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German Pages 423 [428] Year 1973
ALTHEIM—STIEHL • CHRISTENTUM AM ROTEN MEER ZWEITER BAND
FRANZ ALTHEIM U N D RUTH STIEHL
CHRISTENTUM AM ROTEN MEER ZWEITER BAND
MIT BEITRÄGEN VON J O H A N N E S I R M S C H E R , MARTIN KRAUSE, R U D O L F MACUCH, H E I N Z POHL UND ZUHAIR
SHUNNAR
w DE
G WALTER D E GRUYTER • B E R L I N • N E W YORK 1973
© ISBN 3 11 003791 2 Library of Congress Catalog Card Number: 73-78231 Copyright 1973 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp. Printed in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen — auch auszugsweise — vorbehalten. Herstellung: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
MICHAEL DE FE RD IN A N D Y IN A L T E R F R E U N D S C H A F T
ZUGEEIGNET
INHALTSVERZEICHNIS Erstes Buch: Neue Texte Erstes Kapitel: Die Paraphrase des Seem. Von Martin Krause 2 Zweites Kapitel: Der zweite Logos des Großen Seth. Von Martin Krause . . 106 Drittes Kapitel: Die Petrusapokalypse. Von Martin Krause und Viktor Girgis 152 Viertes Kapitel: Die drei Stelen des Seth. Von Martin Krause und Viktor Girgis 180 Zweites Buch: Arabien und Nachbargebiete Fünftes Kapitel: Petra und Palmyra 233 Sechstes Kapitel: Taimä' nach Nabunid 243 Siebentes Kapitel: Gnostische Ethik und die Anfänge der Mandäer. Von Rudolf Macuch 254 Drittes Buch: Ägypten Achtes Kapitel: Zu einer „revidierten" Lesung des aram. Papyrus Berol. 23000. Von Zuhair Shunnar 277 Neuntes Kapitel: Alexandria, die christusliebende Stadt. Von Johannes Irmscher 290 Zehntes Kapitel: Babylon 1 Petr. 5, 13 297 Viertes Buch: Nubien und Nachbargebiete Elftes Kapitel: Weitere Inschriften aus Faras Zwölftes Kapitel: Das christliche Nubien in neuem Licht Dreizehntes Kapitel: Christliche Garamanten und Blemyer
303 307 322
Fünftes Buch: Äthiopien Vierzehntes Kapitel: Ein unbeachtetes Bruchstück Dionysios' von Tellmahre 335 Fünfzehntes Kapitel: Phantasiasten und Gaianiten 347 Anhang: Retractationes. Mit einem Beitrag Heinz Pohl's
350
Abbildungsteil
369
Register 1. Geschichtliches Register 2. Autorenregister 3. Philologisches Register
405 410 413
E R S T E S BUCH
NEUE TEXTE
i. KAPITEL
DIE PARAPHRASE DES SEEM [Ä]
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i. KAPITEL DIE PARAPHRASE DES SEEM [Seite i] Die Paraphrase 2
(-TrapÄtppacxis) des
Seem.
[Die] Paraphrase (TrapÖHppaais), die geschah über den ungezeugten (dyivvr|Tov) Geist (irveOpa). Das, was mir, Seem, Derdekea(s) offenbart hat nach (kottä) dem Willen der Größe (ijiyeöos). Mein Denken, das in meinem Körper (s) im Schlafe. Ich hörte eine Stimme, die zu mir sagte: „S6em, weil (hreiSri) du aus einer reinen (¿Kepaios) Kraft (SOvams) stammst und du der Zuerst-Seiehde auf der Erde bist, höre und verstehe (-voeiv), was ich dir zuerst sagen werde über die großen Kräfte (Suvapiis). Diese waren unter den ersten, bevor ich in Erscheinung trat. Es gab Licht und Finsternis, und Geist (irveOna) war in ihrer
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NEUE TEXTE MHT6"
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1. DIE PARAPHRASE DES SfiEM
28 Mitte. Weil (iuEiSfi) deine Wurzel in das Vergessen herabgefallen ist — dieser war 30 der ungezeugte (àai; Ausspruch 29,19 90oveTv P 0 8 0 N I beneiden 77,2 90ÓVOS Neid 4 4 , 1 4 — 1 5 «popetv POP6l tragen 17,8; POOP1 34, 25 3 3 ; 36,28; (DOPI 33,20 9póvT|ors Gesinnung 13,22 91/Xi'i Stamm 36,24 9CKTIS Natur 4,32; 5,3.9—10.21.22—23. 33—34; 6,1.9.13.20; 7 , 1 1 . 1 5 . 1 9 . 2 1 . 2 5 ; 15»
1—3 UND
5
227
