Chnum, der Herr der Töpferscheibe: Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte - Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“ 3447112794, 9783447112796

Die Schöpfung auf der Töpferscheibe ist eine theologische Konzeption, die in der ägyptischen Religion bereits seit Anfan

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Titelei
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Christian Leitz: Altägyptische Embryologie nach Ausweis der
Esnatexte
I. Einleitung
II. Die einzelnen Themen
§ 1 Chnum als Gott der Zeugung
§ 2 Das Erhitzen der Herzen
§ 3 Die Autogenese des Schöpfergottes
§ 4 Die sofortige Umsetzung der Schöpfung
§ 5 Die Aufnahme des Samens in der Gebärmutter
§ 6 Das Ei der Töpferscheibe
§ 7 Die Umwandlung des Lehmbatzens auf der Töpferscheibe in ein lebendiges Wesen
§ 8 Die Formung der Körperglieder
§ 9 Die Erschaffung der Schutzgötter auf der Töpferscheibe
§ 10 Das Binden des Samens
§ 11 Die Verbindung zwischen Samen und Knochen
§ 12 Lebenserhaltung des Embryos
§ 13 Das Ei
§ 14 Der Schutz des Embryos
§ 15 Die Festlegung der sozialen Stellung bereits im Mutterleib
§ 16 Die Ähnlichkeit des Kindes mit den Eltern
§ 17 Die Differenzierung der Hautfarbe
§ 19 Die Differenzierung der Sprachen
§ 20 Chnum im Mutterleib
§ 21 Die Versorgung des Embryos mit Luft
§ 22 Die Versorgung des Embryos mit Nahrung
§ 23 Die Versorgung des Embryos mit Licht
§ 24 Die Dunkelheit im Mutterleib
§ 25 Die Rolle des Blutes
§ 26 Die zwei Kinder im Mutterleib
§ 27 Die Rolle des Herzens bei der Schöpfung
§ 28 Die Dauer der Schwangerschaft und die Festsetzung der Geburt
§ 29 Der Kranz für die Schwangere
§ 30 Der Weg der Finsternis
§ 32 Das Öffnen des Mundes des Neugeborenen
§ 33 Die Festlegung des Schicksals
III. Die Funktionen der Körperteile
§ 1 Kopf
§ 2 Haare
§ 3 Augenbrauen
§ 4 Augen
§ 5 Ohren
§ 6 Wange
§ 7 Mund
§ 8 Zähne
§ 9 Zunge
§ 10 Unterkiefer
§ 12 Speiseröhre
§ 13 Luftröhre
§ 14 Schulter(blatt)
§ 15 Oberarm
§ 16 Unterarm
§ 17 Hand(fläche)
§ 18 Finger
§ 19 Herz
§ 21 Leber
§ 22 Wirbelsäule
§ 23 Rückenwirbel
§ 24 Rippenstück
§ 25 Eingeweide
§ 28 Phallus
§ 29 Fleisch der Vorderseite = Vulva und Vagina
§ 30 Hinterteil
§ 31 Oberschenkel
§ 32 Unterschenkel
§ 33 Haut
§ 34 Knochen
§ 35 Blut
§ 36 Ausflüsse
IV. Termini
V. Schlüsseltexte in Esna
§ 1 Esna III, 225, 8–11 (= Vers 15–26)
§ 2 Esna III, 249, 1–3 (= § 14bis–19)
§ 3 Esna III, 250, 6–14
§ 4 Esna III, 300, 1–3
§ 5 Esna III, 302, 12–15
§ 6 Esna III, 320, 21–23
§ 7 Esna III, 356, 11–28 und 367, 9–15
§ 8 Esna III, 377, 3–8
§ 9 Esna III, 378, 13–14
§ 10 Esna III, 388, 7–10
VI. Schlüsseltexte in anderen Tempeln
§ 1 Hibis, Tf. 32, 15–18
§ 2 Athribis III, 249–250 (C 3, 115, 2–3)
VII. Embryologie außerhalb der späten Tempel
§ 1 Ein Teil des Buchs von der Erde als embryologischer Traktat
§ 2 Die Sequenz der Pyramidentextsprüche 23–57 (Pyr. 16a–40b)
§ 3 Die Texte der Unaspyramide
VIII. Schlußbetrachtung
IX. Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
Florian Löffler: Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“
1 Einführung
1.1 Einleitung
1.2 Die Schöpfung auf der Töpferscheibe in den Quellen vor dergriech.-rö m. Zeit
1.3 Die Geburt des Gottkönigs
2 Übersetzung und Kommentar der Ritualszenen
2.1 Esna II, 15
2.2 Esna II, 61
2.3 Esna III, 254
2.4 Esna III, 311
2.5 Esna III, 395(a)
2.6 Esna VI, 503(a)
2.7 Esna VII, 585
2.8 Philä II, 396–397, Berliner Photo 1016
2.9 BÉNÉDITE, Philae, 103, 6–12 und Tf. 34, Berliner Photo 357(a)
2.10 Deir Chelouit III, 146 und Tf. 17
2.11 Kalabschah
3 Inhaltliche Auswertung
3.1 Die Erschaffung der Götter, Menschen und belebten Natur
3.2 Die Erschaffung des Embryos auf der Töpferscheibe imMu tterleib
3.3 Die Schöpfung des Königs und die Verleihung des Königtums
3.4 Die Erschaffung der Erben des Königs
3.5 Die Gegengaben der Götter
4 „Grammaire du temple“
4.1 Esna II, 15
4.2 Esna II, 61
4.3 Esna III, 254 und Esna III, 395
4.4 Esna III, 311
4.5 Esna VI, 503
4.6 Philä II, 396–397, Berliner Photo 1016
4.7 BÉNÉDITE, Philae, 103, 6–12 und Tf. 32, Berliner Photo 357
4.8 Deir Chelouit III, 146 und Tf. 17
4.9 Kalabschah
5 Zusammenfassung
6 Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
Sachindex
Ägyptischer Stichwortindex
Stellenindex
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Chnum, der Herr der Töpferscheibe: Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte - Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“
 3447112794, 9783447112796

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Studien zur spätägyptischen Religion  26

Christian Leitz und Florian Löffler

Chnum, der Herr der Töpferscheibe Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

Harrassowitz Verlag

Heidelberger Akademie der Wissenschaften

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

Studien zur spätägyptischen Religion Herausgegeben von Christian Leitz Band 26

2019

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

Christian Leitz und Florian Löffler

Chnum, der Herr der Töpferscheibe Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

2019

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern im Akademieprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Baden-Württemberg erarbeitet.

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Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany ISSN 2190-3646 ISBN 978-3-447-19905-6 e-ISBN 978-3-447-19905-6

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

Inhaltsverzeichnis Vorwort ............................................................................................................................. IX

Christian Leitz – Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte I.

Einleitung .................................................................................................................... 3

II.

Die einzelnen Themen ................................................................................................. 4 § 1 Chnum als Gott der Zeugung ................................................................................. 4 § 2 Das Erhitzen der Herzen ........................................................................................ 5 § 3 Die Autogenese des Schöpfergottes........................................................................ 5 § 4 Die sofortige Umsetzung der Schöpfung ................................................................ 6 § 5 Die Aufnahme des Samens in der Gebärmutter....................................................... 6 § 6 Das Ei der Töpferscheibe ....................................................................................... 6 § 7 Die Umwandlung des Lehmbatzens auf der Töpferscheibe ..................................... 6 § 8 Die Formung der Körperglieder ............................................................................. 7 § 9 Die Erschaffung der Schutzgötter auf der Töpferscheibe ........................................ 7 § 10 Das Binden des Samens ....................................................................................... 7 § 11 Die Verbindung zwischen Samen und Knochen ................................................... 8 § 12 Lebenserhaltung des Embryos ............................................................................ 13 § 13 Das Ei ................................................................................................................ 14 § 14 Der Schutz des Embryos .................................................................................... 14 § 15 Die Festlegung der sozialen Stellung bereits im Mutterleib................................. 14 § 16 Die Ähnlichkeit des Kindes mit den Eltern ......................................................... 15 § 17 Die Differenzierung der Hautfarbe ..................................................................... 15 § 18 Die Differenzierung des Aussehens .................................................................... 16 § 19 Die Differenzierung der Sprachen ...................................................................... 16 § 20 Chnum im Mutterleib ......................................................................................... 17 § 21 Die Versorgung des Embryos mit Luft ............................................................... 17 § 22 Die Versorgung des Embryos mit Nahrung ........................................................ 19 § 23 Die Versorgung des Embryos mit Licht.............................................................. 19 § 24 Die Dunkelheit im Mutterleib............................................................................. 19 § 25 Die Rolle des Blutes........................................................................................... 20 § 26 Die zwei Kinder im Mutterleib ........................................................................... 20 § 27 Die Rolle des Herzens bei der Schöpfung ........................................................... 22 § 28 Die Dauer der Schwangerschaft und die Festsetzung der Geburt ......................... 22 § 29 Der Kranz für die Schwangere ........................................................................... 24 § 30 Der Weg der Finsternis ...................................................................................... 24 § 31 Die Funktion der vier Geburtsgöttinnen.............................................................. 25 § 32 Das Öffnen des Mundes des Neugeborenen ........................................................ 25 § 33 Die Festlegung des Schicksals............................................................................ 26

III. Die Funktionen der Körperteile.................................................................................. 26 § 1 Kopf .................................................................................................................... 27 § 2 Haare ................................................................................................................... 27

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

VI

Inhaltsverzeichnis

§ 3 Augenbrauen ....................................................................................................... 27 § 4 Augen .................................................................................................................. 27 § 5 Ohren .................................................................................................................. 27 § 6 Wange ................................................................................................................. 28 § 7 Mund ................................................................................................................... 28 § 8 Zähne .................................................................................................................. 28 § 9 Zunge .................................................................................................................. 28 § 10 Unterkiefer ........................................................................................................ 28 § 11 Kehle ................................................................................................................. 29 § 12 Speiseröhre ........................................................................................................ 29 § 13 Luftröhre ........................................................................................................... 29 § 14 Schulter(blatt) .................................................................................................... 30 § 15 Oberarm ............................................................................................................ 30 § 16 Unterarm ........................................................................................................... 30 § 17 Hand(fläche) ...................................................................................................... 30 § 18 Finger ................................................................................................................ 30 § 19 Herz................................................................................................................... 30 § 20 Lunge ................................................................................................................ 31 § 21 Leber ................................................................................................................. 31 § 22 Wirbelsäule........................................................................................................ 31 § 23 Rückenwirbel..................................................................................................... 32 § 24 Rippenstück ....................................................................................................... 32 § 25 Eingeweide ........................................................................................................ 32 § 26 Gebärmutter ....................................................................................................... 33 § 27 Harnblase........................................................................................................... 34 § 28 Phallus ............................................................................................................... 34 § 29 Fleisch der Vorderseite = Vulva und Vagina ...................................................... 34 § 30 Hinterteil ........................................................................................................... 36 § 31 Oberschenkel ..................................................................................................... 36 § 32 Unterschenkel .................................................................................................... 37 § 33 Haut................................................................................................................... 37 § 34 Knochen ............................................................................................................ 38 § 35 Blut ................................................................................................................... 38 § 36 Ausflüsse ........................................................................................................... 40 IV. Termini ..................................................................................................................... 40 V.

Schlüsseltexte in Esna................................................................................................ 49 § 1 Esna III, 225, 8–11 (= Vers 15–26) ...................................................................... 49 § 2 Esna III, 249, 1–3 (= § 14bis–19) ......................................................................... 50 § 3 Esna III, 250, 6–14............................................................................................... 52 § 4 Esna III, 300, 1–3................................................................................................. 54 § 5 Esna III, 302, 12–15............................................................................................. 55 § 6 Esna III, 320, 21–23............................................................................................. 56 § 7 Esna III, 356, 11–28 und 367, 9–15 ...................................................................... 57 § 8 Esna III, 377, 3–8................................................................................................. 58 § 9 Esna III, 378, 13–14............................................................................................. 59 § 10 Esna III, 388, 7–10............................................................................................. 60

VI. Schlüsseltexte in anderen Tempeln ............................................................................ 61 § 1 Hibis, Tf. 32, 15–18 ............................................................................................. 61 § 2 Athribis III, 249–250 (C 3, 115, 2–3) ................................................................... 61

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

Inhaltsverzeichnis

VII

VII. Embryologie außerhalb der späten Tempel................................................................. 62 § 1 Ein Teil des Buchs von der Erde als embryologischer Traktat............................... 63 § 2 Die Sequenz der Pyramidentextsprüche 23–57 (Pyr. 16a–40b) ............................. 64 § 3 Die Texte der Unaspyramide ................................................................................ 64 VIII. Schlußbetrachtung ..................................................................................................... 65 IX. Abkürzungs- und Literaturverzeichnis ....................................................................... 67

Florian Löffler – Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“ 1

Einführung ................................................................................................................ 75 1.1 Einleitung ............................................................................................................ 75 1.2 Die Schöpfung auf der Töpferscheibe in den Quellen vor der griech.-röm. Zeit .... 76 1.3 Die Geburt des Gottkönigs ................................................................................... 78

2

Übersetzung und Kommentar der Ritualszenen .......................................................... 81 2.1 Esna II, 15 ........................................................................................................... 81 2.2 Esna II, 61 ........................................................................................................... 86 2.3 Esna III, 254 ........................................................................................................ 89 2.4 Esna III, 311 ........................................................................................................ 97 2.5 Esna III, 395 ...................................................................................................... 105 2.6 Esna VI, 503 ...................................................................................................... 110 2.7 Esna VII, 585..................................................................................................... 114 2.8 Philä II, 396–397, Berliner Photo 1016 .............................................................. 115 2.9 Bénédite, Philae 103, 6–12 und Tf. 34, Berliner Photo 357 ................................. 118 2.10 Deir Chelouit III, 146 und Tf. 17 ...................................................................... 120 2.11 Kalabschah ...................................................................................................... 125

3

Inhaltliche Auswertung ............................................................................................ 127 3.1 Die Erschaffung der Götter, Menschen und belebten Natur ................................ 127 3.2 Die Erschaffung des Embryos auf der Töpferscheibe im Mutterleib.................... 130 3.3 Die Schöpfung des Königs und die Verleihung des Königtums .......................... 135 3.4 Die Erschaffung der Erben des Königs ............................................................... 140 3.5 Die Gegengaben der Götter ................................................................................ 141

4

„Grammaire du temple“ ........................................................................................... 143 4.1 Esna II, 15 ......................................................................................................... 145 4.2 Esna II, 61 ......................................................................................................... 146 4.3 Esna III, 254 und Esna III, 395........................................................................... 147 4.4 Esna III, 311 ...................................................................................................... 148 4.5 Esna VI, 503 ...................................................................................................... 149 4.6 Philä II, 396–397, Berliner Photo 1016 .............................................................. 149 4.7 Bénédite, Philae 103, 6–12 und Tf. 34, Berliner Photo 357 ................................. 149 4.8 Deir Chelouit III, 146 und Tf. 17........................................................................ 149 4.9 Kalabschah ........................................................................................................ 150

5

Zusammenfassung ................................................................................................... 151

6

Abkürzungs- und Literaturverzeichnis ..................................................................... 153

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

VIII

Inhaltsverzeichnis

Sachindex ........................................................................................................................ 163 Ägyptischer Stichwortindex............................................................................................. 167 Stellenindex..................................................................................................................... 171

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Vorwort Die vorliegende Publikation beinhaltet zwei, unabhängig voneinander entstandene, Beiträge, die hier auf Grund ihrer thematischen Verwandtschaft und dem gemeinsamen Bezug zum Tempel von Esna und seinen Texten gemeinsam erscheinen. Die Arbeit von Christian Leitz beschäftigt sich mit der altägyptischen Embryologie nach den Zeugnissen des Tempels von Esna und verwandter Texte. Der Beitrag von Florian Löffler hat die Ritualszenen „Darbringen der Töpferscheibe“ in den Tempeln der griechischrömischen Zeit zum Inhalt. Letzterer ist die überarbeitete Fassung einer an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossenen Magisterarbeit, die von Christian Leitz und Holger Kockelmann begutachtet wurde. Ihnen sei hier für die Übernahme dieser Aufgabe herzlich gedankt. Ein weiterer Dank gebührt Daniel von Recklinghausen und Natalie Schmidt für das gewissenhafte Korrekturlesen und für viele wertvolle Vorschläge und Anregungen. Christian Leitz möchte sich an dieser Stelle bei seinen ehemaligen Kollegen aus Köln Axel Karenberg und Daniel Schäfer (beide Institut für Geschichte und Ethik der Medizin) für eine kritische Lektüre des Manuskripts und weiterführende Literaturverweise bedanken. Ein weiterer Dank gilt Silke Grallert von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für die unbürokratische Genehmigung zur Publikation der zwei Berliner Photos aus Philae. Weiterhin möchten sich die Autoren bei Ahmed Amin vom Ägyptischen Museum Kairo für die hervorragende Fotodokumentation der laufenden Restaurierungsarbeiten des Ministry of Antiquities (Hisham el-Leithy, Mohammed Saad, Gharib Sonbol und Ahmed Emam) und der Eberhard Karls Universität Tübingen im Tempel von Esna bedanken, aus der das Motiv des Titelbildes hervorgegangen ist. Natalie Schmidt gilt der herzliche Dank der Verfasser für die Erstellung und Bearbeitung des Umschlagmotivs. Für die fachkundige und kompetente Betreuung bei der Drucklegung und Erstellung des Manuskriptes bedanken sich die Verfasser bei Barbara Krauß und Jens Fetkenheuer vom Harrassowitz Verlag in Wiesbaden. Tübingen, im September 2019

Christian Leitz und Florian Löffler

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

Christian Leitz

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

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I.

Einleitung

Embryologie bezeichnet die Lehre von der Entwicklung der befruchteten Eizelle bis hin zur Geburt, es handelt sich um einen in der Ägyptologie eher sporadisch verwendeten Terminus1. Das mag seine Gründe darin haben, daß die Quellenlage aufs Ganze gesehen recht dünn ist. Niemand wird ernsthaft den 15-teiligen Bilderzyklus von der Geburt des Gottkönigs aus dem Neuen Reich mit den beiden Hauptquellen in Deir el-Bahri und im Luxortempel oder dessen inhaltliche Nachfolger in den spätzeitlichen Geburtshäusern als Embryologie bezeichnen, nur weil dort in Szene 6 Chnum an der Töpferscheibe zu sehen ist, der den Embryo und seinen Ka formt2. Wirkliche Informationen über die Vorgänge im Mutterleib oder präziser gesagt über die altägyptischen Vorstellungen von diesen Vorgängen sucht man dort und in den meisten anderen Quellen vergebens. Irgendwelche Texte, die sich auch nur im entferntesten mit einer Schrift wie ARISTOTELES, De generatione animalium (Über die Zeugung der Tiere3) vergleichen lassen, sind bislang nicht bekannt geworden und es scheint auch zweifelhaft, daß es sie jemals gegeben hat. Was existiert, sind eher indirekte Hinweise vor allem im Londoner medizinischen Papyrus (pBM 10059), der einige Sprüche gegen unerwünschte Blutungen der Schwangeren enthält, die zu Fehlgeburten führen konnten. Da ein Text davon andeutet, daß während der Schwangerschaft das Blut nach innen statt nach außen fließt, liegt die Überlegung nahe, daß die Ägypter dachten, daß das Menstrualblut während dieser Zeit das Wachstum des Embryos bewirkte4. Das ist aber nur ein Teilaspekt der menschlichen Embryologie, ein umfassenderes Bild läßt sich aus den derzeit publizierten medizinischen Papyri nicht gewinnen. Die einzig nennenwerte Ausnahme ist der Pronaos des spätzeitlichen, vor allem in römischer Zeit dekorierten Chnumtempels in Esna, der weit mehr Informationen zum Kult und Wesen des Schöpfergottes bereitstellt als alle anderen Quellen zusammengenommen. Auch hier gibt es ungeachtet der Vielzahl der Texte, die einzelne Phänomene zu den altägyptischen embryologischen Vorstellungen behandeln, keinen einzigen, den man als vollständigen, chronologisch aufgebauten embryologischen Traktat bezeichnen könnte. Vielmehr sind es Dutzende von Texten, in denen das Thema Schöpfung eine unterschiedlich große Rolle spielt, so daß häufig nur einige wenige Themen zur Sprache kommen. Handelt es sich um längere Textpassagen, so ist in den meisten Fällen eine Abfolge von der Zeugung über die Schwangerschaft bis hin zur Geburt zu erkennen. Die nachfolgende Aufstellung ist somit eine nirgendwo belegte Maximalversion auf Basis der bislang bekannt gewordenen Quellen, die versucht, sich in etwa

1 Das Stichwort existiert weder im Lexikon der Ägyptologie (nicht einmal im allgemeinen Index in Band VII) noch in der Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt (dort auch nicht im Index in Band 3). Das Gleiche gilt für ähnliche Begriffe (z.B. Zeugungs- und Vererbungslehre) oder eine Suche nach den Stichworten Embryologie/embryology in der Online Egyptological Bibliography (OEB) mit nur ganz wenigen und auch nicht immer einschlägigen Treffern. 2 Siehe BRUNNER, Geburt des Gottkönigs. 3 Für eine deutsche Übersetzung siehe GOHLKE, Aristoteles, Über die Zeugung der Geschöpfe, Paderborn 1959. 4 Für einen Überblick siehe LEITZ, in: KARENBERG und LEITZ, Heilkunde und Hochkultur I, 133–135 und 137– 140.

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6

4

Christian Leitz

an die natürliche chronologische Reihenfolge zu halten; eine absolute, unveränderliche Reihenfolge der Themen läßt sich aber aus den ägyptischen Quellen nicht ableiten. Wie alt die entsprechenden Vorstellungen sind, läßt sich nicht ohne weiteres sagen. Die Tatsache, daß die meisten dieser Inschriften aus römischer Zeit stammen, hat für sich genommen wenig Aussagekraft, da es sich bei den meist mittelägyptischen Texten5 auch um wesentlich älteres Material handeln könnte

II.

Die einzelnen Themen

§ 1 Chnum als Gott der Zeugung Die Belege hierzu sind überaus häufig, die nachfolgende Quellenübersicht stellt nur eine Auswahl typischer Stellen dar. (a) Esna II, 17, 6–76: h#y sT |dwt wsn pfy |r nDmnDm: „(Chnum-Re) der Begattende (Widder), der die weiblichen Tiere bespringt, jener Begattende, der das sexuelle Vergnügen bereitet“. (b) Esna II, 48A: wsn pfy |r nDmnDm: „(Chnum-Re) jener Begattende, der das sexuelle Vergnügen bereitet“. (c) Esna II, 184, 12: S#o sTt wsn |r nDmnDm: „der das Erzeugen begonnen hat, der Begattende, der das sexuelle Vergnügen bereitet“. (d) Esna II, 184, 18: |r k#w sXpr nDmnDm: „der die Stiere erschafft, der das sexuelle Vergnügen bereitet“. (e) Esna III, 378, 14: wD T#y r Hmt Qd.sn: „(Chnum als Tatenen) der den Mann zur Frau schickt, sie alle zusammen“. (f) Esna III, 391, 19: Hry Hmwt b# onX |r nDmnDm nb mtwt sT nTrw rmT: „(Chnum) der über den Frauen ist, der lebende Widder, der das sexuelle Vergnügen bereitet, der Herr des Samens, der die Götter und Menschen erzeugt“. (g) Esna III, 300, 2: p#.n.| wtT.k m |rw.| n k# nDmnDm: „Ich habe deine Erzeugung am Anfang erschaffen in meiner Gestalt des begattenden männlichen Tieres“. (h) Esna III, 225, 9: n $nmw k# xrwy Ts |dwt: „für Chnum, den Stier der Hoden, der die Kühe begattet“. (i) Esna III, 377, 3: twt $nmw k# ps s|wr |dwt sg# mnHw r dmDyt.sn: „Du bist Chnum, der brennende Stier, der die Kühe trächtig sein läßt, der (den Einfluß) der beschworenen Wachsfiguren zu ihrer Zeit verringert“7. Das Überraschende an fast all diesen Aussagen ist, daß die eigentliche Zeugung des Kindes durch den Mann gar nicht angesprochen wird. Die einzige Ausnahme ist Text (e) und selbst 5 Die Ausnahme ist ein monumental-demotischer Hymnus, der von QUACK, in: Fs Schenkel, 107–121 untersucht wurde. Für die hier relevanten Passagen siehe weiter unten Kapitel V, § 7. 6 Siehe zuletzt FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 18 und 22–23. 7 Siehe hierzu SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 24–30.

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hier wird das nur sehr implizit ausgedrückt: Chnum schickt den Mann zur Frau. In allen anderen Texten wird nur die sexuelle Potenz des Chnum erwähnt. Man könnte zunächst denken, daß hier eine Art Sprachtabu hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs vorliegt, aber wahrscheinlicher dürfte sein, daß es in diesem Hymnen ja nicht um eine wissenschaftlich-medizinische Embryologie geht, sondern um den Lobpreis des Gottes Chnum und da hat die Herausstellung seiner eigenen Zeugungskraft sicherlich Vorrang vor allem anderen. § 2 Das Erhitzen der Herzen (a) Esna II, 17, 8: sr Sps sQfn mw m Qsw srf.n.f H#tyw: „(Chnum-Re) der prächtige Widder, der den Samen zu Knochen erstarren läßt, nachdem er die Herzen erhitzt hatte“8. (b) E VIII, 50, 9–10 = Clère, Evergète, Tf. 39: ntk |wn |r T#yw Hmwt srf |bw r (s)Xpr nDmnDm: „Du bist der Mondgott, der die Männer und Frauen erschaffen hat, der die Herzen erhitzt, um das sexuelle Vergnügen entstehen zu lassen“. Die Stelle (b) macht klar, was mit dem Terminus srf |bw/H#tyw gemeint ist. Der Mond- oder in Esna der Schöpfergott sorgt dafür, daß Männer und Frauen in sexuelle Erregung geraten, was ägyptisch mit dem Erhitzen des Herzens ausgedrückt wird, ein Bild, das auch in anderen Sprachen verständlich wäre. Aus diesem Grund wurde bei (a) eine Vorzeitigkeit angenommen, da es inhaltlich schwer vorstellbar ist, daß der Samen bereits vor dem Geschlechtsakt verdickt/erstarrt (sQfn). § 3 Die Autogenese des Schöpfergottes (a) Esna II, 17, 99: |r nTrw b# ms nTrw Xpr Ds.f |wty mswt.f b# Sps: „(Chnum-Re) der die Götter erschaffen hat, der Widder, der die Götter geformt hat, der von selbst entstanden ist, dessen Geburt es nicht gab, der prächtige Widder“. (b) Esna II, 187B: Xpr Ds.f nn |dt mswt.f: „(Chnum-Re) der von selbst entstanden ist, ohne daß es die Gebärmutter seiner Geburt gab“10. (c) Esna III, 260, 12: spr.n.k wo msXnt pw m Dt.k: „Du bist alleine angekommen. Das bedeutet, daß der Geburtsziegel in deinem Leib war“. (d) Esna III, 260, 12–13: nn wn nhs Tw m St#t n Q#o.{f} m xt.s ||.n.k m wo nn sn-nw.f wp Hr.k wo: „Es gibt niemanden, der dich im Mutterleib aufgeweckt hat, ohne daß du (?) aus ihrem Leib ausgebrochen wärest. Du bist gekommen als einzelner, dessengleichen es nicht gibt außer dir allein“. (e) Esna III, 387, 3: ms p#wty(w) Qm#.n.f wnnt nb Sfyt |r nn |r.tw (?) Sfyt.f m#T.n.f sXrw nbw m |b.f: „der die Urzeitlichen erschaffen hat, nachdem er das, was ist, erschaffen hat, der Herr des Ansehens, der Schöpfer, ohne daß sein Ansehen (von jemandem anderen) erschaffen wurde, nachdem er in seinem Herzen alle Pläne erdacht hat“. (f) Esna III, 388, 10: nTr wo nb.f sw Ds.f nn |rt m##.s |nm.f: „(Chnum-Re) der einzige Gott, der sich selbst geformt hat, ohne daß es ein Auge gibt, das seine Haut gesehen hat“. 8 Siehe zu dieser Stelle zuletzt FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 25 („celui qui réchauffe les cœurs pour lui“), 27–28 und 32 mit Anm. 95. 9 FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 25 und 28–29. 10 Die gleichen Ausdrücke schon im Grab des Monthemhet (TT 34), siehe ASSMANN, Sonnenhymnen, 59, Rz. 3 und 19.

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(g) Esna III, 225, 11: n $nmw ($nb) nb [sw] Ds.f k#t.f pw |rt Xt nbt: „für Chnum, der [sich] selbst erschafft, dessen Arbeit das Erschaffen aller Dinge ist“. Wenn Chnum – wie in den Esnatexten so häufig betont – der Schöpfer aller Lebewesen einschließlich der Götter ist, so stellt sich natürlich die Frage, wer denn ihn erschaffen hat. Die Antwort ist: Er selbst, was kein Gedanke der Römerzeit ist, sondern sich schon in den Sonnenhymnen der Ramessidenzeit in einer Vielzahl von Varianten manifestiert11. § 4 Die sofortige Umsetzung der Schöpfung (a) Esna III, 387, 6–7: nTr mnX smn n.f nf |r nf nn Xnt wD.f: „der treffliche Gott, der für sich jenes dauerhaft sein läßt, der jenes erschafft, dessen Befehl nicht verzögert werden kann“. § 5 Die Aufnahme des Samens in der Gebärmutter (a) Esna III, 250, 11: Ho-onX Hr sTt btt Hr Ssp mtwt Hr swr D#mw m %t-mn: „Der Phallus begattet. Die Gebärmutter empfängt den Samen, wobei sie die Kinder in der Welt groß werden läßt“. § 6 Das Ei der Töpferscheibe (a) Esna II, 95, 2: nfr.wy Hr.k |w owy.k Hr nHp Hr Qd swHt nbt ro nb: „Wie vollkommen ist dein Gesicht, wenn deine Arme auf der Töpferscheibe sind und täglich jedes Ei12 formen“. (b) Esna III, 276, 11: nfr.wy Hr.k |w owy.k Hr nHp.f Hr nHp swHt nbt ro nb: „Wie vollkommen ist dein Gesicht, wenn deine Arme auf seiner Töpferscheibe sind, indem sie täglich jedes Ei formen“. (c) Esna III, 284, 5: rwD owy.f m nb(w) swHt Hr nHp.f ro nb: „Seine Arme sind stark als die, die täglich das Ei formen auf der Töpferscheibe“. (d) Esna III, 320, 21: | nHp Qm# swHt Hr nHp.k Ts.k xnm m-xnw |dwt opr St#t twy m Ssp.k: „O Töpfer, erschaffe das Ei auf deiner Töpferscheibe! Du mögest das Erschaffen im Inneren der Gebärmütter ermöglichen, damit diese Gebärmutter ausgestattet ist mit deiner Gestalt“. Die Hieroglyphe der Töpferscheibe wird häufig so dargestellt, daß der Lehmbatzen auf der Drehscheibe tatsächlich einem Ei gleicht. Zugleich ist das Ei (swHt) schon sehr früh wahlweise eine Metapher für Gebärmutter oder Sohn, siehe hierzu ausführlicher den Beitrag von RASHED zur Hieroglyphe

in den Sargtexten13.

§ 7 Die Umwandlung des Lehmbatzens auf der Töpferscheibe in ein lebendiges Wesen (a) Esna III, 378, 13: nHp m-b#H.f owy.f Hr nHp Dbow.f Hr wpt owt T#w n onX oQ m How: „vor dem (= Chnum als Tatenen) die Töpferscheibe steht, dessen Arme töpfern, dessen Finger die Glieder trennen, so daß der Hauch14 des Lebens in die Glieder eintritt“. Das Bemerkenswerte an dieser Aussage ist, daß es anscheinend keiner irgendwie gearteten rituellen Handlung bedurfte, um den Lehm auf der Töpferscheibe in ein lebendiges Wesen zu 11 Siehe ASSMANN, Re und Amun, 197–199; ASSMANN, Sonnenhymnen, 60, Anm. k. 12 Die Schreibung von swHt verweist durch die Kindhieroglyphe auf den im Ei befindlichen Embryo. 13 In: MINIACI und GRAJETZKI, World of Middle Kingdom Egypt, 309–324. 14 Zur Schreibung von T#w vgl. Kol. 15 weiter unten mit der entsprechenden Parallele bei CLÈRE, Evergète, Tf. 20.

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verwandeln. Bei einem göttlichen Schöpfer wie Chnum war dies nicht nötig, ganz im Gegensatz zur Mundöffnung bei einer Mumie oder gar der Herstellung eines Golems15. § 8 Die Formung der Körperglieder (a) Esna III, 300, 1–2: sXo.| |ty Sn m Tbty(.|) Hr Qm#.k Hr.f xnm(.|) Tw m onX m rn.| n $nmw wp.n.| How.k m Dbow.| |s nn ot |m.k g#w m nTr: „Ich lasse den Herrscher der Drehscheibe (?)16 mit meinen Fußsohlen erscheinen, wenn ich dich auf ihr erschaffe. Ich vereinige dich mit Leben in meinem Namen Chnum. Ich unterteile deine Glieder mit meinen Fingern, wobei es kein Körperteil an dir gibt, das frei von einem Gott ist“. Der erste Teil des Textes ähnelt stark dem in § 7 (a) zitierten, in beiden Fällen wird die Untergliederung des Lehmbatzens mit den Fingern (Dbow) des Schöpfergottes als wp|: „trennen“ bezeichnet. Neu ist der Schluß, der ein Hinweis auf eine Gliedervergottung zu sein scheint: Kein Körperteil des Königs ist frei von einem Gott. Solche Gliedervergottungen finden sich bekanntlich im Totenkult, aber auch in magisch-medizinischen Texten, in denen die einzelnen Körperteile des Patienten zu ihrem Schutz mit denen verschiedener Götter gleichgesetzt werden, letzteres wird auch hier, beim von Chnum erschaffenem König, der Fall sein. § 9 Die Erschaffung der Schutzgötter auf der Töpferscheibe (a) Esna II, 17, 717: Hry nHp nHp s#w-n.sn: „Das Oberhaupt der Töpferscheibe, der die Schutzgötter töpfert“. Diese Passage steht vor der Beschreibung der Entwicklung des Embryos, so daß man vermuten könnte, daß angesichts der zahlreichen möglichen Implikationen während der Schwangerschaft bis hin zur Geburt die Erschaffung (individueller?) Schutzgottheiten als vordringliche Aufgabe des Schöpfergottes angesehen wurde. § 10 Das Binden des Samens (a) Esna II, 3A: |t m S#o S#o n.f mr mw sonX T#[w]: „(Chnum) der Vater am Anfang, der das Binden des Samens begonnen hat und die Embryos am Leben erhält“. (b) Esna II, 15, 2018: |t S#o wtT mr mw sonX T#w: (Chnum-Re) der Vater, der das Erzeugen begonnen hatte, der den Samen bindet und die Embryos am Leben erhält“. (c) Esna II, 17, 2019: p#.n.f bnb[n ...] mr mw r sonX T#w: „Er (= Chnum-Re) hat das Begatten begonnen [...] der den Samen bindet, um die Embryos am Leben zu erhalten“. (d) Esna III, 366, 1–2: snD n $nmw T#yw Hmwt ntyw (Hr) mrt Ts prt.sn ntf k# sT Hry |dwt nn swHt (?) g#w m k#t.f: „Habt Ehrfurcht vor Chnum, ihr Männer und Frauen, die ihr wünscht, daß ihr

15 Vgl. BRUNNER-TRAUT, in: SAK 16, 1989, 22 zu pVandier V, 1–2. Hier wird die Figur aus omot: „Ackerboden, Lehm“ hergestellt. Die Vermutung von BRUNNER-TRAUT, daß das wp in Zl. 2 zu wp-r#: „Mund öffnen“ zu ergänzen ist, ist zwar in diesem Fall nicht sicher (vgl. die Übersetzung von POSENER auf S. 74), aber in vergleichbaren Fällen in anderen Kulturen müssen diese Erdmenschen stets durch irgendwelche magische Praktiken zum Leben erweckt werden. 16 So der alternative Übersetzungsvorschlag von SAUNERON, Esna V, 197–198. 17 Fernández PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 25 und 27. 18 Siehe LÖFFLER, Töpferscheibe, 81ff. für die ganze Szene. Die beiden letzten Ausdrücke auch in Esna II, 7, 1. 19 FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 44–45 und 47–48.

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Same sich verbindet. Er ist der begattende Stier, der über den Kühen ist, ohne dessen Zutun kein Ei (?)20 existiert“. Mit insgesamt vier Belegen für die Kombination mr mw ist es klar, daß es sich um einen festen Ausdruck handelt, aber was genau ist damit gemeint? Die im folgenden Paragraphen aufgeführten Verbindungen der Verben |r|, Qm#, Ts und sQfn mit mw: „Samen“ + m Qs(w): „in den/zu Knochen“ könnte als Argument dafür dienen, daß mit mr mw weder die Produktion des Samens noch die Herausbildung der Knochen des Embryos gemeint ist. Die Texte (b) und (c) mit den Ausdrücken S#o wtT und p#.n.f bnbn deuten möglicherweise darauf hin, daß es um ein Phänomen unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr geht, d.h. allgemein gesprochen um den Verbleib des Samens im Körper der Frau. Sachlich käme bei einem Vergleich mit griechischen Zeugungslehren eine Verbindung des Samens mit dem Menstrualblut in Frage21, aber dann fragt man sich natürlich, warum an keiner einzigen Stelle in diesem Zusammenhang vom weiblichen Blut die Rede ist. Es scheint besser, die Frage einstweilen offen zu lassen. § 11 Die Verbindung zwischen Samen und Knochen Im Zuge seiner Editionstätigkeiten der Esnainschriften veröffentlichte SAUNERON 1960 einen Aufsatz, in dem er die Vorstellung von der Entwicklung des Samens in den Knochen22 behandelte, die er bis in die Perserzeit, genauer gesagt bis zu einem Hymnus im Hibistempel, zurückverfolgen konnte23. 35 Jahre später ging QUACK im Rahmen einer Übersetzung eines Esnahymnus erneut auf diese Frage ein und argumentierte für eine andere Vorstellung: Der Samen entwickele sich nicht in den Knochen, sondern verfestige sich zu den Knochen24. Seit dieser Zeit übersetzen die, die den Aufsatz von QUACK kannten, Ausdrücke wie |r mw m Qsw mit „der den Samen zu Knochen macht“ o.ä.25, der Rest folgt SAUNERON26. Im Rahmen eines Überblicks zur altägyptischen Embryologie scheint es aber sinnvoll, die ganze Frage noch einmal etwas genauer zu behandeln als es QUACK im Rahmen einer Textanmerkung möglich war. Zunächst sollte man festhalten, daß auch SAUNERON die Vorstellung, daß sich der Samen zu Knochen entwickele, erwogen hat, sie dann jedoch für die überwiegende Mehrzahl seiner

20 SAUNERON, Esna V, 170, Anm. (t), übernommen in LGG III, 500c, liest die Gruppe s#Q xt und denkt an einen Ausdruck für die Empfängnis. Das scheint mir gerade angesichts eines ähnlichen Ausdrucks in pEbers 96, 9–10 (s#Q |dt: „Zusammenhalten der Gebärmutter“) nicht unwahrscheinlich, aber ich würde vermuten, daß es sich nur um einen zweiten Sinn des Wortes swHt: „Ei“ handelt als eben das, was die Gebärmutter zusammenhält und damit die gefürchtete Fehlgeburt verhindert. 21 Siehe LESKY, in: Reallexikon für Antike und Christentum, 1231–1232 s.v. Embryologie. 22 In der Antike und auch im islamischen Mittelalter existierten drei verschiedene Samenlehren. Die erste und älteste war die enkephalo-myegene Samenlehre, d.h. die Entstehung des Samens aus dem Gehirn und dem Rückenmark, die zweite die sog. Pangenesislehre (kein antiker Begriff), d.h. der Same stammt von allen Teilen des Körpers und drittens die hämatogene Samenlehre, d.h. die Entstehung des Samens aus dem Blut. Vgl. hierzu die Überblicke bei LESKY, in: Reallexikon für Antike und Christentum, 1228–1229 s.v. Embryologie; SCHUBERT und HUMMER, Frauenmedizin in der Antike, 459–461; WEISSER, Zeugung, 100–117. Die ägyptische Vorstellung, so wie sie sich aus den Esnatexten ergibt, war klärlich eine Spezialform der ersten Samenlehre mit Beschränkung auf das Rückenmark und wohl noch weitere Knochen, vom Gehirn ist nie die Rede. 23 SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 19–27. 24 QUACK, in: Fs Schenkel, 115, Anm. c). 25 Z.B. LGG I, 458a (de facto der Autor der vorliegenden Untersuchung mit Verweis auf QUACK). 26 Z.B. JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 544–545.

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Belege verworfen hatte27. Der von SAUNERON und kurze Zeit danach von YOYOTTE28 angeführte Vorsokratiker HIPPON VON RHEGION (5. Jhd. v. Chr.) sah zwischen beiden Vorstellungen keinen Gegensatz: Der Samen entwickele sich im Rückenmark29 und verfestige sich dann nach der Zeugung zu Knochen. Es wäre eine naheliegende Frage, ob nicht auch die altägyptischen Texte auf eine solche Wechselbeziehung30 hindeuten. QUACK führt für seine Neuinterpretation im wesentlichen zwei Argumente an. Das erste ist inhaltlich: Es sei schwer vorstellbar, daß ein Ausdruck |r/Qm# mw m Qs(w), wenn dem noch ein Zusatz wie „im Ei, im Mutterleib“ folge, sich auf die Erschaffung des Samens in den Knochen beziehen solle. Das klingt überzeugend. Das zweite Argument, das de facto aus mehreren Teilargumenten besteht, ist sprachlicher Natur. Die Wendung |r| X m Y läßt sich mindestens so gut verstehen als „X zu Y machen“ wie „X in Y machen“. Das ist mit Sicherheit nicht falsch, aber vielleicht sollte man das pro Verb doch differenzierter sehen, was sich mit Hilfe von Wb und LGG recht einfach durchführen läßt. • Bei |r| + Objekt + m ist es ganz unstrittig, daß dies häufig „etwas machen zu“ bedeutet: Wb I, 110, 2–6 und 9–10 oder ein markantes Beispiel aus LGG I, 444b–c: |r o#pp m tm-wn: „Der Apophis zum Nichtexistierenden macht“. Selbstverständlich kann auch die andere Übersetzung in Frage kommen, nämlich „X in (räumlich) Y machen“, z.B. LGG I, 445b: |r obw m prdw#w: „Der die Reinigung im Morgenhaus vollzieht“. • Bei Qm# sieht das schon merklich anders aus. Das Wb ist hier keine Hilfe, da sich dort nur Angaben zu den verschiedenen Objekten finden, aber im LGG, das QUACK ja damals noch nicht zur Verfügung stand, erhält man die nötigen Informationen. Es finden sich folgende Einträge der Struktur Qm# + Objekt + m: (a) VII, 188c: Qm# |rw.f m Hwt-Rwty: „Der seine Gestalt erschafft im Haus des Ruti“; (b) VII, 191c – 192a: Qm# wnnt nbt m H#t/m Hsb/ m t# pn: „Der alles, was ist, am Anfang/durch Berechnung/in diesem Land erschafft“; (c) VII, 193b–c: Qm# p#wty(w) m S#o/m sp tpy: „Der den/die Urzeitlichen am Anfang/beim ersten Mal erschafft“; (d) VII, 194a: Qm# psDt m k#r.sn: „Der die Neunheit in ihrem Schrein erschafft“; (e) VII, 195b–c: Qm# npr |m.f/m mw.f: „Der das Getreide aus sich/aus seinem Wasser erschafft“; (f) VII, 196a: Qm# nn m Dr-o: „Der dieses am Anfang erschafft“; (g) VII, 196b: Qm# nXb m Hr-|b nwn: „Der die Lotosblüte inmitten des Nun erschafft“; (h) VII, 196b: Qm# nty nb m tp-r#.f: „Der jeden Existierenden erschafft mit dem Ausspruch seines Mundes“; (i) VII, 197a: Qm# nTrw m nwn/m How.f: „Der die Götter im Nun/aus seinem Leib erschafft“; (j) VII, 198b: Qm# Hfnw m wbn.f: „Der Hunderttausende bei seinem Aufgang erschafft“; (k) VII, 199b: Qm# HDDwt m nb|t nt |rt.f: „Der das Licht aus dem Feuer seines Auges erschafft“ [die Übersetzung im LGG ist m.E. zu korrigieren]; (l) VII, 201c: Qm# sw m |b.f/m owy.fy/m oHo/m sSmw.f: „Der sich durch seinen Verstand/mit seinen Händen/als Agathodaimon/in seinem Abbild erschafft“; (m) VII, 203a: Qm# sS m r#-owy.fy: „Der das Band mit der Arbeit seiner Hände erschafft“; (n) VII, 203b: Qm# 27 SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 24. 28 YOYOTTE, in: BIFAO 61, 1962, 139. Eines der Ziele seines Beitrags war herauszufinden, ob es sich bei dieser Vorstellung um eine originär ägyptische Idee handelt oder um die Übernahme von Gedanken der Vorsokratiker. YOYOTTE entscheidet sich aus mehreren Gründen für ersteres, was mir ebenfalls wahrscheinlich erscheint, aber nicht Gegenstand dieser Untersuchung ist. 29 Für die Verbindungen zwischen Rückenmark und Phallus siehe YOYOTTE, in: BIFAO 61, 1962, 139–142; MEEKS, Mythes et légendes, 264 mit Anm. 714 (dort weitere Literatur); LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen, 422–423 (§ 38b). 30 Dies ist auch schon die Schlußfolgerung von KLOTZ, Adoration of the Ram, 152 bei der Kommentierung einer einschlägigen Stelle aus dem Hibistempel.

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Sw m nTrty.fy: „Der das Licht mit seinen göttlichen Augen erschafft“; (o) VII, 203c – 204a: Qm# Qmyt m Pwnt/m v#-nTr: „Der das Harz in Punt/im Gottesland erschafft“; (p) VII, 204a: Qm# k#.f m Km-#t.f: „Der seinen Ka als Kematef erschafft“; (q) VII, 204c – 205a: Qm# t# m S#o Xpr/m k#t.f: „Der das Land am Anfang der Schöpfung/durch seine Arbeit erschafft“; (r) VII, 206a: Qm# dw#t m #Xw.f/|#Xw.f: „Der die Unterwelt durch seine Zaubersprüche/durch seinen Lichtglanz erschafft“; (s) VII, 206b–c: Qm# Dt.f m |r-t#/m mr.f/m nXb wr: „Der seinen Leib erschafft als Irta/nach seinem Wunsch/in der großen Lotosblüte“; (t) VII, 207a: Qm# Dt m Drw nHH: „Der die Dt-Zeit erschafft in den Grenzen der nHH-Zeit“; (u) VII, 207c: Qm# Ddft nbt m b#b#.sn: „Der alle Reptilien in ihrer Höhle erschafft“. – Die Aufzählung sei hier abgebrochen, auch die Durchsicht der pluralischen und femininen Ausdrücke ergibt kein anderes Bild. Mit Ausnahme von (l), wo man bei bei ein oder zwei Ausdrücken zweifeln könnte, dürfte eine Übersetzung „Der X zu Y erschafft“ ausgeschlossen sein, so daß man konsequenterweise auch LGG VII, 194a–b Qm# mw m Qsw mit „Der den Samen in den Knochen erschafft“ übersetzen sollte. • Bei Ts bietet Wb V, 398, 3–5: „den Samen schaffen: a) ihn im Mutterleib bilden, die Gestalt im Ei schaffen; b) den Samen sich fortpflanzen lassen“. Das sind eher Übersetzungen im Sinne von Sauneron, aber auch hier wird es sich empfehlen, die einzelnen Ausdrücke für Ts + Objekt + m genauer zu betrachten. Im LGG findet sich folgendes: (a) VII, 491a: Ts |dbw m msw.sn: „Der die Ufer mit ihren Kindern formt“; (b) VII, 491b: Ts wnnt m t# pn: „Der das, was in diesem Land ist, sich entwickeln läßt“; (c) VII, 492b–c: Ts prt m t#wy (nbw): „Der die Früchte in den beiden Länder wachsen läßt“; (d) VII, 493a: Ts mw m |dt: „Der den Samen sich in der Gebärmutter entwickeln läßt“; (e) VII, 493c: Ts mhwt.f m Hbbt: „Der seine Familie an der Wasserstelle vereint“; (f) VII, 493c: Ts mtwt m-xnw Qsw: „Der den Samen sich im Innern der Knochen entwickeln läßt“; (g) VII, 494a: Ts nwH m w|#: „Der das Seil in der Barke knüpft“; (h) VII, 495a: Ts %t-mn m prt #Xt: „Der die Welt mit den Früchten des Feldes erschafft“; (i) VII, 495a: Ts sp#wt m sXrw.f: „Der die Gaue nach seinen Plänen einrichtet“; (j) VII, 495a–b: Ts t# m pr |m.f/m prt #Xt/m r#-owy.fy: „Der die Erde erschafft mit dem, was aus ihm hervorkommt/mit den Früchten des Ackers/mit der Tätigkeit seiner Arme“; (k) VII, 495c: Ts t#w m wD |r.n.f: „Der die Länder mit dem Dekret, das er ausgestellt hat, erschafft“; (l) VII, 496c: Tsw msXnt m %tmn: „Die die Geburtstätte in der Welt zusammenbauen“. – Auch hier findet sich – eigentlich wider Erwarten – kaum ein Ausdruck, der sich im Sinne von QUACK als „Der X zu Y formt“ übersetzen ließe. Ausdruck (f) spricht mit der Verwendung der zusammengesetzten Präposition m-xnw sogar explizit dagegen, so daß man zu diesem Stadium eher geneigt wäre, auch Ts mw m Qs(w) mit „Der den Samen in dem/den Knochen formt“ zu übersetzen. • Das Verb sQfn bezeichnet die Umwandlung von etwas Breiigem in etwas Festes, vor allem beim Backen der Brotfladen in heißer Asche31. Den einmalig vorkommenden Ausdruck sQfn mw m Qsw wird man kaum anders wie QUACK mit „der den Samen zu Knochen erstarren läßt“ übersetzen können32; hier kann es eigentlich nur darum gehen, daß sich aus dem Samen die Knochen entwickeln. Fasst man das gerade angeführte Material zusammen, so ergibt sich kein völlig homogenes Bild: Der Ausdruck |r mw m Qs ist ambivalent, die Ausdrücke Qm# mw m Qs und Ts mw m Qs deuten sprachlich eher auf die Erschaffung des Samens in den Knochen und der Ausdruck sQfn mw m Qs auf das Gegenteil, die Formung des Samens zu Knochen. Das sieht zunächst nach 31 VERHOEVEN, Grillen, Kochen, Backen, 162–165. 32 Die Übersetzung in LGG VI, 655a wird hier zu korrigieren sein.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

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einem sehr unbefriedigenden Ergebnis aus, aber glücklicherweise gibt es noch eine andere Möglichkeit hier weiterzukommen. Bedenkt man, für welches Stadium auf dem Weg von der Zeugung bis zur Geburt die beiden Vorstellungen stehen, so sind die Unterschiede offensichtlich. Die Entwicklung des Samens in den Knochen (der männlichen Wesen) ist nur relevant bis zur Zeugung, die Entwicklung oder Umwandlung des Samens in Knochen (aller Wesen) ist Teil der embryonalen Entwicklung nach der Zeugung. Da wiederum nicht alle, aber doch ein beträchtlicher Teil der von SAUNERON und dem LGG gesammelten Stellen nicht isoliert vorkommt, sondern jeweils Teil eines längeren Textes sind, der die menschliche Entwicklung von der Zeugung über die embryonale Entwicklung bis hin zur Einleitung der Geburt und der Geburt selbst in chronologischer Reihenfolge behandelt, sollten die Chancen nicht so schlecht stehen, hier doch noch etwas weiter zu kommen. Bei der nachfolgenden Besprechung seien die relevanten Stellen in drei Kategorien eingeteilt: I. Der Same entwickelt sich in den Knochen (= Stellen, die in Zusammenhang mit der Zeugung stehen) (a) Esna III, 200, 10: xnm Hr nb Hr nHp.f b# sT |r mw m Qs Ts prt nt nTrw rmT: „(Chnum-Re) ... der jedermann auf seiner Töpferscheibe geformt hat, der begattende Widder, der den Samen im Knochen erschaffen hat, der den Samen der Götter und Menschen sich hat entwickeln lassen“. (b) Esna III, 249, 2 (§ 18–19): rs.k k# xrwy sXpr Hr nty [...] |dt |r mw m Qs rs.k k# sm# Hry nfrwt ws pf |r nDmnDm: „Du33 mögest erwachen, Widder34 der Hoden, der jedermann (?) hat entstehen lassen, der [...] Uterus, der den Samen im Knochen erschaffen hat. Du mögest erwachen, begattender Widder, der über den schönen Frauen ist, jener Begatter35, der die Wollust erschaffen hat“. (c) Esna III, 311, 19: Qd m S#o grg t# m r#-owy.fy b# sT |r mw m Qs nHp wr Ts How m sw#w.s smn mtwt (?) Hr bnnt m |dt |r bw nb m owy.fy: „(Chnum-Re) Der am Anfang erschaffen hat, der das Land mit der Tätigkeit seiner Arme gegründet hat, der begattende Widder, der den Samen im Knochen erschaffen hat, der große Töpfer, der die Glieder in ihrer (Bezug?) Umgebung geformt hat, der den Samen (?) auf der Keimzelle in der Gebärmutter hat dauern lassen36, der jedermann mit seinen Armen erschaffen hat“. (d) Esna III, 319, 16: Twt nb nHp mr nHp nTr mnX grg t# m |rw |t bnr Ts prt #Xt k# sT |r mw m Qsw: „Du bist der Herr der Töpferscheibe, der das Töpfern liebt, der treffliche Gott, der die Erde gegründet hat in der Gestalt des gütigen Vaters, der den Samen des Feldes sich hat entwickeln lassen, der begattende Stier, der den Samen in den Knochen erschaffen hat“. (e) Esna III, 356, 13–15: | p# k# sT (|.)|r |rt mw m Qsw | p# |.bk# Hmwt m |r.n.f | p# |t mnX (|.)|r Ts prt #Xt: „O du begattender Stier, der den Samen in den Knochen erschaffen hat. O du, der

33 Das Zeichen dürfte hier und im folgenden Vers sowohl das Suffixpronomen .k als auch eine Lesehilfe für den liegenden Widder sein. 34 Das Determinativ macht klar, daß hier Widder und nicht Stier zu übersetzen ist. 35 Anders SAUNERON, Esna V, 92, Anm. (ff), aber vgl. die Parallele in Esna II, 48A und allgemein LGG II, 569c– 560a. 36 So der Vorschlag in LGG VI, 339c.

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die Frauen hat schwanger werden lassen mit dem, was er erschaffen hat (= dem gerade erwähnten Samen). O trefflicher Vater, der den Samen des Feldes sich hat entwickeln lassen“. (f) Esna III, 388, 9 (Teilparallele in Tôd II, 232, 6–8): Ts T#y srd swHt |r mw m Qs nfr nb mT# mr.f sTt h#y wtT nTrw nTrwt: „der den Mann erschaffen hat, der das Ei hat wachsen lassen37, der den Samen im Knochen erschaffen hat, der Vollkommene, der Herr des Phallus, dessen Wunsch das Begatten des Ehemannes ist, der die Götter und Menschen erzeugt hat“. (g) E IV, 298, 2–4: sm#.k nfrwt wsn.k rnnwt boH.k |dwt m mw m Qs: „Du mögest dich vereinen mit den schönen Frauen, du mögest die jungen Mädchen begatten und du mögest die Frauen mit dem Samen aus dem Knochen überfluten“. (h) D Mammisis, 111, 7: tw#.| n.T nXn d|.T sw m nsw mw m Qsw nw Qm# sw Ds.f: „Ich hebe das Kind zu dir hoch, damit du ihn zum König machst, den Samen aus den Knochen dessen, der sich selbst erschaffen hat“. – In diesem Text wird kaum das neugeborene Kind als aus dem Samen verfestigter Knochen bezeichnet, sondern wie auch sonst häufig in Filiationsangaben als Same eines Gottes. (i) Esna II, 95, 3; III, 276, 11: nfr.wy Hr.k |w.k (Hr) sTt k#w r |dwt r |rt mw Hr sXpr Qsw: „Wie vollkommen ist dein Gesicht, wenn du die Stiere die Kühe begatten läßt, um den Samen zu erzeugen beim Entstehenlassen der Knochen“. – Auch hier kann es schwerlich um die Umwandlung des Samens in Knochen handeln. Vielmehr scheint die Aussage zu sein, daß (bereits unmittelbar?) nach der Begattung bei der Bildung der Knochen des Embryos in ihnen Samen erzeugt wird. (j) Esna III, 225, 9: n $nmw k# xrwy Ts |dwt Qm#.n.f wnnt nbt n $nmw k# sT Hry |dwt Ts |wo sXpr t#wy n $nmw k# [|r mw] m Qsw: „Für Chnum, den Stier der Hoden, der die Kühe begattet, der alles entstehen läßt, was existiert. Für Chnum, den begattenden Stier, der über den Kühen ist, der den Erben erschafft, der die beiden Länder entstehen läßt. Für Chnum, den Widder, [der den Samen] in den Knochen [erschafft]“. (k) Hibis, Tf. 32, 16–1738: sS#.n.f Q|.sn r mst k#w Hr o#o |dwt Hr Qm# o#o.sn (Hr) sTt.sn m Qsw: „Er (= Amun) hat ihre Gestalt getrennt, um die männlichen Wesen zu erschaffen, wobei sie die weiblichen begatten, ihren Samen erschaffen und ihn (= den Samen) aus den Knochen fließen lassen“. II. Der Same entwickelt sich zu Knochen (= Stellen, die in Zusammenhang mit der embryonalen Entwicklung stehen) (l) Esna III, 318, 10 (§ 12): rs.k nfr sonX T# Ts mw m-xnw Qsw $nmw-Ro nb v#-sny d| T#w m-xnw swHwt: „Du mögest vollkommen erwachen, der den Embryo am Leben erhält39, der den Samen in den Knochen verfestigt40, Chnum-Re, der Herr von Esna, der Luft im Innern der Eier gibt“. 37 Dieser Ausdruck wirkt – auch wenn er in beiden Textvertretern vorhanden ist – deplaziert, zumal das Ei im weiteren Verlauf, der die embryonale Entwicklung beschreibt, noch einmal genannt wird: Qm# swHt sonX T#wy d| T#w r fnD n g#w Htyt: „der das Ei erschafft, der die beiden Kinder am Leben erhält, der die Luft an die Nase dessen mit beengter Kehle gibt“. 38 Letzte Bearbeitung bei KLOTZ, Adoration of the Ram, 149–152. 39 Die Korrektur von in von SAUNERON, Esna V, 91, Anm. (r) gewinnt durch D Mammisis, 31, 6–7 stark an Wahrscheinlichkeit. 40 Siehe zur Stelle QUACK, in: Fs Schenkel, 115, Anm. c).

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(m) E V, 184, 18 – 185, 1: b# Qd nHp Xt nbt Ts mw m Qs r sXpr T# |r swHt n snbt: „Der bildende Widder, der alle Dinge töpfert, der den Samen im Knochen verfestigt, um den Embryo entstehen zu lassen, der das Ei für die Kinderlose erschafft“. (n) D Mammisis, 31, 6–7: ntk sonX T# m-xnw St#t.f Ts mw m Qsw: „Du bist der, der den Embryo in seiner Gebärmutter am Leben erhält, der den Samen in den Knochen verfestigt“. Der Text hat eine Parallele in D Mammisis, 152, 10-11, wo statt m Qs leicht verändert m-xnw Qsw steht. Das kann in diesem Fall – ganz im Sinne von QUACK – nur bedeuten, daß sich der Samen im Verlauf der embryonalen Entwicklung in Knochen umwandelt. (o) E III, 114, 7: |wo n $nmw ntf Ts (!) mw.f m Qsw m xt: „(der König) der Erbe des Chnum. Er ist der, der seinen Samen zu Knochen verfestigt hat im Mutterleib“41. (p) Esna II, 17, 8: sr Sps sQfn mw m Qsw: „Der prächtige Widder, der den Samen zu Knochen erstarren läßt“42. (q) Athribis III, 250 (C 3, 115, 2–3): sXprt mw m Qsw sonXt T# m-xnw St#t: „(Repit) die den Samen zu Knochen werden ließ, die den Embryo in der Gebärmutter am Leben erhielt“. III. Unklar, Sonstiges (r) Clère, Évergète, Tf. 37 = Urk. VIII, 122 (1): ntk |oH [...] kHkH m-Xt smdt sp#y k#w s|wr |dwt Qm# mw m Qsw Xnty swHt: „Du bist der Mond, [...] der alt geworden ist nach dem 15. Mondmonatstag, der die Stiere begatten ließ, der die Kühe trächtig machte, der den Samen in den Knochen entstehen ließ, der Vorsteher43 des Eies“. (s) Esna III, 250, 7–8: Ts.n.f Hpt wt(r) m Qsw nb Xnt ofdt.f m r#-owy.f |sk swH n onX m-Xnt Xt nbt Hw wtr t|t m-ob mw m Qsw r nXb #X#Xw m S#o: „Er hat das, was das Blut umschließt in den Knochen geknüpft, geformt in seinem Kasten (?) durch die Tätigkeit seiner Arme. Und zwar ist der Hauch des Lebens in allen Dingen und das Blut läßt die Gestalt44 zusammen mit dem Samen in die (?) Knochen fließen, um die Knochen am Anfang zu formen“. Faßt man diesen Befund zusammen, so ergibt sich, daß beide Vorgänge angesprochen werden, sowohl die Produktion des Samens in den Knochen vor der Zeugung wie das Verfestigen des Samens zu Knochen nach der Zeugung. Letzteres wird meist mit dem Verb Ts ausgedrückt, seltener auch mit sQfn und sXpr. Das Verb für den ersten Vorgang ist hingegen |r|. Unklar in der Interpretation bleibt der einzige Beleg zu Qm#. § 12 Lebenserhaltung des Embryos (a) Esna II, 3A: |t m S#o S#o n.f mr mw sonX T#[w]: „(Chnum) der Vater am Anfang, der das Binden des Samens begonnen hat und die Embryos am Leben erhält“. (b) Esna III, 249, 1 (§ 15): rs.k nfr $nmw nb ww Qd swHt sonX T# |r.f T#w r fnD nb onX.sn r m##.f: „Du mögest vollkommen erwachen, Chnum, Herr des Feldes, der das Ei auf der Töpferscheibe formt, der den Embryro am Leben erhält, indem er Luft an jede Nase gibt, so daß sie bei seinem Anblick leben“.

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So ROQUET, in: Fs Westendorf, 375. Siehe zu dieser Stelle zuletzt FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 25 und 27–28. Würde man statt der Nisbe Xnty die Präposition Xnt lesen, so ergäbe sich eine Einordnung in Kategorie II. des werdenden Embryos?

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(c) Athribis III, 250 (C 3, 115, 2): sonXt T# m-xnw St#t: (Repit) die den Embryo in der Gebärmutter am Leben erhält“. § 13 Das Ei (a) Esna II, 17, 23–2445: srwD.n.f sw[Ht ...] rn.f |s [...] rd|.n.f sy Xnt xt [...]: „Er (Chnum-Re) hat das Ei gefestigt (?)46 [...] sein Name [...], er hat es (= das Ei) in den Mutterleib gegeben“. (b) Esna III, 320, 23: Ts swHt m xt nt Hmwt: „Laßt das Ei sich entwickeln im Mutterleib der Frauen“! (c) Esna III, 225, 8: Qm# swHt sonX T#: „(Chnum) der das Ei erschaffen hat, der den Embryo am Leben erhalten hat“. Sowohl Text (a) wie (c) sagen aus, daß das Ei (swHt) eigens von Chnum erschaffen und in den Mutterleib verpflanzt wird, was so allgemein klingt, daß man vermuten sollte, daß die Ägypter für diesen Bereich keine speziellen Theorien entwickelt hätten. § 14 Der Schutz des Embryos (a) Esna III, 320, 21–22: Xw Qm#.n.k |myw.sn nn Sw.sn m |rw.k n Cw: „Beschütze das, was du geschaffen hast und das, was in ihnen ist, ohne daß sie Mangel leiden in deiner Gestalt des Schu“! (b) Esna III, 377, 3: twt $nmw k# ps s|wr |dwt sg# mnHw r dmDyt.sn: „Du bist Chnum, der brennende Stier, der die Kühe trächtig sein läßt, der (den Einfluß) der beschworenen Wachsfiguren zu ihrer Zeit verringert“47. (c) Esna III, 377, 7: sonX nXnw m xt nt mwwt.sn m r#-owy.k: „Die Kinder werden im Leib ihrer Mütter durch deine Tätigkeit am Leben erhalten“. § 15 Die Festlegung der sozialen Stellung bereits im Mutterleib48 (a) Esna II, 95, 5; III, 276, 12: nfr.wy Hr.k |w.k (Hr) Tnt nsw Hr nHp.k r smn t# m wD.n.f: „Wie vollkommen ist dein Gesicht, wenn du den König auszeichnest auf deiner Töpferscheibe, um das Land stabil zu halten mit dem, was du befohlen hast“. (b) Esna III, 319, 17: Twt Tn.n.k nsw m xt |my-tw Qm#.n.k r #w n mrwt sXm.n.f Xtmn r Hnty: „Du, du hast den König ausgezeichnet im Mutterleib unter all dem, was du erschaffen hast, damit er die Welt für alle Zeit beherrscht“. (c) Esna III, 356, 19: | p# (|.)|r Tn mry.f m xt: „O du, der seinen Liebling (bereits) im Mutterleib ausgezeichnet hat“. (d) Esna III, 367, 12: | p# nb S#y rrt Tn Hr msXnt: „O Herr von Schicksal und Aufwachsen, der (bereits) auf dem Geburtsziegel auswählt“.

45 FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 44 und 46. 46 In Anbetracht von Esna III, 388, 9 ist auch eine Lesung srd.n.f swHt: „Er hat das Ei wachsen lassen“ nicht ausgeschlossen. 47 Siehe hierzu SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 24–30 und 239 und LÖFFLER, Töpferscheibe, 84, Anm. (j) mit weiterer Literatur. Die Übersetzung von Feucht, Das Kind, 94 („der die Frauen schwanger werden läßt, und ihre Monatsblutungen aufhören läßt im rechten Augenblick“) läßt sich nicht aufrecht erhalten. 48 Siehe auch LÖFFLER, Töpferscheibe, 135ff.

