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German Pages 686 [688] Year 1971
ALTHEIM—STIEHL • CHRISTENTUM AM ROTEN MEER ERSTER BAND
FRANZ ALTHEIM UND RUTH STIEHL
CHRISTENTUM AM ROTEN MEER ERSTER BAND
MIT B E I T R Ä G E N VON M A R I A - L U I S E v. G R A B E R G , M A R I A H Ö F N E R , A L B E R T J A M M E , MARTIN KRAUSE, R U D O L F MACUCH, PETER NAGEL, OTTO R Ö S S L E R U N D W O L F G A N G W O D K E
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WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW Y O R K 1971
© ISBN 3 11 003790 4 Copyright 1971 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung —- Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp. Printrd in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen — auch auszugsweise — vorbehalten. Herstellung: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30
RUDOLF MACUCH IN VEREHRUNG ZUGEEIGNET
VORWORT Dem vorliegenden ersten Band von mehreren ihm folgenden sind eine Forschungsreise Ruth Stiehl's in den nördlichen Higäz 1968 sowie eine solche der beiden Verfasser in den Sudan und nach Ägypten 1969—70 zugute gekommen. Neben vielem anderen gelang es Frau Stiehl, über hundert lihyänische Inschriften in al-'Udaib zu entdecken. Sie waren dem schier unbegrenzten Finderblick der beiden großen Pioniere, der R R . PP. Jaussen und Savignac, entgangen. Aus der Gesamtzahl der Inschriften wurden vierzig zur ersten Veröffentlichung ausgewählt. Ihre Bedeutung liegt darin, daß sie sich ausnahmslos auf den gleichen, in bestimmten Abständen sich wiederholenden Vorgang beziehen. Die dabei gebrauchten Bezeichnungen werden des öfteren in sprachlich verschiedener Form gegeben, die es gestatten, das jeweils Gemeinte eindeutig zu bestimmen. Auslegungen lihyänischer Inschriften gleich denen, darin sich Werner Caskel und Andere nach ihm gefallen haben, ist damit künftighin ein Riegel vorgeschoben. In Hartum konnten die koptischen und altnubischen Inschriften aus Faras, soweit sie im dortigen Nationalmuseum bereits zugänglich sind, verglichen werden; es sei as-sayyid Hasan Täbit für gewährte Erlaubnis auch an dieser Stelle gedankt. Die bisher vorgetragenen Lesungen und die daraus gezogenen Folgerungen geschichtlicher Art mußten erheblich berichtigt, auch die Chronologie der Fresken in nicht unwichtigen Punkten geändert werden. Daß unsere Kritik im wesentlichen mit der in Martin Krause's Beitrag geübten übereinstimmt, war uns eine um so größere Genugtuung, als beide Seiten unabhängig zum gleichen Ergebnis gekommen waren. Unsere Absicht, im ägyptischen Delta und im Fayyüm die topographischen Ergebnisse, die sich bei unserer Neubearbeitung des Schlußteils der Chronik Iohannes' von Nikiu ergeben hatten, nachzuprüfen, wurde durch die Kriegslage weitgehend behindert. Durch verstärkte Heranziehung der arabischen Geographen haben wir versucht, das Fehlende zu ersetzen. Für zahlreiche Beiträge haben wir auch diesmal zu danken. Albert Jamme (The Catholic University, Washington) hat sich erstmals mit einer durch Umfang und Ergebnis wertvollen Untersuchung beteiligt. Die kop-
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VORWORT
tischen Beiträge Martin Krause's und Peter Nagel's sprechen durch ihre philologische Gediegenheit für sich. O. Rössler's bahnbrechenden Beitrag bringen zu können, erfüllt uns mit tiefer Dankbarkeit. Und Rössler's Hinweis ist es zu verdanken, daß die Untersuchung Wolfgang Wodke's gewonnen werden konnte. Vorweg sei angekündigt, was erst in den kommenden Bänden erscheinen wird. Auf unsere Bitten hin hat sich Martin Krause bereitgefunden, seine Ausgabe des gesamten koptischen Gnostiker-Corpus von Nag' Hammädl dem vorliegenden Werk zur Verfügung zu stellen. Für dieses Entgegenkommen, das eine ungewöhnliche Bereicherung unseres Vorhabens bedeutet, fühlen sich die Verfasser besonders verbunden. Auf den Aufsatz J. B. Segal's in: Iraq 31 (1969), 170—173, der sich mit einer durch R. Stiehl in Taimä' (nördlicher Higaz) gefundenen alt-aramäischen Inschrift (Araber 5/1 [1968], 74ff.) beschäftigt, werden wir in einem der nächsten Bände antworten.