8,15.28.30—31.33; 10,14.26.35; 1 1 , 1 . 1 0 — 1 1 ; 1 2 , 1 4 . 2 2 ; 1 3 , 1 7 ; 1 4 . 1 3 ; 1 5,59.12.19.28; 18,1.16.17.25.30—31.33; 1 9 , 4 — 5 1 5 ; 20,3.23.25; 2 1 , 5 ; 22,10. 20—21.22; 2 3 , 1 . 5 ; 24,24.31; 26,27.34; 2 8 , 1 1 ; 29,8.29; 30,10; 3 2 , 1 — 2 . 5 ; 34, 3 ; 35.7—8; 36,34; 37,2; 38,20—21; 39,28; 40,22—23; 4 1 , 3 1 ; 4 2 , 1 0 . 1 5 . 1 6 . 23.27—28; 43,8—9; 44,1.3; 45,10.16. 27; 47.5-I4-33-34; 48,7-20.22—23; 62, 22; 75.33; 90, was schwerlich möglich ist. Wäre es nicht besser, wenn wir es als ein ' ansehen würden ? Denn dessen Ähnlichkeit mit ' ist eindeutig (vgl. Abb. 21 c). Demzufolge ist dieses fragmentarische Wort mit 'In „diese" zu rekonstruieren (vgl. Abb. 21, 2). Die Rekonstruktion des ersten Buchstabenkomplexes nach N-S mit hlq' ist nicht möglich, wie ich oben ausgeführt habe, weil das Element a (Abb. 21) nicht, wie N-S vermuteten, den oberen Teil eines q, sondern den oberen Teil eines n bildet (vgl. Abb. 21, i a b ; hier die Rekonstruktion des n aus dem n in wybltwn Z. 5 und 'lyn Z. 6). Damit ist die Lesung des Wortes mit ziemlicher Sicherheit hyln' „unsere Güter" (für die Bedeutung „Güter", vgl. Ahïq. 137, Février BAr 46, 49, 172) oder „unsere Arbeiter, Hüter". Somit ergibt sich die bestmögliche Rekonstruktion und Lesung mit hzw hyln' 'In zy „gebt acht auf unsere Güter diese, die usw." (für das Possessivsuffix -n „unser", vgl. Cowley bbytn „in unserem Haus", 81,110. 115 und vielleicht zyln' „unser" 81, 32. 38; zu einer anderen Lesungsmöglichkeit der Lücke vgl. Abb. 22). Die Problematik der Lesung sby (hby, Z. 3) ist vielleicht aus dem fragmentarischen ersten Buchstaben herzuleiten; denn, wie er ist, ist er nicht anders als s zu lesen. Aber dagegen spricht einiges : Da der rechte Arm des Buchstabens fragmentarisch ist, könnte man ihn entweder so hinnehmen oder so ergänzen, daß der rechte Arm den Arm eines h bildet, (vgl. h des Wortes hwry, Adresse). Diese beiden Möglichkeiten sind zulässig. In diesem Dokument aber ist der Rest eines s vorhanden, was einen völlig anderen Charakter darstellt. In Zeile 6 am Ende der ersten Lücke links oben ist dieser Rest zu suchen. Abb. 23 a zeigt uns schon bei einer zehnfachen Vergrößerung, daß dies der Rest eines s ist. Abb. 23 b, c (vgl. Sayce P. L, 13) demonstriert die enge Verwandtschaft mit unserem s. Was die Bedeutung anbetrifft, habe ich das arabischehabb, hubüb „Getreide, Weizen" vorgeschlagen, denn es geht aus dem Dokument deutlich hervor, daß es sich um einen Transport von Korn handelt, sodaß die Lücke in dieser Zeile damit ergänzt werden kann (für hb' vgl. ferner auch das Jaud. hb' Had. 20, s. Garbini, L'Aramaico antico, p. 260). Die Lesung y'bd statt y'br (Z.3) ist möglich, aber nicht überzeugend, weil der letzte Buchstabe vom Kontext her genauso gut ein r sein kann, d. h. wzy hby y'br Ih „und diesen Weizen soll er ihm transportieren". Die Lücke
VIII. ZU EINER „REVIDIERTEN" LESUNG DES ARAM. PAPYRUS
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(Z. 3 'lp'. . . hbh) wagten N-S nicht zu rekonstruieren, weil sie damit nichts anzufangen wußten. Dort kann es sich nur um eine Summe Geld handeln, d. h. um eine bestimmte Zahl skl, krs, hlr oder auch hb' als Miete des Schiffes. Unter Beachtung der Zwischenräume erlaubt diese Lücke, fünf oder sechs Buchstaben zu rekonstruieren. Abb. 24,1 demonstriert die Rekonstruktion dieser Lücke aus der Gruppe s 8 (Z. 4 und 5). Auch könnte hier die Summe i 4 (5) gestanden haben; für krs oder hlr ist ein ähnliches Verfahren anwendbar. Abb. 24, 2 demonstriert die Rekonstruktion mit dem Wort hby + Zahl, die hby 4 ergeben hat (vielleicht auch hby 10, weil der Rest der Lücke für das Zahlzeichen 10 ausreicht). Die Lesung des Wortes hbw (Z. 3) möchte ich hier in hbh korrigieren und bedaure, daß es von N-S nicht erkannt wurde (vgl. Abb. 24 c 15 fV, für diesen Imperativ vgl. Cowley 39, 4; 42, 6). Die Abweichungen in Zeile 4 beschränken sich auf die Rekonstruktion der Lücke yhbt.... Imntn und die Lesung krs 1 (krSri). Zu der ersteren ist der Buchstabe l eindeutig, die anderen sind fragmentarisch, aber durchaus rekonstruierbar. Ich sehe in dem letzten den oberen Teil eines t, in dem vorletzten den oberen Teil eines y (vgl. w'yty derselben Zeile), in dem mittleren den oberen Teil eines n (vgl. 