welche ſich quer über die Landstraße erftreden , beweist wohl der gleichmäßige und faft immer einen Pferdeſchritt betragende 46. ſtand derſelben .
Dún doen, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann .
( Beilagen : Intelligenzblatt Nr. 11 und Umſchlag zum Monat November. )
Nr. 335.
5 Das
Ausla n d . Ein
Tagblatt für
Aunde des geiſtiger und fittlichen Lebens der Völker. 1 December 1841 .
R ï ck blick e . Unter allen Staaten Europa's nimmt gegenwärtig Eng:
Tand durch den ilmfang und die Größe ſeiner Verbindungen mit allen Ländern der Welt unbeſtritten den erſten Rang ein ; fauin tritt in dem fernſten Winkel der Erde ein irgend bedeu :
des Menſchen erſtičen mag, fo darf man ſich durch folche Aus Sen ne doch nicht von der Erkenntniß abbringen laſſen , daß in
dem Handel nicht bloß ein großer Theil des materiellen Lebens der Völker, fondern auch in nicht geringem Grade das geiſtige Leben begründet iſt. Allerdings iſt es wahr , es gibt noch ganz andere wichtigere und edlere Dinge im Staats : und
tendes Ereigniß auf , das nicht auf die eine oder die andere
Völferleben, die Nationen haben noch ganz andere Dinge, als
Weiſe, direct oder indirect, auf England zurücwirkte. Bei Adem iſt es betheiligt , und der Geiſt feines Handels , mehr noch als dieſer Handel ſelbſt, hat die weitgreifendſten Ereigniſfe
Pfefferſáde und Baumwollenballen auszutauſchen , und es iſt eben keine große Empfehlung für unſere Zeit , daß Handels: fragen dieß ungeheure Uebergewicht erlangt haben , · aber
ins Leben gerufen , und im kurzen Laufe eines Jahrzehnts Veränderungen hervorgebracht, wie ſie ſonſt nur im Laufe lan:
man täuſche ſich nicht : felbſt unter denjenigen Völkern, welche faſt bloß dem Handel und dem materiellen Leben zugewendet
ger Jahre ſich entwideln . Vor zehn Jahren ſchlich fich ein unbedentender engliſcher Officier, ſorgfältig in die Landestracht
Tcheinen, geht mitten unter dieſem weltlichen Ereiben ein oft weit bedeutſamerer Kampf vor , als fich unſere deutſche Stu:
verhüllt, durch die weiten Landſtriche von Afghaniſtar und
bengelehrfamkeit gewöhnlich träumen läßt , und wenn z. B.
Turfeſtan ; jeßt ſteht im erſtern dieſer Länder ein engliſches
England und Nordamerika im Gebiete wiſſenſchaftlicher Foro
Heer, jener unbedeutende Officier iſt der politiſche Letter ſeiner Bewegungen geworden , und Turkeſtan bliďt mit ſcheuer Be:
ſchungen mannichfach binter Deutſchland zurüdſtehen , und der Stampf wiſſenſchaftlicher Softeme nicht mit ſolcher Tiefe und
forgniß auf die engliſche Macht, ungewiß, ob es ſich mit ihr Gründlichteit geführt wird, ſo ſtehen dagegen beide Völfer im verbindeu oder ſie bekämpfen ſoll. Wer möchte die Möglich: Begriff, den ewigen Kampf zwiſchen Ariſtokratie und Demo: keit läugnen, daß in einem Jahrzehnt ein anglo- chineſiſches
fratie,, fo wie die Frage zwiſchen freiem Handel und dem ge
Heer einem tatariſch - chineſiſchen Heere , das von ruſſiſchen Offi: chloffenen Handelsſtaat zu einer fruchtbaren, vielleicht zu einer cieren geleitet wird, am Hoang :ho gegenüber ſtehe? Das find blutigen Entſcheidung zu bringen, und in dieſem Kampfe, wo Wirkungen des Handels , namentlich eines Handels , der auf
fo excluſive Weife geleitet wird , wie der engliſche , und man
alle geiſtigen Sträfte durch den Stachel des perſönlichen und politiſchen Intereffes angeregt werden 1, gehen beide Völker,
wird ſich deßhalb nicht mehr wundern , daß Handel und Han:
falls man ſie überhaupt trennen kann, und nicht vielmehr als
delsverhältniſſe mehr und mehr eine bedeutende Rolle in
zwei feindlich geſpaltene Cheile eines Ganzen betrachten muß,
der Geſchichte ſpielen , und die Ereigniſſe zugleich bedingen und leiten . Es iſt unverfennbar , daß der Handel, welchen man
einer Aufregung und Erſchütterung entgegen , welche die frucht bare Mutter neuer geiſtiger Elemente werden muß , um ſo
To lange als Nebenfache in der Geſchichte angeſehen und mehr , als hier das ganze Volt , jeder Einzelne in ſeinem aufgefaßt hat, ſehr vielen politifchen Begebenheiten zum Grunde liegt : feit der Entdeđung Amerika's und des Seeweges nach
Streife, und nicht bloß einzelne Häupter den Kampf fortführen. Die erste utfache diefes bevorſtehenden Rampfes iſt eine
Oſtindien iſt feine Wichtigkeit von Stufe zu Stufe geſtiegen, Hanbelseiferſucht, und ebenſo iſt der weltgeſchichtliche Kampf und mehr und mehr hat ſie ſich der öffentlichen Aufmerkſam zwiſchen England und China urſprünglich eine Handeløfrage; keit aufgedrängt, obgleich noch manche mit einer gewiſſen hoch das Schiafal der Negerrace in Amerika, und zum Theil ſogar müthigen Verachtung auf Düten- und Pfefferfrämer berabſe in Afrita, hängt bis zu einem gewiffen Punkt von dem Erfolg hen . So ſehr aber an manchen Orten der Handel zum Scha: cher werden , und die gemeine Gewinnſucht die edleren Kräfte
oder Nichterfolg gewiffer Handelsſyſteme ab, und ſo ſtoßen wir allenthalben auf den Handel, d. h. auf den Verkehr der Völker 335
1338 unter einander , welcher zu allen Zeiten die mannichfaltigſten
gen Jahrzehnten ſo fühlbar ausgezogen wurde, daß es Maat:
Intereſſen erzeugt , und Begebenheiten aller Art hervorgerufen hat. Der Unterſchied der jeßigen von der frühern Zeit beſteht nur darin, daß bei der geſtiegenen Bevölkerung und den ver:
regeln gegen England ergreifen mußte, welche endlich den be: kannten Krieg herbeiführten . In Europa iſt England , wenn
mehrten Communicationsmitteln die Intereſſen großer , tief:
lange es hauptjächlich nur Frankreich war, welches Gegenmaas
greifender und maſſenhafter geworden ſind, und daß man die
regeln ergriff, fonnte England vergleichungsweiſe ruhig zuſehen ; feit aber auch Rußland, welches einer der Hauptinduſtrien Eng= lands den Rohſtoff liefert, in die Schranken trat, reifte allmäh lich ein plan , welcher die Handelsherrſchaft Englands noch
gleich minder offen , nach denſelben Grundſäßen verfahren . So
Gründe und den Zuſammenhang der Begebenheiten richtiger zu erkennen beginnt. Wir treten mehr und mehr in einen
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Zuſtand ein, wo man mit klarem Auge die Verhältniſſe des Weltverkehrs auffaſſen muß, wenn man die Geſchichte verſtehen
ſicherer begründen , jeder Abhängigkeit von fremden Mächten
will. So iſt z. B. der bevorſtehende Untergang des türkiſchen
vorbeugen ſollte, aber auch Gegenmaaßregeln auf dem europäi
Reichs, abgeſehen von der phyſiſchen Erſchöpfung der türkiſchen
Ichen Continente und in Nordamerika unausweichlich hervor:
Race, eine Folge des neuentwidelten Induſtrieſyſtems in Europa, und dieſelbe Urſache wirkt noch viel weiter : ſie hat weſentlich dazu beigetragen , die mächtigſten Reiche Afiens zu zerſtören oder zu ſchwächen , ſie hat Indien arm gemacht und den Krieg
rufen muß. Der Plan beſteht in nichts Geringerem, als nicht bloß die tropiſchen Producte, wie Kaffee, Zuder und dergleichen, fondern auch die Rohſtoffe für ſeine Fabriken, wie Hanf, Flache, Wolle und Baumwoile in ſeinen eigenen Colonien zu erziehen,
Englands mit China herbeigeführt.
England ſteht an der
um von der Zufuhr aus fremden Ländern völlig unabhängig
Spiße dieſes Induſtrieſyſtems; es hat ſolches im weiteſten Um: fange, aber auch im eigennüßigſten Sinne entwidelt, und es handelt ſich gegenwärtig um die Frage , ob England ungeſtraft dieſe Bahn verlaſſen darf, oder, ob es noch möglich iſt, darauf
zu ſeyn und dieſen nur ſeine fertigen Waaren zuzuführen. So wird in Oſtindien die Erzeugung von Baumwolle und Flachs , in Auſtralien und auf dem Cap die Erzeugung von
fortzuwandeln.
Die Induſtrie- Entwicklung Englands, welche der alle an :
Flachres begünſtigt. Es bedarf nur eines einfachen Blics auf die von Montgomery Martin in ſeinem Colonial Magazine
dern länder weit voran geeilt iſt, zielt immer mehr darauf
mitgetheilten Colonial-Statiſtiken , um ſich von der Wirklichkeit
ab, die rohen Stoffe einzuführen und den Vortheil der Vered:
dieſes Plans und von den Fortſchritten, welche derſelbe bereits
lung für ſich zu behalten, da dieſe Arbeit am meiſten bereichert.
gemacht hat, zu überzeugen. Ergreifen die Staaten des euro päiſchen Continents und Nordamerika nicht bei Zeiten fraftvolle und von Seite Rußlands , Frant: dagegen ,, Maaßregeln Maaßregeln dagegen reichs und Nordamerika's hat es allen Anſchein, daß man da: mit nicht zögern werde – ſo wird England in wenigen Jahren
So lange dieß Syſtem in ſeiner Kindheit war, glich es einer
wohlthätigen Wärme , welche alle Adern des Staatskörpers durchdrang ; allmählich aber iſt es zum verzehrenden Feuer ge:
worden, welches immer neue Nahrung verlangt, wenn es nicht ſeine Kraft gegen den eigenen Körper wenden ſoll.
Als der
áltere Pitt im Jahre 1772 in Betreff der damaligen , zum Aufſtand reifen nordamerikaniſchen Colonien , den jeßigen Ber:
!
Wolle, und in Neuſeeland die Benüßung des neuſeeländiſchen
eine Handelstyrannei auszuüben im Stande ſeyn, welche die Kräfte der Continentalvölfer aufs empfindlichſte lähmen muß.
einigten Staaten, das Wort ſprach : ,,wir baben nicht das Recht
Die Richtung , welche in England der Reichthum genom men hat , iſt eine für die neuern Zeitverhältniſſe weſentlich
ſie zu beſteuern , aber ſie follen nicht einen Nagel ſelbſt fabri-
falſche: der Reichthum hat ohnehin die Tenden , ſich in wenis
ciren, ſondern ihn von uns kaufen ,“ drücte er den wahren
gen Händen anzuhäufen, und die ganze Staatseinrichtung Eng lands leiſtet dieſer Tendenz noch ungemein Vorſchub. Die Einzelnen ſind Nimmerſatte, das Vole in Maſſe aber , wenn
Sinn des noch iegt gültigen engliſchen Syſtems aus , das ſich in den Worten zuſammenfaßen läßt : wir haben weder die Macht noch das Recht, die Völker der Erde zu bezwingen und
es reich iſt, will ſeines Reichthums auch genießen ; in England
ihnen Abgaben aufzulegen , aber ſie ſollen unſerm Handel und
jedoch ſind die Arbeitermalſen Peineswegs im Verhältniß mit
unſerer Induſtrie unterthan ſepn und ſcheinbar freiwillig die
dem fortgeſchrittenen Reichthume der Nation wohlhabend ge:
Das hat England offen und mit wahrem
worden, darum iſt für ſie das Bedürfniß der Arbeit in glei:
Hohne gegen Indien geübt. Judien zahlt keinen Heller direc: ten Tribut an England, aber England hat deſſen Producte und Gewerbserzeugniſſe mit hohen Zillen in England belaſtet, wäh:
dem, ja in immer ſteigendem Grade vorhanden, und die In: duſtriekönige benüßen dieß, um die Production immer wei
Steuern bezahlen.
rend es ſeine eigenen Manufacte faſt ohne allen Zoll in In-
ter und immer maaßloſer auszudehnen. Für ſie iſt dieſe ungemeſſene Production bloß eine Frage des Gewinns oder
dien einführte ; ſo hat es die frühere Induſtrie Indiens, na-
Nichtgewinns aus ihren unermeßlidhen Capitalien , für die Ar:
beiter aber iſt es eine Frage von Leben und Tod. So iſt die Induſtrie vernichtet. Indien iſt verarmt und fann ſeine Steuern induſtrielle Thätigkeit in England völlig fieberhaft geworden, nicht mehr bezahlen. Man mußte alſo an den reichen Boden und die Induſtrie ein wahrer Moloch , welcher immer neue Indiens fich wenden, und verfiel auf das Opium , das einen Opfer fordert. Wie er Indien ausgeſogen , ſo wil er auch guten Abſaß in China verſprach. So kam die Reihe an dieſes China ausſaugen, und verſucht dasſelbe gegen den europäiſden nicht minder reiche Land, welches ſeit hundert Jahren anmäßige Continent. In dieſem Geiſte errichtet er Etabliſſements zur Summen baaren Geldes verſchlungen hat , aber auch in weni: Erzeugung von Robproducten in Oſtindien und in Neuſeeland,
mentlich die einheimiſche, allenthalben verbreitete Baumwollen :
1339 in Guatimala wie in Neuſüdwales , und jede neue induſtrielle Eroberung reigt nur die Gier der Reichen , und ſtillt für eine Zeitlang den Hunger der Armen ; jede Stodung in der indu: ſtriellen Bewegnng wird alsbald in dem ganzen Körper em: pfindlich gefühlt ; jeder geſchloſſene Abfaßweg erzeugt ein Miß behagen, oft ein wirkliches Leiden. Für England fragt es ſich, ob der Lag kommen wird , wo ſich keine Länder mehr der Unerſättlichkeit ſeiner Induſtrie öffnen, oder ob in ſeinem Innern
Veränderungen vorgehen werden , welche dieſem fieberhaften Drange wenigſtens einigerinaßen Einhalt thun. Davon wird die Rede ſeyn , wenn wir auf unſerer gewöhnlichen Wanderung von Oſt nach Weſt, welche wir auch dießmal einhalten müſſen , bei England anlangen . Hier haben wir nur die That:
fache dieſer fieberhaften , die Welt umſpannenden Thätigkeit zu erwähnen , auf deren Wirkungen wir faſt in jedem Lande des
Chronik der Heiſen. Herbftausflug durch Calabrien . (von einem Engländer. Athenaum vom 4 September.)
Ich verließ Neapel am 14 October , in der Abſicht, mir auf einer !
Fußwanderung durch Calabrien irgendwo einen Fled zur Anſiedlung aus zuſuchen. Ein landsmann begleitete mich, der als dritter Sohn nicht abgeneigt war meinem Beiſpiel zu folgen , da er die alte Welt einer freiwilligen Verbannung nach Südauftralien vorgog. Wir fuhren auf dem Dampfboote nach Meffina, wo wir uns nur einen Tag aufhielten, dann fepten wir nach Reggio über und betraten die Zehe Italiens, von wo wir das gelobte land unſerer Wanderung zu Fuß aufzuſuchen geo dachten. Auch in Reggio verweilten wir einen Tag , da ich an den dortigen „Intendente" von Calabria ulteriore II ein Empfehlungsſchreiben
hatte. Er nahm uns freundlich auf und gab uns eine Adreſſe an den
Erdfreiſes ſtoßen werden. Dieſe Thätigkeit, welche ſchon in: Unglaubliches geleiſtet hat , welche vielfach auch ſchon wiſſenſchaft:
„Sottointendente“ von Gerace, unſerem nächſten Beſtimmungsorte. Bon der herrlichen Lage des alten Rhegium ſchweige ich ; das Wetter war
liche Blüthen trieb, iſt allerdings ſtaunenswerth , aber ſie iſt
friſch und ſchön, und die Orangenbaine in der Nähe der Stadt ein
nichtsdeſtoweniger zum Theil eine frankhafte , ſchon daruin , weil ſie einen gegen andere Völfer feindſeligen Charakter trägt ; gegenwärtig wird nun in England die Frage verhandelt, ob die:
wahres Paradies. Am 17 begannen wir unſere Fußwanderung mit einem Maulthiertreiber und ſeinem Thiere , beide uns unentbehrlich, der eine als Wegweiſer , das andere zu Tragung des Gepäck. Der geneigte leſer werfe vorberſamſt einen Blick auf die nächſte beſte Karte, vergeſſe aber ja nicht, daß , fo ftattlich fich die Landftraßen darauf ausnehmen mögen , doch nur Ein fahrbarer Weg in ſämmtlichen drei Calabrien
fer feindſelige Charakter , dieſes Krankhafte ausgeſtoßen wer: den wird, oder ob es ſich noch tiefer ins innere Leben des Volfes feſtfeßen ſoll. Die Frage iſt für die ganze civiliſirte Welt von Bedeutung, denn eben weil dieſe fieberhafte ThätigPeit nach allen Theilen der Welt hin ſich verbreitet , und tau: ſenderlei Ereigniſſe und Kräfte geweckt hat , ſo werden auch die Folgen des Kampfes, welcher jeſt in England vor ſich geht, in der ganzen Welt fühlbar feyn . Wir wenden und nun wie in den lekten Jahren zuerſt nach Aſien ,1 und geben nicht mehr , wie früher , von Amerika aus : der Weltlauf iſt verändert, die Verbindung mit Afien in einem weit höheren Grade vermehrt und beſchleunigt, als., ie mit 1
Amerika. Dieſe leßtere iſt durch die Dampfſchifffahrt nur um die Hälfte gegen die frühere Paletbootfahrt abgekürzt worden ;
aber die Verbindung mit Indien wird jeħt in dreißig Tagen, und mit China in zwei Monaten bewerkſtelligt. Die Dampffregatte Seſoſtris , welche am 9 Auguſt in den Gewäſſern von Macao anlegte, brachte den dortigen engliſchen Kaufleuten Ant-
.
vorhanden , nämlich die Via confolare nach Reggio und ein Ableger derſelben nach Catanzaro , der Hauptſtadt von Calabria ulteriore J.
Wir zogen in füblicher Richtung an der Küſte hin , und nahmen das .
Frühſtück in der Nähe von Torre del capo dell' armi.
Kurz nachher
gewannen wir die ſogenannte „Saline ," wo wir alsbald die Erfahrung machten, daß in den meiſten cultivirbaren, bis jeßt aber vernachläffigten Gründen an der Küfte ein ſehr gefährlicher Feind zu beſtehen ſeyn dürfte
„die Malaria !"
Die ſogenannte „Saline“ iſt weiter nichts
als eine geräumige Ebene von ſehr gutem, aber faſt gar nicht gebautem Grunde. Das ſchmutige Neußere der wenigen Einwohner eines kleinen Weilers an der Straße und ein ftagnirender Sumpf in deſſen unmittel barer Nähe genügten , leßtern Umſtand aufzuklären. Das Städtchen Melito zur Linken laffend, gelangten wir zu einer Herberge an der Seeſeite, wo wir zu Abend ſpeisten und Nachtlager hielten. Am andern Morgen wendeten wir uns eine halbe Stunde rüdwärte, um die Defonomie
worten auf ihre Briefe vom 31 März, obwohl dabei noch zwölf
eines gewiſſen Marcheſe Ramireze bei Melito in Augenſchein zu nehmen,
Lage durch Aufenthalt in Bombay und Singapur verloren gegangen waren ; in zwei Monaten wird alſo ießt ein Weg zu:
denn wir wünſchten an den Leiſtungen eines andern zu erſehen, wie weit wir mit eigenen Kräften auszureichen und Hoffnung machen dürften. Die Bewäfſerungsanſtalten laſſen nichts zu wünſchen übrig , denn eine zwedmäßig eingerichtete Waſſerleitung an der Seite einer Hügelreihe vom Fluſſe Alice bis zum Gute führens liefert ſo reichlichen Vorrath, daß dieſer neben dem Gebrauche für die Wieſen auch noch gu Treibung einer Mühle und zwar mittelſ eines tüchtigen Falls hinreicht. Was aber den Feldbau ſelbft betrifft, fo fcheint fich der Marcheſe einzig auf
rüdgelegt, den man noch vor zehn Jahren nur ſelten in ſechs zurüdlegte. Dieſe Beſchleunigung dankt man nächſt den Dampffchiffen , wodurch ſie möglich wurde, namentlich den mannichfa-
chen und dringenden Intereſſen , 'welche England und Europa an Indien und China knüpfen , und dieſe dringenden Intereſſen führen auch wieder den alten Handelsweg über Aegypten her: bei, der dann in ſeiner Nähe wiederum zur Stärkung wird, und eine neue Umgeſtaltung der politiſchen Verhältniſſe Euro-
pa's einleitet. Unter den Intereſſen Englands im Oſten ſteht
Erzielung von Orangen und Limonen ju legen , ſeine Mühle ift übel eingerichtet, und genügt kaum, die Miſdung von Erbſen, Gerfte, Koggen und etwas Weizen zu mahlen , woraus die benachbarten Bauern ihr
gegenwärtig der Krieg mit China oben an , und deßhalb begin : | Brod baden. Die Bäume gedeihen zwar, da eß aber dem Marquis nie ,
nen wir mit dieſem .
( Fortfeßung folgt. )
eingefallen , den Boden ſelbft alljährlich gehdrig zu nußen , während eb
noch einiger Sommer bedarf, bis die jungen, taum fünfjährigen Sch86
1340 linge Früchte tragen , ſo iſt ſeine Vörfe gegenwärtig ſo ziemlich auf
Das aber darf andere nicht abſchrecken , die , frühern
Beligungen des Principe di Bagnara vor fich ging.“ „Wie ſchade," rief ich , „daß ſo viel gutes Erdreich nuflos daliegen ſoll. Durch ges
Eintritt des Erwerbs im Auge habend, ihre Ideen nicht „ more antiquorum ,“ oder wenigſtens der „ antiqui“ der Nachbarſchaft, auf „ agrumi,“
hörigen Anbau würde eine Menge eurer theils müßigen , theild Hunger leidenden Mitbrüder gehörig beſchäftigt und genährt.“ „Kein Zweifel ,“
dem Trodnen.
„ Kaufte zum Beiſpiel ,“ fuhr ich fort,
8. 5. Drangen , Limonen u. f. w. , beſchränken.
unterbrach mich der andere.“
Nach dieſem Befuche fepten wir unſern Stab oſwärts fort, und gelangten unterhalb Monte Buciña ins Thalgebiet des Fluffes Pi&copio . Mir kam es vor wie das gelobte land,“ das Ziel unſerer Reiſe. Eine mäßig erhabene Plaine von 6 bis 700 Acre & ftellte ſich unſern Bliden bar, zwar ohne die geringſte Spur von Anbau , aber unfern des Fluſſes,
virgend Iemand Grund und Boden , ließe er die Waſſerleitung herſtellen,
der einen unverſiegbaren Bewäſſerungsvorrath verbürgt , ja ſogar , wie
einer mit ähnlichen Planen zuvorgekommen. Aber ich ſollte noch mehr hören , was über die locale Vernichtung jedes andern calabreſtſchen
wir ſpäter fanden , mit Ueberbleibſeln eines Aquäducts , welder dem ſelben Zwed ſein Daſeyu verbaufte. Auf der Höhe zu beiden Seiten des Thales - gibt es manchen anmuthigen Punft, wo ſich eine Wohnung, vor den Wirkungen der „Malaria " geborgen , anbringen ließe. Aber ach !
die Ebene zweckmäßig anbauen. “
„Das alles," fiel mir der Calabreſe
ins Wort , die Außenwerfe meine Luftſd loſſes mit Einem Solage niederwerfend , „das alles wünſcht ein „ forastiere, « “ ein „ proprietario " 1
ang Neggio zu thun.“
So war es denn gewiß , daß mir hier irgend
Schloſſes, das ich aufzubauen mir einfallen laſſen konnte , weit hinausa ging. „So hat dieſer „Reggiano“ wirklich den Grund gekauft ?" war meine nächſte Frage. „Ja wohl, die ganze Fläche und einen beträcht:
Gefahr , ins Langweilige ju fallen , muß ich mich etwas umſtändlicher
lichen Naum auf der andern Hügelſeite dazu .“& – „Aber, wenn ich fragen darf , wer hindert ihn an Ausjührung ſeines Plans ?“ „Noi altri
darüber auslaſſen. Id kann wohl kein treffenderes Bild von dem Cha-
proprietari dell'interno,“ war die Antwort, mit einer Miene gegeben,
rakter der Calabreſen entwerfen, als wenn ich mein Geſpräd mit einem
die an Stolz dem Geſicht Agamemnons nichts nachgab.
dieſer ſelbſtgenügſamen , äußerſt vorurtheilsvollen Landleute Wort für
Signore mio , siamo coloni della vera ed antica stirpe Greca siamo quà noi ed i nottri antenati da tanti e tanti secoli e non vagliamo che vivenga un forastiere a disturbarci .“ *) — Wenn aber der Mann den Grund Faufte, ſo ſollte er doch nach Belieben mit ſeinem Eigenthum ſchalten und walten dürfen ?" fuhr ich fort. - „Das wäre vorerſt zu beweiſen ,“ entgegnete der liberalgeſinnte Freund , „wirºvinsi.
unſere Coloniſationsträume ſollten ein frühes Ende nehmen, und auf die .
Wort wiedergebe. In der Nähe des Dörfchend San Carlo , wo die Ebene von Piscopio in einen Gebirgspaß übergeht, hatten wir uns den Schatten eines Maulbeerbaumes hart am Fluſſe mit einem Hintergrunde dichtſtehender Orangen- und fruchtbelaſteter Granatäpfelbäume zu Ab haltung des Mittagemahle audgewählt. Kaum faßen wir zurecht und padten eben den Speiſevorrath aus , als ein hochrothes naſeweiſes Männergeſicht von etwa 45 Jahren zu uns trat. Zwei flämmige Kinder, die ſchlagendſte „ similis proles , “ und augenſcheinlich in gutem Futter ſtehend, folgten , kurz im ganzen Weſen und in der Geſammterſcheinung der drei gab ſich der wohlhäbige Mann im vollen Ausdrud des Worts zu erkennen. Seine Abſichten waren gaſtfreundſchaftlicher Natur , er babe uns, ſagte er, in der Entfernung bemerkt,und zugerufen, um uns in fein Haus in Dorfe einzuladen , wohin er auch jeßt noch uns zu führen wünſchte. Wir entſchuldigten uns und luden ihn zu unſerem ſpärlichen Mahle , was er zum Glüd nicht annahm. „Aber er wolle fid zu uns feßen ," meinte er , wenn wir nichts dagegen hätten , und uns beim Eſſen Geſellſqaft leiſten .“ Eine ſo gute Gelegenheit zu Ver
„Noi altri,
ciren der Gemeinde yon San Carlo das Recht der Einſprache in den
Sauf , ſomit hat das Grundſtüd nicht ohne ihre Ciuwilligung verfauft Zu dieſem Ende jind wir zehn bis zwölf ',,Coloni" werden können . n , zuſammengetrete und ein Proceß iſt nur anhängig vor dein Geriſht zu Catanzaro , „Und wenn Ihr ihn gewinnt , unternehmt Ihr ſelbſt den Anbau der fraglidhen Länder ? "
,, Forse si , forse no ,
für
ießt wenigſtens nicht , jedenfalls aber machen wir den Rauf rüdgängig , .
und ſoll hier zu Cande etwas geſchehen , ſo muß és von Landesfindern ausgehen , nicht von einem forastiere.“
Da bei einem Streite mit
mehrung unſerer Localfenntuiffe durfte nicht verſäumt werden , demgemäß
dem Vorurtheile und der Halsſtarrigkeit nicht herausfommt, ſo verab ſchiedeten wir uns von dem griechiſchen „ colono “ mit lautem Dank für den Schatten ſeines Maulbeerbaumcß und ſeine angenehme Gefell daft, und mit innerlider Erfenntlichkeit für eine ſehr nüßliche, 05
begann ich nach der gewöhnlichen gebuldigen Beantwortung der Fragen
zwar nicht angenehme lebre. „ Ex uno dicce omnes.“
( Fortſeßung folgt.)
„gonde tirate ? " Quale negozio facete ? „ Di quale nazione siete ?" etc. meine eigenen. Bu raidlider Einleitung derſelbeu ergoß ich mich in Lobederhebungen über die ſchöne Lage ſeines Geburtsorted, das herrliche Klima , nebſt andern ähnlichen Complimenten , ſtets willkommen dem
Ohr des.Colabreſen , deſſen hervorſtechendſter Charafterzug eine unbe: gränzte „ amor patriaes iſt. „ Verſiegt der Strom jemals im Sommer ?"
Miscellen. Ruhpoden in Frankreich. Das Journal des connaiss,médic . theilt die Nachricht mit , daß fich auch in Frankreich in dem Dorfe Grand - Pagnac Kühe finden , bei denen die Ruhpoden herrſchend find. Ein Bauer, der dem Impfen zuſah , fragte den Arzt über die Art der
Erfindung des Mittels, und dieſer erzählte ihm die Geſchichte Jennerd,
war meine nächſte Frage. „Nie ," war die Antwort, monſt iſt er im
worauf der Bauer erwiederte, auch er habe eine Art Kübe feit 20 Jahren
Julius ftärfer als jeßt, denn , es war, heuer ein auffallend trođenes Dann , meine ich ſollte,".erwiederte id . mjene Ebene mit Sahr .“ Dhne Anſtaud , “ verſekte er , „noch Leichtigfeit zu bewäſſeru feyn ."
in ſeinem Stall, bei denen ſich dieſe Krankheit häufig zeige. (Echo
mehr, ſo verhielt es ſich einſt in Wirklichkeit. Sebt Ihr dort die große
Linie an der Hügelſeite ? dort war der Waſſerlauf eben zu dieſem Zwed."
„Und wie lange mag eg her ſeyn ,“ war meine nächſte Frage,
„daß fich das Land in dem gegenwärtigen vernachläſſigten 3nſtande be findet ? "
„D einige 40 bis 50 Jahre,! ſeit die erſte Theilung der
du Monde Savant vom 17 November.) Invalidenhôtel oon Paris. In diefer Anſtalt firben fich gegenwärtig 3051 Juwohner , darunter 12 , die beide Beine , 313 , die ein Bein , 9 , die beide Arme , 226 , die einen Arm verloren haben ; 28 haben noch von Rußland her erfrorene Füße. ( ibid .) *) Wir, mein perr, find Eingeborne von reinem altgriechiſchen Stamm wir und unſere Vorfahren haben ſo viel und ſo vielJabrhunderte bier gelebt, und dulden nidt , daß fid ein Fremder bei uns eindringe.
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'ſden Bumhandlung. Verantwortlider Reracteur Dr. Ed. Wide u m a n 11 .
Nr. 336 .
Das
Ausland.
Ein Tagblatt für
Runde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker . 2 December 1841 .
Die Roſe von Jericho (Anastatica hierocuntica.) I dinge die Entwidlungder Pflanze und die Geburt des Kindes oft zu gleicher Zeit erfolgen , und das Vole des Landes nennt ( Echo du Monde savant, Nr. 667. 670. 673.)
Die Roſe von Jericho iſt eine aus Arabien und Paläſtina herſtammende Pflanze ; ſie wächst in ſandigen Ebenen und dürren Gegenden, wo die Sonne alle Vegetation zerſtört. Ein
Samenkorn mitten in einem ſolchen Striche keimt und ſchlägt Wurzeln zu einer Zeit, wo der Wind ruhig iſt, und ſomit auch der Sand nicht hin und hergejagt wird ; fie zieht aus der Atmoſphäre alle darin befindliche Feuchtigkeit an ſich, treibt Blätter und Zweige und reßt fich im Boden feſt. ' Endlich aber ſtirbt die Pflanze ab, denn ſie iſt jährig und zieht alle Zweige und
Wurzeln zu einem Knoten zuſammen , hat jedoch damit noch nicht, wie andere Pflanzen , ihre Laufbahn geſchloſſen . Im Auguſt, wo dieſe erſte Vegetationsperiode zu Ende iſt, beginnen die Winde, und treiben den Sand fort, oft auf beträchtliche Entfernungen . Eine ſo leichte ausgetrocnete Pflanze , wie der
die Pflanze saf Mariam, die Hand Maria's, weilMaria , die Konigin der Jungfrauen , die Niederkunft der Frauen beſchüßt und ihre wohlthätige Hand die Geburt erleichtert.
Linué hat dieſe Pflanze , um ihr Wiederaufleben zu be zeichnen , Anaſtatica genannt, aber die Wiſſenſchaft Wi iſt auch hier
in Wiederholungen gefallen, und man kennt bereits 12 botaniſche Namen, welche die Pflanze erhalten hat. Nach Europa fam dieſe Roſe entkleidet alles aheroläubiſchen Nimbus I, und man
cultivirte ſie, wie eine gewöhnliche Pflange. Ihre Eigenſchaft, die Feuchtigkeit anzuziehen, erkannte man frühzeitig, und man benügte fie, um den Grad der Feuchtigkeit und Erodenheit der Atmoſphäre fennen zu lernen. Linné roll immer einen ver:
tro&neten Zweig vor ſeinem Fenſter hängen gehabt haben .
geſchilderte Knollen, wird mit fortgeriſſen , und läßt auf ihrem
Die verſchiedenen Namen , welche dieſe Pflange im Laufe der Zeit erhielt den Namen Roſe von Jericho erhielt ſie ſchon im Jahre 1560 von Gaspard Bauhin hängen theils
Wege die Körner fallen, die wieder einer ihr ähnlichen Pflanze das Daſeyn geben. Über dieſer Lauf durch die Lüfte nimmt
ſammen , theils ſind ſie merkwürdig hinſichtlich der Entwiklung
ein Ende , das lange umhergeworfene Gewächs bleibt endlich
der Botanit als Wiſſenſchaft.
mit den verſchiedenen Entwidlungsperioden der Pflanze zu:
liegen und merkwürdiger Weiſe immer an feuchten Orten ; deß: halb findet man ihrer viele an den Ufern des Jordan. Hier ſcheint ſie von der langen Reiſe auszuruhen, fie athmet auf,
R ñ ok b 1 id e.
Stengel, Wurzeln und Zweige werden wieder weich , dehnen ſich aus und ſchwellen auf, die Saugrohren erwachen wieder
( Fortſeßung. )
zum Leben, und ein neuer Saft durchdringt den Stengel , die
Von allen Ereigniſſen der neuern Zeit iſt ohne allen Wi
Blüthen entwideln ſich und die Pflange gelangt zum zweiten:
derſpruch der Krieg mit China das bedeutendſte, und es iſt
mal zur Reife. Es iſt dieß eine wahre Auferſtehung , und
fein Zweifel, daß man immer noch an deſſen Anfang, und kei neswegs dem Ende nahe ſteht. Ueber den Urſprung des Krie:
darum nennt man die Blume Anaſtatica .
Die außerordentliche Eigenſchaft der Pflanze, fich aufs neue zu beleben , wenn ſie ins Waſſer kommt , machte frühzeitig einen Eindrud auf die Völfer des Landes , wo ſie heimiſch iſt,
ges haben wir uns ſchon vielfach ausgeſprochen , und es bleibt
und fie glaubten, wenn man eine ſolche Pflanze in ausgetrodnetem Zuſtande ins Waſſer lege, zur Zeit, wo eine Frau die er-
außer Acht zu laſſen , daß der Streit , welcher jeſt zum Kriege geführt hat, in ähnlicher Art , wenn gleich nicht in ſo großem
ften Geburtsſchmerzen empfinde, to müſſe ſie ſich wieder belebt
Umfange, ſchon mehrmals ſtatt gefunden hat : lange erſchien er
haben bei der Geburt des Kindes. Darauf hat ſich ſeit ur: alter Zeit ein abergläubiſcher Gebrauch gegründet , da aller:
nur als ein weitgehender Bader der Kaufleute mit den Bes hörden von Canton, und dieſem Sharafter blieben die Shineren 336
.
und hier nur übrig , über die Führung desſelben und ſeine
möglichen Reſultate noch einiges zu bemerken.
Es iſt nicht
1342
viel entſchiedener treu, als die Engländer, welche das eine Mal ald fremde Kriegsmacht, das andere Mal wiederum als mehr
ternommen , ſchon darum , weil bösartige Krankheiten unter den Truppen ausbrachen und ſie in großer Anzahl ins Grab
oder minder bittende Kaufleute auftraten. Darum hatten die Chineſen in den Unterhandlungen eben ſo gewiß das Ueber: gewicht, als ihnen dieſes im Waffenfampfe jedesmal entging, wodurch die Engländer ganz nackt als rohe Barbaren hingeſtellt
ſtredten .
wurden, welche den Schmuggel mit Opium gewaltſam unter : ftüßten , und nicht nur die Gereße des chineſiſchen Reiche, ſon :
verlor und am 7 Januar zum Angriff der Forts an der Bocca
dern auch die des Völkerrechts mit Füßen traten. In ein
dichonken in den Grund gebohrt, und nun waren die Chineſen alsbald willig zn unterhandeln. Die Bedingungen der Uebers
In Canton begannen am Ende des vorigen Jahres die Unterhandlungen aufs neue , und wurden wie gewöhnlich in die Länge gezogen, bis Capitän Eliot doch endlich die Seduld
eben ſo ſchlimmes Licht fekte fie der ſchwankende officielle Sha :
Tigris ſchritt. Dieſe wurden zuſammengeſchoſſen, einige Kriegs
fragt ſich freilich, ob dieſe Mißdeutungen nicht mehr ſcheinbar als wirklich waren , denn der Krieg wurde troß des ſeltſamen
einkunft waren : Abtretung der Inſel und des Hafens Hong: Song an die brittiſche Krone, Zahlung von 6 Mil. Dollars Entſchädigung im Laufe von 6 Jahren, und directer, officieller Verkehr zwiſchen beiden Ländern auf gleichem Fuße. Dagegen route engliſcher Seits Zſchuſan geräumt werden. Dieſe Ueber:
Umſtandes , daß Elliot bald als Bevollmächtigter der Krone
einkunft erregte auf engliſcher Seite allgemeine Entrüſtung,
Großbritanniens , bald als einfacher Kaufmannsvorſtand ſprach,
denu mit dem Aufgeben von Tſchuſan gab man ſich in den Augen der Chineſen für beſiegt, und die Abtretung von Hong:
rakter Elliots, welcher bis in die neueſte Zeit, als man ſchon lange mit Flotte und Landheer gegen China anrüdte , fich
gleich blieb, und ſchuld war an zahlloſen Mißbeutungen ; es
dennoch fortgeführt, und es iſt zu bezweifeln , ob das entſchie, dene Auftreten des neuen Bevollmächtigten, Sir Henry Pottinger, und tein offener Ausſpruch, daß Krieg zwiſchen Engs land und China beſtehe und mit Ernſt geführt werden ſolle,
an der Sache irgend etwas Weſentliches ändern werde. Eliot hat ſich im Beginne des Streites manche unklugheit zu Schul: den kommen laſſen , aber im ſpäteren Verlaufe, als der Krieg bereits ausgebrochen war , laſſen ſich ſeine Schwankungen voll: kommen aus dem Umſtande erklären, daß er von ſeiner Regie: ungr wolono ben vieriebutt við vitu Mill. Pio. St. tragenden
Kong, über welches China immer noch das Hobeitsrecht be:
balten, und wo es die gewöhnlichen Zölle erheben ſollte, war nichts als ein Verbannen der Engländer und ihres Handels aus Canton , während die fremden Kaufleute , Amerikaner, Holländer und Franzoſen, daſelbſt verblieben wären. Was end. lich die Bezahlung von 6 Mill. Dollars binnen ſechs Jahren betrifft, ſo war dieß in doppelter Beziehung ein wahrer Spott, denn erſtens hätten die Engländer durch neue Erpreſſungen, die man gegen ihren Handel geübt , die Summe ſelbſt bezahlt,
Zoll vom Thee nicht entbehren , und den Thee auch nicht von
und zweitens de&te dieſe kaum den dritten Theil des zerſtörten
fremden Kauffahrern zuführen laſſen wollte , den gemeſſenſten
Opiums und nicht die Hälfte der damals ſchon aufgewendeten Kriegskoſten . Zu allem Ueberfluß wurde auch nicht nur der Vertrag ſpäterhin vom Staiſer nicht gut geheißen , obgleich Iſchuſan alsbald im Monat Februar geräumt wurde, ſondern es ergab ſich auch bald, daß es ſelbſt den Beamten, welche den Bertrag abgeſchloſſen hatten , mit demſelben keineswegs Ernſt wvar . Am 20 Januar war die Uebereinkunft zwiſchen Elliot
Auftrag hatte, vor Adem dafür zu ſorgen , daß in der eigent: lichen Handelszeit die nöthige Maſſe Thee in Canton nach England verladen werde.
So kam Elliot durch die Schuld ſeiner
eigenen Regierung aus der halb politiſchen , halb faufmänni: fchen Stellung niemals heraus. Recapituliren wir die Ereigniſſe des Kriegs, ſo ergibt ſich
ungefähr Folgendes. Als im vorigen Jahre die große Ausrü: ſtung mit 11,000 Mann Landtruppen an Bord in den chineſi:
fchen Gewäſſern ankam , wurde zuerſt der Fluß von Canton ziemlich nachläſſig blokirt, der größte Theil der Flotte aber mit 1
und den chineſiſchen Beamten geſchloſſen worden, da aber darin nur die allgemeinen Punkte feſtgelegt waren, ſo ſollte in ſpå: tern Unterhandlungen das Nähere abgemacht werden. Hier aber begannen die Ausflüchte von neuem , und am 26 Februar
der Mehrzahl des Landheeres ging weiter nach Norden, und befekte die Inſel Tichufan , oder vielmehr die Hauptſtadt der. felben , Ting-Hai. Amoy wurde, weil auf das Boot eines Par: lamentärs gefeuert worden war , beſchoſſen , einige engliſche
fab ſich Elliot genöthigt ., abermals zum Angriff zu ſchreiten.
Schiffe gingen den Vang-tſe-Kiang hinauf , augenſcheinlich um das Fahrwaſſer zu fondiren, während Admiral Eliot nach dem Pei-Ho ging , auf welchem er eine Zuſammenfunft mit einem
aufnahme des Handels abgeſchloſſen wurde , der dem einen
vornehmen chineſiſchen Beamten hatte , welcher alles Mögliche
blieben die engliſchen Kriegsichiffe im Fluſſe in der Nähe der
perſprad), die gänzliche Beilegung der Streitigleiten aber nach
Factoreien zum Schuße des Handels ſtehen. Dieſer Handel war
Canton verlegte. Schon dieſe Ueußerung zeigte, daß das alte Monopol von Canton , dem einzigen den fremden geöffneten Hafen des Reichs , auch ferner aufrecht erhalten werden route. Die Engländer fuhren nach dieſen vielverſprechenden Erklärun: der Feldzug des Jahres gen und Gelőbniſſen wieder ab, und
freilich nicht der einzige Grund der Unterhandlungen und des Waffenſtilſtands geweſen , ſondern eben ſowohl der Mangel an Truppen, und der Commodore Sir Gordon Bremer ging auch
war zu Ende, denn von Tſcuſan aus wurde weiter nichts una
Die Shineſen benüßten die Friſt, um ſich in möglichſt gu:
Die Engländer brangen den Fluß aufwärts bis Canton vor,
und die Feindſeligkeiten dauerten mit einigen Unterbrechungen fort bis zum 20 März, wo
eine Uebereinkunft zur Wieder:
Theile ro ſehr wie dem andern am Herzen zu liegen ſchien. Da man allen Grund hatte, den Chineſen zu mißtrauen, To
kurz nach Abſchluß derſelben nach Calcutta, um neue Verſtär: tungen zu holen.
1343 ten Vertheidigungsſtand zu feßen , und ſobald der für beide Theile nöthige Handel vorüber war, begannen am 25 Mai die
weſen wäre. Jeßt aber ſind die Sachen zu weit gediehen, als
Feindſeligteiten von neuem : alle Befeſtigungen der Chinelen
ſprechen könnte, und die Engländer ſind ſomit im Weſentlichen
wurden zerſtört , die brittiſchen Schiffe fuhren den Strom bis
auf Küſtenangriffe beſchränft. Wenn man aber erwägt , daß China Jahre lang von den Seeräubern noch viel ſchlimmere Dinge erduldete 1, als jeßt die Engländer verüben können , daß
oberhalb Canton hinauf, und nun legten ſich die Chineſen aber: mals zum Ziele : die chineſiſchen Truppen ſollten ſich auf eine
daß man ſich auch von einem ſo gewagten Mittel Erfolg ver
nicht unbedeutende Entfernung von Canton zurückziehen , und
ferner die Chineſen noch keineswegs geneigt ſcheinen , ſich gegen
die bereits früher geforderten 6 Mill. Dollars binnen wenigen
ihre tatariſchen Beherrſcher zu empören , dann iſt es höchſt
Tagen bezahlen. Sobald dieß geſchehen war, gingen die Trup pen und Schiffe größtentheils nach Hong-Kong zurück, zum gro:
zweifelhaft, ob eine engliſche Erpedition mit ſo wenig zahlrei:
Ben Mißvergnügen vieler Engländer , welche nicht ermangelten , die Anklagen gegen Elliot zu erneuern. Aber Elliot hatte, be:
einen Eindruck auf das unermeßliche Reich machen kann.
ſonders da Fieber und Dyſenterie unter ſeinen Truppen ſich bereits gezeigt hatten, bei weitem nicht genug Mannſchaft, um die ungeheure Stadt von mehr als einer Million Einwohner auch nur in ſo weit zu befeßen , daß er ſie gegen die Erceſie des Pobels hätte ſchüßen können. So war der Rückzug nach
Ueber die Abbildung Tiridats I auf den arſacidiſchen
Hong-Kong eine Nothwendigkeit , und die Strankheiten , welche
P. Melnifoff , der fich mit einer Geſchichte Perſiens unter den Saſſaniden beſchäftigt, hat in die Otetschest. Sap. vom October einige
1
auf der Flotte und unter den Landtruppen ausbrachen, nöthig
chen Streitkraften , wie ſie bisher ausgeſchidt wurden , irgend
(Fortreßung folgt.)
Münzen.
ten auch in den zwei nächſten Monaten zur Unthätigkeit. Im
furze Bemerkungen über den eigenthümlichen Umſtand einrüden laſſen ,
Julius und Anfang Auguſts kam die aus Salcutta Ende Mais
daß auf einer Anzahl arſacidiſcher Münzen zwei Königebilder vorkommen,
abgeſegelte neue Erpedition unter Sir William Parfer und
nämlich auf der einen Seite das Bild des regierenden Königs , auf der
dem neuen politiſchen Bevollmächtigten , Sir Henry Pottinger, in den Gewäſſern von Macao an , und legterer erklärte den
andern das Bild eines andern Herrſchers, der auf einem Kegel fißt, und
Mandarinen von Canton , welche eine Unterredung mit ihm verlangten, er werde nicht mit ihnen unterhandeln, da ſie feine Vollmacht dazu hätten , ſondern geraden Weges nach dem -Pei: Ho abgehen , um direct mit dem Kaiſer zu unterhandeln.
deffen Geſichtszüge ſowohl als Ropfpuß von dem andern verſchieden find,
fo daß alſo die Annahme Mionnets , all deuteten beide auf einerlei
anderthalb Jahren ; ob Sir H. Pottinger auf ſeiner Fahrt nach
Perſon , keineswege wahrſcheinlich iſt. Andere glaubten , die andere Abbildung zeige den Stammvater des arfacidifchen Haufet Arfał I. Die leßtere Annahme erſcheint ørn. Melnikoff inſofern richtig , als der Stammvater des Hauſed darauf abgebildet iſt, aber er behauptet, nicht Arſat I , welcher kinderlod ſtarb, foudern Tiridat I oder Arſak II , den
Norden Dſchuſan wieder beſeßen, ob er, wie man glaubt, Amoy
die armeniſchen Schriftfteller Walarſak nennen, fey der Stammvater der
und Ningpo angreifen und brandſchagen , und ob er wirklich geronnen iſt, mit ſeiner Handvoll Leute Peking felbſt einen Be ſuch abzuſtatten, was ein mehr als abenteuerliches Unternehmen
parthiſchen und armeniſden Arſaciden. Er füßt feine Anſicht namentlich
Dieß iſt in kurzem die Geſchichte des Kriegs in den leßten
feyn dürfte, fann uns vorerſt gleichgültig ſeyn, und wir werfen deßhalb einen Blick auf die Vergangenheit. Ueberſieht man die im Laufe von anderthalb Jahren vorgefallenen Begebenheiten , ſo kann man nicht umhin zu geſtehen, daß ſie auf ein ſo ungeheures Reich, wie China, nur einen geringen Eindrud machen konnten. Der Bericht Lord Jocelyns , deſſen wir im Laufe des Jahres gedacht haben , deutet auf ein eigentbümliches Mittel hini , welches vielleicht unter fluger Benüßung der Umſtände dem Kampfe ein raſches Ende hätte machen können , nämlich die Aufſtellung einer Flotte von Dampfſchiffen am Anfang
und am Ende des großen Kaiſercanals ; auf dieſe Weiſe (wäre der innere Verfehr des Reichs , und namentlich die Ver: ſorgung
der
nördlichen Provinzen
auf
eine empfindliche
Weiſe geſperrt geweſen, und eine fategoriſche Erklärung , daß
man nicht weichen werde , bis die Forderungen der Enga länder befriedigt repen, hätte vielleicht im erſten Schređen ge: wirft, um ro mehr, als die Drohung nicht lo geräufchvoll ge
weſen wäre , wie die Beſchießung von Städten und andere Gewaltſtreiche , ſo daß die Regierung an ihrer empfindlichſten Seite, in der Achtung threr Unterthanen , weniger bedroht ge
.
.
auf den Umſtand , daß auf den Münzen Arfaks II oder Tiridats I fein König auf der andern Seite der Münze iſt , daß ferner Geficht und Kleidung auf den Münzen Tiridats I denen des auf dem Regel figenden
Königs auf andern arſacidifchen Münzen völlig gleichen .
Bemerkene
werth iſt übrigens , daß Tiridat bloß „König“ heißt , und ebenſo die
feche erſten Arſaciden bis auf Mithridat I, welcher fich erſt dann „König der Könige" nannte, als er Fare, Medien und Babylonien erobert hatte.
Chronik der Heiſen. Herbftausflug durch Calabrien . ( Tortfeßung .)
Eine ſpätere Unterredung mit dem Richter zu Bova , einem fonft ziemlich verſtändigen Mann, überzeugte mich von der Altäglichkeit folder Vorurtheile in Calabrien . Er erzählte mir ein Beiſpiel geſeßloſer Gewaltthat , das vor Faum zwei Jahren auf der Baguara - Seite der Provinz an dem Eigenthum eines ſogenannten Neuerers ausgeübt ward .
Es war ein directer Ueberfall von Seite eines Trupps diefer „ Erclu fiven , wobei Anlagen und Verbeſſerungen im Werthe mehrerer tauſend Ducaten in Einer Nacht zerſtört wurden.
Nach diefem folgereichen Früh
ſtüd ſteuerten wir landeinwärts den Bergen zu und wählten Abends
1344 Bova zu unſerem Nachtquartier. Das Städtchen iſt auf die Spiße eines
Pachtzins gäbe. Natürlich iſt Wäfferung bei der hohen Lage unmöglid
iſoliet ſtehenden Regelförmigen Berge geklebt , der mit dem Beſuv zwar nicht das Material , wohl aber eine and diefelbe Höhe gemein hat,
aber auch ſo wären bei geeigneter Bewirthſchaftung alljährlidy zwei Ernter die eine von Korn, die andere von Futterkräutern fürs Bich zu erzielen .
gleich viel, ob man vom Thalgrunde oder der Meeresfläche rechnet. El
Unterhalb der Ebene fließt ein unverfiegbarer Bergſtrom des klarſten
iſt der Siß eines Biſchofs , kann ſich aber nicht einmal einer Şerberge zur Bequemlichkeit der Reiſenden rühmen . Durch die Bemühungen des ,,Sindaco “ wurden wir bei einer Familie untergebracht , die wohl ſo ſchmußig war, als ſich jemals eine ihrer Anſprüche an ein hohes Alter thum berühmte. Fier , ſo wie in Amendolea , Africo und ein Paar andern benachbarten Städtchen ſprechen die Einwohner neben der ita
lieniſchen Sprache ein Rauderivelſd , das ſie „ griechiſch“ nennen. Wahr ſcheinlich kommt es ſeiner Mutterjprache ſo nahe wie das albaneſiſche, jedenfalls war es mehr als griechiſch für mich.
Auch bilden ſie ſich
gleich unſerem Freunde dem „ colono “ im Thal nicht wenig auf ihren griechiſchen Urſprung ein. Nur eines läßt ſich zu Gunſten dieſer cala breſiſchen Griechen anführen ; etwa ihr Muth ? ich zweifle, denn mögen fte es darin aud ihren Nachbarn , den Neapolitanern , zuvorthun , ſo ließe fich die einſchlägige Eigenſchaft doch paſſender mit dem Ausdrud
„ Nenommiſterei“ bezeichnen. Das aber läßt ſich an ihnen rühmen, daß,
Waſſers, und iſt auch von Bananen feine Spur auf ihr zu gewahren, ſo befinden fich doch in ihrer Nähe einige hübſch bewadſene Höhen und Thäler , die dem Auge des Anſiedlungsluſtigen ſehr einladende Punkte darbieten.
Als wir , von den „Campi“ zu den waldigen Regionen des eigents lichen Aſpromonte übergehend , in ein Zwiſchenthal berabſtiegen , fahen wir in einiger Entfernung füdweſtlich die Wohnung eines Baron Irepepe, die nicht wenig unſere Neugier reizte, da fie, an der Bergſeite gelegen, eine unbegränzte Ausſicht über eine Scene bot , ſo wild und maleriſ, wie ſie die Phantaſie ſich kaum wünſchen fann. Der waltige Theil des Aſpromonte iſt practvoll, gewöhnliche Eichen und Steineichen vom größten Schlage ſind die vorherrſchende Holzart in der Niederung, dann fommen Föhren und Pinien , gelegentlich untermiſcht mit Buchen - und Kaſtanienbäumen . Auf den höchſten Punkten gegen Süden ſchlagen die Buchen vor. Aber all dieß prächtige Bauholz hat , den vergnüglichen !
einmal Zemande& Freund geworden , fie für ihn „ in fin' alla casa del
Anblick für den Beſuchenden und unentgeltliche Feuerung für die benache
diavolo“ gehen , des Geiſtes , der nun einmal ihr Lieblingsheiliger zu
barten Bewohner abgerechnet, ſo viel als keinen Nußen. Durch das ſtrenge Verbot der Holzausfuhr weiß der König von Neapel dafür zu
feyn ſcheint. Beleidigt man ſie aber, ſo iſt umgefehrt ihre Feindſchaft fu groß , daß fie die nädyſte beſte Gelegenheit vom Zaune reißen , den Gegenſtand ihres Baſſet demſelben unheimlichen Orte zuzuſenden. Auf
ſorgen , daß der Aſpromonte in die übrigen Holzdiſtricte ſeines Reiche
einen allen meinen Wünſchen entſprechenden Fled Landes gefunden, ohne Bedenken würde ich mich hier niedergelaſſen haben, trot der Erfahrungen
dem Lande feinen Vortheil bringt. Zwar befindet ſich eine Sägemühle in einem kleinen Theile inmitten dieſer Urwälder am Fluſſe. Piscopio , einem durdſidstigen Flaren Bergſtrome, aber ſie ſchneidet nur wenig tannene Bretter zum ausſchließlichen Gebrauche des „ regno.“ In ihrer
dieſes Morgens und der bedenklichen Geſchichte, deren ich oben erwähnte.
Nähe ſaben wir eine Anzahl gefällter Bäume , die auf dem Boden vers
dieſe Art weiß man, wie man mit ihnen daran iſt, und hätte ich wirklich
Der nächſte Tag war ein Raſttag für unſer ermüdetes Diaulthier und deſſen Treiber, wir beide aber machten unter der Führung eines Knaben zweien Flüſſen und ihren Thälern , der Periſteria und dem andern, der von Paligsi berkommt , einen Beſuch. Beim Kinabſteigen gegen die See famen wir durch eine theilweiſe holzbewachſene Gegend, ähnlich der, die uns nach Bova gebracht hatte. Beim Eintritt in die Niederungen ſahen wir bie und da angebaute Stellen , aber nicht , was den Namen
eines landwirthſchaftlichen Beſikthumë verdiente. Weiter unten, in gleicher
moderten . Unſer Führer löste uns das Räthſel : ein Franzoſe hatte fic vor mehrern Jahren den Stamm um zwei Carlini gekauft. Nad Er legung des Kaufpreiſes und fällung der Bäume ihre Zahl belief fich in die tauſend
machte der Käufer , freilich etwas zu ſpät , die
Entdeđung , daß er feine Erlaubniß zur Ausfuhr aus dem Königreiche bekommen konnte, und daß der Erlög in dem liberalregierten Lande nicht einmal die Unfoſten deďte. Er überließ ſie ihrem Sciđſale, und nun liegen ſie da und dort , bis zu völliger Verweſung , als Denkmal frans
Linie mit der Meeresfläche, ließe fich vieles thun , denn verſiegen auch
zöſiſcher Speculationsumſicht und der erleuchteten Nationalöfonomic
die beiden Flüßchen im höchſten Summer , ſo iſt es doch nur auf kurze Zeit , während deren man den nöthigen Waſſervorrath aus Behältniſſen beziehen könnte , die ſich an der Hügelreihe ganz gut anbringen ließen. Die Ebene am Meere liegt ſo wenig über dem Waſſerſpiegel, daß man
Ferdinands II.
meines Dafürhalten8 burch Bohrverſuche in ganz unbedeutender Tiefe
(Fortſeßung folgt.)
Mi s celle n.
Im Periſteria -Thal liegt das
Die Eiſenbahn von Florenj nad livorno , welche unter
Landgut eine gewiſſen Barons, im andern die Winterreſidenz des Biſchof&
der Leitung des Ingenieurs Iughinami ihrer Vollendung entgegen eilt,
von Bova , aber auch feine Spur cined tüdhtigern Agriculturſyſtems in Nach einer heißern , aber befrie
wird 19 franzöſiſche Lieues lang, und geht über 13 Brüden, 9 Viaducte und durch 2 Tunnels. Der Koſtenanſdlag , worin Locomotiven und
digendern Wanderung als am vorigen Tage famen wir nach Bova zurück.
Wagen mit eingerechnet ſind , beträgt nahezu 13%, Mill. Lire. (Echo
Am andern Morgen eilten wir mit Sad und Pad, das heißt das Maulthier hinterher, der Höhe des Aſpromonte zu . Nach einſtündigem
du Monde Savant vom 17 November. )
mächtigen Anſteigen über manchen vortrefflichen Schafweideplaß erreichten
Beffere Benuß ung der Eiſenbahnen in Belgien. Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten hat Befehl gegeben , daß man einen umſtändlichen Plan aller Straßen aufnehmen ſoll, die ſich bis auf 2 oder 3 Lieues den Eiſenbahnen nähern, um fie direct oder durch Verzweigungen mit einer oder mehrern Stationen in Verbindung zu bringen. (ibid. 13 Nov.)
das nöthige Waſſer gewinnen müßte.
der Nähe des einen oder des andern.
wir eine erhabene Fläche , genaunt „ campi di bova,“ die wohl 7 oder 800 Fuß höher liegen mag als das gleichnamige Städtchen. Sie ents
hält viel culturfähiges land von der trefflichſten Qualität und gehört der Gemeinde Bova, die wohl den Acre nie weniger als einen Ducaten
.
Di ünden , in der Literariſd - Artiſtifihen Anfalt der J. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widen mann .
Nr. 337.
nod . Auslan
Das Cin
Tagblatt für
Lebens fittlichen Lebens und fittlichen Hunde des geiftigen und
der Völker.
3 December. 1841
Sar Obair nam Dard Gaelach. ( Litter. Gaz. 13 Nos.)
freies Gut.
Gael und Symri reßten ihre Freiheiten und Be
lohnungen mit merkwürdiger Genauigkeit feſt. Logan bat in abgefürzter und unterhaltender Form die Brehongereße mit:
Unter diefein Titel, wetcher ſchlechtweg „ die Schönheiten getheilt, welche die Kleidung, die Gradationen , die Freiheiten der gäliſchen Bardeu " bedeutet, iſt eine Sammlung des Beſten erſchienen , was der Dichterſaal Hochichottlands bietet. Wer nicht aus Erfahrung die ungemeine Gedächtnißübung diefer Cetten fennt, der wird es ungtaublich finden , wie ſo viele Lie: der aus älterer und neuerer Zeit ſich in dem Munde des Polfes erhalten fonnten . Genährt durch das balbe Hirtenlebert
den Barben eine Armaßung, die ihnen manche verdiente Züch: tigung zuzog. Die Ermordung der Druiden auf Angleſea
dieſes Wolfs, unter welchem die Dichter mit einer leidenſchaft:
nicht glüclicher, ' wo die frühern Anſiediet ſie mitleidlos als
lichen Nationalvorliebe betrachtet wurden , füllten ſich die Hoch :
die termüdlichen Aufwiegler ihrer Landsleute verfolgtert. Die Barden waren natürlich jeder Veränderung abgeneigt, die ihre Wichtigteit verminderte, aber ſie hatten ihr goldenes Zeitalter
lande mit einer zahlreichen Folgenreihe von Barden , und wie aus einer reichen Quelle floß ein Strom von Liedern aus der alten Zeit herüber in die neue in einer wahrhaft wunderbaren Fülle. Schade nur , daß ſo wenige einen Genuß von dieſem
und Belohnungen dieſer wichtigen Perfonen beſtimmen. Die unbefranfte Achtung, die ſie genoſſen , erzeugte aber auch in
durd die Römer , und die blutige Werfolgung berwaltifilden Barden duro Eduard I find bekannt. Sie waren in Irland
gehabt, und mußteit endlich auch dem eifernen ſich unterwerfen .
In ſpäterer Zeit nahm ihre Achtungswürdigkeit ab, denn ſtatt
Reichthum haben , da die Sprache ſo wenig gekannt iſt, und
unbeugfam bem Laſter und der Immoralität entgegen zu arbeiten ,
auch hier, wie allenthalben in ächten Poeſien, die Ueberſebungen
ranten fie oft zu elendert Schmaroßern herab und verloren ſo
nur ein kläglicher Nothbehelf find. Das vorliegende Buch bat indeß auch für denjenigen ein hohes Intereſſe, der nicht gäliſch verſteht, denn die engliſch geſchriebenen Zugaben enthalten die
ifre Borrecte. man findet gäliſche Verfe, die ſich wie lateiniſche ſcandiren taffen , obgleich nach Logan die Regeln der lateiniſdien Scanſion
Lebensbeſchreibung vieler Dichter , zahlreiche Erläuterungen der Nationalgeſchichte und eine vorzügliche Einleitung voll mert:
auf die gäliſchen Lieder feine Anwendung finden. Mande Arten von Verification find äußerſt eigenthümlich, die früheſten
würdiger Nachrichten über den Stand der Barden, ihren Gin:
Dichter ſcheinen ſich aber an feine beſtimmtten Regeln gebunden
fluß in der celtiſchen Gefellſchaft, ihr poetiſches Ealent, Berfifi cationsſytem 11. dgl. Dieſe Einleitung iſt von einem Hrn . Logan ,
zu haben. duch reimen die Verſe“ nicht immer , Alliteration iſt dagegen eine häufige Zierde, und hat fich fogar in die Profa eingeſchlichert; in der Poeſie iſt ſte jedoch zu einer ſehr verwiđet: fen Wiffenſchaft geworden , und durch eine fünſtlich conſtruirte
der ſchon mehrere Werke über ähnliche Gegenfände ſchrieb. In der langen Liſte von Namen der Dichter findet man
mehrere bewunderte Barden, die nicht einmal leſen und fchrei: ben fonnten , manche aber waren ſehr gebildet , indem viele Häuptlinge und hohe Damen ſich auszeichneten in den poetis
Labelle regulirt.
In der oben genannten Sammlung finden ſich keine von den Fiebern , welche Offian zugeſchrieben werden, aber das Buch
Der Stand eines Barden war fo geachtet,
beginnt mit einem Gedicht, Mord uth betitelt, weldes dem
daß ſelbſt Fürſten ſich rühmten ihnen anzugehören. Dichter: talent gab einem Sflaven ein Anrecht zur Freiheit, und ein Barde konnte um die Tochter des ſtolzeſten Adeligen freien . Ihre Privilegien waren ungemein groß : ihre Perſonen waren unverleßlich, ihre Wohnungen Heiligthümer, ſie waren frei von Abgaben und vom Kriegsdienſt, und ihre Befißungen wurdent
Styl nach ro wie dem Mangel an allen Anſpielungen auf das Chriſtenthunt zufolge wahrſcheinlich von gleich hohem Atter ift. Ein bedeutender Theil davon , drei Duan's oder Abſchnitte, ift eingerüüt, aber der vierte Theil, der das Ganze foließen Foll, war bis-jekt troß aller angewandter Mühe nicht aufzufinden.
ſchen Stämpfen.
337
1 346 Rü ok b1 i ck e.
( Fortreßung. ) Die bisherige Führung des Kriegs war nicht geeignet, großen Schređen im Reiche zu verbreiten und beſondere Achtung für die Engländer zu erweden : im erſten Jahre ſchiate man die Erpedition zu einer Zeit ab, daß ſie erſt nach der eigent: lichen Handelsperiode in Santon eintreffen konnte ; bis zur Handelszeit des laufenden Jahres hoffte man dann die Sache
er regle nach Norden, um die Sache ſchneller zu Ende zu brin gen. So viel iſt alſo ſicher , daß die Sache in Canton nicht entſchieden wird, und daß alle Feindſeligkeiten in dieſer Gegend von verhältniſmäßig fehr geringem Belange ſind,. weil die Engländer, ſo lange ſie ihre Truppen nicht nach Zehntauſenden zählen , nichts beſeßen und behaupten fönnen, als allenfalls ei: nige Inſeln. Sir 5. Pottinger war am 9 Aug. angekommen,
die zum Feldzug günſtige Jahreszeit neigte ſich alſo ſchon zum Ende, und was er überhaupt mit den 3 bis 4000 Mann, die
beendigt zu haben . Darin haben ſich die Engländer bitter ge: täuſchi. Ihr Erſcheinen vor Tſchuſan und ihre Verbindung mit dem niedrigſten chineſischen Pöbel, der ſich ihnen für Geld zu Wegweiſern und Lootſen anbot, konnte ſie vor dem Bolfe im Allgemeinen nur wie Seeräuber erſcheinen laſſen, und wenn man auch in Canton und der Umgegend allerdings beſer uns terrichtet war, To fielen doch auch hier Dinge genug vor, welche keine Achtung erweďten, und die beſſern Stände China's ihnen entfremden mußten. Dazu gehörte namentlich ihr Benehmen während des Waffenſtillſtandes vom 30 März bis zum 20 mai, wo fie, obgleich Sieger in allen Gefechten , doch unter allen möglichen Verationen und ſelbſt Inſulten , wie ſie ſolche gewiß früher nicht erduldet hätten , nur darauf bedacht waren möglichſt viel Thee zu laden , um England damit verſorgen zu können .
er mit ſich führt, Großes und Entſcheidendes noch wird ausfüh: ren können, iſt nicht abzuſehen . Auch zeigen die in England por gewißſich gesenden Rüſtungen , von welchen ein großer Theil
China gerichtet iſt, daß man vorerſt keine Entſchei dung erwartet ; der Krieg zieht ſich alſo jedenfalls ins dritte Jahr hinein , denn daß der Kaiſer die Eröffnung fämmtlicher Häfen des Reichs nicht geſtatten wird , unterliegt faum einem Zweifel. Unter den Chineſen außerhalb China's iſt faſt nur Eine Stimme des Unglaubens , daß man auf den unermeß lichen Reichsförper mit einer ſo unbedeutenden Macht, wie die Engländer bisher aufgebracht haben , einen Eindruck machen
Aus allem , was man bis jeßt erfahren , geht hervor,
daß die Abneigung der Chineſen gegen Fremde und die Gewalt der Regierung über ihre Unterthanen viel zu groß ſind,
als daß auf innere Spaltungen zu rechnen wäre , und ſomit läßt ſich durchaus fein Ende des Stampfes abſehen , weil die
Engländer fein irgend bekanntes Mittel haben, auf das uns gebeure Reich einen ſehr fühlbaren Eindruck zu machen . Man ſieht zwar eben ſo wenig ein , was die kaiſerliche Regierung thun will, da fie durch die Berichte ihrer eigenen Beamten , namentlich Keſchens , völlig aufgeklärt iſt über die Schwäche ihrer Mittel; aber die gegen die unglüdlichen Beamten , welche Canton nicht vertheidigen fonnten , ergriffenen Maaßregeln
werde. Wahrſcheinlich iſt es alſo , daß man von England und
Indien aus jedes Jahr immer ſtärfere Truppenmaſſen hinſen den wird, bis man endlich im Stande iſt, Städte wie Canton,
Ningpo, Amoy u . dgl. 34 beſeßen und zu behaupten, denn an ein Zurüdweichen iſt von engliſcher Seite nicht zu denken, da der Glaube an Englands Macht in ganz Aſien unwiederbring lich verloren iſt, wenn es unverrichteter Dinge abziehen muß, ſeine Macht in Aſien aber weſentlich auf dem Glauben beruht .
Dieſer furchtbare Kampf zwiſchen zwei ſo ungleichartigen Kräften , muß , auch wenn – das Unwahrſcheinliche vorausge: Tekt - der Kaiſer durch augenblickliche Deffnung der öſtlichen Häfen eine temporäre Beilegung berbeiführen ſollte, ganz Aſien
erſchüttern . Wir haben im Laufe dieſes Jahres eine geſchicht: liche Ueberſicht des Einfluſſes China's auf Centralaſien gegeben ,
daß er der Anſicht iſt, es vertrage ſich nicht mit ſeiner Sicher,
d. b. auf das Land zwiſchen Altai und Himalaya , und ziehen ießt aus dieſer Weberſicht einige Folgerungen. Centralaſien wird ſeiner Länge nach durch den Chian -ſchan oder das Him
heit , einen Schritt vor den Barbaren zu weichen ; willigt er in die Bedingungen , welche die Engländer jeßt ihm zu ſtellen geſonnen ſeyn ſollen , und öffnet er alle Häfen an der Oſtküſte
meldgebirge in zwei Lheile geſchieden, und die Chineſen theilen beutzutage dieſe weitſdichtigen Länder iu Nan-lu und Pelu, d. h. die Süd- und Nordſtraße ,/ oder das Land ſüd- und nord
für den fremden Handel , ſo öffnet er auch dem europäiſchen
wärts, vom Thian - ſchan. In der älteren Zeit ſcheint der Kampf
zeigen augenſcheinlich, daß der Kaiſer nicht nachgeben will, und
Einfluß Thür und Thor, und das alte Gebäude der chineſiſden Staatseinrichtung, welches ſo vielen innern und äußern Re: volutionen widerſtanden , wird unvermeidlich durch das Ein: dringen des europäiſchen Geiſtes untergraben. Das weiß man
des chineſiſchen Culturvolfes nur mit den Völfern ſüdlich vom
Thian -ſchan, mit denen im öſtlichen Nan :lu, d. h. mit den Völfern
um Turfan , Hami und ſelbſt noch weiter oſtwärts ſtatt gefun: den zu haben ; dieſe Länder aber ſind im Laufe der vielhundert:
Man wird bemerkt haben , daß die neue Erpedition der
jährigen Kriege nach und nach durch chineſiſche Colonien bevöl Fert, und die rohen Hirten: und Wanderſtämme zurüdgedrängt worden ; wir bören feit den Mongolenzeiten nichts mehr von
Engländer ungefähr zu derſelben Zeit von Calcutta abging und
bedeutenden Unruhen in dieſer Richtung, außer wenn ein China
vor Canton anlangte , wie die erſte vom Jahre 1840. Gleich
feindſeliges Heer in dieſe Länder kommt ; auch weiter im We:
dieſer ließ ſie die Sachen vor Canton in demſelben Zuſtande, wie ſie geweſen waren, mit Ausnahme , daß Sir H. Pottinger
ſten , in dem eigentlichen Oſtturkeſtan , dem Lande um Var: Band, betrachten die Chineſen ihre Herrſchaft vergleichungsweiſe
eine andere Sprache führte, als Capitán Elliot, und öffentlich
als ficher , wenigſtens für minder gefährdet als im Norbert
erklärte, der Krieg werde jeßt mit Ernſt geführt werden, und
des Thian -ſchan , wie ſich auch aus ihrem Verfahren im Laufe
in China ſehr gut, und ehe der Kaiſer hierein willigt, wird er das Aeußerſte verſuchen .
