Das Amt "Dux" in Spätantike und frühem Mittelalter: Der "ducatus" im Spannungsfeld zwischen römischem Einfluss und eigener Entwicklung 3110623234, 9783110623239, 9783110625233

In den gentilen Verbänden der Übergangsphase von der Antike zum Mittelalter ist eine Vielzahl von 'duces' beka

178 81 3MB

German Pages 432 [436] Year 2019

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Vorwort v
1. Einleitung 1
2. Vorbetrachtungen 17
3. Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer 38
4. Die Vandalen – "regnum" ohne "dux" 53
5. "Dux" als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen 70
6. "Duces" in den gentilen Reichen der Spätantike 93
7. Zusammenfassung und Auswertung 309
8. Quellen- und Literaturverzeichnis 331
9. Anlagen und Karten 373
Register 391
Literarische Quellen 393
Inschriftenregister 399
Personenregister 401
Ortsregister 411
Ämter- und Sachregister 417
Recommend Papers

Das Amt "Dux" in Spätantike und frühem Mittelalter: Der "ducatus" im Spannungsfeld zwischen römischem Einfluss und eigener Entwicklung
 3110623234, 9783110623239, 9783110625233

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Michael Zerjadtke Das Amt ›Dux‹ in Spätantike und frühem Mittelalter

Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde

Herausgegeben von Sebastian Brather, Wilhelm Heizmann und Steffen Patzold

Band 110

Michael Zerjadtke

Das Amt ›Dux‹ in Spätantike und frühem Mittelalter Der ›ducatus‹ im Spannungsfeld zwischen römischem Einfluss und eigener Entwicklung

ISBN 978-3-11-062267-6 e-ISBN (PDF) 978-3-11-062523-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-062323-9 ISSN 1866-7678 Library of Congress Control Number: 2018957527 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com

Vorwort Die vorliegende Studie wurde im Sommersemester 2016 von der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg als Dissertation angenommen. Für den Druck wurde sie überarbeitet, gekürzt und um neu erschienene Literatur ergänzt. Die Frage nach der Bedeutung der duces stellte sich mir während der Quellenlektüre nach der Fertigstellung meiner Magisterarbeit über Gesellschaft und Kriegführung der Germanen im ersten Jahrhundert. Auf der Suche nach einem Dissertationsthema fielen mir die Häufigkeit der duces in den Quellen und das Fehlen spezifischer Literatur auf, weshalb ich begann, diesen Personenkreis genauer zu untersuchen. In der ursprünglichen Konzeption der Arbeit war auch eine Analyse der comites civitatum vorgesehen, und im Laufe meiner Forschungen entstanden auch bereits mehrere Kapitel über die comites. Doch aufgrund der Menge an Quellen zu den duces beschloss ich, mich allein auf diese Einrichtung zu konzentrieren. Die Abfassung einer Dissertation mag ein einsames Unterfangen sein, doch wird es nur durch die Hilfe anderer ermöglicht. An erster Stelle möchte ich Herrn Prof. Dr. Werner Rieß danken, der mir in Hamburg eine Möglichkeit gegeben hat, akademisch tätig zu sein und der als Erstgutachter immer ein offenes Ohr für meine Fragen hatte. Durch seine fachliche Kompetenz und seine Erfahrung prägte er die Arbeit maßgeblich mit und fand in den Momenten der Ratlosgkeit die richtigen Worte zur Ermutigung eines zweifelnden Doktoranden. Auch danke ich meinem Zweitgutachter Herrn Prof. Dr. Helmut Halfmann, dessen Tür mir stets offen stand und mit dem ich viele Aspekte der Arbeit diskutieren konnte. Mein Dank gilt weiterhin meinem Drittgutachter Herrn Prof. Dr. Christian Witschel, dessen ausführliches Gutachten mir half, die Schwachpunkte meiner Arbeit besser zu erkennen und hoffentlich zu beheben, sowie Frau Prof. Dr. Kaja Harter-Uibopuu, die nicht nur den stellvertretenden Vorsitz der Prüfungskommission übernommen, sondern mich auch darüber hinaus mit Ratschlägen unterstützt hat. Während der Arbeit an meiner Dissertation wurde mir immer wieder Gelegenheit gegeben, meine Thesen im Rahmen von Vorträgen vorzustellen und im Anschluss zu erläutern. Hierfür danke ich Herrn Prof. Dr. Matthias Becher, Herrn Prof. Dr. Stefan Esders, Herrn Prof. Dr. Stefan Pfeiffer, Herrn Prof. Dr. Burkard Meißner und Herrn Prof. Dr. Christoph Schäfer. Weiterhin bin ich Herrn Prof. Dr. Roland Steinacher für seine Lektüre der Arbeit und seine anregende Kritik dankbar. Den Herrn Professoren Dr. Christof Schuler und Dr. Rudolf Haensch verdanke ich die Möglichkeit eines Forschungsaufenthaltes an der Münchener Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik, durch den ich meine Arbeit einen großen Schritt voranbringen konnte. Weiterhin möchte ich den Herausgebern der Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herrn Prof. Dr. Sebastian Brather, Herrn Prof. Dr. Wilhelm Heizmann und Herrn Prof. Dr. Steffen Patzold meinen Dank für die Aufnahme in die Reihe aussprechen und im Besonderen Herrn Prof. Patzold für seine Anmerkungen danken, die sehr wertvoll für die Überarbeitung waren. Die schnelle https://doi.org/10.1515/9783110625233-200

VI 

 Vorwort

Drucklegung konnte nur durch die kompetente Beratung durch Frau Dr. Elisabeth Kempf gelingen, der ich an dieser Stelle ebenfalls danken möchte. Mein Dank gilt auch Frau Prof. Dr. Sabine Panzram für ihren Rat und ihre Unterstützung am Arbeitsbereich Alte Geschichte in Hamburg, sowie zahlreichen Kolleginnen und Kollegen sowie Kommilitoninnen und Kommilitonen in Hamburg und an anderen Universitäten, insbesondere Dr. Fuad Alidoust, Dr. Christian Barthel, Caroline Bibow-Grebe, Lukas Bothe, Eike Deutschmann, Philip Egetenmeier, Veronika Egetenmeyr, Stella Frei, Dominik Kloss, Dr. Patrick Reinard und Jan Seehusen. Bedanken möchte ich mich überdies bei meinen akademischen Lehrern in Halle, Herrn Prof. Dr. Andreas Furtwängler, Herrn Prof. Dr. Andreas Mehl, Herrn Prof. Dr. Christian Mileta, Frau Prof. Dr. Angela Pabst und Herrn Dr. Oliver Schmitt sowie bei Herrn Prof. Dr. Dieter Timpe für ihre Förderung und ihr Interesse an meinem Vorankommen. Zu Dank verpflichtet bin ich auch der Claussen-Simon-Stiftung, deren großzügige Unterstützug meiner Postdoc-Phase mir die rasche und und gründliche Überarbeitung meiner Dissertation ermöglicht hat. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, die mich während meines Studiums in Halle, meines Auslandssemesters in Rom und auch während meiner Zeit in Hamburg nach Kräften unterstützt hat, ohne die mein Werdegang nicht möglich gewesen werde, die mir stets einen Rückzugsort bot, wenn ich bei der Arbeit die Orientierung verloren hatte und die mich daran erinnerte, dass es ein Leben jenseits des Büros und der Bibliotheken gibt. Ihr Halt hat diese Arbeit ermöglicht und ihr ist der vorliegende Band gewidmet. Hamburg, August 2018

Inhaltsverzeichnis Vorwort 

 V

1 1.1 1.2

 1 Einleitung  Geschichte und aktueller Stand der Forschung  Gegenstand und Aufbau der Arbeit   13

2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9

 17 Vorbetrachtungen  Behandlung der Quellen   17 Germanen, gentes und Verbände   19 Ethnogenese, Ethnos und Identität   24 Semantische Analyse des dux-Begriffes   28 Definitionen wichtiger Termini   29 Eigenschaften eines Amtes am Beispiel des römischen dux    32 Mögliche, vom römischen Reich unabhängige Entwicklungen   33 Erkennungsmerkmale eines Amtsträgers   34 Duces der spätantiken römischen Grenzverteidigung   34

 4

3 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer  3.1 Alemannen   38 3.2 Burgunder   49 4 4.1

Die Vandalen – regnum ohne dux  Zusammenfassung   67

 53

5 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen   70 5.1 Goten vor der Teilung   70 5.2 Westgoten   76 5.3 Ostgoten   81 5.4 Langobarden   83 5.5 Franken   87 5.6 Zusammenfassung   90 6 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3

Duces in den gentilen Reichen der Spätantike  Westgoten   94 Tolosanisches Reich    94 Toledanisches Reich   107 Zusammenfassung   117

 93

 38

VIII 

6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.3.4 6.3.5 6.3.6 6.3.7 6.3.8 6.4 6.4.1 6.4.2 6.4.3 6.4.4 6.4.5 6.4.6 6.4.7 6.4.8 7 7.1 7.1.1 7.1.2 7.1.3 7.1.4 7.1.5 7.1.6 7.1.7 7.1.8 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4 7.2.5

 Inhaltsverzeichnis

Ostgoten   124 Von Theoderich bis Athalarich   125 Im Krieg mit Byzanz    143 Zusammenfassung   158 Langobarden   167 Das nachgotische Italien und die Langobarden bis zum Interregnum   167 Das Interregnum und die Zeit bis zum Edictus Rothari   174 Die Dukate Benevent, Friaul und Spoleto   184 Der Edictus Rothari   193 Mögliche römische Einflüsse oder Vorbilder   200 Heerführer und Stadtkommandanten   202 Der Titel dux   204 Zusammenfassung   206 Franken   211 Ducatus und dux in Gregors von Tours Historien   213 Gallien und die duces zwischen 486 und 537   217 Duces nach 537 mit festem Amtssprengel   226 Duces nach 537 ohne nachweisbaren Amtssprengel   251 Duces als Statthalter nach 537   261 Weitere Heerführer außer duces   283 Vorbilder des fränkischen dux   286 Zusammenfassung   295  309 Zusammenfassung und Auswertung  Eigenschaften der duces in den gentilen Reichen  Kompetenzen    312 Territoriale Zuständigkeit   313 Amtsdauer   315 Position in der Ämterhierarchie   315 Laufbahn der Amtsträger   315 Herkunft der Amtsträger   316 Vom Funktionsträger zum Amt?   316 Der dux-Titel    318 Zwischen römischem und gentilem dux   318 Direkte und indirekte Kontinuität    318 Verschwinden der römischen Dukate   320 Vom römischen zum gentilen ducatus   323 Fazit: römisch oder nicht?   329 Intergentiler Einfluss?   330

 312



Inhaltsverzeichnis 

8 8.1 8.2

Quellen- und Literaturverzeichnis  Quellen   331 Literatur   335

9

Anlagen und Karten 

 331

 373

 391 Register  Explizite duces der territorialen Gentilreiche  Register der literarischen Quellen   393 Inschriftenregister   399 Personenregister   401 Ortsregister   411 Ämter- und Sachregister   417

 391

 IX

1 Einleitung In der komplexen Periode des Überganges zwischen Spätantike und frühem Mittelalter spielen die duces eine herausgehobene Rolle. Dies betonte Rolf Sprandel1 bereits 1957 für die Merowingerzeit und 2005 wies Gideon Maier in seiner umfassenden Studie zu Amtsträgern und Herrschern in der Romania Gothica erneut darauf hin: „Die beiden wichtigsten Ämter der germanischen Völkerwanderungsreiche, die zugleich wohl am schwersten zu bestimmen sind, waren comes und dux.“2 Die von ihm angedeuteten Schwierigkeiten, die einer Analyse der duces im Wege stehen und dafür sorgten, dass eine vergleichende Betrachtung dieser Position bisher nicht unternommen wurde, sind überaus vielfältig. Eine ist bereits der facettenreiche Begriff des dux selbst, dessen Mehrdimensionalität eine Annäherung erschwert. Schon Isidors Definition des Terminus vermag dies zu illustrieren: Der dux wird deswegen so genannt, weil er Anführer eines Heeres ist. Aber man kann nicht unbedingt alle, die princeps oder dux sind, als Könige bezeichnen. Im Krieg aber ist es angemessener, sie dux statt rex zu nennen. (ÜS. L. Möller)3

Ein dux konnte auch ein alternativer Titel für einen princeps oder rex sein, doch sind solche duces nicht von jenen zu unterscheiden, die aus anderen Gründen als der eigenen autonomen Führungsposition Krieger befehligten. Aus der Nennung des dux allein gehen somit nicht die Art und Basis seiner Stellung hervor, sondern weitere Betrachtungen sind erforderlich. Neben der Vielgestaltigkeit steht einer Analyse die lange Lebensdauer des Begriffes im Wege. Er wurde bereits in der frühen Kaiserzeit für wichtige Personen im germanischen Raum verwendet4 und spielt auch im fortgeschrittenen Mittelalter als Name für die sogenannten jüngeren Stammesdukate noch immer eine wichtige Rolle.5 Aufgrund der Kontinuität der Verwendung des dux-Titels stand lange Zeit eine Fortdauer der hinter den duces stehenden Strukturen im Raum, ähnlich wie bei den reges auch.6 Diese wird mittlerweile von der Forschung verneint, da sich in der Entwicklung von den rechtsrheinischen Germanen über die völkerwan-

1 Sprandel 1957, 41 f. 2 Maier 2005, 207. 3 Dux dictus eo quod sit ductor exercitus. Sed non statim, quicumque principes vel duces sunt, etiam reges dici possunt. In bello autem melius ducem nominari quam regem. Nam hoc nomen exprimit in proelio ducentem. Isidor von Sevilla, etym. (Migne 1979), 9,3,22. 4 Reges ex nobilitate, duces ex virtute sumunt. Nec regibus infinita aut libera potestas, et duces exemplo potius quam imperio, si prompti, si conspicui, si ante aciem agant, admiratione praesunt. […] Tacitus, Germ. (Önnerfors 1983), 7. Vgl. Dick 2008, 75. Zu dieser Stelle: Much 1967, 154–159; Lund 1991a, 1890f; Benario 1999, 72. 5 Als Beispiele für Publikationen speziell zur Entwicklung im 9. und 10. Jh.: Becher 1996; Brunner 1973; Goetz 1977; Stingl 1974; Werner 1984a; ders. 1984b. 6 Vgl. Dahn 1861, VII–XII. https://doi.org/10.1515/9783110625233-001

2 

 Einleitung

derungszeitlichen gentes hin zu den mittelalterlichen Reichen tiefgehende Umwälzungen zeigten, die auch die Herrschafts- und Gesellschaftsorganisation betrafen. In den letzten Jahrzehnten lag der Fokus der Forschung kaum noch auf Fragen wie der nach den duces, sondern vielmehr auf der Genese der Gesellschaften und der Identität ihrer Individuen. Dies führt zum nächsten Problem bei der Untersuchung der duces. Nach der Widerlegung der Annahme, bei den spätantik-frühmittelalterlichen gentes habe es sich um ethnisch mehr oder minder homogene Gruppen in direkter Nachfolge der frühkaiserzeitlichen Germanen gehandelt, fällt die Entscheidung um die Natur dieser Verbände schwer, insbesondere vor der Ansiedlung innerhalb der Reichsgrenzen. Trotz intensiver Forschungen konnte sich bisher kein alternatives Konzept der inneren Strukturen etablieren, um diese Lücke zu schließen. Auch über die Elemente nichtrömischer Einflüsse und deren Wirkung auf die Hierarchien der Verbände und Eigenschaften der Könige besteht keine Einigkeit.7 Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich aus der Zwischenstellung der Periode von Spätantike und frühem Mittelalter am Übergang von althistorischer und mediävistischer Forschung. Diese Zeit fällt in die Gebiete beider Teildisziplinen und ist zugleich für jede ein Randbereich.8 Historiker beider Epochen sind durch ihre jeweiligen Forschungstraditionen und die Charakteristika der Quellen unterschiedlich geprägt, weshalb die Interessensgebiete, Herangehensweisen und teilweise auch die Terminologien beider Seiten voneinander abweichen. Sie werfen ihre Blicke auf diese Übergangszeit nicht neutral und unbefangen, sondern haben oft eine Gesellschaft vor Augen, die sie als Referenz für ihre Betrachtungen nutzen. Aus althistorischer Perspektive war es lange die von den antiken Autoren beschriebene, germanische Gesellschaft des ersten Jahrhunderts und ist es nun teilweise der römische Militärapparat, die als Ausgangssituation für die Entwicklungen in der Spätantike dienen. Von mediävistischer Seite sind es die fest etablierten Reiche der Franken, Westgoten und Langobarden sowie deren Strukturen, die als Endpunkt der Entwicklung angesehen werden, welche man in der Spätantike nachvollziehen möchte. Auf diese Weise haben Historiker beider Epochen jeweils das Bild einer Gesellschaft vor Augen, deren Merkmale sie wiederzufinden hoffen. Daraus resultiert jedoch die Gefahr, dass nur nach den Erscheinungen Ausschau gehalten wird, die aus der jeweils anderen Gesellschaft bereits bekannt sind, und Erklärungen geliefert werden, die sich an den Zuständen der anderen Zeitperiode orientieren. So kann es passieren, dass Phänomene, die einen weiten Interpretationsspielraum zulassen, von der einen Seite zu „altertümlich“, von der anderen zu „modern“ erklärt werden.9 Da zudem oftmals eine genaue Analyse der jeweils anderen Seite unterblieb, wurden teilweise zu schnell Kontinuitäten oder Brüche konstatiert, die bei genauer Betrachtung gar nicht so sicher sind. Dies betrifft 7 Siehe dazu in den Abschnitten „Germanen, gentes und Verbände“ und „Ethnogenese, Ethnos und Identität“. 8 Vgl. Kaiser 2009. 9 Vgl. Murray 1988, 64.



Einleitung 

 3

auch die Selbstverständlichkeit, mit der mitunter die Übernahme der römischen duces in jüngerer Zeit angenommen wurde, da sie sich gut in den Katalog der übrigen römischen Einrichtungen einreihen würden, die nach dem Ende des Weströmischen Reiches in den verschiedenen regna übernommen worden sind. Dabei werden teilweise Stellung und Merkmale der duces aus dem siebenten Jahrhundert in die Zeit des Aufkommens der ersten duces rückprojiziert oder aus umgekehrter Perspektive wird das Aufgreifen der spätrömischen duces in den Gentilreichen angenommen, ohne auf deren nichtrömische Elemente einzugehen.10 Eine Kontinuität wurde bisher, wenn überhaupt, nur postuliert ohne den Vorgang selbst jemals zu untersuchen, der irgendwie geschehen sein muss. Eine zusätzliche Hürde für die Beschäftigung mit der Frage nach Eigenschaften und Herkunft der duces stellt die große Menge an Literatur dar. Durch die zunehmende Feingliedrigkeit der Forschung haben sich mehr und mehr Spezialbereiche gebildet, die bereits im Einzelnen nicht leicht zu überblicken sind, deren Synthese umso komplizierter ist. Dies sind nicht nur die Arbeiten zu Ethnogenese und Identität, sondern auch diskursanalytische Betrachtungen von Titeln oder Gruppennamen, quellenkritische Forschung, insbesondere im Bereich der Chroniken und Hagiographien, der Bereich der regionalen und personellen Kirchengeschichte, die Diskussion der Wirksamkeit und Herleitung der Rechtstexte sowie deren Entwicklungen und Abhängigkeiten untereinander und vom römischen Recht oder die neuen Ergebnisse der archäologische Forschung. Die meisten dieser Spezialuntersuchungen sind zudem jeweils nur einem einzigen Verband oder einer Region gewidmet. Eine Betrachtung all dieser Aspekte ist bereits für einen gentilen Verband mit größtem Aufwand verbunden und bei einer komparatistischen Analyse mehrerer Verbände birgt der Versuch, jede Facette der Forschung erschöpfend zu würdigen, die Gefahr, sich in den Verästelungen der Argumentationen zu verlieren. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, jeden wichtigen Aspekt in ausreichender Genauigkeit einzubeziehen, doch konnte nicht jede vom vorherrschenden Konsens abweichende Meinung beachtet werden. Da bisher jede systematische Betrachtung der duces in den gentilen Reichen fehlt, soll in der vorliegenden Arbeit unvoreingenommen an die Möglichkeiten ihrer Entstehung oder Herkunft herangegangen werden. Bei der Lektüre der jüngsten Forschungsliteratur entsteht bisweilen der Eindruck, jedwede Besonderheit der Verbände müsse aus dem römischen Einfluss erklärt werden. Dass von den bekannten römischen Normen abweichende Erscheinungen auch nichtrömische Wurzeln haben könnten, wird oft nicht einmal in Betracht gezogen. Nichtrömische Herkunft darf jedoch keineswegs zwingend mit germanischer Herkunft gleichgesetzt werden, die ohnehin mangels Quellen kaum nachzuweisen wäre. In der vorliegen-

10 Siehe dazu im nachfolgenden Kapitel.

4 

 Einleitung

den Arbeit wird die potentielle dritte Möglichkeit von innovativen Wegen, die nicht aus dem Römischen entlehnt sind, ausdrücklich mit einbezogen. Sollten sich Ähnlichkeiten oder Muster abzeichnen, wird versucht, die Ursache hierfür zu identifizieren. Gegenstand der Untersuchung sind die duces in den gentilen Reichen auf dem Boden des früheren weströmischen Reiches. Jedoch sind nicht für alle potentiellen Verbände ausreichende und detaillierte Quelleninformationen verfügbar, sodass sich nicht immer eine stichhaltige Aussage treffen lässt. Der Aufwand einer zusätzlichen Betrachtung vieler kaum erwähnter Verbände, wie etwa der Sueben in Nordwestspanien oder der Heruler, steht in keinem Verhältnis zum erwartbaren Mehrwert. Daher wurden in der Arbeit nur die sieben am besten dokumentierten Verbände betrachtet: die Alemannen, Westgoten, Ostgoten, Vandalen, Burgunder, Franken und Langobarden. Die Forschungsliteratur zu deren duces ist von sehr unterschiedlichem Umfang. Während manche Reiche, insbesondere die der Langobarden und Franken, häufiger analysiert wurden, sind andere Verbände in dieser Hinsicht bisher weniger beachtet worden. Es stellte sich im Laufe der Untersuchung heraus, dass bei Burgundern und Vandalen, in deren Verbänden auch duces angenommen wurden,11 solche überhaupt nicht belegt sind. Im Alemannenverband sind sie erst seit der Unterwerfung durch die Franken in den Quellen erwähnt. Ihr Fehlen als Heerführer in diesen drei Reichen wurde jeweils auf andere Weise kompensiert. Da jedoch auch ein negativer Befund ein wichtiges Ergebnis ist, werden diese Verbände in der vorliegenden Arbeit dennoch betrachtet.

1.1 Geschichte und aktueller Stand der Forschung Eine systematische Betrachtung der frühmittelalterlichen Herzogtümer unter genauer Berücksichtigung ihrer spätantiken Vorläufer gibt es bisher nicht, was umso mehr überrascht, als die spätrömischen Dukate doch das nächstliegende Organisationsmodell verkörperten, an dem sich die Nachfolger des weströmischen Reiches bei der administrativen Ausgestaltung ihrer Grenzgebiete orientieren konnten.12

Diese von Stefan Esders im Jahr 2012 in seinem Aufsatz zu spätantiken und frühmittelalterlichen Dukaten angemerkte Forschungslücke besteht noch immer, obwohl 13 Jahre zuvor Hans-Werner Goetz im Artikel zum „Herzog“ im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde bereits explizit darauf hingewiesen hatte:

11 „Sofern die ostgotischen comites rei militaris selbständige Kommandos anstelle des Königs, des theoretisch höchsten dux, ausübten, wurden sie als solche duces genannt. Nicht anders war es bei Burgundern und Vandalen.“ Wolfram 2001, 220. 12 Esders 2012, 425 f.



Geschichte und aktueller Stand der Forschung 

 5

Eine neuere vergl[eichende] Arbeit zu diesen H[erzogtümern] fehlt, die vielmehr durchweg einzeln behandelt worden sind und tatsächlich jeweils unterschiedliche Entwicklungen aufweisen.13

Die spezielle Forschungsliteratur über die gentilen duces ist überaus begrenzt und noch seltener sind vergleichende Abhandlungen über die duces mehrerer Verbände. Hier sind im Wesentlichen nur die Artikel diverser Lexika und Handbücher anzuführen. Auch fehlt es an Übersichten der duces der einzelnen Verbände, jedoch liegt eine Reihe von Prosopographien aller Amts- und Würdenträger vor.14 Im Artikel dux im Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, der vor den entsprechenden Bänden des RGA und des LMA erschien, ist vermerkt, die Verwendung von dux „kann“ auf eine Übernahme dieser römischen Dienststellung hindeuten oder in allgemeinerer Art auf gentile Einrichtungen angewandt werden, die aus römischer Sicht entscheidend von einer Feldherrnstellung geprägt waren. Das Hauptaugenmerk des kurzen allgemeinen Abschnitts des Artikels liegt auf der Frage, ob dux dem Herzogtum entsprechend eine „germanische Verfassungseinrichung“ meinte, oder auch im germanischen Bereich eine allgemeinere Bedeutung hatte. Der Terminus dux würde „ursprünglich die Stellung eines im Wesentlichen auf das Gefolgschaftsrecht […] sich stützenden Heerführers, [bezeichnen …] die eine verschiedene Intensität und einen verschiedenen Grad von Institutionalisierung aufweisen kann, nämlich von einer Art von Bundesfeldherrnschaft bis zu einem fest eingewurzelten Heerkönigtum.“ Weiterhin wird eine Kontinuität zwischen römischen und gentilen duces angenommen: „Die Einrichtung des D(ux) als eines römischen Militärbefehlshabers lebt fort in den Germanenreichen auf römischem Reichsboden, wobei allerdings Wandlungen im Charakter des Amts auftreten.“ Als das römische Ämterwesen verfiel, sei der Begriff wieder untechnisch gebraucht worden.15 Die weiteren Ausführungen des Artikels sind dem Frankenreich gewidmet. Das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde bietet bisher die umfangreichste zusammenhängende Betrachtung aller wichtigen gentilen Gruppen. Im Frühmittelalter würde beim Begriffsgebrauch von dux nur unscharf zwischen Rangtitel, militärischer Aufgabe und allgemeiner Führungsfunktionen getrennt, so Hans-Peter Naumann. Es würden rex und dux synonym verwendet und der Führungsinhalt von dux erstrecke sich häufig auf den religiösen Bereich.16 Dietrich Claude bringt den dux Roms mit dem der gentes in Zusammenhang, indem schreibt, dieser sei „im spätröm(ischen) Staat und einigen frühm(ittelalterlichen) Germanenreichen ein Amtsträger mit mili­ t(ärischen), häufig auch zivilen und gerichtlichen Befugnissen unterschiedlichen

13 Goetz 1999a, 485. 14 Westgoten: García Moreno 1974b; Kampers 1979. Langobarden: Gasparri 1978; Jarnut 1972. Franken: Ebling 1974; Selle-Hosbach 1974. Spätantike insgesamt: PLRE; Heinzelmann 1982. 15 Scheyhing 1971, 792. 16 Naumann 1986, 296 f. Es folgen Ausführungen zum dux in „altgermanischer Zeit“: Wenskus 1986b.

6 

 Einleitung

Umfangs, wobei die Art seiner Aufgaben, die Dauer seiner Amtsführung und der räumliche Umfang seines Sprengels zeitlich und regional stark voneinander abweichen. Auch Heerführer können als d(uces) bezeichnet werden.“17 Es folgen kurze Ausführungen zu den duces der West- sowie Ostgoten, Langobarden, Franken und der fränkische beherrschten Gebiete der Thüringen, Mainfranken, Alemannien und Bayern. Im Lexikon des Mittelalters behandeln ebenfalls einige Artikel die duces. Der erste über dux und Dukat beinhaltet die Verhältnisse in Rom sowie dem Byzantinischen Reich und wendet sich dann sogleich den Reichen der Westgoten, Merowinger und Langobarden zu.18 Im zweiten zu Herzog und Herzogtum sind nur wenige Zeilen über die Entwicklungen im Frankenreich zu finden, der Großteil des Artikels betrachtet die Verhältnisse nach dem Merowingerreich.19 Gleiches gilt für den dritten zum Regnum.20 In der Enzyklopädie „Medieval Germany“ wird die Entwicklung des römischen dux von der inoffiziellen Bezeichnung von kommandierenden Offizieren zum regulären Rang mit der Genese des Herzogs, mit dux gleichgesetzt, verglichen. Der dux habe im Mittelalter hauptsächlich militärische Aufgaben gehabt und regionale Truppen gesammelt, doch seien ihm mitunter auch zivile, jurisdiktionelle und diplomatische Kompetenzen zuzuweisen. Er bezog seine Macht aus der Stellung als Stellvertreter des Königs.21 In der althistorischen Literatur werden duces ebenfalls schon seit langer Zeit untersucht, doch bleibt anders als in den mediävistischen Untersuchungen der Vergleich mit den gentilen duces außen vor, so beispielsweise in der Realencyclopaedie und im Neuen Pauly. Deutlich umfangreicher als die vergleichenden Betrachtungen sind die der einzelnen gentes, wobei sich hier eine große Diskrepanz zeigt. Während für die duces der Langobarden und der Franken mitsamt den von ihnen kontrollierten Gebieten ausführliche Analysen vorliegen, wurden sie bei den West- und Ostgoten nicht separat untersucht. Im Folgenden sollen einige Aussagen in der Forschungsliteratur zu den Kompetenzen der duces und der Frage ihrer Herkunft bzw. dem Verhältnis zu den römischen duces kurz vorgestellt werden. Es wurde versucht für jeden Verband die dominierenden Ansichten und deren Entwicklungen kurz anhand wichtiger Literatur zu skizzieren. Die fraglichen Aspekte der ostgotischen duces werden nur sehr selten kommentiert, wobei die Antwort auf die Kontinuitätsfrage unterschiedlich ausfällt.22 Gideon

17 Claude 1986, 305. 18 Klein/Weiß/Borgolte/Delogu 1999. 19 Goetz 1999b. 20 Werner 1999. 21 North 2001, 187. 22 Mommsen (1889, 497) nahm eine gewisse Kontinuität der Militärämter an, Ensslin (1959, 192) meint, der dux sei nicht im Sinne der spätrömischen Amtsbezeichnung gebraucht, Wolfram (2001, 290) hingegen nimmt eine bruchlose Fortsetzung der Provinzverwaltung an, präzisiert dies jedoch



Geschichte und aktueller Stand der Forschung 

 7

Maier liefert die detaillierteste Analyse und meint, der dux habe „in Anschluß an das römische Vorbild“ ein Bewegungsheer befehligt.23 Dietrich Claude diskutiert die Frage der Kontinuität nicht explizit und geht nicht davon aus, dass es im Ostgotenreich duces mit im Frieden fortdauernden Aufgaben und einem Amtssprengel gegeben habe.24 Ein Sonderfall ist der dux Raetiae, der in der Literatur bereits näher untersucht wurde, wobei die Übernahme aus dem Römischen mehrfach mehr oder minder explizit angenommen wurde, darunter auch von Maier und Claude, wobei letzterer weiter ausführt, dass der dux vermutlich in Chur residierte, militärische Aufgaben hatte und nach der Eroberung durch die Franken verschwand.25 Für die duces der Westgoten liegen bereits detailliertere Aussagen in der Literatur vor. Ludwig Schmidt sieht den dux an der Spitze einer Provinz, wo er zugleich comes einer civitas seines Sprengels sein konnte. Über Römer und Goten eingesetzt, war er hauptsächlich Kommandeur der lokalen Truppen, aber auch Aufsichts- und Berufungsinstanz für den praefectus praetorio und den vicarius in Fragen der Verwaltung und Rechtspflege. Er scheint der Kontinuität ablehnend gegenüberzustehen.26 Rolf Sprandel kommt zu dem Schluss, dass die westgotischen duces ausschließlich Zivilbeamte gewesen seien, keine Verbindung zum dux der Notitia Dignitatum bestanden habe, sondern sie sich stattdessen aus dem iudex provinciae entwickelt hätten.27 Edward Thompson schreibt über die duces als Verwalter der Provinzen, behandelt jedoch vorrangig das siebente Jahrhundert, in dem auch ein dux exercitus Spaniae erwähnt ist.28 Auch Paul King bezieht sich hauptsächlich auf das siebente Jahrhundert.29 Er nimmt mehrere Arten von duces an, nämlich Ehrentitel, Provinz-

nicht für den dux. Die Frage der Kontinuität lassen unberührt: Schmidt 1934, 380; Barnish 2007, 320. Burns (1984, 119) erwähnt nur den römischen dux. 23 Maier 2005, 235–237. Hier auch Vorstellungen einzelner duces. 24 Claude 1986, 306. 25 Schmidt (1934, 370) geht nicht näher auf den dux Raetiae ein, auch Heuberger (Heuberger 1932, 130–135; 254–256). trifft trotz langer Passagen keine Entscheidung zur Kontinuitätsfrage. Meyer-Mar­ thaler (1948, 25) schreibt, der römische dux habe weiterbestanden. Sprandel (1957, 57 f.) geht von einer Kontinuität aus. Ensslin (1959, 193) sieht ihn als Provinzgeneral mit dem alten Titel dux. Nach Claude (1986, 306) bestand der spätrömische ducatus Raetiarum mit verkleinertem Gebiet fort. Wolfram (2001, 300) nennt ihn einen einheimischen dux, der in traditioneller Weise einheimische Grenztruppen befehligte. Maier (2005, 237) geht klar von einer Kontinuität aus, liefert aber keine Details zur Geschichte und den Kompetenzen, anders Heitmeier (2005, 176–184), die einige Befugnisse diskutiert, aber die Kontinuitätsfrage offen lässt. Ridder (2014, 45–47) geht auf die Frage nicht ein. 26 Schmidt 1934, 515–517. 27 Sprandel 1957, 55 f. 28 Thompson 1969, 143 f. 29 Im 7. Jahrhundert unterscheidet er zwischen einem dux exercitus provinciae als Kommandeur der ansässigen Truppen und einem zivilen dux provinciae. Später hätten die duces zivile und militärische Kompetenzen in sich vereint. Auch er erwähnt einen dux exercitus Hispaniae. King 1972, 73–75.

8 

 Einleitung

gouverneure und Heerführer. Alle duces waren Vertraute des Königs und keiner hatte die Stellung ererbt.30 Beide äußern sich nicht zur Kontinuitätsfrage. Michael Borgolte nimmt an, es habe seit Eurich duces provinciae gegeben und ihre „Sprengel lehnten sich offenkundig an die alte Provinzialordnung an.“ Die Anzahl der Dukate sei unklar, nur jenes in Lusitania sicher. Duces waren die Heerführer ihrer Sprengel, wirkten auch in Rechtsprechung und Administration der Provinzen mit, ihr Titel wurde aber auch für rein militärische Amtsträger gebraucht. Ihre Gewalt leitete sich vom König ab.31 Luis García Moreno meint, erst seit Leuvigild kontrollierten duces regelhaft die Regionalverwaltung. Diese sei seit der Zeit des Königs nach römischem Vorbild gegliedert worden, wobei der römische Brückenkopf in Spanien einflussreich gewesen sein könnte. Zuvor habe der dux nur militärische Aufgaben gehabt, denn das Reich sei noch zu ungeordnet gewesen für eine standardisierte Durchstrukturierung.32 Ihm schließt sich Dietrich Claude an, der im dux Lusitaniae Claudius den ersten dux provinciae sieht. Vorherige duces vergleicht er mit denen der Ostgoten. Im siebenten Jahrhundert sei Spanien durchgehend in Dukate eingeteilt gewesen, wobei er den Zeitpunkt ihrer Einrichtung unerwähnt lässt.33 Herwig Wolfram vertritt eine gänzlich andere Ansicht. In Gallien und Spanien seien Dukate von den Römern übernommen worden, die zuvor gegen die gentes eingerichtet worden sind. Später haben die Westgoten das Prinzip ausgeweitet und mehrere Verwaltungsbezirke an den Grenzen einem militärischen Kommando unterstellt. „Auf diese Weise trat schon am Ende des fünften Jahrhunderts mitunter ein Dux provinciae an die Stelle eines römischen Comes […] Aus der Funktion des spätantiken Dux entstanden Rang und Beauftragung desjenigen Dux, der Vorläufer des frühmittelalterlichen Herzogs wurde.“ Schon unter Eurich habe der „ein oder andere“ dux provinciae sein Gebiet von einer civitas aus verwaltet, wo er comes war. Oft sei solch ein dux und comes im Feld dux genannt worden, wie er mit Verweis auf die Situation bei Vandalen und Burgundern behauptet. Vielleicht wurde unter Leuvigild eine nicht flächendeckende Provinzorganisation in Form von Dukaten eingerichtet.34 Gideon Maier geht in seiner Analyse genauer auf einzelne duces ein. Er kommt zu dem Schluss, dass im fünften Jahrhundert das Dukat vornehmlich eine Funktion und keine Rangbezeichnung gewesen sei. In dieser Zeit seien in Spanien römische

30 King 1972, 54–56. 31 Borgolte in: Klein/Weiß/Borgolte/Delogu 1999, 1487 f. 32 García Moreno 1974a, 115 ff. 33 Claude 1986, 306. Zudem schließt er aus, dass es den bereits mehrfach erwähnten dux exercitus Hispaniae als Oberbefehlshaber des westgotischen Heeres im 7. Jh. gegeben habe. 34 Wolfram 2001, 219 f. Die von ihm angenommenen, neu gegen die gentes eingerichteten römischen Dukate sind nicht belegt. Auch seine Annahme, viele duces seien zugleich comites gewesen und nur in ihrer Feldherrnfunktion dux genannt worden, ist nur schwach untermauert. Als einziges Beispiel gibt Wolfram Victorius in Gallien an: Ebd., 454, Anm. 72 f.



Geschichte und aktueller Stand der Forschung 

 9

Reststrukturen übernommen worden. Eurich habe größere militärische Bezirke unter duces oder comites eingerichtet, welche wiederum militärische und zivile Befugnisse hatten, allmählich an Kompetenzen gewannen und sich zu Verwaltungschefs wandelten. Seit Leuvigild „bildeten duces provinciae ein systematisches Netz gleichartig bevollmächtigter Amtsträger […].“35 Nach Gerd Kampers seien duces im Tolosanischen Reich in besonders gefährdeten Gebieten des Reiches eingesetzt worden, wodurch man der Praxis im Imperium folgte. Diese waren in ihrer Funktion nicht immer genau definiert. In Spanien wurden sie wohl erstmals von Leuvigild eingesetzt. Seine weiteren Ausführungen beziehen sich auf das siebente Jahrhundert.36 Auch bei den Westgoten gibt es einige duces, die oft beispielhaft oder gesondert betrachtet werden.37 Die Forschungsgeschichte der langobardischen duces bis zur Mitte 1970er Jahre ist von Stefano Gasparri vorgestellt worden. Er stellt die verschiedenen Erklärungsansätze vor und schließt sich dann im Wesentlichen der Ansicht von Gian Piero Bognetti38 an und sieht im dux eine Kreation oder eher Adaption „dell’istituto ducale comme mezzo per attuare un fusione dell’alta aristocrazia del sangue […] al suo interno e, all’esterno, con nuovi gruppi in ascesa mediante il servizio regio.” Die Stellung des ersten dux sei vom König ex novo geschaffen worden. Die duces der Langbarden sieht er als Amtsherzogtum, dessen Macht vom König abgeleitet war.39 Herwig Wolfram nahm an, der dux provinciae bzw. dux civitatis wurde nach römischem Vorbild geschaffen und dann durch die langobardischen farae transformiert, sodass der spätrömische Amtscharakter der Dukate verloren ging.40 Dietrich Claude hält eine Imitation der byzantinischen Militärorganisation für möglich und weist auf die erheblichen militärischen und zivilen Befugnisse hin.41 Paolo Delogu meint, „der aus der spätrömischen Militärhierarchie stammende Titel wurde von den Vertretern 35 Maier 2005, 237–239; 252–255. 36 Kampers 2008, 146; 257 f.; 267. Bis ins 7. Jahrhundert seien die Zivil- und Militärverwaltung getrennt gewesen. Die duces kommandierten die Streitkräfte, verfügten auch über Gefolgschaften und Grundbesitz. Sechs der westgotischen Provinzen lehnten sich an die römischen Verhältnisse an. 37 Zumeist die Römer Victorius, Vincentius (Moreno 1977) und der spätere Claudius sowie Argimund (Barroso Cabrera/Morín de Plabos/Sánchez Ramos 2005). Vgl. Maier 2005, 253–255; Wolfram 2001, 219 f. Insbesondere bei ersteren beiden dürfen Zweifel an der Regelhaftigkeit ihrer Stellung bestehen bestehen. 38 Gasparri 1978, 8–20. Er stellt die beiden ursprünglichen Erklärungsansätze vor: die germanische Herkunft der Postition (u. a. Schmidt (1934, 614 f.), der sie mit den von Tacitus bei den Langobarden erwähnten principes verbindet) sowie die bereits im frühen 20. Jahrhundert vorgeschlagene Übernahme aus dem Römischen. Bognetti (1953) führt beide Ansätze zusammen. Wolfram (1967, 193 f.) erklärt die Entstehung ähnlich. 39 Gasparri 1978, 14; 16; 20. 40 Wolfram 1967, 193 f. Auf diese Weise würde der langobardische dux den spätantik-gotischen comes rei militaris ersetzen: Ders. 2001, 220. 41 Claude 1986, 306 f.

10 

 Einleitung

des Römertums […] den Führern des langobardischen Volkes übertragen und trat auf diese Weise in dessen polit[itisch]-institutionellen Sprachschatz ein.“ Die von ihnen verwalteten Gebiete wurden ducatus genannt, was anfangs die gleiche Bedeutung wie exercitus gehabt habe.42 Karin Priester gibt mit Verweis auf Heinrich Schmidinger, der diese Annahme gar nicht äußert, an, es gelte als sicher, dass das römische Militäramt des dux bereits in Pannonien von den Römern übernommen wurde. Die duces hätten weiterhin die administrative, militärische und jurisdiktionelle Oberhoheit gehabt.43 In Jörg Jarnuts Überblick zur Langobardenforschung kommt die Frage nach den duces nicht vor.44 Auch bei den Langobarden wurden einige, zumeist exzeptionelle duces mehrfach separat betrachtet.45 Bei den Franken ist die Situation komplexer als in den vorherigen Verbänden. Die fränkischen duces bzw. Herzöge existierten über deinen deutlich längeren Zeitraum und durchliefen währenddessen eine vielschichtige Entwicklung, weshalb sie in der Forschung auf verschiedene Weise in Typen unterteilt wurden. Schon im 19. Jahrhundert unterschied Heinrich Brunner zwischen Amtsherzog, Stammesherzog und Titularherzog. Letztere seien „duces, welche, ohne ein bestimmtes Gebiet zu verwalten, für den Kriegsfall als Heerführer oder als Truppenkommandanten bestellt und nur in dieser Eigenschaft duces genannt wurden.“ Für diese Titularherzöge deutet er eine römische Vorbildwirkung an, indem er schreibt: „Wie in römischer […] Zeit die Truppengenerale duces heißen, so hat man ihnen in merowingischer Zeit gleichfalls diesen Titel beigelegt, auch wenn sie keinen Dukat hatten.“46 Anders verhält es sich Brunners Ansicht nach mit dem vom König über ein territoriales Dukat eingesetzten Amtsherzog. „Trotz des römischen Titels ist das Amt nicht den Ordnungen des römischen Reiches entlehnt.“ Weiterhin würden die Herzogtümer Alemannien und Bayern gegen eine römische Herkunft sprechen. Den patricius hält er für einen Herzog mit auszeichnendem Titel.47

42 Klein/Weiß/Borgolte/Delogu 1999, 1490 f. Delogu führt auch einige Kompetenzen der duces sowie einige Aspekte der Entwicklung der Stellung auf. 43 Priester 2004, 29; 59. Es ist unklar, auf welcher Literatur die angenomme Sicherheit der Herkunft basiert. Der von ihr genannte Schmidinger (1967, 375) schreibt lediglich, dass in den langobardischen duces keinerlei Spur eines ursprünglichen Stammesherzogtums zu finden sei. 44 Jarnut 2005. 45 Vor allem die duces von Friuli (Brozzi 1975; Villa 2003; Vitri 2012), Benevent (Peduto 2007; Roma 2010; Tomay 2009; Zielinski 2005) und Spoleto (Conti 1982; Manca 2014) bzw. letztere beide gemeinsam (Feller 2003; Thomas 2006). In den letzten Jahren vor allem auch Aquileia (Cuscito 2003; Cuscito/ Verzár Bass 2005; Cuscito 2006; Cuscito/Zaccaria 2007). Zu Lucca: Isolani 2000. Vgl. zu den duces weiterhin: Gasparri 2000; Giese 2002; Longobardi 2004. 46 Brunner 1892, 154. Zitate: Ebd. Anm. 1. 47 Brunner 1892, 155 f. Zitat: Ebd. 155. Zu den Aufgaben: 156. Zu den rechtsrheinischen Stammesher­ zogtümern: 157 f.



Geschichte und aktueller Stand der Forschung 

 11

Eugen Ewig führt den dux auf den spätrömischen comes civitatis zurück. Das Gesamtreich sei nicht durchgehend in Dukate aufgeteilt gewesen, die nach Bedarf geschaffen und wieder aufgehoben wurden. Die römerzeitlichen Provinzgrenzen hätten keine Bedeutung mehr gehabt. Ewig unterscheidet zwischen den duces im Reich, die die Limitantruppen in den Grenzprovinzen kommandierten und den rechtsrheinischen Dukaten die sich durch die lose Unterwerfung von Stämmen unter einen fränkischen dux an deren Stammesgebiete anschlossen.48 In späteren Publikationen betont er weiterhin die Sonderstellung der „großen rechtsrheinischen Volksherzogtümer“ und untergliedert die Amtsherzöge in solche in Nord- sowie Ostgallien und solche im Westen und Süden.49 Auch Walter Schlesinger behielt die Aufteilung in fränkisches Amtsherzogtum und in Stammesherzogtum anhand der Beispiele Bayern, Alemannen und Thüringer bei. „Wie es [sc. das ältere Stammesherzogtum] in Baiern entstand, ist dunkel.“ Es knüpfte seiner Ansicht nach wohl an Vorgänge der Landnahme an, auf die schnell fränkischer Einfluss folgte. Schlesinger nimmt generell einen Einfluss des Dienstes für Rom an, sieht allerdings selbst noch in ottonischer Zeit einen „Nachklang der germanischen Vorstellungswelt“.50 Rolf Sprandel merkt richtigerweise an, dass zwischen dem dux-Amt und der Bezeichnung als dux zu unterscheiden sei. Nach einer Analyse der Quellenlage kommt er zu dem vollkommen anderen Ergebnis, es habe im Merowingerreich kein dux-Amt gegeben.51 Dietrich Claude lehnt Sprandels Schlussfolgerung ab und nimmt den dux als fest umrissenes Amt an. Er greift die etablierte Trennung von Amtsherzogtum im Westen und Stammesherzogtum im Osten wieder auf, betont allerdings, dass eine klare Trennung zwischen beiden Herzogtypen im sechsten Jahrhundert noch nicht möglich sei. Beide waren vom König abhängig, doch von der inneren Struktur grundverschieden. Im Westen habe es zwischen den Aufgaben des comes und dux, der als eine Art „Grosscomes“ erscheine, keine Unterscheide gegeben. Claude übt Kritik an Brunners Titularherzögen, die er entweder als untechnische duces oder echte duces als Anführer ihrer Krieger erklärt. Weiterhin glaubt er nicht, dass duces während

48 Ewig 1976d, 412. Später äußert sich Wolfram ähnlich, der meint, der dux habe die Stelle des spätantik-gotischen comes rei militaris eingenommen: Wolfram 2001, 220 49 Ewig 1976f, 458 f. Die Amtsherzöge unterscheidet er anhand ihrer Namen, da jene im Westen nach Städten und jene im Osten nach Landschaften benannt sind, und schließt aus diesem Unterschied auf die innere Verfasstheit der Dukate. In einer früheren Arbeit weißt er darauf hin, dass ein Dukat hauptsächlich durch den dux selbst zusammengehalten worden sei und dieser kaum Einfluss auf das regionale Leben gehabt habe: Ewig 1976e, 236. Zu den duces in Bayern und Alemannien ohne weiterführende Erklärungen weiterhin: Ewig 1976b, 404. 50 Schlesinger 1963, 69–78. Zitate: Ebd. 72 f.; 78. 51 Sprandel 1957, 47; 54. Hauptargument ist das Fehlen des dux in den offiziellen Dokumenten und Gesetzen (Ebd. 54). Das Schweigen der Quellen in vormerowingischer Zeit spreche für die Auflösung des dux-Amtes der diokletianisch-konstantinischen Heeresordnung (Ebd. 50). Die duces bei Fredegar und Gregor von Tours würden keine Amtstitel bezeichnen (Ebd. 52).

12 

 Einleitung

der Reichskriege ad hoc ernannt wurden.52 Im späteren Artikel im RGA greift Claude Ewigs Zweiteilung der Amtsdukes in westliche civitas-Dukate und östliche pagusDukate entlang der Linie Avrenches  – Genf auf. Auch äußert er sich zur Frage der römischen Kontinuität und meint der „spätröm[ische] Ursprung des d[ux] ist nicht zu erweisen, zumal frk. duces erst seit der Mitte des 6. Jh.s erwähnt werden.“ Für die rechtsrheinischen Herzogtümer betont er abermals eine „enge Verbindung mit einem Stamm“ und merkt im Falle des bayerischen dux an, dass „ungeklärt ist, ob er als Stammesfremder vom Kg. als d[ux] eingesetzt wurde oder der Merowinger lediglich eine bestehende Herrschaft autorisierte.“53 Nach dem Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte bezeichne dux vor allem im fränkischen Bereich „Beamte römischer Herkunft oder große Adlige als Führer von Heerhaufen.“ Zur Herausbildung des älteren Stammesdukats habe „die römische Tradition […] den geringsten Beitrag geleistet; entscheidender sind germanische Wesenszüge und die Suche nach einer sachgerechten Lösung der Stellvertretung des Königs in Teilgebieten des Großreiches.“54 Im Lexikon des Mittelalters wird nicht auf die Herkunft eingegangen. Die Dukate hätten sich nicht an den römischen Provinzgrenzen orientiert. Während es in Gallien eine „Fragilität der Mittelgewalten“ gab, waren die Dukate rechts des Rheins dauerhafter, da sie vorhandene Herrschaftsstrukturen nutzten.55 Archibald Lewis widmet den duces im regnum Francorum einen eigenen Aufsatz, in dem er sie als eine Gruppe zusammen mit rectores und patricii betrachtete. Allerdings lässt er die Frage der Herkunft gänzlich unberührt, liefert keine Übersicht über die Verteilung der Dukate und ebenso wenig eine Liste der duces selbst.56 Auch die früheren duces in Alemannien und Bayern bettet er nicht in den historischen Kontext ein, obwohl er seine Analyse im Jahr 550 beginnt. Lewis nimmt eine andere Dreiteilung der duces vor. Er unterscheidet Anführer von tribalen Gruppen, die den Franken angeschlossen waren (bspw. Basken), duces über Gebiete im Merowingerreich, in denen andere Völker wohnten, wie Alemannen oder der pagus Ultraiuranus und duces innerhalb des Frankenreiches.57

52 Claude 1964, 46–51. 53 Claude 1986, 307–309. Die von Claude angeführte Literatur zu den sog. civitas-Dukate behandelt nur den dux in Toulouse seit dem 7. Jahrhundert: Rouche 1979, 98–109. 54 Scheyhing 1971, 792 f. 55 Klein/Weiß/Borgolte/Delogu 1999, 1488–1490. Vgl. Goetz 1999b, der ebenfalls nicht auf die Frage der Herkunft eingeht. 56 Er weist explizit darauf hin, dass die Frage nach der Herkunft unberührt bleibt: Lewis 1976, 383. Zwar liefert er keine volle Liste, doch nennt er immerhin die Anzahl der bekannten duces, getrennt in 3 Zeitabschnitte: Ebd. 385. 57 Lewis 1976, 396 f. Der Autor stellt auch einige Aufgaben und Kompetenzen der duces vor.



Gegenstand und Aufbau der Arbeit 

 13

Schließlich ist noch einmal der eingangs zitierte Artikel von Stefan Esders anzuführen,58 in dem er nach der Aufgabe des Konzeptes des Stammesdukats durch die Forschung das römische Grenzdukat als „das nächstliegende Organisationsmodell“ bezeichnet. Jedoch seien Anpassungen seiner Strukturen anzunehmen und man dürfe nun nicht die frühere germanische durch eine römische Herleitung ersetzen, denn es habe zumeist keine bruchlose Fortsetzung der römischen Dukate gegeben. Auch stellt er einige hilfreiche Überlegungen zum Problem der Kontinuität an, die am Ende der vorliegenden Arbeit aufgegriffen und weiter ausgeführt werden.59 Wie bereits bei den vorherigen Verbänden, so wurden auch bei den Franken einige Dukate besonders intensiv analysiert. Für die Zeit bis ins frühere siebente Jahrhundert sind dies vor allem die in der Vergangenheit als Stammesdukate bezeichneten duces in Alemannien60 und in Bayern,61 wobei nicht immer das Herzogtum selbst im Mittelpunkt stand, sondern mitunter in einem größeren Zusammenhang betrachtet wurde, wie der Entstehung des Verbandes, seines Rechts oder der Herkunft des Herrschergeschlechts. Die weiteren, späteren ducatus dieser Kategorie werden in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt.

1.2 Gegenstand und Aufbau der Arbeit Auf den letzten Seiten wurde deutlich, dass die duces zwar schon häufig Teil von Analysen waren, doch einige Aspekte dabei nur wenig Beachtung fanden und andere umstritten sind. So liegt bisher für keinen gentilen Verband eine vollständige Übersicht der Erwähnungen von duces inklusive solcher ohne Personennamen vor. Es fehlt ebenso an einer Zusammenfassung aller Kompetenzen und Befugnisse. Hierdurch könnte in einigen Punkten eine Entscheidung getroffen werden, über die in der Forschung Uneinigkeit besteht, wie beispielsweise die zweifelhaften administrativen, rein zivilen oder jurisdiktionellen Befugnisse bestimmter duces, die Möglichkeit von duces, zugleich comites civitatum in einer Stadt ihres Sprengels zu sein oder die Existenz des Titels dux et comes. Die Prosopographien haben diese Lücke nicht füllen können, da sie sich nicht auf die Aspekte der Stellung eines dux, sondern auf die 58 Zuvor im Jahr 2001 erschien das umfangreiche Werk von Michael Schmidt mit dem vielversprechenden Untertitel „Auf den Spuren der ersten Herzöge, Bischöfe und Missionare (von 482 bis 755).“ Jedoch ist den entsprechenden Passagen über die duces in Alemannien und Bayern nichts Neues zu entnehmen: Schmidt 2001, 348–352; 406–413. Ebenso wenig helfen weiter: Beyerle 1952; Irsigler 1969. 59 Esders 2012, 426 f. Zitat: Ebd. 426. 60 Behr 1975; Castritius 1990; Castritius/Geuenich 2002; Feger 1975; Geuenich 1982; ders. 2009b; ders. 2005; Keller 1976; Müller 1975; Schwarz 1955; Stroheker 1975; Wenskus 1967; Zotz 1998; ders. 2003. 61 Blei 2013; Deutinger 2014; Esders 2015; Fehr/Heitmeier 2012; Gastroph 1974; Giese 2002; Hamm 1950; Hubensteiner 1985; Jahn 1991; Jarnut 1986; ders. 2010; Kägler 2012; Kraus 2004; Landau 2004; Menghin 1990; Prinz 2001; Reindel 1981; Reiser 1977; Rettner 2002; ders. 2004; Ridder 2014; Schlesinger 1975; Störmer 1966; Wagner 1978; Wolfram/Pohl 1990.

14 

 Einleitung

Lebensbeschreibungen der Personen konzentrierten. Dabei fielen die Eigenschaften der ducatus unter den Tisch und solche duces, die nicht namentlich erwähnt sind, wurde nicht aufgenommen. Aus dem Fehlen von Übersichten resultiert auch der Mangel an Übersichtskarten der duces, sowohl der einzelnen Verbände, als auch insgesamt. Gerade solche ermöglichen jedoch in Einzelfällen aufgrund der Geographie vor Ort und in der Gesamtschau aufgrund ihrer Verteilung und diachronen Häufigkeit Rückschlüsse auf Funktionen und historische Entwicklungen. Weiterhin wurde vielfach die Frage der Kontinuität nicht bearbeitet und in den wenigen Fällen, in denen Aussagen über die Vorbildwirkung römischer Einrichtungen für einzelne Verbände getroffen wurden, sind diese nicht differenziert begründet worden. Eine vergleichende Betrachtung des römischen Einflusses auf mehrere gentile Reiche fehlt gänzlich. Zuletzt wurde es bisher versäumt, die duces, zu denen bereits Spezialbetrachtungen unterschiedlichen Umfanges existieren, insbesondere einige westgotische Vertreter und jene im rechtsrheinischen Frankenreich, in den Gesamtkontext der Entwicklung des dux einzubetten. Diese Forschungslücken werden mit der vorliegenden Arbeit geschlossen, indem alle duces der gentilen Verbände vorgestellt und ihre Eigenschaften zusammenfassend ausgewertet werden. Einzelne wichtige Quellenpassagen sollen dafür genau untersucht und in den historischen Kontext eingebettet werden. Es wird jedoch keine vollständige Biographie jedes einzelnen Amtsträgers angestrebt, sondern die von ihm besetzte Stellung als dux steht im Mittelpunkt. Wenn in der Forschung bereits mehrere duces als Vertreter des gleichen dux-Amtes in einem bestimmten Dukat bekannt sind, so werden diese duces dementsprechend auch zusammenfassend abgehandelt, um die Eigenschaften ihrer Stellung zusammenzutragen und eventuelle Entwicklungen aufzuzeigen. In den jeweiligen Zusammenfassungen sind die Eigenschaften der duxPositionen und der duces selbst zusammengetragen, um weitere Analysen zu erleichtern.62 Eine Reihe von Karten am Ende des Bandes erleichtert das Verständnis einzelner duces im geostrategischen Kontext und bietet Übersichten über die duces, sowohl nach Verbänden getrennt, als auch insgesamt und im Vergleich mit den römischen Grenzdukaten. Auf das Problem der Kontinuität römischer Strukturen bzw. der Vorbildwirkung des römischen dux wird in den Zusammenfassungen der Analysen der Westgoten, Ostgoten, Langobarden und Franken sowie am Ende des Werkes in der Gesamtperspektive eingegangen.

62 In den jeweiligen Teilzusammenfassungen werden folgende Kategorien separat betrachtet: Kompetenzen, Machtfülle, territoriale Zuständigkeiten, Amtsdauer, Position des dux in der Ämterhierarchie, weiteren Positionen oder Ämter der duces, Herkunft der Funktions- bzw. Amtsträger und Diskussion des Amtscharakters.



Gegenstand und Aufbau der Arbeit 

 15

Die in der Forschungsliteratur dem römischen dux-Offizier gegenüber gestellten gentilen bzw. „germanischen“ duces bezeichnen eine Gruppe sehr unterschiedlicher Positionen.63 Diese Zusammenfassung unter einem Begriff entspricht der in der Alten Geschichte häufig angewendeten Praxis der Übernahme der Termini, ist jedoch irreführend, da sie eine Gleichsetzung von lateinischem Begriff und zugehörigem (gentilem) Amt und damit eine Institutionalisierung suggeriert, die nicht der Realität entsprochen haben muss.64 Unter diesen duces ist ein breites Spektrum an Positionen subsumiert, die zwar in ihren Eigenschaften sehr vielgestaltig erscheinen, sich allerdings anhand eines entscheidenden Merkmales zweiteilen lassen, nämlich dem der Unterordnung. Während die eine Hälfte der duces faktisch autonom agierte, war die andere von einer übergeordneten Instanz abhängig, im Wesentlichen dem König, von deren Unterstützung zumeist auch die Stellung als dux abhing. In dieser zweiten Hälfte sind auch alle Amts-duces der frühmittelalterlichen Reiche der Westgoten, Merowinger und Langobarden zusammengefasst. Sie alle ähneln sich auf zwei Ebenen: Einerseits ist dies natürlich die titulare Ebene, da sie alle duces genannt werden, andererseits die funktionale Ebene, weil sie sehr oft als Heerführer in Erscheinung treten.65 Eine genaue Analyse der Herkunft dieser den Königen untergeordneten gentilen duces muss sich daher auf beide Ebenen erstrecken und sowohl die Herkunft des dux-Titels betrachten als auch das Aufkommen untergeordneter Heerführer. Dieses und noch weitere Probleme erschweren die Bearbeitung der Fragestellung und erfordern theoretische Vorbetrachtungen, die am Beginn der Untersuchung erfolgen. Darin wird auf die Behandlung der Quellen sowie eine Reihe wichtiger, aber umstrittener Begriffe eingegangen und die in der Arbeit verwendete Terminologie erklärt.66 Es folgen die Definitionen wichtiger Begriffe,67 die Vorstellung des römischen dux und die Darlegungen einiger Kriterien, anhand welcher ein gentiles Amt von einem irregulären Funktionsträger unterschieden werden kann. Im Hauptteil der Arbeit werden die Verbände separat betrachtet, jeweils mit dem einsetzenden Quellenstrom in der Spätantike beginnend68 und mit dem frühen sie-

63 Durch diese Attribute unterscheidet Demandt (2007, 713.) diese beiden dux-Typen im Register. Maier (2005, 354.), dessen Untersuchung auf die Ostgermanen (Goten, Vandalen, Burgunder: Ebd. 14.) bezogen ist, nennt sie „römisch“ bzw. „germanisch“. Auch Sprandel (1957, 47.) kommt zu dieser Aufteilung. 64 Die von Brunner angenommenen und von Claude verneinten Titularherzöge: siehe Forschungsgeschichte. 65 Im welchem Verhältnis die militärischen und sonstigen Aufgaben stehen, ist den Zusammen­ fassungen zu entnehmen. 66 Diskutiert werden die Begriffe Germanen, gens, Verbände, Ethnogenese, Ethnos und Identität. 67 Diese sind: Position, Funktionsträger, Amt und Heerführer. 68 Dies beinhaltet nicht die Quellenstöme seit dem 1. Jh. v. Chr., die ab dem 2. Jh. n. Chr. abrissen und oftmals erst in der Spätantike wieder einsetzten. Da zum einen eine Kontinuität nicht in jedem Fall vorausgesetzt werden kann und zum anderen die Aussagen der Quellen des 1. Jh. v. und n. Chr.

16 

 Einleitung

benten Jahrhundert abschließend. Als Zeithorizont für das Ende der Untersuchung wurden die Jahrzehnte um das Jahr 600 gewählt. Auch wenn diese Wahl willkürlich wirkt, ist sie doch in der Geschichte der zu untersuchenden Gruppen begründet. Zum einen sollen die eigenständigen Verbände und Reiche Gegenstand der Untersuchung sein, wodurch die Betrachtungen der Alemannen (als eigenständiger Verband) und Burgunder mit der Eingliederung in das Frankenreich enden. Zum anderen soll bei der Betrachtung der Reiche der Franken, Westgoten und Langobarden nicht zu weit in den Bereich der Mediävistik eingedrungen werden. Die Geschichte der Franken wird bis zum edictum und praeceptum Chlothars in den 610er Jahren,69 die der Westgoten bis zum Tod Rekkareds I. 601 und die der Langobarden bis zum Edictus Rothari 634 betrachtet, um wichtige Gesetzeswerke der jeweiligen Könige noch mit aufnehmen zu können. Die Betrachtungen der Reiche der Ostgoten und Vandalen enden mit deren Untergängen im Laufe des sechsten Jahrhunderts. Die Betrachtung der duces der Verbände ist nochmals in vier Hauptkapitel unterteilt, die sich im Laufe der Analyse herauskristallisierten. Am Beginn werden die Alemannen und Burgunder bis zur Eingliederung in das Frankenreich zusammen vorgestellt, da sich in beiden aus unterschiedlichen Gründen keine duces und ebenso wenig andere Heerführer fanden, die den Königen unterstellt waren. Es folgt die Betrachtung des Vandalenreiches, in dem gleichfalls keine duces zu finden waren, allerdings durchaus Heerführer belegt sind. Im Anschluss werden die duces der Goten, Langobarden und Franken bis zu dem Zeitpunkt vorgestellt, ab dem die jeweiligen Verbände Territorialreiche etabliert hatten, denn bis zu diesem Zeitpunkt wurde der dux-Titel vorrangig für die Könige verwendet. Das vierte, letzte und längste Kapitel des Hauptteils beinhaltet die Analysen der duces und Heerführer der Westgoten, Ostgoten, Langobarden und Franken, wobei bei letzteren auch die duces der Alemannen und Bayern bis ins frühe sechste Jahrhundert mit einbezogen sind. Am Ende eines jeden Kapitels folgen Teilzusammenfassungen, deren Inhalte am Schluss in einem Gesamtfazit zusammengeführt werden. Dort wird versucht, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der duces in den Verbänden herauszuarbeiten. Den Abschluss der Arbeit bildet die Annäherung an das Problem der Kontinuität von römischen und gentilen duces.

über die betreffenden Stämme äußerst dürftig sind, ist der Informationsverlust aufgrund dieser Einschränkung äußerst gering. 69 Die duces selbst werden nur bis zum Tod der Brüder Theuderich II. und Theudebert II. betrachtet. Ab 613 nimmt die Anzahl der duces noch einmal deutlich zu (allein 613–649 bereits 34): Ebling 1974, 12–14. Die erwähnten Gesetzeswerke Chlothars II. wurden mit in die Betrachtung einbezogen, erwähnen jedoch keine duces.

2 Vorbetrachtungen Eine Arbeit, die zwei historische Epochen berührt, erfordert es, dass einige Begriffe vorab diskutiert und geklärt werden müssen, da manche Termini in der Alten Geschichte noch verwendet werden, während man in der Mittelaltergeschichte bereits auf sie verzichtet oder sie von beiden Teildisziplinen anders verstanden werden.1 Durch die intensive Forschung zur Ethnogenese der völkerwanderungszeitlichen Gruppen fand eine stete Dekonstruktion von Verhältnissen und Strukturen statt. Viele zuvor selbstverständlich verwendete Begriffe wie Stämme, Fürsten, König, Adel, wurden in Frage gestellt. Da bisher kein allgemein akzeptiertes Modell die weggefallenen Strukturen ersetzt hat, fällt die Wortwahl bei der Beschreibung der Elemente der Verbände oder Reiche mitunter schwer. Auf den nachfolgenden Seiten sollen daher einige strittige Begriffe diskutiert und zudem dargelegt werden, welche Terminologie aus welchem Grund in der vorliegenden Arbeit verwendet wurde. Dies betrifft vorrangig die Worte „Germanen“, „gentes“ bzw. „gentil“, „Ethnos“ bzw. „Ethnogenese“ und „Verband“. Weiterhin ist es nötig, für die Untersuchung wichtige Termini fest zu definieren, nämlich: „Position“, „Funktionsträger“, „Amt“ und „Heerführer“, welche nach der semantischen Analyse erläutert werden. Die bereits zur Sprache gebrachte Zweiteiligkeit mit der Betrachtung des duxTitels auf der einen und der Analyse der Entwicklung des dux zum Amt auf der anderen Seite, erfordert erstens, dass die semantischen Besonderheiten des duxBegriffes sowie seiner Verwendung in den Quellen kurz vorgestellt und zweitens, dass die Merkmale des dux als Amt, auf die es in den Quellen zu achten gilt, dargelegt werden. Zudem ist eine knappe Darlegung der Behandlung der Quellen angebracht, die am Beginn der Vorbetrachtungen erfolgen soll.

2.1 Behandlung der Quellen Als Quellen der Untersuchung dienen hauptsächlich die Werke spätantiker und frühmittelalterlicher Autoren. In den Fällen, in denen leges überliefert sind, werden auch diese in die Analyse aufgenommen. Archäologische Forschungsergebnisse wurden nur in wenigen Fällen berücksichtigt, um die Informationen der literarischen Quellen ergänzen.2 Dies ist beispielsweise bei der Analyse des dux Raetiarum geschehen. Die Gattungen der literarischen Quellen sind sehr divers, was die Zusammenführung der aus ihnen extrahierbaren Informationen erschwert. Gattungen wie 1 Kulikowski (2011, 103) weist darauf hin, dass Mediävisten und Althistoriker bei Fragen zur Identität von Barbaren und Römern den Zugang der jeweils anderen Disziplin häufig missverstehen. 2 Hierbei muss stets die Gefahr von Zirkelschlüssen beachtet werden. Das Vermischen der archäologischen und der historischen Argumentation zu einer Indizienkette kann problematisch sein: dazu Hachmann/Kossack/Kuhn 1962, 5 f. https://doi.org/10.1515/9783110625233-002

18 

 Vorbetrachtungen

ereignisgeschichtliche Historiographie, Panegyrici und Heiligenviten unterlagen unterschiedlichen Zielsetzung und sind daher in ihren Gesetzmäßigkeiten und ihrem Realitätsanspruch verschieden. In Quellen sind mitunter Begebenheiten beschrieben, die zum Zweck des Lobes oder der politischen Propaganda verfälscht wurden, oder die als christlich-didaktische beziehungsweise Exemplaliteratur in Teilen oder gänzlich erdacht sind. Einige solcher Passagen beinhalten auch Erwähnungen oder Beschreibungen von duces oder ihnen entsprechenden Funktionsträgern. Wenngleich mit den Quelleninhalten auch die Existenz speziell dieser dort erwähnten Positionen in Zweifel zu ziehen sind, lassen sich dennoch wertvolle Informationen aus den Inhalten gewinnen. Denn gerade wenn Autoren veränderte oder erdachte Geschichten glaubhaft machen wollten, und dieses Bestreben soll ihnen unterstellt werden, dann mussten die übrigen Details möglichst korrekt sein. Bei der Beurteilung einer solchen Quellenpassage ist der historische Kenntnisstand der Elite zur Zeit des Autors entscheidend. So kann beispielsweise den Lesern aus der Oberschicht des späten sechsten Jahrhunderts in Gallien nicht dasselbe Hintergrundwissen zur Organisation der Verteidigung der Rheinprovinzen im späten vierten Jahrhundert unterstellt werden wie einem Senator in Rom um 400. Wenn in einer Quelle zweifelhaften Inhalts, beispielsweise einer Heiligenvita, ein dux erwähnt wird, muss daher abgewägt werden, wie wahrscheinlich es ist, dass der Autor Kenntnis von der Existenz eines solchen Amtes gehabt hat. Ist von genauem Wissen um die Organisation der jeweiligen Region in der beschriebenen Zeit auszugehen, kann die Erwähnung eines dux auch in dem Fall als verwertbar angesehen werden, wenn der eigentliche Hauptinhalt einer Quelle fiktiv ist. Da die Untersuchung des Amts dux den Hauptteil der Arbeit ausmacht, darf eine genaue Untersuchung der Termini bei den antiken Autoren nicht zu kurz kommen. Es darf keinesfalls jede Erwähnung technisch3 aufgefasst werden, sondern jeder dux ist einzeln zu prüfen. Einzelnennungen in einer Quelle sind generell als unsicherer zu werten als längere Texte mit mehreren Erwähnungen. Idealerweise können andere zeitgenössische Quellen zum Vergleich herangezogen werden. Auch hilft die Quellengattung bei der Einordnung ihrer terminologischen Zuverlässigkeit, welche beispielsweise bei einem offiziellen Bestallungsschreiben höher einzustufen ist als bei einer Heiligenvita. Bei allen Quellen, deren Terminologie nicht von vornherein als offiziell angesehen werden kann, was im Wesentlichen nur für Gesetze, formulae oder andere Verwaltungstexte zutrifft, muss die Verwendung des Begriffes im Einzelfall untersucht werden. Um feststellen zu können, ob ein dux wirklich das spezifische Amt bezeichnet oder doch nur eine willkürlich gewählte Bezeichnung für einen Funktionsträger ist, wurde auf folgende Weise vorgegangen: Wenn nötig, wurde die Verwendung des jeweiligen Begriffes nicht nur an der entsprechenden Quellenstelle,

3 Als technisch wird ein Begriff im Sinne eines terminus technicus verstanden, wenn er eine genau definierte Einrichtung, wie etwa ein Amt, bezeichnet.



Germanen, gentes und Verbände 

 19

sondern im gesamten Einzelwerk des Autors betrachtet. Mögliche übrige Werke desselben Autors wurden ausgeblendet, da der individuelle Sprachgebrauch über die Zeit ebenso einer Veränderung unterliegen konnte, wie er durch Gattungstypen beeinflusst war. Erschwert wird dieses Vorgehen durch das allgegenwärtige Stilmittel der variatio,4 welche die Wertung der dux-Begriffe enorm erschwert. Generell darf die Wirkung der variatio nicht unterschätzt werden, da die oftmals von der modernen Forschung stillschweigend unterstellte Wortgenauigkeit keinesfalls angestrebt wurde, was mitunter in bis ins Absurde abgleitenden Interpretationen resultierte.5 Dieses umständliche Verfahren der Bewertung einer Quelleninformation kann dann entfallen, wenn ein Autor selbst klar macht, dass es sich bei einem bestimmten Terminus explizit um ein Amt handelt.

2.2 Germanen, gentes und Verbände Wenige Aspekte der „Germanenforschung“ sind einem stärkeren Wandel unterworfen als die Terminologie. Am wichtigsten ist hier der Begriff „Germanen“ selbst,6 von dessen Verwendung in der Archäologie und der Mittelaltergeschichte Abstand genommen wurde. Die Gründe dafür sind, neben der missbräuchlichen Vergangenheit, seine Unschärfe und die nicht nachweisbare Ethnizität der germanischen Gruppen. Seit einigen Dekaden kommt daher keine Abhandlung über „Germanen“ ohne ein erklärendes Kapitel zum Germanenbegriff aus. Hauptursache für die Unklarheit ist, dass der Germanenname zu keiner Zeit durch die betreffenden Gruppen, die als ebensolche durch die Römer zusammengefasst wurden, als Selbstbezeichnung Verwendung fand.7 Daher sind die Auffassungen, wie „Germanität“8 zu definieren 4 Lausberg 1990, 142. 5 Exemplarisch für den „Namenssatz“ der Germania des Tacitus: Flach 1988, 184 f. 6 Die riesige Menge an Publikationen (ein „gigantischer Literaturberg“: Wolfram 2010, 15) zu allen Facetten der Forschungen zum Germanenbegriff kann unmöglich im Rahmen eines Kapitels auch nur im Ansatz erfasst werden. Daher sei darauf hingewiesen, dass in diesem Kapitel nur ein Überblick über die Germanenbegriffe in den wichtigsten Wissenschaftszweigen gegeben werden soll. Vgl zum Germanenbegriff: Kroeschell 1998, 408; Pohl 2001c; Lund 1991a, 1956–1988; Fehr 2010, 21–30; Dick 2008, 11–25; Bleckmann 2009, 11–47; Beck/Geuenich/Steuer/Hakelberg 2001. Zu seiner „Abschaffung“: Jarnut 2004. 7 Jarnut 2012a, 392. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl, welches die Voraussetzung für eine gemeinsame Identifizierung mit einem Ethnikon ist, existierte nicht: Bleckmann 2009, 15. Die Andeutung des Tacitus, die Germanen hätten diese Bezeichnung irgendwann selbst akzeptiert, ist abzulehnen: Bleckmann 2009, 13–15. Dies gilt selbst noch für die Völkerwanderungszeit: Jarnut 2012a, 394; Wagner 1986, 149.  – Nicht einmal die Bedeutung und sprachliche Herkunft (römisch, keltisch oder germanisch) des Wortes „Germani“ ist geklärt: Bleckmann 2009, 12 f.; Ament 1998; 1338. Zu den Deutungsvorschlägen von „Germani“, siehe: Neumann 1998, 259–265. Vgl. auch Wiemer 2018, 61–70. 8 Mit diesem Begriff soll die nicht abstrakte Eigenschaft des „germanisch seins“ ausgedrückt werden. Vgl. Timpe 1998, 192 f.

20 

 Vorbetrachtungen

sei, nicht aus Selbstzeugnissen ersichtlich und differieren in den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen. Die Ansichten der Forschung sind so verschieden, dass sie kaum noch auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind.9 Jedoch schließen sich die Germanenbegriffe keinesfalls gegenseitig aus. Im Wesentlichen sind die Auffassungen der traditionellen Alten Geschichte, der Sprachwissenschaft und der Archäologie zu unterscheiden, die alle ihre Berechtigungen haben. Das traditionelle althistorische Germanenbild ist von den Ansichten der antiken Autoren geprägt und durch die frühen modernen „Germanenhistoriker“ gefestigt worden. Es fußt auf der ersten Beschreibung (manche würden sagen, der „Erfindung“)10 der Germanen durch Caesar und wurde vor allem durch Tacitus weiter ausgeformt.11 Für die greco- und romanozentrische Alte Geschichte war die detaillierte Auseinandersetzung mit dem Germanenbegriff lange Zeit nicht von Bedeutung, da die Germanen nicht an sich von Interesse waren, sondern als Gegner und Nachbar des römischen Reiches. Eine Sichtweise, die im Übrigen auch Caesar und Tacitus vorgeworfen wird.12 Wurden die Germanen lange allein in ihrer Funktion als Opponenten der Römer gesehen, war es schlicht konsequent, sich der römischen Terminologie zu bedienen und alle Gruppen oder Stämme unter dem Begriff der Germanen zu subsummieren.13 Dieses Vorgehen machte eine Untersuchung der Zuordnungskriterien unnö9 So auch: Timpe 1998, 191 f.; vgl. Wenskus 1986a, 1 f. 10 So die etwas überspitze Formulierung von Mischa Meier im Magazin „SPIEGEL-Geschichte: Die Germanen“, siehe: Pötzl/Saltzwedel/Meier 2013, 30. 11 Die frühesten genauer fassbaren Stämme, die unter dem Namen Germani zusammengefasst wurden, sind die Germani cisrhenani des Gaius Julius Caesar (bell. Gall. (Klotz 1957), 2,4,10): Dobesch 1982, 77. Dobesch interpretiert auch den „Namenssatz“ der Germania (Tacitus, Germ. [Önnerfors 1983], 2,2 f.) in der Weise, dass sich der Germanenname von einer kleinen Gruppe ausbreitete: Dobesch 1982, 82. Zur Prägung des Germanenbegriffes durch Caesar: Jarnut 2012a, 392 f. Zur Ausbreitung des Germanenbegriffes ab Caesar: Dobesch 1982. 12 Caesar wird u. a. vorgeworfen, die Exkurse in Buch 4 und 6 seiner Kommentare zum gallischen Krieg seien konstruiert und beruhten nicht auf Autopsie (Walser 1956, 77). Sie sollen die Unterscheidbarkeit der Germanen von den Kelten ermöglichen (Walser 1956, 65 f.; Zeitler 1986, 49) und entweder die Unkontrollierbarkeit der Germanen verdeutlichen und so in gewisser Hinsicht seinen Rückzug von der rechten Rheinseite rechtfertigen (Zeitler 1986, 49–51), oder aber ihre größere Gefährlichkeit verdeutlichen (Walser 1956, 86 f.). – Auch die „Germania“ des Tacitus ist in der Forschung umstritten (vgl. Lund 1991a, 1954). Die Annahme, Tacitus habe seine Germanen mit der Absicht einer Vorbildfunktion konstruiert (vgl. Walser 1951, 80. sog. „Sittenspiegeltheorie“: Lund 1991a, 1860), ist abzulehnen (Timpe 1989, 110). Lund (1991, 1951–1956) setzt ihren Charakter als ethnographische Schrift (und damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von Topoi (Lund 1991a, 1952)) über ihren historischen Quellenwert. Die wirklichen Motive endgültig ergründen zu können, muss wohl als unmöglich bezeichnet werden, auch, weil es keine Hauptmotive gibt, die all seine Ausführungen durchziehen. Tacitus‘ Angaben sind im jeweiligen Kontext zu bewerten: Timpe 1989, 126 f. 13 Vgl. von Petrikovits 1986, 97. Dies lässt sich auch aus den Gegenständen der einschlägigen Untersuchungen ableiten. Diese haben kaum jemals „die Germanen“ zum Gegenstand, sondern beziehen sich jeweils auf das Germanenbild eines bestimmten Autors, zumeist Caesar (Walser 1956; vgl. Holz-



Germanen, gentes und Verbände 

 21

tig.14 Es muss schlicht unbekannt bleiben, warum in den einzelnen Fällen bestimmte Gruppen den Germanen zugeordnet wurden, andere jedoch nicht. Für die Spätantike löste sich das Problem von allein durch das Verhalten der Autoren, die vom Terminus Germanen abkamen und die Gruppen mit anderen Namen versahen.15 Wenn mehrere dieser Gruppen zusammengefasst wurden, bezeichnete man sie als „Barbaren“.16 Für die Mittelaltergeschichte spielt der Begriff Germanen praktisch keine Rolle, da der Terminus im Laufe der Spätantike im Wesentlichen aus den Quellen verschwindet. Dementsprechend wird die Kategorie „germanisch“ in der Frühmittelalterforschung nicht mehr verwendet.17 Die Sprachwissenschaftler haben ein objektiveres Kriterium für die „Germanität“ von Völkerschaften oder Stämmen: das Sprechen einer germanischen Sprache.18 Aufgrund der langanhaltenden Schriftlosigkeit der betreffenden Gruppen19 stehen für lange Abschnitte der germanischen Geschichte jedoch nur die durch römische oder griechische Autoren überlieferten Namen als Untersuchungsgegenstand zur Verfügung. Mit dem Anwachsen der zu untersuchenden Quellen im Laufe der Spätantike,

berg 1987, 96–98) oder Tacitus (Allen voran die Sammelbände: Jankuhn/Timpe 1989; Neumann/Seemann 1992. Weiterhin die Aufsätze in ANRW II 33.3: Lund 1991a; Lund 1991b; Fischer/Heiligmann 1991. Zudem: Walser 1951). Dabei stehen die Absichten der Autoren, die Verortung in der ethnographischen Tradition, die Topik, oder die Einflüsse bedeutender Werke im Fokus des Interesses. Der Versuch, den „Realitätsgehalt“ zu erkunden, ist dabei eher ein Nebenprodukt. Jarnut (2012, 393) bezeichnet dieses Vorgehen der Forschung zumindest in den ersten 3 Jahrhunderten römisch-germanischer Beziehungen als durchaus legitim. 14 Zwar gab es Versuche, die Kriterien zu ergründen, die speziell Tacitus zu seiner Zuordnung von Germanität anwendete (z. B. Lund 1986), doch bleiben diese Ergebnisse allesamt theoretisch und werden nicht angewendet. 15 Fehr 2010, 29 f.; Bleckmann 2009, 21; Jarnut 2012a, 395 f. – Konsequent schlägt daher Jarnut (2012, 399) auch vor, den Begriff „Germanen“ nur für die Spätantike und das Frühmittelalter abzuschaffen, verteidigt seinen Nutzen jedoch für die Antike. 16 Jarnut 2012a, 396. 17 Jarnut 2004. 18 Die Verschiedenheit der Sprachen von Kelten und Germanen erwähnt bereits Caesar: Bleckmann 209, 16. Parallel zum Postulat von Birkhan (2009, 16. nach Rockel 1989, 15), dass „‚Kelte‘ ist, wer keltisch spricht“, bietet es sich an, Germanen anhand ihrer Sprache zu identifizieren. Auch von Petrikovits (1986, 97) nennt dies als das Hauptkriterium für die Identifizierung einer Ethnie als germanisch, neben der Zuordnung durch einen gut informierten Autor. Letzteres jedoch verschiebt das Problem nur auf die Autorenwertung, die, wie bereits erläutert, für das 1. Jh. v. und n. Chr. äußerst uneinheitlich ausfällt. Zur „Konstituierung“ des Germanischen und seiner Merkmale (v. a. die 1. Lautverschiebung): Seebold 1986; bes. 177 f. 19 Das Runenalphabet des älteren Futharks ist erst um 200 n. Chr. belegt: Bleckmann 2009, 29. Möglicherweise hängt die relativ geringe Verbreitung der Runen mit ihrem magischen Charakter zusammen. Das Schreiben von Runen diente nicht nur der Kommunikation und Dokumentation, sondern war ein Ritual, das gewisse Spezialkenntnisse erforderte: Beck 2000, 6–11. Möglicherweise ist der Negauer Helm mit der „harigastiteiva“-Inschrift das älteste Sprachdenkmal mit germanischem Namen, doch ist die Datierung mit 5.-2./1. Jh. sehr ungenau: Nedoma 2002, 60.

22 

 Vorbetrachtungen

wuchsen die Vergleichsmöglichkeiten immer mehr an. Es zeigt sich, dass durchaus eine Sprachgruppe zu identifizieren ist, deren Idiome von der als Germanen bezeichneten Volksgruppe gesprochen wurden. Von diesen selbst wurde die sprachliche Verwandtschaft wohl erst im Frühmittelalter erkannt und als Gemeinsamkeit bewusst wahrgenommen.20 Mit diesem Werkzeug ausgerüstet, die „Germanität“ von Gruppen zu verifizieren, ist es möglich, die Zuordnungen der antiken Autoren nachzuprüfen.21 Auch wenn somit die Zugehörigkeit zum germanischen Sprachraum einigermaßen zuverlässig untersucht werden kann und dieser sich auch mit dem von den antiken Autoren als Germania titulierten Raum deckt, impliziert die Sprachverwandtschaft jedoch weder ein Zusammengehörigkeitsgefühl22 noch einen einheitlichen Kulturraum. Auch in der Archäologie war man bestrebt, den eigenen Quellen Kriterien für Germanität zu entlocken23 und die bekannten Stämme in der materiellen Kultur zu identifizieren. Letzteres wäre theoretisch weit einfacher durchzuführen, als ersteres. Die Identifikation der Stämme ließe sich recht einfach bewerkstelligen, indem man die archäologischen Fundgruppen mit der ethnischen Geographie des ersten und zweiten Jahrhunderts in Deckung bringt. Leider gelingt dies nicht, da sich Fundgruppen und überlieferte Stammesregionen überschneiden und nicht decken.24 Weil die Präsenz von (im althistorischen Sinne) germanischen Gruppen auf römischem Boden durch Funde bestätigt werden konnte, war man versucht, umgekehrt durch archäologische Quellen auch auf ethnische Gruppen25 zu schließen. Dieser Versuch der ethnischen

20 So: Bleckmann 2009, 19. 21 Dies ist von Neumann (1986) und von Petrikovits (1986) exemplarisch an den 7 von Caesar als Germani (cisrhenani) bezeichneten Ethnien versuch worden. Im Ergebnis gibt es keinen Grund an Caesars Zuordnung als „Germanen“ zu zweifeln (vgl. von Petrikovits 1986, 103), jedoch war bei den betreffenden Gruppen schon eine starke Keltisierung eingetreten, die sich sowohl bei den Stammesnamen (vgl. von Petrikovits 1986, 97), als auch bei den Personen- und Götternamen zeigt (Neumann 1986, 127 f.) und die in der Folgezeit in einem Maße fortschritt, dass die Ethnien alsbald ihre germanischen Namen verloren (von Petrikovits 1986, 103 f.) bzw. ihre „Germanität“ aufgrund von sprachlicher Akkulturation einbüßten (Neumann 1986, 128). 22 Vgl. das Verhalten der Goten gegenüber den sprachlich nahverwandten Vandalen in Spanien am Beginn des 5. Jh.: Bleckmann 2009, 19 f. 23 Die Archäologie befindet sich für die germanische Frühzeit in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite gibt es naturgemäß bereits anthropogene Befunde seit es Menschen im Mitteleuropa gibt, auf der anderen Seite beginnt die „Geschichte der Germanen“ erst mit der ersten Beschreibung durch Caeasar. Daraus ergibt sich das Problem, ab wann die entsprechenden Funde mit „germanischer Kultur“ (wenn überhaupt) in Verbindung zu bringen sind. In der Archäologie wird die Jastorf-Kultur als die Erste gewertet, die mit den historischen Germanen verbunden werden kann: Bleckmann 2009, 32 f.; Ament 1998, 1339 f. Diese Bezeichnung bleibt jedoch ein Hilfskonstrukt der Archäologie. Zur materiellen Kultur und Identität: Gehrke 2016. Vgl. Pohl 2010b. 24 von Uslar 1951, 33–36. 25 Unter „ethnischen Gruppen“ werden die „Stämme“ der Germanen verstanden. Eine Erläuterung des Problems des Ethnos und der Ethnogenesen folgt im nachfolgenden Kapitel.



Germanen, gentes und Verbände 

 23

Interpretation von archäologischen Fundgruppen erwies sich jedoch als nicht durchführbar.26 Auch der Versuch, die materiellen Kulturen der Bevölkerungen, die unter dem Terminus „Germanen“ zusammengefasst wurden, als ein zusammenhängendes Ganzes zu betrachten, wollte nicht gelingen. Es ist daher aus archäologischer Perspektive nicht vertretbar, diese materiellen Kulturen unter einem ethnisch konnotierten Oberbegriff zusammenzufassen, da sich keine deutliche Grenze abzeichnet.27 Aus Sicht der archäologischen Forschung wäre die Entscheidung, die Fundgruppen, welche aus althistorischer Sicht mit germanischen Völkern in Verbindung stehen, als „germanisch“ zusammenzufassen, reine Willkür und aus dem Material selbst heraus nicht begründbar. Dennoch ist der Raum der Germania zumindest in der älteren römischen Kaiserzeit deutlich von den Nachbarregionen zu unterscheiden.28 Trotz der dargelegten Probleme des Germanenbegriffes, wird er oft schlicht aus Praktikabilitätsgründen verwendet.29 Er ist an die sie sich ohnehin sehr überschneidenden Ansichten der Alten Geschichte und der Sprachwissenschaften angelehnt. Daher werden auch die Ost- und Westgoten, deren Germanität von den Autoren der Spätantike nicht angenommen wurde,30 die aber nachweislich zur ostgermanischen Sprachfamilie gehörten,31 noch zu den Germanen gezählt.32 In der vorliegenden Arbeit wird die Terminologie der antiken Autoren aufgenommen, die vom Terminus „Germanen“ abkamen und die Gruppen und Stämme bei ihren Namen nannten.33 Als Sammelbezeichnung wird nach der zeitgenössischen Quellenterminologie der Begriff der gentes aufgenommen und die Gruppen werden „gentil“ genannt. Die weiterhin übliche Bezeichnung der „Barbaren“34 wird hingegen vermieden. Weiterhin werden in der vorliegenden Arbeit die betrachteten Gruppen als „Verbände“ bezeichnet, um den am wenigsten vorgeprägten Begriff zu verwenden. 26 Brather 2002; ders. 2004. Relativierend und eher positiv gegenüber der potentiellen Möglichkeit einer Unterscheidbarkeit von Ethnien: Siegmund 2000, 351. Dies liegt auch in der Natur der Sache begründet: ein Ethnos drückt sich durch verwandtschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl aus. Dieses jedoch ist schwer nachzuweisen. Zur Definition eines Ethnos, siehe nachfolgendes Kapitel. Gegen die stark dekonstruktivistische Ansicht Brathers: Curta 2013. 27 Wenskus 1986a, 21; Hachmann 1975, 117. Vgl. Brather 2002; 2004. Dagegen: Curta 2013. 28 Wenskus 1986a, 21; Hachmann 1975, 132 f. 29 Vgl. Jarnut (2012, 398 f.) warum der Begriff auch von Mediävisten noch oft genutzt wird: Um der Leserschaft das Verständnis durch Nutzung bekannter Begriffe zu erleichtern. 30 Sie zählten die im Nordschwarzmeerraum siedelnden Goten zu den Skythen: Bleckmann 2009, 176. 31 Vgl. Seebold 1998, 302–304. Jarnut (2012, 394) zählt die Goten zu den germanischsprachigen Großgruppen. 32 Vgl. auch die Zuordnung zu den Germanen in der Völkerwanderungszeit: Wagner 1986, 130. 33 Fehr 2010, 29 f.; Bleckmann 2009, 21; Jarnut 2012a, 395 f. Konsequent schlägt daher Jarnut (2012, 399) auch vor, den Begriff „Germanen“ nur für die Spätantike und das Frühmittelalter abzuschaffen, verteidigt seinen Nutzen jedoch für die Antike. 34 Jarnut 2012a, 396.

24 

 Vorbetrachtungen

Es sei angemerkt, dass zum Zweck der Lesbarkeit hin und wieder andere Termini verwendet werden müssen. Gleiches gilt für die Verwendung des Terminus Fürsten, der mit principes oder primores, teilweise auch optimates gleichbedeutend ist und keineswegs automatisch einen Geburtsadel voraussetzt.

2.3 Ethnogenese, Ethnos und Identität Die Frage nach der Herkunft der duces ist unmittelbar mit dem Charakter der gentilen Verbände verknüpft. Je nach dem, auf welcher Basis sich die Gemeinschaft jeweils konstituierte, sind die potentiellen Einflussfaktoren unterschiedlich zu werten. In diesem Bereich war die Forschung in den letzten Jahrzehnten überaus aktiv, doch hat sich kein internationaler Forschungskonsens herauskristallisieren können. Seit den 1960er Jahren und über lange Zeit lag der Fokus auf der Ethnogenese der Stämme.35 Die Ethnogeneseforschung und ihre fruchtbaren Ansätzen in der Archäologie und Frühmittelalterforschung griffen auf Erkenntnisse und Modelle der Soziologie und Ethnologie zurück, um ethnische Gruppen zu erfassen und durch die Untersuchung von vergleichbaren Entwicklungen die Dynamiken in „primitiven“36 Gesellschaften auf dem zivilisatorischen Niveau der gentilen Verbände besser zu verstehen.37 Damit eng zusammen hing die Frage nach der Ethnizität der Gruppen,38 die 35 Wenskus (1961) steckte als erster das weite Feld der Stammesentwicklung umfassend ab. Zu seinen intellektuellen Vorgängern, siehe: Pohl 1994a, 10 f. Mittlerweile ist die Zahl der Publikationen zu diesem Thema stark angewachsen. Dabei wurden einige Stämme intensiver behandelt, wie Alemannen (u. a. Geuenich 1982; Castritius 1990; Steuer 1998; Nuber 1998; Siegmund 2000; Rübekeil 2004; Drinkwater 2007) und Goten (u. a.: Thompson 1969; ders. 1976; Burns 1984; Heather 1991; Liebeschuetz 1992; Bierbrauer 1994; Amory 1997; Heather 1996; Wolfram 2001; Kampers 2008; Koch 2011), andere wiederum ließ man lange unbeachtet, wie die Vandalen: Berndt 2007, 23. Die umfangreichste Diskussion der Ethnogenese im Spiegel der Altertumswissenschaft mit großem theoretischen Teil liefert: Brather 2004, 1–236. Weiterhin: Siegmund 2000, 39–80; Berndt 2007, 23–29; Merrills/Miles, 2010 85–88. Eine aktuelle kritische Diskussion des Modells der Ethnogenese mit aktuellem Forschungsstand zur Identität im frühen Mittelalter, siehe: Koch 2011, 9–23. Eine Kritik an der Fokussierung auf die Ethnogenese frühmittelalterlicher Völker liefert: Bowlus 2002. Weiterhin kritisch speziell gegenüber der auf Dekonstruktion fokussierten Arbeiten Brathers zur Ethnizität und ihrer archäologischen „Erkennbarkeit“: Curta 2013. Kulikowski (2011, 104 f.) merkt an, dass die Ethnogeneseforschung keineswegs ein so radikaler Bruch mit den älteren Ansichten gewesen sei. 36 Zur Problematik der Titulatur der betreffenden Gesellschaften: Kohl 2000, 17–26. 37 Vgl. Brather 2004, 141 f. Die starke Fokussierung auf Klassifizierung oder Kategorisierung von Gesellschaften, wie es Soziologie und Ethnologie tun, ist dem Verständnis der Quellen zum Teil eher abträglich: Wolfram 1998, 609. Zur Suche nach Benennungen für gesellschaftliche Strukturen im Frühmittelalter: Steuer 2009. 38 Unglücklicherweise existiert keine eindeutige und allgemein anerkanne Definition eines Ethnos: Siegmund 2000, 39; 73. Eine ethnologische Arbeitsdefinition liefert: Beer 2012, 63. Vgl. auch Brather 2004, 50 f. Siegmund (2000, 39 f.) sieht einen graduellen Unterschied zwischen „Ethnos“ und „Stamm“ insofern, dass letzterer ein Ethnos ohne starke Zentralautorität sei. Dieser Unterschied



Ethnogenese, Ethnos und Identität 

 25

nach Ansicht vor allem der deutschsprachigen Forschung auf einem „Gemeinsamkeitsglauben“39 und den drei Elementen des Traditionskernes, der Stammesgeschichte40 und den als ethnisch angesehenen charakteristischen Eigenschaften bestand.41 Es wurde auch versucht, eine Typologie der Ethnogenesen zu erstellen,42 die im Wandel sind, solange ein Ethnos besteht.43 Die Abhandlungen der Väter der deutschen Ethnogeneseforschung Reinhard Wenskus und Herwig Wolfram sind durch eine Unschärfe geprägt, die viele ihrer Nachfolger dazu einlud, ihre eigenen Ausführungen hinzuzufügen. Auf diese Weise bildeten sich unterschiedliche Ansätze heraus, wie man sich dem Thema der Ethnogenese nähern könnte.44 Mitunter waren diese Ansätze nicht miteinander vereinbar und haben dazu geführt, dass heute kein Forschungskonsens besteht.45 Auch einige Aspekte der Ethnogeneseforschung selbst trugen zur Verunklärung der Problematik bei:46 eine allzu starke Fokussierung auf

wird in der vorliegenden Untersuchung nicht gemacht. Andere setzen „Ethnos“ mit „Volk“ gleich. Eine Übersicht der Auffassungen der Beziehung von Ethnos und Volk, siehe: Müller 1989, 237–251. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die „bisherigen Überlegungen zum Volksbegriff in der Ethnologie […] wenig zufriedenstellend“ seien: Müller 1989, 250. Der Ethnos stellte eine zivilisatorische Zwischenstufe zwischen den kleineren Lokalgruppen, die sich durch Verwandtschaft definieren, und Staaten dar: Brather 2004, 104; 116 f. Nach der maßgeblichen Definition ist ein Staat durch 3 Eigenschaften gekennzeichnet: Eine abgrenzbare Bevölkerung (Bürgerrecht), ein geografisch abgrenzbares Staatsgebiet, eine stabile Regierung mit Verfügung über das Gewaltmonopol. Detailliert zur sog. „Drei-Elemente-Lehre“ nach Jellinek (1900) siehe: Katz 2010, 13–15. 39 Brather 2004, 106. Zum „ethnischen Gemeinsamkeitsglauben“ und seiner Entstehung: Weber 1956, 235–242. 40 Zum Modell des kulturellen Gedächtnisses: Brather 2004, 113–116; Welzer 2002, 13–15; Assmann 1997, 144–160. Zur „floating gap“ siehe auch: Assmann 1997, 48–56. Zur Instrumentalisierung des Herkunftsmythos: Amory 1997, 14 f. 41 Brathers 2000. Zum möglichen ethnischen Element der gemeinsamen Sprache: zustimmend Kampers 2008, 78. ablehnend: Wolfram 2001, 18. 42 Wolfram 1998. 43 Vgl. Amory 1997, 16–18; Bernd 2007, 28; Brather 2004, 230; Castritius 2000, 331; Jarnut 1983, 4; Kampers 2008, 79; Merrills/Miles 2010, 86; Roth 1998, 629; Weskus 1961, 75 f.; Wolfram 2001, 22. Manche moderne Autoren bezeichnen die voneinander abgrenzbaren Entwicklungsphasen eines Ethnos als verschiedene Ethnogenesen (z. B. Brather 2004, 230.: „Es muss unter dem Gotennamen mehrere verschiedene Ethnogenesen gegeben haben.“ oder Pohl 1994a, 16: „Die Geschichte eines Volkes und seiner Ethnogenese(n)…“). Streng genommen ist diese Formulierung jedoch nicht korrekt, da jedem Ethnos nur eine Genese zugeschrieben werden kann. Der Plural „Ethnogenesen“ sollte nur für die Entwicklungsprozesse verschiedener Stämme verwendet werden, wie: „die Ethnogenesen von Alemannen und Franken.“ 44 So: Kulikowski 2002, 70. 45 Insbesondere zwischen der englischsprachigen (bspw. Halsall 2007, 455–498; Heather 2008; 67–126; ders. 2010.) und deutschsprachigen („Wiener“) Schule ist zu unterscheiden. Einen Überblick liefert: Kulikowski 2011. 46 Diese Probleme stehen dem wissenschaftlichen Fortschritt in solchem Maße im Weg, dass 2002 ein Sammelband erschien, dessen Inhalt im Wesentlichen der Argumentation diente, dass man die Ethnogeneseforschung einschränken oder gar ad acta legen sollte: Gillett 2002.

26 

 Vorbetrachtungen

Klassifizierung oder Kategorisierung von Gesellschaften, wie es in Soziologie und Ethnologie geschieht, führte oftmals zu einem „academic Klingon“, welches dem historischen Erkenntnisprozess eher abträglich ist.47 Manche Kritiker der Ethnogeneseforschung setzten ihr jedoch keine alternative Methode entgegen,48 andere griffen auf „neoromantische Vorstellungen“ zurück.49 Der Interpretation von Ethnika steht zudem ihre Ambiguität in den Quellen im Weg. Sie müssen weder Stämmesverbände, noch stets die gleiche Gruppe bezeichnen.50 Teilweise waren die Ethnika mehrdeutig und wurden daher auch in unterschiedlichen Zusammenhängen gebraucht – mitunter vom selben Autor und zum Teil sogar im selben Text.51 Weiterhin wurden Ethnika in der Zeit, als die gentilen Reiche immer mehr an Bedeutung gewannen, von den zeitgenössischen Autoren instrumentalisiert.52 Auf die Darstellung der Forschungsansätze und -Ergebnisse zu den Verbänden der Alemannen,53 Westgoten,54 Ostgoten,55 Vandalen,56 Burgunder,57 Langobarden58 und Franken59 soll an dieser Stelle verzichtet werden.

47 Wolfram 1998, 609; Murray 2002, 43 f. (Zitat: Murray). 48 Bspw. Goffart 2006. 49 Etwa Heather 1996; ders. 2005. Zitat: Kulikowski 2011, 105. 50 Was unter einem Stammesnamen zu verstehen ist, „muß also aus dem jeweiligen historisch-sozialen Kontext ermittelt werden.“ Kampers 2008, 79. Zum Problem der ethnologischen Begriffsbildung bei Griechen und Römern bis in die frühe Kaiserzeit, siehe: Timpe 1986. 51 Teilweise werden Gentilnamen und Territorialbezeichnungen miteinander vermischt. Dies ist ein Ergebnis des Bedeutungswandels. Pohl 1999, 199 f. 52 Pohl 1999, 198 f. 53 Zur Ethnogenese der Alemannen siehe u.a bei: Wais 1943; Schwarz 1955; Hartung 1983; Junghans 1986; Castritius 1990; Nuber 1998; Castritius/Geuenich 2002; Drinkwater 2007; Geuenich 1982; ders. 2005; ders. 2009a; ders. 2010. Zur Archäologie u. a. Hübener 1975; Siegmund 2004; Theune 2004; Steuer 2017. 54 Zur Entwicklung bzw. Ethnogenese der Westgoten, siehe u. a. Thompson 1969; Hachmann 1970; Liebeschuetz 1992; Nixon 1992; Heather 1991; ders. 1992; ders. 1996; Wolfram 2001; Giese 2004; Kampers 2008; Koch 2011. 55 Zur ostgotischen Entwicklung, u. a. Heather 1991; ders. 1996; ders. 2007 Amory 1997; Wolfram 2001; Giese 2004. 56 Zur Entwicklung der Vandalen u. a. Clover 1989; Liebeschuetz 2003; Berndt 2007; Berndt/Steinacher 2008; Castritius 2008; ders. 2007; Merrills/Miles 2010; Vössing 2014, 27–31. 57 Zur Entwicklung der Burgunder u. a. Kaiser 2004; Wood 2003; ders. 2008; Castritius 2008; Grünewald 2008; Sémainville 2008. 58 Zur Entwicklung der Langobarden u. a. Fröhlich 1976; Jarnut 1982, 27 f.; ders. 1983; ders. 1990; ders. 1993; ders. 2000; ders. 2002; ders. 2003; Pohl-Resl 1994; Pohl 2005; ders. 2010; Dick 2005; Zironi 2015. Christie (1995) lässt das Thema Ethnogenese unberührt und ist historisch auch sonst recht dünn, was Jarnut (2005, 16) zu dem Urteil verleitet, seine Monographie sei „ein einziges Ärgernis.“ Zur Archäologie u. a. Barbiera 2005; Bierbrauer 2005. 59 Zur Entwicklung der Franken, u. a. Hartung 1983; Wood 1995; Werner 1998; Pohl 1999; Murray 2002; Goetz 2003; Ewig 2006; Geary 2007; Nonn 2010. Zu möglichen fränkischen Föderatengräbern in Nordgallien: Halsall 2000.



Ethnogenese, Ethnos und Identität 

 27

Ein neuerer Forschungsansatz nahm das Selbstverständnis der Individuen und ihre Identität in den Blick.60 Hierbei zeigt sich, dass man stets von mehreren Identitäten einer Person ausgehen muss, die sich keinesfalls vorrangig als Römer oder Angehöriger einer gens sah, sondern je nach Perspektive verschiedenen Gruppen zugehörig.61 Besonderes Interesse galt der kriegerischen Identität,62 doch auch die religiösen,63 politischen64 und sprachlichen65 Identitäten, die Elite66 und verschiedene weitere Aspekte wurden untersucht.67 Der Versuch, einzelnen Personen oder Gruppen eine klare Identität zuzuordnen, muss scheitern, was an der Lückenhaftigkeit der Quellen und der Fluidität der Begriffe und Strukturen liegt.68 Angesichts dieser Probleme bleibt als Antwort auf die eingangs formulierte Frage nach dem Charakter der Verbände eine gewisse Ratlosigkeit zurück. Doch auch wenn bei vielen Aspekten kein Forschungskonsens erarbeitet werden konnte, so helfen die Ergebnisse dennoch, die Verbände besser einzuschätzen. Diese waren einem ständigen Wandel unterworfen und befanden sich in unterschiedlichem Maße im Kontakt mit den Vertretern des römischen Reiches und der Reichsbevölkerung. Sie waren entweder als Schicksalsgemeinschaften durch die römischen Soldaten bedroht, oder befanden sich in einem Bündnis mit den Kaisern – so oder so stellten sie aus rechtlicher Sicht eine externe Macht dar.69 Praktisch jedoch waren sie von den vorherigen römischen Heeren wenig verschieden. Auch wenn die Verbände keinesfalls auf Verwandtschaft oder Abstammung basierten, so ist eine nichtrömische Komponente der Kultur dennoch nicht von der Hand zu weisen. Dies zeigen allein schon die verschiedenen volkssprachlichen Begriffe in den leges70 und bestätigen zugleich, dass dieses nichtrömische Element bei den Verbänden verschieden sein konnte. In der vor-

60 Zum Überblick: Steinacher 2012. Vgl. Berndt/Steinacher 2008; Buchberger 2017; Liebeschuetz 2015; López Quiroga/Kazanski/Ivaniševic 2017; Pohl/Heydemann 2013; Rubel 2017; Gonzalez Śanchez/Guglielmi 2017; Steinacher 2008; Wood 2011. 61 Ein wichtiges Beispiel einer Person zwischen barbarischer (hier fränkischer) und römischer Identität ist Childerich: Lebecq 2002; von Rummel 2007, 368–375. 62 Hausold 2013; Koepfer 2013; Martin 2016; Popescu 2017; Sarti 2013; Steinacher 2010; von Rummel 2013. 63 Resl 2002; Schwarcz 2008; Hornung 2017. 64 Drinkwater 2013; Reimitz 2015; Steinacher 2006; Witschel 2013; von Rummel 2008. 65 Franceschini/Haubrichs 2011; Haubrichs 2011; Pohl/Zeller 2012; Smith 2002. 66 Harrison 2002; Kulikowski 2013. 67 Bspw. Wanderbewegungen: Kleinschmidt 2009; Steinacher 2015. Archäologie: Gehrke 2016; Halsall 2000; Pohl 2010b. Raum und Identität: Wiedemann/Hofmann/Gehrke 2017. Aussehen bzw. Habitus: Brather 2008; von Rummel 2007; Liebeschuetz 2012. Recht: Dilcher/Distler 2006; SchmidtWiegand 2006; Wormald 2003. Zum Begriff „Barbarus“ u. a. Ohnacker 2003; Wood 2011. Mehrere Aspekte: Pohl/Reimitz 1998. 68 Wood 2002, 310–312. Vgl. von Rummel 2013. 69 Stickler 2007, 501. 70 von Olberg 1983.

28 

 Vorbetrachtungen

liegenden Arbeit wird das Verhältnis von römischen und gentilen Einflüssen in den Verbänden als offen angesehen.

2.4 Semantische Analyse des dux-Begriffes Dass die gentilen duces der Spätantike selten Gegenstand spezifischer Betrachtung geworden sind, ist auch durch den Begriff selbst begründet, dessen Facettenreichtum und Vieldeutigkeit eine Annäherung an das Thema erschweren. Ein Faktor ist die generelle Bedeutungsvielfalt, die aus der langen Verwendungsdauer und dem Charakter des Begriffes dux als unspezifische Funktionsbezeichnung resultiert: Ein dux führt an.71 Hierbei ist es irrelevant, in welcher Form er dies tut, obgleich die meisten duces Kriegern vorstanden. Der Bogen reicht somit von der Bezeichnung eines Anführers einer wenige Personen umfassenden Gruppe, über einen spirituellen Führer oder den Heerkönig einer gentilen Gruppe, bis hin zum militärischen Befehlshaber im römischen Heer ab konstantinischer Zeit. All diese Aspekte des dux-Begriffes bestanden parallel und seine Bedeutungsvielfalt erweitert sich. Auch dann, wenn dux bereits ein umrissenes Amt bezeichnen konnte, wird der Terminus auch weiterhin noch untechnisch in seiner Bedeutung als unspezifische Funktionsbezeichnung verwendet. Wenn duces im Römischen Reich bereits technisch für fixierte Ämter verwendet wird, muss nicht von der zeitgleichen Existenz von duces-Ämtern in den gentilen Reichen ausgegangen werden. Im gleichen Jahr kann der Terminus auf römischer Seite ein Amt bezeichnen, auf gentiler Seite jedoch einen Funktionsträger ohne Amtscharakter. Durch die parallele Verwendung für beide Seiten geben die späteren, frühmittelalterlichen Autoren ihre Perspektive auf die Vergangenheit wieder.72 Weiterhin stehen verschiedene sprachliche Barrieren einer eindeutigen Analyse im Weg. Kaum noch der Erwähnung bedarf das weitgehende Fehlen von eigenen Quellen, die eine Innenansicht der gentilen Gesellschaftsstruktur ermöglichen würden. Nur die lateinischen und griechischen Quellen stehen zur Verfügung, die jedoch eine stets zu beachtende Distanz zu den Verhältnissen aufweisen, die sie beschreiben. Diese Distanz, verbunden mit den individuellen Ansprüchen der einzelnen Autoren und den Charakteristika der Quellengattungen, führen zu der Konsequenz, dass antike Texte jeweils einzeln auf ihre Verwendung von dux untersucht werden müssen. Personen, die in einer Zeit duces genannt werden, in der dieser Terminus bereits ein spezifisches Amt bezeichnet, müssen nicht unbedingt auch Amtsträger sein. Zudem ergibt sich speziell in der griechischen Literatur das Problem, dass 71 Vgl. Esders 2012, 427. Dies ist bereits bei Isidor (Isidor von Sevilla, etym. [Migne 1979], 9,3,22) die Kerndefinition eines dux. Wolfram (1967, 26 f.) bezeichnet einen Titel, der seine Bedeutung im Namen trägt als „Funktionstitel“. 72 Insbesondere diesem Punkt wird bei der Betrachtung antiker Quellen zu wenig Beachtung geschenkt. Oft werden gleiche Termini mit der Identität von Ämtern gleichgesetzt.



Definitionen wichtiger Termini 

 29

es keine einheitliche Übersetzungspraxis für duces gibt. Die Bezeichnungen ἄρχοντες und ἡγεμόνες werden häufig verwendet, sind jedoch keinesfalls exklusiv. Auch ist die Verwendung von Ehrentiteln zu bedenken. Militärämter konnten mitunter ehrenhalber verliehen werden, ohne dass der Titelträger die Funktion des eigentlichen Amtes ausübte. Hinzu kommt, dass ein Ehrentitel nicht von einem Amt unterschieden werden kann, wenn die Person nicht die Funktion des Amtes ausübt. Alternativ können antike oder frühmittelalterliche Autoren einer historischen Persönlichkeit einen Titel zugestanden haben, der ihr in Wahrheit nie offiziell verliehen wurde. Wenn keine ausreichende Parallelüberlieferung existiert, ist nicht zu entscheiden, welcher Fall vorliegt. Ein dux, der sich nicht im Feld aufhält und ein Heer verwaltet oder anführt, könnte ein dux ehrenhalber, ein dux in den Augen des jeweiligen Autors oder aber doch ein „offizieller“ dux sein. Ein weiterer Problemfaktor, der der Untersuchung der Entwicklung von duces im Weg steht, ist das Weglassen von Bezeichnungen in den Quellen. Mitunter wurden von antiken Autoren Vorgänge beschrieben, die bestimmte Strukturen voraussetzen, doch werden keine Ämtertitel genannt. Hierbei handelt es sich beispielsweise um das Einsetzen von Stadt- oder Regionalkommandanten, die Abspaltung eigenständig agierender Abteilungen vom Heer zur Durchführung eines speziellen Auftrages oder die Entsendung eines Heeres unter einem Stellvertreter. In solchen Fällen werden oft nur der Name des Anführers erwähnt, teilweise wird selbst dieser verschwiegen. Dennoch muss es jeweils einen Kommandanten gegeben haben, der eine Region verwaltete, eine Besatzung befehligte oder eine Truppe mit Sonderauftrag anführte. Da es sich beim überwiegenden Teil der Quellen um literarische Texte handelt, war die korrekte Verwendung der Titel von untergeordneter Bedeutung für die Autoren. Somit ist die Nichterwähnung des Begriffes dux nicht gleichbedeutend mit dem Fehlen dieser Position. Insbesondere wenn den Autoren keine Informationen über die Bezeichnungen der Heerführer innerhalb der gentilen Verbände vorlagen, mussten sie selbst geeignete Begriffe auswählen. Hierbei war nicht jeder Autor bestrebt nach dem Prinzip der interpretatio Romana das entsprechende römische Amt als Ersatz zu verwenden.

2.5 Definitionen wichtiger Termini Eine Reihe an Begriffen wird in der vorliegenden Arbeit sehr bewusst verwendet. Dies sind die Termini Funktionsträger, Amt und Position, die im Folgenden genau umrissen werden. Unter „Position“ sei eine Stellung einer Person innerhalb einer soziopolitischen Ordnung verstanden, die allgemein anerkannt ist, aber nicht näher definiert sein muss. Hierunter ist demnach sowohl ein charismatischer Anführer zu zählen, dem man die Folge versagen kann (indem man sich bspw. einer Wanderbewegung nicht anschließt), ohne Sanktionen fürchten zu müssen, als auch ein Beamter, auf dessen Befehl eine legitime Gewaltanwendung erfolgen kann. „Position“ ist der Oberbegriff für alle Arten von Stellungen innerhalb einer Ordnung.

30 

 Vorbetrachtungen

Die Begriffe „Funktionsträger“ und „Amt“ geben die idealen Anfangs- wie Endpunkte der Entwicklung wieder: Als „Funktionsträger“ werden Personen mit besonderen Kompetenzen in Gemeinschaften bezeichnet, deren Stellung nicht durch fixierte Regeln beschrieben ist, sondern deren funktionale Eigenschaften situativ bedingt sind. Insbesondere sind hier die Anführer und herausgehobenen Positionen der gentilen Gruppen vor der dauerhaften Ansiedlung auf römischem Reichsgebiet gemeint. Der Begriff dient in der vorliegenden Untersuchung im Wesentlichen zur Bezeichnung einer Position, die kein ist Amt und keine intrinsischen Eigenschaften eines Amtes aufweist. Der Terminus Funktionsträger ist bewusst weit gefasst, da vielfach unklar oder zumindest stark umstritten ist, auf welcher Basis die Anführer dieser Gruppen ihre Stellung legitimierten. Funktionsträger können auch untergeordnete Funktionen innerhalb einer Gemeinschaft ausüben.

Den Endpunkt der Entwicklung stellt das voll ausgebildete Amt dar: Unter dem Terminus „Amt“ wird eine feste Stellung im soziopolitischen Gefüge verstanden, die mit fest definierten, möglicherweise schriftlich fixierten Kompetenzen versehen ist und unabhängig von ihrem Träger existiert.73 Im Falle der frühen Gentilreiche auf römischem Boden ist nicht zu erwarten, dass deren „Ämter“ den Kriterien genügen, wie sie für Ämter stabiler, voll ausgebildeter bürokratischer Verwaltungsapparate zu erwarten sind.74 Als möglicher Grad der Ausprägung von Ämtern wird die Situation im römischen Kaiserreich herangezogen, die den Gentilreichen als Vorbild hätte dienen können. Wichtige Eigenschaften eines regelhaften Amtes (also keines Ausnahmeamtes wie des republikanischen Diktators), die in der vorliegenden Arbeit als Indizien für die Existenz eines Amtes herangezogen werden, sind: –– fest begrenzte Kompetenzen bzw. Zuständigkeiten –– geregelte Amtsdauer –– feste Stellung in der Ämterfolge –– Existenz unabhängig vom Amtsträger75

Weitere Aspekte, wie Besoldung und strikte Trennung von privatem und staatlichem Vermögen, können wegen der dürftigen Überlieferungslage nicht betrachtet werden. Es ist nicht anzunehmen, dass in vielen Fällen alle Eigenschaften nachgewiesen werden können. Je mehr Eigenschaften eines Amtes eine Position aufweist, desto eher ist anzunehmen, dass es sich bei der Position um ein fixiertes Amt handelt.

73 D. h. ein Amt kann als potentielle Stellung auch ohne Amtsträger existieren. So kann beispielsweise am spätantiken weströmischen Kaiserhof die Stellung eines quaestor vorgesehen sein auch, wenn diese Position gerade nicht vergeben ist. 74 Weber 1956, 122–130. 75 Die Existenz unabhängig vom Amtsträger ist durch Bewerbungen oder Einsetzungsverfahren nachweisbar. Durch sie wird deutlich, dass die Stellung des Amtes bereits fest umrissen ist und nur mit einem Amtsträger besetzt werden muss. Die Kompetenzen des Amtes sind an die Stellung als Beamter gebunden, nicht an die jeweils das Amt besetzende Person, die bei Absetzung alle Kompetenzen verliert.



Definitionen wichtiger Termini 

 31

Somit beinhaltet also der Überbegriff „Position“ sowohl die „Funktionsträger“, als auch die voll ausgebildeten „Ämter“ als auch alle Zwischenstufen zwischen diesen beiden Idealformen:

Position Funktionsträger

Amt

Das mögliche Fehlen von Titeln und die Verwendung von Begriffen, die nicht den eigentlich verwendeten Rängen entsprachen, erfordern die Ausweitung der Analyse. Es müssen nicht nur die explizit als duces bezeichneten Positionen untersucht, sondern auch die mit einbezogen werden, die ihnen entsprachen, ohne dass sie den Titel trugen. Neben den duces, die im Mittelpunkt der Untersuchung stehen, soll daher in jedem Verband nach Heerführern gesucht werden, die keinen Titel oder eine andere Bezeichnung als dux führen oder überhaupt nicht ausdrücklich erwähnt werden. Letztere, die impliziten, ungenannten Heerführer sind nur durch die Truppen erkennbar, die sie anführen. Da immer, wenn ein Gruppe von Kriegern zur Ausführung eines Auftrages vom Heer abgespalten wurde, ein Anführer bestimmt werden musste, ist in jeder eigenständig agierenden Einheit ein dem Oberkommandierenden untergeordneter Heerführer anzunehmen, auch wenn er nicht erwähnt wird. In der vorliegenden Analyse wird versucht, auch diese Positionen ausfindig zu machen. Möglicherweise helfen sie dabei, den Beginn der Übertragung der Heerführung durch die Könige und geographische Einsatzschwerpunkte besser fassen zu können. Es soll daher noch ein weiterer Begriff fest definiert werden: Ohne Titel erwähnte Anführer von Kriegern unterhalb der Könige oder implizit angenommenen Anführer werden in der vorliegenden Untersuchung als „Heerführer“ bezeichnet.

Weiterhin werden bei allen Verbänden auch die militärischen Kommandeure behandelt, die einen anderen Titel als dux trugen. Dadurch soll versucht werden, die relative Stellung des dux zu anderen Offizieren zu beleuchten und weitere regelhafte Offizierstitel zu identifizieren. Idealerweise kann eine weitere Hierarchieebene der gentilen Heere umrissen werden. Nicht separat aufgeführt werden Fälle, in denen die jeweiligen Könige selbst den Verband oder ein Heer anführen. In den Quellen können des Öfteren Passagen angetroffen werden, in denen reges und duces synonym erscheinen, weil keine diesen duces übergeordnete Instanzen belegt

32 

 Vorbetrachtungen

sind und sie damit autonom agierten. Dies darf nicht irritieren, da das Anführen von Heeren in der Zeit vor der Etablierung territorialer Reiche elementarer Bestandteil der Bedeutung des rex war.76 Wie Isidor erläutert, kann der rex in seiner speziellen Funktion als Heerführer (ductor) auch mit dem Terminus dux benannt werden, was insbesondere im Krieg auch angemessener ist.77 Da die Thematik der Königsherrschaft ein eigenes wichtiges und umstrittenes Forschungsfeld von erheblichem Umfang darstellt, muss das Königtum in der vorliegenden Arbeit unberücksichtigt bleiben. Es werden jedoch trotzdem die Personen, die als duces bezeichnet werden und anderweitig als reges bekannt sind, aufgenommen. In der Auswertung liegt der Fokus jedoch auf der Funktion der duces unterhalb der Könige.

2.6 Eigenschaften eines Amtes am Beispiel des römischen dux Die oben genannten Indizien für den Amtscharakter einer Position sollen für den römischen dux kurz konkretisiert werden. Die duces sind als Militärämter über lange Zeit vom späten dritten bis weit über das sechste Jahrhundert hinaus belegt. Welchen Wandlungen dieses Amt unterlag, die sich möglicherweise in den beiden Teilen des Römischen Reiches unterschieden, ist aufgrund der schlechten Quellenlage im Detail nicht zu beschreiben. Für die Untersuchung ist vor allem die Zeit bis in das frühe sechste Jahrhundert von Bedeutung, da bis dahin mit Ausnahme der Langobarden, alle behandelten Reiche etabliert waren. In dieser Zeit lassen sich folgende Eigenschaften der duces umreißen: Thematische Zuständigkeit:

– Befehlsgewalt über Militärpersonal – Disziplinargewalt / Militärjurisdiktion78 – heeresbezogene Verwaltung

76 Wolfram 1999, 116 f.; Anton 1991, 1299. Könige ohne eigenes territoriales regnum, deren Untergebene im Wesentlichen aus einem Heer (durchaus mit Frauen, Kindern und Alten) bestanden, werden als Heerkönige bezeichnet (vgl. Schlesinger 1963; Wolfram 1999). Inwiefern diese frühen Heerkönige des 1. und 2. Jh. bereits gefestigt waren, wird noch diskutiert. Die Sonderstellung der Heerkönige, die man ihnen gegenüber sonstigen Fürsten zubilligte (erstmals: Schlesinger 1963), wird in jüngster Zeit mit Recht in Zweifel gezogen (zur Forschungsgeschichte: Dick 2008, 32–38). Dick (2008, 213) kommt zu dem Schluss, dass der Titel des rex (diese Titulatur ist der Grund, warum bestimmte germanische Heerführer als Könige angesehen wurden) eine Herrscherkategorie ist, die wohl nur aus römischer Perspektive eine Besonderheit war und nicht die „Verfassungsrealität“ auf germanischer Seite wiederspiegelt. 77 Dux dictus eo quod sit ductor exercitus. Sed non statim, quicumque principes vel duces sunt, etiam reges dici possunt. In bello autem melius ducem nominari quam regem. Nam hoc nomen exprimit in proelio ducentem. […] Isidor von Sevilla, etym. (Migne 1979), 9,3,22. Der Wert der Angabe Isidors wurde von Historikern zumeist gering beurteilt. Eine Zusammenstellung der Wertungen bei: Borst 1966, 3–5. In der Zusammenfassung seiner Untersuchung kommt auch Borst zu keinem verwertbaren Ergebnis: Ebd. 1966, 56–62. 78 Scharf 2005, 155–157.



Mögliche, vom römischen Reich unabhängige Entwicklungen 

Geografische Zuständigkeit: Stellung in der Ämterhierarchie:79

 33

– Grenzgebiet einer Provinz – unter: comes rei militaris, magister militum – über: praepositus, tribunus

Existenz unabhängig vom Amtsträger: – durch Nachweis von festen Dukaten gegeben

Die weiter oben ebenfalls als Merkmal aufgeführte geregelte Amtsdauer ist für die duces nicht nachweisbar.

2.7 Mögliche, vom römischen Reich unabhängige Entwicklungen Die genannten Eigenschaften mögen zwar speziell auf Ämter der römischen Kaiserzeit zutreffen, geben aber auch Merkmale von Beamten in anderen Gesellschaften wieder. Die Ausbildung von Strukturen, in denen Amtsstellung und Person des Amtsträgers getrennt sind, ist auch in anderen Gesellschaften nachweisbar, die nicht im Kontakt mit den Römern standen. Dieser Prozess der Formierung von Ämtern scheint sich also unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne äußere Einflüsse einzustellen. Somit konnten auch andere antike Gesellschaften Ämter ausbilden, die den Römischen ähnlich waren, die sie aber nicht aus dem römischen Reich übernommen haben müssen. Nur weil ein Beamter in einem nichtrömischen Verband ähnliche Eigenschaften aufweist, wie sie auch von römischen Beamten bekannt sind, muss die Stellung dieses Beamten nicht zwingend aus dem Römischen übernommen worden sein. Im Falle der duces kommt noch die semantische Mehrdeutigkeit hinzu, die im Abschnitt „semantische Vorbetrachtungen zu duces“ umrissen ist. Diese Uneindeutigkeit des dux-Titels verbietet es, eine Position, die dux genannt wird, in einigen Punkten den römischen duces entspricht und welche die gleiche Funktion ausübt, nämlich das Anführen von Truppen, von vornherein als aus dem Römischen übernommen zu betrachten. Denn wie erläutert, ist die Herausbildung von Ämtern nichts spezifisch Römisches und im Falle eines Heerführers ist die Bezeichnung dux die nächstliegende unspezifische Titulatur, die ein antiker Autor verwenden konnte. Um eine eindeutige Kontinuität zwischen römischen und gentilen duces nachzuweisen, sind weitere Indizien nötig, wie zeitliche und geografische Nähe oder starker und länger andauernder römischer Einfluss. Ohne äußeren Einfluss ist die Entwicklung von Funktionsträgern zu Ämtern von einer gesellschaftlichen Ausdifferenzierung begleitet, von der sie nicht zu trennen ist. Den idealtypischen Entwicklungsprozess von auf auctoritas beruhenden, charismatischen Herrschern bis hin zur bürokratisierten, legalen Herrschaft hat bereits Max Weber umrissen. Auf jeder Stufe existiert neben den Herrschern auch ein Verwaltungsstab, der in der charismatischen Herrschaft beispielsweise aus Jüngern 79 Le Bohec 2006, 95–102. Übersicht: Ebd. 102.

34 

 Vorbetrachtungen

oder dem Gefolge besteht, in der traditionalen Herrschaft unter anderem aus Sippenangehörigen, Sklaven, Klienten oder sonstigen Günstlingen und in der legalen Herrschaft mit bürokratischem Verwaltungsstab aus Beamten besteht. In jedem Fall sind die Eigenschaften der Mitglieder des Verwaltungsstabes anders definiert, wobei sich die drei Stufen in die oben skizzierte Entwicklung vom Funktionsträger zum Amt einfügen.80 Sein Modell lag den Überlegungen zur vorliegenden Arbeit zugrunde. Wie bereits erwähnt, zeigen die nichtlateinischen Termini der Quellen, allen voran der leges,81 dass den Gentilreichen durchaus eigenständige Entwicklungen zugestanden werden müssen. Somit besteht durchaus die Möglichkeit, dass auch die als duces bezeichneten Heerführer nichtrömische Elemente aufweisen könnten.

2.8 Erkennungsmerkmale eines Amtsträgers Die erläuterten Aspekte erschweren die Identifikation eines dux als Amtsträger. Es könnte sich bei einer dux genannten Position um einen König oder Häuptling handeln, oder aber um einen Funktionsträger, der die Aufgabe eines dux wahrnimmt ohne ein spezifisches Amt zu haben. Auch wenn der Titel selbst keine Entscheidung zulässt, gibt es einige Indizien, die auf eine Amtswerdung bzw. einen Amtscharakter hindeuten können. Ein Indiz ist die Nennung zusammen mit einem Namen. Wird dux wie ein Titel gebraucht, insbesondere für Personen, die aus der jeweiligen Quellen bereits bekannt sind (bspw. dux Claudius) und daher keine nähere Beschreibung benötigen, kann das auf eine offizielle Bezeichnung hindeuten. Weiterhin ist die häufige Verwendung des Titels, vor allem für dieselbe Person, und ein Fehlen von Variation anzuführen. Hierbei müssen stets die Quellengattung und die Verwendung anderer Ämtertitel beachtet werden, um den Befund einschätzen zu können. Als letzter Punkt ist der Gebrauch der selbständigen Würde des Amtes, des Begriffs ducatus anzuführen. Insbesondere Angaben über die Einsetzung in oder die Entlassung aus einem ducatus sind hier von Bedeutung.

2.9 Duces der spätantiken römischen Grenzverteidigung Die Armee des römischen Prinzipats kannte den Rang eines dux noch nicht. Er wurde, zusammen mit weiteren neuen Ämtern im Zuge der tiefgreifenden Reform unter Diokletian und seinen Nachfolgern am Ende des dritten Jahrhunderts eingeführt.82 80 Zu Webers Typen der Herrschaft: Weber 1956, 122–176. 81 Wie beispielsweise saio (Ostgoten), wittescalcus (Burgunder), thunginus, rachimburgus (Franken), gastaldius (Langobarden). Dazu: von Olberg 1983; ders. 1991. 82 Als Bezeichnung für römische Heerführer war dux seit Septimius Severus in Gebrauch und erlangte bereits in dieser Zeit eine spezifische Bedeutung: Smith 1979, 273–278. Zum Amt wurde es erst



Duces der spätantiken römischen Grenzverteidigung 

 35

Mit den Umstrukturierungsmaßnahmen sollte unter anderem das Problem der militärisch-zivil-administrativen Zwischenstellung der Statthalter behoben werden, das für die Bürgerkriege des dritten Jahrhunderts in erheblichem Maße mitverantwortlich war.83 In welchem Maße die neue militärische Ordnung im Laufe der beinahe 200 Jahre bis zum Ende des Weströmischen Reiches abgeändert wurde, ist unklar.84 Die duces wurden als ständige Kommandeure der Grenztruppen (limitanei) an weniger bedrohten Abschnitten eingesetzt und sollten bei einem Angriff so lange die Verteidigung organisieren bis einer der Kaiser oder ein magister militum an der Front eintraf, um den Oberbefehl zu übernehmen.85 An den wichtigen Grenzen wurden comites rei militaris eingesetzt, die als Vorgesetzte für benachbarte duces fungierten und ihnen demnach hierarchisch übergeordnet waren.86 Wo es keine angrenzenden comites gab, waren die duces direkt den magistri militum unterstellt. Dies waren die neuen Oberkommandierenden, die unter Konstantin erstmals aus den Reihen der comites primi ordinis bestellt worden waren und deren Anzahl im Laufe der Zeit auf fünf oder mehr anwuchs.87 Eine Reihe von Ereignissen setzte gegen Ende des vierten und am Anfang des fünften Jahrhunderts das Militär- und Grenzverteidigungssystem stark unter Druck. In welchem Maße sich die verlustreichen Schlachten gegen die Westgoten bei Adrianopel 378 und zwischen West- und Ostrom am Frigidus 394 sowie die Reichsteilung im folgenden Jahr und insbesondere der massive Einfall von rechtsrheinischen Gruppen 406/7 in Umstrukturierungsmaßnahmen niederschlug,88 ist nicht bekannt. Doch dank der Notitia Dignitatum kann die Organisation der Heere für die Zeit um 406/7 gut rekonstruiert werden.89

im späteren 3. Jh.: Sprandel 1957, 44; Smith 1979, 278; Scharf 2005, 10; Demandt 2007, 68. Letzterer erwähnt die duces als Offiziere, die im Rahmen der Reformen des Diokletian geschaffen wurden. Vgl. auch: Klein/Weiß/Borgolte/Delogu 1999, 1485; Claude 1986, 305. Eine genauere Zeitangabe als die diokletianischen Reformen als terminus ante quem zur Entstehung des Amtes ist den Quellen nicht zu entlocken (vgl. Jones 1964, 44). Unter Konstantin wurden die duces als Offiziere in der militärischen Ämterhierarchie weiter verankert, dazu: Jones 1964, 97–101. Zur Verunklärung der Situation trägt auch die Praxis bei, dass ebenso auf römischer Seite die Bezeichnung dux nach der Einführung des Amtes weiterhin auch für Funktionsträger verwendet wurde: Sprandel 1957, 44 f. 83 Vgl. Le Bohec 2010, 95 f.; Grosse 1920, 153. Die Konkurrenz zwischen Statthalter und dux führte zu häufigen Streitfällen, wodurch sie dem Kaiser nicht gefährlich werden konnten. 84 Wie insgesamt die Hierarchie des Heeres der Spätantike nicht sehr gut bekannt ist: Le Bohec 2010, 95. 85 Le Bohec 2010, 29; 99. 86 Le Bohec 2010, 98 f. Grosse (1920, 152–180) unterscheidet nicht zwischen duces und comites und sieht beide als unterschiedliche Ebenen des gleichen Amtes. 87 Le Bohec 2010, 96; 98. Unter Theodosius wuchs ihre Zahl auf mindestens 5 magistri an: Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 4,27,1–5. 88 Zur Diskussion des Rheinüberganges von 405 oder 406, siehe: Castritius 2008. 89 Scharf (2005, 314–316) hält die Jahre 422/23 für den wahrscheinlichsten Entstehungszeitpunkt.

36 

 Vorbetrachtungen

Die Notitia Dignitatum führt für das Westreich insgesamt zwölf duces auf,90 wobei die Angaben in den Listen schwanken.91 In allen drei Listen ist der dux Mogontiacensis am Schluss ergänzt,92 was zugleich beweist, dass die Notitia Dignitatum keine exakte Momentaufnahme wiedergibt. Betrachtet man die umfangreichste Liste im allgemeinen Index, so sind dort folgende duces aufgelistet:93 dux limitis Mauritaniae Caesariensis im westlichen Nordafrika, der dux limitis Tripolitani im zentralen Nordafrika südlich der großen Syrte, der dux Pannoniae primae et Norici ripensis im Raum Bayern/Österreich, der dux Pannoniae secundae in Südwestungarn/Serbien, der dux Valeriae ripensis in Westungarn, der dux Raetiae primae et secundae in der Zentralund Ostschweiz, der dux Sequanicae in der Westschweiz, der dux tractus Armoricani et Nervicani entlang der gallischen Nordküste, der dux Belgicae secundae in Belgien, der dux Germaniae primae im Elsass, der dux Britanniae im nördlichen Britannien und der dux Mogontiacensis entlang der Rheingrenze zwischen Selz und Andernach.94 Als weitere, den duces übergeordnete Abschnittskommandeure sind folgende comites rei militaris zu nennen:95 der comes Italiae, der comes Africae um Africa proconsularis, der comes Tingitaniae im westlichen Afrika, der comes tractus Argentoratensis entlang der Rheingrenze mit Sitz in Straßburg,96 der comes Britanniarum, der comes litoris Saxonici per Britannias im südöstlichen Britannien97 und der comes Illyrici auf der nordwestlichen Balkanhalbinsel.98 Hinzu kommt seit spätestens 419 der comes Hispaniarum, der wohl ein recht kurzlebiges, ad hoc eingerichtetes Amt war.99 Möglicherweise war der im Jahr 473 in Spanien erwähnte dux Hispaniarum Vincentius 90 Siehe Karte 1. 91 Im Index sind folgende 12 duces erwähnt: limitis Mauritaniae Caesariensis, limitis Tripolitani, Pannoniae primae et Norici ripensis, Pannoniae secundae, Valeriae ripensis, Raetiae primae et secundae, Sequanicae, tractus Armoricani et Nervicani, Belgicae secundae, Germaniae primae, Britanniae, Mogontiacensis (Not. Dign. [Seeck 1876], occ. 1,37–49), im Kapitel der westlichen Befehlshaber sind 10 duces erwähnt: Mauretaniae Caesariensis, Tripolitani, Pannoniae secundae, Valeriae ripensis, Pannoniae primae et Norici ripensis, Raetiae primae et secundae, Belgicae secundae, Germaniae primae, Britanniarum, Mogontiacensis (Not. Dign. [Seeck 1876], occ. 5,133–14.). Die Einzelkapitel geben die Ausstattung folgender 10 duces wieder: dux et praeses Mauritaniae, provinciae Tripolitanae, Pannoniae, provinciae Valeriae, Pannoniae primae, Raetiae, provinciae Sequanici, tractus Armoricani, Belgicae secundae, Britanniarum, Mogontiacensis (Not. Dign. [Seeck 1876], occ. 30–41). Vgl. Scharf 2005, 61–64. 92 Scharf 2005, 65. 93 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,37–49. 94 Scharf 2005, 1. 95 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,30–36. 96 Scharf 2005, 301 f. 97 Johnson 1976, 63–66; Fig. 40. 98 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 7,40. Der comes Illyrici fehlt in der Liste am Beginn der pars Occidens. Vermutlich wurde dieses Amt erst nach 410 eingerichtet: Lotter 2003, 14. Vgl. Scharf 2005, 156; 158 f. Die Lokalisierung des comes Illyrici fällt schwerer als bei den übrigen Grenzkommandeuren, da er anders als jene nicht nach einer Provinz benannt wurde, die er verteidigen sollte: vgl. Wittke/Ohlshausen/Szydlak 2012, 224. 99 Scharf 2005, 155–157.



Duces der spätantiken römischen Grenzverteidigung 

 37

ein römischer Offizier, doch ist die Quellenlage nicht ausreichend für eine fundierte Entscheidung.100 Die in der Liste wiedergegebenen duces und comites müssen nicht zwingend alle gleichzeitig existiert haben. Im Falle der duces Germaniae primae und Mogontiacensis ist zu konstatieren, dass letzterer ersteren um 421 als Nachfolger ersetzte und auch dessen Dienstsitz in Mainz übernahm.101 Insgesamt ist die Situation am Ober- und Mittelrhein unklar, da sich theoretisch die Zuständigkeitsbereiche mehrerer Kommandeure überschnitten.102 Damit ist nicht sicher, welche duces zu welchen Zeitpunkten im Westreich existierten. Die duces teilten sich in den ihnen zugewiesenen Regionen die Verwaltung mit den Statthaltern. Während jenen die zivile Verwaltung und Rechtsprechung oblagen, waren sie für die Organisation der Truppen sowie auch für die Militärgerichtsbarkeit zuständig.103 Nur in einigen Randprovinzen, unter anderem in Nordafrika, in denen sich weniger Truppen befanden, konnten die duces auch zivile Funktionen ausüben.104 Neben dem Oberbefehl über die limitanei der Provinz kommandierten sie auch die in ihrem Bereich befindlichen comitatenses, falls kein übergeordneter Offizier anwesend war.105 In anderen Bereichen waren die duces von den zivilen Ämtern abhängig, wie bei der Aushebung von Rekruten oder der Zuführung von Versorgungsgütern, Sold und Rohstoffen.106 Sollten die gentilen duces in direkter Kontinuität mit den römischen duces stehen, so ist davon auszugehen, dass sie ihnen in vielen der aufgeführten Merkmale glichen. Diese sind daher der Maßstab, an dem die Ähnlichkeit zwischen gentilen und römischen duces gemessen wird.

100 Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. Weiteres siehe im Kapitel 6.1.1 zu den duces der Westgoten im Tolosanischen Reich. 101 Scharf 2005, 304–309. 102 Scharf 2005, 300. 103 Grosse 1920, 153; 160. 104 Grosse 1920, 153 f. 105 Claude 1986, 305. 106 Grosse 1920, 158 f.

3 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer Unter den sieben untersuchten Verbänden waren mit den Alemannen und Burgundern auch zwei, in denen keine duces erwähnt wurden, weder als Titel für einen Herrscher noch als Anführer eines Heeres.1 Aus den griechischen Quellen sind wenige entsprechende Titel bekannt, die dem lateinischen dux entsprechen können, deren Träger jedoch stets selbständig waren. Es ist bemerkenswert, dass mit den Alemannen und Burgundern in zwei so unterschiedlichen Verbänden keine duces erwähnt sind. Im Fall der Alemannen mag dies auf eine geringe Quellendichte und eine, im Vergleich zu anderen Verbänden, weniger institutionalisierte Gesellschaftsstruktur zurückzuführen sein, doch diese Erklärung kann nicht für den Fall der Burgunder herangezogen werden, die seit ihrer Ansiedlung von 443 eng an die römische Verwaltung angebunden waren und deren Könige mehrfach hohe Ämter innehatten.2 In den nachfolgenden Abschnitten wird ein Blick auf die Führungspositionen beider Verbände geworfen, die in den Quellen ersichtlich werden.

3.1 Alemannen Die Entwicklungsgeschichte der Alemannen vor dem dritten Jahrhundert liegt vollkommen im Dunkeln. Dass die Gruppen, die um die Mitte des dritten Jahrhunderts erstmals unter dem Namen „Alemannen“ in den Quellen erscheinen,3 sich überhaupt

1 Die duces Alamannorum aus der Zeit der fränkischen Herrschaft werden im Abschnitt über die duces im Frankenreich behandelt. 2 Gundioch war magister militum (Hilarius, epist. [Migne 1862], 9), Chilperich magister militum und patricius (Sidonius Apollinaris, epist. [Luetjohann 1887], 5,6,2), Gundobad magister militum (Johannes Malalas, chron. [Thurn 2000], 374 f.) und später auch patricius (Fasti Vindobonensis [Mommsen 1892], ad. a. 472) und Sigismund patricius (Avitus von Vienne, epist. (Peiper 1888), 8). 3 Als Teilstämme der Alemannen zählen im Wesentlichen die Lentienses, Bucinobantes, Brisigavi und Raetovarii. Auffällig ist, dass diese Namen sich aus geografischen Bezeichnungen ableiten und keine älteren Selbstbezeichnungen darstellen: Castritius 1990, 72; Geuenich 1982, 33; Weskus 1961, 498 f. Die ersten Nennungen der Alemannen finden sich bei Cassius Dio (hist. Rom. [Boissevain 1955], 77,13,4) und Aurelius Victor ([Pichlmayr/Gründel 1961] Caes. 21,2) im Rahmen eines Sieges Caracallas. Doch sind beide Stellen mit Vorsicht zu behandeln. Die Cassius Dio-Stelle ist nur aus späteren Abschriften bekannt und möglicherweise war die Nennung bei Aurelius Victor eine spätere Erfindung dieses Autors. So: Geuenich 2005, 18 f.; Castritius 1990, 74. Weiterführende Literatur, siehe: Geuenich 2005, 119, Anm. 13; Rübekeil 2004, 116, Anm. 8. Die erste sichere Nennung der „Alemanni“ ist in einer Lobrede des Mamertinus (Panegyrici Latini [Paladini/Fedeli 1976], 11(3)17) zu finden, gehalten im Jahr 289: Geuenich 2005, 19; Castritius 1990, 74 f. Vermutlich war der Name zu dieser Zeit schon recht gebräuchlich, da ihn Mamertinus sonst nicht verwendet hätte: Drinkwater 2007, 44. https://doi.org/10.1515/9783110625233-003



Alemannen 

 39

als eine zusammengehörige Gruppe fühlten, ist unsicher, aber nicht unmöglich.4 Wie so oft, muss zu einem gewissen Maß die Sicht der Römer mangels alternativer Möglichkeiten übernommen und die Gruppe unter dem überlieferten Namen zusammengefasst werden.5 Auch im vierten Jahrhundert sind die Informationen dürftig, einzig Ammianus Marcellinus‘6 Beschreibung der Schlacht bei Argentoratum (Straßburg)

4 Geuenich 2005, 10 f. Rübekeil (2004, 138 f.) schlägt anhand der Deutung des Namens „Alemannen“ den Beginn des 3. Jh. als zeitliche Verortung der Ethnogenese vor. Andere Autoren gehen von einer ethnischen Kontinuität vom 1. Jh. n. bis ins Frühmittelalter aus, so z. B.: Junghans 1986. Doch nach Geuenich (2005, 38) übersieht eine Kette von anachronistischen Gleichsetzungen von Stammesnamen, dass es im Laufe der Zeit durchaus Veränderungen gegeben haben kann. Er erwägt eine Ethnogenese gar erst in der Zeit der Unterwerfung durch die Franken, da die Alemannen erst seit dieser Zeit ein festes Gebiet erhalten hatten: Geuenich 2005, 92. Da der Name Alemanni ein genuin germanisches Wort ist, können es die Römer nur von germanischer Seite übernommen haben: Ebd. 20. Geuenich hält auch die Deutung des Namens, die Asinius Quadratus (überliefert bei Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,6,3) liefert, nämlich „…  zusammengelaufene und vermischte Leute; und das bedeutet auch ihr Name.“ (ÜS. Rübekeil) für durchaus möglich (Geuenich 2005, 20; ders. 1982, 28.). Wohingegen Rübekeil diese Deutung bezweifelt (2004, 115–121) und den Namen mit „Gesamtheit der Mannus-Abkömmlinge“ übersetzen möchte (Ebd. 131). Castritius (1990, 77) möchte ihn, wie bereits Wenskus (1961, 500–503), mit „alle Menschen/die Menschheit insgesamt“ in Verbindung bringen. Zum Namen weiterhin: Boesch 1974; Drinkwater 2007, 63–67. 5 Geuenich (2005, 28–35) hat die wichtigsten Nennungen alemannischer Anführer und Einheiten zusammengefasst. Der Alamannorum rex Crocus aus dem Jahr 306 in York ist der erste namentlich bekannte Alemannenführer: Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/Gründel 1961), 41,3. Drinkwater 2007, 146. Die Notitia Dignitatum erwähnt eine Anzahl an alemannischen oder den Alemannen zugehörigen Einheiten: zweimal Bucinobantes (Not. Dign. [Seeck] 1876), or. 6,17; 58), cohors quarta Iuthungorum (Not. Dign. [Seeck 1876], or. 28,43), cohors nona Alemannorum (Not. Dign. [Seeck] 1876), or. 31,63), Ala prima Alemannorum, cohors quinta pacata Alemannorum (Not. Dign. [Seeck] 1876), or. 32,36; 41), Ala prima Iuthungorum (Not. Dign. [Seeck 1876], or. 33,31), je zweimal Brisigaui iuniores sowie Brisigaui seniores (Not. Dign. [Seeck 1876], occ. 5,52 f.; 202 f.), Alemanni und Iotungi (Laterculus Veronensis [Mommsen 1862], 18; 22). Zur Übersicht siehe: Dirlmeier/Gottlieb 1978, 51. Zur Übersicht hoher Militärs alemannischen Ursprungs und alemannischer Einheiten in römischen Diensten, siehe: Drinkwater 2007, 145–176; Stroheker 1961; Krapp 2007, 28–37. Unfreiwilligen Militärdienst leisteten die 16.000 Rekruten, die an Probus ausgeliefert wurden (Geuenich 2005, 28 f.) sowie die Jungmannschaften der Lentienser, die nach der Kapitulation an Gratian übergeben wurden: Geuenich 2005, 63 f. 6 Ammian ist als Quelle von höchstem Wert, da er sich im Jahr der Schlacht 357 selbst im Raum Gallien/Germanien aufhielt und zudem als Offizier im römischen Militär diente (u. a. als protector domesticus im Stab des Ursicinus: Crump 1975, 6), weswegen seinen Angaben auch in militärischen Aspekten Vertrauen entgegengebracht werden kann, da sie „auf Autopsie“ (Zotz 1998, 385) beruhen: De Jonge 1972, 165. Vgl. Zotz 1998, 384–387; Mehl 2001, 175–177; Geuenich 2005, 42; Rosen 1982, 53. Die Wertung der Glaubwürdigkeit ist auch von der Perspektive des Forschers und der untersuchten Passage abhängig: Rosen 1982, 131 f. Den Bericht über die Schlacht bei Straßburg verfasste Ammian wohl nach einer Vorlage des Kaisers Julian: Hatt/Schwartz 1978, 318. Zu Ammian als Autor weiterhin: Kelly 2008. Zur Forschungsgeschichte Ammians im deutschsprachigen Raum unter besonderer Berücksichtigung seines Germanenbildes, siehe: Andreocci 2010, 238–247. Dieser gesteht den Informationen des Ammian über technische und politische Aspekte der germanisch-römischen Beziehung (bei ihm

40 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

ermöglicht einen Einblick in die Organisation des alemannischen Heeres und damit der Gesellschaft selbst.7 Dies macht sich auch in der Literatur bemerkbar, die kaum auf die Alemannen selbst fokussiert, sondern zumeist die Beziehungen zu einer anderen Seite betrachtet.8 Aus der Zeit vor dieser Schlacht sind reges die einzigen erwähnten Positionen.9 Mit einer Ausnahme10 lautet der Name des jeweiligen rex Chrocus. Aufgrund der Namensgleichheit drängt sich der Verdacht auf, dass es sich dabei um ein und dieselbe Person handeln könnte. Doch lassen sich die Aussagen der verschiedenen Autoren nicht schlüssig miteinander verbinden. Am ehesten ist den Epitome de Caesaribus zu trauen,11 die den Chrocus rex Alamannorum mit der Erhebung des Constantinus im Jahr 306 in Verbindung bringt. Die Verwirrung wird gesteigert durch unterschiedliche Angaben zur Stammeszugehörigkeit des Chrocus. Bei Gregor und in der Epitome de Caesaribus wird er als rex Alamannorum, bei Fredegar und in der vita Antidii12 als rex Wandalorum bezeichnet. Trotz dieser Unterschiede werden die Quellenstellen in der Forschung miteinander verbunden.13 Aufgrund der unterschiedlichen zeitlichen Verortungen der Chrocus-Nennungen lassen sich die Textstellen nicht

„Gruppe b“) eine hohe Zuverlässigkeit zu, betont jedoch potentielle Übertreibungen: Andreocci 2010, 288–295. (bes. 289; 294 f.). Andeoccis Untersuchung enthält bemerkenswerterweise an keiner Stelle eine Aussage über Ammians Quellen (dazu äußern sich u. a.: Kelly 2008, 222–255; Rosen 1982, 52–72.) bzw. seine persönliche Anwesenheit im gallisch-germanischen Raum. Zu Ammian grundlegend: Rosen 1968; ders. 1982. 7 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,1–38; 42–70. 8 Etwa die Alemannen und das römische Reich (Geuenich 1982; Geuenich 2010), die Alemannen und die Franken (Geuenich 1998a; Geuenich 1998b; Roth 1998; Runde 1998; Siegmund 2000), die Alemannen und das römische Militär (Stroheker 1975; Martin 1998) oder die Alemannen im Bericht des Ammianus Marcellinus (Zotz 1998). Ausnahmen sind Hübeners Arbeit über die Frühzeit der Alemannen (Hübener 1974) und Müllers Geschichte der Alemannen (Müller 1975). 9 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 1,32; 1,34; Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/ Gründel 1961), 41,3; Fredeg. 2,60. 10 Eutropius, brev. (Droysen 1879), 10,3,2. Gottlieb (in: Dirlmeier/Gottlieb 1976, 27 f.) enthält sich jedweden Kommentars zu den dort erwähnten reges. Die beschriebene Episode fand wenige Jahre nach 300 statt: Dirlmeier/Gottlieb 1976, 27, Anm. 5 f. 11 Dies ergibt sich aus der Unzuverlässigkeit der anderen Autoren. Fredegars (2,60) Aussagen über Chrocus sind „legendenhaft und nicht historisch“ (Collins 2007, 47) und damit weniger zuverlässig als Gregor von Tours ([Krusch/Levison 1951] Hist. 1,32; 34). Gregors Angaben jedoch sind wiederum die des Ps. Aurelius Victor vorzuziehen: vgl. Kusternig (1982, 66, Anm. 77), der die von Gregor angegebene Lebenszeit des Chrocus (seine Erwähnung fällt in die Zeit der Herrschaft von Valerians und Gallienus‘, also 253–260) zugunsten der Aussage des Ps. Aurelius Victor korrigiert. Die Forschung nimmt allgemein zumeist nur auf den Chrocus der Epitome des Caesaribus Bezug: Castritius 2001, 388. 12 Vita Antidii 3,9. bzw. AASS Juni V, 45–47. 13 Kusternig 1982, 66, Anm. 77; Castritius 2001, 388. Die Anmerkungen in den AASS (Juni V, 47, Anm. b; f; k.) weisen noch auf weitere Nennungen eines Chrocus hin (bes. Anm. b; f.).



Alemannen 

 41

sinnvoll in Einklang bringen.14 Somit muss die Beschreibung eines alemannischen Königtums vor der Schlacht bei Argentoratum dürftig ausfallen. Hinzu kommen drei separate Heere in den Jahre 258/9,15 27116 und 297,17 über deren Führung die Quellen keine verwertbaren Details bieten. Weitere Heere und Raubzüge sind aus der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts bekannt, wobei der überwiegende Teil der Informationen bei Ammian zu finden ist. Vor dessen Schlachtenbericht ist die Erwähnung massenhafter Besetzungen von πόλεις im Jahr 354 durch Zosimos zu nennen, an der auch Alemannen teilnahmen.18 Zumeist ist den Passagen bei Ammian nur Ort und Ausgang der jeweiligen Aktionen zu entnehmen, nichts jedoch über Rekrutierung und Organisation.19 Mitunter scheinen sich die Kriegergruppen zur Maximierung

14 Bei Gregor (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 1,32) um 260 (während der Herrschaft von Valerian und Gallienus) und sein Tod kurz darauf (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 1,34). In den Epitome de Caesaribus (Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/Gründel 1961), 41,3) bei der Kaisererhebung des Constantin 306. Die Angabe des Fredegar (Fredeg. 2,60) wird von Castritius (2001, 389) mit dem großen Rheinübergang von 406/7 verbunden, obwohl dem Text selbst aufgrund der Nennung des Nachfolgers Thrasamund (siehe dazu: Kusternig 1982, 67, Anm. 85) das Todesjahr 496 entnommen werden kann. Weitere Nennungen des Chrocus finden sich verstreut in den AASS. Die Möglichkeit der Existenz mehrerer „Chroci“ sprechen die modernen Autoren nicht an. 15 Ein Überfall eines alemannischen Heeres auf gallisches Gebiet und anschließendem Zug in Richtung Italien fand um 258/59 statt: Eutropius, brev. (Droysen 1879), 9,8,2. Zur Datierung des Sieges des Gallienus wie auch zur Betonung der Historizität des Barbarenzuges: Müller 1995, 270 f. Parallelüberlieferung bei Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/Gründel 1961), 33,3. wo Gallienus‘ militärischer Erfolg allerdings zu Unrecht unterschlagen wird: Müller 1995, 270; Groß-Albenhausen/Fuhrmann 1997, 252. 16 Aurelian führte 271 einen Krieg gegen die Alemannen, vor allem die Juthungen: Die Quellen, die den besagten Konflikt beschreiben, sind sich in der ethnischen Zuordnung der Gegner Aurelians unsicher und schwanken zwischen Alemannen (Zosimos, hist. [Mendelssohn 1887], 1,49,1) und Juthungen (Dexippos von Athen [Tübingen 2006], 7,4). Die Historia Augusta (vit. Aurel. [Hohl 1965], 18,2–4; 19,4; 21,1–3) nennt sogar die Markomannen (dazu: Alföldi 1967, 427–430). Zu den Juthungen als Teilstamm der Alemannen, siehe: Geuenich 2005, 37–42. Nur mit Mühe lassen sich die wenigen Aussagen zum Sieg Aurelians miteinander in Einklang bringen: Dexippos von Athen (Tübingen 2006), 6,5; 7,4; Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 1,49,1; Historia Augusta, vit. Aurel. (Hohl 1965), 18,2–4; 19,4; 21,1–3. Zum Vergleich der Aussagen von Historia Augusta und Zosimos, siehe: Alföldi 1967, 427–430. Zur Datierung der Dexippos-Fragmente: BNJ 100 F. 6; F. 7. (J. McInerney). Bei Jacoby (Fr. Gr. Hist. II.C, 306.) ist das Jahr 270 als terminus ante quem angegeben. 17 Ein letztes größeres Aufgebot der Alemannen ist im Jahr 297 erwähnt: Eutropius, brev. (Droysen 1879), 9,23. Zur Datierung: Müller 1995, 135 f.; 285. Die bei Eutrop (brev. [Droysen 1879], 9,23) genannte Anzahl von 60.000 Gefallenen dürfte stark übertrieben sein: Müller 1995, 285. 18 Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 3,1,1. Zur Datierung: Dirlmeier/Gottlieb 1978, 66, Anm. 11. 19 So etwa bei: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 14,10,6; 15,4,1; 15,8,19; 16,2,1 (unter den barbari sind wohl Alemannen zu verstehen, da sich der Kampf gegen die Alemannen anschließt); 16,11,3; 17,8,1; 26,4,5; 26,5,6 f.; 27,10,3; 30,7,5; 31,10,2–5; 31,10,10. Die Schlacht bei Argentoratum ist hier nicht berücksichtigt.

42 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

ihrer Schlagkraft vereinigt zu haben.20 Auch Raubunternehmen konnten von reges initiiert oder angeführt werden,21 doch ist die Kausalität hier möglicherweise auch umgekehrt und es wurden vielmehr Anführer von Raubzügen mit vielen Kriegern als reges bezeichnet. Andere Autoren erwähnen weiterhin einen Einfall alemannischer Juthungen in die rätischen Provinzen im Jahr 38322 sowie Überfälle alemannischer Verbände auf Noricum in den Jahren um 450.23 Leider bieten auch diese Passagen keine genaueren Angaben zur Führung und Binnenstruktur der Heere. Ammians Bericht über die Schlacht bei Argentoratum ist die wichtigste Quellenstelle für das Verständnis des Aufbaues der Alemannen aus seinem Werk, das die Jahre von 353 bis 378 abdeckt.24 Allerdings dürfen die Informationen aus dem Bericht des Ammian nicht ohne weiteres auf alle Alemannengruppen übertragen werden, da es sich bei der Schlacht bei Argentoratum nicht um einen „alltäglichen“ Kampf handelte, sondern um eine Ausnahmesituation. Es war die entscheidende Schlacht der Römer gegen die Alemannen, deren andauernde Einfälle gestoppt werden sollten. Die Anzahl an herausragenden Persönlichkeiten ist weit höher als bei anderen bekannten Schlachten, was aufgrund der Größe und Bedeutung der Schlacht nicht verwundert. Doch gibt es Gründe, bei der Analyse von Ammians Bericht kritisch zu sein. Zum einen ist die Angabe sieben reges25 hätten an der Schlacht teilgenommen, nicht nachprüfbar und das Fehlen von Namen bei fünf dieser Könige ist kein Zeichen hoher Zuverlässigkeit.26 Zum anderen ist die generelle Tendenz Ammians zu beachten, Julian, der

20 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 17,8,1. Bei der Schlacht bei Argentoratum sind viele Gruppen vereinigt: 16,12,21–38. Bei 15,4,1. werden gemeinsame Aktionen zweier Teilstämme erwähnt: der Lentienser und eines anderen unbekannten Stammes (an dieser Stelle befindet sich eine nicht zu ergänzende Lücke: Seyfarth 1975, 276, Anm. 42; Dirlmeier/Gottlieb 1976, 35, Anm. 13). 21 Rex Vithicabius, Sohn des Vadomarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 27,10,3. Rex Priarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,10,2–5;10. Zum Unternehmen des rex Priarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,10,10. Zur „Schlacht bei Argentovaria“ gegen seine Truppen, siehe: Geuenich 2005, 62–64. 22 Ambros. Epist. 24,8. Zur Datierung der Erwähnung: Dirlmeier/Gottlieb 1978, 27, Anm. 3–5. 23 Eugippus, vit. Sev. (Sauppe 1877), 25,3; 27,1. Severin war in der erwähnten Gegend um das Jahr 450 aktiv: Dirlmeier/Gottlieb 1978, 73, Anm. 2. 24 Diese Zeit deckt Ammian mit den überlieferten Büchern 14 bis 31 ab: Mehl 2001, 176. 25 Diese Anzahl nennt auch Geuenich (2005, 46) und ergibt sich wohl aus den 5 bei Ammian genannten reges zusammen mit Chonomar und Serapio. So auch: Rosen 1968, 111. 26 Dirlmeier/Gottlieb (1976, 60, Anm. 100 f.) geben an, Suomar und Hortar seien bei der Schlacht dabei gewesen, liefern dafür jedoch kein Argument. Rosen hält dagegen, dass der Feldzug gegen diese beiden nirgendwo mit der Schlacht in Zusammenhang gesetzt wird: Rosen 1968, 112. Auch bezeichnet Rosen (1968, 111 f.) die Nennung von 7 Königen als ohne Parallele. Dass weder Libanios, dem er hier mehr vertraut (Rosen 1968, 105), noch Julian selbst im Brief an die Athener (Julian [Hertlein 1875/1876], 279, C.) die 7 Könige nennen, unterstützt Ammians Darstellung nicht.



Alemannen 

 43

die Schlacht selbst schlug,27 besonders herauszustellen.28 Zu diesem Zweck bot es sich an, die Anzahl der gegnerischen Truppen sowie Anführer anzuheben, um dem Sieg mehr Gewicht zu verleihen.29 Weiterhin dienten Ammian die Berichte des Julian über die Schlacht, die dieser selbst verfasste, als Quelle.30 Da Julian sie aus propagandistischen Zwecken veröffentlichte, ist anzunehmen, dass er selbst ebenfalls seine eigene Rolle besonders betonte.31 Ammians Bericht kann entnommen werden, dass die Alemannen in mehreren Abteilungen aufgestellt waren,32 die eine Schlachtreihe bildeten.33 Reges, regales und optimates werden genannt und kämpften aktiv mit  – anfangs zu Pferd, später auf Druck der Infanterie abgesessen.34 Die Positionen der reges und regales in dieser Schlacht sind schwer fassbar. Die regales scheinen nicht als Anführer von einzelnen Verbänden fungierten zu haben, da sie offenbar zusammen gruppiert waren und sich als Reiter von der Masse der Krieger absetzten, anstatt einzelne Führungsaufgaben zu unternehmen.35 Später werden reges in einem angreifenden Haufen erwähnt, wobei der Plural gegen die Position als Anführer spricht und die Passage auch keinen Hinweis auf eine solche Funktion enthält.36 Wirkliche Führungsfunktionen lassen sich nur den namentlich genannten Chnodomar und Serapio zuordnen.37 Über mögliche weitere Heerführer oder Feldherren unter ihrem Kommando schweigt sich Ammian aus und verlegt sich stattdessen auf pathetische Schilderungen des Kampfgeschehens.38 Nichtsdestoweniger ist die historische Bedeutung des Sieges wohl nicht von 27 Rosen 2006, 149–152; Hatt/Schwartz 1978, 318 f. Barnes (1998, 152 f.) ist jedoch der Auffassung, die Schlacht sei nicht nach dem Plan Julians verlaufen, sondern habe in Wirklichkeit in einer römischen Niederlage geendet. Erst nach der Schlacht habe Julian den Sieg für sich beansprucht. 28 Kelly 2008, 316 f. Gerade die Schlacht bei Straßburg bot sich zur Hervorhebung Julians gegenüber Valens an, indem sie dessen Niederlage vor Adrianopel gegenübergestellt wurde. Ob Ammian zu diesem Zweck historische Fakten veränderte, um das Heer der Alemannen dem der Goten anzugleichen, ist nicht zu verifizieren, aber durchaus möglich: Kelly 2008, 313–316. 29 So liest sich auch die Passage bei Rosen (2006, 150) der betont, dass keiner der später bekämpften Alemannenkönige (Suomar, Hortar, Urius, Ursicinus, Vestralpus) bekannterweise bei der Schlacht bei Argentoratum dabei gewesen sei. 30 Rosen 1982, 56 f.; Barnes 1998, 153; Hatt/Schwartz 1978, 318 f. 31 Barnes 1998, 153. 32 Zur Bedeutung von cunei als Abteilung, siehe: Gundel 1939, 154–165; besonders 158 f. 33 Wie sich aus den Angaben Ammians grob entnehmen lässt, der keine separaten Formationen beschreibt, sondern nur eine rechte Seite (dextrum latus: 16,12,23; 25.) bzw. linke Seite (sinistrum 16,12,21; 24) erwähnt. 34 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,34. 35 Eher ist es eine besondere Abgrenzung der „edlen“ regales gegenüber dem Fußvolk, die die alemannischen Krieger dazu bringt, zu fordern, sie mögen auch abgesessen kämpfen: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,34. 36 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,49. 37 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,23; 16,12,25. Doch diese Stellung ist nicht unbedingt ohne Widerstand erreicht worden: vgl. Crump 1975, 87. 38 Dazu: Rosen 1968, 123–131.

44 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

der Hand zu weisen.39 Aus dem Bericht der Schlacht und weiteren Informationen aus späteren Büchern40 lässt sich ein Bild dieser Gruppe von Führungspersonen zeichnen. Folgende Eigenschaften der reges und reguli sind nach der Darstellung Ammians aufzuführen:41 1. Es lässt sich bei den erwähnten Königen42 keine dauerhafte Über- oder Unterordnung ausmachen.43 2. Die Könige regierten offenbar in selbstständigen Teilgebieten, da sich Strafaktionen und Friedensschlüsse der Römer nur auf einzelne Könige bezogen und niemals auf einen „Oberkönig“.44 3. Zwischen den Königen herrschte keineswegs Einigkeit bei Einstellung und Verhalten gegenüber dem römischen Reich. 4. Die Könige fielen ausschließlich zum Plündern in das römische Reichsgebiet ein. 5. Die als Könige bezeichneten Persönlichkeiten führten allesamt selbst Kriegergruppen in der Schlacht an.45 6. Ungefähr die Hälfte der erwähnten Könige wies verwandtschaftliche Beziehungen mit anderen Königen auf. Dabei handelte es sich um die Familien VadomarGundomar-Vithicabius,46 Chnodomar-Mederich-Agenarich,47 sowie MacrianusHariobaudus.48 7. Die Stellung der Könige war zumindest partiell erblich.49

39 Crump 1975, 85. 40 Insbesondere Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 17,1,11–17,10,10; 18,2,1–18,2,19; 21,3,1–21,4,6; 29,4,2–29,4,7; 30,3,3–30,3,7; 30,7,7. 41 Die Punkte 2, 3, 4 sind der Untersuchung von Behr (1975, 17 f.) entnommen. 42 Behr (1975, 4) zählt 14 namentlich erwähnte Könige und 17 insgesamt. Vgl. Morrissey 2013, 53. 43 Geuenich 2005, 45. Eine Ausnahme stellt die Schlacht bei Argentoratum dar, wo die Überordnung von Chnodomar und Serapio vielleicht aufgrund ihrer besonderen Belastung, da die Schlacht in ihrem Gebiet stattfand, gerechtfertigt war (Geuenich 2005, 44 f.). Möglicherweise musste diese Stellung auch erst erstritten werden: vgl. Crump 1975, 87. 44 Zitat: Behr 1975,17. 45 Chrocus: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 1,32; 34; Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/Gründel 1961), 41,3; Fredeg. 2,60. Gundomadus, Vadomarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 14,10,1. Chnodomarius, Vestralpus, Urius, Ursicius, Serapio, Soumarius, Hortarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,1. Chnodomarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,4–6; 16,12,35; 16,12,59. Chnodomarius, Serapio: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,23–25. Ungenannte reges und regales: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,26. Reges: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,49. Regales: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,34. Suomarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 17,10,2–4. Rando (Alamannus regalis): Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 27,10,1. Priarius: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,10,10. 46 Siehe Behr 1975, 5–7. 47 Siehe Behr 1975, 7–9. 48 Siehe Behr 1975, 10–13. Die 3 Verwandtschaftsbeziehungen führt auch Geuenich (2005, 45) auf. 49 Geuenich 2005, 45; Behr 1975, 7 (Nr. 5); 9 (Nr. 5).



Alemannen 

 45

8. Die Königsstellung bedurfte jedoch der Akzeptanz durch die Untertanen – diese konnte neben der ererbten Würde auch durch militärische Erfolge erworben werden.50 9. Die Machtstellungen der Könige waren nicht konstant, sondern unterlagen Schwankungen.51 10. Das Fehlen anderer Funktionsbezeichnungen ist auffällig. Jedoch deutet Ammian durch die Bezeichnungen als reges, regales und reguli unterschiedliche Ränge innerhalb der Königsstellungen an. In der Zusammenschau dieser Eigenschaften wirkt das alemannische Königtum wenig differenziert und entwickelt. Es handelt sich bei den reges des Ammian um einflussreiche Persönlichkeiten, deren Sonderstellung im Wesentlichen ihre militärische Führungsfunktion ausmacht.52 Es mag am Fokus Ammians liegen oder am Mangel an Informationen, die ihm bei der Abfassung seines Werkes über die Alemannen zur Verfügung standen, doch sind keine der weiteren, für Könige sonst charakteristischen Eigenschaften, allen voran die als Richter oder Schlichter, in seinem Werk zu finden. Auch die übrigen Quellen über die Alemannen können hier keine Abhilfe leisten. Die große Anzahl der Könige sowie ihre Uneinigkeit und Konkurrenz um Anhang und Macht zeigen, dass es sich bei den reges der Alemannen um regionale Anführer handelte, die weder in einer festen Herrschaftsstruktur standen noch in ihren geographischen Einflussbereichen fixiert waren. Jedoch hatten sie neben militärischer Schlagkraft durchaus auch ein wirtschaftliches Potential.53 Königliche Höfe werden nicht explizit erwähnt, doch kann aufgrund des convivium König Hortars immerhin auf Repräsentationsbauten geschlossen werden.54 Von den Königen eingesetzte Funktionsträger sind nicht bekannt. Verwandtschaftliche Beziehungen konnten als Grundlage von Bindungen dienen. Durch die Gefangennahme Chnodomars,55 eine der einflussreichsten Anführer der Alemannen,56 fiel ein potentieller Kandidat für die Ausbildung eines Machtmonopols weg. Dafür wird mit Gibuld bzw. Gebavult (vermut-

50 Vgl. Behr 1975, 7 (Nr. 2); 9 (Nr. 4); 12; 23. In der Auswertung der Verwendung des Terminus „rex“ bei Ammian kommt Behr (1975, 22) jedoch zu dem Schluss, dass die Könige der Alemannen ex nobilitate gewählt würden, wobei er auf die bekannte Tacituspassage „Reges ex nobilitate, duces ex virtute sumunt“ (Tacitus, Germ. [Önnerfors 1983], 7) Bezug nimmt (Ebd. 18 f.). Allerdings geht Behr (Ebd. 20; 22) hier noch von dem Vorhandensein einer alemannischen Oberschicht aus. 51 Behr 1975, 11. Hier Hinweis Nr. 2. 52 Keiner der von Ammian erwähnten reges handelt für die gesamte gens Alamannorum: Geuenich 2009a, 51 f. 53 Das Potential wird durch die ab den 350er Jahren geleisteten Abgaben an Nahrung, Baumaterial und Karren deutlich: Mathisen 2011, 362. 54 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 18,2,13. 55 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,58–65. Geuenich 2005, 48. 56 Geuenich 2005, 42 f.; Behr 1975, 22 f.

46 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

lich ein und dieselbe Person)57 ein neuer aussichtsreicher Herrscher fassbar. Doch die Frage, ob Gibuld im Laufe des fünften Jahrhunderts eine Stellung als dominanter König („Großkönig“)58 einnahm,59 ist aufgrund der dürftigen Quellenlage nicht zu beantworten.60 Ammians unterschiedliche Bezeichnungen der reges, regales und reguli61 sind schwer zu deuten.62 Eine Möglichkeit wäre der Versuch, durch die Verwendung von Adjektiven und Diminutiven eine Machthierarchie anzuzeigen. Da sich keine dauerhafte Unter- bzw. Überordnung festmachen lässt, wäre diese Abstufung nur momentan. Doch bei der Analyse der Verwendung kann dieser Verdacht nicht bestätigt werden. Reguli werden nur an einer Stelle als Teilnehmer am convivium des rex Hortarius erwähnt, ohne dass eine Präzisierung erfolgt.63 Regales sind wiederum nicht zwingend den reges untergeordnet und bezeichnen auch nicht immer die Söhne von Königen. Dies ergibt sich aus einer Passage der Schlachtbeschreibung Ammians, in der das alemannische Fußvolk die regales lauthals auffordert, neben ihnen abgesessen zu kämpfen und Chnodomar selbst als erster dieser Aufforderung nachkommt.64 Jener Chnodomar nimmt jedoch eine sehr hohe Stellung ein und ist mitnichten zu den Geringeren oder Prinzen zu zählen.65 Neben dieser Passage ist nur noch die Beschreibung des Feldzuges des regalis Rando zu nennen.66 Sollte Randos Rang als regalis

57 Geuenich 2005, 73–75; Geuenich 1998c, 69 (§1). 58 So die Bezeichnung bei Geuenich 2005, 72. 59 Wie es Jänichen (1973, 139 f.) äußert. Das von ihm an dieser Stelle geäußerte Beginnen eines ethnischen Bewusstseins steht nicht zwingend mit der Dominanz eines einzelnen Herrschers in Zusammenhang, noch dazu, da die angenommene Dominanz berechtigterweise angezweifelt wird. 60 So auch Geuenich 2005, 73–75. Die wesentlichen Informationen über Gilbuld entstammen der Vita Sancti Severini (Sauppe 1877), 19,1–5. Vgl. Geuenich 1998c. 61 Alle 3 „Hierarchiestufen“ der Könige werden bei Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 18,2,13. genannt. Regalus bzw. regales z. B. bei Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,26; 16,12,34; 27,10,1. An der entsprechenden Stelle verweist de Jonge (1980, 49) auf andere, zuvor bereits kommentierte Passagen: Der Terminus regalus mit der Bedeutung „prince“ oder „prince of royal blood“ ist nach de Jonge (1972, 133 f.) spätlateinisch. Regulus und subregulus werden ebenfalls als spätlateinisch identifiziert und de Jonge deutet an (wie es die Termini schon selbst implizieren), sie seien den reges untergeordnet: de Jonge 1976, 301. Dies jedoch ist nicht mit der Struktur der Königsherrschaft vereinbar, in der keine dauerhafte Hierarchie existierte (Eigenschaft Nr. 1). Es muss daher wohl angenommen werden, dass die entsprechenden Bezeichnungen momentane Zustände oder persönliche Verpflichtungen wiedergeben. 62 Siehe generell zur Bedeutung von rex Alamannorum: Geuenich 2009b, 153–158. Vgl. Dick 2008, 203–209. 63 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 18,2,13. 64 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,34 f. De Jonge (1972, 238) und Seyfarth (1975, 195) lassen diese Passage unkommentiert. Ersterer verweist lediglich auf einen vorherigen Eintrag zu regalis. 65 Siehe hierzu die Übersicht zur „Königshierarchie“ bei Behr (1975, 22) in der Chnodomar neben Serapio die Spitze bildet. 66 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 27,10,1. Regales ohne Namen werden noch beim convivium des rex Hortarius erwähnt: Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 18,2,13.



Alemannen 

 47

als Königssohn gedeutet werden, so muss betont werden, dass sein Vater unbekannt ist.67 Weiterhin werden regales ohne Namen beim convivium des rex Hortarius erwähnt68 sowie bei der Aufstellung der Alemannen zur Schlacht von Straßburg. Letztere Passage weist durch die Abfolge der Nennungen der verschiedenen Personen und Gruppen deutlich auf eine hierarchische Abstufung hin: Chnodomar und Serapion …; denn ihre Macht überragte die der anderen Könige. […] Ihr Gefolge bildeten die an Macht am nächsten stehenden Könige, an Zahl fünf, dazu zehn Königssöhne und eine stattliche Reihe von Adligen.69 (ÜS W. Seyfarth)

Hier stuft Ammian erst unter den reges aufgrund ihrer unterschiedlichen potestas ab und setzt dann die regales zwischen reges und optimates, was ihre Zwischenstellung verdeutlicht. Nichtsdestoweniger bleiben die Angaben zu den regales unklar. Möglicherweise verwendete Ammian die schwammige Terminologie aus einem Mangel an passenden Alternativen und nicht, um eine exakte hierarchische Ordnung wiederzugeben. Auch ein Vergleich mit der Terminologie des griechischsprachigen Libanios vermag kein Licht ins Dunkel dieser unklaren Beziehungen zu bringen.70 In seinen Reden erwähnt er mit Vadomar und Chnodomar zwei alemannische Anführer, die er mit den Termini ἡγούμενος71 und ἄρχων72 bezeichnet und eine weitere Gruppe, die er ebenfalls ἄρχοντες73 nennt. Beide Titel bezeichnen jedoch normalerweise keine Könige, sondern Beamte oder militärische Anführer.74 Das eigentlich erwartete βασιλεύς verwendete Libanios für Suomar und Hortar,75 die beide gerade nicht als besonders herausragende Herrscher bekannt sind.76 Julian selbst verwendet βασιλεύς als Titulatur für Chnodomar, womit er wohl seine Leistung durch die besondere Beto-

67 Behr (1975, 24 f.) favorisiert die Übersetzung „Fürst, Angehöriger einer Oberschicht.“ 68 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 18,2,13. 69 […] Chnodomarius et Serapio, potestate excelsiores ante alios reges. […] (26) Hos sequebantur potestate proximi reges numero quinque regalesque decem et optimatum series magna […]. Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 16,12,23; 26. 70 Zum gleichen Ergebnis kommt auch Behr (1975, 27 f.). 71 Libanios, orat. (Foerster 1903), 13,35. Vadomar ist hier nicht namentlich genannt, jedoch gemeint: Norman 1969, 22, Anm. a. 72 Libanios, orat. (Foerster 1903), 18,61. Chonodomar ist hier ebenfalls nicht namentlich genannt, doch gemeint: Norman 1969, 318, Anm. a; Fatouros/Krischer/Portmann 2002, 172, Anm. 85. 73 Libanios, orat. (Foerster 1903), 18,108. Die Kommentare lassen die erwähnten ἄρχοντης ohne Erläuterung: Norman 1969, 348 f.; Fatouros/Krischer/Portmann 2002. 188 f. 74 Siehe auch: Behr 1975, 27. 75 Libanios, orat. (Foerster 1903), 18,77. Beide Alemannenherrscher werden auch hier nicht namentlich genannt, doch mit den genannten βασιλείς identifiziert: Norman 1969, 328, Anm. a; Fatouros/ Krischer/Portmann 2002, 177 (im Text). 76 Siehe hier die „Königshierarchie“ von Behr (1975, 22).

48 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

nung der Stellung des Alemannenherrschers hervorheben wollte.77 Auch die übrigen Werke antiker Autoren, in denen die Alemannen erwähnt werden, enthalten kaum weitere Erkenntnisse über die Situation der Herrscher bzw. Könige bis zur Eroberung durch die Franken.78 Vielmehr sind die Informationen über das fünfte Jahrhundert noch spärlicher als über das vierte.79 Aufgrund der Quellen, insbesondere der Aussage Gregors, der Alemannenkönig sei in der Schlacht gefallen80 und der zweifachen Erwähnung eines rex Alamannorum Gebavultus bzw. Gibuldus,81 wurde mitunter die Einheit der Alemannen am Ende des fünften Jahrhunderts angenommen.82 Seit einigen Jahrzehnte ist es jedoch communis opinio, dass es auch zur Zeit der Schlacht bei Zülpich 496 noch kein Einkönigtum gab, sondern viele Kleinkönige.83 Jedoch wird auch diese Annahme kritisiert, da durchaus mit einer zunehmenden Machtkonzentration auf wenige Herrscher („several ‚greater kings‘“) gerechnet werden kann.84

77 Julian (Hertlein 1875/1876), 279 C. Auch Wright (1908, 271, Anm. 3) identifiziert den βασιλεύς als Chnodomar. Zur Wertung der Verwendung von βασιλεύς auch: Behr 1975, 27. Keller (1998, 590 f.) nennt ihn Oberhäuptling, der einen Heerhaufen anführte. 78 Im Wesentlichen: Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 3,1,1–3. (über den jungen Vadomar); Eunapios, hist. Rom. (Blockley 1983), Fr. 13. (Erwähnung Vadomar); Eutropius, brev. (Droysen 1879), 10,14,1 f. (rex nobilissimus); Panegyrici Latini (Paladini/Fedeli 1976), 3 (11) 6,2. (reges); Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/Gründel 1961), 42,14. (Gefangennahme rex nobilis Nodomarius); Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 2,41. (rex); Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 15 (72) (rex). 79 Geuenich 2005, 72 f. 80 Cumque regem suum cernirent interemptum, Chlodovechi se ditionibus subdunt, […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,30. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 2,41; Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 12. (= Opera 263.) 81 Die Viten des Bischofs von Troyes und des heiligen Severin berichten über einen rex Alamannorum Gebavultus bzw. Gibuldus, der Ende des 3. Viertels des 5. Jh. bis Passau bzw. an der Seine vordrang, doch waren dies Beutezüge einzelner Könige. Geuenich 2009a, 52 f. Zur Frage, ob es sich um dieselbe Person handelt: Geuenich 2005, 20; Lotter 2003, 119 ff. Hartung sieht ihn als eine Person, doch hält seine Stellung für überbewertet: Hartung 1983, 81 f. 82 Feger 1975, 155 f. Wenskus (1967, 229) und Ewig (1975a, 256) sprechen von nur einem König. Letzterer meint zudem, dass jener Alemannenkönig Chlodwig angegriffen und somit die Schlacht bei Zülpich initiiert hätte. 83 Drinkwater 2007, 335 f. In der Schlacht wurde wohl nur ein Heerkönig geschlagen, nicht der Gesamtherrscher: Hartung 1983, 82–84. Keller (1998, 581) stellt die Bedeutung der Schlacht insgesamt in Frage. Geuenich (2009b, 148) hält die Zersplitterung für einen Grund der Unterlegenheit der Alemannen (ebd. 150). Neben der Schlacht bei Zülpich fanden noch weitere große (Entscheidungs)schlachten gegen die Alemannen statt, was auf mehrer Könige hinweist: Geuenich 2005, 82–84. Vgl. Geuenich 2009a, 50–53. 84 Zitat: Drinkwater 2007, 337. Er (ebd. 336 f.) weist darauf hin, dass die Situation des 4. Jahrhunders nicht in das 5. übertragen werden darf. Auch sei das argumentum ex silentio der fehlenden Paläste schwach. Er weist darauf hin, dass die Alemannen den Franken durchaus für einige Zeit die Stirn boten. Auch Keller (1998, 585) merkt an, dass im 5. Jahrhundert in Alemannien Transformationsprozesse stattfanden. Reihengräber, wie sie auch bei den Franken existierten und Bestattungen mit reichen Beigaben deuten auf die Herausbilung einer Oberschicht hin: Ebd. 591; 598–600. Schon Behr (1975, 32 f.) hatte Zweifel.



Burgunder 

 49

Zusammengefasst sind reges die einzigen Führungspersönlichkeiten, die sich bei den Alemannen eindeutig identifizieren lassen.85 Bereits die selten erwähnten reguli und regales sind von unklarer Funktion. Da unter den reges verwandtschaftliche Bindungen häufig waren, kann das regnum keinesfalls als Amt gelten kann.86

3.2 Burgunder Auch wenn der Name der Burgunder87 schon im ersten Jahrhundert in den Quellen auftaucht,88 sind die ersten Begegnungen mit burgundischen Heeren erst aus dem dritten Jahrhundert bekannt.89 Im Zuge der großen Rheinüberquerung von 406/7 kam ein Teil der Burgunder auf linksrheinisches Gebiet90 und etablierte ein Reich am Mit-

85 Möglicherweise ist der bei Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 27,10,4. erwähnte minister, der den rex Vithicab, den Sohn des Vadomar, nach Bestechung durch die Römer vergiftet, noch eine weitere Position. In seiner Funktion ist er jedoch für die vorliegende Arbeit nicht von Bedeutung. 86 Vgl. Geuenich 1982, 44; ders. 2010, 187. 87 Orosius (7,32,12) behauptet, der Name „Burgunder“ bzw. „Burgundiones“ würde sich von „burgi“ ableiten, den Kastellen, neben denen verschiedene germanische gentes von den Römern angesiedelt worden sind und aus denen sich später ein Volk bildete. Diese Deutung übernahm Isidor in seiner Etymologia (Isidor von Sevilla, etym. [Migne 1979], 9,2,99; 9,4,28) und sie blieb über das Mittelalter hinweg vorherrschend. Heute gilt diese Etymologie als überholt. Stattdessen wird der Name mit dem Adjektiv „burgund“ (hoch; hoch gelegen) in Verbindung gebracht, das entweder auf die Wohnorte der Burgunder oder eventuell (wenn auch eher unwahrscheinlich) auf ihre Körpergröße verweist. Haubrichs 2008, 158 f.; Kaiser 2004, 21–24; Pohl 2002b, 154–56; Wood 1990, 56 f.; Wood 2003, 245. 88 Plinius der Ältere, nat. hist. (Sillig 1851–1865), 4,98–100; Klaudius Ptolemaios (Nobbe 1843/1845), 2,11,15; 18. Kaiser 2004, 13–16. Es gibt keine eigenen Überlieferungen der späteren Burgunder und eine origo gentis ist ebenfalls nicht überliefert. 89 Überfälle auf gallische Gebiet sind ab der zweiten Hälfte des 3. Jh. bekannt. 278/79 siegte Probus über ein Heer, 286 konnte Maximian ein weiteres abwehren. Die Burgunder siedelten nun in der Nähe der Alemannen: Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 1,68; Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 28,5,9–14; Kaiser 2004, 17. Ammian liefert auch Informationen über die innere Struktur des Burgunderverbandes. Eine Gruppe von Burgundern blieb im rechtsrheinischen Gebiet: Jordanes Get. 17 (94 -97). Auch noch im 6. Jh. werden „Burugunden“ bei Agathias (hist. [Keydell 1967], 5,11) erwähnt. Vgl. Kaiser 2004, 16 f. 90 Die zahlenmäßige Größe der Burgunder geben Hieronymos (chron. [Helm 1956], ad a. 373) und Orosius (7,32,11) für 369/70 an. Beide nennen die Zahl 80.000, sind sich jedoch uneinig, ob dies die Gesamtmenge der Burgunder ist (Hieronymos) oder allein die Anzahl der Bewaffneten wiedergibt (Orosius). Kaiser 2004, 20. Castritius (2008, 37 f.) meint, der Übergang der Burgunder sei dem der Vandalen, Quaden und Alanen zeitlich nachzuordnen. Vgl. Kaiser 2004, 26. In ihrem Reich am Rhein waren sie möglicherweise in Grenzkastellen einquartiert: Kaiser 2004, 27–30. Pohl (2002, 157) hingegen meint, sie siedelten im Hinterland, weil die Kastelle noch von regulären Truppen besetzt waren. Die burgundischen Namen deuten tatsächlich auf eine Herkunft aus dem ostgermanischen Raum hin: Haubrichs 2010, 220.