'rmntyr/dt Z. 2) und in dem zweiten den Rest eines p (vgl. Abb. 25, 40 fV). Demnach ist die Lesung Ipnyt zweifellos sicher. Der Name ist eindeutig ägyptischer Personenname pl-n-ny.t „der zur Neith Gehörige" (Ranke, PN, Bd. 1, p. 108 Nr. 21, pl-n-ny.t). Die Lesung krS 1 (krsn Z. 4) ist natürlich einleuchtend. Nun, ich habe davon Abstand genommen, weil die Wiederholung in der nächsten Zeile (5) nicht damit übereinstimmt. N-S möchten in beiden Fällen z lesen, was möglich sein kann, doch die Schreibung der Zahl in Zeile 5 weist eher auf die Zahl 10 hin. Obwohl der Winkel nicht üblich ist, besteht aber die Möglichkeit dazu, vgl. Cooke, A Text Book of North-Semitic Inscriptions, Oxford 1903, Nr. 6g, s. a. CIS II 113, Nr. 76, CIS II 145, Nr. 77, CIS II, 146 und Sayce, Aramaic Papyri discovered at Assuan, London 1906, P. B. 1 (die besseren Beispiele sind bei Cooke 69). Es ist außerdem üblich, das Zeichen (ohne Winkel) als Schlußeins zu benutzen (nicht allein), doch bleibt es dahingestellt, ob wir das Zeichen 1 als 1 oder als 10 lesen. Zeile 5 bietet einige Differenzen. Schon am Anfang der Zeile lesen N-S Imzbnh ('Imzbnwk), warum sie aber das ' am Anfang der Zeile ignorierten.
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ÄGYPTEN
bleibt unerklärlich (vgl. Abb. 27 a, 40 fV). A m Ende dürfte ein h stehen, unsicher aber bleibt die Funktion des Elementes c, was etwas verwirrend ist; denn es paßt zum Element b genauso gut wie d zu b, um die Bildung des linken Armes eines h zu erfüllen (vgl. Abb. 27 bcd). Die Rekonstruktion der nachfolgenden Lücke mit lbwr ist nicht überzeugend ; denn vieles spricht dagegen. Der letzte Buchstabe ist eindeutig ein w (vgl. Abb. 26 g, und bemerke die Trennungszeichen zwischen dem ¿-Arm Z. 4 in yhbt oder yhyt und dem w). Der vorletzte Buchstabe ist eindeutig ein r. Das Element h ist der untere Teil eines eindeutig rekonstruierbaren b. Deutlicher noch ist das Element e, was zu einem' gehört; doch was N-S nicht berücksichtigt haben, sind die Reste a b c und d. Diese Reste müssen eine Funktion gehabt haben; denn sie sind nicht aus Zufall dort. Diese Elemente a b c und d sind zu einem t oder zu einemn — was sehr wahrscheinlich ist — oder zu einem l — was weniger wahrscheinlich ist — (vgl. Abb. 26 abcd) rekonstruierbar. Die Lesung ist, der Rekonstruktion nach, t'brw, (Af'el, 2. m. pl.) in der Bedeutung „überführet". Die Lesung lytm' (lytms) ist durchaus zulässig; man muß aber gerechterweise den letzten Buchstaben wegen seiner Seltenheit näher betrachten. Es ist sicher, daß das Element b (vgl. Abb. 28 b) sonderbar ist, doch der ganze Buchstabe an sich ist seltsam. Man kann es leicht mit dem s in Verbindung bringen, besonders dem von den Ostraka her bekannten (vgl. Lidzbarski, Ephemeris III, Tafel II, 8 und besonders Tafel III, 7. 10. 13). Das weiche Schreibmaterial weist auch diese Schreibart auf, was über Jahrhunderte hinweg anzutreffen war (vgl. Sayce P. A, 2; P. B, 8; P. C, 20; P. D, 22; P. L, 6. 1 3 ; P. G, 8. 15. 25 und Sachau Tafel 29 P. 28, 19, Behistan, Tafel 55 P. 62 Rückseite Kol. I, 8; und jetzt J. Naveh, The Development of the Aramaic Script, Jerusalem 1970, Fig. 4, 3 ; 4, 4; 5, 1 ; 6, 2; 6, 4; 7, 3 ; 9, 4, 2; 9, 5, 3 und P. 28; vgl. Abb. 28 für sämtliche oben erwähnten Belegstellen und einige ' aus demselben P.). Zur Bedeutung des Namens ytm' schlägt Lidzbarski (Ephemeris II 22461, 22511 f) „Waise" in Anlehnung an das syrische ytm' vor oder als Kurzform des Namens ytmk'l (vgl. Nordsem. Epigraphik, p. 386) wie yml' als Kurzform von ymlkw aufzufassen ist (Ephemeris II 225, 15 f). Aber wenn der Name ytm' richtig gelesen ist, dann handelt es sich hier eindeutig um keinen edomitischen, sondern um einen ägyptischen Eigennamen, jtj-rm „der gerechte Vater" oder „der Vater ist gerecht" (Ranke, PN, Bd. I p. 50, Nr. 21). Das Nichterschei-