1347
der leßten Rebellion im Jahre 1816 fund gibt. Die ausge: dehnte Herrſchaft China's in dieſen Ländern iſt aber verhält: nißmäßig ſehr neuen Urſprungs, denn ſie datirt für die länder im Süden ſowohl als im Norden des Thian - ſchau aus der -
Mitte des vorigen Jahrhunderts
bildete ſich, um ſie abzuwehren. Dieſer aber fehlte ein Haupt, und die Turfomanen warfen ihre Blice auf Achmed Schaly, den Gründer der Durani-Dynaſtie , welcher in dem J.: 1758 oder 1759 mit einem großen Heere über den Drus 30g, bis in die , wo denn es ge
Togar erift aus sen neunzigerJahren. Soiſtauchbereitsdas rathen fanden,einen Vertragabzuſchließen undwieder umgus Gerücht nach Indien gedrungen , daß Hlaſſa , die Hauptſtadt
fehren. Dieſe Ereigniſſe liegen nicht ſo ferne, namentlich wenn
diefes legteren Randes, rich gegen die Chineſen empört habe,
man auch die Rebellion des Jahres 1826 in Oſtturkeſtan mit in
ein Ereigniß, das, wenn es ſich beſtätigt, die geiſtliche Gewalt
Erwägung zieht, daß man nicht wohl annehmen dürfte, es werden neue Bewegungen ausbrechen, ſobald die oberherrliche Kraft
des Dalai Lama dem chineſiſchen Einfluß entzieht. Dauert der
Kampf an den Küſten China's, wie kaum zu bezweifeln, noch
der Chineſen erſchlafft.
einige Jahre fort, ſo iſt eine Revolution in Inneraſien gang unvermeidlich. Eine Erſchütterung in jenen Ländern iſt aber ein ſelbſt für die europäiſchen Verhältniſſe gar nicht unbedeutendes
auf Mißtrauen und feine große Unterwürfigkeit dieſer Völfer, namentlich die Anſtalten , um jedes Ereigniß von einiger Wich: tigkeit in möglichſt kurzer Friſt nach Pefing zu berichten . Man
Ereigniß , wie man deutlich aus den Vorſichtsmaaßregeln an
darf bei ſolcher zu erwartenden Verwidlung in Inneraſien
Ade ihre Maaßregeln deuten ohnehin
der ruſſiſchen Gränze in Aſien erſieht.
Als in der Mitte desfreilich nicht, wie in Europa, die Zeit nach Monaten bemeſen, vorigen Jahrhunderts die Unruhen unter den Dſungaren aus: ſondern nach Jahren wegen der ungeheuren Entfernungen und
brachen , und ein neues Reich ähnlich dem oſtmongoliſchen fich zu erheben drohte , fühlten ſich China und Rußland in gleicher
den noch langſamen Verbindungen unter den Völkern , aber wenn ſich einmal die Rückwirkung des Kriegs zwiſchen Englän:
Weiſe bebroht : die mongoliſchen und türkiſchen Stämme *) Ponnten auf einer Strede von mehr als 20 Graden die ruſſiſche
dern und Shinejen dort fühlbar macht , ſo können auch die Greigniſſe in wenigen Jahren raſd voranſdreiten , und ehe man es ſich verſieht, ein neues Dlungaren- oder Eurfomanenreich
Gränze angreifen , und feine Möglichkeit war vorhanden, an jedem bedrohten Punkte eine hinreichende Maſſe Truppen zu:
entſtehen, welches die Ruhe von ganz Aſien bedroht, und jeder
ſammenzuziehen , um den verheerenden Strom von einigen
europäiſchen Macht, ſelbſt Rußland , fürs erſte unerreichbar iſt. ( Fortreßung folgt. )
Rußland war damals nicht wenig in Sorgen , aber auch China war heftig bewegt, und lange wurde im Rathe des Kaiſers die Frage verhandelt, ob man fich in jene fernen Gegenden wagen ſolle oder nicht ; aber jene Stämme hatten ſchon zu oft den Weg nach China gefunden , man mußte alſo Vorſichtsmaaßregeln treffen : das Mageſtüt gelang, das Dſungarenreich ward zerſtört, und ſo der drobende Sturm von Rußland und China zugleich abgewendet. So ftand es im Norden, aber auch im Süden war ein reges Mechlelverhältniß dieſer Ereigniſſe mit denen in Vorderaſien hunderttauſend Menſchen abzuhalten .
ſichtbar. Nach Zerſtörung des Djungarenreichs wendeten fich die Chineſen gegen Süden , um Oſtturfeſtan , welches als:
bald von dem Dfungarenreich verſchlungen worden war, gleich : falls mit dem chineſiſchen Reiche zu vereinen. Hier ſtießen ſie aber auf den wohlbefeſtigten Islam , und wenn gleich die Er: oberung ohne große Mühe vor ſich gegangen zu ſeyn ſcheint, ſo glaubten die Chineſen ihre Herrſchaft nur dann ſicher ge ſtellt, wenn ſie auch Weſtturfeſtan unterwarfen , da der Ver: tehr zwiſchen beiden , namentlich das Jarartesthal aufwärts, über Kotand und Ferghana nicht zu hindern war, und die unab hängigen und fanatiſchen Eurfomanenſtämme in Buchara , Sa: marcand u. f. w. ein ſteter Sporn für ihre öſtlichen Brüder waren, auch wieder die Unabhängigreit anzuſtreben . Gang Lurfomanien gerieth in Bewegung über die Plane der Shine: fen , und eine Coalition aller Staaten am Orus und Jarartes
Stoffe aus alten Lampen, Es iſt idon vor einiger Zeit die Rede geweſen , daß man in Frant
reich angefangen habe , bie alten Wollumpen ju jerzupfen und neue Zeuge daraus zu verfertigen. Ein Hr. Bernier hat zu Chemillé (Dep. Maine et Loire) eine Fabril zum Spinuen , Fårben und Weben dieſer Wolle errichtet , und dieſe Induſtrie hat die Aufmerkſamfeit der indu
ſtriellen Geſellſchaft zu Angers auf fich gezogen , die eine Commiſſion ernannte, um nicht nur die neuen Stoffe, ſondern auch das Verfahren und die Maſchinen zu unterſuchen. Der Bericht iſt ungemein günſtig aus gefallen . Wir entnehmen darauf mit Auslaſſung des Mechaniſchen Folgendes : „ Wir waren erſtaunt über die Weichheit und die gute Färbung der Stoffe; beſonders ſolid waren die Flanelle. Man muß in
sader That erſtaunen über den niedern Preis der geſponnenen Wolle und
der Stoffe, deren Gebrauch fich gewiß behaupten wird. Wir find ge neigt zu glauben , daß die Conſuintion zunehmen und namentlich der Arbeiterclaffe geſtatten wird, fich um einen wohlfeilen Preis warm und folid zu fleiden.
Fr. Bernier verficherte uns, daß er nach Abzug eines
angemeſſenen Profits ſeine Stoffe um ein Drittheil wohlfeiler als die
bisherigen verkaufen könne. &r beſøäftigt gegenwärtig zwei und dreißig Arbeiter, und zwar namentlich Rinder, da die Art des Geſchäfts es zu
läßt, folche in der Mehrzahl anzuwenden.“ (Echo du Monde Savant vom 20 November.)
Chronik der Reiſen. *) Wir wollen mit dieſem Ausdrud die Völker norswärts und füds wärts vom Thian -ſchan bezeichnen , denn nordwärts herrſchen die
mongoliſchen , füdwärts die tårfiſchen Völfer entſchieden vor, ob= wobl dieſe Abtheilung in der Wirklichkeit manche Modificationen erleiden mag.
Berbftausflug durd Galabrien . (Fortſegung .)
Die Nacht brachten wir im Sanctuarium des heiligen Alario dei Polft, einem kleinen Klofter aus dem 11ten Jahrhundert , zu , das in
1348 einem der verborgenften Thäler det ausnehmend wilden und maleriſchen Landſchaft liegt. Koft und Quartier waren zu loben , und fo. hatten wir allen Grund dem Andenken des frommenn Bulle ung dankbar zu erweiſen, der die heilige Niederlaſſung ins Leben gerufen . Der geneigte Leſer werde an den legten zwei Zeilen ja nicht flußig , denn er hat wirklich recht geleſen. Man fand nämlich auf derfelbett Stelle, wo nun die Capelle ſteht, einen Bullen ist fniender Stellung vor einem kleinen Crucifir, das er zuvor unter dem Torf mit feinert eigenen Gufen ausgegraben. Daß das Wunderfreuz big diefen Lag aufs forgſamfte aufs bewahrt vorhanden , braucht faxın bemerkt zu werden. Id ermangelte • nicht eine der gedructen Beſchreibangen der wunderſamen Hiſtorie mit zunehmen , die täglich von den Nachfolgern des Bullen unter die Gläubigen vertheilt werden . Ain andern Morgen erreichten wir die höchite
das Frühſtück ein ., nachdem wit zuvor einen Theil ſeiner Mauern gre seidnet und die beträchtlicften Ueberbleibfel in Augenſchein genommen
von den vielen waldbewachſenen Höhen des Aſpromonte, genannt Mon-
getrennt ift. Wir quartierten und in eine erbärmliche focanda , die
talto , und von ihr , ober beſſer geſagt vont Oipfel der Bäume, die wir
erklommen (denn dag dichte Gehölz nöthigt zu ſolchem Unterfangen )
einzige des Städtchens, nahmen eg verınöge unſeres vortrefflichen Appetits mit einem nod ſchlechtern Mittagomahl auf , und gaben dann unſere
genoſſen wir eine Ausſicht, die in Betracht der Lage des Berges dem
Adreſſe au den „ Sottointendente“ ab , wofür uns guter Kaffee und.
geiſtigen Auge des Leſers" als außerordentlich, beides in Bezug auf Ume fang und Schönheit , dargeſtellt werden darf. Sie umfaßt die gange Zehe Italiens , beide Meere mit den lipariſchen Eilanden und Theile
Liqueur
hatten. Freilich find fie nur unbedeutend , da alle Säulen von einiger Schönheit und Größe mit der gefammten Marmorarbeit entfernt worden find. Ein großer Theil der Ebene , worauf sad alte Locri ſtand, namentlich die unmittelbare Lage der Stadt , hat gegenwärtig eben ſo viel von der Dialaria zu leiden, als das ehemalige Bäſtum .
Inzwiſchen
ift der Boden, tros der ſchlechten Bewirthſchaftung, feineswege unfruchts bar , und in der Nachbarſchaft wird gutes Del in Menge gewonnen . Abends erreichten wir Gerace nach einer leidten Fußwanderung. Stadt und Schluß liegen ſehr vortheilhaft auf einer ifolirten şöhe , die, ſids öftlid etwa drei ( engliſche) Meilen von der See erhebend, gegen Weften . und Norden durch cultivirte Thäler von der Bauptfette des Apennin
zu Theil ward. Am eine gar comfortable Herzſtärkung andern Morgen wurde zuerſt die Kathedrale heimgeſucht , die eben ro .
der nördlichen und öftligen Küſten Siciliens. Wir Fehrten dieſen Abend zu unſerem Sanctuarium zurüd, das wir Dienſtag am 20 mit Bedauern
reich an Marmorſäulen ang Locri , als arm an jeder andern Sierrath iſt, ſodann das Caſtell, eine tüchtige Beſte im Mittelalter , nun aber eine Nuine , und nachher ward ein Ausflug nach Agrano gemacht, eine
verließen , denn nicht ungern wären wir eine ganze Woche geblieben .
uns wegen der neuerlichen Verſuche, auf Steinfohlen zu graben , nichts
Beim Kinabſteigen gegen die adriatiſche Küſte folgten wir dem Laufe
weniger als unintereſſante Ortſchaft.
des Flüßchen8 Buonamico , das gleich dein Piscopio nie verſiegt. Alle dieſe Gegenden haben Weidegrund im Ueberfluß , der acht Monate des Jahres die gegenwärtige Zaht fämmtlidyer Heerden des Landes im Hundertfach vermehrten Maaßſtabe erhalten könnte. Wer im Thal
Das Dorf Agrano liegt auf einer nur fümmerlich bebauten Höhe , etwa vier ( eugliſche) Meilen von Gerace, an der entgegengeſekten Seite
unten ein Anweſen hätte , wo er ſeine Schafe über die vier Winter
monate beherbergen könnte , mit genügendein Wiesmache zur Stallfütterung über diefe Zeit, müßte ineiner Anficht nach durch die Wolle allein .
fein Glüd machen. A18 wir die Paffe hinter uns hatten, durch die fidy der Buonamico ſeine Babu bricht, berührten wir den nordweſtlichen Fuß des Monte Papa , und erreichtent binnen einer Stuude das Flüfchen
eines Nebenthals länge dem Flüßchen Norito. Die neueröffuete Kohlens .
mine , oder beſſer geſagt Ader, iſt eine Viertelmeile vom Det entfernt. Ein Inwohner , der einzige noch übrige Angeſtellte bei dem Unternehmen , inachte den Cicerone. Wir erfuhren von ihm , daß man höchſtens 1.200 Cantars Koblen gewonnen , indemt man die Bohrverſuche bald einſtellen .
mußte, weil die Ader nach einem horizontalen Lauf von etwa 50 bis 60 Ellen plößlich eine faſt perpendicutare Richtuug nach unten nahm . Diejet
ärgerliche Umſtand
übrigens in einem von Erdbeben ſo häufig ere
Carcri , etwas unterhalb des gleidnamigen Dorfed. Auch der Careri verſiegt nie , und es ließe fid viet mit ihm thun , während wenig init ihm geſchieht. Die Ebene, oder vielmehr das Thal, durch das er nach ſeinem Auftritt auf den Bergen der See zueilt, kommt an Länge (etwa drei engliſche Meilen ) und Breite (anderthalb Meilen ) dem von Buons amico gleich. Wir waren Willens geweſen im Städtchen Bovalino zu übernachten , aber die Abendſdatten erreichten ung, ehe wir bie erſehnte
beranlaßte die Directoren , ſtatt ſdütterten Terrain ſehr natürlich das entdeckte Kohlenlager möglichſt zu nupett , in einer Entfernung vom einer engliſchen Drittelsnteile von der urſprünglichen Stelle per fort= laufenden Ader nachgraben zu laſſen. Allein nad Bohrverſuchen , die, bis in die Liefe von 300 Elleu gehend , unter deer Niprau des benach barten Fluſſes liegen , fanden ſie ſich ohne eine Spur pour Koblen in dieſer Richtung , wohl aber ärmer uin einen Koftenaufwand oon 3000
Taverne zu Oeficht befamen .
Ducateit , gegen den sie gewonnenen 1200 Cantare Sohlen in feinen
Überdieß gingen: wir irre , und da uns
auch noch ein mit der Nadt beginnender Regelt durchnäßte , po waren wir froh, der Küſte zuſtekernd , mit Hülfe einiger Eingebornen eine
Betradt fommen .
(Fortiefung folgt.)
Herberge hart neben der Batterie und dem Thurme von Spinoſa aus
Am folgenden Morgen fahen wir alle Höhen , ſo weit eß sie Wolfen zufinden. juließen , in das erſte weiße Wintergewand dieſes Jahres gehüllt. Ueber
Annales de Belgique .
Unter den Auſpicien der Regierung
foll demnädſt in B :Igien unter dieſem Namen eine Sammlung von uns war der Himmel Flar und heiter , obwohl unſere Freunde vom wiffenſchaftlichen Auffagen über Induſtrieſachen und Verwaltung gegen Monte dei Polſt tüchtig eingeſchneit feyn modten und es auf fünfftände erſcheinen , und namentlich Gegenſtände der Wegebaukünft, Stohlen . Stunden ſeeauswärts inoch immer reguete. Unſere Straße war der volle und Eiſeninduſtrie umfaſſen. Der König hat die Commiſion Sazu ber Gegenſat von der ain vorigen Tage; wir famen durch lauter Myrten- peits ernannt. Der Generallieutenant Baron Evain ift Ptafidenti und hecen am adriatiſchen Meere hin, über eine Fläche, die fich kaum über der vielfach bekannte Obrißlieutenant Frederichr , Director der Gießerei den Waſſerſpiegel erhob. Uuf den Ruinen des alten focri nahmen wir in Lüttich, iſt Mitglied . (Echo du Monde Savant vom 13 November.) Münden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen man 11.
Nr. 338 .
Das
A usla n d .
Ein Tagblatt für
Runde des geift iget und fittlichen Lebens . der Völker. 4. December 1841.
Das Kaimansopfer auf Java.
Waſſer geſekt zu werden . Die Salamats ſelbſt beſtehen aus
Von allen reißenden Thieren machen ſich auf Java die
Baumfrüchten und Blättern , Guirlanden und Blumenſträußen
Kaimans ( Alligators ) den Menſchen am furchtbarſten ; denn fehr oft geſchieht es , daß dort Leute am Seeſtrande oder
und aus folchen Eßwaaren , die man auf den alltäglichen Mit- . tagstafeln der vornehmen Eingebornen auf Java findet; allein
in den Mündungen der Flüſſe von dieſen Beſtien überfallen , vorzugsweiſe wird den Kaimans viel Kwecwee (Zudergebadnes ) zerriſſen und aufgefreſſen werden. Um ſolches Unglüď abzu : geopfert. Die Balibalis der Salamats find nun aber nicht wenden und die Staimans zu verſöhnen , werden den Buijas *) vinzen ) Bantam , Batavia und Cheribon auf Java alljährlich
nur mit Teppichen oder mit Eiſchtüchern bebedt, ſondern man hat auch reichlich für Leuchter geſorgt, auf denen ſich brennende Talglichter befinden ; damit dieſe nun nicht etwa durch den
mit dem Eintreten der guten Monſun (0. i. im Monat Aprtly
Wind, ausgelöſcht werden möchten , ſind die Balibalis meiſt mit
von den malayiſchen Eingebornen in den Reſidenttien (Pro:
Opfer dargebracht und dabei Feſtzüge veranſtaltet, die Salamat: Dächern verſehen . Bei Ermangelung der Dächer werden auf , pur Buija genannt und auf folgende Weiſe ausgeführt werd geſpannte Pelongs von den Dienern der Opferbringer über die den . Die mohammebanifchen malayiſden Prieſter, welche einen Salamats gehalten. großen Theil des Zuges ausmachen , find weiß gefleidet und :: Jæ der Nähe * der vorderſten Salamats befindet ſich auch bilden den vordern Theil des Feſtzuges ; dieſen folgen die eine der Angulang ( d . i. eine Muſikbande der dortigen Eingeborgen,
gebornen Häuptlinge, von denen ein jeder von ſeiner gabt
die aus zehn Männern beſteht, von welchen ein jeder vier an
reichen Dienerſchaft umgeben gravitätiſch einhergeht und ſeinen
eine drei Fuß lange Stange, gebundene Stüđe. Bambuspfabł.
Peiong ( ein mit goldenen Streifen verzierter Regen
trägt und burd Anſtoßen und Wadeln mit denſelben eine Art
und
Sonnenſchirm ; der dem Häuptlinge auch als Rangzeichen dient Geläute bergirkt ), deren lärmende Muſik mit den ſanften Ge und mit einem 9 bis 10 rh. Fuß langen Stabe verſehen iſt)
rängen, die von der an dem Feſtzuge theilnehmenden Menge
über ſeinem Haupte ausgeſpannt neben ſich hertragen läßt. gelungen werden , gar fehr contraſtirt. In dieſer Ordnung Hinter jedem an den Salamat pur Buija theilnehmenden tommt der Salamat pur Buija an den Ufern der großen Häuptlinge wird nun von 8-10 Kulies (Eräger) das Salamat Flüffe: an , und es werden alsdann die Menge der großen und (Opfer) getragen, das den Kaimand zum Geſchent gemacht wertleinen Salamats mit ihren illuminirten Balibalis unter Sebet. i
den foul.
Auf die Opfer der Hauptlinge folgen vorerſt die
undo Rusja “ rufen auf den Fluß geſeßt wo ſie gewöhnlich
ihrer bemitteltern Unterthanen und alstann die :des ärmern rebe bald von den Kaimans umgeworfen oder von den hohen Volts, welche nur von einem oder zwei Kulies getragen wer:
Wellen der See verfehlungen werden . Nachdem die den Saiz 4
den. Da die Salamat pur Buija , die gewöhnlich in einem ma mans ſehr langen Feſtzug beſtehen , erſt mit dem Eintritte,der Nacht ihren Anfang nehmen, ſo werden auf beiden Seiten der Priefter und der Opfer viele Fafeln getragen , die aus zuſammens
dargebrachten Opfer aus den Augen der Zuſchauer vers
ſchwunden ſind, geben dieſelben eiligſt nach ihren Wohnungen zurüd , um dort ein andächtiges Gebet zu verrichten . , ! 1'i
T' ' 1...
gebundenen Bambusfpänen beſtehen und meiſt erſt alsdann angebrannt werden , wenn der Zug in der Nähe der großen Flüſſe oder an deren Mündungen angetommen iſt, wohin die Salamat ſtets gebracht, um bort mit ihrer Balibali ** ) auf das *) Buija iſt der malayiſche Name des Alligators.
#
ú a blicke
( Fortreßung. ) Aus dieſer Darſtellung erſieht man, welchen Einfluß der
ng" "tini,
**) Balibali wird der durch Menſchenhände gefertigte Ruheplat | Zant, der Engländer in Canton auf ganz Aſien und durch den genannt,
Külſtoß auch auf Europa haben kann. Man wird nicht leicht 338
1350
das England an Franzoſen, Rullen und Amerifanern ſehr wado Feinde hat, und der Umſtand, daß, wenige Einzelnheiten abgerech net, ſeit 25 Jahren Fein offener Schritt dieſer Mächte gegen das Umſicgreifen der Engländer in Afien erfolgt iſt, darf hier: über nicht verblenden . Indiens Staaten ſind ſämmtlich im Vergleich mit England machtlos und unbedeutend geworden ; ſie ſind nichts mehr ohne äußere Hülfe und Leitung , und die kann. Damals ſteuerten Hohe und Niedere in China bei, um Aufregung, welche vor zwei Jahren in ganz Südindien herrſchte, die Regierung in der Unterdrüdung jener Rebellion zu unter: und bei dem mindeſten Unfalle der Engländer in Afghaniſtan ſtüßen , und namentlich Canton ließ es fich große Summen in offene Empörung ausgebrochen wäre , wozu alle Voranſtal
die Möglichkeit abläugnen , daß Rebellionen in Nan -lu und Pe-lu, welche erſt vor 14 Jahren mühſelig und mit blutiger Strenge gedämpft wurden, Rebellionen , über deren weite Ver: zweigung fein Zweifel obwaltet, leicht von neuem ausbrechen können, ſobald die chineſiſche Regierung, anderswo beidhäftigt, nicht mehr mit gleicher Kraft und Entſchiedenheit in jenen fernen, durch ungeheure Wüſten getrennten Ländern auftreten
koſten, aus ſehr erklärlichen Gründen, da jene Länder bisher
ten getroffen waren, hat ſid im Laufe der leßten Jahre ſichtlich
größtentheils von China, d. 5. alſo von Canton aus mit euro-
gelegt; aber ein bedeutendes Symptom des Sturmes , welcher
päiſchen und fübaſiatiſchen Waaren verſorgt wurden . Dieſer
vor zwei Jahren aus Weſten her drohte , als der junge Schah
Verkehr ſtodt, ſobald die Unruhen fortdauern , und der größere
von Iran die Zeiten Nadir Schahs zu erneuern fich vermaß,
Theil des Handels jener Central-Länder zieht ſich wie vor und iſt noch immer in der öfteigenden Feindſeligkeit und Erbitte während der Mongolenzeit wieder über die Weſtgränze nach Vorderaften, auf welcher Seite jeßt mit einer ängſtlichen Sorg:
rung der Mohammedaner zurückgeblieben , welche durch wan
falt der Zugang bewacht und der Handel möglichſt beengt wird .
wurden, und deren Stimmung ſelbſt unter den Truppen der
Kommt es aber zu ernſtlichen Bewegungen , ſo ift die chineſidhe Regierung bei ihrer jeßigen Bedrängniß völlig außer Stand,
Compagnie auf eine ſehr unerfreuliche Weiſe ſich äußert. Der
dernde Fafirs-und andere Sendlinge auf alle Weiſe bearbeitet bekannte Vorfall in der Schlacht von Parwan gegen Doſt Moham:
ihnen zu wehren , und das einzige Mittel , was ihr übrig wed, wo einige Schwadronen Sipahireiterei den Kampf weigerten, bleibt, iſt der Verſuch , ob der Strom fich nicht nach Weſten hat in der indiſchen Preſſe einen ſehr lebhaften Streit erweckt, werfen laſſe, ſtatt fich -oſtwärts über die chineſiſchen Culturlane und die Meinungen über den Werth und die Verläßlichkeit der indiſchen Truppen find lugemein getheilt. Ohne über die:
der zu ergießen ; dann aber beginnen die Stürme von neuem ,"
welehe vom 3ten bis zum 14ten und 15ten Jahrhunderte mitren ſehr beſtreitbaren Punkt eine beſtimmte Meinung ausſpre: weniger Unterbrechung Vorderaſien verheert, und ſelbſt Europa in mehrfache Bedrängniß gebracht haben . 1
chen zu wollen , bemerken wir bloß , daß von Seite der Com pagnie augenſcheinlich Maafregelit getroffen werden, die Zahl
pa
Bei unſerer mangelhaften Kenntniß Inneraſieng laffen fich
ihrer europäiſchen Truppen zu vermehren ; in wie weit Miß
hierüber freilich nur Vermuthungen aufſtellen und Sölüffe
trauen gegen die Treue und Unterwürfigkeit der Sipahis dabei .
aus frühern Begebenheiten ziehen . Ein näber liegender Gegen: ſtand aber iſt die Einwirfung China's auf Hinterindien und etnige Völfer des Himalayah. Wir haben in unfern Mitthei:
ſich die indiſchen Journale, und auch die engliſchen, aus leicht
.
in Anſchlag gebracht wurden , das iſt ein Punkt , über welden begreiflichen Gründen nur mit großer Zurüc baltung äußern ;
lungen über die hinterindiſche Halbinſel geſehen, daß die Staas wahrſcheinlich iſt aber, daß, wie man ſchon ſeit langer Zeit für
ten derſelben ſeit dem Beginne des Streits der Engländer mit gut befunden , ihnen keine Kanonen anzuvertrauen, ſo auch die China eine feindſeligere Haltung annahmen . Die Maaßregeln
Siams gegen den Opiumbandet trafen mit derten China's genau zuſammen, und übereinſtimmende Nachrichten geben die feindlider Stellung, welche Birma jekt nach langem Zögern eingenommen , den Einflüſterungen des chineſiſchen Hofes fchuld . Wir haben hierüber freilich keine Nachrichten als die der Engländer , und
Sipahi-Cavallerie , welche großentheils aus Mosammedanern beſteht künftig mehr gegen die europäiſche zurüdgeſeßt werden dürfte, ein ſehr ſchlimmer Uinſtand für die Compagnie , da ſie troß ihrer ſchlechten Finanzen die Zahl ihrer Truppen fort
dauernd zu vermehren ſich genöthigt ſieht , und europäiſche | Truppen mehr als das Dreifache der indiſden koſten. müſſen uns deßhalb damit begnügen, können aber nicht umhin , Mit geſpanntem Auge bewachen Englands Feinde deffen denſelben bis zu einem gewiſſen Grade Glauben beizumeſſen , wachſende Werlegenteit in Aften , und werden nicht ermangeln , da wiele -zuſammentreffende Umſtände für die Richtigkeit liga bei der erſteu Gelegenheit davon Nußen zu ziehen. Man zeugen ſcheinen.
Birma und Siam find freilich verächtliche nennt Amerikaner , welche in mehr als einein indiſchen Heere,
Feinde geworden , und eine einzige kräftige Anſtrengung macht und nainentlich auch in dein Doſt Mohammeds, gedient, und England zum Herrn aller Länder am Jrrawaddi und am uns die ſtarken und ſchwachen Seiten der engliſchen Stellung in tern Menam , aber die Verlegenheiten der Engländer , eine
sitede fruntea tremene gelernt haben
ſolche Ländermaſſe in Obhut zu nehmen , iſt darum nicht min: vorigen Jahre nach Frankreich , und von da nach Rußland ge: der groß, abgeſehen von der Möglichkeit , daß. Zerwürfniffe mit
gangen , und Tein Auftreten an dieſen beiden Orten iſt der Der
Frankreich und Nordamerika daraus entſpringen , welche mit
Aufmerkſamkeit der Engländer feineswegs entgangen.
Birma und Siam erſt in den leßten Jahren Handelsverträge
unſelige Feldzug nach Afghaniſtan hat Nußland ein viel fpe:
abgeſchlofen haben .
cielleres Intereſſe an den Angelegenheiten Indiens gegebeul,
Es iſt eine Wahrheit, von welcher man fich bei Betrach und deſſen Einfluß in Perſien und Turkeſtan zum Scaden tung aller dieſer Verhältniſſe nicht genug durchdringen kann , Englands unglaublich ausgedehnt.
1351 Unter folchen Umſtänden iſt der Zuſtand Indiens felbſt
ganz wörtlich die Mittel fehlen werden , die Verwaltung zu
von großer Bebeutung. Gewöhnlich herrſcht der Glaube , die bezahlen.
Es iſt eine unbeſtrittene Thatſache, ſo viel man
auch die Leute durch Zahlenangaben betrügen mag , daß die zugethan, weil ſie wenigſtens äußerlich Friede und Ruhe ge- Einkünfte mit jedem Jahre abnehmen . Betrachtet nur euer. fichert, und dadura den Wohlſtand befördert habe . Dieſe Be: glänzendes Reich im Oſten , das ihr pompbaft das glänzendſte Mehrzahl des Bolls in Indien fer der engliſchen Herrſchaft
hauptung iſt aber zwei ſehr bedeutenden Einwürfen ausgefekt: | Juwel in der Kroue eurer Königin zu nennen beliebt; es be fürs erſte ſind die unter unmittelbarer Herrſchaft der indiſchen
darf wenig politiſche Sehergabe , um vorauszuſagen , daß nach
Fürſten ſtehenden Länder notoriſch auf das allerſchlechteſte ver:
zwanzig Jahren , wenn das jebige gierige Handelsſyſtem
waltet, und der Haß der chauderhaften Unterdrüdung , welche
der Regierung fortgeſeßt wird, eure Deſißungen im Dſten ver: loren ſind.“ : Die Gründe dieſes Zuſtandes ſind in den Worten das gierige Handelsivitem" genau und ſcharf bezeichnet ; wie
gegen die armen Unterthanen geübt wird , fällt großentheils
auf die Engländer, weil dieſe durch Verträge verpflichtet ſind,
1
den Fürſten ihre Herrſchaft gegen äußere und innere Feinde weit aber das Elend und die Bettelhaftigkeit jeßt ſchon geht, zu ſichern ; lo hält keine Furcht vor Aufſtänden die Fürſten ſchildert Capitän Weſtmacott, ehemaliger politiſcher Agent der und ihre Beamten mehr von ſchändlicher Erpreſtung zurüc, Compagnie, in feinem Werke „über die gegenwärtigen und fünf weil ja die Engländer , fo wie ein Aufſtand erfolgt , bei der tigen Ausſichten des indiſchen Reichs“ mit folgenden Worten : Hand ſind, denſelben alsbald mit Waffengewalt niederzuſchla- „ die reichen Manufacturen Indiens ſind von ihrer Blüthe her: gen. Der zweite Einwurf beſteht darin , daß die Engländer, abgeſuufen , die ſchönen Muſfeline von Daffa, die Brocate von wie wir ſchon im Eingange erwähnt , das Land arm gemacht Benares, die Shawls und die Juwelenarbeiten von Delhi find haben, zuerſt durch die Vernichtung aller einheimiſchen Indus nicht mehr begehrt. Agra , Calpi, Daifa und andere große, an ſtrie, dann durch die mitleidsloſe Eintreibung der ehemaligen, den Hauptſtrömen des Neichs gelegene Handels- und Manu durch die Verarmung des Landes . unerträglich gewordenen facturſtädte ſind auf die Hälfte ihrer früheren Größe zuſam : Steuern. Dieſe Thatſache wird ſelbſt von den Engländern mengeſchwunden . Religiöſe Stiftungen ſind eingezogen wor: nicht mehr geläugnet , und Montgommery : Martin hat dieſer den, Zeiche und Waſſerleitungen, welche das Land befruchteten , Lage der Dinge in ſeinem Colonial Magazine einen eigenen ſind verfallen . Die Wohltätigkeitsanſtalten , die Aſyle für die I
Artikel gewidmet , worin er die verſchiedenen Zeugniſſe , theils Arinen, Kranken und Verſtümmelten zerfallen in Staub, und von Engländern , theils von Eingebornen Indiens zuſaminen-
die Brunnen und Ruhepläße in der Wüſte , von Fürſten und
ſtellt. Wir heben aus dem Briefe eines der leßtern nachfol: andern reichen Leuten erbaut und begabt , als Zuflucht für den gende bezeichnende Stelle aus : „ Wie kommt es, daß ein Land, !
Wanderer unter der glühenden Sonne , ſind vernachläſſigt und
welches von der Vorſehung in ſolchem Grade geſegnet iſt, daß fallen in Ruinen. Während wir ſo die Gemeinden ihrer fein reicher und üppiger Boden im Stande wäre, nicht bloß. Rechte berauben, haben wir Verbrechen, Elend und Empörung die Kornſpeicher Europa's , ſondern der ganzen civiliſirten Welt zu füllen , nicht vermögend iſt , ſeinen eigenen Kindern die no: Thatiache habe ich thige Nahrung zu geben ? Dieſe traurige Chatſache mit eigenen Augen geſehen , und kann die furchtbaren Vervee-
erzeugt, und jeder neue Angriff auf ihre Intereſſen lockert das Band, welches ſie an uns. tettet, und beſchleunigt den Fall un :
ſers Reichs ."... Ziehen wir von dieſer Schilderung auch noch ſo viel ab, ſo bleibt immer noch genug übrig , um die Behaup:
rungen der lebten Hungersnoth *) mit eigenen Augen bezeu - ' tung zu rechtfertigen, daß Englands Herrſchaft nicht geliebt iſt, gen . Indien iſt in den leßten 20 Jahren allmählich, aber un--und daß man ſich nach Veränderungen rehut. zweifelhaft iminer ärmer geworden, durdy unermeßliche Steuern für die Bedürfniffe einer höjt fotipieligen Regierung, bei abnehmendem Wohlſtand; zu gleicher Zeit wurden die Hülfs
( Fortresung folgt.)
mittel, welche es beſaß, durch die abgeſchmadteſte und mißver :
Gehörnte Schweine auf den Sunda - Inſeln .
ſtandenſte Politit , welche es jemals gab , durch die Verhinde: rung feines Handels und die faſt gänzliche Zerſtörung ſeiner Manufacturen mittelſt unmäßiger Zölle verrichtet. Dieſes
politiſche Syſtem , fo ungerecht gegen die unglüdlichen Einwoh:
(Bon Julius Kögel.)
Durch das Niederbrennen der Waldungen und Alangalang- Gebüſce, *) welches ſeit einigen Jahren auf Inva und Sumatra ſehr häufig geſchieht,
ner , und ſo zerſtörend für die wahren Intereſſen der Regie:
ſind dort ſehr viele wilde Thiere , namentlich ganze Heerden wilder Soweine , que ihrem frühern Aſyle bertrieben worden , weßhalb dieſe
rung felbſt, hat das Land in ſeinen jeßigen Zuſtand von Ar: muth gebracht. Indien wird zu foſtſpielig zu regieren , und
nunmehr oft ſehr vielen Schaden in den neuangelegten Thees, Indigo-, Zuckerrohr - und Raffeeplantagen anrichten. Es werden daher jeßt auf
bei der Rafchheit, womit die Einwohnerzahl dahinſchwindet und
jenen Inſeln von den Eingebornen und Weißen große Jagden veranſtaltet, wodurch die ſchädlichen wilden Thiere , dort immer mehr aufgerottet tverben . Bei ſolchen Jagden ſind neuerlich ſon mehrere Eber erlegt wordert , welche zwei Hörner am Kopfe batten . Die Hörner folder gehörnten Schweine find drei bis fünf (rheiniſche ) zou lang und haben *) Atangafang wird das rohrartige Schilf genannt, mit welchen die Gebirge
I
alle Hälfsquellen zerſtört werden , muß die brittiſche Macht und die brittiſche Regierung in kurzer Zeit abziehen , weil ihr, 1
* ) Dieſe fand im Jahre 1838 ftatt; ſeit dem Jahre 1766 zählt man nicht weniger als 15 völlige Anngerjahre , und in einem derſelben , im Jahre 1770, foll die Hälfte der Bewohner von Bengaleu an Hunger und Seuchen geſtorben feyn.
.
der Sunda - Infein großeatbeils berwachſen find. $
1 352 einen Zoll im Durchineſſer ; die meiſten dieſer Hörner gleichen dem untern Theile eines Hirſchgeweihes und find ein wenig gekrümmt. Uebrigens bemerkt man , daß diefe Görner nicht bei allen gehörnten Schweinen in derſelben Richtung vom Ropfe ausgewachſen find ; denn
bei einigen waren die Enden ber Hörner nach oben , bei andern nach unten und bei noch andern waren die Hörner in geraber Richtung nady der rechten und linken Seite hin gewachſen. Die geraden Hörner waren
an den đußern Enten difer als in der Mitte, und es fichiert, als ob fich Knoten daſelbſt hätten bilden wollen. “ Referent hat zu Weltevreden ( Batavia) einen Eber geſehen , der ſogar vier Hörner am Kopfe hatte ; dieſe Hörner glichen aber mehr denen der europäiſchen Ziegen ; zwei dieſer Hörner waren nach oben und die andern beiden nach unten zu gefrümmt. Noch iſt zu erwähnen , daß die gehörnten Schweine, die man bis jeßt auf Java und Sumatra gefunden hat , ſteto tiur Eber waren , welche ſchon ziemlich alt zu ſeyn ſchienen , wie ſich aus ihren ſehr großen Hauern welche bei manchen dieſer Eber felbſt noch über 8 Zoll lang und ganz cirkelrund gewachſen waren entnehmen ließ. .
Chronik der Reiſen. Herbftausflug durch Calabrien , ( Fortfeßung.)
Intereſſant war Abende die „Converſazione" im Hauſe des „Sotto intendente ," sine wahre Buße für meinen armen Begleiter , der aus
Sprachunkenntniß dem Hahn im Korbe,“ einem langgeſpornten calabre fiſchen Baron , nicht widerſprechen konnte , wie id von meiner Seite es mir ernſtlich angelegen ſeyn ließ.
Eine neue Phafe des calabre
fiſchen National charaktere ,, wie er fich in den höhern Kreiſen reflectirt, ward uns hier aufgeſchloffen ; mit den Neapolitanern verglichen , bilden
die Calabreſen fo gewiß eine eigene Nation als die Nömer felbft. Der
ächte und gerechte Calabreſe denkt nicht andere, als daß der Allmächtige bei Ber Weltſchöpfung fich ausſchließlich mit ben drei Calabrien beſchäf tigt , und das Uebrige des Üniverfum nur fo"nebenher nach einer flüch tigen Vorſchrift durch ſeine Engel habe beforgen laffen. In dieſem ihrem gelobten lande heißen die Calabreſen ben Wanderer willfommen
nnd beim Scheiden wird es auf alle Weiſe geförbert, denn Gaffreund
ſqaft gehört zu ihren Tugenden ;' wet ſich aber auf immer unter ihnen anſiedeln wollte , würde mit eiferſüchtigem , argwöhniſchem Auge be Ein ſehr bedentlicher Umſtand für Coloniſations gedanken , fo ſehr die Zehe Italiene in jeder andern Beziehung dazu .
trachtet werden .
ebenti
geeignet wäre . Bei unſerem Aufbruche 'bon Gerace, Freitags am 23 October, gab
uns ein tüchtiger Regen das Geleit , auch die Nacht, in einer ärmlichen Hütte in der Nähe der Küſte von Porto Salvo jugebracht , war nichts
Am andern Morgen machten wir uns nach Squillace auf den Weg, und kamen, gegen das Ende des Marfches der Seefütte den Küçer wendend, von einer wahren Sündfluth von Regen fürdnäßt, in genannter Stadt an. Der nächſte Marſch führte uns nochmals der Rüfte zu , in deren Nähe wir von Gerace an beſtändige Spuren der Malaria und nur febr wenige der Cultur wahrgenommen. Nun ging's in mächtig empor ſteigender Richtung nach Catanzaro , der Hauptſtadt von Ulteriore. I, die, fünf Meifen von der See entfernt, ziemliche Aehnlichkeit mit Gerace hat, obwohl die Gebäude nicht, wie in lebterer Stadt, den Höhenpunkt ſelbſt bedecken , ſondern ſich etwas tiefer länge deßfelben hinziehen. Die .
umliegende Gegend iſt ziemlich angebaut, und der Uđerbau- forint hier mehr in Ehren zu feyn , ale im übrigen Calabrien , wag fich felbft an dem beffer . Ausſehen der Landhäuſer nicht verkennen läßt. Zwar nahin
uns eine ſehr mittelmäßige Herberge anf, aber nach den Lagerſtätten und ſchmalen Wiſſen der vergangenen drei Tage und Nächte glaubten wir im Paradieſe zu ſeyn , und gingen aud richtig den andern Tag
nicht von der Stelle. Catanzaro macht Anſprüche, 18 bat fein hübides Theater , wo wir einige überſepte Vaudevilles höchſt verdienterweiſe auf& jämmerlichſte zu Grunde richten fahen. Wir entließen hier unſern Maulthiertreiber , den wir von Neggio bis hieher gang feinem Gefichtse freiſe entrüdt, und fepten fiets zu Fuß und im Allgemeinen dod nicht ohne Häufige Abfürzungen der obenerwähnten Heerſtraße folgend ( bie , nebenbei geſagt, vortrefflich planirt und erhalten ift), unſere Wanderung fort. Auf den Höhen bei Tiriolo, wo wir die Via conſolare erreichten , bekamen wir beide Meere wieder zu Geficht, hinter une präſentirten fic die Umgebungen von Maida und Pizzo , mit unferem alten Freunde
Montalto als Anlehnungepunkt, während ung gegenüber der Apennin fic emporthürmte. Es war zum Glüd ein ſchöner heller Tag , und unſer Pfad führte durch eine an = muthige Gegenb, natürlich bergig und waltig, doch nicht ohne gelegent liche Spuren von Anbau in den Thalern, und mit Dörfern, die äußerſt phantaftiſch auf den Höhenpunkten liegen. Ju Saperia bielten wir Nachtruhe, aus der uns Morgens ein tüchtiger Reif mit ſeinem empfinbe . lichen Froſte aufſchüttelte, begleitet von einem auf dem Thal rubenden Nebel, deſſen intenſe Dichtigkeit uns an gut Altengland erinnerte. Auf ebenem Fürzerem Nebenpfade im Hochgebirge begegneten wir ganzen Schaaren räftiger Calabreſen , die fide zuſammen auf wenigftens 300 belaufen mochten , lauter arme Teufel , die , mit Querfäden , theilweiſe and mit Guitarren oder „Zampogne" auf der Schulter, auf dem Wege nach Sicilien waren , wo fie, wie uns unſer Maulthiertreiber fagte, in der Nachbarſchaft Catania's Arbeit zu finden hofften. Die Sidte Bes das nächſte Ziel, unſerer Schritte
.
völkerung , in Verbindung mit einer ſehr dürftigen Bodencultur, bei Coſenza, gab und den Schlüſſel zu dieſer Auswanderung. : Coſenza liegt
weniger als erfreulich. - Raum reichten unſere vereinten Anſtrengungen hin , das einzige Bett , in baß wir uns theilen mußten , gegen ſeine
hart am Rande der beiden Flüßchen Crati und Buſento , die fich hier : vereinigen . In füblidher Richtung wird es von einer Unhöhe beherrſt auf der das Soloß fteht , und die bem Auge bed Ankömmling$ die
frühern legitimen Bewohner, die Flöhe, ju behaupten.
Stadt ſelbſt bis in die unınittelbarſte Nähe verbirgt. Die Malaria
.
Am nächſten
.
länge der Küfte ab , wir famen burc Roceella und hielten in einein
ſcheint hier ihren Siß aufgeſchlagen zu haben , und diefen Umſtand abs gerechnet, ſo wie den in den Straßen herrſchenden Schmuß, bietet der ,
Orte , Namens Vaucarello , Nachtruhe, wo uns zwei Soldaten von der
Drt uichts Erheblides dar.
Tage feste es einen forcirten Marſch von 36 neapolitaniſchen Meilen
Und doch brachten wir zwei volle Lage
ZoUwache in ihr kleines Wachthaus aufnahmen , ja felbft eine harte,
hier zu , weil mein Begleiter ein Pfert kaufen wollte. Zum Glüd
aber reinliche Schlafſtätte überließen. Um Gebirge fab ber şimmel fo gar nicht einladend aus, daß wir den Eiſenwaaren zu Mongiano zu lieb
bekam er keinet , denn wie er et nad Neapel bringen wollte , war mit
einen Umweg machen mochten , ſo ſehr ich es anfangs gewünſcht hatte.
(Schluß folgt.) :
.
.
nidyt recht erklärlidh.
Dünden , in der Literariſch - Urtiſtiſchen Anfalt der 3. 6. Qotta'ſ en Buchhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 339 .
Ausla nu d .
Das
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlich ert Lebens der Völker.
841 .
5 December 1841 .
Ueber finnlands Volkspoeſte. (Aus der Anzeige einer Sammlung von 6. I. Lenſtröm .) Seit mehrern Jahren hat man in Finnland den alten Schäßen der Nationaldichtungen eine rühmliche Aufmerkſamkeit erwieſen , und die Forſchungen ſind auch mehr und mehr durch befriedigende Reſultate belohnt worden. Hr. Renſtröm hatte
merkſamkeit und Studium auf dieſen Gegenſtand gewendet und
deſſen Söhne veranlaßt , auf der Bahn der Forſchungen forta zuſchreiten , welche früher von Porthan , Tengſtröm und andern , zum Theil ſchon im vorigen Jahrhundert , betreten wurde. Die Reſultate dieſer neuen Forſchungen ſind in einer Menge Zeitſchriften in Finnland zerſtreut, namentlich in dem Morgens
früher mannichfach ſich mit einzelnen Dichtungen des finniſchen
blatt von Helſingfors, und ſeit 1831 iſt auch am Todestage des vor 27 Jahren verſtorbenen Geſchichtsforſchers Porthan eine
Volks beſchäftigt, und jeßt aus allen den verſchiedenen Zeit:
finniſche Literatur-Geſellſchaft geſtiftet worden , welche ſeitdem
fchriften , in denen ſich jene Mittheilungen befanden , eine
auf eine Ueberfeßung des Gedichts Salewala ins Deutſche oder
Sammlung veranſtaltet, ſie geordnet und mit einer Einleitung
Schwediſche, und auf eine finniſche Mythologie , einen Preis
verſehen , welche ſich über die finaiſche Mythologie und die ver:
ausgeſeßt hat.
ſchiedenen Zweige der finniſchen Volkspoeſie verbreitet. Dieſe Ungabe iſt aus dem Afton-Blad (Nr. 225 ) entnommen , das
Merkwürdig iſt, daß der Strom der Poeſie noch heute in Fülle fließt , und ſo heißt es am Ende : Finnland iſt noch heutzutage reicher an Volksdichtern als irgend ein anderes Land, wozu auch die Sprache ſelbſt beiträgt, da ſie alles perſonificirt. Das nördliche .Finnland iſt fruchtbarer an folden Dichtern als
Buch ſelber aber iſt uns nicht zugekommen , und wir entnehmen daher einiges Nähere aus einem größern Auffaß, der von Len : ſtröm ſelbſt in die nordiſche Vierteljahrſchrift: Brage og Idun
I
Zeit herab hatten die Finnen eine Volfspoeſie von ſo eigen :
das ſüdliche, da man im leßtern forgloſer lebt, in dem erſteru aber eine größere Natúr um fich hat, und ein beſchwerlicheres, gefahrvolleres Leben führt. Der Nordfinne macht längere
thümlichem und originellem Gepräge, daß ſie wohl eine allge
Reiſen , deren Abenteuer Anlaß zu liedern geben , und wird
meinere Aufmerkſamkeit verdient , als man ihr in den lekten
and durch ſeinen einſamen Wohnort zur Melancholie geſtimmt,
Jahren in Finnland ſelbſt erwieſen hat, um ſo mehr, als dieſes
Land vielleicht allein von allen Zweigen dieſes Volfsſtammes
die durch den Troſt der Lieder gemildert wird, während der Südfitne in Städten und Dörfern wohnt und der Geſelfchaft
ein uraltes großes Nationalgedicht aufzuweiſen hat, das nicht
genießt. Wir können einige der noch lebenden Volksdichter
bloß in Schönheit, ſondern auch in Originalität und Nationalität fich vollſtändig mit den Volfsdichtern anderer Stämme, mit einem Drſian und andern meſſen kann. Dieſes große Gedicht, Kalewala, in 32 Geſängen , iſt in dem lekten Jahrzehent aus des Volfes Munde aufgeſchrieben und herausgegeben worden von einem fleißigen Sammler, Dr. Elias Lönnroth, welcher in dem Innern ſeines Vaterlandes unherwanderte, um die ver: gänglichen Spuren des vaterländiſchen Liedes zu ſammeln und
nennen . Paavo Korrhoinen , im Jahre 1832 ſchon 60 Jahre alt
(Sommerheft 1841) eingeſendet wurde. Daſelbſt heißt es im Eingang : Seit dem heidniſchen Alterthume und bis auf unſere
aufzubewahren. Seine Aufopferungen und Müşfeligteiten wur:
war ein Meiſter in der Dichtkunſt, namentlich in Satyren, die
er oft auch in fremden Kirchſpielen zu fingeu aufgefordert Seine Satyren waren ſehr ſcharf und beißend. Er dichtete am Pfluge und ſchrieb dieß dann zu Hauſe auf. Schader
wurde.
daß der Branntwein ihn zu Grunde richtete. Ein anderer, Martista , befang einen Rannthierdiebſtahl; Peter Kettunen , ein Schneider, beſang ſein Leben nebſt vielem anderm ; Johann Jlabainen ſeine Leiden durch Krankheit und Armuth , und fo
Epos, ſondern auch eine Sammlung lyriſcher Gedichte heraus,
laſſen ſich noch viele andere aufzählen . Wenn gleich mande Lieder nicht nur von den Muſtern der Kunſtpoeſie des Weſtens,
gab, wovon jeßt vei Bande erſchienen find, die im Ganzen
ſondern auch von der Bollspoeſie der europäiſchen Wolfsſtämme
600 Lieder umfaffen .
ſich ſehr unterſcheiden , ſo muß man doch bekennen , daß die 339
den auch mit ſolchem Erfolge gefrönt, daß er nicht bloß dieſes
Dieſe Entdedung hat Finnlands Aufs
1354 Poeſie dieſes vergeſſeneu, in das Staatsſyſtem und das Cultur-
leben Europa's niemals eingreifenden Naturvoltes hódít mert: würdig und , wenn man ſeine Weltſtellung erwägt , wirklich ausgezeichnet iſt.
Rückblick
e.
( Fortſeßung . ) Wir ſind weit entfernt, aus den obigen Angaben den Schluß ziehen zu wollen , daß es mit der engliſchen Herrſchaft raſch zu Ende gehe , ſondern machen nur auf den Umſtand
oder 1,800,000 Centner berechnet; ſo gibt wenigſtens die mit den neueſten Nachrichten angelangte lieberſicht des Handels, Ueberhaupt iſt die
welche in Calcutta gedruckt wurde , an.
Ausfuhr Bengalens allein ſeit dem Jahre 1835 von etwa 60 Mill. Rupien auf 90 mil. geſtiegen ; die Einfuhr hat ſich ſogar verdoppelt, und ſtieg von 32 auf 65 Millionen . Die Gründe dieſer Zunahme liegen namentlich in zwei Urſachen, erſtens in der Gleichſtellung des Zolls auf oſtindiſchen wie auf weſtindi: fchen Zuder, was ſeit dem
Jahre 1835 Geſeß iſt, und feine
Vollendung erhielt durch die Gleichſtellung des oſtindiſchen Rums mit dem weſtindiſchen , welche in dieſem Jahre endlich
aufmerkſam , daß die Verarmung des Volts durch die engliſche
den widerſtrebenden weſtindiſchen Plantagenbeſikern abgenöthigt
Berwaltung keineswegs etwas neues iſt , denn ſchon in den 70ger und 80ger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde nach den eigenen Geſtändniſſen der Engländer Heiber Ali zu feinen wiederholten Einfällen ins Carnatic namentlich auch dadurch ermuntert , daß das Volk im Vergleich mit ſeinen blühenden Ländern im Elend lebte. Eine europäiſche Regierungsform iſt – wie die Dinge jeßt noch ſtehen – eine höchſt Poſtſpielige Sache, welche von einem armen , bloß auf den Landbau redu: cirten, und nicht auch durch Gewerbsthätigkeit belebten Volfe
wurde. Die zweite Urſache iſt die Niederreißung einer Menge von Binnenzollen , welche den Handel ungemein beläſtigten, ſo daß die Bewegung desſelben den Ganges und Dichumna auf
nicht auf die Länge getragen werden kann.
Von der Armuth
des Volkes in Bengalen und in den meiſten Theilen Indiens kann man ſich einen Begriff machen , wenn man weiß , daß
wärts ießt allerdings in reißender Zunahme begriffen iſt. Fragt man aber , ob dieſe Zunahme der Ausfuhr und des Handels den Zuſtand des Volks ini Algemeinen ſehr verbeſſert babe, ſo möchten wir dieſe Frage vorerſt geradezut verneinen . Die Leute, welche Zuder, Indigo, Flachs, Hanf und Baumwolle zur Ausfuhr bauen, ſteben ganz in der Art da , wie die weſt: indiſchen Pflanzer , und noch vortheilhafter , denn ſie brauchen keine koſtſpieligen Sklaven zu unterhalten , ſondern das arme Volt läuft ihnen um den ärmlichen Tagelohn von zwei Pence ohnehin zu, und wird davon ſo wenig reich, als die armen fr: 1
der gewöhnliche Tagelohnt etwa zwei Pence ( 6 tr. ) beträgt. Da viel fruchtbares Land unangebaut liegt, ſo muß der be:
länder, welche Hunderttauſende von Quartern Weizen und Hafer
baute Theil überſchwänglich tragen, wenn nicht Noth und Hun: ger eintreten ſollen : anders läßt ſich die alle vier bis fünf
aus ihrer grünen Inſel nach England ſenden , aber dabei ſelbſt von der elendeſten Art von Kartoffeln ſich nähren , und oft
Jabre wiederkehrende partielle oder allgemeine Hungersnoth
dem Hunger ausgefeßt find wie dieß vermutblich dieſen Win:
nicht erklären, denn die Fruchtbarkeit, namentlich der Provinzen Bengalen und Behar, iſt ſo ſprüchwörtlich, daß die Mohammebaner früher das Land ganz gewöhnlich nur Dicennet : el : belad,
das Paradies der Länder, nannten.
Dieſe Fruchtbarkeit roll
nun aber von den Engländern ausgebeutet werden : außer dem Indigo, womit jeßt 300-350,000 Acres Land angebaut ſind , und außer dem Opium, welches aber ein Monopol der Compagnie iſt, und den armen Einwohnern 1o wenig Gewinn bringt, daß man ſie auf alle mögliche indirecte Weiſe dazu nöthigen mußte, * )
ter wieder der Fall ſeyn wird.
Es iſt allerdings nicht zu
läugnen, daß wenn der Anbau dieſer Ausfuhrproducte ſich im: mer mehr erweitert, das Volf nothwendig dadurch allmählich in einen etwas beſſeren Zuſtand kommen muß; aber bis ein Volt aus tiefer Armuth durch den bloßen Anbau des Bodens
ſich wieder zum Wohlſtand emporhebt, dazu iſt eine ſehr lange Zeit erforderlich, zum mindeſten iſt es in einem ſo ungeheu: ren Lande nicht die Sache weniger Jabre, und dazu noch müß:
ten die Steuern , welche auf dem Landbau laſten , bei weitem
wird mit Macht daran gearbeitet, daß der Boden Zuđer, Baum=
minder drüdend ſeyn , als ſie es bis ießt ſind.
wolle, Flachs und Hanf in Fülle bervorbringe. Man hat Amert: kaner berufen, und ſie mit dem beſten Baumwollenſamen , na mentlich dem der feidenartigen langſtapeligen Georgia : Baum : wolle, nach Indien geſchidt, um das beſte Terrain für den An: bau dieſes koſtbaren Products audzuſuchen , für welches Enga
werden die Engländer einen gedoppelten Vortheil aus dieſem
Vorerſt aber
vermehrten Anbau ziehen . Abgeſehen von dem ſteigenden Handel, welcher weſentlich ihnen allein zu gut kommt , machen ſie fich durch dieſe Zufuhr von Zucker, Flachs und Baumwolle im: mer unabhängiger von andern Ländern , denen ſie bisher dafür
man tributpflichtig waren, und zweitens wiró Indien in den Stand
tand den Amerikanern immer noch tributpflichtig iſt. Man
geſeßt, den indirecten Tribut, welchen es an England zahlt, hat Flamänder nach Indien geſendet, um die beſſere Methode und welchen man auf drei Mill. Pfd. , Sterl. oder 30 Mill.
des Hanf- und Flachsbaues einzuführen , und ihre Berichte über
das Product lauten ungemein günſtig. Welche Ausdehnung
Rupien anſchlägt, wieder abzutragen , was in den leßten zehn
der Zuđerbau bereits gewonnen , zeigen die engliſchen Zodliſten Jahren nur dadurch möglich wurde , daß die Compagnie über in genügendem Maaße : die Zuckerausfuhr betrug im J. 1835 20,000 Kiſten Opium nach China führte , und aus dielem 20,000 Tonnen ; in dieſem Jahre iſt ſie auf 90,000 Tonnen
Lande die edlen Metalle 309, welche Indien nicht mehr auf:
*) Die Compagnie bezahlte für die Kiſte Opinm im Durchſchnitte
bringen konnte. Ueber dieſen -leşten Umſtand hat ein indiſcher
300 Rnpien, und verkaufte ſie zur Zeit , wo der Handel nod
Beainter ( Trevelyan ) vor einer Committee des Hauſes der
blühend ging, in Calcutta auf vierteljährigen Auctionen zu 1500 R.
Lords die umſtändlichſten Nachweiſungen gegeben , aus denen
1355 hervorgeht, daß die indiſchen Steuereinnehmer erflärten , fie
könnten die Steuern nur in Kupfer oder in Natur, nicht aber in Gold und Silber aufbringen. Dieß geſchah im vollen Frieden, zu einer Zeit, wo Lord William Bentinæ die Armee
auf zwei Drittheile reducirt hatte, und zwar namentlich, als in Folge ungünſtiger Handelsconjuncturen einige Millionen
Geld aus dem Lande gezogen worden waren. Dieſe ungün: ſtige Handelsconjunctur hing freilich auch mit dem unglüclichen Zuſtande des Landes zuſammen , denn der fortdauernde Fal aller Preiſe in Indien führte im Jahre 1831 den Fall von Techs engliſchen und vielen einheimiſchen Vanfiers herbei, die zuſaminen von 20 Millionen Pfd. Steri. batten ,undeine davonSchuldenlaſt nach derLiquidation nichtden viertenTheil bezahlen fonnten .
man erſteht aus dieſen Angaben , daß die Schwierigheiten
Major Todd, und nicht ganz unwahrſcheinlich bei Sir W. Mac Naghten, obgleich er befördert und nicht zurüdgeſeßt worden iſt. Man hat alſo in allen Hauptſtellen ein neues Perſonal, und dieß geht ſo weit, daß auch der Befehlshaber der Trup: pen in Afghaniſtan , General Elphinſtone, aus Geſundheits rüdſichten abgeht, und Capitän Haines in Aden gleichfalls rei nen Poſten verläßt , wo er weder in perſönlicher, noch in poli: 1
tiſcher Beziehung viel Ruhm geerntet zu haben ſcheint. ( Fortſetung folgt. )
Der Indianerfamm der Mandans in Nordamerika eine walliſiſche Colonie. Catlin führt in feinem bekannten Werke über die nordamerifaniſden
der angloindiſchen Regierung hauptſächlich in den innern Ver:
Indianer die Idee aus, daß der genannte Stamm von einer walliſiſchen
hältniſſen liegen ; hier fönnen aber nur wohlüberlegte Verwal-
Colonie abftamme, und bringt über dieſen Punkt allerdings einige merf würdige Sprachübereinſtimmungen zum Beweiſe. Da der Stamın durch die peſtartige Krankheit, welche vor einigen Jahren wüthete, ſo gut wie
tungsmaaßregeln , und auch die beſten nur langſam wirken .
Indeß find jebenfalls ſchwierige äußere Verhältniſſe, namentlich und man muß ſagen, daß dieſe Verhältniſſe nicht ſehr ermuthigen :
vertilgt iſt, ſo wird man hierüber wenig Gewiſſes mehr herausbringen können , intereſſant aber bleibt die Auseinanderſeßung Gatling immerhin,
der Art ſind. Wie die Regierung in Hinterindien und auf der Halb-
und wir theilen das Wichtigſte auf derfelben mit : „Die wallifiſche
inſel Malacca geſteilt iſt, haben wir vor kurzem erwähnt, und es bleibt uns hier nur übrig, die Verhältniſſe im Weſten aus:
Colonie, welche im Anfang des 14ten Jahrhunderte aus Nordwalet unter Fürſt Madoc oder Madawc glaubwürdigen Zeugniſſen zufolge in zehnt Schiffen abfuhr und niemals wieder nach Hauſe zurüdfehrte , muß irgendwo an der Küſte von Nord - oder Südamerika gelandet haben .
wenn ſie koſtſpielig ſind, unter dieſen Umſtänden eine harte Zugabe,
einander zu ſeßen. Eine auffallende Erſcheinung iſt, daß gegenwärtig faſt das ganze Perſonal, welches ſeit einigen Jahren die Politit Oſtindiens leitete, gewechſelt wird. Lord Audland tritt
bekanntlich ab, und Lord Ellenborough an ſeine Stelle; in China iſt, wie bereits erwähnt, an Capitän Elliots Stelle Sir H.
Pottinger getreten , einer der tüchtigſten und erfahrenſten Officiere Oſtindiens , der vor zwei Jahren Reſident in Sind war,
Verſchiedene Nachrichten ſcheinen darauf hinzudenten , daß ſie an der Küſte von Florida ober an der Mündung des Miffiſippi anlegten und im Innern Nordamerifa’s fich niederließen , wo ſie noch jeßt vermiſcht mit einigen der wilden Stämme fich aufhalten. Die Mandans - welcher
Name vielleicht eine Corruption des wallifiſchen Worts Madawgwy8
aber zurüdtrat, weil er ſich mit einigen der damaligen Macht, haber nicht vertrug. Der Präſident von Madras, Lord Mount: ſtuart Elphinſtone, tritt gleichfalls zurüc, ebenſo Sir J. Sarnac, einer der ehemaligen Directoren der Ermpagnie und bisher Präſident von Bombay ; an ſeine Stelle kommt der befannte Sir W. Mac Naghten, welcher politiſcher Commiffär im afgha-
gegeben , ſeine Ufer zu unterſuchen ; die zahlreichen Ueberreſte alter
niſchen Krieg war, und vermuthlich durch Sir Aler. Burnes, den berühmten Reiſenden , erfekt wird. In Sind und Belutſchi: ſtan tritt Major Dutram, befannt durch die von ihm geleitete
überzeugt , daß ich ihren Wanderungen Sdritt vor Schritt bis zur Mündung des Ohio gefolgt biu , und aus ganz ähnlichen Reſten im
Verfolgung Doſt Mobammeds, welcher aber troß aller Klugheit
Innern des Ohioſtaat& habe ich die Ueberzeugung geſchöpft, daß die
und Feſtigkeit Outrams durch die Ranfe des ſchlauen Hadichi Chan
Mandans einſt dieſen Theil des Continente bewohnten , und aus einer bis ießt unbekannten Urſache fortzogen , biß fie endlich an dem obern Miſſouri ankamen , wo ſie den Untergang fanden. In meiner Karte
Kater doch entkam, an die Stelle des vorſtorbenen Roß Bell, der durch Heftigkeit ziemlich viel verdorben zu haben ſcheint.
In Sandahar mußte Lieutenant Lynch abtreten , da er durch ein höchſt unkluges Benehmen die Stämme der Duranis und Giltſchis gegen die Engländer aufgereizt hat , und die Stelle in Herat iſt gleichfalls erledigt durch den ziemlich eigenmächtigen Abzug Major Todds, welcher das Spiel aufgab, da es für ihn perſönlich gefährlich zu werden anfing .. In wie weit in dieſen
iðnnen um ſo eher einen Theil dieſer (Anhänger Madawce) iſt Walliſer in fidh dyließen , al& fich in ihrem Ausſehen und in ihren
Sitten manches findet, was ſie von den übrigen Indianerſtämmen unter ſcheidet. Id bin von einem Mandan - Dorfe deu Miſſouri hinabgefahren bis St. Louis , eine Strede von 1800 Meilen , und habe mir Mühe Wohnſiße, die ich an den Ufern desſelben fand , haben mich vollſtändig .
.
habe ich die Orte angemerkt , wo die alten Spuren ihrer Städte fich finden, ſo wie die Punkte ihrer ſehr zahlreichen fünftlichen Befeſtigungen, die an den Flüſſen Ohio und Musfingum fich finden, wo , wie ich ver: muthe , die Mandans einſt wohnten . Dieſe alten Befeſtigungen , von denen einzelne viele Acres Land einſchließen, die an den Ufern der Flüſſe angelegt waren und an einigen Stellen Mauern von 20 bis 30 Fuß
Veränderungen eine Mißbilligung der früher befolgten Politik
Höhe hatten , ſo wie bededte Wege ang Wafier , zeigen eine Kenntniß
Lord Audland tritt freilich nur ab, weil ſeine 5jährige
der Fortificationskunft , die inau bei feinem andern Volfe Amerika's
Amtsperiode vorüber iſt, - müſſen wir vorerſt pahin geſtellt reyn laſſen ; gewiß iſt dieß nur bei Lieutenant Lynch und
findet , und liefern den unwiderleglichen Beweis, daß ein in den Künſten der Civiliſation weit vorgeſchrittenes Volt hier hauste , das aus einer
liegt,
1356
und unbekannten Urſache verſchwunden iſt, und dieſe unwiderlegbaren | Eifer eines Einwohners von Lauria trieb uns eine Caleſche auf , die Beweiſe ſeines ehemaligen Daſeyns zurüdließ. , 3d bin geneigt zu glauben, daß die zehn Schiffe Madawes in den Miſfifippi einliefen und
wir bis legtern Ort mietheten. Bald klärte fich die Thätigkeit des neuen Freundes zu unſern Gunften auf , denn er ſette fich hinten auf,
dieſen Strom aufwärt8 fuhren , ober daß ſie irgendwo in Florida landeten ,
und erreichte dadurch einen doppelten Zwed
und ſid Surch das Innere einen Weg bahnten bis zum Ohio , wo fie ihr Feld bauten und in einem der fchönſten Länder der Welt eine blühende Colonie bildeten , welche wahrſcheinlich der Haß der umwohnenden Stämme von einem Ort zum andern drängte , bis ſie endlich , wahr-
das er bei fich hatte , und die Gelegenheit feine Verdienſte im gån
ſcheinlich mit Ausnahme derer, die ſich mit den Eingebornen verſchwägert
Herbſtausflug durch Calabrien.
wo ſich irgend eine gefeßloſe That dieſer Art zugetragen. Die gange Phyſiognomie der Gegend eignet ſich auch dermaßen zum Räuberhands werke, daß noch immer zu Zeiten dergleichen Acte vorkommen. Deshalb liegt auch eine tüchtige Maſſe Gendarmerie in dieſem Theil des König reiche, deren Dienſt nach der Verſichernug eines Sergeanten in Notonda
(Schluß .)
nichts weniger als eine Sinecure iſt. Wir famen länge deß Thals von
!
und der Abfömmlinge dieſer Verbindungen , ihren Tod fanden .
Chronik der Reiſen. Am 1 November nahınen wir in Begleitung eines antern Maul> thiertreibers unfern Stab wieder anf. Unſer Weg , länge der Via conſolare und durch das Thal Crati führend , litt nach der Ausſage unſeres Führers feine Abfürzung , deßhalb war auch der Marſch auf der Hochſtraße hin ziemlich langweilig. Wir ließen das Stäsiden Regina jur Linfen , Biſignano , auf der antern Seite des Fluſſes, zur Redten, und nachdem wir leptern in ſchnurgerader Richtung den ganzen Tag durch ſein fruchtbares Lhal begleitet , erreichten wir Abends die
Höhe bei Tarſia , und famen mit Sonnenuntergang wohlbehalten auf deren höchſtem Punkte au . Da und dort genoſſen wir Ausſichten, ſchön wie ich ſie faun je geſehen , denn mit höcft maleriſchen Veduten ver band fich ein Glanz , eine Gluth der Farben , die Claude ſelbſt nicht übertreffen konnte. Das Wirthehaus in Tarfia fepte uns nicht in Ver
ſuchung , und ſo beſchloſſen wir , uns bis Epejzano zu ſchleppen , wo
1
Schonung des Thieres
Er bethätigte ſich auch wirklich als vortreff
ſtigften Lichte zu zeigen.
lichen Wegweiſer, und zeichnete uns auf unſerer eintägigen Meiſe, die über einen claſſijden Näuberboden führte, die verſchiedenen Stellen aus,
Campo Teneſe hart unter dem Ramm des gleidnamigen Bergs , des .
höchſten Punft: der ſüdlichen Apennin, vorüber, während das Thal ſelbſt der höchſte Theil des angebauten Landes im Königreich Neapel feyn
mag. Bei Ponte del Cornuto wurde deu Calabrien Lebewohl geſagt ; unſer Gefährte unterrichtete uns hier von der beſtehenden , bald auf (derzhafte, noch öfter aber auf blutige Weiſe erörterten Controverſe,
ob ein Calabreſe oder ein betrogener Ehemann der Provinz Baſilicata der Vrüde den Namen gegeben. Die Nacht brachten wir im Poſthauſe zu Lauria ju , und am andern Morgen nahmen wir nochmals zu unſerer
frühern Neiſemanier die Zuflucht, das heißt , wir mietheten und ein Bagagepferd bis Lago Negro. In der Nähe dieſer Stadt und unter dem Kamm von Monte Sireno
dem Nebenbuhler des Teneſe
trafen wir eine Caleſche, die wir bis Salerno mietheten . Hinter Cafal Nuevo , wo , nebenbei geſagt , die bisher vortreffliche Straße unverant
.
wir zwei Stunden nach Anbruch der Nacht anfamen . Das Städtchen liegt auf einer mäßigen Höhe über der Ebene des alten Sybaris , da wir aber vernahınen , daß von leptereni nidits weiter zu erblicken war,
ale was ſich uns von unſerem gegenwärtigen Standpunft aus darbot, ſo gaben wir eine nähere Beſichtigung auf , und eilten nach einem Orte
Namens Caſſano, wieder in der erfolgloſen Nachfrage nach einem Pferde. Auf dieſer Seitentour gelangten wir durch das breite Thal , bas , in oſtweſtlicher Richtung und in einem rechten Winkel sem geſtrigen Thal gauge fidh anſchließend, einſt zu dem Reidthum und den Freuden der wegen ihrer Ueppigkeit ſo berühmten Stadt geleitete. War': nun der
Miide des Wetters oder der Eigenthümlichkeit der Lage zuzuſchreiben , die durch die ſtarke Vormauer des Apennin vor dem Nordwinde geſchüßt iſt, gleich viel , wir athmeten hier eine milde erſchlaffende Luft, die, wenn beſtändig , den Schlüſſel zur ſybaritiſchen Wirklichkeit enthielte. !
wortlio ſchlecht wird , nimmt die Gegend , ob zwar immer node bergig, einen mildern Charakter an. Wir traten in 198 ziemlich bebaute Valle
di Diano ein , und erreichten Abende die Stadt La Salla. Am 5 Nov. brachte une cine Caleſdhe bis Eboli , wo wir uns ſchon wie zu Hauſe fühlten. In der Frühe des 6 gelangten wir nach Perfano , wo ſich
früher ein königliches Wildgehege befunden , das aber in Folge des gegenwärtigen Erſparungsſyſtems faſt ganz eingegangen feyn fodl. Mein Begleiter war auf dem Föniglichen Geſtüte nicht glüdlicher denn zuvor die junge Nachzudyt enthielt nichts Verführeriſches. Bei Einbruch der
Nicht erreichten wir meine Wohnung zu meinem großen Vergnügen , denn Heimath iſt und bleibt nun einmal Şeimath , und die köftlichen
Beefſteaks meiner Gandhälterin , von einem guten Glaſe alten rothen Lerymä hinuntergeſchwemint, reſtaurirten uuſere ſo lange mißhandelten Magen aufs beſte.
Caſſano liegt auf den Höhen nërdlid der Ebene, gerade unterhalb der
apenniniſchen Vorberge. Unſere Gebirgetour yon da nach Caſtro Bellari war ausnehmend ſchön. In den Thalern um legtern Ort famen wir an einer Reihe viel verſprechender Weinberge vorbei, die, wie man uns ſagte, Trauben jeder Gattung im Ueberfluß und son beſter Qualität hervorbringen.
Miscellen. Der Neifende Baron Popelaire de Terloo bereichert forts
während durch ſeine Sendungen aus Peru das naturhiſtoriſche Cabinet in Brüſſel: er hat bereits 14 Säugethiere , 258 Vögel , 76 Fiſche, 65
Cruſtaceen und 1450 Inſecten und Schmetterlinge eingeſendet. Manches davon foll ganz neu feyn.
(Echo du Monde Savant vom 13 November.)
Der Umſtand , daß wir ſchlechten Wein in der Stadt bekamen , machte
uns die Thatjache nicht verdächtig, denn die Bewohner geſtehen offen ein ſeltened Bekenntniß für Calabreſen , ſie ſind aber freilidh auch nur Gränzer ihre Unkenntniß in gehöriger Behandlung des Moſts. Audi in Caftro Bellari fahen wir uns vergeblich nach einem Pferde um, und
nun entſchlofſen wir uns zur Heimreiſe auf dem Fürzeſten Wege. Der
So8 m ographie des Aethicus. Ør. D'Avezac hat in einer gelehrten Abhandlung zu ben ſen geſucht , daß Aethicus , der am Ende des 4ten Jahrhunderte lebte, der wahre Verfaſſer der Itinearien Antonins ſey , und eine Rosmographie geſchrieben habe , die aber nur in Brudis ſtüden auf uns gekommen . (Fr. BI.) .