INHALTSVERZEICHNIS Einleitung
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Erstes Buch: Neue Texte Erstes Kapitel: Neue lihyänische Inschriften aus al-'Udaib I. Von Ruth Stiehl. Mit einem Nachtrag Maria Höfners 3 Zweites Kapitel: Safaitic Inscriptions from the Country of 'Ar'ar and Ra's al- "Anäniyah. B y Albert Jamme 41 Anhang: Les graffites sabéens de l'Arabie méridionale. Par Albert Jamme . 1 1 0 Drittes Kapitel: Ein bisher nicht erkannter Stephanustext PIS 55. Von Wolfgang Wodke 122 Zweites Buch: Ägypten Viertes Kapitel: Das Ägyptische als semitische Sprache. Von Otto Rössler . 263 Fünftes Kapitel: Die Einwirkung des Griechischen auf die Entstehung der koptischen Literatursprache. Von Peter Nagel, DDR-Halle/Saale . . . . 327 Sechstes Kapitel : Die arabische Eroberung Ägyptens nach Iohannes von Nikiu 356 Drittes Buch: Geschichte des aksümischen Reiches Siebentes Kapitel : Äußere Geschichte bis zur Regierung 'Ezänä's . . . . 393 Achtes Kapitel: Kâlëb und Abrëhâ. Ausgang 432 Neuntes Kapitel: Zu einem Buch E. Hammerschmidt's 461 Zehntes Kapitel: Chronologie der alt-äthiopischen kirchlichen Kunst. Zusammen mit Maria-Luise v. Graberg 474 Viertes Buch: Nubien Elftes Kapitel: Inschriften aus Faras 487 Zwölftes Kapitel : Neue Quellen und Probleme zur Kirchengeschichte Nubiens. Von Martin Krause 509 Anhang: Die christliche Barbaria. Blemyer und Baga 532 Nachträge : 1. Gesprochenes Aramäisch und aramäische Schriftsprache. Von Rudolf Macuch 537 2. Zu einer Besprechung G. Krotkoffs 558 Abbildungsteil
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Register 1. Geschichtliches Register 2. Autorenregister 3. Philologisches Register
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EINLEITUNG i Spätestens seit der zweiten Hälfte der vierziger Jahre war es beiden Verfassern deutlich, daß die Wissenschaft von der Geschichte des Altertums sich vor einer grundsätzlichen Entscheidung befand. Ihre herkömmliche Verbundenheit mit der klassischen Philologie, der griechisch-römischen Altertumswissenschaft überhaupt, begann eine Belastung zu werden. Klassik war von jeher die grundlegende Vorstellung gewesen, auf der die gesamte Altertumswissenschaft sich gründete. Solche Auffassung hatte ihre große Zeit gehabt und hatte zuletzt noch im Dritten Humanismus eine Wiederbelebung des Überkommenen versucht. Es erwies sich bald, daß die Grundlegung von einst nicht mehr leistete, was man von ihr erwartet hatte. Die Erforschung der Geschichte des Altertums, ohnedies als geschichtliche Wissenschaft dem wesenhaft überzeitlichen Begriff der Klassik wenig gemäß, stand vor der Frage, ob angesichts des Scheiterns des vorerst letzten Humanismus es noch geraten war, in der engen Verbindung mit der klassischen Altertumswissenschaft zu verharren. Alles hing davon ab, ob es dieser gelingen würde, zu einer neuen und tragfähigeren Selbstauffassung zu gelangen. Es zeigte sich rasch, daß dergleichen nicht zu erwarten war. Eine Erneuerung des Vergangenen kam nach dem auch geistigen Umsturz, den der zweite Weltkrieg gebracht hatte, nicht in Frage. Mehr noch: es ließ sich nicht übersehen, daß die klassische Philologie selbst in eine Krise geraten war. Nicht nur, daß der Begriff des Klassischen als bloßer und dazu unbegründeter Anspruch sich erwiesen hatte: der Vorrat an Fragestellungen, neu zu erschließenden Quellen, wissenschaftlichen Aufgaben und Möglichkeiten war einfach aufgezehrt. Man war darauf angewiesen, sich mit Verfeinerungen oft nur geringsten Ausmaßes, überhaupt mit der Perfektionierung und Adaptierung von längst Bekanntem, längst Erforschtem zu bescheiden. Als Beispiel möge genügen, daß man uns unlängst eine nochmalige, fünfbändige Ausgabe dessen, was von der attischen Komödie erhalten ist, angekündigt — oder soll man sagen: angedroh' ? — hat. Was kommen mußte, ist denn auch eingetreten. War die klassische Altertumswissenschaft nicht in der Lage gewesen, ihren Anspruch glaubhaft
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zu begründen, so konnte einer nach neuen Bildungszielen ausschauenden Gesellschaft nicht zugemutet werden, angesichts ihrer drängenden Fragen und Aufgaben ihrerseits das Versäumte nachzuholen. Sie ging über Vellejitäten, die eine Bestandsaufnahme des Vorhandenen allenfalls hätte zeitigen können, zur Tagesordnung über. Der Schwund der humanistischen Gymnasien, das Ausbleiben des studentischen Nachwuchses und eine drastische Verringerung der Lehrstühle waren Folgen, die sich nicht vermeiden ließen. Schon aus Gründen der Selbsterhaltung mußte der Althistoriker daran denken, eine neue Grundlegung zu suchen. Was sich ihm anbot, war die Besinnung darauf, was sein Eigentliches bildete und bisher durch die Zuordnung zur klassischen Altertumswissenschaft