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(e) Esna III, 358, 32: sTn.n.k nsw m nb |my-tw.sn Hr wD.f n.sn sHn swr.n.k Sfyt.f Hr |r.sn m wD.f: „Du (= Chnum-Tatenen) hast den König als Herrn unter ihnen erwählt, so daß er ihnen Befehle erteilt. Du hast sein Ansehen groß gemacht, so daß sie nach seinem Befehl handeln“. (f) Esna III, 369, 36–38: p# |rw n $nmw Hno psDt.f |r r Dsr nb m-m prw nbw Hr nHp.f Hr s|# |r.n.f nbw v#-sny m Q|.sn r rd|t |r.f bw nfr Xr Hm.sn |r.tw nsw m xrd Hr nHp.f Hr ntt Or pw {Hr ntt Or pw} |r nXnw nbw s# #st pw: „Die Gestalt des Chnum und seiner Neunheit, die gemacht wurde, um den Herrn auszuzeichnen unter all denen, die von seiner Töpferscheibe hervorkommen beim Erkennen dessen, was die Herren von Esna für ihn gemacht haben in ihrer Gestalt, um zu veranlassen, daß er das Gute erschafft bei ihrer Majestät. Man erschafft den König als Kind auf seiner Töpferscheibe, weil er Horus ist. Was alle Kinder anbelangt: Das ist der Sohn der Isis“. (g) Esna III, 284, 5–6: nHp.n.f rmT ms.n.f nTrw sTn.n.f nsw m xt Hr sSm.f n mrwt sHn.n.f %t-mn r-o nHH: „Er hat die Menschen geformt, er hat die Götter erschaffen, er hat den König ausgezeichnet im Mutterleib wegen seiner Leitung, weil er die Welt ausgestattet hatte in Ewigkeit“. (h) Esna III, 320, 23: Twt xnm rmT |r Xt nbt mr |b.f prt #Xt sTn nbw |myw xt r grg t# pn Dt: „Du bist der, der die Menschen formt, der alle Dinge erschafft, die sein Herz liebt, der den Samen des Feldes sich entwickeln läßt, der die Herren, die im Mutterleib sind, auszeichnet, um dieses Land auf ewig zu gründen“. In fast allen Texten wird das Verb Tn| bzw. das dazugehörige Kausativ sTn| in der Bedeutung „erhöhen, erwählen, auszeichnen“ verwendet, wenn es darum geht, die göttergleiche Stellung des Königs auf eine Tätigkeit des Chnum zurückzuführen. Dies scheint – der Häufigkeit der Belege nach zu urteilen – ein wichtiges Thema gewesen zu sein, aber es fragt sich, ob man daraus wirklich auf eine soziale Selektion bereits im embryonalen Status schließen kann. Genauso gut könnte es sein, daß man damit nur die herausgehobene Stellung des Königs betonen wollte, ähnlich wie wenn man in zahlreichen Varianten Götter (besonders häufig Osiris) bereits mit Kronen auf die Welt kommen läßt49. § 16 Die Ähnlichkeit des Kindes mit den Eltern (a) Esna III, 378, 14: ms s# m sn r |t.f: „der (Chnum als Tatenen) den Sohn erschafft als einen, der seinem Vater gleicht“. (b) Esna III, 225, 10: n $nmw |r sSp m w#t kkw |r s# m| |t.f: „für Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft, der den Sohn nach seinem Vater erschafft“. Verglichen mit den detaillierten griechischen Überlegungen zur Ähnlichkeit der Kinder mit Vater oder Mutter und deren Ursachen50 wird das Thema der Ähnlichkeit zumindest in den Esnatexten recht einfach abgehandelt: Der Sohn gleicht dem Vater, von einer Ähnlichkeit mit der Mutter ist nicht die Rede, was bei gerade einmal zwei Belegen natürlich Zufall sein kann. § 17 Die Differenzierung der Hautfarbe (a) Esna II, 17, 2151: [... |]nm n wo r wo: „[...] die Haut des einen von dem anderen“. 49 Vgl. LGG VIII, 162a–b. 50 Vgl. LESKY, in: Reallexikon für Antike und Christentum, 1233–1235 s.v. Embryologie. 51 FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 44–45 und 49 mit Verweis auf ähnliche Ausdrücke in den Sonnenhymnen des Neuen Reiches.

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(b) Athribis III, 250 (C 3, 115, 2): |wdt |nm.sn: (Repit) die ihre (= der Kinder) Haut(farbe) unterschiedlich macht“. (c) Hibis, Tf. 32, 1852: sdm.n.f |nm.sn: „Er (= Amun) hat ihre Haut gefärbt (wörtl. geschminkt)“. (d) Esna III, 249, 2 (§ 17): wp ot wtr |nm: „(Chnum-Re), der der den Körper (d.h. die Körperteile) unterteilt, der die Haut färbt“. Nach der Anzahl der Belege zu urteilen, scheint dies wie auch das folgende Thema kein sonderlich wichtiger Aspekt der Schöpfertätigkeit (des Chnum) gewesen zu sein. § 18 Die Differenzierung des Aussehens (a) Athribis III, 250 (C 3, 115, 2): Tnt Hrw: (Repit) die die Gesichter unterscheidet“. (b) Hibis, Tf. 32, 1853: #bwt.sn Tn r sn-nw.sn pno.n.f [Qd].sn: „Ihre Gestalt ist unterschieden von den jeweils anderen und er (= Amun) hat ihr [Aussehen] verschieden gemacht“. § 19 Die Differenzierung der Sprachen (a) Esna II, 17, 22–2354: pno.n.f ns.sn Hr mdw srwD.n.f sw[Ht ...]: „Er (Chnum-Re) hat ihre Zunge umgewendet beim Sprechen, er hat das Ei gefestigt (?)55 [...]“. (b) Esna III, 250, 12: nHp.sn Dr.w Hr nHp.f pno.sn wHm n sp#t nbt r kt Sdt D#r r |dbw-Or: „Sie werden alle auf seiner Töpferscheibe erschaffen, aber sie wenden die Zunge (= Sprache) eines jeden Bezirks um verglichen mit einem anderen Sprechen, was in Ägypten üblich ist56“. (c) Esna III, 225, 10: n $nmw wn |rty [wb#] onXwy wp ns [...]: „für Chnum, der die Augen öffnet, der die Ohren öffnet, der die Zunge (= Sprache) [...] unterscheidet“. (d) Esna III, 387, 6: wp mdw |r Xrw.s: „(Chnum), der die Sprachen trennt und ihre Aussprache erschafft“. (e) Esna III, 249, 2: pno ns.s(n) r mdt: „(Chnum-Re), der ihre Zunge umwendet (= unterschiedlich macht) zum Sprechen“. (f) Athribis III, 250 (C 3, 115, 2): stnmt ns r sn-nw.f: „(Repit) die die (eine) Zunge (= Sprache) von ihrer zweiten verschieden macht“. (g) Hibis, Tf. 32, 1857: stnm.n.f ns.sn r Xsf: „Er (= Amun) hat ihre Zunge (= Sprache) verschieden gemacht um abzuwehren (?)“. Die immer noch maßgebliche Behandlung dieses Themas stammt von SAUNERON58, der einen kurzen Beitrag von ČERNÝ zitieren konnte, der die gleichen Vorstellungen schon für das Neue Reich nachweisen konnte, dort als Aufgabe des Mondgottes Thoth59. 52 53 54 55 56 57 58 59

Letzte Bearbeitung bei KLOTZ, Adoration of the Ram, 152–153. Letzte Bearbeitung bei KLOTZ, Adoration of the Ram, 152–153. FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 44 und 49. In Anbetracht von Esna III, 388, 9 ist auch eine Lesung srd.n.f swHt: „Er hat das Ei wachsen lassen“ nicht ausgeschlossen. Vgl. zu den verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 37–39. Letzte Bearbeitung bei KLOTZ, Adoration of the Ram, 152–153. In: BIFAO 60, 1960, 31–41. In: JEA 34, 1948, 121–122.

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§ 20 Chnum im Mutterleib (a) Esna II, 95, 6; III, 276, 12: nfr.wy Hr.k |w.k m-Xnt xt r swD# Qm#(w).n.k (nbw) Hr pr.sn r t#: „Wie vollkommen ist dein Gesicht, wenn du im Mutterleib bist, um (all) die, die du erschaffen hast, wohlbehalten sein zu lassen, wenn sie auf die Welt kommen“. (b) Esna III, 378, 13-14: m## m xt nt |wrt Hmw n onX swnw n snb nf How d| xnm T#w r xt ms s# m sn r |t.f: „der (Chnum als Tatenen) in den Leib der Schwangeren hineinsieht (?)60, der Handwerker des Lebens, der Arzt der Gesundheit, die Luft der Glieder, der die Luft sich mit dem Mutterleib vereinigen läßt, der den Sohn erschafft als einen, der seinem Vater gleicht“. (c) Esna III, 300, 2: Ts.n.| Tw m xt nt mwt.k: „Ich (Chnum-Re) habe dich zusammengefügt im Leib deiner Mutter“. (d) Esna III, 320, 21: r# n smn nHp m xt nt |dt nbt Dd mdw | nHp Qm# swHt Hr nHp.k Ts.k xnm mxnw |dwt opr St#t twy m Ssp.k: „Spruch der Einrichtung der Töpferscheibe im Leib jeder Gebärmutter. Zu rezitieren: O Töpfer, erschaffe das Ei auf deiner Töpferscheibe! Du mögest das Erschaffen im Inneren der Gebärmütter ermöglichen, damit diese Gebärmutter ausgestattet ist mit deiner Gestalt“. Es ist nicht eindeutig, ob die hier zusammengestellten vier Texte wirklich das Gleiche aussagen. Der einzige Text, der mit der Formulierung |w.k m-Xnt xt: „wenn du im Mutterleib bist“ recht sicher von der Anwesenheit des Chnum im Mutterleib61 spricht, ist (a). Da jedoch Text (d) von der Töpferscheibe im Leib einer jeden Frau (m xt nt Hmt nbt) spricht, sollte man auch hieraus eine Anwesenheit des Chnum im Leib der Schwangeren ableiten können und Text (c) legt das ebenfalls nahe. Die Töpferscheibe und der auf ihr den Embryo formende Schöpfergott ist dabei nur eine Metapher für etwas, was die Ägypter in der damaligen Zeit nicht näher benennen konnten. Geht von unter Berufung auf diese drei Texte von einer Präsenz des Chnum im Mutterleib ist, so erhielte man auch eine Entscheidungshilfe, wie man die Formulierung m## m xt nt |wrt in Text (b) zu verstehen hat: Da würde besser das Sehen des Chnum im Leib der Schwangeren passen als das Hineinsehen in den Leib. Der Gedanke wäre dann, daß Chnum im (eigentlich dunklen) Mutterleib sehfähig sein muß, um den Embryo zu formen, was realitätsfern erscheinen mag, aber sich in gewisser Weise mit dem Thema von § 23 berührt. § 21 Die Versorgung des Embryos mit Luft (a) Esna III, 302, 13: |wn wr pr m How St#t sSp ot |mnt m m#wt.f pxr swHt m swH swD# Qm#.n.f nb m xt nbt: „(Chnum) die große Luftsäule, die aus dem Körper und dem Mutterleib herauskommt, der das verborgene Körperglied mit seinen Strahlen erhellt, der das Ei mit Luft durchzieht, der das, was er in jedem Leib erschaffen hat, wohlbehalten sein läßt“. (b) Esna III, 356, 21: | p# (|.)|r sonX T#w m nf.f: „O du, der die Embryos mit seinem Lufthauch am Leben erhalten hat“. (c) Esna III, 378, 13–14: nf How d| xnm T#w r xt: „die (Chnum als Tatenen) Luft der Glieder, der die Luft sich mit dem Mutterleib vereinigen läßt“.

60 Oder: „der im Leib der Schwangeren sieht“. 61 Siehe hierzu auch LÖFFLER, Töpferscheibe, 131ff.

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(d) Esna III, 378, 17: sonX |my xt m swH tp r#.f: „(Chnum als Tatenen) der den, der im Mutterleib ist62, mit dem Hauch seines Mundes am Leben erhält“. (e) Esna III, 332, 22–23: |t n T#w mwt nt swHt g#w Htyt nt |myw xt |wrt: „(Chnum) der Vater der Embryos, die Mutter des Eies, 63 deren mit beengter Kehle für die, die im Leib der Schwangeren sind“. (f) Esna III, 300, 2: pxr.n(.|) Tw m s[wH] Sd.n(.|) Tw m St#t m rn.| pfy n Cw: „Ich habe dich mit Luft umgeben und ich habe dich ernährt in der Gebärmutter in jenem meinen Namen Schu“. (g) Esna III, 225, 9–10: [n $nmw sor T#w]64 m swHt |mnt r sonX T# m-xnw St#t: „[für Chnum], der die Luft in den verborgenen Teil des Eies [emporsteigen läßt], um den Embryo im Innern der Gebärmutter am Leben zu erhalten65“. (h) Esna III, 318, 10 (§ 12): $nmw-Ro nb v#-sny d| T#w m-xnw swHwt: „Chnum-Re, der Herr von Esna, der Luft im Innern der Eier gibt“. (i) Esna III, 249, 1 (§ 15): rs.k nfr $nmw nb ww Qd swHt sonX T# |r.f T#w r fnD nb onX.sn r m##.f: „Du mögest vollkommen erwachen, Chnum, Herr des Feldes, der das Ei auf der Töpferscheibe formt, der den Embryo am Leben erhält, indem er Luft an jede Nase gibt, so daß sie bei seinem Anblick leben“. (j) Esna III, 377, 5: twt $nmw |r sSp m w#t kkw r sonX T#ww m-xnw swHt sor ...?... n g#w Htyt onXt.f (Hr) psD.sn (?) m ot kkw: „Du bist Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft, um die Embryos im Ei am Leben zu erhalten, der die Luft66 emporsteigen läßt zu dem mit beengter Kehle, dessen Lebensauge sie erleuchtet in der Kammer der Finsternis“. (k) KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5: d| T#w r fnD g#w k# wr Ts |dwt sonX T# m xt nt mwt.f: „(Haroeris) der Luft an die Nase des Bedrängten gibt, der große Stier, der die Kühe begattet, der den Embryo im Leib seiner Mutter am Leben erhält“. Die große Anzahl der Belege zeigt, daß die Ägypter die Versorgung des Embryos mit Luft als eines der Hauptthemen der fötalen Entwicklung angesehen haben67. Keiner der Texte spricht für eine Kenntnis des tatsächlichen Vorgangs (die Versorgung mit Sauerstoff über Plazenta und Nabelschnur68), und der ja mögliche Gedanke, daß ein Embryo bis zu seiner Geburt überhaupt keine Luft benötigt, schien nicht in Frage zu kommen. So blieb nur, hierin eine (nicht genauer erklärliche) Tätigkeit des Schöpfergottes Chnum zu sehen, der sich ohnehin während der Schwangerschaft im Mutterleib aufzuhalten schien (§ 20). Bei dem verborgenen Körperglied (ot |mnt) in (a) wird es sich um eine Bezeichnung des Embryos handeln. Das Gleiche gilt für den mit beengter Kehle (g#w Htyt) in (e) und (j), in (k) abgekürzt zu g#w, auch das kann nur der Embryo sein.

62 Vgl. den ähnlichen Ausdruck |my swHt.f: „der in seinem Ei ist“ als Bezeichnung des Embryos (JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 562). 63 Für mögliche Ergänzungen vgl. LGG VII, 300b. 64 Siehe zur Ergänzung die ähnlichen Ausdrücke in LGG VI, 192b–c. 65 Der zweite Teil auch in Esna III, 362 D. 66 Die Lesung bleibt unklar, siehe SAUNERON, Esna V, 211, Anm. (k). 67 Vgl. auch LÖFFLER, Töpferscheibe, 112f., Anm. (e). 68 Es ist auffällig, daß die Nabelschnur (xp#) in der Vielzahl der embryologischen Esnatexte überhaupt keine Rolle spielt.

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§ 22 Die Versorgung des Embryos mit Nahrung (a) Esna III, 302, 14: |r xrt n T# m #bd 10: „(Chnum) der für den Bedarf des Embryos in zehn Monaten sorgt“. (b) Esna III, 356, 23: | p# (|.)|r Sd |r(w).f m St#wt nbwt: „O du, der die ernährt hat, die er in allen Gebärmüttern erschaffen hat“. (c) Esna III, 320, 22: Sd T# m H#t r mn pHwy m rn.k pf n |mn: „Ernähre den Embryo vom Anfang bis zum Ende in jenem deinem Namen Amun“! Eigenartigerweise spielt die Ernährung des Embryos in den Esnatexten eine viel geringere Rolle als dessen Versorgung mit Luft. Wenn man sich vorstellen konnte, daß dies über die Mutter erfolgte, warum konnte sie dann nicht auch für die Atmung69 des Fötus zuständig sein? § 23 Die Versorgung des Embryos mit Licht (a) Esna III, 302, 13: |wn wr pr m How St#t sSp ot |mnt m m#wt.f: „(Chnum) die große Luftsäule, die aus dem Körper und dem Mutterleib herauskommt, der das verborgene Körperglied mit seinen Strahlen erhellt“. (b) Esna III, 377, 5: twt $nmw |r sSp m w#t kkw r sonX T#ww m-xnw swHt sor ...?... n g#w Htyt onXt.f (Hr) psD.sn (?) m ot kkw: „Du bist Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft, um die Embryos im Ei am Leben zu erhalten, der die Luft70 emporsteigen läßt zu dem mit beengter Kehle, dessen Lebensauge sie erleuchtet in der Kammer der Finsternis“. Die Kammer der Finsternis (ot kkw) in (b) dürfte eine Metapher für die dunkle Gebärmutter sein, die nur der Schöpfergott auf unerklärliche Weise erhellen kann71. Im demotischen Thothbuch findet sich als Teil des Buchtitels [tp]-rt n oQ r t# ooy.t-[kk]y: „Vorschrift zum Eintreten in die Kammer der Finsternis“ (B07, 4)72, was bedeuten könnte, daß die Initiation in den Schreiberberuf mit der embryonalen Entwicklung verglichen wird, an deren Ende der ausgebildete Schreiber als ein neues Wesen (wieder)geboren wird. Wenig später (B07, 15) sagt der Initiant nhsy.y xn t# ot kky t# bty hb Hr sSm.f, was QUACK übersetzt mit: „Ich erwachte in der Kammer der Finsternis, die Eierschale (?) des Ibis auf seiner Gestalt“73. Leider ist die Übersetzung von bty nicht sicher, JASNOW und ZAUZICH übersetzen in ihren beiden Ausgaben das fragliche Wort mit „wonder (?)“ bzw. „character“, aber vor dem Hintergrund der Kammer der Finsternis als Gebärmutter würden die Eierschalen recht gut passen. § 24 Die Dunkelheit im Mutterleib (a) Esna III, 250, 11: |wf n pHwy Hr snsn |myw-xt m|tt Hr Hms m wHo Hr sonX St#t m rk kkw: „Das Fleisch des Hinterteils riecht die Eingeweide und sitzt in Muße da, wenn es die Gebärmutter in der Zeit der Dunkelheit am Leben erhält“.

69 Daniel SCHÄFER überlegt in diesem Zusammenhang, ob es hier nicht nur um Atmung, sondern auch um Be– Atmung (In-Spiration) geht, wie dies etwa in Genesis 2:7 bezeugt ist. 70 Die Lesung bleibt unklar, siehe SAUNERON, Esna V, 211, Anm. (k). 71 Die Dunkelheit im Mutterleib wird auch in mesopotamischen Texten betont, vgl. VOLK, in: DASEN, Naissance et petite enfance, 82. 72 JASNOW und ZAUZICH, Book of Thoth, 364, 369 und 373; QUACK, in: SAK 36, 2007, 251; JASNOW und ZAUZICH, Conversations in the House of Life, 57. 73 In: SAK 36, 2007, 251.

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(b) Esna III, 377, 5: twt $nmw |r sSp m w#t kkw r sonX T#ww m-xnw swHt sor ...?... n g#w Htyt onXt.f (Hr) psD.sn (?) m ot kkw: „Du bist Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft, um die Embryos im Ei am Leben zu erhalten, der die Luft74 emporsteigen läßt zu dem mit beengter Kehle, dessen Lebensauge sie erleuchtet in der Kammer der Finsternis“. Die Zeit der Dunkelheit (rk kkw) in (a) wird eine Metapher für die Dauer der Schwangerschaft sein, Text (b) wurde schon im vorigen Paragraphen besprochen. § 25 Die Rolle des Blutes (a) Esna III, 250, 7–8: Ts.n.f Hpt wt(r) m Qsw nb Xnt ofdt m r#-owy.f |sk swH n onX m-Xnt Xt nbt Hw wtr t|t m-ob mw m Qsw r nXb #X#Xw m S#o: „Er hat das, was das Blut umschließt (= das Mark)75 in den Knochen geknüpft, geformt in dem Kasten (?) durch die Tätigkeit seiner Arme. Und zwar ist der Hauch des Lebens in allen Dingen und das Blut läßt die Gestalt76 zusammen mit dem Samen aus dem (?) Knochen fließen, um die Knochen am Anfang zu formen“. Es handelt sich um die einzige Stelle, in der das Blut überhaupt erwähnt wird, und auch hier erfährt man nichts über die Rolle des Blutes bei der Formung des Embryos77. § 26 Die zwei Kinder im Mutterleib (a) Esna II, 17, 2278: ms.n.f s# 2 s[...]: „Er erschafft zwei Söhne [...]“. (b) Esna III, 250, 7: nHp grg.n.f t# m r#-owy.f Q#s Xnt St#t Xws m swD# T#wy sonX.n.f T#wy79 m nf n r#.f: „Der Schöpfer, er hat das Land mit der Tätigkeit seiner Arme gegründet, der in der Gebärmutter (den Embryo) zusammenknüpft, der Erbauer als der, der die beiden Kinder gedeihen läßt – er hat die beiden Kinder mit dem Hauch seines Mund zum Leben erweckt“. (c) Esna III, 250, 8–9: so(n)D.n.f X#yt (?) r d| |b.f (Hr) snDm xwt Hr srQ Htyt rmT r sonX T#wy Xnt b#s (?) |dt: „Er hat die Schmerzen (?) verringert nach dem Belieben seines Herzens, wobei er es den Mutterleibern angenehm macht, indem er die Kehle der Menschen atmen läßt80, um die beiden Kinder zum Leben zu erwecken in dem Gefäß (?) des Mutterleibes81“.

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Die Lesung bleibt unklar, siehe SAUNERON, Esna V, 211, Anm. (k). So MATHIEU, in: Fs Grenier, 509, Anm. (e) des werdenden Embryos? Siehe für die entsprechende Rolle des Menstrualblutes in der Vorstellung der Ägypter LEITZ, Magical and Medical Papyri, 67–71 und die in Anm. 146ff. auf S. 67 zitierte weiterführende Literatur. Es ist ferner auffällig, daß sich für die vermutete Beziehung zwischen Milch und Menstrualblut (vgl. JEAN und LOYRETTE, La mère, 181–208) in den Esnatexten kein einziger Hinweis findet. FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 44–46 und 49. Die neue Lesung von MATHIEU, in: Fs Grenier, 505 (nXnwy) dürfte kaum richtig sein, nX ist phonetisches Komplement zu onX. Die Übersetzung ist mehr als fraglich und es existieren zahlreiche andere Vorschläge. Die eventuelle Lesung X#yt stammt bereits von SAUNERON. Die Lesung von MATHIEU, in: Fs Grenier, 506 snDmnDm(w) Htw.w ist eigenartig, es dürfte sich um eine ziemlich eindeutige Schreibung für snDm xwt handeln. SAUNERON, in: Esna V, 99, Anm. (p) denkt an ein Wort für „Gebärmutter“ und schlägt unter Vorbehalt bt vor. Bei MATHIEU, in: Fs Grenier, 510, Anm. (j) wird daraus „sans aucun doute b(#)t.t“, ohne daß sich an der Sachlage etwas geändert hat und er irgendeine phonetische Herleitung der fraglichen Zeichen anbieten kann. In solchen (unklaren) Fällen scheint es besser zu sein mit konventionellen Lautwerten zu arbeiten, d.h. im vorliegenden Fall eine übertragene Bedeutung von b#s: „Salbgefäß“ anzunehmen. Für dessen Rolle im Zusammenhang mit dem Geburtsvorgang siehe LEITZ, Regionale Mythologie, 561–563.

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(d) Esna III, 250, 14: Sd.n.f T#wy m mHn r dmDyt.f sbS.n.f |dt r pxryt.f (?): „er hat die beiden Kinder in der Umhüllung82 großgezogen bis zu seiner festgelegten Zeit, er hat die Gebärmutter zur festgelegten Zeit (das Kind) ausstoßen lassen“. (e) Esna III, 388, 9: Qm# swHt sonX T#wy d| T#w r fnD n g#w Htyt: „(Chnum-Re) der das Ei erschafft, der die beiden Kinder am Leben erhält, der die Luft an die Nase dessen mit beengter Kehle gibt“. Bei den beiden Kindern (T#wy) denkt man im Zusammenhang mit Esna natürlich sofort an die beiden Kinder des Re, d.h. Schu und Tefnut, die auch zum Ortsnamen V#wy: „Esna“ geführt haben83. Bei den vorliegenden fünf Stellen, davon drei aus der gleichen Komposition, überkommen einen aber Zweifel, ob es sich hier auch um die beiden Götterkinder handelt, da jeglicher mythologischer Zusammenhang fehlt und es – wie auch bei allen anderen, hier behandelten Texten – um die Entwicklung des menschlichen Embryos geht. Als nächstes könnte man an das göttliche Kind und seinen Ka denken, die beide als getrennte Wesen im Rahmen des Geburtszyklus einer Götterneunheit oder der Tempelgöttin präsentiert werden, nachdem sie schon zuvor von Chnum auf der Töpferscheibe geformt wurden84. Völlig unmöglich scheint das nicht zu sein, aber man fragt sich doch, warum dann – ganz im Gegensatz zu den Darstellungen des Neuen Reiches und den Texten der Geburtshäuser der griechisch-römischen Zeit – an keiner Stelle der Ka selbst benannt ist, weder an diesen fünf Stellen noch in irgendeinem anderen embryologischen Text. Abgesehen davon geht es bei der Vorstellung vom Ka (und weiteren Persönlichkeitsbestandteilen) eines Menschen um religiöse Konzepte, während die hier behandelten embryologischen Texte einen eindeutig biologisch-medizinischen Schwerpunkt aufweisen. Aus diesem Grund sei hier noch ein weiterer Vorschlag gemacht, auch wenn sich dessen Erhärtung schwierig gestalten dürfte. Könnte es sein, daß mit T#wy oder in einem Fall (a) s# 2 der Embryo und die Plazenta gemeint sind? In einigen Kulturen galt die Nachgeburt als Zwilling des Neugeborenen85. Für das alte Ägypten ist dies m.W. bislang nicht bekannt, aber die Quellenlage ist, gerade wenn man noch von Esna absieht, auch mehr als dürftig. Immerhin zitiert WISSA WASSEF für das moderne Ägypten W.S. BLACKMAN, derzufolge in ländlichen Gebieten die Plazenta el-walad et-tâni: „das zweite Kind“ genannt wird86.

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SAUNERON, Esna V, 104 übersetzt „sein maternel“, was natürlich gemeint ist. Vgl. zahlreiche Belege, die über LGG VII, 448b–449a erhältlich sind. BRUNNER, Geburt des Gottkönigs, 68–74 und 135–152 und Tf. 6 und 13–14; DAUMAS, Mammisis, 463–472. So zumindest FRANKFORT, Kingship, 70, übernommen von ROTH, in: JEA 79, 1993, 61, Anm. 16. Beide Autoren denken ferner, daß der königliche Ka nichts anders ist als die Plazenta, was man aber sicherlich noch weiter absichern müßte. Bei BRUNNER, Geburt des Gottkönigs, 73–74 wird so etwas nicht mal diskutiert. 86 WISSA WASSEF, Pratiques rituelles, 150: „Si le placenta n’est l’objet d’aucun soin particulier dans les villes, il n’en est pas de même dans les campagnes. „Dans beaucoup de contrées, si ce n’est dans toute l’Égypte, on l’appelle souvent el-walad et-tâni (l’autre, ou le second enfant); certaines gens y voient un enfant inachevé“. Dieser Ausdruck wird auch heute noch häufiger zitiert, z.B. bei MONTSERRAT, Sex and Society, 30–31 oder MARSHALL, Maternité, 114, aber alle zitierten als einzige Quelle BLACKMAN, Fellahin, 63. Vgl. ebenfalls JEAN und LOYRETTE, La mère, 201: „Il semble toutefois culturel d’accorder maintenant un statut plus personnel au placenta jusqu’à en faire un „double“ et même un „ennemi“ de l’enfant“, aber die beiden Autoren zitierten hierzu keine Quellen. Vgl. ebenfalls MANNICHE, in: BACE 17, 2006, 105–106. Siehe auch etwas anders gelagert VOLK, in: DASEN, Naissance et petite enfance, 86, der berichtet, daß noch im 18. Jhd. in Mitteleuropa die Nachgeburt in Keramikgefäßen im Keller vergraben wurde, da man Angst hatte, daß Hexen aus ihr einen Wechselbalg hätten zaubern und diesen dann gegen das echte Neugeborene austauschen können.

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§ 27 Die Rolle des Herzens bei der Schöpfung (a) Esna III, 320, 22: so# owt nt nHpw.n.k nbw m rn.k pf n nHp nn Hr (?) |b Xnt swHt m| Qd.k: „Mach die Glieder von all denen, die du getöpfert hast, groß in jenem deinem Namen Töpfer, ohne daß sich das Herz im Ei entfernt in deiner Art!87“. Der Sinn dieser Stelle könnte sein, daß sich das Herz nicht von seiner festgelegten Stelle entfernen soll, da dies allgemein als pathogen angesehen wurde88. § 28 Die Dauer der Schwangerschaft und die Festsetzung der Geburt (a) Esna III, 250, 8: bx.n.f Hmt |w xt r dmDyt.s r wpt [...]: „Er läßt die Frau niederkommen, wenn der Mutterleib an seine rechte Zeit gekommen ist, um zu öffnen89 [...]“. (b) Esna III, 250, 14: Sd.n.f T#wy m mHn r dmDyt.f sbS.n.f |dt r pxryt.f (?): „Er hat die beiden Kinder in der Umhüllung90 großgezogen bis zu seiner festgelegten Zeit, er hat die Gebärmutter zur festgelegten Zeit (das Kind) ausstoßen lassen“. (c) Esna III, 302, 14: |r xrt n T# m #bd 10 wb# QrHt sD sy r sw.s rd| w#t n g#w Htyt r nw.{s}: „(Chnum) der für den Bedarf des Embryos in zehn Monaten sorgt, der die Fruchtblase öffnet, der sie zerbricht zu ihrer Zeit, der dem mit beengter Kehle zu seiner91 Zeit den Weg frei macht“. (d) Esna III, 356, 22: | p# (|.)|r sD QrHt r sw.s: „O du, der die Fruchtblase zu ihrer Zeit zerbrochen hat“. (e) Esna III, 300, 2–3: pxr.n(.|) Tw m s[wH] Sd.n(.|) Tw m St#t m rn.| pfy n Cw |r.n.| xrt m #bd 10: „Ich habe dich mit Luft umgeben und ich habe dich ernährt in der Gebärmutter in jenem meinen Namen Schu und ich habe für den Bedarf gesorgt in zehn Monaten“. (f) Esna III, 320, 22: Xf QrHt sD sy r sw.s r wD# w#t nt g#w Htyt r nw.f: „Beobachte die Fruchtblase und zerbrich sie zu ihrer Zeit, um den Weg dessen mit beengter Kehle zu seiner Zeit wohlbehalten sein zu lassen“! (g) Esna III, 366, 2: snD n $nmw |wrwt th.sn dmDyt.sn ntf Cw Xnty pr-ms r sn |dt Ts msXnt m |rw.f n |mn: „Habt Ehrfurcht vor Chnum, ihr Schwangeren, wenn ihr euren festgelegten Termin überschreitet. Er ist Schu, der Vorsteher des Geburtshauses, um die Vagina zu öffnen, der die Geburtsstätte zusammenfügt92 in seiner Gestalt des Amun“.

87 Umschrift nach SAUNERON, Esna V, 235, Anm. 5 und wohl besser als das vom Zeichen her ebenfalls mögliche nn wn |b: „ohne daß es das Herz gibt“. Unverständlich bleibt der Ausdruck m| Qd.k. 88 Vgl. z.B. WESTENDORF, Erwachen der Heilkunst, 90–91 zu einigen Passagen des Gefäßbuches des pEbers. 89 Siehe zum Öffnen des Mutterleibs für die Geburt RITNER, in: JNES 43, 1984, 214–216. 90 SAUNERON, Esna V, 104 übersetzt „sein maternel“, was natürlich gemeint ist. 91 Bei dem mit beengter Kehle handelt es sich um eine Bezeichnung des Embryos (siehe die Sammlung der Stellen in Kapitel IV), so daß man eigentlich r nw.f erwarten würde. Ein Fehler wegen des vorangegangenen r sw.s scheint gerade bei einem Vergleich mit Text (c) recht wahrscheinlich zu sein. 92 SAUNERON, Esna V, 164 und 170, Anm. (u) übersetzt mit „assure la naissance“, wobei er die Übersetzung für unsicher hält. DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, La création, 99 übersetzen den gleichen Ausdruck in Esna II, 25, 15–16 mit „der die Geburtsstätte zusammensetzt“. Dort folgt [|r].tw mst-nTr n k#.f: „für dessen Ka man (das Ritual) „die Geburt des Kindes“ vollzieht“. Das würde nahelegen, daß man beim Aufbau/Bereitstellen der Geburtsziegel ein dazu passendes Ritual vollzog.

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Die beiden Stellen (c) und (e) mit der Erwähnung der zehnmonatigen Schwangerschaft wurden bereits in einem kurzen Artikel von SAUNERON besprochen93, der auf eine Inschrift auf einem Sarg aus Berlin verweisen konnte, derzufolge die Schwangerschaft bis zum ersten Tag des zehnten Monats dauern solle. Nach einer von ihm ebenfalls angeführten griechischen IsisAretalogie dauere die Schwangerschaft zehn Monate94. Die Formulierung auf dem Sarg lautet r #bd 10 sw 1: „(O Osiris NN, deine Mutter ist schwanger geworden mit dir, sie gebiert dich) bis zum ersten Tag des zehnten Monats“, was man in Tagen umgerechnet natürlich als einen Zeitraum von 270 Tagen ansehen könnte. Die Dauer der Schwangerschaft läßt sich auf zwei verschiedene Weisen angeben, entweder post conceptionem (Mittelwert 268 Tage) oder post menstruationem (Mittelwert 282 Tage). Die beiden Esnastellen mit der Erwähnung der zehn Monate würden für letztere Auffassung sprechen95. Die drei Stellen (c), (d) und (f) mit der Erwähnung der QrHt (an allen drei Stellen mit einem Ei determiniert) wurden ausführlich von SAUNERON besprochen96. Er übersetzt QrHt mit „matrice (Gebärmutter)“, verweist auf eine Bedeutungsähnlichkeit mit swHt: „Ei“ und St#t: „Gebärmutter“ und betont gleichzeitig, daß QrHt in einem weiteren Sinn all das bezeichnet, in dem sich das Werden entwickelt. Dem ist im Prinzip wenig hinzuzufügen, aber die Verwendung der Verben wb#: „öffnen“ (c) und sD: „zerbrechen“97 (c), (d) und (f), was zur Einleitung der Geburt geschieht, dürfte es passender erscheinen lassen, an den drei Stellen QrHt mit „Fruchtblase“ zu übersetzen, die (wie ein QrHt-Topf98) zerbrochen werden kann99. Der Terminus mHn: „Umhüllung“ in (b) dürfte ebenfalls die Fruchtblase oder die Eihaut bezeichnen100. Mit dem nur in (b) vorkommenden Verb sbS: „ausstoßen lassen“ wird das Einsetzen der Wehen gemeint sein. Ein interessantes Detail offenbart noch Text (g): Der Luftgott versorgt den Embryo im Mutterleib mit Luft, aber seine hier beschriebene Rolle bei der Einleitung des Geburtsvorgangs und dem Aufbau der Geburtsziegel ist m.W. außerhalb dieses Textes nicht bekannt. Vermutlich dachte man, daß Schu als Wind- und Luftgott auch für die Atmung und die Wehen der Gebärenden zuständig war.

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In: BIFAO 58, 1959, 33–34. Vgl. ebenfalls JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 563. 94 Beide Texte sind schon zitiert bei SETHE, in: NAWG 1918, 290, Anm. 1; zu dem ersten siehe auch JONKHEERE, in: CdE 30, 1955, 44–45. 95 So im wesentlichen auch FEUCHT, in: DASEN, Naissance et petite enfance, 43. Anders noch einige Jahre früher FEUCHT, Das Kind, 94: „Die Schwangerschaftsdauer wurde von den Ägyptern auf 9 Monate, in griechischrömischer Zeit, nach dem Mondkalender, auf 10 Monate berechnet“. 96 In: Mél. Masp. I, 4, 113–120. Siehe auch MANNICHE, in: BACE 17, 2006, 99–100. 97 Das Verb sD: „zerbrechen“ scheint schon früh ein terminus technicus gewesen zu sein. So findet sich bereits in den Sargtexten eine Passage, in der Seth als Incubus gedacht ist, der das Ei im Leib der Isis zerbrechen möchte, vgl. CT II, 217f–g: |m| |w rQw pw sm# |t.f sD.f swHt m xnw nXn.s: „Nicht soll kommen jener Feind, der seinen (= des Horus) Vater getötet hat [= Seth]. Er wird (sonst) das Ei zerbrechen in seinem Kindesstadium“ (Übersetzung nach MÜNSTER, Isis, 7; vgl. WESTENDORF, in: LÄ III, 204 s.v. Isisknoten). 98 Siehe zur Vorstellung von der Gebärmutter als einer Vase oder einem Krug zuletzt SPIESER, in: BiOr 63, 2006, 219–227. 99 Vgl. zur Wurzel QrHt noch FRANKE, in: GM 164, 1998, 63–70. 100 In diesem Zusammenhang sollte man auf ein von RITNER, in: JNES 43, 1984, 209–221 veröffentlichtes Uterus-Amulett verweisen, das einen Uroborus zeigt. RITNER verweist in seinem Kommentar (S. 219–220) auf dessen ägyptische Bezeichnung mHn: „Umringlerschlage“ und bespricht deren Rolle in den Unterweltsbüchern des Neuen Reiches, in denen diese Schlange den Sonnengott, der am Morgen neu geboren wird, während seiner nächtlichen Reise durch die Unterwelt schützend umhüllt. Die Analogien Unterwelt ≈ Mutterleib und mHn-Schlange ≈ Uterus/Fruchtblase liegen da verhältnismäßig nahe.

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§ 29 Der Kranz für die Schwangere (a) Esna III, 321, 25: |rt Ts m#H n |wrt st n p# s# Ssp.n.s Ssp nty p(s)S.s Hr tp n Dbt sSm r ky bk# r#-pw: „Einen Kranz flechten für eine Schwangere, eine Frau, wegen des Kindes, das sie empfangen hat. Empfangen dessen, von dem sie sich abtrennt (?)101 auf dem Ziegel oder Leiten zu einer anderen Schwangerschaft (??)“. Für den Kranz der Schwangeren verweist SAUNERON auf eine Stele des Neuen Reiches in Berlin, die eine Frau mit einem seltsamen Kopfschmuck zeigt, die im Begleittext (sitzend) auch als Ideogramm für ms|: „gebären“ erscheint. CLÈRE, der die Stele publizierte, konnte in seinem Kommentar hieratische Formen der gebärenden Frau wie und anführen, die einen solchen oder ähnlichen Kopfschmuck zeigen102. Ob mit dem Kranz in dem Esnatext genau der gleiche Kopfschmuck gemeint ist, kann man natürlich nicht sagen, aber es ist offenkundig, daß diesem Objekt eine Art Amulettfunktion für die Geburt zukam. Problematischer ist die Interpretation des zweiten Satzes, da die Übersetzung des Ausdrucks Ssp nty p(s)S.s nicht sicher ist. Ich persönlich sehe in der ganzen Passage drei Infinitive als Handlungsanweisungen: (1.) |rt Ts m#H: Jede Schwangere, deren Wehen eingesetzt haben, soll einen Kranz aufgesetzt bekommen. (2.) Ssp nty p(s)S.s: Verläuft die Geburt gut, soll das, von dem sie sich auf dem Geburtsziegel (Dbt) trennt, d.h. Kind und Nachgeburt, in Empfang genommen werden. (3.) sSm r ky bk#: Sollte die Geburt nicht erfolgreich verlaufen, soll sie der Gott Chnum zu einer anderen Schwangerschaft führen. Letzteres wird ein ziemlich häufiges Phänomen gewesen sein, das Risiko einer Totgeburt muß enorm gewesen sein103. § 30 Der Weg der Finsternis (a) Esna III, 356, 25: | p# (|.)|r d|t w#t n g#w Htyt m |rw.f: „O du, der einen Weg dem mit beengter Kehle in seiner Gestalt gegeben hast“. (b) Esna III, 225, 10: n $nmw |r sSp m w#t kkw: „für Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft“. (c) Esna III, 377, 4–5: twt $nmw rd| s# n dbH sw Hmt n nH sw sSm o.sn m w#t kkw d| T#w n |wrt r sfX #Tp.s swD# nXn (?) Xnt xt m rn.f n |mn Xnty Hwt-nm|t twt $nmw |r sSp m w#t kkw r sonX T#ww m-xnw swHt sor ...?... n g#w Htyt onXt.f (Hr) psD.sn (?) m ot kkw: „Du bist Chnum, der einen Sohn dem gibt, der ihn (darum) bittet und eine Frau dem, der ihn anfleht und ihren Arm leitet auf dem Weg der Finsternis, der der Schwangeren Luft gibt, um sie von ihrer Last zu erlösen,

101 Diese Passage wurde von SAUNERON, Esna V, 237 unübersetzt gelassen und die obige Übersetzung ist kaum mehr als ein unsicherer Vorschlag. Gedacht wird hier an das Verb psS, später pS, das mit dem ansonsten nicht belegten Determinativ der gebärenden Frau eine Bedeutung „entbinden“ o.ä. haben könnte, hergeleitet von der üblichen Bedeutung „teilen, abtrennen“. Bei der Gruppe

müßte es sich um ein weiteres (weitestgehend

bedeutungsloses) Determinativ handeln als typische Esnaschreibung für . pS.s wäre bei dieser Auffassung eine Relativform, die als determiniertes Nomen rectum hinter nty steht (KURTH, Einführung ins Ptolemäische, 802 = § 164, b). 102 SAUNERON, Esna V, 237 mit Verweis auf CLÈRE, in: ZÄS 68, 1932, 42–47. 103 Exakte Angaben sind für das Alte Ägypten nicht möglich, aber eine Kindersterblichkeit von 70% für Ägypten im 19. Jahrhundert (ZINK und NEHRLICH, in: MDAIK 59, 2003, 125) gibt einen Eindruck von der Größenordnung, auch wenn die Zahl der Totgeburten natürlich deutlich niedriger gewesen sein wird.

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der das Kind im Mutterleib wohlbehalten sein läßt104 in seinem Namen Amun, Vorsteher des Mammisis. Du bist Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft, um die Embryos im Ei am Leben zu erhalten, der die Luft105 emporsteigen läßt zu dem mit beengter Kehle, dessen Lebensauge sie erleuchtet in der Kammer der Finsternis“. Der Weg der Finsternis (w#t kkw) erscheint vor allem in Verklärungen und Jenseitsbüchern als Bezeichnung der Unterwelt106. Eine solche Vorstellung könnte auch hier vorliegen. Das tertium comparationis wäre der tägliche Sonnenlauf, bei dem die nächtliche Fahrt des Sonnengottes durch die Unterwelt und seine morgendliche Geburt bei Sonnenaufgang der Schwangerschaft der Himmelsgöttin und der nachfolgenden Geburt entsprechen würde. D.h. w#t kkw würde vor allem die zeitliche Wegstrecke des Embryos bezeichnen, die dieser im dunklen Mutterleib bis hin zu seiner Geburt zurücklegt. Daneben ließe sich aber auch an die räumliche Strecke denken, die ein Embryo bis zu seiner Geburt zurücklegen muß, so daß w#t kkw fallweise auch den Geburtskanal bezeichnen könnte. § 31 Die Funktion der vier Geburtsgöttinnen (a) Esna III, 250, 19: sXpr.sn fdwt msXnwt |ry r-gs.sn Hr wof sXrw nw Dw m Hkn(w): „Sie ließen alle vier Geburtsgöttinnen neben sich entstehen, wobei sie die bösen Pläne mit Lobpreisungen abwehrten“. Siehe zu den vier Geburtsgöttinnen LÖFFLER, Töpferscheibe, 97ff. und 135ff. § 32 Das Öffnen des Mundes des Neugeborenen (a) Esna II, 17, 20–21107: mr mw r sonX T#w wp.n.f r# n |d [...]: „(Chnum-Re) der den Samen bindet, um die Embryos am Leben zu erhalten. Er hat den Mund des Kindes geöffnet [...]“. (b) Athribis III, 250 (C 3, 115, 2): wpt r# |d: (Repit) die den Mund des Kindes öffnet“. Das Schreien des Neugeborenen als dessen erstes deutliches Lebenszeichen wird erstaunlich selten in den embryologischen Texten thematisiert, obwohl sich dieser Vorgang leicht als Abschluß einer geglückten Geburt verstehen ließe. Noch auffälliger ist, daß das Durchtrennen der Nabelschnur (xp#/np#) in keinem einzigen der zahlreichen Esnatexte erscheint (sieht man einmal von dem ohnehin etwas anders gelagerten Fall der Neithkosmogonie Esna III, 206, 10-11 ab)108.

104 Der Sinn scheint klar zu sein, aber die exakte Lesung des Ausdrucks ist unklar. Der obige Vorschlag sei als Alternative zu dem von SAUNERON, Esna V, 211, Anm. (h) verstanden. 105 Die Lesung bleibt unklar, siehe SAUNERON, Esna V, 211, Anm. (k). 106 ASSMANN, Liturgische Lieder, 193–194. 107 FERNÁNDEZ PICHEL, Hymnes au dieu Khnoum, 44–45 und 49 (denkt unter Vorbehalt an einen männlichen und weiblichen Nachkommen). 108 Vgl. zu letzterer QUACK, in: SAK 34, 2006, 377–379. Ganz anders auf dem spätzeitlichen Papyrusfragment Berlin 15765a, nach QUACK, in: Fs Frandsen, 323 eine mythologische Erzählung, in dem das Ende eines Geburtsvorgangs erhalten ist, d.h. Abgang der Plazenta (mwt), deren Werfen in den Fluß (rd| Hr |trw), Abschneiden der Nabelschnur (HsQ np#), das Öffnen des Mundes des Säuglings (wp r#.f; vgl. hierzu Text (a) und (b)) und das Weinen (rm|) und das Schreien (H#y) des Säuglings (nXn bzw. xrd), siehe QUACK, S. 319–323. Axel KARENBERG verweist mich in diesem Zusammenhang darauf, daß die Reihenfolge der einzelnen Schritte etwas merkwürdig ist, die natürliche Abfolge wäre das Abschneiden der Nabelschnur vor dem Werfen der Plazenta in den Fluß.

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§ 33 Die Festlegung des Schicksals (a) Esna III, 300, 3: Tn.n.| S#y.k Hr msXnt m rn.| pfy n v#-Tnn: „Ich habe dein Schicksal ausgezeichnet auf dem Geburtsziegel in jenem meinem Namen Tatenen“. In Anbetracht der wohl hohen Anzahl der Tot- und Fehlgeburten scheint der Zeitpunkt der Geburt der ideale Augenblick gewesen zu sein, das Schicksal des Neugeborenen festzulegen109, besonders offenkundig ist dies bei der in hellenistischer Zeit weit verbreiteten persönlichen Zodiakalastrologie110.

III.

Die Funktionen der Körperteile

Innerhalb des häufig zitierten Chnumhymnus Esna III, 250 findet sich eine bemerkenswerte Liste der vom Schöpfergott geformten Körperglieder, bei der in vielen Fällen auch Aussagen zu ihrer anatomischen Funktion gemacht werden. Solche im Regelfall nach dem Prinzip a capite ad calcem angeordneten Körperteillisten sind in Ägypten nicht selten, aber in den meisten Fällen enthalten sie außer dem Namen des zumeist mit einer Gottheit identifizierten Körperteils keine medizinisch-anatomisch relevanten Informationen111. Der einzig andere längere Text, in dem sich ebenfalls im größeren Stil, wenn auch bei weitem nicht so detailliert wie in Esna, Angaben zur Funktion der einzelnen Körperteile finden, ist die berühmte Kanopenträgerprozession in den Osiriskapellen auf dem Dach des Dendaratempels112. Es erscheint sinnvoll, beide Texte unter anatomisch-physiologischen Aspekten auszuwerten. Die Tatsache, daß es in dem Esnahymnus um die erstmalige Erschaffung der Körperteile eines Embryos im Mutterleib geht, während in der Kanopenträgerprozession die Wiederzusammenfügung der Glieder des ermordeten Osiris das zentrale Thema darstellt, ist dabei kein Hindernis: In beiden Fällen werden ähnliche Aussagen zur Lage, Interaktion und Funktion einzelner Körperteile gemacht. Für die Anordnung des Stoffs hätte es mehrere Möglichkeiten gegeben: Man hätte der Reihenfolge einer der beiden Haupttexte folgen können und dann den anderen an der jeweils passenden Stelle behandeln können oder man hätte die ägyptischen Termini jeweils für sich besprechen können. Letzteres wäre aber eher unpraktisch gewesen, da für ein- und dasselbe Körperteil je nach Text unterschiedliche ägyptische Wörter verwendet werden und für die fortlaufende Behandlung beider Texte existieren schon eine Menge früherer Arbeiten. Aus diesem Grund, und auch, weil eine Untersuchung zur altägyptischen Embryologie vielleicht auch ein gewisses Interesse von medizinhistorischer Seite beanspruchen

109 Die entsprechenden Stellen sind gesammelt bei QUAEGEBEUR, Shaï, 154 mit weiteren Verweisen in Anm. 7. 110 Siehe für einen Überblick BROWN, Ancient Astral Science, 392–396. 111 Siehe zum Thema zuletzt WALKER, Anatomical Terminology, mit einer Besprechung der einzelnen Körperteile, einer Aufstellung der Quellen und einer tabellenartigen Zusammenstellung des gesamten Materials. Die hier besprochenen zwei Texte aus Esna und Dendara lagen jedoch außerhalb seiner Interessen, vermutlich, weil es sich nicht um sog. Gliedervergottungen handelte. 112 D X, 73–81 und 83–93. Die letzte vollständige Übersetzung bei CAUVILLE, D X, Übersetz., 41–51; vgl. auch CAUVILLE, D X, Comm., 33–45 mit einer Auflistung weiterer Literatur. Vor allem religiösen Aspekte werden auch in mehreren Bänden der Soubassementstudien besprochen (auffindbar über den von Fl. LÖFFLER erstellten Stellenindex bei LEITZ, Regionale Mythologie, 678–679).

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kann, folgt die nachfolgende Besprechung, soweit sich das bewerkstelligen ließ, dem anatomischen Prinzip a capite ad calcem: „vom Scheitel bis zur Sohle“113. § 1 Kopf (a) D X, 76, 1–4 (8. o.äg. Gau): m-n.k D#D# Xw.n.| m N|wt-Xprr Dsr.n.| mDnn m #bwt Spst tp nTr Ts n.k sw r H#t.k hnn smn.f r st.f |n.n.| n.k tp nTr Ssp n.k sw Hr H#t.k Xpr.k m| |r.tw.k m W#st wp.k r#.k wD.k mdw n sXmw sDm.k sXrw n s#.k dg.k sw Hr nst.f: „Nimm dir den Kopf, den ich in der Stadt des Skarabäus (= Abydos) beschützt habe! Ich habe den Schädel114 in der prächtigen Abydos-Reliquie unzugänglich gemacht. Den Kopf des Gottes, verbinde ihn mit deinem Hals115! Der Kopf, er sei dauerhaft an seinem Platz. Hiermit bringe ich dir den Kopf des Gottes. Empfang ihn auf deinem Hals, damit du so wirst, wie du geboren wurdest in Theben! Du mögest deinen Mund öffnen. Du mögest den göttlichen Mächten Befehle erteilen. Du mögest die Pläne deines Sohnes hören und du mögest ihn auf seinem Thron sehen“. (b) Esna III, 250, 9: Xws.n.f hnn: „Er hat den Kopf erschaffen“. § 2 Haare (a) Esna III, 250, 9: s#X#X.n.f dbnt srd.n.f srw: „Er hat die Haarlocke sprießen lassen. Er hat die Haare wachsen lassen“. § 3 Augenbrauen (a) D X, 91, 10–11 (19. u.äg. Gau): |n.n.| smdwy m-Xnt Pr-ep s#X(.|) s r Pr-W#Dt Ssp st r st.w nfr Hr.k: „Hiermit bringe ich die beiden Augenbrauen in den Tempel der Göttin von Buto, ich mache sie prächtig beim Tempel der Wadjet. Nimm sie an ihre Stelle, damit dein Gesicht vollkommen ist“! § 4 Augen (a) D X, 92, 1–2 (11. u.äg. Gau): |n.n.| wD#ty gm.n.| m Cdnw mk.n.| wnmt m-ob |#bt Ssp st r st.w ptr.k tfn |b nTr |m.sn: „Hiermit bringe ich die beiden Udjataugen, die ich in Horbeit gefunden habe. Ich habe das rechte Auge zusammen mit dem linken beschützt. Nimm sie an ihre Stelle, damit du deine Vollkommenheit siehst und sich das Herz des Gottes über sie freut“. (b) Esna III, 250, 9: sn.n.f |rty: „Er hat die beiden Augen geöffnet“. § 5 Ohren (a) D X, 76, 7–9 (9. o.äg. Gau): m-n.k msDrwy.k nty (Hr) ndb sprw nw HHw owt.k dmD.sn r tp.k |n.n.| n.k onXwy.k on m Hr.k msDrwy.k #X.t| m st.f Twt nTr wo n|s [n.f] Hfnw |r tp-nfr n wn Hr mw.f: „Nimm dir deine beiden Ohren116, die die Bitten von Millionen erhören. Deine Glieder, sie sind vollständig an deinem Kopf. Hiermit bringe ich dir deine beiden Ohren, die schön sind an deinem Gesicht. Deine beiden Ohren sind funktionsfähig an ihrer Stelle. Du bist der einzigartige Gott, [zu dem] Hunderttausende rufen, der das Richtige macht für den, der ihm ergeben ist“. 113 Texte, in denen sich keinerlei Angaben zur Funktion der Körperteile finden (z.B. D X, 79, 2–3: 16. o.äg. Gau mit der Erwähnung des Auges), wurden weggelassen. 114 Ein Hapax, aber eine m-Bildung zu Dnnt: „Schädel“ ist offensichtlich. 115 Dies muß hier die Bedeutung von H#t: „Vorderseite“ sein, so CAUVILLE, D X, Übersetz., 42. 116 Die Lesung des ideographisch geschriebenen Wortes ist unklar.

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(b) Esna III, 250, 9: wb#.n.f onXwy: „Er hat die beiden Ohren geöffnet“. § 6 Wange (a) Esna III, 250, 9: nb.n.f m(n)Dt r opr |rw n mnw: „Er hat die Wange geformt, um das Wesen der Gestalt auszustatten117“. § 7 Mund (a) Esna III, 250, 10: |r.n.f r# r wnm: „Er hat den Mund zum Essen erschaffen“. § 8 Zähne (a) Esna III, 250, 10: ms nD(H)wt r som: „der die Zahnreihe (?)118 geformt hat um zu verschlucken“. § 9 Zunge (a) Esna III, 250, 10: Hw.f (?) Ssr |sk Hr Xn: „Er bewegt119 die Zunge beim Sprechen“. § 10 Unterkiefer (a) D X, 73, 15 – 74, 3 (3. o.äg. Gau): m-n.k wgyty r Hr.k pS.t| r r#.k wnm.k dQrw [r] sxrd How.k |n.n.| n.k orty.k oQ.sn r Hr.k sXrwy smn.t| m st.sn psSty pS.t| |my-tw [...].sn: „Nimm dir die beiden Unterkiefer an dein Gesicht, indem sie geteilt sind an deinem Mund, damit du Früchte essen kannst, um deinen Leib zu verjüngen. Hiermit bringe ich dir deine beiden Kinnbacken, damit sie sich an dein Gesicht anpassen. Die beiden Unterkiefer sind fest an ihrem Ort. Die Geteilten sind geteilt zwischen [...]“.

117 Die (freie) Übersetzung von MATHIEU, in: Fs Grenier, 508 („pour doter l’individu d’une physionomie“) trifft den Sinn recht gut. 118 SAUNERON, Esna V, 100, Anm. (v) hatte die Lesung offengelassen. Der Vorschlag nDwt stammt von DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 42, Anm. 29, dieselbe Lesung bietet (ohne Verweis auf DERCHAIN) KNIGGE, Lob der Schöpfung, 299. MATHIEU, in: Fs Grenier, 512, Anm. (q) bezeichnet die Lesung von DERCHAIN als „difficile à retenir“ und schlägt stattdessen ein sonst nicht bezeugtes Wort msnt ebenfalls mit der Bedeutung „Zahnreihe“ vor. Diesem Urteil muß man sich jedoch nicht anschließen, der Verweis von DERCHAIN auf Koptisch ⲛⲁⲁϫⲉ mit dem möglichen Ausfall des H klingt nach wie vor überzeugend. 119 SAUNERON, Esna V, 100, Anm. (w) überlegt, ob ein Fehler für Hw| sein könnte. MATHIEU, in: Fs Grenier, 506 und 512, Anm. (r) lehnt dies ab und liest stattdessen ohne weitere Begründung wp|: „öffnen“, aber auch das ist mehr als unsicher. Zwar hätte er auf KURTH, Einführung ins Ptolemäische, 442 und 445, Anm. 33 verweisen können, wo der Lautwert wp für angegeben wird, aber dort findet sich als Nachweis nur Wb I, 302, 1f. Dabei handelt es sich um den Rechnungsausdruck wp-st „im Einzelnen“ und es sei bezweifelt, daß das Kreuz auch sonst einfach alleine für wp stehen kann. M.E. ist es wesentlich einfacher, den Vorschlag von SAUNERON ein klein wenig zu modifizieren und die dichte Zeichenfolge auf der Säule mit in Betracht zu ziehen. Wirft man einen Blick auf die von Sauneron in der Publikation mitgeteilte Verteilung der Zeichen, so ließe sich

und nicht wie wenig später in der gleichen Kolumne

oder

Determinativ zu som verstehen, vgl. die Determinierung von om ebenfalls noch in Kolumne 10 nur mit

als .

Dann bliebe die Gruppe übrig, die sich problemlos phonetisch Hw| lesen läßt. Mathieu bezweifelt ferner, daß die Semantik von Hw| nicht recht zum Sprechen passe, aber ein Blick in WESTENDORF, KHwB, 403 läßt das durchaus als möglich erscheinen.

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(b) Esna III, 250, 10: orty Hr pXd Hnggt Hr som: „Die beiden Kieferbacken klappen herunter und die Speiseröhre verschluckt“. Aus moderner anatomischer Sicht mag es zunächst überraschen, daß alle vier Termini für Unterkiefer mit Hilfe eines Duals gebildet werden, aber das mehrfach vorkommende Determinativ in (a) macht deutlich, daß die Ägypter dabei an zwei Kieferhälften mit zwei Zahnreihen dachten. Der zweifach vorkommende Unterkieferast (Ramus mandibulae) mag diese dualistische Vorstellung unterstützt haben. Die beiden seltenen Substantive sXrwy und psSty lassen sich übersetzen als „die beiden Herunterklappenden“ und „die beiden Geteilten“, für ersteres vgl. die Verwendung des Verbs pXd in (b). wgyty bezeichnet „die beiden Kauenden“, bei orty wird es besser sein, auf eine Herleitung zu verzichten. § 11 Kehle (a) D X, 73, 11–13 (2. o.äg. Gau): |n.n.| n.k x#t nTr Snbt.k Hr |rt k#t.s mk.t| nfr.t| Xnt NDm-onX Ssp n.k sy rd|.n.k sy r Htyt.k mo#-Xrw.k r Xftyw.k: „Hiermit bringe ich dir den Leichnam des Gottes120 und deine Kehle verrichtet ihre Arbeit, indem du beschützt und vollkommen bist in ‚Angenehm ist das Leben‘ (= Edfu). Nimm ihn dir! Nachdem du ihn an deine Kehle gegeben hast, wirst du gegen deine Feinde triumphieren“. (b) Esna III, 250, 10: Qbbt Hr om m-ob bS: „Die Kehle121 verschluckt und speit aus“. § 12 Speiseröhre (a) D X, 78, 10–11 (15. o.äg. Gau): wTs.n.| Snbt.k |n(.|) sy r Hwt-nbw x#kt.k wnm.k |m.s Htyt.k pw Hr |rt k#t.s [...]: „Ich habe deine Brust erhoben und ich bringe sie zum Goldhaus. Deine Speiseröhre, du mögest mit ihr essen. Das ist deine Kehle, die ihre Arbeit verrichtet [...]“. (b) Esna III, 250, 10: orty Hr pXd Hnggt Hr som: „Die beiden Kieferbacken klappen herunter und die Speiseröhre122 verschluckt“. § 13 Luftröhre (a) Esna III, 250, 9: snsn.n.f T#w xt m |gb: „Er hat die Luft mit dem Leib durch die Atemluft vereint“. Es ist auffällig, daß hier nicht der spezielle Terminus für die Luftröhre (Sbbt) oder gleich die Lunge erwähnt wird, sondern das viel allgemeinere xt: „Bauch“. Ob man daraus schließen sollte, daß nach der Vorstellung der Ägypter das ganze Körperinnere mit Luft versorgt werden mußte?

120 In E I, 139, 2 in eindeutiger Schreibung und dort identisch mit der Göttin Meret (= Maat). 121 So bereits SAUNERON, Esna V, 96 im Einklang mit dem Determinativ . MATHIEU, in: Fs Grenier, 513, Anm. (t) liest das Wort hingegen Q#bt: „Brustraum“, aber dagegen spricht das Determinativ und die Schreibung. Was MATHIEU für eine Form des Granitgefäßes mit dem Lauwert #b(w) hält, wird weit eher eine Variante der b#s-Vase mit dem üblichen Lautwert b sein, vgl. exakt das gleiche Zeichen zweimal in derselben Kolumne weiter hinten in tbtb. 122 So sicher richtig MATHIEU, in: Fs Grenier, 512–513, Anm. s.

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§ 14 Schulter(blatt) (a) D X, 84, 7–9 (2. u.äg. Gau): mk.n.| mxoQ n o wnmy n %nty-Db#t.f |n.n.| nX#X# |w.| XX.t| r %m |r.n.| s# mxoQ rd|(.|) sw r st.f: „Ich habe das Schulterblatt des rechten Armes des Vorstehers seines Sarges beschützt. Ich habe die Geißel herbeigebracht, indem ich nach Letopolis geeilt bin. Ich habe das Schulterblatt beschützt und ich setze es an seine Stelle“. (b) Esna III, 250, 10: b|k Hr db(d)b: „Die Schulter bewegt sich123“. § 15 Oberarm (a) Esna III, 250, 10: msXtyw m k#t pr-o: „Der Oberarm befindet sich in der Tätigkeit des Kriegers“. § 16 Unterarm (a) Esna III, 250, 10: ortt Hr |rt k#t: „Der Ellbogen/Unterarm124 verrichtet die Arbeit“. § 17 Hand(fläche) (a) Esna III, 250, 10-11: Hnt Hr #m Drty How |ry Hr |rt b#k.sn: „Die Handfläche (?)125 ergreift. Seine Hände und die dazugehörigen Glieder (= die Finger)126 verrichten ihre Arbeit“. § 18 Finger (a) D X, 77, 11–12 (12. o.äg. Gau)127: |n.n.| n.k How-nTr.k Dbo.k (?) Ds.k dmD m nTr 2 Ssp n.k sw r owt.k Xw tw.k M#|tyt m sSt#.s n #st: „Hiermit bringe ich dir deine Gottesglieder. Dein eigener Finger (?) ist vereinigt mit den zwei Göttern. Nimm ihn dir zu deinen Gliedern! Matit beschützt dich in ihrer Gestalt der Isis“. § 19 Herz (a) Esna III, 250, 11: nTry Hr sSm: „Das Herz leitet“. Grundsätzlich scheinen bei dieser Aussage zwei Interpretationsansätze denkbar: Der erste wäre, an das Herz als Sitz des Verstandes zu denken und in sSm: „leiten“ die Koordinierung sämtlicher Bewegungen zu sehen. Manche der früheren Übersetzungen ließen sich so verstehen, aber keiner äußert sich dazu explizit. Der einzige, der sich zu diesem kurzen Satz 123 Siehe zu dieser Passage QUACK, in: LingAeg 5, 1997, 238. Die Lesung bk#ty: „Hoden“ von SAUNERON, Esna V, 100, Anm. z); übernommen von LICHTHEIM, AEL III, 112 und KNIGGE, Lob der Schöpfung, 299 paßt weder zu dem Falken noch zur anatomischen Abfolge der Körperglieder. QUACK übersetzt wie zuvor schon

124 125 126 127

SAUNERON, Esna V, 100–101, Anm. (aa) wohl wegen des Determinativs tbtb mit „bewegen“ (Wb V, 262, 14), aber die Übersetzung „tragen“ (Wb V, 263, 1) scheint doch besser zur Schulter zu passen. MATHIEU, in: Fs Grenier, 513, Anm. (v) liest das Verb Tbb, was mit der Keule determiniert in den Pyramidentexten soviel wie „zermalmen“ bedeutet, aber das dürfte hier kaum passen und MATHIEU übersetzt das Wort im Haupttext (S. 508) auch mit „mouvements“. Siehe zur Bedeutung QUACK, in: LingAeg 5, 1997, 238 und zur Präzisierung „Unterarm“ DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 43, Anm. 37. Die Übersetzung von KNIGGE, Lob der Schöpfung, 299 (ort: „After“), der weder QUACK noch DERCHAIN zitiert, dürfte kaum zur Abfolge der Körperglieder passen. Siehe zur Lesung QUACK, in: LingAeg 5, 1997, 238. MATHIEU, in: Fs Grenier, 513, Anm. (x) möchte das Wort so wie es im Text steht lesen, d.h. Hng#t und schlägt dafür eine Bedeutung „Handwurzel“ vor. Auszuschließen ist das nicht, aber bislang noch kein zweites Mal belegt. So SAUNERON, in: Esna V, 101, Anm. (cc). Für Fragen der Lesung und des mythologischen Inhalts siehe LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen, 158–159.