50 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

telrhein, das später durch Aetius mit Hilfe hunnischer Truppen zerstört wurde.91 Erst ab 443 treten die Burgunder als römische Föderaten in der Sapaudia, der Region um Geneva, wieder in den Quellen auf92 und waren seit dieser Zeit eng mit den Römern verbunden. Nach dem Ende Westroms wurden sie mehr und mehr zum Spielball der sie umgebenden Mächte, bis sie im Frankenreich aufgingen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind keine expliziten duces belegt.93 Neben den reges sind nur noch wenige anders bezeichnete Heerführer erwähnt, die im Folgenden kurz analysiert werden. Die erste Nennung eines ἡγούμενος ist die des Igillus, der vandalische und burgundische Truppen anführte, die von Kaiser Probus am Lech 278/79 besiegt wurden:94 […] Hierüber wurde der Kaiser zornig, griff sie auf dem Rückzug an und nahm gerechte Rache an ihnen: Er ließ sie niedermachen und nahm ihren Anführer (ἡγούμενος) Igillus gefangen. Alle Feinde, die er lebend zu fassen bekam, ließ er nach Britannien bringen. Sie wurden auf der Insel seßhaft, und als in der Folgezeit jemand einen Aufruhr anzettelte, wurden sie dem Kaiser nützlich.95 (ÜS. W. O. Schmitt / H. Labuske)

Da keine Details zu Herkunft und Hintergrund des Verbandes des Igillus bekannt sind, kann nur wenig aus dieser Passage geschlussfolgert werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um einen Raubverband, wie es im Laufe des dritten Jahrhunderts viele gab, die die Schwäche des westlichen Reiches ausnutzten, um auf Beutezug zu gehen.96 Rund hundert Jahre später werden das nächste Mal separate Abteilungen der Burgunder fassbar. Während seines Krieges gegen die Alemannen

91 So zumindest ist Kaisers (2004, 32) Rekonstruktion. Die Quellen (Hydatius, chron. [Mommsen 1894], 108; Prosper Tiro, epit. chron. (Mommsen 1892), 1322) sprechen von einer Niederlage gegen Aetius und einem Friedensschluss, sowie von einer weiteren Niederlage gegen die Hunnen, in der die Burgunder vernichtet wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass beide Nachrichten zusammengehören und die Hunnen unter den Truppen des Aetius waren. Später erwähnt Kaiser (2004, 39) jedoch wieder 2 Schlachten. Möglicherweise nimmt er an, dass beide Schlachten von Truppen im Dienste des Aetius geschlagen wurden. Von einer Vernichtung kann nicht gesprochen werden, da es noch genug Burgunder (einen „Traditionskern“) gab, um sie in der Sapaudia anzusiedeln. Kaiser 2004, 34; 46; Pohl 2002b, 157 f.; Bleckmann 2009, 257 f. 92 Chron. Gall. a. 452 (Mommsen 1892), 124; 127 f. Kaiser 2004, 39 f. Die Datierung auf das Jahr 443 ist nicht vollkommen klar, da die Chronologie der Chronik des Hydatius leider recht unzuverlässig ist: Wood 2008, 216 f. Zu den Thesen über die genaue Lokalisierung um Genf, siehe: Kaiser 2004, 40–46. Eine Übersichtskarte zu den verschiedenen Grenzen, siehe: Kaiser 2004, 33, Karte 1. 93 Chaume (1925) beginnt den historischen Teil seiner monumentalen Untersuchung zur Herkunft des Duché de Bourgogne erst mit der merowingischen Periode ab dem 6. Jh. 94 Vgl. Kaiser 2004, 17. Ob Igillus Vandale oder Burgunder war ist unklar (ebd.). In der PLRE (1, 456) wird fälschlicherweise angegeben, er sei bei den Kämpfen gegen die Truppen des Probus gefallen. 95 […] πρὸς ὅ βασιλεὺς ἀγανακτήσας ἀναχωροῦσιν αὐτοῖς ἐπιθέμενος ἀξίαν ἐπέθηκεν δίκην, αὐτούς τε ἀποσφάξας καὶ τὸν ἡγούμενον Ἰγίλλον ζωγρίαν ἑλών. ὅσους δὲ ζῶντας οἷός τε γέγονεν ἑλεῖν, εἰς Βρεττανίαν παρέπεμψεν. οἵ τὴν νῆσον οἰκήσαντες ἐπαναστάντος μετὰ ταῦτα τινος γεγόνασι βασιλεῖ χρήσιμοι. Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 1,68,3. 96 Vgl. Kaiser 2004, 17.



Burgunder 

 51

nutze der spätere Kaiser Julian die Feindschaft mit ihren Nachbarn aus und konnte sich so der Waffenhilfe der Burgunder sicher sein. Doch trieb er mit den Burgundern ein doppeltes Spiel und hielt sich nicht an die Abmachungen: Sobald sie [sc. die burgundischen Truppen] bemerkten, daß sie auf Ablehnung stießen und nur mit Ausflüchten hingehalten wurden, entfernten sie sich übelgelaunt und verstimmt. Auf diese Nachricht hin fühlten sich die Könige [reges] verspottet und ließen in ihrer Wut sämtliche Gefangene umbringen. Dann suchten sie ihr Heimatland wieder auf. Bei ihnen heißt der König allgemein Hendinos. Nach alter Sitte muß er sein Amt [potestas] niederlegen und zurücktreten, wenn unter seiner Regierung [sub eo] das Kriegsglück schwankt oder die Erde keine reiche Saat trägt, […]97 (ÜS. W. Seyfarth)

Die Herkunft des Begriffes „Hendinos“ für die reges bei den Burgundern ist unklar.98 Vertraut man der Angabe Ammians, so waren sie den reges entsprechend eigenständig, wobei die Existenz mehrerer reges99 zugleich ihre Machtpositionen relativiert. Da sie zudem aufgrund mangelnden Kriegsglückes abgesetzt werden konnten, oder wenn Ernteausfälle den Verlust ihres Heils anzeigten,100 können sie am ehesten als lokale Kleinkönige gesehen werden. Die dritte und letzte Quelle berichtet über die Phase zwischen dem Rheinübergang 406/7 und der Vernichtung des ersten Burgunderreiches 435/36. Das nachfolgende Olympiodorfragment beschreibt die Kaiserproklamation des Jovinus im Jahr 411:101 Iovinus wurde in Mundiacum in Germania II auf Betreiben des Alanen Goar und des Guntiarius, der als Stammeshäuptling [φύλαρχος] der Burgunder auftrat, als Usurpator ausgerufen.102 (ÜS. G. Hansen)

97 […] Quod ubi negari per ambages sentirent et moras, maesti exinde discesserunt et indignati. Hocque comperto, reges ut ludibrio habiti saevientes, captivis omnibus interfectis, genitales repetunt terras. Apud hos generali nomine rex appellatur Hendinos et ritu veteri potestate deposita removetur, si sub eo fortuna titubaverit belli vel segetum copiam negaverit terra, […] Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 28,5,11–14. Vgl. zur Übereinkunft zwischen Valentinian und den Burgundern: Symmachus, orat. (Seeck 1883), 2,13. 98 Die Bedeutung des Wortes Hendinos ist nicht geklärt. Möglicherweise ist Hendinos auf mit dem gotischen Wort für „der Erste“ verwandt: Kögel 1892, 514 f. Beck (1981, 227 f.) nennt weitere Herkunftsmöglichkeiten, die jedoch allesamt unwahrscheinlicher sind. Die Herkunft von „Hendinos“ bespricht auch: Wagner 1999, 383–385. 99 Wie sie auch Wagner (1999, 383 f.) aus der Ammianpassage schlussfolgert. 100 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 28,5,14. Zum Königsheil: Erkens 2004, 225–232. Speziell zur Passage Ammians: Ebd. 225. 101 Demandt 2007, 180 f.; Schmidt 1933, 134. 102 Ὅτι Ἰοβῖνος ἐν Μουνδιακῷ τῆς ἑτέρας Γερμανίας κατὰ σπουδὴν Γώαρ τοῦ Ἀλανοῦ καὶ Γυντιαρίου, ὃς φύλαρχος ἐχρημάτιζε τῶν Βουργουντιόντων, τύραννος ἀνηγορεύθη. Olympiodor (Blockley 1983), Fr. 18.

52 

 Alemannen und Burgunder – die Könige als Heerführer

Der erwähnte Guntiarius ist wohl mit dem Gundahar aus der Lex Burgundionum identisch, in welcher er unter die reges gezählt wurde.103 Die Bezeichnung als φύλαρχος steht seiner Stellung nicht entgegen, da Olympiodor diesen Titel auch andernorts für Könige gebrauchte.104 Auch bei Guntiarius handelte es sich somit um einen regionalen König, der nicht die Herrschaft über alle Burgunder beanspruchen konnte, weshalb ihn der Autor φύλαρχος nannte. Die bezüglich der inneren Struktur des Burgunderreiches in der Sapaudia ab 443 aufschlussreiche Lex Burgundionum lässt keine Position erkennen, die der eines dux entsprochen hätte. Als enge Verbündete und über lange Zeit Föderaten des Weströmischen Reiches waren die Burgunder zwar Teil der römischen Streitkräfte, doch ist keine dem römischen Heer entsprechende Gliederung der Truppen fassbar. Heerführer unterhalb der Könige sind unbekannt. Die burgundischen reges führten im Kriegsfall selbst ihre Truppen an und wurden in den letzten Jahrzehnten Westroms als magistri militum und patricii eingesetzt.105 Auch in der 60 Jahre währenden Phase bis zur Niederlage gegen die Franken führten die Könige der Burgunder ihre Heere selbst an. Sollte es in dieser Phase dennoch duces oder andere Heerführer gegeben haben,106 so sind sie in den Quellen nicht belegt.

103 Vgl. Kaiser 2004, 35. Lex Burgundionum (de Salis 1892), 3. Die PLRE (2, 526) zieht diese Verbindung nicht. 104 Da die Westgotenkönige Alarich und Wallia ebenfalls als φύλαρχοι bezeichnet werden: Olympiodor (Blockley 1983), Fr. 3; 31; 35. Vgl. Kaiser 2004, 312, Anm. 71. 105 Gundioch war 463 magister militum (Hilarius, epist. [Migne 1862], 9. Laut PLRE (2, s. v. Gundiocus, 523 f.) vermutlich magister utriusque militum per Gallias), ebenso sein Nachfolger Chilperich, der auch patricius war (Sidonius Apollinaris, epist. [Luetjohann 1887], 5,6,2. PLRE 2, s. v. Chilpericus II, 286). Gundobad wurde 472 zum magister militum und nach dem Tod Ricimers auch patricius (Johannes Malalas, chron. [Thurn 2000], 374 f.; Fasti Vindobonensis (Mommsen 1892), ad. a. 472. PLRE 2, s. v. Gundobadus 1, 524 f.). Auch sein Nachfolger Sigismund war patricius, nun vom oströmischen Kaiser ernannt (Avitus von Vienne, epist. (Peiper 1888), 8). 106 Wie Wolfram (2001, 220) ohne Angabe von Gründen annimmt.

4 Die Vandalen – regnum ohne dux Die Vandalen, die in der Zeit vor 400 wieder in den Quellen in Erscheinung treten und nach ihrem Zug durch Gallien und Spanien ein Reich in Nordafrika begründeten, unterscheiden sich von den übrigen untersuchten Verbänden. Anders als bei den zuvor behandelten Alemannen und Burgundern sind einerseits durchaus einige duces in den Quellen erwähnt und andererseits werden insbesondere in Nordafrika auch Heerführer im Dienst der Könige greifbar, die eigenständig Armeen anführten. Im Unterschied zu den Verbänden der Westgoten, Ostgoten, Langobarden und Franken, tragen erstens diese Heerführer niemals den Titel dux und zweitens können weder feste territoriale Zuständigkeitsbereiche, noch eine dauerhafte Stellung für sie nachgewiesen werden.1 Der Name der Vandili2 taucht bereits im ersten Jahrhundert in den Quellen auf,3 jedoch siedelte der so bezeichnete Verband weit entfernt von der römischen Grenze.4 Die Entwicklungen dieser Vandalen in den nachfolgenden Jahrhunderten sind weitestgehend unklar, weshalb über die Beziehung zu den Vandalen der Spätantike keine Aussagen getroffen werden können.5 Die erste Erwähnung vandalischer duces in der Tradition der spätantiken Historiographie ist in der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus zu finden. Nachdem er berichtet, dass die Winniler sich in der

1 Dennoch nimmt Wolfram (2001, 200) die Existenz von duces bei den Vandalen an. 2 Weder Castritius (2007), noch Berndt (2007), noch Merrills/Miles (2010) gehen auf die Bedeutung des Namens ein. Auch im ebenfalls von Castritius verfassten Artikel in der RGA wird nicht auf den Namen eingegangen: Castritius 2006. 3 Plinius der Ältere, nat. hist. (Sillig 1851–1865), 4,99; Tacitus, Germ. (Önnerfors 1983), 2. Pohl 2002b, 70. 4 Die Ethnizität der Vandalen ist schwer fassbar. Anhand der Quellen lässt sich die Binnengliederung der Vandalen in die (Unter)stämme der Hasdingen und Silingen ausmachen. Berndt (2007, 82) bezeichnet die Auffassung der Hasdingen und Silingen als Unterstämme als eine „durch nichts zu stützende Hypothese. Diese lassen sich eher als Namen zunächst kleiner Gruppen verstehen, die möglicherweise auf Familiengröße zu schätzen sind und erst im Zuge der Machtkulminierung – sicherlich auf Grundlage von Erfolgen, seien es nun militärische oder politische – weitere Personengruppen an sich zogen. Der Familienname konnte als identifikatorisches Merkmal dann auf die gesamte gens übertragen werden.“ – So schlüssig dies sein mag, muss jedoch auch seine Erklärung als eine Hypothese angenommen werden, die ebenso wenig gesichert ist. Der Name der Lugier taucht im Zusammenhang mit den Vandalen häufig auf. Es war dies wohl ein Kultverband, dem die Vandalen zugeordnet wurden (Castritius 2007, 16). Wenskus (1961, 503) meint, „Vandili(i)“ sei eventuell der einheimische Name der Lugier. Berndt (2007, 82) meint, das Verhältnis Lugier-Vandalen muss offen bleiben. Siehe auch: Tausend 1997; Haider 2008, 35 f. (vor 200 n. Chr.). Vgl. Steinacher 2016. 5 Berndt 2007, 81; Castritius 2007, 29. Die Geschichte der Vandalen ist auch deshalb recht lückenhaft, weil sich kein antiker Autor fand (soweit bekannt), der sich berufen sah, eine historia Vandalorum zu verfassen: Berndt 2007, 30. Der Informationsgehalt der Herkunftsmythen der Goten und Langobarden, in denen die Vandalen ebenfalls auftauchen, tendiert für die Vandalen gegen null: Berndt 2007, 61–63. https://doi.org/10.1515/9783110625233-004

54 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

Gegend der Scoringa angesiedelt hatten,6 erwähnt er, dass die Vandalen in dieser Gegend gerade Krieg führten: […] Zu jener Zeit überzogen Ambri und Assi, die Anführer [duces] der Wandalen, alle benachbarten Gebiete mit Krieg. Sie ließen, durch viele Siege längst überheblich, die Winniler wissen, dass sie entweder den Wandalen Tribut zahlen oder sich auf Krieg einstellen müssten. […]7 (ÜS. W. Schwarz)

Die Winniler ließen sich auf einen Kampf ein. In dessen Vorbereitung berichtet Paulus eine mythische Begebenheit, die den Namen der Langobarden erklären soll8 und die nicht dazu taugt, die Glaubhaftigkeit der frühen Langobardengeschichte zu stützen.9 Aus diesem Grund darf auch den Nachrichten über die vandalischen duces nur wenig Vertrauen geschenkt werden.10 Der Aussage kann einzig entnommen werden, dass Paulus Diaconus den Terminus hier für zwei Anführer verwendet, die offenbar hauptsächlich militärische Funktion ausübten und zudem autonom agierten. Neben dieser Funktion könnte es auch die Zweizahl gewesen sein, die Paulus dazu verleitete, auf die Titulatur als reges zu verzichten, oder er wollte durch den Verzicht auf den rexTitel die Illegitimität ihres Herrschaftsanspruches über die Winniler im Rahmen der Geschichte verdeutlichen. Zur Rekonstruktion der frühen Gesellschaftsstruktur der Vandalen eignet sich die Stelle nicht. Die nächsten möglichen duces sind bei Dexippos erwähnt.11 Da der griechischsprachige Autor nicht die lateinischen Termini verwendete, kann nur eine Gleichsetzung erfolgen. In seiner Beschreibung des Waffenstillstandes im Gotenkrieg des Kaisers Aurelian im Jahr 27112 erwähnt er βασιλεῖς καὶ ἄρχοντες, die auf das Angebot des Aurelian eingehen wollten:

6 Vermutlich in der Nähe der Insel Rügen, eventuell Jütland: Schwarz 2009, 346, Anm. 14. Dort auch weiterführende Literaturhinweise. 7 […] Illo itaque tempore Ambri et Assi, Wandalorum duces, vicinas quasque provincias bello premebant. Hi iam multis elati victoriis nuntios ad Winnilos mittunt, ut aut tributa Wandalis persolverent aut se ad belli certamina praepararent. […] Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,7. 8 Und zwar habe Freya, die Gattin Wotans, ihnen geraten, die winnilischen Frauen sollten ihre langen Haare nach unten Binden, um so Bärte zu imitieren. Aus dem Ausspruch Odins „Wer sind denn diese Langbärte?“ (Qui sunt isti longibarbi?) sei der Name entstanden: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,8. 9 So generell über die Zeit, bevor die Langobarden, in den „Gesichtskreis der antiken Welt“ eintreten: Schwarz 2009, 42. 10 Nicht zuletzt auch aufgrund der großen zeitlichen Distanz, die sich aus der Abfassungszeit der Langobardengeschichte in der zweiten Hälfte, vielleicht am Ende des 8. Jh. ergibt: vgl. Schwarz 2009, 21. 11 Die Kämpfe gegen die Vandalen bildeten wohl den Abschluss des mehrbändigen Werkes über die Goten- bzw. Skythenkriege: Martin 2006, 161. 12 Vgl. Martin 2006, 161.



Die Vandalen – regnum ohne dux 

 55

Und so kamen sie überein: Die Barbarenkönige und -Führer [οἱ δὲ τῶν βαρβάρων βασιλεῖς καὶ ἄρχοντες] kamen, wie es ihnen befohlen war, und stellten aus den ihren Geiseln, nicht zweitrangig an Stand und Glück. Beide Könige geben nämlich ihre Kinder ohne zögern als Geiseln und dazu andere mit ihnen, nicht viel niedriger an Rang. […]13 (ÜS. G. Martin)

Durch eine kurz darauf folgende Episode wird das Verständnis des Verhältnisses von βασιλεῖς und ἄρχοντες klarer. Die Vandalen waren auf das Angebot des Kaisers eingegangen und stellten den Römern eine Abteilung von 2.000 Reitern zur Verfügung. Unter Begleitung römischer Truppen zogen sich die meisten Vandalen über die Donau zurück. Einige jedoch verleitete das offene Land zum Plündern: […] Diejenigen aber, die sich unter Bruch des Vertrages zum Beutemachen weit zerstreut hatten, wurden allesamt vom Princeps Castrorum Peregrinorum getötet – insgesamt nicht weniger als 500. Weil sie nämlich durch befreundetes Gebiet zogen und sich vom Übermut über den mit den Römern abgeschlossenen Frieden hinreißen ließen, stürmten sie dem ganzen Heer voraus, machten mit Zustimmung ihres Anführers [ἄρχων] einzelne plötzliche Überfälle und verwüsteten einen nicht geringen Teil des Landes. Und *** den, der diese Aktion veranlaßt hatte, im Beisein des Königs [βασιλεύς] niederzuschießen. Die übrigen Vandalen verteilten sich und kehrten nach Hause zurück. […]14 (ÜS. G. Martin)

Die zeitliche Nähe zu den erwähnten Geschehnissen15 und die vermutete militärische Erfahrung des Dexippos16 in der Region machen die umfangreiche Erfindung von ausschmückenden Passagen unwahrscheinlich.17 Aufgrund der Nähe der Passagen zuei13 καὶ οἳδε μὲν ὧδε συνηνέχθησαν γνώμηι, ὁι δὲ τῶν βαρβάρων βασιλεῖς καὶ ἂρχοντες ἣκοντες καθότι σφίσι προειρημένον ἒδοσαν ὁμήρους σφῶν αὐτῶν οὐ τὰ δεύτερα ἀξιώσεως καὶ τύχης. Οἳ τε γὰρ βασιλεῖς τοὺς παῖδας ἑκάτεροι διδόασιν ἐς τὴν ὁμηρείαν ἐνδοιάσαντες οὐδὲν, καὶ ἓτεροι ἃμα αὐτοῖς οὐ μάλα πόρρω ἀξιώσεως. […] Dexipp. Fr. 7,2. (Jacoby = Martin [2006] Fr. 30) Die beiden erwähnten Könige deutet Martin als die Herrscher über jeweils einen Stamm, die Silingen und Hasdingen: Martin 2006, 137, Anm. 19. 14 […] ὃσοι δὲ παραβάσει τῶν σπονδῶν ἐπὶ λείας συλλογὴν ἀφθόνως ἀπεσκεδάσθησαν, ἀνηιρέθησαν σύμπαντες ὑπο τοῦ ἡγεμόνος τῶν ξενικῶν στρατοπέδων, οὐ μείους γενόμενοι πεντακοσίοι. Οἷ γὰρ δὲ διὰ φιλίας τῆς χώρας πορευόμενοι καὶ θάρσει τὴς γενομένης πρὸς Ῥομαίους εἰρήνης ἒπαρθέντες τῆς πάσης τάξεως προσεξαίσοντες κατά τινας αἰφνιδίους ἐπιδρομὰς προσέβαλλον γνώμηι τοῦ ἂρχοντος, καὶ οὐκ ὀλίγα τῆς χώρας ἐκακούργουν. Καὶ τὸ ἒργον τοῦτο τὸν ἐργασάμενον παρὰ τῶι βασιλεῖ κατατοξευθῆσαν οἱ δὲ λοιποὶ Βανδήλων διεσκεδάσθεσαν καὶ ἀπενόστησαν ἐπ‘ οἲκου. Dexipp Fr. 7,3. (Jacoby = Martin [2006] Fr. 30). 15 Woher Dexipp seine Informationen über die Zeit der Herrschaft Aurelians hatte, ist unklar: Martin 2006, 66. 16 Wahrscheinlich ist der Anführer bei der Schlacht gegen die Heruler im Jahr 267 als Dexipp selbst zu identifizieren. Wirklich sicher ist dies jedoch nicht. Zur Diskussion: Martin 2006, 37–41. Die Abfassung des Werkes fällt wohl in den Zeitraum zwischen dem Ende von Aurelians Gotenkriegen im Jahr 271 und dem Beginn der Herrschaft des Probus im Jahr 276, wobei ein genauer Zeitpunkt nicht bestimmt werden kann: Martin 2006, 31. 17 Martin (2006, 198–202.) ist anderer Ansicht. Dexipp verzerre das Bild der Barbaren allzu sehr um einen Gegenentwurf zu der überlegten Handlungsweise der Römer und Griechen zu bieten. Er führt eine Reihe von Beispielen an, die Dexipp dafür entworfen haben könnte. Hierfür nennt er die 3 ge-

56 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

nander kann man davon ausgehen, dass die Verwendung der gleichen Termini nicht unabsichtlich geschah. Daher werden die ἄρχοντες der ersten Passage und der ἄρχων aus der zweiten höchstwahrscheinlich die gleichen Positionen bezeichnen.18 Diese ἄρχοντες erscheinen neben den βασιλεῖς als die entscheidenden Persönlichkeiten. Aufgrund des Rahmens der Quellenpassagen sind in den ἄρχοντες wie auch in den βασιλεῖς militärische Anführer zu erkennen. Diese ἄρχοντες können als gleichbedeutend mit duces gewertet werden. Die Semantik der Termini βασιλεῖς und ἄρχοντες legt eine hierarchische Abstufung zwischen beiden nahe. Da einer der ἄρχοντες jedoch ohne weiteres gegen den Vertrag mit den Römern verstieß und dies nicht von den βασιλεῖς oder ihren Truppen abgestraft wurde, sondern sie durch die Römer geschlagen werden mussten, zeigt, dass diese hierarchische Abstufung keineswegs mit einer festen Bindung an die βασιλεῖς einher ging. Es handelte sich also um Anführer von Kriegergruppen, die sich von der höheren Stellung der βασιλεῖς, wodurch auch immer diese begründet war, zwar unterschieden, jedoch keine Befehlsempfänger darstellten. Dass die Krieger ihrem ἄρχων folgten und ihn nicht wegen Befehlsverweigerung vor die βασιλεῖς brachten, weist darauf hin, dass ihre Loyalität ihrem Fürsten galt und

scheiterten Belagerungen (198 f.), das Erschlagen der 500 Vandalen durch die Truppe des princeps castrorum peregrinorum, welche ja nur den Kaiser begleiten würde (199), womit er eine geringe Truppenstärke der Römer impliziert. Dass ein Teil der Vandalen sich beim Rückzug abspaltet, sieht er als Nachweis unüberlegter Handlungsweise (199 f.). Die Juthungen könnten nur über einen Dolmetscher mit den Römern sprechen, was er mit fehlendem Zugang zu hoher Kultur verbindet (200). All diese Punkte lassen eine gewisse Tendenz erkennen, lassen sich jedoch auch anders erklären. So ist die Unfähigkeit, Belagerungen länger durchzuhalten, bei germanischen Stämmen (im Jahr 271 ist der Begriff für die gemischten Gruppen noch einigermaßen legitim) nahezu allgegenwärtig. Vor allem, wenn die Belagerer aus dem nördlich der Donau und östlich des Rheins gelegenen Raum kommen und keine Erfahrungen mit dem Belagern von Städten haben, ist diese Eigenschaft auch verständlich. Die Truppe, die den Kaiser begleitete, muss nicht, ja wird gerade deshalb nicht klein und militärisch unfähig gewesen sein. Dass sie eine größere Zahl an Vandalen niederstrecken konnte, mag auch daran gelegen haben, dass diese sich während der Plünderungen verteilt hatten. Die Abspaltung eines Verbandes, um das Land zu plündern, ist durchaus verständlich, betrachtet man den Aufbau und die Organisation germanisch-gentiler Heere: Eine enge Bindung des ganzen Verbandes an den Heerführer und eine strenge Disziplin sind nicht zu erwarten. Da der Zusammenhalt des Heeres auf Beute fußte und diese zu gewähren eine wichtige Aufgabe der einzelnen Fürsten war, ist eine separate Aktion einer Gruppe durchaus wahrscheinlich. Das freie und ungeschützte Land lud geradezu dazu ein. Zuletzt ist die Verwendung von Dolmetschern zum einen kein Zeichen von Unkultur, wie sich an ihrer weiten Verbreitung noch in heutiger Zeit ablesen lässt (auch in der Antike war es nicht herausragende geistige Leistungsfähigkeit, die zum Führen prädestinierte – schon gar nicht bei Heeresverbänden) und zum anderen bleibt unklar, welcher Zugehörigkeit der Dolmetscher ist (Dexipp. Fr. 6,3 (Jacoby = Martin [2006] Fr. 28,3)). Somit könnte es sich auch um einen Juthungen gehandelt haben. Insofern ist Martin zuzustimmen, dass Dexipp versucht, die „Barbaren“ (wie er sie summarisch bezeichnet: Martin 2006, 198) als kulturell inferior zu zeichnen, doch die von ihm referierten Fakten könnten trotzdem alle der Wahrheit entsprochen haben. 18 In der Parallelüberlieferung bei Zosimos (Zosimos, hist. [Mendelssohn 1887], 1,48,2 f.) treten keine Könige oder Anführer in Erscheinung.



Die Vandalen – regnum ohne dux 

 57

nicht den Anführern des Gesamtverbandes. Daher ist nicht davon auszugehen, dass die ἄρχοντες der Vandalen bei Dexippos durch die βασιλεῖς eingesetzt worden waren und nur über delegierte Macht verfügten. Vielmehr erscheinen sie als unabhängige Anführer ihrer Verbände und hatten möglicherweise selbst eine persönliche Bindung zu den βασιλεῖς. Die nächsten Positionen sind in der Zeit zwischen dem Übertritt über den Rhein 406/7 und Überfahrt nach Nordafrika 429 zu finden. Am Beginn der Bücher über die Vandalenkriege beschreibt Prokop sehr kurz die Route der Vandalen bis nach Afrika: Die um die Mäotische See wohnenden Vandalen litten unter Hungersnot und zogen daher mit den Alanen, einem gotischen Stamm, zu den Germanen, die heute Franken heißen. So kamen sie an den Rhein und dann von dort aus unter ihrem Führer [ἡγουμένος] Godigisklos in ihre neuen Wohnsitze nach Spanien, vom Ozean her dem ersten Land des römischen Reiches. […]19 (ÜS. O. Veh)

Durch das Partizip ἡγουμένος wird Godigisklos hier praktisch als ἡγεμών beschrieben. Eine kurz darauf folgende Anmerkung über die Nachfolge nach dessen Tod präzisiert die Herrschaftsterminologie Prokops an dieser Stelle: Dort [sc. in Spanien] aber war Godigisklos gestorben, und seine Söhne hatten die Herrschaft [ἀρχή] übernommen, Gontharis, der von seiner ehelichen Gattin stammte, und Geiserich, ein unehelicher Sproß.20 (ÜS. O. Veh)

Prokops Verwendung von ἀρχή anstatt βασιλεία, verbunden mit der Bezeichnung als ἡγουμένος bzw. ἡγεμών steht keinesfalls der Stellung des Godigisklos und später seiner Söhne als Königen entsprechende Anführer des Verbandes entgegen.21 Später verwendet Prokop die Termini βασιλεύς bzw. βασιλεία durchaus,22 bedient sich jedoch auch weiterhin der Begriffe ἡγεμών und ἀρχή. Eine exakte Wortwahl war vom Autor nicht angestrebt worden. Der Vergleich der Verwendungen von ἡγουμένος bei Prokop zeigt deutlich, dass er den Titel vorrangig für militärische Anführer der Vandalen und nicht der Römer verwendete.23 Eine weitere Präzisierung ist aufgrund der 19 Βανδίλοι δὲ ἀμφὶ τὴν Μαιῶτιν ᾠκημένοι λίμνην, ἐπειδὴ λιμῷ ἐπιέζοντο, ἐς Γερμανούς τε, οἳ νῦν Φράγγοι καλοῦνται, καὶ ποταμὸν Ῥῆνον ἐχώρουν, Ἀλανοὺς ἑταιρισάμενοι, Γοτθικὸν ἔθνος. (2) Εἶτα ἐνθένδε, ἡγουμένου αὐτοῖς Γωδιγίσκλου, ἐν Ἱσπανίᾳ ἱδρύσαντο, ἣ πρώτη ἐστὶν ἐξ ὠκεανοῦ χώρα τῆς Ῥωμαίων ἀρχῆς. […] Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,3,1 f. 20 ἔνθα δὴ Γωδίγισκλος μὲν ἐτεθνήκει, διεδέξαντο δὲ τὴν ἀρχὴν οἱ ἐκείνου παῖδες, Γόνθαρις μὲν ἐκ γυναικὸς αὐτῷ γαμετῆς γεγονώς, Γιζέριχος δὲ νόθος. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,3,23. 21 Isidor schreibt im Gegensatz dazu, dass Gunderich (Gontharis) hier zum rex Vandalorum geworden sei: […] ‚Primus autem in Spanias Gundericus rex Wandalorum successit […] Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 72 f. 22 So z. B. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,7,29; 1,9,8; 1,10,33. 23 Folgende Personen werden in den beiden Büchern über den Vandalenkrieg bis zur Gefangennahme Gelimers von Prokop als ἡγουμένος bezeichnet: Alarich  I. (als Anführer des Westgotenverbandes in Italien): Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,2,7. Athaulf (als Anführer des Westgotenver-

58 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

sonst willkürlichen Verwendung nicht möglich. Die Bezeichnung des Godigiselus als ἡγουμένος kann durchaus mit dem lateinischen dux in Verbindung gebracht werden, zieht man eine weitere Quelle hinzu. Victor von Vita berichtet, Geiserich, einer der Söhne Godigisklos‘, habe dessen Stellung eingenommen, nachdem sein Bruder Gunderich 428 verstorben war. Bei der Beschreibung der Überfahrt nach Nordafrika bezeichnet er ihn als dux: Als dann die Überfahrt der gesamten Masse aufgrund der Schlauheit ihres Anführers [dux] Geiserich gelungen war, beschloß dieser sofort, um seinem Volk einen furchterregenden Ruf zu verschaffen, die ganze Menge zu zählen, jeden, dem bis zu diesem Tag irgendein Frauenschoß das Leben gegeben hatte. Es fanden sich und wurden gezählt 80.000 Menschen: Alte, Junge und Kinder, Sklaven oder Herren. […]24 (ÜS. K. Vössing)

Da Geiserich hier als der Anführer des Gesamtverbandes erscheint, ist seine Stellung der eines (Heer)königs entsprechend. Dies wird durch die Bezeichnung als rex in anderen Quellen bestätigt.25 In den nicht ganz einhundert Jahren des Bestehens des Vandalenreiches in Nordafrika beziehen sich alle Verwendungen von duces, ἀρχόντες, ἡγεμόνες oder ἡγουμένοι auf die vandalischen Könige. Dennoch lassen sich Funktions- und Amtsträger finden, die als Heerführer agierten oder agiert haben könnten. Die ersten hier zur erwähnenden Funktionäre sind bei Prokop zu finden. Nachdem die Vandalen unter Führung Geiserichs nach Nordafrika gekommen waren und sich 439 in der Region um Karthago festgesetzt hatten, traf er einige Anordnungen über die Gestaltung der Gesellschaft. Erst erwähnt Prokop die Verteilung des Landes an die Angehörigen des Verbandes per Los,26 unmittelbar darauf kommt er auf das Heer zu sprechen: Die Vandalen und Alanen gliederte er in Tausendschaften [λόχοι], an deren Spitze er nicht weniger als achtzig Lochagen stellte. Diesen gab er die Bezeichnung Chiliarchen [χιλιάρχοι], wodurch er den Eindruck erweckte, als belaufe sich sein Kriegsvolk auf achtzigtausend Mann.

bandes): 1,2,37. Godigisklos (oben vorgestellte Passage): 1,3,2. Geiserich (als Feldherr): 1,3,32. Kaiser Maiorian (als Feldherr): 1,7,6. Ein Schatzmeister der Römer (ὁ τοῦ ταμιείου ἡγούμενος): 1,10,3. Gelimer (allgemein als Herrscher über die Vandalen): 1,17,9. Ein Massagetenfürst in römischen Diensten (als Anführer seiner Truppen in der Schlacht): 1,18,13. Gelimer (als Feldherr): 1,19,18. Als Bezeichnung Vandalischer Fürsten, mit denen Gelimer gelegentlich speiste (ῶν Βανδίλων ἡγουμένοι): 1,21,1. Theudis (als Herrscher der Westgoten): 2,4,34. Hilderich (allgemein als Herrscher über die Vandalen): 2,5,8. 24 Transiens igitur quantias universa calliditate Geiserici ducis, ut fama suae terribilem faceret gentis, ilico statuit omnem multitudinem numerari, usque ad illam diem quam huic luci uterus profuderat ventris. Qui reperti sunt senes, iuvenes, parvuli, servi vel domini, octoginta milia numerati […] Victor von Vita, hist. (Halm 1879), 1,2. 25 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 22; Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 33 (167); Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), a. 439,3. 26 Diese sortes Vandalorum sind Gegenstand einer längeren Diskussion, siehe: Hettinger 2001, 128, Anm. 23.



Die Vandalen – regnum ohne dux 

 59

(19) Nun soll aber, wenigstens in der ersten Zeit, die Zahl der Vandalen und Alanen höchstens fünfzigtausend betragen haben. (20) Später freilich wurden ihrer sowohl durch eigenen Nachwuchs als auch durch den Zuzug anderer Barbaren sehr viel mehr. (21) Diese sowie die Alanen gingen alle, mit Ausnahme der Maurusier, in den Vandalen auf.27 (ÜS. O. Veh)

Diese Ausführungen Prokops sind jedoch weniger schlüssig, als sie auf den ersten Blick scheinen mögen. Die durch Geiserich hier vorgenommene Ordnung der Gesellschaft28 trägt stark militärische Züge. Dies zeigt sich zum einen durch die Bezeichnungen als λόχοι und λοχαγοί,29 zum anderen macht er deutlich, dass durch die Bezeichnung als χιλιάρχοι der Eindruck entstehen sollte, sein Kriegsvolk (ὁ τῶν στρατευομένων λεώς)30 sei 80.000 Mann stark. Dies sei jedoch nicht der Fall, da er nur 50.000 Krieger befehlige. Möglicherweise verwechselte Prokop die Größe des Heeres mit der Größe des Gesamtverbandes, die inklusive Frauen und Kinder 80.000 betragen haben soll.31 Mit den neu hinzugekommenen Kriegern aus den Regionen Nordafrikas wäre somit eine Heeresstärke von 50.000 durchaus möglich gewesen. Wenn die Tausendschaftsführer χιλιάρχοι tatsächlich jeweils über 1.000 Personen eingesetzt wurden, dann zählten hierzu neben Kriegern auch Frauen und Kinder. Somit muss man ihnen wohl Funktionen über das Militärische hinaus einräumen.32 Dies

27 Τοὺς δὲ δὴ Βανδίλους τε καὶ Ἀλανοὺς ἐς λόχους καταστησάμενος, λοχαγοὺς αὐτοῖς ἐπέστησεν οὐχ ἧσσονἢ ὀγδοήκοντα, οὕσπερ χιλιάρχους ἐκάλεσε, δόκησιν παρέχων ἐς ὀκτώ οἱ μυριάδας συνιέναι τὸν τῶν στρατευομένων λεών. (19) καίτοι οὐ μᾶλλον ἢ ἐς μυριάδας πέντε τὸ τῶν Βανδίλων τε καὶ Ἀλανῶν πλῆθος ἔν γε τῷ πρὶν χρόνῳ ἐλέγετο εἶναι. (20) ἔπειτα μέντοι τῇ τε κατὰ σφᾶς παιδοποιίᾳ καὶ ἄλλους βαρβάρους ἑταιρισάμενοι ἐς μεγάλην τινὰ πολυανθρωπίαν ἐχώρησαν. (21) τὰ δὲ τῶν Ἀλανῶν καὶ τῶν ἄλλων βαρβάρων ὀνόματα, πλὴν Μαυρουσίων, ἐς τὸ τῶν Βανδίλων ἅπαντα ἀπεκρίθη. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,5,18–21. Die Stelle illustriert die polyethnische Zusammensetzung des Vandalenverbandes. 28 Die möglicherweise zugleich eine Volkszählung war: Claude 1988, 19. Weiterführende Lit. Ebd. Anm. 15. 29 Bei Begriffe sind eindeutig militärischer Natur: siehe dazu Lammert 1926, 943–946; Pape 1954, 65 f. 30 ὁ λεώς ist die attischer Variante von ὁ λαός = „Volk“, mit spezieller Betonung auf „Kriegsvolk“ siehe: Pape 1954, 15; 37. 31 Diese Anzahl nennt Victor von Vita (hist. [Halm 1879], 1,2) und wird von der Forschung zumeist akzeptiert: Courtois 1955, 215–217; Berndt 2007, 121; Castritius 2007, 78–80; Vössing 2011, 154, Anm. 12; ders. 2014, 39. Zudem sagt Victor deutlich, dass diese Menge auch Frauen, Kinder, Alte und Sklaven miteinbezieht: […] senes, iuvenes, parvuli, servi vel domini […]. Prokops wiederholte Angabe, es handele sich um 80.000 vandalische Krieger (Prokop, hist. arc. [Haury 1963], 18,6), ist rhetorisch stark gefärbt: Maier 2005, 54, Anm. 55. 32 Maier (2005, 225–227) nimmt das Anführen von Kriegern als die Hauptfunktion der millenarii an. Dies macht er jedoch nur an den beiden erwähnten Prokop-Aussagen fest. Darüber hinaus möchte er ihnen auch administrative und judikative Aufgaben im ihnen zugewiesenen Gebiet zuordnen. Vössing (2011, 154, Anm. 13) hingegen hält die Tausendschaften wegen der Mischung von Alter und Geschlecht für ‚zivile‘ Einheiten. Bei den Westgoten interpretiert Claude (1971, 183) ihre Funktion laut dem Cod. Eur. auch als von hauptsächlich richterlicher Natur.

60 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

ist auch der Grund (neben der semantischen Verwandtschaft),33 warum man sie mit den millenarii gleichsetzt, die auch im Ost- und Westgotenreich bekannt waren und die dort unter anderem richterliche Funktionen ausübten.34 Da sie im Vandalenreich nur ein einziges Mal im kriegerischen Kontext erwähnt werden, ist anzunehmen, dass ihre militärische Funktion entweder wenig ausgeprägt war, oder sie eine untergeordnete Rolle in der weiteren Befehlskette spielten. Als Offiziere sind die χιλιάρχοι allein in der Entscheidungsschlacht zwischen Gelimer und Belisar in Trikamaron im Jahr 534 genannt. Nachdem Prokop die Aufstellung der römischen Truppen erläutert hat, kommt er auf die Schlachtreihe der Vandalen zu sprechen: Bei den Vandalen standen die Chiliarchen auf beiden Flügeln, jeder vor seiner Abteilung, während Tzazon, Gelimers Bruder, das Zentrum führte; dahinter hatten die Maurusier ihren Platz gefunden. (9) Gelimer selbst ritt allenthalben durch die Reihen und feuerte die Männer zur Tapferkeit an. […]35 (ÜS. O. Veh)

Da die χιλιάρχοι hier eindeutig als Anführer ihrer Abteilungen (λόχοι) in Erscheinung treten, ist ihre militärische Funktion unbestritten. Dass sie jedoch überhaupt genannt werden, bedarf der Analyse. Es ist wohl kein Zufall, dass sie zuvor nie von Prokop als Heerführer bei den Aktionen der Vandalen erwähnt werden, hier jedoch schon. An dieser Stelle wird die entscheidende Schlacht zwischen Gelimer und den römischen Truppen unter Belisar geschlagen. Eine Niederlage würde die Zukunft des Vandalenreiches, also die soziale Ordnung und die Existenz des Gesamtverbandes, bedrohen. Möglicherweise zogen die χιλιάρχοι aus diesem Grunde hier mit in die Schlacht und ihre Truppen stellten eine Art Miliz oder Gesamtaufgebot dar. Alternativ könnte die Erwähnung als Stilmittel Prokops verstanden werden. Eventuell wollte er diese Schlacht, die sich zwar ziemlich genau in der Mitte seiner „Vandalenkriege“ befindet, jedoch einen bedeutenden Wendepunkt im römisch-vandalischen Konflikt bedeu33 Vgl. Isidor von Sevilla, etym. (Migne 1979), 9,3,30. 34 Berndt (2007, 247) setzt die millenarii und χιλιάρχοι bedenkenlos gleich. Ebenso: Claude 1988, 19. Da durch eine Nachricht bei Victor von Vita (hist. [Halm 1879], 1,30) ein millenarius im Vandalenreich bezeugt ist, kann diese Annahme durchaus als gerechtfertigt gelten. Die richterliche Funktion der millenarii im Westgotenreich stützt sich auf eine Erwähnung im Codex Euricianus ([Zeumer 1902] 322). Auf ostgotischer Seite ist der millenarius nur einmalig erwähnt: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,27,1. Zur Verbindung der beiden Begriffe χιλιάρχος und millenarius, siehe auch: Isidor von Sevilla, etym. (PL 82), 9,3,30. Die Verwandtschaft beider Positionen ist jedoch nicht unbestritten. Der millenarius wird nur aufgrund einer einmaligen Nennung bei Victor von Vita (hist. [Halm 1879], 1,30) als in Nordafrika bezeugt angesehen und wegen der ähnlichen Semantik mit dem χιλιάρχος gleichgesetzt. Möglicherweise jedoch ist es eine schlichte Funktionsbezeichnung ohne die Bedeutung eines Amtes: Claude 1988, 20. 35 Βανδίλων δ̣̔̓κέρας μὲν ἑκάτερον οἱ χιλίαρχοι εἶχον, ἕκαστός τε ἡγεῖτο τοῦ ἀμφ̓ αὐτὸν λόχου, κατὰ δὲ δὴ τὸ μέσον Τζάζων ἦν ὁ τοῦ Γελίμερος ἀδελφός, ὄπισθεν δὲοἱ Μαυρούσιοι ἐτετάχατο. (9) αὐτὸς μέντοι ὁ Γελίμερ πανταχόσε περιιὼν ἐνεκελεύετό τε καὶ ἐς εὐτολμίαν ἐνῆγε. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 2,3,8 f.



Die Vandalen – regnum ohne dux 

 61

tete, besonders betonen. Dazu könnte er auf die χιλιάρχοι zurückgegriffen haben, um durch ihre erste Nennung die Einrichtung des Reiches und damit eine Art Anfangspunkt zu markieren und durch ihre erneute Erwähnung einen Endpunkt zu kennzeichnen. Das Auftreten der χιλιάρχοι wäre somit gleichbedeutend mit dem Auftreten des gesamten Vandalenreiches. In dieser Frage lässt sich keine Entscheidung treffen. Sollten die χιλιάρχοι auf die von Prokop beschriebene Weise agiert haben, bleibt zu konstatieren, dass ihnen aufgrund ihrer hohen Anzahl und seltenen Erwähnung keine taktisch entscheidende, militärische Funktion zugewiesen werden kann. Sie entsprachen keinesfalls den in anderen Gentilreichen fassbaren duces an der Spitze der Heere. Aus der Herrschaftszeit Geiserichs ist nur ein Funktionsträger mit militärischen Kompetenzen bekannt. Die größeren Unternehmen entlang der Küsten führte der König persönlich an. Speziell bei den Angriffen auf Sizilien,36 Italien37 und Rom38 ist seine Anwesenheit aus den Quellen abzuleiten. Wer in dieser Zeit an seiner statt die Regierungsgeschäfte und sonstigen Aufgaben in Nordafrika wahrnahm, ist unbekannt. Im Kontext des sich zuspitzenden Konfliktes zwischen arianischen Vandalen und katholischen Romanen berichtet Victor von Vita39 über den sonst unbekannten Proculus. Nachdem Geiserich zwei Geistliche hatte hinrichten lassen, schickte er ihn, um die katholischen Gemeinden zu terrorisieren: Von nun an entbrennt Geiserichs Zorn gegen die Kirche Gottes. Er schickt einen gewissen Proculus in die Zeugitana, um die Priester des Herrn zur Auslieferung der Kirchengeräte und aller Bücher zu zwingen, damit er, als schlauer Feind, sie zunächst ihres Rüstzeugs beraube und die Wehrlosen dann um so leichter in seine Gewalt bringen könne. Als diese aber riefen, sie könnten dies nicht ausliefern, plünderten jene alles mit räuberischer Hand und machten sich aus Altardecken – welch ein Frevel! – Hemden und Hosen. Jener Proculus aber, der Vollstrecker dieser Taten, starb bald darauf einen höchst schmählichen Tod, indem er sich die Zunge in Stücke biß.40 (ÜS. K. Vössing)

36 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,5,21 f.; Cassiodor, Chron. (Mommsen 1894), 1235. 37 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,5,21 f. 38 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,5,1; Cassiodor, Chron. (Mommsen 1894), 1263; Euagrios Scholastikos, ekkl. hist. (de Valois 1844), 2,7; Prosper Tiro, epit. chron. (Mommsen 1892), 1375; Victor von Tunnuna, chron. (Mommsen 1894), 455. 39 Zwar sind Victors Lebensdaten nur schwer zu rekonstruieren, doch kann die Fertigstellung seines Werkes um 487–489 (Vössing 2011, 14) oder 484–491 (Howe 2007, 39) angenommen werden. Einen Teil der Herrschaft des Hunerich erlebte er persönlich mit (zumindest behauptet er das: Howe 2007, 36) weswegen eine gewisse Zuverlässigkeit angenommen werden kann. Die Echtheit der von ihm im Text überlieferten Edikte des Hunerich wird gemeinhin akzeptiert und es gibt keinen Grund, warum nicht auch die übrigen Fakten historisch korrekt sein sollten: Ebd. 34–37. Jedoch ist die Tendenz seines Werkes nicht zu übersehen. So werden die Verfolger über Gebühr negativ verzeichnet. Howe hat eine Übersicht der 8 Topoi der Verfolger erstellt: Ebd. 183–228. 40 Accenditur hinc adversus dei ecclesiam Geisericus. Mittit Proculum quendam in provinciam Zeugitanam, qui coartaret ad tradendum ministeria divina vel libros cunctos domini sacerdotes, ut primo armis nudaret, et ita facilius inermes hostis callidus captivasset. Quibus se non posse tradere clamantibus, ipsi

62 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

Wie zahlreich die Krieger unter dem Befehl des Proculus waren, ist unklar, doch muss ihre Menge ausreichend groß gewesen sein, um die Kirchen der Region zu berauben und die Gläubigen von effektiver Gegenwehr abzuhalten. Auch ist nicht sicher zu entscheiden, ob die Zeugitana nur die Region um Karthago oder aber die gesamte Provinz Africa Proconsularis umfasste.41 Seine Funktion ähnelt der der drei bekannten vandalischen comites. Speziell jener comes, der von Hunerich nach Tipaza, 60 Kilometer westlich von Algier, geschickt wurde, um dort die Mitglieder der katholischen Gemeinde zu verstümmeln, kann als Parallele angeführt werden.42 Die beiden weiteren comites sollten mit den katholischen Geistlichen verhandeln, die Hunerich zwecks Exilierung hatte versammeln lassen.43 Proculus fügt sich in diese Reihe gut ein und ist daher eher als ein Gesandter vom Hof zu werten und weniger als Heerführer. Für die nächsten vandalischen Könige bis zur Machtergreifung Gelimers sind die Quellenzeugnisse knapp. Prokop handelt diese Zeit summarisch in einem Kapitel ab und Victor von Vita beschreibt vor allem die Innen- und Kirchenpolitik Geiserichs und Hunerichs. Für Hunerich und seinen Nachfolger Gunthamund berichtet Prokop über Kriege gegen die Maurusier, wobei unklar bleibt, ob die Könige ihre Krieger selbst in die Schlacht führten.44 Auch der nachfolgende Thrasamund kämpfte gegen das Berbervolk, wobei die Gegner unter dem Fürsten Kabaon einen Sieg davon tragen konnten, indem sie gezielt die vandalische Schwäche im Fern- und Formationskampf ausnutzten. Als der Vormarsch der Vandalen aufgrund der ungewohnten Maßnahme der Maurusier stockte, gingen diese zum Angriff über: Da nun die Maurusier aus der Deckung heraus bei der großen Zahl ihrer Gegner Roß und Reiter mühelos im Geschoßhagel niederstrecken konnten, mußten die Vandalen schließlich die Flucht ergreifen und fanden durch die nachsetzenden Maurusier größtenteils den Tod; einige gerieten auch in Gefangenschaft, und nur ganz wenige kehrten von diesem Heere nach Hause zurück. (29) Solche Niederlagen mußte Trasamundos von den Maurusiern hinnehmen. Er starb dann einige Jahre später, nachdem er siebenundzwanzig Jahre über die Vandalen geherrscht hatte.45 (ÜS. O. Veh.)

rapaci manu cuncta depopulabantur atque de palliis altaris – pro nefas! – camisias sibi et femoralia faciebant. Qui tamen Proculus, huius rei exsecutor, frustatim sibi comedens linguam in brevi turpissima consumptus est morte. Victor von Vita, hist. (Halm 1879), 1,39. 41 So Vössing 2011, 165, Anm. 86. Howe (2007, 128, Anm. 48) nimmt an, dass sich Victor von Vita, hist. (Halm 1879), 1,39–42 auf die gesamte Proconsularis bezieht. Dies würde für eine größere Stärke von Proculus‘ Truppen sprechen. 42 Victor von Vita, hist. (Halm 1879), 3,30. Zur Lage von Tipaza: Vössing 2011, 186, Anm. 298. 43 Victor von Vita, hist. (Halm 1879), 2,28. 44 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,8,1; 7 45 ἐπειδή τε συχνὰ ἐς αὐτοὺς ἀκοντίζοντες ἐκ τοῦ ἀσφαλοῦς οἱ πολέμιοι τούς τε ἵππους καὶ αὐτούς, ἅτε πλῆθος ὄντας, οὐ χαλεπῶς ἔκτεινον, ἔφευγόν τε καὶ τῶν Μαυρουσίων ἐπεξιόντων οἱ μὲν πολλοὶ διεφθάρησαν, εἰσὶ δὲ οἳ καὶ ὑπὸ τοῖς πολεμίοις ἐγένοντο, ὀλίγοι τεκομιδῆ ἐκ τοῦ στρατοῦ τούτου ἐπ̓ οἴκου ἀπεκομίσθησαν. (29) ταῦταμὲν Τρασαμούνδῳ παθεῖν πρὸς Μαυρουσίων ξυνέπεσεν ἐτελεύτα δὲχρόνῳ ὕστερον ἑπτά τε καὶ εἴκοσιν ἔτη Βανδίλων ἄρξας. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,8,28 f.



Die Vandalen – regnum ohne dux 

 63

Das Fehlen der Nennung eines Heerführers deutet an, dass der Thrasamund seine Truppen nicht selbst angeführt hat. Prokop hätte das sicher erwähnt, vor allem, da es sich um eine vernichtende Niederlage handelte, aus der sich nur wenige Vandalen retten konnten. Für Hilderich, den Nachfolger Thrasamunds, ist erstmals auch namentlich ein Heerführer überliefert. Hoamer, ein naher Blutsverwandter,46 schlug seine Schlachten für ihn, weshalb ihn Prokop ausdrücklich als kriegsunwillig beschreibt: Nun bestieg Ilderichos, der Sohn des Honorichos und Enkel Geiserichs, den Königsthron. Er zeigte sich gegenüber seinen Untertanen leutselig und sehr mild, bedrückte weder die Christen noch sonst jemand, war aber in der Kriegsführung so schlaff, daß er nicht einmal etwas davon hören wollte. (2) Die Feldzüge der Vandalen leitete jedenfalls sein Vetter [H]oamer, ein ausgezeichneter Soldat, den seine Leute auch Achilleus nannten.47 (ÜS. O. Veh)

Der Vandalenkönig wurde nach sieben Jahren der Herrschaft 530 durch Gelimer gestürzt, der ihn mit Hilfe vandalischer Fürsten absetzte und zusammen mit Hoamer und dessen Bruder Euagees einsperren ließ.48 Offenbar konnte er diese beiden nicht auf seine Seite ziehen und musste sie daher zusammen mit dem unkriegerischen König gefangen setzen. Unter der Herrschaft Gelimers, des letzten Königs der Vandalen, sind bei weitem die meisten Heerführer belegt. Den Anfang macht hier sein δούλος Godas, den er als Statthalter nach Sardinien entsandte:49 Godas war einer von den Gefolgsmannen Gelimers, Gote von Geburt, ein mutiger, kühner und gar starker Mann, der der Sache seines Herrn treu ergeben schien. (26) Diesem Godas vertraute daher Gelimer die Insel Sardinien mit dem Auftrage an, ihren Schutz zu übernehmen und die jährliche Steuer abzuführen. (27) Doch er konnte sein Glück nicht ertragen und innerlich mit ihm fertig werden, schwang sich also zum Gewaltherrscher auf, verweigerte auch jede weitere Tributzahlung und brachte die Insel zum Abfall von den Vandalen, worauf er sie in eigener Hand behielt.50 (ÜS. O. Veh.)

46 Mglw. sein Neffe: PLRE 3A, 600 f. 47 Ἰλδέριχος δὲ Ὁνωρίχου τοῦ Γιζερίχου παῖς τὴν βασιλείαν παρέλαβεν, ὃς τὰμὲν ἐς τοὺς ὑπηκόους εὐπρόσοδός τε ἦν καὶ ὅλως πρᾷος, καὶ οὔτε Χριστιανοῖς οὔτε τῳ ἄλλῳ χαλεπὸς ἐγεγόνει, τὰ δὲ ἐς τὸν πόλεμον μαλθακός τε λίαν καὶοὐδὲ ἄχρι ἐς τὰ ὦτα τὸ πρᾶγμά οἱ τοῦτο ἐθέλων ἰέναι. (2) Ὁάμερ γοῦν ἀνεψιός τε ὢν αὐτῷ καὶ ἀνὴρ ἀγαθὸς τὰ πολέμια ἐστρατήγει ἐφ̓ οὓς ἂνστρατεύοιντο Βανδίλοι: ὃν δὴ καὶ Ἀχιλλέα Βανδίλων ἐκάλουν. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,9,1 f. 48 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,9,8 f. 49 Vgl. Vössing 2014, 88 f. 50 Γώδας τις ἦνἐν τοῖς Γελίμερος δούλοις, Γότθος τὸ γένος, θυμοειδὴς μὲν καὶ δραστήριος καὶ πρὸς ἰσχὺν ἱκανὼς πεφυκώς, εὐνοϊκῶς δὲ δοκῶν ἐς τὰ τοῦ δεσπότουπράγματα ἔχειν. (26) τούτῳ τῷ Γώδᾳ ὁ Γελίμερ Σαρδὼ τὴν νῆσον ἐπέτρεψε, φυλακῆς τε ἕνεκα καὶ φόρον τὸν ἐπέτειον ἀποφέρειν. (27) ὁ δὲ τὴν ἀπὸ τῆς τύχης εὐημερίαν οὔτε καταπέψαι οὔτε τῇ ψυχῇ φέρειν οἷός τε ὢν τυραννίδι ἐπεχείρησε, καὶ οὐδὲ τὴν τοῦ φόρου ἀπαγωγὴν ἀποφέρειν ἔτι ἠξίου, ἀλλὰ καὶ τὴν νῆσον αὐτὸς Βανδίλων ἀποστήσας εἶχε. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,10,25–27.

64 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

Wie die Bezeichnung δούλος für Godas hier zu verstehen ist, lässt sich nicht sicher sagen. Otto Vehs Übersetzung „Gefolgsmann“ zeigt an, dass er sich scheute, hier einen Sklaven anzunehmen. Andere sehen darin kein Problem.51 Ehemalige Sklaven in hohen Positionen sind in antiker Zeit zwar keine Seltenheit, doch möglicherweise meinte Prokop damit weniger einen Sklaven nach römischem Rechtsverständnis, als vielmehr eher einen abhängigen Günstling. Godas hatte die höchste Position und damit auch den Auftrag der Sicherung und Verteidigung der Insel. Dies konnte er jedoch nur mit Hilfe einer entsprechenden Befehlsgewalt über militärisches Personal sicherstellen.52 Die Verantwortlichkeit für die Abführung des Tributes zeigt, dass sich seine Kompetenzen nicht nur auf den militärischen Bereich erstreckten. Jurisdiktionelle Aufgaben werden nicht erwähnt, aber müssen allein schon aus praktischen Erwägungen in gewissem Maße angenommen werden. Tzazon, der Bruder Gelimers, ist der einzige Heerführer, der mit einem Titel versehen ist. Der στρατηγός sollte 533 den erwähnten Godas absetzten, der bald nach seiner Einsetzung als Statthalter von Sardinien abgefallen war und sich zum Herrscher über die Insel aufgeschwungen hatte. Zu diesem Zweck führte er ein Heer mit sich, als dessen Anführer Geiserich ihn eingesetzt hatte: Er wählte unter den Vandalen fünftausend Mann aus, dazu einhundertzwanzig beste Schiffe, und entsandte sie unter dem Befehl [στρατηγόν] seines Bruders Tzazon. (24) Mit großer Kampfbegier und Eile fuhren sie denn auch gegen Godas und Sardinien aus. […]53 (ÜS. O. Veh)

Hier fällt die Deutung des als στρατηγός bezeichneten Bruders Tzazon leicht. Seine Aufgabe war hauptsächlich militärischer Natur und hatte einen (hier geografisch) begrenzten Aufgabenbereich. Damit spricht nichts dagegen, ihn mit einem dux gleichzusetzen. Die Titulatur stellt in diesem Fall eine Ausnahme dar, da im Regelfall die Bezeichnung als στρατηγός bei Prokop für die Feldherren der römischen Seite und insbesondere für Belisar reserviert war.54 Der nächste Heerführer wird mit Gelimers Bruder Ammatas greifbar. Als die Römer bereits in Nordafrika gelandet und bis nach Grasse, kurz vor Karthago, vorgedrungen waren, ließ Gelimer Ammatas ausrücken:

51 So etwa: Diensner 1966, 100; PLRE 3A, 539. 52 Vgl. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,24,1. 53 ἀπολέξας οὖν Βανδίλων χιλιάδας πέντε καὶ ναῦς εἴκοσι καὶ ἑκατὸν τὰς ἄριστα πλεούσας στρατηγόν τε ἀποδείξας Τζάζωνα τὸν ἀδελφὸν ἔστελλε. (24) καὶ οἱ μὲν ἐπὶ Γώδαν τε καὶ Σαρδὼ θυμῷ τε πολλῷ καὶ σπουδῇ χρώμενοιἔπλεον, […] Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,11,23 f. 54 στρατηγός als Bezeichnung für Belisar oder andere römische Offiziere in den beiden Büchern über den Vandalenkrieg bis zur Kapitulation Gelimers (2,7.): Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,3,8; 1,6,11; 1,7,20; 1,9,25; 1,10,4; 1,11,5; 1,11,18; 1,11,31; 1,12,2; 1,12,6; 1,12,10; 1,13,3; 1,14,13; 1,14,14; 1,15,1; 1,15,2; 1,15,32; 1,15,33; 1,15,35; 1,16,1; 1,16,11; 1,16,12; 1,20,11; 1,20,16; 1,21,9; 1,24,6; 2,1,6; 2,4,8; 2,4,19; 2,5,22. Vandalen werden an keiner weiteren Stelle mit dieser Bezeichnung versehen.



Die Vandalen – regnum ohne dux 

 65

Sobald Gelimer in Hermione von der Anwesenheit der Feinde hörte, erteilte er seinem Bruder Ammatas in Karthago schriftlichen Befehl, Ilderichos und alle, die ihm wegen Sippenzugehörigkeit oder sonst eng verbunden waren und in Haft saßen, hinzurichten und die Vandalen sowie sämtliche wehrhaften Männer in der Stadt in Bereitschaft zu setzen. Sie sollten die Feinde, wenn diese in die Engpässe bei der Vorstadt namens Dekimon eingetreten seien, von beiden Seiten her umfassend angreifen und wie in einem Netz vernichten. Ammatas tat wie befohlen; er ließ seinen Verwandten Ilderichos sowie Euagees töten, desgleichen ihren gesamten libyschen Anhang; [H]oamer war bereits gestorben. Die Vandalen aber hieß Ammatas sich rüsten und hielt sie bereit, um im rechten Augenblick anzugreifen.55 (ÜS. O. Veh.)

Ammatas werden hier die Kompetenzen zugeschrieben, Krieger zu rekrutieren und die Verteidigung zu organisieren. In Karthago scheint er bei Abwesenheit des Königs die Geschäfte geführt zu den Befehl über die städtischen Truppen gehabt zu haben. Um ein ganzes Heer handelte es sich dabei offenbar nicht, da er weitere Krieger ausheben sollte. Aus seinen späteren Aktionen im Laufe des Kampfes gegen die römischen Truppen geht deutlich die Funktion als Heerführer hervor.56 Sollte Prokop hier tatsächlich Einblick in die Kommunikation gehabt haben, wäre Ammatas‘ Position nicht die eines dauerhaft eingesetzten Heerführers und Stellvertreters Gelimers gewesen. Sein Kommando wurde stattdessen eher ad hoc eingerichtet. Die Exzeptionalität des Vorganges wird durch den Befehl zur unrechtmäßigen Liquidierung Hilderichs und seines Gefolges unterstrichen. Anders als im Falle Tzazons, der als στρατηγός über ein ausgehobenes Heer eingesetzt wurde, rekrutierte Ammatas seine Truppen selbst. Die Kompetenz hierzu verdankt er hauptsächlich dem Befehl Gelimers, doch wird seine Verwandtschaft mit dem Vandalenkönig ihm weiterhin eine gewisse auctoritas gesichert haben. Wenig später tritt der nächste Heerführer in Erscheinung und wieder ist es ein Verwandter, möglicherweise ein Neffe (ἀνεψιός). Nachdem die Römer in der Nähe Karthagos angekommen waren, stand eine Feldschlacht kurz bevor. Zuvor hatte Gelimer bereits Ammatas mit einem Heer zu sich gerufen. Nun sollte Gabimund einen weiteren Heeresteil führen, um so einen Angriff aus mehreren Richtungen zu ermöglichen:

55 Γελίμερ δέ, ἐπεὶ ἐν Ἑρμιόνῃ τὸ πρῶτον παρόντας ἤκουσε τοὺς πολεμίους, γράφει πρὸς τὸν ἀδελφὸν Ἀμμάταν ἐς Καρχηδόνα, Ἰλδέριχον μὲν καὶ ἄλλους, ὅσους εἴτε κατὰ γένος εἴτε ἄλλως αὐτῷ προσήκοντας ἐν φυλακῇ ἔχει, ἀποκτιννύναι, αὐτὸν δὲ τούς τε Βανδίλους καὶ εἴ τι ἄλλο μάχιμον ἐν τῇ πόλει ἦν ἐν παρασκευῇ ποιήσασθαι, ὅπως τῶν πολεμίων ἐν στενοῖς γενομένων ἀμφὶ τὸ τῆς πόλεως προάστειον, ὃ Δέκιμον καλοῦσιν, ἀμφοτέρωθεν ξυνιόντας κυκλώσασθαί τε αὐτοὺς καὶ σαγηνεύσαντας διαφθεῖραι. (12) Ἀμμάτας δὲ κατὰ ταῦτα ἐποίει, καὶ τόν τε Ἰλδέριχον, ξυγγενῆ ὄντα, καὶ Εὐαγέην ἀπέκτεινε καὶ τῶν Λιβύων ὅσοι αὐτοῖς ἐπιτήδειοι ἦσαν. (13) Ὁάμερ γὰρ ἤδη ἐξ ἀνθρώπων ἠφάνιστο. Τούς τε Βανδίλους ἐξ οπλίσας, ὡς εἰς καιρὸν ἐπιθησόμενος, ἐν παρασκευῇ ἐποιήσατο. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,17,11–13. 56 So wird er bei Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,18,1; 5 f. klar als Anführer eines Heeres erkennbar, hier (1,18,5 f.) stirbt er zusammen mit einem Teil seine Truppen in der Schlacht.

66 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

Gelimer beauftrage an diesem Tage seinen Vetter Gabimundos, mit zweitausend Vandalen dem übrigen Heer voraus links einzuschwenken. Auf diese Weise sollten Ammatas von Karthago aus frontal, Gelimer selbst von hinten und Gabimundos von links auf einen Punkt hin zusammentreffen und mit leichter Mühe die Feinde umzingeln.57 (ÜS. O. Veh)

Gelimer spaltete hier einen Teil des von ihm selbst geführten Hauptheeres ab und setzte Gabimund als Anführer ein. Welche Funktion dieser zuvor ausübte, ist nicht bekannt, doch muss er sich im Gefolge Gelimers aufgehalten haben. Wenig später, als sich die Situation weiter zuspitzte, wird ein weiterer, in diesem Fall namenloser Heerführer greifbar. Ammatas, der dem Befehl des Gelimer Folge geleistet hatte, war mit einer Abteilung vorausgeritten und traf somit verfrüht in Dekimon ein. […] den Großteil der Vandalen in Karthago mit dem Befehl zurückgelassen, ihm schleunigst nachzufolgen, und ließ sich nun selbst, mit wenigen und dabei nicht einmal auserlesenen Leuten in einen Kampf mit Johannes und den Seinen ein. Es gelang ihm, zwölf der tapfersten Gegner in den vordersten Reihen zu erlegen, doch fand auch er dabei den Tod, tapfer streitend wie ein Held.58 (ÜS. O. Veh)

Wer das Kommando über die nachkommenden vandalischen Truppen (τὸ Βανδίλων πλῆθος) hatte und auf Basis welcher Kompetenzen oder Eigenschaften er in seine Stellung gelangte, ist unklar. Wahrscheinlich hatte Ammatas ad hoc einen Stellvertreter über die kurz zuvor von ihm selbst ausgehoben Krieger eingesetzt.

57 Ἐν δὲ δὴ τῇ ἡμέρᾳ ταύτῃ Γελίμερ τὸν ἀνεψιὸν Γιβαμοῦνδον ἐκέλευεν ἅμα Βανδίλων δισχιλίοις φθάνοντα τὸ ἄλλο στράτευμα κατὰ τὸ εὐώνυμον μέροςἰέναι, ὅπως Ἀμμάτας μὲν ἐκ Καρχηδόνος, Γελίμερ δὲ αὐτὸς ὄπισθεν, Γιβαμοῦνδος δὲ ἐκ τῶν ἐν ἀριστερᾷ χωρίων ἐς ταὐτὸ ξυνιόντες ῥᾷον δὴ καὶ ἀπονώτερον τὴν κύκλωσιν τῶν πολεμίων ποιήσονται. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,18,1. 58 νῦν δὲ Ἀμμάτας πρoτερήσας ἀμφὶ μέσην ἡμέραν ἐς Δέκιμον ἧκε, μακράν ἀπολελειμμένων ἡμῶν τε καὶ τοῦ Βανδίλων στρατεύματος, οὐ τοῦτο μόνον ἁμαρτήσας, ὅτι οὐκ ἐν δέοντι ἀφίκετο χρόνῳ, ἀλλὰ καὶ τὸ Βανδίλων πλῆθος ἐν Καρχηδόνι ἀπολιπών, ἀπαγγείλας τε ὡς τάχιστα ἐς τὸ Δέκιμον ἥκειν, αὐτὸς ξὺν ὀλίγοις καὶ οὐδὲ ἀριστίνδην ξυνειλεγμένοις τοῖς ἀμφὶ τὸν Ἰωάννην ἐς χεῖρας ἦλθε. (6) καὶ κτείνει μὲν τῶν ἀρίστων δώδεκα ἐν τοῖς πρώτοις ἀγωνιζομένους, πίπτει δὲ καὶ αὐτός, ἀνὴρ ἀγαθὸς ἐν τῷ ἔργῳ τούτῳ γενόμενος. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,18,5 f. Auch Gabimund stirbt später im Verlauf der Kämpfe (Prokop, bell. Vand. [Haury 1963], 1,18,12). Verwirrend ist die Angabe Isidors, Gundemir und Gabimund, Brüder Gelimers, seien gefallen: […] Belisarius proelio Gunthimerum et Gebamundum regis fratres primo proelio superatos interficit, deinde ipso Gilimero in fugam verso Africam capit nonagesimo septimo Wandalorum ingressionis anno. Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 83. Durch die Nennung einer ersten und zweiten Schlacht, wobei in letzterer Gelimer selbst geschlagen wurde, ist die Identifizierung der ersten als Schlacht ad Decimum sicher. Möglicherweise verwechselte Isidor einen der beiden Erwähnten mit dem von ihm nicht genannten Ammatas. Zudem ist seine Aussagen, es habe sich bei Gabimund um den Bruder Gelimers gehandelt, nicht korrekt. Auch im Brief Gelimers an Tzazon werden nur Ammatas und Gabimund erwähnt (Prokop, bell. Vand. [Haury 1963], 1,25,15). Jedoch nennt auch Victor von Tunnuna (chron. [Mommsen 1894], 534,1) Gundemir und Gabimund, mglw. weil er als Vorlage für Isidors Angabe gedient hat, was sich aufgrund der sehr ähnlichen Wortwahl und Schreibweise der Namen bei Victor andeutet: […] Belisarius proelio Gunthimer et Gebamundum Asdingos regis fratres […].



Zusammenfassung 

 67

Während der Ereignisse in Nordafrika hatte Tzazon, der nach Sardinien geschickt worden war, um den abgefallenen Godas zu schlagen, seinen Auftrag erfolgreich durchgeführt: Tzazon, der Bruder Gelimers, war indessen mit der schon erwähnten Flotte in Sardinien eingetroffen und im Hafen von Karanalis an Land gegangen, hatte sodann die Stadt im ersten Sturm genommen und den Gewaltherrscher Godas samt seiner ganzen waffenfähigen Mannschaft getötet.59 (ÜS. O. Veh)

Obwohl hier seine militärische Funktion im Vordergrund steht und seine Bezeichnung als στρατηγός durch Prokop schon einige Kapitel zuvor erfolgte,60 wird der Titel nicht erneut verwendet. Auch als Gelimer Tzazon per Brief um seine Rückkehr bat und er mit samt seinem Heer alsbald nach Nordafrika zurückkehrte, fehlen jegliche Titel und Bezeichnungen.61 Gleiches gilt für die Vorbereitung der Schlacht, während der Tzazon auf Anordnung Gelimers eine Rede an seine eigenen Truppen hielt.62 Offenbar hatte sich Tzazon als Heerführer bei den von ihm befehligten Truppen etabliert und Gelimer hielt es für besser, dass er vor seinen Krieger sprach. Auch bei der Aufstellung zur letzten Schlacht, in der auch die χιλίαρχοι genannt sind, verbleiben Tzazon und Gelimer ohne Titel.63 Nach dem Ende der Schlacht, in deren Verlauf Tzazon sein Leben ließ,64 floh Gelimer. Eine Weile konnte er sich noch vor Belisars Truppen versteckt halten, aber letztendlich muss er kapitulieren. Während dieser Zeit sind keine weiteren Heerführer unter ihm mehr fassbar.

4.1 Zusammenfassung Im Vandalenverband sind nur zweimal explizit duces erwähnt, die in diesen Fällen als Anführer ihres jeweiligen Verbandes agierten. In der Zeit vor der Etablierung des Territorialreiches in Nordafrika lassen sich zudem keine untergeordneten Heerführer erkennen. Das erste Paar von duces, Ambri und Assi, ist bei Paulus Diaconus in der zeitlich nicht verortbaren Frühgeschichte genannt. Ihre Historizität ist nicht nach-

59 Τζάζων δέ, ὁ τοῦ Γελίμερος ἀδελφός, τῷ στόλῳ ᾧ ἔμπροσθεν εἴρηται ἐς Σαρδὼ ἀφικόμενος ἐς τὸν Καρανάλεως λιμένα ἀπέβη, καὶ τὴν πόλιν αὐτοβοεὶ εἷλε τόν τε τύραννον Γώδαν ἔκτεινε καὶ εἴ τι ἀμφ̓ αὐτὸν μάχιμον ἦν. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,24,1. 60 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,11,23 f. 61 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,25,10–26. 62 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 2,2,23–32. 63 Βανδίλων δ̔̓κέρας ̣ μὲν ἑκάτερον οἱ χιλίαρχοι εἶχον, ἕκαστός τε ἡγεῖτο τοῦ ἀμφ̓ αὐτὸν λόχου, κατὰ δὲ δὴ τὸ μέσον Τζάζων ἦν ὁ τοῦ Γελίμερος ἀδελφός, ὄπισθεν δὲοἱ Μαυρούσιοι ἐτετάχατο. (9) αὐτὸς μέντοι ὁ Γελίμερ πανταχόσε περιιὼν ἐνεκελεύετό τε καὶ ἐς εὐτολμίαν ἐνῆγε. Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 2,3,8 f. 64 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 2,3,14.

68 

 Die Vandalen – regnum ohne dux

prüfbar und die Herkunft der Information ungewiss. Später, zwischen dem Rheinübergang von 406/7 und dem Einmarsch in Nordafrika wird Geiserich von Victor von Vita als dux bezeichnet. Außer duces ist eine Reihe von anderen Heerführern und militärischen Funktionären in den Quellen erkennbar, die den Anführern des Vandalenverbandes unterstellt waren. Diese treten allerdings erst nach der Ansiedlung um Karthago auf. Die von Dexippos in einem vandalischen Heer 271 zusammen mit βασιλεῖς erwähnten ἄρχοντες sind nicht hierunter zu zählen. Zwar mögen sie gegenüber den βασιλεῖς rangniederer gewesen sein, was allein aufgrund der Titulatur angenommen werden kann, doch konnten sie keine Befehlsgewalt über die ἄρχοντες ausübten. Diese waren somit unabhängige Anführer neben den βασιλεῖς. Die Heerführer in Nordafrika tragen nur selten Titel, ἀρχόντες, ἡγεμόνες oder ἡγουμένοι sind nicht darunter. Es handelt sich erstens um die von Prokop genannten χιλιάρχοι, deren Anzahl der Autor mit 80 angab, die nur einmal in militärischer Funktion auftreten und möglicherweise noch zivile und jurisdiktionelle Aufgaben warnahmen. Ob sie auch bei anderen Kriegszügen als Offiziere eingesetzt waren, ist nicht zu beantworten. Zweitens ist der στρατηγός Tzazon zu nennen, der vom König über ein Heer eingesetzt wurde und mit einem fest umrissenen Auftrag ein eigenständiges Unternehmen durchführte. Prokop macht nur an einer Stelle vom Titel στρατηγός Gebrauch. Da unwahrscheinlich ist, dass der in der Herrschaftszeit Geiserichs erwähnte Proculus ein größeres Truppenkontingent befehligte, muss als erster namentlich bekannter Heerführer ohne Titel Hoamer genannt werden. Er führte die militärischen Unternehmungen für König Hilderich aus. Da Prokop dem König das Interesse an kriegerischen Fragen abspricht, führte er vielleicht auch die Rekrutierung und die Heerschau durch. Für seine Vorgänger Hunerich, Gunthamund und Thrasamund sind keine Heerführer überliefert, weshalb offen bleiben muss, wer die Truppen während der Kämpfe gegen die Maurusier und der Aktionen gegen die katholischen Christen anführte. Für Thrasamund ist aufgrund der Niederlage gegen Kabaon anzunehmen, dass auch er Feldherren in die Schlacht sandte. Einzig Geiserich führte sehr wahrscheinlich seine Krieger selbst an, als er militärische Aktionen im Mittelmeerraum ausführte. Erst unter Gelimer sind vier weitere entsprechende Positionen bekannt. Die Quellenlage erlaubt für die 53 Jahre andauernde Phase zwischen Geiserich und Gelimer keine genauen Aussagen, doch kann aufgrund der mit Ausnahme des Konfliktes mit den Maurusiern relativ friedlichen außenpolitischen Situation des Vandalenreiches angenommen werden, dass wenig Bedarf für dauerhaft eingesetzte militärische Kommaneure bestand. Die Vandalen hatten keine zu verwaltenden Exklaven und ihr Kernreich befand sich in der Gegend um die Hauptstadt Karthago. Eine feste und tiefgehende Kontrolle des westlichen, nordafrikanischen Landes wurde nicht angestrebt.65 Erst als die Römer in Nordafrika gelandet waren, mussten vermehrt größere Heere aufgestellt werden. Dies

65 Vössing 2014, 75–79.



Zusammenfassung 

 69

wiederum erklärt auch die Anwesenheit der χιλιάρχοι, die nun als Anführer ihrer Heeresteile in die Schlacht ziehen mussten. Zwar hatte Gelimer mit Godas einen Abhängigen zum Statthalter über Sardinien bestimmt, doch nachdem dieser Verrat begangen hatte, setzte der König nur noch nahe Verwandte auf wichtige militärische Posten. Auf diese Weise folge er der Praxis seines Vorgängers Hilderich, den er abgesetzt und eingekerkert hatte. Ob außer Hoamer noch weitere ihm ähnliche Heerführer unter Hilderich existiert hatten, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Neben Gelimers Bruder, dem στρατηγός Tzazon, der gegen Godas geschickt worden war, sind die übrigen Heerführer Ammatas, ein weiterer Bruder, und dessen Cousin Gabimund ad hoc nach der römischen Invasion eingesetzt worden. Letzterer wurde zudem nicht selbst von König, sondern durch dessen Bruder bestimmt – die nahe Verwandtschaft zum König scheint hier ein entscheidendes Kriterium gewesen zu sein. Großer Erfolg war den Feldherren nicht beschieden, am wenigsten Gelimer selbst, der nach der Landung der Römer persönlich als Anführer der Hauptstreitmacht auftritt. In keiner Schlacht kann er nennenswerte Erfolge verzeichnen. Die große Chance, die sich ihm nach dem Sieg Roms ad Decimum bot, ließ er ungenutzt verstreichen.66 Im nordafrikanischen Vandalenreich führte Geiserich noch selbst seine Krieger an, doch seine Nachfolger kamen mehr und mehr davon ab, bis unter Hilderich die Aufgabe dauerhaft durch einen nahen Verwandten wahrgenommen wurde. Die Könige der Vandalen nahmen andere Aufgaben war und schickten Vertraute, zumeist Blutverwandte ins Feld, doch wurden sie offenbar nicht dauerhaft als Kommandeure eingesetzt, sondern bei Bedarf berufen. Hierbei wurde, wenn möglich, auf bereits bewährte Feldherren zurückgegriffen. Ein Titel ist für diese Funktionsträger nicht überliefert, ebenso wenig inwiefern ihre Position bereits institutionalisiert war. Der Vergleich dieser Heerführer mit den römischen duces sowie denen aus den weiteren, im Folgenden zu betrachtenden Gentilreichen zeigt deutliche Unterschiede bei der Dauer ihrer Stellung, ihren territorialen Amtsbereichen und den Personen der Funktionsträger selbst.

66 Prokop, bell. Vand. (Haury 1963), 1,19,14–33.

5 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen Bei den Goten, Langobarden und Franken ist ein klarer Bruch in der Bedeutung der duces erkennbar. Als solche bezeichnete Funktionsträger sind von der Frühzeit bis ins frühe Mittelalter hinein überliefert, doch ändert sich ihr Charakter an einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich jeweils bei der Etablierung des Territorialreiches. Bevor sich die wandernden Verbände der West- und Ostgoten sowie Langobarden dauerhaft niederließen, wird duces beinahe ausschließlich für die Anführer verwendet und die wenigen Ausnahmen sind der Vielgestaltigkeit des Terminus zuzuschreiben. Heerführer, die den dux-Titel tragen und den Anführern der Verbände unterstellt sind, fehlen in den Quellen vollkommen. Dies ändert sich einige Zeit nach der Reichsgründung. Die Praxis, den König alternativ dux zu nennen, endet und bald darauf treten duces auf, die von den Königen abhängig sind und als Heerführer eingesetzt werden. Bei den Franken ist aufgrund ihrer andersartigen Expansion kein solch einschneidendes Einzelereignis zu benennen, doch ist das Muster dennoch gleich. Bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts werden die Kleinkönige in den Quellen auch duces genannt und einige Jahrzehnte nach dem Tod Chlodwigs treten die ersten duces als militärische Berater, Heerführer und Statthalter auf.

5.1 Goten vor der Teilung Die Quelleninformationen über die Goten1 vor der Teilung im Nordschwarzmeerraum gegen Ende des dritten Jahrhunderts liefern nur wenige Details über die innere Gestalt der Gesellschaft und Herrschaftsordnung.2 Dies liegt vor allem an der großen 1 Zum Namen der Goten: Kampers 2008, 24 f. Wolfram (2001, 30–46) bietet ein umfangreiches Kapitel über den Namen „Goten“ und weitere Bezeichnungen des Verbandes. 2 Giese 2004, 11. Überhaupt setzen die Erwähnung der Goten erst im 3. Jh. wieder ein, nachdem sie zuletzt bei Ptolemaios erwähnt worden waren: Christensen 2002, 40. Kampers (2008, 19–21) geht offenbar von einer Gleichsetzung von Goten und den bereits bei Plinius dem Älteren (nat. hist. [Sillig 1851–1865], 4,99) erwähnten Gutones aus, ohne auf ihre Verbindung einzugehen. Christensen (2002, 41) betont, dass die antiken Autoren die Frage der Kontinuität vom 1. zum 3. Jh. nicht hinterfragten. Die in den Quellen berichtete Wanderung von der Insel Scandza weit im Norden Europas (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 4 (25–29). Wolfram 2001, 46; Wolfram 1990, 58 f. Claude 1970, 7–9) lässt sich jedoch weder archäologisch noch historisch eindeutig nachweisen. Bierbrauer (1994, 87) meint, der archäologische Befund gebe keine Hinweise für eine Einwanderung aus Skandinavien. Die Frage nach dem Zug der Goten aus dem Norden ist nicht nachprüfbar, weil falsch gestellt, denn das Volk der Goten existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wolfram (2001, 47–50) geht der Frage nach, ob Gruppen aus Skandinavien in den betreffenden Raum eingewandert sein könnten, indem er die Namen der Amalergenealogie untersucht. Im Ergebnis nimmt er eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine Einwanderung an. https://doi.org/10.1515/9783110625233-005



Goten vor der Teilung 

 71

zeitlichen Distanz und dem Zweck, zu dem die Werke verfasst worden sind. Zudem standen den Autoren keine zeitgenössischen Schriftquellen zur Verfügung, aus denen sie authentische Informationen hätten entnehmen können. Als wichtigste Autoren für die Frühzeit sind Jordanes und Cassiodor zu nennen, wobei beide zusammen zu betrachten sind, da Jordanes das Werk Cassiodors als Hauptquelle für seine eigene Gotengeschichte verwendete.3 Bisweilen werden die Abhängigkeiten als so stark angenommen, dass beide Autoren parallel ohne Unterschied behandelt werden.4 Die Quellen Cassiodors beziehungsweise Jordanes‘ sind unklar, doch ist anzunehmen, dass sie Zugang zu Informationen hatten, die nicht mehr erhalten sind.5 Cassiodors Werk, das die Geschichte der Goten beschrieb, war von Theoderich dem Großen in Auftrag gegeben worden. Es wurde um 533 veröffentlicht,6 war an die römischen Leser gerichtet und sollte ihnen die Herkunft des in Italien angesiedelten Verbandes aufzeigen.7 Besonderes Augenmerk legte Cassiodor dabei auf die Herkunft des Herrschergeschlechts der Amaler, dem Theoderich angehörte, sowie auf den Gotenkönig selbst.8 Ausgeschmückt wurde die Geschichte der Goten durch klassische Muster der Ethnographie.9 Jordanes‘ Gotengeschichte, die nicht sehr viel später als die Cassiodors entstand und wohl um 550/551 fertig gestellt wurde,10 ist nach eigener Aussage im Wesentlichen eine kurze Zusammenfassung von Cassiodors Werk, die er zudem aus dem Gedächtnis verfasst haben will.11 Das Motiv liefert Jordanes im Vorwort des Werkes selbst, in dem er es als eine Auftragsarbeit des Castalius bezeichnet. Dieser 3 Giese 2004, 11; Weißensteiner 2000, 77; Tönnies 1989, 12 f.; Goffart 1988, 62. Der Einfluss des verlorenen Werkes Cassiodors ist in der Forschung umstritten, wenngleich die Meinung überwiegt, Jordanes habe sich eng an die Vorlage Cassiodors gehalten. Tönnies (1989, 13, Anm. 47) liefert eine Übersicht über die verschiedenen Forschungsmeinungen zur gegenseitigen Abhängigkeit. Vgl. Coumert 2007, 33–101. 4 So Weißensteiner 2000, 77. In seinem RGA-Artikel über Jordanes widmete er den kompletten Teil über die „Geschichte der Goten“ der Getica Cassiodors. 5 Christensen 2002, 41. Dies beinhaltet wohl auch mündliche Traditionen über die gotische Herkunft, die zuvor nicht schriftlich festgehalten worden waren: Ebd. 82. 6 Die Gotengeschichte Cassiodors wurde wohl um 533 (Weißensteiner 2000, 77), oder zumindest in den 520 oder frühen 530er Jahren vollendet: Goffart 1988, 23. Christensen (2002, 82) legt mit der Erwähnung von 537/538 im Vorwort der Variae diesen Zeitpunkt als terminus ante quem für die Veröffentlichung fest. Tönnies (1989, 19 f.) meint, dass Cassiodor seine Geschichte bis 550/551 ergänzt habe. Ausschlaggebend für die Diskussion ist die Anmerkung des Jordanes, das Werk Cassiodors würde die Zeit usque nunc (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 1) beinhalten. Zur Diskussion dieser Stelle: Tönnies 1989, 19, Anm. 86. 7 Weißensteiner 2000, 77. 8 Tönnies 1989, 107 f.; Christensen 2002, 82. Weitere Literatur zur progotischen Tendenz, siehe: Tönnies 1989, 27, Anm. 2. 9 Weißensteiner 2000, 78. 10 Christensen 2002, 103. Zur Datierung der Abfassung: Wagner 1967, 22–28. 11 Christensen 2002, 83; Weißensteiner 2000, 77. Dies war nötig, da er nach eigenen Angaben nur wenig Zeit hatte, die Bücher Cassiodors in der Bibliothek einzusehen. Möller (2012, 35, Anm. 4) bezeichnet diese Aussage als einen beliebten Topos mittelalterlicher Literatur.

72 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

habe ihn dazu gedrängt, das umfangreiche Werk Cassiodors zusammenzufassen.12 Ob dies die wahre Absicht des Jordanes war, lässt sich kaum mehr feststellen, da die Lebensumstände des Autors nahezu unbekannt sind.13 Klar ist jedoch, dass er durch die enge Bindung an das Werk Cassiodors auch dessen Tendenz übernahm. Bei der Lektüre des Jordanes bis zur Teilung der Goten ist sein Bemühen, das gotische Volk über Gebühr herauszustellen, offensichtlich. Als sich der Verband mehr und mehr in die Nähe der bekannten Kulturen des Mittelmeer-, Schwarzmeer- und Balkanraumes bewegte, werden die Angaben des Jordanes immer häufiger durch Parallelüberlieferungen überprüfbar. Dabei ist es ein Leichtes, ihn vielfach vollkommener Tatsachenverdrehung zu überführen. Die Hervorhebung der Goten geschieht keineswegs subtil und elegant als vielmehr plakativ und plump.14 Jedem historisch gebildeten Leser dürften die Veränderungen aufgefallen sein. Aufgrund dieser massiven Geschichtsfälschungen sind auch die übrigen Informationen über die Führung und Struktur der gotischen Gesellschaft verdächtig und müssen mit großer Vorsicht behandelt werden. Doch auch wenn der Befund der Textkritik nicht so niederschmetternd wäre, würde die Analyse der gotischen Frühzeit hinsichtlich der Fragestellung der Arbeit nur wenige Informationen liefern können. Da das Werk des Jordanes um die Sippe der Amaler kreist, ist demnach auch die Auswahl der von ihm berichteten Episoden auf die ihr als zugehörig angesehenen Goten fokussiert. Bei den erwähnten Personen handelt es sich im Wesentlichen um autonome Herrscher, die zumeist als reges bezeichnet werden.15 Dazu kommen noch einige ohne Titel, die jedoch in ihren 12 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 1. 13 Nur einige wenige Stellen aus seinen eigenen Werken erlauben Rückschlüsse auf sein Leben: Chistensen 2002, 85 f.; Wagner 1967, 3; Tönnies 1989, 8 f. Zu Herkunft, Name und Leben des Jordanes siehe: Christensen 2002, 85–102; Wagner 1967, 3–29; Goffart 1988, 42–46. 14 So hätten die Goten einen König der Ägypter (Vesosis, in seiner Gestalt sind 3 Pharaonen aus dem frühen 2. JT. verschmolzen: Möller 2012, 57, Anm. 145), der sie angegriffen habe, bis an den Nil verfolgt und auf dem Rückweg ganz Asia unterworfen (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 6 (47)). Von den dort zurückgebliebenen Goten würden die Parther abstammen (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 6 (47 f.)) und die Amazonen seien Ehefrauen der Goten gewesen, die sich gegen einen Angiff gewehrt, Asia erobert und für 100 Jahre gehalten hätten (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 7 (49–52.)). Die Goten hätten den Perserkönig Kyros zurückgeschlagen (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 10 (61 f.)), auch den Angriff des Königs Dareios hätten sie abwehren können (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 10 (63)). Xerxes, der gegen die Griechen zu Feld gezogen war, sei von ihnen geschlagen worden (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 10 (64)). Die Goten hätten einen bedeutenden Anteil am Aufstieg Philipps II. (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 10 (65 f.)) gehabt und selbst Julius Caesar habe sich beim Versuch, sie zu unterwerfen, geschlagen geben müssen (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 11 (68)). 15 Dies sind: Berig (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 4 (25)), Filimer (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 4 (26)), Thanausis (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 6 (47)), Thombyris regina (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 10 (61)), Comosicus und nach ihm Coryllus (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 12 (73)), reges (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 16 (89).), Fastida als König der Gepiden (die Jordanes als mit den Goten verwandt ansieht: Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 17 (94–96)), Ostrogotha (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 17 (99)). Kniva, der Ostrogotha nachfolgte (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 18 (101)), wird bei Jordanes nicht als König bezeichnet: Möller 2012, 88, Anm. 326.



Goten vor der Teilung 

 73

Eigenschaften den reges entsprechen und in der Forschung auch zu ihnen gezählt werden.16 Auch die übrigen antiken Autoren liefern für diese frühe Zeit vor der Teilung keine zusätzlichen Informationen. Die reges führten ihre Heere selbst an, weswegen die Notwendigkeit von Heerführern wegfiel. Neben ihnen sind nur in zwei Passagen wenige Positionen bekannt, die im Folgenden abgehandelt werden. Unter der Herrschaft des Gallienus führten die Goten Respa, Weduko und Tharwaro einen größeren Raubzug durch, in dessen Verlauf sie nach Asia kamen, wo sie den Tempel der Artemis in Ephesos zerstörten. Sie fielen auf dem Rückweg in Thrakien ein und plünderten die Stadt Anchialos.17 Die Historizität der Raubzüge ist nicht zu bezweifeln, doch aufgrund der zeitlich auseinanderliegenden Zerstörungen des Artemistempels um 26818 und von Anchialos um 27019 kann es sich auch um mehrere Plünderzüge gehandelt haben und nicht nur um einen einzigen, wie von Jordanes beschrieben.20 Die drei genannten duces Gothorum werden nur an dieser Stelle erwähnt.21 Sollten die drei duces historisch sein, ist unklar, ob sie von einem unbekannten König ausgesandt wurden oder aus Eigeninitiative auszogen. Jordanes‘ Schweigen und die Formulierung der Passage selbst sprechen eher für die Eigeninitiative: Weil sich Galienus (sic!) jeder Schwelgerei hingab, setzten die Gotenführer Respa, Veduko und Tharvaro, nachdem sie Schiffe gebaut hatten, nach Asien über, indem sie über den Hellespont gingen, wo sie viele Städte dieser Provinz verwüsteten und den hochberühmten Tempel der Diana in Ephesus, von welchem wir schon weiter oben gesagt hatten, dass ihn die Amazonen gebaut hatten, mit Feuer zerstörten.22 (ÜS. L. Möller)

16 So etwa Kniva: Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 18 (101); Möller 2012, 88, Anm. 326. Eventuell auch Argaith und Gunther, die laut Jordanes von Galerius über eine Gruppe Karpen, Goten und Peukiner eingesetzt worden sind. […] His ergo addens Gothos et Peucinos ab insula Peucis, quae in ostia Danubii Ponto mergentia iacet, Argaithum et Gunthericum nobilissimos suae gentis doctores praefecit. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 16 (91). Die Erwähnung der beiden doctores ist ohnehin rätselhaft. Wolfram (2001, 55 f.) meint, sie hätte eine der Heeresgruppen während des Angriffes des Kinva angeführt. 17 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 20 (107)- 21 (110). 18 Karwiese 1995, 123 f. 19 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 20, 108 f. Wolfram 2001, 65. 20 Wolfram (2001, 62) hält die Stelle für kontaminiert. Jordanes habe hier wohl die Ereignisse miteinander vermischt. Ebenso: Möller 2012, 92, Anm. 350. 21 Möller 2012, 92, Anm. 350. Zur Namensherkunft „Wald“ von Weduko (für die beiden anderen Namen liefert Wolfram keine Angabe): Wagner 1967, 247 f.; Wolfram 2001, 383, Anm. 11. 22 Quod in omni lascivia resoluto Respa et Veduco Tharuaroque duces Gothorum sumptis navibus Asiam transierunt, fretum Ellispontiacum transvecti, ubi multas eius provinciae civitates populatas opinatissimum illud Ephesiae Dianae templum, quod dudum dixeramus Amazonas condidisse, igne succendunt. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 20 (107). Vgl. Aurelius Victor, Lib. Caes. (Pichlmayr/ Gründel 1961), 33,3.

74 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Die Passivität und Unaufmerksamkeit des Gallienus werden als Chance dargestellt, die die drei duces nutzten, um ihren Raubzug zu starten. Keine übergeordnete Instanz wies sie dazu an oder erteilte ihnen während des Zuges Anweisungen. Auch wenn dieses Argument relativ schwach klingen mag, ist es doch der Alternative einer befohlenen Aktion vorzuziehen. An keiner Stelle der vorhergegangenen Gotengeschichte wurden duces oder untergeordnete Heerführer erwähnt. Warum sollten hier gleich drei solcher duces beschrieben werden, die unter dem Befehl eines Königs standen, von dem nicht einmal der Name bekannt ist? Daher sind in den duces Gothorum Respa, Weduko und Tharwaro eigenständige Anführer von Raubunternehmen zu sehen. Jordanes zog es an dieser Stelle wohl aufgrund der Dreizahl der Anführer, der beschränkten Anzahl an ihnen folgenden Kriegern (es handelt sich nicht um den exercitus Gothorum) und der Kurzlebigkeit ihres Kommandos vor, sie als duces zu bezeichnen. Dies alles steht unter dem Vorbehalt, dass es sich bei Respa, Weduko und Tharwaro um historische Personen handelt, was fraglich ist. Die zweite Passage über Kniva betrifft dessen Zug nach Dakien und Mösien, nachdem Philippus Arabs 248 die Zahlung von Jahregeldern eingestellt hatte,23 die 238 verabredet worden war.24 Jordanes beschreibt, Kniva habe, als er nach dem Tod Ostrogothas die Führung der Goten übernommen hatte, das Heer geteilt, das daraufhin getrennt vorgerückt sei: Nach dessen Tod führte Cniva, indem er das Heer in zwei Teile teilte, einige zur Verwüstung Moesiens, weil er wusste, dass es aufgrund der Vernachlässigung durch die Herrscher keine Verteidiger hatte. Er selbst aber stieg mit 70.000 Mann nach Euscia, das ist Novae, hinauf. […] (ÜS L. Möller)25

Es drängt sich die Frage auf, unter wessen Führung der zweite Heeresteil gestanden hat, den Kniva nach Mösien schickte, während er selbst nach Dakien marschierte. Möglicherweise waren die abgespaltenen Einheiten deutlich geringerer Stärke als der Rest des Heeres, mit dem Kniva seinen erfolgreichen Feldzug durchführte. Er ist einer der ersten von Jordanes erwähnten Goten, deren Historizität einigermaßen

23 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 16 (90 f.) Philippus Arabs hatte 246 und 248 gegen die dakischsarmatischen Karpen gesiegt. Wolfram 2001, 55 f. Die Zahlung von Jahregeldern war den Goten nach ihrer Teilnahme am Feldzug gegen die Perser 242 durch Gordian III. zugesagt worden: Wolfram 2001, 54 f. Die Goten sind in einer persischen Quelle (Res gestae Divi Saporis) erwähnt. Dazu: Wolfram 2001, 31; 380, Anm. 13. Dort auch weiterführende Literatur. 24 In diesem Jahr hatten gotische Krieger die Donau überschritten und Histria geplündert: Wolfram 2001, 54 f.; Bleckmann 2009, 175. Im Jahr 238 beginnen die Erwähnungen der Goten in den spätantiken Quellen. Aufgeführt sind die Quellen bei: Hachmann 1970, 498. Die letzten beiden Stellen aus der Historia Augusta sind auszuklammern: Wolfram 2001, 380, Anm. 12. 25 Pos cuius decessum Cniva, exercitum dividens in duas partes, nonnullos ad vastandum Moesiam dirigit, sciens eam neglegentibus principibus defensoribus destitutam; ipse vero cum LXX milibus ad Eusciam, id est Novas conscendit. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 18 (101).



Goten vor der Teilung 

 75

gesichert ist. Sein Vorgänger Ostrogotha wurde lange Zeit jedoch kritischer bewertet und zumeist als ahistorisch angesehen,26 was sich jedoch durch den jüngsten Fund eines Dexipposfragmentes, in dem er erwähnt wird,27 geändert hat. Da die Feldzüge und Siege historisch sind, kann auch die Historizität des Kniva in seiner Stellung als bedeutender Heerführer als gesichert gelten.28 Von Dexippos wird er als βασιλεύς bezeichnet.29 In dieser Position konnte er es sich erlauben, einen Teil seines Heeres unter der Führung eines anderen auf ein separates Unternehmen zu schicken. Hier wäre die einzige einigermaßen belegbare Position unterhalb eines Herrschers bzw. autonomen Anführers zu sehen. Dabei wird es sich sicherlich nicht um ein Amt gehandelt haben, sondern vielmehr um einen Funktionsträger, dessen Herrschaftsfundament – persönliche Autorität, delegierte Macht oder eine Mischung aus beidem – unbekannt bleiben muss. Jedoch ist aufgrund des Fehlens einer Bürokratie in der gotischen Gesellschaft nicht davon auszugehen, dass die Stellung des anonymen Heerführers allein durch die von Kniva delegierte Macht abgesichert war. Dies deutet auch das neue Dexipposfragment über Ostrogotha und seinen geplanten Angriff auf das Heer des Decius an: […] Als auf der Gegenseite Ostrogotha, der Anführer (ὁ ἄρχων) der Skythen [i. e. Goten], erfuhr, dass Philippopolis eingenommen worden war, und als obendrein die Skythen ständig Kniva über die Maßen priesen und (sogar?) in Liedern besangen, *** bei besserem Glück und Erfolg im Krieg, ihn selbst aber ***, indem sie ihm Weichheit vorwarfen und Misserfolg bei der Leitung militärischer Unternehmungen, da er es als unerträglich betrachtete, sich nicht auch seinerseits durch eine Großtat vor dem gesamten Heer der Skythen zu rechtfertigen, brach er schnell auf und marschierte mit einem Heer von etwa 50.000 Mann, da er beabsichtigte, die Truppen des Decius anzugreifen. Decius seinerseits war bestürzt über die Fehler der Hilfstruppen und die Einnahme von Philippopolis. 30 (ÜS. J. Grusková / G. Martin)

26 Scardigli 1999, 19; Burns 1980, 8 f. Die zeitliche Verortung des Ostrogotha ist insgesamt unklar: Wolfram 2001, 68. Castritius (2002, 349) meinte, die Erwähnung als Vorgänger von Kniva sei durch eine „getrübte Überlieferung“ bedingt. Schmidt (1933, 201 f.) wertete den Namen schlicht als „der Ostgote“ und nahm eine reale, anonyme Persönlichkeit an. 27 Grusková/Martin 2014. 28 Wolfram 2001, 55–57. Er sieht das Königtum des Kniva als gegen Umsturz abgesichert an, da auch einige Niederlagen nicht zu seiner Absetzung führten. Der Bezug auf die tacitäische Beschreibung des Königtums der Gutonen (Trans Lugios Gotones regnantur, paulo iam adductius quam ceterae Germanorum gentes, nondum tamen supra libertatem. […] Tacitus, Germ. [Önnerfors 1983], 44,1) geht allerdings zu weit. 29 Im Neuen Fragment aus Codex Vindobonensis Historici graeci 73 (192–195). Grusková/Martin 2014, 40. 30 ωc δὲ επύθετο ὁ τῶν cκυθῶν ἄρχων Ὀcτρογουθ|θοc φιλιππούπολιν ἐχομένην καὶ ετι μέν-|τοι οἱ cκυθαι Κνίβαν μὲν εν λόγω τω αρίcτω| ἐποιοῦντο καὶ ἐν ὠδαῖc ἄδοιεν· **περ cφι|cι πατ**ν ἐπὶ τύχαιc ταῖc αμείνοcιν (καὶ)| πολέμου κατορθώcει αυτὸν δὲ δη ********| τιθοιντο μαλακίαν προφέροντεc καὶ| δυcτυχιαν εν cτρατηγήcεcιν οὐκ ἀναcχετὸν τι|θεμενοc μὴ καὶ αὐτὸc ἔργω μεγαλω, εc το| κοινον cκυθῶν ἀπολογήcαcθαι; αραc διὰ τά|χουc ἐπορεύετο cτρατοῦ μυριαcι πεντε που| μαλιcτα καθ ο δη ἔμελλεν τοῖc ἀμφι τον Δε|κιον προcοιcεcθαι Δεκιοc δε τηc τε| Βοηθειαc τη διαμαρτια καὶ τῆ τῆc φιλιπ-|

76 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Ostrogotha, der von Dexippos als ἄρχων τῶν Σκυθῶν bezeichnet wird, führte neben Kniva, der den Titel βασιλεύς erhielt,31 ein Heer beachtlicher Größe an. Auch wenn die Titel beider eine Unterordnung andeuten, wird aus der Passage selbst deutlich, dass Ostrogotha sein Heer selbständig befehligte. Zudem ist erkennbar, dass seine Stellung und Reputation durch die militärischen Erfolge seines Konkurrenten litten und er versuchte, dem mit einem großen Sieg entgegenzuwirken. Ostrogothas Position baute zu einem bedeutenden Teil auf seiner persönlicher auctoritas auf, die er durch kriegerische Taten erworben hatte. Sein Status als Anführer basierte zum Gutteil auf Charisma.32 Somit war es unabdingbar, wie aus dem Fragment klar ersichtlich ist, dass er als selbständiger Anführer eines Gotenverbandes persönlich die Kriegsunternehmen anführte. Die Einsetzung von Heerführern hätte seine Stellung gefährden können.

5.2 Westgoten In der Periode zwischen der Teilung der Goten und der Ansiedlung in Südwestgallien ist die Überlieferungslage weiterhin dünn, wenngleich die nun von den antiken Autoren genannten Personen zumindest als historisch gelten können. Als erstes ist hier die Erwähnung des Geberich zu nennen, der in der gotisch-historiographischen Tradition wohl als Balthe zu sehen ist33 und damit dem westgotischen Königsgeschlecht zuzuordnen wäre, womit auch der von ihm angeführte Verband als terwingisch/westgotisch gelten kann. Um 33534 konnte er einen Sieg gegen die Vandalen unter deren König Visimar erringen und in der Beschreibung dieses Ereignisses bezeichnet ihn Jordanes als ductor.35 Geberich tritt in der Passage eindeutig als Anführer des Verbandes in Erscheinung.36 Aufgrund der schwierigen Quellenlage sollte in die Formulierung des Jordanes jedoch nicht allzu viel hineininterpretiert werden.37 Die übrigen Stellen, in denen duces der Terwingen/Westgoten38 erwähnt

Codex Vindobonensis Historici graeci 73, 194. Die Formatierung der keinesfalls überall sicheren Lesung wurde angepasst. Die Passage entstammt dem Palimpsest Codex Vindobonensis Historici graeci 73 der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien (192–195). Grusková/Martin 2014, 33 f. 31 Grusková/Martin 2014, 40. 32 Vgl. Weber 1956, 140–142. 33 So Wenskus 1975, 14. 34 Zur Datierung, siehe: Grünzweig/Castritius 2007, 460; Wolfram 2001, 72; Schmidt 1933, 106. 35 […] Geberich vero Gothorum ductor eximus superatis depraedatisque Vandalis ad propria loca, unde exierat, remeavit. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 22 (115). 36 Die ergibt sich aus seiner Stellung, die regnum genannt wird: Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 22 (113). Wolfram (2001, 104) bezeichnet ihn als „gentilen Dux“, die PLRE (1, 387) als „Gothic chieftain“. 37 Schon Schmidt (1933, 229) bezeichnt den Bericht als „freilich nicht in allen Punkten glaubhaft“. 38 Zum Namen: Wolfram 2001, 34 f.; 67. Die späteren Westgoten sind durch das Namenspaar „Tervingi-Vesi“ benannt. Die Selbstbezeichnung der Terwingen war wohl „Vesier“. So auch: Giese 2004,



Westgoten 

 77

werden, befinden sich im Wesentlichen im 31. Buch Ammians, ergänzt um eine Aussage des Jordanes. Zwei Erwähnungen eines dux beziehen sich auf Fritigern, den Anführer des terwingischen Kontingents des gotischen Heeres in der Schlacht bei Adrianopel. Die von ihm geführten Gruppen waren 376 zusammen mit anderen über die Donau auf den Boden des Römischen Reiches übergesetzt und erhielten nach Verhandlungen mit Valens dort Siedlungsland. Als die Versorgungslage jedoch immer schlechter wurde und eine Hungersnot ausbrach, kam es zur Schlacht und zur Niederlage der Römer. Als Fritigern einen Gesandten zu den Römern schickte, der einen Brief mit der Bitte um Gewährung des Betretens des Römischen Reiches überreichen soll, wird der Gotenanführer als ductor bezeichnet.39 Später, als die Verhandlungen vorangeschritten waren, schlug er vor, einige römische Geiseln als Gegenleistung für von den Römern erbetene militärische Dienstleistungen zu erhalten. Der Vorschlag des Fritigern wurde akzeptiert, wobei er in diesem Zusammenhang als dux bezeichnet wird.40 In beiden Passagen versieht Ammian Fritigern nicht mit dem Titel (dux Fritigern), sondern verwendet die Termini dux und ductor anstatt seines Namens. Auf diese Weise will er die Wiederholung des Namens verhindern41 und dux schien im dabei wohl als die passende Titulatur, da seine Stellung eher die eines Heerführers war als die eines Königs. In der Beschreibung des Ausbruches des bewaffneten Konfliktes mit Rom durch Jordanes fällt ebenfalls die Bezeichnung duces.42 Er schreibt, der Verband sei von den primates und duces Fritigern, Alatheus und Saphrax anstelle von reges angeführt worden.43 Es ist dieser Passage nicht eindeutig zu entnehmen, wer von den genannten Fritigern, Alatheus und Saphrax mit primates et duces gemeint ist. Da beide Termini im Plural stehen, kann es nicht sein, dass jeder der beiden auf eine Seite (Fritigern bei 16. Der Name „Vesigothi“ sei von Cassiodor als Gegenstück zu „Ostrogothi“ aus der Gegenüberstellung „Vesier-Ostrogothen“ entwickelt worden und zwar um „dem Brudervolk eins auszuwischen“ (Wolfram 2001, 253). Eine Zeit lang werden die Terwingen von den antiken Autoren schlicht als „Goten“ bezeichnet und die östliche Gruppe, die späteren Ostgoten, gerät im 4. Jh. in Vergessenheit. Literatur zu Namen und Selbstbezeichnung, siehe: Wolfram 2001, 382, Anm. 2; 383, Anm. 11. Eine Karte mit den Siedlungsgebieten der Terwingen liefert Wolfram (2001, 592, Karte 3). Giese (2004, 16) nennt als Übersetzung von Terwingi die Formulierung „Waldleute“. 39 […] susceptusque leniter eiusdem ductoris obtulit scripta petentis propalam, […] Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,12,8. 40 Laudato probatoque formidati ducis proposito […] Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,12,15. 41 Bei Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,12,8 ist Fritigern nur zwölf Worte zuvor namentlich genannt, für Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,12,15 befindet sich die Nennung in 31,12,14. 42 […] coeperuntque primates eorum et duces, qui regum vice illis praeerant, id est Fritigernus, Alatheus et Safrac, exercitus inopiam condolere negotiationemque a Lupicino Maximoque Romanorum ducum expetere. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 26 (134). Die Übersetzung von primates als „Richter“ ist wohl auf die Stellung des Fritigern bzw. seines Vorgängers Athalarich bezogen, der als iudex bezeichnet wurde: Düwel 1973c, 464. 43 […] qui regum vice illis praeerant […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 26 (134).

78 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

den Terwingen bzw. Alatheus und Saphrax bei den Greutungen/Alanen) abzielt, weil dann zumindest einer der Termini im Singular stehen müsste. Durch die Nennung der drei Namen ist zudem klar, dass sich primates et duces auf sie beziehen muss, womit die Anzahl von drei Personen durch die Formulierung irgendwie abgedeckt werden muss. Daher ist die Deutung zu bevorzugen, dass Jordanes jede der drei Personen als primatus et dux versteht, wobei sich ersteres auf die soziale Stellung und letzteres auf die Funktion bezieht. Folgt man dieser Interpretation, werden alle drei, darunter auch Fritigern, als dux bezeichnet. Als Ausgleich für den fehlenden Königstitel nennt Jordanes ihn auch gleich im nachfolgenden Absatz Gothorum regulus,44 wodurch er in Königsnähe gesetzt wird. Eine Erwähnung von ductores bei Ammian ist in der Beschreibung des Schlachtgeschehens beim wiederholten Sturm auf Adrianopel zu finden. Aus dem größeren Zusammenhang und der Stelle selbst ergibt sich, dass hier unter duces eine andere Gruppe verstanden werden muss als in den vorangegangenen Quellen: Aber auf Weisung ihrer Fürsten [optimates] erklangen die Trompeten von neuem, und die Schlacht ging weiter. Auch fernerhin erwies sich die römische Sache als überlegen, denn fast kein Wurfspeer oder eine vom Schwungriemen eines Schleuderers geworfene Kugel wurde umsonst abgeschossen. Ganze Scharen von Führern [agmina ductorum] schritten voran; sie entflammten die Begierde, die Schätze zu rauben, die Valens mit üblen Machenschaften angehäuft hatte. Die übrigen folgten ihnen, um von sich sagen zu können, sie hätten es in der Gefahr ihren Fürsten [potiores] gleich getan.45 (ÜS. W. Seyfarth)

Ammian versteht unter ductores hier offenbar eine Vielzahl von Kriegern,46 die entweder Vorkämpfer waren und den Übrigen voranstürmten, oder kleine Abteilungen anführten, oder beide Eigenschaften in sich vereinten. Gegen die Eigenschaft als militärische Abteilungsführer im Sinne „lenkender Offiziere“ spricht die Passage an sich, denn es ist wenig sinnvoll, wenn die Leiter einzelner Abteilungen ohne ihre Männer nach vorn stürmen, wie Ammian beschreibt. Es handelte sich hier eventuell um Gefolgschaftsführer oder Anführer aufgrund bewiesener militärischer Tüchtigkeit. Wichtig für das Verständnis der Verwendung von ductoes sind weiterhin die Bezeichnungen als optimates und potiores. Die Nennung aller drei Termini innerhalb eines Satzes bedarf der genaueren Betrachtung, da sie alle in ihrer Bedeutung wie auch in ihrer Unschärfe recht ähnlich sind. Erstere, die optimates, die den erneuten Angriff anregen, müssen nicht zwingend mit den anderen beiden Gruppen 44 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 26 (135). 45 Sed bucinis optimatum monitu occinentibus instauratum est proelium et pari modo res Romana superior stetit nullo ferme alio telo uel funditoris amento in cassum excusso. Agmina enim praeeuntium ductorum, quos rapiendi Valentis malis lucrationibus quaesita cupiditas incendebat, secuti ceteri prae se ferebat aequiperasse discrimina potiorum; […] Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,15,13. 46 Die Vielzahl ergibt sich aus der Formulierung agmina ductorum: Scharen von duces.



Westgoten 

 79

identisch sein. Zudem ist es verwunderlich, dass Ammian hier ausgerechnet jenen Begriff verwendet, der ansonsten eher für die soziale Oberschicht ohne spezifische Führungsfunktion verwendet wird.47 Jedoch lässt sich eine direkte Verbindung zwischen den duces und den potiores herstellen, die kurz darauf erwähnt werden. Aus dem Zusammenhang darf geschlossen werden, dass es sich um dieselbe Gruppe von Personen handelt, die unterschiedlich benannt werden. Potiores – eine unübliche Bezeichnung – bestätigt zudem den Verdacht, dass die Stellung der Krieger durch ihre virtus bedingt ist.48 Die Verwendung von optimates in genannter unüblicher Funktion, sowie von duces und potiores ist wohl damit zu erklären, dass Ammian durch diese variatio seine Ausführungen ansprechender gestalten wollte. Vor diesem Hintergrund darf der Verwendung von ductores hier nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden. Zwischen der Schlacht bei Adrianopel bis zur Ansiedlung in Südwestgallien sind zwei weitere Erwähnungen von duces zu finden. Während der betreffenden Periode wurde der Verband von Alarich und nach dessen Tod von Athaulf angeführt, die zumeist ohne Titel erwähnt oder als rex bezeichnet wurden.49 Für Alarich wurde jedoch zweimal auch dux verwendet, nämlich von Claudian in seinem 402 verfassten und vorgetragenen50 Werk über den Gotenkrieg51 und von Cassiodor in seiner

47 Wie z. B. Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,12,13. Dort wird optimates als Bezeichnung des höheren Standes verwendet, aus dem der Kaiser an Stelle von Personen von vilitas als Gesandte von den Goten fordert. 48 Ergänzend sei erwähnt, dass die Passage sehr stark an die Beschreibung des Tacitus erinnert: „Kommt es zum Kampf, dann ist es für den Führer eine Schmach, sich an Tapferkeit übertreffen zu lassen, für die Gefolgschaft eine Schande, es dem Führer an Tapferkeit nicht gleichzutun. Ganz ehrenrührig aber und ein Vorwurf für das ganze Leben ist es, den Führer zu überleben und heil aus dem Kampfe heimzukehren; ihn zu verteidigen und zu beschützen, auch die eigenen Heldentaten seinem Ruhme zuzurechnen, ist die wesentlichste Verpflichtung ihres Treueschwurs: die Führer kämpfen um den Sieg, die Gefolgsleute für ihren Führer.“ (US. A. Mauersberger). – Cum ventum in aciem, turpe principi virtute vinci, turpe comitatui virtutem principis non adaequare. Iam vero infame in omnem vitam ac probrosum, superstitem principi suo ex acie recessisse; illum defendere, tueri, sua quoque fortia facta gloriae eius adsignare praecipuum sacramentum est: principes pro victoria pugnant, comites pro principe. Tacitus, Germ. (Önnerfors 1983), 14,1. Will man nicht unterstellen, dass Ammian hier einen Topos der Schlachtenbeschreibung verwendet, wenn er die Krieger den duces nacheifern lässt, könnte man an die Verwendung der taciteischen Germania denken. 49 So z. B. Alarich: […] rege Halarico […] bei Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 29 (146). Athaulf: […] Athaulfus rex […] bei Orosius, hist. (Zangemeister 1889), 7,43,2. 50 Cameron 1970, XVI; 187 f. Im gleichen Jahr nutzte Alarich die Waffenfabriken Thrakiens für die Ausrüstung seines Verbandes, wie Claudian selbst berichtet. 51 […] at nunc Illyrici postqusam mihi tradita iura meque suum fecere ducem, tot tela, tot enses, tot galeas multo Thracum sudore paravi inque meos usus vectigal vertere ferri oppida legitimo iussu Romana coegi. Claud. BG 533–539.

80 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Weltchronik im Eintrag zum Jahr 410, der Eroberung Roms.52 Claudian erwähnt die Rüstungsbemühungen Alarichs, der durch ein foedus in römische Dienste getreten war.53 In den Jahren zuvor hatte der Westgotenkönig in der Tat einen offiziellen Rang inne und war vermutlich 394/5 oder 397 zum magister militum ernannt worden.54 Als Claudian sein Werk niederschrieb hatte Alarich Rom noch nicht erobert und war, abgewehrt durch Stilicho, beim Einmarschversuch in Italien gescheitert.55 Seinen vorherigen offiziellen Rang hatte er damit eingebüßt und erst 407 wurde er wieder zum magister militum ernannt.56 Die Frage der Kontrolle Illyrikums war zu jener Zeit in Rom, und damit aus der Sicht Claudians, nicht von besonderer politischer Bedeutung.57 Der Autor nannte ihn wahrscheinlich dux anstatt rex, um seine militärische Führungsposition zum Ausdruck zu bringen.58 In der Beschreibung der Niederlage Alarichs im Jahr 402 in Claudians Gedicht über das sechste Konsulat des Honorius werden zudem eigenständig agierende Abteilungen fassbar, die vom Westgotenkönig abfielen, als sich die Schlacht zu dessen Ungunsten entwickelte.59 Über die Anführer dieser Abteilungen oder ihre Titel ist nichts bekannt. Die Erwähnung bei Cassiodor, dessen Perspektive eine Andere war, ist ähnlich zu deuten. Seine Chronik ist über 100 Jahre später um 519 im Auftrag von Theoderichs Schwiegersohn Eutharich verfasst worden und listet im Wesentlichen nur die Konsulpaare der Jahre auf,60 wobei die Aufzählung durch die Erwähnung besonderer Vorkommnisse ergänzt wird. Eines ist die Eroberung Roms durch Alarich, wobei er dux genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt war Alarich nicht in der Funktion eines römischen Offiziers unterwegs, doch Cassiodor verwendete nicht rex, da es sich um ein militärisches Unternehmen handelte und er Alarich zudem diese herausgehobene Stellung nicht zugestehen wollte.

52 His conss. Roma a Gothis Halarico duce capta est, ubi clementer usi victoria sunt. Cassiodor, Chron. (Mommsen 1894), 1185 (410). 53 Wohl um 382. Dieses foedus wurde jedoch gebrochen und 392 erneuert: Meier 2007, 47 f. 54 Meier (2007, 49 f.) meint, die Ernennung zum Magister Militum per Illyricum sei 394/5 geschehen. Vgl. Wolfam 2001, 424, Anm. 15. Die PLRE (2, s. v. Alaricus 1, 44–48) gibt an, Alarich sei 399 zum magister militum per Illyricum ernannt worden, 407 eventuell zum comes Illyrici und 409 wieder zum magister militum. Weiteres dazu in der Gesamtzusammenfassung in Kapitel 7.2.3. 55 Um 401/2, siehe: Meier 2007, 50 f. 56 Sozomenos, hist. eccl. (Hansen 2004), 9,4,4. Wolfram 2001, 160. 57 Cameron 1970, 62. 58 Cameron (1970, 175 f.) hingegen meint, dux würde auf die vorherige Position als magister militum hinweisen. 59 Claudius Claudianus, de sext. cons. Hon. (Birt 1892), 250–255. 60 Callies 1981, 348.



Ostgoten 

 81

5.3 Ostgoten Nach der Teilung des Gotenverbandes verlief die weitere Geschichte der späteren Ostgoten61 eine längere Zeit von den antiken Quellen unbeachtet. Hiervon ausgenommen ist jener Teil, der zusammen mit der Gruppe Fritigerns einen gemischten Verband bildete und in den 370er Jahren in Erscheinung trat. Nachdem dieser Verband ein foedus mit den Römern geschlossen hatte, wurde er im Balkanraum angesiedelt.62 Wie bereits erwähnt, brach dort eine Hungersnot aus, was Fritigern, Alatheus und Safrax dazu brachte, die Eröffnung eines Handelsplatzes von den Römern zu erbitten, wobei alle drei primates et duces genannt werden, die anstelle von reges dem Verband voranstehen.63 Primates bezieht sich auf die soziale Stellung und duces auf die Funktion als Anführer. Die Verbindung mit reges, deren Status dem ihrigen ähnlich sein mag, zeigt deutlich, dass es sich bei Alatheus und Safrax klar um unabhängige Anführer handelte. Anhand der Namen ist Alatheus wohl dem ostgotischen Teil des Verbandes zuzuordnen, Safrax hingegen einem alanischen Element.64 Der Hauptverband der späteren Ostgoten war seit etwa 375 unter hunnischer Herrschaft.65 Ein großer Teil schloss sich dem Heeresverband der Hunnen an und zog mit ihm Richtung Westen. Im Rahmen der Entscheidungsschlacht gegen das Heer Attilas treten diese ostgotischen Gruppen erstmals wieder in Erscheinung.66 Angeführt wurden sie von den Brüdern Valamir, Thiudimir und Vidimir, die im Dienst Attilas standen. Zwar beinhaltet die Gotengeschichte des Jordanes auch Berichte über die Zeit unter hunnischer Herrschaft, doch glaubhaft werden diese erst wieder in der

61 Die Greutungi-Ostrogothi standen den Terwingi-Vesi, den späteren Westgoten, seit der Bezeugung der Spaltung der Goten 291 gegenüber. Erst Ammianus Marcellinus erwähnt erstmals die Greutungen Ende des 4. Jh. Wolfram (2001, 34) spekuliert, dass er durch einen terwingischen Häuptling von ihnen erfahren habe. Der Name der Ostrogoten taucht erstmals im Zusammenhang mit einem Ereignis um 399 auf. Wolfram (2001, 35) nennt die Bedeutung „Sonnenaufgangs-Goten“ oder „die durch den Aufgang der Sonne glänzenden Goten“ für Ostrogoten. Zum Ostgotennamen: Wolfram 2001, 34–36. Über die Geschichte der (Ost-)goten bis zur Unterwerfung durch die Hunnen, siehe auch: Burns 1984, 18–38. Giese (2004, 16) hält Ostrogothi für eine stolze Selbstbezeichnung, während Greutungi (mit der Bedeutung „Steppen-“ bzw. „Strandvölker“) eine Fremdbezeichnung sei. 62 Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 4,34,1–3. Zur genaueren Lokalisierung der Siedlungsgebiete: Wolfram 2001, 261 f. 63 […] qui regum vice illis praeerant, id est Fritigernus, Alatheus et Safrac, exercitus inopiam condolere negotiationemque a Lupicino Maximoque Romanorum ducum expetere. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 26 (134). 64 Castritius 2004, 93. 65 Wolfram 2001, 250. 66 inter quos Ostrogotharum praeminebat exercitus Valamire et Theodemire et Videmere germanis ductantibus, ipso etiam rege, cui tunc serviebant, nobilioribus, quia Amalorum generis eos potentia inlustrabat; […] nam perpendens Attila sagacitate sua, eum et Valamerem, Ostrogotharum regem, super ceteros regulos diligebat. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 38 (198 f.).

82 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Generation vor Theoderich mit der Konfrontation auf den Katalaunischen Feldern.67 Insbesondere die Angabe, man habe den Tod des Ostgotenkönigs Thorismund so sehr betrauert, dass ein vierzigjähriges Interregnum entstand,68 ist als Erfindung zu werten, die im Sinne der Amalertradition die eigentliche Schwäche der Ostgoten während der Phase der hunnischen Oberherrschaft rechtfertigen sollte.69 Die drei Brüder werden als reguli bezeichnet, um ihre herausgehobene Stellung bei den Westgoten und zugleich die Unterordnung unter den rex Attila zu betonen. Valamir, Thiudimir und Vidimir werden zwar als Führende (ductantes) jedoch nicht explizit als duces beschrieben. Die drei Brüder hatten insofern eine Art Zwischenstellung zwischen Heerführern und Herrschern: aus ostgotischer Perspektive standen sie an der Spitze des Verbandes, doch aus der Gesamtperspektive waren sie untergeordnet. In dieser Funktion dürften sich die Anführer des Ostgotenverbandes seit ihrem Anschluss an die hunnische Konföderation befunden haben.70 Daher ist über die betreffenden 75 Jahre ein gewisser Grad an Gewöhnung an die dauerhafte Unterordnung zu erwarten. Zugleich mussten die Ostgoten mit den übrigen Gruppen unter der Herrschaft Attilas und seiner Vorgänger interagieren.71 Zwischen dem Verlassen des Hunnenverbandes und der Ansiedlung in Italien treten nur die ostgotischen Heerkönige in Erscheinung, die ihre jeweiligen Verbände selbst anführen. Untergeordnete Heereskommandanten oder Anführer von Truppenteilen werden nicht erwähnt. Unzweifelhaft erfordert jedes Heer ab einer gewissen Größe eine hierarchische Untergliederung, doch ist diese für den Zeitraum vor der Ansiedlung nicht fassbar.

67 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 48 (246–253). Wolfram 2001, 258; Tönnies 1989, 37; Schmidt 1933, 267 f. 68 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 48 (251). 69 So Tönnies 1989, 48 f. Er bezeichnet die Informationen des Jordanes als „bewußte Konstruktion“. Schmidt (1934, 257) nennt das von Cassiodor erwähnte Interregnum eine geschichtliche Reminiszenz, denn es sei „ganz unwahrscheinlich“, dass die Goten in dieser Zeit unter einem König gestanden hätten. 70 In der Amalertradition gehen dem 40-jährigen Interregnum, welches mit der Königserhebung des Valamir nach der Niederlage des Hunnenverbandes auf den Katalaunischen Feldern endete, die Königsherrschaften von Ermanarich, Vinitharius, Hunimund und Thorismund voraus. Während der Herrschaft dieser Könige seien die Ostgoten Untertanen der Hunnen gewesen. Anfangs hätten sie sich noch gegen die Unterwerfung gesträubt, aber nach dem Tod des Vinitharius hätten sie sich gefügt. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 48 (246–253). Die Historizität dieser Überlieferung ist äußerst fraglich. Insbesondere Jordanes’ Angabe, das 40jährige Interregnum sei ein Ausdruck der Trauer über den frühen Tod des Amalers Thorismund gewesen, ist nicht glaubwürdig. Vielmehr diente es als Rechtfertigung für die Schwäche des Ostgotenverbandes, die sich im Fehlen eines Königs ausdrückte: vgl. Tönnies 1989, 48 f. Siehe auch Wolfram 2001, 252–259. 71 Über die Zeit unter hunnischer Herrschaft: Wolfram 2001, 250–259.



Langobarden 

 83

5.4 Langobarden Die langobardische72 Geschichte kennt eine große Anzahl an duces, die allerdings im Wesentlichen in der Phase nach ihrem Eindringen in den Norden der Apenninenhalbinsel auftreten. Die früheste Erwähnung reicht jedoch weit zurück und ist in der Historia Langobardorum des Paulus Diaconus überliefert. Diese wird zwar im vorliegenden Kapitel mit behandelt, doch muss betont werden, dass diese frühen Informationen mit größter Skepsis betrachtet werden müssen. Zwischen der langobardischen Frühgeschichte und dem sie erzählenden Autor, der im achten Jahrhundert tätig war,73 liegt ein großer zeitlicher Abstand. Die Dichte des Materials, aus dem er sich informieren konnte, war ausgesprochen dünn.74 Daher verschriftlichte Paulus wohl mündliche Überlieferungen, deren Richtigkeit mit zunehmenden Alter angezweifelt werden muss. Zudem prägten neben den dokumentarischen auch narrative sowie ideologische Motive die Abfassung der Quellen.75 Mit wachsender zeitlicher Distanz und zugleich sinkender Dichte und Zuverlässigkeit der Informationen blieb dem Autor mehr Freiraum, die Geschichte nach seinem Gutdünken zu gestalten.

72 Die origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 1 und auf sie bezugnehmend (Schwarz 2009, 44) Paulus Diaconus (hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,8. (Er bezeichnet sie als ridicula fabula) berichten die sagenhafte Begebenheit, durch die die Langobarden zu ihrem Namen gekommen sein sollen. Als sie in den Kampf gegen die Vandalen aufmarschierten, wären auch die Frauen der Langobarden mit ihnen gekommen und hätten sich auf Hinweis der Göttin Freya das Haar unter dem Kinn zusammengeknotet. Odin, der die Abteilungen der Krieger erblickte, fragte seine Gattin Freya, wer diese Langbärte seien, woraufhin sie ihm entgegnete, dass er ihnen diesen Namen soeben durch seine Ansprache gegeben hätte. Jarnut 1982, 11 f. Wenngleich der sagenhafte und konstruierte Charakter dieser Erzählung deutlich ist, mangelt es der Forschung bisher an einer stichhaltigen alternativen Namensdeutung. Daher wird die Verbindung von „Langobarden“ mit auffälliger Gesichtsbehaarung durchaus als wahrscheinlich gehalten, wobei zu beachten ist, dass es sich dabei wohl um eine Fremdbezeichnung handelt. Nedoma 2001, 51. Fredegar nennt die Geschichte im Kontext des Kampfes gegen die Hunnen: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,65. 73 Die Historia Langobardorum wurde wohl noch vor 800 von Paulus fertig gestellt: Schwarz 2009, 21. Vgl. Pohl 2002a, 529 f. Seine Historia verfertigte er im Auftrag Adelpergas, der Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, die an den dux von Benevent verheiratet wurde: Schwarz 2009, 23; Pohl 1994b, 380. Die wichtigen Daten seines Lebens sind in Detail unklar: Pohl 1994b, 375 f. Zur Herkunftsgeschichte der Langobarden vgl. Coumert 2007, 145–264. 74 Schwarz 2009, 44–46. Vgl. Pohl 2002a, 529 f. Zu den Quellen Paulus‘ insgesamt: Schwarz 2009, 40; 44–53. 75 Paulus wollte den Weg seines Volkes (er war selbst langobardischer Abstammung) aus der Barbarei in die Zivilisation nachzeichnen: Schwarz 2009, 7; 24 f. Insbesondere die Frühgeschichte der Langobarden ist an bekannte Heldengeschichten, wie bspw. den Alexanderzug, angelehnt: Ebd. 25. Der Zug ins (gelobte) Land Italien wiederum ist durch biblische Motive bereichert: Ebd. 26 f. Nach der Ansiedlung in Italien waren es für Paulus die Könige, die für Stabilität und Frieden sorgten und Garanten für den Fortbestand des Reiches waren: Ebd. 28 f. Eine politische Komponente ist auch in der Darstellung der Franken zu finden, deren Bild aufgrund der Annäherung an die Langobarden positiv geprägt war: Ebd. 34. Vgl. Pohl 1994b, 382 f.

84 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Daher muss die Tendenz zur Veränderung oder Erfindung von Geschehnissen umso größer angenommen werden, je weiter die Ereignisse zurücklagen. Mangels Parallelüberlieferungen besteht für einen großen Teil der Langobardengeschichte keine Möglichkeit der Verifizierung von Paulus‘ Angaben. Erst ab dem Zeitpunkt, an dem die Langobarden im sechsten Jahrhundert mit dem Mittelmeerraum aktiv zu interagieren begannen, und somit die Möglichkeit besteht, die Angaben des Paulus mit denen anderer Autoren zu vergleichen, kann die Überlieferung überprüft und dann auch als weitgehend zuverlässig angesehen werden. Bis zur Ansiedlung in der Golaida wird ein einziges duces-Paar erwähnt. Es handelt sich um Ibor und Agio, die den Teilverband anführten, der durch das Los dazu bestimmt worden sein soll, die ursprünglichen Siedlungsgebiete zu verlassen. Die beiden Brüder seien noch jung gewesen und ihre Mutter Gambara habe ihnen mit ihrem Rat zu Seite gestanden.76 Unter der Führung der beiden duces habe sich der Verband in einer von Vandalen dominierten Region angesiedelt. Als diese unter Androhung von Krieg Tribute von den Langobarden forderten, entschlossen sich Agio und Ibor auf Anraten ihrer Mutter zu den Waffen zu greifen.77 An dieser Stelle erwähnt Paulus den Mythos, wie die Langobarden zu ihrem Namen gekommen seien, wobei er selbst bemerkt, es handele sich um eine ridicula fabula.78 Die Verbindung der langobardischen Wanderung mit dieser Geschichte zeigt, wie stark dieser Zeitabschnitt mit der Sagenwalt verwoben war und mahnt zur Vorsicht bei der Einschätzung der Informationen. Agio und Ibor führten nach dem Sieg noch eine längere Zeit den Verband an. Nach ihrem Tod hätten sich die Langobarden laut Paulus Diaconus entschlossen, sich einen rex zu geben, wie andere gentes auch, da sie nicht mehr unter duces stehen wollten.79 Vergleicht man die Positionen von Agio und Ibor mit der des neuen rex Agelmund, so sind außer der Zweizahl keine Unterschiede auszumachen. Alle drei wurden ausgewählt und bestimmten dauerhaft die Geschicke der Langobarden. Die Zweizahl allein reicht als Erklärung nicht aus, da die Führung durch zwei Könige bekannt war.80 Vielleicht wählte Paulus den Titel duces, da sie einen abgespalteten Teil anführten und daher unmöglich die reges ihres Volkes sein konnten, die beim Hauptteil des Volkes zurückgeblieben waren. Inwiefern dieser Teil

76 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,3. 77 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,7. 78 Auf Anweisung der Göttin Freya, mit der Gambara Kontakt aufgenommen habe, hätten sich die langobardischen (damals noch „winnilischen“) Frauen ihre Haare um das Gesicht gebunden. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,8. Pohl 1994b, 384. Weiteres s. o. Anm. 72. 79 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,14. 80 Wenskus 1961, 321 f. Hier sind jedoch nur die Doppelkönig- und -Herzogtümer gemeint, bei denen die Herrscher die gleiche Funktion ausführten. Im Unterschied dazu existierten auch Doppelherrschaften, bei denen die jeweiligen Könige unterschiedliche Funktionen, wie Kriegs- und Friedenshäuptling, wahrnahmen: vgl. Wenskus 1986b, 304 f.



Langobarden 

 85

der Historia Langobardorum der historischen Wirklichkeit entsprach, ist nicht zu bestimmen. Die Angaben Paulus‘ aus dieser Zeit sind wenig bis gar nicht belastbar.81 Dementsprechend unmöglich ist eine Datierung der Herrschaftszeiten der erwähnten duces. Den nächsten ἄρχων der Langobarden erwähnt Prokop im Jahr 538. Es handelt sich um Wacho oder Wakes, den der Ostgote Witigis als Bundesgenossen gewinnen wollte, der jedoch bereits mit den Römern verbündet war.82 Jener Wacho war in seine Stellung gelangt, indem er König Tato, seinen Onkel, ermordet und sich gegen dessen Sohn Hildigis durchgesetzt hatte.83 In Prokops Bericht über das Jahr 548 tritt Wacho erneut in Erscheinung, als er seinen Neffen Risiulfus in die Verbannung schickte.84 Dieser wäre dem νόμος entsprechend nach dem Tod des Wacho an seine Stelle getreten, doch wollte Wacho seinem Sohn Walthari die Herrschaft hinterlassen, weshalb er Risiulfus aus dem Weg räumen musste. Als er dann an einer Krankheit gestorben war, trat Walthari minderjährig die ἀρχή an, unterstütz durch Audoin.85 Wacho war zweifellos der unabhängige Anführer der Langobarden. Paulus und die Origo gentis Langobardorum vermeiden es, ihn mit einem Titel zu versehen, doch bezeichnet letztere sein Reich immerhin noch als regnum. An der gleichen Stelle verwendet Paulus den Terminus dominium.86 Die konsequente Vermeidung des Titels rex könnte beabsichtigt sein. Die Autoren, Paulus im Speziellen, versuchten auf diese Weise, die Illegitimität seiner Herrschaft zu betonen. Auch wenn er Wacho der adeligen Sippe der Lithingi zuordnet,87 hatte er aus Sicht des Paulus dennoch die Blutlinie der Könige unterbrochen, als er seinen Onkel Tato ermordet hatte und an seine Stelle getreten war. Nach dem Tod Wachos blieb sein Sohn Walthari sieben Jahre in seiner Stellung bis er jung verstarb und Audoin die Herrschaft übernahm.88 Über Waltharis Aktivi-

81 Schmidt (1933, 577) urteilt über Agio, Ibor und Agelmund, diese „gehören schwerlich der Geschichte an“. 82 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,22,11 f. Wakes tritt bei Paulus unter dem Namen Waccho auf: PLRE 3B, 1350. Zur Herrschaftsübernahme Tatos: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21. 83 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21. Diese Passage ist der Origo gentis Langobardorum entnommen (Waitz 1878), 4, die aus dem Vorwort des Edictus Rothari entstammt: MGH rer. Lang. 1, 1878, 1. Pohl 1994b, 377 f. 84 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,12–14. Da Walthari 7 Jahre in seiner Stellung war und Audoin ihn 548/549 ablöste (PLRE 3B, s. v. Waltari, 1399), müssen die Geschehnisse um Risiulfus um die Jahre 540–542 datiert werden. 85 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,17. 86 Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 4; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21. 87 Vgl. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21. Pohl 2001b, 62. 88 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21 f. Wenskus 1973a, 475 f.; PLRE 3B, 1399.

86 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

täten und Titulatur erlauben die Quellen keine Aussagen.89 Audoin hingegen findet im Werk Prokops häufiger Erwähnung. Er hatte als Vormund des Walthari große δύναμις erlangt und folgte nach dessen Tod in der ἀρχή.90 Paulus bezeichnet ihn als rex,91 wohingegen die Origo gentis Langobardorum keinen Titel nennt.92 Prokop wiederum verwendet die Termini ἡγούμενος,93 ἂρχων94 und βασιλεύς.95 Für ihn macht es offenbar keinen Unterschied, dass Audoin nicht der rechtmäßige Thronerbe war.96 Die alternativen Titel, die Prokop verwendet, scheinen für ihn keine spezielle Bedeutung gehabt zu haben. Vielleicht war er unsicher, wie er den Anführer des Langobardenverbandes, der im Wesentlichen ein Heer mit Anhang war, bezeichnen sollte. An dieser Stelle muss noch eine andere Begebenheit aus Audoins Herrschaft angeführt werden, in der erstmals ein eigenständig agierendes Heer in Erscheinung tritt. Im Jahr 552 hatte Justinian Audoin durch Geldgeschenke bewegen können, ihm eine starke Heeresabteilung von insgesamt 5.500 Mann zu schicken, von Prokop in 2.500 besonders Ausgesuchte und 3.000 Waffenfähige unterteilt, die unter römischem Kommando agierte.97 Doch sie verhielt sich undiszipliniert und gewalttätig, steckte Häuser in Brand und schändete Frauen, die sich in Kirchen geflüchtet hatten, kurzum: sie war schwer zu kontrollieren. Nachdem Narses im gleichen Jahr das ostgotische Heer vernichtend geschlagen hatte und König Totila gefallen war, wollte er sie daher möglichst schnell wieder loswerden. Der Oströmer entlohnte die Langobarden, entließ sie wieder aus seinen Diensten und stellte durch ein Begleitkommando sicher, dass sie das Reichsgebiet auch wieder verließen.98 Wer die Führung dieses Verbandes übernahm, welchen Titel der Heerführer trug und ob ihm ein römischer Verbindungsoffizier zugeordnet worden war, ist nicht zu entscheiden.

89 Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 4; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21 f.; Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,14–18. 90 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,18. 91 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,23. 92 Vgl. Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 5. 93 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,39,20; 4,26,12; 4,27,22. 94 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,18,5; 4,25,12. 95 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,25,15; 4,27,23. An letzterer Stelle werden er und Kaiser Justinian zusammen als βασιλεῖς bezeichnet. 96 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,27,1. Aufgrund seiner Abstammung wäre Ildigisal, Sohn des Risiulfus, der rechtmäßige Thronerbe gewesen. Vgl. PLRE 3A, 616 f. 97 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,26,12. 98 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,33,2.



Franken 

 87

5.5 Franken Bereits seit dem dritten Jahrhundert hatte sich die Beziehung zwischen dem römischen Reich und den „Protofranken“ entwickelt.99 Insbesondere mit den Salfranken, die seit der Mitte des vierten Jahrhunderts in Toxandrien vermutlich als dediticii angesiedelt waren, entstand eine enge Bindung.100 Sie dienten in großer Anzahl im Militär, stellten auch Offiziere und erreichten vereinzelt sogar die höchsten militärischen Ränge (magistri militum).101 Im Kampf gegen die im fünften Jahrhundert eindringenden Verbände stellten sie wertvolle Bündnispartner dar.102 Nach der Mitte des fünften Jahrhunderts bildete sich eine dauerhafte Allianz der Salfranken, seit 463 unter Führung Childerichs, mit Aegidius und seinen Nachfolgern.103 Während der Siege der römischen Regionalherrscher im Norden Galliens gegen die Westgoten und Bretonen waren die Franken anfangs noch unterstützend tätig.104 In den 470er Jahren war Childerich bereits neben Syagrius, dem Sohn des Aegidius, von den Römern in seiner Stellung anerkannt worden. Die Ostkaiser favorisierten jedoch Childerich, weshalb sich die Beziehung zu Syagrius verschlechterte. Das Hauptinteresse der Oströmer galt der Weiterführung des Krieges gegen die Westgoten.105 Neben finanzieller Hilfe erhielt Childerich auch eine offizielle Stellung, indem er mit der administratio Secundae Belgicae beauftragt wurde.106 In dieser Stellung verstarb der Frankenkönig 482 und sein erst 16 Jahre alter Sohn trat seine Nachfolge an. Mit seiner Herrschaft begann die rasche Expansion des fränkisch kontrollierten Raumes. Im Folgenden sollen nur die duces und die ihnen entsprechenden Anführer bis zur Regierung Chlodwigs betrachtet werden.

99 Nonn 2010, 38–41. „Protofranken“ ebd. 38. 100 Nonn 2010, 50 f. 101 Nonn 2010, 45 f.; 54–56; Ewig 2006,11. Nach Merobaudes, der nicht sicher als Franke identifiziert werden kann, erreichten noch Richomer, Bauto und Arbogast die Stellung des magister peditum praesentalis. Der Halbfranke Magnentius wurde gar zum Usurpator. 102 Nonn 2010, 70; Ewig 2006, 12. Seit Aetius fielen den Franken durch einen foedus die Aufgaben der Provinzverteidigung zu. Sie wurden in den 430er Jahren in der Germania II angesiedelt: Nonn 78; Ewig 2006, 12. 103 Nonn 2010,97. Aegidius war mit den salischen Franken verbündet, wohingegen die mit ihm verfeindeten Rheinfranken eine Koalition mit den Burgundern bildeten: Nonn 2010,96 f.; Ewig 2006, 15. 104 Möglicherweise als Föderaten. Vgl. Nonn 2010, 100; Ewig 2006,16. 105 Nonn 2010, 108–10; Ewig 2006, 16 f. Bereits Aegidius hatte in den letzten Jahren seines Lebens die Unterstützung der Kaiser verloren: Halsall 2001, 126. 106 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 2. In dem Schreiben gratuliert Remigius von Reims Chlodwig anlässlich seines Herrschaftsantritts auch zur Übernahme der administratio, die demnach bereits sein Vater vor 482 inngehabt haben muss. Nonn 2010, 109 f. Administrator war kein Amtstitel, Childerichs Titulatur ist unklar. Werner (1996, 24.) schlägt für Chlodwig die Stellung als dux Belgicae Secundae vor. Dazu, siehe im Abschnitt „dux als Offizierstitel im römischen Heer“ im Kapitel 6.4.7.

88 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Bei den Franken107 sind nach der Mitte des dritten Jahrhunderts einige duces aus den Berichten Sulpicius Alexanders108 und des sogenannten Fredegar109 bekannt. Hinzu kommt der byzantinische Historiker Johannes von Antiocheia,110 der die Anführer der Franken und anderer Stämme als ἡγεμόνες bezeichnete, wobei der Begriff nicht automatisch mit duces gleichgesetzt werden kann.111 Auch Fredegar nennt die Anführer der Franken in der Zeit vor 388 allgemein duces.112 Da er jedoch in der Passage, in der er auf die Frühzeit der Franken eingeht, deren Geschichte mit einem Herkunftsmythos

107 Die früheste zeitgenössische Erwähnung der Franken stammt aus einem Panegyricus von 291 (Panegyrici Latini [Paladini/Fedeli 1976], 11 (3) 5,4): Nonn 2010, 15. Die Bedeutung des Frankennamens lässt sich nicht fest definieren, da der -wie auch bei anderen Stämmen- einem starken Wandel unterlag. Ursprünglich hatte Franci die Bedeutung „die Kühnen“ oder „die Tapferen“ (genaueres zu den Ursprüngen im Germanischen: Nonn 2010, 13 f.), später setzte sich die Bedeutung „Freie“ durch: Geary 2007, 85; Zöllner 1970, 1 f. Die Aussagen verschiedener Autoren (teilweise auch ein und desselben Autors) über die Bedeutung des Terminus „Franke“ im 3. bis 7 Jh. tragen eher zur Verunklärung bei. Geary (2007, 85) hält „Franken“ in der Frühzeit für eine Selbstbezeichnung, Goetz (2003, 309) für eine Fremdbezeichnung. Vor Chlodwig gab es Franken, aber nicht als ethnische Identität (Goetz 2003, 319). Die Art ihrer Verbindung ist vielmehr vollkommen unklar (ebd. 322.). In Chlodwigs Vielreichund Vielvölkerstaat waren sie ein Teil, der je nach Region 2–25% ausmachte (ebd. 321.). Im 7. Jh. hätte „Franken“ bereits viel von der ethnischen Konnotation verloren (ebd. 336 f.). Die Franken wurden nie eine echte Ethnie (ebd. 343.). Es gebe eine gens Francorum (ebd. 342.), aber es lässt sich aus den Ausführungen nicht ableiten, was diese eigentlich war. Das Wort „Franke“ ist weiterhin doppeldeutig: Franke konnte man sein entweder durch Geburt oder als Teil des Frankenreiches (ebd. 344.). Solche teilweise widersprüchlichen Informationen führen Wood (1995, 53 f.) zu dem Schluss, man solle besser keine allgemeine Definition der Franken anstreben. 108 Der wenig bekannte Historiker, der vermutlich im ausgehenden 4. und frühen 5. Jh. schrieb, stellt eine der Hauptquellen Gregors von Tours für die Frühzeit der Franken dar. Auch die einzige längere überlieferte Passage des Werkes Sulpicius Alexanders entstammt der Frankengeschichte Gregors: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9. Castritius 2005, 129; Seeck 1894, 1446. 109 Der Name des Autors der Fredegar-Chronik ist nicht sicher bekannt. Zudem vermutete man in der früheren Forschung mehrere Autoren hinter dem Geschichtswerk. Heute jedoch wird die 1-AutorThese favorisiert. Die Fredegar-Chronik stellt neben der Frankengeschichte Gregors von Tours die Hauptquelle über das Frankenreich im 7. Jh. dar. Wood 1994b; Löwe 1995; Kaiser/Scholz 2012, 25 f.; Coumert 2007, 295–324. 110 Der oströmische Autor Johannes stammte vermutlich aus der syrischen Stadt Antiocheia. Seine Lebens- und Schaffenszeit ist unsicher. Einige datieren ihn in das 6. Jahrhundert, andere an den Anfang des 7. Jh. Er verfasste eine Weltchronik mit Fokussierung auf das politische Geschehen an Stelle der Kirchengeschichte. Sein Werk ist nur fragmentarisch überliefert. van Nuffelen 2012; Sotirudes 1989, 148–153. 111 Φραγκοῦς γάρ τε καὶ Ἀλαμανοὺς, οἳ Κελτῶν εἰσὶ δυνατώτεροι, πανστρατιᾷ διαφθείρας, καὶ τοὺς ἡγεμόνας τούτων ἑλων, ἐν τῇ τῶν ἐπινικίων πανηγύρει διαγωνίσασθαι πρὸς θηρία παρεσκεύασεν. Johannes von Antiocheia (Roberto 2005), Fr. 169. 112 […] Multis post temporibus cum ducibus externas dominationis semper negantes. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,2. Die Jahreszahl ergibt sich aus dem anschließenden Bericht über den Einfall der duces Marcomer, Sunno und Genobaudus im Jahr 388. Vgl. PLRE 1, s. v. Genobaudes, 391; s. v. Marcomeres, 557; s. v. Sunno, 860.



Franken 

 89

verwebt, der keinesfalls der Wahrheit entspricht,113 ist seinen Angaben mit größter Vorsicht zu begegnen. Unmittelbar im Anschluss berichtet Fredegar vom Einfall der Franken unter der Führung der drei duces114 Marcomer, Sunno und Genobaudus115 gegen Ende des vierten Jahrhunderts, wobei er sich auf das Werk Sulpicius Alexanders stützt, welches nur in Fragmenten bei Gregor von Tours überliefert ist.116 Sie konnten bis Köln sie vordringen, wurden dann jedoch von römischen Truppen zurückgedrängt und später in der Carbonaria117 geschlagen. Marcomer und Sunno werden später von Sulpicius Alexander als regales118 und subreguli119 bezeichnet, Marcomer kurz darauf wiederum als dux.120 Claudian erwähnte in seinem umfangreichen Gedicht auf das Konsulat des Stilicho aus dem Jahr 400121 zwar Marcomer und Sunno, doch versah sie nicht mit einem Titel.122 Aus seinen Ausführungen geht hervor, dass einige der als reges bezeichneten fränkischen Herrscher ihre Stellung dem Einverständnis Stilichos verdankten123 und somit in gewissem Maße von ihm abhängig waren.

113 Mit Verweisen auf Hieronymos und Vergil berichtet Fredegar von der fränkischen Herkunft des Königs Priamos und dem Abzug der Franken aus Troja nach dessen Eroberung. Sie seien durch Europa gezogen und hätten sich dann am Rhein niedergelassen. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,2. 114 Ducibus kann ebenfalls als „unter der Führung von“ übersetzt werden: Kusternig 1982, 85, Anm. 18. 115 Francos transegisse conperimus usque ad Marcomere, Sonnoni et Genebaudum ducibus.  […] Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,3. Die nachfolgende Passage entspricht dem Bericht des Sulpicius Alexander (Siehe nachfolgende Anm.) Marcomer und Sunno werden später erneut als duces bezeichnet: […] Arbogastis Marcomerem et Sonnonem ducibus odiis insectans, exercito fraude Francos deceptus urendusque, […] Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,4. 116 Eo tempore Genobaude, Marcomere et Sunnone ducibus Franci in Germaniam prorupere, ac pluribus mortalium limite inrupto caesis, fertiles maxime pagus depopulati, Agrippinensi etiam Coloniae metum incusserunt. […]Sulpicius Alexander 1,1 (in: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9). Castritius 2005. 117 Einem Teil des Ardennenwaldes: Buchner 2000a, 82, Anm. 3; Kusternig 1982, 85, Anm. 21. 118 Post dies paucolus, Marcomere et Sunnone Francorum regalibus transacto cursim conloquio imperatisque ex more obsidibus, ad hiemandum Treverus concessit. Sulpicius Alexander 4 (in: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9). 119 Eodem anno Arbogastis Sunnonem et Marcomere subregolus Francorum gentilibus odiis insectans, Agrepinam regentem maxime hieme petiit, gnarus toto omnes Franciae recessus penetrandus urendusque, cum decursis foliis nudae atque arentes silvae insidiantes occulere non possent. […] Sulp Alex. 6 (in: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9). 120 […] nisi quod pauci ex Ampsivariis et Catthis Marcomere duce in ulterioribus collium iugis apparuere. Sulpicius Alexander 6 (in: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9). 121 Cameron 1970, XV. 122 […] Acie nec iam pulsare rebelles,  / Sed vinclis punire licet; sub iudice nostro  / Regia Romanus disquirit crimina carcer: / Marcomeres Sunnoque docet; quorum alter Etruscum / Pertulit exilium; cum se promitteret alter / Exulis ultorem, iacuit mucrone suorum: Claudiaus Claudianus, de cons. Stil. (Birt 1892), 1,238–243. 123 […] Provincia missos  / Expellet citius fasces quam Francia reges  / Quos dederis. […] Claudiaus Claudianus, de cons. Stil. (Birt 1892), 1,236–238.

90 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Die Frage nach einem König der frühen Franken trieb auch die antiken Autoren um, allen voran Gregor von Tours.124 Dieser bezog sich auf die Informationen Sulpicius Alexanders, die ihn zu der Schlussfolgerung führten, dass es einen rex gegeben habe, auch wenn der Autor dessen Namen verschwieg.125 Fredegar liefert die vermutlich auf einem Missverständnis beruhende Aussage,126 die Franken hätten nach der Ermordung ihrer duces reges aus derselben stirps gewählt.127 Vielleicht nahm er Bezug auf den Tod Sunnos, der von den eigenen Kriegern ermordet worden war.128 In der Fortsetzung der Chronik des Prosper Tiro wird für den Eintrag des Jahres 451 vermerkt, dass die gens Francorum keine reges gehabt habe, sondern mit duces zufrieden gewesen sei.129 Diese Passage wurde von Eugen Ewig überzeugend interpretiert: Er sieht in den auf diese Weise beschriebenen rheinischen Franken „noch eine Konföderation alter Art von reges, die der Haviensis als duces einstufte, weil sie mit den reges seiner Zeit, den ‚Großkönigen‘ der Westgoten und Burgunden, nicht vergleichbar waren.“130

5.6 Zusammenfassung Alles duces, in den Quellen bei West- wie Ostgoten, Langobarden und Franken vor der Etablierung der Territorialreiche erwähnt werden, waren selbständige Anführer. Neben der oft eher formalen Unterordnung gegenüber den Kaisern als Föderaten sind die reguli bzw. ductantes Valamir, Thiudimir und Vidimir der Ostgoten unter hunnischer Herrschaft als Ausnahme zu nennen. In den Quellen werden sie nicht direkt als duces bezeichnet, auch wenn der Titel genau ihrer Funktion entsprechen würde. Ihre Stellung innerhalb des Hunnenheeres ist aufgrund der Quellenlage nicht genau zu bestimmen. Gegenüber den Heerkönigen standen sie wahrscheinlich in einem ambivalenten Verhältnis, da sie einerseits durch die militärischen Erfolge ihre Stellung im eigenen Verband festigen konnten, doch waren sie andererseits an die Koalition gebunden. Insofern war ihre Position gegenüber Attila durchaus untergeordnet, doch innerhalb der Ostgoten standen sie dennoch an der Spitze. Der bewusste Verzicht 124 Er formuliert ausdrücklich, dass es ihn umtreibt, warum Renatus Profuturus Frigeridus ausgerechnet bei den Franken keine Könige nennt: […] Movet nos haec causa, quod cum aliorum gentium regis nominat, cur non nominet et Francorum. […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9. 125 […] Iterum hic, relictis tam ducibus quam regalibus, aperte Francos regem habere designat, huiusque nomen praetermissum, ait: […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9. 126 Kusternig 1982, 87, Anm. 34. In Bezug auf die zitierte Stelle bei Gregor von Tours (Hist. 2,9). 127 Dehinc, extinctis ducibus, in Francis dinuo regis creantur ex eadem stirpe, qua prius fuerant. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,5. 128 Claudiaus Claudianus, de cons. Stil. (Birt 1892), 1, 240–245. PLRE 1, s. v. Sunno, 860. 129 […] non enim tunc reges gens Francorum habebat, sed ducibus contenti erant. […] Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), ad a. 451. (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 302.) 130 Ewig 2009a, 153. zitiert auch in: Nonn 2010, 94.



Zusammenfassung 

 91

auf die Bezeichnung reges und die Verwendung von duces durch Jordanes ist somit gerechtfertigt. Die duces vor der Etablierung von Territorialreichen hatten mit dem bereits seit dem Ende des dritten Jahrhunderts bestehenden militärischen Rang131 dux keine Verbindung. Häufig geschah die Wahl des dux-Titels anstelle von rex nicht ohne Grund, wenngleich das Motiv nicht immer erkennbar ist. Alatheus aus dem gemischten Verband von 376 wird, wie auch Safrax und Fritigern, explizit als dux bezeichnet.132 Alle drei fungierten als Anführer eines gemeinsam agierenden Verbandes ohne übergeordnete Instanz. Jordanes’ Verwendung von duces und der ausdrückliche Hinweis auf den Unterschied zu reges sind vermutlich auf die alleinige Legitimation der Amaler als Königsgeschlecht zurückzuführen, dem die drei nicht angehörten. Bei den Westgoten werden Geberich und Fritigern als duces bezeichnet,133 doch waren sie als Anführer und Entscheidungsträger dennoch autonom. In der Schlacht von Adrianopel werden allerdings auch die Vorkämpfer von Ammian ductores genannt.134 Dies zeigt, dass der Terminus keinesfalls exklusiv für eine militärische Führungsposition verwendet wurde. Alarich I. wird mehrfach als dux bezeichnet, um die militärische Facette seiner Führung zu betonen.135 Die mythischen ersten duces der Langobarden Ibor und Agio tragen ihre Bezeichnung als Anführer eines abgespaltenen Verbandes, um sie vom König zu abzugrenzen, der über das in der Heimat gebliebene Volk herrschte. Wacho, der in den späten 530er Jahren die Führung übernahm, wird von Prokop als ἂρχων bezeichnet und in keiner Quelle rex genannt. Da er durch die Ermordung des Königs die Blutlinie der früheren Könige unterbrach und damit illegitim in seine Stellung kam, versagten ihm die Autoren den Titel rex. Bei den Franken sind um das Jahr 310 die ersten duces überliefert, doch bereits die antiken Autoren waren sich unsicher über ihren Charakter und lieferten widersprüchliche Angaben. Neben dem dux-Titel erhielten die frühen Herrscher auch die Bezeichnungen reges, reguli und subreguli, wobei besonders bei Sulpicius Alexander deutlich wird, dass er diese Termini (außer rex) synonym verwendete.136 Diese Kleinkönige der frühen fränkischen Geschichte bis in das letzte Drittel des fünften Jahrhunderts sind nicht mit anderen bedeutenden reges auf eine Stufe zu stellen, weshalb spätere Autoren sie unter anderem als duces bezeichneten. Einige, insbesondere Gregor von Tours, waren der Ansicht, dass es über diesen Kleinkönigen noch einen rex gegeben haben muss, da sie die Situation aus dem sechsten Jahrhundert rückprojizierten.

131 Seit dem späten 3. Jh.: Sprandel 1957, 44; Smith 1979, 278; Scharf 2005, 10; Demandt 2007, 68. 132 Wolfram (2001, 254) meint abwertend „bloß“ duces. 133 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 22 (114 f.); Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,12,8; 31,12,15; Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 26 (134). 134 Ammianus Marcellius (Seyfarth 1978), 31,15,13. 135 Claudius Claudianus, bell. Goth. (Nirt 1892), 533–539; Cassiodor, Chron. (Mommsen 1894), 1185 (410). 136 Sulpicius Alexander 1–6 (in: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9).

92 

 Dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen

Zusammengefasst wurde der dux-Begriff vor Etablierung der Territorialreiche genutzt, um den kriegerischen Aspekt eines Anführers zu unterstreichen, um den Anführer eines Verbandes vom König abzugrenzen, auch wenn er ihm nicht unterstellt war, um einen Anführer nicht mit der Königswürde zu versehen, wenn er illegitim in seine Stellung gekommen war oder nicht zum königlichen Geschlecht gehörte und um die geringe Macht eines Kleinkönigs zu betonen.

6 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike Bei den Ost- wie Westgoten, Langobarden und Franken sind nach der Etablierung ihrer Territorialreiche auch duces als hochrangige Funktions- oder Amtsträger fassbar, die den Königen unterstellt waren. Zugleich geht die alternative Verwendung von dux für die Könige zurück. In den folgenden Kapiteln werden diese duces vorgestellt. Die Betrachtungen sind unterschiedlich strukturiert, um den Eigenheiten des jeweiligen Gentilreiches Rechnung zu tragen. So werden bei Westgoten und Ostgoten alle expliziten duces, ihnen vielleicht entsprechende ἀρχόντες und ἡγεμόνες sowie Heerführer ohne Titel, die in einer ähnlichen Stellung waren, in chronologischer Reihenfolge abgehandelt. In den Abschnitten werden die Personen in den historischen Kontext eingebettet, analysiert und es werden wichtige Zusatzinformationen zu früheren und späteren Positionen geliefert. Eine vollstände Prosopographie der Funtionsträger wird jedoch nicht angestrebt. Bei den Langobarden werden die duces in ähnlicher Weise vorgestellt, doch da sich die Quelleninformationen ab dem Jahr 600 auf drei Dukate beschränken, werden diese im Anschluss separat betrachtet. Den Abschluss bildet die Analyse des Edictus Rothari. Die Kapitel über das Frankenreich sind wiederum anders gestaltet. Am Beginn muss eine längere historische Betrachtung erfolgen, da die Franken in vielerlei Hinsicht nicht mit den anderen Gentilreichen vergleichbar sind. Es folgt die Vorstellung der duces, getrennt nach den drei unterscheidbaren Typen, wobei die duces jeden Typs wiederum entweder nach Dienstsitz, verwaltetem Gebiet oder Teilreich gruppiert sind. Am Ende der Betrachtungen folgen jeweils detaillierte Zusammenfassungen, in denen die Ergebnisse nach bestimmten Gesichtspunkten gegliedert sind. Kompetenzen

Zuständigkeitsbereiche des dux

Machtfülle

Größe der angeführten Heere, Begrenzung der Befehlsgewalt durch andere Amtsträger, Möglichkeit unterschiedlicher Ränge von Befehlsgewalt

territoriale Zuständigkeiten

Existenz und, wenn ja, geographische Ausdehnung der Kompetenzen

Amtsdauer

Jahre nachgewieser Stellung als dux

Position des dux in der Ämterhierarchie

Distanz zum König, übergeordnete, unterstellte oder gleichgestellte Ämter

weiteren Positionen oder Ämter

Positionen, die die duces vor, während und nach ihrer Amtszeit innehatten

Herkunft der Funktions- bzw. Amtsträger

Informationen zur geographischen Herkunft, Verwandtschaft untereinander und mit anderen Amtsträgern, Vergleich der Namen unterschiedlicher ethnischer Herkunft

Diskussion des Amtscharakters

Betrachtung, ob der dux die Eigenschaften eines Amtes nach den römischen duces erfüllte und wie sich diese Eigenschaften wandelten

https://doi.org/10.1515/9783110625233-006

94 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Diese Punkt sind bei West- und Ostgoten explizit abgehandelt, bei letzteren um den Punkt des Verhältnisses von römischem und ostgotischem dux innerhalb des Reiches ergänzt. Bei Langobarden und Franken sind die Zusammenfassungen aufgrund der von den Gotenreichen abweichenden Entwicklungen angepasst. Dennoch wurde versucht, alle aufgeführten Aspekte zu berücksichtigen. Im Fall der Langobarden entfällt die Kategorie Machtfülle, da für eine Aussage hierüber zu wenige Informationen vorliegen. Die Zusammenfassung für die Franken ist umfangreicher und hat wiederum abweichende Abschnitte zum Inhalt. In den Zusammenfassungen werden zudem auch alle anderen, in den Quellen erwähnten Offiziere aufgeführt, um die duces in der Ämterhierarchie verorten zu können. Häufig muss diese Analyse aufgrund der schlechten Quellenlage dürftig ausfallen. Wie sich zeigen wird, wurde der Terminus dux auch in der Zeit, in der er der Titel für eine spezifische Stellung war, auch weiterhin in seiner unspezifischen Bedeutung für „Führer“ jedweder Art verwendet.

6.1 Westgoten Nach der Erwähnung von duces im Westgotenverband im Jahr 402 vergehen beinahe fünf volle Jahrzehnte, bis der Titel wieder in den Quellen Verwendung findet. Ab den späten 450er Jahren ist eine größere Anzahl an duces und Heerführer bekannt, sodass eine Entwicklung dieser Position skizziert werden kann. Hierbei erweist es sich auch bei der Betrachtung der duces als sinnvoll, die Geschichte des westgotischen Territorialreiches in die tolosanische und toledanische Phase einzuteilen. Der Analysezeitraum endet mit dem Tod Rekkareds im Jahr 601.

6.1.1 Tolosanisches Reich Während der Vorbereitung auf die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451 mussten die nun bereits seit über 30 Jahren in Gallien angesiedelten Westgoten erst zum Waffengang gegen die Hunnen überredet werden. Zu diesem Zweck schickte Valentinian Gesandte, die erfolgreich Überzeugungsarbeit leisteten. Der Westgotenkönig Theoderich I. antwortete ihnen, dass Attila fortan auch ihr Feind sei und sie gegen ihn ziehen würden.1 Jordanes nennt Theoderich in diesem Zusammenhang dux, was wohl der Betonung seiner Stellung als Feldherr sowie möglicherweise der Abwechslung diente, da der Titel rex bereits im Absatz zuvor verwendet wurde.2 1 Adclamant responso comites duci, laetus sequitur vulgus. Fit omnibus ambitus pugnae, hostes iam Hunni desiderantur. Producitur itaque a rege Theodorido Vesegotharum innumerabilis multitudo; […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 36 (190). 2 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 36 (189).



Westgoten 

 95

Später in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern wurde Theoderich von zwei seiner Söhne begleitet.3 Ob sie eigene Truppen anführten oder sich im Gefolge ihres Vaters befanden, ist unbekannt. Im Jahr 454 tritt Theoderichs II. Bruder Friderich als Heerführer in Erscheinung.4 Sein Angriff auf die Bagauden, die aufständische Landbevölkerung in Spanien, geschah im Auftrag Roms und mit seiner Hilfe konnten die schon länger andauernden Aufstände in der Tarraconensis beendet werden, die zuvor bereits von römischer Seite bekämpft worden waren.5 Ein Eigeninteresse an dem Sieg über die Bagauden bestand für das Westgotenreich nicht.6 In den Jahren danach zog Theoderich auf Wunsch des Avitus selbst mit einem Heer tief ins Land der Sueben hinein und im Anschluss über die gesamte Halbinsel.7 Während dieses ausgedehnten Feldzuges wird Friderich wohl die Regierungsgeschäfte in Gallien übernommen haben. Im Reich Theoderichs nahm er somit die Stellung eines Vizekönigs ein.8 Erst 463 wird er wieder explizit erwähnt, als er gegen Aegidius im Norden ins Feld zog und in der Schlacht gegen dessen Truppen in der Armorica fiel.9 In der Schlacht stand er wohl nicht nur Aegidius‘ Truppen gegenüber, sondern einer Koalition des römischen „Warlords“10 und fränkischen Kriegern unter Führung Childerichs.11 Einer Aussage des Hydatius ist zu entnehmen, dass er die Verwaltung des nordwestlichen Reichsgebietes in der Nähe des Aegidiusreiches übernommen hatte.12 Auf diese Weise hatte er dem König den Rücken für dessen Expansionsbestrebungen in die Narbonensis in den Jahren 462/3 und die Bekämpfung der Sueben auf der Iberischen Halbinsel freigehalten.13

3 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 36 (190). 4 Per Fredericum Theuderici regis fratrem Bacaudae Terraconenses caeduntur ex auctoritate Romana. Hydatius, chron. (Mommsen 1894),. 158. 5 Drinkwater 1989, 195 f.; Doi 1989, 351 f.; Thompson 1952, 16 f. 6 Vgl. Wolfram 2001, 184; Schmidt 1933, 480. 7 Hydatius, chron. (Mommsen 1894),. 173–186. Er marschierte bis zur Stadt Bracara weit im Westen der Iberischen Halbinsel (174) und zog dann weiter bis Portus Cale, wo er den Suebenkönig Rechiar gefangen nahm, den er später hinrichten ließ. Von Galizien zog er nach Süden in die Lusitania (178), wo er auf Augusta Emerita marschierte (182). Nach dem Tod Avitus‘ (183) kam er mit seinem Heer nach Gallien zurück (186). 8 Offergeld 2002, 108; Kampers 2005a, 414. 9 Hydatius, chron. (Mommsen 1894),. 218. 10 Vgl. MacGeorge 2002. 11 So wird die Quellensituation zumeist rekonstruiert (MacGeorge 2002, 98–100). Hydatius (Chron. 218) nennt Aegidius, doch die Chronica Gallica (a. 511 [Mommsen 1892], 638) die Franken als Gegner: Fredericus frater Theuderici regis pugnans com Francis occiditur iuxta Ligerim. Die Verbindung mit Childerich zieht MacGeorge aufgrund der (nicht datierten) Aussage Gregors, dieser habe bei Orleans Kämpfe ausgefochten: Igitur Childericus Aurilianis pugnas egit, […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 2,18. Weitere Quellenaussagen und Diskussion der Deutung: MacGeorge 2002, 99 f. 12 Eine Karte mit der Ausdehnung des Reiches von Syagrius bzw. Aegidius liefert: MacGeorge 2002, 112, Map. 2. 13 Heather 1996, 188. Hydatius, chron. (Mommsen 1894),. 197–251.

96 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Ob Friderich über längere Zeit die Verwaltung und militärische Kontrolle des Nordwestreiches oblag, kann freilich nicht ermittelt werden. Sein Versuch, kurz nach der Annexion von Narbona 462 Einfluss auf die Besetzung des dortigen Bischofspostens zu nehmen,14 zeigt, dass er in seinen Aktivitäten keinesfalls auf den Nordwesten beschränkt war. Während seiner Aktivitäten als Heerführer wird er in den Quellen nie als dux bezeichnet. Aufgrund der recht guten Quellensituation durch die Chronik des Hydatius15 sind für die späten 50er und 60er Jahre des fünften Jahrhunderts gleich mehrere duces belegt. Als erstes ist eine Passage aus dem Feldzug Theoderichs II. gegen die Sueben zu nennen. Dieser war auf Wunsch des Avitus in deren Herrschaftsgebiet bis weit nach Galizien einmarschiert und hatte den Suebenkönig Rechiar geschlagen, später in Portus Cale an der Westküste gefangen genommen und hinrichten lassen. Daraufhin war er gen Süden nach Lusitanien vorgerückt und im Anschluss nach Augusta Emerita.16 Dort erfuhr er von der Ermordung des Avitus (457), was ihn zur Rückkehr nach Gallien veranlasste. Bei seinem Abmarsch sandte er einige Abteilungen unter ihren duces zurück nach Galizien, wo sie sich zu Plünderungen hinreißen ließen, jedoch schwere Verluste hinnehmen mussten.17 Aus der Formulierung des Hydatius ergibt sich, dass die erwähnten Truppen unter ihren duces keine Kerneinheiten aus dem Heer Theoderichs waren (multitudine variae nationis cum ducibus suis). Offenbar handelte 14 Mathisen/Sivan 1999, 42. Hilarius, epist. (Migne 1862), 7. 15 Über Hydatius‘ Leben ist wenig bekannt. Er stammte wohl aus der hispano-römischen Oberschicht in Galizien ist vermutlich in den Jahren 393–397 geboren, 416 wurde er Kleriker, 427 Bischof mit unbekanntem Sitz, 460 in Aquae Flaviae. 431 war er Gesandter zu Aetius, dessen Unterstützung gegen die Sueben er erbitten sollte. 460 wurde er 3 Monate von den Sueben gefangen gehalten. Er starb wohl bald nach 469, dem Ende der Chronik. Seine Heimatregion lag weit von den römischen Zentren entfernt und war weniger stark romanisiert und christianisiert. Er erlebte eine Phase großer Zerstörungen und Wirren, die er in seiner Chronik abbilden wollte. Seine Darstellung ist dabei wohl im Wesentlichen wirklichkeitsgetreu, mit wenigen unglaubwürdigen Elementen, durch die er die Schwere der Notlage illustrieren wollte. Anders als andere Chroniken bediente er sich bei der Abfassung rhetorischer Stilmittel. Cardelle de Hartmann 1994, 2–13. Vgl. Burgess 1993, 3–10. Hydatius schrieb seine Chronik als Fortsetzung derer von Eusebius und Hieronymos und sie sollte auch als solche gelesen werden. Möglicherweise verfolgte er das Ziel das kommende Ende der Welt zu dokumentieren, das ihm mit dem Untergang des römischen Reiches und dem Einfall der Barbaren unmittelbar bevorzustehen schien. Burgess 1993, 6; 9 f. 16 Zum Vormarsch Theoderichs: Hydatius, chron. (Mommsen 1894),. 173–186. Die eigentlich von ihm geplante Plünderung der Stadt Augusta Emerita wurde von der Heiligen Eulalia verhindert: Hydatius, chron. (Mommsen 1894),. 182. 17 Theudoricus adversis sibi nuntiis territus mox post dies paschae, quod fuit V kal. Aprilis, de Emerita egreditur et Gallias repetens partem ex ea quam habebat multitudine variae nationis cum ducibus suis ad campos Gallaeciae dirigit:  […] Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 196. In der hier verwendeten MGH-Edition ist als Tag des Abmarsches  V. kal. Aprilis angegeben, doch bei Burgess (1993) ist das Datum in II. kal. Aprilis abgeändert. Als Grund gibt er an, dass Ostern in jenem Jahr nicht auf den 31. März fiel, sondern auf den 28. März: Burgess 1993, 130, Anm. zu Kap. 179. Burgess verwendet eine andere Kapitelzählung als die MGH-Edition.



Westgoten 

 97

es sich um gentile Verbände mit Anführern aus den eigenen Reihen, oder zumindest gleicher Herkunft, an der Spitze. Hydatius suggeriert, dass die erwähnten duces nicht willkürlich von Theoderich eingesetzt worden waren, sondern in gewissem Grade aufgrund ihrer Eigenschaften ihre Stellung bekleideten. Herkunft und Art der Bindung an den Theoderich lassen sich nicht aus der Quelle erschließen. Dass es sich bei den Truppen nicht um ein streng geführtes Heer handelte, deutet ihr Verhalten in Galizien an.18 Dennoch zogen sie nach ihren Aktionen nach Gallien und damit zum restlichen Westgotenheer zurück, was ihre dauerhafte Zugehörigkeit unterstreicht. Die nächsten Erwähnungen von duces erfolgen im Kontext des Vormarsches westgotischer Heere auf die Iberische Halbinsel auf Befehl Theoderichs  II. um das Jahr 458.19 Isidor, der sich an dieser Stelle auf die Chronik des Hydatius stützt,20 nennt gleich mehrere Personen, nämlich Cyrila, Suniericus und Nepotianus.21 Bei der Betrachtung der Hydatius-Chronik ist festzustellen, dass Isidor mehrere Vorgänge vereinfacht zusammengefasst hat, die zeitlich aufeinander folgten.22 So führten Cyrila und Suniericus (Sumericus) nicht gleichzeitig Heere in Spanien, sondern letzterer löste ersteren als Heerführer ab. Dabei übernahm Isidor auch die Titulatur des Hydatius, welcher Cyrila und Suniericus explizit als duces bezeichnet. Der ebenfalls erwähnte Nepotianus ist römischer Feldherr und wird daher hier nicht behandelt.23 Als Suniericus später zusammen mit Nepotianus als Akteur auftritt, wird er nicht mehr als dux bezeichnet, sondern entweder als comes24 oder ohne Titel belassen.25 Als comes rei militaris kann Suniericus ausgeschlossen werden.26 Sowohl Cyrila, als auch

18 Eine andere Möglichkeit ist, dass die Plünderungen von Theoderich als Strafaktionen angeordnet worden waren. 19 Laut Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 192. 20 Dazu: Donini/Ford 1970, VIIf. 21 Mox deinde partem unam exercitus duce Ceurila ad Baeticam provinciam mittit partem aliam Sumerico et Nepotiano ducibus ad Galliciam dirigit, qui Suevos apud Lucum saeva depraedatione vastaverunt. Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 33. Die entsprechenden Passagen bei Hydatius sind: Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 192 f.; 197; 201. Zur Gotengeschichte bei Isidor: Coumert 2007, 103–124. 22 Die Passagen aus der Chronik des Hydatius lauten: Gothicus exercitus duce suo Cyrila a Theudorico rege ad Hispanias missus mense Iulio succedit ad Baeticam. […] Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 192. Sowie: Theudoricus cum duce suo Sonerico exercitus sui aliquantam ad Baeticam dirigit manum: Cyrila revocatur ad Gallias, Suevi nihilominus Lusitaniae partes cum Maldare, alii cum Rechimundo Gallaeciae depraedantur. Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 193. 23 Siehe: PLRE 2, 778, Nepotianus 2. Er wurde 462 auf Befehl Theoderichs durch Arborius ersetzt. Schwarcz 1995, 50. Vgl. Koch 2011, 177 f. Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 213; 230. 24 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 197; 201. Ebenso wird auch Nepotianus mit dem Titel comes versehen. 25 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 206; 212. 26 Außer ihm ist kein weiterer comes im Westgotenreich mit einer entsprechenden Funktion belegt. Eventuell war sein comitatus ein comes-Titel, der ihm vom Weströmischen Kaiser Maiorian aus diplomatischen Gründen verliehen worden ist. Oder Hydatius wollte die Nähe der beiden Suniericus und Nepotianus zu den jeweiligen Herrschern ausdrücken.

98 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Suniericus sind von Theoderich eingesetzte Feldherren, die, wie der Fall des Cyrila zeigt, keinen Anspruch auf ihre Stellung als dux hatten, sondern darin vom König abhängig waren.27 Weiterhin ist der historische Kontext von Interesse. Die Baetica, die ihnen zugewiesene Region, wie die gesamte Iberische Halbinsel, hatte in den vorangegangenen Jahrzehnten schnelle und bedeutende Wandel erlebt. Nachdem die Alanen und Vandalen 429 nach Nordafrika gesegelt waren, waren die Sueben in Galizien im Nordwesten die einzig verbliebene regionale Macht. Bald begannen sie, die Regionen Galiziens zu plündern und Unternehmen nach Osten und Süden durchzuführen. Die römischen Versuche einer Vermittlung oder Eindämmung fruchteten nicht. Um 438/9 marschierte Rechila in die Baetica und nahm im Anschluss Augusta Emerita.28 Bald darauf übernahm er um 440 die Stadt Martylis29 im Südwesten der Iberischen Halbinsel und im Folgejahr Hispalis sowie die Kontrolle über Baetica und Carthaginiensis.30 Letztere konnten die Sueben gegen einen Angriff von Römern und Goten im Jahr 446 verteidigen.31 Nach dem Tod des Rechila 448 zog sein Sohn Rechiar wieder nach Norden, plünderte Galizien und überfiel 449 die Vascones und Caesaraugusta.32 Um 455 plünderten die Sueben erneut die Carthaginiensis und fielen auch wiederholt in die Tarraconensis im Nordosten der Iberischen Halbinsel ein.33 Diese letzteren Aktionen in gefährlicher Nähe zum römischen Gebiet in der Narbonensis waren der Auslöser für die Bitte Roms an Theoderich, sich des Suebenproblems anzunehmen.34 Diese Geschehnisse zeigen, dass die Baetica zu diesem Zeitpunkt (um 458) kein regulärer Teil irgendeines Reiches war. Durch den Abzug der Vandalen und Alanen sowie durch die wilden Plünderzüge der Sueben war die Region aufgewühlt. Im Fall der Baetica kommt hinzu, dass es sich um die am weitesten vom Westgotenreich entfernte Region handelte, was die Kontrolle umso mehr erschwerte. Um diese jedoch zu gewährleisten, waren Cyrila und Suniericus als duces mitsamt eigener Truppen geschickt worden. Es handelt sich bei beiden um eingesetzte und abhängige Funktionsträger. Ihre Stellung jedoch ist aufgrund der exzeptionellen Vorgänge nicht als regulär zu bezeichnen. Beide sollten in der unsicheren und weit entfernten Baetica vorerst die Vormachtstellung der Westgoten sichern. Die bald wieder aufkommenden militärischen Aktivitäten der Sueben in Lusitania, das nordwestliche an die Baetica angrenzte, zeigen, dass die militärische Präsenz nötig war.35 Cyrila und Suniericus 27 Wie Hydatius durch die Formulierung exercitus sui unterstreicht. 28 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 114; 119. Rechila war gerade durch Abdankung seines kranken Vaters zum rex Suevorum geworden (114). 29 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 121. Das heutige Mértola (Portugal) im Südwesten der Iberischen Halbinsel. 30 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 123. 31 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 134. 32 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 137; 140; 142. 33 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 168; 170; 172. 34 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 173–176. 35 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 193.



Westgoten 

 99

treten später erneut in Erscheinung. Cyrila wird im Jahr 46336 als Gesandter des Westgotenkönigs an den suebischen Königshof geschickt. Trotz mehrfacher Erwähnungen wird er an keiner Stelle mehr mit dem Titel dux versehen, sondern legatus genannt.37 Über den Verbleib des Cyrila in den fünf Jahren zwischen seiner kurzen Verwendung als dux und seiner Gesandtschaft ist nichts weiter bekannt.38 Beide Funktionen zeigen jedoch eine hohe Vertrauensposition und Nähe zu Theoderich II. Die Aktivitäten des Suniericus, Cyrilas Nachfolgers, sind in der Chronik des Hydatius gut nachvollziehbar. Kurz nach seinem Einsatz als dux sandte er, jetzt mit dem Titel comes versehen,39 Legaten zu den Galiziern und bald darauf trat er, erneut als comes, in der Funktion eines Feldherrn in Erscheinung, in beiden Fällen zusammen mit dem Römer Nepotianus.40 Kurz darauf, nun nicht mehr mit dem Titel comes, tritt er als militärischer Funktionär in der Stadt Scallabis in der westlichen Lusitania auf41 und wird 462 wieder nach Gallien zurückbeordert,42 wo sich seine Spur verliert.43 Auch ihm ist eine besondere Vertrauensposition und eine hohe Stellung bei Theoderich zuzuweisen. Fredegar erwähnt in einer Passage ebenfalls die beschriebenen Personen, bringt dabei allerdings Einiges durcheinander.44 Seine Aussagen enthalten keine weiteren relevanten Informationen.45 Als Aegidius 465 verstarb, fielen die Westgoten in sein Reich ein, wobei jedoch keine Heerführer erkennbar sind.46 Drei Jahre später wird ein weiteres Heer in den Quellen fassbar. Es verfolgte 468 den suebischen Gesandten bis in die Lusitania.47

36 Siehe Burgess 1993, 117. Die PLRE (2, 334.) nennt das Jahr 461. 37 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 219 f. 38 Vgl. PLRE 2, s. v. Cyrila, 334. 39 Anders (2010, 485) setzt den Titel dux mit der späteren Bezeichnung als comes in Beziehung und rekonstruiert für Suniericus die Stellung des comes rei militaris Hispaniarum. 40 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 197; 201. 41 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 206. Scallabis ist mit dem heutigen Santarém in Portugal identisch. 42 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 212. 43 Vgl. PLRE 2, s. v. Suniericus, 1040. 44 So: Kusternig 1982, 47, Anm. 10. 45 […] Gothecus exercitus duci suo Cyrola ad Theuderico regi Spanias missus, succedit ad Betega. Theudericus duci suo Sunerico exercitus sui aliquantam partem ad Betecam dirigit. […] Fredeg. 2,55. 46 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 228. Diese Offensive findet in der Literatur kaum Erwähnung. Vgl. Heather 1996, 189; MacGeorge 2002, 103–110; Mathisen/Sivan 1999, 20 f. Erwähnt wird der Angriff von: Wolfram 2001, 186. 47 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 245 f. In den Jahren zuvor ist ein intensiver diplomatischer Kontakt zwischen Westgoten und Sueben überliefert. Letztere waren seit 464/5 unter König Remismund erneut vereint und plünderten die ihrem Reich angrenzenden Regionen: Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 223–241. Nach dem Tod des Frumarius hatte Remismund die Stellung als König für sich beansprucht. Nun nahmen die Sueben Conimbrica (229), wendeten sich dann gegen Aunona (233) und nahmen später Ulixippona (246). Erwähnungen von Gesandtschaften zwischen Sueben und Westgoten: Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 226; 230; 231; 233; 237; 238; 245.