VIII. ZU EINER „REVIDIERTEN" LESUNG DES ARAM. PAPYRUS
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nen des finalen' im Aramäischen beruht auf der Tatsache, daß das ' mit dem Alef zusammenfällt, infolge der gleichen Aussprache. Eine andere Möglichkeit, den Namen aus dem Ägyptischen zu belegen, wäre, die beiden Bestandteile jt (jtj) „ V a t e r " (vgl. Ranke I, p. 50, Nr. 13) und m' „sehen" (vgl. m" Ranke I, p. 143 Nr. 19 und die Nr. 11 und 12) einzeln zu betrachten. Beide Teile bilden hier ein passives Partizip in der Bedeutung „der Vater, der gesehen worden ist". Es ist bedauerlich, daß der Name in dieser Form bis jetzt nicht belegt werden konnte, grundsätzlich steht dieser Form nichts im Wege; denn derartige Namensbildungen mit dem Bestandteil jt „ V a t e r " sind mehrfach belegt und reichen vom Alten Reich über das Mittlere Reich bis zur persischen Herrschaft in Ägypten (vgl. Ranke, P N I, p. 50, Nr. 13f.). Die Ergänzung und Rekonstruktion der ersten Lücke (Z. 6) lehnt sich zum Teil an meine erste Lesung an. N-S haben die Lesung tb übernommen und rekonstruierten die Lücke mit tb whn l' „ g u t und wenn nicht". Dies war wiederum sehr leichtfertig und frei; denn am Ende der Lücke links oben steht eindeutig der obere Rest eines s; ich habe schon darüber berichtet (vgl. oben Abb. 23). Wie N-S aus diesem Rest ein h machen wollen, ist nicht zu erklären. Ich habe bei meiner ersten Lesung ' ergänzt, weil es am nächsten liegt, doch ist h, auch wenn es einen Sinn ergibt, vom Duktus her unmöglich. Die Existenz des Buchstabens t, am Anfang der Lücke, lädt automatisch zu der Lesung tb ein; vom Inhalt her aber könnte man eher ein Substantiv erwarten, weil zum Haus des spntdt etwas hingebracht worden ist. Um den Satz genau zu rekonstruieren, müssen wir vom Ende der dritten Zeile an bei 'yty anfangen: „es sind 8 silberne s, die ich gegeben habe dem pnyt, um sie weiter(zugeben) wegen des Transportes zu meinem Haus; und es ist noch Geld (vorhanden) krs 1, das ich dir für den Verkauf dessen gegeben habe. Dem ytm' gebt alle 10 silbernen krs und 8 s. Wenn ihr Weizen verkauft (vgl. Cowley 42, 5. 6 hn l' zbnw hmw „if they dont seil them") und zu unseren Häusern... gebracht habt''. Nun, was sollen sie zu den Häusern spntdt's gebracht haben, etwa Mehl thn , die Ladung (des Schiffes) t'wn' (vgl. Cowley 8,24; Ahiq. 90,91) oder die Bestellung t'm' (vgl. Driver 4.4 und 5) oder Bohnen tlph (vgl. Cowley 2,4.5; 3,5.6 tlphn) oder Nahrungsmittel t'mh (vgl. CIS II 3913 II 109). Sicherlich kann es sich hier nur um die Ladung (t'wn') des Schiffes handeln. Bei dem nachfolgenden Wort m l ' könnte es sich um ein Adjektiv handeln, das die Ladung näher bestimmt, aber was soll snl' für eine Bedeutung haben ? Etwa die „bestellte", dann handelt es sich hier um die Bildung
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ÄGYPTEN
eines Adjektivs der Wurzel nsl „bestellen", und für die Schreibung ml' kann nur eine Metathese in Betracht kommen. Nun, ich schlage als vorläufige Lesung twn snl' „die bestellte Ladung des Schiffes" vor (vgl. Abb. 29. Ein Rest des ' ist noch erkennbar, Abb. 29 a). Die zweite Lücke in Zeile 6 wurde von N-S 'r[mtyldt gelesen, dies ist wiederum sehr flüchtig; denn diese Lücke erlaubt noch einen Buchstaben, nämlich n (vgl. Abb. 30 a und b). A b b . 