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detaillierter einläßt, ist MATHIEU, der eine physiologische Auffassung vorschlägt und an eine Funktion des Herzens beim Leiten der Luftströme denkt. Er zitiert dabei pEbers 855a: „Was die Luft anbelangt, die in die Nase eintritt: Sie tritt ein zum Herzen (und) zur Lunge (sm#). Sie sind es, die (die Luft) zum gesamten Bauch geben“128. Da unmittelbar danach in dem Esnatext eben die Lunge bzw. genauer der ganze Atemtrakt (sm#) genannt ist, ist das sicherlich eine ernstzunehmende Alternative. § 20 Lunge (a) D X, 90, 6–7 (17. u.äg. Gau): |n.n.| T#w nw wf# orf/Hbs m smw m-xnw |wf.k Ssp sw r St#t.k m [...]: „Hiermit bringe ich dir die Kinder der Lunge, eingehüllt von den Pflanzen in deinem Fleisch. Nimm sie in deinen Leib in [...]“. (b) Esna III, 250, 11: sm# Hr rmn: „Die Lunge bringt (die Luft?) herbei“. Die von Pflanzen umhüllten Kinder der Lunge in Text (a) verweisen auf die pflanzenartige Struktur der Bronchien129. Größere Verständnisschwierigkeiten bereitet jedoch Text (b), was vor allem an der Semantik des Verbs rmn: „tragen“ liegt. SAUNERON schien dies so unvereinbar mit sm#: „Atmungstrakt“, daß er die Stelle (ohne große Überzeugung) in sm#ty: „Hoden“ emendierte und übersetzte „le(s) testicule(s) (??) pour porter le phallus“130. Einzig MATHIEU versucht dem Verb rmn einen Sinn abzugewinnen, indem er an eine Bedeutung „transportieren, herbeibringen“ (sc. der Luft) denkt, was durch den Wörterbucheintrag gedeckt wird und laut ihm in einem Zusammenhang mit dem vorhergehenden Ausdruck nTry Hr sSm: „Das Herz leitet (die Atemluft)“ zu sehen ist131. Das ist auch nicht sicher, da die Atemluft ja an keiner der beiden Stellen als Objekt der im Regel transitiven Verben genannt ist, aber seine Idee ist doch besser als alle bisherigen Vorschläge132. § 21 Leber (a) D X, 77, 3–6 (11. o.äg. Gau)133: m-n.k How-nTr mk.n.| Ow-nt m|st.k pw nn #b r St#t.k |n.n.| n.k m|st |mn.n.| m Owt-H# nn Dw nb [...] How.f Twt $nmw [...] Or m nsw n Kmt s#.f #Srt.f n Drww [...]: „Nimm dir die Gottesglieder, die ich in Ow-nt beschützt habe! Das ist deine Leber, die ohne Unterlaß für deinen Leib bestimmt ist. Hiermit bringe ich dir die Leber, die ich im Hinterhaus verborgen habe, ohne daß es irgendetwas Schlechtes [für?] seine Glieder gibt. Du bist Chnum [...] Horus als König Ägyptens. Er sättigt sich an dem Grillklein der Flanken [...]“. § 22 Wirbelsäule (a) D X, 87, 5–7 (9. u.äg. Gau)134: dwn.| o xr |m#X Xw.n.| psD.f r p# |wf nHbt swD#.n.| tp nTr n FnD-onX ... |n.n.| Swty bQsw m Nb-gr ... tp Hno.sn Ssp n.k sw r H#t.k m##.k sDm.k Xnm.k wnm.k |m.sn: „Ich strecke meinen Arm aus mit dem Stück der Wirbelsäule und ich habe seinen 128 129 130 131 132

Übersetzung von WESTENDORF, Handbuch, 692. Siehe hierzu bereits LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen, 435 (§ 39g). SAUNERON, Esna V, 96 und 101, Anm. (dd), gefolgt von LICHTHEIM, AEL III, 113. MATHIEU, in: Fs Grenier, 514, Anm. (z). Die Lösung, wtT: „Phallus“ als Objekt zu rmn zu sehen, paßt, selbst wenn man vom Inhalt her mal absieht, auch nicht gut zur Textstruktur, da alle umliegenden Sätze nach dem Muster Körperteil + Hr + Infinitiv aufgebaut sind, d.h. wtT Subjekt der Präsens I-Konstruktur sein sollte. 133 Vgl. zum Inhalt LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen, 147–148. DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 40 übersetzt rmn gar nicht; KNIGGE, Lob der Schöpfung, 299 läßt den ganzen Satz aus. 134 Für Fragen der Lesung und des Inhalts siehe LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen, 364–365.

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Rücken beschützt bis zum Fleisch des Nackens. Ich habe den göttlichen Kopf dessen, dessen Nase lebt, wohlbehalten sein lassen ... Ich habe die Lenden und die Rückenwirbel aus dem Herrn des Schweigens (= Nekropole von Busiris) gebracht. ... Der Kopf ist mit ihnen. Nimm ihn dir an deinen Hals, damit du mit ihnen siehst, hörst, riechst und ißt“. (b) D X, 89, 9 (16. u.äg. Gau): [|n.n.| mT#?] psD dmD m sp: „[Hiermit bringe ich den Phallus] und das Rückgrat, die zusammen vereint sind“. Text (a) sieht anscheinend in der Wirbelsäule eine Stütze des Nackens und des Kopfes, was offenkundig bis banal ist. Text (b) könnte, wenn die Ergänzung zu einem Wort für Phallus richtig ist, auf die Vorstellung von der Entstehung des Samens in den Knochen anspielen. § 23 Rückenwirbel (a) Esna III, 250, 10: bQsw Hr rmn: „Die Rückenwirbel tragen“. § 24 Rippenstück (a) D X, 86, 8–9 (7. u.äg. Gau): |n.n.| n.k sr Tn.t| m #tf m tp.f Xndw xr.f xr Drww nTr Db#.t| m xnt nt sr: „Hiermit bringe ich dir den Widder, der erhaben ist durch die Atefkrone auf seinem Kopf. Ein Podest befindet sich unter ihm mit dem Rippenstück des Gottes, das versehen ist (hier eingewickelt in?) mit dem Fell eines Widders“. § 25 Eingeweide (a) D X, 74, 12–13 (5. o.äg. Gau): m-n.k mxrw xr |t pr m oS# rDw pw pr m How.k |n.n.| n.k Q#b |b m rDw n nbw ms.t| H#ty pw Ssp.k sy r st.s: „Nimm dir den Speicher mit dem Getreide, das zahlreich hervorkommt! Das ist der Ausfluß, der aus deinem Körper gekommen ist. Ich bringe dir den Darm des Herzens mit dem Ausfluß von Getreide, das gebracht ist. Das ist das Herz. Du mögest es135 an seine Stelle setzen“. (b) D X, 86, 13 – 87, 1 (8. u.äg. Gau): |r.n.| nht nt |my(w)-xt Xw.n.| |m#X [...].f oQ[(.|) sw r prCnt#yt mxtw pw nw nTr o# Ssp sw r st.f |r.f k#t.f snb.f oHo-Hms[.k ...].f How.k d|.f t n How.f: „Ich schütze die Eingeweide, ich bewahre den Wirbelsäulenkanal [...], ich lasse es eintreten in das Haus der Schentait. Das sind die Eingeweide des großen Gottes. Nimm sie an ihre Stelle! Sie verrichten ihre Arbeit. Sie sind gesund, wenn [du] ißt [...] dein Leib. Sie geben seinem Leib Brot“. (c) D X, 87, 12–15 (10. u.äg. Gau): tw#.n.| snb s[nb].t| xr nTry wf# m|st nnSm mxtw 4 pw xr nTrw 4 WrD-|b Ssp n.k st r st.sn |n.n.| nTry m [O#]pt-[|wtyw] oQ(.|) sw r Hwt-nbw orf.t| m |mt nt Os#t |mn.n #st m-xnw How w#D(?).s: „Ich hebe die snb-Vase empor, die ‚gesund’ ist mit dem Herz, der Lunge, der Leber und der Milz. Das sind die vier Eingeweide mit den vier Göttern des Herzensmüden. Nimm sie dir an ihre Stelle! Ich bringe dir das Herz in (die Nekropole namens) ‚die das Verweste verbirgt’. Ich lasse es eintreten in das Goldhaus, wobei es eingewickelt ist in die Haut der Hesatkuh, (nämlich) das, was Isis verborgen hatte im Innern der Glieder ihres Fleisches“. Bemerkenswert ist die Vorstellung des Darms in Text (a) als eine Art Getreidespeicher, wobei das Getreide vermutlich als pars pro toto für jegliche Art von Nahrung stehen wird. Anatomisch seltsam, aber völlig im Einklang mit ägyptischen Vorstellungen ist der Ausdruck Q#b 135 Das (feminine) Bezugswort ist unklar, da eigentlich alle zuvor genannten Körperteile maskulin sind.

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|b: „Darm des Herzens“, vgl. die Bezeichnung r#-|b: „Eingang des Herzens“ als Bezeichnung des Magens und den Umstand, daß ϩⲏⲧ im Koptischen sowohl „Herz“ wie „Magen“ bedeutet136. § 26 Gebärmutter (a) D X, 85, 10–12: |n.n(.|) |dt (?)137 gm.n.| m Owt-mnXt |myw-Op r-Hno.s Ssp n.k sn r owt.k nn Dw |m.sn How.k nbw [...]: „Ich bringe dir die Gebärmutter (?), die ich im Tempel der Stoffe gefunden habe. Die, die in (dem Horussohn) Hapi sind, sind bei ihr. Nimm sie dir an deine Glieder, ohne daß etwas Schlechtes an ihnen ist. All deine Glieder [...]“. (b) Esna III, 250, 11: |wf n pHwy Hr snsn |myw-xt m|tt Hr Hms m wHo Hr sonX St#t m rk kkw: „Das Fleisch des Hinterteils riecht138 die Eingeweide und sitzt in Muße da, wenn es die Gebärmutter in der Zeit der Dunkelheit139 am Leben erhält“. (c) Esna III, 250, 11: btt Hr Ssp mtwt Hr swr D#mw m %t-mn: „Die Gebärmutter empfängt den Samen, wobei sie die Kinder in der Welt groß werden läßt“. Die Kernaussage von Text (b) scheint hinsichtlich der Gebärmutter einigermaßen banal zu sein: Der Unterleib erhält sie am Leben in der Zeit der Schwangerschaft. Das Fleisch des Hinterteils, das die Eingeweide riecht, dürfte darauf hindeuten, daß mit dem ersten Audruck der Anus gemeint ist. Interessant ist dann dessen Verbindung auch mit der Gebärmutter, die anatomisch natürlich nicht existiert. In der Vorstellung der alten Ägypter mag dies aber anders gewesen sein. Dazu sei ein Paragraph aus den Prognosen zu den Gebärfähigkeiten einer Frau aus dem medizinischen Papyrus Berlin zitiert (Bln 194): „Was dazu gesagt wird als ein anderes Heilmittel140. bddw-k#-Pflanze, werde eingeschlossen in Milch einer (Frau), die einen Knaben geboren hat; werde in ihre Vulva (k#t) eingegossen. Wenn sie erbricht, so wird sie gebären. Wenn sie Winde läßt (|r Do.s), so bedeutet das, daß sie nicht gebären wird“. Das scheint doch darauf hinzudeuten, daß die Ägypter von einer nicht näher spezifizierten Verbindung all dieser Organe (Anus, Vulva und Gebärmutter) ausgingen. Das Substantiv D#mw in (c), was ansonsten mit „Jugend“ o.ä. übersetzt wird, muß im vorliegenden Fall auch soviel wie „Embryo(s)“ bedeuten. 136 Vgl. die entsprechenden Einträge in WbMed, 39, 517–518 und 581–582, die alle auf die Vorstellung vom Herzen als Teil des Verdauungstraktes eingehen. Daniel SCHÄFER bemerkt in diesem Zusammenhang, daß dies auch noch für das lateinische ventriculus (Magen/Herzkammer) gelte. 137 Zur Lesung vgl. LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen, 322, Anm. 8. 138 Die Übersetzung von MATHIEU, in: Fs Grenier, 508 („pour le soulagement des intestins“) ist ohne weitere Erläuterungen zu snsn nicht verständlich, laut Wb bedeutet snsn mit der Nase determiniert im Regelfall „riechen“ oder „atmen“, allenfalls „vereinigen“ käme noch in Frage (Hinweis Natalie SCHMIDT). 139 Nach MATHIEU, in: Fs Grenier, 514, Anm. (ee) eine Metapher für die Zeit der Schwangerschaft. Die Lesung der Gruppe als rk (und nicht w#t) stammt von SAUNERON, Esna V, 101, Anm. (hh) und wurde von allen bisherigen Bearbeitern übernommen. Das ist wegen des Determinativs der Sonnenscheibe auch das Vernünftigste, aber man sollte trotzdem auf den mehrfach belegten und eindeutig determinierten w#t kkw: „Weg der Finsternis“ verweisen (Esna III, 225, 10 und 377, 4 und 5), der vor allem die zeitliche Wegstrecke des Embryos bezeichnet, die dieser im dunklen Mutterleib bis hin zu seiner Geburt zurücklegt (vgl. weiter oben Kapitel II, § 30). Eine Anspielung darauf dürfte selbst bei einer Lesung rk kkw vorliegen, persönlich würde ich aber eine Lesung w#t kkw auch an der vorliegenden Stelle nicht ausschließen. 140 Das vorangehende Heilmittel (Bln 193), bei der ein ähnliches Mittel der Frau oral verabreicht wird und mit den gleichen Prognosen versehen ist, trägt den Titel: „[Erkennen] einer Frau, die gebären wird, gegenüber einer Frau, die [nicht] gebären wird“. Übersetzungen jeweils von WESTENDORF, Handbuch, 435.

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§ 27 Harnblase (a) Esna III, 250, 11–12: Sptyt Hr {Hr} #fn/fn/|nf: „Die Harnblase entleert sich141“. Wie immer man das Verb nach Sptyt: „Harnblase“ auch lesen mag, am Sinn „urinieren“ dürfte kaum zu zweifeln sein. § 28 Phallus (a) D X, 75, 11–13 (7. o.äg. Gau): tw#.n.| tp [...] ms.n.| r Hwt-nbw xr How-nTr |n.n.| m Hwt-nbw |n.n.| snt.| m-sty n Qm#.| Hr mkt How-onX pr(.|) |m.f m-ob sm#ty: „Hiermit trage ich den Kopf/die Spitze [...], den ich aus dem Goldhaus gebracht habe mit den Gottesgliedern, die ich aus dem Goldhaus gebracht habe. Hiermit bringe ich meine Schwester vor meinen Schöpfer, wobei sie den Phallus beschützt, aus dem ich hervorgekommen bin, zusammen mit den Hoden“. (b) D X, 89, 9 (16. u.äg. Gau): [|n.n.| mT#?] psD dmD m sp: „[Hiermit bringe ich den Phallus] und das Rückgrat, die zusammen vereint sind“. (c) Esna III, 250, 11: wtT |sk Hr sTt: „Der Same (oder besser Phallus?) erzeugt“. (d) Esna III, 250, 11: Ho-onX Hr sTt: „Der Phallus begattet“. § 29 Fleisch der Vorderseite = Vulva und Vagina (a) Esna III, 250, 11: |wf n H#t Hr ndb Xt nbt: „Das Fleisch der Vorderseite nimmt alle Dinge in sich auf (?)142“. (b) Esna III, 250, 11–12: Sptyt Hr {Hr} #fn/fn/|nf r# |my onX Hr bS Hr swr sXn m mnty: „Die Harnblase entleert sich, die Öffnung, worin das Leben ist143, speit aus oder läßt das, was von den Schenkeln umschlossen ist, groß werden“. In den medizinischen Texten ist |wf: „Fleisch“ sehr häufig ein Euphemismus für das weibliche Geschlechtsteil144, zu vermuten ist, daß |wf n H#t in Text (a) genau das gleiche bezeichnet. Mit dem allgemeinen Xt nbt ist dann de facto der Phallus und der darin enthaltene Same gemeint. Text (b) gehört zu den schwierigsten Passagen des ohnehin nicht leichten Textes. SAUNERON dachte, daß es nach dem Entleeren der Harnblase um sexuelle Aktivitäten des Phallus ginge: 141 DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 40 und 44, Anm. 46 denkt hier an ein Verb #fn als Schreibung für |nf, verwandt mit |nfw: „Ausfluß“; MATHIEU, in: Fs Grenier, 515, Anm. (hh) schließt sich dem an. Die Schreibung wäre aber erstens schon merklich anders und zweitens kommt |nf „Ausfluß“ nur im Zusammenhang mit den Augen vor (Hinweis Natalie SCHMIDT, die eine Dissertation zu den Körperflüssigkeiten der Götter vorbereitet). Die andere Möglichkeit, eine Lesung fn, ist auch nicht unproblematisch, da dieses Verb entgegen der Angabe in Wb I, 580, 7 zumindest nach den bisherigen Belegen wohl nur „den Darm entleeren“ und nicht „harnen“ bedeutet (LEFEBVRE, in: Fs Grapow, 206). Auf der anderen Seite ist die Bedeutung von wsS, traditionell als „harnen“ übersetzt, bisweilen auch weiter zu fassen und kann fallweise auch „koten, entleeren“ bedeuten (WbMed, 220–221), möglichweise war dies bei fgn auch der Fall. Eine dritte und vielleicht nicht die schlechteste Möglichkeit wäre, das Verb einfach so zu lesen, wie es dasteht und in #fn ein bislang nicht weiter belegtes Wort für „urinieren“ zu sehen. 142 KNIGGE, Lob der Schöpfung, 299 läßt die Stelle aus; LICHTHEIM, AEL III, 113: „The frontal organs to consume things“, was so kaum verständlich ist. DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 40 übersetzt „Le pubis absorbe tout“; seine Anm. 41 auf S. 43 zeigt, daß er an die Vulva und Vagina dachte; MATHIEU, in: Fs Grenier, 508 bietet „les éléments mous antérieurs pour l’absorption de toute chose“. 143 SAUNERON, Esna V, 101 (kk) vermutet hier eine Bezeichnung des Phallus. 144 WbMed, 31. Vgl. die Skizzen bei JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse III, 352–353, zum Terminus selbst bei JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 551–552.

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„le membre viril pour ejecter, et pour grandir (quand il est ??) éteint dans l’entre-jambes“145. In eine ganz andere Richtung gehen die Überlegungen von MATHIEU, der nicht an den Geschlechtsverkehr dachte, sondern an die Darmentleerung, was ja nach der Erwähnung des Urinierens nicht unwahrscheinlich wäre. Er übersetzt bei weitestgehend gleicher Lesung: „Les sphincters (?) pour l’expulsion et pour la dilatation de ce qu’enserrent les cuisses“146. Meine eigenen Vorstellungen unterscheiden sich von beiden Vorschlägen grundlegend, ich sehe hier eine inhaltliche Fortsetzung des durch die Erwähnung der Harnblase kurz unterbrochenen Themas der Schwangerschaft: btt Hr Ssp mtwt Hr swr D#mw m %t-mn: „Die Gebärmutter empfängt den Samen, wobei sie die Kinder in der Welt groß werden läßt“. In dem kurz darauf folgenden r# |my onX, wörtlich „die Öffnung, worin das Leben ist“, sehe ich die Öffnung der Gebärmutter oder der Vagina, die entweder die Fehlgeburt ausspeit oder das, was von den Schenkeln umschlossen wird (sXn m mnty = dem Embryo) groß werden läßt147. Das Verb swr bezeichnet dabei wie in dem vorherigen Satz das Wachstum des Embryos148. In onX sehe ich ebenfalls eine 145 SAUNERON, Esna V, 96 und 101–102. Er vermutete in |my-onX ein Wort für den Phallus und in dem r eine Schreibung des Umstandskonverters |w. Bei swr dachte er an das Anschwellen des Phallus, vermerke jedoch, daß ein intransitiver Gebrauch ungewöhnlich sei. Dem muß man freilich entgegenhalten, daß (1.) ein Wort |my-onX: „Phallus“ nicht belegt ist, daß (2.) eine Determinierung eines Wortes für Phallus mit statt nicht wahrscheinlich ist; daß (3.) der Umstandskonverter |w in diesem Textabschnitt nicht vorkommt, sondern die Struktur jeweils Körperteil + Hr + Infinitiv ist und daß (4.) ein intransitiver Gebrauch von swr grammatisch ebenfalls bedenklich ist. Der Übersetzung von SAUNERON folgt LICHTHEIM, AEL III, 113, bei der der vermutete Sinn noch besser zu greifen ist: „The virile member to eject when it swells between the thighs“. KNIGGE, Lob der Schöpfung, 299 ließ die Passage aus. DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 40 folgt ebenfalls der Linie von SAUNERON: „Le „détenteur de vie“ [= phallus] éjacule quand il grandit serré entre les cuisses“. 146 MATHIEU, in: Fs Grenier, 508 und 515, Anm. (ii). Er sieht in |w-|my-onX eine Bezeichnung des Schließmuskels, da eine Bezeichnung des Phallus unwahrscheinlich sei, da dieser (1.) zuvor schon genannt war, (2.) bS: „ausspeien“ semantisch nicht gut zur Ejakulation des Samens passe, da das übliche Objekt dieses Verbs etwas Ungesundes oder Gefährliches sei und (3.) die Darmentleerung gut zum zuvor genannten Urinieren passe. Argument (1.) und (3.) läßt sich sofort zustimmen, (2.) nur halb, da beispielsweise auch das Überschwemmungswasser (Hopy) Objekt von bS sein kann (LGG II, 837b), aber er dürfte recht haben in der Annahme, daß bS kaum zur Ejakulation des Samens passen dürfte. Im Ergebnis bedeutet das, das MATHIEU bei seiner Ablehnung der Interpretation von SAUNERON (Geschlechtsverkehr) Recht haben dürfte, aber an seiner eigenen (Darmentleerung) bestehen ebenfalls berechtigte Zweifel: (1.) Ein Kompositum |w-|my-onX wäre von der Form her sehr eigenartig und auf jeden Fall hinsichtlich des Elements |w kommentarbedürftig, die von ihm erwogene, aber verworfene Alternative r(#)-|my-onX scheint deutlich besser zu sein. (2.) Die Grundbedeutung einer Verbindung |my-onX ist entweder „das, was im Leben ist“ oder „das, worin das Leben ist“ (letzteres war die Vorstellung von SAUNERON und DERCHAIN): Wie man hiervon zu einer Bedeutung „Schließmuskel“ kommt, ist ohne Erläuterungen kaum zu verstehen. (3.) Den Ausdruck sXn m mnty: „das, was die Schenkel umschließen“ interpretiert er als Euphemismus für den Anus und sieht darin das Objekt von swr: „groß machen“, das im vorliegenden Falle dann eine Spezialbedeutung „ausdehnen“, letztendlich „öffnen“ haben müsse. – Das könnte man vielleicht so machen, aber man sollte dann doch darauf hinweisen, daß der Anus schon zuvor in Kolumne 11 genannt wurde: |wf n pHwy Hr snsn |myw-xt: „Das Fleisch des Hinterteils riecht die Eingeweide“. 147 Eine ähnliche Situation wird angesprochen in Esna III, 321, 25, bei der anscheinend ebenfalls die Möglichkeit einer nicht erfolgreichen Geburt in Betracht gezogen wird: Chnum soll sie dann zu einer anderen Schwangerschaft führen (sSm r ky bk#), siehe hierzu Kapitel II, § 29. 148 Vgl. zum Verb swr: „groß machen“ die Bemerkungen von WESTENDORF, in: ZÄS 92, 1966, 149 zur sw|tPerle aus Karneol, die an den Unterleib einer schwangeren Frau gegeben werden soll, um eine Blutung, die eine Fehlgeburt zur Folge hätte, zu verhindern (Übersetzung des ganzen Spruches 25 des pBM 10059 bei LEITZ, in: KARENBERG und LEITZ, Heilkunde und Hochkultur I, 138; Text bei LEITZ, Magical and Medical Papyri, 67 und Tf. 34). WESTENDORF weist darauf hin, daß die sw|t-Perle auf eine älteres Wort swrt in der gleichen Bedeutung zurückgeht, und vermutet darin ein Amulett, das dazu verhelfen soll, das Kind im Mutterleib groß werden zu lassen.

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Bezeichnung des Embryos, hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf die häufige Bezeichnung des Mammisis als s#-n-onX: „Stall des Lebens“149. Für den Ausdruck r# |my onX sei auf den Ausdruck r# |dt: „Öffnung der Gebärmutter oder Vagina“ verwiesen150. Im medizinischen Papyrus London (Spruch 33), der Beschwörung der Gebärmutter (Snt |dt), soll die Öffnung der Gebärmutter verschlossen werden (r Xtm r# n |dt), damit das Menstruationsblut, im Text als Hopy: „Überschwemmungswasser“ bezeichnet, in das (Leibes)innere hinabsteigt151, da das Gegenteil, das Abfließen des Blutes während der Schwangerschaft, die gefürchtete Fehlgeburt bedeuten würde152. Die beiden Schenkel (mnty) bezeichnen im Ägyptischen die Stelle der Geburt153, so daß „das, was von den Schenkeln umschlossen wird“ ganz gut den Embryo bezeichnen könnte. § 30 Hinterteil (a) Esna III, 250, 11: |wf n pHwy Hr snsn |myw-xt m|tt Hr Hms m wHo Hr sonX St#t m rk kkw: „Das Fleisch des Hinterteils riecht die Eingeweide und sitzt in Muße da, wenn es die Gebärmutter in der Zeit der Dunkelheit am Leben erhält“. Betont wird der natürlich üble Geruch des Afters, was auch in einem demotischen Text thematisiert wird154. § 31 Oberschenkel (a) D X, 73, 6–8 (1. o.äg. Gau): m-n.k mnt |#byt rd|(.|) n.k sy [...] Ssp.k mnt wnmyt m owy.k [...] |b.k [...] |n.n.| n.k mnt |#byt s|#ty Xw.t| #X.t| m [...] m s#.k: „Nimm dir den linken Oberschenkel. Ich gebe ihn dir [...] Du mögest den rechten Oberschenkel empfangen mit deinen Armen [...] dein Herz [...]. Hiermit bringe ich dir den linken Oberschenkel, das verletzte Bein, das beschützt und prächtig ist [...] als dein Schutz“. (b) D X, 76, 13–15 (10. o.äg. Gau)155: wX#.n.| |Hty Hr Dw |n.n.| swn nb.s |b.| m |b# Hr |rt [...] |n.n.| n.k s|#Ty smn.n.| m st.s dmD.n.| rd |#by r-gs rd wnmy oQ.k pr-Qrs-Ws|r m Qb nmtt Xftyw.k Xr xr Tbty.k: „Ich habe den Oberschenkel auf dem Berg gesucht und ich habe ihn seinem Herrn zurückgebracht. Mein Herz wegen [...]. Ich habe dir das Bein gebracht, das ich an seine Stelle gesetzt habe. Ich habe das linke Bein vereint neben dem rechten Bein. Du mögest das Haus der Bestattung des Osiris betreten mit ruhigem Schritt, denn deine Feinde sind unter deine Fußsohlen gefallen“.

149 Früher meist sbXt-nt-onX gelesen. Die Lesung s#-n-onX ist jetzt gesichert durch eine eindeutige Schreibung auf dem Architrav der Fassade des Pronaos von Athribis (noch unpubliziert). Siehe zu dem Terminus die ausführliche Behandlung bei BUDDE, Götterkind, 369–373. 150 Wb II, 391, 7; COLLOMBERT, in: RdE 46, 1995, 205–208; JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 550–551. Zwei neue Belege bei HERBIN, in: BIFAO 111, 2011, 194. 151 Nach antiker und später arabischer Tradition diente das mütterliche Blut der pränatalen Ernährung, vgl. DIEPGEN, Frauenheilkunde, 147–148; SCHUBERT und HUMMER, Frauenmedizin in der Antike, 464; WEISSER, Zeugung, 252–254. 152 Siehe zu dieser Stelle ausführlicher LEITZ, in: KARENBERG und LEITZ, Heilkunde und Hochkultur I, 138–139; Text bei LEITZ, Magical and Medical Papyri, 71 und Tf. 35. 153 Wb II, 68, 9. Vgl. auch die Skizzen bei JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse III, 352– 353 sowie JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 552 (zum Ausdruck wpt mnty). 154 In den noch unveröffentlichten Texten zum Bastetfest, siehe einstweilen die Übersetzung von HOFFMANN, in: HOFFMANN und QUACK, Anthologie, 344. 155 Für Anmerkungen zur Lesung und zur Lokalmythologie siehe LEITZ, Regionale Mythologie, 208–209.

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(c) D X, 80, 7–9 (20. o.äg. Gau): |n.n.| n.k wort nn Dw Xr.s swD#(.|) sy r st.s m-Xnt Hwt-nbw |n ...?... nn wn Xftyw.k |w.k m w#DD nfr m |dbw Or: „Hiermit bringe ich dir den Oberschenkel, an dem nichts Schlechtes ist. Ich setze ihn unversehrt an seine Stelle im Goldhaus. ...?..., ohne daß deine Feinde existieren. Du bist der vollkommene Agathodaimon in den Ufern des Horus“. (d) D X, 84, 12–14 (3. u.äg. Gau): |n[.n.|] wort H#p.n.| m Owt-wort |r.n.| nht.s m Owt-|Ht Ssp n.k sy r st.s Sm.k m m#o-Xrw Xftyw Xr xr Tbty.|: „Hiermit bringe [ich] dir das Bein, das ich im Tempel des Beins verborgen hatte. Ich habe seinen Schutz bereitet im Tempel der Kuh. Nimm es dir an seine Stelle, damit du gehst als Triumphierender, wobei die Feinde unter meine (Fehler für deine?) Sohlen gefallen sind“. (e) Esna III, 250, 12: |Hty Hr Xnd: „Die Oberschenkel wandern“. § 32 Unterschenkel (a) D X, 75, 3–4 (6. o.äg. Gau): m-n.k tw#-How twt st r How.k nmt.k t# twt m Dt.k: „Nimm dir deine Unterschenkel156! Vereinige sie mit deinen Gliedern, damit du die Erde betrittst, wobei du vollständig bist in deinem Leib“! (b) D X, 88, 4–5 (12. u.äg. Gau): |n.n.| sDHty r st.w wo Hr wnmy ky Hr |#by Ssp st r owt.k |wn m |wnt pxr.k pt nmt.k t# twt m Dt.k: „Hiermit bringe ich die Unterschenkel an ihre Stelle, den einen an die rechte und den anderen an die linke (Seite). Nimm sie dir an deine Glieder, Pfeiler in Dendara, damit du den Himmel duchziehst und auf der Erde schreitest, indem du vollständig bist an deinem Leib“. (c) Esna III, 250, 12: sbQwy Hr sQd: „Die Unterschenkel laufen“. § 33 Haut (a) D X, 74, 6–9 (4. o.äg. Gau)157: m-n.k |nm.k mk.f How.k sonX.f #X#Xw.k swD#.f wtr.k rnp.f mtw.k m| |r.tw.k m W#st |n.n.| n.k tm#t twtt msQ #X ntt m |rw.f nbw Ssp n.k sw r owt.k XntS Hm.k |mt.k pw nt swr Sfyt.k: „Nimm dir deine Haut, die deine Glieder beschützt und deine Knochen am Leben erhält, die dein Blut wohlbehalten sein läßt und deine Gefäße verjüngt so wie du geboren wurdest in Theben. Ich bringe dir deine vollkommene Hülle, die prächtige Haut, die Haut in all ihren Formen. Nimm sie dir an deine Glieder, deine Majestät möge sich freuen. Das ist deine Haut, die dein Ansehen groß macht“. (b) Esna III, 250, 9: nb |nm Hr owt: „Der die Haut auf den Körpergliedern geformt hat“. MATHIEU verweist in seinem Kommentar auf die ägyptische Vorstellung von der Haut als Gold, was die Verwendung des Verbs nb(w), ursprünglich „mit Gold überziehen“ als bewußte Anspielung darauf erscheinen läßt158.

156 Oder Beine (so Wb V, 250, 12). Vgl. für dieses seltene Wort WILSON, Ptolemaic Lexikon, 1128 mit drei Belegen aus Edfu. An der ersten Stelle (E I, 17, (18) in dem Morgenlied steht dieses Körperteil vor den Zehen (s#Hw). Die beiden anderen Stellen (E I, 255, 2 und 272, 8) stammen beide aus dem Hwt-sbQ: „dem Haus des Unterschenkels“ (= Raum J) bzw. dem dahinter liegenden Raum K, und an beiden Stellen scheint das tw#How-Körperteil der Reliquie sbQ: „Unterschenkel“ zu entsprechen, siehe zu letzterem MEEKS, Mythes et légendes, 100, Anm. 280. 157 Für einige philologische Anmerkungen siehe LEITZ, Gaumonographien in Edfu, 40–41. 158 MATHIEU, in: Fs Grenier, 510, Anm. (l).

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§ 34 Knochen (a) Esna III, 250, 12: HDw |ry Hr |ry.sn |w.sn # m #w n |b: „Alle Knochen erfüllen ihre Pflicht, wobei sie in der Ausdehnung (= unter der Kontrolle?) des Herzens sind“159. Das Verständnis des mit |w eingeleiteten Nebensatzes bereitet Schwierigkeiten, aber vorstellbar wäre, daß mit der Pflichterfüllung der Knochen sämtliche Arten der Bewegung der Körperteile gemeint sind. Die Kernaussage des Nebensatzes wäre dann, daß dem Herzen die Koordination der Bewegungen obliegt. Erinnert sei in diesem Zusammenhang, daß das Herz das Zentrum des Gefäßsystems ist: „Es (= das Herz) spricht vorn/außen in den Gefäßen einer jeden Körperstelle“160. § 35 Blut (a) D X, 89, 1–4 (15. u.äg. Gau): tw#.n.| Spst m o.| xr Hopy snf |wf s#Q ... [...] Hopy snf |wf s#Q: „Ich hebe die prächtige Vase hoch mit meiner Hand mit dem Überschwemmungswasser, dem Blut und dem Fleisch, die vereint sind ... [...] Überschwemmungswasser, Blut und Fleisch, die vereint sind“. (b) Esna III, 250, 7–8: Ts.n.f Hpt wt(r) m Qsw nb Xnt ofdt.f m r#-owy.f |sk swH n onX m-Xnt Xt nbt Hw wtr t|t m-ob mw m Qsw r nXb #X#Xw m S#o: „Er hat das, was das Blut umschließt in den Knochen geknüpft161, geformt in seinem Kasten (?) durch die Tätigkeit seiner Arme. Und zwar ist der Hauch des Lebens in allen Dingen und das Blut läßt die Gestalt162 zusammen mit dem Samen in die (?) Knochen fließen163, um die Knochen am Anfang zu formen“. Text (b) enthält zahlreiche philologische Probleme, die dementsprechend zu den unterschiedlichsten Interpretationen geführt haben. So wurde das Wort von SAUNERON oft ge164 lesen, der darunter eine Art Werkstätte vermutete , aber die von ihm angeführten Belege aus Edfu und Philae sind alle mit determiniert und dürften of#y: „Lagerplatz (der Beduinen)“ 165 zu lesen sein . Die richtige Lesung ofdt: „Kasten“ stammt von DERCHAIN, der darunter eine Metapher für die Gebärmutter („organe de gestation“) vermutete166. Merklich anders ist die Vorstellung von MATHIEU, der darin die aus Knochen bestehende Umhüllung des Marks

159 Sowohl DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 40 und 44, Anm. 51 wie MATHIEU, in: Fs Grenier, 515, Anm. (ll) sehen in der Phrase |w.sn # n #w n |b einen eigenen, selbständigen Satz, den sie auch jeweils zum Titel ihres Beitrags machen. Nach Ansicht dieser beiden Autoren soll sich das pluralische Suffixpronomen .sn auf sämtliche vorher genannten Körperteile beziehen, aber ein Bezug auf die zuvor genannten HDw: „Knochen“ und die Annahme eines Umstandssatzes scheint doch merklich einfacher zu sein. 160 So der Schlußsatz von Eb 854a in der Übersetzung von WESTENDORF, Handbuch, 691. Siehe dessen vollständige Übersetzung und seine Zusammenfassung des Inhalts des Gefäßbuches auf S. 119–122. 161 Merklich anders ist die Übersetzung von KNIGGE, Lob der Schöpfung, 298: „Er hat die Bahn des Blutes, die er zuvor in seiner Werkstatt in Handarbeit geformt hat, in den Knochen angelegt“. Abgesehen davon daß kein Wort oft: „Werkstatt“ bekannt ist und es sich dem Determinativ zufolge weit eher um Hpt: „umfassen“ als um Hpt: „Lauf“ handeln wird, ergeben sich dabei auch inhaltliche Probleme: Der Blutkreislauf verläuft ja nicht in den Knochen. 162 des werdenden Embryos? 163 Für den seltenen transitiven Gebrauch des Verbs Hw| siehe Wb III, 48, 22 und pJumilhac XIII, 4 (und S. 181, Anm. 378). 164 SAUNERON, Esna V, 98, Anm. (i); übernommen von LICHTHEIM, AEL III, 112. 165 Wb I, 182, 9; WILSON, Ptolemaic Lexikon, 152. 166 DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 42, Anm. 17.

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(„enveloppe osseuse“) sieht, die das Mark umgibt167. Das leitet über zum nächsten Problem, für Hpt: der Auffassung des Wortes Hpt. SAUNERON hatte sich wegen des Determinativs „Lauf“ entschieden168 und in der folgenden Gruppe das Wort wtr: „Blut“ erkannt169. MATHIEU sieht zwei parallele Objekte zu Ts.n.f, H#pw: „das Verborgene“ = das Mark und wtr: „das Blut“, aber die Wurzel H#p: „verbergen“ paßt zu keinem der beiden Determinative und .170 Unter diesem Aspekt wäre die Wahl von SAUNERON vorzuziehen, da „Lauf“ immerhin gut zu den Beinen paßt. Die Arme würden hingegen eher für die Wurzel Hpt: „umfassen“ sprechen, der Ausdruck Hpt wtr ließe sich alternativ als Relativform auffassen. „Das, was das Blut umschließt in den Knochen“ könnte auch eine Bezeichnung des Marks sein, sachlich wären die drei Arterien gemeint, die bei fast allen Wirbeltieren auf der Vorder- und Rückseite des Rückenmarks im Wirbelkanal verlaufen. Am Ende des Abschnitts wird als Zweckbestimmung all dieser Vorgänge angegeben r nXb #X#Xw m S#o: „um die Knochen am Anfang zu formen“. Das würde ganz gut zur vorangehenden Erwähnung des Rückenmarks und der Wirbelsäule sprechen, da die Herausbildung der Wirbelsäule bei allen Wirbeltieren am Anfang der embryonalen Entwicklung steht. Eine solche Interpretation klärt noch nicht, was mit dem Kasten (ofdt) gemeint ist, aber da es schließlich um die embryonale Entwicklung geht, scheint die Idee von DERCHAIN als Metapher für die Gebärmutter nicht unwahrscheinlich zu sein. Der folgende Satz Hw wtr t|t m-o mw m Qsw bereitet ebenfalls erhebliche Verständnisschwierigkeiten. SAUNERON äußerte sich entsprechend zurückhaltend, vermutete aber als Kernaussage, daß es um die Herausbildung der Knochen des Embryos aus Blut und Samen gehe. Die genaue Bedeutung von Hw| und t|t erschloß sich ihm nicht171. MATHIEU übersetzt „le (liquide) rouge imprègne la forme tous comme le liquide des os“ und denkt bei mw m Qsw an das Mark172. Was t|t in diesem Zusammenhang genau bedeuten solle, sagt er nicht. Grammatisch sollte es sich so verhalten, daß wtr Subjekt und sowohl t|t wie mw Objekt sind173, bei m Qsw könnte es sich sowohl um ein Adverbialattribut zu mw handeln („der Same aus den Knochen“) wie um eine adverbielle Verbindung, die sich auf den ganzen Satz bezieht. In Verbindung mit dem nachfolgenden Finalsatz scheint letzteres inhaltlich besser zu sein, d.h. das Blut läßt die Form und den Samen in die Knochen fließen, um die Knochen herauszubilden. Das Substantiv t|t ist laut Wörterbuch das angefertigte Bild, sei es eine Hieroglyphe, sei es eine Zeichnung, insbesondere die eines Gottes174. Im vorliegenden Fall wird damit eine Art „Blaupause“ oder „Vorzeichnung“ für den zu formenden und sich entwickelnden Embryo gemeint sein, in der das Aussehen und die äußere Gestalt des Kindes festgelegt ist175. Eine solche 167 MATHIEU, in: Fs Grenier, 509, Anm. (e). 168 SAUNERON, Esna V, 98, Anm. (h). 169 Das wird ziemlich sicher richtig sein, eine fast identische Schreibung, nur noch mit r, erscheint wenig später in der gleichen Kolumne 8. DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 39 und 41–42, Anm. 16 sieht hier ein einziges Wort H#ptyw: „liquide caché“, worunter er das Rückenmark bzw. den daraus entstandenen Samen sieht (was genau, geht aus seinen Ausführungen nicht hervor). 170 Vgl. die Einträge in LGG V, 21b – 26a. 171 SAUNERON, Esna V, 95 und 98, Anm. (l). Die Lösung von KNIGGE, Das Lob der Schöpfung, 298 und DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 40, die Gruppe einfach zu streichen, überzeugt nicht. 172 MATHIEU, in: Fs Grenier, 507 und 509, Anm. (f) und (g). 173 Die Alternative, daß durch m-ob ein zweites Subjekt eingeführt wird, scheint auf Grund der Wortstellung weniger wahrscheinlich zu sein. 174 Siehe zu letzterer Verwendungsweise OCKINGA, Gottebenbildlichkeit, 101–124. 175 JEAN und LOYRETTE, in: AUFRÈRE, Encyclopédie religieuse II, 563 übersetzen die Stelle mit „une forme

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Interpretation wäre nicht weit weg von dem, was schon SAUNERON für den mutmaßlichen Sinn gehalten hat. Mit dem Blut wird das Menstrualblut gemeint sein, aus dem zusammen mit dem Samen der Embryo geformt wurde176. Man könnte des weiteren überlegen, ob in t|t: „Abbild“ nicht noch eine phonetische Anspielung auf t|t: „Isisknoten“ vorliegt, nach den Ergebnissen von WESTENDORF ein Schutz-Tampon für die schwangere Isis, d.h. ein Amulett gegen eine unerwünschte Blutung der Schwangeren, die eine Fehlgeburt bedeuten würde177. D.h. auf einer zweiten Bedeutungsebene würde das ohne Determinativ geschriebene Schutz des Embryos sorgen.

auch für den

§ 36 Ausflüsse (a) D X, 78, 6–9 (14. o.äg. Gau): m-n.k rDw nTr prw m Owt-rDw ÖbH-snw.f |mn m Owt-hbnt Xrp.n.| hbnt orf m-xnw n|wt.k m rDw-nTr n|wt nt snt.k n [...] r.k [...] orf.n.| rDw prw m pHwy n How-nTr oQ.f m hn.k sonX.f [ÖbH]-snw.f How.k tm n onX: „Nimm dir die Gottesausflüsse, die aus dem Tempel der Ausflüsse herausgekommen sind, Kebehsenuef, der verborgen ist im Tempel des Kruges. Ich bringe den umschließenden Krug herbei in deine Stadt mit den Gottesausflüssen, der Stadt deiner Schwester [...] Ich habe die Ausflüsse umschlossen, die aus dem After des Gottesleibes herausgekommen sind. Sie treten ein in deinen Kasten/Leib, sie beleben Kebehsenuef, dein ganzer Leib ist voller Leben“. (b) D X, 79, 8–10 (17. o.äg. Gau): |n.n.| snbt xr How nTr nw.t| m sp#t tn m rDw pr m How.k Ssp n.k sw rd|(.|) n.k sw r owt.k snsn.k T#w nDm |m.f: „Hiermit bringe ich dir den Krug mit den Gottesgliedern, die beschützt sind in diesem Gau als Ausfluß, der aus deinem Leib herausgekommen ist. Nimm ihn dir! Ich gebe ihn dir an deine Glieder, damit du den süßen Lufthauch damit atmest“.

IV.

Termini

Der besseren Auffindbarkeit halber seien hier alle relevanten Termini in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Wörter mit ganz allgemeiner Bedeutung wie z.B. |r|: „erschaffen“, ms|: „erschaffen“ u.ä. sind nicht aufgenommen. Für die teils nicht immer offenkundige Bedeutungsbestimmung sei auf die jeweiligen Paragraphen verwiesen. • #bwt (Gestalt): Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 18b). • #bd 10 (zehn Monate): Esna III, 302, 14 (II, § 22a; 28c). • #X#X (Knochen): Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b); D X, 74, 6 (III, § 33a). • |oH (Mond): CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r). • |wty mswt.f (dessen Geburt nicht existiert): Esna II, 17, 9 (II, § 3a). • |wf (Fleisch): D X, 87, 5 (III, § 22a); D X, 89, 1 und 4 (III, § 35a).

appropriée“. 176 Siehe LEITZ, Magical and Medical Papyri, 67 mit weiterer Literatur. 177 WESTENDORF, in: LÄ III, 204 s.v. Isisknoten und ausführlicher ders., in: ZÄS 92, 1966, 144–154.

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• |wf n pHwy (Fleisch des Hinterteils): Esna III, 250, 11 (II, § 24a; III, § 26b; 30a). • |wf n H#t (Fleisch der Vorderseite = Vagina): Esna III, 250, 11 (III, § 29a). • |wn (Pfeiler = Mond): E VIII, 50, 9 (II, § 2b). • |wn wr (die große Luftsäule): Esna III, 302, 13 (II, § 21a; 23a). • |wr (schwanger sein): Esna III, 378, 13 (II, § 20b); Esna III, 332, 22 (II, § 21e); Esna III, 366, 2 (II, § 28g); Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • |wd (unterschiedlich machen): Athribis III, 250 (II, § 17b). • |b (Herz): E VIII, 50, 9 (II, § 2b); Esna III, 320, 22 (II, § 27a); D X, 74, 13 (III, § 25a); D X, 73, 7 (III, § 31a). • |mt (Haut): D X, 74, 8 (III, § 33a). • |my xt (der im Mutterleib ist = Embryo): Esna III, 378, 17 (II, § 21d). • |myw-xt (Eingeweide): D X, 86, 13 (III, § 25b); Esna III, 250, 11 (II, § 24b; III, § 26b; 30a). • |m#X (Stück der Wirbelsäule): D X, 87, 5 (III, § 22a); D X, 86, 13 (III, § 25b). • |nm (Haut): Esna III, 388, 10 (II, § 3f); Esna II, 17, 21 (II, § 17a); Athribis III, 250 (II, § 17b); Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 17c); Esna III, 249, 2 (II, § 17d); D X, 74, 6 (III, § 33a); Esna III, 250, 9 (III, § 33b). • |r| (machen): siehe II, § 11 Einleitung. • |rt (Auge): Esna III, 225, 10 (II, § 19c); Esna III, 250, 9 (III, § 4b). • |Hty (Oberschenkel): D X, 76, 13 (III, § 31b); Esna III, 250, 12 (III, § 31e). • |gb (Atemluft): Esna III, 250, 9 (III, § 13a). • |d (Kind): Esna II, 17, 21 (II, § 32a); Athribis III, 250 (II, § 32b). • |dt (weibliches Tier, Frau): Esna II, 17, 6 (II, § 1a); Esna III, 225, 9 (II, § 1h; 11j); Esna III, 377, 3 (II, § 1i; 14b); Esna III, 366, 2 (II, § 10d); E IV, 298, 3–4 (II, § 11g); Esna II, 95, 3 (II, § 11i); Esna III, 276, 11 (II, § 11i); Hibis, Tf. 32, 16 (II, § 11k); CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k). • |dt (Gebärmutter): Esna III, 320, 21 (II, § 6d; 20d); Esna III, 249, 2 (II, § 11b); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 250, 9 (II, § 26c); Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b); Esna III, 366, 2 (II, § 28g); D X, 85, 10 (III, § 26a). • o wnmy (rechter Arm): D X, 84, 7 (III, § 14a). • ot (Körperglied): Esna III, 378, 13 (II, § 7a); Esna III, 300, 1 (II, § 8a); Esna III, 249, 2 (II, § 17d); Esna III, 320, 22 (II, § 27a); D X, 76, 8 (III, § 5a); D X, 85, 11 (III, § 26a). • ot |mnt (das verborgene Körperglied = Embryo): Esna III, 302, 13 (II, § 21a; 23a). • ot kkw (Kammer der Finsternis): Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c). • o#o (begatten): Hibis, Tf. 32, 16 (II, § 11k). • o#o (Samen): Hibis, Tf. 32, 16 (II, § 11k). • ofdt (Kasten): Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b). • onX (der Lebende = Embryo): Esna III, 250, 12 (III, § 29a). • onX (Ohr): Esna III, 225, 10 (II, § 19c); D X, 76, 8 (III, § 5a); Esna III, 250, 9 (III, § 5b). • orty (Unterkiefer): D X, 74, 2 (III, § 10a); Esna III, 250, 10 (III, § 10b; 12b). • ortt (Ellbogen/Unterarm): Esna III, 250, 10 (III, § 16a).

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• oQ (eindringen): Esna III, 378, 13 (II, § 7a). • w#t (Weg): Esna III, 320, 22 (II, § 28f). • w#t kkw (der Weg der Finsternis): Esna III, 225, 10 (II, § 16b; 30b); Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c). • wort (Oberschenkel): D X, 80, 7 (III, § 31c); D X, 84, 12 (III, § 31d). • wb# (öffnen): Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 250, 9 (III, § 5b). • wp| (trennen): Esna III, 378, 13 (II, § 7a); Esna III, 300, 1 (II, § 8a); Esna III, 249, 2 (II, § 17d); Esna III, 225, 10 (II, § 19c); Esna III, 387, 6 (II, § 19d); Esna III, 250, 8 (II, § 28a); Esna II, 17, 21 (II, § 32a); Athribis III, 250 (II, § 32b); D X, 76, 3 (III, § 1a). • wf# (Lunge): D X, 87, 12 (III, § 25c). • wn (öffnen): Esna III, 225, 10 (II, § 19c). • wHm (Zunge): Esna III, 250, 12 (II, § 19b). • wsn (begatten, Begattender): Esna II, 17, 6 (II, § 1a); Esna II, 48A (II, § 1b); Esna II, 184, 12 (II, § 1c); Esna III, 249, 2 (II, § 11b); E IV, 298, 2 (II, § 11g). • wgyty (Unterkiefer): D X, 73, 15 – 74, 1 (III, § 10a). • wtr (Blut): Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b); D X, 74, 6-7 (III, § 33a). • wtr (färben): Esna III, 249, 2 (II, § 17d). • wtT (erzeugen): Esna III, 300, 2 (II, § 1g); Esna II, 15, 20 (II, § 10b); Esna III, 388, 9 (II, § 11f). • wtT (Same, Phallus): Esna III, 250, 11 (III, § 28c). • wD#t (Auge): D X, 92, 1 (III, § 4a). • b# (Widder): Esna III, 391, 19 (II, § 1f); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 311, 19 (II, § 11c). • b#s (Gefäß): Esna III, 250, 9 (II, § 26c). • b|k (Schulter): Esna III, 250, 9 (III, § 14b). • bnbn (begatten): Esna II, 17, 20 (II, § 10c). • bnnt (Keimzelle): Esna III, 311, 19 (II, § 11c). • bx (niederkommen lassen): Esna III, 250, 8 (II, § 28a). • bS| (ausspeien): Esna III, 250, 12 (III, § 29a). • bQsw (Rückenwirbel): D X, 87, 7 (III, § 22a); Esna III, 250, 10 (III, § 23a). • bk# (schwängern; Schwangerschaft): Esna III, 356, 14 (II, § 11e); Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • btt (Gebärmutter): Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 26c). • pno (umwenden, verschieden machen): Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 18b); Esna II, 17, 22 (II, § 19a); Esna III, 250, 12 (II, § 19b); Esna III, 249, 2 (II, § 19e). • pr-ms (Geburtshaus): Esna III, 366, 2 (II, § 28g). • prt (Same): Esna III, 366, 1 (II, § 10d); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna III, 356, 15 (II, § 11e). • pHwyt (After): D X, 78, 8 (III, § 36a).

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• pxryt (festgelegte Zeit): Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b). • psS (abtrennen): Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • psSty (Unterkiefer): D X, 74, 2 (III, § 10a). • psD (Rücken): D X, 87, 5 (III, § 22a); D X, 89, 9 (III, § 22b; 28b). • m## (sehen): Esna III, 378, 13 (II, § 20b). • m#H (Kranz): Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • m|st (Leber): D X, 77, 3 und 4 (III, § 21a); D X, 87, 12 (III, § 25c). • mw (Same): Esna II, 17, 8 (II, § 2a); Esna II, 3A (II, § 10a; 12a); Esna II, 15, 20 (II, § 10b); Esna II, 17, 20 (II, § 10c; 32a); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 249, 2 (II, § 11b); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna III, 356, 13 (II, § 11e); Esna III, 388, 9 (II, § 11f); E IV, 298, 4 (II, § 11g); D Mammisis, 111, 7 (II, § 11h); Esna II, 95, 3 (II, § 11i); Esna III, 276, 11 (II, § 11i); Esna III, 318, 10 (II, § 11l); E IV, 185, 1 (II, § 11m); D Mammisis, 31, 6 und 152, 11 (II, § 11n); E III, 114, 7 (II, § 11o); Athribis III, 250 (II, § 11q); CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r); Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b). • mnt (Oberschenkel): D X, 73, 6 und 7 (III, § 31a). • mnHw (beschworene Wachsfiguren): Esna III, 377, 3 (II, § 14b). • mnDt (Wange): Esna III, 250, 9 (III, § 6a). • mr (binden): Esna II, 3A (II, § 10a; 12a); Esna II, 15, 20 (II, § 10b); Esna II, 17, 20 (II, § 10c; 32a). • mHn (Umhüllung): Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b). • mxoQ (Schulterblatt): D X, 84, 7 und 8 (III, § 14a). • mxrt (Speicher = Darm): D X, 74, 12 (III, § 25a). • mxtw (Eingeweide): D X, 86, 14 (III, § 25b). • mxtw 4 (vier Eingeweide): D X, 87, 12–13 (III, § 25c). • msXnt (Geburtsziegel, Geburtsstätte): Esna III, 260, 12 (II, § 3c); Esna III, 367, 12 (II, § 15d); Esna III, 366, 2 (II, § 28g); Esna III, 300, 3 (II, § 33a). • msXnwt 4 (die vier Geburtsgöttinnen): Esna III, 250, 19 (II, § 31a). • msXtyw (Oberarm): Esna III, 250, 10 (III, § 15a). • msQ (Haut): D X, 74, 8 (III, § 33a). • msDr (Ohr): D X, 76, 7 und 8-9 (III, § 5a). • mtw (Gefäße): D X, 74, 7 (III, § 33a). • mtwt (Same): Esna III, 391, 19 (II, § 1f); Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 26c); Esna III, 311, 19 (II, § 11c). • mT# (Phallus): Esna III, 388, 9 (II, § 11f). • mdw (Sprache, sprechen): Esna II, 17, 22 (II, § 19a); Esna III, 387, 6 (II, § 19d); Esna III, 249, 2 (II, § 19e). • mDnn (Schädel): D X, 76, 2 (III, § 1a). • nw (Zeit): Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 320, 22 (II, § 28f). • nf (Luft): Esna III, 378, 13 (II, § 20b; 21c); Esna III, 356, 21 (II, § 21b); Esna III, 250, 7 (II, § 26b).

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• nfrwt (schöne Frauen): E IV, 298, 2 (II, § 11g). • nnSm (Milz): D X, 87, 12 (III, § 25c). • nHbt (Nacken): D X, 87, 5 (III, § 22a). • nHp (Töpferscheibe): Esna II, 95, 2 (II, § 6a); Esna III, 276, 11 (II, § 6b); Esna III, 284, 5 (II, § 6c); Esna III, 320, 21 (II, § 6d; 20d); Esna III, 378, 13 (II, § 7a); Esna II, 17, 7 (II, § 9a); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna II, 95, 5; Esna III, 276, 12 (II, § 15a); Esna III, 369, 36 und 37 (II, § 15f); Esna III, 250, 12 (II, § 19b); Esna III, 320, 21 (II, § 20d). • nHp (töpfern): Esna III, 320, 21 (II, § 6d; 20d); Esna III, 378, 13 (II, § 7a); Esna II, 17, 7 (II, § 9a); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); E IV, 184, 18 (II, § 11m); Esna III, 284, 5 (II, § 15g); Esna III, 250, 12 (II, § 19b); Esna III, 250, 7 (II, § 26b); Esna III, 320, 22 (II, § 27a). • nXn (Kind): Esna III, 377, 7 (II, § 14c); Esna III, 369, 38 (II, § 15f). • ns (Zunge): Esna II, 17, 22 (II, § 19a); Esna III, 225, 10 (II, § 19c); Esna III, 249, 2 (II, § 19e); Athribis III, 250 (II, § 19f); Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 19g). • ntt (Haut): D X, 74, 8 (III, § 33a). • nTry (Herz): Esna III, 250, 11 (III, § 19a); D X, 87, 12 und 13 (III, § 25c). • nDmnDm (sexuelles Vergnügen): Esna II, 17, 7 (II, § 1a); Esna II, 48A (II, § 1b); Esna II, 184, 12 (II, § 1c); Esna II, 184, 18 (II, § 1d); Esna III, 391, 19 (II, § 1f); Esna III, 300, 2 (II, § 1g); E VIII, 50, 9 (II, § 2b); Esna III, 249, 2 (II, § 11b). • nDHwt (Zahnreihe): Esna III, 250, 10 (III, § 8a). • r# (Mund): Esna II, 17, 21 (II, § 32a); Athribis III, 250 (II, § 32b); D X, 76, 3 (III, § 1a); Esna III, 250, 10 (III, § 7a); D X, 74, 1 (III, § 10a). • r# |my onX (die Öffnung, worin das Leben ist = Öffnung der Gebärmutter oder Vagina): Esna III, 250, 12 (III, § 29b). • rnnwt (junge Frauen): E IV, 298, 3 (II, § 11g). • rrt (Aufwachsen): Esna III, 367, 12 (II, § 15d). • rk kkw (die Zeit der Dunkelheit = Dauer der Schwangerschaft): Esna III, 250, 11 (II, § 24a; III, § 26b; 30a). • rd (Bein): D X, 76, 14 (III, § 31b). • rd| w#t (Weg freimachen): Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 356, 25 (II, § 30a). • rDw (Ausfluß): D X, 74, 12 (III, § 25a); D X, 78, 6 und 8 (III, § 36a); D X, 79, 9 (III, § 36b). • h#y (Begattender, Ehemann): Esna II, 17, 6 (II, § 1a); Esna III, 388, 9 (II, § 11f). • hn (Kasten/Leib): D X, 78, 8 (III, § 36a). • hnn (Kopf): D X, 76, 2 (III, § 1a); Esna III, 250, 9 (III, § 1b). • H#t (Vorderseite, Hals): D X, 76, 2 und 3 (III, § 1a); D X, 87, 8 (III, § 22a). • H#ty (Herz): Esna II, 17, 8 (II, § 2a); D X, 74, 13 (III, § 25a). • Ho-onX (Phallus): Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 28d); D X, 75, 12 (III, § 28a). • How (Leib): Esna III, 378, 13 (II, § 7a); Esna III, 300, 1 (II, § 8a); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 378, 13 (II, § 20b; 21c); Esna III, 302, 13 (II, § 21a; 23a); D X, 74, 2 (III, § 10a);

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D X, 74, 12 (III, § 25a); D X, 87, 1 (III, § 25b); D X, 74, 6 (III, § 33a); D X, 78, 9 (III, § 36a); D X, 79, 9 (III, § 36b). • Hmt (Frau): Esna III, 378, 14 (II, § 1e); Esna III, 391, 19 (II, § 1f); E VIII, 50, 9 (II, § 2b); Esna III, 356, 14 (II, § 11e); Esna III, 320, 23 (II, § 13b); Esna III, 320, 21 (II, § 20d); Esna III, 250, 8 (II, § 28a). • Hmw n onX (der Handwerker des Lebens): Esna III, 378, 13 (II, § 20b). • Hnt (Handfläche): Esna III, 250, 10 (III, § 17a). • Hnggt (Speiseröhre): Esna III, 250, 10 (III, § 10b; 12b). • Hr (Gesicht): Athribis III, 250 (II, § 18a); D X, 91, 11 (III, § 3a); D X, 76, 8 (III, § 5a); D X, 74, 1 und 2 (III, § 10a). • Hr| (sich entfernen): Esna III, 320, 22 (II, § 27a). • Hknw (Lobpreisungen): Esna III, 250, 19 (II, § 31a). • Htyt (Kehle): D X, 73, 13 (III, § 11a); D X, 78, 11 (III, § 12a). • HD (Knochen): Esna III, 250, 12 (III, § 34a). • X#yt (Schmerzen): Esna III, 250, 8 (II, § 26c). • Xpr Ds.f (von selbst entstanden): Esna II, 17, 9 (II, § 3a); Esna II, 17, 9 (II, § 3b). • Xrw (Aussprache, Stimme): Esna III, 387, 6 (II, § 19d). • xt (Mutterleib): Esna III, 260, 13 (II, § 3d); E III, 114, 7 (II, § 11o); Esna II, 17, 3 (II, § 13a); Esna III, 320, 23 (II, § 13b); Esna III, 377, 7 (II, § 14c); Esna III, 319, 17 (II, § 15b); Esna III, 284, 6 (II, § 15g); Esna III, 320, 23 (II, § 15h); Esna II, 95, 6 und III, 276, 12 (II, § 20a); Esna III, 378, 13 und 14 (II, § 20b); Esna III, 300, 2 (II, § 20c); Esna III, 320, 21 (II, § 20d; 21c); Esna III, 302, 13 (II, § 21a); Esna III, 332, 22 (II, § 21e); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k); Esna III, 250, 9 (II, § 26c); Esna III, 250, 8 (II, § 28a); Esna III, 250, 9 (III, § 13a). • x#kt (Speiseröhre): D X, 78, 11 (III, § 12a). • xrwy (Hoden): Esna III, 225, 9 (II, § 1h; 11j); Esna III, 249, 2 (II, § 11b). • xrt (Bedarf): Esna III, 302, 14 (II, § 22a; 28c). • xrd (Kind): Esna III, 369, 37 (II, § 15f). • s# (Sohn): Esna III, 225, 10 (II, § 16b); Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • s# 2 (zwei Söhne): Esna II, 17, 22 (II, § 26a). • s#w-n.sn (Schutzgötter): Esna II, 17, 7 (II, § 9a). • s|#Ty (Bein): D X, 73, 7 (III, § 31a); D X, 76, 13 (III, § 31b). • s|wr (schwängern, trächtig sein lassen): Esna III, 377, 3 (II, § 1i; 14b); CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r). • so# (groß machen): Esna III, 320, 22 (II, § 27a). • sonX (am Leben erhalten): Esna II, 3A (II, § 10a; 12a); Esna II, 15, 20 (II, § 10b); Esna II, 17, 20 (II, § 10c; 32a); Esna III, 318, 10 (II, § 11l); D Mammisis, 31, 6 (II, § 11n); Athribis III, 250 (II, § 11q; 12c); Esna III, 249, 1 (II, § 12b; 21i); Esna III, 225, 8 (II, § 13c); Esna III, 377, 7 (II, § 14c); Esna III, 356, 21 (II, § 21b); Esna III, 378, 17 (II, § 21d); Esna III, 225, 10 (II, § 21g); Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO

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228, 5 (II, § 21k); Esna III, 250, 11 (II, § 24a; III, § 26b; 30a); Esna III, 250, 7 (II, § 26b); Esna III, 250, 9 (II, § 26c); Esna III, 388, 9 (II, § 26e); D X, 74, 6 (III, § 33a). • sw (Zeit): Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 356, 22 (II, § 28d); Esna III, 320, 22 (II, § 28f). • swnw n snb (der Arzt der Gesundheit): Esna III, 378, 13 (II, § 20b). • swr (groß werden lassen): Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 26c); Esna III, 250, 12 (III, § 29a). • swH (Luft): Esna III, 302, 13 (II, § 21a); Esna III, 378, 17 (II, § 21d); Esna III, 300, 2 (II, § 21f; 28e). • swH n onX (Hauch des Lebens): Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b). • swHt (Ei, Lehmbatzen auf der Töpferscheibe): Esna II, 95, 2 (II, § 6a); Esna III, 276, 11 (II, § 6b); Esna III, 284, 5 (II, § 6c); Esna III, 320, 21 (II, § 6d; 20d); Esna III, 366, 2 (II, § 10d); Esna III, 388, 9 (II, § 11f; 26e); Esna III, 318, 10 (II, § 11l; 21h); E IV, 185, 1 (II, § 11m); CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r); Esna III, 249, 1 (II, § 12b; 21i); Esna II, 17, 3 (II, § 13a); Esna III, 320, 23 (II, § 13b); Esna III, 225, 8 (II, § 13c); Esna II, 17, 23 (II, § 19a); Esna III, 302, 13 (II, § 21a); Esna III, 332, 22 (II, § 21e); Esna III, 225, 10 (II, § 21g); Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c); Esna III, 320, 22 (II, § 27a). • swD# (gedeihen lassen): Esna III, 250, 7 (II, § 26b). • sbS (ausstoßen lassen): Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b). • sbQ (Unterschenkel): Esna III, 250, 12 (III, § 32c). • sp#y (begatten lassen): CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r). • sm# (sexuell vereinigen): Esna III, 249, 2 (II, § 11b); E IV, 298, 2 (II, § 11g). • sm# (Lunge): Esna III, 250, 11 (III, § 20b). • sm#ty (Hoden): D X, 75, 13 (III, § 28a). • smw (Pflanzen = pflanzenartige Struktur der Bronchien): D X, 90, 6 (III, § 20a). • smdwy (Augenbrauen): D X, 91, 10 (III, § 3a). • sn (gleichen, ähnlich sein): Esna III, 378, 14 (II, § 16a; 20b). • sn (öffnen): Esna III, 366, 2 (II, § 28g); Esna III, 250, 9 (III, § 4b). • snbt (kinderlose Frau): E IV, 185, 1 (II, § 11m). • snf (Blut): D X, 89, 1 und 3–4 (III, § 35a). • snDm (angenehm machen): Esna III, 250, 8 (II, § 26c). • srw (Haare): Esna III, 250, 9 (III, § 2a). • srwD (festigen): Esna II, 17, 3 (II, § 13a); Esna II, 17, 23 (II, § 19a). • srf (erhitzen): Esna II, 17, 8 (II, § 2a); E VIII, 50, 9 (II, § 2b). • srd (wachsen lassen): siehe II, § 11 Einleitung; Esna III, 388, 9 (II, § 11f). • sXn m mnty (das, was von den Schenkeln umschlossen ist = Embryo): Esna III, 250, 12 (III, § 29a). • sXrwy (Unterkiefer): D X, 74, 2 (III, § 10a). • sXrw nw Dw (böse Pläne): Esna III, 250, 19 (II, § 31a). • sSp (erhellen): Esna III, 302, 13 (II, § 21a; 23a). • sSp (Licht): Esna III, 225, 10 (II, § 16b; 30b); Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c).