100 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Dort hielten sich die westgotischen Truppen einige Zeit auf48 und marschierten auch nach Augusta Emerita, jene Region, in der die meisten duces bezeugt sind. Der Vorstoß könnte mit der Schwächung der Römer nach der Niederlage gegen die Vandalen in Verbindung stehen, wodurch der Druck der östlichen Front nachließ und Eurich mehr Spielraum gewann.49 Den nächsten dux erwähnt Gregor von Tours um die Jahre 470 bis 475.50 Es handelt sich um Victorius, der von König Eurich über sieben Städte eingesetzt wurde, woraufhin er seinem Herrschaftsbereich auch noch Arvernum hinzufügen wollte.51 Über Victorius existieren noch weitere Quelleninformationen, die seine Aktivitäten und einige persönliche Eigenschaften erkennen lassen. Er war Katholik und förderte die Kirchen in Arvernum.52 Als er als dux eingesetzt worden war, setzte er Eucherius gefangen, einen römischen vir illustris und wohl sein Konkurrent, und ließ ihn hinrichten.53 In einem Brief des Sidonius Apollinaris wird er im Jahr 477 als comes bezeichnet.54 Während seiner Amtszeit scheint er einen ausschweifenden Lebensstil gepflegt zu haben, der am Ende auch zu seiner Flucht nach Rom um 479/480 führte,55 wohin er zusammen mit dem Sohn des Sidonius Apollinaris reiste, und wo er verstarb. Er wurde gesteinigt, da er seinen Lebensstil auch im selbstgewählten Exil nicht aufgab.56 Aus diesen Informationen (seiner Konfession, seiner Konkurrenz mit dem

48 Später werden die Truppen erneut erwähnt: Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 249 f. 49 Wolfram 2001, 188. Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 236. 50 Die Angabe Gregors, Victorius sei im 14. Jahr Eurichs eingesetzt worden, kann nicht stimmen: Buchner 2000a, 101, Anm. 10. Vielleicht verwechselte er XIIII mit VIIII, womit 475/6 das Jahr seiner Einsetzung wäre. Die PLRE (2,1163) nimmt einen Fehler von 10 Jahren an, womit seine Einsetzung um 470 zu verorten wäre. Dieses Jahr passt zur Aussage Gregors, er sei 9 Jahre in Arvernum geblieben. Maier (2005, 253) geht vom Jahr 470 für die Einsetzung aus und vom Jahr 475 für die Hinzufügung Clermonts. Dagegen spricht die Aussage Gregors, Victorius sei protinus nach seiner Einsetzung nach Arvernum gekommen. Wolfram (2001, 190) nimmt das Jahr 471 an. 51 Eoricus autem Gothorum rex Victorium ducem super septem civitatis praeposuit anno XIIII. regni sui. Qui protinus Arvernus adveniens, civitatem addere voluit, unde et criptae illae usque hodie perstant.  […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. Vgl. auch Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 3,1. Bei den Städten handelt es sich eventuell um die Provinz Aquitania prima ohne Arvernum: Buchner 2000a, 101, Anm. 7; PLRE 2, 1163. Diese 7 civitates könnten demnach gewesen sein: Bituriges, Gabali, Lemovices, Cadurci, Ruteni, Albigensus und Vellavi: PLRE 2,1163; Notita Galliarum (MGH Chron. Min. 1, 603 f.). 52 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20; Maier 2005, 253; PLRE 2,1163. 53 Eucherichus: PLRE 2,406. Zu seiner Gefangennahme und Ermordung: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 54 Sidonius Apollinaris, epist. (Luetjohann 1887), 7,17,1 f. Vgl. PLRE 2,1163. 55 Vgl. PLRE 2, s. v. Victorius 4, 1164. 56 So: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. Die PLRE (2,1163) gibt die Information Gregors wieder, er sei nach Rom geflohen. Warum Maier (2005, 263) eine diplomatische Mission annimmt, ist nicht nachvollziehbar. An anderer Stelle klingt Gregor eigenartigerweise nicht mehr ganz so sicher, was den Tod des Victorius anbelangt: […] Igitur quodam tempore Apollinaris cum Victorio duce Italiam petiit, quod aiunt apud Romam interfectum […] Gregor von Tours, lib. in glor. mart.



Westgoten 

 101

Römer Eucherius sowie seinem Namen) lässt sich schlussfolgern, dass es sich bei ihm um einen Römer handelte, der somit nicht von außen eingesetzt, sondern von König Eurich unter den regionalen Honoratioren ausgewählt wurde.57 Seine Verbindung mit Arvernum legt nahe, dass es sich bei dieser civitas um seine Heimat gehandelt haben könnte. Auch bei diesem dux ist es nötig, kurz den historischen Kontext zu beleuchten. Im Jahr 469 hatte Eurich den Raum der Provinz Aquitania Prima von dorthin gesandten Bretonen erobert, stieß dann entlang der Mittelmeerküste gen Osten in die Narbonensis vor und erreichte 470 die Rhônemündung.58 Die gallorömische Bevölkerung hatte von den vorrückenden Westgoten nicht viel zu befürchten. Ihnen hatten die Belastungen durch Steuern, schlechte Verwaltung und Großgrundbesitzer stark zugesetzt, sodass man einen Herrschaftswechsel eher noch begrüßte.59 Allein in der Oberschicht ist Widerstand deutlich erkennbar,60 wobei mehrere Fraktionen unterschieden werden können. Ecdicius führte als Vertreter des regionalen Senatorenstandes zusammen mit seinem Schwager Sidonius Apollinaris die Widerstandsbewegung im Gebiet um Arvernum an.61 Bis zum Jahr 475 konnte die Region ihre Eigenständigkeit bewahren, wurde dann jedoch auf vertraglichem Wege den Westgoten übergeben.62 In dieser Situation war Victorius als Statthalter über sieben civitates nahe Arvernum eingesetzt worden, wobei er freiwillig mit den Westgoten zusammenarbeitete.63 Als Mitglied der provinziellen Oberschicht agierte er gegen seine die Westgoten bekämpfenden Standeskollegen. Angesichts der oben dargestellten Aktivitäten in seiner Stellung als dux – die Ermordung des Eucherius und sein angeprangerter Lebenswandel – drängt sich der Verdacht auf, dass hier ein Opportunist seine Chance sah, unter einem neuen Herrn schnell in eine Machtposition aufzusteigen.64 In dieser missbrauchte er seine Kompetenzen, weswegen er nach Italien fliehen musste. Über seine Kompetenzen als dux ist den Quellen nur wenig zu entnehmen. Die Gefangennahme und Hinrichtung des Eucherius erforderte zumindest die Verfügung über gewisse Exekutivkräfte und deutet die Befähigung an, Strafen zu verhängen. Dass Victorius ein Heer zur Verteidigung und zur Aufrechterhaltung der Ordnung unterstellt gewesen wäre, ist jedoch kaum anzunehmen. Weder wird es in den Quellen angedeutet, noch wäre es eine nachvollziehbare Entscheidung, einen gallorömischen Senator mit westgotischen Truppen auszustatten. Auch die Bezeichnung seiner (Krusch 1885), 44. Die MGH-Edition favorisiert agunt anstelle von aiunt (siehe MGH SS rer. Merov 1.2, 518, Cap. 44 Anm. e). Van Dam (1988, 43) liest hier aiunt. 57 So auch: Kampers 2008, 133; Wolram 2001, 190 f. 58 Kampers 2008, 132; Wolfram 2001, 188 f. 59 Kampers 2008, 132 f. 60 Insbesondere in der Auvergne und der Tarraconensis: Wolfram 2001, 189. 61 Claude 1994, 18; Krautschick 2005, 272; Kampers 2008, 133. 62 Wolfram 2001, 191; Claude 1994, 18. Die Angabe 495 bei Kampers (2008, 133) ist wohl ein Druckfehler. 63 So auch: Wolfram 2001, 191. 64 Damit war er in dieser Zeit und Region nicht der Einzige: vgl. Schwarcz 1995, 51 f.

102 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Stellung als principatus65 spricht nicht für eine vorrangig militärische Funktion. Sollte sein Zuständigkeitsbereich wirklich der Provinz Aquitania prima entsprochen haben,66 wird eine militärische Funktion noch unwahrscheinlicher, da es kaum anzunehmen ist, dass Eurich einem Römer die militärische Gewalt über einen derart ausgedehnten Anteil seines Reiches übertragen hätte.67 Victorius wird hier sicher nicht die gleichen Kompetenzen innegehabt haben, wie Cyrila, Suniericus oder der noch zu betrachtende Salla in der Baetica.68 Über sonstige Zuständigkeiten und Aufgaben wie Steueraufsicht, -Eintreibung oder Administration ist nichts weiter bekannt. Auch die Titulatur des Victorius ist nicht sicher rekonstruierbar. Als dux wird er nur von Gregor von Tours bezeichnet,69 wobei der Terminus immerhin an zwei Stellen eindeutig auch als persönlicher Titel verstanden werden kann.70 Dieser Fall der Bezeichnung als Victorius dux verdient eine kurze Erläuterung. Victorius war zur Abfassungszeit von Gregors Werk bereits rund 100 Jahre verstorben und hatte im Kontext des von Gregor beschriebenen Geschehens auch nicht mehr als Statthalter amtiert.71 Dux erscheint hier wie ein Ehrentitel, könnte aber auch schlicht zu seiner näheren Beschreibung gedient haben. Sidonius Apollinaris nennt ihn Victorius comes, wobei er besonders seinen Einsatz für die Kirche hervorhob.72 Wie diese beiden Titel miteinander vereinbar sind, ist nicht eindeutig zu klären, von der Existenz eines Gesamttitels comes et dux (Aquitaniae I) ist jedoch nicht auszugehen.73 Vielmehr ist zu vermuten, dass die beiden Bezeichnungen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Autoren resultieren. Für Sidonius Apollinaris und die Bewohner der civitas Arvernum waren seine Position in der lokalen Administration und sein Einsatz für die Belange der Stadt von Bedeutung. Diese Kompetenzen lassen ihn in der Tat wie einen comes civitatis erscheinen, als der er jedoch nicht explizit bezeichnet wird. Für Gregor als fränki65 Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 3,1. 66 Vgl. Buchner 2000a, 101, Anm. 7; PLRE 2, 1163. 67 Siehe Karte 2. 68 Zu Salla s. u. 69 Claude 1986, 306. Die entsprechenden Stellen sind: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20; Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 44; Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 3,1. 70 […] Igitur quodam tempore Apollinaris cum Victorio duce Italiam petiit, quod aiunt apud Romam interfectum […] Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 44. Sowie: […] Sidonius episcopus et Victorius dux, qui super septem civitates pricipatum, Eoricho Gothorum rege indulgente, susceperat. […] Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 3,1. Im dritten Fall entspricht die Bedeutung eher „eingesetzt als dux“: Eoricus autem Gothorum rex Victorium ducem super septem civitatis praeposuit anno XIIII. regni sui. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 71 Er war aus Gallien bereits geflohen und übte keine Funktion mehr aus: Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 44. 72 Sidonius Apollinaris, epist. (Luetjohann 1887), 7,17,1. Bei den Kirchen handelte es sich wohl um Sakralbauten in Arvernum: vgl. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 73 So auch: Maier 2005, 253. Die PLRE (2,1163) und Wolfram (2001, 236) halten die Existenz dieses Titels hingegen für wahrscheinlich.



Westgoten 

 103

schen Geschichtsschreiber war jedoch die Funktion als Statthalter unter Eurich weit wichtiger, weswegen er ihn auch durch die Bezeichnung als dux kenntlich machen wollte. Wahrscheinlich verwendete er dux, da zu seiner Zeit am Ende des sechsten Jahrhunderts das fränkische Dukat fest etabliert war und am ehesten der Funktion des Victorius entsprach. Dann wäre dessen dux-Titel nur die Interpretation Gregors. Da vor der Einsetzung des Victorius die Region der Aquitania Prima nicht in westgotischem Reichsgebiet lag und nach seiner Flucht das Land bald in fränkischen Besitz überging, befanden sich die civitates, über die er eingesetzt worden war, für weniger als 30 Jahre unter westgotischer Kontrolle. Zum Zeitpunkt der Einsetzung des Victorius kann sein Zuständigkeitsbereich daher nicht als ein bei den Westgoten etabliertes Dukat angesehen werden. Dass es sich mit der Provinz Aquitania Prima deckte ist nicht sicher, wäre jedoch nachvollziehbar, da Eurich so die römischen Verwaltungsstrukturen optimal genutzt hätte. Dies würde auch seine Wahl eines Gallorömers für den Posten des Statthalters erklären. Über einen Nachfolger des Victorius ist nichts bekannt, der im Jahr 498 bei Bordeaux gefangen genommene dux Suatrius kommt aufgrund seiner Lokalisierung und der Funktion als Heerführer nicht in Frage.74 Die abschließende Wertung des dux Victorius fällt schwer. Historischer Kontext, seine Person, der Verlauf und insbesondere das Ende seiner Amtstätigkeit deuten darauf hin, dass es sich bei Victorius um einen Sonderfall handelte.75 Seine Einsetzung war wohl eher eine pragmatische Entscheidung, um die Kontrolle der Region zu gewährleisten. Wäre Südwestgallien länger in westgotischer Kontrolle verblieben, hätte sich möglicherweise ein regionales Verwaltungsamt mit festen Kompetenzen gebildet. Auch der nächste dux stammte aus den Reihen der Römer. Im Jahr 47376 trat Vincentius als dux Hispaniarum in Erscheinung, später fiel er im Kampf gegen die Ostgoten während einer Expedition nach Italien.77 Diese Passage lässt reichlich Raum zur Spekulation über die Stellung des Vincentius. Er war um 465 nach Spanien geschickt worden und erfüllte dort eine wichtige, wohl militärische Funktion.78 Nach einigen

74 Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 498 (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331). Zu Suatrius s. u. 75 Anders Maier (2005, 252), der anhand des Victorius die Entwicklung und Institutionalisierung der westgotischen Regionalverwaltung zeigen möchte. 76 Dieses Jahr nennt die PLRE (2,1168, Vicentius 3), doch nach Moreno (1977, 79 f.) könnte der Tod des Vincentius auch erst um 475 gewesen sein. 77 […] Heldefredus quoque cum Vincentio Hispaniarum duce obsessa Terracona maritimas urbes obtinuit. (653) Vicentius vero ab Eurico rege quasi magister militum missus ab Alla et Sindila comitibus Italia occiditur. Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. Während Kulikowski (2004, 204) offenbar annimmt, Vincentius sei zum magister militum befördert worden, deutet das Adverb quasi an, dass er vom Autor der Chronik nur in der Stellung eines solchen Heerführers gesehen wurde. 78 Dies deutet der Brief an den Papst Hilarius an, den zu schreiben Vincentius den Bischof der Tarraconensis veranlasste: PLRE 2, 1168, Vincentius 3; Moreno 1977, 88. Hilarius, epist. (Migne 1862), 14. = PL 58,16. Nach dem Wortlaut des Briefes war er bereits zu jener Zeit vir illustris, was seine gehobene Stellung zeigt. Die Bedeutung des vir illustris wird von Moreno (1977, 88) entkräftet, der auf die Titelinflation des 5. Jh. verweist. Die militärische Funktion ergibt sich aus der Bezeichnung als quasi ma-

104 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Jahren hatte er die Seiten gewechselt79 und stand nun im Dienst Eurichs. In dessen Auftrag belagerte er Tarraco und nahm weitere Städte am Meer ein, später führte er einen Feldzug nach Italien an, in dessen Verlauf er verstarb. Die Eroberungen auf der Iberischen Halbinsel machte er zusammen mit dem sonst unbekannten Heldefredus,80 der im Gegensatz zu Vincentius nicht als dux bezeichnet wird. Beim Angriff auf Italien wird nur noch Vincentius genannt. Heldefredus wurde ihm beim Angriff auf die Städte vermutlich als Kontaktperson und zugleich zur Kontrolle beigeordnet, auf die eventuell später verzichtet werden konnte. Da nur Vincentius als dux bezeichnet wurde, kann angenommen werden, dass er den Befehl über die Truppen hatte. Schwieriger ist die Frage zu beantworten, woher der Titel dux stammt und ob er auf seine Funktion im westgotischen Dienst abzielt, oder sich auf seine Bezeichnung als römischer Offizier bezieht. In der Notitia Dignitatum, deren Angaben für den Westen mehrere Jahrzehnte älter sind als die Nennung des Vincentius,81 wird kein dux in den entsprechenden Provinzen erwähnt.82 Die Versuche, ein regelhaftes hohes militärisches Amt der römischen Armee zu rekonstruieren sind daher weitgehend Spekulation.83 Von der Existenz eines römischen Amtstitels des Vincentius ist zwar auszugehen, bekannt ist dieser jedoch nicht. Die Formulierung quasi magister militum mag in gewissem Maße auch eine Übertreibung sein um die frühere Stellung des Vincentius besonders hervorzuheben. Mit der Formulierung Hispaniarum dux gab der Autor der Chronica Gallica a. 511 entweder den (möglicherweise unvollständigen) korrekten römischen Titel wieder,84 oder er versuchte so die frühere Funktion des Vincentius zu umreißen. Unwahrscheinlich ist, dass er im Heer der Westgoten als Hispaniarum dux, als Heerführer der Truppen auf der Iberischen Halbinsel, fungierte. Vielmehr ist

gister militum: Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 653. Moreno (1977, 79 f.) nennt ihn dux provinciae nostrae (sc. Tarraconensis), Anders (2010, 485) hingegen rekonstriuert das Amt des comes rei militaris Hispaniarum. Die Stellung als comes ist allerdings nirgendwo belegt. Anders nimmt dieses Amt deshalb an, da es der Stellung als vir illustris entsprechen würde. Möglicherweise war er der Nachfolger des Arborius: Schwarcz 1995, 51. 79 Möglicherweise hatte er sich aufgrund der schwachen römischen Position auf der Iberischen Halbinsel, die nur mit Hilfe der Westgoten überhaupt behauptet werden konnte, dafür entschieden: vgl. Anders 2010, 485 f. 80 PLRE 2, 529. 81 Springer 2002, 431. Vgl. Scharf 2005, 314–316. 82 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 7,118–134; 42, 25–44. Zur Übersicht der duces: Seeck 1876, 304. Um 419 ist ein comes Hispaniarum belegt, der wohl nur für kurze Zeit existierte: Scharf 2005, 155–157. 83 dux provinciae nostrae (sc. Tarraconensis): Moreno 1977, 79 f. comes rei militaris Hispaniarum: Anders 2010, 485. Beide Varianten für den Titel liegen im Bereich des Möglichen, keine ist jedoch beweisbar. Ein bei Hydatius erwähnter comes Hispaniarum (Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 155) tritt nicht als Heerführer auf, sondern als Gesandter. 84 Morenos (1977) Rekonstruktion des dux Tarraconensis ist nachvollziehbar und schlüssig: Die Stellung als dux entspräche wohl am ehesten dem Zustand bzw. der Mannstärke der römischen Präsenz auf der Iberischen Halbisel (1977, 88 f.). Nicht nachvollziehbar ist jedoch sein Beharren auf den Zusatz Tarraconensis.



Westgoten 

 105

durch die Bezeichnung sein römischer Rang aufgegriffen und mangels eines eigenen westgotischen Titels wiedergegeben. Eine Inschrift aus dem Jahr 48385 nennt Salla, einen weiteren dux.86 Er hatte in der Stadt Mérida zusammen mit Zeno, dem dortigen Bischof, eine wichtige Brücke über den Río Guadiana sowie die Stadtbefestigungen instand setzen lassen.87 Jener Salla88 war bereits 17 Jahre zuvor, im Jahr 466/7, als Gesandter von König Theoderich zum Suebenkönig Remismund geschickt worden.89 In beiden Quellen wird Salla jedoch nicht direkt mit dem Titel dux versehen und die Verbindung mit dem Terminus ist bei genauer Betrachtung recht schwammig. Die Stellung eines dux wird ihm aufgrund der letzten Zeile der Inschrift zugeordnet.90 Angesichts der Titulatur des sacerdos Zeno ist es jedoch auffällig, dass Salla in der Inschrift nicht explizit mit dem Titel versehen ist. Will man die letzte Zeile bemühen, so muss man voraussetzen, das mit dux und pontifex die beiden in der Inschrift namentlich genannten Personen Salla und Zeno gemeint sind. Für die Stellung des Salla als dux sprechen die Quellen über Cyrila und Suniericus, die ebenfalls beide in der Region als duces eingesetzt waren,91 wenn auch nur für kurze Zeit. Die Mitwirkung Sallas bei der Wiederherstellung von Brücke und Stadtmauern, wodurch die Verteidigungsfähigkeit der Metropole und die Mobilität der Truppen gewährleisten werden sollten, weisen auf einen wichtigen

85 Aufgrund der Lesung von „Eruigii“ in Zeile 5 als „Eurici“ ist die Inschrift auf 483 zu datieren. Dazu: Panzram 2007, 186, insbes. Anm. 36; Sádaba/Cruz 2000, 43, Com. 2. Hübner (1975, 23a) hatte ursprünglich (1875) das Jahr 663 angenommen. Weitere Datierungsvorschläge, siehe: Sádaba/Cruz 2000, 44. Die Position als dux ergibt sich aus der letzten Zeile der Inschrift. 86 solberat antiquas moles ruinosa vetustas,  | lapsum et senio ruptum pendebat opus.  | perdiderat usum suspensa via p(er) amnem. | et liberum pontis casus negabat iter. | nunc tempore potentis Getarum Eruigii regis, | quo deditas sibi precepit excoli terras, | studuit magnanimus factis extendere n(o)m(e) n, | ueterum et titulis addit Salla suum. | nam postquam eximiis nobabit moenib(us) urbem, | hoc magis miraculum patrare non destitit. | construxit arcos, penitus fundabit in undis | et mirum auctoris imitans uicit opus. | nec non et patrie tantum crare munimen | sumi sacerdotis Zenonis suasit amor. | urbs Augusta felix mansura p(er) scla. longa  | nobate studio ducis et pontificis. era DXXI. – Die Inschrift existiert nicht mehr im Original sondern ist dem Codex Toletanus entnommen, weiteres dazu siehe: Sádaba/Cruz 2000, Nr. 10, 41–44; Vives 1969, Nr. 363; Hübner 1975, Nr. 23a. 87 Siehe dazu: Panzram 2007, 186 f. 88 Zur Verbindung beider Quellen, siehe auch: PLRE 2, 971. 89 […] Per Theodericum Salla legatus mittitur ad Remismundum regem Suevorum qui reversus ad Gallias eum a fratre suo Euerico repperit interfectum. Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 237. 90 Sowohl Panzram (2007, 186) als auch die PLRE (2,971) bezeichnen Salla als dux. Kulikowski (2004, 206) hingegen führt an, es sei nicht sicher, dass Salla auch auf militärischer Ebene Vertreter des Königs gewesen sei. 91 Beide waren in die Baetica geschickt worden, wobei unklar ist, ob sie in Augusta Emerita stationiert waren. Aufgrund der Position der Stadt zwischen Baetica und Lusitania deckte sich der Zuständigkeitsbereich von Cyrila, Suniericus und Salla sicherlich zum großen Teil. Möglicherweise hatte Letzterer noch einen Teilbereich von Lusitania zu überwachen oder aber die Nähe zur „Front“ im Westen erforderte die Instandsetzung der Brücke oder die Stationierung um Augusta Emerita.

106 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

westgotischen Stützpunkt hin.92 Von Mérida aus waren die Regionen Baetica und Lusitania gut erreichbar und die instandgesetzte Brücke garantierte das schnelle Verlegen zu beiden Seiten des Río Guadiana.93 Aus den Quellen ist nicht ersichtlich, ob Salla in Augusta Emerita über ein militärisches Kontingent verfügte, doch ist davon auszugehen, da es sich noch immer um die am weitesten vom gallischen Westgotenreich entfernte Region der Iberischen Halbinsel handelte und seine Vorgänger Cyrila und Suniericus ebenfalls Soldaten zur Verfügung hatten. Besonders zu betonen ist das Fehlen von dux vor oder nach dem Namen Sallas, was dafür spricht, dass es sich zu diesem Zeitpunkt nicht um einen festen Titel handelte. Bemerkenswert ist, dass auch Salla, allerdings vor seiner Stellung als dux, als Gesandter zu den Sueben fungiert hatte. Damit ist er neben Cyrila und Suniericus bereits der dritte Funktionär, der diese Positionen verbindet. Auch ihm ist daher eine besondere Nähe zum westgotischen Königshof und eine herausragende Vertrauensposition zuzuweisen. Als nächstes ist der dux Suatrius anzuführen, der im Jahr 497/894 erwähnt ist. Er wurde von den Franken bei Bordeaux geschlagen, woraufhin die Stadt vorübergehend eingenommen werden konnte.95 Die Einnahme Bordeaux‘ geschah im Rahmen einer fränkischen Offensive gegen das gallische Westgotenreich. Aus der Quelle ist nicht klar ersichtlich, ob der erwähnte Suatrius dauerhaft in oder um Burdigala eingesetzt war, oder aber als Anführer einer mobilen Armee in der Nähe der Stadt geschlagen wurde. Wägt man jedoch beide Möglichkeiten ab, so muss aufgrund der separaten Nennung der Eroberung der Stadt sowie der Gefangennahme des dux, wohl letzteres angenommen werden. König Alarich II. konnte diese Schlacht nicht selbst ausfechten, da er in diesen Jahren durch einen Aufstand der römischen Provinzbevölkerung unter Führung des Burdulenus gebunden war.96 Viel lässt sich aus dieser Passage nicht extrahieren. Suatrius war Anführer eines Heeres, jedoch war seine Person nicht bedeutend genug, als dass seine Vorgeschichte oder sein Verbleib nach der Gefangennahme erwähnt worden wären. Ob Suatrius als dux einen regionalen Zuständigkeitsbereich hatte, wie etwa den Raum der Aquitania Prima, wie es bei Victorius mögli-

92 Koch 2011, 167. 93 Die strategische Bedeutung der Lage Méridas ergibt sich auch aus der Geografie Südwestspaniens. Von der Stadt aus ist sowohl das westliche Flachland, wie auch die in mehreren Richtungen liegenden Bergregionen der Montes de Toledo und Sierra Morena kontrollierbar. 94 Über Suatrius existieren keine weiteren Quellenbelege: vgl. PLRE 2, 1037; Claude 1986, 306. Das Jahr ergibt sich aus der Angabe in der Quelle selbst: das 14. Jahr Alarichs II., der 484 die Herrschaft antrat, ist 497/8 (inklusive bzw. exklusive Zählweise). 95 Ann. XIIII Alarici Franci Burdigalam obtinuerunt et a potestate Gothorum in possessionem sui redegerunt capto Suatrio Gothorum duce. Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 498 (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331). 96 Düwel 1973b, 128. Nach Informationen der Chronica Caesaraugustana: Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 496 (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331). Koch 2011, 156 f.; Kampers 2008, 135; Schmidt 1933, 497 f.



Westgoten 

 107

cherweise der Fall war,97 ist nicht zu entscheiden. Im Unterschied zu diesem hatte Suatrius jedoch die Verfügungsgewalt über größere militärische Kräfte.

6.1.2 Toledanisches Reich Suatrius ist der letzte dux, der aus dem Westgotenreich in Gallien bezeugt ist. Neun Jahre nach dem ersten Angriff auf Bordeaux erfolgte die zweite fränkische Offensive. Mit dem Sieg bei Vouillé waren die Westgoten 507 geschlagen und zogen sich über die Pyrenäen zurück. Der Ostgotenkönig Theoderich übernahm die Rolle des Schutzherrn und schickte Truppen nach Spanien, um die geschwächten Westgoten zu verteidigen. Er setzte mit Theudis einen Statthalter ein und griff in die inneren Angelegenheite des Reiches ein, das nun etwa 25 Jahre praktisch ein ostgotisches Protektorat war. 531, fünf Jahre nach dem Tod Theoderichs, nutzte Theudis nach einer Niederlage die Schwäche des eingesetzten Thronerben Amalarich aus und schwang sich selbst zum König auf.98 In den Jahrzehnten nach der Vertreibung durch die Franken ist es still um die Westgoten. Sie scheinen kaum expansive Feldzüge durchgeführt zu haben und wurden nach Norden durch die ostgotischen Truppen und Theoderichs dux Ibba geschützt.99 Erst einige Jahre nach der erneuten Unabhängigkeit sind wieder duces und Heerführer in den Quellen erkennbar. Der erste dux ist der um 541100 bezeugte Theudisclus. Unter der Herrschaft König Theudis‘ schlug er die heranrückenden Franken zurück.101 Theudisclus tritt hier als eingesetzter Heerführer in Erscheinung. Die Passage verrät nicht, ob er sich in dieser Funktion bereits vor dem Angriff der Franken in der Region aufgehalten hatte, oder von Theudis entsandt worden ist. Es stellt sich die Frage, warum der König das Unternehmen nicht selbst anführte, da jeder Sieg ihn in seiner Stellung gefestigt hätte. Bemerkenswert ist Theudisclus’ Zusicherung eines sicheren Abzuges an die Franken gegen eine größere Geldzahlung. Da er hierfür offenbar nicht bestraft wurde, lag keine Bestechung vor. Es zeigt sich, in welchem Maße er eigenständig agieren

97 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. Details s. o. 98 Kampers 2008, 164. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302); Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 3,30; Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41. 99 Siehe dazu im Kapitel 6.2.1 über die duces im Ostgotenreich bis Athalarich. 100 Kampers 2008, 156; PLRE 3B, s. v. Theudegiselus, 1234. Isidor erwähnt den Angriff in einem Abschnitt, den er in das 6. Jahr Justinians datiert und in dem er den über den Herrschaftsantritt Theudis‘ berichtet: Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41. 101 […] Eo regnante dum Francorum reges cum infinitis copiis in Spanias convenissent et Tarraconensem provinciam bello depopularent, Gothi duce Theudisclo obicibus Spaniae interclusis Francorum exercitum multa cum admiratione victoriae prostraverunt. Dux idem prece atque ingenti pecunia sibi oblata viam fugae hostibus residuis unius diei noctisque spatio praebuit: cetera infelicium turba, cui transitus conlati temporis non occurrit, Gothorum perempta gladio concidit. Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41.

108 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

und Verträge abschließen konnte. Wenig später fand ein weiteres militärisches Unternehmen statt.102 Durch den Sieg über die Franken beflügelt, wagten die Westgoten die Fahrt über die Straße von Gibraltar, um Ceuta in Nordafrika anzugreifen. Nach anfänglichem Erfolg endet das Unternehmen in einem Desaster.103 Wer die Truppen anführte ist unbekannt, doch scheidet Theudisclus wohl aus. Er bestieg sieben Jahre später nach dem Mord an Theudis den Thron des Westgotenreiches.104 Als Isidor von der Ermordung des Theudis im Jahr 548 berichtet, erwähnt er, dass jener einst seinen dux getötet habe. Aus diesem Grund, wie Isidor dem sterbenden König in den Mund legt, sei sein Mörder nicht zu töten, da ihm Recht geschehe.105 Dieser Passage lassen sich einige Informationen entnehmen, die die bisher untersuchten Quellen ergänzen. Der nicht namentlich bekannte dux, den Theudis nach der Aussage Isidors widerrechtlich hat ermorden lassen, wird hier auch als dux bezeichnet, obwohl er nicht in der Führungsfunktion eines Heeres erwähnt wird. Vielmehr rekurriert die Bezeichnung dux schon deutlich auf eine fest etablierte Stellung. Theudis hatte wegen des Mordes offenbar keine Konsequenzen zu tragen, wie sie zu erwarten gewesen wären, wenn es sich um einen eigenständigen Verbandsführer gehandelt hätte. Die die Abhängigkeit des dux vom Westgotenkönig ist klar erkennbar. Ein weiterer dux mit Namen Zerezindo ist durch eine Grabinschrift aus Villamartin in der Nähe Sevillas im Süden Spaniens aus dem Jahr 578 bezeugt:106 A † Ω ZEREZINDO · DVX · FD VIXIT ANNOS PLVS MINVS XLIIII · OBIT · III · KAL · AG ERA · D · C · XVI107

Über Zerezindo ist außer dieser Inschrift nichts weiter bekannt. Anhand des Namens ist eine Zugehörigkeit zur Iberisch-römischen Bevölkerung unwahrscheinlich, eher muss von einer Herkunft aus dem westgotischen Verband ausgegangen werden.108

102 Die Datierung ergibt sich aus der zeitlichen Verortung der unmittelbar zuvor genannten Abwehr eines großen fränkischen Verbandes durch dux Theudisclus: Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41. 103 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 42 104 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (303). Heather 1996, 278; PLRE 3B, s. v. Theudegiselus, 1234. 105 […] Fertur autem inter effusionem sanguinis coniurasse, ne quis interficeret percussorem, dicens ‚congruam meriti recepisse‘ vicissitudinem, quod et ipse privatus ducem suum sollicitatum occiderit. Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 43. 106 Hübner 1975, Nr. 91; Vives 1969, Nr. 153. 107 Zerezindo dux f(i)d(elis) vixit annos plus minus XLIIII, obiit III kal(endas) A(u)g(ustas) era DCXVI Hübner 1975, Nr. 91. FD deutet auch Vives (1969, Nr. 153) als fidelis. 108 Vgl. Förstemann 1871, 435 f. Reichert (1987, s. v. Seresind, 597) hält ihn für möglicherweise germanisch.



Westgoten 

 109

Thompson äußert die Vermutung, basierend auf der Zeile A † Ω, es handele sich bei ihm um einen Katholiken,109 was möglich ist, aber nicht sicher. Die Nennung des Titels dux auf einer Grabinschrift ist in dieser Zeit und Region überaus ungewöhnlich. Auf die Frage der Herkunft seines Titels, gibt es mehrere mögliche Antworten. Entweder war er als Offizier in der oströmischen Armee tätig, oder er übte eine Funktion im westgotischen Heer aus, oder aber diente erst in einem Heer und wechselte dann die Seiten.110 Da sich zur Zeit seines Todes die Region im Südosten Spaniens unter oströmischer Kontrolle befand,111 ist ersterer Fall des römischen dux nicht abwegig. Oströmische duces in Inschriften sind auch andernorts bekannt.112 Mit dem dux Zerezindo lässt sich eventuell eine weitere, 175 km weiter nordöstlich bei Martos (antik: Tucci) gefundene Inschrift verbinden, die einen wahrscheinlich oströmischen dux nennt. Aufgrund der Buchstabenformen wird sie ins sechste bis siebente bzw. späte sechste Jahrhundert datiert.113 Andererseits würde Zerezindo sich gut in die Reihe der bereits belegten duces im Raum der Baetica einfügen.114 Angesichts seines Sterbealters von 43 Jahren ist es nicht unwahrscheinlich, dass er den Tod in der Schlacht fand. Im Jahr vor seinem Tod hatten die Westgoten durch ein militärisches Unternehmen Gebiete westlich von Carthago nova erobert und kurz darauf mussten Aufstände der Landbevölkerung bekämpft werden.115 Möglicherweise ist sein Tod mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen. Die Seltenheit epigraphischer Parallelen auf der Iberischen Halbinsel macht die Entscheidung nicht leichter. Drei weitere Inschriften, in denen dux genannt wird, liegen zwar in westgotischem Gebiet, sind aber praktisch

109 Thompson 1969, 37, Anm. 2; Thompson 1960, 8, Anm. 19. 110 Wie es auch Vincentius tat. S. o. Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. 111 552 hatte Justinian auf Wunsch des Athanagild ein Heer unter dem Patricius Liberius (PLRE 2, 677–681, Petrus Marcellinus Felix Liberius 3) nach Spanien geschickt. Schon 554 wandte sich Athanagild jedoch gegen die Römer, die gegen ihn Cordoba, Cartagena und Malaga behaupten konnten: Demandt 2007, 246. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (303); Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 47; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,8. Die endgültige Rückeroberung des Südostens der Iberischen Halbinsel dauerte über 70 Jahre: Kampers 2008, 166. Thompson (1969, 21) gibt die Zeitspanne von 552 bis 624 an, Treadgold (1995, 11–14) das Jahr 616. Vgl. González 2007, 92 f. 112 Bspw: Aegyptus: dux Aegypti et Thebaidos utrarumque Libbyarum (308–309 n. Chr.): AE 2004, 1636. comes et dux (367–375 n. Chr.): AE 1909, 0108; AE 1908, 0235; AE 1998, 1470. dux Aegypti et Thebaidos utrarumque Libbyarum (293–311 n. Chr. (Galerius)): AE 1934, 0007; AE 1987, 0975e. – Arabia: dux (368 n. Chr.): AE 1996, 1612. comes et dux (368 n. Chr.): AE 1996, 1613. dux (337–340 n. Chr. (Constantius II.)): AE 1973, 0549. – Moesia Inferior: dux limitis provinciae Scythiae (293–305 n. Chr.): CIL 03, 00764; ILS 4103. dux limitis provinciae Scythiae (301–330 n. Chr.): Popescu 1976, 204, Nr. 192. dux (271–330 n. Chr.): AE 2011, 1108 – Noricum: dux (311–313 n. Chr.): CIL 03, 11771; ILS 0664. – Pannonia Inferior: dux (364–375 n. Chr.): AE 1953, 0008c. – Pannonia Superior: dux (301–310 n. Chr.): CIL 03, 04039. 113 […] principi dux duos an(n)os POCIVNDA VI REDXTISSIAVST […] CIL II² 5, 156. Nach Hübner 6–7. Jh., nach Gómez-Moreno Martínez ins ausgehende 6. Jh. 114 Cyrila, Suniericus und Salla. Goubert (1946, 72, Anm. 6) hält einen westgotischen dux für wahrscheinlicher. 115 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A I,2 Tiberii imp.

110 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

inhaltslos und kaum datierbar.116 Da in zwei neben dux nur Leuvigild zu lesen ist, könnte der gleichnamige, 569 an die Macht gekommene Westgotenkönig mit ihnen verbunden werden. Eine Entscheidung über die Zugehörigkeit Zerezindos kann aufgrund der angeführten Fakten nicht getroffen werden. Die nächste Phase der Geschichte des Westgotenreiches ist unter anderem durch die Chronik des Johannes von Biclaro bekannt.117 In seinen Ausführungen beschreibt er den Kampf der Westgoten um die Vormachtstellung auf der Iberischen Halbinsel recht detailliert, wobei er auch einige duces erwähnt. Neben den Spannungen mit den Sueben, die weiter andauerten, intensivierte sich in den 580er Jahren auch der Konflikt mit den Franken. Frühestens unter Leuvigild entstand zudem eine lex Visigothorum, in dem duces in einem Absatz klar benannt werden und in einem zweiten von den späteren Kopisten beigefügt wurden. Ausdrücklich genannt werden sie im Gesetz über das Verbot der Prostitution.118 Sollte eine Magd dieser überführt werden und weigert sich ihr Herr, wie es im Gesetz vorgesehen ist, sie aus der civitas auszuweisen, so wird er bestraft und die Magd von rex, dux oder comes einem anderen Herrn zugewiesen. Der dux hat in diesem Fall keine richterliche Funktion, sondern greift als Exekutivgewalt zwecks der Vollstreckung eines gefällten Urteiles ein. Warum er neben rex und comes genannt wird, kann als Anpassung an die Stellung des Herrn der Magd interpretiert werden.119 Konnte der lokale comes civitatis aufgrund der hohen Machtstellung des 116 Dies sind 1. Leovigildi | dux (Rodríguez Colmenero 1997, Nr. 354) bzw. Leovigild | dux (HEp 3, 1993, 278); 2. Leovigil | dux (HEp 3, 1993, 278) und 3. ]dux [ (HEp 7, 1997, 473). 117 Johannes von Biclaro (ca. 540- 621) war westgotischer Abstammung aus Lustianien. Während seines Lebens brachte er 17 Jahre in Konstantinopel zu. Er setzte mit seinem Werk die Chroniken von Eusebius, Hieronymus, Prosper von Aquitanien und Victor von Tunnuna fort und war der erste Chronist des westgotischen Spanien. Seine Darstellung ist einfach und schmucklos, seine Zuverlässigkeit hoch: Kollautz 1983, 465–468; Baxter Wolf 1999, 1–3. Johannes kam durch den kurz zuvor zum Katholizismus konvertierten Rekkared aus seiner Haft in Barcelona frei. Er entschloss sich, die Entwicklung im Westgotenreich festzuhalten, führte hierfür die Chronik von Victor von Tunnuna jedoch nicht einfach fort, wie er selbst behauptet, sondern fokussierte auf die Ereignisse in Spanien. Er war Anhänger der Westgotenkönige und hob die Rechtmäßigkeit ihrer Besitzansprüche hervor. Bereits Leuvigild wird von ihm hoch gelobt, seinen Arianismus und den religiösen Konflikt mit seinem Sohn Hermenegild ließ er mit Blick auf seinen Befreier Rekkared außer Acht. Johannes‘ wohlwollende Zeichnung von dessen Vorgängern wurzelte in der Ansicht, die Rechtmäßigkeit ihrer Regierungen darzulegen, da durch diese die Herrschaft Rekkareds vorbereitet worden war. Den König selbst beschreibt er geradezu als 2. Konstantin: Baxter Wolf 1999, 2–11. 118 […] Quod si forsitam nec ad villa transmittere nec vendere voluerit, et iterum ad civitatem reversa fuerit, huiusmodi dominus in conventu publice L flagella suscipiat. Ipsa vero ancilla donetur alicui pauperi, cui rex aut dux vel comes eligere voluerit, ita ut postmodum ad eandem civitatem illi veniendi aditus non prestetur. […] Lex Visigothorum (Zeumer 1902), 3,4,17. 119 Es ist kaum vorstellbar, dass der rex sich in solchen Fällen von Prostitution persönlich um die Zuteilung jeder einzelnen Magd gekümmert haben soll. Erst recht nicht, wenn dies auch ein comes hätte übernehmen können. Die genannten Alternativen orientierten sich vermutlich am Rang des Herrn.



Westgoten 

 111

Besitzers der Magd nichts erreichen, wurde der nächste dux verständigt, der ihm Amtshilfe leisten sollte. Dies zeigt sich auch im nachfolgenden Titel. Im zweiten Gesetz über diejenigen, die Diebstahl anzeigen, steht der hinzugefügte dux in einem ähnlichen Kontext. Das Gesetz bestimmt, dass ein Anzeigender vor Gericht aussagen muss.120 Hierzu sollte er im Notfall vom iudex gezwungen werden. Konnte der iudex das nicht, weil derjenige unter dem Schutz eines potens stand, sich in einem patrocinium befand oder der iudex die Macht des rex fürchtete, musste er sich an eine andere Instanz wenden. Hier wird vorzugsweise der rex genannt, doch wenn dieser nicht erreichbar war, dann episcopus oder dux.121 Auch hier tritt der dux als höhere Exekutivgewalt auf, die dort eingriff, wo die Macht des iudex nicht mehr ausreichte. Eine richterliche Funktion hatte der dux jedoch auch hier nicht. Im Jahr 585 werden die nächsten duces erwähnt, deren Namen nicht bekannt sind. Im Kontext eines vorangegangenen Konfliktes zwischen König Leuvigild und seinem Sohn Hermenegild war der Suebenkönig Miro in der Schlacht gefallen, nachdem er dem aufständischen Prinzen zu Hilfe gekommen war.122 In der Folge kam es zu Thronwechseln bei den Sueben und der Usurpator Audeca wurde neuer König, doch er wurde bereits 585 von Leuvigild geschlagen, der auch das von ihm kontrollierte Territorium für die Westgoten beanspruchte.123 Im gleichen Jahr drangen die Franken in die Narbonensis vor und wurden von Rekkared, einem anderen Sohn Leuvigilds geschlagen124 und später begehrte mit Malaricus ein weiterer Suebe auf. Er versuchte in Gali-

Ein überaus einflussreicher nobilis, der vom comes nichts zu befürchten hatte, muss durch den dux gezwungen werden oder, im Extremfall, durch den rex selbst. 120 Quod si eum nec ipse iudex per alicuius potentis defensionem aut patrocinium seu metu regie potestatis discussioni sue presentare non potuerit, ad regiam id cognitionem, si prope est, deferre procuret; si autem longe est, episcopo vel iudici denuntiet, ut eorum maior auctoritas hunc iudicio faciat presentari. […] Lex Visigothorum (Zeumer 1902), 7,1,1. 121 Im Originaltext stand alternativ neben episcopus nicht dux sondern vermutlich iudex (Zeumer äußert Zweifel an dieser Lesung: MGH LL nat. Germ. 1.1, 1902, 286, Anm. 2). Inhaltlich ist diese Passage jedoch nicht sinnvoll, da der iudex bereits zuvor nicht ausgereicht hatte. Eventuell muss unter dem 2. iudex ein anderer verstanden werden als der vorgenannte, welcher keinen Zugriff auf den Anzeigenden hatte erwirken können (so auch: MGH LL nat. Germ. 1.1, 1902, 286, Anm. 2). Einige Handschriften nennen comes oder dux statt iudex, in anderen ist dux zustätzlich vermerkt. Dux favorisiert neben Zeumer (MGH LL nat. Germ. 1.1, 1902, 286, Anm. 2) auch Wohlhaupter (1936, 169). 122 Hermenegild hatte 579 einen Teil des Reiches erhalten, war unter Einfluss seiner Frau, der fränkischen Prinzessin Ingunde, zum Katholizismus konvertiert und hatte sich von seinem Vater, König Leuvigild, losgesagt. Im Jahr 583 kam ihm der Suebenkönig Miro zu Hilfe: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,2 Tiberii imp f. Dieser starb in der Schlacht bei Sevilla: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A I Mauricii imp. 123 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,2 Mauricii imp. Audeca hatte zuvor Miros Sohn gestürzt: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A I Mauricii imp; A II,2 Mauricii imp. 124 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,4 Mauricii imp; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30.

112 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

zien die Herrschaft (von Johannes als tyrannis bezeichnet) über die Sueben an sich zu reißen, doch wurde von westgotischen duces geschlagen und gefangengenommen.125 Es ist bemerkenswert, dass Johannes, obwohl es sich um mehrere duces handelte, keine Namen nennt. Der rasche Sieg über Malaricus deutet an, dass er nicht auf ein größeres Heer zurückgreifen konnte. Die Truppen waren möglicherweise noch durch den voran gegangenen Sieg Leuvigilds verunsichert oder dezimiert. Erhärtet wird dieser Verdacht durch die Reaktion Leuvigilds auf die Bedrohung durch die Franken. Um gegen jene zu siegen, schickte er seinen Sohn und Nachfolger Rekkared. Malaricus‘ Versuch der Machtergreifung scheint hingegen weniger bedrohlich gewesen zu sein. Weder zog Leuvigild sebst gegen ihn, noch rief er seinen Sohn zurück. Umso mehr überrascht es, dass trotzdem gleich mehrere duces zur Bekämpfung des Malaricus ausgesandt wurden. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Truppen dieser duces denen früherer duces, oder auch Rekkareds, zahlenmäßig unterlegen waren. Diese relativ geringe Bedeutung war wohl auch der Grund für Johannes, ihre Namen nicht einzeln aufzuführen. Hieraus ergibt sich eine wichtige Feststellung: die duces im Westgotenreich, auch im späten sechsten Jahrhundert noch, waren nicht alle gleich. Es konnten bedeutende und hochrangige Heerführer als duces bezeichnet werden, die auf militärischer Ebene faktisch vorübergehend Stellvertreter des Königs waren, aber auch die Anführer kleinerer Verbände. Die erwähnte Schlacht Rekkareds gegen die Franken war der Beginn eines mehrjährigen Grenzkonfliktes, der auch durch eine Reihe von Nachrichten bei Gregor von Tours gut dokumentiert ist.126 Das fränkische Heer von 585 war aufgebrochen, um das unter westgotische Kontrolle stehende Septimanien zu erobern. Dabei kam es jedoch zu einem Aufruhr, der vom eigenen Heerführer verursacht wurde. Gunthram verhandelte gerade mit ihnen, da wurde ihm der Angriff des westgotischen Heeres unter Prinz Rekkared gemeldet.127 Im Jahr darauf überliefert Gregor einen weiteren Angriff eines westgotischen Heeres, nachdem eine Friedensgesandtschaft Leuvigilds fortgeschickt worden war.128 Auch dieser Vorstoß wurde von Rekkared angeführt.129 Die nächsten duces treten im Folgejahr 587 an der fränkischen Front in Erscheinung. In der Zwischenzeit war Leuvigild verstorben und sein Sohn Rekkared hatte seinen Platz als König eingenommen. Als die Franken erneut das westgotische Territorium in Südgallien attackierten, wurden sie geschlagen, wobei der fränkische

125 Malaricus in Gallaecia tyrannidem assumens quasi regnare vult, qui statim a ducibus Leovegildi regis oppressus comprehenditur et Leovegildo vinctus praesentatur. Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,6 Mauricii imp. 126 Dazu siehe Karte 6. 127 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8, 30. Vgl. Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,4 Mauricii imp. 128 Siehe: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,35. 129 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,38.



Westgoten 

 113

Anführer, der dux Desiderius, sein Leben ließ.130 Die Abwehr der Franken lief allerdings nicht so glatt, wie Johannes suggeriert. Gregor von Tours beschreibt, dass die Westgoten erst vor den Truppen der Franken flohen und Desiderius mit vielen seiner Männer später von den Bürgern von Carcassonne erschlagen wurde.131 Dieser fränkische Angriff ist nicht mit dem von 585 auf eine Stufe zu stellen. Letzterer, der den persönlichen Einsatz Rekkareds erforderte, war ein vom Frankenkönig Gunthram initiiertes Unternehmen. Der Angriff von 587 jedoch geschah im Wesentlichen auf Eigeninitiative des Desiderius, weswegen die Truppenstärke wohl geringer war. Hieraus wiederum könnte auf die Größe des Westgotenheeres geschlossen werden, das vor ihnen fliehen musste. Die duces, die jenes Heer anführten, hatten damit deutlich kleinere Heeresverbände anzuführen als Rekkared zwei Jahre zuvor. Möglich ist jedoch auch, dass Johannes hier duces unbedarft als Pars pro toto für die westgotischen Truppen verwendete. Aus dem gleichen Jahr ist eine weitere Nachricht über einen westgotischen Angriff im Konflikt um das südliche Gallien überliefert.132 Gregor erwähnt das Unternehmen ohne jeden faktischen Zusammenhang nach dem Bericht über die Absetzung des fränkischen dux Ennodius und den Einfall baskischer Krieger.133 Details über Größe oder Führung sind seinen Aussagen nicht zu entnehmen. Der nächste zu nennende dux im Westgotenreich wird in mehreren Quellen erwähnt und ist daher besser bekannt als die schwer greifbaren duces zuvor. Es handelt sich um den dux Claudius, der im Rahmen von zwei Begebenheiten eine wichtige Rolle spielt. Die erste ist die geplante Ermordung Masonas, des katholischen Bischofs von Augusta Emerita. Sunna, der arianische Bischof, hatte sich 586 mit anderen wichtigen Persönlichkeiten gegen ihn verschworen und er sollte im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens umgebracht werden. Als sie am Abend bei Masona eintrafen, durchschaute dieser ihr Vorhaben und rief Claudius zu Hilfe.134 Dieser eilte auf die Nachricht Masonas sogleich zu dessen Haus, woraufhin der Bischof die Besucher hereinließ und sich alle gemeinsam zu Tisch begaben. Witterich, der die Tat ausführen sollte, brachte es jedoch nicht über sich, Masona zu ermorden, woraufhin die Verschwörer unverrichteter Dinge abzogen. Witterich blieb hingegen bei Masona, offenbarte ihm und Claudius die Verschwörung und berichtete auch vom zweiten Plan, Masona nach der Ostermesse zu töten. Claudius und Masona ließen die Verschwörer ihr Vorhaben beginnen und der dux nahm sie im letzten Moment gefangen,

130 Desiderius Francorum dux Gothis satis infestus a ducibus Reccaredi regis superatur et caesa Francorum multitudine campo moritur. Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A V,6 Mauricii imp. 131 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,45. 132 Aufgrund der Erwähnung, dass die letzten Verwüstungen durch das Heer Gunthrams im Jahr zuvor stattgefunden hätten. 133 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,7. 134 […] sanctus Masona ad Claudium virum clarissimum, ducem Emeretensis civitatis, mitteret ut eo praesente se mutuis alternisque cernerent aspectibus. Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6.

114 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

wobei einige ihr Leben ließen.135 Diese Episode um den Bischof Masona kann helfen, die Kompetenzen des Claudius als dux Emeretensis civitatis zu beleuchten. Dieser war offenbar in der Stadt oder einer Festung oder einem befestigten Lager in der Nähe wohnhaft. Die Nachforschungen, die er auf den Bericht des Witterich anstellen ließ, zeigen gewisse polizeiliche Kompetenzen. Auch hatte er die Verfügung über Truppen, wie die gewaltsame Gefangensetzung der Attentäter zeigt, zudem konnte er die Verdächtigen in Verwahrung nehmen lassen. Jedoch konnte er nicht über die Behandlung der Gefangenen oder deren Bestrafung urteilen. Diese Entscheidung konnte nur Rekkared treffen, bei dem der dux persönlich vorstellig werden musste. Eine deutliche Abhängigkeit vom Westgotenkönig ist klar ersichtlich. Interessant ist seine romanische Herkunft, die explizit hervorgehoben wird und möglicherweise auf einen oströmischen Hintergrund hin deutet.136 Schwierig fällt die Antwort auf die Frage, wie der Titel des dux Emeretensis civitatis zu werten ist. Hier wird zum ersten Mal der Titel des dux mit einer civitas verbunden. Dass sich der Aufgabenbereich des Claudius jedoch nicht nur auf Augusta Emerita beschränkte, ist aus der zweiten Begebenheit ersichtlich, in der er eine bedeutende Rolle spielt. Im Jahr 589 erfolgte ein weiterer fränkischer Einfall in die Gallia Narbonensis.137 Dieses Mal wurde das fränkische Heer von den duces Boso und Austrovaldus angeführt, doch näherte sich auch der Frankenkönig Gunthram selbst, sodass ein größerer Angriff zu befürchten war.138 König Rekkared ließ den dux Claudius aus Lusitania in die Narbonensis eilen, um sich dem Feind entgegenzustellen.139 Isidor berichtet den Vorgang sehr ähnlich, wobei er die vorangegangene Konversion Rekkareds besonders hervorhebt.140 Seine Angabe, Claudius habe mit nur 300 Kriegern ein Heer aus 60.000

135 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,11,7–9; 11. 136 […] Idemvero Claudius nobili genere ortus Romanis fuit parentibus progenitus. […] Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,7. Auf diese Weise deutet Koch (2011, 291 f.) die Verwendung von Romanus. 137 Kampers 2008, 182 f. 138 Zum Verlauf der Geschehnisse, siehe: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. Gunthram hatte Boso und Austrovaldus vorgeschickt, um Carcassonne zu besetzen. Es kam zum Streit, da Austrovaldus verfrüht die Festung betreten hatte und Boso ihn deswegen tadelte. Im Anschluss sollte ein Heer aus den umliegenden civitates ausgehoben werden. Die Goten erfuhren von diesem Vorgehen und beschlossen, dem fränkischen Heer aufzulauern. Aus westgotischer Perspektive berichten: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp; Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 54. Vgl. die Verbindung der Berichte bei: Selle-Hosbach 1974, 63. 139 […] cui Claudius Lusitaniae dux a Reccaredo rege directus obviam inibi occurit. […] nam Claudius dux vix com CCC viris LX ferme milia Francorum noscitur infugasse ex maximam eorum partem gladio trucidasse. […] Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp. 140 Egit etiam gloriose bellum adversus infestas gentes fidei susceptae auxilio. Francis enim sexaginta fere milibus armatorum Gallias inruentibus misso Glaudio duce adversus eos glorioso triumphavit eventu. Nulla umquam in Spaniis Gothorum victoria vel maior vel similis extitit. Prostrati sunt enim et capti multa milia hostium, residua exercitus pars ‘praeter spem’ in fugam versa Gothis post tergum insequentibus usque in regni sui finibus caesa est. […] Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 54.



Westgoten 

 115

Franken geschlagen, entspricht wohl kaum der Wahrheit. Gregor von Tours, der Claudius nicht nennt, erwähnt in diesem Jahr eine Niederlage Bosos, in der 5.000 Krieger fielen und 2.000 gefangen wurden.141 Diese Zahlen dürften wohl eher die Realität wiedergeben, ein Verlust von 60.000 Kriegern hätte sicherlich ein stärkeres Echo in den Quellen gefunden. Welche Kopfstärke die Truppen des Claudius hatten, ist nicht feststellbar, die Zahl von 300 ist möglicherweise der antiken Tradition entnommen. Unmittelbar im Anschluss an den Sieg des dux Claudius berichtet Isidor von Feldzügen gegen die Römer und Basken.142 Möglicherweise wurden diese Aktionen ebenfalls von Claudius angeführt. Rekkared hatte den dux speziell für den Kampf gegen die Franken in den Nordosten bestellt. Seine Bezeichnung als dux Lusitaniae zeigt, dass er noch immer im Gebiet um Augusta Emerita eingesetzt war, weswegen er auf Befehl Rekkareds durch das halbe Westgotenreich marschiert war. Solch ein Unternehmen hätte keinen Sinn, wenn er nur mit 300 Kriegern angerückt wäre. Es ist angesichts der mindestens 7.000 gefangenen oder gefallenen Franken wohl eher mit einem Heer von mindestens zehn-, eher zwanzigmal so vielen Kriegern zu rechnen. Es stellt sich die Frage, weshalb gerade Claudius mit der Abwehr der Franken beauftragt wurde, wo doch anzunehmen ist, dass sich um Rekkared und auch in der Nähe Südgalliens noch andere fähige Heerführer aufgehalten haben. Wahrscheinlich wurde er aufgrund seiner Tüchtigkeit und Vertrauenswürdigkeit beauftragt. Vielleicht spielte seine enge Verbindung mit hohen Geistlichen ebenfalls eine Rolle, die durch die Rettung Masonas und die Korrespondenz mit anderen kirchlichen Persönlichkeiten belegt ist.143 Abschließend soll versucht werden, die Titel dux Emeretensis civitatis aus dem Jahr 586144 und dux Lusitaniae aus 589 miteinander in Einklang zu bringen. Die erstere Bezeichnung entstammt einem Bericht aus der Stadt Augusta Emerita, der speziell die Geschichte dieser civitas zum Gegenstand hat.145 Daher ist unter dux Emeretensis civitatis kein allein für Augusta Emerita zuständiger dux zu verstehen, sondern die Bezeichnung soll verdeutlichen, dass die Stadt im Zentrum seines Zuständigkeitsbereiches lag. Ein dux civitatis trat bisher nicht auf und ist auch in der Folgezeit im Westgotenreich nicht belegt.146 Da es sich bei Augusta Emerita um die Hauptstadt der

141 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. Die Schlachtenerwähnungen von Johannes und Gregor verbindet auch: Selle-Hosbach 1974, 63. 142 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 54. 143 Ein Brief Gregors des Großen an Claudius ist überliefert (Gregor der Große, epist. [Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899],. 9,230) und eventuell auch ein Brief Isidors (Brief 6, in: PL 83, 902–5. Siehe dazu: Garvin 1946, 499). 144 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6–8. 145 Genauer: Das Leben der heiligen Väter der Stadt Augusta Emerita: Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 146 Auch Garvin (1946, 498 f.) geht überhaupt nicht auf den Gesamttitel dux Emeretensis civitatis ein, sondern behandelt im Kommentar nur den Titel des dux. Duces mit der Zuständigkeit einer civitas

116 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

römischen Provinz Lusitania handelte,147 dürfte sich der Zuständigkeitsbereich des Claudius als dux Emeretensis civitatis mit dem als dux Lusitaniae gedeckt haben. Entweder hatte Claudius im Jahr 589 noch immer die gleiche Stellung inne, wie bereits zur Zeit der Verschwörung gegen Masona, oder sein Kompetenzbereich wurde im Laufe der Jahre erweitert, wobei Augusta Emerita weiterhin die Residenzstadt war. Trotz des Titels dux Lusitaniae entsprach der territoriale Zuständigkeitsbereich sicherlich nicht exakt den Grenzen der gleichnamigen römischen Provinz, sondern orientierte sich vermutlich im Norden am seit kurzer Zeit westgotisch kontrollierten Suebenreich und im Südwesten an der Frontlinie zu den Römern in Südosthispanien. Der letzte dux wird im Rahmen einer Verschwörung gegen Rekkared im Jahre 590 erwähnt.148 Es handelt sich um Argimund, welcher der Kopf der Verschwörung war. Außer den Angaben des Johannes gibt es keine weiteren Informationen zu seiner Person.149 Die Bezeichnung als provinciae dux ist schwer zu deuten. Da es sich bei Argimund um eine der Personen ex cubiculo handelte, muss man annehmen, dass er seine Aufgabe am Hofe des Königs verrichtete. Möglicherweise hatte er dort eine militärische Funktion. Andererseits deutet der Titel provinciae dux auf eine Funktion als regionaler Funktionsträger, wobei Johannes keinen Hinweis auf die Region gibt. Eine Möglichkeit, beide Aspekte  – Funktion am Hofe und regionaler Befehlshaber – zusammenzubringen ist, in Argimund einen Heerführer zu sehen, der zuvor auf der Iberischen Halbinsel durch den König eingesetzt worden war, später jedoch an den Hof zurückgekehrt ist.150 Am ehesten würde man hier an die Region Lusitania denken, doch in einer neueren Untersuchung wird eher von Galizien ausgegangen.151 Im vorangegangenen Jahr war der Lusitaniae dux Claudius auf Befehl des Königs in den Nordosten Spaniens marschiert und hatte somit seine Provinz verlassen müssen, finden sich sonst nur im Norden Italiens während der Langobardenherrschaft. Siehe Kapiel 6.3.1 und 6.3.2. 147 Die Hinweise hierfür sind spärlich, doch existieren für die beiden anderen in Frage kommenden Städte überhaupt keine Indizien. In Augusta Emerita war der Versammlungsort des concilium und auch der Sitz des Finanzprokurators: Haensch 1997, 175–178. 148 Reccaredo ergo orthodoxo quieta pace regnante domesticae insidiae praetenduntur. Nam quidam ex cubiculo eius, etiam provinciae dux nomine Argimundus adversus Reccaredum regem tyrannidem assumere cupiens, ita ut, si posset, eum et regno privaret et vita. […] ipse autem Argimundus, qui regnum assumere cupiaebat, primum verberibus interrogatus, deinde turpiter decalvatus, post haec dextra amputata exemplum omnibus in Toletana urbe asino sedens pompizando dedit et docuit famulos dominis non esse superbos. Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VIII,3 Mauricii imp. 149 In einer umfassenden Studie verknüpfen die Autoren (Barroso Cabrera/Morín de Plabos/Sánchez Ramos 2005.) die Revolte des dux mit den Unabhängigkeitsbestrebungen Galliziens. Sie nehmen aufgrund onomastischer Indizien an, Argimund habe eine verwandtschaftliche Verbindung zum suebischen Königshaus gehabt und hätte das Königreich der Sueben wiederherstellen wollen. Sie stellen seine Erhebung in einer Reihe weiterer Aufstände wie die des Segga in Merida, des Uldila in Toledo und des dux Paulus in Septimanien. 150 Ein Vorgang, der bereits bei Cyrila begegnete: Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 193. 151 Barroso Cabrera/Morín de Plabos/Sánchez Ramos 2005.



Westgoten 

 117

um die Franken zurückzuschlagen. Möglicherweise war Argimund in dieser Zeit als Stellvertreter des Claudius dort eingesetzt.

6.1.3 Zusammenfassung Die erste Erwähnung des dux Titels im tolosanischen Reich galt noch dem König selbst, doch ab 458 folgen auch duces als ihm untergebene Heerführer. Bis zum Ende des tolosanischen Reiches belaufen sich die Abstände zwischen den Erwähnungen auf jeweils etwa 10 bis 14 Jahre, mit Ausnahme der parallel belegten duces Victorius und Vincentius. Nach einer langen Pause von über 40 Jahren, während der die Westgoten vom Ostgotenreich verwaltet und beschützt wurden, begannen die Erwähnungen im toledanischen Reich erneut. Auf die duces von 541 und 548 folgt wieder eine Periode von 30 Jahren, in der keine duces bekannt sind. Mit 578 setzen die Belege wieder ein und von 585 bis 590 sind duces in beinahe jedem Jahr erwähnt. Die Dichte der Überlieferung nahm somit im Laufe der Zeit immer mehr zu, was allerdings auch an der sich verbessernden Quellenlage liegt. Insbesondere bei Gregor von Tour werden die Konlikte mit den Franken häufig beschrieben. Außer duces sind keine weiteren Titel für Heerführer im Westgotenreich überliefert. Die nahen Verwandten der Könige, die ebenfalls Truppen eigenständig anführten, tragen den dux-Titel nicht. Rekkared wurde stattdessen mitunter noch als Prinz schon rex genannt,152 doch mag dies dem Umstand geschuldet sein, dass die entsprechende Quelle in seiner Herrschaftszeit entstand.153 Die Kompetenzen des dux erstrecken sich im Wesentlichen auf den militärischen Bereich. Bis auf die Ausnahmen Victorius154 und Claudius155 sind vorrangig bis rein militärische Aufgaben und keine zivilen Kompetenzen erkennbar. Bei Betrachtung der Geschehnisse um den Mordplan an Masona relativiert sich auch der zivile Aspekt des dux Claudius. Die Verfügung über Truppen und das Gefangensetzen von Verdächtigen muss nicht auf eine ständige Polizeifunktion hindeuten. Solche Aktionen sind auch von einem Heerführer, dessen Auftrag die Sicherung einer Region darstellt156 zu erwarten. Die Informationen aus der lex Visigothorum bestätigt diese Hilfsfunktion. Allein der Fall des Victorius stellt hier eine Ausnahme dar. Er war kein Militärkommandant, sondern regionaler Verwaltungsbeamter. Möglicherweise hatte er daher auch polizeiliche Aufgaben oder finanzierte selbst eine private Garde, die ihn bei seinen Vorhaben unterstützte. 152 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,4 Mauricii imp. 153 Baxter Wolf 1999, 1 f. 154 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 155 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6–8; 5,11,7–9; 11. 156 Als Lusitaniae dux: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp.

118 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Vergleicht man die verschiedenen duces bezüglich ihrer Machtfülle, ergeben sich einige Unterschiede. Vor allem die anonymen duces157 sind eher als Anführer kleinerer Verbände zu verstehen. Ihnen gegenüber stehen die duces, zumeist namentlich bekannt, deren Heere deutlich größer waren. Hier sind vor allem Theudisclus158 und Claudius159 zu nennen, eventuell auch Cyrila und Suniericus160 sowie Vincentius161 und Suatrius.162 Argimund163 und der dux, den Theudis hatte ermorden lassen,164 treten ohne Heeresverbände unter ihrem Befehl auf. Bei Salla165 und Zerezindo166 kann keine Angabe gemacht werden. Bei den territorialen Zuständigkeitsbereichen der duces lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. Erstens sind dies solche, die nur kurz, meist einmalig, als Anführer von Truppenkontingenten in Erscheinung traten. Dies sind die duces mit ihren gentilen Kriegergruppen 457,167 der von römischer Seite übergelaufene Vincentius, der 473 im Auftrag Eurichs agierte,168 der dux Suatrius bei Bordeaux 498169 und dux Theudisclus im Jahr 541.170 Die Reihe wird ergänzt durch die namenlosen duces von 585171 sowie 587.172 Der in Gallien belegte dux Victorius lässt sich als Sonderfall nicht unter die anderen duces einreihen.173 Es mag mitunter an der geringen Quellendichte liegen, doch ist anzumerken, dass keiner der namentlich bekannten duces, die nicht erneut in den Quellen in Erscheinung traten, im Südwesten Hispaniens eingesetzt war. Die duces der zweiten Gruppe sind im Gebiet von Lusitania und Baetica, insbesondere in der Stadt Augusta Emerita belegt. Einige der dort lokalisierten duces waren zudem länger in ihrer Stellung. Dies sind die 458 bzw. wenig später in der Baetica erwähnten Cyrila und Suniericus,174 der in einer Bauinschrift in Mérida erwähnte Salla,175 mög-

157 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 196; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,6 Mauricii imp. 158 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41. 159 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp. Die von Johannes genannte Heeresgröße von 300 kann nicht der Realität entsprochen haben. 160 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 192 f.; 197; 201; Fredeg. 2,55. 161 Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. 162 Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 498. (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331.) 163 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VIII,3 Mauricii imp. 164 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 43. 165 Sádaba/Cruz 2000, Nr. 10, 41–44; Vives 1969, Nr. 363; Hübner 1975, Nr. 23a. 166 Hübner 1975, Nr. 91; Vives 1969, Nr. 153. 167 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 196. 168 Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. 169 Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 498. (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331.) 170 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41. 171 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,6 Mauricii imp. 172 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A V,6 Mauricii imp. 173 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 174 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 192 f.; 197; 201; Fredeg. 2,55. 175 Sádaba/Cruz 2000, Nr. 10, 41–44; Vives 1969, Nr. 363; Hübner 1975, Nr. 23a.



Westgoten 

 119

lichweise auch Zerezindo176 und der 586 als dux Emeretensis civitatis und Lusitaniae dux bezeichnete Claudius.177 Ein möglicher weiterer dux könnte die westgotischen Verbände in der Lusitania im Jahr 468 angeführt haben.178 Die territoriale Zuständigkeit des 590 genannten provinciae dux Argimund ist unbekannt.179 Zwar zeigt die Verteilung der lokalisierbaren duces und Heerführer neben Südwesthispanien noch zwei weitere Konzentrationen in den Grenzgebieten zu den Sueben und Franken,180 doch sind erstens für diese Gebiete keine spezifischen Titel überliefern und zweitens sind diese Häufungen aufgrund des erwartbaren Konfliktpotentials von Grenzregionen kaum verwunderlich. Der Marschbefehl an den dux Claudius, der beim Anrücken der Franken aus der Lusitania nach Septimanien beordert wurde, zeigt, dass dort kein territorialer dux eingesetzt war. Im Raum der Lusitania und Baetica sind jedoch weniger feindliche Aktivitäten bekannt, weshalb die relativ vielen und zum Teil länger belegten dortigen duces der Erklärung bedürfen. Ein Blick auf die geographische Karte der iberischen Halbinsel zeigt zwar, dass Mérida relativ nahe an der Hauptstadt Toledo liegt, doch sind beide Städte durch Gebirgsrücken getrennt. Mérida war schon lange bevor die Lokalisierung der Reichshauptstadt feststand von Bedeutung gewesen.181 Bereits unter Eurich hatte der dux Salla das Verteidigungssystem wiederaufgebaut.182 Aufgrund der besonderen Lage zwischen Lusitania und Baetica sowie der Eigenschaft als Verkehrsknotenpunkt183 war die Stadt von großem strategischem Wert. Die Region in Südwesthispanien war durch die Geographie abgeschottet, doch von Augusta Emerita aus konnte das gesamte Gebiet gut kontrolliert und zugleich der Zugang zur Hauptstadt geschützt werden. Zudem bestanden in der Stadt sicherlich noch Elemente der administrativen Infrastruktur aus früherer Zeit, als sie der römische Statthaltersitz der Lusitania gewesen war.184 Die Häufung von duces und die spezifischen Titel dux civitatis Emeretensis und Lusitaniae dux lassen auf die Existenz eines festen Dukates im Südwesten Iberiens schließen, das möglicherweise die Provinzen Lusitania und Baetica umfasste. Als Cyrila und Suniericus um 458 dort aktiv waren, wurde der strategische Vorteil der Stadt erkannt und 25 Jahre später wurden durch Salla die Befestigungen erneuert. Ob Mérida seit dieser Zeit, vor allem

176 Hübner 1975, Nr. 91; Vives 1969, Nr. 153. 177 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6–8; 5,11,7–9; 11; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp. 178 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 245 f.; 249 f. 179 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VIII,3 Mauricii imp. 180 Siehe Karten 3, 4, 5. 181 Nach der Vertreibung aus Gallien wurden auch Narbonne und Barcelona vorübergehend als Residenzen genutzt. Velázquez/Ripoll 2000, 524; Vgl. Ripoll 2000, 374; 383–385. Zu Toledo weiterhin: Martin 2003, 205–261. 182 Koch 2011, 167. 183 Neben der Brücke über den Río Guadiana sind die 5 Fernstraßen zu erwähnen, die von Mérida aus in alle 4 Himmelsrichtungen führten. 184 Vgl. Haensch 1997, 175–178.

120 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nach der Niederlage von 507, durchgehend durch westgotische Truppen besetzt war, ist unbekannt, aber nicht unwahrscheinlich. Insbesondere seit der Etablierung eines Brückenkopfes durch oströmische Truppen im Jahr 552 im Südosten Hispaniens185 war die Region besonders gefährdet, da nun neben den Sueben im Norden auch im Süden Angriffe zu befürchten waren. Es hatte sich ein festes Dukat herausgebildet, das von Augusta Emerita aus verwaltet wurde. Über die Amtsdauer eines dux kann keine verallgemeinernde Angabe gemacht werden. Da viele duces nur einmal belegt sind und andere in Ausübung ihres Dienstes verstarben, sind in diesen Fällen keine Aussagen möglich. Die wenigen duces, die über mehrere Jahre bekannt sind, hatten den Posten in Südwesthispanien inne. Cyrila wurde zwar unverzüglich wieder abberufen,186 sein Nachfolger Suniericus wird 462, nach drei Jahren in Südwesthispanien, nach Gallien zurückbeordert.187 Claudius, der 586 als dux in Augusta Emerita belegt ist, wird 589 gegen die Franken aus seiner Position abberufen.188 Bei keinem dux ist eine Zeitdauer von länger als drei Jahre in seiner Stellung nachweisbar. Die Quellen über das Westgotenreich lassen keine detaillierte Ämterhierarchie erkennen. Außer den duces treten mit einer Ausnahme keine weiteren Militärkommandanten oder Anführer in Erscheinung. Nur Suniericus trägt in einem Fall den comes Titel. Aus dieser einmaligen Nennung kann nicht auf die dauerhafte Existenz eines comites rei militaris geschlossen werden.189 Auch eine Befehlshierarchie zwischen duces unterschiedlicher Ebenen ist nicht erkennbar. Allein die Abhängigkeit von und Unterordnung unter den König ist überall nachvollziehbar. Zu betonen ist die Bedeutung der Königssöhne und Brüder als militärische Befehlshaber oder auch Stellvertreter. Die Westgotenkönige führten die wichtigsten ihrer Feldzüge nach Möglichkeit selbst, insbesondere am Beginn ihrer Herrschaft, als ihre Stellung innenpolitisch noch weniger sicher war. Je nach der Situation im Reich wurden sie dabei von ihren männlichen Verwandten begleitet, wie Theoderich  I. von einigen Söhnen,190 oder sie setzten sie als Statthalter oder Feldherren ein, wie Theoderich  II. seinen Bruder Friderich191 oder Leuvigild seinen Sohn Rekkared.192 Auch Hermenegild wäre hier zu nennen, der ältere Bruder Rekkareds, den Leuvigild als Mitregent über einen Teil Hispaniens eingesetzt hatte, der sich dort aber gegen seinen Vater erhob und geschlagen wurde.193 185 Thompson 1969, 21; Heather 1996, 278. 186 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 193. 187 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 206; 212. 188 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6–8; 5,11,7–9; 11; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp; Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 54. 189 Mglw. sollte der Titel die Nähe des Suniericus zum Königshof unterstreichen. 190 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 36 (190). 191 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 158; 218. 192 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30; 38. 193 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,2 Tiberii imp. – A III,3 Mauricii imp.



Westgoten 

 121

Betrachtet man die nachweisbaren weiteren Positionen oder Ämter der duces ergibt sich ebenfalls ein Muster. Der Römer Vincentius fällt kurz nach seinem Seitenwechsel in Italien.194 Theudisclus, der Sieger gegen die Franken,195 ist wahrscheinlich mit Theudegiselus identisch, der 548 Theudis auf den Thron nachfolgte, aber nach kurzer Regierungszeit ermordet wurde.196 Victorius floh nach Rom, wo er verstarb,197 und von Suatrius198, Zerezindo199 und Argimund200 sind nur die Gefangennahmen bzw. Tode überliefert. Cyrila jedoch wird 463, einige Jahre nach seiner kurzen Verwendung als dux in der Baetica, als Gesandter zum Suebenkönig geschickt.201 Auch Salla wurde 466/7 als Gesandter zum Suebenkönig geschickt, allerdings 17 Jahre vor seiner Einsetzung in Südwestspanien.202 Beide waren nicht sonderlich erfolgreich.203 Suniericus, ebenfalls in der Baetica als dux stationiert, diente als Verbindungsoffizier zu den Römern und führte zusammen mit dem Römer Nepotianus ein gemischtes Heer an. Auch über Claudius, den dux in Augusta Emerita bzw. Lusitania, ist den Quellen einiges zu entnehmen. Seine Bedeutung wird durch die Befehle des Rekkared unterstrichen, die Franken im Nordosten Hispaniens abzuwehren. Auf nichtmilitärischer Ebene belegen die Briefe Gregors und Isidors die Bedeutung des Claudius.204 Auch wenn hier erneut die spärliche Quellenlage betont werden muss, zeigt sich noch deutlich, dass auffällig viele duces, die im Raum Baetica bzw. Lusitania eingesetzt waren, auch in anderen wichtigen Positionen in Erscheinung treten. Offenbar war der Posten im Südwesten Hispaniens eine außerordentliche Vertrauensposition und diente zugleich als Karrieresprungbrett. Auch in der Herkunft unterscheiden sich die duces, wobei die meisten dem westgotischen Verband zugeordnet werden können. Da die Namen nicht sicher zur Herkunftsbestimmung taugen, müssen die expliziten Quellenaussagen zu Rate gezogen werden. Victorius,205 Vincentius206 und Claudius207 werden ausdrücklich als Römer beschrieben. Auffällig ist, dass die Übernahme in den westgotischen Dienst bei ersteren beiden etwa gleichzeitig in den Jahren zwischen 470 und 475 erfolgte. Dies ist

194 Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. 195 Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 41. 196 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (303). Heather 1996, 278; PLRE 3B, s. v. Theudegiselus, 1234. 197 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 198 Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 498 (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331). 199 Hübner 1975, Nr. 91; Vives 1969, Nr. 153. 200 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VIII,3 Mauricii imp. 201 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 219 f. 202 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 237. 203 Kulikowski 2004, 201. 204 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,230. Isidor, Brief 6, in: PL 83, 902–5. Siehe dazu: Garvin 1946, 499. 205 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. 206 Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. 207 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6–8.

122 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

wohl dem aggressiven Vorgehen König Eurichs zuzuschreiben,208 wodurch vielen Römern der Seitenwechsel klug erschien. Die Entwicklung des dux vom Funktionsträger zum Amt scheint auf folgende Art geschehen zu sein: Nachdem dux zuvor als Alternative zu rex verwendet wurde, wandelte sich nach der Ansiedlung in Gallien die Nutzung. Bei Theoderich  I. wird um 451 dux noch als alternativer Titel verwendet,209 doch seitdem trennen sich beide Begriffe immer schärfer. Seit den 460er Jahren werden Heerführer auf unterschiedlichen Ebenen als duces bezeichnet. Ein einheitliches Amt des dux ist hier noch nicht erkennbar. Zeitgleich wird seit 458 in der Region Baetica und Lusitania ein territoriales Dukat greifbar. Spätestens ab 483 ist mit dem Südwestdukat in Hispanien ein bedeutender Schritt in Richtung Amt getan, da die dortigen duces nur kurzzeitig amtierten, in ihrer Stellung vom König abhängig und nicht mit ihm verwandt waren, anders als in Gallien, wo Theoderich II. in den Jahren um 460 seinen Bruder Friderich als Verwalter eingesetzt hatte. Die duces im Südwesten hatten eine herausragende Stellung und besondere Vertrauensposition inne, doch die kurzen Amtsdauern deuten ebenfalls an, dass die Westgotenkönige bis zum Ende des sechsten Jahrhunderts bestrebt waren, den jeweils amtierenden Südwest-dux nicht zu mächtig werden zu lassen. Möglicherweise hatten sie diese Lehre aus dem Fall des Vincentius in Gallien gezogen. Unklar ist das Verhältnis des dux in Augusta Emerita und Prinz Hermenegild, der 579 einen Teil des Reichs um das nicht weit entfernt gelegene Sevilla verwalten sollte. Ob er die Aufgaben eines dortigen duces übernahm, oder aber der dux helfen sollte, ihn zu kontrollieren, ist nicht zu entscheiden. Mit Vincentius im Jahre 473 beginnend werden auch die nicht regional festgelegten duces häufiger fassbar. Die Könige verlieren im Laufe der Zeit immer mehr ihre Funktion als (aktive) Kriegsherren und bedienen sich öfter duces, auch zum Schlagen bedeutender Schlachten. Nach der Vertreibung aus Gallien durch die Franken kam es zu einer Phase der ostgotischen Kontrolle. Während dieser Zeit beeinflussten die ostgotischen Institutionen auch Strukturen des Westgotenreichs und hatten somit auch einen Effekt auf dessen duces. Erst 541 ist mit Theudisclus der nächste dux zu nennen, der die angreifenden Franken abwehrte. Die straflose Ermordung eines dux durch Theudis vor 548 zeigt, dass die Stellung vollkommen von der Willkür des Königs abhing. Die Quellen deuten in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts zudem eine stärkere Tendenz zur Zweiteilung an. Man kann nunmehr die namenlosen, eher rangniederen duces auf der einen Seite erkennen210 und die namentlich bekannten mächtigeren duces, wie Claudius211 und Argi-

208 Vgl. Wolfram 2001, 186–189. 209 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 36 (190). 210 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A III,6 Mauricii imp; A V,6 Mauricii imp. 211 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6–8; 5,11,7–9; 11; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp; Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 54.



Westgoten 

 123

mund,212 von denen manche, wie letzterer, am Hofe in Bereitschaft zu bleiben hatten. Die sinkende Bedeutung der militärischen Tüchtigkeit für den Aufbau von auctoritas, die zunehmende Vorrangstellung der administrativen Tätigkeit des Königs sowie die Verwendung der duces als Feldherren zeigt sich gut beim Wechsel von Leuvigild zu Rekkared. Noch in den Jahren 585 und 586 führte der Königssohn, ohne den Titel dux zu tragen und teilweise bereits als rex bezeichnet, Angriffe gegen das Frankenreich an.213 Als er mit dem Tod Leuvigilds später im Jahr 586214 selbst zum König wurde, trat er bereits im Folgejahr215 nicht mehr als Heerführer in Erscheinung. Als Gefahr drohte, da die Franken für einen größeren Angriff rüsteten, ließ er den kampferprobten dux Claudius216 aus Südwesthispanien kommen, um den Angriff abzuwehren.217 Bis zum Ende des sechsten Jahrhunderts ist eine eindeutige Tendenz zur Institutionalisierung des duces festzustellen, doch fallen hierunter nur die wenigen Vertreter im Südwesten Hispaniens. Ihre Kompetenz als höchste Heerführer war wahrscheinlich regional eingegrenzt, konnten aber bei Bedarf auch erweitert werden. Ein Effekt der römischen Präsenz in Südostiberien auf die Entwicklung der duces kann nicht ausgeschlossen werden,218 doch ist der ostgotische Einfluss als weitaus bedeutender zu werten. Der Titel dux selbst wird nach der Ansiedlung erstmals durch Hydatius in seiner Chronik aus dem dritten Viertel des fünften Jahrhunderts für Kommandeure von Truppen in Galizien verwendet.219 Er nennt auch Cyrila dux, doch ist die Terminologie nicht eindeutig.220 Um 483 wird unter der Herrschaft Eurichs Salla in der Inschrift im Mérida dux genannt, was auf eine offizielle Verwendung hindeutet.221 Im Falle des von Gregor dux genannten Victorius spricht die Verwendung von comes durch den Zeitgenossen Sidonius Apollinaris gegen die Historizität des dux-Titels.222 Die weite-

212 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VIII,3 Mauricii imp. 213 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8, 30; 38. 214 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,46. 215 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,7. 216 Zu Claudius‘ Kriegstauglichkeit: Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,7. 217 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp; Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 54; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. 218 Wie bereits von García Moreno (1974a, 115 f.f) vermutet. Vgl. Claude 1986, 306. 219 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 196. Die Chronik wurde wohl in der Zeit vor seinem Tod im Jahr 469 abgefasst. Cardelle de Hartmann 1994, 2–13. Vgl. Burgess 1993, 3–10. 220 Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 192 f. Den Römer Nepotianus nennt er magister militum und später bezeichnet er Cyrila und Suniericus zusammen als comites: Hydatius, chron. (Mommsen 1894), 197; 201. 221 Hübner 1975, Nr. 23a. 222 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20; Sidonius Apollinaris, epist. (Luetjohann 1887), 7,17,1.

124 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

ren Hinweise für die Zeit vor 507 sind dürftig,223 doch spätestens seit der Zeit ostgotischer Verwaltung war der Titel fest etabliert. Zwar nutzte ihn Jordanes noch einmal für seinen Bericht über König Theoderich I.,224 doch wurde er in den übrigen Fällen bewusst für die entsprechenden Heerführer verwendet, wie die häufige Nutzung und die Verwendung in Inschriften, in der lex Visigothorum und der Titel dux Emeretensis civitatis, dux Lusitaniae und provinciae dux zeigen.225 Als offizielle Titulatur scheint dux seit Eurich in Gebrauch gewesen zu sein, doch waren die duces in dieser Zeit noch eine seltene Position. Dies änderte sich erst im sechsten Jahrhundert, wodurch auch die Erwähnungen häufiger werden.

6.2 Ostgoten Im Ostgotenreich sind bereits wenige Jahre nach der Ansiedlung duces bekannt. Insbesondere aus der Regierung Theoderichs liegen gute Informationen in lateinischer Sprache vor, doch in der Zeit seiner Nachfolger, vor allem nach dem Beginn des Krieges gegen die Byzantiner, wird Prokop als Quelle immer wichtiger. Teilweise lassen sich seine Beschreibungen der Vorgänge durch parallele Nachrichten ergänzen, in denen duces genannt werden, doch zumeist ist man allein auf den griechischsprachigen Autor angewiesen. Aus diesem Grund werden in den nachfolgenden Kapiteln neben duces auch alle ἀρχόντης und ἡγεμόνες vorgestellt, die bei Prokop zu finden sind. Die Betrachtung ist in zwei Teile gegliedert, wobei der erste die Zeit von Theoderich bis Athalarich zum Inhalt hat, der zweite die Vorgänge während des langen Zermürbungskrieges gegen die Byzantiner. Grund für die Zweiteilung ist die veränderte innenpolitische Lage. Während unter den Königen bis Athalarich das Ostgotenreich über verhältnismäßig stabile Außengrenzen und eine funktionierende innere Verwaltung verfügte, brechen Grenzen und Administration im Krieg gegen Ostrom vollkommen zusammen. Eine häufig feindselige Einstellung der Römer sowie ständige Eroberungen und Verluste von Städten machten eine geordnete innere Verwaltung unmöglich. Dennoch ermöglichen es die vielen Erwähnungen von ἀρχόντης und Heerführern, die Rolle der militärischen Funktionäre des Ostgotenverbandes in dieser Zeit besser zu verstehen.

223 Eventuell Chron. Gall. a. 511 (Mommsen 1892), 652 f. 224 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 36 (189). 225 Inschrift: Hübner 1975, Nr. 91; Vives 1969, Nr. 153. Lex Visigothorum 3,4,17; 7,1,1. Titel: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VIII,3 Mauricii imp; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), A VII,2 Mauricii imp; Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Maya Sánchez 1992), 5,10,6.



Ostgoten 

 125

6.2.1 Von Theoderich bis Athalarich Bei der Ansiedlung der Ostgoten in Italien wird Theoderich von Prokop als ἡγεμών bezeichnet.226 Er habe Titel und Insignien des Kaisers (βασιλεύς) abgelehnt und sich stattdessen als ῥὴξ bezeichnen lassen. So würden die Barbaren ihre ἡγεμόνες nennen. Prokops Aussage suggeriert, ihm sei der Titel ῥὴξ, außer als Bezeichnung für barbarische ἡγεμόνες, unbekannt. In der Tat gibt es in seinen Geschichten über die Kriege Roms keinen weiteren Beleg für den Titel ῥὴξ, doch ist schwer vorstellbar, dass Prokop der lateinische Terminus vollkommen unbekannt gewesen sein soll. Offenbar hielt Prokop ἡγεμών für den passenden Begriff, um die Stellung Theoderichs zu beschreiben. Die eingesetzten Feldherren unter dessen Herrschaft nannte er später zumeist ἀρχόντες, seltener ἡγουμένοι. Den Titel ἡγεμών verwendete er für sie nicht. Im Jahr 504 wurde der Heerführer Pitzias von Theoderich gegen die Gepiden geschickt. Nach bedeutenden militärischen Erfolgen war er zusammen mit seinem Kollegen Herduic für die administrative Neuordnung der eroberten Gebiete zuständig.227 Kurz darauf schlug er ein römisches Heer unter dem Feldherren Sabinianus und nahm den hunnischen Verbandsführer Mundo als Föderaten unter Vertrag.228 Diese Aufgaben offenbaren umfassende Kompetenzen des Pitzias, dennoch verzichtet Ennodius, der die Leistungen des Pitzias in einer längeren Passage würdigte,229 auf die Nennung eines Titels. Jordanes bezeichnet ihn als suus comes, was unterschiedlich interpretiert werden kann. Vielleicht ist die Titulatur aufgrund des Possessivpronomens als „Vertrauter“ zu werten, oder weist auf die Stellung eines comes primi ordinis hin.230 Alternativ könnte Pitzias auch den später in der Region Sirmium belegten comitatus provinciae Sirmiensis Pannoniae bekleidet haben.231 Ob Pitzias bereits bei der Eroberung diesen comes-Titel trug, ist unklar. Er wurde wahrscheinlich im Jahr 514 auf Befehl Theoderichs hingerichtet.232 226 καὶ βασιλέως μὲν τοῦ Ῥωμαίων οὔτε τοῦ σχήματος οὔτε τοῦ ὀνόματος ἐπιβατεῦσαι ἠξίωσεν, ἀλλὰ καὶ ῥὴξ διεβίου καλούμενος (οὕτω γὰρ σφῶν τοὺς ἡγεμόνας καλεῖν οἱ βάρβαροι νενομίκασἰ), τῶν μέντοι κατηκόων τῶν αὑτοῦ προὔστη ξύμπαντα περιβαλλόμενος ὅσα τῷ φύσει βασιλεῖ ἥρμοσται. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,1,26. 227 Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 12,63. (= Opera 263) 228 Wolfram 2001, 321 f. 229 Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 12,62–68. (= Opera 263) 230 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (300). Vgl. Ibba (s. o.): Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302). 231 Die Stellung als comes provinciae ist weiterhin auch durch die comitiva Dalmatiarum et Saviae belegt ist. Offenbar wurden die unter Odoaker und Theoderich dem Reich wieder hinzugefügten Regionen von solchen comites provinciae verwaltet. Vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,23; 3,24; 3,26; 4,9; 7,1. Dalmatien wurde um 481/2 durch Odoaker erobert: Hendy 1988, 56; Ausbüttel 2003, 51. Die Sirmiensis und Pannonia kamen unter der Herrschaft Theoderichs hinzu: Wolfram 2001, 291. Maier (2005, 218) gibt fälschlicherweise an, dass alle 3 Regionen von Odoaker erobert worden wären. 232 Mommsen (MGH AA 12, 498 s. v. Pitzia) und Wolfram (2001, 486, Anm. 15) halten die Erwähnung der Hinrichtung eines comes Petias in Mediolanum für die Todesnachricht des Pitzias (Auct. Haun. a. 514, in: MGH Chron. Min. 1, 331).

126 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Ein wichtiger General Theorderichs war der dux Ibba, der in den Jahren 508 bis 513 in Gallien im Feld stand.233 Als er den Franken eine schwere Niederlage zufügte, nannte Jordanes auch ihn suus comes, was in gleicher Weise untechnisch zu werten, oder auf die Stellung als comes primi ordinis hinweisen könnte.234 Ein Brief Theo­ derichs, der bald nach diesem Sieg an Ibba geschickt wurde,235 bestätigt den offiziellen Titel dux und lässt seine Stellung als vir sublimis erkennen,236 eine seltene und rätselhafte Bezeichnung, die nicht in der offiziellen römischen Rangordnung verankert war.237 In seiner Funktion als dux war er nicht allein für die Kriegsführung zuständig, sondern hatte auch weitere Aufgaben. Theoderich beauftragte ihn, sich darum zu kümmern, dass die ecclesia Narbonensis die ihr von Alarich zugesicherten Besitzungen zurückerhält, die von pervasores besetzt worden waren. Seine spätere Funktion als Feldherr gegen Gesalech zeigt, dass er weiterhin in der Hauptsache Militärkommandant blieb.238 Als solcher konnte er fernab vom Hof des Ostgotenkönigs relativ frei agieren. Der territoriale Zuständigkeitsbereich des dux Ibba umfasste weite Teile Südgalliens (Narbonensis und Aquitania) und Iberiens, wo er an der Front gegen die Franken und zum Schutz des Westgotenverbandes eingesetzt war.239 Die ersten ostgotischen ἀρχόντες erwähnt Prokop um das Jahr 511. Nach dem Tod Alarichs II. konnte Theoderich die Situation der Westgoten, die durch Franken 233 Vgl. PLRE 2, 585. 234 Non minore tropeo de Francis per Ibbam, suum comitem, in Galliis adquisivit plus triginta milia Francorum in proelio caesa. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302). Die Bestallungsurkunde für die comitivae primi ordinis ist überliefert: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,12. Die Stellung erlaubte ihm, im consistorium des Kaiserhofes zu sitzen. Zum consistorium: Weiss 1975; Schlinkert 1996. Eine Stellung als comes rei militaris scheidet aufgrund des dux-Amtes aus. 235 Der relativ kurze zeitliche Abstand ergibt sich aus der Erwähnung jenes Sieges im Brief: Reichert 2000, 314. 236 Ibbae viro sublimi duci Theodericus rex. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,17. 237 Über die Stellung als vir sublimis existiert kaum spezifische Literatur. Nach Hodgkin (1886, 91) entspricht die Stellung dem eines vir spectabilis. Möglicherweise geht diese Schlussfolgerung auf die Beobachtung zurück, dass in einigen Fällen die Titulaturen in den Überschriften und Texten der Briefe verschieden sind: so Osuin, der im Titel als vir illustris bezeichnet, im Brief jedoch mit sublimitas tua angesprochen wird: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,26. Ebenso Senarius: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,11. Da die Überschriften jedoch erst später von Cassiodor den Briefen hinzugefügt wurden (vgl. Kakridi 2005, 34 f.), könnte der Unterschied auch anders erklärt werden. Eine genaue Analyse muss an dieser Stelle ausbleiben. 238 His coss. Gesalecus Goericum Barcinone in palatio interfecit. quo anno idem Gesalecus ab Hebbane Theodorici Italiae regis duce ab Hispania fugatus Africam petit. […] His coss. Gisalecus de Africa rediens ob motum Hebbanis Aquitaniam petiit ibique latuit annum unum. Chron. Caes. (Mommsen 1894), ad. a. 510; 513,1. […] mox de Africa rediens ob metum Theuderici Aquitaniam petiit ibique anno uno delitiscens Spaniam revertitur atque ab Ebbane Theuderici regis duce duodecimo a Barcinona urbe miliario commisso proelio in fugam vertitur […] Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 38. 239 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,17; Chron. Caes. (Mommsen 1894), ad. a. 510; 513,1; Isidor von Sevilla, hist. (Mommsen 1894), 38.



Ostgoten 

 127

und Burgunder bedroht wurden, entschärfen, indem er ein Entsatzheer schickte. In Hispanien ließ er alsbald Gesalech, den Nachfolger Alarichs II., beseitigen und setzte an seiner statt Amalarich ein, Alarichs Sohn und zugleich Theoderichs Enkel. Zudem stationierte er ein Heer auf der Iberischen Halbinsel, dessen Anführer von Prokop als ἀρχόντες bezeichnet wurden.240 Zu diesen ἀρχόντες ist Theudis zu zählen, der kurz darauf von Prokop erwähnt wird.241 Er war als armiger Waffenträger und als solcher Vertrauter aus dem Umfeld Theoderichs242 und war vom König als ἄρχων τοῦ στρατοῦ und damit als Befehlshaber eingesetzt worden. Nebenbei war er für die Eintreibung jährlicher Zahlungen verantwortlich. Vermutlich befand sich Theudis seit 511 auf der Iberischen Halbinsel, um Amalarich zu unterstützen und zu kontrollieren.243 Jener Theudis heiratete eine Frau aus reicher Familie der romanischen Oberschicht, stellte mit den ihm damit zur Verfügung stehenden Mitteln ein eigenes Heer von 2.000 Kriegern auf und warb eine persönliche Leibgarde an. Dieses Verhalten weckten das Misstrauen Theoderichs, der einen Krieg mit dem von ihm eingesetzten Statthalter fürchtete. Vergeblich versuchte er, ihn durch Schreiben angesehener Ostgoten zu einer Reise nach Ravenna zu bewegen. In gewisser Weise bestätigten sich die Befürchtungen Theoderichs. Zwar führte Theudis stets den jährlichen Tribut ab, doch wurde er nach dem Tod Amalarichs im Jahr 531 selbst zum König des Westgotenreiches.244 Den wohl zwischen 526 und spätestens 540 zusammengestellten variae Cassiodors245 sind wichtige Informationen über duces zu entnehmen. Durch ein Schreiben Theoderichs an den dux Raetiarum Servatus aus den Jahren 507/11 sowie eine Bestallungsurkunde ist die Existenz dieses dux gut belegt.246 Er stellt einen Sonderfall dar, da er anders als alle anderen ostgotischen duces bereits in der Notitia Dignitatum 240 […] ἄρχοντάς τε ἀεὶ καὶ στρατιὰν Θευδέριχος ἔς τε Γαλλίαν καὶ Ἱσπανίαν πέμπων αὐτὸς εἶχε τῷ ἔργῳ τὸ τῆς ἀρχῆς κράτος προνοήσας τε ὅπως βέβαιον αὐτὸ ἐς ἀεὶ ἕξει φόρου ἀπαγωγὴν ἔταξέν οἱ αὐτῷ ἀποφέρειν τοὺς ταύτῃ ἄρχοντας. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,47. 241 Μετὰ δὲ Θεῦδις, Γότθος ἀνήρ, ὅνπερ Θευδέριχος τῷ στρατῷ ἄρχοντα ἔπεμψε, γυναῖκα ἐξ Ἱσπανίας γαμετὴν ἐποιήσατο, οὐ γένους μέντοι Οὐισιγότθων, ἀλλ̓ ἐξ οἰκίας τῶν τινος ἐπιχωρίων εὐδαίμονος, ἄλλα τε περιβεβλημένην μεγάλα χρήματα καὶ χώρας πολλῆς ἐν Ἱσπανίᾳ κυρίαν οὖσαν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,50–53. 242 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302). Vgl. zum armiger: Kampers 2005b, 464; Rösener 2008, 532. 243 […] nam et Thiudem suum armigerum post mortem Alarici generi tutorem in Spaniae regno Amalarici nepotis constituit. qui Amalaricus in ipsa aduliscentia Francorum fraudibus inretitus regnum cum vita amisit. post quem Thiudis tutor eodem regno ipse invadens, Francorum insidiosam calumniam de Spaniis pepulit, et usque dum viveret, Vesegothas contenuit. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302). 244 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,50–54. Vgl. PLRE 2, 1112 f. 245 Diese Spanne ergibt sich aus der Anmerkung aus dem Anecdoton Holderi (Usener 1877, Z. 27), Cassiodor habe auf Anweisung Theoderichs mit der Niederschrift begonnen. Abgeschlossen habe er seine Zusammenstellung erst mit dem Ausscheiden aus dem Amt als praefectus praetorio bzw. der Kapitulation Ravennas: Krautschick 1983, 11. 246 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 1,11; 7,4.

128 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

erwähnt wurde, was auf ein höheres Maß an Kontinuität hindeutet.247 Zudem ist er der einzige dux, der durch eine Urkunde in den variae belegt ist und darüber hinaus noch eine geographische Spezifizierung erhielt, was seinen Sonderstatus noch unterstreicht.248 Ihm ist daher eine eigene Analyse am Ende des vorliegenden Kapitels gewidmet In einem Brief aus dem Jahr 508 an die Bewohner Galliens werden neben praepositi auch duces erwähnt. Die Bewohner Galliens, denen in einer vorangegangenen Anweisung die Versorgung des ostgotischen Heeres vor Ort aufgetragen wurde,249 werden durch diesen Brief wieder von der Pflicht entbunden.250 Stattdessen würde sich Theoderich selbst darum kümmern, indem er die erforderlichen Gelder direkt an die duces und praepositi schickt, damit diese sie weiter verteilen könnten. Offenbar waren mehrere duces in Gallien aktiv, die allerdings nicht namentlich genannt werden. Sie waren für die Versorgung des Heeres verantwortlich und in dieser Funktion auch für die Verteilung von Finanzmitteln zuständig. Ungewöhnlich ist die Nennung von praepositi, im früheren weströmischen Militär die nächste Rangstufe unterhalb der duces.251 Sie treten in den Variae Cassiodors nicht noch einmal als Offiziere in Erscheinung.252 Ein Brief an Guduin, der vir spectabilis und dux war, deutet an, dass dieser neben militärischen auch jurisdiktionelle Kompetenzen innehatte.253 In dem Schreiben aus den Jahren 523/26 ermahnt Theoderich Guduin, dieser solle keinem Goten zusätzliche Lasten auferlegen. Offenbar hatte Guduin seine Position missbraucht und es existierte keine übergeordnete Instanz, die ihn hätte zurechtweisen können. Dieser Brief verdeutlicht, dass die duces direkt dem König unterstanden und daher innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches in großem Maße unabhängig agieren konnten. Die Kompetenzen beschränkten sich dabei nicht allein auf das Heer, sondern erstreckten sich im Fall Guduins auch auf die Rechtsprechung, die normalerweise einen genuin zivilen Bereich darstellte. Wo er eingesetzt war, ist dem Brief nicht zu entnehmen.

247 Als dux Raetiae primae et secundae: Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,43; 5,143. 248 So bereits: Heuberger 1932, 134 f., mit Anm. 129. Er führt zudem an, dass er der einzige ostgotische Offizier mit römischem Namen sei (was mit der Ausnahme Cassiodors (s. u. im vorliegenden Kapitel) auch stimmt) und anders als die anderen Grenzkommandeure kein vir illustris, sondern nur vir spectabilis war. 249 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,40. 250 Universis provincialibus in Gallis constitutis Theodericus rex. / […] Ducibus etiam ac praepositis sufficientem transmisimus pecuniae quantitatem, ut eorum praebendae, quae non potuerunt convehi, ibi debuissent sine alicuius dispendio comparari, quia delectui vestro nec illa volumus imponere, quae vos potuistis, ut arbitramur, offerre. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,42. 251 Le Bohec 2006, 102. 252 Vgl. MGH Auct. Ant. 12, 1894, 571. 253 Guduin v. s. Theodericus rex / Quos duces eligimus, eis simul et aequitatis momenta iure delegamus, quia non tantum armis quantum iudiciis vos effici cupimus clariores. […] Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,30.



Ostgoten 

 129

Guduin war wohl Gote und ist möglicherweise mit dem saio identisch, der in einem anderen Brief erwähnt wird.254 Seine Rangklasse eines vir spectabilis war auch im römischen Reich üblicherweise den duces zugeordnet.255 Ein weiterer Brief aus den Jahren 523/26 nennt den dux Wilitancus.256 Sein Inhalt liefert einen schwachen Anhaltspunkt auf das Einsatzgebiet des sonst unbekannten dux.257 Der im Brief erwähnte Ankläger Patzenis, dem Namen nach kein Romane,258 beschuldigte seine Frau des Ehebruches in einer Zeit, in der er sich wegen der expeditio Gallica fern der Heimat aufgehalten hatte.259 Daraus ergibt sich, dass seine Frau Regina, und damit auch der Zuständigkeitsbereich Wilitancus‘, sich nicht in Gallien befunden haben können. Im Auftrag des Königs sollte der dux sich um die vorgebrachte Anklage kümmern. Für den Fall, dass sich der Verdacht bestätigen sollte, hatte er die vorgesehene Strafe zu vollziehen. Hier werden klare jurisdiktionelle Kompetenzen gegenüber einer Frau unbekannter Herkunft deutlich. Der dux war nicht nur in die Rechtsprechung involviert, sondern saß, dem Wortlaut des Schreibens zu urteilen, selbst dem Prozess vor. Da er von Theoderich mit sublimitas tua adressiert wurde, ist in Wilitancus ein vir sublimis zu sehen. Aus einem langen Brief Athalarichs vom Ende des Jahres 526 an den Senat von Rom ist ein weiterer dux bekannt. Das Schreiben gibt die Karriere Tuluins wieder, der dem Senat als Kandidat für das Amt des patricius praesentalis vorgeschlagen wurde.260 Er wird gleich zweimal als dux bezeichnet.261 Das erste Mal erscheint er unter den duces, die um 508 den Krieg gegen die Franken und Burgunder in Gallien führten, das zweite Mal wird er als einzelner dux genannt, der während des Krieges zwischen Burgundern und Franken im Jahr 523 ohne Anwendung von Waffengewalt das Territorium zwischen Durance und Isère für das Ostgotenreich hinzugewinnen konnte.262 In beiden Fällen ist er als dux, wie auch seine Kollegen von 508, militäri254 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,27. Vgl. PLRE 2, 521 f., Guduin 1; 2. Die PLRE merkt an, dass Guduin wohl vom saio zum dux befördert worden sei. 255 Koch 1903, 25; Jones 1964, 528. 256 Wilitanco duci Theodericus rex. […] Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,33. 257 Vgl. PLRE 2, 1167. 258 Laut Reichert (1987, s. v. Patz, 541) möglicherweise germanisch. 259 Aus dem vorangehenden Brief (Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,32) ergibt sich im übrigen, dass Procula, die Frau des Ehebrechers Brandila, Regina, die Frau des Patzenis, schwer verletzt hatte, wohl als sie vom Verhältnis der beiden erfahren hatte. Theoderich wies daraufhin Brandila an, seine Frau entsprechend zu bestrafen oder vor dem comitatus des Königs ihre Unschuld zu beweisen. 260 Diese außerordentlich hohe Position war faktisch ein Vizekönigtum: vgl. Ensslin 1936, 247. Ensslin (1936, 246 f.) vermutet, dass Tuluin auf Empfehlung Cassiodors in diese Position gesetzt wurde, um neben dem noch minderjährigen Athalarich das Reich zu führen und so dessen Herrschaft zu sichern. 261 […] Ammonet etiam expeditio Gallicana, ubi iam inter duces directus et prudentiam suam bellis et pericula promptissimus ingerebat. […] iuvat igitur fortissimi viri narrare quietum felicitatis exemplum, quia non est in duce perfecta laus asserere semper anxios labores. […] Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 8,10,6–8. 262 Vgl. die Datierung bei: Hodgkin 1886, 355. Siehe auch: Schmidt 1933, 162 f.; Wolfram 2001, 312.

130 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

scher Befehlshaber. Jedoch war er zuerst einer von mehreren Heerführern, während er 15 Jahre später als Oberkommandierender erwähnt wird. Tuluin entstammte der gotischen Oberschicht und begann seine Karriere zuvor als Kammerdiener und damit Vertrauter Theoderichs.263 In der Provence wird in der Zeit Theoderichs der dux Ara erwähnt, doch ist seine Historizität aufgrund der Quelle fraglich. Er residierte in Arles, wo er einen kirchlichen Würdenträger durch pueri gefangen nehmen ließ.264 Ara kann erst nach der Vertreibung der Burgunder 509 eingesetzt worden sein und war sicherlich nicht mehr im Amt, als der praefectus praetorio Liberius ab 533 auch patricius praesentalis wurde und die regionalen Truppen befehligte.265 In der Vita des Caesarius von Arles, der nach der ostgotischen Eroberung des Verrats beschuldigt wurde, wird kein dux erwähnt.266 Im nahe gelegenen Marseille war spätestens ab 510 Marabaudus als comes Massiliensis eingesetzt. Mehrere Briefe weisen ihn als wichtigen regionalen Militärkommandanten aus.267 Vielleicht verwaltete er in der Art eines comes provinciae die Südhälfte der ostgotischen Provence,268 während Ara für die nördlichen Bereiche an der Grenze zu den Franken und Burgundern zuständig war. Unklar ist, ob in Marseille und Arles zugleich auch noch rectores provinciae amtierten, deren Existenz durch die allgemeine Bestallungsurkunde gesichert ist und die in merowingischer Zeit vielfach erwähnt werden.269 Insbesondere die rectores in Arles, die zugleich patricii provinciae Arelatensis waren, führten häufig Heere an und übernahmen die Funktion eines dux.270 Auch Cassiodor selbst war für einige Zeit dux, wie aus dem Brief Athalarichs aus dem Jahr 533 an den Senat aus hervorgeht, in dem der König ihn als praefectus praetorio vorschlug.271 Im Schreiben wird Cassiodors Stellung als magister (officiorum) genannt, wobei er in dieser Funktion auch die Pflichten eines quaestor wahrnahm. Andere, frühere Ämter Cassiodors werden unterschlagen, nämlich die des 263 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 8,10,2 f. 264 Ara vero Theodorici regis Italici dux […] Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 77. Die Befreiungsgeschichte mit Traum entspricht einem gängigen Muster der Hagiographie. Bspw. Venantius Fortunatus, vit. sanct. Rad. 38 (87). Vgl. Wiesheu 2001. 265 Wolfram 2001, 246; 309. PLRE 2, s. v. Liberius 3, 678 f. Zuvor waren die Franken in die Provence eingedrungen und hatten vorübergehend auch Arles besetzt: Zöllner 1970, 84 f. 266 Zum Fall des Caesarius von Arles: Moorhead 1992, 189 f. 267 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,34; 4,12; 4,46. Zur Datierung: Krautschick 1983, 75. 268 Wolfram 2001, 291. Vgl. Maier 2005, 236. 269 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,21. Buchner 1933. 270 Siehe dazu im Kapitel 6.4.6 über „weitere Heerführer außer duces“ bei den Franken. 271 […] nam dum curae litorum regias cogitationes incesserent, subito a litterarum penetralibus eiectus par suis maioribus ducatum sumpsit intrepidus, cui quia defuit hostis, moribus triumphavit eximiis. Nam deputatos Gothos propriis pavit expensis, ut nec provinciales percelleret nec fiscum nostrum expensarum oneribus ingravaret. arma eius nulla possessorum damna senserunt. fuit nimirum provinciarum verissimus custos: nam ille defensor proprie dicendus est, qui tuetur innoxie. […] Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 9,25,8 f.



Ostgoten 

 131

quaestor Palatii, des corrector Lucaniae et Bruttiorum und des consul sine collega.272 Die zeitliche Einordnung seines Dukats ist über die Aussagen möglich, dass es ihm am Beginn der Regierungszeit des Königs und noch als magister verliehen wurde, womit nur die Jahre 526 und 527 in Frage kommen.273 Möglicherweise stand sein Dukat mit der Affäre um die Ermordung Amalafridas274 oder mit Unsicherheiten im Rahmen des Herrschaftswechsels275 in Zusammenhang. Ein weiteres Mal wird hier der Werdegang eines dux deutlich, doch muss betont werden, dass es sich um einen besonderen Fall handelte. Seine Aufgabe als ad hoc eingesetzter dux war es nicht etwa, einen Feldzug zu führen, stattdessen war er für die Versorgung des Heeres verantwortlich. Diese finanzierte er aus eigenen Mitteln, um die Landbevölkerung nicht zu belasten. Seine Besetzung dieses Dukates ist mit der inneren Situation des Ostgotenreiches in Verbindung zu bringen, dessen Herrscher Athalarich, der Nachfolger Theoderichs, bei Antritt seines regnum gerade einmal zehn Jahre alt war und unter der Vormundschaft seiner Mutter Amalasuntha stand. Aufgrund der Führungsschwäche brach nach Theoderichs Tod das gotische Gesamtreich wieder in ein Ost- und ein Westreich auseinander, indem Theudis, der Statthalter in Hispanien, sich selbst zum König erhob. Das Ostgotenreich blieb stabil, da eine Reihe treuer Funktionäre die wichtigsten Funktionen übernahm. Darunter auch der bereits erwähnte Tuluin, der die Position als Oberkommandeur innehatte, die Athalarich altersbedingt noch nicht ausfüllen konnte.276 Doch während der akuten Krisensituation konnte Tuluin die Versorgung des Gotenheeres nicht selbst organisieren. Da sein Amtsantritt als patricius praesentalis 526 in das Sterbejahr Theoderichs fiel, war er wohl mit anderen Aufgaben beschäftigt, sodass Cassiodor einspringen musste. Nach einer kurzen Amtszeit als dux kehrte Cassiodor wieder in zivile Ämter zurück und wurde später praefectus praetorio und einige Jahre darauf patricius.277 Angesichts seiner sonst rein zivilen Laufbahn und der Aufgabe, das Heer zu versorgen, wird deutlich, dass nicht militärisches Geschick, sondern seine Treue zum Thronfolger für die Berufung zum dux maßgeblich war. Neben ihm ist der dux Raetiarum Servatus der einzige weitere Römer, der in einem ducatus im Ostgotenreich nachweisbar ist.

272 So war er 507–511 selbst quaestor Palatii, in den Jahren zwischen 511 und 533 corrector Lucaniae et Bruttiorum, im Jahr 514 consul (sine collega). Vgl. PLRE 2, 266 f.; Cassiodorus 4. 273 Regierungsbeginn Athalarichs war 526 (Wolfram 2001, 333 f.) und die Magistratur Cassiodors endete 527 (PLRE 2, 267). 274 So: Hodgkin 1886, 413. Amalafrida, Schwester Theoderichs des Großen und Mutter des späteren Ostgotenkönigs Theodahat, war mit dem Vandalenkönig Thrasamund verheiratet worden. Nach dessen Tod wurde sie von seinem Nachfolger Hilderich gefangen genommen und 525 mit samt ihrem Gefolge ermordet: Wolfram 2001, 307 f. Vgl. Wiemer 2013, 615 f. 275 Eventuell wollten die Vandalen oder Ostrom die Schwäche des Ostgotenreiches nach dem Tod Theoderichs nutzen: O’Donnell 1979, 28. 276 Wolfram 2001, 333–335. 277 Praefectus praetorio 533–537, patricius im Jahre 537: PLRE 2, 267.

132 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Rätien im fünften Jahrhundert und der dux Raetiarum Die Provinz Rätien diente im Weströmischen Reich einerseits dem Schutz der südlichen Gebiete, insbesondere dem Zugang zu den Alpen und damit zu Norditalien, andererseits ermöglichte sie als Durchgangsprovinz eine direkte, nordalpine Verbindung zwischen Noricum und den germanischen Provinzen.278 Die Notitia Dignitatum beinhaltet eine Liste von Kastellen, in denen die von zehn Präfekten und acht Tribunen kommandierten Einheiten unter dem Befehl des dux Raetiae stationiert waren. Die meisten reihten sich entlang der Donau und der Iller von Passau bis zum Bodensee aneinander, verbunden durch Vemania bei Isny, weiterhin sicherten Füssen und Zirl die Straße nach Süden. Sie wurden vom dux von seinem Sitz in Augsburg aus koordiniert.279 Hinzu kamen lokale Milizen und wahrscheinlich auch föderierte Germanen.280 Als Stilicho im Jahr 401 die Truppen zur Verteidigung Italiens nach Süden beorderte, mag die zentrale Organisiation der Provinz weggefallen sein,281 doch wurden die Grenzen weiterhin verteidigt.282 Anfang des fünften Jahrhunderts war Rätien noch fest in die zivile und militärische Infrastruktur des Reiches integriert. Im Jahr 409 wurde Generidus von Honorius zum magister militum über die rätischen, norischen und pannonischen Truppen ernannt. In den 430er Jahren waren Norikum und das nördliche Rätien, auch Flachlandrätien genannt, noch immer römisch. Einfallende Juthungen wurden von Aetius abgewehrt und einen Aufstand der Noriker und Pannonier niedergeschlagen. Nach dem Tod des Heermeisters 454 kam es vermehrt zu Einfällen der Alemannen, auch in Raetia prima. Sie wurden 457 bei Bellinzona 278 Die spätantike Infrastruktur Rätiens ist anhand von Notitia Dignitatum, Tabula Peutingeriana und der Meilensteine gut rekonstruierbar, die Verkehrsorganisation ist dem Codex Theodosianus und den Digesten des Corpus Iuris Civilis zu entnehmen, auch die Lex Baiuvariorum liefert hierzu Informationen: Ridder 2014, 11–14; 22–30. Bei der Straßenführung muss jedoch zwischen hoher Kaiserzeit und Spätantike nicht immer Kontinuität bestehen: Nierhaus 1977, 30. 279 Augustanis (Augusta Vindelicorum): Augsburg, Ponte Aoni, nunc Febians (Phoebiana): Lauingen-Faimingen, Submuntorio: Mertingen-Burghöfe, Castra Regina, nunc Vallato: Regensburg, Cambidano: Kempten, Guntiae: Günzburg, Foetibus: Füssen, Teriolis: Zirl, Quintanis (Quintana): Künzing, Batavis: Passau, Abusina: Neustadt an der Donau-Bad Gögging, Vallatio: Manching, Venaxamodorum: Neuburg an der Donau, Parrodunum: Burgheim, Pinianis: Bürgle bei Gundremmingen, Caelio (Caelius mons): Kellmünz an der Iller, Confluentibus sive Brecantia: Bregenz, Vimania (Vemania): Isny-Bettmauer, Arbore: Arbon. Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 35. Regensburg, Zirl und Kempten waren für größere Abteilungen und Mengen an Flüchtlingen ausgelegt, die meisten weiteren Garnisonen waren relativ klein (0,24–0,9 ha): Garbsch 1970, 14. Zur Zeit Stilichos scheinen die Angaben der Notitia Dignitatum für die rätisch-norischen Provinzen noch aktuell gewesen zu sein: Kaiser 2008, 20 f. Während des 4. Jh. hat es hinter den Frontkastellen kaum weitere Festungen im Hinterland gegeben: Mackensen 1999, 238 f. Dux in Augsburg oder Regensburg: Konrad/Witschel 2011b, 11. Augsburg als Sitz: Ridder 2014, 37–44. 280 Garbsch 1970, 17. Der Begriff ist hier als Sammelbezeichnung rechtsrheinischer Gruppen zu verstehen, die anhand der Funde nachweisbar sind. In den nachfolgenden Absätzen muss aus praktischen Gründen auf die bezeichnung Germanen und germanisch zurückgegriffen werden. 281 Garbsch 1970, 10. 282 Kaiser 2008, 20 f.



Ostgoten 

 133

zurückgeschlagen und siedelten sich noch nicht in Raetia I an.283 Nur wenige literarische Quellen erhellen die weitere Entwicklung der römischen und gentilen Präsenz im nichtalpinen rätischen Raum im fünften Jahrhundert, doch liefert die Archäologie weitere Hinweise.284 Es kann im Folgenden keine vollständige Zusammenfassung aller Grabungsbefunde im Gebiet der beiden Rätien geliefert werden, jedoch wird versucht, eine ausreichende Menge an Hinweisen zur Situation des fünften Jahrhunderts zusammenzutragen, wobei die Darstellung am Bodensee beginnt, dann der Donau folgt und sich danach den Kastellen entlang der via Claudia widmet.285 Die westlich der Iller gelegenen Kastelle, darunter alle in Raetia prima, wurden kurz nach 400 verlassen. Constantia (Konstanz), Ad Fines (Pfyn) und das die Verbindungsstraße nach Bregenz sichernde Arbor Felix (Arbon) wurden aufgegeben.286 In Arbon ist jedoch bis ins frühe Mittelalter eine ungebrochene Siedlungskontinuität belegt.287 Aus Brigantium (Bregenz) zogen die römischen Soldaten und germanischen Föderaten im ersten Jahrzehnt des fünften Jahrhunderts ab. Vielleicht blieb in Bregenz noch eine kleine Truppe zurück, denn der Ort wurde weiterhin von Romanen und Germanen bewohnt.288 Vemania (Isny-Bettmauer) zwischen Bodensee und Iller ist kurz nach 400 nicht mehr besetzt.289 Am Beginn des fünften Jahrhunderts wurde zudem das erst wenige Jahrzehnte zuvor besetzte Schaan verlassen, das einzige Kastell im Hinterland des Limes von Raetia I, das den Zugang zum höheren Alprheintal kontrollierte.290 Cambidano (Kempten) an der Iller wird um die Mitte des fünften Jahrhunderts verlassen.291 Caelius mons (Kellmünz an der Iller), nördlich von Kempten, wird zwar nicht in der Notitia Dignitatum genannt, doch war mindestens bis in die

283 Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 5,46,2. Fuchs 2011, 51; Kaiser 2008, 15 f.; 22–24; Mackensen 2004, 217 f. Zur Zeit des juthungischen Einfalles kontrollierten die Hunnen das Gebiet nördlich der Donau: Dietz 1979, 160. Zu einer Inschrift über den Sieg des Aetius um 430: Scharf 1994. 284 Leider sind viele wichtige Plätze nicht oder kaum ergraben, da sie sich unter besiedeltem Gebiet befinden. Garbsch 1970, 11. Problematisch ist weiterhin der Wechsel von Bronze zu Gold als Münzmetall für die Entlohnung der Soldaten, wodurch Streufunde von Münzen deutlich seltener werden. Dietz 1979, 157 f. 285 Die Ergebnisse aus Phoebiana erlauben keine näheren Datierungen: Müller 1999, 94. Vallatum bei Manching ist nicht sicher zu lokalisieren: Krämer/Schubert 1970, 55 f. 286 Im 4. Jh. war die Region im Westen von Einfällen der Alemannen heimgesucht worden: Garbsch 1970, 8–10. Konstanz war bis zum Ende des 4. Jh. ein Flottenstützpunkt gewesen: Heiligmann 2005, 78. Die genaue Situation in Konstanz ist unklar: Fingerlin 1986. Zu Pfyn vgl. Bürgi 2005. Arbon: Brem/ Bürgi/Roth-Rubi 1992, 175 f. 287 Brem/Bürgi/Roth-Rubi 1992, 178; Leuzinger 2005, 74. 288 Konrad 1997, 186 f. 289 Garbsch 1973, 54 f. 290 Beck 1962, 34. Vermutlich waren hier keine selbständigen Einheiten stationiert: Heitmeier 2005, 174 f. Zu dieser Frage gibt es jedoch auch andere Ansichten: Ebd. Anm. 83. Nach Clavadetscher (1979, 159) war Churrätien ab 400 auf sich allein gestellt und wurde nicht mehr verteidigt. Bald darauf wurde im Kommandantengebäude eine frühchristliche Kirche angelegt: Mayr 2005, 65. 291 Mackensen 2000, 146.

134 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

420er Jahre, vielleicht bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts, von elbgermanischen Söldnern besetzt.292 Der Befund in Gontia (Günzburg) lässt auf ein in diokletianischer Zeit stark befestigtes Lager schließen, dessen Nutzung am Beginn des fünften Jahrhunderts jedoch unklar ist.293 Pinianis (Bürgle bei Gundremmingen) wurde in den 380er Jahren zerstört und nicht wieder instandgesetzt.294 Bei Unterthürheim ist ein alemannischer Friedhof belegt, dessen Belegung um 500 einsetzt.295 Der befestigte vicus von Submuntorium (Burghöfe) war mindestens bis in die Mitte des fünften Jahrhunderts bewohnt, das Kastell vielleicht bis in die 470er Jahre besetzt. Seit dem vierten Jahrhundert sind zudem germanische Krieger belegt, einige vielleicht aus dem Niederelbegebiet.296 Venaxamodorum (Neuburg an der Donau) wurde nach der Mitte des fünften Jahrhunderts verlassen und zur gleichen Zeit setzte der Ortsfriedhof von Bittenbrunn ein, auf dem Männer mit späteströmischen Militärgürteln bestattet wurden.297 Abusina (Neustadt an der Donau – Bad Gögging), 30 Kilometer südwestlich von Regensburg, wurde um 430 zerstört und dann zum Teil von germanischen Söldnern und ihren Familien bewohnt.298 Im nur wenige Kilometer donauabwärts gelegenen Weltenburg sind germanische Funde bis etwa 500 belegt.299 Die Kastelle Regensburg, Quintana (Künzing) und Batavis (Passau) hielten noch bis in die 470er Jahre stand, bevor ein Teil der Bevölkerung von Severin evakuiert wurde. Den Einfällen ging eventuell ein Auslaufen der Verträge zwischen den Alemannenkönigen und Ravenna vorweg.300 Die norische Bevölkerung wurde nach Lauriacum (Enns) und dann nach 488 weiter nach Faviana (Mautern) evakuiert.301 Severins Angaben über die Siedlungsstruktur und den Aufbau der Städte wurden durch die Archäologie bestätigt.302 Passau wurde im späten fünften Jahrhundert wohl gänzlich verlassen, doch Künzing blieb in geringerem Maße besiedelt und Regensburg war weiterhin bis mindestens ins siebenten Jahrhundert kontinuierlich bewohnt, wobei die Keramik auf einen bedeutenden Anteil böhmischer Föderaten hindeutet. Im zwischen Regensburg und Künzing liegenden Straubing waren im fünften Jahrhundert ebenfalls Föde-

292 Mackensen 1995, 107; ders. 2004, 217 f.. 293 Schmid 2000, 69; 77. 294 Bersu 1964, 50. 295 Grunewald 1988, 195. Die Funde zeigen unterschiedlichste Einflüsse. Ebd. 208. 296 Mackensen/Schimmer 2013, 416; 420 f.; 426. 297 Fischer 1995, 406 f. 298 Gschwind 2004, 284. Germanische Keramik belegt eine Nutzung bis zur Mitte des 5. Jh. Vgl. Fischer 1995, 407. 299 Fischer 1995, 407–409. 300 Sie könnten bei Amtsantritt Odoakers nicht verlängert worden sein: Haider 1985, 200. 301 Mackensen 2004, 218; Dietz 1979, 162–164; Garbsch 1970, 10 f. Mit dem Tod des Romulus Augustulus hörten auch die Geldzahlungen an die Soldaten auf. 302 Fischer 1994. Seine Aussage, es habe wegen der ständigen Bedrohungslage keine ländlichen Siedlungen um die Festungsstädte gegeben, wird durch den Negativbefund bestätigt. Ebd. 95 f. Zum Kastell Boiotro bei Passau: Christlein 1979.



Ostgoten 

 135

raten böhmischer Herkunft präsent, die sich nach Ende der römischen Herrschaft im Gelände ansiedelten.303 Augusta Vindelicorum (Augsburg) nimmt eine Sonderstellung ein, da seine Bebauung auch im fünften Jahrhundert nicht zurückging.304 Die Keramikfunde zeigen auch in den ersten Jahrzehnten des sechsten Jahrhunderts noch die Anbindung an die römischen Verkehrswege nach Süden an und es ist deutlich weniger germanische Keramik zu finden.305 Die Siedlungskontinuität durch Romanen ist durch den Afrakult gesichert, den Venantius Fortunatus 565 erwähnt, sowie durch die Grabungsergebnisse.306 Merowingerzeitliche alemannische Funde kommen erst ab der Mitte des sechsten Jahrhunderts auf, doch Funde aus der näheren Umgebung der Stadt datieren bereits in erste Hälfte des sechsten Jahrhunderts und hängen vielleicht mit der Flucht alemannischer Gruppen vor Chlodwig zusammen.307 Im weiter entfernten Gebiet um Augsburg beginnt die alemannische Besiedlung um 500 und damit zeitgleich wie in Nordendorf, Schwabmünchen und Salgen innerhalb der Grenzen von Raetia II.308 Das unweit der via Claudia südlich von Augsburg gelegene Straßenkastell Goldberg-Türkheim war bis in ostgotische Zeit im frühen sechsten Jahrhundert besetzt.309 Während die Besatzung von Foetibus (Füssen) nur bis ins vierte Jahrhundert sicher nachweisbar ist, waren in Teriolis (Zirl) bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts römische Soldaten stationiert.310 Hinzu kamen ortsansässige Breonen unter dem in der Notitia Dignitatum aufgeführten tribunus gentis.311 Somit zeichnet sich ab, dass die Truppen entlang der Grenze an Iller und Bodensee zum großen Teil schon um 400 abgezogen wurden, während mehrere Kastelle an der Donaugrenze von Augsburg an nach Osten bis zur Mitte, einige bis zum Ende des fünften Jahrhunderts besetzt blieben, wobei in den 450er Jahren oft Föderaten die römischen Soldaten ersetzten. In Regensburg, Passau und Künzing erfolgte der Wechsel später, in Augsburg blieb die romanische Bevölkerung erhalten. Der Rückzug der romanischen Soldaten spiegelt sich auch im Wandel der Bevölkerungsstruktur

303 Fischer 1995, 407–409. 304 Bakker 1985, 82; Rettner 2002, 539. 305 Die Kontakte sind durch Keramik aus Afrika und Frankreich belegt: Fischer 1995, 405. Germanische Keramik: Bakker 1985, 84. 306 Bierbrauer 1985a, 88–91; Bakker 1995, 425. Aus Sicht der Archäologie ist die Aufgabe der Beigabensitte bei romanischen Gräbern seit dem 4. Jahrhundert problematisch: Bierbrauer 1985a, 88 f. Bierbrauer vermutet auch innerhalb der Stadtmauern eine germanische Besiedlung, doch ist die Quellenlage nicht gut. Ebd. 94. 307 Bierbrauer 1985a, 91 f. In Augsburg selbst verschwinden alemannische Gräber für einige Jahrzehnte wieder und setzen ab dem zweiten Viertel des siebenden Jahrhunderts wieder ein. Das Fehlen ist vermutlich der Quellenlage geschuldet. Vgl. Gschwind 2004, 289. 308 Bierbrauer 1985a, 94–96. 309 Fischer 1995, 406. 310 Die Funde aus Füssen datieren maximal ins 4. Jh.: Werner 1956, 245 f. Zu Zirl: Höck 2003, 81. 311 Heitmeier 2005, 171–174.

136 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

wieder. Um 400 bricht die Nutzung der spätrömischen Friedhöfe ab312 und seit der Mitte des fünften Jahrhunderts setzen die bayerischen Friedhöfe ein, deren Grabinventare anfangs noch bunt gemischt sind, sich aber später vereinheitlichen. Die Besiedlung setzt an der Donau früher ein und ist im Alpenvorland erst verzögert nachweisbar.313 Im Donauraum westlich von Künzing ist romanisches Fundgut von germanischer Ware überlagert, östlich bleibt Römisches bis zum Ende des fünften Jahrhunderts dominant.314 Anders verhält es sich bei den Tälern der Raetia I.315 Im Alprheintal bis Sargans siedelten sich erst ab etwa 600 Alemannen an und gesellten sich zur romanischen Bevölkerung hinzu. Im Sarganser Becken zwischen Rheintal und Walensee ähnelten die Frauenbestattungen denen im romanisch geprägten Graubündner Gebiet. Die Gräber der Männer mit Waffen und breiten Gürteln lassen zwar auf alemannischen Einfluss schließen, der ist aber nur am Ende des sechsten und in der ersten Hälfte des siebenten Jahrhunderts nachweisbar.316 Sieldungskontinuität ist bisher nur an einigen Orten erkennbar.317 Der römische Anspruch auf Rätien blieb bis ins späte fünfte Jahrhundert bestehen318 und die geringen Zerstörungen zeigen, dass der Zuzug von germanischen Gruppen weitgehend friedlich verlief. Sie ersetzten die abgezogenen römischen Soldaten und sicherten weiterhin bis zum Ende des Jahrhunderts das Flachland, wenngleich mit stark verringerter Wirksamkeit. Der Einfall des Gibuldus illustriert,319 dass man nicht mehr in er Lage war, größere Heere abzuwehren. Was mit dem dux Raetiae in diesen Jahrzehnten geschah, ist den Quellen nicht explizit zu entnehmen. Solange noch römische Truppen an der Donau stationiert waren, muss auch der zuständige Provinzkommandeur eingesetzt gewesen sein. Ob der Posten des dux Raetiae bis in ostgotische Zeit durchgehend besetzt blieb, ist freilich 312 Keller 1971, 187; Dietz 1979, 159. Auch im westlichen Ufernorikum zeigt sich eine Diskontinuität, die in Teilen allerdings vielleicht der Quellenlage zuzuschreiben ist: Hausmair 2012. 313 Fischer 1995, 409 f. 314 Fischer 1995, 406. Vgl. Dietz 1979, 165. 315 Neben dem kurzen Grenzsabschnitt am Bodensee besteht die Provinz Raetia prima hauptsächlich aus den Alprheintal, den Täler des Vorder- und Hinterrheins und dem Engadin. Somit war ihre Geografie deutlich stärker alpin geprägt als die von Raetia secunda. Kaiser 2008, 17 f. Die Hauptverkehrswege waren die Straßen von Bregenz nach Chur und von Zürich über Walensee nach Chur, doch auch andere Straßen, beispielsweise durchs Vorder- und Hinterrheintal mit angeschlossenen Südverbindungen wurden genutzt: Schneider-Schnekenburger 1980, 111–114. 316 Schneider-Schnekenburger 1980, 107–109. Die Gräberfelder liegen an den Höhensiedlungen entlang der Täler, beispielsweise bei Mels, Balzers, Berschis, Bludenz und Rankweil. Bei Schaan belegt der Friedhof das Gelände des spätrömischen Kastells. Ebd. 103. Die südlichsten alemannischen Gräber sind im 7. Jh. bei Schaan und Eschen zu finden. Schneider-Schnekenburger 1979, 190. 317 Schneider-Schnekenburger 1980, 117. 318 Castritius 1985, 28. Vgl. Kaiser 2008, 24 319 Vita Sancti Severini (Sauppe 1877), 19,1–5.



Ostgoten 

 137

unklar. Da die Garnisonsstadt Augsburg, anders als die anderen Orte, das ganze Jahrhundert hinweg besetzt blieb, könnte sich auch der dux weiterhin dort befunden haben. Eine Verlegung nach Chur ist unwahrscheinlich, da die Föderaten entlang der Donaugrenze von dort aus kaum zu kontrollieren gewesen wären, sich ab dem frühen fünften Jahrhundert keine militärischen Einheiten mehr im Alprheintal nahe Chur befand und die Funde in der Stadt nur auf eine geringe Präsenz von Amtspersonen hinweisen.320 Da die beiden rätischen Provinzen formal zur italischen Präfektur gehörten, konnte Theoderich einen Herrschaftsanspruch erheben, als ihm Italien durch Kaiser Zeno unterstellt wurde.321 Eine vertragliche Angliederung Rätiens fand dann eventuell kurz darauf in den Jahren 489 oder 490 statt.322 Zu den bereits kontrollierten Gebieten Rätiens kamen nach 496 und 506 noch die restlichen, vorher vielleicht mitunter schon alemannisch besetzten Teile von Raetia I sowie ein Abschnitt von Maxima Sequanorum hinzu.323 Rätien war in ostgotischer Zeit vor allem von Norden und Westen durch Alemannen, Franken und eventuell Burgunder bedroht.324 Die weiter im Osten gelegenen Gebiete Savia, Dalmatia und Pannoniae waren unter Odoaker und Theoderich dem Reich wieder hinzugefügt worden, doch musste das direkt an Raetia secunda angrenzende Noricum ripense 488 aufgegeben werden.325 Es ist unbekannt, wer Ufernorikum in ostgotischer Zeit kontrollierte.326 Rätien selbst hatte eine Sonderstellung im Ostgotenreich. Die Krieger, die dem dortigen dux unterstellt waren, lebten, anders als in Italien, mit der Provinzbevölkerung zusammen und die in den alpinen Bereichen eingesetzten rätischen Bischöfe nahmen nicht an den Synoden Theoderichs teil.327 Im späten fünften Jahrhundert sind mehrere Wellen alemannischer, thüringischer und langobardischer Einwanderung nach Raetia II nachweisbar. Einige davon wichen vor den ins Rugiland eindringenden Langobarden zurück.328 Die Zuwanderung von Kriegern aus dem Norden war möglicherweise durch einen Vertrag mit dem Thüringerkönig Herminafried geregelt worden, als Theoderich 510 seine Nichte mit diesem verheiratet hatte.329 Die Einwanderung der späteren Baiuwaren,

320 Zu den entsprechenden Fibelfunden: Heitmeier 2005, 175. 321 Degen 1987, 39; Heitmeier 2005, 180 f. 322 Heuberger 1937, 95. Eine vertragliche Anbindung wird angenommen, da sowohl die Bevölkerung, als auch der dux eine Sonderstellung im Ostgotenreich zu haben scheinen. Weiteres dazu s. u. 323 Heuberger 1937, 94; 79; 101 f. 324 Kaiser 2008, 27. 325 Dalmatien wurde um 481/2 durch Odoaker erobert: Hendy 1988, 56; Ausbüttel 2003, 51. Sirmiensis und Pannonia kamen unter der Herrschaft Theoderichs hinzu: Wolfram 2001, 291. Aufgabe Noricum Ripense: Heuberger 1937, 77. 326 Dietz 1979, 167. 327 Sonderstellung: Heuberger 1937, 80 f.; Clavadetscher 1979, 162. Zusammenleben von Kriegern und Provinzialen: Heitmeier 2005, 176. Bischöfe: Heuberger 1932, 132, Anm. 111. 328 Bierbrauer 1985b, 21–26; Michałowski 2003, 133. 329 Dietz 1979, 167.

138 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

viele davon aus Böhmen, wurde unter Theoderich forciert, um das Machtvakuum in Flachlandrätien zum Schutz vor den aus dem Westen andrängenden Alemannen und Franken sowie den Langobarden im Osten zu füllen.330 Der Einfluss der Ostgoten auf die Formierung der bayerischen Gruppe ist auch in den Funden erkennbar, endete jedoch um 536 mit dem Beginn des byzantinischen Krieges.331 In Raetia I wurden nach 506 Alemannen als Föderaten im heutigen Ostschwaben und südlich des Bodensees, in den flacheren Gebieten des Thurgaues und St. Gallen sowie als dediticii in Oberitalien, Venetien und Savia angesiedelt.332 Goten siedelten wohl nicht in den rätischen Provinzen.333 Ein weitere, von der regulären Provinzbevölkerung abgetrennte Gruppe waren die im Inntal siedelnden Breonen, die als halbunabhängige Grenzer fun­ gierten.334 Nach dieser kurzen Betrachtung der rätischen Provinzen in den ersten Jahrzehnten des Ostgotenreiches sollen die Quellen zum ostgotischen dux Raetiarum betrachtet werden. Wie bereits erwähnt, ist dieses Amt durch zwei Dokumente aus den variae Cassiodors belegt. Der Brief von 507/11 an den dux Servatus ermöglicht einen Einblick in dessen Aufgabenbereich.335 Servatus sollte einer Beschwerde des Maniarius nachgehen, die dieser offenbar bei Theoderich vorgebracht hatte. Ihm seien Sklaven von den Breones gestohlen worden. Servatus sollte dem nachgehen und, sollte sich die Anschuldigung als richtig herausstellen, für Gerechtigkeit sorgen. Der sonst nicht weiter bekannte Servatus336 war wohl Römer337 und eventuell bereits vor der Herrschaftsergreifung Theoderichs in einer herausgehobenen Position. Die ihm übertragene Aufgabe erforderte den Befehl über militärische Einheiten, die in Rätien stationiert waren, da der Brief nichts über Truppenbewegungen berichtet. Da der Briefinhalt nicht ausdrücklich als Sonderauftrag formuliert ist, muss angenommen werden, dass solche Aufgaben auch im Normalfall in die Zuständigkeit des dux Raetiarum fielen. Cassiodor überliefert auch die Bestallungsurkunde dieses dux Raetiarum.338 Das entsprechende Buch seiner Sammlung verfasste er vermutlich zwischen 531 und

330 Dietz 1979, 167; Michałowski 2003, 132. Vgl. Lotter 1985, 56 f. 331 Fischer 1995, 411. 332 Kaiser 2008, 29 f. Die alemannischen Siedlungen in Rätien orientierten sich am römischen Straßennetz: Bierbrauer 1985a, 96. 333 Heuberger 1937, 81; Kaiser 2008, 30. 334 Heitmeier (2005, 176–178) schließt sich bzgl. der Stellung der Breonen der Ansicht Heubergers an. 335 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 1,11. Auch Heuberger (1937, 97) hält die Datierung 507–511 für passend. 336 PLRE 2, 997, Servatus 2. Zu den Breones, die in dieser Zeit wahrscheinlich im Inntal ansässig waren: Heitmeier 2005, 170–180. Inntal: Ebd. 178. 337 Romane: Kaiser 2008, 25 f.; Claude 1986, 306. Rätoromane: Heuberger 1937, 81. Einheimischer oder romanischer Abkunft: Meyer-Marthaler 1984, 25. Wiemer (2018, 325) hingegen hält ihn für einen Goten mit römischem Namen. 338 Formula ducatus Raetiarum. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,4.



Ostgoten 

 139

537,339 doch ist unklar, ob das ohne Namen belassene Dokument jemals für einen weiteren dux Raetiarum neben Servatus Verwendung fand.340 Aus der Ernennungsurkunde geht eine besondere Stellung des dux Raetiarum hervor, dessen Funktion als Kommandant der nördlichen Grenztruppen deutlich hervorgehoben wird. Die Soldaten spielen in dem Schreiben eine prominente Rolle, sodass angenommen werden kann, dass das Kommando über die Truppen in Rätien eine der wichtigsten Aufgaben des dux war. Zivile Aufgaben sind nicht ausdrücklich erwähnt.341 Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die formula alle Kompetenzen des dux auflistet, sondern sich auf seine Hauptfunktion beschränkt. Mit der Verteidigung Rätiens sollte er auch den nördlichen Zugang zu Italien absichern, denn Raetiae namque munimina sunt Italiae et claustra provinciae.342 Überdies sollte er die weitere Ansiedlung von Germanen in Raetia II überwachen und nur mit Einverständnis Theoderichs zulassen.343 Die Bekleidung dieses Amtes war stets mit der Rangklasse eines vir spectabilis verbunden, wie es bereits über 100 Jahre zuvor die duces der notitia dignitatum waren. In der formula wird der dux Raetiarum anderen Posten gegenübergestellt, die im friedlichen Inneren Italiens Recht sprachen, deren Titel jedoch nicht genannt werden. Die Verbindung dieses ducatus mit dem von Wolfram als weiterem möglichen dux genannten Ursus ist sehr dürftig.344 Der dux Raetiarum ist der einzige ducatus, dessen Bestallungsurkunde in den Variae Cassiodors aufgeführt ist. Andere Ämter, die mit einer formula in den variae vertreten sind und die mehrfach im Westgotenreich existierten, sind im Gegensatz zum dux Raetiarum nicht mit Spezifizierungen versehen.345 Auch ist er der einzige Grenzkommandant, für den ein Amtsträger mit römischem Namen bekannt ist. Aufgrund seiner Stellung als vir spectabilis war er den übrigen Kommandeuren an den Grenzen untergeordnet, die zumeist viri illustres waren. Diese Aspekte weisen auf eine 339 Prostko-Prostynski 2004, 508. 340 Kaiser (2008, 24 f.) datiert die formula vor 507 und meint, sie sei speziell für Servatus verfasst worden. Ebenso bereits: Heuberger 1937, 109. 341 So auch Heuberger 1937, 105. 342 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,4. 343 Heitmeier 2005, 181. 344 Wolfram (2001, 316) führt ihn als weiteren dux an. Die Begründung hierfür ist seine Stellung als vir spectabilis, die sich von der Inschrift eines Fußbodenmosaikes in einer Kirche in Teurnia ableitet. Das Mosaik ist zugleich der einzige Beleg für jenen Ursus. Ebd. 497 f., Anm. 63. Es wird aufgrund des Namens Ursus nach 488 bzw. 493 datiert (Glaser 2008, 602), weshalb hier bei der zeitlichen Einordnung in die Ostgotenherrschaft ein Zirkelschluss vorliegt. Die Kirche selbst wird in die 2. Hälfte des 5. Jh. datiert. Da die Namen des Ursus und seiner Frau Ursina in Norikum sehr häufig belegt sind, haben sie wenig Aussagekraft. Glaser 1992, 86–89. Die Inschrift lautet VRSSVS|CUMCON|IGSUAURSINA|PROOTOSUS|FECERNTHEC und wird auf folgende Weise ergänzt: Urs(u)s v(ir) s(pectabilis)  / cum con/i(u)g(e) sua Ursina / pro (v)oto sus(cepto) / fecer(u)nt h(a)ec. Ebd. 87–89. 345 Bspw. vicarius: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,15; consularis: 6,20; rector provinciae: 6,21; comes provinciae: 7,1; praesidatus: 7,2; defensor civitatis: 7,11; curator civitatis: 7,12; armifactores: 7,18; comes civitatis: 7,26; tribunatus provinciae: 7,30.

140 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Sonderstellung des dux Raetiarum hin,346 wie sie auch für die rätischen Provinzen insgesamt angenommen werden kann. Dies zeigt sich überdies auch in den Truppen, die dem dux unterstellt waren. Anders als im übrigen Ostgotenreich waren in Rätien auch Romanen im Militär tätig, die sich als Milizen aus den Provinzialen und eventuell noch verbliebenen Resten der Heereskontingente rekrutierten.347 Hinzu kamen die Breonen, die unter Theoderich wieder, wie bereits im frühen fünften Jahrhundert, für die Grenzsicherung zuständig und dafür dem Kastell Teriolis zugeordnet waren.348 Diese einheimischen Streitkräfte sollten den Zugang zu den Alpentälern sichern und bildeten damit eine weitere Verteidigungslinie vor den Festungen an der Südseite des Alpenbogens wie beispielsweise in Susa, Aosta, Como und beim Dos Trento.349 Zusammen mit den in Flachlandrätien siedelnden, später Baiuwaren genannten Gruppen ergab sich der viel zitierte, von Wolfram angenommene dreifache Grenzsaum der nördlichen Verteidigungslinie.350 Da die Föderaten des Alpenvorlandes kaum von den Offizieren des südlich der Alpen liegenden Gotenheeres befehligt worden sein können und der dux Raetiarum auch für die Kontolle der Ansieldung in diesem Gebiet zuständig war, ist anzunehmen, dass ihm auch die Koordination jener föderierten Krieger oblag. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach den möglichen zivilen Kompetenzen des dux. Zwar sind diese nicht in der formula erwähnt, doch musste die Zivilverwaltung dennoch aufrechterhalten werden. Zuvor war sie in den beiden rätischen Provinzen durch zwei praesides geleitet worden, die vermutlich in Chur und Augsburg residierten.351 In Raetia prima ist auch in fränkischer Zeit wieder ein praeses belegt, doch klafft in der Zwischenzeit eine Lücke über 200 Jahre.352 Bei Abwesenheit eines praeses wurde die Zivilverwaltung zum Teil von den Bischöfen übernommen, von denen einer ebenfalls in Chur und ein weiterer, der wohl für Raetia II zuständig war, in Säben belegt sind.353 Letzterer hatte seine Residenz vermutlich im Laufe des 346 Bereits Heuberger (1932, 134 f., mit Anm. 129) wies auf die erwähnten Aspekte hin. Vgl. Clavadetscher 1979, 162. Für Kaiser (2008, 25 f.) ist er hingegen „auf herkömmliche Weise als Grenzgeneral im ostgotischen Dienst“. 347 Kaiser 2008, 24; 26; Claude 1997, 411; Degen 1987, 40 f. Anders: Heuberger (1937, 81), der keine einheimischen Milizen annimmt. 348 Die Breonen waren am Anfang des 5. Jh. als gens per Raetias deputata abgeordnet und bis in die 470er Jahre für die Sicherung des Nachschubes zuständig gewesen, vielleicht als Pächter auf Nutzland. Heitmeier 2005, 178–180. Vgl. Störmer 2009, 75; Kaiser 2008, 26. 349 Heuberger 1932, 133–135. 350 Dieser dreifache Grenzsaum gliederte sich in die Föderaten des voralpinen/nordalpinen Bereiches, die einheimischen Milizen in den Aplen und das reguläre Gotenheer an den Südausgängen der Alpen: Wolfram 1995, 65; ders. 2001, 316. Vgl. Michałowski 2003, 133; Kaiser 2008, 29. 351 Kaiser 2008, 15–18; 26 f. Kaiser erwägt auch einen zweiten praeses in Teriolis in ostgotischer Zeit (26 f.), der allerdings nicht belegt ist. Sitz des praeses von Raetia II in Augsburg: Ridder 2014, 14; Anm. 39. 352 Heitmeier 2005, 184. Vgl. Clavadetscher 1979, 162; Heuberger 1937, 81 f. 353 Heitmeier 2005, 187 f. Bedeutung der Kirche in Raetia II zur Zeit Severins: Degen 1987, 41. Vgl. weiterhin Heuberger 1937, 79. Der Bischof Asinio ist durch die Akte des Mailänder Konzils bereits 451



Ostgoten 

 141

späteren fünften Jahrhunderts von Augsburg in die Alpen verlegt.354 Somit ist insbesondere in Flachlandrätien, aber auch in den nördlichen Alpentälern der Raetia secunda kein ziviler Verwaltungsleiter belegt. Zumindest hier sind dem rätischen dux auch zivilie Kompetenzen zuzugestehen.355 Die Exzeptionalität seiner Stellung und der der von ihm befehligten Einheiten, die nicht dem Ostgotenverband angehörten, macht eine Trennung von zivilen und militärischen Befugnissen unwahrscheinlich. Der exakte geografische Zuständigkeitsbereich des dux Raetiarum ist den Quellen nicht zu entnehmen und wird daher seit langer Zeit diskutiert. Während anfangs die Meinung vorherrschte, die ostgotische Herrschaft habe sich nur auf die alpinen Bereiche Rätiens und vielleicht einen Teil der Maxima Sequanorum beschränkt, hat sich heute der Forschungskonsens herausgebildet, dass Theoderichs Reich formal noch bis an die Donau reichte.356 Die dortigen Kastelle waren erst viele Jahrzehnte nach denen am Ufer des Bodensees verlassen worden, was auf eine länger bestehende Kontrolle hinweist. Das Überdauern des Afrakultes und der christlichen Gemeinde in Augsburg zeigen, dass die Region auch nach der Aufgabe der Donaukastelle noch unter ostgotischem Schutz stand.357 Oft werden auch die in den variae erwähnten Donaukarpfen und Rheinlachs angeführt, die darauf hinweisen, dass diese Flüsse noch immer die Grenzen bildeten.358 Bei der Frage nach dem Zuständigkeitsbereich ist zu beachten, dass entsprechend dem dreifachen Grenzsaum auch eine Abstufung der Kompetenz des dux anzunehmen ist. Während er in den alpinen Tälern der rätischen Provinzen wohl direkte Kontrolle ausüben konnte, war in den flacheren Gebieten von Raetia II nur eine schwächere Einflussnahme auf die dortigen Föderaten möglich.359 Eng mit dem geografischen Zuständigkeitsbereich ist auch das Problem des Dienstsitzes des dux Raetiarum verbunden. Häufig wurde Chur als Residenzstadt in Chur belegt und hatte Kontakte zum Metropoliten Ambrosius in Mailand: Heuberger 1932, 132; Mackensen 2004, 218; Konrad 1997, 189. Aus der Severinsvita ist der Bischof Valentinus in Raetia II bekannt: Eugippus, vit. Sev. (Sauppe 1877), 41. 354 Ohne explizite Zeitangabe: Heitmeier 2005, 185; Degen 1987, 41. Heuberger (1932, 132; 178 f.) meint, der Bischof sei nach der Mitte des 5. Jh. und vor 476 nach Säben gekommen und auch in ostgotischer Zeit und darüber hinaus dort verblieben. 355 Vgl. Cecconi 2007, 20; 27 f. 356 Zeiss (1928) nahm an, nur das rätische Alpenland sei ostgotisch, ähnlich Heuberger 1932, 125–131. Dietze (1931, 96–101) zählte auch große Teile von Maxima Sequanorum dazu. Beyerle (1955, 65–81) hielt hingegen die Gebiet südlich der Donau für ostgotisch. Ihm folgten Reindel (1966) und Behr (1975, 62) sowie in letzter Zeit (Heitmeier 2005, 180 f.) und Kaiser (2008, 29). Letzterer zählt eventuell auch den östlichen Teil der Maxima Sequanorum hinzu. Auf den Forschungskonsens weist auch Heitmeier (ebd) hin. Die ostgotische Herrschaft habe „restaurativ“ die Gebiete bis an die Donau beansprucht: Rettner 2002, 540. Vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 1,11. 357 So selbst: Heuberger 1937, 99. 358 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 12,4. So etwa: Kaiser 2008, 29; Clavadetscher 1979, 160 f. Allerdings gibt Heuberger richtigerweise zu bedenken, dass der Rheinlachs in der östlichsten Maxima Sequanorum und der Donaukarpfen in Pannonien gefangen worden sein könnte. Heuberger 1937, 78; 99. 359 Vgl. Heitmeier 2005, 180.

142 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

angenommen, wo auch der Bischof und eventuell der praeses saßen.360 Da die Gebäude der Stadt jedoch zu klein erscheinen, um alle drei Würdenträger zu beherbergen, wurden auch Bregenz, Augsburg und Zirl angenommen.361 Neben der geringen Größe der Gebäude in Chur lag die Stadt zudem viel zu weit vom Inntal und der ebenfalls zu überwachenden Raetia II entfernt und verfügte überdies nicht einmal über militärische Kräfte. Bregenz dürfte ebenfalls nicht in Frage kommen, da es zu nah an der alemannischen Grenze war und bereits im frühen fünften Jahrhundert keine nennenswerte Besatzung mehr hatte. Augsburg, der alte Dienstsitz des dux Raetiae, war zwar noch von Romanen dominiert, doch erscheint zu exponiert, als dass dort der kommandierende Grenzgeneral residiert haben könnte. Auch der Bischof hatte diese Stadt bereits verlassen. Das weiter südlich an der via Claudia gelegene Zirl war hingegen ideal als Standort für den rätischen dux. Von dort aus konnte der Übergang über den Inn und damit der Verkehr zwischen Flachlandrätien und Italien kontrolliert werden.362 Die Festung Teriolis lag günstig, um die Verteidung der Alpenzugänge zu koordinieren, was nach dem Bestallungsschreiben eine der Hauptaufgaben des dux war, und in der Nähe siedelten die im Schreiben an Servatus erwähnten Breonen, die dem dux unterstanden. Zudem bestand über die Engadinstraße eine Verbindung zur südlichen Raetia  I.363 Die herausragende strategische Lage führte auch dazu, dass Teriolis von manchen mit dem nicht sicher zu lokalisierenden Theodoricopolis identifiziert worden ist, was die Bedeutung des Ortes in ostgotischer Zeit noch unterstreichen würde. 364 Angesichts der bisher dargelegten Eigenschaften Rätiens und seines dux in ostgotischer Zeit ist eine Kontinuität aus dem weströmischen Reich überaus wahrscheinlich.365 Als Theoderich Herr der italischen Präfektur wurde, amtierte entweder noch immer ein dux, den er nur noch einmal formal bestätigte, oder er verlieh einem bereits sehr einflussreichen Romanen das kurz zuvor noch bestehende Amt.366 Auf die eine oder andere Weise war der ostgotische dux Raetiarum der direkte Nachfolger des weströmischen dux Raetiae. Letzterer hatte mindestens bis 476 in Augsburg amtiert und bald darauf, als auch die Festungen Regensburg, Passau und Künzing aufgegeben wurden, entweder seinen Dienstsitz auf den Martinsbühel bei Zirl verlegt, oder seinen Posten aufgegeben, um wenige Jahre später im Inntal wieder eingesetzt zu 360 Heuberger 1932, 132 f.; ders. 1937, 81. Er folgt bereits älteren Ansichten von u. a. Schmid, in: Germania 11. Meyer-Marthaler 1948, 25. 361 Kaiser 2008, 26 f. Heitmeier (2005, 183) hält Zirl und Augsburg für möglich. Bregenz, da Chur zu klein: Clavadetscher 1979, 162 f. Augsburg: Rettner 2002, 540 f. 362 Zur Möglichkeit, bei Teriolis den Inn zu überqueren: Reitmaier 2003. 363 Clavadetscher 1979, 165. 364 Volk 1971. Ihm folgt: Heitmeier 2005, 182 f. Chur ist wohl nicht mit Theodoricopolis gleichzusetzen: Clavadetscher 1979, 164; Heitmeier 2005, 183. 365 Vgl. Ridder 2014, 19–22; 45. 366 Heuberger 1937, 94; 109.



Ostgoten 

 143

werden. Nach dem Beginn des Krieges gegen Byzanz brach der Kontakt mit den ostgotischen Königen bald ab und in den Jahren, nachdem das alemannische Protektorat und die angrenzenden Völker den Franken übereignet worden waren, übernahmen die Merowingerkönige die Kontrolle über Rätien.367

6.2.2 Im Krieg mit Byzanz Mit der Herrschaftsübernahme Theodahats im Jahr 534 begann der Konflikt zwischen Ostrom und dem Ostgotenreich an Intensität zu gewinnen. Damit nehmen auch die Erwähnungen von Heerführern in Prokops Bericht erheblich zu, die Zahl expliziter duces ist hingegen gering. Diese sind bei Jordanes und Marcellinus Comes zu finden, wobei die meisten dort als duces bezeichneten Personen auch in Prokops Gotengeschichte genannt werden. Wenn mit oder ohne Titel versehene Heerführer mehrfach in den Quellen in Erscheinung treten, auch außerhalb des Gotenkrieges, wird dies im vorliegenden Kapitel explizit angemerkt. Als Belisar im Jahr 535 auf Sizilien landete, kommandierte der dux Sinderith die ostgotischen Truppen in Syrakus.368 Er entschloss sich, die Stadt kampflos zu übergeben.369 Syrakus hatte als größte Stadt der Insel eine besondere Bedeutung und eine Eroberung hatte Signalwirkung für die anderen civitates Siziliens.370 Zudem war es auch in spätantiker Zeit Sitz des römischen Statthalters gewesen371 und aus den variae Cassiodors geht hervor, dass sich bestimmte, nicht klar fassbare Kompetenzen des comes Syracusae über ganz Sizilien erstreckten.372 Möglicherweise ist die Verwendung des Begriffes dux durch Jordanes bewusst geschehen, was in Anbetracht seiner Quelle Cassiodor von besonderer Bedeutung wäre. Bei Letzterem ist aufgrund seiner Stellung innerhalb

367 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,4,1. Rätien kam Vermutlich zwischen 536 und 540 unter fränkische Kontrolle: Ridder 2014, 48–51. Der inneralpine Raum war spätestens beim Tod Theudeberts 547 fränkisch: Heitmeier 2005, 189–191. Zum dux Baiuvariorum, siehe im Kapitel 6.4.5. 368 […] Trinacriaque ingressus mox Gothi, qui Syracusanum oppidum insidebant, videntes se nihil praevalere cum suo duce Sinderith ultro se Belesario dediderunt. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60, 308. […] qui primo accessu mox Siciliam pervadit duce eius Sinderith superato: […] Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 369. 369 Er wird nicht noch einmal erwähnt. Vgl. PLRE 3B, 1154. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,5; Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad. a. 535,1. 370 Auch wenn Sinderith bei Prokop nicht erwähnt wird, ist aus seinem Bericht dennoch die Sonderstellung Siziliens abzulesen. In der kurzen Erwähnung der Eroberung Siziliens werden nur 3 Städte genannt: Katana als Ort der Landung Belisars, Panormus als einzige Stadt deren gotische Besatzung die Übergabe verweigerte, und Syrakus. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,5,12. 371 Der Palast und die Regierungsbauten sind archäologisch quasi nicht fassbar: Haensch 1997, 157–159. 372 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,22; 9,11; 9,12; 9,14. Vgl. Maier 2005, 220.

144 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

der römischen Administration die korrekte Verwendung der Titel nicht unwahrscheinlich. Sollte dux der offizielle Titel Sinderiths gewesen sein, war er vielleicht nicht nur Kommandant über die Truppen in Syrakus, sondern war auch gegenüber den Goten in den übrigen Städten in einer militärischen Führungsfunktion. Nachdem Belisar durch Sinderiths Kapitulation die Insel in kürzester Zeit für das oströmische Reich hatte gewinnen können, schickte König Theodahat seinen Schwiegersohn Ebrimuth mit einem Heer gegen die Angreifer.373 Als dieser vor Rhegion ankam, bemerkte er schnell die aussichtslose Lage und lief zusammen mit seinen Vertrauten zu Belisar über. Sein Lohn war die Erhebung zum Patricius in Konstantinopel.374 Aus dem Jahr 536 ist das Vorrücken eines Heeres unter Führung von Asinarius und Gripas nach Dalmatien überliefert.375 Bei Salona kam es zu einer für beide Seiten verlustreichen Schlacht.376 Wenig später rückten die ostgotischen Truppen unter Gripas, der diesmal offenbar allein führte, erneut in Dalmatien ein und konnten Salona besetzen.377 Aufgrund des schlechten Zustandes der Stadtbefestigungen und der Feindseligkeit der Bevölkerung rückte er wieder ab, als sich ein römisches Heer näherte und ließ seine Truppen auf einer Ebene lagern. Sieben Tage später führte er sie nach Ravenna zurück.378 Aus diesen Vorgängen wird ein hohes Maß an Eigenständigkeit deutlich. Asinarius tritt später ein weiteres Mal als ἄρχων in Erscheinung,379 Gripas hingegen wird nicht noch einmal als Heerführer erwähnt.380 Vermutlich war er wegen des Rückzuges aus Dalmatien in Ungnade gefallen. Als Jordanes über den Herrschaftswechsel von Theodahat zu Witigis berichtet, bezeichnet er letzteren als den ductor des Ostgotenheeres.381 Er war bereits unter

373 […] cumque ergo Romanus ductor Siciliam pervasisset, Theodahadus comperiens Evermud generum suum cum exercitu ad fretum, quod inter Campaniam Siciliamque interiacet et de Tyrreni maris sinu vastissimum Adriaticus aestus evolvitur, custodiendum direxit. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60 (308 f.). […] ubi mox Evermud Theodahadi Gothorum regis gener, qui contrarius cum exercitu venerat […] Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 370. ἐκ δὲ Γότθων αὐτόμολος παρὰ Βελισάριον Ἐβρίμους ξὺν πᾶσι τοῖς ἑπομένοις ἦλθεν, ὁ Θευδάτου γαμβρός, ὃς τῇ ἐκείνου θυγατρὶ Θευδενάνθῃ ξυνῴκει. […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,8,3. 374 Vgl. PLRE 3A, 433 f. 375 Ἐν ᾧ δὲ ταῦτά τε βασιλεὺς ἔπρασσε καὶ οἱ πρέσβεις οὗτοι ἐς Ἰταλίαν ἐστέλλοντο, ἐν τούτῳ Γότθοι, ἄλλων τε καὶ Ἀσιναρίου καὶ Γρίπα σφίσιν ἡγουμένων, στρατῷ πολλῷ ἐς Δαλματίαν ἧκον. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,7,1. Zur Datierung: PLRE 3A, 557. 376 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,7,2–5. 377 Κωνσταντιανὸς μὲν οὖν ἐς Ἐπίδαμνόν τε ἀφίκετο καὶ χρόνον τινὰ διατρίψας ἐνταῦθα στρατιὰν ἤγειρεν. ἐν τούτῳ δὲ Γότθοι, Γρίπα σφίσιν ἡγουμένου, στρατῷ ἑτέρῳ ἐς Δαλματίαν ἀφικόμενοι Σάλωνας ἔσχον. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,7,27. 378 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,7,28–35. 379 Zusammen mit Uligisalus: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,16,8. 380 Vgl. PLRE 3A, 557. 381 […] quod Gothorum exercitus sentiens suspectum Theodahadum clamitat regno pellendum et sibi ductorem suum Vitiges, qui armiger eius fuerat, in rege levandum. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60, 309.



Ostgoten 

 145

Theoderich als eigenständiger Heerführer in Erscheinung getreten, als er den gepidischen Angriff auf Sirmium abwehrte.382 Zuvor hatte er sich bei der Verteidigung einer namentlich unbekannten Stadt hervorgetan und militärische Meriten gesammelt.383 Auch sei er armiger bzw. spatharius des Königs gewesen und damit in einer besonderen Vertrauensposition am Hofe.384 Im Moment seiner Erhebung zum König war Witigis einer von mehreren ductores des Heeres in der Nähe Roms.385 Hier wird die Bedeutung der duces bzw. ihrer Loyalität für den König deutlich – durch ihre Anerkennung wurde Witigis legitimiert. Nach der Erhebung zum König formulierte dieser ein offizielles Schreiben, in dem er sich an alle Goten wandte. Darin nannte er seine vorherige Stellung die eines dux.386 Dass er einer von mehreren war, verschwieg er. Im Jahr 536387 hatte Belisar bereits Rom in seine Gewalt gebracht und ließ Truppen nach Norden in Richtung Ravenna marschieren.388 Witigis schickte ein Heer unter den ἄρχοντες Unilas und Pissas gegen die römischen Verbände. Bei Perusia siegten die Römer, ein Großteil des ostgotischen Heeres fiel und die ἄρχοντες wurden gefangen genommen. Jordanes, der die gotische Niederlage ebenfalls erwähnt, nennt nur den dux Unilas.389 Als Witigis die unsicher werdende Stellung in Ravenna aufgeben wollte, sandte er ein Heer unter den ἄρχοντες Asinarius und Uligisalus nach Dalmatien, um weitere

382 Dies erwähnt Prokop anlässlich seiner Königserhebung: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,11,5 f. Die von Wolfram (2001, 342) angegebene Datierung seiner Aktivität mit 530 ist aufgrund des Sterbejahres Theoderichs 526 nicht nachvollziehbar. 383 Vgl. Wolfram 2001, 342. 384 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60 (309); Cassiodor, Orat. (Traube 1961), 2 (MGH, AA 12, 1961, 476 f., Zeilen 9–20). PLRE 3B, 1383. 385 quod Theodahadus animadvertens, Vitiges unum inter alios ductorem exercitus praeponens contra Belesarium dirigit. Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 371. Vgl. PLRE 3B, 1383. 386 Nam sicut audire potuistis, parentum periculis evocatus adveneram communem cum omnibus subire fortunam: sed illi ducem me sibi esse non passi sunt, qui exercitatum regem quaerere videbantur. […] Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 10,31,3. 387 Die Zuordnung der Geschehnisse in Prokops Werk wurde – nach der zeitlichen Verortung wichtiger Eckdaten – anhand der Angaben Prokops vorgenommen, der selbst jeweils das Ende des Kriegsjahres nennt: Ende 1. Jahr (535): 1,7,37. Ende 2. Jahr (536): 2,2,38. Ende 3. Jahr (537): 2,12,41. Ende 4. Jahr (538): 2,22,25. Ende 5. Jahr (539): 2,30,30. Ende 6. Jahr (540): 3,1,49. Ende 7. Jahr (541): 3,5,19. Ende 8. Jahr (542): 3,7,20. Ende 9. Jahr (543): 3,9,23. Ende 10. Jahr (544): 3,11,39. Ende 11. Jahr (545): 3,15,16. Ende 12. Jahr (546): 3,24,34. Ende 13. Jahr (547): 3,29,21. Ende 14. Jahr (548): 3,35,30. Ende 15. Jahr (549): 3,39,29. Ende 16. Jahr (550): 4,21,4. Ende 17. Jahr (551): 4,25,25. Ende 18. Jahr (552): 4,35,38. 388 Οὐίττιγις δὲ ταῦτα ἀκούσας στρατιάν τε καὶ ἄρχοντας Οὐνίλαν τε καὶ Πίσσαν ἐπ̓ αὐτοὺς ἔπεμπεν. […] καὶ ζῶντας ἑλόντες τοὺς τῶν πολεμίων ἄρχοντας παρὰ Βελισάριον ἔπεμψαν. […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,16,5–7. 389 […] quod cernens per nuntios Vitiges, cum Hunila duce Gothorum manu armis conserta mittit Perusia. […] Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60,311 f. primaque Getica congressione Hunnila ductante Perusinum ad oppidum superat et plus quam septem milibus trucidatis reliquos Ravennam usque proturbat. […] Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 374. Zu Unilas und Pissas siehe: PLRE 3B, 1042; 1392. Beide sind sonst unbekannt.

146 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Krieger anzuwerben und Salona einzunehmen.390 Er selbst zog mit einem großen Heeresverband Richtung Rom, Belisar entgegen. Asinarius hatte zuvor schon einmal zusammen mit Gripas Truppen gegen Salona geführt, wobei er nicht als ἄρχων bezeichnet wurde.391 Witigis hatte ihn ausgewählt, da er die dortigen Verhältnisse schon kannte. Die beiden ἄρχοντες teilten sich auf, und während Asinarius ἀμφὶ τὴν Σουαβίαν ein Heer aufstellte, marschierte Uligisalus mit den Goten nach Liburnien, wo er nach einer ersten Niederlage abwartete. In diesem Zusammenhang wird Asinarius als der συνάρχων des Uligisalus bezeichnet.392 Asinarius brachte eine große Menge an Kriegern zusammen, vereinigte diese mit Uligisalus‘ Heer und zusammen marschierten sie auf Salona. Die Römer hatten die Stadt stark befestigt und konnten durch einen überraschenden Ausfall das ostgotische Heer schwächen, doch die Belagerung wurde aufrechterhalten.393 Asinarius wird später nicht noch einmal erwähnt,394 doch Uligisalus tritt als Kommandant von Tudera erneut in Erscheinung.395 Witigis war in der Zwischenzeit vor Rom angekommen und führte einen ersten Angriff auf einen römischen Trupp aus. In diesem befand sich auch Belisar selbst, der dank seiner Leibwachen unverletzt in die Stadt fliehen konnte. Witigis schickte Wakis, einen seiner ἄρχοντες, an die Porta Salaria, wo dieser die Stadtbevölkerung erfolglos auf seine Seite zu ziehen versuchte.396 Ein bedeutender Heerführer war Markias. Als Theodahat gegen Ende seiner Herrschaft versuchte, den Konflikt mit den Franken durch einen Vertrag zu beenden, um sich auf die angreifenden Römer konzentrieren zu können, standen die ostgotischen Truppen in Gallien unter seinem Kommando.397 Zwar starb Theodahat vor Unterzeichnung des Abkommens, doch kurze Zeit später konnte der Vertrag unter Witigis geschlossen werden.398 Daraufhin wurde Markias mit seinem Heer abberu-

390 […] ἐς μὲν οὖν Δαλματίαν στρατιάν τε πολλὴν καὶ ἄρχοντας Ἀσινάριόν τε καὶ Οὐλιγίσαλον ἔπεμψεν, ἐφ̓ ᾧ Δαλματίαν τῇ Γότθων ἀρχῇ ἀνασώσονται. […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,16,7–9. 391 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,7,1. 392 καὶ σφίσι Ῥωμαίων ἐν χωρίῳ Σκάρδωνι ἐς χεῖρας ἐλθόντων ἡσσηθέντες τῇ μάχῃ ἀνεχώρησαν ἐς Βοῦρνον πόλιν: ἐνταῦθά τε τὸν συνάρχοντα ἀνέμεινεν Οὐλιγίσαλος. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,16,13. 393 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,16,12–18. 394 Vgl. PLRE 3A, 136. 395 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,11,1 f. 396 […] Οὐίττιγις δέ, Ῥωμαίων ἔτι ἐν θορύβῳ πολλῷ καθεστώτων, ἐς πύλην Σαλαρίαν τῶν τινα ἀρχόντων, Οὔακιν ὄνομα, ἔπεμψεν, οὐκ ἀφανῆ ἄνδρα.  […] (41) ταῦτά τε καὶ πολλὰ τοιαῦτα Οὔακις εἰπών, ἐπεί οἱ οὐδεὶς ἀπεκρίνατο, ἐς Γότθους τε καὶ Οὐίττιγιν ἀνεχώρησε. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,18,39; 41. Wakis wird nicht noch einmal erwähnt. Vgl. PLRE 3B, 1350. Eventuell ist er mit Wacces, dem maior domus Theodahats identisch: PLRE 3B, 1397; Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 10,18. 397 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,13,14–16. οὔπω τε τὰ ξυγκείμενα ἔργῳ ἐπιτελέσας τὴν πεπρωμένην ἀνέπλησε. διὸ δὴ Γότθων πολλοί τε καὶ ἄριστοι ἐνταῦθα, ὦν Μαρκίας ἡγεῖτο, φυλακὴν εἶχον. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,13,15. 398 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,13,17–29.



Ostgoten 

 147

fen,399 um die Belagerung Roms zu unterstützen.400 Dort wurden Markias und seine Krieger im Frühjahr 537 mit dem Halten der Verschanzungen auf dem neronischen Feld beauftragt.401 Doch es war schwierig für die Streitmacht des Markias, mit den restlichen Truppen zusammen zu agieren, ohne die Preisgabe ihrer Stellung zu riskieren.402 Die Kämpfe um die Stadt hielten längere Zeit an, ohne dass eine Seite den entscheidenden Vorteil erringen konnte. Als Witigis sich entschloss, die Truppen für einen weiteren Ansturm auf die Mauern Roms zu sammeln, befahl er Markias und seinen Kriegern, das neronische Feld und die milvische Brücke zu halten.403 Als die Schlacht einige Zeit vorangeschritten war, gelang es römischen Hilfsverbänden durch einen überraschenden Angriff, seine Truppen vom neronischen Feld zu vertreiben. Doch sie begannen das Lager zu plündern anstatt die Brücke zu zerstören, was die Belagerung deutlich erschwert hätte. Die Ostgoten nutzten die Chance und erschlugen bei einem Gegenangriff viele römische Soldaten.404 Seit dieser Begebenheit wird Markias nicht noch einmal in den Quellen erwähnt.405 Bis zum Abbruch der Belagerung im Jahr 538406 erlitt der Abschnitt auf dem neronischen Feld Niederlagen und schwere Verluste durch Aktionen der eingeschlossenen Römer.407 Dabei fielen auch angesehene Goten, die namenlos bleiben.408 Der von Markias befehligte Abschnitt scheint am häufigsten durch die ausfallenden Römer angegriffen und geschlagen worden zu sein und selbst beim Abzug aus Rom nutzten Belisars Truppen die letzte

399 οἱ μὲν οὖν πρέσβεις ἐφ̓ οἷσπερ ἐστάλησαν διαπεπραγμένοι ἐπανῆκον ἐς Ῥάβενναν. τότε δὲ καὶ Μαρκίαν σὺν τοῖς ἑπομένοις Οὐίττιγις μετεπέμπετο. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,13,29. 400 Witigis hatte bisher auf die Ankunft Markias‘ gewartet, doch die Nachricht einer Niederlage ließ ihn ohne die gallischen Truppen gegen Rom ziehen: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,16,7. 401 καὶ χαρακώματος μὲν τοῦ ἐν Νέρωνος πεδίῳ Μαρκίας ἦρχεν ῾ἤδη γὰρ ἐκ Γαλλιῶν ξὺν τοῖς ἑπομένοις ἀφῖκτο, ξὺν οἷς ἐνταῦθα ἐστρατοπέδευσἐ, τῶν δὲ δὴ ἄλλων Οὐίττιγις ἡγεῖτο ἕκτος αὐτός: ἄρχων γὰρ ἦν εἷς κατὰ χαράκωμα ἕκαστον. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,19,12. 402 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,28,15–20. 403 καὶ τοὺς μὲν ἀμφὶ Μαρκίαν ἐν Νέρωνος πεδίῳ μένειν ἐκέλευε, φυλακῆς τε τῆς ἐν γεφύρᾳ ἐπιμελεῖσθαι, ὅπως δὴ μὴ ἐνθένδε οἱ πολέμιοι ἐπὶ σφᾶς ἴωσιν: […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,29,2 f. 404 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,29,16–35. 405 PLRE 3B, 823 f. 406 Wolfram 2001, 345. 407 Die ostgotischen Truppen erlitten gegen hunnische Reiter eine schwere Niederlage (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,1,4–10). Die zweifache Flucht der Reiter vor Chorsomantis, der die Einheiten im Alleingang in die Flucht schlug, wurde den Ostgoten dort als Schande angelastet (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,1,21–25). Bei einem erneuten Angriff wurde speziell das neronische Feld durch römische Reiter verunsichert (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,2,5–9), später wurden die Ostgoten dort nach anfänglichen Erfolgen geschlagen (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,2,19–24). Ein weiterer Ausfall der Römer konzentrierte sich auf den Bereich vor der Porta Flaminia, gegenüber der milvischen Brücke, wo es beinahe gelang, die Verschanzungen zu erobern (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,5,6–24). 408 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,2,36.

148 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Chance, um auf dem neronischen Felde einige Ostgoten niederzumachen.409 Es ist unklar, warum Markias, der als Heerführer in Gallien noch eine solch herausragende Rolle spielte, dass Witigis den Beginn der Belagerung Roms verzögerte, um auf ihn zu warten, und der auch vor Rom eine bedeutende Streitmacht befehligte,410 später nicht mehr erwähnt wird. Vielleicht ist er unter die Gefallenen zu zählen, möglicherweise gaben die vielen Rückschläge, die seine Truppen auf dem neronischen Feld hinnehmen mussten, den Ausschlag für die Entscheidung, ihn des Kommandos zu entheben, oder Witigis sah in dem bedeutenden Feldherrn einen potentiellen Konkurrenten, den er absetzten musste. Neben Markias und Witigis selbst führten fünf weitere ἄρχοντες die Stellungen in den Verschanzungen vor Rom.411 Bei einem späteren von Witigis geführten Angriff wird ein schwer gerüsteter Anführer der Reitertruppen erwähnt, dessen Funktion als ἡγουμένος bezeichnet wird.412 Von einem Pfeil getroffen, starb er in der Schlacht. Kurz darauf wird eine Anzahl von ἄρχοντες erwähnt, die eine Abteilung von Fernkämpfern befehligte.413 Am Ende eines verlustreichen Tages vor den Mauern Roms sind es ἄρχοντες der Goten, die die Zahl ihrer Gefallenen auf 30.000 bezifferten.414 Diese Textstellen zeigen, dass der Titel des ἄρχων von Prokop keinesfalls nur für herausragende Heerführer verwendet wurde. Insbesondere die ἄρχοντες als Führer einer Fernkampfeinheit sind schwerlich mit den fünf weiter oben erwähnten Kommandeuren der Verschanzungen zu identifizieren. Bei der Bezeichnung als ἡγεμών scheint Prokop jedoch vorsichtiger gewesen zu sein, weshalb er auf das Partizip ἡγουμένοι auswich. Witigis‘ Onkel Ulitheus trat in der Zeit des Abzuges von Rom als Heerführer in Erscheinung.415 Er überfiel eine römische Abteilung unter Johannes in Picenum, die

409 Zwar wird das neronische Feld hier nicht erwähnt, doch ergibt sich aus der Richtung des Angriffes, aus der Porta Pinciana auf die milvische Brücke, dass es sich um den Markias zugeteilten Frontabschnitt handelte: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,10,12–20. 410 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,28,20. 411 καὶ χαρακώματος μὲν τοῦ ἐν Νέρωνος πεδίῳ Μαρκίας ἦρχεν ῾ἤδη γὰρ ἐκ Γαλλιῶν ξὺν τοῖς ἑπομένοις ἀφῖκτο, ξὺν οἷς ἐνταῦθα ἐστρατοπέδευσἐ, τῶν δὲ δὴ ἄλλων Οὐίττιγις ἡγεῖτο ἕκτος αὐτός: ἄρχων γὰρ ἦν εἷς κατὰ χαράκωμα ἕκαστον. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,19,12. 412 ἐπεὶ δὲ Γότθοι τῆς τάφρου ἐγγυτέρω ἵκοντο, πρῶτος ὁ στρατηγὸς τὸ τόξον ἐντείνας, τῶν τινα τεθωρακισμένων τε καὶ τῆς στρατιᾶς ἡγουμένων εἰς τὸν αὐχένα ἐπιτυχὼν βάλλει. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,22,4. 413 Οὐίττιγις δὲ ταύτῃ ἀποκρουσθείς, Γότθων μὲν στρατιὰν πολλὴν αὐτοῦ εἴασε, φάλαγγα δὲ αὐτῶν βαθεῖαν κομιδῆ ποιησάμενος καὶ τοῖς ἄρχουσιν ἐπιστείλας προσβολὴν μὲν μηδαμῆ τοῦ περιβόλου ποιεῖσθαι, […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,22,10. 414 ἀπέθανον δὲ Γότθων ἐκείνῃ τῇ ἡμέρᾳ τρισμύριοι, ὡς αὐτῶν οἱ ἄρχοντες ἰσχυρίζοντο, καὶ τραυματίαι πλείους ἐγένοντο: […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,23,26. 415 […] Οὐλίθεόν τε, τὸν Οὐιττίγιδος θεῖον, ξὺν Γότθων στρατῷ ὑπαντιάσαντα μάχῃ νικήσας αὐτόν τε κτείνει καὶ πάντα σχεδὸν τὸν τῶν πολεμίων στρατόν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,10,1 f. Vgl. PLRE 3B, s. v. Ulitheus 1, 1390.



Ostgoten 

 149

dort intensive Plünderungen durchgeführt hatte. Ulitheus starb zusammen mit dem größten Teil seiner Truppen im Kampf. Einige ἡγουμένοι wurden der gotischen Besatzung von Auximum von den Römern vorgeführt, um diesen die Ausweglosigkeit ihrer Lage zu zeigen.416 Diese ἡγουμένοι waren vermutlich Teil der gotischen Besatzung von Faesulae, die sich kurz zuvor wegen Nahrungsmangels ergeben hatte. Da die Kapitulation Faesulaes bei Prokop nicht weiter erläutert wird, kann von einer relativ kleinen Besatzung ausgegangen werden.417 Der ἄρχων Wakimus wurde 538 von Witigis mit einem Heer geschickt, um die Stadt Ancona zu belagern.418 Aufgrund eines Fehlers des römischen Stadtkommandanten Konon konnte er die feindlichen Kräfte in einer Feldschlacht schlagen. Doch der anschließende Ansturm auf die Festung wurde von den Römern zurückgeschlagen.419 Uraias, der Neffe des Witigs und bedeutender Heerführer, wird von Prokop als ἄρχων bezeichnet, als dieser ihn das erste Mal erwähnt.420 Der Ostgotenkönig sandte ihn mit einem starken Heer nach Norden. Dort belagerte Uraias die vor kurzem von den Römern besetzte Stadt Mediolanum bis zum Frühjahr 539.421 Nach der Eroberung der Stadt422 hielt er sich mit seinem Heer in Ligurien auf,423 was er zuvor bereits für die Ostgoten erobert hatte.424 Dort kaufte er den durchziehenden Feinden Beutetiere und Sklaven in großen Mengen ab und ließ diese schwören, nie wieder die Waffen gegen die Ostgoten zu erheben.425 Als die in Faesulae belagerten Goten 416 Βελισάριος δὲ αὐτῶν τοὺς ἡγουμένους τοῖς ἐν Αὐξίμῳ βαρβάροις ἀεὶ ἐνδεικνύμενος ἐκέλευε τῆς ἀπονοίας μεθίεσθαι, τὴν ἐκ Ῥαβέννης ἀποσεισαμένοις ἐλπίδα: ὄνησις γάρ τις οὐ μή ποτε οὐδὲ αὐτοῖς ἔσται, ἀλλ̓ ἐπὶ πλεῖστον τῇ ταλαιπωρίᾳ κεκακωμένοι οὐδὲν ἧσσον ἐς ταὐτὸν τύχης τοῖς ἐν Φισούλῃ ἀφίξονται. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,27,27. 417 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,27,25–34. 418 Ἐν τούτῳ δὲ Οὐίττιγις στρατιὰν ἄλλην καὶ ἄρχοντα Οὐάκιμον ἐς Αὔξιμον πέμψας τοῖς ἐκείνῃ Γότθοις ἐκέλευεν ἀναμίγνυσθαι, καὶ ξὺν αὐτοῖς ἐπὶ τοὺς ἐν Ἀγκῶνι πολεμίους ἰόντας ἀποπειράσασθαι τοῦ ταύτῃ φρουρίου. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,13,5. Vgl. PLRE 3B, 1350. 419 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,13,8–15. 420 Ἔνθεν τε ἐς Μεδιόλανον πόλιν ἀφίκοντο καὶ αὐτὴν ἀμαχητὶ ξὺν Λιγουρίᾳ τῇ ἄλλῃ ἔσχον. (37) ἅπερ ἐπειδὴ Οὐίττιγις ἔμαθε, στράτευμά τε πολὺ κατὰ τάχος καὶ Οὐραΐαν ἄρχοντα, τὸν αὑτοῦ ἀδελφιδοῦν, ἔπεμψε. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,12,36 f. 421 Uraias und seine Truppen werden mehrfach vor Mediolanum erwähnt: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,18,19; 2,21,1. PLRE 3B, 435; Wolfram 2001, 345. 422 Gothi Mediolanum ingressi muros diruunt praedamque potiti omnes Romanos interficiunt, Mundilam Paulumque duces abducunt Ravennam. Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad a. 538,2. Ob Uraias bei der Eroberung kommandierte, ist unklar. Erwähnt wird er nicht: Gothi Mediolanum ingressi muros diruunt praedamque potiti omnes Romanos interficiunt, Mundilam Paulumque duces abducunt Ravennam. Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad. a. 539,3. 423 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,22,5 f. 424 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,18,19. 425 οὗ δὴ ἐντυχόντες τῷ Οὐραΐα στρατῷ, ἀνδράποδά τε καὶ ἄλλα ζῷα ὅσα ἐπῆγον τοῖς πολεμίοις ἀπέδοντο, καὶ χρήματα πολλὰ κεκομισμένοι ἀπώμοσαν, μήποτε Γότθοις ἀντιτάξεσθαι ἢ εἰς χεῖρας ἰέναι. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,22,6.

150 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Witigis um Hilfe baten, sandte er einen Boten nach Ligurien zu Uraias. Daraufhin zog dessen Heer in Richtung der eingeschlossenen Truppen, wurde jedoch bereits vor Ticinum von einem römischen Heer aufgehalten.426 Faesulae ergab sich später den römischen Belagerern.427 Uraias war in der Zwischenzeit möglicherweise gegen die eingedrungenen Franken eingesetzt worden.428 Aus dem Raum Nordwestitaliens zog Uraias später mit einem Heer von 4.000 Kriegern, die er aus Ligurien und den gotisch besetzten Alpenfestungen zusammengezogen hatte, in Richtung Ravenna, um die Stadt zu unterstützen. Als jedoch die Goten aus den Alpenfestungen hörten, dass deren Besatzungen sich den Römern ergeben wollten, kehrte das Heer um. Durch die Versklavung ihrer Frauen und Kinder unter Druck geraten, wechselten viele Goten die Seiten. Da das auf diese Weise dezimierte Heer nicht mehr einsatzfähig war, zog Uraias sich mit seinen verbliebenen Truppen nach Ligurien zurück, wo er sich ruhig verhielt.429 Erst nach der Gefangennahme Witigis‘ im Jahr 540 tritt er wieder in Erscheinung. In Ticinum trafen sich die verblieben gotischen Adeligen (καθαροί), um ihm das Königtum anzutragen. Uraias lehnte jedoch aufgrund seiner Verwandtschaft zum ruhmlosen Witigis ab und schlug Ildibad vor, den Neffen des Westgotenkönigs Theudis.430 In allen weiteren Passagen über Uraias vermeidet es Prokop konsequent, ihn mit irgendeiner Bezeichnung zu versehen. Die anfängliche Titulatur als ἄρχων bleibt die einzige Erwähnung eines Titels. Von Marcellinus Comes werden Uraias und Ildibad im Rahmen der Gefangennahme des Witigis als duces bezeichnet,431 bei der Erwähnung der Belagerung von Mediolanum nennt er keinen Titel.432 Ildibad war vor seiner Krönung zum König Festungskommandant von Verona. Prokop nennt ihn ohne Titel,433 Marcellinus Comes verwendet vor seiner Erhebung dux, danach rex.434 Im Jahr nach seiner Erhebung kam es zwischen Ildibad und Uraias zum Zerwürfnis, angeblich wegen eines Streits ihrer Ehefrauen. In der Folge 426 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,24,19–22. 427 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,27,25–34. 428 Dies lässt sich aus einem Brief des Witigis an die eingeschlossenen Goten in Auximum schlussfolgern: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,26,8–10. 429 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,28,31–35. 430 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,30,3–15. 431 Gothi trans Padum residentes Oraio Vitigis nepote et Heldebado ductantibus Vitigis regem cum regina opibusque palatii nec non et Gothos audientes sedibus propriis pulsos Orientemque per Belisarium abductos rebellare disponunt, regem sibi statuentes Heldebadum. Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad. a. 540,5. 432 Cuius nepos Oraio Mediolanum longa inedia deterit, Mundilam Paulumque duces ibi positos cum suos milites obsidens. Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad. a. 538,6. 433 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,29,41; 2,30,14–17. 434 Gothi trans Padum residentes Oraio Vitigis nepote et Heldebado ductantibus Vitigis regem cum regina opibusque palatii nec non et Gothos audientes sedibus propriis pulsos Orientemque per Belisarium abductos rebellare disponunt, regem sibi statuentes Heldebadum. […] Gothi Heldibado occiso Erarium sibi ordinant regem. Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad. a. 540,5; 541,2.