verdeckt worden war. Man hatte sich ins Gedächtnis zu rufen, daß man eine wesenhaft geschichtliche Wissenschaft war, um sich im Raum des Gegebenen am zukommenden Ort anzusiedeln. Wie sehr diese Erkenntnis um sich zu greifen beginnt, zeigt sich daran, daß bei der gegenwärtig sich vollziehenden Neuordnung der Fakultäten in Fachbereiche die Vertreter der Alten Geschichte durchgängig die Zuordnung zum Fachbereich Geschichte und nicht zur klassischen Altertumswissenschaft gewählt haben. Darüber mußte man sich freilich klar sein, daß solche Zuordnung voraussetzte, daß die bisherige Beschränkung auf die griechisch-römische Geschichte aufgegeben wurde. Es ist ein Unding, daß uns weiterhin Biographien Pompeius' oder Cicero's angeboten werden, gleich als gelte es, den hundertfach abgenagten Knochen noch ein weiteres Mal zu benagen1. Niemand befürwortet, daß das bisherige Forschungsgebiet ausgeschaltet oder auch nur vernachlässigt werde. Aber die Aufgaben, die der Bewältigung harren, sind vorerst an anderem Ort zu suchen. Man pflegt sich darauf zu berufen, daß Wissenschaft heute allenthalben ins Zeitalter der Spezialisierung eingetreten sei. Diese Feststellung, um so nachdrücklicher verkündet, als sie dazu verhalf, die eignen Unvollkommenheiten vor sich und anderen zu rechtfertigen, vergaß, daß Spezialisierung notwendig Selbstentfremdung und damit von selbst den Tod einer davon befallenen Forschung bedeutet. Für die geschichtliche gilt dies in gleichem Maß wie für jede andere: man weiß um jene bändereichen Weltgeschichten heutigen Schlages, darin eine Reihe von Spezialgeschichten nicht etwa durch eine einheitliche Konzeption, sondern allein — wie man gesagt hat — 1
Dazu H. Drexler, „Eine Cicero-Biographie" in: Maia N. S. 22 (1970), 63—81.
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durch die Tätigkeit des Buchbinders vereinigt sind. Und doch ist heute Geschichte, wenn anders sie die jeweilige Gegenwart in der Vergangenheit spiegelt, dazu aufgerufen, nicht unter beschränktem — will sagen: nationalem, „abendländischem", europäischem oder christlichem Blickwinkel ihre Aufgaben zu stellen und zu lösen, sondern unter dem weltgeschichtlichen, der allein der gegenwärtigen Lage gemäß ist. Dies besagt, daß nicht der zufällige Ausschnitt, der durch die subjektive Vorbildung des jeweiligen Historikers bedingt ist, den Ausgangspunkt zu bilden hat, sondern der objektive Befund: der weltgeschichtliche Zusammenhang, den es zu klären gilt. Nicht die Tatsache, daß man lediglich über die Kenntnis der Schulsprachen verfügt, darf den Maßstab bilden. Vielmehr gilt es die sozusagen notorische Trägheit, mit der man sich der Erlernung weiterer Sprachen und damit der Erschließung eines umfassenden geschichtlichen Raumes entzieht, zu überwinden. Allein dann wird es gelingen, von der mit mancherlei Scheingründen verteidigten Beschränkung auf die griechisch-römische Geschichte loszukommen und zu einer Weltgeschichte des Altertums fortzuschreiten. Es mag durchaus zutreffen, daß ein einzelner nicht imstande ist, die Vielfalt aller benötigten Sprachen sich anzueignen. Hier bietet sich die oft berufene, aber selten verwirklichte Zusammenarbeit als Möglichkeit an. Freilich nicht in der meist beliebten Häufung von Spezialisten, deren jeder unbekümmert um seinen Nachbarn vor sich hinarbeitet. Wohl aber in der Weise, daß solche Forscher, die von vornherein über einen annähernd gleichen Kreis von Sprachen verfügen, sich gegenseitig durch arbeitsteilige Erlernung weiterer unterstützen, kontrollieren und anregen. Die Verfasser glauben sagen zu können, daß sich eine derartige Forschungsgemeinschaft durchaus verwirklichen läßt. Jeder, der sich der studentischen Jugend verbunden fühlt, weiß, mit welcher Leidenschaft die Forderung erhoben wird, man müsse über die bloße Kenntnis der Geschehnisse zur Erfassung eines Allgemeinen vordringen. Jacob Burckhardt sprach vom „sich Wiederholenden, Konstanten, Typischen als einem in uns Anklingenden und Verständlichen." Wieder gehen die entscheidenden Anregungen von der jeweiligen Gegenwart aus. Uberhaupt bildet Geschichte die notwendige Ergänzung dessen, was man in Ermangelung einer besseren Prägung mit dem Namen der Futurologie belegt. Mehr noch: die Wissenschaften von der Vergangenheit und von der Zukunft bedingen einander in solchem Maße, daß die eine ohne die andere