München, in der Literariſc - Artifiſchen Anſtalt der I. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Berantwortlicher Retacteur Dr. Ed. Widen m ann.
Nr. 340.
Das
A usland.
Ein Tagblatt für
unde des geiftigen und fittliche # Lebens der Völker. 6 December 1841 .
Jver Aaſen .
ben und Ausſprache ; 2) über die Bildung der Worte ; 3) über
einzelne Sprachtheile und deren Flerionen ; 4) über die Cons Der in Chriſtiania erſcheinende Conſtitutionelle enthält aus
der Bergiſchen Stiftszeitung in ſeiner Nummer vom 9 Sept. nachſtehende Mittheilung Biſchof Neumanns über einen june gen Bauersmann , Namens Jver Aaſen , die auch für
ſtruction . Sin anderes feiner Manuſcripte hatte den Titel: ,,Söndmorſche Sprüchwörter, Beitrag zu der grammatikali: taliſden Ueberfidht des Söndmör'ſchen Bauerndialekts . “ Dieſe intereſſante Sammlung war, nach ihrem ſehr verſchiedenen Ins
Deutſchland Intereſſe hat, da ſie eine Bereicherung der germas niſchen Sprachkenntniß verſpricht. „ Unter den vielen Fremden , welche die Dampfſchifffahrt in
rung zu der grammatikaliſchen Ueberſicht ließ ich ſogleich abe
dieſer reiſebewegten Zeit nach Bergen führte , verdient meines
Erachtens auch ein junger Mann aus dem Bauernftande ge: nannt zu werden. Es iſt dieß Iver Aaſen aus Söndmor .* Einer meiner Freunde, welcher wußte, daß eine ſolche Bekannts ſchaft mich freuen würde, führte ihn zu mir . Er kam mit vier großen Päden unter dem Arm und einem Manuſcript in der Hand. Die Päde , welche er nach der erften Begrüßung ab:
legte , enthielten ein Söndmoriſches Herbarium , worin die Pflanzen nach Geſchlechtern und Arten von ihm ſelbſt nach dem Linne’ſchen Syſtem beſtimmt waren . Da ich tein Botaniter
bin, konnte ich den Werth dieſer Arbeit nicht beurtheiten, ſon : derit bloß ſein Eindringen in das Pflanzenſtudium bewundern und feinen Fleiß loben . Nach dem Manufcript griff ich aber mit gieriger Hand, und als ich es mit flüchtigem Blid durch
lief, ſtußte ich nicht wenig, eine Ordnung im Gedankengange und eine Darſtellungsart zu finden , deren der tüchtigſte Schrift:
halt, in 20 Ubtheilungen abgefaßt. Des Verfaſſers Vorerinnes ſchreiben , da ſeine mertwurdige Abſtractionsgabe und fein gee bildeter Styl fich darin abſpiegeln ; ſeine Hauptibee geht da : hin , aus allen norwegiſchen Dialekten eine beſondere Nationale fprache zu bilden . Für Alterthums: und Sprachforſcher möchte eine gründa
liche Kenntniß dieſer Bauernſprache von beſonderer Wichtigkeit reyn. Richtig iſt jedenfalls, daß ſie ſehr nahe mit der isländi:
lchen Sprache verwandt iſt, aber, wie ſie vieles hat, was ſich in unſerem Dialette nicht findet, ſo hat ſie auch eine Menge
Worte und Sprachweiſen , welche man zwar als ſehr alt und ächt national betrachten kann, die jedoch, im Isländiſchen nicht vor kommen. Dieſer Wortvorrath ſollte ſchriftlich niedergelegt und unterſucht werden , um auch in dieſer Hinſicht den möglichſten Bortheil daraus zu ziehen ; für Sprachforſcher möchte es aus Berbem intereſſant ſeyn , umſtändliche Nachricht über die gram matifaliſchen Formen der Bauernſprache zu erhalten , um Ber:
gleichungen mit andern verwandten Sprachen , und namentlich 1
ſteller ſich nicht zu ſchämen gehabt hätte. Ich hatte einen Autodidaften , einen würdigen Schüler des Grammatikers Raſt,
aud mit der alten Schriftſprache des Norbens anzuſtellen . ( Der Reſt der Mittheilung enthalt theils Einzelnheiten über
vor mir ſtehen . Die Augenblice, welche ich dießmal mit ihm
Jver Aaſens Leben und Bildungsgang , theils Anſichten über die Bildung einer norwegiſchen Nationalſprache. Da nämlich
zubringen konnte, waren zu kurz, als daß ich recht herausbrin: gen fonnte , welchen Zuſammenhang eigentlich ſeine Studien
hätten ; er verſprach aber, reinen Beſuch zu wiederhoten, und danu einige Manuſcripte zu bringen, damit ich ſie genauer durch
die Norwegen däniſche Schreibart und Sprache zu ihrer Schrift: ſprache gemacht haben, aber gerne, wie die Schweben , ſich von den Dauen durch eigene Sprache unterſcheiden möchten , ſo
leſen könne. Er that dieß, und brachte mir mehrere Hefte. Herrſcht gegenwärtig in Norwegen die eigenthümliche Eitelkeit Der Titel auf dem einen lautete folgendermaßen : Der Sönd: ſich eine neue eigene , auf ihre beſondern Dialette gebaute, mör’ſche Dialekt, eine grammatitalifche Ueberſicht, mit Frag: Schriftſprache zu gründen.) menten eines Wörterbuchs von Iver Aaſen .
Dieſe gramma:
titaliſche Ueberſicht enthielt folgende Capitel : 1 ) über Buceta : 340
1358 R i sk blik e. ( Fortreßung. ) Man iſt nur allzu geneigt, die Kämpfe, welche die Englån :
der in Afghaniſtan und Belutſchiſtan zu beſtehen baben, als die Folge von Ausbrüchen roher , unruhiger Stämme zu be:
Daß aber auch Mehemed Ali, der nach dem Chalifat ſtrebte und des Sultans Herrſchaft bedrohte, ſo fanell das ſtolze Haupt beugte , machte auf die Fürſten Perſiens und Turfomaniens einen unbeſchreiblichen Eindrud, und man tam den Engländern mit unerwarteter Unterwürfigkeit entgegen, — Perſien erklärte ſeine Bereitwilligkeit, den alten, freundlichen Verkehr mit der
trachten, und verliert dadurch die Ueberſicht und den Zuſam- engliſchen Regierung wieder anzuknüpfen, und der Fürſt von menhang, in welchem dieſe einzelnen Ereigniſſe mit der Stel: lung der Engländer in Aſien überhaupt und in Indien insbe: ſondere ſtehen .
Wir führen aus diefem Grunde eine Stelle
aus dem Aſiatic Journal (Mai 1841) an , welche dieſe Angele:
Buchara, aufgemuntert noch überbieß durch ein Schreiben des Sultand, ſeines religiöſen Oberhaupts, behandelte auf einmal den Oberſt Stoddard , der längere Zeit den gröbſten Juſulten ausgereßt geweſen war, mit ausgezeichneter Zuvorkommenheit;
senheit aus einem umfaſſenden und gewiß allein richtigen Standpunft auffaßt. Es heißt daſelbſt : „Die Lage der Sachen
die einflußreichſten Häupter der Usbefen und Turfomanen
an der Weſtgränze unſeres indiſchen Reichs iſt nicht ſehr tröſt:
Macht nicht Wüſten noch Meere ſchüßten, ſo wie mit ihrem Schüßling Scah Schudſca in nähern Verkehr zu treten.
zeigten ſich geneigt mit den „Geiſtern der Waſſer ," gegen deren
Ach, und ſcheint die indiſche Regierung in die ſchwierige Ulter:
1
ſtem von Eroberungen zu verfolgen, deſſen bloßer Gedante die Kritiker der Adminiſtration Lord Wellesley'8 *) in ſtummen Schre:
Selbſt der ruſſiſche Geſandte am perſiſchen Hofe , General Duhamel, hielt es nicht für gerathen dieſer allgemeinen Stim: mung entgegen zu handeln, und treu der im J. 1834 ſo nuß: lid erfundenen Marime , als der Freund und Bundesgenoſſe Englands zu erſcheinen , ſoll er, weit entfernt die beſtehenden
den verfeßen würde. Die gegenwärtige Periode muß man als
Mißverſtändniſſe zwiſchen England und Perſien zu nähren,
die Kriſe des fünftigen Schidſals unſerer indiſchen Befißungen
deren Beilegung emſig geſucit haven. Selbſt bei den Diis minorum gentium ,“ wie Kamran in Herat, dem die Lage ſeiner Beſißungen eine ungebührliche Wichtigkeit gegeben hat, war der Eindruck nicht zu verkennen, und Capitan Conolly, der einige Zeit nach Todds Abzug nach Herat geſchickt worden war, um die Sache dort ins Geleiſe zu bringen, ſoll eine beſſere Auf:
native zu feßen , ſich gegen unaufhörliche Ausbrüche in einem ungeheuren Kreiſe 1, deſſen Peripherie den Setledídy und den
perſiſchen Golf umfaßt, gerüſtet zu halten , oder aber ein Sp:
betrachten , und von der jeßt befolgten Politit hängt, wenn auch vielleicht unmerkbar und durch eine noch nicht abſehbare Verkettung von Umſtänden, die Reihenfolge der Ereigniſſe ab, welche mit dem Verluſte dieſer Beſißungen oder mit deren Bez gründung auf einer feſten , unzerſtörbaren Baſis endigen wer:
nahine erfahren haben, als man irgend erwartete.
Einzelnheiten ein ungewöhnliches Intereſſe , und man wird ſide
hintende Bote blieb nicht aus , und nicht nur fam man den fortgeſeßten Umtrieben Stamraus oder vielmehr ſeines Mini: ſters Yar Mohammed unter den Stammen der Siltſchis und
durch die Verächtlichkeit und Schwäche einzelner Feinde nicht
täuſchen laſſen über die Schwierigkeit der Lage im Großen.
i
Der mannidifache Tadel, den Lord Audlands Maaßregel, die :
Aber der
den . “ Von dieſem Standpunkt aus betrachtet, gewinnen die
Heberſchreitung des Indus, fand, liegt namentlich in dem Um: tand, daß dieſer Schritt, einmal gethan, nicht mehr ſich zurüd: nehmen läßt, und daß England mit oder wider reinen Willen
Duranis auf die Spur , ſondern die neueſten Nachrichten aus Indien ſprechen auch wieder von einer ungünſtigen Wendung, welche die Unterhandlungen in Perſien genommen , und von
der Ausrüſtung einer Erpedition in Bombay, die nach dem Näheres über dieſe ungünſtige
porwärts muß bis an das caſviſche Meer, in Länder hinein, deren
perfilden Golf abgehen ſoll.
koſtſpieliger Beſik entfernt die darauf verwendeten Ausgaben nicht deđt, ſo daß alſo das verarmte Indien die unermeßlichen
Wendung wiſſen wir noch nicht, die nächſte Veranlaſſung dazu iſt wohl auch eine unbedeutende, im Dccident vielleicht kaum recht verſtändliche Lhatſache, der tiefere und allgemeinere Grund
Koſten aufbringen ſoll. Hierin und nicht in den einzelnen Aufſtänden und Gefechten liegt die mit jedem Jahre wachſende,
nicht abnehmende Schwierigkeit dieſer Frage.
iſt aber augenfällig : es iſt die neue Stellung, welche England durch ſeine Belegung von Siharrak und ſeine Erpedition nach
Auf die Controverſe, ob man den Zug nach Afghaniſtan
Afghaniſtan eingenommen hat ; vorher galt England als der
kätte unternehmen ſollen oder nicht, halten wir für unnöthig
Beſchüßer der Unabhängigkeit Perſiens und Turfomaniens gegen
jeßt weiter einzugehen , obgleich die Sache wegen der Folgen
die erobernde Politik Nußlands , ſeit dieſem leßten Ereigniß iſt dieſe Stellung umgewendet und England iſt der Eroberer,
auch noch jeßt ihr Intereſſe keineswegs verloren hat, wie wir alsbald ſehen werden. Im Anfang des verfloſſenen Jahres
der die Unabhängigkeit dieſer Länder bedroht. Darum dürfen
ſchienen ſich die allgemeinen Verhältniſſe fehr zu Gunſten der Engländer zu wenden, und zwar in Folge der ſyriſchen Ereig-
wir uns keinen Augenblick wundern, wenn wir die ſeltſamſten Allianzen vom Tigris bis zum Burremputer hin auftreten
niſſe und Englands inniger Verbindung mit der Lürfei. Der
reben : England iſt der gemeinſame Feind, welcher die Macht, die
Fall von Acre , die Flucht Ibrahim Paſcha's aus Syrien und
Rechte, die Unabhängigkeit Aller bedroht, und wenn gleich die ephemeren Adianjen bei dein geringſten Unfalle , den der eine Theil durch die Engländer erleidet, wieder in Nauch aufgehen , To zeigen ſie doch die Sinnesart der Gewalthaber gegen Eng: land nur allzu deutlich.
Unterwerfung Mehemed Ali's ſchienen Wunder zu wirken ; Ücre galt für uneinnehmbar , und Ibrahim für unbeſieglich. *) Dem man bekanntlich ſeine Eroberungeſucht vorwarf.
1359 Die neueſte Phaſe der Angelegenheiten Afghaniſtans tritt ein mit der Niederlage Doſt Mohammeds bei Parwan Derra
legte ſich alsbald ſichtlich. Auch in Belutſdiſtan neigten ſich jeßt die Sachen ſchnell zu einer wenigſtens temporären Ruhe.
am 2 November vorigen Jahres. Damit waren Doft Moham: meds Ausſichten auf Herrſchaft und Reſtauration der und wir müſſen deßhalb dieſen Zeitpunkt ein wenig ins Auge faſſen . Im October vorigen Jahres waren die Engländer durch den Aufſtand der Brahuis , Marris und anderer Stämme aus
-gerade die beidenPaffe, welche die Engländer auf ihrem Mar ( che nach Candahar durchzogen hatten. Der Zwed war , die
Belutſchiſtan herausgeſchlagen ; mehrere Verſuche der Englän:
unterhalb liegenden von den Engländern befeßten Städte Das
ber, fich mit den einzelnen , noch in einigen Veſten liegenden
dur und Gundawa zu überfallen und dadurch die Verbin: dungslinie der Englander zwiſchen Sind und Sandahar zu uns terbrechen ; mit dem leßtern gelang es, aber Dadur war ſtår: fer beſeßt; hier erlitten die Brahuis eine tüchtige Schlappe am
Truppenabtheilungen wieder in Verbindung zu reßen , waren durch den fanatiſchen Widerſtand der genannten Stämme ver: eitelt worden , ſo namentlich der Verſuch Oberſtlieutenants
Elibborns an dem Paſſe von Nafusf, welcher Vorfall eine lange und ſehr unangenehme Unterſuchung durch ein Striegs: In Afghaniſtan gaben ſich allenthalben Symptome von Sabrung fund, nicht bloß um Sandahar, wo den Siltſdis nie zu trauen war, *) ſondern auch im nördlichen Cheile des Landes, um Cabul, wo einige kleine Erpeditionen
gericht veranlaßte.
gegen rebelliſche Häuptlinge des Gebirges ( Kohiſtan ) mißlan : gen, und ganze Compagnien neuerrichteter afghaniſcher Erup:
Um dieſelbe Zeit, wo Doſt Mohammedo Feldzug im nördlichen Afghaniſtan begann , ſtiegen auch die Belutfehen von ihren
Bergen berab, ſowohl durch den Bolan : als den Gundawapaß,
3 November , und wurden in den Bolanpaß zurüdgeworfen .
Hätte General Nott, ſtatt das verlaſſene und von Naſſir Chan ſelbſt, dem jungen Sohne des im Kampfe gegen die Engländer gefallenen Mihrab, zerſtörte sthelat wieder zu beſeßen , ſich
gleichfalls gegen den Bolanpaß gewendet , ſo wäre die ganze Macht der Brahuis gefangen oder vernichtet worden. Indeß erlitten ſie am 1 Dec. v. I. noch einmal eine tüchtige Nie:
derlage , und nun ſchienen ſie ſich zum Frieden zu neigen.
pen zum Feinde übergingen . Die Urſache dieſer Gährung ergab ſich bald in dem Anrüden Doft Mohammeds, der in Verband mit em Curtomanenhäuptling von Khullum eine kleine Armee
(Fortierung folgt. )
von 5000 bis 6000 Mann herbeigeführt, und mit Geld, woran
Die Völkerſchaften im heutigen Kleinaften.
es ihm auf dem Throne immer gefehlt, jeßt wohl verſehen
Die Griechen . Griechen wohnen nicht allerorten in Kleinafien . Die größere Hälfte der Halbinſel, insbeſondere der Streif einerſeits zwiſchen Jueboli (am fdwarzen Meere) , Tſdirkis , Angora , Juogat, Nidgah und Tarſus bis zum Mittelmeere andrerſeits zwiſden Sabandſcha , Geiwa , Balyf Hifſar , Arhiffar, Urdat und Gierdir bis an das Meer bei Atalla bat ganz und gar keine griechiſchen Bewohner aufzuweiſen , mit Ausſchluß nur von Schugut, Kutajeh. Roniah, Sil “) und Alai - in welden fünf
war. Die Engländer famen nicht bloß den Verbindungen mit zahlreichen Usbelen- und Turkomanenhäuplingen , ſondern auch mit Doft Mohammeds alten, unverſöhnlichen Feinden , den
Sikhs , und ſelbſt mit den Nepaleſen auf die Spur, und diele I
Entbedung , verbunden mit den unzweideutigen Symptomen eines Boltsaufſtandes , welchen die Mollas ſchürten , erregte in Sabul gegründete Beſorgniſſe. Der Schlag von Parwan Derra, welcher nach europäiſchen Anſichten freilich nur ein unbedeutendes Gefecht war, vereitelte
die Hoffnungen und Entwürfe des einen , und hob die Beſorg: niſſe des andern Tbeils.
Weil aber der Erfolg ro raſch und
podtommen war , darf man die vorherigen Beſorgniſſe nicht eitel nennen . Der Aſiate läßt ſich von einein Siege leicht zum Unglaublichen fortreißen , und ein Unfall engliſcherſeits war
ſogar böchſt wahridheinlich ; nur vierzehn Tage vorher war eine ganze Compagnie Afghanen mit Waffen und Gepäc zu Doſt Mohammed übergegangen, und von andern fürchtete man, nach Briefen , welche vor der Schlacht geſchrieben waren , dasſelbe. Erwägt man nun noch, daß zwei Schwadronen anglo - indiſcher
Reiterei, wahrſcheinlich in Folge religiöſer Aufreizung – denn es waren Mobammedaner ihre Officiere im Stiche ließen und floben , ſtatt denſelben zum Angriff zu folgen, ſo muß man erfennen , daß die Englánder von Glüd zu ſagen hatten, daß der Feind nicht beſſer Stand hielt.
Mit dieſem Schlage war
derſelbe dann auch moraliſch befiegt, Doſt Mohammed ſtellte ſich als Gefangener, und die Aufregung im nördlichen Afghaniſtan
Städten eine Anzahl griechiſche Häuſer mit nicht mehr als anderthalb tauſend Bewohnern und einigen Niederlaſſungen am mittelländiſchen Meere , in denen etliche hundert griechiſche Familien leben , wie g. B.
in Iſcarabich. In den übrigen Cheilen der Balbinſel finden ſich die Griechen ungleich vertheilt : im weſtlichen Theile , am Meere , zwiſchen Budrun , Aidin und Muhalytic , gibt es deren in jeder Stadt , jedem Fleden und in vielen Dörfern, zumeiſt an der Küfte; ferner, von Duba lytich öftlich , in den Dörfern am See von Apollonia , in Bruſſa ; in .
den (zwar nicht ſämmtlichen ) Fleden und in den Küſtendörfern , vor nehmlich am nikomediſchen Meerbuſen , nåber zum Bosporus hin , und .
endlich von Aidin nach Often hin bis Roniah, hier aber nur in Städten und Fleden. Der weſtliche Theil der Halbinſel zählt die meiſten Griechen.
Ihrer ſehr viele finden ſich danu weiter in dem nicht großen Kaume zwiſchen Kaiſarieh, Nerichehr und Riliſfi- ßiffar (bei Nidgah), und zwar , in bedeutenden, reingriechiſchen Niederlaſſungen, Fleden und Dorfſchaften ; bei weitem wenigere bagegen auf der Stređe zwiſchen dem ſchwarzen Meere einestheile , und pon Samſun nach Lokat , Juogat , Angora und .
Tſchirkis bis Ineboli anderntheils , wo ſie nur in Städten und Fleden und feineswege in allen anzutreffen find.
* ) 3hre Häupter hatten am Hofe der Barefſeifürſten in Candahar die erſte, und ſomit auch die einträglichſte Rolle geſpielt ; ihre Feindſeligkeit war alſo natürlich.
Die Häuſer der Griechen in den Städten habe große Aehnlichkeit
mit denen der Türken ; ihre Bauart ift folgende : wo Terraſſen und wo *) Sil hat deren jedoch nur 1000.
1360 Zirgeldicher bei bert Türfen üblic , ba finden ſie fica audy bei den
Adjelhöhe) oder auc liben, wenn ſie das an der Wand hängende Brettonen
Griechen ; einige Verſchiedenheit bietet dagegen das Innere der Gebäube
nehmen und ſich dasſelbe wagerecht auf die beiden dazu hingeſtellten
bar, welche dadurch begründet iſt, daß Männer und Frauen bei einander ,
Unterſåpe legen will. Die Kerzent zur Beleudtung vor den Geiligen
nicht in verſchiebenen Haußabtheilungen wobnen , weßhalb 18. auch gar
bildern werden aus einer Miſchung von Unſchlitt und Wacho zuſammens
kein abgeſonderted Harem bei ihnen gibt. Da indeß oft Türken zum Beſuche zu ihnen kommen , fo haben ſie jederzeit ein beſonderco Vorgimmer für die Mänger , in welchem die Frauen nicht mitbleiben,
gefekt ; der Docht wird in ſchwarzen übelriedenden Talg und demnächſt ein- oder zweimal in gelbes oder rothes Wachs getaucht. Meine Wachts ferzen findet man da nur fehr ſelten. Die griechiſchen Begräbnißſtellen befinden fid in den Städten ges wöhnlich in und an den Kirchen , dagegen für die Dörfer außerhalb der Ortſchaft. Auf den Gräbern liegen Steinplatten mit oder ohne Auf
ſondern nur , wenn Feine Fremben darin find, ſich einfinden . Der Zim-
merſchmud , die niedrigen Holſterfibe, die vergitterten Fenſter, die Bal.
diefes alles ift bei beiden Nationen völlig gleichartig ; nur geichnen fich sie vermögendern Griechen mitunter durch Glasſcheiben in
cong
ihren Feuſtern auß.
ſchriften , je nach dem Stande der darunter Begrabenen. An manden
Beſſere Griechenhäuſer als anderwärte ſieht man
Orten werden die Grabſteine durch Täfelchen vertreten.
in Smyrna, wo der Grieche, je nachdem er ſelber dem Europäer nåber
Die beſten griechiſchen Kirchen findet man in Smyrna , dann in
zu ftehen vermeint, auch alles in ſeinem Hauſe, mehr oder minder, auf
allerabſonderlichſten Weiſe den alten türkiſchen Aufpuß mit neuem durdh-
Bruſſa und anderwärts fürzlich erbaute , da die Erncuerung der bau fälligen Kirchen nicht ſehr viel Mühe verurſachte. Griechiſche Klöfter im eigentlichen Sinne gibt es in Anatolien nicht; body find in den
einander mengt , ſo daß man oft genug in demſelben Zimmer Tiſche
Städten , in welchen fich Biſchöfe befinden, bei den Häuſern diefer, die
neben niedrigen Polſtern, ein hohes Sopha zwiſchen einem halben Duzend
gang nahe bei den Kirchen ſtehen und ziemlich geräumig gebaut werden, Mönche angeſtellt, beren Anzahl nicht bedeutenb ift: ſo findet man in Smyrna bei der Kirche des heiligen Photinus ein großes Metropolitan
curopäiſchen Fuß zu bringen trachtet, dabei aber freilid meiſt in der
.
.
Tabouretchen und obendrein riug&umher am Fußboden Sitteppiche -
zwei Fenfter ſtattlich mit bihuifchen Glasſcheiben , die beiden andern indeß mit weitläufigem hölzernem Gitterwerke verſehen , und dem icht
türfiſchen Kamin gegenüber , den eleganteſten europäiſchen Trimeau erblidt. In vielen Städten ſind die Hofräume in den Häuſern der reichern mit Marmor gepflaſtert; Kaufleute in Smyrna bei ſehr vielen find dergleichen gemeiniglich auch nur ſehr beſchränft , vielleicht zehn Schritte breit und zwanzig bis dreißig Schritte lang. An den Küſten orten nimmt man zum Pflaſtern der Höfe anſtatt des Marmors kleine nicht ganz eigroße weiße und ſchwarze Steinchen , die aus der Inſel Chios herzugeführt werden , uns womit inan den mittelſt eines Teiges
gebäude mit Anbauen , aber auch nur mit wenigen Mönchen. Uebrigens .
haben die Griechen nur in Städten und größern Fleden , z. B. in Sil bei Koniah . Kirchen , nicht aber in Dörferu ; hier vertreten deren Stelle vielmehr Bethäuſer Wohnungen , welche dem Gottesdienſte geweiht , von den Privathäuſern aber durd nicht ausgezeichnet ſind.
aus Salt und Lehm geglätteten Hof belegt, indem man ſie in mannidis fadyen ", fehr hübſden Muſtern inuſiviſe zufainmenſeßt was ſolchen
Höfen ein ungemein freundlides Ausſehen verleiht. Die griechiſchen Kirchen in Anatolien find ſehr niedrig. nach Maaß
(Fortſeßung folgt.)
Miscellen. Uebel der Holzpflaſter ung. Ein Hr. Kentiſh hat in einem
Schreiben an den Morning Herald ſich umſtändlich über die Nachtheile dieſer Pflaſterung ausgelaſſen, und namentlich behauptet, ſie würde durch die raſche Decompoſition des Holzes eine peſtilentialiſe Luft erzeugen,
gabe be& muſelmannijden Geſebet, welches den Anderegläubigen verbietet, ihre Häuſer
über die mohammeda
und noch mehr ihre Tempel
wenn man nicht zuvor das Holz von einer Quedfilberauflöſung gans burchdringen laſſe. (Litt. Gaz. yom 20 November.)
Del aus Kröten u. dgl.
Fr. Roffignol lab in der Sibung
niſchen hinaug zu erhöhen. Deßhalb gråbt man an etlichen Orten, wo
der franzöfiſchen Akademie am 8 November ein Memoire vor über das
überhaupt nur niedrige Gebäude üblich find, um dem Innern der Kirchen ein beſſeres Anſehen zu geben , beren Fußboder einen oder anderthalb
aus Fröſchen , Kröten und andern Süßwaſſerreptilien zu gewinnende Del. Aus dem Waſſerſalamander ( triton) hatte er 30 Centigramme von einem
Arſchin (manchmal noch weit tiefer) in die Erde hinein.
Thier gewöhnlicher Größe erhalten , und zwar durch einfachen Drud, Das Del iſt gut zum Brennen , und gibt weniger Geruch , als Fifool; auch iſt es wegen ſeiner großen Flüſſigkeit für feine Maidinen fugee
.
Die Mehr
zahl der Kirchen erſcheint in ihrem Bau , wie in ihrem Schmud arm : nicht8 als ſchlecht zuſammengefügte Mauern , oder halb hölzerne , halb .
ſteinerne Wände , unter einem platten oder faum merkbar erhöhtem Dache ein niedriges Pförtchen - äußerſt ſchmale Fenſter mit farbigen Scheiben (bisweilen aber auch ganz ohne Scheiben ) einer kleinen Galerie am Eingange , um welche berum an der Wand tas jüngſte
brauchen.
(Fr. BI.)
Gericht oder derlei ſouft etwat in der abſcheulichſten Weiſe angemalt eine Heiligenwand *) aus Brettern ober Schnißwert gewöhnlich auch mit ganz verſchwärzter Vergoldung herausgepußt Kelche und Gerath
Vandalismus in Frankreich . Ein gräulicher Vandalismue iſt vor furzem zu Perigueur entdeđt worden, wo der Regierungsarchitett, unter dem Vorwande , die Kathedrale , eine der ſchönſten byzantinisớent Kirchen in Frankreich , zu verſchönern, die meiſten Capitale verſtümmelt, mehrere Fenſter zugeinauert hat , das ganze Innere aufipeißen und eine
im Häglichften Zuſtande.
-
Länge den Wänden , von der Heiligenwand
Neihe Statuen von der Weſtfronte, die bekanntermaßen älter als das Jahts
bis an den Eingang, ſteht, eine Stufe über dem Fußboden erhöht, eine
tauſend waren , zu Bauſteinen zerbrechen ließ. Man hat eine Gingabe
zuſammenhängende Reihe fleiner unbebedter Logen , in deren jeder für
an den Miniſter des Innern gemacht, und hofft, den Vandalen beftraft
eine Perſon Plat iſt, die darin ftehen fann (benn dieſe Logen haben
zu ſehen . (ibid .)
*) Das Altarſtúd , welches das Allerheiligfte pom übrigen Kirchenraume cheidet.
Erdbeben in Weftindien. Am 16 Auguſt fühlte man heftige Erdſtöße zu Antigua , Martinique und andern weftindiſden Tafeln.
Di únwen , in der literariſch - Artiſtiſchen Anfalt der 3. 6. Cotta'ſden Buchhandlung. Berantwortlicher Redacteur Dr. Eb. Widenman n .
DO
Nr. 341 .
as
AA usla nd. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 7 December 1841 .
Ferlini's antiquariſche Forſchungen in Wubien.
von dem muthigen Belzoni beſuchten Pyramiden , die Ueber: reſte des alten Meroe, ſtehen. Einige herabgeſtürzte und ver
(litter. Gaj. 23 Oct.)
Dr. Ferlini aus Bologna führte lange ein abenteuerliches Leben in Griechenland, Aegypten und Aethiopien . In Albanien ſtand er im Dienſte des bekannten Ali Paſcha von Fanina, ging dann nach Athen, heurathete dort eine atheniſche Frau, und nahm Theil an dem Freiheitsfrieg der Griechen . Im 3. 1829 ging er nach Aegypten, und wurde einem Regiment Mebemed
Ali's beigegeben, das in Sennaar ſtand. Hier blieb er gehn Monate und wurde dann nach dem weſtlichen Nubien und nach Cartum geſchidt; hier erhielt er von dem Gouverneur Erlaub-
niß zu einer Erpedition, um in den verlaſſenen Ruinen Meroe's Nachgrabungen anzuſtellen . Troß aller Warnungen , daß er von den grauſamen Negern ermordet werden würde , machte er ſich, begleitet von einem Albanelen, Namens Stephani, mit 30 Arbeitern , die er monatlich mit 2 ſpaniſchen Dollars be:
zahlte, und einem ganzen Gefolge von Sklaven im Uuguft. 1834 auf den Weg. Zuerſt famen ſie nach Bob ( Wadi ?) Benaga, wo die Reiſenden ihre Frauen und Familien ließen , und nun in die Wüſte Gallah -Volet-Mamuth eindrangen , wo ſie adot
Stunden vom Nil einen ſchönen , außen mit Hieroglyphen be-
ſtůmmelte Sphinre von ſchwarzem Granit fanden ſich in der Nähe ſo wie viele verfallene Pyramiden , die auf einer Anhöhe ſtanden , dann 21 andere gleichfalls in Ruinen, eine jedoch faſt unver ſehrt. Deſtlich ſtanden acht weitere, etwas beſſer erhalten , aber nur an den kleinen ſtanden noch die Porticos , bedeđt mit hieroglyphiſchen Inſchriften . Hier beſchloſſen ſie ihre Operation anzufangen , in der Stadt felbſt, nahe bei dem Gang der Sphinre ; ihre Mühe ward aber ſchlecht belohnt, denn ſie fanden nur uns bedeutende Sachen. Dr. Ferlini beſchloß deßhalb ſich an eine der größern Pyramiden zu wagen , und begann mit 100 Mann ,
vermehrte die Arbeiterzahl aber bald auf 350. Bald fand man den Eingang nach dem Mittelpunkt der Pyramide , und eine Treppe fuhrte zu einer kleinen Höhlung, wo man Knochen von Kamelen und Pferden , ſo wie von kleinen Thieren, wahrſchein lich Hunden, fand; untermiſcht waren Stüde von Kamel- und Pferdegeſchirr von Metall, auf welchen Gottheiten und Vögel eingegraben waren. Ein großer Stein am Boden verſprad
etwas Werthvolles, als man ihn aber aufhob, fand ſich nur vere ſteinerte Erde. Die Hiße war hier ſo unerträglich und er ſtidend, daß ſelbſt die Eingebornen nicht über fünf Minuten
dedten Tempel tanden. Leider aber war alle Anſtrengung, durch Sand und Schutt hindurch einen Eingang zu finden, fruchtlos . Ebenſo ging es ihnen bei einem kleinen Tempel zu Volet Aſlan , zwei Stunden vom Nil, und zudem ſtreiften bungrige Löwen jede Nacht um ihr unſicheres Lager her. Im September Fehrten ſie zu den Frauen in Vod Benaga zürüd,
ausbauern fonnten. Eine benachbarte Höhle enthielt eine große Maſſe menſdlider Knochen , die ohne alle Ordnung zuſammen geworfen waren. (Die Litter. Gaz. wirft hier die Frage auf,
und unterſuchten dort einige Gänge, augenſcheinlich Begräbniß-
auf den Porticus abgebrochen , wo man in einer Höhlung eir mit einem Stein bedeďtes Skelett auffand ; als man den Stein
plaße der alten Landeseingebornen , welche eine Anzahl Gefäße oder Burmes enthielten, wie die ſchwarzen Landesbewohner fie
noch zum Waſſertragen brauchen ; ſie enthielten aber nichts als verſteinerte Erde mit Waſſer. Einige Stelette zerfielen bei der geringſten Berührung in Staub. Auch einige Säulen wurden näher unterſucht und darunter ein prächtiger vierediger Pilaſter von rothem Granit mit Streifen pon Hieroglyphen und Figuren.
Ihr nächſter Weg ging nun nach Begaraviah, wo die großen ,
ob dieß nicht vielleicht Refte von Menſchenopfern ſepen , de man in der andern Grabkammer Thierknochen gefunden .) Hr. Stephani hatte inzwiſchen eine andere Pyramide bis aufhob, wurde etwas von der Größe eines Straußeneies zerbro chen , das von hellgelbem Glas oder Kryſtall ſeyn mußte. Bis jeßt hatte die Unternehmung teine ſehr aufmunternden Reſultate geliefert. Die Hiße war unmäßig, die Lebensmittel abſcheulich , und jede Nacht fürchtete man eine Verrätberei der
beſchäftigten Arbeiter, oder eine barbariſche Chat der Neger, die feinen Anſtand genommen hätten die Fremden zu ermor : den , um ſich alles deſſen zu bemächtigen , was ſie allenfalls 341
1362
durchſtöbert, aber nichts entdeckt, obgleich die benachbarten Araber
dem Schlachtfeld blieben, 17 andere an Krankheiten ſtarben und vier ermordet wurden. Die bisherigen Nachrichten geben nur
Werthvolles gefunden. Indeß wurden auch andere Pyramiden
erklärten, ſie enthielten große Schäße von Gold. Sie wünſchten
bis zum Ende des hohen Sommers von dieſem Jahr, mit dem
die Arbeiten fortgefeßt, um Lebensmittel und Bezahlung zu erhalten . Faſt auf dem Punkte, das ganze Unternehmen auf: zugeben, entichloß fich Dr. Ferlini endlich noch einen lekten
Spätſommer uud Herbſt beginnen die Bewegungen wie ge: wöhnlich von neuem, und hierüber beinerkt der neueſte Over: land Courier : „ die Kheiberis (in der Nähe des Paſſes zwiſchen
Verſuch mit einer der größten Pyramiden zu machen, die am
Sabul und Peſchawer) ſollen abermals in Waffen ſeyn und neue Geſchente für die Offenhaltung des Paſſes verlangen ; *) das ganze Land der Giltſchis ( im Südweſten ) und Stohiſtan (im Nordoſten von Cabul) foden zum Aufſtand reif reyn ; Schah Kamran gilt allgemein für den Hauptanſtifter. Das gute Volt
Ende des Berges noch faſt unberührt daſtand.
Es iſt dieß
dieſelbe, welche ſchon Caillaud (Vol. II. p. 157 Fig. 7) be:
ſchrieben hat ; ihre Höhe betrug etwa 32 Klafter, jede Breite batte 48. ( Schluß folgt . )
Bückblick
e.
von - Sandahar erwartet täglich einen Ausbruch, und Sir W. Mac Maghten hat um 3 bis 4 weitere Regimenter gebeten ." Andere Nachrichten ſtimmen damit überein, und die nächſten Poſten werden alſo neue Ausbrüche in dieſen Ländern melden.
( Fortſeßung . ) Alle dieſe offenbar mit Doſt Mohammeds Angriff zuſam : menhängenden Ereigniſſe trugen den Charakter einer wahren
Abgeſehen von der gänzlichen Unpopularität Schal) Schuds cha's und feinem unwürdigen Renehmen - einige Engländer geben ihm fogar Schuld , daß er es ſer , der die Aufſtände ge:
gen ſie nähre -- liegt wohl ein Hauptgrnnd der unaufhörlichen -
Berſchwörung. Dieſe war allerdings vereitelt, aber das Land
Unruhen in dem Umſtand, daß die Engländer viele der Haupt:
feineswegs moraliſch beruhigt.
linge mit Geld zu gewinnen ſuchten , und überhaupt mit ihrem
Dieß war auch bei der Lage
der Engländer und ihrem Verfahren gar nicht möglich : man hatte damit angefangen , die Ruhe und Unterwürfigkeit unter Schah Schudſcha's Herrſchaft von mehreren Häuptlingen zu er taufen , kein Wunder, wenn andere auch erkauft ſeyn wollten ; arme und verhältniſmäßig ruhige Stämme, wie z. B. die Stad fchafs (Kujjuks) , in der Nähe des Bolanpaíſes , Tollten ſtarke Abgaben zahlen : der genannte Stamm , obgleich nur etwa 10,000 Menſchen ſtark, folite 100,000 Rupien ſteuern ; er wei: 1
Gold auf eine höchſt verſchwenderiſche Weiſe umgingen, was die Habſucht der zahlreichen Stammeshäupter nicht wenig reizte.
Wir kennen natürlich nicht alle, welche Geld erhielten, ihre An: zahl muß aber nicht gering geweſen feyu , und das Benehmen der wenigen , von denen wir wiſſen , daß ſie ſolches erhielten,
zeigt genügend, daß dieß eine ganz falſche Politik war. Die Scheiberis , rohe räuberiſche Stämme im Gebirge, wurden , wie
von Peſcawer nach dem Tafellande von Sabul führt, frei hal
men aber doch endlich das Hauptfort, und entriffen dem ar: men Polfe ſeinen nicht unbedeutenden Kornvorrath , den ein:
wiederholtenmalen von Angriffen auf engliſche Convois
zigen Reichthum , den es beſaß, und der Stamm wurde noth gedrungen räuberiſch. Lientenant Lynch griff in der Nähe von Tandahar ein befreundetes Fort , das einein Duranihäuptling gehörte, aus Mißverſtändniß an, und machte die Beſaßung nie der, ſo daß der Stamm jekt, obgleich dem Königshauſe verwandt,
ten ſollten ; fie haben dieß nicht gethan ; denn man hat zu ge:
bört, und bereits find mehr als vier Kriegszüge gegen ſie un : ternommen worden , alle mit Erfolg , indem die Kheiberis im : mer geſchlagen, und erfolglos, weil ſie immer in kurzem wie: der unruhig wurden ; jeßt rollen ſie wieder Geld 'verlangt ha: ben , was aber die Engländer nicht mehr zu geben geneigt fdeinen, und andere Maaßregeln zu ergreifen anfangen, deren
und ſonſt den Ghiltſchis feind, Tich jeßt mit den leßtern ver : eint hat und gegen die Engländer auszieht , die ſelbſt in der
wir fogleich erwähnen werden. Der zweite, welcher Geld er: hielt, war Kamran Schah : man ſekte ihm, die Herſtellung der
Umgebung von Sandahar nicht mehr ſicher ſind. Die Engländer
behaupten, daß namentlich im Weſten unter Kadſchafs, Marris
Befeſtigungen von Herat abgerechnet, 25,000 Rupien monatlicy aus, ſeine Forderungen wuchfen aber, bis Toob lie nicht mehr
a. f. w. perſiſche Sendlinge fortdauernd thätig reyen , aber dieſe
befriedigen tonnte oder wollte.
Find zur Erklärung des feindſeligen Geiſtes überflüſſig. Es
durch die Drohungen . Var Mohammeds, der ihm Geld abno:
iſt unmöglich, alle dieſe Gegenſtände zu detailliren , aber fol gende auf officiellen Quellen beruhende Angaben werden genügen, um den Zuſtand des Landes zu zeigen : von dem An: fang des Feldzugs im November 1838 bis Ende 1839 waren
thigen wollte, Schreden einjagen zu laſſen , und entfernte fid.
bie Engländer zweimal in Gefechten, in denen ſie einen todten
fie nichts mehr tauge ; die allgemeine Meinung iſt, daß er den Fehlern Lord Audlands anfgeopfert werde. " Diele irrige Po: litik iſt eben die. Beſtechung der Häuptlinge , welche Lord Uud:
und 14 verwundete Officiere und etwa 400 Mann todte und verwundete Soldaten hatten. Seit dem Abmarſch der Haupt: armee, alſo feit Anfang 1840, haben ſie 28 Gefechte geliefert,
und ſind in 13 geſchlagen worden ; ſie verloren 1600 getödtete oder verwundete Soldaten and 28 Officiere, von denen 17 auf 1
oben erwähnt, bezahlt, damit ſie den Paß, der von der Ebene
gerte fich, und die Engländer zogen gegen ihn, um die Steuern einzutreiben . Anfangs wurden ſie blutig zurüdgewieſen , nah:
Codd beging den Fehler, fich
Ein Schreiben aus Cabul in der Delhi Gazette vom 1 Sept. bemerkt : „Dodds größter Fehler war, eine Politik fortzuſehen , worüber ihm der geſunde Menſchenverſtand hätte ſagen follen, daß
land ſehr weit getrieben , und unermeßliche Summer damit *) Sie erhielten im 3. 1839 vertragsmäßig 90,000 Rupien, wie es ſcheint, jährlich zugeſagt.
1363 verſchwendet haben ſoll. *) Ehe man mit ſolchen Halbbarba: Ten oder grundverdorbenen Menſchen , wie die vornehmen Af:
ghanen meiſtens find , unterhandelt , muß man von ihnen gefürchtet reyn .
In der Freigebigkeit der Engländer fahen ſie
nichts als einen Beweis der Schwäche. Man ſcheint indeß bereits zu der Einſicht gekommen zu
fenn, daß fanfte Mittel hier ſchlecht am Plaße find, und Sprache ſowohl als Thaten der Engländer ſind ſeit einiger Zeit viel entſchiedener geworden, wie man aus ihrer Haltung gegen den Pendſchab entnehmen tann. Da ihre Stellung und ihr Be: nehmen gegen dieſes Land den afghaniſchen Krieg weſentlich herbeigeführt hat, ſo verdient dieß eine nähere Auseinander : Teßung. Die Feinde Indiens ſeit mehrern Jahrhunderten find die Afghanen , welche, wenn irgend ihre innern Zerwürfniſſe ihnen Zeit ließen, über Indien herfielen. Die Gründung des Reichs der Sikhs durch Randſchit Singh war den Engländern deßhalb ſehr willkommen, und ſie betrachteten leßteres als die Vormauer gegen erneuerte Angriffe der Afghanen . Judeß zerfiel die afghaniſche Monarchie, und Randſchit Singhs Reich vergrößerte ſich immer
'mehr auf ihre Koſten. Jeßt hätte die angloindiſche Regierung den Schwachen gegen den Starken, Afghaniſtan gegen Rand: Thit Singh ſchüßen ſollen, ſtatt deſſen machte ſie gemeinſame
ſich jedod balb, da ſie fühlten, daß innere uneinigteit fie unfehl bar in die Hände der Engländer fügren müffe. Indeß iſt der Staat doch ſo geſchwächt, daß an einen Widerſtand gegen dieſe lektern nicht zu denken iſt, und Lord Audland hat die Fors
derung geſtellt, daß Schir Singh ein ſubſidiäres Truppencorps bei ſich aufnehmen und Peſchawer abtreten folle. Ein fubfi: diäres Truppencorps iſt nichts anders als eine von engliſchen
Officieren befehligte Sipahiarmee , und dieſer Forderung hat ſich Schir Singh bis jeßt nicht gefügt, kann aber ihr wohl nicht lange mehr ausweichen , obgleich es vielleicht nicht ohne Kampf abgeht, wenn die Engländer ſie mit Gewalt durchießen wollen.
In jeder praktiſchen Bedeutung iſt aber der Pendſchab bereits ein mediatiſirter Staat , und mußte es von dem Augenblick an ſeyn, wo ein engliches Heer in Afghaniſtan ſtand.
Die Abtretung Peſchawers iſt ein nicht unwichtiges Ereig niß. Die Engländer bedürfen dieſer kleinen , aber fruchtbaren
Provinz als Etape für ihre Stellung in Afghaniſtan : fie be: herrſchen dadurch den mittleren Induslauf ; der Pendſchab iſt ihnen offen , und ſie fönnen die unruhigen afghaniſchen Stämme in der Nähe, namentlich die Kheiberis , beſler beaufſichtigen. Faſt ſcheint die Belegung Peſchawers and zu beweiſen , daß fie viel:
leicht ſelbſt dem verhaßten Regimente Schah Soudſcha's, oder
Sache mit lekterem, und lub ro den Haß der fanatiſch gegen
wenn nicht dieſem , doch dem ſeines Sohnes Timur, eines ver
Randſchit Singh, den Feind,ihres Glaubens, erbitterten Afghanen
ächtlichen Tyrannen , der in Candahar durch ſein zügelloſes, grauſames Verfahren ohne die gewaffnete Anweſenheit der
auf fich, ein Haß, der mit doppeltem Gewicht auf den mit den gõßendieneriſchen Siths und den ungläubigen Feringis verbün: deten Schah Schudfcha fallen mußte. Der Irrthum der anglo: indiſchen Regiernng beſtand darin, Randſchit Singhs Reic) im Ernſte für eine Macht zu halten : es war ein bloßer Schemen, der mit Randfchit Singhs Tode in Nichts zerfließen mußte . Doft Mohammed forderte in feinen Unterhandlungen mit Vurnes im 3. 1838 die Herausgabe Peſchawers als Pfand der Freundſchaft mit den Engländern. Dieß ward abgeſchlagen und
der Bruch erfolgte. Doſt Mohammed mußte als Afghane die Forderung machen , und die Engländer hätten ihn auf den Tod
Engländer eine Rebellion gegen ſich hervorgerufen hatte , ein
Ende machen werden. Sie können dann Afghaniſtan nach den Stämmen in eine Menge kleiner Fürſtenthümer theilen, wer: den mit dieſen einzelnen weit eher fertig, und können ei nen ruhigern Zuſtand begründen, als jeßt, wo ſie eine Mon: archie aufrecht erhalten ſollen, die nicht nur eine ſehr koſtbare, ſondern auch poſitiv ſchädliche Spielerei iſt. Ohnehin hat ſich Afghaniſtan ohue Staſchmir nie als Monarchie behauptet, denn dieſe wunderreiche, aber durch Afghanen und Sikhs ausgeplün:
derte und völlig erſchöpfte Provinz hat früher allein den Glang
Randſoit Singhs, der, wie man wußte, nicht mehr lange aus:
der Monarchie erhalten , den das arme , freie, faſt republicani.
bleiben konnte , vertröſten fönnen. Dieß war der Mißgriff,
ſche Afghaniſtan nie ertragen hätte.
welcher über den afghaniſchen Krieg entſchied. Jeßt iſt Tiand:
der ſicherſte Beweis , wenn es ja eines ſolchen bedürfte, daß
Es iſt dieſe Belekung
fahit Singh todt, fein Sohn Sarral Singh wahrſcheinlich an Gift
die Engländer freiwillig nicht mehr über den Judus zurüd
geſtorben , ſein Enfel No Nihal Singh durch einen Zufall um : gefommen , und nachdem die Thronfolge einige Zeit zwiſchen
geben werden .
der fchwangern Wittwe No Nibal Singhs und einem unehelichen Sohne Randfchit Singhs ſtreitig geweſen, iſt dieſer leß: tere, Namens Schir Singh, auf den Thron geſtiegen , indem
ſtans eine größere Aufmerkſamkeit als ſonſt gewidmet, weil ſie
erſtere, wohl nicht ohne eigenes Zuthun, zu früh niedergefom :
ſind. Man muß ſie ſtets im Auge behalten , wenn man die
Alles dieß hat den Pendſchab völlig desorganiſirt, die Goldaten , nur durch Randſchit Singhs eiſerne Hand zuſammen :,
vorderaſiatiſchen , die ſogenannte orientaliſche Frage,, ſind
gehalten , wurden meuteriſch, und der Adel der Siths (Sir :
großentheils aus den indiſch -perfiiden Angelegenheiten ents
men .
daro) fing an unter fich uneinig zu werden ; fie beſannen
Wir haben dieſen Angelegenheiten Indiens und Afghani: uns jeßt weit näher gerüdt, und mit den occidentaliſchen Ver: hältniſſen in eine engere Verbindung als je früher gebracht vorderaſiatiſchen Verhältniſſe richtig verſtehen will , denn dieſe
(prungen , wie wir ſchon im vorigen Jahre umſtändlich ausge: führt. Herat, gegen welches in dieſem Jahre der Feldzug nicht
*) Es iſt ieft bekannt, daß die Engläuter dem Chan von Chiwa die ruſſiſchen Sklaven , welche der Worwand des Kriegsjugs der
Ruſſen waren, um eine Million Rupien abfuften ; Lieutenant Shakeſpear geleitete fie ſodann an die ruffiſche Gränze. Allee wurde, wie man ſieht, mit Geld abgemacht.
mehr unternommen wird, - ob aus Mangel an Laſtthieren , oder aus andern , politiſchen Rüdſidten, müſſen wir vorerſt unent ſchieden laſſen , – iſt immer noch der Hauptpunft : herrſcht dort ruffiſper Einfluß, ſo muß England in Aegypten oder Syrien -
1364
herrſchen , denn es muß Truppen in fürzerer Zeit aus England
nach Indien bringen können, als Rußland von Aſtrachan nach Herat. Das iſt, wie vor drei Jahren , immer noch )der Hauptpunkt, aber der Kampfplaß hat ſich durch den afghaniſchen und fyri
iden Feldzug unendlich erweitert, und wird ſich wahrſcheinlich in Balbe noch weiter ausdehnen. ( Fortfeßung folgt. )
grotten angelehnt. Im nördlichen waldreichen. Lanbftriche, der Halbinſel find manche Häuſer ganz von Lehm. Ueberhaupt außer denen der halb europäiſchen Smyrnenſer und denen der reichſten Griechen an einigen andern Orten ſind die Häuſer dieſer Nation eben ſo unſchön gebaut, als die der Türfen. · Auch an ihnen iſt auswendig unter dem Dache .
Jahr und Tag der Erbauung , nebſt dem Namen des Hausherrn ver merft. Sie heizen und erleuchten ſie nach türkiſcher Weiſe, hinſichtlich der Bequemlichfeit den alten Gewohnheiten , aber nicht dem Klima des Drtes folgenb. Die griechiſche Geiſtlichkeit findet fich über alle von Griechen be wohnten Niederlaſſungen zerſtreut auch in den Dörfern , die feine .
Fortſchritte des Schulunterrichts in Frankreich. Gin ſehr voluminöſer Bericht über dieſen Gegenftand iſt vor kurzem von dem Miniſter Dco öffentlichen Unterrichte abgeſtattet worden , aus dem wir Nachftehendes ausheben. Die Geſammtzahl der Gemeinden in Frankreich iſt 37,295. Nach dem lepten Bericht im Jahre 1837 waren 29,613 einzelne oder vereinigte Gemeinden mit Schulen verſehen ; im Jahre 1840, ergab ſich eine Vermehrung von 3486 Schulen, ſo daß ihrer jekt 33,099 find , und nur noch 4196 Gemeinden ohne Schulen übrig .
bleiben. Der Fortſchritt in der Zahl der Schüler iſt gleich bemerkens werth . Jin Jahre 1837 befanden fich in öffentlichen und Privatſchulen unter Lehrern 1,547,194 Suaben und 412,636 Mädchen , unter Lehrerinnen 23,350 Knaben und 707,511 Mädchen. Im Jahre 1840 war die Anzahl in öffentlichen und Privatſchulen unter Lehrern auf 1,607,013 Knaben , 444,316 Mädchen , uns unter Lehrerinnen auf 34,394 Knaben und 795,916 9 Märchen geſtiegen. Kleiykinderſchulen gab es im Jahre 1837 261 in
172 Gemeinden , und dieſe, enthielten 29,214 Kinder ; jest finden ſich in
Kirchen haben , gibt es Geiſtliche
nur die allerårmſten und mindeſt
bevölkerten Ortſchaften ausgenommen. In Smyrna befindet ſich ein dem Patriarch von Konſtantinopel untergeordneter Metropolit ; in einigen andern Städten wohnen Biſchöfe, in den übrigen mitunter Acbte, freilichy ohne Klöfter – zumeiſt aber Protopopen und Prieſter. Sie , d. 5. die älteſten in der Stadt , nehmen am Rathe der Alten Theil , bekommen vom Volfe , in Geſtalt eines geſammelten Beitrage, ihren Unterhalt, und außerdem noch einen Gehalt für die Vollziehung ihrer geiſtlichen
Verrichtungen. Die zur Zahl der Vorſteher gehörigen Uelteften find ziemlid wohlhabend, nicht immer ſonderlich geachtet , aber ſtets mehr oder minder gefürchtet, theils wegen ihres Einfluſſed auf die öffentlichen Angelegenheiten und theils wegen ihrer gewöhulich obwaltenden Ver bindung mit den Bezirksbehörden. Die niedrigern, beſonders unwiſſender Mönche und Geiſtlichen zählt die allgemeine Stimme zu der grober Arbeiterclaſſe, und zwar natürlicherweiſe ; denn Mönch- oder Sprengel
352 Gemeinden 553 Kleinkinderſchulen mit 50,986 Kindern . Die Zahl
geiſtlicher wird dort nur derjenige, welcher weder zum Kaufmann, nod
der Lehrer iſt 62,859 , worunter freilich 25,051 unter 300 Franken Bes ſoldung haben. Die Zahl der Laienlehrer iſt 38,368, der Laienlehrerinnen
zum Handwerfer oder zum Hausherrn taugt : der Faullenger, der jeden
11,984 ; geiſtliche Lehrer zählt man 2136 , geiſtliche Lehrerinnen 10,371 .
Hiebei iſt zu bemerken , daß der geiſtliche Stand bei den anatoliſchen Griechen nicht erblich iſt: der Sohn des Prieſters iſt eben ſo gut Bürger
(fr . BI .)
falls doch auf Gemeindeunfoſten , durdo Almoſen, gefüttert werden muß. 1
ober Bauer, wie der Sohn des Handwerkers oder Adermannes, obwohl
Bie Völkerſchaften im heutigen Kleinaften. Die Griechen . ( Fortfefung .)
einer und der andere nicht ſelten dem väterlichen, auch ihm zur Gewohns heit gewordenen Gewerbe fich widmet. Der Candidat zum geiflichen Stande lernt zur Noth den Meßdicnft ,. bei den verſchiedenen Gelegens heiten die Gebete aus dem Buche ableſen, zuweilen nur auswendig her :
Die griechiſchen Bauernhäuſer find im Vergleiche zu den türkiſchen an der ganzen weſtlichen Küſte der Halbinſel hübſch genug aus Holz
ſagen , und wird dann vom Biſchofe tonſurirt, obſchon dieſer des Novizex
mit Badfteinen oder Lehm erbaut.
er eiiren beſſern hernehmen ? Es ift fower zu beſtimmen , wo hier dis Urſache, wo die Wirkung fey : ob man dieſe Geiftlichen deßhalb nicht
In den Dorfſchaften nördlich vom
apolloniſchen See ( deren es etwa fünfzehn gibt ) ſind die Häuſer groß und von eigenthümlicher Bauart : unter dem gemeinſamen Ziegels dade nämlich finden fich zwei abgeſonderte Hälftert, deren jede aus einer Stube mit einem 1 bis 1 % Arſchin über die Erbe erhöhten Fußboden befteht, und welche durch einen Zwiſchenrauin in Geſtalt einer Hausflur .
ohne Vorderwand von einander geſchieden ſind.
In dieſen Zimmern,
die man nur im Winter bewohnt, im Sommer aber mit allerhand Sachen vollpfropft, iſt es faft finſter und entfeßlid unrein ; etwas ſauberer iſt das Vorhaus. Um das Haus her finden ſich ziemlich viele Anbaue
Unwiſſenheit recht wohl erfennt – denn was iſt da zu thun : wo fou
achte, weil ſie unwiſſend find und keineswege von muſterhaftem lebens wandel -- oder ob die Ordentlichen den geiſtlichen Stand deßhalb meiden , weil derſelbe in den Augen der Nation verächtlid erſcheint ? Wie dem
aber auch ſey , das Volf , den göttlichen Samen bed -Chriftenthums tief und unverwüſtlich im Herzen begend und oft einen martervollen Tod dem Abfall vom Glauben vorziehend , erblidt feine Geiſtlichkeit wie
für das Vieh ; der Hof iſt mit einem aus Solebborn geflochtenen Zaune
unwürdige Diener desſelben , weit unter fich. Dieſes bezieht ſich , wie geſagt , auf die unwiſſenden Geiflichen und , verſteht fide , auch auf die Kirchendiener. Die Biſchöfe, Archimandriten , Aebte hingegen werden
umſchloſſen , und an den hintern Theil des Hauſes ſchließt ſich ein
meiſtens von Konſtantinopel aus geſendet, und find , wenn gleich im
.
.
Garten mit Küchengewachſen und Maulbeerbäumen , einem Weinberge
Weſentlichen aud nur wenig gebildet , größtentheils dod im lefen und Schreiben bewandert ; ſie verſtehen Griechiſch zu leſen.
und Obſtbäumen . Die Häuſer der Candleute ſüdlich zunächſt Kaiſarieh Find , wie ſchon oben erwähnt , aus einem weichen behauenen Steine, .
größtentheile mit Gewölben gebaut oder an einigen Stellen an Fels
Hier nun
müſſen wir Giniges über die Sprache der anatolifden Oriedyen faget. ( Fortiefung folgt.)
Můnden , in der literariſch - Artiftiſden Anftalt der J. G. Gotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Neracteur Dr. Ed. Widen ma nn .
Nr. 342.
Pas
I and . Ausl
Ein
Tagblatt für
Sunde des geiſtigen und ſittlicher Lebens der Völker.
841.
8 December 1841 .
Rü o
b
1 id e .
( Fortreßung. ) Border afien .
Wir gehen einer neuen Geſtaltung des Welthandels und einer neuen Belebung des Mittelmeeres entgegen. Der Welt: handel, welcher vor drei Jahrhunderten den Weg aus Aſien
Oberſt Chesney belchiffen , und dieſer Verſuch ſoll günſtig ausgefallen ſeyn ; die öffentlich bekannt gemachten Nachrichten über die Beſchiffung aber ſtellten ſolche to gut als unausführ: bar dar. Indeß unterhielten die Engländer ſtets eine See:
macht im perſiſden Golf, wozu die arabiſchen Seeräuber ihnen den gern ergriffenen Anlaß gaben ; eine große Anzahl Engländer bereiste Meſopotamien , bald in naturhiſtoriſchen , bald in anti:
über Aegypten und Syrien verlie ; die Nacht des damals
quariſchen Abſichten , wobei die politiſch- commerciellen im Hin :
meerbeherrſchenden Venedigs brach, und das Mittelmeer, wel:
tergrunde lagen . Aber immer noch ſcheinen dieſe Bemühungen mehr von der oſtindiſchen Compagnie , als von der Regierung
des früher ro oft der Schauplaß der Weltgeſchichte geweſen
war, zu einem vergleichungsweiſe unbedeutenden Binnenmeere
ausgegangen zu ſeyn , welche nichts that, um zu verhindern, daß
machte, bricht ſich wieder ſeine alte Bahn. Anfaugs hatte dieß
Syrien in die Gewalt Mehemed Ali's fiel, und überhaupt zu
große Ereigniß nur einen langſamen Fortgang , ſeit vier bis
jener Zeit den vorderaſiatiſchen Verhältniffen nur eine unter:
fünf Jahren aber entwickelt es ſich mit reißender Schnelligkeit.
geordnete Aufmerkſamkeit ſchenkte. Selbſt als Rußlands Abz
Unfruchtbare Plane franzöſiſcher Könige auf Aegypten machten den Anfang, der erſte wichtige Schritt aber iſt Napoleons Zug : nach dieſem Lande. Man erſieht deutlich, daß Indien und die Wie-
Fichten auf die Türkei durch den Vertrag von Chuntiar Sfeleſſi
: Lauf des Euphrats und die Verhältniſſe der benachbarten Län : der zu erforſchen. Die Papiere eines derſelben rollen den Eng:
deutlicher hervortraten, fam es noch immer zu feinem entſchie denen Handeln, und erſt als der Zug der Perſer gegen Herat die Flufionen der brittiſchen Machthaber über die Plane der Ruſſen in Perſien und Lurkomanien mit Gewalt zerſtört hatte, ſchritt man endlich zur That , und betrat eine andere Bahn, die nun aber auch mit bewundernswerther Entſchloſſenheit und Folgerichtigkeit eingehalten wurde. Man ſchloß im I. 1837
: ländern in die Hände gefallen ſeyn , und dieſen ein damals
den Handelstractat mit der Türkei, welcher alle Handelsmono
derherſtellung des franzöſiſchen Einfluſſes daſelbſt der Hauptzwed
dieſer Unternehmung waren, denn auch uachdem Aegypten längſt geräumt, folgten Sendungen franzöſiſcher Officiere, um den
: unerfreuliches Licht über die Möglichkeit und Ausführbarkeit pole, und alſo auch die Mebemed Ali's, abſchaffte, einen Trac: dieſer Plane gegeben haben , denn es war ihnen anfangs nicht tat, auf deſſen Grund hin die Engländer noch jeßt unabläſſige
fonderlich um Eröffnung einer Bahn zu thun, auf welcher fie Forderungen um Erleichterung des Handels an lekteren ſtellen . nicht bloß Concurrenten , ſondern endlich gefährliche Nebenbuh-
Die Dampfſchifffahrtsverbindung über Alerandrien wurde ein:
ler finden mußten , und wo ſie , wenn auch im Beſige von Gibraltar und Malta , doch nicht eigentlich zu Hauſe waren .
gerichtet, uden um eine elende Summe einem Araberfürſten
Die fortdauernden Verbindungen der Franzoſen mit Aegypten
mußten ſie in dieſer Abneigung beſtärken , bis ſpäter die Nothwendigkeit ſich ihnen ſo ſehr aufdrang, daß nicht mehr zu Zögern war, und die fein Geheimniß gebliebenen Unterhandlungen Frankreich mit Mebemed Ali vor der Eroberung Algiers · mußten ihnen über die Plane desſelben , ſich zum Herrn des Mittelmeeres aufzuwerfen , vollends; die Augen öffnen, und ſo :
mit begannen die Vorbereitungen , um, ſobald es nöthig Tepn follte , zur Hand zu feyn.
Sie ließen den Euphrat dura
abgehandelt und mit Gewalt behauptet ; als Mehemed Ali in keiner Weiſe auf gute Worte hören wollte, und alle Forderun gen von freiem Truppendurchmarſch und freiem Waarenzug zurüdwies, zwang ihn England zur Räumung Syriens, und ießt, wo der Weg nach dem Euphrat den Engländern freiſteht, zeigt es fich plößlich, daß die Beſchiffung desſelben möglich iſt. Man hatte die tauglichſten Schiffe dazu während der eifrigſten Unterhandlungen über die orientaliſche Frage , als Mehemed
Ali nod im vollen Schimmer der Macht und des Sieges von Nezib da ſtand, im Januar 1840, von England aus ums Cap 342
1366
der guten Hoffnung herumgerdict, und fobald Ende 1840 die Räumung Syriens geſchehen war , wurden alle Anſtalten ge: denn ſie waren auf ein troffen , die Schiffe zuſammengeſellt, Stauffahrteilchiff in einzelnen Stüden geladen worden – und To das wichtige Unternehmen begonnen. Es liegt hierin ein augenſcheinlicher Beweis , daß man con im Anfange des Jah: res 1840 , wo die Schiffe von England abgingen , zu gewaltſae men Maaßregeln gegen Mehemed Ali entſchloſſen war. Ent: fernung desſelben aus Syrien iſt jedoch nur der erſte Schritt; nicht dieje , ſondern die Vernichtung Mehemed Ali's iſt der -
Zweck der Engländer, und muß es der ganzen Lage der Sachen
Arabien felbſt mit in Anſchlag bringt, noch in zu viel Sonder intereſſen geſpalten, der Geiſt der záben, ausbauernden , lebens
kräftigen arabiſchen Nationalität waltet aber ſichtlich über ihnen, die unterwerfung unter die türkiſche Herrſchaft iſt ſo gut wie zu Ende, und der Einfluß der Europäer, der duro Begünſti: gung einzelner Intereſſen ſich Bahn zu machen ſucht, kann nnr dazu führen , das Band, das ſie noch an die Türkei feſſelt, vollends aufzulöſen. Wir ſehen alſo hier den allerwichtigſten Stamm Vorderaſiens , die Araber vom Taurus bis an die Südküſte Arabiens und bis hinein nach Sennaar in die Bewe: gungen des europäiſchen Lebens hineingezogen und zwar vor allem durch die Engländer, die, genöthigt den Weg nad 31
nach reyn ; nachdem man ihm Syrien genommen , nöthigte man ihn, die mitgeführten ſyriſchen Truppen, zum Theil ſeine beſten Soldaten , herauszugeben ; taum hat er ſich dieſer For: derung gefügt , To traten die Handelsforderungen wieder auf : man verlangt Abſchaffung der Monopolien und freien Durchzug der Waaren von Suez nach Alexandrien gegen einen zou von
Völfer zu bemächtigen ſuchen . Die Staaten des Orients gehen im Zuſammenſtoß mit den Europäern zu Grunde, aber
ein halb Proc. vom Werth , welchen die Engländer ſelbſt be:
thätige geiſtige Einwirkung kann nicht ausbleiben .
ſtimmen wollen ; man wird, wenn er ſich weigert, einen Befehl des Sultans zu dieſem Endywed auswirfen , und Mehemed Ali fann - was gegenwärtig auch geſchieht - einen ſolchen Befehl
zu verhindern oder zu umgehen ſuchen , aber er iſt factiſch jeßt wieder ein Paſcha, der den Befehlen der Pforte gehorchen muß, und zwar deßhalb, weil hinter der Pforte England ſteht, und ihr feine Macht, freilich zu ſeinen eigenen Zweden, leiht. Kurz das Spiel, welches England mit ſeinem Handelsvertrag im Jahre 1837 begonnen, iſt noch nicht ausgeſpielt , und geht
erſt zu Ende, wenn Mehemed Ali oder ſein Nachfolger zum willenloſen Werkzeuge der Engländer geworden , oder aber im leßten Verzweiflungskampfe unterlegen iſt. Dieſe Lage der Sachen iſt nicht ohne erbebliche Folgen für das Land und ſeine Zukunft ; nicht als ob Mebemed Ali del :
halb feine zinspflichtigen Unterthanen anders behandelte, fons dern weil ſein Intereſſe es mit ſich bringt, die Türken jeßt mehr und mehr aus ſeinem Dienſt zu entfernen . So lange er factiſch unabhängiger Herr Aegyptens war , und nur An: ſtandsrückſichten gegen die Pforte zu nebmen batte , behielt er vornehme Türfen um ſich, um durch ihre Verbindungen in
Konſtantinopel ſeinen Einfluß zu ſtárten ; zu dem Ende bezahlte er ſie unmäßig. Jeßt hat er feine ſolche Rüæſichten zu nehmen ; die Pforte ſelbſt iſt zu ſchwach , ihn zu ſtürzen , dieß fann nur noch von europäiſchen Mächten ausgehen, und jeßt will er die theuern Zierrathen ſeines Ehrons, die hochmüthigen Türken,
entfernen, und Araber, auf die er wegen ihres Haſſes gegen die Türfen mehir bauen kann , an ihre Stelle ſeken .
Jeßt
wird, namentlich von Ibrahim Pafcha, ganz methodiſch auf das arabiſche Reich hingearbeitet, von dem man früher nur gefaſelt. Gin arabiſches Reich lag früher nicht im Plane Mehemed Ali's, ſondern nur eine türkiſche Herrſchaft, in größerem Maaßſtabe, als der Dey von Algier. Aber ein arabiſches Reich lag in der Entwicklung ſeines Thund, und das Benehmen der Engländer bringt den Gedanken mehr und mehr zur Reife. Aber noch iſt
dien in vollen Beſiß zu nehmen, ſich der Leitung der arabiſchen die Völker werden, iſey es im Kampfe gegen ſie oder im Bunde mit ihnen, ſich immer mehr heben, denn eine wohl: Während die Engländer ihren plan, die ägyptiſche Herr: ſchaft zu vernichten , ſeit vier Jahren mit ſolcher eiſernen Con : fequenz verfolgen , ſind ſie auch in Meſepotamien nicht müßig geweſen . Im vorigen Jahre iſt Lieutenant Lync den Zigris hinaufgefahren bis zur Einmündung des Zab , und nur die reißende Strömung hinderte ihn , noch weiter zu geben. In
der Mitte Mai dieſes Jahres fuhren die oben genannten Dampf Ichiffe Semiramis und Nitocris den Euphrat hinauf , legten die lange Fahrt von 1100 engliſchen Meilen in 16 Tagen zu : rüd, und langten am 31 Mai in Beles an , von wo nach dem Mittelmeere über Aleppo nur eine Entfernung von 55 Stun: den iſt , welche ein Courier in drei Tagen zurůdlegen tann . Da die Dampfſchiffe bei der erſten Fahrt nur ſechszehn Tage brauchten, ſo glaubt man werde die zweite in acht Tagen ges macht werden können, und da man von Bombay in acht Lagen nach Baſfora fommt , ro brauchte man alſo fünftig , um von
Bombay ans Mittelmeer zu gelangen , nur 19 Tage, um meh rere Tage weniger, als auf dem gewöhnlichen Wege über Suez,
namentlich zur Zeit der Monſuns , welche im Julius, Auguſt und September die Fahrt längs der arabiſchen Südküſte ſebr erſchweren. Dieß iſt indeß nicht der einzige Vertheil : die Kü:
ſten des rothen Meeres ſind ſehr ode , namentlich das Weſt ufer iſt faſt gar nicht bewohnt, und Steinkohlen oder Holf gibt es nicht. Dagegen iſt am Fuße des Taurus ein Stein : tohlenlager entdedt worden , und herrliche Waldungen finden ſich in der Nähe ; auch ſind die , Ufer des Euphrat an vielen Stellen ziemlich ſtart bevölkert. Seit dem Sommer hat man indeß nichts mehr von jenen beiden Dampfſchiffen vernommen : eine unverbürgte Nachricht will wiſſen , fie reyen bei dem Fal
len der Gewäſſer durch Untiefen am Hinabfahren gehindert
in den Völkern der Gedanke nicht erwacht; ſie ſind, wenn man
worden, andere ſpreden von Feindſeligkeiten der umwohnenden Araberſtamme, welche wohl von Aegypten aus aufgeretzt ſeyn könnten ; Gewilles aber weiß man nicht, und die Poſt geht vor : erſt noch immer durch das rothe Meer und über Aegypten . Augenſcheinlich haben die Engländer in Syrien noch nicht bin
die übrigen Theile dieſes Reichs , Meſopotamien, Syrien und
reidend feſten Fuß gefaßt , um ſelbſtſtändige Poſtanſtalten zu
1367 gründen, und das Land iſt auch zu unruhig, während Aegypten unter Mehemed Ali's eiſernem Regimente in dieſer Beziehung weit mehr Sicherheit bietet. Die Anſtalten jedoch , welche die Engländer in Syrien treffen , die Mühe, welche ſie ſich geben, die Ruhe im Libanon aufrecht zu erhalten, wozu ihr Sonſul in Damascus, Hr. Wood, alle ſeine Kräfte aufbietet, die leicht
Gange mit Hieroglyphen bededt , die in Linien ausgebauen waren .