Ostgoten 

 151

ließ Ildibad Uraias auf Basis fadenscheiniger Anschuldigungen hinrichten, was dem König die Abneigung vieler Goten eintrug.435 In Rahmen der Intrige um Witigis‘ Gefangensetzung durch Belisars Truppen werden ἄρχοντες Γότθων erwähnt.436 Hier handelt es sich jedoch nicht um ausschließlich militärische Funktionäre. Aus dem Kontext und dem vorausgegangenen Bericht ist ersichtlich, dass Prokop unter den ἄρχοντες die wichtigen Persönlichkeiten der Oberschicht bzw. die Fürsten verstand, die dem König gegenübergestellt werden.437 Er nennt sie auch ἀρίστοι,438 wobei dieser Terminus bei Prokop nicht auf die soziale Oberschicht beschränkt ist.439 Möglicherweise soll die Verwendung von ἄρχοντες auf die momentane Funktion verweisen und weniger auf die dauerhafte soziale Stellung. Während des sehr kurzen Königtums des Erarich wird der nächste ἄρχων erwähnt.440 Es handelt sich um den späteren König Totila, der die gotische Besatzung von Tarvisium befehligte. Er fungierte als Stadt- bzw. Festungskommandant. In seinen Verhandlungen mit Constantianus in Ravenna ist seine Eigenständigkeit erkennbar.441 Die Episode um die Inthronisierung Totilas liefert keinen Anlass, eine militärische Sonderstellung anzunehmen. Vielmehr ist es die Verwandtschaft zu dem ermordeten Ildibad, welche die Wahl der Goten auf ihn als König fallen ließ.442 Der nächste ἄρχων ist der Kommandant der gotischen Besatzung von Spoletium.443 Bei der Eroberung der Stadt durch Verrat wird auch der Kommandant der römischen Besatzung in Perusia, ein Hunne namens Odolgas, als ἄρχων bezeichnet.

435 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,1,37–42. 436 Βελισάριος δὲ τὰ μὲν ἄλλα ὤμοσεν ἅπαντα, καθάπερ οἱ πρέσβεις ἠξίουν, ὑπὲρ δὲ τῆς βασιλείας αὐτῷ Οὐιττίγιδι καὶ Γότθων τοῖς ἄρχουσιν ὀμεῖσθαι ἔφη. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,29,27. 437 Speziell die Bezeichnung als δοκίμοι sei hierbei betont: αὐτίκα γοῦν παρά τε Οὐίττιγιν καὶ Γότθων τοὺς δοκίμους Βελισάριος τῶν ἐπιτηδείων τινὰς ἔπεμψε, κελεύων ἐπιτελῆ ποιήσειν ὅσα ὑπέσχοντο. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,29,24. 438 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,9,8; 2,28,23. 439 Bei Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,1,23 befindet sich einer der ἀρίστοι unter den Krieger in der Schlacht. Bei 2,1,25 wird ein weiterer gefallener ἀρίστος erwähnt. Auf römischer Seite erwähnt Prokop ebefalls ἀρίστοι: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,1,29; 2,2,25. In einer Rede Totilas nennt dieser die Römer, die an der Herrlichkeit der Stadt Rom gearbeitet haben ἀνδροί ἀρίστοι: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,22,10. Die Verwendung von ἀρίστοι, vor allem für Römer, zeigt, dass der Terminus ἀρίστοι bei Prokop keinesfalls speziell für (gentile) Fürsten reserviert war. 440 Τουτίλας ἦν τις, Ἰλδιβάδου ἀνεψιός, ἐπὶ πλεῖστον ξυνέσεως ἥκων καὶ τὸ δραστήριον ὡς μάλιστα ἔχων καὶ λόγου ἐν Γότθοις πολλοῦ ἄξιος. οὗτος ὁ Τουτίλας Γότθων μὲν τηνικαῦτα τῶν ἐν Ταρβησίῳ ἄρχων ἐτύγχανεν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,2,7. 441 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,2,9. 442 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,2,11. 443 στείλας δέ τινας καὶ παρὰ τὸν ἄρχοντα τοῦ ἐν Περυσίᾳ φυλακτηρίου ἐκέλευέν οἱ στράτευμα ὅτι τάχιστα ἐς Σπολίτιον πέμψαι, τοῦ παντὸς λόγου τὴν δήλωσιν ποιησάμενος. (6) Ὁδολγὰν δὲ Οὖννος ἦρχε τότε τῆς ἐν Περυσίᾳ φρουρᾶς, […], ὥς μοι ἔμπροσθεν εἴρηται, δόλῳ ἐξ ἀνθρώπων ἀφανισθέντος. ὅσπερ ξὺν στρατεύματι ἐπὶ τὸ Σπολίτιον ᾔει. (7) Μαρτινιανὸς δὲ ἄγχιστά πη εἶναι τὸ στράτευμα τοῦτο

152 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Im Jahr 542 schickte Totila ein Heer unter den drei ἄρχοντες μαχιμωτάτοι bzw. duces Bleda, Ruderich und Uliaris gegen die Stadt Florenz.444 Als sie ein anrückendes Entsatzheer bemerkten, zogen sie von der Stadt ab und lagerten einen Tagesmarsch entfernt bei Mucellis. Das römische Heer folgte ihnen und es kam zur Schlacht, die nach anfänglichem Vorteil mit der Flucht der Römer endete.445 Über die weiteren Aktionen des ostgotischen Heeres schweigt Prokop, weswegen angenommen werden kann, dass es sich nach dem Sieg wieder mit der Hauptstreitmacht unter Totila vereinigte. Somit waren die drei ἄρχοντες nur für kurze Zeit als Heerführer zusammen eingesetzt. Alle drei treten aber noch an einer weiteren Stelle zusammen auf. Sie werden als comites im engen Gefolge Totilas bei Gregor dem Großen erwähnt.446 Ohne ihre „Kollegen“ treten zwei der drei auch allein in Erscheinung.447 Uliaris war bereits gegen Ende des Jahres 533 oder am Beginn des Jahres 534 als Kommandant in Neapel eingesetzt gewesen.448 Vielleicht hatte er dort das Amt des comes Neapolis inne.449 Ruderich wurde 546 als Kommandant bei Portus eingesetzt und schlug die angreifenden Römer zurück. Dabei erlitt er jedoch eine schwere Verwundung, an der er wenig später verstarb.450 In 546 war ein Gote namens Rekimund mit der Sicherung Bruttiums und der Meerenge zwischen Italien und Sizilien beauftragt worden.451 Das von ihm befehligte Heer setzte sich aus Goten, übergelaufenen Römern und Maurusiern zusammen. Sein Heer traf überraschend auf eine römische Abteilung, floh und wurde auf einem Berg eingeschlossen. Nach kurzem Kampf ergaben sich die Truppen und wurden zusammen mit Rekimund begnadigt

αἰσθόμενος, ἅμα τοῖς πεντεκαίδεκα στρατιώταις τοῦ τε φυλακτηρίου τὸν ἄρχοντα ἐκ τοῦ αἰφνιδίου διέφθειρε […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,23,5–7. 444 […] οἷς δὴ ἄρχοντας Γότθων τοὺς μαχιμωτάτους ἐπέστησε, Βλέδαν καὶ Ῥουδέριχον καὶ Οὐλίαριν. οἵπερ ἐπειδὴ ἐς Φλωρεντίαν ἦλθον, ἐγκαθεζόμενοι ἀμφὶ τὸ τεῖχος ἐς πολιορκίαν καθίσταντο. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,5,1. Rursus in annonaria Tuscia ad Mucellus per Ruderit, et Viliarid, Bledamque duces suos Romanorum exercitum superat. Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad a. 542. 445 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,5,2–19. 446 […] in cuius obsequio tres, qui sibi prae caeteris adhaerere consueverant, comites misit, scilicet Vult, Ruderic et Blidin, ut ante servi Dei oculos ipsum esse regem Totilam simulantes, eius lateri obambularent. […] Greogor der Große, dial. (Migne 1896), 2,14. Da Ruderich 546 verstarb (PLRE 3B, 1096 f.) muss die Begebenheit zuvor stattgefunden haben. Die PLRE (3B, 1389.) schlägt das Jahr des Feldzuges gegen Florenz (542) vor. 447 Bleda ist nirgendwo sonst erwähnt: PLRE 3A, 233. Dem Namen nach war er, anders als Ruderich und Uliaris, hunnischer Herkunft: Reichert 1987, s. v. Bled 3, 143 f.; s. v. Ruderic, 576 f.; s. v. Uliaris, 734 f. Vgl. PLRE 3A, 233; 3B, 1096 f.; 1388 f. 448 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,3,15. 449 So: PLRE 3B, 1388, Uliaris 2. Zum Amt des comes Neapolis: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,23. 450 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,19,23–29; 34. Vgl. PLRE 3B, 1096 f. 451 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,18,26–28.



Ostgoten 

 153

Aus dem Jahr 551 sind die nächsten ἄρχοντες Skipuar, Gibal und Gundulf452 bzw. Indulf453 bekannt. Mit einem Heer und 47 Kriegsschiffen wurden sie geschickt, um Ancona zu belagern. Als sich eine römische Entsatzflotte der Stadt näherte, teilte sich die Armee und Gibul und Indulf führten den Großteil der Flotte gegen die Römer, während Skipual das Belagerungsheer befehligte.454 In diesem Zusammenhang werden die drei Goten alternativ auch als στρατηγοί bezeichnet.455 Die gotische Flotte wurde von den Römern geschlagen und Gibal gefangen genommen, während Indulf sich mit der restlichen Flotte von elf Schiffen retten konnte.456 Skipuar brach auf die Nachricht der Niederlage hin die Belagerung ab und eilte mit dem Heer nach Auximum zurück.457 Die ἄρχοντες Indulf und Skipuar werden noch an anderen Stellen im Werk Prokops erwähnt. Indulf, selbst gotischer Abstammung, hatte Belisar bis zu dessen Abreise aus Italien als Leibwächter gedient und war dann sofort in das Heer Totilas gewechselt. Dieser schickte ihn sogleich mit einer Armee nach Dalmatien, wo er mehrere Städte plünderte sowie Schiffe kaperte und mit der Beute wieder zurück nach Italien zog.458 Das nächste Mal tritt er im Rahmen des erwähnten Unternehmens zusammen mit Gibul und Skipuar in Erscheinung. Ein drittes und letztes Mal tritt er am Ende von Prokops Bericht auf. Zusammen mit Anderen führte er eine Abteilung von 1.000 Goten, die sich nach dem Tod Tejas nicht an den Friedensverhandlungen mit den Römern beteiligen wollten, in den Norden Italiens, wo sich ihre Spur verliert.459 Offenbar war er entweder zum überzeugten Feind der Römer geworden, oder aber er erhoffte sich als Anführer einer eigenen Truppe bessere Chancen. Der Werdegang Indulfs wirft einige Fragen auf. Nicht nur ist unklar, warum er aus einer wichtigen Vertrauensposition als Leibwächter ohne Grund die Seiten wechselte,460 auch ist schwer verständlich, warum dem Überläufer sogleich die Führung eines Heeres anvertraut worden war. Ersteres könnte möglicherweise in der Persönlichkeit Indulfs begründet liegen, dem die Aussicht auf einen friedlichen Broterwerb wenig erstrebenswert erschienen sein könnte. Warum Totila ihn sogleich als Heerführer einsetzte,

452 Τουτίλας δὲ πολλῷ πρότερον Γότθων στράτευμα ἐς Πικηνοὺς ἐτύγχανε πέμψας, ἐφ̓ ᾧ δὴ τὸν Ἀγκῶνα ἐξελοῦσιν: οἷς δὴ ἄρχοντας τοὺς ἐν Γότθοις δοκιμωτάτους ἐπέστησε, Σκιποῦάρ τε καὶ Γίβαλ καὶ Γουνδούλφ, ὅσπερ Βελισαρίου δορυφόρος ἐγεγόνει ποτέ. (2) τινὲς δὲ αὐτὸν Ἰνδοὺλφ ἐκάλουν. […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,1 f. 453 Gundulf und Indulf bezeichnen dieselbe Person: PLRE 3A, 618 f. 454 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,9–13. 455 ὅπερ ἐπεὶ οἱ Γότθων στρατηγοὶ ἔμαθον, πλοῖα μακρὰ καὶ αὐτοὶ τὰ σφίσι παρόντα, ἑπτὰ καὶ τεσσαράκοντα ὄντα, Γότθων τῶν λογίμων αὐτίκα ἐπλήρουν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,10. 456 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,38 f. Zu Gibul (hier: Gibal): PLRE 3A, 535. 457 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,40. 458 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,23–30. Zum Namen: Reichert 1987, s. v. Hildulf 2, 431. 459 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,35,37. Vgl. PLRE 3A, 618 f. Auch hier wird Indulf nicht mit einer Bezeichnung versehen. 460 Prokop selbst gibt an, dass es dafür keinen ersichtlichen Grund gegeben habe: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,23.

154 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

lässt sich am ehesten durch den Mangel an kompetenten Heerführern erklären. Die meisten der bei Prokop erwähnten Unternehmungen, die Totila von separaten Abteilungen durchführen ließ, endeten in Niederlagen. Somit war ein gut ausgebildeter und erfahrener Krieger im Heer der Ostgoten willkommen und wurde sogleich mit seinem ersten Kommando ausgestattet – und wie sich schnell zeigte, zu Recht. Skipuar wird ein zweites Mal als einer der fünf Begleiter Totilas genannt, die ihn nach der Niederlage gegen Narses auf der Flucht eskortierten.461 Trotz der Versuche Skipuars und der weiteren Begleiter, die römischen Verfolger abzuwehren, wurde Totila dennoch tödlich verwundet und starb bald darauf. Auch wenn Skipuar somit nur einmal als Anführer eines Heeres eingesetzt worden war, scheint er weiterhin enger Vertrauter des Gotenkönigs gewesen zu sein. Als letzter in dieser Auflistung ist Teja zu nennen. Er wird erstmals beim Vormarsch des Narses durch Venetien auf Ravenna genannt.462 Der Weg sei durch die besten ostgotischen Truppen unter Führung des στρατηγός Teja versperrt. Totila hatte ihn mit dem Auftrag dorthin geschickt, den Durchmarsch römischer Truppen um jeden Preis zu verhindern. Bei der nächsten Erwähnung Tejas, dessen Ankunft von Totila bei Rom erwartet wurde, verzichtet Prokop auf die Nennung eines Titels.463 Nach dem Tod Totilas und der Wahl Tejas zu seinem Nachfolger nennt er ihn ἄρχων.464 Kurz zuvor hatte er die Stellung noch als βασιλεύς bezeichnet.465 Während des chaotischen Kriegsverlaufes ab 535 sind noch deutlich mehr kriegerische Aktivitäten in den Quellen erkennbar, als im vorangegangenen Kapitel dargestellt wurden. In diesen sind entweder namentlich genannte Ostgoten erwähnt, bei denen nicht erkennbar ist, ob sie ein Heer anführten, oder eigenständige Truppen, teilweise mit Größenangaben, deren Anführer nicht erwähnt sind, oder Mannschaften, die Städte und Festungen besetzt hielten. Hinter einigen dieser namentlich genannten oder anonymen Personen könnten sich weitere duces oder hochrangige Heerführer verstecken, die heute nicht mehr identifizierbar sind. In den nachfolgenden Absätzen

461 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,32,22–5. 462 Τουτίλαν γὰρ ἀπολεξάμενον εἴ τι δόκιμον ἦν ἐν τῷ Γότθων στρατῷ, στρατηγόν τε αὐτοῖς καταστησάμενον Τεΐαν τὸν Γότθον, ἄνδρα διαφερόντως ἀγαθὸν τὰ πολέμια,  […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,26,21. Zu den Abwehrmaßnahmen Tejas und der Umgehung durch die Goten: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,26,22–25. 463 […] Τουτίλας δὲ πεπυσμένος ἤδη τὰ ἐν Βενετίαις ξυνενεχθέντα Τεΐαν μὲν τὰ πρῶτα καὶ τὴν ξὺν αὐτῷ στρατιὰν προσδεχόμενος ἐν τοῖς ἐπὶ Ῥώμης χωρίοις ἡσυχῆ ἔμενεν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,29,1. 464 Γότθοι δέ, ὅσοι ἀποφυγόντες ἐκ τῆς ξυμβολῆς διεσώθησαν, διαβάντες ποταμὸν Πάδον, πόλιν τε Τικινὸν καὶ τὰ ἐκείνῃ χωρία ἔσχον, ἄρχοντά τε τὸν Τεΐαν κατεστήσαντο σφίσιν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,33,6. 465 Οὐ μὴν οὐδ̓ ὣς τὴν ξυμβολὴν κατέλυσαν Γότθοι, ἀλλ̓ ἄχρι ἐς νύκτα ἐμάχοντο, καίπερ ἐξεπιστάμενοι τὸν βασιλέα τεθνάναι σφίσιν. ἐπειδὴ δὲ ξυνεσκόταζεν, αὐτοῦ ἑκάτεροι διαλυθέντες ἐν τῇ τῶν ὅπλων σκευῇ ἐνυκτέρευσαν. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,35,31.



Ostgoten 

 155

werden die entsprechenden Stellen bei Prokop in aller Kürze zusammengefasst, um zu zeigen, dass der Kriegsverlauf noch verwirrender und die eigenständig agierenden Truppen noch zahlreicher waren, als die bisher vorgestellten Quellenstellen zeigen. Auf die Aufzählung der über 60 von Mannschaften besetzten Orte und Festungen wird dabei verzichtet. Zwei namentlich bekannte Goten aus dem Jahr 536 sind an dieser Stelle zu nennen. Optaris wurde von Witigis geschickt, um den noch amtierenden König Theodahat zu verfolgen.466 Zwar wird er hierfür einige Krieger unter seinem Befehl gehabt haben, doch führte er sie nicht gegen den Feind. Pitzas467 wechselte beim Anrücken Belisars zusammen mit den in Samnium ansässigen Goten auf eigene Initiative die Seiten.468 Ob Pitzas diese Goten als Kommandeur anführte, ist unklar, doch die separate Erwähnung zeigt, dass er eine herausgehobene Persönlichkeit war. Während der Belagerung Roms zwischen 537 und 538 sind einige Abteilungen erkennbar, die separat agierten. Während Prokop bei einigen durchaus Anführer nennt,469 belässt er andere ohne.470 Die meisten Heere ohne erwähnte Kommandeure sind unter der Herrschaft Totilas zu finden. Oft handelt es sich dabei um kleinere Verbände, die er aus dem von ihm selbst angeführten Hauptheer herauslöste, um spezielle Aufträge auszuführen. Häufig ist der Weg dieser einzelnen Abteilungen schwer zu verfolgen, da ohne Anführer oder Größenangabe kaum Identifikationsmerkmale gegeben sind. Insbesondere längere Einsätze getrennt von der Hauptstreitmacht sind nur in wenigen Fällen nachvollziehbar, da Prokop zumeist nicht auf vorangegangene Erwähnungen Bezug nimmt.

466 Θευδάτος μὲν οὖν ταῦτα ἀκούσας ἐς φυγήν τε ὥρμητο καὶ τὴν ἐπὶ Ῥάβενναν ἤλαυνεν. Οὐίττιγις δὲ κατὰ τάχος Ὄπταριν ἔπεμψεν, ἄνδρα Γότθον, ἐπιστείλας αὐτῷ ἢ ζῶντα ἢ νεκρὸν ἀγαγεῖν Θευδάτον. […] Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,11,6–9. Vielleicht wurde er geschickt, weil er einen persönlichen Groll gegen Theodahat hegte. Vgl. PLRE 3B, 956. 467 Dieser Pitzas wird vermutlich nicht mit dem Pitzias aus dem Panegyricus des Ennodius (12,62–68) identisch sein, wie es die PLRE (2, 887) vorschlägt. Der frühere Pitzias war wahrscheinlich bereits 514 auf Befehl Theoderichs ermordet worden: MGH AA 12, 498 s. v. Pitzia; Wolfram 2001, 486, Anm. 15. 468 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,15,1. 469 Etwa den ἄρχων Wakis (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,18,39; 41), weitere namenlose ἄρχοντες als Abschnittskommandanten der Verschanzungen (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,19,12), einen ἡγουμένων als Reiterführer (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,22,4), ἄρχοντες als Kommandanten von Fernkämpfern (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,22,10) und schließlich allgemein ἄρχοντες (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,13,26). 470 Eine Einheit von 500 Reitern rückte auf Witigis‘ Befehl gegen die Mauern Roms vor und wurde geschlagen (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,27,16–20). Kurz darauf folgte eine weitere 500 Reiter starke Einheit, die ebenfalls geschlagen wurde (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,27,21–23). Später wurde eine weitere Einheit abgewehrt (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,1,21–25). Gegen Ende der Belagerung versuchte ein Kommandounternehmen durch ein Aquädukt in die Stadt einzudringen, scheiterte aber (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,9,1–11). Kurz darauf wurde eine weitere Einheit vor den Mauern zurückgeschlagen (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 2,9,12–16).

156 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

In der Schlacht gegen die Truppen des Artabazes 541 ließ Totila eine Abteilung einen Hinterhalt legen.471 Als er 542 vor Neapel lagerte, sandte er eine kleine Abteilung aus, die Bruttium, Lukanien, Apulien und Kalabrien auf seine Seite brachte.472 Im Jahr 543 schickte er ein Heer nach Apulien, das die Festung Hydrus belagerte.473 Als die Römer dort im Folgejahr Verstärkung erhielten, marschierten die Goten vorübergehend ab474 und nahmen die Belagerung später wieder auf.475 In 545 verhinderte eine bei Neapel erbeutete Flotte, dass Rom von Seeseite her versorgt werden konnte.476 Von der Landseite belagerte Totila selbst die Stadt und schickte eine Heeresabteilung in die Aemilia, die dort Placentia nach längerer Belagerung einnahm.477 Im Jahr 546 schickte Totila Krieger von Rom nach Capua, um dem römischen Heer zu folgen478 und später eine Truppe von Bauern und Goten gegen die Befestigungen eines Passes in Lukanien.479 Wenig später hielt das Heer die Truppen Belisars in Portus in Schach, während Totila mit einer Gruppe von Krieger nach Lukanien zog.480 Anfang des Jahres 547 belagerte ein gotisches Heer Perusia.481 Als Totila dorthin marschiert war,482 sandte er Reiter nach Kampanien, die sich dort wiederum aufteilten.483 Später zog der König selbst mit einigen Krieger gegen die Römer unter Johannes.484 Eine weitere Abteilung wurde bei Roscianum (Thurii) in Unteritalien geschlagen.485 Totila rächte sich, indem er selbst mit einem Teil seines Heeres nach dorthin eilte.486 Im Jahr darauf belagerte er die Festung Ruscianum und schickte eine größere Abteilung Reiter gegen ein sich näherndes Heer.487 Als Totila 549 erneut vor Rom lag, ließ er eine Gruppe Krieger einen Hinterhalt vorbereiten.488 Während des Feldzuges Totilas auf Sizilien 471 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,4,19 f.; 31. 472 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,6,3–5. 473 Prokop nennt Kalabrien. Hier scheint er die Regionen der Apenninhalbinsel zu verwechseln. Hydrus, am Ort des heutigen Ortranto (siehe Register der Übersetzung s. v. ὑδροῦς: Veh 1966, 1274), liegt in Apulien. Dass jener Ort gemeint sein muss, bestätigt Prokops spätere Aussage, Hydrus sei nur 2 Tagesreisen von Brundisium entfernt: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,18,6. Belagerung: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,9,22. 474 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,10,5–9. 475 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,18,6 f. 476 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,13,6. 477 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,13,7–11; 3,16,2–4. 478 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,18,24. 479 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,22,4–6. 480 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,22,18. 481 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,25,1 f. 482 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,25,3–24 483 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,26,3–9. 484 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,26,15;28. Zum Feldzug und der Schlachtbeschreibung: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,26,16–27. 485 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,28,8–11. 486 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,28,13 f. 487 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,30,18–20 488 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,36,11; 15.



Ostgoten 

 157

ließ er einen Beobachtungstrupp vor Rhegion zurück und eine weitere Abteilung nahm die Burg von Tarent ein.489 Währenddessen nahm ein in Picenum befindliches Heer Ancona ein und schlug eine römische Truppe unter Verus zurück.490 Später ließ Totila einen weiteren Teil seines Heeres vor Rhegion stehen.491 Zwei Jahre später, als Rom unter ostgotischer Kontrolle war, ließ Totila eine starke Flotte aufstellen, die er gegen Dalmatien und Nordwestgriechenland schickte.492 Eine weitere Flotte besetzte im gleichen Jahr Korsika und Sardinien.493 Während des letzten Kriegsjahres 552, als Totila seine Truppen für die Schlacht gegen Narses sammelte, wird neben dem Heer Tejas auch mehrfach eine größere Reiterabteilung erwähnt, die sich nicht bei der Hauptstreitmacht aufhielt und für deren Eintreffen sogar der Schlachtbeginn hinausgezögert wurde.494 Vor der entscheidenden Schlacht werden weitere Aktionen einzelner Reitereinheiten erwähnt.495 Unter den erwähnten separaten Heeresabteilungen sind besonders diejenigen zu erwähnen, die Prokop selbst anführte. Als er 546 mit einem Teil seiner Truppen von Rom aus gegen die Feinde in Lukanien marschierte496 und 547 mit 3.000 ausgewählten Reitern gegen die Römer in Unteritalien zog,497 hatte er die Hauptstreitmacht zurück gelassen. Wer in diesen Fällen als Oberkommandeur eingesetzt war, ist unbekannt. Neben der 3.000 Reiter umfassenden Einheit, die Totilas persönlich anführte, sind auch für andere Abteilungen Größenangaben überliefert. Während der Belagerungs Roms unter Witigis treten zwei separate, jeweils 500 Reiter umfassende Einheiten in Erscheinung.498 Die Truppe im Hinterhalt während der Schlacht gegen 489 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,37,23. 490 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,38,28. Möglicherweise ist jenes Heer in Picenum mit dem zwei Jahre später erwähnten identisch, das von den ἄρχοντες Skipuar, Gibal und Gundulf angeführt wurde: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,1 f. 491 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,39,2–4. 492 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,22,17 f.; 31 f. Möglicherweise waren die 47 Schiffe, die später Skipuar, Gibal und Gundulf zur Belagerung von Ancona mitgegeben wurden, zuvor Teil der großen Feindfahrt gegen Griechenland gewesen. Vgl. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,1 f. 493 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,24,31–33. 494 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,29,2; 4,31,17. Totila versuchte durch ein Reiterspiel die Zeit bis zur Ankunft der Kavallerieabteilung zu überbrücken und konnte die Schlacht bis zu deren Eintreffen verzögern: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,32,1. Sie war dann vermutlich Teil der Reiterei, die den Hauptangriff auf die römischen Reihen durchführte und dabei schwerste Verluste hinnehmen musste: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,32,8–21. Prokop nennt für die Schlacht eine Zahl von 6.000 Gefallenen: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,32,20. 495 So schickte Totila eine Reiterschwadron gegen 50 Römer, die sich in der Nacht herangeschlichen und einen nahen Hügel genommen hatten. Aufgrund ihrer vehementen Abwehr konnten sie die Reiter zurückdrängen und die Pferde in Panik versetzen. Ein erneuter Versuch endete mit dem gleichen Ergebnis. Daraufhin sandte Totila eine andere Schwadron und als diese scheiterte noch weitere, ohne, dass die Römer geschlagen wurden: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,29,13–22. 496 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,22,18. 497 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,28,13 f. 498 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,27,16–23.

158 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Artabazes im Jahr 541 war 300 Krieger stark,499 ebenso wie die 300 Mann zählende Abteilung, die Totila 546 nach Capua schickte.500 Im Folgejahr bezogen in Minturnae 400 Reiter Quartier, die ein Teil des nach Kampanien geschickten Heeres waren.501 Die Reiterabteilung, die Totila 548 gegen die nahenden Römer sandte, umfasste 2.000 Krieger.502 Auch die Kavallerieeinheit, deren Eintreffen er vor Beginn der letzten Schlacht abwartete, hatte 2.000 Reiter.503 Der größe selbständig agierende Verband, dessen Kommandeur anonym ist, war jedoch die 300 Schiffe starke Flotte, die Totila gegen Dalmatien und Nordwestgriechenland schickte.504 Insbesondere die letzteren Fälle zeigen, dass Prokops Entscheidung, die Namen von Heerführern zu nennen oder zu verschweigen, nicht von der Stärke ihrer Truppen abhängig war. Seine Kriterien für eine namentliche Erwähnung sind vollkommen unklar.

6.2.3 Zusammenfassung Das plötzliche Auftreten der zahlreichen duces nach der Ansiedlung in Italien lässt sich mit der Änderung der Aufgaben Theoderichs erklären. War er zuvor noch Anführer eines wandernden Heeres mit Familien gewesen,505 so wurde er nach dem Sieg über Odoaker zum König über einen angesiedelten Verband, der faktisch einen Staat im Staat bildete.506 Zugleich war Theoderich auch der Nachfolger der Kaiser, was er unter anderem durch die Annahme des Namens Flavius deutlich signalisierte,507 und deren Verwaltungsfunktionen er dementsprechend auch übernehmen musste. In dieser Stellung und mit den damit zusammen hängenden administrativen und jurisdiktionellen Aufgaben belastet, war es ihm nunmehr unmöglich geworden, auf militärische Bedrohungssituationen selbst zu reagieren. Nun mussten duces an seiner statt die ostgotischen Truppen im Kriegsfall in den Kampf führen oder im Frieden versorgen und verwalten. Während in der vorangegangenen Phase der Wanderung innerhalb der römischen Reichsgrenzen der Verband im Wesentlichen zusammen blieb, werden nun Teile herausgelöst, die an den verschiedenen Krisenherden und Grenzgebieten ihre Aufgaben wahrnehmen. Unter den duces des Ostgotenreiches ist der dux Raetiarum hervorzuheben, der sich nicht nur durch sein spezifisches Epitheton von den übrigen abhebt. Später, im Krieg gegen die Oströmer, vor allem während 499 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,4,19 f. 500 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,18,24. 501 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,26,3–9. 502 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,30,18–20 503 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,29,2; 4,31,17; 4,32. 504 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,22,17 f.; 31 f. 505 Wiemer (2013, 607) nimmt an, der gesamte Verband bzw. die Gewaltgemeinschaft habe 100.000 Personen gezählt, inklusive Frauen und Kinder. 506 Vgl. Wiemer 2013, 607–611; Kaiser 2008, 24. 507 Ausbüttel 2003, 75.



Ostgoten 

 159

der Herrschaft Totilas, ist eine überaus dynamische Verwendung verschiedener Heeresteile erkennbar. Ein Teil der Truppen wurde auf eine große Anzahl von Städten, Festungen und strategischen Punkten verteilt. Aus dem restlichen Heer wurden bei Bedarf Abteilungen unterschiedlicher Größe herausgelöst, um Orte zu belagern oder Sonderaufträge auszuführen. Die Ostgotenkönige nutzten ihre Truppen effektiver als zuvor. Ihre militärische Strategie hatte sich vollkommen gewandelt und nur noch wenig mit der ihrer Vorgänger bis Athalarich gemeinsam. Die fassbaren Kompetenzen der duces waren hauptsächlich militärischer Natur, doch kamen stellenweise noch weitere Aufgaben hinzu. Ibba, Feldherr gegen die Franken, sollte sich auch noch um die Rückführung geraubter Kirchengüter kümmern.508 Theudis und Pitzias werden beide nicht als duces bezeichnet, doch waren sie mindestens ranggleiche militärische Funktionäre. Ersterer war Kommandeur des Ostgotenheeres in Spanien und zugleich Stellvertreter des Ostgotenkönigs, der den jungen Amalarich unterstützte und die jährlichen Zahlungen an Theoderich garantierte.509 Letzterer war nach seinem Sieg über die Gepiden für die Einrichtung einer Verwaltungsorganisation in den neu hinzu gewonnenen Gebieten zuständig.510 Die Position als Ostgoten-dux scheint stets mit dem Befehl über ein Gotenheer verbunden gewesen zu sein. Ob dieses Heer in einem Feldzug angeführt wurde, war dabei nicht von Bedeutung. So war auch Cassiodor für kurze Zeit dux, wobei seine Aufgabe nur die Versorgung des in Italien lagernden Heeres während der kritischen innenpolitischen Phase nach dem Tod Theoderichs war. Aus den Briefen an die duces Guduin und Wilitancus lassen sich jurisdiktionelle und exekutive Kompetenzen ableiten, die sich im Fall des Wilitancus auch auf die Frau eines Goten erstreckten, und sie konnten den ihnen unterstellten Goten zusätzliche Verpflichtungen aufzubürden.511 Offenbar waren die duces damit nicht allein Kommandeure der Goten im Heer, sondern auch für die Einhaltung der Rechtsordnung im Gotenverband insgesamt zuständig.512 Die Geschichte um den dux Ara in Arles beinhaltet zudem die Verfügungsgewalt über pueri und deutet an, dass er der höchste Amtsträger in der Stadt war.513 Der dux Raetiarum stellt den einzigen ducatus dar, der aus dem Weströmischen Reich übernommen wurde. Die Nichterwähnung der übrigen duces ist nicht etwa auf die Quellenlage zurückzuführen. Vielmehr waren die zuvor duces unterstellten Regionen, bis auf

508 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,17. 509 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,53. 510 Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 12,63. (= Opera 263) 511 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,30; 33. 512 Möglicherweise hatten sie damit den Status von comites Gothorum (vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,3). 513 Er konnte den Archidiakon gefangen setzen, ohne dass andere Instanzen einschritten: Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 77. Gregor griff in seiner Geschichte auf den dux zurück, da er der höchste Vertreter der ostgotischen Macht war.

160 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Rätien, nicht mehr Teil des Reiches.514 Somit blieb der dux Raetiae primae et secundae schlichtweg als letzter ducatus übrig. In den rätischen Provinzen beließ Theoderich den dux bestehen, da er stets bemüht war, möglichst wenig in den römischen Staatsapparat einzugreifen.515 In den anderen, wieder hinzu gewonnenen, außerhalb Italiens gelegenen Gebieten setzte er comites provinciae ein. Soweit es die Quellensituation zulässt, ist erkennbar, dass sich duces in ihrer Machtfülle unterscheiden konnten. Der dux Ibba und die Heerführer Pitzias und Theudis waren Oberkommandierende großer Heeresverbände, die zugleich auch noch polizeiliche oder Verwaltungsaufgaben übernahmen. Auf der anderen Seite werden auch anonyme Gruppen von duces erwähnt, die Heere in Spanien und Gallien anführten.516 Letztere waren auch für die Versorgung des Heeres zuständig, das wohl von Ibba kommandiert wurde.517 Betrachtet man zudem die ἀρχόντες, so geht die Schere noch weiter auseinander. Auf der einen Seite wird Theudis als ἄρχων τοῦ στρατοῦ bezeichnet,518 wie auch die wichtigen Offiziere Uraias519 und Totila520 ἄρχοντες genannt werden. Auf der anderen Seite erscheinen ἄρχοντες im Heer des Witigis vor Rom auch als untergeordnete Abteilungsführer. Für Uraias als ἄρχων überliefert Prokop die Truppenstärke von 4.000 Kriegern, die den größten vom Autor erwähnten Stadtgarnisonen von Auximum und Rom entspricht.521 Bei anderen 2.000 Krieger starken Abteilungen bleiben die Heerführer unbekannt.522 Auch wenn die Quelleninformationen recht dürftig sind, zeigen sie dennoch klar, dass dux oder ἄρχων keinesfalls einen genau umrissenen militärischen Rang bezeichneten. Als duces wurden militärische Kommandanten auf unterschiedlichen Ebenen bezeichnet.523 Die territorialen Zuständigkeiten der ostgotischen duces entsprachen nicht den Provinzgrenzen. Im Kriegsfall zogen sie gegen den Feind und im Frieden waren sie für die Versorgung und Verwaltung des Heeres zuständig. Entsprechend der besonders bedrohten Grenzverläufe konzentrierten sich die Einsatzgebiete der meisten duces

514 Die ehemaligen Dukate der duces Mauretaniae Caesariensis, Tripolitani, Pannoniae Secundae, Valeriae ripensis, Pannoniae primae et secundae, Sequanicae, Tractus Armoricani et Nervicani, Belgicae secundae, Germaniae primae, Britanniarum und Mogontiacensis in Nordafrika, Gallien, Germanien, den Donauprovinzen und dem westlichen Balkanraum: Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,38–42; 44–59; 5,134–138; 5,140–143. 515 Vgl. Ausbüttel 2003, 88–92; Wolfram 2001, 288–290; Ensslin 1959, 180–187; Heerklotz 1926, 7. 516 S. o. vgl. Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,47; Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 8,10,6–8. 517 Da er die ostgotischen Truppen in Gallien anführte. 518 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,50. 519 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,12,36 f. 520 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,2,7. 521 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,11,26; 2,11,2. 522 So treten 2 Mal Abteilungen von 2.000 Reitern auf, die unabhängig von Totilas Heer agieren. Ihre Anführer bleiben jedoch ungenannt: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,30,19 f.; 4,29,2. 523 Wiemer (2018, 210) gibt an, es habe im ostgotischen Militär keine feste und fein abgestimmte Rangordnung gegeben.



Ostgoten 

 161

während der Herrschaft Theoderichs auf Norditalien und die angrenzenden Regionen sowie auf Spanien.524 So war Pitzias in die Pannonia Sirmiensis vorgedrungen,525 Ibba war in Südgallien eingesetzt,526 Theudis und andere duces in Spanien,527 Tuluin zog gegen die Burgunder und Franken528 und Cassiodor lag mit dem Heer in Italien.529 Ara residierte in Arles.530 Die Dienstorte der duces Guduin und Wilitancus sind unbekannt.531 Am Beginn des Krieges gegen die Oströmer sind zudem der dux Sinderith auf Sizilien sowie der Heerführer Ebrimuth in Süditalien erwähnt, die jedoch sogleich überlaufen.532 Mit fortschreitendem Kriegsverlauf lässt sich kein Muster mehr erkennen. Die duces, ἄρχοντες und Heerführer wurden nach Bedarf eingesetzt.533 Gesondert hervorzuheben ist hier der römische dux Raetiarum, dessen Provinz wohl weiterhin fest umrissen war. Nach Ausbruch des Krieges und insbesondere nachdem römische Heere von der Balkanhalbinsel nach Norditalien marschiert waren, dürfte die ostgotische Kontrolle des rätischen dux kaum noch aufrecht erhalten worden sein, da die Hauptsorge der italischen Halbinsel galt. Über die Amtsdauer der ostgotischen duces kann keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Ibba, der über mehrere Jahre in seiner Position war,534 und Theudis, der seine Stellung von 511 bis 531 innehatte,535 zeigen jedoch, dass es sich nicht um ein jährliches Amt handelte. Die duces scheinen im Normalfall bis zum Abschluss des Kriegszuges bzw. Unternehmens in ihrer Position belassen worden zu sein. Neben Theudis, der als Statthalter in Spanien jedoch eine Sonderstellung einnahm, ist kein weiterer dux bekannt, der über mehr als fünf Jahre in seiner Position war. Möglicherweise ist dies auf das Bestreben der Ostgotenkönige zurückzuführen, keinem dux die Möglichkeit zu geben, eine für das Königtum gefährliche Verbindung zum Heer aufzubauen. Im Gegensatz zu den ostgotischen duces kann die Amtsdauer des dux Raetiarum aufgrund des Inhalts seiner formula auf die übliche indictio angegeben werden.536 Die Stellung der ostgotischen duces in der Ämterhierarchie ist nicht eindeutig zu ermitteln. Zum einen war die Stellung nicht auf eine bestimmte Ebene festgelegt, zum

524 Siehe Karte 7. Auf der italischen Halbinsel ist nicht mit regional zuständigen duces zu rechnen. In den spätantiken Papyri Italiens sind keine duces erwähnt: Tjäder 1982, 351 (Wortindex). 525 Wolfram 2001, 321. 526 Vgl. PLRE 2, 585. 527 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12. 528 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 8,10,6–8. 529 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 9,25,8 f. 530 Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 77. 531 S. o. Vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,30; 33. 532 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60 (308); Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,8,3. 533 Siehe Karte 8. 534 Vermutlich 508–513. Vgl. PLRE 2, 585. 535 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,50–54. Vgl. PLRE 2, 1112 f. Ab 531 war Theudis selbst König der Westgoten. 536 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,4,3.

162 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

anderen sind die weiteren Positionen der duces zum Großteil unbekannt. Theudis und Witigis sind zuvor armiger gewesen und hatten damit eine wichtige Vertrauensposition in der Nähe des Königs inne.537 Für Witigis sind zudem militärische Positionen überliefert, die ihn für die Stellung als dux qualifizierten. Tuluin hatte mindestens zwei, wahrscheinlich hierarchisch unterschiedliche, duces-Posten inne.538 Guduin ist möglicherweise zuvor saio gewesen.539 Eine Ausnahme bildet auch hier Cassiodor, dessen Karriere gut dokumentiert ist. Bevor er seine Stellung als dux antrat, war er magister officiorum. Später wurde er zum praefectus praetorio ernannt.540 Mit Theudis und Witigis hatte er somit die wichtige Vertrauensposition am Hofe des Herrschers, speziell Theoderichs, gemeinsam, doch darüber hinaus war seine zivile Karriere für einen dux untypisch. Mit Hilfe der hierarchisch geordneten Liste der Ämter in der Notitia Dignitatum lässt sich der ducatus Cassiodors relativ zu den übrigen Positionen im Westreich verorten. Nach dem magister officiorum und vor dem praefectus praetorio, den beiden Ämtern Cassiodors vor und nach seinem Duktat, werden in der Notitia Dignitatum aufsteigend praepositus sacri cubiculi, dem das Hofpersonal unterstand,541 die magistri militum und der praefectus urbis Romae genannt.542 Der ducatus Cassiodors entsprach somit hierarchisch ungefähr der Stellung eines magister militum. Das zeigt, dass die ranghöchsten ostgotischen duces keinesfalls mit den früheren römischen duces auf eine Stufe gestellt werden können. Diese werden in der gleichen Ämterliste erst an 13. Stelle nach dem magister officiorum erwähnt, der Stellung Cassiodors vor der Einsetzung als dux.543 Die ostgotischen duces ersetzten keine römischen Militärämter, vielmehr stand die ostgotische Hierarchie neben der römischen. Ein Springen zwischen den cursus honorum war nur in Ausnahmefällen möglich. In der militärischen Hierarchie des Ostgotenverbandes stellten die duces den höchsten Rang dar. Zwei Voraussetzungen für eine Berufung zum dux sind den Quelleninformationen zu entnehmen: erstens die Loyalität zum König, die entweder durch Dienst am Hofe bewiesen worden, oder durch verwandtschaftliche Bindung gesichert war und zweitens militärische Führungskompetenz, die im Feld erworben werden musste. Der Fall Indulfs, des ehema-

537 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302); 60 (309); Cassiodor, Orat. (Traube 1961), 2. 538 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 8,10. 539 Es ist nicht sicher, dass es sich bei dem dux und dem saio um dieselbe Person handelt: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 5,27. Vgl. PLRE 2, 521 f., Guduin 1; 2. 540 PLRE 2, 266 f.; Cassiodorus 4. 541 Schreiner 1994, 51. 542 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,1–9. In der Notita Dignitatum stehen zwischen magister officiorum und praefectus praetorio Italiae aufsteigend: praepositus sacri cubiculi, magister equitum per Gallias, magister equitum in praesenti, magister peditum in praesenti, praefectus urbis Romae und praefectus praetorio Galliarum. 543 Hinter (absteigend) quaestor, comes sacrarum largitionum, comes rerum privatarum, comes domesticorum equitum, comes domesticorum peditum, primicerius sacri cubiculi, primicerius notariorum, castrensis sacri palatii, magistri scriniorum, proconsul Africae, vicarii, comites rei militaris folgen die duces: Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,37–49.



Ostgoten 

 163

ligen Leibwächters Belisars, der kurz nach seinem Überlaufen bereits mit der Führung eines Heeres gegen Dalmatien ausgestattet worden war,544 zeigt, dass im Notfall nicht einmal beide Qualifikationen erforderlich waren. Von einigen der ostgotischen duces sind weitere Positionen oder Ämter bekannt. Ibba war gleichzeitig auch comes, ebenso wie Pitzias.545 Auch die späteren duces Bleda, Ruderich und Uliaris werden als comites des Totila erwähnt.546 Bei ersteren beiden ist eine Verleihung der Würde eines comes primi ordinis anzunehmen,547 die sie parallel zur Stellung eines dux bekleideten. Die comitatus der letzteren drei ist eher untechnisch als Begleiter des Königs zu verstehen. Skipuar, einer der ἄρχοντες vor Ancona, war vermutlich in einer ähnlichen Stellung.548 Theudis ist zuvor armiger Theoderichs gewesen,549 ebenso wie Witigis armiger bzw. spatharius des Theodahat war.550 Witigis hatte sich zudem bereits bei der Verteidigung einer Stadt sowie als Heerführer ausgezeichnet.551 Tuluin ist vor seinem eigenständigen Kommando im Krieg gegen Burgunder und Franken bereits einer von mehreren duces in Gallien gewesen. Auch die späteren duces Ruderich und Uliaris hatten weitere militärische Positionen inne,552 ebenso Indulf.553 Einige duces wurden später selbst auf unterschiedlichem Weg Könige. Theudis schwang sich selbst zum König der Westgoten auf,554 Witigis wurde das Königtum angetragen, da die Goten mit dem Verhalten des Theodahat unzufrieden waren,555 Totila und Teja wurden gekrönt, nachdem die jeweils herrschenden Könige verstorben waren.556 Cassiodor bildet mit seiner Karriere in der zivilen Verwaltung eine Ausnahme.557 Einige der duces, auch solche, die nur in militärischen Funktionen erscheinen, waren durch senatorischen Rang gekennzeichnet. Ibba und Wilitancus waren viri sublimes, Guduin und der Römer Servatus viri spectabiles. Als Mitglied des Senates kommt allein Tuluin in Frage.558 Warum die duces mit diesen hohen Rängen versehen worden sind, kann nur mit dem Willen Theoderichs erklärt werden, die wichtigen gotischen Persönlichkeiten auch entsprechend im römischen 544 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,35,23 f.; 28 f.; 3,35,24–28; 4,23,1;10. 545 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (300; 302). 546 Greogor der Große, dial. (Migne 1896), 2,14. 547 Vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,12. 548 Da er als einer von 5 Vertrauten den fliehenden Totila nach der finalen Niederlage gegen die Römer begleitete: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,32,22–5 549 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 58 (302). 550 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60 (309); Cassiodor, Orat. (MGH, AA 12, 1961, 476 f., Zeilen 9–20.). PLRE 3B, 1383. 551 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,11,5 f. Vgl. Wolfram 2001, 342. 552 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,3,15; 3,19,23–29; 34 553 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,9–13; 4,35,37. 554 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,12,50–54. 555 Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 371. 556 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,2,10 f.; 4,33,6. 557 Vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 9,25. PLRE 2,265–268. 558 Schäfer 1991, 7 f.; insbes. 8, Anm. 39.

164 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Rangsystem zu verorten. Ohne den senatorischen Rang wären die bedeutenden duces aus römischer Sicht nur Föderatenoffiziere ohne Bürgerstatus, Ahnen oder im cursus honorum erworbene Meriten gewesen. Als viri sublimes oder spectabiles waren sie jedoch in die römische Hierarchie implementiert. Die Herkunft der duces und Heerführer ist mit wenigen Ausnahmen der Ostgotenverband. Nach den Namen zu urteilen waren die meisten zudem Goten.559 Als Ausnahmen sind Bleda zu nennen, der einen hunnischen Namen trug,560 sowie die beiden Römer Cassiodor und Servatus,561 wobei diese beiden Sonderfunktionen hatten. Unter den gotischen Heerführern waren einige eng mit den Königen verwandt. Ebrimuth war Schwiegersohn des Theodahat,562 Ildibad Neffe des Westgotenkönigs Theudis,563 Ulitheus Onkel des Witigis,564 Uraias Neffe des Witigis565 und Totila war ein Verwandter des Ildibad.566

559 Ara: Reichert 1987, s. v. Ara, 56. Asinarius: Reichert 1987, s. v. Asinari 1, 79; Schönfeld 1911, 33; PLRE 3A, 136. – Ebrimuth: Reichert 1987, s. v. Ebremud, 243; Schönfeld 1911, s. v. Evermud, 84; PLRE 3A, 433 f. – Gibal: Reichert 1987, s. v. Gibal, 353 f.; Schönfeld 1911, s. v. Gival, 110; PLRE 3A, 535. – Gripas: Reichert 1987, s. v. Grip, 389 f.; Schönfeld 1911, 114; PLRE 3A, 557. – Guduin: Reichert 1987, s. v. Gudvin, 393; Schönfeld 1911, 115; PLRE 3A, s. v. Guduin 2, 562. – Ibba: Reichert 1987, s. v. Ibb, 440; Schönfeld 1911, 145; PLRE 2, 585. – Ildibad: Reichert 1987, s. v. Hildibad, 427 f.; Schönfeld 1911, s. v. Hildibadus,136; 614 f. – Indulf: Reichert 1987, s. v. Hildulf 2, 431; Schönfeld 1911, 146; PLRE 3A, 618 f. – Markias: Schönfeld 1911, 146; PLRE 3B, 823 f. (bei Reichert 1987. nicht erwähnt) – Pissas/Pitzas/Pitzias: Reichert 1987, s. v. Pitz/Pitzi, 541 f.; Schönfeld 1911, s. v. Pitzia, Pitza, 180; PLRE 2, 886 f.; PLRE 3B, 1042. – Rekimund: Reichert 1987, s. v. Recimund, 562; Schönfeld 1911, s. v. Recimundus, 187. (ist in der PLRE nicht erwähnt) – Ruderich: Reichert 1987, s. v. Ruderic, 576 f.; Schönfeld 1911, s. v. Ruderichus, 195; PLRE 3B, s. v. Rudericus, 1096 f. – Sinderith: Reichert 1987, s. v. Sinderith, 611; Schönfeld 1911, 207; PLRE 3B, 1154. – Skipuar: Reichert 1987, s. v. Scipuar, 591 f.; Schönfeld 1911, s. v. Scipuar, 200; PLRE 3B, s. v. Scipuar, 1118.  – Theudis: Reichert 1987, s. v. Thiudis, 696 f.; Schönfeld 1911, 234 f.; PLRE 2, 1112. – Totila: Reichert 1987, s. v. Totil 2, 707–713; Schönfeld 1911, 240 f.; PLRE 3B, 1328–1333. – Tuluin: Reichert 1987, s. v. Tuluin, 724; Schönfeld 1911, s. v. Toluin, 240; PLRE 2, 1131–1133. – Uliaris: Reichert 1987, s. v. Uliaris, 734 f.; Schönfeld 1911, s. v. Viliarit, 265; PLRE 3B, s. v. Viliaris 2, 1388 f. – Uligisalus: Reichert 1987, s. v. Uligisal, 735; Schönfeld 1911, 246; PLRE 3B, 1390.  – Ulitheus: Reichert 1987, s. v. Ulithe, 735 f.; Schönfeld 1911, 246; PLRE 3B, s. v. Vlitheus 1, 1390. – Unilas: Reichert 1987, s. v. Unil, 737; Schönfeld 1911, s. v. Hunila, 142 f.; PLRE 3B, 1392. – Uraias: Schönfeld 1911, s. v. Wraja, 271; PLRE 3B, 1392 f. – Wakimus: Schönfeld 1911, s. v. Vacimos, 249; PLRE 3B, s. v. Vacimus, 1350. – Wakis: Schönfeld 1911, s. v. Wacca, 248 f.; PLRE 3B, s. v. Vacis, 1350. – Wilitancus: Schönfeld 1911, 266; PLRE 2, 1167. – Witigis: Schönfeld 1911, s. v. Vitigis, 269 f.; PLRE 3B, s. v. Vitigis, 1382–1386. 560 Reichert 1987, s. v. Bled 3, 143 f.; Schönfeld 1911,51; PLRE 3A, 233. 561 Schmidt (1925, 130) hält ihn weniger für einen Römer als vielmehr für ein Mitglied der einheimischen Bevölkerung. 562 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,8,3; Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 60 (308 f.); Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 370. 563 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,30,3–15. 564 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,10,1 f. 565 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,12,36 f. 566 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,2,11.



Ostgoten 

 165

Die Entwicklung des dux vom Funktionsträger zum Amt ist aufgrund der Quellenlage und kurzen Existenzdauer des geordneten Ostgotenreiches in Italien kaum fassbar. Vor der Einrichtung des italischen Territorialreiches sind kaum duces belegt, doch nach 500 steigt ihre Anzahl schnell an. Sie übernahmen die unmittelbare Führung, Versorgung und Verwaltung der Krieger und entlasteten den König, der ein deutlich ausgeweitetes Aufgabenspektrum hatte. Theoderich war in seiner doppelten Stellung als König der Ostgoten und de-facto Kaiser der wichtigste Garant für die Stellung und Absicherung des ostgotischen Verbandes und nur wenn er seine Aufgaben zur Zufriedenheit der Römer wahrnahm, konnten die steuerlichen Belastungen durch die Versorgung der Ostgoten gerechtfertigt werden. Die Geschäfte, für die Theoderich keine Zeit mehr hatte, oblagen nun den duces. Da der dux-Titel bereits in seiner Herrschaft sehr häufig auftritt, scheint er sich schnell unter den Römer und lateinisch sprechenden Goten etabliert zu haben. Seine unterschiedslose Verwendung für verschiedene Hierarchieebenen von Heerführern und in unterschiedlichen Regionen des Reiches ohne erklärende Epitheta zeigt jedoch, dass der Terminus keine feste Position bezeichnete. Zudem ist keine normierte Amtsdauer zu erkennen, ebenso wenig wie ein verbindlicher cursus honorum. Ein schwerwiegendes Problem für die Analyse des ostgotischen dux ist seine Existenz neben dem römischen Ämterapparat. Die interne Organisation des Ostgotenverbandes ist auch während der Zeit des italischen Reiches weitgehend unklar. In den Quellen, allen voran Cassiodors variae, treten zumeist nur römische Ämter in Erscheinung. Ausnahmen sind neben den duces nur die saiones. Dass kein gotischer Terminus für die Stellung der duces verwendet wurde, unterstützt die Annahme, dass diese Positionen erst auf römischem Boden entstanden. Um den Goten, die als duces des Ostgotenreiches keine Stellung im römischen Ämterapparat hatten, trotzdem den entsprechenden sozialen Rang zu verschaffen, wurden ihnen senatorische Würden sowie bisweilen comitivae primi ordinis verliehen.567 Die Befugnisse der duces erstreckten sich, soweit erkennbar, zwar mitunter auch auf die Frauen des Ostgotenverbandes, nicht jedoch auf römische Bürger. Das Verhältnis von römischem und ostgotischem dux ist eindeutig das zweier unterschiedlicher Positionen. Die höchsten ostgotischen duces erscheinen als Oberkommandierende mobiler Armeen, deren Zuständigkeitsbereiche offenbar nicht durch Provinzgrenzen definiert waren. Als Amtsträger sind ausschließlich Goten überliefert. Ihre Amtsdauer ist unklar und war offenbar variabel. Hingegen waren die römischen duces in der militärischen Hierarchie weit niedriger eingestuft, in festen Regionen eingesetzt und hatten ihre Stellung für eine feste Amtsdauer inne. Die Namensgleichheit beider Positionen ist nicht auf eine Vorbildwirkung der römischen duces zurückzuführen.568 Vielmehr dürfte sich die Bezeichnung schlicht aus der Funk-

567 Vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,12. Wolfram 2001, 290–294. 568 Mommsen (1889, 503) formuliert dies bereits für den dux Ibba.

166 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

tion der von Theoderich eingesetzten Heerführer ableiten lassen, deren Position die antiken Autoren wiedergeben mussten. Mit zunehmender Institutionalisierung des ostgotischen ducatus hätte sich dieser dem römischen Amt möglicherweise angenähert, doch angesichts der relativ kurzen Friedensperiode des Ostgotenreiches ist ein solcher Wandel nicht anzunehmen. Terminologische Schwierigkeiten bei antiken Autoren Eine Analyse der Entwicklung von mit bestimmten Titeln versehenen Positionen ist in hohem Maße auf die terminologische Genauigkeit der Quellen angewiesen. Leider werden die wenigsten Autoren diesem Anspruch gerecht, was unterschiedliche Ursachen hat. Im Falle der Ostgoten sind die wesentlichen Quellen die variae Cassiodors, die Getica des Jordanes und der Gotenkrieg Prokops. Am verlässlichsten sind die Angaben in den variae Cassiodors anzusehen. Aufgrund der Quellengattung der Urkunden, seiner unmittelbaren Nähe zum Geschehen und seiner Kenntnis des römischen Ämterapparates ist seinen Angaben am ehesten zu trauen. Insbesondere die später den Schreiben hinzugefügten Kopfzeilen verdienen Beachtung, da sie keinen literarischen Zwängen unterlagen und deswegen die Gefahr der variatio oder anderer verzerrender Stilmittel gering ist. Den Angaben Jordanes‘ wird wegen seiner Nähe zum Werk Cassiodors eine hohe Zuverlässigkeit zugestanden. Jedoch muss trotzdem die Tendenz seiner, oder auch Cassiodors, Gotengeschichte beachtet werden. Eines seiner Ziele besteht in der Hervorhebung der Amaler als der einzig legitimen Linie von ostgotischen Königen.569 Zu den einfachsten Werkzeugen, gegebene Informationen zu färben, gehört die gezielte Verwendung bestimmter Termini. Hierbei sei vor allem die bewusste Verwendung von rex erwähnt, ebenso wie die mögliche Verwendung von comes statt dux, um einem Feldherren weniger Ruhm zuzugestehen und ihn zugleich in die Nähe des Königs zu rücken. Eine der offiziellen Titulatur entsprechende Verwendung der Begriffe ist bei Jordanes nicht anzunehmen. Der griechisch schreibende Prokop bereitet andere Probleme. Aus seinem Umgang mit den Ämternamen und Titeln lässt sich außer der bewussten Verwendung von ἡγεμών für Theoderich und des Vezichts auf βασιλέυς kaum ein Muster ableiten.570 Die Bezeichnung als στρατηγός nutzt er nur zweimal, doch handelt es sich bei ihnen nicht um besonders herausragende Kommandeure.571 Die restlichen militärischen Funktionäre werden als ἄρχοντες bezeichnet, wobei dieser Titel Anführer unterschiedlichster Ebenen zwischen Abteilungskommandant und König bezeichnete. Andere Heerführer, wie der bedeutende Markias, werden überhaupt nicht mit

569 Tönnies 1989, 107 f.; Christensen 2002, 82. 570 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 1,1,26. 571 Skipuar, Gibal und Indulf: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,23,10. bzw. Teja: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,26,22–25.



Langobarden 

 167

einer Bezeichnung versehen. Auch gibt es viele Passagen, in denen Prokop über unabhängig agierende Heere von teilweise erheblicher Größe berichtet, aber keinen Anführer nennt. Gleiches gilt in den Fällen, in denen Totila das Hauptheer für kurze Zeit verließ. Insgesamt scheint es, als habe Prokop der internen Rangfolge und der Ämterterminologie keine Bedeutung beigemessen. Vom terminologischen Standpunkt aus sind seine Berichte über den Gotenkrieg praktisch wertlos.

6.3 Langobarden Aus dem Langbardenreich ist eine größere Anzahl von duces überliefert als bei den zuvor betrachteten West- und Ostgoten. Sie lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, nämlich einerseits die der Po-Ebene Norditaliens zusammen mit Perugia und Piombino sowie andererseits die von Friaul (Forum Iulii), Spoleto und Benevent. Letztere herrschten über größere Gebiete und agierten insbesondere nach dem Interregnum von 574 bis 584 selbständiger als die duces der ersten Gruppe. Bevor auf die Geschichte der langobardischen duces seit dem Einmarsch in Norditalien eingegangen werden kann, muss jedoch noch ein kurzer Blick auf die Situation in Italien nach dem Sieg über die Ostgoten geworfen werden. Es folgen drei Abschnitte, die die Geschehnisse vor, während und nach dem Interregnum zum Inhalt haben. Im Anschluss werden die drei bedeutenderen ducatus in Friaul, Spoleto und Benevent vorgestellt. Dem Edictus Rothari ist ein eigenes Kapitel gewidmet, da es anders als die Gesetzeswerke aus den übrigen Reichen wertvolle Informationen über duces enthält. Danach werden kurz die möglichen römischen Einflüsse und Vorbilder betrachtet, gefolgt von zwei Kapiteln über weitere Heerführer und Stadtkommandanten des Langobardenreiches sowie eine versuchsweise chronologische Einordnung des dux-Titels.

6.3.1 Das nachgotische Italien und die Langobarden bis zum Interregnum Mit dem endgültigen Sieg über die Ostgoten im Jahr 552 und der Abwehr angreifender Franken und Alemannen im Jahr darauf war die römische Herrschaft in Italien wieder etabliert. Das Kernland des früheren Weströmischen Reiches war zu einem Teil des Oströmischen Reiches geworden. Die Reorganisation und Verwaltung der Provinzen oblag Narses, der als Statthalter fungierte. Die rechtliche Basis für die Ordnung Italiens stellt die 554 von Justinian erlassene pragmatische Sanktion dar.572 Darin bestätigte der Kaiser die Gültigkeit der von Theoderich, Athalaricus, Amalasuntha und

572 Demandt 2007, 246. Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7.

168 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Theodahat erlassenen Verordnungen.573 Die durch Totila vorgenommenen Schenkungen wurden jedoch als nichtig betrachtet.574 Durch das Gesetz sollten die Situation vor dem Herrschaftsantritt Totilas und die innere Ordnung der Provinzen wieder hergestellt werden.575 Im Folgenden soll die Verwaltung der civitates und Provinzen Ita573 Ut omnia firma sint, quae Amalasuinta vel Atalaricus vel Theodatus concesserunt. / Pro petitione Vigilii venerabilis antiquioris Romae [episcopi] quaedam disponenda esse censuimus ad utilitatem omnium pertinentia, qui per occidentales partes habitare noscuntur. Inprimis itaque iubemus, ut omnia quae Atalaricus vel Amalasuinta regia mater eius vel etiam Theodatus Romanis vel senatu poscente concesserunt, inviolabiliter conserventur. […] Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7,1. Mit Ausnahme der Schenkung des Theodahat an Maximus, die zur Hälfte an Liberius ging. 574 Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7,2. 575 Die übrigen Absätze des Gesetztes Justinians betreffen folgende Punkte: (3) Urkunden, die in den Wirren des Krieges verloren gegangen waren, sollten weiterhin gültig sein. (4) Besitz eines infolge des Krieges Abwesenden ist an diesen zurückzugeben. Sollte der Besitzer verstorben sein, geht der Anspruch auf die Erben über. (5) Was unter Totilas Herrschaft aus Angst an einen Amtsträger verkauft worden ist, kann unter Rückerstattung des Preises wieder zurückverlangt werden. (6) Die Verjährungsfrist besteht weiterhin, jedoch darf die Zeit ab adventu tyrannorum nicht mit einberechnet werden. (7) Rechtmäßige Verträge aus der Zeit der Besetzung der Stadt Rom bleiben in Kraft. (8) Die Besitzstandsverhältnisse der Zeit vor Machtantritt Totilas sind wiederherzustellen. (9) In den Provinzen sollen fortan nicht mehr höhere Würdenträger, sondern die iudices provinciarum für die Steuererhebung zuständig sein. Sie sollten dabei beachten, dass jeder Schaden, der bei der Eintreibung entsteht, ersetzt wird. Jedoch sind die hohen Beamten auch dazu aufgefordert, die iudices zur korrekten Ablieferung der Steuern aufzufordern. (10) Die Steuerzahlung ist wie üblich vorzunehmen. (11) In Italien sollen die Reichsgesetze (Ostroms) verbreitet werden und Geltung besitzen. (12) Die iudices provinciarum sollen fortan von den Bischöfen und primates aus der Region, die sie regieren werden, gewählt werden. Es soll auf eine tadellose Amtsführung in früheren Positionen geachtet werden und sollten sie sich in vergangenen Zeiten Güter widerrechtlich angeeignet haben, so seien diese zu ersetzen. (13) Wenn nach der Vertreibung der Feinde jemand eine herrenlose Herde in seinen Besitz übernommen hat, dann ist diese dem ursprünglichen Besitzer zurückzugeben abzüglich dessen, was dem Finder gebührt. Ist kein Besitzer ausfindig zu machen, sollen die Herden unter den Geschädigten derselben Provinz gerecht verteilt werden. (14) Wem bei Steuereintreibung oder sonstigen Abgaben zuviel genommen wurde, dem ist es zurückzuzahlen. (15) Bei Sklaven, die freie Frauen, oder Sklavinnen, die freie Männer während der gotischen Tyrannis geheiratet haben, sollten sich die Freien trennen dürfen. Kinder aus solchen Ehen sollten den Stand der Mutter erhalten. (16) Sklaven und Kolonen seien den Eigentümern zurückzugeben. (17) Ehen, die mit Nonnen geschlossen wurden, müssen wieder geschieden werden. (18) Naturalien, die in einer Provinz im Überfluss vorhanden sind, müssen von Abgabenpflichtigen abgekauft werden, der Preis ist festzusetzen. Zudem darf der Schiffsverkehr nicht behindert werden, damit das Heer ernährt werden kann und die Abgabenpflichtigen ihre Güter verkaufen können. (19) Maße und Gewichte sollen einheitlich sein. Die Standards wurden dem Papst übergeben. (20) Alte solidi müssen weiterhin angenommen werden. (21) Baumaterial oder Zierelemente, die entwendet wurden, sind zurückzugeben. Wurden sie schon verbaut, ist ihr Gegenwert zu ersetzen. Urkunden, die abhanden gekommen sind, sollen an den Besitzer zurückgehen. Sollte eine Urkunde zerstört sein, sei vom Gegenstück ein Duplikat anzufertigen und dem Geschädigten zu übergeben. Wer eine Urkunde schädigt oder verändert, muss es dem Geschädigten ersetzen. (22) Annonae, die Theoderich zu geben pflegte, sollen weiterhin gegeben werden, auch an Rhetoren, Grammatiker, Ärzte und Juristen, um die Ausbildung der Jugend zu gewährleisten. (23) In Prozessen zwischen zwei Römern oder, wenn ein Römer darin verwickelt ist, sollen iudices civiles richten, nicht jedoch iudices



Langobarden 

 169

liens in dieser Zeit kurz dargestellt werden. Da für die wenigen Jahre zwischen Kriegsende und Einmarsch der Langobarden nur wenige Quellen existieren, muss hierbei auf ältere Informationen zurückgegriffen werden. Vor der Herrschaft der Ostgotenkönige waren in den Provinzen des Reiches Statthalter mit unterschiedlichen Titeln eingesetzt, deren Aufgaben rein ziviler Natur waren.576 Die Städte wurden durch den ordo decurionum577 sowie die Stadtmagistrate (Aediln, Quaestoren, Duumvirn, Quattuorvirn oder Quinquennalen)578 verwaltet. Hinzu kamen seit dem zweiten Jahrhundert curatores rei publicae,579 die teilweise die Aufgabe der Magistrate übernahmen. In Italien kam im vierten Jahrhundert der defensor civitatis hinzu, der gewählt wurde und den Schutz der Bevölkerung vor Willkür der Obrigkeit gewährleisten sollte. Um die Mitte des fünften Jahrhunderts waren defensores in Italien jedoch nicht weit verbreitet.580 Unter den Ostgoten hatte sich an dieser Verwaltungsstruktur nicht sehr viel geändert. Noch immer war in den civitates ein ordo decurionum eingesetzt, der unter Theoderich sogar besonderen Schutz genoss.581 Ebenso gab es weiterhin duumviri oder quinquennales, sowie curatores und defensores.582 Unspezifische comites civitatum sind nur in wenigen civitates, vor allem in den nördlichen Regionen Italiens belegt.583 Anhand ihrer Bestallungsurkunde sind ihnen vorrangig jurisdiktionelle Kompetenzen zuzuschreiben.584 Hinzu kommt eine Reihe von spezifischen comites in wichtigen Städten oder bestimmten Regionen deren Aufgabenbereiche stark variierten. Umfängliche administrative und militärische Kompetenzen sind hierbei

militares. (24) Geschäfte mit dem Staat sollen bis zur Herrschaft Totilas ihre Gültigkeit behalten. (25) Öffentliche Gelder für die Instandhaltung der Stadt Rom, der Waffenwerkstätten, des Tiberbettes, des Forums, des Hafens und der Aquädukte sollen weiterhin gezahlt werden. (26) Regelungen über den Ankauf von Naturalien von Abgabepflichtigen in Kalabrien und Apulien und den Steuereinzug durch Händler. (27) Senatoren oder Bürger, die nach Byzanz reisen wollen, ebenso wie solche, die aus dem Osten nach Italien reisen möchten, dürfen nicht gehindert werden. Corpus Iuris Civilis (Mommsen/ Krüger 1889), 3, App. 7,2–27. 576 Zu den Titeln der Statthalter: Ausbüttel 1988, 108–112. Zu den Aufgaben: Ebd. 127–160. 577 Ausbüttel 1988, 7; 9–17. 578 Ausbüttel 1988, 22. 579 Ausbüttel 1988, 27–33. 580 Ausbüttel 1988, 33–40. 581 Ausbüttel 1988, 210–212. 582 Ausbüttel 1988, 212–217. Für curatores und defensores sind formulae überliefert: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,11; 12. 583 In Como (Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 2,35), Marseille (Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,34) und Arles (Vita Caesarii episcopi Arelatensis [Krusch 1896], 1,48). Auch in Ticinum sind comites belegt (Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,45; 10,29), doch da diese Stadt auch die zweite Königsresidenz der Ostgoten war (so die Beschreibung von Ticinum im Register: Wolfram 2001, 582) und im Jahr 508 während einer kritischen Phase im Krieg gegen die Franken von Theoderich als Rückzugsort genutzt wurde (Pohl 2002c, 533; Wolfram 2001, 291) kann Ticinum nicht als reguläre civitas angesehen werden. 584 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,26.

170 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nur beim comes von Syrakus zu finden.585 Was die Besetzung der Statthalterposten in den Provinzen angeht, so sind weniger Informationen verfügbar. Doch immerhin ist durch formulae belegt, dass weiterhin consulares und rectores provinciarum eingesetzt wurden.586 Die neu hinzugekommenen comites provinciarum existierten nur in den Provinzen außerhalb der Apenninenhalbinsel und Siziliens.587 Während des 17 Jahre andauernden Krieges zwischen Ostgoten und Römern hatte vor allem das Administrationssytem auf der Ebene der Regionalverwaltung oberhalb der civitates stark gelitten. Dementsprechend musste Justinian auch hier umfangreiche Neuordnungen vornehmen, wohingegen die Strukturen der civitates unverändert blieben.588 Die regionalen Verwalter waren nun iudices provinciarum589 und sollten von der munizipalen Oberschicht der primates590 zusammen mit den Bischöfen ausgewählt werden. Dabei durften nur für die Administrationsaufgabe geeignete Personen in Betracht kommen, die aus der Region stammten, die sie verwalten sollten.591 Die iudices waren wahr-

585 Formula comitivae Syracusanae: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,22. Der comes von Neapel sollte neben der Rechtsprechung auch den Handel und die Einnahme der Zölle überwachen: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,23–25. Der comes Portus urbis Romae sollte sich um die Instandhaltung der Wasserstraße bis nach Rom kümmern: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,9. Der comes Romae war für den Schutz der städtischen Bauten und Denkmäler verantwortlich: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,13. Der comes Ravennae war für die Rechtsprechung und die Einnahme von Händlerabgaben verantwortlich: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,14. Der comes insulae Curitanae et Celsinae war für die Rechtsprechung auf den größeren Inseln vor der Küste Illyriens zuständig: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,16. Curitana ist wohl mit dem bei Plinius dem Älteren (nat. hist. [Sillig 1851–1865], 3,129.) erwähnten Curictae, dem heutigen Krk (ital. Veglia) identisch (ebenso: Ensslin 1959, 192), Celsina möglicherweise mit Cres (Sirago 1992, 3, Anm. 11. Ebenso: Christie (1985, 97) der jedoch in Krk und Veglia 2 verschiedene Inseln sieht). 586 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,20; 21. 587 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 7,1. Als provinciae dieser comites nennt Cassiodor eine Pannoniae Sirmiensis comitiva sowie eine Dalmatiarum et Saviae comitiva: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,23; 3,24; 3,26. Savia, Dalmatia und Pannoniae waren unter Odoaker und Theoderich dem Reich hinzugefügt worden. Hendy 1988, 56; Ausbüttel 2003, 51; Wolfram 2001, 291. 588 Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7,8; 12; 23. 589 Die Bezeichnung iudex für den Statthalter ist nicht ungewöhnlich. Dass hier kein Richter gemeint ist, kann an seiner Aufgabe (ad locorum administrationem) abgelesen werden. 590 Sie werden im Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7,12. erwähnt. Die spätantiken primates waren mit den principales identisch und stellten die führende Gruppe im ordo decurionum dar. Es waren ehemalige Munizipalmagistrate mit den höchsten Ehrenstellungen und bedeutenden Vermögen. Ab der 2. Hälfte des 4. Jh. nahm die Stellung immer mehr die Form einer Magistratur an und sie übernahmen spezielle Aufgaben in der städtischen und staatlichen Administration. Ihre Bedeutung nahm im 4. und 5. Jh. mehr und mehr zu. Einzelnen primates fiel im 5. Jahrhundert sogar die comitiva primi ordinis zu. Ausbüttel 1988, 17–21. 591 De suffragio collatorum. / Provinciarum etiam iudices ab episcopis et primatibus uniuscuiusque regionis idoneos eligendos et sufficientes ad locorum administrationem ex ipsis videlicet iubemus fieri provinciis, quas administraturi sunt, sine suffragio, […] Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7,12.



Langobarden 

 171

scheinlich nach wie vor reine Zivilämter, ohne jegliches militärisches Kommando.592 In der Realität war den zivilen Beamten das Militär übergeordnet, das wiederum von Narses kontrolliert wurde. Ihm unterstanden de facto auch die praefecti praetorio.593 Er verwaltete Italien als patricius von Rom aus und befehligte die Soldaten, obwohl er kein offizielles Militäramt innehatte.594 Die Verteidigung der Alpenpässe wurde in dieser Zeit von den Herulern unter ihrem Anführer Sindual übernommen. Nach dem Tod Justinians putschten die im Trentino stationierten Heruler in 566/7 und erhoben Sindual zu ihrem rex. Narses ließ ihn hinrichten, nachdem der Aufstand nach kurzer Zeit niedergeschlagen war.595 Somit ist klar, dass noch weitere Einheiten unter byzantinischem Befehl in Italien lagerten. Wo sie stationiert waren, ist jedoch nicht zu sagen. Die offizielle Vereinigung der zivilen und militärischen Spitzenpositionen im mächtigen Exarch von Ravenna geschah erst später durch Maurikios.596 Da die Langobarden schon im Jahr nach der Niederlage der Heruler einmarschierten, kann ausgeschlossen werden, dass die Verteidigung bereits wieder aufgebaut worden war. Es gab bei ihrer Ankunft in der Poebene noch keine neu etablierte Verteidigungsstruktur, an der sich König Alboin bei der Ordnung seines Reiches hätte orientieren können. Der erste dux tritt kurz nach dem Eindringen des Langobardenverbandes in Norditalien auf. König Alboin setzte ihn in der Provinz Venetien ein, wo er die Nordostgrenze sichern sollte.597 Seine Wahl fiel auf Gisulf, einen Neffen.598 Dieser war zuvor sein strator (Pferdeknecht) gewesen, den die Langobarden marphais nannten.599 Ihm wurde die civitas Forum Iulii mitsamt der umliegenden Region im Osten Venetiens zugewiesen. Gisulf erreichte von Alboin die Zuweisung von einigen Familien (farae),600 die sich in seinem Zuständigkeitsbereich ansiedeln sollten. Zusätzlich erbat er vom König ausgesuchte Pferde. Gisulf verblieb über den Tod Alboins und auch seines Nachfolgers Clephs im Jahr 574 hinaus in seiner Position. Sein Todesjahr ist nicht bekannt, doch

592 Die militärische Funktion war ihnen im 3. Jh. aberkannt worden, wodurch die Statthalter Zivilbeamte wurden und auch blieben: Ausbüttel 1988, 128–130. 593 Wickham 1989, 26 f. 594 Vössing 2002, 555 f. Zu dieser Zeit lag auch die zivile Verwaltung schon einige Zeit brach. Es wurden keine Konsuln mehr ernannt und der römische Senat war nicht wieder aufgestockt worden. Pohl 2000, 564. Vgl. Demandt 2007, 245 f.; Browning 1981, 200 ff. 595 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 2,7,9; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 566. Steinacher 2017, 157–160. 596 Wohl um 584. Vgl. Diehl 1888, 17–23. [Reprint von 1972] 597 Paulus erwähnt explizit die Region Venetien als die schwächste Stelle in der natürlichen Verteidigung Italiens. Westlich davon würden die Alpen und an den übrigen Grenzen das Meer Angreifer fernhalten: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,9. 598 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,9. Zu Gisulf: Brozzi 1975, 27 f. 599 Schwarz (2009, 365, Anm. 182) löst den Terminus Marphais nach Bruckner (1895, 44) auf folgende Weise auf: mara(h) = Ross, peizan = aufzäumen. 600 fâra ist mit „Geschlecht“ oder „Familie“ zu übersetzen: Bruckner 1895, 87.

172 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

wird angenommen, er sei vor 581 verstorben.601 Die Einsetzung Gisulfs ist ein überaus ungewöhnlicher Vorgang. Bis zu jenem Moment ist in den Quellen keine vergleichbare Übertragung von militärischer Befugnis bei den Langobarden zu finden. Als Ausnahme ist das Heer anzuführen, welches 552 den Römern zu Hilfe geschickt wurde.602 Dessen nicht genannter Kommandeur war jedoch nur vorrübergehend eingesetzt und nicht für ein spezifisches Territorium zuständig. Somit war es ein innovativer Gedanke Alboins, eine eroberte Region durch einen eingesetzten dux verwalten zu lassen. Noch dazu einen Grenzabschnitt, der zugleich das Einfallstor nach Italien war. Durch dessen Sicherung war der Rücken des Langobardenverbandes gedeckt und der König konnte sich auf den weiteren Vormarsch konzentrieren. Paulus‘ Hinweis auf Venetien als Einfallstor der Apenninenhalbinsel zeigt, dass seine Funktion in Forum Iulii vorrangig militärischer Natur war, besondere militärische Verdienste Gilsulfs werden aber nicht erwähnt. Paulus beschreibt ihn allgemein als vir idoneus. Seine vorherige Funktion als strator lässt nicht zwingend auf kriegerische Erfahrung schließen. Vielmehr dürften ihn seine Nähe zum König im früheren Amt und seine Blutsverwandtschaft als Kandidaten prädestiniert haben. Alboin eroberte während seiner Herrschaft noch eine Reihe weiterer Provinzen und civitates,603 doch weder unter ihm, noch unter seinem Nachfolger Cleph sind weitere Einsetzungen von duces überliefert. In den Jahren 569/70 führten namentlich unbekannte langobardische duces Offensiven auf fränkisches Gebiet an.604 Der fränkische patricius Amatus stellte sich einem nach Gallien vorgedrungenen Heer entgegen und wurde vernichtend geschlagen. Reich mit Beute beladen kehrten die Langobarden zurück.605 Bald darauf rückten sie erneut in Richtung Gallien vor, doch nun wurden sie vom neuen patricius Mummolus geschlagen, woraufhin sie sich wieder nach Norditalien zurückzogen.606 Alboin, der 601 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,32. PLRE 3A, s. v. Gisulfus 1, 537. Sein Todesjahr ergibt sich aus der Nennung eines anderen dux von Forum Iulii im Jahr 581, seines Bruders Grasulf (PLRE 3A, s. v. Grasulfus 1, 545). Dieser wird in einem Brief des Franken Gogo erwähnt, der 581 starb, womit dieses Jahr den terminus ante quem darstellt: Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 48. Streng genommen muss dies nicht auch den Tod Gisulfs bedeuten, doch gibt es über seinen Verbleib keine weiteren Informationen. Vgl. auch: Jarnut 1972, 354, Nr. LX: Gisulfus. 602 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,26,12. Dazu s. o. im Kapitel 5.4 über die Langobarden vor dem Einmarsch in Norditalien. 603 Vincentia, Verona und die übrigen Städte Venetiens, mit Ausnahme von Patavium, Monte Silicis und Mantua (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 2,14); die Städte Liguriens mit Ausnahme der Küstenstädte (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 2,25); die Städte Tusciens, mit Ausnahme von Rom, Ravenna und den Festungen am Meer, zudem musste Pavia 3 Jahre belagert werden, bis es erobert werden konnte: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,26 f. 604 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,1–4. Schwarz 2009, 369, Anm. 238; 239. 605 Paul Hist. Lang. 3,3; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 569; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,42. Im Jahre 570 oder 571: Buchner 2000a, 254, Anm. 2. 606 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,4. Vgl. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,42. Aufgrund der Ernennung des Mummolus ist diese Schlacht in das Jahr 571 zu datieren: Schwarz 2009, 370, Anm. 241.



Langobarden 

 173

während der Jahre dieser fränkisch-langobardischen Konfrontation noch König war, wird an keiner Stelle erwähnt. Diese Einfälle werden von Paulus zwar nach dem Tod des Cleph und der Erläuterung des Interregnums erwähnt, wodurch suggeriert wird, sie hätten nach 574 stattgefunden,607 doch zeigen Parallelüberlieferungen,608 dass sie noch zur Zeit Alboins stattfanden und vermutlich gänzlich ohne Mitwirkung des Königs. Dieser war in den Jahre 569 bis 571 mit der Eroberung Norditaliens beschäftigt, wobei er sich erst Venetien, dann Ligurien, dann Tuscia und schließlich Ticinum untertan machte.609 Dass er zeitgleich Angriffe gegen die Franken angeführt hätte, ist unwahrscheinlich. Zum einen hätte er sich auf diese Weise einen weiteren Feind neben den Oströmern geschaffen, zum anderen wäre während des Feldzuges die südliche Front seines jungen Reiches entblößt worden. Die duces, die in Gallien um 570 agierten, führten ihr Heer daher höchstwahrscheinlich selbstständig und ohne Befehl Alboins. Zudem versucht Paulus durch die Abfolge seines Berichtes gezielt, die Verbindungen der langobardischen Vorstöße mit Alboin zu kappen. Unklar bleibt, ob die erwähnten duces nur als vorübergehende Heerführer verstanden werden müssen, oder ob sie wie Gisulf in den civitates des Nordwestens eingesetzt worden waren. Beim Herrschaftswechsel von Alboin zu Cleph wird erstmals der Einfluss der langobardischen Oberschicht auf die Stellung des Königs deutlich. In Paulus‘ Bericht über die Ermordung Alboins im Jahr 572 trägt dessen Frau Rosimund die Schuld. Als er sie aus dem Schädel ihres Vaters trinken ließ, habe sie das so sehr verletzt, dass sie mit anderen Personen am Hofe des Königs ein Mordkomplott schmiedete, dem Alboin zum Opfer fiel.610 Paulus übergeht hier wohl ein wichtiges Detail. Zuvor war dem Langobardenverband unter Alboin schnell die Eroberung großer Bereiche Norditaliens gelungen. Pavia jedoch leistete den Belagerern über drei Jahre hinweg Widerstand,611 was sicherlich nicht zur Festigung der Herrschaft Alboins beitrug. In der Zwischenzeit war dem König wohl bewusst geworden, dass die kontinuierliche Ausplünderung

607 Die langobardischen Offensiven sind ab Beginn des 3. Buches genannt (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 3,1–4), Clephs Tod und das Interregnum am Ende des 2. Buches (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 2,31 f.). 608 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,42; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 569. 609 Venetien: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,12. Ligurien: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,25. Tuscien: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,26. Pavia: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,27. Vgl. Jarnut 1982, 34 f. 610 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,28. Paulus bediente hier vielleicht das „biblischen Klischee von der Femme fatale als Urheberin allen Unheils“: Schwarz 2009, 386, Anm. 402. Die zitierte Anmerkung ist auf die Witwe Gisulfs bezogen, die angeblich aus Liebe den Awaren die Tore der Stadt Forum Iulii geöffnet habe (s. u.). Ebenso kann dieser Topos hier angewendet worden sein. In der Überlieferung sei Rosimund erst nach und nach in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt: Fröhlich 1980, 69 f. 611 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,26.

174 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

und Verheerung des Landes der Akzeptanz der langobardischen Herrschaft durch die Römer abträglich war. Als er nach drei Jahren in Pavia einmarschierte, verbat er daher seinen Kriegern, wie sonst üblich die Stadt auszuplündern.612 Dieser Strategiewandel führte wohl zu Unmut bei den beutegewohnten Langobarden und den darauf angewiesenen Gefolgschaftsführern, die daraufhin seine Absetzung betrieben.613 Als sein Mörder Helmichis selbst König werden wollte, wurde er von entscheidenden Kreisen nicht akzeptiert, und es folgte Cleph auf den Thron.614 Dieser war zuvor selbst dux gewesen, bevor er Alboins Nachfolge antrat.615 Er gehörte der bedeutenden Familie der Beleos an616 und war ein nobilissimus vir.617

6.3.2 Das Interregnum und die Zeit bis zum Edictus Rothari Als Cleph verstorben war, wurde kein neuer König bestimmt und die duces verblieben in ihren jeweiligen civitates. Während des Interregnums hatten sie die höchste Stellung im Langobardenverband inne.618 Unter civitates müssen hierbei die Städte mitsamt den umgebenden Regionen verstanden werden,619 ähnlich wie es bei Gisulf in Forum Iulii der Fall war, nur weniger ausgedehnt.620 Paulus skizziert ihre Herrschaft in einer kurzen Passage.621 Sie hatten in den Städten offenbar Terrorregime errichtet, in denen viele römischen nobiles ermordet, der Bevölkerung hohe Abgaben nach dem Hospitalitätsprinzip abverlangt und Kirchen und Geistliche beraubt und geschändet wurden.622 Paulus nennt in dieser Zeit des Interregnums namentlich die fünf duces Zaban in Ticinum, Wallari in Bergamum, Alichis in Brexia, Ewin in Tridentum, Gisulf

612 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,27. 613 Diesen Deutungsvorschlag lieferte auch G. Berndt in seinem Vortrag „Kampf. Beute. Ehre. Warlords und ihre Kriegergruppen im frühen Mittelalter“ im Panel „Aufstieg und Fall frühmittelalterlicher Warlords“ am 24.9.2014 auf dem Historikertag in Göttingen. Vgl. Fröhlich 1980, 69. 614 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,29; 31. Fröhlich 1980, 70–75. 615 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), ad a. 573,1. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/ Waitz 1878), 2,31. 616 Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 6. Jarnut 1982, 36; Beck/Wenskus 1975, 207. Die PLRE (3A, 318) identifiziert Beleos hingegen als den Namen der Stadt, über welche der dux geherrscht haben soll. 617 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,31. 618 Vgl. Jarnut 1982, 38 f. 619 Ebenso im Weströmischen Reich der Spätantike: Ausbüttel 1988, 6. 620 Dies ergibt sich aus der Nähe und geografischen Verteilung der duces, die zu nahe beieinander lagen, um größere Gebiete unter ihrer Kontrolle haben zu können. Vgl. Karte 9. 621 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,32. Die duces scheinen die auf diese Weise das Schreckensregime Clephs fortgeführt zu haben: vgl. Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), ad a. 573,1. 622 Speziell zu den Abgaben und zur Behandlung der römischen nobiles: Jarnut 1982, 49 f.; Goffart 1980, 184–205.



Langobarden 

 175

in Forum Iulii und erwähnt, dass es noch 30 weitere duces in den civitates gab.623 In wenigen Handschriften ist die Namensliste um den dux Alboin in Mediolanum ergänzt,624 wobei die Zuverlässigkeit dieser Information strittig ist.625 Paulus nannte hier wohl nur die aus seiner Sicht wichtigsten duces im Norden Italiens mit Namen.626 Die meisten treten später nochmals in Erscheinung. Aus den Quellen ist jedoch noch eine Reihe weiterer duces namentlich bekannt.627 Die duces Amo, Zaban und Rodan fielen zeitgleich im Jahr 574 in Gallien ein, um dort zu plündern.628 Amo zog bis zur Villa Machao bei Avignon, von dort nach Arles, wo er Vieh und Menschen entführte. Aquensis verschonte er gegen eine Zahlung von 22 Pfund Silber. Zaban, der Valentia belagerte, und Rodan, der vor Gratianopolis lag, beraubten auf gleiche Weise das Land. Als erster wurde Rodan angegriffen und geschlagen. Verletzt zog er sich mit 500 Mann zu Zaban zurück. Zusammen marschierten sie Richtung Heimat, wurden jedoch bei Ebredunensis von einem fränkischen dux gestellt und geschlagen. Die Überlebenden zogen sich über das römisch besetzte Sigusium in die von ihnen beherrschten Gebiete (propria bei Gregor) zurück. Amo hingegen konnte unbehelligt abziehen, doch musste er wegen schweren Schneefalls einen großen Teil seiner Beute zurücklassen. Auch wenn alle drei duces lebend nach Italien zurückkehrten, sind keine weiteren Information über ihren Verbleib überliefert.629 Die Heere der duces werden von Paulus explizit als exercitus bezeichnet.630 Fredegar erwähnt noch einen weiteren Angriff durch die langobardischen duces Taloardus und Nuccio, der nicht viel später stattfand.631 Auch dieses Unternehmen wurde durch ein fränkisches Heer gestoppt, wobei bis auf 40 Mann alle starben.

623 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,32. Claude 1986, 306. Fredegar (chron. [Krusch 1888], 4,45) nennt 12 duces. Wenngleich in der Forschungsliteratur vorrangig Paulus‘ Angabe genannt wird, sind am Ende beide Zahlen nicht nachprüfbar. 624 MGH SS rer. Lang. 1, 90, Anm. d. Auch der Name Alloni kommt vor (vermutlich ein Fehllesung). Jarnut (1972, 394, Nr. IV) nennt ihn Alboin. 625 Dazu: Jarnut 1972, 394, Anm. 505. 626 Die ebenfalls aus dem Interregnum bekannten Faroald und Zotto herrschten in Spoletium und Benevent und damit weit südlicher als die übrigen duces (Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,13; 33. s. u.). Warum Paulus ausgerechnet diese beiden verschwieg, ist unklar. 627 S. u. in der Zusammenfassung der Zeit des Interregnums. 628 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,8; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,44; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68. Die Berichte von Paulus und Gregor decken sich im Wesentlichen. Fredegar hingegen nennt lediglich die schwere Niederlage und erwähnt nicht das Überleben bzw. den Abzug des Heeres Amos. 629 PLRE 3A, s. v. Amo, 57; PLRE 3B, s. v. Rhodan, 1085; s. v. Zaban, 1409. 630 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,1. Vgl. PLRE 3B, s. v. Nuccio, 950; s. v. Taloardus, 1215. 631 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68. Weder Gregor noch Paulus erwähnen diese Aktion oder die Namen der duces.

176 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Im Jahr 575 starteten die Franken eine Gegenoffensive und drangen in das Gebiet um Tridentum in Norditalien ein, wo das castrum Anagnis auf ihre Seite wechselte.632 Daraufhin zog Ragilo, der comes Langobardorum von Lagare, gegen Anagnis und plünderte den Ort. Auf dem Rückweg wurde sein Heer durch den fränkischen dux Chramnichis überfallen, wobei Ragilo und viele seiner Männer starben. Daraufhin zog Ewin, der langobardische dux von Tridentum, der beim Beginn des Interregnums bereits von Paulus erwähnt worden war, gegen die fränkischen Truppen, vernichtete sie, nahm die Beute an sich und stellte die langobardische Herrschaft über seine Region wieder her. Lagare, heute Vallagarina, liegt nur wenige Kilometer südlich von Trient im Etschtal. Anagnis ist wohl mit dem heutigen Nanno im Nonstal identisch633 und liegt 30 Kilometer nördlich der Stadt. Somit war Ragilo an Ewins Sitz vorbei marschiert, um Anagnis anzugreifen. Die Strafaktion des dux und sein Erfolg zeigen, dass seine Truppen denen des comes Ragilo überlegen waren und er ihm zudem übergeordnet war, möglicherweise, angesichts der geographischen Nähe, sogar Befehlsgewalt über ihn hatte. Auch wird die Nähe des Frontverlaufes zwischen Langobarden und Franken deutlich. Die Angreifer waren aus den nördlich gelegenen Gebieten der Baiuwaren gekommen, die bereits seit 555 eine enge Verbindung zum Frankenreich hatten.634 Doch ist auch eine Annäherung des bayerischen dux an die Langobarden erkennbar. In der Zeit dieses Konfliktes heiratete der dux Ewin die Tochter des Königs der Baiuwaren Garibald.635 Er begann als eigenständiger Herrscher Verbündete zu suchen und dauerhafte Allianzen zu schmieden. Später tritt Ewin unter König Authari erneut in Erscheinung und verblieb bis zu seinem Tod im Jahre 595 in seiner Stellung.636 Aus der Beschreibung der Bestattung des Bischofs Cerbonius von Populonia, ist ein weiterer dux überliefert.637 Grimarit, als dux crudelissimus bezeichnet, beherrschte in der Zeit um den Tod des Cerbonius im Jahr 575 die Gegend.638 Möglicherweise war er dux von Populonia oder auch von Lucca weiter im Norden.639

632 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,9. Zur Datierung: Schwarz 2009, 370, Anm. 253. 633 In der RE noch als Nano bezeichnet: M. Ihm, RE I.2, s. v. Anagnis, 1894, 2025. 634 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,9; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21. 635 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,10. 636 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,27; 4,1; 4,10. Schwarz 2009, 381, Anm. 353; PLRE 3A, s. v. Eoin, 443 f. 637 Greogor der Große, dial. (Migne 1896), 3,11,6. Jarnut 1972, 359, Nr. LXVII. 638 Stadler/Heim 1975, s. v. (1) S. Cerbonius, 595 f. 639 Jarnut (1972, 359, Nr. LXVII) bezieht sich hier auf Schneider (1914, 116 f.), der nachwies, dass Populonia zum Dukat Lucca gehörte. Jedoch gibt Schneider explizit an, dass diese Zugehörigkeit erst im späteren 8. Jh. zu belegen ist. Angesichts der bedeutenden Grenzverschiebungen der Dukate im und kurz nach dem Interregnum, kann die Situation des 8. Jh. nicht ohne weiteres auf 575 rückprojiziert werden. Bei der Hinzurechnung von Populonia zum Dukat Lucca ist daher Vorsicht geboten. Die PLRE (3A, s. v. Grimarit, 556.) nennt keine ihm zugehörige civitas, sondern nur „present near Populonia when Bishop Cervonius was buried there“.



Langobarden 

 177

Um das Jahr 584 plünderte der dux von Spoletium Faroald Ravennas Hafenstadt Classis.640 Er war der erste dux der Stadt und mindestens seit 571 in dieser Stellung.641 In Spoletium war Faroald in einer exponierten Lage, weit südlicher als die meisten duces, die sich im Wesentlichen in der Poebene eingerichtet hatten.642 Die Eroberung der Stadt hatte den Langobarden vermutlich wenig Mühe bereitet, da ihre Mauern im Krieg gegen die Ostgoten zum Großteil geschleift und später nur notdürftig wiederhergestellt worden waren.643 Eine (vielleicht vorübergehende) Kooperation mit den Römern liegt ebenfalls im Bereich des Möglichen, ist jedoch nicht sicher zu belegen.644 Faroald blieb bis spätestens 591 dux von Spoletium, dem Jahr, in dem sein Nachfolger Ariulf belegt ist.645 Authari, der Sohn des letzten Königs Cleph, der am Ende des Interregnums zum neuen König gewählt wurde, war wie sein Vater zuvor dux gewesen.646 Seine civitas ist nicht bekannt. Fredegar berichtet, zur Zeit seiner Wahl im Jahr 584 habe sich ein anderer dux Autharius auf die Seite der Römer geschlagen.647 Wahrscheinlich ist er mit Auctarit identisch, der in einem Brief Gregors aus dem Jahr 592 erwähnt wird.648 In jenem Jahr hatte er erneut die Seiten gewechselt und kämpfte zusammen mit Nordulf und Ariulf, dem dux von Spoletium, gegen die Römer.649

640 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,13. Die Datierung ergibt sich aus dem Epitaph des Droctulfus ([…] Inde etiam, retinet dum Classem fraude Faoaldus, / Vindicet ut Classem, classibus arma parat. […] Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,19. Z. 15 f.): PLRE 3A, s. v. Faroaldus, 478; s. v. Droctulfus 1, 425–427. Anhand der Ereignisse im Bericht des Paulus ist das Unternehmen nicht zu datieren: Schwarz 2009, 372, Anm. 372. 641 Faroald ist vermutlich nicht später als Zotto in seine Position gekommen. Dieser war seit 571 dux im viel weiter südlich gelegenen Benevent. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,18. 642 Vgl. Karte 9. 643 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,23,3–7; 4,33,9. 644 So auch: Jarnut 1982, 37. Dieser hält eine Mischung aus kriegerischem Vorrücken und zeitweiliger Kooperation für die wahrscheinlichste Lösung. Bertolini (1965, 228) erwähnt keine Zusammenarbeit. Delugo/Guillou/Ortalli (1980, 18 f.) geben an, dass einige der duces, insbesondere Lucca, Chiusi, Classe und Spoleto durch die Römer eingesetzt worden sein könnten. Nach Gasparri (1978, 73) könnte Faroald ein Föderatenkommandant gewesen sein. Beide greifen die These von Bognetti (1967, 463) auf. 645 So: PLRE 3A, s. v. Faroaldus, 478. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,16. 646 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,45. Jarnut (1972, 345, Anm. 85) hält die Stelle für problematisch, da die Erhebung post permissum der Frankenkönige kaum glaubhaft ist. Auch Kusternig (1982, 206, Anm. 52) meint, die Erhebung sei „natürlich“ gegen Byzanz und Franken geschehen. 647 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,45. 648 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,45. Zur Verbindung von Autharius und Auctarit: Hartmann 1969, 81 f., Anm. 7; Jarnut 1972, 346, Nr. XXXII. 649 Jarnut 1972, 346, Nr. XXXII. Bei der Interpretation der Stelle bezieht sich Jarnut auf: O. Bertolini, I papi e le relazioni politiche di Roma con i ducati longobardi di Spoleto e di Benevento, in: Rivista di storia della Chiesa in Italia 6, 1952, 11 f. (non vidi)

178 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Insgesamt sind aus dem Interregnum nicht nur fünf duces namentlich bekannt, wie Paulus suggerierte,650 vielmehr können bis zu 15 genannt werden: Zaban (Ticinum), Wallari (Bergamum), Alichis (Brexia), Ewin (Tridentum), Gisulf (Forum Iulii), Grimarit (um Populonia), Amo, Rodan, Taloardus, Nuccio, Authari (später rex), Autharius/Auctarit (bei den letzten sechs sind die civitates unbekannt),651 sowie die aus späteren Erwähnungen bei Paulus bekannten Faroald (Spoletium),652 Zotto (Benevent)653 und Droctulf.654 Auch weitere, erst später erwähnte duces könnten bereits während des Interregnums amtiert haben. Eine vollständige Auflistung aller duces erfolgt in der Zusammenfassung zu den langobardischen duces. Das Interregnum endete 584 mit der Einsetzung Autharis zum rex. Im Anschluss übertrugen ihm die duces die Hälfte ihrer substantiae, sodass er seinen Unterhalt sowie den seiner obsequia und officia finanzieren konnte.655 Auch nahm er den Namen Flavius an, wie bereits Odoaker und Theoderich vor ihm, wodurch er seine Annäherung an die römische Bevölkerung ausdrückte.656 Und in der Tat sollen die Übergriffe, die Paulus zuvor beschrieb, sogleich beendet worden sein. Auch wenn der Autor es nicht ausdrücklich formulierte, zeigt die Abgabe der Vermögen, dass hinter der Wahl des Königs weniger die Langobarden allgemein, sondern vielmehr die langobardischen duces standen. Die erneute Schaffung eines Königtums war nötig geworden, weil die unabhängigen duces in ihren civitates den Truppen der Franken und Römer unterlegen waren. Auch hatte die Misshandlung der römischen Bevölkerung nicht gerade zur Festigung ihrer Herrschaft beigetragen. Durch eine übergeordnete, geeinte Führung und eine Entlastung der Romanen erhofften sich die duces eine Konsolidierung ihrer Stellung.657 Jedoch standen nicht alle duces hinter der Entscheidung. Droctulf, der sich mit den Oströmern verbündet hatte, wollte sich dem neuen König nicht unterordnen.658 Er war von Geburt Suebe und als Gefangener unter den Langobarden aufgewach-

650 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,32. 651 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,44; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,8; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68. PLRE 3B, s. v. Nuccio, 950; s. v. Rhodan, 1085; s. v. Taloardus, 1215. 652 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,13; PLRE 3A, s. v. Faroaldus, 478. 653 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,33. 654 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,18. 655 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,16; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,45. Vgl. Jarnut 1972, 345, Anm. 85; Kusternig 1982, 206, Anm. 52. 656 So auch: Schwarz 2009, 373, Anm. 286. 657 Schwarz 2009, 373 f., Anm. 287; Jarnut 1982, 39 f.; Menghin 1985, 104 f. 658 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,18. Jarnut 1982, 39. Möglicherweise fand seine Besetzung der Stadt Brixellum bereits vor der Wahl des Authari statt: PLRE 3A, s. v. Droctulfus 1, 426. Jedoch wäre bei Loyalität gegenüber dem König anzunehmen, dass er seine Unternehmung zumindest nach dessen Wahl beendet hätte.



Langobarden 

 179

sen.659 In seine Stellung als dux (ducatus honos) war er aufgrund seiner forma idoneus gekommen. Er ist der einzige langobardische dux bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes, der ausdrücklich kein Mitglied der langobardischen Oberschicht war. Wie er als Gefangener, oder vielleicht Geisel, in eine solch hohe Position aufsteigen konnte, wird nicht erwähnt. Vermutlich hat er sich seine Stellung durch militärische Erfolge erkämpft, insbesondere während des Interregnums. Nun, nach der Wahl eines neuen Königs, sah er sich vermutlich in Gefahr, weshalb er lieber die Seiten wechselte. Zumindest ein Teil seiner Krieger stand ihm dabei loyal zu Seite. Vielleicht hatten sich unter seiner Führung auch Gefangene und Romanen gesammelt, die sich gegen den König und die übrigen duces erhoben. Der dux Droctulf zog sich, durch langobardische Angriffe bedrängt, nach Ravenna zurück. Später eroberte er zusammen mit römischen Kriegern das von Faroald eingenommene Classis zurück. Er verblieb in oströmischen Diensten und tritt 587 als Feldherr in Thrakien in Erscheinung.660 In den Jahren 586 bis 588 führte der dux Ewin von Tridentum einen Feldzug im Auftrag des rex Authari nach Histria durch.661 Er konnte eine große Menge an Beutegut für den König aufbringen. Offenbar bestand schon in dieser Zeit ein angespanntes Verhältnis mit dem näher an der Halbinsel residierende dux von Forum Iulii Grasulf,662 weshalb Ewin mit dem Feldzug beauftragt wurde. In der gleichen Zeit belagerte ein anderes langobardisches Heer den römischen Kommandeur Francio auf der Insel Comacina im Comer See über eine Dauer von sechs Monaten. Jener Francio hatte sich seit der Zeit des Narses über 20 Jahre halten können und eine Menge Reichtümer angehäuft, die den Langobarden in die Hände fielen. Er selbst erhielt vom König die Erlaubnis mitsamt seiner Frau und seiner Besitztümer nach Ravenna abzuziehen.663 Da es unwahrscheinlich ist, dass der Königs selbst die Belagerung über ein halbes Jahr leitete, muss hier ein nicht erwähnter Heerführer angenommen werden. Dass dieser wiederum vom König abhängig war, ist an der Erlaubnis des Abzuges für Francio erkennbar, die von Authari erteilt wurde. Als im Jahr 589 Authari eine Tochter des Baiuwarenkönigs Garibald heiratete, wurden der dux Ewin und der rex nun miteinander verschwägert.664 Während der

659 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,18. 660 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,18 f. Paulus überliefert auch die Inschrift auf dem Ehrengrab des Droctulf vor der Kirche des St. Vitalis, in dem seine wichtigsten Taten aufgeführt wurden. Zu seinem weiteren Werdegang: PLRE 3A, Droctulfus 1, 425–427. 661 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,27. Die PLRE (3A, s. v. Eoin, 444) datiert den Feldzug 586 oder 587. 662 Siehe dazu unten im Abschnitt über die duces von Forum Iulii. 663 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,27. 664 Garibalds Tochter war zusammen mit ihrem Bruder Gundoald vor heranmarschierenden fränkischen Truppen geflohen, die ihren Vater absetzten. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. Jarnut 1982, 41. Eine früher abgeschickte Gesandtschaft zum fränkischen Königshof sollte dort um die Hand der Tochter des Childebert anhalten. Der Versuch blieb erfolglos: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,28.

180 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Hochzeit des Königs mit der Theodolinde665 wird ein weiterer dux erwähnt, der den Feierlichkeiten bei Verona beiwohnte. Es handelte sich um den Thüringer Agilulf,666 den dux Taurinensium, dem bei dieser Gelegenheit ein Wahrsager die Königswürde prophezeite.667 Schon ein Jahr später verstarb Authari in Ticinum. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der langobardische König vergiftet wurde.668 Paulus überliefert, man habe seiner Witwe Theodolinde aufgrund ihrer großen Beliebtheit die Möglichkeit gegeben, einen neuen Ehemann auszuwählen und damit den Langobarden einen neuen König zu geben, unter der Bedingung, dass der Kandidat für die Aufgabe geeignet sei. Ihre Wahl fiel auf Agilulf, den dux von Taurinorum, den Paulus als vir strenuus et bellicosus et tam forma quam animo ad regni gubernacula coaptatus bezeichnet.669 Zudem war er cognatus des früheren rex Authari.670 Die endgültige Königserhebung fand später, noch im Jahr 590, durch congregati in unum Langobardi statt, eine Versammlung aller Langobarden.671 In der kurzen Phase des Interregnums war mögicherweise ein von den Franken entsandter Romane namens Paulus als Interrex eingesetzt.672 Ewin, der dux von Tridentum, arbeitete von Anfang an eng mit König Agilulf zusammen. Er trug seinen Teil zu denen friedenssichernden Verhandlungen zwischen dem neuen König und den Franken bei, die am Beginn von dessen Herrschaft stattfanden.673 Zusammen mit Theodolinde war auch Garibalds Sohn Gundoaldus ins Langobardenreich gekommen, als sich ein fränkisches Heer näherte, um der Herrschaft seines Vaters ein Ende zu setzen.674 Der baiuwarische Prinz wurde sogleich 589 in der Poebene in Asti als dux eingesetzt.675 Er heiratete eine Tochter aus der langobar-

665 Sie war Tochter von Garibald I. und Walderada, der Tochter des Langobardenkönigs Wacho und Witwe des Frankenkönigs Theudebald. Zur Zeit Garibalds  I. kann noch nicht von einem baiuwarischen Herrschaftsgeschlecht gesprochen werden. PLRE 3B, s. v. Theodelinda, 1235. Zu Garibald siehe im Abschnitt „Baiuwaren“ im Kapitel 6.4.5. 666 […] quartusdecimus Agilulf, turingus, ex genere anauuas […] Edictus Rothari (Bluhme 1868) Prolog. […] Et exivit Acquo dux Turingus de Thaurinis […] Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 6. Jarnut 1972, 337, Nr. V. 667 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. 668 Jarnut 1982, 42; Schneider 1972, 28, Anm. 130. 669 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,35. 670 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,35. Fredegar (chron. (Krusch 1888), 4,45) gibt fälschlicherweise an, Agilulf sei der Sohn Autharis: PLRE 3A, s. v. Agilulfus, 27. 671 In Wirklichkeit dürfte Agilulf nicht bei allen Langobarden Rückhalt gehabt haben. Vielmehr waren es wohl die katholischen Kräfte, die seine Wahl unterstützten, da sie unter dem Arianer Authari von der Macht fern gehalten worden waren: Fröhlich 1980, 105 f. 672 […] qui mortuum Aptacharium regem nuntiantes Paulumque in locum eius substitutum. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,3. Jarnut 1994, 133. 673 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,1. 674 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. PLRE 3A, s. v. Gundoaldus, 564 f. 675 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,40; Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 6.



Langobarden 

 181

dischen Oberschicht und hatte mit ihr zwei Söhne, von denen einer, Aripert, später König werden sollte.676 Gundoald starb 612 durch ein Pfeilschuss.677 Die Wahl Agilulfs im Jahr 589 scheint nicht ganz so unumstritten gewesen zu sein, wie Paulus beschreibt, denn aus den folgenden Jahren ist eine Vielzahl von Konflikten des Königs mit duces bekannt, die in einigen Fällen mit deren Hinrichtung endeten. Agilulf ließ Mimulf, den dux der Insel St. Iuliani töten, der sich früher einmal fränkischen duces ergeben hatte.678 Gaidulf, der dux von Bergamo, wurde vom König belagert und musste sich auf die Insel Comacina zurückziehen. Bald wurde er von den Truppen gestellt und Agilulf begnadigte ihn.679 Einige Jahre später, um 596, ließ er ihn dennoch hinrichten, wobei die Quellen keinen speziellen Anlass nennen.680 Mit ihm zusammen starb Warnecautius, dessen Stellung unklar ist.681 Dux Ulfari von Tarvisium, der sich gegen den König erhoben hatte, wurde belagert, gefangen genommen und später hingerichtet.682 Um 593 zog der König gegen Perusia, wo der dux Maurusio herrschte, welcher sich auf die römische Seite geschlagen hatte. Nach einer Belagerung wurde Maurusio gefangen und hingerichtet.683 Als Zangrulf, der dux von Verona, dem König im Jahr 596 den Gehorsam verweigerte, ließ er auch ihn hinrichten.684 Über all diese duces ist nichts weiter bekannt als ihre Konflikte mit Agilulf und ihre Hinrichtungen, wie sie von Paulus überliefert worden sind. In Tridentum folgte auf Ewin, der im Jahr 595 verstarb, Gaidoald, ein Katholik und vir bonus.685 Auch er lehnte sich, zusammen mit dux Gisulf II. von Forum Iulii, gegen den König auf. Doch 603 schloss Agilulf wieder Frieden mit den beiden duces.686 Gaidoald und Gisulf II. wurden nicht bestraft. Wahrscheinlich wollte der König eine gute Beziehung zu den bedeutenden Dukaten herstellen. Über die weitere Herrschaft 676 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,34; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,48. PLRE 3A, s. v. Charibertus 2, 284. 677 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,40. 678 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,3. PLRE 3B, s. v. Mimulfus, 890. Sein Dukat umfasste wohl das heutige Orta San Giulio mit gleichnamiger Insel und lag damit nahe bei einem fränkischen Einfallstor nach Norditalien. Die erwähnte Kapitulation erfolgte vermutlich vor Audoald im Jar 590 (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 3,31.): Schwarz 2009, 379, Anm. 339. 679 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,3. 680 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,13; Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 6. Zur Datierung: PLRE 3A, s. v. Gaidulfus, 500. 681 Es ist nicht zu ermitteln, ob er vielleicht auch ein dux war: vgl. Delogu/Guillou/Ortalli 1980, 37, Anm. 4. 682 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,3. Schwarz 2009, 379, Anm. 341. 683 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,8. PLRE 3B, s. v. Maurusio, 863; Menghin 1985, 118. 684 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,13. PLRE 3B, s. v. Zangrulfus, 1415. 685 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,10. 686 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,27. Schwarz 2009, 383, Anm. 375; Gasparri 1978, 66.

182 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Gaidoalds, sowie seiner Nachfolger in Tridentum, ist nichts bekannt. Erst um 680 tritt wieder ein dux von Tridentum in Erscheinung.687 Die Vorgänge in Forum Iulii sind besser dokumentiert.688 Auch die Römer dezimierten durch Angriffe die Anzahl der regionalen, langobardischen duces. Aus einem Brief des Exarchen Romanus an den Frankenkönig Childebert geht hervor, dass die Römer vor dem Jahr 590 die langobardischen duces der civitates Parma, Regio und Placentia gefangen genommen hatten.689 Placentia und Parma wurden später von Agilulf wieder zurück erobert.690 In Parma setzte er vor 601 Gudescalc als dux ein, wahrscheinlich sein Schwiegersohn.691 Der dux Wiffo wird in einem fragmentarischen Brief Gregors des Großen aus dem Jahr 599 erwähnt.692 Darin wird Wiffo aufgefordert, den Frieden zu erhalten, was eine gespannte Situation zwischen ihm und den Römern andeutet. In den bald darauf folgenden Jahren 601 bis 603 wurden die unter langobardischer Herrschaft befindlichen Städte Padua, Cremona, Mantua, Brexillum, die Kastelle Montis Silicis und Vulturina, sowie die Region Histria gewaltsam erobert und zum Teil zerstört.693 Möglicherweise sind einige dieser Orte ebenfalls von duces besetzt gewesen. Für die folgenden Dekaden nach dem Ende des sechsten Jahrhunderts konzentrieren sich die Nachrichten über duces im Wesentlichen auf Benevent, Forum Iulii und Spoletium. Nach den Königen stellten diese drei Dukate die wichtigsten Mächte der langobardisch beherrschten Gebiete dar. Andere duces spielten in der überregionalen Politik praktisch keine Rolle mehr und werden in den Quellen bis auf wenige Ausnahmen nicht erwähnt. Dies sind Arioald und Rothari, die vor ihrer Erhebung zum

687 Es handelt sich um Alachis, der nach einem Sieg gegen einen baiuvarischen comes gegen König Perctarit opponierte. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 5,36. 688 S. u. im entsprechenden Abschnitt über „die Dukate Benevent, Friaul und Spoleto“. 689 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 41. Menghin (1985, 119) nennt nur die Dukate Piacenza und Parma. Jarnut (1982, 41) meint, sie hätten sich den byzantinischen Invasoren angeschlossen. 690 Jarnut 1982, 44. 691 Menghin 1985, 119. Dies ergibt sich aus der Information, dass seine Tochter (nicht Gundeperga, sondern eine Tochter aus einer früheren Ehe: Schwarz 2009, 382, Anm. 368) mit ihm verheiratet war und beide aus Parma entführt worden sind: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,20. Delogu/Guillou/Ortalli (1980, 37 f.) halten ihn nicht für einen dux. Gudescalc hatte einen zeitgenössischen Namensvettern, der sicher dux war und als solcher auch von Gregor dem Großen angesprochen wurde: Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 10,5. PLRE 3A, s. v. Gudescalcus 1 & 2, 561. Der andere Godescalcus war römischer dux in Kampanien und offenbar der Nachfolger des Maurentius: Martyn 2004c, 716, Anm. 14; Jones 1964, 313. 692 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,11. PLRE 3B, s. v. Wiffo, 1403 f. Jarnut (1972, 398, Nr. XVI.) nimmt aufgrund des Namens eine langobardische Herkunft an. Er zählt ihn unter die „Amtsträger aus unsicheren Quellen”. 693 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,23; 24; 25; 28. Vgl. Delogu/Guillou/Ortalli 1980, 38 f.



Langobarden 

 183

König ebenfalls dux waren,694 sowie Sundrarit. Diese drei werden im Folgenden in chronologischer Reihenfolge abgehandelt, bevor ein Blick auf die drei großen Dukate Benevent, Forum Iulii und Spoletium geworfen werden soll. Der Langobardorum dux Sundrarit besiegte im Jahr 616 den Exarchen Eleutherius, worauf der Römer Frieden mit den Langobarden schloss. Offenbar stand Sundrarit in einer engen Beziehung zum König Agilulf, in dessen Umgebung er auch eine militärische Ausbildung genossen hatte.695 Er wird in einigen Schenkungsurkunden aus der Zeit der Könige Agilulf und Adaloald erwähnt.696 Daraus geht hervor, dass ihm um 613 von Agilulf die Besitzrechte einer Quelle697 im Gebiet um Bobbio, zwischen Genova und Placentia, übertragen worden sind.698 Diese Sonderrechte unterstreichen die Wertschätzung durch den Langobardenkönig.699 Auch unter Adaloald, während dessen Herrschaft er vermutlich verstarb,700 verblieben die Rechte bei ihm.701 Sundrarit ist somit der erste dux, der vor allem als Feldherr im Auftrag des Königs in Erscheinung trat und dafür auch entlohnt wurde. Ob er auch über eine civitas eingesetzt war, ist unbekannt. Arioald war dux der civitas Taurinorum, bevor er 626 König wurde. Mit seinem Vorgänger auf dem Thron, Adaloald, war er durch dessen Schwester Gundeperga verbunden, die er geheiratet hatte.702 Aus den Lebensbeschreibungen der Schüler des heiligen Columban von Luxeuil bzw. Bobbio ist eine Episode überliefert, in der Arioald eine wichtige Rolle spielt.703 Er hatte einen Mönch aus Bobbio gewaltsam züchtigen lassen, welcher auf wundersame Weise geheilt wurde. Daraufhin wollte Arioald sich durch eine Schenkung an sein Kloster entschuldigen, doch dessen Abt Atala lehnte ab, da Arioald Arianer war.704 Ein Brief des Papstes Honorius erwähnt

694 Jarnut 1972, 344, Nr. XXV; 367, Nr. CI. 695 Eleutherius adversus Longobardos saepe inito bello vincitur per Sundrarium maxime Longobardorum ducem, qui apud Agilulfum bellicis rebus instructus erat. […] Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), 22. (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 339.) Zur Datierung: PLRE 3A, s. v. Eleutherius, 435 f.; 3B, s. v. Sundrarius, 1206. Jarnut 1972, 369, Nr. CIX. Bertolini 1965, 242. 696 Diese Verbindung des Chronikeintrages mit den Urkunden zog bereits: Hartmann 1900, 613 f. Jarnut (1972, 369, Nr. CIX) hält die Identität für sehr wahrscheinlich. 697 Wahrscheinlich der Salzquelle von Piancasale, die von den Langobarden zur Salzgewinnung verwendet wurde: Hartmann 1900, 613. 698 […] preter tantu(m) medietate(m) putei, qu[o]d Sundrarit [. . . . . . ] p(er) n(ost)ra donationis preceptu(m) concessum habemus. […] Brühl 1973, Nr. 1, 6, Z. 11–13. Die Urkunde dokumentiert eigentlich die Schenkung von Land an Columban, wovon eben jene Quelle des Sundrarit ausgenommen war. Vgl. Jarnut 1972, 369, Nr. CIX. Zur Datierung: Brühl 1973, 3. 699 So auch: Hartmann 1900, 614. 700 So: Jarnut 1972, 369, Nr. CIX. 701 Brühl 1973, Nr. 2 & 3, 7–15. 702 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,50. 703 Jonas von Bobbio, vit. Colum. (Krusch 1902), 2,24. 704 Vgl. Jarnut 1972, 344, Nr. XXV.

184 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

einen Aufstand Arioalds gegen König Adaloald.705 Der rex sei, so Fredegar, von einem römischen Gesandten mittels Gift gefügig gemacht worden und habe daraufhin befohlen, alle primates und nobiliores des Reiches töten zu lassen.706 Paulus hingegen erwähnt eine geistige Umnachtung des Königs, die ihn regierungsunfähig gemacht habe.707 Erst nachdem bereits zwölf Mitglieder der Oberschicht ermordet worden waren, beschloss man, zu handeln. Nicht nur die langobardischen Großen unterstützten Arioalds Putsch.708 Honorius‘ Brief ist zu entnehmen, dass auch eine Reihe von Bischöfen auf die Seite Arioalds übergelaufen war, was angesichts dessen arianischer Konfession besonders schwer wiegt. Sie erhofften sich von ihm wohl eine Besserung ihrer Stellung. Ob andere duces den Sturz Adaloalds und die Einsetzung Arioalds unterstützten, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Rothari war vor seiner Erhebung zum König dux von Brexia, wie Fredegar berichtet.709 Diese Information verbindet er mit dessen Herrschaftsantritt, der stark an die Machtübernahme Agilulfs erinnert, da auch er durch die Königin Gundeperga als Gatte ausgewählt wurde.710 In Wahrheit jedoch spielte die Ehe für seine Legitimation eine geringe Rolle. Wichtiger war seine Wahl durch den langobardischen Adel.711

6.3.3 Die Dukate Benevent, Friaul und Spoleto In der Forschungsliteratur wird den duces von Spoletium und Benevent eine Sonderstellung im Langobardenreich zugesprochen. Sie seien relativ unabhängig vom König gewesen und hätten eigene Gastalden beschäftigt.712 Aus den Quellen lässt sich zweifellos eine Sonderstellung dieser Dukate ablesen, welche frei mit staatlichen und kirchlichen römischen Institutionen interagieren konnten und für die die langobardischen Könige im Wesentlichen mächtige Alliierte darstellten, denen sie sich jedoch nicht kompromisslos unterordneten. Auch die duces von Forum Iulii regierten eine Zeit lang relativ unabhängig. Seit den späten 580er Jahren ist eine kontinuierliche Feindseligzeit zwischen ihnen und den Königen greifbar, die in der Ermordung der duces Taso und Cacco um 625 gipfelte. Unter dem neuen dux Grasulf II. näherte sich der ducatus dem Thron an. Die spätere Geschichte der Dukate, in der das Herzogtum Friaul vom König kontrolliert wurde, aber die duces in Spoleto und vor allem Ben705 Epistolae Langobardicae collectae (Gundlach 1892), 2. 706 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,49. Fröhlich (1980, 124) identifiziert die 12 primates und nobiliores als Herzöge, ohne jedoch zu erläutern warum. Wahrscheinlich waren es Mitglieder der Oberschicht. 707 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,41. 708 Vgl. Fröhlich 1980, 123–5. 709 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,70. 710 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,35. Kusternig 1982, 240, Anm. 6. 711 Fröhlich 1980, 127–129; Schneider 1972, 29–32. 712 Delogu 1989, 1131 f.; Jarnut 1998, 467; Gasparri 1978, 21 f.



Langobarden 

 185

event unabhängiger waren, zeigt, dass die Sonderstellungen der beiden letzteren bis ins achte Jahrhundert und teilweise darüber hinaus bestehen blieb. Inwiefern der Edictus Rothari auch in den Dukaten Benevent und Spoletium Gültigkeit beanspruchen konnte, ist unklar. Benevent Im Jahr 591, bald nach dem Herrschaftsantritt Agilulfs, war der dux von Benevent Zotto nach 20 Jahren in seiner Stellung gestorben.713 Somit hatte er bereits 571 in der weit südlich gelegenen Stadt die Herrschaft angetreten. Benevent war wie Spoletium weit von den civitates der meisten bekannten duces entfernt.714 Wie bereits bei Faroald, so ist auch bei Zotto unklar, ob er durch militärische Gewalt in seine Position gelangte715 oder von römischer Seite unterstützt wurde.716 Nach dem Tod Zottos setzte der König Arichis in den ducatus von Benevent ein, einen engen Verwandten von Gisulf II., dem dux von Forum Iulii. Arichis stammte aus dessen civitas und hatte die Söhne Gisulfs erzogen. Im Jahr 592 zog Arichis zusammen mit dem dux von Spoletium Ariulf, der ebenfalls 591 seine Stellung angetreten hatte,717 gegen Rom und Neapel.718 Er forderte die Zahlung von ihm zustehenden Geldern. Aus dem Jahr 598 sind Friedensgespräche zwischen Römern und Ariulf überliefert.719 Der Frieden kam bald zustande. Aus dem Jahr 599 ist ein Brief Gregors an Arichis überliefert, den Paulus wörtlich zitiert.720 Aus dem Schreiben wird ersichtlich, dass er actionarii im Bereich Bruttium hatte, deren Hilfe der Klerus erbat. Da es sich hierbei wohl nicht um Soldaten handelte, können die actionarii am ehesten als Bedienstete gesehen werden, die in wirtschaftlichem Auftrag in Süditalien agierten. Nach 610 kamen die Söhne des mittlerweile verstorbenen dux Gisulf II. von Forum Iulii nach Benevent und fanden Aufnahme bei ihrem früheren Erzieher. Sie hatten ihre Heimat verlassen, um vor dem neuen dux Grasulf  II. zu fliehen.721 Ein Brief des Papstes 713 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,33; 4,18. 714 Vgl. Karte 9. 715 Auch in Benevent waren im Krieg gegen die Ostgoten die Verteidigungseinrichtungen 542 durch Totila geschleift worden: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,6,1; 3,25,11. Möglicherweise waren sie in den 29 Jahren noch nicht vollständig wiederhergestellt worden. 716 Jarnut 1982, 37; Bertolini 1965, 228; Delugo/Guillou/Ortalli 1980, 18 f.; Gasparri 1978, 86; Bognetti 1967, 463. S. o. zur Stellung Faroalds in Spoletium. 717 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,16. Details zum Herrschaftswechsel und der Herrschaft Ariulfs s. u. 718 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,45. 719 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,44. 720 Gregorius Arogi duci […] Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,126. Vgl. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,19. Auch wenn Gregor an „Arogis“ schreibt, wird aus dem Kontext bei Paulus deutlich, dass es sich um Arichis handeln muss. 721 Der Bruder Gisulfs II. hatte die Herrschaft angetreten, nachdem Gisulfs II. Söhne Taso und Cacco verstorben waren. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,39. Brozzi 1975, 30–32. PLRE 3A,

186 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Honorius aus der Zeit zwischen 625 und 638 über den entflohenen Mönch Reparatus bestätigt Arichis‘ Kontrolle über die Region um Benevent.722 Der dux sandte seinen eigenen Sohn Agio zum neuen Langobardenkönig Rothari, der 636 den Thron bestieg, vermutlich damit dieser sich ihm als loyaler Diener vorstellen könnte.723 Doch durch einen Anschlag bei einem Zwischenaufenthalt in Ravenna erlitt Agio schwere Verletzungen, von denen er sich nie wieder vollständig erholte. Nach 50 Jahren in seiner Stellung starb Arichis im Jahr 641 und sein Sohn Agio folgte ihm als ductor Samnitum nach.724 Radoald und Grimoald, die im Exil befindlichen Söhne des verstorbenen dux Gisulf II von Forum Iulii, blieben ihm gegenüber loyal. Agio starb nur ein Jahr und fünf Monate später während einer Schlacht gegen die Slawen, die im Golf von Apulien gelandet waren.725 Er war ohne Radoald und Grimoald gegen die Feinde geritten. Auf seine Todesnachricht kamen sie ebenfalls mit einem Heer und schlugen die Slawen, nachdem sie sie durch vorherige Verhandlungen in die Irre geführt hatten. Anhand dieser Episode wird deutlich, dass der dux durchaus noch eine wichtige militärische Führungsfunktion erfüllte, die nicht an einen untergeordneten Heerführer abgegeben worden war. Nach diesem Sieg trat Radoald die Nachfolge Agios als dux von Benevent an.726 Der Sohn Gisulfs II., des früheren dux von Forum Iulii, starb 647 nach fünf Jahren in seiner Stellung.727 Ihm folge sein Bruder Grimoald, der für weitere 15 Jahre herrschte,728 s. v. Arichis, 115; s. v. Gisulfus 2, 537 f.; s. v. Grasulfus 2, 545; PLRE 3B, s. v. Taso 1, 1218. Die Datierung ergibt sich aus dem Herrschaftsantritt von Taso und Cacco als duces von Forum Iulii (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 4,38) als terminus post quem. Ermordet wurden sie von Gregorius, dem patricius (PLRE s. v. Gregorius 15, 553.): Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,38. Der Zeitpunkt ihres Todes ist schwer zur ermitteln, Gasparri (1978, 66 f.) gibt 625 an. Brozzi (1975, 32, Anm. 59) zufolge nehmen Muratori (1884, col. 1209) 635 und Paschini (1936, 121) 615 an. Schwarz gibt vorsichtig mit 625 als terminus ante quem das letzte Regierungsjahr des Gregorius an: Schwarz 2009, 389, Anm. 412. Sollte die Episode mit der des Fredegar (Chron. 4,69) in Zusammenhang stehen, was Einige annehmen (Schwarz 2009, 389, Anm. 412. indirekt auch: Menghin 1985, 133 f. Die PLRE hingegen sieht beide Tasones als unterschiedlich an: PLRE 3B, s.v Taso 1; s. v. Taso 2, 1218), dann könnte 625/6 am ehesten in Frage kommen. Weiterhin s. u. zu Taso und Cacco. 722 Epistolae Langobardicae collectae (Gundlach 1892), 4. Die Datierung ergibt sich aus der Amtszeit des Honorius. Vgl. MGH Epp. 3, 696. 723 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,42. Schwarz 2009, 391, Anm. 427. Während seiner sehr langen Regentschaft hatte Arichis nach dem Tod des Agilulf auch dessen Nachfolger Adaloald und Arioald überlebt. 724 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,44. 725 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,44. Zum Landungsort: Schwarz 2009, 391, Anm. 429. 726 Wie sich aus Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,46. ergibt. 727 PLRE 3B, s. v. Radoaldus, 1074 f. 728 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,46. Paulus gibt 25 Jahre an, was Schwarz (2009, 391, Anm. 433) als Fehler ansieht, da Grimoald nur für 15 Jahre bis 662 in der Stellung des dux war. Seit jenem Jahr war er König der Langobarden. Da er diese Position beinahe 10 Jahre innehatte, könnte Paulus‘ Angabe auch als die Summe beider regna verstanden werden.



Langobarden 

 187

bevor er 662 den Königsthron in Pavia bestiegen.729 Gleich zu Beginn seiner Herrschaft konnte er seine Eigenschaften als vir bellicosissimus unter Beweis stellen. Als ein byzantinisches Heer ein Heiligtum am Golf von Apulien plünderte, führte er seine Truppen persönlich gegen die Feinde und schlug sie in der Schlacht.730 Forum Iulii Dem ersten dux von Forum Iulii Gisulf folgte spätestens 581 sein Bruder Grasulf.731 Ein Brief von Gogo, dem bedeutenden Berater des Frankenkönigs Childebert II., der in dessen Auftrag abgeschickt wurde, deutet eine Allianz zwischen Grasulf und den Franken gegen andere Langobardenfürsten an. Auch die Oströmer waren in diesem Waffenbündnis ein potentieller Partner.732 Offenbar bestand in dieser Zeit eine gute Verbindung zwischen dem langobardischen dux und dem nahe angrenzenden Oströmischen Reich. Da diese Verhandlungen in die Zeit des Interregnums fallen, ist deutlich erkennbar, dass zwischen den langobardischen duces mitunter gespannte Verhältnisse herrschten. Man koalierte bisweilen lieber mit angrenzenden Mächten als untereinander. Als Gesandter zwischen Grasulf und den Franken fungierte ein sonst unbekannter Verwandter des dux namens Billulf.733 Im Jahr 590 war Grasulf zum Gegner Ostroms geworden. Aus einem Brief des Exarchen Romanus an König Childebert geht eine erfolgreiche römische Offensive im Norden Italiens hervor. Dabei wurde auch Grasulf angegriffen, der seine Einflusszone auf die Provinz Histria ausgedehnt hatte.734 Wenige Jahre zuvor hatte der dux von Trient Ewin dort auf Befehl des Königs geplündert.735 Offenbar hat Grasulf bald darauf die Schwäche der Region genutzt, um zu expandieren. Sein Sohn Gisulf zog gegen die Römer und streckte mitsamt seiner priores und seinem exercitus die Waffen. Seine Truppen dürften sich im Wesentlichen aus den farae rekrutiert haben, die zusammen mit Gisulf I. von Alboin in Venetien angesiedelt worden waren.736 Dieser Brief stellt die letzte Erwählung Grasulfs dar. Da sein Sohn noch im selben Jahr den ducatus bekleidete, fand der Herrschaftswechsel 729 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 5,1. 730 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,46. Schwarz 2009, 391, Anm. 434. 731 Er wird in einem Brief des Franken Gogo als dux der civitas erwähnt, welcher aufgrund des Todes Gogos vor oder in das Jahr 581 datiert werden kann: Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 48. PLRE 3A, s. v. Gogo, 541; s. v. Grasulfus 1, 545. 732 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 48. 733 Wie sich aus dem Text des Briefes ergibt: auch MGH Epp. 3, 152. PLRE 3A, s. v. Billulfus, 231. Laut Briefinhalt war er parens des Grasulf. Sollte er wirklich der Vater der Brüder Grasulf und Gisulf (zur Bruderschaft beider: PLRE 3A, s. v. Grasulfus 1, 545 (mit Lit.)) gewesen sein, stellt sich die Frage, warum er nicht 568/9 als dux eingesetzt wurde. 734 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 41. Der Brief des Romanus ist auf den September 590 datiert (Gasparri 1978, 65) und der Angriff fand wohl nur wenige Wochen früher statt. Authari starb am 5. September 590 in Pavia: Fröhlich 1980, 99. 735 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,27. 736 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,9. S. o. zu Gisulf (I.).

188 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

wohl unter dem Druck der Römer statt. In den Wochen zuvor hatte sich der König vor den fränkischen Angriffen in Pavia verschanzt.737 Aus dieser Position konnte er dem dux von Forum Iulii keine Hilfestellung leisten. Als der neue König Agilulf im November an die Macht kam,738 hatte Gisulf sich den Römern bereits unterworfen. Als Gisulf II. im Jahr 590 dux wurde, war er noch in iuvennale aetate und konnte sich auf die priores und den exercitus stützen.739 In der Folgezeit kam es zu Missstimmungen zwischen König Agilulf und den duces Gisulf  II. und Gaidoald (Tridentum), die 602/3 beigelegt werden konnten.740 Im Jahr 606 war die Zustimmung Gisulfs  II. und des Königs zur Einsetzung des Abtes Johannes zum Patriachen von Aquileia erforderlich.741 Die Stadt an der Adria, 40 km südlich von Forum Iulii, war somit unter der Herrschaft Gisulfs II. und er hatte Einfluss auf die Investitur kirch­ licher Würdenträger. Bei der Abwehr eines Awareneinfalles im Jahr 610 fand Gisulf II. den Tod. Er hatte sich als Anführer seiner Krieger den Feinden entgegengestellt, die unter Führung ihres Khagan angriffen. Die Frauen und Kinder der gefallenen Krieger hatten sich in der Zwischenzeit mit den übrigen Langobarden um Forum Iulii in die Stadt zurückgezogen, in der sich zudem die Gattin Gisulfs mit ihren acht Kindern aufhielt.742 Auch in anderen befestigten Orten sammelten sich die Langobarden und verschanzten sich. Es fällt auf, dass alle von Paulus erwähnten Orte sich im nördlichen Venetien, entlang der südlichen Alpenausläufer befinden.743 Die Langobarden hatten sich offenbar Siedlungsareale ausgesucht, die in der Nähe geschützter Städte und Festungen lagen und vermieden es, sich ausschließlich in der offenen Ebene niederzulassen. Die Awaren konnten nach kurzer Zeit in Forum Iulii eindringen. Paulus beschuldigt Romilda, die Witwe Gisulfs, sie habe den Awaren Einlass gewährt, da sie ihren König begehrt hätte.744 Viele Langobarden, darunter auch Kinder Gisulfs, wurden gefangen genommen. Die vier Söhne, von denen Taso und Cacco bereits erwachsen, Radoald und Grimoald noch jung waren, konnten entkommen. Die übrigen Männer wurden ermordet, die Frauen und Kinder später von den Awaren versklavt und viele verkauft.745 Dem König war der Angriff nicht unwillkommen, weshalb

737 Fröhlich 1980, 99. 738 Fröhlich 1980, 106. 739 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 41. 740 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,27. PLRE 3A, s. v. Gisulfus 2,538; Gasparri 1987, 66. 741 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,33. Authari war katholisch: Fröhlich 1980, 101. 742 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,37. 743 Siehe Karte 10. Es handelt sich um die Orte Cormons, Nimis, Osoppo, Artegna, Ragogna, Gemona und den Berg Monte Santina bei Invillino: Schwarz 2009, 243; 386, Anm. 401. 744 Über das „biblischen Klischee von der Femme fatale als Urheberin allen Unheils“ bei Paulus, siehe: Schwarz 2009, 386, Anm. 402. 745 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,37.



Langobarden 

 189

er keine Hilfe schickte.746 Auf diese Weise wurde der starke Dukat geschwächt und enger an den König als Schutzmacht gebunden. Nach dem Abzug der Awaren übernahmen Taso und Cacco gemeinsam die Herrschaft im ducatus ihres Vaters. Seit ihrer Herrschaft war ein großer Teil der von Slawen bewohnten Gebiete im Norden und Osten unter der Kontrolle des ducatus von Forum Iulii.747 Wahrscheinlich stand dieser Gebietszugewinn mit dem Machtverlust der Awaren ab dem Jahr 623 in Zusammenhang.748 Die letzte Nachricht über die beiden Brüder betrifft ihre heimtückische Ermordung in Opitergium durch Gregor, den römischen patricius. Dieser wollte Taso zu seinem Sohn machen und lud ihn daher in seine Stadt ein, wo er ihm den Bart scheren wollte. Daraufhin kamen er, Cacco und eine ausgewählte Schar herbei. Kaum hatten sie die Stadt betreten, ließ Gregor die Tore schließen und schickte Krieger gegen die Brüder, die nach längerem Kampf beide ihr Leben ließen.749 Paulus gibt keinen Grund für den Mordanschlag an, wahrscheinlich stand er mit dem Herrschaftswechsel auf dem Langobardenthron in Zusammenhang. Dieser wird von Fredegar erläutert, der auch einen dux Taso erwähnt.750 Jedoch nennt Fredegar anderes Personal, macht Taso zum dux Toscanae und verlegt den Ort des Geschehens nach Ravenna, weswegen beide Quellen schwer miteinander in Einklang zu bringen sind.751 Werden jedoch die schwer nachvollziehbaren Elemente seines Berichtes ignoriert,752 und allein die Erwähnungen der duces, 746 Menghin (1985, 121 f.) war noch davon überzeugt, dass Agilulf den Angriff selbst anregt hatte (später im selben Buch relativiert er sein „mit Sicherheit von Agilulf initiiert(e)“ zu „von König Agilulf geduldete, wenn nicht gar veranlasste Strafexpedition“: Ebd. 133.), doch Schwarz (2009, 385, Anm. 400) und Pohl (2002, 239 f.) widersprechen dieser Ansicht, da (so Schwarz) in der Zeit um 610 innerlangobardische Konflikte mittlerweile durch den König persönlich gelöst wurden, ohne Zuhilfenahme äußerer Kräfte. 747 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,38. Der erwähnte dux Ratichis herrschte in Friaul in den Jahren 739–744. Bei Zellia handelt es sich um Celje im Ostteil Sloweniens, bei Medaria um Matrei in Osttirol: Schwarz 2009, 388, Anm. 409. 748 So: Schwarz 2009, 388, Anm. 409. Dabei verweist er vermutlich auf den Samo-Aufstand (Pohl 2002b, 248. Zur Person Samo: Ebd. 256–261). Da die Slawen kaum eine drückende Herrschaft gegen eine andere tauschen wollten, ist zumindest für einige Zeit weniger von einer direkten Herrschaft, als vielmehr von einer durch Gegenseitigkeit geprägten Beziehung auszugehen, in der Tribute gegen Waffenhilfe getauscht wurden. Vgl. PLRE 3B, s. v. Taso 1, 1218. 749 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,38. Zum Bartscheren: Schwarz 2009, 389, Anm. 411. 750 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,50. Kusternig (1982, 211, Anm. 80) hält die Information für „unrichtig“. 751 Schwarz (2009, 389, Anm. 412) und indirekt auch Menghin (1985, 133 f.) bringen beide Geschehnisse in Zusammenhang und sehen beide Tasones als identisch an. Auch Kusternig (1982, 211, Anm. 79 f.) weist in seiner Übersetzung Fredegars auf dessen Fehler hin. Die PLRE führt beide als unterschiedliche Personen auf: PLRE 3B, s.v Taso 1; s. v. Taso 2, 1218. Gasparri (1978, 67, Anm. 116) weist zwar auf die Stelle hin, aber nimmt den Inhalt nicht auf. Brozzi (1975, 31 f.) lässt Fredegar unbeachtet. 752 So ist z. B. das Dukat Toskana nicht anderweitig belegt. Gasparri (1978, 67, Anm. 116) nennt es: „un fantomatico ducato toscano“.

190 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Könige und Kleriker beachtet, lässt sich sein Bericht mit dem des Paulus einigermaßen in Einklang bringen. Nach Fredegar hatte sich Taso (und demnach auch Cacco, den er jedoch nicht nennt) nach dem Giftmord an Adaloald gegen den neuen König Arioald, den Schwager des früheren Königs, erhoben.753 Um die aufständischen duces zu beseitigen, nahm Arioald mit Gregor Kontakt auf und bat ihn, Taso auszuschalten.754 Dieser lud daraufhin den dux nach Opitergium755 ein und ließ Taso und Cacco ermorden. Betrachtet man die Amtszeiten von Gregor, Isaak, Adaloald und Agilulf, so kann der Mordanschlag nur die Jahre 625 und 626 fallen.756 Nach der Ermordung der beiden Brüder wurde ihr Onkel Grasulf II., der Bruder Gisulfs II., als dux von Forum Iulii eingesetzt (constituitur).757 Als einsetzende Instanz kommt nur der König in Frage, der seinen Einfluss geltend machte. Die mittlerweile erwachsenen Grimoald und Radoald, die beiden jüngeren Brüder von Taso und Cacco, wurden dabei übergangen.758 Da sie es nach Aussage Paulus‘ als unter ihrer Würde ansahen, sich dem Willen ihres Onkels zu beugen, zogen sie sich zum dux Arichis nach Benevent ins Exil zurück. Er war ihr Erzieher gewesen und nahm sie wie eigene Söhne

753 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,49 f. 754 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,51. Menghin (1985, 133 f.) hingegen spekuliert auf ein Komplott der „reichsfreundlichen“ Theodolinde und ihrem Sohn (König Adaloald). Schwarz (2009, 389, Anm. 412) merkt an, dass die Arglosigkeit, mit der die duces in die Falle gingen, gegen diese Annahme spricht. 755 Opitergium ist als Ort des Geschehens wahrscheinlicher, da es noch im Herrschaftsbereich der duces von Forum Iulii lag und dann auch eine kleinere Begleitmannschaft erklärbar ist. Hingegen wäre unwahrscheinlich, dass ein (sonst unbekannter) dux der Toskana sich mit nur wenigen Leibwachen in das römisch besetzte Ravenna begibt, wie Fredegar beschreibt. 756 Isaak war ab 625/626 Exarch von Ravenna (PLRE 3A, s. v. Isaacius 8, 719–721) und der Tod Adaloalds und damit der Herrschaftswechsel fällt in das Jahr 626: Fröhlich 1980, 122–124. Nur das Ende der Amtszeit des Gregorius im Jahr 625 (PLRE 3A, s. v. Gregorius 15, 553) steht einer eindeutigen Datierung im Weg. Möglicherweise irrte sich Paulus hier um einige Monate, und nimmt fälschlicherweise an, dass Gregorius, Vorgänger des Isaacius als Exarch von Ravenna, noch im Amte war. Gegen eine sehr viel frühere Datierung spricht auch, dass Grimoald und Radoald beim Tod bereits iuvenes waren (20–40 Jahre alt: Schwarz 389, Anm. 413), wohingegen sie beim Tod ihres Vaters im Jahr 610 noch so jung waren, dass sie sich kaum auf dem Pferd halten konnte ([…] E quibus (i. e. Cacco seu Raduald, filii Gisulfi et Romildae) unus Grimoaldum puerulum fratrem suum, dum existimaret utpote parvulum super equum currentem se tenere non posse, melius ducens eundem gladio perimere quam captivitatis iugum sustinere, eum occidere voluit. […] Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 4,37.). Siehe auch: Schwarz 2009, 389, Anm. 412. Gasparri (1978, 66 f.) gibt 625 als Todesjahr an. Die Möglichkeit, dass Fredegar und Paulus unterschiedliche Tasones beschrieben, ist aufgrund der Ähnlichkeit ihrer Tode und des Fehlens jeglicher weiterer Belege für den dux der Toskana, verbunden mit der zeitlichen Nähe, unwahrscheinlich. 757 His ita peremptis, dux Foroiulanis Grasulfus, Gisulfi germanus, constituitur. […] Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,39. 758 Mit der Bezeichnung iuvenes für Grimoald und Radoald wurde der Altersabschnitt von 20–40 Jahren bezeichnet: Schwarz 389, Anm. 413.



Langobarden 

 191

auf.759 Darüber hinaus sahen sie sich sicherlich in Gefahr, da der neue dux vom selben König ernannt worden war, der ihre älteren Brüder hatte ermorden lassen. Aus Grasulfs II. weiterer Herrschaft liegen keine Informationen vor. Wahrscheinlich arbeitete er enger mit dem König zusammen und agierte weniger selbständig als seine Vorgänger. Nach seinem Tod in der Mitte des siebenten Jahrhunderts folgte ihm Ago nach.760 Spoletium In Spoletium folgte auf Faroald, der im Jahr 591 verstarb, der dux Ariulf.761 Vielleicht waren die beiden Söhne Faroalds noch zu jung für diese Position,762 möglicherweise gab es römische Einflussnahme auf seine Ernennung. Bei Theophylaktos Simokates wird über einen Offizier im oströmischen Heer gegen die Perser mit Namen Ariulf berichtet. Er wird zusammen mit dem magister militum per Orientem Johannes Mystakon und dem Goten Kouros erwähnt, die als Heerführer im Jahr 583 am Nymphios den Sieg erringen konnten.763 Es ist umstritten, ob in beiden Ariulfs dieselbe Person gesehen werden kann.764 Da der erwähnte Johannes Mystakon jedoch wenige Jahre später zusammen mit dem übergelaufenen langobardischen dux Droctulf erwähnt wird, ist diese Gleichsetzung nicht unwahrscheinlich.765 Andererseits sind seit September des Jahres 591 und vermehrt im Sommer 592 Feindseligkeiten zwischen Ariulf und den Byzantinern durch Briefe überliefert.766 Wenig später griff auch der Lango-

759 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,39. 760 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,50; 5,17. Die Datierung ergibt sich aus der Einbettung der Todesnachricht Grasulfs II. zwischen denen von Herakleios, der 641 (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 4,49. Schwarz 2009, 392 f., Anm. 440) und Ariperts, der 661 verstarb (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 4,51. Schwarz 2009, 393, Anm. 443). Vgl. PLRE 3A, s. v. Grasulfus 2, 545. Brozzi (1975, 32) nimmt das Jahr 652 an, Gasparri (1978, 67) 653. 761 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,16. Paulus geht nicht auf den Herrschaftswechsel ein. Gasparri (1978, 73) meint, er sei aufgrund römischer Einflussnahme ausgeschaltet worden. Ebenso Bognetti (1967, 468), der auf die verdächtige Gleichzeitigkeit mit dem Tod Zottos hinweist. Conti (1982, 299) meint, Faroald sei durch Gift oder Meuchelmord ums Leben gekommen. 762 Theudelap, der 601 nach dem Tod Ariulfs dux wurde, blieb bis in die Mitte des 7. Jh.s in dieser Stellung, bevor er starb. Somit blieb er etwa 50 Jahre an der Macht. Dementsprechend jung dürfte er bei Antritt seines ducatus und erst recht beim Tod seines Vaters 591 gewesen sein. Der Name des 2. Sohnes ist unbekannt. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,16; 50. PLRE 3B, s. v. T(h) eudelapius, 1235; Gasparri 1978, 75. 763 Theophylaktos Simokatta, hist. (de Boor/ Wirth 1972), 1,9,7–9. Goubert 1951, 89 f.; Bognetti 1967, 467; Whitby 1988, 277. Zu Johannes Mystakon und Kouros: PLRE 3A, s. v. Cours, 360 f.; s. v. Ioannes 101, 679–681. 764 So: Gasparri 1978, 74; Conti 1982, 299 f.; Bognetti 1967, 467. Die PLRE (3A, s. v. Ariulfus, 120 f.; s. v. Ariulph 120) identifiziert sie jedoch als verschiedene Personen. Delogu/Guillou/Ortalli (1980, 37) und Jarnut (1982, 44) lassen den römischen Dienst unerwähnt. 765 Theophylaktos Simokatta, hist. (de Boor/ Wirth 1972), 2,17,9. Bognetti 1967, 467. 766 Der erste Brief, der auf Kampfhandlungen zwischen Römern und Ariulf hinweist, ist auf den 27. September 591 datiert: Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,7. Aus

192 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

bardenkönig Agilulf die Römer an. Zusammen mit dem dux Arichis von Benevent marschierte Ariulf auf Rom und Neapel.767 Da der Exarch Romanus die bedrängten Städte, insbesondere Rom, nur unzureichend verteidigte, musste Papst Gregor diese Aufgabe selbst übernehmen.768 Bei den Kampfhandlungen war Ariulf selbst beteiligt, wie sich einer Aussage über den Sieg der Langobarden bei Camerino, nahe Ravenna, entnehmen lässt.769 Im Jahr 595 wurde der Abzug König Agilulfs durch Geldzahlungen erkauft.770 Mit Hilfe des neuen Exarchen Kallinikos konnte Gregor 598 auch mit dux Ariulf einen Waffenstillstand vereinbaren.771 Dieser mahnte jedoch an, dass weder er noch Arichis wegen der vergangenen Kampfhandlungen Nachteile erleiden dürften. Im Rahmen dieser Verhandlung wird ein sonst unbekannter Berater des dux namens Warnefrida genannt, der auf die Friedensverhandlungen großen Einfluss hatte.772 Nach dem Waffenstillstand brechen die Nachrichten über Ariulf ab. Nach dem Tod Ariulfs um 600/1 entbrannte ein Wettstreit um die Nachfolge unter den beiden Söhnen des früheren dux Faroald, die nun alt genug waren. Art und Verlauf des Kampfes sind den Quellen nicht zu entnehmen, ebenso wenig der Name des zweiten Sohnes. Allein der Sieger Teudelap ist bekannt.773 Möglicherweise spielte bei der Besetzung des ducatus durch Teudelap sein höheres Alter eine Rolle, oder er wurde vom gairethinx (der Heeresversammlung)774 bevorzugt.775 Über seine außerordentlich lange Regierung von etwa 50 Jahren ist nichts weiter bekannt.776 Offenbar sah er, anders als sein Vorgänger, von größeren Expansionen ab. Um die Mitte des siebenten Jahrhunderts wurde nach seinem Tod Atto der neue dux von Spoletium.777

dem Juli 592 sind es: Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,32; 33; 45. Vgl. zur Datierung: PLRE, s. v. Ariulfus 119; MGH Epist. 1, 105 f.; 128–130; 143 f. 767 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,45. 768 Klein 1998, 609; Markus 1997, 100–102. Zu Gregors Verteidigungs- und Friedensaktivitäten: Jenal 1988, 125–132. 769 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,16. Es handelt sich um den Märtyrer Sabinus, dessen Basilika sich in der Nähe befand und die Ariulf sogleich besuchte. Zu Camerino: Schwarz 2009, 382, Anm. 359. 770 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 5,36. 771 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,44. Klein 1998, 609. 772 […] Uuarnifrida vero, ad cuius consilium isdem Ariulfus cuncta agit, […] Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,44. PLRE 3B, s. v. Warnafrida, 1402. Dem Namen nach war er wohl Langobarde. Schönfeld 1911, s. v. Varini, 257 f.; Reichert 1987, s. v. Warnifrid, 768. 773 Vgl. Conti, 1982, 300. Die Situation der beiden Brüder erinnet an die der beiden Königssöhne Godepert und Perctarit nach dem Tod König Ariperts, die beide seine Nachfolger in getrennten Regierungen wurden, jedoch nur ein Jahr regierten, sowie an die der duces Taso und Cacco in Forum Iulii. 774 Pohl 2001a, 209; Vgl. Cortese 1988. 775 Conti 1982, 301. 776 Gasparri 1978, 75; PLRE 3B, s. v. T(h)eudelapius, 1235; Conti 1982, 301. 777 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,50. Delogu/Guillou/Ortalli (1980, 86) und Gasparri (1978, 75) geben 653 als Sterbejahr des Teudelap an.



Langobarden 

 193

6.3.4 Der Edictus Rothari Unter der Herrschaft Rotharis entstand das erste schriftlich fixierte Gesetzeswerk des Langobardenreiches, welches fortan seinen Namen tragen sollte: der Edictus Rothari. Er wurde unter Mithilfe der primati iudices erarbeitet und durch die Heeresversammlung, den gairethinx, ratifiziert.778 Seine Regelungen waren nicht vollkommen neu, sondern bereits zuvor mündlich überliefert worden.779 Durch die Kodifikation sollten strittige Punkte geklärt werden. Um ein einheitliches Recht im gesamten Reich zu gewährleisten, waren nur Gesetzesbücher zulässig, die von Ansoald, dem notarius des Königs geschrieben oder beglaubigt worden waren.780 Die hohe Stellung der duces im Langobardenreich spiegelt sich nicht im Edictus Rothari wieder. Sie werden nur in neun von 388 Titeln erwähnt.781 Dabei ist zu prüfen, ob die erwähnten duces mit jenen identisch sind, die die civitates beherrschten, oder ob es sich um Heerführer handelte, die aufgrund ihrer Funktion die Bezeichnung duces erhielten. Hierfür eignet sich die erste Nennung im sechsten Titel, der unter die „Königssachen“ nach Beyerle fällt.782 Diese Kategorisierung ergibt sich aus den Inhalten der Bestimmungen, die entweder die Güter oder Privilegien des Königs selbst betreffen, oder in denen die Strafe an die königliche Kasse gezahlt werden musste. Im sechsten Titel ist festgelegt, dass jeder, der bei einem Feldzug einen Aufstand probt, sei es gegen dux suus, sei es gegen denjenigen, welcher vom König als Heerführer eingesetzt worden ist, oder aber einen Teil des Heeres zur Meuterei veranlasst hat, mit „seinem Blut dafür büßen“ sollte.783 Hier ist eindeutig zwischen den eingesetzten Heerführern und duces unterschieden. Insbesondere das Pronomen suus zeigt an, dass es sich dabei um Personen handelte, die den Heeresmitgliedern gegenüber in einer besonderen Beziehung standen. Es waren nicht einfach nur duces, denen man zu folgen hatte, sondern ihre duces, gegenüber denen sie eine spezielle Verpflichtung hatten. Die Singularform ducem unterstreicht zudem, dass es sich nicht um einen der Offiziere in einem größeren Verband handelte, sondern um den Heerführer an der Spitze. Somit dürfen unter den duces in Titel sechs und damit vermutlich auch in den übrigen Titeln, die Regionalherrscher in ihren civitates verstanden werden – zumindest jene unter unmittelbarer Herrschaft des Königs.

778 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 386. Zum gairethinx: Cortese 1988; Schmidt-Wiegand 1979, 81 f. 779 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 386. 780 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 388. 781 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 6; 20; 21; 22; 23; 24; 25; 177; 225. 782 Beyerle 1947, XI; 7–13. 783 Si quis foris in excercitum seditionem levaverit contra ducem suum, aut contra eum qui ordinatus est a rege ad exercitum gubernandi, aut aliquam partem exercitum seduxerit, sanguinis sui incurrat periculum. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 6. Übersetzung nach Beyerle.

194 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Exercitales und exercitus Bevor die duces in den Titeln betrachtet werden können, muss kurz auf zwei Elemente der Terminologie eingegangen werden. In drei der sechs Titel 20 bis 25 wird der Begriff exercitalis genannt, in zwei weiteren die Formulierung quis in bzw. de exercitu. Exercitalis und exercitus werden im gesamten Edictus Rothari nicht häufig verwendet und bedürfen daher der genaueren Betrachtung. Ein Teil der Forschung spricht den Termini exercitalis und exercitus eine besondere Bedeutung weitgehend ab. Vielmehr sei exercitalis schlicht eine andere Bezeichnung für homo liber oder quis, womit die Regeln im Edictus häufig eingeleitet würden.784 Ebenso würde exercitus nur für die Gesamtheit der Langobarden stehen, die sich noch immer über ihre Identität als Heeresverband definieren würden.785 Betrachtet man jedoch die Titel, in denen duces, exercitales oder exercitus vorkommen, so drängt sich der Verdacht auf, dass ihre Verwendung durchaus eine zusätzliche Information neben der Bezeichnung für ein freies Mitglied der Gesellschaft transportierte. Dass dux in nur neun, exercitales in nur vier und exercitus in nur sieben von 388 Titeln vorkommen, und dennoch in sieben von neun Titeln, die den dux erwähnen, entweder exercitales oder exercitus genannt werden, ist auffällig.786 Ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen dux auf der einen und exercitales bzw. exercitus auf der anderen Seite ist anzunehmen. Um die Bedeutung von exercitus und exercitales im Edictus Rothari beurteilen zu können, werden im Folgenden die sie erwähnenden Titel kurz betrachtet. Dabei sollen zuerst die Nennungen von exercitus und exercitales ohne gleichzeitige Erwähnungen von duces untersucht werden, im Anschluss in knapper Form die Titel, in den auch duces erwähnt werden. Exercitales werden ohne Zusammenhang mit duces nur im Titel 373 erwähnt. Darin wird bestimmt, dass ein servus regis bei geringeren Vergehen auf die gleiche Weise bestraft werden soll, wie andere exercitales.787 Hieraus lässt sich über jene nichts weiter ableiten außer, dass servi regis offenbar exercitales entsprachen. Der Kontext des Titels kann ebenfalls nicht weiterhelfen. Ein exercitus ist in drei weiteren Gesetzen genannt, in denen keine duces erwähnt sind. Im Titel 19, einem Einschub am Ende der „Königssachen“,788 wird die Strafe für schweren Landfriedensbruch genannt.789 Hierunter fiel das Eindringen in einen vicus 784 Jarnut 1971, 3. Vgl. Von Olberg 1991, 110 f. Durch die Verwendung von quis sollten wohl die Regelungen erkennbar für alle Bewohner des Reiches gelten: vgl. Jarnut 2012b, 95. 785 Jarnut 1971, 3. 786 Dux: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 6; 20; 21; 22; 23; 24; 25; 177; 225. Exercitalis: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 20; 23; 24; 373. Exercitus: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 6; 19; 21; 22; 25; 167; 386. In der konsultierten Literatur war kein Hinweis auf diese Auffälligkeit zu finden. 787 Si servus regis hoberus aut wecvorin seu marahuorf aut qualibit alia culpa minorem fecerit, ita conponat, sicut aliorum exercitalium, quae supra decreta sunt, conponuntur. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 373 788 Nach Beyerle 1947, 13, Anm. 1. 789 Si quis pro iniuria sua vindecanda super quemcumque cum mano armata cocurrerit, aut exercitum usque ad quattuor homines in vico intraverit, ille prior pro inlecita praesumptionem moriatur, aut certe



Langobarden 

 195

mit einem exercitus von bis zu vier Bewaffneten. Auch wenn dieser exercitus nicht als echtes Heer angesehen werden kann, so ist dennoch der kriegerische Hintergrund erkennbar. Der Titel 167 befindet sich unter den Bestimmungen zum Erbrecht und enthält Regelungen über den gemeinsamen Besitz von Brüdern, die nach dem Tod des Vaters in einem gemeinschaftlichen Haushalt lebten.790 Unter anderem wird festgelegt, dass Güter, die einer der Brüder foras in exercitum erwarb, zum gemeinsamen Besitz auch derer würden, die zuhause geblieben waren. Die Bedeutung von exercitus als bewaffnetes Heer ist auch hier offensichtlich. Am Ende des Edictus Rothari, im Titel 386, in welchem auf den Vorgang der Kodifikation sowie die Bestätigung und damit Legitimation durch die Langobarden eingegangen wird, werden letztere insgesamt als felicissimus exercitus noster angesprochen.791 Hier kann kein spezifisch militärischer Hintergrund angenommen werden. Vielmehr ist es die Menge der freien und wehrfähigen Langobarden, welche das Gesamtaufgebot des Verbandes bildeten. An dieser Stelle ist eine Gleichsetzung von exercitus und gens erfolgt. Dennoch schwingt auch hier noch der militärische Hintergrund mit. Der vollwertige, freie Langobarde definierte sich als zum Gesamtaufgebot zugehörig und war potentiell zum Kriegsdienst befähigt.792 Auch die Titel, in welchen duces und exercitales bzw. exercitus gemeinsam genannt werden, bestätigen dieses Ergebnis. Da sie im nachfolgenden Abschnitt genauer vorgestellt werden, soll hier nur eine kurze Zusammenfassung erfolgen: Im sechsten Titel wird ein exercitus von einem dux angeführt, im Kontext mit Titel sieben, der das Zurücklassen von Kameraden im Kampf mit Feinden behandelt, ist der militärische Hintergrund dieses exercitus ersichtlich.793 Dem zusammengehörigen Block der Titel 20 bis 25 ist zu entnehmen, dass exercitales794 und „einer aus dem exercitus“795 im Wesentlichen gleichbedeutend waren.796 Wenn daher exercitus in jedem Fall eine militärische Konnotation hatte und exercitales gleichbedeutend mit quis in exercito war, so muss auch hier eine militärische Implikation angenommen werden. Exercitales war demnach zwar eine Bezeichnung für freie Langobarden und bezeichnete insofern auch die gleiche Gruppe wie „Freie“ und „Langobarden“,797 doch transportierte exercitalis noch einen zusätzlichen Aspekt. Der Begriff zielte auf die jedem conponat solidos noningentos, medietatem regi et medietatem cui iniuria inlata fuerit. […] Edictus Rothari (Bluhme 1868), 19. 790 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 167. 791 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 386. 792 Wie oben bereits dargelegt, kam auch Jarnut (1971, 3) zu diesem Schluss. 793 Si quis contra inimicûs pugnando collegam suum dimiserit, aut astalin fecerit, id est si eum deceperit et cum eum non laboraverit, animae suae incurrat periculum. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 7. 794 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 20; 23; 24. 795 Quis in exercito: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 21. Quis de ipso exercito: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 22. Alio in exercitu: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 25. 796 Jarnut 1971, 3. Vgl. von Olberg 1991, 94. 797 Vgl. von Olberg 1991, 110 f.

196 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

freien Langobarden innewohnende Funktion als Teil des Heeres ab. Wo er im Edictus Rothari verwendet wurde, waren freie Langobarden in ihrer Rolle als Krieger oder Teilnehmer eines militärischen Unternehmens gemeint.798 duces im Edictus Rothari Das dargestellte Ergebnis lässt die Titel 20 bis 25, in denen exercitales oder Personen aus dem exercitus mit duces interagierten, in einem anderen Licht erscheinen. Die Bestimmungen dieser Titel waren, im Gegensatz zu den meisten anderen, nicht zur Regelung alltäglicher Situation im Frieden vorgesehen. Ihre Inhalte müssen in einem kriegerischen Kontext wie dem eines Feldzuges oder Krieges gesehen werden. Dadurch muss auch die Bedeutung der darin erwähnten duces anders betrachtet werden. Es ist anzumerken, dass in den nachfolgenden Titeln nirgends mehr von einem vom König eingesetzter Heerführer ausgegangen wird, sondern stets ein dux (suus) als Anführer des Heeres genannt ist. Dieses Fehlen darf nicht allzu streng bewertet werden, da in den relativ kurzen Gesetzen nicht alle Eventualitäten abgedeckt werden konnten. Es ist zudem kaum anzunehmen, dass die Strafen nur dann justiziabel waren, wenn sie unter einem dux begangen wurden, nicht jedoch unter einem anderen eingesetzten Heerführer. In Titel 20 wird jeder exercitalis, der die Anweisung799 des dux suus nicht beachtet, mit einer Strafzahlung von 20 solidi an den rex und dux suus belegt.800 Angesichts der recht niedrigen Strafsumme801 kann die erwähnte iustitia nicht als Gerichtsurteil interpretiert werden. Am Ehesten ist hier wohl ein Akt des Ungehorsams anzunehmen, einer Befehlsverweigerung entsprechend.

798 Vgl. Jarnut 2012b, 95; Pohl 2001b, 65 f. 799 Der Terminus iustitia ist an dieser Stelle, wie im gesamten Edictus Rothari, nicht einfach zu fassen. Hier bietet sich am ehesten die Übersetzung „Prozessausgang“ oder „Rechtsanweisung“ an: vgl. Schönfeld 1934, 6–36. Im militärischen Kontext wäre die Übersetzung „Befehl“ wohl am meisten passend. 800 Si quis de exercitales ducem suum contempserit ad iustitiam, vigenti solidos conponat regi et duci suo. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 20. Beyerle (1947, 13) übersetzt regi et duci suo mit „an den König oder an seinen Herzog“. Auf diese Weise gibt er auch die gleichlautenden Passagen von Edictus Rothari (Bluhme 1868), 21. und 22. wieder. Erst in Edictus Rothari (Bluhme 1868), 23 (regis aut […] ducem suum) übersetzt er „den König oder […] seinen Herzog“. Wiederum übersetzt er bei Edictus Rothari (Bluhme 1868), 25 (regi et, cui causa est,) mit „dem König und dem, den die Sache angeht“. Warum von ihm in den Titeln 21 bis 23 et als „oder“ aufgefasst wird, ist nicht ersichtlich. 801 Zwar ist der Gegenwert der 20 Solidi schwer festzumachen, doch hilft der Vergleich mit anderen Strafsummen, die relative Höhe einzuschätzen. So waren Mord an einem Freien, schwerer Landfriedensbruch und Gewalt an einer freien Frau mit Strafen von jeweils 900 Solidi belegt (Edictus Rothari (Bluhme 1868), 14; 19; 26), Mord an der eigenen Ehefrau oder einer anderen freien Frau sogar mit 1200 Solidi (Edictus Rothari (Bluhme 1868), 200; 201).



Langobarden 

 197

In Titel 21 wird jedem, der sich weigerte, im Heer oder im Vortrupp mitzumarschieren, eine Strafe von 20 solidi angedroht, die an den König und an den dux suus zu zahlen sei.802 In Titel 22 wird jedem Heeresmitglied, das sich weigern sollte, dux suus bei der Rechtsdurchsetzung zu unterstützen, ebenfalls eine Strafe von 20 solidi angedroht, die an König und dux suus zu zahlen war.803 Titel 23 enthält eine Schutzregelung für exercitales. Sollte ein Heeresmitglied fälschlicherweise vom dux bezichtigt worden sein, so musste ihm der gastaldius804 beistehen und zu seinem Recht verhelfen, indem er ihn vor den König oder dux suus geleitet.805 Die beiden Nennungen eines dux bezeichnen hier ein und dieselbe Person. Der gastaldius war als eine Art Verteidiger für den Schutz des exercitalis zuständig. Titel 24 dient dem Schutz der exercitales vor falschen Bezichtigungen durch gastaldii. In solch einem Fall sollte wiederum der dux dem exercitalis zur Seite stehen.806 Unklar ist hier, welches Gericht für die Untersuchung zuständig war. In Titel 25 ist die Strafe für jemanden in exercitu aufgeführt, der Eigentum eines anderen trotz dessen Aufforderung nicht herausgab.807 In diesem Fall sollte jener zum dux gehen. Wenn aber der dux, oder der vor Ort vom König eingesetzt iudex, sich nicht ordnungsgemäß darum kümmerte, so sollte dieser dem König und auch demjenigen, um dessen Besitz es sich handelte, 20 solidi zahlen und sich der Sache dennoch annehmen. Die in den Titeln jeweils genannte Strafsumme von 20 solidi war nicht sehr hoch, eher noch ausgesprochen moderat. Zwar kann der Wert dieser Summe nicht exakt festgestellt werden, doch ermöglicht es der Vergleich mit anderen Strafen aus dem Edictus Rothari, die relative Höhe einzuschätzen. So waren Mord an einem Freien, schwerer Landfriedensbruch oder Gewalt an einer freien Frau mit Strafen von jeweils 900 solidi

802 Si quis in exercito ambulare contempserit aut in sculca, dit regi et duci suo solidos 20. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 21. 803 Si quis de ipso exercito duci suo ad iustitiam persequendam denegaverit solatium, unusquisque conponat regi et duci suo solidos vigenti. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 22. 804 Verwalter und Vertreter des Königs im Langobardenreich. In den bedeutenden Dukaten Benevent und Spoletium existierten auch von den duces abhängige Gastalden, die freilich hier nicht gemeint sein konnten. Delogu 1989, 1131 f.; Jarnut 1998, 467. 805 Si dux exercitalem suum molestaverit iniuste, gastaldius eum solatiet, quo usque veritatem suam inveniat et in praesentiam regis aut certe aput docem suum ad iustitiam perducat. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 23. 806 Si quis gastaldius exercitalem suum molestaverit contra rationem, dux eum solaciet, quousque veritatem suam inveniat. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 24. 807 Si quis res suas ab alio in exercitu requisiverit et noluerit illi reddere, tunc ambulit ad ducem; et si dux illi aut iudex, qui in loco ordinatus est a rege, veritatem aut iustitiam non servaverit, conponat regi et cui causa est, solidos viginti, causa manente. Edictus Rothari (Bluhme 1868), 25

198 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

belegt, Mord an der eigenen Ehefrau oder einen anderen freien Frau mit 1200 solidi.808 Eine ähnliche Strafe wie in den Titeln 20 bis 25 stand auf einen Stich in den Brustkorb oder das schwere Verletzen der Lippe, sodass später noch Zähne sichtbar blieben.809 Somit scheinen die Vergehen, die in den Titeln 20 bis 25 erfasst waren, nicht überaus schwer gewesen zu sein. Dies ist insbesondere bemerkenswert, sollte es sich um Fehlverhalten im Rahmen des Kriegsdienstes handeln, welches im Normalfall ausnehmend schwer bestraft wurde. Hierfür ist beispielsweise Titel sieben anzuführen, nach welchem auf das Zurücklassen eines Kameraden im Kampf die Todesstrafe stand. Vermutlich wollte Rothari mit diesen niedrigen Strafgeldern die Position der duces schwächen. Weil die Krieger keine allzu hohen Strafen bei Ungehorsam fürchten mussten, war die Macht der duces als Heerführer im Feld eingeschränkt. Noch dazu wurde die Stellung der duces durch die offenbar ebenfalls anwesenden, vermutlich vom König eingesetzten gastaldii810 beschnitten. Neben der niedrigen Strafsumme ist die Erwähnung der Zahlungsempfänger in Titeln 20 bis 22 anzumerken. Als solche werden dort jeweils rex und dux suus genannt, ohne jedoch ein Mengenverhältnis anzugeben.811 In anderen Titeln, in denen die Strafzahlung auf den König und einen anderen Empfänger verteilt werden sollte, war diese Regelung durch medietatem … medietatem eindeutig erklärt.812 Vermutlich fand diese Halbierung auch in den Titeln 20 bis 22 Anwendung.813 Im Titel 177 über die Freizügigkeit freier Männer sind keine Bestimmungen enthalten, die duces direkt betreffen.814 Güter, die Fortziehenden von duces oder anderen Freien übertragen worden waren, sollten nicht mitgeführt werden, sondern gingen an die Schenker oder ihre Erben zurück. Da es sich bei den erwähnten res nicht um Länderein handeln kann, müssen darunter Güter verstanden werden, die für spezielle Dienste oder als Belohnung übergeben wurden. Der dux erscheint hier als potentieller Dienst-

808 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 14; 19; 26; 200; 201. Unter Umständen konnte schwerer Landfriedensbruch sogar mit dem Tod bestraft werden. 809 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 50; 59. Waren nach der Verletzung der Lippe die Zähne noch immer verdeckt, waren 16 Solidi zu zahlen. 810 Jarnut 1998, 467; Pohl 2001b, 65 f. 811 […] regi et duci suo solidos vigenti […] Edictus Rothari (Bluhme 1868), 20; 21; 22. 812 Wer den Mörder seines Herrn verteidigte, zahlte 900 Solidi, halb an König, halb an die Verwandten des Toten: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 13. Wer Jemanden angriff, der auf dem Weg zum König war, zahlte 900 Solidi, zur Hälfte an König, zur Hälfte an den Geschädigten: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 18. Wer schweren Landfriedensbruch begangen hatte, zahlte 900 Solidi, zur Hälfte an König, zur Hälfte an den Geschädigten: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 19. Wer einer freien Frau Gewalt antat, zahlte 900 Solidi, zur Hälfte an den König, zur Hälfte an die Frau: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 26. 813 Beyerle (1947) interpretiert die Passagen anders und übersetzt die entsprechenden Stellen mit „an den König oder an seinen Herzog“. 814 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 177.



Langobarden 

 199

herr neben anderen homines liberi. Aus der Passage kann nur geschlossen werden, dass offenbar häufig duces als Schenker fungierten. Offenkundig ist hier nicht von einem Heereszug die Rede, da die Regelung einen Umzug cum fara sua betrifft. Auch im Titel 225 treten die duces als Dienstherrn in Erscheinung. Gegenstand dieser Regelung ist das Erbe von Freigelassenen.815 Güter, die diese in gasindio ducis oder im obsequium von privati als donum munus erhalten hatten, fielen an diese donatores zurück. Das erwähnte gasindium des dux stellte seine Gefolgschaft dar, deren Funktion sich durch die wachsende Macht ihrer Gefolgsherren gewandelt hatte. Sie waren nicht mehr nur Leibwache und Durchsetzungsstab der duces, sondern übernahmen delegierte Aufgaben und spezielle Funktionen. Im Gegenzug wurden die Mitglieder des gasindium mit Landgütern versorgt und sicherlich entsprechend ihrer Stellung mit Waffen und Ausrüstung ausgestattet.816 Die getrennte Nennung von gasindium ducis und obsequium gibt zwei unterschiedliche Gruppen wieder. Erstere waren im Dienst einer „offiziellen“ Autorität, letztere dienten freiwillig bei einer vermögenden Privatperson, die keine rechtliche Sonderstellung genoss.817 Soweit aus den Rechtstexten ersichtlich ist, verfügten nur der rex und die duces über gasindii.818 Zusammengefasst ist die Rolle der duces im Edictus Rothari überaus gering. Sie tauchen allein im Abschnitt über langobardische Heere im Feld als Rechtssubjekte auf. Und selbst hier wird ihre Stellung durch Galstalden und deren Fähigkeit, exercitales vor dem Zugriff der duces zu schützen, eher noch geschwächt. Gastaldii waren als dem König unterstellte Beamte bisweilen in einer Konkurrenzsituation zu den duces.819 Zusätzlich zeigen die niedrigen Strafgelder für Vergehen unter dem Befehl der duces, dass ihre Macht zwar anerkannt, jedoch keinesfalls gestärkt wurde. Es scheint vielmehr, dass die Existenz der duces durch die Regelungen des Edictus Rothari widerwillig toleriert wurde. Dieser Eindruck spiegelt wohl durchaus die Intention König Rotharis wieder, der in seinem Edikt nicht nur die gebräuchlichen Regeln niederschrieben ließ,820 sondern auch seine Legitimation, vor allem gegenüber den duces, stärken wollte.821 Anders als bei der Lex Burgundionum, die von den comites des Burgunderreiches unterschrieben wurde,822 hatten die duces im Langobardenreich keine Rolle bei der Rechtssetzung. Sie, die im Langobardenreich eine sogar noch wichtigere Rolle spielten, als die comites bei den Burgundern, wurden

815 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 225. 816 von Olberg 1991, 118. 817 von Olberg 1991, 121 f. zu genau diesem Gesetzestitel. 818 Vgl. von Olberg 1991, 122. 819 Jarnut 1998, 467; Pohl 2001b, 65 f. 820 Wie er selbst behauptet: Edictus Rothari (Bluhme 1868), 386. 821 Vgl. Bognetti 1968, 134 f. Einige sahen in der Legitimation des Königs sogar die Hauptfunktion des Edictus Rothari: vgl. Pohl 2001a, 211. 822 Lex Burgundionum (de Salis 1892), Rubr. 14.

200 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

bei der Zusammenstellung und Ratifizierung des Edictus Rothari vollkommen übergangen. Wie das Verhältnis zwischen Rothari und den duces, deren wirkliche Anzahl im Dunkeln bleibt, wirklich war, ist nicht endgültig zu klären. Seinen Bestrebungen, sie stärker zu kontrollieren und ihre Bedeutung zurückzudrängen, war zumindest im Falle der mächtigen Dukate Spoletium und Benevent vergebens. Sie taten es dem König gleich und ernannten eigene Gastalden.823

6.3.5 Mögliche römische Einflüsse oder Vorbilder Da nun die Betrachtung der Eigenschaften der langobardischen duces abgeschlossen ist, können sie mit den Ämtern und Einrichtungen der römischen Verwaltung in Beziehung gesetzt werden. Die ersten intensiven Kontakte zu kommunalen oder regionalen römischen Beamten fanden während des Krieges Ostroms gegen die Ostgoten statt. Als die Franken um das Jahr 548 Venetien besetzt und die Gepiden Sirmium sowie weite Teile Thrakiens unter ihre Kontrolle gebracht hatten, schenkte Justinian den Langobarden als Reaktion darauf die Gemeinde Noricum und befestigte Siedlungen in Pannonien und anderen Gegenden.824 Diese zogen daraufhin aus ihren nördlich gelegenen Wohnsitzen nach Süden und ließen sich in den ihnen übereigneten Regionen nieder.825 Von dort aus plünderten die Langobarden Dalmatien und Illyrien bis hinunter nach Epidamnus und versklavten wahllos die Bevölkerung.826 Über die Organisation des norisch-pannonischen Langobardenreiches liefern die antiken Autoren keine weiteren Informationen. Daher muss offen bleiben ob, und wenn ja, wie sich die neuen Besitzer der Städte mit der lokalen Verwaltung arrangierten. Zwar weisen die Plünderungen in Richtung Süden nicht darauf hin, dass der Langobardenverband bestrebt war, sich schnell in das bestehende Gesellschaftssystem einzufügen, doch ist eine gewisse Zusammenarbeit mit der Bevölkerung der Orte Noricums und Pannoniens durchaus anzunehmen. Ob die Schlüsselpositionen in den ihnen übereigneten civitates bereits von Langobarden besetzt worden sind, ist

823 Delogu 1989, 1131. 824 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,33,10. Paulus (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/Waitz 1878], 1,22) lässt die Schenkung unerwähnt und berichtet nur, dass Audoin die Langobarden nach Pannonien geführt habe. 825 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,33,11. Die Angaben über die Siedlungsareale und –dauern im Raum nördlich der Donau, Pannonien und Norikum sind uneinheitlich. Die Origo gentis Langobardorum (Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 5) und Paulus (Paulus Diaconus, hist. [Benthmann/ Waitz 1878], 2,7) berichten von einem 42jährigen Aufenthalt in Pannonien bis zum Marsch nach Italien. Die Historia Langobardorum codicis Gothani (Waitz 1878), 2 hingegen gibt eine Dauer von 22 Jahren an, was wohl mit der erwähnten Landschenkung durch Justinian in Verbindung zu bringen ist. Vgl. Menghin 1985, 49. Zusammen mit den Langobarden marschierten auch viele aus Pannonien und Norikum in Italien ein: Bratož 2011,607 f. 826 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,33,12.



Langobarden 

 201

unmöglich zu ermitteln. Doch ist insbesondere im Hinblick auf das langjährige Nebeneinander mit den Römern ein Verständnis für die regionale Verwaltung sowie eine Zusammenarbeit der langobardischen Führungsschicht mit den lokalen Eliten anzunehmen.827 Nachdem die Langobarden unter Führung Alboins in Italien eingedrungen waren, eroberten sie in kurzer Zeit weite Teile der nördlichen Halbinsel. Durch den Fall des Gisulf als dux von Forum Iulii ist die Praxis der Einsetzung eines regionalen Verteidigungskommandeurs bestätigt. Als Paulus die weitere Eroberung in Italien kurz zusammenfasst, wird allerdings kein weiterer dieser Art erwähnt, wenngleich kaum anzunehmen ist, dass die zum Teil gewaltsam eroberten Städte Venetiens, Luguriens und Tusciens828 gehalten werden konnten, ohne dass darin Garnisonen und Kommandanten nach dem Vorbild Gisulfs eingesetzt worden wären. Andere duces kamen durch eigene Initiative an die Herrschaft über eine civitas, indem sie sich mit ihrem Anhang vom Verband abspalteten. Betrachten wir nun die möglichen Vorbilder in Norditalien selbst. Da sich das Langobardenreich im Wesentlichen über Nord- und Mittelitalien erstreckte, können Sizilien, Noricum und Pannonien außen vor gelassen werden. Venetien kann als östliche Grenze angesehen werden, die vom dux in Friaul gesichert werden sollte.829 Somit ist die Frage nach den comites provinciarum in jenen Gebieten nicht von Belang, ebenso wenig wie die nach dem comes von Syrakus.830 Wie im Kapitel über Italien nach dem Ende des Krieges gegen die Ostgoten erläutert, wurden in den später von Langobarden besetzten Regionen die Städte weiterhin durch den jeweiligen ordo decurionum und verschiedene Stadtmagistrate verwaltet, die allesamt keine militärischen Funktionen innehatten. Auf regionaler Ebene waren durch die sanctio pragmatica Justinians iudices provinciarum eingerichtet worden. Sie sollten durch die primates der civitates und die episcopi aus der Oberschicht der Provinz ausgewählt werden. Vergleicht man diese Positionen der städtischen und provinzialen Verwaltung mit den langobardischen duces, die jeweils über eine civitas mit zugehörigem Land herrschten, mit Heeren Raubunternehmen durchführten und die Bevölkerung unterdrücken konnten, so findet sich kein potentieller römischer Vorgänger. Gleiches gilt für die beiden Dukate Benevent und Spoleto, auch wenn diese über größere

827 Der byzantinische Einfluss auf die Langobarden war vor 568 wohl verhältnismäßig schwach und kurz: Wolfram 1967, 191. Jarnut (1982, 51) hingegen meint, die duces der Langobarden würden der „pannonischen Phase“ entstammen. 828 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,14; 2,25 f. 829 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,9. Vgl. Karte 9 mit den bekannten duces des Langobardenreiches. 830 Auch wenn streng genommen deren Existenz weiterhin angenommen werden kann, da diese Ämter von Odoaker und Theoderich eingerichtet wurden und Justinian die Anordnungen der Gotenkönige bis Theodahat explizit anerkannte: Corpus Iuris Civilis (Mommsen/Krüger 1889), 3, App. 7,1.

202 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Flächen herrschten und auf mehr Personal zurückgreifen konnten. Auch wenn die duces aus dem Ostgotenreich in die Betrachtung einbezogen werden, ändert sich das Bild nicht, denn diese waren mit der Ausnahme Cassiodors als Heerführer außerhalb Norditaliens eingesetzt worden, um entweder eine Offensive anzuführen, oder um die Versorgung des Heeres sicherzustellen.831 Die Beschränkung auf eine Provinz oder gar eine civitas ist in keinem Fall erkennbar. Der einzige verbliebene römische dux in Rätien war als Gouverneur zweier Provinzen eingesetzt und hatte, neben der Verwaltungsaufgabe, auch eine militärische Funktion. Zwar könnte er prinzipell als Vorgänger in Frage kommen, doch da die Langobarden während ihres Aufenthaltes an der Donau weit von Rätien entfernt siedelten,832 kann vom dux Raetiarum kein prägender Einflussung ausgegangen sein. Somit würde für eine Beeinflussung durch den dux Raetiarum nur die Phase der 560er Jahre kurz vor der Einwanderung nach Norditalien bleiben. In dieser Zeit war die römische Kontrolle über den Bereich der Raetiae jedoch längst vorüber. Während des Krieges gegen die Byzantiner hatten die Ostgoten im Jahr 536 alle Gebiete nördlich der Alpen zugunsten der Franken aufgegeben.833 Nach ihrem Sieg über die Ostgoten hatte die Römer die Kontrolle über diese Region nie zurück erlangt. In der Zeit der Einwanderung nach Italien wurden Teile Rätiens und Noricums durch die Baiuwaren kontrolliert834 und um 555 ist bereits der erste baiuwarische dux bzw. rex Garibald erwähnt.835 Eine Vorbildwirkung des dux Raetiarum für die duces Langobardorum ist demnach ausgeschlossen. Auch die militärische Verwaltung Italiens vor dem Einmarsch der Langobarden taugt, soweit erkennbar, wenig als Vorbild. Das Exarchat mit seinen umfassenden Kompetenzen wurde erst später eingeführt. Die Grenze im Norden war von Herulern verteidigt worden, die Narses unmittelbar zuvor selbst geschlagen hatte.836

6.3.6 Heerführer und Stadtkommandanten In der Geschichte des Langobardenverbandes bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes gibt es neben duces noch eine Reihe weiterer Funktionsträger, die ähnliche Funktionen wahrnahmen, insbesondere die Verwaltung von Städte. Zumeist sind die Details ihrer Kompetenzen leider unklar. Heere, die nicht ausdrücklich vom König

831 Siehe in der Zusammenfassung der ostgotischen duces. 832 Vgl. die Karte bei: Menghin 1985, 36, Abb. 18. Siehe auch die Überblickskarte im vorderen Einband bei Menghin. 833 Haas-Gebhard 2013, 78. Die Ansprüche wurden 539 anerkannt: Heuberger 1932, 136. 834 Vgl. Haas-Gebhard 2013, 79. Eine Karte zur Ausbreitung der Baiuvaren im 5.-7. Jh., siehe: Ebd. 200. Zu Garibald: Störmer 1998, 446 f. 835 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,9. 836 Steinacher 2017, 157–160. S. o. im Abschnitt „Italien zwischen dem Ende des Ostgotenreiches und dem Einfall der Langobarden“



Langobarden 

 203

oder von duces geführt wurden, sind nur zweimal belegt. Es sind die Truppen, die von Alboin 552 den Römern als Unterstützung im Kampf gegen die Ostgoten geschickt wurden und jene, welche in der Zeit zwischen 586 und 588 den römischen Offizier Francio auf einer Insel im Comer See belagerten.837 In beiden Fällen sind Namen und Titel der Heerführer unbekannt. Ein weiterer Hinweis auf alternative Heerführer ist dem Titel sechs des Edictus Rothari zu entnehmen.838 Es ist unbekannt, ob solche Kommandeure häufig vom König eingesetzt wurden, als Rothari 643 dieses Gesetz verfassen und ratifizieren ließ. Im Gesetz selbst werden sie nicht nocht einmal erwähnt. Stadtkommandanten mit lokaler Verwaltungsaufgabe sind deutlich zahlreicher. Bei ihrer Analyse stellt sich die Lage bei den Langobarden komplizierter dar, als in anderen Reichen auf ehemals römischem Boden. Da die duces über größere civitates herrschten, entsprachen sie vom Zuständigkeitsbereich etwa den comites civitatum, die im Ostgotenreich in unterschiedlicher Ausprägung belegt sind. Im Langobardenreich sind in den Städten neben comites civitatum noch einige andere Positionen in den Quellen zu identifizieren, denen ein sehr ähnlicher, möglicherweise entsprechender Aufgabenbereich zugewiesen werden kann. Es handelt sich um den gastaldius (civitatis) sowie den sculdhais.839 Im Gegensatz zu den comites civitatum kommen diese auch im Edictus Rothari vor.840 Aus den Erwähnungen lässt sich eine partielle Überlappung der Zuständigkeitsbereiche entnehmen, da in einigen Titeln Gastalden und Schultheiße als Alternativen genannt werden.841 In einem weiteren Titel werden sculdhais und iudex nebeneinander gestellt.842 Zudem werden sowohl gastaldius als auch sculdhais unter die actores regis gezählt, wie wiederum anderen Titeln zu entnehmen ist.843 Trotz der relativen Nähe der beiden Positionen, entwickelt sich der sculdhais nicht in gleichem Maße zu einem regionalen Verwaltungsbeamten, wie der gastaldius. Schultheiße blieben im Wesentlichen auf die Jurisdiktion und partiell auf die Rechtsdurchsetzung beschränkt844 und waren vermutlich mitunter den Gastalden unterstellt.845 Einige Gastalden wurden mit außerordentlichen Kompetenzen ausgestattet, die sie auf die Ebene von duces erhoben. Wann solche „gastaldi con potere ducale”846 erstmals eingesetzt wurden, ist umstritten. Gesichert sind gastaldii civitatum in Parma und Piacenza in den 660er Jahren und in Siena und Arezzo in den Jahren 837 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 4,26,12; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,27. 838 […] contra ducem suum, aut contra eum qui ordinatus est a rege ad exercitum gubernandi […] Edictus Rothari (Bluhme 1868), 6. 839 Jarnut 1982, 59; Jarnut 1998, 467 f. 840 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 15; 23; 24; 35; 189; 210; 221; 251; 271; 374; 375. 841 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 15; 189; 221. 842 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 35. 843 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 210; 271; 374; 375. 844 Schmidt-Wiegand/Lück 2004, 371–373. 845 Priester 2004, 59 f. Priester hingegen betont, dass sich die Befugnisse des sculdhais auf „alle drei Bereiche“ erstrecken würden. 846 Mor 1952, 409. Den Terminus verwendet er alternativ für galstaldius civitatis.