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Bruchstück bleiben müßte. Genug: auch hier sollte von dem bisher beliebten Verfahren abgesehen werden, das sich darauf beschränkte, Steine statt Brot zu reichen. Die Geschichte des Altertums besitzt gegenüber der neueren Zeit den unschätzbaren Vorteil, daß sie über abgeschlossene und dadurch übersehbare Abläufe verfügt. Wenn irgendwo, so können hier die zuvor angeführten Forderungen verwirklicht werden. Darüber hinaus bedarf es keinen Beweises, daß solche Verwirklichung in dem Maße sich vollziehen läßt, als man sich dazu entschließt, die bisher geübte Beschränkung auf ein Teilgebiet des Altertums aufzugeben und sich einer Gesamtschau zuzuwenden. Die Verfasser haben seit zwei Jahrzehnten durchzuführen versucht, was zuvor angedeutet worden ist. Sie haben sich bemüht, was bisher unter der eher abschätzigen Rubrik der Randvölker geführt wurde, zum vollberechtigten Gegenstand der geschichtlichen Betrachtung werden zu lassen. Durch unablässige Beschäftigung mit den einschlägigen Sprachen •—• und ineins damit durch ebenso unablässige Reisen nach den geschichtlichen Schauplätzen: von Mittelasien im Osten bis Marokko im Westen — ist es ihnen gelungen, wenig und oft gar nicht bekannte Geschichtsquellen der Verwertung zu erschließen. Das Ergebnis bilden zwei Bücher über die Sasaniden, vornehmlich die späteren (Ein asiatischer Staat i, 1954; Finanzgeschichte der Spätantike 1957), zwei weitere Werke über die Geschichte der Hunnen 1—5, 1959—1962; zweite Auflage 1969L) und diejenige Mittelasiens (1970), endlich die umfassende Betrachtung über die Araber in der Alten Welt (1—5, 2; 1964—1969). Daran schließt sich als letztes das Unternehmen, dessen erster Band hiermit vorgelegt wird. 2 Das Rote Meer trennt nicht so sehr das östliche Afrika von der arabischen Halbinsel als daß es beide Räume verbindet. Demzufolge erwies sich als unerläßlich, das Christentum in Arabien einzubeziehen, sollten die Vorgänge auf der anderen Seite nach ihren geschichtlichen Zusammenhängen begriffen werden. Doch darf nicht verschwiegen werden, daß die afrikanischen Ereignisse von vornherein im Mittelpunkt standen. Geschichte und Kultur des einheimischen Afrika können seit einigen Jahren mit erhöhter Anteilnahme seitens der Forschung, aber auch seitens der Leser rechnen. Man geht schwerlich zu weit, wenn man sagt, daß, soweit von Mode im Rahmen der Wissenschaft gesprochen werden darf, in diesem
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Fall der Ausdruck angebracht ist. Die Verfasser dieses Werkes sind sich darüber im klaren, und sie sind auch bereit, sich von dieser Einstellung tragen zu lassen. Dies besagt jedoch nicht, daß sie ihr vorbehaltlos zustimmen. Wer die Veröffentlichungen, soweit deren Fülle es gestattet, verfolgt, wird dessen rasch inne werden, daß die Erforschung der älteren afrikanischen Geschichte an einem empfindlichen Mangel leidet. Der Fundplätze und Ruinen gibt es genug, und man bemüht sich auch, an methodischer Grabung zu leisten, was möglich ist. Doch das eindrucksvollste Bauwerk bleibt für die Geschichtsschreibung unergiebig, wenn es nicht gelingt, einen einigermaßen handfesten — und das besagt: absoluten Zeitansatz zu ermitteln. Vermutungen, von welcher Seite sie auch geäußert werden, bilden keinen Ersatz. Auch Stratigraphie ermittelt lediglich eine relative Chronologie, solange ihr literarische oder inschriftliche Angaben nicht zur Seite gehen. Und die C14-Methode als solche liefert bestenfalls ein zeitliches Ungefähr, nicht den unerläßlichen geschichtlichen Zusammenhang. Diese Feststellung besagt, daß der philologische Beweis Grundlage und Ausgangspunkt jeder geschichtlichen Forschung bildet. Sie besagt weiterhin, daß der Kenntnis der einschlägigen Sprachen, die für solchen Beweis die unabdingbare Voraussetzung bildet, nicht entraten werden kann. Ohne Griechisch und Arabisch, ohne Syrisch und Äthiopisch, ohne Koptisch und Alt-Nubisch ist jeder Versuch, die Geschichte der Reiche und Kirchen beiderseits des Roten Meeres zu schreiben, aussichtslos. Überdies sucht eben das vorliegende Werk zu zeigen, in welchem Ausmaß die hamitischen Sprachen herangezogen werden müssen. Genug: ohne Chronologie und Philologie dreht sich die Forschung auf der Stelle. Die Verfasser möchten hier den Namen Basil Davidson's nennen, dem sie für jeder Art Anregung dankbar sind. Aber sie gestehen, daß es die Ausführungen des geistvollen Schriftstellers waren, die sie überzeugt haben, daß es so nicht weitergehen dürfe. Es muß endlich — und sei es im beschränkten Bereiche Ostafrikas — die Grundlage gelegt werden, die vorerst dort allein sich legen läßt. Sie hoffen und wünschen, daß damit der Ausgangspunkt für weitere Bemühungen gegeben sein wird. Noch eine letzte Bemerkung. Daß nun gerade das Christentum und was an Einheimischen dadurch geprägt ist, gewählt wurde, ergibt sich folgerichtig aus dem zuvor Gesagten. In dem hier gewählten Zeitraum bieten sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur dort philologisch erfaßbare Quellen, wo im Gefolge der christlichen Mission Literaturen erwachsen sind.