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

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• sSm (leiten): Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • sQfn (erstarren lassen): Esna II, 17, 8 (II, § 2a). • stnm (in die Irre führen, verschieden machen): Athribis III, 250 (II, § 19f); Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 19g). • sT| (begatten, bespringen, erzeugen): Esna II, 17, 6 (II, § 1a); Esna II, 184, 12 (II, § 1c); Esna III, 391, 19 (II, § 1f); Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 28d); Esna III, 366, 2 (II, § 10d); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna III, 388, 9 (II, § 11f); Esna II, 95, 3 (II, § 11i); Esna III, 276, 11 (II, § 11i); Esna III, 225, 9 (II, § 11j); Hibis, Tf. 32, 16 (II, § 11k); Esna III, 250, 11 (III, § 28c). • sTn (auswählen): Esna III, 358, 32 (II, § 15e); Esna III, 284, 6 (II, § 15g); Esna III, 320, 23 (II, § 15h). • sdm (schminken, färben): Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 17c). • sD (zerbrechen): Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 356, 22 (II, § 28d); Esna III, 320, 22 (II, § 28f). • sDHt (Unterschenkel): D X, 88, 4 (III, § 32b). • S#y (Schicksal): Esna III, 367, 12 (II, § 15d); Esna III, 300, 3 (II, § 33a). • Swty (Lenden): D X, 87, 7 (III, § 22a). • Sptyt (Harnblase): Esna III, 250, 11 (III, § 27a; 29b). • Sn (Drehscheibe?): Esna III, 300, 1 (II, § 8a). • Snbt (Kehle; Brust): D X, 73, 12 (III, § 11a); D X, 78, 11 (III, § 12a). • Ssp (empfangen): Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 26c); Esna III, 321, 25 [zweimal] (II, § 29a). • Ssr (Zunge): Esna III, 250, 10 (III, § 9a). • St#t (Mutterleib, Gebärmutter; selten Leib): Esna III, 260, 13 (II, § 3d); Esna III, 320, 21 (II, § 6d; 20d); D Mammisis, 31, 6 und 152, 10 (II, § 11n); Athribis III, 250 (II, § 11q; 12c); Esna III, 302, 13 (II, § 21a; 23a); Esna III, 300, 2 (II, § 21f; 28e); Esna III, 225, 10 (II, § 21g); Esna III, 356, 23 (II, § 22b); Esna III, 250, 11 (II, § 24a; III, § 26b; 30a); Esna III, 250, 7 (II, § 26b). • Sd (ernähren): Esna III, 300, 2 (II, § 21f; 28e); Esna III, 356, 23 (II, § 22b); Esna III, 320, 22 (II, § 22c); Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b); D X, 77, 3 (III, § 21a). • Q#o (ausspeien, ausbrechen): Esna III, 260, 13 (II, § 3d). • Q#b (Darm): D X, 74, 13 (III, § 25a). • Q#s (knüpfen): Esna III, 250, 7 (II, § 26b). • Qbbt (Kehle): Esna III, 250, 10 (III, § 11b). • Qm# (erschaffen): siehe II, § 11 Einleitung. • QrHt (Fruchtblase): Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 356, 22 (II, § 28d); Esna III, 320, 22 (II, § 28f). • Qs (Knochen): Esna II, 17, 8 (II, § 2a); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 249, 2 (II, § 11b); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna III, 356, 13 (II, § 11e); Esna III, 388, 9 (II, § 11f); E IV, 298, 4 (II, § 11g); D Mammisis, 111, 7 (II, § 11h); Esna II, 95, 3 (II, § 11i); Esna III, 276, 11 (II, § 11i); Esna III, 225, 9 (II, § 11j); Hibis, Tf. 32,

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17 (II, § 11k); Esna III, 318, 10 (II, § 11l); E IV, 185, 1 (II, § 11m); D Mammisis, 31, 6-7 und 152, 11 (II, § 11n); E III, 114, 7 (II, § 11o); Athribis III, 250 (II, § 11q); CLÈRE, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r); Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b). • k# (Stier, männliches Wesen): Esna II, 184, 18 (II, § 1d); Esna III, 300, 2 (II, § 1g); Esna III, 225, 9 (II, § 1h; 11j); Esna III, 366, 1 (II, § 10d); Esna III, 249, 2 (II, § 11b); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna II, 95, 3 (II, § 11i); Esna III, 276, 11 (II, § 11i); Hibis, Tf. 32, 16 (II, § 11k); Clère, Évergète, Tf. 37 (II, § 11r); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k). • k# ps (brennender Stier = Vollmond): Esna III, 377, 3 (II, § 1i; 14b). • g#w (der Bedrängte = der Embryo): KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k). • g#w Htyt (der mit beengter Kehle = der Embryo): Esna III, 332, 22 (II, § 21e); Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c); Esna III, 388, 9 (II, § 26e); Esna III, 302, 14 (II, § 28c); Esna III, 320, 22 (II, § 28f); Esna III, 356, 25 (II, § 30a). • t|t (Gestalt): Esna III, 250, 8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b). • tw#-How (Unterschenkel): D X, 75, 3 (III, § 32a). • tp (Kopf): D X, 76, 2 und 3 (III, § 1a); D X, 76, 8 (III, § 5a); D X, 87, 5 und 7 (III, § 22a). • tm#t (Hülle): D X, 74, 6 (III, § 33a). • th| (überschreiten): Esna III, 366, 2 (II, § 28g). • T# (Küken = Embryo): Esna II, 3A (II, § 10a; 12a); Esna II, 15, 20 (II, § 10b); Esna II, 17, 20 (II, § 10c; 32a); Esna III, 318, 10 (II, § 11l); E IV, 185, 1 (II, § 11m); D Mammisis, 31, 6 (II, § 11n); Athribis III, 250 (II, § 11q; 12c); Esna III, 249, 1 (II, § 12b; 21i); Esna III, 225, 8 (II, § 13c); Esna III, 356, 21 (II, § 21b); Esna III, 332, 22 (II, § 21e); Esna III, 225, 10 (II, § 21g); Esna III, 377, 5 (II, § 21j; 23b; 24b; 30c); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k); Esna III, 302, 14 (II, § 22a; 28c); Esna III, 320, 22 (II, § 22c). • T#wy (zwei Kinder): Esna III, 250, 7 [zweimal] (II, § 26b); Esna III, 250, 9 (II, § 26c); Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b); Esna III, 388, 9 (II, § 26e). • T#w nw wf# (die Kinder der Lunge = Bronchien): D X, 90, 6 (III, § 20a). • T#y (Mann): Esna III, 378, 14 (II, § 1e); E VIII, 50, 9 (II, § 2b); Esna III, 388, 9 (II, § 11f). • T#w (Luft): Esna III, 318, 10 (II, § 11l; 21h); Esna III, 249, 1 (II, § 12b; 21i); Esna III, 378, 13 (II, § 20b; 21c); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k); Esna III, 388, 9 (II, § 26e); Esna III, 250, 9 (III, § 13a); D X, 79, 10 (III, § 36b). • T#w n onX (Hauch des Lebens): Esna III, 378, 13 (II, § 7a). • Tbty (Fußsohlen): Esna III, 300, 1 (II, § 8a). • Tn| (auszeichnen, unterscheiden): Esna II, 95, 5; Esna III, 276, 12 (II, § 15a); Esna III, 319, 17 (II, § 15b); Esna III, 356, 19 (II, § 15c); Esna III, 367, 12 (II, § 15d); Athribis III, 250 (II, § 18a); Hibis, Tf. 32, 18 (II, § 18b); Esna III, 300, 3 (II, § 33a). • Ts (verbinden, verknüpfen): siehe II, § 11 Einleitung; Esna III, 320, 21 (II, § 6d; 20d); Esna III, 366, 1 (II, § 10d); Esna III, 200, 10 (II, § 11a); Esna III, 311, 19 (II, § 11c); Esna III, 319, 16 (II, § 11d); Esna III, 356, 15 (II, § 11e); Esna III, 388, 9 (II, § 11f); Esna III, 225, 9 (II, § 11j); Esna III, 318, 10 (II, § 11l); E IV, 185, 1 (II, § 11m); D Mammisis, 31, 6 und 152, 11 (II, § 11n); E III, 114, 7 (II, § 11o); Esna III, 250, 7-8 (II, § 11s; 25a; III, § 35b); Esna III, 320, 23 (II, § 13b); Esna III, 300, 2 (II, § 20c); Esna III, 366, 2 (II, § 28g); Esna III, 321, 25 (II, § 29a); D X, 76, 3 (III, § 1a).

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

• Ts (begatten): Esna III, 225, 9 (II, § 1h; 11j); KO 635 unten, 5 = GUTBUB, KO 228, 5 (II, § 21k). • dbnt (Haarlocke): Esna III, 250, 9 (III, § 2a). • dmDyt (festgelegte Zeit): Esna III, 377, 3 (II, § 1i); Esna III, 250, 14 (II, § 26d; 28b); Esna III, 250, 8 (II, § 28a); Esna III, 366, 2 (II, § 28g). • Dt (Leib): Esna III, 260, 12 (II, § 3c). • D#mw (Kinder): Esna III, 250, 11 (II, § 5a; III, § 26c). • D#D# (Kopf): D X, 76, 1 (III, § 1a). • Dbt (Ziegel): Esna III, 321, 25 (II, § 29a). • Dbo (Finger): Esna III, 378, 13 (II, § 7a); Esna III, 300, 1 (II, § 8a); D X, 77, 11 (III, § 18a). • Drt (Hand): Esna III, 250, 10 (III, § 17a). • Drww (Rippenstück): D X, 86, 9 (III, § 24a). • Dsr (auszeichnen): Esna III, 369, 36 (II, § 15f).

V. Schlüsseltexte in Esna Es erscheint sinnvoll, von den längeren Texten zur Embryologie noch eine fortlaufende Übersetzung der relevanten Passagen zu geben, auf die meisten philologischen Anmerkungen wurde jedoch, um Dopplungen zu vermeiden, verzichtet. § 1 Esna III, 225, 8–11 (= Vers 15–26) 225, 8

n $nmw Qm# swHt sonX für Chnum, der das Ei erschaffen hat, der das T# |r nTrw sXpr rmT wtT Xt nbt Küken belebt hat, der die Götter erschaffen onXt hat, der die Menschen hat entstehen lassen, der alle lebenden Dinge erzeugt hat. n $nmw [... nn] k#t nbt m für Chnum, [...] ohne dessen Wissen keine Xm.f Arbeit [existiert]178. n $nmw b# mryty Qm# wnnt für Chnum, den Widder, den Geliebten, der m#T n.f sXrw nbw m |b.f das, was ist, erschaffen hat, der für sich alle Pläne in seinem Herzen erdacht hat 225, 9 n $nmw k# xrwy Ts |dwt für Chnum, den Stier der Hoden, der die Qm# n.f wnnt nbt Kühe begattet, der alles entstehen läßt, was existiert. n $nmw k# sT Hry |dwt Ts |wo für Chnum, den begattenden Stier, der über sXpr t#wy den Kühen ist, der den Erben erschafft, der die beiden Länder entstehen läßt. n $nmw k# [|r mw] m Qsw für Chnum, den Widder, [der den Samen] in den Knochen [erschafft].

II, § 13c

II, § 1h; 11j

II, § 11j

II, § 11j

178 Für die wahrscheinlichste Ergänzung [nn] k#t nbt m Xm.f vgl. Esna III, 387, 7 und 394, 26; der Beleg in LGG IV, 479b dürfte zu 504c gehören.

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[n $nmw sor T#w]179 225, 10 m [für Chnum], der die Luft in den verborgeswHt |mnt r sonX T# m-xnw nen Teil des Eies [emporsteigen läßt], um St#t den Embryo im Innern der Gebärmutter am Leben zu erhalten. n $nmw |r sSp m w#t kkw |r für Chnum, der das Licht auf dem Weg der s# m| |t.f Finsternis erschafft, der den Sohn nach seinem Vater erschafft. n $nmw nHp nHpw ms msw für Chnum, der Schöpfer der Schöpfer, der rr rrw die Erschaffenden erschafft, der die Aufziehenden aufzieht. n $nmw wn |rty [wb#] für Chnum, der die Augen öffnet, der die onXwy wp ns [...] nb n [... Ohren öffnet, der die Zunge (= Sprache) [...] wo] |r sw m HH |r wnnt nbt m unterscheidet, [der Eine]180, der sich zu einer Million macht, der all das, was existiert, r#-owy.f durch die Tätigkeit seiner Arme erschafft. 225, 11 n $nmw wo wow pr HH für Chnum, den Allereinzigen, durch dessen m k#t.f ro nb Arbeit jeden Tag eine Million entsteht. n $nmw ($nb) nb [sw] Ds.f für Chnum, der [sich] selbst erschafft, desk#t.f pw |rt Xt nbt sen Arbeit das Erschaffen aller Dinge ist.

II, § 21g

II, § 16b; 30b

II, § 19c

II, § 3g

§ 2 Esna III, 249, 1–3 (= § 14bis–19) 249, 1 (§ 14bis)

rs.k nfr p# nHp (?) wr $nmw-Ro nb v#-sny grg t# m r# owy.f wb# nHp Qm# fdwt msXnwt S#y rrt |r wD $nmw |r $nmww

Du mögest vollkommen erwachen, du großer Schöpfer181, Chnum-Re, Herr von Esna, der das Land mit der Tätigkeit seiner Arme gegründet hat, der die Schöpfung in Gang gesetzt hat, der die vier Geburtsgöttinnen erschaffen hat, Schai und Reret, der ein Dekret erlassen hat182, Chnum, der die Chnumgötter erschaffen hat.

179 Siehe zur Ergänzung die ähnlichen Ausdrücke in LGG VI, 192b–c. 180 Siehe zu dieser Ergänzung den gleichen Ausdruck in Esna II, 152B. Eine gleichwertige Alternative ergibt die Parallele in Esna III, 387, 3–4: nTr wo |r sw m HH |r wnnt nbt m r# owy.f. 181 SAUNERON, Esna V, 91, Anm. (w) liest die Gruppe unter großem Vorbehalt p(#w)t(y): „le dieu antérieur“, aber das paßt weder zu dem Determinativ noch zu der Version am Ende der Säule 12 (§ 14). Will man sich dem nicht anschließen, so bleibt eigentlich nur, die Kobra phonetisch zu lesen. Da ein Lautwert nHp kaum herzuleiten sein dürfte, sei hier – ebenfalls mit größeren Zweifeln – eine Lesung Hf#w: „Schlange“ vorgeschlagen, für die im Sahidischen neben ϩⲟϥ auch ϩⲟⲃ und ϩⲟⲡ belegt sind, d.h. man könnte p# (n)Hp lesen. 182 SAUNERON, Esna V, 88 liest |r HDt: „der die Milch erschaffen hat“. Der gleiche Ausdruck findet sich auch in der Ritualszene der Übergabe der Töpferscheibe auf der gleichen Säule (Esna III, 255B), einem weitestgehenden Paralleltext. Siehe für eine Übersetzung dieses Textes LÖFFLER, Töpferscheibe, 91ff.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte (§ 15)

rs.k nfr $nmw nb ww Qd Du mögest vollkommen erwachen, Chnum, swHt sonX t# |r.f T#w r fnD nb Herr des Feldes, der das Ei auf der TöpferonX.sn r m##.f |r s# Hr st |t.f scheibe formt, der den Embryro am Leben erhält, indem er Luft an jede Nase gibt, so daß sie bei seinem Anblick leben, der den Sohn in die Position seines Vaters einsetzt. (§ 16) rs.k nfr Hry nHp nHp Du mögest vollkommen erwachen, ObernTrw xnm Hr nb Hr nHp.f m haupt der Töpferscheibe, der die Götter auf rn.f n $nmw-Ro nb |wnyt der Töpferscheibe formt, der jedermann auf Xnty pr-onX sXt sSp.f sHD snkt seiner Töpferscheibe erschafft in seinem Nadr sSp.f 249, 2 kkw sSm Hwt m men Chnum-Re, Herr von Esna, der VorsteDbow.f m rn.f pfy n $nmw-Ro her des Lebenshauses, der sein Licht webt, nb v#-sny Xnty v#-Smow (?) der die Dunkelheit erhellt, dessen Licht die Finsternis abwehrt, der den Tempel183 mit seinen Fingern leitet in jenem seinem Namen Chnum-Re, Herr von Esna, Vorsteher von Oberägypten184. (§ 17) rs.k Hry nHp Hr nHp rmT Du mögest erwachen, Oberhaupt der Töpowt mnmnt Ddft rmw p#yw ferscheibe, der die Menschen, Klein- und wp ot wtr |nm pno ns.s(n) r Großvieh, Reptilien, Fische und Vögel mdt formt, der den Körper (d.h. die Körperteile) unterteilt, der die Haut färbt, der ihre Zunge umwendet (= unterschiedlich macht) zum Sprechen. (§ 18) rs.k k# xrwy sXpr Hr Du185 mögest erwachen, Widder der Hoden, nty [...] |dt |r mw m Qs der jedermann (?) entstehen läßt, der [...] Uterus, der den Samen zu Knochen werden läßt. (§ 19) rs.k k# sm# Hry nfrwt Du mögest erwachen, begattender Widder, ws pf |r nDmnDm sT# s.f der über den schönen Frauen ist, jener BeHr Qrrty H#y Hopy Hr boH #Xt gatter186, der die Wollust erschafft, der seinen Riegel187 bei den Quellöchern fortzieht, so daß das Überschwemmungswasser fließt und das Feld überflutet.

II, § 12b; 21i

II, § 17d; 19e

II, § 11b

II, § 11b

183 Angesichts des Determinativs scheint dies wahrscheinlicher zu sein als die Lesung von SAUNERON, Esna V, 89 und 92, Anm. (bb) (xt: „Leib“). Für sSm + eine Orts- oder Raumbezeichnung siehe verschiedene Ausdrücke in LGG VI, 621c – 630a. Das Faksimile sieht im übrigen eher nach x als nach einem Fisch aus. 184 Siehe die Anm. (cc) bei SAUNERON, Esna V, 92. 185 Das Zeichen dürfte hier und im folgenden Vers sowohl das Suffixpronomen .k wie eine Lesehilfe für den liegenden Widder sein. 186 Anders SAUNERON, Esna V, 92, Anm. (ff), aber vgl. die Parallele in Esna II, 48A und allgemein LGG II, 569c – 560a. 187 SAUNERON, Esna V, 92, Anm. (gg) denkt an das Verschießen eines Pfeils, aber vgl. Wb III, 404, 4 und zur Schreibung von s: „Riegel“ auch Esna III, 366, 6 (§ 22).

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§ 3 Esna III, 250, 6–14 250, 6

ky dw# $nmw-Ro nHp grg.n.f t# m r#-owy.f Q#s Xnt St#t Xws m swD# T#wy sonX.n.f T#wy189 m nf n r#.f s#p.n.f t# pn xr nwn Cn-wr Pxr-wr [m] pxr.f 250, 7

nHp.n.f nTrw rmT snb.n.f owt mn(mnt) |r.n.f p#yw m-ob Xnw s|p.n.f k#w ms.n.f |d(w)t

Ts.n.f 250, 8 Hpt wt(r) m Qsw nb Xnt ofdt.f m r#-owy.f |sk swH n onX m-Xnt Xt nbt Hw wtr t|t m-ob mw m Qsw r nXb #X#Xw m S#o bx.n.f Hmt |w xt r dmDyt.s r wp [...

...] m |#w rmT r mr.f so(n)D.n.f X#yt (?) r d| |b.f (Hr) snDm 250, 9 xwt Hr srQ Htyt rmT r sonX T#wy Xnt b#s (?) |dt

s#X#X.n.f dbnt srd.n.f srw nb |nm Hr owt

Ein anderer Hymnus188 für Chnum-Re. Der Schöpfer, er hat das Land mit der Tätigkeit seiner Arme gegründet, der in der Gebärmutter (den Embryo) zusammenknüpft, der Erbauer als der, der die beiden Kinder gedeihen läßt – er hat die beiden Kinder mit dem Hauch seines Mund zum Leben erweckt und er hat dieses Land mit dem Nun überflutet (?), wobei das Cn-wr und das Pxr-wr-Gewässer in seinem Umkreis ist. Er hat die Götter und Menschen erschaffen, er hat das Kleinvieh und das Großvieh geformt. Er hat die Vögel zusammen mit den Fischen erschaffen, er hat die männlichen Wesen erschaffen, er hat die weiblichen Wesen zur Welt gebracht. Er hat das, was das Blut umschließt in den Knochen geknüpft, geformt in seinem Kasten (?) durch die Tätigkeit seiner Arme. Und zwar ist der Hauch des Lebens in allen Dingen und das Blut läßt die Gestalt190 zusammen mit dem Samen in die (?) Knochen fließen, um die Knochen am Anfang zu formen. Er läßt die Frau niederkommen, wenn der Mutterleib an seine rechte Zeit gekommen ist, um zu öffnen [... ...] im Lobpreis der Menschen nach seinem Belieben. Er hat die Schmerzen (?) verringert nach dem Belieben seines Herzens, wobei er es den Mutterleibern angenehm macht, indem er die Kehle der Menschen atmen läßt, um die beiden Kinder zum Leben zu erwecken in dem Gefäß (?) des Mutterleibes. Er hat die Haarlocke sprießen lassen. Er hat die Haare wachsen lassen. Der die Haut auf den Körpergliedern geformt hat.

II, § 26b

II, § 11s; 25a; III, § 35b II, § 11s; 25a; 28a; III, § 35b

II, § 26c

III, § 2a III, § 33b

188 Die Lesung ist nicht völlig eindeutig. DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 39 liest ky Dd Hr (?) dw#; KNIGGE, Das Lob der Schöpfung, 298 ky Dd Hr |#w; MATHIEU, in: Fs Grenier, ky Dd Hr dw# Ro-$nmw. Ein Blick auf die anderen Hymnenanfänge auf den Säulen in Esna zeigt, daß die häufigste Variante ky dw# ist, dies würde einen Fehler des Hr für den Stern bedeuten. Die Lesung Re-Chnum von MATHIEU scheint mir unwahrscheinlich, weit eher wird es sich um die Positionierung eines kleinen Zeichens vor einem großen handeln. 189 Die neue Lesung von MATHIEU, in: Fs Grenier, 505 (nXnwy) dürfte kaum richtig sein, nX ist phonetisches Komplement zu onX. 190 des werdenden Embryos?

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

Xws.n.f hnn Er hat den Kopf erschaffen. nb.n.f m(n)Dt r opr |rw n Er hat die Wange geformt, um das Wesen mnw der Gestalt auszustatten. sn.n.f |rty Er hat die beiden Augen geöffnet. wb#.n.f onXwy Er hat die beiden Ohren geöffnet. snsn.n.f T#w xt m |gb Er hat die Luft mit dem Leib durch die Atemluft vereint. 250, 10 |r.n.f r# r wnm Er hat den Mund zum Essen erschaffen, ms nD(H)wt r som der die Zahnreihe (?) geformt hat um zu verschlucken. Hw.f (?) Ssr |sk Hr Xn Er bewegt die Zunge beim Sprechen. orty Hr pXd Die beiden Kieferbacken klappen herunter

Hnggt Hr som Qbbt Hr om m-ob bS bQsw Hr rmn b|k Hr db(d)b msXtyw m k#t pr-o ortt Hr |rt k#t Hnt Hr #m Drty 250, 11 How |ry Hr |rt b#k.sn nTry Hr sSm sm# Hr rmn wtT |sk Hr sTt |wf n H#t Hr ndb Xt nbt |wf n pHwy Hr snsn |myw-xt m|tt Hr Hms m wHo Hr sonX St#t m rk kkw Ho-onX Hr sTt btt Hr Ssp mtwt Hr swr D#mw m %t-mn Sptyt Hr 250, 12 {Hr} fn r# |my onX Hr bS Hr swr sXn m mnty sbQwy Hr sQd

III, § 1b III, § 6a

III, § 4b III, § 5b III, § 13a III, § 7a III, § 8a

III, § 9a III, § 10a; 12b und die Speiseröhre verschluckt. III, § 10a; 12b Die Kehle verschluckt und speit aus. III, § 11b Die Rückenwirbel tragen. III, § 23a Die Schulter trägt. III, § 14b Der Oberarm befindet sich in der Tätigkeit III, § 15a des Kriegers. Der Ellbogen/Unterarm verrichtet die Ar- III, § 16a beit. Die Handfläche ergreift. III, § 17a Seine Hände und die Finger verrichten ihre III, § 17a Arbeit. Das Herz leitet. III, § 19a Die Lunge bringt (die Luft) herbei. III, § 20b Der Same (oder besser Phallus?) erzeugt. III, § 28c Das Fleisch der Vorderseite nimmt alle III, § 29a Dinge in sich auf (?). Das Fleisch des Hinterteils riecht die Einge- II, § 24a; III, weide und sitzt in Muße da, § 26b; 30a wenn es die Gebärmutter in der Zeit der II, § 24a; III, Dunkelheit am Leben erhält. § 26b; 30a Der Phallus begattet. II, § 5a; III § 28d Die Gebärmutter empfängt den Samen, wo- II, § 5a; III; § bei sie die Kinder in der Welt groß werden 26c läßt. Die Harnblase entleert sich, III, § 27a; 29b der Mund, worin das Leben ist, speit aus III, § 29b oder läßt das, was von den Schenkeln umschlossen ist, groß werden. Die Unterschenkel laufen. III, § 32c

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Christian Leitz

|Hty Hr Xnd Die Oberschenkel wandern. HDw |ry Hr |ry.sn |w.sn # m Alle Knochen erfüllen ihre Pflicht, wobei sie #w n |b in der Ausdehnung (= unter der Kontrolle?) des Herzens sind. nHp.sn Dr.w Hr nHp.f pno.sn Sie191 werden alle auf seiner Töpferscheibe wHm n sp#t nbt r kt Sdt D#r r erschaffen, aber sie wenden die Zunge (= |dbw-Or Sprache) eines jeden Bezirks um verglichen mit einem anderen Sprechen, was in Ägypten üblich ist. Qm#.n.f 250, 13 b|#w m-xnw Er hat die Schätze in ihrem Land erschaffen, t#.sn Hr f#t b#k.sn r rwt wr wobei sie ihre Abgaben nach draußen tragen, nHp sw |t.sn v#-Tnn sXpr der Große, der sich erschaffen hat, ihr Vater wnnt nbt Hr s#Tw.sn |r.sn xrt Tatenen, der alles, was existiert, auf ihrem m |rw rmT n v#-bh r Sd Boden entstehen läßt, so daß sie ihren Bedarf How.sn m o#bt ms(w).sn zubereiten in der Art der Leute von v#-bh, um ihren Leib mit einem großen Speiseopfer zu ernähren und auch ihre Kinder. |SSw.n r#.f Xpr.sn Hr-o nn All die Dinge, die sein Mund ausgespien hat, whn sie entstehen sofort ohne zu zerfallen. S#o nHp |w.f 250, 14 Hr dbn ro Der die Töpferscheibe erschaffen hat, wobei nb sie sich jeden Tag dreht. |r n.k Hr nb dw# {n.k} nTr twt Jedermann preist für dich den Gott, denn du PtH-v#-Tnn Qm# Qm#w bist Ptah-Tatenen, der Schöpfer der SchöpsXpr.n.f nty nb m-xnw |wnyt fer, der alles im Innern von Esna entstehen Sd.n.f T#wy m mHn r dmDyt.f ließ, er hat die beiden Kinder in der UmhülsbS.n.f |dt r pxryt.f (?) lung großgezogen bis zu seiner festgelegten Zeit, er hat die Gebärmutter zur festgelegten Zeit (das Kind) ausstoßen lassen.

III, § 31e III, § 34a

II, § 19b

II, § 26d; 28b

§ 4 Esna III, 300, 1–3 300, 1

Dd.|n $nmw-Ro nb nHp

rwD owy.| n nHp.k Hr nHp.| s#.| mr.| ^Pr-o# onX Dt¿ sXo.| |ty Sn m Tbty(.|) Hr Qm#.k Hr.f xnm(.|) Tw m onX m rn.| n $nmw wp.n.| How.k m Dbow.| |s nn ot |m.k g#w 300, 2 m nTr

Dann sagt Chnum-Re, der Herr der Töpferscheibe: Meine Arme sind stark, wenn sie dich auf meiner Töpferscheibe formen, mein geliebter Sohn Pharao, der ewig lebe. Ich lasse den Herrscher der Drehscheibe mit II, § 8a meinen Fußsohlen erscheinen, wenn ich dich auf ihr erschaffe. Ich vereinige dich mit Leben in meinem Namen Chnum. Ich unterteile deine Glieder mit meinen Fin- II, § 8a gern, wobei es kein Körperteil an dir gibt, das frei von einem Gott ist.

191 Vgl. ab hier auch die Übersetzung bei LÖFFLER, Töpferscheibe, 139f.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

p#.n.| wtT.k m |rw.| n k# Ich habe deine Erzeugung am Anfang er- II, § 1g; 20c nDmnDm Ts.n.| Tw m xt nt schaffen in meiner Gestalt des begattenden mwt.k männlichen Tieres. Ich habe dich zusammengefügt im Leib deiner Mutter. pxr.n(.|) Tw m s[wH] Sd.n(.|) Ich habe dich mit Luft umgeben und ich II, § 21f; 28e Tw m St#t m rn.| pfy n Cw habe dich ernährt in der Gebärmutter in je|r.n.| xrt m #bd 10 nem meinen Namen Schu und ich habe für den Bedarf gesorgt in zehn Monaten. d|.| pr.k r t# m Hoo |r.| n.k T#w Ich lasse dich zur Welt kommen voller Jubel 300, 3 Hno tm#t.k m Xprw.| pfy und ich erschaffe für dich die Luft zusamn |mn men mit deiner Mutter in jener meiner Gestalt des Amun. sHD.n.| t#wy m hrw n mswt.k Ich habe die beiden Länder erhellt am Tag m |rw.| pfy n nHH deiner Geburt in jener meiner Gestalt der nHH-Zeit. Tn.n.| S#y.k Hr msXnt m rn.| Ich habe dein Schicksal ausgezeichnet auf II, § 33a pfy n v#-Tnn dem Geburtsziegel in jenem meinem Namen Tatenen.

§ 5 Esna III, 302, 12–15 302, 12

ky dw# $nmw Dd mdw

|nD-Hr.k nTr Sps Qm# |rw 302, 13 ro nb |b.f mnX rwD owy.f mr.n.f grg nb nHp nHp rmT |r nTrw owt mnmnt p#yw Xnw Hrrt nbt

|wn wr pr m How St#t sSp ot |mnt m m#wt.f pxr swHt m swH swD# Qm#.n.f nb m xt nbt

302, 14

|r xrt n T# m #bd 10

wb# QrHt sD sy r sw.s rd| w#t n g#wt Htyt r nw.s grg t# m Hmwt.f r Hnty

Eine andere Anbetung des Chnum. Zu rezitieren: Sei gegrüßt, trefflicher Gott, der täglich die Gestalt erschafft, dessen Herz trefflich ist, dessen Arme stark sind, nachdem er zu erschaffen wünschte. Der Herr der Töpferscheibe, der die Menschen töpfert, der die Götter, das Kleinvieh, das Großvieh, die Vögel, die Fische und alle Reptilien erschafft, die große Luftsäule, die aus dem Körper und dem Mutterleib herauskommt, der das verborgene Körperglied mit seinen Strahlen erhellt, der das Ei mit Luft durchzieht, der das, was er in jedem Leib erschaffen hat, wohlbehalten sein läßt, der für den Bedarf des Embryos in zehn Monaten sorgt, der die Gebärmutter öffnet, der sie zerbricht zu ihrer Zeit, der der mit beengter Kehle zu ihrer Zeit den Weg frei macht192, der das Land mit seiner Kunstfertigkeit für die Zukunft gründet,

II, § 21a; 23a

II, § 22a; 28c II, § 28c II, § 28c

192 Gemeint: Der Schwangeren die Geburt ermöglicht?

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Christian Leitz

nsw-b|ty $nmw-Ro nb v#sny Hry nHp nb psDt nHp nHpw rr rrw 302, 15 $nmw-Ro |r sfX $nmww

der König von Ober- und Unterägypten, Chnum-Re, der Herr von Esna, der über der Töpferscheibe ist, der Herr der Neunheit, der die Töpfer töpfert, der die Aufziehenden aufzieht, Chnum-Re, der die sieben Chnumgötter erschafft.

§ 6 Esna III, 320, 21–23193 320, 21

r# n smn nHp m xt nt |dt nbt Dd mdw | nHp Qm# swHt Hr nHp.k Ts.k xnm m-xnw |dwt opr St#t twy m Ssp.k Xw Qm#.n.k 320, 22 |myw.sn nn Sw r.sn m |rw.k n Cw

xnm |r.n.k m onX m rn.k n $nmw s#o owt nt nHpw.n.k nbw m rn.k pf n nHp nn Hr (?) |b Xnt swHt m| Qd.k Sd T# m H#t r mn pHwy m rn.k pf n |mn Xf QrHt sD sy r sw.s r wD# w#t nt g#w Htyt r nw.f 320, 23

Twt xnm rmT |r Xt nbt mr |b.f prt #Xt sTn nbw |myw xt r grg t# pn Dt

Spruch der Einrichtung der Töpferscheibe im Leib jeder Gebärmutter. Zu rezitieren: O Töpfer, erschaffe das Ei auf deiner Töpferscheibe! Du mögest das Erschaffen im Inneren der Gebärmütter ermöglichen, damit diese Gebärmutter ausgestattet ist mit deiner Gestalt. Beschütze das, was du geschaffen hast und das, was in ihnen ist, ohne daß sie Mangel leiden194 in deiner Gestalt des Schu! Erschaff das, was du gemacht hast, voller Leben in deinem Namen Chnum! Mach die Glieder von all denen, die du getöpfert hast, groß in jenem deinem Namen Töpfer, ohne daß sich das Herz im Ei entfernt in deiner Art!195 Ernähre den Embryo vom Anfang bis zum Ende in jenem deinem Namen Amun! Beobachte die Fruchtblase und zerbrich sie zu ihrer Zeit, um den Weg dessen mit beengter Kehle zu seiner Zeit wohlbehalten sein zu lassen! Du bist der, der die Menschen formt, der alle Dinge erschafft, die sein Herz liebt, der den Samen des Feldes sich entwickeln läßt, der die Herren, die im Mutterleib sind, auszeichnet, um dieses Land auf ewig zu gründen196.

II, § 20d II, § 6d; 14a; 20d

II, § 27a

II, § 22c II, § 28f

II, § 15h

193 Siehe auch LÖFFLER, Töpferscheibe, 132ff. 194 Lesung Sw wegen des dann möglichen Wortspiels mit Cw. 195 Umschrift nach SAUNERON, Esna V, 235, Anm. 5. Der Sinn wäre, daß sich das Herz nicht von seiner festgelegten Stelle entfernen soll, da dies allgemein als pathogen angesehen wurde (vgl. z.B. das Gefäßbuch des pEbers). Unverständlich bleibt der Ausdruck m| Qd.k. 196 Vgl. für diese Ausdrücke LÖFFLER, Töpferscheibe, 127ff.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

| nTrw nTrwt nw n|wt Xt n|wt (?) sXmw (?) nbw nw sp#t tn HHw Xtb mswt m |rw nfr m wD# |b.Tn Ts swHt m xt nt Hmwt r opr t# m D#mw n nswb|ty ^Pr-o# onX Dt¿ mr $nmw

O Götter und Göttinnen von Stadt nach Stadt II, § 13b (?), alle Mächtigen dieses Gaues, die die Geburten zu vermehren (?) suchen als Wohltaten, die euer Herz wohlbehalten sein lassen, laßt das Ei sich entwickeln im Mutterleib der Frauen, um das Land mit der jungen Generation zu versorgen für den König von Oberund Unterägypten, den Pharao, der ewig leben möge, den Geliebten des Chnum.

§ 7 Esna III, 356, 11–28 und 367, 9–15197 356, 11

| p# Hry nHp nty (Hr) nHp r mr.f 356, 12 | p# nb T#w (|.)|r wD onX n Qm#.n.f 356, 13 | p# k# sT (|.)|r |rt mw m Qsw 356, 14 | p# |.bk# Hmwt m |r.n.f 356, 15

| p# |t mnX (|.)|r Ts prt

#Xt 356, 16

| p# (|.)|r xnm nTrw rmT owt nbt Hr nHp.f 356, 17 | p# (|.)|r Qd nb r sSm t#wy 356, 18 | p# (|.) |r sXpr w#D n nTrt nty r-Hno[.f] 356, 19 | p# (|.)|r Tn mry.f m xt 356, 20

| p# (|.)|r Qm# swHt r Dr

|b.f 356, 21

| p# (|.)|r sonX T#w m

nf.f 356, 22

356, 23

| p# (|.)|r sD QrHt r sw.s

| p# (|.)|r Sd |r(w).f m St#wt nbwt 356, 24 | p# |rt nsw nTrw |mn Xprw.f Hr Qd

O du, der du über der Töpferscheibe bist, der nach seinem Belieben töpfert. O du Herr der (Atem)Luft, der das Leben dem zugewiesen hat, den er erschaffen hat. O du zeugender Stier, der den Samen in den Knochen erschaffen hat. O du, der die Frauen hat schwanger werden lassen mit dem, was er erschaffen hat (= dem gerade erwähnten Samen). O trefflicher Vater, der den Samen des Feldes sich hat entwickeln lassen. O du, der die Götter, Menschen und alle Tiere auf seiner Töpferscheibe erschaffen hat. O du, der einen Herrn erschaffen hat, um die beiden Länder zu leiten. O du, der du ein Papyruszepter für die Göttin geschaffen hast, die mit [ihm] ist. O du, der seinen Liebling (bereits) im Mutterleib ausgezeichnet hat. O du, der das Ei nach der Eingabe seines Herzens erschaffen hat. O du, der die Embryos mit seinem Lufthauch am Leben erhalten hat. O du, der die Fruchtblase zu ihrer Zeit zerbrochen hat. O du, der die ernährt hat, die er in allen Gebärmüttern erschaffen hat. O du, der den König der Götter erschaffen hat198, während seine (eigene) Gestalt verborgen blieb beim Erschaffen.

II, § 11e II, § 11e

II, § 11e

II, § 15c

II, § 21b II, § 28d II, § 22b

197 Die Übersetzung folgt weitestgehend QUACK, in: Fs Schenkel, 111–112. 198 QUACK, in: Fs Schenkel, 111 liest den Pavian mit dem Udjatauge s|#: „erkennen“, aber er kann diesen Lautwert nicht belegen.

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356, 25

| p# (|.)|r d|t w#t n g#w Htyt m |rw.f 356, 26 [| p# (|.)|r nSp xn]mty m T#w 356, 27 [| p#] (|.)|r xnm How m onX 356, 28 und 367, 9 | p# nty |w fQ#w.f (Hr) Qd sonX 367, 10 | p# mnX |b nty |w bwt.f whn 367, 11 | p# nty |w sSm.f Hr Qd Xnt Hwt-nm|t 367, 12 | p# nb S#y rrt Tn Hr msXnt 367, 13 | Vnn nty |w fdw k#w r o.f 367, 14 | p# $nmw (|.)|r xnm sfX $nmww 367, 15 | Qm# Hmww Qd Qdw

O du, der einen Weg dem mit beengter Kehle II, § 30a in seiner Gestalt gegeben hast199. [O du, der die Nasen]löcher die Luft [atmen läßt]200. [O du], der die Glieder mit dem Überschwemmungswasser201 vereint. O du, dessen Geschenke den Lebensunterhalt erschaffen. O du mit trefflichem Herzen, dessen Abscheu die Zerstörung ist. O du, dessen Abbild im Geburtshaus erschafft. O Herr von Schicksal und Aufwachsen, der II, § 15d (bereits) auf dem Geburtsziegel auswählt. O Tatenen, dem vier Kas zur Verfügung stehen. O du Chnum, der die sieben Chnumgötter erschaffen hat. O Erschaffer der Handwerker, Schöpfer der Schöpfer.

§ 8 Esna III, 377, 3–8 377, 3

twt $nmw k# ps s|wr Du bist Chnum, der brennende Stier, der die II, § 1i; 14b |dwt sg# mnHw r dmDyt.sn Kühe trächtig sein läßt, der (den Einfluß) der beschworenen Wachsfiguren zu ihrer Zeit verringert. 377, 4 twt $nmw rd| s# n dbH Du bist Chnum, der einen Sohn gibt dem, der II, § 30c sw Hmt n nH sw sSm o.sn m ihn (darum) bittet und eine Frau dem, der ihn w#t kkw d| T#w n |wrt r sfX anfleht und ihren Arm leitet auf dem Weg #Tp.s swD# nXn (?) Xnt xt m der Finsternis, der der Schwangeren Luft rn.f n |mn Xnty Hwt-nm|t gibt, um sie von ihrer Last zu erlösen, der das Kind im Mutterleib wohlbehalten sein läßt202 in seinem Namen Amun, Vorsteher des Mammisis.

199 200 201 202

Gemeint ist der Weg durch den Geburtskanal. So die in LGG IV, 359c vorgeschlagene Ergänzung wegen eines ähnlichen Ausdrucks auf dem Euergetestor. Vgl. Wb I, 204, 9 onX als Bezeichnung des Überschwemmmungswassers. Der Sinn scheint klar zu sein, aber die exakte Lesung des Ausdrucks ist unklar. Der obige Vorschlag sei als Alternative zu dem von SAUNERON, Esna V, 211, Anm. (h) verstanden.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte 377, 5

twt $nmw |r sSp m w#t kkw r sonX T#ww m-xnw swHt sor ...?... n g#w Htyt onXt.f (Hr) psD.sn (?) m ot kkw rmT owt p#yw Ddft m|tt Hno |mywmw

377, 6

wn n.k oQ prt Xnt xt nbt r sonX Qm#.n.k m xt Dr v#mr| Dr.s nhm n.k ntk nb.sn m wnn mo#t %tmn r #w.f xr sXrw n Hm.k Hr b#.k T#w #bX m How.sn

|r Hr t|t.k r.sn m ...?... [...] 377, 7 Xp.sn m km n #t nHp.k r pt (Hr) Qd r t# sonX nXnw m xt nt mwwt.sn m r#-owy.k nn wr r.k nn ky Hr tp.k r Xsf |r.n.k m Dt Dt soS# D#mw n pr.k ro nb grg.n.[k ...] 377, 8 m Htp p# hyn nfr n wtT nTrw m rn.f n $nmw Qm# swHt pr m nwn h#yt nt b#.f st sXn n Hm.f sHD bs.f m (??) n|wwt m| ro nb

Du bist Chnum, der das Licht auf dem Weg der Finsternis erschafft, um die Embryos im Ei am Leben zu erhalten, der die Luft emporsteigen läßt zu dem mit beengter Kehle, dessen Lebensauge sie erleuchtet in der Kammer der Finsternis. Die Menschen, Tiere, Vögel und Reptilien zusammen mit den Wasserbewohnern: Dir gehört (= untersteht) das Ein- und Austreten im Mutterleib, um das am Leben zu erhalten, was du geschaffen hast im Mutterleib, während ganz Ägypten dir zujubelt, denn du bist ihr wirklich ihr Herr. Ganz Ägypten203 ist den Plänen deiner Majestät unterworfen, weil dein Ba, die Luft vereinigt ist mit ihren Gliedern. Wenn sich dein Abbild von ihnen entfernt in [...], so sterben sie im Nu. Du erschaffst am Himmel, wobei du auf der Erde die Töpferscheibe bedienst. Die Kinder werden im Leib ihrer Mütter durch deine Tätigkeit am Leben erhalten. Es gibt keinen, der größer ist als du. Es gibt keinen, der über dir ist, um das zu beseitigen, was du für die Ewigkeit erschaffen hast. Die jungen Leute deines Hauses werden jeden Tag mehr, [du] hast gegründet [...] in Frieden. Die vollkommene Wohnung dessen, der die Götter erzeugt hat in seinem Namen Chnum, der das Ei dessen erschaffen hat, der aus dem Nun herausgekommen ist. Der Kiosk seines Bas. Die Stätte der Vereinigung mit seiner Majestät, die ihr Abbild erhellt täglich in (?) den Städten

II, § 21j; 23b; 24b; 30c

II, § 21j; 23b; 24b; 30c

II, § 14c

§ 9 Esna III, 378, 13–14 378, 13

Twt v#-Tnn Tn r nTrw r#- Du bist Tatenen, der erhabener ist als die owy.f grg t# pn Götter, dessen Tätigkeit im Gründen dieses Landes besteht, nHp m-b#H.f owy.f Hr nHp vor dem die Töpferscheibe steht, dessen Dbow.f Hr wpt owt T#w n onX Arme töpfern, dessen Finger die Glieder oQ m How trennen, so daß der Hauch204 des Lebens in die Glieder eintritt,

II, § 7a

203 Vgl. KURTH, Einführung ins Ptolemäische, 536 mit dieser Stelle. 204 Zur Schreibung von T#w vgl. Kol. 15 weiter unten mit der entsprechenden Parallele bei CLÈRE, Evergète, Tf. 20.

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m## m xt nt |wrt Hmw n onX swnw n snb nf How d| xnm T#w 378, 14 r xt ms s# m sn r |t.f

wD T#y r Hmt Qd.sn nn r #w |r.n.f st tm nn nTr |r |r.n.f nTr pn Sps $nmw-Ro nb v#sny

§ 10 Esna III, 388, 7–10 388, 7 ky dw# $nmw-Ro Dd mdw |nD-Hr.k $nmw-Ro nb v#-sny PtH Qm# swHt pr m nwn ... 388, 8 ?... Qd Qdw rr rrw $nmw-Ro |r $nmww v#-Tnn |r nn r #w nb HH |r nTrw p#wty Xnt p#wty(w) ms ms ntt m Xpr nHp m wD n k#.f k# rr k#w Xnt %nty-t# 388, 9 S#y rrt r-Xt.f Ts T#y srd swHt |r mw m Qs nfr nb mT# mr.f sTt h#y wtT nTrw nTrwt

Qm# swHt sonX T#wy d| T#w r fnD n g#w Htyt Qd rmT nTrw 388, 10 wnnt sonX.sn m k#t |rt.n.f k#t.f pw |r Xt nbt

der im Leib der Schwangeren sieht, der II, § 16a; 20b; Handwerker des Lebens, der Arzt der Ge21c sundheit, die Luft der Glieder, der die Luft sich mit dem Mutterleib vereinigen läßt, der den Sohn erschafft als einen, der seinem Vater gleicht, der den Mann zur Frau schickt alle zusamII, § 1e men, diese alle, er hat sie insgesamt erschaffen, ohne daß es einen Gott gibt, der das tun könnte, was er gemacht hat, dieser prächtige Gott, Chnum-Re, der Herr von Esna.

Eine andere Anbetung des Chnum-Re. Zu rezitieren: Sei gegrüßt, Chnum-Re, Herr von Esna, Ptah, der das Ei erschaffen hat, das aus dem Nun hervorgekommen ist, ...?...205, der Schöpfer der Schöpfer, der die Aufziehenden aufzieht, Chnum-Re, der die Chnumgötter erschaffen hat, Tatenen, der dies alles erschaffen hat, der eine Million geformt hat, der die Götter erschaffen hat, der Urzeitliche unter den Urzeitlichen, der Schöpfer, der das, was ist, erschaffen hat als der, auf dessen Befehl hin die Töpferscheibe entstanden ist, der Ka, der die Kas aufgezogen hat in %ntyt#, in dessen Gefolge Schicksal und Erziehung sind, der den Mann erschafft, der das Ei hat wach- II, § 11f sen lassen, der den Samen im Knochen erschaffen hat, der Vollkommene, der Herr des Phallus, dessen Wunsch das Begatten des Ehemannes ist, der die Götter und Menschen erzeugt hat, der das Ei erschafft, der die beiden Kinder II, § 26e am Leben erhält, der die Luft an die Nase dessen mit beengter Kehle gibt, der die Menschen und die Götter erschafft. Das, was existiert: Sie erhalten sich am Leben durch die Arbeit, die er vollbracht hat, denn seine Arbeit ist es, die alle Dinge erschaffen hat.

205 In LGG VII, 693c nicht gelesen.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

Qm# k#w nb |dwt sXpr prt nbt Der die Stiere erschaffen hat, der die Kühe II, § 3f Hr nHp.f nTr wo nb.f sw Ds.f geformt hat, der jeden Samen sich auf seiner nn |rt m##.s |nm.f Töpferscheibe hat entwickeln lassen, der einzige Gott, der sich selbst geformt hat, ohne daß es ein Auge gibt, das seine Haut gesehen hat.

VI.

Schlüsseltexte in anderen Tempeln

§ 1 Hibis, Tf. 32, 15–18206 15

Qd.n.f rmT owt mnmnt p#yw Xnnw Hrrt nbt

16

bk#.n.f k#w r s|wr |dwt sS#.n.f Q|.sn r mst k#w Hr o#o |dwt Hr Qm# o#o.sn (Hr) sTt.sn m 17 Qsw

srwD.n.f n.sn onX m t#wy.sn m Xt-n-onX pr m w#wt.f

|wd.n.f t#wy t#S.n.f t#S.sn snm.sn m k#w |r.n.f xosty FnXw xr xrt.18sn

#bwt.sn Tn r sn-nw.sn pno.n.f [Qd].sn sdm.n.f |nm.sn stnm.n.f ns.sn r Xsf

Er (= Amun) hat die Menschen, das Kleinund Großvieh, die Vögel, die Fische und alles Gewürm erschaffen. Er hat die Stiere brünstig werden lassen, um die Kühe trächtig werden zu lassen. Er hat ihre Gestalt getrennt, um die männlichen Wesen zu erschaffen, wobei sie die weiblichen begatten, ihren Samen erschaffen und ihn (= den Samen) aus den Knochen fließen lassen. Er hat für sie das Leben ermöglicht (wörtl. stark werden lassen) in ihren beiden Ländern durch das Getreide, das auf seinen Wegen hervorgekommen ist. Er hat die beiden Länder getrennt, er hat ihre Grenze abgeteilt. Sie ernähren sich von den Speisen, die er erschaffen hat, während die beiden Länder von Phönizien über ihren Bedarf verfügen. Ihre Gestalt ist unterschieden von den jeweils anderen und er (= Amun) hat ihr [Aussehen] verschieden gemacht. Er hat ihre Haut gefärbt. Er (= Amun) hat ihre Zunge (= Sprache) verschieden gemacht um abzuwehren (?).

II, § 11k

II, § 18b

II, § 17c II, § 19g

§ 2 Athribis III, 249–250 (C 3, 115, 2–3) 2

Rpwt wrt |rt nTrwt Qm#t nHp |rt msXnt

Repit, die Große, die die Göttinnen gebiert, die die Töpferscheibe erschafft, die den Geburtsziegel erschafft,

206 Letzte Bearbeitung bei KLOTZ, Adoration of the Ram, 149–153, wo sich eine Bearbeitung des ganzen Hymnus findet.

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S#y rrt m wDt.n.s .

sXprt mw m Qsw 3 sonXt T# m-xnw St#t wpt r# |d |wdt |nm.sn Tnt Hrw stnmt ns r sn-nw.f wDt mdw nn Xsf

VII.

unter deren Befehl Schicksal und Erziehung stehen207, die den Samen zu Knochen werden läßt, die den Embryo in der Gebärmutter am Leben erhält, die den Mund des Kindes öffnet, die ihre Haut(farbe) unterschiedlich macht, die die Gesichter unterscheidet, die die (eine) Zunge (= Sprache) von ihrer zweiten verschieden macht, die Befehle erteilt, die nicht abgewandt werden können.

II, § 11q II, § 11q; 12c II, § 32b II, § 17b II, § 18a II, § 19f

Embryologie außerhalb der späten Tempel

Sowohl für gewisse Teile der Pyramidentexte wie der Unterweltsbücher wurden in der Vergangenheit vereinzelt Interpretationsmodelle entwickelt, die die entsprechenden Texte als verschiedene Varianten einer altägyptischen Embryologie zu verstehen versuchen. Im Gegensatz zu den hier untersuchten Esnatexten, in denen recht explizit vom Samen, der Gebärmutter, dem Embryo usw. die Rede ist, handelt es sich aber dort um Kompositionen, in denen von embryologischen Vorstellungen wenn überhaupt nur sehr implizit die Rede ist, was zur Konsequenz hat, daß die zu diesen Texten entwickelten Ideen entsprechend unsicher sind und von der Fachwelt, wenn sie denn überhaupt beachtet werden, wohl eher skeptisch betrachtet werden. Daran wird auch der nachfolgende kurze Überblick nichts ändern – hierzu wären weit umfangreichere Untersuchungen notwendig, die deutlich außerhalb des Themas ‚Embryologie in Esna’ liegen –, aber einige Hinweise und Zusammenfassungen mit den entsprechenden Literaturangaben scheinen doch angebracht zu sein. Vielleicht fühlt sich ja jemand anderes angesprochen, das durchaus lohnenswerte Thema in der nötigen Breite und Seriosität noch einmal anzugehen. Der Ausgangspunkt all dieser Überlegungen ist, daß es in den unterschiedlichen Texten tatsächlich um Vorgänge geht, an deren Ende die Geburt eines neuen Wesens steht, eine implizite Embryologie somit nicht a priori ausgeschlossen ist. Wie auch immer man die Unterweltsbücher im einzelnen verstehen mag, offenkundig ist, daß am Anfang des Geschehens der Einzug des gealterten Sonnengottes in die Unterwelt steht, der am Ende seiner Reise durch die Unterwelt oder den Leib der Himmelsgöttin am Morgen bei Sonnenaufgang als kleines Kind wiedergeboren wird. Eine Analogie zwischen diesem nächtlichen und letztendlich aus ägyptischer Sicht unerklärlichen Aufenthalt des Sonnengottes in der Unterwelt und der embryonalen menschlichen Entwicklung herstellen, ist ein nicht allzu fern liegender Gedanke. Ähnlich verhält es sich bei vielen Pyramidentexten, in deren Mittelpunkt zumindest implizit die Wiedergeburt des Königs als Voraussetzung für seine jenseitige Existenz steht.

207 Vgl. LGG VII, 7a–b.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

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§ 1 Ein Teil des Buchs von der Erde als embryologischer Traktat In den Jahren von 1963 bis 1989 hat der holländische Gelehrte B.H. STRICKER ein fünfbändiges Werk veröffentlicht, dessen Ausgangspunkt eine Wand in der Sarkophagkammer Ramses VI. bildete208. Das Buch ist jedoch kaum rezipiert worden und zudem mehr oder weniger deutlich auf Ablehnung gestoßen209, was mehrere, durchaus nachvollziehbare, Gründe hat. Da ist zum einen die Sprache (Niederländisch) verbunden mit einem fehlenden Sachindex, dann der Umfang (773 Seiten mit 8496 Fußnoten, die selbst zu einem ganz erheblichen Teil auf andere Fußnoten verweisen) und vor allem der fehlende ägyptologische Input: Die allermeisten Quellenzitate kommen nicht aus dem pharaonischen, sondern aus anderen (lateinischen, griechischen, arabischen, indischen) Kulturkreisen, deren Übertragbarkeit auf eine ägyptische Komposition des Neuen Reiches, möglicherweise auch eine viel älteren Datums, methodisch fragwürdig ist. All diesen Kritikpunkten zum Trotz wäre es möglicherweise einen Versuch wert, in einer viel kleineren und auf das ägyptische Material beschränkten Untersuchung herauszufinden, ob die Grundidee von STRICKER (embryologischer Traktat) in irgendeiner Weise tragfähig ist oder nicht. In der vorliegenden Studie kann dies nicht geleistet werden, aber es seien zumindest zwei Beispiele angeführt, die darauf hindeuten könnten, daß der Ansatz von STRICKER nicht von vorn herein abwegig ist. Die letzte Szene in der Edition von PIANKOFF im untersten Register der Wand ganz links zeigt u.a. den schlangengestaltigen Apophis, dem mit einem Messer der Kopf abgeschnitten wird210. STRICKER deutet dies als den letzten Akt seines embryologischen Traktats, Apophis repräsentiere die Nabelschnur, die in der Vignette durchtrennt wird211. Er kann hierzu einen Papyrus anführen, wo bei einer Vignette, die Horus in der Sonnenbarke zeigt, wie er Apophis speert, die folgende Beischrift steht , die Stricker Sod xp#: „Durchschneiden der Nabelschnur“ liest. Das ist sicherlich möglich, selbst wenn man das Messer etwas anderes lesen würde (z.B. dm), würde sich am Sinn nichts ändern. Einige Jahrzehnte später veröffentlichte QUACK einen Artikel über Apophis, die Nabelschnur des Re. Das in dem dortigen Text (Esna III, 206, 10-11) verwendete Wort ist np# in der gleichen Bedeutung wie xp#; QUACK selbst rechnet mit einem Alter dieser Konzeption wenigstens schon zur Zeit des Neuen Reiches212. In das Dossier gehört auch eine Stelle aus dem Höhlenbuch, in der Apophis xp#y: „der zur Nabelschnur Gehörige“ genannt wird213.

208 STRICKER, Geboorte van Horus. Erste Textpublikation bei PIANKOFF, Création du disque solaire, 38–61, pl. D und XXI–XXXV; deutsche Übersetzung bei HORNUNG, Unterweltsbücher, 458–480, letzte Studie von ROBERSON, Books of the Earth (vgl. dort S. 477, Tf. 7 mit einer Übersicht, wo die einzelnen Szenen in dem Werk behandelt werden). Eine farbige Abbildung der ganzen Wand findet sich bei HAWASS, Bilder der Unsterblichkeit, 188–189, weitere Details auf S. 176–181. 209 Vgl. z.B. die Rezensionen von SCHENKEL in OLZ 73, 1977, 472–473 und OLZ 80, 1985, 241–242; DUQUESNE, in: DE 26, 1993, 97–105 sowie die Bemerkungen bei HORNUNG, Unterweltsbücher, 56 (nur Literaturzitat) und ROBERSON, Books of the Earth, 131, Anm. 28 (deutliche Kritik). 210 PIANKOFF, Création du disque solaire, 44–45, pl. D [XXI] und XXIV–XXV; HORNUNG, Unterweltsbücher, 463–465; ROBERSON, Books of the Earth, 253–256. 211 STRICKER, Geboorte van Horus, 286–288. 212 QUACK, in: SAK 34, 2006, 377–379; vgl. die Einträge in LGG IV, 201c – 202a. 213 LGG VI, 11a.

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Das andere Beispiel ist die stehende Göttin im ersten Register, in der STRICKER eine Darstellung der weiblichen Geschlechtsteile sieht214. Der Name der Göttin ist St#t: „die Geheime“, aber man sollte immerhin darauf hinweisen, daß in den embryologischen Texten von Esna und anderswo St#t eine gängige Bezeichnung der Gebärmutter ist215. § 2 Die Sequenz der Pyramidentextsprüche 23–57 (Pyr. 16a–40b) Die Abfolge dieser Sprüche wurde von ROTH in zwei aufeinanderfolgenden Artikeln behandelt216. Zeitlich sieht sie hier eine Abfolge von der Einleitung der Geburt und der Geburt selbst bis hin zu den ersten zwei oder drei Lebensjahren des Säuglings, so daß allenfalls der Anfang der Spruchfolge noch in den Themenbereich Embryologie fällt. In Pyr. 23b: pr.t| n.k Xrw: „Komm du, so wurde gesagt“ sieht sie die Einleitung der Geburt217, deren Abschluß sie in der Mundöffnung (Pyr. 26a) sieht. Ein wichtiger Hinweis dafür ist der Vergleich des Mundes des Unas mit dem eines Milchkalbes am Tag seiner Geburt (Pyr. 27d: r#.k r# n bHs |rTt hrw ms.f |m). Das psS-kf-Gerät (Pyr. 30a) interpretiert sie als ein Werkzeug zum Durchtrennen der Nabelschnur218, die zwei nTr-Klingen als kleine Finger, mit denen der Mund des Neugeborenen gereinigt und auf Unregelmäßigkeiten untersucht wird219. In den fünf Knoblauchzehen (HD T#w 5), die tatsächlich mit den Zähnen (|bHw) verglichen werden (Pyr. 35a) sieht sie einen Hinweis auf das Zahnen220, das chronologisch auch etwa an der richtigen Stelle der Sequenz wäre. – Es ist nicht ganz leicht einzuschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für diese Interpretation ist, vermutlich wird dies auch jeder Ägyptologe unterschiedlich beurteilen, je nachdem, ob er überhaupt mit einer zweiten Bedeutungsebene rechnet (m.E. möglich, aber keineswegs zwingend) und er sich gleichzeitig auf dieses spezifische Modell einlassen möchte. § 3 Die Texte der Unaspyramide Mehr der Vollständigkeit halber sei eine Studie von MONLOUIS erwähnt221, die in sämtlichen Texten der Unaspyramide die embryonale Entwicklung und die Geburt des jenseitigen Königs sieht. Hierbei wird – unter weitestgehendem Verzicht auf ägyptologische Fachliteratur – nahezu jeder Sachverhalt embryologisch ausgedeutet, ohne daß für den ägyptologischen Laien sich ernstzunehmende Hinweise in den dafür herangezogenen Texten erkennen lassen. Einige Beispiele dürften genügen: • Die Pyramidentextsprüche 34–36, die jeweils ein Natronopfer beinhalten, bei denen es um die Reinigung des Mundes mit einer Natronlösung geht222. MONLOUIS223 sieht darin eine von weisen Frauen vollzogene Räucherung (fumigation), um den Gebärmutterhals zu erweitern und den Damm zu dehnen (pour dilater le col et distendre le perinée).

214 PIANKOFF, Création du disque solaire, 60–61, pl. D [XXI] und XXXV; HORNUNG, Unterweltsbücher, 479– 480; ROBERSON, Books of the Earth, 286–288. 215 Siehe weiter oben Abschnitt IV. Termini. 216 ROTH, in: JEA 78, 1992, 113–147 und JEA 79, 1993, 57–79. 217 In: JEA 78, 1992, 119–120. 218 Dies blieb jedoch nicht unwidersprochen, siehe LEITZ, Gaumonographien in Edfu, 72 mit Verweis auf die ablehnende Haltung von QUACK, in: RYHOLT, Hieratic Texts, 148–149. 219 In: JEA 79, 1993, 63–64. 220 In: JEA 78, 1992, 121. 221 MONLOUIS, L’accouchement à l’éternité. 222 Siehe die (teils merklich andere) Übersetzung bei ALLEN, Ancient Egyptian Texts, 19–20 (dort Nr. 22–24). 223 MONLOUIS, L’accouchement à l’éternité, 78.

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Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte

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• Die Fruchtblase (sac amniotique) mit der Nabelschnur sei formähnlich mit dem menschlichen Auge mit dem Sehnerv und damit identisch224. In diesem Zusammenhang werden dann Texte wie Pyr. 216c zitiert: d|.n(.|) n.k |rt-Or |p.n(.|) n.k s(y) h# nXX n.k Xr.k: „Hiermit gebe ich dir das Horusauge und zähle es für dich. O, es möge jetzt dir gehören“. – Ein zweiter Sinn „Fruchtblase“ scheint bei solch allgemeinen Formulierungen reines Wunschdenken zu sein. • Der Gebärmutterhals (col de l’uterus) habe eine Formähnlichkeit mit der Schnauze eines Erdferkels. Das Erdferkel sei wiederum mit dem Sethtier zu identifizieren (immerhin möglich), deswegen signalisiere das Auftreten des Seth in den Pyramidentexten das Eintreten der Wehen (contractions)225. Der Verfasser dieses Beitrags – und vermutlich auch die meisten anderen Ägyptologen – sieht sich nicht in der Lage, diesen und vielen anderen Überlegungen zu folgen.

VIII. Schlußbetrachtung Wie schon in der Einleitung vermerkt, unterscheiden sich die altägyptischen Vorstellungen von der pränatalen Entwicklung des Menschen (und letztendlich aller Lebewesen) merklich von denen klassischer Autoren. Gelegentliche Überschneidungen wie die Vorstellung, daß der Samen sich in den Knochen entwickele und sich auch wieder zu Knochen verfestige (II, § 11), was im wesentlichen eine Spezialform einer enkephalo-myegenen Samenlehre ist, sind die Ausnahme. Viele Themen wie die Frage der Zeugungsanteile, der Geschlechtsentstehung, der Ähnlichkeit mit Vater und Mutter oder auch der Ernährung des Embryos, die von den Autoren der klassischen Antike ausführlich behandelt werden, spielen in den bislang bekannt gewordenen ägyptischen Texten entweder keine oder eine ganz untergeordnete Rolle. Die gesamte Entwicklung von der Zeugung bis zur Geburt wird in den ägyptischen Texten (im Gegensatz zu denen der klassischen Antike) auf göttlichen Einfluß zurückgeführt. Auf Grund der Quellenlage (Esna) ist dies fast immer Chnum, aber ein Beispiel aus Athribis (VI, § 2) zeigt, daß diese Funktion fallweise auch von anderen Gottheiten (in diesem Fall Repit) übernommen werden konnte. Insgesamt dürfte hier ein Mentalitätsunterschied vorliegen. Die Vorgänge im Mutterleib waren in der Antike weder beobachtbar noch gar erforschbar, Vergleiche mit einem Hühnerei, wie sie nicht für Ägypten, aber aus der klassischen Antike berichtet werden, konnten daran wenig ändern. Die ägyptische Lösung angesichts dieser Umstände war, diese nicht genauer erklärbaren Vorgänge dem Verantwortungsbereich eines Gottes zu unterstellen, während die griechischen Autoren versuchten, eigene und je nach Autor auch durchaus unterschiedliche und wechselseitig miteinander nicht vereinbare Spekulationen zur pränatalen Entwicklung anzustellen. Ein wichtiger Aspekt war angesichts der nicht seltenen Fehl- und Totgeburten der Schutz des Foetus. Darüber hinaus schienen die Ägypter davon auszugehen, daß ein Embryo die gleichen Grundbedürfnisse hatte wie ein bereits zur Welt gekommenes menschliches Wesen: Die Versorgung mit Luft, Nahrung und Licht (II, §§ 21–23) ist ein in vielen Texten vorkommendes 224 MONLOUIS, L’accouchement à l’éternité, 34–35 mit Abb. 7 (die Heranziehung moderner anatomischer Zeichnungen wie die eines Auges mit dem Sehnerv ist m.E. methodisch fragwürdig). 225 MONLOUIS, L’accouchement à l’éternité, 47–49.

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Thema. Worauf kaum eingegangen wird, ist die Rolle des mütterlichen Blutes bei der Ernährung des Kindes (II, § 25), gerade, weil sich in einem Papyrus des Neuen Reiches (pBM 10059) durchaus Anspielungen darauf finden. Eine Besonderheit der ägyptischen Texte ist, daß Themen wie die Ähnlichkeit des Kindes mit seinen Eltern und die Differenzierung von Hautfarbe, Aussehen und Sprache kaum behandelt werden (II, §§ 16–19), dies sieht in griechischen Texten gerade beim ersten Thema merklich anders aus. Ein herausragender und zugleich philologisch schwieriger Text ist Esna III, 250 (vollständige Übersetzung in V, § 3): Formal handelt es sich um einen Hymnus für den Schöpfergott Chnum-Re, der wie oft als Schöpfer aller Lebewesen beschrieben wird. Dann folgt jedoch ein langer Abschnitt, in der die Erschaffung aller Körperteile in der Abfolge a capite ad calcem und deren Funktion beschrieben wird, was ihn zum mit Abstand detailliertesten Text dieser Art des gesamten ägyptischen Schrifttums macht

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IX.

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Abkürzungs- und Literaturverzeichnis

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

Florian Löffler

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1

Einführung

1.1

Einleitung

Die Schöpfung auf der Töpferscheibe ist eine theologische Konzeption, die in der ägyptischen Religion bereits seit Anfang der Überlieferung von schriftlichen Quellen belegt ist. Von Anbeginn ist diese Vorstellung mit dem widderköpfigen Gott Chnum verknüpft, der als göttlicher Töpfer auf seiner Töpferscheibe die Schöpfung durchführt. Wird dieser Vorstellung bis Ende des Neuen Reiches vor allen Dingen in allgemeinen Anspielungen oder im Zusammenhang mit der Erschaffung des Königs Ausdruck verliehen,1 so tritt Chnum seit der Spätzeit und in der griech.-röm. Zeit, nach heutiger Quellenlage vor allem in der Theologie des Tempels von Esna, als universaler Demiurg auf, der die Götter, Menschen und die gesamte belebte und unbelebte Natur erschafft. Die Töpferscheibe selber wird hierbei zu einem Kultsymbol, welches dort im Zentrum eines wichtigen Festes steht.2 Im Zusammenhang mit dieser Aufwertung der Töpferscheibe zu einem eigenständigen religiösen Symbol steht sicherlich auch die Entstehung der „Darbringen der Töpferscheibe“Ritualszenen. In diesem Szenentyp wird die Töpferscheibe im Rahmen einer Opferhandlung den Göttern vom König dargebracht, die ihrerseits den König mit Gegengaben ausstatten. Insgesamt ist dieser Ritualszenentyp zehnmal in den Tempeln der griech.-röm. Zeit bezeugt, davon alleine sechsmal im Tempel von Esna, aus dem auch der chronologisch erste Beleg dieses Szenentyps stammt.3 Dies ist mit der besonderen Bedeutung zu erklären, die die Töpferscheibe und die mit ihr verbundenen Theologie und Vorstellungen in diesem Tempel hatten. Dieser Umstand macht es wahrscheinlich, dass diese Art der Ritualszene von den Priestern dieses Tempels erdacht und entworfen wurde und von dort aus in das Dekorationsprogramm anderer Tempel gelangt ist. Neben den Szenen aus Esna gibt es zwei weitere Szenen dieses Typs im Tempelbezirk von Philae und jeweils einen Vertreter in Deir Schelwit und im Tempel von Kalabscha. Trotz der großen Bedeutung an ihrem wahrscheinlichen Ursprungsort, ist die Verbreitung dieses Szenentyps über Esna hinaus also gering. In den beiden am besten erhaltenen Tempeln der griech.röm. Zeit, Edfu und Dendara, ist dieser Szenentyp überhaupt nicht vertreten.