204 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

um 710 bis 715.847 Vermutlich wurden sie in Parma, Piacenza und Regio bereits unter König Agilulf am Ende des sechsten Jahrhundert installiert.848 Die duces dieser Städte hatten sich 590 dem Exarchen Romanus ergeben.849 Später, als sie wieder unter langobardische Kontrolle kamen, setzte der König an ihrer Stelle gastaldii ein, welche die civitates nach seinen Anordnungen verwalteten.850 Sie hatten die gleichen Funktionen und Kompetenzen wie die duces zuvor, doch waren sie im Unterschied zu diesen nicht autonom und vermutlich auch nicht auf Lebenszeit eingesetzt.851 Wie die Titel 23 und 24 des Edictus Rothari zeigen, waren gastaldii auch in den Heeren zugegen.852

6.3.7 Der Titel dux Angesichts der bemerkenswert vielen volkssprachlichen Begriffe im Edictus Rothari ist auffällig, dass sich kein Begriff für rex oder dux darunter befindet.853 Auch wenn man andere Quellen für die langobardische Sprache mit in die Betrachtung einbezieht, bleibt der Befund, die duces betreffend, gleich.854 Immerhin für die Könige kann mit adaling ein Begriff identifiziert werden, der allerdings wohl nicht exklusiv die Könige bezeichnete.855 Eigenartigerweise sind unter den überlieferten langobardischen Worten eine Reihe von Begriffen für Personen oder Institutionen, die eine höhere Machtposition voraussetzen, der sie sich zuordnen konnten. Hierunter zählen gasindium (Gefolgschaft), arimannus (exercitalis, qui sequitur scutum regis), marphais (strator, der die Rosse aufzäumt), marcalc (Pferdeknecht), scaffardus (vestiarius, Schaffner, Verwalter) sowie sculscara (Gefolgsschar (?))856. Außer dem wenig belegten macescario (Hauptmann des jugendlichen Gefolges (?))857 ist kein Wort für einen Anführer bekannt.858 847 Mor 1952, 410; 412 f. Vgl. Gasparri 1978, 22. 848 Jarnut 1998, 467. 849 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 41. 850 Mor 1952, 411 f. 851 Mor 1952, 414. 852 Edictus Rothari (Bluhme 1868), 23 f. S. o. im Abschnitt zum Edictus Rothari. 853 Siehe das Glossar von I. Schröbler in: Beyerle 1947, 499–508. Zu den Titeln der langobardischen Herzöge, siehe: Wolfram 1967, 185–205. Er unterscheidet zwischen den großen Dukaten Spoleto und Benevent und dem nur in „kümmerlichen Resten“ überlieferten dux-Titel des Amtsherzogs. Ebd. 185. 854 Vgl. die langobardischen Wörterverzeichnisse in: Meyer 1877, 273–310; Bruckner 1895, 199–336 (insbes. die Appellative 199 – 214). 855 Meyer (1877, 275) gibt an, dass adaling in Chron. Goth. (MGH LL 4, 1868, 644) die Könige bis Walthari bezeichnen. Bruckner (1895, 201) übersetzt adelingi jedoch mit „Edelinge“, was eine allgemeinere Bedeutung impliziert. 856 Bruckner 1895: gasindium = Gesinde, Gefolgschaft (205); arimannus = ‚exercitalis, qui sequitur scutum regis‘ (206); marphais = der die Rosse aufzäumt (208 f.); marcalc = Pferdeknecht (208); scaffardus = vestiarius, Schaffner, Verwalter (210 f.); sculscara = Gefolgsschar (?) (212). 857 Bruckner 1895, 208. 858 Vgl. Bognetti 1953, 201.



Langobarden 

 205

Der Terminus dux hingegen, ist in den Quellen omnipräsent. Fredegar859 und Paulus verwenden ihn ganz selbstverständlich, daher muss er sich noch vor 658/660 etabliert haben.860 Durch Erwähnungen in den Historien Gregors von Tours und einigen Briefsammlungen861 kann die Entwicklung in Ansätzen nachvollzogen werden. Der Autor der Historia Francorum erwähnt in seinen um 575 geschriebenen Büchern862 die Langobarden Amo, Rodan und Zaban und versieht sie bereits mit der Bezeichnung duces.863 Da sie allerdings hier auch als Heerführer auftreten, die mit ihrem Heer gegen die Franken zogen, kann die Bezeichnung nicht sicher technisch verstanden werden. Die Angaben in den Epistulae Austrasiacae sind widersprüchlich. In einem der Briefe aus der Feder des fränkischen dux Gogo an Grasulf, datiert spätestens auf das Jahr 581, wird jener nicht mit einem Titel versehen.864 Doch in einem Brief des Exarchen Romanus an König Childebert aus den Jahren 585 bis 590 sind langobardische Funktionsträger in den Städten Parma, Regio und Placentia erwähnt, die als duces bezeichnet werden.865 Diese waren zwar die Anführer ihrer Kriegerverbände, suchten allerdings in friedlicher Absicht den römischen Feldherrn auf. Insofern hätte Romanus auch einen anderen Begriff verwenden können.866 Gregor der Große erwähnt in der kurzen Lebensbeschreibung des Bischofs Cerbonius von Populonia in seinen Dialogi aus den Jahren um 593/94 den Langobarden Grimarit, den er als dux crudelissimus bezeichnet.867 In seinen Briefen aus den Jahren 591 bis 598 erwähnt Gregor der Große Ariulf, Auctarit und Arichis/Arogis, ohne sie mit einem Titel zu versehen.868 Allerdings nennt er auch den König Agilulf, ohne ihn

859 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68; 4,45; 4,49; 4,50; 4,51; 4,70. Als duces bezeichnet er Amo, Zaban und Rodan, die 12 Herrscher des Interregnums (wobei er eine falsche Zahl nennt), Taso, sowie Arioald und Rothari vor ihrer Krönung zum König. 860 In diesen Jahren schrieb der Autor der Fredegar-Chronik sein Werk wohl nieder: Kusternig 1982, 12. 861 Gregor der Große, epistolae; Epistolae Austrasicae; Epistolae Langobardicae collectae. 862 Greogors Bücher 1–4 wurden kurz nach 575 fertiggestellt: Buchner 2000a, XXI. 863 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,44. 864 Incipit dicta Gogone ad Grasulfo de nomen regis. […] Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 48. MGH Epp. 3, 1892, 152. 865 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 41. MGH. Epp. 3, 1892, 147. 866 Wolfram (1967, 187) legt größeren Wert auf die Verwendung von duces durch Romanus. 867 […] Langobardorum dux crudelissimus Gumari advenit. […] Greogor der Große, dial. (Migne 1896), 3,11,6. 868 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,7. Gregor an Velox, Magister Militum (27. September 591: MGH Epp 1, 1891, 105; Martyn 2004a, 195. hier: 2,4): Ariulf. – Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 2,45. Gregor an Johannes, Bischof von Ravenna (Juli 592: MGH Epp. 1, 1891, 143; Martyn 2004a, 215. hier: 2,38): Ariulf, Auctarit. – Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 5,36. Gregor an Kaiser Mauricios (Juni 595: MGH Epp. 1, 1891, 317; Martyn 2004b, 351. hier: 5,37): Ariulf. – Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,44. Gregor an Theodorus, Curator Ravennae (Oktober 598: MGH Epp. 2, 1899, 71; Martyn 2004b, 571): Ariulf, Arogis.

206 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

rex zu nennen.869 In all diesen Briefen waren die Langobarden jedoch nur erwähnt, während die Schreiben selbst an Römer gerichtet waren. Als Gregor im Frühjahr 599 einen Brief an Arichis sandte, wurde dieser in der Überschrift des Briefes als dux angesprochen, während er ihn am Beginn Schreibens gloria vestra nannte.870 Das gleiche Titelschema begegnet auch in einer der Epistolae Langobardicae selectae. In einem Brief des Papstes Honorius an denselben Langobarden Arichis bzw. Arogis nannte er ihn im Titel ebenfalls Arogis dux Beneventanus, während er ihn am Beginn des Schreibens als gloria vestra ansprach.871 Ob die überlieferten Überschriften den ursprünglichen Anreden entsprechen, ist unsicher. Doch da Gregor selbst die Sammlung seiner Schreiben anordnete,872 ist es nicht unwahrscheinlich, dass er auch im Originalbrief dux als Anrede verwendet hatte. Die beiden Briefe an Arichis von Benevent zeigen, dass sich der Titel dux für ihn vor dem Ende des sechsten Jahrhundert etabliert hatte. Vermutlich wurden spätestens seit dieser Zeit auch die Langobardenherrscher der anderen großen civitates offiziell als duces bezeichnet. Offenbar hatte man mangels eines eigenen langobardischen Terminus den lateinischen Begriff dux übernommen, der sich spätestens um das Jahr 600 zum feststehenden Titel entwickelt hatte,873 den Paulus Diaconus gegen Ende des siebenden Jahrhunderts ganz selbstverständlich verwendete.874 Erst im Chronicon Gothanum aus dem ersten Jahrzehnt des neunten Jahrhunderts875 ist eine alternative Bezeichnung der langobardischen duces als iudices überliefert.876

6.3.8 Zusammenfassung Der erste dux wurde beim Einmarsch 568 vom König in Forum Iulii eingesetzt und mit einer Anzahl von langobardischen Familien ausgestattet, die sich in seinem Machtbereich ansiedelten und unter seinem Befehl standen. Dieses ungewöhnliche Vorgehen Alboins war möglicherweise von den vorangegangenen Erfahrungen auf

869 Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,11. Gregor an Ianuarius, Bischof von Sizilien (Oktober 598: MGH Epp. 2, 1899, 48; Martyn 2004b, 552.) 870 Gregorius Arogi duci. […] Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 9,126. (Februar-April 599: MGH Epp. 2, 1899, 126; Martyn 2004b, 617. hier 9,127). 871 Honorius Arogi duci Beneventano. […] Epist. Lang. Coll. 4. (Die Datierung 625–638 (MGH Epp. 3, 1892, 696) ergibt sich aus der Amtszeit des Papstes Honorius). 872 Manitius 1911, 105. 873 Wolfram (1967, 193 f.) nimmt an, bereits Gisulf  I. habe den Titel geführt. Die langobardischen Dukate seien stark von den farae geprägt gewesen, auf denen sie aufbauten. 874 Die Abfassungszeit der Historia Langobardorum ist nicht sicher zu bestimmen, doch wurde sie noch vor 800 niedergeschrieben: Schwarz 2009, 21. 875 Das Chronicon Gothanum ist etwa auf 807–810 datiert: Scardigli 1992, 414. 876 Chron. Goth. MGH LL 4, 1868, 645, Zeile 20. Dilcher 2008, 335; 371. Ihre Herrschaftsausübung wurde dementsprechend auch als iudicare bezeichnet: Dilcher 2008, 326; 335.



Langobarden 

 207

römischem Boden inspiriert. Sicherlich hatte die Kenntnis der römischen Stadt- und Regionalverwaltung in den ihnen anvertrauten Regionen Noricums und Pannoniens den Langobarden geholfen, in den neu eroberten Gebieten sogleich eine funktionale Administration zu errichten. In den folgenden Jahren der Eroberungszüge und bis zum Tod Clephs im Jahr 574 sind zwar keine weitere Einsetzungen von duces explizit beschrieben, doch zeigen ihre vielfachen Erwähnungen, dass sich ihre Anzahl stark erhöht hatte. Einige duces führten Feldzüge auf fränkisches Gebiet durch, während der König selbst in Kämpfe mit den Römern im Süden des Reiches verstrickt war. Einige, wie etwa die weit im Süden befindlichen duces in Spoletium und Benevent, waren wahrscheinlich durch Eigeninitiative in ihre Stellungen gelangt. Der zuvor erfolgreiche König Alboin hatte wegen der langandauernden Belagerung Pavias sowie seines Befehls, die römische Bevölkerung zu schonen, an Rückhalt in der Oberschicht verloren. Insbesondere die duces, die sich weit vom Zentrum des Langobardenreiches entfernt befanden und sich dort selbständig behaupten konnten, strebten die Autonomie an. Die Absage an den designierten Nachfolger Helmichis und das Unterlassen einer Königswahl nach dem Tod Clephs zeigen, dass unter den duces und der Führungsschicht Uneinigkeit herrschte und zuletzt die Unabhängigkeit von einem zentralen Herrscher erstrebenswert schien. In den civitates und Regionen, in denen sich die duces festsetzten, fügten sie sich nicht in das bestehende Verwaltungssystem ein. Vielmehr erzwangen sie mit Gewalt ihre Stellung und beuteten die Bevölkerung aus. Da sich viele duces über lange Zeit halten konnten, ist anzunehmen, dass nicht alle auf diese Weise herrschten oder sie nach wenigen Jahren ihr Vorgehen änderten und sich mit den bestehende Strukturen arrangierten. Nach zehn Jahren des Interregnums waren die Langobarden zum einen durch Franken und Oströmer, zum anderen durch ihre Zerstrittenheit untereinander arg in Bedrängnis geraten. Daher entschieden sich die duces, erneut einen König zu bestimmen und ihn mit ausreichenden Gütern auszustatten. Der neue rex Authari konnte das Langobardenreich wieder stabilisieren, starb jedoch nach sechs Jahren und wurde von Agilulf abgelöst. Mit dessen Wahl waren viele duces nicht einverstanden, weshalb der neue König eine Reihe von Feldzügen gegen sie führte. Fünf duces bezahlten ihr aufständisches Verhalten mit dem Leben, zwei weitere verbündeten sich nach ihrem Aufbegehren wieder mit Agilulf. Das Verhalten Agilulfs gegenüber den duces war offenbar von der Macht des jeweiligen Opponenten abhängig. Gegen schwächere ging er mit brachialer Gewalt vor, wohingegen er bei bedeutenderen regionalen Herrschern diplomatische Mittel vorzog. Weitere duces, unter anderem in Regio, Parma und Piacenza, unterwarfen sich den Römern oder wurden geschlagen und ihre civitates wurden erobert. Die duces in Forum Iulii, Spoletium und Benevent hatten eine Sonderstellung. Aufgrund dieser Erfahrungen begann Agilulf, und spätere Könige folgten seinem Beispiel, in civitates statt duces gastaldii einzusetzen. Diese übten zwar die gleichen Funktionen aus, waren jedoch in viel stärkerem Maße vom König abhängig. Kooperierende duces belohnten die Könige durch Schenkungen, wie den dux Sundrarit. Auf diese Weise wurden sie in ein stärkeres

208 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Abhängigkeitsverhältnis zum König gebracht. Den nächsten Schritt zur Schwächung der duces tat Rothari. Er unterhöhlte ihre militärische Macht, indem er zum einen den königlichen Gastalden die Kompetenz verlieh, exercitales vor ihrem Zugriff zu schützen, zum anderen Ungehorsamkeit gegenüber den duces nur relativ gering bestrafte. In der Zeit nach Agilulf werden nur noch wenige duces in Norditalien erwähnt, ihre Anzahl und Verbreitung sind unbekannt. Außenpolitisch spielten sie keine Rolle mehr. In den Quellen treten sie zumeist nur noch als Kandidaten für den Thron in Erscheinung. Allein die Vorgänge aus den Dukaten von Forum Iulii, Spoletium und Benevent sind besser bekannt. Deren duces konnten sich, auch aufgrund ihrer Entfernung vom langobardischen Kernland um Pavia sowie ihrer großflächigen Ausdehnungen, aus der Bindung an den Thron lösen. Durch Allianzen und Heiraten stärkten sie ihre Positionen untereinander. Im Fall von Forum Iulii wurde die wachsende Unabhängigkeit in Pavia kritisch gesehen und es fehlte nicht an Versuchen, die Stellung der dortigen duces zu schwächen oder sie stärker an den König zu binden. In den 620er Jahren war die Einmischung schließlich erfolgreich. Spoletium und Benevent blieben hingegen weitgehend von Beeinflussung durch die Könige verschont, da sie wertvolle Verbündete bei Offensiven gegen die verbliebenen römischen Reichsgebiete im Süden waren. Dort operierten sie weniger als Feldherren im Auftrag des Königs, sondern waren vielmehr eigenständige Machthaber. Sie unterhielten, wie auch die langobardischen Könige, eigenes Personal und übten durch eingesetzte gastaldii direkte Kontrolle über einen Teil ihrer civitates aus. Von den Kompetenzen der duces tritt zumeist die militärische in Erscheinung, obwohl sie sicherlich deutlich umfangreicher waren. Wenngleich anzunehmen ist, dass die duces während des Interregnums praktisch willkürlich regieren konnten, war in der Mitte des siebenten Jahrhundert ihr Zuständigkeitsbereich wieder auf das Militär konzentriert. Im Edictus Rothari spielen sie nur für den Kriegszug eine Rolle. Ihre Krieger konnten die duces aus farae rekrutieren, die sich in ihrer civitas angesiedelt hatten. Zudem erleichterte die Aussicht auf Beute sicherlich die Aushebung von Heeren aus dem Langobardenverband. Ob auch Römer in den Heeren der Langobarden marschierten, ist unbekannt. Ebenso wenig kann eine Aussage über die Größe der Heere getroffen werden. Einzig für die Truppen des dux Rodan ist die Zahl von 500 Kriegern überliefert, welche nach seiner Niederlage noch am Leben waren. Für die Beurteilung der Heeresgrößen ist diese Information jedoch wertlos. Ihre Rolle bei der Rechtsprechung, Rechtssetzung vor dem Ende des Interregnums, der Steuerfestlegung und allgemeinen Administration, vor allem im Hinblick auf die Konkurrenz mit den römischen Funktionsträgern in einer civitas, ist vollkommen unklar. Bei den duces von Spoletium, Benevent und vor 625 auch in Forum Iulii ist mit deutlich ausgeweiteten Kompetenzen zu rechnen, die sich in den Quellen bis zum Jahr 643 jedoch nur schwer fassen lassen. Belegt sind Einfluss auf die Einsetzung von kirchlichen Würdenträgern, Gebrauch eigener Gastalden und eine selbständige Außenpolitik.



Langobarden 

 209

Ihre territorialen Zuständigkeiten waren variabel und schwankten zwischen der Insel Insel St. Iuliani (San Giulio im Ortasee)877 und dem ausgedehnten ducatus von Benevent,878 wobei die meisten über eine Stadt eingesetzt waren. Jedoch sind nicht für alle duces auch zugehörige civitates bekannt. Wo Amo, Zaban, Rodan, Nuccio, Taloardus, Atharius/Auctarit, Authari (später rex), Droctulf, Wiffo und Sundrarit herrschten, ist nicht bekannt. Möglicherweise waren einige keine civitas-duces sondern tatsächlich nur Heerführer ohne eigene Stadt. Bei der Betrachtung der geografischen Verteilung der duces fällt auf, dass ihre Städte in der Poebene sehr eng beieinander lagen. Ihre dortigen Dukate waren daher nur auf kleinere Gebiete beschränkt, die sich bestenfalls über einige Siedlungen erstreckten. Zudem ist auffällig, dass viele der Städte der duces fortifikatorisch günstig am Fuß von Gebirgen lagen und nicht in der Ebene. Die Ausdehnung der drei Sonderdukate ist unterschiedlich gut fassbar. In der Ebene um Forum Iulii sind neun weitere, dem dux zugehörige Orte genannt, hinzu kommt die vorübergehende Kontrolle über Histria und einen Teil der von Slawen bewohnten Gebiete im Norden und Osten.879 Die duces von Spoleto griffen Rom, Neapel (im Bereich des dux vom Benevent gelegen) sowie Camerino und Classis nahe Ravenna an, die von Benevent waren bei Rom, Neapel, am Golf von Apulien und in Bruttium aktiv. Ähnlich wie bei anderen Reichen zuvor, ist auch hier eine Zweiteilung erkennbar. Beim Vergleich mit den bekannten römischen und ostgotischen duces lässt sich an keiner Stelle eine territoriale Kontinuität feststellen.880 Amtsdauern sind mit zwei Ausnahmen sonst nur für die drei großen Dukate bekannt. Außerhalb dieser sind der dux von Tridentum Ewin zu nennen, der 20 Jahre amtierte, sowie der dux Gundoald von Asti, der 23 Jahre von 589 bis 612 in seiner Stellung war. Die duces verblieben bis zu ihrem natürlichen oder gewaltsamen Tod in ihrer Stellung, wenn sie nicht abgesetzt oder Könige wurden. In Forum Iulii war Gisulf I. zwischen 6 und 13 Jahren dux, sein Nachfolger Grasulf I. wurde nach 9 Jahren durch seinen Sohn Gisulf II. ersetzt, der 20 Jahre später im Kampf gegen die Awaren fiel. Seine Söhne Taso und Cacco wurden nach 15 Jahren ermordet, der vom König eingesetzt Grasulf II. amtierte zwischen 15 und 37 Jahre. Die drei duces von Spoletium Faroald, Ariulf und Teudelap waren für 20, 10 und 50 Jahre in ihrer Stellung. In Benevent sind für Zotto 20, für Arichis 50, für Agio 1 Jahr, für Radoald 5 Jahre und für Grimoald 15 Jahre belegt, wobei letzterer seine Position verlies um 662 König zu werden.

877 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,3. PLRE 3B, s. v. Mimulfus, 890. Sein Dukat umfasste wohl das heutige Orta San Giulio mit gleichnamiger Insel und lag damit nahe zu einem fränkischen Einfallstor nach Norditalien. Die erwähnte Kapitulation erfolgte vermutlich vor Audoald im Jar 590 (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 3,31): Schwarz 2009, 379, Anm. 339. 878 Siehe Karte 9. 879 Aquileia, Artegna, Cormons, Gemona, Monte Santina bei Invillino, Nimis, Oderzo, Osoppo und Ragogna. Karte 10. 880 Siehe Karte 16.

210 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Die Position der duces in der Hierarchie des Langobardenreiches war die an der Spitze, direkt unterhalb der Könige. Während des Interregnums waren sie unabhängig und mussten sich niemandem unterordnen. Für die duces in Forum Iulii, Spoletum und Benevent blieb dies auch nach dem Ende des Interregnums der Fall, wobei Friaul 625 wieder unter Kontrolle der Könige stand. Einige civitates wurden nach 590 durch gastaldii civitatum verwaltet, die damit praktisch auf einer Stufe mit den duces des Nordens standen, jedoch noch stärker an den König gebunden waren. Unterhalb der duces ist mit den regulären Gastalden, comites civitatum, Schultheißen und weiteren Amtsträgern noch eine Reihe anderer Positionen bekannt, gegenüber denen die duces jedoch nicht unbedingt weisungsbefugt waren. Nur selten sind weitere Positionen oder Ämter der duces belegt. Eine voran gegangene Stellung ist nur für Gisulf überliefert, der König Alboin als Pferdeknecht bzw. strator gedient hatte. Häufiger sind duces bekannt, die zu Königen wurden. Bis 634 betrifft dies Cleph, Authari, Agilulf, Arioald und Rothari. Ebenfalls rar sind Angaben über die Herkunft der duces. Abweichende Ethnika sind für den Thüringer Agiluf, den Sueben Droctulf sowie die duces baiuwarischer Abstammung bekannt. Droctulf war als Gefangener unter den Langobarden aufgewachsen und ist somit der Einzige, für den eine anfängliche soziale Stellung außerhalb der Oberschicht belegt ist. Sobald die duces einmal ihre civitates besetzt hatten, trat, soweit erkennbar, nach Möglichkeit stets der Sohn die Nachfolge an. In drei Fällen sind verwandtschaftliche Verbindungen mit dem König bekannt, nämlich für Gisulf, den Neffen des Alboin, der zuvor an dessen Hof gedient hatte, für Gudescalc, den vom König im zurückeroberten Parma eingesetzten Schwiegersohn und für den dux Agilulf, den cognatus des Königs Authari, dessen Witwe Theodolinde er heiratete. Sie war eine Tochter des Baiuwarenkönigs Garibald. Damit war Agilulf mit dem dux Ewin von Tridentum verschwägert, der bereits 575 eine Tochter Garibalds geheiratet hatte. Nach 601 sind keine verwandtschaftlichen Bande zwischen König und duces mehr belegt. Offenbar suchten die späteren Könige eher den Kontakt mit anderen Königen, vor allem, seit die Stellung der duces im Reich zugunsten des rex geschwächt worden war. Verwandtschaftliche Beziehungen der duces untereinander lassen sich nur zwischen den bedeutenden Dukaten Forum Iulii und Benevent feststellen. Weiterhin hervorzuheben ist abschließend auch das Fehlen von duces mit römischen Namen. Der Amtscharakter der langobardischen duces ist nur bedingt festzustellen. Sie scheinen sich im Prinzip zwar relativ ähnlich gewesen zu sein, doch unterschieden sich in der Größe der Territorien. Vor allem die Gruppe der drei großen Dukate hebt sich vom Rest deutlich ab. Die Erblichkeit der Stellung und Amtsdauer auf Lebenszeit sind hingegen keine Merkmale formalisierter Ämter. Wahrscheinlich waren ihre Eigenschaften bei Gründung des Reiches noch nicht definiert, sondern die duces entwickelten sich aufgrund ihrer starken Stellung in den befestigten Orten in diese Richtung. Insbesondere während des Interregnums waren sie eigenständige Lokalherrscher und



Franken 

 211

wollten diese Stellung nach der Neuwahl eines Königs auch nicht mehr abgeben. Nach 584 wurden die duces Norditaliens als erbliche Herrschaftspositionen auf Lebenszeit zu Störfaktoren, die nur schwer mit dem erstarkenden Königtum in Einklang zu bringen waren. Daher wurden sie durch die Gesetzgebung geschwächt und wenn möglich durch besser kontrollierbare Gastalden ersetzt. Diese bildeten neben anderen langobardischen Ämtern die Bürokratie des Königreiches, die die noch verbliebenen duces in der Poebene überlagerte. Die Analyse der langobardischen Dukate zeigte wenig römische Einflüsse, doch auch weiter zurück reichende langobardische Ursprünge sind auszuschließen. Bei den langobardischen duces handelte es sich um eine eigene Entwicklung, die aus den Anforderungen der Zeit und den Möglichkeiten des Verbandes resultierte. Da für ihre Stellung ebenso wenig wie für den rex ein langobardisches Wort belegt ist, fiel die Wahl eines Titels auf den lateinischen Terminus dux. Dieser bot sich an, da er zugleich einen bekannten Offiziersrang bezeichnete, als auch eine allgemeine Funktionsbezeichnung war. Unklar muss bleiben, ob der Titel von den Langobarden selbst ausgewählt, oder aber von den mit ihnen interagierenden Römern geprägt wurde.

6.4 Franken Anders als bei den meisten bisher abgehandelten Verbänden, ausgenommen den Langobarden, sind die duces, wie insgesamt alle Amtsträger und Persönlichkeiten des Frankenreiches, gut erfasst und bearbeitet worden. Allgemein sind die beiden Prosopographien zu nennen, die sich auf das spätantike Gallien bis 527 bzw. das Merowingerreich bis 612 konzentrieren.881 Die duces im Speziellen wurden ebenfalls bereits mehrfach untersucht.882 Aus diesem Grund wird im vorliegenden Kapitel darauf verzichtet, die Erwähnungen der zahlreichen duces des Frankenreiches ab dem fortgeschrittenen fünften Jahrhunderts ebenso detailliert abzuhandeln, wie in den vorangegangenen Kapiteln. Stattdessen soll der Fokus auf den Kompetenzen der duces liegen, sowie auf dem Versuch, ihre Ein- und Absetzung mit historischen Geschehnissen zu verknüpfen, um auf diese Weise ihre jeweilige Funktion zu ermitteln. Zudem erfolgt eine Aufteilung der Betrachtungen in zwei Zeitabschnitte, die sich aus der historischen Entwicklung des Frankenreiches ableiten. Als erstes werden die wenigen duces analysiert, die noch während der Phase der Expansion des gallischen Kernreiches ab dem Sieg über Sygrius erwähnt sind, dann folgt die Betrachtung der duces nach Abschluss der Eroberung mit der Annexion der ostgotische Provence im Jahr 537. Mit diesem Schritt war die Ausdehnung des fränkischen Reiches, das seit 881 Selle-Hosbach 1974; Heinzelmann 1982. Letztere versteht sich als Ergänzung zur PLRE. 882 Zu duces bzw. Herzögen bei den Franken (inklusive der Herzogtümer Alemannien und Bayern) bspw: Sprandel 1957; Behr 1975; Keller 1976; Lewis 1976; Werner 1984b; Jarnut 1986; Jahn 1991; Becher 1996; Schmidt 2001; Weitere Literatur bis 1999: Goetz 1999a, 491.

212 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

dem Sieg von 486 rasant gewachsen war, erst einmal abgeschlossen. Während der Eroberungsphase werden in den Quellen nur zwei duces und ein ducatus genannt, die im Kontext der historischen Geschehnisse analysiert werden. Die Gebiete, die während der beinahe 50 Jahre andauernden Expansion durch Chlodwig und seine Söhne erobert wurden, hatten zuvor unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen. Sie waren durch die Konflikte der Spätantike und die verschiedenen Reiche geprägt, die Gallien unter sich aufgeteilt hatten. Nach dem Ende der Expansion mussten die fränkischen Könige ihr heterogenes Reich entsprechend organisieren und die duces, deren Zahl insbesondere nach der Mitte des sechsten Jahrhunderst massiv zunimmt, waren ein Teil dieser Organisationen. Die Reiche der Alemannen und Burgunder, die durch die Franken erobert und dem eigenen Herrschaftsgebiet einverleibt wurden, waren in den entsprechenden Kapiteln nur bis zum letzten Jahr ihrer Eigenständigkeit betrachtet worden. Von diesen Zeitpunkten an existierten sie als Bestandteile des Frankenreiches weiter. Im vorliegenden Kapitel werden daher die duces der Alemannen sowie jene im Gebiet des früheren Burgunderreiches, als fränkische Positionen behandelt und ebenfalls untersucht. Da weder die Regionen der Alemannen, noch jene der Bayern konsequent in das fränkische Reich eingegliedert wurden, sondern beide über das siebente Jahrhundert hinaus einen Sonderstatus hatten, werden sie im vorliegenden Kapitel separat untersucht. Bei den duces, die nach dem Abschluss der Eroberung des gallischen Reiches im Jahr 537 erwähnt werden, wird eine Aufteilung in verschiedene Typen vorgenommen, welche nacheinander behandelt werden. Dies sind duces mit festem Amtssprengel innerhalb des Kernreiches, duces ohne nachweisbaren Amtssprengel und duces als Statthalter.883 Bei den duces mit festem Amtssprengel innerhalb Galliens liegt der Fokus auf den spezifischen Kompetenzen und den Aufgaben des jeweiligen ducatus, die durch die Analyse der politischen Lage zu ermitteln sind. Dabei werden die einzelnen Amtsträger nicht nacheinander betrachtet, wie in den vorangegangenen Kapiteln, sondern das jeweilige Dukat an sich, geordnet nach dem Dienstort. Die duces bei den Alemannen und den Bayern sollen in ihren Funktionen umrissen werden, um einen Vergleich mit römischen Amtsträgern zu ermöglichen. Sie werden zusammen mit dem ähnlichen dux in Katabrien bzw. dem Baskenland behandelt. Im Falle der innerfränkischen duces ohne erkennbaren Amtssprengel gilt das Hauptinteresse ihren Aufgaben und Kompetenzen. Auf den Vergleich mit früheren, auch römischen Vorgängern wird am Ende jeder Betrachtung eines Typs verzichtet, um stattdessen in der Zusammenfassung über die duces bei den Franken einen Gesamtüberblick zu geben. Die Analyse möglicher oder erkennbarer Kontinuitäten oder römischer Anleihen erfolgt in der Zusammenfassung in den abschließenden Kapiteln der vorliegenden Arbeit.

883 Vgl. Selle-Hosbach 1974, 20–27. Die duces in Alemannien und Bayern wurden bereits von Ewig (1976b, 404) Statthalter-Herzöge genannt.



Franken 

 213

6.4.1 Ducatus und dux in Gregors von Tours Historien Gregors von Tours Werk historiarum libri decem ist für die Analyse der fränkischen duces von großer Bedeutung. Der Autor, der selbst Zeitzeuge der Vorgänge seit den 550er Jahren war, liefert umfangreiche und detaillierte Informationen aus erster Hand, die mitunter auch für die Betrachtung der Westgoten wichtig sind. Aufgrund der herausragenden Stellung der Quelle ist es nötig, die Begriffe dux und ducatus in seinen zehn Büchern Geschichte näher zu betrachten. Der Begriff ducatus ist darin nur in acht Kapiteln erwähnt,884 während dux in 74 Kapiteln885 (von insgesamt 443) auftritt und damit weit häufiger. Der ducatus-Begriff Als der dux Gunthram Boso sich 577 beim zum Priester geweihten Prinz Merovech in Tour befand, schickte er einen seiner Leute zu einer Seherin. Sie prophezeite, Merovech würde nach dem Tod Chilperichs König und Gunthram Boso würde den ducatus über das gesamte Reich Merovechs erhalten.886 Im Kontext der Vertreibung des dux Lupus aus der Champagne auf Betreiben eines Bischofs im Jahr 581 ist der Begriff ducatus nicht verwendet,887 doch als Gregor drei Bücher später auf das Geschehen verweist, nannte er den Amtsbereich des Lupus Campaniae ducatus.888 Auch bei der Erwähnung seines Nachfolgers Wintrio nennt Gregor den Amtssprengel erneut ducatus.889 Als Nicetius seine Stellung als comes in Clermont verloren hatte, wollte er durch Geschenke an den König einen ducatus erkaufen. Er wurde als dux über Clermont, Uzès und Rodez eingesetzt.890 Diese Stellung hatte er nur kurze Zeit inne und der

884 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14; 8,18; 8,26; 8,42; 9,7; 9,12; 9,14; 10,9. 885 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 1,10; 2,9; 2,20; 2,33; 4,9; 4,18; 4,44; 4,46; 4,47; 4,50; 5,1; 5,4; 5,12; 5,13; 5,14; 5,19; 5,25; 5,26; 5,29; 5,39; 5,49; 6,1; 6,4; 6,6; 6,11; 6,12; 6,18; 6,19 (ex duce); 6,20 (Titel des Kapitels); 6,24; 6,26; 6,31; 6,41; 6,45; 7,4 (Titel des Kapitels); 7,9; 7,10; 7,13; 7,25; 7,27; 7,28; 7,34; 7,35; 7,40; 8,12 (quasi dux); 8,18; 8,20; 8,21; 8,22; 8,26; 8,27; 8,28; 8,29; 8,30; 8,31; 8,42; 8,45; 9,7; 9,9; 9,11; 9,12 (quasi dux); 9,13; 9,14; 9,25; 9,27; 9,28; 9,31; 9,39; 9,42; 10,3; 10,8; 10,9; 10,10; 10,19 (ex duce). 886 Tu vero ducatum totius regni eius annis quinqe tenebis. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14. 887 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,4. 888 Pacem etiam cum Lupo duce obtenuit, quem instinctu eius de Campaniae ducatu supra memoravimus fuisse depulsum. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,14. 889 Nam Wintrio dux, a paginsibus m suis depulsu, ducatum caruit; finissitque vitam, nisi fuga auxilium praebuisset. Sed postea, pacatum populum, ducatum recepit. Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 8,18. 890 Itaque Nicetius per emissionem Eulalii a comitatu Arverno submotu , ducatum rege expetiit, datis pro eo inmensis muneribus. Et sic in urbe Arverna, Rutena atque Ucetica dux ordinatus est, vir valde aetate iuvenis, sed acutus in sensu, fecitque pacem in regionem Arverna vel in reliqua ordinationis suae loca. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18.

214 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

ducatus wird nicht noch einmal erwähnt. Im gleichen Kapitel erwähnt Gregor zudem noch die Einsetzung von Chuldericus in den ducatus über die civitates jenseits der Garonne, also die Region Gascogne.891 Bei der Einsetzung des dux Ennodius über die Städte Tours und Poitiers im Jahr 585 wird erwähnt, dass dux Berulfus zuvor im Jahr 583 dort aktiv gewesen sei.892 Er wurde nach Fehlverhalten abgesetzt und nun wurde verdächtigt, er wolle den ducatus in supradictis urbibus an sich reißen.893 Bei der Absetzung des Ennodius wird der ducatus urbium Thoronicae atque Pectavae erneut erwähnt.894 Als der dux Beppolenus zu König Gunthram überlief, erhielt er 586 von ihm die potestas ducatus über die Städte Chlothars, welcher gerade zwei Jahre alt war.895 Die potestas ducatus, die hier das einzige Mal in Gregors Historien auftritt, dürfte bedeuten, dass er keinen spezifischen ducatus erhielt, sondern die Kompetenzen eines dux über das gesamte Reich Chlothars. De facto ist Beppolenus nur in der Region Angers und Rennes erwähnt, wo er gegen die Bretonen Krieg führte, weshalb er in der vorliegenden Arbeit auch dort als dux aufgeführt ist. Als Beppolenus zusammen mit dem dux Ebracharius von Paris gegen die Bretonen zog, lässt ihn Gregor die Bedenken äußern, Beppolenus würde auch noch seinen ducatus, den des Ebracharius, an sich bringen wollen.896 Nachdem 587 die Verschwörung um dux Rauchingus und die Großen Ursio und Bertefred zum Sturz König Childebert II. aufgedeckt worden war, entließ dieser einige aus ihren primatus ducatus und ersetzte sie.897 Das Epitheton primatus kennzeichnet keine besonderen ducatus, die sich von normalen ducatus unterschieden hätten. Gregor wollte damit nur die herausgehobene Stellung dieser Positionen betonen. Bis auf die letzte Stelle über die Entlassung aus primatus ducatus bezeichnet der Begriff ducatus bei Gregor stets ein Territorium, über das ein dux eingesetzt war. 891 Sed ille [sc. Chuldericus], accepta libertate recipiendae uxoris, clam ad eum [sc. König Childebert  II.] transiit, adeptaque ordinatione ducatus in civitatebus ultra Garonnam, quae in potestatem supradicti regis habebantur, accessit. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,1. 892 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. 893 Toronicis vero atque Pectavis Ennodius dux datus est. Berulfus autem, qui his civitatibus ante praefuerat, pro thesauris Syghiberti regis, quos clam abstulerat, cum Arnegysilo socio suspectus habetur. Qui cum hoc ducatum in supradictis urbibus expeterit, a Rauchingo duce, facto ingenio, cum satellite allegatur. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,26. Zu seinem Fehlverhalten: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. 894 Ennodius cum ducatum urbium Thoronicae atque Pectavae ministraret, adhuc et Vice Iuliensis atque Benarnae urbium principatum accipit. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,7. 895 A quo [sc. Beppolenus a Gunthchramno] accepta potestate ducatus super civitates illas, quae ad Chlotharium, Chilperici regis filium, pertinebant,  […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,42. 896 Sed Ebracharius suspectus, quod, si victuria cum Beppoleno patraretur, ipse ducatum eius adquireret, […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,9. 897 Nonnulli etiam a primatu ducatus remoti sunt, in quorum ordine alii successerunt. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12.



Franken 

 215

Dies sind das hypothetische Reich Merovechs, die Champagne, die Region ClermontUzès-Rodez, Tours und Poitiers, das Reich Chlothars  II. und die Gegend um Paris. Die Könige konnten ducatus nach Bedarf vergeben und auch wieder aufgeheben. Ihre Grenzen waren nicht fixiert und sie mussten nicht ständig durch einen dux besetzt sein. Ein ducatus konnte in einer Region eingerichtet werden, verschwinden und später erneut als ducatus einem dux unterstellt werden. Die geringe Anzahl von nur fünf ausdrücklich so bezeichneten ducatus resultiert auch aus der Tatsache, dass nicht jedem dux stets ein regionaler ducatus unterstellt war.898 In der Passage über die Entlassung aus primatus ducatus scheint eine zweite, grundlegendere Bedeutung durch. Da sich primatus schwerlich mit einem Territorium verbinden lässt, bezeichnet ducatus hier die (hohe soziopolitische) Stellung eines dux allgemein.899 Dieser (primatus) ducatus existierte somit unabhängig von einem Territorium, wurde aber von Gregor zumeist auf den territorialen Zuständigkeitsbereich eines dux angewendet. Der dux-Begriff Aufgrund der großen Anzahl an Erwähnungen von dux kann hier keine Betrachtung jeder einzelnen Textstelle erfolgen. Stattdessen soll die Frage beantwortet werden, ob der Terminus von Gregor auch untechnisch verwendet wurde. Das wäre der Fall, wenn das implizite ducere nicht auf einen militärischen Kontext bezogen wäre oder wenn Personen beschrieben würden, die eigentlich einen anderen Rang im Reich innehatten. Dass dux bei Gregor zumeist ein Titel oder Amt und keineswegs eine Funktionsbezeichnung ist, zeigen einerseits die überaus vielen duces, die zum Zeitpunkt ihrer Erwähnung kein Heer anführten und andererseits die zahlreichen Verwendungen von dux in der Form eines Titels zusammen mit dem Eigennamen des Amtsträgers. Weiterhin sind die beiden Bezeichnungen ex duce und quasi dux von Bedeutung. Als ex duce wurde Asclipius bezeichnet, als er 582 einen privat organisierten Überfall auf Truppen Chilperichs durchführte.900 Ennodius wird ex duce genannt, als er 590 von Childebert II. mit Ermittlungen gegen Bischof Aegidius von Reims beauftragt wurde.901 Er war vorher dux von Tours und Poitiers gewesen.902 Den Titel quasi dux trägt Godegiselus, der im Auftrag des Königs ein Heer gegen die Verschwörer Ursio und Bertefred führte.903 Vielleicht bezeichnete ihn Gregor deshalb so, weil er gegen einen inneren Feind kämpfte. Oder aber Godegiselus hatte nicht das Amt eines dux 898 Zu den duces ohne nachweisbare Amtssprengel, siehe im entsprechenden Kapitel 6.4.4. 899 Analog zur comitivae als Stellung eines comes (primi ordinis): vgl. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,12. 900 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,19. 901 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,19. 902 S. u. im entsprechenden Abschnitt über Tours und Poitiers. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 86 f., Nr. 84. 903 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12. Claude (1964, 49) meint, Gregor würde dux hier untechnisch gebrauchen.

216 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

erhalten, wurde aber wegen der Ähnlichkeit seiner Aufgabe mit einem echten dux verglichen. Ebenfalls quasi dux ist Ratharius, der von Childebert  II. nach Massilia geschickt wurde, um dort gegen den Bischof Theodorus zu ermitteln.904 Diese Stelle hilft bei der Interpretation, da Ratharius nicht als Heerführer auftrat905 und damit nicht die Kernaufgabe eines dux ausübte. Gregor wollte mit der Bezeichnung ausdrücken, dass der quasi dux hier eine Aufgabe übernahm, die eigentlich einen wirklichen dux erfordert hätte. Somit bestätigen die beiden Bezeichnungen ex duce und quasi dux, dass für Gregor dux eine fest umrissene Position war. Neben der Gruppe der duces als fränkische Amtsträger und den frühen duces Marcomer, Sunno und Genobaudus, werden nur wenige andere als duces bezeichnet. Im Frankenreich selbst ist dux zweimal auf andere Weise durch Gregor verwendet worden. Während des großen Angriffes Gunthrams auf Septimanien von 585 war es in der Heimat zu Plünderungen und Ausschreitungen gekommen. Als der König wieder zurück war, verfolgte er die Anstifter, die in eine Kirche des heiligen Symphorianus geflohen waren. Gregor verwendet hier mehrfach die Bezeichnung duces für eine zahlenmäßig unbekannte Menge von anonymen Anführern.906 Die zweite alternative Verwendung von dux befindet sich in einem Brief der Bischöfe von Tours, Rouen, Paris, Nantes, Angers, Rennes und Le Mans907 an die Klostergründerin Radegunde. Darin wird der heilige Martin als ihr dux im spirituellen Sinne erwähnt.908 Auch wenn der Begriff hier ebenfalls in einem vollkommen anderen Sinne gebraucht ist, muss diese Textstelle anders bewertet werden. Es handelt sich hier um den Wortlaut eines Briefes, den die erwähnten Bischöfe wahrscheinlich anlässlich der Synode von Tours im Jahr 567 gemeinsam verfassten und (bis auf zwei) unterschrieben.909 Somit kann für den Abschnitt nicht der gleiche Maßstab gelten wir für die allein von Gregor verfassten Texte. Außerhalb des Frankenreiches sind fünfmal Personen von Gregor als duces bezeichnet, darunter zwei römische Beamte. Narses wird einmal mit dem Titel dux Italiae versehen, ein anderes Mal mit dem des praefectus Italiae und zweimal wurde er ohne Amt genannt.910 Als Gregor die Ablösung Belisars durch Narses beschreibt, vermerkt er, ersterer sei dann zum comes stabuli gemacht worden um ihn zu ver-

904 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,12. 905 Auch, wenn er einige famuli mit sich führte. 906 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30. 907 Buchner 2000b, 298, Anm. 1. 908 Sed cum paene eadem veneritis ex parte, qua beatum Martinum huc didicimus accessisse, non est mirum, si illum imitare videaris in opere, quem tibi ducem credimus iteneris extetisse […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,39. 909 Buchner 2000b, 298, Anm. 1. 910 Dux Italiae: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,19. Praefectus Italiae: ebd. 7,36. Ohne Titel: ebd. 3,32; 4,9.



Franken 

 217

spotten.911 Keines dieser drei von Gregor erwähnten Ämter entspricht der Realität.912 Dieser Befund lässt vermuten, dass Gregor wenig Interesse an oder Wissen über die realen Titulaturen der römischen Beamten hatte. Daher muss wohl auch die zweite Erwähnung römischer duces als Anführer von Truppen um 580 in Spanien913 so gewertet werden, dass er hier duces mangels Informationen über die realen Titel verwendete. Im Fall der zweimal von Gregor erwähnten langobardischen duces könnte er, vielleicht unabsichtlich, die korrekten Titel wiedergegeben haben.914 Bei den Westgoten nennt er nur den singulären dux Victorius, der 470 bis 475 von Eurich über sieben Städte eingesetzt worden war.915 Nach Betrachtung all dieser Passagen wird deutlich, dass die Verwendung von dux durch Gregor für Amtsträger innerhalb des Frankenreiches mit großer Vorsicht geschah. Bis auf die Anführer der Plünderer im Reich Gunthrams im Jahr 585 und die Bezeichnung des heiligen Martin können alle duces als wirkliche Würden- oder Amtsträger gesehen werden. Außerhalb des Frankenreiches sieht der Befund jedoch ganz anders aus. Dort verwendete Gregor dux willkürlich. Die Behauptung Gideon Maiers, Gregor würde den Titel dux häufig untechnisch gebrauchen, ist somit für das Frankenreich haltlos.916

6.4.2 Gallien und die duces zwischen 486 und 537 Chlodwig begann die Expansion seines Reiches erst nach der Absetzung des letzten Kaisers in Ravenna 476, womit alle noch verbliebenen Verpflichtungen mit Westrom obsolet geworden waren.917 Seine Herrschaft fiel in eine Zeit tiefgreifender Umbrüche, die er geschickt zu nutzen verstand. Gegen Ende des fünften Jahrhunderts hatte sich Gallien durch die Jahre der Unruhe seit dem großen Rheinübergang von 406/7 stark verändert. Es war durch die Reiche des Aegidius, der Burgunder, Westgoten, Alemannen und der Ostgoten im Süden aufgeteilt. Im Nordwesten hatte sich noch keine zentrale Herrschaft ausgebildet. Ihm gelang es durch einen großen Sieg erst 486 Syagrius zu beerben, dann innerhalb einiger Jahre auch den Nordosten Galliens 911 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,32. 912 Narses‘ Position in Italien ist nicht ganz klar, doch weder das Amt eines dux Italiae noch das eines praefectus sind unter den für Narses überlieferten Ämtern: PLRE 3B, s. v. Narses 1, 913 f. Belisar war nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel dort in hohen Ehren und wurde bald darauf magister utriusque militum Orientem: PLRE 3A, s. v. Belisarius 1, 216. 913 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,18. 914 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,44; 6,6. 915 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,22. Zu Victorius, siehe im Kapitel 6.1.1 über die duces der Westgoten im Tolosanischen Reich. 916 Maier 2005, 253. 917 Ewig 2006, 18 f.

218 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

unter seine Kontrolle zu bringen918 und schließlich nach einem ersten Vorstoß bis Bordeaux 498919 neun Jahre später auch die Gebiete des Westgotenreiches für sich zu beanspruchen. Nachdem Chlodwig 511 gestorben und das Reich auf seine vier Söhne aufgeteilt worden war,920 eroberten diese 523 bis 534 die Gebiete der Burgunder.921 Mit der Abtretung Churrätiens, dem Protektorat Alemannien und der Provence durch die Ostgoten im Jahr 537 war die Expansion des fränkischen Reiches im Wesentlichen vorerst abgeschlossen.922 Die Expansion der Franken weist einige Besonderheiten auf, die sie von anderen Reichsbildungen unterscheidet. Anders als die wandernden Verbände, die sich innerhalb der Reichsgrenzen ansiedelten, expandierten die Franken aus ihrem Kerngebiet im Nordosten Galliens bzw. der Belgica923 und breiteten sich nicht aus einem ihnen zugewiesenen Siedlungsraum oder mit Gewalt eroberten Gebiet aus. Zudem geschahen die wesentlichen Gebietszugewinne erst nach dem Ende des Weströmischen Reiches und oft durchaus mit Einverständnis Ostroms. Die Zusammenarbeit von Franken und Römern hatte eine lange Tradition, fränkische Krieger und Fürsten waren schon sehr früh in römischen Diensten tätig und stellten sich im Auftrag Ravennas den einfallenden Gruppen von jenseits des Rheins entgegen.924 Childerich war zum administrator der Belgica Secunda ernannt worden und sein Sohn Chlodwig hatte ihn später in dieser Position beerbt. Der mit dieser Stellung verbundene Auftrag wirkte auch nach der Absetzung des Romulus Augustulus noch fort.925 Als er nach dem Sieg über die Westgoten 507 zum mächtigsten Mann in Gallien geworden war, 918 Nach der Niederlage des Syagrius dauerte die Eroberung Nordwestgalliens einige Jahre: Wolfram 2001, 195; MacGeroge 2002, 129. Nantes und Saintes wehrten sich aktiv gegen die Franken: Gregor von Tours, lib. in glor. mart. (Krusch 1885), 59; Vita sancti Euspicii confessore (AASS Jul. 5), 3 f. MacGeorge 2001, 130. Die Kämpfe gegen die Bretonen dauerten bis 497 an: Fleuriot 1980, 179–181. Später blieb die Bretagne formal unabhängig: Ehlers 2001, 143. 919 Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), a. 498. (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 331) 920 Dabei erhielt jeder der 4 einen Teil der angestammten „Francia“ zwischen Rhein und Loire sowie einen Teil des hinzugewonnenen Aquitaniens. Die Residenzen der Brüder befanden sich alle relativ nahe beieinander im Kernbereich ihres väterlichen Stammlandes: Theuderich in Reims, Chlodomer in Orléans, Childebert in Paris und Chlothar in Soissons: Becher 2011, 270. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,1. 921 Bei einem ersten Angriff auf die Burgunder starb Chlodomer (Becher 2011, 270–274; Ewig 2006, 31.), ab 531 erfolgten neue Vorstöß, die im Folgejahr siegreich waren. 534 wurde Burgund unter den Brüdern verteilt. Die genaue Aufteilung des Burgunderreiches ist nicht sicher, doch der Norden ging an Theudebert, den Sohn des 533 verstorbenen Theuderich, die Mitte an Childebert und der Süden an Chlothar. Da dies zugleich der kleinste Teil war, geriet Chlothar mit seinen Brüdern in Streit: Ewig 2006, 35 f. 922 Ewig 2006, 37. 923 Vgl. Hartmann 2011, 47. 924 Siehe dazu im Kap 5.5 über den „dux als Titel des Herrschers vor der Etablierung von Territorialreichen“. 925 Da das entsprechende Schreiben (Epistolae Austrasicae [Gundlach 1892], 2) erst nach dem Tod Chlodwigs im Jahr 482 erstellt wurde.



Franken 

 219

kam aus Ostrom die Anerkennung durch die Ernennung zum Konsul ehrenhalber, womit er dieselbe Stellung wie Theoderich der Große einnahm.926 Nun war der Franke der einzig verbliebene Herrscher in Gallien mit Rückhalt in Ostrom. Die lange militärische und später politische Zusammenarbeit von Römern und Salfranken war eine Besonderheit. Trotz des raschen Aufstieges der Franken schlug das Wohlwollen Westund später Ostroms nie in Misstrauen oder offene Feindschaft um. Bei den Franken sind noch bis in das fünfte Jahrhundert hinein unterschiedliche Gruppen zu erkennen, die keineswegs einen Gesamtverband bildeten.927 Auch innerhalb dieser Gruppen existierten unterschiedliche Akteure, die um die Vorherrschaft rangen. So musste sich der junge Chlodwig noch gegen andere Kleinkönige der Salfranken behaupten, die ihm die Folge versagten.928 Weiterhin ist der direkte Übertritt von der indigenen Religion zum katholischen Bekenntnis durch Chlodwig eine Besonderheit.929 Der Katholizismus erleichterte Chlodwig die Zusammenarbeit mit den Gallorömern, welche er zudem durch eine kirchenfreundliche Politik für sich zu gewinnen versuchte.930 Zuletzt war auch die Aufteilung des Reiches auf die vier Söhne Chlodwigs eine Besonderheit, deren Ursache nicht eindeutig zu benennen ist. Vielleicht war Chlodwig unvermittelt verstorben, ohne ein Testament aufgesetzt zu haben, weswegen die aus der lex Salica bekannte und bei den Franken offenbar übliche Erbteilung Anwendung fand.931 Doch auch die mütterliche Abkunft der Söhne mag eine Rolle gespielt haben. Theuderich, der älteste Sohn und potentielle Thronfolger, war mit einer unbekannten Fränkin gezeugt worden,932 wohingegen die drei Jüngeren, Chlodomer, Childebert und Chlothar, Söhne der Chrodechilde waren, der Nichte der burgundischen Könige.933 Theuderich, Chrodechilde und ihre Söhne hatten sich daher möglicherweise einvernehmlich geeinigt, das Gebiet aufzuteilen.934 Die Regionen, die Chlodwig und seine Söhne zwischen 486 und 537 erobert hatten, waren aufgrund der dort zuvor für viele Jahrzehnte bestehenden Reiche unterschiedlich geprägt und keinesfalls mehr so einheitlich, wie noch im vierten Jahrhundert.

926 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,38. Ewig 2006, 28; Becher 2011, 235–237. Vgl. Ewig 1983, 10. Der Terminus „Ehrenkonsul“ ist ein Kompromis, da die Stellung Chlodwigs nach der Verleihung des codecillos de consolato schwer zu bestimmen ist. 927 Salfranken unter Chlodio im Norden, eine Gruppe rechts des Mittelrheins unter Kleinkönigen sowie linksrheinische Franken um Köln: Nonn 2010, 93. 928 Vgl. Ewig 2006, 20. 929 Becher 2011, 174–203. 930 Ewig 2006, 22 f. 931 Ewig 2006, 31–33. 932 Von Gregor von Tours als concubina bezeichnet: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,28. Doch war sie vermutlich Teil der fränkischen Oberschicht und ihre Beziehung eher als Friedelehe zu sehen: Ewig 2009b, 191 f., Nr. 5. 933 Ewig 1976c, 114. 934 Ewig 2006, 32 f.

220 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Angesichts der Geschwindigkeit und des Umfanges der Expansion des Frankenreiches ist nicht anzunehmen, dass in den neu eroberten Gebieten, die die alten Stammlande der Franken im Nordosten Galliens flächenmäßig um ein Vielfaches übertrafen, vollkommen neue Regierungs- und Verwaltungsstrukturen installiert wurden. Ohnehin dürfte die Anzahl der fränkischen Krieger und Fürsten nicht ausreichend gewesen sein, um die alten Eliten komplett auszutauschen. Spätestens für die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts ist ein harmonisches Nebeneinander von Gallorömern und Franken überliefert,935 das angesichts der betont romanenfreundlichen Politik Chlodwigs zuvor kaum viel konfliktreicher gewesen sein wird. Auch die stets engen Beziehungen zu den West- und später Oströmischen Kaiserhöfen legen eine schonende Behandlung der Reichbevölkerung nahe. Mit dieser Politik ging die Beibehaltung eines großen Teils der lokalen gallorömischen Organisationsstrukturen einher, die im Wesentlichen unverändert zur Verwaltung des Reiches genutzt wurde.936 Die Aufteilung in Bezirke, in deren Zentrum jeweils eine civitas lag, von welcher der umliegende ländliche pagus verwaltet wurde, war kaum effektiver zu gestalten. Anders verhielt es sich bei den regionalen Strukturen (über civitas-Ebene), welche durchaus neu geordnet wurden. So wurden beispielsweise Aquitanien und das Reich des Syagrius bei der Teilung nach dem Tod Chlodwigs aufgespalten937 und auch die späteren Teilreiche entsprachen nicht den früheren Grenzen.938 Bei der Betrachtung der Übernahme der Strukturen der einzelnen eroberten Reiche muss daher zwischen lokaler und regionaler Ebene unterschieden werden. Da im vorliegenden Kapitel die duces im Fokus stehen, kann auf eine Betrachtung der lokalen civitas-Verwaltung verzichtet werden. Im Folgenden soll kurz auf die überregionalen Funktionsträger im gallischen Raum eingegangen, die vor der Eroberung der Gebiete durch die Franken belegt sind. Hierbei werden nicht nur die duces in den entsprechenden Regionen aufgeführt, sondern es werden auch alle anderen aus den Quellen bekannten Ämter genannt. Später sollen die duces aus dem Frankenreich mit diesen Positionen verglichen werden, um zu sehen, inwiefern diese auf voran gegangenen Strukturen aufgebaut sein könnten. Die Alemannen waren bis zur Unterwerfung durch die Franken noch immer in Kleinkönigtümern organisiert, andere regionale Funktionäre sind unbekannt. Im Burgunderreich sind neben den reges weiterhin 31 comites civitatum bekannt, die ihre Gemeinden verwalteten.939 Unter den westgotischen duces des

935 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,2,2–4. 936 Ewig 1976c, 116. Allein aus der civitas Reims wurde das Gebiet von Laon herausgelöst. 937 Ewig 2006, 32; 36 f.; MacGeorge 2002, 152. 938 Vgl. Ewig 1976c, 116–124. 939 Die Anzahl 31 entspricht den Unterschriften der comites unter der Vorrede (rubrum) der Lex Burgundionum Sigismers: Lex Burgundionum (de Salis 1892), Rubrum. Sie könnte etwa mit der Anzahl der civitates im Burgunderreich übereinstimmen: Kaiser 2004, 104–106. Ihre Aufgaben war im Wesentlichen die Verwaltung der civitas und die Jurisdiktion: vgl. Lex Burgundionum (de Salis 1892), 49; 76; 79; Extrav. A. (= 19); Extrav. D. (= 21). Die Funktion als Heerführer ist nicht direkt erwähnt,



Franken 

 221

tolosanischen Reiches ist neben dem dux Suatrius bei Bordeaux, der wohl nur als Heerführer fungierte, nur der Römer Victorius zu erwähnen, der um 470 bis 475 durch Eurich als dux über sieben Städte eingesetzt worden.940 Diese civitates entsprachen zusammen mit Arvernum vielleicht der römischen Provinz Aquitania prima,941 womit eine Kontinuität in der regionalen Verwaltung anzunehmen wäre. Anders als den westgotischen und fränkischen duces stand ihm jedoch kein Heer zur Verfügung. Victorius blieb eine singuläre Erscheinung und auf welche Weise die Region nach seiner Vertreibung um 479/480942 bis zur Eroberung durch die Franken verwaltet wurde, ist unklar. Von den als Heerführer eingesetzten ostgotischen duces kämpfte Ibba kurz nach der Vertreibung der Westgoten in Aquitanien gegen die Franken, einige andere, darunter Tuluin, standen später im burgundischen Raum im Feld. Sie waren nicht dauerhaft dort eingesetzt. Anders verhielt es sich mit dem dux Raetiarum, der als Einziger aus dem vorherigen römischen Ämtersystem übernommen worden war und vermutlich über viele Jahre hinweg in Rätien amtierte. Im Bereich der Provence wäre als regional bedeutendes Amt der comes von Massilia zu erwähnen, der seit 471 belegt ist und auch während der Ostgotenherrschaft fortbestand.943 Die Binnenstruktur der Reiche des Syagrius und seiner Vorgänger Aegidius und Paulus wurden in der vorliegenden Arbeit bisher noch nicht betrachtet. Aegidius war vom Westkaiser als magister utriusque militum per Gallias eingesetzt und in die Ehrenstellung eines comes erhoben worden. Nach dem Tod Maiorians im Jahr 461 versagte er dessen Nachfolger Libius Severus die Anerkennung und hielt sich ohne kaiserliche Unterstützung autokratisch bis zum Tod 464/465 in seiner Position.944 Ob auch seine Nachfolger Paulus und Syagrius offizielle Titel von den Kaisern erhielten, ist nicht klar.945 Die Westkaiser Anthemius und Julius Nepos hatten Syagrius zwar anerkannt, doch das Verhältnis zum Ostkaiser Zeno kühlte zunehmend ab, was insbesondere doch kommen sie für diese Aufgabe aufgrund ihrer umfänglichen Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen am ehesten in Frage. Vgl. Maier 2005, 245–250; Heftner 2002, 120–122. 940 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,20. Zu seinen sieben Städten wollte er noch Arvernum hinzufügen. 941 Krusch in: MGH SS rer. Merov. 1.1, 1951, 65, Anm. 6. Buchner 2000a, 101, Anm. 7. Die 7 Städte sind: (1) Biturigum/Bourges, (3) Rutenorum/Rodez, (4) Albigensium/Albi, (5) Cadurcorum/Cahors, (6) Lemovicum/ Limoges, (7) Gabalum/Javols, (8) Vellavorum/Saint-Paulien (Haute-Loire). Notitia Galliarum (Mommsen 1892), 12 (Zuordnungen nach Longnon 1878). Vgl. Wittke/Ohlshausen/Szydlak 2012, 225. 942 Vgl. PLRE 2, s. v. Victorius 4, 1164. 943 In römischer Zeit: Sidonius Apollinaris, epist. (Luetjohann 1887), 7,2. Anton 1986, 6. Zur Datierung des Briefes: Loyen 1970, 214. Vgl. Vercauteren 1962, 15. Im Ostgotenreich: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 3,34. Zur Datierung: Krautschick 1983, 75. Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 4,12; 4,46. Wolfram 2001, 291. 944 PLRE 2, s. v. Aegidius, 11–13. Es ist nicht klar, ob Aegidius von Avitus oder Maiorian eingesetzt worden ist. 945 PLRE 2, s. v. Paulus 20, 851 f.; s. v. Syagrius 2, 1041 f. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,18.

222 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nach der Absetzung des letzten Westkaisers 476 von Bedeutung war. Zeno favorisierte stattdessen den Franken Childerich.946 Aufgrund der schwachen Verbindung zwischen den Kaiserhöfen und Syagrius ist anzunehmen, dass dieser keine offizielle Stellung im römischen Reich mehr bekleidete. Gregor nannte Syagrius in Ermangelung eines anderen Titels rex Romanorum, Fredegar hingegen patricius, was kaum der Realität entsprochen haben wird.947 Die Armee des Aegidius bestand aus auf unterschiedliche Weise rekrutierten Truppen und änderte ihre Größe und Zusammensetzung im Laufe von dessen Herrschaft.948 Unter Syagrius war das Heer wahrscheinlich aus der Belgica secunda und seinem eigenen Einflussbereich rekrutiert worden, hinzu kamen angeworbene Franken und die von seinem Vater übernommen Privatarmee von bucellarii, die vermutlich das wichtigste Kontingent darstellte. Sein Heer ähnelte im Jahr 486 sicher eher dem des Franken Chlodwig als einer römischen Armee aus der Zeit seines Vaters. Es kämpfte weniger geordnet, war in gentilen oder regionalen Verbänden organisiert und bestand im Wesentlichen aus Infanterie als Hauptstreitmacht, einer Reiterelite, sowie einigen Fernkämpfern.949 Der Tod des comes Paulus auf dem Schlachtfeld und die Flucht des Syagrius, als sich dessen Niederlage gegen Chlodwig abzeichnete,950 belegen, dass die Herrscher des römischen Sonderreiches selbst als Oberkommandierende im Feld standen. Eine Aufteilung der Organisation in regionale Militärbezirke ist an keiner Stelle nachweisbar. Zwar erstreckte sich das sogenannte Reich des Syagrius über die Provinzen Lugdunensis secunda und quarta, sowie zum Teil über Lugdunensis tertia und Belgica secunda und prima,951 insgesamt war es jedoch flächenmäßig kleiner als die frühere vordiokletianische Provinz Gallia Lugdunensis, welche von Lugdunum aus verwaltet wurde. Da drei von fünf Provinzen zerschnitten worden waren, ist das Fortbestehen des früheren römischen Administrationssystems im Reich des Syagrius nicht anzunehmen. Dass mit der Eroberung durch Chlodwig somit auch bestehende duces-Sprengel übernommen worden wären, ist auszuschließen, was durch die Aufspaltungen des Syagriusreiches 511 und erneut

946 Nonn 2010, 108–110; Ewig 2006, 16 f. 947 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,27; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,15. Der Titel patricius wurde ad personam verliehen, zumeist verbunden mit der Einsetzung in ein bedeutendes Amt als bspw. consul oder magister militum. Horster 2002, 520 f. Diese Praxis wurde in der 2. Hälfte des 5. Jh. durch Kaiser Zeno rechtlich fixiert (Codex Iustinianus [Krüger 1877], 12,3,3) weshalb er ihn nicht an den von ihm fallen gelassenen Syagrius verliehen haben wird. 948 Aegidius’ Heer bestand aus dem gallischen Feldheer, weiteren in Gallien verblienene Einheiten wie limitanei oder den Einheiten, die Maiorian gegen Geiserich ausgehoben hatte, selbst ausgehobenen Gallorömern und Barbaren, angeworbenen Franken sowie einer wachsenden privaten Truppe an bucellarii. MacGeorge 2002, 153–157. 949 MacGeorge 2002, 157. 950 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,18; 27. 951 Vgl. die Karte der Provinzen (MacGeorge 2002, XVIf, Map 1) und die vermutliche Ausdehnung des Reiches: MacGeorge 2002, 112, Map 2.



Franken 

 223

561 bestätigt wird, bei denen nicht auf dessen Grenzen geachtet wurde, sondern jeweils alle vier Söhne einen Teil bekamen.952 Zusammengefasst kommen somit nur der exzeptionelle, westgotische dux Victorius in der Region Aquitania prima, sowie der comes von Massilia als Vorgänger regionaler Statthalter oder Verwalter in Frage. Ersterer hatte, wenn überhaupt, nur sehr begrenzte Verfügungsgewalt über militärische Kräfte. Während Phase der Eroberung zwischen 486 und 537 sind nur wenige duces aus den Quellen bekannt. Hervorzuheben ist, dass der pactus legis Salicae, welcher unter Chlodwig in der Zeit zwischen 507 und 511 entstand,953 weder duces, noch ihnen entsprechende Positionen nennt. Dennoch ist in einigen Titeln die Situation einer Heerfahrt (in hoste) erwähnt,954 wodurch erkennbar ist, dass im pactus durchaus auch die besondere Kriegssituation bedacht wurde. Ebenso wurden die Freien gesondert behandelt, welche bei der Heerfahrt der Gefolgschaft eines Herrn angehörten (in truste dominica).955 Der hierbei implizite Gefolgsherr muss nicht zwingend der rex gewesen sein.956 Angesichts des erkennbaren Bestrebens, ein friedliches Nebeneinander zu ermöglichen,957 ist nicht davon auszugehen, dass in diesen Heerzügen private Unter-

952 MacGeorge 2002, 152. 953 Die in 84 Handschriften überlieferte Lex Salica lässt sich in 5 Fassungen unterteilen. Der 65-TitelText (A), der wohl aus der Zeit Chlodwigs stammt, ist in der vorliegenden Abhandlung verwendet. Schmidt-Wiegand 2001a, 326 f. Eckhardt 1954, 17; 218. Zur Datierung: Eckhardt 1954, 177–218. 954 Pactus Legis Salicae, Recensio Chlodovea (A) (Eckhardt 1962), 26; 63. 955 LXIII. de homine ingenuo qui in hoste occiditur. / (1) Si quis hominem ingenuum in oste occiserit et in truste dominica non fuit ille qui occisus est, mal. leude hoc est XXIIIIM din. qui f. sol. DC culp. iudc. (2) Si uero in trustae dominica fuerit ille qui occisus est cui fuerit ad probatum, mal. mother hoc est IMDCCC sol. culp. iudic. Pactus Legis Salicae, Recensio Chlodovea (A) (Eckhardt 1962), 63. Nach der Pariser Handschrift A1, welche das ursprüngliche Gesetz Chlodwigs widergibt: MGH LL nat. Germ. 4.1, XIIIf; XL. 956 Rex und dominicus werden beide von Eckhardt (1955) mit „König“ bzw. „königlich“ übersetzt, doch kann durchaus ein gradueller Unterschied angenommen werden. Insbesondere, da neben dominicus in einigen Titeln auch ein dominus (als Herr eines servus, libertus, einer ancilla, eines Schiffes, Pferdes, Ackers, Hofes, einer Behausung oder sonstigen Tieres) erwähnt wird, wodurch das Substantiv belegt ist: Pac. Sal. 10,2; 12,2; 21,1; 23; 25,1;5–7; 26,1; 27,31; 33; 35; 34,5; 36; 38,12; 14; 39,2; 65,1. Darüber hinaus existieren ebenso Erwähnungen von königlichem Besitz, der ausdrücklich regis genannt wird: Pac. Sal. 3,11; 13,6; 25,2; 38,4. Speziell im Titel 41 wird sowohl der trustis dominica genannt, für dessen angehörige von Freien bei Mord ein höheres Wergeld gezahlt werde musste, als auch das convivium regis, für dessen angehörige Römer ebenso ein höheres Wergeld nötig war: Pac. Sal. 41,5; 8; 9. Die trustis dominica bezeichnete daher eher einen herrschaftlichen Auftrag. Deren höchste Instanz stellte zwar der rex dar, doch bedeutet dies nicht, dass alle Personen in truste dominica unmittelbar dem rex unterstanden. Es bestand die Möglichkeit einer Delegierung von Macht, sodass auch weitere, dem rex untergeordnete Würdenträger als domini in Frage kamen. So wurden die rachineburgi von grafiones auch als antrustiones bezeichnet: Schmidt-Wiegand 1972, 232. 957 Die Titel des pactus legis Salicae beinhalten zum überwiegenden Teil Strafen für Gewaltverbrechen, Sachbeschädigung und Diebstahl und lassen daher auf unruhige Zeiten schließen.

224 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nehmungen gesehen werden können. Somit kann es sich nur um Truppen handeln, die im Auftrag des Königs marschierten, doch nicht unbedingt von diesem angeführt werden mussten. Andere Hinweise auf duces oder Heerführer sind dem pactus legis Salicae nicht zu entnehmen. Der erste mögliche dux ist im Liber Historiae Francorum erwähnt. Kurze Zeit nachdem Chlodwig Chrodechilde geheiratet und er die Grenzen seines Reiches bis an die Loire ausgedehnt hatte, habe Aurelianus das castrum Melun südöstlich von Paris und den gesamten ducatus jener Region übernommen.958 Hincmar, Bischof von Reims im neuten Jahrhundert, hat die Passage beinahe wörtlich übernommen und ergänzt, er sei consiliarius ac legatarius des Königs gewesen.959 Aurelianus selbst wird in den Quellen nicht dux genannt und übt auch nicht die Funktion eines Heerführers aus. Der in den späteren Quellen verwendete Begriff ducatus zielte nicht darauf ab, ihn als dux auszuweisen, sondern bezeichnete als Terminus für eine militärische Verwaltungseinheit den Bezirk um Melun. In der Stadt selbst ist bis zum Ende des Betrachtungszeitraumes kein dux belegt. Aurelianus ist aus weiteren Quellen bekannt, stammte wohl aus dem Burgunderreich und hatte bei der Vermittlung der Heirat mit der burgundischen Prinzessin mitgewirkt. Während Gregor von Tours ihn nicht erwähnt, wurde seine Rolle bei Fredegar und nochmals im Liber immer wichtiger.960 Angesichts dieser späteren Ergänzungen kann die Nachricht über den von Aurelianus besetzten ducatus kaum Glaubwürdikeit beanspruchen.961 Um 525 bis 530 ist der dux Eleusius in Orléans belegt.962 Er entschied den Streit zwischen Châteaudun und Orléans um die Gebeine des Avitus zugunsten letzterer civitas. Dabei wird er nicht einfach als dux bezeichnet, sondern als mit der höchsten Macht eines dux ausgestattet (summa ducis preditus potestate).963 Eleusius war somit die höchste Instanz vor Ort. Um die wütende Menge auseinander zu treiben, wie in der Quelle beschrieben, verfügte er sicherlich über militärisches Personal. Ort und 958 Eo tempore dilatavit Chlodovechus amplificans regnum suum usque Sequanam. Sequenti tempore usque Ligere fluvio occupavit, accepitque Aurilianus castrum Malidunensem omnemque ducatum regionis illius. Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 15. Zum Quelle: Coumert 2007, 325–339. 959 […] accepitque Aurelianus castrum Milidunensem, quod et in ducatum obtinuit. Vita Remigii episcopi remensis auctore Hincmaro (Krusch 1896), 12. 960 Vgl. PLRE 2, s. v. Aurelianus 7, 200. Avitus von Vienne, epist. (Peiper 1888), 37. Von Gregor von Tours (hist. [Krusch/Levison 1951], 2,28) wird er nicht erwähnt, Fredegar (Chron. 3,18) widmet seinem Besuch am burgundischen Hofe ein ganzes Kapitel und im Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), (11–15) sind es bereits 4. 961 Der Liber Historiae Francorum wurde wohl im 1. Drittel des 8. Jh. verfasst. Runde 2001, 341. Die von Hincmar im zeitlichen Kontext der Heirat mit Chrodechilde in den 490er Jahren angeführte Unterwerfung der Toringia provincia durch Chlodwig unterstreicht die Unzuverlässigkeit. Vita Remigii episcopi remensis auctore Hincmaro (Krusch 1896), 12. 962 Selle-Hosbach 85, Nr. 83; Heinzelmann 1982, 595. Die PLRE erwähnt Eleusius nicht. 963 […] vir insignis ac summa ducis preditus potestate adfuit, Deo imperante, Eleusius et iurgantium lites rector deificus utrasque conpescuit atque armigerorum seva consilia dissipavit. […] Vit. Avit. Conf. 10.



Franken 

 225

Zeit der Erwähnung von Eleusius sind keinesfalls Zufall, sondern lassen sich mit den Machtverschiebungen im Frankenreich erklären. Orléans war von König Chlodomer bei der Teilung des Gesamtreiches nach dem Tode Chlodwigs als Königsresidenz ausgewählt worden.964 Als er 524 in der Schlacht gegen die Burgunder fiel, wurde sein Reich zwischen Childebert und Chlothar aufgeteilt, wobei Orléans mit dem Nordteil an ersteren fiel.965 Childebert hatte nach dem Tod Chlodwigs die nordwestlichen Regionen des Reiches an der Küste erhalten und residierte in Paris.966 Sein Reich wuchs somit um die südlich angrenzenden Regionen. Auch wenn Orléans nun kein Königssitz mehr war, blieb es doch potentielle Residenz.967 Der bald darauf dort erstmals belegte dux kann daher als Statthalter im Auftrag Childeberts gedeutet werden. Ob dieser dux über alle früheren Gebiete Chlodomers eingesetzt war, ist kaum zu ermitteln. Bei der erneuten Teilung des Gesamtreiches nach dem Tod Chlothars 37 Jahre später wurden die Grenzen der Teilreiche zwischen Childebert und Chlodomer von 511 nicht beachtet968, was nicht auf eine Fixierung der Grenzen hinweist. Außer Eleusius ist bis 614 kein anderer dux in Orléans belegt.969 Ein weiterer dux ist aus dem Vorrücken Theuderichs gegen die Gallorömer bekannt, welche unter der Führung des Senators Arcadius König Childebert dazu bewegen wollten, Clermont und Umgebung in sein Reich aufzunehmen.970 Um 524/5 rückte Theuderich mit einem Heer gegen die Auvergne vor.971 Auf Anraten des dux Hilpingus verzichtete er auf die Erstürmung von Clermont und stellte stattdessen ein praeceptum aus, in dem der civitas Schonung zugesichert wurde.972 Während dieses Feldzuges wird mit Sigivaldus, einem Verwandten des Theuderich, der ebenfalls eine herausgehobene Stellung einnahm, der nächste mögliche dux erwähnt. Er verhandelte an Stelle des Königs mit dem Abt Portianus über Gefangene und wurde nach 964 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,22. 965 Ewig 1976c, 128. 966 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,22. Ewig 1976c, 115 f. 967 Nach dem Tod Chlothars 561 wurde Orléans durch die Anwesenheit Gunthrams wieder zur Königsresidenz: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,22. 968 Vgl. Longnon 1878, Karte IV. 969 Vgl. Selle-Hosbach 1974, 23. Mit diesem Jahr endet die Analyse in der vorliegenden Arbeit. 970 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,9. Vgl. Selle-Hosbach, 154, Nr. 185: Sigivaldus. Laut Gregor wäre im Reich Theuderichs das Gerücht aufgekommen, er sei während seines Aufenthaltes bei den Thüringern verstorben. 971 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,12. Selle-Hosbach (1974, 115, Nr. 121; 154, Nr. 195) datiert den Feldzug auf 532, doch Heinzelmann (1982, 625, s. v. Hilpingus; 695, s. v. Sigivaldus) weißt zu Recht darauf hin, dass die Geschehnisse, die auch aus der Vita Quintiani (Gregor von Tours, vit. patr. [Krusch 1885], 4) bekannt sind, vor dessen Tod 525 stattgefunden haben müssen: Heinzelmann 1982, 625, s. v. Hilpingus. Die PLRE (3A, s. v. Hilpingus, 599) gibt als mögliche Jahre 525/27 an. 972 […] Tunc Hilpingus dux eius accedens propius ad regem, ait: ‘Audi, gloriosissime rex, consilium parvitatis meae. Ecce muri civitatis istius fortissimi sunt, eamque propugnacula ingentia vallant.  […] Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 4,2. Heinzelmann 1982, 625, s. v. Hilpingus; Selle-Hosbach 1974, 115, Nr. 121.

226 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

dem Abzug der Truppen von Theuderich als Statthalter in Clermont eingesetzt.973 Dort jedoch unterdrückte er die Bevölkerung und intrigierte möglicherweise gegen den König, worauf die Hinrichtung durch die Hand des Königs hindeutet.974 Von Gregor wird er an keiner Stelle als dux bezeichnet. Möglicherweise wollte ihm der Autor diese Stellung nicht zugestehen oder aber er musste als Verwandter des Königs nicht zum dux erhoben werden, um eine Funktion als Statthalter auszuüben.

6.4.3 Duces nach 537 mit festem Amtssprengel Die nachfolgenden Abschnitte folgen zum Großteil der Aufteilung nach Selle-Hosbach (1974), jedoch mit einigen Abwandlungen. So sind die duces von Soissons sowie von Soissons und Meaux in einem Abschnitt abgehandelt, da zwischen beiden nicht strikt getrennt werden kann. Ebenso sind die duces in Ligurien, Venetien, dem Etschtal und Trient als duces in Norditalien zusammengefasst. Weiterhin ist die Liste um das Dukat des Dentelenus in Nordfrankreich (Picardie/Nord-Pas-de-Calais) ergänzt, das von Selle-Hosbach nicht erwähnt wird. Die Abschnitte zu jedem Dukat sind in drei Absätze untergliedert. Im Ersten wird eine Vorstellung und Übersicht zu den jeweils bekannten duces gegeben. Der zweite Abschnitt ist den Kompetenzen der Amtsträger gewidmet. Im dritten Abschnitt soll der militärische, administrative oder politische Zweck des jeweiligen Dukates betrachtet werden. Nur bei den duces in Limoges, Nordfrankreich und Norditalien sowie dem principatus in Aire und Béarn wird von diesem Schema abgewichen.975 Aire / Béarn Der dux Ennodius, der seit 585 über Tours und Poitiers eingesetzt war,976 erhielt 587 zusätzlich den urbium principatus von Aire und Béarn. Bald darauf konnten die comites von Tours und Poitiers bei König Childebert II. die Absetzung des Ennodius als dux jener Region erwirken, womit dieses Dukat auch für die Zukunft wegfiel. Daraufhin

973 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,13; Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 5,2. 974 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,16; 23; Gregor von Tours, de virt. sanct. Iul. (Krusch 1885), 13 f. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 154, Nr. 195. Heinzelmann 1982, 695, s. v. Sigivaldus. 975 Beim ducatus in Nordfrankreich (ducatus Denteleni) gibt es keine Informationen über Kompetenzen, weshalb dieser Abschnitt ausgespart wird. Auch in Aire und Bearn sowie Limoges sind zu wenige Informationen für eine Analyse aller Aspekte überliefert. Im Falle der duces in Norditalien ist eine Anzahl an duces zusammengefasst, die von Selle-Hosbach (1974) getrennt wurden. Sie unterscheidet diese duces in Venetien, Ligurien, dem Etschtal und Trient (Ebd. 25). Jedoch haben diese duces eine Sonderrolle, da sie als ständiges Heer in Italien umherzogen und keinesfalls über feste Dukate eingesetzt waren. Weiteres s. u. in den entsprechenden Abschnitten. 976 Vgl. Selle-Hosbach 1974, 86 f., Nr. 84. S. u. zu Tours und Poitiers, seinem eigentlichen ducatus (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 9,7).



Franken 

 227

ging er in die weit im Süden in der Gascogne gelegenen Städte,977 wurde jedoch auch dort nach kurzer Zeit abgesetzt, woraufhin er sich auf seine Güter zurückzog.978 Der Terminus principatus bezeichnet kein spezifisches Kommunalamt, weshalb unbekannt bleibt, welche Stellung er wirklich bekleidete. Möglicherweise stand er den curiales vor, vielleicht als defensor.979 Beide hatten zwar an Bedeutung eingebüßt, existierten aber in den südgallischen civitates noch immer.980 Comes war er wohl nicht, da diese zumeist auch als solche bezeichnet werden.981 Das Dukat in der Gascogne bekleidete zu jener Zeit Chuldericus, weshalb diese Stellung ebenfalls nicht in Frage kommt.982 Eventuell sollte er vor Ort zur Sicherung der südlichen Reichsgrenze gegen das Westgotenreich beitragen. Da Ennodius nur für sehr kurze Zeit in seiner Stellung war und sich nach seiner Entlassung auf seine Güter zurückzog, dürfte seine Anwesenheit kaum Bedeutung gehabt haben. Seine Ernennung in Aire und Béarn erweckt insgesamt eher den Eindruck einer Absetzung als dux von Tours und Poitiers. Die zusätzliche Verleihung des principatus, eigentlich eine de-facto-Versetzung, kann wahrscheinlich mit dem im gleichen Jahr aufgedeckten Mordkomplott gegen Childebert II. in Verbindung gebracht werden, an der auch der mächtige dux von Soissons Rauchingus beteiligt war.983 Childebert II. beschloss daraufhin aus Vorsicht, den bedeutenden dux von Tours und Poitiers abzusetzen. Dass der König einen möglichen Seitenwechsel verhindern wollte – seit dem Vertrag von Andelot bildeten Tours und Poitiers eine Enklave im Reich Gunthrams984 – ist unwahrscheinlich, da Ennodius später mit der Durchführung von Ermittlungen gegen Bischof Agidius von Reims beauftragt wurde, was seine Loyalität unterstreicht.985 Eine reale politische oder militärische Funktion des principatus in Aire und Béarn ist nicht zu erkennen. Angers / Rennes Der einzige bekannte dux in der Region von Angers und Rennes ist Beppolenus, der von 586 bis zu seinem Tod 590 eingesetzt war.986 Er war erst seit 586 im Dienst Gun-

977 Buchner 2000b, 237, Anm. 6. 978 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,7. Selle-Hosbach 1974, 86 f., Nr. 84. 979 Defensores im westgotischen Breviarium Alarici um die Mitte des 5. Jh. im Westgotischen (wozu Aire und Béarn zuvor gehört hatten): Liebs 2002, 154 f. Zu defensores weiterhin: Ausbüttel 1988, 33–40; Ewig 2006, 62. 980 Ewig 1976d, 416. 981 Vgl. die Liste der comites in: Selle-Hosbach 1974, 29–31. 982 Selle-Hosbach 1974, 72 f., Nr. 63. Auch: s. o. zur Gascogne. 983 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9; 9,14; 10,19. Selle-Hosbach 1974, 150 f., Nr. 177, Anm. 9. Ewig 2006, 48. S. o. Soissons. 984 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,20. Longnon 1878, Karte XI. 985 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,19. 986 Selle-Hosbach 1974, 54 f., Nr. 33. Vgl. die Übersicht über die duces: Selle-Hosbach 1974, 23.

228 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

thrams, nachdem er zuvor Fredegundes Gefolgsmann gewesen war.987 Dass er gleich im ersten Jahr in eine solche Stellung eingesetzt wurde, dürfte damit zu erklären sein, dass er bereits sieben Jahre zuvor in der Region Kampferfahrung gesammelt hatte.988 Welche Städte sein Dukat genau umfasste, bleibt unklar. Gregors Angabe, er sei über die civitates Chlothars II. eingesetzt worden, wobei er keine Einschränkung macht, deckt sich nicht mit den von ihm genannten Regionen seiner Aktivität. Kerngebiet seines Zuständigkeitsbereiches war Rennes und Angers.989 Doch auch das nahe gelegene Nantes, welches im sechsten Jahrhundert oft von den Bretonen heimgesucht wurde, allein während der Amtszeit Beppolenus‘ in den Jahren 587, 588 und 590, könnte möglicherweise unter den Schutz des dux gestellt worden sein. Die Stadt war seit 584 wieder unter der Kontrolle von Beppolenus‘ Dienstherrn Gunthram.990 Als mögliche weitere civitas unter dem Befehl des dux käme das weiter östlich gelegene Le Mans in Frage.991 Angesichts der Feldzüge im Jahr 579, vor seiner Einsetzung durch Gunthram, und im Jahr 590,992 ist das militärische Kommando als Hauptaufgabe des Beppolenus anzusehen. Während seiner Amtszeit missbrauchte er seine Stellung, um sich zu bereichern und die Bevölkerung zu unterdrücken. In Rennes, dessen Bewohner ihn Anfangs nicht in die Stadt ließen, installierte er später eine Mannschaft unter Führung seines Sohnes, der von den Bürgern bald darauf erschlagen wurde. Eine solche Amtsführung, noch dazu über einen Zeitraum von vier Jahren, war nur mit Hilfe eines bedeutenden Kontingentes an Kriegern möglich. Das relativ kurz belegte Dukat in der Region Angers und Rennes diente wohl hauptsächlich dem Schutz der nordwestlichen Reichsgrenze gegen die benachbarten Bretonen. Da Gunthram nach dem Tod Chilperichs und dem Ruf Fredegundes nach 987 Nach dem Tod Chilperichs im Jahr 584 war Beppolenus enger Gefolgsmann der neustrischen Königin Fredegunde geworden, die ihn jedoch nicht mit dem ihm zustehenden Respekt behandelte. Daraufhin stellte er sich 586 in den Dienst Gunthrams, der auf Bitten Fredegundes den Schutz des gerade einmal einjährigen Chlothars II. und seines Reiches übernahm. Gunthram verlieh Beppolenus noch im gleichen Jahr die potestas ducatus über die Städte Chlothars II.: Greg. Tur. Hist. 8,31; 8,42. Ewig 1976c, 142. 988 Im Jahr 579, als das Gebiet noch unter der Herrschaft Chilperichs stand, waren Bretonen aus der benachbarten Bretagne in fränkisches Territorium eingedrungen und Beppolenus wurde geschickt, um sie zu bekämpfen: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,29. 989 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,42. Longnon 1878, 135; Selle-Hosbach 1974, 54 f., Nr. 33. Die nördlich gelegenen Städte Chlothars II. um Rouen und entlang der Küste fielen nicht in seinen Machtbereich: Ewig 1976c, 142. 990 Vgl. Longnon 1878, 310 f. 991 Le Mans war ebenfalls noch im Besitz Chlothars II. (Longnon 1878, 143), lag jedoch, wie Angers und Rennes, weit südlich der Seine und vom Kernland Chlothars entfernt. Dass Beppolenus‘ Einflusssphäre von Angers aus weiter nach Osten reichte, ist aus der Befürchtung des Ebracharius zu schließen, er könnte seine Macht bis auf dessen Zuständigkeitsbereich, der um Paris lag (Selle-Hosbach 1974, 85, Nr. 81), ausdehnen: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,9. 992 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,29; 10,9.



Franken 

 229

Unterstützung 584 seine Residenz von Orléans nach Paris verlagert hatte,993 konnte der König die Sicherheit der civitates gegenüber der Bretagne nicht mehr selbst garantieren. Möglicherweise trug auch die Entstehung eines neuen Krisenherdes im Süden dazu bei, die Usurpation Gundowalds. Die Wahl eines bereits erfahrenen Feldherrn gegen die Bretonen verdeutlicht die Verteidigungsfunktion des neuen Amtssprengels. Dass Gunthram mit der Einsetzung Beppolenus‘ die schleichende Übernahme dieser civitates beabsichtigte, ist wenig wahrscheinlich, da zum einen der kaum drei Jahre alte Chlothar II. nichts gegen eine Annexion hätte tun können und zum anderen dann kaum die Wahl auf einen früheren dux Chilperichs gefallen wäre. Nach der tödlichen Niederlage des Beppolenus im Jahr 590, an der Fredegunde nicht ganz unschuldig war,994 ist kein weiterer Amtsinhaber bekannt. Das Dukat Angers und Rennes wurde vorerst aufgegeben und die Verwaltung der Region oblag den civitates. Da die Bevölkerung unter Beppolenus stark gelitten hatte, war dies sicher in ihrem Interesse. Später wurde erneut ein ducatus über Le Mans, Angers, Rennes und Bayeux eingerichtet, um die Nordwestgrenze Galliens zu schützen.995 Auxerre Mit Erpo ist ein dux in der Region Auxerre belegt. Im Jahr 577 setzte er Chilperichs Sohn Merowech gefangen, der unter dem Schutz von 500 Kriegern und dem bedeutenden dux Gunthram Boso aus Tours abmarschiert war. Jedoch konnte Merowech entkommen, woraufhin König Gunthram den dux aus seinem honos entließ und ihm eine Strafe von 700 aurei auferlegte.996 Erpo hatte offenbar den Befehl über genug militärisches Personal um Merowech trotz des Geleitzuges von 500 Mann festsetzen zu können. Andererseits konnte er seinen Gefangenen nicht sicher verwahren, was wiederum die relative Schwäche seiner Stellung andeutet. Die civitas Auxerre fiel bei der Verteilung des Reiches Chlothars im Jahr 561 an Gunthram und verblieb bis zum Tod des Königs 592 durchgehend im Reich von Burgund.997 Bis zur Erwähnung des dux Erpo ist kein bedeutender Konflikt in der Gegend Auxerre überliefert, weswegen kein Zusammenhang zwischen einem historischen Ereignis und einer möglichen Installierung eines dux hergestellt werden kann. Möglicherweise waren der Beginn des Bruderkrieges zwischen Chilperich und Sigibert nach dem Mord an Galswintha oder die Angriffe Chariberts auf das Gebiet Gunthrams

993 Ewig 1976c, 142; ders. 2006, 47. 994 Sie hatte sächsische Söldner geschickt, um die Gegner zu unterstützen. Beppolenus starb, nachdem sich der dux Ebracharius nach einem Disput zurückgezogen hatte. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,9; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,12. 995 Claude 1986, 307. 996 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14. Selle-Hosbach 1974, 87, Nr. 85. 997 Ewig 2006, 42; Longnon 1878, 331 f.

230 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nach dem Tod Sigiberts im Jahr 575 der Auslöser für die Einsetzung eines dux.998 Bei genauer Betrachtung der Quellenpassage muss nicht zwingend darauf geschlossen werden, dass Erpo der dux von Auxerre war, nur weil er Merowech in territorio der Stadt gefangen setzte.999 Ebenso könnte Erpo ein Heerführer ohne festen Sprengel gewesen sein. Besançon Der dux bei Besançon ist um 600 in der Lebensbeschreibung des Columban erwähnt, als der Heilige dem dux Waldelenus und seiner Frau in fortgeschrittenem Alter zu Kindern verhalf.1000 Dabei nennt Jonas von Bobbio als Amtssprengel jedoch fälschlicherweise den pagus Ultraiuranus, den zu dieser Zeit Wandalmarus verwaltete.1001 Da Waldelenus in Besançon ansässig war, stellte die civitas möglicherweise auch seinen Zuständigkeitsbereich dar, der kaum sehr weit über die Stadt hinaus gereicht haben kann, da er sich mit dem unmittelbar angrenzenden Amtssprengel des dux des pagus Ultraiuranus überschnitten hätte. Sein Amtsnachfolger und Sohn Chramelenus war als einer von mehreren Heerführern im Baskenland aktiv und am Komplott gegen Willibadus in Autun beteiligt.1002 Letztere Stadt gehörte jedoch nicht zu seinem Amtssprengel, da sich dort mehrere duces aufhielten. Über die Aufgaben und Kompetenzen des dux in Besançon ist der Episode in der Lebensbeschreibung Columbans nichts zu entnehmen. Jedoch lassen die Nachrichten über seinen Sohn und Amtsnachfolger Chramelenus, der das Dukat 635 bis 642 bekleidete,1003 einige Schlussfolgerungen zu. Dieser war einer von zehn duces im Krieg gegen die Basken im Jahr 635/36 und unterstand dem referendarius Chadoin-

998 Vgl. Ewig 2006, 43 f. 999 […] Egressus autem basilicam sanctam, cum iter ageret per Audisiodorensim territurium, ab Erpone duce Gunthchramni regis conpraehensus est. Cumque ab eo deteneretur, casu nescio quo dilapsus, basilica sancti Germani ingressus est. Audiens haec Gunthchramnus rex, in ira commotus, Erponem septingentis aureis damnat et ab honorem removet, […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14. 1000 Jonas von Bobbio, vit. Colum. (Krusch 1902), 1,14. Selle-Hosbach 1974, 23; Kusternig 1982, 436, Anm. 72. 1001 Selle-Hosbach 1974, 166, Anm. 1; Kusternig 1982, 437, Anm. 72 f. Zum dux des pagus Ultraiuranus siehe unten im vorliegenden Kapitel. Angesichts der relativen Ähnlichkeit von Waldelenus und Wandalmarus, käme auch eine Verwechslung durch Jonas von Bobbio in Frage, sodass beide Namen dieselbe Persönlichkeit bezeichnen. Dieser Verdacht ist jedoch durch die Information zu entkräften, dass sein Sohn Chramelenus nach dem Tod des Vaters sein Amt übernahm (Jonas von Bobbio, vit. Colum. [Krusch 1902], 1,14), denn nach Wandalmarus folgten als duces im pagus Ultraiuranus Protadius, Eudela und Herpo: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,24; 43. PLRE 3A, s. v. Eudela, 456; s. v. Herpo 2, 595 f. Chramelenus ist hingegen erst in den Jahren 635–642 als dux bekannt: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78; 90. PLRE 3A, s. v. Chramnelenus, 309. Wäre er in diesen Jahren im pagus Ultraiuranus eingesetzt gewesen, hätte Jonas alle vorherigen duces unterschlagen, was nicht wahrscheinlich ist. 1002 Jonas von Bobbio, vit. Colum. (Krusch 1902), 1,14. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78; 90. 1003 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78; 90. PLRE 3A, s. v. Chramnelenus, 309.



Franken 

 231

dus, der den Oberbefehl über das Gesamtheer hatte.1004 Der spätere dux von Besançon tritt damit nicht als eigenständiger Heerführer auf, sondern als untergeordneter Abteilungskommandant. Die Bedeutung des zwischen etwa 600 und 642 nachweisbaren1005 dux in Besançon ist unklar. Selbst die Zuordnung zu Besançon ist nicht zwingend, da Jonas von Bobbio nur berichtet, er habe die Stadt verlassen, die somit nicht zwingend sein Amtssitz gewesen sein muss. Champagne Zwei duces sind zwischen 570 und 598 in der Champagne belegt,1006 vielleicht existierte der ducatus bereits seit der Teilung der Champagne um 561 und wurde seitdem von Lupus verwaltet.1007 Nach dessen Vertreibung wurde unter Childebert II. Wintrio eingesetzt, der auch noch unter seinem Nachfolger Theudebert II. in dieser Position verblieb, bis er 597/8 auf Betreiben Brunhildes ermordet wurde.1008 Der territoriale Bereich ihrer Zuständigkeit ist nicht leicht zu bestimmen. Sowohl Lupus als auch Wintrio hatten ihre Stellung unter den austrasischen Königen inne, weshalb der jenen Königen verbliebene Teil der Champagne als ihr Amtssprengel identifiziert werden kann.1009 Da für keinen der beiden duces genauere Angaben gemacht werden,1010 ist keine Aussage über eine territoriale Kontinuität ihres Sprengels möglich. Die beiden duces der Champagne treten vor allem als Heerführer in Erscheinung. Lupus hatte sich durch Siege gegen Dänen und Sachsen hervorgetan.1011 Angesichts der geografischen Lage des ducatus ist es nicht unwahrscheinlich, dass er bereits dux der Champagne war, als er diese Erfolge errang. Da er bei seinen Feldzügen bis zur Lahn vorgedrungen ist,1012 kann eine bloße Verteidigung des ihm unterstellten Gebietes ausgeschlossen werden. Seine Vertreibung im Jahr 581 durch Ursio und Bertefred,

1004 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78. Kusternig 1982, 249, Anm. 42. 1005 Um 600 durch den Bericht Jonas von Bobbios, bis 642 über seinen Nachfolger Chramelenus: Jonas von Bobbio, vit. Colum. (Krusch 1902), 1,14. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78; 90. 1006 Lupus und Wintrio: vgl. Selle-Hosbach 1974, 23. Der nächste bekannte dux ist erst der 678 hingerichtete Waymerus: Bur 1983, 1679. 1007 Selle-Hosbach (1974, 23) nimmt an, dass Lupus bereits vor 570 in der Position des dux der Champagne gewesen sein könnte. Zur Teilung der Champagne: Longnon 1878, 195. Die Region war 561 zwischen den Söhnen Chlothars aufgeteilt worden, wobei der austrasische König Sigibert den Norden mit den civitates Reims und Châlons erhielt und der Süden mit Troyes an Gunthram ging. 1008 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,18. 1009 Von der ersten sicheren Zuordnung des Dukates zu Lupus bis zur Ermordung Wintrios: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,4; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,86; 4,18. 1010 Vgl. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,4; 8,18; 10,3. Selle-Hosbach 1974, 127 f., Nr. 139; 170 f., Nr. 216. Ob die Siege Lupus‘ gegen Dänen und Sachsen in die Zeit seines Territorialdukates fallen ist unklar: Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,7. Vers 50. 1011 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,7. Vers 50. 1012 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,7. Vers 58. Vgl. George 1995, 61.

232 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

zwei Große aus dem Reich Childeberts  II.,1013 legt die Schlussfolgerung nahe, dass er nicht über ein stehendes Heer verfügte. Gleiches geschah auch Wintrio, der 585 vorübergehend durch die Bewohner der Region vertrieben, doch kurz darauf wieder eingesetzt wurde.1014 Beim großen Feldzug Childeberts  II. gegen die Langobarden von 590 führte Wintrio zusammen mit Audovaldus die Truppen aus der Champagne an.1015 Zwei Jahre später, nach dem Tod Gunthrams, führten Wintrio und der dux Gundovaldus im Auftrag Childeberts II. ein Heer gegen das Reich Chlothars II., der zuvor unter dem Schutz König Gunthrams gestanden hatte.1016 Der dux der Champagne hatte eine doppelte Funktion. Zum einen sollte er den Besitz gegenüber den potentiellen Angreifern aus dem südlichen Teil der Region behaupten, der einem anderen Königreich angehörte. Zum anderen stellten er und das von ihm im Kriegsfall auszuhebende Heer die Verteidigungslinie gegen externe Feinde im Norden und im Osten dar. Ihre Stellung verdankten Lupus und Wintrio hauptsächlich dem Rückhalt am Königshof. Da beide von der Bevölkerung vertrieben worden waren, kann darauf geschlossen werden, dass die regionale Oberschicht sich nicht unter die Kontrolle eines Verwalters zwingen lassen wollte. Umgekehrt waren die Könige auf die Loyalität ihrer duces angewiesen, um potentielle Usurpatoren zu unterdrücken. Die gefährliche Machtposition des dux der Champagne dürfte auch der ausschlaggebende Grund des Mordes an Wintrio durch Brunhilde gewesen sein, die nach dem Tod Childeberts II. das Reich für dessen minderjährige Söhne verwaltete.1017 Clermont-Rodez-Uzès Der einzige dux der Region der civitates Clermont, Uzès und Rodez war der Romane Nicetius, der zuvor in Clermont comes gewesen war.1018 Nachdem er 585 auf Betreiben des Eulalius abgesetzt worden war, erkaufte er durch reiche Geschenke an Childebert II. das Dukat über die drei Städte.1019 Noch im selben Jahr beteiligte sich Nicetius an der Offensive Childeberts gegen westgotisches Gebiet, die dieser nach dem Tod Prinz Hermenegilds startete.1020 Im Jahr 587 wurde er zum rector Massiliensis 1013 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,4. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,86. Kusternig 1982, 153, Anm. 9. Ursio und Bertefred begehren gegen Childebert II. auf und planten zusammen mit dem dux Rauchingus die Ermordung des Königs: PLRE 3A, s. v. Berdefredus, 227; 3B, s. v. Ursio, 1395. Ewig 1976c, 145. 1014 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18; 10,3. 1015 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,3. 1016 Fred. chron. 4,14. Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 36. Die Angabe im Liber Historiae Francorum, Soissons sei erobert worden, ist falsch: Selle-Hosbach 1974, 170 f., Nr. 216, Anm. 3. 1017 Ewig 1976c,148 f. 1018 Vgl. Selle-Hosbach 1974, Nr. 156, 138–140. 1019 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. 1020 Der westgotische Königssohn Hermenegild war durch den Einfluss seiner Frau Ingunde, der Tochter König Sigiberts, zum Katholizismus konvertiert und wollte sich von seinem Vater lossagen, der ihn als Statthalter in Sevilla eingesetzt hatte. Nach mehreren Jahren kapitulierte Hermenegild 584



Franken 

 233

Provinciae vel reliquarum urbium ernannt, ein Posten, den er spätestens 593 wieder verloren hatte.1021 Der weitere Verbleib des Nicetius ist unklar, eine erneute Vergabe des Dukates Clermont-Rodez-Uzès ist nicht überliefert.1022 Dieses Dukat zählte zu den größten Sprengeln, die einem dux zugeordnet worden sind, doch bestand es offenbar nur für wenige Jahre. Die kurze Lebensdauer ist für ein großflächiges Dukat, das direkt an feindliches Gebiet angrenzt, ungewöhnlich. Andere ähnlich gelegene, größere Grenzdukate wie Toulouse, pagus Ultraiuranus und Champagne bestanden für mindestens 23, 27 und 32 Jahre.1023 Im Gegensatz zu diesen drei lag das Dukat von Clermont, Uzès und Rodez jedoch nicht unmittelbar feindlichem Kerngebiet gegenüber, da Septimanien nur ein relativ schmaler westgotischer Landstreifen war. Als wesentliche Kompetenz des dux ist den Quellen die militärische Führung zu entnehmen. Nicetius marschierte im von Gunthram initiierten Krieg gegen das westgotische Septimanien mit Truppen aus der Region Clermont gegen Nîmes sowie gegen weitere umliegende Städte, die sich unmittelbar südlich von Uzès befanden und damit direkt an sein Zuständigkeitsgebiet angrenzten. Doch Nicetius hatte keinen Erfolg und plünderte daher ein nahegelegenes castrum, in das er freundschaftlich aufgenommen worden war. Auf dem Rückmarsch verheerten seine Truppen wahllos das Land und raubten dabei auch die eigenen Gegenden aus.1024 Doch Gregors hinweis, er habe Frieden in dem Gebiet von Clermont und anderen Orten geschaffen, weist auch auf polizeiliche Kompetenzen hin.1025 Für Einrichtung und Abschaffung des Dukates lassen sich über die für von Gregor gegebene Erklärung des Ämterkaufs hinaus auch weitere mögliche Gründe anführen. So lag die betreffende, im Besitz Childeberts II. befindliche Region bis zum Jahr 584 zwischen Reichsteilen Chilperichs und Gunthrams.1026 Doch nach dem Tod Chilperichs bildete die Region Clermont-Uzès-Rodez nunmehr eine Enklave, eingeschlossen zwischen Gebieten Gunthrams im Westen, Norden und Osten, sowie vom feindlich gesinnten, westgotischen Septimanien im Süden.1027 Verstärkt wurde die Einkreisungssituation durch die Präsenz zweier mächtiger duces unter dem Befehl Gunthrams in unmittelbarer Nachbarschaft.1028 Die Nicetius zugewiesene Region bildete

und wurde im Folgejahr ermordet. Seine Frau Ingunde sowie ihr gemeinsamer Sohn flohen zu den Oströmern: Vgl. Thompsons 1969, 64–73. 1021 In diesem Jahr war Dinamius erneut als rector eingesetzt: Selle-Hosbach 1974, 80–82, Nr. 74. Gregor der Große, epist. (Ewald/Hartmann 1891; Hartmann 1899), 3,33. 1022 Vgl. Selle-Hosbach 1074, 23; 138–140, Nr. 156. 1023 Siehe die Übersicht in: Selle-Hosbach 1974, 23 f. 1024 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30. 1025 […] fecitque pacem in regionem Arverna vel in reliqua ordinationis suae loca. […] Greg. Tur. Hist. 8,18. 1026 Longnon 1878, Karte VII. 1027 Longnon 1878, Karte VIII. 1028 Im Osten existierte bereits seit mehreren Jahren der dux des pagus Ultraiuranus, im Westen wurde nach dem kurzen Zwischenspiel des Usurpators Gundowald 585 der frühere dux Desiderius

234 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

einen bedeutenden Teil des Reiches Childeberts  II. und erstreckte sich über einen Großteil des Zentralmassivs.1029 Die Einsetzung des Nicetius als dux über Clermont, Uzès und Rodez kann als Antwort auf die neue machtpolitische Situation gesehen werden. Auch die Versetzung bzw. Beförderung des Nicetius zum rector Massiliensis Provinciae vel reliquarum urbium1030 kann möglicherweise mit dem Zeitgeschehen in Verbindung gebracht werden. Die Verschwörung des dux von Soissons Rauchingus gegen Childebert II. im gleichen Jahr, in die eine Reihe von wichtigen Persönlichkeiten involviert war, wurde wohl erst später aufgedeckt,1031 weshalb kein Zusammenhang hergestellt werden kann. Stattdessen könnte hinter der Versetzung die Absicht gestanden haben, einem möglichen Seitenwechsel Nicetius zu Gunthram vorzubeugen, wie auch im Fall des dux von Tours und Poitiers.1032 Auch hatte Nicetius bei der Offensive gegen das westgotische Land versagt und konnte seine Krieger nicht unter Kontrolle halten, die auf dem Rückmarsch das eigene Land schwer ausplünderten.1033 Als rector bzw. praefectus provinciae in Massilia war Nicetius vor allem für die Verwaltung und Rechtsprechung zuständig.1034 Obgleich ihm mit Sicherheit Polizeitruppen zugeordnet waren,1035 war sein militärisches Potential ungleich geringer als in seinem vorherigen

erneut um Toulouse eingesetzt, diesmal als Agent Gunthrams. Siehe in den entsprechenden Abschnitten im vorliegenden Kapitel. 1029 Vgl. Karten 11; 12. 1030 Der offizielle Titel ist nicht mit absoluter Sicherheit festzustellen. In der Spätantike wurde der Titel rector mitunter als Bezeichnung für die consulares, praesides oder correctores verwendet: Demandt 2007, 297. In der Notitia Dignitatum wird der Amtstitel rector nicht erwähnt: vgl. Seeck 1876, 308. Buchner (2000a, 257, Anm. 2) nimmt an, dass praefectus provinciae der offizielle Titel war, der von Gregor von Tours (hist. [Krusch/Levison 1951], 6,79) alternativ zu rector verwendet wurde. In ostgotisch-römischer Zeit jedoch, war rector provinciae zum offiziellen Titel geworden, wie die formula rectoris provinciae beweist: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,21. Da in der Provence diese Verwaltungsordnung auch nach der Übernahme durch die Franken 536/7 noch intakt blieb (Buchner 2000b, 21, Anm. 3), kann rector durchaus auch der offizelle Titel des Nicetius gewesen sein. 1031 Neben Rauchingus waren auch die Großen Ursio und Bertefred sowie der Bischof Aegidius von Reims beteiligt: s. u. zum dux von Soissons Rauchingus. Die Beförderung des Nicetius wird von Gregor von Tours noch vor (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 8,43) der Verschwörung des Rauchingus (Ebd. 9,9) genannt, weshalb sie früher anzusetzen ist. 1032 S. o. zu Aire/Béarn bzw. s. u. zu Tours und Poitiers. 1033 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30. 1034 Zu den Aufgaben der spätantiken Statthalter: Demandt 2007, 297. Aus der formula rectoris provinciae (Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,21) geht die Zuständigkeit für Verbrechensbekämpfung, Jurisdiktion und öffentlichen Einnahmen hervor. Die Übersichten über die den consulares (Not. Dign. [Seeck 1876], occ. 43), correctores (ebd. 44) und praesides (ebd. 45) unterstellten Beamten und Büros deuten nicht auf Befehlsgewalt über Militärpersonal hin. 1035 Sein Amtsvorgänger Dinamius konnte in Massilia den Bischof Theodorus gefangen setzen: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,11. Hierfür war die Verfügungsgewalt über einen gewissen Stab an Exekutivpersonal unabdingbar.



Franken 

 235

Dukat.1036 Die Stellung als rector hatte er spätestens 593 wieder verloren,1037 weshalb seine Versetzung als subtiles Ausmanövrieren eines potentiellen Verschwörers gewertet werden kann, der sich zudem als wenig fähiger Heerführer erwiesen hatte. Gascogne Im Raum der Gascogne werden zwei duces erwähnt, von denen jedoch nur einer sicher als Territorialdux nachgewiesen werden kann.1038 Bladastes befehligte im Jahr 583 zusammen mit Desiderius, dem dux der Region Toulouse, ein Heer gegen Bourges, konnte die Stadt jedoch nicht einnehmen.1039 Vermutlich war er mit dem erwähnten Desiderius bereits 581 gegen die aquitanischen Städte vorgerückt und befand sich seitdem in der Region.1040 Der Sprengel des Bladastes kann nur indirekt erschlossen werden. Da das Dukat des Desiderius und seiner Nachfolger recht gut bekannt ist,1041 kommt hierfür nur der Raum westlich der Garonne in Frage, welcher 585 ausdrücklich als Dukat des Chuldericus genannt wird.1042 Ob sich die Amtsbereiche von Desiderius und Chuldericus deckten, lässt sich nicht ermitteln. Nach der Hinrichtung des Chuldericus ist in den nächsten Jahrzehnten kein weiterer dux in der Gascogne bekannt. Bladastes trat als Militärkommandant eines Heeres zusammen mit dem dux Desiderius in Erscheinung, Chuldericus kann hingegen keine erkennbare Kompetenz zugeordnet werden. Gregor von Tours berichtet jedoch, er habe schwere Verbrechen und Morde begangen.1043 Dass er nicht unverzüglich für diese Taten zu Rechenschaft gezogen wurde und erst der König seine Bestrafung, genauer seine Hinrichtung, anordnete,1044 illustriert seine herausgehobene Stellung und legt die Verfügung über Truppen nahe. Das seit 585 sicher belegte Dukat in der Gascogne wurde wahrscheinlich bereits 581 von Chilperich eingerichtet, nachdem seine Heerführer viele zuvor zum Reich Gunthrams gehörige civitates Aquitaniens erobert hatten.1045 Somit wäre er über 1036 Vgl. die patricii als Heerführer s. u. im Abschnitt über andere Heerführer: nur 2 der patricii provinciae Massiliensis traten als Truppenführer auf, wohingegen 9 der patricii der burgundischen Provence militärisch aktiv waren. 1037 In diesem Jahr ist erneut Dinamius als rector belegt: Selle-Hosbach 1974, 81; 139. 1038 Selle-Hosbach 1974, 23. Bladastes und Chuldericus: Ebd. 59 f., Nr. 39; 72 f., Nr. 63. 1039 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. 1040 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,12. Selle-Hosbach 1974, 59 f., Nr. 39. 1041 Zu Desiderius: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31; 7,9; 8,45. Selle-Hosbach 1974, 76–80, Nr. 73. Zum dux von Toulouse: s. o. 1042 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. 1043 Chuldericus vero Saxo post diversa scelera, homicidia, seditiones multaque alia inproba, quae gessit, ad Ausciensim urbem, in qua possessio uxores erat, abiit. […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 10,22. 1044 Selle-Hosbach 1974, 72 f., Nr. 63. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,22. 1045 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,12. Dux Desiderius führte das Heer an. Buchner 2000b, 30, Anm. 3.

236 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

maximal neun Jahre belegt.1046 Als die Gascogne nach dem kurzen Zwischenspiel unter Gundowald1047 im Jahr 585 an Childebert II. gefallen war, stand dem dortigen dux ein dux Gunthrams im Raum Toulouse gegenüber.1048 Trotz anfänglicher Spannungen1049 verlief das Nebeneinander friedlich, nachdem die Besitzansprüche durch den Vertrag von Andelot im Jahr 587 geregelt worden waren.1050 Ein Hauptgrund hierfür war sicherlich auch das beiderseitige Bestreben, die Südgrenze des Gesamtreiches gegen die Westgoten abzusichern, insbesondere während des Konfliktes in den 580er Jahren.1051 Wie lange der ducatus noch bestand, ist unklar. Limoges Mit Desiderius ist nur ein dux im Raum Limoges belegt. Er erlitt 576 eine Niederlage gegen das schlagkräftige Heer des Mummolenus, einen dux Königs Gunthrams, den dieser gegen die vorrückenden Truppen Chilperichs geschickt hatte.1052 Aus der Quellenstelle lässt sich die Funktion des dux Desiderius als Heerführer ableiten. König Chilperich hatte sich bis 575 im Krieg mit seinem Bruder Sigibert befunden und war in arge Bedrängnis geraten, doch der Mord an Sigibert hatte die Situation radikal verändert. Chilperich beanspruchte nun die Reichsteile seines Bruders und begann auch gegen Gunthram zu marschieren.1053 Limoges hatte zu den Städten Sigiberts gehört,1054 weshalb Desiderius erst nach dessen Tod im Jahr 575 in die Stadt vor-

1046 von 581 bis 590: vgl. Selle-Hosbach 1974, 23. 1047 Wie Desiderius, der dux um Toulouse, so wechselten auch Bladastes und Chuldericus nach dem Tod Chilperichs auf die Seite Gundowalds. Nach dessen Niederlage flohen Bladastes und Chuldericus nach Tours: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,6; 8,18. Chuldericus wurde von Gunthram wieder aufgenommen und lief darauf, entgegen seines Versprechens, zu Childebert II. über, dem Sohn Sigiberts I. Dieser wiederum setzte ihn 585 in der Region jenseits der Garonne ein, wo er bis 590 amtierte: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18; 10,22. 1048 Erst Desiderius, später Austrovaldus: s. o. 1049 Dass Chuldericus gegen den ausdrücklichen Befehl Gunthrams, dessen Gnade er empfing, auf die Seite Childebert II. wechselte, wird sich das Verhältnis dementsprechen belastet haben: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. Vgl. Ewig 2006, 48. Bleiber 1988, 131 f. 1050 Vgl. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,20. 1051 Im Jahr 585 marschierte ein fränkisches Heer nach Süden, wurde aber durch die Westgoten überrascht: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30. Es folgten 586 und 587 (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 8,38; 9,7.) weitere westgotische Angriffe und 589 eine große fränkische Offensive gegen die Region Septimanien: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,10; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), a. 589,2. 1052 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,13. Selle-Hosbach 1974, 76–80, Nr. 73. 1053 Ewig. 2006, 43 f. 1054 Nach dem Tod Chlothars 561 war Limoges erst unter die Kontrolle Chariberts gekommen und nach dessen Tod 567 an Chilperich gefallen, der die Stadt seiner westgotischen Ehefrau Galswintha übertrug: Ewig 1976c, 137; 139; ders. 2006, 43. Longnon 1878, 147 f. Als er diese jedoch noch im gleichen Jahr ermorden ließ, fiel Limoges durch Schiedsentscheidung Gunthrams an ihre Schwester Brunhilde, die Frau Sigiberts, und war damit Teil seines Reiches: Vgl. Longnon 1878, 524. Da Sigibert in dem 573



Franken 

 237

gedrungen sein kann. Somit war er nicht bereits seit längerer Zeit als Statthalter eingesetzt, sondern erst kurz vor seiner Niederlage gegen Mummolenus gegen die civitas marschiert. Ob er in Limoges dauerhaft als dux amtieren sollte, ist nicht zu ermitteln. Auch wenn wegen der Lage der Stadt relativ zu den anderen Teilreichen auch schon 567 die Einsetzung eines Militärkommandanten nachvollziehbar gewesen wäre,1055 ist Desiderius der erste in den Quellen erwähnte dux in der Region. Seine Funktion scheint nicht etwa die dauerhafte Kontrolle der civitas gewesen zu sein, sondern vielmehr die militärische Absicherung der Front, sowie die Eroberung weiterer Städte. Nordfrankreich (Picardie / Nord-Pas-de-Calais) Im Jahr 600/1 wird erstmals der ducatus des Dentelenus im Nordosten von Chlothars Reich erwähnt.1056 Als die vereinten Heere von Theuderich II. und Theudebert II. die Truppen Chlothars geschlagen hatten, teilten die Brüder den Großteil dessen Reiches unter sich auf, sodass ihm nur zwölf pagi verblieben. Theuderich erhielt die Gebiete westlich der Seine und nördlich der Loire bis zur Küste und zu den Ländern der Bretonen und Theudebert erhielt den ducatus des Dentelenus, der im Süden und Westen durch die Flüsse Seine und Oise begrenzt war und im Norden und Nordwesten bis an die Küste reichte.1057 Damit umfasste der ducatus wohl die civitates von Boulogne, Thérouanne, Arras, Tournai, Cambrai, Vermand und vermutlich auch Noyon und St. Quentin.1058 Als Theuderich zehn Jahre später gegen seinen Bruder ziehen wollte, schloss er einen Vertrag mit Chlothar. Dieser sollte dem Angegriffenen nicht zur Seite stehen und würde dafür den ducatus des Dentelenus zurückerhalten. Nach dem Sieg übergab Theuderich Chlothar die Region, doch wandte sich plötzlich gegen ihn und verlangte, er solle seine Truppen aus dem Dukat zurückziehen. Als er sein Heer gegen Chlothar in Marsch gesetzt hatte, verstarb er jedoch und die Truppen kehrten nach Hause zurück.1059 Das Dukat verblieb offenbar unter Kontrolle Chlothars. Als dieser im Jahr 625/26 einen Teil des Reiches an seinen Sohn Dagobert abtrat, verblieb das ausgebrochenen Krieg gegen Chilperich diesen erfolgreich bis Tournai weit im Norden zurückgedängt hatte (Ewig 2006, 44) und damit die Oberhand behielt, ist anzunehmen, dass er auch die Kontrolle über Limoges behauptete. Erst seine Ermordung 575 ermöglichte die raschen Eroberungszüge Chilperichs, die seine Truppen auch in die Region Limoges führten: Ewig 1976c, 140; ders. 2006, 44. 1055 Als Chilperich Limoges bei der Teilung von 567 erhalten hatte, war die Region von den Reichen Sigiberts und Gunthrams flankiert: Longnon 1878, Karte 5. Als die civitas durch Entscheidung Gunthrams an Sigibert ging, hätte dieser einen solchen Amtsträger sicherlich abge- oder ersetzt. 1056 Der entsprechende Amtsträger, dux Dentelenus, wird bei Fredegar häufiger im Zusammenhang mit diesem ducatus erwähnt (Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,37; 38; 76), doch ist er weder bei SelleHosbach (1974), noch in der PLRE aufgeführt. 1057 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,20. Die 12 pagi, die dem Chlothar verblieben, entsprachen wohl den civitates Beauvais, Amiens und Rouen: Kusternig 1982, 176, 93. Zur Übersicht der Gebietsverteilung nach dem Sieg über Chlothar: Longnon 1878, Karte X. 1058 Kusternig 1982, 176, Anm. 92. Vgl. Longnon 1878, 145 f., Anm. 2. 1059 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,37–39.

238 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Dukat bei ihm.1060 Bei Fredegar wird der ducatus des Dentelenus ein letztes Mal im Jahr 634/35 erwähnt, als Dagobert nach der Geburt seines zweiten Sohnes die Reichsteilung in seinem Testament verfügte. Dabei fiel das Dukat an Chlodwig  II., der Burgund und Neustrien erhalten sollte, die zusammen damals ebenso groß waren wie Austrasien, welches an Sigibert III. ging.1061 Es ist auffällig, dass von der ersten Erwähnung durch Fredegar im Jahr 600/1 bis zur letzten Erwähnung im Jahr 634/35 der Name ducatus Denteleni beibehalten wird. Da seine Zugehörigkeit zweimal zwischen Chlothar und Theudebert II. wechselte und eine große Zeitspanne zwischen 600 und 635 besteht, ist unwahrscheinlich, dass der erwähnte Dentelenus über den gesamten Zeitraum eingesetzt war. Möglicherweise verwendete Fredegar die Bezeichnung nur, da ihm kein anderer Name des Dukates bekannt war. Es kann somit nur als gesichert gelten, dass spätestens im Jahr 600/1 im Norden von Paris ein größeres Dukat existierte, das noch über mehrere Jahrzehnte als administrative Einheit gesehen wurde. Ob es jedoch auch noch 634/35 der Zuständigkeitsbereich eines dux war, ist unklar. Die Aufgabe des dux in der Region nördlich von Seine und Oise wird in den Quellen nicht umrissen. Doch die relative Lage zum Teilreich Chlothars, sowie zu weiteren, nicht fränkisch beherrschten Gebieten, lässt auf seine Aufgabe schließen. Einerseits lag der ducatus nahe an den verbliebenen pagi Chlothars II., welcher durch den benachbarten dux in Schach gehalten werden konnte, andererseits lag der Amtssprengel des Dentelenus an der Meerenge von Dover und Calais, sowie in der Nähe der friesischen Küstengebiete.1062 Neben der Kontrolle Chlothars ist daher die Verteidigung gegen Piratenangriffe und andere Überfälle als Kernaufgabe des dux anzunehmen. Norditalien Fränkische Heere waren viele Jahre im Gebiet südlich der Alpen präsent, doch konnten die Könige dort keine territoriale Herrschaft wie in Gallien oder den späteren Dukaten Alemannien und Bayern errichten. Ein separater ducatus wurde hier, soweit die Quellen erkennen lassen, nicht eingerichtet. Alle duces südlich der Alpen scheinen dort in der Funktion von Heerführern aktiv gewesen zu sein, drei von ihnen waren eigentlich in nördlicheren Gebieten in Alemannien eingesetzt.1063 Bald nach der Übernahme Alemaniens und der angrenzenden Gebiete von den Ostgoten wuchs das Interesse an der Region südlich der Alpen. Nachdem es bereits 536 in der Provence zu Feindseligkeiten gekommen war, schickte Theudebert Sueben oder Baiuwaren nach Venetien und Burgunder zur Unterstützung der Goten bei Mediolanum

1060 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,53. Kusternig 1982, 216, Anm. 98. 1061 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,76. Kusternig 1982, 257, Anm. 32. 1062 Die Region westlich von Utrecht war erst nach dem 1. Drittel des 8. Jh. fränkisch kontrolliert: vgl. Schäferdiek 1998, 66 f. 1063 Zu diesen, siehe im Abschnitt über die Alemannen im Kapitel 6.4.5.



Franken 

 239

und führte 539 selbst ein Heer nach Norditalien.1064 Neben dem König sind weitere duces erwähnt, die nach seinem Rückmarsch ins Frankenreich in Norditalien verblieben.1065 Die Franken hielten einige Stellungen, doch blieb es relativ friedlich. Ab 545 wurden weitere Gebiete Venetiens besetzt und es kam in der Folgezeit in den 550er Jahren zu Zusammenstößen mit den Römern und auch zur vereinzelten Unterstützung von Ostgoten, doch vermieden es die Franken, im ostgotisch-römischen Krieg eindeutig Stellung zu beziehen. Nachdem einige römische Heere schwere Niederlagen erlitten hatten, endete die dauerhafte Präsenz fränkischer Krieger südlich der Alpen. 569 begann dann der wechselhafte fränkisch-langobardische Konflikt, doch kam es vorerst nicht zur längerfristigen Okkupation von norditalischen Gebieten.1066 Die duces, die im Rahmen des Konfliktes mit den Langobarden in Norditalien einfielen, werden daher im Folgenden nicht erwähnt, sondern entweder in ihrem Dukat, oder unter den duces ohne Sprengel abgehandelt. Die duces Alamannorum werden im entsprechenden Abschnitt über die duces als Statthalter untersucht. Der dux Alamannorum Buccelenus1067 tritt während des Italienfeldzuges des Jahres 539 in Erscheinung. Die Behauptung des Agathias, die Alemannen seien die treibende Kraft hinter diesem Angriff gewesen, entspringt seiner Absicht, die Franken von der Schuld zu entlasten, da sie zur Abfassungszeit seines Werkes wichtige Verbündete Ostroms waren.1068 Als Theudebert wieder nach Gallien zurückgekehrt war, führte Buccelenus zusammen mit Amingus selbständig das Heer an.1069 Ihm unterstand dabei kein genau umrissenes Territorium.1070 Um 553 führte er noch immer ein Heer in Italien an, wobei er nun zusammen mit seinem Bruder Leutharius kommandierte, ebenfalls dux Alamannorum.1071 Beide Brüder, wenn auch Alemannen,

1064 Ewig 2006, 37. In den Jahren 537 und 538 war Theudebert nicht selbst mit seinen Franken angerückt, da er gegenüber Ostrom noch den Anschein von Neutralität wahren wollte: Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 2,12. Behr 1975, 76 f. 1065 Es war zwischen Theudebert und Belisar offenbar zu einem Waffenstillstand gekommen: Behr 1975, 78. 1066 Zusammenfassend zu den Aktivitäten der Franken im norditalischen Raum: Ewig 1983, 12–27. 1067 Auch „Butilin“. Zu seiner Herkunft: Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,6,2. 1068 Behr 1975, 87–91; 98. 1069 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,2. Nach Vössing (2002, 555) handelte es sich um einen inoffiziellen Entlastungsangriff zugunsten der Römer. 1070 Er zog plündernd in Italien umher und drang dabei bis nach Kampanien vor. Nach Paulus Diaconus soll sein Auftrag die Unterwerfung Italiens gewesen sein: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/ Waitz 1878), 2,2. 1071 Als Theudebald, Sohn und Nachfolger des inzwischen verstorbenen Theudebert, nicht auf ein Hilfegesuch der nach Tejas Tod 552 in Not geratenen Goten reagierte, sammelten Buccelenus und Leutharius ein Heer und zogen nach Süden. Bei Samnium trennten sie sich. Leutharius zog durch Apulien und Kalabrien bis nach Hydrus und zog dann mit der Beute wieder nach Norden. Nach Absprache mit seinem Bruder wagte Buccelenus bei Capua die Schlacht gegen Narses. Er fiel mitsamt seiner Armee: Selle-Hosbach 1974, 64 f., Nr. 47; PLRE 3A, s. v. Butilinus 1, 253 f.; Behr 1975, 76–85. Leut-

240 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

werden in den Quellen als duces bzw. duces Francorum bezeichnet.1072 Sie führten alemannische wie fränkische Truppen unter fränkischem Oberbefehl an. Im Jahr 539 war zusammen mit Theuderich und Buccolenus auch der dux Mummolenus nach Italien einmarschiert. Dieser wird in den Quellen jedoch nicht noch einmal erwähnt, weshalb nicht sicher ist, ob er nach dem Rückzug Theuderichs in Italien verblieb.1073 Der 539 zusammen mit Buccelenus erwähnte dux Amingus1074 unterstützte 561 den gotischen comes Widin im Kampf gegen Narses und seine Truppen an der Etsch im Norden Italiens.1075 Es ist unklar, ober er die vollen 22 Jahre in Italien verblieben war. Lanthacarius, vermutlich ebenfalls dux Alamannorum, fiel 548 in Italien im Kampf gegen die Römer. Mangels weiterer Erwähnungen ist unklar, wann und auf wessen Befehl Lanthacarius vorrückte. Es ist nicht klar, ob er, wie die vorherigen vier, als Teil des fränkischen Militärkontingentes gesehen werden kann, das nach dem Rückzug Theuderichs 539 südlich der Alpen verblieben war.1076 Da drei der fünf namentlich bekannten duces im Raum Alemannien bzw. um den Bodensee belegt sind, ist anzunehmen, dass die Truppen, die nach dem großen Einfall von 539 in Norditalien verblieben, ebenfalls zu einem Teil aus dieser Region stammten. Nachdem die duces Buccelenus, Leutharius und Amingus zwischen der Mitte der 550er Jahre und 561 gefallen waren, fand die dauerhafte Präsenz fränkischer Heere in Norditalien ein Ende. Die dortigen fränkischen duces standen nicht mit vorherigen römischen oder ostgotischen ducatus in Beziehung. pagus Ultraiuranus Der dux im pagus Ultraiuranus ist mit 31 Jahren bis zum frühen siebenten Jahrhundert sehr lange kontinuierlich belegt.1077 Im Kontrast dazu gibt es über die vier bekannten

harius starb mit einem Großteil seiner Truppen an einer Krankheit in Norditalien: Selle-Hosbach 1974, 126, Nr. 137. PLRE 3B, s. v. Leutharis 1, 789 f. 1072 Dazu im Detail: Behr 1975, 83 f. 1073 Selle-Hosbach 1974, 132, Nr. 149. PLRE 3B, s. v. Mumolenus 1, 898. 1074 Von Goffart (1957, 76, Anm. 11) als identisch mit dem dux Chamingus angesehen, der sich am austrasischen Hof für den dux Gogo einsetzte: vgl. Selle-Hosbach 1974, 42, Nr. 10. Doch die betreffende Quelle (Epistolae Austrasicae [Gundlach 1892], 13) datiert um 568 bis max. 575 (MGH Epp. 3, Berlin 1892, 127 f.) und damit nach der Niederlage gegen Narses und damit Tod des Amingus: vgl. SelleHosbach 1974, 42, Nr. 10. PLRE 3B, s. v. Amingus 1, 55. 1075 Die Oströmer siegten, Amingus fiel in der Schlacht und die von ihm gesicherten fränkischen Gebiete fielen an die Römer: Vgl. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,2; Menander Protektor (Dindorf 1871), Fr. 8. Dolbhofer 1955, 93; Selle-Hosbach 1974, 42, Nr. 10; PLRE 3A, s. v. Amingus 1, 55. 1076 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 548,2. Selle-Hosbach 1974, 121, Nr. 131; PLRE 3B, s. v. Lanthacarius, 765. 1077 Vgl. Selle-Hosbach 1974, 24. Wann der erste dux Vaefarius eingesetzt wurde, ist nicht bekannt, da nur seine Todesnachricht überliefert ist: Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 573,2; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,13. Ob nach der Beförderung des letzten dux Protadius ein Anderer seine Stellung als dux einnahm, lassen die Quellen nicht erkennen: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,26.



Franken 

 241

duces nur sehr wenige Detailinformationen.1078 Es ist wahrscheinlich, dass die Schaffung des Dukates nach der Aufteilung des Reiches 561 und durch König Gunthram erfolgte.1079 Zuvor war die Region zwischen Genfersee, Jura und Alpen noch mit Elsass und Bodenseeraum verbunden gewesen, die zusammen den Großteil des fränkisch beherrschten, linksrheinischen Alemannien bildeten, doch nun waren die nördlichen und östlichen Bereiche einem anderen Teilreich zugeordnet. In der Chronik von Marius von Avenches sind vier duces erwähnt, von denen der erste, Lanthacarius, noch vor der Abtrennung amtierte. Er ist unter den duces in Alemannien abgehandelt. Als nächsten nennt der Autor Magnacharius, den Schwager König Gunthrams. Der König hatte vor 561 dessen Tochter Markatrude geheiratet.1080 Sein Sohn dux Wiolicus schlug 574 zusammen mit Theudefredus, einem Nachfolger seines Vaters, eine Schlacht im pagus Ultraiuranus.1081 Magnacharius starb 565 im Amt und war daher sicherlich der erste dux im pagus Ultraiuranus.1082 Über den nächsten dux Vaefarius ist nichts weiter bekannt als sein Todesjahr 573. Wahrscheinlich war er der direkte Nachfolger des Magnacharius.1083 Unmittelbar auf Vaefarius folgte Teudefredus.1084 Sie alle werden von Marius als dux Francorum bezeichnet. Der Tod des Theudefredus ist wiederum bei Fredegar im Jahr 591 genannt, der ihn dux Ultraiuranus nennt. Gunthram setzte als Nachfolger Wandalmarus ein.1085 Dieser starb elf Jahre später in 602/3 und Protadius wurde eingesetzt, ein Günstling Brunhildes. Sein Machtbereich wurde um den pagus Scotingorum erweitert, ein Gebiet südlich von Besançon, das wohl nördlich an den pagus Ultraiuranus angrenzte.1086 Ein direkter Nachfolger des 1078 Über die Aktivitäten von Vaefarius, Wandalmarus, Protadius als duces ist nichts bekannt: vgl. Selle-Hosbach 1974, 163, Nr. 202; 167, Nr. 209; 146 f., Nr. 171. Teudefredus führt ein Heer gegen angreifende Langobarden: Selle-Hosbach 1974, 160, Nr. 194. 1079 So auch: Keller 1976, 6. Er bezeichnet das Dukat jedoch als transiuranus. Zeitgleich könnte sich der ducatus Alamannorum herausgebildet haben. Ebd. 12. 1080 Später, nach Magnacharius‘ Tod verstieß Guntrahm sie jedoch. Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 4,25; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,56. 1081 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 574,2. Im Jahr 577 wurden Wiolicus und sein Bruder auf Befehl Gunthrams hingerichtet. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,17; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,77. Siehe dazu auch unter den burgundischen duces ohne nachweisbaren Amtssprengel. 1082 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 565,2. Die Annahme, dass er im pagus Ultraiuranus eingesetzt war, ergibt sich aus der Aussage Fredegars über seinen 2. Nachfolger Theudefredus. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,13. Keller (1976, 10) verortet ihn neben den duces Alamannorum Leutharius und Buccelenus im linksrheinisch-rätischen Alemannien. 1083 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 565,2. Dies setzt voraus, dass Marius von Avenches bei der Nennung der duces keinen unterschlagen hat. Zum möglichen Siegelring des dux Vaefarius: Kaiser 1994. 1084 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 573,2. 1085 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,13. 1086 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,24. Zur Lage des pagus Scotingorum, siehe: Ewig 2006, 115; Selle-Hosbach 1974, 147, Anm. 1. Kusternig (1982, 181, Anm. 24) lokalisiert den pagus fälschlicherweise im Norden Galliens, westlich von Rouen.

242 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Protadius ist nicht bekannt, daher kann keine Aussage über die weitere Entwicklung dieses Dukates am Beginn des siebenten Jahrhunderts getroffen werden. Über die Kompetenzen der duces im pagus Ultraiuranus schweigen die Quel1087 len. Nur Teudefredus ist, wie erwähnt, 574 kurzzeitig als Heerführer eingesetzt und besiegte bei Bex die eingefallenen Langobarden zusammen mit dem dux Wiolicus.1088 Da schon 569/70 von langobardischen Vorstößen in fränkisches Gebiet berichtet wird, könnte bereits Vaefarius gegen sie ins Feld gezogen sein.1089 Ein Blick auf die Topografie Ostgalliens zeigt, dass die Ausdehnung des pagus Ultraiuranus durch natürliche Gegebenheiten festgelegt war.1090 Er umfasste das Gebiet Helvetien, einen Teil des Landes der Scotinger sowie einen Teil des Wallis.1091 Zum Gebiet des dux gehörten somit auch einige schwer zugängliche Täler der Alpen, in denen die effektive Kontrolle minimal gewesen sein dürfte. Die Funktion des dux war angesichts der Grenzlage zwischen fränkischem Gebiet und dem jungen Langobardenreich mit großer Wahrscheinlichkeit die Abwehr feindlicher Vorstöße. Hingegen spielte der Aspekt der Behauptung von Gebietsansprüchen unter den fränkischen Teilkönigen zumindest bis 610 keine Rolle.1092 Paris Der einzige bekannte dux in Paris ist der 589 und 590 erwähnte Ebracharius.1093 Er tritt erstmals in Erscheinung, als er Brunichildes Gesandten Ebregiselus an den Westgotenkönig Rekkared in Paris gefangen setzte. Dieser sollte in Spanien kostbare Geschenke überreichen und auf diese Weise die bereits seit einiger Zeit bestehende Verbindung zwischen Austrasien und Spanien festigen.1094 Das zweite Mal wird der 1087 Vgl. Selle-Hosbach 1974, 163, Nr. 202; 167, Nr. 209; 146 f., Nr. 171. 1088 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 574,2. Selle-Hosbach 1974, 160, Nr. 194. 1089 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,42; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 569; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,1–4. Schwarz 2009, 369, Anm. 238; 239. Siehe auch im Kapitel 6.3.1 über duces bei den Langobarden vor dem Interregnum. 1090 Vgl. Karte 14. 1091 Ewig 2006, 115. Das gesamte Gebiet der Scotinger kann nicht bereits seit Gunthram zum Sprengel des dux gehört haben, da der pagus Scotingorum erst um 603/4 durch Brunhilde dem Protadius zusätzlich untergeordnet wurde: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,24. 1092 Das Dukat des pagus Ultraiuranus befand sich eine geraume Zeit im Reich Gunthrams, der ihn an Childebert II. vererbte, nach dessen Tod er wiederum an Theuderich II. fiel und damit in das Einflussgebiet Brunhildes: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,13; 4,24; 4,26 f. Ewig 1976c, 147 f. So welchselte das Dukat mehrfach die Reichszugehörigkeit, ohne jedoch zwischen den Teilkönigen umkämpft gewesen zu sein. Im Jahr 610 fielen jedoch alemannische Truppen in das Gebiet um Avenches ein und es kam zu Schlacht bei Wangas. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,37. 1093 Vgl. Selle-Hosbach 1974, 23. 1094 Thompson 1969, 92 f. Nach Gregor von Tours wurde Gunthram irrtümlich berichtet, die Geschenke seien für die Söhne des 585 geschlagenen Usurpators Gundowald bestimmt gewesen, weshalb er befohlen habe, die Straßen seines Reiches zu sperren und den Boten zu fassen: Gregor von



Franken 

 243

dux Ebracharius im Jahr 590 neben Beppolenus und dem comes Willicharius als Feldherr gegen die Bretonen erwähnt.1095 Jener Beppolenus war Fredegunde verhasst und sie intrigierte gegen ihn.1096 Auch Ebracharius fiel ihm in den Rücken, woraufhin er zur Strafe enteignet wurde.1097 Es sind zwei Hinweise auf seinen territorialen Zuständigkeitsbereich anzuführen. Erstens nahm Ebracharius den Boten Brunichildis in Paris selbst fest, zweitens lässt ihn Gregor beim Zug gegen die Bretonen im Jahr 590 die Bedenken äußern, dass der dux von Angers und Rennes seinen Machtanspruch auf das Gebiet des Ebracharius ausdehnen wollen könnte.1098 Somit ist zumindest abgesichert, dass es sich bei ihm nicht um einen reinen Heeresdux handelte. Der dux nahm polizeiliche Aufgaben wahr und führte ein Heer an. Während des Feldzuges gegen die Bretonen fungierte Ebracharius keinesfalls als Verteidiger seiner Region, sondern agierte außerhalb seines eigenen Amtssprengels, innerhalb des Gebietes des dux von Angers und Rennes. Ob der dux in Paris normalerweise über ein stehendes Heer verfügte, ist nicht zu beurteilen, doch sind Exekutivverbände mit Sicherheit anzunehmen. Das über nur zwei Jahre nachweisbare Dukat Paris hatte offenbar keine dauerhafte Funktion. Gunthram war zwar nach dem Tod Chilperichs auf Wunsch Fredegundes 584 in Paris eingezogen,1099 hielt sich jedoch in den folgenden Jahren häufig außerhalb der Stadt auf. Der Kampf gegen Gundowald, die wechselvolle Beziehung mit den anderen Teilreichen, die durch den Vertrag von Andelot vorerst geordnet wurden und die Offensive gegen das westgotische Septimanien forderten seine Aufmerksamkeit in unterschiedlichsten Regionen. Vermutlich setzte er daher einen dux ein, um die Sicherheit in der Region zu gewährleisten und sich den Besitz der wichtigen Stadt zu sichern. Paris lag sehr nah an den Reichen von Childebert  II. und Chlothar  II. und konnte, angesichts der enormen Ausdehnung von Gunthrams Reich, nicht von ihm selbst dauerhaft besetzt werden.1100 Die Absetzung des Ebracharius hängt mit seinem

Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,28. Der König hatte wohl eine Allianz der Gundowaldsöhne mit Childebert befürchtet, die gegen ihn gerichet gewesen wäre. Doch auch der eigentliche Empfänger der Geschenke von Brunichildis, die selbst Westgotenprinzessin war, hätte ihm Grund zur Sorge geben müssen. Eine Zusammenarbeit der Austrasier mit Toledo hätte ihm ebenso gefährlich werden können, da sein Verhältnis zu den Westgoten belastet war und er bald darauf einen letzten, erfolglosen Krieg gegen Septimanien begann: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. Rekkared suchte seit Beginn seiner Herrschaft 586 Eintracht mit den Franken, doch Gunthram kam ihm nicht entgegen. Nach Zahlung von 10.000 Solidi als Sühne für Ingunde schlossen Rekkared und Childebert Frieden. Der Westgote bat 588 um die Hand Chlodowinthas. Gunthram willigte nicht ein, doch Childebert gab der Verbindung seinen Segen: Thompson 1969, 92–94. 1095 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,9. 1096 Weiteres dazu im Abschnitt über den dux von Angers und Rennes: s. o. 1097 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,12. 1098 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,28; 10,9. 1099 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,4 f. 1100 Vgl. Longnon 1878, Karte XI.

244 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Vertrauensverlust angesichts des Verrates am Mitfeldherrn und Vertrauten Gunthrams Beppolenus sowie dem Bestechungsvorwurf zusammen. Auch die faktische Zusammenarbeit mit Fredegunde, der er durch den verfrühten Rückzug aus der Schlacht gegen die Bretonen sehr entgegen kam, erregte mit Sicherheit starkes Misstrauen. Soissons Im Raum um Soissons sind zwei duces über einen Zeitraum von vier Jahren belegt.1101 Rauchingus, der erste dux in der Stadt, tritt 585 in Erscheinung. Als die Königsresidenz Neustriens nach dem Tod Chilperichs durch ein austrasisches Heer besetzt worden war, hielt er sich zusammen mit dem Minderjährigen Childebert  II. in der Stadt auf.1102 Er tritt in Soissons selbst auf, wo er zwei Attentäter festnehmen lässt, doch sein Einfluss reichte über die Stadt hinaus bis an die Grenze zum Reich Chlothars II.1103 Sein Nachfolger Magnovaldus war eventuell auch noch über das 587 dem Reich Childeberts II. hinzugeschlagene Meaux eingesetzt.1104 Rauchingus ließ zwei Geistliche in der Stadt festnehmen, die auf dem Weg zu Childebert II. waren, um im Auftrag Fredegundes ein Attentat zu verüben.1105 Auch wenn beide nicht durch Schutzpersonal begleitet wurden, erforderte die Gefangennahme von Klerikern dennoch eine hohe Machtposition, die Gregor von Tours als summa potentia bezeichnete.1106 Die Beschreibung seiner Frau, die sich reich ausgestattet und von Dienern begleitet auf einem Pferd durch die Stadt bewegte, illustriert zudem die von Rauchingus eingenommene gesellschaftliche Stellung.1107 Vor und nach der mehrjährigen Einsetzung eines dux fungierte Soissons als Residenzstadt, erst Chilperichs, dann später Theudeberts.1108 Auch wenn die Kompeten1101 Hier sind die duces von Soissons (Rauchingus), sowie Soissons und Meaux (Magnovaldus) zusammengefasst: vgl. Selle-Hosbach 1974, 23. 1102 Unmittelbar nach dem Mord an König Chilperich, in dessen Teilreich Soissons lag, nahmen Verbände aus Austrasien, wo der junge Childebert II. von Brunhilde angeleitet wurde, Soissons ein. Ewig 2006, 47; ders. 1953, 142. Im gleichen Jahr 585 hielt sich Childebert II. selbst in der Stadt auf und im selben Jahr ist auch Rauchingus belegt: Longnon 1878, 384. 1103 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,29; 9,9. 1104 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9; 9,20; 9,36. Selle-Hosbach 1974, 130, Nr. 143. In der Quellenpassge, in der die Bewohner von Soissons und Meaux von Childebert II. die Entsendung eines Sohnes als Herrscher erbitten, ist nicht mehr von einem dux die Rede. Möglicherweise war Magnovaldus daher nicht mehr über die beiden Städte eingesetzt. 1105 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,29. 1106 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9. 1107 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9. Jedoch muss beachtet werden, dass das Bild des dux, welcher zusammen mit anderen Großen ein Attentat auf Childebert II. geplant hatte, wahrscheinlich von Gregor von Tours überzeichnet wurde. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 130, Nr. 143. Namentlich wird Rauchingus nur erwähnt in: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9. 1108 Einige Jahre nach der Einsetzung des von den Großen aus Soissons und Meaux erbetenen Theudebert, kurz nach dem Tod Gunthrams 592, kam es zum Krieg zwischen Childebert II. und Chlothar II. Die Truppen des Letzteren eroberten 592/3 Soissons, doch wurden sie einige Jahre später schwer ge-



Franken 

 245

zen der in der Zwischenzeit installierten duces nicht klar zu benennen sind, dürfen Prestige und personelle Infrastruktur der Stadt nicht unterschätzt werden. Die Position als de-facto-Stellvertreter eines Königs konnte den Amtsträger dazu verlocken, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. So plante Rauchingus bereits nach einer kurzen Amtszeit, zusammen mit den Großen Ursio und Bertefred sowie dem Bischof Aegidius von Reims einen Mordanschlag gegen Childebert  II. Bei Gelingen sollten Rauchingus als Vormund Theudeberts  II. in der Champagne, Ursio und Bertefred durch Theuderich II. über den Rest des Reiches herrschen. Doch ihr Plan wurde verraten und Childebert ließ Rauchingus ermorden.1109 Über den Verbleib seines Nachfolgers Magnovaldus schweigen die Quellen. Offenbar war die Einsetzung eines Stellvertreters in den Hauptstädten sehr riskant, insbesondere, wenn der König noch nicht oder gerade erst volljährig war.1110 Toulouse Im Raum um Toulouse sind zwischen 566 und 589 bis zu fünf duces erwähnt.1111 Es ist dabei jedoch nur teilweise eine territoriale Kontinuität festzustellen. Launebodis ist um 566 allein in Toulouse selbst belegt,1112 Ragnovaldus war 581 hingegen auch für Périgueux, Agen und Toulouse zuständig.1113 Nachdem dieser vom dux Desiderius vertrieben worden war, verwalteten Desiderius und Bladastes die Region,1114 wobei die Stadt Albi und möglicherweise weitere civitates in den Zuständigkeitsbereich des dux Desiderius fielen.1115 Erwähnenswert ist, dass Desiderius für seinen Überfall auf Rigunthe im Jahr 584 in Toulouse eindringen musste,1116 woraus geschlossen werden kann, dass diese civitas nicht seine Residenz war. Nach dem Tod Chilperichs 584 unterstützte er den Thronprätendenten Gundowald, doch als sich seine Niederlage abzeichnete, floh Desiderius mit seinem Vermögen und kam bald wieder in Amt und Würden. Bereits 585 wurde er von Gunthram wieder als

schlagen, woraufhin Chlothar sich in den äußersten Nordwesten des Frankenreiches zurückziehen und damit u. a. auch Soissons aufgeben musste. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,36; Fred. Chron 4,14; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 36. Ewig 2006, 41; ders. 1976c, 147–149. 1109 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9; 9,14; 10,19. Selle-Hosbach 1974, 150 f., Nr. 177, Anm. 9. PLRE 3B, s. v. Ursio, 1395. 1110 Seine Volljährigkeit mit 15 Jahren erreichte Childebert II. im Jahr 585: Ewig 2006, 47. 1111 Launebodis, Ragnovaldus, Desiderius, Austrovaldus und Boso: Selle-Hosbach 1974, 24. Letzterer ist eventuell kein territorialer dux, da er Austrovaldus hätte ablösen müssen, der aber im gleichen Jahr (589) einen erfolgreichen Feldzug gegen Carcassonne geführt hatte: Selle Hosbach 1974, 62 f., Nr. 44. 1112 […] Launebodis enim post saecula longa. Ducatum / dum gerit, instruxit culmina sancta loci. […] dux meritis in gente sua qui pollet opimis, / celsus ubique micans nobilitatis ope. […] Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 2,8. Selle-Hosbach 1974, 121 f., Nr. 132. 1113 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,12. Selle-Hosbach 1974, 148, Nr. 174. 1114 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. 1115 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31; 7,9; 8,45. Selle-Hosbach 1974, 76–80, Nr. 73. 1116 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,9.

246 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

dux um Toulouse eingesetzt,1117 doch ist unklar, ob seine territorialen Zuständigkeiten ebenso weit reichten, wie zuvor. Die Stadt wurde von Gunthram an Childebert zurückgegeben, wodurch sich das Dukat des Desiderius verkleinerte.1118 Sein unmittelbarer Nachfolger war der 587 eingesetzte Austrovaldus, wobei die Ausdehnung seines Amtsbereiches unklar ist.1119 Boso, der als letzter möglicher dux um Toulouse in Frage kommt, führte im Jahr 589 ein Heer aus Saintes, Périgueux, Bordeaux, Agen und Toulouse gegen das westgotische Septimanien. Da jedoch Austrovaldus kurz zuvor einen erfolgreichen Feldzug gegen die Westgoten angeführt hatte, wäre seine Ablösung unverständlich. Möglicherweise war der dux Boso nicht als Territorialdux um Toulouse eingesetzt.1120 Die Kompetenzen und Zuständigkeiten der überlieferten duces um Toulouse sind im Wesentlichen militärisch. Allein der um 566 erwähnte Launebodis ist, zusammen mit seiner Frau, nur als Bauherr einer Kirche belegt.1121 Ragnovaldus war vom vorrückenden Desiderius geschlagen worden, woraufhin dieser viele seiner Städte ohne schwere Gegenwehr einnehmen konnte.1122 Als Desiderius seinen Überfall auf Rigunthe durchführen wollte, musste er dafür geeignete Männer zusammenbringen.1123 Später, als er wieder als dux eingesetzt worden war und gegen Carcassonne geschickt wurde, hob er sein Heer um Toulouse aus.1124 Desiderius scheint somit kein stehendes Heer zur Verfügung gehabt zu haben. Austrovaldus wehrte einen Einfall plündernder Basken ab und führte erfolgreich einen Feldzug gegen das westgotische Septimanien durch.1125 Auch Boso zog zusammen mit Antestius gegen die verbliebene westgotische Präsenz in Südgallien.1126 Die Region um Toulouse wechselte mehrfach den Besitzer, da Aquitanien zwischen den fränkischen Königen umkämpft war. Entsprechend hatten die duces unterschiedliche Dienstherren1127 und ihre Dukate unterschiedliche Ausdehnungen. 1117 Selle-Hosbach 1974, 76–80, Nr. 73. 1118 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,45. 1119 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,45. Selle-Hosbach 1974, 52 f., Nr. 29. 1120 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. Selle-Hosbach 1974, 62 f., Nr. 44. 1121 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 2,8. 1122 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,12. 1123 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,9. 1124 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,45. Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), a. 587,6. 1125 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,7; 9,31. 1126 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31. 1127 Während Launobodis wohl noch im Auftrag Sigiberts in seiner Stellung war (Selle-Hosbach 1974, 121 f., Nr. 132), dem Teilkönig von Metz, unterstand Ragnovaldus bereits Gunthram, der nach dem Tode Sigiberts die civitas Toulouse an sich gebracht hatte. Nach der Vertreibung des Ragnovaldus herrschte Desiderius erst im Auftrag Chilperichs, nach dessen Tod galt seine Loyalität kurzzeitig Gundowald, doch bereits ein Jahr später befand sich Toulouse wieder in der Gewalt Gunthrams, der seinen Anspruch behauptete. Er setzte Desiderius erneut ein, wohl wegen seiner guten Verbindungen zur gallorömischen Oberschicht. Selle-Hosbach 1974, 76–80, Nr. 73.



Franken 

 247

Ihre Zuständigkeiten erstreckten sich weit über die Stadt hinaus und umfassten auch Périgueux und Agen sowie zeitweise Albi und eventuell weitere civitates, wobei ihre Sprengel sich an den jeweiligen Grenzen der Teilreiche orientierten. Im Westen dürfte die Zuständigkeit spätestens seit 585 an der Garonne geendet haben, da ein weiterer dux für die westliche Region zuständig war.1128 Die Verteidigung der Region ist als Hauptaufgabe anzunehmen. Jedoch stand den duces hierfür kein stehendes Heer zur Verfügung, stattdessen mussten die Krieger stets erst ausgehoben werden. Die relativ lange nachweisbare durchgehende Existenz von mindestens 23 Jahren lässt sich nicht nur auf die andauernden Streitigkeiten der fränkischen Könige um die civitates Aquitaniens zurückführen. Ein wesentlicher Grund ist auch in der Präsenz der Westgoten zu sehen sein, deren Reich unter Leuvigild und seinem Sohn Rekkared seit den ausgehenden 560er Jahren zunehmend erstarkte und die sich erfolgreich gegen die fränkischen Vorstöße der späten 580er Jahre nach Septimanien wehren konnten.1129 Die Topografie Südgalliens verdeutlicht die Bedeutung als Festung gegen die Westgoten noch besser. Toulouse liegt direkt vor dem Tal zwischen südlichem Zentralmassiv und Pyrenäen.1130 Die häufigen Kämpfe in der Gegend von Carcassonne zeigen, dass die Vorstöße der Westgoten durch das Gebiet östlich der Pyrenäen erfolgten.1131 Doch die Abwehr der Basken durch Desiderius zeigt, dass auch aus dem Westen Gefahr drohte. Zusammen mit dem dux in der Gascogne bildete der dux der Region Toulouse die südliche Verteidigungslinie des Frankenreiches. Tours und Poitiers Der erste in Tours und Poitiers belegte dux ist Austrapius, der zusammen mit dem Bischof Pientius der Königin Radegunde ein Kloster in Poitiers errichtete.1132 Während der Rebellion des Prinzen Chram gegen seinen Vater Chlothar blieb Austrapius auf der Seite des Königs und rettete sich vor den Kriegern des Prinzen in die Martins-

1128 Chuldericus wurde 585 von Guntrahm in der Region jenseits der Garonne eingesetzt. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. Selle-Hosbach 1974, 72 f., Nr. 63. Möglicherweise war bereits Bladastes, der 581 zusammen mit Desiderius gegen die aquitanischen Städte Gunthrams vorgerückt war, dort installiert worden. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. Selle-Hosbach (1974, 59 f., Nr. 39, Anm. 3) schlägt die civitates Eauze und Oloron als Sprengel des Bladastes vor, die beide südwestlich der Garonne liegen. Zum dux der Gascogne: Selle-Hosbach 1974, 23. 1129 Die Westgoten konnten 585 das mit ihnen seit über 120 Jahren im Konflikt stehende Suebenreich annektieren. In den Jahren 585, 586 und 587 führten die Westgoten dann erfolgreiche Angriffe gegen den fränkischen Süden aus: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30; 8,38; 9,7. Kampers 2008, 180–182. Zum Konflikt in Septimanien, siehe Karte 6. 1130 Siehe Karten 6; 14. 1131 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30; 8,38; 9,7. 1132 Fredegar, vit. Rad. (Krusch 1888), 2,5. Selle-Hosbach 1974, 51 f., Nr. 28.

248 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

kirche von Tours.1133 Er wurde später Bischof in Chantoceaux,1134 seine unmittelbare Nachfolge in Tours und Poitiers ist nicht geklärt.1135 Der nächste bekannte dux ist Dracolenus Industrius. Er tritt im Jahr 578 in Erscheinung, als er Dacolenus gefangen nahm, einen früheren Vertrauten Chilperichs. Später, als er in Poitiers eintraf, stellte er sich dem dux Gunthram Boso entgegen, der dort seine Töchter wegführen wollte. Im Kampf fiel Dracolenus und seine socii flohen.1136 Noch im Jahr zuvor war Tours zwischen Gunthram und Chilperich umkämpft gewesen und letzterer hatte schließlich Poitiers eingenommen. Vermutlich war Dracolenus erst nach diesem Machtwechsel als dux eingesetzt worden.1137 Dass sein Dukat genau dem des Austrapius entsprochen hat, ist kaum anzunehmen, da die Grenze von Chilperichs Herrschaftsgebiet durch die Kämpfe mit seinem Bruder bestimmt wurde. Weiterhin wäre Berulfus zu nennen, der 580 zusammen mit dem comes Eunomius die Verteidigung von Tours organisierte.1138 Auch in den Jahren 581 und 583 war er militärisch aktiv, bevor er 585 aufgrund von Fehlverhaltens im Amt1139 abgesetzt und durch Ennodius ersetzt wurde.1140 Jener Ennodius war bereits 577 unter Childebert II., möglicherweise auch schon unter seinem 575 verstorbenen Vater Sigibert, comes von Poitiers.1141 Zwar war er 577 aus seinem Amt vertrieben worden, doch kehrte er nach Poitiers zurück,1142 wo er 585 den ducatus übernahm. Zwei Jahre später wurde er auf Betreiben der comites

1133 Chram war 555 von Chlothar nach Clermont gesandt worden, als das Reich nach dem Tod König Theudebalds an Chlothar fiel. Nun war neben jenem nur noch Childebert übrig, dessen Reich sich im Nordwesten Galliens befand. Bald nach seiner Ankunft setzte Chram vertraute Franken an Stelle römischer comites ein, schändete die Zivilbevölkerung und begann, seinen Herrschaftsbereich durch Eroberungen zu vergrößern. Nachdem er seine Brüder Charibert und Guntram geschlagen hatte, verbündete er sich in Paris mit dem dort residierenden Childebert gegen seinen Vater und probte den Aufstand. Doch durch den Tod Childeberts 558 fiel auch dessen Reich an Chlothar, der nun Alleinherrscher war. Chram unterwarf sich wieder seinem Vater, dieser ließ ihn jedoch 560 töten. Ewig 1976c, 135; ders. 2006, 40 f. PLRE 3A, s. v. Chramnus, 309 f. 1134 Er wurde durch aufgebrachte Thaifalen ermordet, denen er schwere Lasten auferlegt hatte. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,18; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,52. Selle-Hosbach 1974, 51 f., Nr. 28. Zur Datierung der Flucht des Austrapius: PLRE 3A, s. v. Austrapius, 157. 1135 Zwischen der Amtszeit des Austrapius, der in der Zeit um 555 bis 558 amtierte (in diesen Jahren fand der Aufstand Chramns statt: Anton 1981b, 486) und der Nennung des Dracolenus im Jahr 578 liegen 20 Jahre. 1136 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,4; 24; 25. Selle-Hosbach 1974, 110, Nr. 120; 116, Nr. 123. 1137 Selle-Hosbach 1974, 116, Nr. 123. 1138 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,49. 1139 Sein Heer raubte viele Menschen aus Bourges und richtete schwere Verwüstungen an: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. Nach dem Tod Chilperichs verlor Berulfus seine Stellung als dux und wurde beschuldigt, Güter des Königs Sigibert geraubt zu haben. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,26. 1140 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,12; 6,31; 8,26. 1141 Selle-Hosbach 1974, 86 f., Nr. 84. 1142 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,24.



Franken 

 249

von Tours und Poitiers wieder abgesetzt. Zuvor hatte er zusätzlich zu seinem Amt den principatus in den Städten Aire und Béarn erhalten, wohin er sich daraufhin zurückzog.1143 Nach Ennodius ist kein weiterer dux von Tours und Poitiers bekannt. Die duces von Tours und Poitiers hatten polizeiliche Kompetenzen und waren für die Verteidigung der Region verantwortlich. Nur Berulfus tritt in offensiver Funktion als Anführer größerer Truppenverbände auf. Austrapius konnte der Rebellion Chrams keinen bewaffneten Widerstand entgegen setzen, was auf das Fehlen größerer militärischer Verbände hinweist.1144 Doch zeigt seine Fähigkeit, zusammen mit dem Bischof Pientius über den Bau eines Klosters zu entscheiden, dass er die höchste weltliche Instanz in Poitiers darstellte. Dracolenus Industrius konnte bei der Festnahme des Dacolenus sicherlich auf Truppen zurückgreifen. Jedoch konnten seine socii ihn nicht vor Boso schützen, was wiederum ein Hinweis auf die geringe Stärke seiner Mannschaft ist.1145 Den Angriff auf Poitiers führte Chilperich wohl selbst an,1146 womit Dracolenus hier nicht als Heerführer in Frage kommt. Berulfus organisierte 580 zusammen mit dem comes Eunomius die Verteidigung von Tours gegen einen möglichen Angriff Gunthrams.1147 Im Jahr darauf, als aus dem östlich gelegenen Bourges Truppen des burgundischen Königs anrückten, bot Berulfus ein Heer auf und ließ es an der Grenze aufstellen. Zu Kampfhandlungen kam es wohl nicht.1148 Im Jahr 583 nahm der dux auch an der großen Offensive Chilperichs gegen Gunthram teil, indem er ein Heer aus Tours, Poitiers, Angers und Nantes gegen die Stadt Bourges führte.1149 Über Ennodius’ Kompetenzen sind den Quellen keine Informationen zu entnehmen. Der Zweck des dux der Region Tours und Poitiers dürfte die Behauptung der Besitzansprüche gegenüber den anderen Teilkönigen gewesen sein. Als das Reich des verstorbenen Chlodomer 524 aufgeteilt wurde, bildeten die beiden Städte bereits eine Exklave Chlothars, dessen Kernreich weit im Nordosten lag, zwischen den Gebieten seiner Brüder.1150 Möglicherweise war bereits seit dieser Zeit ein Stellvertreter über Tours und Poitiers eingesetzt, wie auch im Falle von Chlodomers Residenz Orléans angenommen werden kann.1151 Hierfür hätte Chlothar auf einen Ver-

1143 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,7. Zu Aire und Béarn, s. o. 1144 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,17 f. 1145 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,4; 24; 25. 1146 Wie aus Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,24 ersichtlich ist. 1147 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,49. Auch: Selle-Hosbach 1974, 57 f., Nr. 36. 1148 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,12. 1149 Ein weiteres Heer unter Führung von Bladastes und Desiderius rückte aus einer anderen Richtung gegen die Stadt vor. Chilperich selbst zog gegen Paris. Die Heere nahmen Bourges ein, richteten schwere Verwüstungen an und raubten viele Bürger. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. 1150 Ewig 1976c, 129. Vgl. Longnon 1878, Karten II; III. 1151 S. o. im Abschnitt „Duces zwischem den Sieg über Syagrius und Übernahme der ostgotischen Provence“.

250 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

trauten zurückgreifen müssen, da er 524 keinen Sohn im geeigneten Alter hatte.1152 Die Region mittleres und zentrales Gallien um Orléans, Bourges, Clermont, Limoges, Tours und Poitiers war seit dem Tod Chariberts 567 über 20 Jahre zwischen den merowingischen Teilkönigen hart umkämpft und wurde häufig verheert.1153 Erst nach der Adoption Childeberts II. durch Gunthram wurden die Städte an ersteren zurückgegeben. Im Vertrag von Andelot von 587 wurden die Besitzrechte abgesichert. Es dürfte kein Zufall sein, dass in jenem Jahr auch der dux Ennodius abgesetzt wurde. Gregor gibt keinen Grund an, warum die comites von Tours und Poitiers seine Entlassung erwirkten. Möglicherweise erschien er ihnen nicht vertrauenswürdig.1154 Da es die comites der Städte waren, die seine Absetzung erreichten, kann als sicher gelten, dass die Region ohne dux verblieb. Der Verzicht auf einen dux in der Childebert zugesicherten Enklave1155 ist wohl partiell dem damit beschlossenen Reichsfrieden zuzuschreiben, der für einige Zeit die Einsetzung von militärischen Statthaltern innerhalb der Reichsgrenzen unnötig gemacht hatte. Weiterhin ist ein Zusammenhang mit der zeitnahen Verschwörung gegen Childebert II. durch einige Große seines Reiches naheliegend.1156

1152 Chlothar war beim Tod Chlodwigs 511 vermutlich noch keine 12 Jahre alt, womit er 524 erst maximal 25 gewesen wäre: vgl. Ewig. 2006, 31. 1153 Bei der Reichsteilung nach dem Tod Chlothars I. 561 gingen beide Städte an Charibert. Als dieser 567 starb fielen Tours und Poitiers an Sigibert, doch nahm Chilperich die Städte ein. Kurz darauf wurden dessen Truppen durch Sigiberts Heerführer Mummolus wieder verjagt. Daraufhin schickte Chilperich seinen Sohn Theudebert gegen Tours und Poitiers und dieser verheerte die Region. Im Jahr 574 gab Chilperich Tours und Poitiers zurück und ein schlimmer Bürgerkrieg wütete in der Gegend. Kurz darauf griff Chilperich die Städte erneut an und ließ die Umgebung plündern. Tours und Poitiers wurden von Sigiberts Truppen verteidigt und gehalten bis zu dessen Tod 575. Nach Sigiberts Ermordung ließ Chilperich Tours und Poitiers ein weiteres Mal einnehmen. Als Chilperich 584 starb, wollten sich beide Städte Childebert II. unterwerfen, doch Tours wurde durch ein Heer aus Bourges auf die Seite Gunthrams gezogen. Daraufhin marschierte ein dux Childeberts von Poitiers aus gegen Tours, konnte aber nichts ausrichten. Der comes von Tours nahm kurz darauf Poitiers für Gunthram ein. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,45; 4,47; 4,49; 4,50; 5,1; 5,2; 7,12; 7,13. Longnon 1878, 242–245; 560–564. 1154 Der ehemalige comes von Poitiers war nach anfänglicher Verbannung durch Chilperich schnell wieder in die Stadt Poitiers zurückgekehrt und verblieb dort bis zu dessen Tod 584. Ob er in dieser Zeit möglicherweise erneut als comes amtierte, ist unklar. Ein anderer comes von Poitiers ist in dieser Zeit nicht überliefert. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 31. Sollte Ennodius auch unter dem Besatzer Chilperich als comes eingesetzt worden sein, wäre das Verhalten der comites von Tours und Poitiers, die beim König Childebert II. seine Absetzung betrieben, umso verständlicher. 1155 Longon 1878, Karte XI. 1156 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,9. Zu Rauchingus, s. o. im Abschnitt über die duces von Soissons. Gregor sagt ausdrücklich, dass nach dem Aufdecken der Verschwörung von 587 gegen König Childebert II. viele aus ihren primatus ducatus entlassen wurden: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12.



Franken 

 251

6.4.4 Duces nach 537 ohne nachweisbaren Amtssprengel Für eine große Anzahl an überlieferten duces lässt sich keine territoriale Zuständigkeit ermitteln. Bei einigen duces ist dies möglicherweise dem Mangel an Informationen geschuldet. Andere hingegen werden in den Quellen häufiger genannt, ohne dass ihnen ein Amtssprengel zugeordnet wird, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass ihnen keine feste Region zugewiesen war.1157 Selle-Hosbach hat diese duces ohne nachweisbaren Amtsbereich nach ihrer Zugehörigkeit zu den fränkischen Teilreichen Austrasien, Neustrien und Burgund untergliedert.1158 An dieser Einteilung soll im nachfolgenden Kapitel festgehalten werden. In den jeweiligen Teilabschnitten sind die duces in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Austrasische duces Insgesamt sind 20 austrasische duces ohne Sprengel namentlich bekannt, von denen Hilpingus1159 in die Herrschaftszeit Theuderichs  I. fällt, Bodegiselus, Chamingus, Chramnichis und Sigulfus in die Zeit Sigiberts, Godegiselus, Gundovaldus und Gunthram Boso sowohl in die Zeit Sigiberts, wie auch seines Sohnes Childebert II. Aus der Herrschaftszeit Childeberts II. sind die meisten duces bekannt, nämlich Aginus, Audovaldus, Chedinus, Chrodinus, Gararicus, Gundulfus, Iohannes, Olfigandus, Olo, Ratharius sowie Raudingus. In der Zeit Theudeberts II. ist nur Cautinus erwähnt.1160 Aginus wird eventuell im Jahr 588 im Immunitätsschreiben des Chramnesindus erwähnt, doch aufgrund einer zweideutigen Textstelle ist die Identifizierung fraglich.1161 Auf der Bischofssynode von 590 führte er die von Eulalius angeklagte Tetradia zum Gericht. Vermutlich hatte er hier bereits ein Amt inne, jedoch nicht zwingend das Dukat.1162 Erst im Jahr 592 wird er explizit als dux bezeichnet, der größeren Landbesitz in Ponthion an der Marne in der Champagne sein Eigen nannte.1163 1157 Vgl. Behr 1975, 113 f. 1158 Selle-Hosbach 1974, 25–27. 1159 Hilpingus ist in der nachfolgenden Liste nicht aufgeführt, da er vor 537 erwähnt wurde. Siehe dazu im Kapitel 6.4.2. 1160 Selle-Hosbach 1974, 26 (Übersicht); 39, Nr. 3; 50, Nr. 25; 61 f., Nr. 42; 66, Nr. 50; 67, Nr. 52; 68 f., Nr. 57; 71 f., Nr. 62; 98, Nr. 106; 101, Nr. 111; 107, Nr. 115; 108 f., Nr. 118; 110–114, Nr. 120; 115, Nr. 121; 117, Nr. 126; 141, Nr. 160; 142, Nr. 162; 149, Nr. 176; 151 f., Nr. 178; 157, Nr. 189. 1161 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,19. Das „ad Aginum“ ließe sich durchaus auch als „nach Agen“ übersetzen, womit der vorgenannte Flavianus das Immunitätsschreiben ausgestellt hätte: Buchner 2000b, 259, Anm. 9. Vgl. MGH rer. Merov. 1.1, 434, Anm. 2. Hinzu kommt, dass Gregor Aginus an anderer Stelle „Agynus“ nennt (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 10,8), was jedoch nicht überbewertet werden darf, da er in Gregor von Tours, libri de sanct. Mart. (Krusch 1885), 4,41 wieder „Aginus“ heißt. 1162 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,8. Selle-Hosbach 1974, 39, Nr. 3. 1163 Gregor von Tours, libri de sanct. Mart. (Krusch 1885), 4,41. Diese Güter lagen im Amtssprengel des dux Wintrio, der zu dieser Zeit in der Champagne eingesetzt war: s. o. zum dux der Champagne. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 23; 170 f., Nr. 216.

252 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Bodegiselus ist vor allem durch einige Gedichte des Venantius Fortunatus bekannt, von denen eines aus dem Jahr 565/66 speziell ihm gewidmet war. Darin wird er dux, wie auch Massiliae ductor rectorque genannt.1164 Die Kombination ductor rectorque dürfte kaum sein offizieller Titel gewesen sein, doch wollte Venantius mit der Titulatur Bodegiselus‘ Position umreißen. Vermutlich war er als fränkischer rector1165 in der provincia Massiliensis eingesetzt.1166 Angesichts der Lage seines Amtsbereiches im seit 536/7 fränkischen Grenzgebiet1167 zwischen dem ostgotischen, später oströmischen Italien und dem westgotischen Septimanien, darf zudem die Stationierung von Militärpersonal angenommen werden. Als ranghöchstem Beamten muss Bodegiselus neben der Rechtsprechung1168 auch die Funktion als Militärkommandant zugewiesen werden. Die Bezeichnung ductor verwies möglicherweise auf sein Kommando,1169 doch der Titel als dux deutet an, dass er zusätzlich auch diese Würde verliehen bekommen hatte.1170 Später war Bodegiselus unter Sigibert andernorts als dux eingesetzt und hatte den Titel möglicherweise noch bis zu seinem Tod in hohem Alter im Jahr 585 inne.1171 Cautinus, ein dux Theudeberts, ist allein durch seine Todesnachricht aus dem Jahr 600/1 bekannt.1172 Chamingus ist nur durch einen Brief des nutricius Gogo aus der Zeit vor 575 bekannt, aus dem hervorgeht, dass dieser sich am Königshof für die Förderung Gogos eingesetzt hatte.1173 Entgegen Goffarts Annahme ist er nicht mit dem 539 in Nordita-

1164 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,5. Es trägt den Titel de Bodegiselo duce. 1165 Vgl. Buchner 1933, 20. Vgl. Demandt 2007, 297. In ostgotisch-römischer Zeit war rector provinciae zum offiziellen Titel geworden: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,21. Zum Titel rector provinciae, siehe oben zu Nicetius, dux von Clermont, Rodez, Uzès, siehe S. 234, Anm. 1030. 1166 Vielleicht war er der erste fränkische Statthalter der Region Massilia: Selle-Hosbach 1974, 61 f., Nr. 42. 1167 Buchner 1933, 4. 1168 Dies war eine der Kernaufgaben der Statthalter: Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 6,21. Demandt 2007, 297. 1169 Vgl. Buchner 1933, 93, Nr. 6. 1170 Dazu s. u. im Abschnitt „dux als dauerhafte, personengebundene Würde“. Ähnlich sind auch die duces und patricii Aegila und Leudeghiselus in der provincia Arelatensis zu erklären, die neben 4 weiteren dort mit einem Militärkommando ausgestattet worden waren. Weiteres s. u. im Abschnitt „weitere Heerführer außer duces“. Zu Aegila und Leudeghiselus: s. u. zu den burgundischen duces ohne bekannten Amtssprengel. 1171 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,5; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,22. PLRE 3A, s. v. Bodegiselus 1, 235 f. 1172 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,20. Kusternig 1982, 176, Anm. 94. 1173 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 13. MGH Epp. 3, Berlin 1892, 127 f. Chamingus ist nicht mit Amingus (Selle-Hosbach 1974, 42, Nr. 10) identisch. S. o. zu den duces in Norditalien.



Franken 

 253

lien belegten Amingus identisch, da dieser in der Schlacht gegen Narses gefallen war.1174 Chramnichis zog um 575 plündernd durch das langobardische Dukat Trient.1175 Er war vermutlich aus den nördlich gelegenen Gebieten der Baiuwaren einmarschiert, die schon über Jahrzehnte unter fränkischer Kontrolle waren.1176 Chrodinus wurde nach dem Tod Sigiberts im Reich des jungen Childebert  II. von den Austrasiern zum maiordomus gewählt, lehnte das Amt jedoch ab.1177 In den Quellen wird er als bedeutende und tugendhafte Persönlichkeit geschildert, wobei militärische Leistungen nicht explizit genannt werden. Allein eine Zeile des Venantius könnte auf die Teilnahme an einem Italienfeldzug hindeuten.1178 Gararicus zog im Jahr 584 nach dem Tod Chilperichs gegen dessen Städte Limoges, Poitiers und Tours und wollte sie für seinen König Childebert II. sichern. In seinem Heer zog auch der cubicularius Ebero mit, der zwischendurch als Kommandant von Poitiers eingesetzt war. Das Unternehmen scheiterte.1179 Godegiselus führte im Jahr 575 zusammen mit Gunthram Boso ein Heer aus Châteaudun und Tours gegen Chilperichs Sohn Theudebert.1180 Erst 587 wird Godegiselus erneut erwähnt, als er nach der aufgedeckten Verschwörung gegen Childebert II. im Auftrag des Königs ein Heer gegen die Verschwörer Ursio und Bertefred anführte, die sich in einer Kirche verschanzt hatten.1181 Bei diesem Unternehmen bezeichnete Gregor Godegiselus als quasi dux, was darauf zurück zu führen sein könnte, dass er Verschwörer bekämpfte und keinen Krieg gegen einen äußeren Feind führte.1182 Die 1174 Goffart 1957, 94, Anm. 11. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,2. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 42, Nr. 10. 1175 Er raubte den Ort Anagnis aus und schlug den langobardischen comes Ragilo. Bald darauf wurde Chramnichis von Ewin, dem dux von Trient, vernichtend geschlagen: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,9. Selle-Hosbach 1974, 70 f., Nr. 61. PLRE 3A, s. v. Chramnichis, 309. Zu Ewin, siehe Kapitel 6.3.2 über duces bei den Langobarden. 1176 Ridder 2014, 64–66. 1177 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,58 f. Der dux-Titel wird von Gregor und Fredegar nur in den Titeln der Kapitel erwähnt, allein Venantius Fortunatus verwendet ihn auch im Text: Selle-Hosbach 1974, 71 f., Anm. 1. Vgl. nachfolgende Anm. 1178 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,58 f.; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,20. Itala terra tibi, pariter Germania plaudunt,|laus tua cunctorum semper in ore sonat. Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 9,16, Zeile 5 f. Selle-Hosbach 1974, 71 f., Nr. 62. Der große Landbesitz des Chrodinus ist zwar in Austrasien zu vermuten (ebd.), doch nicht genauer zu lokalisieren. 1179 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,13. 1180 Sie waren siegreich und Theudebert starb in der Schlacht. Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 4,50; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 32. Buchner 2000a, 269, Anm. 6. 1181 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12. 1182 So: Selle-Hosbach 1974, 101, Nr. 111, Anm. 2. Claude (1964, 46 f., Anm. 232) nennt ihn fäschlicherweise (wie Selle-Hosbach (ebd.) betont) Anführer der Rebellen. Sie verweist auch auf den quasi dux Ratharius (Ebd. 149, Nr. 176), der beim Gundowaldaufstand und damit ebenfalls in einem innerfränkischen Unternehmen eingesetzt worden ist. Weiteres dazu in der Auswertung der fränkischen duces.

254 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Deutung, die Aktion habe er nach dem Ende seines Dukates angeführt, wird durch den Titel ex duce entkräftet, der für solch einen Fall belegt ist. Vollkommen ausgeschlossen ist diese Interpretation jedoch nicht, da der ex duce Asclipius einen privaten Krieg anführte,1183 wohingegen Godegiselus auf Befehl des Königs agierte, womit er „so gut wie“ dux war. Betont werden muss zudem, dass sein exercitus nicht als schlagkräftiges Feldheer gesehen werden darf, da laut Gregor der Verschwörer Ursio sich allein eine längere Zeit gegen die angreifenden Soldaten verteidigen konnte und eine Anzahl von ihnen erschlagen haben soll.1184 Vermutlich führte der quasi dux somit eher eine kleinere Einsatztruppe an. Gundovaldus verlor 573 bei Tours gegen den vorrückenden Theudebert und musste fliehen.1185 Nach dem Mord an Sigibert im Jahr 575 brachte Gundovaldus den fünf Jahre alten Childebert II. heimlich nach Metz in Sicherheit, wo er ihn als Nachfolger einsetzen ließ.1186 Bald nach dem Tod Gunthrams 593 tritt Gundovaldus nochmals in Erscheinung, als er zusammen mit dem dux der Champagne Wintrio in den Reichsteil des jungen Chlothar  II. einfiel, jedoch von einem Heer unter dem maiordomus Landericus geschlagen wurde.1187 Gundulfus, vom domesticus zum dux befördert, wurde 581 von Childebert II. nach Massilia geschickt. Er konnte die Stadt durch Gefangennahme des rector provinciae Dinamius für seinen König sichern und kehrte an dessen Hof zurück.1188 Im Jahr 583 tritt Gundulfus erneut in Erscheinung. Childebert II. schickte ihn nach Avignon, wo er den durch Gunthram Boso belagerten Mummolus entsetzte.1189 Gunthram Boso ragt unter den bekannten duces durch seine besondere Umtriebigkeit heraus. Er trat weit häufiger in Erscheinung als jeder andere dux. Um 574/5 führte er zusammen mit dem dux Godegiselus ein Heer aus Tours und Châteaudun gegen Chilperichs Sohn Theudebert.1190 Nach dem Tod seines Dienstherrn Sigibert floh er vor der Rache der neustrischen Machthaber an den Hof des jungen Childebert II.1191 Dort war er Teil der Fraktion, die eine Koalition mit Neustrien gegen Gunthram bevorzugte.1192 Gunthram Boso lockte den späteren Usurpator Gundowald nach Gallien,1193

1183 S. o. unter den burgundischen duces. 1184 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,50. 1185 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,47. Vgl. Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 32; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,70. 1186 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,1; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,72; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 32. 1187 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,14; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 36. 1188 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,11. 1189 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,26. 1190 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,50; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 32. 1191 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14; 24 f. 1192 Selle-Hosbach 1974, 110–114, Nr. 120. 1193 Offenbar kannten sich die beiden aus seiner Jugendzeit am Hofe Chariberts: Goffart 1957, 94, Anm. 93.



Franken 

 255

beraubte ihn jedoch bei der Ankunft 582 in Massilia.1194 Von Gunthram aufgegriffen, wurde Boso erfolglos gegen Avignon geschickt.1195 In den folgenden Jahren fiel Boso in Ungnade und wurde 587 auf Befehl König Gunthrams hingerichtet.1196 Iohannes ist einmal um 590 ohne zusätzliche Informationen als dux erwähnt. Als Nachfolger seines Vaters Lupus als dux der Champagne kommt er nicht in Frage, da in diesen Jahre Wintrio diese Position bekleidete.1197 Ratharius wurde von Childebert  II. nach Massilia geschickt, um dort Untersuchungen gegen den Bischof Theodorus anzustellen.1198 Er wurde von Gregor als quasi dux bezeichnet. Offenbar hatte er keine Truppen bei sich, doch wurde er von famuli begleitet.1199 Sigulfus wurde 573 von Sigibert mit einem Heer gegen Chilperichs Sohn Chlodwig gesandt, der sich in Bordeaux befand, wohin er sich vor dem dux Mummolus zurückgezogen hatte.1200 Im Jahr 575, nach dem Tod Sigiberts, versuchte er selbst König zu werden, wurde jedoch getötet.1201 Die duces Audovaldus, Chedinus, Olfigandus, Olo und Raudingus sind durch den großen Feldzug eines austrasischen Heeres unter der Führung von 21 duces im Jahre 590 bekannt,1202 in dem auch der alemannische dux Leudefredus mitmarschierte.1203 Audovaldus führte seine Truppen zusammen mit Wintrio an, dem dux aus der Champagne, der seine Krieger in seinem Sprengel ausgehoben hatte. Die Heere plünderten vor dem Übergang über die Alpen fränkisch kontrolliertes Gebiet, vermutlich im Land der Baiuwaren. Die Truppen trennten sich, eine Heeresgruppe unter Audovaldus und sechs weiteren duces marschierte bis vor Mailand, die andere zog unter dux Chedi-

1194 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,24. 1195 Dort hatte sich Mummolus verschanzt, der durch Childeberts II. dux Gundulfus entsetzt wurde. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,26. 1196 584 hatte er zusammen mit dem Bischof Aegidius von Reims erfolglos von Gunthram die Herausgabe früherer austrasischer Besitzungen gefordert: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,14. Einem Prozess wegen Grabräuberei entzog er sich 585 durch Flucht, seine Güter wurden eingezogen: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,21. Als er sich 587 mit Childebert II. aussöhnen wollte, sandte dieser ihn an König Gunthram, der ihn hinrichten ließ: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,8; 10; 23. 1197 Flodoardus, hist. Rem. eccl. (Heller/Waitz 1881), 2,4. 1198 Dieser hatte den Usurpator Gundwald unterstützt. Doch anstatt ihn vor Gericht zu stellen, wurde der Bischof nach der Stellung von Bürgen zum König geschickt, damit er auf der Synode von Mâcon verurteilt würde. Vgl. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,12. 1199 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,12. Selle-Hosbach 1974, 149, Nr. 176. 1200 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,45; 47; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 32; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,69. Nur Fredegar erwähnt den Titel dux. 1201 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,27. 1202 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,3. Zwar nennt Gregor nur 20 duces, doch ergibt sich aus seinem Bericht die Zahl 21: Selle-Hosbach 1974, 50, Nr. 25; Buchner 2000b, 330, Anm. 2. 1203 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30 f. Zu Leudefredus s. u. zu den duces der Alemannen.

256 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nus1204 und 13 duces durch das Etschtal, eroberte eine Reihe von castra im Gebiet um Trient und lagerte dann vor Verona.1205 Der bedeutende dux Olo fiel bei der Belagerung von Bellinzona.1206 Beide Heere waren aus dem Territorium der Baiuwaren nach Süden marschiert. Nachdem drei Monate ohne erwähnenswerte Erfolge verstrichen waren, schloss Chedinus, in dessen Heer sich auch die duces Leudefredus, Olfigandus und Raudingus befanden, Frieden mit dem Langobardenkönig Authari.1207 Auch wenn die antiken Autoren es nicht expliziert schreiben, scheinen Chedinus und Audovaldus die Oberbefehle in ihren Heeresgruppen gehabt zu haben, obwohl sie nur zwei duces von insgesamt 21 waren.1208 Neustrische duces Von den vier hier zu nennenden duces treten Aunulfus, Roccolenus und Bobo unter der Herrschaft Chilperichs in der Zeit zwischen 575 und 584 in Erscheinung, Blidebodes hingegen wird unter Chlothar II. erwähnt.1209 Aunulfus brachte 575 den Leichnam des gefallenen Theudebert nach Angoulême.1210 Er marschierte wohl in den Heeren mit, die von Chilperich und dessen Sohn angeführt wurden. Dem dux Aunulfus kann somit die Funktion als Abteilungskommandeur oder Berater zugewiesen werden. Blidebodes wird im Anschluss an den Tod König Theuderichs  II. im Jahr 613 erwähnt. Als Chlothar II. begann, das burgundische Teilreich für sich zu beanspru-

1204 Ewig (2006, 130) nimmt an, Chedinus habe den in dieser Zeit nicht belegten Würzburger Dukat verwaltet. Grund seiner Annahme ist die namentliche Verwandtschaft mit dem später unter Dagobert belegten Roudi, dem mainthüringischen Herzog. 1205 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,31. Die eroberten castra waren: Tesana, Maletum, Sermiana, Appianum, Fagitana, Cimbra, Vitianum, Bremtonicum, Volaenes, Ennemase, 2 weitere in Valsugana und eines bei Verona. Zur Identifikation dieser Orte: Schwarz 2009, 377, Anm. 326. Eventuell hingen der Feldzug und die Plündung baiuwarischen Gebietes mit der vorherigen Annäherung zwischen Garibaldus und Authari zusammen: vgl. Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. 1206 Er war bedeutend neben den duces Chedinus und Audovaldus: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30 f. Allerdings darf Paulus‘ Aussage nicht überbewertet werden, da seine Quelle Gregor von Tours nur diese 3 duces explizit während des Feldzuges nach Italien erwähnt. Möglicherweise fasste Paulus Olos Stellung daher als bedeutender auf, als sie eigentlich war. 1207 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,3; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,31; Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 40. 1208 Beide werden namentlich neben den 6 bzw. 13 übrigen duces genannt und Chedinus schloss den Frieden mit Authari: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. 1209 Selle-Hosbach 1974, 50 f., Nr. 26; 60 f., Nr. 40; 152 f., Nr. 180. Blidebodes wird weder von SelleHosbach, noch von Ebling 1974 erwähnt. 1210 Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 32; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,50. Sein dux-Titel ist nur im Liber Historiae Francorum genannt. Dort ist Aunulfus jedoch nicht in der Funktion eines Heerführers genannt, sondern als derjenige, der sich um den Leichnam Theudeberts kümmerte. Insofern ist dux als Titel und nicht als Funktionsbezeichnung zu werten.