30a demonstriert die Lesung von N-S mit dem für n bestimmten Zwischenraum — c — . Abb. 30 b demonstriert meine Lesung mit Füllung des Zwischenraumes — c — durch n ; denn N-S wußten nicht, was sie mit dem n anfangen sollten, und deshalb war die einfachste Methode, es wegzudenken. N-S behaupten: „ I t is difficult to tell whether 'rmntydt of line 2 and 'rmtydt are the same person, though it is more likely that they would be and that one of the two spellings is due to a scribal error. Ärmatidäta would be a good Iranian name, compounded with the name of the female deity Ärmati ,piety, right-mindedness' with -data, created' or ,law'. The spelling 'rmntydt does not seem to offer any Iranian etymology" (JAOS 91,3 p. 380). Bei dieser Ausführung fällt auf, daß N-S das n unbedingt wegdenken wollen und den Bestandteil däta fixieren. In dem Schriftstück kommt der Name dreimal vor (vgl. Zeile 2, 6, 7), zwei davon sind mit n (Z. 2 und 6, Abb. 30 b) und eins ist ohne n, wobei aber sicher ist, daß „the spelling is" nicht „due to a scribal error", sondern daß, wie in der AP-Orthographie, das n vor Dentalen ausgelassen wird, cf. atar „inmitten, zwischen", bad „binden", badaka „Diener" (vgl. Kent's Lexikon, s. vv. 166,199 b); obwohl diese Wörter phonetisch antar, band-, bandaka (vgl. Avestisch antard, band-, N P andar, band-, bände) gelesen wurden, wurden sie graphisch ohne n geschrieben. Wäre es nicht möglich, daß der Schreiber in diesem Fall (Z. 7) gemäß der Orthographie des A P und in den anderen zwei Fällen (Z. 6, 2) phonetisch 'rmntyr/dt geschrieben hat (vgl. auch R. Macuch, Gesprochenes Aramäisch und aramäische Schriftsprachen, in F. AltheimR. Stiehl, Christentum am Roten Meer 1 , 5 4 9 ! ) . Was den Namen anbetrifft, so ist er aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt. Der erste Bestandteil 'rmn erinnert an das A P Armina- „Armenien" und Arminiya-] beide Formen kommen in der Behistan-Inschrift vor (s. Kent 1. c. 171 a s. vv.). Der zweite Bestandteil -tyrt kommt im iranischen Namensverzeichnis als selbständiger Name armenischen Ursprungs vor (vgl. Justi IN 327 s. v. Tirith, und p. 328 s. v. Tirots). Vielleicht ist es nicht übertrieben anzunehmen, daß
VIII. ZU EINER „REVIDIERTEN" LESUNG DES ARAM. PAPYRUS
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solche armenischen Namen schon Jahrhunderte vor den ersten armenischen Quellen existiert haben. Nun, anhand der oben erwähnten Ausführungen können wir die Existenz des n und des r nicht einfach wegdenken, wie N-S es wünschen, und auf Grund der Tatsache, daß die iranischen Namen mit -data sehr häufig sind, schlage ich vorläufig vor, daß wir den Namen nicht phonetisch wiedergeben, sondern einfach folgendermaßen transkribieren: 'rmntyrjdt, was beiden Möglichkeiten gerecht wird. Die Ergänzung der dritten Lücke in h[w yh]yth ist möglich. Die letzte Lücke mit dem Wort £gy' auszufüllen, geht leider nicht, so gerne ich das zulassen möchte, aber wo sollte man den Platz herzaubern (vgl. Abb. 31 a und b). Abb. 31 a demonstriert den Vorschlag von N-S und Abb. 31 b meine Lesung. Linie c ist die ungefähre Schlußlinie der Schrift, Linie d ist das linke Ende des Papyrus. Zeile 7 bietet einige Unklarheiten. Ich bin der Meinung, daß die Rekonstruktion von N-S nicht befriedigend ist (p. 381); ein neuer Versuch wird sich lohnen. Schon am Anfang der Zeile (1. Lücke) kann die Rekonstruktion des fehlenden Buchstabens als möglich erscheinen. Die ersten Buchstaben vor der Lücke sind sicher by, der dritte Buchstabe ist nicht l, wie N-S vorschlagen, sondern ein s oder w. Mir scheint, daß es eher ein w ist. Die Reste am Anfang der Lücke sind die Reste eines m (vgl. Abb. 32 a), in der Lücke dürfte das' gestanden haben, also bywm' „an dem Tag". Mein Vorschlag, die drei Buchstaben d'w zu hwd'w zu ergänzen (vgl. meinen Aufsatz p. 117), bleibt bestehen. Ein klassisches Beispiel für diese Satzkonstruktion ist bei Cowley 22, 120/21 zu finden: ksp' zy qrn ywm' hw