ERSTES BUCH
NEUE TEXTE
1. KAPITEL
NEUE
LIHYÄNISCHE INSCHRIFTEN AUS AL—"UDAIB Dem Amir von al-'Udaib as-sayyid Dubsi b. as-Sultän b. al-Fakir gewidmet.
Am Schluß unseres Werkes „Die Araber in der Alten Welt" (5, 2, 542— 43) haben wir auf den Fund einer großen Zahl lihyänischer Inschriften in einer Felsenschlucht in al-'Udaib im nördlichen Higäz 1 hingewiesen und deren Veröffentlichung angekündigt. Diese wird nunmehr in Fortsetzungen erfolgen. Zunächst sollen vierzig Texte vorgelegt werden. Die Fundumstände seien in aller Kürze wiederholt: Im April 1966 übergab der Mudir des Department of Antiquities des Ministry of Education in ar-Riyäd: as-sayyid Muhammad Ä1 Ibrahim dem einen der beiden Autoren vier Photographien mit lihyänischen Inschriften. Von dem darauf Erkennbaren wurde eine Veröffentlichung versucht (Die Araber in der Alten Welt 5 , 1 , 23—32: neun Texte). Unvollständige Texte am Rand der Aufnahmen verwiesen darauf, daß weitere Texte am gleichen Stein zu finden sein würden. Im August 1968 reiste R. Stiehl erneut nach Sa'üdi-Arabien um — als wichtigstes Anliegen — die bereits behandelten Inschriften am Stein zu kollationieren und die weiteren darauf zu erkunden. Dem Plan stellten sich anfänglich Hindernisse entgegen, die durch persönlichen Entscheid des Minister of Education: Seiner Exzellenz Hasan Ä1 as-Saih, behoben wurden. R. Stiehl wurde die Erlaubnis erteilt, auf eigene Kosten eine epigraphische Forschungsreise in den nördlichen Higäz zu unternehmen. Das Department stellte dankenswerterweise einige Ausrüstungsstücke zur Verfügung. Bei der Beschaffung des Landrovers und des Fahrers leistete der Director General des Chemical Laboratory for Mineral Resources (Ministry of Petrol) in Gidda: as-sayyid Ma'tük Bähigri 1 Auf dem Kartenausschnitt (Abb. 1) findet man nördlich von al-'Ulä, westlich der Higäz-Bahn, eine Örtlichkeit Bi'r 'Udaib eingetragen. In deren Nähe ist ein Ort mit eigenem Amirat namens al-'Udaib entstanden, zu dem eine Siedlung und ein größerer umliegender Landbereich gehören.
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wertvollste Hilfe, für die wir ihm auf das wärmste danken möchten. F ü r den in ar-Riyäd anwesenden A . Jamme erwirkte R . Stiehl die Erlaubnis zur Mitreise: er schloß sich als Gast R . Stiehl's dem Unternehmen an, das v o m 18. 8. bis 15. 9. 1968 durchgeführt wurde. In al-'Ulä und dem benachbarten al-'Udaib war über das Vorhandensein der Inschriften nichts bekannt. Nach siebentägigem vergeblichem Suchen im Gelände gelang es mit Hilfe des A m i r von al-'Udaib: as-sayyid D u b s i b. as-Sultän b. al-Fakir, dem auch an dieser Stelle gedankt sei, einen ortskundigen Beduinenjungen zu ermitteln, der zu dem Inschriften-Block den W e g wies. Die Erwartung, daß die Lesungen wesentlich verbessert würden, trog nicht; auf dem Felsenblock wurden weitere Inschriften aufgenommen. Die große Überraschung aber bildete die Umgebung des Blockes. E r Hegt am Eingang einer Schlucht, die an den übrigen drei Seiten von steilen Felswänden, einem Teil des Gebirgsmassivs al-'Akma, gebildet wird. A n den Wänden beiderseits des Eingangs sind lihyänische Inschriften in großer Zahl angebracht (schätzungsweise weit über hundert). Sie wurden, sofern sie nicht ganz unzugänglich waren, aufgenommen und abgezeichnet. Zwei weitere einzelne Blöcke mit Inschriften, auch einer nabatäischen, liegen innerhalb der Schlucht. Die drei einzelnen Felsblöcke werden im folgenden mit A , B und C bezeichnet, die Inschriften darauf erhalten fortlaufende Nummern, die mit den betreffender Buchstaben verbunden werden (Inschriften A i ;
A2;
B 1 ; B 2 usw). A meint den Felsblock am Eingang der Schlucht, dem die Suche gegolten hatte (Abb. 6), B einen hinter A , gleichfalls in der Tiefe der Schlucht liegenden Block, C einen erhöht auf einer Terrasse der rechten (westlichen) Schluchtwand befindlichen Block. Die Inschriften an den beiden Felswänden der Schlucht werden mit D und fortlaufender Nummer gekennzeichnet. Nr. A 1 (Abb. 10): 1. nmr bn krmlh 'zl2. I hzll bkhl Idgbt 3. b'd nhlh bbn'l wt4. ymrn frdh ws'dh 5. frdh 1. „nmr b. krmlh trug Sorge für 2. das Schattendach nach Vermögen für dgbt