Franken 

 257

chen, schickte er ihn mit bewaffneten Truppen gegen die Stadt Sens. Durch die Aktionen des Bischofs Lupus sei der dux abgewehrt worden, berichtet dessen Vita.1211 Bobo setzte im Jahr 580 zusammen mit dem dux Desiderius den Königssohn Chlodovech gefangen.1212 Das zweite Mal wird er 584 im geschmälerten Gefolge Rigunthes genannt, welches aus 4.000 Mann, dem dux Bobo samt Ehefrau, dem maiordomus Waddo sowie den legati Domigisilus und Ansowaldus bestand.1213 Über die Reaktion Bobos, als der Zug Rigunthes bei Toulouse gestoppt wurde und ein Teil ihres Gefolges auf die Seite der Unterstützer Gundowalds übertrat, ist nichts bekannt.1214 Zwar ist Bobo als Brautführer (paranymphus) als Mitgliedes des Gefolges zu sehen, doch als dux hatte er wohl auch die 4.000 Mann Geleitschutz unter seinem Befehl.1215 Roccolenus wurde ebenfalls um 575 von Chilperich gegen die Stadt Tours geschickt, die noch seinem Bruder Sigibert gehörte.1216 Als er nichts erreichte, ließ er das Land verheeren und zog auch gegen Poitiers. Während des Feldzuges erlag er einer Krankheit.1217 Die mehrfache Erwähnung von Verbänden aus Le Mans legt die Schlussfolgerung nahe, dass diese civitas sein Amtssitz gewesen sein könnte. Burgundische duces Alle acht duces aus dem Teilreich Burgund sind aus der Herrschaft Gunthrams bekannt. Aegila wäre hier eventuell zu ergänzen, da er von Gregor implizit ebenfalls aus dux bezeichnet wurde. Aegila, eigentlich Calomniosus, zog 585 als patricius der Provence, zusammen mit dem dux Leudeghiselus gegen Gundowald. Noch im gleichen Jahr wurde er durch 1211 Vita Lupi episcopi Senonici (Krusch 1902), 9. Das Ereignis ähnelt einem bereits aus der Vita Germani episcopi Autissiodorensis (Krusch/Levison 1920), 17 f. bekannten Bericht. Der wenig später in der Vita erwähnte dux Farulfus wird hier nicht mehr behandelt: Ebling 1974, 149 f., Nr. CLXXIII. 1212 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,39. Chlodovech hatte sich gebrüstet, er würde nach dem Tod seiner Halbbrüder das Reich erben, und seine Stiefmutter Fredegunde geschmäht. Dieser wurde daraufhin zugetragen, Chlodovech habe die Mutter seiner Geliebten einen Flucht auf die Söhne Fredegundes, seine Halbbrüder, legen lassen, woraufhin diese verstorben wären. Fredegunde ließ die Geliebte ermorden und ihre Mutter foltern, worauf diese gestand. Chilperich lockte daraufhin seinen Sohn Chlodovech in die Falle. 1213 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,45. In Poitiers hatte eine Reihe von duces und camararii den Verband verlassen. Die Tochter Chilperichs sollte zur Hochzeit mit dem Westgotenkönig Rekkared nach Spanien reisen. Domigisilus und Ansowaldus waren bereits zuvor ins Westgotenreich gesandt worden: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,18. 1214 Selle-Hosbach 1974,60 f., Nr. 40. 1215 Er kommt hierfür am ehesten in Frage, da er an 1. Stelle in der Liste der Begleiter Rigunthes genannt wird und somit die höchste Stellung im Gefolge einnahm. 1216 Er sollte zum einen die Herausgabe des dux Gunthram Boso erreichen, der nach dem Tod Chilperichs Sohnes Theudebert in einer Kirche der Stadt Zuflucht gesucht hatte, zum anderen war Chilperich bestrebt, Tours für sich zugewinnen. 1217 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,1; 5,4; Libri de sanct. Mart. 2,27; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,74; Virt. Mart. 2,27. Selle-Hosbach (1974, 152 f., Nr. 180) nimmt an, er wollte in Poitiers Steuern erheben.

258 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

diesen als patricius ersetzt, weil er als Verteidiger gegen das westgotische Heer unter Rekkared offenbar versagt hatte. Bei dieser Gelegenheit meint Gregor, Leudeghiselus sei an Stelle des Aegila als dux eingesetzt worden, womit wiederum indirekt Aegilas vorherige Position als die eines dux bezeichnet wird.1218 Er nannte damit weder den eigentlichen Titel des Amtes Aegilas bzw. Leudeghiselus, rector oder praefectus, noch den Titel des patricius. Vielleicht wollte Gregor mit der Bezeichnung dux auf die militärische Komponente ihrer Funktion verweisen, die insbesondere für die fränkischen patricii in Arles nicht unüblich war.1219 Alternativ könnte er mit seiner Bezeichnung darstellen wollen, dass Aegila neben dem genannten Amt und Titel zusätzlich zum dux ernannt wurde. Diese Deutung wird gestützt durch weitere Amtsträger, die auch noch duces genannt wurden, nachdem sie ihrem König untreu geworden waren.1220 Amalo ist durch eine kurze Episode aus dem Jahr 589 bekannt. Er versuchte, sich an einer jungen Bediensteten zu vergehen, die auf seinen Gütern arbeitete, und wurde dabei getötet. Nach der Tat wurde sie dem König vorgeführt, der sich etwa 52 km entfernt in Chalon-sur-Saône aufhielt.1221 Der Amtssprengel des dux ist unbekannt, doch da er sich zum Zeitpunkt der Tat auf einem seiner Landgüter befand, kann sein Aufenthaltsort nicht als Dienstsitz angenommen werden. Antestius, dessen dux-Titel nur aus der Lebensbeschreibung des Aredius von Limoges bekannt ist,1222 tritt erstmals 585 auf, als er zusammen mit einigen Geistlichen den dux Desiderius an den Hof Gunthrams begleitete.1223 Im Jahr 587 wurde Antestius vom König nach Angers und Nantes geschickt, um dort ein Verbrechen aufzuklären und die Schuldigen zu bestrafen. Als sich später am Hof Gunthrams die Anschuldigungen gegen einen Bischof als falsch herausstellten, war der dux ebenfalls anwesend.1224 Später, im Jahr 589, führte er zusammen mit dem dux Boso, der vermutlich den Oberbefehl hatte,1225 erfolglos ein Heer gegen das westgotische Septimanien.1226 1218 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30. Selle-Hosbach 1974, 65 f., Nr. 48. 1219 Siehe dazu im Kapitel 6.4.6 über „weitere Heerführer außer duces“. Vgl. auch Buchner 1933, 19 f. 1220 Siehe dazu im Abschnitt „Dux als dauerhafte, personengebundene Würde“ in Kapitel 6.4.8, der Zusammenfassung zu den Franken. 1221 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,27. Die Entfernung bis Chalon-sur-Saône gibt Gregor mit 35 Meilen an, was etwa 52 km entspricht: Buchner 2000b, 277, Anm. 4. 1222 Vita Aridii abbatis Lemovicini (Krusch 1896), 22. 1223 Desiderius wollte sich mit dem König wegen seiner Beteiligung am Gundowaldaufstand aussöhnen. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,27. Selle-Hosbach 1974, 44, Nr. 14. 1224 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,43. Antestius sollte gegen die Mörder der Domnola und ihres Gefolges vorgehen, die zuvor erschlagen worden waren: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,32. Der Bischof hatte Antestius mit einem Gut bei Bourges bestochen. Der dux wurde offenbar nicht für seine Käuflichkeit bestraft. 1225 In der Chronik des Johannes von Biclaro ist auf fränkischer Seite nur Boso erwähnt: Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), a. 589,2. 1226 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31.



Franken 

 259

Asclipius führte 582 einen privat organisierten Überfall auf Wachmannschaften Chilperichs durch, die dieser bei Paris hatte aufstellen lassen. Dabei wird er von Gregor als ex duce bezeichnet,1227 womit dieser wohl ausdrückte, dass Asclipius zuvor dux gewesen war. Boso war 585 am Ende der Belagerung von Saint-Bertrand-de-Comminges anwesend. Zusammen mit Ollo, dem comes von Bourges, nahm er Gundowald gefangen.1228 Im Jahr 589 führte er zusammen mit Antestius ein Heer aus Saintes, Périgueux, Bordeaux, Agen und Toulouse gegen Septimanien, wobei Boso wohl den Oberbefehl hatte.1229 Hier behandelte Boso den dux von Toulouse Austrovaldus, der bereits Carcassonne eingenommen hatte, mit Geringschätzung. Das fränkische Heer wurde vernichtend geschlagen.1230 Sein dux-Titel wird nur von Fredegar und Johannes von Biclaro erwähnt, nicht jedoch von Gregor von Tours.1231 Leudeghiselus leitete 585 die Belagerung von Saint-Bertrand-de-Comminges, wohin sich Gundowald nach dem Scheitern seiner Erhebung zurückgezogen hatte.1232 Nach der Kapitulation nahm der dux eine Reihe von hohen Beamten in Gewahrsam, die sich dem Usurpator angeschlossen hatte, vollstreckte an Mummolus das vom König ausgesprochene Todesurteil1233 und übergab die Schätze Gundowalds dem König.1234 Während der vom König einberufenen Bischofssynode in Mâcon hielt sich der dux ebenfalls in der Stadt auf.1235 Im gleichen Jahr 585 wurde Leudeghiselus nach einem Einfall Rekkareds anstelle von Aegila zum patricius in der Provence eingesetzt. Dort hatte er auch das Kommando über Truppen und Gregor von Tours nannte ihn dux,1236 obwohl sein offizieller Titel, den Fredegar verwendete, patricius war.1237

1227 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,19. 1228 Bald darauf erschlug Boso den Usurpator mit einem Felsen. Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 7,38; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,89; 4,2. Fredegar schreibt fälschlicherweise, Boso hätte Gundowald von einem Felsen geworfen. 1229 In Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,10; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), a. 589,2 ist nur Boso als fränkischer Heerführer genannt. 1230 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,31; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,10; Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), a. 589,2. 1231 Selle-Hosbach 1974, 63, Nr. 44, Anm. 1. 1232 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,37; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,2. Fredegar bezeichnete ihn als comes stabuli. 1233 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,39. Zwei weitere Gefangene, Chariulfus und Waddo, waren bereits abgereist, als der Bote mit dem Todesurteil eingetroffen war. 1234 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,40. 1235 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,20. 1236 Weiteres s. u. im Abschnitt „dux als dauerhafte, personengebundene Würde“. 1237 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,30; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,5. Horster 2002, 521; Selle-Hosbach 1974, 125 f., Nr. 136; Buchner 1933,19 f.

260 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Mummolus, der comes von Auxerre und spätere patricius, wird von Selle-Hosbach nicht zu den „offiziellen“ duces gezählt, wenngleich sie seinen dux-Titel erwähnt.1238 Als Sohn des comes von Auxerre übernahm Mummolus dessen Stellung, indem er seinen Vater hinterging. Bald darauf wurde er zum patricius ernannt und ersetzte Amatus, der gegen ein langobardisches Heer gefallen war. In dieser Stellung konnte Mummolus eine beachtliche Anzahl an militärischen Siegen gegen einfallende Feinde und in den Bruderkriegen erringen.1239 Als sich 581 Sigiberts Sohn Childebert II. mit Gunthram gegen Chilperich verbündete, floh Mummolus aus dem Reich Gunthrams nach Avignon und schloss sich bald darauf dem Usurpator Gundowald an.1240 Er blieb ihm bis zur Niederlage treu und wurde dafür 585 hingerichtet.1241 Bei der Wiedergabe seiner Titulatur wechselt Gregor zwischen patricius und dux,1242 wohingegen Fredegar und Paulus Diaconus ihn nur patricius nennen.1243 Die Titel bei Gregor geben offenbar die jeweils aktuelle Titulatur wieder und der Wechsel fand spätestens mit dem 1238 Selle-Hosbach 1974, 23–27; 133–136, Nr. 151. Dieser Umgang mit seinem Dukat ist wohl der systematisierenden Absicht ihrer Prosopographie geschuldet, da er als dux keinem der legitimen Teilreiche angehörte und somit kein „offizieller“ dux war. 1239 Mummolus schlug die eingefallenen Langobarden und kurz darauf die Sachsen, mit denen er einen Frieden schloss: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,42; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,4–6; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,67 f. Im Jahr 568 eroberte er die besetzten Städte Tours und Poitiers zurück: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,45; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,75. Als 575 wieder Langobarden einfielen, schlug er sie erneut: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,44; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,8. Später, nach weiteren Erfolgen, wurde er erneut erfolgreich gegen Tours und Poitiers geschickt und schlug zudem ein weiteres Heer unter dux Desiderius bei Limoges: Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 5,13. 1240 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,1; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,85; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 581,2. Mummolus empfing Gundowald 582 in Avignon (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 6,24) und blieb auch bei ihm, nachdem die Belagerung der Stadt durch Gunthram Boso mit Hilfe des dux Gundulfus aufgehoben worden war: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,10. 1241 Er wurde mit Gundowald und anderen 585 in Comminges eingeschlossen und nach der Kapitulation durch dux Leudeghiselus hingerichtet: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,27; 31; 34; 38; 39. 1242 Als patricius bezeichnet Gregor Mummolus vor seiner Flucht aus dem Reich Gunthrams nach Avignon im Jahr 581 (Gregor von Tours, hist. [Krusch/Levison 1951], 4,42; 5,13; 7,2. Die letztgenannte Stelle stammt aus einem späteren Kontext, bezieht sich aber auf die Zeit vor 581) und in einer Rede Gundowalds: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,36. Buchner 2000b, 140 f., Anm. 2. Dux verwendete Gregor seit der Flucht aus Gunthrams Reich: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,1; 6,24; 6,26; 7,34. In 6,26 im Rahmen einer Rede Gunthram Bosos an König Gunthram nennt er ihn dux tuus. Am häufigsten jedoch verzichtete Gregor gänzlich auf einen Titel: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,44; 7,10; 7,27; 7,31; 7,38–40; 8,3. 1243 Patricius: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,67; 3,75; 3,85; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/ Waitz 1878), 3,4; 3,8. Ohne Titel: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,68; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,5; 3,6. Ebenfalls patricius verwendet: Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 581,2.



Franken 

 261

Verlust des patricius-Amtes statt.1244 Dass dux technisch und nicht im Sinne eines Funktionsträgers verwendet wurde, ist im Rahmen der Flucht des Mummolus erkennbar, während der er kein Heer anführte.1245 Möglicherweise war ihm bereits zuvor um 568 durch Gunthram ein Heeresdukat verliehen worden als er und Sigibert ihn auswählten, die Städte Tours und Poitiers zurückzuerobern,1246 denn gegenüber diesem König lässt Gregor Gunthram Boso den Mummolus als dux suus bezeichnen.1247 Das würde bedeuten, Mummolus hätte seit dieser Zeit die sowohl das Amt des patricius als auch die Stellung eines dux innegehabt. Sigulfus ist durch seinen Geleitschutz für den comes Theodulfus von Angers bekannt.1248 Dieser war durch Gunthram eingesetzt und sogleich auf Betreiben des Domigilselus1249 aus der Stadt verjagt worden. Sigulfus begleitete ihn 585 bei seiner erneuten Einsetzung und sollte ihm die Amtsausübung ermöglichen.1250 Als Voraussetzung hierfür ist der Befehl über ein Truppenkontingent anzunehmen. Wiolicus, ein Sohn des dux Magnacharius, zog mit dem dux Theudefredus des pagus Ultraiuranus im Jahr 574 erfolgreich gegen ein langobardisches Heer.1251 Im Jahr 577 wurde er zusammen mit seinem Bruder Ciuccio auf Befehl Gunthrams hingerichtet, da sie die Königin Austrechilde und ihre Kinder verspottet hatten.1252

6.4.5 Duces als Statthalter nach 537 Alemannen Die Quellenbasis zur Analyse der duces Alamannorum ist relativ dürftig, weshalb ihre Deutung nach wie vor einen größeren Spielraum zulässt. Wie im entsprechenden Kapitel über die duces der Alemannen bereits erläutert, wurde die Betrachtung dieser 1244 Vgl. Kusternig 1982, 153, Anm. 2. 1245 […] Mummolus a regno Guntchramni fuga dilabitur et se infra murorum Avennicorum monitione concludit. […] Sinodus ad regem revertitur, multa de fuga Mummoli ducis, nonnulla de discordiis tractans. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,1. 1246 […] Nam post mortem Chariberthi, cum Chilpericus Toronus ac Pectavis pervasissit, quae Sigybertho regi per pactum in partem venerant, coniunctus rex ipse cum Gunthchramno fratre suo, Mummolum elegunt, qui has urbes ad verum dominium revocare deberet. […] Gregor von Tours, hist. (Krusch/ Levison 1951), 4,45. 1247 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,26. 1248 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. Buchner 2000b, 187, Anm. 3. Er ist nicht identisch mit dem austrasischen dux Sigulfus (Selle-Hosbach 1974, 157, Nr. 189), der bereits um 575 starb: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,27. 1249 Ein Großer und früherer Gesandter nach Spanien: Buchner 2000b, 186, Anm. 2. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,18; 45. 1250 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. 1251 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,56; 68; Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 574,2. Die Quelle für Fredegars Bericht der Schlacht ist unbekannt: Kusternig 1982, 137, Anm. 84. 1252 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,17; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,77.

262 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Positionen mit der Eroberung und Eingliederung in das Frankenreich um 536/37 beendet. Im vorliegenden Kapitel über die duces Alamannorum1253 soll zu Beginn noch einmal ein Blick auf die Alemannen geworfen werden. Im Anschluss werden die aus den Quellen bekannten duces Alamannorum vorgestellt, woraufhin eine Betrachtung der späteren Lex Alamannorum erfolgt. Am Ende des Abschnittes werden die Informationen zu einer Charakterisierung des alemannischen ducatus zusammengefügt. Die Analyse der Struktur der Alemannen hatte gezeigt, dass die Gesellschaft bis ins vierte Jahrhundert noch auf archaische Weise gegliedert war und keinesfalls mit Ämtern oder von Königen oder Fürsten abhängigen Funktionsträgern gerechnet werden kann.1254 Weiterhin sind auch keine comites civitatum oder ähnliche römische Ämter bzw. deren Nachfolger im Alemannenreich nachweisbar. Die überaus dürftige Quellenlage zwischen dem späten vierten und frühen sechsten Jahrhundert erschwert die Rekonstruktion der Entwicklung. Nach den Siegen der Römer in den Jahren 357, 367 und 378 konnten die Alemannen immer weniger in Schach gehalten werden. Schon 383 erfolgte ein Einbruch in Rätien, den die Römer nur mit Hilfe der Alanen und Hunnen abwehren konnten und seit dem Abzug weiterer Truppen im Jahr 401, um Italien vor den heranziehenden Goten zu schützen, waren die Reichsgrenzen zum Gebiet der Alemannen kaum noch gedeckt.1255 Seit dem Ende des vierten Jahrhunderts waren manche Gruppen zudem vertraglich mit den Römern verbunden, doch bei den Rheinübergängen um 406 traten sie den Invasoren nicht entgegen.1256 In Rätien sind hingegen noch 430 und 457 erfolgreiche Abwehrmaßnahmen gegen angreifende Alemannen belegt.1257 Um die Mitte des fünften Jahrhunderts breiteten sich die Alemannen weiter aus und okkupierten Bereiche Galliens sowie Norikums.1258 Für die vorliegende Betrachtung ist vor allem die West- und Südwestexpansion von Bedeutung,1259 da in diesen neu hinzu gewonnen Regionen eine gewisse Kontinuität der administrativen Strukturen anzunehmen ist.1260 Der Aktionsradius der Alemannen im fünften Jahrhundert kann durch einige in den Quellen erwähnte Auseinandersetzungen umrissen werden. Alemannische Krieger drangen im Nordwesten bis nach Zülpich, im Osten bis nach Passau, im Süden bis in die Alpen und im Westen bis

1253 Der Begriff allein verrät nicht, ob es sich um duces alemannischer Herkunft handelte, oder solche, die in Alemannien eingesetzt waren. 1254 Vgl. Geuenich 1982,44. 1255 Geuenich 2005, 42–65. 1256 Drinkwater 2007, 323–327. 1257 Ridder 2014, 18; Drinkwater 2007, 331. 1258 Drinkwater 2007, 329–332. Bekannt sind unter anderem Einfälle bis Künzing, Passau, Troyes und Zülpich. 1259 Die Ausdehnung des alemannischen Siedlungsgebietes ist mangels geeigneter Artefakte nicht durch die Archäologie zu leisten: Steuer 2017. Andere Methoden sind nur wenig fruchbarer: Geuenich 2017; ders. 1988. 1260 Die fehlende römische Infrastruktur im rechtsrheinischen Alemannien sieht Geuenich (2009b, 150) als einen wichtigen Faktor für die Unterlegenheit der Alemannen gegenüber den Franken an.



Franken 

 263

durch die Burgundische Pforte vor, wo sie möglicherweise vorrübergehen die Städte Langres, Besançon und Mandeure besetzten.1261 Als die Alemannen sich nach der Niederlage bei Straßburg 506 und mit der Abgabe des ostgotischen Protektorates 537 unter fränkische Herrschaft begaben, beanspruchte der Verband somit ein großflächiges und keineswegs einheitliches Gebiet.1262 Während Mainz und weitere frühere Teile der germanischen Provinzen durch die römische Vergangenheit geprägt und zum Teil auch noch von Romanen bewohnt waren,1263 existierten in andere Regionen des alemannischen Gebietes entsprechende Strukturen nicht. Theoderich ließ überdies Ausbauarbeiten an der Infrastruktur und den Befestigungen durchführen, um die Verteidigungsfunktion sicherzustellen.1264 Während des Bestehens des ostgotischen Protektorates floh ein Teil der Alemannen aus den fränkisch kontrollierten Gebieten nach Süden.1265 In welcher Weise sie in die Strukturen einbezogen wurden, ist unklar. Als nach 30 Jahren auch das ostgotische Protektorat in fränkische Hände fiel, waren die Gebiete somit in unterschiedlicher Weise vorgeprägt. Bis zum Jahr 614 sind fünf mögliche duces Alamannorum überliefert. Die ersten beiden, das Brüderpaar Leutharius und Buccelenus, waren nach Aussage des Agathias aufgrund ihres Einflusses bei den Franken über ihren ἔθνος eingesetzt worden.1266 Buccelenus tritt erstmals 539 als Heerführer in einer fränkisch-burgundischen Armee beim Zug gegen die Ostgoten auf. König Theudebert hatte die Krieger selbst nach Südosten geführt und nach seiner Rückkehr verblieb der dux mit seinen Truppen südlich der Alpen.1267 Erst um 552, nach dem Tod Tejas, treten die Brüder wieder in Erscheinung. Sie reagierten eigenständig auf einen Hilferuf der Goten und zogen mit ihren Heeren

1261 Geuenich 2005, 70 f. Die Grenze zwischen Alemannen und Baiuvaren entlang des Lech ist erst im späten 8. Jh. belegt. Ridder 2014, 77. 1262 In den Schlachten der Franken bis 506 wurden die Alemannen wohl nicht von einem „Großkönig“ angeführt, sondern, wie in den Kämpfen gegen Julian und Valentinian  I., noch immer von verschiedene Königen bzw. Fürsten: Geuenich 2005, 82–84; ders. 2010, 187. Schon seit 500 spielten die Alemannen im Kräftespiel der Großmächte keine Rolle mehr: Ebd. 182 f. 1263 Für den Arbongau: May 1976, 27. 1264 Beyerle 1055, 75–77. Da im benachbarten Rätien die Fernstraßen und Verteidigungseinrichtungen noch gut gepflegt waren, erweiterte Theoderich so die Defensivstrukturen nach Westen: Vgl. Ridder 2014, 25–34. Theoderich und Chlodwig respektierten beide die neue Grenze nach der Teilung des alemanischen Gebietes: Claude 1997, 417. Zu den Baumaßnahmen gehört auch die Stadt Thedoricopolis, deren Lokalisierung unklar ist, möglicherweise Bregenz oder Zirl: Kaiser 2008, 26 f. 1265 Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 72. Beyerle 1955,70; Geuenich 2005, 87 f. 1266 […] δύναμιν δὲ παρὰ Φράγγοις μεγίστην εἰχέτην, ὡς καὶ τοῦ σφετέρου ἔθνους ἡγεῖσθαι, Θευδιβέρτου πρότερον παρασχόντος […] Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,6,2. Zu ihren Aktivitäten in Italien, siehe im Absatz über Norditalien im Kapitel 6.4.3. 1267 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,2; Vita Iohannis abbatis Reomaensis (Krusch 1896), 15; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 3,32. Keller 1976, 6.

264 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

nach Süden, wo beide fielen.1268 Leutharius und Buccelenus sind der einzige überlieferte Fall einer Mehrzahl von duces Alamannorum. Auch werden sie nicht im Gebiet der Alemannen erwähnt. Agathias‘ Aussage ist von besonderer Bedeutung, da sie das „einzige ausführlichere Zeugnis über die politische Organisation der Alemannen nach der Unterwerfung unter die fränkische Herrschaft“ ist.1269 Jedoch versuchte der Autor durch die Hervorhebung der Alemannen die fränkische Urheberschaft des Feldzuges zu verschleiern, da sich die Beziehungen zwischen Byzanz und den Franken in der Zeit, in der er sein Werk niederschrieb, gerade besserten. Diesen Prozess wollte er wohl nicht durch eine Erinnerung an die fränkische Treulosigkeit gegenüber Ostrom gefährden, weshalb er den Angriff unter Führung von Buccelenus und Leutharius zu einem alemannischen Angriff umdeutete.1270 Dass für die Unternehmen 539 und 552 alemannische Anführer herangezogen wurden, hatte wohl noch einen weiteren Grund. Vermutlich waren sie mit den Ostgoten, deren Protektorat bis 537 bestand, gut vertraut. Insbesondere Buccelenus befand sich seit 539 südlich der Alpen und war daher wahrscheinlich einer der „Experten der fränkischen Italienpolitik“ und damit prädestiniert als Anführer eines fränkischen Feldzuges.1271 Die zeitliche Nähe seiner Erwähnungen zur Eingliederung des südalemannischen Protektorates deutet an, dass er in den neuen fränkischen Regionen ansässig war.1272 Da viele Alemannen dorthin geflohen waren, konnte man in Südalemannien auf ein größeres Reservoir an Kriegern zurückgreifen.1273 Auch wenn Agathias einige Informationen über das Vorrücken der duces um 552 für seinen Gebrauch abgewandelt haben sollte, so muss seiner Aussage über Funktion und Stellung der beiden Alemannen nicht grundsätzlich misstraut werden. Es kann durchaus angenommen werden, dass sie unter den alemannischen Großen ausgewählt wurden, um im Sinne der Franken in Alemannien Politik zu machen. Ob ihre Machtbasen vor allem der Bereich südlich von Bodensee 1268 Leutharius drang nach Südosten bis Hydrus vor, Buccelenus zog bis an die Straße von Messina. Letzterer wurde bei Capua von Narses geschlagen und Leutharius erlag, wie ein Großteil seines Heeres, einer Krankheit: Selle-Hosbach 1974, 64 f., Nr. 47; 126, Nr. 137. S. o. zu den duces in Norditalien. 1269 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,6,2. Keller 1976,7. 1270 Keller 1976,7 f.; Behr 1975, 88–91; Geuenich 2005, 93. 1271 Zitat Keller 1976, 8. Wenngleich Keller die Aussage des Agathias anzweifelt, so ist er doch überzeugt, dass „die Anführer des Heeres alemannischer Abstammung waren. Hier kann der Geschichtsschreiber seinen Lesern kaum ein Märchen aufgetischt haben.“ Ebd. 1272 So auch: Hartung 1983, 87. Die vom Ostgotenreich beschützten Gebiete konzentrierten sich wohl auf das Voralpengebiet: Geuenich 2005, 89 f. Sollte Geuenich (Ebd. 87 f.) Recht haben, dass ein Teil der Alemannen dem fränkischen Druck weichend nach Süden zog, so müsste nach der Übernahme des fränkischen Protektorates eine entsprechend größere Masse an Kriegern unter ihre Kontrolle gekommen sein. 1273 Beyerle 1955,70; Geuenich 2005, 87 f. Ennodius meint gar, ganz Alemannien sei in das Reich Theoderichs umgesiedelt: Ennodius, panegyricus (Vogel 1885), 72. Ein Teil der Alemannen wurde wohl als Föderaten im Raum Ostschwaben und südlich des Bodensees in flacheren Gebieten des Thurgaues und um St. Gallen angesiedelt, ein anderer Teil in Venetien und Savia als dediticii. Kaiser 2008, 29 f.



Franken 

 265

und Donau bzw. westlich des Rheins war, wie oft angenommen wird, ist den Quellen nicht zu entnehmen.1274 In der Chronik des Marius von Avenches wird eine Reihe von duces im alemannischen Raum genannt, die an dieser Stelle besprochen werden muss. Sie sind mit dem Titel dux Francorum versehen und werden mit der Region um Avenches in Verbindung gebracht.1275 Sie müssen aufgrund der politischen Grenzverschiebungen auf zwei unterscheidliche ducatus aufgeteilt werden. Lanthacarius, der erste der vier duces Francorum, ist hier als weiterer alemannischer dux zu nennen. Die übrigen drei waren duces um Avenches, nachdem der Bereich ab 561 an Gunthram abgetreten worden war, der daraufhin den ducatus im pagus Ultraiuranus eingerichtet hatte. Sie werden dementsprechend dort behandelt.1276 Der dux Lanthacarius marschierte vermutlich ebenfalls in der großen Offensive Theuderichs I. von 539 mit. Er fiel 548 im Krieg gegen die Römer, wahrscheinlich in Norditalien.1277 In seinem Fall geben die Quellen keine Auskunft über die Herkunft, daher ist unklar, ob er unter den alemannischen Großen aus der Gegend um Avenches ausgewählt, oder irgendwann nach 537 dort eingesetzt worden war. Im Jahr 587 wird der nächste dux Alamannorum Leudefredus erwähnt. Er könnte schon seit der Neuordnung der Region in oder bald nach 561 amtiert haben, als auch der ducatus Ultraiuranus geschaffen wurde. In den Wirren nach der aufgedeckten Verschwörung gegen Childebert II. wurde auch er verdächtigt und floh an einen geheimen Ort. Vielleicht flüchtete sich Leudefredus in die Tiefe Alemanniens, wo ihn die Männer des Königs schwer erreichen konnten. An seiner Stelle wurde Uncelenus als dux eingesetzt. Doch er scheint bald rehabilitiert worden zu sein, denn beim großen Feldzug Childeberts II. von 590 nach Norditalien nahm er als einer von vielen duces teil.1278 Leudefredus‘ Nachfolger Uncelenus wurde 587 durch Childebert II. eingesetzt.1279 Der König hatte die Kontrolle über das Elsass und die Nordschweiz, welche demnach wahrscheinlich die Zuständigkeitsbereiche des dux Alamannorum waren.1280 Im

1274 Vgl. Keller 1976, 10; Behr 1975, 98. Geuenich (2005, 94) erwägt, dass die Brüder für unterschiedliche Abschnitte des linksrheinisch-rätischen Alemannien zuständig gewesen sein könnten. Keller (1976, 9) schlägt vor, die beiden seien von den Königen in Rätien, um Basel und im Elsass eingesetzt worden. 1275 Es handelt sich um die duces Lanthacarius, Magnacharius, Vaefarius und Theodofridus. Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 548,2; 565,2; 573,2. 1276 Vgl. Longon 1878, Karte IV. 1277 Eo anno Lanthacarius dux Francorum in bello Romano transfossus obiit. Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 548,2. Selle-Hosbach 1974, 121, Nr. 131. PLRE 3B, s. v. Lanthacarius, 765. 1278 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,8. Gregor von Tours (hist. [Krusch/Levison 1951], 9,12) erwähnt Leudefredus nicht. Selle-Hosbach 1974, 124, Nr. 134. Zum Feldzug 590 s. o. über die austrasischen duces. 1279 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,8. 1280 Vgl. Keller 1976, 9.

266 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Konflikt zwischen den Söhnen des Königs um 604/5 wird Uncelenus im burgundischen Reich Theuderichs II. erwähnt. Dort waren ihm der Thurgau, das Elsass und die Gegend um Basel zugeordnet.1281 Wahrscheinlich waren die Ansprüche auf die Region Alemannien unter den Brüdern aufgeteilt worden.1282 Uncelenus war beim Feldzug Theuderichs gegen seinen Bruder zugegen und sollte dem wartenden Heer, das sich des Kriegstreibers Protadius bemächtigen wollte, einen Befehl überbringen. Offenbar war er zu jener Zeit Teil des Hofes. Zwei Jahre später wurde er auf Betreiben Brunhildes für eine frühere Tat bestraft. Ihm wurde ein Fuß abgeschlagen und sein Vermögen eingezogen, sein weiterer Verbleib ist unbekannt.1283 Die nächsten duces folgen erst 25 Jahre später und damit nach dem Ende des eigentlichen Betrachtungszeitraumes. Zum besseren Verständnis des alemannischen dux sollen sie dennoch kurz erwähnt werden. In den Jahren 631/32 führte der dux Chrodobertus einen alemannischen exercitus gegen das Reich Samos weit im Osten.1284 Welcher Herkunft und ob er dux Alamannorum war, ist unklar.1285 Anders ist es bei Leutharius, der ausdrücklich dux Alamannorum genannt wird und 643 am Hof in Metz anwesend war.1286 Cunzo wird in der Lebensbeschreibung des heiligen Gallus zur Lebenszeit Columbans erwähnt, der um 615 verstarb.1287 Die Analyse der Quelle zeigt jedoch, dass Cunzo vielmehr erst in die Zeit zwischen 635 und 650 datiert werden kann.1288 Er wird nicht ausdrücklich als dux Alamannorum bezeichnet, doch agierte er im Gebiet um den Bodensee und damit in der Region Alemannien. Sein Einfluss dort war erheblich, so konnte er unter anderem über die Einsetzung eines Bischofes bestimmen. Die Verlobung seiner Tochter mit König Sigibert  III. verdeutlicht seine herausgehobene Stellung.1289 Dass seine Macht weit in den alemannischen Raum jenseits von Donau und Rhein hinein reichte, wie die Gallusvita andeutet, ist jedoch 1281 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,27. Keller 1976, 9 f. 1282 Selle-Hosbach 1974, 162, Nr. 200. 1283 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,27 f. Behr 1975, 117; Geuenich (2005, 96; ders. 2017, 69 f.) weist ihm eine wichtige Funktion zu und meint mit Verweis auf die Lex Alamannorum, die Verstümmelung habe ihn amtsunfähig gemacht. Eine solche Rückprojektion ist jedoch kritisch zu bewerten. 1284 Dagobert hatte eine großes Heer gesendet, das in 3 Abteilungen einfiel. Auch die Langobarden schickten Truppen: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,68. 1285 Elbing 1974, 112, Nr. CXXII. Vgl. Geuenich 2017, 70. 1286 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,88. Elbing 1974, 182, Nr. CCXXVIII. Vgl. Geuenich 2017, 70. 1287 Beyerle (1926, 26. Zitiert bei Feger 1975, 160) schlug vor, dass Uncelenus mit Cunzo identisch sein könnte, was jedoch kaum wahrscheinlich ist. Trotzdem geht Feger (1975, 162 f.) von einer Identität der beiden aus. Bei Paulus Diaconus (hist. [Benthmann/Waitz 1878], 4,37) wird ein rex Alamannorum erwähnt, der nach 610 die von Awaren verschleppte Tochter des dux Gilsulf von Forum Iulii geheiratet haben soll, doch die Stelle ist wenig glaubwürdig: Keller 1976, 14. Schwarz (2009, 388, Anm. 407) deutet den rex Alamannorum nicht. 1288 Geuenich 2005, 99. Keller (1976, 14) datiert ihn 631 bis vor 650. Zur Vita des Gallus weiterhin: Ebd. 14–26. Vgl. Graus 1974. 1289 Vita Galli auctore Walahfrido (Krusch 1902), 8; 15–21; 24 f.; Vita Galli auctore Wettino (Krusch 1902), 8; 15–25; Selle-Hosbach 1974, 75 f., Nr. 71. Vgl. Feger 1975, 160–162, Keller 1976, 14–26.



Franken 

 267

nicht anzunehmen. Wie von Keller und Geuenich vorgeschlagen, ist hier von einer Rückprojektion der späteren Situation zur Abfassungszeit der Quelle auszugehen.1290 Die Leges Alamannorum können zwar keine direkten Informationen für das frühe siebente Jahrhundert liefern, doch machen die späteren Gesetze die zwischenzeitliche Entwicklung der duces greifbar. Die leges werden in einen fragmentarisch erhaltenen Pactus Legis Alamannorum aus der Zeit Chlothars II. aus den ersten Jahrzehnten des siebenten Jahrhunderts und eine Lex Alamannorum aus dem ersten Drittel des achten Jahrhunderts unterteilt.1291 Die vier unzusammenhängenden Bruchstücke des Pactus Legis Alamannorum beinhalten im Wesentlichen eine Liste von Strafen. Sie ist den früheren merowingischen Gesetzen näher als der späteren Lex Alamannorum. Der Pactus ist als früheres Gesetzeswerk zu sehen, das etwa gleichzeitig mit dem Gesetz für die ribuarischen Franken entstand und Teil der von Chlothar II. initiierten „Kodifikationswelle“ war.1292 Keller sieht ihn zusammen mit den religionspolitischen Maßnahmen des Königs und seines Sohnes Dagobert als Teil einer „Konzeption für Gesamtalemannien“ an. Doch die diesbezüglichen Aktivitäten beider beschränkten sich auf die Gebiete südlich der Donau und westlich des Rheins.1293 Auch bedeutet das Erlassen des Pactus Legis Alamannorum keinesfalls eine effektive Kontrolle der Region, sondern illustiert vielmehr den Herrschaftsanspruch Chlothars.1294 Insbesondere im Fall der frühen fränkischen Gesetze waren deren praktische Anwendung und Wirksamkeit wohl eher nachrangig.1295 Umgekehrt waren die bekannten Titel wohl 1290 Geuenich 2017, 72. Rückprojektion: ders. 2005, 99; Keller 1976, 30. 1291 Pactus Legis Alamannorum (Lehmann/Eckhardt 1966); Lex Alamannorum (Eckhardt 1966). Schmidt-Wiegand 2001b, 201; dies. 1997, 269 f. Vgl. Beyerle (1975, 126 f., Anm. 1), der beide Rechtstexte abschnittsweise unterschiedlich datiert. Vgl. Schott 2006, 258 f.; Vgl. ders. 2017; ders. 1988. Zum Geltungsbereich: Kottje 1987. 1292 Schmidt-Wiegand 1997, 270. 1293 Keller (1976, 12 f. Zitat S. 13) nennt Windisch, Konstanz und Augsburg. Er stützt er sich vor allem auf die kirchlichen Rekonstruktionsmaßnahmen Dagoberts. Er bezieht sich dabei auf Prinz (1974), der weiterhin in den betreffenden Gebieten Maßnahmen bei Augst-Basel, Speyer und Moutier erwähnt und zudem St. Gallen, Bregenz und den Arbongau nennt. Er hebt vor allem Dagoberts Wirken im Bodenseeraum an der Grenzzone des alemannischen Herzogtums und Churrätien hervor: 44–50. Geneunich (2005, 95) meint dazu: „Der Aufbau einer kirchlichen Organisation unter Chlothars Sohn und Nachfolger Dagobert I. (629–638/9) dürfte sich ebenfalls bis ins Innere Alemanniens bemerkbar gemacht haben, auch wenn die Auswirkungen der Bistumsgründung in Konstanz auf die politische Erfassung und territoriale Begrenzung der Alamannia in dieser Frühzeit meist überschätzt werden.“ 1294 Wormald (2003, 40) schreibt, Chlothar  II. habe sich mit dem Erlassen von Gesetzen für die Alemannen an der römischen Sitte orientiert, unterworfenen Völkern Rechte zu geben. Die Sprache von pactus und lex lassen deutliche fränkische Einflüsse erkennen. Chlothar verschriftlichte somit keinesfalls alemannisches Recht: Schmidt-Wiegand 2006, 147–151. Vgl. zu den leges aus rechtshistorischer Sicht: Schumann 2017. Zur „Effektivitätsdebatte“: ebd. 107–112. 1295 Die fränkischen Gesetze dienten auch dazu, dem Ideal eines Herrschers entsprechen, zu dessen Aufgaben die Gesetzgebung gehörte. Dies war vor allem gegenüber der romanischen Bevölkerung wichtig: Wormald 1977, 127 f.; ders. 2003, 32 f.; Nehlsen 1977, 467–470; Ubl 2017, 37–66. Viele Hinweise deuten drauf hin, dass die Lex Salica keinesfalls praktisch angewendet wurde und auch nicht werden

268 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

kaum die einzige Rechtsquelle.1296 Da es in der Tiefe des alemannischen Raumes bereits zuvor Verhandlungen zum Zweck der Wiederherstellung des Friedens innerhalb der Gemeinden gegeben haben muss, kann auch nach der Niederschrift des Pactus Legis Alamannorum noch mit alternativen Formen der Jurisdiktion gerechnet werden.1297 In den wenigen überlieferten Titeln des pactus sind keine duces erwähnt.1298 Anders ist es in der Lex Alamannorum, in der sie häufig genannt werden.1299 Hierbei ist anzumerken ist, dass der dux stets als einzelner Amtsträger in Erscheinung tritt und nicht in einer Gruppe von Kollegen. Gleich am Beginn des Textes werden 33 bzw. 34 duces neben anderen Amtsträgern angeführt.1300 Diese einführenden Zeilen wurden jedoch wahrscheinlich später ergänzt, als das Gesetz lange nach dem Tod König Chlothars  II. mit dessen Namen versehen und zugleich der des dux Lantfrid entfernt wurde.1301 Für das frühe siebente Jahrhundert hat die Zahl keine Bedeutung. In der Lex Alamannorum ist den duces eine Reihe von Titeln als „Herzogssachen“ zugeordnet.1302 Das ganze Gesetzeswerk weist einen starken Einfluss der Kirche auf, welcher in der Stellung der Kirchentitel am Beginn des Gesetzes, noch vor den sogenannten Herzogssachen, erkennbar ist.1303 Der dux erscheint in den Titeln als „Repräsentant der öffentlichen Gewalt“ (Schmidt-Wiegand) und hatte umfassende

sollte: Wormald 1977, 115–128. Anders als bei anderen Rechten (s. Schmitt-Weigand 1962) ist anzunehmen, „daß die Lex Salica in dem bisher untersuchten Zeitraum, also etwa bis zur Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert, als aufgezeichnetes Recht keine wirksame Rolle gespielt hat.“ Zitat Nehlsen 1977, 467. Vgl. Schmidt-Wiegand 1998. 1296 So bereits Schmidt-Wiegand, zitiert in: Nehlsen 1977, 456. Weitzel 2004, 135. 1297 Bspw. die von Weitzel in den fränkischen Gebieten angenommene „Dinggenossenschaft“, in der Richter und rechtsfindende Urteiler unterschiedliche Personen sind: Weitzel 1985, 57; ders. 2006a, 351–353. Zur Entstehung dieser Einrichtung, der durchaus andere Arten der Rechtsfindung vorangegangen sein könnten: Weitzel 1985, 106–116. Entsprechende Formen kollektiver Entscheidungsfindungen seien in einem größeren Raum von Island bis Norditalien erkennbar: ders. 2006b, 554. Den Raum Alemannien betrachtet er erst seit der Lex Alamannorum: ders. 1985, 552–574. Weitzels „Dinggenossenschaft“ stieß bei Historikern bisher auf wenig Akzeptanz, wie er selbst sagt: ders. 2006b. Vgl. Modzelewski 2006. Zur Rechtsentwicklung siehe auch: Haase 2006. Sein Vermischen der Taciteischen Germania mit merowingischen Quellen ist kritisch zu sehen. Schmidt-Wiegand (1998, 554) hat einige Elemente der Rechtsvorstellungen der Alemannen vor 500 aus den Titeln herausdestilliert. 1298 Auch im Pactus Legis Salicae (Eckhardt 1962) sind keine duces genannt. 1299 Wood 1998, 222–225. 1300 Es werden folgende Amtsträger und Zahlen in den unterschiedlichen Handschriften genannt: A: 33 episcopi et 34 duces et 65 comites vel cetero populo adunatu. B1: 33 episcopis et 33 duces et 72 comites et cetero populo. B2: 33 episcopi et 34 duces et 72 comites vel cero populo. B3: 30 episcopi et 33 duces et 72 comites et ceter. popul. multitudo adunatus. Die Zahl der Bischöfe entspricht stets etwa der der duces, die wiederum ungefähr halb so hoch ist wie die der comites. Die Nennungen geben eine klare Hierarchie wieder. Vgl. Schott 2017, 141. 1301 Schott 2017, 146. 1302 Lex Alamannorum (Eckhardt 1966), 23–43. Beyerle 1975, 131–134. Vgl. Schott 2006. 1303 Schmidt-Wiegand 2001a, 201; 204; dies. 1997, 272.



Franken 

 269

Kompetenzen als Heerführer sowie oberster Richter und sollte andere Amtsträger kontrollieren. Zu seinem Schutz gab es eine Reihe von Sonderverordnungen, die bei Angriffen und Aufständen schwere Strafen vorsahen.1304 Insofern ist er dem dux in der Lex Baiuvariorum ähnlich.1305 Diese Stellung des dux im frühen achten Jahrhundert entsprach jedoch nicht jener der duces Alamannorum in der zweiten Häfte des sechsten Jahrhunderts. Die suggerierte Selbstverständlichkeit ihrer Stellung und die Universalität ihrer Befugnisse ist in den frühen Phasen nicht anzunehmen und resultiert aus Umarbeitungen der Titel im Auftrag der duces selbst.1306 Außer der Heerführung ist den Quellen über die duces Alamannorum bis 614 keine weitere Kompetenz zu entnehmen. Das Bild des dux in den Gesetzestiteln zeigt, in welche Richtung sich der dux Alamannorum seit der ersten Hälfte des sechsten bis zum Beginn des achten Jahrhunderts entwickelt hatte. Aus dem Heerführer war ein Statthalter geworden. Wie und in welchen Stufen sich dieser Prozess vollzog, ist unklar. Auch wenn die Analyse der Quelleninformationen Gestalt und Entwicklung des dux Alamannorum nur schemenhaft erahnen lassen, können dennoch das grobe Konzept und einige Entwicklungstendenzen in der Zeit zwischen 539 und 614 skizziert werden. Hierbei hilft die Einbettung der duces in den historischen Kontext. Nachdem sich 506 die nördlichen Alemannen den Franken unterworfen hatten, ist den Quellen für 30 Jahre nichts über mögliche fränkische Maßnahmen zu entnehmen, die neuen Gebiete zu erschließen und zu sichern. Nachdem jedoch 537 auch das südliche Alemannien an die Franken gefallen war, sind nur zwei Jahre später die ersten beiden duces Leutharius und Buccelenus belegt, die aus der alemannischen Führungsschicht stammten.1307 Ob die anderen in Alemannien verortbaren duces ebenfalls Alemannen waren, ist unbekannt. Da selbst 100 Jahre später unter Cunzo noch immer nicht von einer effektiven Kontrolle der rechtsrheinischen Gebiete ausgegangen werden kann, war dies zur Zeit der Brüder sicherlich ebenfalls nicht der Fall. Somit müssen in den beiden duces vielmehr „Anführer gewisser Alemannenscharen“ gesehen werden,1308 die in Norditalien aktiv waren. In diese Kategorie fällt auch Lanthacarius, der 548 in einer Schlacht gegen die Römer fiel. Angesichts der Nähe Norditaliens zum südlichen Alemannien könnten sie zwischen den überlieferten Feldzügen auch vorübergehend wieder in ihre Heimat abgezogen sein. Nach der Etablierung des ducatus im pagus Ultraiuranus war das Gebiet Avenches nunmehr den dortigen duces unterstellt. Vermutlich bestand seit dieser Zeit auch ein explizit so bezeichneter dux Alamanno-

1304 Schmidt-Wiegand 1997, 272 f.; Beyerle 1975, 131–134. 1305 Dazu s. u. im Abschnitt über die duces der Baiuwaren. 1306 Wormald 2003, 40; Schott 2006, 261; Schott 2017, 146. 1307 Weitere hinweise auf Mitglieder der alemannischen Oberschicht im fränkisch beherrschten Teil Alemanniens: Prinz 1974, 47 f. Bereits Schmidt (1909, 200. zitiert bei: Feger 1975, 157) nimmt an, dass die Franken auf alemannische Fürsten zurückgriffen. 1308 Behr 1975, 115–17. Zitat: 116.

270 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

rum,1309 dessen Dienstsitz unbekannt ist. Damit entstand er nur wenige Jahre nach den anderen großen duces in Bayern, um Tours und Poitiers, in Toulouse und der Champagne. Als Sigibert 573/4 Truppen aus dem Raum rechts des Rheins kommen ließ, da Chilperich ihn bedrohte, wird kein dux genannt. Die alemannischen Krieger waren kaum unter Kontrolle zu halten und plünderten das Land. Der König konnte ihren furor nicht bändigen und ließ sie Gregor zufolge gewähren, bis sie wieder abzogen. Dennoch griff er 575 erneut auf sie zurück.1310 Diese wiederholte Heeresfolge und die offenbar problemlosen Märsche fränkischer Truppen durch Alemannien in den Jahren 575, 584 und 585 belegen die fränkische Herrschaft, auch wenn die Franken das Gebiet nicht wie ihr Kernreich verwalten konnten.1311 Beim Feldzug gegen die Langobarden im Jahr 584 marschierten Alemannen zusammen mit Franken, wobei wiederum keine Heerführer genannt werden.1312 Drei Jahre später wird Uncelenus am Hof des Königs erwähnt. Beim Angriff eines alemannischen Heeres auf Avenches im Jahr 610 und bei der nachfolgenden Schlacht bei Wangen gegen Truppen aus dem pagus Ultraiuranus werden keine duces genannt.1313 21 Jahre später führte Chrodobertus, nicht als dux Alamannorum bezeichnet, einen alemannischen exercitus im Rahmen einer größeren Offensive und wiederum 12 Jahre danach wird der dux Alamannorum Leutharius am Hof in Metz genannt. Von Cunzo, der vor oder nach letzterem im Raum um den Bodensee amtierte, ist erstmals auch großer Einfluss in der klerikalen Verwaltung belegt. Die ersten duces Alamannorum dürfen keinesfalls mit dem später in der Lex Alamannorum so bedeutend erscheinenden Amtsträger gleichgesetzt werden.1314 Als Leutharius, Buccelenus und Lanthacarius erwähnt werden, war Südalemannien gerade erst wenige Jahre unter fränkischer Kontrolle. Die Könige griffen zu Beginn auf alemannische Fürsten zurück, die bei Bedarf große Gruppen von Kriegern um sich scharen konnten.1315 Später waren die duces häufig am Hof anwesend. Ihr Dienstsitz in Alemannien ist nicht bekannt. Auch wenn sich ihre Macht hauptsächlich auf

1309 Vgl. Keller 1976, 12. 1310 Obtestabat enim rex, ne haec fierent; sed furorem gentium, quae de ulteriore Rheni amnis parte venerant, superare non poterat; sed omnia patienter ferebat, donec redire possit ad patriam. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,49. Vgl. Behr 1975, 103–107. Erneuter Ruf an die gentes: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,50. 1311 Behr 1975, 108. 1312 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,22. Behr 1975, 107–9. Geuenich (2005, 93 f.) meint jedoch, dass die Feldzüge unter Leutharius und Buccelenus der „letzte Eroberungsversuch südlich der Alpen, an dem Alemannen beteiligt waren“ gewesen seien. 1313 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,37. Auch auf Seite des pagus Ultraiuranus ist kein dux genannt! Geuenich (2005, 96 f.) sieht den Angriff im Zusammenhang mit der Rückgab des Thurgaus, des Kembsgaus und des Elsass an Austrasien durch Theuderich. 1314 Vgl. Zotz 2003, 140 f. 1315 Behr 1975, 117 f.; Keller 1976, 10–12.



Franken 

 271

den linksrheinischen Raum konzentrierte,1316 so muss angenommen werden, dass von ihnen auch eine Einflussnahme auf das rechtsrheinische Alemannien erwartet wurde. Dies geschah sicher nicht nur durch militärische Kontrolle von der Rheinlinie aus,1317 sondern auch auf diplomatischem Wege.1318 Der pactus Alamannorum zeigt, dass spätestens Chlothar  II. diesen Raum selbstverständlich beanspruchte, auch wenn er ihn noch nicht vollständig kontrollierte. Alemannien wurde schrittweise in die fränkischen Strukturen eingegliedert,1319 was durch die ersten Erwähnungen fränkischer comites (civitatum) in Alemannien und im Elsass gestützt wird. Wahrscheinlich wurden sie unter Dagobert I. in den 630er Jahren dort eingerichtet.1320 Ein regulärer Teil des fränkischen Kernlandes wurde Alemannien jedoch auch später nicht, weshalb die duces Alamannorum eine Sonderstellung behielten. Abschließend soll kurz ein Blick auf den Titel des dux Alamannorum bzw. dessen Verwendung geworfen werden. Er wird von den zeitgenössischen, lateinisch schreibenden Autoren Gregor von Tours und Marius von Avenches nicht verwendet. Buccelenus wird stattdessen von Gregor dux Francorum genannt, der ebenfalls im sechsten Jahrhundert schreibende Agathias1321 nennt ihn ὁ τῶν Φράγγών ἡγεμών und στρατεγὸς.1322 Sein Bruder Leutharius wird ebenfalls als ἡγεμών, στρατεγός und dux Francorum bezeichnet, wobei letzeren Titel Paulus Diaconus nennt.1323 Auch Marius verwendet häufig den Titel dux Francorum, darunter für Lanthacarius.1324 Erst Fredegar nutzt für Leudefredus und Uncelenus den Titel dux Alamannorum. Gregor erwähnt letzteren gänzlich ohne zusätzliche Bezeichnung.1325 Somit ist festzuhalten, dass der Titel dux Alamannorum erst aus späteren Quellen bekannt und für die frühen Vertreter nicht belegt ist. Baiuwaren Der ducatus Baiuvariorum lag im Bereich des früher im Ostgotenreich und zuvor im Weströmischen Reich bestehenden ducatus Raetiae bzw. Raetiarum, umfasste allerdings nicht das gesamte Gebiet. Raetia I (Churrätien), die Alpentäler und der zeit1316 Behr 1975, 101; Geuenich 2017, 70. 1317 Keller 1976, 11. 1318 Agathias (Hist. [Keydell 1967], 1,7,1) ist wohl nicht zu trauen, wenn er kurz nach der Übergabe des alemannischen Protektorates an die Franken behauptet, diese hätten sich auf dem Gebiet der Staatsverwaltung und Obrigkeit (τὸ δέ γε ἐν κοινῷ ἐπικρατοῦν τε καὶ ἄρχων) nach der fränkischen Staatsform gerichtet. 1319 Geuenich 2005, 95–97. 1320 Borgolte 1984, 23 f. 1321 Gärtner 1973, 93 f. 1322 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,14,5; 2,4,1; 2,9,11. 1323 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 2,2,1; 2,3,6; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,2. 1324 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 548,2. Zu den übrigen Stellen, siehe im Abschnitt über den pagus Ultraiuranus. 1325 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,8; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12.

272 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

weise zum dux Raetiarum gehörende Abschnitt der Maxima Sequanorum waren nicht Teil des frühen ducatus Baiuvariorum. Dieser beschränkte sich vorrangig auf die nichtalpinen Gebiete von Raeita II, wobei die nördlichen und östlichen Grenzen unklar sind.1326 Rätien kam wahrscheinlich in der Zeit zwischen 536 und 540 unter fränkische Kontrolle und spätestens beim Tod Theudeberts 547 war auch der inneralpine Raum fränkisch.1327 Zwischen 540 und 545 befestigte Theudebert seinen neuen Herrschaftsbereich nördlich der Alpen.1328 Auch wenn Justinian das Gebiet ab 535 zusammen mit dem Balkanraum reorganisieren wollte,1329 reichten seine Baumaßnahmen bei Weitem nicht bis an Rätien und Norikum heran, sondern konzentrierten sich auf die Donaugrenze westlich von Singidunum (Belgrad) und Epirus.1330 Bereits das zwischen dem baiuwarischen Raum und den byzantinischen Provinzen liegende Pannonien war seit 434, mit kurzer Unterbrechung in den 450er Jahren, nicht mehr unter Kontrolle der Römer.1331 Nach der fränkischen Übernahme ist eine Kontinuität der rätischen Infrastruktur deutlich nachweisbar. Straßen und befestigten Orte im Alpenvorland wurden weiterhin genutzt und gepflegt.1332 Eine solche Kontinuität verrät jedoch nichts über den Vorgang der Machtübernahme durch die Franken an

1326 Ridder 2014, 48–51. Bei Beginn des Krieges zwischen Ostgoten und Byzanz traten erstere umfassende Gebiete an die Franken ab, um sich ihre Unterstützung zu sichern: (das Protektorat) Alemannien sowie die benachbarten Völker (Agathias, Hist. [Keydell 1967], 1,4,1) und die südgallischen Gebiete (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 1,13). Faußner (1997, 67 f.) schlägt sogar eine von Justinian offiziell dem Theudebert übertragene Funktion als „Reichsverweser“ vor. Spätestens als sich die Ostgoten 540 in das Gebiet um die Stadt Pavia zurückgezogen hatten (Prokop, bell. Goth [Haury 1963], 3,1,25–27), war jegliche Kontrolle Rätiens unmöglich geworden. Vgl. Heitmeier 2005, 189. Bajuwaren drangen erst nach und nach auch in die Alpentäler vor. So ist bei Zirl um 600 eine bajuwarische Grundherrenfamilie nachweisbar: Michałowski 2003, 155. Heubergers Darstellung der früheren Bayern ist abzulehnen. Er meint, der Einfluss der Franken auf die Bajuwaren des sechsten und frühen 7. Jh. sei nur sehr schwach gewesen und er unterschlägt bedeutende Quellen wie die Lex Baiuvariorum: Heuberger 1932, 142–146. 1327 Heitmeier 2005, 189–191. Zur fränkischen Alpenpolitik: Schneider 1987. 1328 Ewig 2006, 40; ders. 1983. 12–14. Zwischen dem Ende der ostgotischen Kontrolle und dem Beginn der fränkischen gab es wohl kaum strukturelle Veränderungen in Rätien: Störmer 2009, 84. 1329 Esders 2015, 50 f. 1330 Siehe Karte 13. Prokop, de aed. (Haury 1963), 4,1–7. Befestigung der Donau ab Singidunum (Belgrad): Prokop, de aed. (Haury 1963), 4,5 f. Zu Epirus: Pülhorn 1977, 439. Curta 2001a, 47–48; ders. 2001b: 208. 1331 Um 434 wurden die Hunnen in der Pannonia secunda angesiedelt, nach ihrem Abzug folgten die Ostgoten in Pannonia prima und secunda sowie dem Raum zwischen Balkangebirge und Donau, ihnen folgten die Donausueben. Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 52 (268); 56 (285–288); Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad a. 483. Lotter 2003, 193–196; Bratož 2002, 474–477; Várady 1969, 307 f.; 331. 1332 Ridder 2014, 72–75; Blei 2013, 186. Auch im 8. Jh. lässt sich noch ein Zusammenhang der Klosterstandorte mit den älteren Römerstraßen zeigen: Störmer 1966, 300. Auch bei den Kastellen und Straßenstationen sowie der Lage der Herzogsgüter ist eine Übereinstimmung festzustellen: Dachs 1965, 81; Hamm 1950, 9; 13. Zu den Straßen: Trier 2002. Zu den Ortsnamen: Rettner 2004.



Franken 

 273

sich, der in den Quellen nicht thematisiert wird. Wie im Kapitel über den dux Raetiarum im Ostgotenreich bereits dargelegt wurde, ist dieser für die beiden nördlichen Abschnitte des dreifachen Granzsaumes zuständig gewesen, nämlich die einheimischen Milizen in den Gebirgstälern und die Föderaten im voralpinen Flachland, wobei letztere wohl weniger effektiv kontrolliert wurden.1333 Der dux Raetiarum selbst residierte im frühen sechsten Jahrhundert wahrscheinlich in Teriolis im Inntal. An der Donau und im voralpinen Raum ist im fünften und sechsten Jahrhundert eine allgemeine Deurbanisierung bzw. Zersiedelung nachweisbar, wobei einige städtische Zentren weiterhin bedeutend waren.1334 Es blieben „Kontinuitätsinseln“ (Esders) in diesen Regionen bestehen,1335 auf denen die Franken aufbauen konnten. Die Gesellschaft in den Gebieten der späteren Baiuwaren bestand aus einer Mischbevölkerung, in der vor allem Alemannen, Franken und Romanen nachweisbar sind,1336 wobei der romanische Anteil sowohl in Raetia secunda, als auch in Noricum ripense deutlich größer war als in Alemannien westlich des Lech.1337 Die Einwanderung aus den Gebieten der Alemannen, Thüringer, Langobarden und anderer angrenzender Gruppen war durch Theoderich gefördert worden, um dem Machtvakuum in Flachlandrätien entgegen zu wirken.1338 Dass diese Mischbevölkerung sich bereits als Baiuwaren identifizierte, was wohl ohnehin eine Fremdbezeichnung war,1339 ist unwahrscheinlich.1340 Möglicherweise trug erst das langlebige fränkische Dukat dazu bei, ein solches Selbstverständnis zu entwickeln.1341 Als die Franken ungefähr 65 Jahre nach Absetzung des letzten Weströmischen Kaisers und spätestens fünf Jahre nach Beginn des byzantinisch-ostgotischen Krieges das Gebiet erhielten, sahen sie sich somit einer heterogenen Bevölkerung gegenüber, die sich vermutlich an wenigen Städten orientierte und seit den 470er Jahren durch Föderaten oder eigene Kräfte verteidigt worden war. Über die Einsetzung des dux Baiuvariorum, der 555 erstmals belegt ist, kann nur spekuliert werden. Sein dux-Titel, sein geografischer Zuständigkeitsbereich und seine Residenz in Augsburg1342 deuten eine Nähe zum bis mindes-

1333 Vgl. Wolfram 1995, 65; Ridder 2014, 45–47. S. o. zum dux Raetiarum. 1334 Konrad 2012, 50 f. Vgl. Rettner 2012, 276–279. 1335 Esders 2012, 443. 1336 Hartung 1983, 162; Rettner 2012, 282–284. 1337 Konrad 2012, 47–49. Vgl. Ridder 2014, 80. Zu den nichtrömischen Siedlungsspuren der Baiuvarii: Fries-Knoblach 2014. 1338 Dietz 1979, 167; Michałowski 2003, 132. Vgl. Lotter 1985, 56 f. S. o. zur ostgotischen Zeit. 1339 Hartung 1983, 175–177. Archäologisch und sprachgeschichtlich sind alemannischer und bayerischer Kulturkreis erst viel später überhaupt unterscheidbar (ab frühestens 8. bzw. 12. Jh.): Prinz 2001, 13 f. 1340 Der Name taucht überhaupt erst in der Mitte des 6. Jh. auf: Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 55 (280). Steinacher 2012, 73–78. 1341 Fehr 2012, 331 f. Vor der Errichtung des Dukates gab es keine zentrale Herrschaftsgewalt: Hartung 1983, 177. 1342 Rettner 2002; Ridder 2014, 76–82.

274 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

tens 535 existierenden dux Raetiarum an. Vielleicht amtierte dieser noch immer, nun als eigenständige Koordinationsinstanz, als die Franken Rätien beanspruchten. Nach dem Beginn des ostgotisch-byzantinischen Krieges war der dux im Inntal auf sich allein gestellt und aufgrund der fehlenden Rückendeckung durch die Ostgoten dürfte seine Kontrolle der Föderaten in Rätien massiv nachgelassen haben.1343 Mit dem Wechsel des Besitzanspruches der Region in den 530er und 540er Jahren wurde die Front, deren Glacis zuvor südlich der Donau gelegen hatte, nach Süden in die Alpen verlegt. Nun mussten feindliche Truppen nicht mehr vorrangig im Alpenvorland abgewehrt werden, sondern die Alpen selbst bzw. deren Südausläufer bildeten die neue Grenze.1344 Während der frühen fränkischen Herrschaft gab es wahrscheinlich vertragliche Regelungen mit der alpinen Bevölkerung, darunter den Breonen, die jedoch im Wesentlichen unter sich blieb.1345 Eine direkte Befehlsbefugnis des einige Jahre später belegte dux in Bayern ist unwahrscheinlich, da der Zugriff auf die Alpentäler von Augsburg aus schwierig war. Eher nahmen die Breonen wieder eine Rolle als föderierte Kräfte ein, wie es bereits zuvor der Fall gewesen war. Was den dux Baiu­ variorum und sein Verhältnis zum dux Raetiarum betrifft, so ist eine Vorbildwirkung anzunehmen.1346 Ob die Franken anfangs einen noch amtierenden dux bestätigten oder sogleich nach ihrer Herrschaftsübernahme einen neuen dux einsetzen, ist unbekannt. Als Dienstsitz wurde aufgrund seiner verkehrstechnisch überaus günstigen Lage in der Mitte des ehemals rätischen Flachlandes Augsburg ausgewählt,1347 um den dux an einer zentralen Stelle der Baiuvaria zu platzieren.1348 Möglicherweise war Garibaldus der erste dux nach Übernahme der Region und er trug vielleicht noch nicht die Spezifikation Baiuvariorum im Titel, die erst später belegt ist.1349 Fraglich ist, ob im alpinen Rätien weiterhin parallel ein dux Raetiarum als Kommandeur der alpinen Truppen existierte.1350 In den Quellen wird ein solcher nicht erwähnt, jedoch ist ein praeses im fränkischen Rätien belegt.1351 Vielleicht wurden diesem eigentlich 1343 Später gehören die außeralpinen Teile der früheren rätischen Provinzen zu den Dukaten Alemannien und Bayern. Rätien wird unter anderem von Paulus Diaconus nur noch in den Alpenregionen lokalisiert. Heitmeier 2005, 197 f. 1344 Vgl. Ridder 2014, 12 f.; Esders 2015, 52. 1345 Heitmeier 2005, 198–201. Im Inntal bei Zirl ist um 600 eine bajuwarische Grundherrenfamilie nachweisbar, die ihre Kontrolle im Laufe des 6. Jh. ausbaute. Eine Assimilierung von Romanen und Bajuwaren ist dort erst im 8. Jh. anzunehmen: Michałowski 2003, 155 1346 Heitmeier (2005, 201) meint, in fränkischer Zeit sei der frühere dux ersetzt worden und impliziert damit eine Kontinuität. 1347 Rettner 2002, 541 f. 1348 Der Name Baiuvaria ist bereits 551 bei Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 55 (280) belegt. FriesKnoblach 2014, 151. Vielleicht wurde er sogar bereits 519/522 in der Vorlage des Cassiodor verwendet: Michałowski 2003, 132. Vgl. Jarnut 1986, 45. 1349 Siehe dazu am Ende des vorliegenden Abschnittes über den dux Baiuvariorum. 1350 Zu den älteren Ansichten: Kaiser 2008, 40, Anm. 84. Heitmeier (2005, 202) geht von der Existenz eines solchen fränkischen dux Raetiarum aus. 1351 Kaiser 2008, 40 f.



Franken 

 275

zivilen Beamten auch militärische Befugnisse zugestanden, wie es auch bei den fränkischen rectores provinciarum in Südgallien der Fall war.1352 Wie genau der erste der drei von 555 bis 614 überlieferten duces Baiuvariorum die Kontrolle über das Gebiet sicherstellte und organisierte – ob er ein Heer unter seinem Befehl hatte, Föderaten bezahlte oder eine Miliz verwaltete, ob es comites civitatum gab usw. – , ist unklar. Garibaldus I. tritt erstmals im Jahr 555 in Erscheinung. Er erhielt von Chlothar I. Walderada zur Ehefrau, die Tochter des Langobardenkönigs Wacho und Witwe des im gleichen Jahr verstorbenen Königs Theudebald. Jener Theudebald hatte als austrasischer König zuvor das Gebiet der Baiuwaren beansprucht und war daher Garibaldus‘ Dienstherr gewesen.1353 Nun jedoch war er Chlothar zugeordnet, der den Reichsteil geerbt hatte. Durch die Verheiratung der Königswitwe sollte die Bande mit dem dux gestärkt werden, um sich angesichts der aufständischen Thüringer und Sachsen dessen Loyalität zu sichern1354 und vielleicht als Mittler zu den Langobarden zu fungieren, die zu diesen Zeitpunkt noch im Osten siedelten.1355 Während Garibaldus von Gregor dux genannt wird, bezeichnet ihn Paulus Diaconus etwas umständlich als uno ex suis des Frankenkönigs.1356 Aus der Aussage wird nicht klar, wessen Vertrauter er war, doch entstammte er wohl der fränkischen Fürstenschicht.1357 Eine enge Verwandtschaft zwischen Chlothar und dem dux der Baiuwaren kann ausgeschlossen werden.1358 Gemeinhin wird angenommen, dass Garibaldus der erste Agilolfinger war,

1352 Siehe dazu im Kapitel 6.4.6 über „weitere Heerführer außer duces“ bei den Franken. Dass statt einem dux ein tribunus die militärische Verwaltung der rätischen Provinzen übernahm (vgl. Kaiser 2008, 40) ist unwahrscheinlich, da die fränkischen tribuni normalerweise für deutlich kleinere Bereiche zuständig waren, zumeist mehrere pagi als Teil einer civitas: Brunner/Schwerin 1958, 242. 1353 Da die Einsetzung Garibalds nicht erwähnt wird, ist anzunehmen, sie fand vor 555 statt. Ewig 2006, 37–41. 1354 Hamann 1973, 608; Jahn 1991, 10 f. 1355 Störmer 2009, 77. 1356 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,9; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 1,21. In der Origo gentis Langobardorum wird kein Titel genannt, doch wird er als princeps bezeichnet: Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 4; 6. 1357 Es unklar, welcher fränkischer König der von Paulus Diaconus genannte Cusupald war. Wenn er schon vor Theudebalds Tod in seiner Stellung gewesen sein sollte, ist wohl jener gemeint: Schwarz 2009, 351, Anm. 47. 1358 Wenn Chlothar einen Verwandten geschickt hätte, um diese überaus wichtige Position einzunehmen, dann wäre anzunehmen, dass die Wahl auf einen seiner Söhne gefallen wäre. Im Jahr 555 gab es hiervon mehrere im geeigneten Alter. Guntharius war bereits 532/33 waffenfähig, aber möglicherweise 555 bereits verstorben: PLRE 3A, s. v. Guntharius, 576. Ebenso zogen auch Charibert und Gunthram bereits 555 in die Schlacht: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,16. Auch Sigibert und Chilperich waren keine Kinder mehr. Zudem hätte Garibaldus als Verwandter Chlothars bei dessen Tod 561 eventuell selbst in Gallien Ansprüche erhoben. Auch wäre diese Verwandtschaft in den Quellen nicht unerwähnt geblieben. Reiser (1977, 48) sieht Garibald hingegen als „eines der zahlreichen illegitimen Kinder eines fränkischen Königs.“

276 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

dem laut Lex Baiuvariorum einzigen Geschlecht, das den ducatus besetzen konnte.1359 Doch die Angabe des knapp 200 Jahre später entstanden Gesetzes darf bezweifelt werden, da das Bestreben erkennbar ist, eine stärkere Abhängigkeit des früheren bayerische Dukat von den Frankenkönigen zu suggerieren.1360 Daher ist die Verbindung zu den späteren Agilolfingern keinesfalls sicher.1361 Mit der Zeit und nach dem Tod der Könige, denen sich Garibaldus verpflichet fühlte, distanzierte er sich von den Merowingern und strebte nach mehr Unabhängigkeit.1362 Zwischen seinem Gebiet und dem gallischen Kernreich lag das ebenfalls noch nicht lange unter fränkischer Kontrolle stehende Alemannien, dessen Treue sich die Könige nicht absolut sicher sein konnten. Die große Distanz erleichterte Garibald das eigenständige Agieren sicherlich sehr. Im Jahr 575 starteten die Franken eine Offensive gegen die Langobarden und drangen in das Gebiet um Tridentum in Norditalien ein, wo das castrum Anagnis auf ihre Seite wechselte.1363 Das fränkische Heer war wahrscheinlich über die via Claudia und damit durch den ducatus Baiuvariorum in das Etschtal marschiert.1364 Die 555 durch Walderada geschaffene Verbindung war der Anfangspunkt einer engen baiuwarisch-langobardischen Beziehung im weiteren sechsten Jahrhundert. Um 575, dem Jahr der fränkischen Offensive, ehelichte der bedeutenden dux von Trient Ewin eine Tochter Garibalds, der nun von Paulus rex Baioariorum genannt

1359 Lex Baiuvariorum (von Schwind 1926), 3,1. 1360 Deutinger 2017, 22; Landau 2004, 30–42. S. u. im Abschnitt zur Lex Baiuvariorum. 1361 Deutinger 2014. Zur genealogischen Übersicht: Ebd. 188. Für ihn, seine Kinder sowie Tassilo und Garibaldus II. ist die Verbindung zum Geschlecht der Agilolfinger nicht belegt: Wagner 1978, 27. Büttner (1960, 79, Anm. 56) schließt aus, dass Tassilo der Sohn Garibalds I. war. Kägler (2012, 192) nimmt nicht an, dass er der 1. Agilofinger war. Prinz (2001, 15) hingegen sieht ihn als solchen, wie auch Heitmeier (2005, 191) und Jarnut (1986, 50). Ebenso Jahn (1991, 2 ff. Zitat S. 2), der ohne jegliche Quellenbasis für das 6. Jh. annimmt, die Agilofinger seien „eine der ersten und angesehensten Familien des merowingischen Reiches“ und „den erst spät auf der politischen Bühne als Homines novi auftretenden Arnulfingern-Pippiniden […] zunächst gesellschaftlich wie politisch weit überlegen“ gewesen. Ebensowenig durch Quellen gesichert ist die weitere Rekonstrution (ebd. 2 f.): „Wahrscheinlich musste ein merowingischer König einem führenden fränkischen Agilolfinger dieses ungewöhnliche Vorrecht gewähren, um ihn überhaupt dazu zu bewegen, das Frankenreich zu verlassen und in seinem Auftrag die Herrschaft in den noch wenig erschlossenen und strukturierten Teilen der früher römischen Provinzen Noricum und Raetien, im des Frankenreiches, zu übernehmen.“ Schmid (1987, 58) meint, Garibald sei nach Bayern „abgeschoben“ worden. Reiser (1977, 44–47) sieht die Agilolfinger gar als Teil der Merowingerdynastie. Detailliert zur den Möglichkeiten der Herkunft der Agilofinger: Jarnut 1986. Es wurden auch der burgundische und der langobardische Adel als Herkunft Garibalds angenommen: Hartung 1983, 178 f. Vgl. Ewig 1976, 404; Jarnut 2010. Kraus (2004, 138) meint, ein Urteil über die Herkunft sei vorerst nicht zu fällen. Eine umfangreiche ältere Bibliografie zu diesen Fragen liefert: Reindel 1981, 135. 1362 Störmer 2009, 76 f. Als Grund führt er die politische Lage in den 560er Jahren an: ebd. 85. 1363 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,9. 1364 Ridder 2014, 64–66.



Franken 

 277

wird.1365 Später, um 585, hielt der Langobardenkönig Authari um die Hand einer weiteren Tochter Garibalds an und dieser willigte ein. Die Annäherung an das Langobardenreich brachte seinem Sohn Gundoald später die Stellung des dux von Asti ein und weitere Nachfahren schafften es auf den langobardischen Königsthron.1366 Die Unterstützung der Franken hatte Garibald jedoch durch sein Handeln eingebüßt. Nachdem um 589 fränkische Truppen bei einem Einfall von den Langobarden geschlagen worden waren,1367 marschierte im Jahr darauf ein gewaltiges, von 21 duces angeführtes Heer in den Bayerischen Raum ein, verheerte das Land und stieß anschließend in zwei Gruppen in das südlich gelegene Langobardenreich vor, wobei ein Verband wahrscheinlich wiederum den Weg der via Claudia durch das Etschtal nahm. Drei Monate später wurde der Feldzug durch Friedensschluss mit Authari beendet.1368 Beim Anmarsch der Franken war die baiuwarische Prinzessin nach Süden geflohen, wo sie ihren Verlobten Authari heiratete.1369 Im Rahmen dieses Feldzuges ist wohl auch Garibaldus abgesetzt worden. Angesichts der Annäherung an die Langobarden hielt es Childebert wohl für ratsam, den seit über 34 Jahren amtierenden dux zu ersetzten.1370 Anders als im Fall seines Nachfolgers ist für Garibaldus keine Befehlsgewalt über Krieger belegt. Der dux Tassilo wurde zwischen 589 und 593 von Childebert II. eingesetzt. Trotz der offenkundigen Abhängigkeit nannte Paulus auch ihn rex.1371 Er fiel kurze Zeit später mit einem Heer ins Gebiet der Slawen ein und kehrte nach dem Sieg mit viel Beute zurück.1372 Die nächste Nachricht stammt aus dem Jahr 595. Offenbar tobte der Konflikt zwischen Baiuwaren und Slawen noch immer. Durch das Eingreifen eines

1365 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,10. Die Verbindung dürfte beiden Seiten vorteilhaft erschienen sein. Einerseits konnte Garibaldus einen Verbündeten im Süden gewinnen, dessen Sitz sich an der via Claudia befand und damit direkt mit Garibalds Residenz in Augsburg verbunden war, andererseits waren die duces während des Interregnums auf sich allein gestellt, weshalb dem dux von Trient sicherlich an einem starken Partner im Norden gelegen war. Vgl. Störmer 2009, 74–77. 1366 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,40. Vgl. Deutinger 2014, 188. 1367 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,25; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,29. 1368 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,3; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30 f. Childebert  II. wollte wieder einen Brückenkopf in Norditalien errichten: Ridder 2014, 66–69. Siehe im Abschnitt über austrasische duces ohne nachweisbare Amtssprengel. 1369 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. Schwarz 2009, 379, Anm. 319; 322. 1370 Vgl. Ridder 2014, 67; Jahn 1991, 14–16. Reiser (1977, 55 f.) hält eine Absetzung für unwahrscheinlich. 1371 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,7. Die Absetzung wird unterschiedlich datiert: Selle-Hosbach 1974, 89 f., Nr. 107: Jahr 589; Schwarz 2009, 381, Anm. 345: Jahr 591; Störmer 2009, 78: Jahr 591; PLRE 3B, s. v. Tassilo, 1218: Jahr 593. Jahn (1991, 17) sieht es als sicher an, dass er ebenfalls Agilofinger war, da Childebert II. nicht von der Bestimmung in der Lex Baiuvariorum ([von Schwind 1926], 3,1) abweichen konnte, nach der alle duces aus diesem Geschlecht stammen sollten. 1372 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,7.

278 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

awarischen Heeres waren 2.000 baiuwarische Krieger gefallen.1373 Um 610 starb Tassilo und sein Sohn Garibaldus II. wurde dux Baioariorum.1374 Aus Tassilos Amtszeit sind keine Hinweise auf die Fortdauer der engen baiuwarisch-langobardischen Beziehungen überliefert. Dass trotz des lange andauernden Krieges gegen die benachbarten Slawen kein Kontakt zum südlichen Nachbarn gesucht wurde, ist wohl auf den starken fränkischen Einfluss zurückzuführen. Über Garibaldus II. ist noch weniger bekannt als über seinen Vater. Er wurde nach dessen Tod Nachfolger in der Stellung des dux Baioariorum, wobei unerwähnt ist, ob er diese Stellung erbte oder durch die Franken eingesetzt wurde. Die Namensgleichheit mit dem abgesetzten Garibaldus I. könnte auf eine Verwandtschaft mit diesem hindeuten. Garibaldus II. befand sich ebenfalls im Krieg mit den Slawen.1375 Ein Blick in die Lex Baiuvariorum kann bei der Interpretation der erwähnten Quellen helfen. Die Geschichte der Baiuwaren im sechsten Jahrhundert ist aufgrund der äußerst dürftigen Überlieferungslage nur schemenhaft zu erahnen. Sie treten um die Mitte des sechsten Jahrhunderts in den Quellen in ihrem Siedlungsgebiet als Nachbarn der Alemannen auf und waren, wie die meisten gentilen Verbände, eine heterogene Gruppe.1376 Die Rückprojizierung späterer Quellen, insbesondere der Lex Baiuvariorum, ist mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Bei dem Rechtstext scheint es sich um eine redigierte Fassung zu handeln, die den Gegebenheiten des achten Jahrhunderts angepasst worden ist, sich jedoch aus älteren Rechtsvorschriften herleitete.1377 In der Lex Baiuvariorum ist deutlich die Abhängigkeit der baiuwarischen duces von den fränkischen reges, von denen sie im Normalfall eingesetzt wurden, erkennbar.1378 Im Gegensatz dazu gab es in der Frühzeit der baiuwarisch-fränkischen

1373 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,10. Zur Datierung: Schwarz 2009, 381, Anm. 354. Im Jahr 610 drangen die Awaren dann bis nach Venetien vor und nahmen Forum Iulii ein: Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,37. Schwarz 2009, 385 f., Anm. 400. 1374 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,39. 1375 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,39. Schwarz 2009, 389, Anm. 415. PLRE 3A, s. v. Garibaldus 2, 504. 1376 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 55 (280). Hamann 1973, 606 f.; Haas-Gebhard 2013,79; Jahn 1991, 3. 1377 Über die Datierung der Lex Baiuvariorum besteht keine Einigkeit, da zum einen die heterogenen Textfassungen der Handschriften eine einheitliche Niederschrift erst in der ersten Hälfte des 8. Jh. andeuten, zum anderen die Erwähnung der fränkischen Könige Theuderich und Dagobert sowie die Parallelen zu anderen Rechtstexten wie dem Codex Euricianus und der Lex Alamannorum auf einen schrittweisen Entstehungsprozess und eine starke Beeinflussung durch die Franken hindeuten. Beide Aspekte sind bei der Betrachtung des Inhaltes zu beachten, weshalb die gebräuchliche Edition der Lex Baiuvariorum nicht ohne weiteres in das 6. Jh. rückprojiziert werden kann. Siems 2001, 305 f.; Haas-Gebhard 2013, 20 f.; Hubensteiner 1985, 45 f. Esders 2015, 55 f.; Deutinger 2017, 18–27. Zur Datierung: Landau 2004, 30–42. Zur Forschungsgeschichte: Landau 2004, 5–12. Couser (2012, 898) betont die Bedeutung Odilos († 748) bei der Erstellung des Rechts. 1378 Lex Baiuvariorum (von Schwind 1926), 2,1; 3,1.



Franken 

 279

Beziehung durchaus Unabhängigkeitsbestrebungen.1379 Die Situation der Lex Baiuvariorum war das Ergebnis eines Prozesses der graduellen Vereinnahmung der baiuwarischen duces.1380 Bei genauer Analyse der Titel zeigt sich, dass ihre Stellung durchaus stark war. Zwar gab es die Einschränkung, dass der dux stets aus der Sippe der Agilolfinger stammen musste, doch konnte er, neben der Einsetzung durch den rex, auch durch Wahl bestimmt werden.1381 Der dux tritt als selbständiger Heerführer auf und seine Stellung war durch Gesetze abgesichert.1382 Eine Passage, die die Absetzung eines dux infolge von Ungehorsam gegenüber dem König androhte, scheint erst im achten Jahrhundert ergänzt worden zu sein.1383 Zwar leitete der dux in der späteren lex seine Stellung vom König ab, doch ist insgesamt nur eine lockere Unterordnung erkennbar.1384 Führt man die Eigenschaften der drei baiuwarischen duces mit den Informationen aus der Lex Baiuvariorum und der Gesellschaft im baiuwarischen Raum zusammen, lassen sich die Merkmale des dux Baiuvariorum im sechsten Jahrhundert in groben Zügen skizzieren. Das von den Franken seit den 540er Jahren beanspruchte rätische Gebiet diente nicht mehr, wie zuvor, als Transitraum oder Bollwerk nach Norden. Nun war die Verteidigung vor allem in südlicher Richtung orientiert,1385 doch auch gegen die erst wenigen Jahre früher unterworfenen Thüringern im Norden1386 und die Slawen im Osten mussten man sich absichern. Insbesondere Augsburg, wo noch viele Reste spätantiker Herrschaftsstrukturen existierten,1387 war für die Außenpolitik gegenüber den Langobarden von Bedeutung. Daher diente die Stadt Garibald als Residenz,1388 bevor er, oder einer seiner Nachfolger, den Sitz des dux nach Regensburg verlegte.1389 Da Rätien zur Zeit seiner Übernahme nur fünf bis zehn Jahre vom ostgotischen Reich abgeschnitten gewesen war, hatten die vorherigen Verteidigungsstrukturen sicher noch immer eine starke Nachwirkung. Die Milizen und Föderaten, die dem dux unterstellt waren,1390

1379 Störmer 2009, 76 f. 1380 Hubensteiner 1985, 46. 1381 Lex Baiuvariorum (von Schwind 1926), 2,1; 3,1. Landau 2004, 13 f.; 18. 1382 Lex Baiuvariorum (von Schwind 1926), 2,1–3. Es gab hohe Strafen für den Mord am dux sowie für Rebellion. Landau 2004, 15 f.; 18. Esders (2015, 59–78) führt die Schutzklauseln des baiuwarischen dux auf römische Rechtstitel über Majestätsverbrechen zurück. 1383 Lex Baiuvariorum (von Schwind 1926), 2,8a. Dieser Titel ist als einziger nur sporadisch in den Handschriften vorhanden und auch nur in den Exemplaren außerhalb Bayerns. Landau 2004, 18–20. 1384 Landau 2004, 15; 20. Esders 2015, 61; Schlesinger 1975; 23 f. Anders Jahn (1991,9), der die baiuwarischen Herzöge als eine Einrichtung der Franken ansieht. 1385 Ridder 2014, 12 f.; Esders 2015, 52. 1386 Mägdefrau 2010, 18 f. Der 1. Herzog der Thüringer ist erst 634 belegt: Friese 1979, 17. 1387 Ridder 2014, 81 f.; Störmer 2009, 84. 1388 Ridder 2014, 37–43; 45–47; Wolfram 2001, 315 f.; ders. 1995, 65; Heitmeier 2005, 180 f. 1389 Verlegung unter Garibald: Störmer 2009, 76 f. Später: Rettner 2002, 542. Vgl. Ridder 2014, 78 f. 1390 Claude 1997, 411; Wolfram 1995, 65

280 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

hatte nicht zum Gotenheer gehört und waren daher nicht in den Süden abgezogen worden. Die im Hinterland des nassen Limes gelegenen Garnisonen, die vorher zur Sicherung der Tiefenverteidigung gedient hatten, konnten nach Süden ausgerichtet und weiterhin genutzt werden.1391 Der unter den Franken amtierende dux konnte auf die Infrastruktur und in gewissem Umfang sicher auch auf die noch vorhandenen bewaffneten Kräfte zurückgreifen. Ob er durch fränkische Truppen unterstützt wurde, ist unklar. Der lange Weg zum fränkischen Kernland, der zudem durch das noch zu sichernde Alemannien führte, schottete den dux Baiuvariorum ab, ermöglichte ihm mehr Freiraum und erforderte das Zugeständnis außerordentlicher Kompetenzen durch die weit entfernten Könige.1392 Die Sonderrechte und hohe soziopolitische Stellung haben sicher zur langen Lebensdauer des baiuwarischen Dukates beigetragen. Angesichts der wenigen Quellen über Garibald bleibt viel Raum zur Spekulation über Herkunft und Einsetzung des ersten dux Baiuvariorum. Da jede Rekonstruktion ohne feste Quellenbasis jedoch gleichsam unnachprüfbar bleibt, wird im Folgenden auf den Versuch der Verortung des Agilolfingergeschlechtes verzichtet. Der wohl aus der fränkischen Oberschicht um den König Theudebald stammende Garibald wurde kurz nach der Übernahme Rätiens in die neuen Gebiete geschickt und konnte dort auf ein relativ intaktes Verwaltungssystem zurückgreifen, das auf die zentralisierte Administration der Verteidigung ausgelegt war.1393 Ob bereits ihm die Erblichkeit des ducatus zugestanden wurde, wie Jahn meint, ist nicht sicher, doch die Namensgleichheit mit seinem zweiten Nachfolger deutet darauf hin.1394 Dass die Erblichkeit der Stellung bei anderen größeren Dukaten nicht nachweisbar ist, mag dagegen sprechen, doch war der ducatus Baiuvariorum durchaus ein Sonderfall. Eine Vorbildwirung anderer fränkischer regionaler Dukate ist wenig wahrscheinlich.1395 Die benachbarten duces in Alemannien sind bis 555 hauptsächlich im Feld in Italien erwähnt und hatten in den Gebieten nördlich der Flussgrenzen nur wenig Einfluss. In Gallien käme nur der dux Austrapius in Tours in Frage, der bei der Revolte Chrams in eine Kirche floh, anstatt sich mit Kriegern gegen den Prinzen zu stellen.1396 Die übrigen größeren oder länger belegten Dukate entstanden erst später.

1391 Vgl. Menghin 1990, 34 f.; Ridder 2014, 30–34. 1392 Vgl. Jahn 1991, 2 f. 1393 Anders Jahn (1991, 9 f.), auf den sich auch Esders (2012) bezieht. Jahn interpretiert das baiuwarische Dukat offenbar als eine rein fränkische Einrichtung zur Grenzsicherung. Hierbei misst Jahn der deutlich späteren Lex Baiuvariorum eine große Bedeutung zu, übergeht jedoch deren Datierung und Entstehungsgeschichte. 1394 Jahn 1991, 12 f.; 17. „Es ist schlechterdings nicht vorstellbar, daß Childebert II. die einschlägige Bestimmung der Lex Baiuvariorum in diesem Fall suspendiert und den Angehörigen einer anderen Familie zum «königlichen Herzog» eingesetzt hätte“: ebd. 17. Vgl. Prinz 2001, 14 f. 1395 Jahn (1991, 12, mit. Anm. 59) hingegen sieht Garibaldus in der gleichen Funktion wie Leudastis, der allerdings gar kein dux war (Selle-Hosbach 1974, 122 f., Nr. 134) sowie Wintrio, der jedoch erst 587 erwähnt wird (s. o. zu den duces in der Champagne). 1396 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,18; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,52.



Franken 

 281

Möglicherweise hatte der dux Baiuvariorum aufgrund der besonderen Konstellation von materieller und personeller Infrastruktur vielmehr eine Vorbildwirkung für spätere Dukate. Wenngleich der Name Baiuaria bereits um 551 bei Jordanes belegt ist,1397 tritt der Titel dux Baiuvariorum erst später auf. In den narrativen Quellen verwendet ihn Paulus Diaconus in den letzten Jahrzehnten des achten Jahrhunderts. Zweifelsohne muss er schon vorher zur Zeit der Lex Baiuvariorum existiert haben. Von Gregor von Tours wird Garibald  I. nur dux genannt, in der Origo gentis Langobardorum dann princeps Baioariorum, bei Paulus Diaconus rex Baioariorum bzw. nur rex.1398 Paulus Diaconus nennt auch Tassilo rex, wobei er jedoch erwähnt, dass er als solcher eingesetzt worden ist und bezeichnet ihn später, wie auch seinen Nachfolger Garibald II., als dux Baioariorum.1399 Kantabrien / Baskenland Auf spanischem Boden ist zwischen 601/2 und 612/21 ein fränkisches Dukat belegt.1400 Die zwei überlieferten Amtsträger Genialis und Francio waren über die Basken bzw. in Kantabrien eingesetzt. Kantabrien und die Siedlungsgebiete der Basken lagen nebeneinander an der iberischen Nordküste und waren keinesfalls deckungsgleich.1401 Sollte Francio Amtsnachfolger des Genialis gewesen sein,1402 war sein Amtssprengel vermutlich größer als der seines Vorgängers. Dennoch können beide Vertreter zusammen abgehandelt werden, da sie beide ähnliche Aufgaben in beinahe derselben Gegend wahrnahmen. Detaillierte Angaben zu Kompetenzen der duces Genialis und Francio sind den Quellen nicht zu entnehmen. Dennoch lassen ihre Funktionen einige Rückschlüsse zu. Genialis ist um 601/2 als dux über die Basken eingesetzt worden, um sie zu regieren, nachdem sie von einem Heer Theudeberts II. und Theuderichs II. besiegt und tributpflichtig gemacht worden waren.1403 Der dux Francio verwaltete die Provinz 1397 Jordanes, Get. (Mommsen 1882), 55 (280). Fries-Knoblach 2014, 151. Möglicherweise sogar bereits 519/522 bei der Vorlage des Cassiodor: Michałowski 2003, 132. Vgl. Jarnut 1986, 45. 1398 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,9; Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 4; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,10; 3,30. 1399 […] apud Baioariam rex ordinatus est […] Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,7. His temporibus mortuo Tassilone duce Baiuariorum, filius eius Garibaldus in Agunto a Sclavis devictus est […] Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 4,39. 1400 Selle-Hosbach 1974, 94 f., Nr. 97; 100, Nr. 109. Selle-Hosbach nimmt an, dass Francio (Nr. 97) ein Nachfolger des Genialis (Nr. 109) war. Die Spanne 612–621 ergibt sich aus der Information, das Amt des Francio hätte während der Herrschaft Sisebuts mit der Eroberung Kantabriens geendet: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,33. Kusternig 1982, 187, Anm. 50. 1401 Vgl. Wittke/Ohlshausen/Szydlak 2012, 235; Curchin 1991, Map 2. Zu den Basken als Ethnos, siehe: Brather 2004, 189–192. 1402 Eine Verbindung, die Selle-Hosbach (1974, 100, Nr. 109) vorsichtig andeutet. 1403 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,21.

282 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Kantabrien bis zur Rückeroberung durch die Westgoten während der Herrschaft Sisebuts. Bis zu diesem Zeitpunkt befand sich das Gebiet unter fränkischer Hoheit. Francio war in seiner Funktion für das Abführen der auferlegten Tribute verantwortlich.1404 Die zweifache Erwähnung von Tributen ist auffällig und lässt deren Erhebung als eine der Hauptaufgaben der duces erscheinen. Darüber, wie die Herrschaft oder Verwaltung der Regionen im Namen der fränkischen Könige durchgeführt wurde, kann nur spekuliert werden. Anzunehmen sind jurisdiktionelle Kompetenzen und die Funktion als Schlichtungsinstanz sowie Verfügungsgewalt über militärisches Personal. Die wenigen Informationen über die duces in Kantabrien und dem Baskenland charakterisieren diese als Statthalter unterworfener Gebiete. Anders als die übrigen duces, die über Städte oder Regionen des Frankenreiches eingesetzt waren, bestand die Bevölkerung ihrer Amtssprengel aus Tributpflichtigen. Diese Pflicht unterstreicht den Status als unterworfenes Gebiet. Aus diesem Grund unterschied sich ihre Aufgabe von denen der anderen duces. Wo letztere hauptsächlich die Verteidigung einer Region gewährleisten, im Kriegsfall ein Heer aus ihrem Amtsbereich anführen oder die Loyalität einer Stadt gegenüber einem König sichern sollten, waren erstere für die Aufrechterhaltung der fränkischen Herrschaft an sich zuständig. Um die Kontrolle aufrecht zu erhalten und die Tribute vertragsgemäß erheben zu können, war insbesondere aufgrund der geographischen Trennung vom fränkischen Reichsboden, eine höhere Selbstständigkeit vonnöten. Auch strukturell unterschieden sich die Dukate von denen im restlichen Frankenreich. Die Regionen im nördlichen Iberien waren, anders als die meisten von den Franken bisher eroberten Gebiete, insbesondere im Gebirgsraum kaum romanisiert.1405 Durch die Kriegszüge von Sueben und Westgoten war die Region wiederholt Kriegsschauplatz gewesen und befand sich nicht dauerhaft unter der Kontrolle einer Seite,1406 sodass weder von fest etablierten römischen Verwaltungsstrukturen ausgegangen werden kann, wie sie in Gallien oder im stärker romanisierten Teil Spaniens existierten, noch von Westgotischen. Daher konnten die fränkischen Könige die Kontrolle über Kantabrien und das Baskenland nicht allein durch die Förderung loyaler Eliten aufrechterhalten, sondern mussten die duces als militärische Statthalter installieren. Mit welchen Mitteln diese wiederum ihre Stellung absicherten, ist den Quellen nicht zu entnehmen.

1404 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,33. 1405 Vgl. Curchin 1991, 180–192. „Nonetheless, romanisation failed in three essential areas: first, in dispersion, because despite a high of romanisation in the south and east, the western and northwestern regions were only partly assimilated, and the Cantabrians and Basques were never romanised; […]” ebd. 191 f. 1406 Thompson 1969, 61–63; 70.



Franken 

 283

6.4.6 Weitere Heerführer außer duces Nicht nur duces treten als Heerführer der Franken in Erscheinung, weiterhin sind vor allem die Könige selbst zu nennen, die jedoch im Laufe des sechsten Jahrhunderts seltener aktiv an Kriegszügen teilnahmen. In Einzelfällen wurden auch die Söhne der Könige eingesetzt, wie Chilperichs Sohn Theudebert, der im Bruderkrieg gegen die Krieger Sigiberts fiel.1407 Überdies ist eine Reihe weiterer Amtsträger in der Funktion von Heerführern überliefert. In drei Fällen wurden maioresdomus mit der Führung von Heeren beauftragt. Landericus, der am Hofe Chlothars II. amtierte, führte 593 und 604 Truppen an.1408 Bertoaldus, der maiordomus Theuderichs II., war 604 mit der Führung einer kleinen Truppe von 300 Kriegern zur Steuereintreibung ausgesandt worden.1409 Protadius wurde der Nachfolger Bertoaldus‘ und führte um 604/5 ein Heer gegen Chlothar II. an.1410 Es ist auffällig, dass alle drei maioresdomus in der Funktion von Heerführern in sehr kurzer Zeit überliefert sind. Dieses Phänomen könnte mit dem Alter der beiden Könige Chlothar II. und Theuderich II. bei Regierungsbeginn und den damit einher gehenden Besonderheiten zusammenhängen. Chlothar II. war wenige Monate alt, als sein Vater Chilperich 584 starb. In den folgenden 13 Jahren verwaltete seine Mutter Fredegunde das Reich für ihn und nach ihrem Tod 597 bestieg er mit 13 Jahren den Thron.1411 Theuderich  II. war von seinem Vater Childebert  II. im Jahr 589 mit drei Jahren in Chalon-sur-Saône eingesetzt worden und übernahm bei dessen Tod 596 mit neun Jahren im mittleren Reichsteil die Herrschaft, wo er seit 598/99 von seiner Großmutter Brunhilde beraten wurde.1412 Zur Zeit des Auftretens der maioresdomus als Heerführer um 604 waren die Könige 20 und 17 Jahre alt und hatten ihr bisheriges 1407 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,50 f. 1408 Im 1. Fall mit Erfolg gegen die duces Wintrio und Gundovaldus: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,14; Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 36. Selle-Hosbach 1974, 120 f., Nr. 130. Zur fälschlichen Angabe im Liber Historiae Francorum, die Austrasier seien bei Soissons eingefallen: ebd. Anm. 3. Bei seinem 2. Einsatz zog der noch sehr junge Prinz Merowech mit Landericus. Er wurde vom Heer Theuderichs II. geschlagen: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,25 f. Merochwech war zu diesem Zeitpunkt kaum älter als 5 Jahre. Sein Vater Chlothar II., geboren 584, war im Jahr des Krieges gerade einmal 20 Jahre alt: PLRE 3A, Chlotharius 2, 299–301. 1409 Er wurde von Landericus, dem maiordomus Chlothars  II. geschlagen. König Theuderich  II. eilte selbst mit einem Heer zu Hilfe, doch noch vor dem Beginn der 2. Schlacht wurde Bertoaldus mit seinem Gefolge von Landericus getötet: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,24–26. Truppenstärke: ebd. 4,25. Selle-Hosbach 1974, 56, Nr. 35. 1410 Bevor er den Angriff befehlen konnte, wurde er durch eine Verschwörung des dux Uncelenus getötet: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,26 f. Selle-Hosbach 1974, 146 f., Nr. 171. Zu Uncelenus, s. o. duces der Alemannen. 1411 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,41; 7,5. PLRE 3A, s. v. Chlotharius II, 299 f. 1412 PLRE 3B, s. v. Theodericus 4 = Theoderic II, 1237–1239. Zur Aufteilung des Reiches: Longnon 1878, Karte X.

284 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Leben und die Jahre ihrer Regentschaft, welche sie als Kinder angetreten hatten, in einem engen Kreis von Beratern verbracht, die einen dementsprechend starken Einfluss ausübten. Durch dieses Umfeld geprägt bevorzugten es die jungen Herrscher offenbar, vertraute Mitglieder des Hofes als Heerführer einzusetzen, anstatt wie ihre Vorgänger, auf duces zurückzugreifen. Eine Anzahl an patricii tritt im Frankenreich im sechsten und frühen siebenten Jahrhundert als Heerführer in Erscheinung. Der Titel und die Würde des patricius sind dabei im Regelfall mit der Stellung eines Provinzstatthalters im Range eines rector oder praefectus in der Provence verbunden. Die von Buchner konstatierte Unterscheidung in vier verschiedenen Typen von patricii ist problematisch,1413 doch sind zweifelsohne mehrere patriciatus parallel überliefert. Aus diesen lassen sich sauber zwei Reihen trennen, die Selle-Hosbach als austrasische patricii und burgundische patricii identifiziert, wobei ersteren oftmals nachweislich Massilia als Dienstort zugewiesen war, letzteren Arles.1414 Beide patriciatus existierten zugleich, da die Region um Massilia und Arles, die erst nach 536/7 unter die Kontrolle der Franken kam,1415 nach Chlothars Tod 561 zumeist aufgeteilt und zwei verschiedenen Reichsteilen zugeordnet war.1416 Von den austrasischen patricii wären zwei Amtsträger vielleicht mit einer Funktion als Heerführer zu verbinden. So könnte der erste belegte austrasische Statthalter Bodegiselus zur Sicherung des neuen Gebietes mit Truppen ausgestattet worden sein, worauf seine Bezeichnung als Massiliae ductor et rector hindeutet.1417 Der zweite zu nennende austrasische patricius ist der als rector Massiliensis Provinciae vel reliquarum urbium bezeichnete Nicetius, der zuvor dux in Clermont, Rodez und Uzès gewesen war und in dieser vorherigen Position bereits Kampferfahrung gesammelt hatte.1418 Beide treten in den Quellen nicht als aktive Heerführer in Erscheinung. 1413 So: Selle-Hosbach 1974, 19. Buchner 1933, 86–108. Er unterscheidet ein provençalisches Patriziat, ein burgundisches Zentralpatriziat, ein burgundisches Provinzialpatriziat und Statthalter der burgundischen Provence. Siehe auch nachfolgende Anm. 1414 Vgl. Selle-Hosbach 1974,18 f. Die von Buchner vorgenommene Unterscheidung (vorherige Anm.) steht dieser Zweigliederung nicht entgegen. So stellen die von ihm in burgundisches Zentralpatriziat und burgundisches Provinzialpatriziat unterschiedenen patriciatus keine parallelen Einrichtungen dar, sondern eine Abfolge. Nach dem Überlaufen des patricius Mummolus habe Gunthram das mächtige Zentralpatriziat abgeschafft und in ein geringeres Provinzpatriziat umgeformt: Buchner 1933, 89 f. In die 4. Kategorie der Statthalter der burgundischen Provence zählt er nur die beiden patricii Aegila und Leudeghiselus: ebd. 104. Sonst entspricht Buchners provençalisches Patriziat im Wesentlichen Selle-Hosbachs Liste der austrasischen patricii: Buchner 1933, 91–97; Selle-Hosbach 1974, 18. 1415 Buchner 1933, 1–5. 1416 Buchner 1933, 10. 1417 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,5. Selle-Hosbach 1974, 61 f., Nr. 42. Zu seinem späteren Dukat s. o. zu den austrasischen duces ohne nachweisbare Amtssprengel. 1418 Er hatte einen erfolglosen Feldzug gegen die westgotischen Städte in Septimanien angeführt, wurde daraufhin von Childebert  II. in Massilia eingesetzt, doch nach einigen Jahren wieder durch



Franken 

 285

Anders verhält es sich bei den burgundischen patricii. Von diesen traten sechs nachweislich als Heerführer auf. Der 561 von Gunthram eingesetzte Celsus führte 568 ein Heer gegen anrückende Truppen Sigiberts und siegte.1419 Sein Nachfolger Amatus zog gegen die eindringenden Langobarden und fiel 570 in der Schlacht.1420 An seine Stelle trat der bereits vorgestellte Mummolus, der als patricius zwischen 570 und 581 militärisch sehr erfolgreich war.1421 Aegila marschierte zusammen mit dem dux Leudeghiselus 585 gegen Comminges.1422 Der letzte zu nennende patricius Protadius, der um 604/5 ein Heer anführte,1423 ist eine Ausnahmeerscheinung. Er hatte die Stellung eines patricius in Kombination mit anderen Ämtern inne, wobei unklar ist, wann er patricius wurde und ob er zugleich als Statthalter in der burgundischen Provence eingesetzt war.1424 Es ist klar erkennbar, dass vor allem der burgundische patricius eine militärische Funktion hatte und spätestens seit 568 für die Verteidigung der südöstlichen Reichsgrenze gegen die Langobarden zuständig war und auch gegen das westgotische Septimanien geschickt werden konnte. An dieser geografischen Schlüsselposition ersetzte er somit einen dux, der mit dieser Aufgabe ebenfalls hätte beauftragt werden können. Es wurde kein ducatus zur Grenzverteidigung eingerichtet, wie es in Südaquitanien, dem pagus Ultraiuranus, der Champagne, um Toulouse und in Nordgallien geschah, denn in der Provence konnten die früheren römisch-ostgotischen Strukturen weitestgehend unverändert übernommen werden.1425 Da offenbar Verwaltung und Verteidigung problemlos mit den bestehenden Ämtern gewährleistet werden konnten, verzichtete man auf den ducatus und setzte stattdessen fränkische patricii ein, die militärisch die gleiche Funktion erfüllten.

seinen Amtsvorgänger Dinamius ersetzt: Selle-Hosbach 1974, 138–140, Nr. 156. Zu seinem Dukat s. o. zum dux in Clermont-Uzès-Rodez. 1419 Selle-Hosbach 1974, 66, Nr. 51. Celsus eroberte Avignon und Arles. 1420 Selle-Hosbach 1974, 41 f., Nr. 9. 1421 Im Jahr 571 besiegte er ein Langobardenheer, dann 573 die Sachsen, 575 erneut Langobarden und 577 nahm er Tours und Poitier ein: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,42; 4,44; 5,13; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,4–6; 3,8. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,67 f. Selle-Hosbach 1974, 133–136, Nr. 151. 1422 Dort hatte sich Gundowald verschanzt. Als kurz darauf der westgotische Königssohn Rekkared in Südgallien einfiel, leistete Aegila wenig Widerstand, weswegen er abgesetzt wurde: Selle-Hosbach 1974, 65 f., Nr. 48. 1423 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,26 f. 1424 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,24. Buchner 1933, 102 f., Nr. 28; Selle-Hosbach 1974, 146 f., Nr. 171. Zu seiner Stellung als dux, s. o. zum dux im pagus Ultraiuranus. Offenbar blieb er weiterhin dux im pagus Ultraiuranus, erhielt später zusätzlich den pagus Scotingorum und wurde dann zum maiordomus befördert. Seine Stellung als patricius ist aus der Nachricht der Ernennung zum maiordomus bekannt. Seine ungewöhnliche Ämterkumulation ist laut Fredegar auf eine besonders enge Beziehung mit Brunhilde zurückzuführen: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,24. 1425 Buchner 1933, 15.

286 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Weiterhin ist eine Reihe von comites civitatum als Heerführer überliefert. Diese Funktion ist sicher für die comites von Auxerre, Clermont, Châteaudun und Tours nachweisbar und sehr wahrscheinlich auch für die von Bourges und Rouen. Mummolus führte als comes von Auxerre 567/8 ein Heer gegen Tours und Poitiers, comes Firminus zog ebenfalls 586 als Anführer des Aufgebotes seiner Stadt Clermont gegen Arles, im Jahr 584 befehligte der comes Willacharius von Tours ein Heer gegen Poitiers und ein Jahr später hob der namentlich unbekannte comes loci von Châteaudun eine Truppe von 300 Mann aus. Der comes Ollo von Bourges tritt 585 im Rahmen der Belagerung von Comminges in Erscheinung und 583 wird der namentlich nicht genannte comes von Rouen im Heer Chilperichs erwähnt.1426 Aus einer Aussage Fredegars im Kontext eines Feldzuges gegen die Basken in den Jahren 636/37 lässt sich schlussfolgern, dass comites civitatum vorrangig dann als Heerführer fungierten, wenn kein dux über ihre Region eingesetzt war.1427 Die Aussage macht zugleich deutlich, dass die lückenhafte Überlieferungslage von duces innerhalb des Frankenreiches nicht nur auf die Quellenlage zurückzuführen ist, sondern vielen civitates tatsächlich kein dux übergeordnet war. Auch wenn der zeitliche Rahmen damit verlassen wird, sei ergänzend darauf hingewiesen, dass im gleichen Kapitel im Werk Fredegars ein referendarius als Heerführer überliefert ist. Der referendarius Chadoindus führte auf Befehl König Dagoberts das Heer gegen die Basken und ihm waren zehn duces, der burgundische patricius Willibadus und, wie erwähnt, eine Anzahl von comites unterstellt.1428

6.4.7 Vorbilder des fränkischen dux Da von den in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts nahezu omnipräsenten duces noch in der Zeit Chlodwigs jede Spur fehlt, muss die Entwicklung in der Zeit zwischen etwa 484 und 550 stattgefunden haben. Die ersten möglichen Vertreter erscheinen um 525 in den Quellen als Verwalter der Königsresidenz Chlodomers Orléans und Berater des Königs vor Clermont. Bald darauf sind die duces als eigenständige Heerführer in Norditalien belegt und ab den 550er Jahren jene bei den Alemannen und in Bayern. Insbesondere für letzteren ist die Statthalterfunktion

1426 Auxerre: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,45; Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,68. Clermont: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,30. Tours: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,13. Châteaudun: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,29. Bourges: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,38. Rouen: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,31. 1427 […] exceptis comitebus plurimis, qui docem super se non habebant […] Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78. Kusternig 1982, 249, Anm. 42. 1428 Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78. PLRE 3A, s. v. Chadoindus, 279 f.



Franken 

 287

deutlich erkennbar.1429 Die übrigen duces mit regionalen Zuständigkeiten kamen erst später auf, wobei sich eine Tendenz zu kürzerer Belegdauer und kleinerem Dukat abzeichnet. Hinzu kommen die vielen duces, die offenbar nur die Würde dieses Amtes hatten, aber nicht über einen regionalen ducatus verfügten. Diese Aufzählung zeigt, dass bereits in den ersten Jahrzehnten seit Aufkommen der duces ein breites Spektrum an Erscheinungsformen existerte. Ihre Aufteilung in verschiedene Typen stellt ein Problem für die Suche nach dem Ursprung der fränkischen duces dar: Haben sie sich aus aus einem Urtypus entwickelt oder sind sie von verschiedenen Vorbildern abgeleitet. Bevor dieses Problem besprochen werden kann, muss ein Blick auf die unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten geworfen werden. Römische Provinzdukate Die römischen duces, die als Abschnittskommandeure für die Grenzsicherung zuständig waren und im Feld ihre Heere anführten, sind vielen späteren fränkischen duces ähnlich. Angesichts der engen Zusammenarbeit von Franken und Römern seit dem vierten Jahrhundert ist der Schluss wahrscheinlich, dass eine Institution auf der anderen aufbaute. Doch bei der Suche nach einer Kontinuität der regionalen Dukate fällt das Ergebnis dürftig aus. Das fränkische Reich des späten sechsten Jahrhunderts schloss eine Reihe von Gebiete ein, die im späten vierten und frühen fünften Jahrhundert als römische Dukate eingerichtet waren. Die Notitia Dignitatum nennt die duces Pannoniae primae et Norici ripensis im Raum Bayern bzw. Österreich, Raetiae primae et secundae in Zentral- und Ostschweiz, Sequanicae in der Westschweiz, tractus Armoricani et Nervicani entlang der gallischen Nordküste, Belgicae secundae in Belgien, Germaniae primae im Elsass und Mogontiacensis entlang der Rheingrenze zwischen Selz und Andernach.1430 Diese Liste war jedoch im frühen fünften Jahrhundert bereits veraltet.1431 Die in derselben Auflistung erwähnten duces Germaniae primae und Mogontiacensis waren über ungefähr den gleichen Sprengel eingesetzt, weshalb letzterer als Nachfolger des ersteren zu sehen ist.1432 Die Existenz des ebenfalls erwähnten dux und comes in Britannien ist in der Abfassungszeit der Notitia Dignitatum nicht mehr wahrscheinlich, da durch die Truppenabzüge in den Jahren 383, 401 und 407 kaum noch Soldaten auf der Insel stationiert waren, weshalb sie am Beginn des fünften Jahrhunderts für das Reich verloren ging.1433 Auch die Dukate Belgica secundae, Germania secunda und tractus Armoricani et Nervicani waren nach

1429 Vgl. Esders 2015, 61. 1430 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,37–49. Scharf 2005, 1. Karte 1. 1431 Scharf (2005, 314–316) datiert das Dokument auf 422/3. Vgl. Ridder 2014, 31. 1432 Scharf 2005, 309. 1433 dux Britanniae, comes Britanniarum, comes litoris Saxonici per Britannias: Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 1,35 f.; 48. Demandt 2007, 186 f.; Collins 2012, 160; Hobbs/Jackson 2010, 144 f.; Johnson 1976, 151.

288 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

406/7 bereits in Auflösung begriffen.1434 An ihrer statt war die Reichsverteidigung von föderierten Franken übernommen worden, die ihrerseits bereits eigene Herrschaftsansprüche ausbildeten.1435 Somit kann die Erwähnung eines Militärbezirkes in der Notitia Dignitatum nicht als Nachweis der Existenz im beginnenden fünften Jahrhundert gelten. Auch könnten weitere Militärbezirke im Gallien des späten vierten und fünften Jahrhunderts existiert haben, die nicht in den Quellen überliefert sind.1436 Nur wenige Sprengel fränkischer duces können mit denen römischer Vorgänger in Verbindung gebracht werden. Dies betrifft den dux Denteleni in Nordfrankreich, nördlich von Seine und Oise, der einen großen Teil des ducatus Belgicae secundae umfasste, den dux im pagus Ultraiuranus, dessen Amtsbereich dem dux Sequanicae entsprochen haben könnte, und den dux Baiuvariorum, dessen Gebiet Teile der römischen duces Pannoniae primae et Norici ripensis sowie Raetiae primae et secundae umfasste, wobei die genauen Grenzen des baiuwarischen Dukates im sechsten Jahrhundert unklar sind. Inwiefern die Sprengel der römischen duces Germaniae primae bzw. Mogontiacensis sich mit dem westlichen Amtsgebiet des dux Alamannorum deckte, ist ebenfalls nicht sicher zu sagen. Keiner dieser fränkischen Dukate scheint genau demjenigen des jeweiligen römischen dux entsprochen zu haben.1437 Im Folgenden sollen die wahrscheinlichen Enddaten der erwähnten römischen ducatus besprochen werden, die aufgrund ihrer Lage als Vorbilder der fränkischen duces in Frage kommen könnten. Für keinen römischen ducatus kann ein genauer Zeitpunkt des Verschwindens angegeben werden, allein durch die historischen Zusammenhänge kann der jeweilige terminus ante quem umrissen werden. Der Sprengel des dux Belgicae secundae wurde seit den 480er Jahren durch Childerich und später Chlodwig verwaltet, nachdem er alle dortigen Rivalen ausgeschaltet hatte.1438 Ihre Funktion wird in einem Schreiben des Remigius von Reims als administratio bezeichnet.1439 Die Grenzen seiner Zuständigkeit stimmten jedoch nicht mit den früheren Provinzgrenzen überein, einige Gebiete entzogen sich seiner Kontrolle.1440 Da bereits bald nach 400 archäologisch das Verlassen der bedeutenden Militärlager in der Belgica fassbar ist und deshalb mit Sicherheit keine regulären Kräfte mehr dort

1434 Vgl. Wightman 1985, 300; Ewig 1976c, 117; Johnson 1976, 147 f. Siehe auch die detailliertere Erläuterung in der Gesamtzusammenfassung der vorliegenden Arbeit. 1435 Ewig 1976c, 117–119. 1436 Ewig (1976c, 119 f.) rekonstruiert noch weitere Militärbezirke, die Aetius an föderierte Völkerschaften hätte vergeben haben könnte, für die jedoch keine Belege existieren. Diese von ihm angenommenen Bezirke entsprachen den Grenzen der Teilreiche nach 511, was jedoch ein Zirkelschluss ist und keinesfalls Beweiskraft besitzt. 1437 Siehe Karten 14, 16, 17. 1438 Halsall 2001, 127. 1439 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 2. 1440 Anton 1981a, 479. Vgl. Ewig 2006, 17.



Franken 

 289

stationiert waren,1441 wurden Childerich mit der administratio auch keine weiteren Truppen unterstellt. Stattdessen oblag ihm nun neben der militärischen Sicherung, die er mit eigenen Kriegern gewährleistete, auch die zivile Verwaltung der Region.1442 Einem anderen Brief des Remigius ist zu entnehmen, dass dieser durchaus das regnum des Franken als Grundlage seiner Herrschaft ansah und nicht vorrangig einen römischen Auftrag.1443 Entsprechend nutzten Childerich und Chlodwig die Hauptstadt der Belgica Secunda Reims auch nicht als Residenz.1444 Childerichs Grabausstattung spiegelt seine Zwitterstellung als römischer Amtsträger und Offizier einerseits und König über seine eigenen Franken andererseits wieder.1445 Chlodwig, der das ungewöhnliche Grab errichten ließ, wollte damit vermutlich seinen Herrschaftsanspruch bekräftigen, der angesichts seines jungen Alters und der unruhigen Zeiten keinesfalls unangefochten war.1446 Auch wenn somit der Name des ducatus weiterexistierte, gab es dennoch keine Kontinuität der Verteidigungsinfrastruktur des früheren römischen Dukats. Auf den Titel Childerichs bzw. Chlodwigs wird im nachfolgenden Kapitel eingegangen. Da der dux Sequanicae in der Auflistung der dem magister peditum unterstellten Offiziere schon nicht mehr genannt wird,1447 könnte er bereits am Anfang der 420er Jahre verschwunden sein. Spätestens mit der Ausbreitung der 443 angesiedelten Burgunder in den 460er Jahren1448 ist der Wegfall dieses dux sicher. Die Grenzverteidigung im pannonischen Raum und damit der ducatus Pannoniae primae et Norici ripensis war bereits mit der schweren Niederlage bei Adrianopel von 378 durcheinander gekommen. 434 waren in Südpannonien die Hunnen angesiedelt worden, die von dort aus ihren Feldzug Richtung Nordwesten antraten. Später wurden die Ostgoten in Pannonien angesiedelt, ihnen folgten die Donausueben.1449 Spätestens seit den 430er Jahren waren somit die Dukate in Norikum und Pannonien weggefallen, wenngleich Festungsstädte in Ufernorikum noch bis in die 480er Jahre standhielten.1450 Der dux Mogontiacensis war erst nach dem großen Einfall von 406/7 eingesetzt worden. Er fiel möglicherweise dem Hunneneinfall zum Opfer, durch den die Region, speziell der

1441 Wightman 1985, 300. In Nordgallien wurden einige Städte verlassen, ebenso die Landgüter. Die Wirtschaft kollabierte und der Geldverkehr ging stark zurück: Halsall 2001, 122 f. 1442 Zivile Verwaltung: Lebecq 2002, 122. Vgl. Werner 1996, 23–34. 1443 Anton 1995, 423. Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 1. 1444 MacGeorge 2002, 147. Für Tournai spricht allerdings ebenfalls wenig: Halsall 2001, 120. 1445 Lebecq 2002, 126. Vgl. von Rummel 2007, 368–375. Becher (2011, 136) betont, Childerich sei in erster Linie als König bestattet worden. 1446 Halsall 2001, 119–121; 128–130. 1447 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 5,134–143. 1448 Vgl. Kaiser 2004, 48 f. Die Burgunder übernahmen Lyon auf Wunsch der dortigen senatorischen Oberschicht. 1449 Lotter 2003, 193 f.; 196; Bratož 2002, 474–477; Várady 1969, 307 f.; 311. 1450 Priskos von Panion, fr. (Blockley 1983), 11,2; Eugippus, vit. Sev. (Sauppe 1877), 20. Mackensen 2004, 218; Dietz 1979, 162–164; Garbsch 1970, 10 f.; Ridder 2014, 19–21.

290 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Dienstsitz Mainz, schwer verwüstet wurde.1451 Spätestens mit dem Ende Westroms ist auch sein Verschwinden anzunehmen. Eine Ausnahme stellt der lange belegte dux Raetiae primae et secundae dar, welcher noch einige Jahre nach 500 nachweisbar ist,1452 auch wenn die Grenzen seines ducatus in ostgotischer Zeit sicher nicht mehr den früheren römischen entsprachen. Bald nach dem Beginn des Krieges der Oströmer gegen das Ostgotenreich im Jahr 535 wurde die Verbindung zum Reich getrennt und spätestens 539, als die Ostgoten nur noch die Stadt Ticinum behaupten konnten,1453 bestand kein Kontakt mehr nach Rätien. Da der erste dux Baiuvariorum bereits im Jahr 555 erwähnt wird, ist die Lücke mit maximal 20 Jahren relativ gering. Aus den dargestellten Enddaten der römischen und den Erstbelegen der fränkischen duces lässt sich ein zeitlicher Abstand zwischen beiden Einrichtungen errechnen. Einige der römischen duces könnten teilweise noch weit früher, vielleicht nach dem Einfall von 406/7, verschwunden sein, wodurch die nachfolgend genannten zeitlichen Abstände noch um viele Jahrzehnte zunehmen würden. Umgekehrt könnten einige fränkische duces schon vor ihrem Erstbeleg eingerichtet worden sein. Da in allen Fällen jedoch mit Vorsicht geschätzt wurde, haben die nachfolgend dargestellten zeitlichen Abstände dennoch ihre Berechtigung. Zwischen dem Wegfall des dux Belgicae Secundae und dem dux in Nordgallien besteht eine Lücke von mindestens 120 Jahren, zwischen dem dux Sequanicae und dux pagus Ultraiuranus eine Lücke von mindestens 100 Jahren, zwischen dux Mogontiacensis und dux Alamannorum eine Lücke von mindestens 70 Jahren und zwischen dem dux Raetiae primae et secundae und dem dux Baiuvariorum eine Lücke von maximal 20 Jahren. Allein bei letzterem ist aufgrund der relativ kurzen Zeitspanne sowie der Weiternutzung der Infrastruktur und der Residenz des dux ein relativ hohes Maß an Kontinuität wahrscheinlich. Auch andere fränkische Dukate lassen sich mit römischen Provinzen in Verbindung bringen, in denen jedoch keine römischen duces belegt sind. Dies betrifft Belgica Prima, in deren Region das Dukat Champagne lag, Aquitania Secunda mit dem ihr entsprechenden Dukat um Toulouse, sowie Novempopulana und das Dukat in der Gascogne. Der Amtsbereich der provincia um Marseille und Arles entsprach etwa den Provinzen Viennensis und Narbonensis Secunda. Die Gründe für diese Überlappungen mögen zum einen in der Geografie des Landes liegen, welche durch Flüsse und Gebirge viele Provinzgrenzen bereits vorgab (wie beispielsweise die Grenze zwischen Novempopulana und Aquitania Secunda entlang der Garonne), zum anderen in der gegebenen römischen Verkehrs- und Administrationsinfrastruktur. Diese machten

1451 Oldenstein 2002, 152. Um Mainz ist Anfang des 5. Jh. die Aufgabe der villae rusticae festzustellen: Müller-Wille/Oldenstein 1982, 284. 1452 Cassiodor, Var. (Mommsen 1961), 1,11. Details s. o. zum entsprechenden dux bei den Ostgoten. 1453 Prokop, bell. Goth (Haury 1963), 3,1,27; 3,4,12.



Franken 

 291

die früheren Provinzhauptstädte mit ihrer Ausstattung an öffentlichen Gebäude und durch ihre Lage als Knotenpunkte zu idealen Zentren der fränkischen Verwaltung. Dux als Offizierstitel im römischen Heer Ein weiterer möglicher Einflussfaktor neben den Provinzialdukaten ist der dux als Offizier im römischen Heer, wo er dem praepositus und tribunus über- und dem comes rei militaris und magister militum untergeordnet war. Die schon früh in römischen Diensten stehenden Franken waren mit dieser Hierarchie vertraut und mussten auf irgendeine Weise in ihr verortet werden. Ob den Anführern föderierter Verbände im fünften Jahrhundert römische Titel verliehen wurden, ist schwer nachweisbar. Franken erreichten zwar höchste Ränge als Offiziere der römischen Armee, doch bestand die Unterscheidung zwischen foederati und milites im Westen des Reiches noch bis zum Ende des Weströmischen Kaisertums.1454 Für keinen der fränkischen Anführer von föderierten Verbänden ist die Stellung eines dux explizit bezeugt. Für die fränkischen Könige Childerich und Chlodwig sind überhaupt keine römischen Militärämter überliefert,1455 doch die bereits erwähnte administratio Belgicae Secundae liefert hier die Möglichkeit zur Verbindung mit dem zuvor dort eingesetzten dux Belgicae Secundae. An dieser Stelle soll kurz darauf eingeganden werden, ob Childerich und Chlodwig zugleich auch der Rang eines dux verliehen worden sein könnte.1456 Da es an genauen Informationen fehlt, kann an dieser Stelle nur die Plausibilität dargelegt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass unklar ist, wann und von wem die administratio verliehen wurde. Bevor Childerich das erste Mal in den Quellen als Anführer fränkischer Krieger in Erscheinung tritt, berichtet Gregor von Tours über eine Episode der Flucht zu den Thüringern.1457 Die Forschung schenkt seiner Geschichte, der Franke sei wegen Unzucht mit Töchtern anderer Franken vertrieben worden, keinen Glauben, doch wird ein historischer Kern angenommen. Demnach habe sich Childerich vor der späteren Zusammenarbeit mit Aegidius für einige Jahre im Exil aufgehalten. In dieser Zeit folgten seine Krieger wohl weiterhin dem Römer, den sie vorübergehend als rex anerkannten.1458 Aegidius, der von Maiorian zum magister utriusque militiae per Gallias ernannt worden war, verweigerte dem neuen, ab 461 regierenden Westkaiser die Folge und verlor daraufhin

1454 Scharf 2001, 28–44. Sie wurden im Westen im 5. Jh. als Kontingente externer Mächte gesehen. Franken im 4. und 5. Jh. in der Armee: Stickler 2007, 501. Zu foederati im 4. Jh: Heather 1997. 1455 Vgl. PLRE 2, s. v. Childericus I, 285 f.; s. v. Chlodovechus (Clovis), 288–290. Castritius (2010, 120) nimmt dennoch entweder das Amt des Heermeisters oder des comes rei militaris an. 1456 Werner (1996, 24) scheint an dem Titel dux Belgicae Secundae für Childerich und Chlodwig überhaupt keinen Zweifel zu haben. 1457 Halsall (2001, 124 f.) schlägt vor, dass die von Gregor genannten Thüringer in Wahrheit ein Bereich im Nordwesten der Belgica secunda waren, wo andere Franken herrschten. Vgl. Jarnut 1994, 129. 1458 Becher 2011, 124–127. Jarnut (1994, 131 f.) zieht eine Verbindung mit der coniuratio Marcellana um 455/56, bei der sich die föderierten Franken anders als Childerich verhalten haben könnten.

292 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

die offizielle Unterstützung.1459 Childerich kehrte vermutlich erst nach diesem Bruch nach Nordgallien zurück und kämpfte dann ab 463 zusammen mit Aegidius und später Paulus, vielleicht durch einen foedus verbunden, gegen die Goten und Sachsen.1460 Nach dem Ende des Weströmischen Reiches wurden Syagrius und Childerich beide von den Ostkaisern wieder anerkannt, wobei sich die Beziehung zugunsten des Franken entwickelte.1461 Unter der Voraussetzung, dass die administratio Belgicae secundae durch kaiserliche Autorität verliehen wurde, kann dies nur im Zuge der Anerkennung durch die oströmischen Kaiser nach 476 und vor seinem Tod 482 geschehen sein. In dieser Zeit war Childerich jedoch ein wichtiger Verbündeter gegen die Westgoten geworden, der dem Sohn des früheren magister militum überlegen war. Sollte dem Franken tatsächlich ein römischer Rang verliehen worden sein, was für einen Föderatenoffizier in dieser Zeit gänzlich untypisch wäre, dann erscheint der dux als zu niedrig in der Ämterhierarchie.1462 Auch der Brief, in dem Remigius durchaus den Terminus ducatus hätte verwenden können, liefert keine Hinweise hierauf. Chlodwig selbst wird vom Bischof als rex angesprochen1463 und der Brief enthält keinerlei Hinweise auf militärische Aufgaben. Stattdessen werden die Provinz explizit provincia tua, ihre Bewohner als cives tui und Chlodwigs Tätigkeit regnare genannt, weiterhin werden iustitia sowie Sorge für pauperes und peregrini erwähnt. Auch hier scheint der dux-Titel wenig angebracht zu sein.1464 Eine römische Stellung Chlodwigs ist nach dem Sieg über die Westoten bei Vouillé 507 belegt, als ihm der patriciatus zusammen mit dem Ehrenkonsulat verliehen wurde.1465 Ein militärischer Rang ist nicht erwähnt, der zudem nun deutlich über dem dux gelegen hätte. Nach dieser kurzen Analyse fällt das Urteil, ob Childerich mit der administratio auch der duxTitel verliehen wurde, etwas leichter. Die unübliche Verleihung von Rängen unterhalb des magister militum an Föderatengeneräle,1466 die relativ niedrig erscheinende Hierarchiestufe zur Zeit der wahrscheinlichen Verleihung und das Fehlen jeglichen

1459 Henning 1999, 293 f. 1460 Nonn 2010, 100; Ewig 2006, 14; Henning 1999, 295 f. 1461 Nonn 2010, 108–10; Ewig 2006, 16 f.; Henning 1999, 301–303. Unter Anthemius hatte es eine kurzzeitige Annäherung an Syagrius im Rahmen einer großen antigotischen Koalition gegeben: Henning 1999, 300 f. Unter Odoaker sind Kontakte mit dem Franken zur Abwehr äußerer Feinde (Alemannen/Alanen) belegt, die jedoch nicht mit der Verleihung der administratio gleichzusetzen sind. Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,19. Zöllner 1970, 39 f., Anm. 10. 1462 Castritius (2010, 120) meint, Childerich sei magister militum „oder wohl eher comes rei militaris“ gewesen. 1463 Domino insigni et meritis magnifico, Hhlodoveo regi, Remigius episcopus. Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 2. 1464 Becher (2011, 154–156) hält es für unwahrscheinlich, dass Childerich ein offizielle Position innerhalb der römischen Hierarchie erhalten hat. 1465 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,38. Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 18. Vgl. Castritius 2010. 1466 Dazu siehe in der Gesamtzusammenfassung, im Kapitel 7.2.3.



Franken 

 293

Hinweises im Brief selbst sprechen dagegen. Dafür spricht nur der Name der Provinz Belgica Secunda. Die Indizien weisen somit in die negative Richtung. Sollte Childerich und später Chlodwig dennoch der dux-Titel verliehen worden sein, wäre hier eine Vorbildwirkung der ab 525 belegten duces möglich. Doch in diesem Fall drängte sich die Frage auf, warum die Könige nicht die Titel der höher stehenden comes rei militaris oder magister militum aufgegriffen haben, um die höchsten Amtsträger im eigenen Reich zu benennen. Abschließen soll noch ein Blick auf die übrigen Termini von Einheiten und Rängen geworfen werden. Wenn der römische dux als Vorbild für sein fränkisches Pendant gedient haben sollte, so ist anzunehmen, dass auch weitere Organisationselemente aus dem römischen Heer übernommen wurden.1467 In der Tat sind einige weitere Ränge belegt, die auch aus dem römischen Militär bekannt sind, wobei nicht immer eine Verbindung zum römischen Gegenstück bestehen muss.1468 An erster Stelle ist der tribunus zu nennen, der vorrangig aus Heiligenviten, doch auch weiteren Quellen bekannt ist. Er war als eine Art Polizeioffizier für die Überwachung von Gefängnissen sowie die Vollstreckung der Todestrafen zuständig, führte eine bewaffnete Mannschaft an und lieferte auch Abgaben ab. Innerhalb der civitas war der tribunus für einige pagi zuständig, unterstand dem comes civitatis und vertrat ihn mitunter als dessen vicarius.1469 Auch der comes civitatis ist aus dem Weströmischen Reich bekannt, jedoch nur durch einige Vertreter in Trier, Marseille und Autun. Er gehörte nicht zu den regulären Offizieren des Heeres.1470 Ein weiterer möglicher Fall der Kontinuität ist der centenarius, der aus den fränkischen Rechtstexten bekannt ist. Er führte eine centena an, die als Nachtwache diente und durfte mutmaßliche Diebe

1467 Auch unter den Hofämtern finden sich nur wenige Römische: Ewig 1976d, 409 f. 1468 Es ist nicht klar, ob alle Ränge des spätrömischen Heeres bekannt sind. Insbesondere bei den niederen Rängen bestehen Zweifel. Die bekannte Rangfolge lautet vom höchsten Rang absteigend: magister militum – comes rei militaris – dux – tribunus – praepositus. Le Bohec 2006, 102. Bei der Reiterei sind weiterhin unterhalb des tribunus zu nennen: primicerius/domesticus – senator – ducenarius – centenarius – biarchus – eques – tiro. Die Ränge von senator bis biarchus sind auch bei Infanterie belegt. Hoffmann 1969, 79 f. 1469 Brunner/Schwerin 1958, 242–245. 1470 Die römischen comites civitatum treten erst in den 460er und 470er Jahren auf. Vgl. Vercauteren 1962, 15. Für sie existieren nur 4 Belege: 3 Briefe des Sidonius Apollinaris (epist. [Luetjohann 1887], 4,17; 5,18; 7,2) sowie der einzige überlieferte Brief des Auspicius von Toul (Epistolae Austrasicae [Gundlach 1892], 23. Brandes 1905). Der Terminus comes civitatis wird dabei nur einmal explizit verwendet: […] Summatibus deinceps et tunc comiti civitatis non minus opportunis quam frequentibus excubiis agnosci innotescere familiarescere, […] Sidonius Apollinaris, epist. (Luetjohann 1887), 7,2,5. Die comitiva civitatis, wie sie sich aus den 3 Vertretern rekonstruieren lässt, war in den 460ern und 470ern in den „allerletzten Jahren des weströmischen Reiches“ (Anton) als neue Amtsgewalt entstanden. Sie wurde förmlich verliehen und konnte eventuell erblich sein. Der Herrschaftsbereich erstreckte sich über die civitas selbst, doch stellte die Stadt den Kernbereich der Tätigkeit des comes dar. Für die neue Position war eine Verbindung von militärischen und jurisdiktionellen Aufgabengebieten charakteristisch: Anton 1986, 9 f. Vgl. Claude 1984; Dumézil 2009; Ewig 1954, 56–58; Maier 2005, 247.

294 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

auch über die Grenzen der Teilreiche verfolgen.1471 Seine Verbindung zum centenarius aus der spätrömischen Armee ist nicht sicher.1472 Weiterhin sind auch domestici bekannt, die an den Königshöfen eine hohe Stellung unterhalb des maiordomus innehatten und in einem Fall stieg ein domesticus direkt zum dux auf.1473 Somit sind zwar einige spätrömische militärische Rangtitel auch bei den Franken bekannt, doch deuten die Quelleninformationen nicht darauf hin, dass das frühere römische Rangsystem insgesamt übernommen wurde. Erstens sind viele Rangtitel nicht nachweisbar, nämlich, magister militum, comes rei militaris, praepositus, primicerius, senator, ducenarius und biarchus, zweitens war der fränkische domesticus deutlich ranghöher als sein römisches Pendant, drittens sind domesticus, tribunus und centenarius nicht im Kontext von kriegerischen Unternehmnugen erwähnt und viertens nahmen die wenigen duces, denen geografisch ein römischer Vorgängerducatus zugeordnet werden kann, nicht deren Namen auf, sondern tragen stattdessen die Bezeichnungen Baiuvariorum, Alamannorum und Ultraiuranus. Letzere Beobachtung wiegt umso schwerer, betrachtet man die hohen römischen Verwaltungsbeamten in der Provence. Dort behielten die Franken den Titel des patricius sowie die Bezeichnungen als rector provinciae bei. Es ist somit unwahrscheinlich, dass der dux-Titel bereits seit der Zeit des Dienstes als römische Föderaten bei den Franken in Gebrauch war. Sollte er aus der spätrömischen Armee übernommen worden sein, so ist dieses Vorbild vermutlich nach dem Ende des Syagriusreiches zu suchen. Duces anderer Gentilreiche Abschließend soll noch kurz auf die früheren gentilen duces als drittem möglichen Einflussfaktor hingewiesen werden, ohne dass diese Möglichkeit hier im Detail analysiert werden kann. Als in den 520er Jahren die ersten duces bei den Franken auftraten, waren sie bei Ost- und Westgoten schon seit langem bekannt. Im Falle des dux Baiuvariorum wurde die enge Verbindung zum dux Raetiarum bereits diskutiert, doch auch in Septimanien, Südgallien und im Konflikt mit den Burgundern hatten die Franken Kontakt mit westgotischen duces. Diese waren bei den Westgoten schon in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts belegt und insbesondere bei den Ein-

1471 Murray 1988, 74–76. Mit unterschiedlichen Forschungsmeinungen. 1472 Zwar betont Murray (1988) die Kontinuität, doch sind die militärische Aufgaben beim fränkischen centenarius kaum belegt (ebd. 72). Der Name geht vermutlich auf die centena als Hundertschaft zurück, doch bevorzugt Murray die Deutung, centena sei der Name des Amtes des centenarius (88 f.). Seine nicht belegten rechtlichen Kompetenzen will er mit dem Verweis auf ägyptische Verhältnisse beweisen, in denen centuriones entsprechende Aufgaben wahrnehmen (95 f.). Murrays Hierarchie im Frankenreich (dux – comes – tribunus – centenarius: 70; 73.) ist in den Quellen nur bis zum tribunus nachvollziehbar. Vgl. Selle-Hosbach 1974, 34–37. 1473 Zur Rangfolge: Selle-Hosbach 1974, 34–37. Aufstieg des Charigisilus vom referendarius zum domesticus: ebd. 68, Nr. 55. Aufstieg des Gundulfus vom domesticus zum dux: ebd. 108 f., Nr. 118. Weitere hochrangige domestici in leitender Funktion am Hofe: Scheibelreiter 1999, 71.



Franken 

 295

fällen am Ende des Jahrhunderts dürften die fränkischen Krieger und Diplomaten auch mit ihnen interagiert haben. Als 507 der Großteil des westgotischen Galliens Chlodwig in die Hände fiel, war der exzeptionelle dux Victorius, der als einiziger nachweislich über ein größeres gallisches Gebiet eingesetzt war, bereits über 30 Jahre abgesetzt. Von ihm ging sicherlich keine Vorbildwirkung mehr aus. Spätestens seit der Vertreibung der Westgoten hatten die Franken auch mit den duces der Ostgoten zu tun, die im burgundischen Grenzgebiet, Septimanien und Südgallien belegt sind. Um die intergentilen Einflüsse besser einschätzen zu können, wäre eine detaillierte Untersuchung möglichst vieler Ämter an den Höfen und in den Regionen nötig, die an dieser Stelle nicht geleistet werden kann.

6.4.8 Zusammenfassung Die zahlreichen und gut dokumentierten fränkischen duces sind hauptsächlich erst seit den 550er Jahren belegt. Während der schnellen Expansion des Frankenreiches nach dem Herrschaftsantritt Chlodwigs im Jahr 482, werden über 50 Jahre keine duces erwähnt. Dies ist wohl nicht der Quellenlage anzulasten, sondern reflektiert das tatsächliche Fehlen dieser Amtsträger. In den Regionen der Alemannen, Westgoten, Burgunder, des Syagrius und der Ostgoten in der Provence wurden keine bestehende Dukate übernommen. Der einzig in Frage kommende ducatus des Victorius tritt nicht erneut in diesen Grenzen in Erscheinung. Zudem ist in Bourges, dem Hauptort dieser Provinz,1474 kein fränkischer dux bezeugt und in Clermont, welches Victorius seinem Amtsbereich hinzugefügt hatte, ist nur der nicht als dux bezeichnete Sigivaldus belegt, allerdings erst über 60 Jahre später. Die ersten beiden expliziten duces nach der Etablierung des gallischen Reiches treten gleichzeitig um 525 auf. Von nun an handelt es sich bei ihnen stets um untergeordnete Funktionäre mit unterschiedlichen Aufgaben und, zumindest bis ins frühe siebente Jahrhundert, nicht mehr um einen alternativen Titel für den König. Der mit summa ducis preditus potestate ausgestattete Eleusius verwaltete nach dem Tod Chlodomers 524 dessen Königsresidenz Orléans im Auftrag Childeberts. Er ist der einzige bekannte dux in Orléans. Dux Hilpingus wird als Berater und möglicherweise Unterfeldherr im Heer Theudeberts um 525 erwähnt, welches der König selbst gegen aufständische Gallorömer anführte. Wie in einem späteren Abschnitt dargelegt ist,1475 sind die Bezeichnungen von Eleusius und Hilpingus als duces erst deutlich später zu datieren, weshalb sie vielleicht zur Zeit ihrer Aktivitäten nicht diesen Titel trugen. Nach 525 vergehen erneut beinahe 30 Jahre, bevor in Alemannien und Bayern die nächsten regionalen duces erwähnt werden, diejenigen im gallischen Kernreich in Toulouse, der Champagne und im pagus Ultraiuranus

1474 Notitia Galliarum (Mommsen 1892), 12.1. Vgl. Wittke/Ohlshausen/Szydlak 2012, 225. 1475 S. o. im Abschnitt über den fränkischen dux-Titel im Kapitel 6.4.8.

296 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

kommen wiederum mehrere Jahre später hinzu. Elf weitere Dukate folgen nach 576 bis 612.1476 Insgesamt sind zwischen Chlodwigs Tod und dem Ende des Betrachtungszeitraumes über 70 duces bekannt. Im Folgenden sind die drei Typen von duces kurz zusammengefasst, wobei die duces in Norditalien nicht mit aufgenommen wurden. Einige der norditalischen duces waren eigentlich in anderen Gebieten eingesetzt, wie am Bodensee oder als dux Alamannorum. Auch wenn sie für einige Zeit Territorien südlich der Alpen kontrollierten, so waren diese administrativ kaum in das Frankenreich integriert. Die duces kommandierten ihre Truppen nicht in genau umrissenen Abschnittsgrenzen, sondern passten sich den militärischen und versorgungstechnischen Gegebenheiten an. Aufgrund dieser Merkmale sind sie nicht in das Schema einzupassen. Duces mit regionalen Zuständigkeiten innerhalb des fränkischen Kernreiches Diese duces treten nach den frühen und zweifehaften Vertretern in Orléans und Clermont in den 520er Jahren ab 555 auf. Seit diesem Jahr ist das Dukat Tours und Poitiers belegt, ab 566 Toulouse, ab 570 in der Champagne und ab 573 im pagus Ultraiuranus. Einige dieser Dukate wurden vermutlich bereits 561 bei der Verteilung des Chlotharreiches auf seine Söhne eingerichtet. Seit der Mitte der 570er Jahre vermehrte sich ihre Anzahl dann rasant: 576 kam Limoges, 577 Auxerre, 581 Gascogne, 584 Soissons, 585 der principatus Aire und Béarn sowie Clermont, Rodez und Uzès, 586 Angers und Rennes, 590 Paris, 600 Besançon und 600/1 Nordfrankreich hinzu. Wie sehr diese Menge an ducatus von der historischen Anzahl abweicht, kann nicht ermittelt werden. Da jedoch beinahe die gesamte Grenze durch zeitgleich belegte duces abgedeckt wird,1477 kann davon ausgegangen werden, dass zumindest am Rand des Kernreiches fast alle ducatus bekannt sind. Die Situation im Inneren des Reiches ist eine andere, doch muss beachtet werden, dass einerseits nicht über jede civitas ein dux eingesetzt worden ist, da die Leitung einer civitas beim entsprechenden comes lag, andererseits auch comites existierten, über die kein dux eingesetzt war. Keinesfalls war das gesamte fränkische Gebiet Galliens vollständig in ducatus aufgeteilt. Die duces mit regionalen Zuständigkeiten innerhalb Galliens lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Zum einen die langlebigen Grenzdukate und zum anderen die kurzlebigeren Binnendukate. Die erste Gruppe ist durch länger belegte Existenzdauern sowie auch ihre Lagen in Grenzregionen gekennzeichnet, in denen verstärkt mit dem Einfall von äußeren Feinden oder mit Aufständen zu rechnen war. Eine Ausnahme ist hierbei das Dukat von Tours und Poitiers.1478 Die längeren Belegdauern sind nicht in jedem Fall damit zu erklären dass die duces an den Grenzen öfter in den Krieg gezogen sind. Die duces im pagus Ultraiuranus sind weitgehend nur durch 1476 Siehe Karte 14 für eine geografische Übersicht aller territorialen duces des Frankenreiches. 1477 Siehe dazu im nachfolgenden Abschnitt über die langlebigen Grenzdukate. 1478 Dazu siehe weiter unten im vorliegenden Abschnitt.



Franken 

 297

die Nennung ihrer Ein- und Absetzung bekannt, der ducatus in Nordfrankreich wird nur als Regionalbezeichnung verwendet. Als solche langlebigen Grenzdukate sind zu nennen:1479 –– –– –– –– ––

Toulouse gegenüber den Westgoten (23 Jahre)1480 Champagne gegenüber Dänen, Friesen und Sachsen (27 Jahre) pagus Ultraiuranus gegenüber Langobarden und Alemannen (31 Jahre) Gascogne gegenüber Basken und Westgoten (9 Jahre) Nordfrankreich gegenüber Britannien, Dänen und Friesen (34 Jahre)

Bei der Betrachtung der Lage dieser Dukate ist festzustellen, dass die südöstliche Grenze des Reiches gegenüber den Langobarden nicht durch einen dux geschützt war und ebenfalls zwischen den Dukaten der Champagne und dem pagus Ultraiuranus eine Lücke klaffte.1481 Doch in diesen Regionen war die Sicherung auf anderem Wege gelöst worden. An der Grenze im Südosten wurde die Verteidigung durch die bereits seit römischer Zeit bestehenden patricii und rectores der Provence übernommen, die im Frankenreich durchgehend belegt sind. Zumeist waren es die dem burgundischen Teilreich zugehörigen patricii provinciae Arelatensis, die als Heerführer in den Quellen auftraten.1482 Zwischen Champagne und pagus Ultraiuranus lag die Grenzregion zu den benachbarten Alemannen, deren Kontrolle die Franken seit 537 beanspruchten und deren Festigung den duces Alamannorum oblag. Durch diese sieben Ämter wurde das Frankenreich in Gallien nach außen hin abgesichert.1483 Die zweite Gruppe ist die der kurzlebigeren Binnendukate (jeweils mit der maximal belegten Existenzdauer – bei einmaliger Nennung wird ein Jahr angegeben): –– –– –– –– –– –– –– (–

Limoges (1 Jahr) Auxerre (1 Jahr) Soissons bzw. Soissons/Meaux (4 Jahre) principatus in Aire und Béarn (1 Jahr) Clermont-Rodez-Uzès (2 Jahre) Paris (1 Jahr) Besançon (1 Jahr) Angers und Rennes (4 Jahre))

1479 Bei der Einbeziehung späterer Quellen wäre noch der dux im Nordwesten über die Städte Le Mans, Angers, Rennes und Bayeux zu erwähnen, der ebenfalls länger nachweisbar ist (Clauce 1986, 307.) und die Grenze zu den Bretonen sicherte. 1480 Die Zahl zeigt die belegte Existenzdauer des jeweiligen ducatus an. 1481 Vgl. Karte 14. 1482 Siehe dazu im Kapitel 6.4.6 über „Weitere Heerführer außer duces“ bei den Franken. 1483 Karte 15. Der dux über Angers und Rennes wurde mit aufgenommen, da spätere Quellen zeigen, dass er noch länger existierte.

298 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Zumindest beim principatus über Aire und Béarn und dem dux über Clermont, Rodez und Uzès war die wirkliche Existenz wohl ebenso kurz wie die Belegdauer in den Quellen. Die Dukate dieser Gruppe waren im Inneren des Reiches verortet und übten keine dauerhafte Verteidigungsfunktion gegen äußere Feinde aus, sondern waren entweder Statthalter in Königsresidenzen oder hatten eine militärische Funktion im Krieg der fränkischen Könige untereinander oder gegen andere innere Bedrohungen. Ob die duces in Limoges und Auxerre überhaupt territorialen Dukaten vorstanden, kann nicht sicher entschieden werden. Ebenso ist nicht sicher, ob Ennodius in Aire und Béarn als dux eingesetzt war. Beim ducatus über Clermont, Rodez und Uzès ist angesichts der militärischen Komponente eine Verteidigungsfunktion gegenüber dem westgotischen Septimanien anzunehmen, doch wurde der Dukat offenbar nur einmal vergeben. Eine Sonderrolle fällt dem dux von Tours und Poitiers zu, der während des Aufstandes des Prinzen Chram gegen seinen Vater Chlothar im Jahr 555 erstmals in Erscheinung tritt. Das über 37 Jahre belegte, möglicherweise vorübergehend unbesetzte Dukat spielte auch in den Kriegen zwischen den fränkischen Königen eine bedeutende Rolle. Die beherrschende Lage der beiden Städte machte den ducatus zum idealen Ausgangspunkt von Unternehmen. Es ist auffällig, dass die am längsten belegten Grenzdukate, ebenso wie das Dukat in Tours und Poitiers, als erste erwähnt werden, zudem noch innerhalb von nur sieben Jahren. Der dux in der Gascogne wurde später aufgrund der wachsenden Westgotenbedrohung ergänzt, die übrigen kurzlebigeren Dukate sind alle erst danach belegt und entstanden wohl auch wirklich erst später.1484 Die überlieferten Aktivitäten der duces zeigen, dass die Amtsträger beider Gruppen offenbar über die gleichen Kompetenzen verfügten. Dazu gehörte die Befähigung, bei Bedarf ein Heer auszuheben und auch anzuführen. Wenn es erforderlich war, konnten die duces ihre Heere auch weit über die Grenzen ihrer Dukate hinaus führen, um an anderer Stelle das Reich zu verteidigen oder an einem Angriff teilzunehmen. Stehende Heere sind jedoch nicht in den einzelnen Dukatssprengeln anzunehmen, obgleich ein gewisses Kontingent an Personal sicherlich stets verfügbar war. Häufig, insbesondere bei größeren militärischen Unternehmen, wurden zwei duces als Heerführer eingesetzt. Teilweise führte ein dux mit festem Sprengel neben einem Heeresdux die Truppen an, teilweise führten zwei duces mit festem Sprengel, teilweise ist neben einem dux ein anderer Amtsträger genannt.1485 An dem ambitionierten Feldzug Childeberts II. gegen die Langobarden 1484 Vgl. Anlage 1. 1485 dux mit Sprengel und Heeresdux: Wintrio (Champagne) und Audovaldus (Heer) gegen Langobarden; Wintrio (Champagne) und Gundovaldus (Heer) gegen das Reich Chlothlars  II.; Teudefredus (pagus Ultraiuranus) mit Wiolicus (Heer) gegen Langobarden. 2 duces mit Sprengel: Desiderius (Toulouse) und Bladastes (Gascogne) gegen aquitanische civitates; Beppolenus (Angers/Rennes) und Ebracharius (Paris) gegen Bretonen. 2 Heeresduces: Gunthram Boso und Godegiselus gegen Theu-



Franken 

 299

im Jahr 590 waren gar 21 duces beteiligt.1486 Weiterhin kontrollierten die duces ihren Sprengel im Auftrag des jeweiligen Königs und sicherten ihn gegen Übergriffe und Aufstände. Hierunter fällt auch die Gefangensetzung hochrangiger Personen, wie des Prinzen Merowech (Auxerre), von Geistlichen (Soissons) oder eines Gesandten Brunhildes an den Westgotenkönig Rekkared (Paris). Es ist somit kein wesentlicher Unterschied im Aufbau der langlebigen Grenzdukate und kurzlebigen Binnendukate erkennbar, weshalb angenommen werden kann, dass es sich bei all diesen um eine einheitliche Gruppe handelte. Duces als Heerführer ohne festen regionalen Zuständigkeitsbereich Für eine Reihe von duces können keine Sprengel benannt werden kann. Wenngleich das Fehlen bei einigen auf die dürftige Quellenlage zurückgeführt werden kann, so sind andere jedoch besser bekannt, sodass bei diesen nicht mehr von einem Zufall ausgegangen werden kann. Insbesondere der große Feldzug von 590 kann bei der Deutung behilflich sein. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die 21 duces, die gegen die Langobarden marschierten, allesamt jeweils einem territorialen ducatus vorgestanden haben, der bei ihrem Abmarsch ohne dux verblieben ist.1487 Zu diesem Zeitpunkt sind sieben Territorialdukate im Frankenreich belegt,1488 was wenig über der Höchstanzahl von acht zeitgleich belegten Sprengeln liegt, neun, wenn der principatus über Aire und Béarn hinzu gezählt wird. Tours und Poitiers sowie Clermont, Uzès und Rodez waren zuvor abgeschafft worden. Von den erwähnten sieben belegten territorialen Dukaten, gehörten nur die Champagne (dux Wintrio), ein Teil der Gascogne (dux Chuldericus), sowie Soissons und Meaux (dux Magnovaldus) zum Reich Childeberts II., welcher das Heer entsandte. Keiner von diesen territorialen duces ist im Heer erwähnt. Somit müsste das restliche Reich Childeberts  II. mit 21 Dukaten überzogen gewesen sein, wobei Tours und Poitiers abgezogen werden muss, wo seit 587 keiner mehr bestand. Angesichts der normalerweise größeren ducatus muss hier wohl geschlussfolgert werden, dass nicht jeder dieser duces einen territorialen ducatus hatte. Die duces ohne Sprengel treten, wie zu erwarten, zumeist als Heerführer auf, bei größeren Unternehmen oft zusammen mit einem anderen dux oder Amtsträger. Während des erwähnten Feldzuges von 590 wird zudem deutlich, dass die duces nicht alle auf einer Hierarchieebene standen. Die beiden duces Austrovaldus und Chedinus kommandierten ihre jeweiligen Heeresteile und geboten über 6 bzw. 13 ihnen unterdebert (Sohn Chilperichs I.). dux und anderer Amtsträger: Desiderius (Toulouse) und Austrovaldus (comes) gegen Carcassonne; Gararicus (Heer) und Ebero (cubicularius) gegen Limoges. 1486 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 10,3. Buchner 2000b, 330, Anm. 2. 1487 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 3,30. S. o. unter den austrasischen duces. Vgl. Behr 1975, 113. Ähnliche Zweifel äußert auch: Ewig 1976 f., 458. 1488 Angers/Rennes, Champagne, Gascogne, Paris, pagus Ultraiuranus, Soissions/Meaux, Toulouse. Zur Übersicht der Belegdauern, siehe Anlage 1.

300 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

stellte duces. Andere erscheinen als Teil des Gefolges der Könige und in einer hohen Vertrauensstellung. Sie führten Verhaftungen durch und vollstreckten königliche Urteile. In einigen Fällen sind sie auch als Sonderbeauftragte bzw.  –ermittler eingesetzt worden.1489 Zusammengefasst erscheinen die duces somit zumeist als militärisch aktive, doch im Grunde universell einsetzbare Agenten der Könige. Ob sie ihre Truppen selbst aushoben, ist unklar. Mit der Heerführung und der Fähigkeit bedeutende Funktionsträger festzunehmen waren ihre Kompetenzen und Aufgaben mit jenen der duces mit festen regionalen Zuständigkeiten identisch. Für keinen dux ohne Amtssprengel ist eine ausdrückliche Entlassung aus seinem ducatus belegt. Duces mit ausgeweiteten Kompetenzen als Statthalter außerhalb des Reiches Als Vertreter dieses dux-Typus sind die duces Baiuvariorum, Alamannorum, sowie in Kantabrien bzw. dem Baskenland zu nennen. Auch wenn sich bei diesen Dukaten Unterschiede feststellen lassen, so eint sie dennoch ihre inhaltliche Verschiedenheit von den übrigen duces sowie der rechtliche Sonderstatus ihrer ducatus. Allen drei duces waren von den Franken unterworfene Gruppen außerhalb des fränkischen Kernlandes zugeordnet. Somit waren sie nicht, wie ihre Pendants innerhalb Galliens, als austauschbare Verteidiger einer fränkischen Region installiert, sondern stellten selbst die Garanten für die Aufrechterhaltung der fränkischen Herrschaft dar. Zu diesem Zweck wurden ihnen ausgeweitete Kompetenzen zugestanden. Die ducatus in Alemannien und Bayern, welche beide weit über den Betrachtungszeitraum hinaus bestehen blieben, entwickelten sich in sehr ähnlicher Weise. Ihre Kompetenzen, wie sie den Leges Alamannorum bzw. Baiuvariorum zu entnehmen sind, waren vergleichbar.1490 Im vor 634 bei den Thüringern eingesetzten dux ist ein weiterer Vertreter dieses Typs zu erkennen. Ob sich der dux in Kantabrien auf ähnliche Weise entwickelt hätte, wäre das Land nicht im frühen siebenten Jahrhundert bereits wieder unter westgotische Kontrolle gekommen, bleibt offen. Die duces als Gruppe von Ämtern mit unterschiedlichen Kompetenzen Die Betrachtung der fränkischen duces hat eine Vielzahl von Variationen ergeben, aus denen sich die drei oben vorgestellten Typen herauskristallisieren. Bisweilen ist selbst innerhalb eines Typs eine Unterscheidung oder auch hierarchische Gliederung erkennbar. Es handelte sich beim „fränkischen dux“ insgesamt also mitnichten um ein einheitliches Amt, als vielmehr um eine Gruppe von Positionen. Gemeinsam war allen duces-Varianten die potentielle Befugnis eigenständig Truppen anzuführen, sowie eine Vertrauensstellung beim König. Doch nicht allein den duces konnte die 1489 Gundulfus in Massilia, Ratharius ebenso in Massilia (von Gregor als quasi dux bezeichnet), Antestius in Angers und Nantes. 1490 Vgl. Beyerle (1975, 134), der die Titel über die Herzogtümer der Alemannen und Baiuwaren aufgrund ihrer Ähnlichkeit auf einen gemeinsamen Urtext zurückführt.



Franken 

 301

Heerführung übertragen werden, auch maioresdomus, comites civitatum, patricii und weitere Amtsträger sind in dieser Funktion belegt. Dass Hofbeamte wie maioresdomus oder referendarii als Heerführer eingesetzt wurden,1491 ist eine Entwicklung des ausgehenden sechsten und frühen siebenten Jahrhunderts, als die jungen Könige verstärkt von ihren Beratern beeinflusst wurden. Patricii und comites civitatum sind anders zu werten. Erstere waren von den Ostgoten übernommen worden, nahmen die Verteidigungsaufgaben eines dux wahr und stellten eine regionale Sonderentwicklung dar. Letztere wiederum waren bereits seit den 460er Jahren als Vorsteher ihrer civitas für die militärische Verteidigung zuständig. Im Frankenreich erscheinen jedoch nur fünf comites in der Funktion von Heerführern,1492 womit dieser Aspekt der civitasverwaltung nicht zu ihren Hauptaufgaben gezählt haben wird. Somit kann trotz der anderen aus den Quellen bekannten Kommandeure die Heerführung als Kernaufgabe der duces bezeichnet werden. Angesichts der unterschiedlichen Sonderaufgaben, die einige duces ausführten, des Fehlens fester Amtssprengel bei einer Anzahl von duces und des Fehlens stehender Heere unter ihrem Befehl, erscheinen die duces als eine Gruppe von Vertrauten und Funktionären, auf die die Könige bei Bedarf zurückgriffen. Dux als dauerhafte, personengebundene Würde Der dux als hoher Würdenträger mit dem territorialen Zuständigkeitsbereich seines ducatus ist in den Quellen gut belegt. Ebenso sind ausdrückliche Einsetzungen eines dux in einen ducatus bzw. die Verleihung der potestas ducatus nachweisbar1493 und auch explizite Entlassungen aus dem Dukat werden genannt.1494 All diese Fälle betreffen jedoch duces mit festen regionalen Zuständigkeiten. Es ist fraglich, ob die gleichen Eigenschaften auch auf duces ohne Sprengel zutrafen. Auch diese duces ohne Amtssprengel wurden sicherlich ernannt, doch Entlassungen sind keine bekannt. Solche Entlassungen wären jedoch dann anzunehmen, wenn ein dux sich vom König abwendete oder die Seiten wechselte. Bladastes, Desiderius und auch der frühere patricius Mummolus wurden jedoch auch weiterhin mit ihren dux-Titeln genannt, obwohl sie

1491 Bspw. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78. 1492 Es handelt sich um die comites von Auxerre, Bourges, Châteaudun, Clermont, Rouen und Tours. 1493 Nicetius wurde über Clermont, Rodez, Uzès, Chuldericus wurde in den ducatus über die Städte jenseits der Garonne eingesetzt: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. Beppolenus erhielt die potestas ducatus über die Städte Chlothars II., speziell Angers und Rennes: Greg. Tur. Hist. 8,42. Austrovaldus in Toulouse: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,45. Im pagus Ultraiuranus: Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 573,2; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,13; 24. 1494 Z. B. Erpo in Auxerre: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14. Berulfus und Ennodius in Tours und Poitiers: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,26; 9,7. Nach dem Aufdecken der Verschwörung gegen Childebert  II. eine Reihe von nicht genannten duces: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12.

302 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

bei ihren jeweiligen Königen in Ungnade gefallen waren.1495 Für frühere duces oder Personen mit duces entsprechenden Funktionen sind bei Gregor die Titel ex duce bzw. quasi dux belegt.1496 Da eingangs bereits dargestellt wurde, dass Gregor den dux-Titel sorgfältig gebrauchte, ist hier eine beliebige Verwendung unwahrscheinlich.1497 Stattdessen könnte die bewusste Nutzung der Titulatur mit dem Fortdauern der dux-Stellung auch nach Abfall vom König verbunden werden. Unterstützend kann hier zudem auf die patricii Aegila, Leudeghiselus und Bodegiselus verwiesen werden, die in ihren Positionen in Arles bzw. Marseille auch duces genannt wurden. Diese Stellung bekleideten sie wohl parallel zu ihrem patriciatus. Es zeichnet sich ab, dass der ducatus als personenbezogene Würde existierte, die mit oder ohne Sprengel verliehen werden konnte. Die duces bildeten eine Gruppe von Vertrauten mit Sonderrechten,1498 die von den Königen für das Anführen von Heeren und andere Sonderaufträge herangezogen wurden, die königliche Kompetenzen erforderten. In Zeiten, in denen sie nicht von den Königen gebraucht wurden, genossen sie eine Sonderstellung, mussten sich jedoch nicht um die Verteidigung eines bestimmten Territoriums kümmern. Auf diese Sonderstellung mag Gregor Bezug nehmen, als er berichtet, nach dem Aufdecken der Verschwörung gegen Childebert II. habe dieser einige aus ihren primatus ducatus entlassen.1499 Herkunft der Amtsträger1500 Von den 68 namentlich bekannten duces tragen 54 Namen (jeweils zweimal Garibaldus und Sigulfus) von germanischer, zehn von römischer und vier von unklarer Herkunft.1501 Die germanischen Namen sind:1502 1495 Desiderius: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,27 f. Bladastes: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,34. Mummolus: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,1; 6,24; 6,26; 7,34. Die Erwähnung dux tuus in 6,26. ist in einer Rede Gunthram Bosos an König Gunthram. 1496 Jeweils zweimal belegt: ex duce: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,19; 10,19. quasi dux: Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,12; 9,12. 1497 S. o. im Abschnitt „ducatus und dux in Gregors von Tours Historien“. 1498 Vielleicht vergleichbar mit den hellenistischen φίλοι, den früh- und hochkaiserzeitlichen ordines senatoris und equester oder den spätantiken comites, consistoriani oder illustres: Ameling/Gizewski/Mehl/Tinnefeld 1998, 665–670. 1499 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12. S. o. im Abschnitt über „ducatus und dux in Gregors von Tours Historien“. 1500 Zu den jeweiligen Informationen, außer zu der Namensherkunft, siehe jeweils bei: Selle-Hosbach 1974. 1501 Nicht mit aufgenommen sind die duces Leutharius (alemannischer dux 643 am Hof in Metz), Chrodobertus und Cunzo, da sie außerhalb des Betrachtungszeitraumes überliefert sind. Von diesen drei tragen Leutharius, Chrodobertus Namen germanischer Herkunft, während Cunzo unklarer Herkunft ist. 1502 Reichert 1987, s. v. Aegylan, 12; s. v. Agin, 15; s. v. Amalo, 43; s. v. Aming, 45; s. v. Audovald, 96; s. v. Aunulf, 101; s. v. Austrovald, 107; s. v. Beppolen, 133; s. v. Berulf, 139; s. v. Bobo, 144; s. v. Bodegisil, 145; s. v. Boso, 147; s. v. Buccelen, 155; s. v. Garivald, 309; s. v. Haming, 418; s. v. Hedin, 423;



Franken 

Aegila (Burgund) Aginus (Austrasien) Amalo (Burgund) Amingus (Norditalien) Audovaldus (Austrasien) Aunulfus (Neustrien) Austrovaldus (Toulouse) Beppolenus (Angers/Rennes) Berulfus (Tours/Poitiers) Blidebodes (Neustrien) Bobo (Neustrien) Bodegiselus (Austrasien) Boso (Burgund/Toulouse) Buccelenus (Alemannien) Chamingus (Austrasien) Chedinus (Austrasien) Chramnichis (Norditalien) Chrodinus (Austrasien)

Chuldericus (Gascogne) Dracolenus (Tours/Poitiers) Garibaldus (Bayern) Ebracharius (Paris) Erpo (Auxerre) Garibaldus (Bayern) Gararicus (Austrasien) Godegiselus (Austrasien) Gundovaldus (Austrasien) Gundulfus (Austrasien) Gunthram Boso (Austrasien) Hilpingus (Austrasien) Lanthacarius (Alemannien) Launebodis (Toulouse) Leudefredus (Alemannien) Leudeghiselus (Burgund) Leutharius (Alemannien) Mummolus (Burgund)

 303

Magnacharius (p. Ultraiuranus) Magnovaldus (Soissons) Mummolenus (Norditalien) Olfigandus (Austrasien) Olo (Austrasien) Ragnovaldus (Toulouse) Ratharius (Austrasien) Rauchingus (Soissons) Raudingus (Austrasien) Roccolenus (Neustrien) Sigulfus (Austrasien/Burgund) Tassilo (Bayern) Teudefredus (p. Ultraiuranus) Vaefarius (p. Ultraiuranus) Waldelenus (Besançon) Wandalmarus (p. Ultraiuranus)

Römischer Herkunft sind die Namen: Antestius (Burgund) Asclipius (Burgund) Cautinus (Austrasien) Dentelenus (Nordfrankreich)

Desiderius (Limoges/Touluse) Nicetius (Clermont/Rodez/Uzès) Ennodius (Tours/Poitiers) Protadius (p. Ultraiuranus) Iohannes (Austrasien) Lupus (Champagne)1503

Unklarer Herkunft sind die Namen:1504 Austrapius (Tours/Poitiers) Bladastes (Gascogne)

Wintrio (Champagne) Wiolicus (Burgund)

s. v. Chramn, 213 f.; s. v. Chrodin, 216; s. v. Chulderic, 216; s. v. Dracolen, 239; s. v. Ebrachari, 242 f.; s. v. Erpo, 254; s. v. Garachari, 308; s. v. Godegisel, 359; s. v. Gundovald, 400 f.; s. v. Gundulf, 401; s. v. Gunthramn, 415; s. v. Hilping, 431; s. v. Lanthacari, 458; s. v. Launebod, 459; s. v. Leudefred, 466; s. v. Leudegisel, 466; s. v. Leutharis, 468; s. v. Magnacari, 483; s. v. Magnovald, 484; s. v. Mummol, 510 f.; s. v. Mummolen, 512; s. v. Olfigand, 533; s. v. Olo, 534; s. v. Ragnovald, 550; s. v. Rathari, 553; s. v. Rauching, 553; s. v. Rauding, 554; s. v. Riccolen, 566; s. v. Sigulf, 609; s. v. Teudefred, 654; s. v. Vaefari, 746; s. v. Waldelen, 751; vgl. s. v. Vandalari, 764. Tassilo ist aus dem Frankenreich und bei den Langobarden belegt: vgl. Kägler 2012, 186 f. Zu Uncelenus, einem romanisierten Namen: Haubrichs 2004, 106, Nr.5. 1503 Reichert (1987, s. v. Lup, 479 f.) zählt Lupus zwar zu den nicht klar zuordbaren Namen, doch ist seine romanische Herkunft dennoch anzunehmen: vgl. Selle-Hosbach 1974, 127 f., Nr. 139. 1504 Reichert 1987, s. v. Austrapi, 102; s. v. Bladast, 142; s. v. Vintrio, 782. Wiolicus ist bei Reichert (1987) und Schönfeld (1911) nicht erwähnt.

304 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Dass sich die Namensherkunft nicht sicher mit der Verbandszugehörigkeit gleichsetzen lässt, zeigen die Beispiele des Waldelenus, der wahrscheinlich Romane war,1505 sowie Mummolus, dessen nomen gentile eigentlich Eunius lautete.1506 Zu betonen ist jedoch, dass die römischen oder römische Namen tragenden duces erst ab 570 erwähnt sind, wobei nur vier vor 585 genannt werden, acht ab diesem Jahr, davon vier ab 600.1507 Auch wenn die bekannten duces nur einen Teil des ursprünglichen Kataloges bilden, ist dennoch eine Zunahme römischer Namen oder romanischer duces nach den ersten 60 Jahren fränkischer duces deutlich erkennbar. Bei der Betrachtung des Namensverhältnisses ist mit drei Vierteln ein deutliches Übergewicht der germanischen Namen zu konstatieren, was sicher zum Teil auf die Herkunft der Amtsträger hinweist, aber auch auf die Praxis der romanischen Familien, germanische Namensbestandteile anzunehmen, wie die erwähnten Mummolus und Waldelenus zeigen. Eine deutlichere Aussagekraft erhält dieser Befund, wenn er mit dem der Namen der comites civitatum verglichen wird, bei welchen das Verhältnis von germanischen zu römischen Namen ausgeglichen ist.1508 Offenbar war der

1505 Vgl. zur Herkunft Waldelenus‘ Sohnes Chramelenus: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78; Jon. Vit. Col. 1,14. Selle-Hosbach 1974, 166, Nr. 208. 1506 Selle-Hosbach 1974, 133–136; Nr. 151. 1507 Mommolus und Lupus ab 570, Desiderius ab 576, Asclipius vor 582, Antestius ab 585, Ennodius ab 585, Nicetius ab 585, Iohannes ab 590, Cautinus ab 600, Waldelenus um 600, Dentelenus ab 600 Protadius ab 603. 1508 Bei den comites civitatum lassen sich 27 römische und 27 germanische Namen identifizieren. Die Liste der comites aus Selle- Hosbach (1974.) ist ergänzt um Romanus (Gregor von Tours, hist. [Krusch/ Levison 1951], 4,39. PLRE 3B, s. v. Romanus 3, 1090 f.) und Severus (Vita sancti Paterni episcopi Abricensis [Krusch 1885], 49 f.). Vgl. auch: Kurth 1919. --- Römische Namen: Alpinus (Tours), Armentarius (Lyon), Britianus (Clermont), Crescentius (Avranches), Dulciadus (Angoulême), Ennodius (Poitiers), Eulalius (Clermont), Eunomius (Tours), Evodius (Clermont), Firminus (Clermont), Galactorius (Bordeaux), Galienus (Tours), Gallus (Chalon-sur-Saône), Georgius (Clermont), Hortensius (Clermont), Innocentius (Javols), Iustinus (Tours), Nicasius (Avallon), Nicetius (Clermont/Dax), Nunnichius (Limoges), Palladius (Javols), Peonius (Auxerre), Romanus (Javols), Salustius (Clermont), Severus (Avranches), Terentiolus (Limoges), Venerandus (Clermont). --- Germanische Namen: Austrovaldus (n. l. = nicht lokalisierbar), Becco (Clermont), Berulfus (n. l.), Conda (n. l.) (?), Eborinus (Tours), Fulcarius (Orléans), Gaiso (Tours), Garacharius (Bordeaux), Gundegiselus (Saintes), Gundovaldus (Meaux), Leudastis (Tours), Macco (Poitiers) (?), Maracharius (Angoulême), Mummolus (Auxerre), Nanthinus (Angoulême), Ollo (Bourges), Papulus (Nauriacum) (?), Ramnulfus (Angoulême), Sigoaldus (Poitiers), Sigobardus (Amiens), Theodulfus (Angers), Theudoaldus (Nantes), Waddo (Saintes), Wado (Cambrai), Waragulphus (Angoulême), Werpinus (Meaux), Willacharius (Orléans/Tours). Siehe: Reichert 1987, s. v. Austrovald, 107; s. v. Becco, 132; s. v. Berulf, 139; s. v. Conda, 225; s. v. Eborin, 242; s. v. Fulkaris, 295; s. v. Gaiso 3, 306; s. v. Garachari, 308; s. v. Gundigisil, 397; s. v. Gundovald 3, 401; s. v. Leudast, 465 f.; s. v. Macco 2, 482; s. v. Marachari, 488; s. v. Mummol, 510 f.; s. v. Nantherin, 516; s. v. Ollo, 534; s. v. Papul, 540; vgl. s. v. Chramnus, 213 f.; s. v. Sigyvald, 609; s. v. Sigibercth, 601–605; s. v. Theodulf, 681; s. v. Theudebald 1, 682; s. v. Waddo, 745; s. v. Werpinus, 773; s. v. Wilichari, 778. Zu Waragulphus: Schönfeld 1911, s. v. Gulfetrud, 115; s. v. *Vara, 257.



Franken 

 305

militärische Bereich im sechsten Jahrhundert noch stärker fränkisch geprägt als die kommunale Verwaltung. Über die ethnische Zugehörigkeit finden sich bei neun duces Informationen. Die Brüder Buccelenus und Leutharius waren Alemannen,1509 Chuldericus Sachse,1510 Gundulfus, Waldelenus und vermutlich Iohannes, Lupus und Nicetius Romanen.1511 Über die soziale Stellung der Amtsträger sind nur in wenigen Fällen explizite Nachrichten überliefert. So werden Bobo, Chedinus und Raudingus als viri magnifici, Iohannes und Lupus als nobiles bezeichnet und auch Launebodis war von höherer sozialer Stellung.1512 In mehreren Fällen sind verwandtschaftliche Bande mit anderen hohen Würdenträgern nachweisbar. Wiederum sind hier die Brüder Buccelenus und Leutharius zu nennen.1513 Gundulfus war der Bruder des Bischofs Nicetius von Lyon und Großonkel Gregors von Tours.1514 Dux Lupus war der Bruder des iudex Magnulfus und Vater des dux Iohannes und des comes palatii Romulfus, sowie Schwiegervater des dux Godegiselus.1515 Der dux Magnacharius war vermutlich der Schwiegervater König Gunthrams und seine Söhne dux Wiolicus und comes palatii Ciucilo somit dessen Schwager.1516 Bei vielen duces handelte es sich um vermögende bzw. begüterte Personen. Dies ist für die 18 duces Aginus, Amalo, Asclipius, Beppolenus, Berulfus, Bladastes, Bodegiselus, Chuldericus, Chrodinus, Desiderius, Ennodius, Gunthram Boso, Iohannes, Launebodis, Lupus, Nicetius, Rauchingus und Wiolicus anzunehmen. Bis auf Nicetius, der sein Amt mit einer großen Summe erkaufte,1517 ist jedoch unklar, ob die Amtsträger bereits vor Dienstantritt vermögend waren oder erst im Laufe ihrer Tätigkeit auf legalem oder illegalem Weg vermögend wurden. Der dux in der Ämterlaufbahn1518 Bevor die duces in ihre Ämter kamen, hatten die meisten vermutlich bereits andere Positionen inne, die jedoch zumeist nicht bekannt sind. Für sieben duces sind diese 1509 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,6. 1510 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 7,3; 8,18. 1511 Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 8,1; Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,7; 7,10; Flodoardus, hist. Rem. eccl. (Heller/Waitz 1881), 2,4; Gregor von Tours, libri de sanct. Mart. (Krusch 1885), 2,2; 4,36. Zu Waldelenus: vgl. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78; Jon. Vit. Col 1,14. 1512 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,45; Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 40; Flodoardus, hist. Rem. eccl. (Heller/Waitz 1881), 2,4; Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 2,8; 1513 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,6. 1514 Gregor von Tours, vit. patr. (Krusch 1885), 8,1; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 6,11. 1515 Flodoardus, hist. Rem. eccl. (Heller/Waitz 1881), 2,4; Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 9,12. 1516 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 4,25; Fredegar, chron. (Krusch 1888), 3,56. SelleHosbach 1974, s. v. Ciucilo, 74, Nr. 66. 1517 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 8,18. 1518 Die Karrieren der fränkischen Beamten hat bereits Selle-Hosbach (1974, 34–37) aufgearbeitet und dargestellt.

306 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

Ämter nachweisbar, wobei camerarius, comes stabuli und domesticus jeweils einmal erwähnt sind, der comes civitatis jedoch viermal.1519 Somit scheinen vor allem comites civitatum als zukünftige duces prädestiniert gewesen zu sein. Als Beförderungsämter nach dem ducatus sind dreimal der patriciatus bekannt, einmal verbunden mit dem rector provinciae, und je einmal die Stellung als maiordomus sowie das Bischofsamt.1520 Längere Karrieren vor und nach dem ducatus sind nur bei Mummolus und Nicetius bekannt, die beide vorher comites civitatum waren und später patricii wurden.1521 Der fränkische dux-Titel Auch wenn die ersten oben vorgestellten duces aus den Jahren um 525 stammen, müssen sie zu dieser Zeit noch nicht den Titel dux getragen haben. Allein die Abfassungszeiten der Quellen können einen Hinweis auf die ersten Verwendungen der Titulatur liefern. Die bis in das frühe bzw. mittlere fünfte Jahrhundert datierbaren Autoren Sulpicius Alexander und Prosper Tiro erwähnen die ersten duces, die jedoch noch als unabhängige Anführer erscheinen.1522 In Prolog und Epilog der Lex Salica von 507 bis 511 werden neben dem rex nur proceres und optimates erwähnt, welche die Großen der fränkischen Gesellschaft bezeichneten. Seit den 570er Jahren tritt der dux-Begriff dann sehr viel häufiger in den Quellen auf und zwar in technischer Verwendung. Als wichtigste Quelle ist Gregor von Tours zu nennen,1523 der sein Werk etwa zwischen 573 und 594 verfasste.1524 Aus der konsequenten Verwendung von dux sowie der Passagen über den ducatus1525 ist zu schlussfolgern, dass der Titel bereits fest etabliert war. Im Brief Gogos an den dux Chamingus (hier allerdings nur im Titel) vor 575 und dem Schreiben des römischen Exarchen an Childebert aus den Jahren 585 oder 590 tritt der Titel ebenfalls auf.1526 Der 570 aus seinem ducatus in der Champagne abgesetzte dux Lupus wird bereits zu Lebzeiten von Venantius Fortunatus mit diesem Titel versehen,1527 welcher in seiner vita Radegundis auch den dux Austrapius 1519 Camerarius: Wandalmarus, comes stabuli: Leudeghiselus, domesticus: Gundulfus, comites civitatum: Austrovaldus, Ennodius, (Eunius) Mommlus, Nicetius. 1520 Patricii: (Calomniosus) Aegila, (Eunius) Mummolus, patricius und rector provinciae: Nicetius, maiordomus: Protadius, Bischof: Austrapius. 1521 Zu Mummolus in Detail im Abschnitt „Dux als dauerhafte, personengebundene Würde“ im Kapitel 6.4.8. 1522 Sulpicius Alexander 1,1. = Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,9. Castritius 2005, 129; Seeck 1894, 1446. Continuatio Hauniensis (Mommsen 1892), ad a. 451 (MGH Auct. Ant. 9, 1892, 302). 1523 Vgl. Kaiser/Scholz 2012. 1524 Heinzelmann 1994, 178. 1525 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 5,14; 8,18; 8,26; 8,42; 9,7; 9,12; 9,14; 10,9. 1526 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 13; 40. MGH Epp. 3, Berlin 1892, 127 f.; 145–147 1527 Venantius Fortunatus, carm. (Leo 1881), 7,7. Die Absetzung selbst ist erst bei Fredegar überliefert: Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,18.



Franken 

 307

in Poitiers nennt.1528 Agathias, der in den Jahrzehnten vor 582 schrieb nennt neben ἄρχοντες ἐν ταῖς πόλεσι auch ἡγεμόνες als Anführer der Heere, wohingegen er die fränkischen Könige als βασιλείς bezeichnet.1529 In der Chronik des im Jahr 594 verstorbenen Marius von Avenches wird mehrfach der Titel dux Francorum erwähnt.1530 Die vita des Abtes Avitus von Orléans, die den frühen dux Eleusius nennt, wird erst um 600 datiert1531 und Johannes von Biclaro, in dessen Chronik dux Boso und Francorum dux Desiderius genannt werden, schrieb ebenfalls erst später.1532 Ebenso sind die übrigen wichtigen Werke und Autoren wie Fredegar, der Liber Historiae Francorum1533 oder Paulus Diaconus erst später zu datieren. Zwar verwendeten diese drei Gregor als Quelle,1534 doch zeigen die übrigen, relativ zeitgleichen Quellen, dass der Titel tatsächlich in Gebrauch war. Dieser Befund deutet an, dass sich der Titel dux im Frankenreich erst wenig vor der Tätigkeit Gregors als Schriftsteller durchgesetzt hatte, spätestens um die Mitte des sechsten Jahrhunderts. In dieser Zeit kamen die duces in Alemannien, Bayern sowie Tours und Poitiers auf. Bei diesen duces kann als sicher gelten, dass sie auch diesen Titel trugen. Die Zusätze Alamannorum und Baiuvariorum sind hingegen erst später in den Quellen verwendet. Ob die entsprechenden Amtsträger bereits seit der Mitte des sechsten Jahrhunderts so bezeichnet wurden, muss offen bleiben. Zur Herkunft: römisch oder nicht? Es konnte keine ungebrochene Kontinuität von römischen zu fränkischen duces festgestellt werden. Weder existierten die römischen Dukate lange genug, sodass die Franken sie hätten übernehmen können, noch deckte sich der Großteil der römi-

1528 Fredegar, vit. Rad. (Krusch 1888), 2,5. 1529 Agathias, Hist. (Keydell 1967), 1,2,4; 1,2,7; 1,3,1; 1,3,4. Die Abfassung der Historien fand wohl durch seinen Tod zwischen 579 und 582 ein Ende: Brodka 2004, 152 f. Der byzantinische Historiker Agatihas ist um 536 in Myrina (Aiolis) geboren. Er begann zur Zeit Justins  II., also nach 565, sein Geschichtswerk zu schreiben, das er als Fortsetzung von Prokops Kriegen anlegte. Bei seinem Tod im Jahr 582 hatte er 5 Bücher verfasst, die die Jahre 552–558 abdeckten. Da ihm der Hintergrund Prokops und dessen persönliche Erfahrung fehlten, war seine Quellenbasis deutlich dünner. Hinzu kommen der erkennbare Wille das eigene rhetorische Geschick zu zeigen und die moralisierende Tendenz. Seine Ausführungen müssen daher, insbesondere die Vorgänge im Westen betreffend, mit großer Vorsicht gelesen werden: Gärtner 1973, 93 f. Meier zeigt, dass Agathias die Zeit Justinians als eine Periode der Unruhe charakterisieren wollte: Meier 2004, 295 f. 1530 Marius von Avenches, chron. (Mommsen 1894), a. 548,2; 565,2; 573,2 1531 Vita Aviti confessoris Aurelianensis (Krusch 1896), 10. Berschin 1986, 303 f. 1532 Johannes von Biclaro, chron. (Mommsen 1894), a. 587,6; a. 589,2. Kollautz 1983, 465–468; Baxter Wolf 1999, 1–3. 1533 Fredegars Chronik wird zwischen 642 und 715 (Collins 2007, 25) bzw. um 659 (Goffart 1989, 354) datiert und danach bis 662/3 kompiliert (Wood 1994b, 366). Der Liber Historiae Francorum, entstand wohl um 726/27: Runde 2001, 341. 1534 Collins 2007, 35; Gerberding 1987, 31; Schwarz 2009, 46–49.

308 

 Duces in den gentilen Reichen der Spätantike

schen und fränkischen Amtssprengel. Einzig beim dux Raetiae primae et secundae sowie dessen ostgotischen Nachfolger dux Raetiarum und dem dux Baiuvariorum ist eine räumliche wie zeitliche Nähe zu konstatieren, die als Kontinuität zu werten ist. Doch auch in diesem Fall, ebenso wie in allen anderen, ist keine Namenskontinuität gegeben, wie sie bei anderen von den Römern übernommenen Ämtern durchaus existierte. Somit bleiben der Titel dux und die Funktion als Heerführer übrig, die in gewisser Weise jedem dux inherent sind. Der Vergleich mit weiteren Rangtiteln aus dem spätrömischen Militär zeigte nur eine mäßige Verbindung mit den fränkischen Dienstgraden. Auch eine Ableitung vom dux-Rang Childerichs oder Chlodwigs ist unwahrscheinlich. Näher sind die duces der anderen gentilen Reiche, in denen bereits vorher duces die Krieger anführten. Im Falle des dux Baiuvariorum ist sogar eine direkte Vorbildwikung anzunehmen. Als nach dem Rückzug Theudeberts aus Norditalien ein Teil der Krieger südlich der Alpen verblieb, musste er bevollmächtigte Heerführer einsetzen. Hierfür wurden die Kompetenzen einer Position ausgeweitet, die schon zuvor als militärischer Berater oder Stellvertreter fungiert hatte. Der Titel dux war ausgewählt worden, da er durch West- und Ostgoten und vermutlich auch noch von früheren römischen Kontakten bekannt war und die Wortbedeutung genau zu der neuen Position passte. Bald darauf lernten die Franken mit dem dux Raetiarum eine neue Variante des ducatus kennen, den sie auf andere Regionen ihres Reiches übertrugen. Die unterschiedlichen Einflüsse andersartiger duces führten dazu, dass das Dukat im Frankenreich im Laufe des sechsten Jahrhundert eine vielgestaltige Position wurde. Der fränkische dux vom Funktionsträger zum Amt Der offizielle Charakter der duces ist schon bei den ersten Vertretern seit den 530er Jahren anzunehmen, da es sich nicht um Mitglieder der Königsfamilie handelte. Das fränkische Dukat ist somit innerhalb kürzester Zeit als wichtige Position entstanden, die von Beginn an Amtscharakter hatte. Alle frühen Stellvertreter und Heerführer hatten ihre Kompetenzen von den Königen erhalten und sie erwuchsen nicht aus den Personen selbst. Die fränkischen duces des sechsten und frühen siebenten Jahrhunderts lassen sich, wie ihre Vorbilder, nicht auf ein standardisiertes Amt zurückführen, sondern stellten eine Ämtergruppe dar, denen einige Eigenschaften gemeinsam waren. Sie waren die zweithöchste Position in der weltlichen Ämterhierarchie direkt unterhalb der Könige und nur gegenüber ihnen weisungsgebunden. Daher waren die ihnen übertragenen Kompetenzen auch königichen Ranges, sei es bei der Heerführung, sei es bei der Gefangensetzung von hohen weltlichen und kirchlichen Würdenträgern sowie Mitgliedern der königlichen Familien.