1 2

3

Siehe hierzu die Abschnitte 1.2 und 1.3. Siehe hierzu Abschnitt 3.2. Es gab natürlich noch weitere Chnum-Kultorte in Ägypten, in denen die Schöpfung auf der Töpferscheibe (vermutlich) eine Rolle spielt. Auf Grund der disparaten Quellenlage und des deutlichen Übergewichtes der Zeugnisse in Esna tritt die Vorstellung an diesem Ort heutzutage am deutlichsten zu Tage. Weitere bedeutenden Kultorte des Chnum sind vor allem Elephantine ("#t-njwwt) im 1. oberägyptischen Gau, Schashotep (C#s-Htp = Hypselis, das heutige Schutb) im 11. oberägyptischen Gau, Herwer ("r-wr, das früher mit Antinoupolis identifiziert wurde, heute gilt die genaue Lage als nicht abschließend geklärt, siehe hierzu KESSLER, Historische Topographie, 157f. und GOMAÀ, Die Besiedlung Ägyptens I, 314) im 16. oberägyptischen Gau und Semenu-Hor (cmnw-Or, griech. Akanthon, wahrscheinlich nahe des heutigen Kafr Ammar) im 21. oberägyptischen Gau. Abschnitt 2.1, Esna II, 15 aus der Zeit Ptolemaios‘ VI. Philometor (170–164 v. Chr.)

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Florian Löffler

Im Rahmen dieses Beitrages werden alle Szenen dieses Typs bearbeitet. Die Texte sind bis auf zwei4 in der Ägyptologie bisher kaum rezipiert und wurden mit Ausnahme einiger zeilenweiser Auszüge weder übersetzt noch kommentiert, sodass sie hier erstmals vollständig in kommentierter Übersetzung vorliegen. Im Anschluss daran werden die Texte inhaltlich ausgewertet, um die charakteristischen Merkmale dieses Szenentyps herauszuarbeiten. 5 Ebenfalls wird die Verortung der Szenen innerhalb der Tempeldekoration untersucht („Grammaire du temple“).6 Einleitend ist ein kurzer und summarischer Überblick über die Zeugnisse zur Schöpfung auf der Töpferscheibe vor der griech.-röm. Zeit vorangestellt.

1.2

Die Schöpfung auf der Töpferscheibe in den Quellen vor der griech.-röm. Zeit

Die Vorstellung, vom widderköpfigen Gott Chnum, der als Handwerker an der Töpferscheibe die Menschen und den König formt, tritt bereits in den frühesten schriftlichen Quellen hervor. So ist in einer schwierigen Stelle in den Pyramidentexten zu lesen: j.nD Hr.k $nmw bHn7 j.qd.f NN8 „Sei gegrüßt, oh Chnum, der gezwungen (?) wurde, NN zu formen“. An einer anderen Stelle liest man NN pw qdw.k tp t#9 „NN ist dein Erschaffer auf Erden“, wobei hier das Wort qdw „Erschaffer, Baumeister, o.ä.“ in allen drei Textzeugen mit einem menschlichen Kopf determiniert ist, aus dem zwei Arme hervorkommen, die etwas auf einer Töpferscheibe formen. Im weiteren Verlauf dieses Spruches nimmt der vergöttlichte König die Stellung des Schöpfers ein,10 der einen Menschen formt, wobei das fertige „Produkt“, ganz auf der metaphorischen Ebene bleibend, als ein Dwjw-Gefäß bezeichnet wird.11 In einer anderen Stelle schließlich wird der König als Sohn des Chnum bezeichnet.12 Darin ist wahrscheinlich auch ein Ausdruck der Vorstellung zu sehen, dass Chnum den König als seinen Erben erschaffen hat. In den Sargtexten wird an einer schwer verständlichen Stelle ebenfalls auf der gleichen metaphorischen Ebene der Vorstellung Ausdruck verliehen, dass Chnum den König aus Lehm formt: jw qrHt jm m t# $nmw m r#.f qd.n.f w[j] sbn.f wj m rnpt13 „Die qrHt-Vase ist im Ofen, Chnum ist an seiner Öffnung, er hat mich geformt, er hat mich in einem Jahr geschaffen.“ 4 5 6 7

8 9 10 11 12 13

Abschnitt 2.1, Esna II, 15, in DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 83ff. und Abschnitt 2.8 – Philä II, 396–397 mit Übersetzung und Kurzkommentar. Siehe hierzu Abschnitt 3. Siehe hierzu Abschnitt 4. Die Bedeutung dieses Wortes ist unklar. Die Übersetzung ist so übernommen von DORMAN, Faces in Clay, 104 mit weiteren Erläuterungen in Anm. 439 und ALLEN, Pyramid Texts, 68. BICKEL, Cosmogonie, 203, Anm. 252 lässt das Wort mit dem Verweis auf den „sens inconnu“ unübersetzt. Das Wort ist ein weiteres Mal belegt in CT 1131 und steht dort auch im Zusammenhang mit dem Wort qd „bauen, formen“. Pyr. 524a. Pyr. 1184a. Vgl. hierzu auch Pyr. 1196b, wo man liest NN pw qdw n nTrw „NN ist der Erschaffer der Götter“. Für weitere (spätere) Belege, in denen der König mit Chnum als Erschaffer gleichgesetzt wird siehe DORMAN, Faces in Clay, 105, Anm. 442. DORMAN, Faces in Clay, 103f. Pyr. 1238a. CT 996, VII, 212 e–g. Das korrekte Verständnis des Textes bereitet einige Probleme. Siehe hierzu die Übersetzung mit Kommentar bei BICKEL, Cosmogonie, 203 mit den Anm. 253–257. Vgl. hierzu auch Pyr. 437 a–d, in dem der Pharao als hervorkommend aus einem Dnjt-Krug beschrieben wird. qrHt kann zumindest in späterer Zeit auch eine Bezeichnung der Gebärmutter oder der Fruchtblase sein. Siehe hierzu LEITZ, Embryologie, 23

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Während es in diesen frühen Texten stets nur der König ist, der explizit oder implizit als von Chnum auf seiner Töpferscheibe erschaffen bezeichnet wird, werden dies in späterer Zeit auch nicht-königliche Personen. So liest man etwa auf der Statue des Ed-%nsw-jw.f-onX aus Theben, die aus der 22. Dynastie stammt: nHp.n wj $nmw m #X-jb14 „Chnum hat mich als einen mit vortrefflichem Herzen getöpfert.“ Ebenfalls auf die Schöpfung auf der Töpferscheibe wird in einem anderen Spruch in den Sargtexten anspielt: jn Jm#w rdj jwt NN Hno nHp o.f #w15 „Imau ist es, der veranlasst hat, dass dieser NN kommt mit der Töpferscheibe desjenigen, dessen Arm ausgestreckt ist.“ Mit dem, dessen Arm ausgestreckt ist, ist hier sehr wahrscheinlich Chnum gemeint. Dies geschieht in Anspielung auf die charakteristische Haltung der Arme während der Arbeit an der Töpferscheibe. 16 In den Mahnworten des Ipuwer, deren Haupttextzeuge sich auf dem Recto des pLeiden I 34417 befindet, wird an einigen Stellen auf die Schöpfung durch Chnum Bezug genommen: So liest man jw.ms Hmwt wSr n jwr.n.tw n qd.n $nmw m o sXrw t# „Oh, die Frauen sind unfruchtbar, man kann nicht schwanger werden. Chnum kann nicht erschaffen wegen des Zustandes des Landes“. In Anlehnung daran kann man die folgende Passage sehen: jw.ms t# Hr msnH mj jrr nHp18 „Oh, das Land dreht sich, so wie es die Töpferscheibe tut“. Hier wird die Drehbewegung der Töpferscheibe als Metapher für die im Land herrschende Unordnung und Umkehr der Verhältnisse gebraucht. Dieses Sinnbild kann zumindest indirekt auch als Vorwurf an den Schöpfer gesehen werden, der zulässt, dass so etwas geschieht.19 An anderer Stelle liest man $nmw Hr-jm Hr wrDw.f20 „Chnum klagt ob seiner Müdigkeit“. Hier wird die Thematik, dass Chnum nicht mehr seiner Schöpfungstätigkeit nachgehen kann, erneut aufgegriffen und als Sinnbild für den desolaten Zustand des Landes gebraucht.21 In der Lehre des Amenemope22, deren früheste Fragmente aus der 20. Dynastie stammen, die somit den terminus ante quem ihrer Entstehung bildet23, und deren Haupttextzeuge der aus der 26. Dynastie stammende pBM 10747 ist, findet sich eine Anspielung auf die Vorstellung,

14 15 16 17 18 19 20 21 22

23

mit Anm. 96 mit Verweis auf SAUNERON, Mél. Maspero I, 4, 113ff. und MANNICHE, in: BACE 17, 2006, 99f. Siehe weiterhin zum Wort qrHt und seiner Bedeutung SPIESER, in: BiOr 63, 2006, 219ff. und FRANKE, in: GM 164, 1998, 63ff. CG 559, Zl. 3 und JANSEN-WINKELN, Inschriften der Spätzeit II, 96, 17.17. CT 674, VI, 302 h. Die Nennung des Chnum ist hierbei nur impliziter Natur, aber von großer Wahrscheinlichkeit, da in dieser Zeit eigentlich keine anderen Götter mit der Schöpfung auf der Töpferscheibe verbunden sind. Siehe hierzu DORMAN, Faces in Clay, 114, Anm. 490. Erstmalig bearbeitet in GARDINER, The Admonitions of an Egyptian Sage. Die letzte umfassende Bearbeitung in ENMARCH, Ipuwer. Siehe dort 4ff. für einen Überblick über die Forschungsgeschichte und 18ff. für eine Diskussion über die Datierung dieses literarischen Werkes. pLeiden I 384 rto., 2, 4; ENMARCH, Ipuwer, 73f. und pLeiden I 384 rto., 2, 8; ENMARCH, Ipuwer, 77f. Siehe dazu MORENZ, in: ASSMANN und BLUMENTHAL, Literatur und Politik im pharaonischen und ptolemäischen Ägypten, 116 und ENMARCH, Ipuwer, 77f. pLeiden I 384 rto., 5, 6–7; ENMARCH, Ipuwer, 107. Für einen ausführlicheren Kommentar mit weiterer Literatur zu dieser Stelle siehe ENMARCH, Ipuwer, 107. Für eine Übersicht über die bisherige Forschungsgeschichte zu diesem Text siehe GRUMACH, Amenemope, 1 mit Anmerkungen 1ff. und LAISNEY, Enseignement d’Aménémopé, 1ff. Eine zusammenhängende Übersetzung von der gleichen Autorin in TUAT 3, 222ff. Eine weitere zusammenhängende Übersetzung findet sich in LAISNEY, Enseignement d’Aménémopé, 263ff. Siehe in neuerer Zeit für den Prolog BLACK, The instruction of Amenemope und für eine Gesamtbearbeitung LAISNEY, Enseignement d’Aménémopé. GRUMACH, Amenemope, 3, Anm. 9.

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Florian Löffler

dass der Mensch aus Lehm geformt wird: jr rmT omo dH# p# nTr p#y.f qd sw whn sw qd m mnw24 „Der Mensch ist Lehm und Stroh und der Gott ist sein Töpfer, er reißt nieder und erbaut täglich“. Hier wird also durch die Nennung der charakteristischen Materialien, welche zur Herstellung des Werkstoffes benötigt werden, der Vorstellung Ausdruck verliehen, der Mensch werde durch den hier namenlos gebliebenen Gott aus Ton geformt.25 Eine andere Interpretation bieten Serge SAUNERON und Jean YOYOTTE, die in dieser Stelle keine direkte Anspielung auf die Schöpfung des Menschen auf der Töpferscheibe sehen, sondern ein Gleichnis, in dem die Menschen mit fragilen Häusern aus Stampflehm verglichen werden, die schnell aufgebaut, aber auch schnell wieder abgerissen werden können.26 Ich halte auch aufgrund der nachfolgenden Zeilen sw jr X# n tw# n mr.f sw jr rmT X# n Hj27 „Er macht tausend (Menschen) zu Armen nach seinem Belieben, er macht tausend Menschen zu Aufsehern“ erstere Interpretation für wahrscheinlicher. Der zweite Teil der Passage ist als Ausdruck der Allmacht des Schöpfergottes zu sehen, Leben sowohl zu geben, als es auch wieder zu nehmen, wobei auch hier der Bezug Chnum wieder nur implizit vorhanden, aber wahrscheinlich ist.

1.3

Die Geburt des Gottkönigs

Im Neuen Reich tritt Chnum als Schöpfer an der Töpferscheibe als einer der Protagonisten eines neuen Text- und Darstellungszyklus auf, nämlich in der sog. „göttlichen Geburt“ oder auch „Geburt des Gottkönigs“ oder nach Jan ASSMANN die „Zeugung des Sohnes“.28 In insgesamt 15 Szenen29 wird von der göttlichen Herkunft des Königskindes und damit des zukünftigen Pharaos berichtet, der vom König aller Götter und obersten Reichsgott des Neuen Reiches, Amun von Karnak, mit der menschlichen Königsmutter gezeugt wird. Der Zyklus ist erstmals im Totentempel der Hatschepsut (ca. 1490–1470 v. Chr.) in Deir el-Bahari belegt und hat insgesamt vier Zeugen aus dem Neuen Reich.30 Der Zyklus führt, beginnend mit der Proklamation des Götterkönigs, einen Nachfolger zeugen zu wollen, über die Auswahl der menschlichen Mutter und den darauf folgenden Vollzug der Empfängnis, schließlich zum Auftrag an Chnum, gemeinsam mit der froschköpfigen Heket das göttliche Königskind und dessen Ka auf der Töpferscheibe zu formen.31 Im Rahmen dieser Szene begegnet auch erstmals überhaupt die ikonographische Darstellung des widderköpfigen 24 pBM 10747 rto., 23, 13–15; LAISNEY, Enseignement d’Aménémopé, 210ff. 25 So auch COUROYER, in: RB, 75, 1968, 549ff. und DORMAN, in: Faces in Clay, 115. Diese Vorstellung findet sich auch in den Nachbarkulturen Ägyptens, so etwa in Genesis 2:7: „Und Gott der HERR machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele“ (Lutherbibel 1912). Zu ähnlichen Vorstellungen im mesopotamischen Raum siehe OSHIMA, in: BERLEJUNG, DIETRICH und QUACK, Menschenbild und Körperkonzepte, 407ff. 26 „Il ne s’agit pas d’une allusion directe à une des corps, mais d’une parabole où l’homme est compare aux fragiles maisons des pisé qui se construisent aisément et se resent aussi aisément“. Siehe hierzu SAUNERON und YOYOTTE, La naissance du monde selon l’Égypte ancienne, 82, Anm. 55. 27 pBM 10747 rto., 24, 16–17; LAISNEY, Enseignement d’Aménémopé, 210ff. 28 ASSMANN, in: ASSMANN, BURKERT und STOLZ, Funktionen und Leistungen des Mythos, 13ff. 29 So die Einteilung in BRUNNER, Gottkönig, der heute immer noch maßgeblichen Studie zu dieser Thematik. 30 Für eine Übersicht über die Quellen dieses Mythos aus dem Neuen Reich samt weiterer Literatur siehe STERNBERG EL-HOTABI, in TUAT III, 5, 992f. Die beiden wichtigsten Belege dieses Zyklus’ befinden sich im Totentempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari und im Luxortempel. 31 Nach der Einteilung von Hellmut BRUNNER die Szenen V und VI. Siehe hierzu BRUNNER, Gottkönig, 59ff.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

79

Chnum, der an der Töpferscheibe sitzend und arbeitend einen Menschen (und seinen Ka) formt,32 obwohl Hellmut BRUNNER sich klar dagegen ausspricht, in dieser Darstellung eine Töpferscheibe zu sehen, sondern eher ein „Tischchen“.33 Vergleicht man jedoch die, zugegebenermaßen recht schlanke und stilisierte, Darstellung der Töpferscheibe in dieser Szene mit den Darstellungen in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen, so besteht meiner Meinung nach kein Zweifel daran, auch in dieser frühen Darstellung eine Töpferscheibe zu sehen. Ein weiteres Argument hierfür besteht in der Tatsache, dass der Gott Chnum bereits seit frühester Zeit eng mit der Schöpfung auf der Töpferscheibe verknüpft ist und dadurch anzunehmen ist, dass auch hier diesem Gott in dieser so wichtigen Szene der Formung des göttlichen Kindes sein theologisch charakteristisches Werkzeug und Attribut hinzugesellt ist. Auch epigraphisch wird diese Deutung untermauert, da in allen Fällen das Wort qd „bauen, formen“ mit dem an der Töpferscheibe arbeitenden Chnum determiniert ist34, derjenigen Hieroglyphe, die später für sich alleine den Lautwert nHp mit den Bedeutungen „Töpferscheibe“ und „etw. auf der Töpferscheibe formen“ erhält.35 Ist in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen jedoch durch die Beischriften zweifelsfrei geklärt, dass es sich bei der Gabe des Königs um eine nHp „Töpferscheibe“ handelt, so geschieht hier die Identifizierung nur aufgrund des ikonographischen und epigraphischen Vergleiches und der Bezugnahme auf frühere und spätere Texte. Eine Töpferscheibe ist in den Beischriften zu dieser Episode der „Geburt des Gottkönigs“ nie explizit genannt. So bleibt die theoretische Möglichkeit, dass es sich nicht um eine Töpferscheibe handelt. Auf Grund der weiter oben genannten Argumente, sehe ich dies in Übereinstimmung mit den meisten vorherigen Bearbeitern oder Kommentatoren dieser Szene36 jedoch als nicht sehr wahrscheinlich an. In der Beischrift zu dieser Szene spricht Chnum zum neuerschaffenen Königskind und stattet es aus mit Nahrung, Versorgung und Gesundheit auf der einen Seite und Herrschaft über alle Länder und Fremdländer samt ihren Untertanen auf der anderen Seite. Beide Aspekte stehen auch in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen im Mittelpunkt und scheinen in dieser Episode einen ihrer theologischen Vorläufer zu besitzen.37 Der Zyklus wird nach der Schaffung des Königskindes samt seinem Ka mit der Schwangerschaft und der anschließenden Geburt fortgesetzt. In der Szene der Geburt38, die die ausführlichste der gesamten Szenenabfolge ist, findet sich die Göttin Meschenet39, die ebenfalls in einer der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen40 in der Form der „vier Meschenet“ eine gewichtige Rolle spielt. Das Ende der Komposition bilden die Präsentation des Kindes an seinen Vater Amun, die Anerkennung durch ihn, die Säugung durch die göttlichen Ammen und schlussendlich die Beschneidung des Neugeborenen.41 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41

NAVILLE, The Temple of Deir el-Bahari II, Tf. 48. BRUNNER, Gottkönig, 68. Urk. IV, 222, 13; 223, 6; 225, 16 und 234, 2. KURTH, Einführung I, 140 und 161, Anm. 491. Siehe etwa STERNBERG EL-HOTABI, in: TUAT III, 5, 997 und DORMAN, Faces in Clay, 115ff. Für einen Überblick über die verschiedenen Arten von Töpferscheiben in ägyptischen Darstellungen siehe KLOTZ, in: ENiM 6, 2013, 169ff. Siehe hierzu Abschnitt 3.3 und 3.4. Szene IX, siehe BRUNNER, Gottkönig, 90ff. Zur Meschenet siehe Abschnitt 3.3. Esna III, 311. Szenen X–XV, siehe BRUNNER, Gottkönig, 106ff. Zur Beschneidung im alten Ägypten und auch dieser Episode

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Auf die 15 Szenen, die sich mit der Geburt des Götterkindes beschäftigen, folgt ein zweiter Zyklus, der das Heranwachsen und schließlich die Krönung und Thronbesteigung des Erben zum Inhalt hat: „Durch die Verbindung beider Bilderzyklen wird die Thronbesteigung des Königs in das Licht einer mythischen Vorgeschichte gestellt und auf einen göttlichen Eingriff zurückgeführt; in diesem Sinne ist die Geschichte ein legitimierender Mythos, der den Herrschaftsanspruch des Königs mythisch fundiert.“42 Im Tempel von Hibis in der Oase Charga, der während der Saiten- und Perserzeit (26. und 27. Dynastie, 664–404 v. Chr.) erbaut und dekoriert wurde, findet sich im seitlich neben dem Sanktuar liegenden Raum L im zweiten Register auf der Südwand eine sehr interessante Szene aus der Zeit Darius‘ I. Chnum und Ptah arbeiten dort gemeinsam an der Erschaffung des Königskindes, der auf einem Tischchen oder einer Töpferscheibe steht. Der widderköpfige Chnum formt den Leib des Kindes mit seinen Händen, während der menschenköpfige PtahTatenen anscheinend damit beschäftigt ist, das geformte Kind zu bemalen und auszugestalten. Hierbei scheint es sich um eine Zwischenform zu handeln, die konzeptionell zwischen der Geburt des Gottkönigs aus dem Neuen Reich und der Geburt des göttlichen Kindes aus den Mammisis der 30. Dynastie und der griech.-röm. Zeit anzusiedeln ist.43 Die Geburt des Gottkönigs lebt in der Spätzeit und in der griech.-röm. Zeit weiter als der Mythos von der Geburt des göttlichen Kindes, wie er sich in den sog. Geburtshäusern oder Mammisis44 der 30. Dynastie und der griech.-röm. Zeit findet und nicht mehr die Geburt des Thronfolgers und Erben des Königs zum Inhalt hat, sondern die Geburt des göttlichen Kindes derjenigen Triade, der der jeweilige Tempel geweiht ist.45 Die Rolle des Chnum in diesem Ritual wandelt sich analog zu dieser Weiterentwicklung vom Gott, der den Thronfolger auf seiner Töpferscheibe erschafft, zum Schöpfer, der das Götterkind formt.46 Für alles Weitere sei auf DAUMAS, Mammisis verwiesen, die immer noch maßgebliche Studie zu diesem Thema. Die umfassende Abhandlung zur Geburt des göttlichen Kindes findet sich dort auf den Seiten 285–487. Das Wirken des Chnum ist hier zentral insbesondere in den Szenen II (395ff.) und III (403ff.) bei der Entschließung des Amun zur Zeugung seines Nachkommens des Götterkindes Ihy, in Szene IV (408ff.), der zentralen Szene des Chnum, in der er, analog zum Zyklus des Neuen Reiches, gemeinsam mit der froschköpfigen Heket den Kindgott Ihy auf seiner Töpferscheibe formt und in Szene VII (425ff.), in der Heket und Chnum die schwangere Hathor zur Geburtsliege geleiten. Eine umfassende Studie zum Mammisi des Tempels von Edfu wird von Dagmar BUDDE vorbereitet.

im speziellen siehe QUACK, in: BERLEJUNG, DIETRICH und QUACK, Menschenbild und Körperkonzepte, 561ff. 42 STERNBERG EL-HOTABI, in: TUAT III, 5, 991 mit Verweis auf ASSMANN, Theologie und Frömmigkeit, 143. Diese Vorstellung lebt auch in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen fort, siehe hierzu Abschnitt 3.3. Für eine zusammenfassende Darstellung des gesamten Zyklus siehe BRUNNER, Gottkönig, 190ff. und zur Frage, ob der Mythos speziell entworfen oder zumindest substantiell aus älteren Quellen redigiert wurde, um die zweifelhafte Legitimation der Hatschepsut aufzubessern, siehe BRUNNER, Gottkönig, 194ff. 43 Hibis III, Tf. 27. 44 Für eine Übersicht über Literatur zu den Mammisis und ihrer Funktion siehe STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 76, Anm. 3. 45 STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 76f. 46 Für eine kurze Übersicht zur diachronen Gesamtentwicklung dieses Zyklus’ und seinen Belegen siehe SONBOL, in: Narrative: Geschichte – Mythos – Repräsentation, 145ff.

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2

Übersetzung und Kommentar der Ritualszenen

2.1

Esna II, 15

Ptolemäische Fassade, links der Tür, 1.Register, ganz rechts. Datierung: Ptolemaios VI. Philometor (170/169–164 v. Chr.). Beschreibung: Der König, dargestellt als Jüngling mit Knabenlocke und Stirnschlange, präsentiert in seiner linken Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend steht rechts vom König der widderköpfige ChnumRe, mit w#s-Zepter in der rechten und onX-Zeichen in der linken Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Hinter Chnum-Re steht die löwenköpfige Menhit mit einem Papyruszepter in der rechten und einem onX-Zeichen in der linken Hand, auf ihrem Kopf eine Sonnenscheibe mit Uräus.

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Titel und Einleitung

(1) Hnk nHp Dd-mdw jj.n[.j] Xr.k $nmw nHp nHpw(a) nb S#y(b) rrt(c) (2) wD Xprw [jn](d).j n.k nHp pfy mr jb.k grg.n.k t# pn m k#t.f nHp.k wj (3) Hr.f r jdnw st.k r Xb jnw m ndb Twt js Hry nHp nHp r mr.f(e)

Darbringen der Töpferscheibe. Worte zu sprechen „[Ich] bin zu dir gekommen, oh Chnum, Töpfer der Töpfer, Herr des Schicksals und der Erziehung, der die Gestalten bestimmt. Ich [bringe] dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt. Du hast dieses Land mit ihrem Werk bevölkert. Du hast mich auf ihr getöpfert als Erbe deines Thrones, um die Abgaben aller Länder einzusammeln. Denn du bist doch der Obere der Töpferscheibe, der nach seinem Belieben töpfert.“

Der König

(4) nswt-bjtj (AIwo nTrwy prwy stp.n PtH-%prj jr m#ot AImn-Ro¿ (5) s# Ro (Ptwlmys onX Dt mry PtH¿ nTrw mrw(f) mwt (6) ooj wD#/oD(d)(g) nb.n imy nHp.f sm# t#wy Hr msXnt.f

Der König von Ober- und Unterägypten (Erbe der hervorgekommenen Götter, den Ptah-Chepri erwählt hat, der die Maat des Amun-Re ausführt¿, der Sohn des Re (Ptolemaios, er lebe ewig, Geliebter des Ptah¿, die Götter, welche die Mutter lieben. Der (unversehrte) Jüngling, den der, der bei seiner Töpferscheibe ist, erschaffen hat, der die beiden Länder (bereits) auf seinem Geburtsziegel vereint hat. hinter dem König: s# onX w#s Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter nb H#.f mj Ro Dt ihm wie (hinter) Re, ewig! Königliche Randzeile

(7) nswt-bjtj(h) wtT.n $nmw prt #Xt n k# sTj(i) nHp.n nHp m #t ntj #wt-jb sg# mnHw.f(j) Hrtp ndb.f(k) jj r nb m hrw snwt(l) iT psStj m m#o-Xrw iwo n Vnn (AIwo nTrwy prwy stp.n-PtH%prj jr-m#ot AImn-Ro¿

Der König von Ober- und Unterägypten, der, den Chnum gezeugt hat, der prächtige Samen des begattenden Stiers, den der Töpfer im Moment der Freude getöpfert hat, der seine Wachsfiguren auf seinem Kindbett gering sein lässt, der zum Herrn am Tag des Senut-Festes kommt, der die beiden Hälften in Rechtfertigung ergreift. Der Erbe des Tatenen (Erbe der hervorgekommenen Götter, den Ptah-Chepri erwählt hat, der die Maat des Amun-Re ausführt¿.

Chnum-Re, der Herr von Esna

(8) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb v#-sny PtH qm# (9) Hmww Hry[-jb] VpHt-D#t(m) nHp rmT ms nTrw (10) qm# owt mnmnt mj qd sXpr p#yw (11) sonX Xnw(n) qm# Ddft m b#b#.sn(o) (12) xnm.n.f st tm Hr nHp.f (13) m sXm.f n Xntj pr-onX(p) (14) soS#.j hyw.k m t# [r]-r#-o Dt (15) dj.j n.k k#t Dbow.j Hr mw n Hm.k

Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Esna, Ptah, der die Handwerker erschafft in[mitten] der TepehetDjat, der die Menschen getöpfert hat, der die Götter geboren hat, der auch das Kleinvieh und die Herden geschaffen hat und der die Vögel entstehen ließ und die Fische belebt hat, der die Reptilien in ihrer Höhle geschaffen hat. Er hat sie alle erschaffen auf seiner Töpferscheibe in seiner Gestalt als Vorsteher des Lebenshauses: „Ich lasse deine Untertanen zahlreich sein auf Erden [b]is in Ewigkeit. Ich gebe dir das Werk meiner Finger, das deiner Majestät gegenüber loyal ist.“

Menhit, die Herrin von Chenti-Ta

(16) Dd-mdw jn MnHyt(q) nbt Worte zu sprechen von Menhit, der Herrin von Chenti-Ta, %nty-t#(r) cXmt wrt (17) sXmt die große Sachmet, die Macht hat über die Feinde, die große

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

Xftyw(s) B#stt o#t rqHt W#Dt wDt(t) onX (18) m t# Hr #w.f Smt t# [Hryt]-tp n nTr.s (19) mHn.j Hr tp.k mj nb (r-)Dr mnH.j(u) tpw nw Xftyw.k

83

Bastet, die verbrennt, Wadjet, die das Leben im gesamten Land anordnet, die das Land durchzieht, die [Stirn]schlange ihres Gottes: „Ich umringele deinen Kopf wie (den des) Allherrn. Ich schneide die Köpfe deiner Feinde ab.“

Göttliche Randzeile

(20) nswt-bjty jt S#o wtT mr mw sonX T#w nb.n.f nfy nHp.n.f nn(v) srq-Htyt(x) owt mnmnt p#yw Xnw Hf#ww tm r r#-owy.f(y) [$nmw …]

Der König von Ober- und Unterägypten, der Vater, der das Zeugen begann, der den Samen bindet, der die Küken belebt. Er hat jenes erschaffen und er hat dieses getöpfert. Alle Menschen, Kleinvieh, Herden, Vögel, Fische und Schlangen gehören zur Arbeit seiner Hände. [Chnum…]

Anmerkungen: (a) Zu beachten ist die bewusste Entscheidung für den Singular von nHp „Töpfer“, der hier eine Bezeichnung des Schöpfergottes Chnum-Re ist, die widderköpfige Hieroglyphe zu verwenden, während für den folgenden Plural nHpw „Töpfer“, der sich auf die geschaffenen, menschlichen Töpfer bezieht, die Hieroglyphe benutzt wird. nHp nHpw ist eine in Esna häufige Bezeichnung des Chnum. Siehe hierzu die Belege in LGG IV, 279c. (b)

Zur Verbindung des Gottes Schai und des Schicksals im Allgemeinen mit Chnum siehe QUAEGEBEUR, Shaï, 88ff. Diese gesamte Epitheta-Abfolge so auch im Chnum-Hymnus auf Säule 17, siehe Esna III, 377, 1. Auf dem Architrav D wird Chnum ebenfalls als nb S#y rrt bezeichnet, siehe Esna IV, 432, 8.

(c)

Die Ergänzung erfolgt nach Parallelen in Esna III, 254, 2 und 311, 1. Eine Parallele für das Folgende findet sich auch in Esna II 61, 1.

(d)

Diese Stelle wurde in LGG III, 746b fälschlicherweise unter dem Lemma nb S#y rnnt „Herr des Schicksals und des Reichtums“ aufgenommen. Aufgrund der oben gemachten Anmerkung (b) ist jedoch die Lesung als nb S#y rrt sicher.

(e)

So auch Esna II, 61, 6 und III, 377, 1, ähnlich Esna III, 356, 11.

(f)

Der hier verwendete Plural im Kultnamen ist ein Datierungskriterium, um diese Szene in die Zeit 170/169–164 v. Chr. zu datieren. Siehe hierzu MINAS, Ahnenreihen, 23f.; Esna II, XXXIX und DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 18, Anm. 39.

(g)

Die genaue Lesung ist unklar. DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 85, Anm. 287 lesen ooj mit Verweis auf Wb I, 169; WILSON, Ptolemaic Lexikon, 132 und die Belege in LGG I, 76c. Eine weitere Möglichkeit wäre die Lesung oD(d) „Jüngling, Knabe“, Wb I, 242, was die Stellung des Determinativs hinter wD# besser erklären würde. Weiterhin ist bemerkenswert, dass der König hier das einzige Mal in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen als Jüngling mit Knabenlocke dargestellt wird.

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Florian Löffler

Auch nehmen die Epitheta in der königlichen Randzeile hier eindeutig Bezug auf den König als göttlicher Nachkomme und auf seine Geburt. (h)

Als Konvention wird das Zeichen zu Anfang der Randzeilen in diesem Beitrag transliteriert und übersetzt. Siehe hierzu die verschiedenen Sichtweisen in EGBERTS, In Quest of Meaning, 127, Anm. 8; WINTER, Ägyptische Tempelreliefs, 37, Anm. 1 und 41 und KURTH, Dekoration der Säulen, 195ff.

(i)

Chnum als Begatter und Erzeuger ist ein in Esna häufiger Topos. Vgl. hierzu etwa exemplarisch Esna III, 391, 19, wo es über Chnum heisst Hry Hmwt b# onX jr nDmnDm nb mtwt sTj nTrw rmT „der, der über den Frauen ist, der lebende Widder, der das sexuelle Vergnügen bereitet, der Herr des Samens, der Götter und Menschen zeugt“. Siehe für weitere Belege LEITZ, Embryologie, 4f.

(j)

Hier ist sehr wahrscheinlich die symbolische Unschädlichmachung potentieller Feinde des Kindes gemeint, die in einem rituellen Rahmen von Wachsfiguren repräsentiert wurden. Siehe hierzu in Esna auch Esna III, 377, 3.Vgl. die sehr ähnliche Stelle in pSalt 825, V, 3–5 und den Kommentar hierzu in DERCHAIN, pSalt 825, 161f, Anm. 46. Zur Bedeutung dieses Ausdruckes siehe SAUNERON, in BIFAO 62, 1964, 24ff., § 33; ANDREU und CAUVILLE, in: RdE 30, 1978, 14 und 19, siehe auch RAVEN, in: OMRO 64, 1983, 24ff.; RAVEN, in: Varia Aegyptiaca 4 (3), 1988, 239ff. und die Belege in LGG VI, 676b.

(k)

Möglichweise ist dieses Wort ndb vom Terminus ndb(w) in Zeile 3 zu unterscheiden, wo es mit Sicherheit soviel wie „gesamte Erde, alle Länder“ bedeutet. SAUNERON zieht in Betracht, dass es sich hier um eine Bezeichnung für Wiege oder Kindbett handeln könnte und vermutet eine Beziehung mit nwdt „Windeln”. Siehe für dieses Wort Wb II, 225 und WESTENDORF, in: GM 46, 1981, 28. Für die koptische Form ⲛⲱⲟⲩϯ siehe WESTENDORF, KHwB, 130 und allgemein zu diesem Thema SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 25, Anm. 1.

(l)

Zum Senut-Fest und zum 6. Mondmonatstag und seinen Bedeutungen siehe JUNKER, in: ZÄS 48, 1911, 101ff.; BARTA, in: ZÄS 95, 1969, 73ff.; WINTER, in: ZÄS 96, 1970, 151f.; CAUVILLE und DEVAUCHELLE, in: RdE 35, 1984, 34; AUFRÈRE, L’univers minéral, 201, Anm. 8 und 272, Anm. (k); KESSLER, in: SAK 15, 1988, 183; WAITKUS, in: SAK 42, 2014, 370; WILSON, Ptolemaic Lexikon, 857f. und zuletzt ausführlich ALTMANN-WENDLING, Lunare Konzepte, 821f. und 833ff.

(m)

Hierzu finden sich Parallelen in Esna III 225, 14 (35); 247, B; 254, 8–9; 284, 4 und 389, 13. Vgl. die weiteren Belege in LGG V, 354b. Zu Ptah als Erschaffer und Vorsteher der Handwerker siehe SANDMAN HOLMBERG, Ptah, 45ff. Zur VpHt-D#t siehe SAUNERON, Esna V, 76f.; BORGHOUTS, Magical Texts, 194ff.; SMITH, Papyrus Harkness, 126, Anm. (e); WILSON, Ptolemaic Lexikon, 1162f.; LEITZ, Soubassementstudien III, 180 und 183 und LIPPERT, in: Gs Yoyotte, 780ff.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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(n)

Dieses Wort ist nicht im Wb belegt. Mögliche Parallelen sind Esna III, 250, 7, 15; 275, 10 und 389, 14. Allerdings fehlt bei Ersterer ein aussagekräftiges Determinativ. Für die Lesung spricht, dass SAUNERON laut Esna III, 250, 7 mit Anm. (a) „Un signe (poisson?) arraché après découpage de son contour“ gesehen hat und auch hier die p#yw „Vögel“ in der Reihung direkt vorangehen. Das Wort ist ebenfalls belegt in in Hibis III, Tf. 32, 2. Register, Zl. 16 und im Graffito Osorkon II aus Luxor, siehe hierzu DARESSY, in: RecTrav 18, 1896, 182f. Siehe zuletzt zu diesem Text JANSEN-WINKELN, Inschriften der Spätzeit II, 298ff., der ihn jedoch Osorkon III. zuweist. Siehe zur Diskussion zur Fischbezeichnung Xnw auch MEEKS, in: Fs Grenier, 532f.

(o)

Diese Epithetareihe deutet auf den Chnum von Schashotep im 11. oberägyptischen Gau in seiner besonderen Rolle als Schöpfer der Tiere, aber auch der Menschen, hin. Siehe hierzu SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 33ff. und mit weiteren Belegen LEITZ, Soubassementstudien II, 145f., LEITZ, Soubassementstudien III, 93 und LEITZ, Soubassementstudien IV, 237. Siehe zuletzt zum Gau von Schashotep in griech.-röm. Zeit ELLER, in: CdE 90, 2015, 371ff.

(p)

Das Lebenshaus war der Bereich im Tempel, in dem theologische und wissenschaftliche Texte verfasst, redigiert und möglicherweise auch aufbewahrt wurden. Für Chnum als Vorsteher des Lebenshauses siehe auch Esna II, 17, 40 und Esna III, 395, 7. Zum Lebenshaus im Allgemeinen siehe GARDINER, in: JEA 24, 1938, 157ff.; DERCHAIN, pSalt 825, 19ff., 38 und 40; VOLTEN, Traumdeutung, 17ff.; BONNET, RÄRG, 417f., s.v. Lebenshaus; WESSETZKY, in: ZÄS 100, 1973, 54ff.; BURKARD, Bibliotheken im alten Ägypten, 87ff.; WEBER, in: LÄ III, 954ff., s.v. Lebenshaus; TÖPFER, Balsamierungsritual, 138f. mit Anm. (bz); QUACK, in: 5. Ägyptologische Tempeltagung, 171 und BUDDE, Seschat, 205f.

(q)

Menhit tritt in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen in Esna II, 15 und 61 und Esna III, 254 und 395 auf. Die löwengestaltige oder löwenköpfige Göttin ist in Esna die Gemahlin des Chnum (siehe hierzu DE WIT, Lion, 353 und BONNET, RÄRG, 451f., s.v. Menhit), eine Rolle, die auch durch die ebenfalls löwengestaltige Nebetuu eingenommen werden konnte (siehe hierzu DE WIT, Lion, 364 und BONNET, RÄRG, 506, s.v. Nebetuu). Menhit erfüllte hierbei die Funktion der wilden, ungezähmten Göttin, während Nebetuu den besänftigten, ruhigen Aspekt repräsentierte (siehe hierzu SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 56, Anm. 2.) In dieser Rolle nimmt Menhit, so auch in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen, die Rolle der feuerspeienden Stirnschlange des Re an. In den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen ist dies auch ihre Hauptfunktion. Eine für diesen Szenentyp spezifische Funktion ist nicht erkennbar. Hierbei konnte sie aufgrund der in Esna oft erfolgten Angleichung des Chnum an Schu auch die Rolle der Tefnut als Sonnenauge oder Stirnschlange des Re ausfüllen. Siehe hierzu und zur Göttin Menhit im Allgemeinen in Esna auch STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 41ff. und zu ihrem Verhältnis zu Chnum auch Esna II, 17, 55–59 und hierzu zuletzt FERNÁNDEZ PICHEL, Les hymnes au dieu Khnoum, 85ff. mit weiterer Literatur.

(r)

GAUTHIER, DG IV, 184 und Montet, Géographie II, 49. Zu diesem Toponym und seiner Beziehung zur Göttin Menhit siehe SAUNERON, Esna V, 107 und 269, § 18, Anm. (b)

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und MEEKS, in: LÄ IV, 50, s.v. Menhit mit Anm. 11. Siehe auch DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 16 mit Verweisen auf Esna II, 60, 3, wo man eine Ätiologie des Ortsnamens findet, und 64, 1 zur Beziehung zwischen dem Ort %ntj-t# und Esna. (s)

So auch die Lesung von DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 86f., Anm. 294.

(t)

Eine weitere mögliche Lesung wäre w#Dt onX „die das Leben gedeihen lässt“. Für die kausative Bedeutung von w#D siehe Wb I, 266 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 201f.

(u)

Die Verwendung der Verben mHn „umringeln“ und mnH „abschneiden/schlachten“ sind hier bewusste Rückbezüge auf den Namen der sprechenden Göttin.

(v)

Diese Sequenz wurde sicherlich bewusst wegen ihrer vier- bzw. sechsfachen Alliteration mit „n“ gewählt. Siehe auch die sehr ähnliche Alliteration in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene Esna III, 254, 9.

(w)

Für srq-Htyt als Ausdruck mit der Bedeutung „Menschen, Menschheit“ siehe SAUNERON, Esna V, 169, Anm. (m).

(x)

Diese Sequenz hat eine vollständige Parallele in Esna II, 17, 39.

2.2

Esna II, 61

Fassade des Pronaos, über dem linken Seiteneingang, links. Datierung: Domitian (81–96 n. Chr.). Beschreibung: Der König, bekrönt mit der hmhm-Krone, präsentiert in seiner linken Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend sitzt rechts vom König der widderköpfige Chnum-Re auf einem Thron, mit w#s-Zepter in der rechten und onX-Zeichen in der linken Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Hinter Chnum-Re steht die löwenköpfige Menhit, die rechte Hand im Grußgestus erhoben. Hinter Menhit steht Heka, das Kind, den Zeigefinger der rechten Hand zum Mund führend. Er ist bekrönt mit einer Doppelkrone mit Knabenlocke und trägt ein herzförmiges Amulett um den Hals.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

87

Einleitung

(1) m-n.k nHp pfy mr jb.k(a) jn „Nimm dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt. Dein k#t.k grg t# pn(b) Werk ist es, das dieses Land bevölkert.“ Der König

(2) nswt-bjtj (#wtkrtr Ksrs¿ (3) s# Ro (vwm[tyns]¿ (4) s#-mr.f n nb nHp(c) hinter dem König: s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt

Der König von Ober- und Unterägypten (Autokrator Kaisaros¿, der Sohn des Re (Dom[itian]¿, der Sa-mer-ef Priester des Herrn der Töpferscheibe. Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter ihm wie (hinter) Re, ewig!

Chnum-Re, der Herr von Esna

(5) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Esna, v#-sny (6) Hry nHp(d) nHp(e) r der Obere der Töpferscheibe, der nach seinem Belieben mr.f grg t# (7) m k#t.f ro nb töpfert, der das Land durch sein Werk jeden Tag bevölkert. Menhit, die Herrin von Chenti-Ta

(8) dD-mdw jn MnHyt wrt nbt Worte zu sprechen von Menhit, der Großen, die Herrin von %ntj-t# (9) msXnt nfrt(f) jrt Chenti-Ta, der vollkommene Geburtsziegel, die nach ihmr.s (10) […] rem Belieben handelt. […] Heka, das Kind

(11) Dd-mdw jn "k#(g) p# xrd o# Worte zu sprechen von Heka, dem Kind, der überaus wr tpy(h) [n](i) $nmw (12) sDty Große und Erstgeborene [des] Chnum, der treffliche Jüngjqr(j) nn mjty.f ling ohnegleichen.

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88

Florian Löffler

Anmerkungen: (a) Dieser Ausdruck hat eine Parallele in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene in Esna II, 15, 2. (b)

Dieser Ausdruck findet sich sehr ähnlich u.a. in Esna II, 15, 2; 61,5; Esna III, 254, 2; 284, 3 und 311, 1–2.

(c)

Die Verwendung der nHH-Gruppe als Zweikonsonantenzeichen im Wort nHp ist ein typisches Schriftspiel in Esna. Die sich zyklisch wiederholende nHH-Ewigkeit im Gegensatz zur linearen Dt-Ewigkeit, ist ein passendes Sinnbild, zum einen für die sich stetig erneuernde Schöpfung des Chnum und auf einer zweiten Ebene für die sich gleichförmig wiederholende Drehung der Töpferscheibe des Gottes. Für weitere Belege siehe DERCHAIN-URTEL, Epigraphische Untersuchungen, 200f. Zum ägyptischen Konzept der Ewigkeit und dem Verhältnis und den Unterschieden zwischen Dt und nHH siehe ASSMANN, Zeit und Ewigkeit im Alten Ägypten und SERVAJEAN, Djet et Neheh.

(d)

Für weitere Belege dieses relativ häufigen Epithetons des Chnum siehe LGG V, 365c. In der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene Esna III, 311, tritt Chnum, der Obere der Töpferscheibe, selbst als opferempfangender Gott auf.

(e)

Es ist bei diesem Zeichen ohne phonetische Komplementierung nicht möglich zu entscheiden, ob es nHp oder qd zu lesen ist. Ich lese dieses Zeichen in diesem Artikel stets nHp (so auch die Belege im LGG). Für eine Übersicht und Diskussion der verschiedenen Verben und Schreibungen des Themenkomplexes „töpfern/erschaffen/formen“ (hauptsächlich bis zum Neuen Reich) siehe DORMAN, Faces in Clay, 82ff.

(f)

Zu msXnt nfrt vgl. Esna III, 311, 13, wo Isis als msXnt nfrt identifiziert wird, und die Belege in LGG III, 440a.

(g)

Der Gott Heka, das Kind, tritt nur in dieser „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene auf. Im Tempel von Esna ist er zum einen das göttliche Kind von Chnum und Neith, kann in den kosmogonischen Texten aber auch den Aspekt des jugendlichen Sonnengottes Chepri annehmen. Schließlich wird er häufig auch mit Geb identifiziert. Dies beruht auf der manchmal auftretenden Gleichsetzung von Chnum mit Schu und der Neith mit Tefnut, die die Eltern des Geb sind. Siehe hierzu STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 44.

(h)

Dies ist ein häufiges Epitheton des Heka, welches nur im Tempel von Esna belegt ist. Für weitere Belege siehe LGG II, 19b–c.

(i)

In der Lücke wird sehr wahrscheinlich ein

(j)

Für dieses Epitheton des Heka vgl. Esna II, 34, 12; 107, 3; Esna III, 242, 23 und 371, 16.

zu ergänzen sein.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

2.3

89

Esna III, 254

Säule 7, 1. Register, links. Datierung: Hadrian (117–138 n. Chr.). Beschreibung: Der König, bekrönt mit der roten Krone, auf der eine große -Hieroglyphe steht, präsentiert in seiner rechten Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein sitzendes Kind befindet. In Richtung des Königs blickend steht links von ihm der widderköpfige Chnum-Re, mit w#s-Zepter in der linken und onX-Zeichen in der rechten Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Hinter Chnum-Re steht die löwenköpfige Menhit mit einem Papyruszepter in der linken und einem onX-Zeichen in der rechten Hand, auf ihrem Kopf eine Sonnenscheibe mit Uräus.

Titel und Einleitung

(1) Hnk nHp(a) n nHp jqr Dbow(b) m twt wr(c) Dd-mdw [jj.n].j(d) Xr.k j(2)t.j $nmwRo ntk jr m owy{.k}(e)

Darbringen der Töpferscheibe an den Töpfer mit trefflichen Fingern als großes Abbild. Worte zu sprechen: „Ich [bin] zu dir [gekommen], oh mein Vater, Chnum-Re! Du bist der, der mit {deinen} Armen erschafft. Ich bringe dir jene

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90

Florian Löffler

jn(.j) n.k nHp pfy mr jb.k jn Töpferscheibe, die dein Herz liebt. [Dein] Werk ist es, das die k#t[.k grg] t#wy X#swt(f) beiden Länder und die Fremdländer [bevölkert].“ Der König

(3) nswt-bjtj nb t#wy (#wtwkrtwr Ksrs¼ (4) s# Ro nb Xow (#trjns ntj Xw¼ (5) jwo o# n wr nTrw nb nHp n psDt(g) hinter dem König: s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder (Autokrator Kaisaros¼, der Sohn des Re, der Herr der Kronen (Hadrianos Sebastos¼, der große Erbe des Großen der Götter, des Herrn der Töpferscheibe der Neunheit. Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter ihm wie (hinter) Re, ewig!

Königliche Randzeile

(6) nTr nfr qd.n $nmw-Ro nb.n nb B#wy(h) Xpr.n Xntj &Pr-nTr\(i) #t ntj XntS(j) sTn.tw.f m "wt-jt(k) jmj-tw pr nb Hr nHp pfy nswt-bjtj ir nswt m fdt nt nnt […] n Xntj Jtrty Cmow MHw (Jtr[jns ntj] Xw¼

Der vollkommene Gott, den Chnum-Re erschaffen hat, den der Herr von Esna geschaffen hat, den der Vorsteher von &PerNetjer\ hat entstehen lassen im Moment der Freude. Er wurde gekrönt im Vaterhaus, inmitten von allem, was auf jener Töpferscheibe hervorkommt. Der König von Ober- und Unterägypten, der König ist in den vier Himmelsrichtungen. […] des Herrn der beiden Heiligtümer von Ober- und Unterägypten (Hadr[ianos Sebas]tos¼.

Chnum-Re, der Herr von Esna

(7) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb v#-sny(l) nswt nTrw grg bw nb [Xntj](m) (8) "wt-jt PtHVnn(n) Xntj [o](o) rsy qm# Hmww Hry-jb (9) VpHt-D#t nHp nswt Hr nHp n nHH(p) [m k#t](q) (10) mnXt nt Dt Hry i#t T#wy.f m njwwt 4(r) m rn.f n $nmw […] (11) […] r grg n.k t# pn […]

Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Esna, König der Götter, der jeden Ort bevölkert, [Vorsteher des] Vaterhauses, Ptah-Tatenen, Vorsteher des südlichen [Bezirkes], der die Handwerker erschafft inmitten der Tepehet-Djat, der den König töpfert auf der Töpferscheibe der nHH-Ewigkeit [als] vortreffliches [Werk] der Dt-Ewigkeit, der auf der Standarte seiner Küken ist in den vier Städten in seinem Namen Chnum […] , […], um für dich dieses Land zu bevölkern […]

Menhit, die Herrin von Chenti-Ta

(12) Dd-mdw jn MnHyt wrt nbt %ntj-t# cXmt o#t mryt PtH mHnt Hrt-tp n nTr nb nbwt (13) wrt nt Vnn Hrjt-jb tp n nb nTrw p#wtyw(s) Tst jwo.s(t) grgt t#wy Hno nHp nb.s r.f(u) (14) nt[s] nbt rrt [Hr] msXnt […] (15) dj[.j …] Tst D#mw(v) […] Xr $nmw r Pr-$nmw(w)

Worte zu sprechen von Menhit, der Großen, die Herrin von Chenti-Ta, Sachmet, die Große, Geliebte des Ptah. Die Umringlerin, die Stirnschlange eines jeden Gottes, die Goldene, die Große des Tatenen, die in der Mitte des Kopfes des Herrn der urzeitlichen Götter ist, die ihren Erben erschafft, die die beiden Länder bevölkert zusammen mit dem Töpfer, ihrem Herrn. Sie ist die Herrin der Erziehung [auf] dem Geburtsziegel. […]: „[Ich] veranlasse, […], die, die die Nachkommen knüpft, […], bei Chnum nach Per-Chnum“.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“ Göttliche Randzeile

(16) [$nmw](x) nHp r mr.f nTr jr nTr(y) p#wty tpy Xpr m H#t […] (?) wnnt […](z) t#wy qm# wnnt rd owy[.f](aa) bw nb S#o onX n Kmt […](bb)

[Chnum], der nach seinem Belieben töpfert, der Gott, der den Gott erschafft, der erste Urzeitliche, der am Anfang entstanden ist, […] das, was existiert […], die beiden Länder, der das, was existiert erschafft, [dessen] Arme jedermann gedeihen lassen, der das Leben in Ägypten hat beginnen lassen […].

Unteres Bandeau (= Esna III, 255 B)

nTr nfr nb nHpw(cc) sXt sSp.f(dd) wb# nHp(ee) qm# msXnt S#y rrt jr wD(ff) grg t#(gg) m r#-owy.f rdj s# s#t n nH sn(hh) jr mr bw nb m $nmw(ii) wr Vnn(jj) wr nHp

Der vollkommene Gott, der Herr der Töpfer, der sein Licht webt, der die Töpferscheibe dreht, der den Geburtsziegel, das Schicksal und die Erziehung erschafft, der den Befehl gibt, der das Land mit dem Werk seiner Hände bevölkert, der Sohn und Tochter dem gibt, der sie erbittet, der das, was jeder liebt tut als Chnum, der Große, Tatenen, der Große der Töpferscheibe.

Oberes Bandeau (= Esna III, 247 B)

PtH pn qm# Hmww Hrj-jb Dieser Ptah, der die Handwerker erschafft inmitten der TepeVpHt-D#t Dfn mnX nb nTrw het-Djat, der vortreffliche Vorfahr, der Herr der Götter und rmT T#w n onX n nTr nb(kk) Menschen, der Lebenshauch eines jeden Gottes.

Anmerkungen: (a) Auch hier findet sich, wie in den anderen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen im Tempel von Esna, eine Übereinstimmung zwischen Darstellung der dargebrachten Töpferscheibe in der Ritualszene und der zur Schreibung des Wortes nHp im Titel verwendeten Hieroglyphe, nämlich die Töpferscheibe mit sitzendem Kind

und nicht die

sonst üblichere Töpferscheibe mit Lehmbatzen oder Ei . Weiterhin ist es bemerkenswert, dass bei den drei Szenen, die sich auf den Säulen befinden, Wert darauf gelegt wurde jeweils eine ikonographisch andere Töpferscheibe zu verwenden. In dieser Szene mit sitzendem Kind

, in Esna III, 311 mit stehendem Kind

Ei oder Lehmbatzen

.

und in Esna III, 395 mit

(b)

Für dieses Epitheton des Chnum in Esna vgl. Esna III, 390, 17 und möglicherweise Esna VI, 503, 11 (Beleg nicht im LGG aufgenommen, eine Ergänzung zu jqr Dbow scheint mir wahrscheinlich). Für weitere Belege außerhalb Esnas siehe LGG I, 565c. Für die Bezeichnung der Schöpfertätigkeit des Chnum als k#t Dbow vgl. Esna II, 15, 15.

(c)

twt wr dürfte an dieser Stelle eine Beschreibung der Töpferscheibe mit dem sitzenden Kind sein. Möglicherweise kann man auch noch weitergehen und vermuten, dass ein derartiges Kultobjekt auch realiter im Tempelritual und bei bestimmten Festen verwendet wurde.

(d)

So mit Sicherheit zu ergänzen nach der Parallele in Esna II, 15, 1.

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Florian Löffler

(e)

Hier scheint es dem Kontext nach zu einer Verwechslung der Suffixpronomen und .f gekommen zu sein.

(f)

SAUNERON schlägt in Esna III, 254, Anm. (a) die Ergänzung jn k#[.k jr] t#w X#swt vor. Ausgehend von den Parallelen oder Stellen mit geringfügig abweichenden Formulierungen, halte ich die Ergänzung mit grg für wahrscheinlicher. Weiterhin ist mir die Ergänzung nur zu k#[.k... und nicht zu k#t[.k... nicht schlüssig. Ob SAUNERON hier tatsächlich an die Übersetzung „Dein Ka ist es, der die beiden Länder und die Fremdländer erschafft“ gedacht hat oder, ob es sich um einen Fehler handelt, bleibt unklar. Die Parallelen und auch das geschriebene t zwischen den k#-Armen sprechen meiner Meinung nach jedoch eindeutig für k#t „Arbeit, Werk“. Für Parallelen oder Stellen mit gleichem Inhalt, aber geringfügig abweichenden Formulierungen für die beiden Ausdrücke insgesamt, vgl. Esna II, 15, 2; 61, 1; Esna III, 254, 2; 311, 1 und 395, 1.

(g)

Ein nicht sehr häufig belegtes Epitheton des Chnum. Eine Anspielung auf dieses Epitheton befindet sich in Esna III, 319, 12. In der Ritenbeschreibung der neunten Stunde des Festes des ersten Phamenoth „Aufstellen der Töpferscheibe“ findet sich die Ritualanweiseung soq psDt ntj nb nHp r st.sn „Eintreten lassen der Neunheit des Herrn der Töpferscheibe zu ihrem Platz“. Weiterhin wird Chnum-Re in Esna, II, 3A und Esna III, 378, 21 als Hry nHp n psDt „Oberer der Töpferscheibe der Neunheit“ bezeichnet. Ob es sich hier um eine bestimmte Neunheit handelt oder aber um einen allgemeinen Ausdruck für eine unbestimmte Vielzahl von Göttern, lässt sich aus den Quellen nicht schließen. Laut HALLOF, in: UCLA Encyclopedia of Egyptology, s.v. Esna, 6, handelt es sich bei der Neunheit von Esna um die Gesamtheit aller dort verehrten Formen des Chnum. Allgemein zu den in Esna verehrten Formen des Chnum siehe BADAWI, Der Gott Chnum, 33ff.; SAUNERON, Esna V, 329, Anm. (a) und 333f. und SAUNERON, in: LÄ II, 30ff., s.v. Esna.

(h)

Siehe GAUTHIER, DG III, 3. Vgl. auch Esna II, 16, 1 (2x); 58,1; 74, 34; Esna III, 243, 10–11; 254, 6; 300, 7 und Esna VI, 474, 1 für diesen seltenen Ortsnamen, der sicher eine Bezeichnung von Esna ist. Dies wird auch dadurch wahrscheinlich, dass Esna III, 243, 9–12 parallel mit Esna VI, 537, 16–19 verläuft, mit der Ausnahme, dass in letzterem anstatt des hier verwendeten B#wy eindeutig Jwnyt „Esna“ geschrieben wird. LGG III, 618c, merkt an: „Ob nur eine spielerische Schreibung für Jwnyt?“.

(i)

Ergänzt nach sehr ähnlichen Schreibungen, siehe etwa Esna VI, 537, 18. Für weitere Belege dieser in Esna häufigen Bezeichnung siehe LGG V, 808b–c. Zu dem nördlich von Esna gelegenen Kultort Pr-nTr, dem heutigen Kom Senun, siehe SAUNERON, in: MDAIK 16, 1958, 273; SAUNERON, Esna V, 316f. und 319ff.; HALLOF, in: UCLA Encyclopedia of Egyptology, s.v. Esna-Nord und zuletzt ABDEL-RAHMAN, in: BIFAO 109, 2009, 5f.

(j)

So ähnlich auch Esna II, 15, 7 (#t ntj #wt-jb), 59, 1 (#t ntj snfr-jb) und Esna III, 311, 5 (m nDm-jb).

(k)

Bezeichnung eines bestimmten Raumes oder einer Anlage im Tempelbezirk. Eine genaue Identifizierung liegt bis heute nicht vor. Vgl. GAUTHIER, DG IV, 53 und MONTET,

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.k

Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

93

Géographie II, 47. Der Ortsname bezieht sich auf Chnum, im Gegensatz zum ebenfalls in Esna häufigen Ortsnamen "wt-mwt, der mit Neith verbunden wird. Siehe hierzu GUTBUB, Textes fond., 459f., Anm. (g). (l)

In der Schreibung liegt mit Sicherheit wieder ein Schriftspiel vor, welches auf die Darstellung der Ritualszene im Relief Bezug nimmt, nämlich das Kind, welches sitzend auf der Töpferscheibe den Göttern dargebracht wird. Siehe zu diesem Phänomen der Verbindung von Beschriftung und Dekoration zuletzt VON RECKLINGHAUSEN, Naukratis, 280 mit Anm. 40.

(m)

Ergänzt nach ähnlichen Stellen in anderen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen, siehe hierzu Esna III, 311, 19 und 395, 8.

(n)

Für die Rolle des Ptah-Tatenen im Tempel von Esna siehe SAUNERON, Esna V, 74ff. und DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 7f. Vgl. auch die zahlreichen Belege für die Gleichsetzung des Chnum mit (Ptah-)Tatenen in LGG, VII, 346c. Dem obersten Schöpfer- und Handwerkergott von Esna in Oberägypten wird als eine seiner Formen der unterägyptisch-memphitische Schöpfer- und Handwerkergott par exellence hinzugesellt. Siehe hierzu auch LEITZ, Soubassementstudien III, 180. Siehe hierzu auch oben 84, Anm. (m).

(o)

Ergänzt nach Parallelen in Esna III, 226, 6; Esna VI, 537, 21 und Esna VII, 554, 15.

(p)

Für dieses Epitheton ist mir keine Parallele bekannt. Ausschlaggebend für diese Komposition dürfte die vierfache Alliteration gewesen sein. Siehe auch die sehr ähnliche Alliteration in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene Esna II, 15, 20.

(q)

Ergänzt nach dem Vorschlag von SAUNERON in Esna III, S. 142, Anm. (d).

(r)

So auch LGG V, 309b. Möglich wäre auch eine Lesung m njwwt 7, da sowohl in der Publikation als auch vor Ort kein Größenunterschied oder eine besondere Absetzung der drei letzten vertikalen Striche gegenüber den ersten vier auszumachen ist. Im Zusammenhang mit der Zahl Sieben denkt man hier zuerst an die sieben Chnumgötter, die in den Tempeln der griech.-röm. Zeit eine Gruppe von Schöpfergöttern darstellen, die aus dem „Urchnum“ hervorgekommen sind, siehe hierzu ROCHHOLZ, Schöpfung, 39ff. und KLOTZ, Adoration of the Ram, 141ff. Jedoch ist diese Göttergruppe nicht mit spezifischen Städten oder Toponymen verknüpft. Wahrscheinlicher dürfte die Zahl vier hier auf die vier wichtigsten Kultorte des Chnum Bezug nehmen, in denen er jeweils als der Ba eines anderen Gottes identifiziert wird. Im Einzelnen sind dies Elephantine ("#t-njwwt) im 1. oberägyptischen Gau als Ba des Re, Esna (v#-sny/Jwnyt) im 3. oberägyptischen Gau als Ba des Schu, Schashotep (C#s-Htp = Hypselis, das heutige Schutb) im 11. oberägyptischen Gau als Ba des Osiris und in Herwer ("r-wr, das früher mit Antinoupolis identifiziert wurde, heute gilt die genaue Lage als nicht abschließend geklärt, siehe hierzu KESSLER, Historische Topographie, 157f. und GOMAÀ, Die Besiedlung Ägyptens, 314) im 16. oberägyptischen Gau als Ba des Geb. Siehe zu diesen vier Bas WILD, in: BIFAO 60, 1960, 59–67 und GOYON,

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Florian Löffler

Dieux gardiens I, 117, Nr. 6. Zu den verschiedenen Chnumgöttern an diesen vier Orten siehe BADAWI, Der Gott Chnum, 22ff. und auch im Zusammenhang mit ihrer Personifikation der vier Bas ZAKI, Premier Nome, 209ff.; KLOTZ, in: ENiM 7, 2014, 51ff. und FERNÁNDEZ PICHEL, Les hymnes au dieu Khnoum, 73ff. Eine weitere Anspielung auf diese vier Bas dürfte die Nennung der vier Himmelsrichtungen in der königlichen Randzeile dieser Szene sein, als deren Herrscher der König dort bezeichnet wird. Vgl. auch die ähnlichen Aufzählungen in Esna II, 17, 46–48; Esna III, 232, 6–7; 250, 16–17; 276, 16 (§ 18) und Esna IV, 436 und 441, 2. Die gleiche Reihenfolge der Götter, als deren Ba Chnum identifiziert wird, findet sich auch in der Beischrift des Kultbildes in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene Esna VI, 503, 1–3 und so auch sehr ähnlich in der Mendesstele, dort als Identifizierung des ebenfalls widdergestaltigen B#-nbEdt mit den Bas des Re, Schu, Osiris und Geb, siehe hierzu Urk. II, 31; 48, 16 – 49, 3 und 52–54 und in Tôd I, 155, wo Month als b# Sps n Ro b# w#D n Cw b# dSr n Gb [b# b#]q n Wsjr „prächtiger Ba des Re, grüner Ba des Schu, roter Ba des Geb und leu[chtender Ba] des Osiris“ bezeichnet wird, siehe hierzu EGBERTS, In Quest of Meaning, 160, Anm. 9 mit Verweisen auf weitere Belege. In einer anderen „Darbringen der Töpferscheibe“Szene wird der König als Abbild des Re, Schu und des Sohnes der Isis bezeichnet, also auch der ersten zwei Götter in den beiden oben genannten Aufzählungen, siehe hierzu Esna III, 311, 6. Erwähnenswert ist auch Esna II, 140, wo der König den vier Widdern oder Bas von Esna Weihrauch darbringt. Dort werden sie jeweils als Ba des Schu, des Re, des Geb und des Osiris identifiziert (b# n Cw nb Êwnyt b# n Ro Xnt [V#wy] b# n Gb nb Owt-|t b# n Ws|r nb v#-sny). Problematisch bleibt die Schreibung, da es unüblich ist, Zahlen noch einmal mit Pluralstrichen zu determinieren. Man könnte annehmen, dass in einer zweiten Bedeutungsebene auf die obengenannten sieben Chnumgötter angespielt werden soll. Auch die Formulierung Hry i#t T#wy (so die Lesung denn korrekt ist) spielt zum einen auf die Küken als Sinnbild der Schöpfung des Chnum an, zum anderen ist V#wy auch eine Bezeichnung von Esna, siehe hierzu GAUTHIER, DG VI, 70. MONTET liest den Ortsnamen als J#t-T#wy „Esna“, siehe MONTET, Géographie II, 47 was auch eine einfache Übersetzung „der Obere von Esna“ ermöglich würde. Dieses halte ich aber auf Grund der merkwürdigen Anordnung der Hieroglyphen für nicht wahrscheinlich. V#wy oder auch Mswy sind ebenfalls Bezeichnungen von Schu und Tefnut als Küken bzw. Kinder des Re, die im Tempel von Esna wiederum als Sohn und Tochter von Chnum und Neith gesehen werden. Siehe hierzu STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 43f. und 64, Anm. (m) und FERNÁNDEZ PICHEL, Les hymnes au dieu Khnoum, 140ff. Vgl. zu dieser Stelle und zur Beziehung des Ortsnamens zum Tempel von Esna auch Esna II, 80, 4. Siehe zu T#wy und seinen Interpretationsmöglichkeiten auch LEITZ, Embryologie, 20ff. (s)

Dieser Abschnitt auch übersetzt und kommentiert bei GOYON, in: CdE 78, 2003, 53, der dort weitergehende Erläuterungen zur Epigraphik vornimmt.