I. N E U E LI HYÄNISCHE INSCHRIFTEN AUS AL-'UDAIB I.
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3. um seiner Palmen willen in bn'l und tymm. 4. Er (dgbt) möge ihn zufriedenstellen (oder: Wohlgefallen an ihm haben) und ihn glücklich machen (oder: ihn unterstützen). 5. Er möge ihn zufriedenstellen (wiederholt)". Zu 1. nmr: G. Ryckmans, Les noms propres sud-sémitiques i (1934) (im folgenden zitiert als: Ryckmans), 140r. ; W. Caskel, Lihyan und Lihyanisch, Arbeitsgem. f. Forschung d. Landes Nordrhein-Westf., Geisteswiss. Abh. 4 (1953) (im folgenden zitiert als: Caskel, Lihyan) 150I.; A. Jamme, Minaean Inscriptions publ. as Lihyanite (1968) 160I. krmlh: G. L. Harding, Index a. Concordance of Preislam. Arab. Names (1971) 480. Zu i — 2 . 'zll hzll: das zweite Zeichen beider Wörter gibt einen Laut wieder, der etymologisch dem kl. ar. und altsüdarab. Laut z entspricht. Das Schriftzeichen ist den altsüdarab. Schriftzeichen für z ähnlich (M. Höfner, Altsüdarab. Grammatik [1943] 5). So auch die Ansetzung des Zeichens bei Caskel, Lihyan 34 (Schriftentafel); 1551.: zrb PN. (seine Lesung von Jaussen-Savignac Nr. 95 S. 459)2. F. V. Winnet (brieflich unter dem 23.2.70 zu einer Aufnahme von Inschrift Nr. A 3, die wir ihm als ein Muster der neugefundenen Texte zugesandt hatten) äußert eine andere Ansicht: ,,You may be correct in regarding the sign as having the value z in this inscription. Personally I doubt it, since in inscriptions like JS 79, 2 it is clearly t. Would it not be better to explain 'til htll as an Aramaism = Ar. 'zll hzll ? You have doubtless noticed Jean and Hoftijzer's discussion of til in their dictionnaire. Whether the reading with t or z be correct, it seems highly likely that the verb means 'to cover' and the following noun means 'a covered structure' of some kind, possibly a 'hall'". Vgl. M. Höfner's Nachtrag S. 36f. Das Nomen zll könnte kl. ar. zalälun Sg. m. „res umbram faciens" entsprechen, gleichbedeutend mit zullatun „a thing that covers, or protects, or shades one overhead as a building, or a mountain or anything 2 Jaussen-Savignac, Mission Archéologique en Arabie 2 (1914) [im folgenden zitiert als Jaussen-Savignac] hatten das Zeichen hier wie anderswo als d gedeutet; gerade auch unser Stamm zll in Gestalt des PN.m. Zll als Dil gedeutet: 382 S. 532; Atlas pl. C X X X I X unten. Zur lihyänischen Schrift mit anderen Verbesserungen früherer Zeichendeutung H. Grimme in : Le Muséon 50 (1937) 269f. ; F. V. Winnet, A Study of the Lihyanite and Xhamudic Inscriptions, University of Toronto Studies, Orient. Series No. 3 ( I 937). 9f- (i m folgenden zitiert als: Winnet, Study of the Lihyanite and Thamudic Inscriptions).