Das Bild eines Mannes , welcher majeſtätiſch auf
mögliche Wiederherſtellung des Hafens von Seleucia an der
einem Löwen Taß, und etwas in der Hand hielt, das ſich nicht mehr erfennen ließ, befand ſich dem Eingang gegenüber. Die Größe der meiſten dieſer Gegenſtände machte ihre Fortſchaffung aus dieſer unermeßlichen Wüſte unmöglich). Kein unterirdi: ſches Grabmal, wie in den kleineren Pyramiden, ließ ſich hier
Drontesmündung , und die Nähe der Rhede von Scanderun, welche ganze Flotten aufnehmen kann, laſſen vermuthen , daß
finden ; freilich war der Weg durch Schichten von ſchwarzen Gallabſteinen verſperrt.
die Engländer bald - ſo wie nämlich die politiſchen Verhältniſſe ihnen geſtatten , ohne Rüdſicht auf die Souveränetätsrechte der Pforte eigene befeſtigte Etapen vom Euphrat nach dem Mittel
Die Gefahr für die waghalſigen Forſcher, die, beiläufig be: merkt, hauptſächlich Gold geſucht zu haben ſcheinen , wurde nun To drohend, daß fie froh waren, nächtlichen Ueberfällen und Er:
meere anzulegen - diefen Weg für die Poſtverbindung mit
mordungen durch einen Flugen und ſchleunigen Abzug zu ent:
Indien , fo wie für den Handel einſchlagen werden . Doch würde jeßt auf der Strecke vom Euphrat nach dem Mittelmeere nicht das alte Palmyra die Etape ſeyn , indem dieß zu weit ſüdlich liegt, ſondern die Straße würde von Beles nach Aleppo geben. (Fortreßung folgt.)
kommen . Sie kamen nach Berber, beſuchten Abu Achmed, wo die Biffara - Führer wohnen, welche Tage lang, ohne zu eſſen und zu trinken, durch den brennenden Sand wandern, und zogen von da durch die große Wüſte Coruscah , welche bei den Waffer beißt. Am erſten Tage ohne Waſſer“ Schwarzen Das ,,Meer „ faben ſie noch den Gaziahbaum , an den fechs folgenden aber nichts als Tauſende von Steinen und heißen Sand. Einige
Ferlini's antiquariſche Forſchungen in Dubien. ( Schluß.) Ferlini machte ſich an die Arbeit, und vier ſeiner Leute begannen die vom Alter in Staub zerbrodelnden Steine weg: zuräumen. Der Thermometer ſtand auf 48° R. und er mußte im Schatten einer naheſtehenden Pyramide Rube und Erbo :
lung ſuchen , als das Geſchrei eines treuen Bedienten ihn her: beirief; dieſer lag über einer Deffnung ausgeſtredt, von der
ihn die Neger wegzureißen ſuchten , um die Hand in die Ver: tiefung fteđen zu können. Man trieb ſie von der Pyramide herunter und andere Diener wurden herbeigerufen, um die Deffnung zu erweitern. Man überzeugte ſich bald , daß die Kammer aus großen Steinen erbaut war, und daß die vier Seitenwände in ihrer Form der Pyramide entſprachen . Das
erſte, was die Aufmerkſamkeit anzog , war ein mit einem Baumwollentuch von blendender Weiße bedeďter Gegenſtand, eine Art Tiſch oder Altar auf vier cylindriſchen Füßen , und umgeben mit einer Baluſtrade von abwechſelnd diden und
dünnen Holzſtäben , welche merkwürdig geſchnißt waren und ſymboliſche Figuren darſtellten ; das Baumwollentuch zerfiel bei der Berührung in Staub. Unter der genannten Tafel machte Dr. Ferlini ſeine große Entdeđung einer Bronze: Vaſe, welche verſchiedene Foſtbare Gegenſtände, in ein Linnentuch gewidelt, enthielt. Nahe derſelben und auf dem Boden waren ſymme: triſch vermittelſt Fäden farbige Steine, gläſerne Gefäße, Talis : mane, kleine soole, Büchſen und andere Gegenſtände aufgeſtellt. Weiter hinab wurde der Bau ſehr feſt und ſtark verfittet, aber in 15 Tagen erreichten ſie eine mittlere, aus drei Stein: blöden gebildete Kammer. Hier war abermals eine baum wollene Dede, und darunter fanden ſich zwei ſchöne Vaſen, ſo friſch , als fämen ſie eben aus des Töpfers Hand , und mit ſchwarzem Staub gefüllt. Nach weitern 20 Tagen famen fie
auf den Grund, der mit Platten von ſchwarzem Stein, Gallah genannt, gepflaſtert war. In der Vorhalle der Pyramide war der Name Caillaud auf einem Stein geſchrieben , und das
der Steine ſollen febr merkwürdig reyn : fie find faſt fugel:
förmig, äußerlich mit einer harten eiſenſchüſſigen Kruſte be: dect, und die Mitte iſt mit Sand von verſchiedenen Farben angefüdt. Dr. Ferlini ſagt, fie glichen Pfirſichen oder Upri: koſen , der Raum für den Kern aber ſey mit Sand gefüllt. Am zwölften Lage tamen fie an den Nil zwiſchen dem erſten und zweiten Stataralt, und reisten von da auf der gewöhnlichen Straße nach Kairo. Es iſt nicht leicht, von den verſchiedenen Gegenſtänden,
welche Dr. Ferlini ans Tageslicht gefördert hat, eine Ueberſicht zu geben. Sechs oder ſieben Pfund an Gold, Ringen und an:
dern Zierrathen , Silber und andern Metallen , Hals- und Armbändern, Siegeln, Sameen, Skarabäen , Vaſen , Gloden,
Gefäßen , Waffenſtüđen , Muſcheln, Glas, Amuletten, Steinen und andern Gegenſtänden machen das intereſſante Ganze aus. Die Scaße ſcheinen verſchiebenen Ländern und Zeiten, unter : und Oberägypten, den Zeiten der frühern Dynaſtien und denen
der Ptolemäer, wo nicht der griechiſch-, oder gar der römiſch- nu : biſchen Zeit anzugehören. Der Häuptling oder Herrſcher , oder wer immer in dieſes prächtige Grab , nahe der Spige der Pyramide von Orerde, gelegt wurde, muß ſehr reid an Gütern dieſer Welt geſtorben feyn , da ſo viele koſtbare Gegenſtände mit ihm ins Grab gelegt wurden. Die Bedeutung dieſer Ge genſtände muß noch entziffert werden durch Vergleichung mit ähnlichen Dingen aus Theben oder Sarnal, um unſere Kenntniß der alten Welt und des Volfs, dem ſie gehörten, auszudehnen . Vieles davon iſt rein ägyptiſch ; anderes iſt gemiſcht und deutet
augenſcheinlich auf andere Gebräuche und ein anderes mytho logiſches Syſtem . Die Verehrung Ammons iſt jedoch unter den übrigen vorherrſchend.
Die Sammlung wurde dem brittiſchen Muſeum angeboten , der Kauf iſt aber noch nicht abgeſchloſſen , rey es, daß es dem Dr. Fer Muſeum an Fonds fehlt, oder daß man den Preis lini hat etwas über 3000 Pf. St. verlangt – für zu hoch hält. -
-
1368
nur griechiſch Gebrudtes oder Geſchriebenes. Der Unterricht endigt mit
Die Völkerſchaften im heutigen Kleinaſten. Die Griechen . (Fortſegung .)
Die neugriechiſche Sprache iſt in den weſtlichen Küſtenorten von Kleinafien üblich, jedoch nur in den der Küfte nahe gelegenen Anfieds fungen ; denn don in Aidin verſtehen ſie nicht viele. Weiter nördlich ſpricht man , freilich ſehr ſlecht, griechiſc : in den Dörfern am apol.
Ioniſchen See , in Bruſa , in den Ortſchaften um den nifomediſchen Meerbuſen und an den Bobporus herum ; deßgleichen in den Uferniederlaſſungen am ſchwarzen Meere bis Samſun und vielleicht noch weiter.
dem Gebetbude und Pfalterleſen , bisweilen mit der Zugabe der vier Rechnungsarten . Im Allgemeinen ſind die Sdulen nicht zahlreich be ſucht. Unter den Erwachſenen gibt es auch hie und da griechiſch Unter richtete, fie haben das ihnen Beigebrachte faſt ganz und gar wieder vergeſſen .
Nach einer allgemein angenommenen Ordnung ftehen die Grieden in Städten und Dörfern unter Municipalverwaltungen und wählen ſelber ihre Aelteſten in den Gemeinderath. Sie entſcheiden aud Rootshandel,
nur weder folche , in welche ein Muſelmann verwidelt iſt, noc pein
Von Smyrna an übrigens verſtehen ſie ſchon nicht alle. Im Innern
liche , die vor die Regierung gehören. Der Zuſtand des Gemeinweſens iſt weſentlich abhängig von den Uelteſten : find dieſe zuserlaffige, feſte
des Landes fennen nur die Griechen in den Dörfern bei Kaiſarieh ihre Sprache, oder richtiger, eine höchſt wunderliche und kaum verſtändliche Mundart, die übrigens doch einige Formen der alten Sprache beibehalten
Griechen in Konſtantinopel, po ſdonen die Regierungen der Gemeinde
hat. In Saiſarieh ſelbſt, ſo wie in allen Orten , außer ? .obengenannten ,
iſt die türkiſche Sprade die alleinige den Erwachſenen bekannte.
Die
niedrige Geiſtlichkeit hält die Meſſe auf türkiſch ab ; dod liegt bisweilen ein Geiſtlicher die Gebete altgriechiſch her, obwohl er ſelber die Sprache
ganz und gar nicht verſteht, und ſpricht dann die Worte fo aus , daß ſie geradezu unverſtändlich werden. Das Volk hält , wie ſchon geſagt , feſt am Olauben nach ſeinen Begriffent Faften, Feiertage und überhaupt alle äußern Förınlichkeiten,
Männer , mit Bekanntſchaften und Verbindungen unter den reiden
rath , aus Furcht vor Beſchwerden desſelben , die leicht zu großen uns annehmlichkeiten für ſie Gelegenheit geben fönnten. Dergleichen ſtarke Aelteſte werden aber freilich nicht an vielen Orten gefunden. Diejenigen nun , welche in der Reſidenz feine Stüßen haben , befolgen ſammt und .
fondere ein und dasſelbe Syftem , indem ſie fich um die Gunft ihrer Regierung bewerben , in der ſie oft unverbeſſerlid gute Fortſchritte machen was indeß für das Volf ſelber feinesweg8 günſtig iſt; denn dieſes muß, wo ſeine Regierung und ſeine Aelteſten Ein Herz und Eine Seele ſind, jedes Rüdhalts beraubt, ohne Widerrede der Willfür ſeiner Unterdrüder ſich ergeben. Daher werden von den Privatleuten die
wie ſie durch die Kirche angeordnet ſind , werden pünktlich beobachtet, und die Kirchen, wenn gleich nicht ſehr fleißig , fo doch auch nicht eben
Aelteſten gewöhnlich als Verräther ihrer Landsleute nicht nur verabſcheut,
nachläſvig beſucht.
ſondern auch gefürchtet.
.
,
Dafür wird aber auf der andern Seite auch der
Aberglaube , das Ungeheuerſte, was nur eben denkbar iſt , von den Vätern auf die Kinder vererbt , und geht von den Laien durch den aus ihrer Mitte hervorgegangenen Mönch auf die Geiſtlichkeit und von dieſer .
wieder auf das Volt über. Die Biſchöfe und alle Gebildetern im geiſtlichen Stande erlangen ihre Würde durch Nänke und allerlei gleichartige Mittel, führen zwar ein ſtille8, aber auch mitunter fchmachvolles Leben, beſtehlen das Volf , und fuchen ihr Anſehen , wie fie nur können , zu
Indeß ſobald einer von ihnen dann felber die
Gewalt in die Hände bekommt, vergißt er alle ſeine frühern Reden und Vorwürfe, und treibt es nicht beffer, wenn uicht gar idlimmer , als ſeine Vorgänger es getrieben. Lange Gewohnheit und die Erinnerung an jene Zeiten , da jeder Türke , wer er and ſeyu mochte , die Befugniß hatte , den erſten beſten Griechen, der ihm begegnete, auf offener Straße bei der Kehle zu nehmen .
und ihn zu fragen : ob er ſein Charatſch (den Tribut für die Er
mögen gar nicht , wenn ſchon einige dieß könnten , den Unwiſſenden die
laubniß, den Kopf zwiſchen den Stultern zu tragen) bezahlt habe wirken noch immer ſo mächtig auf den Griechen , daß er den Türfen
Augen öffnen. Es reicht hin , die Geiſtlichkeit in mandem landſtriche
ſowohl fürchtet als haßt , obſchon die Zeiten inzwiſchen ſich geändert
zu beobachten , Smyrna nicht ausgeſchloſſen , um die üble Meinung der Türfen von der chriſtlichen Bevölkerung Anatolient zu begreifen , und
haben , und die Privatleute unter den Türken für die Griechen nicht mehr gefährlich find. Dennoch , wie geſagt , herrſcht die alte Scheu an einigen Orten noch jeßt ſo gewaltig, daß die Griechen dort rid ångftlich
behaupten.
Ihnen arbeitet die Rohheit des Voltes in die Hände ; ſie .
-
in den Händen dieſer Geiſtlichkeit befand und befindet ſich noch jeßt allerorten die geiſtige Erziehung der Kinder !
hüten , außerhalb ihrer Wohnungen in ihren beſſern Kleidern fich zu
Schulen für griechiſche Rinder gibt es zu Smyrna ſowohl an den
zeigen , und im Gegentheil immer einen gewiſſen Grad von Dürftigkeit
.
Kirchen , als auch felbftftändig, von Privaten unterhalten ; in allen aber
zur Schau tragen , indem fie nicht nur ihr Vermögen vor der Regierung
lernen ſie nach der roheſten ſcholaſtiſchen Methode , fower und träge. find unlängſt Lancaſter'ide Sculen für die griechische Sprache, Arith-
ſorgfältig geheim halten, ſondern auch auf Furcht vor dem Volfe felbft, indem ſie gewiß find, wenn ſie reich gekleidet auf der Straße erfdeinen, Beſchimpfungen bloßgefteålt zu werden. Dafür werden ſie aber, wo die
metik und Erdkunde eingeführt. Ihre Sprache erlernen die Kinder dort
Stellvertreter der Regierung den Nichtmohammedanern mehr gewogen
nur ſchlecht, ba ſie keine Gelegenheit haben ſie zu ſprechen , außer mit
ſind , immer unverſchämter, frecher, unruhiger, beleidigen ſelbſt bei der geringſten Veranlaſſung die Türfen thätlich und durch ſtolzes Benehmen gegen fie, ja ſchmähen und verhöhnen ſogar deren Religionsgebräuche. Bei dergleichen Gelegenheiten laſſen ſich die Türfen zwar ſehr viel ges
Zu Maniſſa , Nifomedia und , wie es ſcheint, an noch ein paar Orten .
.
.
.
ihren Lehrern , die noch dazu ſelber die türkiſche vorziehen.
Ju den
übrigen Städten unterrichten die Geiſtlichen die Jugend im Türkiſchen , das ſie mit griechiſchen Buchſtaben ſchreiben , ſo weit fie ſelber etwas davon wiffen . So kommt es denn , daß die Schüler nach vieljährigem Unterricht noch nicht einmal ordentlich zu leſen und zu ſchreiben gar nicht verſtehen. Die türkiſchen Buchſtaben kennen nur ſehr wenige ; ſelbſt die Geiſtlichen , welche den Gottesdienſt türkiſch abhalten , leſen
.
fallen , indem ſie nur ihren Behörden zürnen , daß fie das eigene Volt ſolchem Hohne für bloßes Geld preisgeben, verlieren fie dann aber doch
endlich die Geduld , ſo üben ſie auch die allerwildeſte Radhe. (Fortſeßung folgt.) .
Di ünden , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Cotta'ſ en Buchhandlung. Verantwortlider Medacteur Dr. Ed. Widen mann .
Nr. 343.
Das
AA u sla n d. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völke r . 9 December 1841 .
Eine abenteuerliche Uacht in Merico. (Sémaphore, 25 November.) Ein junger , franzöſiſcher Bildhauer, Namens Sayol, der
um ſeine Kunſt auszuüben und etwas Geld zu verdienen nach Merico gegangen war, 30g mit fünf oder ſechs anderen Reis
ſenden von dem alten Tenochtitlan nach Veracruz, indeß wie es
nichts von "ber Majeſtät , womit Cooper den alten Häuptling der Schildkrötenſtämme in ſeinem „ leßten Mohicaner “ bekleidet. Er war rein abſcheulich, und der geſammte Troß drängte ſich,
als er die Verwünſchungen vernahm , welche der Alte mit ſei: ner hohlen , aber von der Wuth belebten Stimme ausſtieß, um den Künſtler, der nicht errathen konnte , was die Urſache 1
1
fcheint nicht auf dem gewohnten Wege über Puebla ; denn obwohl auch dieſer lettere unſicher genug iſt, ſo deutet doch die
des tumults und der ſchredlichen gegen ihn ausgeſtoßenen Drohungen war. Er ſollte es bald erfahren . Dieſe Indianer waren , allem Anſcheine nach , noch Sonnenanbeter, und der
Vorſicht, daß ſie möglichſt ſich in die Tracht gemeiner, armer Spanier kleideten, darauf hin , daß ſie durch ganz verrufene
Tiſch, auf den er fich abſichtslos gelegt hatte, ſtellte zugleich den Altar und den Tempel vor, und es handelte ſich darum ,
Gegenden zogen . Mehrere Nächte hatten ſie ſchon, eingebült in Vüffelhäute, unter Bäumen oder am Ufer von Flüſſen zu: gebracht, und ſehnten ſich lebhaft nach einer Poſada, wäre fie auch noch ro ſchlecht ; auf einmal erbliďten ſie in der Ferne ein ziemlich großes, aber höchſt einfaches Gebände, und ſteuer: ten alsbald darauf los. In dem Hauſe ſchien ein ganzer No: mabenſtamm zu wohnen , und der Durcheinander von Hausa
ihn für die unwillkürlich begangene Profanation zu ſtrafen . Einige Minuten lang beklagten ſie das Unheil, und drüd: ten ihren Abſcheu vor dem Verbrechen aus, daß man den Al:
einen Baum zu hängen.
thieren jeder Art , Büffeln , Schweinen , Ziegen , Geflügel, zwiſchen
ten, vergeblich drohten ſie mit der Rache Frankreichs, die Bar:
denen da und dort ſich Gruppen von Männern, weibern und Kindern zeigten, bot das allerſeltſamſte Schauſpiel dar. Die
baren wollten nichts hören , und banden ihr Opfer an einen Baum. Hier begann nun eine Scenie, ro burlesk und abſcheu lich, als man ſich etwas denken kann. Von der Wuth über die Entweihung ihres . Gottes gingen die Mexicaner zur ra fendſten Freude über, lich rächen zu können. Die tollſten und
1
Reiſenden , von Mattigfeit überwältigt, hatten nichts Eiligeres
zu thun, als ſich alsbald auszuſtreden zum Schlafen, der eine auf eine Banf, der andere auf den Boden . Sayol ſelbſt hatte den feltſamen Einfall, ſich auf einen maſſiven , hölzernen Tiſch zu legen, der in einer Ede dieſes wunderlichen Amerikaniſchen Carawanſerai's ſtand.
tar des welterleuchtenden Gottes zum Feldbett genommen, warfen ſich dann auf den jungen Künſtler, ſchlangen ihin einen Strid um den Hals und ſchleppten ihn hinaus , um ihu an Vergeblich baten ſeine Reiſegefähr: .
unzüchtigſten Cänze wurden um das Opfer her ausgeführt, welches ſelbſt in ſeiner gefährlichen Lage nicht umhin fonnte, die unerhörten Attituden , in denen ſich ſeine Henker in ihrer
Dieß ſollte dem unglüdlichen Künſtler ſchlecht gerathen,
blutdürftigen Freude gefielen, aufmerkſam zu betrachten . Es
denn faum befand er ſich in der föſtlichen , horizontalen Lage, und hatte noch nicht die Augen geſchloſſen , um ſich in füßen Schlummer und die noch ſüßeren Träume vom Vaterland zu wiegen, als ein wilder, rauher Schrei aus der Tiefe der Hütte ihn veranlaßte, den stopf nach jener Richtung zu drehen. Er fah eine die entfleiſchten Arme gegen ihn ausſtređende Ge: ſpenſtergeſtalt fich nähern , die man für halb entſeelt hätte halten können, wenn nicht Zorn und Fanatismus den Augen ei: nen unheimlichen Saimmer verliehen hätte. Es war der Pa-
waren Rundtänge, die nicht mit den Füßen, ſondern mit dem . . ausgeführt wurden, Männer , uin deren Knie und Bruſt Samenkapſeln getrođneter Früchte wie angeklebt hingen , und einen Lärm machten , wie ſpaniſche Caſtagnetten , - Frauen , die Kinder auf die Schultern gebunden , welche unter den gewaltſamſten Verbrehungen und den heftigſten Be: wegungen ihre hängenden Brüſte mit den Händen umherwar: fen. Ein Greis, der Muſifer der Bande, hielt einen getrod, neten Kürbis , über den eine ſtarke Darmſaite geſpannt war, in der Hand, und fragte mit einem Bogen ſcharfe Töne aus 343
triarch des Stamines , über hundert Jahre alt , hatte aber
.
-
.
1370 dieſem Inſtrumente hervor, welches das ganze Orcheſter dieſes wahnſinnigen Balles ausmachte , gegen deffen Unzuchtigkeit Cancan und Sachucha ein feierlicher Menuet ſind. Das waren
Kirche angeſchloſſen haben. Wenn auch dieß nur mit Modifi:
die taumelerregenden Bilder, welche vor den Augen des armen
cationen als wahr angenommen werden darf, ſo iſt doch an einer außerordentlichen Miſſionsthätigkeit von Seite der Eng:
Dieß Wunder trat ein : ein Bewohner der Stadt Me:
länder und Anglo-Nordamerikaner nicht zu zweifeln, und wenn man die Bemühungen des römiſchen Hofes , die Jatobiten Obermeſopotamiens in den Kreis der römiſch -katholiſchen Kirche zu ziehen, erwägt, ſo iſt zu erwarten, daß hier auch ein geiſt:
rico, welcher es nicht mit anſehen konnte, den armen Bildhauer
licher Kampf beginnt , deſſen Wichtigkeit und Fortgang nicht
unter den Händen dieſer Ungeheuer ſterben zu ſehen , ſprach ſo energiſch zu ihnen , und malte die Strafe , welche die Ehäter eines ſo ſchändlichen Mordes erwarte , mit ro grellen Farben,
außer Acht zu laſſen, um ſo mehr, da jeßt auch ein anglicani ſder Biſchof nach Jeruſalem ernannt iſt. Der Streit zwiſchen
Künſtlers Herumgaufelten , den nur ein Wunder retten zu können ſchien .
eine Straſmethode, welche alſo nicht bloß im Orient zu Hauſe
den beiden Kirchen kann nicht ausbleiben, muß ſich vielmehr, da jeßt ſchon zwei Parteien , die römiſch -jafobitiſche und chal: Däiſch -jakobitiſche einander gegenüberſtehen , bald erhißen. Die angebliche Bekehrung der Chaldäer im Norden von Kurdiſtan wurde von Wan aus, wo die Miſſionen einen Hauptſik haben,
iſt. Seine Reiſegefährten banden ihn nun troß der Fieberhiße,
bewerkſtelligt; die Verbindungen der Engländer geben alſo be
welche ihn quälte, auf ein Maulthier, und verbanden ihm die
reits durch das Herz von Kurdiſtan hindurch, welches ohnehin die Herrſchaft des Sultans kaum noch dem Namen nach aner: fennt. Das reich bevölkerte Kurdenland ſendet aber mehr und
daß ſie ihm endlich , wenn auch widerſtrebend , das Leben ſchenften , aber ungeſtraft ſollte er nicht entfommen , und fie
ertheilten ihm eine furchtbare Baſtonnade auf die Fußſohlen,
Füße mit dem Fell eines friſchgeſchlachteten Sammels. Es fiel
ihm nicht ein, als er zu Veracruz angelangt war , bei ſeinem Conſul zu reclamiren, und bald nach ſeiner Herſtellung folgte
er wieder ſeiner Reiſeluſt , um abermals die unermeßlichen 1
Länder des amerikaniſchen Continents zu durchwandern .
mehr ſeine Schaaren bald als Käuber, bald als Soloniſten nach Norden gegen Wan, Muſch, Bitlis und bis zum oberu Euphrat, gegen Weſten bis über Diarbekir hinaus und auf der Nord
Jeite des Taurus tief in Kleinaſien hinein, während im Süden die Schaaren in das Land zwiſchen Euphrat und Tigris hinein: Rü di blick
e.
Vordera fie u .
greifen, und ſelbſt, den erſtern Strom überſekeud, nach Syrien
ziehen. Nur gegen Oſten dehnt ſich Kurdiſtan nicht aus; hier treffen ſeine Schaaren auf den Siß der perſiſch -turkomaniſchen
( Fortreßung. ) Indeß ſind die Engländer in den beiden großen Beden , im rothen Meere und in Meſopotamien gleich thátig, um ihren
Macht, und werden in der Ebene immer bald wieder unter:
Einfluß und ihren Handel audzubreiten . Wir erwähnen des
ihren politiſch -religiöſen Einfluß und ihren Handel inimer mehr
leßtern Landes zuerſt, weil hier ihre Maaßregeln zugleich auf
ausdehnen, werden ſie doch wenigſtens dazu beitragen, gewalt:
Perſien berechnet ſind ; in Bagdad fißt der engliſche Conſul in einer befeſtigten Wohnung , umgeben von Sipahis aus Indien ,
ſame Umwälzungen zu verhindern : ſie haben kein Intereſſe,
worfen . Während indeß die Engländer im Norden Mefopotamiens
und leitet von hier aus mit dem engliſchen Befehlshaber zu
die nominale Souveränetät des Sultans anzutaſten , ſondern ſchüßen ſie vielmehr gegen mögliche Eingriffe Perſiens,, welches
Kharrat vor allem die Verbindungen mit den Araberſtammen
in den leßten Jahren Luſt bezeigt haben ſoll , einen Kriegsjug
auf der Oſtſeite des Tigris nach dem perfiſchen Gränzgebirge
gegen Bagdad zu unternehmen , wahrſcheinlich um die dort in
hin . Selbſt der perſiſche Gouverneur zu Buſchir ſoll nach fran:
der Nähe niſtenden Feinde des Schahs zu vernichten .
zöſiſchen Berichten in ihrem Solde ſtehen , ebenſo ein großer
im Süden Meſopotamiens iſt die Thätigkeit der Engländer bloß auf Ausdehnung des Handels und Cultur des Bodens
Theil der arabiſchen Häuptlinge, ſo daß hier England mit ge:
ringen Koſten ſchnell eine bedeutende Hülfsmacht aufbringen kann. Der perſiſche Kronprätendent in der Nähe von Bagdad,
Liefer
gerichtet; der Conſul zu Bagdad hat Acer- und andere Werk:
zeuge kommen laſſen , ſucht Baumwollen- und Zuderbau einzu:
wo der berühmte Walfahrtsort der Schiiten iſt, der alte zidi führen, und iſt überhaupt thätig, die natürlichen Vortheile des Sultan, der unter dem Namen Adil Schab rechs Wochen lang Landes zu verbeſſern, indem er namentlich auf eine ſyſtematiſdie auf dem Thron von Perſien geſeſſen, bezieht hier eine Penſion Bewäſſerung, und ſomit Befruchtung des Bodens, bedacht iſt. von England, und ſein Einfluß ſoll ſich bis auf die Bakhtiari: Da England, wie ſchon bemerkt, ſtets Kriegsſchiffe im perſiſchen ſtämme erſtreden , welche eine immer feindſeligere Haltung Golf ſtationiren läßt , ja vielleicht ſelbſt außer der Beſaßung gegen den Turkomanenſchal) von Perſien annehmen , was ſich auch aus der meuteriſchen Stimmung der Bewohner von Fars
von Kharraf eine kleine Kriegsmacht in Bereitſchaft hält, ro
wird es ſo ziemlich dort den Handel allein an ſich reißen, was
ergibt. Andrerſeits zeigen ſich jeột die Folgen der geiſtlichen freilich für dieſe ſchon durch lange Unordnung zerrütteten und Miſſion der HH. Raſſam und Ainsworth nach Kurdiſtan. Raſſam , ein eingeborner, chaldaiſcher Kurde, iſt jeßt engliſcher
heruntergekommenen Länder nur ein Glüd ſeru kann, denn das geſegnete Meſopotamien bedarf nichts als Menſchen , und wenn Conſul in Moſſul, und nach einem bis jeßt unverbürgten Ge- ihm durch die Vorſorge einer ſo thätigen Handelsmacht, wie růcht ſollen die Chaldaer von Dſchulamert ſich der engliſchen England, ſeine Erzeugniſſe raſch abgefauft werden , ſo tönnen
1371 fide die im leßten Jahrzehnt auch noch durch die Peſt furchtbar
nien, welches wir, obgleich es zu Afrika gehört, doch ſo gut
gelichteten Räume bald wieder füllen .
wie Aegypten in dieſen Kreis ziehen müſſen , iſt ein ſehr
Weit triegeriſcher und mehr auf die Gewalt geſteilt iſt das Verhältniß der Engländer im rothen Meere, ſo wie auch
ſchroffer Widerſtreit der Engländer und Franzoſen eingetre: ten.
unmittelbar außerhalb der Straße Vab : el : Mandeb.
Seit
andere hatten, das Land im Norden und Süden bereist, und
Mehemed Ali's Abzug herrſcht dort große Verwirrung, und es war deßhalb eine Zeitlang ſogar davon die Rede , ihm die Statthalterſchaft Arabiens aufs neue wieder zu erthei:
Handelsverbindungen anzufnüpfen geſucht, aber auch, nachdem
Da aber die nothwendige Folge dieſes Schrittes eine
Geſandtſchaft von Ubie, dem Fürſten von Tigre, nach Aegypten gekommen , um ſich dort , wie gewöhnlich , einen Abuna, d. h.
len.
Vermehrung ſeiner Landmacht geweſen wäre, dieſe aber den
Abbadie , Combes , Rochet de Héricourt und mehrere
fie die Vertreibung der proteſtantiſchen Miffionäre bewerkſtel: ligt, auch für die fatholiſche Kirche gewirft , und es iſt eine
Engländern unmöglich zuſagen fann , ſo iſt dieſer Plan ver: muthlid durch fie hintertrieben worden. Dieß ergibt ſich aus dem Umſtand, daß von zwei anfänglichen Prätendenten auf die
ein Kirchenhaupt, bei dem toptiſchen Patriarchen zu erbitten,
Sherifwurde von Mecca, Huſein ibn Ghalib und Ibn al Aun,
der dortigen Küſte einen Strich Landes gekauft, um eine Nie
der lektere nach langem Schwanken von der Pforte beſtätigt und unterſtüßt wurde. Huſein ibn Ghalib ward anfänglich von ihr gegen Mehemed Ali unterſtüßt ; Ibn al Aun, den
eröffnen , was aber bei der Handelsungeſchidlichkeit und un:
Mehemed Ali eine Zeit lang als Staatsgefangenen in Aegypten zurüdgehalten , aber bei ſeinem Abzug aus Arabien dorthin
und mit dieſem nach Rom zu gehen , um die römiſche Kirche als ihr Oberhaupt anzuertennen. Ferner haben die Franzoſen an derlaſſung zu gründen , und den Handel nach dem Innern zu
"
erfahrenheit der Franzoſen bis jeßt nicht geglüđt iſt. Deſto entſchloſſener und raſcher treten jeßt die Engländer auf: fie
fauften Zuſchura, d. 1. fie beſtachen die bedeutendſten Leute
entlaſſen hatte, war jedoch der Stärkere, und ſomit wurde ihm
des Orts, von welchem aus die Karawanen jins Innere von
die Sherifwürde ertheilt, da es der Pforte nur um den Namen der Oberherrlichkeit und die Freiheit der Karawanenſtraße nach
Südabyſſinien gehen, und trugen ihnen auf, keinen Europäer ohne einen Paß des Befehlsbabers von Aden nach Schoa gehen zu laſſen. Dieß erfuhr Combed, welchem man nicht nur die
Mecca zu thun war. Die Nachrichten aus Arabien lauten viel:
fach widerſprechend , ſo viel Icheint aber gewiß, daß die wilde, durch Mehemed Ali niedergehaltene Beduinenherrſchaft die handeltreibenden Küſtenſtädte 1ohwer bedrüdte , und daß dieſe nach
Weiterreiſe unterſagte , fondern der auch noch thatlich miß
Mehemed Ali's Herrſchaft oft ſich zurüdſehnen oder unter
auf den Weg : fie foute dem König von Schoa einige Stanonen,
I
handelt wurde. Dagegen machte ſich von dieſem Orte aus die engliſche Erpedition unter dem Nimrod Cap. Harris ins Innere
europäiſchen Schuß zu kommen wünſchen . In Moffa ſollen
mehrere hundert Flinten und, wie man wiſſen will, 100,000
die Engländer für das Recht, ihre Flagge aufzuziehen , dem da: mals dort gebietenden Huſein 10,000 ſpaniſche Thaler gezahlt haben ; dennoch wurde ihr Conſul, ein Baniane, mißhandelt, und mußte Aluchten . In Folge deſſen ſollen ſich die Engländer
Thaler bringen , augenſcheinlich um die Franzoſen, namentlich Rochet de Hericourt, der ihm ſchon früher Geſchenke von Frant
mit dem Imam von Sana verbündet haben , in der Abſicht,
reich gebracht hatte , auszuſteden.. Ganz glüdlich iſt dieſe Erpedition, von deren Antunft in Schoa wir indeß noch feine Kunde haben, nicht abgelaufen , denn nicht nur mußten die
fidh Motta's zu bemächtigen, wo ſie dann die beiden Aus: fuhrhäfen von Yemen , Aden und Mocca, in ihrer Gewalt
Kanonen und, wie es ſcheint, auch der größte Theil der Ge: wehre, welche man dem König Salahe Salaſſi zum Geſchente
hätten, und den wichtigen Kaffeehandel des Landes beherrſchDer Jinam von Sana wurde indeß au einer thäti:
machen wollte, zurüďgelaſſen werden , denn die Erpedition fiel zum Theil in die beiße Jahreszeit, wo es aus Wafferinangel
gen Mitwirkung geraume Zeit gehindert , theils durch innere
abſolut unmöglich war, die nöthigen Laſtthiere fortzubringen ,
ihm feindſelige Parteien , theils durch eine Secte , die von
ſondern es ſcheinen auch die Franzoſen den Engländern in der Mei: nung des Landed, wenigſtens der hier ſehr einflußreichen Handels: leute , welde lauter Mohammedaner ſind , einen ſchlimmen
ten.
einem Fanatiker , Namens Fäfi Said , aufgewiegelt in gang .
Arabien die alten Wahabitenunruhen zu erneuern drohte. Der
neue Prophet , welcher allgemeine Freiheit und Brüderſchaft, fo wie Abgabenfreiheit und Aufhebung aller Zölle und Mau: then predigte , hatte bereits eine bedeutende Macht um ſich perſainmelt , das ganze Gebirge von Taäs bis gegen Sana bin hatte ſich ihm angeſchloſſen, und er ſchickte ſich an gegen Sana felbſt zu marſchiren , als der Imam, ein junger, friegertſcher Fürſt, ihm mit einem im öſtlichen Vemen geſammelten Heere entgegenzog , und ihn nach langem , blutigem Kampfe aufs Haupt ſchlug. Fäti Said ſelbſt ward gefangen und hin: gerichtet ; indeß hält ihn die Secte nicht für todt , und ſo könnte bald ein neuer Fanatiker mit ſeinem Namen aufſtehen. Dieß war jedoch nicht der einzige Gegenſtand , welcher die Aufmerkſamfeit der Engländer in Anſpruch nahm. In Abyſſi-
Streich geſpielt zu haben durch die Verbreitung des Gerüchts, daß dieſelben nur gekommen ſeyen, dem Sklavenhandel ein Ende zu machen . Den Nachrichten Dr. Befe’s zufolge iſt aber der Handel mit Sklaven vorerſt noch das einzige, was einen Handel überhaupt möglich macht, da aus dem Innern des Landes nach
der Küſte ſonſt faſt keine Waaren gehen , gegen welche man fremde , namentlid europäiſche Waaren austauſchen fönnte. Dieß iſt jedoch für die Engländer nur ein ſehr vorübergehendes Hinderniß, und ſie werben ficherlich nicht ruhen , als bis fie
von ihrem dortigen Hauptquartier Aden , dem indiſchen Gibral: tar , aus feſten Fuß in Berberah , Zeilah , Tuſchura' und Maftowah gefaßt, und ſomit ſich aller Ausgangspunfte des afri
taniſchen Handels auf dieſer Seite bemächtigt haben. Ob ſie
1372 auf dem gegenüberliegenden arabiſchen Ufer Mokka und Dichidda
beſeßen werden, hängt wohl nur von dem Grade der Rücſicht ab ., welche ſie für den Namen des Sultans “ zu nehmen für gut finden ; aber Suez iſt ein lang erſtrebter Punft, den ſie
ſchon von Mehemed Ali vor ſeiner Vertreibung aus Syrien verlangt, und zu deſſen Bereßung ſeine Widerſpånſtigkeit und Ausflüchte gegen die Handelsforderungen der Engländer gewiß Anlaß geben werden. Man erſieht hieraus, daß die Bemühungen der Portugieſen im 16ten Jahrhundert jekt völlig wieder aufs leben, nur in weiterem Umfang als damals, wo die türkiſche Macht in dieſen Gegenden, namentlich an der Südküſte Arabiens noch feſt ſtand.
Geld und noch mehr Macht zu erwerben, gleich viel, ob hierunter andere leiden und ob dieſe von den Ihrigen oder Fremde reyen : der Griece kennt kein Mitleid, und ſieht gleichgültig felbſt die Qualen ſeines Mit bruders , wenn nur für ihn dabei Vortheil und für ſeine eigene Perſon Feine Gefahr zu erwarten fteht. Ein Menſdenleben iſt dem Griechen nichtsbedeutend ; beim bloßen Wortwechſel ſtößt er dem Camps rader das Meſſer durche Herz und ſagt dann ganz gelaffen : „Wir jankteu uns- und da hab' ich ihn eben todtgeſtochen .“
Beſonders feindlich ſind die Griechen den Armeniern , als ihren Nebenbuhlern im Handel - und in andern Gewerben, und als denjenigen,
welche vorzugeweiſe die Wedſelgeſchäfte in Hånden haben. Griesiſche Banfiere gibt es nur wenige ; windig und hißig , kein Maaß und feine Behutſamkeit fennend, werden ſie wohl ſehr reich, häufen ſie in wenigen
(Fortießung folgt. )
Die Völkerſchaften im heutigen Kleinafien. Die Griechen .
(Fortſegung.) Ungeachtet dieſer gegenſeitigen Feindſeligkeit findet man sie beisen
Jahren Millionen im Hauſe ; doch meiſt ifti8 wie gewonnen , ſo zerrons nen : der Leuteſchneider wird rein ausgeplündert, und alles iſt zu Ende. Das häusliche Leben der Griechen in Anatolien weicht von dem an andern Orten ganz ungemein ab , und zeigt auch in Smyrna , wie in den Meerlandſchaften bedeutende Abweichungen vom türkiſchen : daß weib liche Oeſdlecht geht überall init entſchleiertem Antliß, verbirgt fich nicht
Nationen durch ganz Kleinaſien in ſehr engen Verkehrsbeziehungen unter :
vor Fremden , und kommt mit den Männern, ſelbſt mit Türken, geſellig
einander : die Türkeu verachten die Griechen , trauen ihnen niemals, halten ſie für gemeine Betrüger und nehmen nichtsdeſtoweniger ihre Zuflicht unaufhörlich zu den Griechen, und dieſe ihrerſeits, troß Türfen
frei zuſammen.
furďt und Türkenbaß , troß allem Abſcheu' vor dieſen „ lingläubigen,“ fehen dod recht gut, daß bei ihnen etwas zu verdienen iſt, und hängen fich deſhalb ihnen an , wie Blutegel.
In der ganzen Welt gibt es,
einzig und allein den Glauben ausgenommen , nichts, was der anatoliſche Grieche ſeinem Vortýcile nicht zum Opfer brachte
wie es auch keinen
Sterblichen gibt , den dieſe Menſchen nicht ſeelengern betrügen , wenn gleich Niemanden lieber als den Türken , ihren zügellos willfürlichen Herrn , ihre feindſeligen Mitbürger. An alle Theile der türkiſchen .
Geſellſchaft haben ſich die Griechen angeſogen ; mit ihren Ränken ſie ,umſchlingend , immer gefällig , überall nachgiebig und ausweichend, ein : ſchmeichelnd und verlodeid , vor jebem ſich demüthigend, bereidhern ſie ſich an jedem . Daher find ſie auch faſt überall reicher als die Türfen , obgleich ihnen weit mehr abverlangt und abgenommen wird, als diefen. Dodh muß man keineswegs glauben, daß der Grund ihrer Wohlhabenkeit .
1
Im Innern des Landes dagegen ſteht es anders : da
hauſen Sưleier , Rohheit , Menſchenſcheu , da geht alles nach türkiſcher Sitte , hier mehr, fort minder ; meiſtens verſchleiern fid die Frauens
zimmer, wenn ſie ausgehen, und legen den Schleier ab, fobald ſie wieder zu Hauſe find. Mit Türkinnen haben ſie ſehr häufig Bekanntſchaft, obwohl dieſe gewöhnlich fie nicht ſonderlich leiden mögen. Die Familienverhältniſſe der Griechen find faſt überall gleichartig : die Frau iſt die Dienerin , wo nicht die Stlavin des Mannes ; fie wagt
nidit , an demſelben Tiſche mit ihm Plaß zu nehmen , und hat keine Stiinme in den Wirthſchaftsangelegenheiten. Ebenſo ſtehen die Kinder auf Einer Stufe mit den Dienern.
Die Kleidung muß bei den Griechen , wie bei allen Chriſten , ju folge des türkiſder Gefeßes, von der Tracht der Türken ſich unterſcheiden , beſonders in Turban; deſſen Bund ſie daher von fchwarzem Stoff tragen follen
was jedod, ſeit einiger Zeit nicht mehr ſtreng beobachtet wird ;
denn viele Griechen , zunciſt im Archipel, tragen , allen Verboten zum
Troße; tas rothe Fez , wis in den meiſten landſdaften vertauſchen fie
etwa Arbeitsliebe ſey ; denn der Griedye iſt wohl flug , thätig , unter : nehmend, vorſichtig indeß nur für leichte Gewerbe ; ' zu ſchweren Arbeiten iſt er faſt tråger als der Türke. Zum Beweiſe hiefür Sient
die fdywarze Farbe nicht nur mit der dunkelblauen , ſoudern zuweilen
die Dürftigkeit der griechiſchen landleute; reich ſind nur die Strämer und
Gewanden einherfereiten , und ſoll ebenfalls von ſchwarzer Farbe ſeyn , leitet hierin aber -10ch weit häufigere und bedeutendere Abweichungen
die Gewerbtreibenden vou tauſenderlei Gattungen, unter welchen manche ihrer Hände Wert nicht beim rechten Namen nennen können , wenn ſie nicht am Ende alles Ehr- und Sdamgefühl verloren Habent .
Für alles das , was die Regierung in den lektverfloſſenen Jahren
ſogar mit bunten Farben. Das Oberfleid iſt eine Art Kittel . ober Mantel mit Aermelu ; es wird von denen getragen , welche in langen ,
al& 198 Fey ; nur helle , s. B. rothe, Farben zu tragen nehmen ſich die Grieden hier noch nid)t heraus. Lange Gewänder tragen die Kaufleute, die Geiſtlichen (die ſich von den Weltlichen nur durch ihre flade, ſchwarze .
zu Gunſten der Nichtmuſelmänner in Anatolien im Allgemeinen, mithin
Capuzc, oben breiter als unten , abzeichnen ) und einige Handwerker ; die
auch zu Gunſten der Griechen, gethan har, lohnen dieſe ihr durch Haß.
Arbeitsleute, Gewerbtreibenden und Akerbauer tragen kurze Kleider : eine Kurtfa und Beinkleider, wie die Türfen, aber dunkle, nicht rothe Sdube. Nach europäiſcher Weiſe mit dem Fez um den Kopf fich ju fleidett, ift
Früber , als ſie noch von eiſerner Hand , den Yatagan an der Rehle, .
beherrſcht wurden , bielten ſie ſich friedlich und ruhig, rächten ſie ſich an ihren Zwingherren nur dadurch , daß ſie denſelben nach und nach ganz
ſeit einiger Zeit nur denjenigen erlaubt , die ein Barat haben , d . 6 .
unverinerft ihre eigene Lafterhaftigkeit und Gewiſſenloſigkeit einimpften -gegenwärtig jedoch, nun ſie ſehen, daß man nicht mehr ihr Leben, ſondern bloß ihr Geld verlangt, zerſtreuen fie folder Flüglich, erkaufen fidy dafür ein Partifelchen Macht, und benuten dann dieſet , um ſich wiederum
beſondere Handelsprivilegien.
In Kleinaſien machen dieſe jedoch pon
folcher Erlaubniß keinen Gebrauc , und mögen ſie auch gar nicht gebrauchen .
(Schluß folgt. )
München , in der Literariſc - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. O. Cotta'ſchen Buchhandlung. Berantwortlicher Netacteur Dr. Ed. Widen ma n 11.
Nr. 344.
Das
Ausland.
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und ſittlichen Lebens der Völke r.
841.
10 December 1841 .
Catlins Werk über die Indianer Nordamerika's . Wir haben ſchon mehrere einzelne Mittheilungen aus dieſem
menerem Maaßſtabe, als er ſich ſelbſt gedacht , ausgeführt zu haben. Das Erlöſchen zum mindeſten eines der Stämme ſeit
Werfe 'gegeben , und theilen deßhalb nach einem engliſchen
ſeinem Abgange aus jenen Ländern gibt einen traurigen Bez
Blatte, dem Atlas, einige Bemerkungen über dasſelbe mit, da es ſowohl hinſichtlich ſeines Verfaſſers als hinſichtlich feines
weis der Wichtigkeit ſeiner Unternehmung und der Nothwen digkeit, denſelben mit raſcher Entſchloſſenheit auszuführen. Der
Inhalts zu den merkwürdigeren Erſcheinungen dieſer Art gehört.
Weg, den er auf ſeiner langen Entdedungsreiſe unter manchent
,,Hr. Satlin ſcheint zu dem rieſenhaften Unternehmen, das
Kreuz- und Querzügen einhielt , läßt ſich leicht auf der Karte
er ſo glüdlich zu Ende führte, ganz beſonders geeignet geweſen
verfolgen. Von Neu: York ging er nach St. Louis am weſtli
zu ſeyn. Geboren in dem ſchönen Thale von Wyoming , wo die umgebende Landſchaft ſeiner vorherrſchenden Neigung für die wilde Natur reichliche Nahrung gab, brachte er ſeine Kina:
chen Ufer des Miffiſippi, und fand hier Gelegenheit, auf einem
auffahren ſollte, als bisher. Seine Beſtimmung war die Ein
benjahre meiſt mit der Büchſe oder der Angelruthe zu, ſtatt
mündung des Yellowſtonefluſſes, 2000 (engl.) Meilen von
ſich auf die Literatur zu werfen , da ihn ſein Vater zum ad: vocaten, was er ſelbſt war , beſtimmt hatte. Er gab endlich
St. Louis. Die Reiſe erforderte, wegen gelegentlichen Anhal
.
Dampfboot ſich einzuſchiffen , das den Strom viel weiter hins
Dieß war der erſte Ausbruch jener
tens bei verſchiedenen , an dem Ufer des Fluſſes wohnenden Stämmen , drei Monate , und hier am Yellowſtone beginnt Satlin eigentlich erſt die Erzählung ſeiner Forſchungen , auf welche wir jeßt nicht näher eingehen können . „ Man kann ſein Werk als den werthvollſten , von einem einzelnen Menſchen geſammelten Beitrag zur Geſchichte der
unwiderſtehlichen Energie, welche ihn ſpäter durch die unglaub:
raſch dahinſchwindenden eingebornen Stämme betrachten . Die
den Wünſchen ſeines Vaters nach, und prafticirte ; nach zwei
oder drei Jahren aber verkaufte er mit einem Male ſeine ju: ridiſche Bibliothef, faufte Farbe und Pinſel, und ging nach
Philadelphia, wo er ohne ſonſtigen Beiſtand und Unterricht ſich als Künſtler niederließ.
welche in etnem bisher beiſpielloſen Umfang dem lichſten Schwierigkeiten hindurch führte. In Philadelphia rah Ubbildungen, Werfe beigelegt ſind, können für den, welcher nicht Gelegenheit
er zum erſtenmale einige Indianer aus dem fernen Weſten , und dieſe ſtolzen Geſtalten in all ihrer claffiſchen Schönheit,
betroddelt, machten einen tiefen Eindrud auf ihn, und erzeugten in ihm den Entſchluß, jene wilden Länder zu beſuchen.
bat, ſelbſt die Sammlung der mitgebrachten Merkwürdigkeiten zu ſehen , als ein ganzes Muſeum indianiſcher Merkwürdigtet: ten gelten. Der Styl des Werkes zeichnet ſich durch Einfache heit aus, und wirft ein eben ſo günſtiges Licht auf den Cha
Vergebens bemühten ſich ſeine Freunde , ihn von einem ſo ge:
rafter Catlins, als den der Indianer.
fährlichen Vorhaben abzubringen, rein Entſchluß war unerſchüt: terlich), und er reiste im Jahre 1832 nach den Gewäſſern des Miſſouri ab, Siviliſation , Freunde und Verwandte weit hinter
ben bis acht Jahre lang unter dieſem Volfe umher wanderte, und unter den mannichfaltigſten Verhältniſſen mit ihnen in Verkehr trat ; ſtets luden ſie ihn herzlich ein, und theilten ihn von allem mit, was ſie beſaßen ; oft geleiteten ſie ihn durch
mit Schild und Helm, mit Tunica und Mantel , bemalt und
fich laffend.
„ 3hn erhob die Hoffnung, treue Schilderungen der Sitten und des Charakters dieſer intereſſanten Race zu entwerfen,
welche mit ro raſchen Schritten vom Angeſichte der Erde ver: chwindet, und die Züge einer Nation aufzubewahren , die teine eigenen Geſchichtſchreiber und Künſtler hatte. Jeßt, wo ſeine
Arbeiten und Mühſeligkeiten vorüber find , muß es ihm ein
Er erzählt, wie er fie
das Gebiet ihrer Feinde mit eigener Lebensgefahr , und dieſe ganze Zeit hindurch, unter den verſchiedenartigſten Verhältniſſen , ward er niemals von einem Indianer verrathen, von keinem wurde er je geſchlagen , oder auch nur um eines Schillings Werth
beraubt, gewiß ein merkwürdiger Umſtand, ſelbſt wenn er ſide im civilifirteſten Lande Europa's ereignet hatte. "
erfreulicher Gedanke ſeyn , den anfänglichen Plan in vollfoms 344
1374
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ehemaligen Reiche nur noch Kleinaſien und ihre europäiſchen
e.
Provinzen mit Ausnahme Griechenlands ubrig geblieben ſind, (Fortſeßung.)
und es fragt ſich, was wird ſie mit dieſen in ihrer jeßigen
ů rte i.
Das türkiſche Reich zerfällt in zwei große , fehr wohl zu
unterſcheidende Theile , das Land nördlich und ſüdlich vom Taurus ; im nördlichen Cheile herrſchen , freilich nur in Afien,
Lage beginnen können. Ehe wir hierauf eingehen, ſollten wir zwar billig einen Blic auf die ruſſiſch -aſiatiſchen Provinzen werfen, da ihre Nähe und die unfehlbare Einwirkung auf Per:
fien und die Türkei ihnen, abgeſehen von ihrer eigenen Wichtig:
heimiſch, und die Türken ſind und bleiben fremd. Das türki
keit, ein beſonderes Intereſſe verleihen. Ueber die den Iſthmus zwiſchen dem caſpiichen und ſchwarzen Meere bewohnenden
fohe Reich beſtand in Kraft und macht, hatte ſchon ſeine
Völfer erfahren wir aber immer weniger , ſelbſt die ruſſiſchen Zeitungen, welche doch ſonſt immer Reiſeffingen und einzelne
die Türken vor, im Süden iſt die arabiſche Nationalität ein :
fchlimmſten Feinde in Europa, die Slawen und Albaneſen , bei Kitoſſowo aufs Haupt geſchlagen, Konſtantinopel längſt erobert,
als es im erſten Viertheil des 16ten Jahrhunderts Syrien und Aegypten bezwang. Was es dabei gewann , war weniger pholiſche Macht, als geiſtliche ; durch den Beſiß der heiligen
Vorfälle berichteten , werden immer ſtummer ; wir wiſſen bloß,
daß der Kampf im Kaukaſus keineswegs zu Ende iſt, vielmehr mit bedeutenden Opfern an Menſchen und Geld fortgeführt wird, über die ſüdlichen Länder aber erfahren wir gar nichts.
Die
Die
Engländer hängen zwar ihre Plane und Abſichten auch nicht an die große Glode, aber ihre zahlreichen Mittheilungen laſſen doch den Stand der Dinge mehr oder minder richtig errathen, denn
fer Heiligenſchimmer iſt, ſo weit nicht halbe Aufflärung und
die Freiheit iſt geſchwäßig, über die ruſſiſchen Provinzen aber
Sittenloſigkeit ihn ſchwächten , noch jeßt vorhanden, er hat noch
erfahren wir nichts, denn die Herrſchaft iſt ſtumm . Ale Ver: muthungen über deu moraliſchen und ökonomiſchen Zuſtand
Städte Mecca, Medina und Jeruſalem wurde der Sultan erſt
wirklich zum Chalifen , zum Nachfolger des Propheten, und mit einem Heiligenſchimmer bekleidet, der ihm vorher fehlte.
in den leßten Jahren mehr als einmal mächtig gewirkt ; er bat, freilich mit unterſtüßung eines tüchtigen Eruppencorps,
im Jahre 1836 die Kurden noch einmal beſiegt, und gibt ihm
feiner Provinzen, ſo weit ſie nicht aus den allmählich ſparſamer gewordenen Mittheilungen der Regierung ſelbſt hervorgehen,
jebenfalls einen Einfluß in der mohammedaniſchen Welt , wel:
ermangeln jeder nähern Begründung, und wir ſprechen deſhalb
cher nicht ohne Bedeutung iſt. Darum war die aufſtrebende Macht Mehemed Ali's lebensgefährlich , und Mahmud verzieh
nur eine einzige aus, weldie ſich aus den Anſtalten der Enga
länder halb und halb entnehmen läßt. Der wichtigſte Beſtand: theil der Bevölkerung durch ihren friegeriſchen Geiſt ſind die
ihm niemals. Die einen Augenblick bedrohte geiſtliche Macht
turfomaniſchen Stämine, und wahrſcheinlich wird ſich Rußland
im fande jenſeits des Taurus iſt durch den Veiſtand der chriſtlichen Mächte wieder zum Scheine ſicher geſtellt, die po : flitifche war nicht wieder zu erringen, und vergebens mühen ab , einen haltbaren fich die türkiſchen Behörden in Syrien chriſtliches Volf, die Maro:
ihrer als ſeiner ſicherſten Werkzeuge bedienen. Von hier ging betanntlid die neuperfifche Monarchie von Ismail Sofi aus, und der Schah Perſiens iſt ſelbſt turkomaniſcher Abkunft. In: dem nun Rußland die Turkomanenſtämme ſeines Gebiets
Zuſtand herzuſtellen : ein kleines niten , ſtrebt fogar , begünſtigt von Franfreich und aufge:
mehr nach Unabhängigkeit,
reizt von franzöſiſchen Mönchen , immer das Hinderniß dagegen ſind nicht die Türken , fondern und
freundlid behandelt und in fein Intereſſe zieht, verbindet es
ſich auch die Turfomanen Perſiens , und macht bis zu einem
gewiſſen Grade den Schah Perſiens ganz von ſich abhängig.
.
die Engländer, welche den franzöſiſchen Einfluß im Libanon zu
pernichten ſtreben, um den Weg von Beirut nach Aleppo frei zu haben , und zu dem Ende die Druſen gegen die Maroniten sufreizen , ja ihnen 311 den im vorigen Jahre gelieferten Ges
wehren ießt noch Geld geben.
So berichten wenigſtens die
Franzoſen, wie die Engländer die Aufreizung der Maroniten durch franzöſiſche Mönche ans Tageslicht gezogen haben. Die chriſtlichen eines Stiftung nicht angenehme gerade einekleinen Sache Vaſallenſtaats für die Türfeiwäre , da zwar aber ibre politiſche Macht jenſeits des Taurus doch vernichtet iſt,
und ein Maronitenfürſt ſo gut und beſſer, wie ein Hoſpodar der Wallachei, einen Tribut zahlen würde, ſo erlitte die Pforte dadurch keinen großen Nachtheil, und würde nach und nach ge ſchehen laſſen, was ſie nicht ändern kann, um ſo mehr, als ihr keine Mittel mehr zu Gebot ſtehen , Kurdiſtan in Unterwürfig: teit und dadurch den Weg nach Syrien zu Lande fich offen zu
erhalten. Die Angelegenheit der Maroniten iſt bereits mehr eine engliſch-franzöſiſche, als eine türkiſche ger
Man kann ſomit wohl ſagen , daß der Türkei von ihrem
Aber auch gegen die Türkei, welcher ſie als Schiiten abgeneigt ſind , fönnen ſie gute Dienſte leiſten. Gegen dieſe Macht, welche Rußland fich hier im Stillen bildet, bat England feine Miſſion in Wan aufgeſtellt, und ſucht die Kurden in fein In: tereſſe zu ziehen. Kurden und Turkomanen haſſen ſich bitter, und die Städte, wo ſie häufig auf einanderſtoßen, wie z. V. Urumia, ſind ſchon oft der Schauplaß blutiger Kämpfe gewor den. Die zahlreichen Verbindungen, welche England in Kurdi :
ſtan unterhält, die unaufhörlichen Reiſen durch ihr Land und an ihre Gränzen, haben gewiß einen politiſchen Zwed , und dieſer fann faum ein anderer reyn, als die Kurden nöthigen :
falls gegen die Turkomanen in Waffen zu bringen. Ju dieſer Beziehung iſt England in Mehemed Ali's Fußſtapfen getreten , der die Kurden nicht bloß gegen die Türfei, ſondern auch gegen die Nullen zu benüßen hoffte! Ueber die Verhältniſſe der Armenier im ruſſiſchen Gebiet, über ihre Kirche, ihren Einfluß auf ihre Landsleute in Klein : aſien , kurz über alle Kräfte , die Rußland, abgeſehen von ſei: nen eigenen militariſchen Streitfräften , dort in Bewegung
1375
feßen kann, bleiben wir völlig im Dunteln . Daß die klein:
chen Kleinaſiens noch 7 Millionen übrig , und da man auf
aſiatiſchen Griechen ihr Heil nur von Rußland erwarten, und deſſen Eindringen in die Türkei und Beſißnahme von Kon: ftantinopel init Zuverſicht und einem gewiſſen religiöſen Fana: er: ſo weit die Geldgier ſolchen aufkommen läßt tismus warten, iſt bekannt , und man kann es als eines der ſicherſten Symptome des nicht fernen Falles der Türkei anſehen, daß,
die zahlreichen Kurdenſtämme doch wohl eine Million Seelen rechnen kann, ſo bleiben für Nationaltürken etwa 6 Millionen, von denen wenigſtens fünf in Kleinafien leben. Boué rechner auf Europa ſogar nur 700,000 eigentliche Türken. Theilt man
wie die fleinaſiatiſchen Griechen nur nach Norden um Rettung und Hülfe bliden , die Moslems faſt ſämmtlich nach Aleran :
die Bevölkerung des Landes nach Religionen , ſo mag der 38 : lam dielſeits des Taurus wohl 9 bis 10, jenſeits etwa 4 Mil: lionen zählen. (Fortreßung folgt.)
drien ihre Augen wandten. Das Symptom iſt um ſo beach: tenswerther, da Kleinaſien das wahre Heimathland des ürfi: ſchen Stammes geworden iſt, und faſt allein noch das türkiſche
Der Prairie - Hund.
Heer mit ächt türkiſchen Soldaten verſieht. Bliden die Arme:
Dieſes Thier, das nach Catline Anſicht eine Art von Murmelthier
nier gleichfalls auf Rußland als ihren Ketter ? Hat Rußland durch die Beſignahme von Etſchmiadzir: fich aud wirklich der
iſt, gleicht durchaus feiner Hundeart, außer in dem Gebell. „Sie find
Gemüther bemeiſtert ? Einzelne Umſtände laſſen daran zwei: feln , aber, an Unterwürfigkeit gewohnt , und von den Türfen
ſamer Wüſte , ſtets weit entfernt von Wald und Waſſer. Jedes Thier oder jede Familie gräbt ihr Loch 8 bis 10 Fuß tief und wirft die heraus gegrabene Erde in einem kleinen fegelförmigen Haufen auf. Auf dieſem Haufen figen ſie und bellen und ſchnattern, wenn ein Feind fich ihrem Dorfe nähert. Dieſe Dörfer haben manchmal eine Ausdehnung von mehrern (engliſchen ) Meilen , enthalten Tauſende folder Höhlungen, und der lärm , den ihr Gebell verurſacht, iſt zu verworren und eigenthümlich, als daß man ihn beſchreiben könnte. Es iſt ganz unmöglich, fie unver inuthet 311 überraſchen. Man ſieht Tauſende auf ihren kleinen Haufen
mannichfach mißhandelt , werden fie zum mindeſten in dem großen bevorſtehenden Kampfe ſich neutral verhalten. Eine wichtige, für das Schidial des türkiſchen Reichs ent ſcheidende Frage iſt die der Bevölkerung . Das Sinfen der Tür kei hat, abgeſehen von äußern Feinden, zwet naupturſachen :
das Eindringen der europäiſchen Induſtrieerzeugniſſe, welche die einheimiſche Induſtrie zerſtörten und das Land arm mach: ten, zweitens aber die Abnahme der türkiſchen Race.
.
nicht größer als eine ſehr große Natte , und bauen ihre Gruben in eine
Was
fißen , ſobald man aber bis auf Schußweite heranfriecht, verſchwinden
den erſten Puntt betrifft, ſo hat Barrachin mit ziemlicher Klarheit nachgewieſen , wie das durch die Verarmung des Lan:
ſie unfehlbar in ihren Löchern. Dieſe ſtehen miteinander in Verbindung
des entſtandene Deficit ſeit 30 Jahren durch immer ärgere Ver: fchlechterung der Münze gedeđt wurde , bis man endlich auf
und bilden eine unterirdiſche Stadt, in der ſie auf beträchtliche Streden uinherwandern fönnen, ohne alle Gefahr vor Verfolgung. Sie nähren
ſich von dem Prairiegras in ihrer nädſten Umgebung , und beißen dieß
das Papiergeld gekommen , welches in einem Lande , wie die
mit ihren Flachen Schaufelgähnen hart am Boden ab . Da fie manchmal
Türfei, ohnehin nur eine ephemere Eriſtenz haben kann. Der
20 Meilen weit von allem Waſſer entfernt wohnen , fo gibt ihnen ent weder der Thau auf dem Gras Feuchtigkeit genug , oder ihre Gruben
financielle Bankerott iſt ſomit vor der Thüre, die Frage aber, ob der phyſiſche Banferott , nämlich die Abnahme und Ver: ſchlechterung der türkiſchen Race, auc ro nahe iſt, wie Barra chin gleichfalls behauptet, dieſe läßt ſich allerdings minder leicht beantworten. Eine dem Anſcheine nach auf officiellen Quellen beruhende Angabe über die Bevölferung der Türkei nach dem Frieden von Adrianopel ſchäßt dieſe auf 23 Mill. Menſchen . Davon gehen wohl für Aegypten, Syrien und Meſopotamien 5 bis 6 Millionen ab , Moldau und Wallachei, die man faum
.
gehen ro tief , daß fie Waſſer finden . Im Winter find ſie mehrere Monate unſichtbar , und liegen wahrſcheinlich im Solafe, sa fie um dieſe Zeit feine Nahrung finden würden . Dieſe merkwürdigen kleinen
Thiere gehören faſt jeder Breite in der unermeßlichen Prairiefläche Nord amerifa's an , und Pferde müſſen ihre Dörfer vermeiden , da fie in den
nur zwei Fuß vor einander entfernten lödern leicht die Füße abbrechen .“
inehr als türkiſche Provinzen anſehen kann, werden wohl wenig
Die Völkerſchaften im heutigen Kleinaften.
unter 4 Millionen haben , ſo daß die 23 Mill. Seelen bereits auf 15 Mill. herunter ſchmelzen. Rechnet man nun die Slas wen in Bulgarien, *) Serbien, Bosnien, Herzegowina , Monte:
Die Griechen.
negro u. ſ. w. nur auf 4 Millionen, die Griechen auf anderr: halb Millionen, Albaneſen eben ſo viel, Zigeuner, wandernde Wlachen, Armenier und Juden zuſammen auf eine Million, ſo bleiben für die Türfen in Europa und Kleinaſien , ſo wie für die Kurden in ihrem eigenen Lande und in mehreren Stri :
* ) Amé Boné rechnet die Bulgaren allein, wir wiſſen nicht nach welchen Quellen, auf 41/2 Mill., was, wenn man bloß das eigentliche Bulgarien von der Donau bis zum Hämus , und
allenfalls nach deffen Südabhaug in Betracht zieht, wohl um das Dreifache zu riel iſt.
(Schluß. )
Die Tracht der Frauengimmer iſt im Allgemeinen die der Türkinnen, mit nur unbedeutenden Abweichungen. Nur in Smyrna tragen die Griedyinnen griechiſche Kleidung , d . h . ein Unterfleid, eine Kurtfa, wie
die der Türkinnen , und auf dem Kopfe ein ſehr kleine fez , ſchief an gebracht, mit einer langen blauſeidenen , auf die eine Schulter herab
hängenden Quaſte. Gürtel find bei dieſem Anzuge nicht üblich. In Bruſa tragen ſich viele derſelben europäiſch , wobei fie aber den Kopf mit Zöpfen und einem Franzentuche zieren, ohne die hinten herabfallenden Zöpfe. Im Innern des Landes findet man ſtellenweije eigenthämliche Formen der Tracht und des Kopfpuţie, ſo ģ. B. in Alaſdehr : lange,
1376
unähnlich iſt. In den Dörfern am apolloniſchen See tragen die Griecinnen gar
in ſeinem Schädel angehäuften Kenntniſſe, die für ihn nicht einmal zur Erfenntniß und Erwägung feines eigenen Vortheils ausreichen , zeigert fich in ſeinen hochmuthvollen Bliden und in der Würde , die er ſeinem Antlig , ſeinem Wort und ſeiner Haltung unabläffig aufzupfropfen ſtrebt. Die europäiſche Tracht, ſo wenig Fie zu orientaliſchen Zügent
feine Unterkleider : eine Eigenthümlichkeit, vielleicht die einzige im ganzen ,
und dem ganzen Weſen der Morgenländer paßt, gewährt ein unvermeit
Viele alte , nicht allein
liches Zubehör dieſer Herren „Philofophen.“ Die kleinaſiatiſchen Griechinnen ſtehen an Schönheit den Inſel
unter dem Buſen befeſtigte Beinkleider , die oberhalb ungemein weit find, und eine etwas furje Kurtfa ; in Kugla ſehr weite Mantillen nebſt
einem gewaltigen Kopfpuße , der dein ruſſiſchen Kofofchuif *) nicht
nicht bloß Klein- , ſondern auch Mittelafien.
griechiſche, ſondern auch türkiſche und armeniſche Frauen färben die er grauenden Haare mit einem , übrigens ganz entſeglich garſtigen , bren nenden Grellroth.
Die Koſt der Griechen wird in türkiſcher Weiſe und nad türkiſchem Geſchmack zubereitet: alleg fett, breiweich gefocht, mit einer Menge ſpaniſchem Pfeffer und Knoblauch gewürzt. Im nördlichen Theile der Halbinſel bilden die Oliven ein unerläßliches Zubehör der griechiſchen Tafel; dieſelben werden zwar auch in den innern Ortſchaften ziemlido
bewohnerinnen des Archipels weit nach; immer indeß ſind ihre Geſichts güge leidlicher , als die der Türbinnen aus den niedern oder mittlern Ständen , vor welchen ſie jedoch in Wuo8 und Formen nicht das
mindeſte voraus haben. Ihren Geſichtern , wie überhaupt denen aller Orientalinnen , ſchadet die weiße und rothe Schminke beträchtlich , da fie ſolche in der allerfrüheſten Jugend , man fann ſagen von Kindes beinen an, auflegen, wodurch die Haut eine wahre Todtenfarbe bekommt,
reichlich verbraucht, hier indeß doch minder häufig , weil ſie hier ver
und mit einer zahlloſen Menge von ganz feinen Fältchen bedeđt wird,
hältnismäßig theuer fint.
die freilich von weitem faum bemerkbar ſind, dem Geſicht aber dennoch
Wein und Branntwein trinkt jeder Grieche; dem Trunfe find ihrer
ein altes Anſehen geben . Daher iſt geſunde , rothe Geſichtsfarbe eine
jebody nur wenige ergeben , jo tas man dieſe als einzelne Ausnahmen bezeichnen darf. Wein wird überall gefeltert , wo es Weinberge gibt, und überall iſt er ſchlecht; nur wenige bemittelte Eigenthümer bereiten fich für ihren Hausbedarf einen unbeträchtlichen Vorrath reinen Weines, ohne allen Zuſab. Uebrigens , um ſeinem möglichen Verderben zuvor zukommen , berberben ſie ihn ſchon bei der Bereitung ſelbſt durch alle
große Seltenheit , unter Hunderten gewiß der ausſchließliche Schmud
Den Branntwein deſtilliren ſie auf aus
nur erdenklichen Zuthaten.
gepreßten Weinbeeren und verſchiedenen andern Früchten ; er iſt aber von feinem guten Geſchmad , nicht ſtart, und hat faſt immer einen wider lichen Geruch. Die wohlhabenden Häuſer verſchreiben ſid, aus Smyrna und andern Küſtenſtåtten Num , der für eine lederei gilt. An vielen Orten bereitet man verſchiedene Liqueurs und andere gebrannte Waſſer.
Der Kaffee iſt bei den Griechen eben ſo überſchwänglich in Gebrauch, wie bei den Türken. Von Anſehen gleichen die Fleinaſiatiſden Griechen den Inſelbewoh
nern des Archipels , ſo wie den im jüdlichen Rußland lebenderr. Wer gewohnt iſt , die Menſchen nach ihren Phyſiognomien zu beurtheilen, der täuſcht ſich beim Anblick eines Griechen faſt jedesmal: manches lernt man jedoch Geficht zeigt , dem Anſchein nach , ſo viel Gutes
einer einzigen jungen , d. h. höchſtens fünfzehnjährigen Schönen. An Rechtichaffenheit und Sittlidhkeit ſtehen die Griechinnen im Allgemeinen bei weitem höher als ihre Våter , Männer und Brüder, obſchon ihr Lebenswandel in einigen Städten Kleinaſiens eben nicht
ſonderlich ſtrenge Ehrbarkeit bliden läßt. Smyrna insbeſondere hat das Eigenthümliche, daß in ſeinen Geſellſchaftskreiſen allen die Entſittlidung mehr oder minder Fortſchritte gemacht hat , vorzugsweiſe jedoch unter den dortigen Griechen. Nicht allzu weit hinter ihr blieb in dieſem
Punfte Bruijia, wozu unter Anderm aud der Umſtand beigetragen hat, daß die lettere Stadt für Konſtantinopel zum Ablagerungs- und Ver bannungsort nicht allein einiger dienſtentlaſſenen Würbenträger, ſondern auch Frauenzimmer, eben ſowohl abgelebter als junger, von zweideutigem Rufe dient. Da ſucht denn noch manche dieſer Perſonen , auch in der Verweiſung, ihr Treibeu fortzuſeßen , ſo daß die Zunft derſelben unauf hörlich fortbeſteht. Die Behörden aber ſehen bei dem allem durch die Finger , ja ſie begünſtigen es bisweilen ſogar öffentlich.
Muffiſche Literatur.
An ihm
Denkmäler des mosfauiſden Alterthum 6. Die meiſten
täuſcht nicht ſowohl ſein ſcharfer , durchdringender Blid , ſein allezeit der Maaßſtab für die Verſtellung & fraft ſeiner Frech fertiges Lädeln tiſchen Geſinnung als die Sorgloſigkeit und der natürliche Frohſinn,
Heberreſte des rujñiſchen Alterthums , wenigſtens ſeit dem 14ten Jahr: hundert, findeu fich in Mosfau vereint, das für die Nuſen eine heilige Stadt iſt. Unter dem Vorſit des Fürſten Golijyn hat ſich nun eine
der beſonders einuehmend ſeyn inüßte, wenn ſich nicht der ſchwerlaſtende Gedanke einmiſchte : dieſer Menſch frohlodt aus vollem Herzen über einen von ihn ſo eben ausgebachten Betrug , den er morgen ſeinem
Denfınäler Moéfau's mit erläuternden Tert herauszugeben.
ſeinen Mann näher kennen , ſo erideint etwas ganz Anderes. .
Geſellſchaft gebildet , um in einzelnen Heften Abbildungen der alteu Die zwei
erſten Hefte ſollen eine Ueberſicht der Geſchichte der Mosfauiſchen Monu
Nädſten ſpielen will; er verlebt den heutigen Abend ſo forglos, nachdem
mente und eine Geſchichte der Künſte in Rußland überhaupt enthalten .
er im Laufe des Tages ſein Gewiſſen vielleicht zwanzigrad belaſtet
Dann ſoll eine Beſchreibung des älteſten Heiligthums in Mosfan , der
hat ..... Im Abſtiche von dieſen allgemeinen beweglichen , ſchönen
Gimmelfahrtskirche, in archiologiſcher und biftoriſcher Beziehung folgen .
und auédrudsvollen Zügen erſcheinen hin und wieder Leute unter den Griechen , welche ſich Gelehrte nennen ; Aerzte , Lehrer , ſogenannte Philo
(Nordiſche Viene vom 4 November .) Gefdichte Peter det Großen. Von N. A. Polewoi erſcheint
ſophen : bei dieſen lügt die Außenſeite niemals ; alle Pedanterie eines
gegenwärtig eine Geſchichte des ruſſiſchen Reformators in 6 Bänden ;
folden Weiſen , deſſen eingetrichterter Verſtand unter dem Drude der
zugleich erſcheint aber auch von ihm für die größere leſewelt eine ab gefürzte Geſchichte in Einem Bande. (Nordiſche Biene vom 31 Oct.) Kufolnit ſtreibt gegenwärtig an einem neuen Koman „Alfa“
Schulfuchſerei liber und über erſtarrt iſt, alle Nutloſigkeit der einſeitigen , * ) Nationaler Kopfſchmud der niedern Frauenclaffen , porn über der Stirn mit Schmelzwerf, Pírlen oder Spißen geziert.
aus der Orchite Litthauen: im 14ten Jahrhundert. (ibid .)