(t)

Für dieses Epitheton als Bezeichnung von Göttinnen vgl. Urk. VIII, 7b (als Bezeichnung der Mut) und Esna II, 18, 11 (als Bezeichnung der Neith).

(u)

nb.s scheint hier zusammen mit der verstärkenden Partikel r.f eine Glossierung des vorhergehenden nHp zu sein.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

95

(v)

Vgl. Esna III, 339, 2. Dort ist es ein Epitheton des Chnum.

(w)

Dies ist die Bezeichnung eines, ähnlich wie Pr-nTr, nördlich von Esna gelegenen Heiligtums am heutigen Ort Kom ed-Deir, das Chnum-Re, dem Herrn des Feldes geweiht war, siehe WEIGALL, A Guide to the Antiquities of Upper Egypt, 305; SAUNERON, Esna V, 12, Anm. (n) und 316ff.; HALLOF, in: UCLA Encyclopedia of Egyptology, s.v. EsnaNord. und zuletzt ABDEL-RAHMAN, in: BIFAO 109, 2009, 2ff. Zu den Resten des dortigen Tempels siehe ARNOLD, Temples of the last Pharaohs, 168f.

(x)

Hier ergeben sich nach Parallelen mehrere mögliche Ergänzungen: Esna II, 15, 2; 61, 6 und Esna III, 377, 1 haben jeweils Hry nHp nHp r mr.f; Esna III, 261, 18 (§ 15) hat $nmw nHp r mr.f. Auf Grund des eher gering vorhandenen Platzes denke ich, dass die Ergänzung mit $nmw wahrscheinlicher ist.

(y)

Dies ist ein einmalig belegtes Epitheton des Chnum-Re, vgl. sehr ähnlich dazu Esna III, 300, 5 (nTr jr nTr nb „der Gott, der einen jeden Gott erschafft“). Aufgrund des Singulars könnte an dieser Stelle die Erschaffung des Königs durch Chnum-Re gemeint sein.

(z)

Die Lesung dieser Zeichengruppen ist mir nicht klar. Der Erhaltungszustand und die Qualität der Gravur sind an dieser Stelle im Stein außerordentlich schlecht.

(aa)

Eine andere mögliche Lesung wäre k#t[.f].

(bb) Nach Esna III, S. 144, Anm. (a) und einer Kollationierung vor Ort befinden sich noch nicht identifizierbare Zeichenreste am Ende der Kolumne. (cc)

wird hier aufgefasst als eine Schreibung von nb nHpw „Herr der Töpfer“. Die kleine Schlange

vor den Vorderbeinen des Widders erhält hierbei die Lesung nb,

der Widder den Lautwert n und die beiden Himmelshieroglyphen die für sie gängigen Lautwerte H und p. Es folgen Pluralstriche und der sitzende, widderköpfige Gott

als Determinativ des gesamten Epithetons. Vgl. die ähnliche Schreibung

für nb nHp „Herr der Töpferscheibe“ in Esna III, 277, 20 (§ 2). In LGG II, 680a ist diese Stelle als b# pty „der Ba der beiden Himmel“ mit einem Beleg und Hinweis auf die unsichere Lesung. Eine andere, zumindest mögliche, Deutung wäre hier eine Schreibung von npH anzunehmen, einer Bezeichnung des Chnum mit unklarer Bedeutung. CAUVILLE, in: RdE 32, 1980, 56, übersetzt den Ausdruck ohne Umschrift „maître de la cataracte“, MEEKS, in: BiOr 56, 1999, 582, nimmt eine Lesung nb npH „le maître de l’appareil génital“ an. Siehe auch insgesamt die Belege dieser Bezeichnung in LGG IV, 204c. (dd) Dies ist ein sehr häufiges Epitheton des Chnum in Esna. Im Tempel von Edfu ist es der Name des dritten der sieben Chnumgötter. Siehe hierzu die Belege in LGG VI, 590c– 591a und oben Anm. (r).

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Florian Löffler

(ee)

Zu diesem Ausdruck und der Übersetzung „der die Töpferscheibe dreht“ anstatt „der den Lehmbatzen öffnet“ siehe DORMAN, in: Fs Wente, 83ff. und DORMAN, Faces in Clay, 120ff. QUACK schlägt in seiner Rezension zu DORMAN, Faces in Clay (ZDMG 155, 2005, 611) die Übersetzung „der die Fruchtblase (nHp) öffnet“ vor, eine Übersetzung, die ich zumindest für die hier besprochene Stelle für eher unwahrscheinlich halte. Siehe hierzu auch VON LIEVEN, Nutbuch, 53, Anm. 210 und 133, Anm. 776. Für weitere Belege siehe LGG, II, 298 a–c. Die Übersetzung „der die Töpferscheibe dreht“ ist hier auch durch die rein ideographische Schreibung mit der Töpferscheibe mit sitzendem Kind, die ein Rückbezug zur Ikonographie der Szene darstellt, sehr plausibel.

(ff)

So auch aufgenommen in LGG I, 452c. Laut Esna III, S. 145, Anm. (h) jedoch zu berücksichtigen: „mais il reste la place d’un déterminatif, probablement le vase à lait“, sodass man möglicherweise auch von einer Lesung jr HDt „der die Milch erschafft“ ausgehen könnte. Ein solches Epitheton wäre aber ohne weiteren Beleg im LGG. Für die Lesung wD spricht jedoch auch der sehr ähnliche Ausdruck in Esna II, 15, 1–2.

(gg) So ergänzt nach Esna III, S. 145, Anm. (i). (hh) Parallele in Esna III, 377, 4 und 387, 5. Sehr ähnlich und vom Inhalt gleich Esna II, 16, 1; 63, 4 und Esna VII, 633. Vgl. auch die Stelle ähnlichen Inhaltes in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene in Philae (BÉNÉDITE, Philae, 103, 12), in der Chnum-Re zum König spricht: dj.(j) n.k s# s#t mn.tw m [Dt] r nHH „Ich gebe dir Sohn und Tochter, die andauern in Ewigkeit.“ (ii)

Hier könnte es sich auch um eine Bezeichnung des Tempels von Esna oder der Stadt Esna selbst handeln. Die Lesung ist mir jedoch nicht klar. LGG I, 459 a, vermutet dies ebenfalls, bietet aber auch keine Lesung an. Eine andere, meiner Meinung nach, plausiblere Möglichkeit wäre, das Wort $nm(w) „Chnum“ zu lesen, vgl. die Schreibungen in Esna III, 225 (25) und 277, 24 (§ 9) oder mit Verweis auf Esna III, 311, 13 und 313 B, msXnt „Geburtsziegel“. Rätselhaft hierbei bleibt jedoch die Bedeutung der beiden Stadtdeterminative unter den ersten beiden Kindhieroglyphen. Eine weitere Möglichkeit bietet KLOTZ in: ENiM 7, 2014, 39, Anm. 25, der in Verweis auf die Parallele in Esna II, 16, 1 msw.sn liest und hierbei die beiden als Suffix .sn mit unklarer Herleitung der Lesung vermutet.

(jj)

Mit Verweis auf die unsichere Lesung gibt LGG II, 461a–b hier wr sXm „groß an Stärke“. Das hier vorhandene Zeichen ist jedoch eindeutig kein sXm-Szepter, sondern eine Krone auf einer Standarte, die wiederum auf die Ikonographie des Chnum in dieser Szene anspielt.

(kk) Für Chnum als Lebenshauch vgl. Esna III, 267, 8 und 268, B. Sehr ähnlich auch in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene in Deir Chelouit III, Nr. 146, 1 und 6. Zur Versorgung des Embryos mit Atemluft durch Chnum siehe auch die weiteren Belege in LEITZ, Embryologie, 17f.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

2.4

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Esna III, 311

Säule 11, 1. Register, rechts. Datierung: Nerva (96–98 n. Chr.). Beschreibung: Der König, bekrönt mit der roten Krone, präsentiert in seiner linken Hand eine Töpferscheibe auf der sich ein stehendes Kind befindet. In Richtung des Königs blickend steht rechts vom König der widderköpfige Chnum-Re mit w#s-Zepter in der rechten und onX-Zeichen in der linken Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Vor Chnum-Re steht ein Opferständer mit einem Gefäß und einer langstieligen Lotosblume, deren Blüte in Richtung Chnum-Re zeigt. Hinter dem Gott stehen die vier Meschenet-Göttinnen, die jeweils die -Hieroglyphe auf dem Kopf tragen, die Arme sind leicht nach vorne gestreckt und die Handflächen im Anbetungsgestus nach unten gerichtet.

Titel und Einleitung

(1) Hnk nHp(a) Dd-mdw jn(.j) n.k nHp(b) pfy mr jb.k gr[g] t#wy nbw m (2) k#t.f(c) mnXt rwD nTrw nTrwt Hr.f j# jwo

Darbringen der Töpferscheibe. Worte zu sprechen: „Ich bringe dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt, die die gesamten beiden Länder bevölk[ert] mit ihrem vortrefflichen Werk, die Gott und Göttin fest werden lässt auf ihr. Oh,

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Florian Löffler

t#wy nn [k#t(d) nb (?)] jr.tw m Erbe der beiden Länder! Nicht gibt es [irgendein (?) Werk], Xm.k das man ausführt, indem du es nicht kennst!“ Der König

(3) nswt-bjtj nb t#wy (#wtwkrtr kysrs¿ (4) s# Ro nb Xow (Nrwjs ntj Xw¿ (5) sDty n nHp nb[.f](e) m nDm-jb(f)

Der König von Ober- und Unterägypten (Autokrator Kaisaros¿, der Sohn des Re, der Herr der Kronen (Nerva Sebastos¿, der Jüngling des Töpfers, den er (= Chnum) mit Freude erschaffen hat.

hinter dem König: s# onX w#s Aller Schutz, Leben und Herrschaft seien hinter ihm [wie nb H#.f [mj Ro Dt] (hinter) Re, ewig!] Königliche Randzeile

(6) nTr nfr sn[n] n Ro xnty n Cw Ssp-onX n s#(g) #st nb.n $nmw m owy.fy Ds.f sTn S#y.f Hr-tp msXnt(h) mtn.tw.f […]

Der vollkommene Gott, Ab[bild] des Re, Bildnis des Schu, lebendes Abbild des Sohnes der Isis, den Chnum mit seinen Händen selbst erschaffen hat und dessen Schicksal (bereits) auf dem Geburtsziegel festgelegt wurde, der ausgestattet wurde mit […]

Chnum-Re, der Obere der Töpferscheibe

(7) Dd-mdw jn $nmw-Ro HrynHp(i) nTr o# nb v#-sny Hmw n onX n onXw(j) (8) wr bj#wt m t#wy X#swt(k) nHp […] rr (9) msw Hr msXnt swr k# n mr.f Hr.s n […] r-gs (10) jdt r#owy.f pw m-Xnt.s(l) (11) oX oHow n nHH(m) Ro m nswyt (?)(n) mj Cw ro nb r-#w [Dt] (?)(o)

Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Oberen der Töpferscheibe, der große Gott, Herr von Esna, der Handwerker des Lebens für die Lebenden, der mit großen Wunderdingen in den beiden Ländern und den Fremdländern, der Töpfer […], der die Kinder aufzieht auf dem Geburtsziegel und den Ka dessen, den er liebt, auf ihm (= dem Geburtsziegel) vergrößert. [...] an der Seite der Gebärmutter, die Arbeit seiner Hände ist es, die in ihr ist, der, der die Lebenszeit als nHHEwigkeit des Re emporhebt in der Form des Königtums, so wie Schu täglich bis in [die Dt-Ewigkeit.]

Die vier Meschenet(p)

(12) Dd-mdw jn t# fdt msXnwt jmjwt [Jwnyt msX]nt wrt vfnt (13) msXnt(q) o#t Nwt msXn[t] nfrt #st msXnt mnXt NbtHwt(r) (14) jrywt rdwy nt nb nHp r sonX jwrt(s) r Hsb rnpwt n (15) […] wpwt w#t n g#w Htyt(t) (16) djwt rSwt m jbw jndw THHwt(u) n bw nb xr.sn (17)(v) ntsn Hsbwt oHow nbwt S#y rrt wDwt Xpr sg#wt mnHw(w) (18) snfr [msXn]t(x) Hr-tp ndb Hr t# fdt Dbt qd […]

Worte zu sprechen von den vier Meschenet, die in [Esna] sind: Die große [Mesche]net, Tefnut; die große Meschenet, Nut; die vollkommene Meschen[et], Isis; die vortreffliche Meschenet, Nephthys: Die Begleiterinnen des Herrn der Töpferscheibe, um die Schwangere leben zu lassen und um die Jahre zu zählen für […], die den Weg für den mit beengter Kehle öffnen, die Freude in niedergeschlagene Herzen geben und Jubel für jedermann damit. Sie sind es, die die Lebenszeit festlegen, die Herrinnen des Schicksals und der Erziehung, die die Gestalt festlegen, die die Wachsfiguren gering sein lassen, die die Geburts[stätte] (?) vervollkommnen im Kindbett auf den vier Ziegeln, erbaut […].

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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snfr.n S#y.k Xr.k nHp r Ts „Wir machen dein Schicksal vollkommen bei dir, oh Töpfer, hyw.k m [t#](y) um deine Untertanen im [Land] zu knüpfen.“ Göttliche Randzeile

(19) nswt-bjtj nHp m S#o grg t# m r#-owy.f b# sTj ir mw m qsw(z) nHp wr Ts How msww.s[n](aa) smn m Dbow Hr bnnt(bb) m jdt jr bw-nb m owy.f (?) […](cc) &Xnt\ Owt-jt

Der König von Ober- und Unterägypten, der Töpfer am Anfang, der das Land mit der Arbeit seiner Hände bevölkert, der begattende Widder, der Samen zu Knochen werden lässt, der große Töpfer, der den Leib um si[e] herum knüpft (= um die Knochen), der es mit den Fingern auf dem Ei in der Gebärmutter befestigt, der jedermann erschafft mit seinen Händen … &im\ Vaterhaus.

Unteres Bandeau (= Esna III, 313 A)

[… dj].f s(w) m njwt Jmn (?)(dd) wD.n.f(ee) sXm(ff) m t#wy X#swt nHp.n.f rmT nTrw owt mnmnt p#yw Xnw Hf#ww qm#.n.f wnnt nbt m t# pn Tn S#y rrt.f t# msXnt(gg) Hr jrywrdwy n(hh) (?) nb nHp(ii)

[…] Er ist [erschienen] in der Stadt des Amun, er hat die Macht angeordnet in den beiden Ländern und den Fremdländern. Er hat die Menschen, Götter, das Kleinvieh, die Herden, die Vögel, die Fische und die Schlangen getöpfert. Er hat alles, was in diesem Land existert, erschaffen, der, der das Schicksal und seine Erziehung festlegt, der Geburtsziegel mit den Begleitern des (?) Herrn der Töpferscheibe. (?)

Oberes Bandeau (= Esna III, 298 B)

onX nTr nfr k#t MnHyt(jj) $nmw nb.n nb nHp sTn.n.f sw jmj xt m-m qm#.n grg t# pn r nHH nswt-bjtj nb t#wj (vrjjns Xw¼ mrj $nmw-Ro nb v#-sny

Es lebe der vollkommene Gott, das Werk der Menhit und des Chnum, den der Herr der Töpferscheibe erschaffen hat, der ihn (bereits) im Leib gekrönt hat, inmitten derer, die der Begründer dieses Landes in Ewigkeit erschaffen hat, der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder (Trajan Sebastos¼.

Anmerkungen: (a)

Die offensichtliche Lesung in diesem Fall ist nHp. phonetische Komplemente zu

jeweils als n und H und damit als

nHp. Vgl. hierzu die sehr ähnliche Schreibung in Esna

III, 301, 11. Die Krone hat laut Kurth, Einführung I, 376 und 383, Anm. 57 mit Verweis auf SAUNERON, Esna VIII, 192, den Lautwert p mit einer Herleitung der Lesung von psS-kf. In diesem Fall ist sie ein phonetisches Komplement mit gleichzeitigem Verweis auf die Ikonographie der Szene, in der Chnum-Re mit dieser Krone dargestellt wird. Ausgehend von der Einordnung dieser Szene in den größeren Ritualkomplex der königlichen Geburt und mit Hinblick auf die Ikonographie der Szene, in der ein bereits fertig geformtes Kind stehend auf der Töpferscheibe dem Chnum-Re dargebracht wird, möchte ich noch eine zweite mögliche Interpretation des Szenentitels vorschlagen: Ausgehend von oben Gesagtem, halte ich eine amphibolische Lesung Hnk ms/xrd/nnj n nHp „Darbringen des Kindes an den Töpfer“ des Szenentitels für wahrscheinlich. In diesem Falle wäre die Krone das auf die Darstellung des Chnum-Re in dieser Szene verweisende Determinativ des Wortes nHp „Töpfer“ oder ein phonetisches Komplement.

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Florian Löffler

Für eine weitere Schreibung von nHp mit der Krone siehe Esna III, 276, 11. Zum Ritual der königlichen Geburt in Esna insgesamt siehe SAUNERON, Esna V, 185ff. (b)

Auch diese Schreibung bezieht sich auf den größeren Ritualkomplex der königlichen Geburt, in den diese Szene eingebettet ist. Durch die Kronen von Ober- und Unterägypten wird die königliche Macht über Ägypten ausgedrückt. Noch deutlicher wird dieser Aspekt in Esna III, 300, 10 und 358, 31, wo mit der Schreibung

noch der

Thronsitz zu den beiden Kronen gesellt wird. Weiterhin kann man die Schreibung auch als Anspielung auf die Allumfassendheit der Schöpfertätigkeit des Chnum-Re sehen, des Schöpfers von Himmel und Erde. Siehe für diese spezielle Schreibung auch CAUVILLE und IBRAHIM ALI, Le temple égyptien et ses dieux, 121. Siehe insgesamt zu den verschiedenen Schreibungen der Wortes nHp im Tempel von Esna DERCHAINURTEL, Epigraphische Untersuchungen, 199ff. (c)

Wahrscheinlich liegt hier eine spielerische Schreibung vor, die wie die vielen anderen Parallelen k#t „Arbeit, Werk“ zu lesen ist. Eine weitere mögliche Lesung wäre st.f „an ihrem Platz“ oder k#r.f „in ihrem Schrein“. Hier würde es sich aber um im Rahmen der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen einmalige Formulierungen handeln.

(d)

Die Ergänzung erfolgt nach Esna III, 311, Anm. (a). Kontext und die folgenden Determinative

machen eine folgende Ergänzung mit nb nicht unwahrscheinlich.

(e)

Ich ergänze ein in der Lücke. Damit läge hier eine Relativform vor, deren Subjekt Chnum, der Töpfer, ist, der den König als seinen Jüngling erschafft.

(f)

So ähnlich auch Esna II, 15, 7 (m #t ntj #wt-jb); 59, 1 (m #t ntj snfr-jb) und Esna III, 254, 6 (m #t ntj XntS).

(g)

ist hier sicherlich eine Verschreibung für

.

(h)

Sehr ähnlich Esna II, 15, 6; 53; 150, 2 und Esna III, 300, 3 und 313 A.

(i)

Für weitere Belege dieses relativ häufigen Epithetons des Chnum siehe LGG V, 365c. Siehe auch die „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene Esna II, 61, 6. Bemerkenswert ist aber in diesem Zusammenhang, dass diese Szene die einzige im gesamten Tempel von Esna ist, in der Chnum-Re mit diesem Epitheton als Hauptgott in einer Ritualszene auftritt. Siehe hierzu HALLOF, in: 6. Ägyptologische Tempeltagung, 121. Auch in allen anderen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen im Tempel von Esna tritt immer Chnum-Re, der Herr von Esna als Hauptgott der Szene auf. Möglicherweise soll hier durch die Wahl dieses Epithetons die besondere Bedeutung der Arbeit des Chnum an seiner Töpferscheibe bei der Empfängnis hervorgehoben werden, die in dieser Szene, wie auch im Mythos der königlichen Geburt (Esna III, 300ff.), in den sie eingebettet ist,

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

eine herausragende Rolle spielt. Siehe zu diesem Ritualkomplex SAUNERON, Esna V, 185ff. (j)

Diese Sequenz hat eine Parallele in Esna VI, 503, 15.

(k)

Für Chnum als wr-bj#wt vgl. Esna III, 277, 21; 355, 2 und 371, 19. Hier wird die Schöpfungstätigkeit und der Einflussbereich des Chnum über die Grenzen Ägyptens hinaus ausgedehnt, vgl. hierzu auch Esna III, 250, 12–14, wo die Erschaffung der Fremdvölker und ihrer Wunderdinge (bj#wt) durch Chnum beschrieben wird. Siehe hierzu ausführlicher Abschnitt 3.3.

(l)

Hier wird wahrscheinlich auf die Vorstellung angespielt, dass Chnum in der Gebärmutter der Frau auf seiner Töpferscheibe den Embryo formt. Siehe hierzu Abschnitt 3.2.

(m)

So auch aufgenommen in LGG II, 201c (mit Fragezeichen). Der Lautwert o für ergibt sich wahrscheinlich akrophonisch aus den Lautwerten onX, opy oder opp. Siehe hierzu KURTH, Einführung I, 298.

(n)

Die Lesung nswyt ist unsicher. Die Lesung ergibt sich aus einer dann abundanten Determinierung.

(o)

Die Ergänzung Dt ergibt sich aus dem Parallelismus mit dem vorherigen nHH.

(p)

Der Abschnitt der vier Meschenet-Göttinnen ist auch übersetzt bei DERCHAIN-URTEL, Tjenenet, 31.

(q)

Die Schreibung greift die Geburts- und Fortpflanzungsthematik des Textes im Gegensatz zu den anderen, eher gewöhnlichen msXnt-Schreibungen in dieser Szene besonders eindrucksvoll auf.

(r)

Die Abfolge und die Identifizierung der vier Geburtsgöttinnen mit jeweils einer bestimmten Göttin sind in den Tempeln der griech.-röm. Zeit mit einigen wenigen Ausnahmen als kanonisch anzusehen. Vgl. hierzu die Belege in LGG III, 439a (msXnt wrt); 438c (msXnt o#t); 440a (msXnt nfrt) und 439c (msXnt mnXt). Siehe hierzu auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 101.

(s)

DERCHAIN-URTEL, Tjenenet, 31 liest hier abweichend jwo wrD „Erbe des Müden“ und vermutet eine Bezeichnung des Horus. Vgl. jedoch die quasi identischen Schreibungen für jwrt „Schwangere“ in Wb I, 56.

(t)

g#w Htyt ist eine Bezeichnung des Embryos. Diese Stelle insgesamt bezieht sich wahrscheinlich auf den Geburtsvorgang an sich sowie die ersten Atemzüge und das Öffnen des Mundes des Neugeborenen. Siehe hierzu auch LEITZ, Embryologie, 25. Man könnte hier ebenfalls eine Schilderung der Wehen und Pressatmung der werdenden Mutter oder aber eine Metapher für die Öffnung des Geburtskanals und des Muttermundes sehen. Siehe zu diesem Ausdruck Wb III, 181 und V, 151, vgl. hierzu auch Esna III, 356, 25,

n und

st von #st mit

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wo Chnum in einer Litanei mit dem gleichen Epitheton bezeichnet wird. Vgl. insgesamt sehr ähnlich Esna III, 250, 16ff. und 377, 4. Vgl. auch die fast identische Formulierung in Esna III, 320, 22. Siehe hierzu auch LEITZ, Embryologie, 18ff. und 22ff. Der Geburtsvorgang an sich und die Erschaffung der einzelnen Bestandteile des menschlichen Körpers werden am eindrucksvollsten in Esna III, 250, 6–12 beschrieben, siehe hierzu SAUNERON, Esna V, 95ff.; DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 37ff.; KNIGGE, Lob der Schöpfung, 297ff. (siehe hierzu die Rezension von QUACK, in: WdO 37, 2007, 90ff.) und MATHIEU, in: Fs Grenier, 499ff. Eine fortlaufende Übersetzung des Textes befindet sich auch in LICHTHEIM, AEL III, 112ff. Siehe auch ausführlich zur Erschaffung der einzelnen Glieder und Bestandteile des Körpers LEITZ, Embryologie, 7 und 26ff. (u)

In der Lücke wird wohl nur das Determinativ

o. ä. gestanden haben.

(v)

Die Zeilen 17 und 18 befinden sich vor den leicht ausgestreckten Armen der vier Meschenet-Göttinnen und sind merkwürdigerweise in gegenläufiger Schriftrichtung graviert. Zeile 17 von links nach rechts, Zeile 18 von rechts nach links.

(w)

Siehe zu diesem Ausdruck oben Abschnitt 2.1, Anm. (i).

(x)

Hier befindet sich eine Lücke von mehreren ausgemeißelten Quadraten, siehe hierzu die Anmerkung zwischen Esna III, 311, 17 und 18.

(y)

So ergänzt nach Esna II, 15, 14.

(z)

Vgl. die Parallelen in Esna III, 200, 10; 249, 2; 319, 16 und 356, 13 und ähnlich in Esna III, 250, 8. Zur Bedeutung dieses Ausdruckes siehe SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 19ff.; YOYOTTE, in: BIFAO 61, 1962, 139ff.; QUACK, in: Fs Schenkel, 115; FEUCHT, Das Kind im Alten Ägypten, 95 und dies., in: DASEN, Naissance et petite enfance dans l’Antiquité, 40f. Die Vorstellung, dass die Knochen aus dem Samen des Vaters entstehen, während die Milch der Mutter der Ursprung des Fleisches ist, findet sich auch bereits im Papyrus Jumilhac (pJumilhac XII, 24 = VANDIER, pJumilhac, 124 mit S. 180, Anm. 366). Siehe zur Diskussion der genauen Bedeutung dieses Ausdruckes ausführlich LEITZ, Embryologie, 8ff.

(aa)

LGG VII, 494 lässt dieses Wort in der Übersetzung aus. Für die Präposition m-sww siehe Wb IV, 62 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 809.

(bb) Siehe zur Bedeutung dieses Wortes WILSON, Ptolemaic Lexikon, 318. Dort wird die Übersetzung mit „seed? (of a lotus)“ angegeben mit der Sekundärbedeutung „Ei“ und das Wort in Zusammenhang mit der hermopolitanischen Kosmogonie gebracht. Es ist jedoch zu beachten, dass der Begriff „Samen“ hier nicht im Sinne von menschlichem Samen oder Sperma verwendet wird, sondern im Sinne eines Pflanzensamens, der befruchtet wird. Die passendere Übersetzung im Zusammenhang mit der menschlichen Fortpflanzung ist also in der Tat Ei(-zelle). Siehe hierzu auch ZIVIE-COCHE, in: Fs Leclant IV, 425f.; MENDEL, Kosmogonische Inschriften, 41, Anm. (g) und KLOTZ, Caesar in the City of Amun, 105ff. Einen anderen Vorschlag zur Lesung dieser Passage bietet

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

LEITZ, Embryologie, 11, der abweichend smn mtwt (?) Hr bnnt m idt „Der den Samen (?) auf der Keimzelle in der Gebärmutter hat dauern lassen“ liest. Diese Lesung ist auch so vorgeschlagen in LGG VI, 339c. (cc)

. HeutNach den Druckhieroglyphen in der Publikation folgt hier die Gruppe zutage ist hiervon jedoch im Stein nichts mehr vorhanden. Die Lesung, so die Wiedergabe korrekt ist, bleibt unklar.

(dd) Der Beginn dieser Kolumne ist zerstört, und der Anfang bleibt unklar. Für die unsichere Lesung hier wird als Verschreibung für angenommen. Es läge dann eine Anspielung auf Theben als einem der Ursprungsorte des Königtums vor. Zu den drei dynastischen Hauptstädten Memphis, Heliopolis und Theben als Quelle und Ursprung des ägyptischen Königtums und ihrer Bedeutung in den Tempeln siehe zuletzt CAUVILLE, in: RdE 61, 2010, 1ff. (ee)

Zur Lesung des Zeichens als n.f siehe KURTH, Einführung I, 153, Anm. 234 mit Verweis auf Esna II, 104, 2. KURTH hält in diesem Fall auch eine einfache Lesung f für möglich. Aufgrund des sicher zu lesenden nHp.n.f im folgenden Ausdruck halte ich jedoch auch hier ein sDm.n.f für wahrscheinlicher.

(ff)

ist hier eine Verschreibung für

.

Für die Lesung sXm siehe KURTH, Einführung I, 375 und 383, Anm. 45. Vgl. auch Esna III, 300, 6, wo es in gleicher Schreibung heißt sXm.n.k t# r-Dr.f „Du hast die Macht ergriffen im gesamten Land“. Vgl. auch die Übersetzung dieser Stelle in SAUNERON, Esna V, 196.

(gg) Hier liegt eine spielerische Schreibung vor, welche sowohl durch die Verwendung der Zeichen als auch durch ihre besondere Anordnung auf die Geburt zahlreicher Kinder auf dem Geburtsziegel anspielt. Das erste

erhält hierbei den Lautwert ms, das zweite

den Lautwert X (von Xy „Kind“) und das dritte den Lautwert n nnj „Kind“).

(von nXn oder

(hh) Siehe zu dieser Lesung Esna III, 313, Anm. (a): „Le signe qui suit les deux jambes, brisé et cimenté, pourrait être aussi bien que ”. (ii)

Eine sehr aussagekräftige Schreibung des Wortes, welche sowohl durch die nHH-Gruppe auf die Fortdauer der Schöpfung in alle Ewigkeit als auch durch die HH-Hieroglyphe auf die quasi unendliche Vielzahl der Geschöpfe anspielt. Vgl. hierzu etwa die sehr ähnliche Schreibung in Esna III, 310, 28. Die gesamte Lesung des letzten Teiles dieser Kolumne ist unsicher. Vgl. jedoch auch graphisch sehr ähnlich Esna III, 300, 3 (Tn.n.j S#y.k Hr msXnt „Ich habe dein Schicksal (bereits) auf dem Geburtsziegel festgelegt“).

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(jj)

Florian Löffler

ist hier sicherlich eine Schreibung des Namens der Menhit. Das Auge erhält hierbei den Lautwert m von der ideographischen Lesung m## „sehen“ oder vom Lautwert mj (siehe hierzu DE Wit, in: Fs Edel, 447) und den Lautwert nH von nHH (als spielerische Schreibung mit der Kombination von nb und HH). Vgl. hierzu die ähnliche Schreibung des Gottesnamens in Esna III, 233, 24 (56) und als VerSAUNERON, Esna VIII, 204. Die andere Interpretationsmöglichkeit wäre schreibung bzw. pars pro toto für zu interpretieren. Diese Gruppe kann den Lautwert mn annehmen, insbesondere auch in Schreibungen des Gottesnamens der Menhit in Esna, siehe hierzu die Liste der Belege in SMITH, in: Fs Lüddeckens, 199ff. Die hier vorliegende Stelle ist dort jedoch nicht aufgenommen.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

2.5

105

Esna III, 395(a)

Säule 18, 1. Register, links. Datierung: Trajan (98–117 n. Chr.). Beschreibung: Der König, bekrönt mit einer Krone bestehend aus einer Papyrussäule, welche von zwei Uräen umschlungen ist und auf der sich ein Skarabäus befindet, präsentiert in seiner linken Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend steht rechts vom König der widderköpfige Chnum-Re mit w#s-Zepter in der rechten und onX-Zeichen in der linken Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Hinter Chnum-Re steht die löwenköpfige Menhit mit einem Papyruszepter in der rechten und einem onX-Zeichen in der linken Hand, auf ihrem Kopf eine Sonnenscheibe mit Uräus.

Titel

(1) [Hnk] nHp n nb.f Dd-mdw m-n.k nHp wr tpy mr{.f}(b) grg.n.k t# pn m k#t(?).f(c) nb.n.k msw nb Hr-tp.f (?) m nTr

[Darbringen] der Töpferscheibe an ihren Herrn. Worte zu sprechen: „Nimm dir die sehr große Töpferscheibe, die du liebst. Du hast dieses Land bevölkert mit ihrem Werk (?). Du hast die Kinder auf ihr (= die Töpferscheibe) erschaffen

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106

Florian Löffler

mob#yt(?)(d) jmj [n].k k#t (2) nbt n $nmww wr sSm(e) s#.k (?) m r#-owy.sn rdj.n.k ... (?) n Ts nTrw r spno (?) oHow th.n (?) w#t [nTr] (?) mn sbj jm Hr w#t nTr r … (?) oD.sn(f) (?) (3) mn.sn m## wDt.sn m ro nb mj Hn nb(g) (?) dj.n.k Hryt n Xmnw (?) r wDo (?) nTrw rmT rdj(?).n.f p#y Db# n Db#w rdj.s(n) wr … (?) r swr kyw Hfnw Dbow (?)

(?) als Gott des Dreißigerkollegiums (?). Zu dir gehört jedes Werk der Chnumgötter. Groß ist das Wesen deines Sohnes durch die Arbeit ihrer Hände, du hast gegeben … für den, der die Götter knüpft, um die Schiffe kentern zu lassen, die den Gottesweg angegriffen haben (?). Sie machen dort fest und legen (wieder) ab auf dem Gottesweg, um … Sie … und sie machen fest, wenn sie ihre Befehle erblicken an jedem Tag wie alle ... (?). Du hast den Schrecken (?) vor der Achtheit (?) veranlasst, um die Götter und Menschen zu richten. Er (= Chnum?) hat diese Vergeltung den Vergeltern gegeben und sie lassen groß sein …, um die anderen Hunderttausende und Zehntausende groß zu machen (?).

Der König

(4) nswt-bjtj nb t#wy (#wtkrtrs Kysrs¿ (5) s# Ro nb Xow (erjjns ntj Xw¿ (6) Hry-t#(h) qm# b#.f(i) Ssp onX n $nmw jr $nmw[w]

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder (Autokratoros Kaisaros¿, der Sohn des Re, der Herr der Kronen (Trajan Sebastos¿, der Erbe dessen, der seinen Ba erschafft, das lebende Abbild des Chnum, der die Chnumgöt[ter] erschafft. hinter dem König: s# onX w#s Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter nb H#[.f] mj Ro Dt [ihm] wie Re, ewig! Königliche Randzeile

(7) nTr nfr sTj.n k# nDmnDm qd.n Xnty pr-onX(j) m #t #b-jb(k) jt.f sTn.tw.f m "wt(-jt)(l) Xnt onXw [n] B#qt nswt n Snn jtn jwo nHp (vr#nys [ntj Xw]¼

Der vollkommene Gott, den der begattende Stier gezeugt hat, der vom Vorsteher des Lebenshauses geformt wurde im Moment der Herzensfreude seines Vaters, der gekrönt wurde im Vaterhaus an der Spitze der Lebenden Ägyptens, der König dessen, was die Sonnenscheibe umkreist, der Erbe des Töpfers (Trajan [Sebastos]¼.

Chnum-Re, der Herr von Esna

(8) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb v#-sny nswt nTrw Xntj "wt-jt PtH(9)-Vnn m j#w jm#X.f m Nwn sj#.n.f nbw m (10) j#w n Hr.f XntS jb.f r m## st jj.n jb.f r sm#w (11) mswj.f(y) r tm wS m k#t jr.n.f Dr jr.n.f […] (12) orq.n Ro (?) […] n m## mjtt.f (?) Hn.n.f(m) t# Xr $nmw wr r jrt k#t (13) dj.j wr D#mw.k m %tmn [Hr] nst.k #w nHH

Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Esna, der König der Götter an der Spitze des Vaterhauses. PtahTatenen als Alter, er ist wohlversorgt im Nun. Alle, die er erkannt hat, sind in Lobpreis wegen seines Antlitzes. Sein Herz freut sich, wenn er sie erblickt. Sein Herz ist gekommen, um seine beiden Kinder (= Schu und Tefnut) aufs Neue zu erschaffen und um nicht aufzuhören mit dem Werk, das er ausgeführt hat, seit er gemacht hat […], was Re vollendet hat (?), […] nicht sah man seinesgleichen (?), er hat das Land durchzogen mit dem großen Chnum, um das Werk zu verrichten: „Ich lasse deine Nachkommen groß sein in Ägypten [auf] deinem Thron bis in alle Ewigkeit.“

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

107

Menhit, die Herrin von Chenti-Ta

(14) Dd-mdw jn MnHyt wrt nbt %ntj-t# wbnt m Nwn (15) prt Hno Et m H#t nb.tw.s m h#jt nt wbn Dsr (16) #Xt Xnt.s oo Dt.s m jort (17) nswt nTrw m H#t.s s#.s p#wty tpy dmD Hno jwty m## nHp.n.[f](n) (?) (18) dj.j Ssp.k nfrw Xr jmj nHp.f jr.j st.j imjtw wpt.f

Worte zu sprechen von Menhit, der Großen, die Herrin von Chenti-Ta, die im Urgewässer erschienen ist, die mit der Djet-Schlange hervorgekommen ist am Anfang, die man erschaffen hat im Horizont des Erscheines, der mit heiligem Glanz (= Re) ist vor ihr, ihr Leib wurde ausgespuckt als Uräus, vor der sich der König der Götter befindet, ihr Sohn, der erste Urzeitliche, der vereint war mit dem, von dem nicht gesehen wird, was [er] getöpfert hat (?): „Ich veranlasse, dass du die Vollkommenheit empfängst bei dem, der zu seiner Töpferscheibe gehört. Ich handle (an) meinem Platz an seinem Scheitel.“

Göttliche Randzeile

(19) […] Dsr Xprw Xpr (m) sp tpj jt jtw mwt [mwwt(o) …] Ts s(t) (?) […] nTrw Xpr (?) Jwnyt Hn n.f tm#t mnXt(p) […] (?) onX nTr Hr-s# b# ms m H#t nb.tw (?) r.f (?) wtT.n.f nTrw Hrw r gs.f wHm.n.f jrw.f m sm# Dsr […]

[...] der mit verborgener Gestalt, der beim ersten Mal entstanden ist, Vater der Väter, Mutter [der Mütter …], der sie knüpft (?) […], die Götter, die in Esna entstanden sind (?). Seine vortreffliche Mutter eilt zu ihm, […] es lebe der Gott, der hinter dem Widder, der im Anfang entstand, ist, den man aber erschaffen hat (?). Er hat die Götter und Menschen gezeugt, die an seiner Seite sind. Er hat seine Gestalt erneuert als verborgenes Abbild […].

Unteres Bandeau (= Esna III, 397 A)

nTr nfr nHp Cw wr |wn wr(q) pr m st nTr n (?) Jwnyt n Xpr pt t# sXpr.n.f Nwn m wr m t#wy ms.n.f Hbb oS# bs t# xnm.n.f jwo m mr.f nHp.n.f [… Nw]n (?) jnpH smD b# onX o# bs snfnf(r) (?) sXpr n wn wnnt $nmw ro nb

Der vollkommene Gott, der Töpfer, Schu, der Große, der große Wind der Hervorkommende des Thrones des Gottes von (?) Esna, als Himmel und Erde noch nicht entstanden waren. Er hat Nun als Großen entstehen lassen in den beiden Ländern, er hat die reichliche Flut erschaffen, die das Land überschwemmt, er hat den Erben erschaffen als den, den er liebt. Er hat getöpfert, [… Nu]n, der die Tiefe erreicht, der große lebende Ba, der überflutet und ergießt, der entstehen ließ, als es das, was es gibt noch nicht gab, (das ist) Chnum, täglich.

Oberes Bandeau (= Esna III, 385 A)

nb nHp grg t# X#X n nTrw m sp#wt Jr-t#(s) wr jr nn r-#w $nmw-Ro nb v#-sny nTr o# Hrjjb […]

Der Herr der Töpferscheibe, der das Land bevölkert, der Eilige der Götter in den Gauen, Irta, der Große, der dies alles macht, Chnum-Re, der Herr von Esna, der große Gott inmitten von […].

Anmerkungen: (a) Die Epigraphik dieser Szene ist von außergewöhnlich schlechter Qualität. Die Zeichenformen sind oft ungewöhnlich. Auch erschwert die häufig sehr gedrungene Anordnung der Hieroglyphen, welche in vielen Fällen die Lesereihenfolge verunklart, die Entzifferung zusätzlich. Bereits SAUNERON erkannte dies und führt diese Szene als Beispiel par excellence für die teilweise mangelhafte epigraphische Qualität der Inschriften des

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Tempels von Esna an. Die ersten drei Zeilen gestalten sich besonders schwierig. SAUNERON schreibt über vorliegende Ritualszene: „Le texte est trop dense, les signes sont mal dégrossis, souvent informes, parfois méconnaissables. Certains d´entre eux ont été à ce point déformeés par le graveur malhabile ou ignorant que seul le contexte permet de les identifier“. Siehe hierzu das Foto samt Anmerkung in SAUNERON, Esna I, Tf. IX (gegenüber von S. 50) und Esna III, S. 378, Anm. (a). Dementsprechend sind auch meine Transliteration und Übersetzung in vielen Fällen unsicher und lückenhaft. Dies gilt im ganz besonderen Maße für die Zeilen 2 und 3, die mir fast komplett unverständlich sind. (b)

Hier ist

(?) .f mit großer Wahrscheinlichkeit eine Verschreibung für

.k.

(c)

Hier ist mir die Lesung nicht klar. Eigentlich wäre nach den Konstruktionen in den anderen Szenen das Wort k#t „Arbeit, Werk“ zu erwarten, und möglicherweise liegt hier nur eine extreme Verschreibung dieses Wortes vor. Mit großer Unsicherheit sei noch auf das Verb Tsm „bauen, erbauen“ verwiesen, welches man theoretisch mit diesen Zeichen schreiben könnte und das auch aus dem Kontext heraus passend wäre. Siehe zu diesem Wort Wb V, 410 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 1175.

(d)

Die Lesung dieser Zeichengruppe ist unklar. Die Gruppe so auch noch einmal in Esna II, 81, 5 im Zusammenhang mit einer Auflistung von Festdaten und in den BandeauInschriften auf der Außenwand Esna VII, 586 und 633 aus der Zeit des Commodus (180–192 n. Chr.). Der angegebene Lautwert zu dieser spezifischen Hieroglyphe ist mt (KURTH, Einführung I, 174 und 190, Anm. 351, welcher als einzigen Beleg Schreibungen des Namens des Domitian aus Esna mit diesem Zeichen angibt). Möglicherweise handelt es sich aber auch um eine ungewöhnliche Schreibung des Wortes mob#yt „Dreißigerkollegium“, siehe hierzu Wb II, 46 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 414. Dieser Vermutung liegt die hypothetische Annahme einer spielerischen Verschreibung von für zu Grunde. Zur Bedeutung dieses Wortes siehe auch LEM, 234 (9, 5–6); VERNUS, in: RdE 33, 1981, 99, Anm. (aj) und KONRAD, in: ZÄS 130, 2003, 81ff. Für die Belege von Chnum als Herr des Dreißigerkollegiums siehe LGG III, 644b–c. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Gruppe als eine spielerische Verschreibung von nTrw anzusehen, die im Kontext des Tempels von Esna zumindest passend wäre. Die Lesung wäre dann nTr nTrw „Gott der Götter“.

(e)

Für die Übersetzung von sSm als „Wesen“ siehe Wb IV, 290.

(f)

Hier wäre auf Grund des Determinativs ein Verb aus dem Wortfeld „kentern, umwenden, etc.“ zu erwarten. Ein solches Verb mit dem Konsonatenbestand oD(w) ist jedoch nicht belegt.

(g)

Diese Passage ist äußerst rätselhaft und hat keine Parallele in anderen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen. Das Verständnis wird durch die große Unsicherheit der Identifizierung der Zeichen und ihrer Lesereihenfolge weiter erschwert. Soweit sich der Inhalt

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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erschließen lässt, scheint es sich hier um die Schilderung von Schiffen zu handeln, die in irgendeiner Weise schlechte Dinge tun, indem sie den Gottesweg angreifen oder ihn übertreten. Der Inhalt an sich und insbesondere auch die Beziehung dieser Passage zum Rest der Szene oder zur Schöpfung auf der Töpferscheibe im Allgemeinen sind mir unklar. Eine Verknüpfung des Chnum mit Schiffen und nautischen Inhalten im Allgemeinen findet sich in Esna III, 277, 19 und 378, 20–21. Allerdings tritt Chnum hier als Beschützer der Schiffe und der Seefahrt auf. Siehe hierzu auch SAUNERON, Esna V, 168f., Anm. (l). (h)

Für dieses Wort mit der Bedeutung „Erbe, Nachfolger“ siehe Wb III, 136 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 666. Das ungewöhnliche Determinativ erklärt sich dadurch, dass hier die Schreibung des obengenannten Wortes mit der Schreibung des Schlangennamens Hry-t# vermischt wurde. Vgl. hierzu oben bereits genannte Stellen in den Wörterbüchern.

(i)

Die Lesung f dieses Zeichens ergibt sich wahrscheinlich nach dem akrophonischen Prinzip aus der Lesung fnD. Für Chnum als qm# b#.f siehe auch Esna III, 375 A.

(j)

Für Chnum als Vorsteher des Lebenshauses siehe oben Abschnitt 2.1, Anm. (p). Vgl. auch Esna II, 15, 13 und 17, 40. Vgl. auch die sehr ähnliche Passage in Esna II, 15, 17, wo es ebenfalls in der kgl. Randzeile heißt: wtT.n $nmw prt #Xt n k# sTj nHp.n nHp m #t ntj #wt-jb „den Chnum gezeugt hat, der prächtige Samen des begattenden Stiers, den der Töpfer im Moment der Freude getöpfert hat“. Siehe zu Chnum als Erzeuger im Tempel von Esna auch LEITZ, Embryologie, 4f.

(k)

Zur Vorstellung, dass der Gott den König in Freude erschafft vgl. Esna II, 15, 7 (m #t ntj #wt-jb); 59, 1 (m #t ntj snfr-jb), Esna III, 254, 6 (m #t ntj XntS) und 311, 5 (m nDm jb).

(l)

Die Lesung ergibt sich hier aus der sehr ähnlichen Passage in Esna III, 254, 6. Ohne die Parallele würde man hier sicherlich eher m-xt (siehe hierzu SAUNERON, Esna V, 99, Anm. (n) und SMITH, Mortuary Texts, 97f) lesen, was die Übersetzung „er wurde (bereits) im Leib gekrönt“ ergeben würde, welche natürlich auch, trotz der Parallele in der anderen Szene, möglich ist.

(m)

Die üblichen Lautwerte dieser Hieroglyphe sind hn, k und kj (KURTH, Einführung I, 342 und 350, Anm. 103–105). SAUNERON, Esna VIII, 165f. gibt noch eine weitere Lesung q an, abgeleitet von k#r „Schrein“. Aufgrund des Determinativs und des Kontexts vermute ich hier eine spielerische Schreibung des Verbes Hn „eilen, durchziehen“ (Wb III, 103). Vgl. die koptische Form des Verbes ϩⲓⲛⲉ, WESTENDORF, KHwB, 377.

(n)

Diese Stelle auch übersetzt und kommentiert bei LEITZ, in: Fs Goyon, 267f. Dieser Abschnitt hat eine Parallele auf dem Monthtor in Karnak, die einiges zu Lesung und Verständnis dieses Abschnittes beiträgt. Siehe hierzu Urk. VIII, 18c = AUFRÈRE, Le propylône, 368f.; 371 und 374ff. Eine Übersetzung auch bei STERNBERG EL-HOTABI, Der Propylon des Month-Tempels in Karnak-Nord, 78ff. Siehe zu Et als Urgott in Schlangengestalt HUSSON, Miroir, 66, Anm. 4 und 6 und zuletzt KLOTZ, Caesar in the City of

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Amun, 172f. Zu einer möglichen Gleichsetzung von Et mit dem Schöpfergott Kematef siehe LEITZ, in: Fs Goyon, 271. (o)

„Vater der Väter, Mutter der Mütter“ sind in Esna sowohl häufige Epitheta des Chnum als auch der Neith und spielen auf die theologische Vorstellung an, dass Chnum und Neith nur zwei Aspekte eines einzigen androgynen Ur- und Schöpfergottes sind, wobei der Aufgabenbereich der Neith die Erschaffung der Welt durch ihren Ausspruch ist, quasi eine creatio ex nihilo, vergleichbar mit dem biblischen Schöpfungsbericht, während Chnum die Schöpfung durch die Arbeit seiner Hände an der Töpferscheibe vollzieht. Siehe hierzu SAUNERON, Mél. Mariette, 242ff.; WESTENDORF, in: LÄ II, 633ff., s.v. Götter, androgyne; STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 37ff.; ELSAYED, Neith I, 125; HALLOF, in: 6. Ägyptologische Tempeltagung, 119f. und HALLOF, in: UCLA Encyclopedia of Egyptology, s.v. Esna.

(p)

Zu diesem Ausdruck siehe GOYON, in: CdE 78, 2003, 44ff.

(q)

Nach Cw wr stehen noch die nicht in der Edition von SAUNERON aufgenommenen Zeichen jwn wr „der große Wind“, was ein häufiges Epitheton des Schu ist (Hinweis Daniel VON RECKLINGHAUSEN). Siehe hierzu die Belege in LGG I, 185c.

(r)

Die Lesung ist nicht sicher. Siehe zu snfnf MEEKS, AL 79, 2619 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 863.

(s)

Zum schlangenstaltigen Schöpfergott Irta siehe zuletzt ausführlich KLOTZ, Caesar in the City of Amun, 121ff. und LEITZ, Soubassementstudien III, 180f.

2.6

Esna VI, 503(a)

Pronaos, Innenseite der Rückwand, 1. Register, links der ptolemäischen Fassade. Datierung: Traianus Decius (249–251 n. Chr.) Beschreibung: Der König, bekrönt mit der roten Krone, präsentiert in seiner linken Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend steht rechts vom König auf einer Art Podest ein widdergestaltiges Kultbild des Chnum, auf dessen Gehörn sich eine Uräussschlange befindet. Hinter dem Kultbild steht der widderköpfige Chnum-Re mit w#s-Zepter in der rechten und onX-Zeichen in der linken Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Beischrift des Kultbildes(b)

(1) bs nTr(c) b# pw n Ro(d) (2) Das Abbild des Gottes, es ist der Ba des Re, der Ba des Schu, b# Cw b# Gb (3) b# n Ws(j)r der Ba des Geb, der Ba des Osiris, der Lufthauch des Lebens. swH n onX(e) Titel und Einleitung

(4–6) […] (7) ms msw nb(f) […] , der alle Kinder zeugt (?) […], die Majestät […] (?) Hm […] Der König

(8) nswt-bjtj nb t#wy (Jwtkrt# Kysrs¿ (9) s# Ro nb Xow (vkjs ntj Xw¿ (10) onX Sno (?) stj (?) m Jwnyt (?)(g) m mry Jwn(y)(h) (?) Hinter dem König: s# onX w#s nb H#[.f mj Ro] Dt

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder (Autokrator Kaisaros¿, der Sohn des Re, der Herr der Kronen (Decius Sebastos¿, der Lebende ... (?), der ausstreut (?) in Esna (?) als der Geliebte des zu Esna Gehörigen (?). Aller Schutz, Leben und Herrschaft seien hinter [ihm wie Re], ewig!

Königliche Randzeile

(11) nTr nfr wtT.n $nmw Ssp Der vollkommene Gott, den Chnum gezeugt hat, das leonX [… msXn]t (?) m (?) p# bende Abbild des [… Geburtszie]gel (?) als (?) der Töpfer nHp j[q]r Dbow […] mit tre[ffli]chen Fingern (?) […]

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112

Florian Löffler

Chnum-Re, der Herr von Esna

(12) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb v#-sny (13) PtH-Cw nb (14) rnpwt nTr o# m-xt(i) v#-sny (15) Hmw onX n onXw(j) sr mrty(k) (16) jr ntt jwtt nHp wr (17) smn msw(18).f nfr nb (?) […] nTrt (?) wD.tw (?) (19) […] t#wy (?) nHp wtT (?) ro nb o# Jwny(20)t (?) […] nTr nTrw (?)

Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Esna, Ptah-Schu, der Herr der Jahre, der große Gott in Esna, der Handwerker des Lebens für die Lebenden erschuf, der geliebte Widder (?), der das erschuf was ist und was nicht ist, der große Töpfer, der alle seine vollkommenen Kinder fest werden lässt (?), […] die Göttin, die befiehlt (?), […] der beiden Länder (?) der Töpfer, der täglich zeugt (?), der Große von Esna (?) […] Gott der Götter (?).

Göttliche Randzeile

(21) […] wnnw S#o Xpr (m) […] die, die existieren, der das Entstehen anfangen ließ (zu) H#t (?) […] Nwn wr (?) r Hm Anbeginn (?) […], der große Nun (?) für die Majestät des nTr (?) […](k) Gottes (?) […]. Anmerkungen: (a) Weitere Zeichenreste (insbesondere in den Zeilen 4 und 5) und eine Zeichnung der Szene finden sich bereits in LD IV, 90c. (b)

Die ersten drei Zeilen dieser Szene rezent auch übersetzt und kommentiert von KLOTZ, in: ENiM 7, 2014, 51ff, mit dessen Ergebnissen ich fast vollständig übereinstimme. Anmerkungen finden sich somit nur bei abweichenden Interpretationen.

(c)

Zusätzlich zur Lesung von KLOTZ in: ENiM 7, 2014, 51 jr sr „was den Widder anbelangt“, die auch gut durch weitere Parallelen abgesichert ist, ergibt sich eine weitere Lesemöglichkeit der vorhandenen Zeichen (nämlich bs nTr „Abbild des Gottes“): mit dem Lautwert b (KURTH, Einführung I, 301 und 308, Anm. 6, Herleitung von b#Q in SAUNERON, Esna VIII, 153, Nr. 195);

mit dem Lautwert s (KURTH, Einführung I,

379 und 387, Anm. 172, siehe auch DERCHAIN-URTEL, in: Gs Quaegebeur, 580); mit dem spezifischen Lautwert nTr (KURTH, Einführung I, 199 und 210, Anm. 101, siehe auch Esna III, 387, 3 und VII, 571 B). Möglicherweise ist aber auch hier, ähnlich wie im Szenentitel von Esna III, 311, eine amphibolische Lesung intendiert. Hierbei kann es sich entweder um eine Widderstatue handeln oder aber um ein lebendes Tier als Inkarnation des Gottes im Tempelkult, siehe hierzu zuletzt BEINLICH, in: Fs Kessler, 45ff und insbesondere zu dieser Szene ibid. 50. (d)

Hier wird mit großer Wahrscheinlichkeit anstatt das Zeichen zu lesen sein. Siehe zu dieser nicht seltenen Verwechslung KURTH, Einführung I, 425 und 429, Anm. 32.

(e)

Für Chnum als Lebenshauch vgl. Esna III, 247, B (Chnum als Ptah), 267, 8 und 268, B. Sehr ähnlich auch in der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene in Deir Chelouit III, Nr. 146, 1 und 6. Zur Versorgung des Embryos mit Atemluft durch Chnum siehe auch

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

113

die weiteren Belege in LEITZ, Embryologie, 17f. Für eine Beschreibung des Kultbildes des Chnum von Esna in seiner Barke siehe Esna VI, 543, 10–21 mit Übersetzung und Kommentar in DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 112f. (f)

Möglicherweise auch ms msw.k „der deine Kinder zeugt“ zu lesen. Dann handelt es sich wahrscheinlich um die Rede des Chnum an den König.

(g)

Die Lesung dieser Zeile ist unsicher. Es handelt sich, wie in ähnlichen Szenen in der Umgebung dieser Szene, um ein Beiwort des Königs. Der Beginn scheint sicher onX „Lebender“ zu sein, vgl. hierzu die identische Schreibung mit sicherer Lesung in Esna VI, 503, 15. Das folgende Zeichen, welches auch bereits in der Edition von SAUNERON mit einem (sic) versehen ist, könnte eine Verschreibung für sein und zusammen mit dem folgenden Sno zu lesen sein. Insgesamt bleiben Lesung und Bedeutung dieser Zeile unklar.

(h)

Entweder als Jwn „Pfeiler“ oder als Jwny „Der zu Esna gehörige“ zu lesen. Vgl. hierzu die Belege in Esna III, 239 A, 353 B, 373 D und 378, 12.

(i)

Die hier angenommene Lesung ist als m (von mjw „Katze“) und als xt, was in der griech.-röm. Zeit keine seltene Lesung ist. Siehe hierzu KURTH, Einführung I, 339 und 347, Anm. 27; SAUNERON, Esna V, 99, Anm. (n) und SMITH, Mortuary Texts, 97f.

(j)

Dieser Abschnitt hat eine Parallele in Esna III, 311, 7. Hmw ist hier retrograd ausgeführt.

(k)

Vgl. für dieses Epitheton Esna III, 225, 8 (17); 378, 9 und Esna IV, 412, 2.

(l)

Der Text bricht an dieser Stelle vollständig ab.

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2.7

Florian Löffler

Esna VII, 585

Pronaos, Außenseite der Rückwand, 1. Register, links der rechten Seitentür. Datierung: Commodus (180–192 n. Chr.) Beschreibung: Der König, bekrönt mit der roten Krone, präsentiert in seiner rechten Hand einen Korb, auf dem sich die Hieroglyphen befinden. Darüber ist eine Töpferscheibe graviert, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend steht rechts vom König der widderköpfige Chnum-Re mit w#s-Zepter in der linken und onXZeichen in der rechten Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Vor ihm steht Heka, das Kind, auf einem mit Pflanzen dekorierten Podest. Er führt den Zeigefinger der linken Hand zum Mund. Er ist bekleidet mit einer Art Umhang und trägt in der rechten Hand Krummstab, Geißel und onX-Zeichen. Am Kopf trägt er die charakteristische Knabenlocke und ein herzförmiges Amulett um den Hals.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Anmerkungen: Dieses Tableau ist ein Kuriosum und keine „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene im eigentlichen Sinne. Sie ist aber auf Grund ihrer besonderen Gestaltung hier aufgenommen. Das Tableau an sich ist eine „Darbringen von onX-Dd-w#s“-Szene, was sowohl Ikonographie der Darstellung als auch die Inschriften bezeugen.47 Bemerkenswerterweise besteht die Opfergabe des Königs, ganz dem Szenentypus entsprechend, aus einem Korb, in dem sich von links nach rechts ein onX-Zeichen, ein Dd-Pfeiler und ein w#s-Zepter befinden, zwischen dem onX-Zeichen und dem Dd-Pfeiler ist zusätzlich eine Töpferscheibe eingefügt, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. Laut der Beschreibung in der Publikation war ursprünglich eine „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene geplant, d.h. die Töpferscheibe auf der Hand des Königs wurde zuerst graviert. Dann aber scheint der Entwurf aus nicht bekannten Gründen geändert worden zu sein. Wahrscheinlich wurde die ursprüngliche Töpferscheibe in der Folge mit einer Stuckschicht überzogen und darüber der Korb mit den onX-Dd-w#s-Zeichen graviert, bemalt und die Beschriftung der Szene vorgenommen. Von dieser Stuckschicht ist heutzutage nichts mehr erhalten, daher ist der ursprüngliche Entwurf mit der Töpferscheibe in der Hand des Königs wieder zu Tage getreten und erklärt so das jetzige Erscheinungsbild dieser Ritualszene. Auch scheint es bei der Komposition des Textes zu einigen Korrekturen gekommen zu sein, die heute durch die nicht mehr erhaltene Stuckschicht den Eindruck einer fehlerhaften Königstitulatur erwecken.48

2.8

Philä II, 396–397, Berliner Photo 1016

Geburtshaus, Außenseite der Rückwand, linke Hälfte, linke Szene, 3. Register. Datierung: Augustus (30 v. Chr. – 14 n. Chr.) Beschreibung: Der König, bekrönt mit der Doppelkrone präsentiert in seiner linken Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend sitzt rechts vom König der widderköpfige Chnum-Re mit w#s-Zepter in der rechten und onX-Zeichen in der linken Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Hinter Chnum-Re sitzt Hathor mit einem Papyrusstab in der rechten und einem onX-Zeichen in der linken Hand. Sie ist bekrönt mit einem Kuhgehörn, zwischen dem sich eine Sonnenscheibe und eine Doppelfederkrone befindet.

47 Vgl. für diesen Ritualszenentyp im Tempel von Esna Esna II, 135; Esna III, 295 und Esna VI, 494. 48 Siehe zu dieser Szene auch die einführenden Anmerkungen in Esna VII, S. 101; HALLOF, in: UCLA Encyclopedia of Egyptology, s.v. Esna, 8 und CAUVILLE und IBRAHIM ALI, Le temple égyptiens et ses dieux, 202.

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Spruch

(1) nHp pn mn.tw m-b#H.k (2) „Diese Töpferscheibe ist dauerhaft vor dir. Mögest du nicht nn wrD.k m qd ro nb müde werden, täglich zu erschaffen.“ Name des Königs

(3) nswt-bjtj nb t#wy (#wtqrdr¿ Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der bei(4) s# Ro nb Xow (Kysrs onX Dt den Länder (Autokrator¿, der Sohn des Re, der Herr der mrj PtH #st¿ Kronen (Kaisaros, er lebe ewig! Geliebter des Ptah und der Isis¿. hinter dem König (5) s# onX Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter w#s nb H#.f mj Ro Dt ihm wie (hinter) Re, ewig! Chnum-Re, der Herr von Senmet

(6) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Sencnmt(a) sXm Sps Xnt (7) O#t- met, die edle Macht an der Spitze von Elephantine, der sp#wt(b) k# wtT nTrw(c) Stier, der die Götter zeugt. Hathor, die Herrin von Senmet

(8) Dd-mdw jn Owt-Or wrt nbt cnmt jrt Ro (9) nbt pt Hnwt nTrw nbw Spst nfrt Xnt prmst(d)

Worte zu sprechen von Hathor, der Großen, die Herrin von Senmet, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter, die Edle, die Vollkommene an der Spitze des Geburtshauses.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Königliche Randzeile

(10) jj.n.j Xr.k b# qd(e) jr nTrw ms s# nn sn[nw.f](f) jn(.j) n.k nHp pfy mr jb.k(g) nHp Hm.k nTrw rmT Hr.f Twt nTr o# wr S#o qd m H#t(h) grg t# pn m r#owy.f(i)

„Ich bin zu dir gekommen, oh Ba, der erschafft, der die Götter macht und den Sohn ohne seines[gleichen] erschafft. (Ich) bringe dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt, sodass deine Majestät die Götter und Menschen auf ihr töpfern kann. Du bist der überaus große Gott, der das Erschaffen am Anfang begonnen hat und der dieses Land bevölkert mit der Arbeit seiner Hände.“

Göttliche Randzeile

(11) jj.tw m Htp s#.j #b jb.j qd.tw m xt(j) r oHo m Hq# Ssp.n.j nHp jn.n.k n Hm.j hr jb.j sk Hr mr.j(k) jr.j n.k xrdw (?) Hr.f m s# s#t r Ts(l) hyw.k m t# pn

„Sei gegrüßt, mein Sohn, den mein Herz liebt, der im Leib geformt wurde, um Herrscher zu sein. Ich habe die Töpferscheibe empfangen, die du meiner Majestät gebracht hast und mein Herz freut sich aber über das, was ich liebe. Ich erschaffe für dich Kinder auf ihr als Sohn und Tochter, um deine Untertanen in diesem Land fortdauern zu lassen.“

Anmerkungen: (a) cnmt ist nach neueren Forschungen keine Bezeichnung der Insel Bigga. Siehe zusammenfassend zu dieser Diskussion zuletzt RICKERT, in: KOCKELMANN und RICKERT, Von Meroe bis Indien, 209 und Philae III, 8, Anm. 5. Siehe weiterhin LEITZ, Soubassementstudien II, 35f, Anm. 19 und LEITZ, Soubassementstudien IV, 61. (b)

Zu dieser Bezeichnung der Insel Elephantine siehe LEITZ, Soubassementstudien II, 34 und LOCHER, Topographie, 35f.

(c)

Parallele in E Mammisi, 95, 18, dort eine Bezeichnung des B#-nb-Edt. Für ähnliche Epitheta, die wtT nTrw enthalten, siehe LGG II, 600c–601b.

(d)

Aufgrund des Anbringungsortes dieser Szene im Mammisi nimmt Hathor hier im Gegensatz zu BÉNÉDITE, Philae, 103, 6–12 die Rolle als Herrin aller Götter und die an der Spitze des Geburtshauses befindliche ein, während sie in der anderen Szene aus Philae die gefährliche Göttin und feuerspeienden Stirnschlange ist.

(e)

Ein nicht sehr häufiges Epitheton des Chnum, vgl. D Mammisis, 269, 8 und E V, 184, 18.

(f)

Bereits in der Originalpublikation wird in Anm. 2 dieser Vorschlag gemacht. Vgl. auch Esna III, 378, 14 mit dem Epitheton des Chnum ms s# m sn r jt.f „Der den Sohn erschafft, der seinem Vater gleicht“.

(g)

Parallelen in Esna II, 15, 2; 61, 1; Esna III, 254, 2 und 311, 1.

(h)

Ein nur in Philae belegtes Epitheton des Chnum (siehe auch BÉNÉDITE, Philae, 103, 7) und des Ptah (Philä II, 329, 20). Die beiden Vokabeln S#o und H#t „Anfang, anfangen“ und die Tatsache, dass dieses Epitheton weder in Esna noch sonstwo belegt ist, lassen vermuten, dass diese Bezeichnung als Anspielung auf Philae selbst, welches unter

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anderem "wt-Xntj „Haus an der Spitze“ genannt wurde (siehe hierzu Philae III, 11, Anm. 2), als auch auf den nahegelegenen Chnum-Kultort Elephantine, welcher unter anderem auch als "#t-sp#wt „Anfang der Gaue“ bezeichnet wird, gewählt wurde. (i)

Für weitere Belege siehe LGG, VII, 320c–321a. Vgl auch die sehr ähnlichen Ausdrücke u.a. in Esna II 15, 2; 61,5; Esna III 254, 2; 284, 3 und 311, 1–2.

(j)

Bereits in Philä II, 397, Anm. 3 wird die Möglichkeit dieser Lesung angenommen. Die Lesung dieser Zeichen als xt „Leib“ ist unproblematisch (siehe hierzu KURTH, Einführung I, 339 und 347, Anm. 27; SAUNERON, Esna V, 99, Anm. (n) und SMITH, Mortuary Texts, 97f.) und in diesem Fall auch sehr wahrscheinlich, da hier die Vorstellung ausgedrückt wird, dass Chnum den Embryo auf seiner Töpferscheibe im Mutterleib erschafft. Siehe zu dieser Thematik auch Abschnitt 3.2.

(k)

Hier ist interessanterweise die Antwort des Gottes auf die für die „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen so charakteristische Formulierung jn.j n.k nHp pfy mr jb.k „Ich bringe dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt“ (siehe bspw. Esna II, 15, 2) ausformuliert. Ssp.n.j nHp jn.n.k n Hm.j kann als Antwort auf die Königsrede, jn.j n.k nHp pfy und hr jb.j sk Hr mr.j als Antwort auf den zweiten Teil des Auspruchs mr jb.k verstanden werden.

(l)

Für diese Bedeutung des Wortes Ts siehe Philä II, 397, Anm. 4 mit Verweis auf Wb V, 397, 23f. und BADAWI, Der Gott Chnum, 55f.