byd ydnyh = „das Geld, das an dem Tag gesammelt wurde ( < entstand), ist in der Hand Y,'s.". Ahnlich bei uns whn 'bwr zy qym bywm' hwd'w l'rmtyr/dt 'Iwhy „aber wenn an dem Tag (genug) Korn sich angesammelt hat, lasset 'rmtyrjdt darüber wissen". In der zweiten Lücke nach 'Iwhy dürfte ein Wort von drei Buchstaben gestanden haben, vielleicht whn (nicht [wh]bwhy, weil die Lücke sonst sehr weit wird). Meine Lesung bwhyl ist immer noch sicher, weil das l doch zum Wort gehört und das Wort 'bwhy hier nichts zu suchen hat. N-S möchten in dem Rest vor der Lücke den Rest eines y sehen, aber das ist sicher nicht richtig; denn der Rest deutet einwandfrei auf ein h hin (vgl. Abb. 33,1a), was jedoch noch zum selben Wort gehört, d. h. bwhylh „zu der Zeit" oder — was noch wahrscheinlicher ist — es handelt sich hier um einen Eigennamen nach der im Aramäischen sehr häufigen Form qntail, von der Wurzel bhl „eilen,
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ÄGYPTEN
ruhen", buhailä „ d e r kleine Ruhende". Für die Pleneschreibung vgl. Mischna swmyrh „eine kleine H ü t t e " , bwdydh „kleiner K e l t e r " — ' E r u b i m 2 . 5; Bbath 4. 8 — siehe J. Barth, Die Nominalbildung in den semitischen Sprachen, p. 3 1 4 t . N - S lesen 'bwhy (Zeile 7 nach der dritten Lücke). Warum sie sich dafür entschieden haben, ist wiederum verwunderlich; denn man kann nicht lesen, was nicht da steht, und nicht sehen wollen, was da steht, nämlich ein unbestreitbares n (vgl. A b b . 3 3 b, d. h. bnhy). I n der Lücke vor dem b dürfte ein w gestanden haben, so daß das W o r t zu wbnhy „ u n d seine Söhne" (vgl. Cowley 40, 1 ; 54, 8 ; 7 1 , 19) ergänzt werden kann. V o r der letzten Lücke steht der Rest eines w, was von N - S nicht erkannt wurde. I n der Lücke müßte ein zweiter Eigenname gestanden haben; ytm' würde es heißen: [whn] bwhyl[h
w]bnky
wäre passend, so
ptmhw w[ytm']
Buhailah und seine Söhne ptmhw und ytm'
'mk „ u n d wenn
sich bei dir befinden".
Zeile 8 ist bis auf die erste Lücke soweit klar. N - S sehen in der Buchstabengruppe vor der Lücke b'lp und ergänzen q'm Ibytk],
diese Gruppe zu
b'lp['
Das kann niemals sein, weil zwischen dem ersten Buchstaben
und dem l zwei Buchstaben stehen. W a r u m N - S immer Buchstaben wegdenken, ist sonderbar; die Buchstaben lassen sich bei einer fünfundzwanzigfachen Vergrößerung sehr gut restaurieren (vgl. A b b . 3 3 , 2). Hier handelt es sich um den Imperativ des Pa'el pqd „sagen, befehlen". Der Buchstabe unmittelbar vor der Lücke gehört zum Namen ptmhw
(vgl. A b b . 3 3 , 2 , viel-
leicht auch ytm', vgl. A b b . 34), wobei die Lücke damit restauriert wird, so daß die Zeile folgendermaßen gelesen w i r d : pqd Iptmhw mnkm 'd ymt' 'Ly „sage ptmhw [ytm'],
{lytm ?) 'l yrhq
er soll von euch nicht weggehen, bis
er zu mir k o m m t " . Meine Lesung kmr in der Adresse könnte als einwandfrei betrachtet weiden (vgl. A b b . 3 3 , 3 c ) . Hier möchte ich aber auf die Lesung kmw aufmerksam machen (vgl. A b b . 3 3 , 3 d), was vielleicht auch zum ägyptischen Vornamen hwry paßt, und wenn wir annehmen, daß die Lesung richtig ist, dann handelt es sich hier einwandfrei um einen ägypt. Eigennamen (vgl. Ranke P N , Bd. I, p. 3 4 5 N r . 4, 5 ; vgl. auch km „schwarz", Ranke, P N , Bd. I, p. 3 4 4 Nr. 2 6 f . ) . Die
Bilanz der obigen
Untersuchung ergibt nun folgende
Lesung:
(Abb. 35—37) 1. 'I 'hy hwry wptmhw [']hwkm spntdt Um 'hy 'Ihy' kl' yS'lw bkl'dn 2. 'yty ly 'lp hnh bydkm byny wbyn mryh hzw [hyln' 'rmntyr/dt
'In]
wk't
zy y'mr
Ikm
VIII. ZU E I N E R „ R E V I D I E R T E N " LESUNG DES ARAM. P A P Y R U S
287
3. ImCn bh wzy hby y'br Ih 'p hlqy b'gr 'Ip' [£. 4(5)] hbh 'lydh 'yty ksp 4. s 8 yhbt [Ipnyt] Imntn b'bwr Imwbl Ibyty w'yty ksp krs 1 zy 'nhyhbt 5. Ik 'Imzbnh [t'b]rw lytm' kl ksp krS io(?) wybltwn 6.