Diünten, in der Piterariſch - Artiſiiſihen Andalt der J. G. Cotta'jden Vucybandlung. Verantwortlister Redacteur Dr. Ed. Widen man .
Nr. 345 .
Das
3 Ausla n d. Ein
Tagblatt für
Runde
des geift igen und fittlichen Lebens der Völker.
841 .
11 December 1841 .
die 286 Bifentlichen Bibliothefen Franfreichs eine ſolche Maſſe
Hrn. Vattemare's Arbeiten. Von dem Syſtem des Austauſches zwiſchen Bibliotheken, wie es Hr. Vattemare ſeit mehreren Jahren vorgeſchlagen hat,
Bücher an das bezeichnete Depot in Paris, daß man den Sen dungen Einhalt thun mußte. Auch die Cabinette und Muſeen
iſt ſchon mehrmals in dieſen Blättern die Rede geweſen , und
der Naturgeſchichte ſind oft mit Doubletten überladen.
er ſtattet jest nach mehrjährigen Bemühungen ſelbſt Bericht
alleinige entomologiſche Section des braſilianiſchen Muſeums
über ſeine Erfolge ab, woraus wir nachſtehende Bemerkungen
in Wien hat ihrer mehr als 25,000. Die franzöſiſche Münzen
(1. Echo du Monde Savant vom 24 Nov.) entlehnen.
und Medaillenſammlung hat deren hier einen Werth von 22
„ Meine vielfachen Beſuche der Bibliotheken lenkten meine
Die
Aufmerkſamkeit oft auf den Umſtand , daß man an dem einen
Millionen ; es wäre leicht, Copien zu ſchlagen, die zu einem vortheilhaften Austauſo dienen könnten. Alle wiſſenſchaftlicher
Orte höchſt merkwürdige Manuſcripte alterer Zeit beſaß, die
Anſtalten haben einen Specialcharakter , fie tragen ſichtlich den
demjenigen Orte, den ſie eigentlich betrafen , gänzlich fehlten,
Stempel des Landes , in welchem ſie gebildet wurden, ſie ſind
während ſie für den Ort, welcher ſie beſaß, nur ein Gegenſtand
übervoll von nationalen Erzeugniſſen , aber fremde Werke fehlen manchmal auf eine ſehr empfindliche Weife. Es gab ein leich
So fand ich zum Beiſpiel den erſten Band einer handſchriftlichen Geſchichte der Herzoge von Burder Neugierde waren .
gund in der Bibliothek zu Lille , der zweite Band wurde in Lappland aufgefunden. Zu Paris in der Bi'liothet des Arſe: nals fanden ſich die erſten Bände der Geſchichte der vier Hai: monsfinder, der fünfte, den man völlig verloren glaubte, fand ſich in München. Wie viele für die Geſchichte Frankreichs foſt: bare Manuſcripte würden ſich nicht in den Archiven des Lon:
doner Towers finden , im brittiſchen Muſeum und in den Foſt: baren Sammlungen ſo vieler reichen Liebhaber Englands ! Es
tes Mittel dieſen Nachtheilen abzuhelfen , und dieſe halb uns
nüßen Doubletten zu einer Quelle des Reichthums zu machen ; dieß Mittel war der Tauſch.
,,Alle Regierungen Europa's nahmen den Vorſchlag mit Vergnügen an , und in wenigen Jahren waren mehrere Vis
bliotheken weſentlich bereichert; große Werke, von denen ein: felne Bände verloren gegangen waren , wurden vervollſtändigt, koſtbare Manuſcripte eröffnen jeßt der Geſchichte vorher uns bekannte Quellen , und neue Sammlungen bilden ſich.
Aus
iſt mehr als wahrſcheinlich, daß jeßt, wo ein liberaler Geiſt in
tauſchungen finden ſtatt von Moskau nach Liſſabon , von Ma
den Wiſſenſchaften ſich Bahn gemadt hat , folche Dinge leicht
drid nach Kopenhagen , von Rom nach Konſtantinopel und von
ſich austauſchen ließen ; allem Vermuthen nach wird man in
Paris bis nach Teheran. Glückwünſche wurden mir von allett
Griechenland auf dem Berg Athos, auf Pathenos, in Jeruſalem nnd in Konſtantinopel reiche Schäße finden , namentlich an leßterem Orte , wohin aus Aegypten bei der Eroberung durch die Araber vieles geflüchtet wurde. Sarim Effendi, ein gelehr:
ter Türfe und Handelsminiſter der Pforte , von dem ich dieſe Angaben habe , ſagte mir , er glaube, man fönne jeßt dieſe ,
Seiten zu Theil, es fehlten aber noch immer zwei Länder,
und dieſe waren England und Franfreich ; in dieſem Jahre ſind jedoch auch endlich in dieſen beiden Ländern entſprechende Gefeße vorgeſchlagen, und von den geſekgebenden Körpern an genommen worden, und Guizot namentlich verſprach der Reali:
ſirung derſelben ſeine Aufmerkſamkeit in vollem Grade zu ſchenken .
koſtbaren Werke im Austauſche gegen andere Gegenſtände, auf welche die Türfen einen größeren Werth legten , erhalten.
-
Dieſe wenigen Einzelnheiten können eine Idee von den Vor: theilen geben, die man aus einem ſolchen Austauſch ziehen fönnte.
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e.
i.
„ Was die gedruckten Bücher betrifft, ſo hat jede bedeutende Bibliothek eine beträchtliche Anzahl von Doubletten. Auf einen
(Fortiesung.) Dieß auf die beſten Wahrſcheinlichkeitsberechnungen gebaute
bloßen Aufruf des Miniſters des öffentlichen Unterrichts ſandten
Reſultat zeigt die Türfei in einer bedeutenden Blöße ; wäreu 345
1378 die 7 Millionen Türken und Kurden ziemlich gleichmäßig über den ganzen Raum vom Taurus bis zur Donau verbreitet, ſo
ein glüdlicher Aufſtand die Vermittlung der Mächte und we: nigſtens den Abzug der wenigen tauſend Türken aus dem ein:
möchten ſie in Verbindung mit den Nawiſchen und albaneſiſchen
zelnen Lande, ſo wie eine halbe Unabhängigkeit, zur Folge
Mohammedauern noch immer eine zu jedem Widerſtand fähige
hat , ſo darf man ſich über die unaufhörlich wiederkehrenden
Maſſe bilden, um ſo mehr, als der gemeine Türfe auf dem Land , da wo er nicht, umgeben von Chriſten , den brutalen Herrn ſpielt, ein fleißiger Aderbauer iſt. Aber in Europa ſind
Empörungen nicht wundern . Die kunſtvoll genährte Aufregung aller Chriſten des Reichs iſt der Geyer , welcher am Leben
die Türfen jedenfalls, wenn auch Boués Angabe viel zu nie-
chende Krankheit endlich in eine acute übergehen. Im Früb: jahr erfolgte ein Aufſtand in Bulgarien, den die Türken, un : beſonnen genug, mit barbariſcher Härte unterdrückten . Alsbald wird wieder die Menſchlichkeit Europa's zur Abwendung der Türkengräuel aufgerufen . Im Spätjahr bricht ein Aufſtand in Creta aus , und als der grauſame , aber energiſche Tahir Parcha hingeſendet wird , um ihn zu unterdrücken , wird von neuem in die Lärmtrompete geſtoßen, um gar den entſchlafenen Philhellenismus aus ſeinem Grabe berauf zu beſchwören , das Mitleid Europa's anzufachen und einen neuen Kreuzzug 311 entzünden . Dieſmal aber wollte das oft gebrauchte Mittel nicht mehr verfangen , allzuviele Juuſionen waren verſchwunden , und auch Tahir Paſcha zeigte ſich wohlberathen genug , dießmal
drig ſeyn ſollte, ſehr ſchwach, und ihre Feinde ermaugeln nicht,
dieſe Schwäche vor den Augen ihrer Napas in ein ſtets beleres Licht zu feßen, und den Geiſt des Widerſtands aufzuſtacheln. Iſt die Pforte nicht ſogleich im Stande , den Aufſtand nieder: zuidhlagen, ſo ergreift man begierig die Gelegenheit als Ver: mittler aufzutreten , und bereits ſind die Unterthanen der
Pforte ro ans Bermitteln der fremden Mächte gewöhnt, daß türzlich die Armenier, als ſie in einer Klage wegen übel ver: walteter Gemeindegelder von der Pforte abgewieſen wurden, als : ob mit Recht oder Unrecht thut hier nichts zur Sache bald eine Verſammlung hielten, um eine Eingabe an die vermittelnden Mächte zu entwerfen . Unter dieſen Umſtänden , die aller Unterordnung und allem Gehorſam im Reiche ein Ende
nagt, und Symptome treten ein , als ſollte die lange, ſchlei:
nicht mit gewohnter Härte und Grauſamkeit 311 verfahren ,
machen müſſen , räth man der Pforte – es iſt in der That fchwer zu ſagen , ob im Ernſt oder Spott - ihre chriſtlichen
um die öffentliche Stimmung in Europa nicht fli verleßen .
Unterthanen zu emancipiren , und ihre umgewandelte Herrſchaft
der alte , alles veracytende Türfenhodymuth weſentlich abge: nommen hat , und daß mancher Großbeamte des Reichs zur vollen Erkenntniß der Gefahr gekommen , in welcher das
auf die Gleichheit der Rechte aller zu gründen . Es iſt dieß wohl der platteſte Unſinn , welchen unverdaute europäiſche An-
Diere Klugheit iſt ein außerſt merkwürdiges Zeichen , das
Fichten ausgeboren haben , oder aber die berechnetſte Bosheit,
Reich ſchwebt; ſie cheinen ſich aufraffen zu wollen zur That,
denn es heißt nichts anders , als dem naturrechtlich allerdings legitimen Aufſtand des niedergetretenen Chriſten gegen ſeinen moslemitiſchen Dränger vollends auch den Stempel der äußeru Geſeßlichkeit aufzudrücken , und die Einmiſchung der fremden
anf wie lange und mit welchenı Erfolg, iſt freilich eine andere Frage . Seit zwei Jahren , vielleidt ſdon ſeit dem Auftreten
Mächte, welche bisher hauptſächlich nur in Sonſtantinopel ſtatt
des Grafen Kapodiſtrias in Griechenland , breitet ſich über Gries
chenland und die Provinzen der Türkei eine neue Hetairie
fand, über alle Punkte des Reichs zu verbreiten, wo türkiſche
aus, die dritte ſeit fünfzig Jahren , und ſie führt den bedeut: ſamen Namen „ Philorthodoria ,“ zum Zeichen , daß nicht die
Beamte ſich befinden , mit Einem Worte , es wäre die Auf-
Einheit der Nation, ſondern des Glaubens, ihrem Wirken zum
löſung alles Staatsverbands in der Türkei , denn wo die Chri:
Grund liege. Darum fann ſie auch die Slawiſchredenden ro gut wie die Griechiſchredenden umfaſſen , denn es gilt die Be: freiung des ſlawiſch-griechiſchen Volfs von der Herrſchaft des
ften in Mehrzahl wären , würden ſie Forderungen erheben , welche die Türken gar nicht befriedigen könnten , und aller
Drten würde das Recht des Stärkern eintreten, denn dieß iſt
Følam. Ob der Aufſtand in Bulgarien das Wert der Philor :
das praktiſche Naturrecht, das man für die Pforte herbeiruft. Db Hr. Barrachin , der fortwährend ſeine Quadſalbereien der kranfen Pforte eingeben will, ein Narr oder ein Betrüger iſt, tann hierbei ganz gleichgültig feyn. Nicht Mehemed Ali , oder ſonſt ein rebelliſcher Pafcha, iſt mehr der Feind der Pforte, denn dieſe Rebellionen haben aufgehört ; die Krankheit zeigt ſich nicht mehr in Eranthemen,
thodoren war , mag dahin geſtellt bleiben , fein Zweifel aber
fondern iſt ins Innere gedrungen , es ſind die Volterſchaften, Unding welche Widerſtand leiſten : ein Paswan Oglu iſt ein
geworden, aber ein Mehemed Ali in Aegypten iſt nach der faſt unabhängigen Mamelufenherrſchaft und der , wenn aud vor: übergehenden , dochtief eingreifenden Befignahme durch die
tann obwalten , daß die Unruhen in Theſſalien , wo ein Mönch, Namens Hilarion, die Waffen gegen die Türfen ergriff, ihr Wert waren. Der wilde Troß und die Grauſamkeit der Tür: fen, die ſonſt beim geringſten Anlaß Küpfe zu Duzenden fallen ließen, war ſeit einiger Zeit in eine gewiſſe Verzagtheit, eine Art Scheu vor Hinrichtungen übergegangen ; pilarion aber, der in die Hande feiner Feinde gerieth, fiel unter dem Henfer: Ichwert, und die Entdedungen , welche die Türfen bei dieſer
Gelegenheit gemacht haben müſſen , ſcheinen zu einer merf: würdigen Entwidlung der Dinge zu führeu . Schon ſeit einiger Zeit zieht man Truppen von allen Sei:
Unter dem Se:
ten , namentlich aus Kleinaſien , alſo national -türkiſche Trup
miſch der Völfer, welche ſich gegen die vormalige unnatürliche
pen, in Konſtantinopel zuſammen , und jeħt tollen in Theſſa :
Reichseinheit empören , erheben natürlich auch die gedrüdten
lieu, Macedonien und Ihracien eine Reihe von Lagern errich tet werden. Woher die erſchöpfte Türkei die hiezu nöthigen
Franzoſen , eine ſehr erflärliche Erſcheinung.
Ebriſten ihre Stimme , und da ſie aus Erfahrung wiſſen, da
1379
Summen erhält, iſt ein Räthlel , auch ermangelt Rußland
gibt der Umſtand zu erkennen , daß ſie ſo viele Truppen aus
nicht, dieß Räthfel auszubeuten, und Bezahlung ſeiner alten , noch von der gegen Ibrahim im 3. 1833 geleiſteten Hülfe ſich Herſchreibenden Forderungen zu verlangen. Augenſcheinlich iſt, daß die Türfei nur durch die dringendſten Gründe zu ro foſt:
Kleinaſien gezogen, auf deren Treue ſie ſich eber, als auf die der geldgierigen Albaneſen verlaſſen können , die ohnehin den
ſpieligen Maaßregeln vermocht wird, und ein albernes Gerücht,
unterdrüdten, damit die Türfen ſtets neue Soldtruppen aus
daß mehrere der vermittelnden Mächte der Pforte den Vor: ſchlag gemacht, das unruhige , ganz unlenkbar gewordene Theſ ſalien an das Königreich Griechenland abzutreten, gibt vielleicht Aufſchluß darüber. Theffalien iſt eine höchſt wichtige Proving
Albanien ziehen und ſtets neue Geldfummen bezahlen müßten.
fich nt zu sech entziehen ſucht, ng sie befa eine febr natürliche ErlheinuHerrſchaft inhen,faso 1830,
als es fich noch um Feſtlegung der Gränze des Königreichs Griechenland handelte , in einer ſonderbaren Lage. Damals war Albaniens Aufſtand in der Entwidlung , und bedrohte die
Türkei mit dem Verluſte ſeiner wichtigſten europäiſchen Pro: vinz, aus der allein es noch eine große Anzahl verſuchter und ergebener Soldaten ziehen konnte. Die theſaliſchen Capitanis
Aufſtand der Griechen in den Jahren 1821 bis 1825 mehr als einmal hätten unterdrüden können , ihn aber nur immer halb
Ein folches Spiel fortzuführen , hat die Türfet feine Mittel mehr, und ſie muß ihre leßten Reſerven ins Feuer führen , das einzige, was ihr übrig geblieben, ihre anatoliſche Bevölferung, muß To febr auch dieſe alle Urtheile von Militärſyſtem , das nach
media wielenothwendigsuammenfchmelzen mus bei einem
drei vis vier Jahre eine völlige Erneuerung der Armee noth: wendig macht. So ſtehen denn wieder , wie vor vier Jahrhun derten, die Fleinaſiatiſchen Türfen und die chriſtlichen Bevöl: ferungen im europäiſchen Theile des alten byzantiniſchen und
neuen türkiſchen Reichs einander gegenüber. Die türkiſche Riegies rung zu Konſtantinopel ſinkt mehr und mehr zu gleicher Schwäche,
hatten keine Luſt , ſich den albaneſiſchen Beys , von denen ſie
wie die alte byzantiniſche, herab , die Schaaren aus Kleinafien
wenig Gutes zu erwarten hatten, anzuſchließen ; wenn ſie aber
belebt nicht mehr der unbändige friegeriſche Geiſt,. welcher ſie ſo lange zum Siege geführt , und wenn die Slawen an der Donau feine Staatseinheit mehr haben, wie unter Stephan
dem heranziehenden Sadrazem Reſchid Mehmed Veiſtand leis ſteten, konnten ſie ſich von dieſem manche Vortheile verſpre: chen. Kapodiſtrias , dein daran lag , den Kampf der Türfen gegen Albanien, an deſſen ſchneller Beendigung faſt das Schicks ſal des Reichs hing , in die Länge zu ziehen , ließ durch die Mönche der Olympusflöſter *) das Gerücht verbreiten , wenn
die Griechen Theſaliens rich in dem Kampfe zwiſchen Türfen und Albaneſen völlig ruhig verbielten , und feinen Theil begün : ſtigten, ſo würden wohl die vermittelnden Mächte die griechi ſche Gränze bis zum Vardar ausdehnen, d. h. ganz Theſſalien zum Königreich Griechenland ſchlagen. So blieben die Capita: nis der Griechen neutral, zum großen Nachtheil des Sadra zems, der ihnen ſpäter ſchlecht dankte. So große Erbitterung damals auch über den Corfioten .
Stapodiſtrias, deſſen abſichtliche Täuſchung ihnen bald fein Ge
heimniß war , in Theſſalien herrſchte, ſo wurde dadurch doch ibre Abneigung gegen die Türfen und ibre Vorli ebe für diejenigen, deren Wertzeug Kapodiſtrias ſelbſt geweſen , nicht gemindert. So fand denn auch der Bund der Philorthodoren hier bard
Duſchan , der ſchon nach der Strone der Paläologen zu greifen jich vermaß, wie einſt die deutſchen Könige nach dem römiſchen Staiſermantel, ſo lebt doch in ihnen ein ſtrebſamer Geiſt, ein
Geiſt des Haſſes gegen die Türfen ; in zahlloſen Liedern und zum Theil wunderlich geſtalteten Sagen ſtebt in romantiſdem Lichte hinter ihnen die Zeit des Kampfes gegen die eingebro: chene türfiſche Herrſchaft ; der Königsſohn Marfo , der heilige
Lafar und Georg Caſtriota, den ſie ſeltſamer Weiſe zum Sla wen machen, ſind die Heroen dieſer Lieder , und von Marfo
geht die Sage, daß er einſt wieder aus dem Zauberſchlaf er: wachen ſoll, um ſein Volf aus der Knechtſchaft zu führen . Zwar iſt nicht zu erwarten , daß, wie im 15ten Jahrhundert, die Albaneſen den Slawen ſich anſchließen , und daß ein neues
Kolfowo die Schuld des alten abzahle ; es iſt in den Slawen nicht die nöthige Einheit , ein ſolches Wert aus eigener Kraft
zu vollbringen, gewiß aber wird in der entſcheidenden Stunde des türfiſchen Reichs, die einer alten Sage zufolge im I. 1270
eifrige Anhänger , und die Noth der Pforte nach der Nieder
der Hedſchra ( 1853) eintreten roll, die leitende Hand ihnen
lage von Niſib , die in der europäiſchen Türkei einen furcht: baren Widerhal hatte , führte wohl den Ausbruch herbei. Nach den jeßigen Anſtalten der Pforte zu ſchließen , müſſen die Berbindungen der Philorthodoren ſich nicht bloß über die grieci: den Bewohner Theſſaliens und Macedoniens ausbreiten, ſon:
nicht fehlen .
( Fortreßung folgt. )
Die Bergwerke der Sierra de Almagerra in der
dern auch über die Slawen und die Wlachen im Gebirge,
Provinz Almeria.
und bis hinüber nach Bulgarien, Serbien, Bosnien und der Herzegowina. Nur der Stand der Dinge in Albanien iſt
Der beſte Stellungspunkt für den Beobachter iſt der Fleden Cuevas de Vera , zwei kleine Meilen von der Sierra , dort halten fich die vor
node immer råthſelhaft, ſollte aber Theſſalien in ernſtlichen
nehmſten Bergwerfer anf , 18 iſt der angenehmfte Ort jener Gegend und
Aufſtand gerathen , ſo kann man es als eine ſich von ſelbſt
verſtehende Sache anſehen, daß Südalbanien nicht ruhig bleibt.
der nächſte bei dein Sohlweg oder Barranco von Jaroſo , welcher die reichſten Minen enthält. Von dort aus befehen läuft das Gebirge
Daß die Türten in dieſer Beziehung nicht ohne Beſorgniß ſind,
Almagerra etwa 3. Meilen von Norden nach Süden und endigt am
* ) Sie führen den Namen Meteora , weil ſie auf hohen Felſen zinnen angelegt find.
Gewäſſer vereinigen fich mit dem Fluß Almanzora , welcher zwei fleine
.
Meere , von Oſten nach Weſten mag 8 % Meilen lang reyn. Ihre
1380 Meilen nördlich durdy Cuevas geht und , ſich gegen die Sierra neigend, faſt zugleich mit ihr das Meetufer erreicht. Weiter nordöſtlich iſt der Hafen von Aguilas, welcher wegen ſeiner Nähe an den Bergwerfen der Provinzen Almeria und Murzia und wegen ſeiner vortheilhaften Lage
zwiſchen den zwei Vorgebirgen Gata und Palos in wenigen Jahren ſide bedeutend machen wird.
Die vorzüglichſten Bachrinnen auf der Seite von Cuevas führen die Namen Taral und Muleira, aber die ganze Sierra iſt voller Brüche,
welche große Zerrüttungen in ihrer urſprünglichen Geſtalt anzeigeu. Alle dieſe Rinnen und Brüde ſind heutzutage ohne einen Tropfen Waffer, da es ſeit vielen Monaten nicht geregnet hat ; es iſt ein Elend, die dürren Felder und das magere Vieh zu ſehen , welches vor Hunger
umfommt. Ganje Ortſchaften hätten auswandern müſſen, wenn nicht die Entdedung der Bergwerfe dazwiſchen gefommen wäre ; jo geſchieht €8, daß inmitten jener erſtorbenen Natur alle fröhlich und zufrieden und die fieinen Derter voll Leben und Bewegung find .
Die Grundſtücke
der Bega (des urbaren Landes) vou Cuevas find von 2200 Nealen auf 10,000 das Jody (la fanega) geſtiegen , welches viel fleiner als das caſtilianiſche Jod) ift.
Die Miethe der Häuſer in Curvas iſt verhält-
nißmäßig theurer als in Madrid. Alle dieſe Berge ſind dürr und fahl, bloß mit Eſparto und Seeborn bededt , ohne Bäume nod Geſträuchy ;
Enriquez, Bevollmächtigter te8 malagenniſden Hauſed beredia *) in Cuevas, aufbewahrt. Die irdenen Lampen find in Stoff und Form den
bei den Nömern gebräuchlichen gleich , die ebenfalls irdenen Gefäße find von derſelben Materie, wie die aus den Ruinen von Italica (bei Sevilla), und in der Form gleicht eines derſelben den kleinen Milchtöpfen von Andaluſien , das andere ſieht wie eine Glode aus , welde etwa drei Seidel Flüfriges enthalten fann. Ein Nagel und zwei eiferne Seile,
welche Hr. Enriquez ebenfalls aufbewahrt, find ſehr verroftet, aber ganz denjenigen ähnlicy, welche man heutzutage in den Bergwerfen gebraucht. Am Fiše des Gebirge, auf der nach Cuevag zugefehrten Seite, hat man bei der Ausgrabung der Grube el Carmen , auf einem Punfte, der Vila laricos heißt , die Ruinen einer Stadt , und unter vielen andern merf würdigen Gegenſtänden einen fupfernen , 7 Zoll hohen , auf ſeine Steule
geſtüßten Hercules gefunden , deſſen vollfommene Arbeit ihm die Epoche
der glüdlichen Zeit des Auguſtus anweist. Vielleicht ſind es die Nuinen der berühniten Stadt Urci, des Mittelpunfts der Bergwerføarbeiten zur
Wahrſcheinlich wurden die Bergwerfe von Almagerra bei dein Einfalle der nordijden Bærbaren verlaſſen und geriethen dann in Vergeſſenheit ; in dieſem Fall haben die jeßigen Unternehmer große
Zeit der Römer.
Hoffung , die von den Römern zur Zeit jenes Einfalle bearbeiteten Erzgänge anzutreffen .
( Fortſegung folgt.)
Waſſer hat man jest bloß in der Boca de Mairena auf 10 Ellen Tiefe
in zwei Brunnen angetroffen , welche ungefähr 300 Ellen vom Gipfel
des Gebirg8 abwärts , alſo auf der niedrigſten Seite derſelben gegen
Erdbeben im Ural. Die Nordi de Biene vom 8 (20) Nov. uneldet aus Perm , daß man dort am 31 Auguſt eine meteorologiſche
Erſcheinung beobachtet habe , die durch Nachrichten aus Niſhnetagilat
Norden , zum Gebrauche der Bergwerfe eröffuet wurden . Die vorzüglichſten Brädie oder Barrancos (Hohlwege) führen die Namen el Jaroſo, la Sala de Criſtal, die zwei de la Torre , los Pinta-
eine beſondere Bedeutung erlange. . Um 2 Uør Nachts sernahmen viele
Wenn
eines fernen Donners glid); bald darauf fühlte man auch ein minuten
man dieje Hohlwege in ihrer ganzen Länge verfolgt, jo ſieht man , 87B fie ſowohl ſeitwärts al8 auf ihren Kämmen von 100 zu 100 Ellen mit
langes Schwarfen des Bodens, wodurch Meubel und andere im Zimmer befindliche Gegenſtände in eine leichte Erſchütterung geriethen. A18 det Tag anbrach, zeigten ſich in der Atinoſphäre dieſelben Veränderungen, die man auch in Perm beobachtet hatte. Morgeng war der Himninel
lobus , el Francès , la Arteſica , el Hoſpital und la Inſtancia. .
Grubeu durchbrochen find, deren Defferung etwas mehr als eine Elle im Durchmeſſer hat und mit einer Winde verſehen iſt, mittelſt welcher zwei Menſchen mit einer Schnur von Eſparto den Sdutt aufziehen, welchen inwärts die Steinmeße abídlagen. Man leert den Schutt gleich bei
der Mündung aus und läßt ihn drei oder vier Ellen hinabrollen , ſo daß er bläuliche Haufen bildet , die ſchon auf weite Entfernung das
Vorhandenſeyn einer Berggrube anzeigen. Man ſieht ſolche Schutthaufen aus uralten Zeiten , und wie ausgedehnt dieſe Arbeiten waren , bemerft man vorzüglich in den Hohlwegen el Francès und la Torre , wo die Kämme ſelbſt eingefallen und zum Theil verſenkt ſind , a18 ob ihnen die Unterlage gefehlt hatte , entweder weil man feine Stüten angelegt hatte oder weil dieſe durch den Verlauf der Zeit und die Erdbeben zu Grunde gegangen ſind .
311 der Grube la Sima hat man idon 170
Ellen in ſenkrechter Richtung gereinigt; auf 120 Ellen traf man eine
Bewohner des Hüttenwerks ein unterirdiſches Getöſe, bad dem Rollen
von einem hellen roſenfarbenen Licht beleuchtet , das einen Schimmer
wie Funken von ſich gab ; weiterhin ging die röthliche Farbe der Luft in Gelb, Orange und Strohgelb über, verdichtete ſich aber manchmal in ſolchem Grade , daß man ſelbſt nahe Gegenſtände nicht unterſcheiden konnte. Ilm 9 llhr Morgens erfriſchte ein leichter Regen die Atmoſphäre, aber ihr ſeltſame& Ausſehen blieb unveråndert bis zum ſpäten Abend.
Einen Filder erreichte das Erdbeben am Wehre , wo das Waſſer det Tagil geſchwellt wird ; ſeiner Angabe nach fühlte man den vom Geräuſch und Rollen begleiteten Stoß von Norden her , die Fiſche famen alsbald auf die Oberflädie ses Waſiere und fetten dasſelbe in ſo heftige Bes wegung , daß er vom Olück zu ſagen hatte , unverſehrt and Ufer zu fommen . Die Leute , die gerade im Kupferbergwert fidy befanden,
Galerie in der Richtung nach Süden an , welche jeßt auch gereinigt
glaubten , der Vlip habe über ihnen eingeſchlagen. Die Frage über die
wird. Aehnliche Werfe, die man auf jedem Scritte antrifft, beweiſen, wie reich dieſe Bergwerf& unternehmungen geweſen ſeyn müſſen. An den Stellen , welche lag Herrerias und el Taral heißen , findet man unter uralten Olivenbäumen Haufen von gejdymolzenem Schatt (horruras),
Gränzen des Erdbebent löft fich durch die Nadırichten über die Berg= werfe von Wiſimoutfinef und Tſchernoistotįdinsf. Jin erſtern, das auf dem Weſtabhange des liral liegt , ſah ian nur die meteorologiſche Ers
.
ſcheinung, in zweiten , oſtwärts vom Kamm des Gebirga , waren die Die Fläche , auf der die
unter welchen vor wenigen Jahren ein Vichhirt ſchwarze Silberbroden
Anzeichen Sieſelben , wie in Niſhnetagilsf.
antraf, sie er Ser Mutter Gotted von Cuevad verehrte , um daraus
Wirkungen des unterirdiſchen Vulcans ſich äußerten ,' hat alſo einen
Sdmud für das Bild zu arbeiten , welcher wirklich noch vorhanden iſt.
Durchſchnitt von 40 Werſten und liegt in den Grängen Aſiens.
Dieſe Bergwerke wurden ohne Zweifel von den Römern ausgebeutet, wie is die lampen , Gefäße und Werkzeuge beweiſen, welde Don Juan
*) br. Heredia beſikt die größten Eiſengießereien in Spanien , nämlich in den Städten Malaga und Adra.
München , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. G. Cotta'ſden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widen mann.
Nr. . 346.
Das
A 们usla n d .
Ein
Tagblatt für
Aunde des geiftigen und ſittlich e # Lebens der Völker. 12 December 1841 .
Rückblick
e.
( Fortretung . ) Der Panſlavi 8mus.
In dem von Fallmerayer fogenannten illyriſchen Dreied, d. h. in dem Lande zwiſchen dem adriatiſchen und ſchwarzen
Meere , bilden die Slaven die Mehrzahl der Bevölkerung . Mehr als einmal herrſchten Slavenkönige „ vom Meere bis ans Meer , " und wären nicht die Türfen dazwiſchen gefommen , ſo fäße wohl ein Slavenkaiſer ſeit Jahrhunderten auf dem Throne des alten Byzanz. Aber ſie fielen und beugten endlich , wenn auch widerwillig , den Nacken unter das Joch. Lange war Deſterreich ihre einzige Hoffnung, denn auf Polen, das im Glauben und in der Sprache ihnen zu ferne ſtand, fonnten ſie die Blide nicht richten. Mit Peter I ging aber auch ihnen ein neuer Stern auf, und die unter den Donauſlawen bereits zur wunderlichen Sage gewordene Geſchichte des vorigen Jahrhun: derts (f. Südſtawiſche Poeſie Nr. 48 f .) zeigt , wie tief das
Heranrüden des ſprach- und glaubensverwandten Rußlands auf. Ein Gefühl , das nicht an einen Staat oder ein Vaterland ſich lehnte, ſondern in dem Glauben
den Vollegeiſt einwirfte.
und der Stammverwandtichaft ſeine Grundlage fand, lebte feit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts immer mächtiger auf, während andere Slawenſtämme einander noch ganz fremd wa ren, oder, wie Rußland und Polen, in bitterem Haſſe gegen: überſtanden . Wann trat die Idee eines Panſavismus ans |Licht? Sie iſt wohl, wie jede großartige, weitgreifende Idee der Welt:
Deutſchland ſeit 50 oder 60 Jahren mehr und mehr ein na tionaler Geiſt in die Literatur eindrang, und ſich bald im Stu: dium der alten Sprache und der Dialekte äußerte, ſo entſtand
auch bei den benachbarten Böhmen dieſelbe Forſchungsluſt, und Dobrowsky iſt der erſte , welcher hier die Baon brach. Es wäre intereſſant , die Geneſis der Idee des Panſlavismus , die anfangs durchaus eine literariſche war , von Dobrowsky bis Kollar zu verfolgen, der in ſeiner Schrift über die Gegenſeitig feit der ſlaviſchen Literaturen ſie am umfaſſendſten ausbildete. Aber dieſe Idee ſollte nicht in der Schreibſtube der Lite
raten verſchloffen bleiben, fie follte heraustreten ins Leben , und hier in der materiellen Welt mußte ſie , die im Reiche der Gedanken frei gewaltet, an der herben Wirklichkeit anſtoßen . Wir ſehen an der Geſchichte des böhmiſchen Theaters ( f. Nr. 90), mit welchen Schwierigkeiten die böhmiſche Literatur und
das Emporkommen eines böhmiſchen Nationalgeiſtes im eige nen Lande zu kämpfen hatten. Doch dieſe Hinderniſſe waren nur ein Sporn , und ließen ſich mit Geduld und Ausdauer überwinden , denn ſie entſtanden bei weitem mehr aus Mißver: ſtand, als böſem Willen . Aber anders geſtalteten ſich die Sa: chen da, wo ſie mit politiſchen Inſtitutionen zuſammenſtießen , wie in Ungarn. Doch ehe wir dieſen Gegenſtand berühren , müſſen wir einen Blick auf Rußland werfen , wo der Panſla: vismus einen andern Urſprung und einen andern Zwed hat. Die Geſchichte Rußlands und Polens ſeit dem 16ten Jahr: hundert dreht ſich um den Antagonismus dieſer beiden Völfer und
geſchichte , „ eine dunkle Geburt aus dem unendlichen Meer ."
ihrer Kirchen , der abendländiſchen oder römiſchen und der orien
Einerſeits hat wohl Deutſchland dazu den erſten Anlaß gege ben, als im vorigen Jahrhundert , wie ein Phönir aus der Aſche, eine deutſche Nationalliteratur ſich erhob, die ebenfalls nicht an einen Staat gebunden war, ſondern ſo weit drang , als die deutſche Sprache verſtanden und gepflegt war. Die benach . barten ſlawiſchen Länder , großentheils unter deutſcher Herr: Tchaft uns mit deutſcher Bildung geſäugt, konnten nicht um: hin, an dieſer geiſtigen Entwidlung Cheil zu nehmen. Dieſe Entwidlung war vorerſt eine allgemeine, fie fußte auf die Lite: ratur der Griechen und Römer, welche man lange als die eins
taliſchen oder griechiſchen . Hier ſtand Polen, ſo ſehr auch ſeine politiſche Macht anfangs überwog , entſchieden im Nachtheil, denn in Litthauen, Podolien und Wolhynien war die orientali: ſche Kirche eine alte, die occidentaliſche eine neue, eingedrun gene Inſtitution , und in den Ruſſen , noch mehr aber in den stofaten ſprach ſich, durch die Kämpfe mit den Ungläubigen er: hißt, ein fanatiſch religiöſer Geiſt aus. Lange ſchon hatten die dem Patriarchen Nifon tritt zuerſt flar erfannt der Gebanke hervor, durch die Macht des Glaubens die feit alter Zeit der
zigen Träger und Muſter der Kultur anſah. Wie aber in
orientaliſchen Kirche angehörigen Länder Polens an ſich zu
Großfürſten Moskau’s dieſen für ihre Zwede benüßt, aber in
346
1382 ziehen. Dieſe Idee blieb, auch nachher als eine raffinirte Po:
litik an die Stelle des Glaubenseifers trat, die herrſchende,
ohne die Ereigniſſe in Ungarn lange Zeit ſchwach und unbedeu : tend geblieben ; die ungariſchen Verhältniſſe aber gaben ihm
bis faſt alle ehemals ruſſiſch -griechiſchen Länder von Polen ab: geriſſen waren, und man nun auf urſprünglich und ſtreng katholiſche Länder ſtieß, wo dieſe Idee rich als durchaus un
feit erlangt haben ( f. Nr. 54).
fruchtbar erweiſen mußte. Bis zur ſchredlichen Erſtürmung Praga’s durch Suworoff war Polen nichts als ein Feind, den
Kaiſer Joſephs Verordnnngen in Ungarn veranlaßt , ergriff der Gedanke einer nationaleren Ausbildung immer mehr und
man mit Gewalt niederhalten mußte, im J. 1814 war es ſchon ein nüßlicher Verbündeter, dem man Ichmeichelte. Wie dieſer
mehr einen Theil der gebildeteren Magyaren , und ſeit zwei Jahr: zehnten fängt auch die früher gänzlich unbedeutende magyari: ſche Literatur ſich zu heben an. Neben dem Gegenſaß gegen Deutſchland war es auch der gegen die Slawen , da nicht nur die Slowafen durch die Einheit der Sprache mit den Böhmen ſich geiſtig zu rühren begannen, ſondern uch unter den zahlreichen Raizen Ungarns das ruſſiſche Kirchenthum ſichtlich feſten Fuß faßte. Aber ſeit dem unglüdlichen Ausgang der polniſden Revolution iſt der ruſſiſce Panſlavismus immer näher gerudt, hat die Magvaren zu Gegenmaaßregeln getrieben, und nun iſt der Panſlavismns der eigentliche Gegner geworden Was man auch über die mannichfachen Maaßregeln zur Beförderung und Ausdehnung der magyariſchen Sprache fagen, was man immer von einzelnen Schwärmern erzählen mag, ſeit der polniſchen Revolution iſt dieſe Erhebung der magyariſchen Sprache zur Staatsſprache eine Defenſivinaaßregel gegen den ruſſiſchen Panſlavismus.
Uebergang erfolgte , das würde eine hiſtoriſche Auseinander:
feßung erfordern, die hier nicht am Plaße iſt ; genug, Kaiſer Alerander ſuchte die Polen zu gewinnen auf eine Weiſe, die manchmal dem ruſſiſden Adel unangenehm auffiel. Die Idee eines politiſchen Panſlavismus war aber damals ſchon nicht mehr das Eigenthum einiger wenigeu leitenden Perſonen, ſon : dern ſie war bereits in die höhern Geſellſchaftskreiſe Nußlands eingedrungen, und wurde literariſch und politiſch auf die mannich:
fachſte Weije gepflegt ; ſelbſt in der berüchtigten Verſchwö rung, welche bei der Thronbeſteigung des Kaiſers Nikolaus
ausbrad), war von einer Theilung aller Slawenländer, fremder wie ruſſiſcher , in neun große Theile die Rede , die aber einem gemeinſamen Haupt gehorchen ſollten .
Sobald
ein:
mal eine ſolche Richtung der Gemüther in dem großen, öſtlichen Slavenreich eingetreten war , und ſichtlich auch in
einen Stachel, deſſen Wirkungen noch immer im Steigen be: griffen ſind, obgleich ſie bereits einen fatalen Grad von Heftig Nach der Aufregung , welche
einzelnen Polen Anklang fand , konnte eine im Geiſt des Sie iſt ein ſehr tiefgreifender Schritt, und es wurde felbſt alten Polenreichs wurzelnde Revolution nur noch eine un von Vertheidigern der Magyaren und ihrer Maaßregeln aner: bequeme Epiſode ſeyn , und ſobald, ſie niedergeſchlagen war, kannt, daß dieſer Sprachzwang, wenn er ſich gleich nur auf trat eine Reihe der conſequenteſten und durchdachteſten Maaß einzelne beſtimmte Gegenſtände beſchränkt, doch den allgemeinen .
regeln ein, die, angefangen von der im I. 1831 erfolgten Vindici :
rung des Wallfahrtskloſters auf dem Berge Potſchajew für die orien: taliſche Kirche bis zu der erſt vor wenigen Wochen angeordneten
Berweiſung der leßten Inſtanz von den polniſchen Gerichten an den ruſſiſchen Senat, einerlei Syarafter an ſich tragen, und auf einerlei Zweck hinwirken .
Zugleich iſt in die ruſſiſch -griechiſche
Kirche ein Geiſt der Eroberung gefahren , wie weiland in die römiſche, ſo daß die Regierung , wie in Livland, eher Veran:
laſtung bat, ihn zurüdzuhalten , als ihn anzufeuern .
Zwed oder wenigſtens die Tendenz habe, die ganze aus den ver: ſchiendenartigſten Beſtandtheilen gemiſchte Bevölkerung Un : garns , von der bei weitem nicht die Hälfte dem Magyaren ſtamme angehört, in Magyaren umzuwandeln ; und wenn ir:
gend über eine ſolche Tendenz ein Zweifel obwalten könnte, ſo würde die Sprache eines „ Jelenkor " dieſe volig zerſtreuen . Daß die eingeſchlagene Bahn und das vorgeſteckte Ziel für den Magyarenſtamm in hohem Grade wünſchenswerth, ia für ſeine
Mit ei: Kräftigung und Erhaltung bis zu einem gewiſſen Grade noth
nem Worte, der Geiſt eines zügelloſen Panſlavismus hat die gebildeten Claſſen Rußlands durchdrungen , und äußert ſich oft
wendig iſt, wollen wir feineswegs in Abrede ſtellen ; wir ſind
Die Kraft und Thätigkeit desſelben ſind aber ſo groß geworden, daß die Regierung , von welcher vielleicht die Idee ausgegangen , ihrer nicht mehr ganz Meiſter iſt. Es tritt nun die große, durch alle bisherigen Erörterungen
wir aber entſchieden bezweifeln , iſt die Möglichkeit eines Er folgs. Es iſt gar nicht in Abrede zu ſtellen, daß der Magyaris: mus, wie er in den leßten Jahren ſich ausbildete , eine hef: tige Aufregung unter den Slawen , Slowafen wie Illyriern , hervorrief, und weſentlich dazu beitrug, die bereits begonnene ſlawiſche Bewegung vorwärts zu treiben. Vergebens rühmen ſich die Magyaren einzelner erfochtener Siege, erworbener Stim: men ; der Slavismus gleicht dem Anteus in der alten Fabel, der, ſtets zu Boden geworfen, aus der mütterlichen Erde immer
auch weit entfernt, eine juridiſche Deduction, daß die Magyaren auf eine ſelbſt den Anſtand und die Klugheit verleßende Weiſe. in ihrem guten Rechte ſich befinden, beſtreiten zu wollen ; was
nicht gelöste Frage ein , in wie weit dieſer ruſſiſche, mit durch: aus propagandiſtiſchen Tendenzen auftretende Panſlavismus mit dem weſtlichen, in Böhmen entſproſſenen und auf litera: riſchen Grundlagen rubenden , zuſammenfällt.
So unläugbar
dieſer Zuſammenhang in einzelnen Perſonen ſtatt findet , ſo
ungerecht wäre es , beide in ihren Beſtrebungen identificiren
neue Kräfte zog. Es heißt ſeine Augen wiſſentlich dem offen :
zu wollen , und in der That haben auch beide nur ſelir allge: meine Berührungspunkte. Die Bewegung des Panſlavismus im Weſten, wo die Bildung auf ganz andern geiſtlichen und weltlichen Grundlagen beruht , wie im Oſten , ware gewiß
kundigen Thatbeſtand entziehen , wenn man die durch deu
Magyarismus erregte Erbitterung in Zweifel ziehen will, und dieſe Erbitterung und der nußloſe dadurch hervorgerufene Kampf
kann nur auch dem wirklich edlen Streben der Magyaren zur
1383 Erleichternng ihrer Unterthanen nachtheilig werden, und Ge
finnungen des Halles pflanzen , der bittere Früchte tragen dürfte. Nußlos müſſen wir den Kampf und unmöglich den Erfolg na
mentlich darum nennen , weil die Verbindung der ungariſchen Slaven mit denen in Böhmen , und der Kroatier mit dem flaviſchen Küſtenlande nicht zu hindern , und Ungarn nicht ja paniſch abzuſchließen iſt.
Tehr fernen Zeit die nationale Anziehungsfraft dieſe Spaltung überwinden werde , iſt eine Frage , auf die wir uns nicht ein laſſen können , das aber iſt gewiß , daß nur ein gewaltſames Niederhalten der geiſtigen Entwidlung jener Anziehungskraft eine ungebührliche Stärke verleihen könnte. Weſteuropäiſche Bildung und Katholicismus enthalten in ſich weit ſtärfere,
Wenn einzelne Slawenfreunde ihren Enthuſiasmus ins
tiefer greifende Keime der Entwidlung , als die orientaliſche Kirche bis jeßt zu Tage gefördert, und die begonnene Regung
Lächerliche treiben, wenn der Verfaſſer des Aufrages über den Flyrismus ( . Nr. 331 ) einen Fortſchritt desſelben auch in den illyriſchen Deviſen des Confects finden will, ſo darf man ſich
der Weſtſtaven wird ſich mit feiner geringeren Conceſſion ab ſpeiſen laſſen , als mit der Förderung der geiſtigen Intereſſen ſowohl des Volkes, als der gebildeten Claſſen. Die Befriedis
durch ſolche Lächerlichkeiten und Auswüchſe, welche auch der Magparismus in nicht geringer Zahl zeigt, nicht über die große
gung dieſer geiſtigen Intereſſen aber wird ſie von den Ruſſen
Wahrheit verblenden laſſen, daß unter den Slaven Ungarns, wie unter denen Böhmens 1, unter Slowaken wie unter Fly riern, ein Sinn für die eigene Nationalität und die National .
ſprache erwacht iſt , der allerdings den Wünſchen und Planen vieler ſehr ungelegen kommen mag , den man aber als eine Thatſache aufnehmen muß, welche mit allen Wünſchen und Ve: ſtrebungen nicht zu ändern iſt. Durch diere gange , höchſt ernſte Angelegenheit geht indeß ein faſt ins Komiſche fallender Zug hindurch, nämlich eine mehr odee minder verſteckte, aber allenthalben hervorbrechende Abneigung gegen das Deutſche, der einzige Zug, worin Panſlaviſten und Magyaromanen überein
ſtimmen , und doch iſt das deutſche Element , mit deſſen wir Penſchaftlichem Geiſte beide genährt ſind, geiſtig wie phyſiſch die vermittelnde Macht, welche hindert , daß ſich nicht Magya ren und Slaven gegenſeitig anfallen . Wenden wir uns von den Magyaren ab, deren Thun dem Panſlavismus einen Aufſchwung gegeben , welchen er ſonſt in
vielen Jahren nicht errungen hätte, und ſo den Slaven dieſſeits des Bugs und Dnieſters ein Gemeingefühl eingeftößt, welches zwiſchen dem illyriſchen und böhmiſc) - polniſchen Stamm aus
Gründen der Religion wie der Sprache noch lange ausgeblieben wäre , ſo bleibt es doch immer, auch bloß den böhmiſch-polniſchen Stamm im Auge behalten , eine der wichtigſten Erſcheinungen der neuern Zeit, daß hier eine neue nationale und geiſtige Ent widlung beginnt , die ſich durch alle Hinderniſſe hindurch Recht und Anerkennung verſchaffen wird. Verſuche ſind gemacht worden , die Böhmen zu veranlaſſen , ihre bölymiſche Schrift: ſprache mit der polniſchen, als der mächtigeren , zu verſchmelzen ,
um ſo eine compacte Maſle von 8 bis 10 Mill. unter einerlei Literatur zu vereinen . Ob dieſe Verſuche Anklang bei einzel: nen gefunden , wiſſen wir nicht, von allgemeinem Erfolge fön nen ſie aber nicht ſeyn, da Böhmen einen ganz andern Bil dungsgang durchgemacht als Polen, und die Zahl der Böhmiſch redenden , Mähren und Slowaken in Oberungarn mit einge ſchloſſen , den Polniſchredenden ſo ziemlich die Wage halten mag. Beide Literaturen , ſo nahe verwandt ſie auch ſind, wer: den alſo wrhl neben einander fortbeſtehen . Beide haben jedoch ihre Wurzel in der weſteuropäiſchen Bildung, an welcher ſie auch , namentlich die Böhmiſcredenden , in der kirchlichen Spaltung Theil genommen, und ſo ſtehen ſie in ihrer geiſtigen Entwidlung den Ruffen ſehr ferne.
Ob in einer jedenfalls
entfernen . Anders iſt die Stellung des illyriſchen Stammes, der durch Abſtammung, Sprache und zum größten Theil auch durch Nes ligion den Ruſſen weit näher ſteht. Illyriſche Enthuſiaſten
träumen ſchon von einem Zuſammenwirken der Slaven von Bulgarien und Iſtrien , von Macedonien und Krain, und nicht zu
läugnen iſt es, daß im Weſentlichen Eine Sprache dieſe Völker umfaßt , die unter ſo verſchiedenartigen Verhältniſſen leben, und daß manche Hand anzulegen geneigt ſind an das gemein ſame Werk. Es wäre thöricht, ſich darüber täuſchen zu wollen ,
daß dieſe Beſtrebungen , ſo unſchuldig auch jeßt die Abſichten der Theilnehmer ſeyn mögen, die Schranken der jeßigen Staa tengränzen durchbrechen müſſen , und daß für die Regierungen ſelbſt eine Reihe von Nothwendigkeiten daraus entſpringen kann,
welche ſie zu beherrſchen nicht mehr im Stande ſeyn werden. (Fortſeßung folgt.)
Jüdiſche Schulen in Aegypten. Vor kurzem fand die erſte jährliche Prüfung der jüdiſchen Kinder
in dieſen Schulen ſtatt, welche von den þæ . Cremieur und Montefiore geſtiftet worden, als ſie im vorigen Jahre wegen der bekannten Ermordungs geſchichte in Damaskus nach Aegypten gingen. Die Prüfung und Ver theilung der Preiſe fand in Gegenwart der verſchiedenen europäiſchen Conſuln und des vom Pajda ernannten Raths für den öffentlichen Unterricht, des armeniſchen Biſchofs und einer Deputation der Geiſtliche
feit der ſchismatiſchen griechiſchen Kirche ſtatt, welche ganz friedlich neben dem Oberrabbiner Plaß nahmen. Die Schwierigkeiten einer neuen Ein richtung , die Peſt und vor allem die Vorurtheile der Eltern , welche zuerſt beſeitigt werden mußten , hatten die Unterrichtsperiode des erſten Jahres auf weniger als vier Monate beſchränkt. Dennoch wurden ſehr
erfreuliche Reſultate gewonnen. Die Kinder wurden aus einem Zuftande der empörendſten Entwürdigung herausgeriſſen , in dem Elementarunter richt bedeutende Fortſchritte gemacht, der gute Willen und die eifrige Theilnahme aller Theile gewonnen, und ein fräftiger Sinn für Tolerang begründet. Einen erfreulichen Beweis davon gab der Umſtand , daß mehrere nichtjüdiſche Eltern den Wunſch ausdrüdten ,. saß ihre Kinder
an den Wohlthaten des in dieſen Schulen ertheilten Unterricht8 Theil Gin Tag ward der Prüfung der Jünglinge in der hebräiſchen Sprache gewidmet , und dieſer Prüfung wohnten alle ange ſehenen Iuden des Landes bei. (Athenäum vom 20 November.) nehmen könnten.
1384
( Fortſefung.)
unbrauchbar nicht annehmen , und er mußte ihn bei Seite legen , oba Lopez überlegte indeſſen , bab man dort viel Mineral zu Tage fördern könnte , und berathſdlagte mit Don Vicente Granados , Bergwerfer von jenem Gebirge. Sie kamen
Dieſe Erzgänge find nicht erſchöpft , vielmehr haben wir uns nach einer weitläufigen Unterſuchung des Gebirge überzeugt , daß
überein , daß dieſer die Stelle unterſuchen ſollte ; er verfügte fich allein dahin, und fand entweder die rechte Stelle nicht oder hielt das Mineral
Die Bergwerke der Sierra de Almagerra in der
.
gleich er gerade der filberhaltigſte war.
Provinz Almeria .
Ein Beiſpiel wie dag,
für einen armſeligen Bleibruch , gewiß iſt, daß er damals (22 December
welches die Grube el Carmen liefert, iſt freilich etwas Außerordent
1838) die ihm unwiſſend angebotenen Reichthümer verſchmähte. Im Januar 1839 wendete ſich Lopez an D. Miguel Soler von Cuevas, einer
die Ausbeutung noch in ihrem Anfange ift.
licher , aber man kann andere Adern und Gänge antreffen , welche, !
wenn ffe nicht die Ausbeute des großen Ganges del Jaroſo geben, doch einträglicher als die reichſten Bergwerke von Europa find. So hat man
den Bergwerksunternehmungen ſehr ergebenen Mann ; dieſer hörte ihr
in einem der Hohlwege de la Torre , in der Grube la Regla , einen Gang von einer halben Elle Breite angetroffen und ein anderer in der Grube la luna iſt nicht viel geringer. In der Cala del Criſtal , in
dreißig Mitgliedern und begann mit dem größten Eifer , aber wenigen
der Grube la Impenſada , hat man einen Erzgang von Norden nach Süden entdeckt , und in der Grube del Nafario desſelben Hohlweges
auftrieben , und daß einer von der Geſellſchaft , heutzutage Wirth in einer Venta auf dem Aufgange des Gebirgs auf der Seite von Vera, ſeinen Antheil um 3000 Realen ( 150 Thaler) verkaufte. Nach dreis monatlider Arbeit ſtießen ſie dennoch am 21 April 1839 auf eine große Menge Mineral , ſechzehn Ellen tief in einem ſtufenweiſe bearbeiteten (à trancos) Schachte. Dieß machte Lärm in der Gegend ; fchon am folgenden Tage bildeten dreizehn Mitglieder die Geſellſchaft des Sdachtes
fängt man ebenfalls an Metall an den Tag zu fördern ; in der Grube
los Deſamparados del Hohlweges oder Bruches el Francès, in der Grube del Socorro , des Bruches Jaroſo und in mehrern andern laufen mehr
oder minder ausgedehnte Erzgåuge , und es iſt wahrſcheinlich , daß der Erzgang del Jaroſo , welchen man für den einzigen gehalten , nur ein Theil eines ganzen Syſtems von Erzgängen ſey ; man wird hierüber in wenigen Jahren zur Gewißheit kommen, weil ſchon 3 bis 4000 Gruben in allen Richtungen aufgebrochen find. Der Grund iſt dieſen Verſuchen
ſehr günſtig , denn er beſteht aus glimmerartigem Schift , welcher dem
mit Aufmerkſamkeit an , bildete mit vieler Mühe eine Geſellſchaft von Geldmitteln und keiner wiſſenſchaftlichen Kenntniß, die Ausbeutung. So
geſchah es , daß ſie , an den großen Erzgang ſtoßend , ihn dennoch nicht
la Obſervacion , ſüdlich an dem Schachte del Carmen , und am 23 des nämlichen Monats machte die Geſellſchaft de la Eſperanza von ein und
dreißig Mitgliedern ihren erſten Bruch auf der andern oder nördlicher Seite des Carmen ; ſofort eröffnete man andere Gruben gegen Oſtert und Weſten , ohne daß Jemand die wahre Beſchaffenheit des Metallbruched,
Stemmen und Hämmern und noch mehr dem Pulver , das man dort centnerweiſe verbraucht , leicht nachgibt. Von allen Seiten hört man es im Innern der Gruben knallen , und unserweilt verdoppeln die Winden ihre Geſchwindigkeit und leeren mit aller Gile den Schutt aus. Faſt
in der Breite (al hilo
alle Gruben ſind bei ihrer Mündung mit einer Schupfe von Pfählen
zur Eigenthümerin des reichſten Bergwerks von Ser Welt zu machen.
und Rohr auf vier Grundpfeilern bedeďt , und darüber iſt ein Anwurf von maulbeerfarbiger Erde , welche der Sonne und dem wenigen Regen, der dort fällt, hinlänglich widerſteht. Hier finden die zur Winde be ſtimmten Arbeiter und die Aufſeher , welche die Werkzeuge bewahren,
Sie begnügten ſich , 100 Ellen in die Länge und 20 in die Breite in
noch ſeine Richtung kannte. Auf dieſe Art vernachläffigte die Geſellſchaft del Carmen ihr Recht, 800 Ellen in der Länge des Erzganges und 100 al tendido) in Beſiß zu nehmen , und ſich
.
für den Director von der Facultät und Magazine für das Mineral ; endlich auf einer Anhöhe des Jaroſo , im Bezirke des Bergwerks de la
Beſit zu nehmen , und dasſelbe thaten die Geſellſchaften de la Obſer vacion und de la Eſperanza ; die drei andern Geſellſchaften, de la Eſtrella von vierzig Mitgliedern , de la Conſtancia und del Aguila , fielen in denſelben Bezirk , welcher den Gefeßen zufolge von der Geſellſchaft des Carmen allein hätte in Anſpruch genommen werden können. Aber man fannte weder das Gefeß , noch argwohnte man damals , daß die Mine ſilberhaltig war. Noch im October 1839 hatte sie Eſtrella Gelegenheit, ihre vortheilhafte Stellung auf dem Erzgange und eine beträchtliche Zugabe von Eſtacas (Seitengången , womit man andern bereits ſdon
Eſtrella, nahe bei dein großen Erzgange hat man eine Einſiedlerei auf gerichtet, um an den Feiertagen Meſſe zu hören. Mit Einem Worte,
denuncirten Minen ausweicht) einzunehmen . Am 23 October ſtieß die Obſervacion in 32 Ellen Tiefe auf den Erzgang , die Eſperanza am
Unterkunft ; ähnliche Sdupfen dienen den Schmieden , welche ſich im Gebirge niedergelaſſen haben , und in der Ausrüſtung und Ausbeſſerung der Werkzeuge häufige Arbeit finden . Auch gibt es Feldſchenfen mit
Lebenenitteln und Getränken ; die reichen Bergwerfe haben Wohnungen
das Gebirge ſcheint eine Ortſchaft, deren Häuſer auf einer weiten Aus dehnung von gebrochenem Grunde zerſtreut ſind. Es iſt intereſſant, die Geſchichte dieſes Erdbodens , für den man vor drei Jahren nicht Einen Real gegeben hätte , und der vier Gefell ſchaften del Carmen , de la Obſervacion , de la Eſperanza und de la .
Eſtrella , welche den großen Erzgang ſchon mit Erfolg ausbeuten , zu wiffen. Ein armer Bürger von Cuevas , Namens Andres Lopez , mit dem
Spißnamen Perdigen, fand im November 1838 einiges Mineral auf der Stelle, welche jeßt die Grube del Carmen einnimmt , er verkaufte einige Arrobas als blättrichen Bleiglanz den Töpfern ; ben Theil davon, welcher geſtreift oder förnig , fhwarz und ftahlfarbig war , wollte man ihm als
27 Auguſt 1810 auf 77 %, Ellen Tiefe , und die Eſtrella am 26 Avril 8. J. ( 1841 ) 56 %, Ellen tief. ( Fortſeßung folgt.) Der Prose 6 von Calas. Der Proceß dieſes unglüdlichen Mannes , den Voltaire's mächtige Stimme zum unſchuldigen Opfer
ſtempelte, hat einen neuen Bearbeiter gefunden, nämlich den als Staatss procurator bekannten Hrn . Plougoulm, dem die Gerichtsacten des Para laments von Toulvuſe zu Gebote ftanden. Der Proceß ſoll jeßt eine ganz andere Geſtalt gewonnen haben, als man denſelben nad Voltaire's
Schrift anzuſehen gewohnt war , und die Schuldhaftigkeit von Calas fich unwiderleglid herausſtellen. (Fr. Bl.)
Di ånden , in der Literariſch - Artiſtifinen Anfalt der 3. G. Cotta,' jqen Budhandlung. Verantwortlider Redacteur Dr. Eb. Widermann. s
.
Nr . 347.
Das
Ausla u d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 13 December 1841 .
Augen in die Berge geführt und im Hauſe des Prieſters ge feſſelt aufbewahrt ; Kinder läßt man frei laufen . Man be:
Religion der Khonds. Die Khonds ſind ein wildes Bergvolt in den höhern Ketten des Gamſurgebirgs ; die Engländer lernten ſie erſt ſeit einigen Sahren kennen, als die Unruhen im Nordoſten von Madras
ſie zufälliger Weiſe ins innere Laud führten.
Sie gehören
aller Wahrſcheinlichkeit nach zu den urſämmen , die Indien
bevölkerten vor der Einwanderung der Nacen, welche die Bra
trachtet ihn ſtets als ein heiliges Weſen, läßt ihn manchmal
lich verheurathen und Land beſiken , nur aber ſind er und ſeine Kinder dem Scicſal der Claſſe uuterworfen. Wenn ein Opfer ſtattfinden ſoll, ſtrömt eine Menge Wolfs
zuſammen, und drei Tage vergehen in Schmauſereien, Trunk und phyſiſchen Ausſdzweifungen. Um zweiten Morgen wird
minenreligion und die Sanſcritſprache aus dem Nordoſten brach ten. Zwei andere wilde Stamme, die Kulis und Surahs, be wohnen gleichfalls Oriſſa , das höchſte Land aber und das ausgedehnteſte Gebiet iſt im unbeſtrittenen Beſin der Stbonds. Lieutenant Macpherſon blieb vier Jahre dort, und fandte ein,
das Opfer gewaſchen , neu gefleidet und unter Geſang und Danz nach einem heiligen Wäldchen geführt, hier an einen Pfahl gebunden , mit Del, Butter und Kurkumey eingeſchmiert
zelne Berichte über die Religion dieſer Völker ein, die in der aſiatiſchen Geſellſchaft mitgetheilt wurden. Die Religion der Khonds iſt von der der Völker in der Ebene verſchieden , indem ſie keine
fchen Orgien, die in der Nacht aus Erſchöpfung abgenommen hatten, von neuem und dauern bis Mittag , wo das Opfer
Idole haben, und den höchſten Gott als ein böſes Weſen be trachten , das nur durch blutige Opfer zu gewinnen iſt. Sonne
und Mond werden nur durch Verbeugungen geehrt , der Gott der Waffen durch das Opfer von Schafen , Schweinen und Ge: flügel; der Drchu gah Penuu oder Gott der Blattern durch Büffelblut; aber der Gott der Erde, Bera Pennu, der die Jahreszeiten regiert, die periodiſchen Regen ſpendet und der
Erde Fruchtbarkeit verleiht, fann nur durch Menſchenblut ge ſühnt werden. Ein Opfer muß fallen zur Zeit der Ausfaat,
ein anderes zur Zeit der Ernte und jedes der Hauptproducte,
und mit Blumen geſchmüct. Während des ganzen Tages wird er feierlich verehrt.
Am dritten Morgen beginnen die viehi
ſtatt findet. Die Arme und Beine des Meria's werden auf eine barbariſche Weiſe an mehrern Stellen gebrochen , um am
Dpferplaße jeden Widerſtand zu verhindern , da das Opfer als ein freiwilliges erſcheinen muß. Er wird nun zu einer zufälligen Spalte im Boden geführt, durch welche, wie man glaubt, daß der Gott ſeine Anweſenheit fund gibt , ein geſpaltener Baumaſt wird über ſeine Kehle oder Bruſt geſchoben und mit Stričen feſt geſchnürt, bis der Unglückliche todt iſt. Dann
ſtürzt alles über die Leiche her, ſucht unter dem Ausruf : wir haben ihn erlauft! ein Stüt Fleiſch abzureißen , das nach den Felbern gebracht wird. Drei Tage nach einem ſolchen Opfer
wie Reis , Senf und Kurfumer , erfordert wieder beſondere Dpfer, und wenn die Witterung nicht günſtig iſt, werden die
bleiben, die Bewohner des Dorfes ſtumm und ſprechen nur
Opfer vermehrt ; in der heißen Jahreszeit , wo der Uderbau
gen ſind gelöst. Es iſt unmöglich , die jährliche Zahl folcher Opfer zu fchäfen , fie muß aber ſehr groß reynt.
ruht, finden keine ſtatt. Außer den periodiſchen Opfern wer: den beſondere vorgenommen bei Strankheiten , bei Viehſterben, oder wenn irgend der Prieſter bei einem Unglüd den Willen
Bera Pennu's dahin ausſpricht.
Die Opfer , Meria ge:
nannt, müſſen von den Beiträgen der Gemeinden ſtets erfauft werden und zwar von der Hindukaſte der Pan w a 8. Stets
werden einige Opfer für augenblidtliche Fälle in Reſerve ge: halten. Das Meriá muß erkauft werden , ſonſt iſt das Opfer eine Beleidigung der Gottheit ; er wird mit verbundenen
durch Zeichen . Dann wird ein Büffel geopfert und alle Zun:
Rů
ok b1 i ei e. ( Fortfepung.)
Rula u d. Man tann Rußland , wie wir aus dem Obigen erſehen, nicht mehr allein für ſich, man muß es in Verbindung mit 347
1386 allen Slavenſtammen betrachten , ja, manche Ruſſen haben es
gar feinen Hell , daß ſie alles Land , wo jemals Slaven ge: wohnt, für ſich in Anſpruch nehmen. Es fallen hierüber NeuBerungen , die bis ins Lächerliche gehen, aber auch hier
keiner Weiſe abſprechen , über Erfolg und Wirkungen zu ur: theilen , wäre aber jeßt noch zu voreilig, um ſo mehr, als auch das übrige Europa zu ſehr an einem ähnlichen Uebel - wenn
möchten wir wiederholen , daß man ſich durch Lächerlichkeiten im Einzelnen nicht über den Ernſt des Ganzen täuſchen möge : es iſt dieß eine geiſtige Bewegung , die in das geſammte Sla:
wir es fo nennen können
laborirt.
Die Ungewißheit des
ſchen den höhern gebildeten Elaſſen und dem Volfe gebildet
venvolt gedrungen , und der man eine berechnete Richtung zu
hat. Vor Peter dem Großen ( 1. das öffentliche und Privat:
geben ſucht.
Eine Reihe unglüdlicher Ereigniſſe hat die Sla:
leben in Moskau vor Peter dem Großen Nr. 152 ff.) ſtanden
venſtämme von der Weichſel- bis zur Donaumündung und
Volt und Große hinſichtlich der geiſtigen Entwidlung ſich ziems
hinüber bis zuin adriatiſchen Meere in ſelbſtſtändiger nationaler Entwiclung gewaltſam geknickt, oder ihr wenigſtens hem: mende Feſſeln angelegt, während im Oſten die Maſſe der Sla: ven in concentrirter Kraft daſteht , und durch die Einheit der Richtung, welche theils hiſtoriſche Entwidlung, theils abſichtliche Berechnung ihr aufgedrückt, einen Kern bildet , um den man nac, und nach die zerſtreuten Glieder zu ſammeln ſucht; auch
lich gleich ; die lekten beſaßen freilich manche Kenntniſſe und
Fertigkeiten , welche der Maſſe abgingen , in geiſtiger Freiheit ſtanden aber beide auf derſelben Stufe. Peter der Erſte brachte
durch eine ungeheure Umwälzung mit einem Male den Zwie ſpalt hinein, und zwiſchen den reichen , gebildeten Claſſen Nuß
ſcheint Rußland in dieſer Beziehung ſelbſt unter den Polen,
welche unter ſeinem eigenen Scepter ſtehen , ſchon bedeutende
lands und den untern beſteht jeßt eine Kluft, die größer iſt, als in irgend einem andern Lande. Zur Erklärung und Bes leuchtung dieſes Verhältniſſes dürfen wir nur zwei andere eu ropäiſche Länder anführen , die einen unter einander und von
Fortſchritte gemacht zu haben , ſelbſt unter der Emigration ſollen Verbindungen angeknüpft worden ſeyn, jedoch vorerſt zu keinem Reſultate geführt haben. Das iſt aber ein geringer
Rußland ganz verſchiedenen Entwiklungsgang hatten, Spanien
Nachtheil, denn Rußland hat die Zeit für ſich, es tanu warten, und inzwiſchen ſtirbt die alte, noch mit Begeiſterung und reli:
und England. In Spanien hat man in den leßten drei Jahr: hunderten mit dem Fanatismus und den Vorurtheilen der Maſſe gegen die höhern, gebildeten Claſſen geherrſcht, und die Folge war eine Kraft und Energie, ein Stolz und eine Zuver:
giöſer Innigkeit an dem ehemaligen Polenreiche hängende Partei
ſicht der untern, dagegen eine Erſchlaffung und eine Nichtigkeit
Man wird vielleicht einwenden, daß der Nationalgeiſt nicht an Einzelne gefeſſelt ren, aber in Polen
mehr und mehr aus .
fehlt es, wie vor 80 Jahren, ſo auch noch jeßt an einein Bür:
gerthum , das durch Zahl, Reichthum und Bildung die Maße beherrſcht, und auch den Adel in eine beſtimmte Bahn weist, von der er nicht abweichen kann, ohne feine Bedeutung zu ver: lieren.
1
.
Erfolgs dieſer und ähalicher Plane hat ihren Hauptgrund in der ungehenren Kluft, welche in dem neuen Europa ſich zwi
der höhern Geſellſchaftsclaffen, wovon kein anderes europäiſches Land in dem lekten halben Jahrhundert ein ähnliches Beiſpiel geliefert hat. Dagegen hat in England , wo man die Sache ihrer natürlichen Entwidlung überließ , die Ariſtokratie eine Kraft und Stärke gewonnen , welche bis zur Unterdrückung
der niedern Claſſen ging , trok aller politiſchen Freiheit, und
Das war Polens Unglück feit drei Jahrhunderten,
die auch jest, wo die Mittelclaffen ſich ſo ſehr gehoben, und
und macht auch ießt noch, troß der ganz verſchiedenen Verhält :
die untern zu einem bereits beunruhigenden Gefühl ihrer
niſſe, zum Theil die Schwäche Rußlands aus, weßhalb auch die
Stärke erwacht ſind , ſich immer vermißt , das Ruder des
Kaiſer bemüht ſind, einen wohlhabenden Mittelſtand zu bilden. Ein Haupthinderniß gegen einen ſolchen ſind in den weſtlichen Gouvernements die Juden , und darum werden gegen dieſe
Staates zu ihrem faſt ausſchließlichen Vortheil zu lenken.
Maaßregeln ergriffen . Welche Stellung die Juden in Dörfern und Städten einnehmen, haben wir auch aus Kraszewski's Schil: derungen (f. Sept. und Oct.) geſehen ; man iſt beſtrebt, fie in Dörfern zum Acerbau anzuhalten, oder zu ordentlichen Kauf: leuten zu machen , aber man ſucht namentlich dahin zu wirken, daß ſie nicht mehr ein ſchädliches Mittelglied zwiſchen Gutsbefißern und Bauern ſind; daher das Verbot (f. Nr. 24.) künftig als
feineswegs ſeine Abſicht, das Voll im Gegenſaß gegen den Adel in der Rohheit und Unwiſſenheit zu laſſen, wie ſpätere, unter Katharina aufgetauchte Plane *) genügend beweiſen , aber er fand in den Vorrechtere des Adels den Hebel, um wenig:
Güterpachter und Gefälleinnehmer fie zu gebrauchen. Eine Reihe Verordnungen mit ähnlicher Tendenz ſucht auch dieverſchie: denen Völkerſchaften , Armenier namentlich nnd Tataren, nach und nach den gleichen Geſeßen zu unterwerfen (f. Nr. 23—25),
Reichthum liegt, denn manche Leibeigene ſind viel reicher, als
und die Aſſimilirung der litthauiſchen Provinzen und Polens geht ihren Gang fort ; die Errichtung juridiſcher Slaſſen bei dem Warſchauer Gymnaſium ( f. Nr. 29) war ein nothwendiger
über die niedern Claſſen auszuüben, und einen Zuſtand der
Vorläufer der Aufhebung des polniſchen Obertribunals und
das ungeheure Project, fämmtliche Kinder des Volte von6-16 Iahren iu Penſionen zu erziehen, um ſie von all den Vorur: theilen frei zu halten , welche Väter und Mütter in dieſer Lebendzett den Kindern einpflangen.
der Verweiſung der leßten Inſtanz an den ruſſiſchen Senat. Folgerichtigteit und Ausdauer läßt fich dieſem Syſtem in
In Rußland dagegen riß Peters eiſerne Willenskraft den Adel mit einem Mal aus ſeiner Rohheit heraus ; es war
ſtens dieſen Theil des Volkes anfaffen zu können. So entſtand in Rußland die entſekliche Kluft, die weit mehr in der Er: ziehung und wiſſenſchaftliche Bildung der höhern Elaffen , als im
Hunderte von Adeligen zuſammengenommen. Es war nicht anders möglich, als daß der menſchliche Eigennuß ſich dieſes
Verhältniſſes bediente, um eine ins Fabelhafte gehende Gewalt *) I. 3. Bezki verfiel im Anfang der Regierung Katharina's auf
1387
Nr. 277 ff.) wie die Weltgeſchichte noch keinen geſehen ; Unter :
felbſt in die älteſten Wohnfiße der finniſchen Wölfer von hober Bedeutung. Das Vorkommen von Tataren und Kirgiſen in
drüdung hat die Welt ſchon viel erfahren , aber ſo berechnet,
Weſtſibirien ſtammt allen Umſtänden zufolge von den Mongolen
Dinge herbeizuführen ( 1. Petersburger Stigjen : der Leibherr
und in ſolcher Begleitung von Äußerem Firniß von Bildung,
zeiten her, aus welchen auch die Verödung dieſer Striche und
wobei man alle Humanitätsphraſen der Welt im Munde führt,
das unruhige Treiben in den Ländern zwiſchen Cobol und Ja
das iſt gewiß eine der ſeltſamſten Erſcheinungen .