2.9

BÉNÉDITE, Philae, 103, 6–12 und Tf. 34, Berliner Photo 357(a)

Westliche Außenwand des Naos, 3. Register, Tableau II. Datierung: Augustus (30 v. Chr. – 14 n. Chr.) Beschreibung: Der König, bekrönt mit der Doppelkrone präsentiert einen, aufgrund der vollständigen Zerstörung dieses Bereiches im Relief, nicht identifizierbaren Gegenstand. Wegen der absolut eindeutigen textlichen Identifizierung dieses Tableaus als eine „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene ist es aber sicher, dass es sich hierbei auch um eine Töpferscheibe gehandelt hat. In Richtung des Königs blickend sitzt links vom König der menschenköpfige Chnum-Re mit w#s-Zepter in der linken und onX-Zeichen in der rechten Hand. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone, die mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe versehen ist. Hinter Chnum-Re sitzt Hathor mit einem Papyruszepter in der rechten und einem onX-Zeichen in der linken Hand. Sie ist bekrönt mit einem Kuhgehörn, zwischen dem sich eine Sonnenscheibe und eine Doppelfederkrone befinden.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Kartuschen und königliche Randzeile

nswt-bjtj nb t#wy (#wtkrdr¼ s# Ro nb Xow (Kysrs onX Dt mry Pth #st¼ (1) mw nTrj n Rsj-jnb.f (2) jj.n.j Xr.k nTr o# m cnmt Hry nHp qd r mr.f jn.j n.k nHp pfy mr jb.k grg.n.k t# pn jm.f Twt nTr o# wr S#o qd m H#t jr rmT nTrw m r#-owy.f

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder (Autokrator¼, der Sohn des Re, der Herr der Kronen (Kaisaros, er lebe ewig! Geliebter des Ptah und der Isis¼, göttlicher Samen dessen, der südlich seiner Mauer ist: „Ich bin zu dir gekommen, großer Gott in Senmet, Oberer der Töpferscheibe, der nach seinem Belieben erschafft. Ich bringe dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt, du hast dieses Land damit bevölkert. Denn du bist der überaus große Gott, der das Erschaffen am Anfang begonnen hat, der die Menschen und Götter mit der Arbeit seiner Hände macht.“ hinter dem König: s# onX w#s Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter nb H#.f mj Ro Dt ihm wie (hinter) Re, ewig! Rede des Königs

(3) m-n.k nHp pfy mr jb.k nb.n.k wnnt nbt Hr.f(b) ntk nb nHp pwy nn wn snw.f (4) r#owy.f pw grg t# pn

„Nimm dir jene Töpferscheibe, die dein Herz liebt. Du hast auf ihr alles erschaffen was existiert. Du bist der Herr der Töpferscheibe, jener ohne Gleichen. Die Arbeit seiner Hände ist es, die jenes Land bevölkert.“

Chnum-Re, der Herr von Senmet

(5) Dd-mdw jn $nmw-Ro nb Worte zu sprechen von Chnum-Re, dem Herrn von Senmet, cnmt (6) k# wob How nTr o# der Ka mit reinem Leib, der große Gott inmitten der Reinen

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Hry-jb Jw-wob(c) (7) qd rmT Insel (= Abaton von Philae), der die Menschen formt, der die ms nTrw qm# owt nb mjtt jry Götter erschafft und der alles Kleinvieh ebenso erschafft. Hathor

(8) Dd-mdw jn "wt-Hr wrt Worte zu sprechen von Hathor, der Großen […], Herrin des […] (9) nbt pt Wpst nbt nbjt Himmels, Wepeset, Herrin der Flamme, Gebieterin des Hnwt Owt-nbjt(d) Flammenhauses. Göttliche Randzeile

(10) jj.tw m Htp nb.j Hr nHp.j „Sei gegrüßt, (oh du), den ich auf meiner Töpferscheibe er[hr](e) jb.j Hr r#-owy.k dj.(j) schaffen habe, [du erfreust] mein Herz mit der Arbeit deiner n.k s# s#t mn.tw m [Dt] r nHH Hände. (Ich) gebe dir Sohn und Tochter, die andauern bis in alle Ewigkeit.“

Anmerkungen: (a) Insgesamt ist diese über weite Strecken mit der anderen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene in Philae parallel. Sehr wahrscheinlich gehen beide auf eine gemeinsame Vorlage zurück, die dann je nach Anbringungsort variiert wurde. Siehe zu diesem Phänomen in Philae CAUVILLE, in: Fs Beinlich, 49ff. (b)

In der Publikation wird an dieser Stelle eine mit (sic) versehene Buchrolle ben. Die Präposition Hr scheint ausgefallen zu sein.

(c)

Die immer noch maßgebliche Studie zum Abaton von Philae ist JUNKER, Abaton. Die (bisher unpublizierte) Habilitationsschrift von Marc GABOLDE befasst sich ebenfalls mit diesem Thema.

(d)

Zu Wepeset als gefährliche Göttin und Inkarnation der Hathor und der Sachmet in Philae siehe INCONNU-BOCQUILLON, La déesse lointaine, 240f.

(e)

Hier ergänzt aufgrund der sehr ähnlichen Sequenz in Philä II, 396, 11.

2.10

gege-

Deir Chelouit III, 146 und Tf. 17

Innenseite des Naos, Nordwand, 2. Register, zweite Szene von links. Datierung: Trajan (98–117 n. Chr.) Beschreibung: Der König, bekrönt mit einer gehörnten Krone, Sonnenscheibe und zwei Uräen, präsentiert in seiner rechten Hand eine Töpferscheibe, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. In Richtung des Königs blickend sitzt links vom König der menschenköpfige Schu, mit w#s-Zepter in der linken und onX-Zeichen in der rechten Hand. Er ist bekrönt mit einer Straußenfeder. Hinter Schu steht die löwenköpfige Tefnut, die linke Hand im Grußgestus erhoben, auf ihrem Kopf eine Sonnenscheibe mit Uräus.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Titel

(1) m-n.k nHp r swH(a) How „Nimm dir die Töpferscheibe, um die Leiber mit Lufthauch Db# owt r iry.sn wD S#y Hr zu versehen, um die Glieder auszustatten mit dem, was zu msXnt(b) ihnen gehört, und das Schicksal auf dem Geburtsziegel festzulegen.“ Der König

(2) nswt-bjtj nb t#wy (#wtwkrtwr Kysrs vrjnnj¼ (3) s# Ro nb Xow (#trjnjns ntj Xw¼ (4) jry nHp r srd(c) swHt n Hm.f hinter dem König: s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder (Autokrator Kaisaros Trajan¼, der Sohn des Re, der Herr der Kronen (Trajan Sebastos¼, der zur Töpferscheibe gehörige, um das Ei wachsen zu lassen für seine Majestät. Aller Schutz, alles Leben und alle Herrschaft seien hinter ihm wie (hinter) Re, ewig!

Königliche Randzeile

(5) onX nTr nfr jwo n Cw jr- Es lebe der vollkommene Gott, der Erbe des des Schu, der sSm-Sm(d) n #X T#wy.fy(e) wr Erbe des Trefflichen seiner beiden Kinder (= Re), der mit jrw pw srd swHt n qm# sw großer Gestalt ist es, der das Ei wachsen lässt für den, der nswt-bjtj ( ¼ ihn erschaffen hat, der König von Ober- und Unterägypten ( ¼.

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Schu, der Sohn des Re

(6) Dd-mdw jn Cw s# Ro T#w n onX n nTrw rmT nTr mnX(f) jj n njs.f (7) srd swHt n ntj nb jr k#w.f(g) HH.tw m jwty gmt (8) dj.j oS# D#mw.k Hr-tp t# pxrnst.k(h) m sw#D mnX

Worte zu sprechen von Schu, dem Sohn des Re, der Hauch des Lebens für Götter und Menschen, der vortreffliche Gott, der zu dem kommt, der ihn ruft, der das Ei eines jeden wachsen lässt, der seine Speisen erschafft, den man sucht, ohne dass (er) gefunden werden kann. „Ich lasse deine Nachkommen zahlreich sein auf der Erde und deinen Thronfolger in vortrefflichem Gedeihen.“

Tefnut, die Tochter des Re

(9) Dd-mdw jn vfnt s#t Ro Spst(i) wsrt Xntt cp#t-H#t(j) Hnwt nt Snw jtn (10) poyt wrt mkt sn.s dngngst jryt tp n (11) jt.s #sbt mnXt nn (12) Dt n qm# sj nn HH How n wtT sj(k) (?) (13) dj.j n.k Hrt-tp mn.tw m tp.k r sXpr nrw.k m jbw t#wy wrw.sn […]

Worte zu sprechen von Tefnut, der Tochter des Re, die Edle, die Mächtige an der Spitze des Gaues des Anfangs, die Gebieterin dessen, was die Sonne umkreist, die große Flammende, die ihren Bruder schützt, die Kobra am Kopf ihres Vaters, die vortreffliche Brennende, nicht gibt es den Körper dessen, der sie erschaffen hat und es nicht gibt es das Suchen des Leibs dessen, der sie gezeugt hat (?). „Ich gebe dir die Stirnschlange, die fest an deinem Kopf ist, um den Schrecken vor dir in den Herzen der beiden Länder und ihren Großen entstehen zu lassen […]“.

Göttliche Randzeile

(14) nswt-bjtj nTr jr T#w jSS.n(l) Ro m sp tpj mw nTrj n Or j#btj wtT.n.f sw jm m S#o snt.f vfnt(m) jm r-gs.f Hr jrt oD n bTnw.f

Der König von Ober- und Unterägypten, der Gott, der den Hauch erschafft, den Re ausgespuckt hat beim ersten Mal, der göttliche Samen des östlichen Horus, er hat ihn damit erschaffen zu Anbeginn, seine Schwester ist dort an seiner Seite beim Anrichten eines Gemetzels unter denen, die gegen ihn rebellieren.

Anmerkungen: (a) Die Wörter swH „Wind, Lufthauch“ (Wb IV, 72; WILSON, Ptolemaic Lexikon, 812) und das weiter unten vorkommende swHt „Ei“ (Wb IV, 73f.; WILSON, Ptolemaic Lexikon, 812f.) sind jeweils Begriffe, die sowohl auf den Gott Schu in seiner Funktion als Luftgott als auch auf die Stadt Theben anspielen, in deren Umgebung sich der Tempel von Deir Schelwit befindet. Die Bezeichnung von Theben als Ei (des Amun) ist bereits im Wörterbuch aufgenommen, siehe hierzu Wb IV, 74. und zu dem Zusammenhang mit swH „Wind, Lebenshauch“ auch AUFRÈRE, Le propylône, 86, Anm. (c) und 87, Anm. (a). Siehe hierzu auch MENDEL, Kosmogonische Inschriften, 39, Anm. (b), 45ff., Anm. (b) und zum Zusammenhang von Theben mit dem Ei ibid., 78ff. Siehe auch oben Anm. 189. Siehe allgemein zur Rolle des Eies und seiner Verbindung mit dem Lehmbatzen auf der Töpferscheibe LEITZ, Embryologie, 6f. und 14. (b)

Die erhaltenen Zeichen sind nicht vollständig klar. Die Lesung ergibt sich jedoch eindeutig aus den sehr ähnlichen Formulierungen in Esna II, 15, 6; 53; 150, 2 und Esna III, 300, 3 und 313 A.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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(c)

ist an dieser Stelle vermutlich eine Schreibung des Verbes srd „wachsen lassen, gedeihen lassen“ (Wb IV, 205). Diese Annahme ist begründet durch den Vergleich mit Esna III, 388, 9 (mit Teilparallele in Tôd II, 232, 6–8), wo es heisst Ts T#y srd swHt „der den Mann erschaffen hat, der das Ei hat wachsen lassen“. Siehe auch ähnlich Esna II, 17, 22–23. Vgl. hierzu auch LEITZ, Embryologie, 12. Dieses gilt analog für den gleichen Ausdruck weiter unten in Zeile 5 und 7 in dieser Szene.

(d)

Für diesen seit der 30. Dynastie belegten Ausdruck siehe Wb IV, 287 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 927.

(e)

Die Lesung hier ist nicht sicher, so auch LGG I, 40b. In diesem Fall wäre die Position des Suffixpronomens nicht korrekt. Ich denke aber, dass es sich hier entgegen der Angabe im LGG, aufgrund des vorhergehenden jr-sSm-Sm „Erbe“ und der Determinierung mit einer sitzenden männlichen und einer sitzenden weiblichen Gottheit nicht um einen Titel des Königs handelt, sondern um ein Epitheton des Re, als dessen Erbe der König hier bezeichnet wird, und dass „seine Kinder“ die hier in der Szene auftretenden Götter Schu und Tefnut sind. Die Bezeichnung des Königs in diesem Zusammenhang als Erbe des Re eröffnet eine interessante Möglichkeit der Interpretation: Er nimmt hier als Erbe des Re die Rolle des Vaters von Schu und Tefnut an, welche im Tempel von Esna ja wie bereits oben angemerkt von Chnum-Re eingenommen werden kann, siehe hierzu STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 39f. Auch trägt er in dieser Szene die charakteristische gehörnte Krone des Chnum-Re, des Herrn von Esna, die er auch in allen dortigen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen trägt und sonst nie im Tempel von Deir Schelwit. Möglicherweise soll also über diese Anspielungen der König hier selbst mit Chnum identifiziert werden. Auf einer zweiten Ebene könnte der Umstand, dass in dieser „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene gerade Schu und Tefnut die agierenden Götter sind, eine Anspielung auf Chnum und Menhit sein, die in Esna in den meisten der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen die opferempfangenden Götter sind. Chnum wird in Esna sehr häufig mit Schu gleichgesetzt bzw. übernimmt Aspekte dieses Gottes, gleiches gilt parallel für Menhit und Tefnut. Siehe hierzu STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 42. Zu Chnum-Schu siehe auch ZAKI, Premier Nome, 212ff.

(f)

Die Lesung ist hier nicht sicher, laut Deir Chelouit III, S. 166, Anm. (d) aber „mnX paraît plus probable que o#“.

(g)

Die Lesung ist hier nicht sicher. Falls korrekt, würde man hier eigentlich ein anderes Determinativ erwarten (Brot o. ä.). Laut Wb V, 91 kann dieses Wort aber seit der 19. Dynastie auch mit der Buchrolle determiniert werden. Für weitere Belege (allerdings ohne Suffix .f) siehe LGG, I, 498c. Möglicherweise ist hier auch einfach k#t „Arbeit, Werk“ zu lesen.

(h)

Zu diesem seit der 26. Dynastie belegten Ausdruck siehe Wb I, 547 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 368.

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(i)

Die Schreibung von Spst mit zwei scheint eine epigraphische Eigenart des Tempels von Deir Schelwit zu sein, vgl. hierzu auch die Belege in Deir Chelouit II, 75, 9; III, 138, 8 und 144, 10.

(j)

Dies ist eine häufige Bezeichnung entweder für Armant oder den gesamten westlichen Teil des thebanischen Gaus. Siehe hierzu THIERS, in: ELDAMATY und TRAD, Egyptian Museum Collections around the World, II, 1163, Anm. 47. Insgesamt ist der Ausdruck insbesondere in Deir Schelwit eine häufige Bezeichung von Göttinnen, vgl. die Belege in LGG V, 928c.

(k)

Die beiden Ausdrücke sind in ihrer Lesung sehr unsicher und nur einmal belegt, vgl. hierzu die Einträge in LGG III, 497b und 508c. Der Gott dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit Re als Vater der Tefnut sein.

(l)

Zur Bedeutung dieses Ausdruckes und seiner Verbindung zu Schu siehe WILSON, Ptolemaic Lexikon, 113f. Zur Diskussion über die genaue Bedeutung des Verbes |SS siehe BLACKMAN, in: JEA 31,1945, 64 und LORTON, in: SAK 21, 1994, 176 mit Anm. (m) und 186f. |SS kann auch eine Bezeichnung des Chnum von Schashotep als Sohn des Re sein, was im Kontext dieses Szenentyps auch eine bewusste Anspielung sein könnte. Siehe zum Chnum von Shashotep SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 33ff. und mit weiteren Belegen LEITZ, Soubassementstudien II, 145f., LEITZ, Soubassementstudien III, 93 und LEITZ, Soubassementstudien IV, 237. Siehe zuletzt zum Gau von Schashotep in griech.-röm. Zeit ELLER, in: CdE 90, 2015, 371ff.

(m)

Die Schreibung ist dem Kontext nach möglicherweise eine Verschreibung für mit der Lesung vfnt. Es wäre dann vermutlich zu einer Verwechselung bei der Übertragung aus der hieratischen Vorlage gekommen. Für eine identische Schreibung des Namens der Tefnut siehe Esna II, 60, 1 und SAUNERON, in: RdE 15, 1963, 54f. mit weiteren Belegen.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

2.11

125

Kalabschah

GAUTHIER, Temple de Kalabchah, I, 166; II, Taf. 57B; DAUMAS und DERCHAIN, Temple de Kalabcha, 71 (C 80), äußeres Vestibül des Naos, Ostwand, 3. Register, ganz links.

Diese Szene befindet sich im äußeren Vestibül des Naos auf der Ostwand im 3. Register. Sie zeigt den König, der einem widderköpfigen Gott (sehr wahrscheinlich Chnum(-Re)) in der rechten Hand eine Töpferscheibe darbringt, auf der sich ein Lehmbatzen oder ein Ei befindet. Er ist bekrönt mit einer gehörnten Krone mit zwei Uräen und einer Sonnenscheibe. Links vom König sitzt der widderköpfige Gott mit w#s-Zepter in der linken und onX-Zeichen in der rechten Hand. Er ist bekrönt mit einer Doppelfederkrone. Diese Szene ist auf zwei Arten besonders: Zum einen ist sie die einzige „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene, die nur aus zwei Personen, nämlich dem Gott und dem König besteht,

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zum anderen sind die Beischriften, die ursprünglich wahrscheinlich einmal aus insgesamt zehn Zeilen Text bestehen sollten, nicht ausgeführt.49 Die Kompaktheit der Komposition dürfte sich mit der Lage der Szene direkt angrenzend zur Raumecke erklären. Auf Grund des geringen Platzangebotes hat man aller Wahrscheinlichkeit nach, die Szene auf das Wesentliche reduziert, was auch auf der gegenüberliegenden Westwand zur gleichen Aufteilung der Wand in eine Szene bestehend aus drei Aktanten und einer Szene bestehend aus zwei Aktanten geführt hat.50 Die Szene datiert höchstwahrscheinlich wie die anderen Szenen des äußeren Vestibüls, die, so sie ausgeführt sind, alle die Kartuschen des Augustus tragen, ebenfalls in die Zeit dieses Herrschers (30 v. Chr. – 14. n. Chr.).

49 GAUTHIER, Temple de Kalabchah, I, 166. 50 GAUTHIER, Temple de Kalabchah II, Tf. LIX.

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Inhaltliche Auswertung

Nach Übersetzung und Kommentar der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen sollen in diesem Abschnitt nun die gemeinsamen Merkmale dieser Szenen herausgearbeitet werden und welche Bestandteile und Themen für diesen Ritualszenentypus als spezifisch anzusehen sind.

3.1

Die Erschaffung der Götter, Menschen und belebten Natur

Die Erschaffung des Menschen und der belebten Natur auf der Töpferscheibe ist die charakteristische Thematik der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen. In allen Szenen ist sie das Kernthema und wird mehr oder weniger ausführlich beschrieben. In fast allen Belegen wird das durch eine charakteristische Sequenz ausgedrückt. Diese befindet sich meist am Beginn der Szene und enthält in allen Fällen zwei bzw. drei spezifische Schlüsselwörter: das Verb grg „begründen; zurüsten; bevölkern“ und im Zusammenhang damit das Substantiv k#t „Arbeit; Werk“ oder r#-owy „Arbeit, die mit den Händen ausgeführt wird; Handwerk“. (2) grg.n.k t# pn m k#t.f „Du (= Chnum-Re) hast dieses Land mit ihrem (= Töpferscheibe) Werk bevölkert.“ (1) jn k#t.k grg t# pn „Dein (= Chnum-Re) Werk ist es, das dieses Land Esna II, 61 bevölkert.“ (6–7) grg t# m k#t.f ro nb „Der (= Chnum-Re) das Land durch sein Werk jeden Tag bevölkert.“ (2) jn k#t[.k grg] t#wy X#swt „Dein (= Chnum-Re) Werk ist es, das die Esna III, 254 beiden Länder und die Fremdländer bevölkert“. grg t# m r#-owy.f „Der (= Chnum-Re) das Land mit der Arbeit seiner Esna III, 255 B Hände bevölkert“. (1–2) gr[g] t#wy nbw m k#t.f mnX „Die (= die Töpferscheibe) die gesamEsna III, 311 ten beiden Länder mit ihrem vortrefflichen Werk bevölkert.“ (1) grg.n.k t# pn m k#t(?).f „Du (= Chnum-Re) hast dieses Land bevölEsna III, 395 kert mit ihrem (= die Töpferscheibe) Werk (?)“. nicht vorhanden. Esna VI, 503 Philä II, 396–397 (10) grg t# pn m r#-owy.f „Der (= Chnum-Re) dieses Land mit der Arbeit seiner Hände bevölkert.“ BÉNÉDITE, Philae, (2) grg.n.k t# pn jm.f „Du (= Chnum-Re) hast das Land mit ihr (= der Töpferscheibe) bevölkert.“ 103, 6–12 Deir Chelouit III, nicht vorhanden. Esna II, 15

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Diese kurze Sequenz ist gewissermaßen das Destillat der Vorstellungen, dass der Gott Chnum den Menschen und die belebte Natur auf seiner Töpferscheibe erschaffen hat. Interessant sind

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in diesem Zusammenhang die Bedeutungsnuancen des Verbes grg.51 Die Grundbedeutung des Wortes ist „gründen, einrichten“ und kann sich auf vielerlei Dinge beziehen. So etwa im großen Maßstab auf die Gründung von Himmel und Erde durch die Götter über die Gründung von Siedlungen, Städten und Gauen bis hin zur Gründung oder Fundamentlegung eines Hauses oder eines Tores. Als zweite Bedeutung wird „zurüsten u.ä.“ angegeben, d.h. etwas mit Dingen ausstatten oder versorgen, etwa ein Haus mit Speisen, einen Tempel mit Opfergaben oder auch das Land mit Getreide. Die dritte Bedeutung schließlich ist „ansiedeln u.ä.“. Diese Bedeutung habe ich stets mit „bevölkern“ wiedergegeben, d.h. ein Ort, ein Tempel oder ähnliches wird mit Bewohnern oder Personal versehen. Im Rahmen dieser Bedeutungsebene wird das Wort grg bereits seit dem Alten Reich in der Bildung grg(t)-NN „Gründung des NN“ als Name von Städten oder königlichen Domänen benutzt. Diese Art der Verwendung lebt bis in griech.-röm. Zeit in Städtenamen des Musters Kerke-NN fort.52 Das Wort wurde in diesem Zusammenhang also ganz bewusst gewählt, da alle drei Bedeutungsnuancen zusammengenommen eine Art chronologische Abfolge des Schöpfungsvorganges ausdrücken: Zuerst wird die Welt mit ihren Ländern, Gauen und Städten und allem, was auf ihr ist, begründet, d.h. erschaffen. In einem zweiten Schritt wird die erschaffene Welt mit allem versorgt, was sie zum Gedeihen benötigt und schließlich wird in einem letzten Schritt die Welt mit Menschen und Tieren bevölkert. Während das Wort k#t in seiner Bedeutung unspezifischer ist und jede Art von Tätigkeit bezeichnen kann, unter anderem auch sehr passend „die Schöpfung als Werk des Schöpfers“53, ist die das Substantiv r#-owy in seiner Aussage eingeschränkter und bezeichnet spezifisch eine Arbeit oder Tätigkeit, die mit den Händen ausgeführt wird54, also ein adäquater Ausdruck für die Arbeit an der Töpferscheibe. Diese Ausdrücke finden sich nicht nur in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen, sondern sind im Gegenteil wichtiger Bestandteil der großen Hymnen und Kosmogonien im Tempel von Esna. So eröffnet ein großer Hymnus an Chnum-Re, den Schöpfer, mit ky Dd Hr dw# $nmw-Ro nHp grg.n.f t# m r#-owy.f55 „Eine andere Hymne zum Lobpreis von Chnum-Re, dem Schöpfer, er hat das Land mit der Arbeit seiner Hände bevölkert.“ Diese Tätigkeit des Chnum-Re wird in diesem Hymnus direkt nach der Einleitung genannt. Es wird also davon auszugehen sein, dass es sich um ein besonders wichtiges, charakteristisches Merkmal handelt, das auf diese Weise hervorgehoben werden soll.56 Die Vorstellung der Erschaffung des Menschen und der belebten Natur wird in einigen Szenen in längerer Form dargestellt, nämlich in Form einer Auflistung der verschiedenen Lebensformen, die der Gott auf seiner Töpferscheibe formt:

51 Für die unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes siehe Wb IV, 186f und SAUNERON, in: Mél. Mariette, 229f. 52 Zur Bildung von Ortsnamen mit dem Wort grg bzw. Kerke siehe YOYOTTE, in: RdE 14, 1962, 83ff. Vgl. auch KOCKELMANN, in: KOCKELMANN und RICKERT, Von Meroe bis Indien, 92 mit Anm. 310. 53 Wb V, 100. 54 Siehe hierzu Wb IV, 395f. und insb. WILSON, Ptolemaic Lexikon, 572. 55 Esna III, 250, 7. Vgl. auch Esna III, 284, 3. 56 Die Erschaffung der einzelnen Bestandteile des menschlichen Körpers wird am eindrücklichsten in Esna III, 250, 6–12 beschrieben, siehe hierzu SAUNERON, Esna V, 95ff.; DERCHAIN, in: GM 200, 2004, 37ff.; KNIGGE, Lob der Schöpfung, 297ff. und MATHIEU, in: Fs Grenier, 499ff. Eine fortlaufende Übersetzung des Textes befindet sich auch in LICHTHEIM, AEL III, 112ff. Siehe auch ausführlich LEITZ, Embryologie, 26ff. und 52ff.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“ Esna II, 15

Esna 313 A

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nHp rmTw ms nTrw (10) qm# owt mnmnt mj qd sXpr p#yw (11) sonX Xnw qm# Ddft m b#b#.sn „Der (= Chnum-Re) die Menschen getöpfert hat, der die Götter geboren hat, der auch das Kleinvieh und die Herden geschaffen hat und der die Vögel entstehen ließ und die Fische belebt hat, der die Reptilien in ihrer Höhle geschaffen hat.“ (20) nb.n.f nfy nHp.n.f nn srq-Htyt owt mnmnt p#yw Xnw Hf#ww tm m r#owy.f „Er (= Chnum-Re) hat jenes erschaffen und er dieses getöpfert: Alle Menschen, Kleinvieh, Herden, Vögel, Fische und Schlangen gehören zur Arbeit seiner Hände.“ nHp.n.f rmT nTrw owt mnmnt p#yw Xnw now qm#.n.f wnnt nbt m t# pn „Er (= Chnum-Re) hat die Menschen, Götter, das Kleinvieh, die Herden, die Vögel, die Fische und die Schlangen getöpfert. Er hat alles was in diesem Land existiert erschaffen.“

Diese ausführlichere Darstellung der Schöpfertätigkeit des Chnum ist nur in zwei Szenen belegt, in einer davon aber sogar zweimal. Die Sequenz der verschiedenen Geschöpfe scheint keiner starren, kanonischen Reihenfolge zu unterliegen, sondern folgt eher einer lockeren absteigenden Sortierung von „höheren“ zu „niederen“ Lebensformen. Beginnend mit Menschen und Göttern, folgen die Säugetiere, Vögel, Fische und schließlich Schlangen oder Reptilien.57 Wenn man alle drei Belege dieser Sequenz gemeinsam betrachtet, lässt sich die bemerkenswerte lexikograpische Aussage treffen, dass sämtliche gängigen ägyptischen Wörter aus dem Wortfeld „erschaffen/formen/beleben“ mit Ausnahme von qd verwendet werden. Eine feste Zuordnung von einem bestimmten Verb zu einer bestimmten Lebensform ist jedoch weder innerhalb der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen noch außerhalb von diesen festzustellen, so wird bspw. das Verb qm# in Esna II, 15, 9–10 sowohl für die Herden als auch für die Reptilien verwendet, wird an anderer Stelle aber durchaus auch für Götter58 und selten für Menschen59 benutzt und das Verb sXpr, welches in Esna II, 15, 10 für Vögel verwendet wird, ebenfalls für Götter60, Menschen61, Kleinvieh62 und Fische63 gebraucht. Dieser Sachverhalt wird auch noch deutlicher, wenn man sich die Aufzählung aus einer der großen Hymnen an Chnum ansieht, in dem zwar die gleichen Tiere (mit Ausnahme der Reptilien und Schlangen, dafür werden am Ende Stiere und Kühe angefügt) aufgezählt werden, die aber fast immer mit anderen Verben verbunden werden, als dies bei den Belegen aus den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen der Fall ist: nHp.n.f nTrw rmT snb.n.f owt mnmnt jr.n.f p#yw m-ob Xnw sjp.n.f k#w ms.n.f jdwt64 „Er (= Chnum-Re) hat die Götter und Menschen getöpfert, er hat das Kleinvieh und die Herden werden lassen, er hat die Vögel gemacht und die Fische. Er hat die Stiere 57 Siehe zur hierarchischen Ordnung verschiedener Lebensformen in ägyptischen Texten MEEKS, in: Fs Grenier 517ff. Siehe auch ausführlich zur Erschaffung der Götter, Menschen und Tiere die jeweiligen Abschnitte in der großen Hymne an Chnum, den Schöpfer, die sich auf der ptolemäischen Fassade des Tempels von Esna befindet, Esna II, 17, 25–41. Zuletzt übersetzt und kommentiert bei FERNÁNDEZ PICHEL, Les hymnes au dieu Khnoum, 50ff. mit weiterer Literatur. 58 LGG, VII, 196c – 197b. 59 pBremner-Rhind, 33, 2 und D X, 71, 9. 60 LGG VI, 509 a–b, jedoch nicht im Tempel von Esna. 61 Siehe u. a. Esna III, 225, 8 (15) und Esna VI, 530, 5. 62 Esna VI, 510, 10. 63 Esna III, 389, 14. 64 Esna III, 250, 7.

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geschaffen und die Kühe gezeugt.“ Auch wird in diesem Beispiel im Gegensatz zu den Belegen aus den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen die Reihenfolge der Götter und Menschen vertauscht, eine Sortierung die, wenn man eine mehr oder weniger stringente absteigende Sortierung von „höherem“ zu „niederem“ Leben zu Grunde legt, die eigentlich logischere ist. Auch die Art der Geschöpfe unterliegt keinem festen Gefüge oder gar einem Kanon, so liest man in einer Morgenhymne an Chnum rs.k Hry nHp Hr nHp rmT qm# owt mnmnt Hf#w srqw rmw p#yw65 „Mögest du erwachen, Oberer der Töpferscheibe, beim Töpfern der Menschen und dem Erschaffen von Kleinvieh, Herden, Schlangen, Skorpionen, Fischen und Vögeln.“ Hier treten also noch die Skorpione in die Reihe der Geschöpfe und wiederum ist die Reihenfolge eine andere, stehen doch im Vergleich zum vorher zitierten Text hier die Fische vor den Vögeln. In den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen wird ausschließlich die Erschaffung von Göttern, Menschen und Tieren durch Chnum beschrieben, die Erschaffung von Getreide und Pflanzen jedoch bestenfalls nur implizit über die verschiedenen Bedeutungen des Wortes grg (s.o.). In anderen Texten im Tempel von Esna wird Chnum jedoch auch explizit als Erschaffer von Vegetation und pflanzlicher Nahrung genannt, so etwa als sXpr w#Hyt66 „Der die Kornfülle entstehen lässt“, sXpr prt nbt Hr nHp.f67 „Der jede Frucht auf seiner Töpferscheibe entstehen lässt“, sXpr prt nbt n qm#.n.f68 „Der jede Frucht für den, den er geschaffen hat, entstehen lässt.“ In einer Hymne an Chnum wird diese Rolle als Erschaffer von Vegetation und Getreide noch ausführlicher dargestellt. Der Gott wird dort sogar als Schöpfer der Bergwerke und ihrer Produkte beschrieben: sXpr.n.f Hnw m-xnw sXt sTHn.n.f jdbw m Hrrt qn.n.f npjw nw Xt-n-onX Hr jrt t# Hnqt n rmT nTrw ptH.n.f sT#w nw xt Dww sqo.n.f St#w m-xnw.sn69 „Er lässt die Pflanzen auf dem Feld entstehen, er lässt die Ufer mit Blumen erstrahlen, er lässt die Früchte der Obstbäume fett sein, um die Versorgung zu erschaffen für die Menschen und die Götter. Er hat die Höhlen der Leiber der Berge geöffnet und er hat veranlasst, dass die Steinbrüche das ausspucken, was in ihnen ist.“ Wie man also anhand dieser Beispiele erkennen kann, beschränkt sich die Schöpfungstätigkeit des Chnum nicht nur auf Götter, Menschen und Tiere, sondern umfasst die vollständige belebte und unbelebte Natur. Der Grund, dass in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen nur die Erschaffung von Göttern, Menschen und Tieren thematisiert wird, ist nicht klar. Es könnte aber daran liegen, dass im begrenzten Platzangebot einer Ritualszene nur die wichtigsten Aspekte untergebracht wurden und so als pars pro toto für die gesamte Schöpfung stehen.

3.2

Die Erschaffung des Embryos auf der Töpferscheibe im Mutterleib

Ein besonderer Aspekt, der im engeren Sinne zur Hauptthematik der Erschaffung des Menschen und der belebten Natur gehört und auf die ebenfalls in den „Darbringen der

65 66 67 68 69

Esna III, 249, 2 (§ 17). Esna III, 388, 12 und Esna VI, 515, 14. Esna III, 388, 10. Esna III, 259, 3 (§ 6) und Esna VI, 531, 20. Esna III, 250, 15–16. Siehe zu Chnum als Erschaffer der Pflanzen und des Getreides auch Esna II, 17, 42–44 und hierzu zuletzt FERNÁNDEZ PICHEL, Les hymnes au dieu Khnoum, 68ff.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Töpferscheibe“-Szenen angespielt wird, ist die Vorstellung, dass der Gott Chnum den Embryo in der Gebärmutter der Frau auf seiner Töpferscheibe formt. (10) r#-owy.f pw m-Xnt.s „Die Arbeit seiner (= Chnum-Re) Hände ist es, die in ihr (= die Gebärmutter) ist.“ (19) smn m Dbow Hr bnnt m jdt „Der (= Chnum-Re) es mit den Fingern auf dem Ei in der Gebärmutter befestigt (?).“ Philä II, 396–397, (11) qd.tw m xt „Der (= der König) im Leib geformt wurde.“ Esna III, 311

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Ingesamt betrachtet, sind es erstaunlich wenige Belege, die dieses spezielle Thema aufgreifen. Diese Tatsache verwundert, da es sich um einen der zentralen Aspekte der Schöpfungstheologie im Tempel von Esna handelt, der vor allen Dingen im Verlaufe des sog. „Festes des Aufstellens der Töpferscheibe“ eine große Rolle spielt. Im Rahmen dieses Festes wurde der Tatsache im besonderen Maße Ausdruck verliehen, dass die Töpferscheibe im Tempel von Esna ein eigenes sog. „Kultsymbol“70 darstellt, d.h. ein Objekt, welches ein bestimmtes Kultgeschehen oder eine bestimmte mythologisch-religiöse Vorstellung verkörpert und auch tatsächlich im Zentrum liturgisch-ritueller Handlung stand, vergleichbar etwa mit dem Djed-Pfeiler, der Kornmumie des Osiris oder dem Benbenstein im Kult des Re in Heliopolis. Davon zu unterscheiden sind reine „Kultgeräte“ wie ein Räucherarm, Libationskrug oder Salbgefäß, die nur zum Ausführen religiöser Handlungen benutzt wurden, selber aber keine religiöse oder magische Macht innehaben.71 Das „Fest des Aufstellens der Töpferscheibe“, welches in Esna jedes Jahr am 1. Phamenoth (zur Zeit der kultischen Nutzung des Tempels von Esna ca. Mitte Januar), gemeinsam mit einem zweiten, aus der memphitischen Tradition stammenden „Fest des Stützens des Himmels“72 begangen wurde, ist das Fest, dessen Beschreibung auf den Säulen des Tempels von Esna am ausführlichsten erhalten sind. Die Texte zum Ablauf dieses Festes sind auf 14 der 18 Säulen des Pronaos niedergeschrieben und enthalten nicht nur, wie oft auch in Esna üblich, den Anfang der liturgischen Texte, sondern den Großteil davon in extenso.73 Den Texten, die den Ablauf dieses Festes zum Inhalt haben, sind mit Übersetzung samt philologischem und inhaltlichem Kommentar in SAUNERON, Esna V insgesamt 171 Seiten gewidmet74, sodass ich mich an dieser Stelle auf eine kurze Beschreibung des Ablaufes beschränke und dann zu Übersetzung und Kommentar der relevanten Passage komme. Die Abfolge der Riten dieses Festes ist chronologisch dreigeteilt: die Riten der ersten beiden Stunden des Tages, die Riten des Tages und die Riten des Abends. Die morgendlichen Riten bestehen aus einem feierlichen Opfer, Litaneien an die im Tempel verehrten Götter und schließlich Morgenhymnen75 an Chnum, Menhit und Neith. Im Mittelpunkt der Tagesriten, die sich von der dritten bis zur neunten Stundes des Tages erstreckten, steht die Zeremonie des xnm jtn „Vereinigung mit der Sonnenscheibe“76, die 70 Zu Kultsymbolen im Allgemeinen und die Töpferscheibe als Kultsymbol im Speziellen siehe BARTA, in: LÄ III, 863f, s.v. Kultsymbol; HELCK, in LÄ VI, 623f, s.v. Töpferscheibe (im Mythus) und BONNET, RÄRG, 137, s.v. Chnum. 71 HELCK, in: LÄ III, 850, s.v. Kultgeräte. 72 Zum Verhältnis dieses Festes zum „Fest des Aufstellens der Töpferscheibe“ siehe SAUNERON, Esna V, 74ff. 73 SAUNERON, Esna V, 73. 74 SAUNERON, Esna V, 71ff. 75 Zu dieser Textgattung siehe PATANÉ, Les hymnes du matin, Diss. Genf 1986, Genf o.J. 76 Zu diesem Ritual in Esna siehe SAUNERON, Esna V, 121ff. Zum Ritual xnm-jtn „Vereinigen mit der

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eröffnet wurde durch ein langes Opferdefilée in Verbindung mit der Darbringung verschiedener heiliger Pflanzen und beendet wurde durch snD.n-Hymnen77 an Chnum und Hymnen an Chnum als obersten Schöpfergott und den Mysterien zur königlichen Geburt. Die Abendriten schließlich, die in der neunten Tagesstunde beginnen, bestanden aus dem „Aufstellen der Töpferscheibe im Leib einer jeden Frau“ (s.u.) und beschließen das Fest mit einem Lob des Chnum.78 Von besagtem Text, dessen Titel als r# n smn nHp m xt nt jdwt nbwt „Spruch des Aufstellens der Töpferscheibe im Leib aller weiblichen Wesen“ genannt wird, soll hier nun der aussagekräftigste Teil übersetzt und kommentiert werden. Esna III, 320, 21–23(a)

(21) r# n smn nHp m xt nt jdwt(b) nbwt Dd-mdw j nHp qm# swHt(c) Hr nHp.k Ts.k nHp(d) m-xnw jdwt(e) opr St#t m Ssp(f).k(g) Xw qm#.n.k (22) jmjw.s nn jwjt(h) r.sn m jrw.k n Cw xnm jr.n.k m onX m rn.k n $nmw so# owt nt nHp.n.k nbw m rn.k pfy n nHp nn Hr jb Xnt swHt mj qd.k(i) (?) Sd T# m H#t r-mn pHw m rn.k pfy n Jmn Xf qrHt(j) sD sj(k) r sw.s r wD# w#t n g#w Htyt(l) r nw.f (23) Twt(m) nHp rmT jr Xt nbt(n) mr jb.f (o) prt #Xt sTn nbw jmjw xt(p) r grg t# pn Dt

j nTrw nTrwt nw njwt(q) sXmw nbw nw sp#wt tn(r) HH Xtb(s) msw m jrt nfr jm# wD# jb.Tn Ts swHt m xt nt Hmwt r opr t# m D#mw n nswt-bjtj (Pr o# onX Dt¿ mry $nmw

Spruch des Aufstellens der Töpferscheibe im Leib eines jeden weiblichen Wesens. Worte zu sprechen: „Oh Töpfer, erschaffe das Ei auf deiner Töpferscheibe! Mögest du die Töpferscheibe befestigen im Inneren der weiblichen Wesen, sodass der Mutterleib ausgestattet ist mit deiner Gestalt. Beschütze das, was du in ihm geschaffen hast. Nicht gibt es etwas Schlechtes (?) gegen sie in deiner Gestalt des Schu, forme die, die du lebend gemacht hast, in deinem Namen Chnum, lass die Glieder all jener, die du getöpfert hast wachsen in jenem deinem Namen Töpfer, ohne dass sich das Herz aus dem Inneren des Eies entfernt in deiner Gestalt (?), füttere das Küken von Anfang bis Ende in jenem deinem Namen Amun, beobachte die Gebärmutter und breche sie auf zu ihrer (rechten) Zeit, um den Weg heil sein zu lassen für den mit beengter Kehle in seinem (rechten) Moment. Du bist der Töpfer der Menschen, der alle Dinge tut, die sein Herz liebt, der den Samen des Feldes einpflanzt, der die Herren (bereits) im Leib auszeichnet, um dieses Land bis in Ewigkeit zu bevölkern.“ „Oh, ihr Götter und Göttinnen (dieser) Stadt, all ihr Mächtigen dieser Gaue, die danach streben die Geburten zu vermehren als vollkommene, angenehme Tätigkeit, die euer Herz heil sein lässt, befestigt das Ei im Leib der Frauen, um das Land auszustatten mit den Nachkommen des Königs von Ober- und Unterägypten (Pharao, er lebe ewig!¿, Geliebter des Chnum.“

Sonnenscheibe“ im Allgemeinen siehe ALLIOT, Culte d´Horus, 353f.; DAUMAS, in: ASAE 51, 1951, 395f.; GERMOND, Sekhmet, 196f.; CHASSINAT, Khoiak I, 225f. und DAUMAS, in: Cahiers de Karnak VI, 264f. Siehe zuletzt mit dem neuesten Forschungsstand RICKERT, Das Horn des Steinbocks, 576ff. 77 Zu dieser Textgattung siehe RÜTER, Die snd-n-Hymnen und KOCKELMANN, in: RICKERT und VENTKER, Soubassementstudien I, 539ff. 78 Diese kurze Zusammenfassung des Ablaufes des Festes beruht auf SAUNERON, Esna V, 78f., wo man auch die Verweise auf diejenigen Stellen findet, an denen die Texte zu den einzelnen Riten übersetzt und kommentiert sind, sodass hier auf gesonderte Verweise verzichtet wurde.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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Anmerkungen: (a)

Dieser Text ist vollständig übersetzt in SAUNERON, Esna V, 235f. und in Auszügen in SAUNERON, in: Mel. Maspero I/4, 114ff.; SAUNERON, Esna I, 122; DORMAN, in: Fs Wente, 96 und DORMAN, Faces in Clay, 117f. Siehe auch die Übersetzung in LEITZ, Embryologie, 52ff.

(b)

Aufgrund des Determinativs ist diese Lesung wahrscheinlicher als Hmwt, siehe hierzu SAUNERON, Esna V, 235, Anm. 3. Siehe zur Lesung dieses Wortes als jdwt BLACKMAN und FAIRMAN, in: JEA 29, 1943, 26f.; JEA 30, 1944, 21f.; GARDINER, AEO II, 259; VYCICHL, in: ZÄS 99, 1973, 136f.; COLLOMBERT, in: RdE 46, 1995, 205ff. und SPIESER, in: GM 209, 2006, 96, Anm. 24. Mit dieser Lesung gehen weitergehende theologische Aussagen einher: Würde die Lesung Hmwt „Frauen“ die Schöpfungstätigkeit des Chnum nur auf die Menschheit beschränken, so impliziert die Verwendung des Wortes jdwt mit der engeren Bedeutung „Kuh, weibliches Tier“ und der weitgefassteren Bedeutung, wie bereits von Serge SAUNERON übersetzt, „êtres feminins“, dass Chnum nicht nur den menschlichen Nachwuchs auf seiner Töpferscheibe im Mutterleib töpfert, sondern diese Tätigkeit in allen Lebewesen, Mensch und Tier, ausführt. Auf einer zweiten Bedeutungsebene könnte man diese Passage auch „Spruch des Befestigens der Töpferscheibe im Inneren der Gebärmutter/Vulva“ übersetzen, da das Wort jdt ebenfalls diese Übersetzungsmöglichkeit besitzt (Wb III, 76) und das Wort mit dieser Bedeutung auch im Demotischen als #t(j)t (ERICHSEN, Demotisches Glossar, 13) und im Koptischen als ⲟⲟⲧⲉ, ⲟⲧⲉ (CRUM, CD, 247a; WESTENDORF, KHwB, 142 und ČERNÝ, CED, 122) fortbesteht. Weiterhin kann man sich in diesem Zusammenhang an den Vorschlag von QUACK in seiner Rezension zu DORMAN, Faces in Clay (ZDMG 155, 2005, 611) erinnern, der dort anmerkt, dass das Wort nHp die Bedeutung Fruchtblase haben kann (siehe hierzu auch VON LIEVEN, Nutbuch, 53, Anm. 210 und 133, Anm. 776), was an dieser Stelle kontextuell bedingt sehr passend sein würde, sodass man unter Zugrundelegung dieser Ergänzung auch „Spruch des Befestigens der Fruchtblase im Inneren der weiblichen Wesen bzw. der Gebärmutter/Vulva“ übersetzen kann.

(c)

Chnum tritt in Esna sehr häufig als Erschaffer und Töpfer des Eies auf. Siehe hierzu die zahlreichen Belege bei SAUNERON, in: Mel. Maspero I, 4, 115f. Vgl. hierzu auch den aussagekräftigen Text zum pH-Gebiet des 21. o.äg. Gaus von Semenu-Hor, dessen Hauptgott Chnum war in E V, 123, 5–6, wo man liest jn.f n.k pH Jw/Mr (?) Xr swHwt.f mw.sn Xpr m T#w.sn ntk swS swHt qd imy.s Xws nn DoDo krHwt.f: „Er bringt dir das Sumpfgebiet (namens) Insel/Kanal mit seinen Eiern, deren Flüssigkeit sich zu ihren Küken entwickelt. Du bist der, der das Ei zusammenballt und das, was in ihm ist, formt, der Schöpfer, dessen Eierschalen nicht zerbrechen“. Siehe hierzu LEITZ, Soubassementstudien II, 258f.

(d)

SAUNERON liest an dieser Stelle Ts.k xnm mit der Übersetzung „puisses-tu fixer l’activité-créatrice-du-tour“ (SAUNERON, Esna V, 235, Anm. 2) erläutert „non pas le tour, mais le tour en action“. Dies ist eine zweite Möglichkeit, diese Stelle zu lesen bzw. zu interpretieren. Ausgehend vom Gesamtkontext, in dem es ja laut Titel explizit um das Aufstellen oder Festmachen der Töpferscheibe in den Leibern der weiblichen Wesen geht, halte ich eine „einfache“ Lesung nHp mit der Übersetzung „Töpferscheibe“ für plausibler. Siehe dazu auch DORMAN, Faces in Clay, 117, Anm. 508.

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Florian Löffler

(e)

Dass Chnum den Nachwuchs im Inneren der weiblichen Wesen auf seiner Töpferscheibe erschafft, war in der Vorstellungswelt der Ägypter nicht der einzig mögliche modus operandi. So liest man in Esna III, 377, 7 nHp.k r pt nHp r t# sonX nXnw m xt n mwwt.sn m r#-owy.k „Mögest du am Himmel töpfern, töpfere auf Erden, belebe die Kinder im Leib ihrer Mütter durch die Arbeit deiner Hände“. Chnum konnte also auch „aus der Ferne“ den Embryo im Leib der Mutter erschaffen. Für weitere Belege für Chnum als Schöpfer im Mutterleib siehe LEITZ, Embryologie, 17.

(f)

DORMAN, in: Faces in Clay, 117 liest hier kommentarlos tj.k, was wahrscheinlich tjt „Abbild“ bedeuten soll (Wb V, 239f; WILSON, Ptolemaic Lexikon, 1125). Man findet jedoch in den Wörterbüchern keinerlei Belege, die dieses Wort mit der Handhieroglyphe schreiben. Die richtige Lesung in diesem Fall ist mit Sicherheit Ssp „Abbild“ (Wb IV 536, WILSON, Ptolemaic Lexikon, 1028), welches eine häufige Lesung der Handhieroglyphe ist (KURTH, Einführung I, 174 und 191, Anm. 392).

(g)

Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Gestalt um den Gott in seiner Form als Chnum-(Schu). Gemeint sein wird also die Ausstattung des werdenden Lebens mit Atemluft. Siehe hierzu auch SAUNERON, Esna V, 235, Anm. 4. Dafür spricht auch die darauffolgende Nennung der „Gestalt des Schu“. Zu Chnum-Schu siehe auch ZAKI, Premier Nome, 212ff. Zur Versorgung des Embryos mit Atemluft durch Chnum siehe auch die weiteren Belege in LEITZ, Embryologie, 17f.

(h)

Die Lesung ist nicht sicher. Die angenommene Lesung ergibt sich aus dem Lautwert r der Schlange mit dem daraus abgeleiteten Lautwert jw. Siehe zum Wort jwjt „Böses, Sünde“ Wb I, 48. SAUNERON, Esna V, 235 übersetzt „afin qu´aucun mal (?) ne puisse le atteindre“. Eine andere Möglichkeit ist die Lesung Swt „Leere, Mangel“ (Wb IV, 428), was ein besseres Wortspiel mit dem folgenden Gottesnamen Schu ergäbe.

(i)

Die Lesung und Übersetzung dieses Abschnittes sind unsicher und folgen dem Vorschlag von SAUNERON, Esna V, 235, Anm. 5.

(j)

Siehe zur Bedeutung dieses Wortes SAUNERON, Mél. Maspero I, 4, 113ff. und VON LIEVEN, Nutbuch, 47, Anm. 160.

(k)

Zur Lesung von

(l)

Siehe zu diesem Ausdruck oben Abschnitt 2.4, Anm. (t).

(m)

ist hier eine Schreibung des unabhängigen Personalpronomens 2. Person Singular Maskulin, siehe KURTH, Einführung II, 611 (§ 63).

(n) (o)

als Suffix-s siehe SAUNERON, Mél. Maspero I, 4, 114, Anm. 3.

ist hier eine Verschreibung für

und

eine Verschreibung für

.

Dass das Verb Ts hier ausgefallen ist, vermutet bereits SAUNERON, Esna V, 236, Anm. 2. Siehe zur Bedeutung des Ausdruckes Ts prt „Samen einpflanzen“ Wb V, 398; SAUNERON, Esna V, 109, Anm. (d); ALLAM, in: ZÄS 127, 2000, 105, Anm. 9 und WILSON, Ptolemaic Lexikon, 1173f.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

135

(p)

Die Festlegung der sozialen Stellung bereits im Mutterleib bzw. als Embryo ist in Esna eine häufig formulierte Vorstellung. Siehe hierzu die Belege in LEITZ, Embryologie, 14f.

(q)

Hier scheint es sich um eine spielerische Schreibung von njwt zu handeln, die auf der häufigen Verwechslung der Zeichen und beruht. Siehe hierzu KURTH, Einführung I, 354, Anm. 262. SAUNERON, Esna V, 236, übersetzt ohne Anmerkung „…de cette ville…“.

(r)

ist hier wahrscheinlich eine Schreibung des Demonstrativpronomens tn. erhält hierbei den Lautwert t, der aus dem gängigen Lautwert tjw dieses Zeichens abgeleitet wird und den Lautwert n, abgeleitet aus der Lesung njwt. Bei dieser Interpretation muss dann davon ausgegangen werden, dass das vorhergehende sp#wt als Kollektivum im Singular aufgefasst wurde.

(s)

Siehe zu diesem Wort und den Möglichkeiten zur Übersetzung SAUNERON, Mél. Maspero I, 4, 116, Anm. 1.

3.3

Die Schöpfung des Königs und die Verleihung des Königtums

Neben der allgemeinen Thematik der im vorherigen Abschnitt besprochenen Kreation der Menschen und der belebten Natur im Ganzen nimmt auch die Erschaffung des Königs und die Verleihung des Königtums in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen großen Raum ein. Wie im vorherigen Abschnitt werden zuerst die relevanten Textstellen zusammengestellt und anschließend besprochen. Esna II, 15

Esna II, 61 Esna III, 254

(2–3) nHp.k wj Hr.f r jdnw st.k r Xb jnw m ndb „Du hast mich (= der König) auf ihr (= die Töpferscheibe) getöpfert als Erbe deines Platzes, um die Abgaben der ganzen Welt einzusammeln.“ (6) ooj wD#/oD(d) nb.n imy nHp.f sm# t#wy Hr msXnt.f „Der (unversehrte) Jüngling, den der, der bei seiner Töpferscheibe ist, erschaffen hat, der die beiden Länder (bereits) auf seinem Geburtsziegel vereint hat.“ (14–15) soS#.j hyw.k m t# [r]-r#-o Dt dj.j n.k k#t Dbow.j Hr mw n Hm.k „Ich (= Chnum-Re) lasse deine Untertanen zahlreich sein auf Erden [b]is in Ewigkeit. Ich gebe dir das Werk meiner Finger, das deiner Majestät gegenüber loyal ist.“ (4) s# mr.f n nb nHp „Der geliebte Sohn des Herrn der Töpferscheibe.“ (6) nTr nfr qd.n $nmw-Ro nb.n nb B#wy Xpr.n Xntj &Pr-nTr\ #t ntj XntS sTn.tw.f m "wt-jt jmjw pr nb Hr nHp pfy nswt-bjtj ir nswt m fdt nt nnt „Der vollkommene Gott, den Chnum-Re erschaffen hat, den der Herr von Esna geschaffen hat, den der Vorsteher von &Per-Netjer\ hat entstehen lassen im Moment der Freude. Er wurde gekrönt im Vaterhaus, inmitten allem, was auf jener Töpferscheibe hervorkommt. Der König von Ober- und Unterägypten, der König ist in den vier Himmelsrichtungen.“ (13) Tst jwo.s „Die ihren (= Menhit) Erben knüpft“.

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(6) nTr nfr sn[n] n Ro xnty n Cw Ssp-onX n s# #st nb.n $nmw m owy.fy Ds.f sTn S#y.f Hr-tp msXnt mtn.tw.f […] „Der vollkommene Gott, Abbild des Re, Bildnis des Schu, lebendes Abbild des Sohnes der Isis, welchen Chnum mit seinen Händen selbst erschaffen hat und dessen Schicksal (bereits) auf dem Geburtsziegel festgelegt wurde, der ausgestattet wurde mit […].“ wD.n.f sXm m t#wy X#swt „Er (= Chnum-Re) hat die Macht angeordnet in Esna III, 313 A den beiden Ländern und den Fremdländern.“ (7) nTr nfr sTj.n k# nDmnDm qd.n nb pr-onX m #t #b-jb jt.f sTn.tw.f m "wt(Esna III, 395 jt) Xnt onXw [n] B#kt nswt n Sn jtn jwo nHp (vr#nys [ntj Xw]¼ „Der vollkommene Gott, den der begattende Stier gezeugt hat, der vom Herr des Lebenshauses geformt wurde im Moment der Herzensfreude seines Vaters, der gekrönt wurde im Vaterhaus an der Spitze der Lebenden Ägyptens, der König dessen, was die Sonnenscheibe umkreist, der Erbe des Töpfers (Trajan [Sebastos]¼.“ (11) nTr nfr wtT.n $nmw „Der vollkommene Gott, den Chnum gezeugt Esna VI, 503 hat.“ Philä II, 396– (10) ms s# nn sn[nw.f] „Der den Sohn ohne seines[gleichen] erschafft.“ (11) jj.tj m Htp s#.j #b jb.j qd.tw m xt r oHo m Hq# „Sei gegrüßt, mein Sohn, 397 den mein Herz liebt, der im Leib geformt wurde, um Herrscher zu sein.“ BÉNÉDITE, Phi- (10) jj.tw m Htp nb.j Hr nHp.j „Sei gegrüßt, oh du, den ich auf meiner Töpferscheibe erschaffen habe.“ lae, 103, 6–12 Deir Chelouit (4) jry nHp r srd swHt n Hm.f „Der zur Töpferscheibe Gehörige (= Schu), um das Ei (= das aufkeimende, neue Leben) wachsen zu lassen für seine III, 146. Majestät.“ (5) onX nTr nfr jwo n Cw jr-sSm-Sm n #X T#wy.fy wr jrw pw srd swHt n qm# sw „Es lebe der vollkommene Gott, der Erbe des Schu, der Erbe des Trefflichen seiner beiden Kinder (= Re), der mit großer Gestalt ist es, der das Ei wachsen lässt für den, der ihn erschaffen hat.“ Esna III, 311

Der König wird von Chnum-Re (bzw. in Deir Schelwit von Schu) erschaffen. Er ist der Sohn und Erbe des Gottes und bekommt von diesem auch das Königtum verliehen. In Esna III, 254 und 395, die auch durch ihren Anbringungsort in enger Verbindung stehen (s.u.), wird auch explizit die Krönung des Königs im Vaterhaus genannt. Diese beiden Stellen bilden, ganz ähnlich wie der im vorherigen Abschnitt für die Thematik der allgemeinen Schöpfung besprochene Satz (s.o.), die Quintessenz der Vorstellungen zu diesem Thema: Der König wird erschaffen vom Gott des Tempels, welcher einmal als „Chnum-Re, der Herr von Esna“ bezeichnet wird und in der anderen Szene als „begattender Stier“. Anschließend wird er im Vaterhaus bzw. bereits im Leib gekrönt, er erhält das Königtum noch im Tempel durch den Gott bzw. schon vor seiner Geburt. Dies alles geschieht in Anwesenheit der Untertanen des Königs, über die er später herrschen soll. Auch hierfür finden sich in beiden Szenen zwei sehr passende Ausdrucksformen. Einmal wird der König gekrönt „inmitten allem, was auf jener Töpferscheibe hervorkommt“, ein anderes Mal „an der Spitze der Lebenden“,79 um dann

79 Die Erschaffung der Untertanen wird ja an einer Stelle in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen explizit genannt, siehe hierzu Esna II, 15, 14–15.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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schlussendlich als „König von Ober- und Unterägypten, der König ist in den vier Himmelsrichtungen“ und als „König dessen, was die Sonnenscheibe umkreist“ zu herrschen. In fast allen Fällen ist es Chnum-Re, der für die Erschaffung des Königs und die Verleihung des Königtums in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen verantwortlich ist, während in der Szene aus Deir Schelwit der Gott Schu als „Hauptgott“ dieser Szene diese Funktion ausübt. An einer Stelle übernimmt jedoch auch die löwenköpfige Menhit diese Rolle, die einmal als Tst jwo.s80 „die ihren Erben knüpft“ bezeichnet wird. Ein weiteres verbindendes Merkmal dieser Schöpfung ist es, dass Chnum den König „in Freude“ erschafft. So wird der König von Chnum m #t ntj #wt-jb,81 m #t ntj snfr-jb,82 m #t ntj XntS83 und m nDm-jb84 erschaffen. In sehr engem Bezug zur königlichen Geburt steht auch die Szene Esna III, 311, die zwar nicht explizit auf die Erschaffung des Königs und die Verleihung des Königtums Bezug nimmt, aber doch sehr ausführlich auf die Schwangerschaft und Geburt an sich. In ihr treten die vier Meschenet-Göttinnen auf, welche die göttlichen Verkörperungen des Geburtsziegels sind. Sie sind verantwortlich für das gute Gelingen und den komplikationslosen Verlauf der Geburt.85 In oben genannter Szene sind sie die Gefährtinnen des Chnum-Re,86 in ihrer Funktion als Geburtshelferinnen. Nach der geglückten Geburt des Säuglings sind sie es, die die Lebenszeit, Schicksal und Erziehung des Neugeborenen festlegen.87 Die Meschenet sind gemeinsam mit dem Schicksal, personifiziert durch den Gott Schai und der Erziehung, personifiziert durch die Göttin Reret, in Esna sehr eng mit Chnum verbunden und spielen ingesamt eine wichtige Rolle bei der Erschaffung des Menschen im Allgemeinen und des Königs im Besonderen.88 Jedem der Götter und Göttinnen kommt bei der Schöpfung und Geburt eines Kindes eine besondere Aufgabe zu, und erst durch die spezielle Tätigkeit eines jeden glückt die Geburt. Zuerst erschafft Chnum den Embryo auf seiner Töpferscheibe im Mutterleib, im Anschluss sorgen die Meschenet-Göttinnen für die erfolgreiche Geburt, während danach das Schicksal und die Erziehung für das gute Leben des Neugeborenen verantwortlich sind, wobei Chnum in diesem Zusammenspiel stets der Gott ist, der am Anfang steht und die drei anderen Götter

80 Esna III, 254, 13. Vgl. auch ebenfalls in dieser Szene Esna III, 254, 15, wo Menhit als Tst D#mw „die die Nachkommen knüpft“ bezeichnet wird. Möglicherweise liegt hier auch eine Anspielung auf die Tatsache vor, dass mHnt „Umringlerschlange“ eine Bezeichnung der Gebärmutter oder Fruchtblase sein kann. Siehe hierzu LEITZ, Embryologie, 23 mit Anm. 100. mHnt wäre hier dann ein Verweis auf den Namen der Menhit, die die symbolische Rolle der Gebärmutter einnimmt, in der Chnum seine Schöpfung vollzieht. Hierfür spricht auch die Verwendung des Verbes Ts „knüpfen, befestigen“, was bspw. auch für das Befestigen des Eies in der Gebärmutter benutzt wird, siehe hierzu etwa Esna III, 320, 23. 81 Esna II, 15, 7 82 Esna II, 59, 1 83 Esna III, 254, 6 84 Esna III, 311, 5. 85 Zu den Meschenet-Göttinnen und ihren Funktionen samt einer Zusammenstellung der relevanten Quellen siehe ausführlich DERCHAIN-URTEL, Tjenenet, 23ff. Siehe auch LEITZ, Embryologie, 25 mit Anm. 108. 86 In dieser Rolle treten sie bereits im aus dem Mittleren Reich stammenden Papyrus Westcar, auf wo Chnum gemeinsam mit Isis, Nephthys, Heket und Meschenet gemeinsam die Geburt der Ruddjedet unterstützen. Siehe hierzu pWestcar 18, 14. Im Neuen Reich treten sie gemeinsam mit Chnum und Renenet auch in der Inschrift auf dem äußeren Sarkophagdeckel des Merenptah auf. Siehe hierzu mit weiteren Belegen dieser Konstellation aus dem Mittleren und Neuen Reich ASSMANN, in: MDAIK 28, 1972, 50f., Anm. 19. 87 Esna III, 311, 12–18. 88 Siehe hierzu die zahlreichen Belege aus Esna bei QUAGEBEUR, Shaï, 89f.

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und Göttergruppen erschafft und über sie bestimmt. So ist Chnum nb S#y rrt wD Xprw89 „Herr der Schicksals und der Erziehung, der die Gestalten befiehlt“, qm# msXnt 4 S#y rrt90 „Der die vier Meschenet, das Schicksal und die Erziehung erschafft91, jr $nmww 4 S#y rrt wD Xprw92 „Der die vier Chnumgötter, das Schicksal und die Erziehung erschafft und die Gestalt befiehlt“, S#o S#y nb msXnt93 „der das Schicksal begonnen hat, Herr der Meschenet“ und S#y rrt m wD.f94 „Das Schicksal und die Erziehung stehen unter seinem Befehl.“ In einem Text im Tempel von Athribis ist es die löwenköpfige Göttin Repit, die diese Schöpfungstätigkeit an der Töpferscheibe übernimmt: Rpwt wrt irt nTrwt Qm#t nHp irt msXnt S#y rrt m wDt.n.s95 „Repit, die Große, die die Göttinnen macht, die die Töpferscheibe erschafft, Schicksal und Erziehung sind das, was sie befohlen hat“. Die Szene steht auch durch ihre Anbringung in besonders enger Beziehung zur Geburt des Königs, befindet sie sich doch auf der gleichen Säule wie die ausführlichen Hymnen und liturgischen Texte zum „Mystére de la naissance royal“, die ein Bestandteil des „Festes des Aufstellens der Töpferscheibe“ sind und als deren konzise Zusammenfassung man die Szene Esna III, 311 sehen kann.96 Ein weiterer Aspekt, der mit der Erschaffung des Königs und der Verleihung des Königtums an ihn zu tun hat, ist die Tatsache, dass Chnum nicht nur die Herrschaft über Ägypten verleiht, sondern auch über die Fremdländer und die sie bewohnenden Völker. Esna III, 254 Esna III, 311 Esna III, 313 B

(1) jn k#t[.k grg] t#wy X#swt „[Dein] (= Chnum-Re) Werk ist es, das die beiden Länder und die Fremdländer [bevölkert].“ (8) wr bj#wt m t#wy X#swt „Der mit großen Wunderdingen (= ChnumRe) in den beiden Ländern und den Fremdländern.“ wD.n.f sXm m t#wy X#swt „Er (= Chnum-Re) hat die Macht angeordnet in den beiden Ländern und den Fremdländern.“

Auch wenn diese Thematik nur in drei Belegen in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen vorliegt und der Gott Chnum nicht in besonderer Weise mit den Fremdländern oder der Wüste verbunden wird, so scheint hier dennoch ein wichtiger Aspekt angesprochen zu werden. Der Gott Chnum ist, zumindest in der Theologie des Tempels von Esna, der universale Schöpfergott, dessen Einflussbereich, Macht und Schöpfungstätigkeit sich nicht nur auf Ägypten beschränkt, sondern weltumspannend ist. Daher kann Chnum diese Macht auch an den König weitergeben. Besondere Beachtung verdient die Bezeichnung des Chnum-Re als wr bj#wt „Der mit großen Wunderdingen“, die noch mehrfach in Esna als Beiname des Chnum belegt ist.97 Mit großer Wahrscheinlichkeit wird hier auf die Vorstellung angespielt, dass Chnum auch die Völker 89 Esna II, 15, 1–2. 90 Esna III, 249, 1 (§ 14bis). 91 Vgl. hierzu sehr ähnlich Esna III, 255 B qm# msXnt S#y rrt „der Meschenet, das Schicksal und die Erziehung erschafft.“ 92 Esna III, 377, 1. 93 Esna III, 389, 13. 94 Esna III, 394, 28. Siehe zur Thematik der Festlegung des Schicksals auch LEITZ, Embryologie, 26. 95 Athribis III, 249–250 (C 3, 115, 2–3). 96 Siehe zum „Mystère de la naissance royale“ SAUNERON, Esna V, 185ff. 97 Esna III 277, 21 (§ 4), Esna III, 355, 2 (§ 27) und 371, 19. Für Belege als Bezeichnung anderer Götter siehe LGG II, 434b.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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der Fremdländer mit ihren, den Ägyptern unverständlichen Sprachen, durch die Tätigkeit seiner Töpferscheibe erschafft und versorgt, jedoch nur zu dem Zweck, dass sie ihre bj#wt „Wunderdinge, Kostbarkeiten“ als Abgaben und Tribut nach Ägypten bringen können, eine Vorstellung, die bereits Serge SAUNERON erstaunt kommentierte: „Et il sera intéressant de constater, au passage, que cette reconnaissance d’un père commun à toute l’humanité ne rabattait en rien les prétentions des Égyptiens de jadis à être les maîtres de cette création, et ses seuls possesseurs légitimes; c’est vers eux que doit affluer le produit des terres lointaines, car les autre races n’ont d’autre raison d’être que d’apporter leur tribut à l’Égypte!“98 Ausführlicher wird dieser Vorstellung in einem Abschnitt einer der Hymnen aus dem Tempel von Esna dargestellt. Der relevante Abschnitt der Hymne sei hier auf Grund des interessanten Inhaltes und der teilweise vorhandenen Schwierigkeiten bei Lesung und Verständnis an dieser Stelle in Umschrift und Übersetzung wiedergegeben: Esna III, 250, 12–14(a)

(12) nHp.sn Dr.w Hr nHp.f pno.sn wHmt nt sp#t nbt r kt Sdt Jdbw-"r

D#r(b) qm#(13).n.f bj#wt m-xnw t#.sn Hr f#t b#kw.sn r-rwtj wr nHp sw (m) jt.sn(c) Vnn sXpr(d) wnnt nbt Hr s#Tw.sn jr.sn xrwt m jrw rmT nw v#-Jbho(e) r mH How.sn m-ob msw.sn(f) jSS.n r#.f(g) Xpr.sn Hro nn whj(h) S#o nHp jw.f (14) Hr dbn ro nb

Sie werden allesamt auf seiner Töpferscheibe erschaffen und sie haben die Zunge eines jeden (nicht-ägyptischen) Bezirkes umgekehrt in eine andere Ausdrucksweise Vergleich mit den Ufern des Horus (= Ägypten). Er hat alle Wunderdinge in ihrem Land erschaffen, damit sie ihre Abgaben heraustragen. Der Große der Töpferscheibe, er ist ihr Vater, Tatenen, der alles, was existiert, entstehen ließ auf ihrem Erdboden. Sie versorgen sich nach der Art der Leute des Ibeha-Landes, um ihre Leiber und die ihrer Kinder zu füllen. Sein Mund hat sie ausgespuckt, sodass sie sofort entstanden sind. Nicht gibt es den Misserfolg seit dem Anfang der Töpferscheibe bei ihrer täglichen Drehung.