7 Zusammenfassung und Auswertung Da Entwicklung und Eigenschaften der duces in den Verbänden bereits im jeweiligen Abschnitt des Hauptteiles zusammengefasst wurden, wird auf detaillierte Teilauswertungen verzichtet. In der Zusammenfassung steht der Funktionsträger bzw. Amtsträger dux im Mittelpunkt. Dieser ist ausschließlich nach der Etablierung der Territorialreiche bei den Westgoten, Ostgoten, Langobarden und Franken belegt. Die vorherige Verwendung von dux für die Anführer der Verbände oder als Alternativbezeichnungen für die reges wird an dieser Stelle nicht noch einmal erläutert. Hierfür wird auf die entsprechende Zusammenfassung verwiesen. Seit der Etablierung der Reiche musste die Leitung des Verbandes von der aktiven militärischen Führung getrennt werden. Die vorherigen Heerkönige, die ihre Stellung durch Siege und die damit verbundenen Tributzahlungen, Landgewinne oder Beute rechtfertigen mussten, traten die Heerführung an fähige Kommandeure ab. Sie selbst waren nun durch andere Aufgaben beschäftigt, wie die Rechtsprechung, später auch Rechtssetzung, die regionale Verwaltung und Organisation des Zusammenlebens mit der romanischen Bevölkerung. Sie zogen nur noch auf eigenen Wunsch oder im Falle existenzieller Bedrohungen selbst in die Schlacht. Das Anführen der Krieger im Kampf war nicht mehr das konstituierende Element der Herrschaft, die sich nun auf weitere Pfeiler stützte. Zwar waren militärische Siege noch immer von Bedeutung, doch konnten sie auch von duces oder anderen Stellvertretern im Namen des Königs errungen werden. Hierfür griffen sie häufig auf nahe Verwandte oder Vertraute zurück, deren Treue ihnen durch langjährigen persönlichen Dienst sicher war. Die Trennung von Herrschaft und praktischer militärischer Führung erforderte eine ausreichende Kohäsion des Verbandes und hohe Sicherheit der Stellung des Königs, um trotz Abgabe der Heerführung nicht um die eigene Position fürchten zu müssen und zugleich sicher zu sein, dass ein eingesetzer Heerführer als Stellvertreter anerkannt wird. Je mehr sich die Stellung der Könige gefestigt hatte, umso häufiger konnten auch andere Personen als Heerführer eingesetzt werden, deren persönliche Bindung weniger stark war. Insbesondere wenn das militärische Kommando auf mehrere verteilt war, verringerte sich das Risiko, dass ein siegreicher Kommandeur dem König die Stellung streitig machte. Für diese Heerführer unterhalb der Könige wurde in den vier Reichen der Westgoten, Ostgoten, Langobarden und Franken der Name duces verwendet. Neben diesen sind bei den Langobarden noch die stärker vom König abhängigen Gastalden bekannt sowie im Frankenreich die aus dem ostgotisch-römischen übernommenen patricii und in Ausnahmefällen auch maioresdomus und comites civitatum.1 Während die comites ihre Truppe dann in die Schlacht führten, wenn sie

1 Hinzu kommt, wenig außerhalb des Betrachtungszeitraumes, auch der referendarius Chadoindus, der auf Befehl König Dagoberts ein Heer gegen die Basken führte und dabei mehrere duces befehligte. Fredegar, chron. (Krusch 1888), 4,78. https://doi.org/10.1515/9783110625233-007

310 

 Zusammenfassung und Auswertung

keinem dux unterstanden, fiel die militärische Führung der maioresdomus in eine Zeit, in der die Hofämter aufgrund des geringen Alters der Könige Theuderich II. und Chlothars II. einen überproportionalen Einfluss gewonnen hatten. Die duces, die sich in den Reichen herausbildeten, weisen eine Reihe von Gemeinsamkeiten, doch auch Unterschiede auf. Insbesondere bei West- und Ostgoten zeichneten sich ähnliche Entwicklungen ab. Bei den Westgoten erstreckte sich der Formierungsprozess des dux-Amtes über eine Zeitdauer von beinahe 100 Jahren. Bereits seit Theoderich  II. sind duces fassbar, die vermutlich unter Eurich stärker institutionalisiert wurden. Trotz ihrer Existenz führten die Könige der Westgoten in Einzelfällen noch immer selbst ihre Krieger in die Schlacht. Im Laufe der zweiten Hälfte des fünften und des sechsten Jahrhunderts wird ein Dukat im Südwesten der iberischen Halbinsel mit der Residenzstadt Augusta Emerita fassbar, welches die früheren Provinzen Lusitania und Baetica umfasst haben könnte. In der Phase der Verwaltung durch die Ostgoten übten deren Strukturen einen starken Einfluss auf das Westgotenreich aus. Es wurden weiterhin häufig duces eingesetzt, doch bleibt das Dukat in Südwesthispanien auch im sechsten Jahrhundert das einzige, klar fassbare Territorialdukat. Neben diesen duces wurden auch die Söhne und präsumtiven Nachfolger der Könige mit der Führung von Heeren beauftragt. Die lange Entwicklungsdauer des dux ist durch die unsichere lage des Reiches zwischen den Gegnern im Norden und Süden bedingt. Zudem mussten nach der Ansiedlung die Reichsverwaltung erst neu ausgerichtet und die Aufgaben und Funktionen des Königs etabliert werden, bevor eine solch wichtige Position wie die Führung der Heeresverbände vergeben werden konnte. Der Rückschlag, den die Westgoten durch die Vertreibung aus Aquitanien erlitten, brachte zudem die bereits aufgebauten Strukturen wieder durcheinander. Im Ostgotenreich wurden sogleich nach dem Herrschaftsantritt Theoderichs duces als Heerführer eingesetzt, die im Auftrag des Königs Krieger in die Schlacht führten. Sie waren auf mehreren Fronten eingesetzt, hatten variable Kompetenzen und waren Teil des ostgotischen Militärapparates, der parallel zur römischen Zivilverwaltung existierte. Außer dem dux in Rätien, der sich aus dem früheren weströmischen Vorgänger entwickelt hatte, waren keine weiteren festen Territorialdukate nachweisbar. Mit Beginn des Krieges gegen Byzanz löste sich jede feste Ordnung auf und duces wurden nach Bedarf eingesetzt. In dieser Zeit ist aufgrund der Quellenlage keine Rangfolge der Militärämter rekonstruierbar. Das sofortige Aufkommen der duces war möglich, da die Ostgoten sich in einem funktionierenden Staat niederlassen konnten, dessen Verwaltung intakt und in dem die Funktionen des Herrschers klar umrissen waren. Eine weitere Ursache ist in der Person Theoderichs selbst zu suchen, der in Konstantinopel erzogen und militärisch erfahren war und daher bei Übernahme der Herrschaft wusste, wie das Heer effektiv zu strukturieren war. Auch bei den Langobarden sind duces sofort nach der Einwanderung in Norditalien belegt. Anders als in den zuvor behandelten Verbänden waren sie jedoch regionale Verwalter einzelner größerer civitates und deren militärische Kommandanten.



Zusammenfassung und Auswertung 

 311

Sie waren zum Teil vom König eingesetzt worden und hatte sich zum Teil durch Eigeninitiative ihre Stellung erkämpft. Während des zehnjährigen Interregnums stellten sie in ihren Machtbereichen die höchste Instanz dar und waren damit selbst Herrscher. Nachdem das Königtum durch den Beschluss der duces wieder etabliert worden war, wurde die Stellung der duces im Langobardenreich gezielt geschwächt, indem einerseits abtrünnige duces militärisch geschlagen im Anschluss hingerichtet wurden und andererseits duces durch gastaldii ersetzt wurden, sowohl im Bereich der Heerführung als auch in Form von gastaldii civitatum im Bereich der kommunalen Herrschaftsausübung. Dass die Langobarden sofort nach ihrem Einmarsch in Italien mit der Einrichtung von regionalen Dukaten begannen, ist auch auf ihre Erfahrungen mit der römischen Verwaltung im norisch-pannonischen Raum zurückzuführen, in dem sie zuvor angesiedelt waren. Bei den Franken ist eine ausgesprochene Vielgestaltigkeit der duces zu konstatieren. Es zeichneten sich drei Typen ab, nämlich die Territorialduces im fränkischen Gallien, die früher als Stammesdukate bezeichneten Statthalter außerhalb Galliens in Alemannien, Bayern und Kantabrien/bei den Basken sowie die von Brunner als Titularduces bezeichneten duces ohne festen Sprengel. Die erstgenannten Territorialduces lassen sich noch einmal in zwei Gruppen aufteilen, die unter dem Punkt „Territoriale Zuständigkeit“ in der weiter unten aufgeführten Gesamtdarstellung erläutert werden. Die ersten duces werden bereits um 525 erwähnt, doch erst ab 550 nimmt ihre Anzahl stärker zu und wächst bis in die 580er Jahre kontinuierlich an. Zugleich zeichnet sich auch ein Wandel in den Eigenschaften der duces ab. Während die ersten als Residenzverwalter bzw. militärische Berater fungierten, kamen danach die Statthalter in Alemannien sowie Bayern und kurz darauf die langlebigen Grenzdukate auf. Es folgten die kurzlebigen duces im Inneren Galliens. Währenddessen erhöhte sich die Zahl der duces ohne festen Sprengel kontinuierlich und erreichte am Ende des sechsten Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Die Quellen deuten an, dass die Stellung als dux auch eine personengebundene Würde mit eigenen Kompetenzen und Privilegien war. In drei Verbänden waren keine duces zu finden. Im Vandalenreich existierten zwar dem König untergeordnete Heerführer, doch tragen sie nie den Titel dux. Es verging eine längere Zeit nach der Ansiedlung in Nordafrika, bevor die Leitung von größeren Heeren an untergeordnete Kommandeure abgegeben wurde, deren Bezeichnung unbekannt ist. Diese waren nicht dauerhaft in ihrer Position, sondern wurden bei Bedarf für spezielle militärische Unternehmen bestellt und zumeist aus den Reihen der Verwandten des Königs besetzt. Teilweise griffen die Herrscher dabei mehrmals auf denselben erfahrenen General zurück. Die Konzentration der Vandalen auf den Raum um Karthago und der zeitweise außenpolitische Frieden machten dauerhaft vergebene Militärbezirke unnötig. Der Verzicht auf ein stehendes Heer und die Seltenheit längerer Kriege hatten zudem die Bildung einer festen und differenzierten Militärhierarchie verhindert.

312 

 Zusammenfassung und Auswertung

Bei den Alemannen waren vor der Eroberung durch die Franken ebenfalls keine duces zu identifizieren. Die Heerführung wurde durch die reges und reguli übernommen, für die der militärische Erfolg ein Mittel zur Legitimation darstellte, weswegen das Einsetzen von stellvertretenden Heerführern ihrer Stellung abträglich gewesen wäre. Wie sich die innere Struktur im Laufe des fünften Jahrhunderts änderte, ist unbekannt. Zwar werden in den Quellen vereinzelt Großkönige erwähnt, doch führten diese auch kurz vor der ersten großen Schlacht gegen die Franken ihre Krieger noch selbst an, anstatt einen Heerführer einzusetzen. Dies gilt im beschränkten Umfang auch für das Burgunderreich, dessen innere Struktur zumindest aus der Zeit des zweiten Reiches nach der Ansiedlung in der Sapaudia besser bekannt ist. Duces spielten darin offenbar keine Rolle, die Kriegführung wurde stattdessen weiterhin von den Königen und ihren Nachkommen übernommen. Es bestand offenbar kein Bedarf, zu diesem Zweck auf Heerführer zurückzugreifen, die stellvertretend in den Krieg zogen. Möglicherweise ist eine Ursache in der ursprünglichen Konzeption des zweiten Burgunderreiches als angesiedeltes Föderatenheer zu finden.2 Bei der Suche nach den duces halfen die leges der verschiedenen Reiche kaum weiter. Sie sind in der Lex Visigothorum und im Edictus Rothari nur am Rande, im Edictum Theoderici und Pactus Legis Salicae überhaupt nicht erwähnt. Im Vergleich zu anderen Ämtern wie dem comes civitatis oder iudex oder auch den verschiedenen Funktionsträgern mit germanischen Namen, wie beispielsweise saio, wittescalcus, thunginus, rachimburgus oder gastaldius ist die geringe Präsenz der duces angesichts ihrer hohen Stellung geradezu bemerkenswert. Dieser Umstand weist auf den irregulären Charakter hin, den der dux in den Verbänden über lange Zeit hatte.

7.1 Eigenschaften der duces in den gentilen Reichen 7.1.1 Kompetenzen Wie wenig verwunderlich ist, waren die Kompetenzen der duces in den vier Verbänden, in denen sie nachgewiesen werden konnten, hauptsächlich militärischer Art. Das Vandalenreich, welches ebenfalls einige Heerführer vorweisen kann, reiht sich hier ein. Im Detail sind allerdings Unterschiede zwischen den Verbänden festzustellen. So gibt es bei West- und Ostgoten außerdem auch noch duces mit zusätzlichen 2 Vgl. Wood 2003, 255; 262; 266. Aetius war an der Zuweisung des Siedlungsraumes maßgeblich beteilig. Der Prozess gleicht der Ansiedlung der Westgoten im Raum um Tolosa. Ebd. 246 f.; 252; 260. Auch die archäologisch nachgewiesene Siedlungsweise deutet auf ein Föderatenheer hin. Die Siedler ließen sich auf einem kleinen Bereich eng beieinander nieder, um ihre Kräfte nicht zu überdehnen: Sémainville 2008, 240; 242.



Eigenschaften der duces in den gentilen Reichen 

 313

administrativen oder exekutiven Aufgaben, ebenso wie militärische duces unterhalb der Heerführung in einer niederen hierarchischen Ebene. Bei den Langobarden waren die duces regionale Kommandanten, die in der Zeit des Interregnums autokratisch regierten und später von den Königen entmachtet wurden. Der fränkische dux zeigt eine ganze Reihe von Ausprägungen vom Statthalter mit jurisdiktionellen, exekutiven, militärischen und fiskalischen Kompetenzen, über den regionalen Verteidigungskommandanten bis hin zum Sonderbeauftragten bei der Ermittlung gegen hohe Geistliche. Ein einheitlicher Kompetenzrahmen existierte somit zwar nicht, doch ist eine Konzentration auf die Heerführung festzustellen. Einige weitere Aspekte, wie Rechtsprechung, Versorgungsadministration und polizeiliche Aufgaben ergaben sich automatisch aus der militärischen Führungsfunktion, da ein Heerführer in der Lage sein musste, seine Truppen zu versorgen, unter Kontrolle zu halten und bei Fehlverhalten auch zu bestrafen. Sobald sich diese Kompetenzen jedoch auf die Zivilbevölkerung ausdehnten, standen die duces in Konkurrenz mit zivilen, romanischen Institutionen. In diesen Fällen war sorgsame Planung gefragt und im Ergebnis formten sich die duces in den Verbänden auf unterschiedliche Weise. Umgekehrt sind neben duces kaum andere Amtsträger in der Funktion von Heerführern belegt. Außer den Königen oder Heerführern ohne Titel sind bei den Westgoten ausschließlich duces als militärische Anführer genannt. Bei den Ostgoten sind in einem Fall auch praepositi zu erwähnen, bei den Vandalen die Chiliarchen als Teilkommandanten. Bei den Langobarden kamen später die gastaldii hinzu, die mit den duces in Konkurrenz standen. Die Franken haben auch hier eine Sonderrolle, da im Frankenreich neben den Königen und duces noch eine Reihe anderer Amtsträger als Heerführer belegt ist.

7.1.2 Territoriale Zuständigkeit Feste territoriale Zuständigkeiten sind im jedem der vier Verbände zu finden, doch sind sie sehr ungleich verteilt. Bei West- und Ostgoten sind sie sehr selten, bei Langobarden und Franken häufiger zu finden. Daneben muss auf die hohe Anzahl an duces bei Westgoten, Ostgoten und Franken hingewiesen werden, denen kein festes Territorium zugewiesen werden kann. Dies geht sicherlich nicht in jedem Fall auf die Quellenlage zurück, sondern viele duces wurden nur für spezielle Feldzüge eingesetzt und standen keinem dauerhaften ducatus vor. Anders ist es bei den Langobarden, wo solche duces ohne Sitz nicht explizit nachweisbar sind. Ostgotische duces scheinen je nach Bedarf im Kriegsgebiet oder der Aufenthaltsregion des Heeres eingesetzt worden zu sein. Bei längeren Konflikten verblieben sie auch einige Zeit in einer Region, ohne dass ein fester Militärbezirk eingerichtet wurde. Eine Sonderrolle hatte der dux in Rätien, dessen ducatus zumindest bis zum Beginn des Krieges gegen die Ostgoten klar umrissene Grenzen hatte.

314 

 Zusammenfassung und Auswertung

Im Westgotenreich zeichnen sich, ebenfalls entsprechend der Frontverläufe, drei wesentliche Einsatzgebiete ab: die Grenze zum Suebenreich im Nordwesten, das Gebiet der Pyrenäen und Septimaniens gegenüber den Franken sowie der Südwesten Iberiens. Im letzteren Falle ist die Ausbildung eines eigenen, auch als solches bezeichneten Dukates fassbar. Ob sich dieses an den Grenzen der früheren Provinzen Lusitania und Baetica orientierte, ist unklar. Die dort eingesetzten duces konnten bei Bedarf für Feldzüge bis nach Nordostiberien beordert werden. Im Langobardenreich waren die Machtbereiche der duces im Norden nur jeweils auf eine civitas beschränkt, wobei der dux in Friaul eine stärkere Position hatte, die sich jedoch nach in den Jahrzehnten nach dem Interregnum wieder abschwächte. In Mittel- und Süditalien existierten zudem die weitgehend vom König unabhängigen und deutlich größeren Dukate von Benevent und Spoleto. Für etwa zwei Drittel der fränkischen duces sind feste territoriale Zuständigkeiten bekannt, die von der Größe stark variieren konnten. Die meisten waren über Dukate im gallischen Frankenreich eingesetzt, die unterschiedlich lange belegt sind. Hier lassen sich zwei Gruppen unterscheiden, nämlich einerseits die früher ab den 550er Jahren belegten, länger nachweisbaren und an den Außengrenzen des gallischen Kernlandes gelegenen ducatus3 sowie andererseits jene im Inneren Galliens, die erst später ab den 570er und 580er Jahren und zudem sehr viel kürzer belegt sind. Beide Gruppen dienten zudem unterschiedlichen Zwecken. Während die erste Gruppe für die äußere Verteidigung des Reiches zuständig war, wurden duces der zweiten vorrangig im Rahmen der Bruderkriege eingesetzt. Außerhalb Galliens waren duces als Statthalter in Alemannien, Bayern und Kantabrien bzw. bei den Basken nachweisbar, die zusammen einen anderen duces-Typ bildeten. Im Fall des alemannischen dux muss betont werden, dass seine Macht sich keinesfalls über die gesamte Alemannia erstreckte, sondern Anfangs vorrangig auf die Gebiete westlich des Rheins sowie südlich der Donau und nur eine begrenzte Wirkung in die Tiefe des Raumes jenseits der Flüsse hatte. Dieser Einfluss wuchs nach und nach an, als das Gebiet allmählich durch fränkische Strukturen und Institutionen erschlossen wurde.

3 Dies sind der dux in Toulouse vor dem Ausgang des Aude-Tals, dem Einfallstor der Westgoten aus Septimanien, der westlich anschließende dux in der Gascogne gegenüber den Basken, der dux im pagus Ultraiuranus gegenüber Norditalien, der dux in der Champagne gegenüber Thüringern und Sachsen sowie der ducatus Denteleni in Nordfrankreich gegenüber Friesen, Sachsen und Britannien. Im Südosten war kein dux erforderlich, da der patricius provinciae Arelatensis die Verteidigung an den Einfallswegen durch Ligurien oder über die Westalpen übernahm. Die späteren Quellen lassen erkennen, dass der bereits in der Region Angers und Nantes bekannte dux östlich der Bretagne ebenfalls länger existierte. Er sicherte Gallien gegen die Bretonen und Einflälle aus Britannien ab.



Eigenschaften der duces in den gentilen Reichen 

 315

7.1.3 Amtsdauer In keinem der untersuchten Verbände konnte eine regelhafte Amtsdauer festgestellt werden. Zumeist sind die duces nur einmal genannt und selbst bei mehreren Erwähnungen sind nur sehr selten Ein- oder Absetzung bekannt. Die westgotischen duces Suniericus und Claudius waren beide über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren in ihrer Stellung. Bei den Ostgoten ist Ibba zu nennen, der mindestens fünf Jahre dux war. Im Frankenreich sind mehrjährige Dukate die Regel, wobei zwei bis fünf Jahre am häufigsten, jedoch auch über zehn Jahre belegt sind. Bei den Langobarden wiederum beanspruchten die duces ihre Stellung auf Lebenszeit. Anders als die duces im Frankenreich konnten jene im Langobardenreich bei Ungehorsam nicht einfach abgesetzt werden, sondern wurden zumeist hingerichtet.

7.1.4 Position in der Ämterhierarchie In diesem Punkt gleichen sich die duces der Westgoten, Ostgoten, Langobarden und Franken. Überall waren sie direkt den Königen untergeordnet und im Falle von dessen Fehlen standen sie im langobardischen Norditalien sogar an der Spitze der Gesellschaft. Durch Cassiodors Dukat wird deutlich, dass der dux im Ostgotenreich den Rang des früheren römischen magister militum einnahm. Jedoch waren die duces nicht die einzigen Amtsträger ersten Ranges unterhalb des Königs. Im Bereich der Provinzverwaltung sind bei den Ostgoten auch comites provinciarum und im zivilen bereich auch rectores belegt, bei den Franken die rectores und patricii provinciae in Marseille und Arles. Der Langobardische König setzte in einigen civitates gastaldii ein, die duces ersetzten, direkt dem König unterstellt aber stärker von ihm abhängig waren. Bei den Westgoten sind keine alternativen Ämter belegt. Weiterhin existierten an den Höfen weitere hohe Beamte, die den duces gleichrangig waren. Im Langobardenreich ist die Situation bis 634 in dieser Hinsicht unklar.

7.1.5 Laufbahn der Amtsträger Über die früheren oder späteren Ämter der duces ist relativ wenig bekannt. Im Ostgotenreich sind einige duces mit comes-Titel bekannt, die vermutlich als comites primi ordinis eine weitere Ehrenstellung hatten und kein spezifisches Amtskomitat. Die ostgotischen Amtsträger kamen als armiger bzw. spatharius teils aus der Umgebung des Königs und waren teils bereits erprobte Militärs. Die Trennung der militärischen von der zivilen Verwaltung machte Wechsel zwischen den Laufbahnen sehr selten, wenngleich mit dem ducatus Cassiodors eine Ausnahme bekannt ist. Ein Befödergungsamt oberhalb des dux ist nicht erkennbar. Im Westgotenreich ist die Quellenlage hierzu sehr schlecht. Einige westgotische duces fungierten vor oder nach ihrer Dienstzeit als

316 

 Zusammenfassung und Auswertung

Gesandte an die Höfe anderer Herrscher. Ob sie diese Funktion als Teil eines offiziellen Amtes oder aufgrund ihrer Vertrauensstellung übernahmen, ist unklar. Bei den langobardischen duces ist festzustellen, dass die meisten Könige aus ihren Reihen stammten. Vor dem Dukat ist nur einmal die Stellung als Pferdeknecht bekannt. Im Frankenreich ist eine stärker geregelte Laufbahn greifbar, die zudem nicht mehr zwischen zivilen und militärischen Ämtern trennte. Die Beförderung aus der Stellung des comes civitatis scheint ein gängiger Aufstieg gewesen zu sein, nach dem ducatus konnten nur noch der patriciatus, die Stellung als maiordomus oder der Wechsel auf einen Bischofssitz folgen.

7.1.6 Herkunft der Amtsträger In allen vier Verbänden stammte der größte Teil der duces nicht aus der romanischen Bevölkerung. Der Grad der Exklusivität ist jedoch schwankend. Bei den Westgoten sind drei Römer belegt: Die ersten beiden waren Überläufer in den 470er Jahren, während der dritte dux erst 586 erwähnt wird. Im Ostgotenreich sind zwei romanische duces zu finden, nämlich der exzeptionelle dux Raetiarum, sowie Cassiodor. Unter den langobardischen duces war keiner mit romanischem Namen zu finden, doch wird neben langobardischer auch thüringische und suebische Herkunft erwähnt. Das Verhältnis von Franken und Romanen war im Frankenreich dem Namen nach drei zu eins. Allein bei den Franken ist ein Wandel erkennbar, da die duces mit romanischen Namen im Wesentlichen erst gegen Ende des sechsten Jahrhunderts belegt sind und damit zwei Generationen nach Erwähnung der ersten Dukate. Die soziale Stellung der duces vor ihrem Dukat ist nur selten bekannt. Einige wenige entstammten einfachen Verhältnissen, einige mehr waren Mitglieder der Oberschicht.

7.1.7 Vom Funktionsträger zum Amt? Die eingangs in den Vorbetrachtungen skizzierte ideale Entwicklung vom Funktionsträger zum Amt ließ sich weniger gut dokumentieren als erhofft. Manche Eigenschaften, die als Merkmale eines Amtes angegeben wurden, wie Dukat mit fixierten Grenzen, feste Kompetenzen, eine eindeutige hierarchische Stellung in der Ämterhierarchie und die Existenz des Amtes unabhängig vom Amtsträger, ließen sich zumeist nicht nachweisen. Ein Grund ist in der Vielgestaltigkeit zu suchen, die die duces bei Westgoten, Ostgoten und Franken kennzeichnete. Aus ihnen ließ sich kein einheitlicher Standarddukat rekonstruieren. Auch traten die duces bei Ostgoten und Langobarden so plötzlich und weit verbreitet auf, dass keine Entwicklung erkennbar ist. Die duces des Ostgotenreiches hatten bis auf den Sonderfall des Servatus in Rätien keine festen Dukate, doch bewegten sich ihre Aufgaben in einem einheitlichen



Eigenschaften der duces in den gentilen Reichen 

 317

und durch die Führung von Kriegern abgesteckten Rahmen. Die meisten waren an der Spitze der Militärhierarchie, doch einige scheinen auch niederen Ranges gewesen zu sein. Eine Existenz des ducatus ohne Amtsträger ist nicht anzunehmen. In diesem Falle hätte Theoderich selbst diese Funktion wieder übernommen. Der dux Raetiarum war in diesen Fällen eine Ausnahme. Er entsprach offenbar in allen Aspekten noch immer dem früheren römischen Amt. In den duces des Langobardenreiches lassen sich noch weniger Eigenschaften eines Amtes nachweisen. Zwar waren ihre Kompetenzen auf den Bereich ihrer Stadt mit Umgebung beschränkt, doch dies ergab sich nur aus der Art ihrer Machtergreifung. Zudem waren sie in den Städten nicht als Amtsträger vorgesehen, da diese bereits über eine funktionierende Verwaltung verfügten, die von den duces und ihren Kriegern überlagert wurden. Ob oder wie die städtische Administration im frühen siebenten Jahrhundert umgestaltet wurde, um die duces fest an deren Spitze zu verankern, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Bei den Westgoten ist die Entwicklung über den Zeitraum von 150 Jahren besser fassbar. Die Merkmale der duces lassen anfangs keine Institutionalisierung entsprechend der genannten Kategorien erkennen, doch mit dem dux in Südwesthispanien wird eine territoriale Fixierung greifbar. Angesichts der Zusammenarbeit mit der romanischen Bevölkerung ist auch eine Eingrenzung der Kompetenzen anzunehmen. Spätestens seit der Lex Visigothorum Leuvigilds waren die Merkmale der duces fest umrissen, doch bleibt eine Variabilität auch noch nach dieser Zeit. Im Frankenreich waren die ersten duces Ausnahmeerscheinungen, die mit den nächsten aus Alemannien und Bayern wenig gemeinsam hatten. Auch zwischen letzteren beiden bestand anfangs ein Unterschied, da die alemannischen duces als Heerführer im norditalischen Raum eingesetzt wurden und der bayerische dux eine regionale Statthalterfunktion hatte. Bei letztem sind schon früh die wesentlichen Eigenschaften eines Amtes erkennbar, wenngleich seine Kompetenzen sehr umfassend waren. Auch die bald danach in Gallien in größerer Zahl auftretenden duces sind als Ämter zu sehen, bei denen mitunter auch die Existenz ihres ducatus unabhängig vom Amtsträger belegt ist. Hinzu kommen allerdings auch jene duces, die als Heerführer ohne Sprengel fungierten und solche, die zeigen, dass die Stellung eines dux ihnen einen Sonderstatus verlieh. Die fränkischen duces sind in ihren Erscheinungen so vielfältig, dass eher von einer Würde mit grob umrissenen Kompetenzen auszugehen ist als von einem klar definierten Amt. Zusammenfassend hatten somit die duces im Ostgotenreich vor dem Krieg gegen Byzanz, im Westgotenreich und bei den Franken ab dem zweiten Drittel des sechsten Jahrhunderts einen deutlichen Amtscharakter, der sich bei letzteren beiden weiter ausformte. Die vom römischen dux abgeleiteten Merkmale eines Amtes wurden im Ostgotenreich nur vom dux Raetiarum, im Westgotenreich nur vom dux Lusitaniae, im Frankenreich allerdings von einer ganzen Reihe von Territorialduces erfüllt. Dennoch bleibt ein Unterschied zwischen den stärker standardisierten römischen Dukaten und

318 

 Zusammenfassung und Auswertung

den duces der Franken, die im Wandel der Staatsvorstellung des beginnenden Mittelalters wurzeln, in welcher die Gestaltung der höheren Verwaltungsstellungen in größerem Maße der herrschaftlichen Willkür unterlag und delegierte Herrschaft stärker personalisiert wurde. Dies ist auch der Grund, warum die duces in den Rechtsquellen der gentilen Verbände so spärlich in Erscheinung treten.

7.1.8 Der dux-Titel Der Terminus dux war im Westgotenreich bereits seit den 480er Jahren in Gebrauch hatte sich schnell als offizieller Titel etabliert. Im sechsten Jahrhundert begann man, regionale duces mit spezifischen Titeln zu versehen, was zum Teil vermutlich auf den ostgotischen Einfluss zurückgeführt werden kann. Die Ostgoten nannten ihre Heerführer nach der Ansiedlung in Norditalien duces, wobei der Titel einen halboffiziellen Charakter hatte, da er in den variae nicht mit einer Bestallungsurkunde vertreten ist. Bei den Langobarden war der Titel wahrscheinlich bereits beim Einmarsch in Norditalien in Gebrauch und hatte sich spätestens bis 600 zur offiziellen Bezeichnung entwickelt. Im Frankenreich tritt er zusammen mit den regionalen duces in rechtsrheinischen Gebieten und den ersten Territorialduces in Gallien auf. Die Herkunft des Titels ist schwer zu bestimmen. Im Westgotenreich ist eine Übernahme des lateinischen Begriffes anzunehmen, die nicht mit der Übernahme des militärischen dux-Amts gleichzusetzen ist. Gleiches gilt für das Ostgotenreich, wo vielleicht Theoderich selbst Anteil an der Etablierung hatte. Die Langobarden kannten den Titel bereits aus ihrer Zeit in Pannonien und Alboin nutzte ihn als Bezeichnung für den ersten dux in Friaul. Bei den Franken könnte der Titel vom dux in Rätien abgeleitet worden sein, der noch seit ostgotischer Zeit bestand. Der Zusatz Baiuvariorum ist erst aus späteren Quellen bekannt und ergänzte vermutlich nach einiger Zeit den allgemeinen Terminus dux.

7.2 Zwischen römischem und gentilem dux Im nächsten Abschnitt soll die Frage der Kontinuität zwischen den römischen und gentilen duces untersucht werden. Hierfür muss als erstes das Prinzip der Kontinuität an sich betrachtet werden, die sich bei festen regionalen Strukturen anders gestaltet als bei nicht geografisch fixierten und damit leichter transponierbaren Einrichtungen.

7.2.1 Direkte und indirekte Kontinuität Anders als die Aufteilung von Kompetenzen durch beispielsweise unterschiedliche Finanzcomites am Hofe des Königs oder Kaisers, ist ein Grenzdukat nach römischer Ausprägung nicht einfach auf ein anderes Gebiet zu übertragen. Ein Dukat besteht



Zwischen römischem und gentilem dux 

 319

nicht nur aus der zugewiesenen Zuständigkeit eines Grenzabschnittes, sondern auch aus den einzelnen infrastrukturellen Elementen des Gebietes. Wollte die Verteidigungsfähigkeit eines Dukates aufrechterhalten werden, musste man die einzelnen, aufeinander abgestimmten Elemente des Netzwerkes beibehalten. Neben dem Dienstsitz des dux in einer gut zu verteidigenden und gut angebundenen Stadt waren dies vor allem die vielen Kastelle zur verteilten, grenznahen Unterbringung von Truppen, die Festungen zur Sicherung von strategischen Punkten, wichtige Verbindungsstraßen mit besetzten Stationen sowie Versorgungseinrichtungen wie Getreidespeicher.4 Zugleich ergibt sich aus dieser Struktur eines Dukates auch eine Ausrichtung, durch welche die zu verteidigende Grenze und damit in gewissem Maße die erwartete Angriffsrichtung bereits festgelegt waren. Eine direkte Kontinuität eines solchen Dukates würde die Weiternutzung des Großteils der vorhandenen Strukturen bedeuten und somit zugleich den ungefähren Verlauf der zu verteidigenden Grenze vorwegnehmen. Diese direkte Kontinuität würde sich somit in einer geografischen Deckungsgleichheit eines späteren mit einem früheren Dukat äußern, wobei der zeitliche Abstand zwischen Aufgabe und Wiederbelebung der Infrastrukturen nicht allzu groß werden durfte, sollte die Erinnerung an Aufbau und Funktion der Grenzverteidigung nicht verloren gehen. Neben dieser direkten geografischen ist auch eine indirekte Kontinuität zu skizzieren. Wo die einzelnen Elemente der Defensivinfrastruktur nicht vorhanden waren, konnte zumindest das Konzept eines Verteidigungsabschnittes mitsamt verantwortlichem Kommandanten übernommen und an anderer Stelle umgesetzt werden. Hierfür musste das Prinzip eines Dukates jedoch erst einmal kennengelernt werden. Das wäre der Fall, wenn als Föderaten angeworbene Verbände in früheren Dukaten angesiedelt worden wären. Alternativ konnten die Heerkönige oder Anführer die römische Verteidigungsstrategie im Dienst oder bei Aufenthalten in den politischen Zentren Roms kennenlernen, wie beispielsweise Theoderich in Konstantinopel, und diese dann selbst in den eigenen Reichen aufbauen. Auch wenn zwischen Untergang der römischen Grenzverteidigung und dem Beleg der gentilen duces ein zeitlicher Abstand von ein bis zwei Generationen (60 Jahre) liegt, könnte eine Tradierung des Herrschaftswissens und damit auch der Kenntnis um eine ausgebaute Grenzverteidigung möglich sein. Eine solche indirekte Kontinuität ist weit schwieriger nachzuweisen und am Ende unmöglich auszuschließen. Daher kann eine endgültige Entscheidung um Existenz und Ausprägung indirekter Kontinuität nicht gefällt werden. Im Folgenden soll daher eher ihre Wahrscheinlichkeit aufgezeigt werden.

4 Auf diese Weise umreißt Esders ein Grenzdukat beispielhaft: Esders 2015, 53 f.

320 

 Zusammenfassung und Auswertung

7.2.2 Verschwinden der römischen Dukate Die Entscheidung über direkte oder indirekte Kontinuität hängt nicht allein vom Nachweis der gentilen Dukate ab, sondern ebenso auch vom Wegfall der römischen Grenzverteidigung. Das weströmische Reich, dessen politisches Ende zumeist mit der Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustulus verbunden wird, war am Ende des fünften Jahrhunderts bereits seit vielen Dekaden auf dem Rückzug und hatte lange zuvor große Teile eingebüßt. Im Gegensatz zu den Eroberungen und damit verknüpften Gebietszuwächsen waren die frühmittelalterlichen Autoren bei der Dokumentation des Verlustes von Reichsteilen leider wenig auskunftsfreudig. In der notitia dignitatum aus dem früheren fünften Jahrhundert, die jedoch eine etwas ältere Situation im Westen des Reiches wiedergibt, ist die einzige Gesamtdarstellung der Grenzverteidigung überliefert. Da die dort erwähnten comites und duces alle Außengrenzen des Reiches abdecken, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von Vollständigkeit ausgegangen werden. Die Untersuchung zum dux Mogontiacensis verdeutlicht, dass in der Zwischenzeit jedoch mit Wandeln, also Wegfall und Neueinrichtung von duces, zu rechnen ist. Folgende duces erwähnt die notitia dignitatum im Westen: dux limitis Mauritaniae Caesariensis dux limitis Tripolitani dux Pannoniae primae et Norici ripensis dux Pannoniae secundae dux Valeriae ripensis dux Germaniae primae (später dux Mogontiacensis)

dux Sequanicae dux tractus Armoricani et Nervicani dux Belgicae secundae dux Raetiae primae et secundae dux Britanniae

Diese duces verteidigten die Grenzen in Mauretanien, südlich der großen Syrte in Nordafrika, entlang der Donau, des Rheins und der Nordküste Galliens, sowie in Nordbritannien. Über die spätere Situation existieren kaum Informationen. Einzige Ausnahme ist der Austausch des dux Germaniae primae gegen den dux Mogontiacensis,5 durch welchen der Grenzverlauf jedoch kaum beeinträchtigt wurde. Die Basis des nachfolgenden Vergleichs muss daher die Verteidigungsorganisation aus der notitia dignitatum sein. Da die Zusammenbrüche der einzelnen ducatus nicht explizit in den Quellen vermerkt sind, muss man sie mit den Kontrollverlusten in ihren Regionen in Verbindung bringen. Dies betraf zuerst den dux Britanniae, da die Insel in der Zeit der Wirren nach dem großen Rheinübergang von 406/7 die Verbindung zum Reich verlor.6

5 Scharf 2005, 304–309. 6 Collins 2012, 160; Hobbs/Jackson 2010, 144 f.; Johnson 1976, 151.



Zwischen römischem und gentilem dux 

 321

Als nächstes brach der ducatus limitis Mauritaniae Caesariensis unter dem Druck der Vandalen zusammen, die sich zwischen 429 und 439 von der Meerenge von Gibraltar bis nach Karthago vorkämpften. In der Region des dux Sequanicae wurden 443 die Burgunder angesiedelt, die im Laufe der Jahrzehnte ihren Machtbereich ausdehnen konnten und die Verteidigung der Regionen übernahmen. Wenn das Dukat nicht ohnehin bereits Mitte der 440er Jahre durch die föderierten Burgunder ersetzt wurde, hatten sie spätestens am Beginn der 460er Jahre das römische Militär als Verteidigungsmacht verdrängt.7 Da dieser dux nicht mehr als Teil des vom magister peditum befehligten Heeres genannt wird, könnte er auch bereits vor Abfassung in den 420er Jahren weggefallen sein.8 Die für die vorliegende Untersuchung weniger wichtigen drei duces Pannoniae secundae, Pannoniae primae et Norici ripensis und Valeriae ripensis waren seit der Schlacht von Adrianopel 378 in ihrer vorherigen Form nicht mehr existent.9 Zwar zog der eingewanderte Westgotenverband wieder aus Pannonien ab und die Römer konnten ihre Ansprüche kurzzeitig erneut durchsetzen, doch fiel das südliche Pannonien ab 434 an die Hunnen, die sich in der Folgezeit ausbreiteten. Es folgten 455 die Ostgoten, welche die Pannonia secunda und prima erhielten10, später dann die Donausueben.11 Im östlich an Rätien anschließenden Noricum ripense waren Verwaltung und Verteidigung jedoch noch deutlich länger, nämlich zum Teil bis in die 480er Jahre intakt. Dann musste das Gebiet jedoch aufgegeben werden.12 Spätestens als in den 450er und 460er Jahren der Nordwesten Galliens vom verbliebenen Weströmischen Reich abgeschnitten wurde, sich an der Seine die Regionalmacht des Aegidius etablierte und die Franken ihre Position in Belgien ausbauten, wurden die Strukturen des ducatus tractus Armoricani et Nervicani zerstört, die nur im Aegidiusreich partiell möglicherweise noch eine Weile fortdauerten.13 Der Wegfall des dux Belgicae secundae ist ebenfalls spätestens mit dem Machtzuwachs der Franken in Verbindung zu bringen, die mindestens seit Childerich die bedeutendste Nordostgallische Militärmacht und zudem enge Verbündete der Römer

7 Vgl. Kaiser 2004, 48 f. Da die lokale Oberschicht in Lyon die Burgunder selbst aufforderte, die Schutzmachtstellung zu übernehmen ist nicht mehr mit der Existenz einer römischen Verteidigung zu rechnen. 8 Not. Dign. (Seeck 1876), occ. 5,134–143. Scharf 2005, 315 f. 9 Lotter 2003, 193 f. Schlimmste Zerstörungen musste Pannonien zu Beginn des 5. Jh. ertragen: Bratož 2002, 474–476. 10 Lotter 2003, 196. Die Hunnen wanderten um 434 nach Pannonia secunda ein, 449 eroberten sie auch Sirmium. Attila war bei der Ansieldung der Rang eines magister militum verliehen worden: Várady 1969, 307 f.; 331. Zuvor war die Verteidigung nur noch rudimentär durch Türme und kleine Kastelle geschehen: Fuchs 2011, 52. 11 Bratož 2002, 477; vgl. ders. 2011. 12 Priskos von Panion, fr. (Blockley 1983), 11,2; Eugippus, vit. Sev. (Sauppe 1877), 20. Mackensen 2004, 218; Dietz 1979, 162–164; Garbsch 1970, 10 f.; Ridder 2014, 19–21. 13 So: Ewig 1976c, 118–120.

322 

 Zusammenfassung und Auswertung

waren. Der Vater Chlodwigs hatte als administrator Belgicae Secundae die Verteidigungsaufgaben des dux übernommen, welcher vermutlich schon lange vor 480 weggefallen war. Die größeren römischen Festungen wurden bereits seit etwa 400 nicht mehr besetzt.14 Allerdings existierte auch nach 406/7 noch eine Reihe von Wehrbauerngemeinden (laeti),15 von denen unklar ist, ob sie Childerich unterstellt worden waren. Um 421 trat der dux Mogontiacensis an die Stelle des dux Germaniae primae, vielleicht im Zuge des Frankenfeldzuges des Castinus.16 Das 120 Kilometer westlich des Dienstsitzes Mainz gelegene Trier, in welchem in den 460er Jahren einer der römischen comites civitatum belegt ist, fiel um oder bald nach 475 unter die Kontrolle der Rheinfranken.17 Mainz selbst, Dienstsitz des dux Germaniae primae, war beim Rheinübergang 406/7 schwer zerstört worden. Doch wurde es wieder hergerichtet und war auch Sitz des dux Mogontiacensis.18 Seit dem Durchmarsch des Hunnenheeres unter Attila um die Mitte des fünften Jahrhunderts ging die Militärpräsenz Roms zurück.19 Auch wenn erst zu Beginn des sechsten Jahrhunderts eine fränkische Ansiedlung nachgewiesen werden kann,20 fiel Mainz sicherlich schon im Laufe der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts in den Machtbereich der Franken. Die Auflösung des römischen Dukates in Germania prima kann nicht lange nach dem Durchmarsch der Hunnen stattgefunden haben. Als besonders langlebig und in diesem Punkt einzigartig ist der dux Raetiae primae et secundae, der im Ostgotenreich noch einige Jahre nach 500 als dux Raetiarum belegt ist. Das Schweigen der Quellen zu weiteren möglichen duces des Ostgotenreiches, die entlang der früheren weströmischen Außengrenzen eingesetzt gewesen sein könnten, ist kein Zufall. Bei Herrschaftsantritt Theoderichs war das Gebiet Westroms nur noch auf einen Kernbereich beschränkt. Die Regionen im Süden, Nordwesten und Nordosten, in welchen die notitia dignitatum noch duces erwähnte, waren für Westrom im Laufe des fünften Jahrhunderts verlorengegangen.21 Der Dukat in Rätien 14 Wightman 1985, 300. Vgl. Ewig 1976c, 117. Das Gebiet war schon vorher schwer zu kontrollieren, weshalb das Gebiet des Nervicanus limes, das vorher auch dem dux tractus Armoricani zugeordnet war, einem speziellen dux in der Belgica unterstellt wurde. Als um 410 Britannien für Rom verloren ging, war es noch schwieriger, die Grenze in der Belgica zu halten: Johnson 1976, 147 f. 15 Nonn 1998, 92. 16 Scharf 2005, 309. 17 Ewig 1954, 58 f. 18 Scharf 2005, 304–309; Oldenstein 2002, 152. Um Mainz ist archäologisch am Anfang des 5. Jh. die Aufgabe der ländlichen antiken Wirtschaftsform der villa rustica feststellbar (Müller-Wille/Oldenstein 1982, 284). Die Umwälzungen düften zweifellos mit dem Rheinübergang von 406/7 und den darauf folgenden Wirren und Machtverschiebungen in Zusammenhang zu bringen sein. 19 Oldenstein 2002, 153. 20 Müller-Wille/Oldenstein 1982, 281; 284. 21 Wie im vorliegenden Abschnitt dargelegt, war der ducatus in Britannien bereits um 400 verloren gegangen, der in Mauretanien in den 430er Jahren, die ducatus in Pannonien und Noricum ab 370er bzw. 430er Jahren, die duces in Nordgallien, Belgien, Germania prima und Sequania spätestens in den 460ern.



Zwischen römischem und gentilem dux 

 323

war als einziger übriggeblieben. Zwar überliefert Cassiodor mit dux Raetiarum einen von der notitia abweichenden Titel, doch war der geografische Zuständigkeitsbereich theoretisch gleich geblieben, wenngleich sich Grenzverlauf und Bevölkerung verändert hatten. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Dukat in Rätien nicht bis zum Beginn des Krieges gegen Byzanz ein Teil des Ostgotenreiches blieb. Der Kontakt unterbrach erst mit dem Einmarsch der oströmischen Truppen über Venetien in den späteren 530er Jahren. Nun kam die Region zusammen mit den 90 Jahre zuvor an die Hunnen abgetretenen Gebieten wieder unter römische Kontrolle, doch nicht für lange.22 Seit den späten 550er Jahren waren die mit den Franken verbundenen Baiuwaren die in Osträtien und Westnoricum dominierende Macht. Der dux limitis Tripolitani ist aufgrund seiner geografischen Lage in Nordafrika, östlich des Vandalenreiches, für die vorliegende Untersuchung nicht von Bedeutung. Einige ducatus in den gallischen und germanischen Provinzen fielen möglicherweise schon weit früher weg als soeben dargelegt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Großteil der Defensivstruktur bereits nach dem großen Einfall von 406/7 vernichtet wurde und seit dieser Zeit die notdürftige Verteidigung der römischen Gebiete durch die angeworbenen Föderaten übernommen werden musste.23 Inwiefern die föderierten Verbände die Strukturen der Dukate oder des römischen Heeres in den von ihnen vorübergehend besetzen Regionen übernahmen, ist kaum zu klären. Da die wichtigsten dieser Föderaten, die Westgoten, Burgunder und Franken, jedoch nur wenige Jahrzehnte nach ihrer Ansiedlung beziehungsweise Anwerbung eigenständig ihre Gebiete erweiterten und stets unter eigener Führung agierten, muss die Vorbildwirkung römischer Militärstrukturen als gering eingestuft werden. Die bedeutenden Föderatenverbände des fünften Jahrhunderts organisierten sich nach eigenen Regeln und übernahmen weder die römische Heeresstruktur noch die römischen Dukate in ihrer früheren Form. Möglich ist jedoch, dass die vorhandene Infrastruktur zu eigenen Zwecken genutzt wurde. So könnte ein ducatus mit seinen Kastellen und Straßenverbindungen eine Grundlage für andere Herrschaftsstrukturen geboten haben.

7.2.3 Vom römischen zum gentilen ducatus Beim Vergleich der gentilen duces, denen ein geografischer Zuständigkeitsbereich zugewiesen werden kann, mit den römischen Dukaten zeigen sich nur wenige Überlappungen.24 Der ostgotische dux Raetiarum und die fränkischen duces in Nordfrank-

22 Lotter 2003, 196. S. o. zum Verlust der ducatus an der mittleren Donau. 23 Nonn 1998, 91 f.; Becher 2011, 75 f. 24 Siehe Karten 16; 17.

324 

 Zusammenfassung und Auswertung

reich, der Champagne, des pagus Ultraiuranus und der Baiuwaren liegen mehr oder weniger auf Gebieten früherer römischer Dukate. Betrachtet man die Zeit zwischen dem jeweils spätestmöglichen Wegfall der römischen und der Ersterwähnung der jeweiligen gentilen Dukate, so beläuft sich diese beim dux in Nordfrankreich auf weit über 120 Jahre, bei dem in der Champagne auf weit über 90 Jahre und dem im pagus Ultraiuranus auf etwa 110 Jahre.25 Nimmt man an, dass die römischen Dukate bereits 406/7 zerstört wurden, vergrößern sich die Zeitabstände nochmals um etwa 60 bis 80 Jahre. Einzigartig ist der Fall der duces Raetiarum und Baiuvariorum. Ersterer ist nicht nur der einzige dux in einem gentilen Königreich, der mit Sicherheit aus den weströmischen Strukturen übernommen worden ist. Zudem besteht zwischen der Trennung des ostgotischen dux in Rätien vom Ostgotenreich Mitte oder Ende der 530er Jahre und der ersten Erwähnung des dux in Bayern im Jahr 555 nur ein Abstand von etwa 20 Jahren. Zwar kann mit Umstrukturierungsmaßnahmen der rätischen Donauregion durch die Byzantiner gerechnet werden, doch liegt hier in Rätien der einzige Fall einer Kontinuität vom frühen fünften Jahrhundert (der Entstehungszeit der notitia dignitatum) bis zur zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts vor. Die geografischen Unterschiede sowie zeitlichen Abstände zwischen Wegfall der römischen und Aufkommen der gentilen Dukate zeigen deutlich, dass bis auf die duces im rätischen Raum an keiner Stelle von einer direkten Kontinuität ausgegangen werden kann. Die indirekte Kontinuität ist weniger eindeutig zu be- bzw. zu widerlegen. Aufgrund der vielen möglichen Einflussquellen ist eine Untersuchung aller Aspekte, allein schon wegen der Quellenlage, nicht möglich. Daher sollen nur der Verbleib der Verbände in existierenden römischen Dukaten und verliehene, römische Militärämter betrachtet werden.26 Hierfür werden nur Westgoten, Ostgoten, Burgunder, Langobarden und Franken untersucht. Aufgrund ihres relativ frühen Überganges über die Donau und ihrer ausgedehnten Wanderbewegungen waren die Westgoten im Vergleich zu anderen Verbänden länger und intensiver mit den römischen Strukturen vor dem Untergang des Westreiches in Kontakt. Bereits vor der Schlacht bei Adrianopel war Fritigern die Erlaubnis zur Ansied25 Wegfall dux Belgicae Secundae spätestens 480, Ersterwähnung dux Nordfrankreichs (Dentelenus) 600. Wegfall dux Mogontiacensis spätestens 480, Ersterwähnung dux der Champagne (Lupus) 570. Wegfall dux Sequanicae spätestens 460, Ersterwähnung dux pagi Ultraiurani (Vaefarius) 573. 26 Ein weiteres Feld wurde in der Untersuchung außen vor gelassen, nämlich das der Abhängigkeit der gentilen leges vom römischen (Militär)Recht. Grund hierfür ist, dass die bedeutenden Rechtsquellen alle erst deutlich nach den ersten Erwähnungen der duces abgefasst wurden und die Reiche daher bereits einem längeren und stärkeren römischen Einfluss unterlagen, als noch zur Zeit der ersten duces. Zudem zeigt das Fehlen der duces in den Rechtsquellen, dass selbst zum Zeitpunkt ihrer Abfassung diese noch keine rechtlich fixierten juristisch-administrativen Aufgaben in den Reichen wahrnahmen.



Zwischen römischem und gentilem dux 

 325

lung südlich der Donau gegeben worden und nach der katastrophalen Niederlage von 378 wurde im Jahr 382 die Präsenz der Westgoten zwischen Balkangebirge und Donau erneut vertraglich abgesichert. Die dort von der notitia dignitatum erwähnten ducatus müssen zu diesem Zeitpunkt noch existiert haben, wenn die Quelle die Situation des oströmischen Reiches im Jahr 394 oder später wiedergibt.27 Im Raum zwischen Donau und Balkangebirge wären das die oströmischen duces Moesiae primae, Moesiae secundae, Scyhiae und Daciae ripensis.28 Als ein Großteil der Westgoten 395 beim Einmarsch der Hunnen die Wohnsitze verließ, hatten sie 13 Jahre dort zugebracht. 397 wurden sie erneut angesiedelt, dieses Mal in Makedonien. Da der Westgote verärgert gewesen war, als er nach seiner militärischen Leistung gegen Eugenius im Jahr 394 kein offizielles Amt erhalten hatte,29 wurde ihm irgendwann im Zeitraum bis 397 die Stellung des magister militum per Illyricum verliehen.30 Als Alarich I. von Claudian im Rahmen des Konfliktes von 402 als dux bezeichnet wurde,31 befand er sich im Konflikt mit den Römern und hatte sein vorheriges Amt wieder verloren. Im Jahr 407 wurde er erneut zum magister militiae per Illyricum ernannt,32 doch büßte er dieses Amt ein weiteres Mal ein.33 Vor 410 war er nochmals vom Gegenkaiser Attalus zum magister militum ernannt worden.34 Gleichzeitig hatte dieser den späteren Nachfolger Alarichs Athaulf zum comes domesticorum equitum gemacht.35 Für Athaulfs Königtum, wie das seiner Nachfolger sind keine weiteren römischen Militärämter überliefert.36 Nach dem Einmarsch nach Italien um 408 befanden sich die Westgoten nie wieder auf dem Boden eines noch existierenden römischen Dukates. Wie die römischen Offiziere genannt wurden, gegen die die Westgotenheere ins Feld zogen, ist im Einzelnen nicht bekannt. Hier wäre eine weitere potenzielle Einflussmöglichkeit zu sehen. Der Kern des Ostgotenverbandes, der zuvor im Heer Attilas mitmarschiert war, wurde 454 durch Marcianus in Pannonien angesiedelt. Unter verschiedenen Teilkönigen bewohnten sie die Regionen, die zuvor an die Hunnen verloren gegangen 27 Kulikowski 2000, 360. Zu den unterschiedlichen Datierungsansätzen: Scharf 2005, 310–316. 28 Not. Dign. (Seeck 1876), or. 1,35 f.; 52 f.; 55 f. 29 Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 5,5,4. 30 Meier 2007, 49 f.; Demandt 1970, 730–732; Schwarcz 1984, 54 f.; 88 f.; 177 f. Die PLRE (2, s. v. Alaricus 1, 44–48) gibt an, Alarich sei 399 zum magister militum per Illyricum ernannt worden, 407 eventuell zum comes Illyrici und 409 wieder zum magister militum. Das Amt eines dux Illyrici nimmt an: Chrysos 1981, 44 f.; 49. Dagegen: Wolfram 2001, 424, Anm. 15. 31 Claudius Claudianus, bell. Goth. (Nirt 1892), 533–539. 32 Sozomenos, hist. eccl. (Hansen 2004), 9,4,4. Wolfram 2001, 160. Vgl. Ebd. 424, Anm. 15. 33 Nach dem Tod Stilichos ging Honorius nicht auf die Anfragen Alarichs  I. ein und dieser marschierte daraufhin in Italien ein. Später wollte Iovinus seine erneute Ernennung zum Magister Militum erreichen, doch der Kaiser lehnte ab. Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 4,48,1–3; Sozomenos, hist. eccl. (Hansen 2004), 9,7,1 f. PLRE 2, s. v. Alaricus 1, 46 f. 34 Zosimos, hist. (Mendelssohn 1887), 6,7,2; Sozomenos, hist. eccl. (Hansen 2004), 9,8,2. 35 Sozomenos, hist. eccl. (Hansen 2004), 9,8,2. PLRE 2, s. v. Athaulfus, 177. 36 Für Sigerich, Wallia, Theoderich I., Thorismund und Theoderich II. Eurich bracht den Vertrag mit Rom.

326 

 Zusammenfassung und Auswertung

waren37 und die wohl nur formal zum Reich gehörten und von Konstantinopel nicht effektiv verteidigt werden konnten. Von verschiedenen Gruppen sind Angriffe auf südlich angrenzende, römische Gebiete überliefert, teilweise um Hungersnöten vorzubeugen.38 Die Bekleidung römischer Militärämter ist hauptsächlich für Theoderich Strabo sowie Theoderich den Großen überliefert. Beide waren abwechselnd und jeweils mehrmals magister utriusque militiae praesentalis in Ostrom,39 wenngleich die zumeist griechischsprachigen Quellen diesen Terminus nicht explizit nennen.40 Da bei den ostgotischen Einfällen auf weströmische Territorien kaum Gegenwehr erfolgte, kann nicht von einer effektiven Grenzverteidigung ausgegangen werden.41 Somit kamen die ostgotischen Gruppen im Balkanraum und ebenso in Norditalien nicht mit funktionsfähigen Dukatsstrukturen in Berührung. Für die Heerführer sind zudem nur die genannten militärischen Spitzenämter überliefert. Die Wohnsitze der 443 angesiedelten Burgunder befanden sich, wie oben bereits dargelegt, nahe an der Grenze, die durch den ducatus Sequanicae geschützt worden war. Gundioch, der sein Einflussgebiet am Beginn der 460er Jahre auf Lyon aus-

37 Várady 1969, 331. Valamirs Verband wurde zwischen den Flüssen Scarniunga und Aqua Nigra angesiedelt, die nicht lokalisiert sind (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 52 [268]). Später wurde ihnen zudem die Erlaubnis erteilt, sich in makedonischen Städten niederzulassen (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 56 [285–288]). Thiudimirs Gruppe wohnte am Plattensee (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 52 (268)). Theoderich wurde Land in Moesia Inferior um Novae an der Donau zugewiesen, später ebenfalls in Dacia ripensis (Marcellinus Comes, chron. [Mommsen 1894], ad a. 483). Im Balkanraum ist bereits seit der hunnischen Besetzung, also der Mitte des 5. Jh., ein deutlicher Rückgang an Agrarbetrieben fassbar, der auch nach Rückgewinnung nach Abzug von Hunnen bzw. Ostgoten bestehen blieb: Curta 2001b, 205–213. 38 Valamir griff 461/2 Illyricum an, ebenso Thiudimir 473 (Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 52 [270 f.]; 285–288). Theoderich griff 478 römische Städte an (u. a. Rhodope) und marschierte 486 auf Konstantinopel (Malchos von Philadelphia, Fr. [Blockley 1983], 17; Marcellinus Comes, chron. [Mommsen 1894], ad a. 487; Jordanes, Get. [Mommsen 1882], 57 [290]). Thiudimirs Angriff 473 erfolgte wegen Nahrungsmangel, ebenso der Marsch Theoderichs auf Konstantinopel. 39 Theoderich Strabo war im Jahr 473 magister utriusque militum praesentalis, dann erneut 475/6 und nochmals 478/9. Theoderich der Große erhielt das Amt 476, wurde 478 abgesetzt und 483 wieder eingesetzt. Theophanes, chron. (de Boor 1883/1885), 5970; Malchos von Philadelphia, Fr. (Blockley 1983), 2; 11; 17; Marcellinus Comes, chron. (Mommsen 1894), ad. a. 483; Jordanes, Rom. (Mommsen 1882), 348; Johannes Malalas, chron. (Thurn 2000), 383. 40 στρατηγός δύο στρατηγίῶν τῶν ἀμφὶ βασιλέα (Malchos von Philadelphia, Fr. [Blockley 1983], 2), στρατηγός (Theophanes, chron. [de Boor 1883/1885], 5970), τὴν ἑτέραν τῶν δύο στρατηγιῶν τῶν περὶ βασιλέα (Malchos von Philadelphia, Fr. [Blockley 1983], 17), στρατηγός καὶ φίλος (Malchos von Philadelphia, Fr. [Blockley 1983], 11), Τῆς στρατηγίας ἠξιώθη Ῥωμαίων (Malchos von Philadelphia, Fr. [Blockley 1983], 15). magister militum praesentis effectus (Jordanes, Rom. [Mommsen 1882], 348), στρατελάτης ὢν πραιςέντου (Johannes Malalas, chron. [Thurn 2000], 383), Θρᾷκης ἡγούμενος (Theophanes, chron. [de Boor 1883/1885], 5977). 41 Auch die Region Thrakien war unter ostgotischer Kontrolle durch Theoderich Strabo. In den 470er Jahren versuchten die oströmischen Herrscher, vor allem Zeno, die Goten gegeneinander auszuspielen, da ihnen militärisch nicht beizukommen war.



Zwischen römischem und gentilem dux 

 327

breitete, war im Jahr 463 magister militum.42 Ebenfalls Heermeister und zudem noch patricius war sein Nachfolger Chilperich.43 Sein Neffe Gundobad wurde als magister militum im Jahr 472 von Rikimer nach Italien gerufen.44 Als dieser verstorben war, wurde Gundobad an seiner Stelle patricius.45 Kurz darauf ging er ins Burgunderreich zurück und regierte ab 474 als König. Auch sein Nachfolger Sigismund war patricius, jedoch nun durch den Kaiser Ostroms ernannt,46 da das Westreich bei seinem Herrschaftsantritt 516 bereits untergegangen war. Für den ab 523 regierenden Godomar ist kein römischer Titel überliefert.47 Somit war der römische Einfluss für die Westrom eng verbundenen Burgunder zwar stark, doch keiner ihrer Herrscher hat sich jemals mit dem Rang eines dux begnügen müssen. Die Kontakte der Langobarden mit römischen Dukatsstrukturen sind schwer zu eruieren, da der Norden Italiens und Pannonien in den 550er und 560er Jahren kaum noch verteidigt werden konnten. Die durch Prokop dokumentierten Fortifikationsmaßnahmen Justinians beschränkten sich auf den Raum südlich der Donau ab Singidunum (Belgrad) als westlichster Festungsstadt, sowie auf Griechenland inklusive Epirus.48 Teilweise wurden die Festungsanlagen von den lokalen Bischöfen verwaltet.49 Die Region westlich und nordwestlich dieser Grenzen wurde eher von verbündeten Völkern wie den Herulern verteidigt.50 Den einmarschierenden Langobarden stellte sich jedenfalls kein Heer in den Weg. In einigen Quellen wird behauptet, Narses habe die Invasoren bei seinem Abzug aus Italien sogar selbst eingeladen.51 Im Gegensatz dazu verteidigten sich einzelne Städte über teilweise längere Zeit. Somit lagerte 42 Hilarius, epist. (Migne 1862), 9. Laut PLRE (2, s. v. Gundiocus, 523 f.) vermutlich magister utriusque militum per Gallias. 43 Sidonius Apollinaris, epist. (Luetjohann 1887), 5,6,2. PLRE 2, s. v. Chilpericus II, 286. 44 Johannes Malalas, chron. [Thurn 2000], 374 f. 45 Fasti Vindobonensis (Mommsen 1892), ad. a. 472. PLRE 2, s. v. Gundobadus 1, 524 f. 46 Avitus von Vienne, epist. (Peiper 1888), 8. 47 PLRE 2, s. v. Godomarus 2, 517. 48 Prokop, de aed. (Haury 1963), 4,1–7. Die Beschreibung der Befestigungen in Epirus führt Prokop in de aed. (Haury 1963), 4,1 auf, es folgen die Regionen östlich und südöstlich davon. Die Aufzählung der Festungen und Städte an der Donau, beginnend mit Singidunum und bis an die Schwarzmeerküste, ist in Prokop, de aed. (Haury 1963), 4,5 f. zu finden. Die beiden Provinzteile Epirus nova und Epirus vetus entsprachen ungefähr dem heutigen Albanien und der altgriechischen Region Epirus: Pülhorn 1977, 439 (arch. Kommentar zu Prokop, de aed. [Haury 1963], 4,1,35 f.f). Der Bericht der Fortifikation mag panegyrische Elemente enthalten, gibt jedoch im Wesentlichen die Tätigkeit Justinians als Bauherr korrekt wieder: Curta 2001a, 47–48. Unter Justinian wurden die Fortifikationsmaßnahmen im Nordbalkanraum effektiver umgesetzt als die Bautätigkeiten an anderen Reichsgrenzen: Curta 2001b: 208. Vgl. Karte 13. 49 Curta 2001a, 51 f.; Esders 2008, 18. 50 Vgl. Curta 2001a, 66. Diese waren zuvor um 512 nach Illyrien eingewandert: Prok. BG 2,15,1–4. Marvin 1999, 471 f. Seit etwa 528 bekannten sie sich zum Christentum und dienten Justinian als Verbündete und zum Schutz des Ostreiches: Esders 2008, 13–18. 51 Paulus Diaconus, hist. (Benthmann/Waitz 1878), 2,5; Origo gentis Langobardorum (Waitz 1878), 5. PLRE Narses, S. 925. Vgl. Christie 1991.

328 

 Zusammenfassung und Auswertung

der Verband zu keiner Zeit in einem funktionierenden Dukat und für keinen der seit dem späten fünften Jahrhundert überlieferten Langobardenkönige ist ein römisches Amt nachweisbar.52 Die Ausbreitung der Franken verlief anders als die der übrigen Verbände, da sie sich nicht erst nach einer Zeit der Wanderung ansiedelten, sondern stattdessen aus ihrer Herkunftsregion ausbreiteten. Noch als die Franken in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts in kleinere Königtümer aufgespalten waren, besetzten sie bereits das Gebiet der Belgica Secunda. Die römischen Kastelle in der Belgica waren bereits am Anfang des fünften Jahrhunderts verlassen worden53 und konnten den fränkischen Verbänden keinesfalls als Vorbild dienen. Dass die von Syagrius kontrollierte Region, die Chlodwig 486 seinem Herrschaftsbereich einverleibte, noch die Dukatsstrukturen hatte, ist unwahrscheinlich. Er, wie auch seine beiden Vorgänger, stützten sich nach dem Bruch mit dem Westreich ab den 460er Jahren eher auf die befestigten Städte.54 Die nordgallischen Dukatsstrukturen waren bei Beginn des Siegeszuges der Franken längst vergangen.55 Römische Militärämter sind für die fränkischen Könige Childerich und Chlodwig nicht ausdrücklich belegt.56 Zwar hatten beide die administratio Belgicae Secundae inne und arbeiteten eng mit dem magister militum Aegidius und dem Weströmischen Kaiser zusammen, doch ist wenig wahrscheinlich, dass ihnen das (zu diesem Zeitpunkt wenn überhaupt, dann ohnehin nur noch als Titel existierende) Amt des dux Belgicae Secundae verliehen worden ist.57 Er war Aegidius zwar zuordnet,58 doch hatte dieser keine Befehlsgewalt über den Franken. Childerich war rex und in dieser Funktion unabhängig. Später werden seinem Sohn Chlodwig nach dem Sieg von Vouillé von 507 der patriciatus sowie die Insignien eines Konsuls und damit wohl ein Ehrenkonsulat verliehen.59

52 Vgl. PRLE 2, s. v. Tato, 1055; PLRE 3A, s. v. Alboin, 38–40; .s. v. Audoin, 152 f.; PLRE 3B, s. v. Vaces, 1350; s. v. Waltari, 1399. 53 Wightman 1985, 300. 54 Vgl. Vössing 2005, 213. 55 Ewig (1976c, 118–120) versucht aus disparaten Quelleninformationen und der späteren Teilung des Chlodwigreiches von 511 weitere, nirgends belegte Dukatsbezirke, u. a. an der Loire, zu rekonstruieren. Es folgt ein Zirkelschluss, indem er diese unbelegten Dukate als Vorbilder der anscheinend willkürlichen Teilung von 511 sehen will. Und selbst wenn Ewig hier an einigen Stellen eine historische Neuorganisation beschreiben mag, muss betont werden, dass es sich keinesfalls um Grenzbefestigungen handelt, die durch Festungen und Infrastrukturmaßnahmen gestützt wurden. Vielmehr handelt es sich um Zuteilungen von Zuständigkeitsbereichen in einer Situation, in welcher die Heermeister nunmehr versuchten zu retten, was noch zu retten war. 56 Vgl. PLRE 2, s. v. Childericus I, 285 f.; s. v. Chlodovechus (Clovis), 288–290. 57 Epistolae Austrasicae (Gundlach 1892), 2. S. o. im Abschnitt über „dux als Offizierstitel im römischen Heer“ im Kapitel 6.4.7 über die „Vorbilder des fränkischen dux“. 58 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,11. Düwel 1973a. 59 Gregor von Tours, hist. (Krusch/Levison 1951), 2,38. Liber Historiae Francorum (Krusch 1888), 18.



Zwischen römischem und gentilem dux 

 329

Neben den beiden untersuchten Aspekten möglicher indirekter Kontinuität von römischen zu gentilen duces soll abschließend noch auf ein Untersuchungsergebnis hingewiesen werden, das an dieser Stelle ins Gewicht fällt. Neben den duces sind nur sehr selten andere Ränge der römischen Militärhierarchie belegt. Im italischen Ostgotenreich sind einmalig praepositi in einem Brief Cassiodors aus dem frühen sechsten Jahrhundert genannt. Bei den Franken existierten zudem auch noch tribuni und centenarii, die jedoch beide nicht im kriegerischen Kontext in Erscheinung treten. Der fränkische domesticus hatte andere Aufgaben und einen deutlich höheren Rang als sein römisches Gegenstück. Die Rangtitel magister militum, comes rei militaris, praepositus, primicerius, senator, ducenarius und biarchus sind bei den Franken ebenso wenig nachweisbar, wie in den anderen Verbänden. Somit sind in keinem der Verbände, in denen duces als Heerführer belegt sind, auch die Positionen ihrer Vorgesetzten zu finden. Da die ostgotischen praepositi nicht zwingend technisch verstanden werden müssen, wären die duces bei ihnen, Westgoten und Langobarden das einzige aus dem Römischen übernommene Militäramt. Im Frankenreich sind immerhin zwei Ränge besser belegt, aber nicht im militärischen Kontext. Von einer Vorbildwirkung der römischen Militärrangfolge kann nicht ausgegangen werden.

7.2.4 Fazit: römisch oder nicht? Der dux Raetiarum, der bereits in römischer Zeit existierte, unter den Ostgoten beibehalten wurde und dessen Zuständigkeitsbereich sich mit dem nur 20 Jahre später belegten dux Baiuvariorum partiell deckte, ist ein einmaliger Fall von direkter Kontinuität. Außer ihm konnte in Westeuropa und Nordafrika kein Fall einer Nachfolge eines römischen durch einen gentilen dux ausgemacht werden. Bis auf die Westgoten konnten die wandernden Verbände das Prinzip eines territorialen ducatus aus dem römischen schon deswegen nicht übernehmen, weil die römischen Dukate sich überall dort bereits aufgelöst hatten, wo die übrigen gentes der Ostgoten, Burgunder, Langobarden und Franken römischen Boden betraten. Für einige gentilen Herrscher der Westgoten, Ostgoten und Burgunder ist nur das höchste römische Militäramt des magister militum belegt. Das Fehlen jeglicher weiterer Militärämter bei den gentes (mit Ausnahme der Franken), insbesondere des häufiger bekleideten magister militum, spricht dagegen. Neben der gleichen Bezeichnung, bei der eine irgendwie geartete Vorbildwirkung des römischen dux niemals vollends ausgeschlossen werden kann, weist nichts auf eine Kontinuität von römischen und gentilen duces hin. Es bleibt ein zugegebenermaßen kurios anmutender Zufall, dass duces in so vielen Gentilreichen in Erscheinung treten. Dass diese aus dem Römischen übernommen worden sind, ist nicht anzunehmen.

330 

 Zusammenfassung und Auswertung

7.2.5 Intergentiler Einfluss? Ein weiterer Faktor, der in der vorliegenden Untersuchung nicht analysiert wurde, ist der mögliche Einfluss der Reiche untereinander. Bei Westgoten, Ostgoten und Franken kamen duces in unterschiedlichen Zeiten auf und die Verbände interagierten während ihrer Koexistenz auf verschiedene Weise, wobei nicht auszuschließen ist, dass sie einander auch beeinflussten. Es war nicht nur das längst vergangene weströmische, oder wenig präsente oströmische Militär, das auf die Entwicklung der duces einwirken konnte, sondern auch die benachbarten Verbände. Als die Franken unter Childerich und später Chlodwig begannen, größere Gebiete in Nordgallien zu beherrschen, waren die Westgoten die stärkste Macht in der unmittelbaren Ungebung. Zum Zeitpunkt der Schlacht von Vouillé waren dort bereits seit 50 Jahren duces belegt, die für die wiederum 20 Jahre späteren fränkischen duces als Vorbild hätten dienen können. Auf der anderen Seite könnten auch die ostgotischen duces, die seit Anfang des sechsten Jahrhunderts Heere an den fränkischen Grenzen befehligten, eine Wirkung auf den Aufbau des fränkischen Militärs gehabt haben. Allen voran beim ostgotische dux Raetiarum ist mit einem prägenden Effekt auf die Gestaltung der wenig nach der Annexion Rätiens in Alemannien und Gallien aufkommenden Territorialduces anzunehmen. Zwischen den verbündeten Reichen der West- und Ostgoten muss ebenfalls von einer Beeinflussung ausgegangen werden. Als Theoderich die geschlagenen Reste des fränkischen Westgotenreiches durch Theudis verwalteten und durch ein Heer unter Führung eines dux schützen ließ, werden die ostgotischen Strukturen nicht ohne Nachwirkung geblieben sein, insbesondere, da nach dem Tod des ravennatischen Königs mit Theudis ein früherer ostgotischer ἄρχων τοῦ στρατοῦ zum Herrscher auf der iberischen Halbinsel wurde. Diese möglichen gegenseitigen Einflüsse auf die Heeres- und Provinzadministration sind durch zusätzliche, weiterführende Studien zu ergründen.

8 Quellen- und Literaturverzeichnis 8.1 Quellen Agathias: Historiarum Libri Quinque, ed. Keydell, Rudolf (1967): Corpus Fontium Historiae Byzanti­ nae, 2. Berlin. Ammianus Marcellinus. In: Seyfarth, Wolfgang (Hrsg.) (1978): Ammiani Marcellini rerum gestarum libri qui supersunt (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana). Leipzig. Anecdoton Holderi, Ein Beitrag zur Geschichte Roms in Ostgothischer Zeit, ed. Usener, Hermann (1877). In: Festschrift zur Begrüßung der XXXII. Versammlung deutscher Philologen und Schul­ männer zu Wiesbaden, S. 3–4. Wiesbaden. Aurelius Victor: Liber de Caesaribus. In: Pichlmayr, Franz/Gründel, Roland (Hrsg.) (1961): Sexti Au­ relii Victoris Liber de caesaribus. praecedunt origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana). Leipzig. Avitus von Vienne: Epistulae Comiliae Carmina, ed. Peiper, Rudolf (1888): MGH Auctores antiquissi­ mi, 6/2, S. 1–103. Berlin. Caius Julius Caesar: de bello Gallico. In: Klotz, Alfred. (Hrsg.) (1957): Caii Iulii Caesaris Commentarii. Leipzig. Cassiodor: Chronica, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 109–161. Berlin. Cassiodor: Orationes, ed. Traube, Ludwig (1961): MGH Auctores antiquissimi, 12, S. 459–484. Berlin. 2. Auflage. Cassiodor: Variae, ed. Mommsen, Theodor (1961): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 1–385. Berlin. 2. Auflage. Cassius Dio: historia Romana. In: Boissevain, Ursul Philip (Hrsg.) (1955): Cassii Dionis Cocceiani Historiarum Romanarum quae supersunt (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana). Berlin. Chronicorum Caesaraugustanorum reliquiae a. CCCCL – DLXVIII, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 221–223. Berlin. Chronica Gallica a. 452, ed. Mommsen, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 9, 615 – 625. Berlin. Chronica Gallica a. 511, ed. Mommsen, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 9, 632 – 666. Chronicon Gothanum, ed. Bluhme, Heinrich (1868): MGH Leges, 4, S. 641–647. Hannover. Claudiaus Claudianus: panegyricus de consulatu Stilichonis, ed. Birt, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 10, S. 189–233. Berlin 1892. Claudius Claudianus: de bello Gothico, ed. Birt, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 10, S. 259–283. Berlin. Claudius Claudianus: panegyricus de sexto consulatu Honorii Augusti, ed. Birt, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 10, S. 234–258. Berlin. Codex Euricianus, ed. Zeumer, Karl (1902): MGH Leges nationum Germanicarum, 1, S. 1–32. Hannover/Leipzig. Codex Iustinianus In: Krüger, Paul (Hrsg.) (1877): Codex Iustinianus. Berlin. Codex Theodosianus. In: Mommsen, Theodor/Meyer, Paul Martin (Hrsg.) (1905): Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et leges novellae ad Theodosianum pertinentes. Berlin. Continuatio Hauniensis Prosperi, ed. Mommsen, Theodor (1892) MGH Auctores antiquissimi, 9, S. 298–339. Berlin. Corpus Iuris Civilis. In: Theodor Mommsen, Paul Krüger (Hrsg.) (1889): Corpus Iuris Civilis. Hildesheim. https://doi.org/10.1515/9783110625233-008

332 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Dexippos von Athen. In: Martin, Gunther (Hrsg.) (2006): Dexipp von Athen, Edition, Übersetzung und begleitende Studien (Classica Monacensia. Münchener Studien zur klassischen Philologie, 32). Tübingen. Edictus Rothari, ed. Bluhme, Friedrich (1868): MGH Leges, 4, S. 1–90. Hannover. Ennodius: panegyricus dictus clementissimo regi Theoderico (Opus 263), ed. Vogel, Friedrich (1885): MGH Auctores antiquissimi, 7, S. 203–214. Berlin. Epistolae Austrasicae, ed. Gundlach, Wilhelm (1892): MGH Epistolae, 3, S. 111–153. Berlin. Epistolae Langobardicae collectae, ed. Gundlach, Wilhelm (1892): MGH Epistolae, 3, S. 693–715. Berlin. Euagrios Scholastikos: Ekklesiae Historia. In: de Valois, Henri (Hrsg.) (1844): Evagrii Scholastici Epi­ phaniensis et ex præfectis Ecclesiasticæ Historiæ Libri sex. Oxford. Eugippus: vita sancti Severini, ed. Sauppe, Hermann (1877): MGH Auctores antiquissimi, 1/2, S. 1–30. Berlin. Eunapios: historia Romana, ed. Blockley, Roger Charles (1983). In: Blockley, Roger Charles (Hrsg.): The fragmentary classicising Historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, 2, S. 1–127. Liverpool. Eutropius: breviarium ab urbe condita, ed. Droysen, Hans (1879): MGH Auctores antiquissimi, 2, Berlin. Fasti Vindobonensis Priores, ed. Mommsen, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 9, S. 274– 336. Berlin. Flodoardus: historia Remensis ecclesiae, ed. Heller, Johannes/Waitz, Georg (1881): MGH Scriptores, 13, S. 405–599. Hannover. Fredegar: chronicarum libri quattuor, ed. Krusch, Bruno (1888): MGH Scriptores rerum Merovingica­ rum, 2, S. 1–193. Hannover. Fredegar: vita sanctae Radegundis, ed. Krusch, Bruno (1888): MGH Scriptores rerum Merovingica­ rum, 2, S. 358–395. Hannover. Gregor der Große: epistolae, ed. Ewald, Paul/Hartmann, Ludwig (1891/1899): MGH Epistolae, 1 – 2. Berlin. Greogor der Große: dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum. In: Migne Patrologia Latina, 77, Sp. 127 – 431. Gregor von Tours: Liber de passione et virtutibus sancti Martini episcopi, ed. Krusch, Bruno (1885): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 1/2. S. 112–134. Hannover. Gregor von Tours: historiarum libri decem, ed. Krusch/Bruno, Levison, Wilhelm (1951): MGH Scripto­ res rerum Merovingicarum, 1/1. Hannover. Gregor von Tours: liber in gloria martyrum, ed. Krusch, Bruno (1885): MGH Scriptores rerum Merovin­ gicarum, 1/2. S. 34–111. Hannover. Gregor von Tours: Libri quattuor de virtutibus sancti Martini episcopi, ed. Krusch, Bruno (1885): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 1/2. S. 134–211. Hannover. Gregor von Tours: Liber Vitae Patrum, ed. Krusch, Bruno (1885): MGH Scriptores rerum Merovingica­ rum, 1/2. S. 211–294. Hannover. Hieronymos: chronicon. In: Helm, Rudolf (Hrsg.) (1956): Die Chronik des Hieronymus. Hieronymi Chronicon (Eusebius Werke, 7). Berlin. Hieronymos, epistolae. In: Hilberg, Isidor (Hrsg.) (1910/1912/1918): Sancti Eusebii Hieronymi Epistu­ lae (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Band, 54/55/56). Leipzig. Hilarius: epistulae. In: Migne Patrologia Latina, 58, Sp. 11 – 32. Historia Augusta: Vita Aureliani, ed. Hohl, Ernst (1965). In: Hohl, Ernst (Hrsg.): Scriptores Historia Augustae. Vol. 2 (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana), S. 149–186. Leipzig. Historia Langobardorum codicis Gothani, ed. Waitz, Georg (1878): MGH Scriptores rerum Langobar­ dicarum et Italicarum, 1, S. 7–11. Hannover.



Quellen 

 333

Hydatius: Continuatio Chronicorum Hieronymianorum, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Aucto­ res antiquissimi, 11, S. 1–36. Berlin. Isidor von Sevilla: etymologia. In: Migne Patrologia Latina, 82, Sp. 9 – 728. Isidor von Sevilla, historia Gotharum Wandalorum Sueborum, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 241–390. Berlin. Johannes Malalas: chronographia. In: Thurn, Hans (Hrsg.) (2000): Ioannis Malalae Chronographia (Corpus fontium historiae Byzantinae, 35). Berlin. Johannes von Antiocheia. In: Roberto, Umberto (Hrsg.) (2005): Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia chronica (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, 154). Berlin. Johannes von Biclaro: chronica, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 207–220. Berlin. Jonas von Bobbio: Vitae Columbani abbatis discipulorumque eius libri duo, ed. Kusch, Bruno (1902): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 4, S. 1–152. Hannover/Leipzig. Jordanes: Getica, ed. Mommsen, Theodor (1882): MGH Auctores antiquissimi, 5/1, S. 1–52. Berlin. Jordanes: Romana, ed. Mommsen, Theodor (1882): MGH Auctores antiquissimi, 5/1, S. 53–138. Berlin. Julian. In: Hertlein, Friedrich Karl (Hrsg.) (1875/1876): Iuliani Imperatoris quae supersunt praeter reliquias apud Cyrillum omnia. Leipzig. Klaudius Ptolemaios: geographica. In: Nobbe, Karl Friedrich August (Hrsg.) (1843/1845): Claudii Ptolemaei Geographia. Leipzig. Laterculus Veronensis. Verzeichniss der roemischen Provinzen aufgesetzt um 297, ed. Mommsen, Theodor (1862). In: Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften, Philologisch-his­ torische Klasse, S. 489–518. Berlin Lex Alamannorum, ed. Lehmann, Karl/Eckhardt, Karl August (1966), MGH Leges nationum Germani­ carum 5/1, S. 35–157. Hannover. Lex Baiuvariorum, ed. von Schwind, Ernst (1926): MGH Leges nationum Germanicarum, 5/2, Hannover. Lex Burgundionum, ed. de Salis, Ludwig (1892): MGH Leges nationum Germanicarum, 2/1, S. 29– 122. Hannover. Lex Visigothorum, ed. Zeumer, Karl (1902): MGH Leges nationum Germanicarum, 1, S. 33–456. Hannover/Leipzig. Libanios, orationes. In: Foerster, Richard (Hrsg) (1903): Orationes I–XI (Libanii opera rec. Richardus Foerster, 1). Leipzig. Liber historiae francorum, ed. Krusch, Bruno (1888): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 2, S. 215–328. Hannover. Marcellinus Comes: chronicon, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 37–108. Berlin. Malchos von Philadelphia, ed Blockley, Roger Charles (1983). In: Blockley, Roger Charles (Hrsg.): The fragmentary classicising Historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Pris­ cus and Malchus, 2, S. 401–455. Liverpool. Marius von Avenches: chronica, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 232–239. Berlin. Menander Protektor. In: Dindorf, Ludwig (Hrsg.) (1871): Menander Protector et Agathias (Historici Graeci minores, 2). Leipzig. Notitia Dignitatum. In: Seeck, Otto (Hrsg.) (1876): Notitia Dignitatum, accedunt Notitia urbis Con­ stantinopolitanae et Latercula Provinciarum. Berlin. Notitia Galliarum, ed. Mommsen, Theodor (1892): MGH Auctores antiquissimi, 9, S. 552–612. Berlin.

334 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Olympiodor, ed. Blockley, Roger Charles (1983). In: Blockley, Roger Charles (Hrsg.): The fragmentary classicising Historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Mal­ chus, 2, S. 151–209. Liverpool. Origo gentis Langobardorum, ed. Waitz, Georg (1878): MGH Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum, 1, S. 2–6. Hannover. Orosius: historia adversum paganos. In: Zangemeister, Karl (Hrsg.) (1889): Pauli Orosii Historiarum Adversum Paganos libri VII. 1889. Pactus Legis Alamannorum, ed. Lehmann, Karl/Eckhardt, Karl August (1966): MGH Leges nationum Germanicarum, 5/1, S. 21–34. Hannover. Pactus Legis Salicae, ed. Eckhardt, Karl August (1962): MGH Leges nationum Germanicarum 4/1, S. 1–236. Hannover. Panegyrici Latini. In: Paladini, Virgilio/Fedeli, Paolo (Hrsg.) (1976): Panegyrici Latini (Scriptores Graeci et Latini). Rom. Paulus Diaconus, historia Langobardorum, ed. Benthmann, Ludwig/Waitz, Georg (1878): MGH Scrip­ tores rerum Langobardicarum et Italicarum 1, S. 45–187. Hannover. Plinius der Ältere, naturalis historia. In: Sillig, Julius (1851 – 1865): C. Plini Secundi Naturalis his­ toriae libri XXXVII. Hamburg. Priskos von Panion, ed. Blockley, Roger Charles (1983). In: Blockley, Roger Charles (Hrsg.): The frag­ mentary classicising Historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, 2, S. 222–376. Liverpool. Prokop: bellum Gothicum, ed. Haury, Jakob (1963). In: Haury, Jakob (Hrsg.): Procopius II. De bellis libri V – VIII. Leipzig. Prokop: bellum Vandalicum, ed. Haury, Jakob (1963). In: Haury, Jakob (Hrsg.): Procopius I. De bellis libri I – IV, S. 305–572. Leipzig. Prokop: de aedificiis, ed. Haury, Jakob (1964). In: Haury, Jakob (Hrsg.): Procopius IV. De Aedificiis Libri VI. Leipzig. Prokop: historia arcana, ed. Haury, Jakob (1963). In: Haury, Jakob (Hrsg.): Procopius III. Historia Arcana. Leipzig. Prosper Tiro: epitoma chronicon, ed. Mommsen, Theodor (1892) MGH Auctores antiquissimi, 9, S. 341–485. Berlin. Sidonius Apollinaris, epistulae, ed. Luetjohann, Christian (1887): MGH Auctores antiquissimi, 8, S. 1–172. Berlin. Sozomenos: historia ecclesiastica. In: Hansen, Günther Christian (Hrsg.) (2004): Sozomenos. His­ toria Ecclesiastica – Kirchengeschichte (Fontes Christiani Band, 73). Turnhout. Symmachus: orationes, ed. Seeck, Otto (1883): MGH Auctores antiquissimi, 6/1, S. 318–339. Berlin. Tacitus: Germania, ed. Önnerfors, Alf (1983). In: Önnerfors, Alf/Borzsák, István (Hrsg.): P. Cornelius Tacitus, Libri qui svpersunt Tom. II/2. De Origine et Situ Germanorum Liber. Stuttgart. Theophanes: chronographia. In: de Boor, Carl (Hrsg.) (1883/1885): Theophanis Chronographia. Theophanes Confessor. Hildesheim. Theophylaktos Simokatta. In: de Boor, Carl/Wirth, Peter (Hrsg.) (1972): Theophylacti Simocattae his­ toriae (Bibliotheca scriptorvm Graecorvm et Romanorvm Tevbneriana). Stuttgart. Venantius Fortunatus: Carmina ed. Leo, Friedrich (1881): MGH Auctores antiquissimi, 4/1. Berlin. Venantius Fortunatus: vita sanctae Radegundis, ed. Krusch, Bruno (1885): MGH Auctores antiquissi­ mi, 4/2, S. 38–49. Berlin. Victor von Tunnuna: Chronica, ed. Mommsen, Theodor (1894): MGH Auctores antiquissimi, 11, S. 163–224. Berlin. Victor von Vita: historia persecutionis, ed. Halm, Karl (1879): MGH Auctores antiquissimi, 3/1, Berlin. Vita Aridii abbatis Lemovicini, ed. Kusch, Bruno (1896): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 3, S. 576–609. Hannover.



Literatur 

 335

Vita Aviti Confessoris Aurelianensis, ed. Kusch, Bruno (1896): MGH Scriptores rerum Merovingica­ rum, 3, S. 380–385. Hannover. Vitae Caesarii episcopi Arelatensis libri duo, ed. Kusch, Bruno (1896): MGH Scriptores rerum Mero­ vingicarum, 3, S. 433–501. Hannover. Vita Galli auctore Walahfrido, ed. Kusch, Bruno (1902): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 4, S. 280–337. Hannover/Leipzig. Vita Galli auctore Wettino, ed. Kusch, Bruno (1902): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 4, S. 256–280. Hannover/Leipzig. Vita Germani episcopi Autissiodorensis auctore Constantio, ed. Krusch, Bruno/Levison, Wilhelm (1920): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 7, S. 225–283. Hannover/Leipzig. Vita Iohannis Abbatis Reomaensis Auctore, ed. Kusch, Bruno (1896): MGH Scriptores rerum Merovin­ gicarum, 3, S. 502–517. Hannover. Vita Lupi episcopi Senonici, ed. Kusch, Bruno (1902): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 4, S. 176–187. Hannover/Leipzig. Vita Remigii episcopi remensis auctore Hincmaro, ed. Kusch, Bruno (1896): MGH Scriptores rerum Merovingicarum, 3, S. 239–349. Hannover. Vita sancti Euspicii confessore: Acta Sanctorum (1727), Juli 5, Sp. 72 – 76. Antwertpen. Vita sancti paterni episcopi Abricensis, ed. Krusch, Bruno (1885): MGH Auctores antiquissimi, 4/2, S. 33–36. Berlin. Vita Walarici abbatis Leuconaensis, ed. Kusch, Bruno (1896): MGH Scriptores rerum Merovingica­ rum, 3, S. 157–175. Hannover. Vitas sanctorum Patrum Emeretensium. In: Maya Sánchez, Antonio (Hrsg.) (1992): Vitas sanctorum Patrum Emeretensium (Corpus Cristianorum Series Latina, 116). Turnhout. Zosimos: historia nea. In: Mendelssohn, Ludwig (Hrsg.) (1887): Zosimi comitis et exadvocati fisci Historia nova. Leipzig.

8.2 Literatur Alföldi, Andreas (1967): Über die Juthungeneinfälle unter Aurelian. In: Alföldi, Andreas (Hrsg.), Studi­ en zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts nach Christus, S. 427–430. Darmstadt. Ameling, Walter/Gizewski, Christian/Mehl, Andreas/Tinnefeld, Franz (1998): Hoftitel. In: Cancik, Hubert/Schneider, Helmuth/Landfester, Manfred (Hrsg.). Der Neue Pauly 5, S. 665–671. Stuttgart u. a. Ament, Hermann (1998): Germanen. In: Auty, Robert/Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 4, Sp. 1338 – 1342. München. Amory, Patrick (1997): People and Identity in Ostrogothic Italy, 489–554. Cambridge. Anders, Friedrich (2010): Flavius Ricimer. Macht und Ohnmacht des weströmischen Heermeisters in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts (Europäische Hochschulschriften Reihe III, 1077). Frankfurt a. M. Andreocci, Paolo (2010): Die Germanen bei Caesar, Tacitus und Ammian. Eine vergleichende Darstellung, Freiburg. [Nur als Online-Ressource verfügbar: http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bsz:25-opus-77159] Anton, Hans Hubert (1981a): Chlodwig. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 4. S. 478–485. Berlin, New York. Anton, Hans Hubert (1981b): Chothar II. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 4. S. 486–488. Berlin, New York. Anton, Hans Hubert (1986): Verfassungsgeschichtliche Kontinuität und Wandlungen von der Spätantike zum hohen Mittelalter: das Beispiel Trier. In: Francia, 14, S. 1–24.

336 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Anton, Hans Hubert (1991): König, Königtum A-B. In: Auty, Robert/Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 5, Sp. 1298 – 1305. München. Anton, Hans Hubert (1995): Franken. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 9, S. 414–435. Berlin, New York. Assmann, Jan (1997): Das kulturelle Gedächtnis. Schriften, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München. 2. Auflage. Ausbüttel, Frank (1988): Die Verwaltung der Städte und Provinzen im spätantiken Italien (Europäische Hochschulschriften Reihe III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, 343). Frankfurt a. M. Ausbüttel, Frank (2003): Theoderich der Große. Darmstadt. Bakker, Lothar (1985): Augsburg in spätrömischer Zeit. In: Gottlieb, Gunther/Baer, Wolfram/Becker, Josef/Bellot, Josef/Filser, Karl/Pankraz Fried/Reinhard, Wolfgang/Schimmelpfennig, Bernhard (Hrsg.), Geschichte der Stadt Augsburg. 2000 Jahre von der Römerzeit zur Gegenwart, S. 78–87. Stuttgart. 2. Auflage. Bakker, Lothar (1993): Das Siegesdenkmal zur Juthungenschlacht des Jahres 260 n. Chr. aus Augusta Vindelicum. In: Das Archäologische Jahr in Bayern. Jahrgang 1992, 1993, S. 116–119. Bakker, Lothar (1995): Augsburg. In: Czysz, Wolfgang/Bakker, Lothar (Hrsg.). Die Römer in Bay­ ern. S. 419–425. Stuttgart. Barbiera, Irene (2005): Sixth century cemetries in Hungary and Italy: a comparative approach. In: Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 329), S. 301–320. Wien. Barnish, Sam J. (2007): Cuncta Italiae membra componere: political relations in Ostrogothic Italy. In: Barnish, Sam/Marazzi, Federico (Hrsg). The Ostrogoths. From the migration period to the sixth century: An ethnographic perspective (Studies in Historical Archaeoethnology, 7). S. 317–352. Woodbridge. Barroso Cabrera, Rafael/Morín de Plabos, Jorge/Sánchez Ramos, Isabel (2005): Gallaecia Gothica. de la conspiración del Dux Argimundus (589–590 d-C-) a la integración en el Reino visigodo de Toledo. Madrid. Baxter Wolf, Kenneth (1999):Conquerors and Chroniclers of Early Medieval Spain (Translated Texts for Historians 23). Liverpool. 2. Auflage. Becher. Matthias (1996): Rex, Dux und Gens. Untersuchungen zur Entstehung des sächsischen Her­ zogtums im 9. und 10. Jh. Husum. Becher, Matthias (2011): Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der Antiken Welt. München. Becher, Matthias/Dick, Stefanie (Hrsg.) (2010): Völker, Reiche und Namen im frühen Mittelalter (Mittelalterliche Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 22). München. Beck, David (1962): Das spätrömische Kastell und die St. Peterskirche in Schaan. In: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, 49, S. 24–37. Beck, Heinrich/Wenskus, Reinhard (1975): Beleos. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2, S. 207. Berlin, New York. Beck, Heinrich (1981): Burgunden. I. Philologisches §1 Sprachquellen. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 4, S. 224–230. Berlin, New York. Beck, Heinrich (Hrsg.) (1986): Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1). Berlin/New York. Beck, Heinrich (2000): Runen und Schriftlichkeit. In: Düwel, Klaus/Marold, Edith/Zimmermann, Christiane (Hrsg.). Von Thorsberg nach Schleswig. Sprache und Schriftlichkeit eines Grenz­ gebietes im Wandel eines Jahrtausends (Internationales Kolloquium im Wikinger Museum



Literatur 

 337

Haithabu vom 29. September – 3. Oktober 1994, Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 25), S. 1–19. Unter Mitarbeit von Lars E. Worgull. Berlin/New York. Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko/Hakelberg, Dietrich (Hrsg.) (2001): Zur Geschichte der Gleichung „germanisch-deutsch“. Sprache und Namen, Geschichte und Institutionen (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 34). Berlin/New York. Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.) (2012): Altertumskunde – Altertumswissen­ schaft – Kulturwissenschaft. Erträge und Perspektiven nach 40 Jahren Reallexikon der Germa­ nischen Altertumskunde (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 77). Berlin/New York. Beer, Bettina (2012): Kultur und Ethnizität. In: Beer, Bettina/Fischer, Hans (Hrsg.). Ethnologie. Ein­ führung und Überblick, S: 53 – 73. Berlin. 7. Überarbeitete Auflage. Behr, Bruno (1975): Das alemannische Herzogtum bis 750. Frankfurt am Main. Benario, Herbert (1999): Tacitus Germany.With an Introduction, Translation and Commentary. Warminster. Berndt, Guido (2007): Konflikt und Anpassung. Studien zur Migration und Ethnogenese der Van­ dalen (Historische Studien, 489). Husum. Berndt, Guido/Steinacher, Roland (Hrsg.) (2008): Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Ge­ schichten (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 13, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 366). Wien. Berschin, Walter (1986): Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter Band 1. Von der Passio Perpetuae zu den Dialogi Gregors des Großen (Quellen und Untersuchungen zur Lateinischen Philologie des Mittelalters, 8). Stuttgart. Bersu, Gerhard (1964): Die spätrömische Befestigung „Bürgle“ bei Gundremmingen (Veröffentlichungen der Kommission zur Archäologischen Erforschung des Spätrömischen Raetien bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 4). München. Bertolini, Ottorino (1965): I Germani. Migrazioni e Regni nell’Occidente già Romano. Mailand. Beyerle, Franz (1926): Zur Gründungsgeschichteder Abtei Reichenau und des Bistums Konstanz. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung, 15, S. 512– 531. Beyerle, Franz (1947): Die Gesetze der Langobarden. Übertragen und bearbeitet von Franz Beyerle, mit einem Glossar von Ingeborg Schröbler. Weimer. Beyerle, Franz (1952): Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen. In: Zeitschrift der Savig­ ny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 69, 1952, S. 1–23. Beyerle, Franz (1955): Süddeutschland in der politische Konzeption Theoderichs des Großen. In: Mayer, Theodor (Hrsg.). Grundfragen der Alemannischen Geschichte. Mainauvorträge 1952 (Vorträge und Forschungen, herausgegeben vom Institut für geschichtliche Landesforschung des Bodenseegebietes in Konstanz, 1), S. 65–81, Konstanz. Beyerle, Franz (1975): Das Kulturporträt der beiden alamannischen Rechtstexte: Pactus und Lex Alamannorum. In: Müller, Wolfgang (Hrsg.): Zur Geschichte der Alemannen (Wege der Forschung, C), S. 126–150. Darmstadt. Bierbrauer, Volker (1985a): Alemannische Besiedlung Augsburgs und seines näheren Umfelds. In: Gottlieb, Gunther/Baer, Wolfram/Becker, Josef/Bellot, Josef/Filser, Karl/Pankraz Fried/Reinhard, Wolfgang/Schimmelpfennig, Bernhard (Hrsg.), Geschichte der Stadt Augsburg. 2000 Jahre von der Römerzeit zur Gegenwart, S. 87–100. Stuttgart. 2. Auflage. Bierbrauer, Volker (1985b): Das Reihengraberfeld von Altenerding in Oberbayern und die bajuwarische Ethnogenese – eine Problemskizze. In: Zeitschrift für Archaologie des Mittelalters, 13, S. 7–25. Bierbrauer, Volker (1994): Archäologie und Geschichte der Goten vom 1–7. Jahrhundert. Versuch einer Bilanz. In: Frühmittelalterliche Studien, 28, S. 51–171.

338 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Bierbrauer, Volker (2005): Archäologie der Langobarden in Italien: ethnische Interpretation und Stand der Forschung, in: Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 329), S. 21–66. Wien. Birkhan, Helmut (2009): Nachantike Keltenrezeption. Projektionen keltischer Kultur. Wien. Bleckmann, Bruno (2009): Die Germanen. Von Ariovist bis zu den Wikingern. München. Blei, Josephine (2013): Dominium populi Romani vel Caesaris und causa dominica. Römische Rechtstradition und Fiskalsukzession im bairischen Dukat der Agilolfinger (Region im Umbruch, 8). Berlin. Bleiber, Waltraut (1988): Das Frankenreich der Merowinger. Wien. Boesch, Bruno (1974): Name und Bildung der Sprachräume. In: Hübener, Wolfgang (Hrsg.). Die Alemannen in der Frühzeit, S. 89–120. Bühl (Baden). Bognetti, Gian Piero (1953): L‘influsso dell istituzioni militari romane sulle istituzioni longobarde del sec. VI e la natura della „fara“. In: Moschetti, Guiscardo (Hrsg.), Atti del Congresso internazionale di diritto romano e di storia del diritto. Verona 27–28–29 IX–1948, S. 165–210. Mailand. Bognetti, Gian Piero (1967): Tradizione longobarda e politica bizantina nelle origini del ducato di Spoleto. In: Bognetti, Gian Piero (Hrsg.). L’Età Longobarda, Band 3, S. 441–483. Varese. Bognetti, Gian Piero (1968): L’Editto di Rotari come espediente politico di una monarchia barbarica, in: Bognetti, Gian Piero (Hrsg.). L’Età Longobarda, Band 4, S. 113–135. Varese. Borgolte, Michael (1984): Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit (Vorträge und Forschungen, Sonderband 31). Sigmaringen. Borst, Arno (1966): Das Bild der Geschichte in der Enzyklopädie Isidors von Sevilla. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, 22, S. 1–62. Bowlus, Charles (2002): Ethnogenesis. The Tyranny of a Concept. In: Gillett, Andrew (Hrsg.). On Barbarian Identity. Critical Approaches to Ethnicity in the Early Middle Ages, S. 241–256. Turnhout. Brandes, Wilhelm (1905): Des Auspicius von Toul rhythmische Epistel an Arbogastes von Trier. Wolfenbüttel. Brather, Sebastian (2002): Ethnic Identities as Constructions of Archaeology. In: Gillett, Andrew (Hrsg.). On Barbarian Identity. Critical Approaches to Ethnicity in the Early Middle Ages, S. 149– 175. Turnhout. Brather, Sebastian (2004): Ethnische Interpretation in der frühgeschichtlichen Archäologie. Ge­ schichte, Grundlagen und Alternativen (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 42). Berlin/New York. Brather, Sebastian (2008): Kleidung, Grab und Identität in Spätantike und Frühmittelalter. In: Berndt, Guido/Steinacher, Roland (Hrsg.). Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 13, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 366), S. 283–293. Wien. Brather, Sebastian (Hrsg.) (2017): Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 102). Berlin/New York. Bratož, Rajko (2002): Pannonien. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 22, S. 469–481. Berlin, New York. Bratož, Rajko (2011): Die Auswanderung der Bevölkerung aus den pannonischen Provinzen während des 5. und 6. Jahrhunderts. In: Konrad, Michaela/Witschel, Christian (Hrsg.). Römische Legions­ lager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens? (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen Neue Folge, Heft 138), S. 589–614. München.



Literatur 

 339

Brem, Hansjörg/Bürgi, Jost/Roth-Rubi, Kathrin (1992): Arbon – Arbor Felix. Das spätrömische Kastell (Archäologie im Thurgau, 1). Frauenfeld. Brodka, Dariusz (2004): Die Geschichtsphilosophie in der spätantiken Historiographie. Studien zu Prokopius von Kaisareia, Agathias von Myrina und Theophylaktos Simokattes (Studien und Texte zur Byzantinistik, 5). Frankfurt am Main. Brozzi, Mario (1975): Il Ducato Langobardo del Friuli (Pubblicazioni della Deputazione di Storia patria per il Friuli 6). Udine. Bruckner, Wilhelm (1895): Die Sprache der Langobarden (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der Germanischen Völker, 75). Straßburg. Brühl, Carlrichard (1973): Codice Diplomatico Longobardo (Fonti per la Storia d’Italia, 64). Rom. Brunner, Karl (1973): Die fränkischen Fürstentitel im 9. und 10. Jh. In: Wolfram, Herwig (Hrsg.). Intitu­ latio II (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband, 24). S. 179–340. Wien. Brunner, Karl/Merta, Brigitte (Hrsg.) (1994): Ethnogenese und Überlieferung. Angewandte Methoden der Frühmittelalterforschung (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 31). München. Brunner, Heinrich (Hrsg.) (1958): Deutsche Rechtsgeschichte. Zweiter Band. Neu bearbeitet von Claudius Freiherr von Schwerin. Berlin. Buchberger, Erica (2017): Shifting Ethnic Identities in Spain and Gaul, 500–700. Amsterdam. Buchner, Rudolf (1933): Die Provence in merowingischer Zeit. Verfassung – Wirtschaft – Kultur (Arbeiten zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte, IX. Heft). Stuttgart. Buchner, Rudolf (2000a): Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichten, Band 1. Buch 1–5. Aus der Übersetzung Wilhelm von Giesebrechts neu bearbeitet. Darmstadt 2000. 8. Auflage. Buchner, Rudolf (2000b): Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichten, Band 2. Buch 6–10. Aus der Übersetzung Wilhelm von Giesebrechts neu bearbeitet. Darmstadt 2000. 8. Auflage. Bur, Michael (1983) Champagne. In: Auty, Robert/Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 2, Sp. 1678 – 1685. München. Burgess, Richard (1993): The Chronicle of Hydatius and the Consularia Constantinopolitana. Two contemporary Accounts of the final Years of the Roman Empire (Oxford Classical Monographs). Oxford. Bürgi, Jost (2005): Das spätrömische Kastell Ad Fines (Pfyn). In: Hasler, Norbert/Heiligmann, Jörg/ Höneisen, Markus/Leutzinger, Urs/Swozilek, Helmut (Hrsg.). Im Schutze mächtiger Mauern. Spätrömische Kastelle im Bodenseeraum, S. 80–85. Frauenfeld. Burns, Thomas (1980): The Ostrogoths. Kingship and Society (Historia Einzelschriften, 36). Wiesbaden. Burns, Thomas (1984): A History of the Ostrogoths. Bloomington. Burns, Thomas (1992): T. S. Burns, The settlement of 418. In: Drinkwater, John/Elton, Hugh (Hrsg.). Fifth-century Gaul: a crisis of identity?, S. 53–63. Cambridge. Burns, Thomas (1994): Barbarians within the Gates of Rome. A Study of Roman Military Policy and the Barbarians, ca. 375–425 A. D. Bloomington. Büttner, Heinrich (1960): Die Alpenpolitik der Franken im 6. und 7. Jahrhundert. In: Historisches Jahr­ buch, 79, S. 62–88. Callies, Horst (1981): Cassiodor. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 4. S. 347–350. Berlin, New York. Cameron, Alan (1970): Claudian. Poetry and Propaganda at the Court of Honorius. Oxford. Cardelle de Hartmann, Carmen (1994): Philologische Studien zur Chronik des Hydatius von Chavez (Palingenesia. Schriftenreihe für klassische Altertumswissenschaft, 47). Stuttgart. Castritius, Helmut (1985): Die Grenzverteidigung in Rätien und Noricum im 5. Jahrhundert n. Chr. Ein Beitrag zum Ende der Antike. In: Wolfram, Herwig/Schwarcz, Andreas (Hrsg.). Die Bayern und ihre Nachbarn, Band 1, S. 17–28. Wien.

340 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Castritius, Helmut (1990): Von politischer Vielfalt zur Einheit. Zu den Ethnogenesen der Alemannen. In: Wolfram, Herwig/Pohl, Walter (Hrsg.). Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksich­ tigung der Bayern 1 (Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung, 27. bis 30. Oktober 1986, Stift Zwettl, Niederösterreich), S. 71–84. Wien. Castritius, Helmut (2000): Ethnogenetische Vorgänge am Ende der Antike: unvollendete bzw. erfolglose Ethnogenesen. In: Bratož, Rajko (Hrsg.). Slowenien und die Nachbarländer zwischen Anti­ ke und karolingischer Epoche, Band 1, S. 331–339. Ljubljana. Castritius, Helmut (2001): Krokus §3. In: In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 17, S. 388–389. Berlin, New York. Castritius, Helmut/Geuenich, Dieter (2002): Zur alemannischen Reichsbildung im 5. Jahrhundert. In: Pohl, Walter/Diesenberger, Maximilian (Hrsg.). Integration und Herrschaft. Ethnische Identitä­ ten und soziale Organisation im Frühmittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 3, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 301), S. 107–118. Wien. Castritius, Helmut (2004): Safrax. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 26. S. 91–96. Berlin, New York. Castritius, Helmut (2005): Sulpicius Alexander. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 30. S. 129. Berlin, New York. Castritius, Helmut (2006): Wandalen § 1. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 33. S. 168–209. Berlin, New York. Castritius, Helmut (2007): Die Vandalen, Etappen einer Spurensuche. 2007. Castritius, Helmut (2008): Die Völkerlawine der Silvesternacht 405 oder 406 und die Gründung des Wormser Burgunderreichs. In: Gallé, Volker (Hrsg.). Die Burgunder. Ethnogenese und Assimi­ lation eines Volkes, Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums, veranstaltet von der Nibelungengesellschaft Worms e. V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, S. 31–47. Worms. Castritius, Helmut (2010): Chlodwig und der Tag von Tours im Jahr 508. In: Becher, Matthias/Dick, Stefanie (Hrsg.). Völker, Reiche und Namen im frühen Mittelalter (Mittelalterliche Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 22), S. 113–120. München. Cecconi, Giovanni (2007): Funzioni e immagine del „dux Raetiarum“. In: Desideri, Paolo/ Moggi, Mauro/Pani, Mario (Hrsg.). Antidoron. Studi in onore di Barbara Scardigli Forster, S. 17–32. Pisa. Chaume, Maurice (1925): Les Origines du Duché de Bourgogne, Partie I: Histoire politique. Dijon. Christensen, Arne (2002): Cassiodorus Jordanes and the History of the Goths. Studies in a Migration Myth. Kopenhagen. Christie, Neil (1985): Settlement and Defence of Byzantine and Langobard northern and central Italy. Newcastle. Christie, Neil (1991): Invasion or invitation? The Lombard occupation of Northern Italy. In: Romano­ barbarica, 11, S. 79–108. Christie, Neil (1995): The Lombards. The Ancient Langobards. Oxford. Christlein, Rainer (1979): Das spätrömische Kastell Boiotro zu Passau-Innstadt. In: Werner, Joachim/ Ewig, Eugen (Hrsg.). Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Aktuelle Probleme in histori­ scher und archäologischer Sicht (Vorträge und Forschungen, 25), S. 91–123. Sigmaringen. Chrysos, Evangelios (1981): Συμβολή στην ιστορία της Hπείρου κατά την πρωτοβυζαντινή εποχή. In: Hπειρωτικά Xρονικά, 23, S. 1–123. Claude, Dietrich (1964): Untersuchungen zum frühfränkischen Comitat. In: Zeitschrift der SavignyStiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 81, 1964, S. 1–79. Claude, Dietrich (1970): Geschichte der Westgoten. Stuttgart.



Literatur 

 341

Claude, Dietrich (1971): millenarius und thiuphadus. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechts­ geschichte, Germanistische Abteilung, 88, 1971, S. 181–190. Claude, Dietrich (1984): Comes § 2–6. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2, S. 65–68. Berlin, New York. Claude, Dietrich (1986): Dux: § 13–17. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 6, S. 305–309. Berlin, New York. Claude, Dietrich (1988): Der Millenarius. In: Wolfram, Herwig/Schwarcz, Andreas (Hrsg.). Anerken­ nung und Integration. Zu den wirtschaftlichen Grundlagen der Völkerwanderungszeit 400 – 600, Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung 7. bis 9. Mai 1986 Stift Zwettl, Niederösterreich, S. 17–20. Wien. Claude, Dietrich (1994): Eurich. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 8. S. 17–18. Berlin, New York. Claude, Dietrich (1997): Clovis, Théodoric et la maîtrise de l’espace entre Rhin et Danube. In: Rouche, Michel (Hrsg.). Clovis. Histoire & mémoire. Le baptême de Clovis, l’événement, S. 409–420. Paris. Clavadetscher, Otto (1979): Churrätien im Übergang von der Spätantike zum Mittelalter nach den Schriftquellen, In: Werner, Joachim/Ewig, Eugen (Hrsg.). Von der Spätantike zum frühen Mittel­ alter. Aktuelle Probleme in historischer und archäologischer Sicht (Vorträge und Forschungen, 25), S. 159–178. Sigmaringen. Clover, Frank (1989): The Symbiosis of Romans and Vandals. In: Chrysos, Evangelios/Schwarcz, Andreas (Hrsg.). Das Reich und die Barbaren (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 29), S. 57–73. Wien. Collins, Roger (2007): Die Fredegar-Chroniken (Monumenta Germaniae Historica, Studien und Texte, 44). Hannover. Collins, Roger (2012): Hadrian’s Wall and the End of Empire. The Roman frontier in the 4th and 5th Centuries. New York. Conti, Pier Maria (1982): Il Ducato di Spoleto e la Storia instituzionale dei Longobardi. (Quaderni di «Spoletium», 2). Spoleto. Cortese, Ennio (1988): Thinx, gairethinx, thingatio, thingare, in gaida et gisil. In: Rivista della Storia del Diritto Italiano, 61, S. 33–64. Coumert, Magali (2007): Origines des peuples. Lesrécits du Haut Moyen Âge occidental (550–850). Paris. Courtois, Christian (1955): Les Vandales et l’Afrique. Paris. Couser, Jonathan (2012): “Let Them Make Him Duke to Rule that People”. The “Law of the Bavarians” and Regime Change in Early Medieval Europe. In: Law and History Review, 30, 3, S. 865–899. Crump, Gary (1975): Ammianus Marcellinus as a Military Historian (Historia Einzelschriften, 27). Wiesbaden. Curchin, Leonard (1991): Roman Spain. Conquest and Assimilation. London. Curta, Florin (2001a): Limes and Cross: The religious dimension of the sixth-century danube frontier of the early Byzantine Empire. In: Starinar, 51, S. 45–68. Curta, Florin (2001b): Peasants as ‘makeshift soldiers for the occasion’: sixth-century settlement patterns in the Balkans. In: Burns, Thomas/Eadie, John (Hrsg.). Urban Centers and Rural Con­ texts in Late Antiquity, S. 199–217. Michigan. Curta, Florin (2013): The elephant in the room. A reply to Sebastian Brather. In: Ephemeris Napocen­ sis, 23, S. 163–174. Cuscito, Giuseppe (Hrsg.) (2003): Aquileia dalle origini alla costituzione del ducato longobardo. storia, amministrazione, società, atti della 33. Settimana di studi aquileiesi, 25–27 aprile 2002. Trieste. Cuscito, Giuseppe (Hrsg.) (2006): Aquileia dalle origini alla costituzione del ducato longobardo. l’arte ad Aquileia dal sec. IV al IX, atti della XXXV Settimana di studi aquileiesi, 18–21 maggio 2005. Trieste.

342 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Cuscito, Giuseppe/Verzár Bass, Monika (Hrsg.) (2005): Aquileia dalle origini alla costituzione del ducato longobardo. la cultura artistica in età romana, II secolo a. C. – III secolo d. C., atti della XXXV Settimana di Studi Aquileiesi, 6–8 maggio 2004. Trieste. Cuscito, Giuseppe/Zaccaria, Claudio (Hrsg.) (2007): Aquileia dalle origini alla costituzione del du­ cato longobardo. territorio – economia – società, atti della XXXVII Settimana di Studi Aquileiesi 18 – 20 maggio 2006. Trieste. Dachs, Hans (1965): Römerkastelle und frühmittelalterliches Herzogs- und Königsgut an der Donau. In: Bosl, Karl (Hrsg.). Zur Geschichte der Bayern, S. 44 -84. Darmstadt. Dahn, Felix (1861): Die Könige der Germanen, Band 1, Die Zeit vor der Wanderung – Die Vandalen. Würzburg. de Jonge, Peter (1972): Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus, XVI. Groningen. de Jonge, Peter (1976): Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus, XVII. Groningen. de Jonge, Peter (1980): Philological and Historical Commentary on Ammianus Marcellinus, XVIII. Groningen. Degen, Rudolf (1987): Die raetischen Provinzen des römischen Imperiums. In: Beiträge zur Raetia Romana. Voraussetzungen und Folgen der Eingliederung Rätiens ins römische Reich. Herausgegeben von der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden, S. 1–43. Chur. Delogu, Paolo/Guillou, André/Ortalli, Gherardo (Hrsg.) (1980): Storia di Italia 1. Longobardi e Bizan­ tini. Turin. Delogu, Paolo (1986): Gastalden. In: Auty, Robert/Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 4, Sp. 1131 – 1132. München. Demandt, Alexander (1970): magister militum. In: Wissowa, Georg/Kroll, Wilhelm/Ziegler, Konrat/ Mittelhaus, Karl/Pauly, August (Hrsg.). Paulys Realencyclopädie der classischen Altertums­ wissenschaft. Supplementbände 12, S. 553–790. Stuttgart/München. Demandt, Alexander (2007): Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284 – 565 n. Chr. (Handbuch der Altertumswissenschaften, 3.6). München. 2. vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage. Deutinger, Roman (2014): Wer waren die Agilolfinger? In: Patzold, Steffen/Ubl, Karl (Hrsg.). Ver­ wandtschaft, Name und Soziale Ordnung (300–1000) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 90), S. 177–194. Berlin/New York. Deutinger, Roman (2017): Lex Baioariorum. Herausgegeben und übersetzt von Roman Deutinger (Editio Bavarica, 3). Regensburg. Dick, Stefanie (2005): Langobardi per annos decem regem non habentes, sub ducibus fuerunt. Formen und Entwicklungen der Herrschaftsorganisation bei den Langobarden. Eine Skizze. In: Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 329), S. 335–343. Wien. Dick, Stefanie (2008): Der Mythos vom „Germanischen“ Königtum (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 60). Berlin/New York. Diefenbach, Steffen/Müller, Gernot (Hrsg.) (2013): Gallien in Spätantike und Frühmittelalter. Kultur­ geschichte einer Region. Berlin. Dietz, Karlheinz (1979): Die Römer Regensburg – Geschichte. In: Dietz, Karlheinz/Osterhaus, Udo/ Rieckhoff-Pauli, Sabine/Spindler, Konrad (Hrsg.). Regensburg zur Römerzeit, S. 35–174. Regensburg. Dietze, Heinrich (1931): Rätien und seine germanische Umwelt in der Zeit von 450 bis auf Karl den Grossen. Diss. Würzburg.



Literatur 

 343

Dilcher, Gerhard (2008): Normen zwischen Oralität und Schriftkultur. Studien zum mittelalterlichen Rechtsbegriff und zum langobardischen Recht. Herausgegeben mit Kannowski, Bernd/Schulz, Reiner. Köln/Weimar/Wien. Dilcher, Gerhard/Distler, Eva-Marie (Hrsg.) (2006): Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germa­ nischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der früh­ mittelalterlichen Rechtskultur. Berlin. Dirlmeier, Camilla/Gottlieb, Gunther (1976): C. Dirlmeier, G. Gottlieb, Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 1 (Quellen zur Geschichte der Alamannen von Cassius Dio bis Ammianus Marcellinus, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 1). Sigmaringen. Dirlmeier, Camilla/Gottlieb, Gunther (1978): Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 2 (Quellen zur Geschichte der Alamannen von Libanios bis Gregor von Tours, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 3). Sigmaringen. Dirlmeier, Camilla/Gottlieb, Gunther (1979): Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 3 (Quellen zur Geschichte der Alamannen von Marius von Avenches bis Paulus Diaconus, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 5). Sigmaringen. Dirlmeier, Camilla/Sprigade, Klaus (1980): Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 4 (Quellen zur Geschichte der Alamannen vom Geographen von Ravenna bis Hermann von Reichenau, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 6). Sigmaringen. Dirlmeier, Camilla/Sprigade, Klaus (1983): Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 5 (Weitere hagiographische Texte und amtliches Schriftgut, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 8). Sigmaringen. Dobesch, Gerhard (1982): Zur Ausbreitung des Germanennamens. In: Pro Arte Antiqua Band I, Fest­ schrift für Hedwig Kenner (Sonderschriften, 18). S. 77–99. Herausgegeben vom Österreichischen Archäologischen Institut in Wien. Wien. Doi, Masaoki (1989): Bagaudes Movement and German Invasion. In: Klio, 71, S. 344–352. Dolbhofer, Ernst (1955): Byzantinische Diplomaten und östliche Barbaren. Aus den Excerpta de legationibus des Konstantinos Porphyrogennetos aus gewählte Abschnitte des Priskos und Menander Protektor (Byzantinische Geschichtsschreiber, 4). Graz. Donini, Guido/Ford, Gordon (1970): Isidore of Seville’s History of the Goths, Vandals, and Suevi. Translated from Latin. Leiden. Drinkwater, John (1989): Patronage in Roman Gaul and the Probems of the Bagaudae. In: WallaceHadrill, Andrew (Hrsg.). Patronage in Ancient Society, S. 189–203. London. Drinkwater, John (2007): The Alamanni and Rome 213–496 (Caracalla to Clovis). Oxford. Drinkwater, John (2013): Un-becoming Roman. The End of Provincial Civilisation in Gaul. In: Diefenbach, Steffen/Müller, Gernot (Hrsg.). Gallien in Spätantike und Frühmittelalter. Kulturgeschich­ te einer Region, S. 59–78. Berlin. Drinkwater, John/Elton, Hugh (Hrsg.) (2002). Fifth-century Gaul: a crisis of identity? Cambridge. Dumézil, Bruno (2009): Le comte et l’administration de la cité dans le Bréviaire d’Alaric. In: Rouche, Michel/Dumézil, Bruno (Hrsg.). Le Bréviaire d’Alaric aux origines du Code civil, S. 73–90. Paris. Düwel, Klaus (1973a): Aegidius. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 1, S. 86–87. Berlin, New York. Düwel, Klaus (1973b): Alarich II. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 1, S. 128–129. Berlin, New York. Düwel, Klaus (1973c): Athanarich. In: In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 1, S. 463–464. Berlin, New York.

344 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Ebling, Horst (1974): Prosopographie der Amtsträger des Merowingerreiches. von Chlothar II. (613) bis Karl Martell (741) (Beihefte der Francia, 2). München. Eckhardt, Karl August (1954): Pactus Legis Salicae, Band 1 (Germanenrechte Neue Folge, Westgermanisches Recht). Göttingen. Eckhardt, Karl August (1955): Pactus Legis Salicae, Band 2 (Germanenrechte Neue Folge, Westgermanisches Recht). Göttingen. Ehlers, Joachim (2001): Erfundene Traditionen? Zum Verhältnis von Nationsbildung und Ethnogenese im deutschen und französischen Mittelalter. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko/Hakelberg, Dietrich (Hrsg.). Zur Geschichte der Gleichung „germanisch-deutsch“. Sprache und Namen, Geschichte und Institutionen (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 34), S. 131–151. Berlin/New York. Engels, Christoph (2008): Gespaltene Persönlichkeiten und verschwundene Völker. Das Problem der Archäologie mit kulturellen Identitäten. In: Gallé, Volker (Hrsg.). Die Burgunder. Ethnogenese und Assimilation eines Volkes, Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums, ver­ anstaltet von der Nibelungengesellschaft Worms e. V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, S. 97–134. Worms. Ensslin, Wilhelm (1936): Der Patricius Praesentalis im Ostgotenreich. In: Klio, 29, S. 243–249. Ensslin, Wilhelm (1959): Theoderich der Große. München. 2. Auflage. Erkens, Franz-Reiner (2004): Sakralkönigtum §11 Königsheil. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/ Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 26, S. 225–232. Berlin, New York. Esders, Stefan (1997): Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum. Zum Rechtscha­ rakter politischer Herrschaft in Burgund im 6. und 7. Jahrhundert (Veröffentlichungen des MaxPlanck-Instituts für Geschichte, 134). Göttingen. Esders, Stefan (2008): Grenzen und Grenzüberschreitungen. Religion, Ethnizität und politische Integration am Rande des oströmischen Imperium (4.-7. Jh.). In: Huschner, Wolfgan/Rexroth, Frank (Hrsg.). Gestiftete Zukunft im mittelalterlichen Europa, Festschrift für Michael Borgolte zum 60. Geburtstag. S. 3–28. Berlin. Esders, Stefan (2012): Spätantike und frühmittelalterliche Dukate. Überlegungen zum Problem historischer Kontinuität und Diskontinuität. In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 425–462. St. Ottilien. Esders, Stefan (2015): Spätrömisches Militärrecht in der Lex Baiuvariorum. In: Botta, Fabio/Loschiavo, Luca (Hrsg.). Civitas, Iura, Arma. Organizzazioni militari, istituzioni giuridiche e strutture sociale alle origini dell‘Europa (secc. III–VIII), Atti del Seminario internazionale Cagliari 5–6 ottobre 2012, S. 43–78. Lecce. Ewig, Eugen (1954): Trier im Merowingerreich. Civitas, Stadt, Bistum. Trier. Ewig, Eugen (1976a): Die fränkische Reichsbildung. In: Schieder, Theodor (Hrsg.). Handbuch der Europäischen Geschichte, Band 1, S. 250–266. Stuttgart. Ewig, Eugen (1976b): Das merowingische Frankenreich (561–687). In: In: Schieder, Theodor (Hrsg.). Handbuch der Europäischen Geschichte, Band 1, S. 396–432. Stuttgart. Ewig, Eugen (1976c): Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511 – 613). In: Eugen Ewig. Spätanti­ kes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952–1973), Band 1, S. 114–171. Herausgegeben von Atsma, Hartmut. München. Ewig, Eugen (1976d): Das Fortleben römischer Institutionen in Gallien und Germanien. In: Eugen Ewig. Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952–1973), Band 1, S. 409– 434. Herausgegeben von Atsma, Hartmut. München. Ewig, Eugen (1976e): Volkstum und Volksbewusstsein im Frankenreich des 7. Jahrhunderts. In: Eugen Ewig. Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952–1973), Band 1, S. 231– 273. Herausgegeben von Atsma, Hartmut. München.



Literatur 

 345

Ewig, Eugen (1976f): Die Stellung Ribuariens in der Verfassungsgeschichte des Merowingerreiches. In: Eugen Ewig. Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952–1973), Band 1, S. 450–471. Herausgegeben von Atsma, Hartmut. München. Ewig, Eugen (1983): Die Merowinger und das Imperium (Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Geisteswissenschaften, G. 261). Opladen. Ewig, Eugen (2006): Die Merowinger und das Frankenreich. Stuttgart. 5. aktualisierte Auflage. Ewig, Eugen (2009a): Die Franken und Rom. Bemerkungen zu: Hans Kuhn, Das Rheinland in den germanischen Wanderungen. In: Eugen Ewig. Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1974–2007), Band 3, S. 103–162. Herausgegeben von Becher, Matthias/Kölzer, Theo/ Nonn, Ulrich. München. Ewig, Eugen (2009b): Die Namensgebung bei den ältesten Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. mit genealogischen Tafeln und Notizen. In: Eugen Ewig. Spätantikes und fränki­ sches Gallien. Gesammelte Schriften (1974–2007), Band 3, S. 163–211. Herausgegeben von Becher, Matthias/Kölzer, Theo/Nonn, Ulrich. München. Fatouros, Georgios/Krischer, Tilman/Portmann, Werner (2002): Libanios Kaiserreden (Bibliothek der Griechischen Literatur, 58). Stuttgart. Faußner, Hans (1997): Die ersten zwölf Jahrhunderte der Boioarica aus rechtshistorischer Sicht (Studien zur Rechts-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, 17). Sigmaringen. Feger, Otto (1975): Zur Geschichte des alemannischen Herzogtums. In: Müller, Wolfgang (Hrsg.): Zur Geschichte der Alemannen (Wege der Forschung Band C), S. 151–222. Darmstadt. Fehr, Hubert (2010): Germanen und Romanen im Merowingerreich. Frühgeschichtliche Archäologie zwischen Wissenschaft und Zeitgeschehen (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 68). Berlin/New York. Fehr, Hubert (2012): Friedhöfe der frühen Merowingerzeit in Baiern – Belege für die Einwanderung der Baiovaren und anderer germanischer Gruppen? In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 311–336. St. Ottilien. Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.) (2012): Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria. St. Ottilien. Feller, Laurent (2003): L’économie des territoires de Spolète et de Bénévent du VIe au Xe siècle. In: I Longobardi di Spoleto e di Benevento, Atti del XVI Congresso Internazionale di studi sull’alto medioevo, S. 205–242. Spoleto. Fingerlin, Gerhard (1986): Augusburg. In: Filtzinger, Philipp/Planck, Dieter/Cämmerer, Bernhard (Hrsg.). Die Römer in Baden-Württemberg, S. 374–376. Stuttgart. 3. Auflage. Fischer, Thomas (1994): Bemerkungen zur Archäologie der Severinszeit in Künzing und Passau. In: Boshof, Egon/Wolff, Hartmut (Hrsg.). Das Christentum im bairischen Raum. Von den Anfängen bis ins 11. Jahrhundert (Passauer Historische Forschungen, 8), S. 93–111. Köln Fischer, Thomas (1995): Spätzeit und Ende. In: Czysz, Wolfgang/Dietz, Karlheinz/Fischer, Thomas/ Kellner, Hans (Hrsg.). Die Römer in Bayern, S. 405–411. Stuttgart. Fischer, Franz/Heiligmann, Jörg (1991): Bemerkungen zur ‚Germania‘ des Tacitus aus archäologischer Sicht. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, II 33.3, S. 2223–2254. Berlin/New York. Fischer, Thomas/Spindler, Konrad (1984): Das römische Grenzkastell Abusina-Eining (Führer zu den archäologischen Denkmälern in Bayern, Niederbayern, 1). Stuttgart. Flach, Dieter (1990): Tacitus über Herkunft und Verbreitung des Namens Germanen. In: Kneißl, Peter (Hrsg.). Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte. Festschrift für Karl Christ zum 65. Ge­ burtstag, S. 167–185. Darmstadt. Fleuriot, Léon (1980): Les Origines de la Bretagne. L’émigration. Paris. 2. Auflage. Förstemann, Ernst (1871): Altdeutsche Namen aus Spanien. In: Zeitschrift für vergleichende Sprach­ forschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, 20, 6, S. 430–440.

346 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Franceschini, Rita/Haubrichs, Wolfgang (2011): Ethnizität (Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 164). Stuttgart. Fried, Pankraz/Sick, Wolf-Dieter (Hrsg.) (1988): Die historische Landschaft zwischen Lech und Voge­ sen (Veröffentlichung des alemannischen Instituts Freiburg i. Br., 59, Veröffentlichungen der schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte, Reihe 1, Studien zur Geschichte des bayerischen Schwabens). Augsburg. Friese, Alfred (1979): Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels. Der mainländischthüringische Raum vom 7. bis 11. Jahrhundert (Geschichte und Gesellschaft, 18). Stuttgart. Fries-Knoblach, Janine (2014): Dwellings and Settlements of the Baiuvarii before Urbanisation. In: Fries-Knoblach, Janine/Steuer, Heiko (Hrsg.). The Baiuvarii and Thuringi. An Ethnographic Per­ spective (Studies in Historical Archaeoethnology, 9), S. 149–242. San Marino. Fröhlich, Hermann (1976): Zur Herkunft der Langobarden. In: Quellen und Forschungen aus italie­ nischen Archiven und Bibliotheken, 55/56, S. 1–21. Fröhlich, Hermann (1980): Studien zur langobardischen Thronfolge. Von den Anfängen bis zur Er­ oberung des italienischen Reiches durch Karl den Grossen, Diss. Tübingen. Frye, David (1992): Aegidius, Childeric, Odovacer and Paul. In: Nottingham Medieval Studies, 36, S. 1–14. Fuchs, Jördis (2011): Spätantike militärische horrea an Rhein und Donau. Eine Untersuchung der römischen Militäranlagen in den Provinzen Maxima Sequanorum, Raetia I, Raetia II, Noricum Ripense und Valeria, Diplomarbeit Universität Wien. Garbsch, Jochen (1970): Der spätrömische Donau-Iller-Rhein-Limes (Kleine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands). Stuttgart. Garbsch, Jochen (1973): Ausgrabungen und Funde im spätrömischen Kastell Vemania. In: Allgäuer Geschichtsfreund, 73, S. 43–57. García Moreno, Luis (1974a): Estudios sobre la organización administrativa del reino visigodo de Toledo. In: Anuario de historia del derecho español, 44, S. 5–156. García Moreno, Luis (1974b): Prosopografia del reino visigodo de Toledo. Salamanca. García Moreno, Luis (1977): Vincentius dux provinciae Tarraconensis. Algunos problemas de la organizacion militar del bajo Imperio en Hispania, Hispania Antiqua. In: Revista de Historia Antigua, 7, S. 79–89. Garvin, Joseph (1946): The Vitas Sanctorum Patrum Emeretensium. Text and Translation, with an Introduction and Commentary. Washington 1946. Gasparri, Stefano (1978): I Duchi Longobardi (Instituto Storico Italiano per il Medio Evo, Studi Storici, 109). Rom. Gasparri, Stefano (2000): I centri di potere dell’Italia longobarda e bizantina: il regno, l’esarcato, i ducati. In: Bertelli, Carlo/Brogiolo, Gian Pietro (Hrsg.). Il futuro dei Longobardi. l’Italia e la costruzione dell’Europa di Carlo Magno, S. 229–232. Milano. Gastroph, H. L. Günther (1974): Herrschaft und Gesellschaft in der Lex Baiuvariorum. Ein Beitrag zur Strukturanalyse des agilolfingischen Stammesherzogtums vom 6. Bis zum 8. Jahrhundert. München. Geary, Patrick (2007): Die Merowinger. Europa vor Karl dem Großen. München. 3. Auflage. Gehrke, Hans-Joachim (2016): Von der Materialität zur Identität. Methodologische Überlegungen zu einem zentralen Problemfeld der archäologisch-historischen Wissenschaften. In: Baitinger, Holger (Hrsg.): Materielle Kultur und Identität im Spannungsfeld zwischen mediterraner Welt und Mitteleuropa. S. 1–14. Mainz. Geoge, Judith (1995): Venantius Fortunatus. Personal and Political Poems, translated with notes and introduction (Translated Texts for Historians, 23). Liverpool. Gerberding, Richard (1987): The Rise of the Carolingians and the Liber Historiae Francorum. Oxford. Geuenich, Dieter (1982): Zur Landnahme der Alemannen. In: Frühmittelalterliche Studien, 16, S. 25–44.



Literatur 

 347

Geuenich, Dieter (1988): Zur Kontinuität und zu den Grenzen des Alemannischen im Frühmittealter. In: Fried, Pankraz/Sick, Wolf-Dieter (Hrsg.). Die historische Landschaft zwischen Lech und Vo­ gesen (Veröffentlichung des alemannischen Instituts Freiburg i. Br., 59, Veröffentlichungen der schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte, Reihe 1, Studien zur Geschichte des bayerischen Schwabens), S. 115–135. Augsburg. Geuenich, Dieter (Hrsg.) (1998a): Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19). Berlin/ New York. Geuenich, Dieter (1998b): Chlodwigs Alemannenschlacht(en) und Taufe. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 423–437. Berlin/New York. Geuenich, Dieter (1998c): Gibuld (Gebavult). In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 12, S. 69–71. Berlin, New York. Geuenich, Dieter (2005): Geschichte der Alemannen. Stuttgart. 2. Auflage. Geuenich, Dieter (2009a): Wann beginnt die Geschichte der Alemannen? In: Bihrer, Andreas/Käble, Mathias/Krieg, Heinz (Hrsg.). Adel und Königtum im mittelalterlichen Schwaben, Festschrift für Thomas Zotz zum 65. Geburtstag (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Band 175), S. 45–53. Stuttgart. Geuenich, Dieter (2009b): Der Kampf um die Vormachtstellung am Ende des 5. Jahrhunderts. Das Beispiel der Alemannen zwischen Franken und Ostgoten. In: Kölzer, Theo/Schieffer, Rudolf (Hrsg.). Von der Spätantike zum frühen Mittelalter: Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde, Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte (Vorträge und Forschungen, 70), S. 143–162. Ostfildern. Geuenich, Dieter (2010): Die Alemannen im Kontakt mit dem Imperium Romanum und dem Frankenreich. In: Becher, Matthias/Dick, Stefanie (Hrsg.). Völker, Reiche und Namen im frühen Mittel­ alter (Mittelalterliche Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 22), S. 182–190. München. Geuenich, Dieter (2017): Geschichte, Sprache und räumliche Ausdehnung der Alemannen. In: Brather, Sebastian (Hrsg.). Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 102), S. 61–86. Berlin/New York. Giese, Wolfgang (2002): Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge in langobardischen Herzog- und Fürstentümern vom 7. bis ins 11. Jahrhundert. Mit einem Exkurs über Designation und Mitherrschaft in den Herzogtümern Bayern, Schwaben und Lothringen (Anfang 8. Jahrhundert – 1040). In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 119, 2002, S. 44–77. Giese, Wolfgang (2004): Die Goten. Stuttgart. Gillett, Andrew (Hrsg.) (2002): On Barbarian Identity. Critical Approaches to Ethnicity in the Early Middle Ages. Turnhout. Glaser, Franz (2008): Castra und Höhensiedlungen in Kärnten und Nordtirol. In: Steuer, Heiko/Bierbrauer, Volker (Hrsg.). Höhensiedlungen zwischen Antike und Mittelalter von den Ardennen bis zur Adria (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 58), S. 595– 642. Berlin/New York. Goetz, Hans-Werner (1977): „Dux“ und „Ducatus“. Begriffs- und verfassungsgeschichtliche Unter­ suchungen zur Entstehung des sogenannten „jüngeren“ Stammesherzogtums an der Wende vom 9. zum 10. Jh. Bochum. Goetz, Hans-Werner (1999a): Herzog §2: Historisches. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 483–491. Berlin, New York. Goetz, Hans-Werner (1999b): Herzog, Herzogtum. In: Auty, Robert/Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 4, Sp. 2189 – 2193. München.

348 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Goetz, Hans-Wener (2003): Gens, kings and kingdoms: the Franks. In: Goetz, Hans-Werner/Jarnut, Jörg/Pohl, Walter (Hrsg.). Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World, S. 307–344. Leiden. Goffart, Walter (1957): Byzantine policy in the west unter Tiberius II and Maurice: the pretenders Hermenegild and Gundovald (579 – 585). In: Traditio, 13, S. 73–118. Goffart, Walter (1980): Barbarians and Romans. A. D. 418 – 584. The Techniques of Accommodation. Princeton. Goffart, Walter (1989): The Fredegar problem reconsidered. In: Goffart, Walter (Hrsg.). Rome’s fall and after, S. 319–354. London. Goffart, Walter (2006): Barbarian tides. The migration age and the later Roman Empire. Philadelphia. González, Juan (2007): España estratégica. Guerra y Diplomacia en la Historia de España. Madrid. Gonzalez Śanchez, Sergio/Guglielmi, Alexandra (Hrsg.) (2017): Romans and barbarians beyond the frontiers. Archaeology, ideology and identities in the North. Oxford. Gottlieb, Gunther/Kuhoff, Wolfgang (1984): Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 6. Inschrif­ ten und Münzen (Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 9). Sigmaringen. Goubert, Paul (1946): Administration de l’Espagne byzantine. In: Revue des études byzantines, 4, S. 71–134. Goubert, Paul (1951): Byzance avant l’Islam 1. Byzance et L’Orient sous les successeurs de Justinien: L’empereur Maurice. Paris. Graus, František (1974): Sozialgeschichtliche Aspekte der Hagiographie der Merowinger- und Karolingerzeit. Die Viten der Heiligen des südalemannischen Raumes und die sogenannten Adelsheiligen. In: Borst, Arno (Hrsg.). Mönchtum, Episkopat und Adel zur Gründungszeit des Klosters Reichenau (Vorträge und Forschungen, 20), S. 131–176. Sigmaringen. Groß-Albenhausen, Kirsten/Fuhrmann Manfred (1997): Sextus Aurelius Victor, Die römischen Kaiser. Liber de Caesaribus, Lateinisch – deutsch. Darmstadt. Grosse, Robert (1920): Römische Militärgeschichte. von Gallienus bis zum Beginn der byzanti­ nischen Themenverfassung. Berlin. Grunewald, Christoph (1988): Das alemannische Gräberfeld von Unterthürheim, Bayerisch-Schwa­ ben (Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Reihe A, 59). Kallmünz. Grünewald, Mathilde (2008): Burgunden und Burgunder. Archäologen und Historiker im Umgang mit Dichtung und Fakten. In: Gallé, Volker (Hrsg.). Die Burgunder. Ethnogenese und Assimilation eines Volkes, Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums, veranstaltet von der Nibelungengesellschaft Worms e. V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, S. 83–95. Worms. Grünzweig, Friedrich/Castritius, Helmut (2007): Visimar. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/ Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 35, S. 460–461. Berlin, New York. Grusková, Jana/Martin, Gunter (2014): Ein neues Textstück aus den „Scythica Vindobonensia“ zu den Ereignissen nach der Eroberung von Philippopolis. In: Tyche, 29, S. 29–43. Gschwind, Markus (2004): Abusina. Das römische Auxiliarkastell Eining an der Donau vom 1. bis 5. Jahrhundert nach Christus (Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 53). München. Gundel, Hans (1939): Der Keil in der germanischen Feldschlacht. In: Gymnasium, 3, S. 154–165. Gutmann, Bernhard (1991): Studien zur römischen Außenpolitik in der Spätantike (364–395 n. Chr.) (Habelts Dissertationsdrucke, 31). Bonn. Haase, Dennis (2006): Sozialer Wandel und Entstehung eines Strafrechts als Folge der Romanisie­ rung und Christianisierung im Frühmittelalter, Diss. Bielefeld.



Literatur 

 349

Haas-Gebhard, Brigitte (2013): Die Baiuvaren. Archäologie und Geschichte. Regensburg. Hachmann, Rolf (1970): Die Goten und Skandinavien (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker, Neue Folge 34, 158). Berlin. Hachmann, Rolf (1975): Der Begriff des Germanischen. In: Jahrbuch für internationale Germanistik, VII.1, S. 113–144. Hachmann, Rolf/Kossack, Georg/Kuhn, Hans (1962): Völker zwischen Germanen und Kelten. Schrift­ quellen, Bodenfunde und Namengut zur Geschichte des nördlichen Westdeutschlands um Christi Geburt. Neumünster. Haensch, Rudolf (1997): Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzverwaltung in der rö­ mischen Kaiserzeit (Kölner Forschungen, 7). Mainz. Haider, Peter (1985): Von der Antike ins frühe Mittelalter. In: Fontana, Josef/Haider, Peter (Hrsg.). Geschichte des Landes Tirol, Band 1. Von den Anfängen bis 1490. S. 125–264. Bozen. Haider, Peter (2008): „Vandalen“ in Polen: Kulturkontakt, Kulturtransfer und Ethnogenese zwischen ca. 100 v. und 200 n. Chr. In: Berndt, Guido/Steinacher, Roland (Hrsg.). Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 13, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 366), S. 18–41. Wien. Halsall, Guy (2000): Archaeology and the late Roman frontier in northern Gaul: The so called “Föderatengräber” reconsidered. In: Pohl, Walter/Reimitz, Helmut (Hrsg.). Grenze und Differenz im frühen Mittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, 1, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 287), S. 167–180. Wien. Halsall, Guy (2001): Childeric’s Grave, Clovis‘ Succession, and the Origins of the Merovingian Kongdom. In: Mathisen, Ralph/Shanzer, Danuta (Hrsg.). Society and Culture in Late Antique Gaul. Revisiting the Sources, S. 116–133. Aldershot. Halsall, Guy (2007): Barbarian Migrations and the Roman West. Cambridge. Hamann, Stefanie (1973): Bajuwaren II. Historisches. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 1, S. 606–610. Berlin, New York. Hamm, Elisabeth (1950): Herzogs- und Königsgut, Gau und Grafschaft im frümittelalterlichen Baiern, Diss. München 1950. Harrison, Dick (2002): The development of élites: From Roman bureaucrats to medieval warlords. In: Pohl, Walter/Diesenberger, Maximilian (Hrsg.). Integration und Herrschaft. Ethnische Identitä­ ten und soziale Organisation im Frühmittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 3, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 301), S. 289–300. Wien. Hartmann, Ludo (1900): Bemerkungen zu den ältesten langobardischen Königsurkunden. In: Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters, 25, S. 608–617. Hartmann, Ludo (1969): Geschichte Italiens 2.1, Römer und Langobarden bis zur Teilung Italiens. Hildesheim. Hartmann, Michael (2004): Elitesoziologie. Eine Einführung (Sozialwissenschaftliche Studienbibliothek, 2). Frankfurt am Main. Hartmann, Martina (2011): Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Darmstadt. 2. aktualisierte Auflage. Hartung, Wolfgang (1983): Süddeutschland in der frühen Merowingerzeit. Studien zu Gesellschaft, Herrschaft, Stammesbildung bei Alamannen und Bajuwaren (Vierteljahrsschriften für Sozialund Wirtschaftsgeschichte, Beihefte, 73). Wiesbaden. Hatt, Jean-Jacques/Schwartz, Jacques: Das Schlachtfeld von Oberhausbergen (357 n. Chr.). In: Klein, Richard (Hrsg.). Julian Apostata. S. 318–330. Darmstadt

350 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Haubrichs, Wolfgang (2004): Frühe alemannische Personennamen (4. – 8. Jh.). Eine komparatistische Studie. In: Naumann, Hans-Peter (Hrsg.). Alemannien und der Norden, Internationales Symposium vom 18. – 20. Oktober 2001 in Zürich (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 43), S. 57–113. Berlin/New York. Haubrichs, Wolfgang (2008): Ein namhaftes Volk. Burgundische Namen und Sprache des 5. und 6. Jahrhunderts. In: Gallé, Volker (Hrsg.). Die Burgunder. Ethnogenese und Assimilation eines Volkes, Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums, veranstaltet von der Nibelun­ gengesellschaft Worms e. V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, S. 135–184. Worms. Haubrichs, Wolfgang (2010): Akkulturation und Distanz. Germanische und romanische Personennamen im regnum der Burgunden. In: Becher, Matthias/Dick, Stefanie (Hrsg.). Völker, Reiche und Namen im frühen Mittelalter (Mittelalterliche Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 22), S. 191–222. München. Haubrichs, Wolfgang (2011): Ethnizität zwischen Differenz und Identität. Sprache als Instrument der Kommunikation und der Gruppenbildung im frühen Mittelalter. In: Zeitschrift für Literaturwis­ senschaft und Linguistik, 164, S. 10–38. Hausmair, Barbara (2012): Kontinuitätsvakuum oder Forschungslücke? Der Übergang von der Spätantike zur Baiernzeit in Ufernoricum. In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 337–358. St. Ottilien. Hausold, Antje (2013): Identitätsstiftende Elemente in den Militärgesellschaften der römischen Provinzen unter besonderer Berücksichtigung der Provinz Noricum. In: Blei, Josephine/Bülow, Lars/Hausold, Antje (Hrsg): Heimat und Identität im Donauraum. Forschungen zur Semiotik, Beiträge einer interdisziplinären Tagung am 08./09. Juli 2011 in Passau, S. 23–40. Passau. Heather, Peter (1991): Goths and Romans 332–489. Oxford. Heather, Peter (1992): The emergence of the Visigothic kingdom. In: Drinkwater, John/Elton, Hugh (Hrsg.). Fifth-century Gaul: a crisis of identity?, S. 84–94. Cambridge. Heather, Peter (1996): The Goths. Oxford. 2. Auflage. Heather, Peter (1997): Foedera and Foederati of the fourth century. In: Pohl, Walter (Hrsg.). Kingdoms of the Empire. The Integration of Barbarians in Late Antiquity, S. 57–74. Leiden. Heather, Peter (2005): The fall of the Roman Empire. A new history of Rome and the barbarians. New York. Heather, Peter (2007): Merely an ideology? – Gothic Identity in Ostrogothic Italy. In: Barnish, Sam/ Marazzi, Federico (Hrsg). The Ostrogoths. From the migration period to the sixth century: An ethnographic perspective (Studies in Historical Archaeoethnology, 7), S. 31–79. Woodbridge. Heather, Peter (2008): Der Untergang des Römischen Weltreiches. Stuttgart. 3. Auflage. Heather, Peter (2009): Empires and Barbarians. London. Heerklotz, Alexander (1926): Die Variae des Cassiodorus Senator als kulturgeschichtliche Quelle, Diss. Heidelberg. Heftner, Herbert (2002): Comites, iudices, iudices deputati: Untersuchungen zum Gerichtswesen im südgallischen Burgunderreich (443–534). In: Concilium medii aevi Band, 5 S. 119–141. Heiligmann, Jörg (2005): Die spätrömische Festung Constantia (Konstanz). In: Hasler, Norbert/Heiligmann, Jörg/Höneisen, Markus/Leutzinger, Urs/Swozilek, Helmut (Hrsg.). Im Schutze mächti­ ger Mauern. Spätrömische Kastelle im Bodenseeraum, S. 76–79. Frauenfeld. Heinzelmann, Martin (1982): Prosopographica IV. Gallische Prosopographie 260 – 527. In: Francia, 10, S. 531–718. Heinzelmann, Martin (1988): Bischof und Herrschaft vom spätantiken Gallien bis zu den karolingischen Hausmeiern. Die institutionellen Grundlagen. In: Prinz, Friedrich (Hrsg.). Herrschaft und Kirche. Beiträge zur Entstehung und Wirkungsweise episkopaler und monastischer Organisati­ onsformen (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 33), S. 23–82. Stuttgart.



Literatur 

 351

Heinzelmann, Martin (1994): Gregor von Tours (538 – 594). >Zehn Bücher Geschichte< Historio­ graphie und Gesellschaftskonzept im 6. Jahrhundert. Darmstadt. Heitmeier, Irmtraut (2005): Das Inntal. Siedlungs- und Raumentwicklung eines Alpentales im Schnittpunkt der politischen Interessen von der römischen Okkupation bis in die Zeit Karls des Großen (Studien zur Frühgeschichte des historischen Tiroler Raums, 1, Schlern-Schriften, 324). Innsbruck. Hendy, Michael (1988): From Public to Private. The Western Barbarian Coinages as a Mirror of the Disintegration of Late Roman State Structures. In: Viator, 19, S. 29–78. Henning, Dirk (1999): Periclitans res publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches (Historia Einzelschriften, 133). Stuttgart. Hettinger, Anette (2001): Migration und Integration. Zu den Beziehungen von Vandalen und Romanen im Norden Afrikas. In: Frühmittelalterliche Studien, 35, S. 121–143. Heuberger, Richard (1932): Rätien im Altertum und Frühmittelalter. Forschungen und Darstellung (Schlern-Schriften. Veröffentlichungen zur Landeskunde von Südtirol, 20). Innsbruck. Heuberger. Richard (1937): Das ostgotische Rätien. In: Klio, 30, S. 77–109. Hobbs, Richard/Jackson, Ralph (2010): Das römische Britannien. Aus dem Englischen von Dorothea Grünewald. Darmstadt. Höck, Anton (2003): Archäologische Forschungen in Teriola 1. Die Rettungsgrabungen auf dem Mar­ tinsbühel bei Zirl von 1993–1997. Spätrömische Befunde und Funde zum Kastell (Fundberichte aus Österreich Materialheft, A 14). Wien. Hodgkin, Thomas (1886): The Letters of Cassiodorus. A condensed Translation of the Variae Epistolae of Magnus Aurelius Cassiodorus Senator. London. Holzberg, Niklas (1987): Die ethnographischen Exkurse in Caesars Bellum Gallicum als erzählstrategisches Mittel. In: Anregung. Zeitschrift für Gymnasialpaedagogik, 33, S. 85–98. Hornung, Christian (2017): Die Konstruktion christlicher Identität. Funktion und Bedeutung der Apostasie im antiken Christentum (4.-6. Jahrhundert n. Chr.). In: Studia patristica, 92 S. 431–440. Horster, Marietta (2002): Patricius. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Re­ allexikon der Germanischen Altertumskunde 22, S. 519–522. Berlin, New York. Howe, Tankred (2007): Vandalen, Barbaren und Arianer bei Victor von Vita (Studien zur Geschichte, 7). Frankfurt. Hübener, Wolfgang (Hrsg.) (1974). Die Alemannen in der Frühzeit. Bühl (Baden). Hübener, Wolfgang (1975): Methodische Möglichkeiten der Archäologie. In: Müller, Wolfgang (Hrsg.): Zur Geschichte der Alemannen (Wege der Forschung Band C), S. 1–19. Darmstadt. Hubensteiner, Benno (1985): Bayerische Geschichte. Staat und Volk – Kunst und Kultur. München. 10. Auflage. Hübner, Emil (1975): Inscriptiones Hispaniae Christianae. Hildesheim. Irsigler, Franz (1969): Untersuchungen zur Geschichte des frühfränkischen Adels. Bonn. Isolani, Furio (2000): L’origine del ducato longobardo di Lucca e la sua espansione territoriale nella Valdera volterrana. In: Rassegna volterrana, 77, S. 3–24. Jahn, Joachim (1991): Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 35). Stuttgart. Jänichen, Hans (1973): Alemannen 1973 § 3–10. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 1, S. 138–142. Berlin, New York. Jankuhn, Herbert/Timpe, Dieter (Hrsg.) (1989): Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus 1, Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Nord- und Mitteleuropas im Jahr 1986 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philologisch-historische Klasse, Dritte Folge, 175). Göttingen. Janßen, Tido (2004): Stilicho. Das weströmische Reich vom Tode des Theodosius bis zur Ermordung Stilichos (395–408). Marburg.

352 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Jarnut, Jörg (1971): Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 88, 1971, S. 1–28. Jarnut, Jörg (1972): Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien zum Langobardenreich in Italien (568 – 774) (Bonner historische Forschungen, 38). Bonn. Jarnut, Jörg (1982): Geschichte der Langobarden. Stuttgart. Jarnut, Jörg (1983): Zur Frühgeschichte der Langobarden. In: Studi Medievali, Serie 3, 24, 1, S. 1–16. Jarnut, Jörg (1986): Agilolfingerstudien. Untersuchgungen zur Geschichte einer adligen Familie im 6. und 7. Jahrhundert. Stuttgart. Jarnut, Jörg (1990): Die langobardische Ethnogenese. In: Wolfram, Herwig/Pohl, Walter (Hrsg.). Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern 1 (Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung, 27. bis 30. Oktober 1986, Stift Zwettl, Niederösterreich), S. 97–102. Wien. Jarnut, Jörg (1994): Gregor von Tours, Frankengeschichte II, 12: Franci Egidium sibi regem adsciscunt. In: Brunner, Karl/Merta, Brigitte (Hrsg). Ethnogenese und Überlieferung. Angewandte Methoden der Frühmittelalterforschung (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 31), S. 129–134. München. Jarnut, Jörg (1998): Gastald §2. Historisches. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 10, S. 467–468. Berlin, New York. Jarnut, Jörg (2000): Die Langobarden zwischen Pannonien und Italien. In: Bratož, Rajko (Hrsg.). Slowenien und die Nachbarländer zwischen Antike und karolingischer Epoche, Band 1, S. 73– 79. Ljubljana. Jarnut, Jörg (2002): Die langobardische Herrschaft über Rugiland und ihre politischen Hintergründe. In: Jörg Jarnut. Herrschaft und Ethnogenese im Frühmittelalter. Gesammelte Aufsätze von Jörg Jarnut. Festgabe zum 60. Geburtstag, S. 299–305. Herausgegeben von Becher, Matthias. Paderborn. Jarnut, Jörg (2003): Gens, rex and regnum of the Lombards. In: Goetz, Hans-Werner/Jarnut, Jörg/ Pohl, Walter (Hrsg.). Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World, S. 409–427. Leiden. Jarnut, Jörg (2004): Germanisch – Plädoyer für die Abschaffung eines obsoleten Zentralbegriffes der Frühmittelalterforschung. In: Pohl, Walter (Hrsg.). Die Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des frühen Mittelalters (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, 8), S. 107–113. Wien. Jarnut, Jörg (2005): Zum Stand der Langobardenforschung, In: Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 329), S. 11–19. Wien. Jarnut, Jörg (2010): Das Herzogtum Bayern unter den Agilolfingern und seine Beziehungen zu den Langobarden (circa 550 – 774/788). In: Körner, Hans-Michael/Schuller Florian (Hrsg.). Bayern und Italien. Kontinuität und Wandel ihrer traditionellen Bindungen, Vorträge der „Historischen Woche“ der Katholischen Akademie in Bayern vom 17. bis 20. Februar 2010 in München, S. 41– 53. Lindenberg. Jarnut, Jörg (2012a): Zum „Germanen“-Begriff der Historiker. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/ Steuer, Heiko (Hrsg.). Altertumskunde – Altertumswissenschaft – Kulturwissenschaft. Erträge und Perspektiven nach 40 Jahren Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 77), S. 391–400. Berlin/New York. Jarnut, Jörg (2012b): Wer waren die Langobarden im Edictus Rothari. In: Pohl, Walter/Zeller, Bernhard (Hrsg.). Sprache und Identität im frühen Mittelalter, S. 93–97. Wien. Jellinek, Georg (1900): Allgemeine Staatslehre. Berlin.



Literatur 

 353

Jenal, Georg (1988): Gregor der Große und die Stadt Rom (590–604). In: Prinz, Friedrich (Hrsg.). Herrschaft und Kirche. Beiträge zur Entstehung und Wirkungsweise episkopaler und monasti­ scher Organisationsformen (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 33), S. 109–145. Stuttgart. Johnson, Stephen (1976): The Roman Forts of the Saxon Shore. London. Jones, Arnold Hugh Martin (1964): The Later Roman Empire 284 – 602, Vol. I & II. A social economic and administrative survey. Oxford. Junghans, Siegfried (1986): Sweben – Alamannen und Rom. Die Anfänge der schwäbisch-aleman­ nischen Geschichte. Stuttgart. Kägler, Britta (2012): Sage mir, wie du heißt …“: Spätantik-frühmittelalterliche Eliten in den Schriftquellen am Beispiel der frühen Agilolfinger. In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 183–196. St. Ottilien. Kaiser, Reinhold (1994): War der Ring des Graifarius der Siegelring des Vaefarius dux Francorum? In: Keller, Hagen/Staubach Nikolaus (Hrsg.). Iconologia Sacra. Mythos, Bildkunst und Dichtung in der Religions- und Sozialgeschichte Alteuropas, Festschrift für K. Hauck zum 75. Geburtstag (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung, 23), S. 263–282. Berlin/New York. Kaiser, Reinhold (2004): Die Burgunder. Stuttgart. Kaiser, Reinhold (2008): Churrätien im Mittelalter. Ende 5. bis Mitte 10. Jahrhundert. Basel., 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. Kaiser, Reinhold (2009): Spätantike und Frühmittelalter – das Problem der Periodenbildung, Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde. Versuch einer Zusammenfassung. In: Kölzer, Theo/Schieffer, Rudolf (Hrsg.). Von der Spätantike zum frühen Mittelalter: Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde, Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte (Vorträge und Forschungen, 70), S. 321–338. Ostfildern. Kaiser, Reinhold/Scholz, Sebastian (2012): Quellen zur Geschichte der Franken und der Merowinger. Vom 3. Jahrhundert bis 751. Stuttgart. Kakridi, Christina (2005): Cassiodors Variae. Literatur und Politik im ostgotischen Italien (Beiträge zur Altertumskunde, 223). München. Kampers, Gerd (1979): Personengeschichtliche Studien zum Westgotenreich in Spanien. Aschendorf. Kampers, Gerd (2005a): Theoderich. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 30, S. 414–415. Berlin, New York. Kampers, Gerd (2005b): Theudis. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 30, S. 464–466. Berlin, New York. Kampers, Gerd (2008): Geschichte der Westgoten. Paderborn. Karwiese, Stefan (1995): Groß ist die Artemis von Ephesos. Die Geschichte einer der großen Städte der Antike. Wien. Katz, Alfred (2010): Staatsrecht. Grundkurs im öffentlichen Recht. Heidelberg 2010. 18. Auflage. Keller, Erwin (1971): Die spätrömischen Grabfunde in Südbayern (Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 8). München. Keller, Hagen (1976): Fränkische Herrschaft und alemannisches Herzogtum im 6. und 7. Jahrhundert. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 124 (Band 85 Neue Folge), S. 1–30. Keller, Hagen (1998): Strukturveränderungen in der westgermanischen Welt am Vorabend der fränkischen Großreichsbildung. Fragen, Suchbilder, Hypothesen. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 581–607. Berlin/New York. Kelly, Gavin (2008): Ammianus Marcellinus. The Allusive Historian. Cambridge. Klein, Richard (1998): Gregor der Große. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 12, S. 608–611. Berlin, New York.

354 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Klein, Richard/Weiß, Günter/Borgolte, Michael/Delogu, Paolo (1999): Dux, Dukat. In: Auty, Robert/ Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 3, Sp. 1485 – 1491. München. Kleinschmidt, Harald (2009): Migration und Identität: Studien zu den Beziehungen zwischen dem Kontinent und Britannien vom 5. bis zum 8. Jahrhundert. Ostfildern. Koch, Manuel (2011): Ethnische Identität im Entstehungsprozess des spanischen Westgotenreiches (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 75). Berlin/New York. Koch, Paul (1903): Die byzantinischen Beamtentitel von 400 bis 700. Jena. Koch, Ursula/Kuhoff, Wolfgang/Sprigade, Klaus (1987): Quellen zur Geschichte der Alamannen, Band 7, Indices (Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Kommission für Alamannische Altertumskunde, Schriften, 11). Sigmaringen. Kocher, Gernot (1976): Das Pariser Edikt von 614 und die Merowingische Rechtspflege aus der Sicht der deutschen Rechtsgeschichte (Kleine Arbeitsreihe des Instituts für europäische und vergleichende Rechtsgeschichte an der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz, 8). Graz. Koepfer, Christian (2013): Die Schildembleme der Notitia Dignitatum. Überlegungen zur Interpretation der Darstellung der Identität römischer Militäreinheiten in der Spätantike. In: Blei, Josephine/Bülow, Lars/Hausold, Antje (Hrsg): Heimat und Identität im Donauraum. Forschungen zur Semiotik, Beiträge einer interdisziplinären Tagung am 08./09. Juli 2011 in Passau, S. 41–60. Passau. Kögel, Rudolf (1892): Etymologien. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 16, S. 510–515. Kohl, Karl-Heinz (2000): Ethnologie – die Wissenschaft vom kulturell Fremden. Eine Einführung. München. 2. erweiterte Auflage. Kollautz, Arnulf (1983): Orient und Okzident am Ausgang des 6. Jh. Johannes, Abt von Biclarum, Bischof von Gerona, der Chronist des Westgotischen Spaniens. In: Byzantina. Annual Review of the Byzantine Research Centre, 12, S. 463–506. König, Ingemar (1981): Die gallischen Usurpatoren von Postumus bei Tetricus (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte, 31). München. Konrad, Michaela (1997): Das römische Gräberfeld von Bregenz – Brigantium, 1, Die Körpergräber des 3. bis 5. Jahrhunderts (Veröffentlichungen der Kommission zur archäologischen Erforschung des spätrömischen Raetien). München. Konrad, Michaela (2012): Ungleiche Nachbarn. Die Provinzen Raetien und Noricum in der römischen Kaiserzeit In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 21–71. St. Ottilien. Konrad, Michaela/Witschel, Christian (Hrsg.) (2011a): Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens? (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen Neue Folge Heft 138). München. Konrad, Michaela/Witschel, Christian (2011b): Spätantike Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen des Imperium Romanum: Ein Beitrag zur Kontinuitätsdebatte. In: Konrad, Michaela/ Witschel Christian (Hrsg.). Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens? (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen Neue Folge Heft 138), S. 3–44. München. Kottje, Raymund (1987): Zum Geltungsbereich der Lex Alamannorum. In: Beumann, Helmut/Schröder, Werner (Hrsg.) (1987). Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum 10. Jahrhundert (Nationes Band 6), S. 359–377. Sigmaringen. Krämer, Werner/Schubert, Franz (1970): Die Ausgrabungen in Manching 1955–1961. Einführung und Fundstellenübersicht (Die Ausgrabungen in Manching, 1). Wiesbaden.



Literatur 

 355

Kraus, Andreas (2004): Geschichte Bayerns. Von den Änfängen bis zur Gegenwart. München. 3. erweiterte Auflage. Krautschick, Stefan (1983): Cassiodor und die Politik seiner Zeit (Habelts Dissertationsdrucke, Reihe Alte Geschichte, 17). Bonn. Krautschick, Stefan (2005): Sidonius Apollinaris. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 28, S. 271–273. Berlin, New York. Kroeschell, Karl (1998): Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde §50 Germanenbegriff. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Alter­ tumskunde 11, S. 408. Berlin, New York. Kulikowski, Michael (2000): The “Notitia Dignitatum” as a Historical Source. In: Historia, 49, 3, S. 358–377. Kulikowski, Michael (2002): Nation versus Army: A necessaey contrast? In: Gillett, Andrew (Hrsg.). On Barbarian Identity. Critical Approaches to Ethnicity in the Early Middle Ages, S. 69–84. Turnhout. Kulikowski, Michael (2004): Late Roman Spain and Its Cities. Baltimore/London. Kulikowski, Michael (2007): Rome’s gothic wars. From the third century to Alaric. Cambridge. Kulikowski, Michael (2011): Barbarische Identität. Aktuelle Forschungen und neue Interpretationsansätze. In: Konrad, Michaela/Witschel, Christian (Hrsg.). Römische Legionslager in den Rheinund Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens? (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen Neue Folge Heft 138), 104 – 111. München. Kulikowski, Michael (2013): Sundered Aristocracies, New Kingdoms, and the End of the Western Empire. In: Diefenbach, Steffen/Müller, Gernot (Hrsg.). Gallien in Spätantike und Frühmittel­ alter. Kulturgeschichte einer Region, S. 79–90. Berlin. Kurth, Godefroid (1919): De la nationalité des comtes francs au VIe siècle. In: Kurth Godefroid: Études Franques, Band 1. S. 169–181. Paris. Kusternig, Andreas (1982): Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar (Buch 2, Kapitel 53 bis Buch 4, unwesentlich gekürzt). In: Wolfram, Herwig/Kusternig, Andreas/Haupt, Herbert (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts. S. 3–271. Darmstadt. Lammert, Friedrich (1926): Λοχαγός. In: Wissowa, Georg/Kroll, Wilhelm/Ziegler, Konrat/Mittelhaus, Karl/Pauly, August (Hrsg.). Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung 13.1, S. 943–946. Stuttgart/München. Landau, Peter (2004): Die Lex Baiuvariorum. Entstehungszeit, Entstehungsort und Charakter von Bayerns ältester Rechts- und Geschichtsquelle (Bayerische Akademie der Wissenschaften. philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, Jahrgang 2004, Heft 3). München. Lausberg, Heinrich (1990): Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwis­ senschaft. Stuttgart. 3. Auflage. Le Bohec, Yann (2006): Das römische Heer in der Späten Kaiserzeit, aus dem Französischen von Antje und Gottfried Kolde. Stuttgart. Lebecq, Stéphane (2002): The two faces of King Childeric. History, archaeology, historiography. In: Pohl, Walter/Diesenberger, Maximilian (Hrsg.). Integration und Herrschaft. Ethnische Identitä­ ten und soziale Organisation im Frühmittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 3, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 301), S. 119–132. Wien. Leuzinger, Urs (2005): Das spätrömische Kastell Arbor Felix (Arbon). In: Hasler, Norbert/Heiligmann, Jörg/Höneisen, Markus/Leutzinger, Urs/Swozilek, Helmut (Hrsg.). Im Schutze mächtiger Mauern. Spätrömische Kastelle im Bodenseeraum, S. 72–75. Frauenfeld. Lewis, Archibald (1976): The dukes in the Regnum Francorum A. D. 550–751. In: Speculum, 51, S. 381–410.

356 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Liebeschuetz, John (1992): Alaric’s Goths: nation or army? In: Drinkwater, John/Elton, Hugh (Hrsg.). Fifth-century Gaul: a crisis of identity?, S. 76–83. Cambridge. Liebeschuetz, John (2003): Gens into regnum: the Vandals. In: Goetz, Hans-Werner/Jarnut, Jörg/ Pohl, Walter (Hrsg.). Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Me­ dieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World, S. 55–83. Leiden. Liebeschuetz, John (2012): Habitus Barbarus: did barbarians look different from Romans? In: Porena, Pierfrancesco/Rivière, Yann (Hrsg.). Expropriations et confiscations dans les royaumes bar­ bares. Une approche régionale, S. 13–28. Rom. Liebeschuetz, John (2015): East and West in late antiquity. Invasion, settlement, ethnogenesis and conflicts of religion. Leiden. Longnon, Auguste (1878): Géographie de la Gaule au VIe siècle. Paris. Longobardi 2004: I Longobardi dei ducati di Spoleto e Benevento, atti del XVI Congresso Internazio­ nale di Studi sull‘Alto Medioevo, Spoleto, 20 – 23 ottobre 2002, Benevento, 24 – 27 ottobre 2002 (Vol. 1–2). Spoleto. López Quiroga, Jorge/Kazanski, Michel/Ivaniševic, Vujadin (Hrsg.) (2017): Entangled identities and otherness in late antique and early medieval Europe. historical, archaeological and bioarchaeo­ logical approaches. Oxford. Lotter, Friedrich (1985): Die germanischen Stammesverbände im Umkreis des Ostalpen-Mitteldonau-Raumes nach der literarischen Überlieferung zum Zeitalter Severins. In: Wolfram, Herwig/Schwarcz, Andreas (Hrsg.). Die Bayern und ihre Nachbarn, Band 1, S. 29–59. Wien. Lotter, Friedich (2003): Völkerverschiebungen im Ostalpen-Mitteldünau-Raum zwischen Antike und Mittelalter (375–600) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 39). Berlin/New York. Löwe, Heinz (1995): Fredegar. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 9, S. 519–521. Berlin, New York. Loyen, André (1970): Sidoine Apollinaire 2. Lettres (Collection des Universités de France). Paris. Lund, Allan (1986): Zum Germanenbegriff bei Tacitus. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 53–87. Berlin/New York. Lund, Allan (1991a): Zur Gesamtinterpretation der ‚Germania‘ des Tacitus. In:Aufstieg und Nieder­ gang der römischen Welt, II 33.3, S. 1858–1988. Berlin/New York., Lund, Allan (1991b): Kritischer Forschungsbericht zur ‚Germania‘ des Tacitus. In: . In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, II 33.3, S. 1989–2222. Berlin/New York. MacGeorge, Penny (2002): Late Roman Warlords (Oxford Classical Monographs). Oxford. Mackensen, Michael (1995): Das spätrömische Grenzkastell Caelius Mons – Kellmünz (Führer zu archäologischen Denkmälern in Bayern, 3). Stuttgart. Mackensen, Michael (1999): Late Roman fortifications and building programmes in the province of Raetia: the evidence of recent excavations and some new reflections. In: Creighton, John/ Wilson, Roger (Hrsg.). Roman Germany. Studies in Cultural Interaction (Journal of Roman Archaeology, Supplements, 32), S. 199–244. Portsmouth. Mackensen, Michael (2000): Cambidanum – eine spätrömische Garnisonsstadt an der Nord-Westgrenze der Provinz Raetia Secunda. In: Weber, Gerhard (Hrsg.). Cambodunum – Kempten. Erste Hauptstadt der römischen Provinz Raetien?, S. 134–146. Mainz. Mackensen, Michael (2004): Die Provinz Raetien in der Spätantike. In: Wamser, Ludwig (Hrsg.). Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer. S. 212–218. Düsseldorf. Mackensen, Michael/Schimmer, Florian (2013): Der römische Militärplatz Submuntorium/Burghöfe an der oberen Donau. Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Kastell und Vicus 2001 – 2007 (Münchner Beiträge zur provinzialrömischen Archäologie, 4). Wiesbaden.



Literatur 

 357

Mägdefrau, Werner (2010): Thüringen im frühen Mittelalter 531 – 1024. vom Thüringer Königreich bis zum Ende der Sächsischen Kaiserzeit, Thüringen im Mittelalter, Band 1. Bad Langensalza. 4. Auflage. Maier, Gideon (2005): Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica. Vergleichende Unter­ suchungen zu den Institutionen der ostgermanischen Völkerwanderungsreiche (Historia Einzelschriften, 181). 2005. Manca, Laura (2014): I Longobardi e il ducato di Spoleto: una sintesi. In: Toscano, Bruno (Hrsg.). Raccolta d‘arte di San Francesco di Trevi. S. 119–123. Florenz. Manitius, Max (1911): Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Teil: Von Justinian bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts (Handbuch der klassischen Altertumswissenschaften Band 9, 2. Abteilung, 1. Teil). München. Markus, Robert (1997): Gregory the Great and his World. Cambridge. Martin, Céline (2003): La géographie du pouvoir dans l’Espagne visigothique. Villeneuve-d‘Ascq. Martin, Gunther (2006): Dexipp von Athen, Edition, Übersetzung und begleitende Studien (Classica Monacensia, 32). Tübingen. Martin, Max (1998): Alemannen im römischen Heer – eine verpaßte Integration und ihre Folgen. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 407–422. Berlin/New York. Martin, Max (2016): Identität und Abgrenzung im frühen Mittelalter. In: Martin, Max: Kleine Schrif­ ten, Band 4. Die Jahre 1995–2002. S. 323–331. Zusammengestellt von Marti, Reto und Meier, Thomas. Heideberg. Martyn, John (2004a): The Letters of Gregory the Great. Translated, with Introduction and Notes, Band 1 (Medieval Sources in Translation, 40). Toronto. Martyn, John (2004b): The Letters of Gregory the Great. Translated, with Introduction and Notes, Band 2 (Medieval Sources in Translation, 40). Toronto. Martyn, John (2004c): The Letters of Gregory the Great. Translated, with Introduction and Notes, Band 3 (Medieval Sources in Translation, 40). Toronto. Marvin, Taylor (1999): Heruler §2 Historisches. In:Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 470–474. Berlin, New York. Mathisen, Ralph (2011): Alamanniam mancipasti: The ‘Pseudeo-Province`of Alamannia. In: Konrad, Michaela/Witschel, Christian (Hrsg.). Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovin­ zen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens? (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen Neue Folge Heft 138), S. 351–367. München. Mathisen, Ralph/Sivan, Hagith (1999): Forging a New Identity. The Kingdom of Toulouse and The Frontiers of Visigothic Aquitania (418–507). In: Ferreiro, Alberto (Hrsg.). The Visigoths. Studies in Culture and Society, S. 1–62. Leiden. May, Ulrich (1976): Untersuchungen zur frühmittelalterlichen Siedlungs-, Personen- und Besitz­ geschichte anhand der St. Galler Urkunden. Frankfurt am Main. Mayr, Ulrike (2005): Das spätantike Kastell Schaan an der römischen Straße von Chur (Curia) nach Bregenz (Brigantium). In: Hasler, Norbert/Heiligmann, Jörg/Höneisen, Markus/Leutzinger, Urs/ Swozilek, Helmut (Hrsg.). Im Schutze mächtiger Mauern. Spätrömische Kastelle im Bodensee­ raum, S. 64–67. Frauenfeld. Mehl, Andreas (2001): Römische Geschichtsschreibung. Grundlagen und Entwicklung. Eine Ein­ führung. Stuttgart. Meier, Mischa (2004): Prokop, Agathias, die Pest und das „Ende“ der antiken Historiographie. Naturkatastrophen und Geschichtsschreibung in der ausgehenden Spätantike. In: Historische Zeitschrift, 278, S. 281–310.

358 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Meier, Mischa (2007): Alarich und die Eroberung Roms im Jahr 410. Der Beginn der ‚Völkerwanderg‘. In: Meier, Mischa (Hrsg.). Sie schufen Europa. Historische Portraits von Konstantin bis Karl dem Großen, S. 47–63. München. Meier, Mischa/Patzold, Steffen (Hrsg.) (2014): Chlodwigs Welt. Organisation von Herrschaft um 500, Roma Aeterna (Beiträge zu Spätantike und Frühmittelalter, 3). Stuttgart. Menghin, Wilfried (1985): Die Langobarden. Archäologie und Geschichte. Stuttgart. Menghin, Wilfried (1990): Frühgeschichte Bayerns. Römer und Germanen, Baiern und Schwaben, Franken und Slawen. Stuttgart. Merrills, Andrew/Miles, Richard (2010): The Vandals. Chichester/Malden/Oxford. Meyer, Karl Remigius (1877): Sprache und Sprachdenkmäler der Langobarden (Bibliothek der ältesten deutschen Literaturdenkmäler, 14). Paderborn. Meyer-Marthaler, Elisabeth (1948): Rätien im frühen Mittelalter. Eine verfassungsgeschichtliche Studie (Beihefte der Zeitschrift für Schweizerische Geschichte). Zürich. Michałowski, Andrzej (2003): Romanan und Bajuwaren im Inntal. In: Folia Praehistorica Posnanien­ sia, 10/11, S. 132–156. Modzelewski, Karol (2006): Thing und Acht. Zu vergleichenden Studien der germanischen und slawischen Stammesverfassung. In: Dilcher, Gerhard/Distler, Eva-Marie (Hrsg.). Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur. S. 79–89. Berlin. Möller, Lenelotte (2012): Jordanes, Die Gotengeschichte, Übersetzt, eingeleitet und erläutert. Wiesbaden. Mommsen, Theodor (1889): Ostgotische Studien. In: Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Ge­ schichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschich­ ten des Mittelalters, 14, S. 224–249, 451 – 544. Moorhead, John (1992): Theoderic in Italy. Oxford. Mor, Carlo Guido (1952): I gastaldi con potere ducale nell’ ordinamento pubblico longobardo. In: Atti del 1° Congresso Internazionale di Studi Longobardi, S. 409–415. Herausgegeben vom Centro Italiano di Studi sull’ alto Merioevo. Spoleto. Morrissey, Christoph (2013): Alamannen zwischen Bodensee und Main. Schwaben im frühen Mittel­ alter. Karlsruhe. Much, Rudolf (1967): Die Germania des Tacitus. 3. beträchtlich erweiterte Auflage, unter Mitarbeit von Jankuhn, Herbert herausgegeben von Lange, Wolfgang. Heidelberg. Mühlmann, Wilhelm (1964): Rassen, Ethnien, Kulturen. Moderne Ethnologie. Neuwied/Berlin. Müller, Erst (1989): Der Begriff ‚Volk‘ in der Ethnologie. In: Saeculum, 40, S. 237–252. Müller, Friedhelm (1995): Eutropii Breviarium ab Urbe Condita. Eutropius, kurze Geschichte Roms seit der Gründung (73 v. Chr. – 364. n. Chr.). Stuttgart. Müller, Martin (1999): Faimingen-Phoebiana II. Die römischen Grabfunde (Limesforschungen. Studien zur Organisation des römischen Reiches an Rhein und Donau, 26). Mainz. Müller, Wolfgang (Hrsg.) (1975): Zur Geschichte der Alemannen (Wege der Forschung, C). Darmstadt. Müller-Rettig, Brigitte (2008): Panegyrici Latini. Lobreden auf römische Kaiser, Band 1, Von Diokle­ tian bis Konstantin, Lateinisch und Deutsch. Darmstadt. Müller-Wille, Michael/Oldenstein, Jürgen (1982): Die ländliche Besiedlung des Umlandes von Mainz in spätrömischer und frühmittelalterlicher Zeit. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommis­ sion, 62, S. 261–316. Muratori, Lodovico Antonio (1884): Annali d’Italia 2. Venezia. Murray, Alexander (1988): From Roman to Frankish Gaul: centenarii and centenae in the administration of the Merovingian kingdom. In: Tradition, 44, S. 59–100.



Literatur 

 359

Murray, Alexander (2002): Reinhard Wenskus on ‚Ethnogenesis‘, Ethnicity, and the Origin of the Franks. In: Gillett, Andrew (Hrsg.). On Barbarian Identity. Critical Approaches to Ethnicity in the Early Middle Ages, S. 39–68. Turnhout. Naumann, Hans-Peter (1986): Dux §1–4. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 6, S. 296–301. Berlin, New York. Nedoma, Robert (2001): Langobarden I. §1. Ethnonym. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 50–52. Berlin, New York. Nedoma, Robert (2002): Negauer Helm §4 Inschriften. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 21, S. 57–60. Berlin, New York. Nehlsen, Hermann (1977): Aktualität und Effektivität der ältesten germanischen Rechtsaufzeichnungen. In: Classen, Peter (Hrsg.). Recht und Schrift im Mittelalter, S. 449–502. Sigmaringen. Neumann, Günter (1986): Germani cisrhenani – die Aussagen der Namen. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 107–129. Berlin/New York. Neumann, Günter (1998): Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde II.A § 10: Die Deutung des Ethnonyms ‚Germani‘. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 11, S. 259–265. Berlin, New York. Neumann, Gunter/Seemann, Henning (Hrsg.) (1992): Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus 2, Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Nord- und Mittel­ europas im Jahr 1986 und 1987 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philologisch-historische Klasse, Dritte Folge Nr. 195) Göttingen. Nierhaus, Rolf (1977): Die Westgrenze von Noricum und die Routenführung der via Claudia Augusta. In: Nierhaus, Rolf: Studien zur Römerzeit in Gallien, Germanien und Hispanien (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg im Breisgau, 38), S. 23–30. Herausgegeben von Wiegels, Rainer. Bühl/Baden. Nixon, C. E. V. (1992): Relations between Visigoths and Romans in fifth-century Gaul. In: Drinkwater, John/Elton, Hugh (Hrsg.). Fifth-century Gaul: a crisis of identity?, S. 64–74. Cambridge. Nonn, Ulrich (1998): Zur Verwaltungsorganisation in der nördlichen Galloromania. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 82–92. Berlin/New York. Nonn, Ulrich (2010): Die Franken. Stuttgart. Norman, Albert Francis (1969): Libanius. Selected Works. With an English Translation, Introduction and Notes in three Volumes, Band 1, The Julian Orations. Cambridge. North, William (2001): Dux/Herzog. In: Jeep, John (Hrsg.). Medieval Germany. An Encyclopedia, S. 187–188. New York/London. Nuber, Hans-Ulrich (1998): Zur Entstehung des Stammes der Alamanni aus römischer Sicht: In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 367– 383. Berlin/New York. O’Donnell, James (1979): Cassiodorus. Berkeley. Offergeld, Thilo (2002): Mitkönigtum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 20, S. 107–110. Berlin, New York. Ohnacker, Elke (2003): Die spätantike und frühmittelalterliche Entwicklung des Begriffs „barbarus“. Ein interdisziplinärer Versuch der Beschreibung distinktiver und integrativer gesellschaftlicher Konzepte. Münster. Oldenstein, Jürgen (2002): Mogontiacum §1–4. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 20, S. 144–153. Berlin, New York.

360 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Panzram, Sabine (2007): Eulalia und die Bischöfe von Merida. Von der ‚Handlungsmacht‘ einer Heiligen zur Zeit der Westgoten. In: Hahn, Johannes/Vielberg, Meinolf (Hrsg.). Formen und Funk­ tionen von Leitbildern (Altertumswissenschaftliches Kolloquium, 17), S. 177–226. Stuttgart. Pape, Wilhelm (1954): Griechisch-Deutsches Wörterbuch Band 2. Graz. 3. Auflage bearbeitet von Sengebusch, Max. Paschini, Pio (1936): Storia del Friuli, Band 1. Udine. Peduto, Paolo (2007): Insediamenti longobardi del ducato di Benevento. In: Gasparri, Stefano/ Cammarosano, Paolo (Hrsg.). Langobardia, S. 307–374. Udine. Plassmann, Alheydis (2006): Origo gentis. Identitäts- und Legitimationsstiftung in früh- und hoch­ mittelalterlichen Herkunftserzählungen (Vorstellungswelten des Hochmittelalters, 7). Berlin. Pohl, Walter (1994a): Tradition, Ethnogenese und literarische Gestaltung: eine Zwischenbilanz. In: Brunner, Karl/Merta, Brigitte (Hrsg). Ethnogenese und Überlieferung. Angewandte Methoden der Frühmittelalterforschung (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 31), S. 9–26. München. Pohl, Walter (1994b): Paulus Diaconus und die „Historia Langobardorum“: Text und Tradition. In: Scharer, Anton/Scheibelreiter, Georg (Hrsg.). Historiographie im frühen Mittelalter, S. 375–405. Wien. Pohl, Walter (1999): Zur Bedeutung ethnischer Unterscheidungen in der frühen Karolingerzeit. In: Hässler, Hans-Jürgen (Hrsg.). Studien zur Sachsenforschung 12, Sachsen und Franken in West­ falen. Zur Komplexität der ethnischen Deutung und Abgrenzung zweier frühmittelalterlicher Stämme, S. 193–208. Oldenburg. Pohl, Walter (2000): Italien §12. Die Zeit von 489 bis 626. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/ Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15, S. 561–566. Berlin, New York. Pohl, Walter (2001a): Leges Langobardorum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 208–212. Berlin, New York. Pohl, Walter (2001b): Langobarden II. Historisches. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 60–66. Berlin, New York. Pohl, Walter (2001c): Der Germanenbegriff vom 3. bis zum 8. Jahrhundert – Identifikationen und Abgrenzungen. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko/Hakelberg, Dietrich (Hrsg.). Zur Geschichte der Gleichung „germanisch-deutsch“. Sprache und Namen, Geschichte und Institu­ tionen (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 34), S. 163–178. Berlin/New York. Pohl, Walter (2002a): Paulus Diaconus. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 22, S. 527–531. Berlin, New York. Pohl, Walter (2002b): Die Völkerwanderung. Eroberung und Integration. Stuttgart. Pohl, Walter (2002c): Pavia. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 22, S. 532–536. Berlin, New York. Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.) (2005). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 329). Wien. Pohl, Walter (2005): Geschichte und Identität im Langobardenreich. In: Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 329), S. 555–566. Wien. Pohl, Walter (2010a): Die langobardische Reichsbildung zwischen Imperium Romanum und Frankenreich. In: Becher, Matthias/Dick, Stefanie (Hrsg.). Völker, Reiche und Namen im frühen Mittel­ alter (Mittelalterliche Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 22), S. 223–243. München.