Es kann
rartes fich hauptſächlich datirt. Noch im vorigen Jahre fanden
freilich nicht fehlen, daß das Volf dieſen Druck oft empfindlich
nicht unbedeutende Unruhen daſelbſt ſtatt (f. Handel an der
fühlt (ſ. Nr. 150, 278 ), aber der Abſtand der Macht, welche orenburgiſchen und ſibiriſchen Gränze Nr. 316), über die Art nur Bildung und Kenntniſſe verleihen, iſt zu groß , als daß
und den Umfang derſelben bleiben wir jedoch völlig im Dun
hier ſo bald eine Aenderung eintreten ſollte, und darum haben auch die Bemühungen der Kaiſer bis ießt nur einen ſehr ge-
kelu ; es ſcheint, daß ſie nur im nördlichen Theile der Kirgiſen ſteppe ſtatt fanden , was ihnen ein verdächtiges Anſehen gibt, da es auf Kämpfe unter den Stämmen im Norden des Thian:
ringen Erfolg gehabt.
Natürlicher Weiſe drüdt das Verhältniß am härteſten in
ſohan deutet. Wären die Unruhen im Süden vorgefallen, in
den ſtart bevölkerten Landestheilen, während da , wo die Bes
der Richtung nach Buchara hin , ſo könnte man ſie als Raub
völkerung wegen Armuth des Vodens und Strenge des Klima's
züge anſehen , allein hier war es ruhig, und in dieſem Jahre
über einen größern Landſtrich verbreitet iſt , weit mehr perſön: liche Freiheit und verhältniſmäßiger Wohlſtand herrſcht, 3. B.
ſcheint es ſich auch im Norden zur Ruhe geneigt zu haben ,
im Gouvernement Perm , wo nach der Schilderung Melnikoffs
gingen in dieſem Jahre Karawanen aus Petropaulowsk nach
fich noch die alte ruſſiſche Sitte und Gaſtfreundſchaft in einer viel erfreulichern Geſtalt zeigt, als in den weſtlichen Gouverne:
Taſchfent, eben ſo wie aus Orenburg nach Chiwa und Buchara. Iſt dieſem , von einem alten Kaufmanne , Namens Pitſchugin,
ments. Ueberhaupt iſt der Zuſtand der untern Claſſen je nach
unterzeichneten Schreiben zu trauen, fo fand in der Behand
den verſchiedenen Theilen des Landes ungemein verſchieden ,
lung der ruſſiſchen Karawanen in den verſchiedenen Orten , in
und Mependorffs Bemerkungen über die Geſtaltung des Landes und die Beſchäftigungen der Bevölkerung ( f. Nr. 242)
können als wichtige Fingerzeige dienen ; da wo die Rohſtoffe zur Ausfuhr in Maffe, wie auf Sklavenplantagen, erzeugt wer :
denn einem Schreiben aus Orenburg vom 15 (27) Jul. zufolge
Taſchfent , Buchara und Chiwa , ein weſentlicher Unterſchied
ſtatt : in Chiwa forderte man ihnen drittehalb Proc. von ihren Waaren ab, was nicht mehr iſt, als ſonſtMuſelmänner zahlen, in Taſchfent verlangte man fünf, den gewöhnlichen Zoll von
den, iſt die Bevölkernng in der Regel immer am ſchlimmſten
Andersgläubigen, in Buchara habe man ſie aber mit der Beſich
daran,
tigung ihrer Waaren lange über die günſtige Handelszeit hin aus hingehalten, und ihnen endlid 10 proc. abgefordert. Dies
Den erfreulichſten Anblick bietet wohl Rußland im Oſten ,
wo es noch immer colonifirend vorwärts ſchreitet. Die allges iſt ſo ungewöhnlich, daß entweder Pitſchugin wiſſentlich eine meinen Bemerkungen über das Gouvernement Orenburg (l. Nr. 147) , die ethnographiſche Beſchreibung des Gouvernements Kajan ( 1. Nr. 262 ff.) zeigen auf eine lebendige und feines: wegs das Gefühl verlegende Weiſe den Stand der Dinge in
Unwahrheit berichtet, oder aber Buchara eine völlig feindſelige Haltung gegen Rußland angenommen hat. Dann würde man aber wohl kaum ſich mit einem hohen Zoll begnügt , ſondern
den Karawanen den Weg nach Buchara zur Hälfte erſpart ha
dieſem weiten Landſtriche, der viele Jahrhunderte lang durch
ben. Ueber die ruſſiſchen Verhältniſſe in jenen aſiatiſchen Län
aſiatiſche Volter verheert, allmählich faſt zur Wüſte geworden
dern ſind wir aber ſo wenig unterrichtet, daß es unmöglich iſt,
war, und jeßt durch die Ruſſen und die Reſte der einheimiſchen oder eingewanderten Völfer neuerdings angebaut wird ; jene
aus andern einſchlägigen Umſtänden den wahrſcheinlichen Sach : verhalt berauszufinden .
Provinzen von Perm abwärts an der Wolga werden im Laufe
( Fortſeßung folgt.)
1
der nächſten Jahrhunderte eine Bedeutung erlangen, von der man jeßt vielleicht ſich noch feine richtige Vorſtellung machen
tann . Jatereſſant iſt es auch, daß die Arbeiten der ruſſiſchen Altertbumsforſcher ſich mehr und mehr jenen Gegenden zu: wenden , in welche nur ſie eine Leuchte tragen können. Melni: loffs Bemerkungen über die Alterthümer von Perm bieten
zwar bis jert (f. Nr. 328 ff.) nur eine ſpärliche Ausbeute aber ſchon reicher ſind die Mittheilungen über die Alterthümer im Gouv. Karan ( f. Nr. 12 ff.), und laſſen allmählich in Verbindung mit einigen Bemerkungen in der ethnographiſchen Be: ſchreibung dieſes Gouvernements ( f. Nr. 262 ff .) eine ziemlich
richtige Anſicht über die bis ießt immer noch räthſelhaften Bulgaren faſſen .
In ethnographiſcher Hinſicht bleibt die Belegung der fin: niſchen Länder durch den Slavenſtamm und deſſen Ausbreitung
Die Bergwerke der Sierra de Almagerra in der Provinz Almeria. ( Fortſeßung.) Das ausgezogene Mineral bezahlten in jenen erſten Zeiten die
Töpfer in kleinen Quantitaten ju 5 Realen (% Piafter) die Arroba ( 25 Pfund) ; im December 1839 gab der Schmelzofen von S. Andres
in Adra 73 % Realen dafür ; der Preis ftieg auf 10. und zulegt auf 20 Realen (1 Piafter ), nachdem man in jener Fabrit das Metall im Schmelztiegel unterſuct hatte. Man verfiel nun auf das entgegen gefeßte Ertrem , man glaubte , jeder Centrer enthalte 15 oder 20 Unzen, und einige bezahlten die Arroba mit 40 Realen , bis endlich der Preis von 20 Realen fich feftfepte, um welden D. Juan Enriquez der Geſello
1388
fchaft del Carmen 240,000 Arrobas abgekauft hat ; die Schmelzerei de la
Thaler verkauft. Der Werth der vier Miuen wird zu 30 bi$ 40 Mil
Jarrucha hat von der Eſperanza 30,000 Arrobas zu 22 %, Realen genom men ; einige Verkäufe nach Catalunien find zu noch höhern Preiſen ges macht worden. Man kann ſchwerlich eine allgemeinie Regel hierüber angeben , deun obgleich die Beſchaffenheit des Minerals an fich in den vier reichen Bergwerken . diefelbe iſt , ſo hängt der Verkauf&preie toch
lionen Realen eine jede geſchäft ; nach dieſen kommen neunzehn andere, und nach dieſen noch andere , beren Werth dennoch immer beträchtlich
iſt. Das Gebirge von Almagerra ſtellt daher ein enormes Capital por, indem es ein tägliches Ergebniß von 2000 Thalern *) liefert, welches fich ein Jahr ſpäter verdoppeln wird , wenn die Eſperanza und die Eftrella
viel von Ser Reinlichkeit des Minerals, beſonders in den Garvillos, ab,
ihre Arbeiten gehörig ausdehnen , die neu zu entdedenden Minen unge =
D. h. in dem durch das Sieben abgeſonderten Theil oder Mineralſtaub, denn da in dieſem der filberhaltige Staub febr mit Erde, Eiſen, Schwer
recuet. Auch die Schmelzöfen nehmen mit Sonelligkeit zu. Die Gießerei yon San Andres in Adra, welche dem reichen Hauſe Heredia von Malaga
erde (barita) und andern unfruchtbaren Subſtanzen vermiſcht iſt , ſo kann man ſeinen Gehalt nicht leicht ohne Schmelzprobe ſchäßen , und man iſt vielem Betruge ausgefekt.
gehört, wird in Spanien noch viele Jahre die vorzüglichſte Anfalt ihrer Art ſeyn. Eine andere Schmelzerei iſt von dem Engländer Scott in
Bis zu Ende April 1. I. iſt die Ausbeute folgende : aus dem
hat in den leßten Tagen Aprile 2200 Arrobas Mineral geſchmolzen, welches 8 Arrobas und 10 Pfund Silber geliefert haben ſoll, obgleich
Schacht de la Obſervacion , 70 Ellen Tiefe , 250,000 Arrobas ; aus der
Eſperanza , 80 bis 90 Ellen Tiefe , 35,000 A.; aus dem Carmen , 70 Ellen Tiefe , 250 bis 260,000 A. , wovon 106,000 dem Hrn. Enriquez !
auf Rechnung feines Anfaufes.
Iit ber Obſervacion und dem Cariert
der Boca de Mairena am Fuße des Gebirge aufgerichtet worden , und
dieß nicht gewiß iſt, weil jener Engländer ſehr geheimnißvoll zu Werte .
geht , im Gegentheil von dem fpaniſchen Etabliſſement von Almeria, wo der Director Casro und der Sdymelzmeiſter Manuel Caſtro , die
arbeiten 120 bis 150 Bergleute , und die tägliche Ausbeute beſteht in
Arbeiteit , die Werfzeuge, die Rechnungen , zwei Silbertorten jede von
1600 bis 1800 Arrobas ; die Eſperanza zieht bie jeßt nur 300 A. täglich
48 Mark , die Magazine und überhaupt alles mit der größten Bereite
aus , vermehrt aber ihre Arbeiten ſo , daß Pich bald mit den andern auf gleichen Fuß ſeßen wird. Die Arbeiter des Carmen wurden , wie geſagt, ohite alle wiſſenſchaftliche Kenntniß begonnen, bis die Regierung
willigfeit grigten.
.
den Bergwerfsingenieur erſter Claffe, Don Joaquim de Ezquerra, dahin ſendete, welcher die Metallmutter unterſuchte , den Lauf des Erzganges beſtimmte und die Unternehmer über die Fortfeßung der Arbeiten be
lehrte , ein Betragen , welches um ſo löblidher iſt, da es ihm leicht ges weſen wäre , bei der allgemeinen Unwiſſenheit fich ſelbſt ſchnell zu be reichern . Sobald er über die Wichtigkeit dieſer Bergwerke Aufſchlüſſe gegeben, fuchten die Unternehmer kunſtverftändige Werfführer, und hatten das Glüd, daß eine Geſellſchaft, deren vorzüglichfte .Directoren in Granada leben, von dort aus den Bergwerksingenieur aus der Schule von Almaden , Don Joſé Madariaga , dahin ſendete; die drei erwähnten Minen und nachher auch die Eſtrella vertrauten ihm die Leitung der Arbeiten an. &r und ſein Bruder Juan unterſuchen mit der größten Gefälligkeit und ohne allen Eigennuß die Erzgruben , belehren die Unternehmier und Arbeiter , und folgter auch bem Diſtrictsinſpector Pellico bei der Ab marfung der Schachte und bei der Aufnahme der Plane, welche in einigen .
Monaten dem Publicum mitgetheilt werden follen. Mange notlywendige
Verbeſſerungen wären zugleich eine große Dekonomnie, denn die Erſparung von Taglohn iſt nichts Geringes in einem Lande, wo der Taglohn 7 bis 8 Realen und das Eſſen mit Einſchluß des dort fo theuern Brodes und Waſſers beträgt. Endlich ſollte mau auch Stügen anlegen , denu das Mineral , das man ſtatt ihrer ſtehen läßt , iſt viel mehr werth, als die Arbeiten zur innern Befeſtigung der Schadte betragen kann. Die Bergwerksunternehmungen haben den Aſſociationsgeiſt aufs äußerſte erwedt. Alle zwei oder drei Schachte gehören einer viel
gliederigen Geſellſchaft, und jede Actie eines Mitgliedt wird, je nachdem ber Neidhthum des Bergwerks iſt, wieder in kleinere Fractionen vertheilt. So werden von den vier erwähnten reichen Bergwerten Viertel - und halbe Viertelactien verkauft. Eine ganze Actie von der Eſperanza, welche
31 Mitglieder hat , gilt 60,000 harte ſpaniſche Dhaler, und eben ſo viel eine halbe Actie der Obſervacion, welche nur 13 Mitglieder zählt. Vom Carmen iſt keine zu haben. Von der Eftrella (40 Mitglieder) wurden zur Zeit , ba fie auf die Erzader fließ , die Viertelactien zu 4 bis 5000
Vielleicht wird es dem Hrn. Scott wie der Fran
joſen gehen , der eine Schmelzerei im Bruche del Taral angelegt hatte, aber ſeine Arbeiten einſtellen mußte, weil er weder in der Vollfominen heit der Defen, Blasbälge 11. ſ. w. , nod in den Geldmittelu, Mineral anzukaufen , mit der prächtigen Fabrik von San Andres, wo alles durch den Dampf getrieben wird, wetteifern konnte. Eine andere Fabrik wird mit allem Koſtenaufwande von D. Ramon Orozco, farfem Capitaliſten von Vera in der Garrucha, und noch eine andere von der Unternehmung
des Carinen in Villaricos auf den Ruinen yon Urci angelegt. Auch hat man ung verſichert, daß eine Schmelzerei in Aguilas eriſtiſt, ſo daß man ſieben Sdmelzereien in und am das Gebirge Almagerra gählen kann. **)
Madrid , 26 Mai 1841 . (Schluß folgt. )
Stephens' abermalige Reiſe nach Gua timala. Der United States Liter. Advertiser zeigt an , daß der Erfolg von Stephens leptem Reiſewurk, 818 die Länder von Guatimala und die Halbinſel Yucatan umfaßt, ſo groß rey , daß über 10,000 Eremplare verkauft worden. Auch ſoll Stephens bereits eine zweite Reiſe dahin augetreten haben .
(Athenäuin vom 20 November.)
) Wenn man bedenkt , daß die Ausbeute der spei Schachte des Carmen und der Obſervacion allein 1600 bis 1800 Arrobab täglich beträgt , und
daß die Arroba rohen Minerals zu 20 Realen (1 Thaler ) bejabit wird, ſo muß man dieſen Anſchlag für ju niedrig halten ; vielleicht hat aber der Verfaffer die Koſten der Ausgrabung, der Denunciation der erſten Anlage, die 5 vom Silberertrag , welchen die Regierung bezieht u. f. 10. , abges rechnet , welches alles man auf 15 oder 18 % des Heurigen Ertrag6 an (dlagen kann. Für die Eigentümer ftellen die Bergwerke daber eine Rente von 700,000 Thalern und ein Capital (ju 5%) von 14 Millionen Thalern vor ; aber für die Nation , wenn man die weitern Arbeiten bis
zur Ausprägung und überhaupt den unerwarteten Geldumlauf in Anſchlag bringt, fteigt dieſer Capitalwerth wohl auf 20 millionen Chaler und noc hõber.
* ) Nicht nur exiſtirt eine ſchöne Schmelzerei in aguilas , ſondern eine allgemeine Anlage und Agen; dieſer Art in Alicante unter dem Namen der brittiſchen Geſellſchaft , welche alles Mineral su beſtimmten Preiſen ankauft.
Mů n doen , in der Literariſc - Artiftiſden Anſtalt der J. G. Gott a'iden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr. 348.
預 ås
A usla nd.
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker . 14 December 1841 .
Projectirte Reiſe nach den nördlichſten Theilen Sibiriens .
Die Afademie übertru : die Abfaſſung der Fragen , auf
welche man Antwort wünſchte, einem ihrer Mitglieder, dem Akademiker Baer. Zu den Fragen über die beſte Urt , das nördliche Ufer zu erreichen , famen noch einige andere über nas turwiſſenſchaftliche Gegenſtände. Zugleich bat man , die ge
( Vaterländiſche Memoiren . Nor. 1811. )
Der nördlichſte Theil Sibiriens zwiſchen den Flüffen Piaf
wünſchten Nachrichten nicht aus dem Gouvernementsarchiv zu
ſida und Ehatanga gilt bis jeßt noch für beinahe unbekannt.
Krožnojarse zu ſammeln , ſondern aus mündlichen Berichten , die zum mindeſten in Turuchansk erhoben wären , als demjenis
Von ailen nach Sibirien geſchidten Erpeditionen ſind,uur zwei Abtheilungen der großen Erpedition unter Behring über Turuchansk hinausgedrungen . Seit dieſer Zeit iſt ein volles Jahrhundert verlaufen , und nicht nur hat in
dieſer ganzen
Zeit kein gebildeter Mann die an der Piaſſida und Chatanga liegenden Länder beſucht, ſondern man hat auch ſonſt durchaus, keine zuverläſſigen Nachrichten darüber erhalten. Selbſt die Reſultate der längs demi Ufer, hinfahrenden Erpeditionen, die
unter Unführung Minins von der Mündung des Jeniſei ge-, gen Dſten , und unter Anführung Prontſchiſchtſcheffs von der Lena gegen Weſten , und julegt unter Chariton Lapteff von der Lena aus nach dem von der . Mündung des Laimut gegen Nordeu fich erſtredenden Vorgebirge gingen , find nie vollſtän-
gen Ort, den man am leichteſten erreichen kann , und der den
ſtärkſten Berkehr mit den benachbarten Wüſteneien unterhält. Vor allem wünſchte die Akademie, daß aus Turuchanst ein
zuverläſſiger Mann nad) Chatanga geſchict würde, um von den dort anſäſſigen Ruſſen Nachrichten über die noch weiter gegen Norden liegenden Länder aufzunehmen . Die Akademie erhielt die Antwort im Anfange des Fah res 1841 von dem bekannten Naturforſcher Turticaninoſ , bem
Vorſtand der Gouvernementsverwaltung zu Jeneiſeist. Leider theilte man der Ufademie nicht mit, auf welche Weiſe dieſe
Antworten geſammelt waren. Uebrigens ſind ſie in manchen Beziehungen ſo vollſtändig , als man nur immer wünſchen
dig befannt geworden. So haben wir alſo keine anderen Nach-
konnte. Man erſieht unter anderem daraus, daß in der Bes
richten von den Länderu an der Piaffida , Ebatanga und dem Taimur als diejenigen , welche in den febr unvolftändigen . La
völkerung dieſer Länder im Laufe des leßten Jahrhunderts weſentliche Veränderungen vorgingen , und daß die Ruſſen
gebüchern dieſer Erpeditionen enthalten ſind, die von Einwoh-
und vielleicht auch die Eingebornen jeħt viel ſeltener das Ufer
nern des Kreiſes Turuchaust in nicht ſehr zuverläſſiger Weiſe geſammelt wurden. Unter ſolchen Verhältniffen wäre eine neue Erpedition in
befuchen, als dieß in frühern Zeiten der Fall war.
dieſe noch unbekannte Einöde ſehr wichtig und merkwürdig . Im Jahre 1838 wurde ſie auch wirklich der ruffiſchen Akademie vorgeſchlagen , und unter anders als ihre Uufgabe geſeßt, die
nördlichſte Spiße zu erreichen. Die drademie verbarg lich die
B
i di b 1 i
de.
( Fortfeßung. ) tandinavie u .
größten beſtand darin , daß man aus Mangel an Nachrichten
Von Rußland gehen wir hinüber nach Standinavien, doch fönnen wir nicht umhin , einige Worte über das eigentlide
über das Land unmöglich einen Plan hinſichtlich des Transports.
Finnland -beizubringen, das von Schweden erobert und coloni:
entwerfen konnte, und ohne einen folchen ließ fich nichts Entſeheidendes unternehmen . Darum wurde beſchloſſen , in Tu-
firt, jeßt feit dreißig Sabren gleich den übrigen finnenländern unter ruſſiſcher Herrſchaft ſteht. Per hätte in dieſem Finns
ruchanok vorläufige Erfundigung bei dem Generalgouverneur
land noch vor zehn Jahren ſo viel poetiſches Leben gefucht, als die neuen Forſchungen Lönnroths (f. finniſche Wolfspoeſie Nt.
Sdwierigkeit eines ſolchen Unternehmens nicht.
Eine
der
1
von Weſtſibirień , dem Fürſten Gortſchafoff, einzuziehen.
348
1390 339) zu Tage gefördert ! Wer hätte ein finniſches Nationalepos
erwartet ? Iſt dieſe geiſtige Erregbarkeit Einzelner bei einer unlâugbaren Dumpfheit der Maſſe eine Wirfung des hohen Nor:
dens, die ſich in einzelnen eigenthümlich gearteten Individuen
hat, wie England, ein ſehr ausgebildetes proteſtantiſches Kir : chenthum , und dieſes iſt in jeder Beziehung herrſchend ; der
Uebergang aus der katholiſchen in die proteſtantiſche Zeit war verhältniſmäßig leicht und mit geringen Veränderungen vor Zwar hat ſich die ſchwediſche Kirche nicht ſo
ſelbſt zur Hellſeherei ſteigert , oder iſt ſie durch die geiſtige
ſich gegangen.
Friſche des erobernden Stammes erzeugt ? Leştere , auch im weiteſten Umfang angenommen , erklärt dieſe eigenthümliche
ſchroff abgeſchloſſen , wie die engliſche , aber ſchon der Umſtand , daß ſie ohne Nebenbuhler war, hat ihr eine gewiſſe Beſchränkt
Erſcheinung um ſo weniger , als ſich der poetiſche Geiſt des germaniſchen Stammes im Norden feineswegs in dieſer Weiſe
beit und ein Feſthalten an hergebrachten Formen und Dogmen
außert, und der wallifiſche Lieder : und Sangesreichthum fich
gegeben , welches einer freien wiſſenſchaftlichen Entwidlung der
allem
Theologie im Wege ſtand. Unter dieſen Verbältniſſen konnte das Verbreiten der Anſichten von Strauß, deſſen Wert ſich aus der Entwiclung der deutſchen Theologie in den leßten vierzig
dem freilich gewinnt das germaniſche Element immer mehr Boden, wie iu Deſterbottnien ( f. Nr. 143), ſo im Weſten in den Finnmarfen ( . Alten Talvigs Kirchſpiel Nr. 158 ), und der hart arbeitende , energiſche Stamm der Norweger und Schweden dringt langſam , aber feſten Schrittes vor in den ſtrengen Nor: den. Wie weit die Anſäſſigmachung und Siviliſation des finni:
Jahren ſehr ungezwungen erklärt, nur bedeutenden Anſtoß fin den, um ſo mehr, als nicht das eigene Werk von Strauß, ſon : dern eine Art Populariſirung desſelben ins Schwediſche über tragen worden war. Der Herausgeber der Schrift wurde ange klagt, aber freigeſprochen , und, wenn man gleich die Anklage keineswegs billigen kann, ſo kann man doch auch nicht umhin zu
ſchen Volfes der Quänen, wie ſie in der Nähe von Kaafjord verſucht wurde (f. Nr. 67), gelingen, und ob ſie ſich im Gegens
geſtehen , daß die Verpflanzung des Strauß'lchen Werfes in ein
auch keineswegs an dem eingedrungenen und herrſchend gewordenen
germaniſchen Elemente
gefräftigt
hat.
Bei
ſaß gegen die norwegiſchen Anſiedler halten wird, muß die Zeit
noch ſo feſtgeſchloſſenes Kirchenthum hinein allerdings wie ein Erisapfel wirken mußte , um ro mehr, da in Shweden die Kirche auch eine politiſche Macht iſt. A18 Ferment wird das
lehren. Bis jeßt hat die Erfahrung immer noch die überwiegende Stärke und Lebenskraft der germaniſchen Stämme im Gegenſaß gegen die Finnen gezeigt.
eine freiere Geſtaltung des Kirchenthums dringen , eine Art
Was uun die einzelnen Staaten Skandinaviens betrifft,
Stüßpunkt verleihen, welcher indeß bei der im Lande noch ſehr
Strauß’ſche Werk noch lange fortwirfen , und denen , die auf
To iſt Norwegen , im Genuſſe einer völlig freien Entwidlung, in
kräftigen Kirchlichkeit ihnen faum in der öffentlichen Meinung
ſeinem Streiſe am beſten daran, es iſt beſtrebt ſeine Hülfsmittel %. B. Loffodenfiſderei ( i. Nr. 148 ) möglichit zu entwideln, und
frommen möchte. Die Strauß'ſchen Anſichten können in Deutſch land noch kaum eine praktiſche Rückwirkung auf das Kirchen
hält ſich iſolirt, faſt zu iſolirt, um in die Streitigkeiten ſeiner
thum äußern, und ſomit in Schweden noch viel weniger. Dieſe Angelegenheit, die in der leßten Hälfte dieſes Jah: res in den ſchwediſchen Zeitungen viel Lärmen gemacht, zeigt
beiden ſkandinaviſchen Nachbarreiche nicht verwiđelt zu werden,
namentlich nicht mit Schweden , wo die politiſche Entwicklung noch in Geburtswehen iſt.
Der Kampf auf dem Neichstag iſt
auf eine ziemlich ſchlagende Weiſe , welchen Einfluß deutſche
in dieſem Jahre zu Ende gegangen ( ſ. Nr. 188 ), und das Re: fultat hat anſcheinend den Erwartuugen nicht entſprochen .
Literatur und Geiſtesentwiclung immer mehr im Norden fine det, und es iſt deßhalb nicht ohne Intereſſe, auf einen Ums ſtand hinzuweiſen , der namentlich in Dänemark ſeit einiger Zeit mit lebhafter Theilnahme beſprochen wird. Grundtvig hat in der Zeitſchrift ,,Brage og ydun “ ( 1. Nr. 8) die Idee einer
Sehen wir indeß von Einzelnheiten ab, ſo iſt es unläugbar,
daß das Syſtem der Selbſtrepräſentation des Adels einen Stoß erlitten hat, von dem es ſich nicht erholen wird, und der einen
bedeutenden Theil des güterbeſißenden reichen Adels veranlaſſen
Vereinigung des Nordens entwickelt, und Hammerich hat in
dürfte, ſeine Sache von dem Beamtenadel zu trennen. Mit
ſeiner Reiſe durch Norwegen ( f. Chellemarken Nr. 250 ff.) die Idee eines beſondern nordiſchen Geiſtes gegenüber der deuts
dem Aufhören der Selbſtrepräſentation
und dieſe iſt in
einer Art verurtheilt, daß ſie ſich nicht mehr erheben kann
-
iſt der wichtigſte Stein des Anſtoßes aus dem Wege geräumt, und die Bahn zu manchen unerläßlichen Veränderungen geöff net. Es iſt wahrhaft zu bedauern, daß die Debatten und die
Ichen Seiſtesentiidlung aufgeſtellt, und einen Kampf zwiſchen beiden ſupponirt. Es iſt ein nicht zu überſehender Umſtand,
Landes feiner größern und allgemeinern Aufmerkſamkeit ſich erfreuen. Die großartigen Talente und die bedeutenden Redner,
daß es gerade Dänemart iſt, wo dieſe Idee am vielfachſten be ſprochen wird, daß man aber in Schweden die Sache ziemlich falt anſieht, und in Norwegen den Gedanken einer nordiſchen Vereinigung geradezu als einen Traum betrachtet; ſo ſpricht ſich wenigſtens der in Chriſtiania erſcheinende Conſtitutionell in ſeia
die auf beiden Seiten auftraten, würden auf einem größern
ner Nummer 256 vom 13 Sept. gang unumwunden aus. Lia
Geſchichte des Reichstags wegen der politiſdien Schwäche des
Schauplaß ein verdientes Intereſſe gewegt haben, und es iſt
berale däniſche Blätter haben ſich auf einzelne Stimmen in
fein Zweifel, daß dieſer Reichstag in hiſtoriſcher und wiſſen : ſchaftlich - politiſcher Beziehung unendlich lehrreicher war , als
deutſchen Zeitungen, daß eine engere Verbindung, wie ehemals , mit Deutſchland für Dänemart ſelbſt núblic und nothwendig Tey , auf eine ziemlich bittere Weiſe geäußert, und auf eine Ber: einigung des Norbens als das wahre Ziel patriotiſch Dänijder Beſtrebungen hingewieſen. Der einzige Schluß, den wir vorerſt
das engliſche Parlament zur Zeit der Reformfrage.
England und Schweden haben noch einen Vergleichungs:
punkt, der im Augenblic nicht ohne Intereſſe iſt. Schweden
1391 hieraus ziehen wollen , iſt der, daß man ſich für den Fall eines
Krieges in Schweden und Norwegen ziemlich ſicher, in Dänemart
gelten wollen . Gegen den engern Anſchluß an Deutſchland ſtreiten freilich manche Verhältniſſe, und die däniſchen wie die
aber tehr unbehaglich fühlt, und daß fich deßhalb in leşterem
holländiſchen Blätter zeigen deutlich , daß ſie ſich in den deut:
Lande die Frage erhoben hat , was in einem ſolchen Falle zu
ſchen Zuſtänden nicht zurecht finden fönnen. Die Discordanz
thun wäre, um Schuß zu finden.
Das Gefühl dieſer Un-
der Stimmen, welche ſich in Deutſchland erheben, mag auch
ficherheit hat die Gemüther auf den innern , nicht ſehr erfreu :
allerdings für ſie etwas Betäubendes haben, und um in der Noth
lichen Zuſtand des Landes hingelenkt, und der Kampf um eine
einen Anlehnungspunft zu finden, ſuchen ſie, wenigſtens Hols
freie Verfaſſung hat begonnen, da namentlich der financielle Zuſtand des Landes der Art iſt, daß er große Anſtrengungen im Fall der Noth nicht wohl erlaubt. Die Regierung , von
land, einen ſolchen an Frankreich, deſſen Flare, jebem verſtänd:
liche Stellung größere Sicherheit zu bieten ſcheint. Die Zeit iſt aber nicht mehr fern , wo die Trüglichkeit dieſer Hoffnung
der Finanznoth am erſten bedrängt ,1 und durch den von Preu:
ſich klar ergeben wird, und dann wird man wohl genöthigt
Ben, Schweden, Norwegen und England angeſtrittenen Sund:
Teyn , die deutſchen Zuſtände , welche nur dem Anſcheine nach verworren ſind, etwas klarer ins Auge zu faſſen . Die Reprä fentanten Hollands und Dänemarks ſprechen bei jeder Gelegen heit die Anſicht aus, das Staatsgebäude ſer zu hoch und zu
2011 vollends bedroht, müht ſich in einem unfruchtbaren Streit mit den Journalen ab, da ſie im Weſentlichen an der Lage des Landes, d. h. an ſeiner politiſchen Stellung und an der Nothwendigkeit troß aller Finanznoth zugleich eine Armee und eine Flotte unterhalten zu müſſen , nichts ändern kann. Es iſt augenſcheinlich , daß Regierung und liberale Preiſe, ſonſt in Dänemark ſo ſchroff einander gegenüber, in der Abnei: gung, oder vielmehr in einer gewiſſen Scheu vor Deutſchland,
übereinſtiminen ( ſ. die Verbreitung der däniſchen Sprache im Herzogthum Schleswig Nr. 273). Der öffentliche Geiſt iſt augenſcheinlich in Dänemarf, wie in den andern Ausläufern des
germaniſchen Lebens im Norden und Nordweſten, eben ſo in einer geiſtigen Bedrängniß, wie die Regierungen in einer ma: teriellen . Seit dem 16ten Jahrhundert , wo die Kraft des
deutſchen Reichskörpers mit raſchen Schritten abnahm, ſpielten
koſtipielig aufgeführt, es ſey ein Staatslurus vorhanden, wel cher mit der verminderten Wichtigkeit der Länder in keinem
Verhältniſſe ſtehe, aber ſie ſelbſt wollen die Stellung einer unab hängigen ſelbſtſtändigen Macht nicht aufgeben , und dürfen ſich deßhalb nicht wundern, wenn ihre Reden, die init ihrem übri
gen Thun ſo wenig übereinſtimmen , keinen fonderlichen Ein druck auf die Regierungen hervorbringen. Unter dieſen Ilmſtänden bietet Belgien einen intereſſanten Vergleichungspunft dar. Seit Jahrhunderten fein unabhängi ger Staat, glaubt es auch jeßt nicht, als unabhängige europäi
ſche Macht auftreten zu können , und da eine Annäherung an Frankreich ſeine Unabhängigkeit weit mehr als eine Annähe
Shweden ,Dänemart und Holland vorherrſchende Rollen in rung an Deutſchland bedroht, fo neigt ſich die Stimmung mehr und mehr auf lektere Seite, ſo wenig man ihr auch noch ents
Europa ; in den beiden leßten hatte ſich Seemacht und Handel gegenſeitig gefräftigt, in Shweben eine Reihe friegeriſcher ko
gegen zu kommen geneigt ſcheint. Indeß iſt ein Anfang mit
nige die äußere Macht des Landes gehoben. Aber ſchon gegen
einer neuen Belebung der flämiſchen Literatur und Sprache
Ende des 17ten Jahrhunderts neigte ſich, wenn auch in Schwe: den der Geiſt Karls XII augenblidlich noch die Macht ſeines Reichs auf einer ſchwindelnden Höhe erhielt, die nachhaltige Kraft dieſer Staaten entſchieden zu ihrem Ende. Bei den neuen Geldverhältniſſen Europa's und der neuen Kriegskunſt konnten ſich fleine Staaten nicht mehr als bedeutende Mächte erhalten,
( f. Nr. 153 ff.) gemacht, der nothwendig dieß lange ſchlummernde
franzöſiſche Sprache gegründete Bildung wird aus Mangel an
und darum find Holland und Dänemark, wenn auch auf ganz
einem mütterlichen Boden immer eine fieche Pflanze ſeyn..
verſchiedenem Wege , To doch durch einerlei Urſache, nämlich
(Fortierung folgt. )
Element der verwandtſchaftlichen Anziehung zu neuer Kraft erweefen wird, ſo ungünſtig auch noch manches entgegen ſtehen mag. Ohne Freiheit der flämiſchen Sprache iſt aber in Belgien
keine geiſtige Entwiklung des Volts möglich, denn jede auf
dadurch daß ein kleines Land ſich als europäiſche Macht be: haupten wollte und zu dem Ende ungeheure Anſtrengungen machte, in financielle Zerrüttungen verfallen , welche am Ende nothwendig politiſche Veränderungen nach ſich ziehen müſſen .
Wenn in Schweden nicht die gleiche Finanznoth herrſcht, ſo danft es dieß hauptſächlich dem Umſtand , daß das Uebermaaß der Anſtrengung ſchon vor 100 Jahren einen nothwendigen Nachlaß der Anſtrengungen herbeiführte, und die Erſchöpfung
überhaupt mehr in dem Menſchenverluſt, als dem Geldverluſt beſtanden hatte. Dänemark und Holland aber wollten ſich als Seemachte behaupten , und dieß machte ſie von England abhängig. Einzelne beſonnene Männer in beiden Ländern erkennen
das wahre Heilmittel wohl, das nur in einem engern Anſchluß
Der Mauragipfel in den Anden. (Aus einer Mittheilung 3. B. Duinby's vor der Akademie der Naturwiſſens ſchaften in Philadelphia. )
&$ gibt wohl keine erhabenere Stelle in der ganzen Andenkette, als am Fuße des Rauragipfels in der Nähe des alten Sonnentempel zu Huanuco Viejo . Žr. Quinby befand ſich mehrmals 1000 Fuß über der ewigen Schneelinie , und erklärt , daß er in ſeinem Leben feinen große
artigern Anblick gehabt habe. Außer dem Rauragipfel, der mindeſtens eben fo hoch iſt als der Chimborazo, find mehrere andere in der Nähe,
ſo 3. B. der von Nueva Potofi, deſſen Fuß nur eine legua on bem deo Naura entfernt, und deſſen Gipfel kaum minder hoch iſt. Den
an Deutſchland liegt , aber die Mittel hat die verleşte Eitel:
Raum zwiſchen beiden nimmt der See von Nueva Potofi, 500 Fuß über
keit der Völker gegen fich, welche noch als unabhängige Mächte
der Schneelinie, alſo etwa 16,000 Fuß über dem Meere , ein , da die
1392 Soncelinie hier etwa 15,500 Fuß hoch iſt. Zwei Andenfetten foließen ihn öſtlich und weſtlich , der Kauragipfel im Norden , der von Nueva Potoſi iin Süden ein .
Seine reichlichen Gewäſſer finden einen unters
irdiſchen Audgang durd die hohe weſtliche Kalfſteinfette an einem Punft, wu derſelbe faſt vertical iſt, ſo daß das Waſſer cine prächtige Cascade von mehrern hundert Fuß bildet , und in einen mehrere Leguas langen See fällt. Der See you Nueva Potoſi iſt sie Hauptquelle des Fluſjes
Huara, der weſtlich nach dem ftillen Ocean abfließt. Auf der Nordoſtfeite des Rauragipfels iſt der See Raura, nur eine Legua nördlich von dem See von Nueva Potoſi.
Er iſt 1106 ein wenig höher als ligterer,
uur 150 (engliſche) Meilen von demſelben entferut, und hat einen offenen Ausweg gegen Dſten über einen mehrere hundert F1: hohen Felſenata fturz.
Er iſt die Quelle des Fluſſes Chucabaneba , eines Hauptarms
teo Maradon, und wahrſcheinliç die höchſte und entlegenfte Quelle dieſes
Stärke entſpringt, daß ſie auf geringe Entfernung den Stein einer Mahlmühle treibt. Von dieſer Mühle, welche uod 60 Ellen höher als der Kirchthurm des Orts liegt, fällt das Waſſer in eine ziemlid ab: hängige Waſſerleitung und vertheilt fich hernach um die Fruchtgärten des Orts , welche wegen der ſteilen Lage auf Stüruauern ruhen , zu bewäſſern. Der Quellurſprung iſt 5 bis 6 Ellen lang ugd 3 Ellen breit, 1 Fuß tief , klar und durchſichtig , der Grund von großen Kiefein
und einigem Sand; länge der Waſſerleitung wachſen freiwillig ſchöne Tarusgeſträuche (box) , obgleich die Erdlage , die den Felſen betedt, ſchwach und arm iſt. Der Felſen und alle Umgegenden find Falfartig, uur gegen Norden in der Richtung von Cagnizares trifft mau Quarz, obgleich in kleinen Brudſtüden : hier allein iſt alſo eine Anzeige von .
Metallmutter und nicht bei der Duelle ſelbſt, wo man die Ausgrabung
begonnen hat.
Die Quelle wirft nämlic ron Zeit zu Zeit Stücden
Beide Seen nehmen die Lawinen der benadybarten
von reinem Blei aus , bald wie Schrotkörner, bald vieredig, bald platt
Schneeberge auf , und Ør. Quinby felbſt ſah während ſeines kurzen
und länglic , vier bis fünf Drammen im Gewicht; man findet dieſe Stüdchen täglich unterhalb der Mühle und der Waſſerleitung, wo das Waſſer ſeine Schnelligkeit verliert, auch auf dem Felſen am Rande der Quelle; çinige Perſonen behaupten , man könne zuweilen in vier oder fünf Stunden bis neun oder zehn Dugende ſolcher Stücc einſammeln. Das Bergwerk , auf welchen dieſe Quelle entſpringt, muß ſehr reich ſeyn , da das Blei in ſolcher Reinheit (plomo regulino) allegeſpien
großen Stroms.
Yufenthalis zwei hinabſtürzen , und zwar mit einem ſolchen Getöſe und .
einer ſolchen Erſchütterung des Bodene , daß er anfangs glaubte, 18 fey cin Erdbeben .
Die Bergwerke der Sierra de Almagerra in der Provinz Almeria. ( Sclus. )
Radtrag . Von der Ausbeute dieſer Bergwerke kommt bereits einiges geprägte
wird ; man behauptet auch , es enthalte 1600 Silber , auf jeden Fall iſt 1 (8 ein in ſeiner Art einziges Phänomen.
Eine andere Merkwürdigkeit iſt die Höhle der Vergi Muela te la inadera bei Majadas , fünf Meilen nördlich von Cuenca.
Es ift eine
Geld in Uinlauf. In Sevilla werden 20,000 Thaler geprägt und man erwartet bald eine ähnliche Rimeſſe ; auch die Münze von Barcelona lat Metall zur Aufprägung erhalten. Bei der Feierlidyfeit der Fronleich . nameproceffion in Cuevas de Vera ſah man mehrere Balcone ſtatt der Aushängteppiche oder über denſelben mit Silberſtangen verziert. Die Bergwerfe abgerechnet, iſt das Elend in Murzia ſchrecklich, da ſeit mehr
Deffnung von etwa 3 Glen Durdhmeſſer, durch die man in eine Menge ſtufenweiſe tiefer liegender unterirdiſcher Gänge gelangt , die man für
als einem Jahre' fein Tropfen Waſſer gefallen iſt. Eine Niuberbande
ihrer gangen Ausdehnung erforſát , fie ſoll aber über eine halbe Meile weit reiden ; vielleicht geben ihre Wäſer dem eine Meile entfernten
hatte die Communication zwiſden den Bergwerfen und den Depote
beunruhigt, und ſich beſonders de& Paſſes von forca nad Nguilas u . f.m. bemächtigt; aber alle umliegenden Corter von einigen Truppen unter füßt machten eine wohlcombinirte Treibjagd Begen ſie, wodurch ſie faſt
alle gefangen oder getödtet wurden . Nachtheiliger fiud die unzähligen Proceſſe und Zwiſtigfeiten zwiſden den Bergwerfabeſigern, und mehrere haben ihre Arbeiten eingeſtellt, bis hierüber etwas entſchieten wird. Das häufige Nachſuchen nach Bergwerken hat auch zur Entdeckung oder
wenigſtens zur Bekanntwerdung mehrerer antiquariſden und Naturmerf-
cin altes Bergwerk gehalten, welche aber vielmehr ein Wert der Natur fcheinen .
Statt Metall findet man die gewöhnlichen Auszierungen folder
unterirdiſcher Grotten und zwei gute Waſſerquellen, man hört aud das Nauſden cinco tiefer fließenden Waſſers. Man hat die Höhle nicht in
fleinen See von Ugna und ſelbſt den Mineralwaſſern von Villalba de la Sierra ihren Urſprung. Inteiſen iſt dieſe nicht die einzige Deffnung, die men fort antrifft; auf geringer Entfernung iſt eine andere , welde wahrſcheinlich mit der erſtern in Verbindung ftcht, auch gibt es ſolche,
bei welchen man Saladeu von alten Ausgrabungen geſehen haben will . Miscellen. Bevölkerung von Birma. In der ſtatiſtiſchen Geſellſdaft
38 Lonton am 15 November las Obriji Durney (bekanntlich ehemals
würdigkeiten geführt. · Innerhalb der Mauern von Cartagena , an einer Stelle, die inan el Molinete nennt, hat man einen römiſchen, befongers merkwürdigen Sarcophag gefunden. Zwei merfwircige Dinge in der Provinz Guenca , wo auch eine Bergwerksgeſellſchaft beteht , verdienen
gleid nach dem Striege ; er ſchäßt fie auf 4,230,000 Menſchen, und gibt
aber eine ausjährliche Erwähnung .
der Stadt dva mit den umliegenden Dörfern 111,000, der Stadt Amara
Das erſte ift die Bleiquelle von Fuente Gécaſa. einem kleinen Drt in dem Diſtrict oon Priego auf dein Ifliden Abhange des Berges Cerro de Alcohol in einen ringe geſchloſſenen Refſel, aus welchem nur ein
pura 91,000. (Urhenäum vom 20 November.)
etwa 1000 Glen pom Ort entfernter Weg bei den Ruinen eines Mohrena
glieder dieſer Goinmiſſion ſollten , einem erhaltenen Befehle gemäß , bis Ende November in Franfreich zuriid ſeyn, nur ør. Enjautin, den man
ſchloſſed vorbei gegen Südoſten herausführt, Der Berg ift 5 bis 600 Ellen hoch ; etwa 100 Olen über dem Drt iſt ein Fleiner Abſaß von 200 Oeviertellen , wo die Quelle aus einem Bruche und zwar mit ſolcher
politiſcher Reſident in Birma, früher auch Geſandter in Siam ) ein Memoire über die Beyðlferung des erſtern Landes im Jahre 1826, alſo
Wifien daftlide Grpedition von Algier.
Die Mita
noch von ſeiner fimoniſtijden Würde her Vater Enfantin nennt , hat Erlaubniß erhalten , die Regentſchaft Tunis 54. durdreifen. (fr. VI. )
Münden , in der Literariſch - Artifiſchen Anlalt der 3. G. Cotta'jden Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr, Eb, Widenmann.
.
Nr. 349 .
Das
A usla n d . Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlichen Lebens der Völker. 15 December 1841 .
Rű
ok bli (Fortfeßung.)
ok
.
Fra o tre i dh .
müthigungen haben einerſeits den alten Haß gegen die Enge länder geſchärft und ihm eine neue Energie gegeben, andern : theils aber auch die Franzoſen zum Gefühl ihrer Inferioritat
gebracht, und ſie veranlaßt, die Gründe derſelben aufzuſuchen. Zuerſt maß man die materiellen Kräfte und fand, das
Wenn nicht alle Anzeichen trügen , ſo beginnt für Frantreich eine beſſere Zeit , und obgleich die Anfänge noch un-
man in den Dampfſchiffen gegen die Engländer fehr zurü&
bedeutend ſind , ſo haben doch einige herbe Erfahrungen der neuern Zeit eine große Anzahl Franzoſen zu einer geſünderen Einſicht gebracht. Bisher betrachtete man Frankreich wie eine
ſtehe , ging man aber auf den Grund zurück, weßhalb es it Frankreich an großen Dampfmaſchinen fehle, ſo ergab ſich, das Eiſen und Feuerungsmaterial um ein gutes Drittheil theurer
Art Vulcan, der jeden Augenblick ausbrechen könnte, und auch
ſepen, als in England , und da man der Urſache dieſer Cheur
die umliegenden Länder zu erſchüttern drohte ; dieſe Furcht iſt, wenn auch nicht beſeitigt, doch weſentlich vermindert. Die Er:
rung, nämlich dem Monopole der Hüttenwert-, Wälder- und
eig niſſe des vorigen Jahres , wo man von England etwas unſanft an die Inferiorität zur See gemahnt wurde , wo man
lig ergriffene Auskunft , wenn ein Riß in dem verwideltex
die Entdedung machte, daß die Entfaltung der tricoloren Fahne am Rhein nicht eben Hülfsarmeen aus der Erde zaubern
Prohibitivſyſtem zu verſtopfen war, man ertheilte auf den Bau
würde, und das Spiel der Revolutionspropaganda nahezu aus:
geſpielt rey , endlich aber der Naſenſtüber , den Frankreich in der Angelegenheit von Buenos Apres (f. Nr. 54 ff.) erhielt, haben Frankreich die empfindliche, aber wohlthätige Lehre geges
Kohlenbergwerfbefißer, nicht alsbald ſteuern konnte , fo gerieth
man auf die bis jekt in Frankreich noch immer ſehr bereitwile von großen Dampfmaſchinen eine Prämie von 33 Proc. , un die Dampfmaſchinenfabricanten für den hohen Preis des Ets ſens und des Brennmaterials zu entſchädigen , und inzwiſchen baute die Regierung ſelbſt an mächtigen Maſchinen für Kriegs dampfboote eifrigſt fort. Damit war inbeß der Sache noch
mit einem einzelnen Gewaltfchlage erobert , ſondern nur durch
durchaus kein Genüge geſchehen , denn es ging nun an die zweite Frage : woher die Inferiorität der franzöſiſchen Kriegs
lange fortgelegtes lebendiges Eingreifen erwirbt. Lehrreich waren über dieſen Punkt namentlich die Ereigniſſe im Laplata,
marine überhaupt ? und hier war die Antwort : weil Handet und Schifffahrt unbedeutend ſind, und dieſe können ſich nicht
wie früher in Merico. Es war von franzöſiſcher Seite darauf abgeſehen, an dem einen oder dem andern Orte einen feſten
beben, einerſeits weil das Material, Eiſen , Holt, Hanf u.ſ. w.
ben, daß man Einfluß und Anſeben in fremden Ländern nicht
Punft zu gewinnen, und die Landesregierung fide dienſtbar zu
machen, aber ſo lange die Franzoſen nur als Banianen (Pacotilleträger) im Lande herumzogen, und einen Trödelhandel
weit theurer iſt, als anderswo , ſo daß die franzöſiſche Marine 3. B. den halben Frachthandel zwiſchen Zoulon und Algier verlor , ſobald man die Concurrenz zuließ ; andererſeits aber,
weil das Prohibitivſyſtem dem Handel und Verkehr bedeuten
trieben , während die Engländer den bedeutendſten Theil des Großhandels in ihren Händen hatten , ſo mußte auch der grö: ßere Einfluß und das mächtigere Anfehen in den Händen Englands ſeyn, welches ziemlich ruhig zuſah , wie Frankreich einen
den Eintrag thut, und drittens , weil die inneren Communica : tionen der Art ſind, daß ſie nid )t nur den Tranſit , ſondern
Einfluß ertroßen wollte, und ſogleich einſcritt, als es ſich anſchicte, ihn erzwingen zu wollen . Da zeigte es ſich denn,, daß
mit Belgien qusdehnen wollte, ſekten ſich ſeine eigenen Mono
das, was man erſtrebte , einen Krieg mit England nicht ver: lobne, und 308 ab. Eine ähnliche Erfahrung machte man
in der orientaliſchen Angelegenheit, und dieſe erlittenen De:
auch das Aufblühen des innern Handels erſchweren. A18 Frankreich ſeinen politiſchen Einfluß durch einen Handelsbund
poliſten in Eiſen- und Kohlenwerken dagegen, anderer gar nicht zu gedenken, und der Gedanke mußte aufgegeben werden , weil er im Augenblick an allzuviele materielle Intereſſen im Inneru ' anſtieß. Der Seehandel hat in neueſter Zeit bittere Klagen über 349
1394 1
die übnahme des Handels mit den Colonien, namentlich des Zucker:
ſchüttern fönnen. Die revolutionäre Kraft dieſer Theorien
bandels erhoben, und die Rübenzuckerfabricanten haben gleichfalls geklagt, daß ſie zu Grunde gingen , und daß man den frühern Vorſchlag ausführen , und ihnen ihre Fabrifen ablaufen ſolle, Alles Flagt über das vorjährige Gefeß , welches allerdings eine
beruhte auf der geſellſchaftlichen Ungleichheit und dem Ueber: muth des alten Adelo ; feit die Rechtsgleichheit vor dem Geſek anerkannt iſt, haben ſie dieſe Kraft verloren, und die Auße: rungen ſind mehr und mehr ſchwach und erfolglos geworden. Hätten nicht ganz andere politiſche Intereſſen und Meinungen
Kalbheit war, und ſich nur daraus erklären ließ , daß Thiers
ſich derſelben bebient, weil ſie noch von älterer Zeit her einen
um den endloſen Streit mit den Häfen ein Ende zu machen.
einen Krieg als nahe und unvermeidlich betrachtete, und deß: | Klang im Lande hatten, ſie wären längſt verſchollen. halb den Zuderbedarf Frankreichs nöthigenfalls aus dem eige: nen Lande ziehen wollte, um nicht von der Gnade der Neutra len und der Feinde abzuhängen . Darum hat man den Auf-
Der Umſtand aber, daß man die Form und den Wort: ſchwall dieſer Theorien traditionell fortgepflanzt, hat eine ge: wiſſe Lügenhaftigfeit in das öffentliche Leben gebracht, indem
fchwung der Kunfelrübenzuckerfabrifen nicht gehemmt , auf der andern Seite aber auch den Handel der Solonien nicht frei
öffentliche Redner und Schriftſteller ſich genöthigt fahen, diejen Jargon auch bei praktiſchen politiſchen Fragen einzumiſchen ,
gegeben ; ſo müſſen dieſe den größten Theil ihres Zuđers, zu deſſen Anbau man ſeit zwanzig Jahren alle möglichen Aufmun
und die Leichtigkeit, mit der man dieſen Jargon ſich zu eigen machte, hat nicht wenig zu der leichtſinnigen, hochmüthigen Bes
terungen ihnen hatte angedeihen laſſen , nach Frankreich füh-
Handlung öffentlicher Angelegenheiten beigetragen , wo jeder
ten , deſſen Rübenzuderfabrifen ein ſo großes Quantum liefer ten, daß ſie und die Colonien gleich ſchlechte Vortheile daraus zogen . Nimmt inan noch dazu , daß die Colonien mit ſehr
ſich berufen glaubt, über alles und jedes eine Meinung abzu: geben. Das hat auch eine ermüdende Uniformität in die Ver: handlungen der Deputirtenkammer gebracht, wo man nur nach
theuern Sklaven arbeiten , und daß die bevorſtehende Emanci
längerer Uebung die Bedeutung mancher Schlagwörter und Ausfälle unter dem Hochtönenden Phraſengeläute erfennt, und
pation die Arbeit temporär noch mehr zu vertheuern droht, 10 fann man ſich denken , daß ſie allerdings keineswegs auf Roſen gebettet ſind, und die dortigen Verluſte auf die See: Häfen zurückwirke u .
Es mag an dieſen Beiſpielen genügen, um zu zeigen, wie die Franzoſen in jeder ſtärkern Entfaltung ihrer politiſchen oder commerciellen Intereſſen ſich gehemmt fühlten, und wenn
auf der andern Seite macht es einen ungünſtigen Eindrud, wenn man bei Gegenſtänden , wo mit dieſem allzeit fertigen Phraſengeläute durchaus nichts auszurichten iſt, wie 3. B. bei Handelsgegenſtänden , auf einmal den fraſſen Eigennuß unver
ſchleiert hervorbrechen ſieht. Die ſtets redefertigen Advocaten räumen dann das Feld, und überlaſſen die Debatten den Kauf
fie auf den letten Grund zurüdgingen, fo fanden ſie jedesmal,
leuten, Fabricanten und Eiſenhammerbeſißern , die fodann aufe
daß irgend ein ſchiefes, monopoliſtiſches Gefeß die Urſache war, Es iſt natürlich , daß dieſe Hemmung, über deren Urſachen die Verſtändigern freilich bald klar fehen, auf die induſtrielle Bewegung und ſomit auf den Wohlſtand des Volfs, auf das Fortfommen zahlloſer junger Leute, die keine entſprechende Be:
unanſtändigſte mit einander raufen .
Es hat dieſer Umſtand
mehr als man gewöhnlich glaubt, zur Discreditirung der Kam
mer beigetragen , und ſie , die im Jahre 1815 bis 1830 die Aufmerkſamkeit der europäiſchen Welt in hohem Grade in An ſpruch nahm, iſt bereits ro tief geſunken, daß viele mit einer ſchäftigung hatten , den nachtheiligſten Einfluß äußerte. Der Art von komiſcher Angſt dem Augenblic entgegenſehen, wo die Schleußen der Rede im Palais Bourbon wieder werden er: gnügens ſo ſtark, und die eng unter einander verbundenen öffnet werden. Die Folgen dieſes Zuſtandes und der immer monopoliſtiſchen Jutereſſen ſo mächtig, daß er ohne allen Rüd: wachſenden Machtloſigkeit der Stammer fönnen nicht ausbleiben. Dieſe ſinkende Achtung vor der Deputirtenkammer iſt das halt die Anſicht ausſprach, weun es ro fortgebe, ſo könne nur eine neue Rievolution dem Uebelſtand abhelfen. Die im vori: erſte Symptom einer beginnenden Decentraliſation und einer gen Jahre erfahrenen Demüthigungen aber , und der wenig neuen Belebung der Departements, die mit Ausnahme weni ehrenvolle Rüdzug in der belgiſchen Handelsangelegenheit, nach: ger großen Städte geiſtig wie verfommeu find (f. Briefe aus dem man den Mund vorher ziemlich voll genommen, haben dem Innern von Frankreich Nr. 138 ff ., 163 ff. u. ſ. w.) Die
se
1
den öffentlichen Geiſt doch ſo rege gemacht, daß man ſeinen Anforderungen nicht ganz wird widerſtehen fönnen , und die
revolutionäre Bewegung Frankreichs iſt auch hierin im Um: kehren begriffen : vor 50 Jahren vernichtete Siepes mit Einem
Richtung desſelben auf materielle Verbeſſerung kann nicht ver:
Schlage die alte Provincialverfaſſung, weil es der Revolutions:
fehlen, auch eine geiſtige mit ſich zu führen , da man von uns fruchtbaren politiſchen Theorien abgezogen wird. Dieſe Theo: rien, welche im Anfang der Revolution , vor fünfzig Jahren,
partei nicht möglich geweſen wäre, an ſo vielen einzelnen Mit: telpunkten, wo alter , ererbter Einfluß ſo mächtig wirkte, zu:
gleich mit Kraft- und Ausſicht auf Erfolg aufzutreten; ſo ward
die höchſten Elaſſen der Geſellſchaft in heftige Aufregung ver:
alles politiſche Leben plößlich nach der Hauptſtadt verlegt, wo
fekten, ſind im Verlaufe der Zeit nach und nach bis zu den unterſten Geſellſchaftsſtufen herabgeſunfen, wo ſie zwar aller : dings durch die fraſſe Energie der betheiligten Perſonen gewaltfame Ausbrüche herbeiführen , aber wegen der geiſtigen und politiſchen Machtloſigkeit derſelben den Staat nicht mehr er:
ſeine Partei es beaufſichtigen und beherriden konnte. Jeßt aber iſt die politiſche macht von Paris felbſt altersſchwach geworden, weil man die Quelle abgegraben, aus der fie neue Kraft hätte ziehen können ; und weil die Deputirtenkammer die Leitung der Departementalintereſſen aufgegeben , fo fangen die Departe:
E €
1395
ments endlich ſelbſt ſich zu rühren an. Als Humanns etwas
Erweiterung der Schulen (f. Nr. 341 ) , ſondern auch in rein
raſch unternommene Finangmaaßregeln Widerſtand fanden, und
materieller, in Straßen und Canälen , und namentlich auch in
viele unlautere Plane Fich in denſelben einmiſchten
Flußbauten, deren lange vernachläſſigung z. B. im Rhonethale
man
ſprach ſogar ganz offen von einem Bund der Republicaner mit
einem Theil der legitimiſten bei dem blutigen Aufſtand von
ſich furchtbar zu rächen anfängt. (Fortjekung folgt. )
Clermont Ferrand - fiel der gewaffnete Widerſtand augen: blidlich in fich zuſammen , als die geſeßlichen Behörden, die Generalconſeils, fich für die Regierung erflarten . Indeß bleibt
immer der Geiſt der Widerſeßlichkeit, der ſich an ſr vielen Orten zugleich offenbarte, und wohl durch Emiſſäre genährt, aber nicht erzeugt wurde, ein bemerkenswerther Umſtand, und läßt fich hauptſächlich nur aus den ſchlimmen Folgen einer
bureaukratiſchen Verknöcherung der Sentraliſation erklären. Eben dieſe erzeugt auch in dem ungeheuren Paris , das für alle Genüſſe ſo viele kodungen darbietet, und wo die Ge: rellſchaft wegen ihrer zu großen Anzahl nicht den heilſamen , moraliſchen Zwang über ihre Mitglieder ausübt , jene ſchimpfs liche Corruption und den graſſen Egoismus, die ein freſſendes
Uebel der franzöſiſchen Verwaltung ſind, und durch die mini ſterielle Omnipotenz und willkürliche Abfeßbarkeit der Beamten nur noch geſteigert werden. Indeß ſcheint es, iſt auch hierin eine heilſame Revolution im Journalismus vor ſich gegangen, denn noch zu feiner Zeit hat ſich die öffentliche Stimine ſo vielfach gegen Unterſchleife und Beſtechungen geäußert , wie
Chronik der Reiſen. Neiſe der Kriegsbrigo Favorite zur Aufſuchung der Mefte der Wiffionäre Williams und Harris. Die große Londoner Miſſionsgeſellſchaft , welche fich ſogleich nach ihrer Begründung entſch !oß, sen llreinwohnern Polyneſiens ihre Auf merkſamkeit im Vorzuge zuzuwenden , fand in 3. William8 , ſeit 1817, einen eben ſo eifrigen als verſtändigen Gehülfen. Abgeſehen von den
großen Verdienſten , welche dieſer in allen Beziehungen fehr achtungs werthe Mann ſich erwarb um die Sittigung der Bewohner von drei großen Inſelgruppen , verdankt man ihm mandien werthvollen Beitrag zur Kenntniß der Bewohner und der natürlichen Beſchaffenheit von vielen, früher kaum von einem Weißen betretenen Inſeln. Die Reſultate eines faſt zwanzigjährigen Aufenthalts in Polyneſien und außerordentlich häu figer Reiſen von einer Inſel zur andern hat Williains in einem Budje niedergelegt, welches den beſcheidenen Titel „Geſchichte der Miſſionen der Südſee“ trägt , und durch die Herzlichkeit des Ausdruds, ſo wie
keit beſchäftigt, und den Sinn auf das Erreichbare und wahr haft Nürliche hinlenkt. Unter dieſen Gegenſtänden , welche dem Lande wohlthätig
durch unverkennbare Nerlichkeit der Gefinnung den Fehler der Weit ſchweifigkeit und des Einmengens von zu viel rein firdlichen Dingen, die indeſſen dorthin gehören mögen , vergeſſen läßt. Auf den Freundſchaftsinſeln , der Hervey - und Navigatorgruppe hatte Williams Außer ordentliches erreicht, das Wulf iſt nicht allein im Außern zum Chriſten thume befehrt , ſondern audi auf ſeine Sinnesweiſe und bürgerlichen Fortſchritte der gedeihlidſte Einfluß geübt. Geneigt, ſeine Thätigkeit
und nothwendig ſind, gehören die Eiſenbahnen ( f. Nr. 304 )
weiter auszudehnen , und überzeugt , daß auf allen andern Inſelgruppen
vor allen andern ; die Franzoſen haben ſich ihres Zurüdblei:
vens zu ſchämen angefangen , und dieß iſt bei ihnen aller guten Dinge Anfang ; es wird ohne Zweifel ein mächtiger Anlauf
durch eine ftarfe Zahl von Miffionären, wenn auch verſchiedenen Glaubens und verſchiedener Abſtammung, die Civiliſation und Ser Unterricht der Eingebornen hinreichend gefördert werde , warf er ſeinen Blid auf die
genommen werden , um das Verſäumte einzuholen , troß der Schwierigkeiten, welche die Höhe der Ausgaben bei den fort:
den Papuis son Neuguinea gleichen Urſprunge und wie dieſe roh und
ſeit einiger Zeit, und wenn gleich nicht zu erwarten, daß dieß alsbald von ſonderlichen Folgen reyn werde , ſo iſt es doch ein
praktiſcher Gegenſtand weiter , der die öffentliche Aufmerkſam : .
laufenden Koſten der Befeſtigung von Paris entgegenſetzen wird. Das ganze Neß von Norden nach Süden , von Oſten nach Weſten, wird man nicht alsbald unternehmen , aber die Eiſenbahn nach Lille, welche am meiſten politiſche und commer: cielle Bedeutung hat, wird die erſte, die nach der Saone die zweite fepn ; leştere weil man erſtens durch ſie mit der zweiten
neuen Hebriden. Die Bewohner dieſer wenig gekannten Juſeln find mit wilt. Noch waren alle Verſuche , mit ihnen dauernde Verbindungen anzufuüpfen, erfolglos geblieben, und inmer hatten fie mit der Veränder lichkeit, weldie vom Wefen des völlig wilden Menſchen unter allen Himmeleſtrichen unzertrennlich ſcheint, auf den freundlichen Empfang mit Einemmal einen wüthenden und verrätheriſchen Angriff folgen laſſen, .
Stadt Frankreichs und dem wichtigſten Bollwerk, mit Lyon, in nächſte Verbindung kommt, zweitens weil dadurch der Weg von
als Williams in November 1839 unter ihnen erſchien, um die Ankunft yon Farbigen, auf den Navigatorinſeln herangebildeten Lehrern vorzu bereiten . Wie gewöhnlich traten die Eingebornen mit der Mannſchaft
Paris nach Marſeille und Toulon um die Hälfte abgekürzt wird. Die Straße nach lille fod namentlich dazu dienen , mit
des Miſſionsfahrzeuge Camden , welches die Londoner Geſellſchaft aus
den Eiſenbahnen Belgiens in Verbindung zu kommen, und iſt,
banden zur Gründung eines dauernden Verhältniſſes, als fie, ohne irgend
politiſch wie militäriſch , eine Art Angriffsbewegung , während von der Straße über Chartres nach Bordeaur, welche die wahre
eine äußere Veranlaſſung , über Williams und ſeinen Begleiter Harris
gerüſtet, in ſcheinbar freundliden Verkehr , und alle Ausſicht war vore
herfielen und beide erſchlugen.
Ein dritter Miſſionăr , Cunningham,
Bertheidigungslinie bildet , jeßt gar nicht die Rede iſt. Be : hatte das Glüc, durch Flucht zu entfommen , und brachte die Nachricht weis genug , daß man nicht befürchtet , ſobald einen Feind in von dieſer , mit allgemeiner Theilnahme vernommenen Begebenheit nach der Nähe von Paris zu fehen .
Franfreich beginnt zu fühlen
und zu erkennen, daß es noch ſehr viel in ſeinem Junern 311 thun hat, nicht bloß in geiſtiger Hinſicht, in Vermehrung und
Neuſůdwalee .
Seit die Zahl von weißen Anfiedlern auf den Inſeln des großen Oceane ſo ſehr gewadiſen , daß ſie auf Otaheiti ſchon 600 iberſteigt,
1396
Unter Com
mit denſelben auf allerlei Taufdhandel ein , erlangten auch einiges Zutrauen , aber gaben niemals irgend ein Zeichen von freundſchaftlicher Zuneigung. Das Auge des Wilden gibt immer das beſte Mittel an die Hand , um die geheimen Geſinnungen zu errathen , und durch den Auf vielleicht zu ihrem drud desſelben gewarnt, vergaßen die Gelandeten feine der Borſichten anzuwenden, welche unter Südſeeinſulanern Glüd Ein ſchnell eingetretener günſtiger Wind zumal an ihrem Plate find.
mando des Capitán Croker verließ ſie am 1 Februar Port Jadſon . An
veranlaßte fohleunige Abreiſe, und brachte das Schiff bereits am 26 Febr.
Bord befanden fid der Miſſionär Cunningham und Peatona, ein Häupt ling, der auf der Samoagruppe geboren, eine gute Erziehung genoſſen, Sidney beſucht hatte und nun als Dolmetſcher die Erpedition begleitete.
nach Port Reſolution. dem ſchönen Hafen der zu den neuen Hebriden gehörenden Inſel Tanna. Die Brigg der Miſſionsgeſellſchaft Camden
und daher die Intereſſen des Handelt und der Schifffahrt Beaufrichtigung
bedürfen , pflegt die Regierung von Neuſüdwales alljährlich ein Kriege: .
fahrzeug auf einen Kreuzzug auszuſenden , der beſonders den weſtlichen Archipeln gilt , indem die öſtlichen durch Sdiffe der jüdamerikaniſchen Station beſucht werden.
Im Jahre 1840 erhielt die Kriegebrigo
„Favorite“ jene Beſtimmung , und zugleich den Auftrag, sie Reſte von Williams aufzuſuchen und wo möglich zurüdzubringen.
Am 12 Februar erblicte man die Injel Neu - Caledonien unter 21° 54' S. B. und 164° 39' D. L. Die erſte Anſicht war nicht einladend, denn
die Küſten ragten ſchroff und ohne irgend eine Pflanzendede empor ; kaum zeigten auf den Gipfeln der Felſenberge ſich Spuren einer ſpar famen Buſchwaldung. Die Bay San Vincent entſchädigt hingegen für dieſen unangenehmen Eindrud. Sie wird durch eine der Küſte parallele Kette von hohen Inſeln gebildet , landeinwärts durch ſehr maleriſche Hägelreihen geſchloſſen , auf welchen ſchöne Baumgruppen mit üppigen Triften niedriger Pflanzen abwechſelit, und iſt in ihrein ganzen Umfange
bis jeßt noch nicht erforſcht.
Bermag Port Jadſon die Schiffe aller
feefahrenden Völfer der Erde in ſich aufjunehmen , ſo würde Officiere der Favorite ſich ausdrüdten
wie sie
-
-
hatte im November 1839 auf Tanna einige bereits civilifirte Eingeborne der Inſel Samoa als Lehrer zurücgelafſen , für deren Leben man nicht
wenig fürchtete.
Zur Freude aller an Bord der Favorite Befindlichen
erſchienen ſie endlich, von einem sichten Schwarme Eingeborner
207.
Sie waren im Allgemeinen gut behandelt worden , hatten diefelbe Ver pflegung erhalten , welche die Häuptlinge von den übrigen Inſulanern verlangen, allein man hatte ihnen ihr kleines Eigenthum allmählich faſt ganz entwendet. Daß die Eingebornen von Tanna Menſchenfreſſer ſeyen , wie ſchon ältere Berichterſtatter behauptet, beſtätigten fie durch manche Sơilderung der gräulichen Feſte, von welchen ſie gezwungene Augen zeugen geweſen waren. Kriegøgefangene, werden ſtets erſchlagen und verzehrt.
Der Hauptzwed des Anferns an dieſer Inſel war geweſen
jene Bay von Neu-Caledonien
Dolmetſcher zu erlangen ; drei Eingeborne und einer der Lehrer von
den Fahrzeugen zweier Welten genügenden Raum bieten. Eingeborne kamen nur langſam und zögernd an Bord ; ſie häuften ſich jedoch, ſobald die Vahn gebrochen und das erſte Mißtrauen überwunden war. Stücke
Samoa ſaifften ſich freiwillig ein. Die Sprache von Tanna ift nadi
son charlachrothem Tuch vermoditen allein ihre Aufmerkſamkeit zu feſſeln, doch war im Austauſch wenig von ihnen zu erlangen. Sie ſtehen in
allen Beziehungen auf einer ſehr niedern Stufe, und entbehren gar mande der Erfindungen , durch welche andere Südſeeinfulauer ihr Leben angenehmer und müheloſer madeni . Man beſuchte eines ihrer Dörfer, allein man fand nichts als einzelne Hütten, die, nuordentlich aufgeſdich teten Heuſchobern ſehr ähnlich, am ſchlammigen Ilfer einer flachen.Bucht
Cunningham8 Urtheil reine Papu - Sprade; ſehr wenige Worte ender mit Vocalen , vielmehr ſchließen die meißen mit doppelten und ſogar dreifachen Conſonanten, werdeu ſehr furz audgeſprochen und fließen mit ihren Endungen ro ineinander , daß dem Europäer das Verſtehen erſt nach langer Gewöhuung einigermaßen möglich wird. (Schluß folgt.)
Mi s cellen. Wein aus Neuſůdwales.
Im Jahre 1837 jog cine Familie
zerſtreut lagen. Von Bodencultur ergab ſid, nirgends eine Spur, denn was man erſt für vielverſprechende Saaten gehalten , war ein zwei Fuß hohes , ſaftreides , weiches Gras , welches, alle andern Pflanzen ver drängend, die ebenen Flächen der Thäler und ſelbſt der Bergſeiten dedte.
aus dem Rheingau nach Sydney , um dort Reben aus dem Nheingau anzupflanzen. Nach den neueſten Nachrichten iſt dieſe Unternehmung über alles Erwarten gelungen, und die deutſchen Coloniſten haben ſchon
Neu - Caledonien würde fidy ſehr für eine nur Viehzucht treibende Colonie eignen , und wer mag ſagen , ob nicht in einein Menſchenalter die
England erhalten hat , find zwar allerdings von den Rheinweinen ſehr verſchieden , dennoch aber in jeder Beziehung vortrefflich , und man eta
Weißen hier eben so einziehen werden , wie auf dem ungleich fältern und weniger frudytbaren Neuſeeland ? Alle ebenen Orte ſind mit einem ſchwarzen Erdreid verſehen , welches aus aufgelösten und zerfallenen Talffelſen und den Neſten von einem ungenußt vergehenden Pflanzen wuch& beſteht, und dem Anbau des Mais, Weigelt, vielleicht ſelbſt einiger
kennt ihren Urſprung ohne Mühe.
tropiſchen Gewächſe ſehr günſtig ſeyn würde. In den meiſten Thäleru
über 3500 Gallonen geerntet.
Dieſe Weine, wovon man Proben in
(Engl. BI.)
Der Dampfridter. Dieß iſt der Spişname , den die ameris Finiſden Advocaten dem Richter Grindley gegeben haben , der der Ges
richtshof in dem Proces Mac Leos8 präftdirte. Dieſer berühmte Proces dauerte bekanntlid at Tage , und die Verhöre ſollen im Durchſchnitt jeden Tag 16 Stunden gedauert haben. Während die Geſchwornen fich
finden fid Wälder , und ſelbſt an den ſøroffen Bergſeiten kommen ſtellenweiſe Bäuine von recht anſehnlichen Größen vor. Entlang der ganzen ſüdweſtlichen Küſte verläuft ein folten unterbrochenes Riff; es
zur Berathung zurüdfzogen und ehe ſie noch den Saal verlaſſen hatten,
folgt überall den Umriſſen der erjiern , jedoch in folder Erıtfernung, daß ein vor Wellenſchlag faſt ganz geſchütter , vier engliſche Meilen breiter, ſchiffbarce Canal bleibt. An die Küſtenberge reihen ſich andere Ketten , die im Innern die Höhe von 4 bis 6000 Fuß erreichen mögen
Dampf- Hadt für den Herzog von Orleans. Die be fannte Maſchinenfabrik zu Indret hat vor kurzen Befehle erhalten, eine prächtige Dampf - Yacht von 120 Pferdekraft auszurüſteu . Die Yacht ſoll für das Frühjahr fertig ſeyn , und die Maſchinen nach dem neuer
11110 bis an die Spißen mit Oras bedcdt erſcheinen .