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that forms a covering over one" (Lane). Vgl. auch zilälun „nubes, aut simile quid, operiens et obumbrans; magnum tentorium". Kl. ar. zulalun, Plur. zu zullatun f., scheidet aus, da verschiedentlich das vorliegende Nomen hzll mit dem Pron. dem. Sg. m. dh (Caskel, Lihyan 64, Nr. 23 Z. 3 u. a.) versehen ist: 'zll hzll dh (unten Nr. A 16 Z. 3; A 17 Z. 3; A 24 Z. 2). Bei der Gleichartigkeit der Aussagen unserer Texte ist der Schluß erlaubt, auch in den Wendungen ohne dh : hzll als Sg. zu verstehen. Einmal erscheint hzlt (unten Nr. A 28 Z. 3). Ein Appellativum altsüdarab. zll Plur. zu zlt erscheint in der Inschrift Jamme 846 Z. 2 (A. Jamme, Sabaean Inscriptions from Mahram Bilqis (Märib) [1962] S. 25or. f.; 438r. A. Jamme verweist für die Bedeutung auf C. Conti Rossini, Chrestomathia Arabica Meridionalis Epigraphica (1931) iöor., wo das Wort als „tectum, pavimentum lapidibus Stratum, locus complanatus" gedeutet ist. Das Wort erscheint auch CIS. 4, 2 Nr. 371 Z. 4 (dazu 4, 3 p. 354I.): „locus opertus, habitatio". Gleichen Stammes und gleicher Bedeutung ist mzllt CIS. 4, 3 Nr. 648 Z. 3 „locus opertus", in: mzllt bythmw. Im Akkadischen erscheint ein entsprechendes Nomen: sulülu ,,roof, shed, canopy". Das im Lihyänischen erscheinende Verbum ist IV. Stamm von ]fülIm Kl. Ar. ist J/zll II und IV „obumbravit, umbrellam obtendit, in umbram detulit". Im Altsüdarabischen ist J¡zll I und IV „texit, tecto texit" (CIS. 4, 3 Nr. 648 Z. 4: wbythmw f'dbw whzl „et quoad domum ipsorum , firmaverunt (eam) et texerunt..."), desgleichen akk. sullulu (D-Stamm von Ysli) „to provide shade, to roof a building, to put on top". Die vorliegende Verbindung ]fzü IV hzll bereitet Schwierigkeiten. Man erwägt, eine Konstruktion mit effiziertem konkretem Objekt (hzll) nach paronomastischem Verbum (zll IV) anzunehmen, vgl. H. Reckendorf, Über Paronomasie in den semitischen Sprachen (1909) n 6 f . Es wäre dann freilich keine Entsprechung zum Gebrauch des Verbums in den übrigen semitischen Sprachen gegeben (vgl. oben), da dort als Objekt dasjenige erscheint, das beschattet oder bedacht wird, während im Lihyänischen als Objekt die schattenspendende Anlage angegeben wäre. Dazu kommt eine zweite Schwierigkeit. Im Vergleich mit den Fällen der genannten Konstruktion (paronomastisches Verbum und effiziertes konkretes Objekt) in anderen semitischen Sprachen ist der hier vorliegende IV. Stamm ungewöhnlich. Nach dem Muster von kl. ar. sawwara süratan, dawwana diwänan würde man den II. Stamm erwarten. Möglicherweise spielt eine Rolle, daß es sich
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bei ]fzÏÏ um ein Verbum mediae geminatae handelt, will sagen: durch Wahl des IV. statt des II. Stammes vermied man einen in der Aussprache dreifachen Konsonanten l. Das Schattendach für den Gott zeigt, daß man in der Schlucht zu kultischen Handlungen zusammenkam. Die Notwendigkeit einer solchen schattenspendenden Anlage bedarf keiner Begründung. Sie gehört zum Kultplatz wie die schattenspendenden Vorrichtungen in der heutigen Ka'ba (Abb. 8) oder die Sonnenschirme der Gläubigen auf dem heiligen Berg 'Arafat (Abb. 9). Erwägen sollte man auch, daß das Dach eines Tempels oder Tempelraumes gemeint ist, das wiederholt der Erneuerung bedurfte. Wenn 'rb'w A 12, 3—4 richtig gedeutet ist, hätte man den Hinweis auf einen Tempelbau an diesem Platz. Auch die Weihung einer Gottesstatue (B 1,4) verweist auf ein Tempelgebäude. Vielleicht birgt die Sanddüne am Eingang zur Schlucht die Reste dieses Tempels (Abb. 2) ! Auf der westlichen Felswand der Schlucht finden sich Zeichnungen, die sich möglicherweise auf die Schattendach-Anlage beziehen (Abb. 7). Fünf rechteckige Gebilde stehen nebeneinander. Es könnte sich um Flechtwerk im Prozeß der Fertigung oder Reparatur handeln : Über, unter und seitlich neben den Rechtecken erkennt man menschliche Gestalten : damit dürften die Verfertiger gemeint sein. Das Flechtwerk ist bei den fünf Gebilden nur teilweise vollendet. Dabei ist das Maß der Vollendung verschieden und nimmt von links nach rechts, von einem Flechtwerk zum anderen hin zu. Möglich ist, an verschiedene Teile der Anlage in verschiedenem Stadium der Fertigung zu denken. Näher aber liegt (Hinweis meines Schülers A. Herink) die Deutung als kontinuierende Darstellung; das heißt, die eine schattenspendende Vorrichtung (hzll) ist kontinuierend im Fertigungsprozeß vorgeführt. Im südarabischen Kult hat in der OpferDarbringung das Erstellen von Baulichkeiten oder Ähnlichem (das Neuerstellen ebenso wie das Restaurieren, Reparieren) einen festen Platz: A. Jamme in : Histoire des religions 4 (publ. M. Brillant und R. Aigrain [ohne Jahr] 297!). Über das Reparieren: „Les réparations effectuées à des monuments figurent également parmi les offrandes ; telles sont les améliorations des appartements inférieurs, toute la restauration et les réparations d'un mur d'enceinte, toute l'amélioration et l'étayage d'un couloir, etc.". Die Vielzahl der Inschriften in unserer Schlucht, die vom JUli IV hzll sprechen und diese Tätigkeit so vielen verschiedenen Personen zuweisen, erweckt die Vorstellung eines vieljährigen Prozesses des Erstellens, Reparierens und Wiedererstehens. Vgl. M. Höfner's Nachtrag S. 36 f.