btyn f[wn'] 'b[wr] zy
$ 8 h[n] zbntwn hmw 'bwr
snl' ksp' hbw lyd 'r[mntyr]/dt
h\w yh]yth 'lyn whn
7. qym bywm[' hw]d'w l'rmtyr/dt 'Iwhy [whn] bwhyl[h w]bnhy ptmhw w[ytm'] 8. lmk pqd l[ptmhw]
'l yrhq mnkm *d ymt'
ADRESSE:
'l 'hy hwry br kmr wptmhw 'hwkm spntdt br prwrtpt ÜBERSETZUNG:
1. An meine Brüder hwry und ptmhw, euer Bruder spntdt, mögen alle Götter nach dem Heil meiner Brüder allzeit fragen und nun: 2. Es befindet sich eine Schiffskabine in euren Händen, die ein Besitz (ist) zwischen mir und dessen Kapitän (d. h. von dessen Kapitän ich das Schiff gemietet habe). Achtet bitte auf diese unsere Güter (hyln 'In), welche 'rmntyrjdt euch nennen wird, 3. um es (das Schiff) zu beladen, und den Weizen (hby) soll er ihm (dem Kapitän) übergeben (überführen). Doch was meinen Teil von der Miete des Schiffes anbelangt (anbetrifft), s 4, gib (ihn) zu seinen Händen (von 'rmntyrjdt). Ferner ist noch Geld (vorhanden), 4. (eine Summe von) s 8, die ich dem pnyt gegeben habe, um (sie) wegen (b'bwr) des Transportes zu meinem Haus (weiter)zugeben. Ferner ist noch Geld (vorhanden) krs 1, das ich dir gegeben habe (als Honorar, Provision). 5.—6. für den Verkauf dessen (der Ware). Dem ytm' übergebt das ganze Geld, krs 10 s 8. Wenn ihr ihnen Getreide verkauft und zu unserem Haus die bestellte Schiffsladung gebracht habt, (dann aber) gebt das Geld dem 'rmntyrjdt, er wird es uns bringen. Und wenn Getreide 7. an dem Tag (bywm') sich ansammelt {qym), lasset 'rmtyrjdt darüber wissen. Und wenn bwhylh und dessen Söhne ptmhw und (ytm'), 8. bei dir sind, sage dem ptmhw (oder: ytm'}), daß er sich von euch nicht entfernen soll, bis er zu mir kommt.