Syſtem wie die auf dem Rapide , das eine ſo weſentlice Erſparung von Raum und Brennmaterial gewährt , eingerichtet werden. ( Fr. Bl .)
Die Eingebornen drängten ſich zwar an die landenden und gingen
ließ Grindley eine andere Partei aufrufen. (Engl. VI.)
München , in der literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der I. O. Cotta'ſchen Buchhandlung. Berantwortlicher Nedacteur Dr. Ed. Widenmann .
Nr.. 350.
Das
Ausland.
Ein
Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlich en Lebens der Völke r. 16 December 1841 .
Die Kunſt in Schweden.
war Hiſtorienmaler und Porträtiſt ; Hillerſtröm zeichnete ſich im komiſchen Genre aus.
(Nord. Biene. Nr. 246.)
Die erſten Spuren der Kunſt trifft man in Schweden mit
A18 Architekt und vorzüglicher
Decorateur zeigte ſich Deprès.
Unter Guſtav des Dritten
Regierung trat der große Bildhauer Sergel auf , ſeine vor
dem Auftreten des Chriſtenthums; die Mönche brachten Heili:
züglichſten Erzeugniſſe fallen aber in eine ſpätere Periode.
genbilder dahin, und bald baute man Kirchen . Die Stathedrale in Lund iſt der erſte gothiſche Bau in Sweden . Guſtav
Alle Freunde der Kunſt bewundern ſie mit vollem Recht; ſeine
Wafa, mit der Reformation beſchäftigt , hatte kaum Zeit, ſich mit den ſchönen Künſten zu befaſſen , obwohl er ihren Werth
Gruppe Amor und Pſyche zeigt ſtaunenswerth ſchöne Formen , Leben und Ausdrud. Sein trunkener Faun und ſeine Venus
erregen in anatomiſcher Hinſicht Bewunderung. Von Sergel
fannte ; Karl der Neunte beförderte die Architektur, aber erſt
iſt auch das Modell zur Brongeſtatue Guſtav des Dritten am
mit dem Ende des dreißigjährigen Krieges fingen die Schweden wirklich an, Liebe zu den ſchönen Künſten zu zeigen ; ſeit jener Zeit begannen Gemäldeſammlungen , und Königin Chriſtine verwandte auf die ihrige ungeheure Summen. Unter Starl X
Eingang des Stod holmer Hafens.
Jeßt wenden wir uns an diejenigen Künſtler , welche im
19ten Jahrhundert glänzen.
Unter den bereits geſtorbenen
beſchäftigte, und ein Wert „ das alte und ierige Schweden“ herausgab, in welchem ſich Abbildungen aller merkwürdigen Gebäude und Anſichten Schwedens finden. Karl der Neunte
zeichneten ſich aus Profeſſor De Breda , Porträtiſt, und La uz racus , gleichfalls Porträtiſt und charaktervoller Genremaler . Die beſten Gemälde des lertern ſind Nachtſtüce, und durch Mond oder Feuer beleuchtet. Unter den noch lebenden Künſt lern nennen wir folgende: Profeſſor Fahleranz , Landſchafts
wußte die ſchönen Künſte zu beleben, und unter ſeiner Riegie:
maler ; ſeine Darſtellungen von Blättern, Bäumen und Waſſer
rung machten Malerei und Architettur bedeutende Fortſchritte. Zu ſeiner Zeit lebte der berühmte Architett Graf Nicodemus
ſind vortrefflich , und fein Pinſel iſt bemerfenswerth durch Wärme. Der Hiſtorienmaler Sandberg zeichnet ſich ſowohl durch Zartheit und Regelmäßigkeit der Zeichnung , als durch die gründliche Art und Weiſe aus, mit der er hiſtoriſche Ges
lebte Erik Dahlberg , der ſich mit Architektur und Graviren
von Teſſin , der ſein Andenken durch ſchöne Gebäude , das Schloß von Stocholm und Drottningholm , verewigte. Auf der andern Seite zeichnete ſich Ehrenſtrahl, ein Schüler von Pietro di Cortone, durch die Erzeugniſſe ſeines Pinſels aus , namentlich im allegoriſchen Genre. Im Verlauf der ewigen Kriege Karls des Zwölften konnten freilich die Künſte zu feiner großen -
Blüthe gelangen , mit dem Friedensſchluſſe von 1721 aber be: gann man wieder ſich damit zu beſchäftigen , und die Königin Louiſe Ulrike, die Schweſter des großen Friedrich , beförderte ſie. Damals zeichnete ſich Pilo in der Malerei aus.
Mit Guſtav dem Dritten begann eine neue Epoche für die
Künſtler, und er zeigte ihnen ſeine Gunſt durch die Erweite: rung der von Guſtav Teffin im Jahre 1725 geſtifteten Afade: mie der Malerei und Architektur.
Unter den Künſtlern jener
genſtände darſtellt. Sein Gemälde , das die Statue Guſtav Waſa’s unter den Dalekarliern darſtellt , die ihn mit Staunen 1
betrachten, iſt eines feiner beſten. Unter den Porträtiſten find
jeßt namentlich Weſtin und Södermart bekannt. Weſtin zeichnet ſich auch in ſeinen hiſtoriſchen und allegoriſchen Gemäl den aus ; ſeine Zeichnung iſt ſtets regelmäßig und zierlich, ſein
Colorit vorzüglich.
Södermark iſt ſehr glüdlich in Delporträ
ten, und beſonders auch in der Darſtellung der acceſſoriſchen Gegenſtände. E & mann iſt bekannt als Charaktermaler. Fräulein Rohl ſehr glüdlich in Porträten mit ſchwarzer Streide. In Skizzen iſt jeßt Wahlbom der bekannteſte.
Was die Sculptur betrifft, ſo zeichnen ſich darin die Schwe
Zeit nennen wir Martin für Landſchaften, namentlich ausges
den mehr als in der Malerei aus.
zeichnet in der Abbildung der Bäume und Blätter ; in Sees
Sergel geſprochen , und fommen jeßt zu dem ausgezeichneten
ſtüden gleicht er Canaletti ungemein.
Talente Byſtröms; unter ſeinen Erzeugniſſen iſt namentlich 350
Ulrich Wertmüller
Wir haben bereits von
1398
bemerkenswerth ein Herkules, den Juno faugt.
In weiblichen
Figuren iſt Byſtróm noch glüdlicher als in männlichen . Fogels berg iſt gleichfalls ein vortrefflicher Bildhauer. Seine aus der Mythologie entlehnten Gypsſtatuen , f. B. Thor und Freya
dere Hande hätte bringen , und ſomit die Stellung der Fran: goren in Algier hätte gefährden können. Algier fann nicht mehr aufgegeben werden , und iſt das Unterpfand fünftiger
Herrſchaft der Franzoſen in der Weſthälfte des Mittelmeeres. Die Angelegenheiten der Colonie Algier ſind auf eine für
find ſeines ſchönen Talentes würdig ; fein Odin aus Marmor iſt bewundernswerth. Profeſſor Githe zeichnet ſich beſonders
Frankreich ſehr erfreuliche Weiſe fortgeſchritten : für dieſe Co
durch die Aehnlichkeit ſeiner Büſten aus .
louie gibt es keine Sicherheit, als bis die dort ſtehende Armee
Werfen wir einen Blick auf den Zuſtand der ſchönen Künſte in Schweden überhaupt, ſo muß man geſtehen , daß die
ſich eine geraume Beit auch ohne Zufuhr aus Frankreich halten kann. Dahin zu gelangen , iſt das jeßige Streben der Niegie:
Malerei nicht die Stufe von Vollkommenheit erreicht hat, auf
rung, und ſie iſt bis jeßt in demſelben glüdlich geweſen . Abd,
der ſie in andern Ländern ſteht. Eine eigentliche ſchwediſche
el-Kader, durch die Fehler der Franzoſen groß gezogen , iſt jeßt
Schule gibt es nicht, obgleich die Landſchaftsgemälde von Fayl: cranz und die hiſtoriſchen Bilder von Sandberg und Weſtin
vielleicht von ſeinem Sturze nicht fern ; die Provinz Conſtan tine iſt ruhig, in der Provinz Titerimacht man von Algier aus Züge zur Verproviantirung Medeahs und Miliana's, ohne
jedem Lande zur Ehre gereichen würden . Die ſchwediſchen Bildhauer, die wir genannt haben, ſtehen den beſten neuern Künſtlern dieſer Art wenig nach. Die Graveurkunſt hat in
auf weſentliche Hinderniſſe zu ſtoßen ; bald vielleicht werden
dieſe Plätze ſich ſelbſt erhalten können, denn die fleißigen Sol
Schweden wenig Fortſchritte gemacht ; doch darf das ſchöne pas
daten haben den Boden umher angebaut , ohne daß der Feind
lentHrn. Forſſells nicht ungenannt bleiben. Die Architektur iſt in vollſtändigem Verfall : die ſehr beſchränkten Geldmittel geſtatten nicht, große Bauten zu unternehmen, und die Talente baben keine Gelegenheit , ſich zu entwideln .
dieß zu hindern im Stande geweſen wäre. Abdel- Stader ſcheint dieſe Provinz, welche ihm nur durch die Freigebigkeit der Frans
3 .
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zoſen im Vertrag von der Tafna überlaſſen wurde, ſo ziemlich aufgegeben zu haben , ſeit man ihn vom untern Scheliff ber
im Siße ſeiner Macht, in Tekedemt und Mascara, angegrif: fen. Die Haltung der Franzoſen gegen Abdel-Kader vor dem Jahre 1839, der Sieg an der Macta und ähnliche Vortheile, die derſelbe vor dem Frieden an der Tafna errungeni, gaben
F r a n k r e i ch. ( Fortſegung.)
Merkwürdig iſt die Stimmung im Innern hinſichtlich der äußern Verhältniſſe ; noch am Ende des vorigen Jahres ließ alles auch einen Landfrieg erwarten , jeßt iſt dieſe Furcht fürs
ihin ein ſolches Uebergewicht über die Gemüther der Nation, die Juſtiz , welche er durch ſeine M a chren ſtämme gegen die übrigen Araber üben ließ , war ſo prompt, daß auch nach der ſiegreichen Heerzügen der Franzoſen gegen Medeah und Miliana
im Jahre 1840 doch nicht Ein Stamm von ihm abfiel. Erſt als Medeah und Miliana trok aller Anſtrengungen des Emírs
werden ; aber Frankreich ſcheint ießt nicht geneigt , eine Ent: ſcheidung hierüber herauszufordern , es fühlt vollkommen , mit Beſchämung und mit Ingrimm, daß ihm England eine bittere Demüthigung zugefügt , und daß es dieſe einſtecen mußte.
in den Händen der Franzoſen blieben , und in dieſem Jahre den Zug gegen Tefedemt und nach Mascara, in das eigentliche Heimathlaud des Emirs , glücklich ausgeführt war , erſt dann erfolgte im Sommer bei einem der Stämme an der Mündung des Scheliff, den Medſchehers, welche, abgeſehen von den Erpreſſuus gen des Emirs, auch durch das Verbot der Ausführung ihrer Erzeugniſſe auf die franzöſiſchen Märkte erbittert waren , ein
Frankreich fann ſich keiner großen Seeſiege rühmen , darum ar:
theilweiſer Abfall. Es war der erſte Stein im Gebäude Abdel:
beitet es emſig und ohne allen Lärmen an der Verbeſſerung ſeiner Marine ; wie vor 60 , wie vor 170 Jahren, wendet ſich ſeine Aufmerkſamfett wieder nach der See : große Striegsdampf: boote gehen aus ſeinen Werften hervor , und zur Herſtellung des etatmäßigen Materials ſind in dieſem Jahre bedeutende Summen ausgeſeßt worden ; Frankreich hat in der ägyptiſchen Angelegenheit einen Schritt rückwärts gethan , ſcheint aber ent fchloſſen, feinen zweiten zu thun : Tahir Paſcha rollte nach Be zwingung Candia's einen Verſuch machen , Tunis in die alte
Kaders, welcher wich, und wohl fühlte dieſer, daß der Ueberreſt nachſtürzen müſſe. Er erſchien ſelbſt auf dem Schauplaß, um
erſte völlig verſchwunden. An ſeinen Oſtgrängen ſind Franfreichs Verhältniſſe flar bezeichnet ; die jeßige Gränzlinie iſt bei einem
Kriege unhaltbar , und muß vorwärts oder rückwärts gerüdt
den Abfall zu hindern, aber umſonſt ; er mußte Zeuge desſel: ben ſeyn, ohne ihn hindern zu fönnen. Die Folgen zeigten ſich alsbald im Herbſtfeldzug. Um dieſen zu verſtehen, inuß man ſich der Einrichtung des Machſen
erinnern, die aus der Türkenzeit herſtammt. Einige enger mit den türkiſchen Befehlshabern verbundenen Stämme zablten ihren Tribut durch Kriegsdienſte, die namentlich in Eintreibung
Botmäßigkeit zurüdzuführen, wie dieß mit Tripolis zum Theil gelungen , aber Frankreichs entſchiedene Haltung nicht bloß ge gen die Pforte , ſondern auch gegen das hinter der Pforte ſte
der Steuern beſtanden , welche meiſt mit gewaffneter Hand von den Stämmen erhoben werden mußten. Dieß Syſtem , ein zelne Stämme im Gegenſaß gegen die andern zu privilegiren,
hende England , welches einen Augenblic ſelbſt Streit an dem
befolgte auch Abdel-Kader, und der Hauptſtamm ſeines Madſen
Bey von Tunis geſucht zu haben ſcheint, um einen Vorwand
war natürlich derjenige, aus welchem er ſelbſt ſtammte , der
zu haben , beugte allen Maaßnahmen vor, welche Tunis in an:
Stamm der Haſchein , der in der Umgegend von Mascara ju
1399 Am 5 Oct. brachen Bugeaud und Lamoriciere nach
el-Kaders mehr vorhanden, um dieſen , aus guten Gründen von
Mascara auf, um es mit Lebensmitteln zu verſehen , und am
ihm verbotenen Handel zu hindern , ſo wird ſich bald ein
17 309 erſterer nach Abdel-Kaders lekter , noch nicht einge nommener Veſte, Saida, vier Tagmärſdie ſüdöſtlich von Mas: cara ; der Ort war geräuint und die von chriſtlichen Ueberläufern
vortheilhafter Verkehr entſpinnen, den namentlich die Franzo:
Hauſe iſt.
auf den Ruinen einer alten römiſchen Niederlaſſung angelegten Mauern wurden zerſtört. Saida liegt im Lande Jakubia, *) deſſen Bewohner ſich Abdel-Kadern nur angeſchloſſen haben Tollen , um den andern nicht das verderbliche Beiſpiel der Gleichgültigkeit im Kampfe gegen die Chriſten zu geben . Bis
hieher rollen ſelbſt die Türken nie gedrungen ſeyn. Die Zer ſtörung Saida’s wirkte wie ein Zauberſchlag auf die Umgegend, es war die Zwingveſte für die benachbarten Stämnie geweſen :
alle nicht zum Machſen Avdels Kaders gehörigen Stämme ver: hielten ſich jett ruhig, und einige ſchloſſen ſich ſogleich an , um mit den Franzoſen Niagsins gegen iire ehemaligen Dränger, die
Haſchems, 311 machen, jedoch unter der ausdrücklichen Bedin: gnng, daß Mascara mit gehöriger Beſaßung verſehen würde,
ren benüßen werden , um ihre Cavallerie, nicht bloß für Afrika, ſondern auch für Frankreich , nach und nach zu remontiren. Dieß Reſultat wäre ohne die geheime Unterſtüßung, welche die Engländer Abdel-Kadern angedeihen ließen , wohl ſchon etwas früher erreicht worden , zum mindeſten würde ein neuer Feld , zug im Frühjahre 1842 überflüſſig reyn ; aber die Franzoſen baben hart an der maroccaniſchen Gränze engliſche Kriegsſchiffe
ſtationiren ſehen, die mit dem Lande durch Signale correſpon : dirten , und durch einige in der Nähe herumſchwärmende mau: riſche Boote vermuthlich Waffen ans Land reßten . Der Vorfall
iſt nicht ohne einige Bedeutung: früher fandten die Engländer ihre Waffen großentheils über Tanger, der Kaiſer von Marocco aber, welcher aus leicht begreiflichen Gründen dem ehrgeizigen jungen Emir nicht hold iſt, ſcheint dieſen Handel möglichſt ver hindert zu haben. So ſind die Franzoſen mit ihren afrikani
um die Stämme vor der Nache des Emirs zu ſchüßen . Das Hat man jeßt, belelirt durch die Erfahrung des Jahres 1835, ernſtlich im Sinne, und Mascara hat eine Beſakung von 6000
ichen Beſitzungen in der günſtigen Lage, daß die Nachbarſtaaten
Mann unter dem fähigſten Gouverneur, den man dort laſſen
Jahre Frieden, ſo wird ſeine Macht in Nordafrika ſo feſt ein: gebürgert fern , daß die Engländer es nicht mehr ſo leicht fins den dürften , die dortige Armee init Hülfe der Araberſtämme
kounte , unter General Lamoriciere.
Es iſt eigen , wie die
Europäer init aller ihrer Klugheit orientaliſche Völfer oft ſo unflug behandeln . Englands neueſte Geſchichte in ſeinen Ver: hältniſſen zu Afghaniſtan und Velutſchiſtan liefert Beiſpiele arger Verſtöße in nicht geringerem Grade , als die Franzoſen
in Algier. Im J. 1835 waren mehrere Stämme bereit ſich den Franzoſen anzuſdyließen , als Mascara genommen war, Abdel-Stader gab ſeine Sache (cheinbar verloren , erklärte , es Tey des Himmels Schluß, daß die Sache des Islam unter:
liegen rolle , er gebe die Herrſchaft auf und ziehe ſich nach Mecca zurücf ; aber die Franzoſen, welche anfangs die Stadt mit etwa 2000 Mann beſeßen wollten, zogen wieder ab, und 15 Stämme, die ſdyon ihren Tribut den Franzoſen hatten dar: bringen wollen, ſchloſſen ſich alsbald Abdel- Stadern wieder an , und feine Herrſchaft ſtand feſter als je. Die Erfabrung hat
jeßt die Franzoſen gewißigt : die 6000 Mann, welche in Mas . cara ſtehen bleiben ſollen , werden die Haſchems und die regel: mäßigen Truppen Abdel- Staders verfolgen, wo ſie ſid) zeigen, und aus den ehemals nur gezwungen den Fahnen des Emirs folgenden Stämme einen neuen Machſen in franzöſiſchem Ju tereſſe bilden. Dabei wird Hadſchi Muſtapha , der türkiſche
General in franzöſiſchem Dienſt, ſeine guten Dienſte leiſten. Im Frühjahr ſoll eine Straße von Oran nach Mascara an gelegt, und zugleich eine Seitenverzweigung nach Tlemſan un
ternommen werden, deſſen definitive Beſeßung wahrſcheinlich auf dieſelbe Zeit verſchoben iſt. Dann werden die Araber aber: mals, wie in früherer Zeit, die Märkte beſuchen, ihre Producte gegen franzöſiſches Geld eintauchen, und da Fein Machien Abd. *) Oder Agubia ; man
wird
2018
der
wechſelnden
franzöſiſchen
Schreibart nicht flug; ſchreiben ſie doch den Namen Milud beu Araſch, deſſen Inhaber in Frankreich 6.18 Geſandter war, noch manchmal Mulouc ben Marach.
Tunis und Marocco um ihres eigenen Intereſſes willen ſich ihnen günſtig bezeigen müſſen. Behält Frankreich noch einige
in den Seeſtädten einzuſperren und auszuhungern . Mit wel chem eiferſüchtigen Auge England Franfreichs dortige Bewe: gungen beobachtet, kann man aus ſeinem Verhalten in Be : treff des Strankendepots bei Mahon abnehmen . Auch hier hat England, wie an ſo manchen Orten , mit längerem Zögern nur 311 erwarten , daß ſein Gegner ſich in ſeinen Stellungen befeſtige.
( Fortießung folgt. )
Buſtand der Geſellſchaft in Teras. Die neueſten Blätter aus Amerifa (1. Timeo vom 2 Dec.) bringen eine Sdilterung , die in der That intereſſant iſt. Im öſtlichen Tera& ſind zwei Parteien , die Regulators und Moderators, die vollfommen Krieg miteinander führen, ſo daß die Regierung fic genöthigt fah, 200 Mann Miligen aufzuſenden, um fricten zu ſtiften. Ohne Blutvergießen wird es dabei nicht abgehen. Die Entſtehung dieſer Parteien iſt folgende : die Regulators traten zuſammen, um ihr Gebiet von einer Bande Vaga bunden und Spieler zu befreien, die durch ihr gefeßloſes Benehmen ihre Nadbarn vieljad beeinträchtigten .
Au8 Streitſucht bildete fich eine
Geſellſda't der Moderators , welche fidy allen Schritten der Regulators widerſebter und mit denen die Vagabunden und Spieler ſich vereinigten . Beide Parteien ſind ſehr zahlreich und umfaſſen einen großen Theil der Einwohner. Sie haben regelmäßig erwählte Capitäne und Befehlshaber und ihre Disciplin beruht auf einem willfürlichen militäriſchen Coder. Wenn die Parteien ſich treffen , ſo erfolgt ein Gefecht, und die Sieger führen ihre Gefangenen im Triumph davon . Fürs erſte rollen die Moderators auch über die Miliz die Oberhand behalten haben .
1400
Chronik der Heiſen. Reiſe der Kriegsbrigo Favorite zur Aufſuchung der Meſte der Miffionäre Williams und Harris. (Schluß.) Schon am 27 Februar anferte die Favorite in der Nupati - Bay ( Dillong - Bay der ältern Seefahrer) der Inſel Eruinango, dem Schau
plaße von der Ermordung des unglüdlichen Williams.
Ein Boot mit
20 Mann , unter welchen Capitän Grofer , fein zweiter Lieutenant,
Cunningham und zwei Dolmetſcher fich befanden , wurde ausgeſeßt und nahm die Richtung nach dem Laure , allein noch war es ziemlich weit
gehört hatten, über deſſen Ankunft und Shidfale und der kurz vor William & auf unbekannte Art Anthropophagen gefallen war. Erfreut, ſo viel Neſten jener tiefbetrauerten Männer erhalten zu
alle Nasricht fehlte, in die Hände dieſer als möglich von den haben , um ſie den
Anverwandten zum Begräbniß iberbringen 311 fönnen , ichifften fich
Capitän Erofer mit ſeinen Begleitern wieder ein.
Ein ſtarfer Sturm
verhinderte die Favorite ſogleich abzuſegeln, und daher ging man am nächſten Tage nochmals an das Land, um einen legten Verſuch zu machen, die fehlenden Neſte zu erhalten . Es wies ſich aus, daß die Erumanger die Wahrheit geſagt , und alle übrigen Gebeine verarbeitet oder zerſtört worden waren .
entfernt , als ſchon die Muſcheltrempeten an mehrern Orten zugleich ,
Man ging endlich unter Segel, erreichte bei ſehr ſtürmiſchem Wetter das Kriegszeichen gaben , und zahlreide Eingovorne zwiſchen den Felſen am 28 Februar die Inſel Tauna, und würde an der Südſeite vor Anfer
des Landungsplates halb jidtbar wurden . Dat Boot nahte fidy langſain , denn vor allem winſchte man Blutvergießen zu vermeiden. Den Dola inetſchern gelang es , den fliebenden Inſulanern ſo viel Vertrauen ein zuflößen, daß mindeſtens Iluterhandlung möglidh wurde. Man bot ihnen
lockende Preiſe für die Gebeine der Erſchlagenen , allein geraume Zeit umſonſt, indein ſie vorgaben, die Körperhälften an zwei weit entlegenen Drten zu verſchiedenen Zeiten aufgezehrt zu haben, und hinzuſeften, daß e8 ihre Gewohnheit nicht ſey, andere als die großen Möhrenfilochen aufa zubewahren , indem man nur aus diejen fleine Werfzeuge und Angel hafen verfertigen könne. Endlid, brachten reichliche Geſchenke einige der in großer Menge verſammelten Eingebornen dabil , auf Aufſudung der Gebeine auszuziehen. Sie kamen nach mehrern Stunden mit Knochen
gegangen ſeyn , um die Dolmetſcher zu landen , hätten dieſe nicht drin gende Gegenvorſtellungen gemacht, und ihre Ueberzeugung ausgeſprochen, daß fie als Bewohner eines andern Küſtenſtriches an dieſem Orte ſider
erſchlagen und aufgefreſſen werden würden . Man regelte daher nach Port Reſolution und ſepte zur großen Freude der Bevölkerung die Dolmetſcher Das Wetter blieb po ungemein ſtürmiſch,
wohlbehalten an das Land.
daß man weder in der Fidſhigruppe noch in Tongatabi wagen durfte, ſich den idywerzugänglichen Häfen zu nähern, und daher nach der Samoa
gruppe ſteuerte. Am 23 März wurde Upolulu entdect, und am 24 lief
die Favorite dort ein, um ſowohl die erſte Nachricht von der Ermordung Williams' als auch ſeine Gebeine zu überbringen.
Der Eindrud , den
dieſe Kunde auf den Bruder , beſonders aber auf die Wittwe 068 ebent
zurüd , welche von den Samoa - und Tauna - 31ſulaneru ſogleich für Neſte weißer Männer mit einer Entſchiedenheit erfíärt wurden , die Niemand in Verwunderung feßen fann, der den außerordentlichen Scharf fin und die Sicherheit zu beobachten Gelegenheit gchabt hat, mit welchen die Eingebornen von Neujüswales über denſelbou oder noch ſchwierigere .
Gegenſtände aburtheilen. Die Schädel zu erlangen ſchien nicht möglid, denn die Eingebornen behaupteten, fie nad einer entfernten Bay geſchafft und dort verloren zu haben. Inzwiſchen war ein ziemlich lebhafter
ſo edeln ale unglüdlichen Miſfionärs hervorbrachte, läßt ſich leicht denken . Vermochte unter ſolchen Umſtänden irgend etwas den gerechten , aber großen Schmerz der Verwaisten zu mindern, ſu mußte ſicherlid, die all geineine und herzliche Theilnahme der ganzen Mannſchaft der Favorite eine ſolche Wirkung haben. Die Beftattung der geretteten Neſte geſchah mit ernſter und erhebender Feierlichkeit. Mehr als tauſend Inſulaner der Samoagruppe umgaben im weiten Kreiſe das Grab, und beweinten das Schidjal eines Mannes , den ſie wie einen Vater geliebt , und dem ſie ihre beſſere Einſicht und die feften Grundlagen einer Civiliſation ver tanfen, die hoffentlich der Wildheit niemals wieder weichen wird . Ein .
Tauſchhandel entſtanden , der jedoch von Seite der Weißen mit um ſo
größerer Vorſicht geführt wurde, ale Cunningham inter den Geſchäf= tigſten und Zudringlichſten der Eingebornen cinen Mann erkannt hatte, der bei der Ermordung Scs unglücklichen Williams beſonders thätig geweſen war. Die Injulaner fucyten sie Weißeur ſicher zii machen , indem die vordern ihre Waffen niederlegten uder zum Verkauf brachyten , und
einfacher in Sydney gearbeiteter Denfſtein bezeichnet das gemeinſame Grab der beiden Miſſionäre, die man dereinſt als Apoftel ehren wird, wenn die jeßt faum gefannten Inſeln des weſtlichſten Polyneſiens in blühende Colonien ſich verwandelt haben werden .
ſowohl dieſes Verfahren als die drüdende Hiße des ſandigen und unbe ſchatteten Ilfers veranlaſiten Capitän Crofer , den Befehl zur Abfahrt des Bootes zu geben. Alsbald zeigte ſich der wahre Charakter der In ſulauer , denn eine große Zahl eilte an den Strand Ginah , bewaffnete
Miscelle n. Der I beaterdichter Thcaulon , der vor kurzem in einem Alter von 54 Jahren ſtarb , war zu Aignes -Morted in Jahre 1787
ſich mit Steinen , und drohte , mit Gewalt sen Abgang tes Fahrzeugs su verhindern. Der alte Maurita, ein von Tanna mitgenommener Dols metſcher, war jedod ſcuell auf ſeinem Posten , hielt eine lange Anrede
geboren ; ſeine Familie hatte ihn zum Rechtsgelehrteu "beftimmt, aber
an die Wilden , und machte dieſe beſonders auf die zahlreiche Benuan nung des Vootes und die anſehnliche Zahl geladener Musketen aufinerf ſam. Tas lcgtere Argument verfehlte feine Wirfung nicht, denn die 3 : 1ulaner ſtanden vom Angriff ab , der ihnen nothwendig ſehr verderblich geruorden wäre. Im Augenblid der Abfahrt eridiruen in der Ferne die auegeſendeten Boten , und zwar mit drei Schädeln ſtatt der verlangten zwei . Man wartete auf ſie und nahm die Sdätel in Empfang , die man zwar nidt vermochte von einander zu unterſcheiden , die aber der Verſicherung nach den zwei Miffionären und einem andern Weißen an:
alle Theater von Paris gefertigt. (Voleur vom 20 November.)
ſein Beruf für das Drama erhielt das Uebergewicht. Er hat allein oder in Verbindung mit andern über 250 verſchiedene Theaterſtücke für faſi Der Kaiſer Napoleon und die Fifde. Die Fiſcher an den Küſten der Normandie und Bretagne behaupteten , ſeit dem Sturz
des Kaiſer& feyen die Fiſche in minder großer Menge an den franzöſiſchen Küſten erſchienen. Der wunderbar glüdliche Fang , der gegenwärtig zu Treport und in der Nachbarſchaft ſtattfindet , hat dieſe abergläubiſche Idee nicht zerſtört , ſondern die zweite erzeugt , daß die Fiſche mit der Leiche des Kaiſers wieder zurüdgekommen ſeyen. (ibid.)
Di ünen , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anfalt der 3. G. Gotta'jden Buchhandlung. Verantwortlister Redacteur Dr. Ed. Widenmann.
Nr. 351.
Das
A usla n nd. Ein
Tagblatt für
Kunde des geiftigen und fittlich en Lebens der Völker. 17 December 1841 .
Der Mirza.
Mirza ſtatt, wo die Erzählungen , deren Inhalt obige Bände
(Von James Morier. 3 Bbe. Nach dem Athenium, 27 Nov.) Der Verfaſſer von Hadſchi Vaba und Apelha iſt abermals
ſind, von legterem erzählt und ihre literariſchen und moralis Ichen Beziehungen beſprochen wurden. Dies iſt allerdings eine
aufgetreten , um die europäiſche Leſewelt mit den Sitten des
ſehr geſchidte Einrichtung, um Dichtung mit nüßlichen Bemer:
perſiſchen Lebens belannt zu machen . Das oben genannte Wert beſteht in einer Reihe abgeſonderter, von einander unab:
fungen zu verknüpfen . Die Erzählungen, woher ſie auch ents nommen ſeyn mögen, und welcher Theil davon auch der Er
hängiger Erzählungen, und der Faden , durch welchen ſie an einander gereiht, oder vielmehr die nahme , in welche ſie ein: gefaßt ſind, hat zwar nicht das Verdienſt der Neuheit, iſt aber
von „ Azbeag, dem Schuhmachertönig , " iſt eine der beſten oriens
ganz orientaliſc , und gibt noch überdieß dem Verfaſſer Gelegen : heit , ſelbſt als Zwiſdenredner einzutreten , und verſchiedene
findungsgabe Hrn. Moriers gebühren mag, ſind vortrefflich ; die taliſchen Erzählungen, belebt mit etwas europäiſchem Sumot , und angewandt, um eine Lehre daraus abzuziehen , allerdings
auf eine für den Orient faſt zu überlegte und regelmäßige Weiſe , doch ohne im mindeſten den orientaliſchen Charatter
Puntte der perfilden Klugheito . und Sittenlehre zu beſprechen , ohne aus ſeinem Plane herauszutreten . Dieß iſt eine ſehr geſchidte Einrichtung , hätte aber beſſer benüßt werden können. Der Mirza, welcher dem Werte den Titel gibt, iſt
lich aus der Beſchränkung feines Gegenſtandes und der ſtijgen :
ein Beamter, mit weldem der Berfaffer ſelbſt am Hofe des
baften Manier feiner Darſtellung überhaupt entſpringt, beſtebt
der Erzählung zu ſtören .
Ein großer Fehler an Hrn. Moriers Schriften , der frei
Schah befannt geweſen repn wil, und der die Stelle eines " darin, daß er karrikirt. Er malt ſeine Perſonen nach ihrex Hofdichters oder Melet-el-Scoara (Dichterfürſten ) bekleidete ; er erhielt diele Stelle in Anerkennung ſeines ausgezeichneten
Talents, dem König zu ſchmeideln , war übrigens ein Mann von geſundem Verſtande, der als Gegengift gegen feine aſias tiſche Erziehung diente ; er Begte Anfidten , deren Verbreitung in der perſiſchen Geſelllchaft don an und für ſich eine morali:
iche Revolution geweſen wäre. Dieſer Someidler von Pro: feffion , zu beffen Amt es nad orientaliſder Sitte gehörte, den Schab auf ſeinen Kriegs- und Jagdzügen zu begleiten, und ihm den Weg mit Erzählungen zu verfürzen, ridtete feine Er:
porſpringenden Zügen, und übertreibt dieſe, um Effect zu mas chen . Wenn er die Eigenthümlichkeiten des perfiſchen Charal: ters beſchreiben will, ſtellt er ihn dar, als beſtande er nur aus dieſen Eigenthümlichkeiten , und er opfert 'die philoſophiſche
Wahrheit ſeiner Gemälde dem Wunſche, daß ſie ins Auge fallend ſeyn möchten. Hr. Morier ſchildert ſelbſt den Ein : drud, den die Sitten des Landes auf ihn machten , in folgen : der Weiſe .
„ Während meines Aufenthaltes in dieſem Lande, der unter der Regierung Feth Ali Schans ſtatt fand, wurde ich mit vie:
zählungen, ſo weit er fonnte und wagte, natürlich ſehr vorſichtig ,
len Perſern von verſchiedenem Rang , vom König berab bis
To ein , daß fie einen moraliſden Saß ausführten , den er an:
zum Zeltaufſchlager und Maulthiertreiber belannt.
ders auf feine Weiſe ausſprechen konnte. Dieſer alten Sitte des Erzählend, ſo caratteriſtiſch für das orientaliſce Leben und die Macht eines Deſpoten, dantt die weſtliche Welt jene Reihe von Geſchichten , die, wie die Tauſend und Eine Nacht, ſo großes Intereſſe in Europa erwedten . Morier, der dieſe Sitte noch in voller Kraft fand, wünſchte ſebr, foldergeſtalt fabricirte Ge:
ging es mir wie vielen meiner Landsleute : ich war verblüfft
Anfang
durc ihre unaufhörliche Schmeichelet und ganz erſtarrt über
ihre unverſchämten Lügen, ſo ſehr mir auch ihr einidhmeicheln des Weſen gefiel; als ich aber mit dem Geiſt und dem Chas
rafter der Nation beſſer befannt wurde, lernte ich ihre Aus
druđe genauer beurtheilen und ihre Behauptungen richtiger
fchichten zu bören , und da der Mirza eben ſo begierig war,
ſchäßen , und ich fand , daß der Gfel, den ich anfangs gefühlt
einen Zuhörer zu haben, mit welchem er die Sache recapitu. liren fonnte, ſo fanden häufige Zuſammenfünfte im Hauſe des
mit nichts beſſer vergleichen fann , als init einer übermäßigex
hatte, großentheils aus ihren Redensarten entſprang, die ich 351
1402 Papiergeldcirculation , das anfangs von zweifelhaftem , und
greifenden Charafter, und wir erhalten ro ſo von ihm eine un:
endlich von gar keinem Werthe iſt. Was würde z. B. Hr. A. fagen , wenn er mit Hrn . B. ſpazieren ritte, deſſen Pferd lobte,
richtige Auffaſſung des perſiſchen Lebens. Beachtenswerth iſt die Bemerkung , womit Hr. Morier dieſes Wert ſchließt. Der Orient geht ſichtlich einer Umwand
und darauf alsbald zur Antwort erhielte : Sie erzeigen mir viel Ehre, es iſt ein Geſchent für Sie, es gehört Ihnen als bald, ich werde es Ihnen ſenden. Und wenn ganz erſtaunt hierüber Hr. A. es annehmen wollte, wie würde er noch mehr
erſtaunen, wenn Hr. V. ſich umwendete, und dieſelben Re: densarten an einen Dritten richtete , der gleichfalls ſein Pferd lobte. So iſt es in Perſien.
Dieſe Art von Gelpräch kommt
bet den gewöhnlichſten Gelegenheiten vor , und es würde für Ungezogenheit und Mangel an Lebensart gelten , wenn dieſe Sprache der Falſchheit, Schmeichelei und Uebertreibung nicht um ro reidlicher angewendet würde, je mehr ſie mit dem Cba : rafter des Volfs in Uebereinſtimmung iſt.“
Aber Hr. Morier nimmt dieſe Cardinalſünde der Perſer, and pfropft ſie dem ganzen Menſchen auf eine Art ein, die
wir für entſchieden falſch halten müſſen , ohne ein anderes Zeugniß dafür zu haben, als unſere eigene unwandelbare Er: tahrung über die menſchliche Natur. In allen feinen Erzählungen fpreden alle aufgeführten Perſonen dieſe maleriſde und
lung ſeiner Sitten entgegen , da europäiſcher Einfluß von allen Seiten zugleich einbringt , und die bisherigen Formen des orientaliſchen Lebens mehr und mehr untergräbt.
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( Fortſefung.)
Die pyrenäilde Halbinſel . Seit dem Jahre 1808 iſt Spanien in einem mehr oder
minder anarchiſchen Zuſtande, und daraus iſt endlich nach ei: nem langen Kreislauf in der Mehrzahl des Volfs jene politi: ſche Stimmung entſtanden, welche geneigt iſt, eine kraftvolle Regierung gegen alle und jede Feinde zu unterſtüßen , um end lich einmal der unfruchtbaren und zweďlos gewordenen Unru : ben loszuwerden. Eſpartero ſcheint berufen , der franijden Dievolution denſelben Dienſt zu leiſten , wic Napoleon der franzöſiſchen und Cromwell der engliſchen , nämlich ſeinem Lande die Nube durch eine ſtrenge , ziemlich eigenmächtige Herrſchaft,
conventionelle Sprache in allen Stimmungen und unter allen
aber ohne Antaſtung der wahrhaft nüßlichen Ergebniſſe der
Umſtänden, ſelbſt unter dem Einfluß plößlicher leidenſchaftlicher
Revolution zu verſchaffen . Daß er dabei nicht, wie Cromwell und Napoleon , eine neue Dynaſtie begründen will, das erklärt fich aus dem ſpaniſchen Nationalcharafter, dem der Noyalismus
Ausbrüche, die doch ſonſt auch den vollendetſten Schauſpieler zu einer natürlichen Redeweiſe zurückführen . Denſelben Mißgriff begingen die Nachahmer Coopers, als ſie die nordameri: taniſchen Judianer zu malen fuchten. Coopers Helden waren meiſt erceptionelle Perſonen, und er nahm fich nur eine drama: tiſche Freiheit heraus, wenn er ſie eine Sprache reden ließ, in deren künſtlichen Formen ſie nur durch die heroiſchen Anſtren : gungen eines unwandelbaren Entſchluſſes feſtgehalten erſcheinen .
Der Indianer am Pfahl, der nur, wie die römiſchen Senatoren den Mord von der Hand barbariſcher Sieger erwartete, oder im Kriegsrath, wo er die Geſandten unterworfener oder feind: ſeliger Nationen empfing, befand ſich in einer conventionellen
Stellung, die eine ganz verſchiedene Redeweiſe erforderte, als im Wigwam zu ſeiner Frau oder am häuslichen Feuer zu feinen Kindern. Aber die Nachahmer Coopers griffen das auf, was ſie an ſeinen Werken am meiſten anſprach und am leich-
teſten wiederzugeben ſchien , ohne die Nothwendigkeit zu be: merken, gleich ihrem Meiſter auch das Motiv zu geben, das dieſe maleriſche Sprache zugleich natürlich machte. Keine Er: ziehung fann die Menſchen dahin bringen , im Augenblic plöß. Itchen Schredens oder tödtlicher Angſt in der langſamen und verzwidten Form der Periphraſe zu ſprechen ; laßt ſie auf Stelzen geben ſo viel fie mögen , ſo kommen Augenblice der Leidenſchaft oder des Scređens, wo ſie die Stelzen wegwerfen und fich frei und ungehindert ihrer natürlichen Füße bedienen werden. So iſt es auch mit dem Perſer, der gewiß alle Ge-
ſchäfte nicht in Parabeln abmachen wird.
Über die Art , wie
Spr. Morier die Perſer dem Europäer vorführt, iſt eher plan : maßig als irrthümlich ; feine Abſicht iſt, die Eigenthümlichkeit der orientaliſchen Sinnesart und Sitten recht auffallend hinzu:
Atellen , dadurch aber macht er dieſe Beſonderheiten zum durch :
allzutief eingeprägt iſt, als daß man ihn herausreißen könnte, ſo daß Eſpartero eine ähnliche Rolle wie Napoleon und Erom well ſchon aus Klugheit nicht verſuchen wird. Man hat Eſpar
tero beſchuldigt, daß er auf den Soultern eines von ihm ſelbſt aufgereizten Pöbels zur Gewalt gelangt fep : es iſt dieß eine der nichtsſagenden Beſchuldigungen , wie ſie zu allen Zeiten ausgeſprochen wurden , denn kein Billiger fanu läugnen , daß ſeine wirklich großen Verdienſte um die Beilegung des Bür
gerfriegs ihin die Zuneigung und Achtung der Nation erwor: ben, und nur der Mißbraud , welchen man mit dem Namen der Moderantiſten getrieben , und anderntheils der Umſtand, daß die meiſten Nachrichten aus Spanien uns über Frankreich zu:
kommen, wo man aus leicht begreiflichen Gründen jedem un : abhängigen Aufſchwung der ſpaniſchen Nation abgeneigt iſt, inachen es erflärlich ,1 daß Eſpartero nicht die verdiente Aner : kennung in andern Länderu gefunden. Die Moderantiſten , welche ſeit 30 Jahren jeder Gewalt gebient und jede verrathen baben , ſtehen endlich vor der Nation unverídleiert da , als
Menſchen , die ſtets nur die Umſtände benußt , um ſich Vor: theile zu erwerben. Allerdings finden ſich unter ihnen auch manche höchſt ehrenwerthe Männer, die nur aus einer gewiſſen Schwächlidfeit der Geſinnung einer Partei angehörten, welche gegen Pöbelercelle anzutämpfen ſchien , aber ſie bilden feines :
wegs die Mehrzahl , und können die Partei nicht vor dem Haſſe und der Verachtung (hüßen, womit die Nation ſie betrachtet. Das große Unglüc war hauptſächlich, daß die Moderantiſten ſich ganz offen Frankreich in die Arme geworfen hatten , und wie die franzöſiſchen Republikaner ihre Grundfäße in einzelnen ſpaniſchen Städten zu verbreiten fuchten , fo follte auch das
1403
Syſtem der franzöſiſchen Regierung mit aller ſeiner Corruption
Dieſe energiſchen Naaßregeln fanden natürlich bei den
Das ging , bis man an den
Engländern feinen fonderlichen Beifall, und wenn gleich die engliſche Regierung im Augenblic die ſpaniſche unterſtüßte ,
Spanien eingeimpft werden .
leßten Anter, der die ſpaniſche Nation in ſo vielen Stürmen gerettet hatte , an die Gemeindefreiheiten lam ; als auch dieſe angetaſtet werden follten , war das Schiafal der Moderantiſten entſchieden , und ihr Regiment fiel, nachdem fie die Hülføquellen
des Landes auf Jahre hinaus vergeudet hatten. Wenn die gefährdete Gemeindefreiheit den Anſtoß zu dieſer Umwälzung gab, ro war es der Geiſt der Nationalitat und das gerechte Mißtrauen gegen die Einmiſchung von Fremden, welche ſie leiteten.
Seit dieſer Zeit gehört Spanien lid wieder ſelbſt an, es hat ſeine geiſtige Unabhängigkeit errungen, und fein Beſtreben geht dahin , dieſem geiſtigen Beſin Teinemateriellen Grundlagen zu geben . Darum erbli&t man in allen Theilen des Landes eine ganz
ungewöhnliche Regſamkeit ; ſchon vorher hatte es Spanien feiness wegs ſo ſehr an induſtriellen Anſtalten gefehlt ( 1. Nr. 12), als man gewöhnlich geglaubt, jeßt aber bildete ſich nicht nur in Catalonien die Induſtrie weiter aus , ſondern auch in den innern Provinzen beginnt, hauptſächlich von Catalonieru unter: ſtüßt, die Induſtrie ſich mehr und mehr zu entfalten . Gegen
Cataloniens, durch ſtarfe Zölle gehobene Induſtrie hatten fich manche Stimmen, namentlich aus Cadiz und Andaluſien, hören laſſen , und ein literariſcher Stampf über Handelsfreiheit, Agricultur - und Induſtrieſyſtem hatte ſich erhoben ; die Catalonier fühlten auch , daß ihre Induſtrie etwas in der Luft ſtehe, wenn ſie nicht mehr und mehr auch die andern Provinzen in ihr
damit nicht ein glücklicher Aufſtand der Chriſtinos die Macht in die Hände der Anhänger Frankreichs bringe, ſo hat ſich doch bereits eine fehr beftige Gegenſtrebung fund gegeben , welche auf die Zukunft der porenäiſchen Halbinſel eine mächtige Ein :
wirkung ausüben muß. Der aus der ehemaligen Eroberung Portugals durch Spanien und die ſpätere Lodreißung des er ſteren hervorgegangene Haß hat ſich in beiden Völfern ſelbſt mehr und mehr verloren , und wird nur noch durch äußern
Einfluß fünſtlich aufrecht erhalten. Seit in Spanien und Por: tugal der Volfegeiſt nach einer Aenderung der unerträglichy gewordenen Zuſtände ſtrebte , haben manche einzelne auch die Nothwendigfeit gefühlt, daß Spanien und Portugal wieder enger vereinigt würden , da Portugal die Mündungen mehrerer großen Ströme Spaniens beherrſcht, und ſomit ein Theil des centralen Spaniens ohne Freiheit dieſer Ströme nicht aufle: ben, noch auch der portugieſiſche Handel ohne Hinterland von
Bedeutung werden fann . Der Mißſtand war minder fühlbar, ro lange beide Theile große Colonien beſaßen , als aber Spas nien den größten Theil der reinigen und Portugal alles bis
auf einen elenden Reſt verloren hatte , ſo ſtellte ſich die Sache anders (f. Verhältniß zwiſchen Spanien und Portugal Nr. 318, 319). Jeßt fann Spanien zur Entwiclung ſeiner inneren Kriifte die Schifffairt auf dem Duero und Tajo nicht entbely
Intereſſe zögen , und ſo bilden ſich jeħt an vielen Orten In - ren, und Portugal, das ohne Colonien, bloß auf ſeinen be: duſtrie- und Actiengeſellſchaften aller Art, an deren Spiße ſehr ſchränkten Boden angewieſen , ein Heer , eine Flotte und häufig cataloniſche Namen ſtehen, Canäle und Straßen werden überhaupt einen ſehr koſtſpieligen Haushalt beſtreiten ſoll, verbeſſert, man denft wieder mehr an die Beſchiffung der fängt an , unter der Laſt zu erliegen, und die Zahl der Miß großen Ströme, man erinnert ſich, daß ein Theil der Gationen, vergnügten, diejenigen , welche eine „ iberiſche Föderation " anſtre welche die große ſpaniſche Armada gebildet, in Cordova gebaut war ; kurz es entfaltet ſich eine innere Regſamkeit, die, ſo
ben , nimmt zu. Eine ſolche aber wäre für England ſehr nach
viel Unzweďmäßiges auch noch hie und damit unterlaufen
dern Principien , als die von Spanien, eine liberale, wenn die
theilig, und wie es ſeit Jahren iimer eine Regierung mit an:
mag , dennoch im Laufe weniger Jahre große Reſultate ver. Tpaniſche deſpotiſch , eine moderantiſtiſche, wenn die ſpaniſche li: ſpricht, um ſo mehr als das Glüc Spanien auch inſofern günſtig beral war, begünſtigte, ro beſtrebt es ſich auch jeßt, die mo iſt, als man mehr und mehr die alten Bergwerke wieder auf:
derantiſtiſche Regierung Portugals in immer ſchärferen Gegen
findet, die einſt den Ruf des ſpaniſchen Silberreichthumsfaß gegen die ſpaniſche zu bringen. Da Portugal unter rol begründet haben. Die Regierung hat offenbar eingeſehen, daß
chen Beſtrebungen nothwendig leidet, ſo muß die Zahl der Un:
die Entwidlung der ſpaniſchen Induſtrie bereits zu bedeutende
zufriedenen, der Septembriſtas, der iberiſchen Föderaliſten , ſtei:
Fortſchritte gemacht, als daß man ſie einer unſichern Theorie
gen, und endlich die engliſchen Truppen Oporto und Liſſabon
von Handelsfreiheit aufopfern könne, und ſie beſchloß deßhalb,
beſeßen, um die legitime Königin und den noch legitimeren
die ernſtlichſten Maaßregeln gegen den Schmuggel zu ergreifen, den die Engländer mit dem gewaltthätigſten Uebermuth be: trieben : an der portugieſiſchen Gränze ward ein halbes Heer aufgeſtellt , um die von Portugal, das ſich zum allgemeinen
Handel der Engländer zu ſchüßen , falls es nicht bei dem er: wachten Volksgeiſt für ſolche Demonſtrationen zu ſpät iſt. Spa nien und Portugal ſchreiten dem Ziele einer politiſchen und commerciellen Vereinigung näher, und nur ein ſehr unfluges
Schmuggeldepot hergegeben , in gangen Banden herüber fom
Widerſtreben gegen dieſe Nothwendigkeit könnte die Herrſchaft
menden Contrabandiſtas im Zaum zu halten.
des portugieſiſchen Fürſtenhauſes ſelbſt gefährden. Ju der py renäiſchen Halbinſel, wo eine revolutionäre Einheit, wie ſie in
Daß dieſe Be:
mühungen nicht ohne Erfolg. geblieben , das zeigte nicht nur
die bald darauf eingetretene Zunahme der Guerillasbanden in
Frankreich durchgeführt wurde, ein Unding iſt, findet Portugal,
Algarbien, die großentheils aus ruinirten Somugglern beſtan : den , ſondern auch der Fall mehrerer portugieſiſch -engliſchen Handelshäuſer, die nur mit engliſchen Schmuggelwaaren geban :
auch bei einer ſehr engen Vereinigung mit Spanien , immer noch eine ehrenvolle Stellung. Von minderer Bedeutung für die Zukunft einer iberiſchen Machtentwicklung, aber nationell intereſſanter iſt die Einſchließung
Delt, und die Contrabandiſtas mit denſelben verſorgt hatten.
1404 des Baskenlandes in die ſpaniſdié Douanenlinie : lange hatte
Eſpartero dieſen Schritt vorbereitet, aber die Privilegirten in Biscapa, die aufleute und die Sdymuggler, hatten ſich aus allen Kräften widerſeßt, und alle möglichen Ausflüchte verſucht.
gebornen ſehr genau alle die verſchiedenen Naturgegenſtände Fennen, welche ſie umringen. Sie führert aber auch kein foldhed Stubenleben, wie wir in Dänemark den größten Theil des Jahres ex muffen.
Endlich bot der unfluge chriſtiniſche Aufſtand den willkommenen Anlaß. Das alte Syſtem hat im Baskenland einerſeits durch die Noth des Kriegs, andrerſeits aber durch die dem Landmann mit fluger Berechnung gewährte Erleichterung im Zehntweſen
Erfriſchende Früchte und Schatten .
Nach dem Frühfud genießt man mit vielem Wohlbehagen , und gewiß zum großen Nußen für die Erhaltung der Geſundheit, einige von den vielen guten Früchten des Landes. Doch von allen dieſen iſt kaum
an ſeine Führer verloren. Ein aufmerkſamer Blic auf den Gang des legten Aufſtandes zeigt, daß die fchinuggelnden Kauf-
eine geſünder oder nahrhafter und weniger überbrüffig werdend , als die Banane oder Pläintains ( musa paradisiaca ). Eine beſſere Frucht, bes ſonders die edlern Arten derſelben , trägt ſchwerlich ein Baum auf der
leute und die mit ihnen verbundenen Contrabandiſten die
Erbe. Nicht wegen der Aehnlichfeit, aber in Hinfidt des Nußens und
Hauptmacht desſelben in Biscaya gebildet ; daher die der Stadt Bilbao auferlegte , und wahrſcheinlich auf die fchmuggelnden Kaufleute vertheilte Brandſmaßungsſumme, über welche man in Frantreich ſich freilich ſehr erbost äußerte, und daher endlich der mit Feſtigkeit ausgeführte Schritt , die Douanenlinie an die Bidaſſoa zu verlegen , um ſo durch Gleichheit der Intereſſen und Pflichten alle Spanier mehr und mehr zu Einer Nation (Fortretung folgt. ) zu vereinen.
der Nothwendigkeit als geſunded Nahrungemittel weiß ich feine beſſer
feine Hauptſtüße in fier blinden Anbänglichkeit der Volfsmaſſe
Indiſche Pflanzen. *) Blumenbäume und indiſche Blätter. Ein nicht geringer Irrthum iſt, daß Indien keine wohlriechenden, fondern nur prachtvolle Blumen haben ſoll, welches zu Hauſe ſo ziemlicy allgemein, aber ungegründet angenommen wird . Ich will nicht einmal Roſen und Neſede , nebit mehrern wohlriechenden Blumen nennen , die
man hier mit Europa gemeinſchaftlich hat , tönnte ich euch nur allein die Blumenbäume alle zeigen , von denen ich hier auf dem Kirchhofe
mit ihr zu vergleichen , alb die Kartoffel, und wie dieſe mein Lieblings gericht in Europa war , zweifle ich auc nicht, daß die paradiefiſde Feige es hier zu lande bleiben wird ; denn in Indien täglich Kartoffela zu eſſen, würde ſehr loftſpielig werden, da man ſie nicht immer bekome
men fann, und man ſie, wenn ſie aus den Gebirgogegenden (Bangalore, Selam, Nilgherrie) hieher gebracht werden, mit 8 Schilling das Pfund bezahlt. Um einen Begriff von der Vegetation zu geben , will ich nur an führen , daß der Ableger ciner Weinranfe , den ich kurz nach meiner Ankunft pflanzte , in zwei Monaten vier Ellen in die Höhe geſchoſſen
iſt; daraus läßt ſich ſchließen , wie mandje eingeborne Pflanze in furzer Zeit wächst.
Doch thut auch hier ein guter Boten , Pflege und Ves
wäſſerung viel gar Sade. Dieß Jahr begann der Landwind den 23 April, doch nicht ſo heiß , als er nachher im jeßigen Monat geworden iſt, wo ſein Vorläufer der Longſhore ausgeweht hat. Um die Wärme zu vers hindern , zu ſehr auf das flache Dace des Hauſes zu brennen , habe ich ein Pandel , oder Olisdach von Palmblättern , quer über das Geländer legen laſſen, Eine ſolche Vorrichtung iſt ziemlich nothwendig der Oez ſundheit wegen , die im Allgemeinen ſchlecht genug iſt. Auch in dieſem Monat (Anguſt) haben wir mehrmals Regen und Gewitter gehabt , welches den Gartengewächſen ſehr balf. Die Gurken .
in Tranquebar Blumen ſammeln kann, die ſämmtlich ſtarf und angenehm duften, ſo brauchte ich gar keinen andern Beweis . Faſt von allen Fruchts bäumen riechen die Blüthen ſehr gut, aber Þannir, Mallia, uſimallia.
Aleri und viele eigentliche Blumenbärme, wie mein Begleiter fie nannte, haben einen ganz beſondern Wohlgerud ) . Es kann wohl ſeyn, taß dieſer ſo fart iſt, daß man Ropfweh davon befommt , wenn man ihm zu nahe und zu lange ausgefekt iſt, aber deſto ſtörfer iſt ja der Beweis, daß die indiſchen Blumen riechen . Sogar die Blätter und die Rinde von manchen Fruchtbäumen verbreiten aromatiſde Wohlgerüdhe, und die Blüthen des Mangobaumes erfüllen oft damit die benachbarten Häuſer . Den Ambrabuſch hat man auch hier , und ein Gewädys , welches auf Portugieſiſch Ireva heißt , deſſen Duft ſehr viel mit Bofar gemein hat. && iſt auch nicht wahr , daß die Bäume ganz ardere Blätter haben
follen , als zu Hauſe. Allerdinge , was die Palmen und die Bäume mit geſpaltenen oder gefaſerten Blätteru betrifft , aber viele Bäume haber gang dasſelbe Ausſehen in Blatteril , und überhaupt nur mit dem Unterſchiede, daß die leßtern hier viel dider und gröber find, und außer dem ſebr glänzend auf der obern Seite, etwa wie bei der Pappel . Der
Orangens , Feigen - und Mandelbaum wadſen hier auf dem Kirchhof neben der Palme , und haben alle , wie dieſe , einen üppigen Wuche.
Das dünne Buchenblatt würde freilich in der ſtarten Sonne nur zu raſch
dahinwellen . Es wird mir unlängbar großen Genuß gewähren , die fremde Natur hier zu beobachten , und 18 ſcheint mir , daß die Ein
wachfen ſehr ſchön und zu bedeutender Größe. Man muß dafür ſorgen,
mit dem Meiſten möglichſt ſelbſt verſehen zu feyn , denn theils fann man ſogar die gewöhnlichſten Früchte , 8. D. Bananas , nicht immer .
erhalten , theils iſt das , was man belommt, oft von ſehr geringer
Qualität, da die Tamulen die Früdste, die fie verkaufen wollen , zu zeitig abpflüden, um fie defto länger im Handel aufbewahren zu fönnen. Ich habe ſchon geſucht, mir davon Kenntniß zu verſchaffen , von wo man die beſten Sorten Früdte haben fann ; denn es iſt ein fo großer Unter died zwiſchen Naftali und Monden (der feinen und der groben Bananas - Feige), ſo wie zwiſchen der Frucht der gewöhnlichen und de& gepfropften Mango, daß eigentlich fein Vergleich ſtattfinden kann. Ein ordinărer Mango ift faſt ungenießbar mit ſeinen groben terpenthinartigen Faſern , und eine Pferdefeige (Monden) ißt man ſelten roh. Blam palan , oder wie fie .die Portugieſen nennen , Balanga , iſt eine eigens thümliche Frucht. Sie iſt das Leibgericht der Affen. Mit dieſer iſt e&, womit fie ſpielen und die fie den Menſchen von den Oipfeln der Bäume an die Köpfe werfen. Sie hat außerhalb eine barte Schale und inwendig eine 2
braune fernartige Maſſe, welche mit Zuder umgerührt recht gut ſchmeet und ein vortreffliches Mittel zu leichter Verdauung feyn ſoll.
" ) 6619 Briefe aus Indien .
(Schluß folgt.)
Mů nd en , in der Literariſch - Artiſtiſchen Anſtalt der 3. G. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Refacteur Dr. Ed. Wideomann ,
Nr. 352.
Ausland.
Das Ein
Tagblatt is
für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 18 December 1841 .
Rückblick
um die Laſt der Abgaben auf die Armen zu werfen, dib. er hat die Arbeit belaſtet, indem man die einfachſten Lebensmittel beſteuerte. Dieß Syſtem iſt nicht erſt ſeit einigen Jahrzehnten
e.
( Fortfepung.)
Et 8 la 1
d.
aufgekommen , Yondern einige Jahrhunderte 'alt, und wenn es
Das verfloſſene Jahr iſt für England ein kritiſches gewes fen , und das nächſte möchte leicht ein entſcheidendes werden. Wenn man die mannichfach verwidelten Intereſſen und Zu: ſtände dieſes merkwürdigen Landes ins Auge faßt, lo entfällt ets
their
nem beinahe der Muth, eine überſichtliche Darſtellung derſelben zu geben, oder Urſachen und Richtung derſelben zu bezeichnen ,
nicht fó fchnell reine verderblichen Wirkungen außerte , fo liegt dieß nur darin, daß früher der Kände wenig, und für dieſe ſeit den Navigationsgefeßen Cromwells Arbeit genug vorhandere war; aber ſeit 40 Jahren hat ſich die Bevölkerung Englands nahezu verboppelt, und es iſt nicht immer möglich , dieſe Spande
,
völlig zu beſchäftigen:
und nur der Umſtand, daß die dort ſich bekämpfenden Parteien
Das Syſtem ' hat durch feine tiefgreifende Wirkung atta
teit mehreren Jahren auf ſehr verſchiedenartige, und doch immer
mählich den ganzen geſellſchaftlichen Körper durch drungen , uitd auf den engliſchen Volfscharakter den bedeutendſten und nicht
wieder auf dieſelben Grundanſichten zurückehrende Weiſe ſich darüber ausgeſprochen haben , gewährt ein gewiſſes ' :
immer ſehr wohlthätigen Einfluß ausgeübt ; es hat den Hocha
fühl von Sicherheit, daß man wenigſtens in den weſentliden Punften nicht irre gehe. Der Parteikampf hat hier, wie in
muth der höhern undreichern Claffen gegen dieniebern auf
Nordamerika bei Gelegenheit des Banfſtreits, die glüdliche
zwiſchen Reichen und Armen eine Kluft gezogen, von welcher es
Folge gebabt, ſchwierige und verwidelte Fragen der politiſchen Dekonomie in ein klares , jedermann verſtändliches Licht zu ſes
immer noch ungewiß iſt , ob ſie allmählich ausgefüllt werden wird, oder aber überſprungen werden muß. Dieſe Frage wurde
ßen. Mag man alles , was in dieſem merkwürdigen Jahre vorgegangen , den Sturz der Whigs, das Emporkommen der
derhandelt, als man berathſchlagte , ob die Chartiſten ſich mit den Mittelclaſſen zur Abſchaffung der Korngefeße vereinigen
Tories nach zehnjährigem Satermezbo , die ungeheure Aufre:
follten .
gung der Wahlen, die unglaublich große, von keinem Meniden
ſich zu dieſem Schritt, und es wiederholte ſich die auch andern Orts leider oft genug geſehene Erſcheinung, daß die beiderſei: tigen Ertreme ſich vereinigen , um die beiden gleichmäßig ver baßte. Mittelpartei zu vernichten , mit dem ſtillen Vorbehalt, nacher übereinander berzufallen. Es iſt dieß das traurigſte Symptom , denn es zeigt nur zu deutlich , daß bereits eine
erwartete Majorität der Lories , die unendlichen Debatten
de con
über Korngeſeße und Zuderzol, mag man es drehen und deu : ten wie man will, Ein Punkt ragt ftets über alle Nebenfragen hervor, und dieß iſt der Kampf der Armen gegen die Reichen,
des Naturrechts gegen das poſitive Recht. Il faut que les pro-
de
priétés changent, fagte der tiefblidende Sieyes zwei Jahre vor der franzöſiſchen Revolution. Dieſer Kampf der Armen gegen die Reichen , welcher lange Zeit, wie ein wahrer Proteus, in
den verſchiedenſten Formen aufgetreten , hat ſich endlich in dem Streit über die Korngeſeße und die commercielle Reform con: centrirt, obgleich dieſe Punkte keineswegs den ganzen Umfang
eine für den Continent oft ſehr anſtößige Art geſteigert, und
Ein nicht unbedeutender Theil der erſtern ſentſchloß
1
Partei ſich ausgebildet hat, welche jede gütliche Ausgleichung
pon ſich weist ; freilich ſtehen die Sachen noch nicht ſo ſchlimm , daß dieſe leßtere Partei aud nur unter den Chartiſten ſelbſt
die Oberhand hätte , aber es zeigt wenigſtens , daß die Eler mente, um das Chartiſtenepos zu einem Chartiſtenbrama um: zuwandeln, in nur allzu reichlichem Maaße vorhanden ſind.
der fich fallen.beruht Das Repräſentativfpſtem,wie Der ſtarteBaum der engliſchen FreiheitKat freilich es ſichBeldwerden in Englaliùinausgebildet, weſentlich auf dem Reich: manchen Sturm - überſtanden , geſtehen aber muß man , daß[chor fie thum und noch insbeſondere auf dem Landbeſige , aber der
immer drohender werden.
Reichthum, welcher ſomit die Macht beſaß, hat dieſe nur benüßt,
teit , wenn man nicht anerkennen wollte, daß in England
Es wäre eine harte ungerechtig 352
1406
von einzelnen , durch Seelenadel und Geiſtesbildung -augs der niedern Claſſen hat in England
man denke nur an
gezeichneten Perſonen für das geiſtige und leibliche Wohl
die Ereigniſſe in Briſtol - ſchon mehrmals ein drohendes
der Armen unzählige Anſtalten gegründet wurden , wobei die nicht unbedeutenden Geldopfer faſt, als Nebenſache zu be:
Anſehen gewonnen , die Schwäche derſelben iſt aber, nament: ich in den Städten, fo groß, daß die Beiſpiele nicht ſelten ſind, wo Tauſende derſelben vor einer einzigen Compagnie Truppen
trachten ſind : man denfe nur an Broughams Bemühungen, om die geiſtige und fittliche Bildung der großen Maſſe zu be. ben. Aber Brougham ſteht, wenn auch nicht mit ſeinen Be: mühungen, ſo doch mit ſeinem umfallenden Geiſte nahezu al: lein , und die Art , wie er den Whigs und Tories den Tert
die Flucht ergriffen , während man doch ſonſt den Engländer
gewiß nicht feig nennen kann. Was an dieſer Erſcheinung den meiſten Antheil hat , pbyſiſche Schwäche oder moraliſche Ent: artung, das möchte ſchwer zu ſagen ſern .
liest, und ihnen ihre Unthätigkeit für die wahren Intereſſen
Man darf ſich freilich nicht einbilden, als ob jede Noth,
des Volfs vorhält, iſt einestheils ein ficheres Mittel, ihn, wie die Sachen jeßt noch ſtehen , von jedem directen Antheil an der Regierung auszuſchließen , anderntheils zeugt ſie nur allzu :
wenn ſie auch allerdings durch die Vertheuerung der erſten
fehr für die Größe des Uebels, welches er bekämpft, ein Uebel,
Lebensbedürfniſſe erſchwert wird , aus derſelben entſtanden
oder daß das Elend über das ganze Land ausgebreitet ſeg ; man iſt nur allzu geneigt, die einzelnen Erſcheinungen zu
welchein nicht durch einzelne , wenn auch noch ſo umfaſſende
generaliſiren . Nichtsdeſtoweniger aber iſt es wahr, daß Mil:
Hülfe, ſondern nur durch eine veränderte Gefeßgebung abge:
lionen in höchſt dürftigen Umſtänden, ja in bitterer Noth find,
bolfen werden kann .
daß andere Millionen die Noth bedeutend fühlen, und der hohe
In unſern neuern Staaten lebt ein demokratiſches Ele:
Preis der Lebensmittel ſelbſt den Mittelclaffen ſehr empfind
ment, das man nie aus den Augen verlieren darf ; da feine Hausſllaverei eine unüberſteigliche Scheidewaud feßt , ſo erbeben ſich unaufhörlich neue Menſchen aus der Volksmaſſe in die höhern Claſſen empor, und die neuern Völker werden ſich
theils in der Aufhebung der Korngereße und des jeßigen Ver: bots der Einfuhr anderer Lebensmittel ; es iſt ſo ziemlid evi
fets un fo beſſer befinden , je vollfommener die Geſellſchaft gegliedert, und je leichter der Uebergang aus einer Claſſe des Wolfs in die andere iſt ; je ſtärfer dagegen die Siluft , welche die Wirkung auf das Wohl der Maſſent, fer es, daß dieſe Trennung wie in Rußland auf einem directen Gefeße und dein Monopol
die verſchiedenen Ela Ten trennt, deſto unangenehmer ist
der Bildung, oder wie in England aus künſtlich gezogenen und durch indirecte Geſeke vertieften Furchen gebildet iſt.: Der Fluch Englands und feines ganzen Syſtems liegt in der Fünſtlichen Vertheuerung der Lebensmittel: To lange der Arme mit ſeinem Taglohn nur ſo viel verdient, daß er das nadte Leben davon bringt, iſt er ein leibeigener Knecht, preisgegeben der Wilfür feines Herrn und jedem Zufall, welcher auf einige Tage ſeine
;
er mehr
verdient, und
lich fält. Aber nun die Abhülfe ! Sie liegt allerdings großen: dent bewieſen , daß die wechſelnde zollfcala den Handel zu einem complicirten Spiel macht, und die Preiſe in der Höhe hält , aber die Frage liegt zwiſchen einer gänzlichen Abſchaffing ber forngereße und der jeßigen Beſteuerung , denn die Ver: theidiger der Korngereße wiffen gär wohl , daß ein firer Zoll
riut der Uebergang zu einer ganz freien Einfuhr iſt, und Maimer, wie Brougham, haben auch gar keinen Hehl, daß ſie
darnach ſtreben. Aber das lange Beſtehen der bisherigen Monopolien hat eine Menge fünſtlicher Intereſſen geſchaffen, und die Frage iſt gar nicht mehr bloß, ob die Landbeſißer einen bisher genoſſenen Vortheil fahren laſſen wollen oder nicht.
Eine früher oft geäußerte Beſorgniß , daß ein Fallen der
Getreidepreiſe, herbeigeführt durch eine Aufhebung der Korn: gefeße, die Preiſe aller Gegenſtände überhaupt drücken , und dann Nationalſchuld eine Laſt ,
infeinerWet gemählichleben,oder auch,wenn erſparſamift, dieſe Beforgnik erfcheint uns als ziemlich eitet, denn nimmt etwas zurüdlegen fann, ſo iſt er ein freier Mann und ein man den Durchſchnittspreis des fremden Getreides auch nur fröhlicher Menſch , der ſeiner Arbeit fich freut. Der Unterſchied
auf 40 Shill. per Quarter an, ſo ſteigt derſelbe durch die Ver:
iſt unermeßlich und hat auf Englands Schicfal feit langen
fchiffungsloſten auf 50 Shil., und bei dieſem Preiſe iſt eine ſolche
Was man auch von
Beſorgniß überflüſſig. Viel mehr Grund hat eine zweite, daß
einzelnen, für das Gegentheil ſprechenden Fällen und von den Bemühungen Broughams und ſeiner Freunde fagen mag, ſo
mit dem Aufhören der Korngefeße der jeßige Beſtand des
iſt es doch eine unläugbare Thatſache, daß ſeit fünfzig Jahren
len behaupten zwei Drittheile, - iſt ruinirt, und erhält ſich nur
der Zuſtand der arbeitenden Claſſen Englands fich verſchlechtert, und daß die Zahl der mittlern Vermögensclaffe abgenommen
durch die unmäßigen Pachtſummen , die ſie jest aus ihren
hat, während der Neichthum der Reichen eine faſt fabelhafte
Drittheil oder Viertheil , ſo find dieſe großentheils völlig rui: nirt. Ein allgemeines und bedeutendes Fallen der Pachtrente iſt zwar faum zu befürchten , da der ungeheure Verbrauch von
Jahren den bedeutendſten Einfluß geübt.
Höhe erreichte. Das iſt die Gewalt der Dinge, die ein herr, Ichendes Princip zu ſeinem Aeußerſten führt, trok alles Gegen : frebens. Der Caglohn hat abgenommen, die Preiſe der moth.
wendigen Lebensmittel find geſtiegen , und die unausbleibliche Folge davon , war eine Degradation der niedern Claſſen und eine Verarmung ganzer Landſtriche, zum Beiſpiel vieler Theile Hochſchottlands.
Dieſe Verarmung
und die Degradation
Adels gefährdet rer. Ein großer Theil desſelben ,
manche wols
Gütern beziehen . “ Fällt dieß Einkommen auch nur um ein
Städten, wie London , Liverpool , Birmingham u. f. w. bem benachbarten Lande einen reichlichen und gut bezahlten Abrak fichert ; aber das Schlimmſte iſt, daß der unnatürlich hohe Weis
zenpreis viele Güterbefißer veranlaßt hat , Weijen auf Lände:
reien zu bauen, die wenig dazu taugen ; er wird alſo nur mit
1
1407 großen Koſten erzeugt, (dlagt manchmal fehl, und nur der uns
man jekt nach 200 Jahren wieder anfängt , über ſtaatsolono,
natürlich hohe Preis lohnt dieſen Anbau. Ale Ertragsfähigkeit
miſche, in die innerſten Lebensverhältniſſe des Voltes eingrei:
hat aber ein gewiſſes Maaß, das man mit aller Mühe und Kunſt nicht überſchreiten kann , und es iſt gewiß , daß die forcirte Weizencultur in England eine bedeutende Ermäßigung erfahren
fende Fragen , welche die fälteſte Ueberlegung erfordern , mit willkürlich citirten Bibelſprüden zu entſcheiden , aber die Bez deutſamkeit einer ſolchen Entſcheidung für die Maſſe des enga liſchen Volfs wird wohl Niemand in Abrede ſtellen.
muß, ſobald fremder Weijen frei eingeführt werden fann. Das Land im Allgemeinen tann dabei nur gewinnen, wenn einer
( Fortreßung folgt. )
folchen hinaufgeſchraubteu Cultur Einhalt gethan wird, die je weiligen Beſiger aber müſſen nothwendig verlieren. Eine ſolche
Veränderung ſcheint in Irland bereits vor ſich gegangen zu
Die Stadt Bourges.