Anmerkungen: (a)

Die genauen Lesungen und noch mehr die genauen Bedeutungen einiger Wörter sind in diesem Text oft nicht klar oder gar eindeutig. Dieser ist auch teilweise übersetzt und kommentiert von SAUNERON, in: Kush 7, 1959, 64f.; SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 37ff. und LEITZ, Embryologie, 54.

(b)

Ein Ausdruck Sd D#r mit der Bedeutung „sich vergehen gegen (eine heilige Stätte)“ ist in Wb V, 525 belegt, der an dieser Stelle aber wenig sinnvoll und unverständlich wäre. Für weitaus plausibler halte ich die Erklärung von SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 38, der in dem Ausdruck r D#r eine Abwandlung oder Weiterentwicklung des präpositionalen Ausdruckes m D#r; r D#r (ebenso Wb V, 525) mit der Bedeutung „gemäß, entsprechend, im Vergleich zu“ sieht und das Wort Sdt als substantivierte Form des bereits seit dem Alten Reich gut belegten Verbes Sdj mit der Bedeutung „lesen, vorlesen, rezitieren“ interpretiert, von dem er die allgemeinere Bedeutung „Art zu reden, Ausdrucksweise, Sprache“ ableitet. Siehe zu dieser Passage und für die ägyptischen Vorstellungen zum

98 SAUNERON, Esna V, 103.

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Zustandekommen verschiedener Sprachen SAUNERON, in: BIFAO 60, 1960, 31ff und, dort bereits zitiert, ČERNÝ, in: JEA 34, 1948, 121f. Für Chnum in Esna als Erschaffer der verschiedenen Sprachen der Menschheit siehe die Belege in LEITZ, Embryologie, 16. (c)

Wenn man nur den vorhandenen Zeichenbestand zu Grunde legt, liegt ein grammatikalisches Problem vor: Würde es sich hierbei um einen einfachen Nominalsatz nach dem Schema A-B handeln, müsste das unabhängige Personalpronomen ntf statt des abhängigen Personalpronomens sw verwendet werden. Siehe hierzu KURTH, Einführung II, 842. Wahrscheinlich handelt es sich aber um einen Adverbialsatz, in dem das m der Prädikation ausgefallen ist. Vgl. hierzu auch die Schreibungen aus dem Tempel von Edfu in WILSON, Ptolemaic Lexikon, 807, wo dieses Phänomen ebenfalls nicht selten auftritt. SAUNERON, Esna V, 103 übersetzt kommentarlos „il est aussi leur père“. LEITZ, Embryologie, 54 trennt den Text anders ab und liest wr nHp sw jt.sn v#-Tnn „der Große, der sich erschaffen hat, ihr Vater Tatenen“.

(d)

Für die Lesung s des Zeichens siehe KURTH, Einführung I, 276 und 279, Anm. 46, der nur diese Stelle als Beleg anführt. Die Lesung leitet sich wahrscheinlich von dem seltenen Wort swj „Krokodil“ (Wb IV, 65) ab. Siehe hierzu auch PATANÉ, in: Varia Aegyptiaca 3/1, 1987, 43; GUTBUB, Textes fond., 260f., Anm. (d) und WILSON, in: QUIRKE, The temple in Ancient Egypt, 197. Die Lesung könnte ebenfalls von den anderen Krokodilsbezeichnungen sjj (Wb IV, 415) oder Swj (Wb IV, 434) abgeleitet sein. Zu letzterem siehe auch KOCKELMANN, Herr der Seen, 57.

(e)

Bei diesem Toponym handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Region südlich von Ägypten. Siehe hierzu SAUNERON, in: Kush 7, 1959, 65ff. und zuletzt VON RECKLINGHAUSEN, Philensis-Dekrete, 74ff., Anm. (p).

(f)

SAUNERON sieht in dieser Passage eine Geringschätzung der „ausländischen“ Küche seitens der Ägypter, siehe hierzu SAUNERON, in: Kush 7, 1959, 63ff.

(g)

Zu diesem Sinnbild für die Erschaffung der Menschen siehe SAUNERON und YOYOTTE, in: La Naissance du monde, 39. Zur Bedeutung des Wortes jSS in der griech.-röm. Zeit siehe WILSON, Ptolemaic Lexikon, 113f. Siehe hierzu auch oben Abschnitt 2.10, Anm. (l).

(h)

Hier handelt es sich um eine ungewöhnliche Schreibung des Wortes whj „verfehlen, Misserfolg haben“ (das Gegenteil von mnX). Siehe hierzu Wb I, 339 mit ähnlichen Graphien. In Esna III, 388, 12, ist das Wort noch einmal in identischer Schreibung belegt. Siehe auch die ähnlichen Schreibungen in LGG I, 159b–c.

3.4

Die Erschaffung der Erben des Königs

Nicht nur die Erschaffung des Königs an sich und die Verleihung des Königtums an ihn spielen eine wichtige Rolle in den „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen, sondern auch, als eine Art Unterthema, die Schöpfung der Erben des Königs und damit die Sicherung des Fortbestandes der rechtmäßigen Herrscherdynastie.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

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(15) Tst D#mw „Die (= Menhit) die Nachkommen knüpft.“ rdj s# s#t n nH sn „Der (= Chnum-Re) Sohn und Tochter dem gibt, der sie (= Sohn und Tochter) erbittet.“ (13) dj.j wr D#mw.k m %tmn [Hr] nst.k #w nHH „Ich (= Chnum-Re) lasse Esna III, 395 deine Nachkommen groß sein in Ägypten [auf] deinem Thron bis in alle Ewigkeit.“ Philae II, 396– (11) jr.j n.k xrdw (?) Hr.f m s# s#t r Ts hyw.k m t# pn „Ich (= Chnum-Re) erschaffe für dich Kinder auf ihr (= die Töpferscheibe) als Sohn und 397 Tochter, um deine Untertanen in diesem Land fortdauern zu lassen.“ BÉNÉDITE, Phi- (10) dj.(j) n.k s# s#t mn.tw m [Dt] r nHH „(Ich) gebe dir Sohn und Tochter, die andauern bis in alle Ewigkeit.” lae, 103, 6–12 Deir Chelouit (8) dj.j oS# D#mw.k Hr-tp t# pxr-nst.k m sw#D mnXt „Ich (= Schu) lasse deine Nachkommen zahlreich sein auf der Erde und deinen Erben in vortreffliIII, 146. chem Gedeihen.“ Esna III, 254 Esna III, 255 B

Dieses Thema wird nicht häufig aufgegriffen und spielt auch der Beleglage nach in Esna keine herausragende Rolle, während es in beiden Szenen aus Philae und im Tableau aus Schelwit vorkommt, dort auch in größerer Ausführlichkeit. Für diesen Befund gibt es jedoch keine mir ersichtliche Erklärung, sodass es sich hierbei wahrscheinlich um eine lokale Vorliebe handeln dürfte.

3.5

Die Gegengaben der Götter

Als Gegengabe wird in der Ägyptologie innerhalb einer Ritualszene diejenige positive Reaktion einer Gottheit auf die vorhergehende Opfergabe und Ritualhandlung des Königs bezeichnet. Durch diese Gegengabe drückt die Gottheit ihre Zufriedenheit und ihr Wohlwollen gegenüber der Handlung des Königs aus und belohnt diese. Gleichzeitig wird der König in seiner Eigenschaft als rechtmäßiger Herrscher und einziger Mittler zwischen der göttlichen und menschlichen Sphäre anerkannt. Durch dieses in alle Ewigkeit fortdauernde Wechselspiel nach dem Prinzip do ut des wird mit dem Opfer des Königs und der Gegengabe der Götter der Fortbestand der Welt gesichert.99 Esna II, 15

Esna II, 61 Esna III, 254

(14) soS#.j hyw.k m t# [r]-r#-o Dt (15) dj.j n.k k#t Dbow.j Hr mw n Hm.k : „Ich (= Chnum-Re) lasse deine Untertanen zahlreich sein auf Erden [b]is in Ewigkeit. Ich gebe dir das Werk meiner Finger, das loyal ist gegenüber deiner Majestät.“ (19) mHn.j Hr tp.k mj nb (r-)Dr mnH.j tpw nw Xftyw.k „Ich (= Menhit) umringele deinen Kopf wie (den des) Allherrn. Ich schneide die Köpfe deiner Feinde ab.“ Keine Gegengabe. (11) […] r grg n.k t# pn […] „[…], um für dich dieses Land zu bevölkern […].“

99 Siehe allgemein zu diesem Thema VON PFEIL-AUTENRIETH, Gegengaben. Siehe dort 12f. für eine Definition des Begriffes und einer Darstellung des Forschungsstandes mit weiteren Literaturverweisen.

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Florian Löffler

(18) snfr.n S#y.k Xr.k nHp r Ts hyw.k m [t#] „Wir (= die vier Meschenet) machen dein Schicksal vollkommen bei dir, oh Töpfer, um deine Untertanen im [Land] zu knüpfen.“100 (13) dj.j wr D#mw.k m %tmn [Hr] nst.k #w nHH „Ich (= Chnum-Re) lasse Esna III, 395 deine Nachkommen groß sein in Ägypten [auf] deinem Thron bis in alle Ewigkeit.“ (18) dj.j Ssp.k nfrw Xr jmj nHp.f jr.j st.j imj-tw wpt.f „Ich (= Menhit) veranlasse, dass du die Vollkommenheit empfängst, bei dem, der zu seiner Töpferscheibe gehört. Ich handle (an) meinem Platz an seinem Scheitel.“ Keine Gegengabe oder zerstört. Esna VI, 503 Philä II, 396– (11) jr.j n.k msw Hr.f m s# s#t r Ts hyw.k m t# pn „Ich (= Chnum-Re) erschaffe für dich Nachkommen auf ihr (= die Töpferscheibe) als Sohn und 397 Tochter, um deine Untertanen in diesem Land fortdauern zu lassen.“ BÉNÉDITE, Phi- (10) dj.(j) n.k s# s#t mn.tw m [Dt] r nHH „(Ich) (= Chnum-Re) gebe dir Sohn und Tochter, die andauern bis in alle Ewigkeit.“ lae, 103, 6–12 Deir Chelouit (8) dj.j oS# D#mw.k Hr-tp t# pxr-nst.k m sw#D mnXt „Ich (= Schu) lasse deine Nachkommen zahlreich sein auf der Erde und deinen Erben in vortreffliIII, 146 chem Gedeihen.“ (13) dj.j n.k Hrt-tp mn.tw m tp.k r sXpr nrw.k m jbw t#wy wrw.sn […] „Ich (= Tefnut) gebe dir die Stirnschlange, die fest ist an deinem Kopf, um den Schrecken vor dir in den Herzen der beiden Länder und ihren Großen entstehen zu lassen […].“ Esna III, 311

Die Gegengaben des Chnum-Re an den König bestehen zum einen in der Erschaffung zahlreicher Untertanen, die dem König dienen und durch ihre Arbeit dafür sorgen, dass das Land blüht und gedeiht und zum anderen in der Gabe zahlreicher eigener Nachkommen, die den Fortbestand der dynastischen Erbfolge garantieren und somit die kontinuierliche Stabilität Ägyptens. Beide charakteristischen Gegengaben entsprechen also den Kernthemen der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen. Die Gegengaben der Menhit bzw. der Tefnut sind in Übereinstimmung mit ihrer Rolle als flammende Uräusschlange und als gefährliche Göttin, haben also nichts explizit szenentypspezifisches an sich.

100 Hierbei ist es unklar, ob sich die Rede der vier Meschenet-Göttinnen auf den König bezieht oder nicht. Durch den vokativischen Einschub nHp „Oh, Töpfer“ ist es wahrscheinlicher, dass hier der Gott Chnum-Re angesprochen wird. Mittelbar dürfte aber über Chnum-Re auch eine Gegengabe für den König vorliegen.

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„Grammaire du temple“

Der Terminus „Grammaire du temple“ wurde von Philippe DERCHAIN in seinem Artikel „Réflexions sur la décoration des pylônes“ in der Ägyptologie eingeführt.101 Hier sei der relevante Abschnitt in Kürze zitiert: „Pour comprendre la nature des monuments égyptiens, de nombreuses et délicates études restent encore à faire, malgré toutes les clartés que l’érudition récente a jetées sur eux. Si nous avons réussi à nous représenter en gros ce qu´est pour l’Égyptien un temple, et comment il fonctionne, si le déroulement du culte journalier et le cérémonial des grandes fêtes sont relativement bien expliqués, on a jusqu’ici beaucoup négligé ce que l’on pourrait appeler la grammaire du temple, c’est-à-dire l’étude de sa décoration pour elle-même, et des relations que les divers tableaux on entre eux, ce qui nous permettrait de comprendre le monument en soi, et non plus de le considérer seulement comme une source d’information sur ce qui s’y passait.”102 Bereits in früheren Publikationen hatte sich Philippe DERCHAIN mit der Dekorationssystematik und der „Syntax“ der Ausgestaltung der Tempel der griech.-röm. Zeit beschäftigt.103 Im Rahmen dieser Untersuchungen stellte er heraus, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich der Erschließung eines bestimmten Ritualszenentyps im Textkorpus eines oder mehrerer Tempel der griech.-röm. Zeit zu nähern. Die erste und wissenschaftsgeschichtlich ältere Form ist es, möglichst viele Szenen eines Typs zu vergleichen und so die Besonderheiten und theologischen Eigenheiten auf Grund einer möglichst breiten Quellenbasis zu erschließen. Philippe DERCHAIN sieht diese Herangehensweise jedoch als unzureichend zur Erlangung eines umfassenden Verständnisses an und vergleicht sie recht treffend mit „la position du linguiste qui aurait dressé le lexique d´une langue, en négligeant la syntaxe“.104 Zum vollständigen Verständnis eines bestimmten Szenentyps ist es also notwendig, nicht nur die Szenen an sich mit ihren Gemeinsamkeiten und Varianten zueinander zu untersuchen, sondern auch die Position der jeweiligen Szene in der architektionischen Einheit des Tempels und das Verhältnis zu den mit ihnen in Verbindung stehenden Texten. Diese Gedanken und Schlußfolgerungen wurden einige Jahre später von Erich WINTER in seiner Untersuchung zu den Randzeilen in den Tempeln der griech.-röm. Zeit aufgegriffen, welcher den Begriff der „Grammaire du temple“ auch in der deutschsprachigen Ägyptologie einführte.105 Zeitgleich wurde dieser Begriff bzw. die Anwendbarkeit davon auf die Tempel der griech.-röm. Zeit von ihm problematisiert, da er ausgehend von der damals in der Ägyptologie noch weitverbreiteten Meinung von den Tempeln der griech.-röm. Zeit als ein „innerlich steril gewordenes Sammelbecken des theologischen Gedankengutes der 101 102 103 104 105

DERCHAIN, in BSFE 64, 1966, 17ff. DERCHAIN, in BSFE 64, 1966, 17. DERCHAIN, in: BiOr 18, 1961, 47ff. und DERCHAIN in: CdE 73, 1962, 31ff. DERCHAIN, in: CdE 73, 1962, 33. WINTER, Ägyptische Tempelreliefs.

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Vergangenheit“106, in Frage stellt, ob „die Priester der späten Zeit noch geistig ‚potent‘ waren, ob sie noch in der Lage waren, jede Einzelheit selbstständig und bewußt zu konzipieren, auch dort, wo Traditionsgut reproduziert wurde.“107 Trotz dieser damaligen, mittlerweile als widerlegt geltenden Bedenken, war nun das Konzept der „Grammaire du Temple“ in der Ägyptologie eingeführt und zog eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen nach sich, die sich bemühten zum einen mehr oder weniger allgemein gültige Regeln und Erklärungsmuster zu formulieren,108 als auch die erkannten Prinzipien auf verschiedene Arten von Ritualszenen anzuwenden.109 Bei diesen Untersuchungen soll sowohl das Prinzip der symmetrischen Szenenverbindungen zu Grunde gelegt werden, als auch erarbeitet werden, ob und inwiefern die Szenen in formalen oder inhaltlichen Zusammenhängen mit den sie direkt umgebenden Texten stehen, etwa denjenigen, die sich im Fall von Esna auf derselben Säule befinden oder aber direkt vertikal oder horizontal an sie anschließen. Die Symmetrie ist eines der prominenten Dekorationsprinzipien innerhalb eines Tempels der griech.-röm. Zeit.110 Ritualszenen stehen sehr häufig in einer irgendwie gearteten Beziehung zu denjenigen Szenen, die sich ergeben, wenn man die Ausgangsszene auf der Symmetrieachse des Tempels spiegelt. Die Anspielungen können unterschiedlich angelegt sein. In vielen Fällen sind diese offensichtlich, in einigen Fällen sind sie auch nur sehr schwach ausgeprägt oder es findet sich gar keine offensichtliche Korrespondenz oder Bezugnahme.111 Ein Ordnungsprinzip, das im weiteren Sinne zur Symmetrie gerechnet werden kann, ist das Phänomen, dass die Tempel durch ihre Achsen in einen einen sog. oberägyptischen und unterägyptischen Bereich geteilt werden. Das heisst in einem bestimmten Bereich des Tempels, entweder im geographischen Norden (bei Tempeln mit einer Ost-West-Orientierung wie etwa Esna) oder im gedachten „theologischen“ Norden (bei Tempeln mit einer Nord-Süd-Orientierung, wie etwa Dendara und Edfu) wird besonders oft auf Unterägypten angespielt oder etwa auf unterägyptische Götter oder Orte, die sich nördlich des Tempels befinden. Das gleiche gilt parallel für den Süden und Oberägypten.112 Besonders offenkundig wird dieses Prinzip bei den als „geographische Prozessionen“ bezeichneten Defilées der personifizierten Gaue Ober- und Unterägyptens, die sich in großer Zahl in den Soubassements der Tempel der griech.-röm. Zeit

106 107 108 109

WINTER, Ägyptische Tempelreliefs, 15. WINTER, Ägyptische Tempelreliefs, 16. Hier sei neben den bereits oben zitierten Werken etwa GUTBUB, in: Mel. Vercoutter, 123ff. genannt. Für einen umfassenden Überblick über Literatur als auch über die Thematik „Grammaire du temple“ an sich siehe LABRIQUE, Stylistique et théologie à Edfou, 1ff.; LEITZ, Außenwand, 1ff und zuletzt TATTKO, Türinschriften, 2 mit Anm. 5 und 6. Für einen Überblick über die Studien zu einzelnen Ritualszenen siehe KURTH, in: QUIRKE, The Temple in Ancient Egypt, 152ff. und LABRIQUE, Stylistique et théologie à Edfou, 1, Anm. 5. 110 Zur Symmetrie als eines der zentralen Ordnungsprinzipien der „Grammaire du temple“ siehe LABRIQUE, Stylistique et théologie à Edfou, 4f. mit Verweisen auf weitere Literatur und speziell zur Symmetrie als Ordnungsprinzip im Tempel von Esna siehe DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 120ff. 111 Zu den verschiedenen Arten von Korrespondenzen und die darin enthaltenen mythisch-religiösen Anspielungen in symmetrischen Szenenverbindungen siehe LEITZ, Außenwand, 255ff. 112 Zu diesem Phänomen und zum Unterschied zwischen geographischen und theologischen Himmelsrichtungen siehe LABRIQUE, Stylistique et théologie à Edfou, 4f. und CAUVILLE, in: BIFAO 83, 1983, 51ff. Für dieses Phänomen speziell auf den Tempel von Esna bezogen siehe HALLOF, in: 6. Ägyptologische Tempeltagung, 124f. und LEITZ, in: SAK 29, 2001, 252f.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

145

finden.113 Auch dieses als „geographisch“ zu bezeichnende Ordnungsprinzip soll bei der Untersuchung der Szenen Beachtung finden. Im Folgenden soll nun zuerst übersichtsartig dargestellt werden, mit welchen Typen von Ritualszenen die „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen korrespondieren und dann überprüft werden, ob feststellbare Bezugnahmen bestehen, um diese dann gegebenenfalls kurz zu erläutern und zu kommentieren.

4.1

Esna II, 15

Die symmetrisch korrespondierende Szene ist Esna II, 29114, ein „Darbringen des Feldes“ an Chnum-Re, den Herrn des Feldes, der sein Hauptheiligtum im heute vollständig verlorenen Tempel von Esna-Nord115 besaß, was auch sehr gut zum oben bereits erwähnten geographischen Ordnungsprinzip passt, da die Szene im nach Norden gewandten, unterägyptischen Bereich des Tempels angebracht ist.116 Hauptthematik dieser Szene ist die Fruchtbarkeit der Ackerflächen, die so ihrerseits die Ernährung der Menschen garantiert. Weitere angesprochene Aspekte sind die Feldvermessung und das Einsammeln der Abgaben. Das „Darbringen des Feldes“ an Chnum-Re, den Herrn des Feldes korrespondiert in sehr passender Weise mit dem „Darbringen der Töpferscheibe“ an Chnum-Re, den Herrn von Esna. Den beiden wichtigsten Formen des Chnum in Esna werden hier jeweils die Gaben dargebracht, die am engsten mit ihrem Wesen verknüpft und charakteristisch für ihren Wirkungsbereich sind. Weiterhin könnte man hier ebenfalls von einer Art chronologischer Abfolge ausgehen: Chnum-Re, der Herr von Esna erschafft zuerst Mensch und Tier, während im Anschluss daran Chnum-Re, der Herr des Feldes für die Versorgung und Aufrechterhaltung der Schöpfung sorgt. Auch auf direkter inhaltlicher Ebene gibt es eine eindeutige Korrespondenz. So liest man in Esna II, 15, 3-4: nHp.k wj Hr.f r jdnw st.k r Xb jnw m nbd „Du hast mich auf ihr (=der Töpferscheibe) geformt als Erbe deines Platzes um die Abgaben der ganzen Welt einzusammeln.“ Die Thematik des Einsammelns der Abgaben durch den König kommt nur in dieser einen „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene vor und ist eine direkte Anspielung auf die 113 Siehe zum Überblick über diese Art von Prozessionen LEITZ, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 51ff. mit einer kommentierten Bibliographie und zuletzt ausführlicher LEITZ, in: RICKERT und VENTKER, Soubassementstudien I, 69ff. Als artverwandtes Beispiel sei hier das zweigeteilte Ensemble geographisch beeinflusster Ritualszenen aus dem Hof des Tempels von Edfu verwiesen, das Philippe DERCHAIN in: CdE, 73, 1962, 31ff. anregte, sich mit der Dekorationssystematik der Tempel der griech.-röm. Zeit zu beschäftigen. Siehe zuletzt und am umfangreichsten zu geographischen Prozessionen in griech.-röm. Tempeln LEITZ, Soubassementstudien II–IV und allgemein zur Dekoration der Soubassements in den Tempeln der griech.röm. Zeit RICKERT und VENTKER, Soubassementstudien I. 114 Diese Szene ist übersetzt und kommentiert bei DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 87ff. und bei SAUNERON, in: BIFAO 62, 1964, 18, § 27 (Zl. 2). Siehe dort für Kommentare und Literatur zu einzelnen Aspekten dieser Szene, wie bspw. Chnum als Feldvermesser. . 115 Zu diesem Heiligtum am heutigen Ort Kom ed-Deir siehe oben Abschnitt 2.3, Anm. (w). 116 Für einen sehr aussagekräftigen Beleg der geographischen Zugehörigkeit von Chnum-Re, dem Herrn des Feldes zum nördlichen Bereich des Tempels und der von Chnum-Re, dem Herrn von Esna zum südlichen siehe etwa die beiden kryptographischen Hymnen in Esna II, 103 und 126, wo sich die Hymne an ChnumRe, den Herrn von Esna in der südöstlichen Ecke des Pronaos befindet und die Hymne an Chnum-Re, den Herrn des Feldes symmetrisch korrespondierend dazu in der nordöstlichen. Siehe hierzu auch die Bearbeitung dieser beiden Texte bei LEITZ, in: SAK 29, 2001, 252ff. Siehe zu dieser geographischen Zuordnung auch SAUNERON, Esna V, 33f.

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korrespondierende Szene, in der das Einsammeln der Abgaben zur Hauptthematik gehört. So liest man in Esna II, 29, 7 in der königlichen Randzeile: Ro n Kmt Xb jnw m t# Hr-#w.f „Der Re Ägyptens, der die Abgaben im ganzen Land einsammelt.“ Die beiden Szenen sind Teil der literarischen Gesamtkomposition der ptolemäischen Fassade des Tempels von Esna, wie sie von Philippe DERCHAIN und Daniel VON RECKLINGHAUSEN herausgearbeitet wurde. Nach deren Interpretation des Ensembles steht diese Szene auch im Zusammenhang mit den jeweils im 3. Register über den beiden Szenen befindlichen Darstellungen, nämlich ein Weihrauchopfer an Chnum-Re, den Herrn von Esna117 und ein „Darbringen des HH-Symbols“ an Chnum-Re, den Herrn von Esna.118 Nach ihrer Interpretation bilden die vier Szenen eine Einheit, wobei die beiden Szenen im 1. Register auf die Tätigkeiten des Chnum-Re auf der Erde und die beiden Szenen im 3. Register auf die Tätigkeiten des Chnum-Re am Himmel Bezug nehmen.119

4.2

Esna II, 61

Die symmetrisch korrespondierende Szene ist ein Milchopfer120 an Neith in ihrer nur einmalig belegten Form oS#t mnmnt „Die mit zahlreichen Herden“. Hier könnte natürlich neben der offensichtlichen innerszenischen Beziehung zwischen den zahlreichen Herden und der dargebrachten Milch eine allgemein gehaltene Anspielung auf Chnum-Re enthalten sein, der im Tempel von Esna häufiger als Erschaffer der Herden angesprochen wird.121 Eine weitere Anspielung besteht sicherlich auch darin, dass die Göttin Neith in ihrer Gestalt der #Xt-Kuh als Urmutter und Mutter des Re fungiert und so eine Beziehung zwischen der Schöpfungstätigkeit der Neith und der des Chnum hergestellt wird.122 Auf einer weiteren Ebene könnte hier ebenfalls wieder eine Art chronologische Beziehung vorliegen, ganz ähnlich wie bereits in der Besprechung der Szene Esna II, 15 erwähnt, nämlich dass, nachdem Chnum auf seiner Töpferscheibe erschaffen hat, Neith als „Die mit zahlreichen Herden“ für die Versorgung der Schöpfung zuständig ist. Weiterhin wird auch hier wieder das geographische Prinzip berücksichtigt, indem dem im Südteil befindlichen Opfer an Chnum-Re, dem Herrn von Esna ein im Nordteil gelegenes Opfer an Neith entspricht, einer Gottheit starken Bezügen nach Unterägypten. Die direkt angrenzende Szene ist ein Myrrheopfer123, ebenfalls an Neith, welches wie die Ausgangsszene sehr kurz und allgemein gehalten ist. Hier sind neben der wieder vorhandenen geographischen Anordnung (s.o.) keine weiteren Anspielungen erkennbar.

117 118 119 120 121

Esna II, 7. Esna II, 21. DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 140f. Esna II, 83. Für Belege innerhalb der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen siehe Esna II, 15, 10 und 20 und Esna III, 313 A. 122 Siehe hierzu STERNBERG, Myth. Motive und Mythenbildung, 39. 123 Esna II, 62.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

4.3

147

Esna III, 254 und Esna III, 395

Diese beiden Szenen werden an dieser Stelle gemeinsam besprochen, da sie Bestandteil einer größeren Szenenkomposition sind, die sowohl Aussagekraft über die Ritualszenen an sich, als auch über die Dekorationssystematik des Tempels im Allgemeinen besitzen. Neben den beiden „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen sind mindestens noch zwei „Darbringen von Pfeil und Bogen“-Szenen Bestandteil dieses Ensembles.124 Die symmetrisch korrespondierende Szene von Esna III, 254 ist Esna III, 324 und diejenige von Esna III, 395 ist Esna III, 334. Es korrespondiert also in diesem Fall jeweils eine „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene mit Chnum-Re, dem Herrn von Esna als Empfänger mit einer „Darbringen von Pfeil und Bogen“-Szene an Neith, der Herrin von Esna. Durch die besondere Verteilung dieser Szenen auf den Säulen des Pronaos ergeben sich aber darüber hinaus noch weitere Beziehungen zwischen den vier Szenen: Die Szenen korrespondieren nicht nur direkt symmetrisch über die Ost-West-Achse des Tempels, sondern auch die Szenen gleichen Typs über Kreuz miteinander. Auf einer dritten Ebene korrespondiert auch noch jeweils eine „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene mit einer „Darbringen von Pfeil und Bogen“-Szene symmetrisch über die Nord-Süd-Achse des Tempels (Esna III, 254 mit Esna III, 334 und Esna III, 395 mit Esna III, 324). Trotz dieses Überkreuzaufbaus wurde auch das oben bereits besprochene geographische Prinzip nicht vernachlässigt. So befindet sich zwar eine „Darbringen von Pfeil und Bogen“-Szene im südlichen Teil des Tempels125 und eine „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene im nördlichen126 Teil. Das geographische Ordnungsprinzip wird jedoch immer dadurch gewahrt, dass die Szenen jeweils auf die „richtige“ Himmelsrichtung ausgerichtet sind, auch wenn sie sich im eigentlich „falschen“ Teil des Tempels befinden.127 Den beiden Hauptgöttern des Tempels von Esna werden ihre charakteristischen Kultsymbole dargebracht. Eine kompositorische Entsprechung mit engem Bezug zu den vier Ritualszenen hat diese Korrespondenz in den beiden Barkenprozessionen, die sich auf der westlichen Innenseite des Pronaos, direkt über der ptolemäerzeitlichen Tempelfassade befinden. In der südlich gelegenen Szene128, bei der es sich wahrscheinlich um die Prozession zur „Vereinigung mit der Sonnenscheibe“ im Rahmen des „Festes des Aufstellens der Töpferscheibe“ am 1. Phamenoth handelt129, trägt ein Priester im Leopardenfell von Süden kommend eine große Töpferscheibe, auf der sich ein Ei oder Lehmbatzen befindet und präsentiert diese, der von Norden, also symbolisch aus dem Eingang des Tempels kommenden Barke des Chnum. Unterhalb der Barke steht ein kleinerer Priester, der ebenfalls von Norden kommend, eine Feldhieroglyphe darbringt, das Symbol der in Esna-Nord beheimateten Form des Chnum als „Herr des Feldes“.

Esna III, 324 (EL-SAYED, Neith II, Dok. 1016, 629) und 334 (EL-SAYED, Neith II, Dok. 1017, 629f.). Esna III, 324. Esna III, 254. Zu diesem besonderen Dekorationsprinzip im Tempel von Esna siehe HALLOF, in: 6. Ägyptologische Tempeltagung, 125. 128 Esna VI, 543. Die Szene ist übersetzt und kommentiert in DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 109ff.. 129 Vgl. hierzu die Beschreibung der Prozession, in Esna III, 284, 1–2. Eine Übersetzung dieses Textes mit Kommentar zur „Vereinigung mit der Sonnenscheibe“ in SAUNERON, Esna V, 125ff. Zu diesem Fest siehe auch Abschnitt 3.2. 124 125 126 127

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Innerhalb dieser Szene werden also die beiden wichtigsten Formen des Chnum von Esna mit ihren sie definierenden Kultsymbolen in geographisch richtiger Zuordnung dargestellt. Symmetrisch korrespondierend dazu ist die nördlich des Einganges gelegene Szene,130 die mit großer Wahrscheinlichkeit die Barkenprozession der Neith am Morgen des 13. Epiphi darstellt und die Ankunft der Göttin Neith in Esna kommend aus Sais feiert.131 Hier trägt, ganz in Entsprechung zur vorher besprochenen Szene, ein Priester im Leopardenfell Pfeil und Bogen, die Kultsymbole der Neith. In den zwei Szenen sind dadurch die beiden wichtigsten Götter des Tempels von Esna an ihren Hauptfesten mitsamt ihren Kultsymbolen in Übereinstimmung mit ihrer geographischen Zuordnung dargestellt und genau dieses Dekorationsmuster dürfte seine Entsprechung in der Anordnung der vier Ritualszenen haben. Untermauert wird diese Vermutung auch durch die Hypothese, dass das Fest am 13. Epiphi eine große theologische Verwandtschaft mit dem dem Fest am 1. Phamenoth besitzt und laut Serge SAUNERON „une réplique à l’usage de Neith du Ier Phaménôth“ ist.132 Dies ist auch als weiterer Ausdruck des Umstandes zu sehen, dass Chnum und Neith zwei unterschiedlich wirkende Aspekte eines einzigen androgynen Schöpfergottes sind, dem der Tempel von Esna geweiht war.133 Die Szenen korrespondieren also nicht nur auf der offensichtlichen Ebene miteinander, sondern die Korrespondenz ist ihrerseits auch direkter Ausdruck der theologischen Entsprechung dieser beiden Feste und ihrer Götter, die sich so auch in der Anordnung der vier Ritualszenen widerspiegelt

4.4

Esna III, 311

Die symmetrisch korrespondierende Ritualszene zu dieser „Darbringen der Töpferscheibe“Szene ist ein „Darbringen eines Opferhaufens“134 an eine nicht zu identifizierende männliche Gottheit135 und eine nicht zu identifizierende weibliche Gottheit. Der Erhaltungszustand dieser Szene ist sehr schlecht, sodass sich hier neben dem allgemeinen, bereits mehrfach oben erwähnten „chronologischem“ Verhältnis zwischen der Schöpfung auf der Töpferscheibe durch Chnum und die nachfolgende Versorgung der Schöpfung durch den Opferhaufen keine offensichtlichen Anspielungen erkennen lassen. Diese Szene steht inhaltlich auch in starkem Zusammenhang mit der königlichen Geburt, mit deren Texten sie sich gemeinsam auf der Säule befindet und deren Ritualkomplex sie angehört.136

130 Esna VI, 545. Die Szene ist übersetzt und kommentiert in DERCHAIN und VON RECKLINGHAUSEN, Die Schöpfung, 104–109. 131 Vgl. hierzu die Beschreibung der Prozession in Esna III, 207, 15–16. Eine Übersetzung dieses Textes in SAUNERON, Esna V, 278. Eine komplette Beschreibung des Festes in SAUNERON, Esna V, 277ff. 132 Siehe hierzu SAUNERON, Esna V, 303ff. 133 Siehe hierzu oben Anm. 181. 134 Esna III, 267. 135 Esna III, S. 166 mit Anm (a) vermutet Chnum-Schu mit Verweis auf Esna III, 268 B. 136 Siehe hierzu Abschnitt 3.3. Siehe hierzu auch die Anmerkung von SAUNERON in Esna III, 311, Einleitung, wo er schreibt „Cette scène est naturellement liée au rituel des nos 300–310“, den Texten zur königlichen Geburt.

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Das Ritual „Darbringen der Töpferscheibe“

4.5

149

Esna VI, 503

Die symmetrisch korrespondierende Ritualszene zu dieser „Darbringen der Töpferscheibe“Szene ist eine Szene, die die Übergabe eines Hauses an seinen Herren, d.h. die Übergabe des Tempels an die ihn bewohnenden Götter, in diesem Fall Chnum, dem Herrn von Esna und Nebet-uu, zum Thema hat. In der Rede des Chnum-Re in dieser Szene wird ebenfalls seine Schöpfungstätigkeit thematisiert, in diesem Fall besonders in Bezug auf die sieben Chnumgötter, die wiederum vom „Urchnum“ auf der Töpferscheibe geformt werden, und die Erschaffung des Tempels.137 Die Erschaffung und Hilfe beim Bau und der Gründung eines Tempels waren die Hauptaufgaben dieser Göttergruppe.138 Auch im Tempel von Edfu spielt die Schöpfung des Tempels oder anderer Architekturelemente durch Chnum auf der Töpferscheibe und die sieben Chnumgötter eine gewichtige Rolle.139

4.6

Philä II, 396–397, Berliner Photo 1016

Diese Szene korrespondiert symmetrisch mit einer Szene, die das Darbringen eines HHSymbols an Osiris und Isis zum Inhalt hat.140 Hauptinhalt der Texte sind die Verleihung des Lebens, eine lange Lebensdauer, die Versorgung mit Atemluft und die lange Dauer des Königtums. Dies sind allesamt Aspekte, die zur Aufrechterhaltung und Versorgung der Schöpfung, nachdem sie auf der Töpferscheibe vollzogen wurde, elementar sind. Wiederum ist die Natur der Beziehung zwischen den beiden Szenen eher allgemeiner Natur.

4.7

BÉNÉDITE, Philae, 103, 6–12 und Tf. 32, Berliner Photo 357

Die symmetrisch korrespondierende Szene ist ein Maat-Opfer an Isis und Horus141. Neben der eher allgemeinen Beziehung, dass die Schöpfung des Chnum für ihren unversehrten Fortbestand der Maat bedarf, sind keine inhaltlichen oder formalen Bezüge der Szenen aufeinander erkennbar.

4.8

Deir Chelouit III, 146 und Tf. 17

Die symmetrisch korrespondierende Szene ist hier ein „Darbringen von Opferkuchen“ an Geb und Nut. Hauptthematik dieser Szene ist die Versorgung des Landes mit Nahrung und Unterhalt, der von den beiden Göttern in dieser Szene bereitgestellt wird.

137 Esna VI, 537, 16–20. 138 Siehe hierzu BRUGSCH, in: ZÄS 10, 1872, 5f., KURTH, in: Fs Derchain, 189ff. und ROCHOLZ, Schöpfung, 39f. und oben Abschnitt 2.3, Anm (r). 139 Vgl. hierzu die zahlreichen Belege bei WILSON, Ptolemaic Lexikon, 533f. 140 Philä II, 392–393. 141 BÉNÉDITE, Philae, 74, 12–18.

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150

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Die Beziehung zwischen den beiden Szenen ist auch hier sicherlich wieder in der Abfolge zu sehen, in der auf die Erschaffung des neuen Lebens und insbesondere zahlreicher Untertanen und Nachkommen, die Versorgung und der Unterhalt dieser Geschöpfe folgt, die die Hauptaspekte der korrespondierenden Szene sind. Eine weitere Anspielung dürfte darin vorliegen, dass in der heliopolitanischen Kosmogonie Schu und Tefnut die Eltern von Geb und Nut sind, also auch hier eine Art chronologische Abfolge vorliegt.

4.9

Kalabschah

GAUTHIER, Temple de Kalabchah, I, 166; II, Taf. 57B; DAUMAS/DERCHAIN, Temple de Kalabcha, 71 (C 80). Hier ist die symmetrisch korrespondierende Szene ein ebenfalls nicht vollständig ausgeführtes Weinopfer142 an Mandulis143. Neben der evtl. wieder bestehenden Beziehung zwischen der Schöpfung und ihrer Versorgung, lassen sich keine offensichtlichen Beziehungen zwischen den Szenen feststellen. Insbesondere inhaltlich lassen sich auf Grund der vollständig fehlenden Beschriftung der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szene keine Aussagen machen.

142 Zu diesem Typ von Ritualszene siehe POO, Wine and wine offering. 143 GAUTHIER, Temple de Kalabchah, I, 168; II, Taf. 59B; DAUMAS und DERCHAIN, Temple de Kalabcha, 72 (C 53).

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Zusammenfassung

Es konnte gezeigt werden, dass die Erschaffung der belebten und unbelebten Natur durch Chnum das hauptsächliche Thema der „Darbringen der Töpferscheibe“-Szenen in den Tempeln der griech.-röm. Zeit sind. Dieses Grundthema fächert sich in in zwei Unterbereiche auf: 1. Die Erschaffung von Göttern, Menschen und Tieren und die Versorgung und Aufrechterhaltung dieser Schöpfung im Allgemeinen.144 Damit verbunden ist die Vorstellung, dass der Gott Chnum diese Schöpfungstätigkeit auf seiner Töpferscheibe in den Leibern der Frauen ausführt.145 2. Die Erschaffung des Königs und seiner Erben in Verbindung mit der Verleihung des Königtums an ihn,146 was sich auch in den Gegengaben der Götter an den König widerspiegelt, die ihm Nachkommen und damit den Fortbestand seines Königtums zukommen lassen bzw. als flammende Stirnschlange die Macht über seine Feinde verleihen.147 Weiterhin konnte gezeigt werden, dass insbesondere im Tempel von Esna, die Szenen durch zahlreiche Korrespondenzen in Beziehung zu anderen Ritualszenen stehen,148 während bei den anderen Belegen dieses Merkmal nicht so stark bzw. nicht so offensichtlich ausgeprägt ist. Der häufigste Gott in den Szenen ist Chnum(-Re), der in allen Belegen, bis auf einen,149 der Hauptgott der jeweiligen Szene ist. Wie gezeigt werden konnte, ist bereits seit frühester Zeit die Schöpfungstätigkeit an der Töpferscheibe sein charakteristischstes Merkmal,150 das in der griech.-röm. Zeit im Tempel von Esna zum zentralen Inhalt seiner Theologie wird. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Szenentyp in diesem Tempel seinen Ursprung hatte und von dort in andere Orte tradiert wurde. So eine Aussage kann natürlich immer nur Vermutung bleiben. Sie ist aber wahrscheinlich und plausibel, da zum einen dort die Schöpfung auf der Töpferscheibe zentral in der Theologie ist, was in den Tempeln, aus denen die anderen Belege stammen, nicht der Fall ist und zum anderen der älteste Beleg dieses Szenentyps151 von dort stammt und dieser an diesem Ort auch mit Abstand am häufigsten belegt ist. Auch befindet sich der späteste Vertreter in Esna.152 Diese Szene aus der Regierungszeit des Traianus Decius (249 – 144 145 146 147 148 149

Siehe hierzu Abschnitt 3.1. Siehe hierzu Abschnitt 3.2. Siehe hierzu Abschnitt 3.3 und 3.4. Siehe hierzu Abschnitt 3.5. Siehe hierzu Abschnitt 4. Abschnitt 2.10 – Deir Chelouit III, 146. Aber auch hier ist die Szene eng mit Chnum assoziiert. Siehe hierzu oben Abschnitt 2.10, Anm. (e). In der Szene aus Kalabschah (Abschnitt 2.11) lässt sich auf Grund der fehlenden Beschriftung nicht mit letzter Sicherheit sagen, dass es sich um Chnum(-Re) handelt. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich. 150 Siehe hierzu Abschnitt 1.2 und 1.3. 151 Abschnitt 2.1 (Esna II, 15). 152 Abschnitt 2.6.

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251 n. Chr.) stellt eine der letzten datierten Ritualszenen überhaupt dar. Somit wurde der Szenentyp über die gesamte Dekorationsgeschichte des Tempels von Esna verwendet und es kann davon ausgegangen werden, dass sich im heute nicht erhaltenen Naos des Tempels noch weitere Vertreter befunden haben müssen. Die Rollen der anderen Götter in den Szenen bleiben vage und eher unspezifisch: So tritt Menhit in den Szenen in Esna als typische Begleiterin des Chnum auf und nimmt in erster Linie die Rolle der feuerspeienden Stirnschlange und der „Gefährlichen Göttin“ ein. Dies aber ist ihre generelle Rolle im Tempel von Esna und scheint keinen besonderen Bezug zu den „Darbringen der Töpferscheibe“-Ritualszenen zu haben. In den Belegen aus Philae tritt die dortige Hathor als Herrin von Senmet an ihre Stelle, während es in Deir Schelwit Tefnut als Tochter des Re ist. Die Rolle des Kindgottes Heka, der in einer einzigen Szene auftritt, bleibt ebenfalls unspezifisch. Die abschließende Hypothese ist, dass dieser Szenentyp von den Hierogrammaten in Esna konzipiert wurde, um die Kernaussagen der dortigen Chnum-Theologie, verknüpft mit seinem charakteristischen Kultsymbol, in konziser Form zum Bestandteil des Dekorationsprogramms ihres Tempels zu machen.

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Sachindex a capite ad calcem: Abaton: Ähnlichkeit des Kindes mit den Eltern: Amenemope Lehre des: Amun: Anus: Apophis: Arbeit: Armant: Atmung: Augen: Augenbrauen: Ausflüsse: Aussehen: Autogenese:

77f. 122 33 63 127ff. 124 23 27 27 40 16 5

Benben-Stein: Bigga: Bevölkerung: Bronchien: Blut: Buch von der Erde:

131 117 127ff. 31 20; 38ff. 63

Chenti-Ta: Chnum: im Mutterleib: creatio ex nihilo:

81; 85f.; 87; 90; 107 passim 17 110

Darm: Dauer der Schwangerschaft: Djed-Pfeiler: Dreißigerkollegium: Dunkelheit im Mutterleib:

32f. 20; 22f. 131 108 19f.

Ei:

6f.; 14; 102f.; 122; 133 32f. 35f.;

Eingeweide: Embryo:

27 120 15

Lebenserhaltung des: Schutz des: Embryologie: Elephantine: Epiphi, 13.: Erben (des Königs): Erhitzen des Herzens: Ernährung: Esna: Esna-Nord: Ewigkeit: Fehlgeburt: Fische: Finger: Fremdvölker: Fruchtblase: Gebärmutter:

101f.; 130ff. 13f. 14 3; 62 93f.; 117f. 148 109; 123; 140f. 5 19 passim 90ff.; 95; 145f. 88; 103 36 85; 129f. 30 101; 138ff. 23; 65; 76; 133

6; 19f.; 23; 33; 35; 64; 76; 130ff. Gebärmutterhals: 65 Geburt: 22; 78ff. Geburtsgöttinnen: 25; 101; 137 Geburtshaus: 80; 117 Geburtskanal: 25; 102 Geburtsziegel: 24; 103 Gegengaben: 141f. Geographie (als Ordnungsprinzip): 144ff. Getreide: 130 Gottkönig Geburt des: 3; 78ff. „Grammaire du temple“: 143ff.

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Sachindex Luft:

Haut: Hautfarbe: Heka, das Kind: Heket: Herwer: Herz: Erhitzen des: Hierarchie der Lebensformen: Himmel: Hinterteil: Hippon von Rhegion:

27 30 127ff. 34f. 80; 117; 152 37 15f. 88; 152 78ff. 94 22; 30f. 5 129 134 36 9

Ipuwer Mahnworte des: Isisknoten:

Mondmonatstag, 6.: Monthtor (Karnak): Mund: Öffnen des: Mutter der Mütter: Muttermund:

77 40

Haare: Hand: Handwerk: Harnblase: Hathor:

Ka: Kammer der Finsternis: Kanopenträgerprozession: Kasten: Kehle: Kematef: Kindersterblichkeit: Kleinvieh: Knochen: Kom ed-Deir: Kom Senun: Königtum: Kopf: Kornosiris: Körperglieder: Kranz für die Schwangere: Krokodil: Krone: Kühe: Kultbild: Lebenshaus: Leber: Lehm: Lehmbatzen: Licht:

21; 78f. 19 26 38 29 110 24 129f. 8ff.; 38f.; 65f.; 102 95; 145 92 135ff. 27 131 7 24 140 99f.; 123 129f. 112 85 31 78 6f.; 96; 122 19

Luftröhre: Lunge: Mahnworte des Ipuwer: Mammisi: Mendesstele: Menhit: Menstrualblut:

Nabelschnur: des Re: Nahrung: Nebetuu: Neith:

17f.; 23; 96f.; 112; 122; 134; 149 29 31 77 80 94 85; 104; 123; 152 3; 20; 40 82; 84 109f. 28 25; 101f. 110 102 18; 25; 63 63 19 85; 149 94; 110; 146ff.

Oberarm: Oberschenkel: Öffnen des Mundes: Ohren:

30 36f. 25 27

Pfeil und Bogen: Phallus: Phamenoth, 1.: Plazenta: Prozession: Ptah: Pyramidentexte:

147f. 34 92; 131f. 21; 24f. 144f. 80; 84; 93 62

Ramus mandibulae: Re: Kinder des: Reptilien: Rippenstück: Rückenwirbel:

29 123f. 94; 151f. 129f. 32 32

Sais:

148

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165

Sachindex Samen:

Samenlehren: Schashotep: Schicksal: Schifffahrt: Schlangen: Schreien des Neugeborenen: Schöpfergott, androgyner: Schu: Schulter: Schutzgötter: Schwangerschaft: Dauer der: Senut-Fest: Sonnenlauf: Soubassement: Soziale Stellung: Speiseröhre: Sprachen: Stiere: Symmetrie (als Ordnungsprinzip): Tefnut: Tempelgründung: Theben: Töpferscheibe: Aufstellen der: Totgeburt:

6ff.; 39f.; 65ff.; 102f.; 134 8 85; 93f.; 124 26; 137f. 108f. 129f. 25 110; 148 94; 122ff.; 137 30 7 33; 137 20; 22f. 82; 84 25 144f. 14f.; 135 29 16; 139f129f. 144ff.

Unterarm: Unterkiefer: Unterschenkel: Unterweltsbücher: Uroborus: Uterus-Amulett:

30 28f. 37 62 23 23

Vagina: Vater der Väter: Vögel: Vulva:

34ff. 110 129f. 34ff.; 133

Wachsfiguren: Wange: Weg der Finsternis: Wehen: Wepeset: Wirbelsäule:

84 28 24f.; 33 23f.; 102 120 31f.

Zähne: Zahnen: Zeugung: Zodiakalastrologie: Zunge: Zwei Kinder im Mutterleib: Zwilling:

28; 44 64 4f. 25 28 20f. 21

94; 123f.; 152 149f 122; 124 passim 130ff. 24

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Ägyptischer Stichwortindex Dieser ägyptische Stichwortindex enthält die Einträge zum Beitrag von Fl. LÖFFLER „Das Ritual ‚Darbringen der Töpferscheibe‘“. Der ägyptische Stichwortindex zum Beitrag von Chr. LEITZ „Altägyptische Embryologie nach Ausweis der Esnatexte“ findet sich dort auf den Seiten 40–49. #wt-jb (Freude): #b-jb (Herzensfreude): #X (Trefflicher): #sbt (die Brennende):

82; 137 106 121 122

jwo (Erbe):

jdt (weibliches Wesen):

90; 98; 106f.; 135ff. 106 106 94 107 120 132; 134 92ff.; 98; 107; 111 77 98 106 107 82; 145 98 121; 123; 135ff. 107; 110 98f. 122; 124; 139f. 107; 110 106; 122 139 82; 135ff.; 145f. 98f.; 103; 131ff. 132ff.

oo (ausspucken): owt (Glieder):

107 121; 132

j#w (Alter): j#w (Lobpreis): J#t-T#wy (Esna): jort (Uräus): Jw-wob (Abaton von Philae): jwjt (Böses): Jwnyt (Esna): jwr (schwanger): jwrt (Schwangere): jm#X (wohlversorgt): jn-pH (erreichen): jnw (Abgaben): jnd (niedergeschlagen): jr-sSm-Sm (Erbe): Jr-t# (Irta): jry-rdwy (Begleiter): jSS (spucken): jt-jtw (Vater der Väter): jtn (Sonnenscheibe): Jdbw-Or (Ägypten): jdnw (Erbe): jdt (Gebärmutter):

owt (Kleinvieh): omo (Lehm): orq (vollenden): oHow (Lebenszeit): oHow (Schiffe): oX (emporheben): oD (Gemetzel) oDd (Jüngling): w#Hyt (Kornfülle): w#t-nTr (Gottesweg): wb# (drehen/öffnen): wrD (müde): wrDw (Müdigkeit): whj (Misserfolg): wHm (wiederholen): wHmt (Zunge/Sprechweise): wSr (unfruchtbar): wtT (zeugen):

b# (Ba):

82f.; 99; 120; 129f. 78 106 98 106 98 122 82f. 130 106 91; 96 116 77 139f. 107 139 77 82ff.; 107; 111; 116f.; 122

93f.; 106f.; 111; 117 b#-sTj (begattender Widder): 99 B#wy (Esna): 90; 92 b#b# (Höhle): 82; 129 B#qt (Ägypten): 106 b#kw (Abgaben): 139 bj#wt (Wunderdinge/Kostbarkeiten): 98; 101; 138ff. bw-nb (jedermann): 91; 98f. bnnt (Ei/Keimzelle): 99; 102f.; 131 bHn (jmd. zwingen?): 76

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168

Ägyptischer Stichwortindex

bs (Abbild): bs (überfluten): bTnw (Rebellen):

111 107 122

p#yw (Vögel):

82f.; 99; 129f. 90f.; 107 122 139 82; 85; 106 116f. 90; 92 91; 95 82; 130; 132; 134 122f.; 141 99 82 90; 92 130

p#wty (Urzeitlicher): poyt (die Flammende): pno (etw. umkehren): pr-onX (Lebenshaus): pr-mst (Geburtshaus): Pr-nTr (Kom Senun): Pr-$nmw (Kom ed-Deir): prt (Samen/Frucht): pxr-nst (Thronfolger): psS-kf (Zaubermesser): psStj (die zwei Hälften): psDt (Neunheit): ptH (öffnen):

npH (Bez. des Chnum): nH (etw. erbitten): nHp (Töpferscheibe/töpfern): nHp (Fruchtblase): nswyt (Königtum): nst (Thron): ndb (alle Länder/ganze Erde): ndb (Kindbett): nDm-jb (Freude): r#-owy (Handwerk):

95 91; 96; 141 passim 96; 133 98; 101 106 82; 84 82; 84; 98 98;137

rSwt (Freude): rqH (verbrennen): rd (wachsen/gedeihen):

passim; 127ff. 98 82f.; 90f.; 98f. 98 83 91

h#jt (Horizont): hyw (Untertanen):

107 82; 99

O#t-njwwt (Elephantine): O#t-sp#wt (Elephantine): How (Leib/Glieder): Owt-jt (Vaterhaus):

93f. 116ff. 99; 121f. 90; 93; 99; 106 120 83; 99; 129f. 90f.; 98; 112 132f. 106f.; 109 130 132 94 106; 109 106 130 90; 122 122; 132 98f. 117 98; 101f.; 132

rwD (fest werden): rrt (Erziehung):

fdt nt nnt (vier Himmelsrichtungen): 90 mob#yt (Dreißigerkollegium): mw (Samen): mwt mwwt (Mutter der Mütter): mn (anlegen/festmachen): mnmnt (Herden): mHn (umringeln): mHnt (Umringlerschlange): mnH (abschneiden): mnHw (Wachsfiguren): msw (Kinder): msnH (s. drehen): msXnt (Geburtsziegel):

mk (schützen): mtn (ausstatten): njs (rufen): Nwn (Nun): nbjt (Flamme):

106; 108 99; 102 107; 110 106 82f.; 99; 129f. 83; 86 90; 137 83 82; 84; 98 105f.; 111f.; 139; 141 77 82; 87f.; 91; 98; 101; 111; 121 122 98 122 106f.; 112 120

Owt-nbjt (Flammenhaus): Hf#ww (Schlangen): Hmw(w) (Handwerker): Hmwt (Frauen): Hn (durchziehen/eilen): Hnw (Pflanzen): Hr (entfernen): Or-Wr (Herwer): Hry-t# (Erbe): Hryt (Schrecken): Hrrt (Blumen): Hrt-tp (Stirnschlange): HH (suchen): Hsb (zählen/festlegen): Hq# (Herrscher): Htyt (Kehle):

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Ägyptischer Stichwortindex X#X (der Eilende): X#swt (Fremdländer): Xw (schützen): Xb (einsammeln): Xf (beobachten): Xftyw (Feinde): Xmnw (Achtheit): Xnw (Fische): %ntj-t# (Ortsname nahe Esna): XntS (Freude): Xtb (vermehren): %tmn (Ägypten): xnm (erschaffen/formen): xnty (Bildnis): xrd (Kind): s#Tw (Erdboden): sj# (erkennen): soS# (zahlreich sein lassen): swH (Lufthauch):

169

107 90; 98f.; 138ff. 132 82; 145f. 132 83 106 82f.; 85; 99; 129f. 82; 85f.; 87; 90; 107 90; 106; 137 132; 135 106

sqo (ausspucken): sg# (gering sein lassen): sTn (krönen/festlegen):

82; 107; 132 98 88; 117

St#t (Mutterleib): Sd (ernähren):

82f.; 91; 98f.; 121; 137f. 83; 91; 99; 112; 117; 119; 122 134 98; 106; 111 132 132

qm# (bauen/erschaffen): qrHt (eine Art Vase/Gebärmutter): qsw (Knochen): qd (erschaffen/bauen):

passim 76; 132 99; 102 passim

k# (Ka): k#-wtT (zeugender Stier): k#-nDmnDm (begattender Stier): k#-sTj (begattender Stier): k#t (Arbeit/Werk):

98; 119 116 106 82 passim; 127ff. 122 91; 146

139 106 82 111; 121ff. swHt (Ei): 121ff.; 132f. sbj (ablegen): 106 sbn (formen): 76 cp#t-H#t (Ortsname im 4. o.äg. Gau): 122; 124 sp#wt (Gaue): 107 spno (kentern lassen): 106 sm# (Abbild): 107 smn (etw. fest sein lassen): 112 smD (Tiefe): 107 snwt (Senut-Fest/6. MMT): 82; 84 snfnf (ergießen): 107; 110 cnmt (Senmet): 116f.; 119 snn (Abbild): 98 srq-Htyt (Menschheit): 83; 86; 129 srd (etw. wachsen lassen): 121; 123 sXpr (entstehen lassen): 82 sXt (weben): 91 sSp (Licht): 91 sSm (Wesen): 106; 108

sD (aufbrechen): sDty (Jüngling): S#y (Schicksal) S#o (anfangen/beginnen):

Swt (Leere/Mangel): Ssp-onX (lebendes Abbild):

k#w (Speisen): Kmt (Ägypten): g#w (beengt): gm (finden): grg (begründen/bevölkern):

130 82; 98 90; 98f.; 106; 132; 135ff. 132 88; 98

98; 101f.; 132 122 passim; 127ff.

t# (Ofen): 76 v#-Jbho (Region südlich Ägyptens): 139f. v#-sny (Esna): 83; 87; 90; 93; 98; 106f.; 112 twt (Abbild): 90ff. th (angreifen): 106

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170

Ägyptischer Stichwortindex

T#w (Hauch/Wind): T#w (Kinder/Küken): VpHt-D#t (ein Heiligtum): Tm#t (Mutter): THHwt (Jubel): Ts (knüpfen/befestigen):

Dngngst (Kobra): dH# (Stroh):

122 83; 90; 94; 121 82; 84; 91 107 98 90f.; 99; 106; 132f.; 137 122 78

D#mw (Nachkommen): D#r (Ausdrucksweise): Dww (Berge): Db# (ausstatten): Db# (Vergeltung): Dbow (Finger): Dbt (Ziegel): Dfn (Vorfahr): Et (Djet-Schlange): Ddft (Reptilien):

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91; 106; 122; 132; 141 139f. 130 121 106 82; 89ff.; 99; 111; 131 98 91 107; 109f. 82; 129

Stellenindex Athribis III, 249–250 (C 3, 115, 2–3): Athribis III, 250 (C 3, 115, 2): Athribis III, 250 (C 3, 115, 2–3):

61ff. 14; 16; 25 13

CG 559, Zl. 3:

77

CT 674, VI, 302 h: CT 996, VII, 212 e–g:

77 76

Clère, Évergète, Tf. 37:

13

Deir Chelouit III, 146 (komplett):

120ff.; 127ff.

D X, 73, 6–8: D X, 73, 11–13: D X, 73, 15 – 74, 3: D X, 74, 6–9: D X, 74, 12–13: D X, 75, 3–4: D X, 75, 11–13: D X, 76, 1–4: D X, 76, 7–9: D X, 76, 13–15: D X, 77, 3–6: D X, 77, 11–12: D X, 78, 6–9: D X, 78, 10–11: D X, 79, 8–10: D X, 80, 7–9: D X, 84, 7–9: D X, 84, 12–14: D X, 85, 10–12: D X, 86, 8–9: D X, 86, 13 – 87, 1: D X, 87, 5–7: D X, 87, 12–15: D X, 88, 4–5: D X, 89, 1–4: D X, 89, 9: D X, 90, 6–7: D X, 91, 10–11:

36 29 28 37 32 37 34 27 27 36 31 30 40 29 40 37 30 37 33 32 32 31f. 32 37 38 32; 34 31 27

D X, 92, 1–2:

27

D Mammisis, 31, 6–7: D Mammisis, 111, 7:

13 12

E III, 114, 7:

13

E V, 123, 5–6: E V, 184, 18 – 185, 1:

133 13

E VIII, 50, 9–10:

5

Esna II, 3 A: Esna II, 15 (komplett):

Esna II, 95, 2: Esna II, 95, 3: Esna II, 95, 5: Esna II, 95, 6: Esna II, 184, 12: Esna II, 184, 18: Esna II, 187 B:

7; 13 81ff.; 127ff.; 145f. 145 7 4 7 5; 13 5 25 7 15 16 20 14 146 4 86ff.; 127ff.; 146 6 12 14 17 4 4 5

Esna III, 200, 10: Esna III, 225, 8–11: Esna III, 225, 8:

11 49f. 14

Esna II, 15, 3–4: Esna II, 15, 20: Esna II, 17, 6–7: Esna II, 17, 7: Esna II, 17, 8: Esna II, 17, 9: Esna II, 17, 20–21: Esna II, 17, 20: Esna II, 17, 21: Esna II, 17, 22–23: Esna II, 17, 22: Esna II, 17, 23–24: Esna II, 29, 7: Esna II, 48 A: Esna II, 61 (komplett):

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172

Stellenindex

Esna III, 225, 9–10: Esna III, 225, 9: Esna III, 225, 10: Esna III, 225, 11: Esna III, 247 B: Esna III, 249, 1–3 (§ 14bis–19): Esna III, 249, 1 (§ 14bis): Esna III, 249, 1 (§ 15): Esna III, 249, 2 (§ 17): Esna III, 249, 2 (§ 18–19): Esna III, 250, 6–14: Esna III, 250, 7–9: Esna III, 250, 7–8: Esna III, 250, 7: Esna III, 250, 8: Esna III, 250, 9: Esna III, 250, 10: Esna III, 250, 11–12: Esna III, 250, 11: Esna III, 250, 12–14: Esna III, 250, 12: Esna III, 250, 14: Esna III, 250, 15–16: Esna III, 250, 19: Esna III, 254 (komplett): Esna III, 255 B: Esna III, 259, 3 (§ 6): Esna III, 260, 12–13: Esna III, 276, 11: Esna III, 276, 12: Esna III, 284, 5–6: Esna III, 284, 5: Esna III, 298 B: Esna III, 300, 1–3: Esna III, 300, 1–2: Esna III, 300, 2–3: Esna III, 300, 2: Esna III, 300, 3: Esna III, 302, 12–15: Esna III, 302, 13: Esna III, 302, 14: Esna III, 311 (komplett): Esna III, 311, 19:

18 4; 12; 37 15; 24 6; 19; 34; 36 91 50f. 138 13; 18 16 11 52ff. 20 13; 20; 38 128ff. 22 27ff. 28ff.; 32 34 6; 30f.; 33f. 139f. 16; 37f. 21f. 130 25 89ff.; 127ff.; 147f. 91 130 5 6; 12 14 15 6 99 54f. 7 22 4; 17f. 26 55f. 17; 19 19; 22 97ff.; 127ff.; 148 11

Esna III, 313 A: Esna III, 318, 10 (§ 12): Esna III, 319, 16: Esna III, 319, 17: Esna III, 320, 21–23: Esna III, 320, 21–22: Esna III, 320, 21: Esna III, 320, 22: Esna III, 320, 23: Esna III, 321, 25: Esna III, 332, 22–23: Esna III, 356, 11–28: Esna III, 356, 13–15: Esna III, 356, 21: Esna III, 356, 22: Esna III, 356, 23: Esna III, 356, 25: Esna III, 358, 32: Esna III, 366, 1–2: Esna III, 366, 2: Esna III, 367, 9–15: Esna III, 367, 12: Esna III, 369, 36–38: Esna III, 377, 3–8: Esna III, 377, 3: Esna III, 377, 4–5: Esna III, 377, 5: Esna III, 377, 7: Esna III, 378, 13–14: Esna III, 378, 13: Esna III, 378, 14: Esna III, 378, 17: Esna III, 385 A: Esna III, 387, 3: Esna III, 387, 6–7: Esna III, 387, 6: Esna III, 388, 7–10: Esna III, 388, 9: Esna III, 388, 10: Esna III, 388, 12: Esna III, 391, 19: Esna III, 395 (komplett): Esna III, 397 A: Esna VI, 503 (komplett): Esna VI, 515, 14:

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99; 129 12; 18 11 14 56f.; 132ff. 14 6; 17 19; 22 14f. 24 18 57f. 11f. 17 22 19 24 15 7f. 22 57f. 14 15 58f. 4; 14 24 18ff. 14; 134 17; 59f. 6 4; 15 18 107 5 6 16 60f. 12; 21 5; 130 130 4 105ff. 127ff. 147f. 107 110ff.; 127ff.; 149 130

173

Stellenindex Esna VI, 531, 20:

130

Esna VII, 585:

114f.

Hibis, Tf. 32, 15–18: Hibis, Tf. 32, 16–17: Hibis, Tf. 32, 18:

61 12 16

GAUTHIER, Kalabchah I, 166: 125; 150 DAUMAS und DERCHAIN, Kalabcha, 71 (C80): 125; 150 KO 635 unten, 5: GUTBUB, KO 228, 5:

18 18

pBM 10747 rto., 23, 13–15: pBM 10747 rto., 24, 16–17:

78 78

pLeiden I 384 rto., 2, 4: pLeiden I 384 rto., 5, 6–7:

77 77

BÉNÉDITE, Philae, 10, 6–12 (komplett): Philä II, 396–397 (komplett):

118ff.; 127ff.; 149 115ff. 127ff.; 149

Pyr. 16a – 40b: Pyr. 524a: Pyr. 1184a: Pyr. 1238a:

63 76 76 76

Tôd I, 155: Tôd II, 232, 6–8:

94 12

Urk. VIII, 122 (l):

13

© 2020, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11279-6 - ISBN E-Book: 978-3-447-19905-6