288
ÄGYPTEN
ADRESSE:
An meine Brüder hwry, Sohn des kmr, und ptmhw, euer Bruder spntdt, Sohn des prwrtpt. ANALYSE:
Das Schriftstück stellt eine Privatkorrespondenz, die ein Geschäft abwickelt, dar. Der Absender des Briefes, spntdt br prwrtpt, ist dem Namen nach ein Perser. Die Adressaten, hwry br kmr und ptmhw br bwhylh, wie es vom Inhalt her zu verstehen ist, sind ägyptische Kaufleute. Die Kontaktpersonen sind wohl Perser oder Ägypter, nämlich 'rmntyr/dt und pnyt bzw. ytm'. Es ist vielleicht anzunehmen, daß ytm' ein Bruder ptmhw's und ein Sohn bwhylh's ist. Bemerkenswert sind hier die Namen 'rmntyrjdt und prwrtpt, wobei die Elemente 'rmn und prwrt in der Behistan-Inschrift vorkommen (vgl. oben); bwhylh, Vater des ptmhw, aber bildet hier eine Ausnahme, weil der Name eindeutig die aram. Bildung eines jüdischen Namens der Wurzel bhl ist. Die Handelsware besteht hauptsächlich aus Getreide (hb'), das verschifft und dann zum Haus des spntdt gebracht werden sollte. Hauptperson ist hier zweifellos hwry br kmr, der mit spntdt in geschäftlicher Verbindung steht. Die Funktion des 'rmntyrjdt dürfte umfangreich sein, weil er an allem beteiligt gewesen zu sein scheint, z. B. als Beauftragter des spntdt, der sämtliche Arbeiten erledigen mußte. Ferner soll 'rmntyrjdt dem hwry die Güter (hylZ.2) zeigen, d. h. sie aus dem Lager heraussuchen und das Schiff damit beladen. Aus dem Inhalt erfahren wir, daß spntdt br prwrtpt nicht das ganze Schiff gechartert, sondern nur einen Teil des Schiffes ('lp hnh „Schiffskabine") gemietet hat (im Gegensatz zu N-S: 'lp hdh „ein ganzes Schiff"). Pnyt scheint der Träger des Briefes zu sein; denn spntdt teilt hwry in dem Brief mit, daß pnyt Geld bei sich trägt, und zwar s 8, die für den Transport (Z. 4) der Ware bestimmt waren. Was aber die Miete des Schiffes anbetrifft, spricht spntdt von „seinem Teil der Schiffsmiete" ('p hlqy b'gr 'lp' Z. 3), das heißt wiederum, daß er nur einen Teil des Schiffes gemietet hat ('lp hnh — „Schiffskabine") und nicht ein ganzes Schiff ('lp hdh), wie N-S lesen möchten. Diesen Teil der Miete, den ich mit s 4 (5) rekonstruiert habe, soll hwry dem 'rmntyrjdt selbst aushändigen (Z. 3). Hwry br kmr scheint ein Extra-Honorar von 1 ksp krs (Z. 4—5) als Provision für seine Dienstleistungen erhalten zu haben; denn spntdt sagt ihm, daß das Geld ihm allein gehört, für seine Bemühungen bei dem Verkauf der Ware ('Imz-
VIII. ZU EINER „REVIDIERTEN" LESUNG DES ARAM. PAPYRUS
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bnh). Wenn hwry seinen Teil, i ksp krS, abgezogen hat, so bittet ihn spntdt, er solle das ganze übrige Geld 10 ksp krS und 8 s dem ytm' übergeben (t'brw lytm' kl ksp krS 10 § 8 Z. 5). Demnach scheint ytrn ein Vertrauensmann spntdt's gewesen zu sein. Aus dem Inhalt geht nicht einwandfrei hervor, ob spntdt Getreide kauft oder verkauft. Ich nehme an, daß es sich um einen Teilverkauf handelt; denn spntdt spricht vom Verkauf des Getreides (hn zbntwn hmw 1bwr Z. 5) und wiederum vom Transport zu seinem Haus. Vielleicht handelt es sich hier um die Ernte eines Ackers, der von hwry verwaltet wird, wobei spntdt der Pächter ist und den Wunsch äußert, daß hwry einen Teil der Ernte verkaufen möge und das Geld 'rmntyrjdt gebe, um es spntdt zu bringen. Hwry sollte ferner, im Falle des Ansammeins von Korn, dem 'rmntyr/dt davon Mitteilung machen. Dies kann nur bestätigen, daß es sich hier um die Ernte des von hwry verwalteten Pachtlandes handelt. Die Rolle des ptmhw oder ytm' ist hier primär, nämlich als Aufseher, der das Vertrauen des spntdt genießt. Das geht aus dem Schriftstück hervor, in dem spntdt den Wunsch äußert, daß ptmhw (oder ytm') nach Beendigung der Aktion zu ihm zurückkehren soll.
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Akheim-Stiehl, Christentum II
g. K A P I T E L
ALEXANDRIA, DIE CHRISTUSLIEBENDE STADT 1 Der aus Alexandria gebürtige, an der Wende des 4. zum 5. Jahrbundeit wirkende 2 Grammatiker Palladas gehört als Verfasser von etwa 150 Epigrammen zu den fruchtbarsten der in der Griechischen Anthologie berücksichtigten Autoren. Jahrzehntelang von der Forschung kaum beachtet, haben sein Leben und Schaffen nach dem zweiten Weltkrieg international ein Interesse gefunden wie niemals vorher, so daß wohl nicht ganz unbegründet von einer Palladas-Renaissance 3 gesprochen werden kann •— das Zeitalter welthistorischer Transition, in dem wir stehen, lenkt mit Notwendigkeit den Blick auf vergleichbare Epochen ! Von den Gedichten des Palladas bezieht sich eines (16, 282) auf Darstellungen der N Ï K C U , der Siegesgöttinnen 4 . Es hat in den meisten Ausgaben — auch in der letzten von Hermann Beckby (1958)5 — folgenden Wortlaut : Trápecr|I£v, ai yeÀcoaai rrapôévot, vfoas ¡pÉpouaai TT) Ç I À O X P I Î O T C P TTÔÀEI. "Eypayav F||iSs oï