ſeyn , denn da die Verſchiffung von Irland nach .England faum (Athenaum vom 20 November.)
minder Koſten macht, als die von Deutſchland nach England, der iriſche Weizen alſo wohl gleichfalls durch den Transport um 8 bis 10 Shill. vertheuert wird , bis er in gland auf den Markt kommt, ſo hat man in Irland den dem Klima ent: ſprechendern Hafer in größerein Umfang zu bauen angefangen, und ſtatt daß ſonſt 600,000 Quarter Weizen und nur wenig
Hafer nach England gingen, ſendet Irland jeßt über eine Million Quarter Hafer , und nicht den ſechsten Theil des ſonſtigen
Bourges , wo Don Carlos ſeit einigen Jahren reſidirt, iſt eine der älteſten Städte Frankreichs, und Gäſar nannte ſie die ſchönſte der Städte Galliens. Obwohl aber Denkmäler innerhalb ihrer Mauern ſind, welche
auf druidiſchen Gottesdienſt hinweiſen , ſo gehört doch ihre Geſchichte .
namentlich dem Mittelalter an .
Ob es wirklich das alte Avaric war ,
Quantums Weizen. Es ergibt ſich aus dieſem Beiſpiel deut: lich, welche große Veränderung auch England bevorſteht, ſobald
iſt noch nicht völlig entſchieden, ſo wenig als die Identificirung bei andern Städten Galliens. Indeß war Bourges gewiß icon in früher Zeit eine bedeutende Stadt, ihre glänzendſte Periode ſcheint fie aber unter Johann dem Prächtigen gehabt zu haben, und Karl VII verlieh ihr wegen ihrer
es zur Abſchaffung der Korngeſeße fommt, und wie ein gro:
Treue in feinem Unglüc manche Rechte und Privilegien , die fie zum
Ber Theit des jenigen Adels dieſe Striſe überſtehen wird, iſt
Theil noch beſigt.
freilich eine Frage .
Sdweſter Franz I , alles was in Frankreich Geiſt und Geſchmad befaß,
Die Vertheidiger der Korngeſeke , welche dieſe Frage ſich gleichfalls auf eine ihnen nicht ſehr angenehme Weiſe beant-
und hier wurden wahrſdyeinlich auch die ſonderbaren Erzählungen abge faßt , welche denen Borcacios an die Seite geſtellt wurden . Da die
worten mögen, Theinen bis jeßt wenigſtens entſchloſſen, nicht
Stadt meiſt aus Holz gebaut war, ſo litt ſie häufig durdy Feuersbrünſte,
nachzugeben ; aber der Widerſtand gegen die Korngeſehe bat, durch die unglüdliche Ernte dieſes Jahres geſtachelt, bereits
ain furchtbarſten aber im Jahre 1487, wo nicht weniger als zehn Abteien ein Naub der Flammen wurden . lyon gewann duro dice Unglüd, denn alle aus Bourges abjichenden Handwerker zogen dorthin , und brachten ihren Gewerbfleiß mit ſich; die zwei berühinten Meiſen , welche der Hauptſtadt von Verry ſo manche Reichthümer zugeführt hatten, wurden
eine faſt beunruhigende Höhe erreicht.
Die freilich nicht in
öffentlichen Blättern niedergelegte, aber doch mannichfach an+
gedeutete Privatanſidht mander beſonnenen Engländer iſt, daß die Gutsbeſiger (the squirearchy ) nöthigenfalls ſelbſt ihren bis : herigen Führer, Sir Robert Peel, aufopfern und ein reines
Hicher jog die gebildete Königin Marguerite, die
neuen Schauplaz verlegt ; auch andere Städte Franfreiche ge wannen durch dieſen Unfall, und Bourges errang nie ſeinen alten Glanz
nach dem
Kornmonopol -Miniſterium verſuchen würden , ehe ſie nach-
wieder. Der „ Camelotte de Lille“ geuannte Stoff iſt die ehemale berühmte
geben. Db Eigennuk, ob Klugheit oder Furcht vorwiegen, ob man jebe Conceſſion rerweigern oder ob man einlenfen und einen allmählichen Uetergang zur gänzlichen Abído affung der
Volkslied gewidmet iſt.
Korngefeße vorbereiten wird , wie Lord J. Ruſſel ihn vorge: ſchlagen , das wird in den nächſten Parlament entſchieden wer: den . Wir wagen über den Ausgang keine andere Vermuthung,
Bourgienne, die jeßt nicht mehr eriſlirt , ein Umſtand, dem fogar ein -
Die Proteſtanten litten im Jahre 1572
fürchterlich durch die blutigen Befehle Karls IX ; im Jahre 1583 raffte die Peſt 5000 Einwohner hin , und unter Ludwig XIII wüthete der Bürgerkrieg in der Stadt und Umgegend. Im Jahre 1730 brach aber
mals ein furchtbarer Brand aus, der beinahe die ganze Stadt verheerte.
als daß wir eine bedeutende Aenderung in den Getreide-
Nad allen dieſen Unfällen darf es einen nicht verwundern, wenn Bourges
gefeßen in kurzer Zeit für unvermeidlich halten , was auch immer die Folgen für die Gutsbeſiter reon mögen. Die
iept cine der ſchlechteſten, häßlichſten, ůbelgebauteſten und unregelmäßigſten Städte Fraufreidys iſt; dennoch gibt es faum einen Weg oder eine Straße, die nicht Intereſſe oder Aufmerkſamkeit erwodt, f. B. die Rue des
Gründe für dieſe Anſicht find die wachſende Noth mancher Arbeiterclaſſen (welche freilich auch durch die Herabſeßung der
Lebensmittel nicht auf die Dauer wird gehoben werden) das concentrirte Streben des Mittelſtantes nach einer größeren
Freiheit des Handels , als die jeßigen Krrngefeße geſtatten, und endlich die Verbindung des leßteren mit der diffentirenden
.
Arènes , die in einem Kreiſe gebaut iſt, außerhalb der erſten Mauern und an einem Plat liegt , der nodi jeft in einem Wirthshaus den Nanien Le Cirque bewahrt hat , während in den Kellern der Häuſer die
Ueberreſte einer römiſchen Armce fich finden. Die Straßen der großen und der kleinen Armee bezieheu fich auf das Heer Karls VII , die einſt in der Stadt campirte , und ſo eine Menge anderer Namen auf
Geiſtlichkeit, welche in einer großen Conferenz zu Mancheſter feierlich die Korngereße zu einer unchriſtlichen, dem ausdrüd.
benditenswerthe Vorfälle. Merkwürdiger iſt, daß , vielleicht alle den
lichen Wort der Bibel widerſtreitenden Maßregel" erflärt hat.
Zeiten der Albigenfer het , denen Bourges cin Aſyl öffnete , mehrere Dörfer der limgegend noch irgt ron Proteftanten bewohnt ſind. Einige
Es iſt feine fehr erfreuliche Erſcheinung in England , daß
1408 und die Schühblüthe; béni lo netüt man ſie Hier in Bezug auf ihre
derſelben fiud engliſcher Abkunft, haben engliſche Namen und zum Theil engliſche Sitten. Calvin ftudirte 'in dieſer Stadt , und möchte wohl dort die Aufichten einſaugen, die er ſpäter aueſprach. Das merkwürdigſte
Eigenſchaften . Der leftgenannte macht die Schuhſchwärge überftafig, während der erſte alb Seife beim Baden t. f. w. gebraucht wirb. Den
Gebäude der Stadt iſt die prachtvolle Kathedrale .
Saft der Bananen nimmt man zu Zeichendinte.
Die Reißpflanzungen .
Indiſche Pflanzen. Palmentein und Gartendiebe ; Seifenbaum und Schuhblume.
#
Man fängt jest an die Reisfelder zu pflügen und einige Fleine Flede derſelben für die jungen Pflanzen zu befäen . Ein paar Ochſen oder Büffel mit einem Joo über dem Nadent' und einem hölzernen
(Schlus.)
Pflug , welchen der Pflüger mit Leichtigkeit zum Ufer tragen fann,
Wie die Palmenbäume im heißen Landwinde jo üppig ſtehen fönnen, habe ich neulich erfahren ; man bewäſſert ſie tämlich mitunter gehörig , und dieß geſchieht, indem man fleine Canäle in die Gärten führt, durch
bildet die ganze Maſchinerie, die zur Bearbeitung der Erde gebraut wird. Von Egge, Walze oder andern folchen Geräthſchaften fennt man nichts ; doch habe ich einmal mit einem großen Dornenbuſch Harken ſehen. Es würde ſich auch nicht thun laſſen , init Pferden zu pflügent, wo die Erbe ſo brädig und feucht, faſt eine bloße Solamm - Maſſe
.
welche das Waſſer rund um den Stanım geleitet wird. Eine andere Sorgfalt muß man bei der Pflege dieſer Bäume gegen die Würmer anwenden , eine Art Hirfoſchröter, die ſich bisweilen von der Wurzel bis ins Herz nagen . Man beugt ihnen vor , indem man ein großes Loch quer durch den Stamm bohrt, wovon jeder andere Baum unfehlbar
durch das darauf geftandene Waffer geworden iſt, welches eben erſt ab geleitet wurde , che das Pflügen begann. Wäre der Boden härter oder
eingehen würde , aber die Palme hat fein Mark.
Indianer, fidy gar nicht brauchen läfſen , da ſie eigentlich zu nichts weiter
Den ſo berühmten Kiripullei oder den liſtigen Solangenbaißer (den indiſchen Ichneumon), der in Hrn. Fuglſange Paniſa - Tandiram vielfach erwähnt iſt, habe ich noch nicht zu ſehen bekommen können . Er wird
dienen, als die Erde ein wenig aufzureißen, ohne eine eigentliche Furche zu legen. Der zum Anpflanzen geſåete Nellu gewährt in furzer Zeit, nachdem er gefeimt hat , einen völlig eben ſo hübſchen Anblid, als der üppigſte Getreideader zu Hauſe , und die Sommerfreude entſteht, indem man ihn beſchaut, eben ſo unwillförlich nach der langen vetzehrenden und erſchlaffenden Hiße, als nach einer langen und anhaltenden Winter fälte in Dänemark. Ein neues Leben fdeint in der Natür erwadt zu ſeyn. Die Grille beginnt wieder ihren ſtarken und ſchmettetider Ton .
gewöhnlich Syrefaße genannt, weil er geru die Siofosbäume anzapft, .
wodurch er den eigentlichen Syrezapfern (einer eigenen Kaſte) einen Eingriff in ihre Nahrung macht, welche darin beſteht, den Palmenwein (Syre) anzuzapfen und zu verkaufen, nachdem er in Gährung übergegangen
iſt. Dieſe Menſchen , ' mit einem Gurt um die Füße , die thurmhohen .
zäher , ſo würde ein ſolches rünnet Holzwerkzeug, wie die Pflüge der
Rokosbäume an den zweigloſen Stämmen bis zum Oipfel hinaufflettern zu ſehen , gibt einen vortheilhaften Begriff von der förperlichen Os-
Die Fröſche quaken , viele Larveninſecten zeigen ſich übevat in den Gärten
ſchmeidigkeit der Indier , obgleich e8 nicyts im Vergleid mit dem iſt,
friſche Blätter.
was die Jongleure leiſten. Die Diener nehmen oft mit den Sehen vom Fußboden auf, was ſie verliereni, g. B. einen Löffel, Meſſer oder Gabel, Sdnupftücher 4. P. W. Die Soneider , welche unbeweglich in derſelben
Doch iſt die Hité jept feinesipegs vorbeis: aber am Ende des Junius, wenn die Some anfängt ihre nördliche Declination zu verlieren , tritt wirklich eine Art Frühjahr ein.' Der Landwind bläst zwar noch öfters
und an den Weinranfen ; dieſe und eine Menge anderer Bäume ſchießen ܐ܀
Stellung auf der Diele fißen , wie ihre Gewerbsbrüder daheim auf den
ab und zu , doch ſelten ſo heiß und anhaltend wie früher , als er über
Tiſchen, haben beſonders große Fertigkeit in den Zehen , etwas zuzureichen oder zu faſſen. Die Beweglichkeit in den Gliedmaßen iſt bei den Indiern ganz merkwürdig. Der Wein muß jeden zweiten Tag bewäſſert werden . Hiebei gibt e8 manchmal Raftenſtrsite, da der Gartenmann ſich der Panellen des Korts ( Waſſerfannen) nicht berienen will. Dieß iſt nicht die einzige Gelegenheit , bei welcher das Kaftenweſen im täglichen leben Gene verurſadt.
die fahlen , ausgetrođneten Stellen daher fam . Regen und Donner
Man hat Mühe , einen Maurermeiſter zu befommen , um an dein Orte
34.weißell , wo Tobi (ber Nachtmann) ſeinen täglichen Gang hat , auch
haben wir auch einigenial gehabt , was fich in den vorhergehenden Monaten ſo gut wie niemals zutrug. Der Auguſt iſt der Monat des Nellu oder Reispflanzens.
Ale Menſchen auf der arbeitenden Glaſſe,
welche ihre Hände gebrauden fönnen , müffen hinaus ing Feld arbeiten gehen , jeder mit ſeinein Bündel ſchöner grüner Nellupflanzen , welche gerauft werden wie der Flache, und ſo lange im Waſſer ſtehen , bis man ſie in die Erde ſtedt. Der Finger wird als Pflanzholz gebraucht. Sobald das Pflanzen geſchehen iſt, wird der ganze Ader unter Waſſer .
.
wollen die Dieufleute den Stuhl nidt holen , über welchen er die Auflidt
gefeat , indem man einen Damm nach dem Einleitungscanal öffnet und
mit bat, und ſelbſt in Krankheitefällen weigern ſie ſich zu einem ſolden Dieuſt mit allerhand Ausflüchten. Ein närriſcher 11 mſtand trug fichy
den Ablauf ſperrt. Die Gärten vor der Stadt werden auch bei dieſer Gelegenheit gewäſſert, und alles: ſproßt aufs Neue. Die Papagaien
eines Tages in meinem Garten zu , in welchem ein Pariahkuabe eine
Fliegen Heerdenweiſe auf den grünen Feldern umher , die Tauben girren
-
Objrdieberet beging. Der Gartenmann durite ihn nicht berühren , alſo fanft in allen Gärten und Palmerthainen, aber auch die Solange friecht auch nicht einfangen , dagegen lief er inaufhörlich im Srcije mit ſeiner
in ihnen .
Harfe in der Hand um den Knaben herum , bis ich dazu fam und ihm
eine feine Züchtigung gab. Zu den ſonderbaren Bäumen wegen des cigenthümlidien Gebrauché,
den man von ihren Blättern und Blüthen madyt, müſſen ſicherlich zwei gerechnet werden , die man hier täglich benugt, nämlich der Seifenbauin
Neue Theaterſtide in Paris. Man hat im verfloſſenen November dreißig neue Theaterſtüde in Paris aufgeführt, welde 11 Schriftſtellern angehören. Darunter befinden ſich 1 Tragödie, 4 Kom
Mor
mödien , 5 Dramen und 20 Bauscvilles. ( Voleur vom 5 December.)
Di ånden , in der Literariſch - Artiſtiſiten Anſialt der 3. Ø. Gotta'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicper Redacteur Dr. Ed. Wide n in a n n .
Nr. 353 .
3
Ausland.
Das Ein
Tagblatt für
uude des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker.
wy
Art
19 December 1841 .
ording
பாத்
Boden und bleiben hier 6 bis 24 Stunden . Sie werden dann
Huanuco Viejo.
ſorgfältig aus dem Waſſer herausgehoben , mit der Wolle ab: ***
( 2118 einer Mittheilung Hrn. Quinby's an die Afademie der Natur: Vor einiger Zeit ging das Gerücht, daß die Juwelen des
wärts in einen Zuber (batea) Waſſer geſtoßen und vollſtändig gewaſchen , wo dann das Gold abfällt, was am Boden des Zubers aufgeleſen werden kann. Schafe waren den Incas uns
Sonnentempels, welche zur Zeit der Eroberungen Peru's durch die Spanier von den Eingebornen verborgen wurden , in der
befannt, da ſie aber eine unermeßliche Maſſe Gold aus dieſem Pactolusſtrom zogen, ſo brauchten ſie wahrſcheinlich Lama : oder
wiſſenſchaften zu Philadelphia. )
for you
s
Ticker
mut
Nähe des Cerro de Pasco entbedt worden ſeyen ; den Werth
Vicugnafelle. Erwägt man , daß die Indianer und Spanier
fchäße man auf 180 Mill. Piaſter. Der Palaſt der Incas und
mit ihrem rohen Waſchen an dieſem Fluß 2 oder 300 Jahre lang jährlich für 100_300,000 P. Gold gewannen , und daß jie wahrſcheinlich nicht den hundertſten Theil deſſen erhielten,
der Sonnentempel, auf die hier gedeutet wird, ſind wahrſcheinlich die in Huanuco Viejo , das auf der Oſtſeite der Anden , 20
Leguas nördlich von dem Cerro de Pasco liegt, auf dem rechten Ufer des Chucabamba, einer der Hauptquellen des Marañon, in einer Höhe von etwa 14,000 Fuß über dem Meere und unge: fähr unter 10° S. B. u. 740 W. £. v. Gr. Als Pizarro vor jeħt mehr als 300 Jahren den Sonnentempel zu Cusco einnabm, welches 12 Grade ſüdlich von Huanuco Viejo liegt, als er den Inca reiner unermeßlichen Schäße von Gold beraubte, und ſo:
Wo
Seine
was wirklich den Strom hinabging, ſo fann man ſich eine
ſchwache Idee von dieſer unerſchöpflichen Goldquelle machen . Wir wollen keine Beſchreibung des prächtigen Sonnen : tempels zu Huanuco Viejo , ſeiner mächtigen Veſte und den Ruinen der großen Stadt verſuchen, über welche ſie hervorragen .
Wann und von wein ſie gebaut wurden , melden weder Gea ſchichte noch Tradition ; die Juicas hatten feine Schriftſprache, und wir ſind alſo auf Vermuthungeu reducirt. Aber ihre Größe und ihre maſſiven Mauern aus mächtigen Blöden von Marmor, Quaderſtein und Grünfteinporphør, die mehrere buna dert Centner wiegen, geben ein ſtummes, aber beredtes Zeug
bald er demſelben durch Drohungen nichts mehr entloden konnte, ihn verrátheriſch umbringen ließ, ließ der Inca von Huanuco Viejo ſich dieß zur Warnung dienen, und verbarg die Juwelen des Tempels und das Gold ſeines Palaſtes in den Höhlen des Gebirgs und in den benachbarten Flüſſen und Seen. Habſucht
niß für die Fortſdritte der Incas in den Künſten der Sivili:
und Ehrgeiz trieben feit Pizarro's Tagen fortwährend zu Nach
ſation . Die Verheerungen und Erdbeben von Jahrhunderten
forſchungen über dieſe verborgenen Schäße an, bis jeßt aber haben dieſe Ruinen faſt in demſelben Zuſtand gelaſſen , wie ſie hat man noch keine Andeutung dieſer Reichthümer gefunden, zur Zeit der Eroberung Peru's durch Pizarro waren. Selbſt das große Erdbeben , welches die von den Spaniern erbaute und das obige Gerücht iſt wohl gleichfalls ungegründet. Hr. Quinby rah zu fünf verſchiedenen Malen dieſe prächti: Stadt Sallao mit ihren 30,000 Einwohnern vernichtete, ſtürzte gen Nuinen und fand ſtets Perſonen in der Nähe mit Nach: die maſſiven Mauern des Sonnentempels nicht , und Hr. forſchungen nach den verborgenen Schäßen des Inca's beſchäf- Quinby kann aus eigener Anſicht bezeugen, daß ſie dem großen tigt. Der ganze Fluß Shucabamba , oberhalb und unterhalb Erdbeben vom 30 März 1828 nur mit ſehr geringer Beſchädi: des Sonnentempels, iſt goldführend, und die Bewohner der gung entgingen. Das Serail und ſeine mannichfachen Abthei Provinz Huancabelica, duro welche er ſtrömt, erhalten durch Aus- lungen, mit Ausnahme des Dachs, und die wollüſtigen , aus waſchen von Sand und vermittelſt Schaffellen 2 bis 300,000 Piaſter jährlich. Die Wolle auf dem Fell wird abgeſchnitten ,
Tchaar, ſind faſt 110ch ſo gut erhalten, wie damals, wo Pizarro
bis ſie nur noch einen halben Zoll lang iſt. Die Schaffelle
landete.
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werden vermittelit Steinen mit der Wolle aufwärts unterhalb der verſchiedenen Fälle und Schnellen hinabgelaſſen auf den
35 3
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demn maſiven Feld gehauenen Bäder für eine zahlreiche Frauen:
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gland . ( Fortſetung.)
Wenn die Frage über die Korngeſeße das Verhältniß der verſchiedenen Stände unter einander betrifft, und eine andere Vertheilung des Vermögens in Ausſicht ſtellt, den Handel da:
gegen nur zum Theil berührt, ſo umfaßt die mit faum gerin gerer Hiße behandelte Zuderfrage den ganzen Welthandel Eng lands und deſſen Stellung zu den übrigen Ländern , und ſie fällt nur in ſo weit mit der Kornfrage zuſammen, als ſie ohue dieſe nicht vollſtändig gelöst werden fann , und bis zu einem gewiſſen Grade auf einem ähnlichen Princip beruht. Bis noch vor zehn Jahren bezog England all ſeinen Zuderbedarf aus ſeinen eigenen weſtindiſchen Inſeln , und eine Concurrenz war nicht möglich, da fremder Zuđer uin 2 Pfo. St. per Sentner höhern Zoll zahlte. Auch Sitindien lieferte damals noch eine ganz unbedeutende Menge, um ſo mehr, als der Zoll auf oſt:
indiſchen Zucker troß der höhern Fracht um eiu Drittheil hö her beſteuert war. Die weſtindiſden Inſeln beſaßen alſo das Monopol des engliſchen Marftes , die Plantagen lieferten ein
bedeutendes Einkommen , und man berechnet das Capital, wel ches England in dieſen Plantagen und den Einrichtungen ſte: den hat, auf nicht weniger als 100 Mill. Pd. Sterl . Die Emancipation der Sllaven verminderte das Erzeugniß, einige
ungünſtige Ernten kamen dazu, und ſo ſtieg der Preis des Zu ders in England auf eine ſolche Höhe, daß er dem Verbrauch und ſomit auch dem Zollertrag Eintrag that. Man muß be: merken, daß die engliſch-weſtindiſchen Colonien all ihren Zucker
nach England ſchickten , und ſelbſt Zucker aus Cuba und Braſi lien verzehrten : da ſie keinen raffiniren dürfen , in England
aber kein fremder Zuder anders als z1ir Niaffinade und Wie: derausſuhr eingeführt werden kann , fo raffinirten ſie dort 1
fremden Zuder , um ihre eigenen zudererzeugenden Colonien mit Raffinade verſorgen zu können .
Dieſe Privilegirung des engliſchen Weſtindiens aber hatte, da am Ende aller Handel auf einen Tauſch hinausläuft , feine weſentlichen Nachtheile, indem diejenigen Länder, die, wie Bra: ſilien , wenig anderes als Colonialwaaren zu bieten hatten , die von England eingeführten Fabrifwaaren mit dieſen tropiſchen
Producten bezahlen wollten , was nur in ſo weit möglich wurde, als England dieſe Waaren nach andern Ländern , nicht nach England felbſt abzuregen im Stande war. So nahm Englands Handel mit Suba und Portorico ab, und Braſilien , das durch Verträge gebunden war , erklärte ſich unumwunden dahin, daß wenn England nicht feine tropiſchen Erzeugniſſe zu mäßigen Zollen zulalle, der Handelsvertrag nicht erneuert wer:
3
ingear beitet ; die ungeheuren Zudermaſſen , welche Suba, Porto: rico und Braſilien erzeugten, waren nur durch Sklavenarbeit und fortgefeßte Sklaveneinfuhr möglich. England beeilte ſeine Eman cipation , um durch freie Negerarbeit einen höhern Ertrag Weſtindiens zu erzielen , und hemmte dagegen, ſo viel wie möglich, die Zufuhr von Sklaven nach den ſpaniſchen und por:
tugieſiſchen Beſißungen. Konnte dieſe verhindert werden, ſo fiel die Zudererzeugung in den genannten Ländern nnvermeid : lich,1 wie dieß auch in Braſilien theilweiſe bereits geſQehen iſt, und dann beſaß England das Zudermonopol in Amerifa, zum
mindeſten toar 8 davon nicht weit entfernt.
Aber die
Emancipation verminderte und vertheuerte die Negerarbeit, und um inzwiſchen die Lüde in ſeinem eigenen Zuderbedarf zu füllen ,
ſtellte man den Oſtindiſchen Zuder dein weſtindiſchen im Zoll gleich; die Folge dieſer Maßregel - war , daß die Zufuhr aus Oſtindien vom J. 1835 bis 1840/41 von 20,000 auf 70–80,000
Tonnen, oder etwa von einem Zwölftheil auf ein Drittheil des auf 230—240,000 Tonnen angeſchlagenen engliſchen Verbrauchs
ſtieg. Zudermangel, wie im vorigen Jahre, wird alſo vorerſt in England nicht eintreten, und es bleibt nur die commercielle und politiſche Frage übrig .
Wir wollen Wilberforce und ſeinen Freunden und Nach
folgern gern den Ruhm einer uneigennüßigen Menſchenliebe laſen , der eigentliche politiſche Zweck der Sklavenemaucipation war aber, das Erzeugniß tropiſcher Producte in andern ameri
kaniſchen Ländern zu vermindern, und die nordamerikaniſchen Staaten an ihrer empfindlichſten und verwundbarſten Seite zu bedrohen. Es fragt ſich jekt, kann dieſer Zwed erreicht , und fu er ferner verfolgt werden ; leidet nicht der engliſche Handel
und die engliſche Fabrifthätigkeit felbſt unter dieſem Srſtem, welches Länder , wie Braſilien und Cuba, in der Entwiclung ihrer natürlichen Kräfte wenigſtens um Jahrzehnte zurückwerfen
muß. Dieſe Fragen wurden verhandelt, als man die Herabs Teßung des Zolls auf fremden Zuder debattirte. Daß eine Zu: laſſung des fremden Zuders, zu dem Zoll wie ihn das ge fallene Whigminiſterium vorſchlug, dem äußerſt koſtſpieligen Plantagenbau Weſtindiens einen vielleicht tödtlichen Stoß ver:
regen , den Erfolg der Emancipation und die Vildung einer freien Negernation gefährden , und der Sklavenarbeit in den ſpaniſchen und portugieſiſchen Beſikungen einen neuen Auf ſchwung geben würde , das ſind Dinge, welche ſich kaum bes zweifeln laſſen . Daß das meiſt in den Händen reicher Engläns der befindliche Capital der Plantagen größtentheits aufs Spiel ge
Teßt wäre, das haben competente Richter, wie z. B. die äußerſt verſtändig redigirte Colonial Gazette unumwunden ausgeſpro : chen . Dieſe Gründe zuſammengenomment rechtfertigen oder erklären wenigſtens den Widerſtand der Tories gegen einen
den würde. Was in Portorico, Euba und Braſilien geſchah,
Vorſchlag , der augenſcheinlich aus der augenbli& lichen finan
blieb auch an andern in gleichen Verhältniſſen befindlichen Dr.
ciellen Verlegenheit entſproſſen war , und ein Abweichen von der feit 30 Jahren mit großer Sonſequenz verfolgten Politik in ſich ſchloß. Welche Maßregeln der Plan , bei der bisherigen Politit zu verharren , in Weſtindien mit ſich führte, werden wir fpäter ſehen ; hier haben wir es vorerſt nur mit England
ten nicht aus ; der engliſche Handel und die engliſchen Fabriten fühlten ſich bedroht, und verlangten die natürlichſte Abhülfe:
Herabſeßung des Zolls auf fremden Zuder. Die ungewöhnliche Höhe der Zuderpreiſe in Englaud in den lekten Jahren trug das Ihrige dazu bei, dieſe Forderung eindringlicher zu machen . Indeß hatte England ſchon lange auf die Abſchaffung der Sllaverei
ſelbſt zu thun .
1411 Es ſtehen ſich alſo hinſichtlich des Handels zwei Anſichten ziemlich ſchroff gegenüber : die eine will die Bevorzugung des engliſchen Deſtindiens behaupten, die Emancipation vervollſtän : digen, um allmählich an den freien Negern nicht nur wohl: feilere Arbeiter , als an den Sklaven , ſondern auch zahlreiche
Abnehmer engliſcher Fabrikate zu erhalten, und ſo den Plan: tagenbau in andern Ländern auf indirecte Weiſe zu zerſtören ,
da es auf directe Weiſe, nämlich durch Unterdrückung des Sklavenhandels, bis jeßt noch immer nicht recht gelingen wollte ; die andere Partei will den Tauſchhandel im vollſten Umfang walten laſſen , da tropiſche Waaren nehmen, wo ſie am wohl feilſten ſind und mit engliſchen Fabricaten bezahlen, aus Furcht, den Abſaß der leßtern zu verlieren, wenn man die tropiſchen Producte nicht dagegen in Austauſch nehmen kann. Leßtere Anſicht iſt alſo auf den möglichſt freien, unbeſchränkten Handel, lektere auf ein politiſdies Syſtem gerichtet, das durch eine be freundete, aber unterwürfige Negernation in Weſtindien den
Handel und Verkehr aller Länder von der Südſpiße Florida's bis zur Mündung des Orinoco beherrſchen, und dabei auch das ungeheure Capital , das in den Plantagen des engliſchen Weſt:
Die portugieſiſchen Colonien. Die portugieſiſchen Colonien bilden noch immer das wichtigſte europäiſche Reich in Afrifa , aber ſie ſtehen offenbar im Mißverhältnis mit den Kräften des kleinen Mutterlandet, wenn auch dieſes ſelbft beſſer verwaltet wäre und größere Sorgfalt auf ſeine Befißungen verwendet hätte. Wag fann man von einer Regierung erwarten , welche während eines dreihundertjährigen Beſites nicht einmal den Weg von der einen zu der andern der beiden Küſten kennt, auf welden beiden ſie ſo ſchöne und reiche Länder befißt. Daß die Portugieſen fauin noch einige Punkte auf den großen Landſtrichen inne haben , wo ſie einft und zum Theil noch ießt als Oberherren angeſehen waren , kann man unglüclichen Um= ſtänden zufdreiben ; aber der Zuſtand von Verworfenheit, bis zu welchem dieſe afrikaniſchen und oſtindiſchen Portugieſen herabgeſunken find, läßt ſich nur aus dem Verfall nicht bloß der Macht, ſondern auch der mora liſchen und intellectuellen Sraft des Mutterlandes erflären . Dieſe Colo
nien ſind übrigens ſo wenig befannt , daß die nachfolgenden Nachrichten, wodurch die gewöhnlichen Beſchreibungen der geographiſchen Lehrbücher
ergänzt werden , dem Publicum wahrſcheinlich nicht unwillfommen feyu dürften .
unmöglich mit Sicherheit vorausſagen ; die jeßt regierende Partei in England will entſchieden das lektere, und alle feit
1. Die Azoren. Die Azoren bilden drei Gruppen, von welchen die öſtliche die Inſela Santa Maria und San Miguel , die mittlere Terceira , Gracioſa, San
mehrern Jahrzehnten angeknüpften und fortgeſponnenen Ver:
Jorge , Pico und Fayal , die weſtliche Flores und Corvo begreift , die
indien ſteckt, erhalten will. Welche Anſicht liegen wird, laßt ſich
hältniſſe in Weſtindien , namentlich die politiſche Stellung zu
Formigas, eigentlich nicyte als Klippen, liegen 8 Meilen ſüdöſtlich vou
den Vereinigten Staaten neigen ſich gleichfalls für dieſe, wäh: rend der Stand der Dinge in England, namentlich die Nothwendigkeit, der nothleidenden Bevölkerung Arbeit und Unter:
San Miguel. Unter den Producten ſind das Stroh zu Hüten , ſo fein wie das
man jeħt in England predigt und predigen muß, weil man
florentiniſche, und die Vogelfedern , aus welchen man auf San Miguel fünſtliche Blumen macyt , zu erwähnen. Die Ausfuhrartifel, und vor züglich 140 bis 150,000 Kiſten Orangen von San Miguel, 15 bis 20,000 Kiſten Getreide , Hülſenfrüchte uns Bataten von San Miguel uud Terceira , 15 bis 20,000 Faß Wein und Branntwein von Pico , Fayal, San Jorge und Gracioſa. Die Handelshäfen ſind frei : Pontedelgada,
allen Induſtrien der Welt überlegen zu ſeyn glaubt, und die Maſſe der befißloſen Bevölkerung Arbeit fordert. Es iſt aber
Horta und Angra . 1. San Miguel , 18 Meilen lang , 2 bis 4 breit , mit 100,000
balt zu geben, für das erſte ſprechen .
Auf dieſem Punkte iſt es, wo die Fragen über Abſchaffung der Getreidegeſeße und die Ermäßigung des Zuderzolls zuſamment: Fallen ; es handelt ſich für beide um Freiheit des Handels, den
kaum zu erwarten, daß man die Frage auf die Spiße treibe, wo ſie gegen die Ariſtokratie entſchieden werden würde, ſondern man wird Palliative vorſchlagen , und namentlich ſcheint man
die Abſicht zu hegen, die Auswanderung in großem Maaßſtab zu betreiben ; dieſe iſt allerdings für England nothweudig und
Einwohnern , gebirgig , mit fruchtbaren Ebenen, geſundem Klima, wenig Waldungen , da die meiſten in den Zuđerraffinerien verbrannt worden ſius , einigen Teichen , unter welchen der von dem Thale der fieber Städte im weſtlichen Theile der ſchönſte iſt, vielen Mineralquellen , Caldeiras genannt, beſondere in dem romantiſchen Thale das Furnas ;
keineswegs ein Verluſt: jeder Auswanderer, der daheim Noth
der Hauptort iſt Pontedelgada mit einer der Südwinden außgefepten
leidet und in einer Solonie durch Arbeit ſich einen reichlichen
Bucht; Ribeira Grande an der Nordküſte hat 12,000 Einwohner, aber
Unterhalt erwirbt, iſt ein Gewinn, da er zugleich ein Conſu : ment brittiſcher Fabricate wird ; es fragt ſich aber , ob die Emigration für England ſelbſt bei einer jährlich um 400,000 Menſchen fortſchreitenden Bevölferung eine wirkliche Erleichte:
keinen Ankerplaß.
rung gewähren kann ; eben ſo möchte es eine ſehr beſtreitbare
aber wenig Baumzucht.
Frage feyn , ob das Syſtem , Englands Haupthandel auf den Verkehr mit ſeinen Solonien zu gründen, von dieſen die Rollſtoffe zu beziehen, ſie wiederum mit Fabricaten zu verſorgen , und ſo bis zu einem gewiſſen Grade ſich von dem Handel mit andern Ländern unabhängig zu machen , ausführbar iſt und nicht endlich zu Englands Schaden ausſchlagen muß. ( Fortießung folgt. )
2. Santa Maria , 4 M. lang und 3 breit, 7 bis 8000 Einw., ein mit wenig Erde bededter , aber waſſerreicher Felſen , erzeugt viel Ges
treide und Gerſte und herrliche Früchte, hat aud Hirſe , Wein , Vieh, .
Porto, die älteſte Niederlaſſung auf den Azoren,
hat 2000 Einw . und einen den Südwinden ausgefepten Anferplas : des von San Lorenzo im Norden iſt beſſer , außerdem gibt es noch drei
Dörfer.
Die vielen Fideicommiſſe hemmen hier , wie auf allen dieſex
Inſeln , den Fortſchritt.
3. Terceira , 7 M. lang , 4 breit , hat ſeit ihrer Bevölkerung im Jahre 1450 die Einwohnerzahl nicht über 35 bis 40,000 bringen können – gebirgig , aber ſehr fruchtbar , eben ſo empfänglich für die europäiſchen
1412 wie für die tropiſchen Gewächſe, viele Vulcane, erzeugt Getreide, Orangen, Wein, Lein, Ignamen, Erdäpfel , ſüße Bataten, Oliven, Zuder, Kaffee,
Braſilien befolgt wurde , und welche vorzüglich in den freiwilligen Beis trågen zu Gunſten des Chriſtusordens, mit deffen Meiſterſaften ſie an
Guayava, Ananas ; der Tabak wächét freiwillig. Sie hat Vieh, beſonders
die Krone übergingen ; in der Feſtſeßung einer Congrua für den Cleruß
Schweine, und man verfertigt Butter. Angra eine döne Stadt , 250 Meilen von Liſſabon entfernt ; die Einwohner haben gutes Ausſehen,
die Inſel ift 4 M. lang , und andern ähnlichen Hälfsmitteln beſtand 14, breit , erzeugt Getreide und etwas Wein, aber hat Mangel an Holz, nachdem die Waldungen au & gebrannt worden , und hängt in allen Bes
beſonders das weibliche Geſchlecht, und gute Eigenſchaften. Jin weſt
lichen Theil liegt ein Gebiet voller Landhäuſer , Terra dhà genannt, 1 Meile lang und % breit. Die übrigen Oerter find San Sebaſtiao und Praia.
4. San Jorge, 12 D. lang und 2 breit, von einem Gebirge durch fchuitten , brüchig im nördlichen Theile. Sie beſigt das beſte Klima unter allen dieſen Inſeln , und erzeugt Getreide, Fridte und die beſten Weine des Archipelagus. Sie hat Waldung , Horuvieh , und man ver fertigt Käſe und Butter. Der Hauptort iſt Belas mit 4000 Einw .;
Calheta, Topo und ſieben Dörfer. Die ſämmtliche Bevölferung beläuft fich auf 20,000 Seelen .
dürfniſſen von Madeira ab. Die einzige dort befindliche Ortſchaft hat 3 bis 4000 Einw . , aber ihr Hafen iſt beſſer als der von Funchal, welcher 14 Meilen entfernt iſt. 2. Madeira , im Jahre 1419 entredt , 18 M. lang und 8 M. wo
fie am breiteſten ift. Demn Naturforſcher Lowe zufolge beſigt pie 743 Pflanzengattungen , svon welchen 50 oder 60 vorher unbekannt waren , .
und deren Charakter das Mittel zwiſchen der Vegetation von Europa
und von den canariſchen Juſeln hält. Der Infant Don Henrique ließ das Zuckerrohr von Sicilien und den Weinſtod von Cantia hieher bringen. Nachdem man die Zuderausfuhr auf 20,000 Centner jährlich gebracht
5. Gracioſa, 4 M. lang und 2 breit, flach und angenehm , erzeugt
und einen großen Theil der Waldungen ausgebrannt hatte , vertauſchte
Getreide, Früchte, Wein, Branntwein ; im Innern iſt ein Krater, deſen Ausbruch neuerlich das Städtchen Praia zerſtört hat ; der Hauptort iſt Santa Cruz mit 3000 Einw. und einem ſchlechten Hafen . Außerdem gibt es noch eine Drtſdaft in öftlichen Theile und zwei Dörfer im
man dieſe Induſtrie mit dem Weinbau , von welchem Erzeugniß 12 bis 15,000 Faß ausgeführt werden . Das Klima iſt ſehr geſund , und bes
Gangen 11 bis 12,000 Einwohner. 6. Fayal , 5 M. lang , 4 breit , 24,000 Einw.; die Erzeugniſſe wie auf San Miguel und Terceira. Sie hat Weinhandel , welcher Artifel yon Pico herübergebracht wird , Fabrifen von Butter , Leinwand und
gemeinem Geſchirr. Der Hafen von Horta iſt der beſte des Archipelagus, mit drei Forts vertheidigt und ſehr zu Anlegung eines Freihafens enia pfohlen. Mit einem Aufwande von 100,000 Cruzados (60,000 Thaler) könnte man ein Dod für 60 oder 70 Schiffe anlegen . 7. Pico , 16 M. lang ,. 5 breit , 30,000 Einw ., hat ihren Namen von einem Segel oder ſpitigen Berge (pico), der fich iſolirt crhebt und das ganze Jahr hindurch Nauch austreibt. Sie erzeugt Getreide, Früchte, das beſte Holz und auf 25,000 Faß Wein , treibt auch Fiſchfang. Lagee, im ſüdöſtlichen Theile, 3000 Einw . Magdalena , gegenüber von Fayal , San Roque im Norden , 11 Dörfer. .
.
ſonders den bruſtichwachen Perſonen empfohlen .
Es wird auch Färbers
kraut (orseille) außgeführt. Die Hauptſtadt Fundjal auf der Südküſte iſt angenehm am Fuße des Gebirgs gelegen, hat aber feinen Hafen und nur einen im Winter gefährlichen Anferp'ag . Sie iſt von verſdiebenen Forts vertheidigt , der Siß des Generalcapităng , Civilgouverneurs und Biſchofs ; man zählt 20,000 Einwohner, unter welchen ſich mehrere an .
ſehnliche Handelshäuſer befinden.
3. Las Deſertas; die größte , Deſerta , welche ihren Namen den übrigen gibt , iſt 1 Meile lang und hat im Norden die kleine Felſen inſel Chao und im Süden Bugéo ; fte erzeugen Färberkraut , ernähren wilde Ziegen und Kaninchen , und einige Fiſcher şalten ſich dort auf. Die Oberfläche wird auf 31 Duadratmeilen, 20 auf den Grad , die Bes yölferung auf 25,000 Feuerſtellen geſagt. Die Douane von Funchal brachte im Jahre 1836 100 Mill. Neis (14 %, Mill. Franfen) ein . .
(Fortfeßung folgt.)
8. Flores , 5 M. lang, 3 breit , 10,000 Einw ., sie wenig um =
gånglich find ; der Boden iſt hügelig , die Luft trocken und windig , die Inſel iſt den Erdbeben nicht unterworfen, hat ueberfluß an Waſſer und Bäumen , erzeugt Getreide , Hülſenfrüchte , Gemüſe, Hornvieh , Schafe und Schweine; Wein wird uicht gebaut. Santa Cruz mit 3000 Einw. und einer fơönen Kirche, Lage und vier Dörfer. 9. Corvo , 2 M. lang , 1 breit , 1000 Einw. , erzeugt Getreide
Mi s cellen. Der Obeliof von luror. Wat mange vorausgeſehen, ſcheint nun eingetroffen : franzöſiſche Blätter (f. Voleur you 30 Nov.) melden,
daß der Obelist auf der Südſeite einen ſtarten Riß befominen habe, der unaufhörlich fich erweitere ; alles , was man in den Miß hineinſtopfen
1
and Vieh .
wollte, fällt herab , und Luft und Waſſer dringen ungehindert ein. Wenn nicht bald Rath geſchafft wird, ſo iſt der Obelisk, der in ſeinem .
Die Verwaltung iſt in trei Diſtricte eingetheilt: Pontedelgada be greift San Miguel und Santa Maria. Angra begreift Terceira, San Jorge , Oracioſa. Horta begreift Fayal , Pico , Flores und Corvo.
Waterlande Jahrtauſende überdauerte, in der feuchten Atmoſphäre Frant reidye in wenigen Jahrzehnten zerſtört.
Die Oberfläche wird auf 87 Quadratmeilon, ju 20 auf den Grad , und
die Bevölferung auf 50,000 Feuerſtellen angeſchlagen . Die Douanen von Pontedelgada , Angra und Fayal trugen im Jahre 1836 33 18 und 11 Millionen Reis ein ( zuſammen etwa 8 Millionen Franken ). 2. Goberno de Madeira. 1. Porto Santo , entbedt im Jahre 1418, erſte Niederlaſſung und
Grundlage des Coloniſationsſyſteme, welches nadher für die Azoren und
Afghan iſde Geſchichte. Prof. Dorn , der befanntlich Ni'met- . ullahe Geſchichte der Afghanen für die aſiatiſche Geſellſchaft in London iberſepte , hat jeßt allmählich nicht weniger als ſechs verſchiedene Ab:
ſchriften dieſes für die afghaniſche Geſchidte faſt unentbehrlichen Werke zuſammengebracht, und ſcheint einer Anzeige in dem Bulletin scientifique der Petersburger Afademie zufolge (Tom . IX. 13. 14.) damit umzugehen , den vollſtändigen Tert berſelben herauszugeben .
München , in der Literariſch - Artiſtiſden Anſtalt der 3. G. Gottalichen Buchhandlung. Verantwortlicher Neracteur Dr. Ed. Widen in a n 11 .
Nr . 354.
Das
1 d. AA u sl a n
Ein Tagblatt für
Kunde des geiſtigen und fittlichen Lebens der Völker. 20 December 1841 . 5
Die Plane zum Grabe Uapoleons.
einem Heiligenſchrein liegen , ſo daß das Tageslicht nur durd
(Aus dem Eraminer von 27 Nov.)
Todtengewölbe roll eine Galerie ſtehen , die etwa 250 Fuß lang
die Fenſter der Kuppel einfällt. In Verbindung mit dieſem Die öffentliche Ausſtellung der Modelle und Zeichnungen
unter dein Gebäude hinläuft und auf beiden Seiten mit den
für das beabſichtigte Grab Napoleons hat großes Aufſehen er: regt. Die Kammern haben bekanntlich zu dieſem Grab eine halbe Million Franken ausgelegt und den Plan dazu der öffent:
zöſiſche Siege geſchmückt wäre, und in einer Treppe endigte, die
Gräbern der Marſchälle Frankreichs und Inſchriften über fran:
ans Tageslicht hinausführte, und zwar durch die Thüre eines
lichen Concurrenz überlaſſen. Es ſind im Ganzen 82 einge-
maſſiven Piedeſtals , auf welchem die Reiterſtatue des Kaiſers
liefert worden , worunter feltſam genug David und Marochetti Feine geliefert haben , obgleich beide Fich damit beſchäftigten. Die beinahe cinſtimmig bezeichnete Localität war der offene
ftände. Die zwei Einwürfe, die man gegen den Plan macht,
*
ht
6
1,0
find der Mangel an Einbeit , und daß er 5 Millionen ſtatt 500,000 Fr. 'koſten würde. Die Plane des Architeften J. Du:
Raum unter dem Invalidendome, und zwar die Stelle , wo
ban und des Bildhauers Henri de Triqueti gelten für die
der Hochaltar hinfemmen ſollte, da man dieſe von jedem Theil
fchönſten , auch ſcheinen fie allein gewiſſenhaft in Bezug auf die
der Kirche aus ſieht, man mag zu einer Thüre eintreten , zu
Koſten und den Hauptzweck des Werks, nämlich, die Gebeine des Kaiſers unverleßt zu bewahren , zu Werfe gegangen zu ſeyn.
welcher man will. Abgeſehen von Localität und Koſtenpunkt, ließ man den Künſtlern völlige Freiheit, und ſchärfte ihnen nur zwei Punkte ein , Großartigkeit und Einfach beit.
Das Modell Dubans ſtellt eine inafſive Granitgrundlage dar, von der man auf Stufen hinaufſteigt; auf dieſer ruht
Eine ſchönere Gelegenheit, die franzöfiſche Kunftſoule in ihren
ein mächtiges Piedeſtal, deſſen Seiten durch ſtehende Victorien
zwei Hauptzweigen , Arõhitektur und Sculptur zu erproben, konnte es nicht leicht geben, und der Nationalſtolz ſpreizte ſich
abgetheilt werden, und jede Abtheilung trägt den Namen ir: gend einer großen Schlacht oder That. Auf dieſem Piedeſtal
nicht wenig ; auch fyrach man höhern Orts ein unbeſchränktes Vertrauen anf den artiſtiſchen Werth unters Jahrhunderts aus. Jeßt iſt eine wahre Revolution in der Stimmung er: folgt : derger, Demüthigung , Beſtürzung, Klage find an die Stelle der frühern ſtolzen Zuverficht getreten ; einen Troſt findet der Pariſer nur in der unbezwinglichen Luſt am Lächer:
ruht ein Sarkophag, mit Draperie bededt, und bloß mit dem Lorbeer und dem faiferlichen Adler geziert. Die Anordnung des Gangen iſt ſehr ſchön , die Zierrathen mit großem Ge. rohmat und Geſchick entworfen , der allgemeine Eindruc groß und einfach , ohne Prätenſion, aber mehr architektoniſch als bild: haueriſch ; auch möchte man es tadeln, daß das Monument nur den militäriſchen 'Sharafter hervorhebt, da Napoleons Ruhm
lichen , und man rächt ñch jeßt an dem „ Genie der Nation"
mit einem Hagel von Epigrammen . Der Verdruß über die
doch nicht bloß auf ſeinen Talenten als Krieger ruht. Dieren
Täuſchung iſt indeß etwas unvernünftig, denn es iſt doch zu
Einwurf hat Hr. de Triqueti vermieden , und ſcheint allein das
viel verlangt, daß Franfreich auf einmal 82 Sunſtgenies er: zeugen ſollte; es könnte mit dem zehnten Zheil zufrieden ſeyn. Neun Zehntheile der Plane Find auch wirklich ganz erträglich
Problein gelöst zu haben , den Ruhm eines Menſchen in einem der Gottheit gewidmeten Gebäude zu verfünden ohne gegen leßtern Sharafter anzuſtoßen ; auo hat er die architeftoniſche
abgeſchmadt, aber acht bis zehn bleiben ribrig, die dennoch die Aufmerkſamkeit feſſeln . Visconti, der ausgezeichnete Architekt,
Größe und die Einheit des Zweds und der Wirkung, die in dem Modell Dubans 10 hervortreten, noch durch einen wahren kurus
verfiel auf ein rundes Grab oder einen hohlen Raum unter
von Berſchönerungen, die ſeiner eigenen Kunſt entnommen ſind,
dem Boden der Kirche; unmittelbar unter der Stuppel und um: geben von einer reichen , bruſthohen Baluſtrade. Dort roll
gehoben.. Sein Hauptmaterial iſt corfiſder Oranit, der durd reine ungerſtörbarfeit , feine ſchöne, aber etwas düſtere Farbe, und die daran ſich knüpfende Ideenaffociation befonders geeignet 35+
„ allein mit ſeinem Ruhm ," der Sartopbag Napoleons, wie in
1
1414 ſcheint. Auf einer ungeheuren, 36 Fuß langen und 30 Fuß breiten Grundlage von Granitblöden , welche drei Stufen bilden , liegen vier foloſſale Löwen , gleichfalls aus Granit,
ſich in der engliſchen Rebellion des Jahres 1640 zu einer ſo
tragikomiſchen Höhe geſteigert hat. Aber man hat gut lachen auf Koſten einer längſt dahin geſchwundenen Zeit, und wenn
und auf dieſen ruht ein gigantiſches Piedeſtal, wiederum aus
man daran denkt , daß ein Mitglied jenes hochweiſen Rumpf
Granit , in welchem der Sarg des todten Kaiſers verſenkt werden ſoll. Rund um dieß Piedeſtal läuft eine Reihe von
parlaments den Bibelſpruch „ Kämpfe den guten Kampf des Glaubens" zu ſeinem Taufnamen machte , und viele andere
Basreliefs in Bronze mit vier Statuen des Ruhms in den Eden . Die Figuren in Relief ſind 9 Fuß hoch , und ſtellen die Hauptereigniſſe von Napoleons Leben in fortlaufender Reihe
dieſen fraſſen Unſinn nachahmten, 10 fann man ſich freilich des Lachens kaum erwehren ; aber die neuere Zeit hat faum min der tolle Erſcheinungen geſeben , als uns Walter Scott in ſei nen Puritanern auf ſo ergößliche Weiſe vorführt, - man dente und es iſt nur an Irving und ſeine unbekannte Sprache,
dar. Der bewundernswürdige gute Geſchinac , womit Hr. de 1
Triqueti alles Heidenthum und alle ordinären Allegorien zu vermeiden wußte , während er zugleich im höchſten Grade bezeichnend und verſtändlich iſt , zeigt ihn zugleich als Künſtler und Dichter. Auf dem Sarkophage roll die liegende Statue des Kaiſers ruhen , in der einen Hand das Schwert, in der
andern den Code Napoleon.
Die Statue foll foloſal, etwa
fein Zweifel mehr , daß ein zügelloſer , fanatiſcher Geiſt fich
mehr und mehr ins öffentliche Leben eindrängt - eine Beſorg niß, welche bellſehende Männer ſchon vor 30 und 40 Jahren ausſprachen , obgleich damals noch der Lärm des Krieges diele Stiminen übertaubte.
12 Fuß lang ſeyn , und wird das volle Licht der Fenſter des
Aber in demſelben Maaße , als die niedern Elaſſen der
Doms erhalten, welches direct auf den polirten Marmor fallen ,
Geſellſchaft mit ihrer Rohheit und Halbwiſferei mehr auf den
und das Ganze mit einem bleichen Glanz erhellen würde. Der ganze Kenotaph würde etwa 30 Fuß hoch werden. Die pracht volle Einfachheit der Geſammtanordnung dieſes Denkmals, die ruhige Anmuth und die bedeutſame Ziedniäßigkeit der Ver: zierungen , die maſſive Solidität des Baues und die belebte
Zartheit der Gruppen , wobei weder Servilität noch blinde. Schmeichelei, weder Beleidigung anderer Völfer noch eitle Ruhm= redigteit hervorſtechen , endlich aber die melancholiſche und doch
imponirende Geſtalt des kaiſerlichen Helden , welche das Ganze überragt, alles dieß ſind Vorzüge , die das Modell Triqueti's weit über alle andern erheben , und dem Beſchauer eine unwillfürliche Achtung für den Menſchen und den Künſtler einfloßen . ( Befanntlich hat die Commiſſion alle Plane verworfen . )
öffentlichen Schauplaß drängten , hat ſich das Ulebel geſteigert,
über deſſen allgemeine Urſachen freilich kein Zweifel obwalten fann. Das drohnenartige Leben der Staatsfirche, welche erſt in neuerer Zeit durch die wachſende Gefahr einigermaßen aus ihrem Schlummer aufgerüttelt wurde , hat eine Stagnation der theologiſchen und philoſophiſchen Wiſſenſchaften berbeige führt, und die Folgen derſelben treten nun immer flarer an den Tag. Wer auch nur die „ Betrachtungen über den Pro teſtantismus " und die daſelbſt mit ſcharfen, aber wahren Zügen beſchriebene Geſchichte der engliſchen Hochkirche las , dem fann
es nicht entgehen , daß ein ſolcher Baum ſolche Früchte tragen mußte. Er führte in den höhern Claſſen zur philoſophiſchen Gleichgültigkeit oder zur kirchlichen Heuchelei, in den niedern
zur Abſcheidung von der Kirche , und die Erfdeinung , welche Rü ok E
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in Deutſchland den Pietismus hervorrief, bat in England, wie in Nordamerifa, zu einer alles überwuchernden Sectirerei ſich ausgebildet. In der Hogfirge ſelbſt aber , welche noch im Be
fiße der Macht und des Reichthums iſt, haben zwei Ridhtungen ſich herausgearbeitet, eine weltliche und eine religiöſe: die weltliche
( Schlu 6.) Wenn durch den jeßigen Kampf , welchen die materiellen
Partei iſt mit dem mächtigen England nach allen Welttheilen
Intereſſen und die Notr des Tages erregen, die Fragen deut:
gezogen , benüßt die Gewalt , welde ſie noch über die höheren
licher und klarer, obgleich , wie natürlich , in einer gewiſſen Ve:
Claſſen ausübt, ſucht ihre Macht über alle Länder auszubrei ten, wohin Englands Sdwert und Einfluß dringt , und ſie
ſchránftheit und nicht mit philoſophiſcher Schärfe hingeſtellt wurden ; wenn Lord John Ruſſel bei einer neuerlichen Gele genheit unumwunden Jagen konnte : „die vorige Adminiſtration
neben den Stuhl Petri zu regen . Aber an dem ſtolzen Baume
bemühte ſich, das Land von den Abgaben zu befreien, welce,
nagt der Wurm, und die Doctrine Dr. Puſer's deđt den Scha
auf Koſten der Staatsgeſellſchaft im Allgemeinen an die Land :
den Iſraels auf.
eigenthümer , die weſtindiſchen Pflanger und andere begünſtigte
firche , daß durch die Prieſterweihe, wie in der fatholiſchen
Claſſen gezahlt werden ;" wenn ſo die praktiſche , allgemein
Kirche, der heilige Geiſt fortgepflanzt wird ſeit Anbeginn des
vermißt fic , ibren Stuhl als den einer künftigen Weltkirche Es iſt ein Grundfas der engliſchen Hoch
verſtändliche Seite immer mehr hervortrat : ro iſt dieß mit an:
Chriſtenthums, nur nimmt ſie an, daß die engliſche Hochliroe
dern Erſcheinungen in England , namentlich mit den geiſtlichen ,
die wahre katholiſche Kirche , und die römiſche in Irrthümer
teineswegs der Fall. Dieſe ſcheinen vielmehr einer immer är: geren Verwirrung der Begriffe und Anſichten entgegenzugehen, und, wie wir ſchon hinſichtlich der Conferenz von Mancheſter
und Verderbniß gefallen fey. Indem nun Puſey auf die alten Dogmen ſeiner Kirche zurüdging , und dieſe auf folchem Beje
zu erneueru rich bemühte, konnte es ihm nicht entgehen , daß
bemerkt, es droht von neuem ein Einbruch geiſtlicher Begriffe
der römiſch-katholiſchen Kirde eine viel ſtrengere Conſequenz der
und Anſichten in die Verhältniſſe des Staats, ein Einfluß, der
Grundſäße einwohne, und daß dieſe nicht wie die engliſche zu
1415 einem ariſtokratiſch- politiſchen Inſtitute herabgejunten rey , fon:
dern im Volfsboben fortwurzle, und immer neue Stößlinge emportreibe. Da ward der Spott, den der launige Barde von Schottland über die ambroſianiſchen Loden des Abgeſandten
von Orford, der ſich bei dem Prätendenten eingefunden haben rollte, in Fülle ausgoß, auf einmal zur grellen Wirflichkeit. Dr. Puſey und ſeine Anhänger ſind , in welche Formen ſie ſich auch hüllen mögen , der that nach Strypto : Satholifen . Wäre
England nicht voll politiſchen Lärmens über materielle Notly und Intereſſen , fo würde dieß Ereigniß eine ungeheure Wirs kung auf die öffentliche Meinung hervorgebracht haben ; aber unſere raſtloſe Zeit nimmt an derlei Dingen wenig Antheil, und ſo wird die Sache am Ende auf einige perſönliche Befeh: rungen hinauslaufen , oder allmählich in der Stille wieder ab ſterben ; das geiſtige Leben Englands iſt nicht mehr auf der Alma Mater zu Orford.
Ernſter und unmittelbarer ins Leben greifend iſt der Kampf, welcher ſich in Schottland entſponnen. Dort iſt das Presby-
dahin führen muß , die presbyterianiſche Kirche Schottlands in ſich ſelbſt zu ſpalten, den Geiſt der Unkirchlichkeit auszuſäen ,
und auf der andern Seite einen fanatiſchen Sinn zu erhißen , welcher noch nie und nirgends zum Frieden geführt hat. Wo liegt die Urſache ? Das möchte bei dem freien, vorurtheilsloſen
Geiſt , der bei ſo manchen gebildeten Einwohnern Edinburgh herrſcht, ſchwer zu ſagen ſeyn : es iſt indeß jedenfalls leicht zu errathen, daß er in einem bornirten Erziebungsſyſtem ſeinen Grund haben muß. Die beiden Hauptkirchen Englands ſind ſomit durch eigene Schuld in einer ſchlimmen Lage, und manche wollen behaupten,
daß die katholiſche Kirche daraus nicht geringen Vortheil ziehe. Daß ſie in Irland immer feſtern Boden gewinnt, daß die Prie:
ſter durch ihre Predigten in erſiſcher Sprache immer mehr das Volk für ſich gewinnen, unterliegt keinem Zweifel, und daß die fanatiſchen Proteſtanten Nordirlands, welche noch vor 15
Jahren mit ſolchem ungeſtraften Ueberinuth die katholiſchen Irländer behandeln durften , dieß mit Ingrimm ſehen, iſt natür
terium ſeit Jahren mit der Gemeindefreiheit über die Wahl
lich. Doch dieß iſt der alte Fluch Irlands ! aber aus dem Obi:
der Prediger im Streit, welcher bereits eine Höhe erreicht hat, daß manche angeſehene Männer Englands ein Einſchreiten für nothwendig hielten. Lord Aberdeen (ießt Miniſter der Auswärtigen) nahm ſich der Sache an, und bereitete im vorigen Jahre eine Bil im Parlamente vor, um dem Streit ein Ende zu machen . Aber ſey es, daß die dringenden politiſchen Gutereſſen des
gen geht auch hervor, daß England und Schottland mehr und mehr wieder durch religiöſen Haß fich ſpalten , ſo daß zu allen
Gang der modernen Vildung.
Augenblics das Oberhaus abhielten , ſich mit dieſer dornen:
einen großen Sieg : es war der Sieg achter Humanität und
vollen Sache zu befaſſen , oder daß Lord Aberdeen felbſt bei näherer Unterſuchung nicht gerathen fand , ſich einzumiſchen ,
Bildung über Sectenhaß und Intoleranz. Der Sieg war in
genug, Lord Aberdeen trieb die Sache nicht weiter. Jeßt aber breitet ſich der Streit aus, und nimmt allmählich eine Ge: ſtalt an, daß der Staat wohl als vermittelnde Macht wird eintreten müſſen . Es handelt ſich gegenwärtig um ſtrengere
Maaßregeln zur Heiligung des Sabbathe, und die Anordnungen, welche man im Parlament auf den Antrag des überfrommen Sir A. Agnew nicht treffen wollte , rollen jeßt auf Befehl des Presbyteriums von Schottland mit Gewalt und zwar auf
Verlegenheiten der innern Lage auch noch dieſer Hader kommt. Es iſt freilich nicht wahrſcheinlich, daß derſelbe zu ernſtlichen, po:
litiſchen Folgen führe, er wirft aber ein großes Licht auf den Das 18te Jahrhundert errang
deß nur ein ſehr partieller, er wurde nur von dem kleinſten Theile des Volfs, den wahrhaft Gebildeten , erfochten , und auch von dieſen eigentlich nur in der Literatur , die freilich mehr und mehr ein Gemeingut der Völfer wurde. Die gebil: dete Claſſe führte das Wort in der Literatur , und da das
Papier geduldig war, ſo gewann die Literatur durch ihre Maſſe ſcheinbar eine mächtige Bedeutung. Aber eine noch größere ge wannen reit 50 Jahren die Völker ſelbſt ; wenn fonſt nur die
eine Weiſe durcgereßt werden , welche die bürgerliche Freiheit
Wortführer in Betracht famen , ſo traten jent mehr und mehr die Maſſen mit ihren Anſichten und Leidenſchaften auf die
bedroht ; bereits ſind Perſonen eingeſperrt worden , unter an: dern ein Conditor, weil er einem kleinen Jungen etwas Zu: derwert am Sonntag verkauft hatte. Wie weit der Wahnwiß dieſer Leute geht, kann man aus dem Ilmſtand entnehmen,
Bühne, und nun kam die errungene Bildung der höhern Claſſen ins Bedränge. Dieſe Bildung war geſchöpft aus Griechen und Römern, aus Philoſophen und Dichtern aller Zeiten und Völ fer, war in ſüßer Ruhe und Bebaglichkeit erworben, nun rollte
daß der Junge abſichtlich dazu aufgeſtellt war , damit man ei: nen Zeugen gegen den fabbathſchänderiſchen Conditor habe.
ſie aber aus der fremdartigen römiſch -griechiſchen Welt heraus auf den Schauplaß unſers neuern Lebens und mit ihrem Geiſt die Maſſen der Völfer durchdringen . Das iſt die Aufgabe, die bis ießt immer noch in einem ſehr ſchwachen Maaße gelöst iſt, auf welche aber in England Männer wie Brougham mit bewundernswerther Ausdauer und Folgerichtigkeit hinarbeiten . In England, wo die freie Bewegung der Maffen weniger als irgendwo in Europa gehemmt iſt, wo kein Polizeizwang
Wäre die Sache nicht ro ernſt , ſie würde nur ein mitleidiges Achſelzuden verdienen , aber diejenigen , über welche man eine ſo abgeſchmadte Tyrannei ausüben will ,
finden die Sache
nichts weniger als lächerlich. Der arme Teufel von Conditor, der außer einer tüchtigen Strafe, über welche der Paſtor, wel: cher die Anzeige an den Magiſtrat gemacht, auf eine hämiſche
Weiſe triumphirte , noch drei Pfund Sterling Koſten
die herbern Neußerungen der Eigenthümlichkeiten in politiſcher
zahlen mußte, war mit ſeiner Familie halb ruinirt.
und religiöſer Hinſicht zurüchält , treten nun aus natürlido die Veranlaſſungen zum Zwieſpalt in einer berbern , fraffern Form hervor, und die Bildung der höhern Stände , ohnehin übel berüchtigt durch ariſtokratiſche Morgue und ſtolze Ent:
Eine der
Forderungen dieſer Fanatiker iſt unter anderem, daß am Sonntag tein Eiſenbahnwagen fahren roll, furg, es iſt wieder ein Geiſt pfaffiſcher Unduldſamteit in dieſe Leute gefahren , welcher
1416
fernthaltung von dem Volke , iſt noch nicht ſo weit hinabge: 1 völferung beträgt 1025 Freie und 810 Sklaven ; die Derter Geba , drungen , daß fie dem religiöſen Hader Schweigen gebieten könnte ; ſie wird freilich dem Streit der Confeſſionen und dem Kampf der Meinungen nie ein Ende machen , aber ſie fann ro rohen Ausbrüchen der Intoleranz , wie ſie in Schottland vor: kommen, durch gründlichere Bildung der Geiſtlichen und durch
beſſern, minder einſeitigen Unterricht der Maſſen entgegenarbeiten . In dieſer Hinſicht hat England noch ſehr viel zu thun, und ſeine Unterrichtsanſtalten ſtehen uin ro inehr zurück, als der Fanatismus felbſt einem freieren Unterrichtsweſen bem: mend in den Weg tritt.
Bolama und Fa hängen von Biſao ab. El Rio Santo Domingo , an deſſen linkem Ufer Cadeo mit ſeinem Fleinen Fort liegt. Die Garniſon
vou 60 Mann gibt der von Biffao nichts nach. Die Bevölkerung beträgt 730 Freie und 800 Sklaven ; von Cached hängt das Präfidium Bolor an der Mündung des Flufies, ſo wie Farim und Zueguichor ab, das leptere liegt am linken Ufer des Rio Cazamança, beffen Klima fehr ungeſund iſt. –
Die Erzeugniſſe find Reis, Viehhänte, Elfenbein, gelbes Wachs, Palmöl, Schildkröten und einiges reine Gold , die Einfünfte betragen 5 Contos .
Se Neie .
2. Die Inſeln , oder Comarca te Cabo Verde, ſeit 1460 entdedt.
Jelas de Sotavento. 1. Santiago , die größte unter allen , mit
( Fortſeßung folgt. )
beinahe 20,000 Freien und 1700 Sklaven bevölkert, und mit einer Gar
niſon von 160 Negern , die nicht im Stande find einen Schuß zu thun,
Ueueſte Uadhrichten von der Uiger - Erpedition. Dieſe Nachrichten (f. Times vom 6 December) lauteu ſehr traurig. Krankheiten ſind plößlich unter der Mannſchaft ausgebrochen , nicht weniger als ein Drittheil iſt dienſtunfähig und zweiundzwanzig ſind geſtorben. Dieß hat die Erpedition ſehr entmuthigt, und man zweifelte
eine Zeitlang , ob ſie weiter gehen könne. Merfwürdigerweiſe ſind die Schwarzen , welche von Englaud aus die Erpedition begleiteten , der Krankheit zuerſt zum Opfer gefallen. Wie früher ſchon erwähnt, fuhren die Schiffe am 13 Auguſt in den Nun - Arm ein , famen aber erſt ain 26 nad 3bu (Eboe) , 130 engliſche Meilen aufwärts. Was dieſen langen Aufenthalt verurſachte, iſt nicht angegeben, und wahrſcheinlich war der
felbe Urſache an den Krankheiten ; bis zum 20 hatten ſie nämlich nicht mehr als 12 Meilen zurückgelegt.
Der Fluß iſt bei Ibu 200 Yards
breit, die Tiefe wechſelt aber von 13 Faden bis zu einer argen Srid .
ohne die Augen zuzuſchließen .
Sie erzeugt Hirſe , Manioc , Kaffee,
Zucker , Branntwein (yon Zucfer) , Früchte , Vieb, Vögel , Medicinalöl zum Abführen , Färberfraut; das Klima iſt ſehr ungeſund. Die Obrigkeiten reſidiren in Vila de Praia und der Wijchof in Nibeira Orande .
2. Fogo , mit 4706 Freien und 909 Sklaven , geſundem , obgleich heißein Klima, erzeugt Hirſe , Kaffee, Früdte , Wein und Tabat , ents hält einen vor wenigen Jahren erloſchenen Gulean .
3. Vravo, 3820 Freie, 170 Sklaven, feudtry, doch geſundes Klima, Erzeugniſſe wie auf Fogo , auch viele Bataten und Färberkraut. 4. Maio, 1542 Freie und 363 Sklaven, Klima wie die vorige, viel Salz, einige Viehweiden. Jolas de Barlovento. 5. Boa Viſta, 2818 Freie und 513 Sllaven, gefundes und frijdes Klima , erzeugt Salz , Baumwolle und Färber : fraut , hat auch Viehweiden . Der Meinung des Deputirten Lopez Lima
tigkeit. Die Ufer find bis an den Rand des Waſſerê mit Vegetation
zufolge wäre dieſe Zujel wegen ihrer centralen Lage , guten Euft und
bededt , Baumwollenftauden , Palmen ,+ Bambus u. ſ. w. Die Einge bornen benahmen fich ganz friedlich und lieferten ihnen Lebensmittel.
wegen ihres guten zu allen Jahreszeiten fichern Hafen weit mehr als das tödtliche Santiago zum Siß der Regierung geeignet.
Der lette Brief iſt satirt „Berg Stirling (nahe an der Vereinigung des
6. San Antonio , 13,407 Freie, 180 Sklaven , ſehr gutes Klima,
Niger und Tſchadda ), 18 September.“
Krankheiten waren abermals ausgebrochen , und obgleich fchon früher eine Anzahl Stranfer an ein
fruchtbare Thäler , wo alle Gewäoſe der heißeu Zone , ſo wie im ger birgigen mit Färberkraut bededten Theile alle curopäiſchen Gewächſe
Schiff, daß nach Aſcenſion abging , übergeben worden war , ſo betrug
gedeihen. Die Hauptſast Vilanova und N. S. to Rojario hat 6000
fie jeßt doch wieder fünfzig bie ſechzig, und zehn bis zwölf waren neuer .
Giuwvhacr.
dinge geſtorben.
Das Sdiff Sudan follte die Kranken nach Aſcenſion
7. San Nicolau , 5290 Freie , 123 Sklaven , etwas ungeſund, Er,
führen . Der Wilberforce geht den Tſchadda aufwärts, und der Albert
zeugniſſe wie auf Santiago .
mit den Capitäns Trotter und B. Allen ten Niger hinauf. Ein Trane
8. San Vicente , 366 Freie , 5 Sklaven , geſund , erzeugt Baums wolle , Färberkraut und Vichweiten . Die Regierung hat im Julius
portſdiff . die Amelia , bleibt zurüd bei einer Niederlaſſung , die man (e8 iſt nicht angegeben , an welcher Stelle , wahrſcheinlich aber in der Nähe der Ifchaddamündung) auf dem Lande angelegt hat.
.
1838 einen Ort mit dem Namen Mindello anlegen laſſen . Isla de Sal mit einein Factor und einigen andern Leuten des Hrn. Anton Martinez , welder das Salzwerf entdedte und sort Vieh unterhält. Santa Lucia, unbewohnt, obgleich fie trintbares Waſſer hat .
Ilhcos Branco8 , zwei unfruchtbare Felſon nahe bei Santa Lucia. Die Einfünfte mögen 22 Millionen Reis betragen.
Die portugieſiſchen Colonien. 3. Provincia de Cabo Verde. (Fortſeßung .) 1. Feſtland , oder Comarca de Guinea , ein niedriger , ſumpfiger, .
mit Waltungen bebedter, aber außerordentlich ergiebiger Erdſtrich, ohne einen einzigen Hügel. Er hat frei Hauptflüſſe : El Rio Grande , in deffen Mündung der Plat Biſao , von 130 elenden Garniſousſoldaten vertheidigt, welche den afrifaniſchen Cazifen zum Spott dienen ; die Bez .
4. Provincia de las gelas del Golfo de Biafra . Santomé iſt die größere ; die andere, 38la del Principe, hat einert Hafen in San Antonio. Sie liegen zwiſchen den ſpaniſchen Inſeln Fernando Po , im Norden von der Jela del Principe , uno Annobon im Süden yon Santomé.
(Fortſetung folgt.)
München, in der Literariſch - Artiſtiſchen Anftalt der 3. G. Gott a'ſchen Buchhandlung. Verantwortlicher Redacteur Dr. Ed. Widenin a nu .
Nr. 355.
Das
Atsland . Tagblatt
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Kunde des geiſtiger und fittlichen Lebens der Völker. 21 December 1841 . j
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niſchen Befißungen und in Braſilien zu vernichten . In den Bemerkungen über Cuba ( r. Nr. 297) von dein wohlunterrich:
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( Fortſeßung .) A mer i ka.
Dieſer ganze Welttheil ſteht immer noch, wie ſchon öfters bemerft wurde, in einem gewiſſen Colonialverhältniß zu Europa ; rechnen wir einen kleinen Theil der Vereinigten Staaten ab, To beſteht der Handel in der Ausfuhr der Bodenerzeugniſſe
und der Einfuhr der Fabricate ; der Anbau des Bodens verrohlingt noch faſt alle andern Arbeiten, denn ſo lange des Bo:
dens die Fülle da iſt, wird der Aderbau die einträglichſte Arbeit ſeyn, beſonders da ſie zugleich am meiſten perſönliche Unab:
hängigkeit und Freiheit gibt. Das Bedürfniß der Arbeit, um dem Boden reine Schäße zu entloden , iſt aber ſo weit ges
teten Sir A. Murray iſt die freilich auch ſonſt hinreichend befannte Thatfache durchgeführt, daß der ungeheure Aufſchwung, den Cuba's Production ſeit zwei Jahrzehnten genommen , nur der fortgelegten Sllaveneinfuhr zuzufdretben fer ; es iſt aber
auch darauf hingewieſen, daß England das Recht habe,