Literatur 

 361

Pohl, Walter (Hrsg.) (2010b): Archaeology of identity. Archäologie der Identität. Wien. Pohl, Walter/Heydemann, Gerda (Hrsg.) (2013): Post-Roman Transitions. Christian and Barbarian Identities in the Early Medieval West. Turnhout. Pohl, Walter/Reimitz, Helmut (Hrsg.) (1998): Strategies of Distinction. The Construction of Ethnic Communities, 300 – 800. Leiden. Pohl, Walter/Zeller, Bernhard (Hrsg.) (2012): Sprache und Identität im frühen Mittelalter. Wien. Pohl-Resl, Brigitte (1994): Ethnische Bezeichnungen und Rechtsbekenntnisse in langobardischen Urkunden. In: Brunner, Karl/Merta, Brigitte (Hrsg). Ethnogenese und Überlieferung. Angewand­ te Methoden der Frühmittelalterforschung (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 31), S. 163–171. München. Popescu, Emilian (1976): Inscripţiile greceşti şi latine din secolele IV–XIII descoperite în România. Bucureşti. Popescu, Andreas (2017): Die Franken und das Römische Militär. Identität in Gallien und dem Rhein­ land in der Spätantike. Bonn. Pötzl, Norbert/Saltzwedel, Johannes/Meier, Mischa (2013): „Caesar hat die Germanen erfunden“. In: Pötzl, Norbert/Saltzwedel, Johannes (Hrsg.). Die Germanen. Geschichte und Mythos, S. 28–37. München. Priester, Karin (2004): Geschichte der Langobarden. Gesellschaft – Kultur – Alltagsleben. Stuttgart. Prinz, Friedrich (1974): Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland und die Anfänge der Reichenau. In: Borst, Arno (Hrsg.). Mönchtum, Episkopat und Adel zur Gründungszeit des Klosters Reichenau (Vorträge und Forschungen, 20), S. 37–76. Sigmaringen. Prinz, Friedrich (1976): Die bischöfliche Stadtherrschaft im Frankenreich vom 5. Bis zum 7. Jahrhundert. In: Petri, Franz (Hrsg.). Bischofs- und Kathedralstädte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, S. 1–26. Köln. Prinz, Friedrich (2001): Die Agilolfinger, Bayerns erstes Herzogsgeschlecht. In: Schmid, Alois/ Weigand, Katharina (Hrsg.). Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III., S. 13–28. München. Prostko-Prostynski, Jan (2004): Zur Chronologie der Bücher VI und VII der „Variae“ von Cassiodor. In: Historia, 53, 4, S. 503–508. Pülhorn, Wolfgang (1977): Archäologischer Kommentar. In: Prokop, Bauten, griechisch-deutsch, Ed. O. Veh, Prokop Band 5, S. 381–510. München. Reichert, Hermann (1987): Lexikon der altgermanischen Namen, 1. Teil: Text (Thesaurus Palaeogermanicus, 1). Wien. Reichert, Hermann (2000): Ibba. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 15, S. 314–315. Berlin, New York. Reimitz, Helumut (2015): History, Frankish identity and the framing of Western ethnicity, 550 – 850 (Cambridge studies in medieval life and thought, 4.101). Cambridge. Reindel, Kurt (1966): Staat und Herrschaft in Rätien und Noricum im 5. Und 6. Jahrhundert. In: Ver­ handlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg, 106, S. 23–41. Reindel, Kurt (1981): Grundlegung: Das Zeitalter der Agilofinger (bis 788). In: Brunhölzl, Franz/ Spindler, Max (Hrsg.). Handbuch der bayerischen Geschichte, Band 1, Das alte Bayern: das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts, S. 101–124. München. 2. Auflage. Reiser, Rudolf (1977): Agilolf oder die Herkunft der Bayern. München. Reitmaier, Thomas (2003) Brücke, Furt oder Fähre? – Ein Beitrag zum Innübergang bei Teriola/Martinsbühel in antiker Zeit. In: Höck, Anton (2003). Archäologische Forschungen in Teriola 1. Die Rettungsgrabungen auf dem Martinsbühel bei Zirl von 1993–1997. Spätrömische Befunde und Funde zum Kastell (Fundberichte aus Österreich Materialheft, A 14), S. 101–103. Wien. Resl, Brigitte (2002): Ethnic history and ecclesiastical identity: the example of Passau. In: Pohl, Walter/Diesenberger, Maximilian (Hrsg.). Integration und Herrschaft. Ethnische Identitäten und

362 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

soziale Organisation im Frühmittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 3, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 301), S. 91–103. Wien. Rettner, Arno (2002): Von Regensburg nach Augsburg und zurück: zur Frage des Herrschaftsmittelpunkts im frühmittelalterlichen Bayern. In: Helmig, Guido/Scholkmann, Barbara/Untermann, Matthias (Hrsg.). Centre, Region, Periphery, Band 1 (3rd International Congress of Medieval and Later Archaeology), S. 538–545. Hertingen. Rettner, Arno (2004): Baiuaria romana. In: Graenert, Gabriele/Marti, Reto/Motschi, Andreas/Windler, Renata (Hrsg.). Hüben und drüben, Räume und Grenzen in der Archäologie des Frühmittel­ alters, Festschrift für Prof. Max Martin zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag (Archäologie und Museum, 48), S. 255–286. Liestal. Rettner, Arno (2012): Zur Aussagekraft archäologischer Quellen am Übergang von der Antike zum Frühmittelalter in Raetien In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 273–309. St. Ottilien. Ridder, Stephan (2014): Verteidigung und Verkehr. Zur Transformation spätantiker Organisations­ strukturen im Kontext der Formierung des frühmittelalterlichen Dukats Bayern, Diss. Berlin. Ripoll, Gisela (2000): Sedes regiae en la Hispania de la antigüedad tardía. In: Ripoll, Gisela/Gurt, Josep (Hrsg.). Sedes regiae (ann. 400–800), S. 371–401. Barcelona. Rockel, Martin (1989): Grundzüge einer Geschichte der irischen Sprache. Wien. Rodríguez Colmenero, Antonio (1997): Aquae Flaviae I. Fontes epigráficas da Gallaecia meridional interior. Chaves. Roma, Giuseppe (2010): Nefandissimi Langobardi: mutamenti politici e frontiera altomedievale tra Ducato di Benevento e Ducato di Calabria. In: Roma, Giuseppe (Hrsg.): I Longobardi del Sud, S. 405–440. Rom. Rosen, Klaus (1968): Studien zur Darstellungskunst und Glaubwürdigkeit des Ammianus Marcelli­ nus. Mannheim. Rosen, Klaus (1982): Ammianus Marcellinus (Erträge der Forschung, 183). Darmstadt. Rösener, Werner (2008): Hofämter und Königshöfe des Frühmittelalters im Kontext der germanischromanischen Kultursynthese. In: Ludwig, Uwe/Schilp, Thomas (Hrsg.). Nomen et Fraternitas, Festschrift für Dieter Geuenich zum 65. Geburtstag (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 62), S. 529–543. Berlin/New York. Roth, Helmut (1998): Bemerkungen zur „Ethnogenese“ von „Franken“ und „Alemannen“. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 628–635. Berlin/New York. Rouche, Michel (1979): L’Aquitaine. Des Wisigoths aux Arabes (418–781). Naissance d’une région. Paris. Rübekeil, Ludwig (2004): Was verrät der Name Alamannen über ihr Ethnos? In: Naumann, Hans-Peter (Hrsg.). Alemannien und der Norden, Internationales Symposium vom 18. – 20. Oktober 2001 in Zürich (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 43), S. 114–141. Berlin/New York. Rubel, Alexander (Hrsg.) (2017): Die Barbaren Roms. Inklusion, Exklusion und Identität im Römischen Reich und im Barbaricum (1. – 3. Jahrhundert n. Chr.). Konstanz. Runde, Ingo (1998): Die Franken und Alemannen vor 500. Ein chronologischer Überblick. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 656–690. Berlin/New York. Runde, Ingo (2001): Liber historiae Francorum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 341–343. Berlin, New York.



Literatur 

 363

Sádaba, José/Cruz, Pedro (2000): Catalogo de las Inscripciones Cristianas de Mérida (Cuadernos Emeritenses, 16). Mérida. Sarti, Laury (2013): Die Identität des Kämpfenden nach dem Zusammenbruch des römischen Militärwesens in Gallien. In: Archiv für Kulturgeschichte, 95, S. 309–332. Scardigli, Barbara (1992): Die drei Seelen der Langobarden. Eine Skizze. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanische Religionsgeschichte. Quellen und Quellenprobleme (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 5), S. 413–433. Berlin/New York. Scardigli, Barbara (1999): Greutungen. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 13, S. 18–22. Berlin, New York. Schäfer, Christoph (1991): Der weströmische Senat als Träger antiker Kontinuität unter den Ost­ gotenkönigen (490 – 540 n. Chr.). St. Katharinen. 1991. Schäferdiek, Knut (1998): Friesen §25. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 10, S. 66–69. Berlin, New York. Scharf, Ralf (1994): Der Iuthungenfeldzug des Aëtius. Eine Neuinterpretation einer christlichen Grabinschrift aus Augsburg. In: Tyche, 9, S. 131–145. Scharf, Ralf (2001): Foederati. Von der völkerrechtlichen Kategorie zur byzantinischen Truppengat­ tung (Tyche Supplementband, 4). Wien. Scharf, Ralf (2005): Der Dux Mogontiacensis und die Notitia Dignitatum. Eine Studie zur spätantiken Grenzverteidigung (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 50). Berlin/New York. Scheibelreiter, Georg (1999): Hausmeier. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 70–74. Berlin, New York. Scheyhing, Robert (1971): Dux. In: Erler, Adalbert/Kaufmann, Ekkehard/Stammler, Wolfgang (Hrsg.). Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 1, S. 792–793. Schlesinger, Walter (1963): Über germanisches Heerkönigtum. In: Schlesinger, Walter: Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, Band 1. Germanen, Franken, Deutsche, S. 53–87. Göttingen. Schlesinger, Walter (1975): Zur politischen Geschichte der fränkischen Ostbewegung vor Karl dem Großen. In: Schlesinger, Walter (Hrsg.). Nationes 2. Althessen im Frankenreich, S. 9–61. Sigmaringen. Schlinkert, Dirk (1996): Vom Haus zum Hof. Aspekte höfischer Herrschaft in der Spätantike. In: Klio, 78, S. 454–482. Schmidinger, Heinrich (1967): Das byzantinisch-langobardische Italien § 33–39. In: Schieder, Theodor (Hrsg.). Handbuch der Europäischen Geschichte, Band 1, S. 372–389. Stuttgart. Schmidt, Ludwig (1909): Allgemeine Geschichte der germanischen Völker bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. München 1909. Schmidt, Ludwig (1933): Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung, Band 1. Die Ostermanen. München 1933. 2. überarbeitete Auflage. Schmidt, Michael (2001): Germanien unter den Merowingern und frühen Karolingern. Auf den Spu­ ren der ersten Herzöge, Bischöfe und Missionare (von 482 bis 755). Frankfurt. Schmidt-Wiegand, Ruth (1972): Fränkische und frankolateinische Bezeichnungen für soziale Schichten und Gruppen in der Lex Salica. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Philologisch-Historische Klasse, 4, S. 219–258. Göttingen. Schmidt-Wiegand, Ruth (1979): Die volkssprachigen Wörter der Leges barbarorum als Ausdruck sprachlicher Interferenz. In: Frühmittelalterliche Studien, 13, S. 56–87. Schmidt-Wiegand, Ruth (1997): Recht und Gesetz im frühen Mittelalter. Pactus und Lex Alamannorum. In: Die Alamannen, S. 269–274. Herausgegeben vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg. Stuttgart. Schmidt-Wiegand, Ruth (1998): Rechtsvorstellungen bei den Alemannen und Franken vor 500. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“

364 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

(496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 545– 557. Berlin/New York. Schmidt-Wiegand, Ruth (2001a): Lex Salica. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18. S. 326–330. Berlin, New York. Schmidt-Wiegand, Ruth (2001b): Leges Alamannorum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 201–204. Berlin, New York. Schmidt-Wiegand, Ruth/Lück, Heiner (2004): Schultheiß. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/ Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 27, S. 370–373. Berlin, New York. Schmidt-Wiegand, Ruth (2006): Sprache, Recht, Rechtssprache bei Franken und Alemannen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert. In: Dilcher, Gerhard/Distler, Eva-Marie (Hrsg.). Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Aus­ bildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur. S. 141–158. Berlin. Schmitt-Weigand, Adolf (1962): Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit (Münsterische Beiträge zur Rechts- und Staatswissenschaft 7). Berlin. Schneider, Fedor (1914): Die Reichsverwaltung in Toscana. von der Gründung des Langobardenrei­ ches bis zum Ausgang der Staufer (568 – 1268), Band 1, Die Grundlagen. Rom. Schneider, Reinhard (1972): Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern (Monographien zur Geschichte des Mittelalters Band 3). Stuttgart. Schneider, Reinhard 1987: Fränkische Alpenpolitik. In: Beumann, Helmut/Schröder, Werner (Hrsg.) (1987). Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum 10. Jahr­ hundert (Nationes Band 6), S. 23–49. Sigmaringen. Schneider-Schnekenburger, Gudrun (1980): Churrätien im Frühmittelalter. Auf Grund der archäologi­ schen Funde (Münchner Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, 26). München. Schönfeld, Moritz (1911): Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen. Nach der Überlieferung des klassischen Altertums bearbeitet (Germanische Bibliothek, 1. Sammlung germanischer Elementar- und Handbücher IV. Reihe: Wörterbücher, 2. Band). Heidelberg. Schönfeld, Walther (1934): Das Rechtsbewußtsein der Langobarden aufgrund ihres Ediktes. Entwurf einer deutschen Rechtslehre. Weimer. Schott, Clausdieter (1988): Zur Geltung der Lex Alamannorum. In: Fried, Pankraz/Sick, Wolf-Dieter (Hrsg.). Die historische Landschaft zwischen Lech und Vogesen (Veröffentlichung des alemannischen Instituts Freiburg i. Br., 59, Veröffentlichungen der schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte, Reihe 1, Studien zur Geschichte des bayerischen Schwabens), S. 75–105. Augsburg. Schott, Clausdieter (2006): Lex und Scriptorium – Eins Studie zu den süddeutschen Stammesrechten. In: Dilcher, Gerhard/Distler, Eva-Marie (Hrsg.). Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur. S. 257–290. Berlin. Schott, Clausdieter (2017) Die Entstehung und Überlieferung von Pactus und Lex Alamannorum. In: Brather, Sebastian (Hrsg.). Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 102), S. 139–152. Berlin/New York. Schreiner, Peter (1994): Byzanz (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, 22). München. 2. überarbeitete Auflage. Schumann, Eva (2017): Die Leges aus rechtshistorischer Sicht. In: Brather, Sebastian (Hrsg.). Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 102), S. 89–138. Berlin/New York. Schwarcz, Andreas (1984): Reichsangehörige Personen gotischer Herkunft. Prosopographische Studien, Diss. Wien.



Literatur 

 365

Schwarcz, Andreas (1995): Senatorische Heerführer im Westgotenreich im 5. Jh. In: Vallet, Françoise/ Kazanski, Michel (Hsrg.). La Noblesse Romanie et les Chefs Barbares du IIIe au VIIe siècle (Tome IX des Mémoires publiées par l’Association Française d’Archéologie Mérovingienne (A. F.A. M.)), S. 49–54. Condé-sur-Noireau. Schwarcz, Andreas (2008): Religion und ethnische Identität im Vandalenreich. Überlegungen zur Religionspolitik der vandalischen Könige. In: Berndt, Guido/Steinacher, Roland (Hrsg.). Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 13, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 366), S. 227–231. Wien. Schwarz, Ernst (1955): Die Herkunft der Alemannen. In: Mayer, Theodor (Hrsg.). Grundfragen der Alemannischen Geschichte. Mainauvorträge 1952 (Vorträge und Forschungen, herausgegeben vom Institut für geschichtliche Landesforschung des Bodenseegebietes in Konstanz, 1), S. 37– 52. Konstanz. Schwarz, Wolfgang (2009): Paulus Diaconus, Geschichte der Langobarden. Historia Langobardo­ rum. Herausgegeben und übersetzt von Wolfgang Schwarz. Darmstadt. Seebold, Elmar (1986): Die Konstituierung des Germanischen in sprachlicher Sicht. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 168–182. Berlin/New York. Seebold, Elmar (1998): Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde IIB Sprache und Schrift. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Alter­ tumskunde 11, S. 276–304. Berlin, New York. Seeck, Otto (1876): Notitia Dignitatum, accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et Latercula Provinciarum, Ed. O. Seeck. 1876. Seeck, Otto (1894): Alexandros 75. In: Wissowa, Georg/Kroll, Wilhelm/Ziegler, Konrat/Mittelhaus, Karl/Pauly, August (Hrsg.). Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung 1.2, S. 1446. Stuttgart/München. Selle-Hosbach, Karin (1974): Prosopographie merowingischer Amtsträger in der Zeit von 511 bis 613. Bonn 1974. Sémainville, Henri Gaillard de (2008): Zur Ansiedlung der Burgunden in den Grenzen ihres zweiten Königreiches. In: Gallé, Volker (Hrsg.). Die Burgunder. Ethnogenese und Assimilation eines Volkes, Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums, veranstaltet von der Nibelun­ gengesellschaft Worms e. V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, S. 237–284. Worms. Seyfarth, Wolfgang 1975: Ammianus Marcellinus. Römische Geschichte. Lateinisch und Deutsch und mit einem Kommentar von Wolfgang Seyfarth, Erster Teil, Buch 14–17. Berlin. 3. berichtigte Auflage. Siegmund, Frank (2000): Alemannen und Franken (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 23). Berlin/New York. Siegmund, Frank (2004): Die Alemannia aus archäologischer Sicht und ihre Kontakte zum Norden. In: Naumann, Hans-Peter (Hrsg.). Alemannien und der Norden, Internationales Symposium vom 18. – 20. Oktober 2001 in Zürich (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 43), S. 142–164. Berlin/New York. Siems, Harald (2001): Lex Baiuvariorum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 305–313. Berlin, New York. Sirago, Vito Antonio (1992): Italia e Italianità nelle variae di Cassiodoro. In: Hestíasis. Studi di tardi antichità offerti a Salvatore Calderone, 4, S. 129–162. Smith, Richard (1979): Dux, praepositus. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 36, S. 263–278. Smith, J. M.H. (2002): Confronting identities: the rhetoric and reality of a Carolingian frontier. In: Pohl, Walter/Diesenberger, Maximilian (Hrsg.). Integration und Herrschaft. Ethnische Identitä­

366 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

ten und soziale Organisation im Frühmittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 3, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 301), S. 169–183. Wien. Sotirudes, Panagiotis (1989): Untersuchungen zum Geschichtswerk des Johannes von Antiocheia. Thessaloniki. Sprandel, Rolf (1957): Dux und comes in der Merowingerzeit. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 74, 1957, S. 41–84. Springer, Matthias (2002): Notitia Dignitatum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 21, S. 430–432. Berlin, New York. Stadler, Johannes/Heim, Franz Josph (Hrsg.) (1975): Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Hildesheim. Steinacher, Roland (2006): Rex oder Räuberhauptmann? Ethnische und politische Identität im 5. und 6. Jahrhundert am Beispiel von Vandalen und Herulern. In: Burtscher-Bechter, Beate/Haider, Peter/Mertz-Baumgartner, Birgit/Rollinger, Robert (Hrsg.). Grenzen und Entgrenzungen. His­ torische und kulturwissenschaftliche Überlegungen am Beispiel des Mittelmeerraums (Saarbrücker Beiträge zur Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft, 36), S. 309–330. Würzburg. Steinacher, Roland (2008): Gruppen und Identitäten. Gedanken zur Bezeichnung ‚vandalisch’. In: Berndt, Guido/Steinacher, Roland (Hrsg.). Das Reich der Vandalen und seine (Vor-)geschichten, Österreichische Akademie der Wissenschaften (Denkschriften der philosophisch-historisch Klasse 366, Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, 13), S. 243–260. Wien. Steinacher, Roland (2010): Zwischen Rom und den „Barbaren“. Anmerkungen zu militärischen Organisationsformen der Spätantike. In: Dornik, Wolfram/Gießauf, Johannes/Iber, Walter (Hrsg.). Krieg und Wirtschaft. Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert, S. 161–180. Innsbruck/ Wien/Bozen. Steinacher, Roland (2012): Zur Identitätsbildung frühmittelalterlicher Gemeinschaften. Überblick über den historischen Forschungsstand. In: Fehr, Hubert/Heitmeier, Irmtraut (Hrsg.). Die An­ fänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria, S. 73–123. St. Ottilien. Steinacher, Roland (2015): Ethnische Identität und die Meistererzählung von der Wanderung. Probleme der Frühgeschichte in Geschichtswissenschaft und Archäologie. In: Karwowski, Maciej/ Salac, Vladimir/Sievers, Susanne (Hrsg.). Die Boier: Zwischen Realität und Fiktion. Akten des internationalen Kolloquiums in Český Krumlov vom 14.–16.11.2013 (Römisch-Germanische Kommission des DAI, Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte, 21) S. 3–13. Bonn. Steinacher, Roland (2016): Die Vandalen. Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs. Stuttgart. Steinacher, Roland (2017): Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum (300–600). Stuttgart. Steuer, Heiko (1998): Theorien zur Herkunft und Entstehung der Alemannen. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 270–324. Berlin/New York. Steuer, Heiko (2009): Archäologie und Geschichte. Die Suche nach gemeinsam geltenden Benennungen für gesellschaftliche Strukturen im Frühmittelalter. In: Bihrer, Andreas/Käble, Mathias/ Krieg, Heinz (Hrsg.). Adel und Königtum im mittelalterlichen Schwaben, Festschrift für Thomas Zotz zum 65. Geburtstag (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Band 175), S. 3–28. Stuttgart. Steuer, Heiko (2017): Die Alemannia vom 6. bis 8. Jahrhundert aus der Sicht der Archäologie. In: Brather, Sebastian (Hrsg.). Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 102), S. 9–60. Berlin/New York. Stickler, Timo (2002): Aëtius. Gestaltungsspielräume eines Heermeisters im ausgehenden West­ römischen Reich (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte, 54). München.



Literatur 

 367

Stickler, Timo (2007): The Foederati. In: Erdkamp, Paul (Hrsg.). A Companion to the Roman Army, S. 495–514. Malden. Stingl, Herfried (1974): Die Entstehung der deutschen Stammesherzogtümer am Anfang des 10. Jahr­ hunderts. Aalen. Störmer, Wilhelm (1966): Fernstraße und Kloster. Zur Verkehrs- und Herrschaftsstruktur des westlichen Altbayern im frühen Mittelalter. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, 29, S. 299–343. Störmer, Wilhelm (1998): Garibald. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Re­ allexikon der Germanischen Altertumskunde 10, S. 446–447. Berlin, New York. Störmer, Wilhelm (2009): Augsburg zwischen Antike und Mittelalter. Überlegungen zur Frage eines herzöglichen Hauptortes im 6. Jahrhundert und eines vorbonifatianischen Bistums. In: Bihrer, Andreas/Käble, Mathias/Krieg, Heinz (Hrsg.). Adel und Königtum im mittelalterlichen Schwa­ ben, Festschrift für Thomas Zotz zum 65. Geburtstag (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Band 175), S. 71–88. Stuttgart. Stroheker, Karl Friedrich (1961): Alamannen im römischen Reichsdienst. In: Kroymann, Jürgen (Hrsg.). Eranion. Festschrift für Hildebrecht Hommel, S. 127–148. Tübingen Stroheker, Karl Friedrich (1975): Die Alemannen und das spätrömische Reich. In: Müller, Wolfgang (Hrsg.): Zur Geschichte der Alemannen (Wege der Forschung Band C), S. 20–48. Darmstadt. Talbert, Richard (Hrsg.) (2000): Barrington Atlas of the Greek and Roman World. Princeton. Tausend, Klaus (1997): Lugier-Vandilier-Vandalen. In: Tyche, 12, S. 229–236. Theune, Claudia (2004): Germanen und Romanen in der Alamannia (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 45). Berlin/New York. Thomas, Aurélie (2006): Les duchés de Bénévent et de Spolète. de la conquête lombarde au début de l’époque carolingienne. 2006. Thompson, Edward Arthur (1952): Peasant Revolts in Late Roman Gaul and Spain. In: Past and Present, 2, S. 11–23. Thompson, Edward Arthur (1960): The Conversion of the Visigoths to Catholicism. In: Nottingham Mediaeval Studies, 4, S. 4–35. Thompson, Edward Arthur (1969): The Goths in Spain. Oxford. Thompson, Edward Arthur (1976): The End of Roman Spain (Part 1). In: Nottingham Medieval Studies, 20, S. 3–28. Timpe, Dieter (1986): Ethnologische Begriffsbildung in der Antike. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 22 – 40. Berlin/New York. Timpe, Dieter (1989): Die Absicht der Germania. In: Jankuhn, Herbert/Timpe, Dieter (Hrsg.). Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus 1, Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Nord- und Mitteleuropas im Jahr 1986 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philologisch-historische Klasse, Dritte Folge, 175), S. 106–127. Göttingen. Timpe, Dieter (1998): Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde I.A: Germanen, historisch. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Alter­ tumskunde 11, S. 181–245. Berlin, New York. Tjäder, Jan-Olof (1982): Die nichtliterarischen lateinischen Papyri Italiens aus der Zeit 445 – 700, Band 2 (Skrifter, Svenska Institutet i Rom, 19,2). Stockholm. Tomay, Luigina (2009): Benevento longobarda: dinamiche insediative e processi di trasformazione, in: D’Henry, Gabriella/Lambert, Chiara (Hrsg.), Il popolo dei Longobardi meridionali (5701076). Testimonianze storiche e monumentali, Salerno – 28 giugno 2008, S. 119–151. Salerno. Tönnies, Bernhard (1989): Die Amalertradition in den Quellen zur Geschichte des Ostgoten. Unter­ suchungen zu Cassiodor, Jordanes, Ennodius und den Excerpta Valesiana. Hildesheim.

368 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Treadgold, Warren (1995): Byzantium and its Army. Standford. Trier, Marcus (2002): Die frühmittelalterliche Besiedlung des unteren und mittleren Lechtals nach archäologischen Quellen (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte, 84). Kallmünz. Ubl, Karl (2017): Sinnstiftungen eines Rechtsbuchs. Die Lex Salica im Frankenreich (Quellen und Forschungen zum Mittelalter, 9). Ostfildern. Udolph, Jürgen (2004): Alemannien und der Norden aus der Sicht der Ortsnamenforschung. In: Naumann, Hans-Peter (Hrsg.). Alemannien und der Norden, Internationales Symposium vom 18. – 20. Oktober 2001 in Zürich (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 43), S. 29–56. Berlin/New York. van Dam, Raymond (1988): Gregory of Tours, Glory of the Martyrs, Translated with an introduction (Translated Texts for Historians, Latin Series, 3). Liverpool. van Nuffelen, Peter (2012): John of Antioch, Inflated and Deflated. Or: How (Not) to Collect Fragments of Early Byzantine Historians. In: Byzantion, 82, S. 437–450. Várady, László (1969): Das letzte Jahrhundert Pannoniens (376 – 476). Amsterdam. Várady, László (1984): Epochenwechsel im 476. Odoaker, Theoderich d. Gr. und die Umwandlungen. Bonn. Veh, Otto 1966: Prokop, Gotenkriege, Werke Band 2. München. Velázquez, Isabel/Ripoll, Gisela (2000): Toletum, la construcción de una urbs regia. In: Ripoll, Gisela/Gurt, Josep (Hrsg.). Sedes regiae (ann. 400–800), S. 521–578. Barcelona. Vercauteren, Fernand (1934): Études sur les civitates de la Belgique Seconde. Bruxelles. Vercauteren, Fernand (1962): Die spätantike civitas im frühen Mittelalter. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 98, S. 12–25. Villa, Luca (2003): Strutture di potere e forme di organizzazione territoriale nel ducato longobardo del Friuli. In: Lusuardi Siena, Silvia (Hrsg.). Fonti archeologiche e iconografiche per la storia e la cultura degli insediamenti nell’Altomedievo, atti delle giornate di studio, Milano-Vercelli, 21–22 marzo 2002, S. 223–240. Milano. Vitri, Serena (Hrsg.) (2012): Cividale longobarda e il suo ducato. ricerche in corso. Udine. Vives, José (1969): Inscripciones Cristianas de la Expaña Romana y Visigoda (Monumenta Hispaniae Sacra, Serie patrística, 2). Barcelona. Volk, Peter (1971): Zur Identifizierung der The(o)doricopolis des Anonymus von Ravenna. In: Archäo­ logisches Korrespondenzblatt, 1, S. 123–128. von Olberg, Gabriele (1983): Freie, Nachbarn und Gefolgsleute. Volkssprachliche Begriffe aus dem sozialen Bereich in den frühmittelalterlichen Leges (Germanistische Arbeiten zu Sprache und Kulturgeschichte, 2). Frankfurt am Main. von Olberg, Gabriele (1991): Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung, 11). Berlin/New York. von Petrikovits, Harald (1986): Germani cisrhenani. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 88–106. Berlin/New York. von Rummel, Philipp (2007): Habitus Barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 55). Berlin/New York. von Rummel, Philipp (2008): Where have all the Vandals gone? Migration, Ansiedlung und Identität der Vandalen im Spiegel archäologischer Quellen aus Nordafrika. In: Berndt, Guido/Steinacher, Roland (Hrsg.). Das Reich der Vandalen und seine (Vor-) Geschichten (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 13, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 366), S. 151 – 182. Wien. von Rummel, Philipp (2013): Unrömische Römer und römische Barbaren. Die Fluidität vermeintlich präziser Leitbegriffe der Forschung zum spätantiken Gallien. In: Diefenbach, Steffen/Müller,



Literatur 

 369

Gernot (Hrsg.). Gallien in Spätantike und Frühmittelalter. Kulturgeschichte einer Region, S. 277– 296. Berlin. von Uslar, Rafael (1951): Archäologische Fundgruppen und germanische Stammesgebiete vornehmlich aus der Zeit um Christi Geburt. In: Historisches Jahrbuch, 71, S. 1–36. Vössing, Konrad (2002): Narses. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 20, S. 554–556. Berlin, New York. Vössing, Konrad (2005): Syagrius. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Realle­ xikon der Germanischen Altertumskunde 30, S. 213–214. Berlin, New York. Vössing, Konrad (2011): Victor von Vita, Historia persecutionis Africanae provinciae temporum Geise­ rici et Hunerici regum Wandalorum. Kirchenkampf und Verfolgung unter den Vandalen in Afrika, Lateinische und Deutsch, Herausgegeben, eingeleitet und übersetzt (Texte zur Forschung, 96). Darmstadt. Vössing, Konrad (2014): Das Königreich der Vandalen. Geiserichs Herrschaft und das Imperium Romanum. Darmstadt. Wagner, Norbert (1967): Getica. Untersuchungen zum Leben des Jordanes und zur frühen Geschichte der Goten. Berlin. Wagner, Norbert (1978): Zur Herkunft der Agilolfinger. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschich­ te, 41, S. 19–48. Wagner, Norbert (1986): Der völkerwanderungszeitliche Germanenbegriff. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 130–154. Berlin/New York. Wagner, Nobert (1999): Hendinos. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 383–385. Berlin, New York. Wais, Gerhard Julius (1943): Die Alamannen in ihrer Auseinandersetzung mit der römischen Welt. Untersuchungen zur germanischen Landnahme Band 1. Berlin. Wallace-Hadrill, John (1971): Early Germanic Kingship in England and on the Continent. Oxford. Walser, Gerold (1951): Rom, das Reich und die fremden Völker in der Geschichtsschreibung der frühen Kaiserzeit. Studien zur Glaubwürdigkeit des Tacitus. Baden-Baden. Walser, Gerold (1956): Caesar und die Germanen (Historia Einzelschriften, 1). Wiesbaden. Weber, Max (1956): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Tübingen. 4. Auflage. Weiss, Peter (1975): Consistorium und Comites Consistoriani. Untersuchungen zur Hofbeamtenschaft des 4. Jahrhunderts n. Chr. auf prosopographischer Grundlage, Diss. Würzburg. Weißensteiner, Johann (2000): Jordanes § 2. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 16, S. 77–80. Berlin, New York. Weitzel, Jürgen (1985): Dinggenossenschaft und Recht. Untersuchungen zum Rechtsverständnis im fränkisch-deutschen Mittelalter (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, 15.1 und 15.2). Köln. Weitzel, Jürgen (2004): Prinzipien des europäischen Strafrechts im frühen Mittelalter. In: Sartonia­ na, 17, S. 125–155. Weitzel, Jürgen (2006a): Die Bedeutung der Dinggenossenschaft für die Herrschaftsordnung. In: Dilcher, Gerhard/Distler, Eva-Marie (Hrsg.). Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germa­ nischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der früh­ mittelalterlichen Rechtskultur. S. 351–366. Berlin. Weitzel, Jürgen (2006b): Gericht, Verfahren, Recht. In: In: Dilcher, Gerhard/Distler, Eva-Marie (Hrsg.). Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateini­ scher Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur. S. 543–548. Berlin. Welzer, Harald (2002): Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung. München.

370 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Wenskus, Reinhard (1961): Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes. Köln. Wenskus, Reinhard (1967): Die Alemannen. In: Schieder, Theodor (Hrsg.). Handbuch der Europäi­ schen Geschichte, Band 1, S. 227–230. Stuttgart. Wenskus, Reinhard (1973): Audoin. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Re­ allexikon der Germanischen Altertumskunde 1, S. 475–476. Berlin, New York. Wenskus, Reinhard (1975): Balthen. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Re­ allexikon der Germanischen Altertumskunde 2, S. 13–14. Berlin, New York. Wenskus, Reinhard (1986a): Über die Möglichkeit eines allgemeinen interdisziplinären Germanenbegriffes. In: Beck, Heinrich (Hrsg.). Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 1–21. Berlin/New York. Wenskus, Reinhard (1986b): Dux §5–12. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 6, S. 301–305. Berlin, New York. Werner, Joachim (1956): Spätrömische Befestigung auf dem Schlossberg in Füssen (Allgäu). In: Germania, 34, S. 243–248. Werner, Karl Ferdinand (1984a): Les duchés »nationaux« d’Allemagne au IXe et au Xe siècle. In: Werner, Karl Ferdinand (Hrsg.). Vom Frankenreich zur Entfaltung Deutschlands und Frankreichs. Ursprünge – Strukturen – Beziehungen, Ausgewählte Beiträge, Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag, S. 311–328. Sigmaringen. Werner, Karl Ferdinand (1984b): La genèse des duchés en France et en Allemagne. In: Werner, Karl Ferdinand (Hrsg.). Vom Frankenreich zur Entfaltung Deutschlands und Frankreichs. Ursprünge – Strukturen – Beziehungen, Ausgewählte Beiträge, Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag, S. 278–310. Sigmaringen. Werner, Karl Ferdinand (1996): La «conquête franque» de la Gaule: itinéraires historiographiques d’une erreur. In: Bibliothèque de l’école des chartes, 154.1, S. 7–45. Werner, Karl Ferdinand (1998): Die „Franken“. Staat oder Volk? In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 95–101. Berlin/New York. Werner, Karl Ferdinand (1999): Regnum. In: In: Auty, Robert/Bautier, Robert-Henri/Angermann, Norbert (Hrsg.). Lexikon des Mittelalters 4, Sp. 587 – 596. 1338 – 1342. München. Whitby, Michael (1988): The Emperor Maurice and his Historian. Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford. Wiedemann, Felix/Hofmann, Kerstin/Gehrke, Hans-Joachim (2017): Wanderungsnarrative. Zur Verknüpfung von Raum und Identität in Migrationserzählungen. In: Wiedemann, Felix/Hofmann, Kerstin/Gehrke, Hans-Joachim (Hrsg.). Vom Wandern der Völker. Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften. S. 9–39. Berlin. Wiemer, Hans-Ulrich (2013): Die Goten in Italien: Wandlungen und Zerfall einer Gewaltgemeinschaft. In: Historische Zeitschrift, 296, S. 593–628. Wiemer, Hans-Ulrich (2018): Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. München. Witschel, Christian (2013): Die spätantiken Städte Galliens. Transformationen von Stadtbildern als Ausdruck einer gewandelten Identität? In: Diefenbach, Steffen/Müller, Gernot (Hrsg.). Gallien in Spätantike und Frühmittelalter. Kulturgeschichte einer Region, S. 153–200. Berlin. Wittke, Anna-Maria/Ohlshausen, Eckart/Szydlak, Richard (2012): Historischer Atlas der antiken Welt (Der Neue Pauly, Supplementband, 3). Unter Mitarbeit von Vera Sauer und weiteren Fachwissenschaftler. Stuttgart. Wolfram, Herwig (1967): Intitulatio I, Lateinische Königs- und Fürstentitel bis zum Ende des 8. Jahr­ hunderts (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband, 21). Wien/Graz/Köln.



Literatur 

 371

Wolfram, Herwig (1982): Die Goten als Gegenstand einer historischen Ethnographie. In: Kamp, Norbert/Wollasch, Joachim (Hrsg.). Tradition als historische Kraft. Interdisziplinäre Forschungen zur Geschichte des frühen Mittelalters, S. 53–64. Berlin/New York. Wolfram, Herwig (1990): Das Reich und die Germanen. Zwischen Antike und Mittelalter. Berlin. Wolfram, Herwig/Pohl, Walter (Hrsg.) (1990): Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichti­ gung der Bayern 1 (Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung, 27. bis 30. Oktober 1986, Stift Zwettl, Niederösterreich). Wien. Wolfram, Herwig (1995): Grenzen und Räume. Geschiche Österreichs vor seiner Entstehung, Österrei­ chische Geschichte 378 – 907. Wien. Wolfram, Herwig (1998): Typen der Ethnogenese. Ein Versuch. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Fran­ ken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 608–627. Berlin/New York. Wolfram, Herwig (1999): Heerkönigtum. In: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hrsg.). Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 115–118. Berlin, New York. Wolfram, Herwig (2001): Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Ent­ wurf einer historischen Ethnographie. München. 4. Auflage. Wolfram, Herwig (2010): Wie schreibt man heute ein Germanenbuch und warum immer noch eins? In: Becher, Matthias/Dick, Stefanie (Hrsg.). Völker, Reiche und Namen im frühen Mittelalter (Mittelalterliche Studien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn, 22), S. 15–43. München. Wood, Ian (1990): Ethnicity and the Ethnogenesis of the Burgundians. In: Wolfram, Herwig/Pohl, Walter (Hrsg.). Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern 1 (Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung, 27. bis 30. Oktober 1986, Stift Zwettl, Niederösterreich), S. 53–69. Wien. Wood, Ian (1994a): The Merovingian Kingdoms 450–751. London. Wood, Ian (1994b): Fredegar’s Fables. In: Scharer, Anton/Scheibelreiter, Georg (Hrsg.). Historio­ graphie im frühen Mittelalter, S. 359–366. Wien. Wood, Ian (1995): Defining the Franks. Frankish Origins in early medieval historiography. In: Forde, Simon/Johnson, Lesley/Murray, Alan (Hrsg.). Concepts of National Identity in the middle ages (Leeds Texts and Monographs, New Series, 14). S. 47–57. Leeds 1995. Wood, Ian (1998): Jural relations among the Franks and Alamanni. In: Wood, Ian (Hrsg.). Franks and Alamanni in the merovingian period. An ethnographic perspective (Studies in Historical Archaeoethnology, 3). S 213 – 225. Woodbridge. Wood, Ian (2002): Conclusion: in praise of uncertainty. In: Pohl, Walter/Diesenberger, Maximilian (Hrsg.). Integration und Herrschaft. Ethnische Identitäten und soziale Organisation im Früh­ mittelalter (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 3, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften, 301), S. 303–312. Wien. Wood, Ian (2003): Gentes, kings and kingdoms – the emergence of states. The kingdom of the Gibichung. In: Goetz, Hans-Werner/Jarnut, Jörg/Pohl, Walter (Hrsg.). Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Trans­ formation of the Roman World, S. 243–269. Leiden. Wood, Ian (2008): Assimilation von Romanen und Burgundern im Rhone-Raum. In: Gallé, Volker (Hrsg.). Die Burgunder. Ethnogenese und Assimilation eines Volkes, Dokumentation des 6. wissenschaftlichen Symposiums, veranstaltet von der Nibelungengesellschaft Worms e. V. und der Stadt Worms vom 21. bis 24. September 2006, S. 215–236. Worms. Wood, Ian (2011): The Term “barbarus” in Fifth-, Sixth-, and Seventh-Century Gaul. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 164, S. 39–50. Wormald, Patrick (1977): Lex Scripta and Verbum Regis: Legislation and Germanic Kingship, from Euric to Cnut. In: Sawyer, Peter/Wood, Ian (Hrsg.). Early Medieval Kingship, S. 105–138. Leeds.

372 

 Quellen- und Literaturverzeichnis

Wormald, Patrick (2003): The Leges Barbarorum. Law and Ethnicity in the Post-Roman West. In: Goetz, Hans-Werner/Jarnut, Jörg/Pohl, Walter (Hrsg.). Regna and Gentes. The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World, S. 21–53. Leiden. Wright, Wilmer (1908): The Works of the Emperor Julian, Band 2. London. Zeiss, Hans (1928): Die Nordgrenze des Ostgotenreiches. In: Germania, 12, S. 24–34. Zeitler, Wolfgang (1986): Zum Germanenbegriff Caesars: Der Germanenexkurs im sechsten Buch von Caesars Bellum Gallicum. In: Beck, Heinrich (Hrsg.): Germanenprobleme in heutiger Sicht (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 1), S. 41–52. Berlin/ New York. Zielinski, Herbert (2005): Elemente der Stabilität im Dukat Benevent in vorfränkischer Zeit. In: Pohl, Walter/Erhart, Peter (Hrsg.). Die Langobarden. Herrschaft und Identität (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 9, Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Denkschriften Band 329), S. 409–428. Wien. Zironi, Alessandro (2015): I Longobardi gente germanica. In: Falluomini, Carla (Hrsg.). I Longobardi in Italia. Lingua e cultura, XV Seminario avanzato in Filologia germanica (Bibliotheca Germanica – Studi e testi, 37). S. 3–36. Alessandria. Zöllner, Erich (1970): Geschichte der Franken. Bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. München. Zotz, Thomas (1998): Die Alemannen um die Mitte des 4. Jahrhunderts nach dem Zeugnis des Ammianus Marcellinus. In: Geuenich, Dieter (Hrsg.). Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97) (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 19), S. 384–406. Berlin/New York. Zotz, Thomas (2003): König, Herzog und Adel. Die Merowingerzeit am Oberrhein aus historischer Sicht. In: Freiburger Universitätsblätter, 159, S. 127–142.

9 Anlagen und Karten   Anlage 1 – Belegdauern fränkischer duces Karte 1 – Römische duces und comites rei militaris nach der Notitia Dignitatum Karte 2 – civitates der Provinz Aquitania prima im Westgotenreich Karte 3 – duces und Heerführer des Westgotenreiches bis 507 Karte 4 – duces und Heerführer des Westgotenreiches ab 507 Karte 5 – alle duces und Heerführer des Westgotenreiches Karte 6 – Konflikt um Septimanien Karte 7 – duces und Heerführer des Ostgotenreiches vor dem Krieg gegen Ostrom Karte 8 – duces und Heerführer des Ostgotenreiches im Krieg gegen Ostrom Karte 9 – duces des Langobardenreiches bis 643 Karte 10 – Orte im langobardischen ducatus von Forum Iulii Karte 11 – ducatus des Nicetius im Reich Childeberts II. im Jahr 585 Karte 12 – ducatus des Nicetius im Reich Childeberts II. im Jahr 587 Karte 13 – Befestigungsmaßnahmen Justinians im Westen nach Prokop Karte 14 – alle territorialen duces im Frankenreich Karte 15 – Grenzverteidigung des Frankenreiches Karte 16 – Vergleich römischer und gentiler duces Karte 17 – Vergleich römischer und fränkischer ducatus

https://doi.org/10.1515/9783110625233-009

374 

 Anlagen und Karten

Anlage 1 Belegdauern fränkischer duces mit nachweisbarem Sprengel und Erwähnungen der duces ohne Sprengel

Der dux der Gascogne ist bis 590 eingetragen, dem Todesjahr des dux Chuldericus. (Greg. Tur. Hist. 10,22.) Der dux im pagus Ultraiuranus bis zum Tod des Protadius im Jahr 604/5 eingetragen (Fred. Chron. 4,27.) Der dux in Soissons ist bis 589 eingetragen, als Prinz Theudebert II. in die Stadt einzog. (Greg. Tur. Hist. 9,36.)

Anlagen und Karten 

 375

Karte 1

Römische duces und comites rei militaris nach der notitia dignitatum



duces □    comites rei militaris 

1. dux limitis Mauritaniae Caesariensis 2. dux limitis Tripolitani 3. dux Pannoniae primae et Norici ripensis 4. dux Pannoniae secundae 5. dux Valeriae ripensis 6. dux Raetiae primae et secundae 7. dux Sequanicae 8. dux tractus Armoricani et Nervicani 9. dux Belgicae secundae

10. dux Germaniae primae / Mogontiacensis 11. dux Britanniae 12. comes tractus Argentoratensis 13. comes Britanniarum 14. comes Litoris Saxonici per Britannias 15. comes Italiae 16. comes Africae 17. comes Tingitanae 18. comes Illyrici

Grenzen nach Wittke/Ohlshausen/Szydlak 2012, 225.

376 

 Anlagen und Karten

Karte 2

Civitates der Provinz Aquitania prima im Westgotenreich Gestrichelte Linie: ungefähre Grenze des Westgotenreiches unter Eurich/Alarich II. civitates der Provinz Aquitania prima: 1. Albigensus – Albi 2. Arvernum – Clermont 3. Bituriges – Bourges 4. Cadurci – Cahors

5. Gabali – Javols 6. Lemovices – Limoges 7. Ruteni – Rodez 8. Vellavi – Saint-Paulien (Haute-Loire)



Karte 3

Anlagen und Karten 

 377

Karte 4

Duces (□) und Heerführer (○) im tolosanischen Westgotenreich (bis 507)

Duces (□) und Heerführer (○) im toledanischen Westgotenreich (nach 507)

 1. Friderich 454  2. duces 457  3. dux Cyrila 458  4. dux Suniericus 458  5. Friderich 463  6. Lusitania 468  7. dux Victorius 470/475  8. dux Hispaniae Vincentius 473  9. dux Salla 483 10. dux Suatrius 498 11. dux Theudisclus 541

12. Ceuta 541 13. dux Zerezindo 578 14. duces 585 15. Rekkared (Lastours) 585 16. Rekkared (Narbonne) 586 17. dux Emeretensis civitatis 586 18. duces 587 19. Arles 587 20. Basken 589 (Claudius?) 21. dux Lusitaniae 589

Karten nach: Wolfram 2001, 596 f., Karten 6b; 7; Heather 1996, 281, Abb. 9.3.

378 

 Anlagen und Karten

Karte 5

Karte 6

Duces (□) und Heerführer (○) in den beiden Westgotenreichen.

Konflikt um Septimanien

 1. Friderich 454  2. duces 457  3. dux Cyrila 458  4. dux Suniericus 458  5. Friderich 463  6. Lusitania 468  7. dux Victorius 470/475  8. dux Hispaniae Vincentius 473  9. dux Salla 483 10. dux Suatrius 498 11. dux Theudisclus 541 12. Ceuta 541 13. dux Zerezindo 578

14. duces 585 15. Rekkared (Lastours) 585 16. Rekkared (Narbonne) 586 17. dux Emeretensis civitatis 586 18. duces 587 19. Arles 587 20. Basken 589 (Claudius?) 21. dux Lusitaniae 589 A – fränkischer dux in Toulouse B – fränkischer rector in Arles C – Rodez, ducatus des Nicetius 585-587 D – Uzès, ducatus des Nicetius 585-587

Karten nach: Wolfram 2001, 596 f., Karten 6b; 7; Heather 1996, 281, Abb. 9.3.

Anlagen und Karten 

Karte 7

Duces (□) und Heerführer (○) im Ostgotenreich vor dem Krieg gegen Ostrom Kernregion des Ostgotenreiches unter Odoaker und Theoderich eroberte Regionen1 von Theoderich verwaltetes Westgotenreich 1. Pitzias (Pannonia Sirmiensis) 2. dux Ibba (Narbonne, Barcelona, Aquitania) 3. ἀρχόντες (westgotisches Spanien) 508+ 4. ἄρχων τοῦ στρατοῦ Theudis (westgotisches Spanien) 508+ 5. dux Raetiarum Servatus 507/11

 6. duces/praepositi (Gallien) 508  7. dux Ara zwischen 509 und 533  8. dux Tuluin (Burgunderreich) 523  9. Cassiodor 526/27 10. Witigis 530 (?) (Sirmium)

1 Nach: Hendy 1988, 56; Ausbüttel 2003, 51; Wolfram 2001, 291.

 379

Duces □ sowie ἄρχοντες und Heerführer ○ der Ostgoten im Krieg gegen Ostrom

Karte 8

380   Anlagen und Karten

 1. dux Sinderith (Syrakus) 535  2. Ebrimuth (Rhegion) 535  3. ductor Witigis (Rom) 536  4. ἄρχοντες Unilas & Pissas (Perusia) 536  5. ἄρχοντες Asinarius & Uligisalus (Liburnien, Salona) 536  6. Asinarius und Gripas (Dalmatien, Salona) 536  7. Markias (Gallien) 536  8. ἄρχων Wakis (Rom) 536  9. Marikias (Rom) 536 10. ἄρχοντες (Rom) 536 11. Pitzas (Samnium) 536 12. Ulitheus (Picenum) 537 13. anonym (Rom) 537/538/549 14. ἡγουμένοι (Auximum) 538 15. ἄρχων Wakimus (Ancona) 578 16. ἄρχων/dux Uraias (Mediolanum) 538 17. ἄρχων/dux Uraias (Ligurien) 539 18. dux Ildibad (Verona) 540 19. ἄρχων Totila (Tarvisium) 540 20. anonym (Faventia) 541 21. ἄρχοντες/duces Bleda, Ruderich, Uliaris (Florenz) 542 22. anonym (Cumae) 542

23. anonym (Hydrus) 543/544 24. ἄρχων (Spoletium) 545 25. anonym (Neapel) 545 26. anonym (Placentia) 545 27. anonym (Capua) 546 28. Rekimund (Bruttium) 546 29. anonym (Lukanien) 546 30. anonym (Rom) 546 31. anonym (Perusia) 547 32. anonym (Minturnae, Capua) 547 33. anonym (Roscianum/Thurii) 547 34. Gundulf/Indulf (Dalmatien) 548 35. anonym (Rhegion) 549 36. anonym (Tarent) 549 37. anonym (Ancona) 549 38. anonym (Dalmatien, Peloponnes) 551 39. anonym (Korsika/Sardinien) 551 40. ἄρχοντες/στρατηγοί Skipuar, Gibal, Indulf (Ancona) 551 41. στρατηγός Teja (Venetien) 552

 Anlagen und Karten   381

382 

 Anlagen und Karten

Karte 9

Duces des Langobardenreiches bis 643 1. Asti 2. Bergamo 3. Brescia 4. Insel San Giulio 5. Parma 6. Pavia 7. Perugia 8. Piacenza 9. Piombino

10. Reggio nell‘Emilia 11. Trento 12. Treviso 13. Turin 14. Verona 15. Benevento 16. Friuli 17. Spoleto



Anlagen und Karten 

Karte 10

Orte im langobardischen ducatus von Forum Iulii 1. Forum Iulii – Cividale del Friuli 2. Aquileia – Aquileia 3. Artenia – Artegna 4. Cormones – Cormons 5. Glemona – Gemona

 6. Ibligne – Monte Santina bei Invillino  7. Nemas – Nimis  8. Opitergium – Oderzo  9. Osopo – Osoppo 10. Reunia – Ragogna

 383

384 

 Anlagen und Karten

Karte 11

ducatus des Nicetius im Reich Childeberts II. im Jahr 585 Karten nach: Longnon 1878, Karte 8; 11.

Karte 12

ducatus des Nicetius im Reich Childeberts II. im Jahr 587

Anlagen und Karten 

 385

Karte 13

Befestigungsmaßnahmen Justinians im Westen nach: Prokop, de aed. (Haury 1963), 4,1–7. Nur die sicher identifizierbaren Orte wurden eingetragen. Vgl. Talbert 2000. Festungen entlang der Donau (ab Belgrad):

Festungen im Balkanraum und in Nordgriechenland:

Singidunum Oktabon Viminacium Lederata Pincus Cuppae Novae Caput Bovis Pontes Egeta Dorticum Bononia Castra Martis Ratiaria Almus Cebros Augustae Variana

Artemision(?) Athen Demetrias Echinos Euroia Eurymenai Gomphoi Herakleia Hypata Isthmos Iustiniana Prima Justinianopolis Korinth Kratiskara Larissa

Valeriana Utus Securisca Dimum Theodoropolis/Novae(?) Iatrus Tegras Transmarica Candidiana Durostorum Sucidava Altinum Palmatis Libida Aegyssus Halmyris(?) Taurision/Epidamnos

Metropolis Näisopolis/Naissos Nicopolis Pallene Pharsalos Phitike Phoinike Plataiai Remesiana Serdica Thebai Thermopylae Trikka Ulpiana

386 

 Anlagen und Karten

Karte 14

Alle territorialen duces im Frankenreich  1. Aire-Béarn  2. Angers-Rennes  3. Auxerre  4. Besançon  5. Champagne  6. Clermont  7. Clermont-Rodez-Uzès  8. Gascogne  9. Limoges 10. Nordfrankreich

11. Norditalien 12. Orléans 13. pagus Ultrauiranus 14. Paris 15. Soissons 16. Toulouse 17. Tours-Poitiers 18. Alemannen 19. Baiuwaren 20. Kantabrien/Basken



Anlagen und Karten 

 387

Karte 15

Grenzverteidigung des Frankenreiches 1. Champagne 2. Gascogne 3. Nordfrankreich 4. Toulouse

  5. pagus Ultraiuranus   6. Alemannen   7. rector et patricius provinciae Arelatensis (8. Angers und Rennes)

Vergleich römischer und gentiler duces

Karte 16

388   Anlagen und Karten

Ostgoten:

14. dux Ibba 15. dux Raetiarum 16. duces/praepositi 17. dux Ara 18. dux Tuluin 19. dux Cassiodor 20. dux Sinderith 21. ductor Witigis 22. dux Uraias 23. dux Ildibad 24. duces

Westgoten: □

 1. duces  2. dux Cyrila  3. dux Suniericus  4. dux Victorius  5. dux Vincentius  6. dux Salla  7. dux Suatrius  8. dux Theudisclus  9. dux Zerezindo 10. duces 11. dux Emeretensis 12. duces 13. dux Lusitaniae

▴    römische duces 25. Asti 26. Bergamo 27. Brescia 28. Insel San Giulio 29. Parma 30. Pavia 31. Perugia 32. Piacenza 33. Piombino 34. Reggio nell‘Emilia 35. Trento 36. Treviso 37. Turin 38. Verona 39. Benevento 40. Friuli 41. Spoleto

Langobarden: ○ 42. Aire/Béarn 43. Angers/Rennes 44. Auxerre 45. Besançon 46. Champagne 47. Clermont 48. Clermont/Rodez/ Uzès 49. Gascogne 50. Limoges 51. Nordfrankreich 52. Norditalien 53. Orléans 54. pagus Ultrauiranus 55. Paris 56. Soissons 57. Toulouse 58. Tours/Poitiers 59. Alemannen 60. Baiuwaren 61. Kantabrien/ Basken

Franken: □

 Anlagen und Karten   389

390 

 Anlagen und Karten

Karte 17

Vergleich römischer und fränkischer ducatus römische ducatus:

fränkische ducatus:

1. ducatus Belgicae secundae 2. dux Mogontiacensis 3. dux Sequanicae 4. dux Pannoniae primae et Norici ripensis 5. dux Raetiae primae et secundae

6. dux in Nordfrankreich 7. dux Alamannorum 8. dux im pagus Ultraiuranus 9. dux Baiuvariorum

Register Explizite duces der territorialen Gentilreiche:1

Ostgoten

Westgoten

Langobarden

Franken

Ara Bleda Cassiodor Guduin Ibba Ildibad Ruderich Servatus (Raetien) Sinderith Tuluin Uliaris Unilas Uraias Wilitanc Witigis

Argimund Claudius (Lusitania) Cyrila (Baetica) Salla (Baetica) Suatrius Suniericus (Baetica) Theudisclus Victorius (Aquitanien) Vincentius Zerezindo

Agilulf (Turin) Agio (Benevent) Ago (Friaul) Alboin (Mailand) Alichis (Brescia) Amo Arichis (Benevent) Arioald (Turin) Ariulf (Spoleto) Atto (Spoleto) Auctarit Authari Cacco (Friaul) Cleph Droctulf Ewin (Trient) Faroald (Spoleto) Gaidoald (Trient) Gaidulf (Bergamo) Gisulf I. (Friaul) Gisulf II. (Friaul) Grasulf I. (Friaul) Grasulf II. (Friaul) Grimarit (Lucca?) Grimoald (Benevent) Gudescalc (Parma) Gundoald (Asti) Maurusio (Perugia) Mimulf (Insel St. Iuliani) Nuccio Radoald (Benevent)

Aegila (Burgund) Aginus (Austrasien) Amalo (Burgund) Amingus (Norditalien) Antestius (Burgund) Asclipius (Burgund) Audovaldus (Austrasien) Aunulfus (Neustrien) Austrapius (Tours/Poitiers) Austrovaldus (Toulouse) Beppolenus (Angers/Rennes) Berulfus (Tours/Poitiers) Bladastes (Gascogne) Blidebodes (Neustrien) Bobo (Neustrien) Bodegiselus (Austrasien) Boso (Burgund/Toulouse) Buccelenus (Alemannien) Cautinus (Austrasien) Chamingus (Austrasien) Chedinus (Austrasien) Chramnichis (Norditalien) Chrodinus (Austrasien) Chrodobertus (Alemannien) Chuldericus (Gascogne) Dentelenus (Nordfrankreich) Desiderius (Limoges/Touluse) Dracolenus (Tours/Poitiers) Ebracharius (Paris) Eleusius Ennodius (Tours/Poitiers)

1 In der Liste sind alle explizit als duces bezeichneten Funktionsträger der territorialen Gentilreiche aufgeführt. Als duces bezeichnete Könige oder Anführer vor der Ansiedlung sind nicht miteinbezogen. Anders als in der Gesamtübersichtskarte 16 sind die ostgotischen duces sowohl vor als auch nach Kriegsbeginn gegen Byzanz aufgenommen. Orte oder Regionen wurden nur ergänzt, wenn sicher oder höchstwahrscheinlich ist, dass es sich um die Dienstsitze bzw. Zuständigkeitsbereiche der duces handelt. Im Frankenreich wurde bei duces ohne feste Sprengel die Zugehörigkeit zu den Teilreichen vermerkt. https://doi.org/10.1515/9783110625233-010

392 

Ostgoten

 Register

Westgoten

Langobarden

Franken

Rodan Rothari (Brescia) Sundrarit Taloardus Taso (Friaul) Teudelap (Spoleto) Ulfari (Treviso) Wallari (Bergamo) Wiffo Zaban Zangrulf (Verona) Zotto (Benevent)

Erpo (Auxerre) Gararicus (Austrasien) Garibaldus I. (Bayern) Garibaldus II. (Bayern) Godegiselus (Austrasien) Gundovaldus (Austrasien) Gundulfus (Austrasien) Gunthram Boso (Austrasien) Gunzo (Alemannien) Hilpingus (Austrasien) Iohannes (Austrasien) Lanthacarius (Alemannien) Launebodis (Toulouse) Leudefredus (Alemannien) Leudeghiselus (Burgund) Leutharius (Alemannien) Lupus (Champagne) Magnacharius (p. Ultraiuranus) Magnovaldus (Soissons) Mummolenus (Norditalien) Mummolus (Burgund) Nicetius (Clermont-­Rodez-­Uzès) Olfigandus (Austrasien) Olo (Austrasien) Protadius (p. Ultraiuranus) Ragnovaldus (Toulouse) Ratharicus (Austrasien) Rauchingus (Soissons) Raudingus (Austrasien) Roccolenus (Neustrien) Sigulfus (Austrasien/Burgund) Tassilo (Bayern) Teudefredus (p. Ultraiuranus) Vaefarius (p. Ultraiuranus) Waldelenus (Besançon) Wandalmarus (p. Ultraiuranus) Wintrio (Champagne)

Literarische Quellen  Agathias, Hist. 1,2,2–4: 220 / 1,2,4: 307 / 1,2,7: 307 / 1,3,1: 307 / 1,3,4: 307 / 1,4,1: 143,272 / 1,6: 305 / 1,6,2: 239, 263, 264 / 1,6,3: 39 / 1,7,1: 271 / 1,14,5: 271 / 2,2,1: 271 / 2,3,6: 271 / 2,4,1: 271 / 2,7,9: 171 / 2,9,11: 271 / 5,11: 49 Ambrosius, epist. 24,8: 42 Ammianus Marcellius 14,10,1: 44 / 14,10,6: 41 / 15,4,1: 41, 42 / 15,8,19: 41 / 16,2,1: 41 / 16,11,3: 41 / 16,12,1: 44 / 16,12,1–38: 40 / 16,12,4–6: 44 / 16,12,21: 43 / 16,12,21–38: 42 / 16,12,23: 43, 47 / 16,12,23–25: 44 / 16,12,24: 43 / 16,12,25: 43 / 16,12,26: 44, 46, 47 / 16,12,34: 43, 44, 46 / 16,12,35: 44 / 16,12,42–70: 40 / 16,12,49: 43, 44 / 16,12,58–65: 45 / 16,12,59: 44 / 17,1,11– 10,10: 44 / 17,8,1: 41, 42 / 17,10,2–4: 44 / 18,2,1–19: 44 / 18,2,13: 45, 46, 47 / 21,3,1–4,6: 44 / 26,4,5: 41 / 26,5,6  f: 41 / 27,10,1: 44, 46 / 27,10,3: 41, 42 / 27,10,4: 49 / 28,5,9–14 / 28,5,11–14: 51 / 28,5,14: 51 / 29,4,2–7: 44 / 30,3,3–7: 44 / 30,7,5: 41 / 30,7,7: 44 / 31,10,2–5: 41, 42 / 31,10,10: 41, 42, 44 / 31,12,8: 77, 91 / 31,12,13: 79 / 31,12,14: 77 / 31,12,15: 77, 91 / 31,15,13: 78, 91 Anecdoton Holderi: 127 Aurelius Victor, Lib. Caes. 21,2: 38 / 33,3: 41, 73 / 41,3: 39, 40, 41, 44 / 42,14: 48 Avitus von Vienne, epist. 8: 38, 52, 327 / 37: 224 Cassiodor, Chron. 1185: 80, 91 / 1235: 61 / 1263: 61 Cassiodor, Orat. 2: 145, 162, 163 Cassiodor, Var. 1,11: 127, 290 / 2,35: 169 / 2,41: 48 / 3,23: 125, 170 / 3,24: 125, 170 / 3,26: 125, 126, 170 / 3,34: 130, 169, 221 / 3,40: 128 / 3,42: 128 / 4,9: 125 / 4,11: 126 / 4,12: 130, 221 / 4,17: 126, 159 / 4,23: 152 / 4,45: 169 / 4,46: 130, 221 / 5,27: 60, 129, 162 / 5,30: 128, 159, 161 / 5,32: 129 / 5,33: 129, 159, 161 / 6,12: 126, 163, 165, 215 / 6,15: 139 / 6,20: 139, 170 / 6,21: 130, 139, 170, 234, 252 / 6,22: 143, 170 / 6,23–25: 170 / 7,1: 125, 139, 170 / 7,4: 127 / 7,2: 139 / 7,3: 159 / 7,4: 138, 161 / 7,9: 170 / 7,11: 139, 169 / 7,12: 139, 169 / 7,13: 170 / 7,14: 170 / https://doi.org/10.1515/9783110625233-011

7,16: 170 / 7,18: 139 / 7,26: 139, 169 / 7,30: 139 / 8,10: 129, 130, 160, 161, 162 / 9,11: 143 / 9,12: 143 / 9,14: 143 / 9,25: 130, 161, 163 / 10,18: 146 / 10,29: 169 / 10,31: 145 / 12,4: 141 Cassius Dio, hist. Rom. 77,13,4: 38 Chronicorum Caesaraugustanorum ad. a. 510: 126 / 513,1: 126 Chronica Gallica a. 452. 124: 50 / 127  f: 50 Chronica Gallica a. 511. 638: 95 / 652  f: 37, 103, 118, 121, 124 / 653: 104 Chronicon Gothanum MGH LL 4, S. 644: 204 / S. 645: 206 Claudius Claudianus, bell. Goth. 533–539: 79, 91, 325 Claudius Claudianus, de cons. Stil. 1,236–238: 89 / 1,238–243: 89 / 1,240–245: 90 Claudius Claudianus, de sext. cons. Hon. 250–255: 80 Codex Euricianus 322: 60 Codex Iustinianus 12,3,3: 222 Codex Vindobonensis Historici graeci 73 (192–195): 75 / 73 (194): 76 Continuatio Hauniensis ad a. 451: 90, 306 / 496: 106 / 498: 103, 106, 118, 121, 218 / 514: 125 / extrema (MGH AA 9, S. 339): 183 Corpus Iuris Civilis 3, App. 7: 167 / 3, App. 7,1: 168, 201 / 3, App. 7,2: 168 / 3, App. 7,2–27: 168, 169 / 3, App. 7,8: 170 / 3, App. 7,12: 170 / 3, App. 7,23: 170 Dexippos von Athen, Fr. (Jacoby) 6,3: 56 / 6,5: 41 / 7,2: 55 / 7,3: 55 / 7,4: 41 Edictus Rothari Prolog: 180 / 6: 193, 194, 203 / 7: 195 / 13: 198 / 14: 196, 198 / 15: 203 / 18: 198 / 19: 195, 196, 198 / 20: 193, 194, 195, 196, 198 / 21: 193, 194, 195, 196, 197, 198 / 22: 193, 194, 195, 196, 197, 198 / 23: 193, 194, 195, 196, 197 / 23: 203 / 23  f: 204 / 24: 193, 194, 195, 197, 203 / 25: 193, 194, 195, 196, 197 / 26: 196, 198 / 35: 203 / 50: 198 / 59: 198 / 167: 194, 195 / 177: 193, 194, 198 / 189: 203 / 200: 196, 198 / 201: 196, 198 / 210: 203 / 221: 203 / 225: 193, 194, 199 / 251: 203 / 271: 203 / 373: 194 / 374: 203 / 375: 203 / 386: 193, 194, 195, 199 / 388: 193

394 

 Literarische Quellen

Ennodius, panegyricus 12: 48 / 12 (62–68): 125, 155 / 12 (63): 125, 159 / 15 (72): 48, 263 Epistolae Austrasicae 1: 289 / 2: 87, 218, 288, 292, 328 / 13: 240, 252, 306 / 23: 293 / 40: 256, 305, 306 / 41: 182, 187, 188, 204, 205 / 48: 172, 187, 205 Epistolae Langobardicae collectae 2: 184 / 4: 186, 206 Euagrios Scholastikos, ekkl. hist. 2,7: 61 Eugippus, vit. Sev. 19,1–5: 36, 136 / 20: 289, 321 / 25,3: 42 / 27,1: 42 / 41: 141 Eunapios, hist. Rom. Fr. 13: 48 Eutropius, brev. 9,8,2: 41 / 9,23: 41 / 10,3,2: 40 / 10,14,1  f: 48 Fasti Vindobonensis ad. a. 472: 38, 52, 327 Flodoardus, hist. Rem. eccl. 2,4: 255, 305 Fredegar, chron. 2,55: 99, 118 / 2,60: 40, 41, 44 / 4,45: 175 / 3,2: 88, 89 / 3,3: 89 / 3,4: 89 / 3,5: 90 / 3,15: 222 / 3,18: 224 / 3,52: 248, 280 / 3,56: 241, 261, 305 / 3,58  f: 253 / 3,65: 83 / 3,67: 260 / 3,67  f: 260, 285 / 3,68: 175, 178, 205, 241, 242, 260, 261 / 3,69: 255 / 3,70: 254 / 3,72: 254 / 3,74: 257 / 3,75: 260 / 3,77: 241, 261 / 3,85: 260 / 3,86: 231, 232 / 3,89: 259 / 4,2: 259 / 4,5: 259 / 4,8: 265, 271 / 4,10: 236, 259 / 4,12: 229, 243 / 4,13: 240, 241, 242, 301 / 4,14: 232, 254, 283 / 4,18: 231, 306 / 4,20: 237, 252 / 4,21: 281 / 4,24: 230, 241, 242, 285, 301 / 4,24–26: 283 / 4,26: 240 / 4,26  f: 242, 283, 285 / 4,27  f: 266 / 4,33: 281, 282 / 4,34: 181 / 4,37: 237, 242, 270 / 4,37–39: 237 / 4,38: 237 / 4,43: 230 / 4,45: 177, 178, 180, 205 / 4,49: 184, 205 / 4,49  f: 190 / 4,50: 183, 189, 205 / 4,51: 190, 205 / 4,53: 238 / 4,68: 186, 266 / 4,70: 184, 205 / 4,76: 237, 238 / 4,78: 230, 231, 286, 301, 304, 305, 309 / 4,88: 266 / 4,90: 230, 231 Fredegar, vit. Rad. 2,5: 247, 307 Gregor der Große, dial. 2,14: 152, 163 / 3,11,6: 176, 205 Gregor der Große, epist. 2,7: 191, 205 / 2,32: 192 / 2,33: 192 / 2,45: 177, 185, 192, 205 / 3,33: 233 / 5,36: 192, 205 / 9,11: 182, 206 / 9,44: 185, 192, 205 / 9,126: 185, 206 / 9,230: 115, 121 / 10,5: 182 Gregor von Tours, de virt. sanct. Iul. 13  f: 226 Gregor von Tours, hist. 1,10: 213 / 1,32: 40, 41, 44 / 1,34: 40, 41, 44 / 2,9: 88, 89, 90, 91,

213, 306 / 2,11: 328 / 2,18: 95, 221, 222 / 2,19: 292 / 2,20: 100, 102, 107, 117, 118, 121, 123, 213, 221 / 2,22: 217 / 2,27: 222 / 2,28: 219, 224 / 2,30: 48 / 2,33: 213 / 2,38: 219, 292, 328 / 3,1: 218 / 3,9: 225 / 3,12: 225 / 3,13: 226 / 3,16: 226 / 3,23: 226 / 3,30: 107 / 3,31: 181, 209 / 3,32: 216, 217, 263 / 4,8: 109 / 4,9: 176, 202, 213, 216, 275, 281 / 4,17  f: 249 / 4,18: 213, 248, 280 / 4,22: 225 / 4,25: 241, 305 / 4,30: 286 / 4,42: 172, 173, 242, 260, 285 / 4,44: 175, 178, 205, 213, 217, 260, 285 / 4,45: 250, 255, 260, 261, 286 / 4,46: 213 / 4,47: 213, 250, 254, 255 / 4,49: 250, 270 / 4,50: 213, 250, 253, 254, 256, 270 / 4,50  f: 283 / 5,1: 213, 214, 250, 254, 257 / 5,2: 250 / 5,4: 213, 248, 249, 257 / 5,12: 213 / 5,13: 213, 236, 260, 285 / 5,14: 213, 229, 230, 254, 301, 306 / 5,17: 241, 261 / 5,19: 213, 216 / 5,24: 248, 249 / 5,24  f: 254 / 5,25: 213, 248, 249 / 5,26: 213 / 5,29: 213, 228 / 5,29: 228 / 5,39: 213, 257 / 5,49: 213, 248, 249 / 6,1: 213, 260, 261, 301 / 6,4: 213, 231, 232 / 6,6: 213, 217 / 6,11: 213, 234, 254, 305 / 6,12: 213, 235, 245, 246, 248, 249 / 6,18: 213, 217, 257, 261 / 6,19: 213, 215, 259, 302 / 6,20: 213, 253 / 6,24: 213, 255, 260, 302 / 6,26: 213, 254, 255, 260, 261, 302 / 6,31: 213, 214, 235, 245, 247, 248, 249, 286 / 6,41: 213, 283 / 6,45: 213, 257, 261, 305 / 6,79: 234 / 7,2: 260 / 7,3: 305 / 7,4: 213 / 7,4  f: 243 / 7,5: 283 / 7,9: 213, 235, 245, 246 / 7,10: 213, 260 / 7,12: 250 / 7,13: 213, 250, 253, 286 / 7,14: 255 / 7,25: 213 / 7,27: 213, 255, 260, 261 / 7,27  f: 302 / 7,28: 213 / 7,29: 286 / 7,31: 260 / 7,34: 213, 260, 302 / 7,35: 213 / 7,36: 216, 260 / 7,37: 259 / 7,38: 259, 260, 286 / 7,38–40: 260 / 7,39: 259, 260 / 7,40: 213, 259 / 8,3: 260 / 8,6: 236 / 8,12: 213, 216, 255, 302 / 8,18: 213, 231, 232, 233, 235, 236, 247, 261, 270, 301, 305, 306 / 8,20: 213, 259 / 8,21: 213, 255 / 8,22: 213, 252 / 8,26: 213, 214, 248, 301, 306 / 8,27: 213, 258 / 8,28: 213 / 8,29: 213, 244 / 8,30: 111, 112, 120, 123, 213, 216, 233, 234, 236, 247, 258, 259 / 8,31: 213, 228, 258 / 8,35: 112 / 8,38: 112, 120, 123, 236, 247 / 8,42: 213, 214, 228, 301, 306 / 8,43: 234, 258 /



8,45: 213, 235, 245, 246, 301 / 8,46: 123 / 9,7: 113, 123, 213, 214, 226, 227, 236, 246, 247, 249, 301, 306 / 9,8: 255 / 9,9: 213, 227, 244, 245, 250 / 9,10: 255 / 9,11: 213 / 9,12: 213, 214, 215, 250, 253, 265, 301, 302, 305, 306 / 9,13: 213 / 9,14: 213, 227, 245, 306 / 9,19: 251 / 9,20: 227, 236, 244 / 9,23: 255 / 9,25: 213, 277 / 9,27: 213, 258 / 9,28: 213, 242, 243 / 9,31: 114, 115, 123, 213, 236, 243, 246, 258, 259 / 9,36: 244 / 9,39: 213, 216 / 9,42: 213 / 10,3: 180, 213, 231, 232, 255, 256, 277, 299 / 10,8: 213, 251 / 10,9: 213, 214, 228, 229, 243, 306 / 10,10: 213 / 10,19: 213, 215, 227, 245, 302 / 10,22: 235, 236 Gregor von Tours, lib. in glor. mart. 44: 100, 102 / 59: 218 / 77: 130, 159, 161 Gregor von Tours, libri de sanct. Mart. 2,2: 305 / 2,27: 257 / 4,36: 305 / 4,41: 251 Gregor von Tours, vit. patr. 3,1: 100, 102 / 4: 225 / 5,2: 226 / 8,1: 305 Hieronymos, chron. ad a. 373: 49 Hilarius, epist. 7: 96 / 9: 38, 52, 327 / 14: 103 Historia Augusta, vit. Aurel. 18,2–4: 41 / 19,4: 41 / 21,1–3: 41 Historia Langobardorum codicis Gothani 2: 200 Hydatius, chron. 108: 50 / 114: 98 / 119: 98 / 121: 98 / 123: 98 / 134: 98 / 137: 98 / 140: 98 / 142: 98 / 155: 104 / 158: 95, 120 / 168: 98 / 170: 98 / 172: 98 / 173–176: 98 / 173–186: 95, 96 / 182: 96 / 192  f: 97, 118, 123 / 193: 97, 98, 116, 120 / 196: 96, 118, 123 / 197: 97, 99, 118, 123 / 197–251: 95 / 201: 97, 99, 118, 123 / 206: 97, 99, 120 / 212: 97, 99, 120 / 213: 97 / 218: 95, 120 / 219  f: 99, 121 / 223–241: 99 / 226: 99 / 228: 99 / 230: 97, 99 / 231: 99 / 233: 99 / 236: 100 / 237: 99, 105, 121 / 238: 99 / 245: 99 / 245  f: 99, 119 / 249  f: 100, 119 Isidor von Sevilla, etym. 9,2,99: 49 / 9,3,22: 1; 28; 32 / 9,3,30: 60 / 9,4,28: 49 Isidor von Sevilla, hist. 22: 58 / 33: 97 / 38: 126 / 41: 107, 108, 118, 121 / 42: 108 / 43: 108, 118 / 47: 109 / 54: 114, 115, 120, 122, 123 / 72  f: 57 / 83: 66 Johannes Malalas, chron. 374  f: 38, 52, 327 / 383: 326 Johannes von Antiocheia, Fr. 169: 88

Literarische Quellen 

 395

Johannes von Biclaro, chron. a. 577,2 (A I,2 Tiberii imp): 109 / 579,2 (A III,2 Tiberii imp): 120 / 579,2  f (A III,2 Tiberii imp f): 111 / 583 (A I Mauricii imp): 111 / 584,2 (A II,2 Mauricii imp): 111 / 585,2 (A III,2 Mauricii imp): 111 / 585,3 (A III,3 Mauricii imp): 120 / 585,4 (A III,4 Mauricii imp): 111, 112, 117 / 585,6 (A III,6 Mauricii imp): 112, 118 / 587,6 (A V,6 Mauricii imp): 113, 118, 122, 246, 307 / 589,2 (A VII,2 Mauricii imp): 114, 117, 118, 119, 120, 122, 123, 124, 236, 258, 259, 307 / 590,3 (A VIII,3 Mauricii imp): 116, 118, 119, 121, 123, 124 Jonas von Bobbio, vit. Colum. 1,14: 230, 231, 304, 305 / 2,24: 183 Jordanes, Get. 1: 71, 72 / 4 (25): 72 / 4 (25–29): 70 / 4 (26): 72 / 6 (47  f ): 72 / 7 (49–52): 72 / 10 (61): 72 / 10 (61  f ): 72 / 10 (63): 72 / 10 (64): 72 / 10 (65  f ): 72 / 11 (68): 72 / 12 (73): 72 / 16 (89): 72 / 16 (90  f ): 74 / 16 (91): 73 / 17 (94–96): 72 / 17 (94–97): 49 / 17 (99): 72 / 18 (101): 72, 73, 74 / 20 (107): 73 / 20 (107)–21 (110): 73 / 20 (108  f ): 73 / 22 (113): 76 / 22 (114  f ): 91 / 22 (115): 76 / 26 (134): 77, 81, 91 / 26 (135): 78 / 29 (146): 79 / 33 (167): 58 / 36 (189): 94, 124 / 36 (190): 94, 95, 120, 122 / 38 (198  f ): 81 / 48 (246–253): 82 / 48 (251): 82 / 52 (268): 272, 326 / 52 (270  f ): 326 / 55 (280): 273, 274, 278, 281 / 56 (285–288): 272, 326 / 57 (290): 326 / 58 (300): 125, 163 / 58 (302): 107, 108, 109, 125, 126, 127, 162, 163 / 58 (303): 108, 109, 121 / 60 (308): 143, 161 / 60 (308  f ): 144, 164 / 60 (309): 144, 145, 162, 163 / 60 (311  f ): 145 Jordanes, Rom. 348: 326 / 369: 143 / 370: 144, 164 / 371: 145, 163 / 374: 145 Julian 279 C: 42, 48 Klaudius Ptolemaios 2,11,15: 49 / 2,11,18: 49 Laterculus Veronensis 18: 39 / 22: 39 Lex Alamannorum, Prolog: 268 Lex Baiuvariorum 2,1: 278 / 2,1–3: 279 / 2,8a: 279 / 3,1: 276, 277, 278, 279 Lex Burgundionum, Rubrum: 220 / Rubrum 14: 199 / 49: 220 / 76: 220 / 79: 220 / Extrav. A. (= 19): 220 / Extrav. D. (= 21): 220 Lex Visigothorum 3,4,17: 110, 124 / 7,1,1: 111, 124

396 

 Literarische Quellen

Libanios, orat. 13,35: 47 / 18,61: 47 / 18,77: 47 / 18,108: 47 Liber Historiae Francorum 11–15: 224 / 15: 224 / 18: 292, 328 / 32: 253, 254, 255, 256 / 36: 232, 254, 283 Malchos von Philadelphia, Fr. (Blockley) 2: 326 / 11: 326 / 15: 326 / 17: 326 Marcellinus Comes, chron. ad a. 439,3: 58 / 483: 272, 326 / 487: 326 / 535,1: 143 / 538,2: 149 / 538,6: 150 / 539,3: 149 / 540,5: 150 / 541,2: 150 / 542: 152 Marius von Avenches, chron. a. 548,2: 240, 265, 271, 307 / 565,2: 241, 265, 307 / 566: 171 / 569: 172, 173, 242 / 573,1: 174 / 573,2: 240, 241, 265, 301, 307 / 574,2: 241, 242, 261 / 581,2: 260 Menander Protektor, Fr. (Dindorf) 8: 240 Notitia Dignitatum or. 1,35  f: 325 / or. 1,52  f: 325 / or. 1,55  f: 325 / or. 28,43: 39 / or. 31,63: 39 / or. 32,36: 39 / or. 32,41: 39 / or. 33,31: 39 / or. 6,17: 39 / or. 6,58: 39 / occ. 1,1–9: 162 / occ. 1,30–36: 36 / occ. 1,35  f: 287 / occ. 1,37–49: 36, 162, 287 / occ. 1,38–42: 160 / occ. 1,43: 128 / occ. 1,44–59: 160 / occ. 1,48: 287 / occ. 5,52  f: 39 / occ. 5,133–143: 36 / occ. 5,134–138: 160 / occ. 5,134–143: 289, 321 / occ. 5,140–143: 160 / occ. 5,143: 128 / occ. 5,202  f: 39 / occ. 7,40: 36 / occ. 30–41: 36 / occ. 35: 132 / occ. 43: 234 / occ. 44: 234 / occ. 45: 234 Notitia Galliarum 12: 100, 221 / 12,1: 295 Olympiodor, Fr. (Blockley 1983) 3: 52 / 18: 51 / 31: 52 / 35: 52 Origo gentis Langobardorum 1: 83 / 4: 85, 86, 275, 281 / 5: 86, 200, 327 / 6: 174, 180, 181, 275 Orosius, hist. 7,32,11: 49 / 7,32,12: 49 / 7,43,2: 79 Pactus Legis Salicae 3,11: 223 / 10,2: 223 / 12,2: 223 / 13,6: 223 / 21,1: 223 / 23: 223 / 25,1: 223 / 25,2: 223 / 25,5–7: 223 / 26: 223 / 26,1: 223 / 27,31: 223 / 27,33: 223 / 27,35: 223 / 34,5: 223 / 36: 223 / 38,4: 223 / 38,12: 223 / 38,14: 223 / 39,2: 223 / 41,5: 223 / 41,8: 223 / 63: 223 / 65,1: 223 Panegyrici Latini 3 (11) 6,2: 48 / 11 (3) 5,4: 88 / 11 (3) 17: 38 Paulus Diaconus, hist. 1,3: 84 / 1,7: 54, 84 / 1,8: 54, 83 / 1,14: 84 / 1,21: 85, 176, 275 /

1,21  f: 85, 86 / 1,22: 200 / 1,23: 86 / 2,2: 239, 240, 253, 263, 271 / 2,5: 327 / 2,7: 200 / 2,9: 171, 187, 201 / 2,12: 173 / 2,14: 172, 201 / 2,25: 172, 173 / 2,25  f: 201 / 2,26: 173 / 2,26  f: 172 / 2,27: 173, 174 / 2,28: 173 / 2,29: 174 / 2,31: 174 / 2,31  f: 173 / 2,32: 172, 174, 175, 178 / 3,1: 175 / 3,1–4: 172, 173, 242 / 3,3: 172 / 3,4: 172, 260 / 3,4–6: 260, 285 / 3,5: 260 / 3,6: 260 / 3,8: 175, 178, 260, 285 / 3,9: 176, 253, 276 / 3,10: 176, 277, 281 / 3,13: 175, 177, 178 / 3,16: 178 / 3,18: 178 / 3,18  f: 179 / 3,19: 177 / 3,22: 270 / 3,27: 176, 179, 187, 203 / 3,28: 179 / 3,29: 277 / 3,30: 179, 180, 255, 256, 281, 299 / 3,30  f: 256, 277 / 3,31: 256 / 3,33: 175, 178, 185 / 3,35: 180, 184 / 3,68: 286 / 4,1: 176, 180 / 4,3: 181, 209 / 4,7: 277, 281 / 4,8: 181 / 4,10: 176, 181, 278 / 4,13: 181 / 4,16: 177, 185, 191, 192 / 4,18: 177, 185 / 4,19: 185 / 4,20: 182 / 4,23: 182 / 4,24: 182 / 4,25: 182 / 4,27: 181, 188 / 4,28: 182 / 4,33: 188 / 4,37: 188, 190, 266, 278 / 4,38: 186, 189 / 4,39: 185, 190, 191, 278, 281 / 4,40: 180, 277 / 4,41: 184 / 4,42: 186 / 4,44: 186 / 4,46: 186, 187 / 4,48: 181 / 4,49: 191 / 4,50: 191, 192 / 4,51: 191 / 5,1: 187 / 5,17: 191 Plinius der Ältere, nat. hist. 3,129: 170 / 4,98–100: 49 / 4,99: 53, 70 Priskos von Panion, Fr. (Blockley) 11,2: 231, 289 Prokop, bell. Goth. 1,1,26: 125, 166 / 1,3,15: 152, 163 / 1,5: 143 / 1,5,12: 143 / 1,7,1: 144, 146 / 1,7,2–5: 144 / 1,7,27: 144 / 1,7,28–35: 144 / 1,7,37: 145 / 1,8,3: 144, 161, 164 / 1,11,5  f: 145, 163 / 1,11,6–9: 155 / 1,11,26: 160 / 1,12: 161 / 1,12,47: 127, 160 / 1,12,50: 160 / 1,12,50–53: 127 / 1,12,50–54: 127, 161, 163 / 1,12,53: 159 / 1,13: 272 / 1,13,14–16: 146 / 1,13,15: 146 / 1,13,17–29: 146 / 1,13,26: 155 / 1,13,29: 147 / 1,15,1: 155 / 1,16,5–7: 145 / 1,16,7: 147 / 1,16,7–9: 146 / 1,16,8: 144 / 1,16,12–18: 146 / 1,16,13: 146 / 1,18,39: 146, 155 / 1,18,41: 146, 155 / 1,19,12: 147, 148, 155 / 1,22,4: 148, 155 / 1,22,10: 148, 155 / 1,23,26: 148 / 1,27,16–20: 155 / 1,27,16–23: 157 / 1,27,21–23: 155 / 1,28,15–20: 147 / 1,28,20: 148 / 1,29,2  f: 147 / 1,29,16–35: 147 / 2,1,4–10: 147 / 2,1,21–25: 147, 155



Literarische Quellen 

/ 2,1,23: 151 / 2,1,25: 151 / 2,1,29: 151 / 2,2,5–9: 147 / 2,2,19–24: 147 / 2,2,25: 151 / 2,2,36: 147 / 2,2,38: 145 / 2,5,6–24: 147 / 2,9,1–11: 155 / 2,9,8: 151 / 2,9,12–16: 155 / 2,10,1  f: 148, 164 / 2,10,12–20: 148 / 2,11,1  f: 146 / 2,11,2: 160 / 2,12: 239 / 2,12,36  f: 149, 160, 164 / 2,12,41: 145 / 2,13,5: 149 / 2,13,8–15: 149 / 2,15,1–4: 327 / 2,18,19: 149, 149 / 2,19,34: 163 / 2,21,1: 149 / 2,22,5  f: 149 / 2,22,6: 149 / 2,22,11  f: 85 / 2,22,25: 145 / 2,24,19–22: 150 / 2,26,8–10: 150 / 2,27,25–34: 149, 150 / 2,27,27: 149 / 2,28,23: 151 / 2,28,31–35: 150 / 2,29,24: 151 / 2,29,27: 151 / 2,29,41: 150 / 2,30,3–15: 150, 164 / 2,30,14–17: 150 / 2,30,30: 145 / 3,1,25–27: 272 / 3,1,27: 290 / 3,1,37–42: 151 / 3,1,49: 145 / 3,2,7: 151, 160 / 3,2,9: 151 / 3,2,10  f: 163 / 3,2,11: 151, 164 / 3,4,12: 290 / 3,4,19  f: 156, 158 / 3,4,31: 156 / 3,5,1: 152 / 3,5,2–19: 152 / 3,5,19: 145 / 3,6,1: 185 / 3,6,3–5: 156 / 3,7,20: 145 / 3,9,22: 156 / 3,9,23: 145 / 3,10,5–9: 156 / 3,11,39: 145 / 3,13,6: 156 / 3,13,7–11: 156 / 3,15,16: 145 / 3,16,2–4: 156 / 3,18,6: 156 / 3,18,6  f: 156 / 3,18,24: 156, 158 / 3,18,26–28: 152 / 3,19,23–29: 152, 163 / 3,19,34: 152 / 3,22,4–6: 156 / 3,22,10: 151 / 3,22,18: 156, 157 / 3,23,3–7: 177 / 3,23,5–7: 151 / 3,24,34: 145 / 3,25,1  f: 156 / 3,25,3–24: 156 / 3,25,11: 185 / 3,26,3–9: 156, 158 / 3,26,15: 156 / 3,26,16–27: 156 / 3,26,28: 156 / 3,28,8–11: 156 / 3,28,13  f: 156, 157 / 3,29,21: 145 / 3,30,18–20: 156, 158 / 3,30,19  f: 160 / 3,33,10: 200 / 3,33,11: 200 / 3,33,12: 200 / 3,35,12–14: 85 / 3,35,14–18: 86 / 3,35,17: 85 / 3,35,18: 86 / 3,35,23: 153 / 3,35,23–30: 153 / 3,35,23  f: 163 / 3,35,24–28: 163 / 3,35,28  f: 163 / 3,35,30: 145 / 3,36,11; 156 / 3,36,15: 156 / 3,37,23: 157 / 3,38,28: 157 / 3,39,2–4: 157 / 3,39,20: 86 / 3,39,29: 145 / 4,18,5: 86 / 4,21,4: 145 / 4,22,17  f: 157, 158 / 4,22,31  f: 158 / 4,23,1: 163 / 4,23,1  f: 153, 157, 157 / 4,23,9–13: 153, 163 / 4,23,10: 153, 163, 166 / 4,23,38  f: 153 / 4,23,40: 153 / 4,24,31–33: 157 / 4,25,12: 86 / 4,25,15: 86 / 4,25,25: 145 / 4,26,12: 86, 172, 203 / 4,26,21: 154 / 4,26,22–25: 154,

 397

166 / 4,27,1: 86 / 4,27,22: 86 / 4,27,23: 86 / 4,29,1: 154 / 4,29,2: 157, 158, 160 / 4,29,13–22: 157 / 4,31,17: 157, 158 / 4,32: 158 / 4,32,1: 157 / 4,32,8–21: 157 / 4,32,20: 157 / 4,32,22–5: 154, 163 / 4,33,2: 86 / 4,33,6: 154, 163 / 4,33,9: 177 / 4,35,31: 154 / 4,35,37: 153, 163 / 4,35,38: 145 Prokop, bell. Vand. 1,2,7: 57 / 1,2,37: 58 / 1,10,3: 58 / 1,10,4: 64 / 1,10,25–27: 63 / 1,10,33: 57 / 1,11,5: 64 / 1,11,18: 64 / 1,11,23  f: 64, 67 / 1,11,31: 64 / 1,12,2: 64 / 1,12,6: 64 / 1,12,10: 64 / 1,13,3: 64 / 1,14,13: 64 / 1,14,14: 64 / 1,15,1: 64 / 1,15,2: 64 / 1,15,32: 64 / 1,15,33: 64 / 1,15,35: 64 / 1,16,1: 64 / 1,16,11: 64 / 1,16,12: 64 / 1,17,9: 58 / 1,17,11–13: 65 / 1,18,1: 65, 66 / 1,18,5  f: 65, 66 / 1,18,12: 66 / 1,18,13: 58 / 1,19,14–33: 69 / 1,19,18: 58 / 1,20,11: 64 / 1,20,16: 64 / 1,21,1: 58 / 1,21,9: 64 / 1,24,1: 64, 67 / 1,24,6: 64 / 1,25,10–26: 67 / 1,25,15: 66 / 1,3,1  f: 57 / 1,3,2: 58 / 1,3,8: 64 / 1,3,23: 57 / 1,3,32: 58 / 1,5,1: 61 / 1,5,18–21: 59 / 1,5,21  f: 61 / 1,6,11: 64 / 1,7,6: 58 / 1,7,20: 64 / 1,7,29: 57 / 1,8,1; 7: 62 / 1,8,28  f: 62 / 1,9,1  f: 63 / 1,9,8: 57 / 1,9,8  f: 63 / 1,9,25: 64 / 2,1,6: 64 / 2,2,23–32: 67 / 2,3,8  f: 60, 67 / 2,3,14: 67 / 2,4,8: 64 / 2,4,19: 64 / 2,4,34: 58 / 2,5,8: 58 / 2,5,22: 64 Prokop, de aed. 4,1–7: 272, 327 Prokop, hist. arc. 18,6: 59 Prosper Tiro, epit. chron. 1322: 50 / 1375: 61 Sidonius Apollinaris, epist. 4,17: 293 / 5,6,2: 38, 52, 327 / 5,18: 293 / 7,17,1: 102, 123 / 7,17,1  f: 100 / 7,2: 221, 293 / 7,2,5: 293 Sozomenos, hist. eccl. 9,4,4: 80, 325 / 9,7,1  f: 325 / 9,8,2: 325 Sulpicius Alexander 1–6: 91 / 1,1: 89, 306 / 4: 89 / 6: 89 Symmachus, orat. 2,13: 51 Tacitus, Germ. 2: 53 / 2,2  f: 20 / 7: 1; 45 / 14,1: 79 / 44,1: 75 Theophanes, chron. 5970: 326 / 5977: 326 Theophylaktos Simokatta, hist. 1,9,7–9: 191 / 2,17,9: 191 Venantius Fortunatus, carm. 2,8: 245, 246, 305 / 7,5: 252, 284 / 7,7: 231, 305, 306 / 7,10: 305 / 9,16: 253

398 

 Literarische Quellen

Venantius Fortunatus, vit. sanct. Rad. 38 (87): 130 Victor von Tunnuna, chron. 455: 61 / 534,1: 66 Victor von Vita, hist. 1,2: 58, 59 / 1,30: 60 / 1,39–42: 62 / 2,28: 62 / 3,30: 62 Vita Antidii 3,9 (AASS Juni V, 45–47): 40 Vita Aridii abbatis Lemovicini 22: 258 Vita Aviti confessoris Aurelianensis 10: 224, 307 Vita Caesarii episcopi Arelatensis 1,48: 169 Vita Galli auctore Walahfrido 8: 266 / 15–21: 266 / 24  f: 266 Vita Galli auctore Wettino 8: 266 / 15–25: 266 Vita Germani episcopi Autissiodorensis 17  f: 257

Vita Iohannis abbatis Reomaensis 15: 263 Vita Lupi episcopi Senonici 9: 257 Vita Remigii episcopi remensis auctore Hincmaro 12: 224 Vita sancti Euspicii confessore (AASS Jul. 5) 3  f: 218 Vitas sanctorum Patrum Emeretensium 5,10,6: 113, 124 / 5,10,6–8: 115, 117, 119, 120, 121, 122 / 5,10,7: 114, 123 / 5,11,7–9: 114, 117, 119, 120, 122 / 5,11,11: 114, 119, 120, 122 Zosimos, hist. 1,48,2  f: 56 / 1,49,1: 41 / 1,68: 49 / 1,68,3: 50 / 3,1,1: 41 / 3,1,1–3: 48 / 4,34,1–3: 81 / 4,48,1–3: 325 / 5,5,4: 325 / 5,46,2: 133 / 6,7,2: 325

Inschriftenregister AE 1908, 0235: 109 AE 1909, 0108: 109 AE 1934, 0007: 109 AE 1953, 0008c: 109 AE 1973, 0549: 109 AE 1987, 0975e: 109 AE 1996, 1612: 109 AE 1996, 1613: 109 AE 1998, 1470: 109 AE 2004, 1636: 109 AE 2011, 1108: 109

https://doi.org/10.1515/9783110625233-012

CIL 03, 00764: 109 CIL 03, 04039: 109 CIL 03, 11771: 109 CIL II2 5, 156: 109 HEp 3, 1993, 278: 110 HEp 7, 1997, 473: 110 Hübner 1975, Nr. 23a: 105, 118, 123 Hübner 1975, Nr. 91: 108, 118, 119, 121 ILS 0664: 109 ILS 4103: 109 Popescu 1976, 204, Nr. 192: 109

Personenregister  Adaloald 183  f; 186; 190 mit Anm. 754, 765 Adelperga 83 Anm. 73 Aegidius (Bischof von Reims) 234 Anm. 1031; 245; 255 Anm. 1196 Aegidius (röm. Feldherr) 87 mit Anm. 103, 105; 95 mit Anm. 11; 99; 215; 217; 221 mit Anm. 944; 222 mit Anm. 948; 291; 292; 321; 328 Aegila (fränk. dux) 252 Anm. 1170; 257; 258; 259; 284 Anm. 1414; 285 mit Anm. 1422; 302; 303; 306 Anm. 1522 Aetius 50 mit Anm. 91; 87 Anm. 102; 132; 133 Anm. 283; 288 Anm. 1434; 312 Anm. 2 Afra 135; 141 Agathias 239; 263; 264; 271 mit Anm. 1318; 307 mit Anm. 1529 Agelmund 84; 85 Anm. 81 Agenarich 44 Agilulf (langobard. dux und rex) 180 mit Anm. 670, 671; 182; 183; 184; 185; 186 Anm. 723; 188; 189 Anm. 746; 190; 192; 204; 205; 207; 208; 210 Aginus (fränk. dux) 251 mit Anm. 1161; 303; 305 Agio (langobard. dux) 84; 85 Anm. 81; 91; 186; 209 Ago (langobard. dux) 191 Alachis (langobard. dux) 182 Anm. 687 Alanen, alanisch 49 Anm. 90; 51; 57; 58; 59; 78; 81; 98; 262; 292 Anm. 1461 Alarich I. 52 Anm. 104; 57 Anm. 23; 79 mit Anm. 49, 50; 80 mit Anm. 54; 91; 325 mit Anm. 30 Alarich II. 106 mit Anm. 94; 126; 127 Alatheus (got. dux) 77; 78; 81 Alboin 171; 172; 173; 174; 175; 187; 201; 203; 206; 207; 210; 318 Alichis (langobard. dux) 174; 178 Amalafrida 131 mit Anm. 274 Amalarich 107; 127; 159 Amalasuntha 131; 167 Amaler 70 Anm. 2; 71; 72; 82 mit Anm. 70; 91; 166 Amalo (fränk. dux) 258; 303; 305 Amatus 172; 260; 285 Ambri (langobard. dux) 54; 67 Ambrosius 141 Anm. 353 https://doi.org/10.1515/9783110625233-013

Amingus (fränk. dux) 239; 240 mit Anm. 1074, 1075; 251; 252 Anm. 1173; 253; 303 Ammatas (vandal. Heerf.) 64; 65; 66 mit Anm. 58; 69 Ammianus Marcellinus 39 mit Anm. 6; 41; 42; 43 mit Anm. 28, 33; 44; 45 mit Anm. 50; 46; 47; 51; 77; 78; 79 mit Anm. 48; 81 Anm. 61; 91 Amo (langobard. dux) 175 mit Anm. 628; 178; 205 mit Anm. 859; 209 Ansoald 193 Ansowaldus 257 mit Anm. 1213 Antestius (fränk. dux) 246; 258 mit Anm. 1224; 259; 300 Anm. 1489; 303 Anthemius 221; 292 Anm. 1461 Ara (ostgot. dux) 130; 159; 161 Arbogast 87 Anm. 101 Arborius 97 Anm. 23; 104 Anm. 78 Arcadius 225 Aredius von Limoges 258 Argaith 73 Anm. 16 Argimund (westgot. dux) 9 Anm. 37; 116 mit Anm. 149; 117; 118; 119; 121 Arianer, arianisch 61; 110 Anm. 117; 113; 180 Anm. 671; 183; 184 Arichis (langobard. dux) 185 mit Anm. 720; 186 mit Anm. 723; 190; 192; 205; 206 Arioald (langobard. dux und rex) 182; 183; 184; 186 Anm. 723; 190; 205 Anm. 859; 210 Ariulf (langobard. dux) 177; 185 mit Anm. 717; 191 mit Anm. 762, 766; 192 mit Anm. 769; 205 mit Anm. 868; 209 Artabazes 154; 158 Asclipius (fränk. ex duce) 215; 254; 259; 303; 304 Anm. 1507 Asinarius (ostgot. Heerf.) 144; 145; 146 Asinio 140 Anm. 353 Assi (langobard. dux) 54; 67 Atala 183 Athalarich 77 Anm. 42; 124; 129 mit Anm. 260; 130; 131 mit Anm. 273; 159; 167 Athaulf 57 Anm. 23; 79; 325 Attila 81; 82; 90; 94; 321 Anm. 10; 322 Atto (langobard. dux) 192 Auctarit (langobard. dux) 177 mit Anm. 648; 178; 205 mit Anm. 868 Audeca 111 mit Anm. 123

402 

 Personenregister

Audoin 85 mit Anm. 84; 86; 200 Anm. 824 Audovaldus (fränk. dux) 232; 251; 255; 256 mit Anm. 1206; 298 Anm. 1485; 303 Aunulfus (fränk. dux) 256 mit Anm. 1210; 303 Aurelianus 224 Austrapius (fränk. dux) 247; 248 mit Anm. 1134, 1135; 249; 280; 303; 306 mit Anm. 1520 Austrovaldus (fränk. dux) 114 mit Anm. 138; 245 Anm. 1111; 246; 259; 299 mit Anm. 1485; 301 Anm. 1493; 303; 306 Anm. 1519 Authari (langobard. dux und rex) 176; 177 mit Anm. 648; 178 mit Anm. 658; 179; 180 mit Anm. 670, 671; 187 Anm. 734; 188 Anm. 741; 207; 209; 210; 256 mit Anm. 1205, 1208; 277 Avitus (Kaiser) 95 mit Anm. 7; 96; 221 Anm. 944; Avitus von Orléans 224; 307 Awaren 173 Anm. 610; 188; 189; 209; 266 Anm. 1287; 278 mit Anm. 1273 Baiuwaren, baiuwarisch 136; 137; 138; 140; 176; 180 Anm. 665; 182 Anm. 687; 202 mit Anm. 834; 210; 211 Anm. 882; 212 mit Anm. 883; 238; 253; 255; 256 mit Anm. 1205; 263 Anm. 1261; 270; 271–281; 286; 287; 288; 295; 300 mit Anm. 1490; 307; 311; 314; 317; 323; 324 Balthen 76 Basken (Vascones) 12; 113; 115; 212; 230; 246; 247; 281; 282; 286; 297; 300; 309 Anm. 1; 311; 314 mit Anm. 3 Bauto 87 Anm. 101 Bayern, bayerisch siehe Baiuwaren Beleos 174 mit Anm. 616 Belisar 60; 64 mit Anm. 54; 67; 143 mit Anm. 370; 144; 145; 146; 147; 151; 153; 155; 156; 163; 216; 217 Anm. 912 Beppolenus (fränk. dux) 214; 227; 228 mit Anm. 987, 988, 991; 229 mit Anm. 994; 243; 244; 298 Anm. 1485; 301 Anm. 1493; 303; 305 Berig 72 Anm. 15 Bertefred 214; 215; 231; 232 Anm. 1013; 234 Anm. 1031; 245; 253 Bertoaldus 283 mit Anm. 1409 Berulfus (fränk. dux) 214; 248 mit Anm. 1139; 249; 301 Anm. 1494; 303; 305 Billulf 187

Bladastes (fränk. dux) 235 mit Anm. 1038; 236 Anm. 1047; 245; 247 Anm. 1128; 249 Anm. 1149; 298 Anm. 1485; 301; 302 Anm. 1495; 303; 305 Bleda (ostgot. dux) 152 mit Anm. 447; 163; 164 Blidebodes (fränk. dux) 256 mit Anm. 1209; 303 Bobo (fränk. dux) 256; 257; 303; 305 Bodegiselus (fränk. dux) 251; 252; 284; 302; 303; 305 Boso (fränk. dux) 114 mit Anm. 138; 115; 213; 229; 245 Anm. 1111; 246; 248; 249; 251; 258 mit Anm. 1225; 259 mit Anm. 1228, 1229; 303; 307 Brandila 129 Anm. 259 Breonen (Breones) 135; 138 mit Anm. 334, 336; 140 mit Anm. 348; 142; 274 Bretonen 87; 101; 214; 218 Anm. 918; 228 mit Anm. 988; 229; 237; 243; 244; 297 Anm. 1479 Brunhilde/Brunichilde 231; 232; 236 Anm. 1054; 241; 242 mit Anm. 1091, 1092; 243 mit Anm. 1094; 244 Anm. 1102; 266; 283 Buccelenus (fränk. dux) 239; 240; 241 Anm. 1082; 263; 264 mit Anm. 1268; 269; 270 mit Anm. 1312; 271; 303; 305 Burdulenus 106 Cacco (langobard. dux) 184; 185 Anm. 721; 188; 189; 190; 192 Anm. 773; 209 Cassiodor (Autor und ostgot. dux) passim, bes. 71 mit Anm. 3, 4, 6, 11; 72; 79; 80; 126 Anm. 237; 127 mit Anm. 245; 130; 131; 143; 144; 159; 161; 162; 163; 164; 165; 166; 167; 202; 274 Anm. 1348; 315; 316; 323 Cautinus (fränk. dux) 251; 252; 303; 304 Anm. 1507 Celsus 285 mit Anm. 1419 Cerbonius 176; 205 Chadoindus 230; 286; 309 Anm. 1 Chamingus (fränk. dux) 240 Anm. 1074; 251; 252 mit Anm. 1173; 303; 306 Charibert 181; 229; 236 Anm. 1054; 248 Anm. 1133; 250 mit Anm. 1153; 254 Anm. 1193 Chariulfus 259 Anm. 1233 Chedinus (fränk. dux) 251; 255; 256 mit Anm. 1204, 1206, 1208; 299; 303; 305 Childebert I. 179 Anm. 664; 219; 225; 295 Childebert II. 182; 187; 205; 214; 215; 216; 218 Anm. 920, 921; 226; 227; 231; 232 mit



Anm. 1013; 233; 234; 236 mit Anm. 1047, 1049; 242 Anm. 1092, 1094; 243; 244 mit Anm. 1102, 1104, 1107, 1108; 245 mit Anm. 1110; 246; 248 mit Anm. 1133; 250 mit Anm. 1153, 1154, 1156; 251; 253; 254; 255 mit Anm. 1195, 1196; 260; 265; 277 mit Anm. 1368, 1371; 280 Anm. 1394; 283; 284 Anm. 1418; 298; 299; 301 Anm. 1494; 302; 306 Childerich 27 Anm. 61; 87 mit Anm. 106; 95 mit Anm. 11; 218; 222; 288; 289 mit Anm. 1445; 291 mit Anm. 1456, 1458; 292 mit Anm. 1462, 1464; 293; 308; 321; 322; 328; 330 Chilperich (burgund. König) 38 Anm. 2; 52 Anm. 105; 327 Chilperich (fränk. König) 213; 215; 228 mit Anm. 987, 988; 229; 233; 235; 236 mit Anm. 1047, 1054; 237 Anm. 1055; 243; 244 mit Anm. 1102; 245; 246 Anm. 1127; 248 mit Anm. 1139; 249 mit Anm. 1149; 250 Anm. 1153, 1154; 253; 254; 255; 256; 257 mit Anm. 1212, 1213, 1216; 259; 260; 270; 275 Anm. 1358; 283; 286 Chlodio 219 Anm. 927 Chlodomer 218 Anm. 920, 921; 219; 225; 249; 286; 295 Chlodwig (Chilperichs Sohn) 255 Chlodwig I. 48 Anm. 82; 70; 87 mit Anm. 106; 88 Anm. 107; 135; 212; 217; 218 mit Anm. 925; 219 mit Anm. 926; 220; 222; 223 mit Anm. 953, 955; 224 mit Anm. 961; 225; 250 Anm. 1152; 286; 288; 289; 291 mit Anm. 1456; 292; 293; 295; 296; 308; 322; 328 mit Anm. 55; 330 Chlodwig II. 238, 263 Anm. 1264 Chlothar I. 218 Anm. 920, 921; 219; 225 mit Anm. 967; 229; 236 Anm. 1054; 247; 248 Anm. 1133; 249; 250 Anm. 1152, 1153; 275 mit Anm. 1358; 284; 291; 296; 298 Chlothar II. 16 mit Anm. 69; 214; 215; 228 mit Anm. 987, 989, 991; 229; 232; 237 mit Anm. 1057; 238; 243; 244 mit Anm. 1108; 254; 256; 267 mit Anm. 1293, 1294; 268; 271; 283 mit Anm. 1408, 1409; 301 Anm. 1493; 310 Chnodomar 43; 44 mit Anm. 43, 45; 45; 46 mit Anm. 65; 47; 48 Anm. 77 Chram 247; 248 Anm. 1133, 1135; 249; 280; 298

Personenregister  

 403

Chramelenus (fränk. dux) 230 mit Anm. 1001; 231 Anm. 1005; 304 Anm. 1505 Chramnesindus 251 Chramnichis (fränk. dux) 176; 251; 253 mit Anm. 1175; 303 Chrodechilde 219; 224 mit Anm. 961 Chrodinus (fränk. dux) 251; 253 mit Anm. 1178; 303; 305 Chrodobertus (fränk. dux) 266; 270; 302 Anm. 1501 Chuldericus (fränk. dux) 214; 227; 235; 236 Anm. 1047, 1049; 247 Anm. 1128; 299; 301 Anm. 1493; 303; 305 Ciuccio 261 Ciucilo 305 Claudius (westgot. dux) 8; 9 Anm. 37; 34; 113; 114; 115 mit Anm. 143; 116; 117; 118; 119; 120; 121; 122; 123 mit Anm. 216; 315 Claudius Claudianus 79 mit Anm. 50; 80; 89; 325 Cleph (langobard. dux und rex) 171; 172; 173 mit Anm. 607; 174 mit Anm. 621; 177; 207 Columban von Luxeuil 183 mit Anm. 698; 230; 266 Comosicus 72 Anm. 15 Constantianus 151 Coryllus 72 Anm. 15 Cunzo (Gunzo, fränk. dux) 266 mit Anm. 1287; 269; 271; 302 Anm. 1501 Cyrila (westgot. dux) 97; 98; 99; 102; 105 mit Anm. 91; 106; 109 Anm. 114; 116 Anm. 150; 118; 119; 120; 121; 123 mit Anm. 220 Dagobert 237; 238; 256 Anm. 1204; 266 Anm. 1284; 267 mit Anm. 1293; 271; 278 Anm. 1377; 286; 309 Anm. 1 Dänen 231 mit Anm. 1010; 297 Dareios 72 Anm. 14 Decius 75 Dentelenus (fränk. dux) 226; 237 mit Anm. 1056; 238; 303; 304 Anm. 1507; 324 Anm. 25 Desiderius (fränk. dux) 113; 233 Anm. 1028; 235 mit Anm. 1041, 1045; 236 mit Anm. 1047, 1048; 237; 245 mit Anm. 1111; 246 mit Anm. 1127; 247 mit Anm. 1128; 249 Anm. 1149; 257; 258 mit Anm. 1223; 260 Anm. 1239; 298 Anm. 1485; 301; 302 Anm. 1495; 303; 304 Anm. 1507; 305; 307

404 

 Personenregister

Desiderius (langobard. König) 83 Anm. 73 Dexippos 41 Anm. 16; 54; 55; 57; 68; 75; 76 Dinamius 233 Anm. 1021; 234 Anm. 1035; 235 Anm. 1037; 254; 285 Anm. 1418 Domigisilus 257 mit Anm. 1213 Domnola 258 Anm. 1224 Dracolenus (fränk. dux) 248 mit Anm. 1135; 249; 303 Droctulf (langobard. dux) 177 Anm. 640; 178; 179 mit Anm. 660; 191; 209; 210 Ebero 253; 299 Anm. 1485 Ebracharius (fränk. dux) 214; 228 Anm. 991; 229 Anm. 994; 242; 243; 298 Anm. 1485; 303 Ebregiselus 242 Ebrimuth (ostgot. Heerf.) 144; 161; 164 Ecdicius 101 Eleusius (fränk. dux) 224; 225; 295; 307 Eleutherius 183 Ennodius (fränk. dux) 214; 215; 226; 227; 248; 249; 250 mit Anm. 1154; 298; 301 Anm. 1494; 303; 304 Anm. 1507; 305; 306 Anm. 1519 Erarich 151 Ermanarich 82 Anm. 70 Erpo (fränk. dux) 229; 230 mit Anm. 1001; 301 Anm. 1494; 303 Euagees 63; 65 Eucherius 100; 101 Eulalia 96 Anm. 16 Eulalius 232; 251 Eunomius 248; 249 Eurich 8; 9; 100 mit Anm. 50; 101; 102; 103; 104; 118; 119; 122; 123; 124; 217; 221; 310; 325 Anm. 36 Eutharich 80 Ewin (langobard. dux) 174; 176; 178; 179; 180; 181; 187; 209; 210; 253 Anm. 1175; 276 Faroald (langobard. dux) 175 Anm. 626; 177 mit Anm. 641, 644; 178; 179; 185; 191 mit Anm. 761; 192; 209 Fastida 72 Anm. 15 Filimer 72 Anm. 15 Firminus 286 Francio (fränk. dux) 281 mit Anm. 1400; 282 Francio (röm. Offizier) 179; 203 Fredegar passim, bes. 88 Anm. 109 Friderich 95; 96; 120; 122 Friesen, friesisch 238; 297; 314 Anm. 3

Fritigern (westgot. dux) 77 mit Anm. 41, 42; 78; 81; 91; 324 Frumarius 99 Anm. 47 Gabimund (vandal. Heerf.) 65; 66 mit Anm. 58; 69 Gaidoald (langobard. dux) 181; 182; 188 Gaidulf (langobard. dux) 181 Gallienus 40 Anm. 11; 41 Anm. 14, 15; 73; 74 Gallus (Heiliger) 266 mit Anm. 1288 Galswintha 229; 236 Anm. 1054 Gambara 84 mit Anm. 78 Gararicus (fränk. dux) 251; 253; 299 Anm. 1485; 303 Garibald I. (fränk. dux) 176; 179 mit Anm. 664; 180 mit Anm. 665; 202 mit Anm. 834; 210; 256 Anm. 1205; 274; 275 mit Anm. 1353, 1358; 276 mit Anm. 1361; 277 mit Anm. 1365; 278; 279 mit Anm. 1389; 280 mit Anm. 1395; 281; 302; 303 Garibald II. (fränk. dux) 278; 281; 302; 303 Gebavult (Gibuld) 45; 46; 48 mit Anm. 81; 136 Geberich (westgot. ductor) 76; 91 Geiserich 57; 58 mit Anm. 23; 59; 61; 62; 63; 64; 68; 69; 222 Anm. 948 Gelimer 57 Anm. 23; 58 Anm. 23; 60; 62; 63; 64 mit Anm. 54; 65; 66 mit Anm. 58; 67; 68; 69 Generidus 132 Genobaudus (fränk. dux) 88 Anm. 112; 89; 216 Gepiden, gepidisch 72 Anm. 15; 125; 145; 159; 200 Gesalech 126; 127 Gibal (ostgot. Heerf.) 153; 157 Anm. 490, 492; 166 Anm. 571 Gibuld siehe Gebavult Gisulf I. (langobard. dux) 171; 172 mit Anm. 601; 173 mit Anm. 610; 174; 178; 187 mit Anm. 733; 206 Anm. 873; 209; 210; Gisulf II. (langobard. dux) 181; 185 mit Anm. 721; 186; 187; 188; 190; 201; 209 Godas (vandal. Heerf.) 63; 64; 67; 69 Godegiselus (fränk. dux) 215; 251; 253; 254; 298 Anm. 1485; 303; 305 Godigisklos 57; 58 Godomar 327 Gogo 172 Anm. 601; 187 mit Anm. 731; 205; 240 Anm. 1074; 252; 306 Gontharis 57 mit Anm. 21 Gordian III. 74 Anm. 23



Grasulf I. (langobard. dux) 172 Anm. 601; 179; 187 mit Anm. 733; 205; 209; Grasulf II. (langobard. dux) 184; 185; 190; 191 mit Anm. 760; Gregor (Exarch von Ravenna) 190 Anm. 756 Gregor der Große 192; 205 Gregor von Tours passim; bes. 213–217 Grimarit (langobard. dux) 176; 178; 205 Grimoald (langobard. dux) 186 mit Anm. 728; 188; 190 mit Anm. 756; 209 Gripas (ostgot. Heerf.) 144; 146 Gudescalc (langobard. dux) 182 mit Anm. 691; 210 Guduin (ostgot. dux) 128; 129; 159; 161; 162; 163 Gundeperga 182 Anm. 691; 183; 184 Gundioch 38 Anm. 2; 52 Anm. 105; 326 Gundoald (langobard. dux) 179 Anm. 664; 180; 181; 209; 277 Gundobad 38 Anm. 2; 52 Anm. 105; 327 Gundomar 44 Gundovaldus (fränk. dux) 232; 251; 254; 283 Anm. 1408; 298 Anm. 1485; 303 Gundowald (Usurpator) 229; 233 Anm. 1028; 236 mit Anm. 1047; 242  f Anm. 1094; 245; 246 Anm. 1127; 253 Anm. 1182; 254; 257; 258 Anm. 1223; 259 mit Anm. 1228; 260 mit Anm. 1240, 1241, 1242; 285 Anm. 1422. Gundulf siehe Indulf Gundulfus (fränk. dux) 251; 254; 255 Anm. 1195; 260 Anm. 1240; 194 Anm. 1473; 300 Anm. 1489; 303; 305; 306 Anm. 1519 Gunthamund 62; 68 Gunther 73 Anm. 16 Gunthram 112; 113 mit Anm. 132; 114 mit Anm. 138; 211ff Gunthram Boso (fränk. dux) 213; 229; 248; 251; 253; 254; 257 Anm. 1216; 260 Anm. 1240, 1242; 261; 298 Anm. 1485; 302 Anm. 1495; 303; 305 Guntiarius 51; 52 Gunzo siehe Cunzo Hariobaudus 44 Heldefredus 104 Herduic 125 Hermenegild 110 Anm. 117; 111 mit Anm. 122; 120; 122; 232 mit Anm. 1020 Herminafried 137 Heruler 4; 55 Anm. 16; 171; 202; 327

Personenregister  

 405

Hilderich 58 Anm. 23; 63; 65; 68; 69 Hildigis 85 Hilpingus (fränk. dux) 225; 251 mit Anm. 1159; 295; 303 Hincmar 224 mit Anm. 961 Hoamer 63; 65; 68; 69 Honorius (Kaiser) 80; 132; 325 Anm. 33 Honorius (Papst) 183; 184; 186 mit Anm. 722; 206 mit Anm. 871 Hunerich 61 Anm. 39; 62; 68 Hunimund 82 Anm. 70 Hunnen, hunnisch 50 mit Anm. 91; 81 mit Anm. 61; 82 mit Anm. 70, 71; 83 Anm. 72; 90; 94; 125; 133 Anm. 283; 147 Anm. 407; 151; 152 Anm. 447; 164; 262; 272 Anm. 1331; 289; 321 mit Anm. 10; 322; 323; 325; 326 Anm. 37 Hydatius 50 Anm. 91; 105 Anm. 495 Ibba (ostgot. dux) 107; 126; 159; 160; 161; 163; 165 Anm. 568; 221; 315 Ibor (langobard. dux) 84; 85 Anm. 81; 91 Igillus 50 mit Anm. 94 Ildibad (ostgot. dux) 150; 151; 164; Ildigisal 86 Anm. 96 Indulf (Gundulf, ostgot. Heerf.) 153 mit Anm. 453, 459; 157 Anm. 490, 492; 162; 163; 166 Anm. 571 Ingunde 111 Anm. 122; 232 Anm. 1020; 243 Anm. 1094 Iohannes (fränk. dux) 251; 255; 303; 304 Anm. 1507; 305 Iovinus 51; 325 Anm. 33 Isaak 190 mit Anm. 756 Johannes (Patriarch von Aquileia) 188 Johannes (röm. Offizier) 66; 148; 156 Johannes Mystakon 191 Johannes von Antiocheia 88 mit Anm. 110 Johannes von Biclaro 110 mit Anm. 117 Jordanes 71 mit Anm. 3, 4, 6; 72 mit Anm. 13 Julian 39 Anm. 6; 42 mit Anm. 26; 43 mit Anm. 27; 47; 48 Anm. 77; 51; 263 Anm. 1262 Julius Caesar 20 Anm. 11; 72 Anm. 14 Julius Nepos 221 Justinian 86 mit Anm. 95; 107 Anm. 100; 109 Anm. 111; 167; 168 Anm. 575; 170; 171; 200 mit Anm. 825; 201 mit Anm. 830; 272 mit Anm. 1326; 307 Anm. 1529; 327 mit Anm. 48, 50

406 

 Personenregister

Kabaon 62; 68 Kallinikos 192 Karpen 73 Anm. 16; 74 Anm. 23 Katholiken, katholisch 61; 62; 68; 100; 109; 110 Anm. 117; 111 Anm. 122; 113; 180 Anm. 671; 181; 188 Anm. 741; 219; 232 Anm. 1020 Kniva 72 Anm. 15; 73 Anm. 16; 74; 75 mit Anm. 26, 28; 76 Konon (röm Offizier) 149 Kouros (Gote) 191 Kyros 72 Anm. 14 Landericus 254; 283 mit Anm. 1408, 1409 Lanthacarius (fränk. dux) 240; 241; 265 mit Anm. 1275; 269; 270; 271; 303 Launebodis (fränk. dux) 245 mit Anm. 1111; 246; 303; 305 Leudefredus (fränk. dux) 255 mit Anm. 1203; 256; 265 mit Anm. 1278; 271; 303 Leudeghiselus (fränk. dux) 252 Anm. 1170; 257; 258; 259; 260 Anm. 1241; 284 Anm. 1414; 285; 302; 303; 306 Anm. 1519 Leutharius (fränk. dux) 239 mit Anm. 1071; 240; 241 Anm. 1082; 263; 264 mit Anm. 1268; 266; 269; 270 mit Anm. 1312; 271; 302; 303; 305 Leuvigild 8; 9; 110 mit Anm. 117; 111 mit Anm. 122; 112; 120; 123; 247; 317 Liberius 109 Anm. 111; 130; 168 Anm. 573 Libius Severus 221 Lithingi 85 Lupus (fränk. dux) 213; 231 mit Anm. 1006, 1009, 1010; 232; 255; 303; 304 Anm. 1507; 305; 324 Anm. 25 Lupus von Sens 257 Macrianus 44 Magnacharius (fränk. dux) 241 mit Anm. 1080; 261; 265 Anm. 1275; 303; 305 Magnentius 87 Anm. 101 Magnovaldus (fränk. dux) 244 mit Anm. 1101; 1104; 245; 299; 303 Mainfranken 6 Maiorian 58 Anm. 23; 97 Anm. 26; 221 mit Anm. 944; 222 Anm. 948; 291 Malaricus 111; 112 Maniarius 138 Marabaudus 130 Marcianus 325 Marcomer (fränk. dux) 88 Anm. 112; 89; 216 Marius von Avenches 241; 265

Markatrude 241 Markias (ostgot. Heerf.) 146; 147 mit Anm. 400; 148 mit Anm. 409; 166 Martin von Tours 216; 217; 247 Masona 113; 115; 116; 117 Maurikios 171 Maurusier 59; 60; 62; 68; 152 Maurusio (langobard. dux) 181 Mederich 44 Merobaudes 87 Anm. 101 Merovech 213; 215 Mimulf (langobard. dux) 181 Miro 111 mit Anm. 123 Mummolenus (fränk. dux) 236; 237; 240; 303 Mummolus (fränk. dux) 172 mit Anm. 606; 250 Anm. 1153; 254; 255 mit Anm. 1195; 259; 260 mit Anm. 1239, 1240, 1242; 261; 284 Anm. 1414; 285; 286; 301; 302 Anm. 1495; 303; 304; 306 mit Anm. 1520, 1521 Mundo 125 Narses 86; 154; 157; 167; 171; 179; 202; 216; 217 Anm. 912; 239 Anm. 1071; 240 mit Anm. 1074; 253; 264 Anm. 1268; 327 Nepotianus 97 mit Anm. 24, 26; 99; 121; 123 Anm. 220 Nicetius (fränk. dux) 213; 232; 233; 234 mit Anm. 1030; 252 Anm. 1165; 284; 301 Anm. 1493; 303; 304 Anm. 1507; 305; 306 mit Anm. 1519, 1520 Nordulf 177 Nuccio (langobard. dux) 175; 178; 209 Odoaker 125 Anm. 231; 134 Anm. 300; 137 mit Anm. 325; 158; 170 Anm. 587; 178; 201 Anm. 830; 292 Anm. 1461 Odolgas 151 Olfigandus (fränk. dux) 251; 255; 256; 303 Ollo 259; 286 Olo (fränk. dux) 251; 255; 256 mit Anm. 1206; 303 Optaris (ostgot. Heerf.) 155 Ostrogotha 72 Anm. 15; 74; 75 mit Anm. 26; 76 Osuin 126 Anm. 237 Patzenis 129 mit Anm. 259 Paulus (röm. Heerf.) 221; 222; 292 Paulus Diaconus 53; 54; 83 mit Anm. 72, 73, 74, 75; 84; 85; 173; 175; 188; 190 mit Anm. 756 Peukiner 73 Anm. 16 Philipp II. 72 Anm. 14 Philippus Arabs 74 mit Anm. 23;



Pientius 247; 249 Pissas (ostgot. Heerf.) 145 mit Anm. 389 Pitzas (ostgot. Heerf.) 155 mit Anm. 467 Pitzias (ostgot. Heerf.) 125 mit Anm. 232; 155 Anm. 467; 159; 160; 161; 163 Portianus 225 Priamos 89 Anm. 113 Procula 129 Anm. 259 Proculus 61; 62 mit Anm. 41; 68 Prokop passim; bes. 57 mit Anm. 23; 59; 60; 61; 64; 68; 86; 124; 125; 143; 145 Anm. 387; 148; 151 mit Anm. 439; 155; 166; 167; 307 Anm. 1529; 327 mit Anm. 48 Prosper Tiro 90; 306 Protadius (fränk. dux) 230 Anm. 1001; 240 Anm. 1077; 241 mit Anm. 1078; 242 mit Anm. 1091; 266; 283; 285; 303; 304 Anm. 1507; 306 Anm. 1520 Radegunde 216; 247 Radoald (langobard. dux) 186; 188; 190 mit Anm. 756, 758 Ragilo 176; 253 Anm. 1175 Ragnovaldus (fränk. dux) 245 mit Anm. 1111; 246 mit Anm. 1127; 303 Rando 44 Anm. 45; 46 Ratharicus (fränk. quasi dux) 216; 251; 253 Anm. 1182; 255; 300; 303 Ratichis (langobard. dux) 189 Anm. 747 Rauchingus (fränk. dux) 214; 227; 232 Anm. 1013; 234 Anm. 1031; 244 mit Anm. 1101, 1102, 1107; 245; 250 Anm. 1156; 303; 305 Raudingus (fränk. dux) 251; 255; 256; 303; 305 Rechiar 95 Anm. 7; 96; 98 Rechila 98 mit Anm. 28 Regina 129 mit Anm. 259 Rekimund (ostgot. Heerf.) 152 Remigius von Reims 87 Anm. 106; 288; 289; 292 Remismund 99 Anm. 47; 105 Renatus Profuturus Frigeridus 90 Anm. 124 Reparatus 186 Respa (got. dux) 73; 74 Rheinfranken, rheinfränkisch 87 Anm. 103; 90; 219 Anm. 927; 241; 322 Rigunthe 245; 246; 257 mit Anm. 1215 Rikimer (Ricimer, Richomer) 52 Anm. 105; 97 Anm. 101; 327

Personenregister  

 407

Risiulfus 85 mit Anm. 84; 86 Anm. 96 Roccolenus (fränk. dux) 256; 257; 303 Rodan (langobard. dux) 175; 178; 205 mit Anm. 859; 208; 209 Romanus (Exarch) 182; 187 mit Anm. 734; 192; 204; 205 mit Anm. 866 Romilda 188 Romulfus 305 Romulus Augustulus 134 Anm. 301; 218; 320 Rosimund 173 mit Anm. 610 Rothari (langobard. dux und rex) 182; 184; 186; 193; 198; 199; 200; 203; 205 Anm. 859; 208; 210 Roudi (fränk. dux) 256 Anm. 1204 Ruderich (ostgot. dux) 152 mit Anm. 446, 447; 163 Sabinianus 125 Sabinus 192 Anm. 769 Sachsen, sächsisch 229 Anm. 994; 231 mit Anm. 1010; 260 Anm. 1239; 275; 285 Anm. 1421; 292; 297; 305; 314 Anm. 3 Salfranken 87; 219 mit Anm. 927 Salla (westgot. dux) 102; 105 mit Anm. 90, 91; 106; 109 Anm. 114; 118; 119; 121; 123 Saphrax (westgot. dux) 77; 78 Scotinger 241; 242 mit Anm. 1091 Senarius 126 Anm. 237 Serapio 42 Anm. 25; 43; 44 Anm. 43, 45; 46 Anm. 65; 47 Servatus (ostgot. duxDux) 127; 131; 138; 139 mit Anm. 340; 142; 163; 164; 316 Severin 42 Anm. 23; 46 Anm. 60; 48 Anm. 81; 134; 136 Anm. 319; 140 Anm. 353 Sidonius Apollinaris 100; 101; 102; 123; 293 Anm. 1470 Sigibert I. 229; 230; 231 Anm. 1007; 232 Anm. 1020; 236 mit Anm. 1047, 1054; 237 Anm. 1055; 246 Anm. 1127; 248 mit Anm. 1139; 250 Anm. 1153; 251; 252; 253; 254; 255; 257; 260; 261; 270; 275 Anm. 1358; 283; 285; 299 Anm. 1485 Sigibert III. 238; 266 Sigivaldus 225; 295 Sigulfus (fränk. dux) 251; 255; 261 mit Anm. 1248; 302; 303 Sinderith (ostgot. dux) 143 mit Anm. 370; 144; 161 Sindual 171 Sisebut 281 Anm. 1400; 282

408 

 Personenregister

Skipuar (ostgot. Heerf.) 153; 154; 157 Anm. 490, 492; 163; 166 Anm. 571 Skythen, skythisch 23 Anm. 30; 54 Anm. 11; 75 Stilicho 80; 89; 132 mit Anm. 279; 325 Anm. 33 Suatrius (westgot. dux) 103; 106 mit Anm. 94; 107; 118; 121; 221 Sueben, suebisch 94; 95 mit Anm. 7; 96 mit Anm. 15; 98; 99 mit Anm. 47; 105; 106; 110; 111 mit Anm. 122; 112; 116 mit Anm. 149; 119; 120; 121; 178; 210; 238; 247 Anm. 1129; 272 Anm. 1331; 282; 289; 314; 316; 321 Sulpicius Alexander 88 mit Anm. 108; 89; 90; 91; 306 Sundrarit (langobard. dux) 183 mit Anm. 698; 207; 209 Suniericus (westgot. dux) 97 mit Anm. 26; 98; 99 mit Anm. 39; 102; 105 mit Anm. 91; 106; 109 Anm. 114; 118; 119; 120 mit Anm. 188; 121 mit Anm. 220; 315 Sunna 113 Sunno (fränk. dux) 88 Anm. 112; 89 mit Anm. 115; 90; 216 Syagrius 87; 95 Anm. 12; 217; 218 Anm. 918; 220; 221; 222 mit Anm. 947; 249 Anm. 1151; 292 mit Anm. 1461; 294; 295; 328 Taloardus (langobard. dux) 175; 178; 209 Taso (langobard. dux) 184; 185 Anm. 721; 188; 189 mit Anm. 751; 190 mit Anm. 756; 192 Anm. 773; 205 Anm. 859; 209 Tassilo I. (fränk. dux) 276 Anm. 1361; 277 mit Anm. 1371; 278; 281; 303 Tato 85 mit Anm. 82 Teja (ostgot. Heerf.) 153; 154 mit Anm. 462; 157; 163; 166 Anm. 571; 239 Anm. 1071; 263 Terwingen, terwingisch 76 mit Anm. 38; 77; 78; 81 Anm. 61 Tetradia 251 Teudefredus (fränk. dux) 241 mit Anm. 1078; 242; 298 Anm. 1485; 303 Teudelap (langobard. dux) 192 mit Anm. 777; 209 Thaifalen 248 Anm. 1134 Thanausis 72 Anm. 15 Tharwaro (got. dux) 73; 74 Theodahat 131 Anm. 274; 143; 144; 146 mit Anm. 396; 155 mit Anm. 466; 163; 164; 168 mit Anm. 573; 201 Anm. 830

Theoderich der Große 71; 80; 82; 107; 124; 125 mit Anm. 231; 126; 127 mit Anm. 245; 128; 129 mit Anm. 259; 130; 131 mit Anm. 274, 275; 137 mit Anm. 325; 138; 139; 140; 141; 142; 145 mit Anm. 382; 155 Anm. 467; 158; 159; 160; 161; 162; 163; 165; 166; 167; 168 Anm. 575; 169 mit Anm. 583; 170 Anm. 587; 178; 201 Anm. 830; 219; 263 mit Anm. 1264; 264 Anm. 1273; 273; 310; 318; 319; 322; 326 mit Anm. 37, 38, 39; 330 Theoderich I. (Westgote) 94; 95; 120; 122; 124; 325 Anm. 36 Theoderich II. (Westgote) 95; 96 mit Anm. 16; 97 mit Anm. 18, 23; 98; 99; 105; 120; 122; 310; 325 Anm. 36 Theoderich Strabo 326 mit Anm. 39, 41 Theodolinde 180; 190 Anm. 754; 210 Theodorus 205 Anm. 868; 216; 234 Anm. 1035; 255 Theodulfus 261 Theudebert (Sohn Chilperichs) 244 mit Anm. 1108; 250 Anm. 1153; 253 mit Anm. 1180; 254; 256 mit Anm. 1210; 257 Anm. 1216; 283; 298f Anm. 1485 Theudebert I. 143 Anm. 367; 218 Anm. 921; 238; 239 Anm. 1064, 1065, 1071; 263; 272 mit Anm. 1326; 295; 308 Theudebert II. 16 Anm. 69; 231; 237; 245; 251; 252; 281 Theuderich I. 218 Anm. 921; 219; 225 mit Anm. 970; 226; 240; 251; 265 Theuderich II. 16 Anm. 69; 237; 242 Anm. 1092; 245; 256; 266; 270 Anm. 1313; 278 Anm. 1377; 281; 283 mit Anm. 1408, 1409; 310 Theudis (ostgot. Heerf. und rex) 58 Anm. 23; 107 mit Anm. 100; 108; 118; 121; 122; 127; 131; 150; 159; 160; 161 mit Anm. 535; 162; 163; 164; 330 Theudisclus (westgot. dux) 107; 108 mit Anm. 102; 118; 121; 122 Thiudimir 81; 82; 90; 326 Anm. 37, 38 Thombyris 72 Anm. 15 Thorismund (Ostgote) 82 mit Anm. 70 Thorismund (Westgote) 325 Anm. 36 Thrasamund 41 Anm. 14; 62; 63; 68; 131 Anm. 274 Thüringer, thüringisch 6; 11; 137; 180; 210; 225 Anm. 970; 256 Anm. 1204; 273; 275; 279



mit Anm. 1386; 291 mit Anm. 1457; 300; 314 Anm. 3; 316 Totila (ostgot. Heerf. und rex) 86; 151 mit Anm. 439; 152; 153; 154; 155; 156; 157 mit Anm. 494, 495; 158; 159; 160 mit Anm. 522; 163 mit Anm. 548; 164; 167; 168 mit Anm. 575; 185 Anm. 715 Tuluin (ostgot. dux) 129 mit Anm. 260; 130; 131; 161; 162; 163; 221 Tzazon (vandal. Heerf.) 60; 64; 65; 66 Anm. 58; 67; 68; 69 Ulfari (langobard. dux) 181 Uliaris (ostgot. dux) 152 mit Anm. 447; 163 Uligisalus (ostgot. Heerf.) 144 Anm. 379; 145; 146 Ulitheus (ostgot. Heerf.) 148; 149; 164 Unilas (ostgot. Heerf.) 145 mit Anm. 389 Uraias (ostgot. dux) 149 mit Anm. 421, 422; 150; 151; 160; 164 Ursio 214; 215; 231; 232 Anm. 1013; 234 Anm. 1031; 245; 253; 254 Ursus 139 mit Anm. 344 Vadomar 42 Anm. 21; 44 mit Anm. 45; 47 mit Anm. 71; 48 Anm. 78; 49 Anm. 85 Vaefarius (fränk. dux) 240 Anm. 1077; 241 mit Anm. 1078, 1083; 242; 265 Anm. 1275; 303; 324 Anm. 24 Valamir 81; 82 mit Anm. 70; 90; 326 Anm. 37 Valens 43 Anm. 28; 77; 78 Valentinian 51 Anm. 97; 94; 263 Anm. 1262 Valentinus 151 Anm. 353 Vascones siehe Basken Velox 205 Anm. 868 Venantius Fortunatus 130 Anm. 364; 135; 252; 253 mit Anm. 1177; 306 Verus (röm. Offizier) 157 Vesosis 72 Anm. 14 Victor von Vita 61 mit Anm. 39; 62 Victorius (westgot. dux) 8 Anm. 34; 9 Anm. 36; 100 mit Anm. 50, 56; 101; 102; 103 mit Anm. 75; 106; 117; 118; 121; 123; 217; 221; 223; 295 Vidimir 81; 82; 90 Vincentius (westgot. dux) 9 Anm. 37; 36; 103 mit Anm. 76, 77, 78; 104; 109 Anm. 110; 117; 118; 121; 122 Vinitharius 82 Anm. 70

Personenregister  

 409

Visimar 76 Vitalis 179 Anm. 660 Vithicabius 42 Anm. 21; 44 Wacho (Wakes) 85; 91; 180 Anm. 665; 275 Waddo 257; 259 Anm. 1233 Wakimus (ostgot. Heerf.) 149 Wakis (ostgot. Heerf.) 146 mit Anm. 396; 155 Anm. 469 Waldelenus (fränk. dux) 230 mit Anm. 1001; 303; 304 mit Anm. 1505, 1507; 305 mit Anm. 1511 Walderada 180 Anm. 665; 275; 276 Wallari (langobard. dux) 174; 178 Walthari 85 mit Anm. 84; 86 Wandalmarus (fränk. dux) 230 mit Anm. 1001; 241 mit Anm. 1078; 303 Warnecautius 181 Warnefrida 192 Waymerus (fränk. dux) 261 Anm. 1006 Weduko (got. dux) 73 mit Anm. 21; 74 Wiffo (langobard. dux) 182; 209 Wilitanc (ostgot. dux) 129; 159; 161; 163 Willacharius 286 Willibadus 230; 286 Willicharius 243 Wintrio (fränk. dux) 213; 231 mit Anm. 1006, 1009; 232; 251 Anm. 1163; 254; 255; 280 Anm. 1395; 283 Anm. 1408; 298 Anm. 1485; 299; 303 Wiolicus (fränk. dux) 241 mit Anm. 1081; 242; 261; 298 Anm. 1485; 305 Witigis (ostgot. ductor und rex) 85; 144; 145; 146; 147 mit Anm. 400; 148; 149; 150 mit Anm. 428; 151; 155 mit Anm. 470; 157; 160; 162; 163; 164 Witterich 113; 114 Xerxes 72 Anm. 14 Zaban (langobard. dux) 174; 175; 178; 205 mit Anm. 859; 209 Zangrulf (langobard. dux) 181 Zeno (Bischof) 105 Zeno (Kaiser) 137; 221; 222 mit Anm. 947; 326 Anm. 41 Zerezindo (westgot. dux) 108; 109; 110; 118; 119; 121 Zotto (langobard. dux) 175 Anm. 626; 177 Anm. 641; 178; 185; 191 Anm. 761; 209

Ortsregister  Abusina siehe Neustadt an der Donau-Bad Gögging Ad Fines siehe Pfyn Adria 188 Adrianopel 35; 43 Anm. 28; 77; 78; 79; 91; 289; 321; 324 Aemilia siehe Emilia-Romagna Afrika (Africa proconsularis) 36; 37; 53; 57; 58; 59; 60 Anm. 34; 61; 62; 64; 67; 69; 98; 108; 135 Anm. 305; 160 Anm. 514; 311; 320; 323; 329 Agen 245; 246; 247; 251 Anm. 1161; 259 Aire 226 mit Anm. 975; 227 mit Anm. 979; 249; 296; 297; 298; 299 Albi (Albigensium) 100 Anm. 51; 221 Anm. 941; 245; 247 Alpen, alpin 132; 133; 136; 137; 140 mit Anm. 350; 141 mit Anm. 356; 142; 143 Anm. 367; 150; 171 mit Anm. 397; 188; 202; 238; 239; 240; 241; 242; 255; 262; 263; 264 mit Anm. 1272; 270 Anm. 1312; 271; 272 mit Anm. 1326, 1327; 273; 274 mit Anm. 1343; 196; 308; 314 Anm. 3 Alprheintal 133; 136 mit Anm. 315; 137 Anagnis siehe Nanno im Nonstal Anchialos 73 Ancona 149; 153; 157 mit Anm. 492; 163 Angers 214; 216; 227; 228 mit Anm. 991; 229; 243; 249; 258; 261; 281; 296; 297 mit Anm. 1483; 298 Anm. 1485; 299 Anm. 1488; 300 Anm. 1489; 301 Anm. 1493; 303; 314 Anm. 3 Angoulême 256 Aosta 140 Appianum (castrum) 256 Anm. 1205 Apulien (Apulia) 156 mit Anm. 473; 169 Anm. 575; 186; 187; 209; 239 Anm. 1071 Aqua Nigra 326 Anm. 37 Aquensis 175 Aquitania (prima/secunda) 100 Anm. 51, 101; 102; 103; 106; 126; 218 Anm. 920; 220; 221; 223; 235; 246; 247; 285; 290; 310 Arbon (Arbor Felix) 132 Anm. 279; 133 mit Anm. 286 Arbongau 263 Anm. 1263; 267 Anm. 1293 Arelatensis (siehe auch patricius provinciae Arelatensis) 252 Anm. 1170 https://doi.org/10.1515/9783110625233-014

Arezzo (Arretium) 203 Arles (Arelate) 130 mit Anm. 265, 266; 159; 161; 169 Anm. 583; 175; 258; 284; 285 Anm. 1419; 286; 290; 315 Arras 237 Arvernum siehe Clermont Asti 180; 209; 277 Augsburg (Augusta Vindelicorum) 132 Anm. 279; 135 mit Anm. 305; 137; 140 mit Anm. 351; 141; 142 mit Anm. 361; 267 Anm. 1293; 273; 274; 277 Anm. 1365; 279 Augst-Basel 267 Anm. 1293 Aunona 99 Anm. 47 Autun 230; 293 Auvergne 101 Anm. 60; 225 Auxerre 229; 230; 260; 286 mit Anm. 1426; 296; 297; 298; 299; 301 Anm. 1492, 1494; 303 Auximum 149; 150 Anm. 428; 153; 160 Avenches 242 Anm. 1092; 265; 269; 270 Avignon 175; 254; 255; 260 mit Anm. 1240, 1242 Baetica 98; 102; 105 Anm. 91; 106; 109; 118; 119; 121; 122; 310; 314 Balkan (-halbinsel) 36; 72; 81; 160 Anm. 514; 161; 272 mit Anm. 1331; 325; 326 mit Anm. 37; 327 Anm. 48 Batavis siehe Passau Béarn 226 mit Anm. 975; 227 mit Anm. 979; 249; 296; 297; 298; 299 Belgien (Belgica prima/secunda, siehe auch dux Belgicae secundae) 36; 218; 222; 287; 288; 289; 290; 293; 321; 322 Anm. 14, 21; 328 Belgrad (Singidunum) 272 mit Anm. 1330; 327 mit Anm. 48 Bellinzona 132; 256 Benevent 10 Anm. 45; 83 Anm. 21; 167; 175 Anm. 626; 177 Anm. 641; 178; 182–192; 197 Anm. 804; 200; 201; 204 Anm. 853; 206; 207; 208; 209; 210; 314 Bergamo (Bergamum) 174; 178; 181 Bittenbrunn 134 Bobbio 183 Bodensee 132; 133; 135; 136 Anm. 315; 138; 141; 240; 241; 264 mit Anm. 1273; 266; 267 Anm. 1293; 270; 296

412 

 Ortsregister

Böhmen, böhmisch 134; 135; 138 Bordeaux (Burdigala) 103; 106; 107; 118; 218; 221; 246; 255; 259 Boulogne 237 Bourges (Biturigum) 100 Anm. 51; 221 Anm. 941; 235; 248 Anm. 1139; 249 mit Anm. 1149; 250 mit Anm. 1153; 258 Anm. 1224; 259; 286 mit Anm. 1426; 195; 301 mit Anm. 1492 Bregenz (Brigantium) 132 Anm. 279; 133; 136 Anm. 315; 142 mit Anm. 361; 263 Anm. 1264; 267 Anm. 1293 Bremtonicum (castrum) 256 Anm. 1205 Brescello (Brexillum) 178 Anm. 658; 182 Brescia (Brexia) 174; 178; 184 Brindisi (Brundisium) 156 Anm. 473 Bruttium 152; 156; 185; 209 Burgheim (Parrodunum) 132 Anm. 279 Burghöfe (Submuntorium) 132 Anm. 279; 134 Bürgle bei Gundremmingen (Pinianis) 132 Anm. 279; 134 Caelius mons siehe Kellmünz Caesaraugusta siehe Saragossa Cahors (Cadurcorum) 100 Anm. 51; 221 Anm. 941 Calabria siehe Kalabrien Cambidano siehe Kempten Cambrai 237 Camerino 192 mit Anm. 769; 209 Campania siehe Champagne, Kampanien Capua 156; 158; 239 Anm. 1071; 264 Anm. 1268 Carbonaria 89 Carcassonne 113; 114 Anm. 138; 245 Anm. 1111; 246; 247; 259; 299 Anm. 1485 Cartagena (Carthago nova) 109 mit Anm. 111 Carthaginiensis 98 Celje (Zellia) 189 Anm. 747 Châlons-en-Champagne 231 Anm. 1007 Chalon-sur-Saône 258 mit Anm. 1221; 283 Champagne (Campania) 213; 215; 231 mit Anm. 1007; 232; 233; 245; 251 mit Anm. 1163; 254; 255; 270; 285; 290; 295; 296; 297; 298 Anm. 1485; 299 mit Anm. 1488; 303; 306; 314 Anm. 3; 324 mit Anm. 25 Chantoceaux 248 Châteaudun 224; 253; 254; 286 mit Anm. 1426; 301 Anm. 1492 Chiusi 177 Anm. 644

Chorsomantis 147 Anm. 407 Chur 7; 136 Anm. 315; 137; 140; 141 mit Anm. 353; 142 mit Anm. 361, 364 Churrätien siehe Rätien Cimbra (castrum) 256 Anm. 1205 Classe (Classis) 177 mit Anm. 644; 179; 209 Clermont (Arvernum) 100 mit Anm. 50, 51; 101; 102 mit Anm. 72; 213; 215; 221 mit Anm. 940; 225; 226; 232; 233; 234; 248 Am. 1133; 250; 252 Anm. 1165; 284; 285 Anm. 1418; 286 mit Anm. 1426; 295; 296; 297; 298; 299; 301 Anm. 1492, 1493; 303 Comer See, Comacina 179; 181; 203 Como 140; 169 Anm. 583 Conimbrica 99 Anm. 47 Constantia siehe Konstanz Cordoba 109 Anm. 111 Cremona 182 Dakien (Dacia, ripensis) 74; 325; 326 Anm. 37 Dalmatien (Dalmatia, siehe auch comes Dalmatiarum) 125 Anm. 231; 137 mit Anm. 325; 144; 145; 153; 157; 158; 163; 170 Anm. 587; 200 Dekimon/Dekimum 65; 66 Donau 55; 56 Anm. 17; 74 Anm. 23; 77; 132; 133 mit Anm. 283; 134; 135; 136; 137; 141 mit Anm. 356, 358; 160 Anm. 514; 200 Anm. 825; 202; 265; 266; 267; 272 mit Anm. 1330, 1331; 273; 274; 289; 314; 320; 321; 323 Anm. 22; 324; 325; 326 Anm. 37; 327 mit Anm. 48 Dos Trento 140 Durance 129 Durrës (Epidamnos/Epidamnus) 200 Eauze 247 Anm. 1128 Elsass 36; 241; 265 mit Anm. 1274; 266; 270 Anm. 1313; 271; 287 Embrun (Ebredunensis) 175 Emilia-Romagna (Aemilia) 156 Engadin 136 Anm. 315; 142 Ennemase (castrum) 256 Anm. 1205 Enns (Lauriacum) 134 Epeiros/Epirus (nova/vetus) 272 mit Anm. 1330; 327 mit Anm. 48 Ephesos 73 Epidamnus siehe Durrës Etsch (-tal) 176; 226 mit Anm. 975; 240; 256; 276; 277 Fagitana (castrum) 256 Anm. 1205



Faviana siehe Mautern Fiesole (Faesulae) 149; 150 Flachlandrätien siehe Rätien Friaul/Friuli (Forum Iulii) 10 Anm. 45; 167; 171; 172 mit Anm. 601; 173 Anm. 610; 174; 175; 178; 179; 181; 182; 183; 184 mit Anm. 747; 185–201; 206; 207; 208; 209; 210; 266 Anm. 1287; 278 Anm. 1373; 314; 318 Füssen (Foetibus) 132 mit Anm. 279; 135 mit Anm. 310 Gabalum siehe Javols Galizien (Gallecia) 95 Anm. 7; 96 mit Anm. 15; 97; 98; 111f; 116 123 Garonne 214; 235; 236 Anm. 1047; 247 mit Anm. 1128; 290; 301 Anm. 1493 Gascogne 214; 227; 235; 236; 247; 290; 296; 297; 298 mit Anm. 1485; 299 mit Anm. 1488; 303; 314 Anm. 3 Genf (Geneva) 12; 50 mit Anm. 92; 241 Genua (Genova) 183 Golaida 84 Goldberg-Türkheim 135 Grasse 64 Gratianopolis 175 Guadiana 105; 106; 119 Anm. 183 Günzburg (Guntiae) 132; 134 Helvetien 242 Hermione 65 Hispalis siehe Sevilla Histrien (Histria) 74 Anm. 24; 179; 182; 187; 209 Iller 132 mit Anm. 279; 133; 135 Illyrikum/Illyricum (siehe auch magister militum per Illyricum, comes Illyrici) 80 mit Anm. 54; 170 Anm. 585; 200; 326 Anm. 38; 327 Anm. 50 Inn (-tal) 138 mit Anm. 336; 139; 142 mit Anm. 362; 273; 274 mit Anm. 1345 Isère 129 Isny-Bettmauer (Vemania) 132 mit Anm. 279; 133 Javols (Gabalum) 100 Anm. 51; 221 Anm. 941 Kalabrien (Calabria) 156 mit Anm. 473; 169 Anm. 575; 239 Anm. 1071 Kampanien (Campania) 156; 158; 182 Anm. 691; 239 Anm. 1070 Karthago 58; 62; 64; 65; 66; 68; 311 Katalaunische Felder 82 mit Anm. 70; 94; 95 Katana 143 Anm. 370

Ortsregister  

 413

Kellmünz an der Iller (Caelius mons) 132 Anm. 279; 133 Kembsgau 270 Anm. 1313 Kempten (Cambidano) 132 Anm. 279; 133 Konstantinopel 110 Anm. 117; 144; 217 Anm. 912; 310; 319; 326 mit Anm. 38 Konstanz (Constantia) 133 mit Anm. 286; 151; 267 Anm. 1293 Korsika 157 Künzing (Quintana) 132 Anm. 279; 134; 135; 136; 142; 162 Anm. 1258 Lagare (Vallagarina) 176 Langres 263 Lauriacum siehe Enns Le Mans 216; 228 mit Anm. 991; 229; 257; 297 Anm. 1479 Liburnien 146 Ligurien 149; 150; 172 Anm. 603; 173 mit Anm. 609; 226 mit Anm. 975; 314 Anm. 3 Limoges (Lemovicum) 221 Anm. 941; 226 Anm. 975; 236 mit Anm. 1054; 237; 250; 253; 258; 260 Anm. 1239; 296; 297; 298; 299 Anm. 1485; 303 Lissabon (Ulixippona) 99 Anm. 47 Loire 218 Anm. 920; 221 Anm. 941; 224; 237; 328 Anm. 55 Lucca 10 Anm. 45; 176 mit Anm. 639; 177 Anm. 644 Lugdunensis 222 Lukanien (siehe auch corrector Lucaniae et Bruttiorum) 156; 157 Lusitanien (Lusitania, siehe auch dux Lusitaniae) 8; 95 Anm. 7; 96; 98; 99; 105 Anm. 91; 106; 114; 116; 118; 119; 121; 122; 310; 314 Lyon (Lugdunum) 289 Anm. 1448; 305; 321 Anm. 7; 326 Machao 175 Mâcon 255 Anm. 1198; 259 Mailand (Mediolanum) 125 Anm. 232; 141 Anm. 353; 149 mit Anm. 421; 150; 175; 255 Malaga 109 Anm. 111 Maletum (castrum) 256 Anm. 1205 Mandeure 263 Mantua 172 Anm. 603; 182 Marne 251 Marseille (Massilia, siehe auch rector provinciae Massiliensis, comes Massiliensis) 130; 169 Anm. 583; 216; 221; 223; 234 mit

414 

 Ortsregister

Anm. 1035; 252 Anm. 1165; 254; 255; 284 mit Anm. 1418; 290; 293; 300 Anm. 1489; 302; 315 Martinsbühel siehe Zirl Martos (Tucci) 109 Martylis siehe Mértola Massiliensis siehe rector provinciae Massiliensis, comes Massiliensis Matrei (Medaria) 189 Anm. 747 Mautern (Faviana) 134 Maxima Sequanorum (siehe auch dux Sequanicae) 137, 141 mit Anm. 356, 358; 272; 287; 322 Anm. 21 Meaux 226; 244 mit Anm. 1101, 1104, 1108; 297; 299 mit Anm. 1488 Mediolanum siehe Mailand Melun (castrum) 224 Meridá (Augusta Emerita, siehe auch dux Emeretensis civitatis) 95 Anm. 7; 96 mit Anm. 16; 98; 100; 105 mit Anm. 91; 106 mit Anm. 93; 113; 114; 115 mit Anm. 145; 116 Anm. 147, 149; 118; 119 mit Anm. 183; 120; 121; 122; 123; 310 Mértola (Martylis) 98 mit Anm. 29 Metz 246 Anm. 1127; 254; 266; 270; 302 Anm. 1501 Milvische Brücke 147 mit Anm. 407; 148 Anm. 409 Montis Silicis 172 Anm. 603; 182 Mösien (Moesia, siehe auch duces Moesiae primae, Moesiae secundae) 74; 109 Anm. 112; 326 Anm. 37 Moutier 267 Anm. 1293 Nanno im Nonstal (Anagnis) 176; 253 Anm. 1175; 276 Nantes 216; 218 Anm. 918; 228; 249; 258; 300 Anm. 1489; 314 Anm. 3 Narbonensis 95; 98; 101; 111; 114; 126; 290 Narbonne (Narbo Martius) 96; 119 Anm. 181 Neapel (siehe auch comes Neapolitana) 152; 156; 170 Anm. 585; 185; 192; 209 Neronisches Feld 147 mit Anm. 407; 148 mit Anm. 409 Neustadt an der Donau-Bad Gögging (Abusina) 132 Anm. 279; 134 Nordendorf 135 Norikum (Noricum, ripense, Ufernorikum) 42; 109 Anm. 112; 132 mit Anm. 279; 134; 136 Anm. 312; 137 mit Anm. 325; 139 Anm. 344;

200 mit Anm. 825; 201; 202; 207; 262; 272; 273; 276 Anm. 1361; 289; 311; 321; 322 Anm. 21; 323 Novae 74; 326 Anm. 37 Novempopulana 290 Noyon 237 Nymphios 141 Oderzo (Opitergium) 189; 190 mit Anm. 755; 209 Anm. 879 Oloron 247 Anm. 1128 Orléans 95 Anm. 11; 218 Anm. 920; 224; 225 mit Anm. 967; 229; 249; 250; 286; 295; 296; 307 Orta San Giulio (Insel St. Iuliani) 181 mit Anm. 678; 209 mit Anm. 877 Otranto (Hydrus) 156 mit Anm. 473; 239 Anm. 1071; 264 Anm. 1268 Padua (Patavium) 172 Anm. 603; 182 pagus Scotingorum 241 mit Anm. 1086; 242 Anmi 1091; 285 Anmn. 1424 pagus Ultraiuranus 12; 230 mit Anm. 1001; 233 mit Anm. 1028; 240–242; 242 mit Anm. 1092; 261; 265; 269; 270 mit Anm. 1313; 271 Anm. 1324; 285 mit Anm. 1424; 288; 290; 295; 296; 297; 298 Anm. 1485; 299 Anm. 1488; 301 Anm. 1493; 314 Anm. 3; 324 Palermo (Panormus) 143 Anm. 370 Pannonien (Pannonia, prima/secunda, Sirmiensis, siehe auch duces Pannoniae primae et Norici ripensis, Pannoniae secundae, comes Pannoniae Sirmiensis) 10; 36; 109 Anm. 112; 125 mit Anm. 231; 132; 137 mit Anm. 325; 141 Anm. 358; 161; 170 Anm. 587; 200 mit Anm. 824, 825; 201 mit Anm. 827; 207; 272 mit Anm. 1331; 289; 311; 318; 321 mit Anm. 9, 10; 322 Anm. 21; 325; 327 Paris 214; 215; 216; 218 Anm. 920; 224; 225; 228 Anm. 991; 229; 238; 242; 243; 248 Anm. 1133; 249 Anm. 1149; 259; 296; 297; 298 Anm. 1485; 299 mit Anm. 1488; 303 Parma 182 mit Anm. 689, 691; 203; 204; 205; 207; 210 Parrodunum siehe Burgheim Passau (Batavis) 48 Anm. 81; 132 mit Am. 279; 134 mit Anm. 302; 135; 142; 262 mit Anm. 1258 Patavium siehe Padua



Pavia (Ticinum) 150; 169 Anm. 583; 172 Anm. 603; 173 mit Anm. 609; 174; 178; 180; 187 mit Anm. 734; 188; 207; 208; 272 Anm. 1326; 290 Périgueux 245; 246; 247; 259 Perugia (Perusia) 145; 151; 156; 167; 181 Pfyn (Ad Fines) 133 mit Anm. 286 Philippopolis siehe Plowdiw Piacenza (Placentia) 156; 182 mit Anm. 689; 183; 203; 204; 205; 207 Piancasale 182 Anm. 697 Picenum 148; 157 Pinianis siehe Bürgle bei Gundremmingen Piombino (Populonia) 167; 176 mit Anm. 639; 178; 205 Plowdiw (Philippopolis) 75 Poitiers 214; 215 mit Anm. 209; 226; 227; 234; 247–250; 253; 257 mit Anm. 1213, 1217; 260 Anm. 1239; 261; 270; 286; 296; 298; 299; 301 mit Anm. 1494; 303; 307 Ponthion 251 Porta Flaminia 147 Anm. 407 Porta Pinciana 148 Anm. 409 Porta Salaria 146 Portus (siehe auch comes Portus urbis Romae) 152; 156 Portus Cale 95 Anm. 7; 96 Provence 130 mit Anm. 265; 211; 218; 221; 234 Anm. 1030; 235 Anm. 1036; 238; 257; 259; 284 mit Anm. 1413; 285; 294; 295; 297 Quintana siehe Künzing Rätien (Raetia, prima/secunda, Churrätien, Flachlandrätien, siehe auch dux Raetiarum, dux Baiuvariorum) 42; 132–143; 160; 161; 202; 218; 221; 241 Anm. 1082; 262; 263 Anm. 1264; 265 Anm. 1274; 267 Anm. 1293; 271; 272 mit Anm. 1326, 1328; 273; 274 mit Anm. 1343; 275 Anm. 1352; 287; 279; 280; 290; 310; 313; 316; 318; 321; 322; 323; 324; 330 Ravenna (siehe auch comes Ravennatis) 127 mit Anm. 245; 134; 144; 145; 150; 151; 154; 171; 172 Anm. 603; 177; 179; 186; 190 Anm. 755; 192; 205 Anm. 868; 209; 217; 218; 330 Regensburg (Castra Regina) 132 Anm. 279; 134; 135; 142; 279 Reggio nell’Emilia (Regio) 182; 204; 205 Reims 87 Anm. 106; 215; 218 Anm. 920; 220 Anm. 936; 224; 227; 231 Anm. 1007; 234

Ortsregister  

 415

Anm. 1031; 245; 255 Anm. 1196; 288; 289 Rennes 214; 216; 227–229; 243; 296; 297 mit Anm. 1479, 1483; 298 Anm. 1485; 299 Anm. 1488; 301 Anm. 1493; 303 Rhegion 144; 157 Rhein 12; 20 Anm. 12; 35 Anm. 88; 36; 37; 41 Anm. 14; 49 mit Anm. 90; 50; 51; 56 Anm. 17; 57; 68; 89 Anm. 113; 136 mit Anm. 315; 141 mit Anm. 358; 217; 218 mit Anm. 920, 927; 262; 265; 266; 267; 270; 271; 287; 314; 320; 322 mit Anm. 18 Rhodope 326 Anm. 38 Rhône 101 Rodez (Rutenorum) 100 Anm. 51; 216; 221 Anm. 941; 228 Anm. 989; 237 Anm. 1057; 241 Anm. 1086; 286 mit Anm. 1426; 301 Anm. 1492 Rom (Stadt) 18; 80; 100 mit Anm. 56; 121; 129; 145; 146; 147 mit Anm. 400; 148; 151 Anm. 439; 154; 156; 157; 160; 168  f Anm. 575; 170 Anm. 585; 171; 172 Anm. 185; 192; 209 Roscianum siehe Thurii Rouen 216; 228 Anm. 989; 237 Anm. 1057; 241 Anm. 1086; 286 mit Anm. 1426; 301 Anm. 1492 Säben 140; 141 Anm. 354 Saint-Bertrand-de-Comminges 259 Saintes 218 Anm. 918; 246; 259 Saint-Paulien (Haute-Loire) (Vellavorum) 221 Anm. 941 Salgen 135 Salona 144; 146 Santarém (Scallabis) 99 mit Anm. 41 Saragossa (Caesaraugusta) 98; 106 Anm. 96 Sardinien 63; 64; 67; 69; 157 Sargans 136 Savia (siehe auch comes Dalmatiarum et Saviae) 137; 138; 264 Anm. 1273 Scarniunga 326 Anm. 37 Schaan 133; 136 Anm. 316 Schwabmünchen 135 Sens 257 Septimanien 112; 116 Anm. 149; 119; 216; 233; 236 Anm. 1051; 243 mit Anm. 1094; 246; 247 mit Anm. 1129; 252; 258; 259; 284 Anm. 1418; 285; 294; 295; 298; 314 mit Anm. 3

416 

 Ortsregister

Sermiana (castrum) 256 Anm. 1205 Sevilla (Hispalis) 98; 108; 111 Anm. 122; 122; 232 Anm. 1020 Siena 203 Sigusium 175 Sirmium 125; 145; 200; 321 Anm. 10 Sizilien 61; 143 mit Anm. 370; 152; 156; 161; 170; 201; 206 Anm. 869 Soissons 218 Anm. 920; 226; 227; 232 Anm. 1016; 234 mit Anm. 1031; 244–245; 250 Anm. 1156; 283 Anm. 1408; 296; 297; 299; 303 Speyer 267 Anm. 1293 Spoleto (Spoletium) 10 Anm. 45; 151; 167; 175 Anm. 626; 177 mit Anm. 644; 178; 182; 183; 184; 185; 191–192; 197 Anm. 804; 200; 201; 204 Anm. 853; 207; 208; 209; 210; 314 St. Gallen 138; 264 Anm. 1273 St. Quentin 237 Submuntorium siehe Burghöfe Susa 140 Syrakus (siehe auch comes Syracusana) 143 mit Anm. 370; 144; 170; 201 Tarent 157 Tarraconensis 95; 98; 101 Anm. 60; 103 Anm. 78 Tarragona (Tarraco) 104 Taurinorum siehe Turin Teriolis siehe Zirl Tesana (castrum) 256 Anm. 1205 Theodoricopolis 142 mit Anm. 364 Thérouanne 237 Thrakien 73; 79 Anm. 50; 179; 200; 326 Anm. 41 Thurgau 138; 264 Anm. 1273; 266; 270 Anm. 1313 Thurii (Roscianum) 156 Ticinum siehe Pavia Tipaza 62 mit Anm. 42 Toskana (Tuscia, siehe auch dux Toscanae) 172 Anm. 603; 173 mit Anm. 609; 189 Anm. 752; 190 Anm. 755, 756; 201 Toulouse (Tolosa) 12 Anm. 53; 233; 234 Anm. 1028; 235; 236 mit Anm. 1047; 245–247; 257; 259; 270; 285; 290; 295; 296; 297; 298 Anm. 1485; 299 Anm. 1485, 1488; 301 Anm. 1493; 303; 312 Anm. 2; 314 Anm. 3 Tournai 237 mit Anm. 1054; 289 Anm. 1444

Tours 214; 215; 216; 226; 227; 229; 234; 236 Anm. 1047; 247–250; 253; 254; 257 mit Anm. 1216; 260 Anm. 1239; 261; 270; 280; 285 Anm. 1421; 286 mit Anm. 1426; 296; 298; 299; 301 Anm. 1492, 1494; 303; 307 Toxandrien 87 Trentino 171 Treviso (Tarvisium) 151; 181 Trient (Trento, Tridentum) 174; 176; 178; 179; 180; 181; 182; 187; 188; 209; 210; 226 mit Anm. 975; 253 mit Anm. 1175; 256; 276 Troja 89 Anm. 113 Tucci siehe Martos Tudera 146 Turin (Taurinorum) 180; 183 Ufernorikum siehe Norikum Ulixippona siehe Lissabon Unterthürheim 134 Valencia (Valentia) 175 Valsugana 256 Anm. 1205 Vellavorum siehe Saint-Paulien Vemania siehe Isny-Bettmauer Venaxamodorum siehe Neuburg an der Donau Venetien (Venetia) 138; 154; 171 mit Anm. 597; 172 mit Anm. 603; 173 mit Anm. 609; 187; 188; 200; 201; 226 mit Anm. 975; 238; 239; 264 Anm. 1273; 278 Anm. 1373; 323 Vermand 237 Verona 150; 172 Anm. 603; 180; 181; 256 mit Anm. 1205 via Claudia 133; 135; 142; 276; 277 mit Anm. 1365 Villamartin 108 Vincentia 172 Anm. 603 Vitianum (castrum) 256 Anm. 1205 Volaenes (castrum) 256 Anm. 1205 Vouillé 107; 292; 328; 330 Vulturina (Kastell) 182 Wallis 242 Wangen (Wangas) 242 Anm. 1092; 270 Weltenburg 134 Zellia siehe Celje Zeugitana 61; 62 Zirl (Teriolis, Martinsbühel) 132 mit Anm. 279; 135 mit Anm. 310; 140 mit Anm. 351; 142 mit Anm. 362; 263 Anm. 264; 272 Anm. 1326; 274 Anm. 1345

Ämter- und Sachregister  actionarius 185 actor regis 203 administratio Belgicae secundae 87 mit Anm. 106; 288; 289; 291; 292 mit Anm. 1461; 328 ἀρχή 57; 85; 86 ἄρχων 29; 47 mit Anm. 73; 54; 55; 56; 57; 58; 65; 68; 85; 86; 91; 93; 124; 125; 126; 127; 145; 146; 148; 149; 150; 151; 152; 153; 154; 155 Anm. 469; 157 Anm. 490; 160; 161; 163; 166; 271 Anm. 1318; 307 ἄρχων τοῦ στρατοῦ 127; 160; 330 ἄρχων τῶν Σκυθῶν 76 arimannus 204 mit Anm. 856 armiger 127 mit Anm. 242; 145; 162; 163; 315 aurei 229 βασιλεία 57 βασιλεύς 47; 48 Anm. 77; 55; 57; 75; 76; 86; 125; 154; 166 Beute 48 Anm. 81; 50; 55; 56 Anm. 17; 149; 153; 172; 174 mit Anm. 613; 175; 176; 179; 208; 239 Anm. 1071; 277; 309 Bischof 13 Anm. 58; 48 Anm. 81; 96 mit Anm. 15; 103 Anm. 78; 105; 113; 114; 137 Anm. 327; 140 mit Anm. 353; 141 Anm. 354; 142; 168 Anm. 575; 170; 176; 184; 205 mit Anm. 868; 206 Anm. 869; 213; 215: 216; 224; 227; 234 Anm. 1031, 1035; 245; 247; 248; 249; 251; 255 mit Anm. 1196, 1198; 257; 258 mit Anm. 1224; 259; 266; 268 Anm. 1300; 292; 305; 306 mit Anm. 1520; 316; 327 bucellarii 222 mit Anm. 948 camerarius 306 mit Anm. 1519 castrensis sacri palatii 162 Anm. 543 Charisma 29; 33; 76 Chronicon Gothanum 206 mit Anm. 875 cognatus 180; 210 comes 1; 7; 8 mit Anm. 34; 9; 11; 35 Anm. 86; 62; 97 mit Anm. 24, 26; 99 mit Anm. 39; 100; 102; 104 Anm. 78; 110 mit Anm. 119; 111 Anm. 121; 120; 123 mit Anm. 220; 125 mit Anm. 232; 126; 152; 163; 166; 170 Anm. 585; 176; 182 Anm. 687; 199; 201; 213; 215 Anm. 899; 221; 222; 223; 226; 227; 232; 240; 243; 248 mit Anm. 1133; 249; 250 Anm. 1153, 1154; 253 Anm. 1175; https://doi.org/10.1515/9783110625233-015

259; 260; 261; 268 Anm. 130; 271; 286; 294 Anm. 1472; 296; 299 Anm. 1485; 301 mit Anm. 1492; 302 Anm. 1498; 315 comes civitatis (siehe auch die spezifischen comites civitatum) V, 4 Anm. 11; 11; 13; 102; 110; 139 Anm. 345; 169 mit Anm. 583; 203; 210; 213; 220 mit Anm. 939; 226; 227 Anm. 981; 232; 248 mit Anm. 1133; 250 Anm. 1153, 1154; 259; 260; 261; 262; 268 Anm. 130; 271; 275; 286; 293 mit Anm. 1470; 294 Anm. 1472; 296; 299 Anm. 1485; 301 mit Anm. 1492; 304 mit Anm. 1508; 306 mit Anm. 1519; 309; 312; 316; 322 comes rei militaris (siehe auch die spezifischen römische comites) 8, 9 Anm. 40; 11 Anm. 48; 33; 35 mit Anm. 86; 36 mit Anm. 91; 37; 97; 99 Anm. 39; 104 Anm. 83; 120; 126 Anm. 234; 162 Anm. 543; 291 mit Anm. 1455; 292 Anm. 1462; 293 mit Anm. 1468; 294; 320; 329 comes Africae 36 comes Britanniarum 36; 287 mit Anm. 1433 comes domesticorum equitum 162 Anm. 543; 325 comes domesticorum peditum 162 Anm. 543 comes et dux 13; 102; 109 Anm. 112 comes Gothorum 159 Anm. 512 comes Hispaniarum 36; 99 Anm. 39; 104 Anm. 78, 82, 83 comes Illyrici 36 mit Anm. 98; 80 Anm. 54; 325 Anm. 30 comes insulae Curitanae et Celsinae 170 Anm. 585 comes Italiae 36 comes Langobardorum 176; 253 Anm. 1175 comes litoris Saxonici per Britannias 36; 287 Anm. 1433 comes loci 286 comes Massiliensis 130; 221; 223; 293 comes Neapolis 152 mit Anm. 449; 170 Anm. 585 comes palatii 305 comes Portus urbis Romae 170 Anm. 585 comes primi ordinis 35; 125; 126; 163; 165; 170 Anm. 590; 215 Anm. 899; 315

418 

 Ämter- und Sachregister

comes provinciae 125 mit Anm. 231; 130 mit Anm. 345; 160; 170 mit Anm. 587; 201; 315 comes provinciae Dalmatiarum et Saviae 125 Anm. 231; 170 Anm. 587 comes provinciae Sirmiensis Pannoniae 125; 170 Anm. 587 comes Ravennae 170 Anm. 585 comes rerum privatarum 162 Anm. 543; 318 comes Romae 170 Anm. 585 comes sacrarum largitionum 162 Anm. 543; 318 comes stabuli 216; 259 Anm. 1232; 306 mit Anm. 1519 comes Syracusae 143; 170 mit Anm. 585; 201 comes Tingitania 36 comes tractus Argentoratensis 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 287; 320; 321; 322 Anm. 14 consiliarius ac legatarius 224 consistoriani 302 Anm. 1498 consul (Konsul) 80; 89; 131 mit Anm. 272; 171 Anm. 594; 219 mit Anm. 926; 222 Anm. 947; 292; 328 consularis 139 Anm. 345; 170; 234 Anm. 1030, 1034 corrector (Lucaniae et Bruttiorum) 131 mit Anm. 272; 234 Anm. 1030, 1034 cubicularius 253; 299 Anm. 1485 curator civitatis/rei publicae 139 Anm. 345; 169 mit Anm. 582 curator Ravennae 205 Anm. 868 curiales 227 cursus honorum 162; 164; 165 dediticii 87; 138; 264 Anm. 1273 defensor civitatis 139 Anm. 345; 169 mit Anm. 582; 227 mit Anm. 979 doctor 73 Anm. 16 domesticus (fränk.) 254; 294 mit Anm. 1473; 306 mit Anm. 1519; 329 domesticus (röm.) 39 Anm. 6; 293 Anm. 1468; 294 ducatus honos 179; 229 ductor 32; 76; 77; 78; 79; 91; 144; 155; 252 (Massiliae ductor rectorque); 284 (Massiliae ductor rectorque) ductor Samnitum 186 duumviri 169 dux passim dux Aegypti et Thebaidos utrarumque Libbyarum 109 Anm. 112

dux Belgicae secundae 36 mit Anm. 91; 87 Anm. 106; 160 Anm. 514; 320 dux Britanniae 36 mit Anm. 91; 287; 320 dux Campaniae 213 dux Emeretensis civitatis 114; 115 mit Anm. 146; 116; 119; 124 dux et comes siehe comes et dux dux et praeses Mauritaniae 36 Anm. 91 dux exercitus Hispaniae 7 Anm. 29; 8 Anm. 33 dux exercitus provinciae 7 dux Germaniae primae 36 mit Anm. 91; 37; 160 Anm. 514; 287; 288; 320; 322 dux Gothorum 73; 74 dux Hispaniarum 36; 103; 104 dux Illyrici 325 Anm. 30 dux Italiae 216; 217 mit Anm. 912 dux limitis Mauritaniae Caesariensis 36 mit Anm. 91; 320; 321 dux limitis provinciae Scythiae 109 Anm. 112 dux limitis Tripolitani 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 320; 323 dux Lusitaniae 8; 115; 116; 124; 317 dux Mauretaniae Caesariensis 36 Anm. 91, 160 Anm. 514 dux Mogontiacensis 36 mit Anm. 91; 37; 160 Anm. 514; 287; 288; 289; 290; 320; 322; 324 Anm. 25 dux Pannoniae primae et Norici ripensis 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 287; 288; 289; 320; 321 dux Pannoniae secundae 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 320 dux provinciae 7 Anm. 29; 8; 9; 104 Anm. 78, 83; 116; 119; 124 dux provinciae Sequanici 36 Anm. 91 dux provinciae Tripolitanae (siehe auch dux limitis Tripolitani) 36 Anm. 91 dux provinciae Valeriae (siehe auch dux Valeriae ripensis) 36 Anm. 91 dux Raetiae primae et secundae 36 mit Anm. 91; 128 Anm. 247; 160 mit Anm. 514; 287; 288; 290; 291 mit Anm. 1456; 308; 320; 321; 322; 324 Anm. 25; 328 dux Raetiarum 17; 127; 131; 132–143; 158; 159; 161; 202; 221; 272; 273; 274 mit Anm. 1350; 294; 305; 308; 316; 317; 322; 323; 329; 330 dux Sequanicae 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 287; 288; 289; 290; 320; 321; 324 Anm. 25; 326



dux Tarraconensis 104 Anm. 78, 83, 84 dux Toscanae 189 Anm. 752; 190 Anm. 755, 756 dux tractus Armoricani et Nervicani 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 287; 320; 321; 322 Anm. 14 dux Tripolitani (siehe auch dux limitis Tripolitani) 36 Anm. 91 dux Valeriae ripensis 36 mit Anm. 91; 160 Anm. 514; 320; 321 dux Ultraiuranus siehe pagus Ultraiuranus Edictum Theoderici 312 Edictus Rothari 16; 85 Anm. 83; 93; 167; 174; 185; 193–200; 203; 204; 208; 312 ex duce 213 Anm. 885; 215; 216; 254; 259; 302 mit Anm. 1496 Exarch 171; 182; 183; 187; 190 Anm. 756; 192; 202; 204; 205; 306 exercitalis 194–197; 199; 204 mit Anm. 856; 208 exercitus 10; 74; 175; 187; 188; 193–197; 199; 204 mit Anm. 856; 208; 254; 266; 270 famulus 216 Anm. 905; 255 fara 9; 171 mit Anm. 600; 187; 199; 206 Anm. 873; 208 foederati (Föderaten) 26 Anm. 59; 50; 52; 87 Anm. 104; 90; 125; 133; 134; 135; 137; 138; 140 mit Anm. 350; 141; 164; 177 Anm. 644; 264 Anm. 1273; 273; 274; 275; 279; 291 mit Anm. 1454; 292; 294; 312; 319; 323 foedus 80 mit Anm. 53; 81; 87 Anm. 102; 292 gairethinx (Heeresversammlung) 192; 193 mit Anm. 778 gasindium 199; 204 mit Anm. 856 gastaldius (Gastalde) 34 Anm. 81; 184; 197 mit Anm. 804; 198; 199; 200; 203; 204; 207; 208; 210; 211; 309; 311; 312; 313; 315 Geisel 55; 77; 179 Gesandter, Gesandtschaft 62; 73; 77; 79 Anm. 47; 94; 96 Anm. 15; 99 mit Anm. 47; 101; 104 Anm. 83; 105; 106; 112; 121; 179 Anm. 664; 184; 187; 242; 248 Anm. 1133; 255; 257 Anm. 1213; 261 Anm. 1249; 283; 299; 316 ἡγεμών 29; 57; 58; 68; 88; 93; 124; 125; 148; 166; 271; 307 ἡγούμενος 47; 50; 57 mit Anm. 23; 58 mit Anm. 23; 68; 86; 125; 148; 149; 155 Anm. 469; 326 Anm. 40 Hendinos 51 mit Anm. 98

Ämter- und Sachregister  

 419

interregnum 82 mit Anm. 69, 70; 167; 173 mit Anm. 607; 174; 175 Anm. 626; 176 mit Anm. 639; 177; 178; 179; 180; 187; 205 Anm. 859; 207; 208; 210; 242 Anm. 1089; 277 Anm. 1365; 311; 313; 314 interrex 180 iudex 77 Anm. 42; 111 mit Anm. 121; 168 Anm. 575; 170 Anm. 589; 193; 197; 203; 206 mit Anm. 876; 305; 312 iudex provinciae 7; 168 Anm. 575; 170; 201; 206 Khagan 188 Konsul siehe consul Legat (legatus, siehe auch Gesandter) 99; 257 Lex Alamannorum 262; 266 Anm. 1283; 267; 268 mit Anm. 1297; 270; 278 Anm. 1377 Lex Baiuvariorum 132 Anm. 278; 269; 272 Anm. 1326; 276; 277 Anm. 1371; 278 mit Anm. 1377; 279 mit Anm. 1382, 1383; 280 Anm. 1393, 1394; 281 Lex Burgundionum 52; 199; 220 Anm. 939 Lex Salica 219; 223 Anm. 953; 267 Anm. 1295; 306 Lex Visigothorum 110; 117; 124; 312; 317 macescario 204 magister militum 33; 35 mit Anm. 87; 38 Anm. 1; 52 Anm. 105; 80 mit Anm. 54, 58; 103 Anm. 78; 104; 120 Anm. 77; 123 Anm. 220; 132; 162; 205 Anm. 868; 222 Anm. 947; 291; 292; 293 mit Anm. 1468; 294; 315; 321 Anm. 10; 325 mit Anm. 30, 32; 326 Anm. 40; 327; 328; 329 magister militum per Illyricum 80 Anm. 54; 325 mit Anm. 30 magister militum per Orientem 191 magister officiorum 130; 162 mit Anm. 542 magister utriusque militiae per Gallias 291 magister utriusque militiae praesentalis 326 magistri scriniorum 162 Anm. 543 maiordomus 253; 257; 283 mit Anm. 1409, 1424; 294; 306 mit Anm. 1520; 316 marcalc 204 mit Anm. 856 marphais 171 mit Anm. 599; 204 mit Anm. 856 millenarius siehe χιλιάρχος nobiles, nobiliores 111 Anm. 119; 114 Anm. 36; 174 mit Anm. 622; 184 mit Anm. 706; 305 notarius 193 Notitia Dignitatum 7; 35; 36; 39 Anm. 5; 104; 127; 132 mit Anm. 278, 279; 133; 135; 139;

420 

 Ämter- und Sachregister

162; 234 Anm. 1030; 287; 288; 320; 322; 324; 325 nutricius 252 obsequium 178; 199 officium 178 optimates 24; 43; 47; 78; 79 mit Anm. 47; 306 ordo decurionum 169; 170 Anm. 590; 201; 289 Anm. 1448 ordo equester 302 Anm. 1498 ordo senatorius 101; 163; 164; 165; 302 Anm. 1498 origo gentis Langobardorum 83 Anm. 72; 85 mit Anm. 83; 86; 200 Anm. 825; 275 Anm. 1356; 281 pactus legis Alamannorum 267; 268; 271 pactus legis Salicae 223 mit Anm. 957; 224; 312 pagus (siehe auch p. Scotingorum, p. Ultraiuranus) 12; 220; 237 mit Anm. 1057; 238; 275 Anm. 1352; 293 paranymphus 257 patricius 10; 38 Anm. 10; 52 Anm. 105; 109 Anm. 111; 131 mit Anm. 277; 144; 171; 172; 186 Anm. 721; 189; 222 mit Anm. 947; 257; 258; 259; 260 Anm. 1242, 1243; 261; 284 mit Anm. 1414; 285 mit Anm. 1424; 286; 294; 301; 306 Anm. 1520; 314 Anm. 3; 327 patricius praesentalis 129; 130; 131 patricius provinciae Arelatensis 130; 297; 314 Anm. 3 patricius provinciae Massiliensis siehe rector provinciae Massiliensis potiores 78; 79 praefectus Italiae 216 praefectus praetorio 7; 127 Anm. 245; 130; 131 mit Anm. 277; 162 mit Anm. 542 praepositus 33; 128; 291; 293 Anm. 1468; 294; 313; 329 praepositus sacri cubiculi 162 praeses 140; 234 Anm. 1030, 1034 praesidatus 139 Anm. 345 pragmatische Sanktion siehe sanctio pragmatica primates 77 mit Anm. 42; 78; 81; 168 Anm. 575; 170 mit Anm. 590; 184 mit Anm. 706; 193; 201; 214; 215; 250 mit Anm. 1156; 302 primicerius notariorum 162 Anm. 543 primicerius sacri cubiculi 162 Anm. 543 primores 24

principatus (Aire und Béarn) 102; 226–227; 249; 296; 297; 298; 299 priores 187; 188 proceres 306 proconsul Africae 162 Anm. 543 provinciae dux siehe dux provinciae quaestor (Palatii) 30 Anm. 73; 130; 131 Am. 272; 162 Anm. 543; 169 quasi dux 213 Anm. 885; 215; 216; 253 mit Anm. 1182; 254; 255; 300 Anm. 1489; 302 mit Anm. 1496 quinquennales 169 rector (provinciae) 12; 130; 139 Anm. 345; 170; 233 Anm. 1021; 234 mit Anm. 1030, 1034; 235 mit Anm. 1037; 252 mit Anm. 1165; 254; 258; 275; 284; 294; 297; 306 mit Anm. 1520; 315 rector provinciae Massiliensis 232; 234; 235 Anm. 1036; 252; 284 referendarius 230; 286; 294 Anm. 1473; 309 Anm. 1 regalus 43 mit Anm. 35, 44 Anm. 45; 45; 46 mit Anm. 61, 64, 66; 47; 49; 89 regulus 44; 45; 46 mit Anm. 61; 49; 78; 82; 89; 90; 91; 312 rex 1; 5; 32 mit Anm. 76; 39 Anm. 5; 40; 42 Anm. 21; 45 Anm. 50; 46 Anm. 66; 47; 48 Anm. 78; 49 Anm. 95; 54; 58; 79; 80; 82; 84; 85; 86; 90; 91; 94; 110 mit Anm. 119; 111; 117; 122; 123; 150; 166; 171; 178; 179; 180; 184; 196; 198; 199; 202; 204; 206; 207; 209; 210; 211; 223 mit Anm. 956; 277; 279; 281; 291; 292; 306; 328 rex Alamannorum 46 Anm. 62; 48 mit Anm. 81; 266 Anm. 1287 rex Baioariorum 276; 281 rex Romanorum 222 rex Suevorum 98 Anm. 28 rex Vandalorum 57 Anm. 21 Rheinübergang 406/7 35 mit Anm. 88; 41 Anm. 14; 49; 51; 57; 68; 217; 262; 287  f; 289; 290; 320; 322 mit Anm. 18; 323; 324 saio 34 Anm. 81; 129 mit Anm. 254; 162 mit Anm. 539; 165; 312 sanctio pragmatica (pragmatische Sanktion) 167–169; 201 scaffardus 204 mit Anm. 856 Schlacht auf den Katalaunischen Feldern siehe katalaunische Felder



Schlacht bei Vouillé siehe Vouillé Schlacht bei Wangas siehe Wangen sculdhais (Schultheiß) 203 mit Anm. 845; 210 sculscara 204 mit Anm. 856 Senator 18; 101; 163; 164; 165 mit Anm. 575; 225 senator (militär. Rang) 293 Anm. 1468; 294; 329 spatharius 145; 163; 315 solidi 168 Anm. 575; 196 mit Anm. 801; 197; 198 mit Anm. 809, 812; 243 Anm. 1094 στρατηγός 64 mit Anm. 54; 65; 67; 68; 69; 153; 154; 166; 326 Anm. 40 strator 171; 172; 204; 210 subregulus 46 Anm. 61; 89; 91 συνάρχων 146 Synode 137; 216; 251; 255 Anm. 1198; 259 tribunus (fränk.) 275 Anm. 1352; 293; 294 mit Anm. 1472; 329

Ämter- und Sachregister  

 421

tribunus (röm.) 33; 132; 291; 293 Anm. 1468; 294 tribunus gentis 135 tribunus provinciae 139 Anm. 345 Tribut 54; 63; 64; 84; 127; 189 Anm. 748; 281; 282 Verschwörung des Rauchingus 214; 232 Anm. 1013; 234 Anm. 1031; 245; 250 mit Anm. 1156; 253; 265; 301 Vertrag von Andelot 227; 236; 243; 250 vicarius 162 Anm. 543 vir illustris 100; 103 Anm. 78; 126 Anm. 237; 128 Anm. 248; 139; 302 Anm. 1498 vir magnificus 305 vir spectabilis 126 Anm. 237; 128 mit Anm. 248; 129; 139 mit Anm. 344; 163; 164 vir sublimis 126 mit Anm. 236, 237; 129; 163; 164 χιλιάρχος 58; 59 mit Anm. 32; 60 mit Anm. 34; 61; 67; 68; 69