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Z u 2. bkhl: kl. ar. kahl ist „canescere incipiens; plures quam triginta annos n a t u s " u. ä., kl. ar. ]/khl I I I ist „provectiore aetate f u i t " , V I I I ist „ e a m aetatem nactus est qua kahl a p p e l l a t a h o m o " , kähil „bedeutender Mann, H e l d " (Hinweis W.W.Müllers). Altsüdarab. ]fkhi „be a b l e " (A. Jamme, a. 0 . 438L), khlt „ m i g h t " (Jamme 559 Z. 12; 561 Z. 12); äth. Ykhl „posse, valere, ferre, sustinere, praevalere, superare, potestatem habere", äth. kahäll „potens, validus". D a z u paßt hkhl tam. Gottesname E. Littmann, T h a m ü d und Safä (1940) 81 Nr. 134. Hieraus ließe sich die Bedeutung von vorliegendem bkhl erschließen: etwa „ n a c h Vermögen". Vgl. M. Höfner's Nachtrag S. 37. Daneben erwägt man eine Deutung von khl als ON. (so auch O. Rössler brieflich), vgl. den ON. khlm R y c k m a n s 344I. ; R É S Nr. 3943 Z. 6. Der Kultplatz hätte khl geheißen oder zu einer Örtlichkeit gleichen Namens gehört. Sehr wahrscheinlich jedoch ist es nicht, daß man die Örtlichkeit, an deren Platz man sich befand, namentlich nannte. Vgl. M. Höfner's Nachtrag S. 37. dgbt: Der Gottesname ist bisher nur aus dem lihyänischen Bereich bekannt. Seine hervorragende Stellung im dortigen Götterkreis wurde bereits durch die bisherige Bezeugung nahegelegt (darin übereinstimmend Caskel, L i h y a n 4 4 , P. A . V a n den Branden in: Machriq 54 [i960], 101 sowie A . Grohmann, Arabien, Handb. d. Altertumswiss. A b t . 3 , 1 B d . 3, 3, 4 [1963] 85). Die Neufunde erbringen dessen eindringliche Bestätigung: ein ganzer K u l t p l a t z ist dem Gott geweiht. In dem Namen des Gottes sahen JaussenSavignac 383 zu Nr. 49 Z. 9 das Relativum d verbunden mit dem Namen eines kl. ar. als Gäba bezeugten Ortes bei Gurf nördlich Medinas. D e m folgen R y c k m a n s 29 und P. A . V a n den Branden a. O., der auf eine weitere kl.ar. Bezeugung des Ortes hinweist und den Namen des nabatäischen Gottes dSr' vergleicht. Anders Caskel, L i h y a n 44: er deutet als „der vom/im Dikk i c h t " , nimmt also gbt als Appellativum und eins mit kl.ar. gäba „endroit couvert de buissons, forêt". D e m folgt A . Grohmann, a. O. 85. Für beide Deutungen (d und ON. / d und Appellativum) lassen sich der Bildung nach vergleichbare Götternamen aus dem nord- wie südarabischen Bereich heranziehen : vgl. Ibn al-Kalbi, K i t ä b al-asnäm ed. R . Klinke-Rosenberger : D a s Götzenbuch (1941) ; J. Wellhausen, Reste arab. Heidentums 2 (Neudruck 1927); A . Jamme in: L e Muséon 60 (1947), 5 7 f . ; in: Histoire des Religions, pubi. M. Brillant et R . Aigrain, 4 (o. J.) 273 t.; G. Ryckmans, Les noms propres sud-sémitiques s. v. ; J. Cantineau, Le Nabatéen 2 (1932), 80 r. f. Bei der Deutung als „der aus gbt" ist schwierig, daß der Ort außer-
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I. NEUE LIHYÄNISCHE INSCHRIFTEN AUS AL-'UDAIB I.
halb des bekannten Gebietes der L i h y ä n lag. Die Möglichkeit, daß der Gott dort eine Heimstatt hatte oder gehabt hatte, läßt sich nicht ausschließen. Andererseits steht der Deutung als „ d e r v o m D i c k i c h t " im Wege, daß Dikkicht und W a l d im lihyänischen Gebiet zumindest heute nicht anzutreffen sind. Der Gott müßte den Namen in einer anderen Gegend erhalten haben. O. Rössler (brieflich 20. 1 1 . 69) macht einen Vorschlag. E r möchte dgbt deuten entsprechend einem kl.ar. anzusetzenden dü l-gaiba(ti), wobei e < ai defective geschrieben und der Artikel h- in der Genetivverbindung übergangen ist. Defective-Schreibung von kl.ar. entsprechendem ai ist im Lihy. belegt: zd entsprechend kl.ar. Zaid P N . ; bt entsprechend kl.ar. bait. Z u 3. b'd macht den Eindruck einer Präposition, kann aber nicht die Bedeutung von kl.ar. bada haben. Dagegen p a ß t die übertragene Bedeutung der hebr. Präposition ba'ad, be'ad (Hinweis O. Rössler's): „schützend um-her, zugunsten v o n " (Koehler-Baumgartner, Lex. in vet. test. libros [1958] i3Öf.), gerade bei Darbringungen an Gott „zugunsten v o n " (jem.): Hes. 45, 22 we'äsä
ba'"dö ü-be